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German Pages 985 Year 2007
Dokumente zur Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika Herausgegeben von
Herbert Schambeck Helmut Widder Marcus Bergmann
Zweite, erweiterte Auflage
asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin
HERBERT SCHAMBECK HELMUT WIDDER · MARCUS BERGMANN
Dokumente zur Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika
Dokumente zur Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika Eingeleitet von
Herbert Schambeck und gemeinsam herausgegeben mit
Helmut Widder Marcus Bergmann
Zweite, erweiterte Auflage
asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
1. Auflage 1993 Alle Rechte vorbehalten # 2007 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fremddatenübernahme: L101 Mediengestaltung, Berlin Druck: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISBN 978-3-428-12085-7 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier ∞ entsprechend ISO 9706 *
Internet: http://www.duncker-humblot.de
Vorwort Kennzeichen der Zeit ist die Stetigkeit ihrer Fortsetzung. Was für die Zeit im Allgemeinen gilt, gilt auch für den Lauf der Zeit eines Staates, im gegenständlichen Fall der Vereinigten Staaten von Amerika, deren Geschichte in ausgewählten Dokumenten von Christoph Kolumbus 1491 bis zur Inaugurationsrede Präsident Bill Clintons 1993 Inhalt der 1. Auflage dieses Sammelbandes war. Mit der Entwicklung eines Staates, den Bedingungen und Gefährdungen seiner Existenz sowie den Erfordernissen seines Bestandes und Schutzes zeigt sich deren Ausdruck in Dokumenten, deutlich auch in denen der Vereinigten Staaten von Amerika zur Innen- und Außenpolitik. Diese waren in der Präsidentschaft von George W. Bush vor allem durch die Gefahr des Terrorismus und den Irakkrieg geprägt. Das Spannungsverhältnis von Existenzsicherung des Staates und Schutz seiner Bürger einerseits sowie der Wahrung der Grundrechte aller Menschen andererseits kennzeichnete die Politik der Vereinigten Staaten von Amerika dieser Jahre in einer Völkergemeinschaft, die sich immer mehr globalisiert und konfrontiert. Diese Tendenzen und Problemstellungen prägten vor allem diese Dokumente der Vereinigten Staaten von Amerika in den letzten mehr als eineinhalb Jahrzehnten. Sie sind nun Inhalt der 2. Auflage dieses Sammelbandes. Für die Erweiterung und Ergänzung haben die Herren Univ.-Prof. Dr. Helmut Widder vom Institut für Staatsrecht und politische Wissenschaften der Universität Linz und der frühere Mitarbeiter an diesem Institut, der jetzige Legationsrat im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten Dr. Marcus Bergmann wegweisend wertvolles geleistet. Bedankt sei auch Herr Dr. Martin Schauer, gleichfalls Mitarbeiter am Institut für Staatsrecht und politische Wissenschaften, für seine wertvolle Recherchearbeit. Dank sei auch für das verständnisvolle Schreiben des Buchmanuskriptes Frau Elisabeth Kamptner vom genannten Linzer Universitätsinstitut und für die erneute Aufnahme in das Programm des Verlages Duncker und Humblot den Herren Prof. Dr. h.c. Norbert und Dr. Florian Simon gesagt, welchen diese Veröffentlichung ein besonderes Anliegen war.
VI
Vorwort
Möge dieser Sammelband auch in seiner 2. Auflage zum Verständnis der Vereinigten Staaten von Amerika und ihrer Entwicklung innerhalb der auch für sie geltenden Erfordernisse der internationalen Ordnung als Rechtsgemeinschaft beitragen. Linz/Wien, im Januar 2007
Herbert Schambeck
Inhaltsverzeichnis Editorische Vorbemerkungen zur 1. Auflage ............................................................
XV
Editorische Vorbemerkungen zur 2. Auflage ............................................................
XX
Einleitung .................................................................................................................... XXII
Dokumente 1.
Dem Kolumbus gewährte Privilegien und Vorrechte, 30. April 1492 ...............
1
2.
Die päpstliche Bulle "Inter Caetera" Alexander VI., 4. Mai 1493......................
5
3.
Erste Charter von Virginia, 10. April 1606.........................................................
10
4.
Der Mayflower Vertrag, 11. November 1620 ....................................................
19
5.
Erste Charter von Massachusetts, 4. März 1629................................................
21
6.
Grundlegende Verfügungen für Connecticut, 14. Januar 1639..........................
24
7.
Pflanzungsvertrag von Providence, 27. August 1640 .........................................
30
8.
Die Neuengland Konföderation, 19. Mai 1643..................................................
34
9.
Massachusetts Schulgesetz von 1647..................................................................
41
10. Toleranzpatent von Maryland, 21. April 1649...................................................
42
11. Konzessionen an die Provinz von Pennsylvania, 11. Juli 1681 ..........................
44
12. Frühester Protest gegen die Sklaverei, 18. Februar 1688 ...................................
48
13. Penns Unionsplan, 1697 .....................................................................................
51
14. Freibrief für Pennsylvanien, 28. Oktober 1701 ..................................................
53
15. Der Albany-Plan für eine Union, 1754...............................................................
58
16. Proklamation Georgs III. zur Errichtung neuer Kolonien und einer Siedlungsgrenze im Westen, 7. Oktober 1763 ...........................................................
62
17. Das Stempelsteuergesetz, 22. März 1765............................................................
65
18. Tagebucheintragung von John Adams über die weitreichenden Auswirkungen der Tea-Party, 17. Dezember 1773...............................................................
69
19. Galloways Unionsplan, 28. September 1774......................................................
71
20. Der Zusammenschluß, 20. Oktober 1774...........................................................
74
21. Appell des Kontinentalkongresses an die "fellow subjects" in Großbritannien, 21. Oktober 1774.................................................................................................
79
22. Patrick Henry, "Gib mir die Freiheit oder den Tod", Rede vor dem Provinzialkongreß von Virginia, 23. März 1775.................................................................
85
VIII
Inhaltsverzeichnis
23. Die "Palmzweig-Petition" des Kontinentalkongresses an Georg III., 5. Juli 1775...........................................................................................................
89
24. Erklärung der Gründe, warum es notwendig sein werde, zu den Waffen zu greifen, 6. Juli 1775..............................................................................................
90
25. Proklamation der Rebellion, 23. August 1775 ...................................................
93
26. Thomas Paines "Gesunder Menschenverstand", 1776 .......................................
94
27. Praktische Grenzen des Prinzips der Volkssouveränität, 26. Mai 1776 .............
106
28. Beschluß der Unabhängigkeit, 7. Juni 1776 .......................................................
108
29. Die Grundrechteerklärung von Virginia, 12. Juni 1776 .....................................
110
30. Die Unabhängigkeitserklärung, 4. Juli 1776 ......................................................
113
31. Thomas Paine, Die amerikanische Krise, Nummer I., 19. Dezember 1776.......
119
32. Bündnisvertrag mit Frankreich, 6. Februar 1778...............................................
127
33. Dreizehn Maximen für Republiken, 1779 ..........................................................
130
34. Der Massachusetts Grundrechtekatalog, 1780 ..................................................
133
35. Die Konföderationsartikel, 1. März 1781...........................................................
139
36. Der Friedensvertrag mit Großbritannien, 3. September 1783 ...........................
143
37. Das Virginia Statut der Religionsfreiheit, 16. Januar 1786 ................................
145
38. Der Virginia Entwurf, 29. Mai 1787...................................................................
148
39. Der New Jersey Entwurf, 15. Juni 1787..............................................................
152
40. Hamiltons Unionsplan, 18. Juni 1787 ................................................................
156
41. Die Nordwest-Verordnung, 13. Juli 1787...........................................................
159
42. Die Verfassung der Vereinigten Staaten, 11. September 1787 ...........................
166
43. Der 10. Federalist Artikel, 22. November 1787..................................................
193
44. Der 15. Federalist Artikel, 1. Dezember 1787 ....................................................
201
45. Thomas Jeffersons Befürwortung einer Grundrechteerklärung, 15. März 1789......................................................................................................
209
46. George Washingtons Erste Inaugurationsrede, 30. April 1789..........................
211
47. Das Gerichtsverfassungsgesetz, 24. September 1789..........................................
216
48. George Washingtons Neutralitätserklärung, 22. April 1793..............................
217
49. Der Jay Vertrag, 19. November 1794 .................................................................
219
50. George Washingtons Abschiedsbotschaft, 17. September 1796 ........................
225
51. Bayard and Wife v. Singleton, 1797....................................................................
242
52. Das Land Gesetz von 1800, 10. Mai 1800 ..........................................................
244
53. Thomas Jeffersons Erste Inaugurationsrede, 4. März 1801 ...............................
246
54. Marbury v. Madison (1803)................................................................................
252
55. Der Kauf von Louisiana, 30. April 1803 ............................................................
261
Inhaltsverzeichnis
IX
56. Thomas Jeffersons Zweite Inaugurationsrede, 4. März 1805 ............................
263
57. Gesetz um den Import von Sklaven zu verbieten, 2. März 1807........................
268
58. Tecumseh, Rede bei Vincennes, 12. August 1810 ..............................................
271
59. James Madisons Kriegsbotschaft, 1. Juni 1812..................................................
272
60. Thomas Jefferson an John Adams: "Über den natürlichen Adel", Brief aus Monticello, 28. Oktober 1813..............................................................
277
61. McCulloch v. Maryland, 1819............................................................................
282
62. Das Land Gesetz von 1820, 24. April 1820 ........................................................
298
63. Chancellor Kent über das allgemeine Wahlrecht, 1821 .....................................
299
64. Die Monroe Doktrin, 2. Dezember 1823 ...........................................................
302
65. Cherokee Nation v. Georgia, 1831.....................................................................
305
66. William Lloyd Garrison, Leitartikel der ersten Nummer der Zeitschrift "The Liberator", 1. Januar 1831 .........................................................................
312
67. Die Verfassung der amerikanischen Anti-Sklaverei Gesellschaft, 4. Dezember 1833................................................................................................
315
68. Alexis de Tocqueville, Über die Demokratie in Amerika (1835–1840) .............
317
69. Die Unabhängigkeitserklärung von Texas, 2. März 1836 .................................
326
70. Die Annexion von Texas, 1. März 1845 .............................................................
331
71. Die Seneca Falls Erklärung über die Rechte der Frauen, 19. Juli 1848.............
334
72. Zwölfter Jahresbericht von Horace Mann als Sekretär des Massachusetts State Board of Education, 1848..........................................................................
339
73. Henry David Thoreau, Über die Pflicht zu zivilem Ungehorsam, Vortrag in Concord am 16. Januar 1848............................................................
341
74. Dred Scott v. Sandford, 1857 .............................................................................
355
75. Abraham Lincolns "House Divided" Ansprache, 17. Juni 1858 .......................
357
76. South Carolinas Beschluß der Sezession, 20. Dezember 1860 ...........................
362
77. Die Verfassung der Konföderierten Staaten von Amerika, 11. März 1861.......
363
78. Inaugurationsrede von Jefferson Davis, 22. Februar 1862 ................................
366
79. Abraham Lincolns Sklavenbefreiungserklärung, 1. Januar 1863 ......................
372
80. Abraham Lincolns Gettysburg Rede, 19. November 1863................................
374
81. Lincolns Zweite Inaugurationsrede, 4. März 1865.............................................
376
82. Jefferson Davis' Letzte Botschaft an das Volk der Konföderierten, 4. April 1865........................................................................................................
378
83. General Lees Lebewohl an seine Armee, 10. April 1865....................................
381
84. Das Bürgerrechtsgesetz, 9. April 1866................................................................
382
85. Der Kauf von Alaska, 30. März 1867 ................................................................
385
X
Inhaltsverzeichnis
86. Ulysses Grants Inaugurationsrede, 4. März 1869 .............................................
388
87. Das Bürgerrechtsgesetz, 1. März 1875...............................................................
391
88. Präambel der Verfassung der Ritter der Arbeit, 1. Januar 1878.......................
393
89. Vertrag zur Regulierung der Einwanderung aus China, 17. November 1880 ..
396
90. James Blaines Einladung zum Panamerikanischen Kongreß, 29. November 1881 ............................................................................................
398
91. Die Erste Jahresbotschaft Präsident Arthurs, 6. Dezember 1881 .....................
402
92. Josiah Strong, Unser Land, 1885 ......................................................................
405
93. Das Sherman Antitrust Gesetz, 2. Juli 1890......................................................
407
94. Frederick Jackson Turner, Die Bedeutung der amerikanischen Grenze, 12. Juli 1893........................................................................................................
409
95. Plessy v. Ferguson, 1896 ....................................................................................
411
96. Die Annexion von Hawaii, 7. Juli 1898.............................................................
414
97. Theodore Roosevelts Zusatz zur Monroe Doktrin, 6. Dezember 1904............
417
98. Theodore Roosevelts Siebente Jahresbotschaft an den Congress, 3. Dezember 1907...............................................................................................
419
99. Woodrow Wilsons Erste Inaugurationsrede, 4. März 1913..............................
425
100. Woodrow Wilsons Neutralitätsappell, Botschaft an den Senat, 19. August 1914..................................................................................................
430
101. Woodrow Wilsons Rede für eine Kriegserklärung an Deutschland, 2. April 1917.......................................................................................................
433
102. Woodrow Wilsons Vierzehn Punkte, Ansprache an den Congress, 8. Januar 1918 ....................................................................................................
436
103. Der Vier-Mächte-Vertrag, 17. August 1923......................................................
440
104. Das Einwanderungsgesetz von 1924, 26. Mai 1924 ..........................................
443
105. Der Briand-Kellogg Pakt, 27. August 1928 ......................................................
447
106. Franklin Delano Roosevelts Erste Inaugurationsrede, 4. März 1933 .............
451
107. Note über die diplomatischen Beziehungen zu Rußland, 10. November 1933 ............................................................................................
458
108. Die Neue Ordnung im Fernen Osten, Diplomatische Note an Japan, 31. Dezember 1938.............................................................................................
460
109. Franklin Delano Roosevelts Panamerika-Tag Ansprache, 14. April 1939 ......
466
110. Albert Einsteins Brief an Präsident Roosevelt, 2. August 1939 ........................
470
111. Franklin Delano Roosevelts Vier-Freiheiten-Rede, 6. Januar 1941.................
472
112. John D. Rockefellers Credo, 3. Mai 1941 .........................................................
477
113. Die Atlantikcharta, 14. August 1941 ..................................................................
479
Inhaltsverzeichnis
XI
114. David E. Lilienthal, Bericht des Leiters der TVA aus dem Jahr 1943..............
482
115. Die Jalta-Konferenz, Februar 1945...................................................................
485
116. Franklin Delano Roosevelt, Entwurf der Jefferson-Tag Ansprache, 13. April 1945.....................................................................................................
493
117. Harry S. Truman, Die Grundlagen amerikanischer Außenpolitik, 27. Oktober 1945 ...............................................................................................
496
118. Auszüge aus dem Lobbyistengesetz, 1946.........................................................
499
119. Die Kontrolle der Atomenergie, 15. November 1946.......................................
502
120. Die Truman Doktrin, 12. März 1947................................................................
506
121. Rede des amerikanischen Außenministers Marshall an der Universität Harvard, 5. Juni 1947 .....................................................................
514
122. Die Vandenberg-Resolution, 19. Mai 1948.......................................................
518
123. Der Nordatlantik-Pakt, 4. April 1949...............................................................
519
124. Trumans Punkt-Vier-Programm, 24. Juni 1949................................................
525
125. Präsident Truman verkündet das Wasserstoff-Bomben-Programm, 31. Januar 1950..................................................................................................
529
126. Brown et al. v. Board of Education of Topeka et al., 17. Mai 1954 .................
530
127. U.S. v. Harriss et al., 1954 .................................................................................
536
128. Die Eisenhower Doktrin, 9. März 1957 ............................................................
539
129. Dwight D. Eisenhowers Abschiedsrede, 17. Januar 1961.................................
541
130. John F. Kennedys Inaugurationsrede, 20. Januar 1961 ...................................
547
131. John F. Kennedy, Rede vor der Universität Washington, 10. Juni 1963 .........
552
132. John F. Kennedy, Rede in der Frankfurter Paulskirche, 25. Juni 1963 ...........
561
133. Martin Luther King, "Ich habe einen Traum", 28. August 1963......................
572
134. Atom-Test-Verbot-Vertrag, 24. September 1963..............................................
577
135. Das Bürgerrechtsgesetz, 2. Juli 1964 .................................................................
580
136. Lyndon B. Johnson, Rede zur Lage in Vietnam an der Johns Hopkins Universität, 7. April 1965 ..................................................................................
583
137. Vereinbarung über die Beendigung des Krieges und die Wiederherstellung des Friedens in Vietnam, 27. Januar 1973.........................................................
587
138. Resolution für den Kriegsfall, 7. November 1973 ............................................
589
139. Aus Richard Nixons Begründung seines Rücktrittes vom Präsidentenamt, 8. August 1974 ...................................................................................................
598
140. Jimmy Carters Botschaft über Außenpolitik, 22. Mai 1977 .............................
603
141. SALT II-Vertrag, 18. Juni 1979 ........................................................................
612
142. Global 2000, Begleitschreiben an den Präsidenten, 1980..................................
625
XII
Inhaltsverzeichnis
143. Auszüge aus den Wahlprogrammen der Demokratischen und der Republikanischen Partei, 1980 ......................................................................................
629
144. Ronald Reagans Inaugurationsrede, 20. Januar 1981 ......................................
632
145. Pastoralbrief der Katholischen Bischofskonferenz der USA über Krieg und Frieden, Mai 1983.......................................................................................
639
146. Ansprache des amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan anläßlich der 750-Jahr-Feier Berlins, 12. Juni 1987.................................................................
645
147. Präsidentielle Anordnung 12612, 26. Oktober 1987..........................................
652
148. Die Iran-Contra Affäre, Bericht der Congress-Komitees, 13. November 1987 ............................................................................................
660
149. Rede des amerikanischen Außenministers Baker in West-Berlin, 12. Dezember 1989.............................................................................................
674
150. George Bush, Die Neue Weltordnung, 6. März 1991 .......................................
687
151. Bill Clintons Inaugurationsrede, 20. Januar 1993 .............................................
695
152. Bericht zur Lage der Nation von Bill Clinton, 27. Januar 1998........................
701
153. Der Bericht des unabhängigen Sonderermittlers Kenneth Starr an das House of Representatives, 9. September 1998 (Zusammenfassung).................
722
154. Text der Rede des Vorsitzenden des Justizausschusses Henry Hyde während der Impeachment Debatte im Repräsentantenhaus, 18. Dezember 1998.........
726
155. George W. Bushs Erste Inaugurationsrede, 20. Januar 2001............................
733
156. Gemeinsame Resolution zur Ermächtigung des Einsatzes von Streitkräften der Vereinigten Staaten gegen diejenigen, welche für die jüngst erfolgten Angriffe auf die Vereinigten Staaten verantwortlich zeichnen, 14. September 2001
739
157. Rede von George W. Bush vor einer gemeinsamen Sitzung des Kongresses und dem amerikanischen Volk, 20. September 2001.........................................
742
158. Rede an die Nation von George W. Bush, 7. Oktober 2001.............................
752
159. "Patriot Act". Gesetz zur Vereinigung und Stärkung Amerikas durch Bereitstellung geeigneter Maßnahmen zur Unterbrechung und Behinderung von Terrorismus, 25. Oktober 2001...................................................................
754
160. Rede an die Nation von George W. Bush, 29. Januar 2002 .............................
758
161. Die Nationale Sicherheitsstrategie der Vereinigten Staaten von Amerika, vom Präsidenten unterzeichnet, 17. September 2002 .......................................
770
162. Erklärung des Präsidenten anläßlich der Unterzeichung des Heimatschutzgesetzes, 25. November 2002 ............................................................................
795
163. Auszüge aus der Rede von Gouverneur George H. Ryan an der Juristischen Fakultät der Northwestern University of Chicago, 11. Januar 2003................
803
164. Rede an die Nation von George W. Bush, 28. Januar 2003 .............................
806
Inhaltsverzeichnis
XIII
165. Rede an die Nation von George W. Bush, 17. März 2003................................
823
166. Klage der Erbengemeinschaft nach Ferdinand Bloch-Bauer gegen die Republik Österreich, 7. Juni 2004 .....................................................................
829
167. Auszüge der Erklärung von Gouverneurin Jodi Rell über ihre Entscheidung, Michael Ross keinen Aufschub zu gewähren, 7. Dezember 2004.....................
842
168. Erklärung von George W. Bush anlässlich der Unterzeichnung des Gesetzes für Nachrichtendienstreform und Terrorismusprävention 2004, im Andrew W. Mellon Auditorium in Washington D.C., 17. Dezember 2004 .......................................................................................... 845 169. George W. Bushs Zweite Inaugurationsrede, 20. Januar 2005.........................
849
170. Rede von George W. Bush im Festsaal Concert Noble in Brüssel, 21. Februar 2005................................................................................................
857
171. Roper, Leiter der Potosi Justizvollzugsanstalt, gegen Simmons, 1. März 2005
868
172. Der Präsident spricht in Lettland über Freiheit und Demokratie, 7. Mai 2005
871
173. Der Senat entschuldigt sich bei den Opfern von Lynchmorden und deren Nachkommen für das Versäumnis des Senates, Anti-Lynch-Gesetze zu erlassen, 13. Juni 2005...................................................................................
880
174. Rede an die Nation von George W. Bush auf dem Jackson Square in New Orleans, 15. September 2005.....................................................................
883
175. Einheitliche Standards für die Befragung von Personen, die sich im Gewahrsam des Verteidigungsministeriums befinden, Dezember 2005...........
893
176. Rede an die Nation von George W. Bush, 31. Januar 2006 .............................
895
Anhang Eintritt der Staaten in die USA ..................................................................................
915
Präsidenten, Vizepräsidenten und Außenminister der USA .....................................
916
Kurzbiographien ........................................................................................................
921
Literaturverzeichnis ....................................................................................................
946
Herausgeber ...............................................................................................................
952
Editorische Vorbemerkungen zur 1. Auflage Geschichte wird erst nachvollziehbar, wenn sie durch einzelne Ereignisse und durch Personen, die an ihrer Gestaltung maßgeblich beteiligt waren, dokumentiert und illustriert wird. Dies zeigt sich besonders dann, wenn wie in Nordamerika ein von tradierten Institutionen und Regierungsstrukturen weitgehend unbelasteter staatsorganisatorischer Neubeginn stattgefunden hat. Die gesellschaftliche und staatliche Gründungsphase am amerikanischen Kontinent war ein demokratiepolitisches Experiment, ohne daß auf bereits bestehende, eigene staatliche Einrichtungen Rücksicht genommen werden mußte. Theoretische Überlegungen, quasirevolutionäre Praktiken und eigene politische Taktiken haben eine ganz spezifische politische Semantik und Rhetorik ausgebildet, deren eigenes Pathos bis zum heutigen Tag die amerikanische Staatswirklichkeit kennzeichnet. Es sind dabei vor allem immer wieder Einzelpersonen, die für eine derartige Entwicklung stehen, die sie hervorgerufen, beeinflußt, verändert oder abgeschlossen haben. Die Gründungsväter der amerikanischen Republik und die Werte, Ziele und die besonderen Tugenden, die sie verkörpern, genießen nicht nur in Amerika hohes Ansehen. Die große Wertschätzung der eigenen politischen und staatsrechtlichen Tradition gegenüber und der Persönlichkeiten, die sie verkörpern, findet bis heute ihren Ausdruck in allen Bereichen des öffentlichen Lebens der Vereinigten Staaten von Amerika. Wenn etwa Franklin D. Roosevelt an seinem Lebensende bemerkt, daß er sich wünschte, die Möglichkeit zu haben, auch nur einen Abend bei den Zusammenkünften der Gründungsväter anwesend sein zu können, wird diese besondere historische Rückbesinnung deutlich, welche den Beginn des amerikanischen Staats- und Verfassungslebens immer wieder vergegenwärtigt. Was bleibt und jederzeit zugänglich ist, sind Dokumente von diesen Personen, die nicht nur über ihre Verfasser, sondern auch über die Menschen der jeweiligen Epoche und über die Verhältnisse, in denen sie lebten und wirkten, Zeugnis ablegen. Den Dokumenten, wobei dieser Begriff extensiv aufzufassen ist, kommt jene demonstrative Funktion zu, ohne die historisches Wissen sowie Verstehen der Vergangenheit und wohl auch von Gegenwart und Zukunft nicht möglich ist. Der vorliegende Band versteht sich als ein Anstoß und eine begleitende Handreichung für die Auseinandersetzung mit der amerikanischen Geschichte
XVI
Editorische Vorbemerkungen zur 1. Auflage
in ihren staatsrechtlichen, politischen und gesellschaftlichen Dimensionen und soll im Zuge einer eingehenderen Beschäftigung mit diesen Themenbereichen auch zum Studium weiterer Dokumente im Original anregen. Angesichts des gebotenen Umfanges einer derartigen Dokumentensammlung erübrigt sich der Hinweis auf die zwangsläufige Unvollständigkeit eines solchen Bandes. Was die Auswahl der Dokumente betrifft, wurde versucht, eine Zusammenstellung aus Bekanntem und schwer Zugänglichem aus allen Bereichen von Staat, Politik und Gesellschaft vorzunehmen, wobei einige Dokumente wahrscheinlich zum ersten Mal in deutscher Übersetzung vorgelegt werden. Zur Gegenwart hin wird die getroffene Auswahl noch selektiver. Sie ist vor allem auch unter dem Gesichtspunkt der Rückbesinnung auf demokratische Grundsätze und republikanische Tugenden der Gründungsväter vorgenommen worden und stellt so naturgemäß einen Bezug zu den Dokumenten am Anfang des Bandes her. Die Dokumente sind mit kurzen Einleitungen versehen, um dem Leser ihre Einordnung in den unmittelbaren geschichtlichen Zusammenhang und den jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Kontext zu erleichtern. Dabei können und sollen die Dokumente nicht eine eingehende Beschäftigung mit der amerikanischen Geschichte allgemein oder mit einzelnen ihrer Phasen oder Ereignisse ersetzen. Desgleichen verhält es sich mit dem amerikanischen Staatsrecht und der entsprechenden Judikatur und Literatur. Die ausgewählten Entscheidungen des U.S. Supreme Court, welche die amerikanische Verfassungswirklichkeit wesentlich bestimmen, wurden in dieser, ihrer rechtskonkretisierenden und rechtsgestaltenden Funktion nur in einigen wichtigen Beispielen in diesen Band aufgenommen, wobei sie aber ebenfalls eine eingehende Beschäftigung mit dem amerikanischen Verfassungsrecht nicht ersetzen können. Zum besseren Verständnis der Dokumente sei noch auf einige Besonderheiten des amerikanischen Staatsrechtes hingewiesen: Die Einzelstaaten der amerikanischen Union sind, abgesehen von jenen Fällen, in denen die Bundesverfassung etwas Gegenteiliges bestimmt, rechtlich souverän. Nach der Konzeption der jeweiligen Einzelstaatsverfassungen sind die Organe, welche die Verwaltung im Bereich der Einzelstaaten führen, unterschiedlich benannt und im Laufe der Geschichte auch terminologischen Veränderungen unterworfen worden. So wird z.B. unter county eine Verwaltungseinheit niedrigster Ordnung verstanden, ebenso unter parish oder town. Die district courts, vergleichbar unseren Bezirksgerichten, bezeichnen regelmäßig Gerichte erster Instanz, wobei festzuhalten ist, daß den Einzelstaaten ebenfalls Gerichtsbarkeit zukommt und diese neben der Bundesgerichtsbarkeit besteht. Das Wort
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district kennzeichnet darüber hinaus aber auch Verwaltungs-, Gerichts- und Wahlbezirke und wird ebenfalls nicht einheitlich verwendet. Der Begriff des civil servant ist gleichfalls sehr weitreichend, wobei aber Beamte der Military Services, die Wahlbeamten und Angehörige der Gerichtsbarkeit nicht miteingeschlossen sind. Liest man die amerikanische Bundesverfassung, so fällt weiters auf, daß eine ausdrückliche Verankerung des Prinzips der Gewaltenteilung fehlt. In der Verfassungswirklichkeit ist sie aber durch eine besondere Erscheinungsform, einem System der sogenannten checks and balances, von besonderer Wichtigkeit geworden. Diese gegenseitigen "Hemmnisse und Gleichgewichte" sollen Machtmißbrauch in den rechtlichen und politischen Institutionen des amerikanischen Staatslebens vorbeugen. In diesem System der checks and balances kommt vor allem der Gerichtsbarkeit maßgebliche Bedeutung zu. Der Rechtstradition Englands folgend ist in den Vereinigten Staaten das common law des britischen Rechtskreises vorherrschend, das im Gegensatz zu den meisten europäischen Staaten, die dem Konzept des kodifizierten civil law anhängen, die Rechtsfortbildung durch den Einzelfall, der damit quasi zur generellen Rechtsnorm emporgehoben wird, vorsieht. Zitiert wurden die Entscheidungen, der amerikanischen Praxis folgend, mit der Nummer des Bandes an erster Stelle, gefolgt von dem Titel des Werkes oder der Serie, der Seitennummer und schließlich dem Jahr der Entscheidung. Dabei steht die Abkürzung U.S. für die amtliche Entscheidungssammlung des Obersten Gerichtshofes (U.S. Supreme Court), Wis. etwa für den Obersten Gerichtshof von Wisconsin. versus wird ausschließlich mit v. abgekürzt. Während man in älteren Entscheidungen noch davon ausgehen kann, daß die Reihenfolge der Parteien Kläger v. Beklagten eingehalten worden ist, trifft dies auf Entscheidungen neueren Datums nicht mehr uneingeschränkt zu. Bei dem oft einheitlich gebrauchten Begriff "Kongreß" ist im vorliegenden Band zum besseren Verständnis im Hinblick auf den I. und II. Kontinentalkongreß, den Konföderationskongreß sowie den eigentlichen Congress nach der Bundesverfassung der USA sprachlich in den Einführungen zu den Dokumenten differenziert worden. Der Begriff government bedeutet oft mehr, als die traditionelle, von der europäischen Auffassung ausgehende Übersetzung "Regierung" beinhaltet. Government ist häufig nicht nur der Präsident und der ihm unterstellte Verwaltungsapparat, sondern umfaßt oft auch den Congress und den Supreme Court, gleich-
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Editorische Vorbemerkungen zur 1. Auflage
sam das gesamte Regierungssystem. Der Begriff government beschreibt daher vielmehr den Staatsaufbau, also die gesamte Staatsorganisation, und ist daher umfassender als ihr bloßer Teilbereich, die Regierung, die im amerikanischen administration genannt wird. Auch die englischen Begriffe politics, policy und policies haben je nach sprachlichem Kontext eine unterschiedliche semantische Bedeutung, bei denen in den einzelnen deutschen Übersetzungen entsprechend differenziert worden ist. Im politischen System der USA tauchen auch mit einer bestimmten Regelmäßigkeit die Begriffe federal, liberal, republican und democratic auf. Diese Termini sind im Lauf der Zeit so unterschiedlich verwendet worden, daß sie nahezu mit einer gewissen Begriffsneutralität einhergehen. So waren die ursprünglichen Federalists in der Ratifikationsdebatte um die amerikanische Bundesverfassung die Befürworter einer starken Zentralgewalt, und die eigentlichen Föderalisten wurden mit der Bezeichnung Anti-federalists bedacht. Im gegenwärtigen Zweiparteiensystem der USA verhält es sich nicht anders: So waren die ursprünglichen Republicans der Partei von Thomas Jefferson und James Madison Vorläufer der heutigen Democratic Party. Die Republikanische Partei von heute organisierte sich erst im Sommer 1854 in Jackson, Michigan und hatte mit den Republicans Jeffersons nichts zu tun. Ähnlich mehrdeutig verhält es sich mit den Termini conservative und liberal. Während diese beiden Begriffe in der Tradition der europäischen Politikwissenschaft als antagonistisches Begriffspaar auftreten, verstehen die Amerikaner unter Neokonservativismus allgemein die Rückbesinnung auf klassisch-liberales Gedankengut im Hinblick auf einen wirtschaftlichen Liberalismus der Gründerzeit. Weiters ist anzumerken, daß linkes ideologisches Gedankengut in den USA ebenfalls mit dem Liberalismusbegriff etikettiert wird. Daneben gibt es Begriffsschöpfungen, die wegen der ihnen eigenen Plakativität der Formulierung ohne erklärenden Zusammenhang nur schwer verständlich sind: big stick policy etwa ist geschichtlich eng mit Theodore Roosevelts Lateinamerikapolitik verknüpft und bedeutet eine Politik der unverhüllten Drohungen gegenüber Drittstaaten. Sofern nicht auf bereits übersetzte Dokumente zurückgegriffen wurde, orientiert sich die Übersetzung so nahe wie nur möglich am Original, wobei Abstriche in der Flüssigkeit der Sprache zugunsten von Authentizität bewußt in Kauf genommen wurden. Die Übersetzung der Texte erfolgte nach der am Ende des jeweiligen Textes angegebenen englischen Quelle, die bisweilen von der Wiedergabe von Formeln abgesehen hat. Wo solche dem amerikanischen Rechts- und Kulturkreis eigene Formeln und Phrasen dienlich erschienen, wurden sie zur
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besseren Illustration auch in die deutsche Übersetzung aufgenommen, um ein vollständigeres Bild zu zeichnen; manchmal wurde jedoch zur besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit ein solches Dokument dieser standardisierten sprachlichen Formulierungen entkleidet. Auslassungen der Herausgeber, ohne die ein solcher Band technisch und umfangmäßig nicht möglich gewesen wäre, wurden mit drei Punkten … gekennzeichnet. Zusätze der Herausgeber, die nicht Bestandteil der Dokumente sind, wurden mit eckigen Klammern [ ] umschlossen, Worte, die in runde Klammern ( ) gesetzt sind, sind Bestandteil der Dokumente. Wo ein Begriff in einem Dokument erklärungsbedürftig war, ist von den Herausgebern eine Erläuterung in der kursiv gesetzten Einleitung zum jeweiligen Dokument vorgenommen worden, oder es wurde aus Gründen der Flüssigkeit der Übersetzung der entsprechende Ausdruck im Original in Klammer hinzugefügt. Sprachliche Homogenität der Übersetzungen wurde nicht angestrebt, da eine solche der Plastizität der Übersetzungen mit Sicherheit Abbruch getan hätte und die Spezifität der einzelnen Texte nicht bewahrt worden wäre. Dem United States Information Service, dem Aufbauverlag Berlin und Weimar, dem Bayrischen Schulbuchverlag, der Beck'schen Verlagsbuchhandlung, dem Bouvier Verlag, dem Verlag Kurt Desch, dem Deutschen Taschenbuchverlag, dem N. P. Engel Verlag, dem S. Fischer Verlag, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung GmbH, Global 2000, dem Verlag Walter de Gruyter, dem Guttentag Verlag, dem Klett Verlag, dem Manz Verlag, dem Musterschmidt Verlag, dem Schönhof Verlag, dem Schöningh Verlag, dem Schroedl Schulbuchverlag, dem Carl Schünemann Verlag, dem Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, dem Siegler & Co Verlag für Zeitarchive, dem Styria Verlag, dem Ullstein Verlag, dem Verlag für Internationale Politik, dem Vita Nova Verlag Luzern und dem Westdeutschen Verlag danken wir herzlich für die Erlaubnis, deutschsprachige Übersetzungen von Dokumenten aus ihren Publikationen in diesen Band übernehmen zu dürfen. Herbert Schambeck
Helmut Widder
Marcus Bergmann
Editorische Vorbemerkungen zur 2. Auflage Die Texte und Dokumente der 1. Auflage bleiben bis auf die Neueinfügung der War Powers Resolution aus 1973 (Dok. Nr. 138) unverändert. Die Einführungstexte und Dokumente ab Nr. 152 sind dem System der ersten Auflage folgend in chronologischer Reihenfolge von 1998 bis 2006 neu in die 2. Auflage aufgenommen worden. Aus Gründen der Authentizität haben sich die Herausgeber entschlossen, die bereits in der ersten Auflage abgedruckten Einführungstexte und Dokumente in der alten Rechtschreibung zu belassen. Auch in den in die 2. Auflage neu aufgenommenen Dokumenten wurde die Rechtschreibung offizieller Übersetzungen grundsätzlich nicht korrigiert, außer es handelte sich um offensichtliche Druckbzw. Schreibfehler. Aus diesen Gründen resultieren auch gelegentlich unterschiedliche Schreibweisen einzelner Begriffe (z.B. Kongress, Al-Kaida). Auch wurden manche Begriffe in offiziellen Übersetzungen in verschiedenen Dokumenten auf unterschiedliche Weise übersetzt (z.B. Supreme Court). Im Gegensatz zu den früheren Dokumenten sind die in die 2. Auflage neu aufgenommenen Dokumente oft wesentlich umfangreicher. Dies erklärt sich nicht nur aus der zunehmenden Komplexität der behandelten Fragestellungen und Problemlösungen, die sich nur in entsprechender Ausführlichkeit darstellen lassen, sondern auch aus der Tatsache zunehmender Internationalisierung und Globalisierung von ursprünglich primär inneramerikanischen Angelegenheiten. Vor allem durch die möglichen Bedrohungen eines weltweit agierenden Terrorismus sprengen einzelne Dokumente die ausschließlichen Amerikabezüge. Dennoch ist auch diesen Dokumenten gemein, dass die wertmäßigen Grundlagen der amerikanischen Demokratie sich auch dort in sehr eindeutiger Weise manifestieren. Eindrucksvoll zeigt sich dabei auch die Entwicklungsfähigkeit dieser Wertprinzipien, auf denen die Gründerväter Staat und Politik der Vereinigten Staaten aufgebaut haben. In dieser Ausführlichkeit zeigen die Dokumente dabei deutlich, dass diese Werte nicht verbrauchte Traditionen repräsentieren, sondern als Richtschnur dienen für eine nationale und internationale Politikgestaltung der Vereinigten Staaten von Amerika an der Wende vom 2. zum 3. Jahrtausend.
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Die bibliographischen Angaben am Ende des vorliegenden Bandes erfassen die Fülle der zur amerikanischen Verfassungs- und Politikentwicklung erschienenen deutschsprachigen Literatur nur exemplarisch. Die Bibliographie dient lediglich als Anregung und Wegweiser für diejenigen, die sich näher mit der Thematik befassen wollen. Im Übrigen haben wir hier auf Spezialbibliographien und bibliographische Internetdatenbanken verwiesen. Aufgrund der Etablierung des Internets als Recherche- und Dokumentationsinstrument sind viele der in der 2. Auflage wiedergegebenen Dokumente selbst im Original oft nur über eine Internetadresse verfügbar. An dieser Stelle möchten sich die Herausgeber auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des American Reference Centers und der Presseabteilung der Amerikanischen Botschaft in Wien für ihre Unterstützung in Recherche- und Übersetzungsfragen bedanken. Herbert Schambeck
Helmut Widder
Marcus Bergmann
Einleitung Die Betrachtung der Geschichte erlaubt das rückblickende Bedenken des Zeitenlaufes. Zu dieser Geschichtsbetrachtung ladet gerade in diesem Jahr 1992 im Hinblick auf die Erinnerung an die Entdeckungsleistung des Christoph Columbus Amerika ein. Diese Entdeckung Amerikas war bekanntlich nicht das eigentliche Ziel dieser Reise von Columbus, denn er suchte den Seeweg nach Indien. So heißen auch die dem nordamerikanischen Kontinent vorgelagerten Inseln Westindische Inseln und nennt sich auch heute noch das bedeutende Archiv in Sevilla, welches neben anderen Materialien, die sich besonders auf die früheren spanischen Kolonien beziehen und wichtige Papiere von Columbus beinhalten, Westindisches Archiv. Columbus selbst hat auf keiner seiner Reisen das heutige Gebiet der späteren Vereinigten Staaten von Amerika betreten, vielmehr nur diese Westindischen Inseln sowie die Küsten um Süd- und Mittelamerika. Die Entdeckungsleistung von Columbus erlaubte vielmehr – damals unbewußt und ungewollt – eine entscheidende Erweiterung des europäischen Gesichtskreises, welche in der Folge zu weiteren Entdeckungen führte, die zu einer Zeit, in der Europa wahrlich nicht an Problemen der Übervölkerung, sondern an religiösen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Spannungen litt, eine aus verschiedenen Gründen immer stärker werdende Auswanderungswelle zur Folge hatte, welche bis heute in wechselnder Stärke und aus unterschiedlichen Gründen anhält. Während sich später die Einwohner der Vereinigten Staaten von Amerika aus Einwanderern von nahezu allen Teilen der übrigen Welt zusammensetzten, war früher neben der indianischen Urbevölkerung der Anteil der europäischen Staaten an der Kolonisierung vorherrschend, wenn auch mit unterschiedlicher Gewichtung. Wahrscheinlich war übrigens der spanische Gouverneur von Puerto Rico, Juan Ponce de Leon, der erste Europäer, der 1512 den Boden der heutigen USA betreten hat. In der Folge waren es vor allem die Franzosen, welche den nordamerikanischen Kontinent im 16. Jahrhundert erforschten, die Engländer folgten ihnen erst gegen Ende jenes Jahrhunderts. Dabei gilt es vor allem, die Gründung der ersten englischen Niederlassung, New Albion in Kalifornien 1579, ebenso zu nennen wie die Besiedlung von Virginia 1584 durch Walter
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Raleigh; später nahm die englische Kolonisation im 17. Jahrhundert zu, und nach verschiedenen nicht erfolgreichen Versuchen gründeten die sogenannten Pilgrimväter die erste Dauerniederlassung in New Plymouth, nachdem sie am 11. November 1620 an Bord des Schiffes Mayflower den berühmt gewordenen Mayflower Compact abgeschlossen hatten. In diesem Abkommen wie in vielen folgenden Pflanzungsverträgen, welche die ersten Ansätze für die spätere Verfassungsentwicklung in Nordamerika boten, zeigte sich die geistige und politische Grundhaltung der ersten Kolonisatoren der späteren USA. Es war bekanntlich die das politische Leben prägende Übertragung der calvinistischen Lehre von der kirchlichen Gemeinde auf den Staat, denn so wie die christliche Gemeinde beruhe auch der Staat auf einem Gesellschaftsvertrag, der von allen Gliedern des Gemeinwesens einstimmig abgeschlossen wird. Die biblische Lehre vom Bund zwischen Gott und seinem Volke sollte dadurch seine politische Anwendung erfahren. Der Beginn der späteren Verfassungsentwicklung und des Föderalismus Amerikas kann in diesen Pflanzungsverträgen der englischen Kronkolonien gesehen werden, die schon in ihren Anfängen ein besonderes Freiheits- und Selbständigkeitsstreben verbunden mit einer Gemeinwohlverantwortung dokumentieren. Dabei war England zum Unterschied von anderen europäischen Kolonialstaaten, wie Portugal und Spanien, der erste, welcher die Kolonisierung mit eigenen Bürgern vornahm und die Beziehungen zwischen dem Mutterland und den eigenen Staatsbürgern in Überseekolonien rechtlich geregelt hatte. Diese Landnahme Nordamerikas war lange Zeit begleitet von der einander konkurrierenden Rivalität europäischer Staaten wie England, Spanien, Portugal, Frankreich und die Niederlande, die ihre Gegensätze sowohl in Europa wie in Nordamerika austrugen. Der Beginn der Geschichte der späteren USA steht daher in engstem Bezug mit der Geschichte europäischer Staaten; das bezieht sich sowohl auf das Verhältnis dieser Staaten untereinander wie das zwischen diesen Staaten in Europa und ihren Kolonisten in Nordamerika; besonders gilt dies für England. Die Auseinandersetzung zwischen diesen mit weitgehender Freiheit ausgestatteten Kolonisten Englands mit der Krone und dem Parlament Englands prägte daher auch die Ansätze der Rechtsstellung dieser ersten englischen Kolonien und ihrer Einwohner, die begleitet waren von einer Mischung aus vom Mutterland vorausgesetztem unterwürfigem Gehorsam und einer von den Kolonisten mit Recht erwarteten Anerkennung ihrer Leistungen durch zu gewährende Selbstverwaltung. Diese erwartete Toleranz vom Mutterland war aber ebensowenig ausreichend gegeben wie die Toleranz zwischen Angehörigen verschiedener Religionen, sozialen und wirtschaftlichen Gruppierungen sowie politischen
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Ansichten in diesen Kolonien. Auch diese Toleranz in der Bevölkerung der Neuenglandkolonien bedurfte ebenso ihres Werdens wie jenes ihrer Verfassungen. Dieses Miteinander verstehender Toleranz mußte sich ebenso zwischen den einzelnen Gruppierungen der neuenglischen Kolonisten erst entwickeln, wie auch die zwischen dem Einzelnen und dem Staat sowie zwischen Staat und Religion; wobei die Staatswerdung dieser Kolonien politische Kräfte und ethische Motivationen auslöste, welche später über den Anlaßfall hinaus von grundlegender Bedeutung für die gesamte auch außeramerikanische Verfassungsentwicklung sowie für das Verhältnis von Ethik und Staat überhaupt wurde. Sich dieser Entwicklungstendenzen, welche die gesamte Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika von ihren Anfängen an begleiteten, bewußt zu werden, hiezu gibt 1992, das Jahr der Erinnerung an die sogenannte Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus, Gelegenheit. Es ist daher auch ein willkommener Anlaß zur Geschichtsbetrachtung, weil sich in der Folge das Werden eines Staates erleben läßt, der auch in seinem Verfassungssystem eine bemerkenswerte Stabilität und Kontinuität zeigt und dessen Volk heute als Nachfahre von Menschen, die aus dem alten Europa in die neue Welt, oft auch flüchtend, ausgewandert sind, in diesem Jahrhundert in der Völkergemeinschaft im allgemeinen und in Europa im besonderen eine spezifische Schutzfunktion erfüllt. Staat und Politik waren im amerikanischen Denken und Wollen nämlich nie Selbstzweck, sondern hatten eine den Menschenrechten und dem Gemeinwohl dienende Aufgabe zugedacht erhalten. Das zeigt sich bereits in den Anfängen der nordamerikanischen Verfassungen. Als sich nämlich die nordamerikanischen Kronkolonien 1776 für unabhängig von der englischen Krone erklärten und aufgrund ihrer neuen Selbständigkeit ihre Charten in Konstitutionen umwandelten, pflegten diese bereits aus zwei Teilen zu bestehen, nämlich aus einer Bill or Declaration of Rights, den heutigen Grundrechten des Einzelnen vergleichbar, sowie Staatsorganisationsvorschriften, Plan oder Frame of Government genannt. Diese damals schon in Ansätzen in früheren Pflanzungsverträgen feststellbare Gliederung der Verfassung als gleichsam politische Grundordnung sollte für den gesamten Weg heutiger Verfassungsstaatlichkeit bestimmend bleiben. Die Entstehungssituation der USA hatte daher für die Verfassungsentwicklung dieses Staates und darüber hinaus für die gesamte Staatengemeinschaft eine wegweisende Bedeutung. Die USA waren übrigens der erste Staat, der sich aus einem europäischen Kolonialreich in Übersee löste und eigenständig wurde. In der Folge wurden die USA im Vergleich zu manchen Staaten in Europa ein älterer Staat als diese, obgleich man die USA immer noch zu der sogenannten "neuen Welt" zählt.
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Trotz der Eigenständigkeit der politischen Entwicklung der USA sind sie von allem Anfang an von der ständigen Wechselbeziehung zu Europa bis heute begleitet gewesen. Dies zeigt sich in dem Einfluß des Christentums – besonders anfangs mehr protestantischer, calvinistischer und puritanischer Prägung –, von Philosophen wie Thomas Hobbes und vor allem John Locke, dessen Lehre von Leben, Freiheit und Eigentum, erfaßt im Begriff "property", bis heute ebenso erkennbar ist wie seine und Montesquieus Auffassung von der Teilung der Gewalten, die sich in Washington D.C. auch baulich, architektonisch dokumentiert. Alle diese europäischen Einflüsse haben sich in den USA mit ihrer Interpretation durch das amerikanische Volk und ihrem Selbstverständnis zu einer eigenen beispielgebenden Form der Politik entwickelt. Diese amerikanische Eigenständigkeit begann schon mit der Revolution, welche im Vergleich zur französischen Revolution zwar auch eine Änderung der politischen Verhältnisse, nämlich von der Monarchie zur Republik herbeiführte, aber im Vergleich zu dieser keine neue Sozialordnung zu schaffen hatte, sondern vielmehr diese fortsetzte, da es in den neuenglischen Kolonien keine mit Europa vergleichbaren Privilegien gab und eine große soziale sowie wirtschaftliche Mobilität in Nordamerika gegeben war. In den USA wurde das Regieren nicht bloß die mögliche Aufgabe einiger weniger sondern aller, des gesamten Volkes, welches selbst von einem breiten, sich über zwei Jahrhunderte lang andauernden Konsens der allgemein anerkannten Grundwerte des öffentlichen und privaten Lebens getragen war, der aufgrund einer eigenen Form der Toleranz, die oft auch pragmatische Züge annahm und jede Pluralität bis zur Gegensätzlichkeit von Ideologien, wie sie in anderen Teilen der Welt, besonders in Europa, selbstverständlich sind, ausschloß. Auf diese Weise wurde die Geschichte der USA auch eine Geschichte des Liberalismus und der Demokratie, wobei durch den Föderalismus im Staatsaufbau die Bereiche des öffentlichen Lebens Möglichkeiten für ihre Entfaltung erhielten, nämlich in den Gemeinden, den Bundesstaaten und dem Bund als Gesamtstaat. Der Staat der USA ist auf diese Weise durch die Gewaltenteilung sowohl in vertikaler wie in horizontaler Form gekennzeichnet. Dabei darf nicht übersehen werden, daß sich mit der territorialen Erweiterung der amerikanischen Union dieses liberale, demokratische und föderale System kontinuierlich in seiner Geltung und nahezu unverändert in seinem Inhalt stets fortgesetzt hat. Besonders zeigt sich dies auch im Wortlaut der US-Verfassung, die in über zweihundert Jahren weitgehend gleichgeblieben ist, so gab es seit 1787 nur 26 Amendments. Diese Stabilität des amerikanischen politischen Systems und seiner Verfassungsordnung zeigt deutlich die Bedeutung der Unterscheidung der Eigenständigkeit und des Gleichgewichtes von Einzelmensch, Staat, Gesellschaft und
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Religion, die sich alle dem Gemeinwohl verpflichtet fühlen. Diese Ordnung begleitete in den USA den Staat und seine Bürger in dem Bewußtsein, eine möglichst gottgewollte Ordnung herzustellen und diese nicht allein für sich im Inland als Selbstzweck zu ermöglichen, sondern sie auch im Ausland zum Schutz der Mitmenschen einzusetzen, wenn deren Freiheit und Würde gefährdet oder verletzt wird. Nicht zuletzt war dieses moralische Engagement mit ein entscheidender Grund für den Eintritt der USA in den ersten und zweiten Weltkrieg. Die Politik lebte in den USA ihren Idealen nach, wenn sie diese auch nicht immer hundertprozentig erfüllen konnte, immer – wenigstens in dem Bemühen – als Herrschaft unter dem Gebot der Gerechtigkeit. In diesem Streben haben die Vereinigten Staaten auch ihren politischen, militärischen, kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Einsatz in anderen Ländern verschiedener Teile der Erde geleistet und dafür nicht immer den entsprechenden Dank erhalten. In den USA zeigt sich ein Staat, der eine bestimmte ethische Grundhaltung seiner Bürger zur Existenzsicherung voraussetzt; die politische Tugend ist in den USA als Staatserfordernis gedacht. So wurde es schon als Mahnung in dem Nachruf auf John Adams und Thomas Jefferson, die Gründungsväter der USA, ausgedrückt: "Die Republik wird aufhören zu bestehen, wenn sie aufhört, sich der Tugenden ihrer Gründer zu erinnern, sie zu verehren und nachzuahmen."1 Diese Grundhaltung begleitet das amerikanische politische Denken und ist in allen grundlegenden Äußerungen der amerikanischen Politik feststellbar. Diese Tugend der Bürger umfaßt, wenn auch nicht immer verwirklicht, Glaubenstreue, Vaterlandsliebe, Anständigkeit, Sparsamkeit, Pflichtbewußtsein, Sittlichkeit, Ehrlichkeit und Fleiß in gleicher Weise. In der Verwirklichung seiner politischen Ziele und Aufgaben ist der Amerikaner konservativ und progressiv zugleich, konservativ in der Bewahrung der für absolut gehaltenen und als erhaltenswürdig anerkannten Werte und Ziele und progressiv in ihrer Verwirklichung. In dieser Sicht geht es den USA und ihrem Volk um die Fortschreibung ihres politischen Denkens, den Fortschritt ihres öffentlichen Lebens und den Erfolg im privaten Leben. Idealismus, Materialismus und Pragmatismus lösten sich in diesem Streben der Amerikaner bisweilen ab, bisweilen begleiteten sie sich ergänzend oder widerstreitend; stets war eine für die USA und ihr Volk kennzeichnende Ordnung die Folge, die von einer eigenen Haltung getragen war, welche schon Ralph Henry Gabriel als den "amerikanischen demokratischen Glauben" bezeichnete und feststellte, er "ist ein
1 M.D. Peterson, The Jefferson Image in the American Mind, New York 1962, S. 79.
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System der 'checks and balances' im Bereich der Ideale. Er behauptet die Möglichkeit eines Gleichgewichts zwischen Freiheit und Autorität, zwischen der Selbstdarstellung des freien Individuums und dem notwendigen Zwang der organisierten Gruppe. Der demokratische Glaube ist also seinem Wesen nach eine Philosophie der Mitte. Er verkündet, daß innerhalb der weiten Grenzen einer gegebenen Ordnung der Mensch Herr seiner Geschichte ist."2 Diese Grundhaltung an Freiheit, Gleichheit und Selbstbestimmung, verbunden mit einer aus verschiedenen geistigen und religiösen Einstellungen begründeten Brüderlichkeit, begleitete das amerikanischen Volk und seine Repräsentanten durch ihre Geschichte. Wie selten bei einem anderen Staat und seinem Volk erweist sich in den USA die Geschichte als Legitimationsgrund der Politik und der Verfassungseinrichtungen. In den USA dient die Geschichte der Erklärung der Gegenwart und als Wegweisung für die Zukunft! Dies gilt für die USA sowohl innen- wie auch außenpolitisch; nicht bloß das politische Wollen innerhalb der Staaten der USA, sondern auch das der USA in der Welt wird aus der Tradition ihrer politischen Verantwortung begründet. In dieser Weise kommt dem politischen Denken des amerikanischen Volkes eine die Grenzen der USA und des nordamerikanischen Kontinents überschreitende Bedeutung zu. Dieser Einfluß der USA war auf die einzelnen Staaten zu den verschiedenen Zeiten unterschiedlich. Wann, wo und wie immer der Einfluß des amerikanischen politischen Denkens war, er ist stets Ausdruck einer beispielgebenden Verbundenheit von Politik, Ethik und Rechtsüberzeugung. Das zeigte sich schon in den Anfängen der USA in der Geschichte der englischen Kronkolonien, von welchen Georg Jellinek richtig feststellte: "Nicht hochverräterischen Aufruhr, sondern Rechtsverteidigung glauben sie zu üben, als sie sich der englischen Herrschaft entledigen."3 Diese amerikanische politische Grundhaltung und das Beispiel ihrer Verfassung sind später wegweisend für andere Staaten, ihre Völker und ihre Verfassungsentwicklung geworden. So regte die virginische Bill of Rights Joseph de Motier Lafayette zu jener Initiative in der französischen verfassungsgebenden Nationalversammlung in Paris an, welche am 26. August 1789 zur Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte führte. Sie war bekanntlich wieder für die weitere Entwicklung des Verfassungsrechts Frankreichs, Belgiens und in der Folge überdies auch für jene Deutschlands sowie Österreichs des 19. Jahr2 Ralph Henry Gabriel, Die Entwicklung des demokratischen Gedankens in den Vereinigten Staaten von Amerika, Berlin 1951, S. 436. 3 Georg Jellinek, Allgemeine Staatslehre, 3. Aufl., 6. Neudruck, Darmstadt 1959, S. 416.
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hunderts von bestimmender Bedeutung. Waren es anfangs die Grundrechte der Menschen, insbesondere auch deren Selbstbestimmungsrecht, welches für die Politik einzelner Staaten Europas bestimmend wurde, so waren es dann auch die Ideen der Verfassungsstaatlichkeit, der Demokratie und des Föderalismus. Bei vielen verfassungsrechtlichen Neukodifikationen dienten die USA als Vorbild, dem zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlicher Form mehr oder weniger entsprochen wurde. Neben dem Einfluß der USA auf die verfassungsrechtliche Entwicklung von Staaten muß der Einfluß in der Politik genannt werden, welcher ebenfalls in unterschiedlicher Weise und Form mit differenzierten Erfolgen zu verschiedenen Zeiten nachweisbar ist. Auch im deutschsprachigen Raum haben sich die USA niemals aufgrund eigener Aktion, sondern nur in Reaktion auf Herausforderungen aus diesem Bereich engagiert. Vor allem die beiden Weltkriege haben die Beziehungen der USA zum deutschsprachigen Raum als solche des Verhältnisses von Freund – Feind und umgekehrt erleben lassen. Nach Beendigung des 2. Weltkrieges waren es die USA, welche in ihrem Streben nach Freiheit und Sicherheit dem Machtstreben des Kommunismus in allen Teilen der Welt, besonders auch in Europa, Deutschland und besonders unvergeßlich in Berlin entgegengetreten sind. Mit der von den USA getragenen atlantischen Partnerschaft sind sie erfolgreich der Teilung Europas entgegengetreten. Gerade in einer Zeit der Neuordnung Europas scheint es daher angebracht, den Anlaß des sogenannten Columbusjahres 1992 zu nutzen, um sich der Tradition des politischen Denkens des amerikanischen Volkes zu besinnen, wie es in dieser Auswahl der Dokumente zur Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika sichtbar wird. Ihnen kommt heute eine für viele der Dokumente als klassisch zu bezeichnende Bedeutung zu. Die Entwicklung von Columbus bis zum am 3. November 1992 neugewählten Präsidenten William J. Clinton, dessen Inaugurationsrede am 20. Januar 1993 zu erwarten ist, soll in einer Auswahl von Dokumenten Inhalt dieses Buches sein. Die Herausgabe dieses Sammelbandes war mir schon ein Anliegen, als ich das erste Mal selbst die USA, damals noch mit meiner 1989 verstorbenen Frau Elisabeth als Gastprofessor am Departement of Government and International Studies der University of Notre Dame, Indiana, im Sommersemester 1967 erlebte. Ich freue mich sehr, daß aus Anlaß des sogenannten Columbusjahres diese Publikation fertiggestellt werden konnte, zu der meine Mitarbeiter am Institut für Staatsrecht und politische Wissenschaften an der Universität Linz, nämlich die Herren Univ.-Prof. Dr. Helmut Widder und Univ.-Ass. Mag. Marcus Bergmann, Bedeutendes in der Auswahl und der Übersetzung der Dokumente sowie in der Abfassung der Einleitungen zu ihnen erarbeitet haben.
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Dank sei auch am genannten Linzer Universitätsinstitut Frau Gabriele Langer und Frau Doris Emhofer für das Schreiben des Buchmanuskriptes gesagt. Die Drucklegung dieser Publikation selbst sei auch namens meiner Mitherausgeber Herrn Professor Norbert Simon, dem Inhaber des Verlages Duncker & Humblot, gedankt, der damit in sehr entgegenkommender Weise die Tradition seines Hauses, wie sie schon sein verstorbener Onkel und Vorgänger Ministerialrat i.R. Senator h.c. Prof. Dr.Dr.h.c. Johannes Broermann mitbegründet hat, nun mit auf Amerika bezogenen Publikationen so entgegenkommend fortgesetzt hat. Zu unserer aller Freude lag die Herstellung im Verlag wieder in den seit vielen Jahren bewährten Händen von Dieter H. Kuchta, dem ebenfalls Dank gesagt sei! Dank der Aufnahme dieses Werkes in das Programm des Verlages Duncker & Humblot kann die Sammlung von Dokumenten der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika gerade in jener Stadt, nämlich in Berlin, erscheinen, in welcher in der schweren Zeit der Teilung dieser Stadt sich die Tradition der USA an politischer Verantwortung und Hilfsbereitschaft für Freiheit und Sicherheit in der Welt besonders erfolgreich erwiesen hat. Dieser Sammelband, der zum Verständnis der politischen Ordnung damit auch der Verfassung und der politischen Ethik der Vereinigten Staaten von Amerika beitragen soll, sei dem Gedenken an Karl Carstens gewidmet. Er hat sich als akademischer Lehrer (seit 1957 als Dozent und seit 1960 als Ordentlicher Professor des Öffentlichen Rechts an der Universität Köln) um das Verstehen des amerikanischen Verfassungssystems ebenso verdient gemacht, wie in seinen politischen Funktionen um die Beziehungen seines Landes zu den USA sowie um die atlantische Partnerschaft. Er hat in seiner Studienzeit den Master of Laws an der University of Yale erworben, seine Habilitationsschrift, die übrigens 1954 auch im Verlag Duncker & Humblot erschienen ist, den "Grundgedanken der amerikanischen Verfassung und ihrer Verwirklichung" gewidmet und seinen letzten offiziellen Besuch als deutsches Staatsoberhaupt den Vereinigten Staaten von Amerika abgestattet. Sein arbeitsreiches Leben vollendete sich auch in diesem Jahr des Gedenkens der Entdeckung Amerikas 1992. Wer Karl Carstens näher gekannt hat, wie es mir eine Ehre war, weiß um die Noblesse seines Charakters, die Weite seines Blickes und die Tiefe seines Wissens. In ihm hat sich Politik und Ethik, wie sie der besten amerikanischen Tradition in ihren Idealen entspricht, personifiziert. Was Karl Carstens am 25. Juni 1983 in seiner Ansprache zum 300. Jahrestag der ersten deutschen Auswanderung in Krefeld sagte und was in bestimmter Weise auch für Österreich gilt, soll
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auch als Wunsch der Veröffentlichung dieser "Dokumente zur Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika" mitgegeben werden: "Der geschichtliche Rückblick zeigt, daß unsere Völker das, was sie heute sind, in gegenseitigem Geben und Empfangen geworden sind. In diesem Bewußtsein stellen wir uns auch den Aufgaben der Zukunft."4 Linz/Wien, im Dezember 1992
Herbert Schambeck
4 Karl Carstens, Reden und Interviews (4), Bonn 1983, S. 365.
Dokumente
1. Dem Kolumbus gewährte Privilegien und Vorrechte, 30. April 1492 Titulo Auf die Frage, wer Kolumbus wirklich war, antwortete Winston Churchill: "Ein Rätsel, das, von einem Geheimnis verhüllt, im Inneren eines Mysteriums verborgen liegt." Einen Zugang zum widersprüchlichen Wesen des Christoph Kolumbus findet man wohl am ehesten darin, wenn man ihn als Bindeglied zwischen Mittelalter und Neuzeit erkennt. Im Einklang mit der schwer faßlichen Person des Kolumbus stehen auch seine verschiedenen Namen: Geboren wurde er zwischen 25.8. und 31.10.1451 in Genua als "Cristoforo Colombo"; während seines Aufenthaltes in Portugal "Cristóvão Colom"; in Spanien "Cristóbal Colón", gerufen und sobald er als Ausländer erkannt wurde: "Colombo". Columbus hieß der Entdecker aber zu seinen Lebzeiten nie. Das Prädikat der Latinisierung, einer Zeiterscheinung entsprechend, wurde ihm posthum verliehen. Und so verwundert es nicht sehr, daß Kolumbus' Plan, westwärts zu segeln, in Portugal als Scharlatanerie abgetan wurde. Als er sein Vorhaben später über Jahre hindurch am spanischen Königshof präsentierte, wurde es ebenfalls auf Grund der scheinbaren Irrationalität abgetan. Erst der Fall Granadas und die damit einhergehende Vertreibung der Mauren aus Spanien versetzten Ferdinand von Aragon und Isabella von Kastilien in die Lage, Kolumbus, der bereits auf dem Weg nach Frankreich war, an den königlichen Hof zurückzurufen und ihm nachstehende Konzessionen zu machen. Kolumbus bekam drei Schiffe zur Verfügung gestellt, und unternahm insgesamt vier Entdeckungsfahrten. Es gilt zwar als gesichert, daß schon vor Kolumbus die Wikinger den Boden der Neuen Welt betreten hatten, aber diese Kontakte blieben, nicht zuletzt auf Grund der Eurozentriertheit und fehlender leistungsfähiger wirtschaftlicher und politischer Strukturen des frühen Mittelalters Episode. Die Entdeckungsfahrt des Kolumbus hatte daher nicht nur ambivalente Auswirkungen in ökonomischer und politischer Hinsicht, da mit ihr die Europäisierung der Neuen Welt eingeleitet wurde. Mit dieser bahnbrechenden Leistung gingen die Unterwerfung und Zerschlagung von Hochkulturen, die Ausrottung der Indianer und die wirtschaftliche Ausbeutung natürlicher und humaner Ressourcen bis zum heutigen Tag einher. Dennoch kommt ihr gei-
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stesgeschichtliche Bedeutung von herausragender Tragweite zu: Sie kann als erster empirischer Beweis für die Kugelgestalt der Erde gewertet werden und revidierte so die offiziellen geographischen Vorstellungen des Mittelalters und bildete einen wesentlichen Markstein am Beginn der Neuzeit. Um so tragischer scheint es, daß die nachstehend aufgeführten Privilegien Gegenstand jahrelanger Prozesse waren, der Kontinent nach seinem Landsmann aus Florenz, Amerigo Vespucci benannt wurde und er in dem Glauben gestorben ist, er habe Inseln vor der Ostküste Eurasiens betreten und den westlichen Weg nach Indien entdeckt. * * * Don Fernando und Doña Isabel, von Gottes Gnaden König und Königin von Kastilien, von Léon, von Aragonien, von Sizilien, von Granada, von Toledo, von Valencia, von Galicien, von Mallorca, von Sevilla, von Sardinien, von Cordova, von Corsika, von Murcia, von Jaën, von Algarbien, von Algeciras, von Gibraltar und den Kanarischen Inseln; Graf und Gräfin von Barcelona, Landesherren von Biscaya und Molina, Herzöge von Athen und Neopatria; Grafen von Roussillon und Cerdagne; Markgraf von Oristano und Gociano. In Ansehung, daß Ihr, Cristoforo Colón, abreist auf unseren Befehl um mit unseren Leuten zu entdecken und zu erobern gewisse Inseln und Festlande im ozeanischen Meer, und daß man hofft, daß mit Gottes Hilfe man einige dieser genannten Inseln und Festlande in dem genannten ozeanischen Meer durch Eure Hand und Geschicklichkeit entdecken wird; und daß es so eine gerechte und vernünftige Sache ist, da Ihr Euch für unseren Dienst der genannten Gefahr aussetzt, daß Ihr dafür belohnt werdet, haben wir die Absicht, aus obbemeldeten Gründen Euch zu ehren und Gunst zu erweisen: es ist unser Vergnügen und Wille, daß Ihr, der genannte Don Cristoforo Colón, nachdem Ihr die genannten Inseln und Festlande oder eins von ihnen entdeckt und erobert habt im ozeanischen Meer, unser Admiral der genannten Inseln und Festlande sein sollt; und daß Ihr unser Admiral und Vizekönig und Gouverneur seid, und daß Ihr Euch künftighin Don Cristoforo Colón nennen und titulieren könnt; und daß desgleichen Eure Söhne und Nachfolger sich Don und Admiral heißen und benennen können, und Vizekönig und Gouverneur; und daß Ihr das Amt eines Admirals ausüben und erfüllen könnt, ebenso wie auch das Amt des Vizekönigs und Gouverneurs der genannten Inseln und Festlande, die Ihr entdecken und erobern werdet, wie auch Eure Stellvertreter, und anhören und entscheiden sollt alle zivilen und kriminellen Prozesse, die das Amt der Admiralschaft berühren und das des Vizekönigs und Gouverneurs, wie Ihr es für Recht halten werdet, und wie unsere Admirale unserer Königreiche die Gewohnheit haben es zu gebrauchen
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und auszuüben; und daß Ihr strafen und züchtigen könnt die Missetäter; und in der Eigenschaft als Admiral und Vizekönig und Gouverneur handeln könnt Eurem Amte gemäß, Ihr und Eure Stellvertreter, in allem, was die genannten Ämter und jedes einzelne von ihnen angeht; und daß Ihr innehabt und wahrnehmt die Rechte und den Lohn, die mit den genannten Ämtern und jedem einzelnen von ihnen verknüpft sind, gemäß dem und wie sie wahrnehmen und es die Sitte ist wahrzunehmen unser Großadmiral in der Admiralschaft unserer Königreiche. Und durch diese vorliegende unsere Urkunde oder durch die Kopie, unterzeichnet von einem Rechtskundigen, geben wir Befehl an den Prinzen Don Juan, unseren sehr lieben und sehr geliebten Sohn, und an die Kinder, Herzöge, Prälaten, Markgrafen, Grafen, die Stände, Prioren, Kommandeure und an diejenigen unseres Rates und an die Beisitzer unseres Gerichtshofes und andere beliebige Gerichtshöfe unseres Hauses und Hofes und an die Unterkommandeure, Alkalden (Richter) der Schlösser, befestigten und unbefestigten Stätten, und an alle Räte und Gehilfen, Stadt- und Landrichter und Alkalden und Gerichtsdiener, Amtmänner, vierundzwanzig Ritter, Geschworenen, Edlen, Würdenträger, Männer aller Städte, Dörfer und Orte unserer Königreiche und Landesherrlichkeiten, und solche, die Ihr erobern und gewinnen werdet, und an die Feldherren, Meister und Werkmeister und Gehilfen, Matrosen und Seeleute, unsere Untertanen und Staatsangehörigen, die es gegenwärtig sind und es in Zukunft sein werden, und an alle und jeden einzelnen, daß, wenn die genannten Inseln und Festlande in dem genannten ozeanischen Meer durch Euch werden entdeckt und erobert worden sein und der Treueid und der in einem solchen Fall erforderliche Akt durch Euch oder durch Euren Bevollmächtigten getan worden ist, sie Euch künftighin für Euer ganzes Leben haben und halten, und nach Euch, Eurem Sohne und Nachfolger, und von Nachfolger zu Nachfolger für alle Zeit, als unseren Admiral des genannten ozeanischen Meeres und als Vizekönig und Gouverneur der genannten Inseln und Festlande, die Ihr, der genannte Don Cristoforo Colón, gewinnen und entdecken werdet; und sie erstatten Euch Bericht und den genannten Stellvertretern von Euch, die Ihr in die genannten Ämter der Admiralschaft, des Vizekönigtums und Gouverneurs einsetzt, über alles das, was sie betrifft, und zahlen und erzwingen Euch die Einkünfte und die Rechte und anderen Dinge, die mit genannten Ämtern in Zusammenhang stehen; und daß sie Euch stützen und für Euch erzwingen Ehrenbezeigungen, Gewogenheit und alle Freiheiten, Vorrang, Vorrechte, Erlasse und Steuerfreiheiten und all die anderen Dinge, und jedes einzelne, die Ihr haben müßt und deren Ihr Euch erfreuen sollt auf Grund der genannten Ämter als Admiral und Vizekönig und Gouverneur, und die Euch voll und ganz vorbehalten sein sollen, so daß Ihr nichts vermißt, und daß sie davon auch nicht den kleinsten Teil Euch beschlag-
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nahmen noch erlauben, daß andere sie nehmen noch Widerstand leisten. Denn wir, durch diese gegenwärtige Urkunde, begünstigen Euch von jetzt ab und für alle Zeiten mit den Ämtern des Admirals, des Vizekönigs und Gouverneurs, erblich für alle Zeiten; und wir geben Euch den Besitz, den stillschweigenden Besitz dieser Ämter und jedes einzelnen und die Macht und die Autorität, um sie auszuüben und zu erfüllen, und um wahrzunehmen die Rechte und Einkünfte, die zu ihnen und jedem einzelnen von ihnen gemäß dieser Abmachung gehören. Von allem, was gesagt ist, wenn Ihr es braucht, und wenn Ihr es fordert, befehlen wir unserem Kanzler und unseren Rechtskundigen und anderen Staatsdienern, die sich im Amt des Siegelbewahrers befinden, daß sie Euch geben und aushändigen und besiegeln unseren Freiheitsbrief, den dauerhaftesten und sichersten und begnadetsten, wenn Ihr ihn fordern werdet oder ihn benötigen werdet, und daß die einen wie die andern nicht anders handeln in keiner Weise, bei Strafe, unsere Gunst zu verlieren, für jeden, der dem zuwiderhandelte, und eine Geldbuße von zehntausend Maravedi für unseren Gerichtshof zu bezahlen. Und noch mehr, wir verfügen, daß derjenige, der ihnen unsere Urkunde vorlegen wird und sie auffordert, vor uns zu erscheinen zu unserem Gerichtshof, irgendwohin, wo wir sein mögen, vom Tage, an dem er sie aufgefordert haben wird, bis zu den ersten folgenden vierzehn Tagen, bei der genannten Strafe, zu der wir jeden öffentlichen Rechtskundigen, an den man sich wenden würde, verdammen, daß er demjenigen, der es verlangt, eine Zeugenaussage mit seiner Unterschrift versehen gibt, damit wir wissen, wie unser Gesetz erfüllt wird. Erlassen in unserer Stadt Granada, am 30. des Monats April, im Jahre Unseres Herrn Jesus-Christus MCCCCLXXXXII. Ich der König. Ich die Königin. Span. in: Colón Hernando, Historia del Almirante2, in Historia 16, Madrid, 1984, 154 ff.; engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 1), 1 f.; dt. aus: Ernst Gerhard Jacob, Christoph Columbus, Bordbuch, Briefe, Berichte, Dokumente, Bremen, 1956, 64 ff.
Päpstliche Bulle
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2. Die päpstliche Bulle "Inter Caetera" Alexander VI., 4. Mai 1493 Alexander Episcopus, Inter Caetera Von seiner ersten Fahrt kehrte Christoph Kolumbus Anfang 1493 über Portugal nach Spanien zurück, wo er triumphierend Gold, Baumwolle, Papageien, fremde Pflanzen und Tiere, ja sogar einige Indianer vorzeigen konnte. Die Nachricht von seiner Entdeckung verbreitete sich in Europa bis nach Rom, das unter dem Pontifikat des Borgiapapstes Alexander VI. stand. Durch einen Sonderbotschafter des spanischen Königshauses wollte sich das kastilischaragonische Königshaus den Erwerb der neu entdeckten Länder bestätigen lassen. Auf diese etwas ungewöhnliche Art und Weise war auch Portugal 1481 die westafrikanische Küste zugesprochen worden. Alexander VI. stand mehrfach in der Schuld Spaniens, weil die Bischofssitze von Pamplona und Valencia an seinen Sohn Cesare gegangen waren und das Herzogtum Gandia an seinen Sohn Pedro; und nicht zuletzt hatte sich das spanische Königspaar durch die Reconquista, die Vertreibung der Juden aus Spanien und die Inquisition besonders "verdient" gemacht. Deshalb erließ er am 4. Mai 1493 eine Bulle, in der die Welt in eine portugiesische und in eine spanische Hälfte geteilt wurde. Der König von Portugal, João II. fühlte sich jedoch übervorteilt und drängte die katholischen Majestäten, aller Wahrscheinlichkeit nach vor dem Hintergrund der Entdeckung der Küste Südamerikas durch den Portugiesen Duarte Pacheco, die Demarkationslinie 270 Meilen weiter westlich zu verlegen. Da Portugal über die stärkere Flotte verfügte, und João II. auch im Hinblick auf seine Unberechenbarkeit den Idealtypus eines Renaissancefürsten machiavellischer Prägung verkörperte, willigten Ferdinand von Aragon und Isabella von Kastilien schließlich in den Vertrag von Tordesillas (7.6.1494) ein, womit die divisio mundi noch einmal berichtigt wurde. Neben diesen geographischen und machtpolitischen Aufteilungen enthielt die päpstliche Bulle Anordnungen, man solle die Eingeborenen der Neuen Welt anständig behandeln und sie zu guten Christenmenschen erziehen, sowie eine salvatorische Klausel, daß keinem christlichen König, der bereits zum Zeitpunkt des Erlasses der Bulle Besitzungen in der Neuen Welt vorweisen konnte, dadurch etwas weggenommen werden könnte. * * * A l e x a n d e r , B i s c h o f , Diener der Diener Gottes. An den teuersten Sohn in Christus, Seine Durchlaucht König Ferdinand, und an die teuerste
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Tochter in Christus, Ihre Durchlaucht Königin Elisabeth, von Kastilien, Leon, Aragonien, Sizilien und Granada: Gruß und Apostolischen Segen. Unter all den übrigen, der Göttlichen Majestät wohlgefälligen und Unserem Herzen wünschenswerten Werken, steht jenes schließlich an erster Stelle, daß der katholische Glaube und die christliche Religion, zumal in unseren Zeiten, erhöht und ausgeweitet werde, und auch das Heil der Seelen besorgt werde, sowie daß die barbarischen Völker niedergehalten und zum Glauben selbst heimgeführt werden. Davon ausgehend: Seit Wir auf diesen Heiligen Stuhl Petri, durch die Gunst der Göttlichen Gnade (trotz der unwürdigen Verdienste), erhöht wurden, und in der Erkenntnis, daß Ihr als wahre katholische königliche Hoheiten und Fürsten, wie Ihr es Unseres Wissens immer gewesen seid, und Eure hochberühmten, beinahe der ganzen Welt bestens bekannten Taten erweisen, dies nicht nur erwünscht, sondern mit allem Wagnis, Eifer und mit aller Sorgfalt, keine Mühe, keinen Aufwand sparend und keine Gefahren scheuend, sogar durch Vergießen eigenen Blutes, in die Tat umsetzt, und Euren ganzen Sinn und allen Wagemut schon längst darauf gerichtet habt, wie die Wiedergewinnung des Reiches Granada vom Herrscher der Sarazenen, die in den jetzigen Zeiten durch Euch, zum großen Ruhm des Göttlichen Namens, erfolgt ist, beweist, halten Wir das nicht unverdient für wert und müssen Wir Euch dies auch aus eigenem Antrieb und zustimmend gewähren, damit Ihr dadurch ein derartiges, geheiligtes und löbliches, vom Unsterblichen Gott herstammendes Vorhaben, von Tag zu Tag mit leidenschaftlicherem Sinn, zum Ruhme Gottes selbst und zur Erweiterung des Reiches Christi, fortzuführen imstande seid. § 1. Immerhin: Wir haben vernommen, daß Ihr schon lange den Vorsatz gefaßt hattet, irgendwelche Inseln und Festländer, entfernte und unbekannte, durch andere bisher nicht gefundene, zu suchen und zu finden, damit Ihr deren Einwohner und Bewohner zur Verehrung unseres Erlösers und zum Bekennen des katholischen Glaubens heimführt. Bisher mit der Eroberung und Wiedergewinnung des Reiches Granada beschäftigt: Ein derartiges, geheiligtes und löbliches Vorhaben zum ersehnten Ende zu bringen, seid Ihr nicht in der Lage gewesen; doch schließlich, wie es Gott gefiel, nach der Wiedergewinnung des vorhin erwähnten Reiches, in dem Wollen, die Sehnsucht zu erfüllen, habt Ihr den geliebten Sohn Christophorus Columbus, einen Mann, würdig und gar sehr empfehlenswert, und für eine solch große Aufgabe geeignet, mit Schiffen und Leuten, zu ähnlichen Aufgaben ausgerüstet, nicht ohne größte Mühen und Gefahren sowie Geldmitteln, ausersehen, daß sie Festländer und Inseln, entfernte und unbekannte dieser Art, über ein Meer, wo bisher nicht gefahren worden war, sorgfältig erforschen.
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(Und sodann haben sie Christophorus Columbus auserwählt, zur Erforschung anderer unbekannter Inseln über das Meer.) § 2. Schließlich: Diese (mit Gottes Hilfe unter Anwendung äußerster Umsicht im Ozean segelnd) haben bestimmte, sehr weit entfernte Inseln und auch Festländer, welche von anderen nicht aufgefunden worden waren, entdeckt, auf denen sehr viele Völkerschaften friedlich lebend und, wie behauptet wird, nackt einhergehend, und kein Fleisch essend, wohnen; und, wie Eure vorhin genannten Botschaften vermuten lassen, die Völker selbst, die auf den genannten Inseln wohnen, glauben, daß es nur einen Schöpfergott im Himmel gebe, sie scheinen zur liebevollen Aufnahme des katholischen Glaubens und zur Gewöhnung an die guten Sitten recht geeignet, und so zeigt sich Hoffnung, daß, wenn sie belehrt würden, der Name des Erlösers, unseres Herrn Jesus Christus, in den erwähnten Ländern und auf den Inseln bekannt werde; so hat auch der oben genannte Christophorus auf einer von den wichtigsten erwähnten Inseln bereits eine gut befestigte Burg, in die er zuverlässige Christen, die mit ihm gezogen waren, zur Bewachung und, damit sie andere Inseln und Festländer, entfernte und unbekannte, erforschen, verlegte, zu errichten und aufzubauen veranlaßt. (Und es sind neue Inseln gefunden worden.) § 3. Nun: Auf diesen Inseln und in den Ländern, die bereits gefunden sind, findet man Gold, Spezereien und andere sehr viele wertvolle Dinge von verschiedener Art und Beschaffenheit. (Auf denen nun sind Pretiosen von verschiedener Art gefunden worden.) § 4. Folglich: Nachdem alles sorgfältig, und besonders in der Erhöhung und Ausweitung des katholischen Glaubens, (wie es sich eben für katholische Könige und Fürsten geziemt) bedacht worden war, habt Ihr, nach Art Eurer vorgeborenen Könige berühmten Andenkens, die vorhin genannten Festländer und Inseln und deren Einwohner und Bewohner, Euch, mit der Gunst Göttlicher Gnade, zu unterwerfen, und sie zum katholischen Glauben heimzuführen, zu Eurem Vorsatz gemacht. (Der König und die Königin hatten Interesse, die Völkerschaften jener Inseln zum katholischen Glauben hinzuführen.) § 5. Wir, Euren derartigen, geheiligten und löblichen Vorsatz gar sehr dem Herrn empfehlend, und ersehnend, daß jener zum glücklichen Ende geführt werde, und der Name unseres Erlösers selbst in jenen Teilen eingeführt werde, ermuntern Euch gar sehr im Herrn, und, beim Empfang der Heiligen Taufe, dem Ihr nach Apostolischem Auftrag verpflichtet seid, und beim Geheimnis des Erbarmens Unseres Herrn Jesus Christus, fordern Wir Euch mit Bedacht auf,
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daß, wann Ihr ein Unternehmen dieser Art überhaupt zu verfolgen, und im richtigen Denken des rechtmäßigen Glaubens mit Eifer zu übernehmen anstrebt, Ihr die Völker, auf Inseln und Ländern dieser Art lebend, zur Übernahme der christlichen Religion anleiten wollet und dies schuldig seid, und weder Gefahren noch Mühen zu irgendeinem Zeitpunkt Euch abschrecken von dem in fester Hoffnung und in Vertrauen gefaßten Entschluß, da ja Gott der Allmächtige Eure Unternehmen erfolgbringend begleitet. (Und dazu ermuntert sie der Pontifex mit Nachdruck.) § 6. Damit Ihr die Provinz von so schwerer Verantwortung, beschenkt in der Großzügigkeit Apostolischer Gunst, freier und beherzter übernehmt: Aus eigenem Antrieb, nicht auf Euer oder eines anderen Drängen mit einer uns für Euch darum vorgebrachten Bitte, aus reinem Großmut, und in sicherem Wissen, sowie in der Fülle Apostolischer Gewalt: Alle Inseln und Festländer, gefundene und noch zu findende, entdeckte und noch zu entdeckende, in Richtung nach Westen und Süden, durch Schaffen und Ziehen einer Linie vom Arktischen Pol, nämlich von Norden, zum Antarktischen Pol, nämlich nach Süden, sei es, daß es Festländer und Inseln gibt, gefundene und noch zu findende, in Richtung nach jedem beliebigen Bereich, eine Linie, die von jeder beliebigen der Inseln, die allgemein genannt werden de los Azores y cabo vierde, 100 Leuken1 gerichtet nach Westen und Süden entfernt, verläuft, so, daß alle Inseln und Festländer, gefundene und noch zu findende, entdeckte und noch zu entdeckende, von der erwähnten Linie nach Westen und Süden, durch einen anderen christlichen König oder Fürst nicht wirksam in Besitz genommen sind, bis zum Tag der Geburt Unseres Herrn Jesus Christus, dem vergangenen des letzten [Jahres], mit dem das gegenwärtige Jahr 1493 den Anfang nimmt, wann durch Eure Botschafter und Kapitäne irgendwelche der erwähnten Inseln aufgefunden worden sind, in Ermächtigung des Allmächtigen Gottes, und in der Stellvertretung Jesu Christi, die Wir auf Erden ausüben, mit all ihren Herrschaften, Städten, Burgen, Plätzen und Dörfern, mit den Rechten und Gerichtsbarkeiten und insgesamt allem Zugehörigen, Euch sowie Euren Erben und Nachfolgern (den Königen von Kastilien und Leon), machen Wir für immer, mit dem Wortlaut des gegenwärtigen Schreibens, zum Geschenk, und geben sie Euch hin, und eignen sie Euch zu. Euch sowie die genannten Erben und Nachfolger machen Wir zu Eigentümern jener [Inseln etc.], mit voller, freier und jedweder Gewalt, Vollmacht und Gerichtsbarkeit, setzen Wir Euch so ein, und so geben Wir Anweisung,
1 leuca: frz. lieue marine 5555,6 m; sind 3 milles marines zu je 1852 m.
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(Und Er gibt ihnen hin die Inseln und Festländer, gefundene und noch zu findende, in Richtung nach Westen und Süden, damit sie sie zum katholischen Glauben hinführen.) § 7. Nichtsdestoweniger: Entscheidend [= Wir entscheiden, …], daß durch Unsere derartige Schenkung, Hingabe und Zueignung keinem christlichen Fürsten, der wirksam die erwähnten Inseln und Festländer besessen hat, bis zum genannten Tag der Geburt Unseres Herrn Jesus Christus, das erworbene Recht als weggenommen verstanden werden kann oder weggenommen werden muß: Und obendrein geben Wir Euch den Auftrag, in der Tugend des geheiligten Gehorsams, wie Wir es verheißen und nicht zweifeln, daß Ihr es bei Eurer größten Gottergebenheit und königlichen Hochherzigkeit tun werdet, daß Ihr zu den erwähnten Festländern und Inseln rechtschaffene Männer und gottesfürchtige, gelehrte, kundige und erfahrene, zur Unterweisung der erwähnten Einwohner und Bewohner im katholischen Glauben und zur Gewöhnung an die guten Sitten, bestimmen müßt, alle schuldige Sorgfalt im vorhin erwähnten walten lassend. (Er spricht es deutlich aus, anderen Fürsten, die jene [Inseln etc.] zur Zeit in Besitz hätten, das erworbene Recht nicht wegzunehmen.) § 8. Und besonders: Allen Personen, wie auch immer in Würde, auch der kaiserlichen und königlichen, in Stand, Stellung, Klasse, Beruf, unter der Strafe der Exkommunikation latae sententiae, in welche sie eo ipso, wenn sie dawider handeln, geraten, untersagen Wir ganz entschieden, daß sie sich vornehmen, zu den Inseln und Festländern, gefundenen und zu findenden, entdeckten und nicht entdeckten, in Richtung nach Westen und Süden, durch Schaffen und Ziehen einer Linie vom Arktischen Pol zum Antarktischen Pol, sei es, daß es Festländer und Inseln gibt, gefundene und noch zu findende, in Richtung nach Indien, oder in Richtung nach jedem beliebigen Bereich, eine Linie, die von jeder beliebigen der Inseln, die allgemein genannt werden de los Azores y cabo vierde, 100 Leuken, gerichtet nach Westen und Süden, wie gezeigt ist, um Handel zu treiben oder aus jedem beliebigen anderen Grund, heranzukommen, und zwar ohne die besondere Erlaubnis Eurer genannten Erben und Nachfolger. (Er verbietet anderen, an jene Inseln heranzukommen, um Handel zu treiben, und das ohne Erlaubnis des Königs.) § 9. Nicht stehen entgegen Apostolische Verordnungen und Regelungen, und somit jedwede sonstige Hindernisse. Auf Jenen, von Dem alle Befehlsgewalt und Herrschaften und alles Gute ausgehen, vertrauen Wir, daß, weil der Herr Eure Handlungen lenkt, wenn Ihr den derartigen geheiligten und löblichen Vorsatz
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verfolgt, in kurzer Zeit, zum Segen und Ruhme des christlichen Volkes, Eure Mühen und Wagnisse einen sehr günstigen Abschluß erreichen werden. (clausulae derogatoriae – Aufhebungsklauseln) § 10. Allerdings: Weil es schwer zu machen wäre, das vorliegende Schreiben an alle einzelnen Plätze, an denen es förderlich sein wird, zu überbringen, wollen Wir, und angeregt durch Wissen um ähnliches, entscheiden Wir, daß dessen [= des Schreibens] Übertragung [= Abschrift], von der Hand eines beantragten öffentlichen Schreibers unterzeichnet, und mit dem Siegel irgendeiner in kirchliche Würde eingesetzten Person oder der kirchlichen Kurie geschützt, ganz und gar diese Glaubwürdigkeit, in richterlicher Entscheidung und außerhalb, und überall wo anders, zukomme, die dem vorliegenden [Schreiben], wenn es hergebracht oder vor Augen gehalten würde, zukäme. (Glaubwürdigkeit soll für die Abschriften gelten.) § 11. Folglich: Es soll keinem der Menschen erlaubt sein, diese Urkunde Unserer Empfehlung, Ermunterung, Aufforderung, Schenkung, Hingabe, Zueignung, Einsetzung, Anweisung, Entscheidung, Beauftragung, Untersagung und Willensäußerung zu entkräften, oder ihr in unüberlegtem Wagnis entgegenzutreten. Gegeben zu Rom in St. Petrus, im Jahre der Fleischwerdung des Herrn eintausend-vierhundert-neunzig-drei, am 4. Tag vor den Nonen des Mai [= 4. Mai], im ersten Jahr Unseres Pontifikates. (sanctio poenalis – Strafandrohung. Gegeben im ersten Jahr des Pontifikates, am 4. Mai.) Lat. in: Scintibus: Herici Alberti Gosse & Soc., Magnum Bullarium Romanum, Luxemburgi, 1742, 454 f.; engl. in: Henry Steele Commager – Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 2), 2 f.; dt.: Eigene Übersetzung.
3. Erste Charter von Virginia, 10. April 1606 First Charter of Virginia Sehr zum Leidwesen der britischen Freibeuter unter der Führung des Weltumseglers Sir Francis Drake schloß der Nachfolger von Königin Elisabeth I., Jakob I., Frieden mit Spanien und schuf somit die Voraussetzungen für die koloniale Expansionspolitik Englands. Als Rahmen für diese Erschließung
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wurde anders als in Spanien und Portugal eine Art "Staatliche Lizenzerteilung an Privatleute" gewählt, um die noch schwache, nicht sehr leistungsfähige britische Bürokratie zu entlasten. Im Jahre 1606 wurde zwei siedlungswilligen Gesellschaften eine solche Charter verliehen: Der mehr oder weniger glücklosen Virginia Company von Plymouth und der Virginia Company von London, wobei letztere nach fast einem halben Jahr auf See die Mündung des von ihr so benannten River James erreichte und etwas stromaufwärts auf einer sumpfigen Halbinsel die Niederlassung Jamestown gründete. Anfängliche Schwierigkeiten, wie Sumpffieber, Skorbut und Zusammenstöße mit Eingeborenen drohten das Unternehmen fast zum Scheitern zu bringen. Schließlich wuchs im Jahr 1618 durch geschickte Anwerbung in England die Bevölkerung von 400 auf 1000 Einwohner an, und in den nächsten sechs Jahren kamen weitere 4 000 Siedler in die Kolonie, wobei sich die Unterversorgung mit Nahrungsmitteln als ernsthafte Bedrohung auf den Weiterbestand der Kolonie auswirkte. Im Winter des Jahres 1624 wurden viele der Neuankömmlinge vom Hunger dahingerafft, und es wurde sogar von Kannibalismus berichtet. König Jakob I. setzte auf Grund dieser Zustände schließlich eine Untersuchungskommission ein, löste die Londoner Virginia Company auf und erreichte so wieder eine stärkere Bindung der Kolonie an die englische Krone. * * * 1. Wir, Jakob von Gottes Gnaden, König von England, Schottland, Frankreich und Irland, Verteidiger des Glaubens etc. Da Unsere Uns ergebenen und recht gesinnten Untertanen, Sir Thomas Gates und Sir George Somers, Ritter, Richard Hackluit, Geistlicher, Stiftsherr von Westminster und Edward Maria Wingfield, Thomas Hanham und Ralegh Gilbert, Junker, William Parker und George Popham, Herren, und verschiedene andere Unserer Uns ergebenen Untertanen Uns in Demut ersucht haben, daß Wir ihnen Unsere Ermächtigung gewähren möchten, in dem gemeinhin Virginia genannten Teil Amerikas und in anderen Teilen und Gebieten Amerikas, die entweder Uns gehören, oder die gegenwärtig nicht von irgendeinem anderen christlichen Herrscher oder Volk in Besitz gehalten werden, und die sich an den Küsten des Meeres zwischen dem 34. Breitegrad nördlich des Äquinaktialkreises und zwischen dem 45. Grad der gleichen Breite, und auf dem Festland zwischen den gleichen 34. und 45. Graden erstrekken und auf den vorgelagerten oder bis 100 Meilen von der Küste entfernten Inseln Wohnsitz zu nehmen, Pflanzungen anzulegen und eine Kolonie für eine Anzahl Unserer Untertanen zu errichten. 2. Und zu diesem Zwecke und zur schnelleren Bewerkstelligung ihrer beabsichtigten Pflanzung und Siedlung dort sich in zwei verschiedene Kolonien und
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Gesellschaften zu teilen wünschen, und zwar die eine bestimmte Ritter, Herren, Kaufleute und andere Unternehmungslustige Unserer Stadt London oder anderer Gegenden, die sich ihnen nach und nach anschließen werden, umfassend, die ihre Pflanzungen und Siedlungen an geeigneter Stelle zwischen dem 34. und 41. Grad der besagten Breiten längs den erwähnten Küsten von Virginia und Amerika; die andere verschiedene Ritter, Edle, Kaufleute und sonstige Unternehmungslustige Unserer Städte Bristol und Exeter und Unserer Stadt Plymouth und anderer Orte umfassend, welche sich zu jener Kolonie zusammenschließen werden, die ihre Pflanzungen und Siedlungen an geeigneter Stelle zwischen dem 38. Grad und 45. Grad besagter Breite entlang der besagten Küste von Virginia und Amerika, so wie sie verläuft, anlegen wollen. 3. So nehmen Wir mit hohem Lob gnädig ihre Absicht zur Förderung eines so edlen Werkes entgegen, welches durch die Vorsehung des allmächtigen Gottes dem Ruhme seiner Göttlichen Majestät dienen kann durch die Verbreitung der christlichen Religion unter Menschen, die noch in Finsternis und trauriger Unkenntnis der wahren Weisheit und Gottesfurcht leben, und im Laufe der Zeit die Ungläubigen und Wilden, die in jenen Gebieten wohnen, menschlicher Gesittung und einer geregelten und ruhigen Regierung zuführen kann, und Wir nehmen gnädig ihre untertänigen und wohlgesinnten Absichten entgegen und billigen sie durch diesen Unseren Freibrief. 4. Und deshalb gewähren und bewilligen Wir für Uns selbst und Unsere Erben und Nachfolger, daß die besagten Sir Thomas Gates, Sir George Somers, Richard Hackluit und Edward Maria Wingfield Unternehmer von und für Unsere Stadt London und alle anderen, die sich ihnen für diese Kolonie angeschlossen haben oder anschließen werden, die Erste Kolonie genannt werden. Und sie sollen und dürfen ihre besagte erste Pflanzung und Siedlung an jeglicher Stelle an der besagten Küste von Virginia oder Amerika anlegen, die sie für geeignet und richtig halten, zwischen dem besagten 34. und 41. Breitegrad. Und daß sie alle Ländereien, Wälder, Äcker, Böden, Häfen, Buchten, Flüsse, Bergwerke, Bodenschätze, Marschen, Gewässer und Fischereien, Nutzungen und Erbrechte, welcher Art auch immer, von der Stelle ihrer ersten Pflanzung und Siedlung über einen Raum von 50 Meilen nach englischen staatlichen Maßen entlang der besagten Küste von Virginia und Amerika gen Westen und Südwesten, sowie die Küste sich hinzieht, mit allen Inseln im Bereich von hundert Meilen der besagten Meeresküste, haben sollen. Desgleichen alle Ländereien, Äcker, Böden, Häfen, Buchten, Flüsse, Bergwerke, Bodenschätze, Wälder, Gewässer, Marschen, Fischereien, Nutzungen und Erbrechte welcher Art auch immer, von der Stelle ihrer ersten Pflanzung und Siedlung 50 Meilen weit entlang der besagten Meeresküste von Virginia und Amerika gen Osten und Nordosten oder nach Norden,
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wie die Küste verläuft, mitsamt allen Inseln im Bereich von 100 Meilen der besagten Küste. Desgleichen alle Ländereien, Wälder, Böden, Äcker, Buchten, Häfen, Flüsse, Bergwerke, Bodenschätze, Marschen, Gewässer, Fischereien, Nutzungen und Erbrechte welcher Art auch immer, 50 Meilen nach jeder Richtung an der Meeresküste und landeinwärts im Bereich von 100 englischen Meilen. Und sie sollen und dürfen dort wohnen und bleiben, daselbst bauen und Befestigungen anlegen zu ihrer größeren Sicherheit und Verteidigung nach ihrem besten Ermessen und nach dem Ermessen des Rates der Kolonie. Und keiner Unserer Untertanen soll ohne die ausdrückliche und außerdem schriftliche Genehmigung oder Einwilligung des Rates der Kolonie vorher erlangt zu haben, in ihrem Rücken oder landeinwärts pflanzen oder wohnen dürfen. 5. Ebenso gewähren und gestatten Wir für Uns, Unsere Erben und Nachfolger, daß besagter Thomas Hanham, und Ralegh Gilbert, William Parker und George Popham und alle anderen aus der Stadt Plymouth in der Grafschaft Devon oder sonstwoher, welche sich bereits der Kolonie angeschlossen haben oder dies noch tun werden, die Zweite Kolonie genannt werden; und daß sie die besagte Pflanzung und Siedlung für ihren ersten Wohnsitz und Behausung an jeder beliebigen Stelle der besagten Küste von Virginia und Amerika anlegen sollen und dürfen, wo immer sie es für richtig und zweckmäßig befinden, zwischen dem 38. und 45. Breitegrad; und daß sie alle Ländereien, Böden, Äcker, Buchten, Häfen, Flüsse, Bergwerke, Bodenschätze, Wälder, Marschen, Fischereien, Nutzungen und Erbrechte, welcher Art auch immer, im Umkreis von 50 englischen Meilen der ersten Stätte ihrer Pflanzung und Wohnung haben sollen, wie oben festgelegt, entlang der besagten Küste von Virginia und Amerika gen Westen und Südwesten oder Süden, wie die Küste verläuft, und alle Inseln im Bereich von 100 Meilen unmittelbar gegenüber der besagten Meeresküste haben sollen; und auch alle Länder, Böden, Äcker, Häfen, Buchten, Flüsse, Bergwerke, Bodenschätze, Wälder, Marschen, Fischereien, Nutzungen und Erbrechte, welcher Art auch immer, von der Stelle ihrer ersten Pflanzung und Wohnung im Umkreis von 50 Meilen entlang der besagten Küste von Virginia und Amerika gen Osten oder Nordosten oder Norden, wie die Küste verläuft und auch alle Inseln im Bereich von 100 Meilen unmittelbar gegenüber der besagten Küste; und ebenso alle Ländereien, Böden, Äcker, Buchten, Häfen, Flüsse, Bergwerke, Bodenschätze, Marschen, Fischereien, Nutzungen und Erbrechte, welcher Art auch immer, davon 50 Meilen nach jeder Richtung an der Küste und direkt landeinwärts im Bereich von 100 englischen Meilen, und sie sollen und dürfen dort wohnen und bleiben, und sollen und dürfen dort beliebig bauen und zu ihrer besseren Sicherheit Festungen nach ihrem besten Ermessen und dem Ermessen des Rates der Kolonie anlegen; und keinem Unserer Untertanen soll erlaubt und gestattet sein, hinter ihnen oder landeinwärts zu pflanzen oder zu wohnen, ohne
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zuvor die ausdrückliche und außerdem schriftliche Ermächtigung des Rates jener Kolonie erlangt zu haben. 6. Vorausgesetzt immer, und das ist Unser Wille und Belieben, daß die erwähnte Pflanzung und Siedlung der zuletzt errichteten Kolonie nicht innerhalb von 100 englischen Meilen im Umkreis von der anderen, die zuerst mit ihrer Pflanzung, wie erwähnt, begonnen hat, angelegt werden soll. 7. Ebenso befehlen, bestimmen und genehmigen Wir, für Uns, Unsere Erben und Nachfolger, daß jede der besagten Kolonien einen Rat haben soll, der alle Angelegenheiten und Rechtssachen, die innerhalb der verschiedenen Kolonien entstehen, vorfallen oder sich ergeben, nach den Gesetzen, Verfügungen und Anweisungen, die dieserhalb erlassen werden und von Unserer Hand oder mit Unserer eigenhändigen Unterschrift gefertigt sind und das Geheimsiegel Unseres Staates England tragen, entscheiden und regeln soll; jeder Rat soll aus 13 Personen bestehen, die von Zeit zu Zeit bestimmt, ernannt und verabschiedet werden, wie es die betreffenden Anweisungen angeben und dartun; und sie werden ein besonderes Siegel erhalten für alle Angelegenheiten, welche diese besonderen Räte betreffen und angehen; auf jedem dieser Siegel wird auf der einen Seite das Wappen des Königs graviert sein und auf der anderen Seite sein Bildnis; und auf dem Siegel der genannten Ersten Kolonie sollen auf der einen Seite rundherum die Worte graviert sein: Sigillum Regis Magnae Britanniae, Franciae, Hiberniae, und auf der anderen Seite die Inschrift ebenfalls rundherum: Pro Concilio primae Coloniae Virginiae. Und auf dem Siegel des Rates der genannten Zweiten Kolonie sollen ebenfalls auf der einen Seite rundherum die erwähnten Worte graviert sein: Sigillum Regis Magnae Britanniae, Franciae, Hiberniae; und auf der anderen Seite: Pro Concilio scundae Coloniae Virginae. 8. Weiterhin soll ein Rat hier in England eingesetzt werden, der in gleicher Weise aus 13 Personen bestehen soll, die für diesen Zweck von Uns, Unseren Erben und Nachfolgern ernannt werden, und der Unser Rat von Virginia genannt werden soll; und er soll von Zeit zu Zeit die oberste Geschäftsführung und Verwaltung ausschließlich von und für alle Angelegenheiten versehen, welche die Regierung sowohl der besagten verschiedenen Kolonien betrifft, als auch derjenigen aller anderer Orte innerhalb der oben festgelegten Gebiete zwischen dem erwähnten 34. und 45. Breitegrad; dieser Rat soll ebenso ein Siegel haben für die ihn oder die Kolonien betreffenden Angelegenheiten mit den gleichen Wappen und Bildnissen wie oben angeordnet wurde, mit der auf einer Seite rundherum eingravierten Inschrift: Sigillum Regis Magnae Britanniae Franciae, Hiberniae und rund um die andere Seite: Pro Concilio suo Virginiae.
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9. Weiterhin gewähren und bewilligen Wir für Uns, Unsere Erben und Nachfolger, daß die besagten verschiedenen Räte der und für die verschiedenen Kolonien Kraft dieses von Zeit zu Zeit ohne jegliche Behinderung durch Uns, Unsere Erben oder Nachfolger, Anweisungen erteilen sollen und gesetzlich dürfen, nach allen Arten von Gold-, Silber- und Kupfervorkommen sowohl innerhalb jedes Teiles ihrer besagten verschiedenen Kolonien wie auch in besagtem Gebiet im Hinterland der betreffenden Kolonien zu graben, zu schürfen und zu suchen; und das so gewonnene Gold, Silber und Kupfer zu Nutz und Frommen der betreffenden Kolonien und ihrer Pflanzungen zu behalten und zu verwerten; und an Uns, Unsere Erben und Nachfolger lediglich den fünften Teil des betreffenden Goldes und Silbers und den fünfzehnten Teil des wie erwähnt anfallenden Kupfers ohne irgendeinen Nutzen oder Belastung aus und in gebührender Achtung für Uns, Unsere Erben und Nachfolger auszuhändigen oder abzuliefern. 10. Und sie sollen und dürfen laut Gesetz Münzen schlagen lassen, die als Zahlungsmittel zwischen den Bewohnern der verschiedenen Kolonien dienen, um Handel und Verkehr zwischen ihnen selbst und den Eingeborenen dort zu erleichtern, aus demjenigen Metall und in der Art und Form, welche die besagten verschiedenen Räte dort festsetzen und bestimmen werden. 11. Ebenso verleihen Wir für Uns, Unsere Erben und Nachfolger alle Befugnisse und Vollmachten den besagten Sir Thomas Gates, Sir George Somers, Richard Hackluit, Edward-Maria Wingfield, Thomas Hanham, Ralegh Gilbert, William Parker und George Popham, jedem einzelnen von ihnen und den besagten verschiedenen Gesellschaften, Pflanzungen und Kolonien, daß sie alle und zu jeglicher Zeit fürderhin bei der besagten Seereise nach und zu den besagten verschiedenen Pflanzungen und Kolonien denjenigen und soviele Unserer Untertanen, als freiwillig sie oder jemand von ihnen bei den besagten Reisen in die besagten Pflanzungen begleiten werden, haben und mitnehmen sollen und dürfen und in besagter Reise nach und zu den besagten verschiedenen Pflanzungen und Kolonien führen sollen, um dorthin reisend, in jeder der besagten Kolonien und Pflanzungen zu bleiben und dort zu wohnen; und zwar mit ausreichendem Schiffsraum, Ausrüstung, Waffen, Geschützen, Schießpulver und Lebensmitteln und allen anderen Dingen, die für die Pflanzungen und für ihre Verwendung und Verteidigung dort erforderlich sind, immer vorausgesetzt, daß keine der erwähnten Personen von der Art ist, daß späterhin Wir, Unsere Erben und Nachfolger sie besonders in ihrer Freiheit beschränken müssen. 12. Außerdem geben und erteilen Wir durch dieses Dokument für Uns, Unsere Erben und Nachfolger den besagten Sir Thomas Gates, Sir George Somers,
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Richard Hackluit, Edward-Maria Wingfield, Thomas Hanham, Ralegh Gilbert, William Parker und George Popham und jeder der besagten Kolonien die amtliche Erlaubnis, daß sie alle zu gegebener Zeit und für alle Zeiten zu ihrer Verteidigung jegliche Person und Personen, die ohne besondere Genehmigung der verschiedenen Kolonien und Pflanzungen versuchen sollte oder sollten, sich innerhalb der verschiedenen Gebiete und Grenzen der besagten Kolonien und Pflanzungen anzusiedeln oder etwas zum Nachteil, zur Beeinträchtigung oder zum Schaden der besagten Pflanzungen oder Kolonien unternehmen oder versuchen sollte, sowohl zu Wasser wie zu Land auf jegliche Art und Weise angreifen, vertreiben, zurückweisen und bekämpfen sollen und dürfen. 13. Durch dieses Dokument geben und gewähren Wir den besagten Sir Thomas Gates, Sir George Somers, Richard Hackluit, Edward-Maria Wingfield, und ihren Teilhabern der besagten Ersten Kolonie und den besagten Thomas Hanham, Ralegh Gilbert, William Parker und George Popham und ihren Teilhabern der besagten Zweiten Kolonie und jedem einzelnen zu gegebener Zeit und für alle Zeiten Gewalt und Vollmacht, auf jegliche Art und Weise jede Person und alle Personen mitsamt ihren Schiffen, Fahrzeugen, Waren und übriger Ausrüstung zu ergreifen und festzunehmen, die dabei befunden werden, in irgendeinem Hafen oder irgendwelchen Häfen, irgendwelcher Bucht oder irgendwelchen Buchten oder irgendwelchem Ort innerhalb der Grenzen oder des Gebietes der besagten verschiedenen Pflanzungen und Kolonien, Handel zu treiben, und die nicht zu diesen Kolonien gehören, bis sie, falls sie zu irgendeinem Reich oder Dominion unter Unserer Befehlsgewalt gehören, zu Händen des Schatzmeisters der Kolonie, innerhalb deren Grenzen und Gebiet sie Handel treiben wollen, 2 1/2 vom Hundert von allen Dingen, mit denen sie handeln, die sie kaufen oder verkaufen, bezahlen oder bereit sind zu zahlen. Sollten es Fremde und nicht Unsere Befehlsgewalt unterworfene sein, bis sie 5 vom Hundert von allen Waren und Gütern, mit denen sie innerhalb des Gebietes der besagten verschiedenen Kolonien Handel treiben, oder die sie dort kaufen oder verkaufen sollten, bezahlen. Diese erwähnten Geldbeträge oder Gewinne sollen im Zeitraum von 21 Jahren vom heutigen Datum an gerechnet, ausschließlich zum Wohle, Nutzen und Frommen der besagten verschiedenen Pflanzungen, wo der Handel stattfindet, verwendet werden. Und nach Ablauf der besagten 21 Jahre sollen selbige zur Verfügung von Uns, Unseren Erben und Nachfolgern durch Beamte und Beauftragte, die von Uns, Unseren Erben und Nachfolgern dafür ernannt und angestellt werden sollten, vereinnahmt werden. 14. Weiterhin erlauben und gewähren Wir durch diese Urkunde für Uns, Unsere Erben und Nachfolger den besagten Sir Thomas Gates, Sir George Somers, Richard Hackluit, Edward-Maria Wingfield und ihren Teilhabern von der be-
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sagten Ersten Kolonie und Pflanzung und den besagten Thomas Hanham, Ralegh Gilbert, William Parker und George Popham und ihren Teilhabern von der besagten Zweiten Kolonie und Pflanzung, daß sie und jeder einzelne durch ihre Vertreter, Beauftragten und Geschäftsführer die Güter, das Vieh, die Waffen, Munition und Ausrüstung, deren sie für ihre Kleidung, Ernährung, Verteidigung oder sonstwie für die besagten Pflanzungen bedürfen, aus Unseren Reichen England und Irland und allen Unseren anderen Dominions zu gegebener Zeit für und während der Dauer von sieben Jahren vom heutigen Datum an gerechnet, zur größeren Erleichterung der besagten verschiedenen Kolonien und Pflanzungen, ohne Zoll, Steuer oder andere Abgaben an Uns, Unsere Erben und Nachfolger zu entrichten oder zu bezahlen, hinschaffen dürfen. 15. Weiterhin erklären Wir für Uns, Unsere Erben und Nachfolger durch dieses Dokument, daß jegliche Personen, die Unsere Untertanen sind und in irgendeiner der besagten verschiedenen Kolonien und Pflanzungen leben und wohnen, und alle ihre Kinder, die innerhalb der Grenzen und Gebiete der besagten verschiedenen Kolonien und Pflanzungen geboren werden sollten, alle Freiheiten, Gerechtsame und Privilegien in allen Unseren Dominions für alle Absichten und Zwecke haben und genießen sollen, als ob sie in Unserem Reich England oder in irgendeinem Unserer besagten Dominions geboren wären und dort lebten. 16. Außerdem ist es Unser gnädigster Wunsch und Wille, und Wir erklären und bekunden in diesem Erlaß für Uns, Unsere Erben und Nachfolger, daß, wenn irgendwelche Person oder Personen aus den besagten Kolonien oder Pflanzungen oder irgendein anderer, der mit besagten Kolonien und Pflanzungen oder einer von ihnen Handel treiben sollte, zu irgendeiner jetzigen oder späteren Zeit Waren, Güter oder Verkaufsgegenstände aus irgendeiner Unserer Dominions ausführen sollte mit der Absicht, diese innerhalb der Grenzen und Gebiete irgendeiner der besagten Kolonien und Pflanzungen an Land zu bringen, zu verkaufen oder anderweitig zu verwerten und trotzdem – noch auf See oder nachdem er sie innerhalb irgendeiner der besagten Kolonien und Pflanzungen an Land gebracht hat – dieselben in irgendein anderes fremdes Land verbringen sollte, in der Absicht, sie dort zu verkaufen oder zu verwerten, und zwar, ohne vorerst Unsere Genehmigung oder die Unserer Erben oder Nachfolger hierzu eingeholt zu haben; daß dann alle Habe und Güter dieser Person oder Personen, welche so zuwiderhandeln und befördern, mitsamt besagtem Schiff oder Fahrzeug, auf dem diese Beförderung stattfand, Uns, Unseren Erben und Nachfolgern verfallen sein soll.
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17. Vorausgesetzt immer, und das ist Unser Willen und Belieben und erklären Wir hierdurch allen christlichen Königen, Fürsten und Staaten, daß, wenn irgendwelche Person oder Personen, die zu irgendeiner der besagten verschiedenen Kolonien und Pflanzungen oder irgendeiner anderen gehören werden, zu irgendwelcher Zeit künftig zur See oder zu Land rauben oder plündern sollten oder irgendeine Handlung ungerechter und ungesetzlicher Feindseligkeit gegen irgendeinen Untertan von Uns, Unseren Erben oder Nachfolgern oder irgendeinen Untertanen eines Königs, Fürsten, Herrschers, Gouverneurs oder Staates, der mit Uns, Unseren Erben oder Nachfolgern im Bündnis oder in Freunschaft steht, verüben sollte, daß auf solche Unbill oder auf die begründete Beschwerde eines solchen Fürsten, Herrschers, Gouverneurs oder Staates hin Wir, Unsere Erben oder Nachfolger, eine offene Proklamation in jedem der Häfen Unseres Reiches England, der für diesen Zweck geeignet ist, erlassen werden, daß die besagte Person oder die besagten Personen, die solche Räuberei oder Plünderung begangen hat oder haben, innerhalb einer durch die Proklamation bestimmten Frist für alle begangene Unbill volle Wiederherstellung oder Schadenersatz zu leisten hat oder haben, derart, daß sich besagte Klage führenden Fürsten oder die anderen für völlig entschädigt und befriedigt erachten: und daß, wenn besagte Person oder Personen, die den Raub oder Schaden begangen hat oder haben in der vorgeschriebenen Zeit nicht Entschädigung geleistet hat oder haben oder dies veranlassen, Wir, Unsere Erben und Nachfolger das Recht haben, diese bewußten Personen, die den Raub oder Schaden begangen haben und ihre Vermittler, Helfershelfer oder Anhänger aus Unserem Untertanenverhältnis und Schutz auszustoßen, und daß alle Fürsten und andere das Recht und freie Hand haben sollen, die Schuldigen feindlich zu verfolgen, und zwar jeden einzeln und alle und jeden ihrer Vermittler, Helfershelfer und Anhänger in dieser Angelegenheit. 18. Endlich gewähren und bewilligen Wir für Uns, Unsere Erben und Nachfolger den besagten Herren Sir Thomas Gates, Sir George Somers, Richard Hackluit, Edward-Maria Wingfield und allen anderen der besagten Ersten Kolonie, daß Wir, Unsere Erben und Nachfolger auf einen diesbezüglichen Antrag durch Freibrief unter dem Großsiegel Englands solchen Personen, ihren Erben und Bevollmächtigten, wie sie der Rat jener Kolonie oder die Mehrheit von ihnen für diesen Zweck ernennen und bestimmen wird, alle Ländereien, Grundstücke und Erbrechte geben und übertragen werden, welche innerhalb des für jene Kolonie – wie erwähnt – umschriebenen Bereiches liegen werden, um sie von Uns, Unseren Erben und Nachfolgern zu übernehmen wie Unser Schloßgrundstück in East Greenwich in der Grafschaft Kent, lediglich als höheres freies Grundbesitztum und nicht als Krongut.
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19. Ebenso gewähren und bewilligen Wir für Uns, Unsere Erben und Nachfolger dem besagten Thomas Hanham, Ralegh Gilbert, William Parker und George Popham und allen anderen der besagten Zweiten Kolonie, daß Wir, Unsere Erben und Nachfolger auf einen diesbezüglichen Antrag durch Freibrief unter dem Großsiegel Englands solchen Personen, ihren Erben und Bevollmächtigten, wie sie der Rat jener Kolonie, oder die Mehrheit von ihm für diesen Zweck ernennen und bestimmen wird, alle Ländereien, Grundstücke und Erbrechte geben und übertragen werden, welche innerhalb des für jene Kolonie – wie erwähnt – umschriebenen Bereiches liegen werden, um sie von Uns, Unseren Erben und Nachfolgern zu übernehmen wie Unser Schloßgrundstück in East Greenwich in der Grafschaft Kent, lediglich als höheres freies Grundbesitztum und nicht als Krongut. 20. Alle diese Ländereien, Grundstücke und Erbrechte, die so durch die besagten einzelnen Freibriefe übereignet werden, sollen hinlängliche Sicherheit den besagten Freibriefinhabern bieten, die so auf die Unternehmer der Pflanzungen der besagten verschiedenen Kolonien und auf diejenigen, welche ihre Pflanzungen in jeder der besagten verschiedenen Kolonien betreiben, verteilt und eingeteilt werden, und zwar in solcher Art und Form und für solche Güter, wie es von dem Rate der besagten Kolonie, innerhalb deren die betreffenden Ländereien, Grundstücke und Erbrechte gelegen sein werden, oder dem größeren Teile von ihm angeordnet und niedergelegt werden wird. … Engl. und deutsch in: Adolf Rock, Dokumente der amerikanischen Demokratie, Wiesbaden, 1953, 34 ff.
4. Der Mayflower Vertrag, 11. November 1620 The Mayflower Compact Die Virginia Company of London verlieh ein Patent, das die Niederlassung in Virginia gestattete, an die Separatisten aus Leyden, welche Puritaner des radikalen Flügels sind, die sich bewußt von der anglikanischen Staatskirche losgesagt hatten und eine kongregationalistische Kirchenform befürworteten. Auf Grund von religiöser Verfolgung schifften sich im September 1620, mit der Hilfe von englischen Kaufleuten, insgesamt 101 Passagiere, davon 87
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Puritaner in Plymouth ein, um der Verfolgung durch die anglikanische Kirche zu entfliehen, und erreichten Cape Cod im November. Um eine Art Regierung zu errichten, legten sie noch auf der Schiffsreise nachstehendes Übereinkommen fest, das als Grundmodell eines Gesellschaftsvertrages gesehen werden kann. Dieser nach ihrem Schiff benannte Mayflower Compact blieb bis auf weiteres das einzige Grundlagendokument der sich im Frühstadium befindlichen Kolonie. Die schwierigen Lebensumstände und das Bewußtsein um die Orientierung am Compact ließen keinen Gedanken an die Notwendigkeit eines weiteren Grundlagendokumentes zu. So blieb bis zur neun Jahre später erlassenen Charter von Massachusetts der Mayflower Compact das einzige verfassungsähnliche Dokument in der Kolonie. * * * "In Gottes Namen, Amen. Wir, deren Namen unterzeichnet sind, die getreuen Untertanen unseres erhabenen Herrschers König Jakob, durch Gottes Gnade König von Großbritanien, Frankreich und Irland, Hüter des Glaubens etc., die wir zu Gottes Ruhm, zur Ausbreitung des christlichen Glaubens und zur Ehre unseres Königs und Landes eine Fahrt unternommen haben, um die erste Kolonie in den nördlichen Teilen von Virginia zu gründen, kommen durch Gegenwärtiges feierlich und gegenseitig vor Gottes Angesicht und einander überein und verbinden uns zu einem bürgerlichen Gemeinwesen (Body Politick) zu unserer besseren Ordnung und Bewahrung und Förderung der vorgenannten Zwecke; Und kraft dessen erlassen wir, setzen fest und entwerfen solche gerechten und billigen Gesetze, Verordnungen, Akte, Satzungen und Ämter, von Zeit zu Zeit, wie sie für am tauglichsten und zweckmäßigsten für das gemeine Wohl der Kolonie gehalten werden; welchen wir alle schuldige Unterwerfung und Gehorsam geloben. Zum Zeugnis dessen wir hier unsere Namen unterschrieben haben bei Kap Cod, den elften November … Anno Domini 1620. (41 Unterschriften)" Engl. in: Charles A. Beard, A Basic History of the United States, New York, 1950, Appendix, 492 f.; dt. aus: Hartmut Wasser, Die USA, der unbekannte Partner, Paderborn, 1983, 38 ff.
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5. Erste Charter von Massachusetts, 4. März 1629 First Charter of Massachusetts Den Pilgern der Mayflower folgte bald eine bedeutende Anzahl an Auswanderern in die Neue Welt nach. Während der Regierungszeit Charles I., der 1629 das englische Parlament suspendiert hatte, fürchteten viele Untertanen nicht nur die königliche Verfolgung, sondern auch die Strafe Gottes, von der sie überzeugt waren, daß sie über das Land hereinbrechen werde. Einige wohlhabende Kongregationalisten kauften sich daher in eine Gesellschaft ein (die spätere Massachusetts Bay Company), um ein Jahr später die Mehrheit daran und eine königliche Charter zu erwerben. Da der Sitz der Gesellschaft nicht ausdrücklich festgelegt war, konnte er auch in der Neuen Welt gewählt werden, was eine größere Distanz zur königlichen Herrschaft zur Folge hatte. Die ersten 1 000 Siedler segelten unter der Führung von John Winthrop, dem ersten Gouverneur, über den Atlantik und gründeten sechs Niederlassungen an der Massachusetts Bay, darunter auch Newtown, das spätere Cambridge, und Boston, im ersten Jahr. Nach zehn Jahren kamen weitere 13 000 Menschen in die neuen Kolonien. Bei der königlichen Charter handelte es sich eigentlich um ein handelsrechtliches Dokument und weniger um eine Verfassung im politischen und staatsrechtlichen Sinne. An dieser Charter ist zu bemerken, daß sie der Massachusetts Bay Company Land zugedacht hatte, das eigentlich vorher schon dem Council for New England (der Nachfolgegesellschaft der Virginia Company of Plymouth, die mittlerweile ebenfalls über eine eigene königliche Charter verfügte) zugesprochen worden war, was erhebliche Zweifel an ihrer Rechtmäßigkeit aufkommen ließ. Die Massachusetts Bay Company hatte jedoch die Unterstützung des einflußreichen Earl of Warwick, dem Titular Präsident des Council for New England. Als später an die Stelle der handelsrechtlichen Bestimmungen die Einrichtung einer staatlichen Organisationsstruktur trat, wurde die Charter zur ersten Verfassung von Massachusetts. * * * Karl, von Gottes Gnaden König von England … (hier erfolgt eine Wiedergabe des Patents von 1620 und der Stiftung an Sir Henry Rosewell von 1628, welche Stiftung durch diese Charter bestätigt wird, und setzt fort:) Und weiter, mögt Ihr wissen, … Wir … geben und verleihen den genannten Sir Henry Rosewell, Sir John Younge, Sir Richard Saltonstall, Thomas
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Southcott, John Humfrey, John Endecott, Symon Whetcombe, Isaak Johnson, Samuell Aldersey, John Ven, Mathewe Cradock, George Harwood, Increase Nowell, Richard Pery, Richard Bellingham, Nathaniel Wright, Samuell Vassall, Theophilus Eaton, Thomas Goffe, Thomas Adams, John Browne, Samuell Browne, Thomas Hutchins, William Vassall, William Pinchion und George Foxcrofte, ihren Erben und Rechtsnachfolgern, all jenen Teil von Neuengland in Amerika, welcher liegt und sich erstreckt zwischen einem großen Fluß dort, welcher gemeiniglich Monomack Fluß, alias Merimack Fluß genannt wird, und einem gewissen anderen Fluß dort, genannt Charles Fluß, welcher am unteren Ende einer gewissen Bay dort, welche gemeiniglich Massachusetts genannt wird, liegt; und ebenfalls alle und jede einzelne dieser Ländereien und Erbgüter welcher Art auch immer, welche innerhalb eines Bereiches von drei englischen Meilen am südlichen Teil des genannten Flußes, welcher Charles Fluß genannt wird, liegen, auch alle und jede einzelne der Ländereien …, welche innerhalb eines Bereichs von drei englischen Meilen südlich des südlichsten Teils genannten Bay, – genannt Massachusetts, liegt, … und auch alle jene Ländereien und Erbgüter welcher Art auch immer, welche innerhalb des Bereichs von drei englischen Meilen nördlich des genannten Flußes, genannt Monomack alias Merrymack, liegen und sich befinden … und alle Ländereien und Erbgüter welcher Art auch immer, welche innerhalb der obgenannten Grenzen nördlich und südlich in Latitude und Breite, und in Länge und Longitude liegen, von und innerhalb der vorgenannten Breite durch das ganze dortige Festland vom Atlantik und der Westlichen See und dem Ozean an der östlichen Seite zu der Südlichen See an der westlichen Seite; … und auch alle Inseln im vorgenannten Amerika in den genannten Meeren, … und alle Minen und Mineralien als auch königlichen Gold- und Silberminen … welcher Art auch immer, in den genannten Ländereien und Grundstücken, … völlige Freiheit des Fischfangs in oder innerhalb jedes der Flüsse oder Gewässer innerhalb der vorgenannten Grenzen und Limits, und der dort angrenzenden Seen; … Wir haben weiter gegeben, verliehen und bestätigt … an Sir Henry Rosewell, (etc.), und allen solch anderen, wie sie zukünftig noch zugelassen werden sollten, … daß sie … sachlich und rechtlich eine Vereinigung und politische Körperschaft bilden sollen, unter dem Namen von Gouverneur und Gesellschaft der Massachusetts Bay in Neuengland, … wir ordnen an …, daß sie unter diesem Namen eine sich fortsetzende dauerhafte Einrichtung bilden und fähig und in der Lage sein sollen, zu klagen und geklagt zu werden, Strafverfahren durchzuführen, Anträge zu stellen und zu beantworten und Antworten zu erhalten, in allen und in jedem einzelnen Verfahren, Rechtsfall, Rechtsstreit und Klage welcher Art und Natur auch immer. Und sie sollen auch alle Arten von Ländereien,
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Besitzungen, Erbgüter oder andere Güter oder Fahrnis haben, nehmen, besitzen, erwerben und kaufen können … Und weiter, … Daß es einen Gouverneur, einen Stellvertretenden Gouverneur und achtzehn Assistenten der genannten Gesellschaft geben soll, welche von Zeit zu Zeit durch die freien Männer der genannten Gesellschaft aufgestellt, gewählt und ausgewählt werden sollen, … welche genannten Beamten sich der Aufgabe widmen sollen, für die beste Verfügung und Ordnung der allgemeinen Geschäfte und Angelegenheiten Sorge zu tragen, welche die genannten Ländereien und Grundstücke … und die Regierung des Volkes da selbst betreffen … Und weiter, … Daß der Gouverneur der genannten Gesellschaft … die Macht haben soll, von Zeit zu Zeit die genannte Gesellschaft zu versammeln, und … die genannte Gesellschaft … kann einmal in jedem Monat, oder öfter, wenn es ihr so belieben sollte, sich versammeln und einen Rat oder Versammlung ihrer selbst halten und abhalten, für die bessere Ordnung und Lenkung ihrer Angelegenheiten, und daß irgendwelche sieben oder mehr Personen aus der Zahl der Assistenten, zusammen mit dem Gouverneur oder Stellvertretenden Gouverneur so versammelt, einen vollen und ausreichenden Rat oder Versammlung der genannten Gesellschaft bilden sollen, … und … Wir geben und gewähren … Daß der Gouverneur … und zumindestens sechs der Assistenten, damit zusammen also sieben, volle Macht und Autorität haben sollen, soviele andere, als sie für zweckdienlich erachtet, jedoch nicht der genannten Gesellschaft Gemeinschaft angehören, zu wählen, zu nominieren und zu ernennen, und sie in dieselbe aufzunehmen; Und soviele Beamte, als sie für die Ordnung, Führung und Abordnung der Angelegenheiten des genannten Gouverneurs und der Gesellschaft, und ihrer Nachfolge zweckmäßig und notwendig erachten; Und Gesetze und Verordnungen für das Wohl und die Wohlfahrt der genannten Gesellschaft und für die Regierung und die Ordnung der genannten Länder und Niederlassung und das Volk, das daselbst wohnt, zu erlassen, als sie von Zeit zu Zeit nötig dünkt, … Und, … Wir gewähren den genannten, dem Gouverneur und der Gesellschaft, … Daß alle und jeder einzelne unserer Untertanen, … welcher … innerhalb der genannten Lande wohnen sollte, alle Freiheiten und Immunitäten eines freien und natürlichen Untertanen innerhalb irgendeines unserer Herrschaftsgebiete haben und genießen soll, … Und … es soll und mag rechtmäßig sein, für den Gouverneur … und jene Assistenten und Freien der genannten Gesellschaft, wie sie für den Augenblick in irgendeinem der vorgenannten allgemeinen Räten versammelt sind, oder in irgendeinem anderen Rat, welcher besonders zusam-
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mengerufen und für diesen Zweck versammelt wird, oder für den größeren Teil derselben, … von Zeit zu Zeit alle Art von wohltätigen und vernünftigen Ordnungen, Gesetzen, Statuten und Verordnungen, Direktiven und Instruktionen zu erlassen, die den Gesetzen dieses unseres Königreichs von England nicht zuwiderlaufen, als auch für die Bestimmung der Formen und Zeremonien der Regierung und des Magistrats, … und für die Lenkung aller Angelegenheiten und Dinge, durch die unser genanntes Volk auf diese Weise religiös, friedlich und anständig regiert werden kann, damit ihr gutes Leben und ihr ordentliches Betragen die Eingeborenen des Landes gewinnen und zur Kenntnis des und zum Gehorsam gegenüber dem einzigen wahren Gott und Retter der Menschheit, und zum christlichen Glauben, welcher nach unserer königlichen Absicht und der Unternehmer freien Bezeugung der hauptsächliche Zweck dieser Niederlassung ist, gewonnen und angeeifert werden können. Zu Urkund dessen wir selbst, zu Westminster, diesen vierten Tag des März im vierten Jahr unserer Herrschaft. Per Breve de Privato Sigillo, Wolseley. Engl. in: Francis Newton Thorpe (ed.), The Federal and State Constitutions, Colonial Charters and Other Organic Laws of the States, Territories and Colonies, now or here to fore forming the United States of Amerikca, Washington, 1909, Vol. III, 1846 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
6. Grundlegende Verfügungen für Connecticut, 14. Januar 1639 Fundamental Orders of Connecticut Im Jahre 1636 gründete Reverend Thomas Hooker im Connecticut Valley die Stadt Hartford. Den Pionieren folgten bald weitere Siedler aus Massachusetts, und nach einer erfolgreich überstandenen Konfrontation mit den Pequodindianern 1637 gingen die freien Bewohner der Städte Hartford, Windsor und Wethersfield an die Ausarbeitung einer Verfassung, die als "Fundamental Orders of Connecticut" am 14. Januar 1639 angenommen wurde. Bemerkenswert daran ist, daß es sich hierbei um die erste geschriebene Verfassung in der
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westlichen Welt handelt, die eine Regierung vorsieht. Vom Inhalt her von liberalen Ideen durchzogen ist sie, wie John Hooker anläßlich der verfassungsgebenden Versammlung am 31. Mai 1638 hervorhob, gegründet auf die Autorität des Volkes, das seine Macht von Gott selbst erhält. An der Tatsache, daß Connecticut sich von Anfang an als selbständige Republik konstituiert hatte, änderte auch die "Connecticut Charter" von Charles II. vom 20. April 1662 nichts, in der lediglich die Verwaltungsgrenzen von Gemeinden und Bezirken festgelegt wurden. * * * Sintemal es dem allmächtigen Gott nach dem weisen Ratschluß seiner göttlichen Vorsehung gefallen hat, die Dinge so zu gestalten, daß wir Bewohner und Ansässige von Windsor, Hartefort und Wethersfield nun an dem Fluß Conectecotte und in den daran grenzenden Gebieten leben und wohnen, und da wir wohl wissen, daß, wo ein Volk versammelt ist, das Wort Gottes fordert, daß um Frieden und Eintracht in solchem Volke zu wahren, eine ordentliche und ehrbare Regierung gemäß Gottes Wort eingesetzt sei, um, je nachdem es Zeit und Gelegenheit erfordern, die Angelegenheiten des Volkes zu ordnen und zu regeln, so tun wir uns zusammen und vereinigen uns, um einen Staat oder ein Gemeinwesen zu bilden, und treten für uns selbst und unsere Nachfolger und für alle, die uns zu irgendeiner späteren Zeit angegliedert werden sollten, zu einem Bunde und einer Konföderation zusammen, um die Freiheit und Reinheit des Evangeliums unseres Herrn Jesus, zu dem wir uns jetzt bekennen, wie auch die Vorschriften der Kirchen, die gemäß der Wahrheit des erwähnten Evangeliums jetzt bei uns geübt werden, zu erhalten und zu bewahren, wie auch zur Leitung und Lenkung unserer bürgerlichen Angelegenheiten, entsprechend den Gesetzen, Regeln, Verordnungen und Erlassen, die gegeben, verordnet und erlassen werden sollten, und zwar folgendermaßen: 1. Es wird befohlen, für Recht erklärt und verfügt, daß jährlich zwei allgemeine Versammlungen oder Hofe stattfinden sollen, die eine am zweiten Donnerstag im April, die andere am zweiten Donnerstag im darauffolgenden September; die erste soll Wahlkollegium genannt, und in ihr sollen jährlich von Zeit zu Zeit soviele richterliche und andere öffentliche Beamte gewählt werden, als für nötig erachtet werden; aus ihnen soll einer zum Gouverneur für das folgende Jahr, und zwar bis ein neuer gewählt ist, gewählt werden, und keine Magistratsperon soll für länger als ein Jahr gewählt werden, immer vorausgesetzt, daß sechs außer dem Gouverneur gewählt sind, die nach ihrer Wahl und entsprechender Vereidigung des Rechtes nach den hier eingeführten Gesetzen pflegen sollen und bei deren Fehlen gemäß der Regel des Wortes Gottes; diese Wahl
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soll von allen denen getätigt werden, die als freie Bürger gelten, den Treueid geleistet haben und innerhalb dieses Gerichtbezirkes leben, nachdem sie als Bürger von dem größeren Teil der Einwohner der Stadt, die sie bewohnen, oder von der Majorität der Anwesenden zugelassen worden sind. 2. Es wird befohlen, für Recht erklärt und verfügt, daß die Wahl der besagten richterlichen Personen folgendermaßen vor sich geht: Jede anwesende und zur Wahl berechtigte Person soll einen einzigen Zettel der Person, die beauftragt wurde, ihn zu empfangen, übergeben, mit dem Namen desjenigen daraufgeschrieben, den sie als Gouverneur für dieses Jahr haben möchte, und der, welcher die meisten Zettel bekommt, soll für dieses Jahr Gouverneur werden. Die übrigen richterlichen Personen oder öffentlichen Beamten sollen wie folgt gewählt werden: Der jeweilige Schriftführer soll zuerst die Namen derjenigen verlesen, die in die Wahl kommen sollen und sie einzeln deutlich nennen, und jeder, der die genannte Person wählen will, soll einen einzelnen Zettel mit dem Namen darauf abgeben, während derjenige, der sie nicht wählen will, einen Blankozettel abgeben soll; und jeder, der mehr beschriebene Zettel bekommt als unbeschriebene, soll für ein Jahr Magistratsmitglied werden. Die Zettel sollen in Empfang genommen werden und verlesen von einer oder mehr von der Versammlung dafür vereidigten Person oder Personen in Empfang genommen und verlesen werden; falls aus der Zahl der Kandidaten aber nicht sechs Personen – wie zuvor gesagt – neben dem Gouverneur gewählt werden sollten, soll die Person oder sollten die Personen, die die meisten beschriebenen Zettel erhalten, Gerichtsperson oder -personen für das folgende Jahr sein, um die genannte Zahl zu erreichen. 3. Es wird befohlen, für Recht erklärt und verfügt, daß der Schriftführer keine Person vorschlagen soll und auch keine neu in den Magistrat gewählt werden soll, die nicht vorher in einer allgemeinen Versammlung zur Nominierung für die nächste Wahl vorgeschlagen worden ist. Zu diesem Zweck soll jede der oben genannten Städte zwei Abgesandte vorschlagen dürfen, die sie für geeignet zur Wahl hält, und die Versammlung kann so viele Kandidaten hinzufügen, als sie für erforderlich hält. 4. Es wird befohlen, für Recht erklärt und verfügt, daß niemand mehr als einmal in zwei Jahren zum Gouverneur gewählt werden soll, und daß der Gouverneur immer ein Mitglied einer genehmigten Gemeinde ist und früher schon zum Magistrat des Gerichtsbezirkes gehörte, und alle Magistratsmitglieder freie Bürger dieses Gemeinwesens sind, und daß keine Magistratsperson oder ein anderer öffentlicher Beamter eine Amtshandlung vornehmen darf, ehe er nicht den feierlichen Eid geleistet hat, was er vor der Versammlung tun muß, wenn sie tagt, im anderen Fall vor einem dazu Beauftragten.
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5. Es wird befohlen, für Recht erklärt und verfügt, daß die verschiedenen Städte ihre Beauftragten zu der Wahlbehörde schicken sollen, die, wenn die Wahlen vorüber sind, in jeden öffentlichen Dienst eintreten können, wie bei anderen Behörden. Die andere allgemeine Versammlung im September soll sich mit dem Ausarbeiten von Gesetzen und jeder anderen öffentlichen Angelegenheit befassen, die zum Wohle der Gemeinde dient. 6. Es wird befohlen, für Recht erklärt und verfügt, daß der Gouverneur entweder selbst oder durch seinen Schriftführer den Konstabeln jeder Stadt Aufforderungen zur Einberufung dieser beiden feststehenden Versammlungen zusendet, und zwar mindestens einen Monat vor den verschiedenen Terminen. Und wenn der Gouverneur oder der größere Teil der Ratsmitglieder es für nötig befinden, eine allgemeine Versammlung für eine besondere Gelegenheit einzuberufen, kann der Schriftführer damit beauftragt werden, und zwar mit vierzehntägiger Frist, und wenn dringliche Fälle es verlangen, mit noch kürzerer Frist, wobei dann bei der Versammlung, oder wenn sie danach gefragt werden, die stichhaltigen Gründe dafür angegeben werden müssen. Und wenn der Gouverneur oder die Majorität der Magistratsmitglieder es entweder versäumen oder sich weigern, die beiden feststehenden Gerichtstagungen einzuberufen, oder eine davon, oder auch zu anderen Terminen, wenn das Wohl der Allgemeinheit es verlangt, so können die freien Bürger oder ihre Mehrzahl eine Eingabe machen, daß dies geschieht; wenn es auch dann noch versäumt oder verweigert wird, so soll den besagten freien Bürgern oder ihrer Mehrzahl erlaubt sein, die Konstabeln der verschiedenen Städte zu beauftragen, es zu tun, und so können sie sich versammeln und einen Vorsitzenden wählen und jegliche Macht ausüben wie sonst nur die allgemeine Versammlung. 7. Es wird befohlen, für Recht erklärt und verfügt, daß nachdem die Einberufungsschreiben zu irgendeiner der besagten allgemeinen Versammlungen ergangen sind, der Konstabel oder die Konstabeln einer jeden Stadt die Einwohner derselben deutlich davon in Kenntnis setzen soll oder sollen, entweder in einer öffentlichen Versammlung, oder indem sie von Haus zu Haus gehen mit der Aufforderung, daß an einem vorgesehenen Ort und zu bestimmter Zeit sie sich versammeln sollen, um bestimmte Vertreter zu wählen, um bei der folgenden allgemeinen Versammlung die Angelegenheiten des Gemeinwesens zu besprechen. Die besagten Abgeordneten sollen von allen anerkannten Bürgern der verschiedenen Städte, die den Treueid geleistet haben, gewählt werden. Niemand darf als Abgeordneter für die allgemeine Versammlung gewählt werden, der nicht freier Bürger dieses Gemeinwesens ist.
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Die besagten Abgeordneten sollen auf folgende Weise gewählt werden: Alle anwesenden Personen, die wie vorher gesagt, dazu berechtigt sind, geben verschiedene Zettel ab, auf denen sie die Namen derjenigen geschrieben haben, die sie für das Amt zu wählen wünschen, und diese drei oder vier, mehr oder weniger, je nach der jeweils vereinbarten Zahl, welche die meisten Zettel mit ihren Namen bekommen haben, sollen Abgeordnete dieser allgemeinen Versammlung werden; ihre Namen sollen auf der Rückseite des Einberufungsschreibens vermerkt und der allgemeinen Versammlung mit der Unterschrift des Konstabel oder der Konstabeln darauf zurückgesandt werden. 8. Es wird befohlen, für Recht erklärt und verfügt, daß die Städte Windsor, Hartford und Wethersfield jede das Recht haben sollen, vier ihrer freien Bürger als Abgeordnete in die allgemeine Versammlung zu schicken, und jede Stadt, die späterhin zu dem Rechtsbezirk gehören wird, soll so viele Abgeordnete schikken, wie der Gerichtshof für richtig erachtet, entsprechend der Zahl der freien Bürger in den Städten; diese Abgeordneten sollen die ganze Stadt vertreten, wenn sie ihre Stimmen abgeben und Zustimmung zu den Gesetzen und Verfügungen zum allgemeinen Besten abgeben, und an diese sind die betreffenden Städte dann gebunden. 9. Es wird befohlen und verfügt, daß die so gewählten Abgeordneten das Recht und die Freiheit haben, Zeit und Ort für ein Zusammentreffen zu bestimmen, auf welchem sie vor der allgemeinen Versammlung über alle Angelegenheiten, die das Wohl des Volkes betreffen, beraten und beschließen und auch ihre eigene Wahl besprechen können, ob diese ordnungsgemäß vor sich ging, und wenn sie oder eine Mehrheit von ihnen finden, daß eine Wahl ungesetzlich war, können sie den Betreffenden sogleich aus ihrer Versammlung ausschließen und denselben und ihre Gründe an die allgemeinen Versammlungen verweisen. Und wenn sich diese als begründet erweisen, kann die Versammlung die schuldige Partei oder Parteien und die Stadt zu Geldstrafen verurteilen, wenn es ihr richtig erscheint und die Auflage machen, daß entweder im ganzen oder teilweise auf gesetzliche Weise eine neue Wahl vorgenommen wird. Auch können die Abgeordneten jeden, der sich bei ihren Zusammenkünften ungebührlich benimmt, zu Geldstrafen verurteilen, oder jeden, der nicht wie vereinbart, zur richtigen Zeit an den richtigen Ort kommt, zu Geldstrafen verurteilen, und sie können die Geldstrafen dem Gerichtshof unterbreiten, wenn deren Zahlung verweigert wird, so daß der Schatzmeister sie zur Kenntnis nehmen und sie kopieren oder erheben kann, wie er es bei anderen Geldstrafen tut. 10. Es wird befohlen, für Recht befunden und verfügt, daß jede allgemeine Versammlung außer solchen, die wegen Vernachlässigung des Gouverneurs und der Mehrheit des Magistrats die freien Bürger selbst einberufen, aus dem Gou-
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verneur oder einem gewählten Vorsitzenden der Versammlung und wenigstens vier Magistratsmitgliedern, welche von der Mehrheit der Abgeordneten der verschiedenen Städte rechtmäßig gewählt werden, besteht; und in dem Falle, wo die freien Bürger oder ihre Mehrheit wegen Vernachlässigung oder Weigerung des Gouverneurs und der Mehrheit des Magistrates eine Versammlung einberufen, soll er aus der Mehrheit der anwesenden freien Bürger oder ihrer Vertreter mit einem von ihnen gewählten Vorsitzenden bestehen; in diesem Falle soll die allgemeine Versammlung die oberste Gewalt des Gemeinwesens darstellen, und sie allein soll die Macht haben, Gesetze zu erlassen und zu verwerfen, Steuern zu bewilligen, freie Bürger anzuerkennen, über Land zu verfügen, über welches die verschiedenen Städte oder Personen noch nicht verfügt haben, auch soll er die Macht haben, sowohl Gerichtshof wie Magistrat sowie jede andere Person für jedes Vergehen zur Verantwortung zu ziehen, und sie kann bei triftigen Anlässen Absetzungen vornehmen oder je nach der Art des Vergehens verfahren, auch kann sie sich mit jeder anderen Angelegenheit, die das Wohl der Gemeinde betrifft, befassen, außer mit der Wahl von Magistratsmitgliedern, welches die Aufgabe der Gesamtheit der freien Bürger ist. Bei dieser Versammlung soll der Gouverneur oder der Vorsitzende die Macht haben, der Versammlung aufzuerlegen, Freiheit der Rede zu erteilen, oder unsachgemäße und ungebührliche Reden zu unterbrechen, alle Angelegenheiten zur Abstimmung zu bringen und bei Stimmengleichheit, die entscheidende Stimme zu sein. Aber keine dieser Versammlungen darf vertagt oder aufgelöst werden ohne die Zustimmung der Mehrheit der Mitglieder. 11. Es wird befohlen, für Recht erkannt und verfügt, daß wenn eine allgemeine Versammlung auf Grund der Bedürfnisse des Gemeinwesens beschlossen hat, eine Summe oder Summen Geldes von den verschiedenen Städten innerhalb des Rechtsbezirkes zu erheben, ein Ausschuß gebildet wird, welcher entscheidet und bestimmt, welchen Anteil jede Stadt von der besagten Auflage zu bezahlen hat, vorausgesetzt, daß die Ausschüsse aus einer gleichen Zahl von Mitgliedern einer jeglichen Stadt bestehen. Engl. und deutsch in: Adolf Rock, Dokumente der amerikanischen Demokratie, Wiesbaden, 1953, 52 ff.
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7. Pflanzungsvertrag von Providence, 27. August 1640 Plantation Agreement at Providence Schon an Bord des Schiffes Mayflower haben 41 Männer einen Vertrag unterzeichnet, in dem sie erklären, zum Ruhme Gottes, zur Ausbreitung des christlichen Glaubens und zur Ehre von König und Vaterland eine Kolonie gründen zu wollen. Damit beginnt eine Reihe von Pflanzungsverträgen, welche die englischen Auswanderer gemäß ihren religiösen und politischen Prinzipien bei der Gründung einer neuen Kolonie abzuschließen pflegten. 1631 landete ein junger "Independent" Roger Williams (1603?–1683), der in Cambridge bei Sir Edward Coke studiert hatte und von dem viele Briefe und Pamphlete veröffentlicht wurden, in Massachusetts. In seinen Schriften hatte er die konsequente Trennung von Kirche und Staat verfochten und dabei völlige religiöse Freiheit verlangt, nicht nur für Christen, sondern auch für Juden, Türken, Heiden und für antichristlich Gesinnte, für welche die gleichen politischen und bürgerlichen Rechte vorgesehen sein sollten. Dabei griff er vor allem religiöse Führer, wie John Cotton, Increase Mather und Cotton Mather, die Vorstellungen eines Gottesstaates in Form einer Theokratie verwirklichen wollten, heftig an. Roger Williams trat offen gegen diese Tendenzen auf und mußte daher mit einigen Getreuen 1636 Massachusetts verlassen und gründete im Gebiet der Narraganset-Indianer die Stadt Providence, in der alle, die wegen ihrer Religion verfolgt waren, Zuflucht finden sollten. So entstand die Kolonie Rhode Island, die ein so weitreichendes Recht auf Selbstverwaltung besaß, daß sie sich gemeinsam mit Connecticut mehr als ein Jahrhundert rühmen konnte, die freieste Gemeinschaft auf der ganzen Erde zu sein. Durch den entstehenden Hexenwahn in Salem wurde der Niedergang dieser theokratisch organisierten Gemeinden ebenso herbeigeführt wie durch die Ankunft neuer, liberal gesinnter Siedler. Nach der amerikanischen Revolution verstärkte sich der Gedanke der Gleichheit, sowohl zwischen den Menschen als auch zwischen den religiösen Bekenntnissen, wobei demokratische und religiöse Wertüberzeugungen zusammenwuchsen. Als Folge davon sahen die Amerikaner die Religion als wesentliche Unterstützung für demokratische Institutionen, an welchen sie hängen, und es daher bis heute für wünschenswert halten, daß alle Amerikaner sich zu irgendeinem Glauben bekennen. * * * Wir, Robert Coles, Chad Browne, William Harris, und John Warner, frei gewählt durch die Zustimmung unserer liebenden Freunde und Nachbarn, den Einwohnern dieser Stadt Providence, welche, da wir untereinander viele Diffe-
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renzen haben, freiwillig bereit sind und sich verpflichtet haben, sich unserem Schiedsverfahren in allen Differenzen unter uns zu unterwerfen und mit unserer Entscheidung zufrieden zu sein, die wir also so betraut sind, haben wir uns ernstlich und sorgfältig bemüht, alle diese Differenzen abzuwägen und zu erwägen, weil wir bestrebt sind, Einigkeit und Frieden herzustellen, obwohl unsere Fähigkeiten bei weitem nicht ausreichen, so wichtige Dinge gehörig zu prüfen, haben wir doch, soweit wir dies in der Zusammenschau aller Dinge erkennen konnten, den fairsten und billigsten Weg beschritten, um unseren Frieden herzustellen. II. Vereinbart. Wir sind einhellig übereingekommen, daß, was die Verteilung jener Länder anbelangt, welche verteilt werden sollen und der Stadt Providence gehören, dies durch alle Einwohner dergestalt geschehen soll, daß fünf Männer für die allgemeine Verteilung des Landes und auch der Stadt Stocke und aller allgemeinen Dinge fünf Männer gewählt werden sollen, welche aber innerhalb von sechs Tagen danach von den Stadtleuten noch nicht empfangen werden sollen; vielmehr ist den Einwohnern vorher eine Mitteilung dahingehend zu machen, daß sie überlegen sollen, ob sie gegen ihn einen gerechten Einwand, der allgemein verständlich ist, machen können und keinen zu empfangen, als einen solchen, welcher in diese unsere Bestimmung einwilligt. Wir vereinbaren auch, daß, wenn irgendeiner unserer Nachbarn sich durch diesen oder einen dieser fünf Inhaber der Verfügungsgewalt geschädigt erachten sollte, die Angelegenheit vor der Allgemeinen Stadtversammlung untersucht werden soll. Wir vereinbaren auch, daß die Stadt neben den fünf anderen Männern noch einen oder mehrere wählen soll, um eine Aufzeichnung über alle Dinge, welche der Stadt gehören und die Allmende (das Gemeingut) bilden, zu machen. Wir vereinbaren, daß, wie es auch schon bisher die Freiheiten der Stadt waren, so auch fürderhin an der Freiheit des Gewissens festgehalten werden soll. III. Vereinbart, daß wir nach vielen Überlegungen und Konsultationen unseres eigenen Staates und auch auswärtiger Staaten, was die Art der Regierung anlangt, zum Schluß kommen, daß keine Art für unsere Bedingungen so passend ist als eine Regierung im Wege der Schiedssprechung. Wenn sich aber die Menschen selbst durch Schiedssprechung einigen, so kennen wir keinen Staat, der dies nicht erlaubt, und auch wir tun dies nicht: wenn aber Menschen das ablehnen, was nur gemeinsame Menschlichkeit zwischen Mensch und Mensch ist, dann kann eine so unvernünftige Person zu einem vernünftigen Verhalten gezwungen werden, wir vereinbaren daher, daß die fünf Inhaber der Verfügungsgewalt Macht haben sollen, ihn zu zwingen, selbst zwei Männer auszusuchen, oder sollte er sich weigern, an deren Stelle zwei Männer zu wählen, um seine
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Sache schiedsgerichtlich zu entscheiden, und, wenn diese vier Männer, welche von jeder der beiden Parteien gewählt wurden, die Sache zu Ende zu bringen, dann dafür zu sorgen, daß deren Entscheidung durchgeführt wird und der schuldige Teil die Schiedsrichter für die von ihnen aufgewendete Zeit bezahlt: wenn aber diese vier Männer diese Sache nicht zu Ende bringen, dann sollen die fünf Inhaber der Verfügungsgewalt drei Männer auswählen, um sie zu Ende zu bringen, und damit dies auch mit Sicherheit geschehen kann, vereinbaren wir, daß die Mehrheit der fünf Inhaber der Verfügungsgewalt diese drei Männer auswählen kann, und daß der größere Teil der drei Männer die Sache zu Ende bringen kann, aufgrund einer von den fünf Inhabern der Verfügungsgewalt eigenhändig ausgestellten schriftlichen Vollmacht, die Sache durchzuführen, und der schuldige Teil, der nicht bereit war, der ersten Entscheidung zuzustimmen, hat die Kosten der letzten zu zahlen und die Schiedsrichter dürfen ohne Zustimmung aller, welche mit der Sache zu tun haben, keiner Beschäftigung nachgehen, bis dieselbe zu Ende gebracht ist. Beispiel. Es kann vorkommen, daß im ersten Schiedsverfahren der Rechtsverletzer vernünftige Friedensbedingungen anbietet und der Verletzte aus ihm Geld herauszupressen trachtet, das Angebot ablehnt und ihn über eine vernünftige Genugtuung hinaus bedrängt; daher ist es Sache der letzten Schiedsrichter zu beurteilen, auf welcher Seite der Fehler, in die erste (Entscheidung) einzuwilligen, gelegen war, um die Kosten der letzteren zu bezahlen. IV. Vereinbart, wenn jemand einen anderen, sei es an Gütern oder an seinem guten Namen, schädigt, und die verletzte Person gegen den Rechtsverletzer nicht vorgeht, dann sollen die fünf Inhaber der Verfügungsgewalt, sobald sie von irgendjemand davon in Kenntnis gesetzt werden, die rechtsverletzende Partei veranlassen, sich der Schiedssprechung zu unterwerfen. Beispiel. So, wenn irgendeine Person eine andere persönlich oder in ihren Gütern verletzt, könnte es sein, daß um des Friedens Willen jemand dies vorläufig hinnimmt, aber entschlossen ist, sich zu rächen: deshalb sollten die Inhaber der Verfügungsgewalt zur Aufrechterhaltung des Friedens im Staat der Sache als erste nachgehen. V. Vereinbart, es ist die Pflicht der Einwohner, daß wir uns zusammenschließen, um jemand in der Verfolgung eines Übeltäters zu unterstützen, und zwar mit den besten Bemühungen, ihn anzugreifen: sollte aber irgendjemand in ein Geschrei ausbrechen, ohne daß es dafür einen gerechten Grund gibt, dann ist es an der Partei, die in das Geschrei ausgebrochen ist, alle Männer für die damit verlorene Zeit zu entschädigen.
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VI. Vereinbart, daß – sollte irgendjemand eine Differenz mit einem der fünf Inhaber der Verfügungsgewalt haben, welche nicht bis zur allgemeinen Staatsversammlung verschoben werden kann, – dann kann er den Stadtschreiber veranlassen, die Stadt nach seinem Ermessen für eine Untersuchung zusammenzurufen. Beispiel. Es könnte sein, daß ein Mann das Land verlassen will, oder sich in einen entfernten Teil des Landes begeben will; oder daß sein Eigentum ein rasches Verfahren notwendig hat, oder daß ein ähnlicher Fall anfällt. VII. Vereinbart, daß die Stadt, durch die fünf Männer, jedem Mann die Urkunde über alle seine Ländereien, welche innerhalb der Grenzen der Niederlassung liegen, geben soll, um dieselbe für spätere Zeitläufte zu bewahren. VIII. Vereinbart, daß die fünf Inhaber der Verfügungsgewalt von diesem Zeitpunkt an jeden Monat einmal zur Beratung allgemeiner Angelegenheiten und vierteljährlich zusammentreten sollen, um einer neuen Wahl zu weichen und über ihre Arbeit Rechenschaft abzulegen. IX. Vereinbart, daß der Stadtschreiber die fünf Inhaber der Verfügungsgewalt an dem betreffenden Tag des Monats, und die Allgemeine Stadt einmal im Vierteljahr von heute an zusammenrufen soll, um über allgemeine Angelegenheiten in Beratung einzutreten ... XI. Vereinbart, daß alle Verfügungshandlungen auf beiden Seiten seit dem Ausbruch der Differenzen einzuhalten haben. XII. Vereinbart, daß jedermann, der bis jetzt noch nicht sein Kaufgeld für diese Niederlassung erlegt hat, seine 10 Shilling auf 30 Shilling und damit auf die gleiche Höhe mit den ersten Käufern aufstocken soll: und alle, die künftighin als Bürger der Stadt aufgenommen werden, sollen die gleiche Summe Geldes in die Stadtkassa bezahlen. Da dies jene Dinge sind, welche wir unseres Friedens wegen allgemein beschlossen haben, wünschen wir, daß unsere liebenden Freunde dies als unsere absolute Entscheidung annehmen, wie auch wir uns selbst derselben unterwerfen. Engl. in: Francis Newton Thorpe (ed.), Federal and State Constitutions, Colonial Charters and other Organic Laws of the States, Territories and Colonies, Vol. VI., Washington, 1906, 3205 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
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8. Die Neuengland Konföderation, 19. Mai 1643 The New England Confederation Der Krieg gegen die Pequodindianer hatte den Kolonisten schnell die Instabilität ihrer Lage vor Augen geführt, sodaß man bald daran dachte, sich zusammenzuschließen. Der erste Vorschlag einer solchen Union der Neuenglandkolonien kam 1637 von Connecticut. Dieser Vorschlag wurde 1638 und 1639 noch modifiziert. Bereits 1640 deutete Massachusetts die Annahme des Entwurfes an, bestand aber darauf, daß Rhode Island auf Grund seiner extrem egalitären und liberalen Vorstellungen nicht zu dieser Union zugelassen werden sollte. Die Bürgerkriege in England 1642 führten zu einer weiteren Änderung des Entwurfes, sodaß sich im Mai die Delegierten von Plymouth, Connecticut und der damals noch kleinen, selbständigen religiösen Kolonie New Haven mit den Delegierten von Massachusetts Bay in Boston trafen, wo tatsächlich eine Einigung über die Konföderationsartikel zustande kam. Rhode Island war auf Grund seiner provokanten und andersartigen Vorstellungen in politischer und gesellschaftlicher Hinsicht noch immer von dieser Konföderation ausgeschlossen. Im Jahre 1642 bereitete auf der einen Seite die Einigung der Kolonien von Connecticut und New Haven und auf der anderen Seite die Angliederung der Pilgerväterkolonie Plymouth an Massachusetts durch William III. in der Charter von 1691 der Konföderation schließlich ein Ende. Die Idee einer solchen Union blieb aber fortan bestimmend und sollte ihre weitere Verwirklichung schließlich in der Association vom 20. Oktober 1774 finden. * * * Artikel einer Konföderation zwischen den Siedlungen unter der Regierung von Massaschusetts, den Siedlungen unter der Regierung von Plymouth, den Siedlungen unter der Regierung von Connecticut und der Regierung von NewHaven mit den damit verbundenen Siedlungen. Sintemalen wir alle in diese Teile Amerikas mit gleicher Absicht und gleichem Ziel gekommen sind, nämlich das Reich unseres Herrn Jesus Christus zu fördern und die Freiheiten des Evangeliums in Reinheit und Frieden zu genießen, und sintemalen wir in unseren Siedlungen (durch Gottes weisen Ratschluß) weiter, als erst beabsichtigt war, über die Küsten und Flußgebiete zerstreut sind, so daß wir nicht (wie es unser Wunsch wäre), unbehindert unter einer Regierung und Rechtsprechung bestehen können, und sintemal wir von Menschen verschiedener Nationalität und fremder Zunge umgeben sind, die sich später als
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schädlich für uns und unsere Nachkommenschaft erweisen können, und insbesondere, da die Eingeborenen kürzlich verschiedene Übergriffe und Überfälle gegen verschiedene englische Siedlungen begangen und sich neuerdings gegen uns verbündet haben, und angesichts der traurigen Zustände in England, von denen sie gehört haben und von denen sie wissen, daß wir durch sie behindert werden, sowohl untertänigst Rat zu suchen als auch jene wohltuende Frucht des Schutzes zu erhalten, die wir zu anderen Zeiten wohl erwarten durften, so erachten wir es daher als unsere unentrinnbare Pflicht, ohne Verzug in einem Bund zu gegenseitiger Hilfe und Stärkung in allen unseren künftigen Angelegenheiten zusammenzutreten, der Art, daß wir hinsichtlich der Nationalität, der Religion sowie nach jeder anderen Hinsicht ein einheitliches Ganzes gemäß dem Tenor und der wahren Meinung der folgenden Artikel sind und bleiben: 1. Es wird von und zwischen den obengenannten Parteien und Rechtsbezirken in voller Übereinstimmung beschlossen, und diese geben gemeinsam und einzeln mit diesem ihre Einwilligung und ihren Beschluß kund, daß sie alle künftig den Namen tragen "Die vereinigten Kolonien von Neu-England". 2. Die besagten vereinigten Kolonien schließen hiermit für sich und ihre Nachkommen zusammen und einzeln einen festen und ewigen Freundschaftsund Bruderbund zum Angriff und zur Abwehr, zum gegenseitigen Rat und zu gegenseitiger Hilfe für alle rechten Gelegenheiten, um sowohl die Wahrheit und die Freiheit des Evangeliums als auch die eigene gegenseitige Sicherheit und Wohlfahrt zu bewahren und zu verbreiten. 3. Es wird ferner vereinbart, daß die Siedlungen, die gegenwärtig oder später innerhalb des Gebietes von Massachusetts errichtet sind oder werden, für immer der Regierungsgewalt von Massachusetts unterstellt bleiben sollen und ihre eigene Rechtsprechung bei sich als geschlossener Verband genießen sollen, und daß Plymouth, Connecticut und New-Haven jedes für sich in jeder Hinsicht die gleiche besondere Rechtsprechung und Regierung innerhalb ihres Gebietes genießen sollen. Dies auch in bezug auf die Kolonien, die bereits errichtet sind oder es später innerhalb des Gebietes jener als besonderes Glied oder Mitglied dieser Konföderation werden sollten, vorausgesetzt, daß keine neue Rechtsprechung hernach übernommen wird, auch soll keine zur Zeit bestehende Kolonie oder Rechtsverband, der nicht bereits im Bund oder unter der Rechtsprechung eines dieser Konföderierten steht, von irgendeinem von diesen aufgenommen werden, noch sollen sich zwei derselben in einem Rechtsverband zusammentun ohne die Zustimmung der anderen, und zwar einer Zustimmung, die entsprechend dem unten folgenden Artikel 6 auszulegen ist.
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4. Es wird ferner von den Konföderierten vereinbart, daß die Lasten aller gerechten Kriege, offensiven wie defensiven, gleichgültig welchem Mitglied dieser Konföderation sie zufallen, und zwar Menschen, Vorräte und alle sonstigen Leistungen von allen Partnern dieser Konföderation in verschiedenem Maße, ihren Fähigkeiten entsprechend, in der Weise getragen werden sollen, daß die Bevollmächtigten für jeden Rechtsbezirk von Zeit zu Zeit bei passender Gelegenheit die genaue Liste, und zwar aller männlichen Einwohner jeder Kolonie oder derer, die sonstwie ihrer besonderen Rechtsprechung unterstehen, welcher Art und welchen Standes sie auch seien, vom 16. bis zum 60. Lebensjahr aufstellen, und daß entsprechend den verschiedenen Zahlen, die sich jeweilig in jedem Rechtsbezirk ergeben, die Dienstleistungen der Männer und alle Lasten des Krieges in genauer und gerechter Berechnung nach der Liste verteilt werden, wobei es in das billige Ermessen und die Gepflogenheit jedes Rechtsbezirks bzw. jeder Kolonie gestellt wird, sich selbst und die Leute nach ihrem verschiedenen Grundbesitz mit gebührender Berücksichtigung ihrer Qualitäten und Vergünstigungen einzuschätzen, wenn auch die Konföderation selbst von solchen Privilegien keine Notiz nimmt. Gemäß der verschiedenen Lastenverteilung der einzelnen Rechtsbezirke oder Kolonien soll der gesamte Kriegsgewinn – so Gott so unser Bemühen zu segnen belieben sollte – an Landgütern oder Personen geschlüsselt unter die besagten Konföderierten aufgeteilt werden. 5. Es wird ferner vereinbart, daß, wenn irgendeiner dieser Rechtsbezirke oder irgendeine Kolonie, die mit ihnen im Bunde steht, von irgendeinem Feind überfallen wird, die anderen Verbündeten auf Melden und Ersuchen von drei Magistratspersonen des überfallenen Rechtsbezirks ohne irgendeine weitere Zusammenkunft oder Aufforderung sofort dem gefährdeten Bundesstaat Hilfe zusenden sollen, und zwar in verschiedenem Verhältnis, nämlich Massachusetts 100 Mann, ausreichend bewaffnet und zu solchem Dienst und Marsch ausreichend ausgerüstet, und jeder der übrigen 45 Mann, entsprechend bewaffnet und ausgerüstet, oder, falls weniger erforderlich sind, eine geringere Zahl in entsprechendem Verhältnis. Aber wenn ein Bundesstaat Hilfe erfahren kann, ohne daß die hiermit festgelegte Zahl überschritten wird, kann er daselbst um Hülfe ersuchen, ohne sich zunächst weiter zu bemühen. Die Last ist, wie in diesem Artikel ausgeführt, zu tragen. Und bei ihrer Rückkehr sind sie von dem Rechtsbezirk, der sie verwendet hat oder hat holen lassen, für ihren Marsch zu verproviantieren und notfalls mit Pulver und Kugeln zu versorgen. Keiner der Rechtsbezirke aber soll diese Zahlen überschreiten, bis durch eine Zusammenkunft der Bevollmächtigten für diese Konföderation eine größere Hilfe geboten erscheint; und dieses Verhältnis soll bleiben, bis auf Grund der Kenntnis der Zahlen in jedem Gerichtsbezirk, welche der nächsten Versammlung vorgelegt werden, eine andere Schlüsselung festgelegt wird. Aber in jedem Fall, wo Leute zur sofortigen Hilfe,
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sei es vor oder nach einer solchen Anordnung oder Abänderung abgesandt werden, wird vereinbart, daß auf der Versammlung der Bevollmächtigten für die Konföderation die Gründe für den betreffenden Krieg oder die betreffende Invasion gebührend zu berücksichtigen sind, und falls sich ein Verschulden der überfallenen Partei herausstellen sollte, daß dann der betreffende Rechtsbezirk oder die betreffende Kolonie sowohl dem Eindringling, der von ihnen geschädigt worden ist, Genugtuung geben als auch alle Lasten des Krieges selbst tragen soll, ohne einen Beitrag hierfür von den übrigen Konföderierten zu verlangen. Und ferner, wenn irgendein Rechtsbezirk irgendeine Gefahr einer Invasion herankommen sieht, und noch Zeit für eine Zusammenkunft ist, können in einem solchen Falle drei Magistratspersonen des betreffenden Rechtsbezirks an einem Ort, den sie für geeignet halten, eine solche anberaumen, um die drohende Gefahr zu besprechen und Maßnahmen gegen sie zu treffen. Sobald sie zusammengetreten sind, können sie sich an einen beliebigen Platz begeben, und solange einer der vier Bundesstaaten noch drei Magistratspersonen in einem Rechtsbezirk hat, soll ein Ersuchen oder eine Aufforderung von zweien von ihnen als von gleicher Wirkung wie von den drei in beiden Absätzen dieses Artikels erwähnten Personen erachtet werden, bis eine Vermehrung der Magistratspersonen dort stattfindet. 6. Sodann wird vereinbart, daß für das Betreiben und Beschließen aller Angelegenheiten, die die gesamte Konföderation angehen und betreffen, je zwei Beauftragte aus den vier Gerichtsbezirken gewählt werden, und zwar zwei für Massachusetts, zwei für Plymouth, zwei für Connecticut und zwei für New-Haven, die alle in Kirchengemeinschaft mit uns stehen; sie sollen von ihren einzelnen Landtagen ermächtigt sein, alle Fragen des Krieges oder Friedens, der Bündnisse, Hilfeleistungen, Lasten und der Anzahl der Männer für Kriegszwecke, der Verteilung der Beute oder dessen, was durch Eroberung errungen ist, die Aufnahme neuer Konföderierter oder Siedlungen in den Bund der schon bestehenden Konföderierten und alle derartigen Dinge, die mit einer solchen der Freundschaft, dem Angriff und der Verteidigung dienenden Konföderation verbunden sind oder aus ihr folgen, anhören, prüfen, abwägen und beschließen, wobei sie sich der Einmischung in die Regierung eines der Rechtsbezirke, welche durch den dritten Artikel diesen selbst vorbehalten ist, enthalten sollen. Sollten diese acht Beauftragten bei ihren Zusammenkünften keine völlige Übereinstimmung erzielen, so wird beschlossen, daß falls sechs von den acht einer Meinung sind, sie befugt sein sollen, die fragliche Angelegenheit zu beregeln und zu entscheiden. Wird keine Übereinstimmung bei sechs Mitgliedern erzielt, so sollen die betreffenden Verhandlungsgegenstände mit ihren Gründen, soweit sie diskutiert worden sind, den vier Landtagen zugeleitet werden, nämlich dem von Massa-
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chusetts, von Plymouth, von Connecticut und von New-Haven. Wenn über die besagte ihnen zugeleitete Angelegenheit von den Landtagen befunden ist, soll dieses von den Konföderierten und allen ihren Mitgliedern ausgeführt werden. Es wird ferner vereinbart, daß diese acht Bevollmächtigten jährlich einmal neben den außerordentlichen Zusammenkünften zusammentreten sollen gemäß dem 5. Artikel, um alle Angelegenheiten, die diese Konföderation angehen, zu erwägen, zu behandeln und zu bestimmen. Diese Zusammenkunft soll stets am ersten Donnerstag im September sein. Das nächste Zusammentreffen nach dem Zeitpunkt dieses vorliegenden Vertrages, welches als die zweite Zusammenkunft zu bezeichnen ist, soll in Boston in Massachusetts stattfinden, das dritte in Hartford, das vierte in New-Haven, das fünfte in Plymouth, das sechste in Boston und dann in Hartford, New-Haven, Plymouth und so abwechselnd, falls nicht in der Zwischenzeit irgendein mittlerer Platz ausfindig gemacht und bestimmt wird, welcher für alle Rechtsbezirke hinlänglich bequem gelegen ist. 7. Es wird ferner vereinbart, daß bei jeder Zusammenkunft dieser acht Bevollmächtigten, sei sie ordentlich oder außerordentlich, letztere in ihrer Gesamtheit oder durch die Vereinbarung von sechs Mitgliedern, ihren Präsidenten aus ihrer Mitte wählen können, dessen Amt und Arbeit es sein soll, für die ordentliche und reibungslose Erledigung der Geschäfte der jeweiligen Sitzung zu sorgen. Es soll ihm jedoch keine Macht oder Berechtigung übertragen werden, kraft deren er das Vorschlagen oder Erledigen irgendeines Geschäftes behindern könnte oder in einem anderen als in dem im vorangehenden Artikel vorgesehenen Sinne beeinflussen könnte. 8. Es wird ferner vereinbart, daß die Bevollmächtigten dieser Konföderation hernach bei ihren Sitzungen, ordentlichen wie außerordentlichen, je nachdem sie Auftrag oder Gelegenheit haben, Sorge tragen sollen, Abmachungen und Bestimmungen für allgemeine Rechtsfälle ziviler Natur zu treffen, an denen alle Kolonien interessiert sind, um den Frieden unter ihnen zu erhalten und, soweit als möglich, alle Möglichkeiten eines Krieges oder eines Streites mit anderen zu beseitigen, wie für das freie und rasche Funktionieren der Rechtsprechung in jedem Rechtsbezirk, und zwar für alle Konföderierten gleichartig betreffs ihres Eigentums, betreffs derer, die ohne hinlänglichen Ausweis aus einer Siedlung in eine andere verziehen, wie die gesamte Rechtsprechung es mit den Indianern halten soll, damit diese sich weder Übergriffe erlauben, noch ohne gebührende Buße geschädigt werden, damit durch solche Verfehlungen nicht Krieg über die Konföderation komme.
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Es wird ferner vereinbart, daß, wenn ein Diener seinem Herrn nach irgendeinem dieser konföderierten Gerichtsbezirke entläuft, in solchem Falle auf das Zeugnis eines Beamten des Gerichtsbezirkes, aus dem der besagte Diener entfloh, oder auf irgendeine andere beweiskräftige Unterlage hin der besagte Diener entweder seinem Herrn oder irgendeinem anderen Ansuchenden, der ein derartiges Zeugnis oder Beweisstück vorlegt, ausgeliefert werden soll. Bei der Flucht eines wegen kriminellen Vergehens inhaftierten Gefangenen – ob dieser nun aus dem Gefängnis ausgebrochen oder der Wache entlaufen ist – sollen auf die Beurkundung zweier Beamten des Rechtsbezirkes hin, in dem die Flucht geschah, derzufolge der Betreffende zur Zeit seiner Flucht ein Gefangener oder Verbrecher war, die Beamten oder einige von ihnen des Rechtsbezirkes, in dem der besagte Gefangene oder Flüchtling sich gerade aufhält, unverzüglich einen entsprechenden Verhaftsbefehl ausfertigen für das Ergreifen der betreffenden Person und ihre Auslieferung in die Hand des verfolgenden Beamten oder der verfolgenden Person. Und wenn Hilfe für die sichere Auslieferung eines solchen Verbrechers benötigt wird, soll sie dem darum Ansuchenden auf seine Kosten gewährt werden. 9. Und angesichts dessen, daß besonders für die kleineren Siedlungen in diesen vereinigten Kolonien auch die gerechtesten Kriege gefährliche Folgen zeitigen können, wird vereinbart, daß weder Massachusetts noch Plymouth noch Connecticut noch New-Haven noch irgendeines der Mitglieder von ihnen zu irgendeiner künftigen Zeit Krieg beginnen soll oder sich oder diese Konföderation oder irgendeinen Teil davon in irgendeinen Krieg (plötzliche Notstände mit den notwendigen Folgen ausgenommen, die aber ebenfalls, soweit es der Fall gestattet, zu mildern sind) ohne die Zustimmung und Billigung der vorbenannten acht Bevollmächtigten oder wenigstens sechs von ihnen, wie in dem sechsten Artikel vorgesehen, verwickeln soll. Und keine Leistung ist im Falle eines Defensivkrieges von irgendeinem der Konföderierten zu verlangen, bis die erwähnten Bevollmächtigten zusammengetreten sind und die Rechtmäßigkeit des Krieges anerkannt haben und sich über die zu erhebende Geldsumme einig geworden sind; diese Summe ist dann von den einzelnen Konföderierten geschlüsselt, dem vierten Artikel entsprechend, zu entrichten. 10. Für den Fall, daß bei außergewöhnlichen Gelegenheiten Sitzungen von drei Magistratspersonen eines Rechtsbezirkes oder von zweien gemäß dem fünften Artikel einberufen werden und einige der Bevollmächtigten trotz angemessener Benachrichtigung nicht erscheinen, wird bestimmt, daß vier der Bevollmächtigten ermächtigt werden sollen, für einen Krieg, der nicht verschoben werden kann, so als ob sie sechs in einer Vollsitzung wären, von jedem Gerichtsbezirk die entsprechende Anzahl von Männern anzufordern, aber nicht weniger als
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sechs sollen über die Rechtmäßigkeit des Krieges befinden, das Nachgesuchte oder die Anträge auf Leistungen bewilligen oder Aushebungen dafür veranlassen. 11. Es wird ferner vereinbart, daß wenn einer der Konföderierten künftig einen der vorliegenden Artikel brechen sollte oder sonstwie den einen oder den anderen Gerichtsbezirk schädigen sollte, ein solcher Bruch des Abkommens oder eine solche Unbill gebührend erwogen werden soll, und daß von den Bevollmächtigten für die übrigen Gerichtsbezirke angeordnet werden soll, daß sowohl der Friede wie die vorliegende Konföderation ohne Verletzung intakt erhalten werde. Schließlich wurden diese ewige Konföderation und die verschiedenen Artikel und Vereinbarungen darüber, nachdem sie von dem Landtag für Massachusetts wie von den Bevollmächtigten für Plymouth, Connecticut und New-Haven gelesen und ernstlich erörtert worden waren, sogleich und völlig von dreien der vorgenannten Konföderierten zugestanden und bestätigt, nämlich von Massachusetts, Connecticut und New-Haven; zum Zeugnis dessen unterschrieben sie der Landtag von Massachusetts durch seinen Sekretär und die Bevollmächtigten für Connecticut und New-Haven am neunzehnten Tage des dritten Monats, gemeinhin Mai genannt, Anno Domini 1643. Nur die Bevollmächtigten von Plymouth, die keine Vollmacht abzuschließen, mitgebracht hatten, wünschten Aufschub, um mit ihrem Landtag zu beraten; dieses wurde gewährt, und bei der zweiten Zusammenkunft der Bevollmächtigten für die Konföderation, die im folgenden September in Boston stattfand, reichten die Bevollmächtigten für den Gerichtsbezirk Plymouth eine vom 29. August 1643 datierte Kundgebung ihres Landtages ein, aus welcher hervorging, daß diese Konföderationsartikel von dem besagten Landtag gelesen, gebilligt und bestätigt worden waren, und daß alle Stadtgemeinden und Bevollmächtigten ermächtigt waren, sie durch ihre Unterschrift zu ratifizieren, was sie demgemäß am 7. Tage des Septembers 1643 taten. Engl. und dt. in: Adolf Rock, Dokumente der amerikanischen Demokratie, Wiesbaden, 1953, 62 ff.
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9. Massachusetts Schulgesetz von 1647 Massachusetts School Law of 1647 Der Anteil an akademisch gebildeten Einwanderern war vor allem am Beginn der Kolonialzeit besonders hoch, was sich in der Gründung des Harvard College 1636, das vorerst in Form eines theologischen "Seminars in der Wildnis" geführt wurde, sowie in einer vorgeschalteten Lateinschule in Boston äußerte. Davon profitierte auch das öffentliche Erziehungswesen: Das früheste bekannte Schulgesetz in den amerikanischen Kolonien, das Massachusetts School Law vom 14. April 1642, trug im wesentlichen dafür Sorge, daß Schulen gegründet wurden, in denen die Kinder die Fähigkeit erlernen sollten, die Grundsätze der Religion und der wichtigsten Gesetze zu lesen und zu verstehen und war zugleich Vorbild für ähnliche Schulgesetze in Connecticut, New Haven und Plymouth. 1647 folgte ein weiteres Schulgesetz nach: Dieses nachstehend wiedergegebene Schulgesetz sah nicht nur die Gründung einer Lateinschule vor, die zum Besuch von Universitäten berechtigte, sondern errichtete erstmals ein Netz von öffentlichen Pflichtschulen über die ganze Kolonie, was den vom Bildungsdrang beseelten Puritanern entgegenkam. Um die Lesefähigkeit war es daher in den Neuengland- und Mittelkolonien um 1700 bereits besser bestellt als in Europa. Um 1750 konnten bereits vier von fünf Kolonisten lesen und etwa die Hälfte ihrer Frauen. Die Kolonien deuten so den Beginn einer Kulturnation an, und die Rezeption von Gedankengut der Philosophen aus der Alten Welt, insbesondere von John Locke, Edward Coke und William Blackstone, wirkte sich wegbereitend auf die spätere Unabhängigkeit aus. * * * Indem es ein Hauptanliegen des alten Verführers Satan ist, die Menschen von der Kenntnis der Heiligen Schrift abzuhalten, sie in früheren Zeiten in einer unbekannten Sprache zu belassen, sowie in den späteren Zeiten sie vom Gebrauch der Sprachen abzubringen, sodaß wenigstens der wahre Sinn und die wahre Bedeutung der Urschrift durch falsche Glossen, von scheinheiligen Betrügern nebelhaft bleibt; auf daß die Gelehrsamkeit nicht im Grabe unserer Väter in Kirche und im Gemeinwesen begraben sei, der Herr möge unseren Bemühungen beistehen. – Es wird daher angeordnet, daß in jeder Stadtgemeinde (Township) in dieser Zuständigkeit, nachdem der Herr die Anzahl der Haushalte auf 50 vermehrt hat, diese dann fortan einen aus ihrer Stadt ernennen sollen, der all jene Kinder un-
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terrichte, so viele zu ihm kommen, um Lesen und Schreiben zu lernen, und dessen Löhne entweder von den Eltern oder den Herrn der Kinder, oder von den Einwohnern im allgemeinen in Form von Versorgung bezahlt werden sollen, wie sie von der Mehrheit jener Weisen, welche die Stadt einsetzen soll, angeordnet wird, diejenigen, die ihre Kinder in die Schule schicken, sollen nicht bedrängt werden, viel mehr zu bezahlen, als das, wofür man die Kinder in anderen Städten unterrichten lassen könnte; und es wird weiters angeordnet, daß überall, wo eine Stadt auf eine Anzahl von über 100 Familien oder Haushalten anwachsen sollte, eine Lateinschule errichtet werden soll, und es deshalb möglich sein sollte, die Jugend so weit zu unterweisen, so daß sie für eine Universität gerüstet ist, wird bestimmt, daß wenn irgendeine Stadt die Durchführung von oben bestimmten innerhalb eines Jahres unterlassen sollte, jede solche Stadt 5 Pfund ihrer benachbarten Schule zu bezahlen hat, bis sie diese Anordnung durchführt. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 20), 29; dt.: Eigene Übersetzung.
10. Toleranzpatent von Maryland, 21. April 1649 Maryland Toleration Act Schon die Gründung der Kolonie Maryland geschah aus religiösen Motiven: George Calvert, der spätere Lord Baltimore I. erwirkte, daß König Charles Stuart I. 1632 seinem Sohn, Cecil Calvert, Lord Baltimore II. einen Freibrief zur Gründung einer Kolonie in der Größe von zehn Millionen Morgen Land an der Chesapeake Bucht als erbliches Lehen gab, um so für die in England unter Druck geratenen Katholiken ein Refugium zu schaffen. Die erste Siedlung wurde 1634 gegründet, wobei auch hier, ähnlich wie in Virginia, in erster Linie Tabak angebaut wurde. Es strömten aber nicht nur Katholiken in die neue Kolonie, sondern in viel größerer Zahl auch Puritaner. Als diese wiederum ihrerseits in England Druck auf die Katholiken ausübten, setzte Cecil Calvert, Lord Baltimore II. in der Volksvertretung von Maryland, wie die Kolonie zu Ehren der Gemahlin König Charles I. genannt wurde, den im folgenden wiedergebenen Maryland Toleration Act durch. Er garantierte allen
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sich zur Heiligen Dreifaltigkeit Bekennenden freie Religionsausübung. Die strengen Bestimmungen am Anfang des Dokuments, die Blasphemie unter Strafe stellen, kamen aber niemals zur Anwendung. Maryland wurde so kurzfristig zu einem religiösen Zufluchtsort, ähnlich wie Rhode Island (vgl. Dok. 7), und nahm gegenüber den übrigen Kolonien auch eine politische Sonderstellung ein, fand aber wegen der gemeinsamen wirtschaftlichen und politischen Interessenlagen wieder in den Verband der Neuenglandkolonien zurück, mit denen sie doch eine größere Gemeinsamkeit verband. * * * Insoweit in einem christlichen Gemeinwesen Angelegenheiten betreffend die Religion und die Ehre Gottes in erster Linie in ernsthafte Erwägung gezogen werden und durch Bemühungen einer Lösung zugeführt werden sollen. Es sei deshalb … verfügt … daß welche Person oder Personen auch immer innerhalb dieser Provinz … die von nun an Gott lästern, … oder leugnen, daß unser Retter Jesus Christus der Sohn Gottes ist, oder die Heilige Trinität des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes oder die Gottheit irgendeiner der besagten drei Personen der Trinität, oder die Einheit der Gottheit leugnen, … sollen mit dem Tode, und der Konfiskation oder Einziehung all seiner oder ihrer Ländereien bestraft werden. … … Und wohingegen die Erzwingung des Gewissens in Angelegenheiten der Religion sich des öfteren als gefährliche Konsequenz in denjenigen Gemeinwesen herausgestellt hat, in denen sie praktiziert wurde, und für die mehr ruhige und friedliche Regierung dieser Provinz, und des besseren Erhalt gegenseitiger Liebe und Freundschaft unter den Einwohnern. Sei es deshalb … verfügt (ausgenommen wie in der vorliegenden Anordnung bereits erklärt und bekannt gemacht) daß keine Person oder Personen wie auch immer, innerhalb dieser Provinz, oder den Inseln, Binnenhäfen, Häfen, kleinen Buchten, oder der dazugehörenden sicheren Häfen es sich geziemt, öffentlich zu erklären, an Jesus Christus zu glauben, sollen von nun an in keiner Weise beunruhigt, belästigt, missbilligt oder verurteilt werden, für oder wegen seiner oder ihrer Religion, noch in der freien Ausübung derselben innerhalb dieser Provinz oder den dazugehörenden Inseln, gehören, noch in irgendeiner Weise gezwungen werden, zu dem Glauben oder der Ausübung irgendeiner anderen Religion gegen seine oder ihre Zustimmung solange sie nicht dem Lord Proprietary untreu sind, oder der in dieser Provinz eingerichteten, oder die von Ihm oder seinen Nachkommen eingerichtet werdenden zivilen Regierung zur Last fallen, oder sich gegen sie verschwören.
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Und daß alle und jede Person oder Personen, die sich anmaßen, entgegen dieser Anordnung und in der wahren Absicht und Bedeutung derselben direkt oder indirekt, entweder als Person oder Stand vorsätzlich irgendeine Person innerhalb dieser Provinz, welche auch immer, benachteiligen, stören, behindern oder belästigen, die sich dazu bekennt, an Jesus Christus zu glauben, für oder wegen, seiner oder ihrer Religion oder in der freien Ausübung derselben, innerhalb dieser Provinz, anders als in dieser Verfügung bestimmt ist, daß solch eine Person oder Personen sich so vergeht, soll gezwungen werden, den dreifachen Schaden jener Partei zu bezahlen, der sie so unrecht getan, oder sie so belästigt hat, und für jedes solches Vergehen soll sie außerdem 20 Sterling in Geld, oder den Wert desselben als Bußgeld bezahlen, … oder wenn die Parteien, die so zuwidergehandelt haben, wie oben bestimmt, es ablehnen oder unfähig sind, die Partei, die sie so geschädigt haben, zu entschädigen, oder eines solchen Bußgeldes oder Strafe genügen, dann soll ein solcher Missetäter schwer bestraft werden, nach dem Ermessen des Lord Proprietary oder seines Lieutenant, oder Chiefe Governeur dieser Provinz, durch öffentliches Auspeitschen, und Einsperren, für die Zeit, der sie einer Kaution oder eines Maineprise entbehrt. … Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 22), 31 f.; dt.: Eigene Übersetzung.
11. Konzessionen an die Provinz von Pennsylvania, 11. Juli 1681 Concessions to the Province of Pennsylvania Am 4. März 1681 sicherte sich der adelige Quäker und Sohn eines Admirals, William Penn, auf Grund einer zu seinen Gunsten noch ausstehenden Kronschuld eine Charter für ein Gebiet nördlich von Maryland im Delawaretal, das ihn als alleinigen Eigentümer auswies. Schon lange hatte er von der Idee geträumt, jenseits des Atlantik ein ideales christliches Gemeinwesen in die Tat umzusetzen, und schrieb an einen Freund in Amerika: "Es könnte vielleicht dort, wenn schon nicht hier ein Platz für solch ein heiliges Experiment sein." Er nann-
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te das dicht bewaldete Gebiet einer Zeiterscheinung folgend im latinisierenden Stil nach seiner Familie Penn-Sylvania. Ein von ihm entworfener Bericht über dieses Siedlungsgebiet zirkulierte in Form von Flugblättern bald weit in England und auf dem Festland. Die solcherart eifrig betriebene Anwerbungspolitik ließ die Kolonie bald zu einem beliebten Einwanderungsgebiet auch für deutsche Pietisten werden. Das 1683 gegründete Germantown wurde die erste dauerhafte deutsche Siedlung in Pennsylvania. Da aber deutsche Siedler lediglich ein Viertel der Einwohner Pennsylvanias und etwa 9 % der Einwohner der damals 13 Kolonien stellten, konnte die Idee, deutsch als Landessprache, oder auch nur als offizielle Zweitsprache Pennsylvanias zu erklären, nicht realisiert werden. In der Charter von 1681 wurde auch die Religionsfreiheit verankert, mit der Auflage, die britischen Gesetze zu achten. Die Concessions stellten jedoch keine Verfassung im technischen Sinn dar. Penn´s "Heiliges Experiment" in der schon bald prosperierenden Kolonie scheiterte letztlich nicht auf Grund religiöser Gesichtspunkte, sondern in politischer Hinsicht: William Penn sah sich damit konfrontiert, daß die von ihm eingesetzten Gouverneure entweder korrupt oder unfähig waren. Auch seine engsten Vertrauten und Mitarbeiter betrogen ihn auf hinterlistige Weise, sodaß er zwischen 1707 und 1708 neun Monate im "debtors´ prison" verbringen mußte. * * * Bestimmte Bedingungen oder Konzessionen, welche zwischen William Penn, dem Eigentümer und Gouverneur der Provinz von Pennsylvania und jenen, welche die Unternehmer und Käufer in derselben Provinz sind, vereinbart wurden ... I. Daß, sobald als es Gott gefällt, daß die vorgenannten Personen hier ankommen, eine bestimmte Menge Landes oder Grundstück für eine große Stadt oder städtische Niederlassung ausgelegt werden soll, am Fluß an einem für die Gesundheit und die Schiffahrt möglichst günstigen Platz; und jeder Käufer und Unternehmer soll durch Los soviel Land darin haben, als dem Anteil entspricht, den er gekauft oder durch Pacht übernommen hat: es sollte jedoch beachtet werden, daß die Vermesser in Betracht ziehen sollen, welche Straßen oder Fernstraßen zu den Städten, städtischen Niederlassungen oder durch das Land notwendig sein werden. Große Straßen von Stadt zu Stadt, welche nicht weniger als 40 Fuß in der Breite betragen sollen, sollen zuerst ausgelegt und zu Fernstraßen erklärt werden, bevor Anteile an Morgen Land für die Käufer ausgelegt werden, und das gleiche ist auch für die Straßen in den städtischen Niederlassungen und Städten zu beobachten, damit günstige Wege und Straßen erhalten werden, welche dem Eingriff irgendeines Pflanzers oder Gebäudeerrichters nicht unter-
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liegen, sodaß sie niemand in irregulärer Weise zum Nachteil anderer bebauen soll. Darin ist Gewohnheitsrecht anwendbar … III. Daß, wenn die Anteile an Land ausgelegt werden, jeder Käufer von eintausend bis zehntausend Morgen Land oder mehr nicht mehr als eintausend Morgend Land zusammenhängend haben soll, es sei denn, daß er innerhalb von drei Jahren auf je tausend Morgen Land eine Familie ansiedelt; sondern daß alle, die zusammen kaufen, auch zusammen liegen sollen; und daß für so viele, als in Übereinstimmung mit dieser Bedingung sind, das ganze Land gemeinsam ausgelegt werden soll, VII. Daß für jeweils fünfzig Morgen Land, die einem Knecht am Ende seiner Knechtschaft zugewiesen werden, seine Erbpacht zwei Schillinge pro Jahr betragen soll, und falls der Herr oder Eigner des Knechtes, wenn er die anderen fünfzig Morgen Land auf sich nimmt, als Erbpacht vier Schillinge pro Jahr zahlen soll, oder, wenn der Herr des Knechtes (falls er aufgrund des Dienstvertrages dazu verpflichtet ist) dem Knecht fünfzig Morgen Land in seinem eigenen Anteil zuweist, der genannte Herr dann auf sein Verlangen vom Gouverneur diese 100 Morgen Land zu einer Hauptpacht von sechs Schillinge pro Jahr zugewiesen erhalten soll. VIII. Und zur Ermutigung jener, welche einfallsreich und bereit sind, nach Gold- und Silberminen in dieser Provinz zu suchen, wird hiemit vereinbart, daß sie die Freiheit haben sollen, auf jedermanns Eigentum zu schürfen und zu graben, wobei sie freilich den zugefügten Schaden voll bezahlen müssen; und falls eine Entdeckung gemacht werden sollte, daß der Entdecker ein Fünftel, der Eigentümer des Grundes (wenn er nicht der Entdecker ist) einen zehnten Teil und der Gouverneur zwei Fünftel erhalten und der Rest zum Staatsschatz gehen soll, vorbehaltlich des dem König durch das Patent reservierten Anteils. IX. In jeweils hunderttausend Morgen Land behält sich der Gouverneur und Eigentümer durch Los zehn für sich selbst, welche in nur einem Platz liegen sollen. X. Daß jeder Mann verpflichtet sein soll, so viel von seinem Anteil an Land, als ausgelegt und vermessen worden ist, innerhalb von drei Jahren, nachdem es so ausgelegt und vermessen worden ist, zu bepflanzen oder zu besiedeln, anderenfalls soll es für Neuankömmlinge rechtmäßig sein, sich darauf niederzulassen, wenn sie ihnen das Vermessungsgeld ersetzen; sie selbst aber rücken für ihren Anteil weiter hinauf.
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XI. Es soll kein Kaufen und Verkaufen geben, weder mit Indianern noch untereinander, von irgendwelchen für den Export bestimmten Gütern, ausgenommen in einem öffentlichen Markt, sobald solche Plätze ausgesondert oder errichtet werden, wo sie die staatliche Stempelung oder Markierung erhalten. Sollte es sich um schlechte Ware handeln, welche um den Preis einer guten angeboten wird, oder im Falle einer Täuschung hinsichtlich von Maßen oder Gewicht, so soll der Wert der Sache, den sie hätte, wäre sie gut und von vollem Gewicht und Ausmaß, dem Staatsschatz dieser Provinz verfallen, ob es sich um Handelsware der Indianer oder um solche der Pflanzer handelt. XII. Und da es unter den Pflanzern üblich ist, die armen Eingeborenen des Landes beim Handel zu übervorteilen, durch Güter, welche entweder ihrer Art nach nicht gut sind oder durchsetzt mit Mischungen, durch welche sie merkbar verschlechtert werden, so ist vereinbart, daß alles, was an die Indianer als Gegenwert für ihre Felle verkauft werden soll, auf dem Marktplatz verkauft werden soll und dort den Test bestehen muß, ob es gut oder schlecht ist; ist es gut, so geht es hin; es ist nicht gut, so soll es nicht als gut verkauft werden, damit die Eingeborenen nicht getäuscht noch provoziert werden. XIII. Daß kein Mann auf irgendeine Art und Weise, in Wort oder Tat, irgendeinen Indianer beleidigen oder verletzen soll, widrigenfalls er dieselbe vom Gesetz vorgeschriebene Strafe erleiden soll, als hätte er dies gegen einen Pflanzerkollegen begangen, und falls irgendein Indianer irgendeinen Pflanzer dieser Provinz durch Worte oder Taten täuschen sollte, dann sollte dieser nicht sein eigener Richter über den Indianer sein, sondern sich beim Gouverneur der Provinz, seinem Leutnant oder Verteter, oder einem niedrigeren Magistrat in seiner Nähe beschweren, welcher sich nach all seinen Kräften mit dem König des genannten Indianers darum bemühen soll, daß dem genannten verletzten Pflanzer jede vernünftige Genugtuung gegeben werde … XV. Daß die Indianer die Freiheit haben, alle zur Verbesserung ihres Bodens und zur Sicherung des Unterhalts für ihre Familien zu tun, genauso wie irgendeiner der Pflanzer. XVI. Daß die Gesetze betreffend die üble Nachrede, Trunkenheit, Schwören, Fluchen, hochfahrende Kleidung, das unbefugten Betreten fremden Eigentums, das Peinigen, die Widererlangung eines unrechtmäßig vorenthaltenen fremden Besitzes, Gewichte und Maße, dieselben sein sollen, wie in England, bis sie durch das Gesetz dieser Provinz abgeändert werden …
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XVIII. Daß bei der Rodung des Grundes darauf geachtet werde, für je fünf Morgen gerodeten Landes einen Morgen Bäume stehen zu lassen, vor allem um Eichen und Maulbeerbäume zu erhalten für Seide und Schiffbau … WILLIAM PENN. Engl. in: Francis Newton Thorpe (ed.), Federal and State Constitutions, Colonial Charters and other organic Laws of the States, Territories and Colonies, Vol. V., Washington, 1906, 3044 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
12. Frühester Protest gegen die Sklaverei, 18. Februar 1688 The Earliest Protest against Slavery Die Hauptanbauprodukte in den englischen Kolonien, die eine führende Stellung am englischen Markt einnahmen, waren Tabak, Reis und Indigo. Auf Grund der Navigation Acts und hoher Einfuhrgebühren wurde der Gewinn, der mit diesen Produkten erzielt werden konnte, allerdings minimiert, was viele der kleineren Farmer in den Ruin trieb. Unter diesen wirtschaftlichen Gegebenheiten setzte sich das Plantagensystem durch. Dieses erforderte wiederum eine zuverlässige Quelle an Arbeitskräften. Nachdem die europäischen Einwanderer die aufreibende Arbeit in der Regel ablehnten und die Indianer schwer in der benötigten, größeren Zahl gefangengenommen werden konnten, beschloß man, die fehlenden Arbeitskräfte aus Afrika zu importieren. Nachdem sie unter Einsatz brutaler Methoden zusammengetrieben und in Sammellagern an der westafrikanischen Küste interniert worden waren, wurden die meisten Sklaven auf die sechs bis acht Wochen dauernde Reise in die englischen Kolonien verschickt, bei der die menschenunwürdigen Verhältnisse derart katastrophal waren, daß einer von acht Sklaven bereits während der Reise starb. Die ersten Negersklaven, die auf diese Art nach Nordamerika verschifft wurden, fanden über holländische Händler 1619 ihren Weg nach Jamestown. Das britische Vorurteil, es handle sich bei den Schwarzen auf Grund ihrer Hautfarbe und des nichtchristlichen Glaubens um eine inferiore Rasse, übertrug sich schnell auf die englische Bevölkerung in den Kolonien. Der Sklavenhandel nahm bereits um 1660 solche Formen an, daß er in den meisten Kolonien gesetzlich zugelassen wurde. Der früheste Protest gegen die Sklaverei und die menschenunwürdige Haltung der Sklaven wurde 1688 durch eine Resolution der Mennoniten aus Germantown zum Ausdruck gebracht. Im selben Jahr
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vollzog sich durch die Glorious Revolution auch in England eine entscheidende Veränderung der politischen Verhältnisse, die anstelle des katholischen Königs James II. das protestantische Herrscherpaar William und Mary an die Macht brachte, was wiederum den Auswandererstrom in die Kolonien verstärkte. * * * An das monatliche Treffen bei Richard Worrell: Dies sind die Gründe, warum wir gegen den Menschenhandel sind, wie folgt: gibt es irgendjemand, der wünscht, daß man so mit ihm verfährt oder ihn so behandelt? Nämlich, verkauft oder zum Sklaven gemacht zu werden für seine ganze Lebenszeit? Wie furchtsam und kleinmütig sind viele auf See, wenn sie ein fremdes Schiff sehen, weil sie sich davor fürchten, es könnnte ein Türke sein und sie könnten genommen und als Sklaven in die Türkei verkauft werden. Nun was ist in diesem Zusammenhang besseres getan, als die Türken tun? Ja, eher ist es schlechter für sie, welche sagen, sie seien Christen; denn wir hören, daß der größte Teil solcher Neger gegen ihren Willen und ihre Zustimmung hierher gebracht wird, und daß viele von ihnen gestohlen werden. Nun, obwohl sie schwarz sind, können wir nicht sehen, daß es da mehr Freiheit gibt, sie zu Skaven zu haben, als andere Weiße. Es gibt ein Sprichwort, daß wir allen Menschen das tun sollen, von dem wir wollen, daß es auch uns geschieht; wobei kein Unterschied dahingehend zu machen ist, welcher Art, Abstammung oder Farbe sie seien mögen. Und jene, welche Menschen stehlen oder rauben, und jene, welche sie kaufen oder erwerben, sind sie nicht alle gleich? Hier gibt es die Freiheit des Gewissens, was Recht und Vernünftig ist; hier sollte es gleicherweise auch die Freiheit des Körpers geben, ausgenommen nur Übeltäter, was ein anderer Fall ist. Aber Menschen hierher zu bringen oder sie gegen ihren Willen zu rauben und zu verkaufen, dagegen treten wir auf. In Europa werden viele aus Gewissensgründen bedrückt; hier werden jene unterdrückt, welche von schwarzer Farbe sind. Und wir, die wir wissen, daß die Menschen nicht Ehebruch begehen dürfen – einige begehen Ehebruch in anderen, indem sie Frauen von ihren Männern trennen und sie anderen geben: und einige verkaufen die Kinder dieser armen Kreaturen an andere Leute. Ach, überlegt euch dieses Ding wohl, ihr, die ihr dieses tut, wenn es euch in gleicher Weise zugefügt würde – und ob es in Übereinstimmung mit dem Christentum getan wird! Ihr übertrefft in dieser Sache Holland und Deutschland. Das stellt sich als schlechte Nachricht in all diesen Ländern Europas dar, wenn sie hören, daß die Quäker hier Menschen so behandeln, wie sie dort das Vieh behandeln. Und aus diesem Grund haben manche keinen Sinn oder Neigung, hierher zu kommen. Und wer soll diese euere Sache hochhalten oder für sie eintreten? Wahrlich, wir könnten solches nicht tun, es sei denn, ihr
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informiert uns eines besseren, nämlich: daß Christen die Freiheit haben, diese Dinge zu praktizieren. Bitte, welch schlimmere Dinge können uns in der Welt getan werden, als das Menschen uns rauben oder stehlen und uns als Sklaven in fremde Länder verkaufen sollten; dabei Ehemänner von ihren Frauen und Kindern trennen. Da dies aber nun nicht die Art ist, von der wir wünschen, daß sie uns selbst widerfährt; aus diesem Grunde widersprechen und sind wir gegen diesen Menschenhandel. Und wir, die wir bekennen, daß es nicht rechtmäßig ist, zu stehlen, müssen gleicherweise vermeiden, solche Dinge zu kaufen, welche gestohlen sind, und vielmehr helfen, diesem Rauben und Stehlen, wenn möglich, Einhalt zu tun. Und solche Menschen sollten aus den Händen der Räuber erlöst und, so wie in Eruopa, freigesetzt werden. Dann wird Pennsylvania in anderen Ländern eine gute Nachrede haben, während es stattdessen heute um dessentwillen eine schlechte hat; vor allem, wo doch die Europäer gerne wissen möchten, in welcher Art und Weise die Quäker in ihrer Provinz herrschen; und die meisten von ihnen sehen auf uns mit einem neidischen Auge. Aber wenn dies recht getan ist, von was sollen wir dann sagen, daß es unrecht getan ist? Wenn einst diese Sklaven (von welchen sie sagen, sie seien böse und halsstarrige Menschen) sich zusammentun sollten – für ihre Freheit kämpfen und ihre Herren und Herrinnen behandeln, wie diese sie zuvor behandelt haben; werden diese Herren und Herrinnen zum Schwert greifen und gegen diese armen Sklaven Krieg führen, als – wie wir fähig sind zu glauben – einige zu tun nicht ablehnen werden? Oder haben diese armen Neger nicht genausoviel Recht, für ihre Freiheit zu kämpfen, als ihr habt, sie als Sklaven zuhalten? Überlegt euch nun diese Sache weidlich, ob sie gut oder schlecht ist. Und für den Fall, daß ihr finden solltet, es sei gut, diese Schwarzen in der Weise zu behandeln, verlangen und fordern wir von euch hiemit in Liebe, daß ihr uns darüber informieren mögt, was bisher noch niemals geschehen ist, nämlich, daß Christen die Freiheit haben, solches zu tun. Wir werden uns dann in diesem Punkt zufriedengeben und gleicherweise auch unsere guten Freunde und Bekannten in unserem Heimatland zufriedenstellen, für welche es ein Terror oder fürchterliche Sache ist, daß Menschen in Pennsylvania so behandelt werden. Das ist von unserem Treffen in Germantown, gehalten am 18. Tag des 2. Monats 1688, zur Übermittlung an das monatliche Treffen bei Richard Worrell. Garret Henderich, Derick op de Graeff,
Francis Daniel Pastorius, Abram op de Graeff.
Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 26), 37 f.; dt.: Eigene Übersetzung.
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13. Penns Unionsplan, 1697 Penn's Plan of a Union Der von Penn 1682 erstellte Verfassungsentwurf war als Grundstruktur für die Regierung der Kolonie vorgesehen. Er gab sich darin selbst das Recht, den Gouverneur auszuwählen, sorgte aber auf der anderen Seite für ein Zweikammern-Parlament, dessen Abgeordnete von den freien Männern der Kolonie gewählt werden sollten. Dieser Entwurf erwies sich jedoch als zu schwerfällig und zu unbefriedigend und wurde durch einen weiteren Entwurf (Great Charter and Frame) vom 2. April 1683 ersetzt, der noch mehr von Liberalität durchzogen war als der erste. Penn konnte aber nicht lange in seiner Kolonie weilen: Auf Grund einer Grenzstreitigkeit mit der benachbarten Kolonie Maryland hielt er eine Konferenz mit Lord Baltimore II. (vgl. Dok. 10) ab, um den Streit im gegenseitigen Einvernehmen beizulegen. Dieses Bemühen war jedoch nicht von Erfolg gekrönt, und so mußte er im August 1684 nach England zurückkehren, um seine Interessen vor Gericht wahrzunehmen. Während der kurzen Regierungszeit seines Freundes, des Herzogs von York und späteren katholischen Königs James II., befand er sich in einer heiklen Position am englischen Königshof, konnte seine Stellung aber dafür verwenden, hunderte von Quäkern und auch politische Gefangene wie z. B. auch John Locke aus dem Gefängnis zu befreien. Nach der "Glorreichen Revolution" von 1688 zogen die neuen Herrscher William und Mary die Leitung der Kolonie wieder enger an sich. Während Penns Abwesenheit, während der ihm auch die Rechte über die Kolonie (1692–1696) entzogen wurden, regierte Governor Fletcher aus New York die Kolonie. Penn konnte erst 1699 nach Amerika zurückkehren, wo er mehr und mehr unbefriedigende und desorganisierte Zustände vorfand. Penn stimmte schließlich dem Entwurf einer neuen Verfassung, der Charter of Privileges (vgl. Dok. 14) zu, die am 28. Oktober 1701 beschlossen wurde. Er bewies aber trotz dieser Malversationen nicht nur Geschick und Umsicht in gesetzgeberischen Fragen, sondern legte auch einen der ersten Vereinigungspläne der Kolonien, einen wenig bekannten Vorläufer der Articles of Confederation, vor. * * * Ein kurzer und einfacher Plan, wie die englischen Kolonien in den nördlichen Teilen Amerikas – nämlich Boston, Connecticut, Rhode Island, New York, New Jerseys, Pensylvania, Maryland, Virginia, und Carolina – aufgrund einer
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allgemeinen Übereinkunft für die Krone und für den wechselseitigen Frieden und die Sicherheit nützlicher gemacht werden können. 1. Die vorgenannten verschiedenen Kolonien sollten einmal im Jahr zusammentreten, öfter, wenn dies während eines Krieges notwendig sein sollte, wenigstens aber einmal in zwei Jahren in Friedenszeiten, und zwar durch ihre be- und ernannten Vertreter, um solche Maßnahmen, wie sie für ein besseres Verständnis und die öffentliche Ruhe und Sicherheit am empfehlenswertesten sind, zu debattieren und zu beschließen. 2. Zu diesem Zweck sollen zwei Personen, welche durch ihren Verstand, ihre Nüchternheit und ihre Sachkundigkeit wohl qualifiziert sind, von jeder Provinz als deren Vertreter oder Abgeordnete ernannt werden, was im ganzen den Kongreß aus zwanzing Personen bestehen läßt. 3. Der für diesen Zweck besonders ernannte königliche Kommissar soll den Vorsitz haben und dem genannten Kongreß präsidieren. 4. Sie sollten so nahe als tunlich zur zentralst gelegenen Kolonie zusammentreten, zur Erleichterung für die Deputierten. 5. Da dies aller Wahrscheinlichkeit nach New York sein wird, sowohl, weil es nahe dem Zentrum der Kolonien liegt, als auch, weil es ein Frontstaat ist und der königlichen Nominierung unterliegt, soll der Gouverneur dieser Kolonie auch des Königs Hochkommissar während der Session sein, nach der Art von Schottland. 6. Es soll ihre Aufgabe sein, alle Arten von Klagen oder Differenzen zwischen Provinz und Provinz zu hören und beizulegen. Wie, 1., wo Personen ihre eigene Provinz verlassen und in eine andere gehen, zu dem Zweck, um ihren gerechten Schulden zu entgehen, obwohl sie in der Lage sind, dieselben zu bezahlen; 2., wo sich Übeltäter der Gerechtigkeit entziehen oder wo in den Provinzen, in denen sie sich aufhalten, gegen sie nicht ordentlich gerichtlich vorgegangen werden kann; 3., Verletzungen betreffend den Handel zu verhindern oder zu beheben; 4., Wege und Mittel zur Unterstützung der Union und der Sicherheit dieser Provinzen gegen die öffentlichen Feinde zu überlegen. In welchem Kongreß die Anteile an Männern und Abgaben viel leichter und viel gleichmäßiger bestimmt werden können, als die durch irgendeine Einrichtung hier nützlich wäre; denn die Provinzen, die ihre eigenen Bedingungen und die der jeweils anderen kennen, können diese Angelegenheit mit mehr Freiheit und Zufriedenheit debattieren und ihre Angelegenheiten hinsichtlich aller Aspekte ihrer gemeinsamen Sicherheit besser anpassen und ausgewogen halten.
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7. In Kriegszeiten sollte der Hochkommissar des Königs General oder Oberkommandant der verschiedenen zum Kampf gegen den gemeinsamen Feind gestellten (Truppen-)Quoten sein, und für Wohl und Nutzen des Ganzen beraten werden. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 28), 39 f.; dt.: Eigene Übersetzung.
14. Freibrief für Pennsylvanien, 28. Oktober 1701 Pennsylvania Charter of Privileges William Penn konnte erst, nachdem er bei König William in Ungnade gefallen war, 1699 nach Amerika zurückkehren (vgl. Dok. 13). Der Gründer der Kolonie weigerte sich zu akzeptieren, daß sein philantropisches Experiment, die Bürgern der Kolonien mit größtmöglicher Freiheit auszustatten, gescheitert war. Nachdem auch die vorübergehende direkte Leitung der Kolonie durch William I. keine Verbesserung der Zustände in der vorwiegend von Engländern, Walisern, Iren, Holländern und Deutschen aus der Pfalz besiedelten Kolonie bewirkte, beschloß Penn, den allgemein begrüßten Religionsfrieden (vgl. Dok. 11) auch politisch entsprechend abzusichern. Er forderte die Kolonie auf, einen eigenen Verfassungsvorschlag zu entwerfen, der als Charter of Privileges mit der Zustimmung Penns am 28. Oktober 1701 von der Bürgervertretung beschlossen wurde und der bis zur amerikanischen Revolution in Kraft blieb. Kernstück dieser Urkunde ist wiederum die gottgewollte religiöse Duldsamkeit gegenüber allen Gottesgläubigen, die in Form eines feierlichen Schlußgelöbnisses eine Absicherung gegen Intoleranz vorsieht. Penn selbst behielt sich nur das Eigentum an den nicht an Siedler vergebenen Landgebieten und ein Vetorecht bei der Gesetzgebung, mit dessen Ausübung ein ernannter Gouverneur betraut sein sollte, vor. Drei Bezirken der Kolonie wurde das Recht zur Bildung einer eigenen Repräsentativversammlung eingeräumt, was später zur Gründung des Staates Delaware führen sollte. Kein anderes Schick-
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sal einer sich solcherart im Frühstadium befindlichen Kolonie war ähnlich eng mit dem ihres Gründungsvaters verknüpft wie das Pennsylvanias. Schon 1681 hatte William Penn seinen Untertanen verkündet: "… ihr werdet von Gesetzen regiert werden, die ihr euch selbst gegeben habt, und als ein freies, und wenn ihr wollt einfaches und fleißiges Volk leben. Ich werde dem Recht keines zu nahetreten noch seine Person schmälern. Gott hat mir besseren Entschluß eingegeben und mir Gnade verliehen, ihn zu halten. Kurz gesagt, das, was immer einfache und freie Menschen vernünftigerweise für die Sicherheit und Verbesserung ihres eigenen Glückes wünschen können, soll von mir von Herzen gern bewilligt werden … ". * * * Kund also sei zu wissen, daß für die künftige Wohlfahrt und rechte Regierung der besagten Provinz und Territorien und in Verfolg der zuvor erwähnten Rechte und Machtbefugnisse ich, besagter William Penn, allen freien Bürgern, Siedlern und Unternehmern und anderen Bewohnern dieser Provinz und Territorien diese nachfolgenden Freiheiten, Vergünstigungen und Privilegien verkünde, gewähre und bestätige, und daß diese, soweit an mir liegt, von den freien Bürgern, Siedlern und Unternehmern und anderen Bewohnern dieser besagten Provinz und der angegliederten Territorien für immer erhalten, genossen und bewahrt werden können. 1. Weil kein Volk, selbst bei dem höchsten Genuß bürgerlicher Freiheiten, wahrhaft glücklich sein kann, wenn es in seiner Gewissensfreiheit hinsichtlich des religiösen Bekenntnisses und des Gottesdienstes beschränkt wird, und Gott, der Allmächtige, der einzige Herr des Gewissens, der Vater des Lichts und des Geistes und der Urheber wie der Gegenstand aller Gotteserkenntnis, Gottesglaubens und Gottesverehrung ist, der die Geister erleuchtet und den Verstand der Menschen beredet und überzeugt, so gewähre und erkläre ich hiermit, daß keine Person oder Personen, die in dieser Provinz oder diesen Territorien wohnt oder wohnen und einen allmächtigen Gott als Schöpfer, Erhalter und Herrscher der Welt bekennt und anerkennt oder bekennen und anerkennen und sich als verpflichtet erachtet oder erachten, friedlich unter der Zivilregierung zu leben, in irgendeinem Falle in ihrer Person oder ihrem Eigentum wegen ihrer durch ihr Gewissen vorgeschriebenen Überzeugung oder ihres Brauchtums belästigt oder benachteiligt werden soll oder sollen, noch gezwungen wird oder werden, irgendeinen Kult, einen religiösen Ort oder eine gottesdienstliche Handlung, die ihrem Sinne zuwider sind, zu besuchen oder ihnen anzuhangen, oder irgendeine andere Handlung oder Sache, die ihrer religiösen Überzeugung zuwiderläuft, zu bege-
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hen oder zu dulden, und daß alle Personen, die sich im Glauben an Jesus Christus, den Heiland der Welt, bekennen, berechtigt sein sollen (ungeachtet ihrer sonstigen Überzeugungen und Handlungen betreffs des Gewissens und der Religion) dieser Regierung in jeder Eigenschaft, legislativ wie exekutiv zu dienen, falls sie, sobald sie rechtmäßig darum ersucht werden, dem König als Souverän Untertanenpflicht und dem Grundherrn und Gouverneur Treue geloben und die Atteste, wie sie jetzt durch das zu Newcastle im Jahre Eintausendundsiebenhundert gegebene Statut, betitelt "Ein Gesetz betreffs der Atteste der verschiedenen Beamten und Kirchendiener", das jetzt von der gegenwärtigen Versammlung ergänzt und bestätigt wurde, festgelegt wurden, vollziehen. 2. Zur rechten Verwaltung dieser Provinz und Territorien soll von den ansässigen freien Bürgern jährlich eine Landesversammlung gewählt werden, die aus jeder Grafschaft mit vier Personen von höchstem Rang nach Tugend, Weisheit und Fähigkeit (oder mit einer größeren Zahl, gegebenenfalls nach dem Ratschluß des Gouverneurs und der Landesversammlung) beschickt werden soll; sie soll stets am ersten Tage des Oktobers zusammentreten; und sie soll am 14. Tage des gleichen Monats in Philadelphia zusammentreten, falls nicht der Gouverneur und der Rat in der betreffenden Zeit es für gut befinden, einen anderen Ort innerhalb der besagten Provinz oder Territorien zu bestimmen. Diese Landesversammlung soll die Befugnis haben, einen Sprecher und andere Amtsinhaber für sich zu wählen, und soll Richter sein über die Qualifikationen und Wahlen ihrer eigenen Mitglieder; sie soll über ihre Vertagung selbst bestimmen, Ausschüsse ernennen, Gesetzesanträge zur Votierung als Gesetze vorbereiten, Verbrecher in Anklagezustand versetzen und Beschwerden abstellen; und sie soll jegliche sonstige Befugnis und Vergünstigung einer Versammlung haben, entsprechend den Rechten der frei geborenen Untertanen von England und so, wie es in jeder von des Königs Pflanzungen in Amerika üblich ist. Und wenn irgendwelche Grafschaft oder Grafschaften es ablehnen oder vernachlässigen sollte oder sollten, einen jeweiligen Vertreter, wie oben gesagt, zu wählen, oder diese, falls gewählt, sich nicht an der Landesversammlung beteiligen, sollen diejenigen, die gewählt und zusammengetreten sind, die volle Gewalt einer Landesversammlung haben, gleich als ob alle Vertreter gewählt worden und zusammengetreten wären, vorausgesetzt, daß sie nicht weniger als zwei Drittel der Gesamtzahl, die zusammentreten sollen, ausmachen. Die Qualifikation der Wähler und der Gewählten sowie alle sonstigen Angelegenheiten und Sachen, die sich auf die Wahlen von Vertretern für die Landesversammlung beziehen, sollen, auch wenn dies hier nicht besonders vermerkt ist,
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einem Gesetz dieser Regierung, das in Newcastle im Jahre Eintausendundsiebenhundert gegeben wurde, betitelt "Ein Gesetz über die Festlegung der Zahl der Mitglieder und über das Wahlverfahren für die Landesversammlung", gemäß sein und bleiben. 3. Die freien Bürger jeder einzelnen Grafschaft mögen zu der Zeit und an dem Ort ihres Zusammentrittes für die Zahl ihrer Vertreter für die Landesversammlung bei sich bietender Gelegenheit eine doppelte Anzahl von Personen wählen, um sie dem Gouverneur als Bezirksrichter und Leichenbeschauer zur Amtsführung für drei Jahre zu präsentieren, wenn sie sich für diese Zeit wohl verhalten. Aus diesen Wahlen und Präsentierungen soll der Gouverneur am dritten Tage nach einer derartigen Präsentierung eine Person für jedes der besagten Ämter ernennen und damit betrauen oder sonst den ersten auf der Präsentierungsliste Genannten, denn jedes Amt soll, wie erwähnt, für die Dauer der oben jeweils begrenzten Zeit in Kraft bleiben; und im Falle des Todes oder nicht Antretens sollen diese freien Stellen von dem Gouverneur mit Personen besetzt werden, die bis zum Ablauf der betreffenden Amtszeit das Amt verwalten sollen. Sollten die besagten freien Bürger es jemals versäumen oder ablehnen, eine Person oder Personen für eines oder für beide der vorgenannten Ämter zu wählen, dann und in solchem Falle sollen die zur Zeit der Wahl die jeweiligen Stellen Inhabenden als Bezirksrichter oder Leichenbeschauer im Amt verbleiben, bis sie durch eine neue Wahl, wie oben gesagt, abgelöst werden. 4. Die Friedensrichter der einzelnen Grafschaften sollen oder können dem Gouverneur drei Personen benennen und präsentieren, um im Falle einer Vakanz als Friedenshilfsrichter zu fungieren, und zwar soll der Gouverneur einen davon innerhalb von zehn Tagen nach der Präsentierung mit dem Amt betreuen, andernfalls der zuerst Genannte das besagte Amt, gutes Verhalten vorausgesetzt, versehen soll. 5. Alle Gesetzesübertreter sollen die gleichen Vergünstigungen in bezug auf Zeugen und Gerichtshof haben wie ihre Ankläger. 6. Keine Person oder Personen soll oder kann oder sollen oder können zu irgendeiner Zeit hiernach verpflichtet werden, sich irgendeiner auf das Eigentum bezüglichen Klage, Streitsache oder Rechtssache vor dem Gouverneur oder dem Gerichtshof oder irgendeiner anderen Stelle zu stellen, außer in regelrechtem Gerichtsverfahren, es sei denn, daß Berufungen hierüber später gesetzlich bestimmt werden.
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7. Keine Person in diesem Gouvernement soll von dem Gouverneur ermächtigt werden, ein Speisehaus, eine Schenke oder eine öffentliche Herberge zu halten, außer solchen, die ihm zuerst durch die Unterschriften der Richter der betreffenden Grafschaften, in offener Verhandlung aufgestellt, empfohlen werden; diese Richter sind und werden hiermit bevollmächtigt, jeder Person, die einen derartigen Gastbetrieb unterhält, dies bei gesetzwidrigem Verhalten unter Verhängung der gesetzlich vorgesehenen oder vorzusehenden Strafen zu untersagen und andere Personen von Zeit zu Zeit vorzuschlagen, wie es die Gelegenheit bietet. 8. Wenn irgendeine Person durch Verführung oder Melancholie sich entleiben sollte, so soll trotzdem ihr Grundbesitz wie die persönliche Habe der Ehefrau und den Kindern und Verwandten zufallen, als ob sie eines natürlichen Todes gestorben wäre, und wenn irgend jemand durch Zufall oder Unfall vernichtet oder getötet werden sollte, so soll es auf Grund dessen kein Anheimfallen an den Gouverneur geben. Und keinerlei Beschluß, Gesetz oder Verordnung irgendwelcher Art soll jemals hiernach gegeben oder erlassen werden, um die Form oder die Wirkung dieses Freibriefes oder irgendeines Teiles oder einer Klausel darin entgegen ihrer wahren Absicht und Meinung abzuändern, umzugestalten oder zu verringern ohne die Zustimmung des Gouverneurs zu der jeweiligen Zeit und sechs Teilen von sieben der zusammengetretenen Landesversammlung. Weil aber das Glück der Menschheit, wie oben gesagt, so sehr von dem Genuß der Gewissensfreiheit abhängt, so erkläre, verspreche und gewähre ich hiermit feierlich für mich, meine Erben und Vertreter, daß der erste Artikel dieses Freibriefes, der sich auf die Gewissensfreiheit bezieht, und zwar jeder Teil und jede Klausel darin entsprechend ihrer wahren Absicht und Bedeutung, ohne jede Änderung für immer unverletzlich gehalten werden und bleiben soll. Engl. und dt. in Adolf Rock, Dokumente der amerikanischen Demokratie, Wiesbaden, 1947, 74 ff.
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15. Der Albany-Plan für eine Union, 1754 The Albany Plan of Union Kurz vor den Feindseligkeiten der beiden Kolonialmächte England und Frankreich, in denen es um die Inbesitznahme des westlichen Hinterlandes bis zum Mississippi ging ("Franzosen-und-Indianer-Krieg", 1754–1763), trachtete man in den Kolonien auf der einen Seite einen Friedensvertrag mit den Irokesen, von denen man fürchtete, sie könnten sich mit den Franzosen verbünden, abzuschließen und auf der anderen Seite eine möglichst einheitliche Vorgangsweise der einzelnen Kolonien sicherzustellen, um so der militärischen Bedrohung entgegenzutreten. Um letzteres zu erreichen, wurde im Juni 1754 auf Anregung des britischen Board of Trade ein Congress in Albany, einem ehemaligen holländischen Stützpunkt am Hudson River im Staate von New York, mit Delegierten der acht größten Kolonien beschickt. Dort wurde von Benjamin Franklin ein Entwurf vorgelegt, der eine Union von elf der dreizehn Kolonien sowie die Bildung einer interkolonialen Regierung unter einem von der britischen Regierung ernannten Präsidenten oder Gouverneur, in Zusammenarbeit mit dem britischen Empire vorsah. Weder der Bündnisvertrag mit den Irokesen, noch dieser sog. Albany Entwurf sollte in die Tat umgesetzt werden. Der Plan fand bei keiner der Kolonialversammlungen Zustimmung, da man zu diesem Zeitpunkt nicht im mindesten bereit war, Selbstverwaltungsrechte auf einen gemeinsamen Rechtsträger zu übertragen. Auch in der Ratifikationsdebatte in der amerikanischen Bundesverfassung spielte die Frage der Aufgabe von Selbstverwaltungsrechten der Kolonien zugunsten einer einheitlichen Zentralgewalt des Bundes eine große Rolle (vgl. Dok. 44). Trotz dieser ungünstigen Ausgangsposition konnten die Briten ihre Vormachtstellung in diesem vierten und letzten Kolonialkrieg, der parallel zum 7-jährigen Krieg in Europa ausgetragen wurde, behaupten. Auch der Albany-Plan Franklins sollte in modifizierter Form als Galloway-Plan (vgl. Dok. 19) noch einmal in der amerikanischen Geschichte in Erscheinung treten. * * * Wir schlagen hiermit vor, die ergebene Bitte um einen Erlaß des Parlaments von Großbritannien zu stellen, kraft dessen eine allumfassende [Unions]regierung (general assembly) in Amerika gebildet werden dürfe, die alle genannten Kolonien umfaßt. Innerhalb und unter dieser Regierung könnte jede Kolonie ihre gegenwärtige Verfassung beibehalten, mit Ausnahme der unten aufgeführten Punkte, in denen durch besagten Erlaß eine Änderung eingeführt würde.
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1. Die genannte Regierung soll von einem Präsidenten (President General), der durch die Krone ernannt und unterstützt wird, geleitet werden, dazu soll ein Rat (Grand Council), der von den Abgeordneten der verschiedenen Kolonien in ihren jeweiligen Versammlungen gewählt wird, geschaffen werden. 2. Innerhalb von _ _ _1 Monaten, nachdem ein solcher Erlaß verabschiedet wurde, darf und muß das Repräsentantenhaus (House of Representatives), das gerade zu dieser Zeit einberufen ist oder das eigens zu diesem Zweck zusammentritt, die Mitglieder für den Rat (Grand Council) in folgendem Verhältnis wählen: Massachusetts Bay .................................... New Hampshire ........................................ Connecticut ............................................... Rhode Island ............................................. New York .................................................. New Jersey ................................................. Pennsylvania .............................................. Maryland ................................................... Virginia ...................................................... North Carolina .......................................... South Carolina ..........................................
7 2 5 2 4 3 6 4 7 4 4 482
3. Er soll zum ersten Mal in Philadelphia zusammentreten und vom Präsidenten (President General) so bald wie möglich nach dessen Ernennung einberufen werden. 4. Die Mitglieder des Rates (Grand Council) sollen alle drei Jahre neu gewählt werden. Im Falle des Todes oder Rücktritts einer seiner Mitglieder soll sein Mandat bei der nächsten Sitzung der Versammlung der Kolonie, die er vertritt, durch Neuwahl wiederbesetzt werden. 5. Nach den ersten drei Jahren, wenn der Anteil des Geldes, das von jeder Kolonie dem Bundeshaushalt (General Treasury) zufließt, beurteilt werden kann, soll die Zahl der Abgeordneten, die jede Kolonie wählt, von Zeit zu Zeit, d. h. bei allen folgenden Wahlen, entsprechend dem jeweiligen Anteil neu festgelegt werden, aber dergestalt, daß die Anzahl der von einer Provinz zu Wählenden nicht höher als sieben und nicht geringer als zwei ist. 1 Im Text fehlt die Zahlenangabe. 2 Nicht vertreten sind Georgia und Nova Scotia.
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6. Der Rat (Grand Council) soll einmal im Jahr oder auch häufiger, wenn dies die Lage erfordert, zusammentreten, und zwar zu dem Zeitpunkt und an dem Ort, der auf der letzten vorangegangenen Sitzung festgelegt worden ist, oder wohin sie der Präsident (President General) im Falle der Not berufen mag; für eine solche Einberufung bedarf dieser zunächst der schriftlichen Zustimmung von sieben Abgeordneten, und er muß die Benachrichtigungen rechtzeitig an den gesamten Rat versenden. 7. Der Rat (Grand Council) ist berechtigt, einen Sprecher zu wählen. Er soll weder aufgelöst noch vertagt werden, noch soll er länger als sechs Wochen ohne Unterbrechung tagen, es sei denn, er gibt dazu seine persönliche Zustimmung oder erhält eine besondere Anordnung der Krone. 8. Den Mitgliedern des Rates (Grand Council) soll für ihren Dienst 10 Shilling Sterlin pro Tag zukommen. Dies gilt für die Dauer der Session und die Reise zum und vom Sitzungsort, wobei zwanzig Meilen als eine Tagesreise gelten. 9. Der Rat (Grand Council) bedarf für seine Gesetze der Zustimmung des Präsidenten (President General), und es gehört zu dessen Amt und zu dessen Pflicht, die Ausführung der Gesetze zu veranlassen. 10. Der Präsident (President General) ist berechtigt, nach Beratung mit dem Rat (Grand Council), alle Verträge mit Indianern, die das allgemeine Interesse der Kolonien betreffen, zu halten oder neue anzuordnen, sowie mit den Nationen der Indianer3 Frieden zu schließen oder ihnen den Krieg zu erklären. 11. Sie sollen solche Gesetze erlassen, die sie zur Regelung des Handels mit Indianern für notwendig erachten. 12. Sie sollen von den Indianern für die Krone solches Land erwerben, das sich jetzt noch nicht innerhalb der Grenzen einzelner Kolonien befindet bzw. innerhalb ihrer Grenzen gelegen sein wird, wenn einige von ihnen auf ein angemesseneres Ausmaß erweitert werden sollten. 13. Auf solchen Erwerbungen sollen sie neue Siedlungen gründen, indem sie im Namen des Königs Land bewilligen, wobei der Krone ein geringes Pachtgeld zugunsten des Bundeshaushaltes (General Treasury) vorbehalten bleibt. 14. Sie sollen zur Regelung und Verwaltung solcher neuer Siedlungen Gesetze erlassen, bis die Krone sie für fähig hält, besondere Regierungen zu bilden.
3 Gemeint sind die Indianerstämme, die sich in Nationen organisierten.
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15. Sie sollen sowohl Soldaten rekrutieren als auch bezahlen und Forts zur Verteidigung einer jeden Kolonie bauen. Sie sollen Kriegsschiffe zum Schutze der Küsten und zur Bewachung des Handels auf dem Ozean, den Seen oder den großen Flüssen ausrüsten, aber sie sollen in keiner Kolonie Mannschaften pressen4, es sei denn mit Zustimmung des gesetzgebenden Körpers der betreffenden Kolonie. 16. Zu diesem Zwecke haben sie die Vollmacht, Gesetze zu erlassen und der Bevölkerung solche grundsätzlichen Pflichten, Abgaben und Steuern aufzuerlegen und letztere zu erheben, wie sie ihnen am angemessensten und gerechtesten erscheinen (unter Berücksichtigung des Vermögens und der anderen Bedingungen der Bewohner der jeweiligen Kolonie), und so wie sie mit möglichst geringen Unannehmlichkeiten für das Volk eingetrieben werden können; sie sollen lieber den Luxus beschränken, als den schaffenden Fleiß ungebührlich belasten. 17. Sie mögen einen Generalschatzmeister (General Treasurer) und, bei Bedarf, in jeder Kolonialregierung Einzelschatzmeister (Particular Treasurer) ernennen, und von Zeit zu Zeit sollen sie die Summen festsetzen, die aus dem Budget einer jeden Regierung in das allgemeine Budget überführt werden sollen, oder sie können besondere Zahlungen erheben, wie sie es am richtigsten finden. 18. Geld darf nur auf gemeinsame Order des Präsidenten (President General) und des Rates (Grand Council) emittiert werden, es sei denn, Summen sollen für besondere Zwecke verwendet werden. Der Präsident (President General) ist durch ein Gesetz vorsorglich ermächtigt, solche Summen zu erheben. 19. Jährlich soll eine Generalabrechnung aufgestellt und den einzelnen Repräsentantenhäusern vorgelegt werden. 20. Ein Quorum des Rates (Grand Council), ermächtigt mit dem Präsidenten (President General) zu handeln, soll aus 25 Mitgliedern bestehen … 21. Gesetze, die von ihm für die genannten Zwecke erlassen werden, sollen den Gesetzen von England nicht zuwiderlaufen, sondern ihnen so nahe wie möglich angepaßt sein. Sie sollen dem königlichen Rat so bald wie möglich nach ihrer Annahme zur Bestätigung vorgelegt werden. Werden sie binnen drei Jahren nach ihrer Vorlage nicht zurückgewiesen, bleiben sie in Kraft. 22. Im Falle des Todes des Präsidenten (President General) soll der zu dieser Zeit amtierende Sprecher des Rates (Grand Council) ihm nachfolgen und mit derselben Macht und Autorität bekleidet sein, bis der Wille des Königs bekannt ist. 4 Gewaltsam zum Dienst, vor allem zum Waffendienst bei Heer oder Flotte, zwingen.
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23. Alle Offiziere im Land- oder Seedienst sollen, um unter dieser Generalverfassung handeln zu können, vom Präsidenten (President General) ernannt werden; die Zustimmung des Rates (Grand Council) ist jedoch einzuholen, bevor ihnen das Offizierspatent verliehen wird. Und alle Zivilbeamten sollen vom Rat (Grand Council) ernannt werden, und sie sollen vom Präsidenten (President General) bestätigt werden, bevor sie ihr Amt antreten. 24. Aber im Falle einer durch Tod oder Entlassung eines Offiziers oder Zivilbeamten entstandenen Vakanz soll nach dieser Verfassung der Gouverneur der Provinz, in welcher diese Vakanz vorliegt, die Ernennung vornehmen, bis der Wille des Präsidenten (President General) und des Rates (Grand Council) bekannt sein kann. 25. Die einzelnen Militär- und Zivileinrichtungen in jeder Kolonie bleiben in ihrem jetzigen Zustand ungeachtet der Generalverfassung, und bei plötzlicher Gefahr kann sich jede Kolonie selbst verteidigen. Die Rechnung für ihre daraus entstandenen Ausgaben soll sie dem Präsidenten (President General) und dem Rat (Grand Council) vorlegen. Diese sollen die Bezahlung der Rechnung gestatten und anordnen, soweit sie diese richtig und vernünftig finden. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 31), 43 ff.; dt. aus: Wolfgang Lautemann, amerikanische und französische Revolution, München, 1981, 20 ff.
16. Proklamation Georgs III. zur Errichtung neuer Kolonien und einer Siedlungsgrenze im Westen, 7. Oktober 1763 The Proclamation of Georg III. of 1763 Vor dem Hintergrund des gerade zu Ende gegangenen Krieges mit den Franzosen (1763 gaben die Franzosen bei Verhandlungen in Paris jeden Besitz bis auf zwei kleine Inseln, St.Pierre und St. Miquelon, auf) und dem damit einhergehenden Wegfall der kolonialen Bedrohung sowie dem Aufstand des Ottawa Häuptlings Pontiac (Pontiac´s Rebellion), der eine Einigung der Indianerstämme bis in den Süden zustande gebracht hatte und sich durch den nicht abreißen wollenden Strom von Siedlern bedroht sah, erließ König George III. nachstehende Proklamation. Ursprünglich sollte sie den Zweck erfüllen, die
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der administrativen Kontrolle des Empire zusehens entgleitenden Kolonien wieder enger an das Mutterland zu binden. Weiters sah sie die Gründung von vier neuen Kolonien vor, nämlich die Insel Grenada, Ost-Florida, WestFlorida und ein Teil von Quebec; darüberhinaus wurde die Siedlungsgrenze auf den Kamm der Appalachen verlegt und das Gebiet zwischen den Appalachen und dem Mississippi als Indianerreservat unter militärische Kontrolle gestellt. Die Proklamation verletzte allerdings einzelne Bestimmungen verschiedener Kolonialcharten und, was als wesentlich größeres Ärgernis empfunden wurde, das für selbstverständlich gehaltene Recht der Kolonisten, sich nach Westen auszudehnen. Diese Erkärung deutete bereits viele der später hervorbrechenden Zwistigkeiten, deren Wurzeln in den Gegensätzen zwischen den expansionswilligen Kolonisten und dem auch aus außenpolitischen Gründen vorsichtig restriktiven Empire liegen, an. So verwundert es nicht sehr, daß die Einhaltung dieser halbherzigen Siedlungsgrenze und die beabsichtigte engere administrative Bindung der Kolonisten an das Mutterland nicht ungeteilte Zustimmung fanden und häufig verletzt wurden. * * * In Anbetracht dessen, daß wir den ausgedehnten und wertvollen Erwerbungen in Amerika unsere königliche Aufmerksamkeit zuwenden, die unserer Krone durch den jüngst abgeschlossenen endgültigen Friedensvertrag garantiert wurden, der in Paris am 10. Tage des letzten Februar abgeschlossen worden ist, ist es beabsichtigt, daß all unsere treuen Untertanen sowohl unseres Königreiches als auch unserer Kolonien in Amerika sich mit der äußersten, sich ziemenden Eile der großen Wohltaten und Vorteile bedienen mögen, die ihnen nunmehr für ihren Handel, ihre Erzeugnisse und ihre Schiffahrt entstehen werden. Wir haben es für angebracht gehalten, auf Ratschlag unseres Kronrates, diese unsere Königliche Proklamation auszugeben, um […] in dem Bereich der an uns durch den erwähnten Vertrag abgetretenen und bestätigten Gebiete und Inseln vier verschiedene und getrennte governments zu errichten, mit Namen Quebec, Ost-Florida, West-Florida und Grenada. [ …] Es ist rechtmäßig und vernünftig und von grundlegender Bedeutung für unsere Interessen und die Sicherheit unserer Kolonien, daß die verschiedenen Völker und Stämme der Indianer, mit denen wir verbunden sind und die unter unserem Schutz leben, in denjenigen Teilen unseres Dominions und unserer Territorien, die nicht an uns abgetreten oder von uns gekauft worden sind und die für sie oder einige von ihnen als ihre Jagdreviere vorbehalten sind, weder belästigt noch gestört werden sollen. Wir erklären es deshalb, auf Ratschlag unseres Kronrates, als unseren königlichen Willen, daß kein Gouverneur oder Oberbefehlshaber in
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irgendeiner der Kolonien Quebec, Ost-Florida oder West-Florida sich anmaße, unter welchem Vorwand auch immer, Landvermessungsvollmachten zu gewähren oder Freibriefe für Gebiete zu verleihen, die sich jenseits der Grenzen ihres jeweiligen governments befinden, wie es in ihren Weisungen beschrieben ist. Und daß weiterhin kein Gouverneur oder Oberbefehlshaber in irgendeiner unserer anderen Kolonien oder Ansiedlungen einstweilen und bis unsere weiteren Absichten bekanntgegeben sind, es sich anmaße, Landvermessungsvollmachten zu gewähren oder Freibriefe für all jene Gebiete zu verleihen, die sich jenseits der Ursprünge oder Quellen irgendeines der Flüsse befinden, die von Westen und Nordwesten in den Atlantischen Ozean münden oder für all jene Gebiete, die, wie schon erwähnt, nicht an uns abgetreten oder von uns gekauft worden sind und die den besagten Indianern oder einigen von ihnen vorbehalten sind. Es ist ferner einstweilen unser königlicher Wille, daß unserer Oberherrschaft und unserem Schutz unterstehen und der Nutzung durch die besagten Indianer vorbehalten sind alle Gebiete und Territorien, die sich nicht innerhalb der Grenzen unserer betreffenden drei neuen governments oder innerhalb der Grenzen des der Hudson Bay Company übertragenen Territoriums befinden, sowie alle Gebiete und Territorien, die westlich der Quellen derjenigen Flüsse liegen, die von Westen und Nordwesten her in das Meer [den Atlantik] münden. Und wir untersagen hiermit ausdrücklich und unter Androhung unseres Mißfallens all unseren treuen Untertanen, keinerlei Ankäufe oder Übertragungen vorzunehmen oder von irgendwelchen der oben erwähnten, vorbehaltenen Gebiete Besitz zu ergreifen, ohne zuvor unsere besondere Erlaubnis und Genehmigung dafür erhalten zu haben. […] Hinsichtlich der Gebietserwerbungen von den Indianern sind beträchtliche Betrügereien und Mißbräuche zu großem Nachteil unserer Interessen und zur großen Unzufriedenheit der besagten Indianer begangen worden. Um derartige Verstöße für die Zukunft zu verhindern und die Indianer von unserer Gerechtigkeit und unserer unzweifelhaften Entschlossenheit zu überzeugen und alle berechtigten Klagen zu beseitigen, bestimmen und verlangen wir ausdrücklich, auf Ratschlag unseres Kronrates, daß sich keine Privatperson anmaße, irgendeinen Ankauf solcher Gebiete von den besagten Indianern vorzunehmen, die für die besagten Indianer vorbehalten sind, innerhalb derjenigen Teile unserer Kolonien, die wir für die Besiedlung freigegeben haben. Wenn jedoch zu irgendeiner Zeit irgendwelche der besagten Indianer beabsichtigen sollten, die betreffenden Gebiete zu veräußern, so sollen selbige allein für uns und in unserem Namen gekauft werden und zwar bei einer öffentlichen Versammlung der besagten Indianer, die zu diesem Zweck von dem Gouverneur oder Oberbefehlshaber derjenigen von unseren Kolonien einberufen werden soll, zu der die Gebiete gehören.
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Und für den Fall, daß sie sich innerhalb der Grenzen einer Eigentümer-Kolonie [also in Pennsylvania oder Maryland] befinden, so sollen sie allein zum Nutzen und im Namen des betreffenden Eigentümers gekauft werden. […] Der Handel mit den besagten Indianern soll frei und offen für alle unsere Untertanen sein, vorausgesetzt, jede Person, die mit besagten Indianern Handel zu treiben beabsichtigt, erwirbt eine Handelslizenz vom zuständigen Gouverneur oder Oberbefehlshaber. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 33), 47 ff.; dt. aus: Angela und Willi Paul Adams (Hrsg.), Die amerikanische Revolution und die Verfassung 1754–1791, München, 1987, (Dok. 4), 22 ff.
17. Das Stempelsteuergesetz, 22. März 1765 The Stamp Act Schon 1764 kündigte der britische Schatzkanzler Lord Grenville seine Absicht an, eine Stempelsteuer in den Kolonien einzuführen. Den Vertretern der Kolonien wurde zwar Gelegenheit gegeben, andere Möglichkeiten der Aufbringung von Finanzmitteln zu nennen, wozu sie aber nicht in der Lage waren. Der Stamp Act wurde schließlich im Parlament mit großer Mehrheit und wenig Aufmerksamkeit verabschiedet und auf Grund einer von manchen behaupteten Geisteskrankheit des Königs von einer Kommission unterzeichnet. In 63 Paragraphen war vorgesehen, daß durch Abgaben, die in nahezu jeden Bereich des alltäglichen Lebens eingriffen, zusätzliche 60 000 Pfund ohne viel Widerstand in den Kolonien aufgebracht werden sollten. Die Kolonien opponierten jedoch nicht zuletzt auf Grund der überaus provokativen Formulierungen des Stempelsteuergesetzes heftig und reagierten mit mehreren Resolutionen (so z.B. die Virginia Stamp Act Resolution vom 30. Mai 1765), die auch von einem gewissen Erfolg gekrönt waren: So wurden von den 200 wichtigsten Kaufleuten von New York wie auch in anderen Küstenstädten überall NichtEinfuhrabkommen abgeschlossen. Selbst die englischen Kaufleute richteten wegen amerikanischer Boykottmaßnahmen, die den englischen Handel schwer getroffen hatten, zahllose Petitionen an das englische Parlament, man möge doch das umstrittene Gesetz aufheben. Doch auch in den Kolonien kam es, gleichsam als Vorwegnahme späterer Entwicklungen, zu offenen Protesten und
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Drohungen: Bereits vor Inkrafttreten des Stempelsteuergesetzes hatten alle Eintreiber der Stempelsteuer aus Angst um ihr Leben ihr Amt niedergelegt. Der Stamp-Act wurde schließlich 1766 vom englischen Parlament wieder annulliert. * * * Es sei hiermit verordnet […], daß vom [1.11.1765] an und hernach in den Kolonien in Amerika, die derzeit oder künftig der Herrschaft Seiner Majestät, seiner Erben und Nachfolger unterstehen, erhoben, auferlegt, gesammelt und an Seine Majestät gezahlt werden soll: Für jedes Stück Pergament oder Blatt Papier, auf dem bei welchem Gerichtshof in den britischen Kolonien in Amerika auch immer, eine Erklärung, Prozeßverteidigung, Erwiderung, Replik, Einwendung oder ein Gesuch, handschriftlich oder gedruckt, abgefaßt werden wird sowie für jede Kopie davon, eine Stempelsteuer von drei Pence. Für jedes Blatt […], auf welchem […] eine Schenkung, Ausstattung, Verleihung oder Stiftung […] abgefaßt ist, für jede Urkunde auf der eine Eintragung, Beglaubigung oder ein Zeugnis welchen Grades auch immer in einer Universität, Akademie, Hochschule oder einem Seminar verzeichnet ist, eine Stempelsteuer von zwei Pfund. […] Für jedes Blatt, auf welchem […] ein Seefrachtvermerk oder Seefrachtbrief – für welche Art von Gütern, Waren, Handelsartikeln, die aus den genannten Kolonien und Ansiedlungen ausgeführt werden sollen, er auch immer angefertigt worden sein mag – oder eine Tilgung oder eine, im Bereich der genannten Kolonien gewährte Freigabe, abgefaßt ist, eine Stempelsteuer von vier Pence. Für jedes Blatt, auf welchem […] eine Übertragung, Ernennung oder Zulassung einer oder für eine öffentliche nützliche Anstellung für die Dauer von einem Jahr oder einem geringeren Zeitabschnitt im Wert von wenigstens zwanzig Pfund Sterling jährlich in Form von Gehalt, Honorar, Nebeneinkünften […] – mit Ausnahme von Bevollmächtigungen oder Ernennungen von Offizieren der Armee, Marine, Artillerie oder Miliz, von Richtern und Friedensrichtern – […] abgefaßt ist, eine Stempelsteuer von zehn Schillingen. Für jedes Blatt, auf welchem […] eine Lizenz für den Verkauf von Alkoholika […] abgefaßt ist, eine Stempelsteuer von zwanzig Schillingen. Für jedes Blatt, auf welchem […] eine beglaubigte Abschrift eines Testaments oder eine Vollmacht oder eine Vormundschaft für Grundbesitz im Wert von mehr als zwanzig Pfund Sterling […] abgefaßt ist, im Bereich der britischen
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Kolonien und Ansiedlungen auf dem Kontinent von Amerika, den dazugehörigen Inseln sowie den Bermuda und Bahama Inseln eine Stempelsteuer von fünf Schillingen […] Für jedes Blatt, auf welchem […] eine Schuldverschreibung zur Zahlung einer zehn Pfund Sterling nicht überschreitenden Summe Geld […] abgefaßt ist, […] eine Stempelsteur von sechs Pence. […] Für jedes Blatt, auf welchem […] ein Auftrag oder eine Vollmacht, eine einhundert acres nicht übersteigende Fläche Land zu vermessen oder abzustecken, der oder die vom Gouverneur, Eigentümer, einem öffentlichen Beamten allein oder in Verbindung mit einer anderen Person oder anderen Personen […] ausgestellt wurde, abgefaßt ist […] eine Stempelsteuer von sechs Pence. […] Für jedes Blatt, auf welchem […] ein Arbeitsverhältnis, eine Pacht, Übereignung, Vereinbarung, ein Vertrag, Verkaufs- oder Chartervertrag, eine Reklamation, Ausbildungsübereinkunft, Abkommen – mit Ausnahme der Anheuerung von Dienern, die keine Lehrlinge sind, sowie solchen Angelegenheiten, die im Vorliegenden bereits berechnet wurden – […] abgefaßt ist, […] eine Stempelsteuer von zwei Schillingen und sechs Pence. […] Und für jede Packung Spielkarten und alle Würfel, die verkauft oder benutzt werden […], folgende Stempelsteuern [erhoben]: Für jede Packung solcher Karten die Summe von einem Schilling. Und für jedes Paar solcher Würfel die Summe von 10 Schillingen. Und für jede Pamphlet genannte Schrift und für jede Zeitung […] und für solche Anzeigen wie sie im Folgenden genannt werden, die folgenden entsprechenden Steuern: Für ein Pamphlet und eine solche Schrift, die höchstens einen halben Bogen umfaßt […], eine Stempelsteuer von einem Halfpenny pro gedruckter Kopie. Für ein solches Pamphlet und eine solche Schrift, die mehr als einen halben und höchstens einen ganzen Bogen umfaßt […], eine Stempelsteuer von einem Penny pro gedruckter Kopie. Für jedes Pamphlet und jede Schrift, die mehr als einen Bogen umfassen, aber nicht sechs Oktavblätter oder zwölf Quartblätter oder zwanzig Folioblätter überschreitet, eine Steuer von einem Schilling pro Blatt einer gedruckten Kopie. Für jede in einer Gazette, Zeitung oder einer anderen Schrift oder einem Pamphlet enthaltene Anzeige […] eine Steuer von zwei Schilling.
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Für jeden Almanach oder Kalender für ein bestimmtes Jahr oder einen beliebigen Zeitraum darunter, der nur einseitig […] beschriftet oder bedruckt ist […], eine Stempelsteuer von zwei Pence. Für jeden anderen Almanach oder Kalender für ein bestimmtes Jahr […] eine Stempelsteuer von vier Pence. Und für jeden geschriebenen oder gedruckten Almanach oder Kalender, der für eine Reihe von Jahren dienen soll […], sollen Steuern in entsprechender Höhe für jedes einzelne Jahr gezahlt werden. Für jedes Blatt, auf welchem […] ein Dokument, eine Prozeßakte oder eines der vorgenannten Dinge oder eine der vorgenannten Angelegenheiten in einer anderen als der englischen Sprache […] abgefaßt werden, eine Stempelsteuer von doppelter Höhe der vorgenannten Steuersätze. […] Weiterhin wird verfügt […], daß keine Angelegenheit oder kein Ding, wie immer sie auch beschaffen sein mögen, die durch dies Gesetz mit der Zahlung einer Steuer belegt wurden, verhandelt werden, als beweiskräftig akzeptiert werden, in einem Gerichtshof der genannten Kolonien und Ansiedlungen als gut und nützlich oder recht und billig zugelassen werden, solange sie nicht in Verfolg dieses Gesetzes mit der jeweiligen hiermit auferlegten oder einer höheren Steuer, markiert oder gestempelt wurden. […] Vergehen gegen ein anderes Gesetz oder gegen andere Gesetze des Parlaments hinsichtlich des Handels oder der Steuereinnahmen der genannten Kolonien und Ansiedlungen werden in einem öffentlichen Gerichtshof oder in einem Admiralitätsgerichtshof, in der jeweiligen Kolonie, in der das Vergehen begangen wurde, oder in einem beliebigen Gerichtshof, der von der Vize-Admiralität ernannt wurde […] nach Wahl des Anzeigeerstatters oder Anklägers zur Verhandlung gebracht. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, (Doc. 35), 53; dt. aus: Angela und Willi Paul Adams (Hrsg.), Die amerikanische Revolution und Verfassung 1754–1791, München, 1987, 34 ff.
Tagebucheintragung von John Adams
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18. Tagebucheintragung von John Adams über die weitreichenden Auswirkungen der Tea-Party, 17. Dezember 1773 John Adams' Reflections on the Far-reaching Consequences of the Tea-Party Nach der Aufhebung des Stempelsteuergesetzes 1766 durch das Parlament in Westminster wurden im darauffolgenden Jahr wiederum eine lange Liste von Importgütern mit Zöllen belegt. In Reaktion auf die daraus resultierenden Unruhen (Boston Massacre, 1770) wurden auch diese Abgaben wieder gestrichen, lediglich am Teezoll, der einerseits der lukrativste war und dem andererseits symbolische Bedeutung zukam, wurde seitens der Empire Administration der Form halber festgehalten. Die Kette von Ereignissen, die schließlich zur Unabhängigkeit führten, begann im Frühjahr 1773 mit einem neuerlichen Teegesetz des englischen Parlaments, mit dem der kurz vor dem Ruin stehenden East India Company das Recht eingeräumt werden sollte, indischen Tee weit unter dem Handelspreis direkt in den Kolonien zu verkaufen. Dies lief letzten Endes auf eine Monopolstellung der East India Company hinaus, da vor allem die kleineren amerikanischen Teehändler, die bisher geschmuggelten Tee von holländischen Importeuren gekauft hatten, nicht mehr konkurrenzfähig waren. Die Führer der Kolonisten verstanden es, den Unmut der Bevölkerung in politische Aktionen umzusetzen: Der Zoll auf den eingeführten indischen Tee wurde als unrechtmäßige Steuer empfunden, beschlossen von einem Parlament, in dem man nicht vertreten war. (No Taxation without Representation!) Zwischen November und Dezember 1773 segelten drei englische Teeschiffe in den Hafen von Boston. Die Stadtväter von Boston verlangten die Rücksendung des Tees, dem plötzlich politische Bedeutung zugekommen war. Am 16. Dezember 1773 warfen schließlich etwa fünfzig als Mohawkindianer verkleidete Rebellen über drei Stunden hindurch 342 Kisten Tee im Wert von 10 000 Pfund Sterling in das Bostoner Hafenbecken. Dieses als Boston Tea Party bekannt gewordene Ereignis markierte in sehr symbolhafter Weise den Beginn der nun nicht mehr abzuwendenden Feindseligkeiten, die den politischen Verselbständigungsprozeß der Kolonien beschleunigten und schließlich zur staatlichen Unabhängigkeit führten. Einen Tag später schrieb John Adams in sein Tagebuch: * * * Gestern Abend wurden drei Ladungen Bohea-Tee ins Meer geschüttet. Heute morgen segelt ein Kriegsschiff los [nach England].
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Dies ist die bisher großartigste Maßnahme. Dieses letzte Unternehmen der Patrioten hat eine Würde, eine Majestät, eine Erhabenheit an sich, die ich bewundere. Das Volk sollte sich nie erheben, ohne etwas Erinnerungswürdiges zu tun – etwas Beachtenswertes und Aufsehenerregendes. Die Vernichtung des Tees ist eine so kühne, entschlossene, furchtlose und kompromißlose Tat, und sie wird notwendigerweise so wichtige und dauerhafte Konsequenzen hervorrufen, daß ich sie als epochemachendes Ereignis betrachten muß. Dies war nur ein Angriff auf Eigentum. Ähnlicher Gebrauch der Volksgewalt kann zur Vernichtung von Menschenleben führen. Viele wünschten, daß im Hafen ebenso viele Leichen wie Teekisten schwämmen – eine viel geringere Zahl von Menschenleben jedoch würde die Ursache all unseres Unglücks beseitigen. Die bösartige Genugtuung, mit der Hutchinson, der Gouverneur, die TeeKonsignatare und die Zollkommissare die schwierige Lage des Volkes bei dem Kampf um die Rücksendung des Tees nach London und zum Schluß auch die Vernichtung des Tees mit angesehen haben, ist unglaublich. Man kann sich kaum vorstellen, daß es so gewissenlose und hemmungslose Menschen gibt. Welche Maßnahmen wird das Ministerium ergreifen? Werden sie empört sein? Werden sie es wagen, empört zu sein? Werden sie uns bestrafen? Wie? Indem sie Truppen einquartieren? Die Gründungsurkunde widerrufen? Noch höhere Zölle einziehen? Unseren Handel beschränken? Sich an einzelnen rächen? Oder wie? Die Frage ist, ob die Vernichtung des Tees nötig war. Ich fürchte, sie war absolut notwendig. Er konnte nicht zurückgeschickt werden, weil Gouverneur, Admiral und der Zoll es nicht erlaubten. Allein in deren Macht lag es, den Tee zu retten. An der Wasserfestung und den Kriegsschiffen wären die Teeschiffe nicht vorbeigekommen. Die Alternative war daher, den Tee zu vernichten oder an Land zu bringen. Ihn an Land zu bringen hätte bedeutet, daß wir das Besteuerungsrecht des Parlaments anerkennen, gegen das der Kontinent zehn Jahre lang gekämpft hat. Es hätte bedeutet, daß wir die Arbeit von zehn Jahren zunichte machen und uns und unsere Nachkommen den ägyptischen Sklaventreibern unterwerfen – den drückenden Abgaben, der Schmach und Schande, den Anschuldigungen und der Verachtung, dem Elend und der Unterdrückung, der Armut und der Knechtschaft. Engl. in: Butterfield Lyman H. (ed.) Diary and Autobiography of John Adams, Bd. II, Cambridge, Massachusetts, 1961, 85 ff.; dt. aus: Angela und Willi Paul Adams (Hrsg.), Die amerikanische Revolution und die Verfassung 1754–1791, München, 1987, (Dok. 32), 78 ff.
Galloways Unionsplan
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19. Galloways Unionsplan, 28. September 1774 Galloway's Plan of a Union Die Ereignisse vom 16. Dezember 1773 in Boston verfehlten ihre provokative Wirkung in England nicht. Die in allen Kolonien bejubelte Boston Tea Party wurde von der englischen Regierung als Akt offener Rebellion aufgefaßt. Das Parlament beschloß, die Kolonie Massachusetts durch die in Amerika als "Intolerable Acts" bekannt gewordenen "Coercive Acts" (von März bis Juni 1774) zu bestrafen: Der Hafen von Boston wurde geschlossen, bis die Stadt Schadenersatz geleistet hätte. Diese Gesetze führten zu einer gemeinsamen Vorgangsweise der Kolonien: Der von fünfundfünfzig Delegierten aus allen Kolonien (mit der Ausnahme Georgias und der kanadischen Provinzen) beschickte erste Interkoloniale Kongreß trat im September 1774 in Philadelphia zusammen. Schon früh spaltete sich der Kongreß in eine gemäßigte und in eine radikale Gruppe. Unter den radikalen Patrioten befanden sich Samuel und dessen Vetter John Adams, Patrick Henry, Richard Henry Lee und Christopher Gadsden, die bald die Oberhand über die gemäßigte konservative Gruppe, der George Washington, Payten Randolph, John Dickinson, John Jay und Joseph Galloway, ein angesehener Politiker aus Pennsylvania, angehörten, gewinnen sollten. Die persönliche Beobachtung des vielleicht konservativsten Abgeordneten Joseph Galloway illustriert sehr plastisch die Spannung zwischen diesen beiden Gruppen: Er betrachtete Samuel Adams und stellte dabei fest, daß er "...wenig ißt, wenig schläft, viel denkt und daß er stark entschlossen und unermüdlich sei, was das Streben nach seinen Zielen angeht". Galloway schlug ein revidiertes Regierungssystem für die Kolonien vor, in dem ein großer Rat vorgesehen war, der sich die Macht mit dem englischen Parlament in Westminster in Fragen, die die Kolonien betrafen, teilen sollte. Ursprünglich war dieser Plan, der dem 20 Jahre älteren Albany Entwurf Benjamin Franklin's (vgl. Dok. 15) nicht unähnlich war, im Kongreß gut aufgenommen worden, wurde aber dann doch mit knapper Mehrheit abgelehnt und ein viel radikalerer Plan von Samuel Adams einstimmig angenommen. Von einer Trennung vom Mutterland war aber auch hier noch nicht die Rede. John Adams vermerkte in seinem Tagebuch: "Unter all den Schwierigkeiten auf dem Weg zu einer effektiven und geeinten Aktion im Jahre 1774 ... ereignete sich keine alarmierendere, als der von Mr. Joseph Galloway am 28. September präsentierte Plan einer vorgeschlagenen Union zwischen Großbritannien und den Kolonien." Geschichtliche Vorgänge gewinnen oftmals Plastizität auf Grund des Nichtgeschehenen. Auf der Folie des Galloway Plans wird der radi-
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kale, separatistische Inhalt der zwei Jahre später angenommenen Unabhängigkeitserklärung noch stärker kontrastiert. * * * Beschluß, daß dieser Kongreß Seiner Majestät die Bitte vortragen wird, die Lasten aufzuheben, unter denen seine treuen Untertanen in Amerika sich mühen, und ihm versichert wird, daß die Kolonien die Idee mit Abscheu von sich weisen, von der britischen Regierung unabhängige Gemeinwesen zu sein, und heiß wünschen, es möge eine politische Union errichtet werden nicht allein unter ihnen, sondern mit dem Mutterland, den Prinzipien von Sicherheit und Freiheit entsprechend, die in der Verfassung aller freien Regierungen wesentlich sind und besonders das Prinzip der britischen Gesetzgebung bilden. Und da diese Kolonien infolge der lokalen Verhältnisse im Parlament von Großbritannien nicht repräsentiert sein können, werden sie in aller Ergebenheit Seiner Majestät und seinen beiden Häusern des Parlaments folgenden Plan vortragen, mit dessen Hilfe die ganze Kraft des Empires zusammengefaßt werden kann in jedem Notfall und die Interessen beider Mächte befördert und die Rechte und Freiheiten Amerikas gesichert werden mögen. Plan einer vorgeschlagenen Union zwischen Großbritannien und den Kolonien. Eine britische und amerikanische gesetzgebende Körperschaft zur Regelung der Verwaltung der allgemeinen Angelegenheiten Amerikas unter Einschluß aller genannten Kolonien soll in Amerika vorgeschlagen und errichtet werden; mit und unter dieser Regierung soll jede Kolonie ihre gegenwärtige Verfassung und die Vollmacht behalten, ihre eigenen wie auch immer gearteten inneren politischen Fragen in allen Fällen zu regeln und zu verwalten. Der genannten Regierung soll ein Präsident [President General] vorstehen, der vom König ernannt wird, und ein Großrat der von den Vertretern des Volkes der einzelnen Kolonien in ihren respektiven Versammlungen gewählt wird, alle drei Jahre einmal. Die einzelnen Versammlungen sollen die Mitglieder für den Großrat gemäß folgender Anteile wählen, nämlich: … welche zum ersten Mal in der Stadt … zusammentreten sollen, vom Präsidenten (President General) einberufen, sobald dies nach seiner Ernennung zweckmäßig erscheint. Es soll eine Neuwahl der Mitglieder des Großrates alle drei Jahre stattfinden; und im Fall des Todes, der Enthebung oder des Verzichtes eines Mitgliedes soll sein Platz durch eine Neuwahl bei der nächstfolgenden Sitzung der Versammlung der Kolonie, die er vertreten hat, aufgefüllt werden.
Galloways Unionsplan
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Der Großrat soll einmal jedes Jahr zusammentreten, wenn sie es für nötig erachten, und öfter, wenn Anlässe dies erforderlich machen sollten, zu dem Zeitpunkt und an dem Ort, wie dies in der vorhergegangenen Sitzung festgelegt wurde oder wie der Präsident (President General) in einem Notfall dies bestimmt. Der Großrat soll das Recht haben, einen Vorsitzenden (Speaker) zu wählen und soll all die Rechte, Freiheiten und Privilegien besitzen und ausüben, wie sie vom House of Commons von Großbritannien besessen und ausgeübt werden. Der Präsident (President General) soll sein Amt auf unbestimmte Zeit innehaben und seine Zustimmung soll Voraussetzung sein für alle Akte des Großrates und es soll sein Amt und seine Pflicht sein deren Ausführung zu veranlassen. Der Präsident (President General) soll, durch und mit dem Rat und der Zustimmung des Großrates, alle legislativen Rechte, Gewalten und Befugnisse besitzen und ausüben, welche notwendig sind, um alle inneren Angelegenheiten der Kolonien oder die Angelegenheiten der Kolonien, welche Großbritannien und die Kolonien, entweder eine einzelne, alle Kolonien allgemein, oder mehr als eine Kolonie in irgendeiner Angelegenheit, entweder in bürgerlichen oder strafrechtlichen oder Handelsangelegenheiten, betreffen, zu regeln und zu verwalten. Dieser besagte Präsident (President General) und der Großrat sollen ein untergeordneter und getrennter Teil der britischen Gesetzgebung sein, mit ihr im Hinblick auf die vorstehend genannten allgemeinen Zielsetzungen verbunden und vereinigt; jede der vorstehend genannten allgemeinen Regelungen kann entweder vom Parlament Großbritanniens oder von besagtem Großrat ausgehen, gestaltet und der Gesetzessammlung einverleibt werden; und nach entsprechender Vorbehandlung dem jeweils anderen Gremium, zur Genehmigung oder Ablehnung übermittelt werden; die Zustimmung beider soll Voraussetzung sein für die Gültigkeit aller solcher allgemeiner Akte und Gesetze. Im Kriegsfall sollen alle Verordnungen über Hilfeleistungen für die Krone, die vom Großrat vorbereitet und vom Präsidenten gebilligt sind, gültig sein und Gesetz werden [auch] ohne Zustimmung des britischen Parlaments. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 55), 81 ff.; dt. aus: Angela und Willi Paul Adams, Die amerikanische Revolution 1754–1791, München, 1987, (Dok. 52), 121 f.
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20. Der Zusammenschluß, 20. Oktober 1774 The Association Die Association kann als Beginn der amerikanischen Union gewertet werden. Nachdem in Reaktion auf die Boston Tea Party (vgl. Dok. 18) seitens des englischen Parlaments eine Sperre des Hafens in Boston verfügt und der Versuch unternommen worden war, die Regierungen von Massachusetts, Connecticut und Rhode Island in ihrer Teilsouveränität zu beschränken, beschloß der daraufhin einberufene erste Kontinentalkongreß nicht zuletzt auch wegen der aktuellen Verletzung der Charter von Massachusetts (1691), daß Massachusetts von allen Kolonien unterstützt werden sollte. Am 20. Oktober wurde dann die sog. Association unterzeichnet, da die Gesetze des Parlamentes in Westminster doch zur Anwendung gekommen waren. Das Dokument selbst stellt eine Petition an König Georg III. dar, in dem auf das schärfste wirtschaftlicher Boykott angedroht wird, falls nicht die von den Patrioten als "Intolerable Acts" bezeichneten Gesetze, die eine schwerwiegende Einschränkung der Rechte der Kolonisten bedeuteten, aufgehoben werden sollten. Aber auch in England selbst wurden Stimmen der Mäßigung laut, wie etwa die von Edmund Burke oder William Pitt. In der Association ist auch ein Verbot verankert, Sklaven zu importieren, sowie die Erklärung der Grundrechte auf Leben, Freiheit und Eigentum. Auch hier werden der Einfluß des Gedankengutes der Aufklärung und des politischen Liberalismus erkennbar. Darüber hinaus sah das Dokument Komitees für die Koordinierung der in der Association enthaltenen Bestimmungen vor, da bereits mehrere der Kolonien untereinander gemeinsame Maßnahmen in Form von Nichteinfuhrabkommen ergriffen hatten. *** Wir, Seiner Majestät getreueste Untertanen, Delegierte der Kolonien NewHampshire, Massachusetts-Bay, Rhode Island, Conecticut, New York, New Jersey, Pennsylvanien, der drei unteren Grafschaften Newcastle, Kent und Sussex und Delaware, von Maryland, Virginia, Nordkarolina und Südkarolina, abgeordnet als deren Vertreter in einem kontinentalen Kongreß, der am 5. Tage des Septembers 1774 in der Stadt Philadelphia zusammen getreten ist, bekennen unsere Treuepflicht zu Seiner Majestät, unsere Liebe und Rücksicht zu unseren Mituntertanen in Großbritannien und anderswo; von der tiefsten Besorgnis und den größten Befürchtungen über die Kümmernisse und Nöte erfüllt, von denen Seiner Majestät amerikanische Untertanen heimgesucht werden, und nach genauester Erwägung der Zustände des ganzen Kontinents finden wir, daß der
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derzeitige unglückliche Stand unserer Dinge von dem ruinösen System einer Kolonialverwaltung veranlaßt wird, das von dem britischen Ministerium um das Jahr 1763 eingeführt wurde, und das offenbar darauf abzielte, diese Kolonien und mit ihnen das Britische Reich zu versklaven. In Verfolg dieses Systems sind verschiedene Parlamentsgesetze durchgegangen, um eine Steuer in Amerika zu erheben, um die amerikanischen Untertanen in vieler Hinsicht des verfassungsmäßigen Gerichtsverfahrens zu berauben, wobei ihr Leben dadurch gefährdet wird, daß ein neues und ungesetzliches Gerichtsverfahren wegen Verbrechen, die zugestandenermaßen in Amerika begangen worden sind, jenseits des Meeres eröffnet wird. In Verfolg dieses selben Systems sind jüngst mehrere grausame und bedrückende Gesetze hinsichtlich der Stadt Boston und Massachusetts-Bay erlassen worden sowie ein Gesetz über die Ausdehnung der Provinz Quebec derart, daß diese an die Westgrenzen dieser Kolonien stößt, wobei eine willkürliche Regierung dort errichtet und die Ansiedlung britischer Untertanen in diesem weit ausgedehnten Land entmutigt wird, derart, daß durch den Einfluß ziviler Prinzipien und alter Vorurteile die Kolonien veranlaßt werden, sich feindlich gegen die freien protestantischen Kolonien zu stellen, sobald es einem gottlosen Ministerium belieben sollte, sie entsprechend anzuweisen. Um Abhilfe gegen solche Unbill, die Leben, Freiheit und Eigentum von Seiner Majestät Untertanen in Nordamerika mit Vernichtung bedroht, zu erlangen, sind wir der Meinung, daß ein treu befolgtes Abkommen über Nicht-Einfuhr, Nicht-Verbrauch und Nicht-Ausfuhr sich als die schnellste, wirksamste und friedlichste Maßnahme erweisen wird, und deshalb schließen wir für uns und die Einwohner der verschiedenen Kolonien, die wir vertreten, bei den heiligen Banden der Tugend, der Ehre und der Liebe zu unserem Lande eine feste Vereinbarung und einen festen Bund, und zwar folgendermaßen: 1. Daß von und nach dem ersten Tage des nächsten Dezember ab wir keinerlei Güter, Waren oder Handelsdinge aus Großbritannien oder Irland mehr nach Britisch-Amerika einführen werden, auch aus anderen Orten keinerlei Güter, die aus Großbritannien oder Irland stammen; von diesem Tage an werden wir auch keinerlei ostindischen Tee mehr aus irgendeinem Teil der Welt einführen, auch keinerlei Melasse, Sirup, Zimt, Kaffee oder Piment von den britischen Kolonien oder von Domingo oder Wein aus Madeira oder den westlichen Inseln oder ausländischen Indigo. 2. Vom ersten Tage des kommenden Dezember ab werden wir keine Sklaven mehr einführen noch einen eingeführten kaufen; von diesem Zeitpunkt an werden wir völlig auf den Sklavenhandel verzichten und werden uns weder mit ihm befassen noch denen, die darin tätig sind, unsere Schiffe vermieten oder unsere Waren oder Erzeugnisse verkaufen.
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3. Da eine streng beachtete Nicht-Verbrauchs-Vereinbarung eine wirksame Sicherheit für die Durchführung der Nicht-Einfuhr abgeben wird, verpflichten wir uns, wie oben, feierlich und vereinbaren, daß wir von diesem Tage an keinen Tee kaufen oder verwenden werden, der auf Rechnung der Ostindischen Gesellschaft eingeführt wird, oder auf den eine Steuer bezahlt worden ist, oder der damit belegt werden soll; und von dem ersten Tage des nächsten März an werden wir überhaupt keinen ostindischen Tee mehr kaufen oder verwenden und werden auch keines der Erzeugnisse, Waren oder Güter kaufen oder verwenden oder von irgend jemand für uns oder unter uns kaufen oder verwenden lassen, die wir übereingekommen sind, nicht zu importieren, oder von denen wir wissen oder vermuten dürfen, daß sie nach dem ersten Tage des Dezember eingeführt wurden, außer denen, die unter die Vorschriften und Bestimmungen des unten erwähnten 10. Artikels fallen. 4. Das ernste Bestreben, das wir haben, unsere Mituntertanen in Großbritannien, Irland oder Westindien nicht zu schädigen, veranlaßt uns, eine Nicht-Ausfuhr bis zum 10. Tage des September 1775 zu suspendieren; sind zu dieser Zeit die besagten Gesetze und Teilgesetze des britischen Parlaments, die unten erwähnt werden, nicht widerrufen, so werden wir weder direkt noch indirekt irgendeine Ware oder ein Gut nach Großbritannien, Irland oder Westindien ausführen außer Reis nach Europa. 5. Diejenigen, die Kaufleute sind und den britischen und irischen Handel pflegen, werden so bald wie möglich ihren Geschäftsführern, Vertretern und Korrespondenten in Großbritannien Anweisung erteilen, keinerlei Güter unter irgendeinem Vorwand an sie zu verschiffen, da sie in Amerika nicht angenommen werden könnten; und wenn irgendein in Großbritannien oder Irland beheimateter Kaufmann direkt oder indirekt irgendwelche Güter, Waren oder Handelsdinge nach Amerika verschiffen sollte, um die besagte Nicht-Einfuhr-Vereinbarung zu durchbrechen oder ihr sonstwie entgegenzuhandeln, so soll, falls dieses unwürdige Verhalten wohl bezeugt ist, es öffentlich bekanntgegeben werden, und daraufhin werden wir mit einem solchen Kaufmann nicht länger mehr eine geschäftliche Verbindung haben. 6. Diejenigen, die Eigentümer von Schiffen sind, werden ihren Kapitänen und Schiffsführern den Auftrag erteilen, keinerlei durch diese Nicht-Einfuhr-Vereinbarung verbotenen Güter an Bord zu nehmen, bei Strafe sofortiger Entlassung aus ihrem Dienst. 7. Wir werden aufs äußerste bestrebt sein, die Aufzucht von Schafen zu verbessern und ihre Zahl möglichst zu vermehren; und zu diesem Zwecke werden
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wir sie möglichst selten schlachten, besonders die der nützlichsten Rasse; auch werden wir keine nach Westindien oder anderswohin ausführen, und diejenigen von uns, die einen zu großen Bestand an Schafen haben oder bekommen könnten oder bequem Schafe abgeben könnten, werden darüber zugunsten unserer Nachbarn, insbesondere der ärmeren davon, zu mäßigen Bedingungen verfügen. 8. Wir werden an den verschiedenen Stellen Einfachheit, Sparsamkeit und Fleiß fördern, Ackerbau, Handwerk und die Industrien dieses Landes, insbesondere die der Wolle, entwickeln, und wir werden allen Arten von Extravaganzen und Verschwendung, insbesondere allen Pferderennen und allen Arten von Spielen, Hahnenkämpfen, Schaustellungen, Schauspielen und anderen kostspieligen Vergnügungen und Unterhaltungen abgeneigt sein und ihnen entgegenwirken; und bei dem Tode eines Verwandten oder Freundes wird niemand von uns und keines unserer Familienmitglieder in anderer Trauer gehen als einem schwarzen Flor oder Band am Arm oder Hut für Männer und einem schwarzen Band und Halsband für Frauen, und wir werden das Spenden von Handschuhen und Halsbinden bei Leichenbegängnissen einstellen. 9. Diejenigen, die Verkäufer von Gütern oder Waren sind, werden aus dem Warenmangel, der durch diesen Zusammenschluß veranlaßt werden könnte, keinen Vorteil ziehen, sondern werden dieselben zu den Sätzen verkaufen, an die wir für die vergangenen zwölf Monate gewöhnt gewesen sind; und wenn irgendein Verkäufer von Gütern oder Waren solche Waren zu höheren Sätzen verkaufen sollte oder irgendwie oder unter einem Vorwand diese Abmachung verletzen oder von ihr abweichen sollte, sollte keine Person und wird niemand von uns mit einer solchen Person oder mit ihrem Geschäftsführer oder Vertreter zu irgendeiner Zeit künftig mehr wegen irgendeiner Ware Umgang pflegen. 10. Im Falle, daß irgendein Kaufmann, Händler oder eine andere Person irgendwelche Güter oder Waren nach dem ersten Tage des nächsten Februar einführen sollte, sollen dieselben sofort nach Wahl des Eigentümers entweder zurückgeschafft oder dem Ausschuß der Grafschaft oder Stadt, nach der sie importiert werden sollen, ausgehändigt werden, um auf Gefahr des Importeurs auf Lager genommen zu werden, bis die Nicht-Einfuhr-Vereinbarung aufhört, oder unter der Leitung des genannten Ausschusses verkauft werden; in dem letzteren Falle sollen der Eigentümer oder die Eigentümer derartiger Güter aus den Verkäufen für Einstandskosten und Lasten schadlos gehalten werden, während der Gewinn, wenn ein solcher erzielt wird, für die Unterstützung und Beschäftigung der armen Einwohner der Stadt Boston, die von dem Bostoner Hafengesetz unmittelbar betroffen sind, verwandt werden soll; eine besondere Abrechnung für alle so zurückgesandten, eingelagerten oder verkauften Güter soll in den Anzeigenblättern veröffentlicht werden. Wenn irgendwelche Güter oder Waren nach
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dem erwähnten ersten Tage des Februar eingeführt werden sollten, sollen dieselben sofort wieder zurückgesandt werden, ohne daß die Verpackung angetastet wird. 11. In jeder Grafschaft, City und Stadt soll von denen, die berechtigt sind, über Vertreter in der Legislatur abzustimmen, ein Ausschuß gewählt werden, dessen Zweck es sein soll, aufmerksam das Verhalten aller Personen betreffs dieses Zusammenschlusses zu beobachten; und wenn es sich nach der Überzeugung der Mehrheit eines solchen Ausschusses herausstellen sollte, daß irgendeine Person innerhalb des Bereichs seiner Zuständigkeit diesen Zusammenschluß verletzt hat, soll diese Mehrheit unverzüglich veranlassen, daß die Wahrheit über den Fall im Anzeigenblatt veröffentlicht wird, und zwar zu dem Zweck, daß alle Feinde der Rechte von Britisch-Amerika öffentlich bekanntgegeben und allgemein als die Feinde der amerikanischen Freiheit verachtet werden, und wir werden, jeder einzelne, jeglichen Umgang mit ihnen einstellen. 12. Der Korrespondenzausschuß soll in den einzelnen Kolonien häufig deren zollamtliche Eingänge inspizieren und sie gegenseitig von Zeit zu Zeit über deren wahre Lage auf dem laufenden erhalten sowie über jeden anderen materiellen Umstand, der betreffs dieses Zusammenschlusses auftreten kann. 13. Alle Erzeugnisse dieses Landes sollen zu einem angemessenen Preise verkauft werden, so daß aus einem künftigen Warenmangel kein ungebührlicher Vorteil gezogen werden soll. 14. Weiterhin vereinbaren und beschließen wir, daß wir keinen Handel, Verkehr, Umgang und keine Beziehungen mit irgendeiner Kolonie oder Provinz in Nordamerika haben werden, die nicht diesem Zusammschluß beitritt, oder die ihn später verletzen sollte; wir werden sie für unwürdig der Rechte freier Bürger und für die Freiheit ihres Landes feindlich gesinnt erachten. Und wir verpflichten uns und unsere Wähler feierlich, diesem Zusammenschluß mit den genannten Bindungen anzuhangen bis zum Widerruf derjenigen Teile der verschiedenen Parlamentsgesetze, die seit dem Ende des letzten Krieges durchgegangen sind, und die Zölle auf Tee, Wein, Melasse, Sirup, Zimt, Kaffee, Zucker, Piment, Indigo, ausländisches Papier, Glas und Malerfarben, die nach Amerika eingeführt werden, vorsehen oder verlängern, und die die Machtbefugnisse der Admiralitätsgerichte über deren früheren Bereich ausdehnen und den amerikanischen Untertan der gerichtlichen Untersuchung vor den Geschworenen berauben, das Zertifikat des Richters ermächtigen, den Kläger schadlos zu halten, daß er andernfalls durch ein Verhör durch seinesgleichen verpflichtet werden kann, erdrückend hohe Kaution von jemand zu verlangen,
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der beschlagnahmte Schiffe oder Waren reklamiert, bevor er sein Eigentum verteidigen darf. Und bis der Teil des Gesetzes 12.G.3.ch.24, betitelt "Ein Gesetz zur besseren Sicherung von Seiner Majestät Schiffswerften, Magazinen, Schiffen, Munition und Vorräten", durch welches jede Person, die unter der Anklage steht, eines der dort genannten Vergehen in Amerika begangen zu haben, in jeder Provinz oder Grafschaft innerhalb des Reiches verhört werden kann, widerrufen ist, und bis die vier Gesetze, die in der letzten Sitzung des Parlaments angenommen wurden, nämlich das über die Stillegung und Belagerung des Bostoner Hafens, das über die Änderung der Charter und der Regierung von Massachusetts-Bay, und das, welches betitelt ist "Ein Gesetz für die bessere Handhabung des Rechts etc." und das "Für die Ausdehnung des Gebietes von Quebec etc." widerrufen sind. Und wir empfehlen den Provinzialkonventen und den Ausschüssen der einzelnen Kolonien, diejenigen weiteren Bestimmungen zu erlassen, die sie für geeignet halten, diesen Zusammenschluß weiter wirksam werden zu lassen. Engl. und dt. in: Adolf Rock, Dokumente der amerikanischen Demokratie, Wiesbaden, 1953, 86 ff.
21. Appell des Kontinentalkongresses an die "fellow subjects" in Großbritannien, 21. Oktober 1774 To the People of Great Britain, from the Delegates Appointed by the Several English Colonies of New Hampshire, etc. Die Nichteinfuhrabkommen trafen in erster Linie die englischen Kaufleute, die auf den Handel mit den Kolonien angewiesen waren. Englische Exporte in die amerikanischen Kolonien betrugen auf Grund der Maßnahmen der Association 1775 nur mehr ein Zehntel dessen, was sie 1774 ausgemacht hatten. Außerdem waren zahlreiche Kolonisten tief bei den englischen Kaufleuten verschuldet, die keine Möglichkeit mehr sahen, diese Schulden einzutreiben und nunmehr vom Ruin bedroht waren. Zahlreiche Kaufleute richteten daher Petitionen an das Parlament, um für eine konziliante Politik den Kolonien gegenüber einzutreten. Der Kontinentalkongreß, dem an einer positiven Stimmung gegenüber dem eigenen Anliegen in der englischen Bevölkerung gelegen
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war, richtete folgenden in einer zeitgenösischen deutschen Übersetzung vorliegenden Appell an die "Mituntertanen": * * * Freunde und Mituntertanen! Wenn eine Nation, die an der Hand der Freiheit zur Größe geführt wurde und die den ganzen Ruhm besaß, den Heldenmut, Großmut und Humanität gewähren können, sich zu dem undankbaren Geschäfte herabläßt, Ketten für ihre Freunde und Kinder zu schmieden, und wenn sie anstatt die Freiheit zu unterstützen, als Sachwalterin der Sklaverei und der Unterdrückung auftritt, dann muß man vermuten, daß sie entweder aufgehört habe, tugendhaft zu sein, oder daß sie bei der Ernennung derer, die sie regieren sollen, sehr nachlässig verfahren sei. In jedem Zeitalter […] haben die Einwohner Eurer Insel, unsere großen und ruhmvollen Vorfahren, ihre Unabhängigkeit behauptet und die Rechte des Menschen und den Segen der Freiheit ihrer Nachkommenschaft hinterlassen. Wundert Euch also nicht, daß wir, Abkömmlinge jener uns gemeinsamen Vorfahren, daß wir […] uns weigern, dieses Erbteil solchen Menschen hinzugeben, die ihre Ansprüche nicht aus Gründen der Vernunft herleiten und sie mit der Absicht verfolgen, daß sie Euch selber nur mit desto größerer Leichtigkeit zu Sklaven machen können, wenn sie erst unser Leben und Eigentum in ihren Händen haben. Amerikas Schicksal hat jetzt aller Augen auf sich gezogen; es ist endlich sehr bedenklich geworden. Dieses unglückliche Land ist nicht allein unterdrückt, sondern auch verleumdet. Die Pflicht, die wir uns selber und unseren Nachkommen, die wir Eurem eigenen Besten, und der allgemeinen Wohlfahrt des britischen Reiches schuldig sind, bewegt uns, dieses Schreiben über einen so wichtigen Gegenstand an Euch zu richten. Wisset also, – daß wir uns ebenso frei halten, und daß wir darauf bestehen, daß wir es sind und sein müssen, wie unsere Mituntertanen in Britannien; – daß keine Gewalt auf Erden ein Recht hat, unser Eigentum ohne unsere Einwilligung von uns zu nehmen; – daß wir auf alle Vorteile Anspruch erheben, die dem Untertan von der englischen Verfassung zugesichert werden, besonders auf die unschätzbare Wohltat eines Verhöres durch Geschworene; – daß wir es für ein wesentliches Recht der englischen Freiheit halten, daß niemand ungehört verurteilt oder wegen mutmaßlicher Vergehen bestraft werde, ohne Gelegenheit zu haben, sich zu verteidigen;
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– daß wir glauben, das Parlament von Großbritannien sei nicht der Verfassung zufolge berechtigt, in irgendeinem Teile der Erde eine Religion, die mit blutigen und ungerechten Lehren belastet ist, oder eine willkürliche Regierungsform einzuführen. Diese Rechte glauben wir so heilig, als Ihr. Und doch, so heilig sie sind, so sind sie demungeachtet nebst manchen anderen oft und schreiend verletzt. Sind nicht die Eigentümer des Bodens von Großbritannien Herren ihres Eigentums? Kann es ihnen ohne ihre Einwilligung genommen werden? Werden sie es der Willkür irgend eines Mannes oder einer Anzahl von Menschen preisgeben? – Ihr wißt, sie werden es nicht. Sind also die Eigentümer des Bodens von Amerika nicht ebenso die Herren ihres Eigentumes wie Ihr des Eurigen; oder sollen sie es der Willkür Eures Parlamentes oder irgend eines anderen Parlamentes oder Rates, dessen Mitglieder sie nicht wählten, überlassen? Kann der Zwischenraum der See, die uns trennt, Ungleichheit in den Rechten veranlassen oder kann ein Grund angegeben werden, warum englische Untertanen, die dreitausend Meilen weit von dem Königlichen Palaste wohnen, mindere Freiheit genießen sollten als diejenigen, die nur dreihundert Meilen davon leben? Die Vernunft blickt mit Unwillen auf einen solchen Unterschied, und freie Männer können die Rechtmäßigkeit desselben nicht einsehen. Und dennoch, wie eingebildet und ungerecht solche Unterscheidungen sind, so behauptet doch das Parlament, daß es ein Recht habe, uns in allen Fällen ohne Ausnahme zu binden, wir mögen einwilligen oder nicht; daß es unser Eigentum gebrauchen könne, wenn und auf was für eine Art es wolle; daß wir Kostgänger seiner Güte in allen Dingen wären, die wir besitzen und sie nicht länger behalten könnten, als es geruhen würde, sie uns zu lassen. Solche Erklärungen halten wir für Ketzerei in der englischen Politik, die uns nicht mit größerem Rechte unseres Eigentums berauben, als das Interdikt des Papstes Königen ihr Zepter nehmen kann, das ihnen die Landesgesetze und die Stimme des Volkes in die Hände gegeben hat. Nach Beendigung des letzten Krieges […] wurde der Plan, Eure Mituntertanen in Amerika in Sklaverei zu stürzen, entworfen. Seitdem ist er hartnäckig ausgeführt worden. Vor diesem Zeitpunkt wart Ihr zufrieden, die Schätze von uns zu ziehen [d. h. Zölle zu erheben], die Euch durch unseren Handel zuflossen. Ihr schränktet unseren Handel auf jede Art ein, wie es Euer Vorteil heischte. Ihr übtet eine unbe-
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grenzte Souveränität über das Meer aus. Ihr bestimmtet die Häfen und die Nationen, zu denen allein unsere Waren geführt werden und mit denen wir allein handeln sollten. Wenngleich einige dieser Einschränkungen drückend waren, so klagten wir dennoch nicht. Wir blickten zu Euch auf als zu unserem Mutterstaate, mit dem wir durch die stärksten Bande verknüpft waren. Wir fühlten uns glücklich, indem wir die Werkzeuge Eures Wohlstandes und Eurer Größe waren. Wir rufen Euch selber zu Zeugen unserer Loyalität und unserer Zuneigung zu dem allgemeinen Besten des ganzen Reiches an. Fügten wir nicht im letzten Kriege alle Kraft dieses großen Landes zu der Macht hinzu, die unseren gemeinschaftlichen Feind vertrieb? Verließen wir nicht unsere vaterländische Küste und stellten uns Krankheiten und dem Tode entgegen, um das Glück der britischen Waffen in entfernten Klimaten zu fördern? Danktet Ihr uns nicht für unseren Eifer, und ließt Ihr uns nicht selber ansehnliche Summen Geldes zurückzahlen, die wir nach Eurem eigenen Geständnisse über unsere Maße und weit über unsere Kräfte vorgeschossen hätten? Das tatet Ihr. Welchen Ursachen sollen wir nun die plötzliche Veränderung der Art, uns zu behandeln, und das System der Sklaverei zuschreiben, welches man seit der Wiederherstellung des Friedens gegen uns ausübte? […] Es schmerzt uns, daß wir uns gezwungen fühlen, Euch daran zu erinnern, daß die Vorfahren der gegenwärtigen Bewohner von Massachusetts-Bay in voller Zuversicht auf die Treue der Regierung, die ihnen in einem königlichen Freibriefe von einem britischen Monarchen zugesichert war, ihre ehemalige Behausung verließen und diese große blühende und treue Kolonie gründeten. Ohne den Verlust ihrer Rechte bewirkt zu haben, ohne dessen angeklagt, ohne verhört, ohne gerichtet zu sein, ohne ein Gesetz, ohne Gerechtigkeit ward ihr Freibrief durch eine Parlamentsakte vernichtet, ihre Freiheit verletzt, ihre Regierungsverfassung umgestürzt. […] Aber dies sind noch nicht all unsere Hauptbeschwerden. Wir könnten noch von liederlichen, schwachen und verworfenen Gouverneuren erzählen, die man über uns setzte; von Aufhebungen der Legislaturen, weil sie die Rechte britischer Untertanen behaupteten; von dürftigen und unwissenden Kreaturen vornehmer Männer, die zu den Richterstühlen und zu anderen wichtigen Posten befördert wurden; von drückenden Einschränkungen des Handels und von einer Menge kleinerer Übel, deren Rückerinnerung sich unter der Last und dem Drucke größerer und empfindlicher Leiden verliert. […]
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Laßt uns noch bemerken, wie das Ministerium seinen Plan, uns zu unterjochen, weitertrieb. Indem es wohl wußte, daß solche kühnen Versuche, uns unser Eigentum zu nehmen, uns des unschätzbaren Rechtes der Jury zu berauben, sich unserer Person zu bemächtigen und uns nach Großbritannien vor Gerichte zu schleppen, unsere Häfen zu sperren, unsere Freibriefe zu vernichten und unsere Regierungsform umzuändern, in allen Kolonien ein großes Mißvergnügen, wie es denn auch wirklich geschehen ist, erwecken würde, welches den Widerstand bis zu diesen Maßregeln treiben könnte: so wurde ein Gesetz gegeben, welches diejenigen in Schutz nahm und vor der Strafe sicherte, die sich selbst des Mordes schuldig machen würden, indem sie die drückenden Befehle in Ausübung zu bringen versuchten. Durch eine andere Akte ward das Gebiet von Kanada so erweitert und seine Verfassung so geformt, daß es von uns getrennt und durch politische und religiöse Vorurteile von unserem Interesse losgerissen, mit katholischen Emigranten aus Europa täglich vermehrt und einer Staatsverwaltung treu ergeben, die seiner Landesreligion so wohl will, uns furchtbar, und bei Gelegenheit ein Werkzeug in der Hand der Gewalt werden sollte, die alten, freien protestantischen Kolonien in denselbigen Zustand der Sklaverei zu stürzen. […] Da nun dies die wahre Lage der Tatsachen ist, so bitten wir Euch zu erwägen, zu welchem Ende es führt. Gesetzt, das Ministerium sollte imstande sein, durch Britanniens Macht und durch die Hilfe unserer katholischen Nachbarn unterstützt, die Beschatzung [Besteuerung] durchzusetzen und uns in einen Zustand der tiefsten Erniedrigung und Sklaverei zu stürzen. Ein solches Unternehmen würde ohne Zweifel Eure Nationalschuld [die Staatsschulden], die bereits Eure Freiheit unterdrückt und Euch mit besoldeten Günstlingen überhäuft, um etwas vermehren. Wir vermuten ferner, daß Euer Handel vermindert werden würde. Gesetzt aber, Ihr würdet siegen – wie würde dann Eure Lage sein? Welche Vorteile, welche Lorbeeren würdet Ihr von diesem Kampf ernten? Kann nicht ein Ministerium Euch mit denselben Waffen zu Sklaven machen? Man könnte sagen, Ihr würdet aufhören, ihm Geld zu bewilligen. Aber bedenkt, die Abgaben von Amerika und […] die Einwohner, besonders die römisch-katholischen dieses großen Kontinentes, werden Eurem Feinde zu Gebote stehen. Und Ihr habt gar keinen Grund zu erwarten, daß viele von uns sich weigern würden, Euch in den Stand der Sklaverei stürzen zu helfen, wenn Ihr uns erst habt darin versinken lassen.
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Haltet dies nicht für Träumerei! Bedenkt, daß in weniger als einem halben Jahrhundert die Einkünfte, welche die Krone aus den unzähligen Quellen dieses großen Kontinentes ziehen kann, Ströme des Reichtums in die königliche Schatzkammer leiten werden. Wenn die Krone hierzu noch die Macht besitzt, Amerika zu beschatzen [besteuern], so wird sie in Rücksicht der Hilfsquellen von Euch unabhängiger werden und größere Schätze besitzen als nötig sein wird, um die Reste der Freiheit Eurer Insel zu kaufen. Kurz, hütet Euch, daß ihr nicht in die Grube fallt, die uns bereitet wird. Wir glauben, daß jetzt noch viel Tugend, viel Gerechtigkeit und viel Gemeingeist unter der englischen Nation zu finden sei. An diese Gerechtigkeit wenden wir uns jetzt. Man hat Euch gesagt, wir wären aufrührerisch, der Regierung abgeneigt, und wir strebten nach Unabhängigkeit. Seid versichert, daß dies nur Verleumdung ist. Laßt uns ebenso frei sein, wie Ihr selber, und wir werden immer die Vereinigung mit Euch für unseren größten Ruhm und unsere größte Glückseligkeit halten. Wir werden immer bereit sein, alle unsere Kräfte für die Wohlfahrt des Reiches aufzubieten. Wir werden Eure Feinde als die unsrigen und Euren Vorteil als den unsrigen betrachten. Wenn Ihr aber beschlossen habt, daß Eure Minister mit den Rechten der Menschheit nach Gefallen umspringen sollen; wenn weder die Stimme der Gerechtigkeit, die Gebote des Gesetzes, die Grundsätze der Konstitution, noch die Gefühle der Menschlichkeit Eure Hände zurückhalten können, daß Ihr nicht über eine so ungerechte Sache Menschenblut vergießt; dann müssen wir Euch sagen, daß wir uns nie erniedrigen werden, die Holzhauer oder Wasserträger irgendeines Ministeriums oder irgendeiner Nation der Erde zu sein. Setzt uns wieder in dieselbe Lage, in der wir beim Schluß des vorigen Krieges [1763] waren, und unsere vorige Eintracht wird wieder hergestellt sein. Gesetzt aber, Ihr wollt dieselbe Vernachlässigung unseres gemeinschaftlichen Vorteiles, die Ihr seit einigen Jahren gezeigt habt, noch ferner beweisen, so halten wir es für klug, den Folgen zuvorzukommen. Durch die Zerstörung des Handels von Boston versuchte das Ministerium, Unterwerfung unter seine Maßregeln zu erzwingen. Dasselbe Schicksal mag denn uns alle treffen. Wir wollen es daher versuchen, ohne Handel zu leben und unseren Unterhalt in der Fruchtbarkeit und Güte unseres einheimischen Bodens zu suchen, der uns alle Bedürfnisse und einige von den Annehmlichkeiten des Lebens verschaffen wird. Wir haben die Einfuhr von Großbritannien und Irland vors erste verboten. Wir werden auch in weniger als eines Jahres Frist, wenn unseren Klagen nicht abge-
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holfen wird, die Ausfuhr nach diesen Königreichen und nach den Westindischen Inseln einstellen. Wir bedauern es innigst, daß wir uns durch die überwiegenden Grundsätze der Selbsterhaltung gezwungen sehen, solche Maßregeln zu ergreifen, die einer Menge unserer Mituntertanen in Großbritannien und Irland nachteilig sind. Wir hoffen aber, daß die Großmut und Gerechtigkeit der britischen Nation das Parlament mit weisen, unabhängigen und vom Gemeingeist beseelten Männern besetzen wird, welche die verletzten Rechte des ganzen Reiches vor den Anschlägen schlechter Minister und verderblicher Ratgeber […] sichern; und daß sie dadurch die Eintracht, Freundschaft und brüderliche Liebe zwischen allen Einwohnern der Königreiche und Länder Seiner Majestät, die von jedem treuen und rechtschaffenen Amerikaner so heiß gewünscht werden, wieder herstellen können. Engl. in: Ramsay David, Geschichte der amerikanischen Revolution, Berlin, 1794/95, übersetzt von Georg Forster und G.K.F. Seidel, Bd. 4, 302 ff.; dt. aus: Angela und Willi Paul Adams, Die amerikanische Revolution und die Verfassung, 1754– 1791, München, 1987, (Dok. 54), 123 ff.
22. Patrick Henry, "Gib mir die Freiheit oder den Tod" Rede vor dem Provinzialkongreß von Virginia, 23. März 1775 Give me Liberty or Death Speach to the Provincial Congress of Virginia In Europa weniger bekannt als andere Protagonisten um die Unabhängigkeit wie etwa Thomas Jefferson, John Adams oder John Hancock ist Patrick Henry, der einen wichtigen Rang unter den Gründungsvätern einnimmt. Als vielleicht wichtigster Propagandist für die Revolution ließ er den Funken der Freiheit auf die Kolonisten von Virginia überspringen und war nach Thomas Jefferson "weit über allen anderen im Aufrechterhalten der Revolution". Die Nachricht von der Erlassung des Stamp Act (vgl. Dok. 17) am 23. März 1765 nahm er zum Anlaß, im House of Burgesses fünf äußerst gewagte Resolutio-
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nen über die Rechte der Kolonisten vorzulegen und eine derart provokante Ansprache an die Delegierten zu halten, daß einige davon "Verrat" riefen. Nichtsdestoweniger wurde sein Ruf dadurch gefestigt, und in der Tat besaß Patrick Henry zu diesem Zeitpunkt mehr reale Macht in der Kolonie von Virginia als der Gouverneur selbst. Im Rahmen des I. Kontinentalkongresses gehörte Patrick Henry zu der radikalen Gruppe von Delegierten, die Joseph Galloway's Plan einer Union (vgl. Dok. 19) zu Fall brachten und den Kontinentalkongreß immer mehr beherrschten. Von dieser Gruppe, die der "Dominion Theory" anhing, wurde dem britischen Parlament nicht nur das Recht abgesprochen, die Kolonien zu besteuern, sondern jede legislative Kompetenz über die Kolonien verneint, was zur Folge hatte, daß die Kolonien einzig und alleine der Krone unterstanden. Patrick Henry, der schon anläßlich dieses I. Kontinentalkongresses bekannt hatte: "Ich bin nicht ein Virginier, sondern ein Amerikaner", nahm später eine Schlüsselposition im Prozeß der Verfassungsgebung der Union und der Erlassung eines Grundrechtskataloges ein. Vor der Delegiertenversammlung von Virginia am 23. März 1775 hielt er eine Rede, die bis heute zum Grundbestand des amerikanischen Zitatenschatzes gehört. * * * Herr Präsident, niemand schätzt wohl die Vaterlandsliebe und die Fähigkeiten der ehrenwerten Herren, die eben zu dem hohen Haus gesprochen haben, mehr als ich. Aber verschiedene Menschen sehen oft die gleichen Probleme verschieden an. Daher wird man es hoffentlich nicht als Geringschätzung dieser Herren ansehen, wenn ich frei und ohne Einschränkung meine eigenen Empfindungen und Ansichten ausspreche, auch wenn sie den ihren direkt entgegengesetzt sind. Es ist jedoch nicht die Zeit für förmliche Höflichkeit. Die Entscheidung, vor der das Haus steht, ist von ungeheuerer Wichtigkeit für unser Land. Ich persönlich halte sie für nichts Geringeres als die Entscheidung zwischen Freiheit und Sklaverei. Und der Bedeutung dieses Problems sollte auch die Freimütigkeit unserer Aussprache angemessen sein. Nur so können wir hoffen, zur Wahrheit zu gelangen und der großen Verantwortung gerecht zu werden, die wir gegenüber Gott und unserem Land tragen. Wenn ich in einem solchen Augenblick mit meiner Meinung zurückhielte, nur um niemanden zu beleidigen, würde ich mich nach meinem Dafürhalten des Verrats an meinem Land schuldig machen und damit auch der Treulosigkeit gegenüber der himmlischen Majestät, die ich mehr ehre und achte als alle irdischen Könige. Herr Präsident, es ist nur natürlich, daß sich die Menschen falschen Hoffnungen hingeben. Wir neigen dazu, unsere Augen vor schmerzlichen Wahrheiten zu verschließen und statt dessen dem Gesang jener gefährlichen Sirenen zu
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lauschen, bis sie uns schließlich in Tiere verwandeln. Ziemt sich solches Verhalten etwa für kluge Männer, die in einem großen und schweren Kampf um die Freiheit stehen? Möchten wir lieber zu der Zahl derer gehören, welche die Dinge, die ihr irdisches Heil so unmittelbar betreffen, nicht sehen, obwohl sie Augen haben, und nicht hören, obwohl sie Ohren haben? Was es mich auch an Seelenqualen kostet – ich für mein Teil bin bereit, die ganze Wahrheit zu hören, das Schlimmste zu kennen und mich darauf vorzubereiten. Ich habe nur eine Leuchte, die meine Schritte leitet, und das ist die Leuchte der Erfahrung. Ich kenne keinen anderen Weg, die Zukunft zu beurteilen, als die Vergangenheit zu Rate zu ziehen. Und im Blick auf die Vergangenheit möchte ich gern wissen, was denn im Verhalten der englischen Regierung in den letzten zehn Jahren jene Hoffnung rechtfertigen könnte, mit denen bestimmte Herren sich selbst und das hohe Haus zu trösten belieben. Ist es vielleicht das heimtückische Lächeln, mit dem unsere Petition kürzlich entgegengenommen wurde? Vertrauen Sie dem ja nicht, Herr Präsident; es wird sich sicher als Schlinge für Ihre Füße herausstellen! Lassen Sie sich nicht durch den Kuß des Verräters täuschen! Fragen Sie sich selbst, wie sich diese gnädige Annahme unserer Petition mit den Kriegsvorbereitungen verträgt, die unsere Gewässer bedecken und unser Land verdunkeln! Sind Flotten und Armeen etwa für ein Werke der Liebe und Versöhnung notwendig? Haben wir uns denn so unwillig zur Versöhnung gezeigt, daß nun militärische Gewalt eingesetzt werden muß, um unsere Zuneigung zurückzugewinnen? Wir sollten uns nicht selbst betrügen, Herr Präsident – das sind die Werkzeuge des Krieges und der Unterjochung, die letzten Argumente, deren sich Könige bedienen. Ich frage Sie, Herr Präsident, meine Herren, was bedeutet denn dieser kriegerische Aufmarsch, wenn nicht, uns zur Unterwerfung zu zwingen? Können bestimmte Herren hier irgendeinen anderen möglichen Grund dafür angeben? Hat Großbritannien in diesem Teil der Welt irgendeinen Feind, der eine solche Massierung von Flotten und Armeen erforderlich machen könnte? Nein, Herr Präsident, nicht einen! Sie sind also für uns bestimmt. Sie können für niemand anders bestimmt sein! Man schickt sie herüber, um uns die Ketten anzulegen, die die britische Regierung so lange geschmiedet hat. Und was haben wir ihnen entgegenzusetzen? Sollen wir es mit Argumenten versuchen? Herr Präsident, wir haben das jetzt zehn Jahre lang versucht. Haben wir jetzt vielleicht zu diesem Thema etwas Neues anzubieten? Nichts! Wir haben das Thema von jedem nur möglichen Gesichtspunkt aus betrachtet, aber es war alles vergebens! Sollen wir uns auf Bitten und untertäniges Flehen verlegen? Welche Vorschläge können wir noch ersinnen, die nicht schon hinlänglich genug erwogen worden sind? Herr Präsident, ich flehe Sie an, wir wollen uns doch nicht noch länger selbst betrügen! Wir haben alles in unserer Macht Stehende getan, um den jetzt aufziehenden Sturm abzuwenden. Wir haben Petitionen eingereicht
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– wir haben protestiert – wir haben demütig gebeten – wir haben uns vor dem Königsthron in den Staub geworfen und haben darum gefleht, er möge eingreifen und die despotischen Hände seines Kabinetts und des Parlaments zügeln. Unsere Petitionen wurden mißachtet, unsere Proteste haben nur weitere Gewalttaten und Schmähungen bewirkt, unsere Gesuche wurden übersehen, und wir wurden verächtlich vom Fuße des Thrones fortgestoßen. Nach alledem wird die weitere Verfolgung der liebgewordenen Hoffnung auf Frieden und Aussöhnung zwecklos. Es gibt keinen Raum für irgendwelche Hoffnungen! Wenn wir wirklich frei sein wollen – wenn wir die unschätzbaren Rechte, für die wir so lange gekämpft haben, unverletzt erhalten wollen – wenn wir den edlen Kampf, den wir so lange geführt haben und den wir nach unseren feierlichen Versprechungen bis zum Erreichen unseres ruhmreichen Zieles führen wollten, nicht schmählich abbrechen wollen – dann müssen wir kämpfen! Ich wiederhole, Herr Präsident: Wir müssen kämpfen! Uns bleibt jetzt weiter nichts mehr, als das Urteil der Waffen und des Herrn der Heerscharen anzurufen! Herr Präsident, man redet uns ein, wir seien schwach und nicht in der Lage, mit einem so gewaltigen Gegner fertig zu werden. Aber wann werden wir denn stärker sein? Nächste Woche oder nächstes Jahr? Vielleicht, wenn wir schon völlig entwaffnet sind und in jedem Haus eine britische Wache stationiert ist? Können wir denn durch Unentschlossenheit und Untätigkeit Kräfte sammeln? Können wir die Mittel zu einem wirksamen Widerstand etwa dadurch erwerben, daß wir uns einfach auf den Rücken legen und uns in trügerischer Hoffnung wiegen, bis uns unsere Feinde an Händen und Füßen gefesselt haben? Wir sind nicht schwach, Herr Präsident, wenn wir die Mittel richtig gebrauchen, die der Gott aller Natur in unsere Macht gegeben hat. Drei Millionen Menschen, bewaffnet für die heilige Sache der Freiheit und in einem Land, wie wir es besitzen, sind von keiner Streitmacht zu besiegen, die der Feind gegen uns ins Feld führen könnte. Außerdem werden wir unsere Schlachten nicht allein schlagen, Herr Präsident. Es gibt einen gerechten Gott, der über das Schicksal der Völker richtet und der uns Freunde und Kampfgefährten für unsere Schlachten gewinnen wird! Zum Streit, Herr Präsident, hilft nicht nur stark sein, sondern auch wachsam, aktiv, tapfer sein. Im übrigen, Herr Präsident, bleibt uns keine Wahl. Selbst wenn wir feige genug wären und den Kampf aufgeben wollten, wäre es jetzt zu spät. Einen Rückzug gäbe es nur in Unterwerfung und Sklaverei! Die Ketten für uns sind schon geschmiedet, auf den Ebenen vor Boston kann man schon ihr Klirren hören! Der Krieg ist unvermeidlich – lassen wir ihn kommen! Ich wiederhole, Herr Präsident: Lassen wir ihn kommen!!! Es hat keinen Zweck, Herr Präsident, die Sache zu bemänteln. Manche Herren mögen noch so sehr nach Frieden schreien – es gibt keinen Frieden. Der
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Krieg hat in Wirklichkeit schon begonnen! Der nächste Sturm aus dem Norden wird uns das Getöse der Waffen in die Ohren blasen! Unsere Mitbrüder sind schon im Felde! Warum stehen wir hier noch untätig herum? Was wünschen denn diese Herren eigentlich? Was möchten sie denn haben? Ist das Leben so teuer oder der Friede so süß, daß man sie um den Preis von Ketten und Versklavung erkaufen sollte? Davor behüte uns Gott, der Allmächtige! – Ich weiß nicht, wie sich andere entscheiden werden, aber für mich gibt es nur Freiheit oder Tod! Engl. in: William Wirt Henry (ed.), Patrick Henry. Life, Correspondence and Speeches, New York, 1891; dt. aus: Eberhard Brüning (Hrsg.), Anspruch und Wirklichkeit, Zweihundert Jahre Kampf um Demokratie in den USA, Dokumente und Aussagen, Berlin, 1976, 25 ff.
23. Die "Palmzweig-Petition" des Kontinentalkongresses an Georg III., 5. Juli 1775 The "Olive Branch Petition" of the Continental Congress to the King's Most Excellent Majesty Trotz der ersten Gefechte mit englischen Truppen bei Lexington, Concord und Bunker Hill hoffte der gemäßigte Flügel im Kontinentalkongreß noch immer auf eine Aussöhnung, und so brachte zwei Tage nach dem bewaffneten Zusammenstoß bei Bunker Hill John Dickinson, der Führer der konservativunionistischen Gruppe, einen Entwurf für eine letzte Petition an den König vor, der schließlich am 8. Juli 1775 verabschiedet wurde. Richard Penn wurde autorisiert, sie dem König zu überbringen. In dieser Petition wandte man sich noch einmal mit der Formulierung "Most Gracious Sovereign" an König George III., um ihn zu ersuchen, von seiner Herrschersouveränität dahingehend Gebrauch zu machen, die ursprünglichen Lebensbedingungen in den Kolonien durch die Aufhebung der verfassungswidrigen Zwangsmaßnahmen wiederherzustellen. Der nachfolgende Auszug ist einer zeitgenössischen deutschen Übersetzung entnommen: * * * Nach dem Schlusse des letztern Krieges […] begann ein neues System von Statuten und Verordnungen, nach welchen die Kolonien verwaltet werden sollten, sie zu beunruhigen, und sie mit peinigender Furcht und Mißtrauen zu erfül-
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len. Zu ihrem größten Erstaunen sahen sie plötzlich auf einen auswärtigen Krieg einheimische Gefahren folgen, die sie für weit bedenklicher hielten. […] Indem Eurer Majestät Minister auf ihrem Plan bestanden, und ihn durch offenbar feindliche Angriffe durchsetzen wollten, zwangen sie uns, die Waffen zu unserer Verteidigung zu ergreifen. […] Wenn wir erwägen, wie bürgerliche Zwietracht die streitenden Partheien zu glühender Rache und unheilbaren Erbitterungen anfeuert, so halten wir es für unsere Pflicht, gegen Gott, gegen Ew. Majestät, gegen unsere Mitbürger, und gegen uns selbst, alle Mittel, die nicht unserer Sicherheit zuwider sind, anzuwenden, um das fernere Blutvergießen zu verhindern und das bevorstehende Unglück, daß dem britischen Reiche drohet, abzuwenden. […] Wir bitten daher, daß Ew. Majestät Ihre königliche Gewalt huldreich dazu gebrauchen möge, uns von der schmerzlichen Furcht und dem Mißtrauen zu befreien [… und …] daß Maßregeln ergriffen werden mögen, wodurch das Leben der Unterthanen Ew. Majestät vor ferneren Gefahren gesichert werde und daß endlich die Statute [Gesetze], die unmittelbar eine von Ew. Majestät Kolonien ins Unglück stürzen, aufgehoben würden. […] Mit aufrichtigem Herzen wünschen wir, daß Ew. Majestät eine lange und glückliche Regierung genießen, und daß Ihre Nachkommen Ihr Reich zu Ihrer eigenen Ehre und zum Glück Ihrer Unterthanen regieren mögen. Engl. in: Worthington C. Ford (ed.), Journals of the Continental Congress, 1774– 1779, Washington, 1904–1934, Vol. 2, 158 ff.; dt. aus: Angela und Willi P. Adams, Die amerikanische Revolution und Verfassung, 1754–1791, München, 1987, (Dok. 61), 149 f.
24. Erklärung der Gründe, warum es notwendig sein werde, zu den Waffen zu greifen, 6. Juli 1775 Declaration of Causes and Necessity of Taking up Arms Vor dem Hintergrund der Ereignisse in Lexington und Concord, wo es zu ersten bewaffneten Zusammenstößen gekommen war, die sich daran entzündet hatten, daß britische Truppen ein Waffendepot der Miliz von Massachusetts ausheben wollten, trat im Mai 1775 der II. Kontinentalkongreß in Philadel-
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phia zusammen, um in dieser angespannten Situation entsprechende Maßnahmen zu beraten. Ein siebenköpfiges Komitee, dem unter anderen Benjamin Franklin, John Jay, Thomas Jefferson und John Dickinson angehörten, wurde damit beauftragt, hiezu einen Erklärung zu entwerfen. Die endgültige Fassung dieses Aufrufes zum bewaffneten Widerstand ist das Werk von John Dickinson und Thomas Jefferson. Von dem versöhnlichen Klang der erst einen Tag vorher verabschiedeten und ebenfalls auf John Dickinson zurückgehenden Palmzweig-Petition ist in dieser Deklaration nichts mehr zu merken. * * * Wenn vernünftige Menschen glauben könnten, daß der göttliche Urheber unseres Daseins einen Theil des Menschengeschlechtes dazu bestimmt habe, über den anderen Theil, den seine unendliche Güte und Weisheit zum Gegenstande einer Unterwerfung, gegen die er nie mit Recht sich auflehnen sollte, wenn sie auch noch so streng und drückend wäre, ausersehen hätte, ein vollkommenes Eigenthumsrecht und eine unbeschränkte Gewalt auszuüben: so könnten doch die Einwohner dieser Kolonien zum wenigsten von dem britischen Parlamente irgendeinen Beweis verlangen, daß ihm diese furchtbare Gewalt verliehen sei. […] Wie sehr aber diese Versammlung [das Parlament] von einer unmäßigen Begierde nach einer unbeschränkten Herrschaft geblendet sein mag, daß sie so der Gerechtigkeit und der Meinung der Welt Hohn bieten kann, so halten wir uns doch aus Achtung für unsere Mitmenschen verpflichtet, die Gerechtigkeit unserer Sache bekannt zu machen. […] Wir belagerten zehn Jahre lang als Bittende den Thron; wir machten dem Parlamente in dem sanftesten und anständigsten Tone Gegenvorstellungen. […] Vergebens waren auch alle Vorstellungen, Beweise und Beredsamkeit einer erlauchten Verbindung der edelsten Lords und Commons, die unsere gerechte Sache nachdrücklich vertheidigten. […] Ebenso vergebens verwendeten sich London, Bristol und viele andere angesehene Städte für uns. […] Bald darauf […] schickte General Gage, der während des verflossenen Jahres von der Stadt Boston in der Provinz Massachusetts-Bay Besitz genommen hatte und sie noch mit einer Garnison besetzt hielt, am 19ten April [1775] ein großes Detaschement von diesem Orte ab, welches die Einwohner der genannten Provinz bei Lexington ungereitzt angriff, wie dies aus der Aussage von einer großen Anzahl Personen, unter welchen selbst einige Offiziere und Soldaten jenes Detaschementes waren, erhellt, und ließ acht von den Einwohnern tödten und viele andere verwunden. […] Wir sind jetzt gezwungen, entweder eine unbedingte Unterwerfung unter die Tyrannei erzürnter Minister oder eine gewaltsame Gegenwehr zu wählen. Das letztere ergreifen wir. Wir haben die Kosten dieses Kampfes erwogen, und wir
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finden nichts so furchtbar als willkührliche Sklaverei. […] Unsere Sache ist gerecht. Unsere Vereinigung istvollkommen. Unsere inneren Hülfsquellen sind groß, und wenn es nöthig ist, können wir unstreitig auswärtige Hülfe erlangen. […] Wenn diese Erklärung unsere Freunde und Mitunterthanen in irgend einem Theile des Reiches beunruhigen sollte, so versichern wir sie, daß wir nicht die Absicht haben, die Vereinigung, die so lange und glücklich zwischen uns statt findet, und die zu erhalten wir aufrichtig wünschen, aufzuheben. Noch hat uns die Noth nicht zu diesem verzweifelten Entschlusse gebracht oder uns bewogen, eine andere Nazion zum Kriege gegen sie aufzureitzen. Wir haben nicht in der ehrgeizigen Absicht, uns von Großbritannien zu trennen und unabhängige Staaten zu errichten, eine Armee aufgestellt. Wir fechten nicht um Ruhm oder Eroberung. Wir stellen der Menschheit das merkwürdige Schauspiel eines Volkes dar, das von ungereizten Feinden, ohne Beschuldigung oder Verdacht einer Beleidigung, angegriffen ist. Sie rühmen sich ihrer Privilegien und ihrer Kultur, und dennoch bieten sie keine mildern Bedingungen an, als Sklaverei oder Tod. In unserem Vaterlande [native land], zur Vertheidigung der Freiheit, die unser Erbrecht ist und der wir immer genossen, bis sie neulich verletzt ward; zur Beschützung unseres Eigenthumes, das allein von dem ehrlichen Fleiß unserer Vorfahren und von unserm eigenen erworben wurde; und gegen wirklich angethane Gewalt haben wir die Waffen ergriffen. Wir werden sie niederlegen, sobald die Feindseligkeiten von Seiten der Angreifenden aufhören, und jede Gefahr, daß sie erneuert werden könnten, behoben ist; aber nicht früher. Engl. in: S.E. Morison, Sources and Docoments illustrating the American Revolution, 1764–1788, and the Formation of the Federal Constitution2, Oxford, 1929, 141; dt. aus: Angela u. Willi Paul Adams, Die amerikanische Revolution und die Verfassung, 1754–1791, München, 1987, (Dok. 62), 150 ff., nach einer zeitgenössischen Übersetzung.
Proklamation der Rebellion
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25. Proklamation der Rebellion, 23. August 1775 Proclamation of Rebellion Die Palmzweig-Petition (vgl. Dok. 23) überschnitt sich mit der formellen Ausrufung des Zustandes der Rebellion in den Kolonien, durch welche deren Einwohner zwar nicht allesamt für vogelfrei erklärt wurden, in der aber doch zur Verhinderung und Bestrafung von Verrat aufgerufen wurde. Die Nachricht von dieser Proklamation des Königs, deren Hauptzweck im nachhinein wohl darin gesehen werden muß, eine rechtliche Grundlage für die Einschüchterung der Bürger in England selbst zu schaffen, erreichte Amerika am 31. Oktober des Jahres und hatte so gut wie keine Auswirkung mehr auf die bereits verfestigte Geisteshaltung der Kolonisten. Die Tatsache, daß die Einwohnerzahl der Kolonien bereits 1775 bei Ausbruch des Krieges ein Viertel derer Großbritanniens betrug, hatte zu diesem Selbstbewußtsein sicherlich wesentlich beigetragen. * * * Georg Rex, In Ansehung, daß eine Anzahl unserer Untertanen in verschiedenen Teilen unserer Kolonien und Pflanzungen in Nordamerika, verführt durch gefährliche und übelwollende Menschen, vergessend der Untertanenpflicht, die sie der Macht schulden, die sie geschützt und erhalten hat, nachdem der öffentliche Friede durch zahlreiche Akte der Aufsässigkeit gestört worden ist, um den gesetzlichen Handel zu hindern und unsere loyalen Untertanen zu bedrücken, die ihn ausüben, daß sie neuerdings zu offener und eingestandener Rebellion übergegangen sind, indem sie sich in feindlicher Weise zusammengetan haben, um der Ausführung des Gesetzes Widerstand zu leisten und verräterisch gegen uns Krieg vorzubereiten, zu befehlen und zu erheben: Und in Ansehung, daß Grund besteht anzunehmen, daß eine solche Rebellion sehr gefördert und ermutigt worden ist durch verräterische Korrespondenzen, Versammlungen und Unterstützung von seiten gottloser und hoffnungsloser Personen in diesem Reich, endlich daß keiner unserer Untertanen durch Unkenntnis dieser Dinge oder durch einen Zweifel am Schutz, den das Gesetz ihm bietet für seine Loyalität und Ergebenheit, seine Pflicht vernachlässige oder verletze, halten wir es durch und mit Zustimmung unseres Staatsrates für geboten, diese unsere königliche Proklamation zu erlassen, und wir erklären hiermit, daß nicht nur alle unsere Offiziere und Beamten verpflichtet sind, die äußersten Anstrengungen zu machen, um eine solche Rebellion zu unterdrücken und die
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Verräter der Justiz zu überliefern, sondern daß auch alle unsere Untertanen in diesem Reiche und in den betroffenen Herrschaften durch das Gesetz gehalten sind, zur Unterdrückung einer solchen Rebellion ihre Hilfe und ihren Beistand zu leisten und alle gegen uns und unsere Krone und Würde gerichteten verräterischen Konspirationen und Anschläge aufzudecken und bekanntzumachen. Darum geben wir allen unseren Offizieren, Beamten und allen anderen unseren Bediensteten und loyalen Untertanen Befehl und Auftrag, mit all ihren Kräften eine solche Rebellion zu unterdrücken und ihr Widerstand zu leisten und bekannt und offenkundig zu machen allen Verrat und alle verräterischen Konspirationen gegen uns, unsere Krone und unsere Majestät, die ihnen bekannt werden, und zu diesem Zweck sollen sie einem unserer hauptsächlichsten Staatssekretäre oder einem anderen zuständigen Beamten nach ihrer Schuldigkeit und ganz und gar jede Information über alle Personen übermitteln, die dabei getroffen werden, daß sie in Verbindung stehen mit solchen Personen, die jetzt offen die Waffen tragen und rebellieren gegen unsere Regierung oder in irgendeiner Art und Weise solchen Personen helfen und sie unterstützen, in welcher unserer Kolonien und Pflanzungen in Nordamerika es sei, um die Urheber, Täter und Unterstützer solcher verräterischer Pläne der verdienten Strafe zuzuführen. Gegeben an unserem Hofe zu St. James am dreiundzwanzigsten Tage des August im eintausendsiebenhundertfünfundsiebzigsten Jahre, im fünfzehnten Jahre unserer Herrschaft. God save the King. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol I10, New Jersey, 1988, (Doc. 62), 95; dt. aus: Angela und Willi P. Adams, Die amerikanische Revolution und die Verfassung 1754–1791, München 1987, (Dok. 64), 154 f.
26. Thomas Paines "Gesunder Menschenverstand", 1776 Common Sense Viele haben sich mit der Idee der Unabhängigkeit schon vor 1776 beschäftigt, aber niemand mit der Intensität und der großen Reichweite wie Thomas Paine in seinem Pamphlet "Common Sense". Die Pamphletliteratur nahm im
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18. Jahrhundert ähnlich wie im vorrevolutionären Frankreich eine wichtige Stellung im Transport von politischen Ideen ein. Paine selbst hatte im Oktober 1775 die Arbeiten zu Common Sense halb vollendet, als ihm Benjamin Franklin einiges aus seiner eigenen Feder entstammendes Material zur Verfügung stellte. Paine führte in seinem Pamphlet unter anderem aus, daß die repräsentative Demokratie das einzig richtige politische Ordnungssystem für Länder in der Größenordnung Amerikas sei, und so schreibt er auch in "The Rights of Man": "Was Athen in Miniatur war, wird Amerika in voller Größe sein." Paine ließ seinem Mentor und Freund Franklin daher auch die Erste Ausgabe, welche die Druckerpresse verließ, zukommen. Nur wenige wußten, woran Thomas Paine arbeitete; einem anderen Mitglied der American Philosophical Society, dem aus Philadelphia stammenden Arzt und Sozialreformer Benjamin Rush, hatte Paine jedoch jeden fertiggestellten Teil des Manuskriptes vorgelesen. Rush behauptete auch, den Titel vorgeschlagen und die Veröffentlichung organisiert zu haben. * * * Vom Ursprung und der Absicht von Regierung überhaupt, mit kurzen Anmerkungen über die englische Verfassung Einige Schriftsteller haben so sehr Gesellschaft mit Regierung verwechselt, daß sie wenig oder gar keinen Unterschied zwischen beiden gelassen haben; obwohl sie doch nicht allein verschiedene Dinge, sondern auch verschiedenen Ursprungs sind. Gesellschaft entspringt aus unseren Bedürfnissen und Regierung aus unserer Bosheit. Erstere fördert unsere Glückseligkeit positiv, indem sie unsere Neigungen zueinander knüpft, letztere negativ, insofern sie unsere Laster im Zaum hält. Jene ermuntert Umgang und Gemeinschaft; diese bringt Unterscheidungen hervor. Die erste ist ein Freund, der sich unserer annimmt; die letzte ein Vorgesetzter, der bestraft. Gesellschaft ist in jedem Zustand ein Gut; Regierung ist, selbst in ihrem besten Zustand nur ein notwendiges, in ihrem schlimmsten Zustand aber ein unerträgliches Übel. Denn wenn wir leiden oder denselben Plagen ausgesetzt sind durch eine Regierung, welche wir in einem Land ohne Regierung erwarten könnten, so wächst unser Elend noch durch die Überlegung, daß wir die Mittel, wodurch wir leiden, selbst geliefert haben. Regierung ist gleich Kleidung, das Zeichen verlorener Unschuld. Die Paläste der Könige sind auf den Trümmern der Lusthütten des Paradieses erbaut. Denn würden die Triebe des Gewissens jederzeit klar, einheitlich und unwiderstehlich befolgt werden, so brauchte der Mensch keinen anderen Gesetzgeber. Weil das aber nicht der Fall ist, so findet er es nötig, einen Teil seines Eigentums aufzugeben, um die Mittel zur Erhaltung
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des übrigen zu beschaffen. Und hierzu wird er durch dieselbe Klugheit bewegt, die ihm sonst rät, aus zwei Übeln das geringste zu wählen. Da also Sicherheit die wahre Absicht und der Zweck aller Regierung ist, so folgt unwiderlegbar, daß diejenige Regierungsform allen anderen vorzuziehen ist, die uns am wahrscheinlichsten, mit den wenigsten Kosten und dem größten Vorteil Sicherheit zu bringen verspricht. Damit wir uns aber einen deutlichen und richtigen Begriff von der Absicht und dem Zweck von Regierung machen, wollen wir uns eine kleine Anzahl Personen vorstellen, die sich in dem einen oder dem anderen Teil der Erde, der mit den übrigen in keiner Verbindung steht, niedergelassen haben. Diese würden alsdann die erste Bevölkerung eines Landes oder der Welt verkörpern. In diesem Zustand natürlicher Freiheit wird ihr erster Gedanke Gesellschaft sein. Tausend Gründe werden sie dazu bewegen. Die Kräfte eines Menschen sind so unzulänglich für seine Bedürfnisse und sein Gemüt so ungeeignet für ständige Einsamkeit, daß er sich bald nach Hilfe und Beistand bei einem anderen umsehen muß, welcher wiederum selbst gleiches nötig hat. Vier oder fünf, die sich vereinigt hätten, würden imstande sein, eine ziemlich gute Wohnung mitten in der Wildnis aufzuschlagen, allein ein einziger Mensch könnte sich ein Leben lang plagen, ohne das Geringste zustandezubringen. Wenn er sein Bauholz gefällt hätte, könnte er es nicht wegschaffen, und wenn er es weggeschafft hätte, könnte er es nicht aufrichten. Hunger würde ihn mittlerweile von seiner Arbeit wegtreiben, und jedes einzelne Bedürfnis ihn woanders fordern. Krankheit, ja selbst ein Unfall würden den Tod für ihn bedeuten. Denn obgleich keins von beiden an sich tödlich sein müßte, so würde ihn doch das eine wie das andere hindern, für sein Überleben zu sorgen, und ihn in eine solche Lage bringen, in der er sozusagen mehr umkäme als stürbe. So würde die Not, gleich der Anziehungskraft der Körper, unsere neu angelangten Auswanderer bald in einer Gesellschaft vereinigen, deren wechselseitige Vorteile an die Stelle der Verpflichtung durch Recht und durch Regierung treten und diese überflüssig machen würden, solange sie gegeneinander vollkommen gerecht blieben. Da aber nichts als der Himmel dem Laster unzugänglich ist, so wird es unvermeidlich geschehen, daß in dem Maße, in dem sie die ersten Schwierigkeiten der Auswanderung überwunden haben, die sie in gemeinschaftlicher Sache verbanden, sie in ihrer Pflicht und Verbundenheit zueinander nachlassen. Diese Nachlässigkeit wird ihnen die Notwendigkeit zeigen, die eine oder die andere Regierungsform zu errichten, um den Mangel an sittlicher Tugend zu ersetzen. Ein günstig gelegener Baum wird ihr Staatshaus sein, unter dessen Zweigen sich die ganze Kolonie versammeln kann, um über öffentliche Angelegenheiten zu beratschlagen. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß ihre ersten Gesetze nur den Rang von Verordnungen haben und durch keine anderen Strafen
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als öffentliche Verachtung durchgesetzt werden. In diesem ersten Parlament wird jeder Mann vermöge seines natürlichen Rechts einen Sitz haben. Sowie die Kolonie aber wächst, werden auch die öffentlichen Geschäfte zunehmen, und die Entfernung, durch welche die Mitglieder voneinander getrennt sind, wird es zu beschwerlich machen, daß sie bei jeder Gelegenheit alle zusammenkommen, wie anfangs, als ihre Anzahl nur klein, ihre Wohnungen nahe beisammen und die öffentlichen Angelegenheiten wenige und von geringer Erheblichkeit waren. Dies wird ihnen den Vorteil zeigen, zu beschließen, daß die gesetzgeberische Arbeit einer auserlesenen, von der Gesamtheit gewählten Anzahl von Personen überlassen wird, von denen man annimmt, daß für sie die gleichen Interessen auf dem Spiel stehen wie für diejenigen, die sie ernannt haben, und daß sie ebenso handeln werden wie die Gesamtheit, wenn sie anwesend wäre. Wenn die Kolonie weiter wächst, wird es notwendig werden, die Anzahl der Repräsentanten zu vermehren und, damit das Interesse jeden Teils der Kolonie berücksichtigt werden kann, wird man es am besten finden, das Ganze so geschickt zu teilen, daß jeder Teil die ihm angemessene Anzahl Repräsentanten entsendet. Und damit die Gewählten nie ein vom Interesse der Wähler unterschiedliches Interesse bilden können, wird die Klugheit die Wähler lehren, wie dienlich es ist, häufig Wahlen abzuhalten. Denn wenn die Gewählten auf diesem Weg möglicherweise nach wenigen Monaten in die Masse der Wähler zurückkehren und sich wieder unter sie mischen müssen, wird ihre Treue gegenüber der Allgemeinheit durch die kluge Überlegung gesichert, daß sie sich selbst keine Rute binden wollen. Und da dieser häufige Austausch ein gemeinschaftliches Interesse mit jedem Teil der Gemeinschaft stiftet, so werden sich alle wechselweise und aus freien Stücken gegenseitig unterstützen. Hierauf (nicht auf dem bedeutungslosen Namen "König") beruht die Stärke von Regierung und die Glückseligkeit derer, die regiert werden. Hier also haben wir den Ursprung und die Entstehungsart von Regierung; nämlich ein Verfahren, das notwendig wurde durch das Unvermögen von sittlicher Tugendhaftigkeit, die Welt zu regieren. Hier haben wir auch die Absicht und den Zweck aller Regierungen, nämlich Freiheit und Sicherheit. … Ich weiß, es fällt schwer, sich über örtliche oder langgewohnte Vorurteile hinwegzusetzen. Wenn wir uns aber dazu ausersehen, die Bestandteile der englischen Verfassung zu zergliedern, so werden wir finden, daß sie die verächtlichen Überbleibsel zweier alter Tyranneien sind, verbunden mit einigen neuen republikanischen Materialien. Erstens: Die Überbleibsel monarchischer Tyrannei in der Person des Königs.
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Zweitens: Die Überbleibsel aristokratischer Tyrannei in der Person der Peers oder Mitglieder des Oberhauses. Drittens: Die neuen republikanischen Bestandteile in der Person der Gemeinen oder Mitglieder des Unterhauses, von deren Tugend Englands Freiheit abhängt. Die zwei ersten, da sie erblich sind, sind vom Volk unabhängig. Daher tragen sie im Sinn der Verfassung nichts zur Freiheit des Staates bei. Wenn man sagt, daß die Verfassung von England eine Vereinigung dreier Mächte sei, die sich gegeneinander wechselseitig im Zaum halten, ist das eine Farce; entweder die Worte haben keinen Sinn, oder sie sind ein glatter Widerspruch. Wenn man sagt, daß die Gemeinen den König im Zaum halten, setzt das zwei Dinge voraus: Erstens: daß dem König nicht getraut werden kann, ohne ihm auf die Finger zu sehen, oder in anderen Worten, daß ein Durst nach unumschränkter Macht die natürliche Krankheit von Monarchien ist. Zweitens: daß die Gemeinen, wenn sie zu diesem Zweck bestellt sind, entweder weiser oder eines größeren Vertrauens würdig sind als die Krone. Da dieselbe Verfassung, die den Gemeinen die Macht erteilt, den König durch Vorenthalten von Finanzmitteln im Zaum zu halten, anschließend dem König die Macht gibt, die Gemeinen im Zaum zu halten, indem sie ihn ermächtigt, ihre anderen Gesetze zurückzuweisen, so setzt sie dabei voraus, daß der König weiser ist als diejenigen, die sie zuvor für weiser gehalten hat. Eine reine Ungereimtheit. … Wie kam der König zu einer Gewalt, die das Volk sich scheut, ihm anzuvertrauen, und ständig im Zaum halten muß? Eine solche Gewalt konnte nicht das Geschenk eines weisen Volkes sein, noch kann eine Gewalt, die im Zaum gehalten werden muß, von Gott sein. … . Die Vorliebe der Engländer für ihre Regierung durch König, Lords und Gemeine entspringt ebenso sehr oder noch mehr aus dem Nationalstolz als aus der Vernunft. Einzelne Personen sind ohne Zweifel in England sicherer als in einigen anderen Ländern: Aber der Wille des Königs ist ebenso sehr das Gesetz des Landes in Britannien wie in Frankreich, mit dem Unterschied, daß es statt direkt aus seinem Mund herauszukommen, in der Ehrfurcht einflößenden Gestalt eines Parlamentsgesetzes zum Volk gelangt. Denn das Schicksal Charles I. (der 1649
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enthauptet wurde) hat Könige nur vorsichtiger und verschlagener gemacht, aber nicht gerechter. Wenn man also allen Nationalstolz und alle Vorlieben für Verfahren und Formen beiseite setzt, so ist die reine Wahrheit, daß es einzig und allein der Verfassung des Volkes zuzuschreiben ist, und nicht der Verfassung der Regierung, daß die Krone in England nicht so unterdrückerisch ist wie in der Türkei. Eine Untersuchung der Fehler der Grundverfassung der englischen Regierungsform ist jetzt höchst notwendig. Denn da wir niemals wirklich in der Lage sind, anderen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, solange wir unter dem Einfluß einer herrschenden Parteilichkeit verharren, so können wir auch uns selbst nicht gerecht werden, solange wir durch ein hartnäckiges Vorurteil gefesselt bleiben. So wie ein Mann, der an einer Metze hängt, nicht fähig ist, ein Weib zu wählen oder zu beurteilen, so macht uns die Vorliebe für eine verdorbene Regierungsverfassung auch unfähig, eine gute zu erkennen. Von Monarchie und Erbfolge Da die Menschen nach der Ordnung der Schöpfung ursprünglich alle gleich waren, so konnte diese Gleichheit nur durch einen späteren Umstand vernichtet werden. Den Grund für den Unterschied zwischen Reichen und Armen kann man ziemlich genau angeben, ohne zu den harten, übel klingenden Namen "Unterdrückung und Geiz" seine Zuflucht zu nehmen. Unterdrückung ist oft die Folge von, aber selten oder nie das Mittel zum Reichtum. Und obgleich Geiz einen Menschen vor kümmerlicher Armut bewahren mag, so macht er ihn im allgemeinen zu furchtsam, um reich zu werden. Aber es gibt einen anderen und größeren Unterschied, für den kein wahrer Grund weder aus der Natur noch der Religion angegeben werden kann. Das ist der Unterschied zwischen Königen und Untertanen. Männlich und weiblich sind die Unterscheidungen der Natur, gut und böse die Unterscheidungen des Himmels. Wie aber eine Art Menschen in die Welt kam, die so sehr über die anderen erhoben und gleichsam wie ein neues Geschlecht unterschieden wurde, verdient untersucht zu werden. Auch: ob sie der Menschheit zum Glück oder zum Elend gereichen. In den frühen Weltaltern, nach der Zeitrechnung der Heiligen Schrift, gab es keine Könige. Die Folge davon war, daß es keine Kriege gab. Es ist der Stolz der Könige, der das menschliche Geschlecht in Verwirrung stürzt. Holland hat ohne einen König dieses letzte Jahrhundert mehr Frieden genossen als irgendeine andere der europäischen Monarchien. Das Altertum bestätigt diese Beobachtung.
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Das ruhige Landleben der ersten Patriarchen hat etwas Glückseliges an sich, das verschwindet, sobald wir zur Geschichte der jüdischen Könige kommen. Regierung durch Könige wurde zuerst von Heiden in die Welt gebracht. Die Kinder Israel ahmten ihnen den Gebrauch nach. Es war die erfolgreichste Erfindung, deren sich der Satan jemals bedient hat, um den Götzendienst zu fördern. … Allein, es ist weniger die Absurdität als die Schädlichkeit der Erbfolge, um die sich die Menschheit Sorgen macht. Sicherte sie eine Reihe weiser und guter Männer, so würde sie das Siegel göttlicher Autorität tragen. Da sie aber Toren, Bösewichtern und Dummköpfen die Tür öffnet, so trägt sie die Natur der Unterdrückung in sich. Menschen, die von sich meinen, daß sie zum Regieren, andere aber zum Gehorchen geboren seien, werden bald übermütig. Abgesondert vom übrigen Menschengeschlecht schlucken ihre Gemüter leicht das Gift ihrer Wichtigkeit. Die Welt, in der sie handeln, unterscheidet sich so wesentlich von der übrigen Welt, daß sie nur wenig Gelegenheit haben, die wahren Interessen derselben kennenzulernen, und wenn sie dann an die Regierung kommen, so sind sie oft die Unwissendsten und Ungeeignetsten von allen im ganzen Reich. Ein anderes mit der Erbfolge verknüpftes Übel ist, daß der Thron leicht mit einem Minderjährigen, so jung er auch sein mag, besetzt wird. Während solcher Zeit hat der Vormund, der unter dem Namen des Königs das Regiment führt, alle Gelegenheit und Versuchung, seine Pflicht zu verraten. Dasselbe nationale Unglück passiert, wenn ein kränklicher und altersschwacher König die letzte Phase menschlicher Schwäche betritt. In diesen beiden Fällen gerät die Allgemeinheit jedem Bösewicht in die Klauen, der sich die Schwachheiten des Alters oder der Kindheit erfolgreich zu nutze zu machen weiß. … Kurzum, Monarchie und Thronfolge haben nicht nur dieses oder jenes Königreich, sondern die ganze Welt in Blut und Asche gelegt. Sie ist eine Regierungsform, gegen die das Wort Gottes Zeugnis ablegt, und Blutvergießen ist ihr unzertrennlicher Gefährte. Wenn wir das Geschäft eines Königs untersuchen, so werden wir finden, daß sie in einigen Ländern gar keins haben. Nachdem sie ihr Leben verbummelt haben, ohne sich selbst Lust oder der Nation Nutzen bereitet zu haben, treten sie von der Bühne ab und überlassen es ihren Nachfolgern, dieselbe müßige Bahn zu beschreiten. In absoluten Monarchien liegt das ganze Gewicht der staatlichen und militärischen Geschäfte beim König. Die Kinder Israel gaben dies als Hauptgrund vor, als sie einen König forderten. "Gib uns einen König" sagten sie, "daß er uns richte und vor uns hergehe und unsere Kriege führe." Aber in Ländern, wo er weder Richter noch Heerführer ist, wie in England, kann man
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sich den Kopf zerbrechen, herauszufinden, was denn eigentlich seine Aufgabe ist. Je mehr ein Regierungssystem einer Republik gleicht, desto weniger hat dort der König zu tun. Es ist einigermaßen schwierig, einen angemessenen Namen für die Regierungsform von England zu finden. Sir William Meredith nennt sie eine Republik. Aber in ihrem gegenwärtigen Zustand verdient sie diesen Namen nicht, weil der verderbliche Einfluß der Krone dadurch, daß diese alle Stellen vergeben kann, die Macht des Unterhauses, des republikanischen Teils der Verfassung, so gänzlich verschlungen und dessen Tugend so ausgezehrt hat, daß die Regierung von England beinahe ebenso monarchisch ist wie die Frankreichs oder Spaniens. Man zankt sich über Namen, ohne sie zu verstehen. Denn nicht der monarchische Teil der Verfassung von England, sondern der republikanische ist es, worauf die Engländer stolz sind, nämlich auf die Freiheit, ein Unterhaus aus ihrer eigenen Mitte zu wählen. Es ist leicht zu sehen, daß sobald die republikanische Tugend versagt, ihr Sklaverei auf dem Fuß folgt. Warum ist die englische Verfassung kränklich? Doch nur weil die Monarchie die Republik vergiftet hat. Die Krone hat die Gemeinen ganz an sich gezogen. … Gedanken über den jetzigen Zustand der amerikanischen Angelegenheiten Auf den folgenden Seiten trage ich nichts vor als einfache Tatsachen, schlichte Begründungen und gesunden Menschenverstand. Vom Leser verlange ich nichts weiter, als daß er sich von Vorurteilen und vorgefaßten Meinungen losmachen und seiner Vernunft und seinem Gefühl ungehindert erlauben soll, für sich selbst zu entscheiden; daß er den wahren Charakter eines Menschen annehmen, oder vielmehr nicht ablegen soll, der mit offenem Sinn seine Ansichten über den heutigen Tag hinaus ausdehnen will. Bände sind über das Thema des Kampfes zwischen England und Amerika geschrieben worden. Menschen aller Stände haben sich an der Kontroverse beteiligt, aus unterschiedlichen Motiven und mit verschiedenen Absichten. Aber alles ist vergebens gewesen. Die Zeit der Debatten ist vorbei. Waffen als letztes Mittel entscheiden den Streit. Der König hat das Schwert gewählt, und der Kontinent hat die Herausforderung angenommen. … Die Sonne hat nie eine Sache von größerem Wert beschienen. Dies ist nicht die Angelegenheit einer Stadt, eines Bezirks, einer Provinz oder eines Königreichs, sondern eines Kontinents, von mindestens einem Achtel der bewohnbaren Erdkugel. Dies ist nicht das Problem eines Tages, eines Jahres oder eines Jahrhunderts. Die Nachwelt ist so gut wie in den Streit verwickelt und wird, je
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nach Verlauf der Dinge jetzt, die Folgen davon mehr oder weniger bis ans Ende aller Tage spüren. Dies ist die Zeit, die Einigkeit des Kontinents, Treue und Ehre zu begründen. Der geringste Riß heute wird wie ein Name sein, der mit der Spitze einer Nadel in die zarte Rinde einer jungen Eiche eingeritzt wurde. Die Wunde wird sich mit dem Baum vergrößern, und die Nachwelt wird die Schrift in großen Buchstaben lesen. … Einige sagen, Britannien sei doch das Mutterland. Dann sollte es sich über sein Verhalten um so mehr schämen. Selbst wilde Tiere fressen ihre Jungen nicht, und Wilde führen keinen Krieg gegen ihre eigenen Familien; wodurch sich die Behauptung, wenn sie wahr wäre, in einen Vorwurf gegen Großbritannien verwandeln würde. Sie ist aber nun einmal nicht wahr, oder ist es nur zum Teil. Die Phrase Vater- oder Mutterland ist ein Jesuitenstreich, der vom König und seinen Hofschmarotzern in der niederträchtigen papistischen Absicht übernommen wurde, um unsere leichtgläubigen, schwachen Gemüter auf ihre Seite zu ziehen. Europa und nicht England ist das Mutterland Amerikas. Diese neue Welt ist für die verfolgten Freunde der bürgerlichen und der religiösen Freiheit aus allen Teilen Europas ein Asyl geworden. Hierher sind sie geflohen und nicht aus den zärtlichen Umarmungen einer Mutter, sondern vor den Grausamkeiten eines Ungeheuers. Es bleibt bislang wahr für England, daß dieselbe Tyrannei, die die ersten Auswanderer von zu Hause wegtrieb, noch immer ihre Nachkommen verfolgt. In diesem weitläufigen Teil der Welt vergessen wir die engen Grenzen von 360 Meilen (der Größe Englands) und sehen unsere Freunde in größerem Zusammenhang. Wir bekennen uns als Brüder aller europäischen Christen und sind stolz auf die Erhabenheit dieser Denkungsart. … Weniger als ein Drittel der Einwohner selbst dieser Provinz (Pennsylvania) sind englischer Herkunft. Daher verwerfe ich die Phrase Vater- oder Mutterland angewandt auf England allein als falsch, eigensüchtig, beschränkt und kleinlich. Aber selbst zugegeben, daß wir alle englischer Herkunft sind, was bedeutet das? Nichts! Britannien ist jetzt ein offener Feind, und das löscht alle anderen Namen und Titel aus. Und zu sagen, daß Versöhnung unsere Pflicht sei, ist in der Tat eine Farce! Der erste König von England in der jetzigen Linie (Wilhelm der Eroberer) war ein Franzose, und die Hälfte der Peers von England stammt aus demselben Land. Woraus nach dergleichen Logik folgen würde, daß England von Frankreich beherrscht werden müßte. … Unsere Sache ist der Handel, und wenn wir den nur gut besorgen, wird er den Frieden und die Freundschaft mit ganz Europa sichern, weil es im Interesse ganz
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Europas liegt, Amerika als Freihafen zu haben. Sein Handel wird jederzeit ein Schutz sein, und seine Armut an Gold und Silber werden es vor feindlichen Eindringlingen bewahren. Ich fordere den hitzigsten Verfechter der Aussöhnung auf, nur einen einzigen Vorteil zu zeigen, der diesem Kontinent aus der Verbindung mit England erwächst. Ich wiederhole die Herausforderung; nicht ein einziger Vorteil kann daraus hergeleitet werden. Unser Getreide wird auf jedem europäischen Markt seinen Preis bringen, und für importierte Waren müssen wir bezahlen, wo immer wir sie kaufen. Die Nachteile und der Schaden aber, die wir durch eine Verbindung erleiden, sind unzählbar; und unsere Pflicht sowohl gegenüber der Menschheit insgesamt wie gegen uns selbst lehren uns, die Verbindung aufzugeben. Denn jede Unterwerfung unter oder Abhängigkeit von Großbritannien wird geradewegs darauf abzielen, diesen Kontinent in europäische Kriege und Zänkereien zu verwickeln, uns in Gegensatz zu Nationen zu setzen, die sonst unsere Freundschaft suchen würden und denen gegenüber wir weder Unmut fühlen noch zu klagen hätten. Da Europa unser Handelsmarkt ist, sollten wir keine partiellen politischen Verbindungen mit dem einen oder anderen Teil eingehen. Es ist das wahre Interesse Amerikas, sich aus allen europäischen Zänkereien herauszuhalten, was es nie tun kann, solange es durch seine Abhängigkeit von Britannien zum entscheidenden Gewicht in der Waagschale britischer Staatskunst gemacht wird. Europa ist zu dicht mit Königreichen besetzt, als daß es lange in Frieden leben könnte, und so oft ein Krieg zwischen England und einer fremden Macht ausbricht, wird der Handel Amerikas ruiniert, und zwar wegen seiner Verbindung mit Großbritannien. … Alles, was richtig oder vernünftig ist, spricht für eine Trennung. Das Blut der Erschlagenen, die jammernde Stimme der Natur rufen überlaut: Es ist Zeit, voneinander zu scheiden. Selbst die Entfernung, die der Allmächtige zwischen England und Amerika gelegt hat, ist ein starker und natürlicher Beweis, daß die Oberherrschaft des einen über den anderen nie die Absicht des Himmels war. ... Kleine Inseln, die sich nicht selbst verteidigen können, sind die angemessenen Objekte für den Schutz fremder Regierungen. Aber es hat etwas Absurdes an sich, anzunehmen, ein Kontinent solle ständig durch eine Insel regiert werden. In keinem Fall hat die Natur Satelliten größer als ihre Hauptplaneten gemacht. Da England und Amerika in dieser Beziehung die gewöhnliche Ordnung der Natur umkehren, ist es offensichtlich, daß sie zu verschiedenen Systemen gehören: England zu Europa: Amerika zu sich selbst. …
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Nichts als Unabhängigkeit, d. h. eine kontinentale Regierungsform kann die Ruhe des Kontinents erhalten und vor Bürgerkriegen bewahren. Ich zittere vor einer Aussöhnung mit Britannien jetzt, weil es mehr als wahrscheinlich ist, daß in ihrer Folge an dem einen oder anderen Ort ein Aufstand ausbrechen wird, dessen Konsequenzen weit gefährlicher und verderblicher sein dürften als alle Bosheit Britanniens. … Aber, werden einige fragen, wo ist der König von Amerika? Ich will es Euch sagen, Freunde: Dort oben regiert Er und richtet keine Verheerung unter der Menschheit an wie das königliche Untier von Großbritannien. Damit wir es aber doch nicht an irdischen Ehrenzeichen mangeln lassen, so setze man feierlich einen Tag fest zur öffentlichen Bekanntmachung der Verfassung. Und stelle sie so dem Volk zur Schau; man lege sie auf das göttliche Gesetz, das Wort Gottes, man setze eine Krone darauf, um der Welt zu zeigen, daß wir der Monarchie insofern zustimmen, als in Amerika das Gesetz König ist. Denn so wie in absoluten Regierungen der König das Gesetz ist, so sollte in freien Ländern das Gesetz König sein, und nichts sonst. Damit aber hernach kein Mißbrauch damit getrieben werden kann, soll die Krone am Ende der Zeremonie zerschlagen und sollen die Stücke unter das Volk geworfen werden, dessen Recht dies ist. … Oh, Ihr Freunde der Menschheit! Ihr, die Ihr es wagt, Euch nicht nur der Tyrannei, sondern auch dem Tyrannen zu widersetzen, tretet hervor! Jeder Fleck der Alten Welt ist von Unterdrückung bedeckt. Die Freiheit ist um den ganzen Erdball gejagt worden. Asien und Afrika haben sie längst ausgestoßen. Europa betrachtet sie als Fremdling, und England hat ihr zu verstehen gegeben, sie solle sich fortmachen. Oh! Empfangt den Flüchtling und bereitet der Menschheit rechtzeitig ein Asyl. … Nichts kann unsere Sache so schnell in Ordnung bringen wie eine offene und entschlossene Unabhängigkeitserklärung. Einige der Gründe sind: Erstens: Es ist üblich unter Nationen, daß, wenn zwei gegeneinander Krieg führen, andere Mächte, die nicht am Streit beteiligt sind, als Vermittler auftreten und erste Schritte zum Frieden einleiten. Solange sich aber Amerika als Untertan von Großbritannien bezeichnet, solange kann keine Macht, so sehr sie es auch wollte, ihre Vermittlung anbieten. Daher können wir uns in alle Ewigkeit fortzanken, wenn wir so bleiben wie wir sind. Zweitens: Es ist unvernünftig anzunehmen, daß Frankreich oder Spanien uns auf irgendeine Weise unterstützen werden, wenn wir ihren Beistand nur in Anspruch nehmen, um den Bruch zwischen Britannien und Amerika zu heilen und ihre Verbindung zu stärken. Denn jene Mächte würden unter den Folgen der Versöhnung nur leiden.
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Drittens: Solange wir uns als Untertanen Britanniens bekennen, müssen wir in den Augen fremder Nationen als Rebellen erscheinen. Das Beispiel ist für ihren inneren Frieden einigermaßen gefährlich, daß sich Menschen, die sich Untertanen nennen, im Aufruhr befinden. Wir, hier, können das Rätsel lösen. Aber Widerstand und Untertänigkeit miteinander zu vereinigen, bedarf einer zu subtilen Vorstellungskraft und überfordert den normalen Verstand. Viertens: Würde man ein Manifest publizieren und an auswärtige Höfe verschicken, worin wir die vielfältige Not, die wir erduldet, und die friedfertigen Bemühungen, die wir zur Abhilfe vergebens angewandt haben, aufzeigen; würde man gleichzeitig aber erklären, daß, da wir unter der grausamen Art des britischen Hofes nicht länger glücklich oder sicher leben können, wir uns gezwungen sehen, alle Verbindungen mit demselben abzubrechen; und würde man gleichzeitig alle diese Höfe von unserer friedlichen Haltung ihnen gegenüber und von unserem Wunsch, mit ihnen Handel zu treiben, überzeugen, so würde eine solche Erklärung dem Kontinent mehr Gutes einbringen, als wenn wir ein ganzes Schiff mit Bittschriften nach England befrachteten. Unter der gegenwärtigen Bezeichnung "britische Untertanen" können wir im Ausland weder empfangen noch angehört werden. Die Sitte aller Höfe ist gegen uns und wird es solange sein, bis wir uns durch eine Unabhängigkeitserklärung anderen Nationen gleichstellen Dieses Vorgehen dürfte uns anfangs fremd und schwierig vorkommen, aber in kurzer Zeit wird es uns, wie alle anderen Schritte, die wir bereits zurückgelegt haben, geläufig und angenehm sein. Solange bis die Unabhängigkeit erklärt ist, wird dem Kontinent zumute sein wie einem Mann, der ein unangenehmes Geschäft von Tag zu Tag immer wieder aufschiebt und doch weiß, daß es einmal getan werden muß. Er haßt es, daran zu gehen; er wünscht, es wäre schon vorbei, und wird unaufhörlich von dem Gedanken geplagt, daß es unumgänglich getan werden muß. Engl. in: D. Conway (ed.), The Writings of Thomas Paine, New York, 1894, Vol. I., 84 ff.; dt. aus: Willi Paul Adams und Angela Meurer Adams (Hrsg.), Die amerikanische Revolution in Augenzeugenberichten, München, 1976, 221 ff.
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27. Praktische Grenzen des Prinzips der Volkssouveränität, 26. Mai 1776 Letter from John Adams to James Sullivan Der von Fernando Vasquez und Johannes Althusius begründete und später von Jean Jacques Rousseau weiterentwickelte Begriff der Volkssouveränität war für die Konstituierung der neuen amerikanischen Staatsorganisation von nachhaltiger Wirkung. Bereits am 26. Dezember 1775 verabschiedete die sich im Naturzustand lebend wähnende Gemeinde Pittsfield (im Hinterland von Massachusetts) eine Petition mit dem Inhalt, der Provinzialkongreß von Massachusetts möge doch ehestens für eine Verfassung sorgen. Nachdem James Sullivan, Mitglied des Provinzialkongresses von Massachusetts, dem Delegierten von Massachusetts im Kontinentalkongreß, John Adams, der in seiner Bibliothek nicht weniger als vier Ausgaben des "Contract social" besaß und dieses Buch bereits 1776 gelesen hatte, brieflich vom Ringen um eine neue Verfassung unterrichtete, antwortete dieser mit folgendem Schreiben, in dem er freimütig seine Vorstellungen über die neue politische Ordnung formuliert. * * * Theoretisch ist nicht zu bestreiten, daß die einzige ethische Grundlage von Herrschaft die Zustimmung des Volkes ist. Aber wie weit sollen wir dieses Prinzip auslegen? Sollen wir sagen, daß jeder einzelne in der Gemeinschaft, alt und jung, männlich und weiblich, arm und reich, jedem Gesetz explizit zustimmen muß? Nein, werden Sie sagen, das ist nicht möglich. Worauf beruht aber das Recht der Mehrheit, die Minderheit gegen ihren Willen zu beherrschen? Woraus ergibt sich das Recht der Männer, über die Frauen ohne deren Zustimmung zu herrschen? Worauf beruht das Recht der Alten, über die Jungen zu herrschen ohne deren Zustimmung? Aber nehmen wir zuerst einmal an, alle hätten ohne Beachtung des Alters, des Ranges, des Geschlechts und sonstiger Eigenschaften das Wahlrecht. Sie alle kämen zusammen, ein Antrag würde mit einer Stimme Mehrheit angenommen, und die Minderheit wäre damit nicht einverstanden. Woher ergäbe sich dann das Recht der Mehrheit zu regieren und die Pflicht der Minderheit zu gehorchen? Sie werden antworten: aus der Notwendigkeit, weil es keine andere Regel geben kann. Aber weshalb dann die Frauen ausschließen? Sie werden sagen: weil ihre Schwäche sie daran hindere, an den großen Dingen des Lebens, an den Anstren-
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gungen des Krieges und der Mühsal der öffentlichen Angelegenheiten mitzuwirken und Erfahrungen zu erwerben. Zudem werde ihre Aufmerksamkeit von der Sorge um ihre Kinder so sehr beansprucht, daß die Natur sie am besten ausgerüstet habe für häusliche Aufgaben. Und Kinder, werden Sie sagen, haben keine Urteilskraft und keinen unabhängigen Willen. Das ist wahr, aber gelten diese Gründe nicht auch für andere? Ist es nicht ebenso wahr, daß alle Menschen in allen Gesellschaften, die keinerlei Eigentum haben, ebenfalls zu wenig vertraut mit öffentlichen Angelegenheiten sind, um sich ein Urteil bilden zu können, und daß sie zu abhängig von anderen Menschen sind, um einen eigenen Willen zu haben? Wenn dies stimmt und wenn jeder, der kein Eigentum besitzt, das Wahlrecht erhält, wird dann diese Bestimmung des Grundgesetzes nicht eine Einladung zur Korruption? Der menschliche Charakter ist so schwach, daß sehr wenige Menschen ohne Eigentum eigene Urteilskraft besitzen. Sie reden und stimmen nach Anweisung eines Begüterten, der ihre Gedanken seinen Interessen verpflichtet hat. […] Harrington hat gezeigt, daß die Macht immer dem Eigentum folgt. Dies halte ich für eine ebenso unfehlbare Regel in der Politik wie den Satz über die Gleichheit von Aktion und Reaktion in der Mechanik. Wir können sogar noch einen Schritt weitergehen und sagen, daß die Verteilung der Macht in einer Gesellschaft der Verteilung des Landbesitzes entspricht. Daher besteht die einzige Möglichkeit, die Machtverteilung zugunsten gerechter Freiheit und politischer Tugendhaftigkeit zu sichern, darin, jedem Mitglied der Gesellschaft den Erwerb von Land leichtzumachen; das Land in kleine Einheiten aufzuteilen, damit die Massen Grundbesitz erwerben können. Wenn sie den größten Teil des Landes besitzen, werden sie auch den größten Teil der politischen Macht ausüben, und dann werden sie durch alle Maßnahmen der Regierung auch über die Freiheit, Tugendhaftigkeit und die Interessen der Massen entscheiden. Diese Prinzipien sind meines Erachtens in Massachusetts von Anfang an, wenn nicht voll verstanden, so doch gefühlsmäßig anerkannt worden. Deshalb meine ich, daß eine kluge Einschätzung unserer Absichten in der gegebenen Situation davon abrät, unbedachte Änderungen vorzunehmen. Wir haben die Eigentumsqualifikationen für Wähler nie starr gehandhabt, und ich nehme nicht an, daß wir jetzt damit beginnen. Aber ich kann nicht dazu raten, im Augenblick irgendeine Änderung der Gesetze über die Qualifikation der Wähler vorzunehmen.
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Sie sind zu Recht der Ansicht, daß Gesetze, die das Leben und die persönliche Freiheit aller berühren, die z. B. körperliche Züchtigung vorsehen, sowohl Wahlberechtigte wie Nicht-Wahlberechtigte treffen. Aber sie treffen auch Frauen und Kinder. Welchen Grund gibt es dafür, einen Mann von zwanzig Jahren elf Monaten und 27 Tagen auszuschließen und einen Einundzwanzigjährigen wählen zu lassen? Der Grund liegt allein darin, daß man ein Alter festlegen muß, in dem die Öffentlichkeit normalerweise dem Verstand und der Entschlußkraft eines Menschen trauen kann. Kann man nicht aus dergleichen Überlegung heraus eine gewisse Größe des Besitzes als Voraussetzung des Wahlrechts festlegen? […] Ihre Idee, das Stimmrecht bei Geldangelegenheiten nach dem Eigentum zu staffeln, halte ich für völlig undurchführbar. Keine Methode erlaubt es, zu einem gegebenen Zeitpunkt zu bestimmen, wieviel ein Mann wert ist. Und selbst wenn es möglich wäre, Handel und Eigentumsverteilung ändern sich alle halbe Stunde. […] Glauben Sie mir, Sir, es ist gefährlich, einen so endlosen Streit zu beginnen, wie ihn die Änderung des Wahlrechts auslösen würde. Er wird kein Ende nehmen. Frauen werden das Wahlrecht verlangen. Burschen von 12 bis 21 werden ihre Rechte nicht mehr für ausreichend geschützt halten. Und Männer, die nicht einen Pfennig besitzen, werden bei allen Maßnahmen der Regierung gleiche Mitsprache verlangen. Der Verwischung und Zerstörung aller Unterschiede würde Vorschub geleistet, und alle Rangunterschiede würden eingeebnet. Engl. in: Charles Francis Adams (ed.), Works of John Adams, Boston, 1854, Vol. 9, 375 ff.; dt. aus: Angela und Willi Paul Adams (Hrsg.), Die amerikanische Revolution und die Verfassung, 1754–1791, München, 1987, (Dok. 111), 254 ff.
28. Beschluß der Unabhängigkeit, 7. Juni 1776 Resolution for Independence Diese Resolution ist eine von dreien, die Richard Henry Lee aus Virginia dem dortigen Provinzialkonvent folgend, am 7. Juni 1776 dem II. Kontinentalkongreß in Philadelphia vorgelegt hatte. An diesem Tag begann im Kongreß die Debatte, die die Verabschiedung der Unabhängigkeitserklärung zum Gegenstand hatte. Schon am 10. Juni wurde ein Komitee, dem Thomas Jefferson,
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John Adams, Benjamin Franklin, und Robert R. Livingston angehörten, eingesetzt, um eine solche Unabhängigkeitserklärung zu entwerfen, die bereits am 28. Juni vorlag (vgl. Dok 30). Der Beschluß der Unabhängigkeit fand am 2. Juli die Zustimmung von 12 Delegationen der einzelnen Kolonien, die New Yorker Delegation blieb der Abstimmung fern, um die so wichtige Einstimmigkeit zu wahren. Diese so kurze und prägnante, wenig publikumswirksame Resolution beinhaltet den eigentlichen, politisch dokumentierten Willen der zur Separation bereiten Kolonisten. Dieser überaus lakonisch formulierte Beschluß der Unabhängigkeit bezieht sich lediglich auf die staatsrechtlichen und völkerrechtlichen Aspekte der Abspaltung der Kolonien, die damit eigenständige staatliche Souveränität in Anspruch nehmen. Im Gegensatz dazu ist die allgemein als solche bekanntgewordene Declaration of Independence (vgl. Dok. 30) mit ihren aufklärerischen, politisch programmatischen Zielsetzungen primär an die eigenen Bürger sowie an die europäischen Nationen gerichtet. * * * Beschluß, daß diese Vereinigten Kolonien freie und unabhängige Staaten sind und von Rechts wegen sein sollen, daß sie von aller Untertanenpflicht gegenüber der britischen Krone gelöst sind, und daß alle politische Verbindung zwischen ihnen und dem Staat von Großbritannien vollständig gelöst ist und von Rechts wegen sein soll. Es ist ratsam, sofort alle möglichen Maßnahmen zu treffen, um Bündnisse mit ausländischen Mächten abzuschließen. Ein Plan der Konföderation muß vorbereitet und den einzelnen Kolonien zugestellt werden, damit diese ihn beraten und über seine Annahme beschließen können. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 65), 100; dt. aus: Manfred Schlenke, Wolfgang Lautemann, Amerikanische und Französische Revolution, Geschichte in Quellen, München, 1981, 89 f.
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29. Die Grundrechteerklärung von Virginia, 12. Juni 1776 The Virginia Bill of Rights In den Jahren 1776 und 1777 gaben sich zehn der dreizehn Staaten neue, republikanische Verfassungen. In den meisten Fällen war es das einfache Kolonialparlament, das die Verfassungen entwarf und proklamierte. Lediglich in Pennsylvania wurde ein verfassungsgebender Konvent eingesetzt. In den Staaten Connecticut und Rhode Island blieben die Kolonial-Charten weiter in Kraft und in Massachusetts wurde die Kolonial-Charter erst 1780 durch eine Verfassung ersetzt (vgl. Dok. 34). Mit dem Prozeß der Verfassungsgebung gingen jeweils eigene Grundrechteerklärungen einher, die außer in Virginia auch in den Staaten Delaware, Pennsylvania, Maryland, North Carolina und Massachusetts beschlossen worden waren. Diese waren auch für die europäische Grundrechtsentwicklung von größter Bedeutung. Hier ist zum ersten Mal eine Grundrechteerklärung typisch liberaler Prägung im Geiste europäischer Aufklärung ausformuliert worden und ging somit der Entwicklung in Frankreich und dem übrigen Europa voran. Die wohl berühmteste dieser Grundrechtsdeklarationen ist die Virginia Bill of Rights, die von George Mason entworfen, mit geringfügigen Änderungen und zwei Zusätzen vom Provincial Congress am 12. Juni 1776 nach drei Lesungen wie ein Gesetz verabschiedet wurde. Der Artikel über religiöse Freiheit war von Patrick Henry entworfen worden (vgl. Dok. 22). Über den Einfluß der Bill of Rights auf die französische "Déclaration des droits de l´homme et du citoyen", 1791, sagte etwa Georg Jellinek: "Allein so gewiß es ohne das parlamentarische England kein parlamentarisches Frankreich gäbe, so gewiß würden die Franzosen ohne die amerikanischen bills of rights niemals eine Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte verkündet haben." * * * Eine von den Vertretern des guten Volkes von Virginia, versammelt in vollem und freiem Konvent, abgegebene Erklärung der Rechte, die ihnen und ihrer Nachkommenschaft als Basis und Grundlage der Regierung zukommen. Artikel 1. Alle Menschen sind von Natur aus gleichermaßen frei und unabhängig und besitzen gewisse angeborene Rechte, deren sie, wenn sie den Status einer Gesellschaft annehmen, durch keine Abmachung ihre Nachkommenschaft berauben oder entkleiden können, und zwar den Genuß des Lebens und der Freiheit und dazu die Möglichkeit, Eigentum zu erwerben und zu besitzen und Glück und Sicherheit zu erstreben und zu erlangen.
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Artikel 2. Alle Macht kommt dem Volke zu und wird folglich von ihm hergeleitet. Beamte sind seine Treuhänder und Diener und ihm jederzeit verantwortlich. Artikel 3. Die Regierung ist oder sollte eingerichtet sein für das gemeinsame Beste, für den Schutz und die Sicherheit des Volkes, der Nation oder Allgemeinheit; von all den verschiedenen Arten und Formen der Regierungen ist die die beste, die fähig ist, den höchsten Grad von Glück und Sicherheit zu erzielen, und am wirksamsten gegen die Gefahr einer Mißwirtschaft gesichert ist; und wenn irgendeine Regierung sich diesen Zwecken nicht gewachsen oder feindlich zeigt, so hat eine Mehrheit der Gemeinschaft ein unbezweifelbares, unveräußerliches und unverletzbares Recht, dieselbe zu reformieren, umzugestalten oder abzuschaffen, so wie es für das allgemeine Wohl am nützlichsten zu erachten ist. Artikel 4. Kein Mensch und kein Verband von Menschen hat ein Recht auf alleinige oder besondere Zuwendungen oder Vergünstigungen seitens der Allgemeinheit außer in Ansehung öffentlicher Dienstleistungen; da diese nicht übertragbar sind, sollten auch die Beamten-, Gesetzgeber- oder Richterstellen nicht erblich sein. Artikel 5. Die gesetzgebenden und ausführenden Gewalten des Staates sollen von der richterlichen getrennt und klar geschieden sein; die Mitglieder der beiden ersteren sollen von dem Geiste der Bedrückung abgehalten werden, dadurch daß sie die Lasten des Volkes verspüren und an ihnen teilhaben; sie sollen zu bestimmten Zeiten in den Privatstand entlassen werden, in die Gemeinschaft zurückkehren, der sie ursprünglich entnommen wurden, und die freigewordenen Stellen sollen durch häufige, bestimmte und regelmäßige Wahlen wieder besetzt werden, bei denen alle oder ein Teil der früheren Mitglieder wieder wählbar oder unwählbar sind, wie es die Gesetze bestimmen. Artikel 6. Die Wahlen für die Vertretung des Volkes in der Volksversammlung sollen frei sein; alle Männer, die ihr dauerndes Interesse an der Gemeinschaft und ihre dauernde Anhänglichkeit an sie hinlänglich erhärtet haben, haben das Recht abzustimmen und können nicht zugunsten der öffentlichen Hand ohne ihre oder die Einwilligung ihrer so gewählten Vertreter besteuert oder ihres Eigentums beraubt noch durch irgendein Gesetz verpflichtet werden, dem sie nicht in gleicher Weise für das öffentliche Wohl zugestimmt haben. Artikel 7. Jegliche eigenmächtige Suspendierung von Gesetzen oder ihrer Durchführung seitens irgendeiner Autorität ohne Zustimmung der Volksvertreter ist den Rechten des Volkes abträglich und soll nicht ausgeübt werden.
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Artikel 8. Bei allen Anklagen wegen Kapitalverbrechen oder sonstiger krimineller Handlungen hat ein Mensch das Recht, Grund und Art der Anschuldigung zu erfahren, Anklägern und Zeugen gegenübergestellt zu werden, Entlastungszeugen zu benennen, und das Recht auf ein baldiges Verhör von einem unparteiischen Gerichtshof von zwölf Männern aus seiner Gegend, ohne deren einstimmigen Spruch er nicht als schuldig befunden werden kann; auch kann er nicht gezwungen werden, gegen sich selbst auszusagen; kein Mensch kann seiner Freiheit beraubt werden außer auf Grund des Landesgesetzes oder des Urteilsspruches von seinesgleichen. Artikel 9. Übermäßige Kaution soll nicht gefordert, übermäßige Geldstrafen sollen nicht auferlegt, grausame und ungewöhnliche Strafen nicht verhängt werden. Artikel 10. Allgemeine Vollziehungs- oder Verhaftungsbefehle, durch die ein Beamter oder ein Bote beauftragt wird, verdächtige Plätze ohne den Beweis für eine begangene Tat zu durchsuchen oder irgendeine nicht benannte Person oder Personen oder solche, deren Vergehen nicht genau beschrieben und durch Beweis erhärtet ist, zu verhaften sind kränkend und bedrückend und sollen nicht ausgestellt werden. Artikel 11. Bei Streitigkeiten bezüglich des Eigentums und bei Klagen persönlicher Art ist das althergebrachte Verfahren vor dem Geschworenengericht jedem anderen vorzuziehen und sollte heilig gehalten werden. Artikel 12. Die Freiheit der Presse ist eines der großen Bollwerke der Freiheit und kann niemals, außer durch despotische Regierungen, eingschränkt werden. Artikel 13. Eine gut geschulte Miliz, dem Volke entnommen und in den Waffen geübt, ist der eigentliche, natürliche, sichere Schutz eines freien Staates; stehende Heere sollten in Friedenszeiten als der Freiheit gefährlich nicht zugelassen sein; in allen Fällen aber sollte das Militär der Zivilgewalt strikt untergeordnet und von ihr beherrscht werden. Artikel 14. Das Volk soll ein Recht auf eine einheitliche Regierung haben; und darum sollte keine Regierung neben oder unabhängig von der Regierung von Virginia innerhalb dessen Bereich errichtet oder eingesetzt werden. Artikel 15. Keine freie Regierung oder die Segnungen der Freiheit können einem Volke erhalten bleiben außer durch ein festes Anhalten an Gerechtigkeit, Mäßigung, Enthaltsamkeit, Genügsamkeit und Tugend und durch häufiges Zurückgehen auf grundlegende Prinzipien.
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Artikel 16. Religion oder die Pflicht, die wir unserem Schöpfer schulden, und die Art, wie wir ihr nachkommen, kann lediglich durch Vernunft oder Überzeugung geleitet werden, nicht durch Zwang oder Gewalt, und deshalb haben alle Menschen gleichen Anspruch auf freie Ausübung der Religion gemäß den Geboten des Gewissens; es ist eine gegenseitige Pflicht aller, christliche Geduld, Liebe und Güte im Verkehr untereinander zu üben. Engl. und dt. aus: Fritz Hartung, Die Entwicklung der Menschen- und Bürgerrechte von 1776 bis zur Gegenwart3, Göttingen, 1964, 36 ff.
30. Die Unabhängigkeitserklärung, 4. Juli 1776 Declaration of Independence Nachdem die Kolonisten ein Jahr gegen die britischen Truppen gekämpft hatten, lief die Entwicklung auf eine Separation vom Mutterland hinaus. Bereits am 7. Juni 1776 hatte Richard Henry Lee von Virginia drei Resolutionen vorgestellt, von denen es in einer hieß: Kolonien sind und sollten von Rechts wegen freie und unabhängige Staaten sein. Am 10. Juni wurde vom II. Kontinentalkongreß ein Ausschuß bestehend aus Thomas Jefferson, John Adams, Benjamin Franklin, Roger Sherman und Robert R. Livingston eingesetzt, um den Text der Unabhängigkeitserklärung auszuarbeiten. Am 28. Juni lag der Entwurf vor; am 2. Juli wurde die Resolution Virginias (vgl. Dok. 28) zum Beschluß erhoben. Zwei Tage später, am 4. Juli 1776, wurde die Declaration of Independence angenommen, wobei sich auch hier der Staat New York nicht an der Abstimmung beteiligte, und von John Hancock als Präsident des Kontinentalkongresses unterfertigt. Bereits am 2. August war sie von allen bis auf einen Staat unterzeichnet. Der Text der Erklärung, der bis auf wenige Änderungen auf einem Entwurf von Thomas Jefferson basiert, löst unter Berufung auf Ideen der rationalistischen Naturrechtslehre den von George III. gebrochenen Herrschaftsvertrag auf. Die Unabhängigkeitserklärung verwirklicht politische Vorstellungen, die schon lange in Europa propagiert wurden, wie die Lehre von der Volkssouveränität, vom Gesellschaftsvertrag und von der Gleichheit aller Menschen, und wird so zu einem Paradedokument der Aufklärung. Von Thomas Jefferson wurde aber nicht die Originalität des Dokumen-
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tes in den Vordergrund gestellt, sondern darauf hingewiesen, daß die Summe dieser Ideen, wie er es selbst bezeichnete, "ein Ausdruck amerikanischer Geisteshaltung" sind. Herausragend am Text der Unabhängigkeitserklärung ist, neben ihrer historischen und staatsrechtlichen Bedeutung, die ausgefeilte, ausdrucksvolle Sprache, mit der gesellschaftliche und politische Sachverhalte beschrieben werden, was ihr auch den Charakter eines literarischen Meisterwerkes verleiht. Die hier wiedergegebene, bereits am 9. Juli 1776 im "Pennsylvanischen Staatsboten" erschienene Übersetzung stammt vom Auswanderer Henrich Miller (geborener Möller) und gewinnt durch ihre Antiquiertheit eine besondere historische Authentizität: * * * Im Congreß, den 4ten July, 1776, Eine Erklärung durch die Repräsentanten der Vereinigten Staaten von America, im General-Congreß versammlet. Wenn es im Lauf menschlicher Begebenheiten für ein Volk nöthig wird die Politischen Bande, wodurch es mit einem andern verknüpft gewesen, zu trennen, und unter den Mächten der Erden eine abgesonderte und gleiche Stelle einzunehmen, wozu selbiges die Gesetze der Natur und des Gottes der Natur berechtigen, so erfordern Anstand und Achtung in die Meinungen des menschlichen Geschlechts, daß es die Ursachen anzeige, wodurch es zur Trennung getrieben wird. Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, daß alle Menschen gleich erschaffen worden, daß sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräusserlichen Rechten begabt worden, worunter sind Leben, Freyheit und das Bestreben nach Glückseligkeit. Daß zur Versicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingeführt worden sind, welche ihre gerechte Gewalt von der Einwilligung derer die regiert werden, herleiten; daß sobald einige [eine] Regierungsform diesen Endzwecken verderblich wird, es das Recht des Volks ist sie zu verändern oder abzuschaffen, und eine neue Regierung einzusetzen, die auf solche Grundsätze gegründet, und deren Macht und Gewalt solchergestalt gebildet wird, als ihnen zur Erhaltung ihrer Sicherheit und Glückseligkeit am schicklichsten zu seyn dünket. Zwar gebietet Klugheit, daß von langer Zeit her eingeführte Regierungen nicht um seichter und vergänglicher Ursachen willen verändert werden sollen; und demnach hat die Erfahrung von jeher gezeigt, daß Menschen, so lang das Uebel noch zu ertragen ist, lieber leiden und dulden wollen, als sich durch Umstossung solcher Regierungsformen, zu denen sie gewöhnt sind, selbst Recht und Hülfe verschaffen. Wenn aber eine lange Reihe von Mißhandlungen und
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gewaltsamen Eingriffen, auf einen und eben den Gegenstand unabläßig gerichtet, einen Anschlag an den Tag legt sie unter unumschränkte Herrschaft zu bringen, so ist es ihr Recht, ja ihre Pflicht, solche Regierung abzuwerfen, und sich für ihre künftige Sicherheit neue Gewähren [Wächter] zu verschaffen. Dis war die Weise, wie die Colonien ihre Leiden geduldig ertrugen; und so ist jetzt die Nothwendigkeit beschaffen, welche sie zwinget ihre vorigen RegierungsSysteme zu verändern. Die Geschichte des jetzigen Königs von Großbritannien ist eine Geschichte von wiederholten Ungerechtigkeiten und gewaltsamen Eingriffen, welche alle die Errichtung einer absoluten Tyranney über diese Staaten zum geraden Endzweck haben. Dis zu beweisen, wollen wir der unpartheyischen Welt folgende Facta vorlegen: Er hat seine Einstimmung zu den heilsamsten und zum Oeffentlichen Wohl nöthigsten Gesetzen versagt. Er hat seinen Guvernörs verboten, Gesetze von unverzüglicher und dringender Wichtigkeit heraus zu geben, es sey dann, daß sie so lange keine Kraft haben solten, bis seine Einstimmung erhalten würde; und wenn ihre Kraft und Gültigkeit so aufgeschoben war, hat er solche gänzlich aus der Acht gelassen. Er hat sich geweigert andere Gesetze zu bekräftigen zur Bequemlichkeit grosser Districte von Leuten, wofern diese Leute das Recht der Repräsentation in der Gesetzgebung nicht fahren lassen wolten, ein Recht, das ihnen unschätzbar, und nur Tyrannen fürchterlich ist. Er hat Gesetzgebende Körper an ungewöhnlichen, unbequemen und von der Niederlage ihrer öffentlichen Archiven entfernten Plätzen zusammen berufen, zu dem einzigen Zweck, um sie so lange zu plagen, bis sie sich zu seinen Maaßregeln bequemen würden. Er hat die Häuser der Repräsentanten zu widerholten malen aufgehoben, dafür, daß sie mit männlicher Standhaftigkeit seinen gewaltsamen Eingriffen auf die Rechten des Volks widerstanden haben. Er hat, nach solchen Aufhebungen, sich eine lange Zeit widersetzt, daß andere erwählt werden solten; wodurch die Gesetzgebende Gewalt, die keiner Vernichtung fähig ist, zum Volk überhaupt wiederum zur Ausübung zurück gekehrt ist; mittlerweile daß der Staat allen äusserlichen Gefahren und innerlichen Zerrüttungen unterworfen blieb. Er hat die Bevölkerung dieser Staaten zu verhindern gesucht; zu dem Zweck hat er die Gesetze zur Naturalisation der Ausländer gehindert; andere, zur Beförderung ihrer Auswanderung hieher, hat er sich geweigert heraus zu geben, und hat die Bedingungen für neue Anweisungen von Ländereyen erhöhet.
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Er ist der Verwaltung der Gerechtigkeit verhinderlich gewesen, indem er seine Einstimmung zu Gesetzen versagt hat, um Gerichtliche Gewalt einzusetzen. Er hat Richter von seinem Willen allein abhängig gemacht, in Absicht auf die Besitzung ihrer Aemter, und den Belauf und die Zahlung ihrer Gehalte. Er hat eine Menge neuer Aemter errichtet, und einen Schwarm von Beamten hieher geschickt, um unsere Leute zu plagen, und das Mark ihres Vermögens zu verzehren. Er hat unter uns in Friedenszeiten Stehende Armeen gehalten, ohne die Einstimmung unserer Gesetzgebungen. Er hat sich bemühet die Kriegsmacht von der Bürgerlichen Macht unabhängig zu machen, ja über selbige zu erhöhen. Er hat sich mit andern zusammen gethan, uns einer Gerichtsbarkeit, die unserer Landsverfassung ganz fremd ist, und die unsere Gesetze nicht erkennen, zu unterwerfen; indem er seine Einstimmung zu ihren Acten angemaßter Gesetzgebung ertheilt hat, näml[ich:] Um grosse Haufen von bewaffneten Truppen bey uns einzulegen: Um solche durch ein Schein-Verhör vor Bestrafung zu schützen für einigerley Mordthaten, die sie an den Einwohnern dieser Staaten begehen würden: Um unsere Handlung [Handel] mit allen Theilen der Welt abzuschneiden: Um Taxen [Steuern] auf uns zu legen, ohne unsere Einwilligung: Um uns in vielen Fällen der Wohlthat eines Verhörs durch eine Jury zu berauben: Um uns über See zu führen, für angegebene Verbrechen gerichtet zu werden: Um das freye System Englischer Gesetze in einer benachbarten Provinz [Quebec] abzuschaffen, eine willkührliche Regierung darin einzusetzen, und deren Grenzen auszudehnen, um selbige zu gleicher Zeit zu einem Exempel sowol als auch zu einem geschickten Werkzeug zu machen, dieselbe absolute Regierung in diese Colonien einzuführen: Um unsere Freyheitsbriefe (Gründungsurkunden, charters) uns zu entziehen, unsere kostbarsten Gesetze abzuschaffen, und die Form unserer Regierungen von Grund aus zu verändern:
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Um unsere eigenen Gesetzgebungen aufzuheben, und sich selbst zu erklären, als wenn sie [das Parlament] mit voller Macht versehen wären, uns in allen Fällen Gesetze vorzuschreiben. Er hat die Regierung allhier niedergelegt, indem er uns ausser seinem Schutz erklärt hat, und gegen uns Krieg führet. Er hat unsere Seen geplündert, unsere Küsten verheeret, unsere Städte verbrannt, und unser Volk ums Leben gebracht. Er ist, zu dieser Zeit, beschäftigt mit Herübersendung grosser Armeen von fremden Mieth-Soldaten, um die Werke des Todes, der Zerstörung und Tyranney zu vollführen, die bereits mit solchen Umständen von Grausamkeit und Treulosigkeit angefangen worden, welche selbst in den barbarischsten Zeiten ihres Gleichen nicht finden, und dem Haupt einer gesitteten Nation gänzlich unanständig sind. Er hat unsere auf der hohen See gefangene Mitbürger gezwungen die Waffen gegen ihr Land zu tragen, um die Henker ihrer Freunde und Brüder zu werden, oder von ihren Händen den Tod zu erhalten. Er hat unter uns häusliche Empörungen und Aufstände erregt, und gestrebt über unsere Grenz-Einwohner die unbarmherzigen wilden Indianer zu bringen, deren bekannter Gebrauch den Krieg zu führen ist, ohne Unterschied von Alter, Geschlecht und Stand, alles niederzumetzeln. Auf jeder Stufe dieser Drangsalen haben wir in den demüthigsten Ausdrücken um Hülfe und Erleichterung geflehet: Unsere widerholten Bittschriften sind nur durch widerholte Beleidigungen beantwortet worden. Ein Fürst, dessen Character so sehr jedes einen Tyrannen unterscheidendes Merkmaal trägt, ist unfähig der Regierer eines freyen Volks zu seyn. Auch haben wir es nicht an unserer Achtsamkeit gegen unsere Brittischen Brüder ermangeln lassen: Wir haben ihnen von Zeit zu Zeit Warnung ertheilt von den Versuchen ihrer Gesetzgebung eine unverantwortliche Gerichtsbarkeit über uns auszudehnen. Wir haben die Umstände unserer Auswanderung und unserer Niederlassung allhier zu Gemüthe geführt. Wir haben uns zu ihrer angebornen Gerechtigkeit und Großmuth gewandt, und sie bey den Banden unserer gemeinschaftlichen Verwandtschaft beschworen, diese gewaltsamen Eingriffe zu mißbilligen, welche unsere Verknüpfung und unsern Verkehr mit einander unvermeidlich unterbrechen würden. Auch sie sind gegen die Stimme der Gerechtigkeit und Blutsfreundschaft taub gewesen. Wir müssen uns derohalben die
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Nothwendigkeit gefallen lassen, welche unsere Trennung ankündigt, und sie, wie der Rest des menschlichen Geschlechts, im Krieg für Feinde, im Frieden für Freunde, halten. Indem derohalben Wir, die Repräsentanten der Vereinigten Staaten von America, im General-Congreß versammlet, uns wegen der Redlichkeit unserer Gesinnungen auf den allerhöchsten Richter der Welt berufen, so Verkündigen wir hiemit feyerlich, und Erklären, im Namen und aus Macht der guten Leute dieser Colonien, Daß diese Vereinigten Colonien Freye und unabhängige Staaten sind, und von Rechtswegen seyn sollen; daß sie von aller Pflicht und Treuergebenheit gegen die Brittische Krone frey- und losgesprochen sind, und daß alle Politische Verbindung zwischen ihnen und dem Staat von Großbrittannien hiemit gänzlich aufgehoben ist, und aufgehoben seyn soll; und daß als Freye und Unabhängige Staaten sie volle Macht und Gewalt haben, Krieg zu führen, Frieden zu machen, Allianzen zu schliessen, Handlung zu errichten [Handel zu treiben], und alles und jedes andere zu thun, was Unabhängigen Staaten von Rechtswegen zukömmt. Und zur Behauptung und Unterstützung dieser Erklärung verpfänden wir, mit vestem Vertrauen auf den Schutz der Göttlichen Vorsehung, uns unter einander unser Leben, unser Vermögen und unser geheiligtes Ehrenwort. Unterzeichnet auf Befehl und im Namen des Congresses, JOHN HANCOCK, Präsident. Bescheiniget, Carl Thomson, Secretär. Engl. in: U.S. Informationsdienst (Hrsg.), Leben, Freiheit und das Streben nach Glück. Dokumente der amerikanischen Demokratie, Bad Godesberg, 1953, 65 ff.; dt. aus: Angela und Willi Paul Adams, Die amerikanische Revolution und die Verfassung, 1754–1791, München, 1987, (Dok. 93), 213 ff.
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31. Thomas Paine, Die amerikanische Krise, Nummer I., 19. Dezember 1776 The American Crisis Number I. Thomas Paines früher Lebensweg in England war von mehrfachen Rückschlägen gekennzeichnet, bevor er in London Benjamin Franklin traf, der ihn ermutigte, nach Amerika auszuwandern und ihn mit Empfehlungsschreiben versorgte. Paine erreichte Philadelphia 1774, wo er half, das Pennsylvania Magazine heruaszugeben. Als der Konflikt mit England seinem Höhepunkt zusteuerte, kam Paine unter dem Eindruck der Schlacht bei Lexington und Concord zu dem Schluß, Amerika sollte nicht nur gegen die Besteuerung, sondern auch für die Unabhängigkeit kämpfen. Diese Ideen sind im "Common Sense" niedergelegt (vgl. dok. 26), das 50 Seiten umfassend am 10. Januar 1776 herauskam und innerhalb weniger Monate 150 000 Exemplare verkaufte. Am Kampf gegen England beteiligte sich Paine als Freiwilliger, nämlich als Adjutant von General Nathaniel Greene und leistete zu dieser patriotischen Sache seinen großen Beitrag in Form der 16 "Crisis" Hefte (erschienen zwischen 1776 und 1783), jedes davon unterzeichnet mit "Common Sense". Die große Wertschätzung und erhebliche Verbreitung von Paines Ruf als politischer Pamphletist wird auch in dem Umstand sichtbar, daß, als es mit der Moral der amerikanischen Armee nicht zum Besten stand, George Washington bei Valley Forge anordnete, daß seine Truppen das Pamphlet "Die amerikanische Krise Nr. I" zu lesen hätten. Thomas Paine selbst ging 1787 nach England zurück und veröffentlichte 1791–1792 als Erwiderung auf die "Reflections on the Revolution in France" des Edmund Burke die "Rechte des Menschen", worin er die französische Revolution verteidigte und revolutionärnaturrechtliches Gedankengut des Jean Jacques Rousseau propagierte. Später wurde Thomas Paine französischer Staatsbürger und Abgeordneter im Nationalkonvent, 1793 inhaftiert und 1794 wieder freigelassen, kehrte er schließlich 1802 nach Amerika zurück, wo er verarmt und unbeachtet starb. * * * Jetzt ist die Zeit, da die Seelen der Menschen auf die Probe gestellt werden. Der Sommersoldat und der Sonnenscheinpatriot werden sich in dieser Krise vom Dienst an ihrem Vaterland zurückziehen; aber wer jetzt durchhält, verdient die Liebe und die Dankbarkeit aller. Tyrannei ist ebenso wie die Hölle nicht leicht zu besiegen; doch uns bleibt der Trost, daß der Triumph um so ruhmvoller ist, je härter der Kampf war. Was uns in den Schoß fällt, schätzen wir wenig:
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Nur ein hoher Preis verleiht jedem Gegenstand seinen Wert. Gott versteht es, einen angemessenen Preis für seine Güter festzusetzen; und es wäre in der Tat sonderbar, wenn ein so göttlicher Artikel wie die FREIHEIT nicht hoch eingeschätzt würde. England, das eine Armee zur Durchsetzung seiner Tyrannei besitzt, hat erklärt, daß es ein Recht habe, (nicht nur uns zu BESTEUERN), sondern "uns in ALLEN BELIEBIGEN FÄLLEN zum Gehorsam zu VERPFLICHTEN", und wenn eine Verpflichtung solcher Art keine Sklaverei ist, dann gibt es keine Sklaverei auf der Welt. Selbst die Bezeichnung ist gottlos; denn eine so uneingeschränkte Macht kann nur Gott eigen sein. Ob die Unabhängigkeit des Kontinents zu früh erklärt oder zu lange hinausgezögert worden ist, will ich jetzt nicht erörtern: meiner bescheidenen Meinung nach wäre dies acht Monate früher viel besser gewesen. Wir haben den letzten Winter nicht richtig genutzt, wir konnten das auch gar nicht, weil wir nicht unabhängig waren. Doch der Fehler, falls es einer war, lag allein bei uns1; wir haben nur uns selbst zu tadeln. Aber noch ist nicht viel verloren. Alles, was Howe im vergangenen Monat unternommen hat, stellt eher eine Verwüstung als eine Eroberung dar, die der Kampfgeist der Jerseys vor einem Jahr schnell zurückgeschlagen hätte und die Zeit und ein wenig Mut bald zurückgewinnen werden. Ich bin so wenig abergläubisch wie kein anderer, aber insgeheim war ich von jeher der Ansicht, daß Gott der Allmächtige nicht ein Volk militärischer Vernichtung ausliefern oder es ohne Hilfe untergehen lassen wird, das immer wieder das Elend eines Krieges ernsthaft abzuwenden versuchte, und zwar auf jede anständige Art, die Weisheit nur erinnern konnte. Auch habe ich nicht so viel von einem Ungläubigen in mir, um anzunehmen, daß Er die Herrschaft über die Welt aufgegeben und uns der Obhut von Teufeln überlassen hätte; und demzufolge kann ich auch nicht einsehen, aus welchen Gründen der König von England vom Himmel Beistand gegen uns erwarten könnte: Ein gemeiner Mörder, ein Straßenräuber oder ein Einbrecher hätte einen ebenso guten Anspruch wie er. Man sieht mit Verwunderung, wie rasch ein Land manchmal von einer Panik überfallen wird. Die Völker mussten zu allen Zeiten darunter leiden: England hat wie Espenlaub gezittert bei der Nachricht von einer französischen Flotte mit Landungsbooten: und im vierzehnten [richtig: fünfzehnten] Jahrhundert wurde
1 Der gegenwärtige Winter ist ein Zeitalter wert, wenn er richtig genutzt wird; aber wenn man ihn vergehen lässt oder versäumt, wird der ganze Kontinent von diesem Übel betroffen; und es gibt keine Strafe, die der Mensch nicht verdienen würde, wer oder was oder wo er auch immer sein möge, der den Verlust einer so kostbaren und nützlichen Jahreszeit verschulden würde.
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die gesamte englische Armee, nachdem sie das Königreich Frankreich verwüstet hatte, wie von Furcht versteinert zurückgetrieben; und diese mutige Tat wurde von ein paar zersprengten Truppen vollbracht, die von einer Frau, Jeanne d'Arc, gesammelt und geführt wurden. Wollte doch der Himmel irgendeiner Jungfrau aus Jersey eingeben, ihren Landsleuten Mut zu machen und ihre schönen Leidensgefährtinnen vor Plünderung und Notzucht zu retten! Doch Paniken sind in einigen Fällen auch von Vorteil; sie bewirken ebensoviel Gutes wie Schlechtes. Sie sind stets von kurzer Dauer; der Mensch wächst bald über sie hinaus und ist danach gefestigter. Aber ihr besonderer Vorzug ist es, daß sie Prüfsteine der Aufrichtigkeit und der Heuchelei sind und Dinge und Menschen ans Licht bringen, die sonst für immer unentdeckt geblieben wären. Sie haben in der Tat dieselbe Wirkung auf heimliche Verräter, wie sie eine eingebildete Geistererscheinung auf einen geheimen Mörder hätte. Sie fördern die verborgenen Gedanken eines Menschen zutage und zeigen sie der Welt in aller Offenheit. Manch ein verkleideter Tory hat kürzlich sein Haupt enthüllt, der reuevoll mit Flüchen den Tag begehen wird, an dem Howe am Delaware anlangte. Da ich mich bei den Truppen in Fort Lee befand und mit ihnen bis an die Grenze von Pennsylvania marschierte, sind mir viele Umstände gut bekannt, von denen jene, die weiter entfernt leben, nur wenig oder gar nichts wissen. Unsere Position dort war ziemlich eingeengt, auf einem schmalen Landstreifen zwischen dem North River und dem Hackensack. Unsere Streitkräfte waren unbedeutend, nicht einmal ein Viertel von dem, was Howe uns entgegenstellen konnte. Wir hatten keine Armee in der Nähe, um die Garnison zu entsetzen, falls wir uns eingeschlossen und verteidigt hätten. Unsere Munition, leichte Artillerie und der größte Teil unserer Vorräte waren auf Grund der Befürchtung abtransportiert worden, daß Howe versuchen würde, in die Jerseys einzudringen, in welchem Fall Fort Lee von keinerlei Nutzen für uns gewesen wäre; denn jeder vernünftige Mensch, ob in der Armee oder nicht, muß einsehen, daß diese Art von Feldbefestigungen nur provisorischen Zwecken genügen und nur so lange von Nutzen sein können, bis der Feind seine Stoßmacht gegen das spezielle Ziel richtet, für dessen Verteidigung sie aufgeworfen worden. So waren unsere Lage und unser Zustand in Fort Lee am Morgen des 20. November, als ein Offizier mit der Nachricht eintraf, daß der Feind mit 200 Booten ungefähr sieben Meilen oberhalb gelandet sei: Generalmajor Greene, der die Garnison befehligte, rief sofort zu den Waffen und benachrichtigte unverzüglich General Washington in Hackensack, das auf dem Weg über die Fähre sechs Meilen entfernt lag. Unser erstes Ziel war es, die Brücke über den Hackensack zu sichern, die flussaufwärts zwischen dem Gegner und uns lag, etwa sechs Meilen von uns und drei Meilen von ihm entfernt. General Washington traf ungefähr eine drei-
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viertel Stunde später ein und marschierte an der Spitze der Truppen zur Brücke, wo ich einen Zusammenstoß mit dem Feind erwartete, doch er zog es vor, sie uns nicht streitig zu machen, und der größte Teil unserer Truppe marschierte über die Brücke, der Rest benutzte die Fähre, außer einigen, die bei einer Mühle an einem kleinen Fluß zwischen der Brücke und der Fähre übersetzten und den Weg durch sumpfiges Gelände bis nach Hackensack nahmen und dort den Fluß überquerten. Wir schafften soviel Bagage fort, wie die Wagen fassen konnten, der Rest ging verloren. Unser Ziel bestand einfach darin, die Besatzung abzuziehen und sie so weit marschieren zu lassen, bis sie durch die Miliz von Jersey oder Pennsylvania verstärkt werden und danach dem Gegner standhalten konnte. Wir bleiben vier Tagen in Newark, zogen unsere Außenposten und einige der Miliz von Jersey heran und marschierten zweimal hinaus, um uns dem Feind entgegenzustellen, als wir Nachricht erhalten hatten, daß er sich uns näherte, obgleich wir ihm an Zahl sehr unterlegen waren. Meiner bescheidenen Meinung nach beging Howe einen großen strategischen Fehler, denn er entsandte keine Truppen von Staten Island über Amboy wodurch er alle unsere Vorräte in Brunswick in die Hand bekommen hätte und unseren Marsch nach Pennsylvania hätte aufhalten können; aber wenn wir die Macht der Hölle für begrenzt halten, müssen wir gleichermaßen glauben, daß ihre Werkzeuge von einer gewissen Vorsehung gelenkt werden. Ich will hier nicht versuchen, alle Einzelheiten unseres Rückzuges zum Delaware wiederzugeben. Es genügt zu sagen, daß sowohl Offiziere wie Mannschaften, obgleich sehr übermüdet und geschwächt und häufig ohne Ruhe, ohne Decken und ohne Proviant – die unvermeidlichen Folgen eines langen Rückzuges –, diesen mit mannhaftem und kriegerischem Geist ertrugen. Alle ihre Wünsche konzentrierten sich auf einen, nämlich daß die Nation sich erheben und ihnen helfen möge, den Feind zu verjagen. Voltaire hat einmal bemerkt, daß sich König William erst in schwierigen Situationen und im Kampf von seiner besten Seite zeigte; dieselbe Bemerkung kann über General Washington gemacht werden, denn dieser Zug ist auch ihm eigen. Einige Menschen besitzen angeborene Stärke, die aus geringfügigen Anlässen nicht zum Vorschein kommt, die aber, sobald sie sich einmal zeigt, eine gediegene Standhaftigkeit enthüllt; und ich rechne es zu den Segnungen für die Allgemeinheit, die wir nicht sogleich erkennen, daß Gott ihm unverwüstliche Gesundheit geschenkt und ihm einen Geist gegeben hat, der sogar auf Sorgen noch gedeiht. Ich will diesen Artikel mit ein paar Bemerkungen über den Stand unserer Sache schließen; und ich möchte zu Beginn die folgende Frage stellen: Wie kommt es, daß der Feind die Provinzen Neuenglands verlassen und unsere mittleren zum Kriegsschauplatz gemacht hat? Die Antwort ist einfach: Neuengland ist
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nicht von Tories verseucht, aber wir sind es. Ich habe mich gehütet, ein Geschrei gegen sie anzustimmen und habe zahllose Argumente gebraucht, um ihnen die Gefahr aufzuzeigen, aber es ist nicht angebracht, eine Welt entweder ihrer Torheit oder ihrer Niedrigkeit zu opfern. Die Zeit ist jetzt gekommen, in der entweder sie oder wir unsere Haltung ändern müssen, oder einer von uns oder beide gehen zugrunde. Was ist nun eigentlich ein Tory? Großer Gott! Was ist er denn? Ich würde mich nicht scheuen, mit hundert Whigs gegen tausend Tories anzugehen, sollten diese versuchen, die Waffen zu erheben Jeder Tory ist ein Feigling; denn knechtische, sklavische und eigennützige Furcht ist die Grundlage des Torytums; und unter einem solchen Einfluß kann ein Mensch zwar grausam sein, aber niemals tapfer. Doch bevor eine unwiderrufliche Trennung zwischen uns vollzogen wird, wollen wir die Sache zusammen erwägen: Euer Verhalten ist eine Einladung an den Feind, aber nicht einer von euch unter tausend hat Mut genug, sich ihm anzuschließen. Howe wird von euch ebenso getäuscht, wie ihr der Sache Amerikas schadet. Er erwartet, daß ihr alle zu den Waffen greift und zu seiner Fahne eilt, die Gewähre geschultert. Eure Meinungen nützen ihm nichts, wenn ihr ihn nicht persönlich unterstützt, denn er braucht Soldaten und keine Tories. Ich spürte einmal den ganzen Zorn, den ein Mann gegen die niedrigen Grundsätze empfinden sollte, wie sie die Tories vertreten. Ein bekannter Tory, der eine Schenke in Amboy betreibt, stand unter seiner Tür, mit einem so hübschen Kind an der Hand, etwa acht oder neun Jahre alt, wie ich es je gesehen habe, und nachdem er seine Meinung so offen geäußert hatte, wie er es für klug hielt, schloß er mit diesen unväterlichen Worten: "Nun, gib mir Frieden in meinen Tagen!" Es gibt niemand auf unserem Kontinent, der nicht fest davon überzeugt ist, daß früher oder später schließlich doch eine Trennung stattfinden muß, und ein guter Vater hätte gesagt: "Wenn es schon Unruhen geben muß, dann hoffentlich noch zu meinen Lebzeiten, damit mein Kind in Frieden leben kann"; und wenn man sich diesen einzigen Satz gut überlegt, so genügt das, um jeden an seine Pflicht zu erinnern. Kein Land auf der Welt könnte so in Glück und Frieden leben wie Amerika. Es liegt weit von der ganzen hadernden Welt entfernt, und es braucht weiter nichts zu tun, als mit den anderen Handel zu treiben. Jeder kann selbst zwischen Laune und Grundsatz unterscheiden, und so überzeugt wie ich bin, daß Gott die Welt lenkt, so fest glaube ich auch, daß es Amerika erst dann gut gehen wird, wenn es sich von der Fremdherrschaft befreit hat. Bis es soweit ist, wird es immer wieder Kriege geben, aber unser Kontinent muß am Ende den Sieg davontragen; denn wenn auch die Flamme der Freiheit manchmal nicht mehr lodert, so wird doch die Glut nie verlöschen.
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Amerika fehlte es nie an Kraft, und auch jetzt fehlt es nicht daran, aber es fehlte die richtige Anwendung dieser Kraft. Weisheit wird nicht an einem Tag erworben, und es war kein Wunder, daß wir anfangs Fehler machten. Aus zuviel Gutmütigkeit unterließen wir es, eine Armee aufzustellen, und vertrauen unsere Sache der provisorischen Verteidigung durch eine wohlmeinende Bürgerwehr an. Doch die Erfahrung eines Sommers hat uns jetzt eines Besseren belehrt; trotzdem konnten wir mit Hilfe jener Truppen, während sie vereinigt waren, dem Vorrücken des Feindes Einhalt gebieten, und – Gott sei Dank? – sie sammeln sich wieder. Ich habe die Bürgerwehr immer für die beste Truppe der Welt gehalten, wenn es um einen kurzen Einsatz geht, aber für einen langen Feldzug wird sie nicht genügen. Es ist anzunehmen, daß Howe diese Stadt [Philadelphia] angreifen wird; sollte er auf dieser Seite des Delaware scheitern, ist er ruiniert: hat er Erfolg, ist unsere Sache nicht verloren. Er setzt auf seiner Seite alles gegen einen Teil auf unserer. Angenommen, er ist siegreich, so wird die Folge sein, daß Armeen von beiden Enden des Kontinents in die mittleren Staaten marschieren, um ihren bedrängten Freunden zu helfen; denn er kann nicht überall sein, das ist unmöglich. Ich halte Howe für den größten Feind, den die Tories haben; er bringt einen Krieg in ihr Land, von dem sie, wäre es nicht seinetwegen und zum Teil auch ihrer selbst wegen, verschont geblieben wären. Sollte er jetzt verjagt werden, wünsche ich mit dem ganzen Eifer eines Christen, daß die Namen Whig und Tory nie mehr erwähnt werden mögen; aber sollten ihn die Tories zum Kommen ermutigen oder ihm Beistand gewähren, wenn er kommt, so wünsche ich ebenso aufrichtig, daß wir sie im nächsten Jahr mit unseren Waffen vom Kontinent vertreiben und der Kongreß ihre Besitzungen denen zur Entschädigung überlässt, die in ihrem Kampf für das Recht gelitten haben. Eine einzige erfolgreiche Schlacht im nächsten Jahr wird alles entscheiden. Amerika könnte zwei Jahre lang Krieg führen, allein durch Beschlagnahme des Vermögens unzuverlässiger Personen, und es könnte durch deren Ausweisung glücklich werden. Sagt nicht, das sei Rache, nennt es lieber die milde Empörung eines leidenden Volkes, das, da es weiter nichts im Sinn hat als das Wohl aller, seinen ganzen Besitz auf einen scheinbar ungewissen Ausgang gesetzt hat. Aber es wäre sinnlos, gegen verstockte Hartherzigkeit zu argumentieren; Beredsamkeit mag ins Ohr gehen, und Worte des Kummers mögen Tränen des Mitleids hervorrufen, aber das Herz, das durch Vorurteile verhärtet ist, kann durch nichts erreicht werden. Indem ich mich nun von dieser Sorte Menschen zurückziehe, wende ich mich mit dem ganzen Eifer eines Freundes jenen zu, die so vortrefflich durchgehalten haben und noch immer entschlossen sind, die Sache weiter zu verfechten. Ich rufe nicht einige wenige auf, sondern alle, nicht diesen oder jenen Staat, sondern
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jeden Staat: Steht auf und helft uns! Legt euch tüchtig ins Zeug; es ist besser zuviel Kraft zu haben als zuwenig, wenn es um ein so hohes Ziel geht. Möge es zukünftigen Generationen überliefert werden, daß mitten im Winter, als nur noch Hoffnung und Tugend überleben konnten, sich Stadt und Land erhoben, durch die gemeinsame Gefahr alarmiert, um ihr zu begegnen und sie abzuwenden. Sagt nicht, daß Tausende angetreten sind, schickt eure Zehntausenden. Ladet die Bürde des Tages nicht der Vorsehung auf, sondern "zeigt euren Glauben aus euren Werken", auf daß Gott euch segnen möge! Gleich, wo ihr lebt oder welche Stellung ihr im Leben einnehmt, der Fluch oder der Segen werden euch alle erreichen. Die nahen und die fernen Provinzen, die alten und die neuen, die reichen und die armen werden gleichermaßen leiden oder sich freuen. Das Herz, welches jetzt nichts empfindet, ist tot: Das Blut seiner Kinder wird dessen Feigheit verfluchen, der zu einer Zeit zurückweicht, da nur eine kleine Anstrengung das Ganze gerettet und sie glücklich gemacht hätte. Mir gefällt der Mann, der in der Not lächelt, der aus einer Gefahr Kraft gewinnt und durch Nachdenken tapfer wird. Zurückzuschrecken ist Sache Kleinmütiger; aber wessen Herz standhaft ist und wessen Gewissen sein Verhalten billigt, der wird seinen Grundsätzen bis zum Tod treu bleiben. Meine eigenen Gedankengänge sind für mich selbst so gerade und klar wie ein Lichtstrahl. Ich glaube, alle Schätze dieser Welt hätten mich nicht dazu bringen können, einen Eroberungskrieg zu unterstützten, denn das ist für Mord; aber wenn ein Dieb in mein Haus einbricht, mein Eigentum verbrennt und zerstört und mich oder jene, die sich darin aufhalten, tötet oder zu töten droht und mich "in allen beliebigen Fällen" seinem absoluten Willen unterwerfen möchte, soll ich das zulassen? Was bedeutet es mir schon, ob derjenige, der dies tut, ein König ist oder ein gemeiner Mann, mein Landsmann oder nicht mein Landsmann, ob es ein einzelner Schurke tut oder eine Armee von Schurken? Wenn wir der Sache auf den Grund gehen, werden wir keinen Unterschied feststellen; auch kann kein stichhaltiger Grund angeführt werden, warum wir in dem einen Fall bestrafen und im anderen verzeihen sollten. Mögen sie mich einen Rebellen nenne, meinetwegen, es macht mir nichts aus; aber ich würde Höllenqualen leiden, wenn ich aus meiner Seele eine Hure machen und jemandem Treue schwören sollte, der einen einfältigen, dummen, eigensinnigen, unwürdigen und rohen Charakter besitzt. Ebenso wäre es für mich eine schreckliche Vorstellung, von jemandem Gnade gewährt zu bekommen, der am Jüngsten Tag die Berge anflehen wird, ihn zu bedecken, und voll Furcht vor den Waisen, den Witwen und den Toten Amerikas fliehen wird. Es gibt Situationen, die man mit Worten nicht eindringlich genug schildern kann, und dies ist so eine. Es gibt auch Personen, die nicht das volle Ausmaß des Unheils erkennen, das sie bedroht; sie trösten sich mit der Hoffnung, daß der
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Feind ihnen gnädig sein wird, wenn er siegt. Aber es ist heller Wahnsinn, Gnade von jenen zu erwarten, die sich geweigert haben, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, und selbst Gnade ist nur eine Kriegslist, wenn das Ziel Eroberung heißt; denn ein schlauer Fuchs ist ebenso mörderisch wie ein raubgieriger Wolf, und wir sollten gleichermaßen vor beiden auf der Hut sein: Howes oberstes Ziel ist es, die Nation teils durch Drohungen und teils durch Versprechungen einzuschüchtern oder dazu zu verleiten, die Waffen niederzulegen und seine Gnade anzunehmen. Das Kabinett empfahl schon Gage denselben Plan, und das ist es, was die Tories ihren Frieden schließen nennen, "einen Frieden, der höher ist als alle Vernunft", in der Tat! Ein Frieden, der der unmittelbare Vorbote eines schlimmeren Untergangs wäre, als wir ihn uns je vorstellen konnten. Ihr Männer von Pennsylvania, denkt über all das gründlich nach! Würden die westlichen Bezirke ihre Waffen niederlegen, so wären sie eine leichte Beute für die Indianer, die alle bewaffnet sind; aber das würde einigen Tories vielleicht nicht einmal leid tun. Würden die Küstenbezirke sich ergeben, zögen sie sich den Zorn der westlichen Bezirke zu, in deren Macht es dann läge, ihren Abfall nach Belieben zu bestrafen. Und sollte irgendein einzelner Staat seine Waffen niederlegen, so müsste dieser Staat von Howes ganzer Armee aus Engländern und Hessen besetzt werden, um ihn vor dem Zorn der anderen zu bewahren. Gegenseitige Angst ist das Hauptglied in der Kette gegenseitiger Liebe, und wehe dem Staat, der dieses Übereinkommen bricht. Howe ladet euch gnädig zu barbarischer Vernichtung ein, und wer dies nicht wahrhaben will, ist entweder ein Schurke oder ein Dummkopf. Ich rede hier nicht von irgendwelchen Phantasiegebilden: Ich gebe euch Vernunft zu hören und halte euch die Wahrheit klar und mit einfachen Worten vor Augen. Ich danke Gott, daß ich keine Angst habe. Ich sehe keinen wirklichen Grund zur Angst. Ich kenne unsere Lage gut, und ich sehe auch einen Ausweg. Solange unsere Armee vereinigt war, wagte Howe es nicht eine Schlacht zu riskieren; und es macht ihm keine Ehre, daß er aus dem Lager in White Plains abmarschierte und auf eine hinterhältige Gelegenheit wartete, um die schutzlosen Jerseys zu überfallen; aber uns macht es alle Ehre, daß wir, eine Handvoll Soldaten, einen geordneten Rückzug über nahezu hundert Meilen bewerkstelligten, unsere Munition, alle unsere Feldgeschütze und den größten Teil unserer Vorräte fortschafften und dabei vier Flüsse zu überqueren hatten. Keiner kann sagen, daß unser Rückzug übereilt gewesen wäre, denn wir brauchten nahezu drei Wochen dafür, um dem Land Zeit zu geben, sich zu rüsten. Zweimal marschierten wir zurück, um uns dem Feind entgegenzustellen, und blieben bis zum Einbruch der Dunkelheit draußen. In unserem Lager waren keine Zeichen von Angst zu bemerken, und hätten nicht ein paar feige und unzuverlässige Bürger falsche
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Gerüchte im Land verbreitet, wären die Jerseys niemals verwüstet worden. Wir haben uns jetzt wieder gesammelt und sammeln uns noch; unsere neue Armee an den beiden Enden unseres Kontinents rekrutiert sich schnell, und es wird uns möglich sein, den nächsten Feldzug mit sechzigtausend Soldaten zu beginnen, die gut bewaffnet und eingekleidet sind. So ist unsere Lage, und wer will, soll es wissen. Mit Ausdauer und Mut haben wir Hoffnung auf einen ruhmreichen Ausgang; mit Feigheit und Unterwürfigkeit bleibt uns nur die traurige Wahl einer Vielfalt von Übeln – verwüstetes Land, entvölkerte Städte, unsichere Wohnungen und hoffnungslose Sklaverei, unsere Häuser in Kasernen und Bordelle für Hessen verwandelt und für eine zukünftige Generation zu sorgen, an deren Vätern wir Zweifel hegen müssen. Stellt euch dieses Bild vor und beweint es! Und falls es doch noch einen Gedankenlosen gibt, der es nicht glaubt, so laßt es ihn unbeklagt erleiden. 23. Dezember 1776
GESUNDER MENSCHENVERSTAND
Engl. in: Philip S. Fona (ed.), The Complete Writings of Thomas Paine, New York, 1945, 2 Vol; dt. aus: Eberhard Brüning (Hrsg.), Anspruch und Wirklichkeit, Zweihundert Jahre Kampf um Demokratie in den USA, Dokumente und Aussagen, Berlin, 1976, 29 ff.
32. Bündnisvertrag mit Frankreich, 6. Februar 1778 Treaty of Alliance with France Mit einer bewußt schwach gehaltenen und mit wenig Kompetenzen ausgestatteten amerikanischen Konföderation gedachten die Amerikaner ihr republikanisches Ideal zu verwirklichen und der eventuellen Tyrannei durch eine starke Zentralregierung so weit als möglich entgegenzuwirken. Daß sich diese lockere Form der Staatsorganisation ohne wirklich handlungsfähige Führung als ernste Bedrohung für die Gewinnung der Selbständigkeit der jungen Nation im andauernden Unabhängigkeitskrieg erweisen sollte, ist unschwer nachvollziehbar. In dieser "kritischen Periode" zögerten sogar die meisten Staatslegislaturen, die Articles of Confederation vom November 1777 (vgl. Dok. 35), welche sogar die Steuereinhebung und die Aufstellung des Militärs den Einzel-
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staaten überließen, die den Bund nach einem bestimmten Quotensystem zu beschicken hatten, zu ratifizieren. Vor allem die ineffizienten, erschwerenden militärischen Regelungen wurden von George Washington als Oberbefehlshaber der Kontinentalarmee als großes Übel empfunden. Dennoch sollten die Weichen für die künftige, faktische Durchsetzung der Unabhängigkeit anläßlich eines militärischen Erfolges der Kontinentalarmee bei Saratoga gestellt werden, wo eine 5 700 Mann starke britische Armee von drei Mal so starken amerikanischen Kräften aufgerieben wurde. Die Briten sahen sich in den Kolonien mit einer neuen Art der Kriegführung konfrontiert, die anders als in der herkömmlichen offenen Schlachtordnung das Gelände zur Tarnung für Hinterhalte und Überfälle einbezogen hatte. Die Franzosen, die den Kolonisten zwar mit der versteckten Lieferung von Hilfsgeldern, Ausrüstungen und Waffen zur Seite gestanden waren, willigten nach Nachricht dieses Sieges hin endlich in den Beistandspakt ein, der dann vom Kontinentalkongreß am 4. Mai 1778 ratifiziert wurde. Ausschlaggebend für diesen Entschluß der Franzosen war wohl die Befürchtung gewesen, daß die Amerikaner sich auf ein Angebot der britischen Führung bereit erklären könnten, in den vom Premierminister Lord North gemachten Vorschlag, den Amerikanern Dominion Status unter der einzigen Bedingung der Anerkennung des englischen Königs, zuzuerkennen, einzuwilligen. Dieser Bündnisvertrag brachte endlich die so heiß ersehnte internationale Anerkennung des neu entstehenden amerikanischen Staatswesens. * * * Art. I: Falls Krieg zwischen Frankreich und Großbritannien ausbrechen sollte, während der gegenwärtige Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und England noch andauert, dann werden Seine Majestät und die genannten Vereinigten Staaten ihn zu ihrer gemeinsamen Sache machen und einander wechselseitig mit ihren guten Diensten, ihrem Rat und ihren Streitkräften unterstützen, wie es der Dringlichkeit ihrer Beziehungen entspricht, als gute und treue Verbündete. Art. II: Das wesentliche und unmittelbare Ziel der gegenwärtigen Defensivallianz ist die wirksame Behauptung der Freiheit, Souveränität und vollständigen und uneingeschränkten Unabhängigkeit der genannten Vereinigten Staaten in allen Fragen ihrer Regierung und des Handels. … Art. VII: Wenn Seine Allerchristlichste Majestät es für richtig halten wird, eine der Inseln im Golf von Mexiko oder in der Nähe des Golfes von Mexiko anzugreifen, die augenblicklich in der Gewalt von Großbritannien sind, dann sollen im Falle des Erfolges alle diese genannten Inseln der Krone von Frankreich zugehören.
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Bündnisvertrag mit Frankreich
Art. VIII: Keine der beiden Parteien soll, ohne vorher die formelle Zustimmung des anderen Teils erreicht zu haben, irgendeinen Vertrag oder Frieden mit Großbritannien schließen; und sie verpflichten sich gegenseitig, die Waffen nicht eher niederzulegen, bis die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten formell oder stillschweigend gesichert ist im Vertrag oder in den Verträgen, die diesen Krieg beenden werden. … Art. X: Der Allerchristlichste König und die Vereinigten Staaten stimmen überein, daß sie andere Mächte … einladen oder zulassen wollen, mit ihnen gemeinsame Sache zu machen und dem vorliegenden Vertrag beizutreten unter solchen Bedingungen, die frei ausgehandelt und zwischen allen Teilnehmern geregelt werden sollen. … Art. XII: Um den Sinn und die Anwendung des vorangehenden Artikels1 genauer zu bestimmen, erklären die vertragschließenden Parteien, daß im Falle eines Bruches zwischen Frankreich und England die gegenseitige Garantie, die in dem genannten Artikel ausgesprochen wird, in dem Augenblick voll und ganz in Kraft treten soll, in dem der Krieg ausbrechen wird; und falls ein solcher Bruch nicht stattfinden sollte, dann sollen die gegenseitigen Verpflichtungen und die genannte Garantie nicht in Kraft treten, ehe der Augenblick des Endes des gegenwärtigen Krieges zwischen den Vereinigten Staaten und England ihre Besitzungen festgestellt haben wird. … Gegeben in Paris, am sechsten Tage des Februar, im Jahre eintausendsiebenhundertachtundsiebzig. [W. Lautemann] Engl. in: U.S. Department of State, Treaties and Conventions concluded between the United States of America and other Powers, since July 4, 1776, Government Printing Office, Washington, 1889, 307 ff.; dt. aus: Wolfgang Lautemann, amerikanische und französische Revolution, München, 1981, 104 f.
1 In Art. XI garantieren sich beiden Mächte gegenseitig ihren Besitzstand.
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33. Dreizehn Maximen für Republiken, 1779 Maxims for Republics Ein anonymer Sidney veröffentlichte 1779 im United States Magazine dreizehn Maximen, deren Beachtung Schutz und Bestand von Freiheit gewährleisten solle. Es wurden etwa zur selben Zeit mehrere Dokumente verfaßt, die den Amerikanern für die nun zu bewältigende Selbstregierung den Rücken stärken sollten. Das nachstehende Dokument bezieht sich unter anderem in Punkt 3 auf eine Predigt des anglikanischen Bischofs Jonathan Shipley (Bischof von St. Asaph, Nordwales) vom 19. Februar 1773. Dieser war Mitglied des englischen Parlaments und einer der wenigen, die die Politik der Regierung gegenüber den englischen Kolonisten öffentlich kritisierten. Durch seine Bekanntschaft mit Benjamin Franklin, der damals als Abgesandter Pennsylvanias fungierte und sich in London aufhielt, positiv beeinflußt, hielt dieser am 19. Februar 1773 eine später auch gedruckte politische Predigt über Lukas Kap. II. Vers 14, "Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind". Inhaltliche Bezüge zu dieser Predigt werden in mehreren dieser dreizehn Maximen erkennbar. * * * 1. Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen den Grundsätzen und der Gestalt einer Regierungsform. Über die Grundsätze einer Regierungsform urteilen wir mit unserem Gefühl, über die Gestalt mit unserem Verstand. Die meisten Menschen können die Grundsätze einer Regierungsform nur danach beurteilen, ob es sich um eine freie und glücklichmachende handelt. Aber allein gebildete und zum Nachdenken befähigte Männer können die Gestalt einer Regierungsform beurteilen, ob sie dazu angelegt ist, die Glückseligkeit der Gesellschaft durch die Begrenzung unumschränkter Macht und Zügellosigkeit, durch die Beseitigung der Korruption und durch größtmögliche dauerhafte Sicherung der Freiheit zu befördern. Formen der Herrschaft sind etwas anderes als Formen in der Religionsausübung; sie sind wesentlich für die tatsächliche Existenz der Freiheit in einem Regierunssystem. Deshalb kann es keinen größeren Irrtum geben, als den Standpunkt des Herrn [Alexander] Pope, daß diejenige "Regierungsform am besten ist, die am besten ausgeführt wird". 2. Es ist ein erheblicher Unterschied, ob die Macht vom Volk abgeleitet ist oder beim Volk verbleibt. Ersteres kann in einem freien Land nicht oft genug
Dreizehn Maximen
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erklärt werden. Aufruhr und Tyrannei aber werden entstehen, wenn alle Macht in den Händen der Masse des Volkes liegt. 3. Die große Kunst des Regierens besteht nach den Worten des Bischofs von St. Asaph darin, nicht zu viel zu regieren. Diese ausgezeichnete Maxime sollte in goldenen Buchstaben über dem Eingang eines jeden Parlaments und Regierungssitzes geschrieben stehen. 4. Die Meinungen des Volkes im ganzen sind oftmals falsch, ihre Empfindungen sind im allgemeinen richtig. 5. Manche Menschen glauben, daß Tyrannei nur in der Gestalt eines Königs bekämpft werden kann, aber diese Annahme ist ein Irrtum. Der ardor civium prava jubentium [die Leidenschaft der schlecht herrschenden Bürger] ist ebenso sehr zu fürchten wie der vultus instantis tyranni [zornige Blick des gegenwärtigen Tyrannen]. Es gibt Männer, die in ihrem Widerstand gegen einen Tyrannen unnachgiebig, aber Sklaven der Vorurteile und Leidenschaften des Volkes sind. 6. Es ist verkehrt, die Liebe eines Menschen zur Freiheit nach seiner Begeisterung oder nach dem Ausmaß des Hungers und der Kälte zu messen, die er für sein Land auf sich genommen hat. Wer kämpfte und litt mehr als Cromwell? Aber in welchem Abschnitt der Menschheitsgeschichte findet man einen schlechteren Menschen? In früheren Zeiten gab es Märtyrer im Dienste der Religion, die keine Nächstenliebe kannten – ebenso gibt es heute in allen Ländern Märtyrer im Dienste der Freiheit, die keinen Patriotismus kennen. 7. Die große Quelle aller Übel, die Republiken heimsuchen, besteht darin, daß wir zu oft Regierende wählen, die entweder Politiker sind, ohne Patrioten zu sein oder aber Patrioten sind, ohne Politiker zu sein. 8. Die Wissenschaft vom Regieren [the science of government] ist [neben der Religion] die höchste aller Wissenschaften. Sie behandelt die schwierigste Schöpfung Gottes, den Geist des Menschen [the mind of man]. Sie ist weniger weit entwickelt als die Astronomie, wo aber ist jemand so bescheiden, daß er nicht über alle ihre Bereiche Bescheid zu wissen glaubt? Wir wissen immer noch nicht mehr als vor 500 Jahren über Steuern, Handel, Krieg, Verbrechen und Strafe als Gegenstände der Gesetzgebung. Wir befassen uns mit der Geschichte, nicht um die Fehler der Vorfahren zu vermeiden, sondern um sie erneut zu begehen. 9. Ein guter Ehemann, ein guter Vater und ein guter Meister – das sind geeignete Vorbilder in einer Monarchie, in der Eigennutz und Tyrannei einander
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die Waage halten. Ein guter Bürger ist das höchste Vorbild eines Menschen in einer Republik. An erster Stelle sind wir Gott verpflichtet, an zweiter Stelle unserem Vaterland und an dritter Stelle unserer Familie. Wer die Reihenfolge dieser Pflichten umkehrt, greift in die Ordnung der Natur ein, die Gott für die Glückseligkeit und die Freiheit der Menschen geschaffen hat. 10. Es ist von äußerster Wichtigkeit, daß die Frauen über die Grundsätze der Freiheit in einer Republik gründlich unterrichtet werden. Einige der größten Patrioten vergangener Zeiten sind durch ihre Mütter geprägt worden. Die Macht und der Zusammenschluß von Parteien, der Ehrgeiz, der Reichtum und sogar die Popularität einzelner sollten in Republiken sorgfältig beobachtet und in angemessenen Grenzen gehalten werden. Es gibt eine Art der Barmherzigkeit gegenüber Armen, die für die Freiheit eines Gemeinwesens gefährlich ist. Das Volk von Rom ist durch große Getreidegeschenke verdorben worden. Die Auswirkungen übertriebener Beliebtheit eines einzelnen sind in einer Republik noch mehr zu fürchten. Der Ostrazismus Athens [Verbannung durch Scherbengericht] ist deshalb eingeführt worden, um die große Gefährdung der Freiheit zu beseitigen, die ihr aus diesem Bereich drohte. […] 12. Angst ist das Prinzip despotischer Regierungen, Ehre dasjenige von Monarchien; aber Tugend allein sollte in Republiken das herrschende Prinzip sein. Gesetze und nicht Meinungen sollten in allen freien Ländern regieren. Der Unmut einzelner sollte sich allein vor Gericht Gehör verschaffen und niemals durch Verleumdung, Prügeln oder Duellieren. Dieser letzte monarchische Brauch zur Beilegung von Auseinandersetzungen oder zur Ahndung von Ungerechtigkeiten war in der republikanischen Armee Oliver Cromwells unbekannt und hat in den Republiken der Schweiz nie Fuß gefaßt. 13. Jeder Mensch, der Macht hat, wird ein Tyrann sein, soweit er den Mut dazu hat. Die besten Prinzipien können das Gewissen nicht vor der Korruption durch hohe Ämter schützen. Cromwells Armee bestand aus Republikanern und Heiligen, und doch stürzte sie die bürgerliche Regierung ihres Landes. Nur häufige Rotation in den höchsten Ämtern kann die Freiheit in einer Republik bewahren und für immer erhalten. Engl. in: The United States Magazine (1779), 18 ff; dt. aus: Angela und Willi Paul Adams (Hrsg.), Die amerikanische Revolution und die Verfassung, 1754–1791, München, 1987, (Dok. 106), 241 ff.
Der Massachusetts Grundrechtekatalog
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34. Der Massachusetts Grundrechtekatalog, 1780 The Massachusetts Bill of Rights Es ist bezeichnend für den eher konservativen Charakter der amerikanischen Revolution, wie sich die dreizehn Kolonien in bemerkenswert ruhiger und legaler Weise in Einzelstaaten transformiert haben. Von den meisten Amerikanern wurde eine geschriebene Verfassung als essentiell angesehen, um so mehr, als ihre Regierungen schon zu lange auf der ungeschriebenen britischen Verfassung beruhten. Um 1777 hatten sich bereits zehn der dreizehn ehemaligen Kolonien eigene republikanische Verfassungen gegeben, wobei sie in der Regel von ihrer jeweiligen kolonialen Charter ausgegangen sind. Die wesentlichsten fast allen Staaten gemeinsamen Neuerungen waren: Der Eigentumscensus (property qualification) für Wähler wurde herabgesetzt (kein Staat weitete das Wahlrecht aber auf Frauen aus); eine Bestimmung, um die Verfassung gegebenenfalls novellieren zu können; sowie eine bill of rights. In Massachusetts wurde der Vorschlag des Repräsentantenhauses, das Volk möge ihm und dem Oberhaus die Ermächtigug erteilen, eine Verfassung auszuarbeiten, in die Tat umgesetzt. So kam das Rousseau´sche Prinzip zum Tragen, daß bei der Begründung einer Staatsordnung "zum mindesten einmal Einstimmigkeit herrschen müsse". Die Verfassung von Massachusetts aus 1778, die auf diese Weise ausgearbeitet wurde, enthielt noch keine Aufzählung der unveräußerlichen Rechte des Individuums, was die Hauptursache dafür war, daß sich bei der Abstimmung durch das Volk eine überwältigende Mehrheit gegen sie aussprach! Daher ging man dazu über, eine spezielle Wahl abzuhalten, in der alle Städte Abgeordnete für einen Staatskonvent zu wählen hatten. Das Ergebnis dieser gewählten verfassungsgebenden Versammlung, die Verfassung von 1780, wurde in einem Volksentscheid, von dem kein freier erwachsener Mann ausgeschlossen war, mit einer zwei Drittel Mehrheit angenommen. In den Hauptzügen geht dieses Dokument auf John Adams zurück, der auch bis auf den Artikel über die Religionsfreiheit für den Grundrechtskatalog verantwortlich zeichnete. * * * Zweck der Einrichtung, Aufrechterhaltung und Ausübung einer Regierung ist es, die Existenz der politischen Gemeinschaft zu sichern, sie zu schützen und die Einzelnen, welche sie bilden, in den Stand zu setzen, ihre natürlichen Rechte und die Segnungen des Lebens in Sicherheit und Ruhe zu genießen: und wann immer diese großen Ziele nicht erreicht werden, hat das Volk ein Recht, die Regierung
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zu ändern, und die notwendigen Maßnahmen für seine Sicherheit, seine Prosperität und sein Glück zu ergreifen. Die politische Gemeinschaft wird durch einen freiwilligen Zusammenschluß von Einzelnen gebildet; es ist ein Sozialvertrag, durch welchen das ganze Volk mit jedem Bürger und jeder Bürger mit dem ganzen Volk vereinbart, daß alle zum Zwecke des Gemeinwohls durch bestimmte Gesetze regiert werden sollen. Es ist daher die Pflicht des Volkes, bei der Formulierung der Verfassung einer Regierung, für eine billige Art und Weise der Gesetzgebung als auch für eine unparteiische Interpretation und eine getreue Durchführung derselben zu sorgen; damit jeder Mann zu jeder Zeit darin seine Sicherheit finden kann. Wir, das Volk von Massachusetts, das wir mit dankbarem Herzen die Güte des großen Gesetzgebers des Universums anerkennen, welcher uns im Laufe seiner Vorsehung eine Möglichkeit eröffnet hat, bewußt und friedlich, ohne Betrug, Gewalt oder Hinterlist miteinander in einen ursprünglichen, ausdrücklichen und feierlichen Vertrag einzuztreten; und eine neue Verfassung für die zivile Regierung für uns und die Nachwelt zu bilden; indem wir ergebenst seine Lenkung in einem so interessanten Plan anflehen, vereinbaren, ordnen an und setzen fest die folgende Deklaration von Rechten, und den Rahmen der Regierung, als die Verfassung des Gemeinwesens von Massachusetts. DER ERSTE TEIL EINE DEKLARATION DER RECHTE DER EINWOHNER DES GEMEINWESENS VON MASSACHUSETTS ARTIKEL I. Alle Menschen sind frei und gleich geboren und haben gewisse natürliche, wesentliche und unveräußerliche Rechte; unter diesen können vor allem genannt werden das Recht, sich ihrer Leben und Freiheiten zu erfreuen und dieselben zu verteidigen; jenes auf den Erwerb, den Besitz und den Schutz des Eigentums; und schließlich jenes, ihre Sicherheit und ihr Glück zu suchen und zu erlangen. II. Es ist das Recht sowohl wie die Pflicht aller Menschen in der Gesellschaft, öffentlich und zu bestimmten Zeiten das Höchste Wesen, den großen Schöpfer und Erhalter des Universums, zu verehren. Und kein Untertan soll in seiner Person, Freiheit oder Eigentum dafür verletzt, belästigt oder beschränkt werden, daß er Gott in jener Art und zu jenen Zeiten verehrt, welche den Forderungen seines eigenen Gewissens am meisten entsprechen; oder wegen des Bekenntnisses seiner religiösen Überzeugung; vorausgesetzt, er stört nicht den öffentlichen Frieden oder hindert nicht andere in deren religiösem Gottesdienst. …
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Da das Glück eines Volkes und die gute Ordnung und der Erhalt der bürgerlichen Regierung wesentlich von der Frömmigkeit, der Religion und der Moral abhängen, und da dieselben in einer Gesellschaft nicht allgemein verbreitet werden können außer durch Einrichtung öffentlichen Gottesdienstes und öffentlichen Unterrichts in Frömmigkeit, Religion und Moral. Aus diesem Grunde hat das Volk dieses Gemeinwesens, um sein Glück zu fördern und die gute Ordnung zu sichern und seine Regierung zu erhalten, das Recht, seine Gesetzgebung mit der Macht auszustatten, die verschiedenen Städte … und andere politische Gemeinschaften oder religiöse Gesellschaften zu autorisieren, und von ihnen zu verlangen, und die Gesetzgebung soll sie von Zeit zu Zeit autorisieren und von ihnen verlangen, angemessene Vorkehrungen auf ihre eigenen Kosten für die Einrichtung öffentlicher Gottesdienste und die Unterstützung und den Unterhalt öffentlicher protestantischer Lehrer der Frömmigkeit, Religion und Moral zu treffen. … Und das Volk dieses Gemeinwesens … verleiht seiner Gesetzgebung die Macht, alle Untertanen zur Teilnahme an den Belehrungen seitens der vorgenannten öffentlichen Lehrer zu verpflichten. … Und jede Gruppierung von Christen, welche sich selbst für friedlich und für gute Untertanen des Gemeinwesens erachten, soll in gleicher Weise unter dem Schutz des Gesetzes stehen; keine Unterordnung irgendeiner Sekte oder Gruppierung unter eine andere soll jemals von Gesetz wegen eingerichtet werden. IV. Das Volk dieses Gemeinwesens hat das alleinige und ausschließliche Recht darauf, sich selbst als einen freien, souveränen und unabhängigen Staat zu regieren, und übt und erfreut sich jetzt und in aller Zukunft jeder Gewalt, jeder Jurisdiktion und jedes Rechtes, welche derzeit oder in Zukunft nicht ausdrücklich an die Vereinigten Staaten von Amerika, im Kongreß versammelt, delegiert wird. V. Da alle Macht ursprünglich beim Volke liegt und von ihm herrührt, sind die verschiedenen Magistrate und Beamten der Regierung, welche mit Macht – sei es legislativer, exekutiver oder judikativer – ausgestattet sind, des Volkes Stellvertreter und Agenten, und ihm zu allen Zeiten Rechenschaft schuldig. VI. Kein Mensch, noch irgendeine Korporation oder eine Vereinigung von Menschen, hat irgendeinen anderen Titel zur Erlangung von Vorteilen oder besonderen und ausschließlichen Privilegien, verschieden von denen der Gemeinschaft, als jenen, welcher als Gegenleistung für die der Öffentlichkeit geleistete Dienste anzusehen ist; und da dieser Titel seinem Wesen nach weder vererblich
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noch an die Kinder oder sonstige Nachkommen oder Blutsverwandte übertragbar ist; ist die Idee eines als Magistrat, Gesetzgeber oder Richter geborenen Menschen absurd und unnatürlich. VII. Die Regierung ist eingerichtet für das Gemeinwohl, für den Schutz, die Sicherheit, das Gedeihen und das Glück des Volkes und nicht für den Profit, die Ehre und das private Interesse irgendeines Menschen, einer Familie oder Klasse von Menschen; daher hat das Volk allein ein unbestreitbares, unveräußerliches und unwiderrufliches Recht, die Regierung einzurichten; und dieselbe zu reformieren, zu verändern und völlig abzuänderen, wenn sein Schutz, seine Sicherheit, sein Gedeihen und sein Glück dies erfordern. VIII. Um jene, welche mit Macht bekleidet sind, davon abzuhalten, Unterdrücker zu werden, hat das Volk das Recht, seine öffentlichen Beamten in solchen Abständen und in einer solchen Art, wie es dies durch den Rahmen seiner Regierung festsetzt, zu veranlassen, ins Privatleben zurückzukehren; und freie Plätze durch gewisse und regelmäßige Wahlen und Ernennungen zu besetzen. IX. Alle Wahlen sollen frei sein; und alle Einwohner dieses Gemeinwesens, welche jene Qualifikation besitzen, wie sie durch den Rahmen der Regierung festgesetzt sind, haben ein gleiches Recht, Beamte zu wählen und zu öffentlichen Ämtern gewählt zu werden. X. Jeder Einzelne in der Gesellschaft hat ein Recht, von derselben im Genuß seines Lebens, seiner Freiheit und seines Eigentums beschützt oder geschützt zu werden … Kein Teil des Eigentums irgendeiner Einzelperson kann ihm gerechter Weise genommen oder öffentlicher Nutzung zugeführt werden ohne seine Zustimmung oder jener des Vertretungsorgans des Volkes. … Und wann immer die öffentlichen Notwendigkeiten es erfordern, daß das Eigentum irgendeines Einzelnen für öffentliche Nutzung angeeignet werde, so soll er dafür eine vernünftige Entschädigung bekommen. XI. Jeder Untertan des Gemeinwesens sollte in der Lage sein, auf dem Rechtswege eine bestimmte Abhilfe für alle Schäden oder rechtswidrigen Verletzungen zu finden, welche er in seiner Person, seinem Eigentum oder seinem Charakter erleiden sollte. Er sollte in der Lage sein, Recht und Gerechtigkeit frei zu erhalten und ohne verpflichtet zu sein, sie zu kaufen; vollständig, und ohne jede Verweigerung; prompt, und ohne Verzögerung, wie es den Gesetzen entspricht. XII. Kein Untertan soll verpflichtet sein, sich für irgendein Verbrechen oder Vergehen zu verantworten, bis ihm dasselbe vollständig und offen … beschrie-
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ben worden ist; oder gezwungen sein, sich selbst anzuklagen oder gegen sich selbst Beweise vorzubringen. Und jeder Untertan soll das Recht haben, alle jene Beweise vorzulegen, die für ihn günstig sind; und die Zeugen gegen ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen, um zu seiner Verteidigung selbst oder durch seien Anwalt, nach seiner Entscheidung, voll gehört zu werden. Und kein Untertan soll verhaftet, … oder seines Lebens, seiner Freiheit oder seines Vermögens beraubt werden, es sei denn durch ein Urteil seiner Standesgenossen, oder aufgrund des Gesetzes des Landes. Und die Gesetzgebung soll kein Gesetz erlassen, welches irgendeine Person einer Leib- oder Lebensstrafe oder einer entehrenden Bestrafung unterwirft, ausgenommen nur, was die Führung der Armee und Flotte anlangt, ohne ein Verfahren vor dem Geschworenengericht. … XIV. Jeder Untertan hat das Recht, vor allen unvernünftigen Durchsuchungen und Fest- bzw. Beschlagnahmungen seiner Person, seines Hauses, seiner Papiere und seines ganzen Besitzes sicher zu sein. … Und kein (Haft- oder Untersuchungs-)Befehl soll erlassen werden, außer in Fällen, und unter den Formalitäten, die das Gesetz vorschreibt. XV. In allen Streitigkeiten betreffend das Eigentum, und in allen Prozessen zwischen zwei oder mehr Personen, … sollen die Parteien das Recht auf ein Geschworengericht haben; und diese Verfahrensart soll heilig gehalten werden. … XVI. Die Freiheit der Presse ist für die Erhaltung der Freiheit in einem Staat wesentlich, und sollte daher in diesem Gemeinwesen nicht beschränkt werden. XVII. Das Volk hat ein Recht, zur gemeinsamen Verteidigung Waffen zu haben und zu tragen. Da in Friedenszeiten Armeen für die Freiheit gefährlich sind, sollten sie nicht ohne Zustimmung der Gesetzgebung aufrechterhalten werden; und die militärische Gewalt soll stets in einer strengen Subordination unter die zivile Gewalt gehalten und von letzterer regiert werden. XVIII. Eine häufige Besinnung auf die fundamentalen Grundsätze der Verfassung, und eine dauernde Anhänglichkeit an jene der Frömmigkeit, der Gerechtigkeit, der Mäßigkeit, der Mäßigung, des Fleißes und der Genügsamkeit sind absolut notwendig zur Erhaltung der Vorteile der Freiheit und zur Aufrechterhaltung einer freien Regierung. Das Volk sollte daher auf alle diese Grundsätze bei der Wahl seiner Beamten und Vertreter besonders achten: und es hat ein Recht, von seinen Gesetzgebern und Beamten eine genaue und dauernde Beobachtung derselben in der Formulierung und in der Durchführung der für die gute Verwaltung des Gemeinwesens notwendigen Gesetze zu fordern.
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XIX. Das Volk hat ein Recht, sich in einer ordentlichen und friedlichen Art zu versammeln, um über das Gemeinwohl zu beraten; seinen Vertretern Instruktionen zu geben und von der gesetzgebenden Körperschaft im Wege von Adressen, Petition oder Remonstrationen die Abhilfe gegen Verletzungen, welche ihm zugefügt werden, oder von Beschwernissen, unter denen es leidet, zu verlangen. XX. Die Macht, die Gesetze oder die Ausführung der Gesetze zu suspendieren, sollte von niemand anderem als von der Gesetzgebung oder von einer von ihr abgeleiteten Gewalt ausgeübt werden, und zwar nur in jenen besonderen Fällen, die die Gesetzgebung ausdrücklich vorsieht. XXI. Die Freiheit der Beratungen, der Rede und der Debatte in jedem der beiden Häuser der Gesetzgebung ist so wesentlich für die Rechte des Volkes, daß sie niemals die Grundlage für irgendeine Anschuldigung oder Verfolgung, eine Klage oder Beschwerde vor irgendeinem anderen Gericht oder eine anderer Stelle welch auch immer sein kann. XXII. Die Gesetzgebung sollte häufig zusammentreten, um Beschwernissen abzuhelfen, die Gesetze zu korrigieren, zu stärken und zu bestätigen und um neue Gesetze zu erlassen, wie das Gemeinwohl dies erfordern sollte. XXIII. Kein Beitrag, keine Abgabe, keine Steuer, keine Auflage oder Zoll soll unter welchem Vorwand auch immer ohne die Zustimmung des Volkes oder ihrer Vertreter in der Gesetzgebung erlassen, festgesetzt, auferlegt oder erhoben werden. XXIV. Gesetze, welche erlassen werden, um Handlungen zu bestrafen, welche vor der Existenz solcher Gesetze gesetzt worden sind, und welche durch vorangehende Gesetze nicht zu Verbrechen erklärt wurden, sind ungerecht, bedrückend und unvereinbar mit den fundamentalen Grundsätzen einer freien Regierung. XXV. Kein Untertan sollte in irgendeinem Fall oder zu irgendeiner Zeit durch die Gesetzgebung des Hoch- oder Landesverrates für schuldig erklärt werden. XXVI. Kein Magistrat oder Gericht soll eine exzessive Kaution oder Sicherheit verlangen, exzessive Geldstrafen auferlegen oder grausame oder ungewöhnliche Strafen verhängen. XXVII. In Friedenszeiten darf kein Soldat ohne Zustimmung des Eigentümers in irgendeinem Haus einquartiert werden; und in Kriegszeiten darf eine solche Einquartierung nur durch den zivilen Magistrat gemacht werden, und zwar in einer von der Gesetzgebung festgelegten Weise.
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XXVIII. Keine Person kann in irgendeinem Fall dem Militärstrafrecht oder aufgrund desselben irgendwelchen Strafen oder Leiden unterworfen werden, ausgenommen solche, welche in der Armee oder Flotte tätig sind, und ausgenommen die Miliz während ihres tatsächlichen Dienstes, außer kraft Autorisierung durch die Gesetzgebung. XXIX. Für die Erhaltung der Rechte jedes Einzelnen, seines Lebens, seiner Freiheit, seines Eigentums und seines Charakters ist es wesentlich, daß eine unparteiliche Interpretation der Gesetze und Verwaltung der Gerechtigkeit existiert. Jeder Bürger hat das Recht auf ein Verfahren vor Richtern so frei, unparteiisch und unabhängig als es das Los der Menschheit zuläßt. Es ist daher nicht nur die beste Politik, sondern dient auch der Sicherheit der Rechte des Volkes und jedes Bürgers, daß die Richter am obersten Gerichtshof ihre Ämter solange innehaben, als sie sich wohl verhalten; und daß sie anständige Gehälter erhalten, welche kraft dauerhafter rechtlicher Regelung feststellbar und festgesetzt sind. XXX. In der Regierung dieses Gemeinwesens soll die Gesetzgebung niemals exekutive und judikative Gewalt oder eine der beiden ausüben: die Exekutive soll niemals legislative und judikative Gewalt oder eine der beiden ausüben: die Judikative soll niemals die legislative und exekutive Gewalt, oder eine der beiden ausüben: dies dient dem Zweck, daß die Regierung eine der Gesetze und nicht der Menschen sei. Engl. in: Philip B. Kurland, Ralph Lerner (ed.), The Founders' Constitution, Vol. I, Major Themes, Chicago and London, 1987, 11 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
35. Die Konföderationsartikel, 1. März 1781 The Articles of Confederation Am 11. Juni 1776 beschloß der II. Kontinentalkongreß, einen Ausschuß einzusetzen, der die Grundstrukturen einer Konföderation zwischen den Kolonien entwerfen sollte. Den Articles of Confederation, die schließlich im Kongreß beraten wurden, diente ein von John Dickinson vorgeschlagener Entwurf als Grundlage. Dieser wurde nach einigen Debatten und Änderungen schließlich am 15. November 1777 verabschiedet. Zwischen 1778 und 1779 wurden die Artikel von Vertretern der einzelnen Staaten unterzeichnet, lediglich Mary-
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land nutzte diese Gelegenheit, um eine Angelegenheit des Föderalismus zu seinen Gunsten zu regeln: Seit der Unabhängigkeitserklärung beanspruchten die "landlosen" Küstenstaaten Gebiete, die von ihrer kolonialen Westgrenze bis hin zum Mississippi reichten und daß der Erlös aus dem Verkauf von Land zwischen den Appalachen und dem Mississippi in die leere Kasse der Konföderation fließen sollte. Nicht zuletzt auf Grund des sich noch immer im Gange befindlichen Unabhängigkeitkrieges ist die einheitliche Vorgangsweise zur Überlebensfrage für die Kolonien geworden. Um diese nicht zu gefährden, wurde die Lösung der Gebietsfrage zugunsten der "landlosen" Staaten entschieden, womit der Grundstein für die Westexpansion der USA im 19. Jahrhundert gelegt wurde. Am selben Tag, an dem die New Yorker Delegation auf eigene Landansprüche im Westen verzichtete, wurden die Konföderationsartikel von Maryland unterzeichnet. * * * Artikel des Bundes und der immerwährenden Vereinigung zwischen den Staaten von New-Hampshire, Massachusetts Bay, Rhode Island und Providence Plantations, Connecticut, New-York, New-Jersey, Pennsylvanien, Delaware, Maryland, Virginien, Nord Carolina, Süd Carolina und Georgien. Artikel 1 Der Titel dieser Conföderation soll seyn: Die Vereinigten Staaten von Nord Amerika. Artikel 2 Jeder Staat behält seine Souverainität, Freiheit und Unabhängigkeit und jegliche Gewalt, Gerichtsbarkeit und Recht, welches nicht durch dieses Bündnis ausdrücklich den Vereinigten Staaten im versammelten Congreß übertragen wird. Artikel 3 Die benannten Staaten treten hierdurch miteinander in einen festen Freundschaftsbund, für gemeinsame Vertheidigung, Sicherheit ihrer Freiheiten und wechselseitige wie allgemeine Wohlfahrt, sie verbinden sich, einer dem anderen beizustehen gegen allen und jeden sich zeigenden Zwang oder auf sie gemachte Angriffe, in Bezug auf die Religion, Souverainität, den Handel oder unter was für einem Vorwand sie geschehen. […] Artikel 5 § 1. Zu zweckmäßiger Führung der allgemeinen Interessen der Vereinigten Staaten, sollen in der Art, wie es die Gesetzgebung eines jeden Staates vorschreiben wird, zum Congreß Abgeordnete alljährlich am 1. Montag im November gesendet werden, mit der einem jeden Staat vorbehaltenen Gewalt, seine Abge-
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ordneten, oder doch einige von ihnen, zu jeder Zeit innerhalb des Jahres zurückrufen, und andere an ihrer Statt für den übrigen Theil des Jahres zu senden. § 2. Kein Staat soll im Congreß durch weniger als zwei, noch durch mehr als sieben Mitglieder vertreten werden; und niemand soll für länger als drei Jahre innerhalb sechs Jahren zum Abgesandten gewählt werden können; auch soll kein Abgeordneter irgend ein unter den Vereinigten Staaten stehendes Amt zu bekleiden fähig seyn, wofür er oder irgend ein Anderer zu seinem Nutzen ein Gehalt, Gebühren und Vortheile bezieht. […] § 4. Bei der Entscheidung über Fragen der Vereinigten Staaten soll im versammelten Congreß ein jeder Staat nur eine Stimme haben. […] Artikel 8 Alle Kriegslasten und andere Ausgaben, welche für die gemeinsame Vertheidigung oder allgemeine Wohlfahrt gemacht werden, und durch die Vereinigten Staaten im versammelten Congreß bewilligt sind, sollen aus einer gemeinsamen Schatzkammer bestritten werden, welche nach Maßgabe aller Ländereien in jedem Staat, die irgend Jemanden eingeräumt, oder ihm vermessen, und wie solches Land und dessen Bebauung und darauf verwendete Verbesserungen abgeschätzt worden sind, durch die verschiedenen Staaten mit Mitteln versehen werden soll, und zwar, wie es die Vereinigten Staaten im versammelten Congreß demgemäß von Zeit zu Zeit anordnen und bestimmen werden. Die zur Bezahlung dieses Antheils nötigen Steuern sollen unter Autorität und Leitung der gesetzmäßigen Gewalten eines jedweden Staats, wie sie binnen der Zeit im Congreß der Vereinigten Staaten verabredet worden, auferlegt und erhoben werden. Artikel 9 § 1. Der Congreß der Vereinigten Staaten soll das ausschließliche und alleinige Recht haben, Krieg und Frieden zu beschließen, (mit Ausnahme bei den im 6. Artikel erwähnten Fällen […]. § 2. Die im Congreß versammelten Vereinigten Staaten sollen auch die letzte Appellationsinstanz in allen bereits vorhandenen oder nachher zwischen zweien und mehr Staaten entstehenden Streitigkeiten und Mißhelligkeiten seyn, sie betreffen die Grenzen, die Gerichtsbarkeit oder was sonst für eine Sache […]. § 6. Die im Congreß versammelten Vereinigten Staaten sollen sich nie in einen Krieg einlassen, noch Kaper- und Repressalienbriefe in Friedenszeiten erlassen, noch in irgend Verträge und Bündnisse eingehen, noch Geld schlagen, noch dessen Werth bestimmen, noch die Summen und Ausgaben, welche zur Vertheidigung und Wohlfahrt der Vereinigten Staaten oder eines derselben nötig
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sind, festsetzen, noch Gesetze erlassen, noch Geld auf den Credit der Vereinigten Staaten aufnehmen, noch Geld anweisen, noch über die Zahl der zu bauenden oder zu kaufenden Kriegsschiffe, oder die Zahl der aufzubringenden Land- oder See-Macht übereinkommen, noch einen Oberbefehlshaber der Landarmee oder der Flotte bestimmen, wenn nicht neun Staaten übereinstimmen. […] Artikel 11 Tritt Canada diesem Bunde bei und vereinigt sich den Maßregeln der Vereinigten Staaten, so soll es in die Union aufgenommen und zu allen ihren Vortheilen berechtigt werden. Keiner anderen Kolonie soll jedoch das nämliche gestattet werden, es sey denn, daß solche Zulassung von 9 Staaten genehmigt werde. Artikel 12 Alle durch oder unter Autorität des Congresses vor der Zusammenkunft der Vereinigten Staaten erlassenen Staatspapiere, geborgten Gelder und contrahirten Schulden, sollen zu Folge gegenwärtiger Conföderation als eine Belastung der Vereinigten Staaten erachtet und angesehen werden, für deren Bezahlung und Abtragung die besagten Vereinigten Staaten und der Staatscredit sich hiermit feierlichst verbürgen. Artikel 13 Ein jeder Staat soll dem Beschluß der im Congreß versammelten Vereinigten Staaten in allen Fragen, die durch diese Conföderation ihm unterworfen sind, Gehorsam leisten. Und dieser Bundesartikel soll unverletzlich von jedem Staat beobachtet werden, und die Union soll für alle Zeiten dauern. Auch soll keine Änderung zu irgend einer Zeit nachher in etwas davon gemacht werden, man werde sich denn über eine solche Änderung im Congreß der Vereinigten Staaten vereinigt haben und sie sey nachgehends durch die gesetzgebende Gewalt eines jeden Staats bekräftigt worden. Engl. in: Philip B. Kurland, Ralph Lerner (ed.), The Founders' Constitution, Vol. I, Major Themes, Chicago and London, 1987, 23 ff.; dt. aus: Angela und Willi Paul Adams, Die Amerikanische Revolution und die Verfassung, 1754–1791, München, 1987, 272 ff.
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36. Der Friedensvertrag mit Großbritannien, 3. September 1783 Treaty of Peace with Great Britain Nach der Kapitulation von Yorktown im Oktober 1781 und einigen internationalen Mißerfolgen in Afrika und Asien war Großbritannien sehr zur Verwunderung der Kolonien des Kriegführens müde. Obwohl König Georg III. eigentlich für eine Fortsetzung des Krieges gewesen war, sprach sich das Parlament gegen die Ernennung eines neuen Oberkommandierenden aus und erzwang den Rücktritt des von Lord North angeführten Kabinetts. Damit waren aber noch nicht alle Schwierigkeiten ausgestanden, da es jetzt galt, die militärischen Erfolge der amerikanischen Kontinentalarmee in politische umzuwandeln. Weil der Unabhängigkeitskrieg gleichsam zu einem Weltkrieg ausgeartet war, fanden die Friedensverhandlungen unter Miteinbeziehung von Frankreich, Spanien, Holland, Großbritannien und Amerika in Paris statt. Der amerikanischen Delegation gehörten unter anderem Benjamin Franklin, John Jay und John Adams an. Entgegen den Anordnungen, die sie seitens des Kontinentalkongresses erhalten hatte, konferierte die amerikanische Delegation geheim mit Britannien, da auch die Franzosen entgegen einer getroffenen Absprache mit London geheime Verhandlungen aufgenommen hatten. Ein Präliminarvertrag zwischen Briten und Amerikanern konnte daher schon im November 1782 unterzeichnet werden, der aber erst in Kraft treten sollte, wenn auch Frankreich mit England eine Einigung erzielt hatte. Auf Grund dieser Regelung verstieß dieser Vertrag nicht gegen das französisch-amerikanische Bündnis. Durch ihn wurden auch die amerikanische Unabhängigkeit von den Briten vollständig anerkannt und großzügige territoriale Zugeständnisse gemacht: Das Gebiet zwischen den Großen Seen und der Nordküste Floridas sowie alles Territorium zwischen der Atlantikküste und dem Mississippi River wurden der amerikanischen Konföderation zuerkannt. Darüber hinaus wurden die Fischereirechte vor der kanadischen Küste einer überaus liberalen Regelung zugeführt und ein beiderseitiges Recht zum Befahren des Mississippi Rivers in seiner vollen Länge vereinbart. Im Gegenzug versicherten die Amerikaner, Schuldenrückzahlungen an die britischen Kaufleute, die vor dem Revolutionskrieg datierten, nicht entgegenzuwirken. Der französische Außenminister Comte de Vergennes war schockiert, als er von diesem Vertrag und seinen Bestimmungen hörte, das Einvernehmen war aber dennoch so gut, daß 1782 am Jahrestag der Schlacht von Lexington das Ende der Feindseligkeiten des Unabhängigkeitskrieges in Amerika formell verkündet werden konnte und am 3. September 1783 der Friedensvertrag formell unterzeichnet wurde.
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Im Namen der Heiligsten und ungeteilten Dreifaltigkeit. Es hat der göttlichen Vorhersehung gefallen, die Herzen des Höchsten und Mächtigsten Fürsten Georg III., von Gottes Gnaden König Großbritanniens, Frankreichs und Irlands, Verteidiger des Glaubens, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches, etc., einerseits und der Vereinigten Staaten von Amerika andererseits zu bewegen und sie alle vergangenen Mißverständnisse und Differenzen vergessen zu lassen, die unglücklicherweise das gute Einvernehmen und die Freundschaft gestört haben, die sie gemeinsam wiederherzustellen wünschen. […] Artikel 1: Seine Britannische Majestät erkennt an, daß die besagten Vereinigten Staaten, nämlich New Hampshire, Massachusetts Bay, Rhode Island und Providence Plantations, Connecticut, New York, New Jersey, Pennsylvania, Delaware, Maryland, Virginia, North Carolina, South Carolina und Georgia freie, souveräne und unabhängige Staaten sind; daß er mit ihnen als solche einen Vertrag abschließt und für sich und seine Erben und Nachfolger verzichtet auf alle Herrschaftsansprüche [Eigentumsrechte] und territoriale Rechte über sie und über Teile derselben. […] Artikel 3: Die Bevölkerung der Vereinigten Staaten behält das Recht, uneingeschränkt alle Arten von Fischen auf der Großen Bank und den anderen Neufundlandbänken zu fangen, ebenso in der Mündung des St. Lorenz und in allen anderen Meeresbuchten, wo die Einwohner beider Länder bisher dem Fischfang nachgegangen sind. […] Artikel 4: Gläubiger sollen auf beiden Seiten rechtlich nicht daran gehindert werden, bis zu diesem Zeitpunkt vereinbarte bona fide Schulden in voller Höhe in Pfund Sterling einzutreiben. […] Artikel 6: Es sollen in Zukunft keine Konfiskationen vorgenommen werden und auch keine Verfolgungsmaßnahmen gegenüber irgendeiner Person oder irgendwelchen Personen begonnen werden aus Gründen des Anteiles, den diese im gegenwärtigen Krieg eingenommen hat oder eingenommen haben; und keine Person soll aus diesem Grund irgendeinen Verlust oder Schaden weder an ihrer Person, Freiheit oder Eigentum erleiden; und jene, die wegen derartiger Beschuldigungen zum Zeitpunkt der Ratifikation des Vertrages in Amerika sich im Gefängnis befinden, sollen unverzüglich frei gelassen werden und etwaige ihnen gegenüber aufgenommene Verfolgungshandlungen sollen eingestellt werden.
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Artikel 7: Es soll ein fester und dauerhafter Friede zwischen Seiner Britannischen Majestät und den besagten Staaten herrschen und zwischen den Untertanen des einen und den Bürgern des anderen, weshalb alle Feindseligkeiten, sowohl zur See als auch auf dem Lande von nun beendet werden sollen; alle Gefangenen auf beiden Seiten sollen frei gelassen werden, und Seine Britannische Majestät soll mit aller gebotenen Eile und ohne irgendeine Zerstörung zu verursachen oder Neger oder anderes Eigentum amerikanischer Einwohner wegzuschaffen, all seine Armeen, Garnisonen und Flotten von den besagten Vereinigten Staaten und von jedem Posten, Platz und Hafen innerhalb derselben abziehen; wobei in allen Befestigungen die amerikanische Artillerie, die sich darinnen befinden mag, belassen werden soll; und es soll auch angeordnet und veranlaßt werden, daß alle Archive, Unterlagen, Urkunden und Papiere, die irgendeinem der besagten Staaten oder einem ihrer Bürger gehören und welche im Verlaufe des Krieges in die Hände seiner Offiziere gefallen sind, unverzüglich rückerstattet werden und den jeweiligen Staaten oder Personen, denen sie gehören, übereignet werden. Artikel 8: Die Schiffahrt auf dem Mississippi soll von der Quelle bis zum Ozean den Untertanen Großbritanniens und den Bürgern der Vereinigten Staaten immer offenstehen. […] Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 74), 117 f.; dt. aus: Angela und Willi Paul Adams (Hrsg.), Die Amerikanische Revolution und die Verfassung, 1754–1791, München, 1987, (Dok. 100), 233 f.
37. Das Virginia Statut der Religionsfreiheit, 16. Januar 1786 The Virginia Statute of Religous Liberty Einer der Begleiteffekte der Revolution war das Auseinanderdriften von Staat und Kirche. Vor der Unabhängigkeitserklärung hatten die meisten Kolonien eine Staatskirche, d.h. eine, die durch Steuergelder unterstützt wurde. Unter den neuen Verfassungen der Neuenglandstaaten wurde ebenfalls eine Staatskirche unterstützt, jedoch konnten sich die Steuerzahler bereits aussuchen, welcher der Kirchen ihre Abgaben zu Gute kommen sollten. Besonders die amerikanische Methodistenkirche und die Baptistenkirche hatten regen
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Zulauf und wuchsen schnell. In der Virginia Bill of Rights von 1776 (vgl. Dok. 29) wurde bereits der Grundsatz der religiösen Freiheit angekündigt, aber die Staatskirche war noch immer die anglikanische. Mit religiöser Freiheit war aber nicht die Freiheit gemeint, gar keiner Religionsgesellschaft anzugehören, sondern das Bekenntnis zu irgendeiner der anerkannten Kirchen. Es war z.B. in allen Staaten vorgesehen, daß gewählten Beamten ein religiöser Eid abverlangt wurde. In Virginia dauerte es bis 1779, bis die Kirche entstaatlicht wurde. Dies war aber nicht genug, und so bereitete Thomas Jefferson eine Erklärung für absolute religiöse Freiheit und Gleichheit vor. Diese vollständige Trennung von Kirche und Staat wurde vehement von der Episkopatischen, sowie der Presbyterianischen und anderen Kirchen bekämpft. Konservative, wie Patrick Henry und George Washington, freundeten sich mit dem Vorschlag an, alle christlichen Kirchen zu gleichberechtigten Staatskirchen zu machen und sie aus Steuergeldern zu unterstützen. Thomas Jefferson charakterisierte dieses Ringen um religiöse Freiheit als den härtesten Streit, in den er jemals engagiert war. Nachdem die von ihm ausgearbeitete Gesetzesvorlage vom Repräsentantenhaus in Virginia 1785 verabschiedet worden war, fand sie im Januar 1786 die Zustimmung des Senates und entfaltete Gesetzeskraft. Jefferson hat sie neben der Unabhängigkeitserklärung und der Gründung der Universität von Virginia als einen seiner drei wichtigsten Beiträge zur Geschichte angesehen, und wirklich erlangte dieses Dokument auch durch seine französische und italienische Übersetzung weltweite Bedeutung. * * * Ein Gesetz zur Herstellung religiöser Freiheit I. Da der Allmächtige Gott den Geist frei geschaffen hat; und da alle Versuche, ihn durch zeitliche Strafen oder Bürden, oder durch bürgerliche Beschränkungen zu beeinflussen, und nur darauf abzielen, Haltungen der Heuchelei und der Niedrigkeit zu erzeugen, und Abweichungen vom Plan des Heiligen Autors unserer Religion sind, welcher der Herr des Körpers sowohl als auch des Geistes ist, sich jedoch dafür entschied, sie nicht durch die Ausübung von Zwang auf einen der beiden zu verkünden, wie er es in seiner Allmacht hätte tun können; sodaß die gottlosen Anmaßungen von Gesetzgebern und Herrschern ziviler als auch kirchlicher Art, die obwohl sie selbst nur fehlbare und unerleuchtete Menschen sind, die Herrschaft über den Glauben anderer ergriffen haben, indem sie ihre eigenen Meinungen und Denkungsarten als die einzig wahren und unfehlbaren aufstellen und sich bemühen, sie als solche anderen aufzuerlegen, falsche Religionen über den größten Teil der Welt und durch alle Zeit errichtet und aufrechterhalten hat; daß es sündhaft und tyrannisch ist, einen Menschen zu zwin-
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gen, Beiträge in Geld für die Verkündigung von Meinungen zu entrichten, an die er selbst nicht glaubt; daß selbst der gegen ihn ausgeübte Zwang, diesen oder jenen Lehrer seiner eigenen religiösen Überzeugung zu unterstützen, ihn um die angenehme Freiheit bringt, seine Beiträge an jenen bestimmten Hirten zu entrichten, dessen moralische Regeln er sich selbst zum Vorbild nimmt, und von dem er fühlt, daß er die größten Kräfte hat, zur Rechtschaffenheit zu überzeugen, und dem Amt jene zeitliche Belohnung entzieht, welche – weil sie aus einer Billigung des persönlichen Verhaltens der Amtsträger hervorgeht – ein zusätzlicher Ansporn zu ernsten und unablässigen Bemühungen für die Belehrung der Menschheit ist; daß unsere zivilen Rechte von unserer religiösen Überzeugung genausowenig abhängen wie von unserer Meinung betreffend die Physik oder die Geometrie; daß daher die Proskription eines Bürgers als des öffentlichen Vertrauens nicht würdig, indem man ihm die Unfähigkeit, in Ämter berufen zu werden, die mit Vertrauen und Bezügen verbunden sind, auferlegt, falls er nicht diese oder jene religiöse Überzeugung bekennt oder aufgibt, heißt, ihn in verletzender Weise jener Privilegien und Vorteile zu berauben, auf welche er gemeinsam mit seinen Mitbürgern ein natürliches Recht hat, daß dies nur dahin tendiert, die Prinzipien jener Religion, welche so ermutigt werden soll, zu korrumpieren, in dem man jene mit einem Monopol weltlicher Ehren und Einkünfte besticht, welche bereit sind, sich äußerlich zu ihr zu bekennen und sich anzupassen; daß – wenn auch in der Tat jene, welche einer solchen Versuchung nicht widerstehen, Verbrecher sind – jedoch auch jene nicht unschuldig sind, welche ihnen den Köder in den Weg legen; daß es ein gefährlicher Fehlgriff ist zuzulassen, daß der zivile Magistrat seine Macht auf den Bereich der Meinungen erstreckt und das Bekenntnis oder die Verkündigung von Prinzipien unter der Vorgabe ihrer schädlichen Tendenz behindert, ein Fehlgriff, welcher sofort alle religiöse Freiheit vernichtet, weil er – natürlich Richter über diese Tendenz – seine eigene Auffassung zur Richtschnur des Urteils machen und die Gesinnungen anderer allein danach billigen oder verdammen wird, ob sie mit den seinigen übereinstimmen oder von ihnen abweichen; daß es Zeit genug für die legitimen Zwecke der zivilen Regierung und für ihre Beamten ist einzugreifen, wenn Grundsätze in offene Akte gegen den Frieden und die gute Ordnung ausbrechen; und schließlich, daß die Wahrheit groß ist und sich durchsetzen wird, wenn man sie sich selbst überläßt, daß sie der geeignete und ausreichende Widerpart zum Irrtum ist und von dem Konflikt nichts zu fürchten hat, soweit sie nicht durch menschliches Dazwischentreten ihrer natürlichen Waffen, nämlich dem freien Argument der Debatte, beraubt wird, weil Irrtümer aufhören, gefährlich zu sein, wenn es erlaubt ist, ihnen frei zu widersprechen. II. So sei es durch die Generalversammlung zum Gesetz erhoben, daß niemand gezwungen werden darf, irgendeinen religiösen Gottesdienst, einen Platz
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oder ein Amt, welcher Art auch immer zu besuchen oder zu unterstützen, noch gezwungen, gehindert, belästigt oder in Leib oder Gütern belastet werden darf noch sonstwie wegen seiner religiösen Überzeugungen oder seines Glaubens leiden soll; sondern daß alle Menschen frei sein sollen ihre Auffassung in Angelegenheiten der Religion zu bekennen und durch Argumente zu behaupten, und daß dies in keiner Weise ihre bürgerlichen Fähigkeiten verringern, vergrößern oder berühren soll. III. Und obwohl wir wohl wissen, daß diese Versammlung, vom Volk lediglich für die gewöhnlichen Zwecke der Gesetzgebung gewählt, keine Macht hat, die Akte nachfolgender Versammlungen zu beschränken, welche mit gleicher Macht wie die unsere ausgestattet sein wird, und daß es daher rechtlich ohne Wirkung wäre, dieses Gesetz als unwiderruflich zu erklären; so sind wir doch frei zu erklären, und erklären hiermit, daß die Rechte, welche hiermit behauptet werden, zu den natürlichen Rechten der Menschheit gehören, und daß – sollte hienach irgendein Gesetz angenommen werden, durch welches das gegenwärtige widerrufen oder in seiner Wirkung eingeengt würde – solch ein Gesetz eine Verletzung natürlichen Rechts darstellen wird. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 80), 125 f.; dt.: Eigene Übersetzung.
38. Der Virginia Entwurf, 29. Mai 1787 The Virginia Plan (Randolph Plan) Nachdem man sich über die Geschäftsordnung und die formale Vorgangsweise einig geworden war, wurde die Constitutional Convention durch eine Ansprache von Edmund J. Randolph aus Virginia eröffnet. In dieser Rede legte er einen 15 Punkte umfassenden Entwurf vor, der die Umrisse der neuen Regierungsform zum Gegenstand hatte. In seiner Eröffnungsansprache versäumte er nicht, hervorzuheben, daß: "durch sie nicht eine föderative Regierungsweise angestrebt werden solle" (also ein reiner Staatenbund), sondern "eine stark verdichtete Union". Dies wird um so deutlicher, als der aus zwei Kammern bestehenden gesetzgebenden Körperschaft auf Bundesebene (Nationale Legislatur) die Gesetzgebung in allen Fällen zustehen sollte, in denen
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die Bundesstaaten nicht zuständig seien oder in denen die Eintracht der Vereinigten Staaten durch die Ausübung einzelstaatlicher Gesetzgebung gestört werden könnte. Darüber hinaus wäre dieser Nationalen-Legislatur die Kompetenz zugekommen, jene Gesetze der Bundesstaaten für nichtig zu erklären, die nach ihrer Meinung in Widerspruch mit den Artikeln der Union stünden. Ein weiteres Novum dieses Planes bestand in der Einrichtung einer "Nationalen Exekutive" und einer "Nationalen Rechtspflege". Diesen beiden Institutionen sollte die Kompetenz zukommen, "jeden Akt der Nationalen Gesetzgebung, bevor er Anwendung finden und jeden Akt der Einzelgesetzgebung, bevor er endgültig für nichtig erklärt werden sollte, zu überprüfen". Dies hätte eine positive Abänderung der Articles of Confederation bedeutet, denen eine solche Einrichtung unbekannt war, was erneut das revolutionäre Moment der amerikanischen Verfassungsgebung hervorhob. Dieser Plan, der bei den Delegierten der Constitutional Convention größtes Erstaunen ausgelöst hatte, sollte allerdings die spätere Bundesverfassung entscheidend mitprägen. Dennoch opponierte Randolph selbst gegen den endgültigen Entwurf der späteren Bundesverfassung und weigerte sich vorerst, ihn zu unterzeichnen. Später allerdings befürwortete er seine Akzeptanz im Ratifikationskonvent von Virginia 1788. * * * Es wird folgendes beschlossen: 1. Die Artikel der Konföderation sollen verbessert und erweitert werden, um die Ziele zu verwirklichen, die man bei ihrer Errichtung im Auge hatte, insbesondere gemeinsame Verteidigung, Schutz der Freiheit und allgemeine Wohlfahrt. 2. Deswegen soll das Stimmrecht in der Nationalen Legislatur im Verhältnis zu den Steuerbeiträgen oder zu der Anzahl freier Bewohner stehen, je nachdem die eine oder die andere Regelung in verschiedenartigen Fällen für die bessere gehalten wird. 3. Die Nationale Legislatur soll aus zwei Kammern bestehen. 4. Die Mitglieder der ersten Kammer der Nationalen Legislatur sollen von den Einwohnern der verschiedenen Einzelstaaten gewählt werden, und zwar jeder … auf die Zeit von …; sie sollen ein Alter von wenigstens … Jahren haben; sie sollen reichliche Gehälter bekommen, die ihnen einen Ersatz dafür geben, daß sie ihre Zeit dem öffentlichen Dienste opfern. Sie dürfen für die Dauer ihrer Amtszeit und für die Zeit von … nach deren Beendigung zu keinen Ämtern gewählt werden, die von einem Einzelstaat oder unter der Autorität der Vereinigten Staaten begründet sind, außer zu jenen speziellen Verrichtungen, die zu den
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Obliegenheiten der ersten Kammer gehören. Sie dürfen in einem Zeitraum von … nach Beendigung ihrer Amtszeit nicht wiedergewählt und können abberufen werden. 5. Die Mitglieder der zweiten Kammer der Nationalen Legislatur sollen von den Mitgliedern der ersten Kammer aus einer angemessenen Zahl von Personen gewählt werden, die von den Parlamenten der Einzelstaaten nominiert werden, und sollen ein Alter von wenigstens … Jahren haben. Sie sollen ihre Ämter für eine genügend lange Zeit innehaben, um ihre Unabhängigkeit zu sichern. Sie sollen reichliche Gehälter beziehen, die ihnen einen Ersatz dafür geben, daß sie ihre Zeit dem öffentlichen Dienst opfern. Sie sollen für die Dauer ihrer Amtszeit und für die Zeit von … nach deren Beendigung zu keinen Ämtern gewählt werden, die von einem Einzelstaat oder unter der Autorität der Vereinigten Staaten begründet sind, außer zu jenen speziellen Verrichtungen, die zu den Obliegenheiten der zweiten Kammer gehören. 6. Jede Kammer soll das Recht haben, Gesetze ins Leben zu rufen. Die Nationale Legislatur soll ermächtigt sein, die Gesetzgebungsrechte zu genießen, welche der Kongreß durch die Konföderation erworben hat. Ferner soll sie ermächtigt sein, die Gesetzgebung in allen Fällen auszuüben, in denen die Einzelstaaten unzuständig sind oder in denen die Eintracht der Vereinigten Staaten durch die Ausübung einer Einzelgesetzgebung gestört werden kann. Sie soll weiter alle von den Einzelstaaten angenommenen Gesetze für ungültig erklären können, die nach der Meinung der Nationalen gesetzgebenden Körperschaft den Artikeln der Union zuwiderlaufen. Schließlich soll sie auch dazu ermächtigt sein, die Truppen der Union gegen jedes Mitglied der Union einzusetzen, das seinen Pflichten gemäß deren Artikeln nicht nachkommt. 7. Es soll eine Nationale Exekutive eingesetzt werden, die von der Nationalen Legislatur für die Zeit von … gewählt werden soll. Diese soll pünktlich zu bestimmten Zeiten für die geleisteten Dienste eine feste Besoldung erhalten, die nicht erhöht oder vermindert werden kann, um so auf das Amt einzuwirken, das zur Zeit einer Erhöhung oder Herabsetzung besteht. Sie soll nicht zum zweiten Male wählbar sein. Die Exekutive soll überdies Generalvollmacht zur Ausführung der nationalen Gesetze besitzen und die Exekutivrechte genießen, welche der Kongreß durch die Konföderation erworben hat. 8. Die Exekutive und eine geeignete Anzahl nationaler Richter sollen einen Revisionsrat bilden, der die Befugnis haben soll, jeden Akt nationaler Gesetzgebung vor seiner Inkraftsetzung und jeden Akt einzelstaatlicher Gesetzgebung vor seiner endgültigen Verwerfung zu prüfen. Das dissentierende Votum des
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benannten Rates soll auf eine Ablehnung hinauslaufen, falls nicht ein Gesetz von der Nationalen Legislatur zum zweiten Male angenommen oder ein Gesetz der einzelstaatlichen Legislatur zum zweiten Male durch … der Mitglieder jeder Kammer verworfen wird. 9. Ein Nationaler Richterstand soll eingesetzt werden, der aus einem oder mehreren höchsten Gerichtshöfen und aus niederen Gerichtshöfen bestehen soll, die von der Nationalen Legislatur zu wählen sind. Diese Richter sollen ihre Ämter für die Zeit einwandfreien Verhaltens behalten und pünktlich zu bestimmten Zeiten feste Besoldung für ihre Dienste bekommen, die nicht erhöht oder vermindert werden sollen, um so auf die Personen einzuwirken, die gerade zur Zeit solcher Erhöhung oder Herabsetzung im Amte sind. Die Rechtsprechung der niederen Gerichtshöfe soll in erster Instanz verhören und entscheiden; der Oberste Gerichtshof soll verhören und entscheiden in letzter Instanz, für alle Piratereien, Verbrechen auf hoher See und vom Feinde erbeutete Prisen, ferner in Fällen, in denen Ausländer oder Bürger anderer Einzelstaaten, die sich an solche Jurisdiktionen wenden, interessiert sind, oder in Fällen, welche die Erhebung der nationalen Einkünfte betreffen; schließlich bei Anklagen nationaler Beamter und bei Fragen, die den Frieden und die Eintracht der Nation betreffen. 10. Es soll Vorsorge für die Zulassung einzelstaatlicher gesetzmäßiger Erhebung innerhalb der Grenzen der Vereinigten Staaten getroffen werden, sei es durch eine freiwillige Einigung der Zentralregierung mit dem Einzelstaat oder durch eine andere Weise, und zwar mit Einverständnis einer Zahl von Stimmen in der Nationalen Legislatur, die geringer ist als das Plenum. 11. Von den Vereinigten Staaten soll eine republikanische Regierung und das Territorium jedes Staates, außer im Fall freiwilliger Einigung zwischen Zentralregierung und Staat, jedem Einzelstaat garantiert werden. 12. Es soll Vorsorge getroffen werden für die Kontinuität des Kongresses und seiner Vollmachten und Privilegien, wie für die Erfüllung all seiner Verpflichtungen, bis zu einem gegebenen späteren Tage die Reform der Artikel der Union angenommen sein wird. 13. Es soll Vorsorge getroffen werden für das Amendment von Artikeln der Union, wenn immer es nötig erscheinen solle; die Zustimmung der Nationalen Legislatur soll hierzu nicht erforderlich sein. 14. Legislative, Exekutive und richterliche Gewalten sollen in den verschiedenen Staaten eidlich verpflichtet sein, die Artikel der Union zu unterstützen.
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15. Amendments, die durch den Konvent bei der Konföderation beantragt werden sollen, müssen zur geeigneten Zeit oder zu geeigneten Zeiten nach der Billigung des Kongresses einer Versammlung oder Versammlungen von Volksvertretern unterbreitet werden, die von den verschiedenen Parlamenten vorgeschlagen und ausdrücklich vom Volk gewählt werden sollen, um hierüber zu beraten und zu entscheiden. Engl. in: Max Farrand (ed.), The Records of the Federal Convention of 1787, Vol. 1, New Haven and London, 1966, 20 ff.; dt. aus: James M. Beck, Die Verfassung der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Berlin und Leipzig, 1926, Anhang I, 387 ff.
39. Der New Jersey Entwurf, 15. Juni 1787 The New Jersey Plan (Paterson Plan) In Erwiderung auf den Virginia Plan hatte der damals 29-jährige Charles Pinckney aus Süd-Carolina ebenfalls einen Entwurf für die zukünftige Bundesregierung zur Diskussion gestellt. Es war aber nicht dieser Entwurf, der dem Virginia Plan in wesentlichen Punkten glich, der Unruhe in die Constitutional Convention bringen sollte. An der Frage des Stimmrechtes (entweder im Verhältnis zu den Steuerbeiträgen oder etwa der Anzahl der freien Bewohner) in der Nationalen Legislatur sollte sich der Streit entzünden. Die "State Rights Party" in der Constitutional Convention sah sich nun mit der Notwendigkeit konfrontiert, einen eigenen, ausformulierten Verfassungsentwurf vorzulegen, der sich von den zentralistischen Zielsetzungen der "National Party" wesentlich unterscheiden sollte. Ausgangslage war, daß die fünf größeren Staaten bevölkerungsmäßig doppelt so groß wie die acht kleineren Staaten waren. Die Bevölkerung Virginias z.B. war fast zehn Mal größer als die Georgias. Am 14. Juni ersuchte William Paterson um eine Vertagung in der Constitutional Convention, aber schon am 15. Juni waren die kleineren Staaten in der Lage, den durch Paterson aufgrund seiner Herkunft sog. "New Jersey" Plan vorzulegen. Dieser Entwurf hielt am Modell der Staatsform des reinen Staatenbundes fest und sah vor, daß die Zentralregierung im allgemeinen nur bei Zustimmung von neun Staaten Entscheidungen treffen könnte. Wesentlicher Unterschied gegenüber den Articles of Confederation war neben der Schaffung einer Exekutive die Feststellung, daß die Gesetze des Kongresses: "… oberstes Recht für die betreffenden Staaten sein sollten …, daß die
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Rechtspflege der einzelnen Staaten an ihre Entscheidungen gebunden sein solle", und daß, "wenn irgendein Staat in einem Staat sich der Inkraftsetzung solcher Gesetze oder Verträge widersetze oder sie verhindere, die Bundesexekutive ermächtigt sein solle, die Macht der Verbündeten Staaten aufzurufen, um Gehorsam gegenüber solchen Gesetzen oder Beobachtung solcher Verträge mit Gewalt zu erzwingen". Obwohl die amerikanische Bundesverfassung in ihrer endgültigen Gestalt doch eher dem Virginia Entwurf glich (vgl. Dok. 38), so wurde doch die "supreme law of the land"-Klausel, die eine zentrale Stellung in der Bundesverfassung einnimmt, nicht dem Virginia-, sondern dem New Jersey-Entwurf entnommen. * * * Es wird folgendes beschlossen: 1. Die Artikel der Konföderation sollen so revidiert, verbessert und erweitert werden, daß die Bundesverfassung den Erfordernissen der Regierung und dem Schutze der Union entspricht. 2. Die im Kongreß vereinigten Staaten sollen, in Erweiterung ihrer ihnen durch die jetzt bestehenden Artikel der Konföderation zuerkannten Befugnisse, ermächtigt sein, Gesetze zur Aufbringung von Einkünften zu erlassen, indem sie eine Steuer oder Steuern auf alle Waren und Kaufmannsgüter ausländischer Provenienz oder Fabrikation, die in irgendein Gebiet der Vereinigten Staaten eingeführt werden, durch Stempelabgaben auf Papier, Velin oder Pergament legen; ferner, indem sie eine Portoabgabe auf alle Briefe und Pakete legen, die ihren Weg über das Generalpostamt nehmen. Die Einkünfte daraus sollen für solche Bundesaufgaben, die richtig und tunlich scheinen, Verwendung finden. Es sollen Vorschriften und Verordnungen über ihre Erhebung erlassen werden, die von Zeit zu Zeit zu ändern und so zu verbessern sind, wie man es für tunlich hält. Es sollen Gesetze für die Regelung von Verkehr und Handel mit fremden Ländern wie für den Verkehr der Staaten untereinander erlassen werden. Es soll bestimmt werden, daß alle Strafen, Bußen, Reu- und Strafgelder, denen man wegen Zuwiderhandlungen gegen solche Gesetze, Vorschriften und Verordnungen verfällt, der Entscheidung der gewöhnlichen Gerichte der Einzelstaaten unterliegen, in denen ein Verstoß gegen die wahre Absicht und Bedeutung solcher Gesetze, Vorschriften und Verordnungen begangen oder verübt ist. Hierbei soll erlaubt sein, in der ersten Instanz mit allen Prozessen zu beginnen und mit den sich daraus ergebenden Verfolgungen in der oberen Instanz der gewöhnlichen Gerichte in diesen Einzelstaaten, die nichtsdestoweniger zwecks Verbesserung aller im Gesetz und im Tatbestand enthaltenen Irrtümer in der
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Urteilsfällung einer Berufung an die Gerichtsbarkeit der Vereinigten Staaten unterworfen sind. 3. Sooft Requirierungen nötig sind, sollen, unter Außerkraftsetzung der in den Artikeln der Konföderation enthaltenen Vorschrift über die Requirierungen, die im Kongreß vereinigten Staaten ermächtigt sein, solche Requirierungen zu machen, und zwar im Verhältnis zur Gesamtzahl der Weißen und der anderen freien Bürger und Einwohner jeden Alters, Geschlechts und Standes einschließlich der für eine bestimmte Dauer von Jahren im Dienstverhältnis Stehenden und von drei Fünfteln aller anderen Personen, die nicht in der voraufgehenden Aufzählung enthalten sind, jedoch mit Ausschluß der Indianer, die keine Steuern zahlen. Wenn man sich solchen Requirierungen nicht fügt innerhalb der hierfür festgesetzten Frist, dann soll die Einziehung der Mittel in den nichtwillfährigen Staaten angeordnet werden, und deshalb sollen Gesetze ersonnen und erlassen werden, welche dies anordnen und genehmigen. Keines der hierdurch den im Kongreß vereinigten Staaten erteilten Befugnisse soll ausgeübt werden ohne die Zustimmung von wenigstens … Staaten und im gleichen Verhältnis, wenn die Zahl der konföderierten Staaten später zu- oder abnehmen sollte. 4. Die im Kongreß vereinigten Staaten sollen ermächtigt sein, eine Bundesexekutive zu erwählen, die aus … Personen bestehen und für die Dauer von … Jahren im Amt bleiben soll. Diese sollen pünktlich zu bestimmten Zeiten feste Besoldungen für ihre Dienste erhalten, die nicht erhöht oder herabgesetzt werden dürfen, um so auf die Personen einzuwirken, welche die Exekutive zur Zeit einer solchen Herauf- oder Herabsetzung bilden. Sie sollen vom Bundesschatzamt bezahlt werden und sollen während ihrer Amtszeit und auf die Dauer von … Jahren hernach kein anderes Amt und keine andere Stellung einnehmen. Sie sollen nicht zum zweiten Male wählbar und durch den Kongreß auf Ansuchen einer Majorität der einzelstaatlichen Exekutiven absetzbar sein. Die Exekutivorgane sollen neben ihrer generellen Vollmacht zur Ausführung der Bundesgesetze das Recht haben, alle Bundesbeamten, für die nicht andere Vorkehrungen getroffen sind, anzustellen und alle militärischen Operationen zu bestimmen. Es soll bestimmt werden, daß keine dieser die Bundesexekutive bildenden Personen bei irgendeiner Gelegenheit das Kommando über irgendwelche Truppen ergreifen darf, um persönlich als General oder in irgendeiner anderen Eigenschaft ein militärisches Unternehmen zu leiten. 5. Es soll eine Bundes-Gerichtsbarkeit begründet werden, die aus dem Obersten Gerichtshof bestehen soll und deren Richter von der Exekutive zu ernennen sind. Diese sollen ihre Ämter für die Zeit einwandfreien Verhaltens innehaben und pünktlich zu bestimmten Zeiten eine feste Besoldung für ihre Dienste erhal-
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ten, die nicht erhöht oder vermindert werden darf, um so auf die Personen, die zur Zeit einer solchen Erhöhung oder Herabsetzung gerade im Amt sind, einzuwirken. Diese so eingesetzte Richterschaft soll die Befugnis haben, in erster Instanz über alle Vergehen von Bundesbeamten zu verhören und zu entscheiden und im Berufungsverfahren in letzter Instanz in allen Fällen, welche die Rechte von Gesandten und die den Feinden abgenommenen Prisen betreffen, ferner in allen Fällen von Piratereien und Verbrechen auf hoher See, in allen Fällen, in denen Ausländer beteiligt sein können, bei der Konstruktion eines Vertrages oder von Verträgen oder in Fällen, die sich über ein Gesetz zur Regulierung des Handelsverkehrs ergeben oder die Erhebung der Bundeseinkünfte betreffen. Keiner dieser Richter soll während seiner Amtszeit oder für die Zeit von … hiernach ein anderes Amt oder eine andere Stellung annehmen oder innehaben. 6. Alle Gesetze der im Kongreß vereinigten Staaten, die kraft und in Verfolg der vorliegenden Ermächtigungen und der durch die Artikel der Konföderation ihnen erteilten Ermächtigungen erlassen, und alle Verträge, die unter der Autorität der Vereinigten Staaten geschlossen und ratifiziert sind, sollen oberstes Recht für die Einzelstaaten sein, soweit diese Gesetze oder Verträge die genannten Staaten oder ihre Bürger betreffen sollten. Die Rechtspflege der einzelnen Staaten soll an ihre Entscheidungen gebunden sein, ungeachtet jeglicher Bestimmung in den Sondergesetzen der Einzelstaaten, die dem entgegenstehen. Wenn irgendein Staat oder eine Körperschaft in irgendeinem Staat sich der Inkraftsetzung solcher Gesetze oder Verträge widersetzt oder sie verhindert, so soll die Bundesexekutive ermächtigt sein, die Streitmacht der konföderierten Staaten oder einen so großen Teil davon aufzubieten, als nötig ist, um Gehorsam gegenüber solchen Gesetzen oder die Beobachtung solcher Verträge mit Gewalt zu erzwingen. 7. Es sollen Bestimmungen für die Aufnahme neuer Staaten in die Union getroffen werden. 8. Die Vorschrift für die Naturalisation soll in allen Staaten die gleiche sein. 9. Ein Bürger eines Staates, der in einem anderen Staat der Union einen Verstoß begangen hat, soll in gleicher Weise für schuldig gehalten werden, als wenn der Verstoß von einem Bürger des Staates, in welchem er vorgefallen ist, begangen worden wäre. Engl. in: Max Farrand (ed.), The Records of the Federal Convention of 1787, Vol. 1, New Haven and London, 1966, 242 ff. dt. aus: James M. Beck, Die Verfassung der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Berlin und Leipzig, 1926, Anhang II, 390 ff.
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40. Hamiltons Unionsplan, 18. Juni 1787 Hamilton's Plan of a Union Alexander Hamilton gehörte einer der fünf Delegationen (der des Staates New York) an, die im September 1786 in Annapolis (Maryland) zusammengekommen waren, um vorwiegend wirtschaftliche Fragen sowie die neue Verfassung zu beraten. Von Hamilton wurde die Einberufung einer neuen Konferenz vorgeschlagen, die sich mit den allgemeinen Problemen des Landes auseinandersetzen sollte. Den Vorsitz in dieser schließlich einberufenen Constitutional Convention, die in Philadelphia in demselben Haus tagen sollte, in dem elf Jahre zuvor die Unabhängigkeit ausgerufen worden war (vgl. Dok. 30), führte George Washington, und bald einigte man sich auf eine Abstimmung nach Staaten, wobei ein einfaches Mehrheitsvotum genügen sollte. Weiters mußten neun der dreizehn eigens zu berufenden verfassungsgebenden Versammlungen der einzelnen Staaten für die neue Bundesverfassung votieren, um sie in Geltung setzen zu können. Damit wurde das Einstimmigkeitsprinzip des Konföderationskongresses umgangen, und man orientierte sich am Gedanken der Volkssouveränität, wie er beim Zustandekommen der Verfassung von Massachusetts seinen Ausdruck gefunden hatte. Der zweiunddreißigjährige Alexander Hamilton, der entgegen der irreführenden Bezeichnung als "Federalist" seit jeher für eine Stärkung der Zentralregierung eingetreten war, war zutiefst unzufrieden mit der Arbeit des verfassungsgebenden Konvents und letztlich auch mit der Verfassung. Am 18. Juni präsentierte er seinen eigenen Unionsplan dem Bundeskonvent in einer rhetorisch hervorragenden Rede: * * * 1. Die oberste gesetzgebende Gewalt der Vereinigten Staaten von Amerika soll zwei verschiedenen Kollegialorganen übertragen werden; von denen das eine die Versammlung, das andere der Senat genannt werden und welche zusammen die Gesetzgebung der Vereinigten Staaten bilden sollen, mit der Kompetenz, alle Gesetze welcher Art auch immer zu erlassen, vorbehaltlich der im nachstehenden genannten Ausnahmen. 2. Die Versammlung soll aus Personen bestehen, die vom Volk für eine Amtsdauer von 3 Jahren gewählt werden. 3. Der Senat soll aus gewählten Personen bestehen, die ihr Amt für die Dauer guter Amtsführung ausüben sollen; ihre Wahl soll durch Wahlmänner gesche-
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hen, die ihrerseits für diesen Zweck vom Volke gewählt werden. Zu diesem Zweck sollten die Staaten in Wahlbezirke aufgeteilt werden. Im Falle des Todes, der Absetzung oder des Amtsverzichtes eines solchen Senators soll seine Stelle aus jenem Distrikt neu besetzt werden, aus welchem er kam. 4. Die oberste Exekutivgewalt der Vereinigten Staaten soll einem Gouverneur übertragen werden, der für die Dauer guter Amtsführung gewählt wird. – Seine Wahl soll durch Wahlmänner erfolgen, welche ihrerseits von Wahlmännern gewählt werden, die wiederum vom Volk in den vorgenannten Wahldistrikten gewählt werden; oder durch Wahlmänner, die für diesen Zweck von den jeweiligen Gesetzgebungen gewählt werden – jedoch dergestalt, daß, wenn eine Wahl nicht innerhalb bestimmter Zeit erfolgt, der Präsident des Senates der Gouverneur ist. Der Gouverneur soll ein Veto gegenüber allen Gesetzen haben, die vor ihrer Annahme stehen, – und die Durchführung aller Gesetze, welche angenommen worden sind – er soll der Oberbefehlshaber der Land- und Seestreitkräfte und der Miliz der Vereinigten Staaten sein – er soll die völlige Leitung eines Krieges haben, wenn ein solcher autorisiert oder begonnen worden ist – er soll das Recht haben, gemäß den Empfehlungen und der Approbation durch den Senat alle Verträge abzuschließen – die Leiter oder obersten Beamten der Departments für Finanzen, Krieg und auswärtige Angelegenheiten zu ernennen – alle anderen Beamten (einschließlich der Botschafter zu ausländischen Nationen) vorbehaltlich des Zustimmungs- oder Ablehnungsrechts des Senats – er soll eine Amnestie für alle Vergehen mit Ausnahme des Hochverrates erlassen können, hinsichtlich welch letzteren die Zustimmung des Senates erforderlich ist. … 5. Im Falle des Todes, des Amtsverzichtes oder der Absetzung des Gouverneurs sollen seine Kompetenzen vom Präsident des Senates ausgeübt werden (bis ein Nachfolger ernannt ist). 6. Der Senat soll das alleinige Recht haben, Krieg zu erklären – hinsichtlich von Verträgen Empfehlungen abzugeben und den Vertragsabschluß zu billigen – alle Ernennungen von Beamten zu billigen oder abzulehnen, ausgenommen nur die Leiter oder die obersten Beamten der Departments der Finanzen, des Krieges und der auswärtigen Angelegenheiten. 7. Die oberste rechtsprechende Gewalt der Vereinigten Staaten soll bei zwölf Richtern liegen, welche ihr Amt auf die Dauer guter Amtsführung ausüben sollen, und zwar mit angemessenen und dauernden Gehältern. Dieses Gericht soll unmittelbar zuständig sein für alle Angelegenheiten der Aufbringung einer Prise, und als Appellationsgericht (von den Gerichten der verschiedenen Staaten) in
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allen Fällen fungieren, welche die Einkünfte der Allgemeinen Regierung oder der Bürger ausländischer Nationen betreffen. 8. Die Gesetzgebung der Vereinigten Staaten soll das Recht haben, in jedem Staat Gerichte einzusetzen, welche für alle Fälle der Aufbringung einer Prise und alle damit in Zusammenhang stehende Angelegenheiten des diesbezüglichen Erlöses, oder Fälle, welche die Bürger ausländischer Nationen betreffen, zuständig sein soll. 9. Der Gouverneur, die Senatoren, und alle Beamten der Vereinigten Staaten sollen der Anklage für schlechtes und korruptes Verhalten unterliegen, im Falle der Verurteilung aus ihrem Amt entfernt werden und hinfort ungeeignet sein, eine Vertrauens- oder profitable Stellung einzunehmen. Alle derartigen Anklagen sollen vor einem Gericht verhandelt werden, welches aus den Richtern des obersten Gerichtshofes, sowie aus dem obersten oder ältesten Richter des obersten Gerichtshofes jedes Staates besteht – unter der Voraussetzung, daß diese Richter ihre Stelle für die Dauer guter Amtsführung innehaben und ein laufendes Gehalt bekommen. 10. Alle Gesetze der einzelnen Staaten, welche der Verfassung oder den Gesetzen der Vereinigten Staaten zuwider laufen, sollen völlig nichtig sein. Und um besser verhindern zu können, daß solche Gesetze überhaupt erlassen werden, soll der Gouverneur oder Präsident jedes Staates von der Allgemeinen Regierung ernannt werden und ein Vetorecht gegenüber allen Gesetzen haben, welche in jenem Staat vor der Verabschiedung stehen, in welchem er Gouverneur oder Präsident ist. 11. Kein Staat soll irgendwelche Land- oder Seestreitkräfte besitzen – und die Miliz aller Staaten soll unter der alleinigen und auschließlichen Leitung der Vereinigten Staaten stehen, durch welche auch die Offiziere derselben ernannt und in Dienst gestellt werden. Engl. in: Max Farrand (ed.), The Records of the Federal Convention of 1787, Vol. 3, New Haven and London, 1966, Appendix F, 617 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
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41. Die Nordwest-Verordnung, 13. Juli 1787 The Northwest Ordinance Während es auf der einen Seite den Einzelstaaten nicht gelang, aus eigenem Antrieb die Nachkriegsschwierigkeiten zu überwinden, wurde auch der Konföderationskongreß immer schwächer und verblaßte zusehens gegenüber der Constitutional Convention. Trotzdem kann man nicht das gesamte Wirken des Kongresses als gescheitert ansehen, da er mit der Northwest Ordinance auch die Administration in den neuen Gebieten ordnete und so den Grundstein für die spätere Westexpansion legte. Der unmittelbare Anstoß für diese letzte Großtat des Konföderationskongresses kam von einer Gruppe von Landspekulanten, Mitgliedern der Ohio Company of Associates und der Society of Cincinnati, die in Ohio Kolonien errichten wollten und sich auch über eine gezielte Einflußnahme im Konföderationskongreß durchsetzten. Die Autorenschaft der Northwest Ordinance ist umstritten, wird aber im allgemeinen Nathan Dane und Rufus King zugeschrieben. * * * Eine Verordnung für die Regierung des Territoriums der Vereinigten Staaten nordwestlich des Flusses Ohio. Sei es verordnet durch die Vereinigten Staaten im Kongreß versammelt, Daß das genannte Territorium, für den Zweck der einstweiligen Regierung, einen Distrikt bilden soll, unter der Voraussetzung jedoch, daß es in zwei Distrikte eingeteilt werden soll, wenn zukünftige Umstände dies nach Auffassung des Kongresses zweckmäßig machen sollten. Sei es verordnet durch die obgenannte Gewalt, Daß die Güter sowohl von ansässigen als auch von nichtansässigen Eigentümern in dem genannten Gebiet, welche ohne Testament sterben sollten, in gleichen Teilen auf ihre Kinder und die Nachkommen eines vorverstorbenen Kindes kommen und verteilt werden sollen; die Nachkommen eines vorverstorbenen Kindes oder Enkelkindes sollen die Anteile ihres verstorbenen Elternteiles zu gleichen Teilen erhalten: Und wo es keine Kinder oder Nachkommen geben sollte, sollen die Güter in gleichen Teilen den nächsten Verwandten gleichen Grades zufallen; und innerhalb einer Seitenlinie sollen die Kinder eines vorverstorbenen Bruders oder Schwester des ohne Testament Verstorbenen untereinander zu gleichen Teilen den Anteil ihrer vorverstorbenen Eltern haben; und es soll in keinem Falle einen Unterschied zwi-
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schen vollen und halbblütigen Verwandten geben; wobei aber in allen Fällen der Witwe des ohne Testament Verstorbenen ein Drittel des Grundbesitzes für die Dauer ihrer Lebenszeit, und ein Drittel der persönlichen Güter zukommen soll; und dieses auf den Nachlaß und die Ausstattung der Witwe bezügliche Gesetz soll so lange voll in Kraft bleiben, bis es durch die Gesetzgebung des Distriktes abgeändert wird. Und bis der Gouverneur und die Richter die im Nachstehenden erwähnten Gesetze erlassen haben sollten, sollen Güter im genannten Gebiet hinterlassen oder vermacht werden können durch schriftliche Testamente, welche von demjenigen oder derjenigen, dem die Güter gehören (wenn er großjährig ist), unterzeichnet und gesiegelt und von drei Zeugen bestätigt werden; und Grundbesitz kann übertragen werden durch ein Verpachtungs- oder Übertragungsdokument oder einen Kaufvertrag, welcher von jener Person, die großjährig ist und der der Besitz gehört, unterzeichnet, gesiegelt und übergeben wird und von zwei Zeugen beglaubigt ist, unter der Voraussetzung, daß solche Testamente gehörig bewiesen, und solche Übertragungen anerkannt, oder ihre Durchführung gehörig bewiesen und innerhalb eines Jahres, nachdem ordentliche Behörden, Gerichte und Register für diesen Zweck eingerichtet worden sein sollten, eingetragen worden sind; und persönliches (bewegliches) Eigentum soll durch Übergabe übertragen werden können; wobei jedoch den französischen und kanadischen Einwohnern und anderen Siedlern in den Kaskaskies, St. Vincents und Nachbarorten, welche sich schon bisher als Bürger von Virginia bekannt haben, ihre Gesetze und Gebräuche, welche derzeit, hinsichtlich des Nachlasses und die Übertragung von Eigentum in Kraft stehen, auch weiter erhalten bleiben sollen. Sei es verordnet von der vorgenannten Autorität, Daß vom Kongreß von Zeit zu Zeit ein Gouverneur ernannt wird, dessen Bestellung für eine Amtszeit von drei Jahren währen soll, wenn sie nicht vorher vom Kongreß widerrufen wird; er soll im Distrikt residieren und es soll ihm darin ein Freigut im Ausmaß von 1000 Morgen Land zur Verfügung stehen, solange er sein Amt ausübt. Vom Kongreß wird von Zeit zu Zeit ein Sekretär ernannt, dessen Bestellung für eine Amtsdauer von vier Jahren währen soll, es sei denn, sie wird früher widerrufen; er soll im Distrikt residieren und darin ein Freigut im Ausmaße von 500 Morgen Land haben, während er sein Amt ausübt. Es wird seine Pflicht sein, die Akte und Gesetze, welche die Gesetzgebung verabschiedet, zu führen und aufzubewahren, ebenso die öffentlichen Aufzeichnungen des Distrikts und die Amtshandlungen des Gouverneurs in seinem Exekutivdepartment, und authentische Kopien solcher Akte und Aufzeichnungen alle sechs Monate an den Sekretär des Kongreßes zu übermitteln: Auch soll ein Gerichtshof, bestehend aus drei Richtern, ernannt werden, und von ihnen jeweils zwei ein Quorum
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bilden; ihnen soll die Gerichtsbarkeit nach common law zustehen, er soll im Distrikt residieren, und jeder von ihnen soll darin für die Zeit der Ausübung seines Amtes ein Freigut von 500 Morgen Land besitzen; und ihre Bestellung soll für die Zeit guter Amtsführung gelten. Der Gouverneur und die Richter, oder eine Mehrheit von ihnen, erlassen und veröffentlichen im Distrikt solche Kriminal- und Zivilgesetze der ursprünglichen Staaten (der Union), als diese notwendig und für die Umstände des Distrikts am besten geeignet erscheint, und teilen dieselben dem Kongreß von Zeit zu Zeit mit: und diese Gesetze sollen im Distrikt bis zur Organisation der Generalversammlung in demselben in Kraft bleiben, außer der Kongreß mißbilligt sie; danach soll aber die Gesetzgebung die Kompetenz haben, sie nach Gutdünken abzuändern. Der Gouverneur soll vorläufig auch der Oberkommandant der Miliz sein, und alle Offiziere in derselben unterhalb des Rangs eines Generals ernennen und bestellen; alle Offiziere im Generalsrang aber sollen vom Kongreß ernannt und bestellt werden. Vor der Organisierung der Generalversammlung soll der Gouverneur in jedem Verwaltungsbezirk oder jeder Stadt solche Magistrate und andere zivile Beamte ernennen, wie er dies für die Aufrechterhaltung des Friedens und der guten Ordnung in derselben notwendig erachtet: Sobald aber die Generalversammlung organisiert ist, sollen die Kompetenzen und Pflichten der Magistrate und anderer ziviler Beamter von dieser genannten Versammlung geregelt und definiert werden; aber alle Magistrate und andere Zivilbeamten sollen, soweit hier nichts anderes bestimmt ist, während der Dauer seiner zeitweiligen Regierung vom Gouverneur ernannt werden. Zur Verhinderung von Verbrechen und Rechtsverletzungen sollen die verabschiedeteten oder beschlossenen Gesetze in allen Teilen des Distrikts in Kraft stehen, und für die Durchführung von Kriminal- und Zivilprozeßen soll der Gouverneur denselben angemessen aufteilen; auch soll er von Zeit zu Zeit, wie die Umstände dies erfordern, darangehen, jene Teile des Distrikts, in welchen die Titel der Indianer erloschen sind, in Verwaltungsbezirke und Städte aufzuteilen, immer vorbehaltlich jener Änderungen, welche danach von der Gesetzgebung vorgenommen werden sollten. Sobald im Distrikt fünftausend freie männliche großjährige Einwohner leben sollten, sollen sie, nachdem sie dies dem Gouverneur nachgewiesen haben, unter Angabe von Zeit und Ort ermächtigt werden, Vertreter von ihren Verwaltungsbezirken oder Städten zu wählen, welche sie in der Generalversammlung vertre-
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ten sollen: Und zwar dergestalt, Daß es für je fünfhundert freie männliche Einwohner je einen Vertreter geben soll, und so soll mit zunehmender Zahl der freien männlichen Einwohner auch das Recht auf Vertretung wachsen, bis die Zahl der Vertreter fünfundzwanzig beträgt; worauf die Zahl und das Verhältnis der Abgeordneter durch die Gesetzgebung reguliert werden soll: und zwar dergestalt, Daß keine Person wählbar oder qualifiziert sein soll, als Abgeordneter tätig zu werden, wenn er nicht zuvor ein Bürger einer der Vereinigten Staaten für drei Jahre gewesen ist und im Distrikt ansässig ist, oder wenn er nicht schon für drei Jahre im Distrikt ansässig ist; und, in jedem der beiden Fälle, wenn er überdies kraft eigenen Rechtes und in ungeschmälertem Eigentum zweihundert Morgen Land innerhalb desselben innehat: Und zwar auch dergestalt, Daß ein Freigut von fünfzig Morgen Land im Distrikt, wenn jemand Bürger eines der Vereinigten Staaten war und im Distrikt ansässig ist, oder das gleiche Freigut und zwei Jahre Ansässigkeit im Distrikt notwendig sein soll, damit jemand als Wähler für einen Abgeordneten qualifiziert ist. Die so gewählten Abgeordneten sollen für die Dauer von zwei Jahren amtieren; und im Falle des Todes eines Abgeordneten oder seine Entfernung aus dem Amt soll der Gouverneur anordnen, daß der Verwaltungsbezrik oder die Stadt, für welche er Mitglied (der Generalversammlung) gewesen ist, an seiner Stelle einen anderen wählt, und zwar für die restliche Zeit seines Amtes. Die Generalversammlung oder Legislative soll bestehen aus dem Gouverneur, dem Legislativrat und einem Abgeordnetenhaus. Der Legislativrat soll aus fünf Mitgliedern bestehen, deren Amtszeit fünf Jahre beträgt, soweit sie nicht früher vom Kongreß abgesetzt werden; beliebige drei von ihnen sollen ein Quorum bilden: und die Mitglieder des Rates sollen in folgender Weise nominiert und ernannt werden, nämlich: Sobald die Abgeordneten gewählt werden, soll der Gouverneur Ort und Zeit für ihr Zusammentreten festlegen; und sobald sie zusammengetreten sind, sollen sie zehn Personen nominieren, welche im Distrikt ansässig sind, und von denen jeder ein Freigut von fünfhundert Morgen Land besitzt, und ihre Namen dem Kongreß einsenden; der Kongreß aber soll fünf von ihnen ernennen und bestellen, um wie vorgesagt zu amtieren; und sobald im Rat eine Vakanz eintreten sollte, sei es durch Tod oder Entfernung aus dem Amte, soll das Abgeordnetenhaus für jede freie Stelle zwei in vorgesagter Weise qualifizierte Personen nominieren und ihre Namen dem Kongreß einsenden; worauf der Kongreß einen von ihnen für den Rest der Amtszeit ernennen und bestellen soll. Und alle fünf Jahre, und zwar zumindest vier Monate vor dem Ablauf der Amtszeit der Mitglieder des Rates, soll das Haus zehn in vorgesagter Weise qualifizierte Personen nominieren und ihre Namen dem Kongreß einsenden; worauf der Kongreß fünf von ihnen für eine Amtszeit von fünf Jahren als
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Mitglieder des Rates ernennen und bestellen soll, es sei denn, sie werden vorher enthoben. Und der Gouverneur, der Legislativrat und das Abgeordnetenhaus sollen die Macht haben, für die gute Regierung des Distrikts Gesetze für alle Fälle zu erlassen, die aber den Grundsätzen der Artikel, wie sie in dieser Verordnung aufgestellt und erklärt werden, nicht zuwiderlaufen dürfen. Und alle Gesetzesvorlagen, welche im Haus und im Rat von einer Mehrheit angenommen worden sind, sollen dem Gouverneur für seine Zustimmung vorgelegt werden; ohne seine Zustimmung aber soll keine Vorlage oder sonstiger legislativer Akt in Kraft treten. Der Gouverneur soll die Macht haben, die Generalversammlung einzuberufen, zu vertagen und aufzulösen, wann immer dies seiner Meinung nach zweckmäßig ist. Der Gouverneur, die Richter, der Legislativrat, der Sekretär und alle jene anderen Beamten, die der Kongreß im Distrikt ernennen sollte, sollen einen Treueund Amtseid oder ein entsprechendes Gelöbnis ablegen; der Gouverneur vor dem Präsidenten des Kongresses, und alle anderen Beamten vor dem Gouverneur. Sobald im Distrikt eine Gesetzgebung eingerichtet sein wird, sollen der Rat und das Haus in gemeinsamer Tagung die Macht haben, durch gemeinsame Abstimmung einen Delegierten zum Kongreß zu wählen, welcher einen Sitz im Kongreß haben solle, und zwar für die Zeit dieser vorläufigen Regierung mit beratendem, aber nicht beschließendem Stimmrecht. Und zum Zwecke der Erstreckung der grundlegenden Prinzipien der bürgerlichen und religiösen Freiheit, welche die Basis bilden, auf denen diese Republiken, ihre Gesetze und Verfassungen errichtet sind; um diese Prinzipien als die Basis aller Gesetze, Verfassungen, und Regierungen, welche für immer hienach im genannten Territorium gebildet werden sollen, festzulegen und aufzustellen: um auch für die Einrichtung von Staaten und dauerhaften Regierungen in denselben und für Zulassung zu einem Anteil in den Bundesräten auf gleicher Ebene mit den ursprünglichen Staaten zu einem so frühen Zeitpunkt, als dies mit dem allgemeinen Interesse vereinbar ist, zu sorgen: Wird hiermit durch die vorgenannte Autorität verordnet und erklärt, Daß die folgenden Artikel als zwischen den ursprünglichen Staaten und dem Volk und den Staaten auf dem genannten Territorium vereinbarte Artikel angesehen und für immer unabänderlich bleiben sollen, außer durch gemeinsame Zustimmung, und zwar: Art. 1. Keine Person, die sich in friedlicher und ordentlicher Weise verhält, soll im genannten Territorium jemals wegen ihrer Art des Gottesdienstes oder ihrer religiösen Gefühle belästigt werden.
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Art. 2. Die Einwohner des genannten Territoriums sollen immer die Rechtswohltat der habeas corpus-Anweisung und des Verfahrens vor dem Geschworenengericht genießen; ebenso proportionaler Vertretung des Volkes in der Gesetzgebung; und des gerichtlichen Verfahrens nach der Art des common law. Alle Personen sollen eine Kaution erlegen können, ausgenommen für todeswürdige Verbrechen, wo der Beweis evident oder die Vermutung groß ist. Alle Geldstrafen sollen mäßig sein; und keine grausame oder ungewöhnliche Strafe soll verhängt werden. Niemand soll seiner Freiheit oder seines Eigentums beraubt werden, es sei denn durch ein Urteil seiner Standesgenossen oder aufgrund des im Land geltenden Gesetzes; und sollten es die öffentlichen Bedürfnisse und Zwecke der gemeinsamen Erhaltung notwendig machen, auf jemandes Eigentum zu greifen oder von ihm besondere Dienste zu verlangen, so soll dafür volle Entschädigung geleistet werden. Und zum Zwecke der gerechten Wahrung von Rechten und Eigentum wird ausdrücklich festgestellt und erklärt, daß niemals irgendein Gesetz erlassen werden oder im genannten Territorium Kraft haben soll, welches es unternimmt, in irgendeiner Weise in private Verträge oder Abmachungen, welche bona fide und ohne Betrug zuvor eingegangen worden sind, einzugreifen oder dieselben zu berühren. Art. 3. Da Religion, Moral, und Wissen für eine gute Regierung und das Glück der Menschheit notwendig sind, sollen Schulen und Bildungsmittel immer gefördert werden. Gegenüber den Indianern soll Treue und Glauben ganz besonders gewahrt bleiben; ihre Ländereien und ihr Eigentum sollen ihnen niemals ohne ihre Zustimmung weggenommen werden; und sie sollen in ihrem Eigentum, ihren Rechten und ihrer Freiheit niemals eingeschränkt oder gestört werden, außer in gerechten und rechtmäßigen Kriegen, welche der Kongreß autorisiert; aber auf Gerechtigkeit und Humanität gegründete Gesetze sollen von Zeit zu Zeit erlassen werden, um zu verhindern, daß ihnen Nachteile zugefügt werden, und um Frieden und Freundschaft mit ihnen zu wahren. Art. 4. Das genannte Territorium, und die Staaten, welche auf ihm gebildet werden sollten, sollen für immer ein Teil dieser Konföderation der Vereinigten Staaten von Amerika bleiben, und den Artikeln der Konföderation in allen sie betreffenden Änderungen, welche verfassungsmäßig gemacht werden, unterliegen; ebenso allen Akten und Verordnungen der im Kongreß versammelten Vereinigten Staaten, welche mit ihnen vereinbar sind. Die Einwohner und Siedler im genannten Territorium sollen verpflichtet sein, einen Teil der eingegangenen oder noch einzugehenden Bundesschulden und einen proportionalen Teil der Ausgaben der Regierung zu bezahlen, wie er vom Kongreß nach denselben allgemeinen Regeln und Bemessungen festgelegt werden wird, wie dies auch im Verhältnis zu den anderen Staaten erfolgt; und die Steuern für die Bezahlung
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ihres Anteils sollen Kraft der Kompetenz und den Vorschriften der Gesetzgebungen des Distrikts oder der Distrikte, oder neuen Staate auferlegt und erhoben werden, genauso wie in den ursprünglichen Staaten, und zwar innerhalb der von den im Kongreß versammelten Vereinigten Staaten vereinbarten Zeit. Die Gesetzgebungen dieser Distrikte oder neuen Staaten sollen niemals in die durch die im Kongreß versammelten Vereinigten Staaten getroffene primäre Verfügung über den Boden eingreifen, noch in irgendwelche Regelungen, welche der Kongreß zur Sicherung des Titels an einem solchen Boden für einen bona fideKäufer notwendig erachten sollte. Von Ländereien, die im Eigentum der Vereinigten Staaten stehen, soll keine Steuer eingehoben werden; und in keinem Fall sollen nichtansässige Eigentümer höher besteuert werden als ansässige. Die schiffbaren Gewässer, welche in den Mississippi und in den St. Lawrence Strom führen, und die Transportplätze zwischen denselben sollen als gemeinsame Fernstraße betrachtet und für immer frei sein, und zwar zum Wohl für die Einwohner des genannten Territoriums als auch für die Bürger der Vereinigten Staaten und jener anderer Staaten, welche in den Bereich innerhalb der Konföderation zugelassen werden, und zwar ohne jede diesbezügliche Steuer, Abgabe oder Zoll. Art. 5. Im genannten Territorium sollen nicht weniger als drei und nicht mehr als fünf Staaten gebildet werden; und die Grenzen der Staaten sollen, sobald Virginia sein Zessionsgesetz abändern und diesem zustimmen wird, wie folgt fixiert und festgestellt werden, nämlich: Der westliche Staat im genannten Territorium soll begrenzt sein vom Mississippi, vom Ohio und dem Wabash-Fluß; eine direkte Linie, gezogen vom Wabash-Fluß und Post Vincents direkt nach Norden, zur Gebietslinie zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada; und entlang der genannten Gebietslinie, zum Waldsee (Lake of the Woods) und zum Mississippi. Der mittlere Staat soll begrenzt werden durch die genannte direkte Linie, dem Wabash-Fluß von Post Vincents zum Ohio, vom Ohio, von einer direkten Linie, die von der Mündung des Great Miami (Großen Miami) Richtung Norden bis zur genannten Gebietslinie gezogen wird, und durch die genannte Gebietslinie. Der östliche Staat soll begrenzt sein durch die letzterwähnte direkte Linie, den Ohio-Fluß, Pennsylvania und die genannte Gebietslinie: immer aber unter der Voraussetzung, und das ist hiebei einvernehmlich festgehalten und erklärt, daß die Grenzen dieser drei Staaten Änderungen insoferne unterworfen sein sollen, daß – sollte der Kongreß es in der Folge für zweckmäßig erachten – sie die Macht haben sollen, einen oder zwei Staaten auf jenem Teil des genannte Territoriums zu bilden, welcher nördlich einer Ostwestlinie liegt, welche durch die südliche Krümmung oder den südlichsten Teil des Michiganssees gezogen wird. Und so bald irgendeiner der genannten Staaten sechzigtausend Einwohner zählen wird, soll ein solcher Staat durch seine Delegierten in
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den Kongreß der Vereinigten Staaten, gleichberechtigt mit den ursprünglichen Staaten in welcher Hinsicht auch immer, aufgenommen werden, und es soll ihm freistehen, eine dauerhafte Verfassung und eine Staatsregierung einzusetzen: Unter der Voraussetzung, daß die Verfassung und die Regierung, welche so gebildet werden, republikanisch und in Übereinstimmung mit den Grundsätzen, welche in diesen Artikeln enthalten sind, sein sollen; und soweit es mit dem allgemeinen Interesse der Konföderation vereinbar ist, soll eine solche Zulassung schon zu einem früheren Zeitpunkt möglich sein, und wenn es auch im Staat eine geringere Zahl freier Einwohner als sechzigtausend gibt. Art. 6. Im genannten Territorium soll es weder Sklaverei noch Zwangsknechtschaft geben, ausgenommen als Strafe für Verbrechen, für die eine Partei ordnungsgemäß verurteilt worden ist: Jedoch immer vorausgesetzt, Daß jede Person, welche auf das Territorium entkommt, und von welcher in irgendeinem der ursprünglichen Staaten Arbeit oder Dienstleistung rechtmäßig gefordert werden kann, solch ein Flüchtling gesetzmäßig zurückgefordert und jener Person übergeben werden kann, die seine oder ihre Arbeit oder Dienstleistungen wie vorgesagt beansprucht. Sei es durch die vorgenannte Autorität verordnet, Daß die Resolutionen vom 23. April 1784, welche sich auf den Gegenstand dieser Verordnung beziehen, hiemit widerrufen und für null und nichtig erklärt seien und werden. Engl. in: Philip B. Kurland, Ralph Lerner (ed.), The Founders' Constitution, Vol. I, Major Themes, Chicago and London, 1987, 27 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
42. Die Verfassung der Vereinigten Staaten, 11. September 1787 The Constitution of the United States Wegen der sehr schwerfällig zu handhabenden Articles of Confederation (vgl. Dok. 35) wurde der Wunsch nach staatlicher Neuordnung von fast allen Revolutionsführern gleichermaßen vehement geäußert. Den Ausgangspunkt zur neuen Verfassung bildete der von Delegierten aus fünf Staaten beschickte Konvent von Annapolis (1786), der auf Vorschlag von Alexander Hamilton und James Madison die Einberufung einer Constitutional Convention nach
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Philadelphia (25. Mai bis 17. September 1787) beschloß. Die fünfundfünfzig Delegierten aus zwölf Kolonien (lediglich Rhode Island blieb dieser Versammlung fern) setzten sich aus Männern mittleren, meist jungen Alters zusammen, abgesehen von dem 81-jährigen Benjamin Franklin. Von der sozialen Herkunft her gesehen war die oligarchische Oberschicht überrepräsentiert. Die meisten Teilnehmer gehörten der Bildungselite an und waren von der aufklärerischen politischen Philosophie Europas inspiriert: So lassen sich bei ihren Verfassungskonzepten Einflüsse vor allem aus dem britischen Rechtskreis, wie die von Blackstone vermittelten Grundsätze des englischen "Common Law", die "Magna Charta" und die Errungenschaften der englischen Revolution sowie die Staatslehre von John Locke nachweisen. Auch kontinental-europäische politische Theorien wie z.B. von Vattel und Rousseau oder Montesquieu hatten eine wesentlichen Einfluß auf die Arbeit an der neuen Verfassung. Unter den Delegierten, von denen viele während der Revolution Schlüsselstellungen eingenommen hatten, gab es einen großen Anteil von Juristen; elf der Founding Fathers waren Sklavenhalter, und die einfachen Bürger waren so gut wie nicht repräsentiert. William Few aus Georgia repräsentierte als einziger Delegierter den Durchschnittsfarmer. Außerdem fand eine Gewichtsverlagerung von dem immer mehr an Bedeutung verlierenden Konföderationskongreß an die Constitutional Convention statt, der bedeutende Köpfe wie George Washington, James Madison, Alexander Hamilton und Benjamin Franklin, John Dickinson, Rufus King, George Mason als Delegierte der einzelnen Staatslegislaturen angehörten. Ursprünglich hatte die Constitutional Convention keinen Auftrag zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung, sondern ihr Mandat beschränkte sich auf eine Revision der Articles of Confederation. Am 30. Mai jedoch beschloß die Constitutional Convention auf einen Antrag der Delegierten Virginias hin, eine völlig neue Verfassung zu entwerfen. Während man sich schnell über wichtige Punkte, die die Aufrechterhaltung einer Armee und Marine und die völkerrechtliche Vertragsschlußkompetenz des Bundes betrafen, einigen konnte, wurde wochenlang über andere kontroversielle Themen diskutiert, die die Constitutional Convention fast auseinander brechen ließen. Das Problem der Vertretung der Einzelstaaten im Congress (nach Staaten, Steueraufkommen oder Bevölkerungszahl) und die Sklavenfrage stellten ein fast unüberwindbares Hindernis für die Arbeit der Convention dar. An einer Pattstellung angelangt, konnte man sich schließlich diesbezüglich im Kompromißweg einigen. Die nördlichen Staaten stimmten dem Sklavenhandel für weitere 20 Jahre zu, und die Südstaaten erkärten sich mit einer Regelung, nach der der Kongreß Gesetze, die den Handel regeln, mit einfacher Mehrheit verabschieden konnte,
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einverstanden. Am 17. September 1787 unterzeichneten neununddreißig der fünfundfünfzig Delegierten die neue Verfassung, die weniger als 6.000 Worte umfaßt und auf Grund ihres logisch strukturierten Aufbaues und der geschickten Formulierung wohl zu Recht den Ruf, eine der besten Verfassungen dieser Erde zu sein, genießt. Zwar war kein Delegierter ausnahmslos zufrieden, und doch stimmte die Mehrheit der Delegierten mit Benjamin Franklin überein, der an den Vorsitzenden George Washington gewandt feststellte: "Ich stimme, Sir, dieser Verfassung zu, weil ich keine bessere erwarte, und weil ich nicht sicher bin, ob dies nicht doch die beste ist. Die Ansichten die ich über ihre Fehler hatte, opfere ich dem allgemeinen Wohl." Der Verfassungsentwurf wurde schließlich vom Vorsitzenden der Constitutional Convention an die dreizehn Staatslegislaturen, die dem Modell von Massachusetts folgend (vgl. Dok. 34) eigene Verfassungskonvente ausgeschrieben hatten, in denen sodann die neue Bundesverfassung genehmigt werden konnte, zur Ratifikation weitergeleitet. Am 21. Juni 1788 lag bereits die gemäß Artikel VII der Verfassung erforderliche Zustimmung von neun Staaten vor. (Dabei könnte man argumentieren, daß dieses für das Zustandekommen der Verfassung vorgesehene Verfahren verfassungswidrig war, da die Articles of Confederation bestimmten, daß sie nur von den Parlamenten aller dreizehn Staaten zu ändern sei.) Da sich aber die Staaten Virginia und New York nicht unter den Staaten befanden, die bereits ratifiziert hatten, zögerte man das Inkrafttreten der Verfassung hinaus. Es setzte eine hitzig geführte Ratifikationsdebatte im Staate New York (vgl. Dok. 43) zwischen Befürwortern der Verfassung (Federalists) und Gegnern (Antifederalists) ein, der heute der Status einer quasi authentischen Interpretation zukommt. Die Staaten New York, Virginia und Massachusetts machten schließlich die Ratifikation von der Bedingung abhängig, daß der Verfassung ein Grundrechtekatalog angefügt werde, was schließlich durch die ersten zehn Amendments 1791 geschah. In den Staaten Delaware, New Jersey und Georgia waren die Ratifikationen einstimmig, in der Regel fanden sie aber in den Staaten wie New York, New Hampshire, Rhode Island und Massachusetts nur eine knappe Mehrheit. Die letzten beiden Staaten kamen erst in die Union, als die neue Verfassungsordnung bereits in Geltung war. North Carolina trat im November 1789 und Rhode Island überhaupt erst am 29. Mai 1790 der Union bei, nachdem der Congress angedroht hatte, mit Rhode Island wie mit einer ausländischen Macht umzugehen. Die Verfassung wurde aufgrund der überaus elastisch und anpassungsfähigen Bestimmungen seit ihrem Bestehen bisher nur sechsundzwanzig Mal formell abgeändert. Die sich so bezeichnend vollziehende Kontinuität dieser ältesten noch in Geltung stehenden Verfassung ist in Zeiten der sich rasch wandelnden politischen, sozialen, und wirtschaftlichen Gegebenheiten besonders
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bemerkenswert und ist ein lebendiges Zeugnis für die politische Kultur der Amerikaner. * * * PRÄAMBEL Wir, das Volk der Vereinigten Staaten, von der Absicht geleitet, unseren Bund zu vervollkommnen, die Gerechtigkeit zu verwirklichen, die Ruhe im Innern zu sichern, für die Landesverteidigung zu sorgen, das allgemeine Wohl zu fördern und das Glück der Freiheit uns selbst und unseren Nachkommen zu bewahren, setzen und begründen diese Verfassung für die Vereinigten Staaten von Amerika. ARTIKEL I Abschnitt 1. Alle in dieser Verfassung verliehene gesetzgebende Gewalt ruht im Kongreß der Vereinigten Staaten, der aus einem Senat und einem Repräsentantenhaus besteht. Abschnitt 2. Das Repräsentantenhaus besteht aus Abgeordneten, die alle zwei Jahre in den Einzelstaaten vom Volke gewählt werden. Die Wähler in jedem Staate müssen den gleichen Bedingungen genügen, die für die Wähler der zahlenmäßig stärksten Kammer der gesetzgebenden Körperschaft des Einzelstaats vorgeschrieben sind. Niemand kann Abgeordneter werden, der nicht das Alter von 25 Jahren erreicht hat, sieben Jahre Bürger der Vereinigten Staaten gewesen und zur Zeit seiner Wahl Einwohner desjenigen Staates ist, in dem er gewählt wird. Die Abgeordnetenmandate und die direkten Steuern werden auf die einzelnen Staaten, die diesem Bund angeschlossen sind, im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl verteilt; diese wird ermittelt, indem zur Gesamtzahl der freien Personen, einschließlich der in einem befristeten Dienstverhältnis stehenden, jedoch ausschließlich der nicht besteuerten Indianer, drei Fünftel der Gesamtzahl aller übrigen Personen hinzugezählt werden.1 Die Zählung selbst erfolgt innerhalb von drei Jahren nach dem ersten Zusammentritt des Kongresses der Vereinigten Staaten und dann jeweils alle zehn Jahre nach Maßgabe eines hierfür zu erlassenden Gesetzes. Auf je dreißigtausend Einwohner darf nicht mehr als ein Abgeordneter kommen, doch soll jeder Staat durch wenigstens einen Abgeordneten vertreten sein; bis zur Durchführung dieser Zählung hat der Staat New Hamp1 Absatz 3 durch den XIV. und XVI. Zusatzartikel geändert.
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shire das Recht, drei zu wählen, Massachusetts acht, Rhode Island und Providence Plantations einen, Connecticut fünf, New York sechs, New Jersey vier, Pennsylvania acht, Delaware einen, Maryland sechs, Virginia zehn, North Carolina fünf, South Carolina fünf und Georgia drei.2 Wenn in der Vertretung eines Staates Abgeordnetensitze frei werden, dann schreibt dessen Regierung Ersatzwahlen aus, um die erledigten Mandate neu zu besetzen. Das Repräsentantenhaus wählt aus seiner Mitte einen Präsidenten (Sprecher) und sonstige Parlamentsorgane. Es hat das alleinige Recht, Amtsanklage zu erheben. Abschnitt 3. Der Senat der Vereinigten Staaten besteht aus je zwei Senatoren von jedem Einzelstaat, die von dessen gesetzgebender Körperschaft3 auf sechs Jahre gewählt werden. Jedem Senator steht eine Stimme zu. Unmittelbar nach dem Zusammentritt nach der erstmaligen Wahl soll der Senat so gleichmäßig wie möglich in drei Gruppen aufgeteilt werden. Die Senatoren der ersten Gruppe haben nach Ablauf von zwei Jahren ihr Mandat niederzulegen, die der zweiten Gruppe nach Ablauf von vier Jahren und die der dritten Gruppe nach Ablauf von sechs Jahren, so daß jedes zweite Jahr ein Drittel neu zu wählen ist. Falls durch Rücktritt oder aus einem anderen Grunde außerhalb der Tagungsperiode der gesetzgebenden Körperschaft eines Einzelstaates Sitze frei werden, kann dessen Regierung vorläufige Ernennungen vornehmen, bis die gesetzgebende Körperschaft bei ihrem nächsten Zusammentritt die erledigten Mandate wieder besetzt.4 Niemand kann Senator werden, der nicht das Alter von 30 Jahren erreicht hat, neun Jahre Bürger der Vereinigten Staaten gewesen und zur Zeit seiner Wahl Einwohner desjenigen Staates ist, für den er gewählt wird. Der Vizepräsident der Vereinigten Staaten ist Präsident des Senats. Er hat jedoch kein Stimmrecht, ausgenommen im Falle der Stimmengleichheit. Der Senat wählt seine sonstigen Parlamentsorgane und auch einen Interimspräsidenten für den Fall, daß der Vizepräsident abwesend ist oder das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten wahrnimmt.
2 Letzter Satz überholt. 3 Durch den XVII. Zusatzartikel geändert. 4 Durch den XVII. Zusatzartikel geändert.
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Der Senat hat das alleinige Recht, über alle Amtsanklagen zu befinden. Wenn er zu diesem Zwecke zusammentritt, stehen die Senatoren unter Eid oder eidesstattlicher Verantwortlichkeit. Bei Verfahren gegen den Präsidenten der Vereinigten Staaten führt der Oberste Bundesrichter den Vorsitz. Niemand darf ohne Zustimmung von zwei Dritteln der anwesenden Mitglieder schuldig gesprochen werden. In Fällen von Amtsanklagen lautet der Spruch höchstens auf Entfernung aus dem Amte und Aberkennung der Befähigung, ein Ehrenamt, eine Vertrauensstellung oder ein besoldetes Amt im Dienste der Vereinigten Staaten zu bekleiden oder auszuüben. Der für schuldig Befundene ist desungeachtet der Anklageerhebung, dem Strafverfahren, der Verurteilung und Strafverbüßung nach Maßgabe der Gesetze ausgesetzt und unterworfen. Abschnitt 4. Zeit, Ort und Art der Durchführung der Senatoren- und Abgeordnetenwahlen werden in jedem Staate durch dessen gesetzgebende Körperschaft bestimmt. Jedoch kann der Kongreß jederzeit selbst durch Gesetz solche Bestimmungen erlassen oder ändern; nur die Orte der Durchführung der Senatorenwahlen sind davon ausgenommen. Der Kongreß tritt wenigstens einmal in jedem Jahre zusammen, und zwar am ersten Montag im Dezember,5 falls er nicht durch Gesetz einen anderen Tag bestimmt. Abschnitt 5. Jedem Haus obliegt selbst die Überprüfung der Wahlen, der Abstimmungsergebnisse und der Wählbarkeitsvoraussetzungen seiner eigenen Mitglieder. In jedem Hause ist die Anwesenheit der Mehrheit der Mitglieder zu Beschlußfähigkeit erforderlich. Eine kleinere Zahl Anwesender darf jedoch die Sitzung von einem Tag auf den anderen vertagen und kann ermächtigt werden, das Erscheinen abwesender Mitglieder in der von jedem Haus vorgesehenen Form und mit dementsprechender Strafandrohung zu erzwingen. Jedes Haus kann sich eine Geschäftsordnung geben, seine Mitglieder wegen ordnungswidrigen Verhaltens bestrafen und mit Zweidrittelmehrheit ein Mitglied ausschließen. Jedes Haus führt ein fortlaufendes Verhandlungsprotokoll, das von Zeit zu Zeit zu veröffentlichen ist, ausgenommen solche Teile, die nach seinem Ermessen Geheimhaltung erfordern; die Ja- und die Nein-Stimmen der Mitglieder
5 Durch den XX. Zusatzartikel geändert.
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jedes Hauses zu jedweder Frage sind auf Antrag eines Fünftels der Anwesenden im Verhandlungsprotokoll zu vermerken. Keines der beiden Häuser darf sich während der Sitzungsperiode des Kongresses ohne Zustimmung des andern auf mehr als drei Tage vertagen, noch an einem anderen als dem für beide Häuser bestimmten Sitzungsort zusammentreten. Abschnitt 6. Die Senatoren und Abgeordneten erhalten für ihre Tätigkeit eine Entschädigung, die gesetzlich festgelegt und vom Schatzamt der Vereinigten Staaten ausbezahlt werden soll. Sie sind in allen Fällen, außer bei Verrat, Verbrechen und Friedensbruch, vor Verhaftung geschützt, solange sie an einer Sitzung ihres jeweiligen Hauses teilnehmen oder sich auf dem Wege dorthin oder auf dem Heimweg befinden; kein Mitglied darf wegen seiner Reden oder Äußerungen in einem der Häuser andernorts zur Rechenschaft gezogen werden. Kein Senator oder Abgeordneter darf während der Zeit, für die er gewählt wurde, in irgendeine Beamtenstellung im Dienste der Vereinigten Staaten berufen werden, die während dieser Zeit geschaffen oder mit erhöhten Bezügen ausgestattet wurde; und niemand, der ein Amt im Dienste der Vereinigten Staaten bekleidet, darf während seiner Amtsdauer Mitglied eines der beiden Häuser sein. Abschnitt 7. Alle Gesetzesvorlagen zur Aufbringung von Haushaltsmitteln gehen vom Repräsentantenhaus aus; der Senat kann jedoch wie bei anderen Gesetzesvorlagen Abänderungs- und Ergänzungsvorschläge einbringen. Jede Gesetzesvorlage wird nach ihrer Verabschiedung durch das Repräsentantenhaus und den Senat, ehe sie Gesetzeskraft erlangt, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten vorgelegt. Wenn er sie billigt, so soll er sie unterzeichnen, andernfalls jedoch mit seinen Einwendungen an jenes Haus zurückverweisen, von dem sie ausgegangen ist; dieses nimmt die Einwendungen ausführlich zu Protokoll und tritt erneut in die Beratung ein. Wenn nach dieser erneuten Lesung zwei Drittel des betreffenden Hauses für die Verabschiedung der Vorlage stimmen, so wird sie zusammen mit den Einwendungen dem anderen Hause zugesandt, um dort gleichfalls erneut beraten zu werden; wenn sie die Zustimmung von zwei Dritteln auch dieses Hauses findet, wird sie Gesetz. In allen solchen Fällen aber erfolgt die Abstimmung in beiden Häusern nach Ja- und Nein-Stimmen, und die Namen derer, die für und gegen die Gesetzesvorlage stimmen, werden im Protokoll des betreffenden Hauses vermerkt. Falls eine Gesetzesvorlage vom Präsidenten nicht innerhalb von zehn Tagen (Sonntage nicht eingerechnet) nach Übermittlung zurückgegeben wird, erlangt sie in gleicher Weise Gesetzes-
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kraft, als ob er sie unterzeichnet hätte, es sei denn, daß der Kongreß durch Vertagung die Rückgabe verhindert hat; in diesem Fall erlangt sie keine Gesetzeskraft. Jede Anordnung, Entschließung oder Abstimmung, für die Übereinstimmung von Senat und Repräsentantenhaus erforderlich ist (ausgenommen zur Frage einer Vertagung), muß dem Präsidenten der Vereinigten Staaten vorgelegt und, ehe sie wirksam wird, von ihm gebilligt werden; falls er ihre Billigung ablehnt, muß sie von Senat und Repräsentantenhaus mit Zweidrittelmehrheit nach Maßgabe der für Gesetzesvorlagen vorgeschriebenen Regeln und Fristen neuerlich verabschiedet werden. Abschnitt 8. Der Kongreß hat das Recht: Steuern, Zölle, Abgaben und Akzisen aufzuerlegen und einzuziehen, um für die Erfüllung der Zahlungsverpflichtungen, für die Landesverteidigung und das allgemeine Wohl der Vereinigten Staaten zu sorgen; alle Zölle, Abgaben und Akzisen sind aber für das gesamte Gebiet der Vereinigten Staaten einheitlich festzusetzen; auf Rechnung der Vereinigten Staaten Kredit aufzunehmen; den Handel mit fremden Ländern, zwischen den Einzelstaaten und mit den Indianerstämmen zu regeln; für das gesamte Gebiet der Vereinigten Staaten eine einheitliche Einbürgerungsordnung und ein einheitliches Konkursrecht zu schaffen; Münzen zu prägen, ihren Wert und den fremder Währungen zu bestimmen und Maße und Gewichte zu normen; Strafbestimmungen für die Fälschung von Staatsobligationen und gültigen Zahlungsmitteln der Vereinigten Staaten zu erlassen; Postämter und Poststraßen einzurichten; den Fortschritt von Kunst und Wissenschaft dadurch zu fördern, daß Autoren und Erfindern für beschränkte Zeit das ausschließliche Recht an ihren Publikationen und Entdeckungen gesichert wird; dem Obersten Bundesgericht nachgeordnete Gerichte zu bilden; Seeräuberei und andere Kapitalverbrechen auf hoher See sowie Verletzungen des Völkerrechts begrifflich zu bestimmen und zu ahnden;
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Krieg zu erklären, Kaperbriefe auszustellen und Vorschriften über das Prisenund Beuterecht zu Wasser und zu Lande zu erlassen; Armeen aufzustellen und zu unterhalten; die Bewilligung von Geldmitteln hierfür soll jedoch nicht für länger als auf zwei Jahre erteilt werden; eine Flotte zu bauen und zu unterhalten; Reglements für Führung und Dienst der Land- und Seestreitkräfte zu erlassen; Vorkehrungen für das Aufgebot der Miliz zu treffen, um den Bundesgesetzen Geltung zu verschaffen, Aufstände zu unterdrücken und Invasionen abzuwehren; Vorkehrungen zu treffen für Aufbau, Bewaffnung und Ausbildung der Miliz und die Führung derjenigen ihrer Teile, die im Dienst der Vereinigten Staaten Verwendung finden, wobei jedoch den Einzelstaaten die Ernennung der Offiziere und die Aufsicht über die Ausbildung der Miliz nach den Vorschriften des Kongresses vorbehalten bleiben; die ausschließliche und uneingeschränkte Gesetzgebung für jenes Gebiet (das nicht größer als zehn Quadratmeilen sein soll) auszuüben, das durch Abtretung seitens einzelner Staaten und Annahme seitens des Kongresses zum Sitz der Regierung der Vereinigten Staaten ausersehen wird, und gleiche Hoheitsrechte in allen Gebieten auszuüben, die zwecks Errichtung von Befestigungen, Magazinen, Arsenalen, Werften und anderen notwendigen Bauwerken mit Zustimmung der gesetzgebenden Körperschaft desjenigen Staates, in dem diese angelegt werden sollen, angekauft werden; – und alle zur Ausübung der vorstehenden Befugnisse und aller anderen Rechte, die der Regierung der Vereinigten Staaten, einem ihrer Zweige oder einem einzelnen Beamten auf Grund dieser Verfassung übertragen sind, notwendigen und zweckdienlichen Gesetze zu erlassen. Abschnitt 9. Die Einwanderung oder Hereinholung solcher Personen, deren Zulassung einer der derzeit bestehenden Staaten für angebracht hält, darf vom Kongreß vor dem Jahre 1808 nicht verboten werden, doch kann eine solche Hereinholung mit Steuer oder Zoll von nicht mehr als zehn Dollar für jede Person belegt werden.6 Der Anspruch eines Verhafteten auf Ausstellung eines richterlichen Vorführungsbefehls darf nicht suspendiert werden, es sei denn, daß die öffentliche Sicherheit dies im Falle eines Aufstandes oder einer Invasion erforderlich macht. 6 Überholt.
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Kein Ausnahmegesetz, das eine Verurteilung ohne Gerichtsverfahren zum Inhalt hat, oder Strafgesetz mit rückwirkender Kraft soll verabschiedet werden. Kopfsteuern oder sonstige direkte Steuern dürfen nur nach Maßgabe der Ergebnisse der Schätzung oder Volkszählung, wie im vorhergehenden angeordnet, auferlegt werden.7 Waren, die aus einem Einzelstaat ausgeführt werden, dürfen nicht mit Steuern oder Zöllen belegt werden. Eine Begünstigung der Häfen eines Einzelstaates gegenüber denen eines anderen durch handels- oder abgabenrechtliche Vorschriften darf nicht gewährt werden; und Schiffe mit Bestimmungs- oder Abgangshafen in einem der Staaten dürfen nicht gezwungen werden, in einem anderen anzulegen, zu klarieren oder Gebühren zu entrichten. Geld darf der Staatskasse nur auf Grund gesetzlicher Bewilligungen entnommen werden; über alle Einkünfte und Ausgaben der öffentlichen Hand ist der Öffentlichkeit von Zeit zu Zeit ordnungsgemäß Rechnung zu legen. Adelstitel dürfen durch die Vereinigten Staaten nicht verliehen werden. Niemand, der ein besoldetes oder Ehrenamt in ihrem Dienst bekleidet, darf ohne Zustimmung des Kongresses ein Geschenk, Entgelt, Amt oder einen Titel irgendeiner Art von einem König, Fürsten oder fremden Staat annehmen. Abschnitt 10. Kein Einzelstaat darf einem Vertrag, Bündnis oder einer Konföderation beitreten, Kaperbriefe ausstellen, Münzen prägen, Banknoten ausgeben, etwas anderes als Gold- und Silbermünzen zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklären, ein Ausnahmegesetz, das eine Verurteilung ohne Gerichtsverfahren zum Inhalt hat, oder ein Strafgesetz mit rückwirkender Kraft oder ein Gesetz, das Vertragsverpflichtungen beeinträchtigt, verabschieden oder einen Adelstitel verleihen. Kein Einzelstaat darf ohne Zustimmung des Kongresses Abgaben oder Zölle auf Ein- oder Ausfuhr legen, soweit dies nicht zur Durchführung der Überwachungsgesetze unbedingt nötig ist; über den Reinertrag, der einem Staat aus Zöllen und Abgaben auf Ein- oder Ausfuhr zufließt, verfügt das Schatzamt der Vereinigten Staaten; alle derartigen Gesetze unterliegen der Revisions- und Aufsichtsbefugnis des Kongresses.
7 Vgl. den XVI. Zusatzartikel.
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Kein Staat darf ohne Zustimmung des Kongresses Tonnengelder erheben, in Friedenszeiten Truppen oder Kriegsschiffe unterhalten, Vereinbarungen oder Verträge mit einem der anderen Staaten oder mit einer fremden Macht schließen oder sich in einen Krieg einlassen, es sei denn, er werde tatsächlich angegriffen oder die Gefahr drohe so unmittelbar, daß sie keinen Aufschub duldet. ARTIKEL II Abschnitt 1. Die vollziehende Gewalt liegt bei dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Seine Amtszeit beträgt vier Jahre, und er wird zugleich mit dem für dieselbe Amtsperiode zu wählenden Vizepräsidenten auf folgende Weise gewählt: Jeder Einzelstaat bestimmt in der von seiner gesetzgebenden Körperschaft vorgeschriebene Weise eine Anzahl von Wahlmännern, die der Gesamtzahl der dem Staat im Kongreß zustehenden Senatoren und Abgeordneten gleich ist; jedoch darf kein Senator oder Abgeordneter oder eine Person, die ein besoldetes oder Ehrenamt im Dienste der Vereinigten Staaten bekleidet, zum Wahlmann bestellt werden. Die Wahlmänner treten in ihren Staaten zusammen und stimmen durch Stimmzettel für zwei Personen, von denen mindestens eine nicht Einwohner desselben Staates sein darf wie sie selbst. Sie führen in einer Liste alle Personen auf, für die Stimmen abgegeben worden sind, und die Anzahl der ihnen zugefallenen Stimmen; diese Liste unterzeichnen und beglaubigen sie und übersenden sie versiegelt an den Sitz der Regierung der Vereinigten Staaten, zu Händen des Senatspräsidenten. Der Präsident des Senats öffnet vor Senat und Repräsentantenhaus alle diese beglaubigten Listen; anschließend sind die Stimmen zu zählen. Derjenige, der die größte Stimmenzahl auf sich vereinigt, soll Präsident sein, wenn diese Zahl der Mehrheit der Gesamtzahl der bestellten Wahlmänner entspricht; wenn aber mehrere eine derartige Mehrheit erreichen und die gleiche Anzahl von Stimmen erhalten, dann soll das Repräsentantenhaus sogleich einen von ihnen durch Stimmzettel zum Präsidenten wählen; und wenn niemand eine derartige Mehrheit erreicht hat, soll das genannte Haus in gleicher Weise aus den fünf führenden Personen auf der Liste den Präsidenten wählen. Bei dieser Präsidentschaftsstichwahl wird jedoch nach Staaten abgestimmt, wobei die Vertretung jedes Staates eine Stimme hat; zur Beschlußfähigkeit ist für diesen Zweck die Anwesenheit von je einem oder mehreren Abgeordneten von zwei Dritteln der Staaten und zum Wahlentscheid eine Mehrheit aller Einzelstaaten erforderlich. In jedem Fall soll nach der Wahl des Präsidenten derjenige, der die größte Anzahl der Wahlmännerstimmen auf sich vereinigt, Vizepräsident sein. Wenn
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aber zwei oder mehrere die gleiche Stimmenzahl aufweisen, soll der Senat unter ihnen durch Stimmzettel den Vizepräsidenten auswählen.8 Der Kongreß kann den Zeitpunkt für die Wahl der Wahlmänner und den Tag ihrer Stimmenabgabe festsetzen; dieser Tag soll im ganzen Bereich der Vereinigten Staaten derselbe sein. In das Amt des Präsidenten können nur in den Vereinigten Staaten geborene Bürger oder Personen, die zur Zeit der Annahme dieser Verfassung Bürger der Vereinigten Staaten waren, gewählt werden; es kann niemand in dieses Amt gewählt werden, der nicht das Alter von 35 Jahren erreicht und seinen Wohnsitz seit 14 Jahren im Gebiete der Vereinigten Staaten gehabt hat. Im Falle der Amtsenthebung des Präsidenten oder seines Todes, Rücktritts oder der Unfähigkeit zur Wahrnehmung der Befugnisse und Obliegenheiten seines Amtes geht es auf den Vizepräsidenten über. Der Kongreß kann durch Gesetz für den Fall der Amtsenthebung, des Todes, des Rücktritts oder der Amtsunfähigkeit sowohl des Präsidenten als auch des Vizepräsidenten Vorsorge treffen und bestimmen, welcher Beamte dann die Geschäfte des Präsidenten wahrnehmen soll, und dieser Beamte versieht dann die Geschäfte so lange, bis die Amtsunfähigkeit behoben oder ein Präsident gewählt worden ist.9 Der Präsident erhält zu festgesetzten Zeiten für seine Dienste eine Vergütung. Diese darf während der Zeit, für die er gewählt ist, weder vermehrt noch vermindert werden, und er darf während dieses Zeitraumes auch keine sonstigen Einkünfte von den Vereinigten Staaten oder einem der Einzelstaaten beziehen. Ehe er sein Amt antritt, soll er diesen Eid oder dieses Gelöbnis leisten: "Ich schwöre (oder gelobe) feierlich, daß ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten getreulich verwalten und die Verfassung der Vereinigten Staaten nach besten Kräften erhalten, schützen und verteidigen will." Abschnitt 2. Der Präsident ist Oberbefehlshaber der Armee und der Flotte der Vereinigten Staaten und der Miliz der Einzelstaaten, wenn diese zur aktiven Dienstleistung für die Vereinigten Staaten aufgerufen wird; er kann von den Leitern der einzelnen Abteilungen der Bundesregierung die schriftliche Stellungnahme zu Angelegenheiten aus dem Dienstbereich der betreffenden Behörde verlangen, und er hat, außer in Amtsanklagefällen, das Recht, Strafaufschub und Begnadigung für Straftaten gegen die Vereinigten Staaten zu gewähren. 8 Durch den XII. Zusatzartikel ersetzt. 9 Vgl. den XX. Zusatzartikel.
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Er hat das Recht, auf Anraten und mit Zustimmung des Senats Verträge zu schließen, vorausgesetzt, daß zwei Drittel der anwesenden Senatoren zustimmen. Er nominiert auf Anraten und mit Zustimmung des Senats Botschafter, Gesandte und Konsuln, die Richter des Obersten Bundesgerichts und alle sonstigen Beamten der Vereinigten Staaten, deren Bestellung hierin nicht anderweitig geregelt ist und deren Ämter durch Gesetz geschaffen werden; doch kann der Kongreß nach seinem Ermessen die Ernennung von unteren Beamten durch Gesetz dem Präsidenten allein, den Gerichtshöfen oder den Leitern der Bundesbehörden übertragen. Der Präsident hat die Befugnis, alle während der Senatsferien freiwerdenden Beamtenstellen im Wege des Amtsauftrags zu besetzen, der mit dem Ende der nächsten Sitzungsperiode erlischt. Abschnitt 3. Er hat von Zeit zu Zeit dem Kongreß über die Lage der Union Bericht zu erstatten und Maßnahmen zur Beratung zu empfehlen, die er für notwendig und nützlich erachtet. Er kann bei außerordentlichen Anlässen beide oder eines der Häuser einberufen, und er kann sie, falls sie sich über die Zeit der Vertagung nicht einigen können, bis zu einem ihm geeignet erscheinenden Zeitpunkt vertagen. Er empfängt Botschafter und Gesandte. Er hat Sorge zu tragen, daß die Gesetze gewissenhaft vollzogen werden, und er erteilt allen Beamten der Vereinigten Staaten die Ernennungsurkunden. Abschnitt 4. Der Präsident, der Vizepräsident und alle Zivilbeamten der Vereinigten Staaten werden ihres Amtes enthoben, wenn sie wegen Verrats, Bestechung oder anderer Verbrechen und Vergehen unter Amtsanklage gestellt und für schuldig befunden worden sind. ARTIKEL III Abschnitt 1. Die richterliche Gewalt der Vereinigten Staaten liegt bei einem Obersten Bundesgericht und bei solchen unteren Gerichten, deren Errichtung der Kongreß von Fall zu Fall anordnen wird. Die Richter sowohl des Obersten Bundesgerichts als auch der unteren Gerichte sollen im Amte bleiben, solange ihre Amtsführung einwandfrei ist, und zu bestimmten Zeiten für ihre Dienste eine Vergütung erhalten, die während ihrer Amtsdauer nicht herabgesetzt werden darf. Abschnitt 2. Die richterliche Gewalt erstreckt sich auf alle Fälle nach dem Gesetzes- und dem Billigkeitsrecht, die sich aus dieser Verfassung, den Gesetzen der Vereinigten Staaten und den Verträgen ergeben, die in ihrem Namen abgeschlossen wurden oder künftig geschlossen werden; – auf alle Fälle der Admira-
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litäts- und Seegerichtsbarkeit; – auf Streitigkeiten, in denen die Vereinigten Staaten Streitpartei sind; – auf Streitigkeiten zwischen zwei oder mehreren Einzelstaaten, – zwischen einem Einzelstaat und den Bürgern eines anderen Einzelstaates;10 – zwischen Bürgern verschiedener Einzelstaaten; – zwischen Bürgern desselben Einzelstaates, die auf Grund von Zuweisungen seitens verschiedener Einzelstaaten Ansprüche auf Land erheben; – und zwischen einem Einzelstaat oder dessen Bürgern und fremden Staaten, Bürgern oder Untertanen. In allen Fällen, die Botschafter, Gesandte und Konsuln betreffen, und in solchen, in denen ein Einzelstaat Partei ist, übt das Oberste Bundesgericht ursprüngliche Gerichtsbarkeit aus. In allen anderen zuvor erwähnten Fällen ist das Oberste Bundesgericht Appellationsinstanz sowohl hinsichtlich der rechtlichen als auch der Tatsachenbeurteilung gemäß den vom Kongreß festzulegenden Ausnahme- und Verfahrensbestimmungen. Alle Strafverfahren mit Ausnahme von Fällen der Amtsanklage sind von einem Geschworenengericht durchzuführen, und die Verhandlung findet in dem Einzelstaat statt, in dem die fragliche Straftat begangen worden ist. Wenn eine Straftat aber nicht im Gebiet eines der Einzelstaaten begangen worden ist, so findet die Verhandlung an dem Ort oder den Orten statt, die der Kongreß durch Gesetz bestimmen wird. Abschnitt 3. Als Verrat gegen die Vereinigten Staaten gilt nur die Kriegführung gegen sie oder die Unterstützung ihrer Feinde durch Hilfeleistung und Begünstigung. Niemand darf des Verrates schuldig befunden werden, es sei denn auf Grund der Aussage zweier Zeugen über dieselbe offenkundige Handlung oder auf Grund eines Geständnisses in öffentlicher Gerichtssitzung. Der Kongreß hat das Recht, die Strafe für Verrat festzusetzen. Die Rechtsfolgen des Verrats sollen jedoch nicht über die Lebenszeit des Verurteilten hinaus Ehrverlust oder Vermögensverfall bewirken. ARTIKEL IV Abschnitt 1. Gesetze, Urkunden und richterliche Entscheidungen jedes Einzelstaates genießen in jedem anderen Staat volle Würdigung und Anerkennung. Der Kongreß kann durch allgemeine Gesetzgebung bestimmen, in welcher Form der Nachweis derartiger Gesetze, Urkunden und richterlicher Entscheidungen zu führen ist und welche Geltung ihnen zukommt. 10 Durch den XI. Zusatzartikel eingeschränkt.
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Abschnitt 2. Die Bürger eines jeden Einzelstaates genießen alle Vorrechte und Freiheiten der Bürger anderer Einzelstaaten.11 Wer in irgendeinem Einzelstaate des Verrats oder eines Verbrechens oder Vergehens angeklagt wird, sich der Strafverfolgung durch Flucht entzieht und in einem anderen Staat aufgegriffen wird, muß auf Verlangen der Regierung des Staates, aus dem er entflohen ist, ausgeliefert und nach dem Staat geschafft werden, unter dessen Gerichtsbarkeit dieses Verbrechen fällt. Niemand, der in einem Einzelstaate nach dessen Gesetzen zu Dienst oder Arbeit verpflichtet ist und in einen anderen Staat entflieht, darf auf Grund dort geltender Gesetze oder Bestimmungen von dieser Dienst- oder Arbeitspflicht befreit werden. Er ist vielmehr auf Verlangen desjenigen, dem er zu Dienst oder Arbeit verpflichtet ist, auszuliefern.12 Abschnitt 3. Neue Staaten können vom Kongreß in diesen Bund aufgenommen werden. Jedoch darf kein neuer Staat innerhalb des Hoheitsbereichs eines anderen Staates gebildet oder errichtet werden. Auch darf kein neuer Staat durch die Vereinigung von zwei oder mehr Einzelstaaten oder Teilen von Einzelstaaten ohne die Zustimmung sowohl der gesetzgebenden Körperschaften der betreffenden Einzelstaaten als auch des Kongresses gebildet werden. Der Kongreß hat das Recht, über die Ländereien und sonstiges Eigentum der Vereinigten Staaten zu verfügen und alle erforderlichen Anordnungen und Vorschriften hierüber zu erlassen; und keine Bestimmung dieser Verfassung soll so ausgelegt werden, daß durch sie Ansprüche der Vereinigten Staaten oder irgendeines Einzelstaates präjudiziert würden. Abschnitt 4. Die Vereinigten Staaten gewährleisten jedem Staat innerhalb dieses Bundes eine republikanische Regierungsform; sie schützen jeden von ihnen gegen feindliche Einfälle und auf Antrag seiner gesetzgebenden Körperschaft oder Regierung (wenn die gesetzgebende Körperschaft nicht einberufen werden kann) auch gegen innere Gewaltakte. ARTIKEL V Der Kongreß schlägt, wenn beide Häuser es mit Zweidrittelmehrheit für notwendig halten, Verfassungsänderungen vor oder beruft auf Ansuchen der gesetzgebenden Körperschaften von zwei Dritteln der Einzelstaaten einen Konvent zur Ausarbeitung von Abänderungsvorschlägen ein, die in beiden Fällen nach 11 Durch den XIV. Zusatzartikel erweitert. 12 Durch den XIII. Zusatzartikel überholt.
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Sinn und Absicht als Teile dieser Verfassung Rechtskraft erlangen, wenn sie in drei Vierteln der Einzelstaaten von den gesetzgebenden Körperschaften oder den Konventen ratifiziert werden, je nachdem, welche Form der Ratifikation vom Kongreß vorgeschlagen wird. Jedoch darf keine Abänderung vor dem Jahre 1808 in irgendeiner Weise den 1. und 4. Absatz des 9. Abschnittes des I. Artikels berühren;13 und keinem Staat darf ohne seine Zustimmung das gleiche Stimmrecht im Senat entzogen werden. ARTIKEL VI Alle vor Annahme dieser Verfassung aufgelaufenen Schulden und eingegangenen Verpflichtungen sind für die Vereinigten Staaten unter dieser Verfassung ebenso rechtsverbindlich wie unter den Konföderationsartikeln.14 Diese Verfassung, die in ihrem Verfolg zu erlassenden Gesetze der Vereinigten Staaten sowie alle im Namen der Vereinigten Staaten abgeschlossenen oder künftig abzuschließenden Verträge sind das oberste Gesetz des Landes; und die Richter in jedem Einzelstaat sind ungeachtet entgegenstehender Bestimmungen in der Verfassung oder den Gesetzen eines Einzelstaates daran gebunden. Die vorerwähnten Senatoren und Abgeordneten, die Mitglieder der gesetzgebenden Körperschaften der Einzelstaaten und alle Verwaltungs- und Justizbeamten sowohl der Vereinigten Staaten als auch der Einzelstaaten haben sich durch Eid oder Gelöbnis zur Wahrung dieser Verfassung zu verpflichten. Doch darf niemals ein religiöser Bekenntnisakt zur Bedingung für den Antritt eines Amtes oder einer öffentlichen Vertrauensstellung im Dienst der Vereinigten Staaten gemacht werden. ARTIKEL VII Die Ratifikation durch neun Staatskonvente ist ausreichend, diese Verfassung für die ratifizierenden Staaten in Kraft zu setzen. Gegeben im Konvent mit einmütiger Zustimmung der anwesenden Staaten am 17. Tage des Monats September im Jahre des Herrn 1787 und im 12. Jahre der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika; zu Urkund dessen wir hier unsere Namen unterzeichnen. Go. Washington Präsident und Abgeordneter von Virginia 13 Überholt. 14 Durch den XIV. Zusatzartikel erweitert.
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NEW HAMPSHIRE: John Langdon; Nicholas Gilman MASSACHUSETTS: Nathaniel Gorham; Rufus King CONNECTICUT: Wm. Saml. Johnson; Roger Sherman NEW YORK: Alexander Hamilton NEW JERSEY: Wil. Livingston; David Brearley; Wm. Paterson; Jona. Dayton PENNSYLVANIA: B. Franklin; Thomas Mifflin; Robt. Morris; Geo. Clymer; Thos. FitzSimons; Jared Ingersoll; James Wilson; Gouv. Morris DELAWARE: Geo. Read; Gunning Bedford, jun.; John Dickinson; Richard Bassett; Jaco. Broom MARYLAND: James McHenry; Dan of St. Thos. Jenifer; Danl. Carroll VIRGINIA: John Blair; James Madison, Jr. NORTH CAROLINA: Wm. Blount; Richd. Dobbs Spaight; Hu. Williamson SOUTH CAROLINA: J. Rutledge; Charles Cotesworth Pinckney; Charles Pinckney; Pierce Butler GEORGIA: William Few; Abr. Baldwin DIE ZUSATZARTIKEL DER VERFASSUNG ZUSATZARTIKEL I15 Der Kongreß darf kein Gesetz erlassen, das die Einführung einer Staatsreligion zum Gegenstand hat, die freie Religionsausübung verbietet, die Rede- oder Pressefreiheit oder das Recht des Volkes einschränkt, sich friedlich zu versam15 Die Zusatzartikel I–X bilden die sogenannte "Bill of Rights" und sind 1791 in Kraft getreten.
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meln und die Regierung durch Petition um Abstellung von Mißständen zu ersuchen. ZUSATZARTIKEL II Da eine gut ausgebildete Miliz für die Sicherheit eines freien Staates erforderlich ist, darf das Recht des Volkes, Waffen zu besitzen und zu tragen, nicht beeinträchtigt werden. ZUSATZARTIKEL III Kein Soldat darf in Friedenszeiten ohne Zustimmung des Eigentümers in einem Hause einquartiert werden und in Kriegszeiten nur in der gesetzlich vorgeschriebenen Weise. ZUSATZARTIKEL IV Das Recht des Volkes auf Sicherheit der Person und der Wohnung, der Urkunden und des Eigentums, vor willkürlicher Durchsuchung, Verhaftung und Beschlagnahme darf nicht verletzt werden, und Haussuchungs- und Haftbefehle dürfen nur bei Vorliegen eines eidlich oder eidesstattlich erhärteten Rechtsgrundes ausgestellt werden und müssen die zu durchsuchende Örtlichkeit und die in Gewahrsam zu nehmenden Personen oder Gegenstände genau bezeichnen. ZUSATZARTIKEL V Niemand darf wegen eines Kapitalverbrechens oder eines sonstigen schimpflichen Verbrechens zur Verantwortung gezogen werden, es sei denn auf Grund eines Antrages oder einer Anklage durch ein Großes Geschworenengericht. Hiervon ausgenommen sind Fälle, die sich bei den Land- oder Seestreitkräften oder bei der Miliz ereignen, wenn diese in Kriegszeit oder bei öffentlichem Notstand im aktiven Dienst stehen. Niemand darf wegen derselben Straftat zweimal durch ein Verfahren in Gefahr des Leibes und des Lebens gebracht werden. Niemand darf in einem Strafverfahren zur Aussage gegen sich selbst gezwungen noch des Lebens, der Freiheit oder des Eigentums ohne vorheriges ordentliches Gerichtsverfahren nach Recht und Gesetz beraubt werden. Privateigentum darf nicht ohne angemessene Entschädigung für öffentliche Zwecke eingezogen werden. ZUSATZARTIKEL VI In allen Strafverfahren hat der Angeklagte Anspruch auf einen unverzüglichen und öffentlichen Prozeß vor einem unparteiischen Geschworenengericht desjenigen Staates und Bezirks, in welchem die Straftat begangen wurde, wobei der zuständige Bezirk vorher auf gesetzlichem Wege zu ermitteln ist. Er hat weiterhin
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Anspruch darauf, über die Art und Gründe der Anklage unterrichtet und den Belastungszeugen gegenübergestellt zu werden, sowie auf Zwangsvorladung von Entlastungszeugen und einen Rechtsbeistand zu seiner Verteidigung. ZUSATZARTIKEL VII In Zivilprozessen, in denen der Streitwert zwanzig Dollar übersteigt, besteht ein Anrecht auf ein Verfahren vor einem Geschworenengericht, und keine Tatsache, über die von einem derartigen Gericht befunden wurde, darf von einem Gerichtshof der Vereinigten Staaten nach anderen Regeln als denen des gemeinen Rechts erneut einer Prüfung unterzogen werden. ZUSATZARTIKEL VIII Übermäßige Bürgschaften dürfen nicht gefordert, übermäßige Geldstrafen nicht auferlegt und grausame oder ungewöhnliche Strafen nicht verhängt werden. ZUSATZARTIKEL IX Die Aufzählung bestimmter Rechte in der Verfassung darf nicht dahin gehend ausgelegt werden, daß durch sie andere dem Volke vorbehaltene Rechte versagt oder eingeschränkt werden. ZUSATZARTIKEL X Die Machtbefugnisse, die von der Verfassung weder den Vereinigten Staaten übertragen noch den Einzelstaaten entzogen werden, bleiben den Einzelstaaten oder dem Volke vorbehalten. ZUSATZARTIKEL XI16 Die richterliche Gewalt der Vereinigten Staaten darf nicht dahin gehend ausgelegt werden, daß sie sich auf Klagen nach dem Gesetzes- oder Billigkeitsrecht erstreckt, die gegen einen der Vereinigten Staaten von Bürgern eines anderen Einzelstaates oder von Bürgern oder Untertanen eines ausländischen Staates angestrengt oder durchgefochten werden. ZUSATZARTIKEL XII17 Die Wahlmänner treten in ihren Staaten zusammen und stimmen durch Stimmzettel für einen Präsidenten und einen Vizepräsidenten, von denen mindestens einer nicht Einwohner desselben Staates sein darf wie sie selbst. Sie be16 1798 in Kraft getreten. 17 1804 in Kraft getreten.
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zeichnen auf ihrem Stimmzettel die Person, die sie zum Präsidenten wählen wollen, und auf einem gesonderten Zettel die Person, die sie zum Vizepräsidenten wählen wollen. Sie führen in getrennten Listen alle Personen auf, die Stimmen für die Präsidentschaft und für die Vizepräsidentschaft erhalten haben, und die Anzahl der ihnen zugefallenen Stimmen; diese Listen unterzeichnen, beglaubigen und übersenden sie versiegelt an den Sitz der Regierung der Vereinigten Staaten, zu Händen des Senatspräsidenten. Der Präsident des Senats öffnet vor Senat und Repräsentantenhaus alle diese beglaubigten Listen; anschließend sind die Stimmen zu zählen; derjenige, der die größte Stimmenzahl für die Präsidentschaft auf sich vereinigt, soll Präsident sein, wenn diese Zahl der Mehrheit der Gesamtzahl der bestellten Wahlmänner entspricht; wenn niemand eine derartige Mehrheit erreicht hat, soll das Repräsentantenhaus sogleich aus den höchstenfalls drei Personen, die auf der Liste der für die Präsidentschaft abgegebenen Stimmen die größten Stimmenzahlen aufweisen, durch Stimmzettel den Präsidenten wählen. Bei dieser Präsidentschaftsstichwahl wird jedoch nach Staaten abgestimmt, wobei die Vertretung jedes Staates eine Stimme hat. Zur Beschlußfähigkeit ist für diesen Zweck die Anwesenheit von je einem oder mehreren Mitgliedern von zwei Dritteln der Staaten und zum Wahlentscheid eine Mehrheit aller Einzelstaaten erforderlich. Wenn das Wahlrecht dem Repräsentantenhaus zufällt und es nicht vor dem darauffolgenden 4. März einen Präsidenten wählt, so amtiert der Vizepräsident als Präsident wie im Falle des Todes oder einer sonstigen durch die Verfassung bezeichneten Amtsunfähigkeit des Präsidenten. Derjenige, der die größte Stimmenzahl für die Vizepräsidentschaft auf sich vereinigt, soll Vizepräsident sein, wenn diese Zahl der Mehrheit der Gesamtzahl der bestellten Wahlmänner entspricht; wenn niemand eine derartige Mehrheit erreicht hat, soll der Senat aus den zwei Personen, die auf der Liste die größten Stimmenzahlen aufweisen, den Vizepräsidenten wählen; zur Beschlußfähigkeit ist für diesen Zweck die Anwesenheit von zwei Dritteln der Gesamtzahl der Senatoren und zum Wahlentscheid eine Mehrheit ihrer Gesamtzahl erforderlich. Wer jedoch nach der Verfassung nicht für das Amt des Präsidenten wählbar ist, darf auch nicht in das Amt des Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten gewählt werden. ZUSATZARTIKEL XIII18 Abschnitt 1. Weder Sklaverei noch Zwangsdienstbarkeit darf, außer als Strafe für ein Verbrechen, dessen die betreffende Person in einem ordentlichen Verfahren für schuldig befunden worden ist, in den Vereinigten Staaten oder in irgendeinem Gebiet unter ihrer Gesetzeshoheit bestehen. 18 1865 in Kraft getreten.
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Abschnitt 2. Der Kongreß hat das Recht, diesen Zusatzartikel durch entsprechende Gesetze zur Durchführung zu bringen. ZUSATZARTIKEL XIV19 Abschnitt 1. Alle Personen, die in den Vereinigten Staaten geboren oder eingebürgert sind und ihrer Gesetzeshoheit unterstehen, sind Bürger der Vereinigten Staaten und des Einzelstaates, in dem sie ihren Wohnsitz haben. Keiner der Einzelstaaten darf Gesetze erlassen oder durchführen, die die Vorrechte oder Freiheiten von Bürgern der Vereinigten Staaten beschränken, und kein Staat darf irgend jemandem ohne ordentliches Gerichtsverfahren nach Recht und Gesetz Leben, Freiheit oder Eigentum nehmen oder irgend jemandem innerhalb seines Hoheitsbereiches den gleichen Schutz durch das Gesetz versagen. Abschnitt 2. Die Abgeordnetenmandate werden auf die einzelnen Staaten im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl verteilt, wobei in jedem Staat die Gesamtzahl aller Personen mit Ausnahme der nicht besteuerten Indianer zugrunde gelegt wird. Wenn aber das Wahlrecht bei irgendeiner Wahl zur Bestimmung der Wahlmänner für den Präsidenten und Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten, der Abgeordneten im Kongreß, der Verwaltungs- und Justizbeamten eines Einzelstaates oder der Mitglieder seiner gesetzgebenden Körperschaft irgendwelchen männlichen Einwohnern dieses Staates, die über einundzwanzig Jahre alt und Bürger der Vereinigten Staaten sind, abgesprochen oder irgendwie beschränkt wird, außer wenn dies wegen Teilnahme an einem Aufstand oder wegen eines sonstigen Verbrechens geschieht, so ist die Grundzahl für die Vertretung daselbst im selben Verhältnis zu vermindern, in dem die Zahl solcher männlichen Bürger zur Gesamtzahl der männlichen Bürger über einundzwanzig Jahre in diesem Staate steht. Abschnitt 3. Niemand darf Senator oder Abgeordneter im Kongreß oder Wahlmann für die Wahl des Präsidenten oder Vizepräsidenten sein, irgendein ziviles oder militärisches Amt im Dienste der Vereinigten Staaten oder eines Einzelstaates bekleiden, der, nachdem er als Mitglied des Kongresses oder als Beamter der Vereinigten Staaten oder als Mitglied der gesetzgebenden Körperschaft eines der Einzelstaaten oder als Verwaltungs- oder Justizbeamter in einem der Einzelstaaten auf die Einhaltung der Verfassung der Vereinigten Staaten vereidigt worden ist, an einem Aufstand oder Aufruhr gegen sie teilgenommen oder ihre Feinde unterstützt oder begünstigt hat. Doch kann der Kongreß mit Zweidrittelmehrheit in jedem der beiden Häuser diese Amtsunfähigkeit aufheben. 19 1868 in Kraft getreten.
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Abschnitt 4. Die Rechtsgültigkeit der gesetzlich genehmigten Staatsschulden der Vereinigten Staaten mit Einschluß der Verpflichtungen, die aus der Zahlung von Pensionen und Sonderzuwendungen für Teilnahme an der Unterdrückung von Aufstand und Aufruhr erwachsen sind, darf nicht in Frage gestellt werden. Doch dürfen weder die Vereinigten Staaten noch irgendein Einzelstaat eine Schuld oder Verbindlichkeit übernehmen oder einlösen, die aus der Unterstützung eines Aufstands oder Aufruhrs gegen die Vereinigten Staaten erwachsen ist, oder irgendeinem Ersatzanspruch für den Verlust oder die Freilassung eines Sklaven stattgeben; vielmehr sind alle derartigen Schulden, Verbindlichkeiten und Ansprüche ungesetzlich und nichtig. Abschnitt 5. Der Kongreß ist befugt, die Bestimmungen dieses Zusatzartikels durch entsprechende Gesetze zur Durchführung zu bringen. ZUSATZARTIKEL XV20 Abschnitt 1. Das Wahlrecht der Bürger der Vereinigten Staaten darf von den Vereinigten Staaten oder einem Einzelstaat nicht auf Grund der Rassenzugehörigkeit, der Hautfarbe oder des vormaligen Dienstbarkeitsverhältnisses versagt oder beschränkt werden. Abschnitt 2. Der Kongreß ist befugt, diesen Zusatzartikel durch entsprechende Gesetze zur Durchführung zu bringen. ZUSATZARTIKEL XVI21 Der Kongreß hat das Recht, Steuern auf Einkommen beliebiger Herkunft zu legen und einzuziehen, ohne sie proportional auf die einzelnen Staaten aufteilen zu müssen oder an eine Schätzung oder Volkszählung gebunden zu sein. ZUSATZARTIKEL XVII22 Der Senat der Vereinigten Staaten besteht aus je zwei Senatoren von jedem Einzelstaat, die von dessen Bevölkerung auf sechs Jahre gewählt werden. Jedem Senator steht eine Stimme zu. Die Wähler in jedem Staate müssen den gleichen Bedingungen genügen, die für die Wähler der zahlenmäßig stärksten Kammer der gesetzgebenden Körperschaften der Einzelstaaten vorgeschrieben sind.
20 1870 in Kraft getreten. 21 1913 in Kraft getreten. 22 1913 in Kraft getreten.
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Wenn in Vertretung eines Staates Senatssitze frei werden, dann schreibt dessen Regierung Ersatzwahlen aus, um die erledigten Mandate neu zu besetzen. Doch kann die gesetzgebende Körperschaft jedes Einzelstaates dessen Regierung ermächtigen, vorläufige Ernennungen vorzunehmen, bis das Volk die freigewordenen Sitze durch Wahlen gemäß den Anweisungen der gesetzgebenden Körperschaften neu besetzt. Dieser Zusatzartikel darf nicht so ausgelegt werden, daß dadurch die Wahl oder die Amtsperiode eines Senators berührt wird, der bereits gewählt war, bevor dieser Zusatzartikel als Teil der Verfassung in Kraft tritt. ZUSATZARTIKEL XVIII23 Abschnitt 1. Nach Ablauf eines Jahres von der Ratifikation dieses Artikels an ist die Herstellung, der Verkauf oder der Transport alkoholischer Flüssigkeiten für Getränkezwecke innerhalb der Vereinigten Staaten, ihre Einfuhr in die oder ihre Ausfuhr aus den Vereinigten Staaten nebst allen ihrer Hoheit unterstehenden Gebieten hiermit verboten. Abschnitt 2. Der Kongreß und die Einzelstaaten sind gleichermaßen befugt, diesen Zusatzartikel durch entsprechende Gesetze zur Durchführung zu bringen. Abschnitt 3. Dieser Zusatzartikel ist unwirksam, wenn er nicht, wie in der Verfassung vorgesehen, durch die gesetzgebenden Körperschaften der Einzelstaaten binnen sieben Jahren, gerechnet vom Zeitpunkt seiner Übermittlung an die Staaten durch den Kongreß, als Verfassungszusatz ratifiziert wird. ZUSATZARTIKEL XIX24 Das Wahlrecht der Bürger der Vereinigten Staaten darf von den Vereinigten Staaten oder einem Einzelstaat nicht auf Grund des Geschlechts versagt oder beschränkt werden. Der Kongreß ist befugt, diesen Zusatzartikel durch entsprechende Gesetze zur Durchführung zu bringen. ZUSATZARTIKEL XX25 Abschnitt 1. Die Amtsperioden des Präsidenten und Vizepräsidenten enden am Mittag des 20. Tages des Monats Januar und die Amtsperioden der Senato23 1919 ratifiziert; 1933 durch den XXI. Zusatzartikel aufgehoben. 24 1920 in Kraft getreten. 25 1933 in Kraft getreten.
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ren und Abgeordneten am Mittag des 3. Tages des Monats Januar des jeweiligen Jahres, in dem diese Amtsperioden geendet hätten, wenn dieser Artikel nicht ratifiziert worden wäre; sodann beginnt die Amtsperiode ihrer Nachfolger. Abschnitt 2. Der Kongreß tritt wenigstens einmal in jedem Jahr zusammen, und zwar beginnt diese Sitzung am Mittag des 3. Tages des Monats Januar, falls er nicht durch Gesetz einen anderen Tag bestimmt. Abschnitt 3. Wenn zu der für den Beginn der Amtsperiode des Präsidenten festgesetzten Zeit der gewählte Präsident verstorben sein sollte, dann wird der gewählte Vizepräsident Präsident. Wenn vor dem für den Beginn der Amtsperiode festgesetzten Zeitpunkt kein Präsident gewählt worden sein sollte oder wenn der gewählte Präsident die Voraussetzungen der Amtsfähigkeit nicht erfüllt, dann nimmt der gewählte Vizepräsident die Geschäfte des Präsidenten wahr, bis ein amtsfähiger Präsident ermittelt ist. Für den Fall, daß weder ein gewählter Präsident noch ein gewählter Vizepräsident amtsfähig ist, kann der Kongreß durch Gesetz bestimmen, wer dann die Geschäfte des Präsidenten wahrnehmen soll, oder das Verfahren festlegen, nach dem derjenige, der die Geschäfte wahrnehmen soll, auszuwählen ist. Dieser übt daraufhin die Geschäfte aus, bis ein amtsfähiger Präsident oder Vizepräsident ermittelt ist. Abschnitt 4. Der Kongreß kann durch Gesetz Bestimmungen erlassen für den Fall des Ablebens einer der Personen, aus deren Mitte das Repräsentantenhaus einen Präsidenten wählen kann, wenn ihm das Wahlrecht zufällt, sowie für den Fall des Ablebens einer der Personen, aus deren Mitte der Senat einen Vizepräsidenten wählen kann, wenn ihm das Wahlrecht zufällt. Abschnitt 5. Der erste und zweite Abschnitt sollen am 15. Tage des Monats Oktober, der der Ratifikation dieses Artikels folgt, in Kraft treten. Abschnitt 6. Dieser Zusatzartikel ist unwirksam, wenn er nicht durch die gesetzgebenden Körperschaften von drei Vierteln der Einzelstaaten binnen sieben Jahren, gerechnet vom Zeitpunkt seiner Übermittlung, als Verfassungszusatz ratifiziert wird. ZUSATZARTIKEL XXI26 Abschnitt 1. Der achtzehnte Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten wird hiermit aufgehoben. Abschnitt 2. Der Transport oder die Einfuhr von alkoholischen Getränken in einen Einzelstaat, ein Territorium oder eine Besitzung der Vereinigten Staaten 26 1933 in Kraft getreten.
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zwecks Abgabe oder dortigem Gebrauch ist hiermit verboten, wenn dies gegen ein dort gültiges Gesetz verstößt. Abschnitt 3. Dieser Artikel ist unwirksam, wenn er nicht, wie in der Verfassung vorgesehen, durch die Konvente der Einzelstaaten binnen sieben Jahren, gerechnet vom Zeitpunkt seiner Übermittlung an die Staaten durch den Kongreß, als Verfassungszusatz ratifiziert wird. ZUSATZARTIKEL XXII27 Abschnitt 1. Niemand darf mehr als zweimal in das Amt des Präsidenten gewählt werden; und niemand, der länger als zwei Jahre der Amtszeit, für die ein anderer zum Präsidenten gewählt worden war, das Amt des Präsidenten innehatte oder dessen Geschäfte wahrnahm, darf mehr als einmal in das Amt des Präsidenten gewählt werden. Dieser Zusatzartikel findet jedoch keine Anwendung auf jemanden, der das Amt des Präsidenten zu dem Zeitpunkt innehatte, zu dem dieser Zusatzartikel durch den Kongreß vorgeschlagen wurde, noch hindert er jemanden, der das Amt des Präsidenten in der Periode innehat oder wahrnimmt, in der dieser Zusatzartikel in Kraft tritt, daran, für den Rest dieser Amtsperiode das Amt des Präsidenten innezuhaben oder dessen Geschäfte wahrzunehmen. Abschnitt 2. Dieser Zusatzartikel ist unwirksam, wenn er nicht durch die gesetzgebenden Körperschaften von drei Vierteln der Einzelstaaten binnen sieben Jahren, gerechnet vom Zeitpunkt seiner Übermittlung an die Staaten durch den Kongreß, als Verfassungszusatz ratifiziert wird. ZUSATZARTIKEL XXIII28 Abschnitt 1. Der Bezirk, der als Sitz der Regierung der Vereinigten Staaten dient, bestimmt in vom Kongreß vorzuschreibender Weise: Eine Anzahl von Wahlmännern für die Wahl des Präsidenten und Vizepräsidenten entsprechend der Gesamtzahl der Senatoren und Abgeordneten, die dem Bezirk im Kongreß zustünden, falls er ein Staat wäre, jedoch keinesfalls mehr als der Einzelstaat mit den wenigsten Einwohnern; diese sind den von den Einzelstaaten bestimmten hinzuzuzählen, aber für die Zwecke der Wahl des Präsidenten und Vizepräsidenten als von einem Einzelstaat bestimmte Wahlmänner zu betrachten; und sie treten in dem Bezirk zusammen und versehen solche Pflichten, wie im zwölften Zusatzartikel vorgesehen. 27 1951 in Kraft getreten. 28 1961 in Kraft getreten.
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Abschnitt 2. Der Kongreß ist befugt, diesen Zusatzartikel durch entsprechende Gesetze zur Durchführung zu bringen. ZUSATZARTIKEL XXIV29 Abschnitt 1. Das Recht der Bürger der Vereinigten Staaten, in Vor- oder anderen Wahlen ihre Stimme für den Präsidenten oder Vizepräsidenten, für die Wahlmänner bei der Wahl des Präsidenten oder Vizepräsidenten, oder für Senatoren oder Abgeordnete im Kongreß abzugeben, darf von den Vereinigten Staaten oder einem Einzelstaat nicht auf Grund eines Wahl- oder anderen Steuersäumnisses versagt oder beschränkt werden. Abschnitt 2. Der Kongreß ist befugt, diesen Zusatzartikel durch entsprechende Gesetze zur Durchführung zu bringen. ZUSATZARTIKEL XXV30 Abschnitt 1. Im Falle der Amtsenthebung, des Todes oder des Rücktritts des Präsidenten wird der Vizepräsident Präsident. Abschnitt 2. Sofern das Amt des Vizepräsidenten frei wird, benennt der Präsident einen Vizepräsidenten, der das Amt nach Bestätigung durch Mehrheitsbeschluß beider Häuser des Kongresses antritt. Abschnitt 3. Sofern der Präsident dem Präsidenten pro tempore des Senates und dem Sprecher des Repräsentantenhauses eine schriftliche Erklärung des Inhalts übermittelt, daß er unfähig ist, die Befugnisse und Obliegenheiten seines Amtes wahrzunehmen, und bis er ihnen eine schriftliche Erklärung gegenteiligen Inhaltes übermittelt, werden diese Befugnisse und Obliegenheiten vom Vizepräsidenten als amtierendem Präsidenten wahrgenommen. Abschnitt 4. Sofern der Vizepräsident und eine Mehrheit entweder der Leiter der Ministerien der Bundesregierung oder einer anderen vom Kongreß durch Gesetz zu benennenden Körperschaft dem Präsidenten pro tempore des Senates und dem Sprecher des Repräsentantenhauses eine schriftliche Erklärung des Inhalts übermitteln, daß der Präsident unfähig ist, die Befugnisse und Obliegenheiten seines Amtes wahrzunehmen, übernimmt der Vizepräsident unverzüglich die Befugnisse und Obliegenheiten des Amtes als amtierender Präsident. Wenn danach der Präsident dem Präsidenten pro tempore des Senats und dem Sprecher des Repräsentantenhauses eine schriftliche Erklärung des Inhalts übermit29 1964 in Kraft getreten. 30 1967 in Kraft getreten.
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telt, daß keine Amtsunfähigkeit besteht, gehen die Befugnisse und Obliegenheiten seines Amtes wieder auf ihn über, es sei denn, der Vizepräsident und eine Mehrheit entweder der Leiter der Ministerien der Bundesregierung oder einer anderen vom Kongreß durch Gesetz zu benennenden Körperschaft übermitteln binnen vier Tagen dem Präsidenten pro tempore des Senats und dem Sprecher des Repräsentantenhauses eine schriftliche Erklärung des Inhalts, daß der Präsident unfähig ist, die Befugnisse und Obliegenheiten seines Amtes wahrzunehmen. In diesem Falle entscheidet der Kongreß die Sache und tritt zu diesem Zwecke, falls er sich nicht in Session befindet, binnen 48 Stunden zusammen. Wenn der Kongreß innerhalb 21 Tagen nach Erhalt der letztgenannten schriftlichen Erklärung, oder, sofern er nicht tagt, innerhalb 21 Tagen nach dem vorgeschriebenen Zeitpunkt des Zusammentretens des Kongresses, mit Zweidrittelmehrheit beider Häuser entscheidet, daß der Präsident unfähig ist, die Befugnisse und Obliegenheiten seines Amtes wahrzunehmen, nimmt der Vizepräsident dieselben weiterhin als amtierender Präsident wahr; andernfalls übernimmt der Präsident wiederum die Befugnisse und Obliegenheiten seines Amtes. ZUSATZARTIKEL XXVI31 Abschnitt 1. Das Wahlrecht der Bürger der Vereinigten Staaten, die 18 Jahre oder darüber sind, darf von den Vereinigten Staaten oder einem Einzelstaat nicht auf Grund des Alters versagt oder beschränkt werden. Abschnitt 2. Der Kongreß ist befugt, diesen Zusatzartikel durch entsprechende Gesetze zur Durchführung zu bringen. ZUSATZARTIKEL XXVII Ein Gesetz, welches das Entgelt für die Dienste der Senatoren und Abgeordneten ändert, soll so lange nicht in Kraft treten, bis nicht zuvor eine Wahl der Volksvertreter stattgefunden hat. Zusatzartikel XXVII wurde bereits am 25.9.1789 als Artikel 2 der "Bill of Rights" vom Kongress beschlossen. Er trat jedoch aufgrund des komplizierten Verfahrens einer Verfassungsänderung erst über 200 Jahre später, nachdem ¾ der Staaten diesen ratifiziert hatten – der letzte unterzeichnende Staat war New Jersey –, am 7.5.1992 in Kraft. Engl. in: Philip B. Kurland, Ralph Lerner (ed.), The Founders' Constitution, 5 Vols., Chicago and London, 1987; dt. aus: United States Information Service, Embassy of the United States of America (Hrsg.), Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika5, Bonn, 1982. 31 1971 in Kraft getreten.
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43. Der 10. Federalist Artikel, 22. November 1787 Federalist No. 10 Die "Federalist Papers" spielten im Ringen um eine gesamtamerikanische Verfassung und darüber hinaus für das gesamte politische Denken in den USA eine wichtige Rolle. Sie wurden erstmals unter dem Pseudonym "Publius" in verschiedenen New Yorker Zeitungen veröffentlicht. Hinter diesem Pseudonym verbargen sich jedenfalls John Jay, Alexander Hamilton und James Madison, wobei den letzteren die Hauptarbeit an den 85 Artikel zugeschrieben wird. Hauptzweck der Artikel war es, die Ratifizierung der ausgearbeiteten Verfassung durch das entscheidende Votum New Yorks als neuntem zustimmenden Staat sicherzustellen. Neben all den Gründen, die es wünschenswert erscheinen ließen, diese Verfassung anzunehmen, wurden auch einige allgemeine politische Gedanken abgehandelt, wodurch die "Federalist Papers" bis heute zur zentralen Quelle amerikanischen politischen Denkens wurden. Etwa zur selben Zeit erschien ebenfalls im New York Journal eine unter dem Pseudonym "Brutus" verfaßte Artikelserie, die wahrscheinlich auf Robert Yates, den Kopf der New Yorker Antifederalisten, zurückging, der den Verfassungsentwurf der Constitutional Convention in Philadelphia auf das schärfste kritisierte. Im Juni 1788 stimmte jedoch New Hampshire als neunter Staat für die neue Bundesverfassung, wodurch die Zustimmung New Yorks an unmittelbarer Bedeutung verlor. Im Federalist Nr. 10 setzt sich Madison mit Unterdrükkungsversuchen von Mehrheiten und den Übeln des Cliquenwesens und weiters mit den Vorteilen einer starken Union auseinander. * * * MADISON An das Volk des Staates New York: Unter den zahlreichen Vorteilen, die von einer richtig aufgebauten Republik erwartet werden können, verdient keiner eingehender untersucht zu werden als die Fähigkeit, Kämpfe zwischen Gruppen, die eigennützige Interessen verfolgen, abzuschwächen und unter Kontrolle zu halten. Nichts erfüllt den Freund der Volksregierung so sehr mit Besorgnis als das Wissen um ihre Neigung zu diesem gefährlichen Laster. Er wird daher nicht ermangeln, jeden Plan gebührend zu würdigen, der verspricht, dieses ohne Verletzung der ihm teuren Grundsätze zu kurieren. Die Unsicherheit, die Ungerechtigkeit und die Verwirrung, die in die
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Volksvertretungen Eingang gefunden haben, stellen in der Tat jene tödliche Krankheit dar, an der die Volksregierungen überall zugrunde gegangen sind. Und sie bleiben das beliebteste und fruchtbarste Thema aller Gegner der Freiheit, aus dem sie die Scheinargumente für ihre schwungvollen Reden beziehen. Die wertvollen Verbesserungen, welche die amerikanischen Verfassungen an den Vorbildern – seien sie antik oder modern – vorgenommen haben, können gewiß nicht genug bewundert werden; aber es würde von unverantwortlicher Einseitigkeit zeugen, wollte man behaupten, daß sie in dieser Hinsicht alle Gefahren so wirksam beseitigt haben, wie es zu wünschen und zu erwarten wäre. Überall beklagen sich unsere besonnensten und ehrenhaftesten Bürger, die für öffentliche und private Redlichkeit und staatliche und persönliche Freiheit eintreten, daß unsere Regierungen zu labil seien, daß das öffentliche Wohl in den Streitigkeiten der rivalisierenden Cliquen mißachtet werde und daß Beschlüsse nur zu oft nicht in Übereinstimmung mit den Forderungen der Gerechtigkeit und den Rechten der Minderheit gefaßt werden, sondern auf Grund der überlegenen Macht einer selbstsüchtigen und anmaßenden Majorität. Mögen wir auch noch so sehr wünschen, daß diese Klagen unbegründet wären – die offenkundigen Tatsachen gestatten uns nicht zu leugnen, daß sie in einem gewissen Ausmaß berechtigt sind. Bei einer aufrichtigen Überprüfung unserer Lage wird sich allerdings herausstellen, daß einige von den Nöten, unter denen wir leiden, fälschlich dem Verhalten unserer Regierung zugeschrieben werden; aber es wird sich auch herausstellen, daß viele der uns am meisten bedrückenden Übel nicht ausschließlich auf andere Ursachen zurückgeführt werden können, besonders nicht das herrschende und ständig wachsende Mißtrauen gegen öffentliche Zahlungsverpflichtungen und die Angst um die privaten Rechte – Gefühle, die sich von einem Ende des Kontinents zum andern bemerkbar machen. Sie sind hauptsächlich, wenn nicht zur Gänze auf die Haltlosigkeit und Ungerechtigkeit zurückzuführen, mit denen das Parteienwesen unsere öffentlichen Körperschaften vergiftet hat. Unter einer Clique verstehe ich, daß sich eine Gruppe von Bürgern – es kann die Mehrheit oder eine Minderheit sein – unter dem Antrieb von Leidenschaften oder Interessen zusammenschließt, die im Gegensatz zu den Rechten der übrigen Bürger oder zu den dauernden und allgemeinen Interessen der Gemeinschaft stehen. Es gibt zwei Methoden dieses Übel abzustellen: Beseitigung seiner Ursachen oder Kontrolle seiner Folgen. Auch zur Beseitigung der Ursachen des Cliquenwesens gibt es zwei Methoden: Entweder man schafft die Freiheit ab, die zu seiner Existenz notwendig ist,
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oder man gibt allen Bürgern die gleichen Ansichten, Leidenschaften und Interessen. Auf nichts könnte der Ausspruch, daß das Heilmittel schlimmer sei als die Krankheit, mit größerer Berechtigung angewendet werden als auf die erste der genannten Methoden. Die Freiheit ist für das Cliquenwesen das, was die Luft für das Feuer ist, ohne die es augenblicklich erlischt. Aber die für das politische Leben unerläßliche Freiheit deshalb abzuschaffen, weil sich das Cliquenwesen von ihr nährt, wäre ebenso unsinnig, als wollte man die Luft, die zum Leben unerläßlich ist, abschaffen, weil sie dem Feuer seine zerstörende Kraft gibt. Die zweite Methode ist ebenso undurchführbar, wie die erste unsinnig wäre. Solange die menschliche Vernunft unzulänglich bleibt und man dem Menschen die Freiheit läßt, sich dieser unzulänglichen Vernunft zu bedienen, wird es verschiedene Meinungen geben. Solange eine Verbindung zwischen der Vernunft des Menschen und seiner Eigenliebe besteht, werden seine Meinungen und seine Leidenschaften einander beeinflussen, und aus den Meinungen werden Ziele entstehen, auf die er seine Leidenschaften richtet. Dazu kommt als weiteres unüberwindliches Hindernis für eine Gleichwertigkeit der Interessen die Verschiedenheit der Fähigkeiten der Menschen, aus der die Eigentumsrechte entspringen. Der Schutz dieser Fähigkeiten ist die wichtigste Aufgabe der Regierung. Aus dem Schutz verschiedener und ungleicher Fähigkeiten zum Erwerb von Eigentum ergibt sich unmittelbar der Besitz von Eigentum verschiedener Art und verschiedenen Ausmaßes, und aus seinem Einfluß auf die Gefühle und Meinungen der Besitzer folgt eine Spaltung der Gesellschaft in verschiedene Interessengruppen und Parteien. Die latenten Ursachen der Spaltung in Parteien sind also tief in der menschlichen Natur verwurzelt; und aus ihnen entfaltet sich überall Aktivität verschiedenen Grades, dem Zustand entsprechend, in dem sich die bürgerliche Gesellschaft jeweils befindet. Sie äußert sich in dem Eifer mit dem verschiedene Meinungen in bezug auf Religion, Regierungsform und viele andere Punkte, sowohl in der Theorie wie in der Praxis vertreten werden; in der Anhänglichkeit an verschiedene Führer, die voller Ehrgeiz um Vorrang und Macht kämpfen, oder an andere Persönlichkeiten, die durch ihr Wesen die menschlichen Leidenschaften zu erregen vermochten, so daß die Menschheit immer wieder in Parteien gespalten wurde, die, von Haß gegeneinander erfüllt, viel eher geneigt waren, einander Böses zu tun und den Gegner zu unterdrücken, als zum allgemeinen Wohl zusammenzuarbeiten. So stark ist dieser Hang der Menschheit, in feindliche Gruppen zu zerfallen, daß dort, wo keine triftigen Gründe vorhanden waren, die nichtigsten Unterschiede genügten, um Feindschaft zu erzeugen und die heftigsten Konflik-
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te hervorzurufen. Aber die Hauptquelle aller Spaltungen bildete stets die ungleiche Verteilung des Eigentums. Die Besitzenden und die Besitzlosen haben seit jeher zwei verschiedene Interessengruppen gebildet. Zwischen Gläubigern und Schuldnern besteht der gleiche Unterschied. Die Grundbesitzer, die Fabrikanten, die Kaufleute, die Finanzwelt und andere kleinere Kreise bilden in einer zivilisierten Nation notwendigerweise verschiedene Interessengruppen und spalten die Nation in verschiedene Klassen mit verschiedenen Gefühlen und Meinungen. Diese verschiedenen einander widersprechenden Interessen miteinander in Einklang zu bringen, ist die Hauptaufgabe der modernen Gesetzgebung. Parteigeist und Spaltung in Interessengruppen haben also ihren Platz im normalen Ablauf der Regierungstätigkeit. Niemand darf Richter in eigener Sache sein, weil seine Interessen sein Urteil beeinflussen und ihn vielleicht zu einer ungerechten Entscheidung verleiten könnten. Mit gleichem, ja mit noch größerem Recht müßte man einer Gruppe von Menschen verbieten, gleichzeitig Richter und Partei zu sein. Aber was sind denn so manche der wichtigsten Akte der Gesetzgebung anderes als gerichtliche Entscheidungen, die allerdings nicht die Rechte von Einzelpersonen, sondern die Rechte großer Gruppen von Bürgern betreffen? Und was sind die verschiedenen Klassen der Gesetzgeber anderes, als Anwälte für die Sache und Parteien in der Sache, über die sie entscheiden? Liegt ein Gesetzesantrag vor, der private Schulden betrifft, so ist das eine Frage, in der die Gläubiger und die Schuldner die beiden gegnerischen Parteien bilden. Die Gerechtigkeit müßte sich um einen Ausgleich zwischen ihnen bemühen. Aber da die Parteien selbst die Richter sind und sein müssen, ist anzunehmen, daß die zahlenmäßig stärkere Partei oder mit andern Worten die mächtigere Interessengruppe den Sieg davontragen wird. Ob und in welchem Ausmaß die inländischen Fabrikanten gegen die ausländische Konkurrenz geschützt werden sollen, ist eine Frage, die von den Grundbesitzern anders beantwortet wird als von den Fabrikanten, und wahrscheinlich weder von den einen noch von den andern ausschließlich im Hinblick auf die Gerechtigkeit und auf das Wohl der Allgemeinheit. Die Aufteilung der Steuern auf die verschiedenen Klassen der Besitzenden ist eine Aufgabe, die sicherlich strengste Unparteilichkeit zu erfordern scheint, und doch gibt es wahrscheinlich keinen Akt der Gesetzgebung, bei dem eine überlegene Partei mehr Gelegenheit hätte und leichter in Versuchung geriete, die Gerechtigkeit mit Füßen zu treten. Jeder Penny, den sie der Minderheit auflastet, ist ein Gewinn für ihre eigene Tasche. Es ist müßig einzuwenden, daß kluge Staatsmänner imstande sein müßten, diese widerstreitenden Interessen auszugleichen und sie alle dem Wohl der Allgemeinheit unterzuordnen. Nicht immer werden kluge Staatsmänner die Zügel in
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der Hand haben; überdies kann ein solcher Ausgleich der Interessen in vielen Fällen nicht gemacht werden, ohne indirekte und ferner liegende Belange in Betracht zu ziehen, die nur höchst selten den Sieg über das unmittelbare Interesse davontragen werden, das eine Partei veranlaßt, sich über die Rechte der andern Parteien und das Gemeinwohl hinwegzusetzen. Wir gelangen daher zu dem Schluß, daß die Ursachen der Spaltung in Interessengruppen nicht beseitigt werden können und daß das Heil nur darin zu suchen ist, Mittel zur Kontrolle der Auswirkungen zu finden. Wenn eine Interessengruppe oder eine Clique nicht die Majorität besitzt, so ist das Hilfsmittel bereits gegeben, denn nach republikanischen Grundsätzen kann die Mehrheit die schädlichen Absichten der Minderheit durch reguläre Abstimmung zu Fall bringen. Die betreffende Interessengruppe wird dann vielleicht der Regierung alle möglichen Hindernisse in den Weg legen, sie wird Erschütterungen in der Gemeinschaft hervorrufen, sie wird aber nicht imstande sein, ihre Gewalttaten unter der Maske der Verfassung auszuführen. Besitzt eine Interessengruppe jedoch die Majorität, so wird sie durch die Staatsform der Volksregierung in die Lage versetzt, ihren Interessen und Leidenschaften das Gemeinwohl und die Rechte der übrigen Bürger aufzuopfern. Wie das Wohl der Allgemeinheit und die privaten Rechte gegen diese Gefahr gesichert und gleichzeitig Geist und Form der Volksregierung aufrechterhalten werden können, das bildet den Gegenstand unserer Untersuchung. Ich möchte hinzufügen, daß die Lösung dieses Problems ein Erfordernis darstellt, das erfüllt werden muß, um diese Regierungsform von der Schmach, unter der sie so lange gelitten hat, zu befreien, ihr die Achtung der Menschheit zu sichern und sie zur allgemeinen Annahme empfehlen zu können. Mit welchen Mitteln ist dieses Ziel zu erreichen? Offenbar nur durch eines von zweien: Entweder muß verhindert werden, daß eine Majorität von ein und denselben Leidenschaften oder Interessen zur gleichen Zeit beherrscht wird, oder wenn dies schon der Fall ist, muß es der Majorität durch zahlenmäßige und geographische Bedingungen unmöglich gemacht werden, zu einer Verabredung zu gelangen und ihre Unterdrückungspläne zu verwirklichen. Wenn man ein Zusammentreffen von Antrieb und Gelegenheit zuläßt, so werden, wie wir nur zu gut wissen, weder moralische noch religiöse Erwägungen eine ausreichende Hemmung bilden. Bekanntlich hindern solche Erwägungen den Einzelmenschen nicht daran, Ungerechtigkeiten und Gewalttaten zu begehen, und sie verlieren ihre Wirksamkeit im selben Verhältnis, als die Zahl der miteinander verabredeten Einzelmenschen steigt; das heißt, je nötiger ihre Wirksamkeit wäre, desto geringer wird sie.
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Von diesem Standpunkt aus kann gefolgert werden, daß in einer reinen Demokratie, womit ich eine zahlenmäßig kleine Gemeinschaft meine, deren Mitglieder sich versammeln und selbst die Regierung ausüben, kein Heilmittel für das Übel der selbstsüchtigen Interessengruppen gefunden werden kann. In fast allen Fällen wird die Mehrheit eine gemeinsame Leidenschaft oder ein gemeinsames Interesse haben. Der Zusammenschluß und die Möglichkeit, das Einverständnis zu pflegen, folgt aus der Regierungsform von selbst, und es gibt nichts, was den Trieb, die schwächere Partei oder eine mißliebige Person den eigenen Interessen aufzuopfern, einschränken könnte. Aus diesem Grunde sind solche Demokratien zu allen Zeiten zum Schauplatz stürmischer Auseinandersetzungen geworden und haben sich zur Wahrung der persönlichen Sicherheit und der Eigentumsrechte als ungeeignet erwiesen. Und gewöhnlich haben sie nach kurzer Lebensdauer ein gewaltsames Ende gefunden. Politische Theoretiker, die diese Art der Regierung befürworten, waren der irrigen Meinung, daß die Menschen, wenn man ihnen gleiche politische Rechte gibt, auch in bezug auf ihre Eigentumsverhältnisse, ihre Meinungen und ihre Leidenschaften völlig gleich gemacht werden könnten. Eine Republik, worunter ich eine Regierung verstehe, in der die Idee der Vertretung des Volkes verwirklicht ist, eröffnet bessere Aussichten; von ihr läßt sich das Heilmittel erhoffen, das wir suchen. Wenn wir festgestellt haben, in welchen Punkten sie sich von einer reinen Demokratie unterscheidet, werden wir uns über das Wesen des Heilmittels im klaren sein und auch verstehen, welche Wirksamkeit es aus der Union erhalten muß. Die beiden großen Unterschiede zwischen einer Demokratie und einer Republik sind folgende: Erstens ist in der Republik die Regierung einer kleinen Zahl von Bürgern anvertraut, die von den übrigen Bürgern gewählt werden. Zweitens kann die Staatsform der Republik auf eine größere Anzahl von Bürgern und auf ein größeres Territorium ausgedehnt werden. Die Auswirkung des ersten Unterschiedes besteht einerseits darin, daß die öffentliche Meinung geläutert und erweitert wird, indem sie den Filter einer ausgewählten Gruppe von Staatsbürgern passiert, deren Einsicht die Gewähr bietet, daß sie die wahren Interessen ihres Landes erkennen, und deren Patriotismus und Gerechtigkeitsliebe die Annahme zuläßt, daß sie diese wahren Interessen nicht augenblicklichen Vorteilen und parteilichen Erwägungen opfern werden. Auf diese Art kann es geschehen, daß die Stimme des Volkes dort, wo sie aus dem Munde der Volksvertreter spricht, eher dem Wohl der Allgemeinheit dient als dort, wo das Volk selbst zusammentritt, um seinen Willen kundzutun. Es kann aber auch das Gegenteil eintreten. Männer, die von Parteigeist, lokalen
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Vorurteilen oder schlechten Absichten beherrscht sind, können durch Intrigen, Bestechung oder andere Mittel zuerst die Stimmen der Wähler gewinnen und dann die Interessen des Volkes verraten. Daraus ergibt sich die Frage, ob kleine oder große Republiken eher die Gewähr bieten, daß die richtigen Hüter des Gemeinwohles an die Macht kommen. Diese Frage wird durch zwei auf der Hand liegende Tatsachen zugunsten der großen Republik entschieden. Erstens darf – mag die Republik auch noch so klein sein – die Zahl der Volksvertreter nicht zu gering sein, damit Intrigen einiger weniger unmöglich werden, und sie darf – mag die Republik auch noch so groß sein – nicht über eine gewisse oberste Grenze hinausgehen, zum Schutz gegen die sonst unweigerlich entstehende Verwirrung. Die Zahl der Volksvertreter steht also in beiden Fällen nicht im richtigen Verhältnis zu der der Wähler. Da sie im Fall einer kleinen Republik relativ größer ist, so ergibt sich – da wir in großen wie in kleinen Republiken die Zahl der Männer von einwandfreiem Charakter als relativ gleich annehmen dürfen –, daß die große Republik über eine größere Auswahl verfügt und daher eher Aussicht hat, die richtige Wahl zu treffen. Dazu kommt, daß es in der großen Republik, in der jeder Vertreter von einer größeren Anzahl von Bürgern gewählt wird, den charakterlosen Kandidaten schwerer fallen wird, mit jenen Praktiken Erfolg zu haben, die so oft bei Wahlen geübt werden. Und da das Volk freier wählen kann, besteht größere Wahrscheinlichkeit, daß es seine Stimmen jenen Männern geben wird, welche die größten Verdienste und die besten Charaktereigenschaften besitzen. Es muß zugegeben werden, daß auch auf diesem Gebiet, wie fast überall, in beiden Fällen Unzukömmlichkeiten möglich sind. Ist die Zahl der Wähler zu groß, so können die Volksvertreter nicht genau genug mit deren örtlichen Verhältnissen und besonderen Interessen vertraut sein; ist sie dagegen zu klein, so werden die Volksvertreter jenen örtlichen Verhältnissen und besonderen Interessen eine unverhältnismäßig starke Bedeutung beimessen und den Blick für die großen nationalen Ziele verlieren. Die föderative Verfassung stellt hier eine glückliche Verbindung her. Sie weist die großen und allgemeinen Belange der Bundesgesetzgebung, die örtlichen und besonderen dagegen der Gesetzgebung der Einzelstaaten zu. Der zweite Unterschied besteht darin, daß eine republikanische Regierung auf eine größere Zahl von Bürgern und auf ein größeres Territorium ausgedehnt werden kann als eine demokratische, und es ist hauptsächlich dieser Umstand, der in der ersteren eine Spaltung in Interessengruppen weniger gefährlich erscheinen läßt als in der letzteren. Je kleiner die Gemeinschaft ist, desto geringer wird aller Wahrscheinlichkeit nach die Zahl der Parteien und Interessengruppen
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sein, in die sie zerfällt; und je geringer die Zahl der Parteien und Interessengruppen, desto leichter wird eine Partei die Majorität erreichen können; und je kleiner die Zahl der Einzelpersonen ist, aus denen sich eine Majorität zusammensetzt, und je enger diese benachbart sind, desto leichter werden sie sich miteinander verabreden und ihre Unterdrückungspläne ins Werk setzen können. Erweitert man jedoch den Bereich, so umfaßt er eine größere Vielfalt von Parteien und Interessengruppen, und es ist dann weniger wahrscheinlich, daß sich innerhalb der Gesamtheit eine Majorität durch ein gemeinsames Motiv angetrieben fühlen wird, die Rechte der übrigen Bürger zu verletzen. Sollte aber doch ein solches gemeinsames Motiv vorhanden sein, so wird es für die Leute, die sich davon angetrieben fühlen, schwieriger sein, sich ihrer Stärke bewußt zu werden und gemeinsam vorzugehen. Neben andern Hindernissen wird sich eine Tatsache bemerkbar machen, die nicht übersehen werden darf: wo das Bewußtsein einer unredlichen Absicht besteht, wird die Verständigung immer durch ein Mißtrauen erschwert, das im direkten Verhältnis zur Zahl der Personen zunimmt, deren Mitarbeit notwendig erscheint. Daraus ergibt sich, mit aller Klarheit, daß den gleichen Vorteil, den bei der Beherrschung der Auswirkungen des Cliquenwesens eine Republik einer Demokratie voraus hat, auch eine große Republik gegenüber einer kleinen genießt – und natürlich auch die Union gegenüber den Einzelstaaten, aus denen sie sich zusammensetzt. Besteht dieser Vorteil darin, daß aufgeklärte Anschauungen und hervorragende Charaktereigenschaften die Volksvertreter über lokale Vorurteile und unredliche Absichten erhaben erscheinen lassen? Niemand wird bestreiten, daß es im Rahmen der Union leichter ist, Volksverteter zu finden, die jene notwendigen Erfordernisse aufweisen. Besteht der Vorteil in der erhöhten Sicherheit, die eine Vielzahl von Parteien dagegen bietet, daß eine Partei die absolute Majorität erlangen und die übrigen unterdrücken könnte? Ohne Zweifel erhöht in der Union die Vielzahl der Parteien diese Sicherheit. Besteht der Vorteil schließlich darin, daß der Zusammenschluß von Gruppen mit unredlichen Absichten zu einer Majorität und damit die Ausführung dieser Absichten leichter verhindert werden kann? Es liegt auf der Hand, daß die Union auch in dieser Beziehung, infolge ihrer Größe die besten Aussichten hat. Selbst wenn es korrupten Führern gelänge, in einem Staat einen Aufruhr zu entfachen, wird derselbe kaum auf alle übrigen Staaten übergreifen. Eine religiöse Sekte mag gelegentlich in einem Teil der Union die Form einer politischen Partei annehmen; aber die Vielfalt der Sekten, die in der gesamten Union bestehen, bietet die Gewähr, daß die nationalen Körperschaften nicht unter den Einfluß einer solchen Partei geraten werden. Auch Forderungen wie die nach Einführung von Papiergeld zur Abdeckung von Schulden, nach gleichmäßiger
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Aufteilung des Besitzers oder irgend welche andere unsinnige oder schädliche Ideen können, sollten sie auch in dem einen oder andern Staat Macht erlangen, schwerlich die gesamte Union erfassen. In der Ausdehnung und im richtigen Aufbau der Union besitzen wir also ein republikanisches Hilfsmittel gegen die Krankheiten, die eine republikanische Regierung am häufigsten bedrohen. Und je mehr wir uns darüber freuen und stolz darauf sind, Republikaner zu sein, desto eifriger sollten wir uns bemühen, den Geist des Föderalismus zu pflegen und zu erhalten. Publius Engl. in: Benjamin Fletcher Wright (ed.), The Federalist by Alexander Hamilton, James Madison and John Jay, Cambridge, Massachusetts, 1966, 129 ff.; dt. aus: Felix Ermacora (Hrsg.), Der Föderalist, Wien, 1958, 72 ff.
44. Der 15. Federalist Artikel, 1. Dezember 1787 Federalist No. 15 Nachdem die Verfassung am 17. September 1787 von den Delegierten der Constitutional Convention angenommen worden war, sollten noch Monate vergehen, bis die Constitution, wie sie sich selbst bezeichnete, "the Supreme Law of the Land" werden sollte (vgl. Dok. 39). Zu den Befürwortern der neuen Verfassung (Federalists) gehörten durchwegs die kleineren Staaten, die aufgrund der wirtschaftlichen Unterschiede zu den größeren Staaten vor allem in einer starken Zentralregierung eine gewisse Schutzfunktion sahen. Die größeren Staaten, die weder politischen Schutz noch wirtschaftliche Unterstützung anstrebten, waren eher gegen die Verfassung. Weiters fühlten sich viele Bürger noch immer mehr den Einzelstaatsregierungen verpflichtet und sahen in der neuen Bundesregierung eine Gefährdung der Einzelstaatsautonomie. Darüber hinaus wurde auch das Argument ins Spiel gebracht, daß eine republikanische Regierung nicht ein Gebiet beherrschen könne, das so groß ist wie jenes der Vereinigten Staaten. Im Federalist Nr. 15 setzt sich Alexander Hamilton gerade mit der Unfähigkeit der nach den Articles of Confederation bestehenden Regierung, den Fortbestand der Union zu gewährleisten, ausein-
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ander und weist mit Nachdruck auf die Notwendigkeit einer starken, handlungsfähigen Regierung hin. * * * An das Volk des Staates New York: Im Laufe der vorhergehenden Artikel habe ich mich bemüht, euch, meine Mitbürger, die Wichtigkeit der Union für eure politische Sicherheit und euer Wohlergehen klar und überzeugend vor Augen zu führen. Ich habe euch eine Reihe von Gefahren gezeigt, denen ihr ausgesetzt wäret, wenn ihr zuließet, daß das heilige Band, welches das Volk von Amerika verbindet, zerrissen oder gelöst würde, sei es nun durch Ehrgeiz oder Habgier, durch Neid oder durch Verdrehung der Tatsachen. Im weiteren Verlauf der Untersuchung, die wir miteinander unternehmen wollen, werden die Wahrheiten, die ich euch einzuprägen beabsichtige, durch bisher unbeachtet gebliebene Argumente und Tatsachen eine weitere Bestätigung erfahren. Wenn der Weg, den wir zu gehen haben, euch stellenweise langweilig und mühselig erscheinen sollte, so bitte ich euch zu bedenken, daß der Gegenstand, über den wir uns zu unterrichten suchen, der wichtigste ist, dem ein freies Volk seine Aufmerksamkeit zuwenden kann; daß wir ein Gebiet erforschen müssen, das an sich weitläufig ist; und daß unsere Reise durch dieses Gebiet unnötig erschwert worden ist, weil die Sophisterei es in einen Irrgarten verwandelt hat. Ich werde mich bemühen, die Hindernisse aus dem Weg zu räumen, soweit dies möglich ist, ohne die Sachlichkeit der Eile zu opfern. Gemäß dem Plan, den ich mir für die Behandlung des Gegenstandes zurecht gelegt habe, folgt als nächster Punkt die Untersuchung über die "Untauglichkeit der gegenwärtigen Föderation zur Erhaltung der Union". Man wird vielleicht fragen, welche Notwendigkeit bestehe, Beweise für eine Behauptung zu erbringen, die weder bestritten noch angezweifelt wird, der alle Schichten der Bevölkerung mit ihrem Verstand und ihrem Gemüt zustimmen, und deren Richtigkeit im Wesentlichen sowohl von den Gegnern wie von den Anhängern der neuen Verfassung anerkannt wird. Ja, es muß der Wahrheit gemäß zugegeben werden, daß Gegner und Anhänger, mögen ihre Meinungen in anderer Hinsicht auch noch so sehr auseinandergehen, zumindest in dem einen Punkt übereinstimmen scheinen, daß unser nationales System wesentliche Mängel aufweise, und daß etwas geschehen müsse, um uns vor der drohenden Anarchie zu retten. Über die Tatsachen, auf denen diese Ansicht beruht, gibt es keine Auseinandersetzungen mehr; sie haben sich dem Bewußtsein der Allgemeinheit aufgedrängt und schließlich und endlich auch jene Männer, deren verfehlte Politik die Hauptschuld an unserer mißlichen Lage trägt, zu einem wenn auch widerwilligen Eingeständnis jener Mängel in unserem Regierungssystem gebracht, die von
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intelligenten Freunden der Union schon seit langem aufgezeigt und beklagt worden sind. Man kann wohl mit Recht von uns sagen, daß wir das letzte Stadium nationaler Erniedrigung erreicht haben. Kaum irgend etwas, das den Stolz einer unabhängigen Nation verletzen oder ihrem Ruf abträglich sein kann, ist uns erspart geblieben. Gibt es Verpflichtungen, deren Einhaltung der primitivste unter Menschen übliche Anstand gebietet? Dann werden sie dauernd und schamlos gebrochen. Haben wir in Zeiten unmittelbarer Gefahr für die Bewahrung unserer politischen Existenz im Ausland und bei unseren eigenen Bürgern Schulden gemacht? Dann fehlt es für ihre Rückzahlung an jeder hinreichenden und befriedigenden Vorsorge. Hätten wertvolle Gebiete und wichtige Stützpunkte, die im Besitz einer fremden Macht sind, auf Grund ausdrücklicher Vereinbarungen nicht schon längst an uns abgetreten sein sollen? In Mißachtung unserer Rechte und zu unserem Nachteil werden sie uns noch immer vorenthalten. Sind wir in der Lage, uns einem Angriff zu widersetzen oder ihn zurückzuschlagen? Dazu haben wir weder Truppen, noch Geld, noch eine Regierung.1 Sind wir auch nur imstande, mit Würde zu protestieren? Dazu müßten die berechtigten Zweifel an unserer eigenen Redlichkeit in bezug auf die oben erwähnten Verträge erst aus dem Wege geräumt werden. Haben wir von Natur aus und durch Vertrag ein Anrecht auf freie Schiffahrt auf dem Mississippi? Nein, Spanien verweigert es uns. Ist nicht eine Staatsanleihe in Zeiten öffentlicher Gefahr ein unentbehrliches Hilfsmittel? Wir scheinen diese Möglichkeit als hoffnungslos und undurchführbar aufgegeben zu haben. Ist nicht der Handel für den nationalen Wohlstand wichtig? Der unsere ist auf dem tiefsten Punkt des Verfalles angelangt. Bildet es nicht einen Schutz gegen Übergriffe fremder Mächte, wenn eine Nation im Auslande Ansehen genießt? Die Dummheit unserer Regierung verbietet es fremden Mächten sogar, mit uns zu verhandeln. Unsere Gesandten im Ausland sind nichts anderes als Figuren in einem Puppenspiel der Souveränität. Stellt ein jähes und unbegründeten Absinken des Wertes von Grund und Boden nicht ein Symptom für die Notlage der Nation dar? Der Preis für bebauten Boden ist in den meisten Teilen unseres Landes viel niedriger, als dies durch das Angebot an unbebautem Boden gerechtfertigt wäre, und das nur infolge des Mangels an privatem und öffentlichem Vertrauen, der sich in so erschreckender Weise in allen Bevölkerungsschichten bemerkbar macht und eine Entwertung jeder Art von Besitz zur Folge hat. Ist der private Kredit nicht der Freund und Beschützer des Gewerbefleißes? In seiner nützlichsten Art, dem Gewähren und Aufnehmen von Krediten, ist er auf die engsten Grenzen beschränkt und das viel eher aus
1 "Ich meine für die Union". – Publius.
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dem Gefühl der Unsicherheit als aus Geldknappheit. Um eine Aufzählung von Einzelheiten abzukürzen, die weder erfreulich ist noch der Belehrung dient, sei nur ganz im allgemeinen gefragt, welches Anzeichen nationaler Unordnung, Armut und Bedeutungslosigkeit, die eine von der Natur so besonders mit allen Vorzügen gesegnete Gemeinschaft befallen können, in der schwarzen Liste unseres öffentlichen Mißgeschickes fehlt. In diese traurige Lage haben uns eben jene Maximen und Ratschläge gebracht, mit denen jetzt versucht wird, uns von der Annahme der vorgeschlagenen Verfassung abzuhalten. Und nun scheinen deren Verfechter, nicht zufrieden damit, uns an den Rand des Abgrundes geführt zu haben, entschlossen zu sein, uns in denselben hineinzustoßen. Aber an diesem Punkt, meine Landsleute, gebieten uns schwerwiegende Gründe, denen sich ein aufgeklärtes Volk nicht entziehen kann, endlich Widerstand zu leisten, um unserer Sicherheit, unserer Ruhe, unserer Würde und unseres Ansehens willen. Befreien wir uns doch von dem verhängnisvollen Zauber, der uns nur allzu lange vom Pfad der Glückseligkeit und des Wohlergehens abgelenkt hat! Zwar haben, wie bereits bemerkt wurde, Tatsachen, die zu unerbittlich sind, um vernachlässigt werden zu können, zur allgemeinen Anerkennung der Theorie geführt, daß unser nationales System wesentliche Mängel aufweise. Doch wird der Wert der Zugeständnisse, zu denen sich die alten Gegner des föderativen Systems bequemt haben, durch ihren Widerstand gegen eine Abhilfe zunichte gemacht, die auf der einzigen erfolgversprechenden Grundlage beruht. Obwohl sie zugeben, daß die Regierung der Vereinigten Staaten kraftlos ist, sträuben sie sich dagegen, ihr jene Machtbefugnisse zu verleihen, die nötig wären, um sie kraftvoll zu machen. Sie scheinen nach wie vor Ziele anzustreben, die miteinander in Widerspruch stehen und unvereinbar sind: Vermehrung der Autorität der Bundesregierung ohne Schmälerung der Autorität der Regierungen der Einzelstaaten; Souveränität der Union und völlige Unabhängigkeit ihrer Mitglieder. Sie beten letzten Endes immer noch mit blinder Verehrung das politische Monstrum eines imperium in imperio an. Das macht eine genaue Darstellung der wichtigsten Mängel der Föderation notwendig, um zu beweisen, daß die Übel, an denen wir leiden, nicht von belanglosen Unzulänglichkeiten oder Teilschäden herrühren, sondern von grundlegenden Fehlern in der Struktur des Gebäudes, die nicht anders behoben werden können als durch eine Änderung der Fundamente und der Stützpfeiler. Der große und wesentliche Fehler in der Struktur der Föderation liegt in dem Prinzip, daß die Gesetzgebung den Staaten oder Regierungen in ihrer Eigenschaft als korporative oder kollektive Körperschaften übertragen ist, im Gegen-
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satz zu den Individuen, aus denen sie bestehen. Obwohl dieses Prinzip sich nicht auf alle der Union übertragenen Machtbefugnisse erstreckt, herrscht es doch bei jenen vor, von denen die Wirksamkeit der übrigen abhängt. Mit Ausnahme der Bestimmungen über die Aufteilung haben die Vereinigten Staaten unbeschränkte Vollmacht, Truppen und Geld anzufordern; aber sie haben keine Vollmacht, diese beiden Maßnahmen durch Vorschriften zu verwirklichen, die sich auf die einzelnen Bürger Amerikas beziehen. Die Folge davon ist, daß ihre diesbezüglichen Beschlüsse in der Theorie zwar Gesetze darstellen, die auf Grund der Verfassung für die Union bindend sind, daß es sich dabei in der Praxis jedoch um bloße Empfehlungen handelt, welche die Staaten nach Gutdünken annehmen oder ablehnen können. Es ist ein einzigartiges Beispiel für die Unberechenbarkeit des menschlichen Denkens, daß es nach all den bitteren Erfahrungen, die uns gewarnt haben, noch immer Männer gibt, die gegen die neue Verfassung deshalb Einwände erheben, weil sie von einem Prinzip abweicht, das sich als der wunde Punkt der alten erwiesen hat, und das offensichtlich mit dem Begriff der Regierung an sich unvereinbar ist; kurz einem Prinzip, das, um überhaupt durchgeführt werden zu können, an die Stelle der milden Herrschaft der Obrigkeit das gewaltsame und blutige Walten des Schwertes setzen muß. Es erscheint weder widersinnig noch undurchführbar, daß sich unabhängige Nationen zu ganz bestimmten Zwecken zu einer Liga oder Allianz zusammenschließen, wenn diese Zwecke in einem Vertrag genau festgelegt sind, der alle Einzelheiten in bezug auf Zeit, Ort, Umstände und Umfang regelt; der nichts künftigem Gutdünken überläßt; und dessen Durchführung von der Vertragstreue der Partner abhängt. Übereinkommen dieser Art bestehen zwischen allen zivilisierten Nationen. Sie sind den üblichen Wechselfällen von Krieg und Frieden, von Einhaltung oder Nichteinhaltung ausgesetzt, je nachdem es die Interessen oder die Leidenschaften der Vertragspartner gebieten. Zu Beginn unseres Jahrhunderts verbreitete sich die Begeisterung für solche Verträge in Europa geradezu epidemisch, und die Politiker jener Zeit erhofften sich von ihnen Vorteile, die niemals verwirklicht wurden. Zum Zweck der Erhaltung des Gleichgewichtes der Kräfte und im Interesse der Bewahrung des Friedens in jenem Teil der Welt wurden alle Mittel der Diplomatie ausgeschöpft und Drei- und Viermächtepakete gebildet. Aber die Tatsache, daß sie kaum geschlossen auch schon wieder gebrochen wurden, bildete für die Menschheit einen betrüblichen, jedoch lehrreichen Anschauungsunterricht dafür, wie wenig Verlaß auf Verträge ist, für die es keine andere Sanktion gibt als die Gebote von Treu und Glauben, und die den Antrieben irgend welcher Interessen und Leidenschaften nichts anderes entgegenzusetzen haben als allgemeine Erwägungen von Frieden und Gerechtigkeit.
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Wenn die einzelnen Staaten dieses Landes geneigt sind, in einem ähnlichen Verhältnis zu einander zu stehen und das Projekt einer allgemeinen unumschränkten Oberaufsicht fallen zu lassen, so wäre dies in der Tat ein verderblicher Plan und brächte für uns all die Übel mit sich, die vorher aufgezählt wurden; aber er hätte wenigstens das Verdienst, konsequent und durchführbar zu sein. Verzichten wir auf alle Pläne für eine Bundesregierung, wo würde uns das zu einer einfachen offensiven und defensiven Allianz führen und uns in eine Lage bringen, in der wir uns abwechselnd als Freunde oder Feinde gegenüber ständen, je nach dem, was uns unsere gegenseitige Rivalität – von den Intrigen fremder Mächte geschürt – gerade vorschriebe. Wenn wir jedoch nicht gewillt sind, in diese gefährliche Lage zu geraten; wenn wir weiterhin dem Plan einer nationalen Regierung anhängen oder, was dasselbe ist, einer übergeordneten Macht unter der Leitung eines gemeinsamen Rates, so müssen wir uns entschließen, in unser Projekt jene Bestandteile einzugliedern, die als Träger der charakteristischen Differenz zwischen einer Liga und einer Regierung anzusehen sind; wir müssen die Autorität der Union auf den einzelnen Bürger selbst erstrecken, der das einzige wahre Objekt einer Regierung darstellt. Regierung bedeutet die Macht, Gesetze zu erlassen. Es ist für den Begriff eines Gesetzes wesentlich, daß es mit einer Sanktion ausgestattet ist, oder um es anders auszudrücken, daß eine Buße oder Strafe für seine Übertretung vorgesehen ist. Fehlt eine solche, so sind die Beschlüsse oder Befehle, die vorgeben Gesetze zu sein, nichts weiter als Ratschläge oder Empfehlungen. Diese Strafe, woraus immer sie bestehen möge, kann nur auf zwei Arten vehängt werden: entweder durch die Gerichtshöfe und die Vertreter der Justiz oder durch militärische Gewalt, also durch Zwang von seiten der Obrigkeit oder durch Zwang von seiten der Militärmacht. Der erste kann einleuchtenderweise nur gegen Menschen, der zweite muß notwendigerweise gegen politische Körperschaften oder Gemeinschaften oder Staaten angewendet werden, denn es ist klar, daß diese letzten Endes durch kein Gerichtsverfahren zur Einhaltung der Gesetze gezwungen werden können. Gewiß können über sie wegen Pflichtverletzung Urteile gefällt, aber nur durch das Schwert vollstreckt werden. In einer Vereinigung, in der die eigentliche Macht bei den kollektiven Körperschaften der Gemeinwesen beruht, aus denen sie sich zusammensetzt, muß jede Übertretung der Gesetze einen Kriegszustand zur Folge haben; und nur durch die Gewalt der Waffen kann die Bürgerschaft zum Gehorsam gezwungen werden. Ein derartiger Zustand kann sicherlich nicht mit dem Namen Regierung bezeichnet werden, und kein vernünftiger Mensch wird ihn als förderlich für sein Wohl herbeiwünschen.
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Es gab eine Zeit, da uns erklärt wurde, es sei nicht zu erwarten, daß die Staaten sich über die Vorschriften der Bundesregierung hinwegsetzen, sondern daß sie sich von der Rücksicht auf das Gemeinwohl leiten lassen und sich allen verfassungsmäßigen Forderungen der Union fügen würden. Ebenso phantastisch, wie wir solche Behauptungen heute finden, wird uns der Großteil dessen erscheinen, was wir jetzt aus denselben Kreisen zu hören bekommen, sobald wir erst ein bißchen länger in die Schule jener Lehrmeisterin gegangen sind, die Erfahrung heißt. Denn im Lichte der Erfahrung können die wahren Triebfedern des menschlichen Handelns nicht lange verborgen bleiben, und sie ist es auch, die zu allen Zeiten die ursprünglichen Beweggründe für die Errichtung der Staatsgewalt enthüllt. Warum werden überhaupt Regierungen eingesetzt? Weil die Leidenschaften des Menschen sich nicht ohne Zwang den Geboten der Vernunft und der Gerechtigkeit fügen wollen. Hat die Erfahrung gelehrt, daß sich Gemeinwesen eher von Redlichkeit und Selbstlosigkeit leiten lassen als der einzelne Mensch? Das Gegenteil ist von allen aufmerksamen Beobachtern des menschlichen Verhaltens festgestellt worden, und diese Feststellung stützt sich auf handgreifliche Gründe. Die Rücksicht auf den guten Ruf spielt eine geringere Rolle, wenn die Diffamierung wegen einer schlechten Handlung sozusagen auf eine Anzahl von Menschen aufgeteilt wird, als wenn sie auf einen Einzelnen fällt. Der Parteigeist, der die Beratungen aller möglichen Körperschaften so leicht vergiftet, wird die Menschen, aus denen sich diese Körperschaften zusammensetzen, oft zu unredlichen Handlungen und zu Exzessen treiben, über die sie als Privatpersonen erröten würden. Außerdem ist im Wesen der souveränen Macht eine gesteigerte Herrschbegierde gelegen, welche die Männer, die an der Spitze stehen, dazu bringt, jeden Versuch, sie in der Ausübung der Macht zu behindern oder zu beeinflussen, mit scheelen Blicken anzusehen. Aus diesem Geist erklärt es sich, daß in jedem politischen Verband, der auf dem Grundsatz beruht, eine Anzahl politischer Gebilde von geringerer Souveränität in ihrem gemeinsamen Interesse zu vereinigen, eine Art zentrifugaler Tendenz herrscht, die in den untergeordneten und im Rang tiefer stehenden Gemeinwesen ein dauerndes Bestreben hervorruft, sich vom gemeinsamen Mittelpunkt zu entfernen. Diese Tendenz ist nicht schwer zu erklären: sie hat ihren Ursprung in der Machtgier. Eine Macht, die kontrolliert und eingeschränkt wird, ist fast immer die Rivalin und Feindin jener Macht, von der sie kontrolliert und eingeschränkt wird. Diese einfache Feststellung lehrt uns, wie wenig Grund besteht zu erwarten, daß die Personen, die mit der Verwaltung der Angelegenheiten der einzelnen Mitglieder einer Föderation betraut sind, zu jeder Zeit bereit sein werden, die Beschlüsse oder Erlässe einer Zentralregierung völlig gutwillig und ausschließlich im Hinblick auf das Gemeinwohl
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durchzuführen. Wie die menschliche Natur nun einmal beschaffen ist, wird das Gegenteil der Fall sein. Wenn daher die Maßnahmen der Föderation nicht ohne Mitwirkung der Regierungen der Einzelstaaten durchgeführt werden können, besteht wenig Aussicht, daß sie überhaupt durchgeführt werden. Die leitenden Männer der verschiedenen Mitgliedstaaten werden, ob sie dazu ein verfassungsmäßiges Recht haben oder nicht, selbst über die Richtigkeit der Maßnahmen zu entscheiden trachten. Sie werden Erwägungen anstellen, ob die Beschlüsse oder Erlässe ihrem Interesse oder ihren unmittelbaren Zielen entsprechen, und ob deren Annahme ihnen im Augenblick gelegen oder ungelegen erscheint. All das wird getan werden; und zwar im Geiste einer eigennützigen und argwöhnischen Prüfung und ohne jene Kenntnis der gesamtnationalen Umstände und Gründe, die für ein richtiges Urteil nötig sind; jedoch unter dem Einfluß jener starken Voreingenommenheit zugunsten lokaler Belange, die nur zu irrigen Entscheidungen führen kann. Der gleiche Vorgang wird sich in jedem Einzelstaat wiederholen; und die Durchführung des Planes, der aus den Beratungen der Gesamtheit hervorgegangen ist, wird stets schwankend sein, je nach der schlecht unterrichteten und voreingenommenen Meinung der einzelnen Mitglieder. Wer mit dem Verfahren in Volksversammlungen vertraut ist, wer gesehen hat, wie schwierig es oft ist, diese – wenn kein Druck durch äußere Umstände besteht – zu einheitlichen Beschlüssen über wichtige Punkte zu bringen, der wird sich leicht vorstellen können, wie unmöglich es sein muß, eine ganze Anzahl solcher Versammlungen, die an verschiedenen Orten, zu verschiedenen Zeiten und unter dem Einfluß verschiedener Umstände beraten, zu dauernder Zusammenarbeit und zur Verfolgung der gleichen Ziele zu bewegen. In unserem Falle, also unter der Föderation, bedarf es zur völligen Durchführung jeder wichtigen Maßnahme, die von der Union ausgeht, der Übereinstimmung des souveränen Willens von dreizehn Staaten. Es ist geschehen, was vorauszusehen war: Die Maßnahmen der Union sind nicht durchgeführt worden; die Pflichtverletzungen der Staaten haben Schritt für Schritt ein solches Ausmaß erreicht, daß schließlich alle Räder der nationalen Regierung zu einem betrüblichen Stillstand gekommen sind. Der Kongreß besitzt derzeit kaum die Möglichkeit, die Formen der Verwaltung solange aufrecht zu erhalten, bis die Staaten Zeit haben werden, sich über einen leistungsfähigeren Ersatz für den gegenwärtigen Schatten einer Bundesregierung zu einigen. Zu dieser verzweifelten Lage ist es nicht auf einmal gekommen. Die Ursachen, die im einzelnen dargelegt wurden, haben zuerst nur dazu geführt, daß den Ansprüchen der Union in ungleichem Grade Folge geleistet wurde. Jene Staaten, die diesen Ansprüchen am
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zögerndsten nachkamen, lieferten den willfährigen oder weniger pflichtvergessenen Staaten ein Beispiel, auf das sie sich berufen konnten, wenn sie einen Vorwand brauchten, um gleichfalls nur ihren eigenen Interessen zu folgen. Warum sollen wir mehr tun als andere, die mit uns politisch im gleichen Boot sitzen? Warum sollen wir mehr als den uns zukommenden Anteil an der gemeinsamen Last auf uns nehmen? Das waren Erwägungen, denen die menschliche Selbstsucht nicht widerstehen konnte, und gegen die selbst denkende Männer, welche die Folgen voraussahen, nur zögernd ankämpften. So haben mit der Zeit alle Staaten, der Stimme des unmittelbaren Interesses und des Opportunismus folgend, dem Gebäude die Stütze entzogen, bis es so schwach und so unterhöhlt geworden ist, daß es über uns zusammenstürzen und uns unter seinen Trümmern zu begraben droht. Publius Engl. in: Richard Hofstadter (ed.), Great Issues in American History, Volume I, New York, 1959, 132 ff.; dt. aus: Felix Ermacora (Hrsg.), Der Föderalist, Wien, 1958, 98 ff.
45. Thomas Jeffersons Befürwortung einer Grundrechteerklärung, 15. März 1789 Letter from Thomas Jefferson to James Madison Einige Einzelstaaten hatten die Ratifizierung der Verfassung an die Bedingung geknüpft, daß der Congress so schnell wie möglich einen Katalog der Grund- und Freiheitsrechte beschließen solle. In Virginia wies Patrick Henry, ein flammender Redner (vgl. Dok. 22), auf die besondere Notwendigkeit einer "bill of rights" hin. James Madison war auf Grund seines Versprechens, persönlich eine solche Erklärung im ersten Congress als Ergänzung zur Verfassung einzubringen, in das Repräsentantenhaus gewählt worden, wo er mit Ausdauer die Behandlung der im wesentlichen auf ihn zurückgehenden Grundrechtsartikel vorantrieb. Im September 1789 wurde schließlich die Bill of Rights vom Congress in seiner I. Session mit der erforderlichen zwei Drittel Mehrheit angenommen. Da dieser Katalog den Rang eines Verfassungsgesetzes einnahm, mußte er noch von drei Viertel der Staatslegislaturen angenom-
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men werden, ein Prozeß, der schließlich im Dezember 1791 abgeschlossen war. Zuvor hatte James Madison Thomas Jefferson über die Gründe des bisherigen Verzichtes auf eine Grundrechteerklärung des Bundes, die politische Vorgangsweise und den Stand der öffentlichen Diskussion in Kenntnis gesetzt. Thomas Jeffersons Antwort, eine klare Befürwortung eines Grundrechtekataloges, fiel wie folgt aus: * * * Ihre Gedanken über die Erklärung von Grundrechten im Brief vom 17. Oktober habe ich mit großer Befriedigung zur Kenntnis genommen. […] Unter den Argumenten für eine Grundrechteerklärung haben Sie eines ausgelassen, das mir sehr wichtig erscheint: die rechtlichen Kontrollmittel, die sie den Gerichten an die Hand gibt. Wenn man die Gerichte unabhängig macht und sie einzig auf ihre ureigenste Aufgabe beschränkt, verdienen sie aufgrund ihrer Kenntnisse und Integrität großes Vertrauen. […] Hier in Kürze einige Antworten auf die in ihrem Brief formulierten Einwände: 1. Daß die besagten Rechte sowieso vorbehalten worden sind aufgrund der Art der Zuweisung aller Bundeskompetenzen. Antwort: […] Wenn in einer Verfassung einige gefährdete Rechte gar nicht genannt werden und Zweifel über andere Rechte aufkommen können, wird eine Erklärung der Rechte schon allein zum Zweck der Vervollständigung nötig. Genau das ist der Fall mit unserer neuen Bundesverfassung. Für bestimmte Zwecke macht sie uns zu einem Staat und gibt uns zu deren Erledigung eine gesetzgebende Körperschaft und eine Exekutive. Deshalb sollte sie uns auch vor deren Machtmißbrauch für die ihr übertragenen Bereiche schützen. 2. Es sei unmöglich gewesen, sich auf eine Erklärung einiger wesentlicher Rechte im gebotenen Umfang zu einigen. Antwort: Ein halber Laib Brot ist besser als keiner. Wenn wir nicht alle unsere Rechte absichern können, laßt uns absichern, soviel wir können. 3. Die begrenzten Zuständigkeiten der Bundesregierung und die mißtrauische Wachsamkeit der untergeordneten Regierungen böten eine Absicherung, die es in anderen Ländern nicht gebe. Antwort: Was die Bundesregierung angeht, handelt es sich um das gleiche Argument wie unter 1. Die mißtrauische Wachsamkeit der untergeordneten Regierungen ist eine prekäre Grundlage. Diese Regierungen sind doch nur ausführende Organe und brauchen Grundsätze, auf denen sie ihren Widerstand aufbauen können. Die Erklärung der Rechte soll der Text sein, an dem sie alle Taten der Bundesregierung messen. […]
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4. Die Erfahrung beweise die Wirkungslosigkeit einer "Bill of Rights". Das stimmt zwar, aber auch wenn sie nicht immer und nicht völligen Schutz bietet, ist sie doch immer ein großer potentieller Schutz und selten völlig wirkungslos. Ein zusätzlicher Balken hat schon oft ein Haus vor dem Zusammenbruch bewahrt. Der Unterschied zwischen den mit einer Rechteerklärung verbundenen Schwierigkeiten ist beträchtlich. Der mit einer Rechteerklärung verbundene Nachteil ist, daß sie die Regierung bei berechtigten Aktivitäten behindern kann. Dieser Nachteil ist kurzfristig, nicht gravierend und reparabel. Die mit dem Fehlen einer Rechteerklärung verbundenen Probleme sind dauerhaft, schmerzen und sind irreparabel, und sie verschlimmern sich ständig. Dabei denke ich keineswegs ausschließlich und hauptsächlich an die Exekutive; die Tyrannei der Legislativen ist derzeit die ernsthafteste Bedrohung und wird es für lange Zeit bleiben. Die Bedrohung durch die Exekutive wird sich zu gegebener Zeit in einer ferneren Zukunft ergeben. Ich weiß, daß einige unter uns am liebsten jetzt die Monarchie einführen würden. Aber ihre Anzahl und ihr Gewicht sind gering. Die Heranwachsenden sind Republikaner. Wir sind im Royalismus [royalism] groß geworden, was Wunder, daß einige diesem Götzen immer noch anhängen. Unsere Jugend wird mit dem Republikanismus groß. Ein Abfall zugunsten des Royalismus ist unvorstellbar. Die Aussicht, daß eine Grundrechteerklärung hinzugefügt wird, bereitet mir große Freude, und ich hoffe, es wird so geschehen, daß nicht die ganze Verfassung oder einer ihrer wesentlichen Teile gefährdet wird. Engl. in: Julian P. Boyd (ed.), The Papers of Thomas Jefferson, Vol. 14, Princeton, New Jersey, 1953, 659 ff.; dt. aus: Angela und Willi Paul Adams, Die Amerikanische Revolution und die Verfassung, 1754–1791, München, 1987, 417 ff.
46. George Washingtons Erste Inaugurationsrede, 30. April 1789 George Washington's First Inaugural Address Schon früh im Jahr 1789 begannen die einzelnen Staaten, ihre Abgeordneten für den neuen Congress zu wählen, der am 4. März 1789 in der New York City Hall zusammentreten sollte. Auf Grund von Anreiseschwierigkeiten hatten beide Häuser erst am 2. April des Jahres die erforderlichen Quoren er-
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reicht, und der Senat konstituierte sich erst am 5. April. Am 6. April wurden die Stimmen zur ersten Präsidentenwahl der Vereinigten Staaten ausgezählt: George Washington, der ein Jahr lang gezögert hatte, seinen Ruf für solch eine von ihm in einer subjektiven und objektiven Einschätzung der Dinge als ungewisses Unterfangen empfundene Sache aufs Spiel zu setzen, gab schließlich aus Überlegungen für das Wohlergehen seines Landes nach und wurde ohne Gegenkandidaten einstimmig zum ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. John Adams wurde in das Amt des Vizepräsidenten gewählt. Charles Thomson wurde ausgeschickt, um George Washington von seiner Wahl zu unterrichten. Die Abreise Washingtons von seiner Plantage in Mount Vernon in Virginia am 6. April des Jahres gestaltete sich bis zu seiner Ankunft in New York zu einem einzigen Triumphzug: In Philadelphia ritt die Kavallerie ihm zu Ehren eine Parade, und er selbst zog unter Triumphbögen aus Lorbeer und Immergrün in die Stadt ein. In Trenton, wo er zwölf Jahre zuvor mit seinen Truppen den mit Eisschollen bedeckten Delaware überquert hatte, streute eine Gruppe weißgekleideter Jungfrauen Blumen auf seinen Weg und sang eine Ode. An der Bucht von New York angekommen, wurde er auf ein Boot geleitet, dessen Besatzung aus dreizehn Männern in weißen Uniformen bestand, und als er der Stadt näherkam, wurden dreizehn Salutschüsse aus Kanonen abgefeuert. Am 30. April schließlich wurde er auf dem Balkon der Federal Hall in der Wall Street vom Kanzler von New York vereidigt, der der jubelnden Menge zurief: "Lang lebe George Washington, der Präsident der Vereinigten Staaten!" * * * Mitbürger des Senats und des Abgeordnetenhauses: Unter den Unannehmlichkeiten, die das Leben gelegentlich mit sich bringt, hätte mich kein Ereignis mit größerer Beklemmung erfüllen können als jenes, über welches mir über Eure Anordnung jene Mitteilung gemacht worden ist, die ich am 14. Tage dieses Monats empfangen habe. Auf der einen Seite wurde ich von meinem Land, dessen Stimme ich immer nur mit Verehrung und Liebe hören kann, aus einem Ruhesitz berufen, den ich mir mit besonderer Vorliebe und, wie mir meine Hoffnungen schmeichelten, mit einer unabänderlichen Entscheidung als den Zufluchtsort meiner sich dem Ende zuneigenden Jahre gewählt hatte, – ein Zufluchtsort wie er mir jeden Tag wichtiger wie auch lieber wurde aufgrund der zur Neigung hinzutretenden Gewohnheit, aber auch durch die häufigen Störungen meiner Gesundheit, die im Laufe der Zeit einem fortgesetzten Raubbau ausgesetzt war. Andererseits konnte die Größe und Schwierigkeit der verantwortungsvollen Aufgabe, zu der mich die Stimme meines Landes rief,
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ausreichen, auch den weisesten und erfahrensten seiner Bürger zu einer mißtrauischen Prüfung seiner eigenen Qualifikationen zu veranlassen, konnte jemanden nur mit Kleinmut erfüllen der (schon von Natur aus minder begabt und ohne Erfahrung in den Pflichten der staatlichen Verwaltung) sich seiner eigenen Mängel besonders bewußt sein sollte. In diesem Konflikt der Emotionen wage ich nicht mehr zu behaupten, als daß ich mich getreulich bemüht habe, meine Pflicht aufgrund einer gewissenhaften Prüfung aller Umstände, die sich darauf beziehen mögen, festzustellen. Alles, was ich zu hoffen wage, ist, daß, sollte ich mich bei der Durchführung dieser Aufgabe von einer dankbaren Erinnerung an frühere Begebenheiten oder von einer von Herzen kommenden Sensibilität für diesen überragenden Beweis des Vertrauens meiner Mitbürger zu weit haben hinreißen lassen, und daher meine Unfähigkeit sowohl als meine mangelnde Neigung für die gewichtigen und bisher nicht versuchten Aufgaben vor mir zuwenig geprüft haben, mein Irrtum durch die Motive gemildert werden wird, welche mich verleitet haben, und sich die daraus ergebenden Konsequenzen von meinem Land in etwa mit derselben Anteilnahme beurteilt werden mögen, von der sie ihren Ausgang genommen haben. Dies sind die Eindrücke, unter denen ich mich, im Gehorsam gegenüber dem öffentlichen Ruf, hierher begeben habe, und es wäre besonders unangemessen, in diesem ersten offiziellen Akt ein heißes Flehen zu jenem allmächtigen Wesen zu unterlassen, welches das Universum regiert, den Beratungen der Nationen präsidiert, und dessen providentielle Hilfe jeden menschlichen Mangel wettmachen kann, auf daß Sein Segen für die Freiheiten und das Glück des Volks der Vereinigten Staaten der von ihm selbst für seine essentiellen Zwecke eingesetzten Regierung seine Weihe verleihen und jedem in seiner Verwaltung eingesetzen Instrument die Fähigkeit verleihen möge, die ihm übertragenen Funktionen mit Erfolg zu Ende zu führen. … Kein Volk kann mehr verpflichtet sein, die Unsichtbare Hand, welche die Angelegenheiten der Menschen lenkt, mehr anzuerkennen und anzubeten als das der Vereinigten Staaten. Jeder Schritt den sie auf dem Weg zur unabhängigen Nationswerdung gemacht haben, scheint durch ein Unterpfand des Wirkens der göttlichen Vorsehung ausgezeichnet gewesen zu sein; und in der so wichtigen grundlegenden Änderung, welche gerade hinsichtlich des Systems ihrer einheitlichen Regierung zustande gebracht worden ist, können die ruhigen Überlegungen und die freiwillige Zustimmung so vieler verschiedener Gemeinschaften, aus denen sich dieses Ereignis ergeben hat, nicht mit jenen Mitteln, durch welche die meisten Regierungen gebildet worden sind, verglichen werden, ohne daß man frommen Dank abstattet, zusammen mit einer demütigen Vorwegnahme jenes zukünftigen Segens, für den die Vergangenheit eine Verheißung zu sein scheint. …
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Aufgrund jenes Artikels, welcher die Exekutive einrichtet, ist es die Pflicht des Präsidenten, "Ihnen jene Maßnahmen zur Erwägung zu unterbreiten, als er für notwendig und zweckmäßig erachtet." Die Umstände, unter welchen ich Ihnen gegenwärtig begegne, erlassen es mir, diesen Gegenstand mehr als durch den Hinweis auf die große Verfassungscharta einzugehen, auf deren Grundlage Sie hier versammelt sind, und welche in der Beschreibung Ihrer Kompetenzen jene Gegenstände bezeichnet, welchen Sie Ihre Aufmerksamkeit zuwenden müssen. Es entspricht diesen Umständen mehr ebenso wie den Gefühlen, welche mich heute bewegen, an die Stelle von Empfehlungen bestimmter Maßnahmen jenen Tribut zu setzen, der den Talenten, der Rechtschaffenheit und dem Patriotismus gebührt, welche die Charaktere jener auszeichnet, welche ausgewählt sind, diese Maßnahmen zu entwerfen und zu beschließen. Ich nehme diese ehrenwerten Qualifikationen als sicherstes Unterpfand dafür, daß einerseits keine lokale Vorurteile oder Anhänglichkeiten, weder Sonderauffassungen noch Parteienabneigung das umfassende und gleiche Augenmerk in die Irre führen wird, welches über diese große Menge von Gemeinschaften und Interessen wachen sollte, sodaß andererseits die Grundlage unserer nationalen Politik auf den reinen und unabänderlichen Grundsätzen privater Moralität ruhen und die Vorzüglichkeit einer freien Regierung durch all jene Attribute exemplifiziert werden wird, die ihr die Anhänglichkeit ihrer Bürger gewinnen und den Respekt der Welt verschaffen kann. Ich gebe mich dieser Aussicht mit jener vollsten Genugtuung hin, welche aus einer brennenden Liebe für mein Land erwächst, denn es gibt keine besser begründete Wahrheit als jene, daß im Wirken und im Lauf der Natur eine unauflösliche Verbindung zwischen Tugend und Glück besteht; zwischen Pflicht und Vorteil; zwischen den ursprünglichen Maximen einer ehrlichen und großherzigen Politik und den handgreiflichen Früchten der öffentlichen Wohlfahrt und des öffentlichen Glücks; wie wir auch nicht weniger überzeugt sein sollen, daß man vom Himmel nicht erwarten kann, daß er freundlich auf eine Nation herablächelt, welche die ewigen Regeln der Ordnung und des Rechts, welche der Himmel selbst festgelegt hat, mißachte; und weil die Erhaltung des heiligen Feuers der Freiheit und das Geschick der republikanischen Form der Regierung vielleicht zurecht als grundlegend, als endgültig an jenes Experiment gebunden erachtet werden, welches den Händen des amerikanischen Volkes anvertraut ist. Neben den normalen Gegenständen, welche Ihrer Obsorge anvertraut sind, bleibt es Ihrem Urteil überlassen, zu entscheiden, wie weit eine Ausübung der gelegentlichen Kompetenzen, die durch Artikel 5 der Verfassung übertragen sind, im gegenwärtigen Zeitpunkt aufgrund der Natur der Einwendungen, welche gegen das System dringend vorgebracht worden sind, oder bei jenem Grad der Besorgnis, welches sie hervorgebracht hat, zweckmäßig erscheint. …
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Zu den vorstehenden Bemerkungen habe ich noch eine hinzuzufügen, welche höchstangemessenerweise an das Abgeordnetenhaus zu richten ist. Sie betrifft mich selbst und wird daher so kurz wie möglich sein. Als ich zum ersten Mal den ehrenden Ruf zum Dienste für mein Land erhielt, war es am Vorabend eines mühevollen Kampfes für seine Freiheiten, in welchem Lichte ich es als meine Pflicht ansah, daß ich auf jede finanzielle Entschädigung verzichten sollte. Von diesem meinen Entschluß bin ich niemals abgewichen; und da ich immer noch unter jenen Eindrücken stehe, welche ihn hervorgebracht haben, muß ich als auf mich unanwendbar jeden Anteil an den persönlichen Bezügen ablehnen, welche unverzichtbarerweise in die ständige Regelung für die Regierungsgewalt eingeschlossen sein mögen, und muß daher bitten, daß der finanzielle Voranschlag für jenes Amt, welches ich einnehme, für die Dauer meiner Amtszeit auf jene notwendigen Ausgaben beschränkt werden möge, welche man für das öffentliche Wohl als notwendig erachtet. Nachdem ich Ihnen so meine Gefühle, welche durch die Gelegenheit hervorgerufen wurden, welche uns hier zusammengebracht hat, mitgeteilt habe, darf ich mich für heute verabschieden; aber nicht, ohne mich nochmals an den gütigen Vater der menschlichen Rasse mit der demütigen Bitte zu wenden, daß – weil es Ihm gefallen hat, das amerikanische Volk mit den Möglichkeiten für Erwägungen in voller Ruhe und mit der Gesinnung zu einer mit beispielloser Einstimmigkeit gefaßten Entscheidung über eine Form der Regierung für die Sicherheit seiner Union und die Förderung seines Glücks zu begünstigen, – so auch Sein göttlicher Segen gleichermaßen günstig wirksam werde in der erweiterten Sicht, den maßvollen Verhandlungen und den weisen Maßnahmen, von denen der Erfolg dieser Regierung notwendig abhängt. Engl. in: Saul K. Padover (ed.), The Washington Papers, Basic Selections ..., New York, 1955, 262 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
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47. Das Gerichtsverfassungsgesetz, 24. September 1789 The Judiciary Act of 1789 Die zweite große Frage, die die Verfassung von 1787 neben dem Grundrechtskatalog offen ließ, war die institutionelle Ausgestaltung der Rechtssprechung auf Bundesebene, da die Verfassung nur für einen Obersten Gerichtshof und solche niedrigere Gerichtshöfe, wie sie der Congress von Zeit zu Zeit errichten würde (Art. III. Sec. 1), vorgesorgt hatte. Damit war die Frage der Gerichtsorganisation der Verfügungsfreiheit des Congresses überlassen worden. Die Rahmenbedingungen des amerikanischen Gerichtswesens wurden mit dem "Judiciary Act" von 1789 festgelegt. Da die Gerichte in den einzelnen Bundesstaaten in entscheidenden politischen Fragen nunmehr der Aufsicht des Obersten Gerichtshofes unterstellt waren, hatte dieses Gesetz eine enorme Bedeutung auch für die Entwicklung des Amerikanischen Nationalbewußtseins. Bereits 1791 erklärte einer der neuen Bundesrichter: "Der Mensch braucht ein Ideal, und unser politisches Ideal sollten die Gesetze sein." Damit blieb aber noch die Frage offen, wer zur Entscheidung berufen sei, ob nun ein Gesetz vorliege oder nicht. Auch hier war Amerika in der Verfassungsentwicklung wegweisend. Die Kompetenz des "judicial review", also Gesetze auf ihre Verfassungsmäßigkeit zu überprüfen, sprach sich der Supreme Court im Fall Marbury vs. Madison (1803) selbst zu (vgl. Dok. 54). * * * Das Oberste Gericht der Vereinigten Staaten kann ein rechtskräftiges Urteil eines obersten Gerichts eines Einzelstaates revidieren oder bestätigen, [a] wenn in ihm die Gültigkeit eines Vertrages oder eines Gesetzes oder eine im Namen der Vereinigten Staaten ausgeübte Vollmacht in Frage gestellt wird und das Urteil gegen deren Gültigkeit entscheidet; [b] wenn in ihm die Gültigkeit eines Gesetzes oder eine im Namen eines Einzelstaats ausgeübte Vollmacht in Frage gestellt wird, weil sie im Widerspruch steht zu Verfassung, Verträgen oder Gesetzen der Vereinigten Staaten und das Urteil zugunsten der Gültigkeit entscheidet; oder [c] wenn in ihm die Interpretation eines Passus der Verfassung, eines Vertrages, eines Gesetzes oder einer im Namen der Vereinigten Staaten erteilten Vollmacht in Frage gestellt wird, und das Urteil lautet gegen den Rechtstitel, wie ihn eine der Parteien ausdrücklich behauptet. Das Oberste Gericht ist frei, statt den Fall wie oben vorgesehen an die vorherige Instanz zur Entscheidung zurückzuverweisen, wenn der Fall schon einmal zurückverwiesen wurde, ihn letztinstanzlich zu entscheiden und den Vollzug
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anzuordnen. Es soll aber in dem oben beschriebenen Fall kein anderer als der Verfahrensmangel als Revisionsgrund herangezogen werden, als der ursprünglich schriftlich genannte, der unmittelbar die oben erwähnten strittigen Fragen der Gültigkeit oder Interpretation der besagten Verfassung, Verträge, Gesetze, Vollmachten oder Zuständigkeiten behandelt. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, (Doc. 91), 153; dt. aus: Angela und Willi Paul Adams, Die Amerikanische Revolution und die Verfassung, 1754-1791, München 1987, 409 ff.
48. George Washingtons Neutralitätserklärung, 22. April 1793 George Washington's Proclamation of Neutrality Bei seinem Amtsantritt (vgl. Dok. 46) wurde George Washington seitens der amerikanischen Bevölkerung eine Woge ungeteilter Sympathie und Unterstützung zuteil. Sein zurückhaltendes Wesen wird mit den Eigenschaften unnachgiebig, würdevoll und von unfehlbarer Integrität beschrieben. Hatte er sich als Oberbefehlshaber der amerikanischen Kontinentalarmee einen Nimbus der Unbesiegbarkeit geschaffen – seine einzige Schlacht hatte George Washington als Offizier in britischen Diensten verloren – so fehlte es ihm allerdings als Staatsmann in außenpolitischen, fiskalischen und wirtschaftlichen Fragen an Routine, um einerseits die schwierige Lage, in der sich der junge Nationalstaat in seiner Frühphase befand, zu meistern und andererseits sich nicht in den Streit der Federalists und der Antifederalists, wobei sich letztere in den frühen 90-er Jahren in (Democratic-) Republicans umbenannten, im Congress hineinziehen zu lassen. Die vorliegende Proklamation wurde von allen Mitgliedern aus Washingtons Kabinett unterstützt und erfolgte als Antwort auf die Kriegserklärung des französischen Nationalkonvents an England, Holland, Preußen, Österreich und später Spanien vom 1. Februar 1793, die Anfang April 1793 in Philadelphia bekannt wurde. Es ist bemerkenswert, daß in der gesamten Erklärung das Wort "Neutralität" kein einziges Mal erwähnt wird und immer nur von "impartial" (unparteilich) gesprochen wird. Von der englischen Regierung wurde die Proklamation jedoch von Anfang an als Neutralitätserklärung aufgefaßt, und im darauffolgenden Notenwechsel dieser Terminus auch als solcher eingeführt. Zur Durchführung dieser Proklamation erließ der Congress am 5. Juni 1774 das erste "Neutralitätsgesetz", das am
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Beginn einer langen Folge von Neutralitätsgesetzen stand. Die Neutralitätserklärung beschwor jedoch eine Pamphlet-Kontroverse zwischen Alexander Hamilton, der zweiunddreißigjährig zum Finanzminister im Kabinett Washingtons ernannt wurde, alias "Pacificus" und James Madison, nun einer der führenden Köpfe im Congress und ebenfalls persönlicher Berater George Washingtons, alias "Helvidius" herauf. * * * VOM PRÄSIDENTEN DER VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA EINE PROKLAMATION Da offensichtlich ein Kriegszustand zwischen Österreich, Preußen, Sardinien, Großbritannien und den Vereinigten Niederlanden auf der einen und Frankreich auf der anderen Seite besteht, und da es die Pflicht und das Interesse der Vereinigten Staaten verlangen, daß sie ernstlich und nach Treu und Glauben ein gegenüber den Kriegführenden freundliches und unparteiisches Verhalten einnehmen und verfolgen: Habe ich es daher für richtig befunden, durch Gegenwärtiges die Absicht der Vereinigten Staaten zu erklären, gegenüber diesen jeweiligen Mächten die obgenannte Haltung zu beobachten, und die Bürger der Vereinigten Staaten zu ermahnen und zu warnen, sorgfältig alle Akte und Vorgangsweisen welcher Art auch immer zu vermeiden, welche in irgendeiner Weise geeignet erscheinen könnten, dieser Absicht zuwiderzulaufen. Und ich mache hiermit auch kund und zu wissen, daß wer auch immer von den Bürgern der Vereinigten Staaten sich selbst nach dem Völkerrecht einer Strafe oder dem Verfall von Vermögen dadurch aussetzen sollte, daß er Feindseligkeiten gegen irgendeine der genannten Mächte begeht, solche unterstützt oder zu solchen anstiftet, oder daß er zu irgendeiner derselben solche Artikel befördert, welche nach der modernen Übung der Nationen als Kontrabande anzusehen sind, des Schutzes der Vereinigten Staaten gegen eine solche Strafe oder einen solchen Güterverfall nicht teilhaftig wird; und weiter, daß ich jene Beamte, welchen die Einleitung der Strafverfolgung gegen alle Personen obliegt, welche innerhalb des Zuständigkeitsbereichs der Gerichte der Vereinigten Staaten das Völkerrecht in Hinsicht auf die im Krieg befindliche Mächte, oder irgendeine derselben verletzen sollten, entsprechend angewiesen habe … Philadelphia, den 22. April 1793
Go. WASHINGTON.
Engl. in: Robert Birley (ed.), Speeches and Documents in American History, Vol. I, (Oxford) London, 1944, 214 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
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49. Der Jay Vertrag, 19. November 1794 The Jay Treaty Nachdem auf Grund der Kriegserklärung Frankreichs die Europäer gegenseitig ihre Handelsschiffe auf den Weltmeeren aufbrachten, nützten die Amerikaner ihre Stellung als Neutrale so weit als möglich, indem sie beide Seiten mit Lebensmitteln und anderen Gütern belieferten. Mit Großbritanien herrschte ein gespanntes Klima, da die Briten einige Bestimmungen des Friedensvertrages von 1783 (vgl. Doc. 36) nicht einhielten. So stand zum Beispiel noch immer die Kompensation für die während des Unabhängigkeitskrieges weggeführten Sklaven aus, und auch die noch auf amerikanischem Boden bestehenden britischen Forts im Nordwesten waren nicht geräumt worden. Um nun den ehemaligen Verbündeten der Kolonien, Frankreich, von der Lebensmittelzufuhr aus Amerika abzuschneiden, wurden amerikanische Handelsschiffe vor allem im karibischen Meer aufgebracht, wenn sie Erzeugnisse aus einer französischen Kolonie oder Güter zum Entladen in einer französischen Kolonie mitführten. Trotz der allgemeinen Kriegsstimmung, die in Amerika herrschte, waren die Föderalisten nicht bereit, dem allgemeinen Säbelrasseln nachzugeben, und George Washington schickte seinen obersten Bundesrichter John Jay als Sonderbotschafter nach England. Der erfahrene Diplomat mußte aus schwacher Position heraus verhandeln und schloß schließlich 1794 den nach ihm benannten Vertrag ab. Was in der amerikanischen Bevölkerung mit Protest aufgenommen wurde, war die praktische Unterstellung der amerikanischen Handelsschiffahrt unter die Kontrolle der Royal Navy. Erfolgreich war der Vertrag aber insofern, als er eine militärische Konfrontation mit England vermieden hatte, die den Bestand der jungen Union ernsthaft gefährdet hätte, und damit eine Dekade profitablen Handels eingeleitet hatte, da den Amerikanern unter anderem die Häfen Britisch-Ostindiens, und mit wesentlichen Einschränkungen auch Britisch-Westindiens geöffnet wurden. * * * Art. I. Es soll ein fester, unverletzlicher und umfassender Friede und eine wahre und echte Freundschaft zwischen seiner Großbritannischen Majestät, seinen Erben und Nachfolgern, und den Vereinigten Staaten von Amerika; und zwischen ihren jeweiligen Ländern, Territorien, Städten, Siedlungen und Volk jeder Art, ohne Ausnahme irgendwelcher Personen oder Plätzen, bestehen. Art. II. Seine Majestät wird alle seine Truppen und Garnisonen von allen Posten und Plätzen innerhalb jener Grenzlinien, welche den Vereinigten Staaten
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durch den Friedensvertrag (1783) zugewiesen worden sind, zurückziehen. Dieser Abzug soll am oder vor dem 1. Juni 1796 stattfinden. … Die Vereinigten Staaten können in der Zwischenzeit nach ihrem Belieben ihre Siedlungen auf jeden Teil innerhalb der genannten Grenzlinie ausdehnen, mit Ausnahme solcher, welche innerhalb oder unter der Herrschaft irgendeines der genannten Posten stehen. Alle Siedler und Händler innerhalb des Bereiches oder unter der Herrschaft der genannten Posten sollen auch weiterhin unbelästigt ihr gesamtes Eigentum jeder Art genießen und im Genuße desselben geschützt sein. Es soll ihnen völlig frei stehen, dort zu verbleiben oder sich mit der gesamten oder einem Teil ihrer Habe zu entfernen; es soll ihnen ebenfalls freistehen, ihre Ländereien, Häuser oder Habseligkeiten zu verkaufen oder das Eigentum daran zu behalten, ganz nach ihrem Belieben; diejenigen von ihnen, welche auch zukünftig innerhalb der genannten Grenzlinien wohnen sollten, werden nicht gezwungen werden, Bürger der Vereinigten Staaten zu werden oder irgendeinen Treueeid gegenüber deren Regierung abzulegen; sie sollen aber völlig frei sein, dies zu tun, wenn sie dies für angemessen erachten, und ihre Entscheidung in dieser Hinsicht innerhalb eines Jahres nach der obgenannten Räumung treffen und erklären. Alle Personen, welche nach Ablauf des genannten Jahres noch dort verweilen, ohne ihre Intention, Untertanen seiner Britannischen Majestät bleiben zu wollen, erklärt zu haben, sollen so angesehen werden, als hätte sie sich dafür entschieden, Bürger der Vereinigten Staaten zu werden. Art. III. Es wird vereinbart, daß es jederzeit allen Untertanen Seiner Majestät und allen Bürgern der Vereinigten Staaten sowie den Indianern, die auf einer der beiden Seiten der genannten Grenzlinie wohnen, freisteht, ungehindert zu Lande oder auf Inlandwasserwegen zwischen den jeweiligen Territorien und Ländern der beiden Parteien auf dem amerikanischen Kontinent (ausgenommen nur das Land innerhalb der Grenzen der Hudson's Bay Company) hin und her zu wechseln und alle Seen, Flüsse und sonstigen Gewässer derselben zu befahren, und ungehindert Handel und wirtschaftliche Beziehungen miteinander zu pflegen. … Der Mississippi Fluß, soll jedoch, gemäß dem Friedensvertrag, beiden Parteien vollständig offenstehen; und es wird weiter vereinbart, daß alle die Häfen und Plätze auf seiner östlichen Seite, welcher der Parteien sie auch immer gehören mögen, von beiden Parteien ungehindert angelaufen und benützt werden können, in völlig gleicher Weise wie jeder der atlantischen Häfen oder Plätze der Vereinigten Staaten, oder jeder der Häfen oder Plätze Seiner Majestät in Großbritannien. … Art. IV. Da es unsicher ist, ob sich der Mississippi Fluß so weit nach Norden erstreckt, daß er von einer Linie geschnitten wird, welche westwärts vom Lake of
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the Woods in der im Friedensvertrag [von 1783] erwähnten Weise gezogen wird, wird vereinbart, daß Maßnahmen … für eine gemeinsame Vermessung des genannten Flußes von einem Breitengrad unterhalb der St. Anthonyfälle zu der oder den Hauptquellen des genannten Flußes und zu den daran anschließenden Teilen gemacht werden sollen; und daß – wenn sich aufgrund dieser Vermessung herausstellen sollte, daß der genannte Fluß nicht durch eine Linie wie obgenannt, geschnitten wird, die beiden Parteien daraufhin freundschaftliche Verhandlungen aufnehmen werden, um die Grenzlinie in jenem Bereiche zu regeln. … Art. V. Da Zweifel darüber entstanden sind, welcher Fluß unter dem Namen des Flußes St. Croix, der im genannten Friedensvertrag [von 1783] erwähnt ist und einen Teil der dort genannten Grenze beschreibt, tatsächlich gemeint war; soll diese Frage der endgültigen Entscheidung der zu ernennenden Kommissäre vorbehalten werden. … Die genannten Kommissäre sollen in Form einer Deklaration, die von ihnen gezeichnet und gesiegelt wird, entscheiden, welcher Fluß der Fluß St. Croix ist, den der Vertrag meint. … Und beide Parteien vereinbaren, eine solche Entscheidung als endgültig und schlüssig anzusehen, sodaß dieselbe niemals mehr danach in Frage gestellt oder zum Gegenstand eines Disputs oder einer Meinungsverschiedenheit zwischen ihnen gemacht werden soll. Art. VI. Da von verschiedenen britischen Kaufleuten und anderen Untertanen Seiner Majestät behauptet wird, daß Schulden im beträchtlichen Ausmaß, welche vor dem Frieden bona fide eingegangen worden sind, ihnen gegenüber von seiten von Bürgern und Einwohnern der Vereinigten Staaten noch immer bestehen, und daß aufgrund der Wirkung verschiedener gesetzmäßiger Hindernisse seit dem Frieden nicht allein die vollständige Einbringung der genannten Schulden verzögert, sondern auch der Wert und die Sicherstellungen derselben in verschiedenen Fällen beeinträchtigt und verringert worden sei, sodaß die britischen Gläubiger im Zuge ordentlicher gerichtlicher Verfahren volle und angemessene Entschädigung für ihre Verluste und Schäden, welche sie auf diese Weise erlitten haben, nun mehr weder erlangen, noch tatsächlich haben und erhalten können. So wird vereinbart, daß in allen solchen Fällen, wo volle Entschädigung für solche Verluste und Schäden aus welchen Gründen immer durch die genannten Gläubiger im Zuge normaler gerichtlicher Verfahren tatsächlich nicht erlangt und erhalten werden kann, die Vereinigten Staaten den genannten Gläubigern hiefür volle und vollständige Entschädigung leisten werden: Dies ist aber ausdrücklich dahingehend zu verstehen, daß sich diese Bestimmungen nur auf solche Verluste beziehen, welche durch die vorgenannten gesetzlichen Hindernisse verursacht worden sind. …
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Art. VII. Da bei verschiedenen Kaufleuten und anderen Bürgern der Vereinigten Staaten Beschwerden darüber vorgebracht worden sind, daß sie im Zuge des Krieges, den Seine Majestät gegenwärtig führt, aufgrund irregulärer und illegaler Beschlagnahmungen und Verfallserklärungen ihrer Schiffe und anderen Eigentums, welche auf der Grundlage der Autorität oder Ermächtigung Seiner Majestät geschehen sind, beträchtliche Verluste und Schäden erlitten haben, und daß aus verschiedenen die genannten Fälle betreffenden Umständen angemessene Entschädigung für die Verluste und Schäden, die derart erlitten wurden, nunmehr im Zuge ordentlicher Gerichtsverfahren tatsächlich weder erlangt noch erhalten werden können; so wird vereinbart, daß in allen diesen Fällen, wo angemessene Entschädigung aus welchen Gründen immer im Zuge ordentlicher Gerichtsverfahren nunmehr seitens der genannten Kaufleute und anderen weder erlangt noch erreicht werden kann, volle und vollständige Entschädigung für dieselben von seiten der britischen Regierung an die genannten Beschwerdeführer geleistet werden wird. Dies versteht sich aber ausdrücklich dahingehend, daß diese Bestimmung sich nicht auf jene Verluste oder Schäden erstreckt, welchen nur durch ein offensichtliches Versäumnis oder die Nachlässigkeit oder absichtliche Unterlassung seitens desjenigen entstanden ist, der den entsprechenden Anspruch erhebt. … Art. X. Weder Schulden von Einzelpersonen der einen Nation gegenüber Einzelpersonen der anderen, noch Anteile, noch Gelder, welche sie in den öffentlichen Fonds oder in den öffentlichen oder privaten Banken haben mögen, sollen jemals in irgendeinem Fall von Krieges oder nationalen Differenzen sequestriert oder konfisziert werden. … Art. XI. Es wird zwischen Seiner Majestät und den Vereinigten Staaten von Amerika vereinbart, daß eine wechselseitige und vollständige Freiheit der Schifffahrt und des Handels zwischen ihren jeweiligen Völkern in der Art, unter den Beschränkungen und unter den Bedingungen bestehen soll, wie sie in den folgenden Artikeln ausgeführt sind: (Art. XII., der sich auf den Handel mit Westindien bezieht, wurde suspendiert.) Art. XIII. Seine Majestät stimmt zu, daß alle Schiffe, welche Bürgern der Vereinigten Staaten von Amerika gehören, in den Seehäfen und Hafenanlagen der britischen Territorien in Ost-Indien zugelassen und gastfreundschaftlich aufgenommen werden sollen. Und daß die Bürger der genannten Vereinigten Staaten Handel zwischen den genannten Territorien und den Vereinigten Staaten treiben mögen, bezüglich aller Artikel, hinsichtlich derer die Ein- oder Ausfuhr nach oder von den genannten Territorien nicht vollständig verboten sein sollte. … Die
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Bürger der Vereinigten Staaten sollen für ihre Schiffe aus Anlaß der Aufnahme in die genannten Häfen keine andere oder höhere Tonnage-Abgaben zahlen als britische Schiffe bei Aufnahme in die Häfen der Vereinigten Staaten. Und sie sollen keine anderen oder höheren Zölle oder Abgaben aus Anlaß der Ein- oder Ausfuhr der Ladung der genannten Schiffe bezahlen, als für dieselben Artikel gezahlt werden muß, wenn sie in britischen Schiffen ein- oder ausgeführt werden. Es wird aber ausdrücklich vereinbart, daß die Schiffe der Vereinigten Staaten die aus den genannten britischen Territorien ausgeführten Artikel zu keinem anderen Hafen oder Platz als zu einem Hafen oder Platz in Amerika transportieren sollen, wo dieselben entladen werden sollen, und beide Parteien sollen solche Regelungen erlassen, als sie von Zeit zu Zeit für die korrekte und getreuliche Einhaltung dieser Vereinbarung notwendig erachtet werden sollten. Es besteht ebenso Einvernehmen darüber, daß die durch diesen Artikel gewährte Erlaubnis sich nicht auf ein Recht der Schiffe der Vereinigten Staaten erstreckt, am Handel entlang der Küste der genannten britischen Territorien teilzunehmen; aber Schiffe, welche ihre ursprüngliche Ladung, oder einen Teil derselben von einem Entladehafen zum nächsten führen, werden nicht so angesehen, als betrieben sie Handel entlang der Küste. Auch ist dieser Artikel nicht so auszulegen, als erlaube er den Bürgern der genannten Staaten, sich innerhalb der genannten Territorien niederzulassen oder Aufenthalt zu nehmen oder die inwärts gelegenen Teile derselben aufzusuchen ohne die Erlaubnis der dort bestehenden britischen Regierung. … Art. XIV. Zwischen den Besitzungen Seiner Majestät in Europa und den Territorien der Vereinigten Staaten besteht eine gegenseitige und völlige Handelsund Schiffahrtsfreiheit. Das Volk und die Einwohner der jeweiligen beiden Staaten haben die Freiheit, mit ihren Schiffen und Ladungen frei und sicher, ohne Behinderung oder Belästigung, in die Gebiete, Länder, Städte, Häfen, Plätze und Flüsse innerhalb der vorgenannten Besitzungen und Territorien zu kommen, dieselben zu betreten, dort zu verweilen, zu verbleiben und zu wohnen, ohne jede zeitliche Befristung. Ebenso auch Wohn- und Warenhäuser zum Zweck ihres Handels zu mieten und zu besitzen, und die Kaufleute und Händler jeder Seite sollen ganz allgemein den vollsten Schutz und die Sicherheit für ihren Handel genießen; allerdings immer, was diesen Artikel anlangt, unter Beachtung der Rechte und Gesetze der zwei jeweiligen Staaten. Art. XV. Es wird vereinbart, daß die Schiffe oder Handelswaren der einen Partei in den Häfen der anderen keine anderen oder höheren Abgaben zu leisten haben als jene, welche auch von den entsprechenden Schiffen oder Handelswaren aller anderen Nationen zu leisten sind. Auch sollen in keinem Land für den
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Import von Artikeln, welche im anderen gewachsen, produziert oder hergestellt sind, andere oder höhere Abgaben eingehoben werden als jene, welche für den Import der entsprechenden Artikel, welche in irgendeinem anderen Staat gewachsen, produziert oder erzeugt werden, fällig sind. Auch soll kein Verbot für die Aus- oder Einfuhr irgendwelcher Artikel in oder aus den Territorien der zwei betreffenden Parteien erlassen werden, welches sich nicht gleichermaßen auch auf allen anderen Nationen bezieht. … Die zwei Parteien vereinbaren, zum Zwecke der möglichst exakten Angleichung der Abgaben auf die respektive Schiffahrt ihrer Untertanen und Völker in einer für die zwei Länder möglichst vorteilhaften Weise vorzugehen. … Für die Zwischenzeit wird vereinbart, daß die Vereinigten Staaten keine neuen oder zusätzlichen Tonnage-Abgaben auf britische Schiffe erheben noch die derzeit bestehenden Unterschiede zwischen den Abgaben, welche im Falle der Einfuhr irgendwelcher Artikel in britischen und amerikanischen Schiffen zu leisten sind, zu erhöhen. … Art. XVII. Es wird vereinbart, daß in allen Fällen, wo Schiffe wegen des begründeten Verdachts aufgebracht oder festgehalten werden, daß sie an Bord feindliches Eigentum hätten oder dem Feind irgendwelche Artikel zuführten, welche Kriegskontrabande darstellten; die genannten Schiffe in den nächsten oder möglichst zweckmäßigen Hafen gebracht werden sollen; und daß – wenn an Bord eines solchen Schiffes irgendein dem Feind gehörendes Eigentum gefunden werden sollte, allein dieser Teil, der dem Feind gehört, zur Prise gemacht werden soll, und das Schiff dann frei sein soll, mit dem übrigen ohne jedwede Behinderung seine Reise fortzusetzen. … Art. XIX. Und damit mehr umfassende Obsorge für die Sicherheit der respektiven Untertanen und Bürger der vertragsschließenden Parteien getroffen werde, und diese von seiten der Kriegsschiffe oder Kaper einer der beiden Parteien keine Verletzung erleiden, sollen es alle Kommandanten von Kriegsschiffen und Kapern und alle anderen genannten Untertanen und Bürger unterlassen, den Untertanen und Bürgern der anderen Seite irgendeinen Schaden zuzufügen oder gegen sie tätlich zu werden, und wenn sie dem zuwiderhandeln, dann sollen sie bestraft und darüberhinaus in ihrer Person und ihren Gütern verpflichtet sein, Genugtuung und Schadenersatz für alle Schäden samt Zinsen zu leisten, welcher Natur die genannten Schäden auch sein mögen. … Art. XXII. Es wird ausdrücklich vereinbart, daß keine der beiden genannten vertragschließenden Parteien aufgrund von Beschwerden betreffend Verletzungen oder Schäden irgendeinen Akt der Repressalie gegen die andere anordnen
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oder autorisieren wird, bevor die genannte Partei der anderen zuerst eine entsprechende Erklärung, gestützt von zulänglichen Be- und Hinweisen präsentiert und Gerechtigkeit und Genugtuung verlangt hat, und dieselben entweder verweigert oder unangemessen lange verzögert worden sind. Art. XXVI. Sollte es (was Gott verhüten möge) irgendwann zu einem Bruch zwischen Seiner Majestät und den Vereinigten Staaten kommen, so sollen die Kaufleute und anderen Angehörigen jeder der beiden Nationen, welche in den Besitzungen der anderen Partei ansässig sind, das Privileg genießen, dort zu bleiben und ihrem Berufe nachzugehen, solange, als sie sich friedlich aufführen und keinen Verstoß gegen die Gesetze begehen; und für den Fall, daß ihr Benehmen sie verdächtig machen sollte, und die jeweiligen Regierungen es für angemessen halten sollten, sie anzuweisen wegzuziehen, soll ihnen eine Frist von zwölf Monaten von der Publikation der solchen Weisung an zum Zwecke der Abreise mit ihren Familien, ihren Sachen und ihrem Vermögen offenstehen; doch soll sich diese Gunst nicht auf jene erstrecken, welche gegen die geltenden Gesetze verstoßen; … Art. XXVIII. Es wird vereinbart, daß die ersten zehn Artikel dieses Vertrages auf Dauer gelten, und daß die nachfolgenden Artikel, ausgenommen der zwölfte, in ihrer Geltung auf zwölf Jahre beschränkt sein sollen, … Engl. in: William M. Malloy (ed.), Treaties, Conventions, etc., Vol. I, Washington, 1910, 590 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
50. George Washingtons Abschiedsbotschaft, 17. September 1796 Washington's Farewell Address Bereits am 20. Mai 1792, am Ende seiner ersten Amtsperiode angelangt, trug sich George Washington mit dem Gedanken, aus dem Amt zu scheiden und schrieb an James Madison einen Brief, der bereits viele Aspekte enthielt, auf die er später wieder in seiner Abschiedsbotschaft zurückkommen sollte. Als sich auch die II. Amtsperiode Washington's als Präsident dem Ende näherte, lehnte er es ab, auch noch ein drittes Mal zu kandidieren, was in der Folge
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für einen Zeitraum von fast 150 Jahren einen Präzedenzfall darstellte (vgl. Dok. 108). Daß sich die politischen Konstellationen in der jungen Nation geändert hatten, hatte George Washington wohl bemerkt, war er doch für beide Legislaturperioden als einziger Kandidat zur Verfügung gestanden und jeweils einstimmig gewählt worden, so standen sich nun die Kandidaten der Federalists, nämlich John Adams, vormals Vizepräsident von George Washington, und für die Democratic-Republicans der Erste Außenminister Thomas Jefferson gegenüber. Eindringlich warnte George Washington daher vor den Gefahren, die das Parteienwesen in sich barg. Ob es sich nun wirklich bei George Washington um den Verfasser dieser Rede handelt, oder ob nicht Alexander Hamilton derselbe ist, ist kontroversiell. Unbestritten ist, daß Washington seinen Entwurf an Hamilton geschickt hatte, damit dieser ihn stilistisch und inhaltlich abrunde. Nachdem dieser den Entwurf an Washington retourniert hatte, wurde er im "American Daily Advertiser" vom 17. September veröffentlicht. Es war aber vor allem die außenpolitische Seite seiner Abschiedsbotschaft, auf die die Amerikaner in Krisenzeiten immer wieder zurückgreifen sollten. Da sich das amerikanische Staatsgefüge noch als zu schwach und zu wenig gefestigt erwies, riet George Washington seinen Mitbürgern, sich von der europäischen Politik fernzuhalten und legte so den Grundstein zur Politik des Isolationismus. Die nachhaltige Wirkung, über die wohl Washington selbst erstaunt gewesen wäre, ergibt sich aus der Tatsache, daß sich Washington des Problems der Identitätsfindung des amerikanischen Volkes bewußt war, und somit lediglich einer Notwendigkeit Genüge tat. * * * An das Volk der Vereinigten Staaten! Freunde und Mitbürger! Die Zeit der Neuwahl eines Bürgers, der die ausübende Gewalt der Vereinigten Staaten innehaben soll, ist nicht mehr fern, und der Augenblick ist nahe herbeigerückt, da ihr eure Gedanken darauf richten müßt, die Persönlichkeit zu bestimmen, welche mit diesem so wichtigen Vertrauensposten zu bekleiden ist. Es scheint mir angemessen – besonders da dies dienlich ist, der Volksstimme zu deutlicherem Ausdruck zu helfen –, daß ich euch von meinem Entschluß in Kenntnis setze, nämlich: es abzulehnen, daß man mich unter der Zahl derer nennt, aus denen eine Wahl zu treffen ist. Ich bitte euch gleichzeitig, mir Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und versichert zu sein, daß dieser Entschluß nicht gefaßt wurde ohne genaue Prüfung aller Rücksichten, die der Stellung angemessen sind, die ein pflichtgetreuer Bür-
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ger seinem Lande gegenüber einzunehmen hat, und daß, wenn ich das Angebot meiner Dienste – ein Schweigen in meinem Falle würde ein solches bedeuten – zurückhalte, darin nicht ein Nachlassen des Diensteifers für euer zukünftiges Wohlergehen, noch ein Mangel an dankbarer Hochachtung für euer bisheriges Wohlwollen zu sehen ist, sondern daß ich von der festen Überzeugung getragen bin, diesen Schritt mit beidem in Einklang bringen zu können. Wenn ich bisher annahm und weiter im Amte verblieb, zu dem eure Abstimmung mich zweimal berufen hat, so war dies ebenso ein Verzicht auf meine Neigungen zugunsten meiner Pflichtauffassung, wie eine Rücksichtnahme auf alles, was euer Wunsch zu sein schien. – Ich hoffte immer, daß es viel früher in meiner Macht stehen würde (aus Gründen, denen mich zu entziehen ich nicht in der Lage war), in jene Zurückgezogenheit zurückzukehren, der ich nur widerwillig entrissen worden war. – Meine Neigung, dies zu tun, war vor der letzten Wahl so stark, daß dies sogar zur Vorbereitung einer Botschaft führte, um es euch zu erklären; aber bei genauer Prüfung der damals so verwickelten und kritischen Lage unserer Angelegenheiten fremden Nationen gegenüber, veranlaßte mich der einmütige Ratschlag derer, die einen Anspruch auf mein Vertrauen haben, diesen Gedanken aufzugeben. Ich freue mich, daß der Stand eurer Angelegenheiten, der äußeren sowohl als der inneren, nicht länger mehr die Hingabe an meine Neigungen unvereinbar mit dem Gefühl für Pflicht und Gewissen macht; – und ich bin überzeugt, wie ihr auch immer über meine Dienste denken mögt, daß bei der gegenwärtigen Lage unseres Landes ihr meinen Entschluß, zurückzutreten nicht tadeln werdet. Die Eindrücke, unter denen ich anfangs den schweren Vertrauensposten übernahm, sind zu ihrer Zeit dargelegt worden. – Beim Ausscheiden aus diesem Amt möchte ich nur sagen, daß ich mit den besten Absichten für den Aufbau und die Verwaltung der Regierung die größten Anstrengungen gemacht habe, deren ein allerdings fehlbares Urteil fähig ist. – Von Anfang an war ich mir des geringen Wertes meiner Befähigung wohl bewußt, und Erfahrungen, die ich selbst gemacht, und vielleicht noch mehr solche, die andere machten, haben den Grundsatz in mir gefestigt, mir selbst zu mißtrauen; und jeden Tag hat die zunehmende Last der Jahre mich mehr und mehr gemahnt, daß die Stille der Zurückgezogenheit mir ebenso notwendig ist, als sie mir willkommen sein wird. – Zufrieden damit, falls irgend welche Umstände meinen Diensten besonderen Wert gegeben haben, daß diese zeitlich bedingt waren, kann ich mich mit dem Gedanken trösten, daß, während Wunsch und Klugheit mich veranlassen, vom politischen Schauplatz abzutreten, es mir die Vaterlandsliebe nicht verbietet.
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Wenn ich dem Augenblick entgegensehe, in dem ich die Laufbahn meines öffentlichen Lebens zu beenden beabsichtige, drängen mich meine Gefühle, das Bekenntnis für das hohe Maß von Dankbarkeit auszusprechen, welche ich meinem geliebten Vaterlande schulde, – für die vielen Ehren, die es mir verliehen hat, noch mehr für das feste Vertrauen, mit dem es mich unterstützt hat, und für die mir gegebenen Gelegenheiten, meine unverbrüchliche Liebe durch treue und beharrliche Dienste zu zeigen. Es war mir eine Freude, diese Dienste zu leisten, obwohl ihre Erfolge zu meinem Eifer nicht im Verhältnis standen. – Wenn unserem Lande aus diesem Dienst Nutzen erwachsen ist, soll er immer zu euerm Lobe in Erinnerung behalten werden und als ein leuchtendes Beispiel in unserer Geschichte, daß in Augenblicken, in welchen die Gefahr bestand, daß die in jeder Richtung aufgeregten Leidenschaften in die Irre führten – unter manchmal sehr unsicheren Verhältnissen –, bei oft entmutigender Wandelbarkeit des Glükkes –, bei Gelegenheiten, bei denen nicht selten der Mangel an Erfolgen die Neigung zur Kritik begünstigte –, die Beständigkeit eures Beistandes die wesentliche Stütze der Unternehmungen und eine Sicherheit für die Pläne war, durch die sie verwirklicht wurden. – Dieser Gedanke durchdringt mich ganz, und ich werde ihn mit ins Grab nehmen als einen starken Antrieb, unaufhörlich zu beten, daß der Himmel euch fernerhin die höchsten Zeichen seiner Gnade geben möge – daß eure Vereinigung und eure brüderliche Liebe ewig sei –, daß die freie Verfassung, das Werk eurer Hände, heilig aufrecht erhalten werde –, daß ihre Verwaltung in jedem Zweige mit Weisheit und Tugend ausgezeichnet sei –, und daß endlich das Glück des Volkes dieser Staaten, unter dem Schutz der Freiheit, vollkommen werde durch eine so sorgfältige Erhaltung und einen so klugen Gebrauch dieser Segnung, als nötig ist, um für diese den Ruhm zu erwerben, sie dem Beifall, der Anerkennung und der Nachahmung seitens jeder Nation, der sie bisher noch fremd ist, zu empfehlen. Hier sollte ich vielleicht aufhören. – Aber die Sorge für euer Wohlergehen, welche allein mit meinem Leben enden kann, und eine Vorahnung von Gefahren, die bei solcher Sorge natürlich ist, treibt mich bei dieser Gelegenheit, einige Betrachtungen eurer ernsten Überlegung und eurer wiederholten Durchprüfung zu empfehlen; sie sind das Ergebnis sogfältigen Nachdenkens, keiner oberflächlichen Beobachtung, und scheinen mir für die Dauerhaftigkeit eures Glückes als Volk alles zu bedeuten. – Ich kann euch diese um so ungezwungener mitteilen, da ihr darin nur die uneigennützigen Warnungen eines scheidenden Freundes sehen könnt, der wahrhaftig keine persönlichen Gründe hat, euch für seine Pläne zu gewinnen. – Ich kann auch nicht eure nachsichtige Annahme meiner Pläne in einem früheren und nicht unähnlichen Fall vergessen, und das macht mir Mut. –
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Da die Freiheitsliebe mit jeder Faser eures Herzens so verwoben ist, habe ich nicht nötig, dies Gefühl in euch zu kräftigen und zu stärken. – Die Einheit der Regierung, welche euch zu einem Volke macht, ist auch genau so teuer. Und zwar mit Recht: – denn sie ist eine Hauptstütze in dem Gebäude eurer Unabhängigkeit, der Schutz eurer Ruhe im Innern, eures Friedens von außen, eurer Sicherheit, eures Gedeihens, der wahren Freiheit, die ihr so hoch preist. – Aber, da leicht vorauszusehen ist, daß aus verschiedenen Gründen und von verschiedenen Seiten man sich viele Mühe geben, viel Listen anwenden wird, um in euern Herzen den Glauben an diese Wahrheit zu erschüttern –, denn dies ist die Stelle in eurer politischen Festung, gegen die die Angriffe äußerer und innerer Feinde sich am regelmäßigsten und heftigsten richten werden (wenn auch oft in heimlicher und hinterlistiger Weise) –, so ist es von besonderer Wichtigkeit, daß ihr den unschätzbaren Wert eurer nationalen Vereinigung für euer gemeinsames und für euer einzelnes Glück in der richtigen Weise einschätzt –; daß ihr eine aufrichtige, zur Gewohnheit gewordene und unwandelbare Anhänglichkeit für sie hegen solltet. Ihr solltet euch gewöhnen, von ihr zu reden und an sie zu denken als von dem Palladium eurer politischen Sicherheit und eures Gedeihens, ihr solltet über ihre Erhaltung mit eifersüchtiger Sorgsamkeit wachen und alles abweisen, das in euch auch nur den leisesten Gedanken zu erregen vermöchte, sie könne in irgend einem Falle aufgegeben werden; und ihr solltet mit Entrüstung auch schon den geringsten Versuch zurückweisen, irgend einen Teil unseres Landes von dem übrigen zu trennen oder die heiligen Bande zu lockern, die jetzt die verschiedenen Teile zusammenhalten. Hierzu geben euch eure Empfindungen und euer Vorteil allen Anlaß. – Da ihr durch Geburt oder Wahl Bürger eines gemeinsamen Landes seid, hat dieses Land ein Recht, eure Zuneigung für sich zu beanspruchen. – Der Name eines Amerikaners, der jedem von euch in nationaler Beziehung zukommt, muß immer der Stolz eures Patriotismus sein, mehr als irgend eine Benennung nach örtlichen Unterscheidungen. – Mit ganz geringen Unterschieden habt ihr dieselbe Religion, dieselben Sitten, Gebräuche und dieselben politischen Grundsätze. – Ihr habt für eine gemeinsame Sache gekämpft und zusammen gesiegt. – Die Unabhängigkeit und Freiheit, die ihr habt, sind das Werk gemeinsamer Beschlüsse und gemeinsamer Anstrengungen, gemeinsamer Gefahren, Leiden und Erfolge. – Wie stark diese Überlegungen sich auch an eure Gefühle wenden, so werden sie doch von denen weit überboten, die unmittelbarer eure Interessen wachrufen. – Hier findet jeder Teil unseres Landes die zwingendsten Gründe, sorgfältig über dem Bund des Ganzen zu wachen und ihn zu erhalten.
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Der Norden findet bei einem unbeschränkten Verkehr mit dem Süden, geschützt durch gleiche Gesetze einer gemeinsamen Regierung, in den Erzeugnissen des letzteren große, ergänzende Mittel für See- und Handels-Unternehmungen und kostbare Rohstoffe für die Fabriken. – Der Süden sieht durch denselben Verkehr, aus dem er durch die Tätigkeit des Norden Nutzen zieht, wie seine Landwirtschaft gedeiht und sein Handel sich vergrößert. Indem der Süden die Seeleute des Nordens zum Teil in seinen Bereich zieht, sieht er seine besonderen Schifffahrtsinteressen gekräftigt und, während er in verschiedener Weise dazu beiträgt, die allgemeine Ausdehnung der nationalen Seefahrt zu fördern und zu vergrößern, arbeitet er auf eine Erweiterung der Seegeltung hin, für die er selbst nicht in gleicher Weise geschaffen ist. – Der Osten steht in ähnlichem Verkehr mit dem Westen und findet dort bereits ein wertvolles Absatzgebiet für die Waren, die er von draußen bringt, oder für die Gewerbeerzeugnisse seiner Heimat; und er wird es bei der fortschreitenden Verbesserung der inneren Verkehrswege zu Lande und zu Wasser immer mehr finden. – Der Westen erhält vom Osten die Waren, die er für sein Wachstum und für seine Lebensbedürfnisse nötig hat –, und, was vielleicht von noch viel größerer Bedeutung ist –, er ist notwendigerweise für das gesicherte Bestehen ganz unentbehrlicher Ausfuhrplätze für seine eigenen Erzeugnisse abhängig von der Bedeutung, dem Einfluß und der zukünftigen Seemacht des atlantischen Teiles der Union, welche infolge der unlösbaren Gemeinsamkeit der Interessen als eine Nation geleitet wird. Jeder andere Rechtszustand, kraft dessen der Westen sich diesen wesentlichen Vorteil erhalten könnte –, sei es durch Erwerbungen aus eigener Kraft oder durch eine abtrünnige und unnatürliche Verbindung mit irgendeiner fremden Macht –, müßte seinem inneren Wesen nach ein unsicherer sein. Da also jeder Teil unseres Landes ein unmittelbares und besonderes Interesse an der Union hat, können alle Teile zusammengenommen nicht anders als in der Vereinigung der Mittel und der Bestrebungen größere Kraft, größere Hilfsmittel, verhältnismäßig größere Sicherheit gegen äußere Gefahren und weniger häufige Störungen ihres Friedens durch fremde Nationen finden –; und, was von unschätzbarem Wert ist, sie werden von der Union vor jenen Streitigkeiten und Kriegen untereinander gesichert, die so häufig benachbarte Länder heimgesucht haben, weil sie nicht durch eine gemeinsame Regierung verbunden waren; ihre eigene Nebenbuhlerschaft schon würde genügen, diese hervorzurufen; einander entgegengesetzte auswärtige Bündnisse, Freundschaften und Intrigen aber würden sie fördern und verschärfen. – Ebenso werden sie die Notwendigkeit jener übermäßig großen militärischen Rüstungen vermeiden, die unter jeder Regierungsform als unheilvoll für die Freiheit und für die republikanische Freiheit als besonders gefährlich anzusehen sind; unter diesem Gesichtspunkt muß eure
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Union für eine Hauptstütze eurer Freiheit gehalten werden, und die Liebe zur einen sollte auch die Erhaltung der anderen teuer machen. Solche Erwägungen werden eine überzeugende Sprache für jeden nachdenklichen und kraftvollen Geist –, sie zeigen, daß das Fortbestehen der Union der allerwichtigste Gegenstand patriotischer Wünsche ist. – Besteht ein Zweifel darüber, ob eine gemeinsame Regierung ein so ausgedehntes Gebiet umfassen kann? – Laßt die Erfahrung es erweisen. – Einer bloßen Theorie in solchem Falle zu folgen, wäre verbrecherisch. – Wir sind berechtigt zu hoffen, daß ein geeigneter Aufbau des Ganzen, unter der mitwirkenden Tätigkeit von Regierungen für die besonderen Einzelgebiete, eine glückliche Lösung dieses Experimentes bringen wird. Es ist einen ernsten und gründlichen Versuch wert. Angesichts solch mächtiger und überzeugender Gründe für eine Union, die sich über alle Teile unseres Landes erstreckt, wird man, solange Erfahrung noch nicht ihre Undurchführbarkeit gezeigt hat –, immer der Vaterlandsliebe jener mißtrauen müssen, die irgendwo das Band zu schwächen trachten. – Betrachten wir die Gefahren, die unsere Union gefährden könnten, so erscheint es als eine Sache ernstlicher Besorgnis, daß für die Bestimmung von Parteien nach geographischen Gesichtspunkten, nämlich: nördliche und südliche – atlantische und westliche –, gewisse Gründe ins Feld geführt worden sind; denn damit können ehrgeizige Männer versuchen, den Glauben zu erregen, als ob es einen wirklichen Unterschied örtlicher Interessen und Ansichten gäbe. Eines der Parteimittel, Einfluß in bestimmten Bezirken zu gewinnen, besteht darin, die Meinungen und Ziele anderer Bezirke falsch darzustellen. – Ihr könnt euch gar nicht genug schützen gegen die Eifersüchteleien und Unzufriedenheiten, die aus diesen falschen Darstellungen entstehen. – Sie zielen darauf, diejenigen einander fremd zu machen, die in brüderlicher Liebe verbunden sein sollten. – Die Bewohner unseres Westens haben letzthin eine nützliche Erfahrung dieser Art gemacht. – Sie haben in den Verhandlungen der Regierung und in der einmütigen Bestätigung des Vertrages mit Spanien durch den Senat und in der allgemeinen Zustimmung, die er überall in den Vereinigten Staaten fand, einen entscheidenden Beweis dafür gesehen, wie unbegründet der Argwohn war, der unter ihnen gegen die Politik der Zentralregierung und atlantischen Staaten verbreitet wurde, als ob diese den Interessen der anderen in bezug auf den Mississippi entgegen wären. – Sie waren Zeugen des Abschlusses von zwei Verträgen, dem mit Großbritannien und dem mit Spanien, die ihnen alles zusicherten, was sie sich in Hinsicht auf unsere auswärtigen Beziehungen wünschen können, um ihr wirtschaftliches Gedeihen zu fördern. – Wäre es nicht weise von ihnen, sich zum Schutz dieser Vorteile auf die Union zu stützen, durch die sie geschaffen wurden? – Werden sie nicht in Zukunft für jene Ratgeber taub sein (wenn es
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solche gibt), die sie von ihren Brüdern trennen und mit Fremden verbinden wollen? – Um unsere Union wirksam und dauernd zu machen, ist eine Regierung für das Ganze unentbehrlich. – Keine noch so engen Bündnisse zwischen den einzelnen Teilen können hinreichender Ersatz dafür sein. – Sie müssen unvermeidlich Treubrüche und Unterbrechungen erleiden, wie alle Bündnisse sie zu allen Zeiten erfahren haben. – Ihr habt die ungeheure Tragweite dieser Wahrheit erkannt und habt euren ersten Versuch durch die Annahme einer Verfassung vervollkommt, die besser als eure frühere auf innige Vereinigung und auf wirksame Verwaltung eurer gemeinsamen Interessen eingestellt ist. – Diese Regierung, das Werk unserer eigenen unbeeinflußten und unabhängigen Wahl, die wir nach gründlichen Untersuchungen und reiflichen Überlegungen angenommen haben, ist nach ihren Grundsätzen und in der Verteilung der Gewalten vollkommen frei, sie vereinigt Sicherheit mit Kraft, trägt die Möglichkeit für ihre eigene Verbesserung in sich und hat darum einen berechtigten Anspruch auf euer Vertrauen und eure Unterstützung. – Ihre Oberhoheit anerkennen, sich ihren Gesetzen unterwerfen und sich ihren Maßregeln fügen, sind Pflichten, die in die elementaren Grundsätze wahrer Freiheit eingeschlossen sind. – Die Basis unseres politischen Systems ist das Recht des Volkes, seine Staatsverfassungen zu schaffen und zu ändern. – Aber die Verfassung, die zu einer bestimmten Zeit besteht, ist, solange sie nicht durch einen ausdrücklichen und gesetzmäßigen Beschluß des ganzen Volkes geändert wird, für alle heilig und verpflichtend. – Der wahre Sinn der Macht und des Rechtes des Volkes, eine Regierung zu schaffen, setzt für jeden einzelnen die Pflicht voraus, der eingesetzten Regierung zu gehorchen. Jeder Widerstand gegen die Ausführung der Gesetze, alle Verbindungen und Vereinigungen, gleichwie, unter welchem Vorwand, deren eigentliche Absicht ist, die regelrechten Beratungen und Maßnahmen der verfassungsmäßigen Obrigkeit zu beeinflussen, zu überwachen, ihnen entgegen zu handeln oder sie einzuschüchtern, zerstören dieses Grundprinzip und wirken verhängnisvoll. – Sie dienen dazu, Faktionen zu bilden, ihnen eine unverhältnismäßige und ungewöhnlich große Macht zu geben, um an Stelle des übertragenen Willens der Nation den Willen einer Partei zu setzen, die oft eine kleine aber geschickte und unternehmende Minorität der Gesamtheit ist; – sie machen, gemäß den wechselnden Erfolgen verschiedener Parteien, aus der öffentlichen Verwaltung ein Abbild schlecht erdachter und unangemessener Faktionspläne, anstatt ein Organ folgerichtiger und nützlicher Pläne, die in gemeinsamen Beratungen geprüft sind und die verschiedenen Interessen berücksichtigt haben. – Wenn auch solche Verbindungen und Vereinigungen der oben angegebenen Art dann und wann allgemei-
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nen Zwecken entsprechen können, so sind sie doch geeignet, im Wandel der Zeiten und Verhältnisse mächtige Werkzeuge zu werden, durch die verschlagene, ehrgeizige und grundsatzlose Männer sich in die Lage versetzen können, die Macht des Volkes zu untergraben und selbst die Zügel der Regierung an sich zu reißen; nachher aber zerstören sie die Werkzeuge, durch die sie sich die unrechtmäßige Herrschaft erworben haben. – Für die Erhaltung eurer Regierung und für die Dauerhaftigkeit eurer gegenwärtigen glücklichen Lage ist es nicht allein erforderlich, daß ihr mit Beharrlichkeit unrechtmäßige Widerstände gegen die anerkannte Autorität mißbilligt, ihr müßt euch auch eifrig dem Geist widersetzen, der ihre Grundsätze, mag der Vorwand noch so blendend sein, immer neu zu beleben sucht. – Eine gewisse Art des Angriffes kann darin bestehen, in den Formen der Verfassung Abänderungen zu erwirken, die dann die Wirksamkeit des Systems vermindern und somit das unterwühlen, was nicht unmittelbar umgestoßen werden kann. – Erinnert euch bei allen Veränderungen, zu denen ihr aufgefordert werden könntet, daß Zeit und Gewohnheit letzthin genau so notwendig sind, um den wahren Charakter von Regierungen herauszubilden, wie für andere menschliche Einrichtungen; – daß die Erfahrung das sicherste Richtmaß ist, mit dem die wahren Grundsätze der bestehenden Verfassung eines Landes geprüft werden können; – daß Leichtfertigkeit im Abändern, nur im Vertrauen auf bloße Annahmen und Ansichten, euch dauerndem Wechsel aussetzt, denn die Verschiedenheit der Annahmen und Ansichten ist endlos; – und prägt euch hauptsächlich ein, daß für die wirksame Leitung eurer gemeinsamen Angelegenheiten in einem so ausgedehnten Lande wie dem euren eine Regierung von solcher Stärke unentbehrlich ist, als mit der vollständigen Sicherheit der Freiheit vereinigt werden kann. – Die Freiheit wird in solch einer Regierung, deren Gewalten richtig verteilt und ausgeglichen sind, ihren sichersten Beschützer finden. – "Regierung" ist tatsächlich wenig mehr als ein Name, wenn sie zu schwach ist, den Unternehmungen der Faktionen zu widerstehen, jedes Mitglied der Gesellschaft in den von den Gesetzen vorgeschriebenen Schranken zu halten und allen den sicheren und ruhigen Gebrauch der persönlichen und der Eigentumsrechte dauernd zu gewährleisten. Ich habe euch bereits bekannt gemacht mit der Gefahr, die die Parteien für den Staat bedeuten, unter besonderem Hinweis ihrer Begründung auf geographischen Unterscheidungen. – Laßt mich hier, in weitgreifender Weise euch auf das eindrücklichste vor den verderblichen Wirkungen des Parteigeistes warnen. Dieser Geist ist unglücklicherweise von unserer Natur nicht zu trennen, da er seinen Ursprung in den stärksten Leidenschaften des menschlichen Wesens hat. – Er ist, in verschiedenen Formen, in allen Staaten vorhanden, mehr oder weni-
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ger unterdrückt, überwacht oder eingeschränkt; aber in denen mit einer volkstümlichen Verfassung tritt er mit größter Stärke auf und ist fürwahr ihr schlimmster Feind. – Die wechselnde Vorherrschaft der einen Partei über eine andere, die ihre Schärfe erhält durch den bei Parteigegensätzen natürlichen Rachegeist und die in verschiedenen Zeitaltern und Ländern die schrecklichsten Frevel verübt hat, ist in sich selbst ein fürchterlicher Despotismus. – Dies aber führt schließlich zu einem formellen und dauernden Despotismus. – Die Unordnung und das Elend, das entsteht, lenkt den Sinn der Menschen allmählich daraufhin, Sicherheit und Ruhe in der absoluten Herrschaft eines einzelnen zu suchen: und später oder früher gebraucht der Führer irgend einer vorherrschenden Partei, weil er geschickter oder glücklicher als sein Nebenbuhler ist, diese Einstellung, um sich selbst auf den Ruinen der Volksfreiheit zu erheben. Ohne an diesen äußersten Fall zu denken (der nichtsdestoweniger nicht außer Acht gelassen werden sollte), sind die allgemeinen und immerwährenden Schäden des Parteigeistes derart, daß es zum Interesse und zur Pflicht eines weisen Volkes wird, ihn zu entmutigen und einzuschränken. – Er dient immer dazu, die Beratungen der Regierenden zu stören und die Staatsverwaltung zu schwächen. – Er beunruhigt das Gemeinwesen durch unbegründete Eifersüchteleien und falsche Besorgnisse, entzündet die Feindschaft des einen Teiles gegen den anderen und stiftet bei Gelegenheit Aufruhr und Empörung. – Er öffnet fremden Einflüssen und Bestechungen die Türen, die so durch die Kanäle der Parteileidenschaften selbst zur Regierung leichten Zutritt finden. So wird die Politik und der Wille eines Landes der Politik und dem Willen eines anderen unterworfen. Es besteht die Meinung, daß Parteien in Ländern mit freier Verfassung eine nützliche Kontrolle der Verwaltung der Regierung ausüben und dazu dienen, den Geist der Freiheit lebendig zu erhalten. – Dies ist, mit gewissen Einschränkungen, wahrscheinlich richtig – und zwar bei Regierungen monarchischer Art mag die Vaterlandsliebe mit Nachsicht, wenn nicht mit Gunst, auf den Parteigeist sehen. – Aber bei denen volkstümlicher Art, die nur aus Wahlen hervorgehen, ist das ein Geist, der nicht gefördert werden darf. – Es ist sicher, daß nach den natürlichen Anlagen von diesem Geist immer genug für heilsame Zwecke vorhanden sein wird –, da hier viel mehr immer die Gefahr des Maßlosen besteht, müssen die Bemühungen darauf gehen, durch die Macht der öffentlichen Meinung ihn zu schwächen und zu besänftigen. Als ein Feuer, das nicht auszulöschen ist, verlangt er eine unveränderliche Aufmerksamkeit, damit verhindert wird, daß es in Flammen auflodert und vernichtet, anstatt zu wärmen. –
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Es ist in gleicher Weise wichtig, daß man in einem freien Lande sich daran gewöhnt, denen gegenüber achtsam zu sein, die mit seiner Regierung betraut sind, damit sie sich innerhalb ihrer durch die Verfassung bestimmten Grenze halten und damit vermieden wird, bei der Ausübung der Macht des einen Teiles der Regierung in die Rechte eines anderen einzugreifen. – Übergriffsgelüste zielen darauf hin, die Gewalten aller Teile der Regierung in eine einzige zu vereinigen und so, ohne Rücksicht auf die Regierungsform, einen echten Despotismus zu schaffen. – Eine richtige Einschätzung dieses Machtverlangens und des Hanges, der das menschliche Herz beherrscht, damit Mißbrauch zu treiben, genügt, um uns von der Richtigkeit dieser Behauptung zu überzeugen. – Die Notwendigkeit, die politischen Gewalten in ihren Auswirkungen gegenseitig in Schach zu halten, und zwar durch ein Zerlegen und Verteilen auf verschiedene Abteilungen und durch das Einsetzen jeder dieser zum Schützer des Allgemeinwohls gegen Übergriffe der anderen, ist durch alte und neue Erfahrungen erwiesen, von denen einige in unserem Lande und unter unseren Augen gemacht worden sind. – Sie zu schützen, muß genau so wichtig sein, als sie zu schaffen. Wenn nach der Ansicht des Volkes die Verteilung oder die Beschränkung der verfassungsgemäßen Gewalten in irgendeiner Weise falsch ist, laßt es durch einen Verfassungszusatz in der vorgeschriebenen Weise abändern. – Eine Abänderung durch Rechtsanmaßung soll es aber nicht geben; denn obwohl dies gelegentlich zu Gutem führen kann, ist es die gebräuchliche Waffe, um freie Regierungen zu vernichten. – Ein solches Beispiel muß immer an üblen Folgen das weit übertreffen, was an beschränktem oder vorübergehendem Nutzen dadurch je erlangt werden kann. – Religion und Moral sind unentbehrliche Stützen für alle die Anlagen und Gewohnheiten, die politisches Wohlergehen zur Folge haben. Vergebens wird der Mann einen Anspruch auf Patriotismus erheben können, der daran arbeitet, diese großen Säulen menschlichen Glückes, diese festesten Stützen der Menschen- und Bürgerpflichten umzustürzen. – Der Nur-Politiker muß sie genau so wie der gottesfürchtige Mann achten und hochhalten. – Ein Buch würde nicht zureichen, alle ihre Beziehungen zum Wohlergehen der Menschen und des Staates aufzuzeigen. – Legt euch nur einmal die Frage vor, wo die Sicherheit des Besitzes, der Ehre, des Lebens hingerät, wenn das Gefühl einer religiösen Verpflichtung aus dem Eid verschwindet, der Hilfsmittel bei Untersuchungen der Gerichtshöfe ist? Seid vorsichtig gegen die Meinung, daß Moral ohne Religion erhalten werden könnte. – Wie groß auch immer der Einfluß veredelnder Erziehung auf besonders geartete Gemüter sein möge, – Vernunft und Erfahrung, beide verbieten uns zu erwarten, daß nationale Moral unter Ausschluß religiöser Grundsätze vorherrschen könne. –
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Es ist unzweifelhaft, daß Jugend und Moral der notwendige Lebensborn einer Volksregierung sind. – Diese Regel gilt tatsächlich mit mehr oder weniger Kraft für jede Art einer freien Regierung. – Wer kann mit Gleichgültigkeit den Angriffen zusehen, die den festen Grund dieses Gebäudes erschüttern wollen, wenn er ein wahrer Freund der Regierung ist? – Sorgt also (dies ist eine Sache von allergrößter Wichtigkeit!) für Einrichtungen zur weitesten Verbreitung von Kenntnissen. – Im Verhältnis zum Einfluß, den der Aufbau einer Regierung der öffentlichen Meinung gewährt, ist es wesentlich, daß die öffentliche Meinung aufgeklärt wird. – Fördert – als eine sehr wichtige Quelle der Kraft und Sicherheit – den öffentlichen Kredit! – Eine Art, diesen zu erhalten, besteht darin, ihn so sparsam wie möglich zu gebrauchen; – vermeidet Gelegenheiten zu Ausgaben dadurch, daß ihr den Frieden pflegt, aber bedenkt dabei auch, daß rechtzeitige Ausgaben für Rüstung gegen Gefahren viel größere Ausgaben verhüten, als nötig sind, um sie abzuwehren; – vermeidet ebenso die Anhäufung von Schulden, nicht allein durch Umgehung von Gelegenheiten zu Ausgaben, sondern durch kräftige Anstrengungen in Friedenszeiten, um Schulden, die unvermeidliche Kriege verursacht haben mögen, zu vermindern und nicht auf unsere Nachkommenschaft unedelmütig die Bürde zu werfen, die wir selber tragen sollten. Die Durchführung dieses Grundsatzes ist Sache eurer Volksvertreter, aber notwendig dazu ist die Mitwirkung der öffentlichen Meinung. – Um ihnen die Erfüllung ihrer Pflichten zu erleichtern, ist es wichtig, daß ihr euch lebendig vor Augen haltet, daß man zur Bezahlung von Schulden auch Einnahmen haben muß – daß, um Einnahmen zu haben, es Steuern geben muß, daß keine Steuer erfunden werden kann, die nicht mehr oder weniger unliebsam und lästig ist – daß die innerlich begründete, von der Auswahl geeigneter Steuerobjekte unzertrennbare Schwierigkeit (hier handelt es sich immer um eine mißliche Wahl) bei ihrer Einrichtung ein entscheidendes Motiv zu einem offenen und ehrlichen Verfahren der Regierung bilden sollte, ebenso wie zu einem Geist, der in die Maßnahmen zur Gewinnung von Steuerquellen sich fügt, die der öffentliche Bedarf zu irgend einer Zeit erfordert. – Übt Treue und Redlichkeit gegen alle Länder! Haltet Frieden und Einklang mit allen! – Religion und Moral leiten euch auf diesem Wege; wäre es möglich, daß gute Politik nicht ebendahin führt? – Es ist einer freien, aufgeklärten und in nicht zu ferner Zeit großen Nation würdig, der Menschheit das hochherzige und nur zu neue Beispiel eines Volkes zu geben, das ständig von hohem Gerechtigkeitssinn und Wohlwollen geleitet ist. – Wer kann zweifeln, daß im Wechsel der Zeiten und Dinge die Früchte eines solchen Vorgehens nicht reichlich für jeden
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vorübergehenden Vorteil entschädigen werden, der durch ein beständiges Festhalten an ihm verlorengegangen sein könnte? Kann es möglich sein, daß die Vorsehung das dauernde Wohlergehen einer Nation nicht mit deren Tugend verknüpft hat? Ein Versuch wird jedenfalls durch jedes edle Gefühl, das den Menschen beseelt, nahegelegt. – Ach, sollte er durch dessen Laster zur Unmöglichkeit werden? In der Durchführung eines solchen Vorgehens ist nichts wichtiger, als daß dauernde eingewurzelte Abneigungen gegen besondere Nationen und leidenschaftliche Hinneigung zu anderen ausgeschlossen, und daß an deren Stelle gerechte und freundschaftliche Gefühle gegen alle gepflegt werden. – Die Nation, die sich gegen eine andere einen gewohnheitsmäßigen Haß oder eine gewohnheitsmäßige Vorliebe erlaubt, ist in gewissem Sinne ein Sklave. Sie ist ein Sklave ihrer Abneigung oder Vorliebe, die jede für sich geeignet ist, sie von ihren Pflichten und Interessen abzuziehen. – Abneigung einer Nation gegen eine andere führt leicht dazu, zu beleidigen und zu kränken, an geringen Ursachen Anstoß zu nehmen und stolz und eigensinnig zu sein, wenn nebensächliche oder unbedeutende Streitfälle vorkommen. – Hieraus folgen häufige und hartnäckige Zusammenstöße und erbitterte und blutige Reibereien. – Ein durch bösen Willen und Rachsucht aufgereiztes Volk treibt manchmal die Regierung in den Krieg, entgegen den besten politischen Überlegungen. – Die Regierung teilt zuweilen die nationalen Vorurteile und greift in ihren Leidenschaften nach dem, was der Verstand zurückweisen würde. – Ein andermal macht sie die Abneigung des Volkes feindseligen Plänen dienstbar, die Stolz, Ehrgeiz und andere unheilvolle und verderbliche Gründe ausgeheckt haben. – Oft fiel der Friede, manchmal vielleicht die Freiheit der Nation zum Opfer. – In gleicher Weise bewirkt eine leidenschaftliche Vorliebe einer Nation für eine andere die verschiedenartigsten Nachteile. – Sympathie für die bevorzugte Nation, unterstützt durch den Trugschluß eines eingebildeten gemeinsamen Interesses, wodurch der einen die Feindseligkeiten der anderen eingeflößt werden, verführt die eine zur Teilnahme an den Streitigkeiten und Kriegen der anderen, ohne eine vernünftige Ursache oder Rechtfertigung; es führt auch zu Zugeständnissen von Sonderrechten an die bevorzugte Nation, die anderen verweigert werden; dies bedeutet eine doppelte Schädigung der Nation, die die Zugeständnisse macht, einmal durch unnötige Preisgabe dessen, was man hätte behalten sollen, und dann durch Erregen von Eifersucht, Übelwollen und dem Drang nach Vergeltung bei denjenigen, denen gleiche Sonderrechte vorenthalten worden sind; auch erleichtert es ehrgeizigen, bestochenen oder getäuschten Bürgern (die sich der bevorzugten Nation zur Verfügung stellen), die Interessen ihres eigenen
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Landes ohne einen Tadel, oft sogar unter dem Beifall des Volkes zu verraten oder aufzuopfern: – denn sie vergolden diese niedrige oder törichte Nachgiebigkeit gegenüber Ehrgeiz, Bestechung oder Verblendung mit dem Schein eines tugendhaften Gefühls für Verpflichtungen, einer empfehlenswerten Rücksichtnahme auf die öffentliche Meinung, oder eines löblichen Eifers für das Allgemeinwohl. Da solche Neigungen auf vielerlei Weise für fremden Einfluß zugänglich machen, sind sie für den wahrhaft aufgeklärten und unabhängigen Patrioten besonders besorgniserregend. – Wie viele Gelegenheiten bieten sich dann, sich mit inneren Zwistigkeiten abzugeben, die Künste der Verführung zu üben, die öffentliche Meinung irre zu leiten, die Beratungen der Regierung zu beeinflussen oder einzuschüchtern! Eine derartige Vorliebe einer kleinen oder schwachen Nation für eine große und mächtige verurteilt die kleinere, der Trabant der stärkeren zu sein. Mitbürger! Ich beschwöre euch, mir zu glauben, daß zum Schutz gegen die heimtückischen Ränke fremden Einflusses die Eifersucht eines freien Volkes beständig wach sein sollte, da Geschichte und Erfahrung gezeigt haben, wie Beeinflussung von außen her einer der allerverderblichsten Feinde einer republikanischen Regierung ist. Aber diese Eifersucht muß, um nützen zu können, unparteiisch sein, sonst wird sie an Stelle eines Schutzmittels gerade zum Werkzeug des Einflusses, der vermieden werden soll. – Ungewöhnliche Parteilichkeit für eine fremde Nation und ungewöhnliche Abneigung gegen eine andere bringt diejenigen, die sich ihnen hingeben, dazu, Gefahr nur auf der einen Seite zu sehen, und trägt andererseits dazu bei, die listigen Künste zur Gewinnung von Einfluß zu verschleiern und sogar zu unterstützen. – Wahre Patrioten, die den Intrigen des bevorzugten Landes widerstehen, werden verdächtigt und sind der Gehässigkeit ausgesetzt, während seine Geschöpfe und Narren sich den Beifall und das Vertrauen des Volkes verschaffen, um dessen Interessen preiszugeben. – Das große Gesetz für unser Verhalten fremden Nationen gegenüber ist: während wir unsere Handelsbeziehungen ausdehnen, mit ihnen so wenig politische Verbindung wie möglich zu haben. So weit wir bereits Verbindungen eingegangen sind, müssen wir ihnen mit unverbrüchlicher Treue nachkommen. – Da aber laßt uns Halt machen. – Europa hat eine Reihe wesentlicher Interessen, die für uns gar keine oder eine sehr geringe Bedeutung haben. – Daher muß es häufig in Verwicklungen geraten, deren Ursachen unseren Interessen wesentlich fremd sind. – Es kann für uns deshalb nicht klug sein, uns durch künstliche Bande in die üblichen Wechselfälle
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seiner Politik oder in die üblichen Verbindungen und Zusammenstöße seiner Freundschaften und Feindschaften zu verwickeln. – Unsere gesonderte und abgetrennte Lage fordert von uns und macht uns auch fähig, einen eigenen Weg zu gehen. – Wenn wir ein Volk bleiben, unter einer tatkräftigen Regierung, ist die Zeit nicht fern, da wir ernsthafte Kränkungen durch Belästigungen von außen abweisen können; da wir in der Lage sind, eine Haltung einzunehmen, durch die dafür Sorge getragen wird, daß die Neutralität, zu der wir uns jeder Zeit entschließen können, peinlich genau geachtet wird; – eine Zeit, da kriegführende Staaten in der Erkenntnis der Unmöglichkeit, bei uns Eroberungen zu machen, uns nicht leichtherzig herausfordern werden; da wir zwischen Frieden und Krieg wählen können, wie unsere Interessen, von unserem Gerechtigkeitssinn geleitet, es uns gebieten. – Warum sollten wir auf die Vorteile einer so besonderen Lage verzichten? – Warum unseren eigenen Standpunkt verlassen, um auf fremdem Boden zu stehen? – Warum unser Schicksal mit dem irgend eines Teiles von Europa verflechten und unser Glück in die Plackereien europäischen Ehrgeizes, europäischer Feindschaften, Interessen, Launen oder Grillen verwickeln? – Die richtige Politik für uns ist, an dauernden Bündnissen mit irgendeinem Teil der übrigen Welt glücklich vorbeizukommen, – insoweit natürlich nur, als wir gegenwärtig frei sind, es zu tun; – denn versteht mich nicht dahin, als ob ich fähig wäre, Untreue gegen bestehende Bündnisse zu fordern. – (Es ist mein Grundsatz, daß Ehrenhaftigkeit immer die beste Politik ist und zwar ebenso bei öffentlichen als bei privaten Angelegenheiten.) – Darum wiederhole ich: haltet solche Verpflichtungen in ihrem genauen Sinne ein. – Meiner Überzeugung nach ist es aber unnötig und unklug, sie zu erweitern. – Wir müssen immer darauf achten, uns durch entsprechende Einrichtungen in einer achtunggebietenden Verteidigungsstellung zu halten; dann dürfen wir auch in außergewöhnlichen schwierigen Lagen auf vorübergehende Bündnisse mit Sicherheit vertrauen. – Harmonie und freier Verkehr mit allen Nationen sind durch Politik, Humanität und Interesse angeraten. – Aber auch unsere Handelspolitik sollte einen entsprechenden und unparteiischen Standpunkt einnehmen: – besondere Begünstigungen oder Bevorzugungen weder suchen noch gewähren, – den natürlichen Lauf der Dinge beachten, die Handelswege durch friedliche Mittel, aber nie durch Zwang, vermehren und vervielfältigen – mit gleichgesinnten Mächten Verkehrsregeln verabreden und festsetzen, so gut als die gegenwärtigen Um-
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stände und die beiderseitigen Ansichten gestatten, damit der Handel einen regelmäßigen Gang nimmt, die Rechte unserer Kaufleute bestimmt werden, und die Regierung in die Lage versetzt wird, sie zu unterstützen; – diese müssen natürlich zeitlich begrenzt und so gefaßt sein, daß sie von Zeit zu Zeit widerrufen oder verändert werden können, wie die Erfahrung und die Verhältnisse es vorschreiben; dabei ist dauernd im Auge zu behalten, daß es töricht ist, von einer Nation für eine andere uneigennützige Begünstigungen zu erwarten; – denn sie muß mit einem Teil ihrer Unabhängigkeit das bezahlen, was sie auf diese Weise empfängt; – bei solchen Fällen wird sie sich in die Lage bringen, Gegenwerte für nicht wirkliche Vorteile getauscht zu haben und dennoch der Undankbarkeit geziehen zu werden, weil sie nicht mehr gegeben hat. – Es gibt keinen größeren Fehler, als wirkliche Begünstigungen zwischen Nationen zu erwarten oder damit zu rechnen. – Es ist ein Irrtum, den die Erfahrung heilen muß, vor dem richtiges Selbstbewußtsein aber bewahren sollte. – Wenn ich euch, meinen Landsleuten, diese Ratschläge eines alten und treuen Freundes gebe, so wage ich doch nicht zu hoffen, daß sie den starken und anhaltenden Eindruck machen werden, den ich für wünschenswert halte, – daß sie den gewöhnlichen Lauf der Leidenschaften aufhalten und unsere Nation verhindern, den Weg einzuschlagen, der bisher das Schicksal der Staaten bestimmt hat. – Aber wenn ich mir schmeicheln darf, daß sie teilweise nützen können, und gelegentlich etwas gutes wirken, daß sie dann und wann wieder auftauchen, um das Toben des Parteigeistes zu mäßigen, um vor dem Unheil fremder Intrigen zu warnen, um vor den Betrügereien vorgeschützter Vaterlandsliebe zu bewahren, so wird diese Hoffnung reiche Belohnung für die Sorge um euer Wohlergehen sein, aus der diese Ratschläge erwachsen sind. – Wie weit ich bei der Ausführung meiner Amtspflichten durch die Grundsätze geleitet worden bin, die ich gekennzeichnet habe, müssen die Staatsakten und andere Dokumente meiner Tätigkeit euch und der Welt bezeugen. – Für mich selbst ist mein Gewissen insofern beruhigt, als ich wenigstens geglaubt habe, von ihnen geleitet zu werden. – In Bezug auf den in Europa noch geführten Krieg bildet meine Kundgebung vom 22. April 1793 den Wegweiser meiner Absichten. Der Geist dieser Maßnahme, die eure Zustimmung und die eurer Vertreter in beiden Häusern des Kongresses gefunden hat, hat mich immer geleitet: – unbeeinflußt von jeglichen Versuchen, mich von ihm abzuschrecken oder abzulenken. Nach sorgfältiger Prüfung und auf Grund der besten Aufschlüsse, die ich erlangen konnte, war ich fest überzeugt, daß unser Land, bei Berücksichtigung
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aller Verhältnisse dieses Falles, ein Recht hatte und durch Pflicht und Interesse gebunden war, eine neutrale Haltung einzunehmen. – Da wir diese Stellung gewählt hatten, war ich entschlossen, so weit dies von mir abhängen konnte, mit Gelassenheit, Ausdauer und Entschlossenheit sie beizubehalten. – Die Überlegungen inbetreff des Rechtes, diese Stellung einzunehmen, brauchen hier nicht näher erörtert zu werden. Ich will nur bemerken, daß nach meiner Auffassung der Sachlage dieses Recht in keiner Weise von den kriegführenden Mächten uns abgesprochen, sondern von allen tatsächlich anerkannt wurde. – Die Pflicht, eine neutrale Stellung einzunehmen, kann man ohne weiteres aus der Verpflichtung ableiten, die Gerechtigkeit und Humanität jedem Volke in den Fällen auferlegt, in denen es Handlungsfreiheit besitzt, friedliche und freundschaftliche Beziehungen zu anderen Völkern unverletzt aufrecht zu erhalten. – Die Begründung unseres Interesses, diese Stellung beizubehalten, wird am besten euern eigenen Überlegungen und Erfahrungen anheimgestellt. – Für mich war ein vorherrschender Beweggrund, danach zu trachten, Zeit für unser Land zu gewinnen, um seine noch neuen Einrichtungen zu befestigen und auszugestalten und ohne Unterbrechung zu dem Maß von Kraft und Festigkeit zu bringen, das nötig ist, um es, menschlich gesprochen, zum eigenen Schmied seines Glückes zu machen. Obwohl ich mir beim Rückblick auf die Ereignisse während meiner Verwaltung absichtlicher Fehler nicht bewußt bin, kenne ich meine Mängel doch genügend, um es nicht für wahrscheinlich zu halten, daß ich viele Fehler begangen habe. – Welche es auch immer sein mögen, ich bitte den Allmächtigen innig, das Übel, das sie angerichtet haben könnten, abzuwenden oder zu mildern. – Ich nehme auch die Hoffnung mit mir, daß mein Land nie aufhören wird, gegen sie nachsichtig zu sein, und daß nach den fünfundvierzig Jahren meines Lebens, die seinem Dienste in ehrlichem Eifer gewidmet waren, die Fehler unzulänglicher Fähigkeiten der Vergangenheit übergeben werden, wie ich selbst bald in den Wohnstätten des Todes ruhen werde. Ich baue auf seine Freundlichkeit in diesen und anderen Dingen und handele aus der glühenden Liebe zu ihm, die einem Manne so natürlich ist, der in ihm sein eigenes Heimatland und das seiner Ahnen seit einer Reihe von Generationen sieht. – Ich sehe in freudiger Erwartung dem Ruhestand entgegen, da ich mir vornehme, ohne Einschränkung die schöne Freude zu genießen, inmitten meiner Mitbürger an dem wohltuenden Einfluß guter Gesetze unter einer freien
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Regierung Anteil zu haben. – Dies war immer der Lieblingswunsch meines Herzens und wird, das hoffe ich, der schöne Lohn unserer gemeinsamen Sorgen, Arbeiten und Gefahren sein. Engl. in: Saul K. Padover (ed.), The Washington Papers, Basic Selections ..., New York, 1955, 309 ff; dt. aus: Adolf Rein (Hrsg.), Die drei großen Amerikaner. Hamilton Jefferson Washington, Berlin, 1923, 166 ff.
51. Bayard and Wife v. Singleton, 1797 North Carolina Reports, 1 Martin, 42, 1797 1785 wurde in North Carolina ein Gesetz beschlossen, das die Gerichtshöfe anhielt, jede Klage, die von einer Person eingebracht wurde, deren Vermögen während des Unabhängigkeitskrieges staatlich konfisziert worden war, gegen die beeidete Erklärung der Beklagten, daß sie Käufer von den "Commissionars" des konfiszierten Eigentums waren, abzuweisen. Studiert man nun die ersten drei Artikel der amerikanischen Verfassung, so wird deutlich, daß den Verfassungsvätern von Anfang an die Idee der Gewaltenteilung vorgeschwebt ist, obwohl von einer "separation of powers" im Text derselben nirgendwo die Rede ist. Während bei Montesquieu noch die Stärkung der Legislative und die Schwächung der Exekutive in Form des dem König unterstellten Verwaltungsapparates im Vordergrund stand, wurde der Judikative keine allumfassende Bedeutung beigemessen. In Amerika fand dieses System, das von einer weitgehenden Nichtbeeinträchtigung anderer Gewalten ausgeht, einen vollkommen anderen Inhalt: Man kann von einer "judicial supremacy", also einer Oberhoheit der Gerichte sprechen. Über dieses Problem entzweiten sich jahrelang die Gemüter, wobei diese Problematik im Fall Bayard v. Singleton zum ersten Mal vor den Supreme Court kam. Heute ist dieser Theorienstreit in der Praxis entgegen dem Wortlaut des Gesetzes (vgl. etwa § 10 Administrative Procedure Act) dahingehend gelöst, daß die Gerichte auch in den wenigen Fällen, wo ihnen vom Gesetzgeber die Kontrollbefugnis abgesprochen wurde, ihre Kontrollgewalt ausüben, wenn verfassungsrechtliche Fragen berührt werden. * * * Der Gerichtshof traf einige Feststellungen über unsere Verfassung und Regierungssystem. …
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In deren Verlauf die Richter feststellten, daß ihre eidliche Verpflichtung und ihre Amtspflichten von ihnen in der Situation verlangten, daß sie ihre rechtliche Stellungnahme zu diesem wichtigen und bedeutsamen Gegenstand abgeben; und daß ungeachtet der großen Abneigung, die sie gegen eine Einbeziehung ihrer selbst in eine Kontroverse mit der Gesetzgebung des Staates fühlen könnten, dennoch keine Angelegenheit von Bedeutung mit der Pflicht in Widerstreit geraten, oder sie ermächtigen könnte, sich von der Pflicht zu befreien, die sie der Öffentlichkeit gegenüber, wegen des Vertrauens, das sie auf Grund der von ihnen geleisteten feierlichen Eide genießen, schulden. Die Richter stellten weiters fest, daß sie deshalb verpflichtet wären zu erklären, daß sie unabhängig von den Rechtsmängeln, die Personen, von denen die Kläger behauptetermaßen ihre Rechtstitel abgeleitet haben, rechtmäßig erlitten haben mögen, entgegen deren Behauptung oder Anzeige alle Rechtsfälle in den Gerichten dieses Staates behandeln würden; weiters daß solche Mängel ihrer Natur nach rein persönlich wären und nicht etwa geeignet wären, auf die nunmehrigen Kläger übertragen zu werden, weder durch Vererbung noch durch Kauf; und daß diese Kläger durch den Umstand, Bürger eines der Vereinigten Staaten zu sein, Bürger dieses Staates sind, aufgrund der Konföderation all dieser Staaten; dies muß als Teil des Rechts des Landes angesehen werden, und kann durch keinen Gesetzesbeschluß der Volksvertretung widerrufen werden. Die Richter stellten weiters fest, daß durch die Verfassung jedem Bürger unzweifelhaft das Recht auf eine Entscheidung über sein Eigentum durch ein Gerichtsverfahren zusteht. Wenn nämlich die Gesetzgebung dieses Recht aufheben und verlangen könnte, daß er bezüglich seines Eigentumes ohne Gerichtsverfahren verurteilt werde, dann könnte sie mit ebensoviel Recht verlangen, daß ihm auch sein Leben ohne ein Verfahren vor Gericht genommen werde könnte, und daß er sich zum Tode verurteilt finden könnte, ohne die Formalität eines Verfahrens überhaupt: Daß wenn die Mitglieder der Volksvertretung das tun könnten, sie mit demselben Recht sich selbst nicht nur die Gesetzgebung des Staates auf Lebenszeit ohne jede weitere Wahl durch das Volk, und von da an, die Würde und Amtsgewalt der Gesetzgebung weiter für immer an ihre männlichen Erben übertragen könnten. Aber es war klar, daß kein Gesetz, das sie verabschieden könnten, die Verfassung widerrufen oder abändern könnte, denn wenn sie dies tun könnten,würden sie im selben Moment ihre eigene Existenz als Gesetzgebung zerstören, und die dadurch überkommene Regierungsweise auflösen. Folglich steht die Verfassung (an welche die Justiz genauso wie an jedes andere Gesetz gebunden ist) als das
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Grundgesetz des Landes voll in Kraft, ungeachtet des auf welchem der gegenständliche Antrag gestützt wurde; muß genau dieses Gesetz natürlich in diesem Fall als aufgehoben angesehen werden und ohne irgend eine Rechtswirksamkeit. Engl. in: North Carolina Reports, 1 Martin, 42, 1797; dt.: Eigene Übersetzung.
52. Das Land Gesetz von 1800, 10. Mai 1800 Land Act of 1800 Während der Präsidentschaft von George Washingtons Nachfolger, dem Föderalisten John Adams, der sich gegen seinen Kontrahenten Thomas Jefferson durchsetzen konnte, blieben weiterhin außenpolitische Fragen dominant. Die Franzosen hatten im Juli 1796 begonnen, amerikanische Schiffe, die einen englischen Hafen anliefen oder angelaufen hatten, zu kapern und so am weiteren Ausbau eines französischen Kolonialreiches in Amerika zu arbeiten. Trotz entgegengesetzter Stimmung in Amerika ließ sich John Adams nur auf einen halben Krieg, einen "Quasi War" ein, indem er sich mit dem neu gegründeten Marineministerium und einer kleinen, aber schlagkräftigen Flotte in einen Seekrieg mit den Franzosen engagierte und diese dadurch empfindlich schädigte. Um 1800 hatten amerikanische Schiffe fast einhundert bewaffnete französische Fregatten erobert. Diese Politik kostete Adams aber die politische Unterstützung des Hamilton-Flügels seiner Partei, obwohl sie der Union von unschätzbarem Wert war. Schließlich beendete Napoleon, seit Dezember 1799 Erster Konsul, den Seekrieg in der Konvention von 1800 (Vertrag von Mortefontaine), durch die auch der Bündnisvertrag von 1778 (vgl. Dok. 32) offiziell außer Kraft gesetzt wurde. Vor diesem außenpolitischen Hintergrund ging die Expansion nach Westen rasch voran: Noch vor dem Jahr 1800 waren drei neue Staaten nach den Regeln der North-West-Ordinance (vgl. Doc. 41), in der eine Mindestbevölkerung von 60 000 Einwohnern für die Aufnahme als neuer Unionsstaat vorgesehen war, zur Union gekommen: Vermont (1791), Kentucky (1792), Tennessee (1796). Die Landverkäufe unter dem Landgesetz von 1796 verliefen aber enttäuschenderweise langsam. Die Regierung entschloß sich daher, Landverkäufe von Bundesterritorium auf Kredit zu forcieren.
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Ein Gesetz zur Novellierung des Gesetzes mit dem Titel "Ein Gesetz zur Regelung des Verkaufes von Ländereien der Vereinigten Staaten im Territorium nordwestlich des Ohio und oberhalb der Mündung des Kentucky-Flusses". Sec. 1. Sei es zum Gesetz erhoben, Daß zum Zwecke der Vergabe der Ländereien der Vereinigten Staaten, welche auf der Grundlage des Gesetzes mit dem Titel "Ein Gesetz zur Regelung des Verkaufes von Ländereien der Vereinigten Staaten im Territorium nordwestlich des Ohio und oberhalb der Mündung des Kentucky-Flusses" veräußert werden sollen, im genannten Territorium vier Bodenbüros errichtet werden sollen: eines in Cincinnati, eines in Chilicothe, eines in Marietta und eines in Steubenville … Jedes der genannten Büros soll unter der Leitung eines Beamten stehen, … der vom Präsidenten der Vereinigten Staaten nach Rat und Zustimmung des Senates ernannt werden soll. … Sec. 3. Der Generalvermesser soll veranlassen, daß die städtischen Niederlassungen westlich des Muskingum, welche aufgrund des obgenannten Aktes viertelweise verkauft werden sollen, in halbe Sektionen von je 320 Morgen unterteilt werden sollen. … Sec. 4. Die so unterteilten Ländereien sollen zum Verkauf in Teilen und halben Teilen, unterteilt nach vorstehender Verfügung, an den nachstehenden Orten zu nachstehenden Zeiten zum Verkauf angeboten werden … Alle Ländereien, welche am Schluß der jeweiligen öffentlichen Verkäufe unverkauft bleiben sollten, können vom Registrar der jeweiligen Bodenbüros in Form privater Verkäufe in der nachstehend vorgeschriebenen Weise vergeben werden; … Sec. 5. Keine Länderei soll aufgrund dieses Gesetzes anläßlich eines öffentlichen oder privaten Verkaufes um weniger als 2 Dollar pro Morgen verkauft werden, und alle Käufer haben dafür entweder bar oder mit Schuldverschreibungen der Vereinigten Staaten zu bezahlen … und zwar in nachstehend bestimmter Art und Weise und unter den nachstehenden Bedingungen, nämlich: 1. Im Zeitpunkt des Kaufes soll jeder Käufer, abgesehen von den nachstehend erwähnten Abgaben, 6 Dollar für jeden gekauften Teil und 3 Dollar für jeden gekauften Halbteil, an Vermessungskosten bezahlen, und er soll ein Zwanzigstel des Betrages des Kaufpreises erlegen, welcher Betrag verfällt, wenn nicht innerhalb von 40 Tagen ein Viertel des Kaufpreises inklusive des genannten Zwanzigstels bezahlt ist. 2. Ein Viertel des Kaufpreises soll innerhalb von 40 Tagen nach dem Verkaufstag, wie erwähnt, bezahlt werden; ein anderes Viertel soll innerhalb von
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zwei Jahren bezahlt werden; ein anderes Viertel innerhalb von drei Jahren und ein anderes Viertel innerhalb von vier Jahren nach dem Verkaufstag. 3. Auf die drei letzten (Raten-)Zahlungen werden Zinsen in der Höhe von 6 % pro Jahr vom Tage des Verkaufs an gerechnet aufgeschlagen … 4. Auf jede der drei letzten Zahlungen, welche vor ihrer Fälligkeit entrichtet wird, wird ein Diskont von 8 % pro Jahr eingeräumt … 5. Wenn die erste Zahlung von einem Viertel des Kaufpreises nicht innerhalb von 40 Tagen nach dem Verkauf erfolgt, verfällt die Kaution, die Zahlungen und Gebühren, die der Käufer schon gemacht hat, und die Ländereien … werden privat nach denselben Regeln und Bedingungen und in derselben Art und Weise wie die übrigen Ländereien, wie dies aufgrund dieses Gesetzes für die private Veräußerung vorgesehen ist, veräußert: Unter der Bedingung, daß jene Ländereien, welche anläßlich eines öffentlichen Verkaufes verkauft worden sind und welche aufgrund unterbliebener Zahlung an die Vereinigten Staaten zurückfallen, privat nicht für einen geringeren Preis als jenen verkauft werden sollen, der für sie aus Anlaß des öffentlichen Verkaufes geboten worden ist. … Sec. 16. Jeder Person, welche vor der Erlassung dieses Gesetzes auf irgendeiner der Ländereien, welche hienach verkauft werden soll, … eine Korn- oder Sägemühle errichtet haben sollte, soll für den betreffenden Teil … ein Vorkaufsrecht auf der Basis von 2 Dollar pro Morgen Land zustehen. … Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 105), 185 f.; dt: Eigene Übersetzung.
53. Thomas Jeffersons Erste Inaugurationsrede, 4. März 1801 Thomas Jefferson's First Inaugural Address Nach der Präsidentschaftswahl von 1796, in der John Adams um drei Stimmen mehr als Thomas Jefferson für sich verbuchen konnte, zog sich letzterer, nunmehr nach den damals gültigen Bestimmungen als Vizepräsident in sein von ihm entworfenes, berühmtes Landhaus in Monticello zurück, von wo aus
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er in Briefen den Kampf gegen die "Anti-Republicans" und "Monocrats", wie er die Führer der Federalists zu bezeichnen pflegte, in Briefen weiterführte. Die unmittelbare Volkswahl des Präsidenten widersprach den elitistischen Grundsätzen der Gründungsväter, und auch eine Wahl durch den Congress erschien ihnen im Hinblick auf die Unabhängigkeit des Präsidenten nicht wünschenswert, wie Hamilton zutreffend im Federalist Nr. 70 dargelegt hatte. Gewählt wurde der Präsident daher von einem eigenen Wahlmännerkollegium (Electoral College), in dem jeder Staat auf Grund seiner Gesetzgebung dem föderalistischen Grundprinzip folgend so viele Elektoren aufstellte, wie es seiner Vertretung in beiden Häusern des Congresses entsprach. Dieses Kollegium sollte über zwei Kandidaten abstimmen, wobei der Kandidat mit der größten Zahl an Stimmen Präsident, der mit der zweitgrößten Zahl an Stimmen Vizepräsident werden sollte. Während dieses Verfahren bei Washington (1789 und 1792) und John Adams (1796) klaglos funktionierte, erhielten bei der Präsidentenwahl 1800 die beiden Kandidaten Thomas Jefferson und Aaron Burr die gleiche Stimmenanzahl im Wahlmännerkollegium, was nach Artikel II, Sektion 1, Klausel 3 der Verfassung die Entscheidung in diesem Fall dem Repräsentantenhaus überträgt, das dabei nach Staaten abstimmt. Thomas Jefferson konnte erst die sechsunddreißigste Stichwahl für sich entscheiden. Um für solche Fälle Abhilfe zu schaffen, wurde das XII. Amendment erlassen: Die Wahlmänner gaben demnach ihre Stimmen gesondert für den Präsidenten und Vizepräsidenten ab, wobei in beiden Fällen der Kandidat mit der höchsten Stimmenanzahl als gewählt galt. Bei Stimmengleichheit ist das Repräsentantenhaus zur Entscheidung über den Präsidenten, der Senat über den Vizepräsidenten berufen. In den Wahlen von 1800 jedoch errangen die Republikaner, die Thomas Jefferson als Präsidentschaftskandidaten und Aaron Burr als seinen Vize gegen John Adams und Charles C. Pinckney nominiert hatten, einen Sieg. Mit der Wahl Jeffersons gelangte nunmehr eine Partei an die Macht, die den Geist der Revolution und die humanitären, menschlichen Ideale der Mehrheit des amerikanischen Volkes verkörperte. Die Föderalisten, welche die junge Nation seit der Revolution dominiert hatten, erlitten sowohl bei den Präsidentschaftswahlen, als auch bei den Congresswahlen eine Niederlage. Jefferson selbst nannte diese Wahl die "Revolution von 1800". Seine Absichten waren aber, entgegen den Befürchtungen der Federalists, keineswegs revolutionär: Er wollte weder die Verfassung umstürzen, noch die Regierung, die durch sie eingerichtet war, aus den Angeln heben. Er hob aber doch hervor, daß nun eine Periode der demokratischen Entwicklung angebrochen sei. Er war aber trotzdem bemüht, das erschütterte Gleichgewicht der Union wiederherzustellen. Die Amtseinführung Thomas Jeffersons erfolgte erstmals in der neuen Hauptstadt Washington, damals ein Walddorf am Ufer des Potomac,
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ohne jeglichen Prunk und Pomp. Diese Schlichtheit der Zeremonie sollte symbolisch für die acht Jahre von Thomas Jeffersons Präsidentschaft sein. * * * Freunde und Mitbürger: Berufen, die Pflichten des höchsten Amtes unseres Landes auf mich zu nehmen, danke ich den hier versammelten Mitbürgern zutiefst für die Gunst, die sie mir in so freundlicher Weise bezeugt haben, und gestehe: ich bin mir dessen wohl bewußt, daß die Aufgabe größer ist als meine Fähigkeiten, und daß ich an sie herangehe mit Angst und Scheu, wie sie die Höhe der Forderung und das geringe Ausmaß meiner Kräfte rechtfertigt. Eine aufstrebende Nation, verteilt über ein gutes und fruchtbares Land, eine Nation, die mit den reichen Erzeugnissen ihres Gewerbes die Meere befährt, Handel treibt mit Völkern, die sich mächtig fühlen und vergessen, was Recht ist; eine Nation, die sehr schnell vorwärts schreitet zu Schicksalen, die jenseits des Blickfeldes der Sterblichen liegen, – wenn ich diese höchsten Dinge überdenke, und wenn ich die Ehre, das Glück und die Hoffnung dieses geliebten Landes dem Wahlentscheid und den Hoffnungen des heutigen Tages anvertraut sehe, dann möchte ich mich von der Betrachtung der Größe des Beginnens demütig abwenden. Ich müßte vollständig verzagen, wenn nicht die Anwesenheit so vieler Menschen mir zu Bewußtsein brächte, daß ich Hilfsquellen von Weisheit, Tugend und Eifer in anderen hohen Stellungen finden werde, die unsere Verfassung geschaffen hat. Auf diese Mitarbeiter kann ich mich in allen Schwierigkeiten verlassen. So sehe ich, meine Herren, auf Sie, denen die höchsten Aufgaben der Gesetzgebung übertragen sind, und auf Ihre Helfer, – ich sehe vertrauensvoll nach Ihrer Führung und Hilfe aus, die es uns ermöglichen wird, mit sicherer Hand das Schiff zu steuern, dem wir, inmitten der streitenden Elemente einer unruhigen Welt, uns alle anvertraut haben. Während der Wahlkämpfe, durch welche wir gegangen sind, hat manchmal die Erregtheit der Auseinandersetzung und der Argumente Eindrücke erweckt, die Fremden, die nicht gewohnt sind frei zu denken, zu sprechen und zu schreiben, ein falsches Bild geben könnten; nachdem nun die Stimme der Nation entschieden hat, und diese Entscheidung verfassungsgemäß verkündet worden ist, werden sich natürlich alle unter dem Willen des Gesetzes zusammenfinden und zusammenstehen in gemeinsamen Bemühen um das gemeinsame Wohl. Wir alle müssen uns auch jenes heiligen Grundsatzes bewußt sein, daß der Wille der Mehrheit, der sich in jedem Fall behaupten wird, vernünftig sein muß, um Recht werden zu können; daß die Minderheit gleiche Rechte besitzt, die gleicherweise vom Gesetze beschützt werden müssen; und daß deren Verletzung Tyrannei
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bedeutet. Laßt uns denn Mitbürger einig sein im Herzen und im Geiste! Laßt in unserem Gemeinschaftsleben Harmonie und Zuneigung wieder aufleben, ohne die Freiheit und sogar das Leben schlechthin trostlos sind. Seien wir uns dessen bewußt, daß wir nur wenig erreicht haben, wenn wir aus unserem Lande die religiöse Intoleranz verbannt haben, unter der die Menschheit so lange geblutet und gelitten hat, aber eine politische Intoleranz dulden, die ebenso despotisch, ruchlos und fähig zu bitteren und blutigen Verfolgungen ist. Daß während der wahnsinnigen Kämpfe der alten Welt, während der qualvollen Zuckungen einer rasend gewordenen Menschheit, die durch Blut und Mord ihre lang verlorene Freiheit wieder zu erringen suchte, – daß da die aufgepeitschten Wogen auch an diese ferne und friedliche Küste schlugen, war nicht verwunderlich; auch nicht, daß dies von einigen mehr, von anderen weniger stark empfunden und gefürchtet wurde. Ebensowenig erstaunlich ist es, daß Meinungsverschiedenheiten über Schutzmaßnahmen entstanden. Aber nicht jede Meinungsverschiedenheit bedeutet einen Unterschied der Grundsätze. Wir haben oft den Anhängern gleicher Grundsätze verschiedene Namen gegeben. Wir sind alle Republikaner – wir sind alle Föderalisten.1 Wenn es unter uns Leute geben sollte, die diese Union auflösen oder ihre republikanische Staatsform ändern wollen, laßt sie ungestört. Sie seien ein Wahrzeichen der Sicherheit, die stark genug ist, dort Gesinnungsverirrungen zu dulden, wo man es der Vernunft überlassen kann, sie zu bekämpfen. Ja, ich weiß, manch ehrenwerter Mann befürchtet, daß eine Republik nicht stark sein kann; daß diese Regierung nicht stark genug ist. Während wir auf der Höhe eines erfolgreichen Versuches stehen, kann da ein ehrlicher Patriot eine Staatsform aufgeben, die uns bisher frei und stark erhalten hat? Und dies in der rein theoretischen und eingebildeten Furcht, daß diese Staatsform, der Welt größte Hoffnung, die Kraft verlieren könnte zu dauern? Ich glaube es nicht. Im Gegenteil, ich bin überzeugt, daß diese die stärkste Staatsform der Welt ist. Ich glaube, es ist die einzige, unter der jedermann zu den Fahnen eilen und die Bedrohung der öffentlichen Ordnung zu seiner eigensten Angelegenheit machen würde, wenn das Gesetz ihn ruft. Manche sagen, man könne Menschen die Herrschaft über sich selbst nicht anvertrauen. Kann man ihnen dann eher die Herrschaft über andere anvertrauen? Oder haben wir Engel in der Gestalt von Königen gefunden, um die Menschen zu beherrschen? Laßt die Geschichte diese Frage beantworten. Laßt uns denn mit Mut und Vertrauen unsere eigenen föderalistischen und republikanischen Grundsätze verfolgen, und bewahren wir unserer Union und unserer repräsentativen Staatsform die Treue. Die Gunst der Natur und ein ungeheurer Ozean trennen uns von dem Viertel der Erde, das ein wütender 1 Namen der beiden politischen Parteien zur Zeit Jeffersons.
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Sturm zu vernichten droht; zu hochgesinnt, um Erniedrigung anderer zu ertragen; im Besitz eines auserwählten Landes, das unseren Nachkommen Raum gewährt bis ins hundertste und tausendste Geschlecht; begabt mit dem richtigen Gefühl, daß jedermann seine eigenen Fähigkeiten voll verwerten darf und ein Recht auf den Ertrag seines Fleißes hat und Anspruch auf Achtung und Vertrauen seiner Mitbürger, ein Anspruch, der auf seinen sinnvollen Handlungen und nicht auf dem Zufall der Geburt gegründet ist; erleuchtet durch einen Glauben voll Güte, der wohl verschiedene Formen des Bekenntnisses und der Ausübung hat, aber überall erfüllt ist von Aufrichtigkeit, Wahrheit, Mäßigung, Dankbarkeit und Liebe zum Mitmenschen, anerkennen und verehren wir eine alles beherrschende Vorsehung, die durch ihr Walten ihr Wohlgefallen am Glück der Menschen im Diesseits und seiner höheren Seligkeit im Jenseits kundtut; im Besitz all dieser Segnungen, was brauchen wir noch, um ein glückliches und aufblühendes Volk zu werden? Nur eines noch, Mitbürger, eine weise und sparsame Regierung, die den einzelnen zwar hindert, seine Mitmenschen zu schädigen, ihn aber sonst frei läßt in der Regelung seiner eigenen Angelegenheiten, Geschäfte und Bestrebungen, und die dem Arbeitenden das Brot nicht nimmt, das er sich verdient hat. Das sind Hauptaufgaben einer guten Regierung, und all dies ist notwendig, um unser Glück zu vollenden. Wenn ich nun, Mitbürger, an die Ausübung der Pflichten gehe, die alles Ihnen Teure und Wertvolle einschließen, scheint es mir angemessen, Ihnen klar zu machen, was ich als die wesentlichsten Grundsätze unserer Staatsform ansehe, die die Art der Verwaltung bestimmen sollen. Ich will sie so gedrängt wie möglich zusammenfassen, Grundsätze im allgemeinen darlegen, aber nicht in ihren Einzelheiten. Gleiche und gebührende Gerechtigkeit für jeden, wessen Standes oder welcher religiösen oder politischen Überzeugung er auch sein mag; Friede, Handel und ehrliche Freundschaft mit allen Nationen, aber keine Bündnisse, die uns in Schwierigkeiten verwickeln könnten; die Unterstützung der Regierungen der Bundesstaaten in all ihren Rechten, da sie die besten Verwalter der inneren Angelegenheiten sind und das stärkste Bollwerk gegen anti-republikanische Tendenzen darstellen; die Erhaltung der Bundesregierung in all ihrer verfassungsmäßigen Kraft als Anker unseres Friedens im Inneren und unserer Sicherheit nach außen. Eine wachsame Sorge für das Recht des Volkes auf Wahlen, – ein gemäßigtes und sicheres Mittel, Mißbräuche zu beheben, die dort durch das Schwert der Revolution vernichtet werden, wo friedliche Lösungen nicht vorgesehen sind. Uneingeschränktes Sichfügen in den Willen der Mehrheit, – eine lebenswichtige Grundlage der Republik, gegen die es nur Berufung auf Gewalt gibt, die das Grundprinzip und die Ursache der Tyrannei ist. Eine gut disziplinierte Miliz ist unsere beste Sicherheit im Frieden und in den Anfängen eines Krieges, bis reguläre Truppen sie entlasten können. Wir brauchen: Oberhoheit
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der zivilen über die militärischen Behörden; Sparsamkeit in den öffentlichen Ausgaben, um den Arbeitenden ihre Lasten zu erleichtern; ehrliche Bezahlung unserer Schulden und heilige Bewahrung des öffentlichen Vertrauens; Förderung der Landwirtschaft und des Handels, der ihr dient. Die Verbreitung wertvoller Informationen und die Anprangerung aller Mißbräuche vor dem Tribunal der öffentlichen Vernunft; Religionsfreiheit; Freiheit der Presse; Freiheit der Person unter dem Schutze der habeas corpus Akte; Prozesse vor unparteiisch erwählten Geschworenen, – diese Grundsätze bilden das strahlende Sternbild, das unsere Schritte durch ein Zeitalter von Revolution und Reform geleitet hat. Die Weisheit unserer Denker und das Blut unserer Helden waren ihrer Durchführung gewidmet. Diese Prinzipien sollten auch unser politisches Glaubensbekenntnis sein, die Basis staatsbürgerlicher Erziehung, der Prüfstein, an dem wir die Dienste derer messen, denen wir vertrauen; und sollten wir in Augenblicken der Verirrung oder Gefahr von ihnen lassen und falsche Pfade einschlagen, so wollen wir sie eilig verlassen, um den Weg zu verfolgen, der allein zu Frieden, Freiheit und Sicherheit führt. So begebe ich mich denn, Mitbürger, auf den Posten, auf den Ihr mich gestellt habt. Genügend große Erfahrung in untergeordneten Ämtern hat mich gelehrt, die Schwierigkeiten dieses höchsten Amtes zu ermessen, aber auch, daß es selten das Los unvollkommener Menschen ist, mit dem gleichen Ansehen und der gleichen Zuneigung das Amt zu verlassen, mit denen sie es angetreten haben. Ohne Anspruch auf jenes hohe Vertrauen, das unserem ersten und größten Führer der Revolution2 entgegengebracht wurde, dessen hervorragende Dienste ihm ein Anrecht auf den ersten Platz im Herzen seiner Mitbürger gegeben haben und ihm die schönste Seite im Buche der Geschichte vorbehalten haben, – verlange ich nur so viel Vertrauen wie notwendig, um der ordnungsgemäßen Verwaltung Ihrer Angelegenheiten Kraft und Wirksamkeit zu geben. Ich mag in Zukunft häufig irren infolge mangelhafter Urteilskraft. Wenn ich im Recht bin, mögen meine Entschlüsse oft für falsch gehalten werden von jenen, deren Stellung ihnen den Gesamtüberblick vorenthält. Ich bitte um ihre Nachsicht für meine eigenen Irrtümer, die ich niemals absichtlich begehen werde, und ich bitte um Ihre Unterstützung gegen die Irrtümer jener anderen, die vielleicht das verurteilen werden, was sie billigen würden, könnten sie es in allen seinen Beziehungen begreifen. Die Zustimmung, die in ihrer Wahlentscheidung liegt, ist mir ein Trost für Vergangenes; es soll meine künftige Sorge sein, das Vertrauen jener zu erhalten, die es mir im vorhinein geschenkt haben, und das anderer zu gewinnen, indem
2 George Washington, Oberstkommandierender in der amerikanischen Revolutionsarmee und erster Präsident der Union.
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ich ihnen so viel Gutes erweise, wie in meiner Macht steht: ich will beitragen zum Glück und zur Freiheit aller. Gestützt auf Ihre wohlwollende Gesinnung, gehe ich willig an mein Werk, bereit zurückzutreten, wann immer es Ihnen bewußt wird, eine wie viel bessere Wahl Sie hätten treffen können. Und möge jene unendliche Macht, die das Geschick des Weltalls beherrscht, unsere Versammlung zum besten lenken, und möge das Ergebnis der Beratungen günstig sein für Frieden und Wohlfahrt. Engl. in: Robert Birley (ed.), Speeches und Documents in American History, Vol. I (1776–1815), (Oxford) London, 1944, 251 ff.; dt. Aus: Walter Grossmann, Thomas Jefferson. Auswahl aus seinen Schriften Cambridge, 1945, 71 ff.
54. Marbury v. Madison (1803) U.S. Supreme Court 1 Cranch 137, 1803 Nachdem schon im Fall Bayard und Wife v. Singleton (vgl. Dok. 51) sechs Jahre vorher im Staat North Carolina die Frage der gerichtlichen Kontrolle von Gesetzen aufgegriffen worden war, ist dieselbe Thematik 1803 vom U.S. Supreme Court in der berühmten und richtungsweisenden Entscheidung Marbury v. Madison auf Bundesebene entschieden worden. In der Opinion, die von Chief Justice John Marshall verfaßt worden ist, sind die rechtlichen Argumente, die zu dieser Entscheidung geführt haben, ausführlich dargelegt. Die amerikanische Bundesverfassung selbst enthält keine Bestimmung, wonach der "judicial review", also die richterliche Normenkontrolle grundgelegt wäre; ebensowenig der "Judiciary Act" von vom 24.9.1789 (vgl. Doc. 47). 1755 in Virginia geboren, war Marshall vor seiner Ernennung zum Obersten Bundesrichter (1801) Mitglied des U.S. Abgeordnetenhauses (1799–1800), von Adams zum secretary of the State ernannt (1800–1801), und durch Entscheidungen wie die oben genannte oder McCulloch v. Maryland (1819) (vgl. Dok. 61) und Gibbons v. Ogden (9 Wheaton 1, 1824) zum Begründer grundlegender Lehren in der amerikanischen Verfassung geworden. Er wird allgemein als bedeutendster Chief Justice in der Geschichte des Supreme Court gesehen. Im gegenständlichen Fall ging es um die Klage des noch von John Adams mit unterzeichneter und besiegelter Amtsurkunde berufenen, aber vom republikanischen Minister James Madison nicht mehr bestätigten Friedens-
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richters William Marbury. Um einen Teil des "Judiciary Acts" von 1789 für verfassungswidrig zu erklären, knüpft er an eine Theorie des großen englischen Juristen Sir Edward Coke an (1552–1634), der im Jahre 1610 erstmals forderte, daß die Gerichte dazu da seien, verletztes Recht wiederherzustellen; Anlaßfall war ein Arzt, dem die Erlaubnis, in London zu praktizieren, vom Royal College of Physicians verweigert worden war. Coke war ebenfalls der Ansicht, daß Gesetze (Acts of Parliament), wenn sie gegen die Vernunft (right reason) verstießen, von den Gerichten für ungültig erklärt werden könnten. Obwohl in England nie zur Anwendung gekommen, liegt dieses naturrechtliche Modell letztendlich der amerikanischen Verfassungsgerichtsbarkeit zu Grunde. In weiterer Folge sind die Lehren des "judicial review" gegenüber legislativen Akten des U.S. Supreme Court auch in das Modell der Verfassungsgerichtsbarkeit in Österreich (B-VG 1920) sowie in andere europäische Verfassungen eingegangen. * * * In der Reihenfolge, in der das Gericht diese Angelegenheit geprüft hat, sind folgende Fragen behandelt und entschieden worden: 1) Hat der Antragsteller ein Recht auf die Ernennungsurkunde, die er verlangt? 2) Wenn er ein Recht darauf hat und dieses verletzt wurde, sehen die Gesetze seines Staates ein Rechtsmittel vor? 3) Wenn sie ein Rechtsmittel vorsehen, kann es ein Beschluß dieses Gerichts sein? Der erste Untersuchungspunkt ist: Hat der Antragsteller ein Recht auf die Ernennungsurkunde, die er verlangt? … Es ist die entschiedene Auffassung des Gerichts, daß die Bestallung vollzogen ist, sobald der Präsident die Ernennungsurkunde unterzeichnet hat, und daß die Ernennung vollständig ist, wenn das Siegel der Vereinigten Staaten durch den Staatssekretär aufgedrückt ist ... Mr. Marbury war, da seine Vollmacht durch den Präsidenten unterzeichnet und mit dem Siegel des Staatssekretärs versehen war, daher ernannt; und da das Gesetz, welches das Amt schuf, dem Amtsinhaber ein Recht darauf gab, es für fünf Jahre unabhängig von der Exekutive innezuhaben, war die Ernennung unwiderrufbar und gehörte zu den Rechten des Amtsinhabers, die durch die Gesetze seines Landes geschützt sind.
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Seine Bevollmächtigung zurückzuhalten, ist daher ein Akt, den das Gericht als nicht durch das Gesetz gerechtfertigt ansieht, sondern der ein verliehenes Recht verletzt. Dies bringt uns zur zweiten Untersuchung, nämlich: Wenn er ein Recht darauf hat und dieses verletzt wurde, bieten die Gesetze seines Staates ihm ein Rechtsmittel? Die Regierung der vereinigten Staaten ist mit Nachdruck eine Regierung der Gesetze und nicht der Menschen genannt worden. Sie wird mit Sicherheit aufhören, diesen hohen Namen zu verdienen, wenn die Gesetze kein Mittel für die Durchsetzung eines begründeten Rechtsanspruches vorsehen. Der Präsident ist nach der Verfassung der Vereinigten Staaten mit gewissen wichtigen politischen Machtmitteln ausgestattet, bei deren Ausübung er nach eigenem Gutdünken verfahren kann; er ist dabei nur seinem Lande hinsichtlich des politischen Charakters und seinem Gewissen verantwortlich. Um ihm bei der Erfüllung dieser Pflichten zu helfen, ist er berechtigt, gewisse Beamte zu ernennen, die in seinem Namen und in Übereinstimmung mit seinen Befehlen handeln. In solchen Fällen sind ihre Handlungen seine Handlungen; und was man auch für eine Auffassung über die Art und Weise, in der die Exekutive das Ermessen gebraucht, vertritt, eine Gewalt, dieses Ermessen zu kontrollieren, gibt es nicht und kann es nicht geben. Die Schlußfolgerung dieser Argumentation ist, daß dort, wo die Spitzen der Ministerien die politischen oder persönlichen Vertrauensbeauftragten der Exekutive sind, die nur den Willen des Präsidenten ausführen oder in Fällen handeln, in denen die Exekutive ein verfassungsmäßiges oder legales Ermessen besitzt, nichts klarer sein kann, als daß ihre Handlungen nur politisch nachprüfbar sind. Aber dort, wo eine bestimmte Pflicht durch Gesetz zugewiesen, nichts klarer sein kann, als daß ihre Handlungen nur politisch nachprüfbar sind. Aber dort, wo eine bestimmte Pflicht durch Gesetz zugewiesen ist und individuelle Rechte von der Erfüllung dieser Pflicht abhängen, scheint es gleichermaßen klar, daß die Person, die sich beeinträchtigt glaubt, ein Recht hat, in den Gesetzen ihres Landes ein Heilmittel zu suchen … Daher ist es die Meinung des Gerichts: 1. daß der Präsident durch die Unterzeichung der Ernennungsurkunde für Mr. Marbury seine Bestallung zum Friedensrichter für den Kreis Washington im Distrikt Columbia vollzogen hat; daß das Siegel der Vereinigten Staaten, mit dem sie durch den Staatssekretär versehen wurde, der entscheidende Beweis der Echtheit der Unterschrift und der Vollziehung der Bestallung ist; und daß die Bestallung ihm einen Rechtsanspruch auf das Amt für den Zeitraum von fünf Jahren übertrug;
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2. daß er – im Besitze dieses Rechtstitels – konsequentermaßen einen Anspruch auf die Ernennungsurkunde hatte; eine Verweigerung ihrer Auslieferung ist eine offene Verletzung jenes Anspruches, für den ihm die Gesetze seines Landes ein Rechtsmittel bieten … Das ist daher ein klarer Fall für einen Gerichtsbeschluß, entweder die Ernennungsurkunde oder eine Abschrift des Originals auszuliefern. Es bleibt nur zu untersuchen, ob dieser Beschluß durch dieses Gericht gefasst werden kann. Das Gerichtsverfassungsgesetz der Vereinigten Staaten ermächtigt das Oberste Gericht: "Gerichtsbeschlüsse, in den Fällen, die durch die Prinzipien und die Gebräuche des Rechts gewährleistet sind, für alle Gerichtshöfe oder Amtspersonen, die unter die Zuständigkeit der Vereinigten Staaten fallen, zu erlassen." Weil der Staatssekretär ein Amt unter der Zuständigkeit der Vereinigten Staaten innehat, fällt er eindeutig unter diese Bestimmung. Falls das Gericht nicht zur Fassung eines Beschlusses über einen solchen Beamten ermächtigt wäre, so könnte das nur sein, weil das Gesetz verfassungswidrig und daher absolut ungeeignet zur Übertragung der Autorität und Bezeichnung der Pflichten wäre, die seine Worte "übertragen und bezeichnen" zum Inhalt haben. Die Verfassung vertraut die gesamte richterliche Gewalt der Vereinigten Staaten einem Obersten Gerichtshof an und solchen untergeordneten Gerichtshöfen, welche der Kongreß von Zeit zu zeit anordnen und errichten kann. Diese Zuständigkeit erstreckt sich ausdrücklich auf alle unter den Gesetzen der Vereinigten Staaten entstehenden Rechtsfälle und kann in gewisser Form hinsichtlich des vorliegenden Falles angewandt werden, da der geforderte Anspruch durch ein Gesetz der Vereinigten Staaten verliehen wurde. In der Aufteilung der Zuständigkeiten wird erklärt: "daß der Oberste Gerichtshof in allen Fällen, die Botschafter, andere Gesandte und Konsuln betreffen, und die einen Einzelstaat betreffen, die ursprüngliche Gerichtsbarkeit ausübt. In allen anderen Fällen soll der Oberste Gerichtshof Berufungsinstanz sein." Man hat vor Gericht darauf bestanden, da die ursprüngliche Zuweisung der Jurisdiktion an das Oberste und die nachgeordneten Gerichte allgemein gehalten sei und die Bestimmung, welche die ursprüngliche Jurisdiktion an den Obersten Gerichtshof zuweist, keine negativen oder beschränkenden Worte enthalte, daß der Legislative die Macht verbleibe, ursprüngliche Jurisdiktion an das Gericht in anderen als in den zitierten Artikeln aufgeführten Fällen zuzuweisen, vorausge-
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setzt, daß jene Fälle der richterlichen Gewalt der Vereinigten Staaten unterliegen. Wenn beabsichtigt gewesen wäre, die gleichmäßige Verteilung der richterlichen Gewalt zwischen dem Obersten Gerichtshof und den untergeordneten Gerichten dem Ermessen der Legislative – je nach dem Willen dieser Körperschaft – zu überlassen, so wäre es sicherlich nutzlos gewesen, weitergegangen zu sein, als nur die richterliche Gewalt und die Tribunale, die damit betraut werden sollten, zu definieren. Der folgende Teil des Absatzes wäre völlig überflüssig, wäre völlig ohne Sinn –, wenn er eine solche Bedeutung hätte. Wenn es dem Kongreß freisteht, diesem Gericht Berufungsjurisdiktion zu geben, wo die Verfassung vorsieht, daß dessen Gerichtsbarkeit ursprünglichen Charakters sein soll, und ursprüngliche Gerichtsbarkeit dort, wo die Verfassung vorsieht, es soll Berufungsinstanz sein, so ist Verteilung der Gerichtsbarkeit, wie sie in der Verfassung erfolgte, Form ohne Inhalt. Zustimmende Worte sind oft in ihrer Ausführung negativ zu anderen Dingen als zu denen, denen zugestimmt wird; und in diesem Fall muß ihnen ein negativer oder ausschließender Sinn gegeben werden, oder sie haben überhaupt keine Auswirkung. Man kann nicht annehmen, daß irgendeine Verfassungsklausel ohne Wirkung vorgesehen ist; daher ist eine solche Konstruktion unzulässig, wenn es nicht die Worte verlangen … Es erscheint daher, daß die dem Obersten Gerichtshof durch das Gerichtsverfassungsgesetz der Vereinigten Staaten gegebene Zuständigkeit zur Fassung von Gerichtsbeschlüssen über öffentliche beamte, nicht durch die Verfassung gerechtfertigt ist. Es wird daher notwendig, zu untersuchen, ob eine so übertragene Gerichtsbarkeit angewandt werden kann. Die Frage, ob ein Gesetz, das mit der Verfassung unvereinbar ist, oberstes Recht werden kann, ist für die Vereinigten Staaten von großem Interesse, aber glücklicherweise im Verhältnis zum Interesse eine nicht so schwierige. Es scheint nur notwendig zu sein, gewisse Prinzipien anzuerkennen, von denen man annimmt, daß sie lange und gut begründet sind, um zu entscheiden. Daß das Volk ein ursprüngliches Recht darauf hat, für seine zukünftige Regierung solche Prinzipien aufzustellen, die, nach seiner Meinung, am besten zu seinem eigenen Glück führen werden, ist die Grundlage, auf der das ganze amerikanische Regierungssystem erricht worden ist. Die Ausübung dieses ursprünglichen Rechts stellt eine sehr große Anstrengung dar; sie kann nicht und sollte
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auch nicht zu häufig wiederholt werden. Die Prinzipien, die daher so begründet sind, werden als fundamental erachtet. Und da die Autorität, der sie ihren Ursprung verdanken, die oberste ist und selten handeln kann, so sind sie bestimmt dauernd zu gelten. Dieser ursprüngliche und oberste Wille organisiert die Regierung und weist den verschiedenen Ministerien ihre entsprechenden Befugnisse zu. Er kann entweder an diesem Punkt aufhören oder gewisse Grenzen errichten, die von den Ministerien nicht überschritten werden dürfen. Letzteres trifft auf die Regierung der Vereinigten Staaten zu. Die Befugnisse der Legislative sind genau bezeichnet und begrenzt; und damit jene Grenzen nicht missverstanden oder nicht vergessen werden, ist die Verfassung geschrieben worden. Zu welchem Zweck sind die Befugnisse begrenzt, und warum ist diese Begrenzung schriftlich niedergelegt, wenn sie zu dieser Zeit durch jene, die man zurückhalten wollte, überschritten werden können? Die Unterscheidung zwischen einer Regierung mit begrenzter und mit unbegrenzter Gewalt ist damit abgeschafft, wenn jene Begrenzungen nicht die Personen einschränken, denen sie aufgezwungen sind; wenn verbotene und erlaubte Handlung gleich gültig sind. Es ist eine zu offenkundige Behauptung, daß entweder die Verfassung jeden Gesetzgebungsakt, der mit ihr im Widerspruch steht, verbietet, oder daß die gesetzgebende Körperschaft die Verfassung durch ein einfaches Gesetz ändern kann, als daß man darüber streiten könnte. Zwischen diesen zwei Alternativen gibt es keinen Mittelweg. Die Verfassung ist entweder oberstes Gesetz, as auf gewöhnlichem Wege nicht abgeändert werden kann, oder sie steht mit gewöhnlichen Gesetzgebungsakten auf gleicher Stufe und ist, wie andere Gesetze, abzuändern, wenn es der gesetzgebenden Körperschaft gefallen sollte. Wenn der erstere Teil der Alternative wahr ist, dann ist ein verfassungswidriges Gesetz kein Recht, wenn der letztere Teil wahr ist, dann sind geschriebene Verfassungen absurde Versuche seitens des Volkes, eine Gewalt zu begrenzen, die ihrer Natur nach unbegrenzbar ist. Sicherlich beabsichtigen diejenigen, die geschriebene Verfassungen formulierten, sie als das grundlegende und höchste Recht der Nation anzusehen, und konsequentermaßen muß es die Theorie einer solchen Regierung sein, daß ein verfassungswidriges Gesetz der Legislative ungültig ist. Diese Theorie ist wesentlicher Bestandteil einer geschriebenen Verfassung und wird konsequentermaßen von diesem Gericht als eine der fundamentalsten
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Prinzipien unserer Gesellschaft angesehen. Sie darf daher bei der weiteren Betrachtung dieses Themas nicht aus den Augen verloren werden. Wenn ein verfassungswidriges Gesetz ungültig ist, bindet es dann – abgesehen von seiner Ungültigkeit – die Gerichte und verpflichtet sie, ihm Gültigkeit zu verleihen? Oder in anderen Worten, begründet es, obwohl es nicht Recht ist, eine Norm, die genau so wirksam ist, als wenn es Recht wäre? Dies bedeutete tatsächlich, daß das, was in der Theorie begründet ist, umstürzt und auf den ersten Blick hin als Absurdität erscheint, die zu ungeheuerlich ist, als daß man auf ihr bestehen könnte. Ihr soll jedoch eine aufmerksamere Berücksichtigung zuteil werden. Es ist ausdrücklich Aufgabe und Pflicht der Justiz, zu sagen, was Recht ist. Diejenigen, welche die Norm bei verschiedenen Fällen anwenden, müssen sie notwendigerweise erläutern und interpretieren. Wenn zwei Gesetze miteinander kollidieren, so müssen die Gerichte über den Wirkungskreis beider entscheiden. Das ist der Fall, wenn ein Gesetz zur Verfassung im Widerspruch steht, wenn sowohl das Gesetz als auch die Verfassung auf einen bestimmten Fall anwendbar sind, so daß das Gericht entweder entscheiden muß, ob der Fall mit dem Gesetz übereinstimmt – ungeachtet der Verfassung – oder unter Außerachtlassung des Gesetzes mit der Verfassung übereinstimmt. Das Gericht muß bestimmen, welche der miteinander kollidierenden Vorschriften für den Fall zutrifft. Das ist das eigentliche Wesen richterlicher Pflicht. Wenn daher die Gerichte die Verfassung beachten müssen und die Verfassung über jedem gewöhnlichen Gesetz der Legislative steht, so ist die Verfassung und nicht ein derartiges Gesetz für den Fall, auf den beide zutreffen, entscheidend. Diejenigen, die das Prinzip bestreiten, daß die Verfassung vor Gericht als höchstes Recht beachtet werden muß, müssen die Notwendigkeit anerkennen, daß die Gerichte vor der Verfassung ihre Augen schließen und nur das Gesetz sehen müssen. Diese Doktrin würde das gesamte Fundament aller geschriebenen Verfassungen untergraben. Das würde bedeuten, daß ein Gesetz, das nach den Grundsätzen und der Theorie unserer Regierungsform ungültig ist, in der Praxis für gültig erklärt wird. Das würde bedeuten, daß, wenn die gesetzgebende Körperschaft dasjenige tut, was ausdrücklich verboten ist, ein solches Gesetz, ungeachtet des ausdrücklichen Verbots, in Wirklichkeit gültig ist. Das gäbe der Legislative im gleichen Atemzug sowohl eine praktische und wirkliche Alleinherrschaft als auch eine Beschränkung ihrer Gewalt. Das hieße, Grenzen vorzuschreiben und zu erklären, daß diese nach Belieben überschritten werden dürfen.
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Da diese Theorie das zunichte macht, was wir als den größten Fortschritt politischer Institutionen erachten, würde eine geschriebene Verfassung in Amerika – wo man dieser soviel Ehrerbietung entgegenbringt – von selbst genügen, um diese Konstruktion zurückzuweisen. Aber die zuständigen Bestimmungen der Verfassung der Vereinigten Staaten sehen noch weitere Argumente zugunsten ihrer Ablehnung vor. Die richterliche Gewalt der Vereinigten Staaten erstreckt sich auf alle Fälle, die unter der Verfassung entstehen. Konnte es dann die Absicht jener sein, die der Verfassung diese Gewalt gaben, zu sagen, daß bei ihrer Anwendung nicht die Verfassung berücksichtigt werden soll? Daß ein Fall, der unter die Verfassungsbestimmung fällt, ohne Prüfung derselben entschieden werden soll? Das ist zu extravagant, als daß diese Behauptung aufrechterhalten werden kann. Daher muß diese Verfassung in einigen Fällen von den Richtern danach überprüft werden. Und wenn sie dies überhaupt können, für welchen Teil der Verfassung ist ihnen Auslegung oder Befolgung verboten? Es gibt viele andere Teile der Verfassung, die dazu dienen, diese Materie zu illustrieren. Es heißt darin: "Weder Steuer noch Zoll soll auf Waren gelegt werden, die aus einem Einzelstaat ausgeführt werden." Angenommen, es wird auf den Export von Baumwolle, Tabak oder Mehl ein Zoll gelegt und Klage darüber erhoben werden; sollte in diesem Fall ein Urteil ergehen? Sollten die Richter vor der Verfassung die Augen verschließen und nur das Gesetz betrachten? Die Verfassung erklärt, daß "kein Ausnahmegesetz und kein Gesetz mit rückwirkender Kraft beschlossen werden soll". Wenn jedoch ein solches Gesetz beschlossen wird und eine Person danach verurteilt werden sollte, muß das Gericht jene Opfer zum Tode verurteilen, die die Verfassung sich bemüht zu schützen? Es heißt in der Verfassung: "Niemand soll wegen Hochverrats verurteilt werden, es sei dann auf Grund der Aussage zweier Zeugen über dieselbe offenkundige Handlung oder wenn der Angeklagte sich selbst in öffentlicher Gerichtssitzung für schuldig erklärt." Hier wendet sich die Verfassung ausdrücklich an die Gerichte. Sie schreibt ihnen direkt eine Beweisnorm vor, von der nicht abgewichen werden darf. Wenn die Legislative diese Norm ändern sollte und nur einen Zeugen oder ein Geständnis außerhalb des Gerichts zur Verurteilung für genügend hält, muß dann der Verfassungsgrundsatz dem Gesetzgebungsakt weichen?
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Diese Beispiele, wie auch viele andere, die man anführen könnte, zeigen offensichtlich, daß die Väter der Verfassung sich diese als Norm sowohl für die Herrschaft der Gerichte als auch für die Legislative vorstellten. Warum weist sie die Richter an, einen Eid auf die Verfassung abzulegen? Dieser Eid bezieht sich sicherlich in einer besonderen Weise auf die von ihnen als Amtsperson einzunehmende Haltung. Wie unmoralisch wäre es, ihnen diesen Eid aufzuzwingen, wenn sie als Ausführungsorgane – und zwar als wissende – zur Verletzung dessen benutzt würden, was sie zu unterstützten geschworen haben! Der Amtseid, welcher von der Legislative auferlegt ist, beweist in überzeugender Weise die Meinung der Gesetzgeber hinsichtlich dieses Problems. Sie liegt in diesen Worten. "Ich schwöre feierlich, Recht zu sprechen, ohne Ansehen der Person, gleichermaßen für die Armen und die Reichen; ehrlich und unparteiisch alle mir obliegenden Pflichten nach bestem Wissen und Gewissen, in Übereinstimmung mit der Verfassung und den Gesetzen der Vereinigten Staaten zu erfüllen." Warum schwört ein Richter, seine Pflichten in Übereinstimmung mit der Verfassung der Vereinigten Staaten zu erfüllen, wenn diese Verfassung keine Norm für seine Amtsführung bildet? Wenn sie ihm verschlossen ist und von ihm in der Anwendung nicht beaufsichtigt werden kann? Wenn das der wahre Stand der Dinge wäre, so ist das schlimmer als eine feierliche Verhöhnung. Diesen Eid vorzuschreiben oder abzulegen käme einem Verbrechen gleich. Es ist daher für die Betrachtung nicht ganz wertlos, daß bei der Erklärung, was das oberste Recht des Landes sein soll, die Verfassung selbst an erster Stelle genannt wird und nicht die Gesetze der Vereinigten Staaten im allgemeinen, sondern nur diejenigen, die gemäß der Verfassung erlassen sind und die entsprechende Stellung innehaben. So bestätigt und stärkt der entsprechende Wortlaut der Verfassung der Vereinigten Staaten den Grundsatz, der allen geschriebenen Verfassungen wesentlich ist, daß ein verfassungswidriges Gesetz null und nicht ist, und daß sowohl die Gerichte, als auch die anderen Staatsverwaltungen an die Verfassung gebunden sind. Engl. in: 1 Cranch 137, 1803; dt. aus: Ernst Fraenkel, Das amerikanische Regierungssystem, Quellenbuch, Köln und Opladen, 1960, 38 ff.
Kauf von Louisiana
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55. Der Kauf von Louisiana, 30. April 1803 The Cession of Louisiana Der herausragendste außenpolitische Erfolg in Thomas Jeffersons Präsidentschaft war wohl der Erwerb des Louisiana Territoriums. Dieses Gebiet war ursprünglich durch den Präliminarvertrag von Fontainebleau (3. November 1762) von Frankreich an Spanien abgetreten worden. Durch den geheimen Vertrag von St. Ildefonso (1800) hatte Spanien dieses Territorium wieder zurück an Frankreich abgetreten. Diese Veränderung des Kräfteverhältnisses im Westen löste bei Thomas Jefferson und seinen Beratern einiges Unbehagen aus. Während der Verhandlungen über die Rückübertragung des Territoriums an Frankreich wurde der für den amerikanischen Export so wichtige Hafen New Orleans für amerikanische Produkte von den Spaniern gesperrt. Zur selben Zeit fand auf Santo Domingo, der wichtigsten Insel in Französisch Westindien, eine Rebellion von Negersklaven unter der Führung des "Schwarzen Napoleon" Toussaint L´Overture statt, die eine französische Truppenpräsenz nun in unmittelbarer Nähe von Louisiana erforderlich machte, was Thomas Jefferson in höchste Alarmbereitschaft versetzte. Er beauftragte den amerikanischen Gesandten in Paris Robert R. Livingston und später den vom Congress als Sonderbeauftragten bestätigten James Monroe, über den Kauf von New Orleans und Westflorida zu verhandeln. Zwei Tage bevor Monroe in Paris ankam, änderte Napoleon plötzlich seine Verhandlungstaktik und bot nicht nur New Orleans, sondern das ganze Louisiana Territorium zum Verkauf an. Die amerikanischen Handlungsbevollmächtigten hatten diesbezüglich keine Instruktionen und kauften nach kurzem Zögern auf eigene Verantwortung ein Gebiet, das heute knapp ein Drittel des Territoriums der USA ausmacht. Der letztendliche Grund für diesen unglaublichen Vorschlag ist wohl in der Tatsache zu sehen, daß Napoleon wußte, daß nach dem kurzen Frieden von Amiens ein neuer Krieg mit England wahrscheinlich war, bei dessen Ausbruch er Louisiana bestimmt verlieren würde. Der Verkauf Louisianas, der mit 60 Millionen Livres seine Staatskassen füllen, die freundschaftlichen Beziehungen zu Amerika sichern und in einem Konfliktfall mit England ein Eintreten Amerikas auf Seiten Englands verhindern würde, wurde von Napoleon folgendermaßen kommentiert: "Jetzt habe ich England einen Rivalen gegeben, der früher oder später seinen Stolz brechen wird." Jefferson selbst hatte Zweifel an seiner verfassungsrechtlichen Kompetenz zum Erwerb dieses Teritoriums, dieser wurde aber vom Senat mit vierundzwanzig gegen sieben Stimmen am 20. Oktober 1803 nachträglich gutgeheißen.
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Art. I. Da aufgrund des dritten Artikels des zwischen dem Ersten Konsul der Französischen Republik und seiner Katholischen Majestät am 1. Oktober 1800 zu St. Ildefonso geschlossenen Vertrages folgendes vereinbart wurde: "Seine Katholische Majestät verspricht und verpflichtet sich seinerseits, an die französische Republik sechs Monate nach der vollen und gänzlichen Ausführung der Bedingungen und Vereinbarungen, welche hierin in bezug auf seine Königliche Hoheit den Herzog von Parma festgelegt wurden, die Kolonie oder Provinz von Louisiana im selben Ausmaß, die es nun in den Händen Spaniens hat, und die es hatte, als Frankreich es besaß, abzutreten, und so, wie es sich aufgrund der Verträge, welche Spanien nachträglich mit anderen Staaten geschlossen hat, sein sollte." Und da, in Verfolg dieses Vertrages, und insbesondere des dritten Artikels, die französische Republik unbestreitbaren Herrschafts- und Besitztitel für das genannte Territorium hat: – Zediert der Erste Konsul der französischen Republik im Bestreben, den Vereinigten Staaten einen starken Beweis seiner Freundschaft zu geben, diesen genannten Vereinigten Staaten namens der französischen Republik für immer und zu voller Souveränität das genannte Territorium mit allen seinen Rechten und seinem ganzen Zubehör, im selben Umfang und in derselben Art und Weise, als die französische Republik selbst dieselben Kraft des obgenannten, mit Seiner Katholischen Majestät abgeschlossenen Vertrages erworbe hat. Art. II. Die durch den vorangehenden Artikel gemachte Zession umfaßt auch die nahegelegenen Inseln, welche zu Louisiana gehören, alle öffentlichen Stellen und Plätze, besitzlose Ländereien, und alle öffentlichen Gebäude, Befestigungen, militärischen Unterkünfte und andere Gebäude, welche nicht Privateigentum sind. – Die Archive, Papiere und Dokumente, welche sich auf die Herrschaft und Souveränität über Louisiana und seine abhängigen Gebiete beziehen, bleiben im Besitz der Kommissare der Vereinigten Staaten, und den Magistraten und städtischen Beamten werden in gehöriger Form Kopien derjenigen der genannten Papiere und Dokumente gegeben werden, als dies für sie notwendig ist. Art. III. Die Einwohner des zedierten Territoriums sollen in die Union der Vereinigten Staaten inkorporiert und sobald wie möglich nach den Grundsätzen der Bundesverfassung in den Genuß aller Rechte, Vorteile und Immunitäten der Bürger der Vereinigten Staaten gesetzt werden; und bis dahin sollen sie im freien Genuß ihrer Freiheit, ihres Vermögens und der Religion, die sie bekennen, erhalten und beschützt werden … Art. VII. Zwischen den vertragschließenden Parteien wurde vereinbart, daß die französischen Schiffe, welche direkt aus Frankreich oder einer seiner Kolonien kommen und lediglich Produkte und Erzeugnisse Frankreichs oder seiner
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gesamten Kolonien geladen haben; und die Schiffe Spaniens, welche direkt aus Spanien oder von seinen Kolonien kommen, und ausschließlich Produkte oder Waren von Spanien oder von seinen Kolonien geladen haben, für eine Dauer von 12 Jahren in den Häfen von New Orleans und in allen anderen legalen Anlaufstellen innerhalb des abgetretenen Territoriums in derselben Art und Weise als die Schiffe der Vereinigten Staaten, welche direkt aus Frankreich oder Spanien oder aus irgendeiner ihrer Kolonien kommen, aufgenommen werden sollen, ohne daß sie einer anderen oder größeren Abgabe auf Handelswaren oder einer anderen oder größeren Tonnageabgabe unterworfen werden als jene, welche auch von den Bürgern der Vereinigten Staaten bezahlt wird … Engl. in: Robert Birley (ed.), Speeches and Documents in American History, Vol. I (1776–1815), (Oxford) London, 1944, 256 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
56. Thomas Jeffersons Zweite Inaugurationsrede, 4. März 1805 Thomas Jefferson's Second Inaugural Address Die Präsidentschaftswahlen von 1804 gewann Thomas Jefferson eindrucksvoll mit 162 zu 14 Wahlmännerstimmen vor seinem föderalistischen Gegenkandidaten C.C. Pinckney. Seine zweite Amtsperiode war aber in außenpolitischer Hinsicht so schwierig, daß er an einen Freund schrieb, daß niemals ein Gefangener, der von seinen Ketten befreit worden ist, solche Erleichterung gefühlt hatte, wie er, wenn er die Fesseln der Macht abschütteln wird. Kurz nach den Verhandlungen über den Verkauf des Louisiana Territoriums hatte Napoleon erneut einen Versuch gemacht, Europa unter seine Kontrolle zu bringen. Dieser Konflikt, der sich während der nächsten 12 Jahre auf ganz Europa ausweiten sollte, brachte für den Handel und den Schiffsbau der neutralen USA enorme Gewinne. Der Krieg zwischen den europäischen Mächten verwandelte sich aber schließlich in einen Handelskrieg, in dem die Gegner versuchten, sich gegenseitig durch Seeblockaden abzuschneiden. Zunehmend wurden aber vorwiegend von den Briten amerikanische Schiffe aufgebracht, welche eine beliebte Zuflucht für englische Deserteure waren. Gegen Ende der zweiten Amtsperiode von Thomas Jefferson verabschiedete der Congress ein Embargogesetz, das vor allem den britischen Handel treffen sollte. Der gegenteilige Effekt trat ein, und die Neuengland- und Mittelstaaten erlitten schwere
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Handelseinbußen. Im März 1809, kurz vor der Amtsübernahme von Präsident Madison, wurde dieses Gesetz wieder aufgehoben. * * * Mitbürger: Bevor ich die Last des Amtes wieder auf mich nehme, ist es meine Pflicht, Sie wissen zu lassen, mit wie tiefem Ernst ich diesen neuen Beweis des Vertrauens meiner Mitbürger empfange, und wie sehr dieser den Wunsch erhöht, durch mein Verhalten Ihre gerechten Erwartungen zu erfüllen. Nun gehe ich an die Erfüllung jener Bestimmung, die die Verfassung vorschreibt. Ich habe schon einmal von dieser Stelle gesprochen und die Grundsätze genannt, nach denen ich die Angelegenheiten unserer Republik zu leiten gedenke, so wie es meine Pflicht ist. Mein Gewissen sagt mir, daß ich bei allen Gelegenheiten jeden meiner Grundsätze, je nach seiner Bedeutung, auszuführen suchte, und zwar so, daß jeder unvoreingenommene Mensch meine Handlungsweise verstehen kann. In der Führung unserer auswärtigen Angelegenheiten waren wir bestrebt, Freundschaft mit allen Völkern zu pflegen, vor allem mit jenen, zu denen wir die wichtigsten Beziehungen haben. Wir haben ihnen bei jeder Gelegenheit Gerechtigkeit widerfahren lassen, ihnen da Vorteile eingeräumt, wo es gesetzlich war, und gemeinsame Interessen nach den Prinzipien der Ehrlichkeit und Gegenseitigkeit vertreten. Wir sind fest überzeugt, und wir handeln in dieser Überzeugung, daß unsere als vernünftig erkannten Interessen, gegenüber Individuen und Nationen, untrennbar von unseren moralischen Pflichten sind. … In Angelegenheiten der Religion bin ich der Meinung, daß ihre Freiheit durch die Verfassung gewährleistet ist, unabhängig von der Macht der Bundesregierung. Ich habe es daher niemals unternommen, religiöse Zeremonien vorzuschreiben, wie die Regierung es für richtig hielt; ich habe sie vielmehr entsprechend der Verfassung unter der Leitung und Aufsicht der Landesbehörden und jener Kirchenbehörden gelassen, die von den verschiedenen religiösen Gesellschaften anerkannt sind. Für die Ureinwohner dieses Landes habe ich jenes Mitleid gezeigt, welches ihre Geschichte in uns erweckt. Sie waren ausgestattet mit allen Fähigkeiten und Rechten der Menschen, erfüllt von brennender Liebe für Freiheit und Unabhängigkeit, und im Besitze eines Landes, das ihnen nur den einen Wunsch ließ, ungestört darin zu leben. Als aus übervölkerten Gebieten große Menschenmengen an ihre Küste strömten, hatten sie weder die Macht, diesen Strom abzuwehren,
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noch die Erfahrung, sich gegen ihn zu behaupten. Und der Völkereinbruch überwältigte sie oder trieb sie vor sich her. Nun, da sie auf ein Gebiet zusammengepfercht sind, so klein, daß sie nicht einmal von der Jagd leben können, schreibt uns Menschlichkeit vor, sie Landwirtschaft und häusliches Gewerbe zu lehren. Auch müssen wir sie zu jenem Fleiße ermutigen, der allein es ihnen ermöglicht, ihre Existenz zu erhalten, und sie allmählich zu jenen Lebensformen erziehen, die neben einem gesunden auch ein sittliches Leben bieten. Wir haben sie daher großzügig mit Geräten für die Landwirtschaft und den Haushalt ausgestattet. Wir haben ihnen Lehrer geschickt, um sie die notwendigen Fertigkeiten zu lehren; und sie stehen unter dem Schutze des Gesetzes vor Angreifern aus unseren eigenen Reihen. Aber die Bemühungen, ihre ganze Lebensweise der unseren anzugleichen, sie anzuleiten, ihre eigene Vernunft zu gebrauchen, ihr zu folgen und ihr Leben den geänderten Umständen anzupassen, stoßen auf große Widerstände. Lebensgewohnheiten, Vorurteile, Unwissenheit, Stolz, der Einfluß von verschlagenen Männern, die sich in der jetzigen Ordnung der Dinge wichtig fühlen und fürchten, daß in einer anderen ihre Bedeutung zu nichts wird, stellen sich unseren Bemühungen entgegen. Diese Personen flößen ihnen eine hartnäckige Verehrung für die Bräuche ihrer Vorfahren ein; sie behaupten, daß in Ewigkeit fortgesetzt werden muß, was immer jene taten; daß Vernunft ein falscher Führer ist, und daß es eine verderbliche Neuerung ist, sich ihr in Fragen des beruflichen, politischen und sittlichen Lebens anzuvertrauen; daß es die Pflicht der Menschen ist, so zu bleiben, wie sie ihr Schöpfer erschaffen, daß Unwissenheit Sicherheit ist und Wissen Gefahr bedeutet. Mit einem Wort, meine Freunde, unter ihnen kann man Wirkung und Gegenwirkung von Vernunft und Bigotterie sehen; auch sie haben ihre Anti-Philosophen, die daran interessiert sind, die Dinge beim Alten zu lassen, die eine Reform fürchten und alles, was in ihren Kräften steht, tun, um das Übergewicht der Gewohnheit über den Fortschritt aufrecht zu erhalten. Wenn ich Euch, Mitbürger, diesen Bericht gebe, so will ich nicht mir das Verdienst für die getroffenen Maßnahmen zuschreiben. Sie sind vor allem der Einsicht unserer Bürger zu verdanken, die durch das Gewicht der öffentlichen Meinung die öffentlichen Handlungen beeinflussen und stärken; es ist dem gesunden Urteil zu danken, mit dem sie aus unserer Mitte jene auswählen, denen sie die Pflichten der Gesetzgebung anvertrauen können; es ist dem Bemühen und der Weisheit jener Persönlichkeiten zu danken, die den Grundstein des allgemeinen Wohls durch gesunde Gesetze legen; die Ausführung ist anderen überlassen, den fähigen, treuen und vaterlandsliebenden Männern, die mir in meinen exekutiven Pflichten helfen.
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Während dieser meiner Amtszeit hat die Presse ihre schweren Geschütze gegen uns losgelassen, um uns zu stören, hat uns all dessen beschuldigt, was Zügellosigkeit erfinden und wagen kann. Diese Auwüchse einer Einrichtung, die so wichtig für Freiheit und Wissenschaft ist, sind sehr zu bedauern, da sie beitragen, den Wert der Presse zu verringern und ihre Freiheit zu untergraben; sie hätten durch heilsame Strafen, die in den Gesetzen der Bundesstaaten gegen Lüge und Verleumdung vorgesehen und enthalten sind, auf den richtigen Weg zurückgebracht werden können; aber wichtigere öffentliche Pflichten füllen die Zeit der Diener des Staates aus, und die Schuldigen sind der öffentlichen Empörung zur Bestrafung überlassen worden. Es war nicht uninteressant für die Welt, daß ein wirklicher Versuch gemacht wurde zu untersuchen, ob Redefreiheit für die Verbreitung und den Schutz der Wahrheit ohne machtvolle Unterstützung ausreicht, ob eine Regierung durch Lüge und Verleumdung vernichtet werden kann, die von dem wahren Geist der Verfassung geleitet wird, mit Fleiß und Ehrlichkeit vorgeht, und die keine Handlung begeht, die nicht die ganze Welt sehen kann. Der Versuch wurde gemacht; Sie waren die Zeugen seines Verlaufes; unsere Mitbürger haben kühl und gesammelt zugesehen. Sie haben die verborgenen Quellen gesehen, denen jene Unruhen entsprangen; sie haben sich um ihre öffentlichen Amtsträger geschart, und als die Verfassung sie zum Wahlentscheid rief, sprachen sie ihr Urteil, ehrenhaft für die, die ihnen dienten, und ein Trost für die Freunde der Menschheit, die glauben, daß der Mensch mit der Leitung seiner eigenen Angelegenheiten betraut werden kann. Hier ist nicht die Folgerung beabsichtigt, daß den Gesetzen, die der Staat gegen lügenhafte und verleumderische Publikationen vorgesehen hat, nicht Nachdruck gegeben werden soll; derjenige, der Zeit hat, leistet der öffentlichen Sittlichkeit und öffentlichen Ruhe einen Dienst, wenn er diese Mißbräuche durch den heilsamen Zwang des Gesetzes verbessert; aber der Versuch hat bewiesen, daß Wahrheit und Vernunft sich gegenüber falschen Meinungen und unwahren Berichten behauptet haben; die Presse, zur Wahrheit angehalten, braucht keinen anderen gesetzlichen Zwang; das öffentliche Urteil wird falsches Denken und falsche Meinungen richtig stellen, nachdem beide Seiten gehört wurden. Keine andere Grenze kann gezogen werden zwischen der unschätzbaren Freiheit der Presse und ihren demoralisierenden Ausschreitungen. Wenn es trotzdem noch Unstimmigkeiten gibt, so müssen sie durch das Urteil der öffentlichen Meinung behoben werden. Denke ich an die Einigkeit, die heute herrscht, als Zeichen der Eintracht und des Glücks für unseren künftigen Weg, so bringe ich meinem Vaterlande meine
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aufrichtigen Glückwünsche dar. Auch unter jenen, die sich noch nicht so weit aufgeschwungen haben, wächst der Wille, zu uns zu finden. Tatsachen beginnen den Schleier zu durchdringen, der sie bedeckt, und unsere zweifelnden Brüder werden erkennen, daß die Masse ihrer Mitbürger, mit denen gemeinsam zu handeln sie sich noch nicht entschließen können, über Grundsätze und Maßnahmen genau so denkt wie sie und das Gleiche erstrebt wie sie. Und wir hoffen, daß es ebenso unser Wunsch ist wie der ihre, daß alle öffentlichen Bestrebungen ehrlich dem Wohl aller dienen, daß der Friede bewahrt werde, bürgerliche und religiöse Freiheit, Gesetz und Ordnung unangetastet, die Gleichheit der Rechte erhalten bleibe, und daß der Besitz, gleichgültig, wie groß er sei, so verbleibe, wie er dem Fleiße des einzelnen oder dem seiner Väter entstammt. Wenn sie diese Anschauungen befriedigen, entspricht es nicht der menschlichen Natur, sie auch zu billigen und zu unterstützen? In der Zwischenzeit wollen wir sie mit geduldiger Liebe hüten; lassen wir ihnen Gerechtigkeit und mehr als Gerechtigkeit widerfahren, im anständigen Kampfe der Interessen; dann müssen wir nicht zweifeln, daß Wahrheit, Vernunft und eigene Interesse schließlich siegen, und sie zu ihrem Vaterland finden werden, und daß so völlige Einheit der Meinung hergestellt werden wird, die einer Nation die Segnungen der Einigkeit und den Vorteil ihrer gesamten Kraft schenkt. Ich werde jetzt die Pflichten übernehmen, zu denen mich meine Mitbürger neuerlich berufen haben, und im Geiste jener Grundsätze handeln, die sie billigen. Ich fürchte nicht, daß mich Gründe privaten Interesses verführen könnten; ich bin mir keiner Leidenschaft bewußt, die mich wissentlich vom Wege der Gerechtigkeit weglocken könnte; die Schwäche der menschlichen Natur und die Grenzen eigenen Begreifens aber werden manchmal irrtümliche Beschlüsse herbeiführen, die Ihr Interesse beeinträchtigen. Ich bitte daher um alle die Nachsicht, die Sie mich bis nun erfahren ließen; sie wird mit den fortschreitenden Jahren sicher nicht entbehrlicher werden. Ich bitte auch um die Gnade Gottes, in dessen Händen wir alle sind, der unsere Vorväter so wie einst Israel aus ihrer Heimat geführt hat, in ein Land, das alle Lebensnotwendigkeiten und Annehmlichkeiten in Überfluß besitzt; der uns in unserer Kindheit mit seiner Vorsehung und in unseren reiferen Jahren mit seiner Weisheit und Macht geleitet hat; ich bitte Sie, mit mir zu beten, daß er unsere Mitarbeiter erleuchte, sie in ihren Entschlüssen leite, zu Ihrem Heil, daß sie Ihnen Frieden, Freundschaft und die Billigung aller Völker erwerben. Engl. in: Arienne Koch, William Peden (ed.), The Life and Selected Writings of Thomas Jefferson, New York, 1944, 339 ff.; dt. aus: Walter Grossmann, Thomas Jefferson. Auswahl aus seinen Schriften, Cambridge, 1945, 87 ff.
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57. Gesetz um den Import von Sklaven zu verbieten, 2. März 1807 Act to Prohibit the Importation of Slaves Im Norden der Vereinigten Staaten, der niemals vom Import der Sklaven wirtschaftlich abhängig war, hatte man um 1804 in allen Staaten nördlich von Maryland und Delaware die Sklaverei abgeschafft. Anders im Süden, der auf Grund der Erfindung der Baumwollentkörnungsmaschine und der Erschließung weiter Landstriche aus Baumwolle profitable Ernten erzielte. Sklaverei und ihre Ausweitung waren seit den Ratifikationsdebatten um die Verfassung nicht mehr Gegenstand der Innenpolitik gewesen. Schon die North-West-Ordinance 1787 (vgl. Dok. 41) hatte die Sklaverei im Nord-West Territorium sowie die Ausbreitung der Sklaverei außerhalb des Südens verboten, und so wurde sie eben als eine Eigenart des Südens angesehen. Als Zugeständnis an den Süden wurde der Import von Sklaven für weitere 20 Jahre für zulässig erklärt. Artikel I Abschnitt 9 der amerikanischen Bundesverfassung bestimmt, daß die Einwanderung oder Hereinholung solcher Personen, deren Zulassung einer der derzeit bestehenden Staaten für angebracht hält, vor 1808 nicht verboten werden darf. Thomas Jefferson, der sein ganzes Leben lang Sklaven gehalten hatte, schrieb in seiner 6. Jahresbotschaft am 2. Dezember 1806: "Ich beglückwünsche Euch, Mitbürger, zum Anbruch des Zeitalters, in dem Ihr Eure Autorität verfassungsmäßig dazwischenstellen könnt, um die Bürger der Vereinigten Staaten von jeglicher weiterer Teilnahme an diesen Verletzungen der Menschenrechte, die so lang gegen die friedlichen Einwohner Afrikas ausgeübt worden sind, abzuhalten." * * * Ein Gesetz zur Untersagung der Einfuhr von Sklaven in irgendeinen Hafen oder Platz innerhalb der Jurisdiktion der Vereinigten Staaten von und nach dem ersten Tag des Januars im Jahr unseres Herrn achtzehnhundertundacht. Sei es zum Gesetz erhoben, daß es von und nach dem ersten Tag des Januars 1808 nicht gesetzlich erlaubt ist, in die Vereinigten Staaten oder ihre Territorien aus irgendeinem ausländischen Königreich, Platz oder Land, irgendeinen Neger oder Mulatten oder eine farbige Person als Sklaven, Dienst- oder Arbeitspflichtigen einzuführen oder hineinzubringen. Sec. 2. Kein Bürger der Vereinigten Staaten oder irgendeine andere Person soll von und nach dem ersten Tag des Januars im Jahr unseres Herrn 1808 für sich selbst, oder für sie selbst, oder für was für eine andere Person auch immer,
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ob als Master, Faktor oder Eigner, in irgendeinem Hafen oder Platz innerhalb der Jurisdiktion der Vereinigten Staaten irgendein Schiff oder Wasserfahrzeug bauen, fertigen, ausstatten, beladen oder sonstwie bereit machen, noch irgendein Schiff oder Wasserfahrzeug veranlassen, von irgendeinem Hafen oder Platz der Vereinigten Staaten zum Zwecke der Beschaffung irgendwelcher Neger, Mulatten oder farbiger Personen aus irgendeinem ausländischen Königreich, Platz oder Land zum Zwecke des Transportes zu irgendeinem Hafen oder sonstigen Platz innerhalb der Vereinigten Staaten, um dort als Sklaven gehalten, verkauft oder veräußert oder in Dienstpflicht oder Zwangsarbeit gehalten zu werden, in See stechen: und wenn irgendein Schiff oder Wasserfahrzeug für den vorgenannten Zweck ausgestattet oder veranlaßt werde sollte, wie oberwähnt in See zu stechen, dann soll jedes derartige Schiff oder Wasserfahrzeug, seine Takelage, sein Zubehör und seine Einrichtung den Vereinigten Staaten verfallen und soll der Beschlagnahme, dem gerichtlichen Verfahren und der Verfallserklärung durch jedes der für den Bezirk, wo das genannte Schiff oder Wasserfahrzeug gefunden oder beschlagnahmt worden sein sollte zuständige Kreis- oder der Bezirksgerichte unterliegen … Sec. 4. Sollten ein oder mehrere Bürger der Vereinigten Staaten oder irgendeine innerhalb der Jurisdiktion derselben ansäßige Person von und nach dem ersten Tag des Januars 1808 an irgendeinen Neger, Mulatten oder eine farbige Person auf irgendeinem Schiff oder Wasserfahrzeug an Bord nehmen, übernehmen oder von irgendeiner der Küsten oder Königreiche Afrikas oder von irgendeinem anderen ausländischen Königreich, Platz oder Land transportieren, um ihn in irgendeinem Hafen oder Platz innerhalb der Jurisdiktion der Vereinigten Staaten als Sklaven oder zum Zwecke der Dienstverpflichtung oder der Zwangsarbeit zu verkaufen, oder dabei in irgendeiner Weise helfen oder mitwirken, so soll jeder dieser Bürger oder Personen 5000 Dollar verlieren und bezahlen, eine Hälfte davon an jene Person oder Personengruppe, welche sie erfolgreich geklagt und verfolgt hat … Sec. 6. Jede Person und alle Personen, welche auch immer, die von und nach dem ersten Tag des Januars 1808 irgendeinen Neger, Mulatten oder farbige Person, welcher aus irgendeinem ausländischen Königreich, Platz oder Land oder aus den Besitzungen eines ausländischen Staates, welcher unmittelbar an die Vereinigten Staaten grenzt, als Sklaven oder um ihn in Dienstpflicht oder Zwangsarbeit zu halten, eingeführt werden sollte, nach dem letzten Tag des Dezembers 1807 kaufen und verkaufen und dabei zum Zeitpunkt eines solchen Kaufes oder Verkaufes wissen sollte, daß dieser Neger, Mulatte oder Farbige in vorgenannter Weise in den Jurisdiktionsbereich der Vereinigten Staaten ge-
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bracht worden ist, so soll ein solcher Käufer oder Verkäufer für jeden Neger, Mulatten oder Farbigen, welcher auf vorgenannter Weise gekauft oder verkauft worden ist, 800 Dollar verlieren und bezahlen … Sec. 7. Sollte irgendein Schiff oder Wasserfahrzeug von oder nach dem ersten Tag des Januars 1808 auf irgendeinem Fluß, in einem Hafen, einer Bay, einem Ankerplatz oder auf hoher See innerhalb des Hoheitsbereiches der Vereinigten Staaten oder unmittelbar vor deren Küste liegend gefunden werden, welches einen solchen Neger, Mulatten oder Farbigen zum Zwecke des Verkaufes als Sklaven oder mit der Absicht, ihn in irgendeinem Hafen oder Platz innerhalb des Hoheitsbereiches der Vereinigten Staaten in Verletzung des in diesem Gesetz enthaltenen Verbotes an Bord haben sollte, so soll jedes solche Schiff oder Wasserfahrzeug zusammen mit seiner Takelage, dem Zubehör und der Einrichtung und den Gütern und Waren, welche an Bord desselben gefunden werden sollten, den Vereinigten Staaten verfallen, und von jedem Gericht der Vereinigten Staaten beschlagnahmt, gerichtlich verfolgt und für verfallen erklärt werden, welches dafür zuständig ist. Und es soll für den Präsidenten der Vereinigten Staaten rechtmäßig sein, und er wird hiefür ausdrücklich autorisiert, daß er – sollte er es für zweckmäßig erachten – veranlasse, daß jedes der bewaffneten Schiffe der Vereinigten Staaten bemannt und zum Kreuzen vor irgendeinem Teil der Küste der Vereinigten Staaten oder deren Territorien eingesetzt werde, wo er Versuche zur Verletzung der Vorschriften dieses Gesetzes für möglich hält, und die Kommandanten der bewaffneten Schiffe der Vereinigten Staaten zu instruieren und anzuweisen, jedes derartige Schiff oder Wasserfahrzeug zu beschlagnahmen, – und in einen Hafen der Vereinigten Staaten einzubringen, und darüber hinaus auch alle Schiffe oder Wasserfahrzeuge der Vereinigten Staaten, wo immer sie auch in Verletzung der Vorschriften dieses Gesetzes auf hoher See betreten werden mögen, zu beschlagnahmen, – und in einen Hafen der Vereinigten Staaten einzubringen, damit gegen sie ein Verfahren eingeleitet werden kann … Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 111), 197 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
Tecumsehs Rede
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58. Tecumseh, Rede bei Vincennes, 12. August 1810 Tecumseh, Speech at Vincennes Tecumseh war als Häuptling der im Bundesstaat Ohio ansässigen Shawnee Indianer ein fesselnder Redner und ein Mann mit einer tiefen Einsicht und Phantasie. Er war beseelt von der Idee, daß das Land den Indianern gehöre. Sein Gegner, General William Henry Harrison, Gouverneur des Indianerterritoriums, verstand die Indianer generell als erbärmliche Wilde, die bloß den Fortschritt der amerikanischen Zivilisation behindern würden. Tecumseh reiste von den großen Seen bis zum Golf von Mexico und predigte, daß die Indianer abgeschieden vom weißen Volk und seinen korrumpierenden Gesetzen und Alkohol leben sollten. Um 1806 hatte er die östlich des Mississippi lebenden Stämme in einer Konföderation geeint. Sogar Harrison mußte in Anbetracht des großen Einflusses des Tecumseh zugeben: "Er ist eines dieser ungewöhnlichen Genies, die gelegentlich auftauchen, um Revolutionen hervorzurufen, und die gefestigte Ordnung der Dinge auf den Kopf stellen." Im Jahr 1813 starb Tecumseh in der Schlacht von Thames (Süd Ontario), aus der General Harrison siegreich hervorging, wo er auf der Seite der Briten als Brigardiergeneral diente, auf myseriöse Art und Weise. Mit ihm ist der bedeutendste Propagandist für die Idee einer indianischen Konföderation gestorben. * * * Es ist wahr, ich bin ein Shawnee. Meine Vorväter waren Krieger. Ihr Sohn ist ein Krieger. Ihnen verdanke ich nur meine Existenz; meinem Stamm verdanke ich nichts. Ich mache mein Glück selbst; ach, daß ich doch das Glück meines roten Volkes und meines Landes so großmachen könnte wie die Vorstellungen, die ich im Sinne habe, wenn ich an den Geist denke, der das All regiert. Dann käme ich nicht zu Gouverneur Harrison, um ihn zu bitten, den Vertrag zu zerreißen und die Grenzzeichen auszulöschen, sondern dann würde ich zu ihm sagen: Sir, es steht Ihnen frei, in Ihr eigenes Land zurückzukehren. Mein inneres Wesen hält Zwiesprache mit vergangenen Zeiten und sagt mir, daß es einst, noch vor kurzem, keinen weißen Mann auf diesem Kontinent gab. Daß er damals ganz den roten Männern gehörte, den Kindern derselben Eltern, denen der Große Geist, der sie geschaffen hatte, diesen Kontinent gab, damit sie ihn behalten, ihn durchwandern, seine Erzeugnisse genießen und ihn mit derselben Rasse bevölkern sollten. Einst war es eine glückliche Rasse. Seither wurde sie ins Elend gebracht durch die Weißen, die nie zufrieden sind und sie ständig bedrängen. Es
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gibt einen Weg, und es ist der einzige Weg, diesem Übel Einhalt zu gebieten und es zu unterbinden: Alle roten Männer müssen sich vereinen und ein allgemeines und gleiches Recht an dem Land beanspruchen, wie es früher war und auch heute sein sollte; denn es wurde nie geteilt, sondern es gehört uns allen zum Gebrauch eines jeden. Kein Teil unseres Volkes hat das Recht, es zu verkaufen, nicht einmal an einen anderen Teil, und noch viel weniger an Fremde; an die, die es ganz haben wollen und sich nicht mit weniger zufriedengeben. Die Weißen haben kein Recht, den Indianern das Land wegzunehmen, denn diese hatten es zuerst; es gehört ihnen. Sie können es verkaufen, aber nur, wenn alle zustimmen. Jeder Verkauf, der nicht von allen getätigt wird, ist nicht gültig. Der Verkauf, der kürzlich geschah, ist schlecht. Er wurde nur von einem Teil gemacht. Ein Teil weiß nicht, wie man verkauft. Es müssen sich alle beteiligen, wenn ein Handel für alle abgeschlossen wird. Alle roten Männer haben das gleiche Recht an dem unbewohnten Land. Das Recht der Besitzergreifung gilt an einem Ort ebensogut wie an einem anderen. Es kann nicht zwei Besitzergreifungen desselben Ortes geben. Die erste schließt alle anderen aus. Beim Jagen oder Wandern ist es anders, denn da kann derselbe Boden vielen dienen, wie sie einander den ganzen Tag über folgen können; aber das Lager steht fest, und das ist Besitzergreifung. Der Boden gehört dem ersten, der seine Decke oder seine Felle auf ihn wirft und sich darauf niederläßt; bevor er ihn nicht verläßt, hat kein anderer ein Recht darauf. Aus: Eberhard Brüning, Anspruch und Wirklichkeit, 200 Jahre Kampf um Demokratie in den USA, Dokumente und Aussagen, Berlin, 1976, 197 ff.
59. James Madisons Kriegsbotschaft, 1. Juni 1812 James Madison's War Message Zweiundsechzigjährig und am Ende seiner zweiten Amtsperiode angelangt, war Thomas Jefferson amtsmüde und folgte so dem Beispiel George Washingtons, indem er sich für eine dritte Amtsperiode nicht mehr zur Verfügung stellte. Jefferson verwendete sich jedoch für seinen engen Freund und Außenminister James Madison aus Virginia, der dann auch ohne Schwierigkeiten die Wahl von 1808 für sich entscheiden konnte. Dieser hatte aber nicht die politi-
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schen Fähigkeiten seines Vorgängers und litt trotz seiner politischen Erfahrung an mangelndem Urteilsvermögen und hatte Schwierigkeiten bei Entscheidungsfindungen. Er war außerdem der erste Präsident, der sich Personalentscheidungen betreffend sein Kabinett vom Congress aufzwingen lassen mußte. Das größte Problem bei Madisons Amtsübernahme war der zu erwartende Krieg mit England. Ein sog. "Nonintercourse Act", der am 1. März 1809 verabschiedet wurde, zeigte bereits Auswirkungen auf den englischen Handel: Die britische Industrie war auf den amerikanischen Markt angewiesen, nachdem England von Frankreich vom Handel mit Kontinentaleuropa abgeschnitten worden war. Eine weitere Veränderung ergab sich in innenpolitischer Hinsicht: Nach den Congresswahlen von 1810 war die Hälfte der Congressmitglieder neu. Die konservativen Mitglieder hatten ihre Sitze den "War Hawks" (Kriegsfalken), einer Gruppe junger demokratisch-republikanischer Abgeordneter, die vorwiegend aus den Süd- und Weststaaten kamen, räumen müssen, die den Krieg mit England forderten. James Madison beugte sich schließlich und teilte am 1. Juli 1812 dem Congress die Kriegserklärung mit. Alle Küstenstaaten von Maryland nordwärts waren mit der Ausnahme von New Hampshire gegen die Eröffnung der Feindseligkeiten, die Neuenglandstaaten sogar entschieden dagegen. Der tiefere Grund für Madisons Nachgiebigkeit ist wohl in der von ihm angestrebten neuerlichen Nominierung für die Präsidentschaftswahlen zu sehen. Die "War Hawks", die den Congress kontrollierten, waren mit der Erklärung eines Krieges, der von den Amerikanern gern als zweiter Unabhängigkeitskrieg bezeichnet wird, schnell bei der Hand. In der Tat sollte die Bestätigung der Unabhängigkeit wohl das einzige Positivum für die Amerikaner an diesem Krieg bleiben, da die militärischen Auseinandersetzungen einen wesentlich schlechteren Verlauf nahmen, als die "War Hawks" ursprünglich angenommen hatten. * * * Washington, 1. Juni 1812. An den Senat und das Abgeordnetenhaus der Vereinigten Staaten: Ich übermittle dem Kongreß bestimmte Dokumente in Fortsetzung der ihm schon zuvor vorgelegten betreffend unsere Beziehungen mit Großbritannien. Ohne hinter den Beginn des Krieges, in welchen Großbritannien verstrickt ist, im Jahr 1803 zurückzugehen, und unter Außerachtlassung nicht wiedergutgemacht gebliebener Verletzungen kleineres Ausmaßes, stellt sich das Verhalten der britischen Regierung als eine Serie von gegenüber den Vereinigten Staaten als einer unabhängigen und neutralen Nation feindlichen Akten dar.
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Britische Kreuzer haben es seit langem zu ihrer Praxis gemacht, die amerikanische Flagge auf der großen Fernstraße der Nationen (d. h., auf dem Meer; Anmerkung d. Übersetzers) zu verletzen und unter ihr segelnde Personen zu ergreifen und fortzuschaffen, nicht in Ausübung eines auf das Völkerrecht gegründeten Rechtes eines Kriegführenden gegenüber einem Feind, sondern eines innerstaatlichen Vorrechts über britische Untertanen. Auf diese Weise wird die britische Hoheitsgewalt auf neutrale Schiffe in einer Situation erstreckt, in denen kein anderes Recht als das Völkerrecht und die Gesetze jenes Landes, welchem dieses Schiff angehört, gelten können, und eine Selbsthilfe wird angemaßt, welche, wenn britischen Untertanen rechtswidrig festgehalten und allein betroffen wären, sich doch als Anwendung von Gewalt anstelle eines entsprechenden Antrags an den verantwortlichen Souverän darstellt, einer Gewalt, welche unter die Definition des Krieges fällt … Die Praxis ist allerdings weit davon entfernt, nur britische Untertanen allein zu betreffen, sodaß unter dem Vorwand, diese zu suchen, tausende amerikanische Bürger unter dem Schutz des öffentlichen Rechts und ihrer nationalen Flagge von ihrem Lande und von allem, was ihnen lieb ist, weggerissen worden sind; sie wurden an Bord von Kriegsschiffen einer fremden Nation geschleppt und unter den strengen Regeln deren Disziplin den Fährnissen eines fremden und tödlichen Klimas ausgesetzt, gezwungen, ihr Leben in den Schlachten ihrer Unterdrücker zu wagen und als melancholische Instrumente dazu zu dienen, das Leben ihrer eigenen Brüder zu rauben. Gegen diese schreiende Ungeheuerlichkeit, welche Großbritannien – gegen es selbst begangen – äußerst rasch rächen würde, haben die Vereinigten Staaten erfolglos die Mittel der Vorhaltungen und der Darlegungen erschöpft, und – damit kein Beweis für ihre Bereitschaft zur Verständigung fehlen und kein Vorwand für die Fortsetzung der genanten Praxis belassen werden möge – wurde der britischen Regierung formell die Bereitschaft der Vereinigten Staaten versichert, in Abmachungen einzutreten, welche sie nicht hätte zurückweisen können, wenn die Wiedererlangung britischer Untertanen ihr wirkliches und einziges Ziel gewesen wäre. Aber auch diese Mitteilung blieb ohne Erfolg. Britische Kreuzer haben es auch zu ihrer Praxis gemacht, die Rechte und den Frieden unserer Küsten zu verletzen. Sie liegen vor derselben und belästigen unseren ein- und auslaufenden Handel. Zu den beleidigendsten Anmaßungen haben sie in unseren eigenen Häfen die gesetzlosesten Verfahren hinzugefügt und willkürlich amerikanisches Blut innerhalb des Heiligtums unseres eigenen Hoheitsbereiches vergossen …
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Unter dem Vorwand von Blockaden, aber ohne Präsenz angemessener Kräfte und manchmal sogar, ohne daß der Einsatz solcher praktisch möglich gewesen wäre, wurde unser Handel auf dem Meer geplündert, die großen Niederlassungen unseres Landes von ihren legitimen Märkten abgeschnitten und gegen unsere landwirtschaftlichen und maritimen Interessen ein vernichtender Schlag gerichtet. In Erschwerung dieser räuberischen Maßnahmen wurden diese Blockaden als vom Datum ihrer Notifikation an in Kraft stehend betrachtet, wodurch dem auf diese Weise verfolgten rechtswidrigen Kurs auch noch eine rückwirkende Wirkung beigelegt wurde, wie dies übrigens auch in anderen wichtigen Fällen geschehen ist. Und um diese unerhörten Übergriffe noch deutlicher zu machen, wurden diese Scheinblockaden erneut durchgesetzt, trotz offizieller Mitteilungen seitens der britischen Regierung, welche als wahre Definition der legalen Blockaden erklärt, "daß bestimmte Häfen tatsächlich besetzt und Schiffe, welche für sie bestimmt sind, gewarnt werden müssen, in dieselben nicht einzulaufen." Nicht zufrieden mit diesen gelegentlichen Möglichkeiten zur Verwüstungen unseres neutralen Handels hat das britische Kabinett unter dem Namen von Verordnungen im Königlichen Rat zu einem umfänglichen System genereller Blockaden gegriffen, welches so geformt und verwendet wurde, wie es seinem politischen Standpunkt, seiner Eifersucht im Bereich des Handels oder der Raubgier britischer Kreuzer am meisten dienlich war … Indem sie nun den Respekt für die neutralen Rechte der Vereinigten Staaten und für die Beständigkeit des eigenen Standpunktes noch mehr aufgibt, verlangt die britische Regierung nunmehr als Erfordernis für den Widerruf ihrer auf die Vereinigten Staaten bezüglichen Verordnungen, daß beim Widerruf der französischen Dekrete eine Formalität beobachtet werden soll, welche in keiner Weise für deren Beendigung notwendig ist und für welche es auch kein Beispiel in der britischen Übung gibt, und daß der französische Widerruf, abgesehen davon, daß er sich sowohl auf jenen Teil der Dekrete, welche innerhalb einer territorialen Jurisdiktion, als auch jener, welche auf hoher See gegen den Handel der Vereinigten Staaten wirken, bezieht, nicht ein alleiniger und besonderer Widerruf im Verhältnis zu den Vereinigten Staaten sein, sondern sich auch auf alle anderen, mit ihnen gar nicht in Zusammenhang stehenden neutralen Nationen, welche ebenfalls von ihnen betroffen sein sollten, erstrecken solle ... In der Tat ist es ausreichend sicher geworden, daß der Handel der Vereinigten Staaten geopfert werden soll, nicht weil er die Rechte Großbritanniens als eines Kriegführenden verletzt, nicht weil er seinen Feinden jene mangelnden Güter zuführt, welche es selbst liefert; sondern weil er eine Einmischung in jenes Monopol darstellt, welches Großbritannien selbst für seinen Handel und seine
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Schiffahrt fordert. Großbritannien führt einen Krieg gegen den rechtmäßigen Handel eines Freundes, damit sie besser Handel mit einem Feind führen kann – ein Handel, welcher durch die Fälschungen und Treulosigkeiten befleckt ist, welche meist der einzige Paß sind, mit dem es sich Erfolg verschaffen kann … Bei der Betrachtung des Verhaltens Großbritanniens gegenüber den Vereinigten Staaten wird unsere Aufmerksamkeit notwenigerweise auch auf die Kriegsführung gerichtet, welche von den Wilden auf einer unserer ausgedehntesten Grenzen gerade erneuert worden ist – eine Kriegsführung, von der man weiß, daß sie weder Alter noch Geschlecht schont und die durch besonders für die Menschheit schockierende Züge gekennzeichnet ist. Es ist schwierig, sich über die Aktivitäten und Kombinationen, welche sich seit einiger Zeit unter den Stämmen, welche in dauerndem Verkehr mit britischen Händlern und Garnisonen stehen, Rechnung zu geben, ohne ihre Feindseligkeit mit diesem Einfluß zu verbinden und ohne sich an die belegten Beispiele einer solchen Einflußnahme zu erinnern, wie sie schon bisher von den Beamten und Agenten dieser dieser Regierung geliefert worden sind. Derart ist das Schauspiel an Verletzungen und unwürdiger Behandlung, die man auf unser Land gehäuft hat, und derart die Krise, welche auch seine beispiellose Duldung und seine Bemühungen um einen Vergleich nicht haben abwenden können … Unsere Mäßigung und unser vermittelnder Sinn haben keine andere Wirkung gezeigt, als das Verharren im rechtswidrigen Verhalten zu ermutigen und Prätensionen zu vergrößern. Wir sind eingedenk unserer seefahrenden Bürger, noch immer die täglichen Opfer gesetzloser Gewalt, begangen auf dem großen, gemeinsamen Verkehrsweg der Nationen, selbst in Sichtweite jenes Landes, welches ihnen Schutz schuldet. Wir sind eingedenk unserer Schiffe, beladen mit den Produkten unseres Bodens und unseres Gewerbefleißes, oder auf dem Heimweg mit aus ihnen gewonnenem ehrlichen Erlös, ihrer rechtmäßigen Bestimmung entrissen, von Prisengerichten konfisziert, welche nicht länger als Organ des öffentlichen Rechts, sondern als Instrumente willkürlicher Edikte anzusehen sind, und ihre unglücklichen Besatzungen zerstreut und verloren, oder in britischen Häfen zum Dienst in britischen Flotten gezwungen oder verlockt, während Argumente zur Unterstützung dieser Aggressionen verwendet werden, welche keine andere Grundlage haben, als ein Prinzip, welches gleichsam den Anspruch unterstützt, unseren Außenhandel in allen nur denkbaren Fällen zu regulieren. Wir sind schließlich eingedenk, daß auf der Seite Großbritanniens ein Kriegszustand gegen die Vereinigten Staaten besteht, während sich auf der anderen Seite die Vereinigten Staaten mit Großbritannien im Friedenszustand befinden.
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Ob die Vereinigten Staaten unter diesen fortschreitenden Anmaßungen und diesen sich häufenden Verfehlungen passiv verbleiben oder in der Verteidigung ihrer nationalen Rechte Gewalt mit Gewalt begegnen und damit eine gerechte Sache in die Hände des allmächtigen Lenkers der Ereignisse überantworten sollen, dabei alle Verbindungen vermeidend, welche sie in den Streit oder die Standpunkte anderer Mächte verwickeln könnten, und eine stete Bereitschaft bewahrend, in eine ehrenhafte Wiederherstellung von Frieden und Freundschaft einzuwilligen, ist eine feierliche Frage, welche die Verfassung in weiser Art der gesetzgebenden Gewalt der Regierung überträgt. Indem ich sie ihr zur baldigen Erwägung empfehle, schätze ich mich glücklich darüber, daß die Entscheidung den aufgeklärten und patriotischen Ratschlüssen einer tugendhaften, einer freien und einer mächtigen Nation würdig sein wird … Engl. in: Robert Birley (ed.), Speeches and Documents in American History, Vol. I (1776–1815), (Oxford) London, 1944, 273 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
60. Thomas Jefferson an John Adams: "Über den natürlichen Adel", Brief aus Monticello, 28. Oktober 1813 Thomas Jefferson: Letter to John Adams Thomas Jefferson zog sich nach Ablauf seiner zweiten Amtsperiode auf seinen Landsitz nach Monticello zurück, wo er eine ausgedehnte Korrespondenz mit bedeutenden Persönlichkeiten des politischen und Geisteslebens unterhielt. Dieser Briefwechsel ist nicht zuletzt wegen der sprachlichen Ausgefeiltheit und der Allgemeingültigkeit der darin enthaltenen politischen Aussagen noch immer von ungeschmälerter Bedeutung. Ein solcher langjähriger Gedankenaustausch verband ihn auch mit seinem Freund, dem Föderalisten John Adams. Die Federalists hatten sich von ihren Niederlagen bei den Congress- und Präsidentschaftswahlen (vgl. Dok. 53) nicht wieder erholen können. Im Gegenteil, das Erlebnis der französischen Revolution hatte den Führern dieser Partei, die sich als eine "natürliche Aristokratie" verstanden, schwer zugesetzt und sie durch den Rückzug in ihre alten Hochburgen in Neuengland einerseits, sowie durch allzu rigides Beharren auf überkommene politische Vorstellungen andererseits innenpolitisch isoliert. Als schließlich beide, Thomas Jefferson
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und John Adams am selben Tag, dem 4. Juli 1826, dem 50. Jahrestag der Unabhängigkeit verstarben, war dieser Tag symbolhaft von einem Schleier nationaler Trauer verhangen. * * * Monticello, 28. Oktober 1813. … Ich stimme mit Ihnen überein, daß es unter den Menschen eine natürliche Aristokratie gibt. Ihre Grundlagen sind Tüchtigkeit und Begabung. Früher errang man durch körperliche Kräfte einen Platz unter den Ersten. Aber seit die Erfindung des Schießpulvers die Schwachen so gut wie die Starken mit weittragendem Tod bewaffnet hat, sind Körperkraft wie Schönheit, Frohsinn, Formvollendung und andere Vollkommenheiten nur nebenher für Auszeichnungen in Betracht gekommen. Ebenso gibt es auch einen künstlichen Adel, der auf Reichtum und Geburt gegründet ist, nicht auf Tüchtigkeit oder Begabung; denn sonst würde er zur erstgenannten Art rechnen. Den natürlichen Adel halte ich für das kostbarste Geschenk der Natur für Vertrauensstellungen, für die Erziehung und die Leitung der Gesellschaft. Und wahrhaftig, es wäre von der Schöpfung nicht folgerichtig gewesen, den Menschen für den Gesellschaftszustand zu bilden und nicht für genügend Tüchtigkeit und Verstand zu sorgen, wie zur Leitung der Gesellschaft erforderlich ist. Können wir nicht sogar sagen, daß diejenige Regierungsform die beste ist, die am erfolgreichsten dafür sorgt, eine reine Auslese dieses natürlichen Adels in den Regierungsämtern zu haben? Der künstliche Adel ist ein unheilvoller Bestandteil in der Regierung, und man sollte Maßnahmen treffen, seinen Einfluß zu hindern. Bei der Frage, welches die besten Maßnahmen seien, sind Sie und ich verschiedener Ansicht, aber wir streiten uns als vernünftige Freunde, gebrauchen unsern eignen Verstand in freier Weise und sind gegenseitig nachsichtig gegen seine Irrtümer. Sie halten es für das beste, den Pseudoadel in eine gesonderte Kammer der Legislatur zu bringen, wo er durch eine neben ihm stehende Kammer gehindert werden könne, Unheil anzurichten, und wo er außerdem ein Schutz des Reichtums gegen die räuberischen Unternehmungen der Mehrheit des Volkes sein kann. Ich glaube, dadurch, daß man ihm Macht gibt, jene am Unheilstiften zu hindern, bewaffnet man ihn gerade dazu und vergrößert das Übel, statt es zu verringern. Denn wenn die neben ihm stehende Kammer seine Unternehmungen hindern kann, kann er es ebensogut mit denen der neben ihm stehenden Kammer tun. Unheil kann im negativen so gut wie im positiven Sinn angerichtet werden. Davon hat eine geheime Kabale im Senat der Vereinigten Staaten viele Beweise geliefert. Ich halte ihn auch nicht für notwendig, um die Besitzenden zu schützen; denn eine genügende Anzahl von diesen wird ihren Weg in beide Zweige der Legislatur finden und in der
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Lage sein, für Schutz zu sorgen. Fünfzehn oder zwanzig unserer eigenen Legislaturen, die seit dreißig Jahren in Tätigkeit sind, haben den Beweis erbracht, daß man ihretwegen keine Befürchtungen vor einer Aufteilung des Besitzes zu haben braucht. Ich denke, das beste Schutzmittel ist gerade das von allen unseren Verfassungen festgesetzte: den Bürgern die freie Wahl und die Unterscheidung zwischen dem natürlichen Adel und dem Pseudoadel, dem Weizen und der Spreu zu überlassen. Im allgemeinen werden sie die wirklich Guten und Weisen wählen. Manchmal mag Besitz sie bestechen und Abstammung sie blenden, aber nicht in so hohem Maße, daß die Gesellschaft dadurch gefährdet würde. Es ist wahrscheinlich, daß die Verschiedenheit unserer Ansichten bis zu einem gewissen Grade aus der Verschiedenheit der Charaktere derer, unter denen wir leben, entsprungen ist. Nach dem, was ich von Massachusetts und Connecticut selbst gesehen, und noch mehr nach dem, was ich gehört habe, und nach der Schilderung, die Sie selbst vom ersteren gegeben haben (das Sie so viel besser kennen), scheint mir in diesen beiden Staaten eine gewohnheitsmäßige Verehrung für gewisse Familien vorzuherrschen, die die Regierungsämter beinahe erblich in diesen Familien erhalten hat. Ich nehme an, daß in einer früheren Zeit der Geschichte Ihres Landes Glieder dieser Familien, die zufälligerweise Tüchtigkeit und Begabung besaßen, sie in ehrenwerter Weise zum Wohle des Volkes anwandten und durch ihre Dienste ihm ihre Namen liebgemacht haben. Wenn ich Connecticut mit Ihnen in Verbindung bringe, so meine ich es nur politisch, nicht moralisch. Denn, da Sie dort die Bibel zum allgemeinen Gesetz in ihrem Lande machten, scheinen sie ihre Sittenlehre nach der Geschichte von Jakob und Laban gebildet zu haben. Obwohl bei Ihnen diese erbliche Nachfolge in den Ämtern in gewisser Weise mit wirklichen Familienverdiensten begründet werden kann, ist sie in noch viel größerem Maße aus der bei Ihnen vorhandenen engen Verbindung von Kirche und Staat hervorgegangen. Jene Familien sind in den Augen des Volkes nach dem allgemeinen Satz geweiht: "Schmeichelst du mir, will ich dir auch schmeicheln". In Virginia haben wir nichts dergleichen. Unsere Geistlichkeit, die vor der Revolution durch feste Gehälter gegen Wettbewerb gesichert war, gab sich nicht die Mühe, Einfluß auf das Volk zu gewinnen. Reichtum gab es in großer Anhäufung in einzelnen Familien, der von Generation zu Generation unter dem englischen Gesetz des unveräußerlichen Erbgutes übertragen wurde. Das einzige Ziel des Ehrgeizes der Reichen war jedoch nur ein Sitz im königlichen Rat. Alle ihre Gunstbezeugungen wurden also der Krone und deren Geschöpfen dargebracht, und sie nahmen in allen Streitigkeiten zwischen dem König und dem Volk für den ersteren Partei. Deshalb waren sie unbeliebt, und diese Unbeliebtheit blieb ihrem Namen anhaften. Ein Randolph, ein Carter oder ein Burwell müssen eine große persönliche Überlegenheit über einen gewöhnlichen Wettbewerber haben, um, selbst heutzutage noch, vom Volke er-
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wählt zu werden. In der ersten Sitzungsperiode unserer Legislatur nach der Unabhängigkeitserklärung wurde ein Gesetz zur Abschaffung des unveräußerlichen Erbes angenommen. Diesem folgte eines zur Abschaffung des Rechtes der Erstgeburt und zum Aufteilen des Besitzes solcher, die ohne gültiges Testament gestorben sind, zu gleichen Teilen unter ihre Kinder oder andere Berechtigte. Diese Gesetze, die ich selbst entwarf, legten die Art an die Wurzel der Pseudoaristokratie. Und wäre ein anderes Gesetz, das ich ausgearbeitet hatte, von der Legislatur angenommen worden, unser Werk wäre vollständig gewesen. Es handelte sich um einen Gesetzesvorschlag für eine allgemeinere Ausbreitung der Bildung. Danach war beantragt, jede Grafschaft in Bezirke von fünf oder sechs Quadratmeilen, wie Ihre Gemeinden, einzuteilen; in jedem Bezirk eine freie Schule für Lesen, Schreiben und Rechnen einzurichten; für die jährliche Auslese der Besten aus diesen Schulen und ihre weitere Ausbildung auf einer Kreisschule Vorsorge zu treffen, was auf Allgemeinkosten geschehen sollte; und von diesen Kreisschulen eine bestimmte Anzahl der Vielversprechendsten auszuwählen, die an einer Universität, in der alle notwendigen Wissenschaften gelehrt werden, eine fertige Ausbildung erhalten sollten. Begabung und Talent würden auf diese Weise in jeglichem Stand ausfindig gemacht und durch die Ausbildung aufs beste vorbereitet, den Wettbewerb des Reichtums und der Geburt um öffentliche Vertrauensposten auszuschalten. Mein Entwurf wollte, als weitere Forderung, diesen Bezirken jenen Anteil an Selbstverwaltung zuweisen, für den sie sich am besten eignen; ihnen die Sorge anvertrauen für ihre Armen, ihre Straßen, ihre Polizei, die Wahlen, die Ernennung der Geschworenen, die Ausübung der Gerichtsbarkeit in leichten Fällen, die Grundausbildung der Miliz, kurz, sie zu kleinen Republiken mit einem Vorstand an der Spitze eines jeden machen, und dies für alle solche Angelegeneheiten, die sie unmittelbar vor Augen haben und besser verwalten können, als die großen Republiken der Grafschaften oder des Staates. Ein allgemeiner Aufruf zu Bezirksversammlungen, der von ihren Vorständen im ganzen Staat an demselben Tag erlassen würde, würde jederzeit die wirkliche Ansicht des Volkes über irgend eine Angelegenheit dartun und dem Staat die Möglichkeit geben, als Waffe zu handeln, gerade so, wie es Ihr Volk so oft und mit so großem Erfolg durch seine Gemeindeversammlungen getan hat. Das Gesetz der Religionsfreiheit, das einen Teil dieses Systems ausmachte, hat die Aristokratie des Klerus beseitigt und den Bürgern die Freiheit des Geistes wiedergebracht; und während die Gesetze über unveräußerliche Erbgüter und Erbschaften auf Gleichheit in den Vermögensverhältnissen unter den Bürgern hinwirken, würde das Schulgesetz die Volksmasse auf den hohen Grad sittlicher Achtbarkeit erhoben haben, der für ihre eigene Sicherheit und für eine geordnete Regierung nötig ist, und so die große Aufgabe gelöst haben, das Volk zu befähigen, die wirklich Besten für die Vertrauensposten der Regierung zu erwählen
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und die Unechten auszuschließen. Obwohl über dieses Gesetz bis jetzt nur in beschränktem und ungenügendem Maße verhandelt worden ist, muß man es als in der Legislatur noch in Beratung befindlich ansehen, ebenso wie andere Gesetzentwürfe in bezug auf eine Revision des Gesetzbuches, die noch nicht in Angriff genommen worden sind; und ich trage die große Hoffnung, daß einige patriotische Köpfe im günstigen Augenblick es aufgreifen und daraus den Schlußstein unseres Regierungsgebäudes machen werden. Im Hinblick auf den Adel sollten wir ferner bedenken, daß vor der Gründung der Vereinigten Staaten der Geschichte nichts als der Mensch der alten Welt bekannt war, der auf zu enge oder zu überfüllte Räume zusammengedrängt war und sich den Lastern hingab, die diese Lage hervorbringt. Eine Regierung, die für solche Menschen sich eignet, ist eine Sache für sich, eine ganz andere Sache aber eine Regierung für den Menschen dieser Staaten. Hier kann jedermann Land haben, um für sich selbst zu arbeiten, wenn er es so will, oder, wenn er die Ausübung irgend eines anderen Gewerbes vorzieht, für dieses so viel Lohn verlangen, daß er ihm nicht allein ein angenehmes Leben gewährt, sondern er damit auch für die Ruhe von der Arbeit in alten Tagen vorsorgen kann. Jedermann ist durch seinen Besitz oder seine zufriedenstellende Lebenslage an der Aufrechterhaltung von Gesetz und Ordnung interessiert. Solche Menschen können in Ruhe und zu ihrem Vorteil sich selber eine gesunde Aussicht über ihre öffentlichen Angelegenheiten und ein Maß von Freiheit vorbehalten, das in den Händen der Kanaille der europäischen Städte sofort zur Zerstörung und Vernichtung alles Gemeinsamen und Privaten führen würde. Die Geschichte der letzten fünfundzwanzig Jahre in Frankreich und der letzten vierzig Jahre in Amerika, nein, der letzten zweihundert Jahre, beweist die Richtigkeit beider Teile dieser Bemerkung. Aber selbst in Europa hat sich eine merkliche Änderung in der Gesinnung der Menschen vollzogen. Die Wissenschaft hat die Ideen derer, die lesen und nachdenken, aufgeklärt und das amerikanische Beispiel hat Rechtsansprüche im Volke wachgerufen. Daraufhin hat eine Empörung von Wissenschaft, Begabung und Mut begonnen gegen Rang und Geburt, die der Mißachtung anheimfallen. Der erste Versuch ist fehlgeschlagen, weil der Pöbel der Städte, der als Werkzeug für seine Durchführung gebraucht wurde, verdorben durch Unbildung, Armut und Laster, nicht auf vernünftige Handlungen beschränkt werden konnte. Aber die Welt wird sich von dem Schrecken dieser ersten Katastrophe wieder erholen. Die Wissenschaft ist fortschrittlich und Begabungen und Unternehmungsgeist sind auf dem Posten. Zuflucht kann man zu dem Landvolk nehmen, das wegen seiner Grundsätze und seiner Unterordnung leichter zu leiten ist. Würden, Vorrechte und Scheinaristokratie werden zuletzt sogar dort bedeutungslos werden.
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Wir haben jedoch kein Recht, uns da hinein zu mischen. Es genügt uns, wenn unsere Bürger durch ihren moralischen und physischen Zustand tauglich werden, die Befähigten und Besten für die Leitung ihrer Regierung zu wählen und sie durch das Mittel von Wahlen, die in kurzen Zeitabständen wiederkehren, die Möglichkeit haben, einen ungetreuen Diener abzusetzen, bevor das Unheil, das er plant, nicht wieder gut zu machen ist. Ich habe nun hier meine Ansicht über einen Punkt dargelegt, über den wir verschiedener Ansicht sind, nicht um zu streiten, denn wir sind beide zu alt, um Überzeugungen zu ändern, die auf ein langes Leben voll Forschung und Nachdenken gegründet sind, – sondern auf Anregung eines Ihrer früheren Briefe hin: daß wir nicht sterben sollten, bevor wir uns nicht gegenseitig ausgesprochen hätten. Wir arbeiteten in vollkommenen Einklang während eines langen und gefahrvollen Kampfes für unsere Freiheit und Unabhängigkeit. Eine Verfassung ist geschaffen worden, von der wir beide, obwohl keiner von uns sie für vollkommen hält, doch annehmen, daß sie sich eignet, unsere Mitbürger zu den glücklichsten und gesichertsten Menschen zu machen, die die Sonne jemals beschienen hat. Wenn wir nicht genau dasselbe über ihre Unvollkommenheiten denken, macht dies für unser Land wenig aus; nachdem wir ihm ein langes Leben voll uneigennütziger Arbeit gewidmet haben, überlassen wir es denen, die uns im Leben nachfolgen und die auch fähig sein werden, für das Land und für sich selbst zu sorgen … . Engl. aus: A.A. Lipscomb and A.E. Bergh (ed.), The Writings of Thomas Jefferson, 20 Vols. Thomas Jefferson Memorial Association, Washington, 1905, Vol. IX, 425 ff.; dt. aus: Adolf Rein (Hrsg.), Die drei großen Amerikaner. Hamilton Jefferson Washington, Berlin, 1923, 147 ff.
61. McCulloch v. Maryland, 1819 4 Wheaton, 316, 1819 Dem Congress waren in der amerikanischen Bundesverfassung nur wenige wichtige Gesetzgebungskompetenzen zugedacht. Zu den in den Articles of Confederation aufgezählten Kompetenzen kamen nur die Steuerkompetenz und die Befugnis zur Regelung des Handels als wesentliche Neuerungen hinzu, vgl. Artikel I. Außerdem wird durch die Generalklausel des X. Amendment
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noch explizit festgehalten, daß alle Kompetenzen, die nicht von der Verfassung dem Bund zugedacht sind, den Einzelstaaten vorbehalten sind. Auf diesen eher unzureichenden Rechtsgrundlagen hat die Rechtssprechung jedoch eine sehr weitgehende Gesetzgebungskompetenz des Congress' aufgebaut. Anlaßfall war ein Gesetz des Staates Maryland aus dem Jahr 1819, wodurch eine vom Congress gegründetete national bank besteuert wurde. Diese Bank weigerte sich, die Steuer zu bezahlen, und ein Angestellter dieser Bank, McCulloch in Baltimore, wurde dafür bestraft. Über diesen Fall mußten zwei Fragen geklärt werden. Erstens, ob dem Congess das Recht zukomme, eine Bank einzusetzen, und zweitens, ob eine Besteuerung einer solchen Bank durch einen Einzelstaat verfassungsmäßig ist. Bezüglich der ersten Frage stützte sich der U.S. Supreme Court im wesentlichen auf Alexander Hamiltons Begründung, die er anläßlich der von ihm geforderten und vom Congress am 8. Februar 1791 eingesetzten national bank in eloquenter Form zu Grunde gelegt hatte. Die Strafe wurde vom Supreme Court aufgehoben und die Steuer für verfassungswidrig erklärt. Als Grundlage für diese Entscheidung diente der Artikel X Abschnitt 8 der amerikanischen Bundes-Verfassung, der besagt, daß die verschiedenen Kompetenzen des Congress' die Befugnis mit sich brächten, alle zu ihrer Ausübung nötigen und angemessenen Gesetze zu erlassen, wobei ein solches Gesetz nicht unentbehrlich sein müsse, um als nötig zu gelten. Ist der Zweck eines solchen Gesetzes erlaubt (d.h. wenn sein Zweck in der Ausübung einer Bundeskompetenz besteht), so wären alle Mittel zulässig, die mit dem Text und dem Geist der Verfassung vereinbar seien. Damit hatte Chief Justice Marshall einen noch heute gültigen Rahmen der Bundesgesetzgebung festgelegt, und die im weiteren folgende extensive Auslegung der "commerce clause" in Artikel I, Abschnitt 8, Klausel 3 der amerikanischen Bundes-Verfassung in Gibbons v. Ogden, 9 Wheaton 1, 1824 war nur die denknotwendige Fortführung der in der vorliegenden Entscheidung verankerten Grundsätze. * * * Auszug aus der von Chief Justice Marshall verfaßten Begründung der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs (4 Wheat. 316) aus dem Jahre 1819 In dem Fall, der jetzt entschieden werden soll, verneint der Beklagte, ein souveräner Staat, die Gültigkeit eines Gesetzes, das von der Legislative der Union in Kraft gesetzt war; der Kläger bestreitet dagegen die Gültigkeit eines Gesetzes, das durch die Legislative des Staates verabschiedet war. Die Verfassung unseres Landes muß also in ihren interessantesten und lebenswichtigsten Teilen untersucht werden; die konkurrierenden Gewalten der Unionsregierung und dieje-
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nigen ihrer Mitglieder, wie sie in der Verfassung niedergelegt sind, stehen zur Debatte. Außerdem muß eine Entscheidung gefällt werden, die geeignet ist, die Handlungen der Regierung wesentlich zu beeinflussen. Kein Gericht kann an eine solche Frage ohne das tiefe Gefühl für ihre Wichtigkeit, für die schwerwiegende Verantwortung, die in seiner Entscheidung liegt, herantreten. Aber diese Frage muß friedlich entschieden werden, denn sonst bleibt sie eine Quelle umstrittener Gesetzgebung, vielleicht sogar ein Unruheherd noch viel ernsterer Natur; und wenn sie schon entschieden werden muß, so kann diese Entscheidung nur durch dieses Gericht gefällt werden. Die Verfassung unseres Landes hat dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten diese wichtige Pflicht auferlegt. 1. Die erste Frage, die sich in diesem Fall erhob, war: Hat der Kongreß die Vollmacht, eine Bank zu gründen? Es ist richtig gesagt worden, daß man diese Frage schwerlich als offen, als eine überhaupt noch nicht in früheren Prozessen entschiedene betrachten kann, in Prozessen, deren Ergebnisse von der Nation als gültig respektiert werden. Der jetzt angefochtene Grundsatz wurde bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt unserer Geschichte eingeführt, wurde von vielen aufeinanderfolgenden Gesetzgebern anerkannt und ist von der Justiz in ganz besonders schwierigen Fällen als ein vollkommen zweifelsfreier, verbindlicher Grundsatz anerkannt worden. Es soll nicht geleugnet werden, daß eine kühne und gewagte Usurpation – selbst nach einer noch längeren und vollständigeren Zustimmung – zurückgewiesen werden kann. Aber es wird angenommen, daß eine zweifelhafte Frage, zu der sich der menschliche Verstand nicht äußert, und das menschliche Urteil aufgeschoben wird, bei deren Lösung nicht die großen Freiheitsprinzipien betroffen sind, sondern die entsprechenden Befugnisse derjenigen, die gleichermaßen die Vertreter des Volkes sind, geklärt werden und, wenn sie durch die Regierungspraxis nicht geregelt werden konnte, so doch von dieser geprägt sein sollte. Eine Verfassungsauslegung, die wohlüberlegt durch Gesetzgebungsakte praktiziert wird, auf Grund derer ein immenser Reichtum erreicht wurde, sollte nicht mit leichter Hand mißachtet werden. Die jetzt bestrittene Befugnis wurde bereits durch den ersten Kongreß, der unter der gegenwärtigen Verfassung gewählt wurde, praktiziert. Das Gesetz, in dem die Bank der Vereinigten Staaten begründet wurde, wurde nicht durch einen ahnungslosen Gesetzgeber erlassen und unbemerkt verabschiedet. Sein Prinzip wurde vollständig verstanden und damals mit Eifer und Fähigkeit gleichermaßen bekämpft. Nachdem ihm zunächst in fairer und offener Debatte, dann im Kabinett mit ebensoviel beharrlichem Talent Widerstand geleistet wur-
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de, wie ihn noch nie eine Vorlage erfahren hatte, und er durch Argumente unterstützt wurde, die sogar solche Köpfe überzeugten, die ebenso rein wie auch geistreich waren, deren sich unser Land überhaupt rühmen kann, wurde es Gesetz. Man ließ zu, daß das ursprüngliche Gesetz ungültig wurde; aber die kurze Erfahrung der Verwirrung, die der Weigerung, es wieder in Kraft zu setzen, folgte, schadete der Regierung und überzeugte diejenigen, die am meisten gegen dieses Gesetz voreingenommen waren, von seiner Notwendigkeit und veranlaßte die Verabschiedung des gegenwärtigen Gesetzes. Es würde kein geringes Maß an Unerschrokkenheit verlangen zu behaupten, daß ein unter derartigen Umständen angenommenes Gesetz eine kühne und offene Usurpation sei, zu der es nach der Verfassung keine Berechtigung gibt. Diese Betrachtungen gehören zu dem Fall; aber sie sind nicht unter dem Eindruck entstanden, daß, wenn die Frage vollständig neu wäre, das Gesetz als mit der Verfassung für unvereinbar gehalten würde. Bei der Diskussion dieser Frage hat es der Anwalt des Staates Maryland angesichts – der Struktur der Verfassung – für wichtig erachtet, daß diese Verfassung nicht vom Volke herrühre, sondern als ein Akt souveräner und unabhängiger Staaten zu betrachten sei. Man hat angeführt, daß die Befugnisse der Unionsregierung von den Einzelstaaten, die allein souverän seien, delegiert worden seien. Sie müßten daher in Unterordnung unter die Einzelstaaten ausgeübt werden, die allein die oberste Gewalt besäßen. Es würde schwierig sein, diese Annahme aufrechterhalten. Die verfassunggebende Versammlung, welche die Verfassung schuf, war in der Tat von den einzelstaatlichen Gesetzgebern gewählt worden. Aber die von ihr entworfene Verfassung war nur ein Vorschlag ohne Gültigkeit oder einen Anspruch darauf. Dieser Vorschlag wurde dem damaligen Kongreß der Vereinigten Staaten mit der Bitte übermittelt, daß er "einer verfassunggebenden Versammlung von Delegierten, die in jedem einzelnen Staat zu diesem Zweck gewählt werden soll, mit der Empfehlung seiner Verabschiedung, zu ihrer Zustimmung und Ratifizierung vorgelegt werde". Diese Art des Verfahrens wurde angenommen; und durch die verfassunggebende Versammlung, durch den Kongreß und durch die einzelstaatlichen Gesetzgeber wurde er dem Volke vorgelegt. Dieses verhandelte darüber in der einzigen Art und Weise, in der es sicher, wirksam und weise über einen solchen Gegenstand verhandeln konnte: durch das Zusammenkommen der verfassunggebenden Versammlung. Es ist wahr, daß deren Mitglieder sich in ihren einzelnen Staaten trafen, wo hätten sie sich sonst treffen sollen? Kein politischer Träumer ließ es sich jemals einfallen, daran zu denken, die Grenzen, die die Einzelstaaten voneinander abtrennen, niederzureißen und das amerikanische Volk zu einer einzigen Masse zusammenzufassen. Wenn sie tätig wurden, dann konnte das nur in ihren Einzelstaaten sein. Aber die von ihnen beschlossenen Maßnahmen hören darum
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nicht auf, Maßnahmen des Volkes selbst zu sein oder etwa Maßnahmen der einzelstaatlichen Regierungen zu werden. Von diesen verfassunggebenden Versammlungen leitet die Verfassung ihre gesamte Autorität ab. Die Regierung leitet sich direkt vom Volke ab; sie ist im Namen des Volkes "beschlossen und errichtet" worden; sie wurde beschlossen, "um eine vollkommenere Union zu bilden, die Rechtspflege herzustellen, die innere Ruhe zu sichern … und um die Segnungen der Freiheit uns und unseren Nachkommen zu sichern". Die Zustimmung der Einzelstaaten in ihrer Souveränitätseigenschaft liegt in der Einberufung einer verfassunggebenden Versammlung durch welche der Verfassungsentwurf somit dem Volk vorgelegt wird. Es stand dem Volke völlig frei, ihn anzunehmen oder abzulehnen; seine Entscheidung war endgültig. Diese bedurfte nicht der Bestätigung durch die einzelstaatlichen Regierungen, und diese konnte nicht von ihnen abgelehnt werden. Die auf diese Weise angenommene Verfassung war voll gültig und band die einzelstaatliche Souveränität. … Die Unionsregierung ist daher, welchen Einfluß diese Tatsache auch auf den Fall haben mag, ausdrücklich und wahrheitsgemäß eine Regierung des Volkes. Form und Inhalt sind durch das Volk bestimmt. Ihre Befugnisse wurden von ihm verliehen und sollten zu seinem Vorteil ausgeübt werden. Es wird von allen anerkannt, daß diese Regierung mit genau umschriebenen Vollmachten ausgestattet ist. Der Grundsatz, daß sie nur diejenigen Rechte ausüben kann, die ihr verliehen wurden, scheint zu offensichtlich zu sein, als daß es notwendig wäre, ihn durch all diejenigen Argumente zu untermauern, die seine aufgeklärten Anhänger für notwendig hielten, vorzubringen, als er dem Volke vorgelegt wurde; dieser Grundsatz wird jetzt allgemein anerkannt. Aber die Frage der Respektierung des Ausmaßes der tatsächlich verliehenen Befugnisse wird immer häufiger gestellt, und dies wird wahrscheinlich noch zunehmen, solange unser Verfassungssystem existiert. Bei der Diskussion dieser Fragen müssen die konkurrierenden Zuständigkeiten der Union und der Einzelstaaten betrachtet, und der Vorrang ihrer Gesetze muß geregelt werden, wenn diese sich widersprechen. Wenn irgendein Antrag die allgemeine Zustimmung der Nation verlangt, so können wir erwarten, daß es dieser wäre – daß die Regierung der Union, obgleich in ihrem Recht begrenzt, souverän innerhalb ihres Wirkungsbereiches ist. Dies scheint notwendigerweise die Folge ihres Ursprungs zu sein. Sie ist die Regierung aller; ihr sind die Vollmachten von allen übertragen worden; sie repräsentiert alle und handelt für alle. Obgleich mancher Einzelstaat wünschen könnte, ihre Handlungen zu kontrol-
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lieren, so ist doch kein Einzelstaat bereit, anderen zu erlauben, sie zu kontrollieren. Die Nation muß notwendigerweise hinsichtlich der Dinge, über die sie entscheiden kann, ihre Bestandteile zusammenhalten. Aber diese Frage ist nicht nur dem reinen Verstand überlassen; das Volk hat dies ausdrücklich entschieden, indem es sagte, "diese Verfassung und die Gesetze der Vereinigten Staaten, die auf Grund derselben erlassen sind, … sollen das oberste Recht des Landes sein …", und indem es verlangte, daß die Mitglieder der einzelstaatlichen Gesetzgeber, die Beamten der Exekutive und der Justiz der Einzelstaaten, den TreueEid auf sie leisten sollten. Die Regierung der Vereinigten Staaten ist daher, obgleich begrenzt in ihren Rechten, die oberste Gewalt; und ihre Gesetze bilden, wenn sie auf Grund der Verfassung erlassen wurden, das oberste Recht des Landes, "auch wenn dem die Verfassung oder die Gesetze irgendeines Einzelstaates entgegenstehen". Unter den enumerierten Rechten finden wir nicht eins, das die Errichtung einer Bank oder die Schaffung einer juristischen Person vorsieht. Aber die Verfassung enthält keine Bestimmung, die – wie in den Artikeln der Konföderation – mit einbegriffene Befugnisse ausschließt; die verlangt, daß jede verliehene Vollmacht ausdrücklich und genau umschrieben sein soll. Sogar der zehnte Zusatzartikel, der zum Zwecke der Beruhigung übertriebener Eifersüchteleien geschaffen wurde, enthält nicht das Wort "ausdrücklich" und erklärt nur, daß die Machtbefugnisse, "die durch die Verfassung weder den Vereinigten Staaten übertragen noch den Einzelstaaten entzogen sind, den einzelnen Staaten oder dem Volke vorbehalten bleiben"; so wird diese Frage, ob eine spezielle Machtbefugnis, die der Gegenstand des Streites werden kann, der einen Regierung übertragen oder der anderen entzogen werden soll, von der fairen Auslegung der ganzen Verfassung abhängig gemacht. Die Männer, die diesen Zusatzartikel entwarfen und annahmen, hatten die Verwirrung kennengelernt, die aus der Einfügung dieses Wortes in die Artikel der Konföderation entstanden war, und ließen es wahrscheinlich deshalb aus. Eine Verfassung, die eine detaillierte Darstellung all der Unterteilungen enthielte, die ihre großen Befugnisse zulassen, und all der Mittel, durch die diese ausgeführt werden können, würde die Weitschweifigkeit eines Gesetzbuches annehmen und könnte kaum vom menschlichen Verstand begriffen werden. Sie würde wahrscheinlich niemals von der Öffentlichkeit verstanden werden. Die Eigenart einer Verfassung verlangt daher, daß in ihr nur die großen äußeren Linien gekennzeichnet ihre wichtigen Prinzipien genannt, und die wenigen wichtigen Einzelheiten, aus denen sich die grundlegenden Prinzipien zusammensetzen, aus der Herkunft und dem Wesen derselben abgeleitet werden. Daß diese Idee von den Verfassunggebern der Vereinigten Staaten beabsichtigt wurde, ergibt sich nicht allein aus der Natur, sondern
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auch aus der Sprache der Verfassung. Warum sind sonst einige der Beschränkungen in dem neunten Abschnitt des ersten Artikels enthalten? Dies ist auch bis zu einem gewissen Maße verbürgt, indem man davon Abstand nahm, jeden einschränkenden Ausdruck zu verwenden, der eine faire und gerechte Interpretation verhüten könnte. Bei der Behandlung dieser Frage dürfen wir niemals vergessen, daß es eine Verfassung ist, die wir auslegen. Obgleich wir unter den in der Verfassung aufgezählten Machtbefugnissen der Regierung nicht das Wort "Bank" oder "Körperschaft" finden, so sind darin doch die großen Befugnisse enthalten, nämlich Steuern zu erheben; Anleihen aufzunehmen; den Handel zu organisieren; Krieg zu erklären und zu führen; Heer und Flotten aufzustellen und zu unterhalten. Das Schwert und die Staatskasse, die gesamten auswärtigen Beziehungen und ein nicht unbeträchtlicher Teil der Industrie der Nation sind der Regierung anvertraut. Es kann niemals angenommen werden, daß diese weitreichenden Befugnisse andere von geringerer Wichtigkeit nach sich ziehen, nur weil diese untergeordnet sind. Eine solche Vorstellung kann niemals unterstützt werden. Aber man kann mit gutem Grund behaupten, daß eine Regierung, die mit derartig weitreichenden Machtbefugnissen betraut ist, von deren richtiger Durchführung das Glück und das Gedeihen der Nation in so lebenswichtigem Maße abhängt, ebenso mit weitreichenden Mitteln für die Durchführung ausgestattet sein muß. Nachdem die Befugnis erteilt ist, liegt es im Interesse der Nation, ihre Durchführung zu erleichtern. Es kann niemals ihr Interesse gewesen sein und als ihre Absicht angenommen werden, die Durchführung durch die Zurückhaltung der geeignetsten Mittel zu hemmen und zu erschweren. In dieser großen Republik, von St. Croix bis zum Golf von Mexiko, vom Atlantik bis zum Pazifik, werden Steuern erhoben und ausgegeben, Armeen in Bewegung gesetzt und unterhalten. Die dringenden Bedürfnisse der Nation können es verlangen, daß der im Norden entstandene Reichtum nach dem Süden, der im Osten entstandene nach dem Westen oder umgekehrt gebracht wird. Sollte man nun eine Verfassungsauslegung vorziehen, die derartige Unternehmungen schwierig, gewagt und kostspielig macht? Können wir jene Auslegung akzeptieren (vorausgesetzt, daß die Worte es gebieterisch verlangen), die den Verfassungsgebern die Absicht unterstellt, daß diese – bei der Gewährung dieser Machtbefugnisse für das Allgemeinwohl – ihre Durchführung durch Behinderung bei der Wahl der Mittel erschweren wollten? Wenn das tatsächlich der Auftrag der Verfassung ist, haben wir nur zu gehorchen. Aber die Verfassung hat nicht die Absicht, die Mittel, durch welche die ihr übertragenen Befugnisse ausgeführt werden, zu enumerieren. Noch verbietet sie gar die Schaffung einer Körperschaft, wenn deren Bestehen wichtig für die nützliche Durchführung jener Befugnisse ist. Es ist daher Aufgabe einer
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fairen Untersuchung, festzustellen, wie weit derartige Mittel angewandt werden dürfen. Es wird nicht verneint, daß die der Regierung verliehenen Befugnisse die dafür notwendigen Mittel mit einschließen; z. B. daß die der Steuererhebung und ihrer Verwendung zu nationalen Zwecken erlaubterweise mit einschließt, Geld von Ort zu Ort zu bringen, ebenso wie die Benutzung der üblichen Transportmittel, wie es die dringenden Erfordernisse der Nation verlangen. Aber es wird verneint, daß die Regierung selbst die Wahl der Mittel treffen kann; oder daß sie die geeignetsten Mittel benutzen darf, wenn es zu ihrer Anwendung notwendig ist, eine Körperschaft zu gründen. Obwohl ein Staatshoheitsrecht, so ist das Recht, eine Gesellschaft zu gründen, kein selbständiges oder unabhängiges, wie Rechte, Krieg zu erklären, Steuern zu erheben oder den Handel zu regulieren; diese Rechte sind Haupt- und unabhängige Rechte, welche nicht als von den anderen abgeleitet oder als Durchführungsmittel für andere Rechte angesehen werden können. Es ist niemals der Zweck, für den andere Befugnisse gebraucht, sondern nur ein Mittel, mit dessen Hilfe andere Ziele erreicht werden. Der Nächstenliebe wird nicht um einer Körperschaft willen gegeben, sondern die Körperschaft wird wegen der Nächstenliebe errichtet. Kein Studienseminar ist errichtet, um zur Körperschaft erhoben zu werden, sondern die Eigenschaft einer Körperschaft ist diesem übertragen worden, um Erziehungszwecken zu dienen. Keine Stadt ist jemals mit dem einzigen Ziel gebaut worden, zur Körperschaft erhoben zu werden, sondern dies geschah nur, da sie sich so am besten verwalten läßt. Die Befugnis, eine Körperschaft zu gründen, wird niemals um ihrer selbst willen ausgeübt, sondern um etwas anderes wirksam zu machen. Man kann daher keinen ausreichenden Grund verstehen, warum diese Befugnis nicht als Nebenprodukt derjenigen gilt, die der Regierung ausdrücklich verliehen worden sind, wenn sie ein zutreffendes Ausführungsmittel für diese darstellt. Aber die Verfassung der Vereinigten Staaten hat nicht das Recht des Kongresses, die Anwendung der notwendigen Mittel zur Durchführung der der Regierung übertragenen Befugnisse der allgemeinen Vernunft zu überlassen. Zu der Aufzählung der Befugnisse in der Verfassung ist hinzugefügt, daß "der Kongreß das Recht haben soll, alle notwendigen und zweckmäßigen Gesetze zur Ausübung der vorstehenden Befugnisse und alle anderen Befugnisse, mit denen diese Verfassung die Regierung der Vereinigten Staaten oder irgendeinen Verwaltungszweig derselben beauftragt hat, zu erlassen". Der Anwalt des Staates Maryland hat verschiedene Argumente vorgebracht, um zu beweisen, daß diese Bestimmung den Worten nach eine Befugniserteilung
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darstellt, aber nicht der Wirkung nach. Sie sei vielmehr in Wirklichkeit beschränkender Natur für das allgemeine Recht der Auswahl der Mittel zur Durchführung der enumerierten Befugnisse, welches sonst mit eingeschlossen sein kann. Zur Unterstützung dieser Feststellung hat man es für notwendig erachtet, zu behaupten, daß diese Klausel für den Zweck bestimmt war, den Kongreß mit der Gesetzgebungsbefugnis auszustatten. Beim Fehlen derselben könnten Zweifel bestehen bleiben, ob der Kongreß seine Befugnisse in Gesetzgebungsform ausüben kann. Aber kann das der Zweck gewesen sein, für den die Bestimmung in die Verfassung hineingeschrieben wurde? … Daß eine Legislative, die mit Gesetzgebungsbefugnissen betraut ist, Gesetze machen kann, ist eine zu selbstverständliche Behauptung, als daß man sie bezweifeln könnte. Aber das Argument, auf welches am meisten vertraut wird, wird der besonderen Sprache entnommen, in der diese Bestimmung geschrieben ist. Der Kongreß sei nicht durch sie ermächtigt, alle Gesetze zu machen, die in Beziehung zu den der Regierung übertragenen Befugnissen stehen, sondern nur solche, die "notwendig" und "zweckmäßig" zu ihrer Durchführung seien. Das Wort "notwendig" wird als den ganzen Satz beherrschend angesehen, als Begrenzung des Rechts, Gesetze zur Durchführung der gewährten Befugnisse zu erlassen, auf diejenigen, die unerläßlich sind und ohne welche die ganze Ermächtigung wertlos ist. Schließlich soll sie bedeuten, daß der Regierung die Wahl der Mittel nicht freisteht, und sie überläßt es dem Kongreß, in jedem einzelnen Fall zu entscheiden, welches Mittel am zutreffendsten und einfachsten ist. Ist es nun zutreffend, daß das Wort "notwendig" immer in diesem Sinne gebraucht wird? Besagt es immer eine absolute physische Notwendigkeit, die so stark ist, daß eine Sache, zu der eine andere als notwendig bezeichnet wird, ohne diese nicht existieren kann? Wir glauben nicht, daß es sich so verhält. Wenn man sich darauf bezieht, wie es in der Weltpolitik oder bei anerkannten Autoren angewandt wird, so finden wir, daß es häufig nicht mehr bedeutet, als daß eine Sache einer anderen dienlich, nützlich oder wesentlich ist. Unter der Anwendung von Mitteln zur Erreichung eines Zieles wird im allgemeinen die Anwendung jedes Mittels verstanden, das verspricht, die gewünschte Absicht zu erreichen. Man versteht darunter nicht die Beschränkung auf jene einzelnen Mittel, ohne die das Ziel völlig unerreichbar wäre. Es ist das Wesen der menschlichen Sprache, daß kein Wort dem Verstand in allen Situationen eine einzige endgültige Vorstellung gibt; und nichts ist häufiger, als die Worte in
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übertragender Bedeutung zu gebrauchen. Nahezu alle Aufsätze enthalten Worte, die eine von der offensichtlichen Absicht abweichende Bedeutung haben, wenn man sie streng wörtlich nimmt. Für eine richtige Konstruktion ist es wichtig, daß viele Worte, die etwas Übertriebenes bedeuten, in einem gemäßigteren Sinn verstanden werden – in einem Sinn, den der allgemeine Gebrauch rechtfertigt. Das Wort "notwendig" fällt unter diese Gruppe. Es hat keinen bestimmten Charakter. Es läßt alle Grade des Vergleichs zu. Es ist oft mit anderen Worten verbunden, die entweder den Eindruck, den man von der Notwendigkeit seiner Bedeutung erhält, vergrößern oder verkleinern. Eine Sache kann dringend, sehr dringend oder unerläßlich notwendig sein. Niemand würde die gleiche Vorstellung durch diese verschiedenen Ausdrücke erhalten … Dieses Wort wird daher, wie viele andere, in verschiedener Bedeutung gebraucht. Bei seiner Anwendung müssen das Subjekt, der Zusammenhang und die Absicht derjenigen Person, die es benutzt, mit in Betracht gezogen werden. Lassen Sie uns das in dem vorliegenden Falle tun. Der Gegenstand ist die Anwendung jener großen Befugnisse, von denen das Wohlergehen einer Nation wesentlich abhängt. Es muß die Absicht derjenigen gewesen sein, die diese Befugnisse verliehen, ihre nutzbringende Durchführung soweit, wie es menschliche Klugheit kann, sicherzustellen. Dies kann nicht erreicht werden, indem man die Wahl der Mittel derartig beschränkt, daß man dem Kongreß nicht die Befugnisse läßt, diejenigen, die ihm geeignet und dem Ziel dienlich erscheinen, anzuwenden. Diese Bestimmung ist Teil einer Verfassung, die jahrhundertelang gelten soll und folglich den verschiedenen Krisen der menschlichen Angelegenheiten angepaßt sein muß. Hätte man die Mittel, mit denen die Regierung in allen zukünftigen Fällen ihre Befugnisse anzuwenden hat, vorgeschrieben, so hätte das bedeutet, den Charakter der Verfassung völlig zu ändern und ihr die Eigenschaft eines Gesetzbuches zu geben. Es wäre ein unkluges Unterfangen gewesen, mit Hilfe starrer Regeln für die dringenden Erfordernisse vorzusorgen, die man, soweit überhaupt, nur unklar voraussehen und für die am besten gesorgt werden kann, wenn sie eintreten. Hätte man aber erklärt, daß die besten Mittel nicht angewandt werden dürfen, sondern allein nur nach den starren Regeln gehandelt werden dürfe, es sei denn, die verliehene Vollmacht wäre überhaupt sinnlos, so hätte man der Legislative die Fähigkeit genommen, sich die Erfahrungen zunutze zu machen, ihre Vernunft anzuwenden und ihre Gesetzgebung den Umständen anzupassen … Aber das Argument, das in überzeugendster Weise den Irrtum beweist, der in dieser Auslegung liegt, für die der Anwalt des Staates Maryland kämpft, beruht auf der Ansicht der verfassunggebenden Versammlung, wie sie sich in der ganzen Bestimmung ausdrückt. Damit Zeit und Argumente zu verschwenden, daß
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man beweist, der Kongreß sei ohne derartige Vollmachten in der Lage, seine Befugnisse auszuüben, wäre nicht weniger müßig, als eine brennende Kerze gegen die Sonne zu halten. Genau so wenig kann der Beweis verlangt werden, daß beim Fehlen dieser Bestimmung der Kongreß eine gewisse Auswahl der Mittel hätte; daß er diejenigen anwenden könne, die nach seinem Urteil am günstigsten das zu verwirklichende Ziel beeinflussen; daß jedes Mittel, das zu diesem Zweck und in der direkten Absicht angewandt werde, die verfassungsmäßigen Rechte der Regierung auszuüben, in sich selbst verfassungsmäßig sei. Die Bestimmung, wie sie vom Staate Maryland ausgelegt wird, würde das nützliche und notwendige Recht der Legislative, die Wahl ihrer Mittel zu treffen, beschränken und beinahe vernichten. Daß dies nicht die Absicht gewesen sein kann, ist, wie wir glauben, wenn es nicht schon bestritten worden wäre, zu einleuchtend, als daß man darüber streiten kann. Aus folgenden Gründen sind wir dieser Ansicht: 1) Die Bestimmung steht unter den Machtbefugnissen des Kongresses, aber nicht unter den Beschränkungen dieser Befugnisse. 2) Ihr Wortlaut bedeutet, daß die der Regierung anvertrauten Befugnisse erweitert und nicht eingeschränkt werden sollen. Er besagt eine zusätzliche Befugnis, nicht eine Beschränkung der schon gewährten. Es gibt keinen vernünftigen Grund, und es kann auch keiner vorgetragen werden, auf diese Art und Weise eine Absicht zu verbessern, die den Bereich der bundesstaatlichen Legislative einschränkt, indem man Worte benutzt, die ihn ausweiten sollen. Die Verfassunggeber wünschten ihre Annahme und wußten sehr gut, daß diese durch ihre Stärke, nicht aber durch ihre Schwäche gefährdet werden würde. Wenn sie in der Lage gewesen wären, eine Sprache zu gebrauchen, die auf den ersten Blick die eine Vorstellung erweckte, und nach tiefer Überlegung dem Verstand eine andere aufdrängt, so hätten sie eher die Gewährung als die Begrenzung von Befugnissen verhüllt. Wenn es daher ihre Absicht gewesen ist, mit dieser Bestimmung den freien Gebrauch der Mittel, der sonst in der Klausel enthalten gewesen wäre, einzuschränken, so wäre diese Absicht an anderer Stelle enthalten und wäre in Worten ausgedrückt, die den folgenden gleichen: "Bei der Ausführung der vorstehenden Befugnisse und allen anderen" usw. "sollen keine Gesetze außer solchen erlassen werden, die notwendig und zweckmäßig sind." Wenn es beabsichtigt gewesen wäre, diese Bestimmung mit beschränkender Wirkung zu versehen, so wäre es zweifellos sowohl der Form als auch der Wirkung nach geschehen. Das Resultat der sehr sorgfältigen und bedachtsamen Betrachtung über diese Bestimmung besteht darin, daß, wenn sie die Befugnisse nicht erweitert, man auch keine Beschränkung der Befugnisse des Kongresses konstruieren oder das
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Recht der Legislative schmälern kann, ihr bestes Urteil in der Auswahl der Maßnahmen zur Durchführung der verfassungsmäßigen Befugnisse der Regierung anzuwenden. Wenn kein anderes Motiv für ihre Einsetzung in die Verfassung gefunden werden kann, so liegt ein hinreichendes in dem Verlangen, alle Zweifel bei der Respektierung des Rechts, Gesetze über diese ungeheure Masse von Nebenbefugnissen zu erlassen, die in der Verfassung mit eingeschlossen sein müssen, zu beseitigen, damit sie nicht zu einem kostspieligen Spielzeug wird. Wir geben alle zu, daß die Machtbefugnisse der Regierung begrenzt sind und daß diese Grenzen nicht überschritten werden dürfen. Wir glauben aber, daß die solide Konstruktion der Verfassung der nationalen Gesetzgebung jene Verfügung über Mittel, durch die die Befugnisse, die sie überträgt, durchgeführt werden, gestatten muß. Mittel, die diese Körperschaft in die Lage versetzt, die hohen Pflichten, die ihr auferlegt sind, in der für das Volk günstigsten Weise zu erfüllen. Wenn das Ziel legitim ist, wenn es sich im Rahmen der Verfassung befindet, dann sind alle Mittel, die angemessen und offen auf jenen Zweck gerichtet und nicht verboten sind, sondern mit dem Buchstaben und dem Geist der Verfassung übereinstimmen, verfassungsmäßig … Wenn eine Gesellschaft ohne Unterschied zu anderen Mitteln zur Durchführung der Regierungsbefugnisse gebraucht werden darf, so kann kein besonderer Grund für das Verbot der Benutzung einer Bank angegeben werden, wenn die Regierung diese für ihre fiskalischen Operationen benötigt. Will sich der Kongreß einer solchen bedienen, so muß das innerhalb des Ermessens des Kongresses liegen, wenn ihre Benutzung eine geeignete Art der Durchführung der Regierungsbefugnisse darstellt. Daß sie ein passendes, nützliches und wichtiges Mittel zur Durchführung seiner fiskalischen Operation ist, ist jetzt kein Gegenstand des Streits. Alle, die mit der Verwaltung unserer Finanzen zu tun haben, stimmen hinsichtlich ihrer Wichtigkeit und Notwendigkeit zu; so stark haben sie das gefühlt, daß sogar Staatsmänner ersten Ranges, deren frühere Ansichten gegen sie durch jeden Umstand, den das menschliche Urteil festhalten kann, bekräftigt wurde, diese Ansichten angesichts der dringenden Erfordernisse der Nation aufgegeben haben. Nach sorgfältigster Überlegung ist es die einstimmige und entschiedene Ansicht des Gerichts, daß das Gesetz, das die Bank der Vereinigten Staaten gründet, mit der Verfassung übereinstimmt und damit auch ein Teil des obersten Rechts des Landes ist.
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Es ist die Ansicht des Gerichts, daß das Gesetz zur Gründung dieser Bank verfassungsmäßig ist; und um festzustellen, ob das Recht zur Errichtung einer Zweigabteilung im Staate Maryland angebrachterweise durch die Bank selbst ausgeübt werden kann, kommen wir zur Prüfung der Frage: 2. Darf der Staat Maryland ohne Verletzung der Verfassung diese Zweigniederlassung besteuern? Daß das Recht der Besteuerung von lebenswichtiger Bedeutung ist, das dieses Recht den Staaten überlassen ist, daß es nicht durch Gewährung einer ähnlichen Befugnis an die Unionsregierung geschmälert ist, daß es durch zwei Regierungen gleichzeitig ausgeübt wird: All das sind unbestrittene Tatsachen. Aber es liegt in dem vorrangigen Charakter der Verfassung, daß ihre Befugnis jeden Gegenstand, sogar dieses Recht, zu entziehen, zulässig ist. Es ist den Einzelstaaten ausdrücklich verboten, Importe oder Exporte mit Steuern zu belegen, außer denjenigen Steuern, die zur Durchführung ihrer Kontrollgesetze absolut notwendig sind. Wenn die Verpflichtung dieses Verbots zugestanden werden muß – wenn sie einen Einzelstaat von der Ausübung des Besteuerungsrechts hinsichtlich von Importen und Exporten zurückhalten kann, dann scheint es, als würde die über den einzelstaatlichen Verfassungen stehende Bundesverfassung, wie es sicherlich auch der Fall ist, einen Einzelstaat an der Ausübung dieses Rechts zurückhalten, wenn es seiner Natur nach unvereinbar ist und im Widerspruch zu den Verfassungsgesetzen der Union steht. Ein Gesetz also, das unvereinbar mit einem anderen ist, das völlig das andere aufhebt, als ob ausdrückliche Aufhebungsbestimmung angewendet würden. Daher erhebt der Anwalt der Bank die Forderung, vom Recht des Staates, ihre Geschäfte zu besteuern, ausgenommen zu werden. Es gibt keine ausdrückliche Bestimmung für diesen Fall; aber die Forderung ist auf einem Grundsatz aufgebaut, der vollständig die Verfassung durchdringt, der mit den Bestandteilen, aus denen sie sich zusammensetzt, so verbunden, so verwachsen mit ihrem Gewebe, so mit ihrer Struktur verbunden ist, daß es unmöglich ist, diesen Grundsatz von der Verfassung zu trennen, ohne sie in Stücke zu zerreißen. Dieser bedeutende Grundsatz besagt, daß die Verfassung und die zu ihrer Ausführung erlassenen Gesetze als höchstes Recht herrschen; daß sie die Verfassung und die Gesetze der einzelnen Staaten kontrollieren, aber nicht durch diese kontrolliert werden können. Von diesem Prinzip, das beinahe als Axiom bezeichnet werden kann, werden andere Bestimmungen konsequenterweise abgeleitet, von deren Gültigkeit oder Ungültigkeit und von deren Anwendbarkeit auf diesen Fall der ganze Prozeß abhängt. Diese sind:
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1) daß das Recht, etwas zu gründen, auch das Recht einschließt, es zu erhalten; 2) daß das Recht zu zerstören, wenn es von einer anderen Seite ausgeübt wird, gegen das Recht zur Errichtung und Erhaltung verstößt und unvereinbar damit ist; 3) daß dort, wo dieser Widerspruch besteht, die zuständige oberste Instanz, kontrollieren muß, und nicht denjenigen weichen darf, die ihr untergeordnet sind. Die Befugnis des Kongresses, die Bank zu errichten und natürlich auch zu erhalten, war der Gegenstand des bisherigen Teils dieser Entscheidung und wird nicht mehr als zweifelhaft angesehen. Daß die Befugnis ihrer Besteuerung durch die Einzelstaaten auch so ausgeübt werden kann, daß sie vernichtet wird, ist zu offensichtlich, um geleugnet zu werden. Aber es wird gesagt, daß die Besteuerung ein absolutes Recht ist, das keine anderen Grenzen als diejenigen anerkenne, als die die ausdrücklich in der Verfassung vorgeschriebenen sind und daß es, wie jedes andere souveräne Recht, dem Ermessen derjenigen anvertraut ist, die es ausüben … Das Argument auf seiten des Staates Maryland besagt, nicht daß die Einzelstaaten direkt einem Gesetz des Kongresses Widerstand leisten dürfen, sondern daß sie ihre anerkannten Befugnisse über dieses ausüben können und daß die Verfassung ihnen dieses Recht im Vertrauen darauf überläßt, daß sie es nicht mißbrauchen … Daß das Recht zur Besteuerung das Recht zu zerstören einschließt, daß das Recht zu zerstören das Recht zu gründen beseitigt und nutzlos macht; daß ein Widerspruch besteht, wenn man auf eine Regierung das Recht überträgt, die verfassungsmäßigen Maßnahmen einer anderen zu kontrollieren, die gerade in bezug auf diese Maßnahmen als die herrschende über derjenigen steht, welche die Kontrolle ausübt: All das sind Bestimmungen, die nicht abgestritten werden. Aber alle Widersprüche werden durch den Zauber des Wortes "Vertrauen" versöhnt. Man sagt, daß die Besteuerung nicht notwendiger- und unvermeidlicherweise zerstörende Wirkung hat. Sie bis zum Ausmaß der Vernichtung zu treiben, würde Mißbrauch sein; den zu vermuten, würde jenes Vertrauen verbannen, das für jede Regierung lebenswichtig ist. Aber ist das ein Fall des Vertrauens? Würde die Bevölkerung eines Einzelstaats die Bevölkerung eines anderen mit dem Recht der Kontrolle über die unbedeutendsten Handlungen ihrer einzelstaatlichen Regierung betrauen? Wir glauben, daß sie es nicht tun würde. Warum sollen wir aber annehmen, daß die
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Bevölkerung irgendeines Staates willens wäre, die Bevölkerung eines anderen Staates mit dem Kontrollrecht über die Handlung einer Regierung zu betrauen, der sie die wichtigsten und wertvollsten Interessen anvertraut hat? Allein in der gesetzgebenden Körperschaft der Union sind alle vertreten. Allein die gesetzgebende Körperschaft der Union kann daher von der Bevölkerung mit dem Kontrollrecht über die Maßnahmen betraut werden, die alle betreffen, im Vertrauen darauf, daß dieses Recht nicht mißbraucht wird. Dies ist daher nicht ein Fall des Vertrauens, und wir müssen ihn als das betrachten, was er wirklich ist. Wenn wir das Prinzip, für welches der Staat Maryland eintritt, auf die Verfassung allgemein anwenden, so werden wir es in der Lage sehen, die Eigenart der Verfassung völlig zu ändern. Wir werden sehen, daß es in der Lage ist, alle Maßnahmen der Regierung zu hemmen und sie zu Füßen der Einzelstaaten zu demütigen. Das amerikanische Volk hat seine Verfassung und die zu ihrer Ausführung geschaffenen Gesetze zum obersten Recht des Landes erklärt; aber dieses Prinzip würde diese Vorherrschaft in Wirklichkeit den Einzelstaaten übertragen. Wenn es den Einzelstaaten gestattet ist, eine Einrichtung der Regierung, die diese zur Ausübung ihrer Machtbefugnisse benutzt, zu besteuern, so können sie alle anderen Einrichtungen auch besteuern. Dann können sie die Post, die staatliche Münzprägerei, Patentrechte, die Zollbehörde, das Gerichtsverfahren besteuern; sie können dann alle von der Regierung benutzten Mittel bis zu einem Ausmaß besteuern, das alle Ziele der Regierung zunichte machen würde. Das war aber nicht vom amerikanischen Volk beabsichtigt. Es wollte nicht seine Regierung von den Einzelstaaten abhängig machen. Man hat auch behauptet, daß – da das Besteuerungsrecht der Unions- und der einzelstaatlichen Regierungen anerkanntermaßen nebeneinander besteht – jedes Argument, welches zur Stärkung der Besteuerung von Banken, die von den Einzelstaaten genehmigt worden sind, durch die Unionsregierung führt, in gleicher Weise auch zur Stärkung des Rechts der Einzelstaaten führt, Banken, die von der Unionsregierung genehmigt worden sind, ebenfalls besteuern zu können. Aber die zwei Fälle haben nicht die gleiche Grundlage. Das Volk aller Einzelstaaten hat die Unionsregierung geschaffen und ihr in diesem Rahmen das Besteuerungsrecht übertragen. Das Volk aller Einzelstaaten und die Einzelstaaten selbst sind im Kongreß vertreten und üben durch ihre Vertreter dieses Recht aus. Wenn sie dabei die von den Einzelstaaten genehmigten Einrichtungen besteuern, so besteuern sie ihre Wähler; und diese Steuern müssen einheitlich sein. Aber wenn ein Einzelstaat die Unternehmungen der Regierung der Vereinigten Staaten besteuert, so verfügt er über Einrichtungen, die nicht von seinen eigenen
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Wählern, sondern durch das Gesamtvolk geschaffen worden sind, über die sie keine Kontrolle beanspruchen. Er verfügt über die Maßnahmen einer Regierung, die sowohl durch andere als auch durch ihn selbst geschaffen wurden, sowohl zum Wohle der anderen als auch zu seinem eigenen. Es handelt sich hierbei um den Unterschied, der immer besteht und immer bestehen muß, nämlich zwischen der Handlung der Gesamtheit über einen Teil und der Handlung eines Teils über die Gesamtheit – zwischen den Gesetzen einer Regierung, die als die oberste bestimmt ist, und jenen Gesetzen einer Regierung, die sich im Widerspruch zu den von der obersten Regierung erlassenen befindet, und die selbst nicht die oberste Regierung ist. Aber wenn man die volle Anwendung dieses Arguments zuließe, so könnte es doch das Recht des Kongresses in Zweifel stellen, die einzelstaatlichen Banken zu besteuern, aber könnte nicht das Recht der Einzelstaaten beweisen, die Bank der Vereinigten Staaten zu besteuern. Das Gericht hat dieser Materie die größtmögliche Aufmerksamkeit gewidmet. Das Resultat ist die Gewißheit, daß die Einzelstaaten kein Recht haben, durch Besteuerung oder auf andere Art und Weise die Wirksamkeit verfassungsmäßiger Gesetze, die durch den Kongreß verabschiedet wurden, und deren Durchführung der Unionsregierung anvertraut ist, zu verzögern, zu hindern, zu erschweren oder in irgendeiner Form zu kontrollieren. Wir glauben, daß dies die unvermeidbare Konsequenz der Suprematie ist, welche die Verfassung vorsieht. Wir sind einstimmig der Ansicht, daß das Gesetz, das durch die gesetzgebende Körperschaft des Staates Maryland verabschiedet wurde und das der Bank der Vereinigten Staaten eine Steuer auferlegte, verfassungswidrig und ungültig ist. Diese Ansicht nimmt den Einzelstaaten in keiner Weise irgendeine Einnahme, die sie ursprünglich besessen haben. Sie erstreckt sich weder auf eine Steuer, die durch das Grundeigentum der Bank gemeinsam mit dem anderen Grundeigentum innerhalb des Staates bezahlt wird, noch erstreckt sie sich auf die Anteile, die die Bürger von Maryland vielleicht bei dieser Institution genauso wie an anderem Eigentum der gleichen Art innerhalb des Staates haben. Aber dies ist eine Steuer auf die Geschäfte der Bank und konsequentermaßen eine Steuer auf die die Geschäfte einer Institution, die von der Regierung der Vereinigten Staaten benutzt wird, um ihre Machtbefugnisse auszuüben. Eine derartige Steuer muß verfassungswidrig sein. Aufgehoben und annulliert. Engl. in: McCulloch v. Maryland, 1819, 4 Wheaton, 316; dt. aus: Ernst Fraenkel, Das amerikanische Regierungssystem, Quellenbuch, Köln und Opladen, 1960, 44 ff.
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62. Das Land Gesetz von 1820, 24. April 1820 Land Law, 1820 Der Westen besaß vor allem ein Übermaß an brachliegendem, fruchtbarem Land. Der Siedlerstrom in das Gebiet westlich der Appalachen läßt sich aber am eindrucksvollsten durch Zahlen belegen: Waren es zur Zeit der Amtsübernahme Washingtons noch weniger als 6 % der Einwohner, die sich dort niedergelassen hatten, so stieg diese Zahl um 1810 auf mehr als ein Siebentel und sollte um 1840 mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung Amerikas ausmachen. Das Kreditsystem, das durch das Landgesetz von 1800 (vgl. Dok. 52) eingeführt worden war, öffnete Spekulationen Tür und Tor. Um dieses System wieder abzuschaffen, wurde das Land Law 1820 verabschiedet, das den Preis von öffentlichem Land weiter reduzierte. Außerdem wurde die Mindestgröße der bisher kleinsten Land-Parzellen noch weiter (auf 80 Morgen zu 1.25 $ pro Morgen) reduziert. Viele Kleinfarmer aus dem Hinterland der Oststaaten fühlten sich durch die jeweilige einzelstaatliche Gesetzgebung mangelnd vertreten und waren durch die hohen Steuerlasten desillusioniert. Da überall Bundesbanken eröffnet wurden, die billige Darlehen in Papiergeld gewährten, konnten auch ärmere Siedler plötzlich eigenen Grund und Boden erwerben. Das Leben an der "Frontier" gestaltete sich aber bei weitem nicht so romantisch, wie in zeitgenössischen Zeitungsartikel beschrieben, oder später (vgl. Dok. 94) glorifiziert. Indianer, deren Widerstand zwar nachließ, ungenügende medizinische Versorgung, einseitige Ernährung, harte Rodungsarbeit in den Wäldern, an der sich seit der Gründungszeit in den Kolonien nichts geändert hatte, machten den Siedlern das Leben schwer. * * * Gesetz zur weiteren Regelung des Verkaufes öffentlichen Landes. Werde es zum Gesetz erhoben, Daß von und nach dem ersten Tag des nächsten Juli alle öffentlichen Ländereien der Vereinigten Staaten, deren Verkauf durch Gesetz autorisiert ist oder werden sollte, im Falle der Ausbietung bei einem öffentlichen Verkauf an den höchsten Bieter in halben Viertelteilen aufgeboten werden sollen; und im Falle eines Ausbotes bei privatem Verkauf, nach der Wahl des Käufers entweder in ganzen Teilen, Halbteilen oder Viertelteilen oder halben Viertelteilen gekauft werden können; … Sec. 2. Für das Kaufgeld beim Verkauf irgendeiner der öffentlichen Ländereien, welche nach dem ersten Tag des nächsten Juli verkauft werden sollten,
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darf kein Kredit mehr gegeben werden, sondern jeder Käufer einer bei einem öffentlichen Verkauf verkauften Länderei soll danach, am Tage des Kaufes, die volle Kaufsumme bezahlen; … Sec. 3. Vom und nach dem ersten Tag des nächsten Juli soll der Preis, zu welchem öffentliche Ländereien zum Kaufe angeboten werden, einen Dollar und fünfundzwanzig Cents pro Morgen Land betragen; und bei jedem öffentlichen Verkauf soll der höchste Bieter, welcher die Kaufsumme wie vorgesagt erlegt, der Käufer sein; aber keine Länderei soll – sei es in öffentlichem oder privatem Verkauf – zu einem geringeren Preis als einen Dollar und fünfundzwanzig Cents pro Morgen Land verkauft werden; alle öffentlichen Ländereien, welche bei öffentlichen Verkäufen vor dem ersten Tag des nächsten Juli angeboten und dann unverkauft geblieben sein sollten, sowie alle Ländereien, welche danach bei öffentlichen Verkäufen gemäß dem Gesetz angeboten und danach beim Abschluß solcher öffentlicher Verkäufe unverkauft bleiben sollten, sollen im Rahmen von privaten Verkäufen verkauft werden, und zwar durch Eintragung beim Bodenamt und für einen Dollar fünfundzwanzig Cents pro Morgen Land, welche Summe im Zeitpunkt der Eintragung wie vorgesagt zu bezahlen ist; … Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 122), 227; dt.: Eigene Übersetzung.
63. Chancellor Kent über das allgemeine Wahlrecht, 1821 Chancellor Kent on Universal Suffrage, Remarks of Chancellor Kent to the New York Constitutional Convention of 1821 In der Frage des allgemeinen Wahlrechts prallten in der verfassungsgebenden Versammlung des Staates New York die Ideologien des Liberalismus und des Konservativismus aufeinander. In der zweiten Dekade des 19. Jahrhunderts erfuhren die Verfassungen der Küstenstaaten eine weitgehende Liberalisierung durch den demokratisierenden Einfluß der neuen Staaten im Westen. In der Kolonialzeit, also vor der amerikanischen Bundes-Verfassung, war das Wahlrecht durchwegs auf Landbesitzer und Steuerzahler beschränkt, so daß in den nördlichen Kolonien etwa drei Viertel und in den südlichen Kolonien weni-
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ger als die Hälfte der weißen männlichen Bevölkerung wahlberechtigt war. Durch die Verfassung der Vereinigten Staaten (vgl. Dok. 42) wurde das allgemeine Männerwahlrecht für Weiße eingeführt. Der Vorschlag, die "property qualification" (Eigentumszensus) abzuschaffen, traf in New York auf heftigen Widerstand der Konservativen, der in eloquentester Form seine mündliche Ausformulierung durch Chief Justice Ambrose Spencer und Chancellor James Kent erfuhr. Trotz dieser Opposition konnten sich die Liberalen an diesem Tag durchsetzen. * * * Kanzler Kent … Dies sind einige der Früchte unserer gegenwärtigen Regierung; und doch scheinen wir mit unserem gegenwärtigen Zustand unzufrieden zu sein und unternehmen das wagemutige und gefährliche Experiment, unsere Verfassung neu zu fassen. Ist es nicht schicklich und gehörig: ich spreche wie zu weisen Männen; ist es nicht schicklich und angemessen, in unserem beruflichen Tagewerk eine Pause einzulegen und über das Immense der in Erwägung gezogenen Neuerung wohl nachzudenken? Unzufriedenheit in der Mitte von so viel Wohlhabendheit und mit solch reichen Mitteln des Glücks sieht wie Undankbarkeit aus, ja als wären wir geneigt, die Güte der Vorsehung korrigieren zu wollen. Setzen wir uns nicht der Gefahr aus, jener Segnungen, die wir bisher genossen haben, beraubt zu werden? … Der Senat wurde bis jetzt von den Bauern des Staates gewählt – von den freien und unabhängigen Herren des Bodens, welcher mindestens 250 Dollar in Freigut wert ist, und zwar über alle darauf haftenden Schulden hinaus. Der Gouverneur wurde bisher von denselben Wählern ausgesucht, und wir haben bisher Bürger von gehobenem Rang und Charakter gewählt. Unsere Versammlung wurde bisher von den Inhabern eines Freigutes gewählt, welche Freigut im Werte von 50 Dollar besitzen oder von Personen, welche ein Anwesen im jährlichen Wert von 5 Dollar gepachtet haben, und die auch geschätzt worden sind und tatsächlich an den Staat Steuern gezahlt haben. Auf der Grundlage des vorliegenden Berichts haben wir nun vor, mit einem Streich alle diese Eigentumsunterschiede zu vernichten und uns vor dem Idol des allgemeinen Wahlrechts zu verbeugen. Dieses extreme demokratische Prinzip wurde, bezogen auf die legislative und die exekutive Gewalt der Regierung, von den weisen Männern aller Zeiten mit Schrecken betrachtet, weil es in jeder europäischen Republik, ob antik oder modern, in der man es versucht hat, in einem Desaster geendet und nur Korruption, Ungerechtigkeit, Gewalt und Tyrranei hervorgebracht hat. Können wir es wagen, uns zu schmeicheln, wir seien ein so besonderes Volk, daß wir den Lauf der Geschichte frei von den Leidenschaften durchmachen können,
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welche den Rest der Menschheit durcheinandergebracht und korrumpiert haben? Wenn wir wie die anderen Rassen der Menschen sind, mit ähnlichen Dummheiten und Lastern, dann fürchte ich sehr, daß unsere Nachwelt Grund haben wird, die Wahnvorstellungen dieses Tages in Sack und Asche zu beklagen … Nun, Sir, ich möchte unseren Senat als den Repräsentanten des landbesitzenden Interesses erhalten. Ich möchte, daß jene, die ein Interesse an Grund und Boden haben, ausschließlich im Besitze eines Zweiges der Gesetzgebung bleiben, als einem festen Platz, in dem sie in all den Fährnissen, welche durchzumachen der Staat im Zuge der Vorsehung bestimmt sein mag, Sicherheit finden mögen. Ich möchte, daß sie immer sollen sagen können, daß ihr freies Gut nicht ohne ihre Zustimmung besteuert werden kann. Die Menschen ohne Eigentum, zusammen mit den Mengen der Abhängigen, welche im Zusammenhang mit den großen Manufakturen und Handelsunternehmen existieren, die geschwätzige und undefinierbare Bevölkerung überfüllter Häfen mag vielleicht eines zukünftigen Tages unter geschicktem Management in der Versammlung vorherrschend sein, und doch würden wir vollkommen sicher sein, wenn kein Gesetz ohne die freie Zustimmung der Eigentümer von Grund und Boden beschlossen werden könnte. Diese Sicherheit genießen wir gegenwärtig; es ist diese Sicherheit, welche ich zu bewahren wünsche. Die Gefahr, welche vom Experiment der Anwendung des allgemeinen Wahlrechtes auf die gesamte legislative Gewalt befürchtet wird, ist kein Traum der Einbildung. Es ist ein zu großer Anreiz für die moralische Verfassung der Menschen, um standhaft zu bleiben. Die Tendenz des allgemeinen Wahlrechts geht dahin, die Rechte des Eigentums und die Grundsätze der Freiheit zu gefährden. Es gibt eine konstante Tendenz in der menschlichen Gesellschaft, und die Geschichte jedes Zeitalters beweist dies; es gibt eine Tendenz bei den Armen, bei der Plünderung der Reichen einen Anteil zu ergattern; bei den Schuldnern, die Verpflichtung aus Verträgen abzuschwächen oder ganz zu vermeiden; bei der Mehrheit, die Minderheit zu tyrannisieren, und ihre Rechte niederzutrampeln; bei den Dummen und Nichtsnutzigen, alle Bürden der Gesellschaft den Fleißigen und Tugendhaften aufzuladen; und es gibt eine Tendenz bei den ehrgeizigen und bösen Männern, dieses brennbare Material zu entfachen. Es bedarf einer wachsamen Regierung und einer festen Verwaltung des Rechts, dieser Tendenz entgegenzuwirken. Du sollst nicht begehren; du sollst nicht stehlen; dies sind göttliche Gebote, welche ihren Grund im bedauerlichen Mangel unserer Natur haben. Wer kann es unternehmen, mit irgendwelcher Präzision abzuschätzen, wieviele Millionen Menschen dieser große Staat im Laufe dieses und des nächsten Jahrhunderts umfassen wird, wer kann die zukünftige Ausdehnung
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und Größe unserer Handelshäfen abschätzen? Die Unverhältnismäßigkeiten zwischen Menschen mit Eigentum und Menschen ohne Eigentum richtet sich in jeder Nation nach ihrem Handel, ihrem Reichtum und ihrer Bevölkerung. Wir werden nicht länger schlicht und einfach Republiken von Bauern bleiben, wie die Neu-England-Kolonisten oder die holländischen Niederlassungen am Hudson. Wir werden rasch eine große Nation werden mit großem Handel, Manufakturen, Bevölkerung, Reichtum, entsprechendem Luxus, und mit den Lastern und Nöten, welche sie mit sich bringen. Ein Siebtel der Bevölkerung der Stadt Paris lebt heutigen Tags von milden Gaben, und ein Drittel der Einwohner dieser Stadt stirbt in Spitälern; was würde aus einer solchen Stadt im Falle allgemeinen Wahlrechts werden? Frankreich hat mehr als vier, und England mehr als fünf Millionen eigentumsloser Arbeiter in Manufakturen und Handelsunternehmen. Könnten diese Königreiche das Gewicht des allgemeinen Wahlrechts aushalten? Die Radikalen in England, mit der Kraft dieser mächtigen Maschine, würden sofort das Eigentum, die Gesetze und die Freiheiten dieser Insel hinwegschwemmen wie eine Sintflut. Der Wuchs der Stadt New York ist genug, um jene, welche das IGNIS FATUUS des allgemeinen Wahlrechtes verfolgen, aufzurütteln und zu wecken. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 124), 232 f.; dt.: Eigene Übersetzung.
64. Die Monroe Doktrin, 2. Dezember 1823 The Monroe Doctrine In seiner siebten Jahresbotschaft an den Congress vom 2. Dezember 1823 legte Präsident James Monroe die Grundsätze der amerikanischen Außenpolitik nieder, die als "Monroe Doktrin" in die Geschichte der internationalen Beziehungen eingehen sollten. Der Inhalt dieser Botschaft läßt sich auf zwei wesentliche, voneinander unabhängige Prinzipien zurückführen: 1. Auf den Grundsatz der Beschränkung politischer Betätigungsfreiheit nicht-amerikanischer Staaten auf amerikanischem Boden, 2. Auf den Grundsatz der Beschränkung von politischen Aktivitäten der Vereinigten Staaten gegenüber Europa. Die nachstehend wiedergegebenen Absätze 7, 48 und 49 dieser Botschaft an den Congress haben den ersten Grundsatz zum Gegenstand. Das Verlangen nach Isolationismus und weitgehender Ausschließung von kolonia-
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lem Machtstreben der Europäer ist indes nicht neu: Schon vor Monroe hatte Präsident Madison in seiner Geheimbotschaft an den Congress vom 3. Januar 1811 gegen den Übergang spanischer Kolonien an Großbritannien Protest erhoben. Als Grunddokument des Isolationismus gilt schließlich George Washingtons Abschiedsbotschaft (vgl. Dok. 50). Bemerkenswert an der Monroe Doktrin ist, daß mit zunehmender innen- und außenpolitischer Identitätsfindung und Erstarkung der USA die defensive Auslegung in den Hintergrund trat und das Dokument auf Grund seiner überraschenden Elastizität über Jahre hinaus die Basis der Außenpolitik für die Vereinigten Staaten abgab. So hatte Präsident Cleveland (1895) die Monroe Doktrin sogar als Bestandteil der allgemeinen Grundsätze des Völkerrechts angesehen, während sie für die europäische Völkerrechtswissenschaft ihrer Rechtsnatur nach lediglich eine politische Maxime darstellt. * * * Abs. 7. "Zufolge eines Vorschlages der kaiserlich russischen Regierung, den sie durch den hier residierenden Gesandten des Kaisers gemacht hat, ist dem Gesandten der Vereinigten Staaten in St. Petersburg volle Ermächtigung und Anweisung gegeben worden, durch freundschaftliche Verhandlung die gegenseitigen Rechte und Interessen der beiden Nationen an der Nordwestküste dieses Erdteiles zu ordnen. Ein entsprechender Vorschlag ist seitens seiner kaiserlichen Majestät der Regierung von Großbritannien gemacht worden, der ebenfalls angenommen worden ist. Die Regierung der Vereinigten Staaten ist begierig gewesen, durch dieses freundliche Verhalten den großen Wert zu zeigen, den sie unverrückt der Freundschaft des Kaisers beigelegt hat, und ihr Bestreben, das beste Einvernehmen mit seiner Regierung zu pflegen. Im Hinblick auf die Erörterungen, zu denen dieses Interesse Anlaß gegeben und auf das Übereinkommen, in dem sie möglicherweise ihren Abschluß finden werden, ist die Gelegenheit für angebracht gehalten worden, es als einen Grundsatz aufzustellen, der die Rechte und Interessen der Vereinigten Staaten berührt, daß die amerikanischen Kontinente zufolge der freien und unabhängigen Stellung, die sie sich errungen haben und behaupten, fürderhin nicht mehr als Gegenstände für zukünftige Kolonisation durch irgend welche europäischen Mächte anzusehen sind. …" Abs. 48. "Es war am Anfang der letzten Session berichtet worden, daß man damals in Spanien und Portugal sehr bemüht war, die Lage der Bewohner dieser Länder zu bessern, und daß dies in ungewöhnlich maßvoller Weise durchgeführt zu werden scheine. Es braucht kaum bemerkt zu werden, daß das Ergebnis bisher sehr verschieden gewesen ist von dem, was man damals erwartete. Wir sind stets eifrige und interessierte Zuschauer gewesen bei den Ereignissen in jenem
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Teile der Erde, mit dem wir so starken Verkehr haben und von dem wir unseren Ursprung ableiten. Die Bürger der Vereinigten Staaten hegen die freundlichsten Gefühle für die Freiheit und das Glück ihrer Mitmenschen auf jener Seite des atlantischen Ozeans. An den Kriegen der europäischen Mächte um ihre eigenen Angelegenheiten haben wir nie teilgenommen, noch verträgt sich eine solche Handlungsweise mit unserer Politik. Nur wenn in unsere Rechte eingegriffen wird, oder sie ernstlich bedroht sind, nehmen wir Kränkungen übel oder treffen Vorbereitungen zu unserer Verteidigung. Mit den Wandlungen, die auf dieser Hemisphäre vor sich gehen, sind wir notwendiger Weise und aus Gründen, welche allen erleuchteten und unparteiischen Beobachtern klar sein müssen, unmittelbarer verbunden. Das politische System der verbündeten Mächte ist in dieser Hinsicht grundverschieden von dem Amerikas. Dieser Unterschied rührt von demjenigen her, der zwischen ihren bezüglichen Regierungen besteht. Und die ganze Nation ist der Verteidigung der Unsern ergeben, die unter Verlust von so viel Blut und Gut geschaffen und durch die Weisheit unserer erleuchtetsten Bürger gereift ist und unter der wir beispiellose Glückseligkeit genossen haben. Wir schulden es deshalb der Aufrichtigkeit und den freundschaftlichen, zwischen den Vereinigten Staaten und jenen Mächten bestehenden Beziehungen, zu erklären, daß wir jedweden Versuch ihrerseits, ihr System auf irgend welchen Teil dieser Hemisphäre auszudehnen, als gefährlich für unseren Frieden und unsere Sicherheit ansehen würden. In die bestehenden Kolonien oder Dependenzen irgend einer eruopäischen Macht haben wir uns nicht eingemischt und werden wir uns nicht einmischen. Aber wir könnten einen Eingriff seitens einer europäischen Macht in die Regierungen, die ihre Selbständigkeit erklärt und sie aufrecht erhalten haben, und deren Unabhängigkeit wir nach großer Überlegung und auf Grund gerechter Prinzipien anerkannt haben, zu dem Zwecke sie zu unterdrükken oder in irgend einer Weise ihr Schicksal zu bestimmen, in keinem anderen Lichte denn als Kundgebung eines unfreundlichen Verhaltens gegenüber den Vereinigten Staaten ansehen. In dem Kriege zwischen diesen neuen Regierungen und Spanien erklärten wir zur Zeit ihrer Anerkennung unsere Neutralität, und dabei sind wir geblieben und werden fortfahren dabei zu bleiben, vorausgesetzt, daß keine Änderung eintritt, die nach dem Urteile der zuständigen Autoritäten dieser Regierung eine entsprechende Änderung seitens der Vereinigten Staaten für ihre Sicherheit unerläßlich notwendig macht." Abs. 49. "Die neuerlichen Ereignisse in Spanien und Portugal zeigen, daß die Verhältnisse in Europa noch nicht zur Ruhe gekommen sind. Für diese wichtige Tatsache kann kein stärkerer Beweis erbracht werden als der, daß die alliierten Mächte es auf Grund eines sie selbst befriedigenden Prinzipes für angemessen erachtet haben, gewaltsam in die inneren Angelegenheiten Spaniens einzugreifen. Wie weit solches Einschreiten auf Grund desselben Prinzipes getrieben werden
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kann, ist eine Frage, an der alle unabhängigen Mächte, deren Regierungsformen von der jener abweichen, sogar die entlegensten und sicherlich keine mehr als die Vereinigten Staaten interessiert sind. Unsere Politik bezüglich Europas, die in einem früheren Zeitpunkt der Kriege, welche so lange jenen Teil des Erdballes aufgeregt haben, angenommen wurde, bleibt nichtsdestoweniger dieselbe, nämlich, nicht in die inneren Angelegenheiten irgend einer ihrer Mächte einzugreifen, die de facto Regierung als die für uns rechtmäßige anzusehen, freundliche Beziehungen mit ihr zu pflegen, und solche Beziehungen durch eine freimütige, feste und männliche Politik zu erhalten, den gerechten Ansprüchen jeder Macht in allen Fällen zu genügen und dabei Unbill von keiner hinzunehmen. Aber in Hinblick auf diese Kontinente sind die Umstände höchst und augenfällig verschieden. Es ist unmöglich, daß die Verbündeten ihr politisches System auf irgend einen Teil eines der beiden Kontinente erstrecken, ohne unsern Frieden und unser Glück zu gefährden; noch kann irgend jemand glauben, daß unsere südlichen Brüder, wenn für sich gelassen, es aus eigenem Antriebe annehmen würden. Es ist deshalb gleichermaßen unmöglich, daß wir ein solches Eingreifen in irgend einer Form mit Gleichgültigkeit sehen sollten. Wenn wir die vergleichsweise Stärke und die Hilfsquellen Spaniens und dieser neuen Regierungen und ihre Entfernungen von einander betrachten, so muß es offensichtlich sein, daß Spanien sie nie unterwerfen kann. Es ist immer noch die ehrliche Politik der Vereinigten Staaten, die Parteien sich selbst zu überlassen, in der Hoffnung, daß andere Mächte denselben Kurs verfolgen werden." Engl. und deutsch aus: Herbert Kraus, Die Monroedoktrin in ihren Beziehungen zur amerikanischen Diplomatie und zum Völkerrecht, Berlin, 1913, 37 ff; engl.: 406 f.
65. Cherokee Nation v. Georgia, 1831 5 Peters 1, 1831 Die Indianerfrage war über alle Etappen der Geschichte der Vereinigten Staaten ein vorrangiges innenpolitisches Problem, wobei eine gleichberechtigte Stellung, etwa in Verträgen, sich zunächst nur in der Anfangsphase der indianischen Souveränität durchsetzte, die bis ungefähr 1812 dauerte. Diesem Abschnitt folgten massive Landenteignungen, bis etwa 1887, und eine Zwangsassimilation bis etwa 1934, die erst durch eine Korrektur des Präsidenten Roosevelt in seinen "Indian New Deal" Programmen einen Schritt in Richtung "self-
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determination" machten. Der nachstehenden Entscheidung des Supreme Court ging ein "Indian Removal Act" (1830) voraus, der die Umsiedlung von über 100 000 Indianern aus den östlichen Gebieten in Landstriche vorwiegend westlich des Mississippi, nämlich die heutigen Staaten Arkansas, Kansas, Iowa, Illinois und Wisconsin vorsah. Die Cherokee Indianer gründeten eigene Staaten mit Regierungen und versuchten in mehreren Fällen, sich ihren Status der völkerrechtlichen Unabhängigkeit von Gerichten anerkennen zu lassen. Chief Justice John Marshall fällte schließlich im Fall Cherokee Nation v. Georgia eine folgenschwere Entscheidung. Die Anwendbarkeit von staatlichen Gesetzen wurde damit gerechtfertigt, daß es sich bei den Indianerstämmen um keine souveränen Staaten, sondern um "domestic dependent nations" handle, die der Bundesgesetzgebung unterworfen seien. Ein Jahr später relativierte Marshall diese Richtlinie im Fall Worchester v. Georgia teilweise, indem er die Indianerstämme als "eigenständige unabhängige politische Gemeinschaften" definierte und so die Rechtsgrundlage für den heute "quasi-souveränen" Status der Indianerstämme schuf. * * * MARSHALL, Oberrichter. Dieser Antrag ist von der Cherokee Nation eingebracht, welche ein Verbot erwirken wollen, durch das der Staat Georgia an der Ausführung gewisser Gesetze dieses Staates gehindert werden soll, welche behauptetermaßen darauf gerichtet sind, die Cherokee als eine politische Gesellschaft zu vernichten und die Ländereien dieser Nation, welche ihnen von den Vereinigten Staaten in wiederholten und weiter in Kraft stehenden Verträgen zugesichert worden sind, für den Gebrauch von Georgia zu beschlagnahmen. Wenn es Gerichten erlaubt wäre, ihren Sympathien nachzugeben, könnte man sich kaum einen dafür besser geeigneten Fall vorstellen. Ein Volk, einst zahlreich, mächtig und wahrhaft unabhängig, das von unseren Vorfahrens im ruhigen und unstreitigen Besitz eines weitläufigen Herrschaftsbereiches gefunden worden ist, ist Schritt für Schritt unter unsere überlegene Politik, unsere Künste und unsere Waffen herabgesunken, und hat seine Ländereien durch aufeinanderfolgende Verträge, von denen jeder eine feierliche Garantie für den Rest enthält, aufgegeben, bis es von seinem ursprünglich ausgedehnten Territorium nicht mehr behalten hat, als für seinen ordentlichen Unterhalt notwendig angesehen werden muß. Diesen Rest zu erhalten, ist Ziel des vorliegenden Antrags. Bevor wir in die meritorische Seite des Falles eintreten können, ist eine Vorfrage zu untersuchen. Ist dieser Gerichtshof in der Sache zuständig? Der dritte Artikel der Verfassung beschreibt den Umfang der richterlichen Gewalt. Die zweite Sektion schließt eine Aufzählung jener Fälle, auf welche sie sich bezieht,
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mit "Streitigkeiten zwischen einem Staat oder Bürgern desselben und einem ausländischen Staat, Bürger oder Untertanen." Eine nachfolgende Klausel derselben Sektion gibt dem Obersten Gerichtshof originäre Zuständigkeit in allen Fällen, bei denen ein Staat Partei ist. Die beklagte Seite kann daher fraglos vor diesem Gericht geklagt werden, aber darf auch der Kläger vor ihm klagen? Ist die Cherokee-Nation ein ausländischer Staat in jenem Sinne, in welchem dieser Begriff in der Verfassung verwendet wird? Die Anwälte des Klägers habe die Bejahung dieses Vorbringens mit großem Ernst und großer Fähigkeit behauptet. Was jenen Teil des Arguments angeht, der sich darauf bezog, den Charakter der Cherokees als eines Staates, als einer anderen unterschiedenen politischen Gesellschaft, fähig, ihre eigenen Angelegenheiten zu erledigen und sich selbst zu regieren, zu beweisen, war er nach Auffassung der Mehrheit der Richter völlig erfolgreich. Die Cherokees wurden einheitlich als ein Staat behandelt, von der Gründung unseres Landes an. Die zahlreichen Verträge, welche die Vereinigten Staaten mit ihnen geschlossen haben, anerkennen sie als ein Volk, welches in der Lage ist, Beziehungen von Krieg und Frieden zu unterhalten, ihrem politischen Charakter gemäß für jede Verletzung der von ihnen eingegangenen Verpflichtungen oder für jede von einem Individuum aus ihrer Gemeinschaft gegen einen Bürger der Vereinigten Staaten begangenen Angriff verantwortlich zu sein. Im Geiste dieser Verträge sind Gesetze erlassen worden. Akte unserer Regierung anerkennen die Cherokee-Nation klar als einen Staat, und die Gerichte sind an diese Akte gebunden. Eine Frage von viel größerer Schwierigkeit bleibt. Stellen die Cherokees einen ausländischen Staat im Sinne der Verfassung dar? Die Anwälte haben schlüssig gezeigt, daß sie kein Staat der Union sind, und haben darauf bestanden, daß sie jeder für sich Fremde sind, die den Vereinigten Staaten keine Treue schulden. Ein Bündel von Fremden, welche einen Staat formen, muß aber, so sagen sie, ein ausländischer Staat sein; wenn jeder einzelne ein Ausländer ist, dann muß auch das ganze ausländisch sein. Dieses Argument ist gewichtig, aber wir müssen es näher untersuchen, bevor wir ihm weichen. Der Zustand der Indianer im Verhältnis zu den Vereinigten Staaten ist vielleicht ungleich mit irgendeinem anderen, welcher zwischen zwei Völkern besteht. Im allgemeinen sind Völker, welche keine gemeinsame Treue schulden, im Verhältnis zueinander als ausländisch zu betrachten. Der Terminus ausländische Nation ist, streng zutreffend von jeder derselben auf die andere anwendbar. Aber die Beziehung der Indianer zu den Vereinigten Staaten ist durch besondere und grundlegende Unterscheidungen gekennzeichnet, wie sie sonst nirgendswo existiere. Das Indianerterritorium formt zugegebenermaßen einen Teil der Vereinigten Staaten. In allen unseren Plänen, geographischen Verträgen,
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unserer Geschichte und unseren Gesetzen wird es so angesehen. In allen unseren Beziehungen mit ausländischen Nationen, in unseren Handelsvorschriften, bei jedem Versuch von Beziehungen zwischen Indianern und ausländischen Nationen werden sie als innerhalb des Zuständigkeitsbereiches der Vereinigten Staaten befindlich angesehen, auf die viele jener Beschränkungen Anwendung finden, die unseren eigenen Bürgern auferlegt sind. Sie anerkennen selbst in ihren Verträgen, daß sie unter dem Schutz der Vereinigten Staaten stehen; sie geben zu, daß die Vereinigten Staaten das alleinige und ausschließliche Recht haben sollen, den Handel mit ihnen zu regeln, und alle ihre Angelegenheiten nach Gutdünken zu führen: und die Cherokees im besonderen erhielten durch den Vertrag von Hopewell, welcher zeitlich vor der Verfassung liegt, die Erlaubnis, "einen Vertreter ihrer Wahl, wann immer sie dies für zweckmäßig erachten sollten, zum Kongreß zu entsenden." Vom Staat New York wurden mit einigen Stämmen Verträge unter einer damals noch nicht endgültig geklärten Konstruktion der Konföderation geschlossen, aufgrund welcher sie ihre Ländereien an diesen Staat abtraten, mit einer beschränkten Rückübertragung desselben an sie, in welcher sie ihre Abhängigkeit zugestanden. Obwohl zugegeben wird, daß die Indianer ein fragloses, und bis jetzt auch nicht in Frage gestelltes Recht auf die Ländereien haben, welche sie bewohnen, bis dieses Recht durch eine freiwillige Abtretung an unsere Regierung ausgelöscht werden sollte; kann doch wohl bezweifelt werden, ob diese Stämme, welche innerhalb der anerkannten Grenzen der Vereinigten Staaten wohnen, zutreffenderweise als ausländische Nationen bezeichnet werden können. Sie können viel eher korrekterweise vielleicht als einheimische abhängige Nationen bezeichnet werden. Sie bewohnen ein Territorium, auf welchen wir einen Titel unabhängig von ihrem Willen behaupten, welcher, was den Besitz anlangt, wirksam wird, wenn ihr Besitzrecht aufhört. Zwischenzeitig befinden sie sich in einem Stadium der Vormundschaft; ihre Beziehung zu den Vereinigten Staaten ähnelt jener eines Mündels zu seinem Vormund. Sie wenden sich an unsere Regierung um Schutz; vertrauen auf ihre Güte und ihre Macht; rufen sie zur Stillung ihrer Bedürfnisse an; und bezeichnen den Präsidenten als ihren Großen Vater. Sie und ihr Land werden von ausländischen Nationen genauso wie von uns selbst als so völlig unter der Souveränität und der Herrschaft der Vereinigten Staaten stehend angesehen, daß jeder Versuch, ihre Länder zu erwerben, oder mit ihnen eine politische Verbindung einzugehen, von allen als eine Invasion unseres Territoriums und als ein Akt der Feindseligkeit angesehen würde. Diese Überlegungen unterstützen in weitem Ausmaß die Meinung, daß diejenigen, welche unsere Verfassung entworfen haben, nicht die Indianerstämme im Auge hatten, als sie die Gerichte der Union für Streitigkeiten zwischen einem Staat oder den Bürgern eines solchen und einem ausländischen Staat geöffnet haben.
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In der Erwägung dieses Gegenstands sollten die Verhaltensweisen und Gebräuche der Indianer in ihrer Beziehung zu ihren weißen Nachbarn nicht völlig unbeachtet bleiben. Zu jener Zeit, als die Verfassung entworfen wurde, war die Idee, sich einmal an ein amerikanisches Gericht für die Behauptung eines Rechts oder für die Wiedergutmachung einer Rechtsverletzung zu wenden, dem Indianer oder seinem Stamm vielleicht niemals in den Sinn gekommen. Ihr Appell ging an die Streitaxt, oder an die Regierung. Dies wurde von den Staatsmännern, welche die Verfassung der Vereinigten Staaten aufsetzten, wohl verstanden und mag einen gewissen Grund dafür darstellen, daß sie bei der Aufzählung jener Parteien, welche vor den Gerichten der Union klagen können, ausgelassen wurden. Sei dem wie es wolle, die besonderen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und den Indianern, welche auf unserem Territorium leben, sind so geartet, daß wir große Schwierigkeiten hätten, sie als durch den Begriff des ausländischen Staates bezeichnet zu betrachten, wäre da nicht ein anderer Teil unserer Verfassung, welcher geeignet erscheint, Licht in die Bedeutung dieser Worte zu bringen. Aber wir glauben, daß für die Auslegung derselben eine bedeutende Hilfe von jener Klausel in der achten Sektion des dritten Artikels beigebracht wird, welche den Kongreß ermächtigt, "den Handel mit ausländischen Nationen, und zwischen den einzelnen Glied-Staaten und mit den Indianerstämmenn zu regeln". In dieser Klausel werden sie durch einen ihnen eigentümlichen Namen ganz klar von den ausländischen Nationen unterschieden, wie auch von den einzelnen Staaten, welche die Union bilden. Sie werden mit einer unterschiedlichen Bezeichnung gekennzeichnet; und da diese Bezeichnung auf keine der beiden anderen angewendet werden kann, so kann auch die Bezeichnung, welche die beiden anderen unterscheidet, bei fairer Auslegung nicht auf sie angewendet werden. Die Objekte, hinsichtlich derer die Zuständigkeit zur Regelung des Handels ausgeübt werden kann, werden in drei verschiedene Klassen eingeteilt – ausländische Nationen, die verschiedenen Staaten, die Indianerstämme. Bei der Abfassung dieses Artikels hat der Konvent sie als völlig unterschieden betrachtet. Wir können nicht annehmen, daß diese Unterscheidung bei der Formulierung eines nachfolgenden Artikels verlorengegangen ist, es sei denn, sein Wortlaut enthielte irgendetwas, was eine solche Vermutung erlaubt. Der Anwalt für die Kläger hat behauptet, daß die Worte "Indianerstämme" in dem Artikel, welcher den Kongreß zur Regelung des Handels bevollmächtigt, zu dem Zweck eingeführt wurden, um jene Zweifel zu beseitigen, die sich für die Handhabung der Indianerangelegenheiten aus dem Wortlaut des neunten Artikels der Konföderationsakte ergeben hatten. Indem sie beabsichtigte, die gesamte Handhabung dieser Angelegenheit der erneut zu bildenden Regierung zu
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übertragen, hat der Konvent diese ausdrücklich zugewiesen; hat jene Qualifikationen, welche die Ausübung derselben, wie sie durch die Konföderationsakte gewährt war, erschwert haben, ausgelassen. Dies kann man zugeben, ohne die vorher vorgetragene Auslegung zu schwächen. Wären die Indianerstämme ausländische Nationen vom Standpunkt des Konvents aus gewesen, so hätte die ausschließliche Zuständigkeit, die Beziehung mit ihnen zu regeln, in einem diese Idee anzeigenden Wortlaut gegeben werden können und wäre wahrscheinlich auch besonders so gegeben worden, nicht aber in einem Wortlaut, der sie von ausländischen Nationen unterscheidet. Der Kongreß hätte ermächtigt werden können, "den Handel mit ausländischen Nationen, einschließlich der Indianerstämme, und unter den verschiedenen Staaten zu regeln". Diese Sprache hätte sich Staatsmännern, welche die Indianerstämme als ausländische Nationen ansahen und sie doch besonders erwähnen wollten, angeboten. Es ist auch gesagt worden, daß die gleichen Worte nicht notwendigerweise die gleiche Beeutung haben, wenn sie in verschiedenen Teilen desselben Instruments vorkommen; ihre Bedeutung hänge vom Zusammenhang ab. Dies ist zweifellos richtig. In der Alltagssprache haben die gleichen Worte verschiedene Bedeutungen und der besondere Sinn, mit welchem sie in irgendeinem Satz Verwendung finden, muß aus dem Zusammenhang bestimmt werden. Das muß nicht gleicherweise im Hinblick auf Eigennamen zutreffen. "Ausländische Nationen" ist ein allgemeiner Terminus, dessen Anwendung auf Indianerstämme, wo er in der amerikanischen Verfassung verwendet wird, zumindestens äußerst fragwürdig ist. In einem Artikel, in welchem eine bestimmte Zuständigkeit übertragen wird, welche in Hinsicht auf ausländische Nationen im allgemeinen und auf Indianerstämme im besonderen auszuüben ist, werden sie in getrennter Weise erwähnt, in Termini, welche sie gar voneinander unterscheiden. Wir entnehmen daraus unzweideutig, daß die Verfassung in diesem Artikel Indianerstämme nicht unter dem allgemeinen Terminus "ausländische Nationen" begreift; nicht – wie wir annehmen – weil ein Stamm nicht eine Nation sein kann, sondern weil ihr Verhältnis zu den Vereinigten Staaten nicht ausländisch ist. Wenn danach der Terminus "ausländischer Staat" eingeführt wird, können wir der verfassungsgebenden Versammlung nicht die Absicht unterstellen, seine frühere Bedeutung aufzugeben und Indianerstämme mitzuumfassen, es sei denn, der Zusammenhang würde uns diese Auslegung aufzwingen. Wir finden aber nichts im Zusammenhang, und nichts im Gegenstand des Artikels, was dazu führt. Das Gericht hat dieser Frage seine größte Aufmerksamkeit zugewendet und ist nach reiflicher Überlegung mehrheitlich der Auffassung, daß ein Indianerstamm oder eine Indianer-Nation innerhalb der Vereinigten Staaten nicht ein
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ausländischer Staat im Sinne der Verfassung ist und keine Klage bei den Gerichten der Vereinigten Staaten einbringen kann. Gegen die Zuständigkeit des Gerichts gibt es noch einen schwerwiegenden zusätzlichen Einwand. Ist die Materie des Antrages ein zulässiger Gegenstand für eine gerichtliche Untersuchung und Entscheidung? Er sucht einen Staat von der gewaltsamen Ausübung seiner legislativen Macht über ein angrenzendes Volk, das seine Unabhängigkeit behauptet, abzuhalten; ein Recht, welches der Staat verneint. In verschiedene im Antrag angeführte Materien, zum Beispiel, in die Gesetze, die die Ausübung der üblichen Gewalt der Selbstregierung in ihrem eigenen Land durch die Cherokee-Nation kriminalisiert, kann dieses Gericht nicht eingreifen; zumindest nicht in jener Form, in der diese Angelegenheiten hier vorgetragen wurden. Jener Teil des Antrags, welcher das von den Indianern bewohnte Land betrifft und die Hilfe dieses Gerichtes zum Schutz ihres Besitzes anruft, mag in diesem Punkte zweifelhafter sein. Die reine Rechtsfrage könnte vielleicht von diesem Gerichte entschieden werden, aber nur in einem gehörigen Fall, mit gehörigen Parteien. Vom Gericht ist aber mehr verlangt, als bloß über den Besitztitel zu entscheiden. Der Antrag verlangt von uns, die Gesetzgebung von Georgia zu kontrollieren und die Ausübung seiner physischen Macht zu beschränken. Die Gehörigkeit eines solchen Eingreifens seitens des Gerichts mag wohl in Zweifel gezogen werden; es riecht zu sehr nach der Ausübung politischer Macht, um innerhalb des gehörigen Bereichs der richterlichen Gewalt zu liegen. Aber die Begründung, die auf die Parteien abstellt, macht es unnotwendig, diese Frage zu entscheiden. Wenn es wahr ist, daß die Cherokee-Nation Rechte hat, dann ist dieses Tribunal nicht jenes, vor dem diese Rechte behauptet werden müssen. Wenn es wahr ist, daß bereits Rechtsverletzungen begangen worden sind und daß man noch größere befürchten muß, dann ist dies nicht das Tribunal, welches für die Wiedergutmachung in der Vergangenheit erlittener Schäden oder für die Hintanhaltung solcher in der Zukunft sorgen kann. Der Antrag auf ein richterliches Verbot wird abgelehnt. Engl. in: 5 Peters 1, 1831; dt.: Eigene Übersetzung.
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66. William Lloyd Garrison, Leitartikel der ersten Nummer der Zeitschrift "The Liberator", 1. Januar 1831 "The Liberator" Vol. I., No. 1. "Wenn die, welche die Peitsche verdienen, sie spüren und zusammenzucken, kann ich versichert sein, die richtigen Personen am richtigen Ort zu treffen." Mit diesem Ausspruch verteidigte William L. Garrison, der 30 Jahre lang den Kreuzzug der Abolitionisten dominierte, der schließlich im XIII. Amendment zur amerikanischen Verfassung, das 1865 angenommen wurde, endete, die harte Ausdrucksweise seinen Gegnern gegenüber. Nachdem Garrison 1829 den Abolitionisten-Pionier Benjamin Lundy in Baltimore getroffen hatte, wurde er Mitherausgeber des "Genius of Universal Emancipation" und war auch kurze Zeit im Gefängnis, weil er einen Kaufmann aus Newburyport, der im Küstensklavereihandel tätig war, öffentlich beschimpft hatte. Dieser Kampf um die Abschaffung der Sklaverei wurde schließlich durch das XIII. Amendment erfolgreich beendet. Nachdem Garrison im Juni 1830 entlassen worden war, kehrte er nach Boston zurück und gründete mit Hilfe des jungen Anwalts Samuel E. Sewall "The Liberator", die Amerikas kompromißloseste AntiSklaverei Zeitschrift werden sollte. Er mißbilligte die Sklaverei als nationale Sünde, forderte die Emanzipation der Sklaven zum frühest möglichen Zeitpunkt und schlug Schemata für die "Resozialisierung" der Freigelassenen in die amerikanische Gesellschaft vor. Durch den Liberator, der sowohl in England als auch in Amerika Verbreitung fand, erwarb sich Garrison bald den Ruf des radikalsten der amerikanischen Sklavereigegner. Garrison war ebenfalls Gründer der "American Anti-Slavery Society" (1833) und deren Präsident von 1843–1865. Er war ein ergebener Anhänger Lincolns und begrüßte die Emanzipationsproklamation 1863 als die Erfüllung all seiner Hoffnungen. Im Dezember 1865 eschien die letzte Ausgabe des "Liberator", in der er bekannt gab: "Meine Berufung als Abolitionist ist beendet." Der nachstehende Auszug ist wohl am bekanntesten und der ersten Ausgabe des "Liberator" entnommen. In dieser Textstelle ist die Direktheit und Radikalität Garrisons als Herausgeber noch heute mit unverminderter Schärfe spürbar. * * * Im Monat August veröffentlichte ich Vorschläge zur Herausgabe des "Liberator" in der Stadt Washington; aber obwohl das Unternehmen in verschiedenen Teilen des Landes Beifall fand, wurde es durch das Desinteresse der Öffentlich-
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keit gelähmt. Seither hat die Verlegung des "Genius of Universal Emancipation" an den Sitz unserer Regierung die Gründung einer ähnlichen Zeitschrift in dieser Gegend weniger dringlich gemacht. Auf der Reise, die ich kürzlich zu dem Zweck unternahm, durch eine Reihe von Vorträgen über das Thema der Sklaverei die Gemüter aufzurütteln, fand ich an jedem Ort, den ich besuchte, neue Beweise dafür, daß in den freien Staaten – und insbesondere in Neuengland – ein größerer Umschwung der öffentlichen Meinung zu erreichen ist als im Süden. Ich stellte fest, daß hier die Verachtung bitterer, der Widerstand lebhafter, die Verleumdung unbarmherziger, die Vorurteile hartnäckiger und die Gleichgültigkeit eisiger waren als bei den Sklavenhaltern selbst. Natürlich gab es einzelne Ausnahmen. Diese Lage der Dinge bedrückte mich, aber sie entmutigte mich nicht. Ich beschloß, auf jede Gefahr hin das Banner der Emanzipation vor den Augen der Nation aufzurichten, in Sichtweite von Bunker Hill und am Geburtsort der Freiheit. Dieses Banner ist nun entrollt; und möge es lange wehen, unberührt von der Zerstörung durch die Zeit und den Geschossen eines zu allem entschlossenen Feindes – ja, bis jede Kette zerbrochen und jeder Leibeigene befreit ist! Mögen die Unterdrücker im Süden zittern – mögen ihre heimlichen Helfershelfer zittern – mögen ihr Apologeten im Norden zittern – mögen alle Feinde der verfolgten Schwarzen zittern. Ich halte den Abdruck meiner ursprünglichen Ankündigung für unnötig, da sie bereits weite Verbreitung gefunden hat. Den darin vertretenen Grundsätzen wird diese Zeitschrift unbeirrbar folgen, nur werde ich niemals die Position eines politischen Parteigängers irgendeines Mannes beziehen. Bei der Verteidigung der großen Sache der Menschenrechte möchte ich die Unterstützung aller Religionen und aller Parteien erlangen. Indem ich der "selbstverständlichen Wahrheit" zustimme, wie sie in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung vertreten wird, "daß alle Menschen gleich geschaffen sind, daß sie von ihrem Schöpfer mit bestimmten unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind, zu denen das Leben, die Freiheit und das Streben nach Glück gehören", werde ich unermüdlich für die sofortige Befreiung unserer Sklavenbevölkerung kämpfen. In einer Rede über die Sklaverei, die ich am 4. Juli 1829 in der Park-Street-Kirche hielt, habe ich unbedacht der populären, aber schädlichen Lehre von der allmählichen Abschaffung der Sklaverei zugestimmt. Ich nutze diese Gelegenheit zu einem vollständigen und unzweideutigen Widerruf und bitte hiermit öffentlich meinen Gott, mein Land und meine Brüder, die armen Sklaven, um Vergebung dafür, daß ich eine so kleinmütige, ungerechte und absurde Meinung ausgesprochen habe. Ein ähnlicher Widerruf
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aus meiner Feder wurde im September 1829 in Baltimore im "Genius of Universal Emancipation" veröffentlicht. Mein Gewissen ist nun beruhigt. Ich weiß, daß viele die Schärfe meiner Sprache mißbilligen; aber gibt es nicht Grund genug für diese Schärfe? Ich will so hart sein wie die Wahrheit und so kompromißlos wie die Gerechtigkeit. Über dieses Thema will ich nicht gemäßigt denken oder reden oder schreiben. Nein! Nein! Sagt einem Mann, dessen Haus brennt, er solle gemäßigt Alarm schlagen; sagt ihm, er solle sein Weib gemäßigt aus den Händen ihres Schänders befreien; sagt der Mutter, sie solle ihren Säugling allmählich aus dem Feuer herausziehen, in das er gefallen ist – aber drängt mich nicht, Mäßigung zu üben in einer Sache wie dieser. Ich meine es ernst – ich werde nicht doppelzüngig reden – ich werde keine Ausflüchte machen – ich werde keinen Zoll zurückweichen – UND ICH WERDE GEHÖRT WERDEN. Die Gleichgültigkeit der Menschen reicht hin, um jede Statue von ihrem Sokkel springen zu lassen und die Wiederauferstehung der Toten zu beschleunigen. Es wird behauptet, daß ich durch die Grobheit meiner Angriffe und die Voreiligkeit meiner Maßnahmen die Sache der Befreiung behindere. Diese Beschuldigung ist unwahr. In dieser Frage macht sich mein Einfluß – bescheiden, wie er ist – gegenwärtig in erheblichem Maße bemerkbar und wird sich in den kommenden Jahren weiter bemerkbar machen, und zwar nicht zum Schaden, sondern zum Guten – nicht als ein Fluch, sondern als ein Segen; und die Nachwelt wird bezeugen, daß ich recht hatte. Es drängt mich, Gott dafür zu danken, daß Er mich befähigt, "die Furcht vor Menschen, die zu Fall bringt", geringzuachten und Seine Wahrheit in ihrer Einfachheit und Kraft auszusprechen. … Engl. in: Robert Birley (ed.), Speeches and Documents in American History, Vol. I (1818–1865), (Oxford) London, 1944, 81 ff.; dt. aus: Eberhard Brüning, Anspruch und Wirklichkeit. Zweihundert Jahre Kampf um Demokratie in den USA, Dokumente und Aussagen, Berlin, 1976, 114 ff.
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67. Die Verfassung der amerikanischen Anti-Sklaverei Gesellschaft, 4. Dezember 1833 The American Anti-Slavery Society: Constitution Um 1819 hatte die Union einen Bestand von 22 Staaten erreicht, in elf davon war die Sklaverei verboten, in den anderen erlaubt. Als sich Missouri als sklavenhaltender Staat um die Aufnahme in die Union bewarb, brach ein heftiger Streit im Repräsentantenhaus aus. Dieser konnte schließlich durch die Aufnahme von Maine als eigenständigem, nicht sklavenhaltendem Staat in die Union und die Bestimmung, daß alle in Zukunft auf dem Gebiet des "Louisiana Purchase" entstehenden Staaten sklavenfrei sein sollten, was im Missouri Compromise 1820 festgelegt worden war, geschlichtet werden. Das Problem der Sklavenhaltung war dadurch aber nicht gelöst, sondern lediglich aufgeschoben worden. Mit William Lloyd Garrison (vgl. Dok. 66) als Sprachrohr weitete sich der Kreis der Abolitionisten im Norden, wo ebenfalls Vorurteile gegen Schwarze verbreitet waren, rasch aus, und es wurde ein einseitiges, durchwegs negatives Bild des Südens gezeichnet. Im Süden wiederum meinte man, im industrialisierten Norden ausbeuterische und den Süden unterwerfen wollende Tendenzen zu erkennen, und entwickelte im Gegenzug ein romantisierendes Bild von einer verantwortungsvollen "Master and Slave"-Gesellschaft. Auslösendes Moment für die Gründung der Anti-Slavery Society, die bereits 1838 über mehr als 100 000 Mitglieder verfügen sollte, war letzten Endes die vom britischen Parlament erlassene West Indian Emancipation Bill (1833), durch welche die Sklaverei in England abgeschafft worden war. Obwohl es auch im Norden einigen Widerstand gegen die Gründung solcher Organisationen gab und die Abolitionisten zum Teil als Störenfriede empfunden worden waren, konnte Garrison eine Delegiertenversammlung nach Philadelphia am 4. Dezember 1833 einberufen, wo folgende Grundsätze beschlossen wurden. * * * Da der allerhöchste Gott "alle Nationen der Menschen aus einem Blut gemacht hat, damit sie auf dem ganzen Angesicht der Erde wohnen", und ihnen befohlen hat, ihre Nächsten wie sich selbst zu lieben; und da unsere nationale Existenz auf dieses Prinzip gegründet ist, wie es in der Unabhängigkeitserklärung anerkannt wird, "daß alle Menschen gleich geboren sind, und daß sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt sind, zu welchen Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören"; und da nach dem Ver-
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streichen von fast 60 Jahren, seitdem der Glaube und die Ehre des amerikanischen Volkes in diesem Bekenntnis vor Gott dem Allmächtigen und der Welt verkündet worden ist, fast ein Sechstel der Nation von seinen Mitbürgern in Banden der Knechtschaft gehalten wird; und da Sklaverei gegen die Grundsätze der natürlichen Gerechtigkeit, unserer republikanischen Staatsform, und der christlichen Religion ist, und dem Gedeihen unseres Staates schadet, während sie den Frieden, die Union, und die Freiheiten des Staates gefährdet; und da wir glauben, daß es die Pflicht und das Interesse der Herren ist, ihre Sklaven sofort zu emanzipieren (freizusetzen) und daß kein Ausbürgerungsplan, beruhe er auf Freiwilligkeit oder auf Zwang, dieses große und sich steigernde Übel beseitigen kann, da wir glauben, daß es praktikabel ist, durch Appelle an die Gewissen, die Herzen und die Interessen des Volkes in der ganzen Nation ein politisches Gefühl zu wecken, welches gegen die Fortsetzung der Sklaverei in irgendeinem Teil der Republik ist, und um durch die rasche Abschaffung der Sklaverei eine allgemeine Erschütterung zu verhindern; und da wir glauben, daß wird es den Unterdrückten, unseren Mitbürgern, welche Sklave halten, unserem ganzen Land, der Nachwelt und Gott schuldig sind, alles zu tun, was rechtmäßig ist und in unserer Macht steht, um die Auslöschung der Sklaverei herbeizuführen, kommen wir hiemit, indem wir mit Gebeten auf die göttliche Hilfe vertrauen, überein, gemeinsam eine Gesellschaft zu bilden, welche von der folgenden Verfassung gelenkt werden soll: Art. I. – Diese Gesellschaft soll AMERIKANISCHE ANTI-SKLAVEREI GESELLSCHAFT genannt werden. ART. II. – Ziel dieser Gesellschaft ist die völlige Abschaffung der Sklaverei in den Vereinigten Staaten. Wenngleich sie zugibt, daß jeder Staat, in dem die Sklaverei existiert, nach der Verfassung der Vereinigten Staaten das ausschließliche Recht hat, mit Hinsicht auf ihre Abschaffung im genannten Staate Gesetze zu erlassen, zielt sie darauf ab, alle unsere Mitbürger durch Argumente, welche an ihren Verstand und ihr Gewissen gerichtet sind, zu überzeugen, daß das Halten von Sklaven in der Sicht Gottes ein schändliches Verbrechen ist, und daß die Pflicht, Sicherheit und das größte Interesse aller Betroffenen seine sofortige Aufgabe, und zwar ohne Ausbürgerung, verlangen. Die Gesellschaft wird daher danach streben, den Kongreß in einer der Verfassung entsprechenden Weise dahingehend zu beeinflussen, daß er dem inerstaatlichen Sklavenhandel ein Ende setzt und die Sklaverei in allen jenen Teilen unseres gemeinsamen Landes abschafft, welche seiner Kontrolle unterliegen, vor allem im District of Columbia – und gleicherweise, die Ausdehnung der Sklaverei auf irgendeinen Staat, der hinkünftig zur Union zugelassen werden sollte, zu verhindern.
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Art. III. – Diese Gesellschaft zielt auf die Hebung des Charakters und der Bedingungen des farbigen Volkes durch die Ermutigung ihrer intellektuellen, moralischen und religiösen Veredelung und durch Beseitigung des öffentlichen Vorurteils, damit die Angehörigen dieses Volkes dergestalt entsprechend ihrem intellektuellen und moralischen Wert auf gleicher Stufe wie die Weißen einen Anteil an den bürgerlichen und religiösen Privilegien haben; aber diese Gesellschaft wird niemals in irgendeiner Weise die Unterdrückten darin unterstützen, ihre Rechte mit Hilfe physischer Gewalt zu fordern. Art. IV. – Jede Person, welche den Grundsätzen dieser Verfassung zustimmt, welche zu den Mitteln dieser Gesellschaft beiträgt, und kein Sklavenhalter ist, kann Mitglied dieser Gesellschaft werden und hat bei ihren Zusammenkünften Stimmrecht … Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 150), 278 f.; dt.: Eigene Übersetzung.
68. Alexis de Tocqueville, Über die Demokratie in Amerika (1835–1840) De la démocratie en Amerique Der junge Alexis de Tocqueville wählte, begeistert von der amerikanischen Demokratie, das Studium des amerikanischen Gefängniswesens als Vorwand für eine einjährige Amerikareise, um drei Jahre nach seiner Rückkehr, also 1835 den ersten Band "De la Démocratie en Amérique" zu veröffentlichen. Der liberale französische Politiker und Schriftsteller studierte die Massendemokratie im Zeitalter der Präsidentschaft des Andrew Jackson und analysierte sie, von der Warte eines religiösen Freiheitsbegriffes aus, in aristotelischer Manier. Seine Bedeutung früh erkennend, sagte Wilhelm Dilthey: "Er ist der Analytiker unter den geschichtlichen Forschern seiner Zeit und zwar unter allen Analytikern der politischen Welt der größte seit Aristoteles und Machiavelli." 1840 brachte Tocqueville den zweiten Band zu diesem Werk heraus und starb bereits 1859 vierundfünfzigjährig. Was bleibt, sind seine prophetischen Visionen über den Siegeszug der Demokratie, die sich in unserem Jahrhundert
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so eindrucksvoll erfüllt haben. Der nachstehende Auszug ist aus dem ersten Buch entnommen und behandelt die Stellung der Juristen in der Demokratie. * * * Der Juristengeist als Gegengewicht der Demokratie Besucht man die Amerikaner und studiert man ihre Gesetze, so wird einem deutlich, daß das Ansehen, das sie den Juristen gewährt, und der Einfluß auf die Regierung, den sie ihnen eingeräumt haben, heute das mächtigste Bollwerk gegen die Ausschreitungen der Demokratie darstellen. Das scheint mir auf einer allgemeinen Ursache zu beruhen, die zu ermitteln von Nutzen ist, da sie sich auch anderswo einstellen kann. Die Juristen sind in Europa seit fünfhundert Jahren in alle staatlichen Bewegungen verwickelt gewesen. Bald haben sie den politischen Mächten als Werkzeuge gedient, bald benutzten sie selbst die politischen Mächte als Werkzeuge. Im Mittelalter haben die Juristen in erstaunlichem Maße zur Erweiterung der königlichen Macht beigetragen; seitdem haben sie sich außerordentlich angestrengt, eben diese Macht wieder einzuschränken. In England haben sie sich eng mit der Aristokratie verbunden, in Frankreich sich als ihre gefährlichsten Gegner erwiesen. Geben nun die Juristen lediglich plötzlichen und vorübergehenden Anwandlungen nach, oder gehorchen sie, je nach den Umständen mehr oder weniger, Trieben, die zu ihrem Wesen gehören und sich immer wieder einstellen? Ich möchte diese Frage klären; denn vielleicht sind die Juristen berufen, die erste Rolle in der politischen Gesamtordnung zu spielen, die zur Entstehung drängt. Wer sich dem Spezialstudium der Gesetze widmet, gewinnt bei dieser Arbeit die Gewöhnung an die Ordnung, einen gewissen Sinn für Formen, eine Art instinktiver Liebe zur regelmäßigen Verknüpfung der Gedanken, die ihn ganz natürlich zum Gegner der revolutionären Geisteshaltung und der unüberlegten Leidenschaften der Demokratie machen. Die Spezialkenntnisse, die die Juristen durch das Gesetzesstudium gewinnen, sichern ihnen eine besondere Stellung im Staate; sie bilden unter den geistigen Berufen eine Art privilegierter Klasse. Jeden Tag begegnen sie bei der Ausübung ihres Berufes dieser Vorstellung von ihrer Überlegenheit; sie sind die Meister einer unentbehrlichen Wissenschaft, deren Kenntnis nicht weit verbreitet ist; sie dienen unter den Bürgern als Schiedsrichter, und die Gewohnheit, die blinden Leidenschaften der Parteien auf ein Ziel hinzuführen, löst in ihnen eine gewisse Verachtung für das Urteil der Menge aus. Dazu kommt, daß die Juristen eine Körperschaft bilden. Nicht, daß sie sich untereinander einig sind und miteinan-
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der auf das gleiche Ziel arbeiten; aber die Gemeinsamkeit der Studien und die Einheit der Methoden verbindet sie einander geistig ebenso, wie ein gemeinsames Interesse ihren Willen verbinden könnte. Daher finden wir im tiefsten Innern der Juristen einen guten Teil aristokratischer Neigungen und Gewohnheiten. Wie die Aristokratie haben sie einen instinktiven Hang zur Ordnung, eine wesensmäßige bedingte Liebe für die Formen; sie teilen mit ihr ferner die Abneigung gegen das Treiben der Menge und verachten im stillen die Volksregierung. Ich will nicht behaupten, diese natürlichen Neigungen der Juristen seien stark genug, um sie unwiderstehlich in ihre Fesseln zu schlagen. Bei den Juristen dominiert, wie bei allen Menschen, das Einzelinteresse und besonders das Interesse des Augenblicks. Es gibt Staaten, in denen die Juristen in der politischen Welt nicht die Stellung einnehmen können, die ihrer Stellung im privaten Leben entspricht; man kann sicher sein, daß die Juristen in einem so aufgebauten Staat sehr rührige Wegbereiter der Revolution sein werden. Aber wir müssen herausfinden, ob, was sie dann zur Zerstörung oder Umwälzung treibt, bei ihnen auf wesensmäßiger Anlage oder auf einem äußeren Zusammentreffen beruht. Es ist richtig, die Juristen haben ungewöhnlich dazu beigetragen, die französische Monarchie im Jahre 1789 zu stürzen. Bleibt nur herauszufinden, ob sie so gehandelt haben, weil sie die Gesetze studiert hatten, oder deshalb, weil sie sich an der Gesetzgebung nicht beteiligen konnten. Vor fünfhundert Jahren stellte sich die englische Aristokratie an die Spitze des Volkes und sprach in seinem Namen; heute stützt sie den Thron und tritt als Verteidiger des königlichen Ansehens auf. Dennoch hat die Aristokratie Triebe und Neigungen, die ihr eigentümlich sind. Man muß sich auch sehr davor hüten, einzelne Glieder einer Körperschaft für die Körperschaft selbst zu halten. In allen freien Regierungen, welcher Form auch immer, wird man in den ersten Reihen sämtlicher Parteien Juristen finden. Diese Beobachtung gilt auch für die Aristokratie. Fast alle demokratischen Bewegungen, die die Welt erschüttert haben, sind von den Adligen geleitet worden. Eine Elitegruppe kann niemals jeden Ehrgeiz befriedigen, den sie in sich schließt; es gibt da immer mehr Talente und Leidenschaften als Stellen, und man trifft stets eine große Zahl von Menschen, die, weil sie sich mittels der Vorrechte
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der Körperschaft nicht schnell genug an die Spitze arbeiten können, es dadurch versuchen, daß sie diese Vorrechte angreifen. Ich behaupte also durchaus nicht, daß eine Zeit kommt, da alle Juristen, noch daß in allen Zeiten die meisten Juristen sich notwendig als Freunde der Ordnung und als Gegner der Veränderung erweisen werden. Ich sage lediglich, daß in einem Staat, in dem die Juristen unangefochten die gehobene Stellung einnehmen, die ihnen von Natur zukommt, ihre Geisteshaltung höchst konservativ sein und sich als antidemokratisch ausweisen wird. Immer wenn die Aristokratie ihre Reihen den Juristen verschließt, findet sie in ihnen um so gefährlichere Gegner, als die Juristen, ihnen an Reichtum und Macht unterlegen, durch ihre Arbeit von ihnen unabhängig sind und sich ihnen durch ihre Bildung ebenbürtig wissen. Jedesmal dagegen, wenn die Adligen bereit waren, die Juristen an einem ihrer Vorrechte teilnehmen zu lassen, haben diese beiden Klassen sich leicht zusammentun können und sozusagen eine Familie gebildet. Entsprechend neige ich zu der Annahme, daß es für einen König immer leicht sein wird, in den Juristen die brauchbarsten Werkzeuge seiner Macht zu finden. Es besteht eine viel größere natürliche Verwandtschaft zwischen den Juristen und der vollziehenden Gewalt als zwischen ihnen und dem Volke, obgleich die Juristen die vollziehende Gewalt oft stürzen wollten; wie entsprechend zwischen Adel und König eine größere natürliche Verwandtschaft besteht als zwischen Adel und Volk, obgleich die oberen Klassen der Gesellschaft sich oft mit den anderen zum Kampf gegen die königliche Gewalt verbunden haben. Mehr als alles andere lieben die Juristen das Leben in der Ordnung; die größte Gewähr für die Ordnung bietet aber die Autorität. Im übrigen darf man nicht vergessen, daß die Juristen, wenn sie sich auch für die Freiheit entschieden haben, doch die Gesetzlichkeit noch weit höher stellen; sie fürchten weniger die Tyrannei als die Willkür, und wenn nur der Gesetzgeber selbst den Menschen ihre Unabhängigkeit nimmt, sind sie es eigentlich fast zufrieden. Ich würde es daher für einen großen Fehler halten, wenn der Fürst, angesichts der heraufziehenden Demokratie, die richterliche Gewalt in seinen Staaten zu zerschlagen und den politischen Einfluß der Juristen zu schmälern versuchte. Er würde die Substanz der Autorität auflösen, um deren Schatten dagegen einzutauschen.
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Ich hege keinen Zweifel, daß es für ihn viel vorteilhafter wäre, die Juristen in die Regierung aufzunehmen. Hat er ihnen den Despotismus in der Form der Gewalt anvertraut, so findet er ihn vielleicht in ihren Händen mit den Zügen der Gerechtigkeit und des Gesetzes wieder. Die demokratische Regierung begünstigt die politische Macht der Juristen. Wenn der Reiche, der Adlige und der Fürst von der Regierung ausgeschlossen sind, dann gelangen die Juristen an die Regierung, und sozusagen mit vollem Recht; denn sie sind dann die einzigen gebildeten und geschickten Männer, die das Volk außerhalb seiner selbst wählen kann. Stehen die Juristen von Natur durch ihre Neigungen der Aristokratie und dem Fürsten nahe, so durch ihre Interessen dem Volke. Die Juristen lieben daher die demokratische Regierung, ohne deren Neigungen zu teilen und Schwächen nachzuahmen; aus diesem doppelten Grund herrschen die Juristen über und durch die Demokratie. In der Demokratie mißtraut das Volk den Juristen nicht, da es weiß, daß die Juristen in ihrem Interesse seiner Sache dienen; es hört sie in Ruhe an, da es bei ihnen keine Hintergedanken wittert. Und wirklich wollen die Juristen gar nicht die Regierung stürzen, die sich die Demokratie gegeben hat, sie bemühen sich nur unaufhörlich, sie in eine Richtung und durch Mittel zu lenken, die ihr fremd sind. Durch sein Interesse und seine Geburt gehört der Jurist zum Volke, durch seine Gewohnheiten und Neigungen zur Aristokratie; der Jurist ist etwas wie die natürliche Verbindung zwischen diesen beiden, wie der Ring, der sie zusammenschließt. Die Juristenschaft stellt das einzige aristokratische Element dar, das sich den natürlichen Elementen der Demokratie mühelos, glücklich und dauerhaft verbinden kann. Ich sehe die Fehler, die dem Juristengeist anhaften, durchaus, dennoch bezweifle ich, daß die Demokratie ohne diese Verbindung von juristischer und demokratischer Geisteshaltung die Gesellschaft lange beherrschen kann, und ich vermag nicht zu glauben, eine Republik könne heutzutage hoffen, am Leben zu bleiben, wenn der Einfluß der Juristen im Staat nicht stets proportional zu der Macht des Volkes wächst. Dieser aristokratische Zug, den ich in der juristischen Geisteshaltung wahrnehme, ist in den Vereinigten Staaten und in England noch sehr viel stärker ausgeprägt als in irgendeinem anderen Land. Das beruht nicht allein auf der Art, wie die englischen und amerikanischen Juristen die Gesetze studieren, sondern
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auf dem Wesen der Gesetzgebung und auf der Stellung, die ihre Ausleger bei diesen beiden Völkern einnehmen. Die Engländer und Amerikaner haben das Präzedenzrecht beibehalten, das heißt sie schöpfen weiter die rechtlichen Ansichten, die sie zu vertreten, und die Entscheidungen, die sie zu fällen haben, aus den Ansichten und Entscheidungen ihrer Vorfahren. Bei einem amerikanischen oder englischen Juristen verbindet sich daher mit dem Sinn und der Achtung für das Alte fast immer die Liebe für das, was normgemäß und gerecht ist. Das hat noch eine andere Wirkung auf die Geisteshaltung der Juristen und dadurch auf die Entwicklung der Gesellschaft. Der englische oder amerikanische Jurist untersucht, was man getan hat, der französische Jurist, was man hätte tun sollen; der eine sucht frühere Entscheidungen, der andere Vernunftgründe. Wenn man einem englischen oder amerikanischen Juristen zuhört, ist man überrascht, wie häufig er fremde Ansichten zitiert und wie wenig er von seiner eigenen spricht; in Frankreich ist das genau umgekehrt. Es gibt keinen noch so kleinen Fall, den der französische Anwalt übernimmt, ohne ein ihm eigenes Begriffssystem einzuführen, und er wird die letzten Grundlagen des Rechts erörtern, um das Gericht dahin zu bringen, die Grenze der gerade streitigen Erbschaft um ein weniges zu erweitern. Diese gewisse Selbstverleugnung, die der englische und amerikanische Jurist für seinen eigenen Verstand aufbringt, um sich auf den Verstand seiner Vorfahren zu beziehen, diese gewisse Knechtschaft, in der er sein Denken zu halten gezwungen ist, muß dem Juristengeist in England und Amerika zurückhaltendere Gewohnheiten geben und ihn stetigere Neigungen entwickeln lassen als in Frankreich. Unsere geschriebenen Gesetze sind zwar oft schwer zu verstehen, aber jeder kann sie lesen; es gibt dagegen nichts, was für das Volk unverständlicher und schwerer zugänglich ist als ein Recht, das auf Präzedenzfällen aufbaut. Dieser Bedarf an Juristen in England und Amerika, diese hohe Vorstellung von ihrer Einsicht trennen sie mehr und mehr vom Volke und lassen sie schließlich zu einer besonderen Klasse werden. Der französische Jurist ist nur ein Gelehrter; der englische oder amerikanische Jurist gleicht dagegen gewissermaßen den Priestern Ägyptens; wie diese ist er der einzige Deuter einer Geheimwissenschaft.
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Die Stellung der Juristen in England und Amerika übt einen nicht weniger großen Einfluß auf ihre Gewohnheiten und Ansichten aus. Die englische Aristokratie, die dafür Sorge getragen hat, alles was von Natur eine Ähnlichkeit mit ihr aufwies, in ihren Kreis zu ziehen, hat den Juristen in großem Maße Ansehen und Macht verliehen. In der englischen Gesellschaft gehören die Juristen nicht zur obersten Schicht, aber sie sind mit dem Rang, den sie einnehmen, zufrieden. Sie stellen gewissermaßen die jüngere Linie der englischen Aristokratie dar, und sie lieben die Älteren, ohne alle ihre Vorrechte zu teilen. Daher verbinden die englischen Juristen mit den aristokratischen Interessen ihres Berufes die aristokratischen Vorstellungen und Neigungen der Gesellschaft, in der sie leben. In England kann man daher auch den Juristentyp, den ich zu zeichnen versuche, besonders klar erkennen: der englische Jurist achtet die Gesetze weniger weil sie gut, als weil sie alt sind; und wenn er sich gezwungen sieht, sie in irgendeinem Punkt zu ändern, um sie den Veränderungen anzupassen, die die Zeit für die Gesellschaften mit sich bringt, greift er auf die unglaublichsten Spitzfindigkeiten zurück, um sich einzureden, wenn er dem Werk seiner Vorfahren etwas hinzufüge, entwickle er ihre Gedanken nur fort und ergänze ihre Arbeit. Man hoffe nicht, ihm klarzumachen, daß er ein Neuerer ist; er wird jeden Unsinn mitmachen, ehe er sich eines so schweren Verbrechens schuldig bekennt. In England ist jene Auffassung vom Recht entstanden, die dem Wesen der Dinge gleichgültig gegenüberzustehen scheint, um nur auf den Buchstaben zu achten, jene Vorstellung, die mehr als das Gesetz ein Ausfluß der Vernunft und der Menschlichkeit ist. Die englische Gesetzgebung ist wie ein alter Baum, auf den die Juristen ständig die fremdartigsten Schößlinge gepfropft haben, in der Hoffnung, sie werden, wenn sie auch andere Früchte tragen, doch wenigstens ihr Laub mit dem ehrwürdigen Stamm verbinden, der sie nährt. In Amerika gibt es keine Adligen, keine Literaten, und den Reichen mißtraut das Volk. So stellen die Juristen die überlegene politische Klasse und den intellektuellen Teil der Gesellschaft dar. Daher könnten sie durch eine Neuerung nur verlieren: noch ein konservatives Interesse mehr neben ihrem natürlichen Sinn für die Ordnung. Wenn man mich fragte, wo ich die amerikanische Aristokratie ansetze, würde ich ohne Zögern antworten, jedenfalls nicht bei den Reichen, die durch gar kein gemeinschaftliches Band zusammengeschlossen sind. Die amerikanische Aristokratie ist unter den Anwälten und in den Gerichten zu suchen.
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Je mehr man darüber nachdenkt, was in den Vereinigten Staaten vor sich geht, um so mehr überzeugt man sich davon, daß in diesem Lande die Juristenschaft das mächtigste, ja sozusagen das einzige Gegengewicht gegen die Demokratie ist. Gerade in den Vereinigten Staaten wird man leicht gewahr, wie sehr der Juristengeist durch seine Qualitäten, ja ich sage, sogar durch seine Fehler, geeignet ist, die der Volksregierung anhaftenden Mängel zu neutralisieren. Läßt sich das amerikanische Volk von seinen Leidenschaften benebeln oder gibt es sich der Verführung seiner Ideen hin, dann legen die Juristen ihm einen fast unmerklichen Zaum an, der es zähmt und zurückhält. Die Juristen setzen seinen demokratischen Instinkten insgeheim ihre aristokratischen Neigungen entgegen. Seiner Neuerungssucht ihre übertriebene Achtung für das Hergebrachte; seiner Maßlosigkeit im Planen ihre bescheidenen Entwürfe; seiner Mißachtung der Norm ihren Sinn für Formen; seiner flammenden Begeisterung ihre Gewohnheit, mit Überlegung vorzugehen. Die Gerichte sind die sichtbarsten Organe, deren sich die Juristenschaft bedient, um auf die Demokratie einzuwirken. Der Richter ist ein Jurist, der unabhängig von seinem Sinn für die Ordnung und die Normen, den er sich bei dem Gesetzesstudium angeeignet hat, auch noch aus seiner Unabsetzbarkeit die Liebe für das Bestehende schöpft. Seine Rechtskenntnisse hätten ihm bereits eine gehobene Position unter seinesgleichen gesichert; nun stellt ihn seine politische Macht vollends in einen besonderen Rang und verschafft ihm die Zuneigung der privilegierten Klassen. Durch das Recht, Gesetze für verfassungswidrig zu erklären, dringt der amerikanische Richter in einem fort in die Tagespolitik ein. [Anm. T.: Siehe das oben über die richterliche Gewalt Gesagte.] Er kann das Volk nicht zwingen, Gesetze zu erlassen, aber er zwingt es wenigstens dazu, von den bestehenden Gesetzen nicht abzuweichen und sich selbst treu zu bleiben. Ich übersehe nicht, daß in den Vereinigten Staaten beim Volk eine geheime Bestrebung im Gange ist, die richterliche Macht einzuschränken; in den meisten Verfassungen der einzelnen Staaten kann die Regierung die Richter auf Antrag beider Kammern absetzen. Manche Verfassungen lassen die Richter wählen und unterwerfen sie häufigen Wiederwahlen. Ich wage vorauszusagen, daß diese Neuerungen früher oder später verderbliche Folgen zeitigen werden und daß man eines Tages bemerken wird, daß die Beschneidung der richterlichen Unab-
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hängigkeit nicht nur die richterliche Gewalt, sondern die demokratische Republik selbst in Frage stellt. Man darf im übrigen nicht meinen, der Juristengeist sei in den Vereinigten Staaten allein auf den Bereich der Gerichte beschränkt; er erstreckt sich weit darüber hinaus. Die Juristen sind, als die einzige gebildete Klasse, der das Volk nicht mißtraut, ganz selbstverständlich dazu berufen, die Mehrzahl der öffentlichen Ämter einzunehmen. Sie bevölkern die gesetzgebenden Körperschaften, sie stehen an der Spitze der Verwaltungen; sie haben mithin einen großen Einfluß auf die Gesetzgebung und die Gesetzesvollziehung. Dennoch sind die Juristen gezwungen, dem Gang der öffentlichen Meinung, der sie mit sich führt, zu folgen; aber es ist leicht, die Zeichen dafür wahrzunehmen, daß sie sich aufführen, als seien sie frei. Die Amerikaner, die doch im öffentlichen Recht viele Neuerungen eingeführt haben, haben im bürgerlichen Recht nur sehr widerstrebend und nur geringfügige Änderungen angebracht, obwohl mehrere Gesetze in scharfem Widerspruch zur Gesellschaftsordnung stehen. Das kommt daher, daß die Mehrheit sich in Fragen des bürgerlichen Rechtes immer auf die Juristen verlassen muß; und die amerikanischen Juristen ändern, wenn sie die Wahl haben, gar nichts. Für einen Franzosen ist es sehr merkwürdig, die Klagen zu hören, die in den Vereinigten Staaten gegen die traditionalistische Geisteshaltung und die Voreingenommenheit der Juristen für alles, was einmal besteht, laut werden. Der Einfluß des Juristengeistes geht aber noch weit über die eben angedeuteten bestimmten Grenzen hinaus. Es gibt in den Vereinigten Staaten nahezu kein politisches Problem, das sich nicht früher oder später als rechtliches Problem stellt. Daher kommt es, daß die Parteien in ihrer Tagespolemik Ideen und Sprache der Justiz zu entlehnen gezwungen sind. Da die meisten Beamten Juristen entweder sind oder doch waren, lassen sie in die Behandlung der Staatsgeschäfte ihre ganz besonderen Gewohnheiten und ihre besondere Gedankenführung einfließen. Die Geschworenenbank gewöhnt schließlich alle Klassen daran. Die Rechtssprache wird so gewissermaßen zur Umgangssprache; der Juristengeist, in den Schulen und den Gerichten entwickelt, dringt langsam über ihre Mauern hinaus; er sickert sozusagen in die gesamte Gesellschaft ein, dringt hinab bis in die untersten Stufen, und das ganze Volk nimmt schließlich einen Teil der richterlichen Gewohnheiten und Neigungen an.
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Die Juristen stellen in den Vereinigten Staaten eine Macht dar, die man wenig fürchtet, kaum bemerkt, die kein eigenes Banner schwingt, sich geschmeidig den Erfordernissen der Zeit anpaßt und sich widerstandslos in alle Bewegungen des Staatskörpers schickt; aber sie umfaßt die gesamte Gesellschaft, sie dringt in alle Klassen ein, aus denen die Gesellschaft besteht, sie arbeitet da insgeheim, wirkt dauernd auf die Gesellschaft, ohne daß die es merkt, und wandelt sie schließlich nach Wunsch um. Franz. in: Alexis de Tocqueville, De la Démocratie en Amérique, Première Edition historico-critiqué revue et argumenteé par Eduardo Nolla, Tome II, Paris, 1990, 205 ff.; dt. aus: J.P. Mayer (Hrsg.), Alexis de Tocqueville. Über die Demokratie in Amerika, Frankfurt, 1956, 104 ff.
69. Die Unabhängigkeitserklärung von Texas, 2. März 1836 Texas Declaration of Independence Die erste große Gebietserweiterung nach dem Kauf von Louisiana war die Annexion von Texas, das am 29. Dezember 1845 als 28. Staat zur amerikanischen Union kam. Ursprünglich war die Grenze zwischen dem spanischen Kolonialgebiet und den USA im sog. Adams-Onís Vertrag aus 1819 festgelegt. Als Mexiko unabhängig wurde, verblieb das Gebiet von Texas, auf das die amerikanische Regierung von Anfang an verzichtet hatte, bei Mexiko. Der Zustrom amerikanischer Siedler riß aber nicht ab, und so nahm der Anteil an Großgrundbesitzern und Viehzüchtern rasch zu. General Antonio Lopez de Santa Anna wurde mit Unterstützung der amerikanischen Siedler, die ihn für einen Demokraten hielten und sich von ihm die so ersehnte lokale Selbstverwaltung erhofften, 1835 Diktator von Mexiko. Dieser aber schaffte zuallererst die mexikanische Verfassung von 1824 ab. Nachdem Santa Anna diese Hoffnungen nicht erfüllte, kam es zum offenen Ausbruch der Revolution. Im Jahr 1836 überschritt eine mexikanische Armee unter der Führung Santa Annas die Grenze zu Texas, und der Unabhängigkeitskrieg begann. Kurz nachdem einige Einheiten der texanischen Freiwilligenarmee die Kleinstadt San Antonio eingenommen hatten und 188 Männer unter der Führung von Colonel William B. Travis zu ihrer Verteidigung zurückgelassen worden waren, überschritt Santa Anna den Rio Grande und marschierte auf San Antonio zu, wo Travis
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sich in der Mission von Alamo verbarrikadierte. Hier fand eine fragwürdige taktische, wohl aber in ihrer Tapferkeit einzigartige militärische Leistung in der Geschichte Amerikas statt. In Alamo wurden 13 Tage lang 4 000 mexikanische Soldaten von dieser kleinen Gruppe abgewehrt. Am 16. März 1836, vier Tage nach der texanischen Unabhängigkeitserklärung der provisorischen Regierung, führte Santa Anna den entscheidenden Angriff auf San Antonio aus und tötete alle noch in der Mission befindlichen Verteidiger, darunter der legendäre David Crockett und Jim Bowie. Am 16. März wurde für Texas eine Verfassung, die der amerikanischen nachgebildet war, fertiggestellt, und mit der Niederlage Santa Annas in San Jacinto am 21. April hatte Texas seine Unabhängigkeit als eigenständige Republik gewonnen. * * * Wenn eine Regierung aufgehört hat, das Leben, die Freiheit und das Eigentum ihres Volkes zu schützen, von welchem seine legitime Macht herrührt und für die Förderung dessen Glücks sie eingerichtet wurde, und wenn sie – weit davon entfernt, eine Garantie für den Genuß dieser unschätzbaren und unveräußerlichen Rechte zu sein – ein Instrument in den Händen übler Herrscher für seine Unterdrückung wird: wenn die Bundes-Republikanische Verfassung in ihrem Land, welche zu unterstützen sie geschworen haben, nicht länger eine substantielle Existenz hat und die gesamte Natur ihrer Regierung ohne ihre Zustimmung gewaltsam von einer beschränkten föderativen Republik, die aus souveränen Staaten zusammengesetzt ist, zu einem verfestigten zentralen militärischen Despotismus, in welchem jedes Interesse mit Ausnahme dessen der Armee und der Priesterschaft mißachtet wird – beide die ewigen Feinde natürlicher Freiheit, die stets bereiten Günstlinge der Macht und die üblichen Instrumente von Tyrannen: Wenn, lange nachdem sich der Geist der Verfassung verflüchtigt hat, jene, welche an der Macht sind, schließlich so weit jede Mäßigung verloren haben, daß selbst der Schein der Freiheit beseitigt ist und selbst die Formen der Verfassung nicht mehr fortbestehen; und wenn, – weit davon entfernt, daß ihre Petitionen und Remonstrationen beachtet werden – die Agenten, welche sie überbringen, in den Kerker geworfen werden; und wenn Söldnerarmeen ausgesandt werden, um ihnen auf der Spitze des Bajonetts eine neue Regierung aufzuzwingen: Wenn infolge solcher Akte der Übeltat und der Abdankung seitens der Regierung die Anarchie vorherrscht und die bürgerliche Gesellschaft sich in ihre ursprüngliche Elemente auflöst. In solch einer Krise verpflichtet das Recht auf Selbsterhaltung – das innewohnende und unveräußerliche Recht des Volkes, erste Grundsätze anzurufen und seine politischen Angelegenheiten in extremen
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Fällen in die eigenen Hände zu nehmen – es als ein Recht sich selbst gegenüber und als eine heilige Verpflichtung für die Nachwelt, eine solche Regierung abzuschaffen und an ihrer statt eine andere zu schaffen, dazu bestimmt, sie von den drohenden Gefahren zu befreien und ihnen für die Zukunft Wohlfahrt und Glück zu sichern. Nationen sind so wie Einzelpersonen für ihre Akte der öffentlichen Meinung der Menschheit verantwortlich. Die Darlegung eines Teiles unserer Beschwerden wird daher einer unparteiischen Welt unterbreitet, zur Rechtfertigung des nunmehr unternommenen, risikoreichen, aber unvermeidlichen Schrittes, unsere politischen Verbindungen mit dem mexikanischen Volke zu lösen und unter den Nationen der Erde eine unabhängige Haltung einzunehmen. Die mexikanische Regierung lud die anglo-amerikanische Bevölkerung von Texas durch ihre Kolonisationsgesetze ein und veranlaßte sie, dessen Wildnis im gelobten Vertrauen auf eine geschriebene Verfassung zu kolonisieren, da sie auch forthin jene verfassungsmäßige Freiheit und republikanische Regierung genießen sollten, an welche sie im Lande ihrer Geburt, den Vereinigten Staaten von Amerika, gewöhnt waren. In dieser Erwartung sind sie grausam enttäuscht worden, insoweit, als die mexikanische Nation sich stillschweigend in die letzten, von General Antonio Lopez de Santa Anna im Regierungswesen gemachten Änderungen gefügt hat, welcher, nachdem er die Verfassung dieses Landes umgewälzt hat, nun die grausame Alternative anbietet, entweder unsere unter so vielen Entbehrungen erworbenen Heimstätten zu verlassen, oder uns der unerträglichsten aller Tyrannei, dem kombinierten Despotismus des Schwertes und der Priesterschaft, zu unterwerfen. Sie hat unsere Wohlfahrt dem Staate von Coahuila geopfert, durch den unsere Interessen durch einen eifersüchtigen und parteilichen Kurs der Gesetzgebung, der an einem weit entfernten Sitz der Regierung durch eine feindliche Mehrheit in einer unbekannten Sprache durchgeführt wurde, ständig unterdrückt worden ist; und dies auch ungeachtet dessen, daß wir in der demütigsten Weise eine Petition für die Errichtung einer eigenen staatlichen Regierung eingereicht und in Übereinstimmung mit den Bestimmungen der nationalen Verfassung im Generalkongreß eine republikanische Verfassung vorgelegt habe, welche ohne jeden gerechtfertigten Grund voll Verachtung zurückgewiesen worden ist. Sie hat einen unserer Bürger lange Zeit hindurch in einem Verlies eingekerkert, aus keinem anderen Grund als wegen seines eifrigen Bemühens, eine Annahme unserer Verfassung und die Errichtung einer staatlichen Regierung zu erreichen.
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Sie hat verabsäumt und abgelehnt, das Recht auf ein Geschworenengericht auf einer festen Grundlage zu sichern, jenen Hort bürgerlicher Freiheit und einzige sichere Garantie für das Leben, die Freiheit und das Vermögen der Bürger. Sie hat verabsäumt, irgendein öffentliches Erziehungssystem einzurichten, obwohl es fast grenzenlose Ressourcen (den öffentlichen Grund) besaß und obwohl es ein Axiom der politischen Wissenschaft ist, daß es – außer ein Volk ist gebildet und aufgeklärt – müßig ist, die Fortdauer bürgerlicher Freiheit oder die Fähigkeit zur Selbstregierung zu erwarten. Sie hat zugelassen, daß die bei uns stationierten militärischen Kommandanten willkürliche Akte der Unterdrückung und Tyrannei ausgeübt haben; dergestalt die heiligsten Rechte der Bürger mit Füßen tretend und das Militär über die zivile Gewalt stellend. Sie hat mit Waffengewalt den Staatskongreß von Coahuila und Texas aufgelöst und unsere Abgeordneten gezwungen, vom Sitz der Regierung zur Rettung ihres Lebens zu flüchten; wodurch wir um das fundamentale politische Recht der Vertretung gebracht worden sind. Sie hat die Auslieferung einer Reihe unserer Bürger verlangt und militärische Einheiten angewiesen, sie zu ergreifen und in das Innere des Staates vor Gericht zu bringen; in Mißachtung der zivilen Macht und den Gesetzen der Verfassung zum Trotz. Sie hat piratenartige Angriffe auf unseren Handel gemacht, indem sie ausländische Desperados bestallt und sie autorisiert hat, unsere Schiffe aufzubringen und das Eigentum unserer Bürger in weit entfernte Häfen zur Konfiskation wegzuführen. Sie verweigert uns das Recht, den Allmächtigen nach den Diktaten unseres eigenen Gewissens zu verehren, indem sie eine nationale Religion unterstützt, was mehr darauf gerichtet ist, die zeitlichen Interessen deren menschlicher Funktionäre zu fördern als die Ehre des wahren und lebendigen Gottes. Sie hat von uns verlangt, unsere Waffen abzuliefern, welche wir für unsere Verteidigung notwendig brauchen, die das rechtmäßige Eigentum freier Männer darstellen und nur für tyrannische Regierungen schrecklich sind. Sie ist in unser Land zur See und zu Lande mit der Absicht eingefallen, unser Territorium zu verwüsten und uns von unseren Heimstätten zu vertreiben, und
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läßt jetzt gerade eine große Söldnerarmee vorrücken, um gegen uns einen Vernichtungskrieg zu führen. Sie hat durch ihre Emissare die gnadenlosen Wilden mit ihrem Tomahawk und ihrem Skalpiermesser dazu angestachelt, die Einwohner unserer unverteidigten Grenzen zu massakrieren. Sie ist während der ganzen Zeit unserer Verbindung mit ihr, verachtungswürdiger Spielball um das Opfer sukzessiver militärischer Revolutionen gewesen und hat in fortgesetzter Weise jede Charakeristik einer schwachen, korrupten und tyrannischen Regierung gezeigt. Diese und andere Beschwerden wurden vom Volke von Texas geduldig ertragen, bis sie jenen Punkt erreichten, an welchem die Duldung aufhört, eine Tugend zu sein. Dann haben wir in Verteidigung unserer nationalen Verfassung zu den Waffen gegriffen. Wir haben an unsere mexikanischen Brüder um Unterstützung appelliert. Unser Appell war vergeblich. Obwohl Monate vergangen sind, hat man bis jetzt keinen sympathischen Widerhall aus dem Inneren gehört. Wir sind daher zur melancholischen Schlußfolgerung gezwungen, daß das mexikanische Volk sich in die Zerstörung seiner Freiheit und die Ersetzung derselben durch eine Militärregierung stillschweigend ergeben hat – daß es zur Freiheit ungeeignet und zur Selbstregierung unfähig ist. Die Notwendigkeit der Selbsterhaltung dekretiert daher unsere ewige politische Trennung. Wir, die mit umfassenden Vollmachten ausgerüsteten Delegierten des Volkes von Texas, die wir in einer feierlichen Zusammenkunft versammelt sind und an eine für die Notwendigkeit unseres Zustandes offene Welt appellieren, beschließen und erklären daher, daß unsere politische Verbindung mit der mexikanischen Nation für immer beendet ist; und daß das Volk von Texas nun eine freie, souveräne und unabhängige Republik bildet, vollkommen ausgestattet mit all jenen Rechten und Attributen, welche gehörigerweise unabhängigen Nationen anhaften; und im Bewußtsein der Redlichkeit unserer Absichten übergeben wir die Angelegenheit furchtlos und vertrauensvoll der Entscheidung des Obersten Schiedsrichters der Geschicke der Nationen. Richard Ellis, Präsident Bestätigung: H. S. Kimble, Sekretär Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 152), 281 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
Annexion von Texas
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70. Die Annexion von Texas, 1. März 1845 The Annexation of Texas, Joint Resolution of Congress annexing Texas to The United States Texas, das weitgehend von Amerikanern bewohnt wurde, erlangte seine Unabhängigkeit 1836 (vgl. Doc. 69). General Sam Houston, der die Mexikaner bei San Jacinto besiegt und General Santa Anna gefangen genommen hatte, wurde zum Präsidenten der neuen Republik gewählt. Präsident Jackson unternahm zwar nichts gegen die Unterstützung der Rebellen durch amerikanische Bürger, zögerte aber die staatsrechtliche Anerkennung von Texas auf Grund der prekären außenpolitischen Lage bis zum letzten Tag seiner Amtsperiode 1837 hinaus. Der Anschluß von Texas an die USA wurde aber von der texanischen Bevölkerung, die bereits 1835 35 000 Amerikaner umfaßte, allgemein gewünscht und auch von Houston befürwortet, da man den Mexikanern zahlenmäßig weit unterlegen war und eine Wiedereroberung fürchtete. Die Annexion durch die Vereinigten Staaten würde außerdem mehr Siedler in das Land bringen und die bereits in Texas lebenden wieder in den amerikanischen Staatsverband eingliedern. Präsident Jackson und seine Nachfolger zögerten aber nicht nur wegen der drohenden Konfrontation mit Mexiko, sondern auch wegen der Sklavenfrage. Im Norden zeigte man sich, nicht zuletzt wegen des Überhand nehmenden Einflusses der Abolitionisten, wenig begeistert, durch die Aufnahme eines weitern Südstaates das Gleichgewicht zwischen sklavenhaltenden und nicht sklavenhaltenden Staaten zu gefährden. Auch Großbritannien hatte neben anderen europäischen Mächten Texas anerkannt und erhoffte sich dadurch eine Eindämmung der amerikanischen Westexpansion der Vereinigten Staaten sowie die Möglichkeit, das Baumwollmonopol der USA zu brechen. Da Texas dem Gebiet, auf dem der "Missouri Compromise" die Sklaverei erlaubte, angegliedert werden sollte, wurde dies als exakte Kompensation für das größere Gebiet des "Louisiana Purchase" angesehen, in dem die Sklaverei verboten war. Auf der anderen Seite hoffte man, daß die Sklaverei, hielte man sie in engen Grenzen, eines Tages von selbst verschwinden werde. Für diese Sichtweise der Dinge wurden Washington, Jefferson und andere Gründungsväter ins Treffen geführt und darauf hingewiesen, daß Sklaverei durch die Northwest Ordinance 1787 (vgl. Doc. 41) verboten worden war. Als sich in den Präsidentschaftswahlen 1844 der Expansionist James K. Polk aus Tennessee gegen den vorsichtigeren Henry Clay durchsetzte, war mit dem Begriff der "Manifest Destiny" (vgl. Doc. 92) ein neues Bewußtsein in den Vordergrund gekommen. Die USA sollten danach
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schicksalhaft den ganzen nordamerikanischen Kontinent gleichsam als Reich der Freiheit in Besitz nehmen. Präsident Polk erklärte in seiner Inaugurationsrede vom 4. März 1845, daß die Annexion Texas' ausschließlich Sache zweier souveräner Staaten sei und auswärtige Nationen kein Recht zur Einmischung hätten. Am 29. Dezember 1845 wurde Texas als 28. Einzelstaat in die Union aufgenommen. * * * Es wird beschlossen, … daß der Congress seine Zustimmung erteilt, daß das Gebiet, welches ordnungsgemäß umschlossen wird und rechtmäßig der Republik von Texas gehört, als neuer Staat errichtet werden soll, welcher der Staat von Texas genannt werden soll, mit einer republikanischen Regierungsform, die vom Volk dieser Republik angenommen werden soll durch Deputierte, die in einer Versammlung zusammentreten sollen, mit der Zustimmung der bestehenden Regierung, so daß derselbe Staat als einer der Staaten dieser Union zugelassen werden soll. 2. Es wird beschlossen, daß die vorangegangene Zustimmung des Congresses aufgrund der folgenden Bedingungen gegeben wird und mit den folgenden Garantien, und zwar: Erstens, der besagte zu bildende Staat ist hinsichtlich aller Fragen der Grenzen, die mit anderen Regierungen entstehen mögen, der Anpassung durch diese Regierung unterworfen; und dessen Verfassung soll mit dem gehörigen Nachweis ihrer Annahme durch das Volk der besagten Republik von Texas an den Präsidenten der Vereinigten Staaten übermittelt werden, um dem Congress zur endgültigen Befassung vorgelegt zu werden, vor oder am ersten Tag des Januar 1846. Zweitens, wenn besagter Staat in die Union aufgenommen worden ist, und er an die Vereinigten Staaten alle öffentlichen Gebäude, Befestigungen, Kasernen, Häfen und Hafenanlagen, Marine und Marinehäfen, Docks, Lagerhäuser, Waffen, Kriegsausrüstung und alles andere Eigentum und Sachmittel, welche der öffentlichen Verteidigung dienen und welche der besagten Republik von Texas gehören, abgetreten hat, soll er alle öffentlichen Geldmittel, Schulden, Steuern und Abgaben jeglicher Art, welche ihm gehören oder welche ihm gegenüber fällig sind und besagter Republik geschuldet werden, behalten; und er soll auch alles freie und unaufgeteilte Land, welches innerhalb seiner Grenzen liegt, behalten, so daß es für die Bezahlung der Schulden und Verpflichtungen der besagten Republik von Texas verwendet werden kann und das hierauf übriggebliebene Land soll nach Bezahlung besagter Schulden und Verpflichtungen zur freien Verfügung des besagten Staates stehen; aber in keinem Fall sollen besagte Schulden und Verpflichtungen eine Verpflichtung für die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika werden. Drittens, neue Staaten von
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zweckmäßiger Größe, nicht mehr als vier an der Zahl, können zusätzlich zu dem besagten Staat von Texas, vorausgesetzt daß sie eine entsprechende Einwohnerschaft aufweisen, später mit Zustimmung des besagten Staates auf dessen Territorium gebildet werden, wobei diese Staaten auch berechtigt sein sollen, gemäß den Bestimmungen der Bundesverfassung der Union beizutreten. Und wenn solche Staaten auf Gebieten des besagten Territoriums gebildet werden, welches südlich des 36. Grades, 30 Minuten nördlichen Breitengrades, welches allgemein als die Missouri Compromise-Linie bekannt ist, sollen sie in die Union aufgenommen werden, entweder mit oder ohne Sklaverei, wie das Volk jedes Staates, der um Aufnahme ansucht, dies wünscht. Und in solch einem Staat oder in solchen Staaten, welche auf dem genannten Gebiet nördlich der besagten Missouri Compromise-Linie gebildet worden sind, soll die Sklaverei oder die unfreiwillige Knechtschaft (mit Ausnahme für ein Verbrechen) verboten sein. 3. Wenn es der Präsident der Vereinigten Staaten nach seiner Einschätzung und nach seinem Ermessen für höchst ratsam hält, anstelle damit fortzufahren, die vorangegangene Resolution an die Republik von Texas zu übermitteln, als erster Schritt auf seiten der Vereinigten Staaten im Hinblick auf die Aufnahme, mit jener Republik Verhandlungen zu führen, dann soll beschlossen sein, daß ein Staat, welcher aus der gegenwärtigen Republik von Texas gebildet wird, von geeignetem Ausmaß und mit geeigneten Grenzen und mit zwei Vertretern im Congress bis zur nächsten Regelung der Vertretungsfrage in die Union aufgenommen werden soll, kraft dieses Aktes auf der Basis der Gleichheit mit den bestehenden Staaten, sobald die Umstände und Bedingungen dieser Aufnahme und die Abtretung des verbleibenden texanischen Territoriums an die Vereinigten Staaten durch die Regierungen von Texas und der Vereinigten Staaten genehmigt worden sein werden: und daß die Summe von 100 000 Dollar, welche hiermit genehmigt wird, verwendet wird zur Bezahlung der Kosten für Verhandlungsdelegationen und Verhandlungen zur Ausarbeitung der Bedingungen der genannten Aufnahme und Abtretung entweder aufgrund eines Vertrages, der dem Senat vorgelegt werden soll, oder aufgrund von Punktationen, welche an die zwei Häuser des Congresses vorgelegt werden sollen, je nachdem, wie der Präsident dies bestimmen mag. Engl. in: Robert Birley (ed.), Speeches and Documents in American History, Vol. II (1818–1865), (Oxford) London, 1944, 144 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
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71. Die Seneca Falls Erklärung über die Rechte der Frauen, 19. Juli 1848 The Seneca Falls Declaration of Sentiments and Resolutions Obwohl die Anliegen der Frauenrechtsbewegung schon früh im 19. Jahrhundert von einzelnen Frauen wie Frances Wright oder Ernestine Rose verfolgt worden waren, muß der unmittelbare Ursprung dieser Bewegung in der Mitte des Jahrhunderts im Kreuzzug gegen die Sklaverei gesehen werden, wo Frauen sich am umfassendsten politisch betätigen und organisieren konnten. Als auf der World Anti-Slavery Convention in London 1840 einer Gruppe von weiblichen Delegierten der Zutritt verwehrt wurde, verstärkte sich auch allgemein das Bewußtsein, daß die Lage der Frauen viele Parallelen zur Emanzipation der Sklaven aufwies. Als Basis für die Verfolgung ihres emanzipatorischen Anliegens benützten sie die Unabhängigkeitserklärung, von der aus das Institut der Sklaverei angegriffen wurde, und begannen diese Grundsätze auf ihre eigene Lage anzuwenden. Zusammen mit Lukrezia Mott organisierte Elizabeth Cady Stanton, die beide in London abgewiesen worden waren, 1848 die erste "Women´s Rights Convention" in Seneca Falls, New York. Bei dieser Versammlung wurde die Gleichstellung von Frauen und Männern sowie die Einführung des Frauenwahlrechtes verlangt. Allerdings konnte dieses Ziel, ähnlich wie in vielen europäischen Ländern, erst nach dem I. Weltkrieg durch das XIX. Amendment (16. August 1920) zur amerikanischen Bundesverfassung erreicht werden. * * * 1. Erklärung der Erwägungen Wenn im Laufe der menschlichen Ereignisse es für einen Teil der Menschheit notwendig wird, unter den Menschen dieser Welt eine Position einzunehmen, welche von derjenigen, die sie bisher eingenommen haben, verschieden ist, aber wenn dies eine ist, zu der einen die Gesetze der Natur und des Gottes der Natur ermächtigen, dann erfordert es ein anständiger Respekt gegenüber den Meinungen der Menschheit, daß sie ihre Gründe erklären, die sie zu solch einem Verhalten zwingen. Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte wiederkehrender Rechtsverletzungen und Machtanmaßungen der Männer gegenüber den Frauen, welche das unmittelbare Ziel anstrebt, eine absolute Tyrannei über diese zu errichten. Um dies zu belegen, sollen einer unvoreingenommenen Welt Tatsachen vorgelegt werden.
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Er hat ihr niemals gestattet, ihr unveräußerliches Recht, das Wahlrecht, in Anspruch zu nehmen, auszuüben. Er hat sie gezwungen, sich Gesetzen zu unterwerfen, bei deren Zustandekommen sie nicht gehört wurde. Er hat ihr Rechte vorenthalten, welche den ungebildetsten und den als niedrigst eingestuften Männern gewährt werden, sowohl Inländern wie Ausländern. Indem er sie des ersten Rechtes eines Bürgers beraubt hat, des Wahlrechtes, und sie dadurch ohne Vertretung in den Häusern der Gesetzgebung gelassen hat, hat er sie in jeder anderen Hinsicht gleichfalls unterdrückt. Er hat sie, wenn sie verheiratet ist, im Auge des Gesetzes zivilrechtlich totgemacht. Er hat von ihr jegliches Eigentumsrecht genommen, sogar am Lohn, den sie verdient. Er hat sie, moralisch, zu einem unverantwortlichen Wesen gemacht, weil sie viele Verbrechen straflos begehen kann, vorausgesetzt, daß sie in der Gegenwart ihres Gatten begangen werden. Im Heiratsvertrag ist sie gehalten, ihrem Gatten Gehorsam zu versprechen, wobei er im Grunde zu ihrem Herren wird – das Gesetz gibt ihm die Macht, sie ihrer Freiheit zu berauben und sie zu züchtigen. Er hat die Scheidungsgesetze hinsichtlich der Scheidungsgründe und im Falle der Scheidung hinsichtlich der Vormundschaft über die Kinder so gestaltet, daß sie das Glück der Frauen vollkommen außer Betracht lassen – wobei das Recht in allen Fällen von der falschen Annahme der Vorherrschaft des Mannes ausgeht und alle Macht in seine Hände legt. Nachdem er sie aller Rechte als verheirateter Frau beraubt hat, hat er sie auch als alleinstehende Frau und als Eigentümer eines Vermögens verpflichtet zur Unterstützung einer Regierung, welche sie nur insoweit anerkennt, als ihr Vermögen ihr nutzbar gemacht werden kann, Steuern zu zahlen. Er hat beinahe alle gewinnbringenden Beschäftigungen monopolisiert und von jenen Beschäftigungen, die sie erlaubtermaßen verfolgen darf, bekommt sie nur eine sehr geringe Vergütung. Er verschließt ihr gegenüber alle Wege zu Reichtum und Ansehen, welche er für sich selbst als höchst ehrenhaft betrachtet. Als Lehrer für Theologie, Medizin oder Recht ist sie nicht bekannt. Er hat ihr die Möglichkeiten verweigert, eine gediegene Erziehung zu erhalten, und alle Colleges bleiben ihr verschlossen.
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Er erlaubt ihr in der Kirche wie auch im Staat nur eine untergeordnete Position, wobei er apostolische Autorität in Anspruch nimmt, um sie von geistlichen Ämtern auszuschließen und bis auf wenige Ausnahmen auch von jeglicher öffentlichen Teilnahme in Kirchenangelegenheiten. Er hat eine verfälschte öffentliche Meinung erzeugt, indem er der Welt einen unterschiedlichen Moralkodex für Männer und Frauen gegeben hat, durch welche moralische Verfehlungen, welche die Frauen aus der Gesellschaft ausschließen, nicht nur toleriert werden, sondern für den Mann auch von geringer Bedeutung zu sein scheinen. Er hat für sich selbst das Vorrecht von Jehova in Anspruch genommen und behauptet, daß es sein Recht ist, ihr einen Handlungsbereich zuzuordnen, obwohl dies eine Angelegenheit ihres Gewissens und ihres Gottes ist. Er hat in jeder nur erdenklichen Weise, die ihm offenstand, danach getrachtet, ihr Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten zu zerstören, ihre Selbstachtung zu mindern und sie willfährig gemacht, ein abhängiges und unterwürfiges Leben zu führen. Angesichts dieser völligen Aberkennung bürgerlicher Rechte einer Hälfte des Volkes dieses Landes, angesichts ihrer sozialen und religiösen Erniedrigung – in Ansehung der ungerechten Gesetze, die vorstehend aufgezählt worden sind, und weil sich die Frauen selbst gekränkt, unterdrückt und in betrügerischer Weise ihrer geheiligtesten Rechte beraubt fühlen, verlangen wir nun, daß sie sofortigen Zugang zu allen Rechten und Vorrechten haben sollen, welche ihnen als Bürgerinnen der Vereinigten Staaten zustehen. Wenn wir diese große Arbeit beginnen, die vor uns liegt, erwarten wir kein geringes Maß an Mißverständnis, Verfälschung und Spott; aber wir werden jedes Mittel ergreifen, das in unserer Macht steht, um unser Ziel zu erreichen. Wir werden Beauftragte einstellen, Schriften verteilen, Petitionen an die gesetzgebenden Körperschaften der Staaten und des Bundes richten und versuchen, die Kanzel und die Presse für unsere Seite zu gewinnen. Wir hoffen, daß dieser Versammlung eine Reihe von Versammlungen folgen wird, welche jeden Teil des Landes erfassen. 2. Beschlüsse ANGESICHTS DER TATSACHE, daß der große Grundsatz der Natur zugegebenermaßen darin besteht, daß "der Mensch seine eigene wahre und wesentliche Glückseligkeit anstreben soll" … Blackstone schreibt in seinen Kommen-
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taren, daß dieses naturrechtliche Prinzip der gleichen Zeit entstammt wie die Menschheit selbst, und daß es durch Gott selbst vorgegeben ist und daß es selbstverständlich jedem anderen Recht voran geht; es gilt auf der ganzen Welt, in allen Ländern und zu allen Zeiten; keine menschlichen Gesetze können irgendeine Gültigkeit für sich in Anspruch nehmen, wenn sie dem widersprechen und die Gesetze, die Gültigkeit für sich beanspruchen, leiten ihre ganze Kraft und ihre ganze Gültigkeit und ihre ganze Autorität mittelbar oder unmittelbar von diesem Ursprung ab; daher wird beschlossen, daß alle Gesetze, welche Frauen daran hindern, einen solchen Status in der Gesellschaft einzunehmen, wie dies ihr Gewissen vorschreibt, oder welche ihr eine Stellung zumessen, welche der des Mannes untergeordnet ist, im Widerspruch stehen zu diesem großen Grundsatz der Natur und daß sie daher keine wie auch immer geartete rechtliche Kraft oder Autorität für sich in Anspruch nehmen können. Es wird beschlossen, daß die Frau dem Manne gleichgestellt ist – dies wurde so vom Schöpfer beabsichtigt und das Höchste Wohl der Menschheit verlangt, daß sie auch dem Manne gleichwertig angesehen werden soll. Es wird beschlossen, daß die Frauen dieses Landes aufgeklärt werden sollen bezüglich der Gesetze, unter welchen sie leben, damit sie nicht länger ihre Erniedrigung öffentlich zum Ausdruck bringen, dadurch daß sie sich selbst mit ihrer gegenwärtigen Stellung zufrieden geben, noch auch ihr Unwissen, indem sie behaupten, daß sie alle Rechte besitzen, die sie möchten. Es wird beschlossen, daß insofern als der Mann, während er für sich selbst intellektuelle Überlegenheit in Anspruch nimmt und der Frau moralische Überlegenheit zuspricht, es daher vorwiegend seine Pflicht ist, die Frau zu ermutigen, wann immer sie eine Möglichkeit hat, in allen religiösen Versammlungen zu sprechen und zu lehren. Es wird beschlossen, daß dasselbe Maß an Tugendhaftigkeit, Feingefühl und Vornehmheit des Benehmens, das von der Frau in den sozialen Beziehungen verlangt wird, auch gleichermaßen vom Manne verlangt werden sollte und denselben Verletzungen sollte mit gleicher Strenge gegenüber beiden, Mann und Frau, begegnet werden. Es wird beschlossen, daß die Behauptung des mangelnden Feingefühls und der Ungebührlichkeit, welches einer Frau so oft gegenüber vorgebracht wird, wenn sie in einer öffentlichen Versammlung spricht, mit großer Taktlosigkeit
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gerade von jenen geäußert wird, welche durch ihren Besuch das Auftreten der Frau auf der Bühne, im Konzert oder bei Zirkusveranstaltungen unterstützen und fördern. Es wird beschlossen, daß die Frau für zu lange Zeit in den beschriebenen Grenzen selbstgenügsam verblieben ist, Grenzen, welche die Sitten verderben und welche eine pervertierte Anwendung der Heiligen Schrift für sie umschrieben haben, und daß es daher an der Zeit ist, daß sie in den größeren Wirkungsraum eintreten solle, welchen ihr der große Schöpfer zugemessen hat. Es wird beschlossen, daß es die Pflicht der Frauen dieses Landes ist, für sich selbst ihr geheiligtes Recht auf Teilnahme an den Wahlen zu sichern. Es wird beschlossen, daß die Gleichheit der Menschenrechte notwendigerweise sich von dem Umstand der Gleichheit der Menschen in bezug auf ihre Fähigkeiten und Verantwortlichkeiten herleitet. Es wird beschlossen, daß der schnelle Erfolg unserer Sache von den strebsamen und unermüdlichen Bemühungen gleichermaßen von Männern und Frauen abhängt, von Bemühungen für die Überwindung des Monopols der Kanzel und der Bemühungen, den Frauen gleiche Teilnahmemöglichkeiten mit den Männern in den verschiedenen Gewerben, Berufen und Geschäften zu sichern. Es wird daher beschlossen, daß aufgrund des Umstandes, daß die Frauen durch den Schöpfer mit denselben Fähigkeiten und demselben Verantwortungsbewußtsein für deren Ausübung ausgestattet worden sind, es offensichtlich das Recht und die Pflicht der Frau ist, gleich dem Manne, jede rechte Sache durch jedes rechte Mittel zu fördern; und besonders in bezug auf die großen Themen der Moral und der Religion ist es offensichtlich ihr Recht, gemeinsam mit ihrem Bruder daran teilzunehmen, diese zu lehren, sowohl privat wie auch in der Öffentlichkeit, in Wort und Schrift, durch welche Mittel auch immer, die hiefür geeignet erscheinen, und in jeder Versammlung, die hiefür geeignet ist; und da dies eine offenkundige Wahrheit ist, welche aus den göttlich eingepflanzten Prinzipien der menschlichen Natur heraussprießt, ist jede Gewohnheit oder jede Autorität, welche sich dem entgegenstellt, egal ob sie modern ist oder die ergraute Zustimmung der Altertümlichkeit trägt, als eine offenkundige Unwahrheit anzusehen, und als im Kriegszustand mit der Menschheit sich befindlich zu betrachten. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 172), 315 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
Erziehung und Wohlstand
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72. Zwölfter Jahresbericht von Horace Mann als Sekretär des Massachusetts State Board of Education, 1848 Twelfth Annual Report of Horace Mann as Secretary of Massachusetts State Board of Education. In Massachusetts, wo das Bildungswesen schon immer eine besondere Stellung eingenommen hatte (vgl. Dok. 9), ging man mit der Gründung eines State Board of Education im Jahr 1837 erneut mit Vorbildwirkung für den ganzen Norden voran. Mit der Bestellung von Horace Mann zum Sekretär dieser Einrichtung wurde eine neue Ära des Bildungswesens in Amerika eingeleitet. Das Schulsystem wurde reorganisiert, indem das Schuljahr verlängert, das Stoffangebot bereichert, für eine bessere Lehrerausbildung gesorgt und die Lehrergehälter verdoppelt wurden. In seinen jährlichen Berichten setzte sich Horace Mann auch mit der generellen Bedeutung der Erziehung für die Demokratie auseinander und erlangte so weit über Massachusetts hinausgehende Bekanntheit. Da die geistige und wirtschaftliche Unabhängigkeit des Bürgers in einer liberalen Demokratie im Vordergrund standen, trachtete man, mit der Ausweitung des Wahlrechtes auch für die Verbesserung des öffentlichen Erziehungswesens Sorge zu tragen. Aus diesem Bildungs- und Fortschrittsglauben heraus versuchte man, Ideen des liberalen Wirtschaftslebens auch in politischen Fragen zu verwirklichen. * * * "… Nun kann gewiß nichts als allgemeine Schulbildung dieser Tendenz zu einer Herrschaft des Kapitals und einer Knechtschaft der Arbeit entgegenwirken. Wenn eine Klasse allen Reichtum und die ganze Bildung besitzt, während der Rest der Gesellschaft unwissend und arm ist, kommt es nicht darauf an, mit welchem Namen die Beziehung zwischen ihnen belegt wird; der letztere wird in Tat und Wahrheit zu knechtischen Abhängigen und Untertanen der ersteren. Wenn aber Bildung gleichmäßig verbreitet wird, wird sie Besitz nach sich ziehen durch die stärkste aller Anziehungskräfte; denn so etwas ist noch nicht vorgekommen und kann niemals vorkommen, daß eine intelligente und praktisch erfahrene Gruppe von Menschen auf die Dauer arm bleiben sollte. Besitz und Arbeit in verschiedenen Klassen sind wesentlich brüderlich. Das Volk von Massachusetts hat bis zu einem gewissen Grad die Wahrheit anerkannt, daß der beispiellose Wohlstand des Staates – sein behagliches Leben, sein Auskommen, seine allgemeine Intelligenz und Tugend – der mehr oder minder vollkommenen Erziehung
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zuzuschreiben ist, die alle seine Leute empfangen haben. Aber empfinden sie auch eine gleich wichtige Tatsache; nämlich, daß zwei Drittel des Volkes es dieser selben Erziehung verdanken, wenn sie heute nicht die Knechte einer ebenso harten Tyrannei in der Form des Kapitals sind, wie die unteren Klassen Europas an eine in der Form brutaler Gewalt gekettet sind? Erziehung ist demnach über alle anderen Vorkehrungen menschlicher Herkunft hinaus die große Gleichmacherin der Verhältnisse der Menschen – die Unruh der sozialen Maschinerie. Ich will hier nicht sagen, sie erhebe das moralische Wesen so, daß sie die Menschen die Bedrückung durch ihre Mitmenschen verachten oder verabscheuen lasse. Diese Idee gehört zu einer anderen ihrer Eigenschaften. Aber ich meine, daß sie jedermann die Unabhängigkeit und die Mittel gibt, mit denen er der Selbstsucht anderer Leute widerstehen kann. Sie tut Besseres, als die Feindseligkeit der Armen gegen die Reichen zu entwaffnen; sie verhindert das Arm-Sein. Agrarianismus ist die Rache der Armut am Reichtum. Die mutwillige Zerstörung des Besitzes anderer – das Niederbrennen von Heuund Getreideschobern, das Demolieren von Maschinen, weil sie die Handarbeit verdrängen, das Versprengen von Vitriol auf reiche Kleider – ist lediglich verrückt gewordener Agrarianismus. Erziehung verhindert sowohl die Rache wie das Verrücktsein. Andererseits ist ein Zugehörigkeitsgefühl zur eigenen Klasse oder Gesellschaftsschicht der allgemeine Instinkt nicht gänzlich in selbstsüchtige Rücksichten auf Person oder Familie versunkener Herzen. Die Verbreitung der Erziehung wird durch Vergrößerung der kultivierten Klasse oder Schicht einen weiteren Bereich eröffnen, über den die sozialen Gefühle sich ausdehnen werden; und wenn diese Erziehung einmal allgemein und vollständig sein sollte, würde sie mehr als irgendetwas anderes dafür tun, künstliche Unterschiede in der Gesellschaft auszulöschen. … Die Notwendigkeit allgemeiner Intelligenz – das heißt, Erziehung (denn ich benütze die Begriffe als im wesentlichen synonym, weil es allgemeine Intelligenz nie ohne allgemeine Erziehung geben kann und allgemeine Erziehung mit Sicherheit allgemeine Intelligenz hervorbringen wird) – die Notwendigkeit allgemeiner Intelligenz unter einer republikanischen Regierungsform ist gleich den meisten anderen sehr wichtigen Wahrheiten zu einer sehr abgedroschenen geworden. Sie ist in der Tat so abgedroschen, daß sie durch ihre Vertrautheit viel von ihrer Kraft verloren hat. Beinahe alle Verfechter der Erziehung bemächtigen sich dieses Argumentes, in erster Linie, weil es so einfach ist, daß es auch der Unwissende versteht, und so stark, daß es auch den Skeptiker überzeugt. Nichts wäre leichter, als in die Fußstapfen so vieler Schriftsteller zu treten und aus der Logik, der Geschichte und der Natur des Falles zu erweisen, daß eine republikanische Regierungsform ohne Intelligenz des Volkes in riesigem Maßstab sein
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müßte, was ein Tollhaus ohne Aufseher oder Wärter im kleinen wäre – die Gewaltherrschaft weniger, gefolgt von allgemeiner Anarchie, und Anarchie gefolgt von Gewaltherrschaft, mit keinem Wechsel als vom Schlechten zum Schlechteren. …" Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 173), 317 ff.; dt. aus: Erich Angermann, Der Aufstieg der Vereinigten Staaten von Amerika. Innen- und außenpolitische Entwicklung, 1608–1917, Stuttgart, 1978, (Dok. 16), 23 ff.
73. Henry David Thoreau, Über die Pflicht zu zivilem Ungehorsam, Vortrag in Concord am 16. Januar 1848 Resistance to Civil Government Henry David Thoreaus Ideen lassen sich in der Regel auf einfache Grundaussagen zurückführen – von denen man ihn wohl bei keiner einzigen als Urheber bezeichnen kann – wie: Die Welt der Wälder und der Flüsse ist gut, während die der Menschenmassen und Straßen schlecht ist; der Mensch muß seinem Gewissen folgen, koste es was es wolle; und dennoch gewinnen seine Aussagen durch seinen ihm eigenen klaren, provokativen Stil einen neuen Stellenwert. Dieser Stil wurde von zwei Ereignissen im Leben des nur 45 Jahre alt gewordenen Thoreau entscheidend beeinflußt: Zwei Jahre seines Lebens (1845–1847), die er in einer selbstgezimmerten Blockhütte in Walden Pond verbrachte, und eine Nacht, die er im Juli 1846 wegen zivilem Ungehorsams im Gefängnis verbringen mußte. Wegweisend für die Arbeit des Henry David Thoreau war die Freundschaft zu dem vierzehn Jahre älteren Ralph Waldo Emerson, der ihm von 1837 an ein langjähriger Freund und Mentor werden sollte. Eine Regierung, die einen imperialistischen Krieg gegen Mexiko führte und die Sklaverei befürwortete, konnte er nicht unterstützen. Er hielt die nachstehende Rede in Concord, die schließlich im Mai 1849 von Elizabeth Peabody veröffentlicht wurde. An der Aktualität von Henry David Thoreaus Aussage hat sich bis heute nichts geändert: "Es gibt ein höherwertigeres Recht als das weltliche, dem man folgen muß, auch wenn es mit Strafe verbunden ist", was konsequenterweise bedeutet: "Unter einer Regierung, die jemanden ungerechterweise einsperrt, ist der richtige Platz für jeden gerechten Menschen auch das Gefängnis." Der zum Abolitionisten gewordene Henry David Thoreau hat auf diese Weise durch die Verfechtung einer von Rosseau geprägten Natur-
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rechtslehre einen nicht mehr wegzudenkenden Platz in Theorie und Praxis des zivilen Ungehorsams eingenommen. * * * Ich bin völlig einverstanden mit dem Motto: "Die beste Regierung ist die, die am wenigsten regiert", und ich wünschte, man würde sich schneller und systematischer danach richten. Wenn das durchgeführt wird, läuft es schließlich darauf hinaus – und auch das glaube ich –, daß "die beste Regierung die ist, die überhaupt nicht regiert", und wenn die Menschen erst darauf vorbereitet sind, dann wird das auch die Art von Regierung sein, die sie sich geben werden. Eine Regierung ist bestenfalls ein Mittel zum Zweck; aber die meisten Regierungen sind für gewöhnlich unzweckmäßig, und alle Regierungen sind es zuweilen. Die Einwände, die man gegen ein stehendes Heer erhoben hat, und sie sind zahlreich und gewichtig und verdienen es, sich durchzusetzen, können schließlich auch gegen eine stehende Regierung erhoben werden. Das stehende Heer ist nur ein Arm der stehenden Regierung. Die Regierung selbst, die nur die Art und Weise darstellt, in der nach dem Wunsche des Volkes sein Wille vollzogen werden soll, ist ebenso in Gefahr, mißbraucht und verdorben zu werden, bevor das Volk durch sie handeln kann. Man betrachte nur den gegenwärtigen Krieg gegen Mexiko, das Werk verhältnismäßig weniger Leute, die die stehende Regierung als ihr Werkzeug benutzen; denn anfangs hätte das Volk dieser Maßnahme nicht zugestimmt. Diese amerikanische Regierung – was ist sie schließlich anderes als eine Tradition, wenngleich eine noch junge, die sich bemüht, ohne Schmälerung ihres Ansehens auf die Nachwelt zu kommen, die aber in jedem Augenblick etwas von ihrer Integrität verliert? Sie besitzt nicht die Vitalität und Kraft eines einzigen lebenden Menschen; denn ein einziger Mensch kann sie seinem Willen gefügig machen. Für das Volk selbst ist sie so etwas wie ein hölzernes Geschütz. Aber deswegen ist sie nicht weniger notwendig, denn das Volk muß irgendeine komplizierte Maschine haben und ihren Lärm hören, damit seine Vorstellung von einer Regierung befriedigt wird. Regierungen zeigen auf diese Weise, mit welchem Erfolg man die Menschen betrügen kann, sie sich sogar selbst betrügen, auch zu ihrem eigenen Vorteil. Wir müssen alle zugeben, daß es ausgezeichnet ist. Und doch hat diese Regierung niemals von sich aus irgendein Unternehmen gefördert, außer durch die Bereitwilligkeit, mit der sie ihm den Weg freigab. Sie ist es nicht, die den Westen besiedelt. Sie ist es nicht, die erzieht. Der dem amerikanischen Volk eigene Charakter hat alles getan, was erreicht wurde; und er hätte noch mehr getan, wenn ihm die Regierung nicht manchmal den Weg versperrt hätte. Denn eine Regierung ist ein Mittel zum Zweck, durch das die Menschen
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es gern dahin brächten, einander in Ruhe zu lassen, und wie schon gesagt, ist sie dann am zweckmäßigsten, wenn sie die Regierten am meisten in Ruhe läßt. Wenn Handel und Wandel nicht aus Gummi wären, brächten sie es niemals fertig, all die Hindernisse zu überspringen, die ihnen die Gesetzgeber beständig in den Weg legen; und wenn man diese Leute ausschließlich nach den Folgen ihrer Handlungen und nicht teilweise nach ihren Absichten beurteilen würde, verdienten sie es, wie jene boshaften Leute eingeschätzt und bestraft zu werden, die Eisenbahnstrecken blockieren. Um nun aber praktisch und als Bürger zu sprechen, so fordere ich im Gegensatz zu denen, die sich Gegner jeder Art von Regierung nennen, nicht sofort die Abschaffung der Regierung, sondern sofort eine bessere Regierung. Jeder Mann gebe bekannt, welcher Art von Regierung er Achtung entgegenbringen würde, und das wäre der erste Schritt zur Erlangung einer solchen Regierung. Schließlich liegt der praktische Grund, weshalb eine Mehrheit herrschen darf, wenn erst einmal die Macht in den Händen des Volkes ist, und lange Zeit regiert, nicht darin, daß sie mit der größten Wahrscheinlichkeit recht hat oder daß dies der Minderheit gegenüber am gerechtesten ist, sondern daß sie physisch am stärksten ist. Aber eine Regierung, in der in allen Fällen die Mehrheit herrscht, kann nicht auf Gerechtigkeit gegründet sein, nicht einmal so weit, wie die Menschen sie verstehen. Kann es nicht eine Regierung geben, in der nicht die Mehrheit faktisch entscheidet, was recht und unrecht ist, sondern das Gewissen? In der die Mehrheit nur solche Fragen entscheidet, auf die der Maßstab der Zweckmäßigkeit angewendet werden kann? Muß der Bürger jemals auch nur für einen Augenblick oder in geringstem Maße sein Gewissen dem Gesetzgeber überlassen? Warum hat dann jeder Mensch ein Gewissen? Ich meine, wir sollten zuerst Menschen sein und dann erst Staatsbürger. Es ist nicht wünschenswert, daß man denselben Respekt vor dem Gesetz entwickelt wie vor dem Recht. Die einzige Verpflichtung, die ich zu Recht auf mich nehmen kann, besteht darin, zu jeder Zeit das zu tun, was ich für recht halte. Es ist nur zu wahr, wenn man sagt, daß eine Körperschaft kein Gewissen hat, aber eine Körperschaft gewissenhafter Männer ist eine Körperschaft mit einem Gewissen. Das Gesetz hat die Menschen niemals auch nur einen Deut gerechter gemacht; und durch ihren Respekt vor dem Gesetz werden selbst die Wohlmeinenden täglich zu Handlangern der Ungerechtigkeit. Es ist ein gewöhnliches und natürliches Ergebnis eines ungebührlichen Respekts vor dem Gesetz, daß man eine Reihe von Soldaten, Oberst, Hauptmann, Unteroffizier, Gemeine, Pulverjungen und so weiter, in bewundernswerter Ordnung über Berg und Tal in den Krieg marschieren sieht, gegen ihren Willen, ja sogar gegen ihren gesunden Menschenverstand und gegen ihr Gewissen, was das Marschieren wirklich schwer macht und Herzklopfen verur-
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sacht. Für sie gibt es keinen Zweifel, daß es ein verdammungswürdiges Geschäft ist, an dem sie beteiligt sind; sie sind alle für den Frieden. Nun, was sind sie? Überhaupt noch Männer? Oder vielmehr kleine bewegliche Forts und Magazine, die im Dienste irgendeines skrupellosen Machthabers stehen? Man besuche die Kriegsmarinewerft und sehe sich einen Marineinfanteristen an, solch einen Mann, wie ihn die amerikanische Regierung erschaffen kann, oder was sie mit ihren schwarzen Künsten aus einem Mann machen kann – den bloßen Schatten eines Menschen oder eine Erinnerung daran, einen Mann, der lebend und stehend aufgebahrt ist und bereits, wie man sagen könnte, mit seinen Waffen und mit Sterbegeleit beigesetzt worden ist, obgleich es sein könnte, daß Keine Trommel erklang, kein Begräbniston, Als mit seinem Leichnam zum Wall wir eilten; Keine Abschiedssalve über dem Grabe erklang, In dem unseren Helden wir bargen. Die meisten Menschen dienen dem Staat auf diese Weise, nicht in erster Linie als Menschen, sondern als Maschinen, mit ihren Körpern. Sie bilden das stehende Heer und die Miliz, die Gefängniswärter, die Polizisten, die Hilfssheriffs und so weiter. In den meisten Fällen machen sie dabei überhaupt keinen freien Gebrauch von ihrer Urteilskraft oder ihrem moralischen Empfinden, sondern sie stellen sich auf eine Stufe mit Holz und Erde und Stein; und vielleicht kann man Menschen aus Holz herstellen, die den Zweck genausogut erfüllen. Ein solcher Mensch verdient nicht mehr Achtung als ein Strohmann oder ein Lehmkloß. Sie haben nur die gleiche Art von Wert wie Pferde und Hunde. Und doch werden gerade solche gemeinhin als gute Bürger geachtet. Andere – wie die meisten Gesetzgeber, Politiker, Rechtsanwälte, Geistlichen und Beamten – dienen dem Staat hauptsächlich mit dem Kopf; und da sie kaum jemals eine moralische Unterscheidung treffen, dienen sie ebenso leicht dem Teufel – ohne es zu wollen – wie Gott. Einige wenige, wie Helden, Patrioten, Märtyrer oder Reformer im großen Sinne, und Menschen, dienen dem Staat auch mit ihrem Gewissen, und deshalb leisten sie ihm notwendigerweise die meiste Zeit Widerstand; und gewöhnlich werden sie von ihm als Feinde behandelt. Ein Weiser wird nur als Mensch nützlich sein und sich nicht dazu hergeben, "Ton" zu sein und "ein Loch zu verstopfen, um den Wind abzuhalten", sondern dieses Amt wenigstens seiner Asche überlassen: Ich bin zu edelgeboren, um Eigentum zu werden, An untergeordneter Stelle zu stehen Als nützlicher Diener oder als Werkzeug Für irgendeinen souveränen Staat der Erde.
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Wer sich seinen Mitmenschen ganz opfert, erscheint ihnen nutzlos und egoistisch; aber wer sich ihnen nur teilweise opfert, wird zum Wohltäter und Philanthropen erklärt. Welche Haltung geziemt sich heute für einen Menschen gegenüber dieser amerikanischen Regierung? Meine Antwort lautet, daß er sich nur in Schande mit ihr verbinden kann. Ich kann auch nicht für einen Augenblick diese politische Organisation als meine Regierung anerkennen, die auch die Regierung des Sklaven ist. Jeder erkennt das Recht auf Revolution an; das heißt das Recht, einer Regierung die Gefolgschaft zu verweigern und ihr Widerstand zu leisten, wenn ihre Tyrannei oder ihre Unfähigkeit groß und unerträglich wird. Aber fast alle sagen, daß dies jetzt nicht der Fall ist. Doch es war der Fall, meinen sie, in der Revolution von 1775. Wenn man mir erzählen wollte, das sei damals eine schlechte Regierung gewesen, weil sie Abgaben auf bestimmte importierte ausländische Waren erhob, so würde ich höchstwahrscheinlich kein Aufhebens davon machen, denn ich kann ohne diese Waren auskommen. Alle Maschinen haben ihre Reibung; und diese tut wahrscheinlich genug Gutes, um das Übel auszugleichen. Auf jeden Fall ist es ein großes Übel, einen Wirbel darum zu machen. Aber wenn es dahin kommt, daß die Reibung die Maschine beherrscht und Unterdrückung und Beraubung organisiert werden, dann sage ich, eine solche Maschine wollen wir nicht länger haben. Mit anderen Worten, wenn ein Sechstel der Bevölkerung eines Landes, das der Zufluchtsort der Freiheit sein wollte, aus Sklaven besteht und wenn ein ganzes Land zu Unrecht von einem fremden Heer überrannt und besetzt und dem Kriegsrecht unterworfen wird, dann, meine ich, ist es an der Zeit für anständige Menschen, zu rebellieren und zu revolutionieren. Diese Pflicht wird nur noch dringlicher gemacht durch die Tatsache, daß das überrannte Land nicht unser eigenes ist, wohl aber das Invasionsheer. Paley, der von vielen als Autorität in moralischen Fragen betrachtet wird, löst in seinem Kapitel über die "Pflicht zur Unterwerfung unter die Zivilregierung" alle Verpflichtungen des Staatsbürgers in Zweckmäßigkeit auf, und er fährt fort: "Solange es das Interesse der gesamten Gesellschaft erfordert, daß heißt, solange die bestehende Regierung nicht ohne Schaden für die Öffentlichkeit bekämpft oder verändert werden kann, ist es der Wille Gottes, daß der bestehenden Regierung gehorcht werde, aber nicht länger. … Wenn man diesen Grundsatz anerkennt, reduziert sich die Berechtigung des Widerstandes in jedem einzelnen Fall auf eine Berechnung der Menge der Gefahr und der Mißstände einerseits und der Wahrscheinlichkeit und der Kosten ihrer Beseitigung andererseits." Darüber, so sagt er, solle jeder selbst urteilen. Aber Paley hat anscheinend niemals jene Fälle bedacht, auf die der Maßstab der Zweckmäßigkeit nicht anwendbar
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ist, in denen ein Volk, ebenso wie ein einzelner, Gerechtigkeit üben muß, koste es, was es wolle. Wenn ich zu Unrecht einem Ertrinkenden ein Brett entrissen habe, muß ich es ihm wiedergeben, auch wenn ich selbst dabei ertrinke. Das wäre nach Paley schädlich. Aber wer in einem solchen Fall sein Leben retten will, muß es verlieren. Unser Volk muß aufhören, Sklaven zu halten und Krieg gegen Mexiko zu führen, auch wenn es uns unsere Existenz als Volk kosten sollte. … Es kommen neunhundertneunundneunzig Befürworter der Tugend auf einen tugendhaften Menschen. Aber es ist leichter, wenn man es mit dem wirklichen Besitzer einer Sache zu tun hat als mit ihrem zeitweiligen Hüter. Jede Abstimmung ist eine Art von Glücksspiel, wie Dame oder Puff, mit einer leichten moralischen Färbung, ein Spiel mit Recht und Unrecht, mit moralischen Fragen; und natürlich wird dabei auch gewettet. Der Charakter der Abstimmenden wird dabei nicht aufs Spiel gesetzt. Ich stimme vielleicht so, wie ich es für richtig halte, aber es ist für mich keine lebenswichtige Frage, ob sich dieses Richtige auch durchsetzt. Ich bin bereit, das der Mehrheit anheimzustellen. Ihre Verpflichtung geht daher niemals über die Zweckmäßigkeit hinaus. Auch wenn man für das Richtige stimmt, so tut man noch nichts dafür. Man bringt lediglich den Menschen gegenüber bescheiden den Wunsch zum Ausdruck, daß es sich durchsetzen möge. Ein Weiser aber wird das Richtige nicht der Gnade des Zufalls überlassen oder wünschen, daß es sich durch die Macht der Mehrheit durchsetzt. Es liegt nur wenig Tugend in dem Handeln von Massen von Menschen. Wenn die Menschen in ihrer Mehrheit schließlich einmal für die Abschaffung der Sklaverei stimmen werden, dann deshalb, weil ihnen die Sklaverei gleichgültig ist oder weil nur noch wenig Sklaverei übrig ist, die sie mit ihren Stimmen abschaffen können. Dann werden sie die einzigen Sklaven sein. Nur dessen Stimme kann die Abschaffung der Sklaverei beschleunigen, der seine eigene Freiheit durch seine Stimmabgabe behauptet. … Wenn die Ungerechtigkeit ein Teil der notwendigen Reibung der Regierungsmaschinerie ist, so laßt es gut sein, laßt es gut sein; vielleicht reibt sie sich glatt – sicherlich reibt sich die Maschine auf. Wenn die Ungerechtigkeit eine Feder oder eine Rolle oder ein Seil oder eine Kurbel ganz für sich allein hat, dann sollte man vielleicht überlegen, ob das Heilmittel schlimmer wäre als das Übel; wenn sie aber von der Art ist, daß sie dich zwingt, anderen Unrecht zu tun, dann, sage ich, brich das Gesetz. Laß dein Leben eine Gegenreibung sein, die die Maschine zum Halten bringt. Eins muß ich tun, nämlich auf jeden Fall darauf achten, daß ich nicht dem Unrecht diene, das ich verurteile.
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Was nun die Benutzung der Wege anbelangt, die der Staat zur Behebung des Übels vorgesehen hat, so kenne ich keine solchen Wege. Sie nehmen zuviel Zeit in Anspruch, und ein Menschenleben geht darüber hin. Ich habe andere Angelegenheiten zu erledigen. Ich kam nicht in erster Linie auf die Welt, um sie zu einem Ort zu machen, an dem es sich gut leben läßt, sondern um in ihr zu leben, sei sie nun gut oder schlecht. Ein Mensch muß nicht alles tun, sondern etwas; und weil er nicht alles tun kann, ist es nicht nötig, daß er etwas Falsches tue. Es ist nicht meine Aufgabe, Petitionen an den Gouverneur oder die Legislative zu richten, ebensowenig wie es ihre Aufgabe ist, Petitionen an mich zu richten; und wenn sie meine Petition nicht beachten, was soll ich dann tun? Aber für einen Fall hat der Staat keinen Weg vorgesehen: wenn nämlich seine Verfassung selbst das Übel ist. Das mag hart und eigensinnig und unversöhnlich klingen; aber es bedeutet, den einzigen Geist, der es versteht oder verdient, mit äußerster Güte und Rücksicht zu behandeln. So ist es mit jedem Wechsel zum Besseren, wie Geburt oder Tod, der den Körper erschüttert. Ich spreche es ohne Zögern aus, daß alle, die sich Abolitionisten nennen, mit sofortiger Wirkung der Regierung von Massachusetts ihre persönliche und materielle Unterstützung entziehen und nicht warten sollten, bis sie eine Mehrheit von einer Stimme bilden, bevor sie das Richtige sich mit ihrer Hilfe durchsetzen lassen. Ich meine, daß es genügt, wenn sie Gott auf ihrer Seite haben, und daß sie nicht auf jenen anderen warten müssen. Im übrigen bildet schon jeder Mensch, der mehr recht hat als seine Nachbarn, eine Mehrheit von einer Stimme. Mit dieser amerikanischen Regierung oder ihrem Vertreter, der Regierung des Staates Massachusetts, treffe ich direkt und von Angesicht zu Angesicht nur ein einziges Mal im Jahr zusammen in der Person ihres Steuereinnehmers; das ist die einzige Art, in der ein Mann in meiner Stellung ihr notwendigerweise begegnet. Dann sagt sie deutlich: "Erkenne mich an!", und die einfachste, wirksamste und nach gegenwärtiger Lage der Dinge unumgänglichste Art, über diesen Punkt mit ihr zu verhandeln und zum Ausdruck zu bringen, wie wenig man mit ihr zufrieden ist und wie wenig man sie liebt, besteht darin, sie dann abzulehnen. Mein Mitbürger, der Steuereinnehmer, ist genau der Mann, mit dem ich zu tun habe – denn schließlich streite ich gegen Menschen und nicht gegen Pergament –, und er hat sich freiwillig entschlossen, ein Vollzugsbeamter des Staates zu werden. Wie soll er jemals wirklich erfahren, was er ist und was er tut, als Staatsbeamter oder als Mensch, wenn er nicht gezwungen ist zu überlegen, ob er mich, seinen Nachbarn, den er achtet, als Nachbarn und wohlgesinnten Menschen behandeln will oder als einen Verrückten und Friedensstörer, und sehen muß,
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ob er dieses Hindernis für sein gutnachbarliches Verhalten überwinden kann, ohne daß ein unhöflicherer und heftigerer Gedanke oder Ausdruck sein Handeln begleitet. Eins weiß ich gewiß, wenn eintausend, wenn einhundert, wenn zehn Männer, die ich nennen könnte, nur zehn ehrliche Männer, ja, wenn nur ein EHRLICHER Mann in diesem Staat Massachusetts aufhörte, Sklaven zu halten, und sich tatsächlich aus dieser Partnerschaft zurückzöge und dafür im Bezirksgefängnis eingesperrt würde, daß das dann die Abschaffung der Sklaverei in Amerika bedeuten würde. Denn es spielt keine Rolle, wie klein der Anfang scheinen mag; was einmal gut getan wurde, ist für immer getan. Aber wir reden lieber darüber; das, sagen wir, sei unsere Aufgabe. Die Reform hält Dutzende von Zeitungen in ihrem Dienst, aber keinen einzigen Mann. Wenn mein geschätzter Nachbar, der Gesandte des Staates Massachusetts, der seine Tage der Regelung der Frage der Menschenrechte im Abgeordnetenhaus widmen will, nicht nur in Carolina mit Gefängnis bedroht wäre, sondern in Massachusetts gefangen säße, dem Staat, der so darauf bedacht ist, seinem Schwesterstaat die Sünde der Sklaverei anzuhängen – obwohl er im Augenblick nur einen Fall von mangelnder Gastfreundschaft als Grund des Streites entdecken kann –, dann würde wohl die Legislative nicht dieses Thema gänzlich auf den nächsten Winter verschieben. Unter einer Regierung, die irgend jemanden ungerecht einsperrt, ist der richtige Platz für jeden gerechten Menschen auch das Gefängnis. Auch heute ist der angemessene Platz, der einzige Platz, den Massachusetts für seine freieren und weniger bedrückten Geister vorgesehen hat, im Gefängnis, damit sie der Staat durch seine eigene Tat ausschließt und aussperrt, wie sie sich schon durch ihre Grundsätze ausgeschlossen haben. Dort sollte sie der entflohene Sklave, der auf Ehrenwort freigelassene mexikanische Kriegsgefangene oder der Indianer finden, der gekommen ist, um seine Stimme gegen das seinem Volk angetane Unrecht zu erheben; an diesem abgegrenzten, aber freieren und ehrenhafteren Ort, wohin der Staat diejenigen bringt, die nicht für, sondern gegen ihn sind – in dem einzigen Haus in einem Sklavenstaat, in dem sich ein freier Mann in Ehren aufhalten kann. Wenn jemand meint, daß sein Einfluß dort verlorenginge und seine Stimme nicht mehr das Ohr des Staates belästigen würde, daß er dann nicht mehr ein Feind innerhalb der Mauern wäre, dann versteht er nicht, um wieviel stärker die Wahrheit ist als der Irrtum oder wieviel beredter und wirksamer derjenige das Unrecht bekämpfen kann, der ein wenig davon am eigenen Leibe erfahren hat. Wirf deine Stimme in die Waagschale, aber nicht nur mit einem Zettel, sondern mit deinem ganzen Einfluß. Eine Minderheit ist machtlos, wenn sie sich der Mehrheit fügt; dann ist sie nicht einmal mehr eine Minderheit; aber sie ist unwiderstehlich, wenn sie mit ihrem ganzen Gewicht das Getriebe sperrt. Wenn der Staat vor der Wahl steht, alle gerechten Menschen gefangenzuhalten
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oder Krieg und Sklaverei aufzugeben, wird er mit seiner Entscheidung nicht zögern. Wenn tausend Menschen in diesem Jahr ihre Steuern nicht zahlen würden, dann wäre das keine gewalttätige oder blutige Maßnahme, wie es die Zahlung wäre, denn sie ermöglicht es dem Staat, Gewalt zu üben und unschuldiges Blut zu vergießen. Dies ist in Wirklichkeit die Definition einer friedlichen Revolution, wenn so etwas überhaupt möglich ist. Wenn mich der Steuereinnehmer oder ein anderer Staatsbeamter fragt, wie einer es einmal tat: "Aber was soll ich tun?", so antworte ich: "Wenn du wirklich etwas tun willst, dann lege dein Amt nieder." Wenn der Staatsbürger die Treue verweigert und der Beamte sein Amt niederlegt, dann ist die Revolution vollzogen. Aber nehmen wir einmal an, daß Blut fließt. Wird nicht auch auf eine Art Blut vergossen, wenn das Gewissen verletzt wird? Durch diese Wunde verströmen die wahre Menschlichkeit und Unsterblichkeit eines Menschen, und er verblutet zu ewigem Tode. Solches Blut sehe ich heute fließen. … Wenn ich mit den freiesten meiner Nachbarn spreche, stelle ich fest, daß sie zwar viel von der Größe und dem Ernst der Frage und ihrer Achtung vor dem öffentlichen Frieden reden, die Sache aber letzten Endes darauf hinausläuft, daß sie den Schutz der bestehenden Regierung nicht entbehren können und die Folgen fürchten, die ihr Ungehorsam für ihren Besitz und ihre Familien hätte. Ich für mein Teil lehne den Gedanken ab, mich jemals auf den Schutz des Staates zu verlassen. Aber wenn ich die Autorität des Staates ablehne, wenn er seine Steuerrechnung vorlegt, wird er bald all meinen Besitz beschlagnahmen und verbrauchen und mich und meine Kinder endlos belästigen. Das ist hart. Das macht es einem Mann unmöglich, äußerlich ehrlich und zugleich bequem zu leben. Es würde sich nicht lohnen, Besitz anzuhäufen, denn der wäre bald wieder verloren. Man muß sich irgendwo verdingen oder auf unbesiedeltem Land niederlassen, nur eine kleine Ernte einbringen und die bald verzehren. Man muß aus sich selbst heraus leben und sich auf sich selbst verlassen, immer zum Aufbruch bereit, und man darf sich nicht in viele Unternehmungen einlassen. Man kann sogar in der Türkei reich werden, wenn man sich in jeder Hinsicht als treuer Untertan der türkischen Regierung erweist. Konfuzius sagte: "Wenn ein Staat nach den Grundsätzen der Vernunft regiert wird, sind Armut und Elend ein Zeichen von Schande; wenn ein Staat nicht nach den Grundsätzen der Vernunft regiert wird, sind Reichtum und Ehren ein Zeichen von Schande." Nein: Solange ich nicht den Schutz von Massachusetts in einem entfernten Hafen der Südstaaten in Anspruch nehmen will, wo meine Freiheit in Gefahr ist, oder solange ich es nicht nur darauf abgesehen habe, durch friedliche Unternehmungen zu Hause Vermögen zu erwerben, so lange kann ich es mir leisten, dem Staat Massachusetts die Treue und das Recht auf meinen Besitz und mein Leben zu verweigern. Es kostet mich in jeder Beziehung weniger, die Strafe für Ungehorsam gegen-
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über dem Staat auf mich zu nehmen, als mich der Gehorsam kosten würde. Ich hätte das Gefühl, als wäre ich in diesem Falle weniger wert. … So tritt der Staat niemals absichtlich dem intellektuellen oder moralischen Sinn eines Menschen gegenüber, sondern nur seinem Körper, seinen Sinnen. Er ist nicht mit einer Überlegenheit an Geist oder Ehrlichkeit ausgerüstet, sondern nur mit einer Überlegenheit an physischer Gewalt. Ich bin nicht dazu geboren, mich zwingen zu lassen. Ich will auf meine eigene Art atmen. Wir wollen sehen, wer stärker ist. Welchen Zwang kann eine Vielzahl von Menschen ausüben? Nur die können mich zwingen, die einem höheren Gesetz gehorchen als ich. Sie zwingen mich, das zu werden, was sie selbst sind. Ich habe noch nicht gehört, daß Menschen von Massen von Menschen gezwungen werden, auf diese oder jene Art zu leben. Was für eine Art zu leben wäre das? Wenn ich einer Regierung begegne, die zu mir sagt: "Geld oder das Leben", warum sollte ich mich dann beeilen, ihr mein Geld zu geben? Vielleicht ist sie in großer Not und weiß nicht, was sie tun soll; daran kann ich nichts ändern. Sie muß sich selbst helfen, wie ich es auch tue. Es lohnt sich nicht, darüber Tränen zu vergießen. Ich bin nicht für den reibungslosen Gang der Maschinerie der Gesellschaft verantwortlich. Ich bin nicht der Sohn des Maschinisten. Wenn eine Eichel und eine Kastanie nebeneinander herunterfallen, so stelle ich fest, daß die eine nicht untätig liegenbleibt, um der anderen Platz zu machen, sondern daß beide ihren eigenen Gesetzen gehorchen und keimen und wachsen und blühen, bis vielleicht die eine die andere überschattet und erstickt. Wenn eine Pflanze nicht nach ihrer Natur leben kann, stirbt sie; so auch der Mensch. Die Nacht im Gefängnis war etwas Neues für mich und sehr interessant. Als ich es betrat, standen die Gefangenen in Hemdsärmeln in der Tür und genossen einen Schwatz und die Abendluft. Aber der Wärter sagte: "Kommt, Jungs, es ist Zeit zum Zuschließen", und so zerstreuten sie sich, und ich hörte ihre Schritte, als sie in ihre leeren Räume zurückgingen. Meinen Zimmergenossen stellte mir der Wärter als "einen erstklassigen Kerl und klugen Burschen" vor. Als die Tür verschlossen worden war, zeigte er mir, wo ich meinen Hut aufhängen konnte und wie er sich dort eingerichtet hatte. Die Zimmer wurden einmal im Monat getüncht, und dies war wenigstens der weißeste, am einfachsten möblierte und wahrscheinlich sauberste Raum in der Stadt. Der Mann wollte natürlich wissen, wo ich her sei und was mich hierhergebracht habe, und als ich es ihm erzählt hatte, fragte ich ihn meinerseits, wie er dorthin käme, denn ich nahm natürlich an, daß er ein ehrlicher Mensch sei, und ich glaube, alles in allem war er es auch. "Nun", sagte er, "ich werde beschuldigt, eine Scheune angesteckt zu haben, aber ich habe es nicht getan." Soweit ich feststellen konnte, hatte er sich wahrscheinlich betrunken in einer Scheune schlafen gelegt und dabei eine Pfeife ge-
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raucht, und so war die Scheune abgebrannt. Er stand in dem Ruf, ein kluger Bursche zu sein, wartete schon seit drei Monaten auf den Beginn seiner Verhandlung und würde noch einmal so lange darauf warten müssen. Aber er war dort ganz heimisch geworden und zufrieden, denn er bekam sein Essen umsonst und meinte, er fahre ganz gut dabei. Ihm gehörte ein Fenster und mir das andere; ich merkte, wenn man lange dort blieb, würde man die meiste Zeit damit verbringen, aus dem Fenster zu sehen. Ich hatte bald alle Erbauungsschriften gelesen, die man dort hinterlassen hatte, die Stellen betrachtet, an denen frühere Gefangene ausgebrochen waren und wo ein Gitter abgesägt worden war, und hatte die Geschichte der verschiedenen Insassen dieses Raumes gehört. Denn ich stellte fest, daß es auch hier eine Geschichte und einen Klatsch gab, die nie über die Mauern des Gefängnisses hinausdrangen. Dies ist wahrscheinlich das einzige Haus in der Stadt, in dem Verse gedichtet werden, die später als Rundschreiben gedruckt, aber nicht veröffentlicht werden. Man zeigte mir eine lange Liste von Versen, die von einigen jungen Leuten gedichtet worden waren, die man bei einem Ausbruchsversuch ertappt hatte; sie rächten sich damit, daß sie ihre Verse sangen. Ich holte meinen Mitgefangenen so lange aus, wie ich nur konnte, denn ich fürchtete, ich würde ihn nicht wiedersehen; aber schließlich zeigte er mir, welches mein Bett sei, und ging das Licht löschen. Die eine Nacht, die ich dort verbrachte, war wie eine Reise in ein fernes Land, das zu erblicken ich nie erwartet hatte. Es schien mir, als hätte ich nie zuvor die Turmuhr schlagen hören oder die abendlichen Stimmen des Dorfes vernommen, denn wir schliefen bei geöffneten Fenstern, die sich innerhalb der Gitter befanden. Mein Heimatdorf erschien mir im Licht des Mittelalters, unser Concord verwandelte sich in den Rhein, und Visionen von Rittern und Burgen zogen an meinem Auge vorüber. Es waren die Stimmen alter Stadtbürger, die ich auf den Straßen hörte. Unfreiwillig wurde ich Zuschauer und Zuhörer alles dessen, was in der Küche des angrenzenden Dorfgasthofs getan und gesagt wurde – ein völlig neues und seltenes Erlebnis für mich. Ich sah meinen Heimatort aus größerer Nähe. Ich steckte gleichsam in ihm drin. Ich hatte seine Institutionen nie zuvor gesehen. Dies ist eine seiner besonderen Institutionen, denn er ist der Hauptort eines Landkreises. Ich begann zu verstehen, was seine Einwohner trieben. Morgens wurde uns das Frühstück durch das Loch in der Tür gereicht, in kleinen, länglich-viereckigen Blechpfannen, passend gearbeitet, mit einem halben Liter Schokolade, Weizenschrotbrot und einem eisernen Löffel. Als sie die Gefäße wieder abholten, war ich so unerfahren, das übriggebliebene Brot zurückzugeben, aber mein Kamerad packte es und sagte, ich solle es für das Mittagessen oder Abendbrot aufheben. Bald danach wurde er zur Arbeit hinausge-
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lassen, zum Heumachen auf einem benachbarten Feld, wohin er jeden Tag ging und nicht vor Mittag zurückkam. So verabschiedete er sich von mir und meinte, er würde mich wohl nicht mehr wiedersehen. Als ich aus dem Gefängnis kam – denn jemand mischte sich ein und bezahlte die Steuer –, bemerkte ich nicht, daß so große Veränderungen in der Gemeinde stattgefunden hatten, wie der Mann sie beobachtete, der als Jüngling hineinging und als wankender Greis herauskam. Und doch hatte sich der Schauplatz in meinen Augen verändert – die Gemeinde und der Staat und das Land – und mehr, als es der bloße Ablauf der Zeit hätte bewirken können. Ich sah den Staat, in dem ich lebte, noch deutlicher. Ich sah, bis zu welchem Grade man den Leuten, unter denen ich lebte, als guten Nachbarn und Freunden vertrauen konnte; daß ihre Freundschaft nur für Schönwetter taugte; daß sie es sich nicht sehr fest vornahmen, das Rechte zu tun; daß sie mir durch ihre Vorurteile und abergläubischen Vorstellungen ebenso fremd waren wie Chinesen und Malaien; daß sie bei ihren Opfern für die Menschheit kein Risiko eingingen, nicht einmal für ihren Besitz; daß sie letzten Endes nicht so edel waren, dem Dieb nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten, und daß sie hofften, durch eine gewisse äußerliche Befolgung der Gebote und ein paar Gebete und dadurch, daß sie von Zeit zu Zeit einen besonders schmalen, aber nutzlosen Pfad gingen, ihre Seele zu retten. Vielleicht beurteile ich meine Nachbarn damit etwas zu hart, denn ich glaube, viele von ihnen wissen nicht einmal, daß es so eine Einrichtung wie das Gefängnis in ihrem Dorf gibt. … Ich will mit keinem Menschen und keinem Volk Streit anfangen. Ich will keine Haare spalten oder feine Unterschiede machen oder mich besser als meine Nachbarn dünken. Ich suche eher, das kann ich sagen, sogar nach einem Vorwand, mich den Gesetzen des Landes zu fügen. Ich bin nur zu schnell bereit, mich ihnen zu fügen. In der Tat habe ich Grund, mich dessen zu verdächtigen, und jedes Jahr, wenn der Steuereinnehmer herumgeht, finde ich mich geneigt, die Gesetze und die Stellung der Bundesregierung wie der Staatsregierung und den Geist des Volkes zu prüfen, in der Absicht, einen Vorwand zum Gehorsam zu entdecken. Wir müssen unser Land lieben wie unsere Eltern, Und wenn wir zu irgendeiner Zeit unsere Liebe Und unseren Fleiß auf etwas anderes lenken als seine Ehre, Müssen wir die Folgen beachten und die Seele Gewissen und Religion lehren Und nicht den Wunsch nach Herrschaft oder Nutzen.
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Ich glaube, daß der Staat bald in der Lage sein wird, mir alle Arbeit dieser Art aus der Hand zu nehmen, und dann werde ich kein besserer Patriot sein als meine Landsleute. Von einem niederen Standpunkt aus gesehen ist die Verfassung bei all ihren Fehlern sehr gut; das Gesetz und die Gerichte sind sehr achtbar; sogar dieser Staat und diese amerikanische Regierung sind in vieler Hinsicht sehr bewundernswert und kostbare Dinge, für die man dankbar sein muß, so wie sie von vielen beschrieben worden sind. Aber von einem etwas höheren Standpunkt aus gesehen sind sie das, als was ich sie beschrieben habe. Betrachtet man sie aber von einem noch höheren oder gar vom höchsten Standpunkt aus, wer kann dann sagen, was sie sind oder ob sie es überhaupt wert sind, daß man sie ansieht oder an sie denkt? Aber die Regierung geht mich nicht viel an, und ich werde so wenig Gedanken wie möglich auf sie verwenden. Es gibt nicht viele Augenblicke, in denen ich unter einer Regierung lebe, selbst in dieser Welt. Wenn ein Mensch frei ist in seinen Gedanken, in seiner Vorstellung, in seiner Phantasie, wenn das, was nicht ist, ihm niemals lange so erscheint, als ob es sei, dann können ihn unkluge Herrscher oder Reformer niemals endgültig aus der Bahn werfen. … Es ist kein genialer Gesetzgeber in Amerika erschienen. Sie sind selten in der Weltgeschichte. Es gibt Redner, Politiker und redegewandte Leute zu Tausenden, aber noch hat kein Sprecher seine Stimme erhoben, der dazu fähig wäre, die vielumstrittenen Fragen unserer Zeit zu lösen. Wir lieben die Beredsamkeit um ihrer selbst willen, nicht wegen der Wahrheit, die sie ausspricht, oder wegen des Heldentums, zu dem sie begeistert. Unsere Gesetzgeber haben noch nicht begriffen, welchen vergleichsweisen Wert Freihandel und Freiheit, Einheit und Redlichkeit für eine Nation besitzen. Sie haben keine Begabung und kein Talent für vergleichsweise bescheidene Fragen der Besteuerung und der Finanzen, des Handels und der Industrie und Landwirtschaft. Wenn wir zu unserer Führung einzig auf die wortreiche Weisheit der Gesetzgeber im Kongreß angewiesen wären und diese nicht durch die der Zeit gemäße Erfahrung und die wirksamen Beschwerden des Volkes verbessert würde, dann könnte Amerika seinen Rang unter den Nationen nicht lange behaupten. Vor achtzehnhundert Jahren, obwohl ich vielleicht kein Recht habe, darauf hinzuweisen, wurde das Neue Testament geschrieben; aber wo ist der Gesetzgeber, der genügend Weisheit und praktische Begabung besitzt, sich des Lichtes zu bedienen, das es auf die Kunst der Gesetzgebung wirft?
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Die Autorität der Regierung, selbst soweit ich mich ihr zu unterwerfen bereit bin – denn ich will freudig denen gehorchen, die mehr wissen und können als ich, und in vielen Dingen sogar denen, die nicht soviel wissen und können –, ist immer noch bedingt; um im strengen Sinne gerecht zu sein, braucht sie die Billigung und Zustimmung der Regierten. Sie kann kein unbedingtes Recht auf meine Person und meinen Besitz haben außer dem, das ich ihr einräume. Der Fortschritt von einer absoluten zu einer konstitutionellen Monarchie, von einer konstitutionellen Monarchie zu einer Demokratie ist ein Fortschritt zu einer echten Achtung vor dem Individuum. Sogar der chinesische Philosoph war so weise, das Individuum als die Grundlage des Kaiserreichs anzusehen. Ist eine Demokratie, wie wir sie kennen, die höchste mögliche Vollendung der Regierung? Ist es nicht möglich, in der Anerkennung und Ausgestaltung der Menschenrechte einen Schritt weiter zu gehen? Es wird niemals einen wirklich freien und aufgeklärten Staat geben, bevor nicht der Staat dahin gelangt, das Individuum als eine höhere und unabhängige Macht anzuerkennen, von der er alle seine eigene Macht und Autorität herleitet, und es entsprechend behandelt. Ich stelle mir gern einen Staat vor, der es sich schließlich leisten kann, zu allen Menschen gerecht zu sein und das Individuum mit Achtung als seinen Nachbarn zu behandeln, der es nicht einmal für mit seiner Ruhe unvereinbar halten würde, wenn ein paar Menschen sich von ihm fernhielten, sich nicht in seine Angelegenheiten einmischten und nicht in ihn eingeschlossen wären, wenn sie nur ihre Pflichten als Nachbarn und Mitmenschen erfüllten. Ein Staat, der diese Art von Frucht trüge und sie fallen ließe, sobald sie reif wäre, würde den Weg bereiten für einen noch vollkommeneren und herrlicheren Staat, den ich mir auch vorstellen kann, aber noch nirgends gesehen habe. Engl. in: Henry David Thoreau, Walden, with On the Duty of Civil Disobedience, New York, 1962; dt. aus: Eberhard Brüning (Hrsg.), Anspruch und Wirklichkeit. Zweihundert Jahre Kampf um Demokratie in den USA: Dokumente und Aussagen, Berlin, 1976, 121 ff.
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74. Dred Scott v. Sandford, 1857 19 Howard, 393, 1857 Zwei Tage nach der Amtseinführung von James Buchanan als Präsident der Vereinigten Staaten veröffentlichte der U.S. Supreme Court unter Chief Justice Roger B. Taney eine kontroversielle Entscheidung. Dred Scott, ein Neger, war Sklave von Dr. John Emerson, einem Militärarzt aus St. Louis in Missouri, wo die Sklaverei in beschränktem Maße gesetzlich gestattet war. 1834 wurde der Arzt für jeweils zwei Jahre nach Illinois, einem nicht sklavenhaltenden Staat, und Wisconsin, wo die Sklaverei durch den Missouri Compromise 1820 verboten war, versetzt. Während dieser Aufenthaltswechsel wurde er von Scott begleitet. Nach dem Tod von Emerson beließen seine Erben Scott in St. Louis, wo er 1846 von Henry T. Blow, einem Abolitionisten, überredet wurde, seine Freiheit, die sich auf den 4-jährigen Aufenthalt in Staaten, wo die Sklaverei verboten war, stützte, einzuklagen. Da der Nachlaßverwalter von Emerson John A. Sandford im Staat New York lebte, kam der Fall von den State Courts in Missouri vor den U.S. Supreme Court, der zu entscheiden hatte, ob dieser Aufenthalt den Sklaven Scott zu einem freien Bürger gemacht hatte. Der Supreme Court hatte Schwierigkeiten bei der Entscheidungsfindung, und sechs der neun Richter verfaßten Sondervoten. Dennoch entschied die Mehrheit, daß Scott kein Bürger der Vereinigten Staaten oder des Staates von Missouri sei und ihm daher die Prozeßlegitimation fehle. In einer Mehrheitsentscheidung wurde weiters der Missouri Compromise 1820 (vgl. Dok. 67) für verfassungswidrig erklärt. Weder der Congress noch die Einzelstaatslegislaturen hätten das Recht, die Sklaverei zu verbieten, da das V. Amendment zur amerikanischen Bundesverfassung (vgl. Dok. 42) ausdrücklich den Schutz des Eigentums statuiere und Sklaven als Eigentum anzusehen wären. Zwei Richter verfaßten abweichende Opinions, in denen sie festhielten, daß freie Schwarze in der Tat Bürger der Vereinigten Staaten seien. Im Norden herrschte großer Ärger über den Supreme Court, der zu diesem Zeitpunkt mehrheitlich mit Richtern aus dem Süden besetzt war. Nach der Supreme Court Entscheidung wurde Dred Scott von seinen Eigentümern freigelassen, starb aber im darauffolgenden Jahr. * * * Es scheint angenommen zu werden, daß es einen Unterschied zwischen Eigentum an einem Sklaven und anderem Eigentum gibt und daß unterschiedliche Regeln in der Auslegung der Verfassung der Vereinigten Staaten angewendet werden könnten. Die Gesetze und Praktiken anderer Völker, die Schriften be-
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deutender Juristen über die Beziehungen zwischen dem Herrn und dem Sklaven und über ihre wechselseitigen Rechte und Pflichten, die Befugnisse, die Regierungen dabei innehaben mögen, sind in dieser Argumentation stark betont worden. Aber wenn die Verfassung das Eigentumsrecht des Herren an einem Sklaven anerkennt und keinen Unterschied zwischen jener Eigentumsdefinition und anderem Eigentum eines Bürgers macht, dann hat keine Behörde, die im Namen der Vereinigten Staaten handelt, gehöre sie der Legislative, Exekutive oder Justiz an, das Recht, eine solche Unterscheidung vorzunehmen oder jemandem den Vorteil jener Vorschriften und Garantien zu verweigern, die zum Schutz des privaten Eigentums gegen die Eingriffe der Regierung vorgesehen sind. Nun ist das Eigentumsrecht an einem Sklaven deutlich und ausdrücklich in der Verfassung bestätigt. Das Recht, damit Handel zu treiben wie mit einem normalen Handelsgut, wurde den Bürgern der Vereinigten Staaten für zwanzig Jahre … garantiert. Und die Regierung ist ausdrücklich gehalten, es für alle Zukunft zu schützen, wenn ein Sklave seinem Eigentümer entflieht. Kein Wort ist in der Verfassung zu finden, das dem Kongreß eine größere Verfügungsgewalt über das Eigentum an Sklaven gibt oder das dem Eigentum dieser Art weniger Schutz zuerkennt als sonstigem Eigentum. Die einzige zusätzliche Zuständigkeit ist die Zuständigkeit, die mit der Pflicht verbunden ist, den Eigentümer in seinen Rechten zu beschützen. Angesichts dieser Betrachtungen ist es die Meinung des Gerichtshofes, daß das Kongreßgesetz, das es einem Bürger untersagt, Eigentum an Sklaven in dem Gebiet der Vereinigten Staaten nördlich der Linie zu besitzen, die in dem Gesetz erwähnt wird, durch die Verfassung nicht gestützt wird und darum nichtig ist; und daß weder Dred Scott noch jemand aus seiner Familie frei wurde, indem er in jenes Gebiet gebracht wurde, selbst wenn sie vom Eigentümer in der Absicht dorthin gebracht worden wären, sie zu ständigen Einwohnern dieses Territoriums werden zu lassen. Engl. in: 19 Howard, 393, 1857; dt. aus: Diethelm Düsterloh-Joachim Rohlfes, Die Vereinigten Staaten von Amerika, Politische Weltkunde II, Themen zur Geschichte und Politik, Stuttgart, 1980, 34 f.
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75. Abraham Lincolns "House Divided" Ansprache, 17. Juni 1858 Abraham Lincoln's house divided speech Die Frage der Sklaverei und das Recht zu ihrer Ausbreitung waren so alt wie der Gedanke der Westexpansion selbst. Dennoch verschärften sich die Positionen der "Konstitutionalisten", die auf das in der Verfassung verankerte Recht hinwiesen, es sei den einzelnen Staaten selbst anheimgestellt, die Sklaverei zuzulassen oder nicht, das auch für neuere Staaten gelten sollte, und der "Moralisten", welche die Sklaverei generell für unmoralisch hielten und der Ansicht waren, die Gründungsväter hätten ihre Ausbreitung nicht beabsichtigt. In den Congresswahlen 1848 wurde die Ausdehnung der Sklaverei wieder zu einem Wahlkampfthema. Im Bundesstaat Illinois kandidierte Stephen A. Douglas für eine Wiederwahl für die "Douglas Democrats". Die Demokraten hatten sich unter Präsident James Buchanan gespalten, wobei die "Southern Democrats" den Präsidenten unterstützten. Für die neue Republikanische Partei wurde Abraham Lincoln als Kandidat aufgestellt. Lincoln forderte Douglas zu insgesamt sieben Debatten in verschiedenen Städten in Illinois heraus, welche die verschiedensten Themenbereiche umfaßten, und in sachlicher und verbaler Härte ausgetragen wurden und so bald nationales Interesse erweckten. Lincoln, der die Sklaverei für "ein moralisches, soziales und politisches Unrecht" hielt, bedient sich hier des Zitates: "Jedes Haus, das in sich uneins ist, wird nicht bestehen" (Mt. 12, 25), und obwohl die Redewendung des "house divided" schon vorher verwendet wurde, war es diese Rede Lincolns, die ihr Gültigkeit und Bekanntheit verlieh. * * * HERR PRÄSIDENT UND MEINE HERREN DER KONVENTION: Wenn wir zuerst wissen könnten, wo wir stehen und wohin wir gehen, könnten wir auch besser einschätzen, was zu tun ist und wie es zu tun ist. Wir sind jetzt tief im 5. Jahr seit eine Politik begonnen worden war, mit dem beschworenen Ziel und dem überzeugten Versprechen, der Sklavereiagitation ein Ende zu bereiten. Bei der Durchführung dieser Politik hat allerdings diese Agitation nicht nur nicht aufgehört, sondern sie hat beständig zugenommen. Meiner Meinung nach wird sie solange nicht aufhören, bis eine Krise erreicht worden sein wird und vorübergegangen sein wird. "Jedes Haus, das in sich uneins ist, wird nicht bestehen." Ich glaube, daß diese Regierung auf Dauer nicht überleben kann, indem sie halb für die Sklaverei ist und halb für die Freiheit. Ich erwarte nicht, daß
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die Union aufgelöst wird; ich erwarte nicht, daß das Haus einstürzt; aber ich erwarte, daß es aufhören wird geteilt zu sein. Es wird entweder ganz so sein oder ganz anders. Entweder werden die Gegner der Sklaverei ihrer weiteren Ausdehnung Einhalt gebieten und ihr den Platz einräumen, wo sie nach Meinung der Öffentlichkeit auf dem Weg zur endgültigen Auslöschung hingehört, oder ihre Befürworter werden sie weiter vorantreiben, bis sie gleichermaßen in allen Staaten, den alten wie auch den neuen, im Norden wie auch im Süden, rechtmäßig zugelassen wird. Besteht nicht eine Tendenz in Richtung des letztgenannten Zustandes? Jeder, der daran zweifelt, sollte sorgfältig diese jetzt beinahe komplette rechtliche Kombination – ein Teil einer Maschinerie sozusagen – zusammengesetzt aus der Nebraska Doktrin und der Dred Scott Entscheidung betrachten. Er sollte nicht nur bedenken, zur Erledigung welcher Arbeit die Maschine adaptiert worden ist, und wie gut sie adaptiert worden ist, sondern er sollte auch die Geschichte ihrer Konstruktion ab ihrer Entstehung studieren und er sollte, wenn er kann oder eher scheitern, wenn er kann, auch die Beweisstücke dieses Planes sowie die Gemeinsamkeit der Vorgangsweise unter seinen führenden Architekten aufspüren. Zu Beginn des Jahres 1854 war die Sklaverei von mehr als der Hälfte der Staaten durch die Staatsverfassungen verboten worden und vom größten Teil des gesamten nationalen Territoriums durch ein Verbot des Congresses untersagt worden. Vier Tage später begann der Kampf, welcher damit endete, daß dieses Verbot des Congresses zurückgenommen worden ist. Dies hat das gesamte nationale Territorium der Sklaverei geöffnet, und dies war der erste Punkt, der gewonnen worden war. … Während die Nebraska-Gesetzesvorlage im Congress behandelt wurde, wurde vor dem United States Circuit Court für den Distrikt von Missouri ein Rechtsfall verhandelt, welcher die Frage der Freiheit eines Negers zum Gegenstand hatte, und zwar aufgrund des Umstandes, daß sein Eigentümer ihn von sich aus zuerst in einen freien Staat gebracht hat und dann in ein Gebiet, das mit dem Verbot des Congresses belegt war, wobei er ihn für eine lange Zeit in beiden als Sklave gehalten hatte; und beide, die Nebraska-Gesetzesvorlage und das Gerichtsverfahren wurden im selben Monat Mai des Jahres 1854 entschieden. Der Name des Negers war "Dred Scott", welcher jetzt die Entscheidung bezeichnet, die schließlich in diesem Fall getroffen wurde. Vor den damals bevorstehenden Präsidentschaftswahlen ist dieser Fall dann vor den Supreme Court der Vereinigten Staaten gekommen und dort auch verhandelt worden; aber die Erledigung des Falles selbst ist bis nach den Wahlen hinausgeschoben worden.
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Dennoch hat Senator Trumbull vor der Wahl im Senat den führenden Befürworter der Nebraska-Gesetzesvorlage aufgefordert, seine Meinung darzulegen, ob das Volk eines Territoriums verfassungsmäßig die Sklaverei aus ihrem Gebiet verbannen kann; und letzterer antwortet: "Dies ist eine Frage für den Supreme Court". Und dann kam die Wahl. Mr. Buchanan ist gewählt worden, und die Genehmigung des Gesetzes war, so wie die Dinge standen, gesichert. Dies war der zweite Punkt, der gewonnen worden war. … Dann kam die Inauguration des Präsidenten und immer noch keine Entscheidung des Gerichtshofes; aber der neue Präsident hat in seiner Inaugurationsadresse die Leute leidenschaftlich aufgefordert, die bevorstehende Entscheidung zu befolgen, wie immer sie auch sein möge. Und dann kam ein paar Tage später die Entscheidung. Der vermutliche Autor der Nebraska-Gesetzesvorlage nimmt sehr früh die Gelegenheit wahr, eine Rede in dieser Hauptstadt zu halten, in der er die Dred Scott Entscheidung unterstützt und vehement jegliche diesbezügliche Gegnerschaft verurteilt. Auch der neue Präsident ergreift recht früh die Gelegenheit des Silliman Briefes, um diese Entscheidung zu unterstützen und mit starken Worten auszulegen, wobei er sein Erstaunen ausdrückt, daß es je eine anders geartete Auffassung gegeben habe! Schließlich bricht zwischen dem Präsidenten und dem Autor der NebraskaGesetzesvorlage ein Streit aus über die bloße Frage der Tatsache, ob die Lecompton Verfassung im wahrsten Sinne des Wortes vom Volk von Kansas gemacht worden war oder nicht; und in diesem Streit erklärt der letztere, daß alles, was er wünscht, eine gerechte Abstimmung für das Volk ist und daß er sich nicht darum kümmert, ob die Sklaverei durch die Abstimmung verboten wird oder nicht. Ich verstehe seine Erklärung, daß er sich nicht darum kümmert, ob die Sklaverei durch eine Abstimmung erlaubt wird oder nicht, von ihm auf nichts anderes gerichtet als auf die treffende Definition der Politik, welche er der öffentlichen Meinung aufzwingen würde … Dieses Prinzip ist das einzige Stückchen, das von seiner ursprünglichen Nebraska Doktrin übriggeblieben ist. Unter der Dred Scott Entscheidung ist die "Souveränität illegaler Siedler" ausgemerzt worden; eingestürzt wie ein provisorisches Gerüst; wie die Gußform in einer Gießerei nur für einen Guß dient und dann wieder zu losem Sand wird; dieses Prinzip hat geholfen, eine Wahl zu bestreiten und dann ist es in den Wind geschlagen worden. Sein späterer gemeinsamer Kampf mit den Republikanern gegen die Lecompton Verfassung bezieht sich auf nichts von der urspünglichen Nebraska Doktine. Dieser Kampf bezog sich auf einen Punkt – das Recht des
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Volkes, seine eigene Verfassung zu machen – über welches er und die Republikaner nie unterschiedlicher Meinung waren. Die verschiedenen Punkte der Dred Scott Entscheidung umschreiben in Verbindung mit der "ist mir egal"-Politik von Senator Douglas dieses Stück der Maschinerie in ihrem gegenwärtigen Zustand des Vorankommens. Dies war der dritte Punkt, der gewonnen worden war. Die funktionierenden Punkte dieser Maschinerie sind: Erstens, daß kein Negersklave, welcher als solcher aus Afrika importiert worden, und kein Nachkomme eines solchen Sklaven, je ein Bürger irgendeines Staates sein können, im Sinne jenes Begriffes, der in der Verfassung der Vereinigten Staaten verwendet wird. Dieser Punkt wird gemacht, um den Negern in jeder möglichen Hinsicht die Vergünstigung jener Regelung der Verfassung der Vereinigten Staaten vorzuenthalten, welche feststellt, daß "die Bürger jedes Staates alle Privilegien und Vorrechte der Bürger in allen anderen Staaten genießen sollen." Zweitens, daß gemäß der Verfassung der Vereinigten Staaten weder der Congress noch eine territoriale Gesetzgebung die Sklaverei aus irgendeinem Gebiet der Vereinigten Staaten verbannen kann. Dieser Punkt wird gemacht, damit einzelne Personen die Gebiete mit Sklaven auffüllen können, ohne Gefahr zu laufen, sie als Eigentum zu verlieren, sodaß auf diese Weise die Chancen, diese Einrichtung auch für alle Zukunft aufrecht zu erhalten, erhöht werden. Drittens, werden die Gerichte der Vereinigten Staaten nicht darüber entscheiden, ob das Halten eines Sklaven im tatsächlichen Zustand der Sklaverei ihn in einem freien Staat gegenüber dem Halter frei macht, sondern dies wird den Gerichten desjenigen Sklavenstaates überlassen, in den der Neger durch seinen Herrn hineingezwungen wurde. Dieser Punkt soll nicht sofort durchgesetzt werden; wenn ihm aber für eine Weile stillschweigend zugestimmt wird und wenn er anscheinend durch das Volk bei einer Wahl unterstützt wird, dann soll er den logischen Schluß stützen, daß das was der Herr von Dred Scott rechtmäßig mit Dred Scott im freien Staat von Illinois tun kann, jeder andere Herr auch rechtmäßig mit jedem anderen oder mit tausend Sklaven in Illinois oder in irgendeinem anderen freien Staat tun kann. In Unterstützung von all dem und Hand in Hand mit dem soll die Nebraska Doktrin, oder was von ihr übriggeblieben ist, die öffentliche Meinung erziehen und formen, zumindest die öffentliche Meinung des Nordens, gleichgültig, ob die Sklaverei bei einer Abstimmung verboten wird oder nicht. Dies zeigt genau, wo wir jetzt stehen; und zum Teil auch, wohin wir uns bewegen. …
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Warum war der Zusatzartikel, welcher ausdrücklich das Recht des Volkes erklärt, bei der Abstimmung abgelehnt worden? Es ist nun völlig klar – dessen Annahme hätte die Nische für die Dred Scott Entscheidung verdorben. Warum wurde die Gerichtsentscheidung verzögert? Warum wurde die individuelle Meinung eines Senators zurückgehalten bis nach der Präsidentschaftswahl? Es ist nun völlig klar – wenn dies damals offen ausgesprochen worden wäre, wäre das "vollständig frei"-Argument auf dem die Wahl beruhen sollte – zerstört worden. Warum gab es den Glückwunsch des scheidenden Präsidenten bei der Genehmigung des Gesetzes? Warum gab es die Verweigerung einer Wiederbehandlung? Warum gab es die Voraus-Ermahnung zugunsten der Entscheidung durch den neuen Präsidenten? Diese Dinge sehen aus, wie das vorsichtige Tätscheln eines temperamentvollen Pferdes, um es vorzubereiten, bevor man es besteigt, wenn man fürchtet, daß es den Reiter vielleicht abwerfen könnte. Und warum die eilige nachträgliche Unterstützung der Entscheidung durch den Präsidenten und andere? Wir können nicht mit absoluter Sicherheit wissen, ob all diese genauen Anpassungen das Ergebnis einer vorher erfolgten Absprache sind. Aber wenn wir einen Haufen von angepaßten Holzstücken sehen, von denen wir wissen, daß davon unterschiedliche Teile zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten durch verschiedene Arbeiter – Stephen, Franklin, Roger und James zum Beispiel – hervorgeholt worden sind und wenn wir sehen, daß, wenn diese Holzstücke zusammengefügt werden, sie genau das Gerüst für ein Haus oder für eine Mühle ergeben, wobei all die Zapfen und Zapfenlöcher genau passen und alle Längen und Proportionen verschiedener Stücke genau an die vorgesehenen Stellen passen und wenn kein Stück zu viel oder zu wenig ist – wobei nicht einmal das Gerüst fehlt – oder, sollte ein einzelnes Stück fehlen, daß der Platz in dem Baugerüst genau ausgespart ist und vorbereitet ist, um ein solches Stück einzupassen – in solch einem Fall finden wir es unmöglich, nicht zu glauben, daß Stephen und Fanklin und Roger und James sich von Anfang an darauf abgestimmt haben und daß alle an einem gemeinsamen Plan gearbeitet haben oder an einem Entwurf, der ausgearbeitet worden war, ehe der erste Schlag gesetzt worden war. … Engl. in: Philip van Doren Stern (ed.), The Life and Writings of Abraham Lincoln, New York, 1940, 428 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
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76. South Carolinas Beschluß der Sezession, 20. Dezember 1860 South Carolina Ordinance of Secession Aus dem Präsidentschaftswahlkampf von 1860, der hart und verbissen geführt worden war, ging der Republikaner Abraham Lincoln mit 180 von 303 Wahlmännerstimmen vor seinem demokratischen Kontrahenten Stephen A. Douglas, der knapp 30 % der Wählerstimmen für sich verbuchen konnte, als Sieger hervor, konnte seiner Partei im Congress aber nicht die absolute Mehrheit sichern. Im Supreme Court dominierte eine solide Mehrheit aus dem Süden, und der Senat wurde ebenfalls von den Southern Democrats beherrscht. Unmittelbar nach der Wahl von Abraham Lincoln zum Präsidenten, die für alle fünfzehn sklavenhaltenden Staaten eine Enttäuscheng darstellte, berief die gesetzgebende Versammlung von South Carolina eine Zusammenkunft für den 17. Dezember ein, um über die Frage des Austrittes aus der Union zu beraten. Diese vom Volk gewählte Versammlung war mit überwältigender Mehrheit für die sofortige Sezession. Sie trat in Charleston zusammen und beschloß am 20. Dezember, noch vor Lincolns Amtsantritt, einstimmig die Sezession. South Carolina, das allein niemals als eigener Staat bestehen hätte können, verließ sich zu Recht auf die Beispielwirkung seines Entschlusses: Innerhalb von sechs Wochen folgten Mississippi, Florida, Alabama, Georgia, und Louisiana, sowie Texas am 1. Februar 1861 mit entsprechenden Unabhängigkeitsbeschlüssen nach. * * * Eine Verordnung um die Union zwischen dem Staat South Carolina und anderen Staaten, die mit ihm durch den Vertrag, der als Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika bezeichnet wird, verbunden sind, aufzulösen: Wir, das Volk des Staates South Carolina, im Konvent versammelt, erklären und verfügen, und es sei hiermit erklärt und verfügt, daß die Verordnung, die von uns im Konvent am 23. Tage des Mai in dem Jahr unseres Herrn 1788 angenommen wurde, wodurch die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika ratifiziert wurde, und ebenso alle Gesetze und Teile von Gesetzen des Parlaments von diesem Staat, die die Zusätze der besagten Verfassung ratifizieren, hiermit außer Kraft gesetzt werden, und daß die nun unter dem Namen der Vereinigten Staaten von Amerika bestehende Union zwischen South Carolina und anderen Staaten hiermit aufgelöst sei. Engl. aus: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 198), 372; dt.: Eigene Übersetzung.
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77. Die Verfassung der Konföderierten Staaten von Amerika, 11. März 1861 The Constitution of the Confederate States of America Die Bewegung für die Sezession der Südstaaten war aber nicht so einhellig, wie es auf den ersten Blick scheinen mochte (vgl. Doc. 76). Eine gemäßigte Gruppe im Süden, die an der Erhaltung der Union interessiert war, wies darauf hin, daß Lincoln versprochen hatte, eine Befürwortung der Abolition in jenen Gebieten zu unterlassen, in denen die Sklaverei bereits bestand. Auch die kleineren Farmer in Alabama und Georgia, die keine Sklaven hielten, versuchten, die reichen Plantagenbesitzer noch zum Abwarten zu bewegen, stimmten aber schließlich in den allgemeinen Tenor der Sezession ein. In der Zwischenzeit bemühte sich James M. Buchanan, noch immer amtierender Präsident, im Congress um Kompromißmaßnahmen, um den Süden von der Sezession abzuhalten. Die bemerkenswertesten Vorschläge kamen von einem Senatskommitte, unter dem Vorsitz von John J. Critton aus Kentucky. Darin enthalten waren die Verabschiedung einer Reihe von Verfassungszusätzen (Amendments), die die Fortdauer der Sklaverei in jenen Staaten, wo sie bereits bestand, garantieren sollte, den "Fugitive Slave Act" (1850), der die Rückstellung entflohener Sklaven aus dem Norden in den Süden vorsah, verschärfen, vor Einmischung in den zwischenstaatlichen Sklavenhandel schützen sollte, und was am bedeutsamsten war, die Compromise Linie von 1850 wiedererrichten sollte. Obwohl sich dieser Kompromißvorschlag einiger Zustimmung über das ganze Land hinweg erfreuen konnte, fand er wenig Unterstützung bei den politischen Führern der Nord-und Südstaaten, am allerwenigsten bei Lincoln selbst, der fürchtete, die Sklaverei könnte sich in neue Gebiete nach Kuba und Mexiko ausbreiten. Die Lage spitzte sich noch einmal zu, als das unbewaffnete Handelsschiff "The Star of the West" der Vereinigten Staaten bei dem Versuch, in den Hafen von Charleston zu gelangen, von Küstenbatterien beschossen und zur Umkehr gezwungen wurde. Als Abraham Lincoln am 4. März seine lang erwartete Inaugurationsrede hielt, in der er versprach, den Krieg nicht zu beginnen, aber die Sezession als illegalen Akt bezeichnete, hatten die konföderierten Staaten von Amerika in Montgomery, Alabama, schon eine eigene Regierung eingerichtet, und Jefferson Davis aus Mississippi (vgl. Doc. 78) zum vorläufigen Präsidenten gewählt. Eine neue Flagge "Stars and Bars" wurde entworfen, und ein neuer Kongreß beriet eine Verfassung, nachdem eine provisorische Verfassung schon am 8. Februar 1861 angenommen worden war. Die hier im Auszug wiedergegebene endgültige Verfassung der Konföderierten Staaten
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von Amerika vom 11. März 1861 ähnelte in wesentlichen Zügen der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika. Sogar ein Verbot des afrikanischen Sklavenhandels war darin enthalten. * * * PRÄAMBEL Wir, das Volk der Konföderierten Staaten, wobei jeder Staat in seiner souveränen und unabhängigen Eigenschaft handelt, von der Absicht geleitet ein dauerhaftes föderales Regierungssystem zu errichten, die Gerechtigkeit zu verwirklichen, die Ruhe im Innern zu sichern und die Segnungen der Freiheit für uns selbst und unsere Nachkommen zu bewahren, setzen und begründen – indem wir die Gnade und Hilfe des allmächtigen Gottes anrufen – diese Verfassung für die Konföderierten Staaten von Amerika. ARTIKEL I. Abschnitt 9. (1) Die Einfuhr von Negern der afrikanischen Rasse aus irgendeinem fremden Land, außer von sklavenhaltenden Staaten oder Gebieten der Vereinigten Staaten von Amerika wird hiermit verboten; und der Congress ist verpflichtet, Gesetze zu erlassen, welche die Einfuhr wirksam verhindern. (2) Der Congress hat auch das Recht, die Einfuhr von Sklaven aus irgendeinem Staat, der nicht Mitglied dieser Konföderation ist oder aus einem Gebiet, das nicht zu dieser Konföderation gehört, zu verbieten. ARTIKEL II. Abschnitt 1. (1) Die vollziehende Gewalt liegt bei dem Präsidenten der Konföderierten Staaten von Amerika. Seine Amtszeit und die Amtszeit des Vizepräsidenten beträgt sechs Jahre; aber eine Wiederwahl des Präsidenten ist nicht zulässig. Der Präsident und der Vizepräsident werden auf folgende Weise gewählt: (5) Keine Person, die von Verfassungs wegen zum Amt des Präsidenten nicht wählbar ist, ist für das Amt des Vizepräsidenten der Konföderierten Staaten wählbar. (6) Der Congress kann den Zeitpunkt für die Wahl der Wahlmänner und den Tag ihrer Stimmabgabe festsetzen; dieser Tag soll im ganzen Bereich der Konföderierten Staaten derselbe sein. (7) In das Amt des Präsidenten können nur in den Konföderierten Staaten geborene Bürger oder Personen, die zur Zeit der Annahme dieser Verfassung Bür-
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ger der Konföderierten Staaten waren, oder Bürger der Konföderierten Staaten, welche in den Vereinigten Staaten vor dem 20. Dezember 1860 geboren worden sind, gewählt werden; es kann niemand in dieses Amt gewählt werden, der nicht das Alter von 35 Jahren erreicht und seinen Wohnsitz seit 14 Jahren innerhalb der Grenzen der Konföderierten Staaten, sowie sie zum Zeitpunkt der Wahl bestehen, gehabt hat. (10) Ehe er seine Amtspflichten übernimmt, soll er folgenden Eid oder folgendes Gelöbnis leisten: "Ich schwöre (oder gelobe) feierlich, daß ich das Amt des Präsidenten der Konföderierten Staaten getreulich verwalten und deren Verfassung nach besten Kräften erhalten, schützen und verteidigen will." ARTIKEL III. ABSCHNITT 2. (1) Die richterliche Gewalt erstreckt sich auf alle Fälle, die sich aus der Verfassung, den Gesetzen der Konföderierten Staaten oder Verträgen, die in ihrem Namen abgeschlossen wurden oder künftig geschlossen werden, ergeben; auf alle Fälle, die Botschafter, Gesandte und Konsuln betreffen; auf alle Fälle der Admiralitäts- und Seegerichtsbarkeit, auf Streitigkeiten, in denen die Konföderierten Staaten Streitpartei sind; auf Streitigkeiten zwischen zwei oder mehreren Einzelstaaten … ARTIKEL IV. ABSCHNITT 2. (1) Die Bürger eines jeden Einzelstaates genießen alle Privilegien und Vorrechte der Bürger der anderen Einzelstaaten, und sie besitzen das Einreise-, Durchreise- und Aufenthaltsrecht in jedem Einzelstaat dieser Konföderation mit ihren Sklaven und anderem Eigentum; und das Eigentumsrecht an diesen Sklaven darf dadurch nicht beeinträchtigt werden. ABSCHNITT 3. (3) Die Konföderierten Staaten können neues Gebiet erwerben; und der Congress hat das Recht für die Einwohner des gesamten Gebietes, welches den Konföderierten Staaten gehört und außerhalb der Grenzen der Einzelstaaten liegt, Gesetze zu erlassen und Regierungen zu bestellen, und er kann ihnen gestatten zu solchen Zeitpunkten und auf eine solche Art und Weise wie durch das Gesetz vorgesehen wird, neue Staaten zu bilden, welche in die Konföderation aufgenommen werden können. Auf dem gesamten derartigen Gebiet wird die Einrichtung der Negersklaverei, so wie sie derzeit in den Konföderierten Staaten besteht, anerkannt und durch den Congress und durch die Regierung des Landes geschützt; und die Einwohner der einzelnen Staaten der Konföderierten Staaten und Gebiete besitzen das Recht, Sklaven, welche von
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ihnen in irgendeinem der Einzelstaaten oder Gebiete der Konföderierten Staaten rechtmäßig gehalten werden, in ein solches Gebiet zu bringen. ARTIKEL VI. 6. Die Machtbefugnisse, die von der Verfassung nicht den Konföderierten Staaten übertragen worden sind und welche durch sie den Einzelstaaten nicht verwehrt worden sind, bleiben den Einzelstaaten beziehungsweise dessen Volk vorbehalten. ARTIKEL VII. 1. Die Ratifikation durch die Konvente von fünf Staaten ist ausreichend, diese Verfassung für die ratifizierenden Staaten in Kraft zu setzen. Einstimmig angenommen durch den Congress der Konföderierten Staaten von South Carolina, Georgia, Florida, Alabama, Mississippi, Lousiana und Texas, welcher im Kapitol in der Stadt Montgomery, Alabama, am elften Tag des März im Jahre achtzehnhunderteinundsechzig getagt hat. Howell Cobb Präsident des Congresses [Unterschriften] Engl. in: James D. Richardson (ed.), Messages and Papers of the Confederacy, Vol I, 37 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
78. Inaugurationsrede von Jefferson Davis, 22. Februar 1862 Inaugural Address of Jefferson Davis Mit der Beschießung des bundeseigenen Fort Sumter im Hafen von Charleston, South Carolina, am 12. April 1861 durch die Konföderierten, hatte der Sezessionskrieg nach mehreren Zwischenfällen seinen Beginn gefunden. Dem darauffolggenden Aufruf Lincolns, in jedem Einzelstaat der Union 75 000 Frei-
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willige "zur Unterdrückung dieser Insurrektion" auszuheben, kamen aber die Staaten Arkansas, North Carolina, Tennessee und Virginia nicht nach, sondern schlossen sich im April und Mai 1861 den sieben Konföderierten Staaten an. Durch die Verbündung der Staaten Missouri, Kentucky, Maryland und Delaware, die zwar allesamt Slavenhalterstaaten waren, mit der Union stand das Kräfteverhältnis vorläufig mit 23 nördlichen Einzelstaaten zu 11 südlichen Staaten fest. Jefferson Davis wurde schon vom Montgomery Congress als provisorischer Präsident der Konföderation bestellt und formell am 18. Februar in das Amt eingeführt. Eine ordentliche Wahl im Einklang mit der endgültigen Verfassung der Konföderierten Staaten von Amerika (vgl. Doc. 77) wurde im Oktober 1861 abgehalten und ergab die Wahl von Jefferson Davis für eine Amtszeit von sechs Jahren. Seine Amtseinführung erfolgte am 22. Februar, bei der er nachstehende Inaugurationsrede hielt. * * * MITBÜRGER: Heute am Geburtstag jenes Mannes, der am meisten mit der Errichtung der amerikanischen Unabhängigkeit in Verbindung gebracht wird, haben wir uns unter seinem Denkmal versammelt, das zur Erinnerung an seine heroischen Tugenden und jener seiner Landsmänner errichtet wurde, um eine ständige Regierung der Konföderierten Staaten ins Leben zu rufen. Hiermit hoffen wir, mit der Gnade der Göttlichen Vorsehung, die Grundsätze unserer Revolutionsväter fortzuführen. Der Tag, das Gedenken und der Zweck scheinen vollkommen im Einklang zu stehen. … Wenn durch lange Zeit hindurch eine Klassengesetzgebung nicht auf das allgemeine Wohlergehen, sondern auf den Aufstieg des nördlichen Teiles der Union gerichtet ist, die in einem Krieg gegen die inneren Institutionen der Südstaaten gipfelte – wenn die Dogmen einer Teilpartei an Stelle der Bestimmungen des Verfassungsvertrages treten und drohen, die souveränen Rechte der Staaten zu zerstören, haben sich sechs von jenen Staaten, die sich aus der Union zurückgezogen und miteinander verbündet hatten, um das Recht auszuüben und der Pflicht zu gehorchen, eine Regierung einzusetzen, die die Freiheiten, für deren Erhaltung die Union errichtet wurde, besser sichern. Hoffnungen, die auch immer einige hegen mochten, daß ein wiederkehrender Sinn für Gerechtigkeit die Gefahr, mit der unsere Rechte bedroht wurden, beseitigen und es möglich machen würde, die Union der Verfassung zu erhalten, mußten von der Bösartigkeit und Barbarei der Nordstaaten in der Fortführung des gegenwärtigen Krieges zerstört werden. Das Vertrauen der Hoffnungsvollsten unter uns muß durch die Nichtbeachtung altehrwürdiger Bollwerke der bürgerlichen und religiösen Frei-
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heiten, die sie erst kürzlich an den Tag gelegt haben, zerstört worden sein. Bastillen, voll mit Gefangenen, die ohne ein ordentliches Verfahren oder ordnungsgemäß errichtete Anklageschrift, eingesperrt wurden; die Habeas Corpus Urkunde wurde durch Verwaltungsmandat außer Kraft gesetzt; ein Parlament eines Staates, das durch die Verhaftung seiner Mitglieder, deren erklärte Grundsätze die Bundesverwaltung befürchten ließen, daß da noch ein weiterer der Liste der abgefallenen Staaten hinzugefügt werden könnte; Wahlen, die unter der Bedrohung einer militärischen Macht abgehalten werden; Staatsbeamte, friedliche Bürger, und vornehme Damen, die um ihrer Meinung Willen eingekerkert wurden, brachten die Unfähigkeit unserer ehemaligen Mitbürger eine Regierung so frei, liberal und human zu etablieren, wie sie in unserem Interesse erforderlich wäre, zum Ausdruck. Zum Beweis der Ernsthaftigkeit unseres Vorschlages, unsere althergebrachten Institutionen zu erhalten, erlauben wir uns, auf die Verfassung der Konföderation hinzuweisen, und die Gesetze, die unter ihr erlassen wurden, genauso wie auf die Tatsache, daß durch alle Notwendigkeiten eines ungleichen Kampfes kein Ge-setz auf unserer Seite erlassen wurde, um die persönliche Freiheit, oder die Meinungsfreiheit, die gedankliche oder die Pressefreiheit zu schmälern. Die Gerichtshöfe waren frei, die Rechtssprechung arbeitete unbeeinträchtigt, und alle Rechte des friedlichen Bürgers wurden so bewahrt als ob der Invasionskrieg das Land gar nicht betroffen hätte. Das Volk der nun Konföderierten Staaten kam zur Überzeugung, daß die Regierung der Vereinigten Staaten in die Hände einer Teil-Mehrheit gefallen war, die jenes geheiligste Vertrauen zur Zerstörung der Rechte pervertieren würde, welche sie durch Gelöbnis verpflichtet war, zu schützen. Sie glaubten, daß ein längeres Verweilen in der Union sie einer anhaltenden verächtlich machenden Diskriminierung unterwerfen würde, einer Unterwerfung, die im Widerspruch mit ihrer Wohlfahrt stehen würde, und für ein stolzes Volk unerträglich sei. Sie haben daher beschlossen, die Bande zu durchtrennen, und eine neue Konföderation für sich selbst zu errichten. Das Experiment, das von unseren Revolutionsvätern eingeleitet wurde, eine freiwillige Union souveräner Staaten, zu einem in einem feierlichen Vertrag besonders angeführten Zweck, würde von denen pervertiert, die, in dem sie die Macht fühlten und das Recht vergaßen, dazu entschlossen waren, kein Gesetz außer ihrem eigenen Willen zu respektieren. Die Regierung hatte aufgehört, den Zielen zu entsprechen, für die sie eingesetzt und errichtet worden war. Um uns selbst vor einer Revolution zu bewahren, die, in ihrem stillen aber rapiden Fortschreiten kurz davorstand, uns unter den Despotismus der Zahl zu stellen, und
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sowohl im Geist, als auch in der Form ein Regierungssystem zu erhalten, von dem sie glaubten, es sei unserer Lage adäquat, und voll der Verheißung für die Menschheit, entschieden wir, eine neue Assoziation zu errichten, zusammengesetzt aus Staaten von gleichartigen Interessen, in der Politik und im Empfinden. Treu unseren Traditionen von Friede und unserer Liebe zur Gerechtigkeit, haben wir Bevollmächtigte zu den Vereinigten Staaten geschickt, um eine faire und freundschaftliche Regelung aller Fragen der öffentlichen Schulden oder des Eigentums, die strittig sein könnten, vorzuschlagen. Aber die Regierung in Washington, die uns unser Recht zur Selbstregierung abspricht, weigerte sich sogar, irgendwelche Vorschläge für eine friedliche Teilung anzuhören. Es blieb uns daher nicht anderes übrig, als uns für den Krieg zu rüsten. Das erste Jahr in unserer Geschichte war auch das ereignisreichste in den Annalen dieses Kontinents gewesen. Eine neue Regierung wurde errichtet, und ihr Apparat über ein Gebiet, das 700.000 Quadratmeilen übersteigt, in Gang gesetzt. Die großartigen Grundsätze, für die wir gewillt gewesen waren, alles zu riskieren, das dem Menschen lieb ist, haben Errungenschaften für uns gebracht, die niemals durch das Schwert erreicht worden wären. Unsere Konföderation ist von sechs auf dreizehn Staaten angewachsen; und Maryland, das uns bereits durch geheiligte Erinnerungen und materielle Interessen verbunden ist, wird, wie ich glaube, wenn es mit unerstickter Stimme sprechen kann, sein Schicksal mit dem Süden verknüpfen. … Die Zeit ist nahe, in der unsere Gegner unter der immensen Last der Schulden, die sie eingegangen sind, zusammenbrechen müssen, eine Schuld, die in ihrem Bemühen uns zu unterwerfen bereits so furchtbare Dimensionen angenommen hat, daß es sie Bürden unterwerfen wird, die andauern müssen und sie auch in den nachfolgenden Generationen unterdrücken werden. Auch wir haben unsere Prüfungen und Schwierigkeiten gehabt. Daß wir ihnen in Zukunft entfliehen können, ist nicht zu hoffen. Es war zu erwarten gewesen, wenn wir in diesen Krieg eintreten, daß dies unser Volk Opfern aussetzen würde, und es viel an Geld und Blut kosten würde. Aber wir wissen um den Wert des Zieles, um das wir kämpfen und haben die Natur des Krieges indem wir uns befunden haben verstanden. Nichts könnte so schlimm wie das Versagen sein, und jedes Opfer würde billig sein, wie der Preis des Erfolges in so einem Wettstreit. …
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Es war vielleicht eine Bestimmung der göttlichen Vorsehung, daß uns der Wert unserer Freiheiten durch den Preis, den wir für sie bezahlen, vorgeführt werden mußte. Die Erinnerung an diesen großen Wettstreit, mit all seinen gemeinsamen Traditionen von Ruhm, von Opfer und Blut wird das Band der Harmonie und eine dauernde Liebe unter den Menschen darstellen: Dies führt zur Einheit in der Politik zur Gefühlsgemeinschaft und einer gemeinsamen Anstrengung im Krieg. Die materiellen Opfer der Vergangenheit sind auch nicht ohne irgend welche entsprechende Vorteile. Wenn die Einwilligung auswärtiger Nationen in eine vorgetäuschte Blockade uns auch vom Handel mit ihnen ausgeschlossen hat, so macht uns dies doch schnell zu einem autarken und unabhängigen Volk. Die Blockade, wenn sie effektiv und von Dauer ist, könnte uns nur dazu dienen, unsere Bemühungen von der Produktion von Exportartikeln abzulenken, und sie in Versorgungsgüter für den innerstaatlichen Bedarf umzulenken. Es ist eine Befriedigung, daß wir den Krieg ohne Unterstützung bei diesen Anstrengungen aufrecht erhalten konnten. Wir haben weder nach Unterstützung gefragt, noch diese von irgendeinem Lager bekommen. Trotzdem ist das damit zusamenhängende Interesse nicht gänzlich unser eigenes. Die ganze Welt ist daran interessiert, daß wir unsere Märkte ihrem Handel öffnen. Wenn die Unabhängigkeit der Konföderierten Staaten von den Nationen der Welt anerkannt ist, und wir frei sind, unseren Interessen und Vorlieben zu folgen, indem wir den Außenhandel pflegen, dann werden die Südstaaten den erzeugenden Nationen die vorteilhaftesten Märkte anbieten, die jemals ihren Handel eingeladen haben. Baumwolle, Zucker, Reis, Tabak, Nahrungsmittel, Bauholz und Schiffsvorräte werden für attraktive Tauschmöglichkeiten bieten. Noch würde die Regelmäßigkeit dieser Versorgung aller Wahrscheinlichkeit nach durch den Krieg gestört werden. Unsere geeinte Stärke wird zu groß sein, um eine Aggression herauszufordern, und es hat niemals ein Volk gegeben, dessen Interessen und Grundsätze es so sehr an eine friedliche Politik bindet, wie die der Konföderierten Staaten. Bei der Art ihrer Produktion sind sie zu sehr am Außenhandel interessiert, um ihn mutwillig zu stören. Einen Eroberungskrieg können sie nicht führen, weil die Verfassung ihrer Konföderation keine erzwungene Assoziation zuläßt. Ein Bürgerkrieg dort, wo Staaten durch ihre Willensäußerung zusammen gehalten werden, ist undenkbar. Die Regel des freiwilligen Zusammenschlusses ist zwangsläufig bewahrend, indem sie eine gerechte und unvoreingenommene Regierung zu Hause gewähleistet, und sie minimiert nicht die Sicherheit von Verbindlichkeiten, welche die konföderierten Staaten auswärtigen Nationen gegenüber eingegangen sind. Zum Beweis dafür muß man sich in Erinnerung
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rufen, daß diese Staaten im ersten Moment des Geltendmachens ihres Rechtes auf Sezession eine Regelung auf der Basis einer allgemeinen Haftung für die Verpflichtungen der Gesamtregierung vorgeschlagen hatten. Mitbürger, nachdem diese jahrelangen Kämpfe das Recht der Engländer auf eine verfassungsmäßige, repräsentative Regierung geheiligt hatten, waren unsere kolonialen Ahnherren gezwungen, dieses Geburtsrecht durch einen Aufruf zu den Waffen einzufordern. Erfolg krönte ihre Bemühungen, und sie bereiteten ihrer Nachwelt ein friedvolles Mittel gegen zukünftige Aggression. Die Tyrannei einer zügellosen Mehrheit, die am meisten verhaßte und am wenigsten verantwortliche Form des Despotismus, hat uns beides verweigert: Das Recht und das Rechtsmittel. Daher stehen wir unter Waffen, um solche Opfer zu wiederholen, wie sie unsere Väter aus dem heiligen Grund der verfassungsrechtlichen Freiheit erbrachten. In der dunkelsten Stunde unseres Kampfes macht die provisorische Regierung der dauernden Platz. Nach einer Serie von Erfolgen und Siegen, die unsere Waffen mit Ruhm bedeckt haben, haben wir kürzlich ernsthaft Niederlagen erlitten. Aber im Herzen eines Volkes, das beschlossen hat, frei zu sein, bringen diese Desaster uns nur dazu, zu erhöhtem Widerstand anzuregen. Um uns des Erbes, das uns von den Patrioten der Revolution hinterlassen wurde, würdig zu erweisen, müssen wir dieser heroischen Hingabe, die ihre Feuerprobe bei Rückschlägen bestanden hat, nacheifern. Mit Vertrauen in die Weisheit und Tugend jener, die mit uns die Verantwortung tragen, und mir in der Führung der öffentlichen Angelegenheiten helfen werden, sich fest auf den Patriotismus und den Mut der Menschen verlassend, von denen der gegenwärtige Krieg so viele Beispiele geboten hat, fühle ich tief die Last der Verantwortung; ich gehe jetzt mit ehrlichem Bedenken daran, das Amt zu übernehmen, und bin mir voll der Unzulänglichheit der menschlichen Kraft bewußt. Meine Hoffnung ist ehrfurchtsvoll auf Ihn gerichtet, dessen Gunst immer gnädig gewährend der gerechten Sache zugetan ist. Mit demütiger Dankbarkeit und Verehrung und Ergebung an die Vorsehung, die so offensichtlich die Konföderation während ihrer kurzen, aber ereignisreichen Karriere beschützt hat, vertraue ich mich hoffnungsvoll Dir, oh Gott, an, und erbitte flehentlich Deinen Segen für mein Land und seine Sache. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 213), 407 ff.; dt. Eigene Übersetzung.
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79. Abraham Lincolns Sklavenbefreiungserklärung, 1. Januar 1863 The Emancipation Proclamation Wäre es nach Thomas Jefferson gegangen, hätte schon die Unabhängigkeitserklärung (vgl. Dok. 30) einen Abschnitt über die Verwerflichkeit der Sklaverei enthalten. Auf Anraten von John A. Adams und Benjamin F. Franklin hatte er ihn aber wieder gestrichen. Mitten im tobenden Sezessionskrieg hatte Präsident Lincoln am 22. Juli 1862 einen vorläufigen Entwurf einer Sklavenbefreiungserklärung seinem Kabinett zur Kenntnis gebracht, wo man allerdings der Ansicht war, daß diese Erklärung nicht veröffentlicht werden sollte, bevor nicht ein militärischer Erfolg errungen worden sei. Diese Möglichkeit bot sich schließlich nach der Schlacht von Antietam am 16. September 1862, die zwar taktisch unentschieden ausgegangen war, strategisch aber einen Sieg für die Union bedeutete, weil General Lees Plan, in den Norden vorzustoßen, gescheitert war. Ein zweiter Entwurf dieser Erklärung, vom 22. September, der im Kabinett noch einigen geringfügigen Änderungen unterworfen worden war, ging der endgültigen Emancipation Proclamation, von der Präsident Roosevelt 1941 als einem "Meilenstein auf der Bahn menschlichen Fortschritts" sprach, voraus. Lincoln sah mit dieser Erklärung als radikalen Schritt unter anderem die Rekrutierung von Schwarzen in die Nordstaatenarmee vor – bis Kriegsende waren 180 000 Schwarze in die Unionsarmee eingetreten – und erklärte darin als Oberbefehlshaber des Heeres und der Flotte der Vereinigten Staaten alle in den sich in Rebellion befindlichen Staaten gehaltenen Sklaven für frei. Verfassungsrechtlich bedeutete diese Maßnahme für die ca. vier Millionen Menschen, die davon betroffen waren, lediglich eine Kriegsmaßnahme, durch die "feindliches Eigentum" beschlagnahmt wurde. In den unionstreuen Staaten, Delaware, Kentucky, Maryland und Missouri, die durch die Erklärung Lincolns nicht berührt worden waren, wurde die Sklaverei in verfassungskonformer Weise durch das XIII. Amendment, vom 18. Dezember 1865 (vgl. Dok. 42) beseitigt. * * * Eine Proklamation von dem Präsidenten der Vereinigten Staaten Amerikas Sintemal am 22. Tage des September im Jahre unseres Herrn 1862 von dem Präsidenten der Vereinigten Staaten eine Proklamation erlassen wurde, die unter anderem folgendes enthält:
Sklavenbefreiungserklärung
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"Daß am ersten Tage des Januar unseres Herrn 1863 alle Personen, die in einem Staate oder bestimmten Teil eines Staates, dessen Bewohner zu der Zeit in Aufruhr gegen die Vereinigten Staaten sind, von der Zeit an und für immer frei sein sollen, und die vollziehende Staatsgewalt der Vereinigten Staaten mit Einschluß der Militär- und Marinegewalt die Freiheit solcher Personen anerkennen und erhalten wird und nichts tun wird, um solche Personen oder eine von ihnen in ihren Bemühungen für ihre tatsächliche Freiheit zu hindern. Daß die vollziehende Staatsgewalt am ersten Tage des vorher erwähnten Januar durch Proklamation die Staaten und Teile von Staaten bezeichnen wird, deren Bewohner sich dann im Aufruhr gegen die Vereinigten Staaten befinden, und die Tatsache, daß irgendein Staat oder seine Bewohner an jenem Tage bona fide im Kongreß der Vereinigten Staaten durch Mitglieder vertreten ist, die dazu bei Wahlen, an denen eine Mehrzahl der berechtigten Wähler solchen Staates teilgenommen hat, erkoren wurden, soll beim Fehlen entgegenwirkender Zeugnisse als ausschlaggebender Beweis dafür angesehen werden, daß ein solcher Staat und seine Bewohner sich zur Zeit nicht im Aufruhr gegen die Vereinigten Staaten befinden." So bezeichne ich, Abraham Lincoln, Präsident der Vereinigten Staaten, kraft der mir verliehenen Macht als Oberbefehlshaber des Heeres und der Flotte der Vereinigten Staaten, zur Zeit wirklichen bewaffneten Aufruhrs gegen die Autorität und die Regierung der Vereinigten Staaten, und als geeignete und notwendige Kriegsmaßregel zur Unterdrückung besagten Aufstandes an diesem ersten Tage des Januar im Jahre unseres Herrn 1863 und übereinstimmend mit meiner Absicht, das zu tun, was öffentlich volle 100 Tage vor dem erwähnten Tage kundgegeben war, als Staaten und Teile von Staaten, deren Bewohner sich am heutigen Tage in Aufruhr gegen die Vereinigten Staaten befinden, folgende: Arkansas, Texas, Louisiana (ausgenommen die Kirchspiele St. Bernard, Plaquemines, Jefferson, St. John, St. Charles, St. James, Ascension, Assumption, Terre Bonne, Lafourche, St. Mary, St. Martin und Orleans mit Einschluß der Stadt New Orleans), Mississippi, Alabama, Florida, Georgia, Südkarolina, Nordkarolina und Virginia (ausgenommen die 48 als Westvirginia bezeichneten Kreise und auch die Kreise Berkeley, Accomac, Northampton, Elizabeth City, York, Princess Ann und Norfolk mit Einschluß der Städte Norfolk und Portsmouth), und Gebiete, daß die nicht aufgeführten Teile vorläufig genau so gelassen werden, als ob diese Proklamation nicht erlassen worden wäre. Kraft der Gewalt und zum vorher erwähnten Zweck befehle und bestimme ich, daß alle als Sklaven in den genannten Staaten und Teilen von Staaten gehal-
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tenen Personen frei sind und es von jetzt an bleiben sollen, und daß die vollziehende Staatsgewalt der Vereinigten Staaten mit Einschluß der Militär- und Marinebehörden die Freiheit besagter Personen anerkennen und erhalten wird. Und ich mache den hierdurch für frei erklärten Personen zur Pflicht, sich aller Gewalttätigkeiten zu enthalten, es sei denn in der Notwehr, und ich empfehle ihnen, in allen Fällen, wo es gestattet ist, treu gegen mäßigen Lohn zu arbeiten. Und ich bestimme weiter und mache bekannt, daß geeignete Personen zum bewaffneten Heeresdienst in den Vereinigten Staaten zugelassen werden auf Forts, Stationen und zu anderen Stellen und zur Bemannung von Schiffen aller Art. Und für diese Verfügung, die ich entschieden für einen Akt der Gerechtigkeit halte, und die als militärische Notwendigkeit durch die Verfassung bestätigt wird, rufe ich das gereifte Urteil der Menschheit und die gütige Gnade des allmächtigen Gottes an. Abraham Lincoln Engl. und dt. in: Adolf Rock, Dokumente der Amerikanischen Demokratie, Wiesbaden, 1947, 162 ff.
80. Abraham Lincolns Gettysburg Rede, 19. November 1863 The Gettysburg Address Die ursprüngliche Vorstellung der Unionsstaaten, man werde auf Grund der Überlegenheit an Menschen- und Industriereserven ein leichtes Spiel mit den Konföderierten Staaten haben, wurde bald aufgegeben. Dennoch hatte in der Zeit vom 1. bis 3. Juli 1863 General George G. Meade für die Union bei Gettysburg in Pennsylvania die Entscheidungsschlacht des Sezessionskrieges gewonnen, in der beide Seiten je rund 25 000 Mann verloren hatten. Eine Reihe von Friedhöfen befindet sich noch heute rund um das Gebiet jener Schlacht, von denen der bedeutendste mit 3 572 Soldatengräbern der Ehrenfriedhof auf dem Cemetery Hill südlich von Gettysburg ist, der am 19. November 1863 eingeweiht wurde. Bei diesem feierlichen Anlaß hielt Präsident Lincoln eine
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der schönsten Reden, mit der die amerikanische Staats- und Verfassungsgeschichte aufwarten kann. Die berühmte "Zwanzig-Zeilen-Rede" ist auch in der Südmauer des von Daniel Chester French 1922 errichteten Lincoln Memorials im Potomac Park in Washington D.C. eingemeißelt. Den berühmten Schluß der Ansprache hatte Lincoln einer Rede des Politikers Parker in Boston entnommen, in der er die amerikanische Demokratie als eine "Regierung aller für alle durch alle" bezeichnet hatte. * * * Vor 87 Jahren gründeten unsere Väter auf diesem Kontinent einen neuen Staat – in Freiheit gebildet und dem Gedanken geweiht, daß alle Menschen gleich geschaffen sind. Gegenwärtig führen wir einen großen Bürgerkrieg, in dem erwiesen werden wird, ob dieser Staat oder irgendein so gebildeter und solchen Gedanken geweihter Staat Bestand haben kann. Wir sind hier auf einem großen Schlachtfelde dieses Krieges versammelt. Wir sind hierhergekommen, einen Teil dieses Schlachtfeldes den Kämpfern als letzten Ruheplatz zu weihen, die hier ihr Leben hingaben, damit dieser Staat leben könne. Dies zu tun, ist nicht mehr als recht und billig. Aber in weiterem Sinne können wir diesen Boden gar nicht weihen, heiligen oder segnen. Die tapferen Männer, Lebende und Tote, die hier gekämpft haben, gaben ihm eine Weihe, die weit darüber hinausgeht, was unsere Kraft hinzutun oder wegzunehmen vermag. Was wir hier sagen, wird die Welt wenig beachten und kaum lange in Erinnerung behalten; aber was jene taten, kann sie nie vergessen. An uns, den Lebenden, ist es vielmehr, uns an dieser Stätte der von jenen schon so heldenmütig vorangebrachten Aufgabe zu weihen. An uns ist es vielmehr, uns an dieser Stätte den verbliebenen großen Aufgaben zu weihen, damit wir uns angesichts der ehrwürdigen Toten noch stärker als zuvor jener Sache hingeben, für die sie hier das höchste Maß an Opfer gegeben haben; damit wir uns feierlich geloben, daß sie nicht vergebens gefallen sein sollen, daß diese Nation unter Gottes Fügung zu neuer Freiheit geboren werde und daß die Herrschaft des Volkes durch das Volk und für das Volk nicht von dieser Erde verschwinde. Engl. und dt. aus: U.S. Informationsdienst, Leben, Freiheit und das Streben nach Glück, Dokumente der amerikanischen Demokratie, Bad Godesberg, 1953, 88, 50.
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81. Lincolns Zweite Inaugurationsrede, 4. März 1865 Lincoln's Second Inaugural Address Entscheidende Siege blieben aber auch nach der Schlacht von Gettysburg aus, und der Süden kämpfte verbissen weiter. Trotz seiner Renominierung im August 1864 für den Präsidentschaftswahlkampf zweifelte Lincoln an seiner Wiederwahl, und die allgemeine Stimmung im Norden schien den demokratischen Gegenkandidaten General George B. McClellan zu favorisieren. Den Stimmungsumschwung brachte eine gewonnene Schlacht: Atlanta in Georgia war am 2. September 1864 nach schweren Kämpfen von den Unionstruppen eingenommen worden. Im November 1864 wurde Lincoln zum zweiten Mal zum Präsidenten gewählt. Der Sezessionskrieg, ein Bruderkrieg, war der verlustreichste der amerikanischen Geschichte. Auf seiten der Union, die rücksichtlos ihre menschlichen Reserven ausschöpfte und so die Konföderation in die Knie zwingen konnte, waren 360 000 und auf seiten des Südens 260 000 Todesopfer zu beklagen. Der Sezessionskrieg war ebenfalls der erste moderne, totale, mit bedingungslosem Einsatz aller industriellen und humanen Ressourcen geführte Krieg der Weltgeschichte. Sein Ende fand er nach dem berüchtigten Marsch zum Meer des General William "Tecumseh" Sherman mit 62 000 Soldaten, vom Nachschub abgeschnitten, auf sich alleine gestellt, der mit einer unglaublichen Demoralisierung der Zivilbevölkerung verbunden war, am 9. April 1865 durch die Kapitulation bei Appomattox. Eine Woche später streckten auch die restlichen Streitkräfte des Südens die Waffen. Der Sezessionskrieg sorgte aber letzten Endes für ein geläutertes Einheitsbewußtsein der Amerikaner, das sich auch in außenpolitischer Hinsicht bis heute nachweisen läßt. * * * Landsleute: Wenn ich nun zum zweiten Mal hier erscheine, um den Amtseid als Präsident abzulegen, so besteht weniger Anlaß zu einer längeren Ansprache als beim ersten Mal. Damals erschien es richtig und angebracht, in einer etwas ausführlicheren Erklärung den künftigen Kurs darzulegen. Jetzt, nach Ablauf von vier Jahren, in denen ständig öffentliche Erklärungen zu jedem Punkt und zu jeder Phase des großen Ringens notwendig wurden, dem noch immer die ganze Aufmerksamkeit der Nation und alle ihre Energien gehören, könnte dem kaum etwas Neues hinzugefügt werden. Das Vordringen unserer Truppen, von dem alles andere wesentlich abhängt, ist der Öffentlichkeit ebenso wohl bekannt wie mir. Es ist, wie ich glaube, für alle einigermaßen zufriedenstellend und ermu-
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tigend. Bei allen großen Hoffnungen für die Zukunft soll hierzu keine Voraussage gewagt werden. Bei dem entsprechenden Anlaß vor vier Jahren richteten sich alle Gedanken besorgt auf den drohenden Bürgerkrieg. Alle fürchteten ihn, und alle suchten ihn abzuwenden. Während an dieser Stelle die Antrittsrede gehalten wurde, die gänzlich dem Zweck gewidmet war, die Union ohne Krieg zu retten, befanden sich Agenten der Aufständischen in der Stadt, die sie ohne Krieg zu zerstören versuchten – die durch Verhandlungen die Union aufzulösen und die Aktivposten aufzuteilen versuchten. Beide Seiten wollten den Krieg vermeiden, aber die eine Seite wollte lieber den Krieg beginnen als die Nation überleben lassen, und die andere Seite wollte lieber den Krieg annehmen als sie untergehen lassen. Und so kam es zum Krieg. Ein Achtel der Bevölkerung waren farbige Sklaven, die nicht gleichmäßig über das Gebiet der Union verteilt waren, sondern sich in ihrem südlichen Teil befanden. Diese Sklaven stellten einen besonderen und wichtigen Wirtschaftszweig dar. Jeder wußte, daß dieser Wirtschaftszweig irgendwie die Ursache des Krieges war. Diesen Wirtschaftszweig zu stärken, zu verewigen und auszudehnen war das Ziel, für das die Aufständischen die Union zerreißen wollten, selbst durch Krieg, während die Regierung kein größeres Recht beanspruchte, als seine räumliche Ausdehnung einzuschränken. Keine Seite erwartete einen Krieg von der Größe oder der Dauer, die er bereits erreicht hat. Keine Seite sah voraus, daß die Ursache des Konflikts zugleich mit ihm oder noch vor seiner Beendigung aufhören würde zu existieren. Jede Seite glaubte an einen leichteren Triumph und an ein weniger grundlegendes und verblüffendes Ergebnis. Beide Seiten lesen dieselbe Bibel und beten zu demselben Gott, und jede ruft Ihn um Hilfe gegen die andere an. Es mag seltsam scheinen, daß Menschen es wagen sollten, einen gerechten Gott zu bitten, sie dabei zu unterstützen, ihr Brot aus dem Schweiß des Angesichts anderer Menschen zu gewinnen, aber wir wollen nicht richten, auf daß wir nicht gerichtet werden. Es war nicht möglich, daß die Gebete beider Seiten erhört wurden – und die Gebete keiner Seite sind völlig erhört worden. Der Allmächtige verfolgt seine eigenen Ziele. "Weh der Welt der Ärgernisse halben! Es muß ja Ärgernis kommen; doch weh dem Menschen, durch welchen Ärgernis kommt!" Wenn wir annehmen wollen, daß die Sklaverei in Amerika eines jener Ärgernisse ist, die nach der Vorsehung Gottes notwendigerweise kommen müssen, das Er aber nun, nachdem es die von ihm zugemessene Zeit gedauert hat, von uns nehmen will, und daß Er beiden, dem Norden und dem
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Süden, diesen schrecklichen Krieg schickt als das Weh, das denen gebührt, durch die das Ärgernis kam, sollen wir dann darin eine Abweichung von den göttlichen Attributen sehen, die diejenigen, die an einen Lebendigen Gott glauben, Ihm von jeher zuschreiben? Zutiefst hoffen wir und inbrünstig beten wir, daß diese furchtbare Geißel des Krieges schnell verschwinden möge. Doch wenn Gott will, daß sie andauert, bis all der Reichtum, der durch zweihundertundfünfzig Jahre unbelohnter Arbeit des Unfreien aufgehäuft wurde, verloren ist und bis jeder durch die Peitsche vergossene Blutstropfen mit einem durch das Schwert vergossenen Blutstropfen bezahlt ist, dann müssen wir heute sagen, was vor dreitausend Jahren gesagt wurde: "Die Rechte des Herrn sind wahrhaftig, allesamt gerecht." Mit Groll gegen niemanden und mit Nächstenliebe für alle, mit Festigkeit im Rechten, wie uns Gott das Rechte zu sehen gewährt, wollen wir danach streben, das begonnene Werk zu vollenden, die Wunden der Nation zu verbinden, für den zu sorgen, der die Last des Kampfes getragen hat, und für seine Witwe und seine Waisen – wenn wir alle das tun, können wir zu einem gerechten und dauerhaften Frieden unter uns und mit allen Nationen gelangen und ihn bewahren. Engl. in: Kenneth M. Dolbeare, American Political Thought2, New Jersey, 1989, 310 f.; dt. aus: Eberhard Brüning, Anspruch und Wirklichkeit. Zweihundert Jahre Kampf um Demokratie in den USA, Dokumente und Aussagen, Berlin, 1976, 184 f.
82. Jefferson Davis' Letzte Botschaft an das Volk der Konföderierten, 4. April 1865 Jefferson Davis' last Message to the People of the Confederacy Am 2. April hatte die Regierung der Konföderierten die Hauptstadt Richmond aufgegeben und war nach Danville geflohen. Am darauffolgenden Tag zog General Grant in Richmond ein. Dennoch legt Jefferson Davis' letzter Aufruf an das Volk der Konföderierten Staaten ein halsstarriges, uneinsichtiges Beharren am Kriegskurs offen. Diese Entscheidung, die übrigens nicht von General Lee unterstützt wurde, wurde vom Lauf der Geschichte korrigiert: Zum einen brach der Widerstand der Konföderierten Armee an allen Fronten zusammen (vgl. Dok. 83), zum anderen konnte auch Präsident Lincoln sein Reconstruction Program für den Süden nicht mehr erleben. Kurze Zeit später,
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am 14. April, wurde auf Präsident Lincoln, der sich erst sechs Wochen in seiner zweiten Amtsperiode befand, im Ford's Theater in Washington ein Attentat verübt, an dessen Folgen er am darauffolgenden Tag verstarb. * * * An das Volk der Konföderierten Staaten von Amerika. Der Oberbefehlshaber unserer Armee hat es für notwendig erachtet, solche Truppenbewegungen vorzunehmen, daß die Hauptstadt nicht mehr geschützt ist und daß dies daher auch den Abzug der Regierung von der Stadt Richmond zur Folge hat. Es wäre unklug, sogar wenn dies möglich wäre, den großen moralischen als auch den materiellen Schaden für unsere Sache zu verheimlichen, der aus der Besetzung von Richmond durch den Feind sich ergeben muß. Es ist sowohl unklug wie auch unserer unwürdig, die wir als Patrioten einer höchst heiligen Sache verpflichtet sind, es zuzulassen, daß unsere Bemühungen stocken, unser Geist erlahmt oder daß unsere Anstrengungen nachlassen nach Rückschlägen, wie katastrophal sie auch immer seien. Obwohl es für uns eine Quelle des nationalen Stolzes war, daß wir während vier Jahren beispiellosen Krieges in der Lage waren, in unmittelbarer Nähe des Machtzentrums des Feindes, den Sitz unserer gewählten Regierung frei von Verseuchung durch seine Anwesenheit zu halten; obwohl die Erinnerungen an die heldenhaften Toten, die freiwillig ihr Leben zu seiner Verteidigung gegeben haben, immer in unseren Herzen bewahrt werden müssen; obwohl die Bewahrung der Hauptstadt, welcher üblicherweise für die Menschheit als Zeichen einer eigenen nationalen Existenz angesehen wird, uns ein teures Anliegen war, so ist es trotzdem auch wahr und sollte nicht vergessen werden, daß der Verlust, den wir erlitten haben, nicht ohne Entschädigung ist. Über Monate hindurch ist die größte und beste Armee der Konföderation, unter dem Kommando eines Führers, dessen Anwesenheit sowohl bei den Truppen wie auch im Volk Vertrauen aussstrahlt, durch die Notwendigkeit einer ständigen Beobachtung über das Heranrücken von Truppen an die Hauptstadt stark behindert worden und hat so gezwungenermaßen mehr als eine Gelegenheit für ein erfolgsversprechendes Unternehmen vorbeigehen lassen. Die Hoffnungen und das Vertrauen des Feindes sind beständig durch den Glauben genährt worden, daß ihr Besitz von Richmond das Signal sein würde für unsere Unterwerfung unter ihre Herrschaft, und sie von der Last des Krieges erleichtern würde, während ihre schwindenden Ressourcen sie ermahnen, daß dieser Krieg aufgegeben werden muß, wenn er nicht schleunigst zu einem erfolgreichen Ende gebracht wird. Es ist an uns, meine Mitbürger, durch unser Verhalten unter Rückschlägen zu zeigen, wie erbärmlich die Selbsttäuschung jener war, welche ge-
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glaubt haben, daß wir weniger in der Lage wären, im Unglück mit Tapferkeit durchzuhalten, als der Gefahr mit Mut entgegenzutreten. Wir sind jetzt in eine neue Phase des Kampfes eingetreten, dessen Erinnerung für alle Zeiten dauern wird und zunehmenden Glanz auf unser Land ausstrahlen wird. Befreit von der Notwendigkeit, Städte und besondere Stellen zu schützen, welche wichtig sind, aber nicht überlebenswichtig für unsere Verteidigung mit einer Armee, die frei ist, von Ort zu Ort sich zu bewegen, und frei ist im einzelnen die Truppenteile und Garnisonen des Feindes zu schlagen, welche im Inneren unseres eigenes Landes operieren, wo der Nachschub eher zugänglich ist, und wo der Feind weit entfernt von seiner eigenen Basis und abgeschnitten von jedem Beistand im Falle des Rückzuges sein wird, wird nichts anderes benötigt, um unseren Triumph sicherzustellen, als die Zurschaustellung unserer eigenen unstillbaren Entschlossenheit. Laßt es uns nur wollen und wir sind frei; und wer würde es im Lichte der Vergangenheit wagen, Eure Entschlossenheit in der Zukunft anzuzweifeln? Angefeuert durch das Vertrauen in Euren Mut und Tapferkeit, die mich bisher nie enttäuscht haben, möchte ich Euch, meinen Mitbürgern, kundtun, daß es meine Absicht ist, Eure Sache mit meinem ganzen Herzen und meiner Seele aufrechtzuerhalten; daß ich niemals zustimmen werde, dem Feind auch nur einen Fuß der Erde irgendeines der Staaten der Konföderation zu überlassen … Wenn wir durch den Druck der Überzahl je gezwungen sein sollten zu einem temporären Rückzug von ihren Grenzen oder von den Grenzen irgendeines anderen Grenzstaates, werden wir immer wieder zurückkehren, solange bis nicht der verblüffte und erschöpfte Feind in Verzweiflung seine zwecklose und unmögliche Aufgabe aufgeben wird, aus einem Volk, das entschlossen ist frei zu sein, Sklaven zu machen. Nun denn meine Mitbürger, laßt uns nicht den Mut verlieren, sondern laßt uns im Vertrauen auf die nie versiegenden Gnaden und beschützende Fürsorge unseres Gottes, den Feind mit frischem Trotz entgegentreten, mit unbesiegtem und unbesiegbarem Herzen. Jefferson Davis Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 240), 444 f.; dt.: Eigene Übersetzung.
Lee's Farewell
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83. General Lees Lebewohl an seine Armee, 10. April 1865 Lee's Farewell to His Army Nach dem Fall von Richmond zog sich General Lee Richtung Westen nach Danville zurück, wo größere Vorräte konzentriert waren, um sich mit General Johnstons Armee in North Carolina zu vereinigen. General Lees Rückzug wurde aber von General Sheridan abgeschnitten. Die Loyalität zu General Lee schien die letzte verbleibende einigende Kraft in der Konföderation zu sein. Obwohl seine Soldaten noch immer bereit waren, für ihn zu kämpfen, verlangte Robert E. Lee dieses Opfer nicht. Am 7. April sandte er eine Nachricht an General Grant und ergab sich am 9. April im McLean farmhouse beim Appotomax Court House im Süden von Virginia, in seine beste Uniform gekleidet, dem mit Schlamm bedeckten General Grant, der sein Gepäck verloren hatte, so daß die Umstehenden nicht so recht wußten, wer sich wem ergeben hatte. General Johnston ergab sich General Sherman nur einige Tage später in North Carolina. Jefferson Davis und einige Beamte der Konföderation wurden in Georgia verhaftet und in Fort Monroe interniert. Diese außergewöhnliche Hingabe der Truppen an General Lee veranlaßte diesen zu einer Abschiedsrede, die bis heute zum festen Bestandteil amerikanischen Historienschatzes zählt. * * * Hauptquartier, Armee des nördlichen Virginia, 10. April 1865. Nach vier Jahren des anstrengenden Dienstes, geprägt durch unübertroffenen Mut und Tapferkeit, ist die Armee von Nordvirginia gezwungen worden, einer überwältigenden Truppenstärke und Nachschubmitteln zu weichen. Ich brauche den Überlebenden von so vielen hart umkämpften Schlachten, welche bis zuletzt standhaft geblieben sind, nicht zu sagen, daß ich diesem Verhandlungsergebnis nicht aus Mißtrauen ihnen gegenüber zugestimmt habe; aber indem ich fühle, daß der Heldenmut und die Hingabe nichts bewirken hätten können, das den Verlust, welcher mit der Fortsetzung des Kampfes einhergegangen wäre, ausgleichen hätte können, habe ich beschlossen, nutzlose Opfer jener, deren vergangene Dienste sie bei ihren Mitbürgern beliebt gemacht haben, zu vermeiden. Aufgrund der Bestimmungen dieser Vereinbarung können Offiziere und Mannschaften in ihre Heime zurückkehren und dort bleiben, bis sie ausgetauscht werden. Ihr werdet mit Euch die Befriedigung mitnehmen, welche aus dem Bewußt-
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sein getreuer Pflichterfüllung erwächst; und ich bete aufrichtig dafür, daß ein gnädiger Gott Euch seinen Segen und Schutz erteilen wird. Mit zunehmender Bewunderung für Eure Treue und Hingabe an Euer Land und mit dankbarer Erinnerung für Eure freundliche und großzügige Wertschätzung für mich, entbiete ich Euch ein liebevolles Lebewohl. R. E. Lee, General. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 242), 447; dt.: Eigene Übersetzung.
84. Das Bürgerrechtsgesetz, 9. April 1866 The Civil Rights Act 1866 Nach dem Sezessionskrieg waren die Südstaaten wirtschaftlich und moralisch ausgehöhlt. Aber auch der Norden bekam den Mangel an Arbeitskräften, der durch die rund 600 000 toten Soldaten des Sezessionskrieges bedingt war, zu spüren. Der von Lincoln ausgearbeitete Rekonstruktionsplan vom Dezember 1863 war von den Republikanern mit einer weit schärferen Gesetzesvorlage konfrontiert worden. Gegen diese hatte Lincoln im Congress mit Erfolg sein Veto eingelegt. In seiner letzten Rede vom 11. April 1865 hatte Lincoln noch für Mäßigung und Nachsicht dem Süden gegenüber plädiert. Auch der Nachfolger Präsident Lincolns, Andrew Johnson, behielt diesen gemäßigten Kurs bei, dem schließlich die Zustimmung im Congress verweigert wurde und der durch die wesentlich strengere "Congressional Reconstruction" ersetzt wurde. Ziel dieser Vorstellungen, bei denen wirtschaftliche Überlegungen eine nicht zu vernachlässigende Größe gebildet hatten, war es, die konservativen Süddemokraten auszuschalten und vor allem eine rasche und weitreichende Durchsetzung der politischen Rechte der "Freedmen" zu erreichen, um die republikanische Oberhoheit zu festigen. Unter der Bedingung des XIII. Amendments zur Verfassung (vgl. Dok. 42) wurden die Südstaaten unter Präsident Johnson wieder in die Union aufgenommen, die sie nach Ansicht Präsident Lincolns nie verlassen hatten. In den Südstaaten versuchte man vor allem dort, wo eine Mehrheit von Schwarzen in der Bevölkerung bestand, dem Problem der "Freedmen" mit sogenannten Black Codes beizukommen. Diese bestanden einmal mehr, einmal weniger aus einem Konglomerat aus früheren Gesetzen
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für freie Neger, Landstreichereigesetzen des Nordens und des Südens für Weiße, Gewohnheitsrecht aus der Sklavenzeit, der Gesetzgebung für ehemalige Sklaven der Britisch-Westindischen Inseln sowie aus Regelungen des U.S. War und Treasury Departments und des "Freedmen´s Bureau". In Reaktion auf diese Zustände im Süden verabschiedete der Congress, über das Veto Präsident Johnsons hinweg, 1866 den Civil Rights Act, der, die "nicht besteuerten Indianer" expressis verbis ausgenommen, allen in den USA geborenen Personen die Bürgerrechte zusprach. Um diesen Civil Rights Act nicht durch ein künftiges Gesetz des Congress oder durch eine Supreme Court Entscheidung zu gefährden, wurde er 1868 verfassungsmäßig im XIV. Amendment (vgl. Dok. 42) abgesichert. * * * Ein Gesetz, um alle Personen in den Vereinigten Staaten in ihren bürgerlichen Rechten zu schützen und Mittel für ihre Durchsetzung bereitzustellen. Es wird hiemit verfügt, daß alle Personen, welche in den Vereinigten Staaten geboren wurden und welche keiner ausländischen Macht unterworfen sind, ausgenommen Indianer, welche nicht besteuert werden, hiemit zu Bürgern der Vereinigten Staaten erklärt werden; und daß solche Bürger jeder Rasse und Farbe und ohne Rücksicht auf einen etwaigen früheren Zustand der Sklaverei oder der unfreiwilligen Knechtschaft, ausgenommen den Fall einer Bestrafung für ein Verbrechen, dessen der Betroffene rechtmäßig verurteilt worden ist, dasselbe Recht haben sollen, in jedem Staat und Territorium in den Vereinigten Staaten, Verträge abzuschließen und durchzusetzen, zu klagen, Parteistellung zu besitzen und als Zeuge auszusagen; weiters das Recht besitzen, Grundbesitz und persönliches Eigentum zu erben, zu kaufen, zu mieten, zu verkaufen, zu besitzen und zu übertragen; weiters das gleiche Recht auf vollen und gleichen Nutzen aller Gesetze und Verfahren für die Sicherheit der Person und des Eigentums, so wie er von weißen Bürgern genossen wird, und sie sollen weiters derselben Bestrafung, Gefängnisstrafen und Geldstrafen, unterworfen sein und keiner anderen ungeachtet, irgendeines Gesetzes, einer Satzung, einer Verordnung, einer Verfügung, einer Regelung oder einer Gewohnheit, die das Gegenteil aussagen. Abschnitt 2. Und es wird weiters verfügt, daß jede Person, welche unter der Flagge irgendeines Gesetzes, einer Satzung, einer Verordnung, einer Verfügung, einer Regelung oder Gewohnheit irgendeinen Einwohner eines Staates oder Territoriums irgendeines dieser gesicherten oder durch dieses Gesetz geschützten Rechte beschränken möchte oder dessen Einschränkung bewirken möchte oder einer unterschiedlichen Bestrafung, Gefängnisstrafen oder Geldstrafen unter-
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werfen sollte, als welche für die Bestrafung von weißen Personen vorgeschrieben ist, und zwar entweder aufgrund des Umstandes, daß eine solche Person zu irgendeiner Zeit im Zustand der Sklaverei oder der unfreiwilligen Knechtschaft gehalten worden ist, ausgenommen den Fall einer Bestrafung für ein Verbrechen, dessen der Betroffene rechtmäßig verurteilt worden ist, oder aus Gründen seiner Farbe oder seiner Rasse, eines Vergehens schuldig sein soll und bei Verurteilung mit einer Geldstrafe von nicht mehr als tausend Dollar bestraft werden soll oder mit Gefängnis von nicht mehr als einem Jahr oder mit beidem, je nach Entscheidung des Gerichtes. Abschnitt 3. Und es wird weiters verfügt, daß alle District Courts der Vereinigten Staaten mit Ausnahme der Gerichtshöfe der einzelnen Staaten über alle Verbrechen und Rechtsverletzungen entscheiden sollen, welche gegen die Vorkehrungen dieses Gesetzes verstoßen, und auch gemeinsam mit den Kreisgerichten der Vereinigten Staaten über alle Fälle, Zivilrechtsfälle und Strafrechtsfälle entscheiden sollen, welche Personen betreffen, denen das Recht verweigert wird oder welchen in den Gerichten oder in den richterlichen Senaten des Staates oder des Gebietes, wo sie sich aufhalten, irgendeines der Rechte, welches ihnen nach dem 1. Abschnitt dieses Artikels gewährt wird, vorenthalten wird. … Abschnitt 4. Und weiters wird verfügt, daß die Bezirksstaatsanwälte, Bezirkspolizeichefs und die stellvertretenden Bezirkspolizeichefs der Vereinigten Staaten, die Polizeipräsidenten, welche von den Kreis- und Gebietsgerichten der Vereinigten Staaten ernannt und mit der Vollmacht ausgestattet sind, gegen Personen, die gegen die Gesetze der Vereinigten Staaten verstoßen, Arrest, Gefängnisstrafe oder eine Kaution zu verfügen, daß weiters Beamte und Bedienstete des Büros für Freigelassene und jeder andere Beamte, welcher speziell durch den Präsidenten der Vereinigten Staaten ermächtigt worden ist, ermächtigt werden sollen und hiemit besonders ermächtigt werden und gehalten werden, auf Kosten der Vereinigten Staaten gegen alle jene Personen, welche die Bestimmungen dieses Gesetzes verletzen, Verfahren einzuleiten und veranlassen sollen, daß diese Person oder diese Personen in Arrest oder Gefängnis gebracht werden oder mit einer Kaution belegt werden, je nach dem der Fall sein mag, damit dieser Fall vor demjenigen Gericht der Vereinigten Staaten oder eines territorialen Gerichtes verhandelt werde, das nach diesem Gesetz für diese Rechtsverletzung zuständig ist. … Abschnitt 8. Und weiters wird verfügt, daß wenn immer der Präsident der Vereinigten Staaten Grund haben sollte anzunehmen, daß Rechtsverletzungen entgegen den Bestimmungen dieses Gesetzes innerhalb eines Gerichtsbezirkes vorgekommen sind oder vorkommen könnten, er rechtmäßigerweise nach freiem Ermessen den Richter, den Polizeichef und den Bezirksstaatsanwalt eines sol-
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chen Bezirkes anweisen kann, diesen Platz innerhalb des Bezirkes aufzusuchen und sich dort so lange aufzuhalten, wie er es anordnet zum Zwecke eines schnelleren Arrestes und Verfahrens für Personen, welche der Verletzung dieses Gesetzes beschuldigt sind; und es soll die Pflicht jedes Richters oder jedes anderen Beamten sein, wenn ihn eine derartige Anforderung trifft, sich an diesen Platz für die Dauer der in der Anforderung enthaltenen Zeit zu begeben. Abschnitt 9. Und es wird weiters verfügt, daß der Präsident der Vereinigten Staaten oder eine solche Person, welche er zu diesem Zweck einsetzt, ermächtigt ist, solche Teile der Land- oder Seestreitkräfte der Vereinigten Staaten oder der Miliz zu beauftragen, als notwendig ist, um die Verletzung dieses Gesetzes zu verhindern und die rechtmäßige Ausführung dieses Gesetzes durchzusetzen. Abschnitt 10. Und es wird weiters verfügt, daß bezüglich aller Rechtsfragen, welche in irgendeinem Fall aufgrund der Regelungen dieses Gesetzes entstehen sollten, eine letzte Berufungsmöglichkeit beim Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten gegeben sein soll. Engl. in: Robert Birley (ed.), Speeches and Documents in American History, Vol. III (1865–1913), (Oxford) London, 1944, 17 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
85. Der Kauf von Alaska, 30. März 1867 The Purchase of Alaska In der Zeit nach dem Bürgerkrieg waren unter Präsident Andrew Johnson die amerikanischen Interessen an einer Expansion den innerstaatlichen Interessen untergeordnet; der Secretary of State William H. Seward forcierte dennoch die Idee der wirtschaftlichen und territorialen Expansion, indem er davon ausging, daß sie sowohl den Interessen der Industrie als auch der Landwirtschaft dienen würde. Wie nach ihm weitere Expansionisten trachtete er danach, die Karibik zu kontrollieren und den Pazifik unter amerikanischen Einfluß zu bringen. Sein größter Erfolg war der Kauf von Alaska. Das weitläufige Territorium mit dem Namen Russian Alaska hatte Pelzhandel, Fischereigewässer und, wie man später entdeckte, auch Gold aufzuweisen. Für den russischen Zar aber war es viel zu unüberschaubar und wäre in einem drohenden Krieg mit Großbritannien sicherlich verlorengegangen. Bei einem Verkauf des Gebietes wäre für den Fall eines britischen Übergriffes eine Barriere
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errichtet. Seward gelang es, mit dem russischen Botschafter Edouard de Stoeckel einen Vertrag auszuhandeln, in dem für 7,2 Millionen Dollar das 577 500 qkm umfassende Gebiet an die USA ging. Durch Unterstützung des einflußreichen Senators Charles Sumner wurde der Vertrag schließlich am 9. April 1867 vom Senat und am 28. Mai 1867 vom Präsidenten ratifiziert. Während man in der amerikanischen Öffentlichkeit nicht viel mit diesem noch dazu vom amerikanischen Kontinent getrennten Gebiet anzufangen wußte, hat "Sewards Eisschrank" in der Zeit des Kalten Krieges eine immense strategische Bedeutung erhalten. Alaska wurde am 3. Januar 1959 als 49. Bundesstaat in die Vereinigten Staaten aufgenommen. * * * VEREINBARUNG ÜBER DIE ZESSION DER RUSSISCHEN BESITZUNGEN IN NORDAMERIKA AN DIE VEREINIGTEN STAATEN Abgeschlossen am 30. März 1867 Ratifikationsurkunden ausgetauscht zu Washington am 20. Juni 1867 Kundgemacht am 20. Juni 1867 … Art. I. … Seine Majestät der Zar aller Reussen stimmt zu, durch diese Vereinbarung unmittelbar nach dem Austausch der diesbezüglichen Ratifikationsurkunden das ganze Gebiet und Hoheitsgebiet, welches jetzt im Besitz Seiner Majestät auf dem amerikanischen Kontinent und den vorgelagerten Inseln steht, an die Vereinigten Staaten abzutreten; dieses Gebiet wird folgendermaßen geographisch begrenzt: die östliche Grenze ist die Demarkationslinie zwischen den russischen und den britischen Besitzungen in Nordamerika, wie sie durch die Vereinbarung zwischen Rußland und Großbritannien vom Februar 28–16, 1825 festgelegt wurden und in den Artikeln 3 und 4 besagter Vereinbarung in folgenden Worten umschrieben sind: … " 'IV. bezüglich der Demarkationslinie, welche im vorangegangenen Artikel festgelegt worden ist, besteht Übereinkunft – " '1. daß die Insel, welche Prinz of Wales Insel genannt wird, ganz zu Rußland gehört' ... " '2. daß, wenn immer die Gipfellinie des Gebirges, welches in einer Richtung parallel zur Küste vom 56. nördlichen Breitegrad zum Kreuzungspunkt des 141. Grades des westlichen Längengrades nachweislich mehr als 10 Seemeilen vom Ozean entfernt ist, dann soll die Grenze zwischen den britischen Besitzungen und der Küstenlinie, die wie vorher ausgeführt zu Rußland gehören soll (das
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ist sozusagen die Grenze für die Besitzungen, welche durch diese Konvention zediert werden) durch eine Linie parallel zum Küstenverlauf gebildet werden, welche dabei aber niemals die Distanz von zehn Seemeilen von dort überschreiten darf.' " … Art. II. … In die Gebiets- und Herrschaftsgebietszession, welche durch den vorangeganenen Artikel vorgenommen wird, sind die Besitzrechte für alles öffentliche Land, besitzloses Gebiet und alle öffentlichen Gebäude, Befestigungen, Kasernen und andere Gebäude, welche nicht individuelles Privateigentum sind, eingeschlossen. Es wird allerdings klargestellt und Übereinstimmung erzielt, daß die Kirchen, welche in dem zedierten Gebiet von der russischen Regierung errichtet worden sind, im Eigentum derjenigen Mitglieder der griechisch-orientalischen Kirche verbleiben sollen, welche in dem Gebiet wohnhaft sind und welche dort den Gottesdienst abhalten wollen . . Art. III. … Die Einwohner des zedierten Gebietes können innerhalb von drei Jahren nach ihrer freien Wahl vorbehaltlich ihrer natürlichen Treue nach Rußland zurückkehren; wenn sie aber vorziehen sollten in dem zedierten Gebiet zu verbleiben, sollen sie, mit Ausnahme der unzivilisierten Eingeborenenstämme, zu den Begünstigungen all der Rechte, Vorteile und Immunitäten der Bürger der Vereinigten Staaten zugelassen werden und sie sollen weiters bewahrt und geschützt werden, im freien Genuß ihrer Freiheit, ihres Eigentums und ihrer Religion. Die unzivilisierten Stämme werden solchen Gesetzen und Vorschriften unterworfen werden, wie sie die Vereinigten Staaten von Zeit zu Zeit bezüglich der Urvölker jenes Landes von Zeit zu Zeit erlassen werden … Art. VI. Im Hinblick auf die vorstehend genannte Zession stimmen die Vereinigten Staaten zu, im Schatzamt in Washington sieben Millionen zweihunderttausend Dollar in Gold zu bezahlen … Engl. in: William M. Malloy (ed.), Treaties, Conventions, International Acts, Protocols and Agreements between the United States of America and other Powers, 1776–1909, Vol. II, Washington, 1910, 1521 ff.; dt. Eigene Übersetzung.
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86. Ulysses Grants Inaugurationsrede, 4. März 1869 Grant's First Inaugural Address Andrew Johnson, der als Präsident das Programm seines Vorgängers Abraham Lincoln weiterführen wollte, mangelte es jedoch an taktischem Geschick und politischer Fortune. Zu seinem Amtsverständnis gehörte es, Nachsicht mit dem Süden aus eigener Machtvollkommenheit walten zu lassen. Daß er die Rückkehr ehemaliger führender Persönlichkeiten aus dem Süden in hohe Ämter und sogar in den Congress billigte und die Verabschiedung der "Black Codes" tolerierte, brachte ihn mit dem Congress auf Konfrontationskurs. Seinen Höhepunkt erfuhr der Konflikt zwischen Johnson und dem Congress, als das Repräsentantenhaus am 24. Februar 1868 beschloß, ein Verfahren zur Amtsenthebung (Impeachment) gegen Johnson einzuleiten. Johnson konnte sich und der amerikanischen Geschichte lediglich durch den Umstand, daß in der Abstimmung am 16. und 26. Mai 1868 im Senat nur eine Stimme zur notwendigen 2/3 Mehrheit fehlte, einen peinlichen Präzedenzfall ersparen. Im November des Jahres stellten die Republikaner an seiner Stelle den Unionsgeneral Ulysses S. Grant als Kandidaten für den Präsidentschaftswahlkampf auf, der als Kriegsheld weitgehende Popularität genoß, über dessen politische Anschauungen man aber wenig wußte. Obwohl Grant nur mit 10 % der Wählerstimmen vor seinem demokratischen Kontrahenten Horatio Seymour lag, entschied sich das Wahlmännerkollegium mit 214 zu 80 Stimmen für Grant. Als Präsident brachte Grant aber nicht das Stehvermögen auf, die Radikalen, die dem Süden gegenüber härtere Maßnahmen verlangten, im Congress zu kontrollieren. Er beugte sich in der Mehrzahl seiner politischen Maßnahmen vielmehr deren Vorstellungen für eine Neugestaltung der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse des Südens. * * * Bürger der Vereinigten Staaten: Euere Wahlmänner haben mich in das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt und ich habe in Übereinstimmung mit der Verfassung unseres Landes den darin vorgeschriebenen Amtseid geleistet. Ich habe diesen Eid ohne mentalen Vorbehalt geleistet und mit der festen Absicht, alles, was von mir verlangt wird, mit all meinen Kräften zu leisten. Ich fühle die Verantwortung des Amtes, aber ich akzeptiere sie ohne Furcht. Das Amt ist auf mich zugekommen, obwohl ich es nicht gesucht habe; ich übernehme seine Pflichten, ohne mich
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eingeengt zu fühlen. Ich bringe den gewissenhaften Wunsch und die Entschlossenheit mit, es nach meinen besten Kräften zur Zufriedenheit des Volkes zu erfüllen. Zu allen wichtigen Fragen, die die öffentliche Meinung bewegen, werde ich immer meine Ansichten dem Congress gegenüber zum Ausdruck bringen und sie gemäß meiner Überzeugung nachdrücklich betonen und wenn ich es für ratsam halte, werde ich auch das verfassungsmäßige Recht ausüben, ein Veto einzulegen gegenüber Maßnahmen, die ich bekämpfe; aber alle Gesetze werden genau ausgeführt werden, gleich ob sie meine Zustimmung haben oder nicht. Ich werde bezüglich aller Gegenstände eine Politik des Empfehlens verfolgen, aber nicht eine des Erzwingens gegen den Willen des Volkes. Gesetze müssen alle gleich betreffen – sowohl jene, die dagegen sind als auch jene, die sie unterstützen. Ich kenne keine Methode, die Aufhebung von schlechten oder widerwärtigen Gesetzen so sicher zu bewirken, als ihre konsequente Ausführung. Nachdem dieses Land gerade eine große Rebellion überstanden hat, werden in den nächsten vier Jahren viele Fragen zur Erledigung anstehen, mit welchen die vorangegangenen Regierungen sich niemals auseinandersetzen haben müssen. Es ist wünschenswert, daß man bei der Beschäftigung mit diesen Fragen sich ihnen ruhig nähert, ohne Vorurteil, Haß oder sektiererischen Stolz und sich dabei erinnert, daß das größte Wohl der größten Zahl das Ziel ist, das erreicht werden soll. Dies macht es notwendig, die Sicherheit der Person, des Eigentums und die Freiheit der Religion und der Meinungsfreiheit in jedem Teil unseres gemeinsamen Landes, ohne Berücksichtigung von lokalen Vorurteilen zu garantieren. Alle Gesetze, die diese Ziele sichern, werden meine größten Anstrengungen für ihre Durchführung erhalten. Eine große Schuldenlast ist eingegangen worden, um für uns und unsere Nachkommen die Union abzusichern. Für deren Bezahlung muß vorgesorgt werden, sowohl für die Kreditsumme als auch für die Zinsen; auch die Rückkehr auf Hartgeldbasis, sobald sie ohne materiellen Schaden für die Schuldnerklasse oder für das Land in seiner Gesamtheit bewerkstelligt werden kann, muß durchgeführt werden. Um die nationale Ehre zu schützen, sollte jeder Dollar der Regierungsschulden in Gold bezahlt werden, außer es ist im Vertrag anderweitig vereinbart worden. Seien Sie versichert, daß niemandem, der einen Viertel-Penny unserer öffentlichen Schuld nicht anerkennt, in der Öffentlichkeit getraut werden wird, und es wird weit in Richtung auf Stärkung eines Kredites gehen, der der beste in der Welt sein soll, und dies wird uns letztlich gestatten, die Schuld durch Staatsanleihen zu ersetzen, die weniger Zinsen ertragen, als wir jetzt be-
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zahlen. Außerdem sollte eine ehrliche Einhebung der Steuer angestrebt werden, eine genaue Verantwortlichkeit gegenüber dem Schatzamt für jeden eingehobenen Dollar und die größtmögliche Ausgabeneinschränkung in jedem Bereich der Regierung. Wenn wir die Zahlungsfähigkeit des Landes jetzt mit den zehn Staaten vergleichen, die sich aufgrund der Auswirkungen des Krieges in Armut befinden, aber welche, sowie ich hoffe, bald in größeres Wachstum als jemals zuvor eintreten werden, mit seiner Zahlungsfähigkeit von 25 Jahren vorher vergleichen und kalkulieren, wie sie in 25 Jahren von jetzt an wahrscheinlich sein wird, wer kann dann bezweifeln, daß es uns möglich sein wird, dann jeden einzelnen Dollar mit mehr Leichtigkeit zu bezahlen als wir jetzt für nutzlosen Luxus bezahlen? Und warum? Es schaut aus, als ob uns die Vorsehung eine starke Schachtel von wertvollen Metallen geschenkt hat, welche in den sterilen Bergen des fernen Westens eingeschlossen ist und bezüglich welcher wir jetzt den Schlüssel schmieden, um sie zu öffnen, um den Eventualitäten begegnen zu können, die vor uns liegen. Letzten Endes wird es notwendig sein, die Einrichtungen sicherzustellen, um diese Reichtümer zu erreichen, und es mag auch notwendig sein, daß die allgemeine Regierung Hilfe gewähren sollte, um diesen Zugang zu sichern; aber dies sollte nur dann der Fall sein, wenn ein Dollar, der als Obligation zu bezahlen ist, genau denselben Dollar sichert, den wir jetzt verwenden, und nicht vorher. Solange die Frage der Hartgeldzahlungen ruht, wird der kluge Geschäftsmann vorsichtig sein bezüglich des Eingehens von Schulden, welche in der fernen Zukunft zu bezahlen sind. Die Nation sollte derselben Regel folgen. Ein darniederliegender Handel muß wieder aufgebaut werden, und alle Industrien müssen ermutigt werden. Die jungen Männer dieses Landes – diese, die ihrem Alter entsprechend in 25 Jahren seine Herrscher sein werden – haben ein besonderes Interesse an der Aufrechterhaltung der nationalen Ehre. Eine ruhige Minute der Überlegung bezüglich dessen, was unser beherrschender Einfluß unter den Nationen der Erde in ihrer Zeit sein wird, sollte sie, wenn sie nur ehrlich gegenüber sich selbst sind, mit nationalem Stolz erfüllen. Alle Bereiche – geographische, politische und religiöse – können in diesem gemeinsamen Gefühl einstimmen. Wie die öffentlichen Schulden bezahlt werden oder wie Hartgeldzahlungen wieder aufgenommen werden, ist nicht so wichtig, als daß ein Plan angenommen werden sollte und ihm zugestimmt werden sollte. Eine gemeinsame Entschlossenheit, etwas zu tun, ist mehr wert, als unterschiedliche Ratschläge über die Art und Weise es zu tun. Zur Zeit mag eine Gesetzgebung zu diesem Themenbereich nicht notwendig sein, nicht einmal ratsam, aber sie wird notwendig sein, wenn das bürgerliche
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Recht in allen Teilen des Landes wieder in größerem Maße hergestellt ist und wenn der Handel seine gewohnten Bahnen wieder aufnimmt. … Die Frage des Wahlrechtes ist eine, die sicherlich die Öffentlichkeit solange bewegen wird, als Teile der Bürger der Nation in irgendeinem Staate von diesem Privileg ausgeschlossen sind. Es scheint mir sehr wünschenswert, daß diese Frage jetzt geregelt wird, und ich hege die Hoffnung und verleihe meinem Wunsch Ausdruck, daß dies durch die Annahme des XV. Zusatzartikels zur Verfassung geschehen möge. Zum Schluß bitte ich um geduldige Nachsicht des einen gegenüber dem anderen im ganzen Land, und bitte um eine entschlossene Anstrengung auf seiten jeden Bürgers, seinen Beitrag zum Aufbau einer glücklichen Union zu leisten; und ich erbitte die Gebete der Nation an den allmächtigen Gott im Hinblick auf eine diesbezügliche Erfüllung. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 276), 506 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
87. Das Bürgerrechtsgesetz, 1. März 1875 The Civil Rights Act 1875 Nachdem der Wiedereingliederungsprozeß der Südstaaten in die Union weitgehend abgeschlossen war, gelang es den Schwarzen nur in der Legislative South Carolinas, vorübergehend eine Mehrheit zu stellen; ein schwarzer Gouverneur war jedoch in keinem einzigen Bundesstaat zu finden. In denjenigen Staaten des Südens, wo die Neger bevölkerungsmäßig die Mehrheit stellten, war die Angst vor einer schwarzen Suprematie besonders groß. Geheimorganisationen, von denen der Ku Klux Klan wohl die traurigste Berühmtheit erlangt hatte, bildeten sich, und der Terror zeigte auf die Schwarzen insofern Wirkung, als deren Beteiligung am politischen Leben stark abnahm. Vom Congress folgte darauf der "Act to Enforce the Fourteenth Amendment", der sogenannte Ku Kux Klan Act vom 20. April 1871, dessen Zweck es war, die Sicherung der Vorteile, die den Schwarzen aus dem XIII., XIV., und XV. Amendment erwuchsen, zu garantieren. Ähnliche Gesetze waren bereits am 31. Mai 1870 und am 28. Februar 1871 verabschiedet worden. Das vorliegende Gesetz war dazu bestimmt, die soziale Gleichheit für die Neger herzu-
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stellen, wurde aber 1883 vom Supreme Court (Civil Rights Cases, 109 U.S. 3, 1883) wieder aufgehoben. Auch in politischer Hinsicht zeichnete sich ein Richtungswechsel ab: Ende 1875 waren nur noch South Carolina, Louisiana und Mississippi unter Kontrolle der um die Rassenintegration besonders bemühten radikalen Republikaner. * * * Ein Gesetz, um alle Bürger in ihren bürgerlichen und gesetzlichen Rechten zu schützen Angesichts der Tatsache, daß es zum Wesen einer gerechten Regierung gehört, anerkennen wir die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz und gehen davon aus, daß es die Pflicht der Regierung ist, im Umgang mit dem Volk allen gleiche und genaue Gerechtigkeit zuteil werden zu lassen, ungeachtet der Herkunft, Rasse, Hautfarbe oder religiösen oder politischen Überzeugung; weiters anerkennen wir, daß es die geeignete Zielsetzung der Gesetzgebung ist, große fundamentale Prinzipien gesetzlich zu regeln: Daher wird angeordnet, daß allen Personen innerhalb der Jurisdiktion der Vereinigten Staaten volle und gleiche Benützung der Bequemlichkeiten, Vorteile, Möglichkeiten und Privilegien von Gasthäusern, öffentlichen Verkehrsmitteln zu Land oder zu Wasser, Theatern und anderen Orten öffentlichen Vergnügens eingeräumt werden soll; sie sollen nur den Bedingungen und Begrenzungen, welche durch das Gesetz vorgesehen sind und welche gleichermaßen auf Bürger jeder Rasse und Farbe, ungeachtet irgendeines früheren Zustandes der Sklaverei, anzuwenden sind, unterworfen sein. Abschnitt 2. Es wird angeordnet, daß jede Person, welche den vorangegangenen Abschnitt dadurch verletzt, daß sie irgendeinem Bürger, außer aus Gründen, welche aufgrund des Gesetzes für Bürger jeder Rasse und Farbe, ungeachtet irgendeines früheren Zustandes der Sklaverei, anzuwenden sind, den vollen Genuß von irgendeiner der im genannten Abschnitt aufgezählten Bequemlichkeiten, Vorteile, Möglichkeiten oder Privilegien verweigern würde oder welche eine solche Verweigerung unterstützt oder dazu auffordert, für jede derartige Verletzung der Summe von fünfhundert Dollar verlustig gehen soll und an die Person, welche hiedurch verletzt wurde, bezahlen soll … weiters soll sie für jede derartige Verletzung eines Vergehens für schuldig gehalten werden und nach entsprechender Verurteilung soll sie mit einer Strafe von nicht weniger als fünfhundert und nicht mehr als eintausend Dollar belegt werden oder sie soll mit
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nicht weniger als dreißig Tagen und mit nicht mehr als ein Jahr Gefängnis bestraft werden. … Abschnitt 3. Es wird angeordnet, daß die Distrikt- und Kreisgerichte der Vereinigten Staaten mit Ausnahme der Gerichte der jeweiligen Staaten die Zuständigkeit für alle Verbrechen und Vergehen gegen und Verletzungen der Bestimmungen dieses Gesetzes besitzen sollen. … Abschnitt 4. Es wird angeordnet, daß kein Bürger, der alle anderen Qualifikationen, die durch das Gesetz vorgeschrieben sind oder vorgeschrieben werden, besitzt, vom Amt eines Geschworenen oder eines Schöffen in irgendeinem Gerichtshof der Vereinigten Staaten oder eines Staates aus Gründen der Rasse, der Farbe oder des früheren Zustandes der Sklaverei ausgeschlossen werden darf; und jeder Beamte oder jede andere Person, welche beauftragt ist zur Auswahl oder zur Vorladung von Geschworenen oder Schöffen, welcher oder welche irgendeinem Bürger aus einem der vorangenannten Gründe von diesem Amt ausschließen würde oder es verabsäumen würde, ihn zu laden, soll nach entsprechender Verurteilung eines Vergehens für schuldig gehalten werden und mit nicht mehr als fünftausend Dollar bestraft werden. Abschnitt 5. Es wird angeordnet, daß alle Fälle, welche sich aufgrund der Bestimmungen dieses Gesetzes ergeben … ohne Rücksicht auf die in Frage stehende Summe durch den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten wieder aufgenommen werden können. … Engl. in: Robert Birley (ed.), Speeches and Documents in American History, Vol. III (1865–1913), (Oxford) London, 1944, 110 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
88. Präambel der Verfassung der Ritter der Arbeit, 1. Januar 1878 Preamble of Constitution of the Knights of Labor Die industrielle Revolution traf Amerika schneller und härter als etwa England, und die Arbeitsbedingungen waren vergleichsweise schlechter als in Deutschland. Die Industrialisierung ist im wesentlichen von einigen Privatunternehmen getragen worden, die zeitweise so weit gingen, sogar staatliche
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Institutionen unter ihre Kontrolle zu bringen. Auf der Seite der Arbeitnehmer herrscht zum Teil ein bis heute ausgeprägter Gewerkschaftspluralismus, der stark nach ethnischen Merkmalen strukturiert ist. Die Mehrzahl der Gewerkschaften am Beginn waren Zusammenschlüsse von Facharbeitern, wie die 1866 von William H. Sylvis gegründete National Labour Union, der aber nur ein kurzes Dasein beschieden war. Aus einer Gesellschaft von Kleiderschneidern entwickelte sich der 1869 gegründete Orden der Ritter der Arbeit. Bei der 1878 einberufenen Generalversammlung wurde eine Satzung erarbeitet. Unter der Leitung der gewählten Großmeister Uriah Stephens und später Terence Powderly gewann die halb geheime, durch eine komplizierte innere Struktur gekennzeichnete Organisation ständig an Einfluß und Mitte der 1880-er Jahre, am Zenith ihrer Macht angelangt, verfügte sie über eine Stärke von fast einer dreiviertel Million Mitgliedern, von denen der Grundsatz der industriellen Demokratie vertreten wurde. Nach 1886 wurde ihnen fälschlicherweise der sog. Haymarket-Aufruhr in Chicago zur Last gelegt. Dort versammelten sich im Mai 1886 ungefähr 3 000 friedliche Demonstranten, unter die sich einige Anarchisten gemischt hatten, welche anläßlich dieser Kundgebung eine Bombe warfen, wobei sieben Polizisten getötet wurden. Die Mitgliederzahlen nahmen daraufhin rasch ab. Auch das Überangebot an Arbeitskräften durch zunehmende Einwanderung ließ sie wieder in die Bedeutungslosigkeit zurücksinken. Von Dauer war schließlich die 1881 gegründete und 1886 reorganisierte American Federation of Labour (AFL), die sich damals im Gegensatz zu ihren Vorläufern allgemein-politischer Aktivitäten enthielt. * * * "I. Alle Bereiche produktiven Fleißes in die Einhegung der Organisation zu bringen, Wissen zum Ausgangspunkt für das Handeln machend und gewerblichen und sittlichen Wert, nicht Reichtum, zum Richtmaß individueller und nationaler Größe. II. Den Sichabmühenden einen angemessenen Anteil zu sichern am Reichtum, den sie schaffen; mehr von der Muße, die ihnen rechtens zusteht; mehr gesellschaftliche Vorteile; mehr von den Wohltaten, Vorrechten und Einkünften der Welt; mit einem Wort, alle die Rechte und Privilegien, die nötig sind, sie in die Lage zu versetzen, daß sie die Segnungen einer guten Regierung genießen, anerkennen, verteidigen und für immer erhalten. III. Zur wahren Stellung der produzierenden Massen zu gelangen in ihren Verhältnissen in Erziehung, Moral und finanzieller Lage, indem von den verschiedenen Regierungen die Einrichtung Arbeitsstatistischer Büros gefordert wird.
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IV. Die Einrichtung kooperativer Institutionen, zur Herstellung wie zur Verteilung. V. Die Vorbehaltung der öffentlichen Ländereien – des Erbgutes des Volkes – für den wirklichen Siedler; – kein Morgen mehr für Eisenbahnen und Spekulanten. VI. Die Abschaffung aller Gesetze, die sich nicht gleichermaßen auf Kapital und Arbeit erstrecken, die Beseitigung ungerechter technischer Mittel, Verzögerungen und Unterscheidungen bei der Gerichtsverwaltung und das Ergreifen von Maßregeln zum Schutz von Gesundheit und Sicherheit der beim Bergbau, in der Industrie oder im Bauwesen Beschäftigten. VII. Der Erlaß von Gesetzen, um Aktiengesellschaften zu zwingen, daß sie ihre Angestellten wöchentlich in voller Höhe im gesetzlichen Geld des Landes für die in der vorausgegangenen Woche geleistete Arbeit bezahlen. VIII. Der Erlaß von Gesetzen, die Handwerkern und Arbeitern ein erstes Pfandrecht an ihrem Produkt für ihren vollen Lohn geben. IX. Die Abschaffung des Vergabesystems bei bundesstaatlichen, einzelstaatlichen und kommunalen Arbeiten. X. Die Substitution von Schiedsverfahren für Streiks, wann und wo immer Arbeitgeber und -nehmer bereit sind, sich auf unparteiischem Boden zu treffen. XI. Die Verhinderung der Beschäftigung von Kindern in Werkstätten, Bergwerken und Fabriken, bevor sie das 14. Lebensjahr erreicht haben. XII. Das System abzuschaffen, daß durch Vertrag die Arbeit von Verurteilten in unseren Gefängnissen und Besserungsanstalten vermietet wird. XIII. Beiden Geschlechtern gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu sichern. XIV. Die Herabsetzung der Arbeitsstunden auf acht pro Tag, so daß die Arbeiter mehr Zeit für gesellschaftliche Vergnügungen und geistige Fortbildung haben können und in die Lage versetzt werden, die Vorteile zu nutzen, die durch die arbeitssparenden Maschinen, die ihr Geist geschaffen, erzielt werden. XV. Regierungen dazu zu bewegen, daß sie ein rein nationales Zirkulationsmittel schaffen, gegründet auf das Vertrauen und die Hilfsquellen der Nation und direkt an das Volk ausgegeben ohne die Dazwischenkunft eines Systems
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von Bankgesellschaften, welches Geld gesetzliches Zahlungsmittel bei Bezahlung aller öffentlichen oder privaten Schulden sein soll." Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 298), 546 f.; dt. aus: Erich Angermann, Der Aufstieg der Vereinigten Staaten von Amerika, Innen- und Außenpolitische Entwicklung3, 1607–1917, Stuttgart, 1990, (Dok. 34), 47 f.
89. Vertrag zur Regulierung der Einwanderung aus China, 17. November 1880 Treaty regulating Immigration from China Als sich Großbritannien im Opiumkrieg weitere Zugänge und auch Handelsvorteile mit China erkämpft hatte, gelang es den USA, im Vertrag von Wanghsia 1844 eine Meistbegünstigungsklausel durchzusetzen. Durch einen Freundschafts- und Handelsvertrag des Außenministers William H. Seward aus 1868 wurden diese Beziehungen weiter vertieft. In dem nach dem diplomatischen Vertreter in China benannten Burlingame-Vertrag wurde China das Recht zugestanden, daß chinesische Arbeiter unbeschränkt in die Vereinigten Staaten immigrieren könnten. Amerikanische Unternehmer begrüßten diese Bestimmung, durch welche sie in ausreichendem Maße Versorgung an billigen Arbeitskräften erhielten. Im Zuge der Verschlechterung der wirtschaftlichen Gesamtlage aber begannen die amerikanischen Arbeiter an der Pazifikküste Ressentiments gegen chinesische Einwanderer zu entwickeln. Im Jahr 1879 verabschiedete der Congress eine Gesetzesvorlage, die vorsah, daß die gegenseitigen Einwanderungsbestimmungen abgeschafft werden sollten. Der Nachfolger Grants, Präsident Rutherford B. Hayes, legte dagegen sein Veto ein, da er diesen Gesetzesvorschlag für "unvereinbar mit unseren vertraglichen Verpflichtungen" ansah. Hayes ging dabei von einem Vorrang des Völkerrechts aus, dem zur Folge bestand sein Lösungsvorschlag in der Ernennung eines Komitees, das einen neuen Vertrag mit China aushandeln sollte, der die Vereinigten Staaten zu einer Einschränkung der Einwanderung berechtigen würde. Das Ergebnis der Verhandlungen ist der vorliegende Vertrag. So hielten die USA ihre freundschaftlichen Beziehungen zu China aufrecht und konnten das
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Problem der Einwanderung trotzdem vorübergehend in den Griff bekommen. Hayes hatte aber seine Popularität bereits mit dem Einlegen eines Vetos gegen den Congress verspielt und verzichtete auf eine Wiederkandidatur in den Präsidentschaftswahlen von 1880. * * * In Anbetracht der Tatsache der ständig steigenden Einwanderung von chinesischen Arbeitern in das Territorium der Vereinigten Staaten und angesichts der Verlegenheiten als Folge einer derartigen Einwanderung wünscht die Regierung der Vereinigten Staaten jetzt eine Modifizierung der bestehenden Verträge auszuhandeln, welche nicht in direktem Widerspruch zu deren Geist sein soll: … Art. I. Wann immer nach Meinung der Regierung der Vereinigten Staaten das Kommen von chinesischen Arbeitern in die Vereinigten Staaten oder ihr Aufenthalt hier die Interessen dieses Landes betrifft oder zu betreffen droht, oder die öffentliche Ordnung des besagten Landes gefährdet, oder irgendeines Gebietes innerhalb dieses Landes, stimmt die Regierung Chinas zu, daß die Regierung der Vereinigten Staaten ein derartiges Kommen oder einen derartigen Aufenthalt regulieren, beschränken oder untersagen kann, ohne sie allerdings gänzlich zu verbieten. Die Beschränkung oder Aufhebung soll maßvoll sein und soll nur auf Chinesen angewendet werden, welche in die Vereinigten Staaten als Arbeiter kommen, wobei andere Klassen von diesen Beschränkungen nicht erfaßt werden. Die Gesetzgebung bezugnehmend auf chinesische Arbeiter wird nur dergestalt sein, als es notwendig ist, die Regulierung, Beschränkung oder Aufhebung der Einwanderung durchzuführen, und den Einwanderern soll persönliche Mißhandlung oder Beschimpfung nicht widerfahren. Art. II. Chinesische Untertanen, egal ob sie in die Vereinigten Staaten als Lehrer, Studenten, Kaufleute oder aus Neugierde kommen, gemeinsam mit ihren persönlichen oder Haushaltsdienern, und chinesische Arbeiter, die sich jetzt in den Vereinigten Staaten aufhalten, soll nach ihrem eigenen freien Willen und Absicht gestattet werden, zu kommen und zu gehen und es sollen ihnen alle die Rechte, Privilegien, Immunitäten und Ausnahmen gewährt werden, die den Bürgern und Untertanen der meistbegünstigten Nationen gewährt werden. Art. III. Wenn chinesischen Arbeitern oder Chinesen irgendeiner anderen Klasse, die sich jetzt entweder ständig oder zeitweise auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten aufhalten, eine schlechte Behandlung durch dritte Personen widerfährt, wird die Regierung der Vereinigten Staaten all ihre Macht ausüben, um Maßnahmen zu ihrem Schutz zu ergreifen und um ihnen dieselben Rechte, Privilegien, Immunitäten und Ausnahmen zu sichern, deren sich die Bürger oder
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Untergebenen der meistbegünstigten Nationen erfreuen und welche ihnen vertraglich zustehen. … Engl. in: William M. Malloy (ed.), Treaties, Conventions, International Acts, Protocols and Agreements between the United States of America and other Powers, 1776–1909, Vol. I, Washington, 1910, 237 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
90. James Blaines Einladung zum Panamerikanischen Kongreß, 29. November 1881 Secretary Blaine's Invitation to Pan-American Congress Die Idee einer Liga der Pan-Amerikanischen Staaten wurde bereits 1820 von Henry Clay vorgeschlagen und schon 1826 hatte Simon Bolivar als weithin anerkannter lateinamerikanischer Revolutionsführer einen Pan-Amerika Congress einberufen, der jedoch endete, ohne weitere Strukturen für die Errichtung einer Union der Staaten der Westlichen Hemisphäre vorzusehen. Die Idee als solche geriet aber nicht in Vergessenheit, sondern wurde von James G. Blaine aus dem Bundesstaat Maine, seit 5. März 1881 Außenminister unter Präsident James A. Garfield, weiterverfolgt. Blaine war aus zwei Gründen an Lateinamerika interessiert: Zum einen sollte der amerikanische Handel an der Südgrenze der Vereinigten Staaten gesteigert werden, andererseits wollte er in dieser Gegend den Frieden erhalten, um eine europäische Intervention in der westlichen Hemisphäre zu verhindern. Um in Angelegenheiten des Friedens und des Handels zusammenarbeiten zu können, sprach Blaine schon am 29. November 1881 Einladungen zu einem Pan-Amerika Kongreß aus. Nach der Ermordung Präsident Garfields wurde Blaine vom Präsident Chester A. Arthur durch Frederick T. Frelinghuysen aus New Jersey im State Department ersetzt. Dieser änderte Blaines Lateinamerikapolitik und zog dessen Einladungen zu einer Pan-Amerikanischen Konferenz zurück. Es dauerte fast eine Dekade, bis Blaines Vorschlag verwirklicht wurde. 1888 regte der Congress in Washington bei Präsident Arthur an, eine solche Konferenz einzuberufen, um die Frage der Schaffung einer gesamtamerikanischen Zollunion sowie Möglichkeiten für eine Freihandelszone in der westlichen Hemisphäre zu erörtern. Als sich schließlich Delegierte aus siebzehn lateinamerikanischen Staaten mit den USA zur Ersten Interamerikanischen Konferenz am 2. Oktober 1889 in Washington trafen, war auch Blaine wieder amtierender Außen-
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minister. Obwohl auf der Konferenz die Idee einer Zollunion abgelehnt worden war, konnte sie dennoch einige Erfolge, wie die Einrichtung einer Schiedsinstanz zwischen ihren Mitgliedern, verzeichnen. * * * MR. BLAINE AN MR. OSBORN Außenministerium Washington, 29. November 1881 Sehr geehrter Herr: Die Haltung der Vereinigten Staaten in bezug auf die Frage des allgemeinen Friedens auf dem amerikanischen Kontinent ist durch ihre jahrelangen ständigen Bemühungen, die Nachteile des Krieges abzuwenden oder wenn diese Bemühungen scheitern, tatsächliche Konflikte durch friedliche Dienste oder durch die Befürwortung von unparteiischer Streitschlichtung zu beenden, wohl bekannt. Diese Haltung ist beständig beibehalten worden und immer mit einer derartigen Fairness, so daß kein Platz ist, um unserer Regierung irgendein Motiv unterstellen zu können, außer das der Humanität und Unvoreingenommenheit, um die Bruderstaaten des amerikanischen Kontinents von der Last des Krieges zu bewahren. Die Position der Vereinigten Staaten als führende Macht der neuen Welt vermag sehr wohl ihrer Regierung den Anspruch auf autoritative Äußerung zum Zwecke der Besänftigung von Unstimmigkeiten zwischen seinen Nachbarn, mit welchen allen die freundschaftlichsten Beziehungen bestehen, zu verleihen. Trotzdem werden die guten Dienste dieser Regierung nicht angeboten und wurden auch zu keiner Zeit mit dem Anspruch des Diktates oder Zwanges angeboten, sondern nur als Ausdruck des besorgten guten Willens eines gemeinsamen Freundes. In den letzten Jahren ist durch verschiedene Staaten Zentral- und Südamerikas die Neigung an den Tag gelegt worden, Dispute bezüglich schwerwiegender Fragen der internationalen Beziehungen und der Grenzen eher der Schiedsgerichtsbarkeit zu unterwerfen als dem Schwert. Bei mehreren derartigen Anlässen war es der Regierung der Vereinigten Staaten eine Quelle tiefer Befriedigung zu sehen, daß dieses Land von allen amerikanischen Mächten im großen und ganzen als ihr Freund und Vermittler angesehen wird. Der gerechte und unparteiische Rat des Präsidenten ist in solchen Fällen niemals verweigert worden, und seine Bemühungen sind durch die Verhinderung von blutigem Kampf oder zornigen Streitigkeiten zwischen Völkern, die wir als Brüder betrachten, belohnt worden. Das Bestehen dieser wachsenden Tendenz überzeugt den Präsidenten, daß die Zeit für einen Vorschlag reif ist, welcher den guten Willen und die aktive Koope-
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ration aller Staaten der westlichen Hemisphäre, sowohl des Nordens als auch des Südens, im Interesse der Humanität und für das gemeinsame Wohl der Nationen gewinnen sollte. Er ist der Meinung, daß sich keine der Regierungen des amerikanischen Kontinentes weniger der Gefahren und Schrecken des Kriegszustandes, und insbesondere des Krieges zwischen Verwandten, bewußt sein kann als unsere eigene Regierung. Er ist sicher, daß keiner der Regierungschefs auf diesem Kontinent weniger empfindlich sein könnte als er ist in bezug auf die heilige Pflicht, jede Anstrengung zu unternehmen, um die Chancen für einen Bruderkrieg aus der Welt zu schaffen. Und er erwartet mit hoffnungsvollem Vertrauen durch diese eine aktive Unterstützung in der Form, die geeignet sein wird, die Breite unserer gemeinsamen Humanität und die Stärke der Bande, die uns alle zusammenbinden als ein großes und harmonisches System des amerikanischen Commonwealths unter Beweis zu stellen. Unter dem Eindruck dieser Ansichten, entbietet der Präsident allen unabhängigen Ländern Nord- und Südamerikas eine ernsthafte Einladung, an einem allgemeinen Kongreß teilzunehmen, der in der Stadt Washington am 24. Tag des November 1882 zum Zwecke der Beratung und Diskussion der Methoden, um Krieg zwischen den Nationen des amerikanischen Kontinents zu verhindern, abgehalten wird. Er wünscht, daß die Aufmerksamkeit des Kongresses strikte auf dieses eine große Ziel beschränkt sein soll; daß sein einziges Ziel sein soll, einen Weg zu suchen, um auf immer die Schrecken des grausamen und blutigen Streites zwischen Ländern abzuwenden, von Ländern zumeist desselben Blutes und derselben Sprache, und um auch die noch schlimmere Kalamität innerer Unruhen und des Bürgerkrieges abzuwenden; er wünscht, daß der Kongreß die belastenden und weitreichenden Konsequenzen solcher Auseinandersetzungen behandeln soll, weiters die Hinterlassenschaften von erschöpften Finanzen oder drükkender Schuld, von belastender Besteuerung, von zerstörten Städten, von gelähmten Industrien, von verwüsteten Feldern, von rücksichtslosen Einberufungen zum Wehrdienst, weiters die Folgen des Abschlachtens von Menschen, des Schmerzes der Witwe und des Waisen, des verbitterten Grolls, welche auf lange Zeit diejenigen überleben, welche das alles verursacht haben und welche noch schwer die nachkommenden unschuldigen Generationen belasten werden. Der Präsident möchte ausdrücklich darauf hinweisen, daß die Einladung so verstanden wird, daß die Vereinigten Staaten nicht die Position des Beratens aufnehmen wollen oder des Versuchs, durch die Stimme des Kongreß irgendeine endgültige Lösung bestehender Fragen herbeizuführen, welche jetzt einzelne Länder des amerikanischen Kontinents spalten. Solche Fragen können richtigerweise nicht vor den Kongreß gebracht werden. Seine Mission ist anspruchsvoller. Er muß im Interesse aller für die Zukunft Vorsorge treffen und nicht die
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Panamerikanismus
einzelnen Differenzen der Gegenwart beilegen. Aus diesem Grund vor allem hat der Präsident für den Zusammentritt des Kongresses einen Tag genannt, der soweit in der Zukunft liegt, um dadurch mit gutem Grund die Hoffnung nähren zu können, daß zu dem genannten Zeitpunkt die gegenwärtige Situation an der südpazifischen Küste hoffentlich beendet sein wird und daß jene, die an dieser Auseinandersetzung beteiligt sind, friedlich in der Beratung und Lösung der allgemeinen Frage, welche in gleichem Maße das Wohlbefinden von allen betrifft, teilnehmen werden. Es scheint auch wünschenswert, daß sich die Vereinigten Staaten von vornherein jeder Absicht enthalten, die Themen, die dem Kongreß vorgelegt werden sollen, zu präjudizieren. Es liegt dieser Regierung fern, vor dem Kongreß in irgendeinem Sinne als Protektor seiner Nachbarn oder als vorherbestimmter und zwingender Schiedsrichter ihrer Streitfälle aufzutreten. Die Vereinigten Staaten werden in die Beratungen des Kongresses auf derselben Basis wie die anderen vertretenen Mächte eintreten und mit dem loyalen Entschluß, sich jeder vorgeschlagenen Lösung zu nähern, nicht nur in ihrem eigenen Interesse oder im Hinblick darauf, ihre Macht zu sichern, sondern als einzelnes Mitglied unter vielen gleichrangigen und gleichwertigen Staaten. Soweit der Einfluß dieser Regierung reichen wird, wird er in Richtung auf die Versöhnung widerstreitender Interessen des Blutes, der Regierungspolitik oder der historischen Tradition ausgeübt werden, welcher Art auch immer diese Interessen notwendigerweise als Antwort auf einen Ruf, welcher solche weiten und unterschiedlichen Elemente umfassen soll, sein mögen. Ich bin … JAMES G. BLAINE Engl. in: Papers Relating to the Foreign Relations of the United States, 1881, Washington, 1882, (No 9), 13 ff; dt.: Eigene Übersetzung.
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91. Die Erste Jahresbotschaft Präsident Arthurs, 6. Dezember 1881 President Arthur's First Annual Message Die "erfolgreichsten" Indianerfeldzüge der Armee fanden allesamt in den Wintermonaten statt, wo die Indianer auf Grund ihres Nomadenlebens besonders schutzlos waren. Das Militär hoffte so, die den Zusammenhalt ergebenden Stammesstrukturen aufbrechen zu können und so die nomadische Lebensart in einen strategischen Nachteil umwandeln zu können. Trotzdem wurden die Indianer niemals durch militärische Aktionen alleine besiegt. Maßgeblich zur Vernichtung der indianischen Stämme trug die weitgehende Ausrottung ihrer Hauptnahrungsquelle, des Büffels, bei. Durch die 1860-er Jahre hindurch fuhren "Sportsmen" mit der Eisenbahn durch die weiten Ebenen und schossen ganze Büffelherden von den Zugfenstern aus. (So behauptete etwa William F. Cody, besser bekannt als Buffalo Bill, 4280 Büffel in achtzehn Monaten erlegt zu haben.) Nach der Abschlachtung der Büffelherden erkannten einige Stämme die Autorität der U.S. Regierung nicht mehr an, und der Apachenhäuptling Geronimo führte bis zu seiner Kapitulation 1886 einen verzweifelten Kampf gegen die Weißen. Die Sioux, ihrer kulturellen Identität verlustig geworden, entwickelten neue religiöse Vorstellungen, welche eine Katastrophe ankündigten, in der alle Weißen von der Erde verschwinden und die toten Indianer und Büffel zurückkehren sollten. Die amerikanische Regierung reagierte mit einem Verbot dieses neuen Kultes sowie verschärften Kontrollen in den Indianerreservaten. So wurde auch der Häuptling Sitting Bull bei einem Fluchtversuch erschossen. Trotz dieses negativen Fortganges der Geschichte der Indianer wurden um 1870 Stimmen in der öffentlichen Meinung laut, die eine Verbesserung der Lage der Indianer forderten. Weitgehende Akzeptanz fand der Gedanke, daß das "Indianerproblem" durch die Assimilation derselben in die Gesellschaft der Weißen gelöst werden könnte. Ihre gesetzliche Durchführung fand diese Idee in dem "Dawes Severalty Act", 1887, der die Indianer von Gesetzes wegen zu Bürgern der Vereinigten Staaten machen sollte und weiters die Auflösung der indianischen Stammesorganisation unter anderem im Wege der Zuteilung von individuellem Land durch den Präsidenten vorsah. Meilenstein auf diesem Weg des Umdenkens aus der Phase der massiven Landenteignung (1812–1887, vgl. Dok. 65) war Präsident Arthurs Erste Jahresbotschaft 1881, die inhaltlich vieles von dem oben genannten Gesetz vorwegnehmen sollte.
Präsident Arthur zum Indianerproblem
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… Unter den Angelegenheiten, welche die Aufmerksamkeit des Congresses in seiner derzeitigen Session herausfordern, ist die Bewältigung unserer Indianerprobleme von besonderer Bedeutung. Obwohl diese Frage von Anbeginn der staatlichen Herrschaft ein Anlaß für Ärger und Beschämung gewesen ist, ist erst jüngst ein Versuch für ihre Lösung unternommen worden, der zugleich ernsthaft, entschlossen, folgerichtig und erfolgversprechend ist. Es ist leichter gewesen, sein Heil in bequemen Notlösungen zu suchen, um zeitweilige Schwierigkeiten zu umschiffen, als sich mit dem großen permanenten Problem herumzuschlagen, und demgemäß ist fast immer der leichtere Weg verfolgt worden. Es war nur natürlich, daß zu einer Zeit, als das Staatsgebiet fast als unbegrenzt erschienen ist und viele Millionen von Morgen Land umfaßt hatte, die außerhalb der Grenzen zivilisierter Siedlungen gelegen sind, eine Politik eingeleitet worden ist, die mehr als irgendetwas anderes die fruchtbare Quelle unserer Indianerkomplikationen gewesen ist. Ich beziehe mich natürlich auf die Politik, welche die verschiedenen Indianerstämme als separate Nationalitäten angesehen hat, welche sie durch Vertragsabmachungen in die Besitzungen der ungeheueren Reservate im Westen verbannt hatte und auf eine Politik, welche diese Stämme ermutigt hat, ein wildes Leben zu leben, unberührt durch irgendwelche ernsthaften gut gelenkten Bemühungen, sie unter die Einflüsse der Zivilisation zu bringen. Die unbefriedigenden Ergebnisse, die dieser Politik entsprungen sind, werden für uns alle offenkundig. Nachdem die weißen Siedlungen die Grenzen der Reservate bedrängt haben, sind die Indianer, manchmal freiwillig und manchmal gegen ihren Willen, in andere Jagdgründe transferiert worden, von welchen sie wieder vertrieben worden sind, wann immer ihre neu gefundenen Heimstätten von abenteuerlustigen Siedlern begehrt worden sind. Diese Vertreibungen und die Grenzkollisionen, welche ihnen oft vorangegangen sind, haben zu häufigen und katastrophalen Konflikten zwischen den Rassen geführt. Es ist nutzlos hier zu diskutieren, was hier hauptverantwortlich gewesen ist für die Unruhen, deren Aufzählung einen so großen Raum auf den Seiten unseres Geschichtsbuches einnimmt.
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Wir sehen uns mit der entsetzlichen Tatsache konfrontiert, daß tausende von Leben geopfert worden sind und hunderte Millionen Dollars ausgegeben worden sind beim Versuch, das Indianerproblem zu lösen; trotzdem hat es den Anschein, daß es bis auf die letzten wenigen Jahre kaum einer Lösung nähergebracht worden ist, als dies vor einem halben Jahrhundert der Fall war. Aber die Regierung hat sich zuletzt vorsichtig aber beständig in Richtung auf Verfolgung einer Politik herangetastet, die bereits befriedigende Ergebnisse erzielt hat und die nach meinem Dafürhalten, wenn der Congress und die Exekutive gemeinsam in ihrer Unterstützung vorgehen, uns wahrscheinlich über kurz oder lang von den Schwierigkeiten, die uns bis jetzt besetzt haben, erleichtern werden. Um erfolgreich zu sein in den Bemühungen, welche darauf hinauslaufen, unter den Indianern die Sitten und die Bestrebungen des zivilisierten Lebens einzuführen und sie allmählich in die Masse unserer Bürger zu absorbieren, indem sie an ihren Rechten teilhaben und ihre Verantwortungen übernehmen, müssen vordringlich gesetzgeberische Maßnahmen gesetzt werden. Meine diesbezüglichen Vorschläge sind hauptsächlich jene, die bereits dem Congress zur Kenntnis gebracht worden sind und die auch zu einem gewissen Ausmaß bereits seine Aufmerksamkeit gefunden haben. Erstens empfehle ich die Verabschiedung eines Gesetzes, welches die Gesetze der verschiedenen Staaten und Territorien auch für die Indianerreservate innerhalb ihrer Grenzen anwendbar macht und die Geltung der Gesetze des Staates Arkansas auf denjenigen Teil des Indianergebietes ausdehnt, welcher nicht von den Fünf Zivilisierten Stämmen besetzt ist. Der Indianer sollte den Schutz des Gesetzes erhalten. Es sollte ihm gestattet sein, vor Gericht sein Recht auf Freiheit der Person und des Eigentums zu wahren. Er hat wiederholt um dieses Privileg gebeten. Die Ausübung dieser Rechte würde für ihn auf seinem Weg in Richtung Zivilisation sehr wertvoll sein. Zweitens. Von noch größerer Bedeutung ist eine Maßnahme, die schon öfters von meinen Amtsvorgängern empfohlen worden ist und zu deren Verfolgung von Zeit zu Zeit verschiedene Gesetzesvorschläge in beiden Häusern des Congresses eingebracht worden sind. Die Erlassung eines allgemeinen Gesetzes, welches im einzelnen die Zuteilung zumindest an solche Indianer, welche es wünschen, von einem Landstück von vernünftiger Größe erlaubt, wobei ihnen dies durch eine Urkunde zugesichert wird und dieses Stück Land für ihren eigenen Schutz für 20 oder 25 Jahre unveräußerlich ist, ist für ihr gegenwärtiges Wohlbefinden und für die ständige Verbesserung ihres Zustandes unbedingt erforderlich.
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Im Gegenzug zu einer derartigen aufmerksamen Maßnahme auf Seite der Regierung kann sehr wohl angenommen werden, daß die Indianer in großer Zahl überzeugt werden könnten, ihre Stammesbindungen aufzugeben und sich sofort mit der Landwirtschaft zu beschäftigen. Viele von ihnen sind sich des Umstandes gewahr, daß ihre Tage des Jagens vorbei sind und daß es in ihrem eigenen besten Interesse liegt, ihre Lebensweise an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Durch keinen größeren Ansporn, als durch die Gewährung eines permanenten Rechtstitels an Grund und Boden, können sie dazu bewogen werden, sich auch mit dessen Bestellung zu beschäftigen. Die gut bezeugten Berichte über ihr steigendes Interesse an der Landwirtschaft rechtfertigen die Hoffnungen und den Glauben, daß die Erlassung eines solchen Gesetzes, wie ich es empfehle, unmittelbar mit befriedigenden Ergebnissen rechnen könnte. Die Anwendung des Zuteilungssystems würde einen unmittelbaren und mächtigen Einfluß auf die Auflösung der Stammesbeziehungen haben, welche eine so wichtige Eigenschaft des wilden Lebens darstellen und welche sich so stark in Richtung auf dessen Beibehaltung auswirken. Drittens empfehle ich eine großzügige finanzielle Zuweisung für die Unterstützung der Indianerschulen; dies aufgrund meines zuversichtlichen Glaubens, daß eine solche Maßnahme den größten Erfolg zeitigen wird. … Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. I10, New Jersey, 1988, (Doc. 304), 556 f.; dt.: Eigene Übersetzung.
92. Josiah Strong, Unser Land, 1885 Our Country Das amerikanische Sendungsbewußtsein läßt sich nach der ersten Hälfte des 19. Jh. auf das Schlagwort der "Manifest Destiny" zurückführen. Seit der Antike sind im politischen Leben immer wieder Ideen aufgetaucht, die den Herrschaftsanspruch einer bestimmten Gruppe legitimieren und den philosophischen Unterbau dafür schaffen sollten. Das amerikanische Sendungsbewußtsein, das bis heute von nachhaltiger Wirkung ist, hatte seine Wurzeln bereits bei den Pilgervätern und wurde Mitte des 19 Jh. zur "Manifest Destiny" transformiert. Erstmals wurde die Phrase in einem anonymen Artikel in
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der Juli–August Ausgabe 1845 des United States Magazine and Democratic Review gebraucht, der wahrscheinlich auf den Herausgeber John L.O´Sullivan zurückgeht, wo es heißt: Unsere "offenkundige Bestimmung" sich über den Kontinent auszubreiten, bewilligt durch göttliche Vorsehung, für die freie Entwicklung unserer sich vervielfachenden Millionen. Doch dieser Artikel wies bereits einen spezifischen Bezug zur Annexion Texas auf, die im selben Jahr stattfand. 1885 erschien das Buch "Our Country" von Reverend Josiah Strong, in dem er die "Manifest Destiny" als göttliche Sanktion zur territorialen Expansion des jungen Amerika unter Hervorhebung der Überlegenheit der angelsächsischen Rasse präsentiert und so eben dieses Auserwähltbewußtsein in den Dienst eines amerikanischen Imperialismus stellt. * * * "Ich brauche denen, für die ich schreibe, nicht auseinanderzusetzen, welches die zwei größten Bedürfnisse der Menschheit sind, deren Erfüllung alle Menschen in das Licht der höchsten christlichen Zivilisation emporheben würde: erstens ein reines, verinnerlichtes Christentum und zweitens die bürgerliche Freiheit. Ohne Zweifel liegen hier die Kräfte, die in der Vergangenheit so sehr zu Erhebung der Menschheit beigetragen haben; und sie müssen auch in Zukunft die besten Wegweiser zum Fortschritt sein. Daraus folgt, daß die Angelsachsen – die Hauptrepräsentanten dieser zwei Grundideen, die Bewahrer dieser zwei größten Segnungen – in ganz besonderer Weise der Zukunft der Welt verbunden sind und im göttlichen Auftrag eine außerordentliche Verantwortung für ihre Mitmenschen tragen. Nimmt man dazu die Tatsache ihres rapiden Machtaufstiegs in der Gegenwart, so ist das fast ein Beweis für den höheren Beitrag. Für mich besteht kein Zweifel, daß der Angelsachse die Hauptrolle in der Welt der Zukunft spielen soll, jedoch ist die Art dieser Rolle noch nicht genau bestimmt. Es ist noch ungewiß, wie materialistisch und atheistisch seine Zivilisation sein wird, wieviel Zeit er benötigt, um sie durch und durch zu christianisieren und besser zu machen, wie schnell er die Heraufkunft des Königreiches der Rechtschaffenheit bewirken kann, oder um wie lange er es noch hinauszögert, aber dies sollte jetzt schnell entschieden werden. Laßt uns die verschiedenen Argumente, die wir geschmiedet haben, in einer Kette zusammenfügen. Ist es offenkundig, daß der Angelsachse die Geschicke der Menschheit in den kommenden Jahrhunderten in der Hand hält? Ist es augenfällig, daß die Vereinigten Staaten die Heimat der Menschheit, der Hauptsitz seiner Macht, das große Zentrum seines Einflusses sein sollen? Ist es wahr (…), daß im großen Westen die Zukunft unserer Nation bestimmt wird? Ist es klar geworden (…), daß diese Ge-
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neration den Charakter und damit auch die Geschicke des Westens bestimmt? Dann möge Gott dieser Generation die Augen öffnen! (…) Trotz der großen Gefahren, die unserer Zivilisation drohen, kann ich mir ihren Untergang nicht vorstellen; aber ich glaube, daß es völlig in der Hand der Christen in den Vereinigten Staaten liegt, die Heraufkunft des Königreiches Christi in der Welt in den kommenden fünfzehn oder zwanzig Jahren zu beschleunigen, oder sie um Hunderte oder vielleicht Tausende von Jahren hinauszuzögern. Wir Angehörige dieser Generation und dieser Nation sitzen an der Schaltstelle der Jahrhunderte, wo über die Zukunft der Welt entschieden wird." Engl. in: Josiah Strong, Our Country, New York, 1885; dt. aus: Hartmut Wasser, Die USA der unbekannte Partner. Materialien und Dokumente zur politisch sozialen Ordnung der Vereinigten Staaten von Amerika, Paderborn, 1983, 108 f.
93. Das Sherman Antitrust Gesetz, 2. Juli 1890 Sherman Antitrust Act Die wirtschaftliche Entwicklung im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts erfuhr einen bis dahin nicht dagewesenen Aufschwung und Beschleunigung. So konnte zum Beispiel 1869 zum ersten Mal der gesamte Kontinent mit der Eisenbahn durchquert werden. Durch Ankauf oder Fusion verschwanden aber um 1880 bereits 115 Eisenbahngesellschaften und bis zur Jahrhundertwende hatte ein Drittel der Eisenbahngesellschaften die anderen zwei Drittel geschluckt. Konsequenz dieses wirtschaftlichen "Laissez Faire" Systems war es, daß der Konkurrenzkampf zwischen den einzelnen Unternehmen mit eher unlauteren Mitteln, wie Dumping Preisen etc., geführt wurde. Um dem Einhalt zu gebieten, erklärte der U.S. Supreme Court 1886 den zwischenstaatlichen Verkehr zur Bundessache. Damit einher ging die Bildung von Monopolgesellschaften in allen Bereichen der Wirtschaft. So brachte etwa John D. Rockefeller 1879 fast die gesamte Petroleumindustrie unter seine Kontrolle. Die Versuche von Einzelstaaten, durch Gesetze dieser Entwicklung entgegenzuwirken, konnten keine Abhilfe schaffen, und so wurde der Ruf nach einer bundesgesetzlichen Regelung laut. Im Jahr 1890 verabschiedete der Congress den "Sherman Antitrust Act", der auch für Privatpersonen eine Prozeßlegitimation vorsah, wenn
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sie durch einen Trust einen Schaden erlitten hatten. Obwohl der Sherman Antitrust Act eine wichtige regulative Maßnahme in wirtschaftlicher Hinsicht darstellte, blieb der gewünschte Erfolg dennoch aus. Nach erfolgter Aufteilung einiger größerer Unternehmen fanden die Monopolgesellschaften dennoch Auswege. Die Fusion aller Unternehmen einer Branche war, da es in diesem Fall an Konkurrenz mangelte, ebenso zulässig wie die Gründung von Holding Gesellschaften, die mehrheitlich über Aktien anderer Unternehmen verfügten und diese so kontrollierten. * * * Abschn. 1. Jeder Vertrag, jeder Zusammenschluß in Form eines Trusts oder dergleichen, jede geheime Absprache zur Einschränkung des zwischenstaatlichen Handels oder des Außenhandels wird hierdurch für ungesetzlich erklärt. Jede Person, die solch einen Vertrag abschließt oder sich an einem solchen Zusammenschluß oder an einer geheimen Absprache beteiligt, soll eines Vergehens für schuldig gehalten werden und im Falle ihrer Überführung mit einer Geldstrafe bis zu 5000 Dollar oder mit Gefängnis bis zu einem Jahr oder mit beiden besagten Strafen, je nach Ermessen des Gerichts, belegt werden. Abschn. 2. Jede Person, die ein Monopol aufrichtet oder versucht, dies zu tun, oder sich mit einer oder mehreren anderen Personen zusammenschließt beziehungsweise heimlich abspricht, um den zwischenstaatlichen Handel zu monopolisieren oder dies mit fremden Nationen zu tun, soll eines Vergehens für schuldig gehalten werden, und im Falle ihrer Überführung mit einer Geldstrafe bis zu 5000 Dollar oder mit Gefängnis bis zu einem Jahr oder mit beiden besagten Strafen, je nach Ermessen des Gerichts, belegt werden. Abschn. 3. Jeder Vertrag, jeder Zusammenschluß in Form eines Trusts oder dergleichen, jede geheime Absprache zur Einschränkung des Handels in irgendeinem Territorium der Vereinigten Staaten1 oder im District of Columbia2 oder zur Einschränkung des Handels zwischen verschiedenen Territorien oder zwischen einem oder mehreren Territorien und irgendeinem oder mehreren Staaten oder dem District of Columbia oder mit fremden Nationen oder zwischen dem District of Columbia und einem oder mehreren Staaten oder fremden Nationen wird hiermit für illegal erklärt. Jede Person, die solch einen Vertrag abschließt oder sich an einem Zusammenschluß oder einer geheimen Absprache beteiligt, 1 Territorium: noch nicht als Staat organisiertes Gebiet der Vereinigten Staaten. 2 District of Columbia: Gebiet mit der Hauptstadt Washington, das keinem der Einzel-
staaten angehört.
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soll eines Vergehens für schuldig gehalten werden und bei Überführung mit einer Geldstrafe bis zu 5000 Dollar oder mit Gefängnis bis zu einem Jahr oder mit beiden besagten Strafen, je nach Ermessen des Gerichts, belegt werden. […] Abschn. 7. Jede Person, die in ihrem Geschäft oder in ihrem Eigentum durch eine andere Person oder Handelsgesellschaft aufgrund von Handlungen, die nach diesem Gesetz verboten oder für ungesetzlich erklärt sind, geschädigt wird, kann deswegen ohne Rücksicht auf den Streitwert bei jedem Bezirksgericht der Vereinigten Staaten, in dessen Bereich der Beklagte wohnt oder angetroffen wird, Klage erheben und soll den ihm zugefügten Schaden dreifach und dazu die Gerichtskosten und ein angemessenes Anwaltshonorar ersetzt bekommen. Abschn. 8. Das Wort "Person" oder "Personen" soll, wo immer es in diesem Gesetz benutzt wird, Handelsgesellschaften einschließen, die aufgrund der Gesetze der Vereinigten Staaten, der Gesetze eines Territoriums, der Gesetze eines Einzelstaates oder der Gesetze eines fremden Landes existieren oder registriert worden sind. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol.I10, New Jersey, 1988, (Doc. 320), 586 f.; dt. aus: Günter Moltmann, Die Vereinigten Staaten von Amerika von der Kolonialzeit bis 1917, Paderborn, 1980, 74 f.
94. Frederick Jackson Turner, Die Bedeutung der amerikanischen Grenze, 12. Juli 1893 The Significance of the Frontier in American History Dieser Aufsatz entstand aus einer Vorlesung, die bei einer Zusammenkunft der American Historical Association in Chicago am 12. Juli 1893 gehalten worden war. Turner, ein Studienfreund des späteren Präsidenten Woodrow Wilson, entwickelt hier ein Konzept der sich immer weiter ausdehnenden (West) Grenze, die mit ihren schier unbegrenzten Möglichkeiten für die Inbesitznahme unbewohnten Landes als Erklärung für die fundamentalen Gegensätze der USA zu Europa arbeitet. Turner führte darin aus, daß die demokratischen Institutionen in Amerika nicht auf die geistigen Strömungen und Ideen aus dem Europa der Aufklärung zurückzuführen seien, sondern aus der ständigen Grenzerfahrung der Siedler bei der Erschließung des Westens entstanden
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seien, "grass root democracy". Demokratische Strukturen und Verfahren seien so unabhängig von Europa gewachsen und hätten allein das soziale und politische Gefüge der neuen Welt errichtet. Die ständige Grenzerfahrung, hervorgerufen durch ein fortwährendes Erschließen neuer Gebiete, hat immer wieder zu einer Rückkehr zu primitiven Verhältnissen und damit zu einer neuen Herausforderung und in der Folge neuen politischen Entwicklung für dieses Gebiet geführt. Die ständige Wiederholung dieses Vorganges hat Turner als Wiedergeburt bezeichnet, durch die Kräfte freigemacht werden, die den amerikanischen Charakter nachhaltig beherrschen. Das Modell Turners wurde oft angefochten, führte aber zu einer eingehenderen Beschäftigung mit der Geschichte des amerikanischen Gesellschaftssystems aus einem vom traditionellen europäischen Erklärungsansatz abgesetzten Blickwinkel. Lange nach der im Juni 1890 durch Volkszählung erfolgten offiziellen Schließung der Westgrenze läßt sich ein starkes Wiederaufleben dieses "Frontier"-Gedankens bei den Reden des Präsidenten Kennedy (vgl. Dok. 130) nachweisen. * * * Die Bedeutung der Grenze für die amerikanische Geschichte "… Bei den meisten Nationen hat sich die Entwicklung in einem begrenzten Raum abgespielt; und wenn die Nation sich ausdehnte, ist sie auf andere wachsende Völker getroffen, die sie erobert hat. Aber im Fall der Vereinigten Staaten haben wir eine andersartige Erscheinung. Beschränken wir unsere Aufmerksamkeit auf die Atlantikküste, haben wir die vertraute Erscheinung der Entwicklung von Einrichtungen in einem begrenzten Gebiet, wie etwa die Entstehung eines repräsentativen Regierungssystems; die Differenzierung einfacher Kolonialregierungen in vielschichtige Organe; den Fortschritt von einer primitiven Gewerbegesellschaft ohne Arbeitsteilung zur industriellen Zivilisation. Zusätzlich dazu aber haben wir eine Wiederholung des Entwicklungsprozesses in jedem Gebiet des Westens, das im Vorschreiten der Expansion erreicht wird. Derart hat die amerikanische Entwicklung nicht bloß ein Vorrücken entlang einer einzigen Linie dargestellt, sondern die Rückkehr zu primitiven Verhältnissen auf einer ständig vorrückenden Grenzlinie und eine neue Entwicklung für dieses Gebiet. Die gesellschaftliche Entwicklung Amerikas hat an der Grenze ständig wieder von vorn angefangen. Diese beständige Wiedergeburt, dies Fließende des amerikanischen Lebens, diese Expansion westwärts mit ihren neuen Möglichkeiten, ihrer dauernden Berührung mit der Einfachheit primitiver Gesellschaft, stellen die Kräfte, die den amerikanischen Charakter beherrschen. Der wahre Gesichtspunkt in der amerikanischen Geschichte ist nicht die Atlantikküste, sondern der Große Westen …
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Von den Lebensbedingungen an der Grenze kamen intellektuelle Züge von profunder Wichtigkeit her …, und diese Züge sind, sich abschwächend, als Überbleibsel an ihrem Ursprungsort bestehen geblieben, auch als eine höhere soziale Organisation nachfolgte. Das Ergebnis ist, daß der amerikanische Geist seine auffallenden Charakteristika der Grenze verdankt. Jene Rauheit und Kraft verbunden mit Scharfsinn und Wißbegier; jene praktische, erfinderische Denkungsart, rasch im Auffinden von Behelfen; jene meisternde Hand in materiellen Dingen, mangelhaft im Künstlerischen, aber machtvoll zur Erreichung großer Ziele; jene ruhlose, nervöse Tatkraft; jener dominante Individualismus, zum Guten und zum Bösen wirkend, und zu all dem die Spannkraft und Üppigkeit, die mit der Freiheit einhergehen – das sind Züge der Grenze oder Züge, die anderswo auf Grund des Daseins der Grenze hervorgerufen wurden. Seit den Tagen, da die Flotte des Columbus in die Gewässer der Neuen Welt segelte, war Amerika ein anderer Name für Möglichkeit, und das Volk der Vereinigten Staaten hat den Ton aufgenommen von der unaufhörlichen Ausdehnung, die den Leuten nicht nur freistand, sondern sogar aufgezwungen wurde …" Engl. in: F. J. Turner, The Significance of the Frontier in American History, March of American Facsimile Series No. 100, Ann Arbor, 1966, 199 f., 226 f.; dt. aus: Erich Angermann, Der Aufstieg der Vereinigten Staaten von Amerika, 1607–19173, Stuttgart, 1975, 51 f.
95. Plessy v. Ferguson, 1896 163 U.S. 537, 1896 Seit den Tagen der Wiedereingliederung war der Süden hauptsächlich damit beschäftigt, die Rassentrennung (segregation) in weiten Bereichen des Soziallebens durch Gesetze zu verankern. So wurde Negern der Zutritt zu öffentlichen Transportmitteln, Gasthäusern, Motels, Badeanstalten oder etwa auch öffentlichen Parks verwehrt. Die dieser Gesetzgebung zu Grunde liegende "separate but equal" doctrine, welche besagte, daß Neger dann als nicht benachteiligt anzusehen wären, wenn ihnen dieselben Möglichkeiten wie den Weißen zur Verfügung ständen, wurde vom U.S. Supreme Court gutgeheißen (vgl. z.B. die getrennte Beförderung von Schwarzen und Weißen in Eisenbahnwaggons; Louisville Railroad v. Mississippi, 133 U.S. 587, 1890). Die
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Krönung fand diese Doktrin, die über 50 Jahre hindurch aufrecht bleiben sollte, in der vorliegenden Entscheidung: Plessy, ein Mischling, hatte sich während einer Eisenbahnfahrt geweigert, in dem für Schwarze bestimmten Eisenbahnabteil Platz zu nehmen. Er stützte sich auf das XIV. Amendment zur Bundesverfassung und die darin enthaltene, für die Einzelstaaten verbindliche "due process of law" Formel, das ein Diskriminierungsverbot für freigelassene Sklaven vorsah. Der U.S. Supreme Court führte in seiner Entscheidung aus, daß die Rassentrennung keineswegs als ein Merkmal der Inferiorität anzusehen sei. Lediglich Richter Harlan verfaßte eine Dissenting Opinion, die auch hier auszugsweise wiedergegeben wird. * * * Richter Brown: Dieser Fall bezieht sich auf die Verfassungsmäßigkeit eines Gesetzes des Parlaments von Louisiana vom Jahr 1890, das getrennte Eisenbahnwaggons für Weiße und Farbige vorsieht. […] Das Ziel des [14.] Verfassungszusatzes war ohne Zweifel, die absolute Gleichheit beider Rassen vor dem Gesetz zu erzwingen, aber der Natur der Sache nach konnte damit nicht beabsichtigt sein, Unterschiede, die auf der Hautfarbe beruhen, auszumerzen oder soziale Gleichheit, die von der politischen zu unterscheiden ist, durchzusetzen oder gar eine Vermengung der Rassen unter für beide Seiten unbefriedigenden Bedingungen. Gesetze, die die Rassentrennung dort erlauben oder sogar verlangen, wo beide Seiten in Kontakt kommen müssen, besagen nicht notwendigerweise auch, daß eine Rasse der anderen unterlegen sei. Solche Gesetze sind im allgemeinen, wenn auch nicht überall, anerkannt als in die Kompetenz der Staatenlegislativen und in den Bereich der Polizeigewalt gehörend. Das bekannteste Beispiel hierfür sieht man bei der Errichtung von getrennten Schulen für weiße und farbige Kinder. Dies ist immer als rechtmäßige Ausübung der Gesetzgebungsbefugnis gewertet worden, selbst von den Gerichten jener Einzelstaaten, die die politischen Rechte der farbigen Rasse am längsten und nachdrücklichsten verwirklicht haben. […] Wir sehen den entscheidenden Fehler der Beweisführung des Klägers darin, daß er annimmt, die vorgeschriebene Trennung der beiden Rassen versehe die Farbigen mit dem Makel der Unterlegenheit. Sollte dies so sein, dann nicht, weil es im Gesetz steht, sondern allein, weil die farbige Rasse diese Konstruktion willkürlich in das Gesetz hineinliest. Die Beweisführung unterstellt ferner als zwingend, daß dann, wenn die Farbigen die Vormacht in der Staatslegislative erhielten – was mehr als einmal der Fall gewesen ist und was wieder so kommen könnte – und ein entsprechendes Gesetz beschlössen, die weiße Rasse dadurch
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auf eine untergeordnete Position verwiesen wäre. Wir könnten uns vorstellen, daß die weiße Rasse sich, gelinde gesagt, mit dieser Annahme nicht abfinden würde. Die Beweisführung unterstellt auch, daß man soziale Vorurteile mit Hilfe der Gesetzgebung überwinden könne und daß die Gleichberechtigung des Negers nur hergestellt werden könne durch eine Vermengung der zwei Rassen. Wir können dieser Auffassung nicht zustimmen. Wenn sich die zwei Rassen auf der Basis gesellschaftlicher Gleichheit treffen sollen, dann muß dies das Resultat natürlicher Affinität, gegenseitiger Wertschätzung der Verdienste des jeweils anderen und freiwilliger Übereinstimmung von einzelnen sein. […] Die Gesetzgebung kann nicht rassische Instinkte auslöschen oder Unterschiede aufgrund physischer Merkmale aufheben; jeder Versuch, dies zu tun, kann nur die Schwierigkeiten der gegenwärtigen Situation unterstreichen. Wenn bürgerliche und politische Gleichberechtigung für beide Rassen besteht, kann die eine gegenüber der anderen weder bürgerlich noch politisch niedriger gestellt sein. Wenn die eine Rasse gegenüber der anderen Rasse jedoch sozial niedriger steht, kann die Verfassung der Vereinigten Staaten sie auch nicht auf eine gemeinsame Ebene heben. Richter Harlan, abweichend: […] Wenn aus der Vermengung der zwei Rassen auf öffentlichen Straßen, die zum Nutzen aller gebaut sind, Übles entstände, wäre dies unendlich geringer als jenes, das mit Sicherheit aus einer staatlichen Gesetzgebung resultiert, die den Genuß der Bürgerrechte auf rassischer Grundlage regelt. Wir rühmen uns der Freiheit, die unser Volk im Unterschied zu allen anderen Völkern genießt. Aber man kann dies Rühmen schwerlich mit dem Stand einer Gesetzgebung in Einklang bringen, die in der Praxis einem großen Teil unserer Mitbürger, unseren Gleichberechtigten vor dem Gesetz, den Stempel der Knechtschaft und der Erniedrigung aufdrückt. Die fadenscheinige These, daß Fahrgästen in Eisenbahnwaggons "gleiche" Transportbedingungen gewährt werden, wird keinen täuschen oder etwa aussöhnen mit dem Unrecht, das dieser Tag gebracht hat. Engl. in: 163 U.S. 537, 1896; dt. aus: Günter Moltmann, Die Vereinigten Staaten von Amerika von der Kolonialzeit bis 1917, Paderborn, 1980, (Dok. 36), 58 f.
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96. Die Annexion von Hawaii, 7. Juli 1898 The Annexation of Hawaii Schon um 1840 machten die Amerikaner keinen Hehl daraus, daß sie Hawaii als zu ihrer Einflußsphäre gehörend ansahen. Ein Handelsvertrag von 1875 brachte Hawaiianisches Zuckerrohr abgabenfrei in die Vereinigten Staaten. Mit der Erneuerung dieses Vertrages 1887 erlangten die Vereinigten Staaten einen wertvollen strategischen Vorteil: die ausschließliche Nutzung von Pearl Harbour als Marine Basis. Im selben Jahr zwangen amerikanische Pflanzer und Investoren den König von Hawaii Kalakaua, eine Verfassung zu akzeptieren, die Privateigentum, persönliche Freiheit, und die Gesetzgebung unter ihrer Kontrolle vorsah. Im Jahre 1890, in dem die amerikanische Minderheit die Inseln bereits weitgehend unter Kontrolle hatte, wurde durch den McKinley Tariff der amerikanische Zuckerzoll abgeschafft und die Hawaiianer verloren ihren Handelsvorteil. Die amerikanischen Investoren und Pflanzer, die ihre Interessen zu wahren versuchten, begannen für eine Annexion zu agitieren. 1891 bestieg Königin Liliuokalani, die Schwester von Kalakaua, den Thron und verfolgte eine amerikafeindliche Politik. Als die Königin 1893 Anstalten machte, die Verfassung aufzuheben und die Monarchie zu restaurieren, entschlossen sich ihre Gegner zur Revolution, in die auch reguläre amerikanische Truppen, die in Honolulu stationiert waren, von den Pflanzern mit der Begründung, amerikanisches Leben und Eigentum sei in Gefahr, einbezogen wurden. Die Königin Liliuokalani wurde abgesetzt, und die amerikanischen Pflanzer errichteten eine eigene Regierung, die Hawaii als amerikanisches Protektorat ausrief. In aller Eile wurde ein Annexionsvertrag aufgesetzt, der aber von dem antiimperialistisch orientierten Präsidenten Grover Cleveland in seiner II. Amtsperiode (1893–1897) vom Senat zurückgezogen wurde. Obwohl er öffentlich die Art und Weise der Herbeiführung der Revolution in Hawaii rügte, wurde Königin Liliuokalani nicht wieder eingesetzt. Cleveland schickte James H. Blount nach Hawaii, der berichtete, daß das Volk gegen eine Annexion wäre, und befahl den amerikanischen Marineinfanteristen, die den Staatsstreich unterstützt hatten, sich zurückzuziehen. Mit der Ausrufung von Hawaii als Republik im Juli 1894 wurde weiter Stimmung für eine Annexion Hawaiis gemacht. Auf Grund dieser Agitation wurde ein zweiter Annexionsvertrag 1897 abgeschlossen. Während sich dieser Vertrag noch im Senat befand, brach der spanisch-amerikanische Krieg 1898 aus, der nur vier Monate dauern sollte. Vor dem Hintergrund einer höchst expansionistischen Grundstimmung und der Begründung, man brauche Hawaii als Marinestützpunkt, was auch ohne
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Annexion erreicht werden hätte können, wurde die Annexion der Hawaiianischen Inseln in Form einer joint resolution (das heißt durch eine gemeinsame Entschließung beider Häuser des Congress mit der Unterschrift des Präsidenten, der so Gesetzeskraft zukommt) vorgenommen, um die befürchtete formelle Ablehnung eines Drittels des Senates zu unterlaufen. Offiziell wurde Hawaii als 50. Bundesstaat erst am 21. August 1959 in die Union der Vereinigten Staaten aufgenommen. * * * Gemeinsame Resolution, welche die Annexion der Hawaii Inseln an die Vereinigten Staaten vorsieht. In Anbetracht der Tatsache, daß die Regierung der Republik Hawaii in gebührender Form ihre Zustimmung gegeben hat, in der Art wie dies durch ihre Verfassung vorgesehen ist, absolut und ohne Vorbehalt an die Vereinigten Staaten von Amerika alle Souveränitätsrechte von welcher Art auch immer in und über die Hawaii Inseln und ihre Schutzgebiete abzutreten und den Vereinigten Staaten auch die absolute Gebühr und das Eigentum an allen öffentlichen Regierungs- oder Kronländereien, öffentlichen Bauwerken oder Gebäuden, Häfen, Hafenanlagen, militärischen Ausrüstungen und allem anderen öffentlichen Besitz von jeder Art und Beschreibung, welche im Besitz der Regierung der Hawaii Inseln stehen zusammen mit jedem Recht und jedem Zubehör, die sich darauf beziehen, abzutreten und zu übertragen, wird daher beschlossen, daß die genannte Zession akzeptiert wird, ratifiziert und bestätigt wird und daß die besagten Hawaii Inseln und ihre Schutzgebiete hiemit als Teil des Territoriums der Vereinigten Staaten annektiert werden und deren souveräner Herrschaft unterworfen werden und daß der Besitz und die Rechte, welche zuvor genannt worden sind, einzig und allein auf die Vereinigten Staaten von Amerika übertragen werden. Die bestehenden Gesetze der Vereinigten Staaten, welche sich auf öffentlichen Landbesitz beziehen, sollen auf derartigen Landbesitz auf den Hawaii Inseln nicht angewendet werden; aber der Congress der Vereinigten Staaten wird besondere Gesetze für dessen Verwaltung und Ordnung erlassen: Dabei soll vorgesehen werden, daß alle Steuereinnahmen oder Erträgnisse von denselben mit Ausnahme der Teile, die für zivile, militärische oder Zwecke der Seestreitkräfte der Vereinigten Staaten verwendet oder verbraucht werden, oder welche der lokalen Regierung zur Verwendung zugewiesen werden, einzig und allein zugunsten der Einwohner der Hawaii Inseln für erzieherische und andere öffentliche Zwecke verwendet werden sollen.
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Solange der Congress keine Vorkehrungen für die Ausübung der Regierungsgewalt auf diesen Inseln trifft, sollen alle zivilen, gerichtlichen und militärischen Hoheitsbefugnisse, welche durch die Beamten der bestehenden Regierung auf den genannten Inseln ausgeübt werden, auf eine solche Person oder solche Personen übertragen werden, wobei diese Hoheitsbefugnisse in solch einer Art und Weise ausgeübt werden sollen, wie dies der Präsident der Vereinigten Staaten anordnen wird; und der Präsident soll auch die Befugnis haben, die genannten Beamten ihres Amtes zu entheben und die so frei gewordenen Stellen nachzubesetzen. Die bestehenden Verträge der Hawaii Inseln mit ausländischen Nationen sollen in Hinkunft enden und nicht weiter gelten und sollen durch solche bestehenden Verträge oder Verträge, die fortan zwischen den Vereinigten Staaten und anderen ausländischen Nationen abgeschlossen werden, ersetzt werden. Die Gemeindegesetzgebung der Hawaii Inseln, welche nicht erlassen worden ist zur Erfüllung der derart beendeten Verträge und welche nicht im Widerspruch steht zu dieser Gemeinsamen Resolution und auch nicht im Widerspruch steht zur Verfassung der Vereinigten Staaten oder zu irgendeinem bestehenden Vertrag der Vereinigten Staaten, soll so lange in Kraft bleiben, bis der Congress der Vereinigten Staaten etwas anderes beschließt. Bis nicht Gesetze erlassen werden, die die Zollgesetze und -bestimmungen der Vereinigten Staaten auf die Hawaii-Inseln erstrecken, sollen die bestehenden Zoll-Beziehungen der Hawaii Inseln mit den Vereinigten Staaten und anderen Ländern unverändert weiter bestehen. Die öffentlichen Schulden der Republik Hawaii, welche zum Zeitpunkt der Verabschiedung dieser Gemeinsamen Resolution rechtmäßig bestehen, einschließlich der Beträge, welche den Einlegern in der Postsparbank von Hawaii zustehen, werden hiemit von der Regierung der Vereinigten Staaten übernommen; aber die Haftung der Vereinigten Staaten soll in dieser Beziehung auf keinen Fall den Betrag von 4 Millionen Dollar überschreiten. Solange allerdings als die Regierung und die bestehenden kommerziellen Verbindungen der Hawaii Inseln weiterbestehen, wie dies im Voranstehenden ausgeführt worden ist, wird die besagte Regierung fortfahren, die Zinsen aus den besagten Schulden zu bezahlen. Es soll keine weitere Immigration von Chinesen auf die Hawaii Inseln geben, außer unter solchen Bedingungen, die jetzt oder später aufgrund von Gesetzen der Vereinigten Staaten erlaubt sind; und kein Chinese soll wegen irgendetwas,
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was hier ausgeführt wurde, die Erlaubnis erhalten, die Vereinigten Staaten von den Hawaii Inseln aus zu betreten. Der Präsident wird fünf Kommissäre ernennen, von denen zumindest zwei Einwohner der Hawaii Inseln sein sollen, die so schnell als vernünftigerweise durchführbar dem Congress solche Gesetze bezüglich der Hawaii Inseln vorschlagen werden, als sie für notwendig oder geeignet erachten. … Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 348), 5f.; dt.: Eigene Übersetzung.
97. Theodore Roosevelts Zusatz zur Monroe Doktrin, 6. Dezember 1904 The Roosevelt Corollary to the Monroe Doctrine Während seiner Präsidentschaft weitete Theodore Roosevelt seine Expansionspolitik, die keineswegs unumstritten war und von der seine Gegnern meinten, sie verletze die Verfassung, auf die karibischen Inseln aus. Diese kleinen Republiken waren politisch instabil und oft bei den europäischen Ländern tief verschuldet, was im Falle Venezuelas im Jahre 1902 zur Blockade, zum Bombardement und zur Beschlagnahme von Zollämtern durch Großbritannien und Deutschland führte. Obwohl Theodore Roosevelt für die Ansprüche der beiden Mächte Verständnis aufbrachte, war die amerikanische Öffentlichkeit zutiefst über die europäische Militärpräsenz erzürnt. In Reaktion entsandte Roosevelt einen Flottenverband unter Admiral George Dewey in die Karibik, und Deutschland und Großbritannien unterwarfen sich in diesem Streitfall einer internationalen Schiedsgerichtsbarkeit. Die Möglichkeit einer solchen europäischen Intervention, die man insbesondere im Falle der von Streit zerrissenen Dominikanischen Republik befürchtete, veranlaßte Roosevelt bereits 1904 zu nachstehender Erklärung. Anläßlich der Schuldenkrise in Santo Domingo (1905) präzisierte Roosevelt noch einmal diesen Zusatz zur Monroe Doctrine. In diesem Fall ließ Roosevelt eine Gesellschaft errichten, die 55% der Dominikanischen Zolleinnahmen den europäischen Gläubigern zuführte, um die Europäer von einer erneuten Intervention abzuhalten. Roosevelt und später Wilson handelten ausschließlich allein, ohne daß der Congress jemals einen Vertrag ratifiziert hätte, und beanspruchten die verwaltungsbehördliche Macht
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durch extensive Interpretation der Monroe Doctrine, was auch innenpolitisch oft kritisiert wurde. * * * Es ist nicht wahr, daß die Vereinigten Staaten Hunger auf Land haben und irgend etwas mit anderen Nationen der westlichen Hemisphäre vorhaben, es sei denn, es dient deren eigener Wohlfahrt. Dieses Land wünscht nur, seine Nachbarländer stabil, geordnet und blühend zu sehen. Jedes Land, dessen Bewohner sich gut betragen, kann unserer herzlichen Freundschaft sicher sein. Wenn eine Nation zeigt, daß sie weiß, wie man mit angemessener Tüchtigkeit und Anständigkeit soziale und politische Angelegenheiten anfaßt, wenn sie für Ordnung sorgt und ihre Schulden bezahlt, braucht sie kein Eingreifen der Vereinigten Staaten zu befürchten. Chronisches Fehlverhalten oder Schwäche, die auf eine allgemeine Lockerung der Bindungen einer zivilisierten Gesellschaft hinauslaufen, kann in Amerika wie überall schließlich die Intervention einer zivilisierten Nation erfordern, und in der westlichen Hemisphäre kann die Bindung der Vereinigten Staaten an die Monroe-Doktrin die Vereinigten Staaten zwingen, in besonders schlimmen Fällen von Fehlverhalten oder Schwäche, wenn auch widerstrebend, eine internationale Polizeigewalt auszuüben. Wenn jedes Land am Karibischen Meer den gleichen Fortschritt in Richtung auf eine stabile und gerechte Zivilisation aufwiese, den Kuba mit Hilfe des "Platt Amendments" seit dem Abzug unserer Truppen gezeigt hat und den so viele Republiken des amerikanischen Doppelkontinents ständig und glänzend aufweisen, gäbe es für unsere Nation überhaupt keine Frage der Einmischung in ihre Angelegenheiten. Unsere Interessen und die unserer südlichen Nachbarn sind in Wirklichkeit identisch. Sie besitzen große Naturschätze, und wenn in ihren Grenzen Gesetz und Gerechtigkeit hergestellt werden, dann kommt bestimmt auch der Wohlstand zu ihnen. Halten sie sich also an die Normen der zivilisierten Gesellschaft, dann können sie versichert sein, daß wir sie im Geiste herzlicher und hilfreicher Anteilnahme behandeln. Wir würden uns bei ihnen nur einmischen, wenn uns kein anderer Ausweg bleibt, und auch dann nur, wenn offenkundig geworden ist, daß sie unfähig oder nicht willens sind, Gerechtigkeit im Innern walten zu lassen, und wenn sie nach außen die Rechte der Vereinigten Staaten verletzen oder den Angriff eines anderen Landes zum Schaden der Gesamtheit der amerikanischen Nationen herausgefordert haben. Es ist eine Binsenwahrheit, daß jede Nation, in Amerika oder irgendwo anders, die Freiheit und Unabhängigkeit aufrechtzuerhalten wünscht, letzten Endes erkennen muß, daß das Recht auf solch eine Unabhängigkeit nicht von der Verpflichtung zu trennen ist, von ihr auch guten Gebrauch zu machen.
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Wenn wir uns auf die Monroe-Doktrin berufen, wenn wir solche Schritte tun, wie wir sie in Kuba, Venezuela und Panama unternommen haben, wenn wir uns bemühen, den Kriegsschauplatz in Fernen Osten einzugrenzen und die "Offene Tür" in China zu sichern, dann handeln wir sowohl in unserem eigenen Interesse als auch im Interesse der Menschlichkeit allgemein. Es gibt allerdings auch Fälle, in denen unsere Anteilnahme sehr stark erregt ist, ohne daß auch unsere eigenen Interessen besonders berührt sind. […] In extremen Fällen mag ein Einschreiten gerechtfertigt und angemessen sein. Wie dieses Einschreiten aussieht, hängt von den Umständen des Falles ab, d. h. von dem Grad der Abscheulichkeit und von unserer Macht, sie zu beheben. Die Fälle, in denen wir uns mit Waffengewalt so einmischen könnten, wie wir es getan haben, um die unerträglichen Verhältnisse in Kuba zu beenden, sind selbstverständlich sehr selten. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 362), 33 f.; dt. aus: Günter Moltmann, Die Vereinigten Staaten von Amerika von der Kolonialzeit bis 1917, Paderborn, 1980, (Dok. 57), 87 f.
98. Theodore Roosevelts Siebente Jahresbotschaft an den Congress, 3. Dezember 1907 The Conservation of Natural Resources, Roosevelts Seventh Annual Message to Congress Präsident Roosevelt zog, nachdem sein Vorgänger in diesem Amt, William McKinley, im September 1901 am Beginn seiner II. Amtsperiode stehend, von einem Anarchisten erschossen worden war, nicht ganz 43-jährig als jüngster Präsident ins Weiße Haus ein. In der Zeit des "Laissez faire" sind seine Verdienste um die Bewahrung der natürlichen Ressourcen, weil sie auch von starken persönlichen Erfahrungen und Interessen getragen wurden, die wohl bedeutendsten, die in innenpolitischer Hinsicht seiner Präsidentschaft zu Gute gehalten werden müssen. Die vorsichtige Entwicklung und Konservierung von Amerikas Wäldern, Flüssen und seiner Fauna ist nach einer Phase des rücksichtslosen und ausbeuterischen Umganges mit diesen natürlichen Ressurcen seit der Cleveland Administration ein nationales Anliegen geworden. Bereits 1891 war mit der Erlassung eines National Forest Reserve Act die Möglichkeit geschaffen worden, Wälder der privatwirtschaftlichen Ausbeutung zu
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entziehen. Als 1907 vom Congress die Schutzbestimmungen gelockert werden sollten, erklärte Präsident Roosevelt vor der Unterzeichnung des entsprechenden Gesetzes fast alle in Frage kommenden Gebiete zur Staatsdomäne. Durch diesen Akt wurden zu den bereits vorhandenen 47 Millionen Morgen Wald weitere 125 Millionen Wald unter Schutz gestellt. Roosevelt bemühte sich auch erfolgreich darum, die Wasserwege, Kohle, Öl- und Erdgasvorkommen unter Schutz zu stellen. 1908 wurde ein National Conservation Congress einberufen, und als Folge davon wurden in den 41 Staaten eigene Conservation Commissions und die National Conservation Comission, die ein eigenes Inventar der in Amerika vorkommenden natürlichen Ressourcen erstellen sollte, eingesetzt. * * * An den Senat und das Repräsentantenhaus: … Die Bewahrung unserer natürlichen Ressourcen und ihre richtige Verwendung stellen das grundlegende Problem dar, welches beinahe jedem anderen Problem unseres nationalen Lebens zugrundeliegt. … Als eine Nation erfreuen wir uns nicht nur eines wunderbaren Maßes gegenwärtigen Wohlstandes, sondern, wenn dieser Wohlstand richtig genutzt wird, ist er auch ein Unterpfand zukünftigen Erfolges, wie ihn keine andere Nation haben wird. Die Belohnung für die Voraussicht für diese Nation ist groß und leicht vorhergesagt. Aber man braucht den Blick nach vorne, es muß die Tatsache realisiert werden, daß der Umstand, daß unsere natürlichen Ressourcen verschwendet, zerstört werden, daß das Land ausgebeutet und erschöpft wird, anstelle es so zu verwenden, daß sein Nutzen vermehrt wird, in den Tagen unserer Kinder dazu führen wird, daß dieser Reichtum, welchen wir von Rechts wegen unseren Kindern ausgeweitet und weiterentwickelt weitergeben sollten, ausgehöhlt sein wird. Während der letzten Jahre hat die Regierung versucht, durch mehrere Behörden das Volk zu überzeugen, vorauszublicken und eine geplante und ordentliche Entwicklung unserer Ressourcen an die Stelle eines unglücklichen Strebens nach unmittelbarem Profit zu setzen. Unsere großen Flußsysteme sollten ausgebaut werden als nationale Wasserstraßen, der Mississippi mit seinen Nebenflüssen steht dabei an erster Stelle und der Columbiafluß an zweiter Stelle. Obwohl es viele andere wichtige Flüsse gibt, am Pazifik, am Atlantik und an den Abhängen zum Golf. Die nationale Regierung soll diese Arbeit aufnehmen, und ich hoffe, daß damit in der gegenwärtigen Legislaturperiode des Congresses ein Anfang gemacht wird; und dem größten von all unseren Flüssen, dem Mississippi, sollte besondere Aufmerksamkeit zuteil werden. Von den großen Seen bis zur
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Mündung des Mississippi sollte es einen tiefen Wasserweg geben, mit weiteren tiefen Wasserwegen, welche von dort nach Osten und nach Westen führen. Solch ein Wasserweg würde praktisch bedeuten, daß unsere Küstenlinie geradezu in das Herz unseres Landes ausgedehnt wird. Dies würde von unberechenbarem Vorteil für unser Volk sein. Wenn es sofort begonnen werden würde, dann könnte es so rechtzeitig durchgeführt werden, daß es spürbar die Verstopfung unserer großen Fracht befördernden Eisenbahnlinien erleichtern könnte. Diese Arbeit sollte systematisch und kontinuierlich vorangetrieben werden gemäß einem gutausgedachten Plan. Die Hauptströme sollten bis zur höchstmöglichen Leistungsstufe ausgebaut werden, bevor der Ausbau der Seitenarme unternommen wird; und diese Arbeit sollte freigehalten werden von jedem Makel der Rücksichtslosigkeit oder des Amtsmißbrauches. Die inländischen Wasserwege, die den gesamten östlichen und südlichen Küsten vorgelagert sind, sollten in gleicher Weise ausgebaut werden. Darüber hinaus betrifft der Ausbau unserer Wasserwege viele andere wichtige Wasserprobleme, welche alle als Teil desselben allgemeinen Plans betrachtet werden sollten. Die staatlichen Dämme sollten dazu verwendet werden, um hunderttausende von Pferdestärken zu produzieren als eine Nebenfolge der Verbesserung der Schiffahrt; denn der jährliche Wert der ungenützten Wasserkraft der Vereinigten Staaten übertrifft vielleicht den jährlichen Wert der Produkte von all unseren Bergwerken. Als eine Nebenfolge der Herstellung tiefer Wasserwege den Mississippi flußabwärts sollte die Regierung entlang des ganzen unteren Flußlaufes Schutzdämme bauen, die zusammen mit der Kontrolle der Quellgebiete ein für allemal einen gänzlichen Einhalt gegenüber allen drohenden Überflutungen in diesem ungeheuer fruchtbaren Deltagebiet gewähren würden. Das Gebiet, das angrenzend am unteren Flußlauf des Mississippi liegt, würde dadurch zu einem der fruchtbarsten und bevölkerungsreichsten Gebiete werden, wobei es bereits jetzt eines der fruchtbarsten Ackerbaugebiete der ganzen Welt ist. Ich habe eine Binnenlandwasserwege-Kommission ernannt, welche einen umfassenden Entwicklungsplan gemäß den aufgezeigten Vorgaben studieren und ausarbeiten soll. Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich dem Congress den von ihr erstellten Bericht vorlegen. Die Bewässerung sollte viel weitreichender ausgebaut werden als dies zur Zeit der Fall ist, nicht nur in den Staaten der großen Ebenen und der Rocky Mountains, sondern auch in vielen anderen Staaten, wie z.B. in großen Teilen der südatlantischen Staaten und der Staaten am Golf, wo sie Hand in Hand mit der Trockenlegung der Sümpfe vorgenommen werden sollte. Die Bundesregierung sollte sich ernsthaft mit dieser Aufgabe beschäftigen und sich dabei bewußt sein, daß die Nutzbarmachung von Wasserwegen und Wasserkraft, die Forstwirtschaft, die Bewässerung und die Trockenlegung von bedrohten Überflutungsgebieten alle miteinander verflochtene Teile desselben Problems sind. Die Arbeit
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des Urbarmachungsdienstes in der Entwicklung größerer Möglichkeiten der westlichen Hälfte unseres Landes für Zwecke der Bewässerung ist wichtiger als beinahe jede andere Maßnahme. Die gleichbleibende Zielsetzung der Regierung im Zusammenhang mit dem Urbarmachungsdienst war darauf gerichtet, die Wasserressourcen von im öffentlichen Besitz stehenden Gebieten für das letztlich größte Wohl der größten Zahl einzusetzen; in anderen Worten, es sollen in diesen Gebieten Menschen ständig angesiedelt werden, um hier dieses Land für sich und für ihre Kinder und Kindeskinder zu nutzen. … Die Bemühungen der Regierung in der Befassung mit Landgebieten, die im Besitz der öffentlichen Hand stehen, ist auf dieselbe Grundlage gestellt worden, wie auf die des Urbarmachungsdienstes. Das System des Bodenrechtes, welches daraufhin angelegt war, die Bedürfnisse der fruchtbaren und gutbewässerten Regionen des mittleren Westens zu befriedigen, ist größtenteils zusammengebrochen, als es auf die trockeneren Regionen der großen Ebenen, des Gebirges und auf große Teile des pazifischen Küstengebietes angewandt worden war, wo eine Farm mit 160 Morgen Land sich nur unzulänglich selbst erhalten kann. … Vor 3 Jahren ist eine public-lands-Kommission eingesetzt worden, um das Recht zu überprüfen und Mißstände aufzuzeigen sowie Empfehlungen für Verbesserungen zu erarbeiten. Ihre Prüfung hat insbesondere das Vorliegen großer Betrügereien bezüglich des öffentlichen Landbesitzes aufgezeigt, und ihre Empfehlungen für Veränderungen des Rechtes wurden im Hinblick darauf ausgesprochen, die natürlichen Ressourcen jedes Teiles des öffentlichen Landbesitzes dadurch zu konservieren, daß es der besten Nutzung unterzogen wird. Besondere Aufmerksamkeit wurde auf die Verhinderung der Besiedelung in der Form gerichtet, daß große Gebiete öffentlichen Landbesitzes in die Hände einiger weniger Männer übergehen sowie weiters auch auf die enorme Verschwendung, welche dadurch verursacht wird, daß offene Landstriche ungehindert abgeweidet werden. Die Empfehlungen der public-lands-Kommission sind richtig, denn sie sind ganz besonders im Interesse des tatsächlichen Siedlers; und wo der kleine Siedler zur Zeit das Land nicht nützen kann, sehen diese Empfehlungen vor, daß die Regierung die Kontrolle über diese Gebiete behält, so daß sie nicht durch einige wenige Männer monopolisiert werden können. Bis jetzt hat der Congress auf diese Empfehlungen noch nicht reagiert, aber sie sind so gerecht und angemessen, so wichtig für unser nationales Wohlergehen, daß ich darauf vertraue, daß der Congress, wenn er sich die Zeit nehmen wird, sie zu behandeln, sie auch letztlich annehmen wird. Eine derartige Gesetzgebung, wie die hier vorgeschlagene, ist wichtig, um die großen Landstriche des öffentlichen Weidelandes zu erhalten, die unter den gegenwärtigen Methoden ungeeignet sind für eine Kultivierung und die nur
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bezüglich des Futters, welches sie erbringen, von Wichtigkeit sind. Diese Landstriche betragen in ihrem gesamten Umfang ungefähr 300 Millionen Morgen, und sie sind offenes Weideland für Rinder, Schafe, Pferde und Ziegen ohne jede Beschränkung. Ein solch ein System oder besser das Fehlen eines solchen Systems bedeutet, daß das Gebiet nicht so sehr in Gebrauch genommen wird, sondern daß es durch Mißbrauch verschwendet wird. Mit der Besiedelung des Westens wird das Weideland mehr und mehr abgeweidet. Viel davon kann nicht vorteilhaft genutzt werden, außer es wird eingezäunt, denn das Einzäunen ist die einzige Methode, durch welche die Besitzer von nomadisierenden Herden unter Kontrolle gehalten werden können. Denn diese Herden ziehen von hierhin nach dorthin und zerstören dabei letztlich auch die Weiden und lassen verwüstetes Land zurück, sodaß ihre Anwesenheit unvereinbar ist mit der Anwesenheit von Siedlern. Die bestehenden Zäune sind alle ungesetzlich. … Alle diese Zäune, jene die schädlich sind und jene die von Nutzen sind, sind gleichermaßen illegal und müssen entfernt werden. Aber es ist ein Skandal, daß das Gesetz eine solche Maßnahme durch die Administration erzwingen soll. Die ungesetzliche Einzäunung öffentlichen Landes für private Weidezwecke muß gestoppt werden, aber für die Notlage, welche das verursacht hat, müssen Maßnahmen vorgesehen werden. Die Bundesregierung sollte Kontrolle über das Weideland haben, entweder durch Erteilung von Genehmigungen oder durch Verpachtung, je nach dem wie es die örtlichen Umstände erfordern mögen. Eine solche Kontrolle könnte den großen Vorteil eines legitimen Einzäunens sicherstellen, während zur selben Zeit auch die Besiedlung des Landes sichergestellt und gefördert wird . … Die Regierung sollte sich ihres Rechtsanspruches nur gegenüber einem tatsächlichen Siedler begeben, nicht gegenüber einem Profitmacher, der nicht vor hat, sich häuslich niederzulassen. Unser primäres Ziel ist, die Rechte des kleinen Viehzüchters zu sichern und sein Interesse zu schützen, das Interesse des Ranchers, der das Land pflügt und der das Heu für eigene Zwecke auflädt. Es ist dieser kleine Rancher, dieser tatsächliche Siedler und Hausbauer, der auf lange Sicht gesehen am meisten geschädigt wird, dadurch daß der Diebstahl des öffentlichen Landes in welcher Form auch immer zugelassen wird. Optimismus ist eine gute Eigenschaft, aber wenn er zum Exzeß getrieben wird, wird er zur Dummheit. Wir sind geneigt von den Ressourcen dieses Landes als unerschöpflich zu sprechen; das trifft nicht zu. Der Reichtum des Landes an Bodenschätzen, die Kohle, das Eisenerz, das Öl, das Erdgas und ähnliches mehr reproduzieren sich nicht von selbst, und daher ist es sicher, daß sie letztlich erschöpft werden; und Verschwendung im Umgang mit ihnen heute bedeutet, daß unsere Nachfahren eine oder zwei Generationen früher die Erschöpfung der Bodenschätze spüren werden als sie dies ansonsten tun würden. Aber es gibt auch gewisse andere Formen der Verschwendung, die gänzlich gestoppt werden
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könnten – die Verschwendung von Humus durch Wegspülen zum Beispiel, welche zu den gefährlichsten aller Verschwendungen gehören, die zur Zeit in den Vereinigten Staaten in Gang sind, wäre leicht zu verhindern, sodaß dieser gegenwärtig enorme Verlust an fruchtbarem Boden vollkommen unnotwendig ist. Der Schutz und die Wiederaufforstung der Wälder ist eines der wichtigsten Mittel, diese Verluste zu verhindern. Beim Schutz des Waldes haben wir einen Anfang gemacht, aber … das Maß der Erschöpfung der Holzvorräte in den Vereinigten Staaten ist in der Vergangenheit so schnell gewachsen, und so schnell wird auch das verbliebene Holz erschöpft, daß das Land unweigerlich am Rande eines Holzmangels angelangt ist, der in jedem Haushalt dieses Landes spürbar werden wird. … Der gegenwärtige jährliche Verbrauch von Bauholz ist sicherlich dreimal so groß wie das jährliche Wachstum; und wenn Verbrauch und Wachstum sich unverändert fortsetzten, wird praktisch unser gesamter Nutzholzbestand in einer Generation erschöpft sein, wobei lange bevor die Grenze der völligen Erschöpfung erreicht sein wird, der wachsende Mangel in vielen zerstörerischen Formen hinsichtlich unseres nationalen Wohlergehens sich bemerkbar machen wird. Ungefähr 20 % unseres bewaldeten Gebietes sind jetzt als Bundesforste geschützt; aber diese beinhalten nicht die sehr wertvollen Nutzholzbestände, und auf jeden Fall ist der Anteil zu klein, um erwarten zu können, daß diese Reserven mehr als eine Milderung der Schwierigkeiten bewirken können, die für die Nation bevorstehen. … Wir sollten im Appalachiangebirge und in den Regionen der Weißen Berge all diejenigen Waldgebiete erwerben, die zum Wohl der Nation erworben werden können. Diese Gebiete sind, weil sie zum nationalen Vermögen gehören, genauso nationales Gut, wie es die Flüsse sind, die sie versorgen und die durch so viele Staaten fließen, bevor sie den Ozean erreichen. … Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 369), 48 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
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99. Woodrow Wilsons Erste Inaugurationsrede, 4. März 1913 Woodrow Wilson's First Inaugural Address Nachdem Roosevelt auch die Präsidentschaftswahlen von 1904 gewonnen hatte, ließ er verlautbaren, daß er die dreieinhalb Jahre vor 1904 bereits als erste Amtsperiode ansehe und für eine dritte Amtsperiode deshalb nicht mehr zur Verfügung stehe. Obwohl er dann doch nicht gerne aus dem Weißen Haus auszog, hielt er Wort, bestand aber darauf, noch immer über alle Maßen populär, sich seinen Nachfolger aussuchen zu dürfen. Seine Wahl fiel auf seinen Kriegsminister William Taft aus Ohio, der die Wahl von 1908 auch spielend gewann. Roosevelt selbst war, als er 1910 von einem Jagdausflug im afrikanischen Dschungel und einer anschließenden Europareise nach New York zurückkehrte, verärgert über den Konservativismus der Taft Administration und wurde von der Öffentlichkeit sofort als Präsidentschaftskandidat für die Wahlen 1912 gehandelt. In der Republikanischen Partei begannen viele sich "Roosevelt Republicans" zu nennen, um sich von den Anhängern Tafts zu unterscheiden. Roosevelt selbst gab seine frühere Einstellung gegenüber einer dritten Kandidatur auf und konnte sich vorerst gegen seinen republikanischen Mitbewerber Robert La Follette durchsetzen. Er errichtete mit provokanten öffentlichen Erklärungen ein Wahlprogramm, das er später "New Nationalism" nannte. Als Taft 1912 auf dem Parteitag der Republikaner in Chicago mit der Unterstützung der republikanischen Konservativen im Süden im ersten Abstimmungsgang als Präsidentschaftskandidat nominiert wurde, organisierte Roosevelt aus seinen Anhängern die "Progressive Party", von der er mit großer Leidenschaft und einstimmig als Kandidat nominiert wurde. Roosevelt selbst fühlte sich "stark wie ein Elchbulle" und gab der Partei damit ihren Spitznamen als Bull moose Party, welche die republikanische, durch einen Elefanten symbolisiert, und die demokratische Partei, karikiert durch einen Esel, herausforderte. Die Demokraten profitierten von der Uneinigkeit der Republikaner, und hatten selbst Schwierigkeiten, einen Kandidaten zu finden. William Jennings Bryan lehnte es ab, sich ein viertes Mal aufstellen zu lassen, und so entschloß sich die demokratische Partei erst im 46. Abstimmungsgang, auf Woodrow Wilson, Gouverneur von New Jersey, zurückzugreifen. Wilsons Programm enthielt zwar auch traditionell puritanische Züge, in der Hauptsache war er aber progressivistisch orientiert. Wilson konnte die Präsidentschaftswahlen 1912 mit einem hauchdünnen Vorsprung für sich entscheiden (42 % der Stimmen), was sich letzten Endes auf die Spaltung der Republikaner zurückführen ließ. Dennoch konnte er auf Grund seines Programmes auf
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die politische Unterstützung der Roosevelt-Wähler (27 %) hoffen. In seiner Inaugurationsrede jedoch ist der Professor der politischen Ökonomie (Princeton) von klassischem demokratischen Gedankengut, verpackt in brillianter Eloquenz, getragen, was ihm seinen Platz im Zentrum der politischen Literatur in Amerika neben Jeffersons Erster und Lincolns Zweiter Inaugurationsrede sichert. * * * MEINE MITBÜRGER: Es hat einen Regierungswechsel gegeben. Er begann vor zwei Jahren, als im Repräsentantenhaus die Demokraten eine deutliche Mehrheit bekamen. Er ist jetzt vollendet worden. Im sich konstituierenden Senat wird es auch eine Demokratische Mehrheit geben. Die Ämter des Präsidenten und Vizepräsidenten sind in die Hand von Demokraten gelegt worden. Was bedeutet dieser Wechsel? Das ist die Frage, die uns heute am meisten beschäftigt. Das ist die Frage, auf die ich eine Antwort zu geben versuche, um, wenn ich darf, die Situation zu interpretieren. Dies bedeutet mehr als der bloße Erfolg einer Partei. Der Erfolg einer Partei bedeutet wenig, außer, wenn die Nation diese Partei für einen großen und endgültigen Zweck verwendet. Niemand kann den Zweck, für den die Nation jetzt die Demokratische Partei zu verwenden sucht, falsch verstehen. Sie versucht, sie zu verwenden zur Interpretation eines Wechsels in ihren eigenen Plänen und in ihrem eigenen Standpunkt. Einige alte Dinge, die wir gewohnt geworden sind und die sich in unsere Gedanken eingeschlichen haben und auch in unser Leben, haben sich geändert, als wir sie zuletzt kritisch betrachtet haben, mit frischen, erwachten Augen; sie haben ihre Verkleidungen fallen lassen und zeigen sich nun fremd und sinister. Einige neue Dinge haben, wenn wir sie unvoreingenommen betrachten, willens ihren wirklichen Charakter zu erfassen, den Gesichtspunkt von lange geglaubten und bekannten Dingen angenommen, Stoff von unseren eigenen Überzeugungen. Wir sind erfrischt worden durch eine neue Einsicht in unser eigenes Leben. Wir sehen, daß in vielen Dingen dieses Leben großartig ist. Es ist unvergleichlich groß in seinen materiellen Aspekten, in seinem Reichtum, in der Unterschiedlichkeit und im Verbrauch seiner Energie, in den Industrien, die geplant worden sind und die aufgebaut worden sind durch den Geist einzelner Menschen und die grenzenlose Initiative von Gruppen von Menschen. Es ist auch groß, sehr groß, in seiner moralischen Stärke. Nirgendwo sonst in der Welt haben edle Männer und Frauen in überzeugenderer Weise die Schönheit und die Energie von Sympathie und Hilfsbereitschaft
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und Ratschlag in ihren Bemühungen, das Falsche zu berichtigen und das Leiden zu erleichtern und den Schwachen den Weg der Stärke und der Hoffnung zu weisen, zum Ausdruck gebracht. Wir haben darüber hinaus ein großes Regierungssystem aufgebaut, das einen langen Zeitraum hindurch in vielerlei Hinsicht als Modell für jene gedient hat, die versuchen, Freiheit auf Grundlagen zu stellen, die überdauern können gegen zufällige Wechsel, gegen Sturm und Unglück. Unser Leben beinhaltet eine Vielzahl großer Dinge, und es enthält davon eine reiche Überfülle. Aber das Schlechte ist mit dem Guten gekommen, und viel glänzendes Gold ist rostig geworden. Mit dem Reichtum ist auch unentschuldbare Verschwendung gekommen. Wir haben einen großen Teil dessen, was wir nützen hätten können, verschwendet und wir haben nicht eingehalten, um die überschwenglichen Gaben der Natur zu bewahren, ohne die unser Unternehmergeist wertlos und unfähig gewesen wäre, verächtlich, um vorsichtig zu sein, beschämend verschwenderisch, wie auch gleichzeitig bewunderswert tüchtig. Wir sind stolz gewesen auf unsere industriellen Errungenschaften, aber wir haben bis jetzt noch nicht innegehalten in ausreichend gedankenvoller Weise, um die menschlichen Kosten zu berechnen, die Kosten der ausgelöschten Leben, der überstrapazierten und gebrochenen Energien, der furchtbaren physischen und geistigen Kosten für die Männer und Frauen und Kinder, auf die alle die schwere Last und Bürde alldessen erbarmungslos während all dieser Jahre herabgefallen ist. Die Seufzer und die Qual all dessen haben bis jetzt noch nicht unsere Ohren erreicht, dieser ernste, bewegende Unterton unseres Lebens, welcher aus den Bergwerken und Fabriken kommt und aus jedem Heim, wo der Kampf seine vertraute und bekannte Heimstatt hat. Im Zusammenhang mit der großen Regierung gab es viele tiefgeheime Dinge, die wir zu lange aufgeschoben haben, um sie zu überprüfen und mit wachen, furchtlosen Augen zu kontrollieren. Die große Regierung, die wir liebten, ist zu oft für private und selbstsüchtige Zwecke ausgenutzt worden und jene, die das getan haben, haben das Volk vergessen. Endlich hat eine Vision uns unser Leben als Ganzes erkennen lassen. Wir sehen das Schlechte zugleich mit dem Guten, das Verfälschte und Dekadente mit dem Gesunden und Vitalen. Mit dieser Vision gehen wir an neue Angelegenheiten heran. Unsere Aufgabe ist es zu säubern, abzuwägen, wiederherzustellen, das Schlechte zu verbessern, ohne das Gute zu schädigen, jeden Prozeß unseres gemeinsamen Lebens zu reinigen und zu vermenschlichen, ohne ihn zu schwächen oder ihn zu sentimentalisieren. Es war etwas Grausames und Herzloses und Gefühlloses in unserer Hast, Erfolg zu haben und groß zu sein. Unser Denken wurde von dem Satz bestimmt: "Jeder soll auf sich selbst schauen, jede Generation soll auf sich selbst schauen," während wir aber gleichzeitig eine riesige Maschi-
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nerie großzogen, die es unmöglich machte, das irgendjemand, außer jenen, die an den Hebeln der Macht standen, eine Chance hätte haben können, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Wir hatten unsere Moral nicht vergessen. Wir haben uns nur zu gut daran erinnert, daß wir eine Politik verfolgt haben, die darauf abzielte, sowohl den Geringsten als auch den Mächtigsten zu dienen, das Auge einzig und allein auf die Standards der Gerechtigkeit und des fair play gerichtet, und wir erinnerten uns daran mit Stolz. Aber wir waren sehr rücksichtslos und beeilten uns, groß zu sein. Wir sind jetzt zu einem nüchternen zweiten Gedanken gekommen. Die Schuppen der Rücksichtslosigkeit sind von unseren Augen gefallen. Wir haben beschlossen, jeden Prozeß unseres nationalen Lebens wieder mit den Standards in Übereinstimmung zu bringen, die wir so stolz am Anfang aufgestellt haben und die wir auch immer mit uns im Herzen getragen haben. Unsere Arbeit ist eine Arbeit der Wiederherstellung. Wir haben mit einem gewissen Grad an Ausführlichkeit die Dinge aufgezählt, die geändert werde sollten, und hier sind einige der wichtigsten Punkte: ein Zolltarif, der uns von unserer eigentlichen Rolle im Welthandel fernhält, verletzt die gerechten Prinzipien der Besteuerung und macht die Regierung zu einem willfährigen Instrument in den Händen privater Interessen; ein Banken- und Währungssystem, welches auf der Notwendigkeit der Regierung gründet, vor 50 Jahren ihre Schuldscheine zu verkaufen, und das sich perfekt darauf eingestellt hat das Bargeld zu konzentrieren und die Kredite zu beschränken; ein industrielles System, welches, wie immer man es sieht, finanziell als auch administrativ das Kapital am Gängelband hält, die Freiheiten der Arbeiterschaft beeinträchtigt und ihre Möglichkeiten begrenzt und die natürlichen Ressourcen des Landes ausbeutet ohne sie zu erneuern oder zu konservieren; ein Bündel landwirtschaftlicher Maßnahmen, denen bisher nicht die Effizienz großer wirtschaftlicher Unternehmungen eingeräumt worden ist oder denen nicht wie es sein sollte durch wissenschaftliche Maßnahmen bezogen auf die Landwirtschaft gedient worden ist oder denen die Kreditmöglichkeiten nicht eigeräumt worden sind, die am besten geeignet wären für ihre praktischen Bedürfnisse; unregulierte Flußläufe, unkultiviertes Brachland, Wälder, die nicht gepflegt werden und die schnell verschwinden, ohne daß es einen Plan oder eine Aussicht auf Aufforstung gäbe, unbeachtete Abfallagerstätten bei jedem Bergwerk. Wir haben danach gestrebt, wie vielleicht keine andere Nation, die wirkungsvollsten Methoden der Produktion zu besitzen, aber wir haben nicht die Kosten und die Wirtschaftlichkeit studiert, wie wir es entweder als Organisatoren der Industrie, als Staatsmänner oder als Individuen hätten tun sollen.
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Wir haben auch nicht die Mittel studiert und perfektioniert, durch welche die Regierung in den Dienst der Humanität gestellt werden kann, die Gesundheit der Nation sichern kann, die Gesundheit ihrer Männer und Frauen und ihrer Kinder, wie auch deren Rechte im Existenzkampf. Dies ist keine sentimentale Pflicht. Die feste Grundlage der Regierung ist Gerechtigkeit, nicht Mitleid. Dies sind Angelegenheiten der Gerechtigkeit. Es kann keine Gleichheit oder Chancengleichheit geben, als erste notwendige Voraussetzung für Gerechtigkeit in einem politischen Gemeinwesen, wenn Männer und Frauen und Kinder bezüglich ihres Lebens nicht geschützt werden, bezüglich ihrer eigenen Lebenskraft von den Auswirkungen der großen industriellen und sozialen Prozesse, welche sie nicht verändern, kontrollieren oder alleine verkraften können, nicht geschützt werden. Die Gesellschaft muß darauf schauen, daß sie nicht selbst ihre eigenen konstituierenden Teile zerstört, schwächt oder beschädigt. Es ist die erste Verpflichtung des Gesetzes, die Gesellschaft der es dient, gesund zu halten. Sanitätsgesetze, Lebensmittelgesetze und Gesetze, welche die Arbeitsbedingungen festlegen, die einzelne nicht in der Lage sind, für sich selbst festzulegen, sind unmittelbare Bestandteile des Problems der Gerechtigkeit und der rechtlichen Effizienz. Dies sind einige der Dinge, die wir tun müssen, und auch die anderen dürfen nicht ungetan bleiben, das altmodische, niemals zu mißachtende grundsätzliche Absichern des Eigentums und des individuellen Rechtes. Dies ist die hohe Verpflichtung der neuen Zeit: alles, was unser Leben als Nation betrifft, muß emporgehoben werden zum Licht, das vom Herdfeuer des Gewissens jedes einzelnen Mannes und von der Vision des Rechtes erstrahlt. Es ist unvorstellbar, daß wir dies parteiisch tun sollten; es ist unvorstellbar, daß wir dies in Unkenntnis der bestehenden Tatsachen tun könnten oder in blinder Hast. Wir müssen aufbauen, nicht zerstören. Wir müssen mit unserem Wirtschaftssystem umgehen so wie es ist und wie es modifiziert werden soll und nicht so wie es wäre, wenn wir ein leeres Blatt Papier hätten, um darauf zu schreiben; und Schritt für Schritt werden wir es zu dem machen, was es sein soll, im Geist jener, die ihre eigene Weisheit in Frage stellen und die Rat suchen und Wissen suchen, nicht schale Selbstgenügsamkeit oder die Spannung von Ausflügen, von denen sie nicht wissen, wohin sie führen. Gerechtigkeit, und nur Gerechtigkeit, soll immer unser Motto sein. Und dennoch wird dies kein kühler Vorgang bloß der Wissenschaft sein. Die Nation ist tief aufgewühlt worden, aufgewühlt durch eine feierliche Leidenschaft, aufgewühlt durch das Wissen um das Falsche, um verlorene Ideale, um eine Regierung, die zu oft verderbt war und zum Instrument des Bösen gemacht worden ist. Die Gefühle, mit denen wir diesem neue Zeitalter des Rechtes und
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der Chancengleichheit begegnen, durchfluten unser Herz wie ein Luftzug von Gottes eigener Anwesenheit, wo Gerechtigkeit und Milde wieder ausgesöhnt werden und wo der Richter und der Bruder derselbe sind. Wir fassen unsere Aufgabe nicht nur als Aufgabe der Politik auf, sondern als Aufgabe, die uns voll und ganz herausfordern wird, ob wir fähig sein werden, unsere Zeit und die Not unseres Volkes zu verstehen, ob wir tatsächlich ihre Sprecher und Interpreten sein werden, ob wir das reine Herz haben werden zu verstehen und den verbesserten Willen, unsere anspruchsvolle Handlungsrichtlinie zu wählen. Dies ist nicht ein Tag des Triumphes, dies ist ein Tag der Hingabe. Hier sammeln sich nicht die Kräfte einer Partei, sondern die Kräfte der Menschlichkeit. Die Herzen der Menschen warten auf uns; das Leben der Menschen ist in der Schwebe; die Hoffnungen der Menschen fordern uns auf, zu sagen, was wir tun werden. Wer kann diesem großen Vertrauen gerecht werden? Wer wagt es, den Versuch zu unterlassen? Ich fordere alle ehrlichen Menschen auf, alle patriotischen, alle vorausblickenden Menschen fordere ich auf, auf meine Seite zu kommen. Mit Gottes Hilfe werde ich sie nicht enttäuschen, wenn sie mir nur ihren Rat gewähren und ihre Unterstützung! Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 389), 82 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
100. Woodrow Wilsons Neutralitätsappell, Botschaft an den Senat, 19. August 1914 Woodrow Wilson's Appeal for Neutrality, Message to Senate. Der Ausbruch des I. Weltkrieges am 28. Juli 1914 stellte die Wilson Administration vor neue Aufgaben. Die Weiterführung des isolationistischen Gedankengutes, das auch, ausgehend von Washington und Jefferson (vgl. Dok. 50), im vorliegenden Appell seine Fortsetzung findet, läßt ein Engagement der Vereinigten Staaten in Europa vorerst unmöglich erscheinen. Unverzüglich nach dem Ausbruch des I. Weltkrieges erging am 4. August 1914 eine Neutralitätserklärung von offizieller Stelle, mit der Empfehlung, im Interesse des Friedens zu handeln. Zwei Wochen später, am 19. August 1914 wurde diese Proklamation durch einen Appell des Präsidenten bestätigt. Trotz der mehrheitlich star-
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ken Stimmung der amerikanischen Bevölkerung für die Alliierten bemühte sich Wilson, während der ersten beiden Jahre seiner Präsidentschaft nach Kräften neutral zu bleiben und einen Verhandlungsfrieden zu erreichen, von dem er sich mehr erwartete als von jedem Diktatfrieden. * * * MEINE MITBÜRGER: Ich nehme an, daß jeder denkende Mensch in Amerika sich während der letzten beunruhigenden Wochen gefragt hat, welchen Einfluß der europäische Krieg auf die Vereinigten Staaten wohl ausüben mag, und ich nehme mir daher die Freiheit, an Sie einige Worte zu richten, um aufzuzeigen, daß es vollkommen an uns liegt, welches seine Auswirkungen auf uns sein werden, und ich will Ihnen gegenüber auch sehr ernst und nachdrücklich herausstreichen, welche Redeweise und welches Verhalten am besten die Nation gegen Not und Unheil schützen wird. Die Auswirkung des Krieges auf die Vereinigten Staaten wird davon abhängen, was die amerikanischen Bürger sagen und tun. Jedermann, der Amerika wirklich liebt, wird in einem ehrlichen Geist der Neutralität handeln und sprechen, das heißt in einem Geist der Unparteilichkeit und Fairneß und Freundlichkeit gegenüber allen Betroffenen. Die Stimmung der Nation in dieser kritischen Angelegenheit wird hauptsächlich davon bestimmt, was Individuen und die Gesellschaft und jene, die in öffentlichen Zusammenkünften sich versammeln tun und sagen, sie wird davon abhängig sein, was Zeitungen und Magazine enthalten, wird weiters davon abhängen, was Geistliche auf der Kanzel sagen und was die Menschen als ihre Meinungen auf der Straße zum Ausdruck bringen. Die Menschen der Vereinigten Staaten kommen von vielen Nationen, und hauptsächlich von den Nationen, die sich jetzt im Krieg befinden. Es ist natürlich und unvermeidlich, daß es die größte Vielfalt von Sympathien und Wünschen unter ihnen gibt im Hinblick auf die Anliegen und Umstände des Konfliktes. Einige werden wünschen, daß diese Nation, andere, daß jene Nation in dem momentanen Streit Erfolg haben wird. Es wird leicht sein, Leidenschaft anzufachen und schwierig, sie zu mäßigen. Jene, die verantwortlich sind für das Anfachen der Leidenschaft, werden eine schwere Verantwortung übernehmen, eine Verantwortung für nichts geringeres, als daß die Menschen der Vereinigten Staaten, deren Vaterlandsliebe und deren Loyalität gegenüber der Regierung sie als Amerikaner vereinigen sollte, verbunden in Ehre und Liebe, um zuerst an dieses Land und seine Interessen zu denken, in sich feindlich gegenüberstehende Lager gespalten werden könnten, voll Haß aufeinander, in den Krieg selbst verwickelt durch ihre Gefühle und Meinungen, wenn nicht sogar durch ihr Tun.
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Solche Spaltungen unter uns würden fatal sein für unseren Seelenfrieden und würden ernsthaft den Vollzug unserer Pflicht als die einzige große Nation im Friedenszustand gefährden, als das einzige Volk, das sich selbst bereit hält, eine Rolle der unparteiischen Vermittlung zu übernehmen und Ratschläge zu geben, für Frieden und Entgegenkommen, und zwar nicht als jemand, der Partei ergreift, sondern als ein Freund. Ich wage daher, meine Mitbürger, an Sie ein feierliches Wort der Warnung zu richten gegen jenen tiefsten, subtilsten und wichtigsten Bruch der Neutralität, welcher aus einer Parteinahme entspringen kann, wenn man leidenschaftlich für eine Seite Partei ergreift. Die Vereinigten Staaten müssen ihrem Handeln nach wie auch dem Worte nach während dieser Tage, die eine Versuchung darstellen für die Seelen der Menschen, neutral bleiben. Wir müssen unparteiisch sein sowohl im Denken als auch im Handeln, wir müssen unsere Gefühle zügeln und auch jede unserer Handlungen im Zaume halten, die als eine Bevorzugung der einen Streitpartei gegenüber der anderen aufgefaßt werden könnten. Mein Denken gilt Amerika. Ich spreche, ich bin sicher, den ernsthaften Wunsch und Vorsatz jedes besorgten Amerikaners aus, daß dieses unser großes Land, welches in unserem Denken und Fühlen selbstverständlich den ersten Platz einnimmt, sich selbst in dieser Zeit der besonderen Versuchung als eine Nation erweisen sollte, welche unter anderem in der Lage ist, die vornehme Haltung eines ungetrübten Urteils zum Ausdruck zu bringen, die Würde der Selbstkontrolle und die Wirksamkeit des leidenschaftslosen Handelns; als eine Nation, die weder über andere zu Gericht sitzt noch verwirrt ist hinsichtlich ihrer eigenen Meinungen und welche sich die Fähigkeit und Freiheit herausnimmt, das zu tun, was aufrichtig und uneigennützig und was wirklich dienlich ist für den Frieden der Welt. Sollen wir uns nicht dazu entschließen, uns die Zurückhaltung aufzuerlegen, die unseren Mitmenschen die Glücklichkeit und den großen und bleibenden Einfluß auf den Frieden bringen wird, welchen wir für sie so heftig ersehnen? Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 400), 96f.; dt.: Eigene Übersetzung.
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101. Woodrow Wilsons Rede für eine Kriegserklärung an Deutschland, 2. April 1917 Wilson's Speech for Declaration of War against Germany Mit dem Wahlslogan "He kept us out of war" hatte Wilson seine Wiederwahl im November 1916 geschafft. Seine vorausgegangenen Bemühungen, sich nicht in den europäischen Krieg verwickeln zu lassen, waren bislang von Erfolg gekrönt. Dennoch gingen die Vereinigten Staaten in einer Art von unsichtbarer Schicksalsgemeinschaft mit den Alliierten einher. Zum einen war die wirtschaftliche Prosperität, zu der Amerika nach der Rezession von 1914 gefunden hatte, auf Grund von Kriegsaufträgen der Alliierten erreicht worden. Großbritannien, Frankreich und Italien bezogen 1914 Waren im Wert von rund 800 Millionen Dollar aus den Vereinigten Staaten, 1916 stieg diese Zahl auf 2,6 Milliarden an. William J. Bryan, Außenminister von Wilson in den Jahren 1913 bis 1915, traf mit seiner Formulierung, daß "Geld die schlimmste Konterbande ist, weil es über alles andere verfügt", den Punkt. Auf der anderen Seite war es um die Alliierten auch in militärischer Hinsicht schlecht bestellt, und als Deutschland im Frühjahr 1917 den Vereinigten Staaten den uneingeschränkten U-Boot Krieg notifizierte, sahen die Alliierten neben ihren schon erschöpften Kreditmöglichkeiten auch ihre Hauptnachschublinie gefährdet. Vorbereitungen der USA für den Kriegseintritt wurden aber schon 1916 getroffen, weil der vom Congress im Juni verabschiedete National Defense Act die Aufstockung der Armee auf 223.000 und die der Nationalgarde auf 450.000 Mann vorsah. Nachdem die Vereinigten Staaten am 3. Februar 1917 die diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich abgebrochen hatten, trat am 2. April Wilson schließlich vor beide im Congress versammelte Häuser und hielt seine War Message. Später, auf dem Weg vom Kapitol zurückkehrend, sagte er zu seinem Sekretär: "Meine Botschaft war heute eine Todesbotschaft für unsere jungen Männer. Wie merkwürdig scheint es doch, dem zu applaudieren." * * * "… Während wir diese Dinge tun, diese tief-folgenschweren Dinge, laßt uns sehr klar darüber sein und es der ganzen Welt sehr klar machen, was unsere Motive und unsere Ziele sind. Mein eigenes Denken ist nicht aus seiner gewohnten und normalen Bahn gedrängt worden durch die unglücklichen Ereignisse der letzten zwei Monate, und ich glaube nicht, daß das Denken der Nation durch sie verändert oder vernebelt worden ist. Ich habe genau dieselben Dinge jetzt im
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Sinn, wie ich sie im Sinn hatte, als ich am 22. Januar zum Senat sprach; dieselben, die ich im Sinn hatte, als ich zum Kongreß sprach am 3. und am 26. Februar. Unsere Absicht ist jetzt wie damals, den Prinzipien von Frieden und Gerechtigkeit im Leben der Welt Geltung zu verschaffen gegen selbstische und autokratische Macht und unter den wirklich freien und sich selbst regierenden Völkern der Welt ein solches Zusammenspiel der Zwecke und des Handelns einzurichten, daß es hinfort die Beobachtung jener Prinzipien sichert. Neutralität ist nicht länger durchführbar oder wünschenswert, wo es um den Frieden der Welt und die Freiheit ihrer Völker geht, und die Bedrohung dieses Friedens und dieser Freiheit liegt also in der Existenz autokratischer Regierungen, die sich auf organisierte Gewalt stützen, welche gänzlich durch ihren Willen, nicht den ihres Volkes kontrolliert wird. Wir haben das Ende der Neutralität unter solchen Umständen erlebt. Wir stehen am Anfang eines Zeitalters, in dem man darauf beharren wird, daß die gleichen Maßstäbe für das Verhalten und für die Verantwortlichkeit für getanes Unrecht von den Nationen und ihren Regierungen beobachtet werden sollen, die von den einzelnen Bürgern zivilisierter Staaten befolgt werden. Wir haben keinen Streit mit dem deutschen Volk. Wir haben keine andere Empfindung ihm gegenüber als eine der Sympathie und Freundschaft. Es war nicht auf seinen Impuls hin, daß seine Regierung handelte, als sie in diesen Krieg eintrat. Es geschah nicht mit seinem vorherigen Wissen oder Beifall. Es war ein Krieg, über den entschieden wurde, wie über Kriege entschieden zu werden pflegte in den alten, unglücklichen Zeiten, als die Völker nirgendwo von ihren Herrschern zu Rate gezogen und Kriege provoziert wurden im Interesse von Dynastien oder kleinen Gruppen ehrgeiziger Leute, die ihre Mitmenschen als Schachfiguren oder Werkzeuge zu benützen gewohnt waren. Sich selbst regierende Nationen füllen ihre Nachbarstaaten nicht mit Spionen an oder steuern den Kurs von Intrigen, um irgendeine kritische Lage der Dinge herbeizuführen, die ihnen eine Gelegenheit zum Zuschlagen und zur Eroberung gibt. Solche Pläne können erfolgreich nur ausgearbeitet werden im Verborgenen und da, wo niemand das Recht hat Fragen zu stellen. Arglistig ersonnene Täuschungs- oder Angriffspläne, vielleicht von Generation zu Generation weitergetragen, können nur in der Abgesondertheit von Höfen oder in der sorgfältig überwachten Vertraulichkeit einer kleinen und privilegierten Klasse ausgearbeitet und vor dem Licht bewahrt werden. Sie sind glücklicherweise unmöglich, wo die öffentliche Meinung völlige Information bezüglich aller Angelegenheiten der Nation heischt und darauf besteht. Ein beständiges Zusammenspiel für den Frieden kann nicht anders erhalten werden als durch eine Partnerschaft demokratischer Nationen. Keiner autokra-
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tischen Regierung könnte man vertrauen, daß sie in ihm die Treue hält und seine Abkommen beobachtet. Es muß ein Bund der Ehre, eine Partnerschaft der Meinung sein. Die Intrige würde seine Lebenskraft verzehren; die Anschläge engerer Kreise, die planen könnten, was sie wollten, und niemandem Rechenschaft ablegten, wären eine Verderbnis, die ihm am innersten Herzen säße. Allein freie Völker können ihre Zwecke und ihre Ehre stetig auf ein gemeinsames Ziel richten und die Interessen der Menschheit jedem engeren Eigeninteresse vorordnen. Hat nicht jeder Amerikaner das Gefühl, daß unserer Hoffnung auf einen künftigen Frieden der Welt neues Zutrauen gegeben worden ist durch die wunderbaren und ermutigenden Ereignisse, die sich in den letzten Wochen in Rußland zugetragen haben? Von Rußland war bekannt, bei denen, die es am besten kannten, daß es immer faktisch von Herzen demokratisch war, in allen wesentlichen Denkgewohnheiten, in allen vertraulichen Beziehungen seines Volkes, die seinen natürlichen Instinkt, seine gewohnheitsmäßige Haltung gegenüber dem Leben aussprechen. Die Autokratie, die die Spitze seiner politischen Struktur krönte, so lange sie bestanden hatte und so fürchterlich sie in der Realität ihrer Macht war, war in Wirklichkeit nicht russisch nach Ursprung, Charakter und Zweck; und nun ist sie abgeschüttelt worden, und das große, großzügige russische Volk ist in all seiner naiven Majestät und Macht den Kräften zugeführt worden, die für Freiheit in der Welt, für Gerechtigkeit und für Frieden kämpfen. Hier ist ein rechter Partner für einen Bund der Ehre. … … Wir sind froh, jetzt, da wir die Tatsachen ohne einen Schleier trügerischen Scheins sehen, daß wir so für den schließlichen Frieden der Welt und für die Befreiung ihrer Völker, die deutschen Völker eingeschlossen, kämpfen: für die Rechte der Nationen, groß und klein, und das Vorrecht der Menschen allüberall, sich ihre Weise des Lebens und des Gehorsams auszusuchen. Die Welt muß sicher gemacht werden für die Demokratie. Ihr Friede muß auf den erprobten Grundlagen politischer Freiheit errichtet werden. Wir haben keine selbstischen Ziele, denen wir dienen. Wir verlangen nach keiner Eroberung, keiner Herrschaft. Wir suchen keinen Schadenersatz für uns selbst, keine materielle Entschädigung für die Opfer, die wir bereitwillig bringen werden. Wir sind lediglich einer der Vorkämpfer für die Rechte der Menschheit. Wir werden befriedigt sein, wenn diese Rechte so gesichert sein werden, wie die Redlichkeit und die Freiheit der Nationen sie eben sichern können. Eben weil wir ohne Groll und eigensüchtiges Ziel kämpfen, indem wir nichts für uns suchen, als was wir mit allen freien Völkern zu teilen wünschen, werden wir – darauf vertraue ich – unsere Operationen als Kriegführende ohne Leidenschaft ausführen und selbst mit stolzer Genauigkeit die Prinzipien des Rechts und des fairen Spiels beobachten, für die wir zu kämpfen versichern. …
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Es ist eine schmerzliche und bedrückende Pflicht, meine Herren Kongreßabgeordneten, die ich mit dieser Botschaft erfüllt habe. Wir haben vielleicht viele Monate der Feuerprobe und des Opfers vor uns. Es ist eine fürchterliche Sache, dieses große friedfertige Volk in den Krieg zu führen, in den schrecklichsten und verheerendsten aller Kriege, in dem die Zivilisation selbst auf dem Spiele zu stehen scheint. Aber das Recht ist wertvoller als der Friede, und wir werden für die Dinge kämpfen, die wir stets unserem Herzen zunächst getragen haben – für die Demokratie, für das Recht jener, die der Autokratie unterworfen sind, auf ein Mitspracherecht bei ihrer Regierung, für die Rechte und Freiheiten kleiner Nationen, für eine allgemeine Herrschaft des Rechts durch ein Konzert der freien Völker, das allen Nationen Frieden und Sicherheit bringen und die Welt selbst endlich frei machen wird. Solch einer Aufgabe können wir unser Leben und unser Vermögen weihen, alles was wir sind und alles was wir haben, mit dem Stolz derer, die wissen, daß der Tag gekommen ist, da Amerika die Auszeichnung erfährt, sein Blut und seine Macht für die Prinzipien darzubringen, denen es seine Geburt und sein Glück und den Frieden verdankt, den es wertschätzte. Gott helfe ihm, es kann nicht anders." Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 418), 130 ff.; dt. aus: Erich Angermann, Der Aufstieg der Vereinigten Staaten von Amerika, 1914–1957, Stuttgart, 1963, 5 ff.
102. Woodrow Wilsons Vierzehn Punkte, Ansprache an den Congress, 8. Januar 1918 The Fourteen Points, Woodrow Wilson's Address to Congress Trotz der Kriegserklärung an Deutschland (vgl. Dok. 101) bemühten sich die USA noch immer, eine Vermittlerrolle einzunehmen. Die in seiner Ansprache vor dem Congress am 8. Januar 1918 vorgestellten 14 Punkte als Grundlage einer neuen Friedensordnung stellen den Höhepunkt der Friedensbemühungen von Woodrow Wilson dar. Das Programm besteht im wesentlichen aus Grundsätzen für eine neue internationale Ordnung (i.e. Freiheit der Meere, die Freiheit des Handelsverkehrs und vor allem die Beseitigung der bis dahin vorherrschenden Geheimdiplomatie, die für den Ausbruch des I. Weltkrieges verantwortlich gemacht wurde) und einigen Forderungen, die sich aus der
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Kriegssituation ergaben (i.e. die Räumung und Wiederherstellung Rußlands, Belgiens, Frankreichs und der Balkanstaaten sowie eine Regelung der ElsaßLothringen-Frage). Das Weltbild, das den 14 Punkten zu Grunde liegt, spiegelt typisch amerikanisches Gedankengut in Übertragung auf außenpolitische Problemstellungen wider: Krieg und Kriegsgefahr würden die Freiheit zerstören; der Friede könne sich aber nur in einer Atmosphäre der Freiheit entwikkeln, und so erscheint die Sicherung des Friedens als zentrales Mittel für die Entwicklung der freiheitlichen Demokratie. Dieser Friede sollte auf der Ebene der Nationalstaaten unter Auflösung der Nationalitätenstaaten (Österreich-Ungarn, Türkei) stattfinden. Aus einem diplomatischen Notenwechsel (3.10. bis 14.10. 1918) geht hervor, daß ursprünglich beide kriegführenden Parteien diese 14 Punkte Wilsons als Grundlage für die Friedensverhandlungen akzeptiert hatten. Daß der Friedensvertrag von Versailles 1919 doch in wesentlichen Punkten zum Nachteil des Deutschen Reiches ausfiel, hat seinen rechtlichen Grund darin, daß aus dem vorstehenden Notenwechsel keine völkerrechtliche, sondern lediglich eine moralische Verpflichtung abgeleitet werden konnte, und seinen politischen Grund in der Tatsache, daß Wilson um der Gründung des Völkerbundes willen (vgl. Punkt XIV – eine Idee, die er bereits vor 1916, noch vor Kriegseintritt der USA öffentlich verkündete) Abstriche von seinem Friedensplan machen mußte. Dennoch leisteten die 14 Punkte Wilsons Bedeutendes auf dem Gebiet der internationalen Organisation und der modernen Diplomatie. * * * Mitglieder des Kongresses! Abermals, wie verschiedentlich zuvor, haben die Wortführer der Mittelmächte den Wunsch ausgedrückt, die Kriegsziele und die möglichen Grundlagen eines allgemeinen Friedens zu erörtern. Was wir in diesem Krieg verlangen, ist nichts für uns Besonderes. Die Welt soll geeignet und sicher gemacht werden, um in ihr leben zu können; besonders aber soll sie für jede friedliebende Nation sicher gemacht werden, welche, wie unsere eigene, ihr eigenes Leben zu leben, ihre Einrichtungen selbst zu bestimmen wünscht und sich darauf verlassen möchte, daß ihr von den übrigen Völkern der Welt eine gerechte und anständige Behandlung zuteil werde und daß sie gegen Gewalt und selbstsüchtigen Angriff geschützt sei. Alle Völker der Welt sind daran interessiert, und wir für unser Teil sehen sehr klar, daß, wenn anderen gegenüber Gerechtigkeit nicht geübt wird, sie auch uns gegenüber nicht geübt werden wird. Das Programm des Friedens der Welt ist
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daher unser Programm, und dieses Programm, das unseres Erachtens einzig mögliche Programm, ist folgendes: 1. Öffentliche Friedensverträge, die in öffentlicher Verhandlung zustande gekommen sind; künftig soll es keine geheime internationale Abmachung irgendwelcher Art geben; die diplomatischen Verhandlungen sollen immer offen und im Lichte der Öffentlichkeit sich vollziehen. 2. Vollkommene Freiheit der Schiffahrt auf dem Meere außerhalb der territorialen Gewässer, im Frieden sowohl wie im Kriege, ausgenommen der Fall, daß die Gewässer ganz oder teilweise durch internationale Aktion zur Durchführung internationaler Verträge geschlossen werden. 3. Beseitigung aller wirtschaftlichen Schranken und Schaffung gleicher Handelsbedingungen für alle Nationen, die sich zum Frieden bekennen und sich zu seiner Aufrechterhaltung zusammenschließen. 4. Ausreichende Garantien dafür, daß die Rüstungen der Länder bis zu dem Mindestmaße, das mit der eigenen inneren Sicherheit noch vereinbar ist, eingeschränkt werden. 5. Freie, unvoreingenommene und streng unparteiische Regelung aller kolonialen Ansprüche bei strenger Berücksichtigung des Grundsatzes, daß bei der Entscheidung aller solcher Souveränitätsfragen die Belange der betroffenen Bevölkerung das gleiche Gewicht haben wie die berechtigten Ansprüche der Regierung, über deren Rechtstitel befunden werden soll. 6. Räumung des gesamten russischen Gebietes und Regelung aller Rußland betreffenden Fragen derart, daß dadurch die beste und freieste Mitwirkung der anderen Nationen der Welt gewährleistet wird, um Rußland die unbehinderte Möglichkeit zu schaffen, selbständig über seine eigene politische Entwicklung zu bestimmen und ihm aufrichtig eine willkommene Rückkehr in die Gesellschaft der freien Nationen unter seiner selbstgewählten Regierung zuzusichern; ferner jede Art von Unterstützung für Rußland, die es nötig haben und um die es ansuchen sollte. Die Behandlung, die Rußland von seinen Schwesternationen in den kommenden Monaten erfährt, wird der Prüfstein für ihren guten Willen sein, für ihr Verständnis der russischen Bedürfnisse, soweit sie sich von ihren eigenen Interessen unterscheiden, sowie für ihr verständnisvolles und selbstloses Wohlwollen. 7. Belgien, die ganze Welt stimmt hierin überein, muß geräumt und wiederhergestellt werden, ohne irgendeinen Versuch, die Souveränität zu beschränken,
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die es gemeinsam mit allen anderen freien Nationen genießt. Kein anderer Akt wird so wie dieser zur Wiederherstellung des Vertrauens der Nationen zu dem von ihnen geschaffenen Recht beitragen, das ihre Beziehungen untereinander regelt. Ohne diesen heilenden Akt bliebe die ganze Struktur und der ganze Wert völkerrechtlicher Regelungen für immer beeinträchtigt. 8. Das gesamte französische Gebiet soll geräumt und die von der Invasion betroffenen Teile wiederhergestellt werden; das Unrecht, das Frankreich durch Preußen 1871 erlitt und das den Weltfrieden nahezu fünfzig Jahre lang gefährdet hat, soll wiedergutgemacht werden, um den Frieden im Interesse aller wieder sicherzustellen. 9. Die italienischen Grenzen sollen entsprechend den klar erkennbaren Nationalitätengrenzen berichtigt werden. 10. Den Völkern von Österreich-Ungarn, deren Platz unter den anderen Nationen wir sichergestellt zu sehen wünschen, soll die ungehinderte Möglichkeit zu einer autonomen Entwicklung gegeben werden. 11. Rumänien, Serbien und Montenegro sollen geräumt und die besetzt gewesenen Gebiete wiederhergestellt werden; Serbien soll einen freien und sicheren Zugang zur See erhalten; die Beziehungen der verschiedenen Balkanstaaten zueinander sollen durch freundschaftliche Verständigung gemäß den Richtlinien geschichtlich festgelegter Zugehörigkeit und Nationalität geregelt werden; die politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit und die Unverletzbarkeit des Gebietes der verschiedenen Balkanstaaten sollen durch internationale Garantien gesichert werden. 12. Den türkischen Teilen des gegenwärtigen ottomanischen Reiches soll sichere Souveränität garantiert werden. Den anderen Nationalitäten, die jetzt unter türkischer Herrschaft stehen, soll eine zweifelsfreie Lebenssicherheit und eine vollkommen uneingeschränkte Möglichkeit zu eigenständiger Entwicklung zugesichert werden. Die Dardanellen sollen unter internationaler Garantie für alle Zeiten den Schiffen und dem Handel aller Nationen als freie Durchfahrtsstraße geöffnet werden. 13. Ein unabhängiger polnischer Staat soll errichtet werden, der die von unbestreitbar polnischer Bevölkerung bewohnten Gebiete in sich schließt; er soll einen freien und sicheren Zugang zur See haben, und seine politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit und die Unverletzbarkeit seines Gebietes sind durch ein internationales Übereinkommen zu garantieren.
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14. Es ist eine allgemeine Vereinigung der Nationen unter Zugrundelegung einschlägiger Verträge zu bilden zum Zwecke gegenseitiger Garantieleistungen für die politische Unabhängigkeit und die territoriale Unversehrtheit der großen wie der kleinen Staaten. Hinsichtlich dieser grundlegenden Berichtigungen des Unrechts und Zusicherungen betreffs des Rechtes fühlen wir uns eng verbunden mit allen gegen die Imperialisten vereinigten Regierungen und Völkern. In unseren Interessen und Zwecken können wir nicht getrennt oder geteilt werden. Wir stehen zusammen bis zum Ende. Wir sind nicht eifersüchtig auf Deutschlands Größe, und in diesem Programm ist nichts, das ihr zu nahe tritt. Wir mißgönnen ihm keine Leistung, keine hervorragende Tat der Wissenschaft oder friedlichen Unternehmung, die es zu einem sehr glänzenden und sehr beneidenswerten Rang erhoben haben. Wir beabsichtigen nicht, es zu schädigen oder seinen berechtigten Einfluß oder seine berechtigte Machtstellung irgendwie zu hemmen. Wir wünschen nicht, es mit Waffen oder feindlichen Handelsabkommen zu bekämpfen, wenn es bereit ist, sich uns und den anderen friedliebenden Nationen der Welt mit Abkommen zuzugesellen, die sich auf Gerechtigkeit, Gesetz und Wohlverhalten gründen. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 423), 137 ff.; dt. aus: Thilo Koch, Nordamerika, die Weltmächte im 20. Jahrhundert. Texte – Bilder – Dokumente, München, Wien, Basel, 1972, 82 ff.
103. Der Vier-Mächte-Vertrag, 17. August 1923 The Four-Power Treaty Während der nationalen und internationalen Auseinandersetzungen um den Abschluß eines Friedensvertrages entschloß sich Wilson zu einem direkten Appell an die Öffentlichkeit. Im September 1919 bereiste er den mittleren Westen, um in 22 Tagen 37 Reden zu halten, und insgesamt 13.000 km zurückzulegen. Nach einem Schwächeanfall erlitt er kurz darauf, nach Washington zurückgekehrt, einen Gehirnschlag, der ihn linksseitig lähmte. Wilson hätte zwar gerne noch ein drittes Mal kandidiert, wurde aber von der Demokrati-
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schen Partei zugunsten von James M. Cox, Gouverneur aus Ohio, übergangen. Die Präsidentschaftswahlen gewann jedoch Senator Warren G. Harding, ein farbloser Republikaner aus Ohio, mit 61 % der Stimmen gegenüber Cox mit 35 % und 404 zu 127 der Wahlmännerstimmen. Trotz der erneut erkennbaren isolationistischen Tendenzen unternahmen die Republikaner, die den Völkerbundgedanken zu Fall gebracht hatten, doch ihrerseits Anstrengungen im Hinblick auf die internationale Friedenssicherung, Abrüstung und Zusammenarbeit. Ein gegenseitiges Flottenaufrüsten, das sich zwischen Japan, das in China zunehmend Einfluß gewann, und den USA, die aus sicherheitspolitischen Gründen an Südostasien interessiert waren, ereignet hatte, führte zu der am 11. November 1921 in Washington auf Anregung der Briten einberufenen Flottenabrüstungskonferenz. Anläßlich dieser Konferenz erstaunte der amerikanische Außenminister Charles E. Hughes die anwesenden Delegierten mit einem einseitigen, drastischen Abrüstungsvorschlag, der das Ende des Baues großer Schlachtschiffe für 10 Jahre vorsah und weiters eine Reduktion der amerikanischen Navy um 30 Schlachtschiffe, wenn die Briten und Japaner zusammen 36 Schiffe abbauen würden. Auf Grund einer allgemeinen Kriegsmüdigkeit fand der Vorschlag der USA großen Anklang, und so konnte am 13. Dezember 1921 ein Abkommen zwischen den USA, Großbritannien, Frankreich und Japan (Vier-Mächte-Vertrag) unterzeichnet werden, das am 17. August 1923 in Kraft trat. Darin enthalten war eine Garantie des pazifischen Inselbesitzes der Unterzeichneten, und die Anglo-Japanische Allianz vom 13. Juli 1911 (Grey-Takaaki Kato-Vertrag) wurde annulliert. Im gesonderten Abkommen konnte man sich schließlich auch über Fragen der Rüstungsbeschränkung und der "Offenen Tür" nach China einigen. Das vorliegende Abkommen stellt zweifellos einen außenpolitischen Erfolg für Präsident Harding dar, der ihm trotz der seiner Amtszeit folgenden Skandale zu Gute gehalten werden muß. * ** Vertrag zwischen den Vereinigten Staaten, dem Britischen Königreich, Frankreich und Japan betreffend ihre Insel-Besitzungen und Insel-Herrschaftsgebiete in der Region des Pazifischen Ozeans Die Vereinigten Staaten von Amerika, das Britische Königreich, Frankreich und Japan sind im Hinblick auf die Aufrechterhaltung des allgemeinen Friedens und im Hinblick auf die Wahrung ihrer Rechte betreffend ihre Insel-Besitzungen und Insel-Herrschaftsgebiete in der Region des Pazifischen Ozeans übereingekommen, zu diesem Zweck einen Vertrag abzuschließen und sie haben als ihre Bevollmächtigten benannt: …
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Diese haben ihre Bevollmächtigung vorgelegt und nachdem diese in guter und gehöriger Form befunden worden sind, haben sie folgendes vereinbart: I. Die hohen vertragsschließenden Parteien stimmen untereinander überein, ihre Rechte in bezug auf ihre Insel-Besitzungen und Insel-Herrschaftsgebiete in der Region des Pazifischen Ozeans zu respektieren. Sollte sich zwischen irgendwelchen der hohen vertragsschließenden Parteien eine Kontroverse entwickeln, welche aus irgendeiner Pazifischen Frage entsteht und welche deren besagte Rechte tangiert, welche nicht in ausreichender Weise durch diplomatische Schritte beigelegt werden kann und wenn sie die harmonische Übereinstimmung, welche glücklicherweise jetzt zwischen ihnen besteht, gefährden könnte, dann sollen sie die anderen hohen vertragsschließenden Parteien zu einer gemeinsamen Konferenz einladen, welcher das gesamte Thema zur Beratung und Beilegung vorgelegt werden soll. II. Wenn die besagten Rechte durch ein aggressives Vorgehen irgendeiner anderen Macht gefährdet erscheinen, werden die hohen vertragsschließenden Parteien untereinander voll und frei in Beziehung treten, um Übereinstimmung darüber zu erzielen, welche Maßnahmen als wirkungsvollste unternommen werden sollten, gemeinsam oder getrennt, um den Dringlichkeiten dieser besonderen Situation zu begegnen. III. Dieser Vertrag soll zehn Jahre vom Zeitpunkt seines Inkrafttretens an in Kraft bleiben, und nach Auslaufen dieses Zeitraumes soll er weiterhin in Kraft bleiben, abhängig vom Recht jeder einzelnen der hohen vertragsschließenden Parteien, diesen Vertrag innerhalb von zwölf Monaten nach einer entsprechenden Benachrichtigung zu beenden. IV. Dieser Vertrag soll so bald als möglich in Übereinstimmung mit den verfassungsrechtlichen Verfahren der hohen vertragsschließenden Parteien ratifiziert werden und soll nach Hinterlegung der Ratifikationsurkunden in Kraft treten; dies soll zu Washington geschehen, und zu diesem Zeitpunkt soll auch das Abkommen zwischen Großbritannien und Japan, welches am 13. Juli 1911 in London abgeschlossen worden war, außer Kraft treten. … Engl. in: William M. Malloy, Treaties, Conventions, International Acts Protocols and Agreements between The United States Of America And Other Powers, Vol. III, Washington, 1923, 3094 ff.; dt: Eigene Übersetzung.
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104. Das Einwanderungsgesetz von 1924, 26. Mai 1924 The Immigration Act of 1924 Die im gegenseitigen Einverständnis der kriegsmüden Nationen erfolgte Abrüstungspolitik (vgl. Dok. 103) war aber, was die amerikanisch-japanischen Beziehungen betraf, von der Einwanderungsfrage überschattet. Die in den Einwanderungsgesetzen von 1917 und 1921 vorgesehenen Quoten waren aus zwei Gründen unbefriedigend: Einerseits gestatteten sie eine zu hohe Zahl an Einwanderern, andererseits war die gewünschte Diskriminierung zugunsten von Einwanderern aus Nord- und Westeuropa, die man rassisch für wertvoller hielt, nicht erreicht worden. Man behalf sich nun mit dem vorliegenden Gesetz, indem man den Prozentsatz der zugelassenen Einwanderer, in Beziehung zu den sich schon in den Vereinigten Staaten befindenden, derselben Nationalität angehörenden Menschen von 3 auf 2 heruntersetzte, und versuchte den zweiten Nachteil zu überwinden, indem man eher die Zahlen von 1890 als die von 1910 dieser Rechnung zu Grunde legte. Nach 1929 durften nur mehr 150 000 Einwanderer pro Jahr in die USA einreisen, wobei eine Quotenregelung betreffend die nationale Herkunft der Amerikaner im Jahr 1920 zu Grunde gelegt wurde. In diesem Gesetz war jedoch keine Quote mehr für japanische Einwanderer vorgesehen. Aus Platzgründen werden hier nur der jährliche Bericht des Generalkommissärs für Einwanderung und eine Proklamation des Präsidenten wiedergegeben. * * * … Das "Einwanderungsgesetz von 1924" … welches das sogenannte Quotenbegrenzungsgesetz vom 19. Mai 1921 ersetzt, weil letzteres durch Fristsetzung mit dem Ende des Finanzjahres, das gerade geendet hat, ausgelaufen ist, bringt verschiedene sehr wichtige Veränderungen nicht nur in unserer Einwanderungspolitik, sondern auch im Verwaltungsapparat des Einwanderungsdienstes. Einige der wichtigeren diesbezüglichen Veränderungen werden kurz berichtet werden. Es ist erinnerlich, daß das Quotenbegrenzungsgesetz vom Mai 1921 vorgesehen hat, daß die Zahl der Fremden irgendeiner Nationalität, welche in die Vereinigten Staaten eingelassen werden, in jedem Finanzjahr mit 3 % der Zahl der Personen derjenigen Nationalität, die in den Vereinigten Staaten entsprechend der Volkszählung von 1910 gewohnt haben, begrenzt werden sollte, wobei auch vorgesehen war, daß nicht mehr als 20 % der jährlichen Quote in einem einzigen
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Monat zugelassen werden könnten. Gemäß dem Gesetz von 1924 ist die Zahl der Angehörigen jeder Nationalität, die jährlich zugelassen werden kann, mit 2 % der Bevölkerung dieser Nationalität, welche gemäß dem Volkszählungsergebnis von 1890 in den Vereinigten Staaten gewohnt hat, begrenzt und nicht mehr als 10 % irgendeiner jährlichen Quote darf in irgendeinem Monat hereingelassen werden, außer in Fällen, wo eine solche Quote weniger als 300 für das ganze Jahr beträgt. Gemäß dem Gesetz vom Mai 1921 war das Quotengebiet auf Europa, dem Nahen Osten, Afrika und Australasien begrenzt. Die Länder von Nord- und Südamerika mit den angrenzenden Inseln und Länder, bezüglich deren die Einwanderung auf andere Weise geregelt war, wie z.B. China, Japan und Länder innerhalb der asiatischen Sperrzone waren vom Quotengesetz nicht erfaßt. Unter dem neuen Gesetz allerdings ist die Einwanderung aus der ganzen Welt, mit der Ausnahme des Kronlandes Kanada, von Neufundland, der Republik von Mexiko, der Republik Kuba, der Republik Haiti, der Dominikanischen Republik, der Kanalzone und unabhängigen Ländern von Mittel- und Südamerika den Quotenbegrenzungen unterworfen. Die verschiedenen Quoten, welche durch das neue Gesetz festgesetzt werden, werden in der folgenden Proklamation des Präsidenten, welche am letzten Tag des gegenwärtigen Finanzjahres erlassen worden war, angeführt: DURCH DEN PRÄSIDENTEN DER VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA EINE PROKLAMATION In Anbetracht der Tatsache, daß im Gesetz des Congresses, welches am 26. Mai 1924 beschlossen worden ist und den Titel trägt "Ein Gesetz zur Begrenzung der Einwanderung von Fremden in die Vereinigten Staaten und zu anderen Zwecken" vorgesehen ist, daß – "Die jährliche Quote jeder Nationalität 2 % der Zahl von im Ausland geborenen Individuen derjenigen Nationalität, welche im Festland der Vereinigten Staaten wohnt, wie dies durch die Volkszählung der Vereinigten Staaten des Jahres 1890 festgelegt worden ist, wobei allerdings die Mindestquote jeder Nationalität 100 sein soll (Abschnitt 11 (a)) …" "Der Außenminister, der Handelsminister und der Arbeitsminister sollen gemeinsam, sobald es nach der Erlassung dieses Gesetzes angezeigt ist, ein Statement vorbereiten, welches die Zahl der Individuen der verschiedenen Nationalitäten, welche im Mutterland der Vereinigten Staaten gemäß dem Ergebnis der Volkszählung der Vereinigten Staaten von 1890 wohnt, vorbereiten, wobei die-
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ses Statement die Bevölkerungsbasis sein soll für die Zwecke des Unterabschnittes (a) des Abschnittes 11 (Abschnitt 12 (b)). Diese staatlichen Funktionäre sollen gemeinsam jährlich dem Präsidenten die Quote jeder Nationalität gemäß Unterabschnitt (a) des Absatzes 11, zusammen mit den Statements, Schätzungen und Abänderungen, welche in diesem Abschnitt vorgesehen sind, dem Präsidenten übermitteln. Der Präsident soll die so übermittelten Quoten veröffentlichen und bekannt machen." (Absatz 12 (e)). Aus diesem Grund veröffentliche ich, Calvin Coolidge, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika aufgrund der Ermächtigung des vorgenannten Gesetzes des Congresses und mache bekannt, daß am 1. Juli 1924 und darauf folgend und während des Finanzjahres 1924/1925 die Quote jeder Nationalität, welche im besagten Gesetz vorgesehen ist wie folgt sein soll: Land oder Gebiet der Geburt Quote 1924–1925 Ägypten ......................................... 100
Großbritannien und Nordirland (1,3,5,6) ........................ 34,007
Albanien ........................................ 100
Indien (3) ........................................ 100
Andorra ......................................... 100
Irak (Mesopotamien) .................... 100
Arabische Halbinsel (1, 2) ............. 100
Irischer Freistaat (3) ................. 28,567
Armenien ....................................... 124
Island ............................................. 100
Äthiopien (Abessinien) .................. 100
Italien, einschl. Rhodos, Dodekanes, und Kastellorizzo (5) .... 3,845
Afghanistan ................................... 100
Australien, einschl. Papua, Tasmanien und alle Inseln, die zu Australien gehören (3, 4) ........ 121 Belgien (5) ...................................... 512 Bhutan ........................................... 100
Japan .............................................. 100 Jugoslawien .................................... 671 Kamerun (Britisches Mandatsgebiet) .......................................... 100
China ............................................. 100
Kamerun (Französisches Mandatsgebiet) .......................................... 100
Dänemark (5, 6) ......................... 2,789
Lettland ......................................... 142
Deutschland ............................. 51,227
Liberia ............................................ 100
Estland ........................................... 124
Liechtenstein .................................. 100
Europäisches und asiatisches Rußland (1) .............................. 2,248
Litauen ........................................... 344
Finnland ........................................ 170 Frankreich (1, 5, 6) ..................... 3,954
Marokko (Französische und Spanische Zonen und Tangier) ............ 100
Freie Stadt von Danzig ................. 228
Monaco .......................................... 100
Griechenland ................................. 100
Muskat (Oman) ............................. 100
Bulgarien ....................................... 100
Luxemburg .................................... 100
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Nauru (vorgeschlagenes Britisches Mandat) (4) ................................. 100 Nepal .............................................. 100 Neuguinea, und andere pazifische Inseln unter vorgeschlagenem Australischem Mandat (4) .......... 100 Neuseeland (einschl. dazugehörende Inseln) (3, 4) .................. 100 Niederlande (1, 5, 6) ................... 1,648 Norwegen (5) .............................. 6,453 Österreich ....................................... 785 Palästina (mit Trans-Jordan, vorgeschlagenes Britisches Mandatsgebiet) ................................... 100 Persien (1) ...................................... 100 Polen ........................................... 5,982 Portugal (1, 5) ................................ 503 Ruanda und Urundi (Belgisches Mandat) ...................................... 100 Rumänien ...................................... 603 San Marino .................................... 100 Schweden .................................... 9,561 Schweiz ....................................... 2,081
Siam ............................................... 100 Spanien (5) ..................................... 131 Südwestafrika (vorgeschlagenes Mandat der Union von Südafrika) .......................................... 100 Syrien und Libanon (Französisches Mandat) ........................... 100 Tanganjika (vorgeschlagenes Britisches Mandat) ...................... 100 Togo (vorgeschlagenes Britisches Mandat) ........................... 100 Togoland (Französisches Mandatsgebiet) ................................... 100 Tschechoslowakei ....................... 3,073 Türkei ............................................. 100 Ungarn ........................................... 473 Union von Südafrika (3.................. 100 Westsamoa (4) (vorgeschlagenes Mandat von Neuseeland) ............................................. 100 Yap und andere Pazifische Inseln (unter Japanischem Mandat) (4) ......................................... 100
1. (a) Personen, welche in den Gebieten Persiens, Rußlands oder der Arabischen Halbinsel, welche in der Sperrzone gelegen sind, geboren wurden und welche gemäß dem Einwanderungsgesetz der Vereinigten Staaten als Quoteneinwanderer zugelassen werden können, werden den Quoten dieser Länder zugerechnet; und (b) Personen, welche in den Kolonien, abhängigen Gebieten oder Protektoraten oder von diesbezüglichen Gebietsteilen innerhalb der Sperrzone von Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden oder Portugal geboren wurden und welche unter den Einwanderungsgesetzen der Vereinigten Staaten als Quoteneinwanderer zugelassen werden können, werden den Quoten desjenigen Landes zugerechnet, zu dem eine solche Kolonie oder abhängiges Gebiet gehört oder durch welches es als ein Protektorat verwaltet wird. 2. Das Quotengebiet, welches "Arabische Halbinsel" genannt wird, besteht aus dem gesamten Gebiet mit der Ausnahme von Muskat und Aden, welches in dem Gebiet jener Halbinsel und den angrenzenden Inseln gelegen ist bis zum Südosten von Irak, von Palästina mit Transjordanien und von Ägypten.
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3. Quoteneinwanderer, welche in den Britischen Dominien mit Selbstverwaltung oder im Königreich Indien geboren wurden, werden der diesbezüglichen Quote zugerechnet und nicht der Quote von Großbritannien und Nordirland. Es gibt keine Quotenrestriktionen für Kanada und Neufundland. … 4. Quoteneinwanderer, welche für die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten in Frage kommen, und in einer Kolonie, einem abhängigen Gebiet oder Protektorat irgendeines Landes, auf welches sich eine Quote bezieht, geboren wurden, werden der Quote jenes Landes zugerechnet. 5. Im Gegensatz zum Gesetz von 1921 sieht das Einwanderungsgesetz von 1924 vor, daß Personen, welche in den Kolonien oder abhängigen Gebieten von europäischen Ländern in Zentralamerika, Südamerika oder den dem amerikanischen Kontinent vorgelagerten Inseln (mit der Ausnahme von Neufundland und den zu Neufundland, Labrador und Kanada gehörigen Inseln) geboren wurden, der Quote desjenigen Landes zugerechnet werden, zu dem eine solche Kolonie oder abhängiges Gebiet gehört. Allgemeine Anmerkung – Die Einwanderungsquoten, welche den verschiedenen Ländern und Quotengebieten zugeteilt werden, sollten nicht unter dem Gesichtspunkt irgendeiner politischen Bedeutung gesehen werden oder als Umstand, der die Anerkennung von neuen Regierungen zur Folge hätte, oder der Anerkennung von neuen Grenzen oder von Gebietsübertragungen, außer die Regierung der Vereinigten Staaten hätte bereits eine solche Anerkennung in einer formellen und offiziellen Weise vorgenommen. … CALVIN COOLIDGE. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 453), 192 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
105. Der Briand-Kellogg Pakt, 27. August 1928 The Kellogg Peace Pact Die amerikanische Friedensbewegung, die bereits zu diesem Zeitpunkt auf eine 100-jährige Tradition zurückblicken konnte, gewann nach 1910 mit der Gründung des Carnegie Endowment for International Peace neuerlich an Einfluß. Im Juni 1927 schlug der französische Außenminister Aristide Briand dem
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Secretary of State Frank B. Kellogg einen Vertrag zwischen Frankreich und den USA vor, der den Krieg als Instrument nationaler Politik zwischen den beiden ausschloß. Sehr zum Mißvergnügen Briands, der auf einen bilateralen Vertrag gehofft hatte, legte Kellogg mehreren Nationen einen Vertrag vor, den Deutschland, Italien und Japan sofort akzeptierten. Der auf diese Weise zum multilateralen Vertrag gewordene Briand-Kellogg Pakt wurde so am 27. August 1928 von 15 Nationen in Paris unterzeichnet, alle anderen wurden zur Unterzeichnung eingeladen. Da dieser Pakt zur Ächtung des Krieges keine Verpflichtungen enthielt (außer den Verzicht auf das Mittel des Krieges zur Durchsetzung nationaler Interessen) und keine Sanktion zur Erzwingung vorsah, wurde er am 4. Dezember 1928 im amerikanischen Senat mit nur einer Gegenstimme angenommen. Bis zum Ende des Jahres 1929 waren insgesamt vierundfünfzig Staaten dem Vertrag zur Ächtung des Krieges beigetreten. Heute ist der Inhalt dieses Vertrages in Art. 2 Ziff. 4 der Satzung der Vereinten Nationen niedergelegt. * * * Der Deutsche Reichspräsident, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Seine Majestät der König der Belgier, der Präsident der Französischen Republik, Seine Majestät der König von Großbritannien, Irland und den Britischen Dominions in Übersee, Kaiser von Indien, Seine Majestät der König von Italien, Seine Majestät der Kaiser von Japan, der Präsident der Republik Polen, der Präsident der Tschechoslowakischen Republik, tief durchdrungen von ihrer erhabenen Pflicht, die Wohlfahrt der Menschheit zu fördern, in der Überzeugung, daß die Zeit gekommen ist, einen offenen Verzicht auf den Krieg als Werkzeug nationaler Politik auszusprechen, um die jetzt zwischen ihren Völkern bestehenden friedlichen und freundschaftlichen Beziehungen dauernd aufrechtzuerhalten, in der Überzeugung, daß jede Veränderung in ihren gegenseitigen Beziehungen nur durch friedliche Mittel angestrebt werden und nur das Ergebnis eines friedlichen und geordneten Verfahrens sein sollte, und daß jede Signatarmacht, die in Zukunft danach strebt, ihre nationalen Interessen dadurch zu fördern, daß sie zum Kriege schreitet, dadurch der Vorteile, die dieser Vertrag gewährt, verlustig erklärt werden sollte, in der Hoffnung, daß, durch ihr Beispiel ermutigt, alle anderen Nationen der Welt sich diesem im Interesse der Menschheit gelegenen Bestreben anschließen werden und durch ihren Beitritt zu diesem Vertrage, sobald er in Kraft tritt, ihre
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Völker an seinen segensreichen Bestimmungen teilnehmen lassen werden, und daß sich so die zivilisierten Nationen der Welt in dem gemeinsamen Verzicht auf den Krieg als Werkzeug ihrer nationalen Politik zusammenfinden werden, haben beschlossen, einen Vertrag zu schließen, und zu diesem Zweck zu ihren Bevollmächtigten ernannt: Der Deutsche Reichspräsident: Herrn Dr. Gustav Stresemann, Reichsminister des Auswärtigen; Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika: Den Ehrenwerten Frank B. Kellogg, Staatssekretär; Seine Majestät der König der Belgier: Herrn Paul Hymans, Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Staatsminister; Der Präsident der Französischen Republik: Herrn Aristide Briand, Minister der auswärtigen Angelegenheiten; Seine Majestät der König von Großbritannien, Irland und den Britischen Dominions in Übersee, Kaiser von Indien: Für Großbritannien und Nordirland und alle Teile des Britischen Reichs, die nicht für sich Mitglieder des Völkerbundes sind: den Sehr Ehrenwerten Lord Cushendun, Kanzler des Herzogtums Lancaster, Stellvertretenden Staatssekretär für die auswärtigen Angelegenheiten; Für das Dominion Kanada: den Sehr Ehrenwerten William Lyon Mackenzie King, Ministerpräsidenten und Minister der auswärtigen Angelegenheiten; Für den Australischen Bund: den Ehrenwerten Alexander John Mc Lachlan, Mitglied des Bundesvollzugsrats; Für das Dominion Neuseeland: den Ehrenwerten Sir Christopher James Parr, Hohen Kommissar von Neuseeland in Großbritannien; Für die Südafrikanische Union: den Ehrenwerten Jacobus Stephanus Smit, Hohen Kommissar der Südafrikanischen Union in Großbritannien; Für den Irischen Freistaat: Herrn William Thomas Cosgrave, Präsidenten des Vollzugsrats; Für Indien: den Sehr Ehrenwerten Lord Cushendun, Kanzler des Herzogtums Lancaster, Stellvertretenden Staatssekretär für die auswärtigen Angelegenheiten;
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Seine Majestät der König von Italien: den Grafen Gaetano Manzoni, Seinen Außerordentlichen und Bevollmächtigten Botschafter in Paris; Seine Majestät der Kaiser von Japan: den Grafen Uchida, Geheimen Rat; Der Präsident der Republik Polen: Herrn A. Zaleski, Minister der auswärtigen Angelegenheiten; Der Präsident der Tschechoslowakischen Republik: Herrn Dr. Eduard Benes, Minister der auswärtigen Angelegenheiten; die nach Austausch ihrer in guter und gehöriger Form befundenen Vollmachten die folgenden Artikel vereinbart haben: Art. I Die Hohen Vertragschließenden Parteien erklären feierlich im Namen ihrer Völker, daß sie den Krieg als Mittel für die Lösung internationaler Streitfälle verurteilen und auf ihn als Werkzeug nationaler Politik in ihren gegenseitigen Beziehungen verzichten. Art. II Die Hohen Vertragschließenden Parteien vereinbaren, daß die Regelung und Entscheidung aller Streitigkeiten oder Konflikte, die zwischen ihnen entstehen könnten, welcher Art oder welchen Ursprungs sie auch sein mögen, niemals anders als durch friedliche Mittel angestrebt werden soll. Art. III Dieser Vertrag soll durch die in der Präambel genannten Hohen Vertragschließenden Parteien gemäß den Vorschriften ihrer Verfassungen ratifiziert werden und soll zwischen ihnen in Kraft treten, sobald alle Ratifikationsurkunden in Washington hinterlegt worden sind. Dieser Vertrag soll, nachdem er gemäß dem vorhergehenden Absatz in Kraft getreten ist, solange als notwendig für den Beitritt aller anderen Mächte der Welt offenstehen. Jede Urkunde über den Beitritt einer Macht soll in Washington hinterlegt werden, und der Vertrag soll sofort nach der Hinterlegung zwischen der so beigetretenen Macht und den anderen an ihm beiteiligten Mächten in Kraft treten. Die Regierung der Vereinigten Staaten ist verpflichtet, jeder in der Präambel genannten und jeder später diesem Vertrage beitretenden Regierung eine beglaubigte Abschrift des Vertrages und jeder Ratifikationsurkunde oder Beitritts-
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erklärung zu übermitteln. Die Regierung der Vereinigten Staaten ist ferner verpflichtet, diese Regierungen sofort telegraphisch von der bei ihr erfolgten Hinterlegung jeder Ratifikationsurkunde oder Beitrittserklärung in Kenntnis zu setzen. Zu Urkund dessen haben die Bevollmächtigten diesen Vertrag in französischer und englischer Sprache, wobei beide Texte gleichwertig sind, unterzeichnet und ihre Siegel darunter gesetzt. Geschehen in Paris, am siebenundzwanzigsten August im Jahre Eintausendneunhundertachtundzwanzig. (Siegel) (Siegel) (Siegel) (Siegel) (Siegel) (Siegel) (Siegel) (Siegel)
Gustav Stresemann Frank B. Kellogg Paul Hymans Ari Briand Cushendun W. L. Mackenzie King A J Mc Lachlan C.J. Parr
(Siegel) (Siegel) (Siegel) (Siegel) (Siegel) (Siegel) (Siegel)
J S. Smit Liam T. MacCosgair Cushendun G. Manzoni Uchida August Zaleski Dr. Eduard Benes
Engl. in: UNTS, Vol. 94, 57 ff.; dt. aus: RGBl. 1929, II, 97.
106. Franklin Delano Roosevelts Erste Inaugurationsrede, 4. März 1933 Franklin Delano Roosevelt's First Inaugural Address In der Präsidentschaftswahl von 1932 präsentierten sich die beiden größeren Parteien wie folgt: Da die republikanische Administration mit den Problemen der "Grand Depression" schlecht zu Rande kam, trafen sich die Demokraten in einer Atmosphäre der Selbstsicherheit und des Optimismus am 27. Juni in Chicago und versprachen sowohl ein ausgeglichenes Budget als auch bundes- und einzelstaatliche Erleichterungsprogramme. Als Präsidentschaftskandidat wurde der Gouverneur von New York, Franklin Delano Roosevelt aufgestellt, der sich einem New Deal, einer neuen Verteilung der Karten für das amerikanische Volk verschrieben hatte. Obwohl er diesen New Deal nur vage beschrieb, kündigte er ein humanitäres Programm an, das den Reich-
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tum der Nation gerechter verteilen würde. Die Republikaner renominierten Herbert Hoover, der von F. D. Roosevelts Programm Schreckensvisionen zeichnete. So sagte er das Ende der politischen Freiheit und eine ruinöse Wirtschaftsstruktur voraus. Überhaupt war der Wahlkampf im Schatten der Depression um wirtschaftliche Angelegenheiten geführt worden. Roosevelt selbst, in wirtschaftlichen Belangen eher unerfahren, scharte einen "Brain Trust" von professionellen Beratern um sich, der ihn auch während seiner Präsidentschaft begleiten sollte. Die Präsidentschaftswahl selbst gestaltete sich als demokratischer Erdrutschsieg: Roosevelt konnte 57,4 % der Wählerstimmen auf sich vereinigen und gewann mit 472 zu 59 Stimmen im Wahlmännerkollegium. Auch in den Congresswahlen trugen die Demokraten einen Sieg davon, wobei die Fluktuation des schwarzen Wählerpotentials von den Republikanern zu den Demokraten bemerkenswert ist. In seiner Inaugurationsrede nimmt Roosevelt auch auf die "Good Neighbour Policy" Bezug, wobei diese Politik bereits unter Herbert Hoover in Gang kam. * * * Gewiß erwarten meine amerikanischen Landsleute von mir, wenn ich jetzt die Präsidentschaft übernehme, daß ich mich mit jener Freimütigkeit und Entschiedenheit an sie wende, welche die augenblickliche Lage der Nation verlangt. Mehr als je zuvor ist es jetzt an der Zeit, die Wahrheit auszusprechen, die Wahrheit ohne Abstrich, offen und unerschrocken. Wir brauchen uns zudem auch gar nicht davor zu fürchten, den heutigen Zuständen in unserem Lande klar ins Gesicht zu sehen. Unsere große Nation wird durchhalten, wie sie bisher durchgehalten hat, wird wieder aufblühen und gedeihen. Lassen Sie mich also vor Ihnen erst einmal meine feste Überzeugung aussprechen, daß das Einzige, was wir zu fürchten haben, die Furcht selbst ist – nämlich jenen vernunftlosen und unbegründeten Schrecken, der alle Kraft und Fähigkeit, den Rückzug in einen Vormarsch umzuwandeln, lahmlegt. In jeder dunklen Stunde unseres nationalen Lebens hat eine freimütige und energische Führerschaft das Verständnis und die Unterstützung des Volkes gefunden, welche die Grundbedingungen des Erfolges sind und von denen der Sieg abhängt. Fest bin ich auch jetzt davon überzeugt, daß Sie der Führung die Unterstützung gewähren werden, deren sie in kritischen Tagen bedarf. In solcher Stimmung gegenseitigen Vertrauens nehmen wir guten Mutes den Kampf mit unseren gemeinsamen Schwierigkeiten auf. Diese Schwierigkeiten und Nöte sind, Gott sei Dank, nur materieller Natur. Viele Werte sind auf ein phantastisch niederes Niveau gesunken, die Abgaben sind gestiegen, unsere Zahlungsfähigkeit ist vermindert, alle Zweige der Regierung sehen sich einer ernsten
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Beschneidung ihrer Mittel gegenüber, die Kapitalien sind überall eingefroren, industrielle Unternehmungen liegen wie welke Blätter allwärts am Boden, die Farmer finden kaum mehr Absatz für ihre Erzeugnisse und in Tausenden von Familien sind die Ersparnisse vieler langer Jahre aufgezehrt und verschwunden. Und, was noch wichtiger ist: eine ungeheure Zahl arbeitsloser Bürger steht vor der bittersten Existenzfrage und eine ebenso große Zahl von Arbeitenden plagt sich für ganz ungenügenden Lohn. Nur ein optimistischer Narr kann die traurigen und finsteren Wirklichkeiten leugnen, von denen die Gegenwart voll ist. Jedoch unser Unheil kommt nicht von einem Versagen der Grundlagen, auf denen unsere Existenz beruht. Wir sind nicht von einer Heuschreckenplage heimgesucht. Im Vergleich zu unseren Vorfahren und zu den Gefahren, die sie überwunden haben, weil sie Vertrauen und keine Furcht hatten, haben wir noch genug, um dafür dankbar zu sein. Noch bietet uns die Natur ihren Überfluß, und menschliche Arbeit hat ihn vervielfacht. Reichtum und Fülle liegen an unserer Schwelle, aber eine freie Verwendung aller dieser Güter scheitert schon beim bloßen Anblick des Angebots. Schuld an unseren Schwierigkeiten trägt vor allem die Tatsache, daß diejenigen, in deren Händen der Austausch der Güter liegt, ihrer Aufgabe nicht gewachsen waren, gleichwohl aber ihren Mißerfolg nicht zugeben wollten und nicht von der Bühne abtraten. Die Praxis skrupelloser Geldschieber steht jetzt unter Anklage vor dem Gericht der öffentlichen Meinung und wird von Herz und Sinn der Menschen verurteilt. Gewiß: auch sie haben sich Mühe und Arbeit nicht erspart; aber ihre Bemühungen galten einer überlebten Überlieferung und Welt. Im Angesicht ihres Mißerfolges haben sie einen einzigen Vorschlag gemacht: den Vorschlag, noch mehr Schulden anzuhäufen. Vom Nimbus des verlockenden Gewinns entblößt, durch den sie das Volk verleiten konnten, ihrer falschen Führerschaft zu folgen, verlegten sie sich auf große Reden, in denen sie weinerlich um neues Vertrauen baten. Doch was sie kennen, sind nur die Spielregeln der Selbstsucht. Sie haben keinen schöpferischen Plan; wo aber kein schöpferisches Leben mehr ist, geht unweigerlich das ganze Volk zugrunde. Jetzt sind die Geldschieber geflohen von ihren Hochsitzen im Tempel unserer Zivilisation. An uns aber liegt es, den Tempel für die alten Wahrheiten wieder neu einzurichten. Und das Maß dieser Erneuerung hängt in erster Linie davon ab, ob und inwieweit wir edlere soziale Werte zur Geltung bringen als den bloßen Gewinn von Geld. Glück, wahres Glück liegt nicht im Geldbesitz, sondern in der Freude am echten Erfolg, in dem beseligenden Gefühl schöpferischer Leistung und Tat. Die
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Freude und der moralische Antrieb, der in der Arbeit begründet ist, darf in der Jagd nach vergänglichen Gütern nicht untergehen. Reichlich wird die trübe Gegenwart uns entschädigen, wenn sie uns unsere wahre Bestimmung wieder ins Bewußtsein ruft und uns lehrt, nicht Dienste zu beanspruchen, sondern uns selbst und unseren Mitmenschen Dienste zu erweisen. Hand in Hand mit der Erkenntnis, daß materieller Besitz kein Maßstab für Erfolg und Leistung ist, geht aber auch die Preisgabe des falschen Glaubens, daß öffentliche Ämter und hohe politische Stellungen nach äußerer Ehre und nach dem persönlichen Gewinn zu bewerten seien, die sie mit sich bringen und die ihrem Inhaber zufallen. Schluß gemacht werden muß weiter mit jenem zweifelhaften Verfahren in unserem Bank- und Geschäftswesen, das eine heilig anvertraute Pflicht gleichsam zum verschmitzten und selbstsüchtigen Geldgeschäft auf eines anderen Kosten macht. Wahrhaftig, es ist kein Wunder, daß das Vertrauen geschwunden ist; denn es gedeiht nur auf dem Boden der Aufrichtigkeit und der Ehre, der Hochachtung vor eingegangenen Verpflichtungen, der Treue und des ehrlichen und offenen Verfahrens. Ist das alles nicht vorhanden, kann auch das Vertrauen nicht mehr existieren. Das Werk des Wiederaufbaues verlangt aber nicht nur eine Wandlung in unserer Ethik. Unsere Nation verlangt Taten, und zwar sofort. Unsere alles beherrschende Aufgabe ist es, den Menschen wieder Arbeit zu verschaffen. Diese Aufgabe ist nicht unlösbar, wenn wir sie klug und unerschrocken anpacken. Teilweise kann das Problem durch direktes Eingreifen der Regierung gelöst werden, indem wir an unsere Aufgabe so großzügig herangehen, wie wir im Fall eines Krieges handeln würden; aber gleichzeitig müssen wir bei der öffentlichen Arbeitsbeschaffung so vorgehen, daß durch sie dringend notwendige Verbesserungen für den Gebrauch unserer natürlichen Hilfsmittel erfolgen. Gleichzeitig müssen wir anerkennen, daß unsere Industriegebiete übervölkert sind und daß es im nationalen Interesse gelegen ist, eine Umschichtung und Neuverteilung der Menschen in unserem Land durchzuführen, – eine Neuverteilung, die eine bessere Ausnützung des Landes durch diejenigen, die sich dazu am besten eignen, ermöglicht. Gefördert kann die Erfüllung dieser Aufgabe werden durch zielbewußte Maßnahmen zur Erhöhung der Preise der ländlichen Produkte und durch die dadurch zu erreichende Steigerung der Kaufkraft der ländlichen Bevölkerung, von der dann wieder die Städte den Nutzen haben. Sie kann weiter gefördert werden dadurch, daß man der sich immer noch verschärfenden Tragödie, die mit der Enteignung kleiner Heimstätten und Landgüter und den dabei erwach-
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senden Verlusten verbunden ist, tatkräftig einen Riegel vorschiebt. Ferner ist es unumgänglich nötig, daß die Bundes-, Staats- und Lokal-Regierungen in Zukunft ihre Ausgaben ganz erheblich verringern. Außerdem muß eine Vereinheitlichung all der zahlreichen Hilfsmaßnahmen durchgesetzt werden, die heute noch vielfach auseinanderfließen und unwirtschaftlich und nicht genügend durchdacht sind. Endlich verlangt die Aufgabe, die wir zu lösen haben, auch die nationale Organisation und Kontrolle aller Arten von Transport- und Verkehrsmitteln oder sonstigen, dem öffentlichen Gebrauch dienenden Einrichtungen. So gibt es mancherlei Wege, die zum Ziele führen. Zu gar keinem Ergebnis aber werden wir kommen, wenn wir bloß von unseren Aufgaben reden. Wir müssen handeln, schnell und energisch. Damit wir aber bei der Durchführung unserer Arbeit und bei der Wiederbelebung der Wirtschaft nicht wieder in die alten Übelstände zurückgleiten, haben wir Schutzwälle für unser Werk aufzurichten: es muß eine scharfe Beaufsichtigung des ganzen Bankwesens, der Kreditwirtschaft und der Kapitalanlagen eintreten, und es muß der Spekulation mit anderer Leute Geld ein Ende bereitet werden. Und es muß für eine mit der Wirklichkeit in Einklang stehende, aber gesunde Währung gesorgt werden. Dies sind in großen Umrissen die Gesichtspunkte, die mich bei meinem Vorgehen leiten werden. Sobald der neue Kongreß zusammentritt, werde ich ihnen in besonderer Session Geltung verschaffen und die sofortige Mitarbeit der einzelnen Staaten herbeiführen. Machen wir uns dieses Aktionsprogramm zu eigen, so werden wir unser Haus wieder in Ordnung bringen und das Gleichgewicht von Einnahmen und Ausgaben wieder herstellen. Unsere internationalen Handelsbeziehungen, von so weittragender Bedeutung sie auch sein mögen, kommen gegenüber diesen vordringlichen Aufgaben erst an zweiter Stelle. Die Sorge um sie steht hinter dem Aufbau einer gesunden nationalen Wirtschaft zurück. Ich bin für den praktischen Grundsatz, zuerst das anzugreifen, was den Aufschub am allerwenigsten verträgt. Wohl werde ich keine Mühe scheuen, um den Welthandel durch internationalen wirtschaftlichen Ausgleich wieder in Gang zu setzen, aber die Not zu Hause kann nicht warten, bis dieses fernere Ziel erreicht ist. Mein Leitmotiv bei allem meinem Handeln zum Nutzen des nationalen Wiederaufbaus ist jedoch nicht engherzig nationalistisch. Wohl wurzelt es im Wissen um die wechselseitige Abhängigkeit und um den Zusammenhang der verschiedenen Strömungen und Teile der Vereinigten Staaten und rechnet mit dem alten und stetig weiter wirkenden amerikanischen Pioniergeist. Aber gerade dies ist der Weg zum Wiederaufbau, der unmittelbar vor uns liegende Weg. Und nur
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so haben wir die Sicherheit, daß der Wiederaufbau von wirklicher Dauer sein wird. Auf dem Gebiet der Weltpolitik werde ich unsere Nation im Geist der "Politik des guten Nachbarn" führen, des Nachbarn, der gerade aus Selbstachtung auch den Rechten der anderen Achtung zollt, des Nachbarn, der vor allem auch seine eigenen Verpflichtungen achtet, seine Verträge in und mit einer ganzen Welt von Nachbarn. Deute ich die Stimmung unseres Volkes richtig, so ist es uns allen heute klarer als je zuvor, daß wir insgesamt von einander abhängig sind, daß wir nicht einfach nehmen können, ohne zu geben und daß, wenn wir vorrücken wollen, wir dies wie ein geübtes und dienstwilliges Heer tun müssen, bereit, für den Vorteil allgemeiner Disziplin auch Opfer zu bringen, weil ohne diese Disziplin kein Vormarsch möglich ist und keine Führerschaft sich durchsetzen kann. Ich weiß, wir sind bereit und gewillt, unser Leben und Eigentum in den Dienst einer solchen Disziplin zu stellen, weil wir allein durch sie eine Führung ermöglichen, die sich um höhere Dinge kümmern kann. Mit diesem höheren Inhalt das Leben der Nation zu erfüllen, ist mein fester Wille, und an dieser Stelle gelobe ich, daß die höheren Ziele uns alle wie eine heilige Aufgabe in der Einheit der Pflicht zusammenführen sollen, wie es bisher nur in Krieg und Kampf der Fall war. Mit diesem Gelöbnis trete ich guten Mutes an die Spitze unseres großen Volkes, das sich die zielbewußte Überwindung unserer gemeinsamen Schwierigkeiten zur Aufgabe gemacht hat. Erleichtert wird uns ein Vorgehen im Zeichen solcher Ideale durch die Regierungsform, die wir von unseren Vorfahren übernommen haben. Unsere Verfassung ist unkompliziert und praktisch genug, um durch die Kunst der Anpassung jederzeit außerordentlichen Anforderungen zu genügen, ohne Grundsätze verraten und vom Wesentlichen abirren zu müssen. Diesen Vorzügen verdankt unsere Verfassung, daß sie sich als das widerstandsfähigste politische Gebilde bewährt hat, das die moderne Welt kennt. Getrost dürfen wir auch hoffen, daß der Ausgleich zwischen Exekutive und Legislative, dessen wir uns freuen, in jeder Hinsicht der neuen Aufgabe, die vor uns liegt, gewachsen ist. Immerhin kann es möglich sein, daß unvorhergesehene Ereignisse ein rasches Handeln nötig machen und zu einem vorübergehenden Abweichen von den normalen Grundsätzen, welche jenes Gleichgewicht gewährleisten, in der Staatsverwaltung zwingen. Gefaßt bin ich darauf, daß ich gemäß meiner mir von der Verfassung auferlegten Pflicht Maßnahmen beantragen muß, die der Lage einer bedrängten Nation in einer bedrängten Welt entsprechen; auch ist es mir klar, daß ich solche
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Maßnahmen und Beschlüsse, die der Kongreß, gestützt auf seine Erfahrung und Klugheit, fassen muß, auf schnellste Weise gemäß meiner konstitutionellen Befugnisse zur Durchführung zu bringen habe. Sollte aber der Kongreß versagen, wenn es sich darum handelt, einen notwendigen Beschluß zu fassen, und sollte die nationale Not in einem solchen Zeitpunkt noch ebenso groß sein wie heute, so werde ich meiner Pflicht nicht ausweichen. Ich werde dann den Kongreß ersuchen, mir das in einem solchen Fall noch einzig verbleibende Mittel zur Überwindung der Krise zu geben und mich mit Exekutivgewalt auf allerbreitester Basis auszustattten, damit ich der Not den Krieg erklären kann, also den Kongreß ersuchen, mir uneingeschränkte Gewalt zu geben, wie ich sie beanspruchen könnte, wenn wir den Einbruch eines ausländischen Feindes abzuwehren hätten. Das Vertrauen aber, das man mir entgegenbringt, will ich durch Mut und Hingabe an mein Amt erwidern, wie es sich in einer Zeit wie der unseren gebührt. So wollen wir den arbeitsreichen harten Tagen, die uns bevorstehen, mit Mut und nationaler Leidenschaft entgegengehen – mit dem klaren Bewußtsein, daß wir alte und wertvolle ethische Werte zu verwirklichen haben, und mit jener vollen Befriedigung, die die strenge Erfüllung der Pflicht bei Alt und Jung erweckt. Was uns zu leiten hat, ist die Begründung eines wirklich auf Gemeinschaft beruhenden und Dauer versprechenden nationalen Lebens. Wir hegen keinen Zweifel an der Zukunft der Demokratie. Noch nie hat das Volk der Vereinigten Staaten versagt. Noch stets hat es in großer Not seinen Willen dahingehend ausgesprochen, daß ungesäumt und kraftvoll gehandelt wird, und stets hat es planvolle Unterordnung unter die Führung gefordert. Jetzt hat es mich zum Werkzeug seiner Wünsche gewählt, und im Geiste dieses Auftrages trete ich mein Amt an. Indem wir unsere Nation Gott befehlen, bitten wir in Ehrfurcht um den göttlichen Segen. Möge Gott alle und jeden Einzelnen von uns vor Schaden bewahren. Und möge er in den kommenden Tagen mein Führer sein. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 476), 239 ff.; dt. aus: Franklin D. Roosevelt, Das neue Amerika, Luzern, 1937, 31 ff.
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107. Note über die diplomatischen Beziehungen zu Rußland, 10. November 1933 Diplomatic Relations to Russia Seit der Oktoberrevolution 1917 weigerten sich die Vereinigten Staaten vehement, die Regierung von Sowjetrußland anzuerkennen. Der Haupteinwand der republikanischen Regierungen vor Präsident Roosevelt war die aggressive kommunistische Propaganda in den USA wie auch in anderen Ländern und die dahinterstehende generelle Ablehnung des kommunistischen Systems. In dem aufgeschlossenen Klima des "New Deal", das liberale Einstellungen zuließ, waren es vor allem wirtschaftliche Argumente, die zu einem Umschwung der Beziehungen führten. Da amerikanische Firmen bereits einige Zeit vorher lukrative Aufträge in der Sowjetunion ausführten, vertrat die Roosevelt Administration unter Berücksichtigung der Depression sowie der politischen Entwicklungen in Deutschland und im Fernen Osten eine eigene Linie. Als die Russen versprachen, keine subversive Propaganda in den USA zu forcieren, (was aber nicht eingehalten wurde), konnte der Sowjetische Außenkommissar Maxim Litwinow nach Washington reisen und ein entsprechendes Abkommen schließen. Widerstand gegen diese Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen fand sich vor allem bei Besitzern zaristischer Schuldverschreibungen, der American Federation of Labor und rechtsstehenden Kreisen. Dennoch stellt die Aufnahme diplomatischer Beziehungen eine bemerkenswerte Überwindung des amerikanischen Isolationismus dar, die den außenpolitischen Spielraum der USA merklich vergrößerte. * * * Seit meiner Amtsübernahme war ich mir stets darüber klar gewesen, wie absurd es war, daß die Vereinigten Staaten keine offiziellen oder inoffiziellen Beziehungen zu Rußland zu unterhalten vermochten. Der Austausch der folgenden freundlichen Briefe im Oktober ebnete den Weg für den Besuch M. Litwinows und die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zu Rußland einen Monat später.
Diplomatische Beziehungen zu Rußland
Herrn MICHAIL KALININ Präsident des Gesamtrussischen Zentralexekutivkomitees, Moskau
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DAS WEISSE HAUS Washington, den 10. Oktober 1933
Sehr geehrter Herr Präsident: Seit dem Beginn meiner Amtsführung habe ich darüber nachgedacht, daß es wünschenswert wäre, Schritte zu unternehmen, um die gegenwärtig bestehenden unnormalen Beziehungen zwischen den hundertfünfundzwanzig Millionen Einwohnern der Vereinigten Staaten und den hundertsechzig Millionen Einwohnern Rußlands zu beenden. Es ist höchst bedauerlich, daß diese großen Völker, zwischen denen mehr als ein Jahrhundert lang zu ihrem beiderseitigen Vorteil eine glückliche Tradition der Freundschaft bestand, jetzt keine praktische Möglichkeit besitzen, in direkte Verbindung miteinander zu treten. Die Schwierigkeiten, die diese anormale Situation geschaffen haben, sind ernst, aber meiner Meinung nach nicht unlösbar, und Schwierigkeiten zwischen großen Nationen können nur durch offene, freundschaftliche Gespräche beseitigt werden. Sollten Sie der gleichen Ansicht sein, so würde ich sehr gern jegliche Vertreter Ihrer Regierung empfangen, die Sie ernennen wollen, um mit mir persönlich alle zwischen unseren Ländern offenstehenden Fragen zu erörtern. Die Teilnahme an einer solchen Diskussion würde natürlich keine der beiden Nationen in ihren zukünftigen Entscheidungen festlegen, sondern ihr ernsthaftes Bestreben bekunden, zu einer befriedigenden Lösung der betreffenden Probleme zu gelangen. Ich hege die Hoffnung, daß solche Gespräche für die Menschen unserer beiden Länder Gutes zeitigen mögen. Ich verbleibe, sehr geehrter Herr Präsident, in aufrichtiger Hochachtung Ihr FRANKLIN D. ROOSEVELT Aus: Eberhard Brüning (Hrsg.), Anspruch und Wirklichkeit, Zweihundert Jahre Kampf um Demokratie in den USA, Dokumente und Aussagen, Berlin, 1976, 333 ff.
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108. Die Neue Ordnung im Fernen Osten, Diplomatische Note an Japan, 31. Dezember 1938 New Order in the Far East, United States Note to Japan, regarding Violations of American Rights in China Durch die Invasion Japans in China im Juli 1937 wurde die amerikanische Interessenssphäre in Ostasien verletzt und die Doktrin der "Offenen Tür", oftmals als subtile Spielart des Imperialismus amerikanischer Natur gesehen, ernstlich gefährdet. Da diese Mißachtung auch eine vertragliche Verletzung des "Neunmächteabkommens" darstellte, welches im Anschluß an das Viermächteabkommen (vgl. Dok. 103) abgeschlossen und in welchem Chinas territorialer Bestand und die Politik der "Offenen Tür" gesichert worden war, sandten die Vereinigten Staaten am 6. Oktober 1938 eine scharfe Note an Japan. Auf diese wiederum antwortete Japan, daß sich im Fernen Osten eine neue Situation ergeben hätte, wonach die Politik der "Offenen Tür" nicht mehr anwendbar sei. Das im folgenden wiedergegebene Dokument ist die Antwort der Vereinigten Staaten auf die japanische Note vom 18. Oktober. Als Tokio schließlich im Dezember 1938 sein "Programm zur Neuordnung der Prosperität Ostasiens" verkündete, war man in Washington nun doch verunsichert und reagierte unmittelbar mit einer ausführlichen Protestnote. Und im Juni 1939 bestärkten die Amerikaner ihre Position, indem sie durch Außenminister Cordell Hull den seit 1911 bestehenden Handelsvertrag mit Japan kündigten, womit der sich bereits abzeichnende militärische Konflikt seine drohenden Schatten vorauswarf. * * * Die Regierung der Vereinigten Staaten hat die Antwort der japanischen Regierung vom 18. November auf die Note dieser Regierung vom 6. Oktober über die amerikanischen Rechte und Interessen in China erhalten und hat dieser Antwort ausführliche Überlegungen angedeihen lassen. Im Lichte der Tatsachen und der Erfahrung sieht sich die Regierung der Vereinigten Staaten veranlaßt, seine schon vorher geäußerte Meinung zu bekräftigen, daß die Auferlegung von Restriktionen über die Bewegungsfreiheit und die Aktivitäten von amerikanischen Staatsbürgern, die in philanthropischen, erzieherischen und kommerziellen Unternehmungen in China engagiert sind, japanische Interessen in eine bevorzugte Position gebracht hat und, falls dies fortgesetzt wird, zunehmend noch weiterbegünstigen wird. Dies ist daher unzweifelhaft diskriminierend in seiner Auswirkung gegenüber den legitimen amerikani-
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schen Interessen. Weiters bedeuten die Pläne und Praktiken der japanischen Behörden bezüglich solcher Angelegenheiten, wie Devisenbewirtschaftung, zwangsweisen Geldumlauf, Zollüberwachung und Unterstützung von Monopolen in gewissen Gebieten Chinas eine Anmaßung auf seiten jener Autoritäten, dadurch daß die japanische Regierung oder die Regime, die in China durch die japanischen Streitkräfte eingerichtet und unterhalten werden, berechtigt sind, in China in solch einem Umfang zu handeln wie es aus den Rechten der Souveränität entspringt, und weiters bedeutet dies, daß durch ein derartiges Handeln die etablierten Rechte und Interessen anderer Länder einschließlich der Vereinigten Staaten mißachtet und sogar als nichtexistent oder als ungültig erklärt werden. Die Regierung der Vereinigten Staaten bringt ihre Überzeugung zum Ausdruck, daß die Restriktionen und die erwähnten Maßnahmen nicht nur ungerecht und ungerechtfertigt sind, sondern auch im Widerspruch stehen zu den Vorschriften verschiedener bindender internationaler Übereinkommen, welche freiwillig abgeschlossen worden sind und hinsichtlich derer sowohl Japan als auch die Vereinigten Staaten und in einigen anderen Fällen auch andere Länder Vertragsparteien sind. In der Schlußklausel der angesprochenen Note bringt die japanische Regierung zum Ausdruck, daß sie fest überzeugt ist, daß "angesichts der neuen Situation, welche sich in Ostasien rasch entwickelt, jeder Versuch, auf die Bedingungen von heute und morgen unanwendbare Ideen und Prinzipien der Vergangenheit anzuwenden, weder zur Errichtung eines wahren Friedens in Ostasien beitragen würde noch die unmittelbaren Fragen lösen würde", und daß "solange als diese Punkte so verstanden werden, Japan nicht die geringste Neigung hat, sich der Teilnahme der Vereinigten Staaten und anderer Mächte an der großen Arbeit des Wiederaufbaues von Ostasien hinsichtlich aller Zweige der Industrie und des Handels zu widersetzen." In ihrer Note vom 6. Oktober hat die Regierung der Vereinigten Staaten verlangt, daß im Hinblick auf die oftmals und wiederholt angebotenen Versicherungen durch die Regierung Japans bezüglich ihrer Absicht, das Prinzip der Chancengleichheit in ihren Beziehungen mit China zu beachten und im Hinblick auf die vertraglichen Obligationen Japans, dies zu tun, die Regierung von Japan diese Verpflichtungen beachte und diese Zusicherungen auch in der Praxis zur Anwendung bringe. In ihrer Antwort scheint die japanische Regierung zu bekräftigen, daß es ihre Absicht ist, die Beachtung jenes Prinzips vom Einverständnis der amerikanischen Regierung und von anderen Regierungen bezüglich einer "neuen Situation" und einer "neuen Ordnung" im Fernen Osten, so wie sie von den japanischen Autoritäten gesehen und gefördert werden, abhängig zu machen.
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Verträge, welche sich auf die Situation im Fernen Osten beziehen, enthalten Regelungen hinsichtlich einer Vielzahl von Gegenständen … Es kann gesagt werden, daß die verschiedenen vereinbarten Regelungen im Interesse aller in ihrer Gesamtheit ein Arrangement für den Schutz der miteinander in Beziehung stehenden Prinzipien der nationalen Integrität auf der einen Seite und der Gleichheit wirtschaftlicher Möglichkeiten auf der anderen Seite dargestellt haben. Die Erfahrung hat gezeigt, daß eine Beeinträchtigung des ersteren dieser Prinzipien beinahe unweigerlich auch eine Mißachtung des letzteren zur Folge hat. Wann immer irgendeine Regierung politische Autorität in Gebieten außerhalb der Grenzen ihrer eigenen rechtmäßigen Jurisdiktion auszuüben beginnt, entwickelt sich unvermeidlich eine Situation, in welcher die Angehörigen dieses Staates bevorzugte Behandlung verlangen und durch die Hände ihrer Regierung auch zugesagt bekommen, worauf die Chancengleichheit zu bestehen aufhört und diskriminatorische Praktiken, welche Reibereien hervorbringen, überhand nehmen. Die Ermahnung, daß die Bürger der Vereinigten Staaten sich nicht-diskriminatorischer Behandlung in China – ein generelles und wohletabliertes Recht – in Hinkunft nur dann erfreuen dürfen, wenn die Regierung der Vereinigten Staaten die Gültigkeit des Konzepts der japanischen Behörden von einer "neuen Situation" und einer "neuen Ordnung" in Ostasien anerkennt, ist nach Meinung dieser Regierung in hohem Maße paradox. Die Befolgung und die Verteidigung dieses Prinzips der Chancengleichheit durch dieses Land entspringen nicht nur allein dem Wunsch, wirtschaftliche Vorteile zu erlangen, die natürlicherweise von der Ausführung dieses Prinzips resultieren. Sie entspringen der festen Überzeugung, daß die Beachtung jenes Prinzips zu wirtschaftlicher und politischer Stabilität führt, die sowohl dem inneren Wohlergehen von Nationen als auch wechselseitig vorteilhaften und friedlichen Beziehungen zwischen und unter den Staaten untereinander dienlich sind; sie entspringen weiters der festen Überzeugung, daß ein Mißerfolg bei der Beachtung dieses Prinzips internationale Reibereien und böses Blut verursacht, mit Folgen, welche für alle Länder schädlich sind, einschließlich besonders jener Länder, welche es verabsäumen, dieses Prinzip zu beachten; weiters entspringen sie von einer gleich festen Überzeugung, daß die Beachtung jenes Prinzips die Eröffnung von Handelsbeziehungen fördert und dadurch auch Märkte, Rohstoffe und Fertigprodukte der Gemeinschaft der Nationen auf einer wechselseitig und reziprok vorteilhaften Basis zugänglich macht. Das Prinzip der wirtschaftlichen Chancengleichheit ist ferner auch ein Prinzip, welchem die japanische Regierung über einen langen Zeitraum hindurch und bei vielen Gelegenheiten eine definitive Zustimmung gegeben hat. Es ist
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eines, auf dessen Beachtung die japanische Regierung sich in verschiedenen internationalen Abmachungen und Übereinkünften festgelegt hat. Es ist ein Prinzip, auf dessen Beachtung durch andere Nationen die japanische Regierung aufgrund ihrer eigenen Zustimmung und aufgrund ihrer eigenen Initiative häufig bestanden hat. Es ist ein Prinzip, auf das sich die japanische Regierung wiederholt auch während der letzten Monate verpflichtet erklärt hat. Das Volk und die Regierung der Vereinigten Staaten könnten auf Veranlassung und für spezielle Zwecke irgendeines dritten Landes nicht der Errichtung eines Regimes zustimmen, welches sie willkürlich der lang etablierten Rechte der Chancengleichheit und der fairen Behandlung, welche rechtmäßig und gerecht ihnen gemeinsam mit anderen Nationen zustehen, berauben würde. Fundamentale Prinzipien, wie das Prinzip der Chancengleichheit, welche schon über lange Zeit als von Natur aus weise und gerecht angesehen worden sind, welche in großem Maße angenommen und beachtet worden sind, und welche generell angewendet werden, sind nicht Gegenstand einer Nichtigerklärung durch einseitige Erklärung. Im Hinblick auf die Implikation in der Note der japanischen Regierung, daß die "Bedingungen von heute und morgen" im Fernen Osten für eine Revision der Ideen und Prinzipien der Vergangenheit sprechen, wünscht diese Regierung der japanischen Regierung ihre Position zum Thema der Revision von Verträgen in Erinnerung zu rufen. Diese Regierung hatte Gelegenheit, im Zuge einer Note, welche der japanischen Regierung am 29. April 1934 übermittelt worden ist, ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen, daß "Verträge rechtmäßig modifiziert oder beendet werden können, aber nur aufgrund von vorgeschriebenen oder anerkannten Verfahren oder aufgrund von Verfahren, denen die Vertragsparteien zugestimmt haben." In derselben Note hat diese Regierung auch gesagt: "Nach Ansicht des amerikanischen Volkes und der amerikanischen Regierung kann keine Nation ohne Zustimmung der anderen betroffenen Nationen rechtmäßig danach streben, ihren Willen in Situationen schlüssig zum Ausdruck zu bringen, wo die Rechte und Pflichten und die legitimen Interessen anderer souveränder Staaten involviert sind". … Während der letzten Jahrzehnte haben verschiedene Mächte, unter welchen sich auch Japan und die Vereinigten Staaten befanden, zu verschiedenen Zeiten Gelegenheit gehabt, bezüglich Situationen und Problemen im Fernen Osten miteinander zu kommunizieren und zu konferieren. In der Durchführung der Kor-
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respondenz und von Konferenzen, welche sich auf diese Angelegenheiten bezogen, haben die involvierten Parteien ständig vergangene und gegenwärtige Tatsachen in Betracht gezogen, und sie haben auch nicht verabsäumt, die Möglichkeit und die Erwünschtheit von Veränderungen in der Situation wahrzunehmen. Bei der Erstellung von Verträgen haben sie Vorkehrungen aufgenommen und zugestimmt, welche darauf gerichtet waren, vorteilhafte Entwicklungen zu ermöglichen und zugleich das Entstehen von Friktionen zwischen und unter den verschiedenen Mächten, welche in dieser Region oder in den jeweils bezogenen Regionen Interesse haben, und welche betroffen waren oder betroffen sein würden, zu verhindern oder abzuwenden. Im Lichte dieser Tatsachen und unter Bezugnahme speziell auf den Zweck und den Charakter der Vertragsregelungen, welche von Zeit zu Zeit für die aufgezeigten eindeutigen Zwecke feierlich bekräftigt worden sind, beklagt die Regierung der Vereinigten Staaten den Umstand, daß eine der Parteien dieser Verträge beschlossen hat – wie dies sowohl durch Maßnahmen ihrer Vertreter wie auch durch offizielle Stellungnahmen ihrer Behörden zum Ausdruck gebracht worden ist –, einen Weg einzuschlagen in Richtung auf eine willkürliche Schaffung einer "neuen Ordnung" im Fernen Osten durch jene Macht, durch Methoden ihrer eigenen Wahl, ungeachtet von Vertragszusagen und wohlerworbenen Rechten anderer betroffener Mächte. Unabhängig von den Veränderungen, die in der Situation des Fernen Ostens stattgefunden haben und unabhängig von der Situation jetzt sind diese Angelegenheiten für die amerikanische Regierung von keinem geringeren Interesse und Anliegen als es die Situationen waren, die dort in der Vergangenheit geherrscht haben, und solche Veränderungen wie sie fortan dort Platz greifen werden, Veränderungen, welche zur Herbeiführung einer "neuen Situation" und einer "neuen Ordnung" führen mögen, sind und werden dieser Regierung gleich angelegen sein. Diese Regierung ist sich sehr wohl bewußt, daß die Situation sich verändert hat. Diese Regierung ist sich auch wohl bewußt, daß viele der Veränderungen durch Maßnahmen Japans verursacht worden sind. Diese Regierung wird es allerdings nicht zulassen, daß die Notwendigkeit oder die Berechtigung für irgendeine Macht besteht, von sich aus vorzuschreiben, welche die Verhältnisse und Bedingungen einer "neuen Ordnung" in Gebieten sein sollen, welche nicht deren Souveränität unterstellt sind und wobei sich diese selbst als Hüter der Autorität und als Herr des Schicksals in bezug auf dieses Gebiet aufspielt. … Die Vereinigten Staaten haben in ihren internationalen Beziehungen Rechte und Pflichten, welche sich vom Völkerrecht herleiten, und Rechte und Pflichten, welche auf vertraglichen Bestimmungen beruhen. Von jenen, welche auf vertraglichen Regelungen beruhen, gründen ihre Rechte und Pflichten in und mit Bezug
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auf China zum Teil auf Regelungen zwischen den Vereinigen Staaten und China und zu einem anderen Teil auf Regelungen in Verträgen zwischen den Vereinigten Staaten und mehreren anderen Mächten einschließlich sowohl China als auch Japan. Diese Verträge wurden im guten Glauben zum Zweck des Schutzes und der Förderung der Interessen nicht nur von einem, sondern von allen Unterzeichnerstaaten abgeschlossen. Das Volk und die Regierung der Vereinigten Staaten können der Aberkennung irgendwelcher Rechte oder Pflichten dieses Landes durch die willkürliche Handlung von Vertretern oder Hoheitsträgern irgendeines anderen Landes nicht zustimmen. Die Regierung der Vereinigten Staaten war allerdings immer bereit und ist auch jetzt bereit, jeden Vorschlägen, die auf Gerechtigkeit und Vernunft beruhen und welche die Lösung von Problemen in einer die Rechte und Pflichten von allen direkt betroffenen Parteien entsprechend berücksichtigenden Art durch Prozesse freier Verhandlung und einer neuen Verpflichtung durch und zwischen allen betroffenen Parteien vor Augen haben, gebührende und weitreichende Beachtung angedeihen zu lassen. Es hat die Möglichkeit bestanden und es besteht auch weiterhin die Möglichkeit für die japanische Regierung, solche Vorschläge zu äußern. Diese Regierung war willens und ist auch weiterhin willens, solche Vorschläge, wenn und wann immer sie geäußert werden, mit Vertretern der anderen Mächte, einschließlich Japan und China, deren Rechte und Interessen involviert sind, zu jeder beliebigen Zeit und an jedem beliebigen Ort, auf den man sich geeinigt hat, zu diskutieren. In der Zwischenzeit behält sich diese Regierung alle Rechte der Vereinigten Staaten wie sie zur Zeit bestehen vor und erteilt keine Zustimmung zu irgendeiner Beeinträchtigung irgendeines jener Rechte. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 522), 411 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
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109. Franklin Delano Roosevelts Panamerika-Tag Ansprache, 14. April 1939 Hands off the Western Hemisphere Roosevelt's Pan-American Day Address Franklin D. Roosevelt und sein Außenminister Cordell Hull waren nie wirklich Anhänger der "Big Stick" Policy gewesen, sondern führten vielmehr das von Präsident Herbert Hoover in Angriff genommene Konzept der "Good Neighbor Policy" fort. Mit dem Aufstieg faschistischer Diktaturen in Europa und Asien Mitte der 30-er Jahre bekamen die Beziehungen zu den lateinamerikanischen Nachbarstaaten einen neuen Stellenwert. Während die amerikanischen Truppen Haiti als letztes lateinamerikanisches Land verließen, akzeptierte Außenminister Hull ein Verbot der Intervention in Angelegenheiten fremder Staaten in der westlichen Hemisphäre. – In einem neuen Vertrag mit Panama 1936 wurde das Interventionsrecht auf die Abwehr von Kriegsgefahren beschränkt. Trotz dieser Absicht, militärisch nicht zu einzuschreiten, behielten die USA einen politisch nicht zu unterschätzenden, starken wirtschaftlichen Einfluß auf Lateinamerika. Als die politischen Verhältnisse in Europa immer bedrohlicher wurden, kamen die lateinamerikanischen Länder überein, daß jedes von ihnen ein außerordentliches Treffen der Außenminister einberufen könnte, wenn eine Bedrohung für die westliche Hemispähre akut werden sollte. Im September 1939 hat Präsident Roosevelt schließlich eine solche Konferenz in Panama einberufen, bei der er nachstehende Rede hielt. * * * Die amerikanische Familie der Nationen erweist heute der ältesten und erfolgreichsten Vereinigung von souveränen Regierungen, welche in der Welt existiert, ihre Ehre. … Seit einem halben Jahrhundert haben die Republiken der westlichen Welt zusammengearbeitet, um ihre gemeinsame Zivilisation unter einem System des Friedens zu fördern. Dieses Unternehmen, das so hoffnungsvoll vor 50 Jahren begonnen hatte, hat sich als erfolgreich erwiesen; die amerikanische Familie ist heute eine große zusammenarbeitende Gruppe, welche einer unruhigen Welt mit Gelassenheit und Ruhe ins Gesicht blickt. … Was war es, was uns vor den tragischen Verstrickungen bewahrt hat, die heute die alte Welt zu einem neuen Kampfplatz von alten Auseinandersetzungen machen? Die Antwort ist leicht gefunden. Ein neues und mächtiges Ideal – das
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der Gemeinschaft der Nationen – tauchte zur selben Zeit auf, als die Amerikaner frei und unabhängig geworden sind. Es wurde über Jahrzehnte durch Staatsmänner, Denker und einfache Leute gehegt und gepflegt. Allmählich hat es die Pan-Amerikanische Gruppe von Regierungen zusammengeführt; heute hat es das Denken der Völker verschmolzen und die Wünsche der verantwortlichen Repräsentanten nach einem gemeinsamen Ziel zusammengeführt. Das Resultat dieses Denkens war darauf gerichtet, eine typisch amerikanische Institution zu gestalten. Es ist dies die Pan-Amerikanische Gruppe, welche in einer offenen Konferenz, durch offene Zustimmung arbeitet. Wir halten unsere Konferenzen nicht ab als ein Resultat von Kriegen sondern als das Resultat unseres Strebens nach Frieden. Anderswo in der Welt ist es notwendig, damit Konferenzen wie unsere, welche alle 5 Jahre zusammentreten, abgehalten werden, einen größeren Krieg zu führen bis Erschöpfung oder Niederlage schließlich die Regierungen zusammenbringt, um ihre zertrümmerten Strukturen wieder aufzurichten. Anläßlich einer Grußbotschaft an eine Konferenz in Buenos Aires im Jahr 1936 habe ich folgendes gesagt: "Der Wahnsinn eines großen Krieges in einem anderen Teil der Welt würde auch uns betreffen und unser Wohl auf 100 verschiedene Arten bedrohen, und der ökonomische Zusammenbruch irgendeiner Nation oder irgendwelcher Nationen würde notwendigerweise auch unseren eigenen Wohlstand beeinträchtigen. Können wir, die Republiken der Welt, der Alten Welt helfen, die Katastrophe abzuwenden, welche droht? Ja, ich bin zuversichtlich, daß wir dies können." Ich habe immer noch jene Zuversicht. Es gibt keine Unabwendbarkeit, welche die Alte Welt in Richtung auf eine Katastrophe zwingt. Die Menschen sind nicht Gefangene des Schicksals, sondern nur Gefangene ihres eigenen Willens. Sie tragen in sich selbst die Kraft jederzeit frei zu werden. … Keine Nation dieser Hemisphäre hat irgendeinen Wunsch zur Aggression oder irgendeinen Wunsch, eine Vorherrschaft oder eine Situation der Beherrschung zu etablieren. Ebenso versucht auch keine amerikanische Nation, weil wir selbst unabhängig sind und weil wir das wissen, irgendeinem Nachbar den Zugang zu den ökonomischen und sonstigen Ressourcen, welche er haben muß, um im Wohlstand zu leben, zu verweigern. In diesen Verhältnissen erscheinen uns Eroberungsträume gleichermaßen lächerlich wie auch kriminell. Zusicherungen, welche darauf abzielen, Aggression zu verhindern, begleitet von offenen Türen des Handels und Verkehrs, und wel-
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che auch zusammengeknüpft sind durch den gemeinsamen Willen, friedlich zu kooperieren, lassen einen Krieg zwischen uns so veraltert und sinnlos erscheinen wie die Waffen der Steinzeit. Wir können stolz damit prahlen, daß wir begonnen haben, in den pan-amerikanischen Beziehungen zu bemerken, was Zivilisation im Verkehr zwischen Ländern wirklich bedeutet. Wenn jener Prozeß hier erfolgreich sein kann, ist es dann zu viel, zu hoffen, daß ein ähnlicher intellektueller und spiritueller Prozeß auch anderswo Erfolg haben wird? Müssen wir wirklich annehmen, daß Nationen keine besseren Methoden finden können, ihr Schicksal zu meistern, als jene, welche von den Hunnen und Vandalen vor fünfzehnhundert Jahren verwendet worden sind? Der amerikanische Friede, den wir heute feiern, trägt kein Zeichen der Schwäche an sich. Wir sind vorbereitet, ihn beizubehalten und ihn zu verteidigen mit dem größten Ausmaß unserer Stärke, auch in einem Kräftemessen, wenn irgendein Versuch unternommen werden sollte, unsere Einrichtungen zu untergraben oder die Unabhängigkeit irgendeines unserer Gruppe zu beeinträchtigen. Sollte die Methode des Angriffs wirtschaftlicher Druck sein, dann verspreche ich, daß mein eigenes Land auch wirtschaftliche Unterstützung gewähren wird, so daß keine amerikanische Nation irgendeinen Teil ihrer souveränen Freiheit aufzugeben braucht, um ihren wirtschaftlichen Wohlstand beizubehalten. Dies ist der Geist und die Zielsetzung der Deklaration von Lima: Die Solidarität des Kontinents. Die amerikanische Familie der Nationen kann auch rechtmäßig den Anspruch erheben, jetzt zum Rest der Welt zu sprechen. Wir haben ein Interesse, welches weiter ist als das der bloßen Verteidigung unseres vom Meer umschlossenen Kontinents. Wir wissen nun, daß die Entwicklung der nächsten Generation die Ozeane, welche uns von der alten Welt trennen, so zusammenziehen wird, daß unsere Gewohnheiten und unsere Handlungen notwendigerweise mit ihren verwickelt sein werden. Es steht außer Zweifel, daß innerhalb weniger Jahre Luftflotten den Ozean so leicht überqueren werden können wie sie heute die europäischen Binnenseen überqueren. Das Wirtschaftsgeschehen der Welt entwickelt sich zunehmend in Richtung auf Einheit; wenn irgendwo in der Zukunft eine Störung des Wirtschaftslebens auftritt, dann hat dies unweigerlich die Störung des Wirtschaftslebens überall sonst zur Folge. Die frühere Generation pan-amerikanischer Angelegenheiten war mit der Herausbildung der Prinzipien und der Mechanismen beschäftigt, mittels welcher diese Hemisphäre zusammenarbeiten würde. Aber die nächste Generation wird
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mit den Methoden beschäftigt sein, mittels welcher die Neue Welt mit der Alten Welt zusammenleben kann. Die Frage ist wirklich, ob unsere Zivilisation in den tragischen Strudel eines nicht endenden Militarismus hineingezogen werden wird, welcher von periodischen Kriegen unterbrochen wird oder ob wir fähig sein werden, das Ideal des Friedens, der Individualität und der Zivilisation als Struktur unseres Lebens beizubehalten. Wir haben das Recht auszusprechen, daß es eine Organisation der Weltangelegenheiten geben soll, welche uns keine Wahl läßt, außer unsere Länder in Kasernen zu verwandeln, es sei denn, wir müßten die Vasallen irgendeines siegreichen Reiches sein. Die wahrhaftigste Verteidigung des Friedens unserer Hemisphäre muß immer in der Hoffnung gelegen sein, daß unsere Schwesternationen jenseits der Meere die Fesseln der Ideen brechen werden, welche sie zu immerwährendem Kriegführen zwingen. Durch unser Beispiel können wir ihnen zumindest die Möglichkeit zeigen. Auch wir haben einen Anteil an den Weltangelegenheiten. Unser Friedenswille kann so mächtig sein wie unser Wille für wechselseitige Verteidigung; er kann größere Loyalität, Hingabe und Disziplin gebieten als sonstwo für vorübergehende Eroberung oder ähnlich flüchtigen Ruhm aufgebracht wird. Unser Friedenswille wird seine Stimme erheben, wenn es darum geht, die Ordnung der Weltangelegenheiten zu bestimmen. Dies ist die lebendige Botschaft, welche die Neue Welt der Alten Welt übermitteln kann. Sie kann eine helle Öffnung über dunklen Wassern sein. Sie zeigt den Weg des Friedens. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 523), 414 f.; dt.: Eigene Übersetzung.
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110. Albert Einsteins Brief an Präsident Roosevelt, 2. August 1939 A. Einstein's letter to President Roosevelt Vorwiegend Wissenschaftler der Columbia Universität, New York, versuchten im März 1939, das Augenmerk der Regierung auf die friedliche, aber vor allem kriegerische Nutzung der Kernenergie zu lenken und ihre Unterstützung zu gewinnen, waren mit diesem Unterfangen aber vorerst nicht erfolgreich. Von Kollegen dazu bewegt, und aus Furcht davor, die deutschen Wissenschaftler könnten vor ihren amerikanischen Kollegen eine solche Bombe bauen, schrieb Albert Einstein 1939 einen Brief an F.D. Roosevelt, in dem er ein amerikanisches Atomprojekt nahelegte, der so gleichzeitig den Beginn des Manhattan Projektes bedeutete. Ein erster Forschungsvertrag wurde im November 1940 abgeschlossen, und im November 1941 waren sechzehn verschiedene Projekte mit geschätzten Gesamtkosten von $ 300 000 genehmigt worden. Die Entwicklung der Bombe, die Grundlagenforschung und ihr endgültiger Zusammenbau wurden in eigens zu diesem Zweck errichteten Laboratorien in Los Alamos in New Mexico unter den Auspizien der Universität von Californien und der Leitung von Robert J. Oppenheimer als Direktor durchgeführt. Obwohl Albert Einstein nicht an den Arbeiten in Los Alamos teilgenommen hatte, wurde sein Name immer mit dem Beginn des Atomzeitalters verbunden. Daß seine pazifistischen Bemühungen kaum von Erfolg gekrönt waren, kommentierte er folgendermaßen: "Politik steht für den Augenblick, eine Gleichung für die Ewigkeit!" * * * Mein Herr, Eine neue Arbeit von E. Fermi und L. Szilard, die mir im Manuskript zugeschickt wurde, erweckt in mir die Hoffnung, daß der Grundstoff Uran in unmittelbarer Zukunft in eine neue, bedeutsame Energiequelle umgesetzt werden könnte. Bestimmte Gesichtspunkte der entstandenen Lage scheinen mir die Wachsamkeit und nötigenfalls rasches Handeln der Regierung zu erfordern. Deshalb halte ich es für meine Pflicht, Ihre Aufmerksamkeit auf folgende Tatsachen und Empfehlungen zu lenken. Im Laufe der letzten vier Monate hat die Arbeit Joliots in Frankreich wie auch Fermis und Szilards in Amerika es wahrscheinlich möglich gemacht, eine
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nukleare Kettenreaktion in einer großen Menge Uran hervorzurufen, die gewaltige Energien und große Mengen neuer radiumähnlicher Elemente erzeugen würde. Es scheint nun beinahe gewiß, daß dies in naher Zukunft erreicht werden kann. Dieses neue Phänomen kann auch zum Bau von Bomben führen, und es ist denkbar, wenn auch durchaus nicht sicher, daß äußerst wirksame Bomben eines neuen Typs gebaut werden können. Eine einzige Bombe dieses Typs, die zu Schiff in einen Hafen befördert und dort zur Explosion gebracht würde, könnte gut den ganzen Hafen sowie einen Teil der benachbarten Gebiete vernichten. Indessen könnten sich solche Bomben für den Lufttransport als zu schwer erweisen. Die Vereinigten Staaten besitzen nur mäßige Mengen sehr wenig ergiebiger Uranerze. Ziemlich viel gutes Erz gibt es in Kanada und in der früheren Tschechoslowakei, doch liegen die wichtigsten Uranvorkommen in Belgisch-Kongo. Bei dieser Lage werden Sie es vielleicht für wünschenswert halten, eine ständige Verbindung zwischen der Regierung und der Gruppe von Physikern aufrechtzuerhalten, die in Amerika an Kettenreaktionen arbeitet. Sie hätten die Möglichkeit dies zu erreichen, wenn Sie diese Aufgabe jemandem übertragen würden, der Ihr Vertrauen hat und der dieser Aufgabe vielleicht in nichtamtlicher Eigenschaft dienen könnte. Seine Aufgabe hätte folgende Punkte zu umfassen: a) Er müßte an die Ministerien herantreten, sie über die weitere Entwicklung auf dem laufenden halten und Empfehlungen für die Regierungsmaßnahmen ausarbeiten, wobei er seine besondere Aufmerksamkeit auf das Problem zu richten hätte, wie eine Versorgung der Vereinigten Staaten mit Uranerz sichergestellt werden kann. b) Er müßte die Versuchsarbeiten beschleunigen, die gegenwärtig im Rahmen der zur Verfügung gestellten Haushaltsmittel von Universitätslaboratorien durchgeführt werden, und zwar dadurch, daß er erforderlichenfalls durch seine Beziehungen zu Privatpersonen, die willens sind, zu dieser Sache beizutragen, Kapital beschafft, und vielleicht auch dadurch, daß er Laboratorien zur Mitarbeit gewinnt, die hierfür die nötige Ausrüstung haben. Wie ich höre, hat Deutschland jetzt den Verkauf von Uran aus den von ihm übernommenen tschechoslowakischen Minen eingestellt. Daß es diesen Schritt so früh unternommen hat, erklärt sich vielleicht daraus, daß der Sohn des deutschen Unterstaatssekretärs v. Weizsäcker dem Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin
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angehört, wo einige der amerikanischen Versuche mit Uran zur Zeit gerade wiederholt werden. Ihr sehr ergebener A. Einstein Aus: Thilo Koch, Nordamerika. Die Weltmächte im 20. Jahrhundert. Texte-BilderDokumente, München, 1972, 141.
111. Franklin Delano Roosevelts Vier-Freiheiten-Rede, 6. Januar 1941 Franklin Delano Roosevelt's "Four Freedoms" Speech Als die Präsidentschaftswahlen im Herbst 1940 vor der Tür standen, wollte Präsident Roosevelt sich ein drittes Mal in dieses Amt wählen lassen (vgl. Dok. 50) und mißachtete damit den politischen Grundsatz George Washingtons, nur für eine zweite Wiederwahl zur Verfügung zu stehen. Diese Frage wurde schließlich durch den XXII. Verfassungszusatz 1951 auch staatsrechtlich juristisch geregelt (vgl. Dok. 42). In Ermangelung eines anderen, vertretbaren Kandidaten wurde er auf der Delegiertenversammlung der Demokraten in Chikago auch tatsächlich im ersten Wahlgang nominiert. Auf einer Wahlversammlung in Boston verkündete Roosevelt noch, daß die Söhne der Nation in keinen Krieg in die Fremde geschickt würden, und gewann daraufhin auch die Präsidentschaftswahlen mit 54,8 % der Wählerstimmen, was allerdings gegenüber dem Wahlgang 1936 einen merklichen Stimmenrückgang bedeutete. Das Wahlmännerkollegium dominierte er jedoch eindrucksvoll mit 449 zu 82 Stimmen. Nachdem die Alliierten, besonders Großbritannien, Zahlungsschwierigkeiten für Waffen und wichtige Güter hatten, verkündete Franklin D. Roosevelt in seiner Jahresbotschaft vor dem Congress am 6. Januar 1941 seine Absicht, Kriegsmaterial zu verleihen und nicht wie bisher zu verkaufen, was einen weiteren Schritt Amerikas in Richtung Krieg bedeutete. Weiters sprach er in dieser Rede von den berühmten Vier Freiheiten, die auf den Punkt gebracht noch heute das bedeuten, wofür Amerika bereit ist, in den Krieg zu ziehen. Inhaltlich knüpften sie an die 14 Punkte Wilsons an (vgl. Dok. 102), gehen aber insofern über sie hinaus, als sie auch Individualrechte für die An-
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gehörigen aller Völker fordern und die wirtschaftlichen Voraussetzungen für die Rechte internationaler Verantwortung der Staatengemeinschaft anheimstellen. * * * Ich spreche zu Ihnen, meine Herren Mitglieder des siebenundsiebzigsten Kongresses, in einem Augenblick, der in der Geschichte der Union beispiellos ist. Ich sage "beispiellos", weil noch nie die Sicherheit Amerikas von außen her so ernsthaft bedroht war wie jetzt. Unsere Politik läuft auf folgendes hinaus: Erstens haben wir uns, dem deutlichen Willen des Volkes gehorchend und ohne alle parteipolitischen Rücksichten, verpflichtet, eine allumfassende Landesverteidigung aufzubauen. Zweitens haben wir uns, dem deutlichen Willen des Volkes gehorchend und ohne alle parteipolitischen Rücksichten, verpflichtet, die Völker überall in der Welt, die den Angreifern entschlossenen Widerstand leisten und dadurch den Krieg von unserer Hemisphäre fernhalten, in vollem Ausmaße zu unterstützen. Durch diese Unterstützung betonen wir unsere Entschlossenheit, der Sache der Demokratie zum Siege zu verhelfen, und gleichzeitig stärken wir die Abwehrbereitschaft und Sicherheit unseres eigenen Landes. Drittens haben wir uns, dem deutlichen Willen des Volkes gehorchend und ohne alle parteipolitischen Rücksichten, auf die Linie verpflichtet, daß unsere Moralprinzipien und die Sorge um unsere eigene Sicherheit uns niemals gestatten werden, einem Frieden zuzustimmen, den die Angreifer diktieren und die Versöhnungspolitiker vermitteln. Wir wissen, daß ein dauernder Friede nicht um den Preis der Freiheit anderer Völker erkauft werden kann. Bei den letzten Wahlen hat sich in der Haltung der beiden großen Parteien zu dieser Politik kein wesentlicher Unterschied ergeben. Diese Frage war in der gesamten Wahlkampagne nicht umstritten. Heute ist es bereits ganz klar, daß man im ganzen Lande die unmittelbar drohenden Gefahren erkennt und schnelles und gründliches Handeln fordert und unterstützt. Deshalb muß sofort unsere Rüstungsproduktion rasch und kräftig gesteigert werden. Ein ganzes Land von der Friedensproduktion auf eine Kriegsproduktion umzustellen, ist keine leichte Sache. Und die größten Schwierigkeiten hat man
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gleich am Anfang zu bewältigen. Da müssen zuerst neue Werkzeuge, neue Fabrikanlagen, neue Montagewerkstätten und Stapel konstruiert werden, bevor das Material selbst in einem steten und schnellen Strom zu fließen beginnt. Der Kongreß soll natürlich ständig über die Fortschritte unseres Programmes unterrichtet sein. Aber es gibt, wie der Kongreß selbst ohne weiteres einsehen wird, gewisse Informationen, die im Interesse unserer eigenen Sicherheit und der Sicherheit der von uns unterstützten Länder unbedingt vertraulich behandelt werden müssen. Neue Umstände schaffen unaufhörlich neue Bedürfnisse für unsere Sicherheit. Ich werde von diesem Kongreß wesentlich erhöhte Geldbewilligungen und neue Vollmachten verlangen, damit wir fortsetzen können, wie wir begonnen haben. Ich verlange auch vom Kongreß Vollmacht und ausreichende Geldmittel für eine gesteigerte Produktion von Kriegsmaterial aller Art, das an die Länder, die sich mit den Angreifern im Kriege befinden, geliefert werden soll. Für den Augenblick nützen wir ihnen am meisten, wenn wir für sie und auch für uns als Waffenarsenal dienen. Truppen brauchen sie nicht. Aber sie brauchen Verteidigungswaffen im Werte von Milliarden Dollar. Bald kommt der Augenblick, da sie nicht mehr imstande sein werden, mit barem Gelde zu bezahlen. Wir können und werden ihnen wohl nicht sagen, daß sie kapitulieren müssen, nur weil sie im Augenblick nicht die Waffen bezahlen können, die sie, wie wir wissen, unbedingt brauchen. Ich schlage nicht etwa vor, eine Dollaranleihe für den Ankauf dieser Waffen zu bewilligen – eine Anleihe, die in Dollars zurückzuzahlen wäre. Ich schlage vor, daß wir die Bestellungen dieser Länder in unser eigenes Programm mit einrechnen und ihnen auf diese Weise auch weiterhin das nötige Kriegsmaterial zukommen lassen. So ziemlich das ganze Material wird zur gegebenen Zeit für unsere eigene Landesverteidigung verwendbar sein. Wir werden die militärischen Experten um Rat fragen und genau überlegen, was für unsere eigene Sicherheit am besten ist, und dann können wir entscheiden, wieviel Material im Lande bleiben soll und wieviel wir ins Ausland schicken wollen, in die befreundeten Länder, die uns durch ihre Entschlossenheit und ihren heroischen Widerstand die nötige Zeit verschaffen, um unsere eigene Abwehr zu organisieren.
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Für das, was wir ins Ausland schicken, wird man uns innerhalb einer entsprechenden Frist nach Einstellung der Feindseligkeiten mit ähnlichem Material bezahlen oder, wenn wir es so wollen, mit anderen Waren aller Art, die diese Länder erzeugen und die wir brauchen. Wir wollen den Demokratien sagen: "Euer Verteidigungskampf für die Freiheit ist für uns Amerikaner von entscheidender Bedeutung. Wir bieten alle unsere Energien auf, unsere Hilfsquellen und unser Organisationsvermögen, um euch die Kraft zu geben, eine freie Welt zurückzugewinnen und zu bewahren. Wir werden euch in ständig wachsender Anzahl Schiffe, Flugzeuge, Tanks und Geschütze schicken. Das ist unsere Absicht, und dazu verpflichten wir uns." In der Erfüllung dieser Absicht werden wir uns nicht durch die Drohungen der Diktatoren einschüchtern lassen, daß sie unsere Hilfe an die Demokratien, die sich gegen ihren Angriff zu wehren wagen, als einen Bruch des Völkerrechts und als eine Kriegshandlung betrachten werden. Eine solche Hilfe ist keine Kriegshandlung, auch wenn ein Diktator von sich aus erklären sollte, sie sei es. Wenn die Diktatoren gewillt sind, gegen uns Krieg zu führen, werden sie nicht warten, bis wir eine Kriegshandlung begehen. Sie haben auch nicht gewartet, bis Belgien oder Norwegen oder Holland eine Kriegshandlung begingen. Sie interessieren sich nur für ein ganz neues und einseitiges Völkerrecht, das von den Partnern keine Gegenseitigkeit verlangt und daher zu einem Instrument der Unterdrückung wird. Es kann sehr wohl das Glück künftiger amerikanischer Generationen davon abhängen, wie schnell und wirksam sich unsere Hilfe fühlbar machen wird. Niemand vermag genau vorauszusagen, was für kritische Situationen eintreten könnten, die zu bewältigen unsere Aufgabe sein würde. Die Hände des Volkes dürfen nicht gebunden sein, wenn das Leben des Volkes in Gefahr ist. Wir alle müssen zu den Opfern bereit sein, die diese Notzeit, die so ernst ist wie ein richtiger Krieg, von uns verlangt. Alles, was die rasche und wirksame Durchführung unserer Verteidigungsmaßnahmen hindern könnte, muß den Bedürfnissen des Landes weichen. Eine freie Nation hat das Recht, von allen Schichten eine vollständige Zusammenarbeit zu verlangen. Eine freie Nation hat das Recht, von den leitenden Männern der Wirtschaft, der Industrie, der Landwirtschaft und der Arbeiterschaft zu fordern, daß gerade sie in erster Reihe zu größeren Leistungen anspornen, und zwar nicht die anderen, sondern die eigenen Gruppen.
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Ich habe persönliche Opfer verlangt. Ich bin überzeugt, daß fast alle meine Landsleute bereit sein werden, dieser Mahnung zu folgen. Zum Teil bedeutet dieses Opfer, daß man mehr Steuern wird bezahlen müssen. In meiner Budgetrede schlage ich vor, einen größeren Teil unseres Rüstungsprogramms als bisher aus Steuergeldern zu decken. Niemand soll versuchen und niemandem soll gestattet sein, sich an diesem Programm zu bereichern, und der Grundsatz, daß die Höhe der Steuer in einem richtigen Verhältnis zu der finanziellen Leistungsfähigkeit des Steuerzahlers stehen müsse, soll uns ständig vor Augen schweben und unsere Gesetzgebung lenken. Wenn der Kongreß an diesen Grundsätzen festhält, werden die Wähler ihren Patriotismus höher schätzen als ihre Brieftaschen und ihnen Beifall zollen. In der Zukunft, die wir jetzt zu sichern versuchen, hoffen wir eine Welt schaffen zu können, die sich auf vier wesentliche menschliche Freiheitsrechte gründet. Erstens – Redefreiheit, und zwar in der ganzen Welt. Zweitens – Freiheit für jeden einzelnen, Gott auf seine Weise zu verehren, und zwar überall in der Welt. Drittens – Freiheit von aller Not – das bedeutet, international gesehen, wirtschaftliche Abkommen, die in jedem Lande den Einwohnern gesunde Friedensverhältnisse sichern –, und zwar überall in der Welt. Viertens – Freiheit von aller Angst – das bedeutet, international gesehen, eine weltumfassende Abrüstung, so gründlich und bis zu einem solchen Grade, daß kein Land mehr in der Lage ist, irgendeines seiner Nachbarländer gewaltsam anzugreifen –, und zwar überall in der Welt. Das sind nicht etwa Träume von einem fernen tausendjährigen Reiche. Das ist eine bestimmte Grundlage für eine Welt, wie wir sie in unserer Zeit und in unserer Generation schaffen können. Eine solche Welt ist der genaue Gegensatz zu der sogenannten Neuordnung der Tyrannei, die die Diktatoren mit dem Getöse ihrer Bomben zu schaffen versuchen. Dieser Neuordnung stellen wir einen größeren Gedanken entgegen, die moralische Ordnung. Eine wohlgeordnete Gesellschaft wird ohne Furcht allen Weltherrschaftsplänen und fremden Revolutionen begegnen können. Seit dem Beginn unserer Geschichte waren wir ständigen Veränderungen unterworfen, einer fortlaufenden friedlichen Revolution, einer Revolution, die stetig fortschreitet und sich ruhig den wechselnden Bedingungen anpaßt – ohne
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Konzentrationslager und kalkgefüllte Gräber. Die Weltordnung, die wir anstreben, ist ein Verband freier Länder, die in einer freundschaftlichen und zivilisierten Gesellschaft zusammenarbeiten. Unser Land hat sein Schicksal den Händen, Hirnen und Herzen seiner Millionen freier Männer und Frauen anvertraut. Unser Land glaubt an die Freiheit unter Gottes Leitung. Freiheit bedeutet, daß überall die Menschenrechte an erster Stelle kommen. Wir helfen all denen, die darum kämpfen, diese Rechte zu erobern und zu erhalten. Unsere Kraft liegt in unserem einigen Willen. Dieser große Gedanke kann zu nichts anderem führen als zum Siege. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 537), 446 ff.; dt. aus: Roosevelt spricht. Die Kriegsreden des Präsidenten, Stockholm, 1945, 124 ff.
112. John D. Rockefellers Credo, 3. Mai 1941 Credo by John D. Rockefeller John D. Rockefeller Jr. wurde am 29. Januar 1874 in Cleveland Ohio geboren und trat 1897 nach seinem Abschluß an der Brown University in das Firmenimperium seines Vaters ein, das 1899 in eine Holding Company umgewandelt werden sollte. 1906 verklagte die Regierung der Vereinigten Staaten Rockefellers Standard Oil Company of New Jersey wegen Verletzung des Sherman Anti Trust Act (vgl. Dok. 93). Unter Präsident Theodore Roosevelt wurde gegen 43 andere Konzerne ebenfalls Klage erhoben, was dem Präsidenten in der Öffentlichkeit den Ruf eines "trust buster" einbrachte. Die Holding Gesellschaft, die Standard Oil Company of New Jersey, wurde 1911 vom U.S. Supreme Court aufgelöst. Im selben Jahr übernahm J.D. Rockefeller Jr. die Leitung der Familieninteressen. Bekannt ist diese Gründerzeitfamilie weiters durch die im Jahre 1913 ins Leben gerufene Rockefeller Stiftung, die mit ihren zahlreichen Teilorganisationen "dem Wohle der ganzen Menschheit dienen" sollte. Zusammen gaben J.D. Rockefeller Jr. und sein Vater insgesamt 1 Milliarde Dollar für philantropische Zwecke aus. Der nachstehende Text wurde für einen Vortrag geschrieben, der am 3. Mai
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1941 anläßlich der 75-Jahrfeier an der Fisk University, Nashville, Tennessee gehalten wurde. Er ist allgemein unter den Namen "Credo" bekannt und auf einem Marmorgedenkstein (Credo Landing), der 1962 am Fuß der Promenade zwischen 5th Avenue und dem Rink im Rockefeller Center, New York, errichtet wurde, eingraviert. * * * ICH GLAUBE … JOHN D. ROCKEFELLER, I believe … Ich glaube an den höchsten Wert des Individuums und an sein Recht auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glück. Ich glaube, daß jedes Recht eine Verantwortung in sich schließt, jede Möglichkeit eine Verpflichtung, jeder Besitz eine Pflicht. Ich glaube, daß das Gesetz für den Menschen und nicht der Mensch für das Gesetz gemacht wurde; daß die Regierung der Diener des Volkes und nicht sein Herr ist. Ich glaube an die Würde der Arbeit, ob mit dem Kopf oder mit der Hand; daß die Welt keinem Menschen einen Lebensunterhalt schuldet, aber daß sie jedem Menschen die Möglichkeit einen Lebensunterhalt zu verdienen schuldet. Ich glaube, daß Sparsamkeit für ein gut geordnetes Leben notwendig ist, und daß die Wirtschaftlichkeit ein primäres Erfordernis eines gesunden Finanzgefüges ist, sei es in der Regierung, im Geschäftsleben, oder in persönlichen Angelegenheiten. Ich glaube, daß Wahrheit und Gerechtigkeit grundlegend für eine dauerhafte Gesellschaftsordnung sind. Ich glaube an die Heiligkeit eines Versprechens, daß das Wort eines Mannes so gut sein sollte wie seine Bürgschaft; daß Charakter – nicht Reichtum, oder Macht oder gesellschaftlicher Rang – von höchstem Wert ist. Ich glaube, daß die Leistung von nützlichen Diensten die gemeinsame Pflicht der Menschheit ist und daß nur im reinigenden Feuer des Opfers der Unrat der Selbstsucht verzehrt und die Größe der menschlichen Seele freigesetzt wird.
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Ich glaube an einen allwissenden und alles liebenden Gott, wie immer er auch bezeichnet werden möge; und daß die höchste Erfüllung des Einzelnen das größte Glück und die weitreichendste Nützlichkeit in einem Leben im Einklang mit Seinem Willen zu finden ist. Ich glaube, daß die Liebe die großartigste Sache auf der Welt ist: Daß sie allein den Haß überwinden kann, daß Recht über Macht triumphieren kann und wird. Engl. in: John D. Rockefeller Jr., To New York City Parents and Neighbors, New York, USO, 1941; dt.: Eigene Übersetzung.
113. Die Atlantikcharta, 14. August 1941 The Atlantic Charta In einem dramatischen Treffen am 12. August 1941, wenige Monate vor Kriegseintritt der Vereinigten Staaten, an Bord eines Kriegsschiffes im Atlantik vor der Neufundlandküste verfaßten Präsident Franklin D. Roosevelt und Premierminister Winston Churchill die wegen ihres eigentümlichen Verhandlungsortes so genannte Atlantikcharta. Diese stellt, am 14. August veröffentlicht, eine gemeinsame Erklärung der Vereinigten Staaten und Großbritanniens über Kriegs- und Friedensziele dar. Vom Inhalt her knüpft die Atlantikcharta an Gedanken an, die bereits in Wilsons 14 Punkten (vgl. Dok. 102) artikuliert worden waren, und an die zwar nicht so bekannte, aber nicht weniger bedeutsame Vier-Freiheiten-Rede (vgl. Dok. 111). Die Rechtsnatur der Atlantikcharta wird unterschiedlich beurteilt. Es kann aber davon ausgegangen werden, daß es sich dabei um keinen Vertrag handelt, die Bezeichnung "Charta" ist insofern unzutreffend. Da Roosevelt und Churchill in dem von ihnen nicht einmal unterzeichneten Dokument nur gewisse allgemeine Grundsätze der Außenpolitik ihrer beiden Länder kundtun, kommt dem Dokument zumindest der Charakter der moralischen Verbindlichkeit zu. Dieser Erklärung traten bis 1. März 1945 die meisten nicht mit den Achsenmächten und Japan verbündeten Staaten bei. Ihre Bedeutung schöpft die Atlantikcharta vor allem daraus, daß in ihr wichtige Grundsätze für die Errichtung einer internationalen Organisation (UNO) bereits während des II. Weltkriegs niedergelegt worden sind.
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Der Präsident der Vereinigten Staaten und Premierminister Churchill als Vertreter Seiner Majestät Regierung des Vereinigten Königreiches trafen sich auf See. Sie haben die Gefahren betrachtet, die der Weltzivilisation aus der Politik der auf Eroberungen beruhenden Militärherrschaft drohen, welche die Hitlerregierung Deutschlands und andere mit ihr verbündete Regierungen eingeschlagen haben; sie haben ferner die Schritte klargestellt, die ihre beiden Länder im Hinblick auf diese Gefahren zu ihrer Sicherheit unternehmen wollen. Sie einigten sich auf folgende gemeinsame Erklärung: Der Präsident der Vereinigten Staaten und Premierminister Churchill als Vertreter Seiner Majestät Regierung des Vereinigten Königreiches halten es nach gemeinsamer Besprechung für richtig, gewisse allgemeine Grundsätze der nationalen Politik ihrer beiden Länder bekannt zu machen, auf die sie ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft für die Welt gründen: 1. Ihre Länder erstreben keinerlei Gebiets- oder sonstige Vergrößerung; 2. Sie wünschen keine Gebietsveränderungen, die nicht mit den frei zum Ausdruck gebrachten Wünschen der betreffenden Völker übereinstimmen; 3. Sie anerkennen das Recht aller Völker, die Regierungsform zu wählen, unter der sie leben wollen; und sie wünschen, daß denen souveräne Rechte und Selbstregierung zurückgegeben werden, die ihrer gewaltsam beraubt worden sind; 4. Sie werden sich unter gebührender Berücksichtigung ihrer bestehenden Verpflichtungen bemühen, allen Staaten, groß oder klein, Siegern oder Besiegten, fördernd zu helfen, daß sie unter gleichen Bedingungen Zutritt zum Handel und zu den Rohstoffen der Welt haben, die zu ihrem wirtschaftlichen Gedeihen notwendig sind; 5. Sie wünschen vollste Zusammenarbeit zwischen allen Nationen auf wirtschaftlichem Gebiet zu erreichen mit dem Ziel, für alle einen gehobenen Arbeitsstandard, wirtschaftlichen Fortschritt und soziale Sicherheit zu gewährleisten; 6. Sie hoffen, daß nach der endgültigen Zerstörung der Nazityrannei ein Frieden geschaffen wird, der allen Nationen die Möglichkeit gibt, in Sicherheit innerhalb ihrer eigenen Grenzen zu leben, und der Gewähr dafür bietet, daß alle Menschen in allen Ländern der Welt ihr Leben frei von Furcht und Mangel leben können;
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7. Ein solcher Friede sollte es allen Menschen ermöglichen, die Meere und Ozeane ungehindert zu überqueren; 8. Sie glauben, daß aus sachlichen wie aus ideellen Gründen alle Nationen der Welt dazu gelangen müssen, auf die Anwendung von Gewalt zu verzichten. Da künftig kein Friede erhalten werden kann, wenn von Nationen, die mit Angriffen außerhalb ihrer Grenzen drohen oder drohen könnten, weiterhin ihre Land-, See- und Luftrüstungen aufrechterhalten werden, glauben sie, daß bis zur Schaffung eines umfassenderen und dauerhaften Systems allgemeiner Sicherheit die Entwaffnung solcher Nationen wesentlich ist. Sie werden ebenso alle anderen durchführbaren Maßnahmen unterstützen und fördern, die den friedliebenden Völkern die erdrückende Last der Rüstung erleichtern. -----------------------------------In seiner 2. Sitzung im St. James Palast in London am 24. September 1941 hat der interalliierte Rat die allgemeinen Grundsätze der Atlantik-Charta mit folgender Entschließung angenommen: "Die Regierungen Belgiens, der Tschechoslowakei, Griechenlands, Luxemburgs, der Niederlande, Norwegens, Polens, der Sowjetunion und Jugoslawiens und Vertreter General de Gaulles, des Führers der 'Freien Franzosen', haben von der Erklärung Kenntnis genommen, die der Präsident der Vereinigten Staaten und Premierminister Churchill für Seiner Majestät Regierung des Vereinigten Königreiches kürzlich abgegeben haben. Sie geben hiermit ihre Zustimmung zu den allgemeinen politischen Grundsätzen, die in jener Erklärung niedergelegt sind, und ihre Absicht bekannt, nach besten Kräften mit daran zu arbeiten, sie zu verwirklichen." Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 539), 451; dt. aus: Friedrich Berber, Völkerrecht, Dokumentensammlung, Bd. II, Konfliktsrecht, München und Berlin, 1967, 2262 f.
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114. David E. Lilienthal, Bericht des Leiters der TVA aus dem Jahr 1943 Report of David E. Lilienthal Die Einrichtung der Tennessee Valley Authority (TVA) erfolgte auf Roosevelts Anregung hin mittels Bundesgesetz vom 8. Mai 1933 (46. Stat. 58) als öffentlich-rechtliche Körperschaft und bedeutete für sieben Einzelstaaten (Tennessee, North Carolina, Kentucky, Virginia, Mississippi, Georgia und Alabama) einen unkonventionellen Eingriff des Bundes zur wirtschaftlichen Sanierung und zum Ausbau der sozialen Struktur im Gebiet des TennesseeTals unter weiter Miteinbeziehung umweltschutzrechtlicher Belange. Verfassungsrechtlich war diese Vorgangsweise jedoch umstritten. Das in der Verwaltung der europäischen Länder vorherrschende hierarchische System kam seit dem New Deal nicht mehr uneingeschränkt zur Anwendung. In zunehmendem Maße wurden eigene, nicht den Departments eingegliederte Verwaltungsbehörden eingerichtet, die dann Bezeichnungen wie etwa Boards, Commissions, Agencies, Administrations oder Corporations trugen. Mit dem Auftreten der amerikanischen Regierung als Wirtschaftssubjekt ist jedoch der Verwaltungsaufbau noch einmal verkompliziert worden. Durch Art. I Abschnitt 8 bestand das Aufgabengebiet der TVA zunächst in der Regulierung des Tennessee Stroms, um dessen ständigen Überschwemmungen entgegenzuwirken und die Schiffbarkeit des Flusses zu gewährleisten. Diese beiden Aufgaben fielen ohne weiters in die Bundeszuständigkeit. Mit der Begründung, Handelshemmnisse zwischen den Einzelstaaten zu beseitigen, war die Gründung der TVA im Hinblick auf Art. I Abschnitt 8 der amerikanischen Bundesverfassung (vgl. Dok. 42) rechtlich gedeckt. Angelegenheiten, die in dieser Bestimmung nicht aufgezählt sind, blieben weiters den Einzelstaaten, bzw. dem Volk überlassen (vgl. die Generalklausel des X. Amendment). Um nun auch für die in weiterer Folge stattfindende Elektrizitätserzeugung, mit der in die Privatindustrie eingegriffen wurde, eine verfassungsrechtliche Deckung zu finden, wurde die commerce-Klausel (3) im Art. I Abschnitt 8 extensiv ausgelegt, eine Vorgangsweise, der sich schon Chief Justice Marshall im Fall Gibbons v. Ogden, 9 Wheat. (22 U.S.) 1 (1824) bediente, um so die Befugnisse des Congresses auf wirtschaftlichem Gebiet auszudehnen. Der Supreme Court schien an dieser Vorgangsweise keinen Anstoß zu nehmen (Ashwander v. Tennessee Vally Authority, 297 U.S. 288, 1936) und erkannte die TVA als wettbewerbsberechtigt mit privaten Unternehmen an (Tennessee Electric Power Company v. Tennessee Vally Authority, 306 U.S. 118, 1939). Für die Region jedenfalls
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brachte dieses Modell prosperierende Wirtschaftstätigkeit, wie aus dem Bericht des Generalsekretärs David E. Lilienthal hervorgeht. * * * … Der Gedanke der einheitlichen Erschließung der Naturquellen ist getragen von der Überzeugung, daß bei demokratischer Planung das Interesse der Einzelpersönlichkeit und das der einzelnen Unternehmen in wachsendem Maße mit den Interessen der Allgemeinheit in Einklang gebracht werden kann. Die Entwicklung im Tennessee-Tal hat, im großen gesehen, die Richtigkeit dieser Überzeugung bestätigt. Das Einkommen der privaten Farmbetriebe ist gestiegen, vor allem wohl als Folge und Erfolg des Mühens um den Schutz des Bodens. Der Absatz der privaten Kunstdünger-Industrie ist schneller als jemals vorher angewachsen, weil die TVA einen neuen Kunstdünger herstellte und verwendete, der die Erhaltung des Bodens sicherte und damit das öffentliche Interesse förderte. Durch bessere Schulung in Waldbrandverhütung und vernünftige AbholzungsMethoden wurde gleichzeitig mit der Erhaltung der Wälder auch der privaten Holzindustrie gedient. Stadtbau-Planung half zur Verschönerung der Städte, die gleichzeitig auch den Wert des Grundbesitzes für die einzelnen Eigentümer erhöhte. Diese und viele andere Ergebnisse, die ich beschrieben habe, lagen im allgemeinen öffentlichen Interesse; sie alle förderten aber gleichzeitig die Interessen bestimmter Privatunternehmen. Um erfolgreich planen zu können, muß man das Volk verstehen und dem Volk vertrauen. Der gute Planungs-Fachmann muß ständig den Durchschnittsmenschen vor Augen haben. Er muß sich, sei er nun technischer Spezialist oder Verwaltungsfachmann, darüber klar sein, daß er es nicht mit philosophischen Abstraktionen, trockenen Statistiken, technischen Daten oder juristischen Grundsätzen zu tun hat und daß mit Planung allein noch nichts erreicht ist. Bei demokratischer Planung geht es letzten Endes stets um die Menschen. Wenn die Pläne nicht den Bedürfnissen des Menschen Rechnung tragen, müssen sie scheitern. Wer kein Verständnis für die Menschen hat und die Gefühle seiner Mitmenschen nicht teilt, ist kaum geeignet, wirklich sinnvoll und realistisch zu planen. … Ein großer Plan, eine tiefe ethische, ja sogar religiöse Zielsetzung – das ist die Antwort der Demokratie an die, die in unserem eigenen Lande gern Diktatoren spielen möchten, und an die Feinde der Demokratie in der ganzen Welt. Die einheitliche Erschließung der Naturquellen verfolgt einen solchen großen Plan, der sich auf eine tiefe Erkenntnis gründet: auf die Einheit von Natur und Menschheit. Im Zeichen dieses Planes schreiten wir in unserem Tal vorwärts. Sicher ist
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das nur ein kleiner Schritt. Aber wir arbeiten nicht nur für die kleinen Fortschritte, die wir von Tag zu Tag machen, sondern für das große, all-umfassende Ziel unserer Bemühungen: die materielle Wohlfahrt aller Menschen und die Möglichkeit ihrer selbständigen geistigen Entwicklung. Im ganzen Volke das Verständnis für ein gemeinsames ethisches Ziel zu erwecken – das ist der idealistische Grundgedanke demokratischer Planung in solchem Ausmaße. Nicht auf ein starres Ziel, sondern auf die Richtung kommt es an; nicht auf einen ein für allemal festgelegten Plan, sondern auf die bewußte Auswahl vieler aufeinanderfolgender Pläne durch das Volk. Es war der große Demokrat Whitman, der warnend zu bedenken gab, "daß ein einmal festgelegtes Ziel nicht zu widerrufen ist". Wenn diese Vorstellung von Planung vernünftig ist – und sie ist es meiner Meinung nach –, dann müssen sich in einer Demokratie unsere Pläne stets auf das "Hier und Jetzt" auf "die Dinge wie sie wirklich sind", stützen. Wie viele blutige Verluste hat die Menschheit in ihrem Mühen um Fortschritt und Verbesserung ihres Loses erleiden müssen, und wie bitter waren die Rückschläge und Enttäuschungen, weil dieses einfache, aber lebenswichtige Prinzip nicht verstanden wurde. Wie oft haben die Menschen versucht, sich der langwierigen Aufgabe der Schulung und Erziehung und ihren oft prosaischen alltäglichen Anforderungen dadurch zu entziehen, daß sie einen Plan aufstellten – meist in Form eines Gesetzes –, ohne danach zu fragen, ob die Menschen diesen Plan auch verstanden und welchen Nutzen er ihnen bringen konnte. Nicht von vorhandenen Gegebenheiten ausgehen zu wollen, heißt einen Fehler von historischem Ausmaß begehen. … Weil die Lehren der Vergangenheit mir so eindeutig erscheinen und weil die menschliche Natur sie stets von neuem bestätigt, darum habe ich in diesem Bericht vielleicht bis zur Ermüdung immer wieder die folgenden Grundsätze wiederholt: Das Volk muß selbst aktiv an der Planung teilnehmen, seine Einrichtungen und Körperschaften müssen in diese Planung mit einbezogen werden; die Selbst-Schulung der Staatsbürger ist wichtiger als irgendwelche einzelnen Projekte und materiellen Veränderungen. Aus dieser Überzeugung heraus hat die TVA auch nie den Versuch gemacht, diejenigen Kräfte und Institutionen des Tennessee-Tales, die dem Plan zur einheitlichen Erschließung entschieden entgegenwirkten, durch Zwang und Willkür auszuschalten oder zu bekehren. … Aus: David E. Lilienthal, Das elektrische Stromtal. Tennessee, übersetzt von M. Slavik, München 1950, S. 249 ff.
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115. Die Jalta-Konferenz, Februar 1945 The Yalta (Krimea) Conference Nachdem bei der Teheraner Konferenz (28. November bis 1. Dezember 1943) bereits wichtige Weichenstellungen vorgenommen worden waren, trafen sich im Februar 1945, drei Monate vor der Kapitulation Deutschlands, Churchill, Roosevelt und Stalin im Sommerpalast vom Zar Nicholas II., in der Nähe von Jalta, an der südlichen Küste der Halbinsel Krim, um die letzten Kriegspläne aufeinander abzustimmen, über das Schicksal Deutschlands zu beraten und um die Pläne für eine Nachfolgeorganisation des Völkerbundes zu diskutieren. Diese Konferenz war einmal mehr ein Beispiel praktizierter Gipfeldiplomatie, die der Koordination der gemeinsamen Anstrengungen diente und dem Naturell der drei Staatsführer Churchill, Roosevelt und Stalin entsprach. Entscheidende Punkte dieser für die weitere Zukunft Europas so bedeutenden Konferenz waren zwei Anliegen Roosevelts: Zum einen erwirkte er unter Preisgabe der Kurilen und Südsachalins die Zusage der Teilnahme Rußlands am Krieg gegen Japan, zum anderen drängte Roosevelt auf die Zustimmung Rußlands zum Konzept der United Nations Organisation, deren Gründungskonferenz später im April 1945 in Dumbarton Oaks bei San Franzisko eröffnet wurde. Der zu diesem Zeitpunkt bereits vom Tod gezeichnete Roosevelt mußte sich wegen dieser Erklärung von Jalta, von der wichtige Teile erst im März 1947 veröffentlicht werden sollten, viel Kritik gefallen lassen. * * * Bericht über die Krimkonferenz (Konferenz von Jalta, 11.2.1945) Während der letzten acht Tage trafen sich Winston S. Churchill, Premierminister von Großbritannien, Franklin D. Roosevelt, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und Marschall J.W. Stalin, Vorsitzender des Rates der Volkskommissare der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken mit den Außenministern, Stabschefs und anderen Beratern auf der Krim. Außer den drei Regierungsschefs nahmen noch folgende an der Konferenz teil: Für die USA: Edward R. Stettinius junior, Staatssekretär Flottenadmiral William D. Leahy, U.S.N., Stabschef des Präsidenten
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Harry L. Hopkins, Sonderadjudant des Präsidenten Richter James F. Byrnes, Direktor des Amtes für Kriegsmobilisierung Armeegeneral George C. Marshall, U.S.A., Generalstabschef, U.S. Armee Flottenadmiral Ernest J. King, U.S.N., Chef der Flottenoperationen und Oberkommandierender der U.S. Flotte Generalleutnant Brehon B. Somervell, kommandierender General der Heeresdienstabteilungen Viceadmiral Emory S. Land, Schiffahrtadministrator im Kriege Generalmajor L. S. Kuter, U.S.A., beim Stabe des kommandierenden Generals, Luftstreitkräfte der amerikanischen Armee W. Averell Harriman, Botschafter in der UdSSR H. Freeman Matthews, Direktor für europäische Angelegenheiten im State Department Alger Hiss, Stellvertretender Direktor, Amt für politische Sonderangelegenheiten, State Department Charles E. Bohlen, Stellvertretender Staatssekretär; zusammen mit politischen, militärischen und technischen Beratern. Für die Sowjetunion: W. M. Molotow, Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten der UdSSR Admiral Kuznetsow, Volkskommissar der Marine Armeegeneral Antonow, stellvertretender Chef des Generalstabes der Roten Armee A. J. Wyschinski, Stellvertretender Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten der UdSSR J. M. Maiski, Stellvertretender Volkskommissar für auswärtige Angelegeheiten der UdSSR Marschall der Luftfahrt Khudyakow F. T. Gusew, Botschafter in Großbritannien A. A. Gromyko, Botschafter in den Vereinigten Staaten von Amerika Für das Vereinigte Königreich: Anthony Eden, Staatssekretär für auswärtige Angelegenheiten Lord Leathers, Minister für Kriegstransporte Sir A. Clark Kerr, Seiner Majestät Botschafter in Moskau Sir Alexander Cadogan, ständiger Unterstaatssekretär für auswärtige Angelegenheiten Sir Edward Bridges, Sekretär des Kriegskabinetts Feldmarschall Sir Alan Brooke, Chef des kaiserlichen Generalstabes
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Marschall der Königlichen Luftstreitkräfte Sir Charles Portal, Chef des Luftstabes Flottenadmiral Sir Andrew Cunningham, Erster Seelord General Sir Hastings Ismay, Stabschef des Verteidigungsministers zusammen mit Feldmarschall Alexander, Alliierter Oberbefehlshaber am Kriegsschauplatz im Mittelmeer Feldmarschall Wilson, Chef der britischen Vereinigten Stabsmission in Washington Admiral Sommerville, Vereinigte Stabsmission in Washington zusammen mit militärischen und diplomatischen Beratern. Die folgende Erklärung wird durch den Premierminister von Großbritannien, den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika und den Vorsitzenden des Rates der Volkskommissäre der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken als Ergebnis der Krimkonferenz abgegeben: I. Wir haben die militärischen Pläne der drei alliierten Mächte für die endgültige Niederlage des gemeinsamen Feindes beraten und entschieden. Die militärischen Stäbe der drei alliierten Völker haben sich in täglichen Zusammenkünften während der ganzen Konferenz getroffen. Die Zusammenkünfte waren von jedem Standpunkt aus gesehen äußerst befriedigend und haben eine engere Koordinierung der militärischen Anstrengungen der drei Alliierten zur Folge gehabt, als je vorher. Die vollsten Informationen wurden ausgetauscht. Der Zeitpunkt, der Umfang und die Koordinierung neuer und noch kräftigerer Schläge, welche unsere Armeen und Luftstreitkräfte in das Herz Deutschlands von Osten, Westen, Norden und Süden her vortragen werden, wurden restlos beschlossen und im Detail geplant. Unsere gemeinsamen militärischen Pläne werden erst bei ihrer Ausführung bekanntgegeben werden, aber wir sind überzeugt, daß die sehr enge gemeinsame Zusammenarbeit zwischen den drei Stäben, welche bei dieser Konferenz erreicht wurde, eine Verkürzung des Krieges ergeben wird. Zusammenkünfte der drei Stäbe werden in der Zukunft fortgesetzt werden, wann immer es nötig ist. Nazideutschland ist zum Untergang verurteilt. Das deutsche Volk wird den Preis seiner Niederlage nur sich selbst erhöhen, wenn es versucht, einen hoffnungslosen Widerstand fortzusetzen.
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II. Die Besetzung und Kontrolle Deutschlands Wir haben uns über eine gemeinsame Politik und Pläne für die Durchführung der Regeln einer bedingungslosen Übergabe, welche wir zusammen NaziDeutschland aufzwingen werden, nachdem der deutsche bewaffnete Widerstand restlos gebrochen sein wird, geeinigt. Diese Regeln werden erst bekanntgegeben werden, bis die endgültige Niederlage Deutschlands erreicht ist. Der angenommene Plan sieht vor, daß die Streitkräfte der drei Mächte je eine separate Zone Deutschlands besetzen werden. Eine koordinierte Administration und Kontrolle wurde im Plan durch eine zentrale Kontrollkommission vorgesehen, welche aus den Oberkommandierenden der drei Mächte mit dem Hauptsitz in Berlin bestehen wird. Es wurde beschlossen, daß Frankreich durch die drei Mächte eingeladen werden soll, falls es dies wünscht, eine Besatzungszone zu übernehmen und als viertes Mitglied der Kontrollkommission teilzunehmen. Die Grenzen der französischen Zone werden durch die vier betreffenden Regierungen durch ihre Vertreter bei der Beratenden Europäischen Kommission bestimmt werden. Es ist unsere unbeugsame Absicht, den deutschen Militarismus und Nazismus zu zerstören und sicherzustellen, daß Deutschland niemals wieder imstande sein wird, den Frieden der Welt zu zerstören. Wir sind entschlossen, alle deutschen bewaffneten Kräfte zu entwaffnen und aufzulösen; für ewige Zeiten den deutschen Generalstab auseinanderzubrechen, welcher des öfteren die Wiederaufstehung des deutschen Militarismus betrieben hat; alle deutsche militärische Ausrüstung fortzuschaffen oder zu zerstören; jede deutsche Industrie, welche für militärische Produktion genützt werden könnte, zu entfernen oder zu kontrollieren; alle Kriegsverbrecher einer gerechten und raschen Bestrafung zuzuführen und eine Wiedergutmachung in Waren für die Zerstörung, welche durch die Deutschen verübt wurde, zu erhalten; die Nazi-Partei, Nazi-Gesetze, Organisationen und Einrichtungen auszumerzen; alle Nazi- und militaristischen Einflüsse von den öffentlichen Ämtern und vom kulturellen und wirtschaftlichen Leben des deutschen Volkes zu entfernen und in gemeinsamer Übereinstimmung andere Maßnahmen in Deutschland zu treffen, welche für den künftigen Frieden und die Sicherheit der Welt notwendig sein könnten. Es ist nicht unsere Absicht, das deutsche Volk zu zerstören, aber nur wenn der Nazismus und Militarismus ausgemerzt sein werden, wird es Hoffnung für ein anständiges Leben für die Deutschen und einen Platz für sie in der Gemeinschaft der Völker geben. III. Wiedergutmachung durch Deutschland Wir haben die Frage des Schadens, welchen Deutschland den alliierten Nationen in diesem Kriege zugefügt hat, überlegt und haben es als recht befunden, daß Deutschland verpflichtet sei, für diesen Schaden in weitmöglichstem Maße
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Kompensation in Waren zu leisten. Eine Kommission für Schadenskompensation wird errichtet werden. Die Kommission wird beauftragt werden, die Frage des Ausmaßes und der Methoden für die Kompensation des Schadens, welcher von Deutschland den alliierten Ländern zugefügt wurde, zu beraten. Die Kommission wird in Moskau arbeiten. IV. Konferenz der Vereinten Nationen Wir sind entschlossen, mit unseren Verbündeten so bald als möglich eine allgemeine internationale Organisation zur Erhaltung des Friedens und der Sicherheit zu errichten. Wir sind überzeugt, daß dies lebenswichtig ist, sowohl um Angriffe zu vermeiden, als auch um die politischen, ökonomischen und sozialen Ursachen des Krieges durch enge und ununterbrochene Zusammenarbeit aller friedliebenden Völker aus der Welt zu schaffen. Die Grundlagen wurden in Dumbarton Oaks gelegt. Über die wichtige Frage der Abstimmungsprozedur jedoch wurde keine Einigung erzielt. Die gegenwärtige Konferenz war imstande, diese Schwierigkeiten zu lösen. Wir sind übereingekommen, daß eine Konferenz der Vereinten Nationen einberufen werde, um sich am 25. April 1945 in San Franzisko zu versammeln und die Charta einer solchen Organisation im Sinne der unverbindlichen Besprechungen in Dumbarton Oaks vorzubereiten. Die Regierung von China und die provisorische Regierung Frankreichs werden sofort konsultiert und eingeladen werden, die Einladungen zur Konferenz zusammen mit den Regierungen der Vereinigten Staaten, Großbritanniens und der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken ergehen zu lassen. Sobald die Konsultation mit China und Frankreich beendet sein wird, wird der Text der Vorschläge über die Abstimmungsprozedur verlautbart werden. V. Deklaration über das befreite Europa Wir haben eine Deklaration über das befreite Europa entworfen und unterzeichnet. Diese Deklaration sieht eine Übereinstimmung der Politik der drei Mächte und eine gemeinsame Aktion vor, um den politischen und ökonomischen Problemen des befreiten Europa in Übereinstimmung mit demokratischen Prinzipien zu begegnen. Der Text der Deklaration lautet folgendermaßen: Der Premier der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken, der Premierminister des Vereinigten Königreiches und der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika haben miteinander im gemeinsamen Interesse der Völker ihrer Länder und der des befreiten Europa beraten. Sie erklären gemeinsam ihr gegen-
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seitiges Übereinkommen, während der vorübergehenden Zeitspanne der Unsicherheit im befreiten Europa die Politik ihrer drei Regierungen abzustimmen, betreffend Beistand für die Völker, welche von der Herrschaft Nazideutschlands befreit wurden und die Völker der früheren Achsen-Satellitenstaaten in Europa, damit sie durch demokratische Maßnahmen ihre dringenden politischen und ökonomischen Probleme lösen. Die Herstellung von Ordnung in Europa und der Wiederaufbau des nationalen Wirtschaftslebens müssen durch Vorgänge erreicht werden, welche die befreiten Völker instandsetzen werden, die letzten Spuren des Nazismus und Faschismus zu zerstören und demokratische Einrichtungen nach ihrer eigenen Wahl zu schaffen. Dies ist ein Prinzip der Atlantischen Charta – das Recht aller Völker, die Form der Regierung zu wählen unter welcher sie leben wollen – die Wiederherstellung der souveränen Rechte und der Selbstregierung für diejenigen Völker, welche durch die angreifenden Nationen derselben mit Gewalt beraubt wurden. Um die Verhältnisse zu fördern, unter welchen die befreiten Völker diese Rechte ausüben können, wollen die drei Regierungen gemeinsam den Völkern in jedem europäischen befreiten Staate oder früherem Achsen-Satelliten-Staate in Europa gemeinsam beistehen, wo ihrem Urteil nach die Verhältnisse es erfordern (a) Zustände eines inneren Friedens herzustellen (b) Notmaßnahmen für die Hilfe in Not geratener Völker durchzuführen (c) interimistische Regierungsbehörden zu schaffen, welche in breitem Ausmaß alle demokratischen Elemente in der Bevölkerung repräsentieren und sich verpflichtet haben, durch freie Wahlen sobald als möglich Regierungen zu errichten, welche dem Willen des Volkes entsprechen und (d) wo immer es nötig ist, die Abhaltung solcher Wahlen zu erleichtern. Die drei Regierungen werden die anderen Vereinten Nationen und provisorischen Behörden und andere Regierungen in Europa konsultieren, wenn Dinge, welche von direktem Interesse für sie sind, unter Beratung stehen. Falls nach Ansicht der drei Regierungen die Verhältnisse in irgendeinem befreiten europäischen Staate oder früheren Achsen-Satelliten-Staate in Europa eine solche Aktion nötig machen, werden sie sofort untereinander über die Maßnahmen beraten, welche nötig sind, um die gemeinsame Verantwortung, welche in dieser Deklaration enthalten ist, zu erfüllen. Durch diese Erklärung bestätigen wir unseren Glauben an die Prinzipien der Atlantik-Charta von neuem, unser Gelübde in die Deklaration der Vereinten Nationen, und unsere Entschlossenheit, in Zusammenarbeit mit anderen friedliebenden Völkern, eine dem Rechte unterworfene Welt aufzubauen, welche dem
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Frieden, der Sicherheit, der Freiheit und der allgemeinen Wohlfahrt der gesamten Menschheit gewidmet ist. Bei der Herausgabe dieser Deklaration geben die Drei Mächte ihrer Hoffnung Ausdruck, daß die provisorische Regierung der französischen Republik mit ihnen in dem vorgeschlagenen Verfahren assoziiert sein werde. VI. Polen Wir kamen zur Krim-Konferenz, entschlossen, die Differenzen über Polen beizulegen. Wir diskutierten restlos alle Aspekte dieser Frage. Wir bestätigen von neuem unser gemeinsames Bestreben, ein starkes, freies, unabhängiges und demokratisches Polen errichtet zu sehen. Als Ergebnis unserer Besprechungen sind wir über die Bedingungen übereingekommen, unter welchen eine neue Polnische Provisorische Regierung der nationalen Einheit in einer Weise gebildet werden kann, welche die Anerkennung durch die größeren Mächte bedingt. Das Übereinkommen, welches wir getroffen haben, lautet folgendermaßen: In Polen ist, hervorgerufen durch die vollständige Befreiung durch die Rote Armee, eine neue Situation entstanden. Dies macht die Errichtung einer Polnischen Provisorischen Regierung nötig, welche auf breiterer Basis aufgebaut sein kann, als es vor der jüngsten Befreiung des westlichen Polens möglich war. Die Provisorische Regierung, welche nun in Polen fungiert, sollte daher auf einer breiteren demokratischen Basis mit Einschluß demokratischer Führer von Polen selbst und von Polen im Auslande reorganisiert werden. Diese neue Regierung soll dann die Polnische Provisorische Regierung der nationalen Einheit genannt werden. Herr Molotow, Herr Harriman und Sir A. Clark Kerr sind bevollmächtigt, als Kommission in erster Instanz in Moskau mit Mitgliedern der gegenwärtigen provisorischen Regierung und mit anderen polnischen demokratischen Führern innerhalb Polens und aus dem Auslande mit Hinsicht auf die Reorganisation der derzeitigen Regierung im vorerwähnten Sinne zu verhandeln. Diese Polnische Provisorische Regierung der nationalen Einheit soll zur Abhaltung freier und unbeeinflußter Wahlen – sobald wie möglich auf der Basis allgemeinen Wahlrechtes und geheimer Abstimmung – verpflichtet sein. An diesen Wahlen sollen alle demokratischen und Anti-Nazi-Parteien das Recht haben teilzunehmen und Kandidaten vorzuschlagen. Sobald eine Polnische Provisorische Regierung der nationalen Einheit in Übereinstimmung mit dem Vorgesagten gebildet sein wird, werden die Regierung der UdSSR, welche zur Zeit diplomatische Beziehungen mit der derzeitigen provisorischen Regierung Polens unterhält, und die Regierung des Vereinigten Königreichs und die Regierung der Vereinigten Staaten diplomatische Beziehun-
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gen mit der neuen Polnischen Provisorischen Regierung der Nationalen Einheit aufnehmen und Botschafter austauschen, durch deren Berichte die betreffenden Regierungen über die Situation in Polen unterrichtet sein werden. Die drei Regierungsschefs sind der Ansicht, daß die östliche Grenze Polens der Curzon-Linie mit Abweichungen von dieser in manchen Gebieten von 5 bis 8 Kilometern zugunsten Polens folgen soll. Sie anerkennen, daß Polen bedeutenden Gebietszuwachs im Norden und Westen erhalten muß. Sie sind der Ansicht, daß die Meinung der neuen Polnischen Provisorischen Regierung der nationalen Einheit im entsprechenden Zeitpunkt über das Ausmaß dieser Zuwächse eingeholt werden muß und daß die endgültige Festlegung der westlichen Grenze Polens danach bis zur Friedenskonferenz zuwarten soll. VII. Jugoslawien Wir sind übereingekommen, Marschall Tito und Dr. Subasic zu empfehlen, daß das Übereinkommen zwischen ihnen sofort in Kraft gesetzt werden solle und daß eine neue Regierung auf der Basis dieses Übereinkommens gebildet werde. Wir empfehlen auch, daß, sobald die neue Regierung gebildet ist, diese erklären solle, daß: (i) Die Anti-Faschistische Versammlung der Nationalen Befreiung (Avnoj) ausgedehnt werden solle, um Mitglieder des letzten jugoslawischen Parlaments (Skupschtina) einzuschließen, welche sich nicht durch Kollaboration mit dem Feind kompromittiert haben, wodurch eine Körperschaft gebildet werde, welche als temporäres Parlament bezeichnet werde; und (ii) gesetzgeberische Maßnahmen, welche durch die Antifaschistische Sammlung der Nationalen Befreiung (Avnoj) gefaßt wurden, einer späteren Ratifikation durch eine gesetzgebende Versammlung unterliegen. Andere Balkanfrage(n) wurden auch einer allgemeinen Betrachtung unterzogen. VIII. Zusammenkunft der Außenminister Während der Dauer der Konferenz fanden außer den täglichen Zusammenkünften der Regierungschefs und der Außenminister separate Sitzungen der drei Außenminister und deren Berater ebenfalls täglich statt. Diese Sitzungen zeigten sich vom großen Werte und die Konferenz kam überein, daß ein permanenter Mechanismus gebildet werden solle, welcher eine regelmäßige Konsultation zwischen den drei Außenministern ermöglicht. Diese werden daher so oft als möglich zusammentreten, wahrscheinlich alle drei oder vier Monate. Diese Zusam-
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menkünfte werden abwechselnd in den drei Hauptstädten abgehalten werden, wobei die erste Sitzung in London nach der Konferenz der Vereinten Nationen stattfinden wird. IX. Einigkeit für den Frieden wie für den Krieg Unsere Zusammenkunft hier in der Krim hat unsere gemeinsame Entschlossenheit bestärkt, im kommenden Frieden jene Einheit der Aufgaben und der Durchführung zu erhalten und zu vertiefen, welche den Sieg in diesem Kriege für die Vereinten Nationen möglich und sicher gemacht hat. Wir sind überzeugt, daß dies eine geheiligte Verpflichtung ist, welche unsere Regierungen allen Völkern der Welt schuldig sind. Nur bei ständiger und wachsender Zusammenarbeit und Verständnis zwischen unseren drei Ländern und zwischen allen friedliebenden Völkern kann das höchste Ziel der Menschheit erreicht werden, ein sicherer und dauernder Friede, welcher in den Worten der Atlantischen Charta "es sicherstellen wird, daß alle Menschen in allen Ländern ihre Leben frei von Angst und Not leben können." Der Sieg in diesem Kriege und die Errichtung der vorgeschlagenen internationalen Organisation werden die größte Gelegenheit aller Zeiten geben, um in den künftigen Jahren die nötigen Bedingungen zu einem solchen Frieden zu schaffen. Winston S. Churchill, Franklin D. Roosevelt, I. Stalin. 11. Februar 1945. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 557), 487 ff.; dt. aus: Friedrich Berber, Völkerrecht, Dokumentensammlung, Bd. II, Konfliktsrecht, München und Berlin, 1967, 2275 ff.
116. Franklin Delano Roosevelt, Entwurf der Jefferson-Tag Ansprache, 13. April 1945 Franklin Delano Roosevelt's Draft of Jefferson Day Address Als Franklin D. Roosevelt am 12. April 1945 starb, hat Amerika einen Staatsmann verloren, der alle Attribute eines amerikanischen Helden aufwies. In innenpolitischer Hinsicht hatte er mit dem New Deal Programm die Vor-
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aussetzungen für Amerika als Sozialstaat geschaffen, in außenpolitischer Hinsicht markiert die Ära seiner Präsidentschaft die Abkehr vom Isolationismus, zu Gunsten eines Prinzips der kollektiven Sicherheit. Präsident Roosevelt, der von den ungeheuren Belastungen erschöpft war, die ihm der Krieg auferlegt hatte, blieb es aber versagt, nachdem er 1944 in seine vierte Amtsperiode als Präsident gewählt worden war, die Vereinigten Staaten nun auch aus dem Krieg wieder in den Frieden zu führen. Die vorliegende letzte Botschaft des großen Sozial- und Wirtschaftsreformers, des wegweisenden Außenpolitikers und umsichtigen Staatsmannes, wurde am 11. April 1945 zur Feier des Jefferson-Tages am 13. April 1945 geschrieben und ist nie gehalten worden. * * * In allen Gemeinden im ganzen Lande sind heute abend Amerikaner versammelt, um dem lebendigen Andenken Thomas Jeffersons zu huldigen – dem Andenken eines der größten Demokraten. Und ich möchte deutlich betonen, daß ich das Wort "Demokraten" nicht mit großen Buchstaben geschrieben haben will. Ich wollte, es wäre mir vergönnt, gerade nur für den einen Abend bei allen diesen Zusammenkünften dabeizusein. In diesem historisch bedeutsamen Jahre, mehr denn je zuvor, tun wir gut daran, Thomas Jefferson in seinem Charakter als amerikanischen Weltbürger zu betrachten. Als Gesandter in Frankreich, dann als erster Außenminister der Vereinigten Staaten und schließlich als unser dritter Präsident hat Jefferson viel dazu beigetragen, die Vereinigten Staaten zu einem bedeutsamen Faktor in internationalen Angelegenheiten zu machen. Er war der erste, der unsere Flotte in ferne Gewässer geschickt hat, um dort unsere Rechte zu verteidigen. Und die Verkündung der Monroedoktrin war die logische Fortsetzung der weitblickenden Außenpolitik Jeffersons. Heute spielt dieses Land, zu dessen Aufbau Jefferson soviel beigetragen hat, eine gewaltige Rolle in dem weltumfassenden Kampfe um die Menschenrechte. Heute sind wir ein Teil der ungeheuren Macht der Alliierten – einer aus Fleisch und Blut und Stahl und Geist geschaffenen Macht –, die dabei ist, in Europa und in Asien die Kriegsmacher, die Haßapostel zu vernichten. Zu Jeffersons Zeit bestand unsere Flotte aus einer Handvoll Fregatten – aber diese winzige Flotte hat Ländern jenseits des Atlantik beigebracht, daß Seeräu-
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berei im Mittelmeer, Angriffe auf friedliche Handelsschiffe und Versklavung ihrer Besatzungen zu den Dingen gehören, die man unter Nachbarn ganz einfach nicht macht. Heute haben wir aus den Leiden des Krieges gelernt, daß große Macht auch große Verantwortung mit sich bringt. Heute können wir den Folgen der deutschen und japanischen Angriffe ebensowenig entrinnen, wie Jefferson vor hundertundfünfzig Jahren den Folgen der Angriffe der nordafrikanischen Korsaren ausweichen konnte. Wir als Amerikaner denken nicht daran, unsere Verantwortung abzuleugnen. Und wir wollen auch nicht von unserem Entschlusse abstehen, daß bei Lebzeiten unserer Kinder und Kindeskinder kein dritter Weltkrieg mehr ausbrechen soll. Wir streben nach Frieden – nach einem dauerhaften Frieden. Mehr noch als das Ende des Krieges ersehnen wir das Ende aller Kriegsanfänge – ja das Ende dieser brutalen, unmenschlichen und durchaus unpraktischen Methode, Differenzen zwischen verschiedenen Regierungen beizulegen. Der einst so mächtige und böswillige Nazistaat bricht zusammen, die japanischen Kriegsherren empfangen in ihrer eigenen Heimat die Vergeltung, um die sie sich verdient gemacht haben, als sie Pearl Harbour überfielen. Aber es genügt nicht, wenn wir nur unsere Feinde besiegen. Wir müssen auch weiterhin alles tun, was in unserer Macht steht, um die Zweifel und Ängste zu besiegen, die Unwissenheit und die Habgier, die dieses Grauen ermöglicht haben. Thomas Jefferson, der selbst ein hervorragender Wissenschaftler war, sprach einmal von dem "brüderlichen Geiste der Wissenschaft, der all ihre Jünger, gleichgültig welchen Grades und mögen sie auch noch so weit verstreut sein über die verschiedenen Gegenden des Erdballs, zu einer einzigen Familie vereinigt". Heute hat die Wissenschaft alle die verschiedenen Gegenden des Erdballs so nahe aneinandergerückt, daß es unmöglich ist, sie voneinander zu isolieren. Heute stehen wir vor der alles überragenden Tatsache, daß wir, wenn die Zivilisation fortleben soll, die Wissenschaft der menschlichen Beziehungen pflegen müssen – das Vermögen aller Völker aller Art, friedlich in der gleichen Welt zusammen zu leben und zusammen zu arbeiten.
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Ich darf Ihnen, meine Landsleute, versichern, daß meine Hand um so fester die Arbeit anpackt, die noch zu tun ist, daß ich um so entschlossener an meine Aufgaben herangehe, da ich weiß, daß Sie – zu Millionen und Millionen – mit mir einig sind in dem Entschlusse, dieses Werk dauerhaft zu gestalten. Das Werk, meine Freunde, heißt Frieden, mehr als nur das Ende dieses Krieges – das Ende aller Kriegsanfänge, ja das Ende, für alle Zeiten, dieser unpraktischen und unrealistischen Methode, Differenzen zwischen den Regierungen durch Massenmord an den Völkern zu bereinigen. Heute, da wir der schrecklichen Geißel dieses Krieges standhalten – da wir uns dem größten Beitrage nähern, den eine Generation menschlicher Wesen nur immer leisten kann, dem Beitrage eines dauernden Friedens, bitte ich Sie, nicht den Glauben zu verlieren. Ich messe die gesunden und festen Errungenschaften, die heute möglich geworden sind, an der Schärfe Ihrer eigenen Zuversicht und Ihrer Entschlossenheit. Und Ihnen und allen Amerikanern, die sich gemeinsam mit uns der Schaffung eines bestehenden Friedens widmen, sage ich: Die einzige Grenze unserer Verwirklichungen am morgigen Tage werden die Zweifel sein, die wir heute hegen. Wir wollen voranschreiten mit starker und tatkräftiger Zuversicht. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 561), 499 ff; dt. aus: Roosevelt spricht. Die Kriegsreden des Präsidenten, Stockholm, 1945, 370 ff.
117. Harry S. Truman, Die Grundlagen amerikanischer Außenpolitik, 27. Oktober 1945 Trumans Statement on the Fundamentals of American Foreign Policy Bei den Präsidentschaftswahlen 1944 konnte sich Franklin D. Roosevelt gegen den von den Republikanern aufgestellten Kandidaten Thomas E. Dewey, Gouverneur des Staates New York, durchsetzen. Viel schwieriger jedoch gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten Vizepräsidenten, wobei man sich nicht ohne Mühe auf Harry S. Truman, Senator aus Missouri, einigen konnte Dieser, von Roosevelt bei allen wichtigen Entscheidungen ausgeschlossene und daher oft nur unzureichend informierte Politiker, mußte nach dem Tode
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Roosevelts mehr oder weniger unvorbereitet dessen Nachfolge antreten. In der Zwischenzeit war auch eine deutliche Abkühlung des politischen Klimas zwischen den USA und der Sowjetunion eingetreten. Noch am ersten Tag seiner Präsidentschaft wurde Harry S. Truman ein Memorandum des Außenministers mit dem Inhalt vorgelegt, daß das Mißtrauen, das bei Kriegsende zwischen Ost und West vorherrschte, nicht völlig unbegründet war. Nach einem erfolgreich verlaufenen Atombombentest in New Mexico teilte Präsident Truman im Verlauf der Konferenz von Potsdam Stalin mit, er verfüge über eine Waffe, die den Krieg unmittelbar beenden könnte. Stalin war aber mit größter Wahrscheinlichkeit über diese Tatsache durch seinen Geheimdienst informiert. Die Gründung lokaler kommunistischer Parteien nach der Potsdamer Konferenz durch sowjetische Truppen ließ den diplomatischen Umgangston merklich abkühlen. Das nachfolgende Statement ist die erste außenpolitische Stellungnahme von Präsident Truman nach seiner Rückkehr Mitte Juli 1945 aus Potsdam und nimmt in Punkt 10 bereits den vierten Punkt des Fair Deal Programmes vorweg. * * * … 1. Wir streben keine territoriale Expansion oder einen selbstsüchtigen Vorteil an. Wir haben keine Pläne für eine Aggression gegen irgendeinen anderen Staat, sei er groß oder klein. Wir haben kein Ziel, welches mit den friedlichen Zielen irgendeiner anderen Nation kollidieren müßte. 2. Wir glauben an die letztendliche Rückkehr von souveränen Rechten und der Selbstregierung zu allen Völkern, welche dieser gewaltsam beraubt worden sind. 3. Wir werden keinen territorialen Veränderungen in irgendeinem befreundeten Teil der Welt zustimmen, außer sie stehen in Übereinstimmung mit den frei geäußerten Wünschen der betroffenen Menschen. 4. Wir glauben, daß allen Völkern, die für Selbstregierung vorbereitet sind, das Recht eingeräumt werden sollte, ihre eigene Regierungsform durch ihre eigen frei zum Ausdruck gebrachte Wahl, ohne Beeinflussung von irgendeiner auswärtigen Quelle wählen zu können. Das gilt für Europa, für Asien, für Afrika wie auch für die westliche Hemisphäre. 5. Durch das gemeinsame und kooperative Handeln unserer Kriegsalliierten werden wir den besiegten Feindstaaten helfen, friedliche demokratische Regierungen ihrer eigenen freien Wahl zu bilden. Und wir werden versuchen, eine Welt zu erreichen, in der Nazismus, Faschismus und militärische Aggression keinen Bestand haben können.
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6. Wir werden uns weigern, irgendeine Regierung anzuerkennen, welche irgendeiner Nation durch Gewalt einer auswärtigen Macht aufgezwungen worden ist. In einigen Fällen mag es unmöglich sein, die gewaltsame Auferlegung einer solchen Regierung zu verhindern. Aber die Vereinigten Staaten werden keine derartige Regierung anerkennen. 7. Wir glauben, daß alle Nationen die Freiheit der Meere und gleiche Schifffahrtsrechte auf Grenzflüssen und Wasserwegen und auf Flüssen und Wasserwegen, die durch mehr als ein Land fließen, haben sollten. 8. Wir glauben, daß alle Staaten, die in der Gemeinschaft der Nationen aufgenommen worden sind auf der Basis der Gleichberechtigung, Zugang zu Handel und zu den Rohstoffen der Welt haben sollten. 9. Wir glauben, daß die souveränen Staaten der westlichen Hemisphäre ohne Einmischung von außerhalb der westlichen Hemisphäre als gute Nachbarn bei der Lösung ihrer gemeinsamen Probleme zusammenarbeiten müssen. 10. Wir glauben, daß volle ökonomische Zusammenarbeit zwischen allen Nationen, groß oder klein, wichtig ist für die Verbesserung von Lebensbedingungen auf der ganzen Welt sowie für die Festigung der Freiheit von Furcht und der Freiheit von Not. 11. Wir werden unsere Bemühungen fortsetzen, Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit in allen friedliebenden Gebieten der Welt zu fördern. 12. Wir sind überzeugt, daß die Erhaltung des Friedens zwischen den Nationen eine Organisation der Vereinten Nationen erforderlich macht, welche sich aus allen friedliebenden Nationen der Welt zusammensetzt, die willens sind, gemeinsam Gewalt einzusetzen, wenn es notwendig ist, um den Frieden zu sichern. Dies ist die Außenpolitik, die jetzt den Vereinigten Staaten den Weg weist. Dies ist die Außenpolitik, mit der sie vertrauensvoll der Zukunft entgegenblickt. Sie mag vielleicht nicht schon morgen oder übermorgen wirksam werden. Nichtsdestoweniger ist dies unsere Politik; und wir werde uns bemühen, sie zu verwirklichen. Es mag dies eine lange Zeit benötigen, aber es lohnt sich darauf zu warten, und es lohnt sich danach zu streben. … Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 564), 503 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
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118. Auszüge aus dem Lobbyistengesetz, 1946 Extracts from the Legislative Reorganization Act Als spezielle Ausformungen der politischen Kultur und des staatsrechtlichen Systems der USA spielen die Interessenverbände im Meinungs- und Willensbildungsprozeß eine in der Gesetzgebung der Vereinigten Staaten nicht mehr wegzudenkende Rolle. Mit der zunehmenden Einflußnahme des Staates auf das Wirtschafts- und Gesellschaftsleben um die Jahrhundertwende begann die Gesellschaft, einer Art Wechselwirkung folgend, sich in "Pressure Groups" zu organisieren. Dieses Phänomen, das erst später unter weitgehender Beibehaltung der Terminologie, wenn auch im weit geringeren Maße auf Europa einzuwirken begann, ist zu vielschichtig, um in dieser kurzen Form auch nur annähernd behandelt werden zu können. Die oft angegriffenen "Lobbies" (der Ausdruck Lobby geht zurück auf die Vorhalle der Häuser der Parlamente, in denen Abgeordneten regelmäßig Anliegen vorgetragen wurden), bezahlte Vertreter der Interessengruppen, die in Washington beim Congress und der Öffentlichkeit die Verabschiedung von Gesetzen im Interesse ihrer Auftraggeber verfolgen sollen, sind heute aus dem Gesetzgebungsverfahren nicht mehr wegzudenken. Um ein Überhandnehmen dieser Einflußnahme hintanzuhalten, entschloß sich der Congress, dem Beispiel von Staatslegislaturen folgend, das Phänomen wenigstens ansatzweise im Legislative Reorganization Act von 1946 zu kontrollieren. Wichtigstes Instrument war eine in diesem Gesetz vorgesehene Offenlegungspflicht (Disclosure), gekoppelt mit einer Eintragungspflicht beim Congress, mit der mit wechselndem Erfolg versucht wurde, das Phänomen des Lobbyismus zu regulieren. * * * Begriffsbestimmungen Abschnitt 302. Wenn er in diesem Kapitel verwendet wird, a) so umfaßt der Ausdruck 'Zuwendung' (contribution) eine Schenkung, eine Spende, ein Darlehen, eine Vorauszahlung oder eine Anzahlung von Geld oder anderen Wertsachen und umfaßt ebenso einen Vertrag, ein Versprechen oder ein Übereinkommen, ob juristisch einklagbar oder nicht, eine solche Zuwendung zu machen. b) so umfaßt der Ausdruck 'Ausgabe' (expenditure) eine Zahlung, eine Verteilung, ein Darlehen, eine Vorauszahlung, Anzahlung oder Schenkung von Geld oder irgendeiner anderen Wertsache, und umfaßt ebenso einen Vertrag, ein Ver-
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sprechen oder eine Übereinkunft, ob juristisch einklagbar oder nicht, eine solche Ausgabe zu machen. c) so umfaßt der Ausdruck 'Person' einen einzelnen, einen Partner, einen Ausschuß, eine Gesellschaft, eine Vereinigung und jede andere Organisation oder Gruppe von Personen. d) so meint der Ausdruck 'Kanzlist' den Kanzlisten des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten (gemeint ist der Leiter der Parlamentsverwaltung, d. Verf.). e) so bezieht sich der Ausdruck 'Gesetzgebung' auf Gesetzesvorlagen, Entschließungen, Verfassungszusätze, Ernennungen und andere Angelegenheiten, die in den Häusern des Kongresses zur Entscheidung anstehen oder vorgeschlagen wurden, und umfaßt jede andere Angelegenheit, die von einem der beiden Häuser zum Gegenstand ihrer Beratung gemacht werden. Betroffene Personen Abschnitt 307. Die Bestimmungen dieses Gesetzes sollen jede (juristische) Person betreffen (außer einem politischen Kommittee, wie es im Federal Corrupt Practices Act [Bundesgesetz gegen korrupte Praktiken] definiert ist oder ordnungsgemäß organisierten einzelstaatlichen bzw. lokalen Kommittees politischer Parteien), die selbst oder durch einen Agenten, Angestellten oder andere Personen in welcher Weise auch immer, direkt oder indirekt, Geld (oder geldwerte Sachen) erbittet, sammelt oder empfängt, das prinzipiell der Förderung folgender Zwecke dient (to be used principally to aid), oder jede Person, deren hauptsächliche Aufgabe (principle purpose) im Verfolg der nachstehenden Zwecke liegt: a) Die Verabschiedung oder Verhinderung gesetzgeberischer Maßnahmen durch den Kongreß der Vereinigten Staaten zu erreichen. b) die Verabschiedung oder Verhinderung gesetzgeberischer Maßnahmen durch den Kongreß der Vereinigten Staaten direkt oder indirekt zu beeinflussen. Eintragung beim Sekretär des Senats und beim Kanzlisten des Repräsentantenhauses Abschnitt 308. a) Jedermann, der sich gegen Bezahlung oder gegen irgendeine andere Begünstigung für die Bemühung engagieren läßt, die Verabschiedung oder die Verhinderung irgendeiner Gesetzgebungsmaßnahme durch den Kongreß der Vereinig-
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ten Staaten zu erwirken, muß sich, ehe er etwas zur Förderung dieses Ziels unternimmt, beim Kanzlisten des Repräsentantenhauses und dem Sekretär des Senats eintragen lassen. Er muß diesen Beamten schriftlich und unter Eid seinen Namen und seine Geschäftsadresse angeben, sowie den Namen und die Adresse der (juristischen) Person, von der er angestellt ist und in deren Interesse er auftritt oder arbeitet, die Dauer dieser Anstellung, die Höhe des Entgelts oder der in Aussicht gestellten Bezahlung, von wem er bezahlt wird oder bezahlt werden soll, wieviel ihm für die Auslagen zur Verfügung steht und welche Auslagen eingeschlossen sein sollen. Jedermann, der sich in dieser Weise eintragen läßt, muß, so lange seine Tätigkeit dauert, zwischen dem ersten und zehnten Tag jedes Kalendervierteljahres beim Kanzlisten und Sekretär eine unter Eid abgegebene, detaillierte Abrechnung aller von ihm im Verfolg seiner Arbeit im vorangegangenen Kalendervierteljahr eingenommenen und ausgegebenen Gelder zu den Akten geben. Der Bericht muß weiter enthalten: an wen das Geld bezahlt wurde und für welche Zwecke; die Namen aller Zeitungen, Zeitschriften, Magazine oder anderer Publikationen, in denen er die Veröffentlichung irgendwelcher Artikel veranlaßt hat, sowie die vorgesehene Gesetzgebungsmaßnahme, zu deren Unterstützung oder Verhinderung er angestellt ist. Die Vorschriften dieses Abschnittes sollen nicht gelten für Personen, die lediglich vor einem Ausschuß des Kongresses der Vereinigten Staaten zur Förderung oder Verhinderung einer Gesetzesmaßnahme erscheinen, und auch nicht für öffentliche Bedienstete, die in ihrer offiziellen Funktion handeln, und auch nicht im Falle einer Zeitung oder einer anderen regelmäßig veröffentlichten Zeitschrift (einschließlich jeder Person, die eine solche besitzt, veröffentlicht oder von einer solchen Zeitung oder Zeitschrift angestellt ist), die im gewöhnlichen Gang ihre Geschäfts Nachrichten, Leitartikel oder andere Kommentare oder bezahlte Anzeigen veröffentlicht, die direkt oder indirekt auf die Verabschiedung oder Verhinderung einer Gesetzgebungsmaßnahme drängen, wenn die besagte Zeitung, Zeitschrift oder Personen sich in keine weiteren oder anderen Aktivitäten im Zusammenhang mit der Verabschiedung oder Verhinderung der besagten Gesetzgebungsmaßnahme einläßt als vor einem Ausschuß des Kongresses der Vereinigten Staaten zu Förderung oder in Opposition gegen eine solche Gesetzesmaßnahme zu erscheinen. b) Alle Angaben, die unter den Bestimmungen dieses Abschnitts beim Kanzlisten des Repräsentantenhauses und Sekretärs des Senats zu den Akten gegeben werden müssen, sollen von dem besagten Kanzlisten und Sekretär in gegenseitigem Benehmen, sobald es nach dem Ende des Kalendervierteljahres möglich ist, unter Bezugnahme auf die Sache, zu der diese Angaben zu den Akten gegangen sind, zusammengestellt werden und in den offiziellen Berichten des Kongresses abgedruckt werden.
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Beeidigte Berichte und Erklärungen Abschnitt 309. Alle Berichte und Erklärungen, die unter diesem Kapitel verlangt werden, müssen unter Eid abgegeben werden, vor einem gesetzlich zur Entgegennahme von Eiden ermächtigten Beamten. Strafen Abschnitt 310. a) Jede Person, die irgendeine Bestimmung dieses Kapitels verletzt, ist nach ihrer Überführung eines Vergehens schuldig und wird mit einer Geldstrafe nicht über 5 000 Dollar oder mit Gefängnis von nicht mehr als 12 Monaten oder mit einer solchen Geldstrafe wie auch mit Gefängnis bestraft. b) Zusätzlich zu den im Unterabschnitt a) vorgesehenen Strafen wird jeder Person, die eines hierin dargelegten Vergehens überführt ist, für die Dauer von 3 Jahren vom Datum der Überführung an gerechnet untersagt, die Verabschiedung oder Verhinderung irgendeiner vorgeschlagenen Gesetzgebungsmaßnahme direkt oder indirekt zu beeinflussen oder vor einem Ausschuß des Kongresses zur Förderung oder Verhinderung einer vorgeschlagenen Gesetzgebung zu erscheinen. Und jede Person, die irgendeine Bestimmung dieses Unterabschnitts verletzt, ist nach ihrer Überführung eines Verbrechens schuldig und wird mit einer Geldstrafe von nicht mehr als 10 000 Dollar oder Gefängnis von nicht mehr als 5 Jahren oder mit einer solchen Geldstrafe und mit Gefängnis bestraft. Engl. in: Congress and the Nation, Vol. I, 1945–1964, Washington D.C., 1965, 1567 ff.; dt. aus: Hartmut Wasser, Die USA, der unbekannte Partner, Parderborn, 1983, 200 ff.
119. Die Kontrolle der Atomenergie, 15. November 1946 The Control of Atomic Energy Die amerikanische Demobilisierung in Europa ging dermaßen rasch vor sich (im Mai 1945 waren 3,5 Millionen amerikanische Soldaten in Europa stationiert, im März 1946 waren es nur noch 400 000), daß von vielen Seiten die Auflösung der kriegsbedingt starken Militärpräsenz als Machtvakuum
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empfunden wurde. Der durch den Abwurf zweier Atombomben auf Japan am 2. September 1945 noch vor Eingreifen der sowjetischen Truppen im pazifischen Raum beendete II. Weltkrieg gab den USA die Möglichkeit, den japanischen Staat von Grund auf zu reorganisieren, wobei Japan in der von den Amerikanern oktroyierten Verfassung "auf ewig" auf das "souveräne Recht" zur Kriegführung verzichtete. Die Atombombe, die im Zuge des Manhattanprogramms (vgl. Doc. 110) von amerikanischen, britischen und kanadischen Wissenschaftlern konstruiert worden war, sollte, wenn es nach der amerikanischen Öffentlichkeit ging, ein Geheimnis bleiben, obwohl sich die Wissenschaftler einig waren, daß ein solches auf Dauer nicht gehütet werden konnte. Der politische Umgang mit der Atombombe veranlaßte Präsident Truman, den Premierminister von Großbritannien und den Premierminister von Kanada zu nachstehender Erklärung. Am 24. Januar 1946 war von den Vereinten Nationen eine Atomenergiekommission eingerichtet worden Der amerikanischen Position zufolge sollte die Atombombe anderen Nationen nicht zugänglich gemacht werden, bevor nicht wirksame Maßnahmen zur Sicherheit und Inspektion vereinbart worden waren, dem russischen Standpunkt zufolge sollte der Bau der Atombombe verboten werden und bereits bestehende Vorräte sofort vernichtet werden. Der amerikanische Vorschlag hätte in das in der russischen Völkerrechtsdoktrin so überbewertete Souveränitätsdogma hineingespielt. Man hatte sich schließlich, was die oben genannte Atomenergiekommission betraf, für das amerikanische Konzept entschieden. * * * Der Text der übereinstimmenden Erklärung zur Atomenergie durch den Präsidenten der Vereinigten Staaten, den Premierminister des Vereinigten Königreichs und des Premierministers von Kanada Der Präsident der Vereinigten Staaten, der Premierminister des Vereinigten Königreichs und der Premierministers von Kanada haben folgende Erklärung abgegeben: 1. Wir anerkennen, daß die Anwendung von jüngsten wissenschaftlichen Entdeckungen auf die Methoden und Praxis des Krieges der Menschheit bisher unbekannte Mittel der Zerstörung zur Verfügung gestellt hat, gegen welche es keine geeignete militärische Verteidigung geben kann und in deren Anwendung keine einzelne Nation ein tatsächliches Monopol haben kann. 2. Wir möchten herausstreichen, daß die Verantwortlichkeit für die Erstellung von Mitteln, um sicherzustellen, daß die neuen Entdeckungen zum Wohle der Menschheit genutzt werden sollen, anstatt als Mittel der Zerstörung, nicht allein
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bei unseren Nationen liegt, sondern bei der ganzen zivilisierten Welt. Nichtsdestoweniger verlangt es der Erfolg, den wir in der Entwicklung und im Gebrauch der Atomenergie gemacht haben, daß wir eine Initiative in dieser Angelegenheit ergreifen und wir sind diesbezüglich zusammengekommen, um die Möglichkeit einer internationalen Aktion zu erwägen – a) um den Gebrauch der Atomenergie für zerstörerische Zwecke zu verhindern; b) um den Gebrauch von neueren und zukünftigen Fortschritten in der wissenschaftlichen Erkenntnis, besonders hinsichtlich der Nutzung der Atomenergie für friedliche und humanitäre Zwecke, zu fördern. 3. Wir sind uns bewußt, daß der einzige vollkommene Schutz für die zivilisierte Welt vor der destruktiven Verwendung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Verhinderung von Krieg liegt. Kein Sicherheitssystem, das erstellt werden kann, wird aus sich selbst heraus eine wirksame Garantie gegen die Produktion von Atomwaffen durch eine zur Aggression neigende Nation schaffen. Wir können auch nicht die Möglichkeit der Entwicklung von anderen Waffen oder von neuen Methoden der Kriegsführung ignorieren, welche eine genauso große Bedrohung der Zivilisation wie die militärische Verwendung der Atomenergie darstellen könnten. 4. Wir vertreten die drei Länder, welche das Wissen besitzen, welches notwendig ist für die Verwendung der Atomenergie, und wir erklären zu Beginn unsere Bereitschaft, als einen ersten Beitrag den Austausch von grundlegenden wissenschaftlichen Informationen und dem Austausch von Wissenschaftlern und wissenschaftlicher Literatur für friedliche Zwecke mit jeder Nation auf der Grundlage der Reziprozität fortzusetzen. 5. Wir glauben, daß die Früchte wissenschaftlicher Forschung allen Nationen zugänglich gemacht werden sollten und daß die Forschungsfreiheit und der freie Austausch von Ideen wichtig sind für den Fortschritt des Wissens. In Verfolgung dieser Politik ist bereits die grundlegende wissenschaftliche Information, welche wichtig ist für die Entwicklung der Atomenergie für friedliche Zwecke, der Welt zugänglich gemacht worden. Es ist unsere Absicht, daß jede zukünftige Information dieser Art, die gewonnen werden mag, von Zeit zu Zeit in ähnlicher Weise behandelt werden sollte. Wir vertrauen darauf, daß die anderen Nationen dieselbe Politik verfolgen werden und dadurch eine Atmosphäre gegenseitigen Vertrauens schaffen werden, in der politische Übereinstimmung und Zusammenarbeit gedeihen werden.
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6. Wir haben die Frage der Geheimhaltung detaillierter Informationen bezüglich der praktischen industriellen Anwendung der Atomenergie in Erwägung gezogen. Die militärische Nutzung der Atomenergie hängt zu einem großen Teil von denselben Methoden und Verfahren ab, die für industrielle Nutzanwendungen erforderlich sind. Wir sind nicht überzeugt, daß die Verbreitung spezialisierter Informationen bezüglich der praktischen Anwendung der Atomenergie, ehe es möglich ist, wirksame, gegenseitige und erzwingbare Sicherungen, welche für alle Nationen annehmbar sind, einzuführen, zu einer friedlichen Lösung des Problems der Atombombe beitragen würde. Ganz im Gegenteil, wir glauben, daß dies den gegenteiligen Effekt haben könnte. Wir sind allerdings bereit, auf der Basis der Reziprozität mit anderen von den Vereinten Nationen detaillierte Informationen bezüglich der praktischen industriellen Anwendung der Atomenergie, sobald wirksame erzwingbare Sicherungen gegen ihre Verwendung für zerstörerische Zwecke erstellt werden können, zu teilen. 7. Um die wirksamsten Mittel für die gänzliche Eliminierung der Verwendung von Atomenergie für zerstörerische Zwecke zu erreichen und um ihre weitestgehende Verwendung für industrielle und humanitäre Zwecke zu fördern, sind wir der Meinung, daß zum frühest möglichen Zeitpunkt im Rahmen der Vereinten Nationen eine Kommission eingesetzt werden sollte, welche Empfehlungen zur Vorlage an die UNO erarbeiten sollte. Die Kommission sollte beauftragt werden, mit größter Schnelligkeit voranzugehen und sollte ermächtigt werden, von Zeit zu Zeit Empfehlungen vorzulegen, welche einzelne Phasen ihrer Arbeit zum Gegenstand haben. Im einzelnen sollte die Kommission spezifische Vorschläge erstellen – a) für die Erweiterung des Austausches von grundlegenden wissenschaftlichen Informationen für friedliche Zwecke zwischen allen Nationen; b) für die Kontrolle der Atomenergie in dem Maße, als es notwendig ist, ihre Verwendung nur für friedliche Zwecke sicherzustellen; c) für die Eliminierung von Atomwaffen und von allen anderen größeren Waffen, die für die Massenvernichtung geeignet sind, aus nationalen Waffenarsenalen; d) für wirksame Sicherungen durch Inspektionen und andere Mittel, um Staaten, die sich an diese Bedingungen halten, gegen die Risiken von Verletzungen und Umgehungen zu schützen.
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8. Die Arbeit der Kommission sollte in getrennten Stufen vorangehen, wobei der erfolgreiche Abschluß jeder Stufe das notwendige Vertrauen der Welt erzeugen wird, ehe die nächste Stufe beschritten wird. Insbesondere wird in Betracht gezogen, daß diese Kommission ihr Augenmerk zuerst auf den weiträumigen Austausch von Wissenschaftlern und wissenschaftlichen Informationen richten wird und in einer zweiten Stufe sich der Entwicklung eines umfassenden Wissens bezüglich der natürlichen Ressourcen von Rohstoffen widmen wird. 9. Angesichts der schrecklichen Realität der Anwendung der Wissenschaft zur Zerstörung wird jede Nation vordringlicher als zuvor die überwältigende Notwendigkeit beachten, rechtsstaatliche Prinzipien zwischen den Nationen zu bewahren und die Geißel des Krieges von der Erde zu verbannen. Dies kann nur dadurch erreicht werden, indem man voll und ganz die Organisation der Vereinten Nationen unterstützt und indem man ihre Autorität festigt und ausdehnt und dadurch Bedingungen für gegenseitiges Vertrauen schafft, unter denen alle Völker frei sein werden, sich den Dingen des Friedens zu widmen. Es ist unser fester Entschluß, ohne Vorbehalt darauf hinzuarbeiten, diese Ziele zu erreichen. Harry S. Truman Präsident der Vereinigten Staaten C. R. Attlee Premierminister des Vereinigten Königreiches W. L. Mackenzie King Premierminister von Kanada Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 571), 516 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
120. Die Truman Doktrin, 12. März 1947 The Truman Doctrine Die Wirtschaftshilfe im klassischen Sinn fand ihre weiteste Verbreitung vorwiegend im 18. und 19. Jahrhundert, wo finanziell starke Staaten vor allem im Kriegsfall schwache unterstützten, deren Ziele ihnen wichtig erschienen. Nach einem vorübergehenden Abklingen derselben, das seine Hauptursache in
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den wirtschaftlichen und Staatsvorstellungen des Liberalismus des 19. Jahrhundert hatte, erlebte dieses politische Instrument seit dem I. Weltkrieg wieder eine Renaissance. Im Verlauf des II. Weltkrieges erlangte die Wirtschaftshilfe maßgebliche Bedeutung: Die amerikanische Auslandshilfe erreichte in diesem Zeitraum einen Betrag von insgesamt 49 Milliarden Dollar. Der äußere Anlaß, der zur Truman Doktrin führen sollte, war die britische Mitteilung vom 21. Februar 1947, die wirtschaftliche Hilfe für Griechenland und die Türkei wegen interner Schwierigkeiten einstellen zu müssen. Die US Administration war grundsätzlich bereit, dieses Vakuum auszufüllen, es galt jedoch, den Congress, und vor allem die um den republikanischen Abgeordneten Robert A. Taft gescharten Isolationisten zu überzeugen. Vom vorwiegend innenpolitischen Charakter der Ansprache des Präsidenten, die mehrmals neu gefaßt und immer schärfer formuliert worden war (so schreibt auch Truman in seinen Memoiren, daß er anstelle des Wortes "should" immer öfter "must" gesetzt habe), zeugte auch die Absicht, die Wirtschafts- und Militärhilfe innenpolitisch durchzusetzen. Als Hauptargument für die Ausdehnung der Militär- und Wirtschaftshilfe diente jedoch die "Eindämmung" (Containment) der von der Sowjetunion in Form eines uferlosen Expansionsstrebens ausgehenden Gefahr eines kommunistischen Hegemonialanspruches. Die am 12. März 1947 vor beiden Häusern des Congress gehaltene Rede, die auch die Grundlage für den Marshall-Plan bildete (vgl. Dok. 121), führte zur weitgehenden Aufgabe des Isolationismus, der die amerikanische Außenpolitik phasenweise sehr stark geprägt hatte. Während dieses Dokument weltweit als Gegenstück zur Monroe Doktrin (vgl. Dok. 64) angesehen wird, wurde es von der Sowjetunion als unverhüllte Bedrohung aufgefaßt. Am 15. Mai 1947 bewilligte der Congress als ersten Schritt jedenfalls 400 Millionen Dollar als Wirtschafts- und Militärhilfe für Griechenland und die Türkei. * * * Herr Präsident, Herr Vorsitzender, Mitglieder des Kongresses der Vereinigten Staaten! Der Ernst der Lage, vor die sich die Welt heute gestellt sieht, machte mein Erscheinen vor einer gemeinsamen Sitzung des Kongresses notwendig. Ein Gebiet der Gegenwartslage, das ich Ihnen heute zur Erwägung und Entscheidung vorlegen möchte, betrifft Griechenland und die Türkei. Die griechische Regierung hat an die Vereinigten Staaten einen dringenden Ruf nach finanzieller und wirtschaftlicher Unterstützung gerichtet. Die ersten Berichte der jetzt in Griechenland befindlichen amerikanischen Wirtschafts-
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mission und Berichte des amerikanischen Botschafters in Griechenland bestätigen die Erklärung der griechischen Regierung, daß Hilfe kommen muß, wenn Griechenland als freie Nation weiterbestehen soll. Ich glaube nicht, daß das amerikanische Volk und der Kongreß den Hilferuf der griechischen Regierung überhören wollen. Griechenland ist kein reiches Land. Es fehlen ihm die natürlichen Hilfsquellen, und das Volk hat immer hart arbeiten müssen, um ein Auskommen zu haben. Seit 1940 hat dieses fleißige, friedliebende Land die Invasion, vier Jahre brutaler Besetzung und erbitterte innere Kämpfe über sich ergehen lassen. Als die Truppen der Befreier in Griechenland einmarschierten, mußten sie feststellen, daß die Deutschen auf ihrem Rückzuge praktisch alle Eisenbahnlinien, Straßen, Hafenanlagen, Nachrichtenverbindungen und die Handelsflotte zerstört hatten. Über 1 000 Dörfer waren eingeäschert, 85 Prozent der Kinder waren fast gänzlich verschwunden. Die Inflation hatte praktisch alle Ersparnisse verschluckt. Das Ergebnis dieser tragischen Zustände war, daß eine kampflustige bewaffnete Minderheit ein politisches Chaos zu schaffen imstande war, das bis jetzt die wirtschaftliche Gesundung des Landes unmöglich gemacht hat. Griechenland hat heute nicht die Mittel, um die Einfuhr der Waren zu bezahlen, die für die bloße Existenz unerläßlich sind. Unter diesen Umständen kann das griechische Volk keine Fortschritte in der Lösung seiner Wiederaufbauprobleme machen. Griechenland hat eine wirtschaftliche und finanzielle Unterstützung verzweifelt nötig, um den Einkauf von Nahrungsmitteln, Kleidung, Brennstoffen und Saatgut wiederaufnehmen zu können. Diese Dinge sind für die Existenz seines Volkes unentbehrlich und können nur aus dem Auslande bezogen werden. Griechenland braucht Hilfe, um diese Güter einführen zu können, so daß es die für die wirtschaftliche und politische Gesundung des Landes so wichtige innere Ordnung und Sicherheit wiederherstellen kann. Die griechische Regierung hat ferner um die Unterstützung amerikanischer Fachleute im Verwaltungswesen, in Wirtschaft und Technik gebeten, damit die Griechenland gewährte finanzielle und sonstige Hilfe richtig verwendet wird: zur Schaffung einer stabilen, selbständigen Wirtschaft und zur Verbesserung der öffentlichen Verwaltung. Durch den Terror einiger tausend bewaffneter Männer, die von Kommunisten angeführt werden und der Regierungsautorität an verschiedenen Punkten, besonders längs der Nordgrenzen Trotz bieten, wird der griechische Staat heute
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in den Grundlagen seiner Existenz bedroht. Zur Zeit untersucht eine vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ernannte Kommission die unruhigen Zustände in Nordgriechenland und angebliche Grenzverletzungen an den Grenzen zwischen Griechenland einerseits und Albanien, Bulgarien und Jugoslawien andererseits. Inzwischen ist die griechische Regierung unfähig, der Lage Herr zu werden. Die griechische Armee ist klein und schlecht ausgerüstet. Sie braucht Nachschub und Ausrüstung, wenn sie die Autorität der Regierung auf dem gesamten griechischen Staatsgebiet wiederherstellen soll. Griechenland muß Unterstützung haben, wenn es eine auf eigenen Füßen stehende und auf Selbstachtung begründete Demokratie werden soll. Die Vereinigten Staaten müssen diese Unterstützung geben. Wir haben Griechenland schon gewisse Hilfsleistungen und wirtschaftliche Unterstützung zukommen lassen. Aber diese sind unzureichend. Es gibt kein anderes Land, an das sich das demokratische Griechenland wenden könnte. Keine andere Nation ist bereit und in der Lage, einer demokratischen griechischen Regierung den notwendigen Rückhalt zu geben. Die britische Regierung, die Griechenland bisher geholfen hat, kann nach dem 31. März keine weitere finanzielle oder wirtschaftliche Unterstützung mehr leisten. Großbritannien sieht sich genötigt, seine Bindungen in verschiedenen Teilen der Welt, darunter auch in Griechenland, einzuschränken oder aufzulösen. Wir haben überlegt, wie die Vereinten Nationen in dieser Krise einspringen könnten, aber die Lage ist dringend. Es muß sofort etwas geschehen, und die Vereinten Nationen und die ihnen angeschlossenen Organisationen sind nicht in der Lage, eine Unterstützung, wie sie hier erforderlich ist, zu gewähren. Es muß hervorgehoben werden, daß die griechische Regierung uns gebeten hat, ihr bei der richtigen Anwendung der finanziellen und anderen Unterstützung, die wir ihr gegebenenfalls gewähren, und bei der Verbesserung der öffentlichen Verwaltung zu helfen. Es ist von der größten Bedeutung, daß wir die Verwendung der Griechenland gewährten Mittel überwachen, so daß jeder Dollar, den wir ausgeben, dazu beiträgt, Griechenland auf eigene Füße zu stellen und ein Wirtschaftssystem zu errichten, in dem eine gesunde Demokratie gedeihen kann. Keine Regierung ist vollkommen. Eine der Haupttugenden der Demokratie ist es jedoch, daß ihre Fehler immer sichtbar sind und im Verlauf demokratischer Vorgänge aufgezeigt und verbessert werden können. Die Regierung Grie-
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chenlands ist nicht vollkommen. Dennoch repräsentiert sie 85 Prozent der Mitglieder des griechischen Parlaments, die durch die Wahlen im vergangenen Jahre gewählt wurden. Auswärtige Beobachter, darunter 692 Amerikaner, hatten sich überzeugt, daß diese Wahlen die Ansichten des griechischen Volkes zum Ausdruck brachten. Die griechische Regierung hat in einer Atmosphäre des Chaos und des Extremismus gewirkt. Sie hat auch Fehler gemacht. Wenn wir ihr Unterstützung gewähren, so bedeutet das nicht, daß die Vereinigten Staaten alles, was die griechische Regierung getan hat oder tun wird, für richtig halten und billigen. Wir haben in der Vergangenheit extremistische Maßnahmen der Rechten sowie der Linken verurteilt und verurteilen sie auch heute noch. Wir haben in der Vergangenheit zur Toleranz geraten, und wir raten auch heute noch dazu. Griechenlands Nachbar, die Türkei, verdient ebenfalls unsere Beachtung. Die Zukunft der Türkei als unabhängiger und wirtschaftlich gesunder Staat ist für die freiheitsliebenden Völker der Welt von keiner geringeren Bedeutung als die Griechenlands. Die Verhältnisse, in die sich die Türkei heute gestellt sieht, sind ziemlich verschieden von denen Griechenlands. Der Türkei sind die Katastrophen erspart geblieben, die Griechenland heimgesucht haben. Und während des Krieges haben die Vereinigten Staaten und Großbritannien der Türkei materielle Hilfe zukommen lassen. Trotzdem braucht die Türkei jetzt unsere Unterstützung. Seit dem Kriege hat sich die Türkei um zusätzliche finanzielle Hilfe von Großbritannien und den Vereinigten Staaten bemüht, um die für die Aufrechterhaltung ihrer nationalen Integrität notwendige Modernisierung durchführen zu können. Diese Integrität ist wichtig für die Erhaltung der Ordnung im Mittleren Osten. Die britische Regierung hat uns mitgeteilt, daß sie auf Grund ihrer eigenen Schwierigkeiten der Türkei keine finanzielle oder wirtschaftliche Hilfe mehr gewähren kann. Wenn die Türkei die notwendige Unterstützung haben soll, so muß diese, ebenso wie im Falle Griechenlands, von den Vereinigten Staaten kommen. Wir sind das einzige Land, das Hilfe leisten kann. Ich bin mir vollkommen bewußt, was es bedeutet, wenn die Vereinigten Staaten Griechenland und der Türkei ihre Unterstützung zukommen lassen, und das möchte ich jetzt mit Ihnen besprechen. Eins der ersten Ziele der Außenpolitik der Vereinigten Staaten ist es, Bedingungen zu schaffen, unter denen wir und andere Nationen uns ein Leben auf-
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bauen können, das frei von Zwang ist. Das war ein grundlegender Faktor im Krieg gegen Deutschland und Japan. Wir überwanden mit unserem Sieg Länder, die anderen Ländern ihren Willen und ihre Lebensweise aufzwingen wollten. Um die friedliche, ungezwungene Entwicklung der Nationen sicherzustellen, haben die Vereinigten Staaten sich an führender Stelle an der Errichtung der Vereinten Nationen beteiligt. Die Vereinten Nationen sollen dauernde Freiheit und Unabhängigkeit für alle ihre Mitgliedstaaten ermöglichen. Wir werden unser Ziel jedoch nicht verwirklichen, wenn wir nicht bereit sind, den freien Völkern zu helfen, ihre freien Einrichtungen und ihre nationale Integrität gegenüber aggressiven Bewegungen zu erhalten, die ihnen totalitäre Regimes aufzwingen wollen. Das ist nichts weiter als ein offenes Zugeständnis der Ansicht, daß totalitäre Regimes, die freien Völkern durch direkte oder indirekte Aggression aufgezwungen werden, die Grundlagen des internationalen Friedens und damit die Sicherheit der Vereinigten Staaten untergraben. In einer Anzahl von Ländern waren den Völkern kürzlich gegen ihren Willen totalitäre Regimes aufgezwungen worden. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat mehrfach gegen Zwang und Einschüchterung bei der Verletzung des Jalta-Abkommens in Polen, Rumänien und Bulgarien protestiert. Und weiter muß ich feststellen, daß in einer Anzahl anderer Staaten ähnliche Entwicklungen stattgefunden haben. Im gegenwärtigen Abschnitt der Weltgeschichte muß fast jede Nation ihre Wahl in bezug auf ihre Lebensweise treffen. Nur allzuoft ist es keine freie Wahl. Die eine Lebensweise gründet sich auf den Willen der Mehrheit und zeichnet sich durch freie Einrichtungen, freie Wahlen, Garantie der individuellen Freiheit, Rede- und Religionsfreiheit und Freiheit vor politischer Unterdrückung aus. Die zweite Lebensweise gründet sich auf den Willen einer Minderheit, der der Mehrheit aufgezwungen wird. Terror und Unterdrückung, kontrollierte Presse und Rundfunk, fingierte Wahlen und Unterdrückung der persönlichen Freiheiten sind ihre Kennzeichen. Ich bin der Ansicht, daß es die Politik der Vereinigten Staaten sein muß, die freien Völker zu unterstützen, die sich der Unterwerfung durch bewaffnete Minderheiten oder durch Druck von außen widersetzen. Ich glaube, daß wir den freien Völkern helfen müssen, sich ihr eigenes Geschick nach ihrer eigenen Art zu gestalten.
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Ich bin der Ansicht, daß unsere Hilfe in erster Linie in Form wirtschaftlicher und finanzieller Unterstützung gegeben werden sollte, die für eine wirtschaftliche Stabilität und geordnete politische Vorgänge wesentlich ist. Die Welt steht nicht still, und der Status quo ist nicht heilig. Aber wir können keine Veränderungen im Status quo zulassen, die eine Verletzung der Charta der Vereinten Nationen durch Zwangsmethoden oder durch vorsichtigere Maßnahmen wie eine politische Durchdringung bedeuten. Wenn wir freien und unabhängigen Nationen helfen, ihre Freiheit zu bewahren, so werden wir damit die Prinzipien der Charta der Vereinten Nationen verwirklichen. Man braucht nur einen Blick auf die Karte zu werfen, um zu erkennen, daß Existenz und Integrität der griechischen Nation von schwerwiegender Bedeutung im Rahmen einer viel umfassenderen Situation sind. Sollte Griechenland der Kontrolle einer bewaffneten Minderheit unterworfen werden, so würde das sofort schwerwiegende Auswirkungen auf seinen Nachbarn, die Türkei, haben. Verwirrung und Unordnung würden sich vielleicht durch den ganzen Mittleren Osten verbreiten. Überdies würde das Verschwinden eines unabhängigen griechischen Staates tiefgreifende Auswirkungen auf alle diejenigen Länder Europas haben, deren Völker für die Erhaltung ihrer Freiheit und Unabhängigkeit gegen große Schwierigkeiten ankämpfen, während sie gleichzeitig mit der Beseitigung der Kriegsschäden zu tun haben. Es wäre eine unbeschreibliche Tragödie, wenn diese Länder, die so lange gegen eine Übermacht angekämpft haben, verlieren sollten. Der Zusammenbruch freier Einrichtungen und der Verlust der Unabhängigkeit wären nicht nur für sie, sondern für die ganze Welt verheerend. Entmutigung und möglicherweise Fehlschläge würden bald die Nachbarvölker in ihrem Kampf für die Erhaltung von Freiheit und Unabhängigkeit treffen. Sollten wir der Türkei und Griechenland in dieser entscheidenden Stunde unsere Hilfe versagen, so werden sich die Auswirkungen ebenso weit nach dem Westen wie nach dem Osten erstrecken. Wir müssen sofort mit Entschiedenheit handeln. Ich bitte daher den Kongreß, eine Unterstützung an Griechenland und die Türkei in Höhe von 400 Millionen Dollar für die Zeit bis zum 30. Juni 1948 zu gewähren. Bei der Anforderung dieser Mittel ziehe ich das Maximum an Notstandshilfe in Rechnung, das Griechenland von den 350 Millionen Dollar zukommen würde, die ich kürzlich vom Kongreß zur Verhinderung von Hungersnot und Leiden in den vom Krieg verwüsteten Ländern forderte.
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Abgesehen von der Bewilligung von Geldmitteln bitte ich den Kongreß, die Entsendung von zivilen und militärischen Fachkräften nach Griechenland und der Türkei auf Ersuchen dieser beiden Länder zu genehmigen, damit sie den Wiederaufbau fördern und die Auswertung der geleisteten finanziellen und materiellen Unterstützung überwachen können. Weiter empfehle ich, die Unterweisung und Ausbildung ausgewählten griechischen und türkischen Personals zu genehmigen. Schließlich bitte ich den Kongreß, durch ausdrückliche Bestimmung der notwendigen Vorräte und Ausrüstungsgegenstände Vollmacht für eine möglichst beschleunigte und wirkungsvolle Verwendung der zu gewährenden Mittel zu erteilen. Falls weitere Mittel oder weitere Vollmachten für die in dieser Botschaft angedeuteten Zwecke notwendig werden sollten, werde ich nicht zögern, dem Kongreß die Sachlage vorzutragen. In dieser Sache müssen der exekutive und der legislative Zweig der Regierung zusammenarbeiten. Wir lassen uns hier auf eine ernste Sache ein, und ich würde nicht dazu raten, wenn nicht die Alternative noch viel ernster wäre. Die Vereinigten Staaten haben einen Beitrag von 341 Milliarden Dollar geleistet, um den zweiten Weltkrieg zu gewinnen. Diese Summe ist eine Kapitalanlage in Weltfreiheit und Weltfrieden. Der Beistand, den ich für Griechenland und die Türkei empfehle, beträgt wenig mehr als ein Zehntel von einem Prozent dieser Kapitalanlage. Wir würden nur unserm gesunden Verstand folgen, wenn wir dafür sorgen, daß diese Kapitalanlage nicht vergeblich war. Die Saat der totalitären Regimes gedeiht in Elend und Mangel. Sie verbreitet sich und wächst in dem schlechten Boden von Armut und Kampf. Sie wächst sich vollends aus, wenn in einem Volk die Hoffnung auf ein besseres Leben ganz erstirbt. Wir müssen diese Hoffnung am Leben erhalten. Die freien Völker der Erde blicken auf uns und erwarten, daß wir sie in der Erhaltung der Freiheit unterstützen. Wenn wir in unserer Führung zögern, können wir den Frieden der Welt gefährden und werden mit Sicherheit die Wohlfahrt unserer Nation gefährden. Die schnelle Entwicklung der Ereignisse hat uns große Verantwortung auferlegt. Ich bin gewiß, daß sich der Kongreß dieser Verantwortung nicht entziehen wird. Engl. in: Richard Hofstadter (ed.), Great Issues in American History, Vol. II.2, New York, 1959, 411 ff.; dt. aus: Europaarchiv, August 1947, 820 ff.
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121. Rede des amerikanischen Außenministers Marshall an der Universität Harvard, 5. Juni 1947 Address of George C. Marshall delivered at the University of Harvard Am 5. Juni 1947 hielt der damalige amerikanische Außenminister George C. Marshall anläßlich der Verleihung eines Ehrendoktorates an ihn, den Kernphysiker Robert J. Oppenheimer und General Omar N. Bradley an der Harvard Universität in Cambridge, Boston eine Rede, deren Bedeutung erst später in ihrem vollen Umfang zur Kenntnis genommen wurde. Der Marshall-Plan als Idee enthielt so etwas wie ein indirektes Angebot an Europa, dessen Auswirkungen in weiterer Folge eine wichtige politische und wirtschaftliche Entwicklung für den Wiederaufbau Europas einleiteten. Dieser Rede ging lediglich ein einmonatiges, intensives Arbeiten an einem Wiederaufbauprogamm für Europa voraus, wobei dem Plan einer gesamtwirtschaftlichen Integration Europas sowie der Belebung des innereuropäischen Handels vor Einzelhilfen an bestimmte europäische Staaten Priorität zukommen sollte. Nicht ganz uneigennütziges Ziel des Planes war es, "ein freies, prosperierendes, wirtschaftlich integriertes und politisch kooperatives Europa zu fördern". Präsident Truman hegte sogar die Hoffnung, daß, wenn das ERP arbeiten sollte, der "Eiserne Vorhang" mit friedlichen Mitteln gehoben werden könnte. Die Realisierung für diesen Plan wurde jedoch von den Europäern erwartet. Zu diesem Zweck wurden die britischen Journalisten von Dean Acheson aufgefordert, den Text der Rede unverzüglich nach der Freigabe telephonisch den Herausgebern ihrer Zeitungen zu übermitteln, welche diesen wiederum an den britischen Außenminister Ernest Bevin weiterleiten sollten. Der MarshallPlan gilt als Modell eines gelungenen Wiederaufbaues, bildete in den 50-er und 60-er Jahren die Grundlage für Entwicklungshilfestrategien der westlichen Industrieländer und wird auch heute noch als Wiederaufbauprogramm für Problemregionen vorgeschlagen. Für Österreich lag die besondere Bedeutung auch in psychologischer Hinsicht nicht zuletzt darin, daß es als einziges kommunistisch besetztes Land für den Marshall-Plan vorgesehen war. * * * Ich brauche Ihnen, meine Herren, nicht zu sagen, daß die Weltlage sehr ernst ist. Allen denkenden Menschen muß dies klar sein. Eine der Hauptschwierigkeiten besteht meiner Ansicht nach in der ungeheuren Vielseitigkeit des Problems,
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die bewirkt, daß gerade die Menge der Tatsachen, welche die Öffentlichkeit durch Presse und Rundfunk zu hören bekommt, es dem einfachen Mann außerordentlich schwer macht, sich eine richtige Vorstellung von der Lage zu bilden. Außerdem lebt die Bevölkerung unseres Landes fern von den Unruhegebieten der Welt, und es ist für sie schwer, sich die Not der schon so lange leidenden Völker, ihre Reaktionen darauf und schließlich deren Auswirkungen auf die betreffenden Regierungen, während unsere Bemühungen, den Frieden der Welt zu fördern, im Gange sind, vorzustellen. Bei der Prüfung der Erfordernisse für den Wiederaufbau Europas wurden die Verluste an Menschenleben, die sichtbaren Zerstörungen von Städten, Fabriken, Bergwerken und Eisenbahnnetzen richtig eingeschätzt, doch wurde es im Laufe der verflossenen Monate offenbar, daß diese sichtbaren Zerstörungen wahrscheinlich weniger folgenschwer sind als die Desorganisation des ganzen Gefüges der europäischen Wirtschaft. In den letzten zehn Jahren sind die Verhältnisse im höchsten Grade anormal gewesen. Die fieberhaften Vorbereitungen auf den Krieg und die noch fieberhafteren Anstrengungen für die Fortführung des Krieges haben alle Zweige des nationalen Wirtschaftslebens in Mitleidenschaft gezogen. Maschinen blieben ohne Pflege oder sind völlig veraltet. Unter der willkürlichen und zerstörerischen Naziherrschaft wurden praktisch alle Unternehmungen für die deutschen Kriegsanstrengungen eingespannt. Alle Geschäftsverbindungen, Privatunternehmungen, Banken, Versicherungs- und Schiffahrtsgesellschaften verschwanden infolge von Kapitalverlusten, Verstaatlichungen oder einfach durch Zerstörung. In vielen Ländern ist das Vertrauen in die eigene Währung schwer erschüttert. Das wirtschaftliche Gefüge Europas ist während des Krieges vollständig zusammengebrochen. Der Wiederaufbau ist dadurch, daß zwei Jahre nach Beendigung der Feindseligkeiten eine Einigung über den Frieden mit Deutschland und Österreich noch nicht erzielt werden konnte, ernstlich verzögert worden. Aber selbst bei einer schnelleren Lösung dieser schwierigen Probleme wird der Wiederaufbau der wirtschaftlichen Struktur Europas offensichtlich weit mehr Zeit in Anspruch nehmen und größere Anstrengungen, als wir vorhergesehen hatten, erfordern. Eine Seite des Problems ist ebenso interessant wie wichtig. Der Landwirt hat stets Nahrungsmittel erzeugt, um sie mit dem Städter gegen andere lebenswichtige Dinge auszutauschen. Arbeitsteilung ist die Grundlage der modernen Zivilisation. Gegenwärtig droht sie zusammenzubrechen. Die Fabriken in der Stadt erzeugen nicht genug Waren für den Tausch gegen Lebensmittel mit dem Landwirt. Rohmaterialien und Brennstoff sind nicht in ausreichender Menge vorhanden. Maschinen fehlen oder sind abgenutzt. Bauern und Landarbeiter finden kein Angebot an den Waren, die sie kaufen wollen. Daher lohnt es sich für sie
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nicht, ihre Ware gegen Geld, für das sie nichts kaufen können, abzugeben. Sie haben daher viel Ackerland brachgelegt und benutzen es als Weiden. Daher verfüttern sie lieber das Getreide und ernähren sich und ihre Familie ausgiebig, auch wenn es ihnen an Kleidung und anderen Annehmlichkeiten des Lebens fehlt. Gleichzeitig haben die Städter zu wenig Nahrungsmittel und Brennstoffe. Infolgedessen müssen die Regierungen ihre Devisen und Guthaben angreifen, um diese lebensnotwendigen Dinge im Ausland zu kaufen. Dadurch werden die Reserven, die dringend für den Wiederaufbau benötigt werden, aufgezehrt. So entsteht rasch eine sehr ernste Lage, die nichts Gutes für die Welt birgt. Das moderne System der Arbeitsteilung, auf dem der Austausch der Produktion beruht, ist in Gefahr, zusammenzubrechen. In Wirklichkeit handelt es sich darum, daß Europas Bedarf an ausländischen Nahrungsmitteln und sonstigen lebenswichtigen Gütern – hauptsächlich aus Amerika – so viel größer als seine gegenwärtige Zahlungsfähigkeit ist, daß es entweder wesentliche zusätzliche Hilfe benötigt oder aber sich einem wirtschaftlichen, sozialen und politischen Niedergang sehr ernsten Charakters gegenübersehen wird. Das Hilfsmittel besteht darin, diesen bösartigen Kreislauf zu durchbrechen und den Glauben der europäischen Völker an die wirtschaftliche Zukunft ihres eigenen Landes sowie Europas in seiner Gesamtheit wiederherzustellen. Über ein weites Gebiet hin müssen Fabrikanten und Landwirte wieder willens und in der Lage sein, ihre Ware gegen Geld von unbestrittenem Wert abzugeben. Abgesehen von der demoralisierenden Wirkung auf die ganze Welt und der Möglichkeit der Entstehung von Unruhen als Folge der Verzweiflung der betroffenen Völker sind die Folgen für die Wirtschaft der Vereinigten Staaten offenkundig. Logischerweise müssen die Vereinigten Staaten alles, was in ihrer Macht steht, unternehmen, um zu der Rückkehr normaler wirtschaftlicher Verhältnisse beizutragen, denn ohne diese sind eine politische Stabilität und ein gesicherter Friede unmöglich. Unsere Politik richtet sich nicht gegen irgendein Land oder eine Anschauung, sondern gegen Hunger, Armut, Verzweiflung und Chaos. Ihr Ziel ist die Wiederbelebung einer leistungsfähigen Weltwirtschaft, die das Entstehen politischer und sozialer Zustände, in denen freiheitliche Einrichtungen gedeihen können, ermöglichen soll. Ich bin davon überzeugt, daß eine solche Hilfe nicht von Fall zu Fall, je nachdem sich Krisen entwickeln, gegeben werden sollte. Jede Hilfe, die unsere Regierung in Zukunft gewähren mag, sollte Heilung und nicht bloß Linderung bringen. Ich bin davon überzeugt, daß jede Regierung, die am Wiederaufbau mitarbeiten will, die volle Unterstützung der Vereinigten Staaten finden wird. Eine Regierung aber, die darauf hinarbeitet, den Wiederaufbau anderer Länder zu behindern, kann von uns keine Hilfe erwarten. Darüber hinaus
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müssen Regierungen, politische Parteien oder Gruppen, die das menschliche Elend verewigen wollen, um davon politisch oder sonstwie zu profitieren, mit der Gegnerschaft der Vereinigten Staaten rechnen. Es ist aber klar, daß, ehe die Vereinigten Staaten in ihren Anstrengungen, die Lage zu lindern und der europäischen Welt auf ihrem Weg zur Wiedergesundung zu helfen, ernstlich fortfahren können, die europäischen Länder in bezug auf die Erfordernisse der Lage und des Anteils, den sie selbst übernehmen werden, zu einer Verständigung kommen müssen, um jede etwa von der Regierung der Vereinigten Staaten unternommene Aktion mit dem nötigen Nachdruck durchzuführen. Es wäre für die Regierung der Vereinigten Staaten weder angemessen noch wirkungsvoll, wenn sie in einseitiger Weise ein Programm aufstellen würde, das dazu bestimmt ist, Europa wirtschaftlich wieder auf eigene Füße zu stellen. Das ist Sache der Europäer. Ich glaube, daß die Initiative von Europa ausgehen muß. Die Rolle unseres Landes sollte in freundschaftlicher Hilfe bei dem Aufstellen eines europäischen Programms und in der späteren Unterstützung eines solchen bestehen, sofern es uns ausführbar zu sein scheint. Das Programm sollte von den europäischen Nationen gemeinsam aufgestellt und von einer Anzahl derselben, wenn nicht von allen, gebilligt sein. Ein wesentlicher Bestandteil jeder erfolgreichen Aktion der Vereinigten Staaten ist das Verständnis des amerikanischen Volkes für die Art des Problems und der anzuwendenden Mittel. Mit Weitblick und einer Bereitschaft unseres Volkes, die ungeheure Verantwortung zu übernehmen, welche die Geschichte unserem Land offenbar auferlegt hat, können und werden wir die von mir dargestellten Schwierigkeiten überwinden. Engl. in: Department of State Bulletin, June 15, 1947, 1159 ff.; dt. aus: Wilfried Mähr, Der Marshallplan in Österreich, Graz Wien Köln, 1989, 244 ff.
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122. Die Vandenberg-Resolution, 19. Mai 1948 The Vandenberg Resolution Der einflußreiche republikanische Senator Arthur H. Vandenberg aus Michigan, der sich als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses auch stark für die Durchführung des Marshall Planes einsetzte, war ursprünglich traditionell isolationistisch orientiert gewesen. Auf der Suche nach wirksamerer Friedenssicherung, als sie die Vereinten Nationen gewähren konnten, änderte er jedoch seinen Standpunkt und begann, die Möglichkeit regionaler Verteidigungsbündnisse auf lange Sicht in Erwägung zu ziehen, vor denen George Washington und Thomas Jefferson immer gewarnt hatten. Seine im Senat eingebrachte Resolution wurde mit großer Mehrheit angenommen und gestattete die Teilnahme an regionalen, der Sicherheit der Vereinigten Staaten dienenden Bündnissen überall in der Welt, die durch Art. 51, 52–54 der UN-Charta legitimiert sind. Die Vandenberg Resolution stellt so einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum NATO Pakt dar. * * * Ein gerechter Friede und die Verteidigung von Menschenrechten und Grundfreiheiten erfordern internationale Kooperation durch wirksamere Nutzung der Vereinten Nationen. Deshalb sei es Beschlossen, daß der Senat nochmals die Absicht der Vereinigten Staaten bekräftigt, internationalen Frieden und internationale Sicherheit auf dem Wege über die Vereinten Nationen zu erreichen, und zwar so, daß bewaffnete Streitkräfte nicht eingesetzt werden, es sei denn, dies geschieht im allgemeinen Interesse. Auch soll dem Präsidenten der Wille des Senats zur Kenntnis gebracht werden, daß die amerikanische Regierung auf den verfassungsmäßig vorgeschriebenen Wegen gemäß der Charta der Vereinten Nationen besonders die folgenden Ziele anstreben sollte: (1) Ein freiwilliges Übereinkommen zur Aufhebung des Vetorechts in allen Fragen, die die friedliche Beilegung internationaler Streitigkeiten und Konflikte sowie die Aufnahme neuer Mitglieder betreffen. (2) Weiterentwicklung regionaler und anderer kollektiver Vereinbarungen für die individuelle und kollektive Selbstverteidigung im Einklang mit den Absichten, Grundsätzen und Vorschriften der Charta.
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(3) Beteiligung der Vereinigten Staaten – verfassungsmäßig korrekt – an regionalen und anderen kollektiven Vereinbarungen, die auf dauerhafter und wirksamer Selbsthilfe sowie auf gegenseitiger Unterstützung basieren und die die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten berühren. (4) Beitrag zur Erhaltung des Friedens dadurch, daß die Vereinigten Staaten ihrer Entschlossenheit Ausdruck verleihen, das Recht zur individuellen und kollektiven Selbstverteidigung gemäß Artikel 51 auszuüben, falls ein ihre nationalen Sicherheitsinteressen berührender bewaffneter Angriff erfolgen sollte. (5) Größtmögliche Anstrengungen, um Vereinbarungen darüber zu erzielen, daß die Vereinten Nationen – wie in der Charta vorgesehen – eigene Streitkräfte erhalten, und um zwischen den Mitgliedsnationen eine Übereinkunft zur umfassenden Rüstungskontrolle und Abrüstung zu erzielen, wobei die Unverletzlichkeit solcher Vereinbarungen ausreichend und bindend garantiert werden muß. (6) Falls es sich nach angemessenen Bemühungen um eine Stärkung der Vereinten Nationen noch als notwendig erweisen sollte, wäre zu gegebener Zeit die Charta zu überprüfen, und zwar entweder durch eine gemäß Artikel 109 einberufene Generalversammlung oder durch die Vollversammlung. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 582), 543; dt. aus: Günter Moltmann, Die Vereinigten Staaten von Amerika von 1917 bis zur Gegenwart, Paderborn, 1987, 47 f.
123. Der Nordatlantik-Pakt, 4. April 1949 The North Atlantic Treaty Die negativen Erfahrungen der Berlinblockade vom April 1948 bis Mai 1949 sowie die relative Wirkungslosigkeit der Vereinten Nationen bei der Sicherung des Weltfriedens veranlaßten die Vereinigten Staaten von Amerika, sich entgegen ihrer isolationistischen Grundhaltung mit dem Gedanken der militärischen Allianz in Friedenszeiten anzufreunden und die Staaten Westeuropas zu einer militärischen Allianz gegen die Sowjetexpansion zusammenzuschließen. Eine der ersten Defensivallianzen und damit Vorläufer der NATO wurde durch den Rio-Pakt von 1947 begründet, in dem sich 19 Länder der
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westlichen Hemisphäre für den Fall einer militärischen Konfrontation gegenseitig Beistand zugesichert hatten. Wesentliche Bestimmungen dieses Paktes dienten dem später abgeschlossenen NATO-Vertrag als Vorbild. Die wachsende Ost-West-Spannung in Europa in Form des Anschlusses der Tschechoslowakei an den Ostblock veranlaßte Frankreich, Großbritannien und die Beneluxstaaten zum Brüsseler Vertrag von 1948, aus dem die Westeuropäische Union hervorging. Vor allem von Kanada wurde eine atlantische Allianz unter der Führung der USA, Großbritanniens und Frankreichs propagiert, und die oben beschriebenen Ereignisse sowie ein dementsprechendes Ansuchen der Mitgliedsstaaten des Brüsseler Vertrages ließen die Vereinigten Staaten in konsequenter Verfolgung der Truman Doktrin (vgl. Dok. 120) und des Marshall-Plans (vgl. Dok. 121) sowie der Vandenbergresolution (vgl. Dok. 122) einen weiteren Schritt von ihrer traditionellen Politik des Isolationismus abrücken, und sie erklärten sich bereit, wie bereits von Präsident Truman vor dem Congress am 17. März 1948 ausgeführt, auch außerhalb der westlichen Hemisphäre Beistandspflichten zu übernehmen. Im Juli 1948 fanden Verhandlungen zwischen Frankreich, Großbritannien und den Beneluxstaaten unter späterer Miteinbeziehung von Dänemark, Island, Italien, Norwegen und Portugal statt, die am 4. April 1949 in den Nordatlantik-Pakt, dem insgesamt 14 Mitgliedsstaaten angehören, mündeten. Das vorherrschende Einstimmigkeitsprinzip hat der Effektivität der bis heute bestehenden Organisation keinen Abbruch tun können. Der Einfluß der Vereinigten Staaten auf Grund ihres überwiegenden Verteidigungsbeitrages wirkte sich in der Geschichte der NATO bis heute dominierend aus. * * * Nordatlantikvertrag (NATO, 4.4.1949) Die Parteien dieses Vertrags bekräftigen erneut ihren Glauben an die Ziele und Grundsätze der Satzung der Vereinten Nationen und ihren Wunsch, mit allen Völkern und allen Regierungen in Frieden zu leben. Sie sind entschlossen, die Freiheit, das gemeinsame Erbe und die Zivilisation ihrer Völker, die auf den Grundsätzen der Demokratie, der Freiheit der Person und der Herrschaft des Rechts beruhen, zu gewährleisten. Sie sind bestrebt, die innere Festigkeit und das Wohlergehen im nordatlantischen Gebiet zu fördern.
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Sie sind entschlossen, ihre Bemühungen für die gemeinsame Verteidigung und für die Erhaltung des Friedens und der Sicherheit zu vereinigen. Sie vereinbaren daher diesen Nordatlantikvertrag: Art. 1 Die Parteien verpflichten sich, in Übereinstimmung mit der Satzung der Vereinten Nationen jeden internationalen Streitfall, an dem sie beteiligt sind, auf friedlichem Wege so zu regeln, daß der internationale Friede, die Sicherheit und die Gerechtigkeit nicht gefährdet werden, und sich in ihren internationalen Beziehungen jeder Gewaltandrohung oder Gewaltanwendung zu enthalten, die mit den Zielen der Vereinten Nationen nicht vereinbar ist. Art. 2 Die Parteien werden zur weiteren Entwicklung friedlicher und freundschaftlicher internationaler Beziehungen beitragen, indem sie ihre freien Einrichtungen festigen, ein besseres Verständnis für die Grundsätze herbeiführen, auf denen diese Einrichtungen beruhen, und indem sie die Voraussetzungen für die innere Festigkeit und das Wohlergehen fördern. Sie werden bestrebt sein, Gegensätze in ihrer internationalen Wirtschaftspolitik zu beseitigen und die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen einzelnen oder allen Parteien zu fördern. Art. 3 Um die Ziele dieses Vertrags besser zu verwirklichen, werden die Parteien einzeln und gemeinsam durch ständige und wirksame Selbsthilfe und gegenseitige Unterstützung die eigene und die gemeinsame Widerstandskraft gegen bewaffnete Angriffe erhalten und fortentwickeln. Art. 4 Die Parteien werden einander konsultieren, wenn nach Auffassung einer von ihnen die Unversehrtheit des Gebiets, die politische Unabhängigkeit oder die Sicherheit einer der Parteien bedroht sind. Art. 5 Die Parteien vereinbaren, daß ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen werden wird; sie vereinbaren daher, daß im Falle eines solchen bewaffneten Angriffs jede von ihnen in Ausübung des in Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen anerkannten Rechts der individuellen oder kollektiven Selbstvertei-
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digung der Partei oder den Parteien, die angegriffen werden, Beistand leistet, indem jede von ihnen unverzüglich für sich und im Zusammenwirken mit den anderen Parteien die Maßnahmen, einschließlich der Anwendung von Waffengewalt, trifft, die sie für erforderlich erachtet, um die Sicherheit des nordatlantischen Gebiets wiederherzustellen und zu erhalten. Von jedem bewaffneten Angriff und allen daraufhin getroffenen Gegenmaßnahmen ist unverzüglich dem Sicherheitsrat Mitteilung zu machen. Die Maßnahmen sind einzustellen, sobald der Sicherheitsrat diejenigen Schritte unternommen hat, die notwendig sind, um den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit wiederherzustellen und zu erhalten. Art. 6 Im Sinne des Artikels 5 gilt als bewaffneter Angriff auf eine oder mehrere Parteien jeder bewaffnete Angriff auf das Gebiet einer der Parteien in Europa oder Nordamerika, auf die algerischen Departements Frankreichs, auf die Besatzungsstreitkräfte einer Partei in Europa, auf die der Gebietshoheit einer Partei unterstehenden Inseln im nordatlantischen Gebiet nördlich des Wendekreises des Krebses oder auf die Schiffe oder Flugzeuge einer der Parteien in diesem Gebiet. Art. 7 Dieser Vertrag berührt weder die Rechte und Pflichten, welche sich für die Parteien, die Mitglieder der Vereinten Nationen sind, aus deren Satzung ergeben, oder die in erster Linie bestehende Verantwortlichkeit des Sicherheitsrats für die Erhaltung des internationalen Friedens und der internationalen Sicherheit, noch kann er in solcher Weise ausgelegt werden. Art. 8 Jede Partei erklärt, daß keine der internationalen Verpflichtungen, die gegenwärtig zwischen ihr und einer anderen Partei oder einem dritten Staat bestehen, den Bestimmungen dieses Vertrags widersprechen und verpflichtet sich, keine diesem Vertrag widersprechende internationale Verpflichtung einzugehen. Art. 9 Die Parteien errichten hiermit einen Rat, in dem jede von ihnen vertreten ist, um Fragen zu prüfen, welche die Durchführung dieses Vertrags betreffen. Der Aufbau dieses Rats ist so zu gestalten, daß er jederzeit schnell zusammentreten kann. Der Rat errichtet, soweit erforderlich, nachgeordnete Stellen; insbesonde-
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re setzt er unverzüglich einen Verteidigungsausschuß ein, der Maßnahmen zur Durchführung der Artikel 3 und 5 zu empfehlen hat. Art. 10 Die Parteien können durch einstimmigen Beschluß jeden anderen europäischen Staat, der in der Lage ist, die Grundsätze dieses Vertrags zu fördern und zur Sicherheit des nordatlantischen Gebiets beizutragen, zum Beitritt einladen. Jeder so eingeladene Staat kann durch Hinterlegung seiner Beitrittsurkunde bei der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika Mitglied dieses Vertrags werden. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika unterrichtet jede der Parteien von der Hinterlegung einer solchen Beitrittsurkunde. Art. 11 Der Vertrag ist von den Parteien in Übereinstimmung mit ihren verfassungsmäßigen Verfahren zu ratifizieren und in seinen Bestimmungen durchzuführen. Die Ratifikationsurkunden werden sobald wie möglich bei der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika hinterlegt, die alle anderen Unterzeichnerstaaten von jeder Hinterlegung unterrichtet. Der Vertrag tritt zwischen den Staaten, die ihn ratifiziert haben, in Kraft, sobald die Ratifikationsurkunden der Mehrzahl der Unterzeichnerstaaten, einschließlich derjenigen Belgiens, Kanadas, Frankreichs, Luxemburgs, der Niederlande, des Vereinigten Königreichs und der Vereinigten Staaten, hinterlegt worden sind; für andere Staaten tritt er am Tage der Hinterlegung ihrer Ratifikationsurkunden in Kraft. Art. 12 Nach zehnjähriger Geltungsdauer des Vertrags oder zu jedem späteren Zeitpunkt werden die Parteien auf Verlangen einer von ihnen miteinander beraten, um den Vertrag unter Berücksichtigung der Umstände zu überprüfen, die dann den Frieden und die Sicherheit des nordatlantischen Gebiets berühren, zu denen auch die Entwicklung allgemeiner und regionaler Vereinbarungen gehört, die im Rahmen der Satzung der Vereinten Nationen zur Aufrechterhaltung des internationalen Friedens und der internationalen Sicherheit dienen. Art. 13 Nach zwanzigjähriger Geltungsdauer des Vertrags kann jede Partei aus dem Vertrag ausscheiden, und zwar ein Jahr, nachdem sie der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika die Kündigung mitgeteilt hat; diese unterrichtet die Regierungen der anderen Parteien von der Hinterlegung jeder Kündigungsmitteilung.
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Art. 14 Der Vertrag, dessen englischer und französischer Wortlaut in gleicher Weise maßgebend ist, wird in den Archiven der Vereinigten Staaten von Amerika hinterlegt. Diese Regierung übermittelt den Regierungen der anderen Unterzeichnerstaaten ordnungsgemäß beglaubigte Abschriften. ZU URKUND DESSEN haben die unterzeichneten Bevollmächtigten diesen Vertrag unterschrieben. GESCHEHEN zu Washington am 4. April 1949. Für das Königreich Belgien: P. H. Spaak Silvercruys Für Kanada: Lester B. Pearson H. H. Wrong Für das Königreich Dänemark: Gustav Rasmussen Henrik Kauffmann Für Frankreich: Schuman Bonnet Für Island: Bjorn Benediktsson Thor Thors Für Italien: Sforza Alberto Tarchiani Für das Großherzogtum Luxemburg: Jos. Bech Hugues Le Gallais Für das Königreich der Niederlande: D. U. Stikker E. N. van Kleffens
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Für das Königreich Norwegen: Halvard M. Lange Wilhelm Munthe Morgenstierne Für Portugal: José Caeiro da Matta Pedro Theótonio Pereira Für das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland: Ernest Bevin Oliver Franks Für die Vereinigten Staaten von Amerika: Dean Acheson Beitritt Griechenlands und der Türkei am 18.2.1952 auf Grund des Beitrittsprotokolls vom 17.10.1951 (BGBl. 1955 II 293; UNTS Vol. 126 p. 350) sowie der Bundesrepublik Deutschland am 6.5.1955 auf Grund des Beitrittsprotokolls vom 23.10.1954 (UNTS Vol. 243 p. 308). Engl. in: UNTS, Vol. 34, 243 f.; dt. aus: BGBl. 1955, II, 289.
124. Trumans Punkt-Vier-Programm, 24. Juni 1949 Trumans Point Four Program Die Entwicklung des Kalten Krieges, ein Begriff, der 1947 in den USA aufkam, seit 1949 allgemein gebräuchlich ist und unter dem eine nicht militärische internationale Auseinandersetzung im weitesten Sinn, hauptsächlich mit der kommunistisch beherrschten Einflußsphäre, unter Einsatz von diplomatischen, wirtschaftlichen und propagandistischen Mitteln, verstanden wird, verlief parallel mit der Entstehung eines aufbauend auf dem Sieg über den Faschismus entstandenen Sendungsbewußtseins, eine hegemoniale Pax Americana zu verbreiten. Bestärkt durch die Erfolge des Marshallplanes ging Truman nunmehr dazu über, sich dem weitblickend formulierten 4. Punkt seiner Inaugurationsrede vom 20. Januar 1949 zu widmen, der die wirtschaftliche Unterstützung auch in osteuropäischen Entwicklungsländern vorsah, freilich unter
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Berücksichtigung der angestrebten Eindämmung der kommunistischen Propaganda auch in diesen Ländern. Dieses Konzept basierte, wie die Truman Doktrin und der Marshallplan selbst, auf der allgemeinen Idee des "Peace through Prosperity". 1950 schließlich verabschiedete der Congress den Act for International Development (AID), mit dem 35 Millionen Dollar für Entwicklungshilfeprojekte bewilligt wurden; eine Summe, die später vervierfacht werden sollte. * * * An den Congress der Vereinigten Staaten: Um die Vereinigten Staaten in die Lage zu versetzen, in Zusammenarbeit mit anderen Ländern den Völkern von wirtschaftlich unterentwickelten Gebieten ihren Lebensstandard heben zu helfen, empfehle ich die Beschlußfassung von Gesetzen, um ein ausgedehntes Programm technischer Hilfe für solche Gebiete zu bewilligen, sowie ein Versuchsprogramm, um das Ausströmen von privaten Investitionen, welche deren wirtschaftliche Entwicklung begünstigen, zu ermutigen. Diese Maßnahmen sind die notwendigen ersten Schritte in einem Unternehmen, welches sowohl Privatunternehmen und Freiwillige Organisationen in den Vereinigten Staaten wie auch die Regierung aufruft, teilzunehmen in einem ständig wachsenden Bemühen, die wirtschaftlichen Bedingungen in den weniger entwickelten Regionen der Welt zu verbessern. Die drückende Armut und das Fehlen von wirtschaftlichen Möglichkeiten für viele Millionen von Menschen in den wirtschaftlich unterentwickelten Teilen von Afrika, des Nahen und Fernen Ostens und gewisser Gebiete von Zentralund Südamerika stellen heute eine der größten Herausforderungen der Welt dar. Trotz ihrer uralten wirtschaftlichen und sozialen Benachteiligungen sind die Völker in diesen Gebieten in den letzten Jahrzehnten aufgerüttelt und wachgerufen worden. Die Ausdehnung der industriellen Zivilisation, das wachsende Verständnis für moderne Regierungskonzepte und die Auswirkung zweier Weltkriege haben ihr Leben und ihre Zukunftsaussichten verändert. Sie sind bestrebt eine größere Rolle in der Gemeinschaft der Nationen zu spielen. All diese Gebiete haben ein gemeinsames Problem. Sie müssen eine feste ökonomische Basis für die demokratischen Hoffnungen ihrer Bürger schaffen. Ohne eine derartige ökonomische Basis werden sie nicht fähig sein, den Erwartungen gerecht zu werden, welche die moderne Welt in ihren Völkern geweckt hat. Wenn sie frustiert und enttäuscht sind, dann könnten sie sich zu den falschen Lehren wenden, welche daran festhalten, daß der Weg des Fortschrittes über die Tyrannei führt. …
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Aus diesen unterschiedlichen Gründen ist die Unterstützung bei der Entwicklung der wirtschaftlich unterentwickelten Gebiete eines der Hauptelemente unserer Außenpolitik geworden. In meiner Inaugurationsadresse habe ich ein Programm aufgezeigt, den Völkern dieser Gebiete zu helfen, größere Förderung als einen Weg zu Wohlstand und Frieden zu erlangen. Das Hauptbemühen in einem solchen Programm muß einen lokalen Charakter haben; es muß von den Menschen der unterentwickelten Gebiete selbst unternommen werden. Es ist allerdings notwendig für den Erfolg ihrer Bemühung, daß Hilfe vom Ausland gewährt wird. In solchen Fällen werden die Völker dieser Gebiete nicht in der Lage sein, ihren Teil dieses großen Unternehmens ohne anfängliche Hilfe von anderen Ländern zu beginnen. Die dafür benötigte Hilfe kann man grob gesprochen in zwei Kategorien einteilen. Die erste Kategorie umfaßt das technische, wissenschaftliche und Managementwissen, das für die wirtschaftliche Entwicklung notwendig ist. Diese Kategorie inkludiert nicht nur medizinisches und erzieherisches Wissen sowie auch Unterstützung und Beratung in so grundlegenden Bereichen wie Hygiene, Kommunikationswesen, Straßenbau und staatliche Dienstleistungen, sondern auch, und das ist vielleicht am wichtigsten, Unterstützung bei der Gewinnung eines Überblicks über Ressourcen und in der Planung für langfristige wirtschaftliche Entwicklung. Die zweite Kategorie besteht in der Unterstützung durch Produktionsgüter – Maschinen und Ausrüstungsgegenstände – und in der finanziellen Unterstützung bei der Schaffung produktiver Unternehmungen. Die unterentwickelten Gebiete benötigen Kapital für die Entwicklung von Häfen und Hafenanlagen, Straßen und Kommunikationswegen, Bewässerungs- und Entwässerungsprojekten wie auch für öffentliche Einrichtungen und für den ganzen Bereich rohstoffgewinnender, verarbeitender und Fertigungsindustrien. Viel von dem dafür benötigten Kapital kann durch diese Gebiete selbst aufgebracht werden, trotz ihres niedrigen Lebensstandards. Aber viel muß aus dem Ausland kommen. Die zwei Kategorien der Hilfe sind eng miteinander verbunden. Technische Unterstützung ist notwendig, um die Basis für produktive Investitionen zu bereiten. Im Gegenzug bringen dann Investitionen technische Unterstützung mit sich. Im allgemeinen müssen jedoch technische Überprüfungen der Ressourcen und der Möglichkeiten der wirtschaftlichen Entwicklung substantiellen Kapitalinvestitionen vorausgehen. Darüber hinaus ist in vielen der diesbezüglichen Gebiete die Notwendigkeit von technischer Hilfeleistung bei der Verbesserung der Hygiene, des Kommunikationswesens oder des Erziehungswesens gegeben,
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um so Bedingungen zu schaffen, in denen Kapitalinvestitionen Früchte tragen können. … Es hat sich bereits gezeigt, daß Fachleute in diesen Gebieten ungeheuere Verbesserungen bewirken können. So konnte zum Beispiel die Gesundheit der Menschen vieler ausländischer Kommunen durch die Arbeit von amerikanischen Hygieneingenieuren außerordentlich verbessert werden, indem sie moderne Wasserversorgungssysteme errichtet haben. Als Ergebnis der Beratung von amerikanischen Landwirtschaftsexperten bei der Kontrolle von Tierkrankheiten und bei der Steigerung von Ernteerträgen konnte die Nahrungsmittelversorgung von vielen Gebieten verbessert werden. Dies sind nur Beispiele eines großen Bereiches von Vorteilen, welche von der sorgfältigen Anwendung moderner Techniken auf lokale Probleme resultieren. Die Vorteile, die ein umfassendes Programm von fachlicher Unterstützung möglich machen wird, können nur durch Studien und Untersuchungen aufgezeigt werden, welche als Teil des Programmes selbst durchgeführt werden. Um das Programm einzuleiten, empfehle ich für das erste Jahr die Bewilligung eines Betrages, der 45 Millionen Dollar nicht überschreiten soll. Dies schließt 10 Millionen Dollar ein, welche bereits im Budget für 1950 für Aktivitäten dieser Art angefordert worden sind. Die vorgeschlagene Summe wird sowohl unsere Teilnahme an den Programmen der internationalen Behörden abdecken als auch die Unterstützung, die direkt durch die Vereinigten Staaten gewährt werden soll. Auf jeden Fall soll aber, gleichgültig ob die Operation durch die Vereinten Nationen oder andere internationale Behörden durchgeführt wird, oder direkt durch die Vereinigten Staaten selbst, das Land, welches durch die Hilfe unterstützt wird, auch einen substantiellen Teil der Ausgaben selbst tragen. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc 588), 550 f; dt: Eigene Übersetzung.
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125. Präsident Truman verkündet das Wasserstoff-Bomben-Programm, 31. Januar 1950 President Truman announces Hydrogene Bomb Program Im September 1949 wurde Truman von der CIA, eingerichtet durch den National Security Act von 1946 (61 stat. 495) als Spionage-, Spionageabwehr- und Informationsauswertungsinstanz – wobei dem Congress auch das Budgetbewilligungsrecht versagt ist –, berichtet, daß eine Atombombenexplosion in der Sowjetunion registriert worden war. Das Sicherheitsdenken, das in der amerikanischen Öffentlichkeit nach den beiden Atombombenabwürfen auf Japan vorherrschte, schlug in tiefste Verunsicherung um. Am 5. März 1946 prägte Winston Churchill in Fulton Missouri den Ausdruck des "Eisernen Vorhang", der unter der Regierung von Stalin von Stettin an der Ostsee bis Triest an der Adria niedergegangen war. Die Politik des kalten Krieges entfachte einmal mehr eine dramatische Wirkung und eine Flucht nach vorn: Auf der Suche nach Waffen, die wirkungsvoller waren als die bereits bestehenden Atombomben, verkündete Truman am 31. Januar 1950 das Wasserstoffbombenprogramm für die USA. Das von diesem Programm anvisierte Ziel wurde im November 1952 erreicht, als die erste Wasserstoffbombe gezündet wurde. * * * Es ist Teil meiner Pflicht als Oberbefehlshaber der Streitkräfte darauf zu achten, daß unser Land in der Lage ist, sich gegen jeden möglichen Aggressor zu verteidigen. Demgemäß habe ich die Atomenergie-Kommission angewiesen, ihre Arbeit hinsichtlich aller Arten von Atomwaffen fortzusetzen, einschließlich der sogenannten Wasserstoff- oder Super-Bombe. Wie jede andere Arbeit auf dem Gebiet der Atomwaffen wird sie fortgesetzt und wird weiter fortgeführt werden auf einer Basis, die in Übereinstimmung ist mit den übergeordneten Zielen unseres Programmes für Frieden und Sicherheit. Dies werde wir solange fortsetzen, bis ein zufriedenstellender Plan für die internationale Kontrolle der Atomenergie verwirklicht ist. Wir werden auch fortgesetzt alle jene Faktoren prüfen, die unser Programm für den Frieden und die Sicherheit dieses Landes betreffen. Die Aktivitäten, die notwendig sind, um unser Programm für technische Hilfe auszuführen, werden in ihrem Charakter unterschiedlich sein, und werden von einer Zahl von verschiedenen Regierungsbehörden und privaten Einrichtungen durchgeführt werden müssen. Es wird notwendig sein, nicht nur die Ressourcen
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von internationalen Behörden und der Regierung der Vereinigten Staaten einzusetzen, sondern auch die Einrichtungen und die Erfahrung der Privatindustrie und von non-profit-Organisationen, die in dieser Arbeit schon lange tätig waren … In den ökonomisch unterentwickelten Gebieten der Welt gibt es heute neue kreative Enegien. Wir freuen uns auf die Zeit, wenn diese Länder stärker sein werden und unabhängiger als sie jetzt sind und doch mehr mit uns und mit anderen Nationen durch Bande der Freundschaft und des Handels und durch verwandte Ideale verbunden sein werden. Auf der anderen Seite könnten diese Völker, wenn wir nicht den neuerwachten Geist in ihnen unterstützen, den Weg einer erfolgreichen Entwicklung zu finden, unter die Kontrolle jener fallen, deren Philosophie der menschlichen Freiheit feindlich gegenübersteht, wodurch der ungeklärte Zustand der Welt verlängert wird und die Erreichung eines dauerhaften Friedens hinausgeschoben wird. Den Völkern dieser Gebiete halten wir das Versprechen einer besseren Zukunft durch die demokratische Lebensweise vor Augen. Es ist lebenswichtig, daß wir die Bedeutung dieses Versprechens ihnen schnell nach Hause in ihr tägliches Leben bringen. Harry S. Truman. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc 589), 552 f.; dt.: Eigene Übersetzung.
126. Brown et al. v. Board of Education of Topeka et al., 17. Mai 1954 347 U.S. 483, 17. Mai 1954 Die beginnende Organisierung der schwarzen Bevölkerung (etwa in der National Association for the Advancement of Colored People – N.A.A.C.P.) sowie die vehemente Verfechtung der Rassengleichheit durch die Präsidenten Roosevelt, der schon 1939 im Justizministerium eine eigene Civil Rights Abteilung, welche die Verfolgung von Grundrechtsverletzungen zum Gegenstand hatte, einrichten ließ, und Truman schufen für die schwarzen Bürgerrechtskämpfer ein neues, günstiges Klima. 1954 war noch in siebzehn Einzelstaaten die Rassentrennung in den öffentlichen Schulen gesetzlich vorgeschrieben oder
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zumindest zugelassen. Dem U.S. Supreme Court lagen fünf im wesentlichen gleich gelagerte Fälle vor, in denen Schwarze in öffentliche Schulen ihrer Gemeinde entgegen den Rassentrennungsgesetzen aufgenommen werden wollten. In dieser von Chief Justice Earl Warren verfaßten und von den Richtern des U.S. Supreme Court einstimmig mitgetragenen Entscheidung wurde die bis dahin vorherrschende "separate but equal" doctrine (vgl. Dok. 95) für verfassungswidrig erklärt und die Absonderung zur Verfassung erklärt. Rassentrennung in der Schule wurde als "inherently unequal" gebrandmarkt, wenngleich Kritiker dieser Entscheidung meinen, der Supreme Court hätte sich mehr von inhaltlichen gesellschaftspolitischen als von formaljuristischen Argumenten leiten lassen. Diesem Durchbruch in der Rechtssprechung des U.S. Supreme Court folgte am 31. Mai 1955 eine zweite Grundsatzentscheidung (Brown et al. v. Board of Education et al. 349 U.S. 294, 1955), die ebenfalls von Chief Justice Warren, in dessen Amtszeit auch die Grundsatzentscheidung über das Wahlrecht Reynolds v. Sims, 377 U.S. 533 (1964) fiel, verfaßt und einstimmig angenommen worden war. Darin wurde der Grundsatz aufgestellt, daß die Aufhebung der segregation "with all deliberate speed" vor sich gehen sollte, und die Destrict Courts wurden angewiesen, über die Einhaltung dieses Grundsatzes durch die lokalen Schulbehörden zu wachen. Diese Entscheidung ist auch insofern bemerkenswert, als sie den Gerichten Verwaltungsaufgaben zuweist, die nicht in den Bereich der streng richterlichen Tätigkeit fallen. Auf der andern Seite wurde aber die Rassenfrage von dem Bereich der Rechtsprechung in den Bereich der Politik getragen. * * * Auszug aus der von Chief Justice Warren verfaßten Begründung der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs Die vorliegenden Fälle kommen aus den Staaten Kansas, South Carolina, Virginia und Delaware. Sie sind zwar auf verschiedenen Tatbeständen und unterschiedlichen örtlichen Bedingungen aufgebaut, aber das ihnen allen zugrunde liegende gemeinsame rechtliche Problem erlaubt es, sie zusammen in einem einheitlichen Urteil zu behandeln. In jedem dieser Fälle haben Negerminoritäten mit Hilfe ihrer juristischen Vertreter die Gerichte um Unterstützung bei der Zulassung zu den öffentlichen Schulen ihrer Gemeinde auf nicht rassenmäßig getrennter Grundlage ersucht. In allen Instanzen ist ihnen die Zulassung zu den von weißen Kindern besuchten Schulen unter Berufung auf Rassentrennungsgesetze verweigert worden. Diese Rassentrennung sei angeblich geeignet, den Klägern das Recht der Gleichheit aller vor dem Gesetz gemäß dem 14. Zusatzartikel der Verfassung zu nehmen. In
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allen Fällen, außer dem in Delaware, weigerte sich der aus drei Richtern bestehende Bundeskreisgerichtshof, den Klägern gemäß der sogenannten "Trennungs- und Gleichheitsdoktrin", wie sie vom Supreme Court im Urteil Plessy v. Ferguson (163 US 357) aufgestellt worden war, Recht zu geben. Nach dieser Theorie besteht Gleichheit in der Behandlung, wenn den Rassen substantiell die gleichen Möglichkeiten gegeben werden, auch wenn dieses auf rassenmäßig getrennter Grundlage erfolgt. Im Delaware Fall folgte der Oberste Gerichtshof des Staates zwar dieser Theorie, ordnete jedoch die Zulassung der Kläger zu weißen Schulen an, da diese den Negerschulen überlegen seien. Die Kläger bestehen darauf, daß getrennte öffentliche Schulen nicht "gleich" seien und auch nicht "gleich" gemacht werden könnten, und daß sie aus diesem Grunde der Gleichheit aller vor dem Gesetz beraubt seien. Angesichts der offensichtlichen Bedeutung des vorliegenden Problems hat sich der Oberste Gerichtshof damit auseinandergesetzt. Die Begründungen wurden in der Gerichtsession 1952 vorgetragen, verschiedene neue Begründungen für vom Gericht gestellte bestimmte Fragen in dieser Session. Die neuen Argumente bezogen sich hauptsächlich auf die Umstände, unter denen der 14. Zusatzartikel im Jahre 1868 angenommen worden war. Sie betrafen ausschließlich die vom Kongreß bezüglich des Zusatzartikels angestellten Erwägungen, die Ratifizierung durch die Bundesstaaten, die damals üblichen Gewohnheiten bezüglich der Rassentrennung sowie die Ansichten der Befürworter und Gegner des Zusatzartikels. Diese Diskussionen und unsere eigenen Untersuchungen haben uns – obwohl diese Quellen zumindestens etwas Aufklärung brachten – davon überzeugt, daß diese nicht genügen, um das vor uns liegende Problem zu lösen. Im besten Falle sind sie nicht überzeugend. Die eifrigsten Befürworter der nach dem Bürgerkrieg beschlossenen Zusatzartikel beabsichtigten zweifellos, alle rechtlichen Ungleichheiten zwischen "allen in den Vereinigten Staaten geborenen oder naturalisierten Personen" zu beseitigen. Ihre Gegner waren sowohl gegen den Buchstaben als auch gegen den Geist der Zusatzartikel eingestellt und wünschten ihnen die möglichst kleinste Auswirkung. Von welchen sonstigen Erwägungen sich der Kongreß und die bundesstaatlichen Gesetzgeber tragen ließen, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Ein zusätzlicher Grund dafür, daß die Entstehungsgeschichte der Zusatzartikel hinsichtlich der rassenmäßig getrennten Schulen allein nicht überzeugt, besteht in der Situation, in der sich die öffentliche Erziehung zu jener Zeit befand. Im Süden hatte die Bewegung für freie allgemeine Schulen, die durch allgemeine
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Besteuerung unterstützt wurden, noch keinen festen Fuß gefaßt. Die Erziehung der weißen Kinder befand sich zum größten Teil in den Händen privater Gruppen. Eine Erziehung von Negerkindern existierte nahezu überhaupt nicht; praktisch waren sie alle Analphabeten. Tatsächlich war in einigen Staaten die Erziehung von Negerkindern gesetzlich verboten. Im Gegensatz dazu haben viele Neger heutzutage außergewöhnlichen Erfolg sowohl in den Künsten und in der Wissenschaft, als auch in der Geschäfts- und Berufswelt erzielt. Es trifft zu, daß zur Zeit der Annahme des Zusatzartikels die öffentliche Schulerziehung in den Nordstaaten wesentlich weiter entwickelt war – jedoch ist die Auswirkung des Zusatzartikels auf die Nordstaaten bei den Kongreßdebatten im allgemeinen nicht zur Sprache gekommen. Aber auch im Norden war die Situation der öffentlichen Erziehung nicht annähernd so, wie sie heute ist. Der Lehrplan bestand gewöhnlich aus Elementarunterricht; in den ländlichen Gebieten waren Schulen ohne Abschlußexamen üblich; in vielen Staaten gab es nur drei Monate im Jahr Unterricht, und Pflichtbesuch der Schule war im Prinzip unbekannt. Es ist daher nicht überraschend, daß in der Geschichte des 14. Zusatzartikels so wenig bezüglich seiner beabsichtigten Auswirkung auf die öffentliche Erziehung enthalten ist. In den ersten, kurz nach der Annahme des 14. Zusatzartikels vom Supreme Court entschiedenen Fällen wurde der Zusatzartikel dahingehend ausgelegt, daß er alle staatlich auferlegten Diskriminierungen der Neger verbietet. Die "Trennungs- und Gleichheitstheorie" wurde erst 1896 in dem Fall Plessy v. Ferguson, supra, vom Supreme Court aufgestellt und betraf nicht die Erziehung, sondern das Verkehrswesen. Die amerikanischen Gerichte haben seitdem über 50 Jahre lang gemäß dieser Theorie gearbeitet. Vom Supreme Court sind seither sechs Fälle verhandelt worden, in denen die "Trennungs- und Gleichheitstheorie" im öffentlichen Erziehungswesen eine Rolle spielte. In den Fällen Cumming v. County Board of Education (175 US 528) und Gong Lum v. Rice (275 US 78) wurde die Gültigkeit der Theorie selbst nicht angetastet. In neueren Fällen, die alle die höheren Schulen betrafen, wurde zwar eine Ungleichheit in jenen von weißen Studenten genossenen Vorteilen festgestellt, die den Negern mit gleichen Qualifikationen verweigert wurden. (Missouri ex rel. Gaines v. Canada [305 US 337]; Sipuel v. Oklahoma [332 US 631]; Sweatt v. Painter [339 US 629]; McLaurin v. Oklahoma State Regents [339 US 637].) In keinem dieser Fälle war es jedoch notwendig, die Theorie zu überprüfen, um den Negerklägern Recht zu geben. Schließlich sparte der Oberste Gerichtshof im Falle Sweatt v. Painter, supra, eine Entscheidung über die Frage, ob die Plessy v. Ferguson Entscheidung auf die öffentliche Erziehung nicht anwendbar sei, ausdrücklich aus.
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In den vorliegenden Fällen ist diese Frage nun direkt gestellt. Unsere Entscheidung kann sich daher nicht allein mit einem bloßen Vergleich dieser greifbaren Faktoren in den Weißen- und Negerschulen, wie sie in jedem einzelnen Falle vorhanden sind, befassen. Vielmehr müssen wir die Wirkung der Rassentrennung auf die öffentliche Erziehung näher untersuchen. Wenn wir an dieses Problem herantreten, so können wir nicht den Zeiger der Zeit auf das Jahr 1868 zurückdrehen, als die Zusatzartikel angenommen wurden – nicht einmal auf das Jahr 1896, als die Entscheidung Plessy v. Ferguson geschrieben wurde. Es ist notwendig, die öffentliche Erziehung im Licht ihrer ganzen Entwicklung und ihres gegenwärtigen Platzes im amerikanischen Leben der gesamten Nation zu betrachten. Nur auf diese Weise kann das Urteil darüber gefällt werden, ob die Rassentrennung in den öffentlichen Schulen die Kläger der Gleichheit aller vor dem Gesetz beraubt. In der Gegenwart ist die Erziehung vielleicht die wichtigste Aufgabe der staatlichen und örtlichen Verwaltungen. Der gesetzliche Schulzwang und die großen Ausgaben für die Erziehung demonstrieren, daß wir die Bedeutung der Erziehung für unser demokratisches Leben voll anerkennen. Sie wird zur Erfüllung unserer grundlegendsten öffentlichen Verantwortlichkeiten verlangt, sogar zum Dienst bei den bewaffneten Streitkräften. Sie ist die Grundlage guter Staatsbürgerschaft. Sie ist heutzutage das Hauptmittel, um die Kinder zu den kulturellen Gütern zu führen, um sie für die spätere Berufsausübung vorzubereiten, und um ihnen zu helfen, sich in normaler Weise in ihre Umgebung einzufügen. Es ist in unseren Tagen zweifelhaft, ob man von irgendeinem Kind vernünftigerweise erwarten kann, im Leben Erfolg zu haben, wenn man ihm die Möglichkeit zur Heranbildung verweigert. Wenn es der Staat auf sich genommen hat, für derartige Möglichkeiten Sorge zu tragen, ist die Erziehung ein Grundrecht, das allen zu den gleichen Bedingungen zusteht. Wir kommen nun zu der uns gestellten Frage: Werden durch die Trennung der Kinder in den öffentlichen Schulen allein auf Grund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse, und obwohl die physischen Fähigkeiten und andere "handgreifliche" Faktoren gleich sind, den Kindern der Minorität die gleichen Erziehungsmöglichkeiten genommen? Wir glauben, daß dies zutrifft. Wenn der Oberste Gerichtshof im Fall Sweatt v. Painter, supra, die Ansicht vertrat, daß eine getrennte juristische Fakultät für Neger diesen nicht die gleichen Bildungschancen gewähre, so stützte sich das Gericht zum großen Teil auf "jene Fähigkeiten, die ungeeignet für eine objektive Beurteilung sind, die aber Größe und Bedeutung einer juristischen Fakultät ausmachen". Im Fall McLaurin v. Okla-
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homa State Regents, supra, berief sich der Oberste Gerichtshof wieder auf jene nicht greifbaren Erwägungen, als er verlangte, daß ein Neger, der zu einer weißen höheren Schule zugelassen wurde, genauso wie alle anderen Studenten behandelt werden solle: "… seine Fähigkeit, zu studieren, an Diskussionen teilzunehmen und seine Ansichten mit denen der anderen Schüler auszutauschen und im allgemeinen, seinen Beruf zu erlernen." Solche Erwägungen treffen in zunehmendem Maße für die Kinder in Grund- und Oberschulen zu. Sie von anderen Kindern gleichen Alters und gleicher Befähigung nur wegen ihrer Rassenzugehörigkeit zu trennen, züchtet in ihnen ein Minderwertigkeitsgefühl hinsichtlich ihres Platzes in der menschlichen Gemeinschaft heran, das ihre Herzen und ihr Gemüt in einer nicht wiedergutzumachenden Weise belastet. Die Auswirkung einer derartigen Trennung auf die Bildungschancen wurde durch die Begründung im Kansas-Fall durch ein Gericht treffend dargelegt, obwohl es selbst ungeachtet dessen sich veranlaßt sah, gegen die Negerkläger zu entscheiden. "Die Trennung von weißen und farbigen Kindern in den öffentlichen Schulen übt einen schädlichen Einfluß auf die farbigen Kinder aus. Die Einwirkung ist um so stärker, wenn die Trennung gesetzlich sanktioniert ist, denn im allgemeinen wird die Rassentrennungspolitik als ein Kennzeichen der Minderwertigkeit der Neger ausgelegt. Das Gefühl der Minderwertigkeit beeinflußt jedoch die innere Bereitschaft eines Kindes zum Lernen. Gesetzliche Rassentrennung hat daher die Tendenz, die Bildungs- und geistige Entwicklung der Negerkinder zu verzögern und nimmt ihnen einige der Vorteile, die ihnen in einem rassenmäßig nicht getrennten Schulsystem zustehen würden." Gleichgültig wie groß das psychologische Wissen zur Zeit der Entscheidung Plessy v. Ferguson gewesen sein mag, diese eben angeführte Begründung wird durch die heutige Wissenschaft voll unterstüzt. Alles, was im Urteil Plessy v. Ferguson gegen eine derartige Begründung vorgebracht wird, wird hiermit zurückgewiesen. Daher ist die "Trennungs- und Gleichheitstheorie" auf dem Gebiet der öffentlichen Erziehung fehl am Platze. Rassenmäßig getrennte Bildungsmöglichkeiten sind ihrem Wesen nach ungleich. Wir sind daher der Ansicht, daß die Kläger und alle ihnen Gleichgestellten, im Namen derer uns diese Fälle vorgelegt wurden, auf Grund der Rassentrennung, über die sie Klage führen, der Gleichheit aller vor dem Gesetz, wie es gemäß dem 14. Zusatzartikel garantiert wird, beraubt sind. Diese Darstellung erübrigt auch eine Diskussion darüber, ob durch die Rassentrennung auch die rechtsstaatlichen Bestimmungen (Due Process Clause) des 14. Zusatzartikels verletzt werden. Da es sich hier um einen Musterprozeß handelt, stellt uns die Formulierung der Urteile wegen der großen Anwendbarkeit dieser Entscheidung und wegen
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der großen Unterschiede der örtlichen Bedingungen in diesen Fällen vor Probleme von beträchtlicher Komplexität. Auf Grund von Rückfragen wurde die Erörterung anderer Probleme notwendigerweise dem einen Hauptproblem untergeordnet: die Verfassungsmäßigkeit der Rassentrennung in der öffentlichen Erziehung. Wir haben hiermit ausgesprochen, daß eine derartige Trennung eine Verweigerung der Garantie der Gleichheit aller vor dem Gesetz darstellt. … Engl. in: 347 U.S. 483, 1954; dt. aus: Ernst Fraenkel, Das amerikanische Regierungssystem, Quellenbuch, Köln und Opladen, 1960, 58 ff.
127. U.S. v. Harriss et al., 1954 347 U.S. 612, 1954 The Legislative Reorganisation Act (vgl. Dok. 118) erwies sich als zu unzureichend, um der mit dem Lobbyismus verbundenen Probleme Herr zu werden. Der schon anderwärtig bewährte Grundsatz der Offenlegung (Disclosure) sah vor, daß jemand, der gegen Bezahlung die Tätigkeit eines Lobbyisten ausübte, sich bei den zuständigen Beamten des Abgeordnetenhauses und des Senats eintragen lassen mußte, wobei diese Unterlagen, die Auftraggeber, Ausgaben, Zeitdauer und Tätigkeit etc. enthalten mußten, öffentlich zugängig waren. Allerdings hatten die Bestimmungen dieses Gesetzes nicht den Erfolg, den man sich erwartet hatte. Allein in den Jahren 1950 bis 1955 ließen sich in jedem Jahr mehrere hundert Personen als Lobbyisten eintragen, wobei der jährliche Durchschnitt der gemeldeten Ausgabesummen über 4 Millionen Dollar ausmachte. Daß diese Summen nur einen Bruchteil der tatsächlich gemachten Aufwendungen darstellten, steht außer Zweifel. Nachdem Bedenken hinsichtlich der Verfassungsmäßigkeit des oben genannten Gesetzes aufgekommen waren, vor allem im Hinblick auf den Schutz der Meinungsfreiheit (Rumely v. U.S., 197 F 2 d 166, 1952, und Rumely v. U.S., 354 U.S. 41, 1953), erklärte der U.S. Surpreme Court in einer grundlegenden Entscheidung das Gesetz für unanwendbar, wenn sich die propagandistische Tätigkeit nicht unmittelbar an den Gesetzgeber, nämlich den Congress, sondern an die Wähler wenden sollte (U.S. v. Harriss et al., 347 U.S. 612, 1954). Dieser Umstand veranlaßte viele Lobbies, ihre "Haupttätigkeit" nicht als Beeinflussung des Congress zu deklarieren, womit auch eine weitgehende Nichtanwendung der
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Strafbestimmungen des Legislative Reorganisation Act erzielt wurde. Das Unterfangen, das Phänomen des Lobbying zu kontrollieren, muß daher bis heute als weitgehend gescheitert angesehen werden. * * * Folgender Text ist die Mehrheitsmeinung des Supreme Court im Harriss-Moore-Linder-Fall, vom Oberrichter Earl Warren am 7. Juni 1954 vorgelegt. I. Die verfassungsrechtliche Forderung der Unzweideutigkeit wird verletzt von einer Strafbestimmung, die einer Person von durchschnittlicher Intelligenz nicht angemessen zur Kenntnis bringt, daß das von ihr beabsichtigte Verhalten von dieser Bestimmung verboten wird. Das zugrundeliegende Prinzip ist, daß niemand strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden kann für ein Verhalten, das er vernünftigerweise nicht als verboten erkennen konnte. … Der Hauptabschnitt des Lobbyismus-Gesetzes ist Abschnitt 307, mit der Überschrift 'Betroffene Personen'. Abschnitt 307 bestimmt: 'Die Bestimmungen dieses Gesetzes beziehen sich auf jede Person, (außer einem politischen Kommittee, wie es im Federal Corrupt Practices Act definiert ist, und ordnungsgemäß organisierten einzelstaatlichen bzw. lokalen Kommittees einer politischen Partei), die selbst oder durch einen Agenten, Angestellten oder andere Personen in irgendeiner Weise, direkt oder indirekt, Geld oder andere Wertsachen erbittet, entgegennimmt oder erhält, das hauptsächlich behilflich sein soll, einen der folgenden Zwecke zu erreichen oder auf jede Person, deren hauptsächliche Aufgabe im Verfolg der nachstehenden Zwecke liegt: a) die Verabschiedung oder Verhinderung gesetzgeberischer Maßnahmen durch den Kongreß der Vereinigten Staaten zu erreichen; b) direkt oder indirekt die Verabschiedung oder Verhinderung gesetzgeberischer Maßnahmen durch den Kongreß der Vereinigten Staaten zu beeinflussen'. Dieser Abschnitt modifiziert die materiellen Bestimmungen des Gesetzes, einschließlich der Abschnitte 305 und 308. Mit anderen Worten, wenn eine 'Person' nicht unter die in Abschnitt 307 bestimmte Kategorie fällt, treffen die Bestimmungen der Abschnitte 305 und 308 zur Offenlegung nicht zu. So betrifft das Gesetz nur diejenigen Personen (mit Ausnahme der näher bestimmten politischen Ausschüsse), die Geldbeträge oder andere Wertsachen erbitten, entgegennehmen oder erhalten, und nur dann, wenn es der Hauptzweck entweder der
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Personen oder der Zuwendung ist, behilflich zu sein, um die Ziele, wie in Abschnitt 307 a und b genannt, zu erreichen. In jedem Fall ist das Erbitten, die Entgegennahme oder der Erhalt von Geld oder anderen Wertsachen eine Voraussetzung für die Anwendung des Gesetzes. … Wir wenden uns nun der angeführten Unschärfe der in Abschnitt 307 a und b niedergelegten Zwecke zu. Wie im Prozeß der Vereinigten Staaten gegen Rumely, 341 US 41, 47, der die Auslegung ähnlicher Formulierungen umfaßt, glauben wir, daß diese Formulierungen so verstanden werden sollten, daß sie sich nur auf 'Lobbytätigkeit im allgemein verstandenen Sinne' beziehen, nämlich auf direkte Kommunikation mit Kongreßmitgliedern über anhängige oder vorgeschlagene Bundesgesetzgebung. Die Entstehungsgeschichte des Gesetzes legt klar, daß der Kongreß, zuallermindest, die Offenlegung solcher direkter Pressionen suchte, die von den Lobbyisten selbst oder durch von ihnen angeheuerte Leute oder durch eine künstlich hervorgerufene Briefkampagne ausgeübt werden. … Des weiteren ist für die Bewertung wichtig die Bedeutung der Worte 'principle purpose' und 'to be used principally to aid' (siehe Übersetzung des Abschnitts 307 im Lobbyismus-Gesetz). Die Entstehungsgeschichte des Gesetzes zeigt, daß der Ausdruck 'principal' nur deshalb verwendet wurde, um aus dem Rahmen von Abschnitt 307 jene Zuwendungen und Personen herauszunehmen, die nur beiläufig den Zweck verfolgen, die Gesetzgebung zu beeinflussen. Umgekehrt schließt das Erfordernis des 'principal purpose' (Hauptzweck) eine Zuwendung nicht aus, die im wesentlichen benutzt werden soll, um die Gesetzgebung durch direkte Kommunikation mit dem Kongreß zu beeinflussen, oder schließt eine Person nicht aus, deren Tätigkeit zu einem wesentlichen Teil darauf abzielt, die Gesetzgebung durch direkte Kommunikation mit dem Kongreß zu beeinflussen. Wenn es anders wäre, … wenn z. B. eine Organisation ausgenommen wäre, weil die Lobbytätigkeit nur eine ihrer Hauptaktivitäten wäre, … wäre das Gesetz in hohem Grade auf eine bloße Ermahnung, den Gesetzgebungsvorgang nicht mißbräuchlich zu beeinflussen, reduziert. Während einerseits das Gesetz eng zu verstehen ist, um konstitutionelle Zweifel zu vermeiden, müssen wir doch auch eine Auslegung vermeiden, die die Wirksamkeit des Gesetzes in der Bewältigung des Problems, zu dessen Beilegung es entworfen wurde, ernsthaft beeinträchtigen würde. Um deshalb zusammenzufassen: es gibt drei Vorbedingungen, damit das Gesetz unter Abschnitt 307 greift: 1. die 'Person' muß Zuwendungen erbeten, entgegengenommen oder empfangen haben, 2. einer der Hauptzwecke dieser 'Person' oder einer der Hauptzwecke dieser Zuwendungen muß es gewesen sein, die Verabschiedung oder Verhinde-
Eisenhower Doktrin
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rung einer Gesetzgebung durch den Kongreß zu beeinflussen. 3. Die angewandte Methode, um diesen Zweck zu erreichen, muß in der direkten Kommunikation mit Mitgliedern des Kongresses bestanden haben. Engl. in: 347 U. S. 612, 1954; dt. aus: Hartmut Wasser, Die USA – der unbekannte Partner. Materialien und Dokumente zur Gemeinschaftskunde, Paderborn, 1983, S. 202 ff.
128. Die Eisenhower Doktrin, 9. März 1957 The Eisenhower Doctrine Die Fixierung der amerikanischen Innen- und Außenpolitik auf die Bekämpfung des Kommunismus als inneren und äußeren Feind zeigt sich einerseits in den vom republikanischen Senator Joseph McCarthy aus Wisconsin initiierten Kommunistenjagden. Am 9. Februar 1950 teilte McCarthy der Öffentlichkeit mit, er verfüge über eine Liste von 205 Namen von Personen, die im State Department beschäftigt seien und die Mitglieder der kommunistischen Partei und eines Spionageringes seien, Vorwürfe, die sich später als haltlos erweisen sollten. Das Außenministerium wurde indes vom Republikaner John Foster Dulles geleitet, der mit einer kompromißlosen Politik ein "roll back" des kommunistischen Einflusses in der Welt zu erreichen trachtete und so eine Außenpolitik betrieb, die sich ständig am Rande einer atomaren militärischen Auseinandersetzung bewegte. Die Sowjetunion sollte durch Militärpakte und Militärstützpunkte eingekreist werden. Als Ägypten 1956 tschechische Waffen kaufte, zog sich Washington vom Bau des Assuan Staudammes zurück, was in einer Hinwendung Ägyptens zur Sowjetunion resultierte. Nach der Nationalisierung des Suezkanals durch Ägypten kam es zu Militäraktionen von britischer und französischer Seite, die von den USA und der UNO verurteilt wurden. Der Konflikt endete schließlich nach massiven Drohungen der Sowjetunion durch Entsendung einer UNO-Streitmacht auf die Halbinsel Sinai. Bis zu seinem Tod im Mai 1959 betrieb Dulles eine Außenpolitik, die an die Zeiten des "Containment" erinnerte. Dies wird auch in der Eisenhower Doktrin zum Ausdruck gebracht. * * * Art. 1) Es ist beschlossen, daß der Präsident ermächtigt ist, und hiebei ermächtigt wird, mit jeder Nation oder Gruppe von Nationen in dem gesamten
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Gebiet des Mittelostens zusammenzuarbeiten oder diese zu unterstützen, welche eine solche Unterstützung bei der Entwicklung der Wirtschaftskraft, die auf die Erhaltung nationaler Unabhängigkeit gerichtet ist, wünscht. Art. 2) Der Präsident ist ermächtigt, in dem gesamten Gebiet des Mittleren Ostens militärische Hilfsprogramme mit jeder Nation oder jeder Gruppe von Nationen dieses Gebietes, die solche Unterstützung wünscht, einzugehen. Außerdem betrachten es die Vereinigten Staaten als lebenswichtig für das nationale Interesse und den Weltfrieden, daß die Unabhängigkeit und Integrität der Nationen des Mittleren Ostens gewahrt werde. Zu diesem Zweck und wenn es der Präsident für notwendig erachtet, sind die Vereinigten Staaten darauf vorbereitet, Waffengewalt einzusetzen, um irgendeiner solchen Nation oder Gruppe von Nationen, die Unterstützung gegen bewaffnete Aggression von irgendeinem Land, das vom internationalen Kommunismus kontrolliert wird, zu gewähren: vorausgesetzt, daß eine solche Unterstützung in Übereinstimmung ist mit den Vertragsverpflichtungen der Vereinigten Staaten und mit der Verfassung der Vereinigten Staaten. Art. 3) Der Präsident wird hiemit ermächtigt, während des Finanzjahres 1957 für wirtschaftliche und militärische Unterstützung gemäß dieser gemeinsamen Resolution nicht mehr als 200 Mio. Dollar von jeder Geldbewilligung zu verwenden, die zur Verfügung steht, um die Bestimmungen des "Mutual-Security Act von 1954" auszuführen. … Art. 4) Der Präsident soll im Rahmen der Bestimmungen anzuwendenden Rechts und der herrschenden politischen Linie der United Nations Emergency Force im Mittleren Osten im Hinblick auf die Beibehaltung des Waffenstillstandes in dieser Region weiterhin Einrichtungen und militärische Unterstützung zur Verfügung stellen. Art. 5) Der Präsident soll innerhalb der Monate Januar und Juli jeden Jahres über seine diesbezüglichen Maßnahmen an den Kongreß Bericht erstatten. Art. 6) Diese gemeinsame Resolution soll auslaufen, wenn der Präsident feststellt, daß der Friede und die Sicherheit der Nationen in dem gesamten Gebiet des Mittleren Ostens durch internationale Bedingungen, die durch Maßnahmen der Vereinten Nationen oder anderwärtig geschaffen worden sind, vernünftig gesichert sind, außer, daß diese Resolution vorher durch übereinstimmende Resolution der zwei Häuser des Kongresses außer Kraft gesetzt wird. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc 620), 622 f.; dt.: Eigene Übersetzung.
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129. Dwight D. Eisenhowers Abschiedsrede, 17. Januar 1961 Eisenhower's Farewell Address Im selben Jahr des Abschusses der Sputnikrakete (1957) haben die Sowjets auch die erste interkontinentale ballistische Rakete (ICBM) abgefeuert, die in Amerika große Bestürzung und Bedenken hinsichtlich der eigenen Sicherheit ausgelöst hatte. Die auf Druck von Präsident Eisenhower vom Congress zur Verfügung gestellten Riesensummen für Verteidigungsausgaben, speziell für Raketen und Atom U-Boote, machen schließlich ein Abfeuern der ersten amerikanischen ICBM im November 1958 möglich. Damit war der Startschuß für das in weiterer Folge stattfindende nukleare Wettrüsten gegeben. Vor allem der Umgang mit diesen neuen, nun zur Verfügung stehenden Waffenpotentialen der beiden Großmächte ist interessant. Auch die Auswirkungen der Rüstungsindustrie auf die Militärs und die verwaltungsbehördlichen Machtstrukturen verdienen besondere Aufmerksamkeit. Die Position, von der aus sich Eisenhower in seiner Abschiedsrede an die Idee der Abrüstung annähert, ist, obwohl er vor der Macht des militärisch-industriellen Komplexes warnt, für die außenpolitische Haltung der Vereinigten Staaten in einer Zeit des Wiederaufflammens des Kalten Krieges signifikant. * * * Der am 20. Januar aus seinem Amt scheidende Präsident Dwight D. Eisenhower verabschiedete sich laut US-Feature Service in einer Rundfunk- und Fernsehrede am 17. Januar vom amerikanischen Volk und wünschte seinem Nachfolger John F. Kennedy Glück und Erfolg. Eisenhower sagte: "Meine amerikanischen Mitbürger! In drei Tagen werde ich nach einem halben Jahrhundert der Arbeit im Dienste unseres Landes die Verantwortung meines Amtes niederlegen, während in traditioneller, feierlicher Zeremonie die Autorität der Präsidentschaft auf meinen Nachfolger übergeht. Am heutigen Abend richte ich an Sie eine Abschiedsbotschaft, in der ich Ihnen, meine Landsleute, Lebewohl sagen und einige abschließende Gedanken mitteilen möchte. Wie jeder andere Bürger wünsche ich dem neuen Präsidenten und allen, die mit ihm zusammenarbeiten werden, Glück auf den Weg. Gott gebe, daß die kommenden Jahre gesegnet seien mit Frieden und Wohlstand für alle. Unser Volk erwartet, daß sein Präsident und der Kongreß in allen Fragen von großer
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Tragweite grundsätzliche Übereinstimmung erzielen und weise Lösungen finden werden, die der Zukunft der Nation zum Vorteil gereichen. Mein eigenes Verhältnis zum Kongreß, das mit einer weitläufigen und lockeren Verbindung begann, als mich ein Mitglied des Senats vor vielen Jahren für die Militärakademie Westpoint vorschlug, gestaltete sich später während des Krieges und in der Zeit unmittelbar nach Kriegsende immer enger, bis schließlich in den vergangenen 8 Jahren ein Verhältnis wechselseitiger Abhängigkeit daraus wurde. In diesem Endstadium unserer Beziehungen haben Kongreß und Regierung in den meisten lebenswichtigen Angelegenheiten gut zusammengearbeitet und das Wohl des Landes über das Parteiinteresse gestellt, so daß die Fortführung der Geschäfte der Nation sichergestellt war. Deshalb empfinde ich meinerseits bei der Beendigung meines offiziellen Verhältnisses zum Kongreß ein Gefühl der Dankbarkeit dafür, daß wir so vieles gemeinsam zu bewältigen vermochten. Wir haben jetzt die Mitte eines Jahrhunderts um ein Jahrzehnt überschritten, das vier schwere Kriege zwischen großen Nationen erlebt hat. Dreimal war unser eigenes Land daran beteiligt. Trotz dieser Blutopfer sind die Vereinigten Staaten von Amerika heute das stärkste, einflußreichste und produktivste Land der Welt. Bei allem begreiflichen Stolz auf diese Vorrangstellung ist uns gleichwohl bewußt, daß die Führungsrolle und das Ansehen Amerikas nicht nur von unserem materiellen Fortschritt, unserem Reichtum und unserer militärischen Macht abhängen, die ihresgleichen suchen, sondern auch davon, wie wir unsere Macht im Interesse des Weltfriedens und der Verbesserung des menschlichen Lebens einsetzen. Seit Amerika das Wagnis der freien Selbstregierung unternahm, ist es unser vordringlichstes Ziel, den Frieden zu bewahren; den Fortschritt im Bereich der menschlichen Errungenschaften zu fördern und die Freiheit, die Menschenwürde und die Lauterkeit unter den Menschen und Völkern zu mehren. Nach Geringerem zu streben wäre eines freien und gläubigen Volkes unwürdig. Jedes Versagen hierin, das der Überheblichkeit oder mangelnder Einsicht und Opferbereitschaft entspringt, würde uns schmerzlichen Schaden sowohl im eigenen Land als auch im Ausland zufügen. Der Fortschritt in Richtung auf diese erhabenen Ziele wird fortgesetzt von dem Konflikt bedroht, in den die Welt gegenwärtig verstrickt ist. Er fordert unsere gesamte Aufmerksamkeit, erfaßt unser ganzes Sein. Wir sehen uns einer uns feindlichen Ideologie gegenüber – weltumspannend in ihrem Wirkungskreis, atheistisch in ihrem Wesen, rücksichtslos in ihren Zielsetzungen und heimtückisch in ihren Methoden. Um ihr erfolgreich entgegentreten zu können, sind Opfer nötig, nicht so sehr die gefühlsbedingten und vorübergehenden Opfer in Krisenzeiten, sondern Opfer, die es uns gestatten, die Bürde eines fortgesetzten und vielschichtigen Ringens
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unablässig sicher und ohne zu klagen auf uns zu nehmen – eines Ringens, bei dem die Freiheit auf dem Spiele steht. Nur so werden wir trotz aller Provokationen unsere abgesteckte Marschroute zu einem dauerhaften Frieden und zu einer Besserung der Menschen einhalten können. Es wird auch weiterhin zu Krisen kommen. Wenn wir ihnen entgegentreten – seien es Krisen in der Welt oder im eigenen Lande, seien sie ernsterer oder leichterer Natur – dann werden wir immer wieder der Versuchung ausgesetzt sein, glauben zu wollen, daß irgendeine augenfällige und aufwendige Maßnahme zum Wundermittel für alle derzeitigen Schwierigkeiten werden könnte. Eine gewaltige Vermehrung der jeweils neuen Komponenten unseres Verteidigungssystems; die Aufstellung unrealistischer Programme zur Behebung sämtlicher Übel in der Landwirtschaft; eine schlagartige Ausweitung der reinen und angewandten Forschung – diese und viele andere Möglichkeiten, von denen jede einzelne an sich vielversprechend sein mag, werden vielleicht als der einzige Zugang zu der Straße angepriesen werden, die wir zu gehen wünschen. Jeder Vorschlag aber muß im Lichte weitergehender Überlegungen geprüft werden: der Notwendigkeit, das Gleichgewicht innerhalb der einzelnen Regierungsprogramme und in ihrem Verhältnis zueinander zu wahren – das Gleichgewicht zwischen der Privatwirtschaft und der Wirtschaftstätigkeit des Staates, das Gleichgewicht zwischen den Kosten und den erhofften Vorteilen – ; das Gleichgewicht zwischen dem eindeutig Notwendigen und dem vernünftigerweise Wünschenswerten; das Gleichgewicht zwischen unseren lebenswichtigen Erfordernissen des Staates und den Pflichten, die der Staat dem einzelnen auferlegt; das Gleichgewicht zwischen den Handlungen des Augenblicks und dem Wohl des Staates in der Zukunft. Ein gesundes Urteil wird nach Ausgleich und Fortschritt trachten; das Fehlen eines gesunden Urteils wird schließlich zu Unausgewogenheit und Fehlschlägen führen. Die Geschichte vieler Jahrzehnte bezeugt, daß unser Volk und seine Regierung diese Wahrheiten im großen und ganzen erkannt, und angesichts schwerer Belastungen und Bedrohungen im Einklang mit ihnen gehandelt haben. Drohungen aber wird es immer geben – neu in ihrer Art und in ihrem Ausmaß. Ich erwähne hier nur zwei: Ein lebenswichtiges Element in der Erhaltung des Friedens sind unsere militärischen Einrichtungen. Unsere Waffen müssen schlagkräftig und zu sofortigem Einsatz bereit sein, so daß kein potentieller Aggressor dazu verleitet werden kann, seine eigene Vernichtung zu riskieren. Unsere heutige militärische Organisation hat nur wenig Ähnlichkeit mit jener, die meine Amtsvorgänger in Friedenszeiten oder selbst die Soldaten des Zweiten Weltkrieges oder des Koreakrieges kannten.
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Noch bis in die Zeit unserer jüngsten Weltkonflikte besaßen die Vereinigten Staaten keine Rüstungsindustrie. Hersteller von Pflugscharen in Amerika konnten gegebenenfalls so, wie es erforderlich war, auch Schwerter anfertigen. Gegenwärtig können wir in der nationalen Verteidigung keine aus einem Notfall geborenen Improvisationen mehr riskieren; wir sind gezwungen worden, eine bleibende Rüstungsindustrie großen Ausmaßes zu schaffen. Darüber hinaus sind dreieinhalb Millionen Männer und Frauen unmittelbar in den Verteidigungseinrichtungen tätig. Für unsere militärische Sicherheit geben wir jährlich einen höheren Betrag aus, als dem Reingewinn aller Wirtschaftsunternehmen der Vereinigten Staaten entspricht. Diese Verbindung riesiger militärischer Einrichtungen mit einer großen Rüstungsindustrie ist eine neue Erfahrung für Amerika. Die Gesamtheit ihres Einflusses – wirtschaftlicher, politischer und selbst geistiger Art – ist in jeder Stadt, jedem Staatsparlament, jedem Amt der Bundesregierung spürbar. Wir erkennen die zwingende Notwendigkeit dieser Entwicklung an. Dennoch dürfen wir es nicht versäumen, die ernsten Folgerungen, die sich ergeben, zu begreifen. Unser Schaffen, unsere Hilfsquellen und unser ganzes Leben sind mit betroffen ebenso wie die Struktur unserer Gesellschaft selbst. Unsere Regierungsstellen müssen vor jedem übermäßigen gewollten oder unbeabsichtigten Einfluß von Seiten der Militärs und der Industrie auf der Hut sein. Die Voraussetzungen für ein katastrophales Anwachsen falschverteilter Macht existiert und wird weiterhin vorhanden sein. Wir dürfen unsere demokratischen Freiheiten durch eine derartige Gewichtsverlagerung nicht in Gefahr bringen. Auch sollten wir nichts als selbstverständlich erachten. Nur eine wachsame und aufgeklärte Bürgerschaft kann die richtige Verknüpfung einer riesigen industriellen und militärischen Verteidigungsmaschinerie mit unseren friedlichen Methoden und Zielen erzwingen, auf daß Sicherheit und Freiheit zusammen gedeihen können. Die Revolution der Technik der letzten Jahrzehnte steht in engem Zusammenhang mit und ist weitgehend verantwortlich für den durchgreifenden Wandel unserer industriellen und militärischen Position. Bei dieser Revolution steht die Forschung im Mittelpunkt; sie ist mehr systematisiert, vielschichtiger und kostspieliger geworden. Ständig gewachsen ist auch der Anteil der Forschungsaufträge, die für, von oder durch die Bundesregierung ausgeführt werden. Heute ist der einzelne Erfinder, der in seiner Werkstatt bastelt, von den wissenschaftlichen Einsatzgruppen in Laboratorien und auf den Prüffeldern völlig in den Hintergrund gedrängt worden. In gleichem Maße hat auch die freie Universität, von alters her Quelle freier Ideen und wissenschaftlicher Erkenntnis, als Forschungsstätte eine Wandlung durchgemacht. Schon wegen der damit verbundenen hohen Kosten ist ein Regierungsauftrag praktisch Ersatz für intellektuelle
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Wißbegier. Für jede alte Schultafel gibt es heute Hunderte von Elektronenhirnen. Die Möglichkeit besteht immer, daß unsere Wissenschaftler von ihrer Tätigkeit in Staatsdiensten, der Beauftragung mit Forschungsprojekten und der Macht des Geldes allgemein beherrscht werden, und diese Gefahr muß als ernst betrachtet werden. Dennoch müssen wir bei aller gebührlichen Achtung vor der Arbeit des Wissenschaftlers und Entdeckers ebenso vor einer umgekehrten, nicht weniger großen Gefahr auf der Hut sein – der Gefahr nämlich, daß die Politik selbst zum Werkzeug einer Elite von Wissenschaftlern und Technokraten wird. Die Aufgabe staatsmännischen Wirkens ist es, diese und andere Kräfte, alte und neue, im Rahmen der Grundsätze unseres demokratischen Systems miteinander zu verbinden, auszubalancieren und zu entwirren – immer aus dem Bestreben heraus, die hohen Ziele unserer freien Gesellschaft zu verwirklichen. Ein weiterer Faktor in der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts ist das zeitliche Element. Während wir uns über die Zukunft Gedanken machen, müssen wir – Sie und ich und unsere Regierung – auch der Versuchung widerstehen, nur dem Heute zu leben und um unserer eigenen Bequemlichkeit willen die kostbaren Hilfsquellen von Morgen zu vergeuden. Wir können keine Hypothek auf die materiellen Werte unserer Enkel aufnehmen, ohne zu riskieren, daß wir damit auch ihr politisches und geistiges Erbe gefährden. Wir wollen die lebendige Demokratie für alle kommenden Generationen, und wir müssen verhindern, daß sie zu einem wertlosen Scheinbegriff von Morgen wird. Amerika weiß, daß in der langen Geschichte, die noch zu schreiben sein wird, diese unsere immer kleiner werdende Welt nicht zu einer Gemeinschaft der entsetzlichen Angst und des Hasses werden darf und stattdessen ein stolzer Bund der gegenseitigen Achtung und des gegenseitigen Vertrauens sein muß. Ein solcher Zusammenschluß muß ein Verband Gleicher werden. Der Schwächste muß mit dem gleichen Vertrauen an den Konferenztisch kommen wie wir es tun – geschützt so wie wir durch unsere moralische, wirtschaftliche und militärische Stärke. Dieser Verhandlungstisch, obwohl durch viele Fehlschläge der Vergangenheit gefürchtet, darf nicht für die Gewißheit der Agonie des Schlachtfeldes aufgegeben werden. Eine Abrüstung in gegenseitiger Achtung und in gegenseitigem Vertrauen ist eine ständige unabdingbare Forderung. Wir müssen gemeinsam lernen, wie man Differenzen beilegt – nicht mit Waffen, sondern mit dem Intellekt und in ehrlicher Absicht. Da diese Notwendigkeit so dringend und offenbar ist, muß ich zugeben, daß ich meine offiziellen Pflichten auf diesem Gebiet mit einem ausgesprochenen Gefühl der Enttäuschung niederlege. Als einer, der die Schrecken und die nachhallende Traurigkeit eines Krieges erlebt hat – als einer, der weiß,
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daß ein neuer Krieg die gesamte Zivilisation vollkommen vernichten könnte, die so langsam und schmerzvoll über Jahrtausende aufgebaut wurde – wünschte ich heute abend sagen zu können, daß ein dauerhafter Friede in Sicht ist. Glücklicherweise kann ich sagen, daß ein Krieg vermieden wurde und stetige Fortschritte in Richtung auf unser angestrebtes Ziel gemacht worden sind. Aber es bleibt noch so vieles zu tun übrig. Als privater Bürger werde ich niemals aufhören, das Wenige zu tun, was in meinen Kräften steht, um die Welt auf diesem Wege voranzubringen. Wenn ich Ihnen nun zum letzten Mal als Ihr Präsident eine gute Nacht wünsche, dann möchte ich Ihnen danken für die vielen Möglichkeiten, die Sie mir geboten haben, der Öffentlichkeit in Krieg und Frieden zu dienen. Ich darf hoffen, daß Sie in diesen Diensten manches der Sache wert Erachtete finden; was das Übrige anbetrifft, so bin ich sicher, daß Sie Mittel und Wege finden werden, es in Zukunft besser zu machen. Sie und ich – meine Mitbürger – müssen stark sein in unserem Glauben daran, daß alle Nationen mit Gott das Ziel des Friedens in Gerechtigkeit erreichen werden. Mögen wir in unserer Hingabe an die Prinzipien nie nachlassen, mögen wir vertrauensvoll, doch demütig im Gebrauch der Macht sein, mögen wir unermüdlich sein in der Verfolgung der großen Ziele unserer Nation. Allen Völkern der Welt möchte ich noch einmal das ständige und erflehte Hoffen und Streben Amerikas kundtun: Gott gebe, daß die Völker aller Bekenntnisse, aller Rassen und aller Länder die Befriedigung ihrer großen humanitären Bedürfnisse erleben; daß diejenigen, deren Entfaltungsmöglichkeiten heute noch beengt sind, sie bald in vollem Maße ausschöpfen können; daß alle, die nach Freiheit schmachten, ihre geistigen Segnungen erfahren mögen; daß diejenigen, die der Freiheit teilhaftig sind, auch die damit verbundene schwere Verantwortung begreifen werden; daß alle, die kein Gefühl für die Not ihrer Mitmenschen haben, Nächstenliebe lernen mögen; daß die Geißeln der Armut, der Krankheit und Unwissenheit von der Erde verschwinden und daß in der Fülle der Zeit alle Völker zu einem Zusammenleben in Frieden gelangen, gesichert durch die bindende Kraft gegenseitiger Achtung und Liebe." Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc 633), 652 ff.; dt. aus: Keesings Archiv der Gegenwart, 1961, 8867 f.
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130. John F. Kennedys Inaugurationsrede, 20. Januar 1961 Kennedy's Inaugural Address Die Kandidaten, die sich der Präsidentschaftswahl 1960 stellten, waren in höchstem Maße entgegengesetzt: Von den Republikanern wurde Richard M. Nixon, für acht Jahre Eisenhowers Vizepräsident, der für bereits bekannte Politik stand, aufgestellt. Sein demokratischer Gegenkandidat war John F. Kennedy, Senator aus Massachusetts, der für ein energisches, nach vorne schauendes Image stand, dessen Jugend und Konfession aber ein Hindernis zu sein schienen. Während sich Nixon im Wahlkampf mit Eisenhowers Leistungen identifizierte und ankündigte, sie noch zu vergrößern, im besonderen auf dem Gebiet der Bürgerrechte, ging Kennedy zu einem Frontalangriff auf die Eisenhower-Administration über und versprach, für alle Amerikaner die sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten zu verbessern und Amerikas angekratztes Bild im Ausland wieder herzustellen. Als kontraversionellster Punkt auf seinem Programm stand der "Missile Gap", durch dessen Überwindung man die militärische Oberhoheit der Sowjetunion gegenüber wieder zu finden gedachte. Zum ersten Mal zeigte sich die Wichtigkeit des Mediums Fernsehen in einem Wahlkampf, und bei den geführten Debatten erwies sich ein ausgeruhter, selbstsicherer John F. Kennedy gegenüber einem nervösen, kurz zuvor krank gewesenen Richard M. Nixon als Sieger für die amerikanische Öffentlichkeit. Auch bei der Präsidentschaftswahl selbst sollte John F. Kennedys römisch-katholisches Bekenntnis sich in den Städten im Nordosten als Vorteil auswirken, wobei im tieferen Süden sein demokratischer Mitstreiter Lyndon B. Johnson punkten konnte. In den Popular Votes gewann Kennedy vor Nixon lediglich mit 118 000 Wählerstimmen, was 0,2 % der aktiven Wählerschaft entsprach. Im Wahlmännerkollegium aber entschied man sich mit 303 zu 219 Stimmen für Kennedy, der mit 43 Jahren der jüngste direkt gewählte Präsident der amerikanischen Geschichte werden sollte. Mit ihm erteilte die amerikanische Öffentlichkeit dem Schlagwort der "New Frontier" folgend der Kontinuität eine Absage und wollte so die Herausforderungen der sechziger Jahre aus einer neuen Perspektive bewältigt wissen. * * * Meine Mitbürger, wir feiern heute nicht den Sieg einer Partei, sondern wir begehen eine Feier der Freiheit – die sowohl ein Ende als auch einen Anfang symbolisiert, die sowohl eine Erneuerung als auch eine Veränderung bedeutet, denn ich habe vor
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Ihnen und dem allmächtigen Gott den gleichen feierlichen Eid geschworen, den unsere Vorväter vor beinahe eindreiviertel Jahrhunderten vorgeschrieben haben. Die Welt ist heute sehr viel anders geworden, denn auch der Mensch hält heute in seinen sterblichen Händen die Macht, alle Formen der menschlichen Armut, aber auch alle Formen des menschlichen Lebens zu beseitigen. Und trotzdem geht es auf den ganzen Erdball immer noch um die gleichen revolutionären Überzeugungen, für die unsere Vorfahren gekämpft haben – die Überzeugung, daß die Rechte des Menschen nicht aus dem Wohlwollen des Staates, sondern aus der Hand Gottes stammen. Wir wollen und dürfen heute nicht vergessen, daß wir die Erben dieser ersten Revolution sind. So soll in diesem Augenblick und von diesem Ort aus an Freund wie Feind das Wort ergehen, daß die Fackel an eine neue Generation von Amerikanern übergeben worden ist – die geboren in diesem Jahrhundert, geläutert durch Krieg, geformt durch einen kalten und bitteren Frieden, stolz auf unser überkommenes Erbe – und nicht gewillt, die langsame Auflösung jener Menschenrechte mit anzusehen oder zu dulden, denen sich diese Nation immer verschrieben hat und denen wir auch heute verschrieben sind. Jede Nation, ob sie uns gut oder böse will, soll wissen, daß wir jeden Preis bezahlen, jede Last tragen, jedes Opfer erdulden und jeden Freund unterstützen oder uns auch jedem Feind widersetzen werden, um den Fortbestand und den Erfolg der Freiheit zu sichern. Dazu verpflichten wir uns – und wir verpflichten uns zu mehr. Gegenüber jenen alten Verbündeten, deren kulturellen und geistigen Ursprung wir teilen, verpflichten wir uns zu der Loyalität treuer Freunde. Es gibt kaum etwas, was wir nicht vereint in einer Vielzahl neuer gemeinsamer Unterfangen tun könnten. Gespalten können wir nur wenig tun – denn wir können es nicht wagen, einer mächtigen Herausforderung in Zerwürfnis und Trennung gegenüberzutreten. Jenen neuen Staaten aber gegenüber, die wir heute im Kreise der Freien begrüßen, geben wir unser Wort, daß nicht eine Form der kolonialen Kontrolle überwunden sein soll, nur um durch eine noch viel härtere Tyrannei ersetzt zu werden. Wir werden nicht erwarten, daß sie immer alle unsere Ansichten unterstützen. Aber wir werden immer hoffen, daß sie fest zu ihrer eigenen Freiheit stehen werden – und niemals vergessen, daß in der Vergangenheit jene, die törichterweise glaubten, die Macht zu finden, indem sie auf des Tigers Rücken ritten, am Ende unweigerlich von ihm zerrissen wurden.
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Jenen Menschen gegenüber, die in Hütten und Dörfern des halben Erdballs danach trachten, die Bande des Massenelends zu zerreißen, verpflichten wir uns, das Beste zu tun, um ihnen selbst zu helfen, so lange dies auch dauern mag – und zwar nicht, weil die Kommunisten dies tun, nicht, weil wir ihre Stimmen haben wollen, sondern weil es recht ist. Wenn die freie Gesellschaft nicht den vielen helfen kann, die arm sind, dann kann sie niemals jene wenige retten, die reich sind. Unseren Schwesterrepubliken südlich unserer Grenzen geben wir ein besonderes Versprechen – nämlich unsere guten Worte in gute Taten zu verwandeln – in ein neues Bündnis für den Fortschritt – freien Menschen und freien Regierungen dabei zu helfen, die Fesseln der Armut abzuwerfen. Aber diese friedliche Revolution der Hoffnung darf nicht die Beute feindseliger Mächte werden. Alle unsere Nachbarn sollen wissen, daß wir gemeinsam mit ihnen bereit sind, der Aggression oder Subversion überall in den amerikanischen Republiken zu widerstehen. Und alle anderen Mächte sollen wissen, daß diese Hemisphäre entschlossen ist, Herr im eigenen Hause zu bleiben. Jener Weltorganisation souveräner Staaten, den Vereinten Nationen gegenüber, die unsere letzte und beste Hoffnung in einem Zeitalter sind, in dem die Instrumente des Krieges weit mehr gediehen sind als die Instrumente des Friedens, erneuern wir unser Versprechen, sie zu unterstützen – sie davor zu bewahren, nur zu einem Forum beleidigender Worte zu werden – sie als Schild für die neu Hinzugekommenen und die Schwachen zu stärken – und das Gebiet auszudehnen, in dem ihr Wort gelten mag. Und schließlich möchten wir an all jene Nationen, die sich selbst zu unserem Gegner erklären wollen, nicht ein Versprechen, sondern ein dringendes Ersuchen richten: daß beide Seiten erneut mit der Suche nach dem Frieden beginnen mögen, bevor die dunklen Mächte der Zerstörung, die von der Wissenschaft entfesselt worden sind, die ganze Menschheit in geplanter oder zufälliger Selbstvernichtung verschlingen. Wir werden sie nicht durch Schwäche in Versuchung führen. Denn nur, wenn die Stärke unserer Waffen über jeden Zweifel erhaben ist, können wir ganz sicher ausschließen, daß sie jemals angewandt werden. Aber auf der anderen Seite können zwei große und mächtige Gruppen von Nationen in ihrem gegenwärtigen Kurs keine Beruhigung und Befriedigung finden, da beide Seiten durch die Kosten moderner Waffen überlastet sind, da beide zu Recht über die stetige Ausbreitung des tödlichen Atoms beunruhigt sind und doch beide danach trachten, dieses schwankende Gleichgewicht des Terrors zu ändern, das den Zeiger des letzten endgültigen Krieges der Menschheit aufhält.
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So laßt uns neu beginnen – und uns auf beiden Seiten erinnern, daß eine urbane Umgangsform nicht ein Zeichen der Schwäche ist und Aufrichtigkeit immer des Beweises bedarf. Wir wollen niemals aus Furcht heraus verhandeln, aber wir wollen uns niemals davor fürchten zu verhandeln. Laßt uns auf beiden Seiten herausfinden, welche Probleme uns vereinen, anstatt auf den Problemen herumzureiten, die uns trennen. Laßt uns auf beiden Seiten zum erstenmal ernsthafte und präzise Vorschläge für die Inspektion und Kontrolle der Rüstungen formulieren – und die absolute Macht, andere Nationen zu vernichten, unter die absolute Kontrolle anderer Nationen bringen. Laßt uns von beiden Seiten zusammenkommen, um die Wunder der Wissenschaft anstatt ihre Schrecken zu erwecken. Laßt uns gemeinsam die Sterne erforschen, die Wüsten erobern, die Krankheiten ausrotten, die Tiefen des Ozeans ausmessen und die Künste und den Handel fördern. Wollen wir uns von beiden Seiten vereinen, um in allen Winkeln der Erde dem Ruf des Jesaja nachzukommen – die schweren Lasten hinwegzunehmen … und den Unterdrückten Freiheit zu geben. Und wenn in dem Dschungel des Argwohns ein Brückenkopf der Zusammenarbeit errichtet werden kann, dann laßt uns von beiden Seiten zu der nächsten Aufgabe zusammenkommen: der Schaffung nicht eines neuen Gleichgewichts der Kräfte, sondern einer neuen Welt des Rechtes und des Gesetzes, in der die Starken gerecht und die Schwachen sicher sind und der Friede für immer erhalten bleibt. All dies wird nicht in den ersten hundert Tagen vollbracht sein. Und es wird auch nicht in den ersten tausend Tagen vollbracht sein, noch in der Amtszeit dieser Regierung, ja, vielleicht nicht einmal in der Zeit unseres Lebens auf diesem Planeten. Aber laßt uns trotzdem einen Anfang machen. In Ihren Händen, meine Mitbürger, wird noch viel mehr als in den meinigen der letztliche Erfolg oder Fehlschlag unseres Kurses liegen. Seit dieser Staat gegründet wurde, ist jede Generation aufgerufen gewesen, Zeugnis ihrer nationalen Loyalität abzulegen. Die Gräber junger Amerikaner, die diesem Ruf nachgekommen sind, sind auf dem ganzen Erdball verstreut. Heute bläst die Trompete wieder zum Sammeln – aber es ist kein Ruf, die Waffen zu ergreifen – auch wenn wir Waffen brauchen – es ist kein Ruf zur Schlacht – wenn wir auch zum Kampf gerüstet sind – sondern es ist ein Ruf, die
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Last eines langen Kampfes im Zwielicht der Dämmerung auf uns zu nehmen, der jahrein jahraus geführt wird, "jauchzend in der Hoffnung, geduldig in der Drangsal" – eines Kampfes gegen die gemeinsamen Feinde des Menschen: Tyrannei, Armut, Krankheit und Krieg. Werden wir gegen diese Feinde eine großartige und weltumspannende Allianz aus Nord und Süd und Ost und West schmieden können, die ein erfüllteres Leben für die ganze Menschheit sichern könnte? Werden Sie sich an diesem historischen Unternehmen beteiligen? In der langen Geschichte dieser Welt ist es nur wenigen Generationen vergönnt gewesen, die Rolle der Verteidigung der Freiheit in der Stunde ihrer höchsten Gefahr zu spielen. Ich schrecke vor dieser Aufgabe nicht zurück – ich begrüße sie. Ich glaube nicht, daß irgendeiner von uns mit irgendeinem Volk oder irgendeiner anderen Generation tauschen möchte. Die Energie, der Glaube und die Hingabe, die wir diesem Unterfangen entgegenbringen, wird unser Land und alle, die ihm dienen, entzünden und erstrahlen lassen – und der Glanz dieses Feuers kann wahrhaft die Welt erleuchten. Und so, meine amerikanischen Mitbürger: Fragt nicht, was euer Land für euch tun wird – fragt, was ihr für euer Land tun könnt. Meine Mitbürger in der Welt: Fragt nicht, was Amerika für euch tun wird, sondern fragt, was wir zusammen für die Freiheit des Menschen tun können. Und schließlich, ob ihr Bürger Amerikas oder der Welt seid, verlangt von uns das gleiche hohe Maß an Stärke und Opferbereitschaft, das wir von euch verlangen werden. Mit einem guten Gewissen als einzigen sicheren Lohn, mit der Geschichte als dem letztlichen Richter unserer Taten laßt uns die Aufgabe in Angriff nehmen, das Land zu führen, das wir lieben, um seinen Segen und um seine Hilfe bitten – in dem Wissen aber, daß hier auf Erden unser Werk wahrhaft Gottes Werk sein muß. Engl. in: Department of State Bulletin, February 6, 1961; dt. aus: Amerika Dienst, 20. Januar 1961.
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131. John F. Kennedy, Rede vor der Universität Washington, 10. Juni 1963 Kennedy's Speech at American University Wenige Tage vor seiner Europareise (vgl. Dok. 132) definierte Kennedy seinen Standpunkt in Fragen der internationalen Sicherheit, des Weltfriedens, der sowjetisch-amerikanischen Beziehung, in Sachen Abrüstung und Einstellung von Kernwaffenversuchen. Nach dem sogenannten Schweinebuchtfiasko (17. April 1961), an dem die CIA maßgeblich beteiligt war, verstärkten die Russen die Aufrüstung in Kuba. Die Verhältnisse eskalierten, als Kennedy im September 1962 der Sowjetunion öffentlich Maßnahmen androhte, nachdem amerikanische Aufklärungsflugzeuge kleinere russische Raketeninstallationen ausgemacht hatten, deren Existenz Nikita S. Chruschtschow noch kurz zuvor bestritten hatte. Bei den von Rußland aus zu startenden Raketen hätte man eine Warnzeit von fünf Minuten gehabt, von Kuba aus gestartet, hätte sich diese Zeit auf drei Minuten verkürzt. Angesichts dieser militärischen Bedrohung hatten die amerikanischen Militärs einen Präventivschlag befürwortet, aber John F. Kennedy folgte dem Vorschlag seines Bruders Robert und errichtete eine Seeblockade, um weitere Raketentransporte zu verhindern. Kennedy war aber klug genug, den Russen eine Möglichkeit zu lassen, sich unter Wahrung des Gesichtes zurückzuziehen, und auf einen Appell des Generalsekretärs der Vereinten Nationen U Thant wurden die russischen Waffenlieferungen und die amerikanische Seeblockade eingestellt. Obwohl kein formelles Abkommen über die Beendigung der Raketenkrise in Kuba getroffen worden war, nahm die Sowjetunion ihre Raketen von Kuba zurück und die USA lösten im Gegenzug ihre veralteten Basen in der Türkei auf. Diese politische Auseinandersetzung, die sich am Rande eines Kernwaffenkonfliktes abspielte, konnte Kennedy klar zu seinen Gunsten entscheiden, was ihm ungeheure Popularität einbrachte. In bewährt eloquenter Form konnte er in Washington, kurz vor seiner Abreise nach Europa, seine Friedensziele verkünden, die er nun so auf eine realistische Grundlage gestellt hatte. * * * "Es gibt wenige irdische Dinge, die schöner sind als eine Universität", schrieb John Masefield in seiner Würdigung der englischen Universitäten – und seine Worte haben hier in gleicher Weise Gültigkeit. Er meinte damit nicht die Türme und Zinnen, nicht die Grünanlagen des Universitätsgeländes und die efeubewachsenen Wände. Er bewunderte die großartige Schönheit der Universität, weil
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sie, wie er sagte, "ein Platz ist, wo diejenigen, die die Unwissenheit hassen, nach Wissen streben können, wo diejenigen, die die Wahrheit sehen, danach streben können, auch andere sehend zu machen". Ich habe daher diesen Zeitpunkt und diesen Ort gewählt, um ein Thema zu erörtern, über das zu oft Unwissenheit herrscht und bei dem die Wahrheit zu selten gesehen wird – und doch ist es eines der wichtigsten Themen auf Erden: der Weltfrieden. Welche Art von Frieden meine ich? Nach welcher Art von Frieden streben wir? Nicht nach einer Pax Americana, die der Welt durch amerikanische Kriegswaffen aufgezwungen wird. Nicht nach dem Frieden des Grabes oder der Sicherheit des Sklaven. Ich spreche hier von dem echten Frieden – jenem Frieden, der das Leben auf Erden lebenswert macht, jenem Frieden, der Menschen und Nationen befähigt, zu wachsen und zu hoffen und ein besseres Leben für ihre Kinder aufzubauen, nicht nur ein Friede für Amerikaner, sondern ein Friede für alle Menschen. Nicht nur Frieden in unserer Generation, sondern Frieden für alle Zeiten. Ich spreche vom Frieden, weil der Krieg ein neues Gesicht bekommen hat. Ein totaler Krieg ist sinnlos in einem Zeitalter, in dem Großmächte umfassende und verhältnismäßig unverwundbare Atomstreitkräfte unterhalten können und sich weigern, zu kapitulieren, ohne vorher auf diese Streitkräfte zurückgegriffen zu haben. Er ist sinnlos in einem Zeitalter, in dem eine einzige Atomwaffe fast das Zehnfache an Sprengkraft aller Bomben aufweist, die von den gesamten alliierten Luftstreitkräften während des Zweiten Weltkrieges abgeworfen wurden. Und er ist sinnlos in einem Zeitalter, in dem die bei einem Atomkrieg freigesetzten tödlichen Giftstoffe von Wind und Wasser, Boden und Saaten bis in die entferntesten Winkel des Erdballs getragen und sich selbst auf die noch ungeborenen Generationen auswirken würden. Es ist heute, wenn der Friede gewahrt werden soll, unerläßlich, jedes Jahr Milliarden von Dollar für Waffen auszuwerfen, die lediglich zu dem Zweck geschaffen werden, sicherzustellen, daß wir sie niemals einzusetzen brauchen. Aber zweifellos ist die Anlage solcher unnützen Arsenale, die nur der Vernichtung und niemals dem Aufbau dienen können, nicht der einzige, geschweige denn der wirksamste Weg zur Gewährleistung des Friedens. Ich spreche daher vom Frieden als dem zwangsläufig vernünftigen Ziel vernünftiger Menschen. Ich bin mir bewußt, daß das Streben nach Frieden nicht so dramatisch ist wie das Streben nach Krieg – und oft treffen die Worte desjenigen, der nach Frieden strebt, auf taube Ohren. Und doch gibt es keine dringlichere Aufgabe für uns.
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Manche sagen, es sei zwecklos, von Weltfrieden, internationalem Recht oder internationaler Abrüstung zu sprechen – und alles sei nutzlos, solange die Führer der Sowjetunion keine aufgeschlossenere Haltung einnehmen. Ich hoffe, sie werden dies tun. Ich glaube, wir können ihnen dabei helfen. Aber ich glaube auch, daß wir unsere eigene Haltung überprüfen müssen – als Einzelpersonen und als Nation –, denn unsere Einstellung ist genauso wichtig wie die ihre. Jeder Absolvent dieser Universität, jeder denkende Bürger, der den Krieg verabscheut und mithelfen will, Frieden zu schaffen, sollte damit beginnen, in sich zu gehen und seine eigene Einstellung zu den Möglichkeiten des Friedens, zur Sowjetunion, zum Verlauf des Kalten Krieges, zur Freiheit sowie zum Frieden hier im eigenen Lande zu überprüfen. Lassen Sie uns zunächst unsere Haltung gegenüber dem Frieden selbst überprüfen. Zu viele von uns halten ihn für unmöglich. Zu viele von uns halten ihn für nicht zu verwirklichen. Aber das ist ein gefährlicher, defätistischer Glaube. Er führt zu der Schlußfolgerung, daß der Krieg unvermeidlich ist, daß die Menschheit zum Untergang verurteilt ist, daß wir uns in der Gewalt von Kräften befinden, die wir nicht kontrollieren können. Wir brauchen diese Ansicht nicht zu akzeptieren. Unsere Probleme sind von Menschen geschaffen, deshalb können sie auch von Menschen gelöst werden. Die Größe, die der menschliche Geist erreichen kann, bestimmt der Mensch selbst. Kein schicksalhaftes Problem der Menschheit liegt außerhalb der Reichweite des Menschen. Die menschliche Vernunft und der menschliche Geist haben oftmals das scheinbar Unlösbare gelöst – und wir glauben, daß sie dies erneut tun können. Ich spreche jetzt nicht von der absoluten, nicht mehr faßbaren Idee des Weltfriedens und des guten Willens, von der einige Phantasten und Fanatiker immer noch träumen. Ich leugne nicht den Wert von Hoffnungen und Träumen, aber wir würden lediglich Entmutigung und Ungläubigkeit Tür und Tor öffnen, wenn wir das zu unserem einzigen und unmittelbaren Ziel machen würden. Wir sollten uns statt dessen auf einen praktischeren, erreichbareren Frieden konzentrieren, der nicht auf einer plötzlichen Revolution der menschlichen Natur, sondern auf einer allmählichen Evolution der menschlichen Institutionen basiert – auf einer Reihe von konkreten Maßnahmen und wirksamen Übereinkünften, die im Interesse aller Betroffenen liegen. Für diesen Frieden gibt es keinen einfachen Schlüssel, keine großartige oder magische Formel, die sich eine oder zwei Mächte aneignen könnten. Der echte
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Friede muß das Produkt vieler Nationen sein, die Summe vieler Maßnahmen. Er muß dynamisch, nicht statisch sein, er muß flexibel sein, um den großen Aufgaben einer jeden Generation zu entsprechen. Denn der Friede ist ein Prozeß – ein Weg, Probleme zu lösen. Bei einem solchen Frieden wird es Streitigkeiten und entgegengesetzte Interessen geben, wie dies innerhalb von Familien und Nationen der Fall ist. Der Weltfriede wie auch der Friede in Stadt und Land erfordern nicht, daß jeder seinen Nachbarn liebt. Er erfordert lediglich, daß man in gegenseitiger Toleranz miteinander lebt, seine Streitfälle einer gerechten und friedlichen Lösung unterwirft. Und die Geschichte lehrt uns, daß Feindschaften zwischen Nationen wie zwischen einzelnen nicht ewig dauern. Wie fest unsere Neigungen und Abneigungen auch immer erscheinen mögen, der Gang der Zeit und der Ereignisse wird oft überraschende Verlagerungen in den Beziehungen zwischen Nationen und Nachbarn bringen. So wollen wir unermüdlich weiterarbeiten. Der Friede braucht nicht unerreichbar zu sein und der Krieg nicht unvermeidlich. Indem wir unser Ziel klarer definieren, indem wir es greifbarer und weniger fern erscheinen lassen, können wir dazu beitragen, daß alle Völker es erkennen, Hoffnung daraus schöpfen und sich unbeirrt darauf zu bewegen. Lassen Sie uns zweitens unsere Haltung gegenüber der Sowjetunion überprüfen. Der Gedanke ist entmutigend, daß die sowjetischen Führer wirklich glauben könnten, was ihre Propagandisten unablässig schreiben. Es ist entmutigend, eine kürzlich erschienene autoritative sowjetische Veröffentlichung über militärische Strategie zu lesen und Seite um Seite völlig grundlose und unglaubliche Behauptungen zu finden – wie die Behauptung "amerikanische imperialistische Kreise bereiten sich darauf vor, verschiedene Arten von Kriegen auszulösen …, daß die sehr reale Gefahr eines Präventivkrieges besteht, der von amerikanischen Imperialisten gegen die Sowjetunion gestartet wird …, daß die politischen Ziele der amerikanischen Imperialisten in der wirtschaftlichen und politischen Versklavung der europäischen und anderen kapitalistischen Länder … und in der Erreichung der Weltherrschaft … durch aggressive Kriege bestehen". Sicher ist es so, wie es in der Schrift heißt, daß "der Gottlose flieht und niemand jagt ihn …" Dennoch ist es traurig, diese sowjetischen Erklärungen zu lesen und die Größe der Kluft, die uns trennt, zu erkennen. Es ist aber auch eine Warnung – eine an das amerikanische Volk gerichtete Warnung, nicht in die gleiche Falle wie die Sowjets hineinzutappen, sich nicht nur ein verzerrtes und
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verzweifeltes Bild von der anderen Seite zu machen, den Konflikt nicht als etwas Unvermeidliches und den Ausgleich als unmöglich anzusehen und nicht jede Kommunikation lediglich als Austausch von bloßen Worten und Drohungen zu betrachten. Keine Regierung und kein Gesellschaftssystem sind so schlecht, daß man das unter ihm lebende Volk als bar jeder Tugend ansehen kann. Wir Amerikaner empfinden den Kommunismus als Verneinung der persönlichen Freiheit und Würde im tiefsten abstoßend. Dennoch können wir das russische Volk wegen vieler seiner Leistungen – sei es in der Wissenschaft und Raumfahrt, in der wirtschaftlichen und industriellen Entwicklung, in der Kultur und in seiner mutigen Haltung – rühmen. Unter den vielen Zügen, die den Völkern unserer beiden Länder gemeinsam sind, ist keiner ausgeprägter als unsere beiderseitige Abscheu vor dem Krieg. Unter den großen Weltmächten haben wir – und dies ist beinahe einzigartig – niemals gegeneinander im Krieg gestanden. Wohl kein anderes Volk in der Geschichte hat mehr gelitten als das russische Volk im Verlauf des Zweiten Weltkrieges. Mindestens zwanzig Millionen gaben ihr Leben. Zahllose Millionen von Häusern und Bauernhöfen verbrannten oder wurden zerstört. Ein Drittel des russischen Gebiets – darunter nahezu zwei Drittel seiner Industriegebiete – wurde verwüstet, ein Verlust, der der Verwüstung unseres gesamten Landes östlich von Chikago gleichkäme. Sollte heute – wie auch immer – ein totaler Krieg ausbrechen, dann würden unsere beiden Länder die Hauptziele darstellen. Es ist eine Ironie, aber auch eine harte Tatsache, daß die beiden stärksten Mächte zugleich auch die beiden Länder sind, die in der größten Gefahr einer Zerstörung schweben. Alles, was wir aufgebaut haben, alles, wofür wir gearbeitet haben, würde vernichtet werden. Und selbst im Kalten Kriege – der für so viele Länder, unter ihnen die engsten Verbündeten der Vereinigten Staaten, Lasten und Gefahren bringt – tragen unsere beiden Länder die schwersten Lasten. Denn wir werfen beide für gigantische Waffen riesige Beträge aus – Beträge, die besser für den Kampf gegen Unwissenheit, Armut und Krankheit aufgewandt werden sollten. Wir sind beide in einem unheilvollen und gefährlichen Kreislauf gefangen, in dem Argwohn auf der einen Seite Argwohn auf der anderen auslöst und in dem neue Waffen zu wieder neuen Abwehrwaffen führen. Kurz gesagt: Beide, die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten sowie die Sowjetunion und ihre Verbündeten, haben ein gemeinsames tiefes Interesse an einem gerechten und wirklichen Frieden und einer Einstellung des Wettrüstens.
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Abkommen, die zu diesem Ziel führen, sind im Interesse der Sowjets wie auch im unsrigen. Selbst bei den feindlichsten Ländern kann man damit rechnen, daß sie solche vertraglichen Verpflichtungen akzeptieren und einhalten, die in ihrem eigenen Interesse sind. Wir wollen also gegenüber unseren Differenzen nicht die Augen verschließen – aber wir wollen auch unsere Aufmerksamkeit auf die gemeinsamen Interessen und auf die Mittel richten, durch die diese Differenzen beseitigt werden können. Wenn wir unsere Differenzen auch noch nicht ganz aus der Welt schaffen können, so können wir doch zumindest dazu beitragen, daß die Welt trotz Meinungsverschiedenheiten sicher bleibt. Denn letztlich bildet die Tatsache, daß wir alle Bewohner dieses Planeten sind, doch das uns im tiefsten gemeinsame Band. Wir alle atmen die gleiche Luft, uns allen liegt die Zukunft unserer Kinder am Herzen, und wir sind alle sterblich. Lassen Sie uns drittens unsere Einstellung zum Kalten Krieg überprüfen. Wir wollen uns daran erinnern, daß wir nicht in eine Debatte verwickelt sind, bei der es darum geht, Pluspunkte zu sammeln. Wir sind nicht hier, um Lob und Tadel zu verteilen oder mit den Fingern auf andere zu weisen. Wir müssen uns mit der Welt befassen, wie sie ist, und nicht, wie sie hätte sein können, wäre die Geschichte der letzten achtzehn Jahre anders verlaufen. Wir müssen daher auf der Suche nach Frieden ausdauernd bleiben, in der Hoffnung, daß konstruktive Veränderungen innerhalb des kommunistischen Blocks Lösungen in Reichweite bringen könnten, die heute noch unerreichbar scheinen. Wir müssen unsere Politik so betreiben, daß es schließlich das eigene Interesse der Kommunisten wird, einem echten Frieden zuzustimmen. Vor allem müssen die Atommächte, bei gleichzeitiger Wahrung ihrer eigenen Lebensinteressen, solche Konfrontationen vermeiden, die einem Gegner nur die Wahl zwischen einem demütigenden Rückzug oder einem Atomkrieg lassen. Wenn man im Atomzeitalter den letzteren Kurs einschlagen wollte, dann wäre dies nur der Beweis für den Bankrott unserer Politik – oder den kollektiven Todeswunsch für die Welt. Die Waffen Amerikas sollen daher keine Herausforderung darstellen, sie unterliegen einer sorgfältigen Kontrolle, sind für die Abschreckung bestimmt und für den selektiven Einsatz geeignet. Unsere Streitkräfte sind dem Frieden verpflichtet und in Zurückhaltung geschult. Unsere Diplomaten sind angewiesen, unnötigen Ärger und rein rethorische Feindseligkeit zu vermeiden. Denn wir können uns um ein Nachlassen der Spannungen bemühen, ohne deshalb in unserer Wachsamkeit nachzulassen. Wir unsererseits bedürfen nicht der Dro-
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hungen, um unsere Entschlossenheit zu zeigen. Wir haben es nicht nötig, ausländische Rundfunksendungen zu stören, aus Furcht, unser Glaube könnte durch sie erschüttert werden. Wir wollen unser System keinem Volk gegen dessen Willen aufzwingen. Wir sind aber willens und in der Lage, mit jedem anderen System auf der Erde in einen friedlichen Wettstreit zu treten. In der Zwischenzeit wollen wir die Vereinten Nationen stärken, ihre finanziellen Probleme lösen helfen, sie zu einem wirksameren Instrument des Friedens machen, sie zu einem echten Sicherheitssystem für die Welt entwickeln – einem System, das in der Lage ist, Meinungsverschiedenheiten auf der Basis des Rechts beizulegen, die Sicherheit der Großen und der Kleinen zu garantieren und Bedingungen zu schaffen, unter denen die Waffen schließlich abgeschafft werden können. Gleichzeitig bemühen wir uns, den Frieden innerhalb der nichtkommunistischen Welt zu erhalten, wo viele Nationen – alle von ihnen unsere Freunde – über Fragen uneins sind, die die westliche Einheit schwächen, die kommunistische Intervention begünstigen oder zum Kriege führen könnten. Wir sind in unseren Bemühungen in West-Neuguinea, im Kongo, im Mittleren Osten und auf dem indischen Subkontinent trotz Kritik von beiden Seiten beharrlich und geduldig geblieben. Wir haben gleichzeitig ein Beispiel für andere zu geben versucht, indem wir kleine, aber doch nicht unwichtige Differenzen mit unseren eigenen engsten Nachbarn in Mexiko und in Kanada beizulegen suchten. Wenn ich von anderen Nationen spreche, dann möchte ich einen Punkt klarstellen. Wir sind durch Allianzen an viele Nationen gebunden. Diese Bündnisse bestehen, weil ihre und unsere Sorgen sich im wesentlichen decken. Unsere Verpflichtung z. B., Westeuropa und West-Berlin zu verteidigen, ist nach wie vor unverändert, weil unsere lebenswichtigen Interessen die gleichen sind. Die Vereinigten Staaten werden sich mit der Sowjetunion nicht auf Kosten anderer Nationen und anderer Völker arrangieren, nicht nur, weil sie unsere Partner sind, sondern weil ihre Interessen und die unsrigen übereinstimmen. Unsere Interessen stimmen jedoch nicht nur bei der Verteidigung der Grenzen der Freiheit, sondern auch in dem Streben auf den Wegen des Friedens überein. Es ist unsere Hoffnung – und das Ziel der alliierten Politik –, die Sowjetunion überzeugen zu können, daß auch sie jede Nation ihre eigene Zukunft bestimmen lassen sollte, solange diese Wahl nicht mit der von anderen getroffenen in Konflikt gerät. Das kommunistische Streben, anderen ihr politisches und wirtschaftliches System aufzuzwingen, ist der Hauptgrund für die Spannungen in unserer heutigen Welt. Es kann nämlich kein Zweifel daran bestehen, daß der
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Friede weitaus gesicherter wäre, wenn alle Nationen davon Abstand nähmen, sich in die Selbstbestimmung anderer einzumischen. Dies wird neue Anstrengungen zur Schaffung eines Weltrechts – einen neuen Rahmen für weltweite Gespräche – erfordern. Es wird eine bessere Verständigung zwischen uns und der Sowjetunion voraussetzen. Eine bessere Verständigung wird dann vermehrte Kontakte und Verbindungen erfordern. Ein Schritt in dieser Richtung ist die vorgeschlagene Vereinbarung für einen direkten Draht zwischen Moskau und Washington, durch den auf beiden Seiten die gefährlichsten Verzögerungen, Mißverständnisse und Fehldeutungen der Maßnahmen des anderen vermieden werden sollen, wie sie in einer Zeit der Krise leicht auftreten können. Wir haben ferner in Genf über andere erste Maßnahmen der Rüstungskontrolle gesprochen, die die Intensität des Wettrüstens bremsen und die Risiken eines durch Zufall ausgelösten Krieges verringern sollen. Unser wichtigstes langfristiges Interesse in Genf ist jedoch eine allgemeine und vollständige Abrüstung, die in Phasen stattfinden und gleichlaufende politische Entwicklungen beim Aufbau der neuen Institutionen des Friedens zulassen soll, die an die Stelle der Rüstungen treten. Das Streben nach Abrüstung ist seit den zwanziger Jahren ein Anliegen der amerikanischen Regierung gewesen. Die letzten drei Regierungen haben sich intensiv darum bemüht. So ungewiß die Aussichten auch heute noch sein mögen, so haben wir doch die Absicht, diese Anstrengungen fortzusetzen – sie fortzusetzen, damit alle Länder, einschließlich unseres eigenen, besser begreifen können, welche Probleme und Möglichkeiten tatsächlich in der Abrüstung liegen. Das eine große Gebiet bei diesen Verhandlungen, wo sich das Ziel abzeichnet, jedoch ein neuer Anfang dringend notwendig erscheint, ist ein Vertrag zur Ächtung der Kernwaffenversuche. Der Abschluß eines solchen Vertrages – so nah und doch so fern – würde der endlosen Schraube des Wettrüstens auf einem seiner gefährlichsten Gebiete Einhalt gebieten. Durch ihn würden die Atommächte in die Lage versetzt, wirksamer mit einer der größten Gefahren fertigzuwerden, die die Menschheit bedroht – nämlich der weiteren Verbreitung der Kernwaffen. Er würde unsere Sicherheit erhöhen – er würde die Gefahr eines Krieges vermindern. Dieses Ziel ist wichtig genug, daß es von uns ständig verfolgt werden muß, wobei wir weder der Versuchung erliegen dürfen, die ganzen Bemühungen aufzugeben, und ebensowenig der Versuchung, von unserem Beharren auf den entscheidend wichtigen Sicherheitsgarantien abzugehen.
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Ich benutze daher diese Gelegenheit, um zwei wichtige Entscheidungen in dieser Hinsicht bekanntzugeben. Erstens: Ministerpräsident Chruschtschow, Premierminister Macmillan und ich sind übereingekommen, daß in Kürze Erörterungen auf hoher Ebene in Moskau beginnen werden mit dem Ziel eines baldigen Abkommens über einen umfassenden Vertrag über die Einstellung der Kernwaffenversuche. Die historischen Erfahrungen lehren uns, daß wir unsere Hoffnungen im Zaume halten müssen, aber unsere Hoffnungen werden von den Hoffnungen der gesamten Menschheit begleitet. Zweitens: Um unseren guten Willen und unsere feierliche Überzeugung in dieser Angelegenheit zu demonstrieren, erkläre ich hiermit, daß die Vereinigten Staaten nicht beabsichtigen, Kernwaffenversuche in der Atmosphäre durchzuführen, solange andere Staaten dies nicht tun. Wir werden nicht die ersten sein, die diese Versuche wiederaufnehmen. Eine solche Erklärung ist kein Ersatz für Abrüstung, aber ich hoffe, sie wird uns helfen, die Abrüstung zu erleichtern. Lassen Sie uns, meine amerikanischen Mitbürger, schließlich unsere Haltung gegenüber dem Frieden und der Freiheit hier im eigenen Lande überprüfen. Der Wert und der Geist unserer eigenen Gesellschaft müssen unsere Anstrengungen im Ausland rechtfertigen und sie unterstützen. Wir müssen sie im Einsatz unseres eigenen Lebens zeigen – wozu viele von Ihnen, die heute ihr Studium abschließen, eine einzigartige Gelegenheit haben werden, indem sie ohne Bezahlung im Friedenskorps im Ausland oder in dem geplanten Dienstkorps hier im eigenen Land dienen. Aber wo immer wir sind, müssen wir alle in unserem täglichen Leben dem jahrhundertealten Glauben gerecht werden, daß Frieden und Freiheit Hand in Hand gehen. In zu vielen unserer Städte ist der Friede heutzutage nicht gesichert, weil die Freiheit unvollkommen ist. Die Exekutive trägt auf allen Regierungsebenen – kommunalen, einzelstaatlichen und nationalen – die Verantwortung, mit allen Mitteln im Rahmen ihrer Autorität für die Freiheit aller Bürger zu sorgen und sie zu schützen. Die Legislative hat die Verantwortung, daß diese Autorität, wo sie heute noch unzureichend ist, zureichend gestaltet wird. Alle Bürger haben die Pflicht, die Rechte aller anderen und das Gesetz des Landes zu respektieren. All dies steht im Zusammenhang mit dem Weltfrieden. "Wenn jemandes Wege dem Herrn wohlgefallen", so heißt es in der Heiligen Schrift, "so macht er auch seine Feinde mit ihm zufrieden." Ist der Friede nicht letztlich doch im
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Grunde eine Sache der Menschenrechte – des Rechts, ohne Furcht vor Vernichtung zu leben, des Rechts, die Luft zu atmen, so wie sie die Natur uns schenkt, des Rechts künftiger Generationen auf ein gesundes Dasein? So wie wir uns um den Schutz unserer nationalen Interessen bemühen, so wollen wir auch die menschlichen Interessen schützen. Die Beseitigung des Krieges und der Waffen liegt eindeutig im Interesse des einen wie des anderen. Kein Vertrag, so sehr er auch zum Vorteile aller sein mag und so genau er auch formuliert sein mag, kann absolute Sicherheit gegen die Gefahren der Täuschung und der Umgehung bieten. Aber er kann – wenn er in seiner Durchführung nur wirksam genug ist und nur weitgehend genug im Interesse seiner Unterzeichner liegt – weitaus mehr Sicherheit bieten und weniger Risiken bergen als ein unvermindertes, unkontrolliertes und unberechenbares Wettrüsten. Wie die Welt weiß, werden die Vereinigten Staaten niemals einen Krieg beginnen. Wir wollen keinen Krieg. Wir rechnen jetzt nicht mit einem Krieg. Die gegenwärtige Generation von Amerikanern hat bereits genug – mehr als genug – von Krieg, Haß und Unterdrückung erlebt. Wir werden auf den Krieg vorbereitet sein, wenn andere ihn wünschen. Wir werden wachsam sein, um zu versuchen, ihm Einhalt zu gebieten. Aber wir werden ebenfalls unser Teil dazu beitragen, um eine Welt des Friedens aufzubauen, in der die Schwachen sicher und die Starken gerecht sind. Wir stehen nicht hilflos vor dieser Aufgabe und sind nicht hoffnungslos im Hinblick auf ihren Erfolg. Voller Vertrauen und ohne Furcht werden wir weiter arbeiten, nicht in Richtung auf eine Strategie der Vernichtung, sondern in Richtung auf eine Strategie des Friedens. Engl in: Kabeldienst (Botschaft der amerikanischen Staaten, Bad Godersberg, 11. Juni 1963); dt. aus: Europa-Archiv, Folge 12, 1963, D 289 ff.
132. John F. Kennedy, Rede in der Frankfurter Paulskirche, 25. Juni 1963 John F. Kennedy's Speech at Frankfurt Präsident Kennedy, der ebenso wie seine Vorgänger Eisenhower und Truman eine weltweite Bedrohung amerikanischer Interessen durch die Sowjetunion zu orten schien, fand sich ebenfalls in den Gegensätzen des Kalten Krieges wieder, behielt sich aber einen größeren außenpolitischen Spielraum vor.
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In der Strategie der "flexible response", also der abgestuften Reaktion auf einen militärischen Zwischenfall, ohne gleich einen Atomkrieg zu riskieren, sahen mehrere NATO-Partner eine Abschwächung der atomaren Schutzgarantie der USA für Europa. Am 23. Juni 1963 landet Präsident Kennedy auf dem Regierungsflughafen Köln-Bonn und wird vom deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer empfangen. Am 2. Tag seines Deutschlandbesuches erreicht Kennedy nach einer Fahrt durch Hessen Frankfurt. Als er die Traditionsstätte der deutschen Demokratie, die Frankfurter Paulskirche betritt, erwartet ihn die politische und geistige Führungselite Deutschlands. Die atlantische Partnerschaft und die Rolle der Vereinigten Staaten in dieser Partnerschaft waren das Hauptthema seiner Deutschlandsreise, über das er hier sprechen sollte. An dieser Rede hatte er in Washington tagelang gearbeitet, und sie nimmt für den weiteren Verlauf der Geschichte zwischen Amerika und den freien Völkern Europas eine zentrale Stellung ein. * * * Vor 115 Jahren hat in diesem historischen Saal ein Parlament der erlauchtesten Geister Deutschlands getagt. Sein Ziel war ein geeinter deutscher Bundesstaat. Dieses Parlament bestand aus Dichtern und Professoren, aus Rechtsgelehrten und Philosophen, aus Ärzten und Geistlichen, die in allen Teilen des Landes frei gewählt worden waren. Und keine Nation spendete seiner Arbeit wärmeren Beifall als meine eigene. Keine parlamentarische Versammlung hat jemals größere Anstrengungen unternommen, etwas Vollkommenes ins Werk zu setzen. Und obwohl ihre Bemühungen letzten Endes scheiterten, kann kein anderes Gebäude in Deutschland begründeteren Anspruch auf den Ehrentitel der "Wiege der deutschen Demokratie" erheben. Aber wie steht es überhaupt mit der Berechtigung eines solchen Titels? In meiner eigenen Heimatstadt Boston ist die Faneuil Hall, in der einst die Urheber unserer Revolution zusammenkamen, seit langem als "Wiege der amerikanischen Freiheit" bekannt. Als jedoch im Jahre 1852 der ungarische Patriot Kossuth dort eine Ansprache hielt, übte er an dieser Bezeichnung Kritik. "Das ist ein schöner Name", sagte er, "obgleich daran etwas auszusetzen ist, was mein Herz betrübt. Man sollte nicht von der 'amerikanischen Freiheit' sprechen. Man sollte vielmehr von der 'Freiheit Amerikas' sprechen. Die Freiheit darf weder amerikanisch noch europäisch, sondern sie muß schlicht und einfach 'die Freiheit' sein." Kossuth hatte recht. Denn solange die Freiheit nicht in allen Ländern blüht, kann sie in einem einzelnen nicht gedeihen. Aus dem Saale, von dem sie ihren
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Ausgang nahm, muß sie zu vielen anderen weitergetragen werden. So ist die Saat der amerikanischen Revolution von 1776 schon vorher aus Europa herübergebracht worden und hat später in aller Welt Wurzeln geschlagen. Und auch die deutsche Revolution von 1848 sandte Ideen und Idealisten nach Amerika und anderen Ländern aus. Heute, im Jahre 1963, haben Demokratie und Freiheit internationalere Verbreitung gewonnen als je zuvor. Und der Geist der Frankfurter Nationalversammlung muß genau wie der Geist von Faneuil Hall in vielen Herzen und Nationen lebendig sein, wenn er überhaupt lebendig bleiben soll. Denn wir leben sowohl in einem Zeitalter wechselseitiger Abhängigkeit als auch in einem solchen der Unabhängigkeit – im Zeitalter des Internationalismus, nicht mehr des Nationalismus. Im Jahre 1848 verhielten sich viele Länder gleichgültig gegenüber den Zielen der Frankfurter Nationalversammlung. Das war ihrer Meinung nach ein deutsches Problem. Heute gibt es keine ausschließlich deutschen Probleme oder amerikanischen Probleme oder europäischen Probleme mehr. Wir haben es mit Weltproblemen zu tun – und unsere beiden Länder und Kontinente sind hinsichtlich der Aufgaben des Friedens wie des Krieges unauflöslich miteinander verbunden. Wir sind Partner bei der Sicherung des Friedens – nicht in einem engumschriebenen, zweiseitigen Verhältnis, sondern im Rahmen der atlantischen Partnerschaft. Der Ozean trennt uns weniger noch, als früher das Mittelmeer die antike Welt der Griechen und Römer zu trennen vermochte. Wir besitzen eine alte und Sie eine junge Verfassung – wir haben eine junge und Sie eine alte Kultur –, aber was unsere Verpflichtung auf die Freiheit betrifft, so können und müssen wir alle ein und dieselbe Sprache sprechen. Unsere Rollen sind verschieden, doch ergänzen sie einander – und unsere Ziele sind die gleichen: Friede und Freiheit für alle Menschen, für alle Zeiten, in einer Welt des Überflusses und der Gerechtigkeit. Aus diesem Grunde arbeiten unsere Nationen zusammen: um die NATO zu festigen, um den Handel auszuweiten, um den Entwicklungsländern beizustehen, um eine gemeinsame finanzpolitische Linie zu finden und um die Atlantische Gemeinschaft aufzubauen. Ich möchte das Wunder der wirtschaftlichen Leistungen Deutschlands nicht verkleinern. Aber das wahre deutsche Wunder war Ihre Abkehr von der Vergangenheit um der Zukunft willen – war Ihre Aussöhnung mit Frankreich, Ihre Beteiligung an der Schaffung Europas, Ihre führende Rolle in der NATO und Ihre wachsende Unterstützung konstruktiver Vorhaben in allen Teilen der Welt. Ihr Wirtschaftsgefüge, Ihre Verfassungsgarantien, Ihr Vertrauen in die Autorität ziviler Instanzen, das alles steht im Einklang mit den Idealen älterer De-
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mokratien. Und sie bilden einen festen Pfeiler der demokratischen europäischen Völkergemeinschaft. Doch wie uns Goethe in seinem größten Werke berichtet, sollte Faust die Freiheit seiner Seele verspielt haben, sobald er zum flüchtigen Augenblicke sagte: "Verweile doch, du bist so schön." So ist auch unsere Freiheit in Gefahr, wenn wir beim flüchtigen Augenblick verweilen, wenn wir uns auf unseren Leistungen ausruhen, wenn wir das Tempo des Fortschritts bremsen. Denn die Zeit und die Welt stehen nicht still. Der Wandel ist das Gesetz des Lebens. Und wer nur auf die Vergangenheit blickt, verpaßt mit Sicherheit die Zukunft. Die Zukunft des Westens beruht auf der atlantischen Partnerschaft – einem System der Zusammenarbeit, der wechselseitigen Abhängigkeit und der Übereinstimmung zwischen Völkern, die ihre Lasten gemeinsam tragen und ihre Chancen in aller Welt gemeinsam nutzen können. Mancher mag sagen, das sei lediglich ein Traum, doch ich bin anderer Meinung. Eine ganze Kette großer Leistungen – Marshallplan, NATO, Schumanplan und Gemeinsamer Markt – drängt uns auf dem Weg zu größerer Einheit immer weiter voran. Wir müssen mit Schwierigkeiten und Hindernissen rechnen. Es werden sich Zweifel und Enttäuschungen einstellen. Es werden methodische und Meinungsverschiedenheiten auftreten. Aber wir haben den Willen und auch die Mittel, drei eng miteinander verbundenen Zielen zu dienen: dem Erbe unserer Länder, der Einheit unserer Kontinente und der Interdepedenz der Bündnispartner des Westens. Manche behaupten, die Vereinigten Staaten würden weder an diesen Zielsetzungen festhalten noch ihre Verpflichtungen einlösen – wir würden vielmehr zu einem beschränkten Nationalismus zurückkehren. Aber solche Zweifel verflüchtigen sich angesichts der geschichtlichen Tatsachen. Seit achtzehn Jahren haben die Vereinigten Staaten in aller Welt für die Freiheit Wache gehalten. Die Festigkeit des amerikanischen Willens und der wirksame Einsatz amerikanischer Stärke zur Unterstützung freier Menschen und freier Regierungen sind in Asien, Afrika, auf dem amerikanischen Kontinent und vor allem auch hier in Europa unter Beweis gestellt worden. Wir haben zu über vierzig Verbündeten Beziehungen auf der Basis gegenseitigen Vertrauens und wechselseitiger Verpflichtungen hergestellt und in Ehren aufrechterhalten. Wir sind stolz auf diesen Sachverhalt, der alle Zweifel mehr als ausreichend beantwortet. Außerdem wird diese nachweisliche Erfüllung unserer Verpflichtungen gegenüber der gemeinsamen Freiheit und Sicherheit nach wie vor durch eine wichtige, grundlegende Tatsache verbürgt: sie wurzelt nämlich tief im eigenen amerikanischen Interesse. Unsere
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Verpflichtung gegenüber Europa ist unerläßlich – in unserem eigenen wie in Ihrem Interesse. Wir haben kein Interesse an dem Versuch, die beschlußfassenden europäischen Gremien zu beherrschen. Wäre dies unser Ziel, so würden wir ein gespaltenes und schwaches Europa bevorzugen, das den Vereinigten Staaten die Möglichkeit böte, mit den Einzelteilen getrennt zu verhandeln. Statt dessen setzen wir unsere Hoffnungen auf ein einiges und starkes Europa – das eine gemeinsame Sprache spricht und mit einem gemeinsamen Willen handelt –, in eine Weltmacht, die imstande ist, die Weltprobleme als vollgültiger und gleichberechtigter Partner anzupacken. Das liegt in unser aller Interesse. Denn ein Krieg in Europa zerstört, wie wir in vierzig Jahren zweimal erfahren haben, auch den Frieden in Amerika. Eine Bedrohung der Freiheit Europas ist eine Bedrohung der Freiheit Amerikas. Deshalb kann keine Regierung in Washington eine solche Drohung unbeantwortet lassen – das ist nicht nur eine Frage des guten Willens, sondern eine Notwendigkeit. Und deshalb hoffen wir auch auf ein vereintes Europa im Rahmen einer atlantischen Partnerschaft – als Gesamtheit interdependenter Teile, die an Lasten und Entscheidungen gleichermaßen beteiligt und sowohl durch die Aufgaben der Verteidigung als auch durch die Werke des Friedens miteinander verknüpft sind. Diese Vorstellung ist keine Phantasie. Sie wird Wirklichkeit werden durch konkrete Maßnahmen zur Lösung der Probleme, vor die wir uns alle gestellt sehen: im militärischen, im wirtschaftlichen und im politischen Bereich. Partnerschaft ist kein Zustand, sondern ein Prozeß – ein fortlaufender Prozeß, der sich von Jahr zu Jahr um so stärker auswirkt, je mehr wir uns den gemeinsamen Aufgaben widmen. Die erste Aufgabe der Atlantischen Gemeinschaft bestand in der Sicherung der gemeinsamen Verteidigung. Diese Verteidigung ist nach wie vor unteilbar. Amerika setzt seine Städte aufs Spiel, um Ihre Städte zu verteidigen, weil wir Ihrer Freiheit bedürfen, um unsere Freiheit schützen zu können. Hunderttausende unserer Soldaten dienen gemeinsam mit den Ihrigen auf diesem Kontinent als konkretes Unterpfand jener Verpflichtung. Wer diese unsere Verpflichtung in Zweifel zieht oder ihre Unteilbarkeit leugnet – wer einen Keil zwischen Europa und Amerika treiben oder die Verbündeten einander entfremden möchte –, der unterstützt und stärkt damit nur jene Leute, die sich selbst als unsere Gegner betrachten und denen jede Verwirrung des Westens willkommen ist.
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Das Ziel unserer gemeinsamen militärischen Anstrengungen ist nicht der Krieg, sondern der Friede, nicht die Vernichtung von Nationen, sondern die Sicherung der Freiheit. Die Streitkräfte, die die Bundesrepublik Deutschland zu diesem Zweck beisteuert, werden von denen keines anderen europäischen Landes übertroffen. Ihr Land steht in der ersten Verteidigungslinie – und Ihre Divisionen sind, Schulter an Schulter mit den unsrigen, eine Quelle der Stärke für uns alle. Diese konventionell bewaffneten Streitkräfte sind von entscheidender Bedeutung, und dahinter stehen Tausende der modernsten Waffen hier auf europäischem Boden sowie weitere Tausende, nur Minuten entfernt, rund um die Welt in Bereitschaft. Zusammen haben unsere Länder für die Vorwärtsverteidigung des freien Europas ein Abschreckungspotential entwickelt, das die gegenwärtige oder voraussichtliche Stärke jedes Gegners bei weitem übertrifft. Dennoch liegt es in der Natur der Sache, daß Amerikas nukleare Position innerhalb des Bündnisses Fragen aufgeworfen hat. Ich glaube, wir müssen uns mit diesen Fragen auseinandersetzen, nicht indem wir die Uhr auf die Zeit der separaten nationalen Abschreckung zurückdrehen, sondern indem wir eine noch einheitlichere atlantische Abschreckungsmacht mit echter europäischer Beteiligung schaffen. Wie sich dies am besten bewerkstelligen läßt, wird gegenwärtig mit jenen erörtert, die an diesem Vorhaben teilzunehmen wünschen. Der zur Diskussion stehende Vorschlag zielt auf eine neue atlantische Streitmacht ab. Eine solche Streitmacht würde Stärke statt Schwäche und Zusammenarbeit statt Spaltung hervorbringen. Sie würde allen Mitgliedern und nicht einem einzigen gehören, wenn alle auf der Basis der Gleichberechtigung beteiligt sind. Und je weiter Europa auf dem Wege zur Einheit voranschreitet, desto größer wird und muß demgemäß seine Rolle und Verantwortung hier und anderswo werden. Vorläufig aber gibt es noch viel zu tun. Auf den Gebieten der Strategie, der Ausbildung und der Planung müssen wir noch enger zusammenarbeiten. Europäische NATO-Offiziere werden dem Hauptquartier des Strategischen Luftkommandos in Omaha zugeteilt. Moderne Waffen werden in Westeuropa bereitgestellt. Und Amerikas strategische Abschreckungsmacht – die stärkste der Geschichte – wird weiterhin im Dienste des gesamten Bündnisses stehen. Zweitens ist unsere Partnerschaft nicht nur militärischer Art. Die wirtschaftliche Einheit – und zwar nicht nur zwischen den Nationen Europas, sondern auch über den Atlantik hinweg – ist eine ebenso gebieterische Notwendigkeit.
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Tatsächlich ist eine wirtschaftliche Zusammenarbeit innerhalb der gesamten freien Welt vonnöten. Indem wir den Entwicklungsländern in Afrika, Asien und Lateinamerika unsere Märkte öffnen, ihnen unser Kapital und unsere Erfahrungen zur Verfügung stellen und die Rohstoffpreise stabilisieren, können wir die Schaffung eines Klimas fördern, das die Freiheit und das Wirtschaftswachstum begünstigt. Dies ist eine atlantische Aufgabe, denn die atlantischen Nationen trugen dazu bei, diese Völker zu erwecken. Unsere Kaufleute und Händler begannen auf der Suche nach Mineralstoffen, Öl, Kautschuk und Kaffee, ihren Boden und gleichzeitig ihre Gesellschaftsformen umzupflügen. Jetzt müssen wir ihnen dabei helfen, vollgültige Mitglieder der Gesellschaft des 20. Jahrhunderts zu werden und die Kluft zwischen arm und reich zu überbrücken. Eine andere große wirtschaftliche Aufgabe stellt uns die bevorstehende Verhandlungsrunde der Handelsgespräche. Diese Beratungen stellen sehr viel mehr dar als nur technische Diskussionen über Zoll- und Handelsfragen. Sie bieten die Möglichkeit zur Schaffung einer gemeinsamen Industrie- und Agrarpolitik über den Atlantik hinweg. Sie bieten ferner eine Gelegenheit, neuen Bedarf zu wekken, um dem wirtschaftlichen Wachstum neuen Auftrieb zu geben und mehr Arbeitsplätze und größeren Wohlstand für unsere wachsende Bevölkerung zu schaffen. Sie geben uns auch Gelegenheit, die Handelswünsche und Erwartungen der anderen freien Völker einschließlich Japans kennenzulernen. Kurzum, diese Verhandlungen sind ein Prüfstein für unsere Einigkeit. Wenngleich jedes Land selbstverständlich seine eigenen Interessen im Auge hat, muß es doch seinen Blick auch auf die gemeinsamen Interessen richten – auf die Notwendigkeit, die Märkte auf beiden Seiten des Atlantiks auszuweiten, auf die Notwendigkeit, das Gefälle zwischen hoch- und minderentwickelten Ländern zu verringern, und auf die Notwendigkeit, die atlantischen Volkswirtschaften auf ein höheres Produktionsniveau zu bringen, statt sie durch höhere Schutzwälle zu ersticken. Wir dürfen nicht in die dreißiger Jahre zurückfallen, als wir uns gegenseitig die eigene Stagnation exportierten. Wir dürfen nicht zurückkehren zu der überholten Auffassung, daß der Handel einige Nationen auf Kosten der anderen begünstige. Niemand soll glauben, daß die Vereinigten Staaten, deren Wirtschaft nur zum kleinen Teil vom Außenhandel und zu einem noch geringeren Teil vom Handel mit Westeuropa abhängt, eine Ausweitung des Handels anstreben, um den europäischen Kontinent mit amerikanischen Waren zu überschwemmen. Die Ausweitung des Handels wird uns allen zugute kommen. Die Erfahrungen des Gemeinsamen Marktes verheißen – ähnlich wie die des Deutschen Zollvereins – allen Partnerstaaten solcher Handelsabmachungen eine erhöhte wirt-
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schaftliche Aktivität und Prosperität, ohne daß sich einzelne Mitglieder auf Kosten anderer bereichern. In meiner Heimat, an der Cape-Cod-Küste, sagt man: Die steigende Flut macht alle Boote flott. Und eine Partnerschaft dient laut Begriffsbestimmungen beiden Partnern, ohne Bevormundung oder Übervorteilung. Wir waren Partner in der Not – so lassen Sie uns auch Partner in der Prosperität sein. Über die Wirtschaftsentwicklung und Handelsausweitung steht die Finanzpolitik. Auch hier laufen unsere Interessen wieder zusammen. Tatsächlich gibt es keinen Bereich, in dem die umfassenderen Interessen aller Beteiligten die engeren Einzelinteressen eindeutiger überwiegen. Als Sachwalter der Freiheit haben wir seit einer Generation nach diesem Prinzip gehandelt. Jetzt, nachdem andere Länder einschließlich der Bundesrepublik Deutschland von neuem erstarkt sind, ist auch hier die Zeit für weitere, gemeinsame Anstrengungen gekommen. Die großen freien Nationen der Erde müssen ihre Währungsprobleme bewältigen, damit sie nicht von diesen überwältigt werden. Drittens und letztens beruht die atlantische Partnerschaft auf einer gemeinsamen politischen Zielsetzung. Gegen die Gefahren der Spaltung und Erschlaffung ist mit geringeren Kräften nichts auszurichten. Die Geschichte lehrt, daß Uneinigkeit und Ermüdung die großen Gefahren sind, die einem Bündnis drohen. Thukydides berichtet, die Peleponnesier und ihre Verbündeten seien mächtig in der Schlacht, doch gehemmt durch eine politische Führung gewesen, in der "jeder seine eigenen Absichten verfolgt …, was im allgemeinen dazu führt, daß jede Aktion unterbleibt … Sie verwenden mehr Zeit auf die Besorgung ihrer eigenen Geschäfte als auf die Sorge für das Gemeinwohl … Jeder glaubt, daß aus seinen eigenen Versäumnissen kein Schaden erwachse und daß es die Aufgabe anderer sei, dies oder jenes zu tun – und da somit jeder für sich die gleiche Illusion hegt, gerät die gemeinsame Sache unmerklich immer mehr in Verfall". Soll unsere Große Allianz etwa das gleiche Schicksal erleiden? Wird sie, die im Augenblick höchster Gefahr geschmiedet wurde, in Selbstgefälligkeit zerfallen, weil jedes Mitglied seine eigenen Ziele zum Nachteil der gemeinsamen Sache verfolgt? Das darf nicht geschehen. Die alten Gefahren sind keineswegs ein für allemal gebannt, und jede Spaltung in unseren Reihen könnte sie mit doppelter Macht wieder auf den Plan rufen. Unsere Verteidigung ist jetzt stark – doch muß sie noch stärker werden. Unsere wirtschaftlichen Aufgaben sind jetzt klar – doch müssen wir ihre Erfüllung weiter vorantreiben. Das größte Erfordernis und unsere bemerkenswerteste Unterlassung ist freilich der Fortschritt zu wahrer politischer Gemeinschaft.
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Denn wir leben in einer Welt, in der wir uns in erster Linie auf unsere eigene vereinte Stärke verlassen müssen. Wie ich schon gesagt habe und hier erneut betonen möchte, arbeiten wir auf den Tag hin, da es einen wirklichen Frieden zwischen uns und den Kommunisten geben kann; und wir werden uns in diesem Bemühen von niemandem übertreffen lassen. Aber dieser Tag ist noch nicht angebrochen. Wir haben in den Vereinigten Staaten und in Kanada 200 Millionen Menschen, und hier auf der europäischen Seite des Atlantischen Bündnisses kommen noch nahezu 300 Millionen hinzu. Die Stärke und Einigkeit dieser halben Milliarde Menschen sind jetzt und in Zukunft der Anker aller Freiheit für alle Nationen. Wir wollen uns von Zeit zu Zeit der gemeinsamen Ziele versichern. Aber lassen wir den Worten Taten folgen, indem wir unsere Bemühungen um noch mehr Einigkeit zwischen uns verstärken und neue Verbindungen und Institutionen schaffen, die auf den bereits vorhandenen aufbauen. Durch schöne Worte läßt sich keine Allianz errichten, sondern nur durch konkrete Taten. Die große konstruktive Aufgabe der Gegenwart liegt hier auf diesem Kontinent, wo Bemühungen um die Schaffung eines geeinten Europas im Gange sind. Es ist nicht Sache der Amerikaner, den Europäern vorzuschreiben, wie diese Bemühungen voranzutreiben sind. Ebensowenig glaube ich, daß es nur einen einzigen richtigen Kurs oder nur eine alleingültige Form dafür gibt. Die Europäer selbst sind es, die Europa bauen. Doch der Zusammenschluß Europas wird, wenn Europäer ihn vollziehen, auch weiterhin die entschlossene Unterstützung der Vereinigten Staaten finden – und für immer die Bruderkriege beenden, die wiederholt die Welt verwüstet haben. Denn dieser Zusammenschluß ist ein notwendiger Schritt für die Stärkung der Gemeinschaft der Freiheit. Er würde unser Bündnis zu ihrer Verteidigung stärken. Und er läge sowohl in unserem wie auch in Ihrem nationalen Interesse. Nur ein in sich gefestigtes Europa kann uns alle vor der Zersplitterung des Bündnisses bewahren. Nur ein solches Europa ermöglicht eine echte Reziprozität in allem Tun und Trachten über den Ozean hinweg, angesichts unseres wahrhaft atlantischen Arbeitsprogramms. Nur mit einem solchen Europa ist ein uneingeschränktes Geben und Nehmen zwischen Gleichberechtigten möglich und eine gleichmäßige Verteilung der Verantwortung wie auch der Opfer. Ich möchte – damit keine Mißverständnisse aufkommen – noch einmal wiederholen: Die Wahl der Wege zur Einheit Europas muß von den Europäern getroffen werden. Wenn Sie aber, unbeeindruckt durch Schwierigkeiten oder Verzögerungen, dieses große Werk fortsetzen, sollen Sie wissen, daß die Vereinigten Staaten von
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Amerika in dieser neuen Größe Europas keinen Anlaß zur Furcht, sondern einen Quell der Stärke sehen. Es werden Ihnen noch weitere politische Aufgaben gestellt werden. Wir alle müssen die Kunst der Konsultation in Fragen, die weit über die direkte militärische und wirtschaftliche Zusammenarbeit hinausgehen, noch besser beherrschen lernen. So müssen wir beispielsweise gemeinsam die Möglichkeiten einer Lockerung der Spannungen im Kalten Kriege und einer Verringerung der Gefahren des Wettrüstens erkunden. Wir müssen gemeinsam alles tun, um jenen Europäern Mut zu machen, die gegenwärtig nicht frei sind, ihre alten Verbindungen zur Freiheit und zum Westen wiederherzustellen, auf daß der Wunsch nach Freiheit und das Gefühl der nationalen Zusammengehörigkeit für spätere Zeiten lebendig bleiben. Möchten doch jene, die sich als unsere Gegner betrachten, endlich begreifen, daß wir, in unseren Beziehungen zu ihnen nicht die Interessen anderer Staaten gegeneinander ausspielen werden, und daß wir uns alle gleichermaßen der Sache der Freiheit verschrieben haben. Wir alle hier im Westen müssen treu zu unserer Überzeugung stehen, daß der Friede in Europa nie vollständig sein kann, solange nicht überall in Europa die Menschen in Frieden und Freiheit darüber befinden können, wie ihre Länder regiert werden sollen, und – ohne Bedrohung irgendeines Nachbars – die Wiedervereinigung mit ihren Landsleuten erwählen können. Ich predige keine leichte Befreiung, und ich mache keine leeren Versprechungen. Meine Landsleute sind jedoch fest von dem Grundsatz überzeugt, daß alle Menschen frei sein sollen und alle freien Menschen Anspruch auf Entscheidungsfreiheit haben. So wie wir ständig in der Hoffnung und zielstrebigen Erwartung neuer Freiheit nach dem Osten blicken, so müssen wir auch unsere Aufmerksamkeit – und zwar immer nachdrücklicher – auf unsere transatlantischen Bindungen richten. Die Atlantische Gemeinschaft wird sicher nicht schon in Kürze zu einem einheitlichen, alles überwölbenden Überstaat werden. Aber praktische Schritte auf dem Weg zu einer entschiedeneren gemeinsamen Zielsetzung liegen durchaus im Bereich unserer Möglichkeiten. Je mehr wir unsere gemeinsamen Verteidigungsanstrengungen und unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit in den drei erwähnten Bereichen intensivieren, werden sich zwangsläufig auch unsere politischen Bindungen festigen. Genauso wie Ihre gegenwärtigen Bemühungen um Einheit in Europa Europas Stimme im Zwiegespräch mit uns nachdrücklicher zur Gel-
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tung bringen werden, kann unser gegenwärtiges Ringen um Freiheit und Wohlfahrt aller amerikanischen Bürger die Bedeutung unserer gemeinsamen historischen Zielsetzungen nur stärken. Die fernere Zukunft mag für uns alle vielleicht einen neuen großen Bund bereithalten. Doch hier und heute schon gibt es für jeden genug zu tun, um neue und dauerhafte Verbindungen zu schaffen. Kurzum die Worte des Thukydides sind eine Warnung, keine Voraussage. Wie die letzten 18 Jahre beweisen, sind wir sehr wohl imstande, unsere Verteidigungssysteme auszubauen, unsere Volkswirtschaften zu festigen und unsere politische Bindungen in guten wie in schlechten Tagen noch enger zu gestalten. Wir können mit jener Zuversicht weiter voranschreiten, die aus dem Erfolg erwächst, gepaart mit jenem Können, das die Erfahrung verleiht. Und auf unserem Weg wollen wir Mut aus der Gewißheit schöpfen, daß nicht nur Gefahr und Notwendigkeit, sondern ebenso auch Hoffnung und Zielstrebigkeit uns einen. Denn wir wissen jetzt, daß Freiheit mehr bedeutet als Ablehnung der Tyrannei, daß Prosperität mehr bedeutet als Erlösung von der Not, daß Partnerschaft mehr bedeutet als Beteiligung an der Macht. All das sind in erster Linie große Menschheitsabenteuer. Sie müssen Sinn und Überzeugungskraft und Zielstrebigkeit haben, und weil das so ist – heute in Ihrem Land und in meinem und in allen Nationen des Bündnisses‚ –, sind wir zu einer großen neuen Mission aufgerufen. Es ist nicht allein eine Mission der Selbstverteidigung – denn sie ist ein Mittel, kein Endzweck. Es ist nicht eine Mission aus eigener Machtvollkommenheit, denn wir lehnen die Vorstellung ab, daß eine Nation eine andere bevormunden dürfe. Unsere Mission ist die Schaffung einer neuen Gesellschaftsordnung, die auf Freiheit und Gerechtigkeit fußt, wo der Mensch Herr seiner Geschicke, wo der Staat der Diener seiner Bürger ist und wo alle Männer und Frauen eines besseren Lebens für sich und ihre Kinder teilhaftig werden können. Um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen, müssen wir vor allem eine Welt des Friedens erstreben – eine Welt, in der die Völker in gegenseitiger Achtung zusammen leben und in gegenseitiger Wertschätzung zusammen arbeiten, eine Welt, in der der Friede nicht mehr nur eine Pause zwischen zwei Kriegen ist, sondern den schöpferischen Kräften der Menschheit Auftrieb gibt. Wir werden einen solchen Frieden nicht heute finden, auch nicht morgen. Große, dräuende Hindernisse stehen der Erfüllung der Hoffnung im Wege. Dennoch muß das Ziel der Schaffung einer friedlichen Welt – heute wie morgen – unsere Entscheidungen leiten und unser Wollen beflügeln. Insofern sind wir alle Idealisten. Insofern sind wir alle Visionäre. Man soll dieser atlantischen Generation nicht nachsagen können, daß sie Ideale und Vi-
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sionen der Vergangenheit und Zielstrebigkeit und Entschlußkraft ihren Widersachern überlassen habe. Wir haben bereits zuviel erreicht und zu große Opfer gebracht, um jetzt die Zukunft preiszugeben. Und wir sollten immer des Goetheworts eingedenk bleiben: "Dies ist der Weisheit letzter Schluß – Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muß." Engl. in: The New York Times, No. 38, 26. Juni 1963, 504 f.; dt. aus: EuropaArchiv, Folge 14, 1963, D 352 ff.
133. Martin Luther King, "Ich habe einen Traum", 28. August 1963 "I have a dream" Seit dem Jahr 1955 engagierte sich der Baptistenpater Martin Luther King in Bürgerrechtsangelegenheiten und trat besonders gegen die Rassentrennung auf. Er hielt Reden in allen Teilen des Landes und diskutierte die Bürgerrechtsproblematik sowohl in seiner Heimat als auch im Ausland. 1959 wurde er von Indiens Premierminister Jawaharlal Nehru empfangen; dieser Besuch trug wesentlich zum Verständnis M.L. Kings bei, daß "Gewaltloser Widerstand" nach dem Vorbild Mahatma Gandhis die stärkste verfügbare Waffe eines unterdrückten Volkes in seinem Ringen um Freiheit sei. In den Jahren 1960–1965 erreichte M.L. King seinen Zenith, und als er in Birmingham im Frühling 1963 mit seinen Anhängern, darunter auch hunderte von Schulkindern, verhaftet wurde, schrieb er aus dem Gefängnis: "… Wir wissen auf Grund schmerzlicher Erfahrung, daß die Freiheit niemals freiwillig von den Unterdrückern gewährt wird, sondern daß sie von den Unterdrückten verlangt werden muß". King hat sich den Führern der Bürgerrechtsbewegung angeschlossen, die am 28. August 1963 den historischen Marsch auf Washington organisiert hatten, wo sich schließlich im Schatten des Lincoln Memorial über 200 000 Menschen aller Rassen versammelt hatten und Gleichheit für alle Bürger vor dem Gesetz forderten. Hier hielt King seine von emotionaler Stärke und prophetischer Kraft durchflutete Rede: "Ich habe einen Traum", die sich stark an die Bibel anlehnt. Bei dieser Rede vereinigten sich die Aussagekraft des Philosophen, der Glaube des Christen und die Rhetorik des baptistischen Predigers aus dem Süden in der Person des Martin Luther King, der damit die Welt aufhorchen ließ. Am 4. April 1968 wurde M.L. King Jr. in
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Memphis Tennessee auf dem Balkon seines Hotels stehend von einem Heckenschützen ermordet. * * * Ich bin glücklich, heute mit euch an einem Ereignis teilzunehmen, das als die größte Freiheitsdemonstration, die unsere Nation je erlebt hat, in die Geschichte eingehen wird. Vor hundert Jahren hat ein großer Amerikaner, in dessen symbolischem Schatten wir heute stehen, die Proklamation der Sklavenbefreiung unterzeichnet. Dieser folgenschwere Erlaß kam als das große Lichtsingnal der Hoffnung für Millionen Negersklaven, denen brennende Ungerechtigkeit das Mark ausgedörrt hatte. Es kam als freudenvoller Morgen nach der langen Nacht ihrer Gefangenschaft. Aber hundert Jahre später ist der Neger immer noch nicht frei. Hundert Jahre später ist das Leben des Negers immer noch arg gelähmt durch die Fesseln der Rassentrennung und die Ketten der Diskriminierung. Hundert Jahre später lebt der Neger auf einer einsamen Insel der Armut inmitten eines weiten Ozeans materiellen Wohlstands. Hundert Jahre später sieht sich der Neger immer noch in die Winkel der amerikanischen Gesellschaft gedrängt und ist ein Verbannter in seinem eigenen Land. Deshalb sind wir heute hier erschienen, um mit allem Nachdruck auf diesen schändlichen Zustand hinzuweisen. In gewissem Sinne sind wir in die Hauptstadt unserer Nation gekommen, um einen Scheck einzulösen. Als die Erbauer unserer Republik die herrlichen Worte der Verfassung und der Unabhängigkeitserklärung schrieben, unterzeichneten sie einen Schuldschein, an dem jeder Amerikaner seinen Anteil erben sollte. Dieser Schuldschein war ein Versprechen, daß allen Menschen, ja, schwarzen Menschen ebenso wie weißen, die unveräußerlichen Rechte des Lebens, der Freiheit und des Strebens nach Glück zugesichert werden sollten. Heute ist es offensichtlich, daß Amerika, was seine farbigen Brüder betrifft, diese Schuld nicht bezahlt hat. Anstatt dieser heiligen Verpflichtung nachzukommen, hat Amerika den Negern einen falschen Scheck gegeben, einen Scheck, der mit dem Vermerk "Keine Deckung" zurückgekommen ist. Aber wir weigern uns zu glauben, daß die Bank der Gerechtigkeit bankrott ist. Wir weigern uns zu glauben, daß nicht genug Deckung in den großen Tresoren der Möglichkeiten dieser Nation vorhanden ist. So sind wir gekommen, diesen Scheck einzulösen, einen Scheck, der uns auf Verlangen die Schätze der Freiheit und die Sicherheit der Gerechtigkeit geben wird. Wir sind auch deshalb an die-
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sen geheiligten Ort gekommen, um Amerika daran zu erinnern, wie brennend dringlich unsere Sache jetzt ist. Dies ist nicht die Zeit, sich den Luxus der Gelassenheit zu gestatten oder das Beruhigungsmittel der allmählichen Reformen einzunehmen. Jetzt ist es an der Zeit, die Versprechungen der Demokratie in die Tat umzusetzen. Jetzt ist es an der Zeit, aus dem dunklen, trostlosen Tal der Rassentrennung zum sonnenhellen Pfad der Rassengerechtigkeit aufzusteigen. Jetzt ist es an der Zeit, unsere Nation aus dem Treibsand der Rassenungerechtigkeit auf den festen Felsen der Brüderlichkeit zu heben. Jetzt ist es an der Zeit, Gerechtigkeit für alle Kinder Gottes wahr zu machen. Es wäre verhängnisvoll für die Nation, die Dringlichkeit des Augenblicks zu übersehen. Dieser schwüle Sommer der berechtigten Unzufriedenheit der Neger wird nicht vorübergehen, ehe nicht ein belebender Herbst der Freiheit und der Gleichheit angebrochen ist. Neunzehnhundertdreiundsechzig ist kein Ende, sondern ein Anfang. Jene, die hofften, daß der Neger nur Dampf ablasssen müßte und nun zufrieden sein würde, werden ein böses Erwachen haben, falls die Nation einfach zur Tagesordnung übergeht. Es wird weder Ruhe noch Frieden in Amerika geben, bis dem Neger seine Bürgerrechte garantiert werden. Die Wirbelwinde des Aufstands werden weiterhin die Fundamente unserer Nation erschüttern, bis der helle Tag der Gerechtigkeit anbricht. Aber etwas muß ich meinem Volke sagen, das auf der warmen Schwelle steht, die es zum Palast der Gerechtigkeit führt. Während wir unseren uns zustehenden Platz zu gewinnen trachten, dürfen wir uns keiner Taten des Unrechts schuldig machen. Wir dürfen unseren Freiheitsdurst nicht zu stillen suchen, indem wir aus dem Becher der Bitterkeit und des Hasses trinken. Wir müssen unseren Kampf stets und für alle Zeit auf der hohen Ebene der Würde und der Disziplin führen. Wir dürfen nicht zulassen, daß unser schöpferischer Protest zur physischen Gewalt entartet. Immer wieder müssen wir uns zu der majestätischen Höhe erheben, wo man physischer Gewalt mit Seelenstärke begegnet. Der wunderbare neue kämpferische Geist, der die Gemeinschaft der Neger erfaßt hat, darf uns nicht dazu führen, allen weißen Menschen zu mißtrauen, denn viele unserer weißen Brüder haben, wie ihre Anwesenheit hier und heute bezeugt, begriffen, daß ihr Geschick mit unserem Geschick verknüpft ist. Sie haben erkannt, daß ihre Freiheit unlösbar an unsere Freiheit gebunden ist. Wir können nicht allein gehen.
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Und während wir gehen, müssen wir geloben, daß wir stetig vorwärts marschieren werden. Wir können nicht umkehren. Es gibt Menschen, die den Bürgerrechtskämpfern die Frage stellen: "Wann werdet ihr zufrieden sein?" Wir können nie zufrieden sein, solange wir, deren Körper nach einer Reise schwer vor Müdigkeit sind, keine Unterkunft in den Motels der Autostraßen und den Hotels der Städte bekommen. Wir können nicht zufrieden sein, solange der Neger lediglich die Freiheit hat, aus einem kleineren Ghetto in ein größeres zu ziehen. Wir können nie zufrieden sein, solange unseren Kindern ihr Selbst genommen wird und sie ihrer Würde beraubt werden durch Schilder mit der Aufschrift "Nur für Weiße". Wir können nicht zufrieden sein, solange der Neger in Mississippi nicht wählen kann und der Neger in New York glaubt, daß er nichts zu wählen hat. Nein, nein, wir sind nicht zufrieden und wir werden nicht zufrieden sein, bis das Recht offenbart wird wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein starker Strom. Ich bin mir bewußt, daß manche von euch hierhergekommen sind aus großen Prüfungen und Leiden. Manche von euch sind geradewegs aus engen Gefängniszellen gekommen, manche von euch sind aus Gegenden gekommen, wo ihr auf der Suche nach Freiheit schlimm zugerichtet wurdet von den Stürmen der Verfolgung, wo ihr wanktet im scharfen Wind der Polizeibrutalität. Ihr seid die Veteranen des schöpferischen Leidens. Arbeitet weiter in dem Glauben, daß unverdientes Leiden Erlösung bringt. Geht zurück nach Mississippi, geht zurück nach Alabama, geht zurück nach South Carolina, geht zurück nach Georgia, geht zurück nach Louisiana, geht zurück in die Slums und Ghettos eurer Städte im Norden, wissend, daß dieser Zustand irgendwie geändert werden kann und geändert werden wird. Laßt uns nicht umherirren im Tal der Verzweiflung. Ich sage euch heute, meine Freunde: obwohl wir den Schwierigkeiten von heute und von morgen gegenüberstehen, habe ich immer noch einen Traum. Dieser Traum wurzelt tief im Amerikanischen Traum. Ich habe einen Traum, daß eines Tages diese Nation aufstehen und nach dem echten Sinn ihres Glaubensbekenntnisses leben wird: "Wir halten es für selbstverständliche Wahrheit, daß alle Menschen gleich geschaffen sind." Ich habe einen Traum, daß eines Tages auf den roten Bergen Georgias die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter sich werden zusammen an den Tisch der Brüderlichkeit setzen können. Ich habe einen Traum, daß eines Tages sogar der Staat Mississippi, ein Staat, der unter der Glut der Ungerechtigkeit schmachtet, der unter der Glut der Un-
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terdrückung schmachtet, in eine Oase der Freiheit und der Gerechtigkeit verwandelt wird. Ich habe einen Traum, daß meine vier kleinen Kinder eines Tages inmitten einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt. Ich habe heute einen Traum. Ich habe einen Taum, daß eines Tages unten in Alabama mit seinen bösartigen Rassisten, mit seinem Gouverneur, von dessen Lippen die Worte Einschreiten und Ungültigmachen triefen – daß eines Tages dort in Alabama kleine schwarze Jungen und Mädchen kleinen weißen Jungen und Mädchen als Brüder und Schwestern die Hände reichen können. Ich habe heute einen Traum. Ich habe einen Traum, daß eines Tages alle Täler sollen erhöht werden, alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was ungleich ist, soll eben, und was höckericht ist, soll schlicht werden; denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden; und alles Fleisch miteinander wird es sehen. Das ist unsere Hoffnung. Das ist der Glaube, mit dem ich in den Süden zurückkehre. Mit diesem Glauben werden wir imstande sein, einen Stein der Hoffnung aus dem Berg der Verzweiflung herauszuhauen. Mit diesem Glauben werden wir imstande sein, die mißtönenden Dissonanzen unserer Nation in eine schöne Symphonie der Brüderlichkeit zu verwandeln. Mit diesem Glauben werden wir imstande sein, zusammen zu arbeiten, zusammen zu beten, zusammen zu kämpfen, zusammen ins Gefängnis zu gehen, zusammen für die Freiheit aufzustehen, wissend, daß wir eines Tages frei sein werden. Das wird der Tag sein, an dem alle Kinder Gottes singen können, und die Worte werden einen neuen Sinn haben: Von dir, mein Land, dem süßen Land der Freiheit, von dir singe ich: Land, in dem meine Väter starben, Land der stolzen Pilger, von jeder Bergkette laßt die Freiheit erschallen. Und wenn Amerika eine große Nation sein soll, muß sich dieser Traum erfüllen. Also laßt die Freiheit erschallen von den gewaltigen Berggipfeln New Hampshires. Laßt die Freiheit erschallen von den mächtigen Bergen New Yorks. Laßt die Freiheit erschallen von den hochragenden Allegheny-Bergen Pennsylvanias. Laßt die Freiheit erschallen von den schneebedeckten Rockies
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von Colorado. Laßt die Freiheit erschallen von den üppigen Hängen Kaliforniens. Aber nicht nur das – laßt die Freiheit erschallen vom Stone Mountain Georgias. Laßt die Freiheit erschallen vom Lookout Mountain Tennessees. Laßt die Freiheit von jedem Hügel, jedem Maulwurfshügel Mississippis erschallen. Von jedem Gebirge laßt die Freiheit erschallen. Und wenn wir die Freiheit erschallen lassen, wenn wir sie in jedem Dorf, in jedem Marktflecken, in jedem Staat und in jeder Stadt erschallen lassen, werden wir erreichen, daß der Tag schneller kommt, an dem alle Kinder Gottes, schwarze Männer und weiße Männer, Juden und Christen, Protestanten und Katholiken, sich bei den Händen fassen und die Worte des alten Negerspirituals singen können: "Endlich frei! Endlich frei! Dank Gott dem Allmächtigen, wir sind endlich frei!" Engl. in: Martin Luther King, A testament of hope, the essential writings of Martin Luther King Jr., ed. by James Melvin Washington, San Francisco, 1986; dt. aus: Eberhard Brüning (Hrsg.), Anspruch und Wirklichkeit. Zweihundert Jahre Kampf um Demokratie in den USA. Dokumente und Aussagen, Berlin, 1976, 629 ff.
134. Atom-Test-Verbot-Vertrag, 24. September 1963 Nuclear Test Ban Treaty Am 10. Juni 1963 gab John F. Kennedy bekannt, daß bereits im Juli des Jahres offizielle Gespräche mit der Sowjetunion und England über einen umfassenden Vertrag über die Einstellung von Kernwaffenversuchen stattfinden sollten. Die Sowjetunion wollte ein solches Abkommen parallel zu einem Nichtangriffspakt zwischen den Mitgliedern des Warschauer Paktes und den NATO-Mitgliedstaaten abschließen. Anläßlich des Besuches des Präsidenten der Vereinigten Staaten in Europa (vgl. Dok. 132) einigte man sich schließlich, die beiden Verhandlungsgegenstände voneinander zu trennen. Eine Konferenz über den ersten Verhandlungsgegenstand wurde am 15. Juli in Moskau eröffnet. Die Konferenz selbst verlief hinsichtlich der Einzelheiten des Abkommens, im Gegensatz zu den allgemein politischen Problemen, die am Rande erörtert wurden, reibungslos. So konnte auch am 25. Juli 1963 das
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Abkommen von den Sonderbeauftragten Harriman, Lord Hailsham und Gromyko paraphiert werden, die endgültige Unterzeichnung durch die Außenminister erfolgte am 5. August. Am 24. September wurde das Abkommen im Senat mit 80 zu 19 Gegenstimmen verabschiedet. Die Sowjetunion ratifizierte das Abkommen am darauffolgenden Tag und die Briten einen Monat später, was ein wichtiges Abrücken von der Politik der Konfrontation bedeutete. Lediglich Frankreich weigerte sich als vierte Atommacht, den Vertrag zu ratifizieren. * * * Vertrag über das Verbot von Kernwaffenversuchen in der Atmosphäre im Weltraum und unter Wasser (Moskauer Atomteststopabkommen) Die Regierungen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland und der Vereinigten Staaten von Amerika, im folgenden als "ursprüngliche Vertragsparteien" bezeichnet – in Bekundung ihres Hauptziels, das im möglichst baldigen Abschluß einer Übereinkunft über eine allgemeine und vollständige, unter strenger internationaler Kontrolle stehende und den Zielen der Vereinten Nationen entsprechende Abrüstung besteht, die dem Wettrüsten ein Ende setzen und den Anreiz zur Herstellung und Erprobung von Waffen jeder Art einschließlich der Kernwaffen beseitigen würde, in dem Bestreben, die Einstellung aller Versuchsexplosionen von Kernwaffen für alle Zeiten herbeizuführen, entschlossen, die auf dieses Ziel gerichteten Verhandlungen fortzusetzen, und in dem Wunsch, der Verseuchung der Umwelt des Menschen durch radioaktive Stoffe ein Ende zu bereiten – sind wie folgt übereingekommen: Art. I (1) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, Versuchsexplosionen von Kernwaffen und andere nukleare Explosionen zu verbieten, zu verhindern und nicht durchzuführen, und zwar an jedem ihrer Hoheitsgewalt oder Kontrolle unterstehenden Ort a) in der Atmosphäre; jenseits der Atmosphäre einschließlich des Weltraums; sowie unter Wasser einschließlich der Hoheitsgewässer und der Hohen See; b) in jedem anderen Bereich, wenn eine solche Explosion das Vorhandensein radioaktiven Schuttes außerhalb der Hoheitsgrenzen des Staates verursacht, unter dessen Hoheitsgewalt oder Kontrolle die Explosion durchgeführt wird. Hierbei gilt als vereinbart, daß die Bestimmungen dieses Buchstabens nicht den
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Abschluß eines Vertrags präjudizieren, der zum ständigen Verbot aller nuklearen Versuchsexplosionen einschließlich aller derartigen unterirdischen Explosionen führt, den die Vertragsparteien anstreben, wie sie in der Präambel dieses Vertrags festgestellt haben. (2) Jede Vertragspartei verpflichtet sich ferner, die Durchführung von Versuchsexplosionen von Kernwaffen sowie anderer nuklearer Explosionen, die in einem der in Absatz 1 erwähnten Bereiche stattfinden oder die in dem genannten Absatz bezeichnete Wirkung haben würden, weder zu veranlassen noch zu fördern noch sich in irgendeiner Weise daran zu beteiligen, an welchem Ort es auch immer sei. Art. II (1) Jede Vertragspartei kann Änderungen zu diesem Vertrag vorschlagen. Der Wortlaut eines Änderungsvorschlags wird den Verwahrregierungen übermittelt, die ihn allen Vertragsparteien zuleiten. Danach berufen die Verwahrregierungen auf Antrag von mindestens einem Drittel der Vertragsparteien eine Konferenz ein, zu der alle Vertragsparteien eingeladen werden, um die Änderung zu prüfen. (2) Jede Änderung dieses Vertrags bedarf der Zustimmung durch die Mehrheit der Stimmen aller Vertragsparteien einschließlich aller ursprünglichen Vertragsparteien. Die Änderung tritt für alle Vertragsparteien in Kraft, sobald von der Mehrheit aller Vertragsparteien, einschließlich aller ursprünglichen Vertragsparteien, Ratifikationsurkunden hinterlegt worden sind. Art III (1) Dieser Vertrag liegt für alle Staaten zur Unterzeichnung auf. Jeder Staat, der den Vertrag nicht vor seinem nach Absatz 3 erfolgenden Inkrafttreten unterzeichnet, kann ihm jederzeit beitreten. (2) Dieser Vertrag bedarf der Ratifikation durch die Unterzeichnerstaaten. Die Ratifikations- und die Beitrittsurkunden sind bei den Regierungen der ursprünglichen Vertragsparteien – Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland sowie Vereinigte Staaten von Amerika – zu hinterlegen; diese werden hiermit zu Verwahrregierungen bestimmt. (3) Dieser Vertrag tritt nach seiner Ratifikation durch alle ursprünglichen Vertragsparteien und der Hinterlegung ihrer Ratifikationsurkunden in Kraft. (4) Für Staaten, deren Ratifikations- oder Beitrittsurkunden nach dem Inkrafttreten dieses Vertrags hinterlegt werden, tritt er am Tag der Hinterlegung ihrer Ratifikations- oder Beitrittsurkunden in Kraft.
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(5) Die Verwahrregierungen unterrichten alle Unterzeichnerstaaten und beitretenden Staaten sogleich vom Zeitpunkt jeder Unterzeichnung und jeder Hinterlegung einer Ratifikations- oder Beitrittsurkunde zu diesem Vertrag, vom Zeitpunkt seines Inkrafttretens und vom Zeitpunkt des Eingangs von Anträgen auf Einberufung einer Konferenz oder sonstiger Mitteilungen. (6) Dieser Vertrag wird von den Verwahrregierungen gemäß Artikel 102 der Charta der Vereinten Nationen registriert. Art. IV Dieser Vertrag hat unbegrenzte Geltungsdauer. Jede Vertragspartei ist in Ausübung ihrer nationalen Souveränität berechtigt, von dem Vertrag zurückzutreten, wenn sie feststellt, daß durch außergewöhnliche, den Gegenstand dieses Vertrags berührende Ereignisse eine Gefährdung der lebenswichtigen Interessen ihres Landes eingetreten ist. Sie zeigt diesen Rücktritt allen anderen Vertragsparteien drei Monate im voraus an. Art. V Dieser Vertrag, dessen englischer und russischer Wortlaut gleichermaßen verbindlich ist, wird in den Archiven der Verwahrregierungen hinterlegt. Die Verwahrregierungen übermitteln den Regierungen der Unterzeichnerstaaten und beitretenden Staaten beglaubigte Abschriften. ZU URKUND DESSEN haben die hierzu gehörig befugten Unterzeichneten diesen Vertrag unterschrieben. GESCHEHEN in der Stadt Moskau am 5. August 1963 in drei Urschriften. Engl. in: UNTS, Vol. 480, 43 ff.; dt. aus: Friedrich Berber, Völkerrecht, Dokumentensammlung, Bd. II, Konfliktsrecht, München und Berlin, 1967, 1886 ff.
135. Das Bürgerrechtsgesetz, 2. Juli 1964 Civil Rights Act 1964 Bei seinem Amtsantritt hatte Präsident Kennedy der Sicherung der Bürgerrechte für schwarze Amerikaner nicht unbedingt Priorität eingeräumt. Anhaltende Diskriminierung der Schwarzen sowie ihr rapides Bevölkerungsansteigen im Verhältnis zum Ansteigen der Gesamtbevölkerung veranlaßten John F. Kennedy jedoch, von seinen Kompetenzen Gebrauch zu machen und das "Committee on Equal Employment Opportunity" einzusetzen, das Druck auf
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die im Regierungsauftrag arbeitenden Firmen machen sollte. Des weiteren ernannte er eine Vielzahl von Schwarzen in hohe Regierungspositionen. Im August 1962 wurde das XXIV. Amendment verabschiedet, in dem das Wahlrecht von Steuerzahlungen unabhängig gemacht wurde (vgl. Dok. 42). Maßnahmen zum Abbau von Rassendiskriminierung, wie etwa auf dem Sektor des Wohnbaus oder des Bildungswesens (Zugang zu Universitäten), brüskierten vor allem im Süden die weiße Bevölkerung, wobei sich Birmingham (Alabama) besonders hervorgetan hatte. Auch die Phase des gewaltlosen Widerstandes (vgl. Dok. 133) fand mit der Gründung militanter schwarzer Organisationen, den "Black Power Movements", keine ungeteilte Zustimmung mehr. Die Eskalation der Gewalt (1965 wurden in der Nähe von Selmar (Alabama) mehrere Demonstranten zu Tode geprügelt oder erschossen) zeichnete sich bereits ab. Vor diesem Hintergrund erließ der Kongreß den Civil Rights Act von 1964, dem ein weiterer 1965 folgen sollte. Vor allem der Civil Rights Act von 1964 bildet den Abschluß einer über 100-jährigen Entwicklung und bewirkt durch seine rigorose Umsetzung durch amerikanische Gerichte eine maßgebliche Umstrukturierung der amerikanischen Gesellschaft. * * * Keine im Namen des Gesetzes tätige Person soll bei der Entscheidung, ob jemand nach dem Gesetz oder den Gesetzen eines Einzelstaates berechtigt ist, an einer Bundeswahl teilzunehmen, irgendwelche Standard-Praktiken oder Prozeduren anwenden, die von den Standards, Praktiken oder Prozeduren abweichen, die entsprechend solchem Gesetz oder solchen Gesetzen für andere Personen innerhalb desselben Kreises, Gemeindebezirks oder eines ähnlichen politischen Teilbereiches, die von den Bevollmächtigten des Staates als wahlberechtigt anerkannt wurden, Anwendung finden; … man soll auch keinen Schreib-Lese-Test als Voraussetzung für die Stimmabgabe in irgendeiner Bundeswahl durchführen, es sei denn, daß dieser Test in bezug auf die vollständige Schreibfähigkeit von jedem verlangt wird und daß eine beglaubigte Kopie des Tests und der geleisteten Antworten dem Staatsbevollmächtigten zur Verfügung gestellt wird … . Jedermann soll Anspruch haben auf den vollen und gleichen Genuß der Güter. Dienstleistungen, Einrichtungen, wie sie in diesem Abschnitt definiert sind, ohne Diskriminierung oder Trennung aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Religion oder nationaler Herkunft. Jede der folgenden Einrichtungen, die der Öffentlichkeit dient, ist eine öffentliche Einrichtung im Sinne dieses Abschnitts, wenn ihr Betrieb kommerzieller Art ist oder wenn die von ihr vorgenommene Diskriminierung oder Segregation durch staatliche Maßnahmen unterstützt wird:
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(1) Jedes Gasthaus, Motel oder jede andere Einrichtung, die durchreisenden Gästen Unterkunft gewährt, mit Ausnahme solcher Einrichtungen, die nicht mehr als fünf vermietbare Räume haben und in deren Gebäude der Eigentümer seine Wohnung hat; (2) jedes Restaurant, jede Cafeteria, jeder Imbißstand, jede Getränkehalle oder jedes andere Lokal, das grundsätzlich dazu dient, Nahrungsmittel zum Verbrauch an Ort und Stelle zu verkaufen; (3) jedes Kino, Theater, Konzertgebäude, Stadion, jeder Sportplatz oder sonstige Platz für Ausstellungen oder Unterhaltungszwecke. Diskriminierung oder Segregation durch eine Einrichtung wird durch staatliche Maßnahmen im Sinne dieses Abschnitts unterstützt, wenn solche Diskriminierung oder Segregation unter Berufung auf irgendein Gesetz, ein Statut oder eine Verordnung oder auf irgendeine Gewohnheit oder einen Brauch vorgenommen wird, der durch die Bevollmächtigten eines Staates oder einer politischen Untergliederung für notwendig gehalten wird. Jedermann hat in den genannten Einrichtungen einen Anspruch darauf, von jeglicher Diskriminierung oder Segregation aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Religion oder nationaler Herkunft frei zu sein, wenn solche Diskriminierung oder Segregation tatsächlich oder vorgeblich durch irgendein Gesetz, Statut, eine Verordnung oder Regelung eines Staates, einer Behörde oder einer ihrer Untergliederungen geboten wird. Wenn immer der Justizminister hinreichenden Grund zu der Annahme hat, daß ein einzelner oder eine Gruppe bestrebt ist, die volle Nutzung der Rechte, die in diesem Abschnitt verbürgt sind, zu verhindern, so kann er ein Zivilverfahren vor dem zuständigen Bezirksgericht der Vereinigten Staaten in Gang bringen und vorsorgliche Hilfsmaßnahmen beantragen, die die Inkraftsetzung einer dauernden oder vorübergehenden Verfügung einschließen oder eine Unterlassungsanordnung oder eine andere Anordnung gegen die Person oder die Personen, die für die genannten Praktiken verantwortlich sind, und zwar in dem Maß, das er für erforderlich hält, um die volle Wahrnehmung der hier beschriebenen Rechte zu gewährleisten. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 649), S. 687 f.; dt. aus: Diethelm Düsterloh, Joachim Rohlfes, Politische Weltkunde II, Die Vereinigten Staaten von Amerika, Stuttgart, 1980, S. 151 f.
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136. Lyndon B. Johnson, Rede zur Lage in Vietnam an der Johns Hopkins Universität, 7. April 1965 President Johnson's Speach on Vietnam, Johns Hopkins University Nach der Ermordung von John F. Kennedy am 22. November 1963 in Dallas, Texas, rückte sein Vize, Lyndon B. Johnson aus Texas, nach 25-jähriger Congresserfahrung in das Präsidentenamt vor. In der Tat war es Johnson, der im Präsidentschaftswahlkampf für Kennedy den Süden zu mobilisieren wußte und der im Congress eindringlich und mit Erfolg für Kennedys Vorlagen eintrat. Johnson, der in Anlehnung an sein großes Vorbild Franklin D. Roosevelt in das soziale Reformprogramm Kennedys eintrat, "Let us continue", wollte als großer Reformpräsident in die Geschichte eingehen. Neben dem "bedingungslosen Krieg gegen die Armut", den er im Januar 1964 ankündigte, hatte er aber noch einen weiteren an einer anderen Front zu führen: Die Wahlen von 1964 konnte er mit überwältigender Mehrheit für sich entscheiden und solcherart gestärkt mußte er sich den innen- und außenpolitischen Problemen des Vietnamkrieges stellen. Schon 1962 waren "militärische Berater" nach Südvietnam entsandt worden, die Zug um Zug in die Kampfhandlungen gegen die Vietcong verwickelt wurden. Zum Zeitpunkt des Sturzes des südvietnamesischen Präsidenten Di Yen (1. November 1963), der mit Wissen der Amerikaner geschah, waren bereits 16 700 amerikanische militärische Berater in Südvietnam stationiert und fast 600 amerikanische Todesopfer zu beklagen. Lyndon B. Johnson blieb es überlassen, die USA vollends in diesen Konflikt zu verwickeln, den der frühere demokratische "Chief Whip" mit der ihm eigenen knappen Rhetorik zu verkaufen wußte. * * * … Über diesem Krieg und über ganz Asien liegt der tiefer werdende Schatten des Kommunistischen China. Die Machthaber in Hanoi werden von Peking angetrieben. Dies ist ein Regime, das die Freiheit in Tibet zerstört hat, Indien attackiert hat und das durch die Vereinten Nationen wegen der Aggression in Korea verurteilt worden ist. Dies ist eine Nation, die die Kräfte der Gewalt in beinahe jedem Kontinent unterstützt. Der Kampf in Vietnam ist Teil eines weitreichenden Musters aggressiver Zielsetzung. Was gehen uns diese Realitäten an? Warum sind wir in Südvietnam? Wir sind dort, weil wir ein Versprechen zu halten haben. Seit 1954 hat jeder amerika-
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nische Präsident dem Volk von Südvietnam Unterstützung gewährt. Wir haben geholfen aufzubauen und wir haben geholfen zu verteidigen. Auf diese Art haben wir viele Jahre lang ein nationales Versprechen gegeben, Südvietnam zu helfen, seine Unabhängigkeit zu verteidigen. Und ich beabsichtige, unser Versprechen zu halten. Dieses Versprechen zu mißachten, diese kleine und tapfere Nation ihrem Feind auszuliefern und dem Terror, der folgen würde, würde ein unverzeihlicher Fehler sein. Wir sind auch dort, um die Weltordnung zu stärken. Rund um den Globus, von Berlin bis Thailand gibt es Menschen, deren Wohlbefinden zum Teil darauf beruht, daß sie auf uns zählen können, wenn sie angegriffen werden. Würden wir Vietnam seinem Schicksal überlassen, wäre das Vertrauen all dieser Menschen in den Wert des amerikanischen Engagements, den Wert des Wortes Amerikas erschüttert. Das Resultat wäre steigende Unruhe und Instabilität und sogar weiter reichender Krieg. Wir sind auch dort, weil sehr viel auf dem Spiel steht. Niemand soll auch nur einen Moment daran denken, daß der Rückzug von Vietnam ein Ende des Konfliktes bringen würde. Der Kampf würde in diesem und dann in einem anderen Land wieder aufbrechen. Die wesentliche Lehre unserer Zeit ist die, daß der Appetit auf Aggression niemals gestillt ist. Sich aus einem Kampffeld zurückzuziehen bedeutet nur, sich für das nächste vorzubereiten. Wir müssen in den Worten der Bibel in Südostasien das sagen, was wir auch in Europa gesagt haben: "Bis hierher sollst Du kommen, aber nicht weiter." Es gibt jene, die sagen, daß all unsere Bemühung dort vergeblich sein wird, daß Chinas Macht derart ist, daß sie darauf gerichtet ist, ganz Südostasien zu dominieren. Aber es gibt kein Ende dieses Arguments, bis nicht alle Nationen Asiens verschlungen sind. Es gibt jene, die sich wundern, warum wir eine Verantwortung dort haben. Wir haben sie aus demselben Grund, aus dem wir eine Verantwortung für die Verteidigung der Freiheit in Europa haben. Der Zweite Weltkrieg ist sowohl in Europa wie auch in Asien gekämpft worden, und als er endete, fanden wir uns selbst mit fortgesetzter Verantwortung für die Verteidigung der Freiheit. Unser Ziel ist die Unabhängigkeit von Südvietnam, und seine Freiheit von Angriffen. Wir wollen nichts für uns selbst, nur daß es den Menschen von Südvietnam gestattet sein möge, ihr eigenes Land auf ihre Weise zu führen.
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Wir werden alles Notwendige tun, um dieses Ziel zu erreichen. Und wir werden nur das tun, was absolut notwendig ist. In den vergangenen Monaten sind die Angriffe auf Südvietnam gesteigert worden. Somit ist es notwendig geworden, unsere Gegenmaßnahme zu steigern und Luftangriffe vorzunehmen. Dies ist kein Wechsel des Zweckes. Es ist ein Wechsel in dem was wir glauben, daß der Zweck erfordert. Wir tun dies, um die Aggression zu vermindern. Wir tun dies, um das Vertrauen der tapferen Menschen von Südvietnam zu festigen, welche tapfer diesen brutalen Krieg für so viele Jahre und mit so vielen Verwundeten getragen haben. Und wir tun dies, um die Führer von Nordvietnam und von allen, die beabsichtigen, deren Eroberung zu teilen, von einer sehr einfachen Tatsache zu überzeugen: Wir werden nicht besiegt werden. Wir werden nicht müde werden. Wir werden uns nicht zurückziehen, weder offen noch unter dem Deckmantel eines bedeutungslosen Abkommens. … Wenn dies einmal klar ist, dann sollte es auch klar sein, daß der einzige Weg für vernünftige Menschen der Weg einer friedlichen Übereinkunft ist. Ein solcher Friede verlangt ein unabhängiges Südvietnam, sicher garantiert und fähig seine eigenen Beziehungen zu allen anderen selbst zu gestalten, frei von äußerer Einmischung, an keine Allianz gebunden, und nicht als Militärbasis für irgendein anderes Land. Dies sind die wichtigen Punkte jedes endgültigen Übereinkommens. Wir werden niemals zweite sein in der Suche nach einem derartigen friedlichen Übereinkommen in Vietnam. Es mag viele Wege für einen derartigen Frieden geben: in Diskussionen oder Verhandlungen mit den beteiligten Regierungen; in großen Gruppen oder in kleinen; in der Bekräftigung alter Abkommen oder in deren Bestärkung durch neue Übereinkommen. Wir haben diese Position immer wieder bekräftigt, fünfzigmal und öfter, gleichermaßen gegenüber Freund und Feind. Und wir bleiben bereit, mit diesem Ziel, für bedingungslose Diskussionen.
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Und bis zu diesem leuchtenden und unausweichlichen Tag des Friedens werden wir versuchen, eine Ausbreitung des Konfliktes zu verhindern. Wir haben nicht den Wunsch, tausende in diesem Krieg sterben zu sehen, Asiaten oder Amerikaner. Wir haben nicht den Wunsch, das was die Menschen von Nordvietnam unter Mühen und Entbehrungen erbaut zu zerstören. Wir werden unsere Macht mit Zurückhaltung einsetzen und mit all der Weisheit, über die wir verfügen können. Aber wir werden sie einsetzen. … Wir werden immer den Versuch einer Nation, eine andere Nation zu erobern, bekämpfen. Wir werden dies tun, weil unsere eigene Sicherheit auf dem Spiel steht. Aber da ist mehr dahinter als das. Denn unsere Generation hat einen Traum. Es ist ein sehr alter Traum. Aber wir haben die Macht, und jetzt haben wir auch die Gelegenheit, ihn wahr zu machen. Jahrhundertelang haben Nationen miteinander gekämpft. Aber wir träumen von einer Welt, in der Streitigkeiten durch Recht und Vernunft beigelegt werden. Und wir werden versuchen, dies so zu machen. Im Laufe der Geschichte haben zumeist die Menschen einander gehaßt und im Kampf getötet. Aber wir träumen von einer Beendigung des Krieges und wir werden versuchen, das so zu machen. Im Laufe der Menschheitsgeschichte haben die meisten Menschen in Armut gelebt, bedroht vom Hunger. Aber wir träumen von einer Welt, in der alle genug zu essen haben und von Hoffnung erfüllt sind. Und wir werden dazu beitragen, dies so zu machen. Die gewöhnlichen Männer und Frauen von Nordvietnam und Südvietnam – von China und Indien – von Rußland und Amerika – sind tapfere Menschen. Sie sind erfüllt von denselben Anteilen von Haß und Furcht, von Liebe und Hoffnung. Die meisten von ihnen streben nach denselben Dingen für sich selbst und ihre Familien. Die meisten von ihnen wollen nicht, daß ihre Söhne je im Kampf sterben oder daß sie die Häuser anderer zerstört sehen. … Jede Nacht bevor ich die Lichter ausmache, um schlafen zu gehen, frage ich mich diese Frage: Habe ich alles getan, das ich tun kann, um dieses Land zu einen? Habe ich alles getan, das ich tun kann, um dazu beizutragen, die Welt zu einen, um zu versuchen, Friede und Hoffnung allen Völkern dieser Welt zu bringen? Habe ich genug getan?
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Fragt Euch selbst auch diese Frage in Eueren Heimen und in dieser Halle heute nacht. Haben wir alles getan, was wir könnten? Haben wir genug getan? … Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 654) 698 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
137. Vereinbarung über die Beendigung des Krieges und die Wiederherstellung des Friedens in Vietnam, 27. Januar 1973 Agreement on Ending the War and Restoring Peace in Vietnam Daß die amerikanischen Entscheidungsträger immer tiefer in den Vietnamkonflikt verwickelt wurden, hat seinen wesentlichen Grund in der Dominotheorie, die auf Präsident Eisenhower zurückging und besagte, daß wenn die Kommunisten einen Teil Südostasiens überrannten, die restlichen Staaten wie eine Reihe von Dominosteinen kollabieren würden. Als Ende 1963 16 300 amerikanische Soldaten in Vietnam stationiert waren, ging es bereits um das Prestige der Vereinigten Staaten. Am 2. August 1964 wurden nach dem Angriff auf den amerikanischen Zerstörer Maddox Vergeltungsbombenangriffe von Johnson angeordnet. Der daraufhin vom Congress verabschiedeten South East Asia Resolution, 7. August 1964, kam der Stellenwert einer Kriegserklärung zu. (Die Abstimmungsergebnisse im Senat 88 zu 2 Stimmen, im Repräsentantenhaus 416 zu 0!) Ende 1965 standen 184 300 amerikanische Soldaten in Vietnam unter Waffen, 1966 hatte sich die Zahl verdoppelt und im April 1969 waren 543 400 amerikanische Soldaten in Vietnam stationiert. Parallel dazu steigerten sich die Verluste von 1 500 auf 29 000 Anfang November 1968. Innerstaatlich veranlaßten die trotz hohen Materialeinsatzes geringen Erfolge Johnson, bei den Präsidentschaftswahlen 1968 nicht mehr zu kandidieren. Richard Nixon feierte als republikanischer Kandidat ein Comeback und gewann die Präsidentschaftswahlen, indem er seinen früheren Standpunkt revidierte und in Aussicht stellte, den Vietnamkrieg zu beenden. Am 24. Januar 1973 verlautbarte Henry Kissinger ein Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten und Nordvietnam, das am 27. Januar in Kraft treten sollte. Es besteht aus dem Text und vier Protokollen oder Annexen. Der Schlußstrich unter das
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amerikanische Engagement in Vietnam wurde bei 46 000 amerikanischen Gefallenen und über 300 000 Verwundeten gezogen. ** * Die an der Vietnam-Konferenz in Paris teilnehmenden Parteien haben mit Blick auf die Beendigung des Krieges und die Wiederherstellung des Friedens in Vietnam auf der Basis der Achtung der nationalen Grundrechte des vietnamesischen Volkes und im Hinblick auf das Recht des südvietnamesischen Volkes auf Selbstbestimmung sowie als Beitrag zur Festigung des Friedens in Asien und in der Welt folgende Vereinbarungen getroffen und werden diese einhalten und wirksam werden lassen: Art. 1. Die Vereinigten Staaten und alle anderen Länder respektieren die Unabhängigkeit, Souveränität, Einheit und territoriale Unverletzlichkeit Vietnams, wie sie in dem Genfer Vietnam-Abkommen von 1954 anerkannt wurden. Art. 3. Die Vertragspartner verpflichten sich, den Waffenstillstand einzuhalten und einen dauernden und dauerhaften Frieden sicherzustellen. … Art. 4. Die Vereinigten Staaten werden ihr militärisches Engagement nicht fortsetzen und sich nicht in die inneren Angelegenheiten Südvietnams einmischen. Art. 5. Innerhalb von 60 Tagen nach der Unterzeichnung dieses Abkommens werden die Vereinigten Staaten und die anderen ausländischen Staaten aus Südvietnam sämtliche Streitkräfte, Militärberater und anderes Militärpersonal, eingeschlossen technische Militärberater und Militärangehörige, die in Verbindung mit dem Befriedigungsprogramm stehen, sowie Waffen, Munition und anderes Kriegsmaterial abziehen. Art. 11. Unmittelbar nach dem Waffenstillstand werden die zwei südvietnamesischen Vertragspartner: – die nationale Aussöhnung und Eintracht anstreben, Haß und Feindschaft beenden, alle Handlungen der Vergeltung und der Diskriminierung gegen Personen oder Organisationen untersagen, die mit der einen oder anderen Seite kollaboriert haben; – die demokratischen Freiheiten des Volkes gewährleisten: persönliche Freiheit, Redefreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit, Organisationsfreiheit, Freiheit für politische Betätigung, Glaubensfreiheit, Recht auf freie Bewegung, Recht zur freien Wahl des Wohnsitzes, Recht auf Arbeit, Recht auf Eigentum und das Recht auf freie Berufsausübung.
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Art. 12. Unmittelbar nach dem Waffenstillstand sollen sich die zwei südvietnamesischen Vertragspartner konsultieren in einem Geist nationaler Aussöhnung und Eintracht, gegenseitiger Achtung und ohne gegenseitige Behinderung bei Errichtung eines Nationalrates der Nationalen Aussöhnung und Eintracht. Der Rat soll nach dem Grundsatz der Einstimmigkeit verfahren … Art. 15. Die Wiedervereinigung Vietnams soll Schritt für Schritt auf der Basis von Verhandlungen und Vereinbarungen zwischen Nord- und Südvietnam ohne Zwang oder Annexion von seiten der einen oder der anderen Partei und ohne ausländische Einmischung verwirklicht werden. Der Zeitpunkt der Wiedervereinigung wird von Nord- und Südvietnam vereinbart werden. … Art. 21. Die Vereinigten Staaten erwarten, daß dieses Abkommen den Auftakt bilden wird für ein Zeitalter der Versöhnung mit der Demokratischen Republik Vietnams wie auch mit den anderen Völkern Indochinas. In Verfolgung ihrer traditionellen Politik werden die Vereinigten Staaten zur Heilung der Kriegswunden und zum Wiederaufbau nach dem Kriege in der Demokratischen Republik Vietnam und in ganz Indochina beitragen. Engl in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol II10, New Jersey, 1988, (Doc. 693), 793 ff.; dt. aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. Januar 1973, 7 f.
138. Resolution für den Kriegsfall, 7. November 1973 War Powers Resolution Die Entsendung von Streitkräften stellt ein klassisches Problem der Gewaltenteilung dar. Während dem Congress nach der amerikanischen Verfassung (siehe Dok. 42) die Kompetenz zur Verabschiedung einer Kriegserklärung sowie Armeen aufzustellen und zu unterhalten zukommt (Art I, Abschnitt 8), ist der Präsidenten der Oberste Befehlshaber der Streitkräfte (Art. II, Abschnitt. 2). Es ist unbestritten, daß der Präsident den Einsatz von Streitkräften zur Abwehr von Angriffen gegen die Vereinigten Staaten verfügen kann. Divergierende Meinungen bestehen jedoch hinsichtlich der Frage, ob der Präsident eine Entsendung von Streitkräften außerhalb des Territoriums der Vereinigten Staaten ohne eine Kriegserklärung oder eine Ermächtigung durch den Congress vornehmen kann.
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Den Anlaßfall für die gegenständliche Resolution bildete der Vietnamkrieg, der mit dem Anstieg der Gefallenenzahlen die Frage der politischen Verantwortung aufwarf (vgl. Dok 137). Im Zuge dieser Überlegungen beschloß der Congress 1973 die War Powers Resolution, deren legislativer Ursprung der War Powers Act vom 6. Oktober 1917 war. Der Sinn und Zweck der War Powers Resolution ist zum einen die Eingrenzung präsidialer Macht im Zusammenhang mit bewaffneten Einsätzen der Streitkräfte und zum anderen die Verpflichtung des Präsidenten gegenüber dem Congress, innerhalb festgesetzter Fristen diesen zu informieren und ihm dadurch die Möglichkeit zu Willenskundgebungen einzuräumen. Die verfassungsgemäßen Rechte des Präsidenten und des Congress' blieben jedoch unangetastet. Von 1975 bis 2005 haben die amtierenden Präsidenten der Vereinigte Staaten 114 Mal dem Congress auf Grundlage der gegenständlichen Resolution Bericht erstattet. Diese Resolution und auch ihr Vorgänger haben in ihrer faktischen Auswirkung eher symbolischen Charakter, denn eine wirkungsvolle Eingrenzung präsidialer Kompetenzen war zu keiner Zeit gewährleistet. Nahezu jeder Präsident lehnte die Anwendbarkeit dieser Resolutionen aus verfassungsrechtlichen Gründen ab, da sie seiner Meinung nach eine unzulässige Einschränkung der Befugnisse des Präsidenten als Oberbefehlshaber der Streitkräfte darstellten. Aus diesem Grund umgingen die amerikanischen Präsidenten schon den ursprünglichen War Powers Act von 1917 regelmäßig dadurch, daß sie sich durch zustimmende Resolution des Congress' – anstatt einer formellen Kriegserklärung – das Recht verschafften, die Streitkräfte einzusetzen. (So zum Beispiel Abraham Lincoln, der eine militärische Blockade der Südstaaten befahl, oder Harry S. Truman, der 1950 Truppen ohne Einwilligung des Congress' und der UNO nach Korea entsandte, oder auch John F. Kennedy, der 1962 in gleicher Weise eine Blockade Kubas anordnete.) Ebenso handelte Präsident George W. Bush, als er am 20. März 2003 den Krieg gegen den Irak begann, ohne die War Powers Resolution zu beachten, und die Streitkräfte ohne Kriegserklärung des Congress', wie sie nach Artikel I, Absatz 8 erforderlich ist, mobilisierte. Oftmals nahm der Congress die diesbezüglichen Entscheidungen des Präsidenten stillschweigend hin oder billigte diese nachträglich. Der Grund dafür ist darin zu sehen, daß der Congress dem Präsidenten und den Streitkräften, die sich in einem Kriegszustand befanden, politisch nicht in den Rücken fallen wollte. Trotz dieser Umgehungspraxis und verfassungsrechtlicher Unklarheiten erfolgte bis dato keine Überprüfung der Resolution durch die Gerichte und den Supreme Court, und auch Gesetzesnovellierungen scheiterten immer wieder. Zuletzt wurde am 7. Juni 1995 ein Gesetzesvorschlag im Repräsentantenhaus
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mit 217 zu 201 Stimmen abgelehnt, der grundlegende Inhalte der Resolution abändern sollte. * * * Public Law 93-148 [H.J.Res. 542], 87 Stat. 555, nach erfolgtem Veto des Präsidenten im Repräsentantenhaus und im Senat jeweils mit 2/3 Mehrheit am 7. November 1973 beschlossen. GEMEINSAME RESOLUTION Betreffend die Kompetenzen des Kongresses und des Präsidenten im Kriegsfall Angenommen durch den Senat und das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten von Amerika versammelt im Kongreß, Kurztitel § 1. Diese gemeinsame Resolution kann als die "Resolution für den Kriegsfall" bezeichnet werden. Zweck und Politik § 2 (a) Es ist der Zweck dieser gemeinsamen Resolution, die Absicht der Gründungsväter der Verfassung der Vereinigten Staaten zu erfüllen und sicherzustellen, daß die gemeinsame Beurteilung von beiden, dem Kongreß und dem Präsidenten, auf die Entsendung der Streitkräfte der Vereinigten Staaten in kriegerische Auseinandersetzungen, oder in Situationen, wo sich die unmittelbar bevorstehende Verstrickung in Feindseligkeiten bereits aus den Umständen klar abzeichnet und auf die anhaltende Verwendung solcher Kräfte in Feindseligkeiten oder solchen Situationen anwendbar ist. (b) Nach Artikel I, § 8 der Verfassung ist es insbesondere vorgesehen, daß der Kongress die Kompetenz hat, alle notwendigen und gebotenen Gesetze zu erlassen, um nicht nur seine eigenen Kompetenzen, sondern auch alle anderen Kompetenzen, welche durch die Verfassung der Regierung der Vereinigten Staaten oder einem Ministerium oder dessen Beamten zukommen, zu beschließen. (c) Die verfassungsmäßige Zuständigkeiten des Präsidenten als oberster Befehlshaber, die Streitkräfte der Vereinigten Staaten in Feindseligkeiten oder in Situationen, in welchen die unmittelbare Verstrickung in Feindseligkeiten bereits klar durch die Begleitumstände angezeigt ist, werden nur aufgrund (1) der Kriegserklärung, (2) spezifischer gesetzlicher Ermächtigung oder (3) einem na-
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tionalen Notstand, der aufgrund eines Angriffs auf die Vereinigten Staaten ihres Hoheitsgebietes, ihrer Besitzungen oder Streitkräfte herbeigeführt wurde, ausgeübt. Konsultationen § 3. Der Präsident hat bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Kongreß zu konsultieren, bevor er Streitkräfte der Vereinigten Staaten in Feindseligkeiten oder in Situationen, in welchen die unmittelbar bevorstehende Verstrickung in Feindseligkeiten sich bereits klar durch die Umstände abzeichnet, entsendet, und hat nach jeder solchen Abstellung von Truppen regelmäßig mit dem Kongreß zu konsultieren, bis die Streitkräfte der Vereinigten Staaten nicht mehr in Feindseligkeiten verstrickt sind oder aus solchen Situationen abgezogen wurden. Berichterstattung § 4 (a) Bei Nichtvorliegen einer Kriegserklärung für jeden Fall, in welchem die Streitkräfte der Vereinigten Staaten entsandt sind in Feindseligkeiten oder Situationen, in welchen durch die Umstände die unmittelbar bevorstehende Verstrickung in Feindseligkeiten sich bereits abzeichnet; in das Hoheitsgebiet, den Luftraum oder die Hoheitsgewässer eines ausländischen Staates, in welchem diese für den Kampf ausgestattet sind (Stationierungen), während diese für den Kampf ausgerüstet sind, ausgenommen Stationierungen, welche ausschließlich der Versorgung, dem Ersatz, der Wiederherstellung oder der Ausbildung solcher Streitkräfte dienen; oder in einem Ausmaß, welches die Anzahl von Streitkräften der Vereinigten Staaten, die für den Kampf ausgestattet sind und sich bereits in einem ausländischen Staat befinden, erheblich erhöhen würde; hat der Präsident innerhalb von 48 Stunden an den Sprecher des Repräsentantenhauses und an den Präsidenten pro tempore des US-Senates einen schriftlichen Bericht zu erstatten, welcher – (A) die Umstände, welcher die Entsendung von Streitkräften der Vereinigten Staaten erforderlich machen; (B) die verfassungsrechtliche und einfach gesetzliche Ermächtigung, unter welcher eine solche Entsendung stattfand; und (C) den geschätzten Umfang und die Dauer der Feindseligkeiten oder der Involvierung beinhaltet. (b) Der Präsident hat darüber hinausgehende Informationen, wie sie der Kongreß in der Erfüllung seiner verfassungsrechtlichen Verantwortlichkeiten im Hinblick auf die Verpflichtung der Nation zum Krieg und den Gebrauch der Streitkräfte der Vereinigten Staaten einfordert, zur Verfügung zu stellen.
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(c) Wann immer Streitkräfte der Vereinigten Staaten in Feindseligkeiten entsandt oder in jegliche Situation, wie sie im Unterabschnitt (a) dieses Paragraphen beschrieben ist, entsandt sind, hat der Präsident, solange die Streitkräfte in solchen Feindseligkeiten oder einer solchen Situation eingesetzt werden, dem Kongreß in regelmäßigen Abständen über die Lage solcher Feindseligkeiten oder der Situation sowie über das Ausmaß und die Dauer solcher Feindseligkeiten oder der Situation Bericht zu erstatten, aber keinesfalls hat er dem Kongreß weniger häufig als einmal alle sechs Monate zu berichten. Verfahren des Kongresses § 5 (a) Jeder Bericht nach § 4 (a) (1) hat an den Sprecher des Repräsentantenhauses und an den Präsidenten pro tempore des Senates am selben Kalendertag zu erfolgen. Jeder auf diese Art übermittelte Bericht ist dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten des Repräsentantenhauses und dem Ausschuß für auswärtige Beziehungen des Senates für die ordnungsgemäße Geschäftsbehandlung zuzuweisen. Für den Fall, dass im Zeitpunkt der Übermittlung des Berichtes sich der Kongreß sine die vertagt hat oder sich für einen Zeitraum von mehr als drei Kalendertagen vertagt hat, haben der Sprecher des Repräsentantenhauses und der Präsident pro tempore des Senates, wenn sie dies für ratsam halten (oder wenn sie von mindestens 30 % der Mitgliedschaft ihrer jeweiligen Häuser petitioniert werden) gemeinsam den Präsidenten zu ersuchen, den Kongreß einzuberufen, so daß dieser den Bericht in Erwägung ziehen und entsprechende Handlungen im Einklang mit diesem Paragraph setzen kann. (b) Innerhalb von 60 Kalendertagen, nachdem ein solcher Bericht übermittelt wurde, oder gem. § 4 (a) (1) zu übermitteln ist, welche Situation auch immer früher eintritt, hat der Präsident jeglichen Einsatz von Streitkräften der Vereinigten Staaten im Hinblick auf welche der Bericht übermittelt wurde (oder zu übermitteln ist), zu beenden, außer der Kongreß (1) hat eine Kriegserklärung abgegeben oder hat eine spezifische Genehmigung für einen solchen Einsatz der Streitkräfte der Vereinigten Staaten erlassen, (2) hat durch Gesetz eine solche 60-Tage Frist verlängert, oder (3) ist physisch nicht in der Lage aufgrund einesbewaffneten Angriffes auf die Vereinigten Staaten zusammenzutreten. Eine solche 60-Tages Frist hat auch nicht mehr als 30 zusätzliche Tage verlängert zu werden, wenn der Präsident entscheidet und dies dem Kongreß schriftlich bekundet, daß eine unabwendbare, militärische Notwendigkeit hinsichtlich der Sicherheit von Streitkräften der Vereinigten Staaten den anhaltenden Einsatz solcher Streitkräfte im Zuge einer prompten Rückholung solcher Streitkräfte erforderlich macht.
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(c) Ungeachtet des Unterabschnittes (b) sind zu jedem Zeitpunkt, an welchem Streitkräfte der Vereinigten Staaten in Feindseligkeiten außerhalb des Hoheitsgebietes der Vereinigten Staaten, ihrer Besitzungen und Territorien ohne eine Kriegserklärung oder eine besondere gesetzliche Ermächtigung verstrickt sind, solche Truppen vom Präsidenten zu entfernen, wenn der Kongreß dies mittels eines übereinstimmenden Beschlusses vorsieht. Parlamentarische Prioritätsverfahren für eine gemeinsame Resolution oder einen Gesetzesvorschlag § 6 (a) Jegliche gemeinsame Resolution oder Gesetzesvorschlag, welcher gem. § 5 (b) mindestens 30 Kalendertage vor Ablauf der 60-Tages Frist, wie sie in diesem Paragraphen enthalten ist, eingebracht wird, ist im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten des Repräsentantenhauses oder dem Ausschuß für auswärtige Beziehungen des Senates zuzuweisen, was immer der Fall sein möge, und diese Ausschüsse haben über eine solche gemeinsame Resolution oder Gesetzesvorschlag zusammen mit seinen Empfehlungen nicht später als 24 Kalendertage vor Ablauf der 60-Tages Frist, wie sie in diesem Paragraph enthalten ist, zu berichten., es sei denn, die jeweilige Kammer befindet anderes mittels Abstimmung. (b) Jede gemeinsame Resolution oder Gesetzesvorschlag, der so berichtet wird, hat so ein anhängiger Geschäftsbehandlungsgegenstand der betreffenden Kammer zu werden (im Falle des Senates hat die Zeit für die Debatte gleichermaßen zwischen Befürwortern und Gegnern aufgeteilt zu werden) und muß innerhalb von drei Kalendertagen einer Abstimmung unterzogen werden, es sei denn, die jeweilige Kammer befindet anderes mittels Abstimmung. (c) Solch eine gemeinsame Resolution oder Gesetzesvorschlag, welche von einer Kammer verabschiedet wurde, ist dem Ausschuß der anderen Kammer, wie er im Unterabschnitt (a) angeführt ist, zuzuweisen, wobei ein Ausschußbericht nicht später als 14 Kalendertage vor Ablauf der 60-Tages Frist, wie sie im Abschnitt 5 (b) angeführt ist, zu erfolgen hat. Die gemeinsame Resolution oder der Gesetzesvorschlag, der so berichtet wurde, hat ein anhängiger Geschäftsbehandlungsgegenstand der betreffenden Kammer zu werden, wobei innerhalb von drei Kalendertagen nach erfolgter Berichterstattung abzustimmen ist, es sei denn, die jeweilige Kammer entscheidet anderes mittels Abstimmung. (d) Für den Fall einer Meinungsverschiedenheit zwischen den beiden Häusern des Kongresses im Hinblick auf eine gemeinsame Resolution oder einen Gesetzesvorschlag, welcher von beiden Häusern verabschiedet wurde, sind umgehend Mitglieder des Vermittlungsausschusses zu ernennen und der Vermittlungsaus-
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schuß hat im Hinblick auf solch eine Resolution oder einen Gesetzesvorschlag einen Bericht zu erstellen und einzubringen, der nicht später als vier Kalendertage vor Ablauf der 60-Tage Frist, wie sie im Unterabschnitt 5 (b) angeführt ist, zu erfolgen hat. Für den Fall, daß die Mitglieder des Vermittlungsausschusses nicht in der Lage sind, innerhalb von 48 Stunden eine Einigung zu erzielen, haben diese ihren entsprechenden Kammern von der Meinungsverschiedenheit zu berichten. Ungeachtet einer Regel, in einen der beiden Kammern betreffend die Drucklegung der Berichte des Vermittlungsausschusses in den stenographischen Protokollen oder betreffend jegliche Verzögerung in der Erwägung solcher Berichte haben solche Berichte in beiden Kammern nicht später als bei Ablauf der betreffenden 60-Tages Frist der geschäftsordnungsgemäßen Behandlung zugeführt zu werden. Parlamentarische Prioritätsverfahren für zustimmende Beschlüsse § 7 (a) Jede übereinstimmende Resolution, welche gem. § 5 (c) eingebracht wurde, ist dem Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des Repräsentantenhauses oder dem Ausschuss für auswärtige Beziehungen des Senates je nachdem zuzuweisen und eine solche übereinstimmende Resolution ist mit Bericht aus einen solchem Komitee gemeinsam mit dessen Empfehlungen innerhalb von 15 Kalendertagen zu verabschieden, es sei denn, die entsprechende Kammer entscheidet anderes mittels Abstimmung. (b) Jede übereinstimmende Resolution, die so verabschiedet wurde, ist ein anhängiger Geschäftsgegenstand der jeweiligen Kammer (im Falle des Senates ist die Zeit für die Debatte gleich zwischen den Befürwortern und Gegnern aufgeteilt zu werden) und hat innerhalb von 3 Kalendertagen einer Abstimmung zugeführt zu werden, es sei denn, die jeweilige Kammer entscheidet anderes durch Abstimmung. (c ) Eine solche gemeinsame Resolution, die von einer Kammer verabschiedet wurde, ist der anderen Kammer, welche im Unterabschnitt (a) angeführt wurde, zuzuweisen und ist von dem jeweiligen Ausschuß gemeinsam mit dessen Empfehlungen innerhalb von 15 Kalendertagen zu verabschieden und soll daraufhin einen anhängigen Geschäftsbehandlungsgegenstand der jeweiligen Kammer werden und innerhalb von 3 Kalendertagen einer Abstimmung zugeführt werden, es sei denn, die jeweilige Kammer entscheidet anderes durch Abstimmung. (d) Für den Fall jeglicher Meinungsverschiedenheit zwischen den beiden Häusern des Kongresses im Hinblick auf eine gemeinsame Resolution, die von beiden Häusern verabschiedet wurde, haben umgehend Mitglieder des Vermittlungsausschusses ernannt zu werden und der Vermittlungsausschuss hat einen
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entsprechenden Bericht zu erstellen und im Hinblick auf solch eine gemeinsame Resolution innerhalb von 6 Kalendertagen, nachdem das Gesetzesvorhaben dem Vermittlungsausschuss zugewiesen wurde, einzubringen. Ungeachtet jeglicher Bestimmung der Geschäftsordnung in einer der Kammern betreffend die Drucklegung von Berichten des Vermittlungsausschusses in den stenographischen Protokollen oder betreffend jegliche Verzögerung in der Behandlung solcher Berichte, hat ein solcher Bericht in beiden Häusern nicht später als 6 Kalendertage, nachdem der Bericht eingebracht wurde, behandelt zu werden. Für den Fall, daß die Mitglieder des Vermittlungsausschusses nicht in der Lage sind, innerhalb von 48 Stunden eine Einigung zu erzielen, haben sie ihren entsprechenden Kammern über eine solche Meinungsverschiedenheit Bericht zu erstatten. Interpretation einer gemeinsamen Resolution § 8 (a) Die Kompetenz, Streitkräfte der Vereinigten Staaten in Feindseligkeiten oder in Situationen, in welchen die Verwicklungen der Feindseligkeiten bereits durch die Umstände klar absehbar ist, zu entsenden, kann nicht abgeleitet werden aus jeglicher gesetzlicher Bestimmung (gleich, ob diese bereits vor dem Datum der Erlassung dieser Joint Resolution in Kraft getreten war) miteingeschlossen jegliche Bestimmung, die in einem Budgetgesetz enthalten ist, außer eine solche Bestimmung autorisiert die Entsendung von Streitkräften der Vereinigten Staaten in Feindseligkeiten oder solchen Situationen und normiert weiters, dass es beabsichtigt ist, im Rahmen des Geltungsbereichs dieser gemeinsamen Resolution, die entsprechende gesetzliche Autorisierung herbeizuführen; sie kann auch nicht abgeleitet werden aus irgendeinem Vertrag, welcher zu diesem Zweck oder danach ratifiziert wurde, es sei denn, ein solcher Vertrag ist durch nachfolgende Gesetzgebung speziell transformiert, wodurch die Entsendung von Streitkräften der Vereinigten Staaten in Feindseligkeiten oder in solchen Situationen spezifisch autorisiert und normiert wird, so daß beabsichtigt ist, eine spezifische gesetzliche Autorisierung im Rahmen dieser gemeinsamen Resolution zu konstituieren. (b) Nichts in dieser gemeinsamen Resolution ist derart auszulegen, daß irgendeine zusätzliche spezifische gesetzliche Ermächtigung erforderlich ist, die Mitgliedern der Streitkräfte der Vereinigten Staaten gestattet, gemeinsam mit Mitgliedern der Streitkräfte eines oder mehrerer ausländischer Staaten im Hauptquartier an Operationen von militärischen Kommandozentralen auf hoher Ebene, welche vor dem Datum der Erlassung dieser gemeinsamen Resolution und gemäß der Charter der Vereinten Nationen oder eines anderen Vertrages, welcher von den Vereinigten Staaten vor einem solchen Datum ratifiziert wurde, errichtet wurden, teilzunehmen.
War Powers Resolution
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(c ) Für die Zwecke dieser gemeinsamen Resolution bedeutet der Terminus "Entsendung der Streitkräfte der Vereinigten Staaten" auch die Beauftragung von Mitgliedern solcher Streitkräfte zu kommandieren, koordinieren, teilzunehmen an einer Verlegung von oder der Begleitung von regulären oder irregulären militärischen Streitkräften eines ausländischen Staates oder Regierung, wenn solche militärischen Streitkräfte bereits in Feindseligkeiten verstrickt sind oder die unmittelbare Bedrohung, daß solche Streitkräfte verstrickt werden, besteht. (d) Nichts in dieser gemeinsamen Resolution zielt darauf ab, die verfassungsmäßig Zuständigkeiten des Kongresses oder des Präsidenten oder die Bestimmungen bestehender Verträge zu ändern; oder kann dergestalt ausgelegt werden, daß dem Präsidenten jegliche Kompetenz im Hinblick auf die Entsendung der Streitkräfte der Vereinigten Staaten in Feindseligkeiten oder in Situationen, wo eine solche Entsendung in Feindseligkeiten bereits klar durch die äußeren Umstände angezeigt wird, zuerkannt wird, wenn diesem eine solche Kompetenz bei Nichtvorliegen dieser gemeinsamen Resolution nicht zukommen würde. Teilbarkeitsklausel § 9 Für den Fall, daß irgendeine Bestimmung dieser gemeinsamen Resolution oder die Anwendung einer solchen auf eine Person oder Umstände für ungültig erklärt wird, bleibt der Rest der gemeinsamen Resolution sowie die Anwendung solcher Bestimmungen auf jegliche andere Person oder Umstände davon unberührt. Inkrafttreten § 10 Diese gemeinsame Resolution tritt am Tage ihrer Verabschiedung in Kraft. Engl. in: Public Law 93–148; dt.: Eigene Übersetzung.
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139. Aus Richard Nixons Begründung seines Rücktrittes vom Präsidentenamt, 8. August 1974 Richard Nixon's Resignation Während man Richard Nixon außenpolitisch durchaus Erfolge konzedieren muß, so wurden diese von innenpolitischen Korruptionsaffären überschattet. Dazu kam, daß sich während Richard Nixons erster Amtszeit die Macht des Präsidenten in einem alamierenden Ausmaß zum Nachteil des Congresses vergrößert hatte. Im Weißen Haus wurden außenpolitische Entscheidungen getroffen, über die in den meisten Fällen der Congress und die amerikanische Öffentlichkeit gar nicht oder erst nach der Entscheidungsfindung informiert wurden. Abweichende Meinungen wurden nicht toleriert. Der Watergateskandal selbst nahm seinen Beginn am 17. Juni 1972, als fünf Männer, ausgerüstet mit Kameras und elektronischen Überwachungsgeräten, im Hauptquartier der gegnerischen Demokratischen Partei im Washingtoner Watergatekomplex nach einem Einbruch verhaftet wurden. Eine Verbindung zum CRP (Committee to Re-elect the President) konnte über den Anführer der Einbrecher, James McCord, hergestellt werden, ebenso die Verbindungen der anderen Einbrecher zum CIA, dem FBI und Mitarbeitern des White House. Als im August 1973 in dem sich immer mehr ausbreitenden Skandal Vizepräsident Spiro Agnew in eine Bestechungsaffäre verwickelt wurde, legte er im Oktober 1973 das Amt des Vizepräsidenten nieder. Gemäß der Bestimmung des XXV. Amendment aus 1967 (vgl. Dok. 42), das eine reibungslose Nachfolge von Präsident und Vizepräsident vorsah, um den leidvollen Erfahrungen der Kennedy Nachfolge zu entgehen, rückte Gerald Ford aus Michigan, der bisher republikanischer Fraktionsführer im Repräsentantenhaus gewesen war, von Nixon zum Vizepräsident ernannt und am 6. Dezember 1973 durch den Congress bestätigt, in dieses Amt nach. Zu diesem Zeitpunkt begann man im Congress ernsthaft, eine Amtsenthebung (Impeachment) Präsident Nixons in Erwägung zu ziehen. Als drei am 27. und 30. Juli vom Rechtsausschuß des Repräsentantenhauses verabschiedete Impeachmentartikel auf dem Weg ins Repräsentantenhaus waren, versuchte Nixon als letzten Verzweiflungsakt, ein Drittel der Senatoren für sich zu gewinnen. Nachdem aber von führenden republikanischen Senatoren die Aussichtslosigkeit des Unterfangens signalisiert wurde, hielt Nixon am 8. August nachfolgende von der Weltöffentlichkeit mit Spannung erwartete Fernsehansprache, mit der er als erster Präsident der Geschichte der Vereinigten Staaten seinen Rücktritt vom Präsidentenamt erklärte.
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"Guten Abend. Das ist das 37. Mal, daß ich zu Ihnen spreche aus diesem Büro, wo so viele Entscheidungen gefällt wurden, die die Geschichte dieser Nation geformt haben. Jedesmal, als ich zu Ihnen sprach, war es, um mit Ihnen einige Angelegenheiten zu besprechen, von denen ich glaubte, daß sie das nationale Interesse berühren. In allen Entscheidungen während meiner Amtskarriere habe ich immer versucht, das Beste für die Nation zu tun. Während des langen und schwierigen Watergate-Abschnitts meinte ich, es wäre meine Pflicht, auszuhalten und jede denkbare Anstrengung zu unternehmen, um die Amtszeit zu Ende zu führen, für die Sie mich gewählt haben. In den letzten Tagen jedoch wurde mir klar, daß ich nicht mehr eine genügend starke politische Grundlage im Kongreß besitze, um die Fortsetzung dieser Bemühungen zu rechtfertigen. Solange eine solche Grundlage vorhanden war, hatte ich das unbedingte Gefühl, daß es notwendig war, die verfassungsmäßige Prozedur bis zu ihrem Ende stattfinden zu lassen, und daß jede andere Handlungsweise den Geist dieses bewußt schwierigen Weges verletzen und einen gefährlichen und instabilen Präzedenzfall für die Zukunft schaffen würde. Aber mit dem Verschwinden der Grundlage glaube ich nun, daß der verfassungsmäßigen Absicht Genüge getan wurde und daß die Notwendigkeit nicht mehr besteht, den Prozeß zu verlängern. Ich würde es vorgezogen haben, die Verteidigung durch alle persönliche Agonie hindurch – die damit verbunden gewesen wäre – fortzusetzen, und meine Familie drängte mich einmütig dazu. Aber das Interesse der Nation rangiert immer vor jeglicher persönlichen Erwägung. Aus den Unterhaltungen, die ich mit den Führern des Kongresses und anderen führte, habe ich geschlossen, daß ich wegen der Watergate-Angelegenheit nicht mehr die Unterstützung des Kongresses besitze, die ich als notwendig betrachtete, um die sehr schwierigen Entscheidungen zu unterstützen und um die Pflichten dieses Amtes zu erfüllen, und zwar in einer Weise, wie sie das Interesse der Nation erfordert. Ich war nie einer, der aufgibt. Es geht gegen jede Faser meines Empfindens, das Amt vor Beendigung der Amtszeit zu verlassen. Aber als Präsident muß ich das Interesse Amerikas zuallererst berücksichtigen. Amerika braucht einen Präsidenten und einen Kongreß, die ihre gesamte Zeit dafür einsetzen können, vor allem jetzt angesichts der Probleme, denen wir zu Hause und draußen entgegensehen. Die Fortsetzung des Kampfes in den kommenden Monaten zum Zweck meiner persönlichen Rechtfertigung würde die Zeit und Aufmerksamkeit sowohl des Präsidenten als auch des Kongresses fast vollständig in Anspruch nehmen, und das in einer Periode, in der unsere gesamte Aufmerksamkeit auf die großen Probleme des Friedens draußen und des Wohlstandes ohne Inflation zu Hause gerichtet sein sollte.
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Daher werde ich diese Präsidentschaft mit Wirkung von morgen mittag (Freitag 17 Uhr MEZ) niederlegen. Vizepräsident Ford wird zur gleichen Zeit in diesem Büro als Präsident vereidigt werden. Wenn ich mich an die großen Hoffnungen für Amerika erinnere, mit denen wir diese zweite Amtszeit angetreten haben, fühle ich eine große Traurigkeit, daß ich in den nächsten zweieinhalb Jahren nicht in diesem Büro sein werde, um hier für Sie daran zu arbeiten, diese Hoffnungen zu verwirklichen. Aber wenn ich die Führung dieser Regierung Vizepräsident Ford übergebe, weiß ich, wie ich es der Nation auch vor zehn Monaten bei seiner Nominierung zum Vizepräsidenten mitteilte, daß Amerika in guten Händen sein wird. Ich übergebe das Amt an den Vizepräsidenten auch mit einem tiefen Gefühl für das Gewicht der Verantwortung, die von morgen an auf seinen Schultern ruhen wird, und gleichzeitig ist mir bewußt, daß er von allen Amerikanern ihr Verständnis, ihre Geduld und ihre Mitarbeit brauchen wird. Von der Übernahme der Verantwortung an verdient er die Hilfe und die Unterstützung von uns allen. Wenn wir in die Zukunft sehen, dann ist das wichtigste, mit der Heilung der Wunden dieser Nation zu beginnen und die Bitterkeit und Spaltungen der hinter uns liegenden Zeit zu überwinden, aber auch unsere gemeinsamen Ideale wieder zu entdecken, die das Herz, unsere Stärke und Einheit als ein großes freies Volk bilden. Ich hoffe, daß meine Handlungsweise den Beginn dieses Heilungsprozesses, der so verzweifelt notwendig in Amerika ist, beschleunigt. Ich bedauere tief jede Ungerechtigkeit, die auf dem Wege, der zu dieser Entscheidung führte, geschehen sein mag. Ich möchte nur noch sagen, daß, falls einige meiner Urteile falsch waren – und einige waren falsch – daß sie zu ihrer Zeit so getroffen wurden, wie ich die besten Interessen der Nation verstand. Allen, die mit mir die vergangenen schwierigen Monate durchgestanden haben – meine Familie, meine Freunde, viele andere, die meine Sache unterstützten, weil sie glaubten, daß sie gerecht war – werde ich ewig für ihre Unterstützung dankbar sein. "Eine entscheidende Zeit in der Geschichte der Nation" Denjenigen, die sich nicht in der Lage fühlten, mich zu unterstützen, möchte ich sagen, daß ich ohne Bitterkeit gegenüber denjenigen gehe, die gegen mich waren, weil letzten Endes uns allen das Wohl des Landes am Herzen liegt, wenn auch unsere Meinungen auseinandergehen mögen. Lassen Sie uns alle nunmehr zusammen diese gemeinsame Verpflichtung von neuem bestätigen und unserem neuen Präsidenten helfen, erfolgreich zum Wohle aller Amerikaner zu wirken. Ich werde dieses Amt mit Bedauern darüber verlassen, meine Amtszeit nicht zu Ende führen zu können, jedoch mit Dankbarkeit für das Privileg, während
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der letzten fünfeinhalb Jahre als Ihr Präsident gedient haben zu dürfen. Diese Jahre waren eine entscheidende Zeit in der Geschichte unserer Nation und der Welt. Sie waren eine Zeit des Erfolges, auf den wir alle stolz sein können. Das waren Erfolge auf Grund der gemeinsamen Anstrengungen von Regierung, Kongreß und Volk. Aber die Aufgaben vor uns sind gleichermaßen umfangreich. Auch sie erfordern die Unterstützung durch Kongreß und Volk in gemeinsamer Arbeit mit der neuen Regierung. Wir haben Amerikas längsten Krieg beendet, aber bei der Arbeit zur Erreichung eines dauerhaften Friedens in der Welt reichen die Ziele sogar noch weiter und sind noch schwieriger. Wir müssen eine Struktur des Friedens vollenden, damit einmal von dieser, unserer amerikanischen Generation von den Völkern aller Nationen gesagt werden kann, daß wir nicht nur einen Krieg beendet, sondern künftige Kriege verhindert haben. Wir haben die Türen aufgeschlossen, die ein Vierteljahrhundert lang zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China standen. Wir müssen nun sicherstellen, daß dieses eine Viertel der Weltbevölkerung, das in der Volksrepublik China lebt, auch in der Zukunft nicht Feinde sind, sondern unsere Freunde bleiben. 100 Millionen Menschen in den arabischen Ländern des Nahen Ostens, die uns fast 20 Jahre lang für Feinde hielten, betrachten uns nunmehr als Freunde. Wir müssen auf dieser Freundschaft aufbauen, damit sich endlich der Frieden über den Nahen Osten legen kann und damit die Wiege der Zivilisation nicht ihr Grab wird. Zusammen mit der Sowjetunion haben wir die entscheidenden Durchbrüche zum Beginn einer Begrenzung der Atomwaffen erzielt. Aber wir müssen als unser Ziel nicht nur die Begrenzung, sondern die Verringerung und schließlich die Vernichtung dieser schrecklichen Waffen anstreben, damit sie nicht die Zivilisation zerstören und damit die Drohung eines Atomkriegs aus der Welt verschwindet. Wir haben neue Beziehungen mit der Sowjetunion aufgenommen. Wir müssen dieses neue Verhältnis weiterentwickeln und ausbauen, damit die zwei stärksten Nationen in der Welt zusammenarbeiten, aber sich nicht feindlich gegenüberstehen. Überall in der Welt – in Asien, Afrika, Lateinamerika, im Nahen Osten – gibt es Millionen Menschen, die in schrecklicher Armut und Hungersnot leben. Unser Ziel muß beibehalten werden, von der Kriegsproduktion wegzusteuern und die Friedensproduktion zu erweitern, damit die Menschen überall auf dieser Erde wenigstens für ihre Kinder, wenn schon nicht für sich selbst, auf eine Versorgung mit dem Lebensnotwendigen hoffen können. Hier in Amerika sind wir glücklich genug, daß die Mehrheit unseres Volkes nicht nur die Segnungen der Freiheit genießt, sondern auch die Mittel besitzt, um ein gutes, volles und nach
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dem Weltmaßstab sogar von Fülle gekennzeichnetes Leben zu führen. Wir müssen weiter nicht nur auf mehr und bessere Arbeitsplätze drängen, sondern auf umfassende Möglichkeiten für jeden Amerikaner und vor allem darauf, um was wir uns jetzt so angestrengt bemühen: Wohlstand ohne Inflation. Über ein Vierteljahrhundert meines öffentlichen Lebens habe ich an der turbulenten Geschichte dieses Zeitabschnitts teilgenommen. Ich habe für das gekämpft, an das ich glaubte. Nach meinen besten Kräften habe ich versucht, meine Pflichten zu erfüllen und meinen Verantwortlichkeiten nachzukommen, so wie sie mir anvertraut wurden. Manchmal war ich erfolgreich und manchmal nicht. Aber immer wieder hat mich das Wort von Theodore Roosevelt ermutigt, der einen Mann in der Arena beschrieb, dessen Gesicht von Staub und Schweiß und Blut gezeichnet ist, der aber tapfer weiterkämpft, der Irreführungen erliegt und immer und immer wieder unterliegt, einfach, weil es keine Anstrengung ohne Irrtümer gibt, aber der nicht aufgibt, um seinen Auftrag zu erfüllen. Dieser Mann in der Arena weiß um die große Begeisterung, die große Hingabe, er gibt sich selbst ganz hin an das noble Ziel; im besten Falle erklärt er schließlich am Ende den Triumph des großen Erfolges, und im schlimmsten Falle versagt er. Aber er versagt, während er die Größe sucht. Heute nacht verspreche ich Ihnen, daß ich in diesem Geiste fortfahren werde, solange mir ein Atemzug verbleibt. Ich werde für die großen Ziele weiterarbeiten, denen ich mich in all meinen Jahren als Abgeordneter, Senator, Vizepräsident und Präsident verschrieben habe: der Sache des Friedens, nicht nur für Amerika, sondern unter allen Nationen, dem Wohlstand, der Gerechtigkeit und der Gleichheit für alle unsere Menschen. Eine Sache ist da aber, die über allen anderen steht, der ich mich verschrieben habe und für die ich immer einstehen werde, solange ich lebe. Als ich vor fünfeinhalb Jahren zum ersten Mal als Präsident vereidigt wurde, bin ich diese heilige Verpflichtung eingegangen: mein Amt, meine Energien und alle Weisheit, derer ich fähig bin, der Sache des Friedens zwischen den Nationen zu weihen. Seitdem habe ich mein Bestes getan, um dieser Verpflichtung nachzukommen. Als Ergebnis dieser Bemühungen bin ich zuversichtlich, daß die Welt heute sicherer geworden ist, nicht nur für das amerikanische Volk, sondern für die Völker aller Nationen, und daß unsere Kinder eine größere Chance als je zuvor haben, in Frieden leben zu können und nicht im Kriege sterben zu müssen. Das ist es, was ich mehr als alles andere zu erreichen hoffte, als ich mich um die Präsidentschaft bewarb. Dies ist es, mehr als alles andere, was ich hoffe, Ihnen, unserem Land, zu hinterlassen, wenn ich die Präsidentschaft niederlege.
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Wenn man in diesem Amt gedient hat, hat man ein sehr persönliches Gefühl der Beziehung zu jedem einzelnen Amerikaner, und wenn ich es nun verlasse, so tue ich es mit diesem Gebet: Möge Gottes Gnade mit Ihnen in allen kommenden Tagen sein." Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc 700), 813 f.; dt. aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. August 1974.
140. Jimmy Carters Botschaft über Außenpolitik, 22. Mai 1977 Carter's Address on Foreign Policy Anläßlich der Präsidentschaftswahlen 1976, 200 Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung, konnte sich Gerald Ford nur knapp gegen seinen Herausforderer Ronald Reagan, Gouverneur aus Kalifornien, bei den Republikanern als Präsidentschaftskandidat durchsetzen. Bei den Demokraten gewann der frühere Gouverneur aus Georgia, Jimmy Carter, die Nominierung als Präsidentschaftskandidat. Als Außenseiter, der niemals in die Bürokratie in Washington integriert war, setzte man hohe Erwartungen in ihn, was die Rückbesinnung auf moralische Werte, Ehrbarkeit und auch Effizienz in der Regierung betraf. Als Vizepräsidenten und Mitbewerber wählte er Walter Mondale, Senator aus Minnesota. Auf Grund eines neuen Wahlkampfgesetzes, das die Limitierung der Ausgaben der Wahlkämpfe vorsah, wurde der Wahlkampf hauptsächlich über das Medium Fernsehen geführt. Am Tag seiner Amtseinführung legte Jimmy Carter den Weg vom Kapitol zum Weißen Haus zu Fuß zurück, als erster Präsident seit Thomas Jefferson. Bereits einige Monate nach seiner Amtseinführung hielt er in Notre Dame eine Rede über Außenpolitik, die als herausragendste und in ihren Konturen schärfste seit der 30 Jahre älteren Truman Doktrin (vgl. Dok. 120) zu werten ist. Der Einfluß seines nationalen Sicherheitsberaters Zbigniew Brzezinski ist unverkennbar. Mit dieser Rede sollten traditionelle Moralvorstellungen und Werte wiederhergestellt werden. Nach der Niederlage in Vietnam und der Verfassungskrise nach Watergate sowie dem Ölembargo der OPEC sollte die Nation mit neuem Selbstbewußtsein erfüllt werden. Die Zeit war aber schlecht für neoliberalistische Strömungen, obwohl einige Schritte in diese Richtung gesetzt wur-
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den. (Drei Frauen wurden in das Kabinett Carters berufen, eine Beamtenreform wurde in Angriff genommen, und Farbige erhielten Richter- und Verwaltungsposten.) Im Laufe seiner Amtszeit mußte Carter viele der von ihm in Angriff genommenen Reformvorhaben wieder zurücknehmen und sogar eine gegenläufige Entwicklung hinnehmen. Der endgültige Durchbruch des Neokonservativismus sollte sich jedoch erst unter seinem Nachfolger in diesem Amt vollziehen. * * * … In der vergangenen Woche habe ich in Kalifornien über das innenpolitische Programm für unser Land gesprochen. Unsere Aufgabe in den nächsten Jahren besteht darin, den Bedürfnissen unserer Bevölkerung noch wirksamer zu entsprechen und – entgegen allen düsteren Erwartungen unserer Zeit – zu demonstrieren, daß unsere Regierung sowohl kompetent als auch human sein kann. Ich möchte heute über die Beziehungen sprechen, die zwischen unserem Vorgehen im Ausland und unseren wesentlichen Charakterzügen als Volk bestehen. Ich glaube, wir können eine Außenpolitik betreiben, die demokratisch ist, die von unseren grundlegenden Wertvorstellungen ausgeht und die Stärke und Einfluß für humane Ziele einsetzt. Wir können ferner eine Außenpolitik verfolgen, die vom amerikanischen Volk sowohl unterstützt –, als auch verstanden wird. Ich habe Vertrauen in unser eigenes politisches System. Da wir wissen, daß sich die Demokratie bewährt hat, können wir auch die Argumente der Machthaber ablehnen, die ihren Völkern die Menschenrechte verweigern. Wir sind zuversichtlich, daß das Beispiel der Demokratie überzeugend sein wird, und daher suchen wir denen dieses Beispiel näherzubringen, von denen wir getrennt worden sind und die noch nicht überzeugt sind. Wir sind zuversichtlich, daß die demokratischen Methoden die wirksamsten sind, und daher geraten wir auch nicht in Versuchung, unrechte Taktiken anzuwenden, weder in unserem Land noch im Ausland. Wir sind von unserer eigenen Stärke überzeugt, und daher können wir auch wesentliche beiderseitige Reduzierungen in dem nuklearen Wettrüsten anstreben. Wir vertrauen auf die Vernunft unseres eigenen Volkes, und so lassen wir es auch an dem Prozeß über die außenpolitischen Entscheidungen teilhaben. Daher können wir mit den Stimmen von 215 Millionen und nicht nur von einer Handvoll Menschen sprechen. Die größten Erfolge der Demokratie in der jüngsten Zeit – in Indien, Portugal, Griechenland, Spanien – zeigen, daß unser Vertrauen keineswegs unangebracht ist.
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Da wir vertrauensvoll in unsere eigene Zukunft blicken, sind wir jetzt frei von dieser übertriebenen Furcht vor dem Kommunismus, die uns einst dazu veranlaßt hat, jeden Diktator zu umarmen, der diese Furcht mit uns teilte. Zu viele Jahre lang waren wir bereit, die brüchigen Prinzipien und Taktiken unserer Gegner anzunehmen und manchmal auch unsere Wertvorstellungen zugunsten der ihrigen aufzugeben. Wir haben Feuer mit Feuer bekämpft und niemals daran gedacht, daß Feuer besser mit Wasser bekämpft wird. Dieses Konzept schlug fehl; Vietnam ist das beste Beispiel für seine geistige und moralische Armut. Aber durch unser Scheitern haben wir den Weg zurück zu unseren eigenen Prinzipien und Wertvorstellungen gefunden, und wir haben unser verlorengegangenes Vertrauen zurückgewonnen. Gemessen an der Geschichte sind die 200 Jahre unseres Landes ein kurzer Zeitraum; und unser Aufstieg zur vorherrschenden Weltmacht ist noch kürzer. Er geht auf das Jahr 1945 zurück, als Europa und die alte internationale Ordnung in Trümmern lagen. Vorher stand Amerika weitgehend am Rande der weltpolitischen Ereignisse. Danach standen wir zwangsläufig im Mittelpunkt. Wir haben dazu beigetragen, solide Zeugnisse unseres Glaubens und unserer Zielsetzungen zu errichten – die Vereinten Nationen, die NordatlantikpaktOrganisation, die Weltbank, den Internationalen Währungsfonds sowie weitere Institutionen. Dieses internationale System hat ein Vierteljahrhundert lang Bestand gehabt und sich bewährt. Unsere Politik in dieser Zeitspanne war von zwei Prinzipien geleitet: dem Glauben, daß die sowjetische Expansion eingedämmt werden muß, und als Gegenstück dazu dem Glauben an die Wichtigkeit eines fast exklusiven Bündnisses zwischen den nicht-kommunistischen Ländern zu beiden Seiten des Atlantiks. Dieses System konnte nicht für immer unverändert bleiben. Historische Trends haben seine Grundlagen geschwächt. Die einigende Gefahr eines Konflikts mit der Sowjetunion ist jetzt weniger stark – auch wenn der Wettstreit weit umfassender geworden ist. Der Vietnam-Krieg hat eine tiefe moralische Krise ausgelöst und dabei das weltweite Vertrauen in unsere Politik untergraben. Die wirtschaftlichen Spannungen der siebziger Jahre haben das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Vermögen der industriellen Demokratie geschwächt, einen anhaltenden Wohlstand für ihre Bürger zu gewährleisten – eine Vertrauenskrise, die durch den latenten Pessimismus einiger unserer Staatsmänner noch verstärkt wurde. Es ist eine wohlbekannte Wahrheit, daß die Welt sich heute mitten in dem tiefgreifendsten und raschesten Umwandlungsprozeß ihrer gesamten Geschichte befindet. In weniger als einer Generation hat sich das tägliche Leben und das
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Streben der meisten Menschen völlig geändert. Der Kolonialismus ist nahezu verschwunden; ein neues Gefühl nationaler Identität ist in fast 100 jungen Ländern entstanden; Allgemeinbildung ist heute viel weiter verbreitet; das Streben ist auf viel höhere Ziele gerichtet. Da immer mehr Menschen von traditionellen Zwängen befreit wurden, sind immer mehr Menschen entschlossen, soziale Gerechtigkeit zu erlangen. Die Welt ist immer noch durch ideologische Streitigkeiten gespalten, sie wird von regionalen Konflikten beherrscht und lebt unter der drohenden Gefahr, daß wir die Unterschiede zwischen den Rassen und zwischen Arm und Reich nicht beseitigen können, ohne daß es zu Gewalttätigkeiten kommt oder die großen Militärmächte in einen Krieg hineingezogen werden. Wir können die traditionellen Fragen Krieg und Frieden nicht länger von den neuen weltweiten Problemen Gerechtigkeit, Gleichheit und Menschenrechte trennen. Es ist eine neue Welt – aber Amerika sollte sie nicht fürchten. Es ist eine neue Welt – und wir sollten dazu beitragen, sie zu formen. Es ist eine neue Welt, die eine neue amerikanische Außenpolitik erfordert – eine Politik, die sich in ihren Werten auf eine Haltung des Anstands und in ihrem historischen Ausblick auf Optimismus gründet. Wir können nicht länger eine Politik nur für die Industrieländer als Grundlage der globalen Stabilität verfolgen, sondern wir müssen auf die neue Realität einer politisch erwachenden Welt reagieren. Wir können nicht länger erwarten, daß die anderen 150 Staaten dem Diktat der Mächtigen folgen, aber wir müssen auch weiterhin vertrauensvoll unsere Bemühungen fortsetzen. Impulse zu geben, zu überzeugen und zu führen. Unsere Politik muß unsere Überzeugung widerspiegeln, daß die Welt auf mehr als auf einfaches Überleben hofft, und die Überzeugung, daß Würde und Freiheit die fundamentalen geistigen Erfordernisse des Menschen sind. Unsere Politik muß ein internationales System formen, das länger andauert als Geheimabkommen. Wir können eine solche Politik nicht durch Manipulationen gestalten. Unsere Politik muß offen und freimütig sein; sie muß eine Politik des konstruktiven weltweiten Engagements sein, die auf folgenden fünf Grundvoraussetzungen ruht: Erstens sollte unsere Politik die grundlegende Verpflichtung unseres Volkes widerspiegeln, die Sache der Menschenrechte zu fördern. Dann sollte unsere Politik sich auf eine enge Zusammenarbeit zwischen den industriellen Demokratien der Welt gründen, weil wir dieselben Wertmaßstäbe
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haben und weil wir gemeinsam dazu beitragen können, ein besseres Leben für alle zu schaffen. Auf der Grundlage einer starken Verteidigungskapazität muß unsere Politik auch versuchen, die Beziehungen zur Sowjetunion und zu China in einer Weise zu verbessern, die sowohl umfassender ist als auch auf größere Gegenseitigkeit beruht. Auch wenn wir keine ideologischen Gegensätze überwinden können, müssen wir doch Anpassungen erreichen, die das Risiko des Krieges vermindern. Unsere Politik muß sich ferner auf die Entwicklungsländer erstrecken, um Leiden zu mildern und um die Lücke zwischen den Reichen und den Armen dieser Welt zu verringern. Schließlich muß unsere Politik alle Länder dazu ermutigen, sich über enge nationale Interessen zu erheben und gemeinsam nach Lösungen für solche überaus schwierigen weltweiten Probleme wie die Gefahr eines Atomkriegs, den Rassenhaß, Umweltschäden, Hunger und Krankheit zu suchen. Seit Januar haben wir damit begonnen, eine Außenpolitik zu entwickeln und in Gang zu setzen, die auf diesen Voraussetzungen fußt, und ich habe mich bemüht, diese Voraussetzungen dem amerikanischen Volk klar vor Augen zu führen. Lassen Sie mich einen kurzen Überblick geben über das, was wir getan haben, und lassen Sie mich darlegen, was wir zu tun beabsichtigen. Erstens haben wir Amerikas Verpflichtung gegenüber den Menschenrechten als fundamentalen Grundsatz unserer Außenpolitik bekräftigt. Was unsere Vorfahren, Religion und Hautfarbe, unseren Herkunftsort und unseren kulturellen Hintergrund angeht, so sind wir eine so mannigfaltige Nation, wie sie die Welt je gekannt hat. Kein gemeinsamer Mystizismus von Blut und Boden vereint uns. Was uns zusammenbindet – vielleicht mehr als alles andere –, ist unser Glaube an die menschliche Freiheit. Die Welt soll wissen, daß unsere Nation für mehr eintritt als finanzielle Prosperität. Das heißt nicht, daß wir unsere Außenpolitik mit Hilfe starrer moralistischer Maximen führen können. Wir leben in einer Welt, die unvollkommen ist und immer unvollkommen sein wird – in einer Welt, die kompliziert ist und immer kompliziert sein wird. Ich bin mir vollkommen der Grenzen der Beeinflussung des moralischen Empfindens bewußt. Ich mache mir keine Illusionen, daß Veränderungen leicht oder schon bald eintreten werden. Aber ich glaube auch, daß es ein Fehler ist, die Macht des Wortes und der Ideen, denen das Wort dient, zu unterschätzen. In unserer Geschichte reicht diese Macht von Thomas Paines "Der gesunde Menschenverstand" bis zu Martin Luther Kings "Ich habe einen
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Traum". Im Bereich des menschlichen Geistes sind Worte auch Aktion – und zwar weit mehr, als es manchen von uns klar ist, die in Ländern leben, wo die Freiheit der Meinung für selbstverständlich gehalten wird. Die Führer der totalitären Länder verstehen dies sehr wohl. Der Beweis dafür ist, daß das Wort genau die Aktion ist, deretwegen Dissidenten in diesen Ländern verfolgt werden. Nichtsdestoweniger können wir schon bedeutsame weltweite Fortschritte bezüglich des Schutzes des einzelnen vor der willkürlichen Macht des Staates sehen. Würden wir diese Tendenz ignorieren, dann würden wir an Einfluß und moralischer Autorität in der Welt verlieren. Um führen zu können, müssen wir das moralische Format wiedergewinnen, das wir einst besaßen. Alle Menschen werden aus diesen Fortschritten Nutzen ziehen. Aus freiem und offenem Wettstreit erwächst kreative Veränderung – in der Politik, im Handel, in der Wissenschaft und in der Kunst. Aus der Kontrolle erwachsen Konformität und Hoffnungslosigkeit. Die großen Demokratien sind nicht frei, weil sie stark und wirtschaftlich erfolgreich sind. Sie sind stark und wirtschaftlich erfolgreich, weil sie frei sind. Zweitens haben wir uns bewußt bemüht, die Bindungen zwischen unseren Demokratien zu stärken. Bei unseren jüngsten Treffen in London sind wir übereingekommen, unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit zu erweitern, den freien Handel zu fördern, das Weltwährungssystem zu stärken und nach Mitteln und Wegen zu suchen, um eine nukleare Proliferation zu vermeiden. Wir bereiteten konstruktive Vorschläge für die bevorstehenden Konferenzen über die NordSüd-Probleme der Armut, der Entwicklung und des globalen Wohlergehens vor, und wir einigten uns über gemeinsame Bemühungen zur Verstärkung und Modernisierung unserer gemeinsamen Verteidigung. Und was noch wichtiger ist: Jeder von uns bekräftigte unseren grundlegenden Optimismus hinsichtlich der Zukunft des demokratischen Systems. Dieser Geist des Vertrauens breitet sich aus. Gemeinsam können unsere Demokratien dazu beitragen, ein größeres System der weltweiten Zusammenarbeit zu formen – und das Londoner Treffen war ein erfolgreicher Schritt in Richtung auf dieses Ziel. Drittens haben wir Schritte unternommen, um die Sowjetunion für gemeinsame Anstrengungen zur Beendigung des strategischen Wettrüstens zu gewinnen. Dieses Wettrüsten ist nicht nur gefährlich, es ist auch moralisch beklagenswert. Wir müssen ihm ein Ende setzen. Ich weiß, daß es nicht leicht sein wird, Übereinkünfte zustandezubringen. Die Probleme sind außerordentlich komplex und die amerikanischen und die sow-
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jetischen Interessen, Vorstellungen und Bestrebungen sehr unterschiedlich. Wir müssen ebenso geduldig wie umsichtig vorgehen. Unser Ziel ist es, beiden Seiten gegenüber fair zu sein, um zu reziproker Stabilität, Parität und Sicherheit zu gelangen. Wir wünschen ein Einfrieren der weiteren Modernisierung der strategischen Waffen und deren ständige erhebliche Verringerung. Wir wünschen einen umfassenden Kernwaffenstop, ein Verbot der chemischen Kriegführung, keine Angriffskapazitäten gegen künstliche Erdsatelliten und eine Begrenzung der Rüstungen im Gebiet des Indischen Ozeans. Ich hoffe, daß es uns möglich sein wird, zusammen mit allen Ländern gemeinsame Schritte zu unternehmen, um die Kernwaffen vollständig aus unseren Todesarsenalen zu eliminieren. Wir werden beharrlich darauf hinwirken. Ich glaube an die Entspannung im Verhältnis zur Sowjetunion. Für mich bedeutet sie Fortschritt in Richtung auf den Frieden. Aber dieser Fortschritt muß sowohl umfassend als auch reziprok sein. Wir können uns nicht darauf einlassen, einem Teil der Welt Entgegenkommen zu zeigen und in einem anderen Teil die Verschärfung der Konflikte hinzunehmen. Die Auswirkungen der Detente sollten sich nicht allein auf unsere beiden Länder beschränken. Wir hoffen, daß die sowjetischen Führer sich uns in dem Bemühen anschließen werden, die Weiterverbreitung von Nuklearsprengstoffen zu unterbinden und die Verkäufe von konventionellen Waffen zu verringern. Wir hoffen, die Sowjetunion davon überzeugen zu können, daß kein Land das Recht hat, sein eigenes gesellschaftliches System anderen aufzuzwingen – weder durch direkte militärische Intervention noch durch den Einsatz der militärischen Streitkräfte eines Vasallenstaates, wie im Falle der kubanischen Intervention in Angola. Kooperation bringt auch Verpflichtungen mit sich. Wir hoffen, die Sowjetunion dazu bewegen zu können, in Zukunft auch in der Unterstützung der Entwicklungsländer eine größere Rolle zu spielen, weil gemeinsame Hilfeanstrengungen dazu beitragen werden, eine Brücke des gegenseitigen Vertrauens zwischen uns zu schaffen. Viertens unternehmen wir wohlüberlegte Schritte, um die Chancen für einen dauerhaften Frieden im Nahen Osten zu verbessern. In weitgespannten Konsultationen mit führenden Politikern der betroffenen Länder haben wir einige Bereiche der Übereinstimmung herausgefunden und eine gewisse Bewegung in Richtung auf einen Konsens in Gang gebracht. Diese Verhandlungen müssen fortgesetzt werden.
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In meinen öffentlichen Äußerungen habe ich ferner versucht, ein flexibleres Rahmenwerk für die Erörterung von drei Schlüsselfragen vorzuschlagen, die bisher nicht in den Griff zu bekommen waren: die Gestalt eines umfassenden Friedens, die Zusammenhänge zwischen Sicherheit und Grenzen und die Frage der palästinensischen Heimstatt. Die historische Freundschaft zwischen den Vereinigten Staaten und Israel hängt nicht von der Innenpolitik des einen oder des anderen Landes ab; sie leitet sich vielmehr ab von unserer gemeinsamen Achtung vor der Freiheit des Menschen und von unserer gemeinsamen Suche nach dauerhaftem Frieden. Wir werden weiterhin auf eine Regelung drängen, wie wir sie alle brauchen. Unsere gemeinsame Politik wird durch Veränderungen in der politischen Führung irgendeines der Länder im Nahen Osten nicht berührt. Deshalb erwarten wir von Israel und seinen Nachbarn, daß sie sich weiterhin an die Entschließungen Nr. 242 und 338 der Vereinten Nationen gebunden fühlen, denen sie zu einem früheren Zeitpunkt bereits zugestimmt haben. Die Gegenwart kann durchaus der bestgeeignete Zeitpunkt seit Beginn des arabisch-israelischen Konflikts für eine echte Regelung sein. Diese Gelegenheit zu verpassen, könnte Unheil bedeuten – nicht nur für den Nahen Osten, sondern vielleicht auch für die internationale politische und wirtschaftliche Ordnung. Fünftens versuchen wir trotz des Risikos, daß es zu Reibungen mit unseren Freunden kommt, die Gefahr einer nuklearen Proliferation und einer weltweiten Verbreitung konventioneller Waffen zu vermindern. Auf dem jüngsten Gipfel herrschte allgemeine Übereinstimmung, daß die Proliferation von Kernbrennstoffen aus der Wiederaufarbeitung von abgebrannten Kernbrennstoffen eine ernste Frage darstellt. Wir haben nunmehr internationale Bemühungen in Gang gesetzt, die besten Methoden der Nutzung der Kernenergie für friedliche Zwecke herauszufinden und gleichzeitig die Gefahren zu verringern, daß ihre Produkte für die Herstellung von Sprengstoffen abgezweigt werden. Wir haben ferner eine umfassende Überprüfung unserer eigenen Politik betreffend die Weitergabe von Waffen abgeschlossen. Der Wettbewerb im Verkauf von Rüstungsgütern ist dem Frieden abträglich und stört die wirtschaftliche Entwicklung der ärmeren Nationen. Wir werden im Zuge unserer nationalen Politik darauf bedacht sein, den jährlichen Dollarwert der Waffenverkäufe zu verringern, die Weitergabe von modernsten Waffen zu beschränken und das Ausmaß unserer Koproduktionsabsprachen mit anderen Staaten zu vermindern. Und was ebenso wichtig ist, wir werden versuchen, andere Staaten dazu zu bewegen, sich uns in diesen Bemühungen anzuschließen.
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Das alles ist erst der Anfang. Es ist aber ein Anfang, der auf ein klares Ziel hinweist: einen größeren Rahmen für eine den neuen historischen Umständen angemessene internationale Zusammenarbeit zu schaffen. Wir werden enger mit den einflußreicheren unter den Ländern in Lateinamerika, Afrika und Asien zusammenarbeiten. Wir brauchen ihre Freundschaft und ihre Mitarbeit bei gemeinsamen Bemühungen in einer Zeit, in der sich die Machtstrukturen der Welt verändern. Vor über hundert Jahren erklärte Abraham Lincoln, unsere Nation könnte nicht halb als Sklaven- und halb als ein freier Staat existieren. Und wir wissen, daß eine friedliche Welt nicht zu einem Drittel reich und zu zwei Dritteln hungrig sein kann. Die meisten Länder teilen unseren Glauben, demzufolge ein langfristiger, erweiterter und für alle Beteiligten vorteilhafter Handel den Entwicklungsländern am ehesten dazu verhilft, sich selbst zu helfen. Aber die unmittelbaren Probleme des Hungers, der Krankheit, des Analphabetentums und der Unterdrückung stellen sich uns hier und heute. Die Demokratien des Westens, die OPEC-Staaten und die wirtschaftlich entwickelten kommunistischen Länder können über bereits bestehende internationale Institutionen zu dem Zweck zusammenarbeiten, wirksamere Hilfe zu gewähren. Das ist eine hervorragende Alternative zum Krieg. Es liegt ein besonderes Bedürfnis für die Zusammenarbeit und für Konsultationen mit anderen Ländern dieser Hemisphäre vor. Wir brauchen kein neues Schlagwort; obwohl es sich hier um unsere Freunde und Nachbarn handelt, sind unsere Bindungen zu ihnen ebenso wie unsere Bindungen zur übrigen Welt Bindungen der Gleichheit. Wir werden sie als Teil eines neuen weltweiten Mosaiks aus globalen, regionalen und bilateralen Beziehungen behandeln. Es ist wichtig, daß wir Fortschritte in Richtung auf eine Normalisierung der Beziehungen zur Volksrepublik China machen. Wir halten die amerikanischchinesischen Beziehungen für ein zentrales Element unserer Weltpolitik, und China ist eine Kraft, die von entscheidender Bedeutung für den Weltfrieden ist. Wir wünschen, mit dem schöpferischen chinesischen Volk bezüglich der Probleme, mit denen sich die gesamte Menschheit konfrontiert sieht, eng zusammenzuarbeiten. Wir hoffen, eine Formel finden zu können, die einige der Schwierigkeiten zu überbrücken vermag, die uns noch immer trennen. Lassen Sie mich abschließend sagen, daß wir uns für eine friedliche Beilegung der Krise im südlichen Afrika engagiert haben. Die Zeit ist gekommen, das Prinzip der Herrschaft der Mehrheit zur Grundlage der politischen Ordnung zu machen – in Anerkennung des Prinzips, daß die Rechte der Minderheit in einem demokratischen System ebenfalls geschützt werden müssen. Wenn der Wandel
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friedlich vonstatten gehen soll, muß er sofort eintreten. Die Vereinigten Staaten sind entschlossen, mit ihren europäischen Verbündeten und den betroffenen afrikanischen Staaten zusammenzuarbeiten, um einen angemessenen internationalen Rahmen für die rasche und progressive Umwandlung der gesellschaftlichen Verhältnisse im südlichen Afrika zu schaffen und dieses vor unbefugter Einmischung von außen zu schützen. Lassen Sie mich abschließend zusammenfassen: Unsere Politik basiert auf einer historischen Vision der Rolle Amerikas; sie leitet sich her von einer umfassenderen Betrachtungsweise des globalen Wandels; sie beruht auf unseren moralischen Wertvorstellungen; sie wird gestützt durch unseren materiellen Wohlstand und unsere militärische Macht; sie verfolgt den Zweck, der Menschheit zu dienen; und sie entspricht einer Politik, die Sie, wie ich hoffe, stolz machen wird, Amerikaner zu sein. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc 707), 827 f.; dt. aus: Amerika Dienst, USIS Bonn, Dokumentationen, Nr. 14, 26.5.1977.
141. SALT II-Vertrag, 18. Juni 1979 Strategic Arms Limitation Treaty II Richard Nixon war der erste amerikanische Präsident, der Moskau jemals besucht hatte. Während seines Aufenthaltes wurden zwischen ihm und dem sowjetischen Generalsekretär der KPdSU Leonid Breschnew zwei wichtige Rüstungsbeschränkungsverträge unterzeichnet: Der erste sah eine Beschränkung der ABM (Anti Ballistic Missiles) vor, wobei die Einhaltung durch Aufklärungssatelliten überwacht werden sollte. Das zweite war ein Interimabkommen, das die Anzahl der offensiven Nuklearwaffen, die beide Seiten besaßen, auf fünf Jahre einfrieren sollte. Davon erfaßt waren ICBM's, von U-Booten aus gestartete Raketen und U-Boote mit ballistischen Raketen. Da diese beiden Abkommen nur eine Verringerung der Anzahl der Waffen, die bereits produziert werden konnten, vorsahen, waren sie in der Beendigung des nuklearen Wettrüstens nicht erfolgreich. Die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion wandten sich viel mehr der Entwicklung neuer Waffensysteme zu, die von den Vereinbarungen nicht erfaßt wurden. Daher wurden allgemeine Richtlinien für ein weiteres SALT-Abkommen schon Ende 1974 von Ford
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und Breschnew paraphiert. Einem Vorstoß Carters im März 1977, Abrüstungen in weit größerem Maße zu betreiben, begegnete man in Moskau mit Ablehnung. In diesem SALT II-Vertrag, der das Ergebnis langer und schwieriger Abrüstungsverhandlungen war, wurde nicht nur eine beidseitige Begrenzung der offensiven strategischen Waffen beschlossen, sondern auch eine Einschränkung der Verbesserung in qualitätsmäßiger Hinsicht vereinbart, wobei aber die Verdoppelung der Sprengköpfe zugelassen wurde. Präsident Carter unterzeichnete den Vertrag am 9. Juli 1979 in Wien, nachdem die Sowjets wohl auf Grund der Annäherung Chinas an die Vereinigten Staaten einlenkten. Innerstaatlich ergaben sich jedoch einige Probleme: Liberale Senatoren, wie George Mc Govern, waren gegen den Vertrag, weil er ihrer Ansicht nach den Rüstungswettlauf weiterführte. Auch Demokraten um Henry Jackson befürworteten höhere Rüstungsausgaben und lehnten den Vertrag, wie einige Konservative, die von Verhandlungen mit der Sowjetunion überhaupt nichts wissen wollten, ab. Endgültig scheitern ließ den Vertrag die sowjetische Invasion in Afghanistan, was Präsident Carter den Vertrag aus dem Senat zurückziehen ließ. Obwohl der Vertrag formell nie in Kraft getreten war, wurden die Vertragsbestimmungen dennoch von beiden Mächten bis ins Jahr 1987 eingehalten. * * * Die Vereinigten Staaten von Amerika und die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, im folgenden als Vertragsparteien bezeichnet – In dem Bewußtsein, daß ein Atomkrieg verheerende Folgen für die ganze Menschheit haben würde; Ausgehend von den Grundprinzipien für die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken vom 29. Mai 1972; In Erkenntnis der besonderen Bedeutung der Begrenzung strategischer Waffen und entschlossen, in ihren Bemühungen fortzufahren, die mit dem Vertrag vom 26. Mai 1972 über die Begrenzung der Systeme zur Abwehr ballistischer Flugkörper und dem Interimsabkommen vom 26. Mai 1972 über bestimmte Maßnahmen hinsichtlich der Begrenzung strategischer Offensivwaffen begonnen wurden; Überzeugt, daß die in diesem Vertrag vorgesehenen weiteren Maßnahmen zur Begrenzung strategischer offensiver Waffen zur Verbesserung der Beziehungen zwischen den Vertragsparteien, zur Verringerung der Gefahr des Ausbruchs eines Atomkriegs und zur Festigung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit beitragen werden; Eingedenk ihrer Verpflichtungen nach Artikel VI des Vertrags über die Nichtverbreitung von Kernwaffen;
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Geleitet von dem Grundsatz der Gleichheit und der gleichen Sicherheit; In der Erkenntnis, daß die Festigung der strategischen Stabilität den Interessen der Vertragsparteien entspricht und der internationalen Sicherheit dient; In Bekräftigung ihres Wunsches, Maßnahmen zur weiteren Begrenzung und zur weiteren Verminderung strategischer Waffen zu treffen und damit dem Ziel einer allgemeinen und vollständigen Abrüstung näherzukommen; In der Absicht, in naher Zukunft Verhandlungen zur weiteren Begrenzung und zur weiteren Verminderung strategischer offensiver Waffen aufzunehmen – Sind wie folgt übereingekommen: Artikel I Jede Vertragspartei verpflichtet sich im Einklang mit diesem Vertrag, strategische offensive Waffen quantitativ und qualitativ zu begrenzen, bei der Entwicklung neuer Typen strategischer offensiver Waffen Zurückhaltung zu üben und sonstige in diesem Vertrag vorgesehene Maßnahmen zu ergreifen. Artikel II Für die Zwecke dieses Vertrags gilt folgendes: 1. Abschußvorrichtungen für interkontinentale ballistische Flugkörper (ICBM) sind landgestützte Abschußvorrichtungen für ballistische Flugkörper, deren Reichweite größer ist als die kürzeste Entfernung zwischen der Nordostgrenze des Festlandsteils des Hoheitsgebiets der Vereinigten Staaten von Amerika und der Nordwestgrenze des Festlandsteils des Hoheitsgebiets der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, d. h. größer als 5 500 Kilometer. 2. Abschußvorrichtungen für U-Boot-gestützte ballistische Flugkörper (SLBM) sind auf einem atomgetriebenen U-Boot installierte Abschußvorrichtungen für ballistische Flugkörper oder auf einem U-Boot gleich welchen Typs installierte Abschußvorrichtungen für moderne ballistische Flugkörper. 3. Als schwere Bomber gelten a) derzeit auf seiten der Vereinigten Staaten von Amerika Bomber vom Typ B-52 und B-1 und auf seiten der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken Bomber vom Typ Tupolew-95 und Mjassischtschew; b) künftig Bombertypen, welche die Aufgabe eines schweren Bombers ähnlich oder besser als die unter Buchstabe a aufgeführten Bomber erfüllen können; c) Bombertypen, die für Marschflugkörper mit einer Reichweite von mehr als 600 Kilometer ausgerüstet sind; und d) Bombertypen, die für ballistische Luft-Boden-Flugkörper ausgerüstet sind.
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4. Ballistische Luft-Boden-Flugkörper (ASBM) sind Flugkörper dieser Art, die eine Reichweite von mehr als 600 Kilometer haben und in einem Luftfahrzeug oder auf seinen äußeren Halterungen installiert sind. 5. Abschußvorrichtungen für ICBM und SLBM, die mit mehreren gegen getrennte Ziele einsetzbaren Wiedereintrittskörpern (MIRV) ausgerüstet sind, sind Abschußvorrichtungen der Typen, die für den Start von mit MIRV ausgerüsteten ICBM oder SLBM entwickelt und erprobt wurden. 6. ASBM, die mit MIRV ausgerüstet sind, sind ASBM der Typen, die mit MIRV im Flug erprobt wurden. 7. Schwere ICBM sind ICBM mit einem Startgewicht bzw. einem Wurfgewicht, das größer ist als das der hinsichtlich des Startgewichts bzw. Wurfgewichts schwersten der leichten ICBM, die eine Vertragspartei zum Zeitpunkt der Unterzeichnung dieses Vertrags disloziert hat. 8. Marschflugkörper sind unbemannte, mit eigenem Antrieb ausgestattete, gelenkte Trägermittel für den Waffeneinsatz, die ihren Flug auf dem größten Teil ihres Flugwegs durch Nutzung des aerodynamischen Auftriebs zurücklegen und die von Luftfahrzeugen aus im Flug erprobt oder in Luftfahrzeugen disloziert werden, d. h. luftgestützte Marschflugkörper (ALCM), oder Träger dieser Art, die in Artikel IX Absatz 1 Buchstabe b als Marschflugkörper bezeichnet werden. Artikel III (1) Mit Inkrafttreten dieses Vertrags verpflichtet sich jede Vertragspartei, die Gesamtzahl der ICBM-Abschußvorrichtungen, SLBM-Abschußvorrichtungen, schweren Bomber und ASBM auf 2400 zu begrenzen. (2) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, vom 1. Januar 1981 an die Gesamtzahl der in Absatz 1 bezeichneten strategischen offensiven Waffen auf 2250 zu begrenzen und mit der Verminderung derjenigen Waffen zu beginnen, deren Zahl zu dem genannten Zeitpunkt diese Gesamtzahl überschreitet. (3) Jede Vertragspartei hat das Recht, im Rahmen der in den Absätzen 1 und 2 vorgesehenen Gesamtzahlen und vorbehaltlich dieses Vertrags die Zusammensetzung dieser Gesamtzahlen zu bestimmen. (4) Für jeden Bomber eines für ASBM ausgerüsteten Typs schließen die in den Absätzen 1 und 2 vorgesehenen Gesamtzahlen die Höchstzahl der Flugkörper ein, die ein Bomber dieses Typs bei einem Kampfeinsatz mitführen kann.
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(5) Ein nur für ASBM ausgerüsteter schwerer Bomber wird selbst nicht in die in den Absätzen 1 und 2 vorgesehenen Gesamtzahlen einbezogen. (6) Die nach den Absätzen 1 und 2 erforderliche Verminderung der Anzahl strategischer offensiver Waffen erfolgt nach Maßgabe des Artikels XI. Artikel IV (1) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, nicht mit dem Bau zusätzlicher ortsfester ICBM-Abschußvorrichtungen zu beginnen. (2) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, ortsfeste ICBM-Abschußvorrichtungen nicht zu verlegen. (3) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, Abschußvorrichtungen für leichte ICBM oder für ICBM älterer Typen, die vor 1964 disloziert wurden, nicht zu Abschußvorrichtungen für schwere ICBM eines Typs umzubauen, der danach disloziert wurde. (4) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, bei der Modernisierung und Ersetzung von ICBM-Abschuß-Silos das ursprüngliche innere Volumen eines ICBMAbschuß-Silos nicht um mehr als zweiunddreißig vom Hundert zu erhöhen. Im Rahmen dieser Begrenzung hat jede Vertragspartei das Recht zu bestimmen, ob eine solche Erhöhung durch eine Vergrößerung des ursprünglichen Durchmessers oder der ursprünglichen Tiefe eines ICBM-Abschuß-Silos oder beider Abmessungen durchgeführt wird. (5) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, a) Dislozierungsräume für ICBM-Abschußvorrichtungen nicht mit interkontinentalen ballistischen Flugkörpern auszustatten, deren Zahl die für eine normale Dislozierung, Wartung, Ausbildung und Ersetzung erforderliche Zahl überschreitet; b) in den Startstellungen von ICBM-Abschußvorrichtungen keine Lagereinrichtungen für ICBM vorzusehen und keine ICBM zu lagern, deren Zahl die für eine normale Dislozierung erforderliche Zahl überschreitet; c) keine Systeme für das rasche Nachladen von ICBM-Abschußvorrichtungen zu entwickeln, zu erproben oder zu dislozieren. (6) Vorbehaltlich dieses Vertrags verpflichtet sich jede Vertragspartei, zu keiner Zeit strategische offensive Waffen nach Artikel III Absatz 1 in einer Anzahl im Bau zu haben, die diejenige überschreitet, die einem normalen Zeitplan für den Bau solcher Waffen entspricht.
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(7) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, keine ICBM zu entwickeln, zu erproben oder zu dislozieren, deren Startgewicht bzw. Wurfgewicht größer ist als das der hinsichtlich des Startgewichts bzw. Wurfgewichts schwersten der schweren ICBM, die eine Vertragspartei zum Zeitpunkt der Unterzeichnung dieses Vertrags disloziert hat. (8) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, landgestützte Abschußvorrichtungen für ballistische Flugkörper, die nicht ICBM sind, nicht zu Abschußvorrichtungen für den Start von ICBM umzubauen oder für diesen Zweck zu erproben. (9) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, neue Typen von ICBM, d. h. Typen, die bis zum 1. Mai 1979 noch nicht flugerprobt waren, nicht im Flug zu erproben oder zu dislozieren, mit Ausnahme eines einzigen neuen Typs leichter ICBM, den jede Vertragspartei im Flug erproben und dislozieren darf. (10) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, ICBM eines bis zum 1. Mai 1979 flugerprobten Typs nicht mit einer Anzahl von Wiedereintrittskörpern, die größer ist als die Höchstzahl der Wiedereintrittskörper, mit denen ein ICBM des betreffenden Typs bis zu dem genannten Zeitpunkt im Flug erprobt worden ist, im Flug zu erproben oder zu dislozieren. (11) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, ICBM des einen neuen Typs, der nach Absatz 9 zulässig ist, nicht mit einer Anzahl von Wiedereintrittskörpern, die größer ist als die Höchstzahl der Wiedereintrittskörper, mit denen ein ICBM einer der beiden Vertragsparteien bis zum 1. Mai 1979 im Flug erprobt worden ist, nämlich zehn, im Flug zu erproben oder zu dislozieren. (12) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, SLBM nicht mit einer Anzahl von Wiedereintrittskörpern, die größer ist als die Höchstzahl der Wiedereintrittskörper, mit denen ein SLBM einer der beiden Vertragsparteien bis zum 1. Mai 1979 im Flug erprobt worden ist, nämlich vierzehn, im Flug zu erproben oder zu dislozieren. (13) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, ASBM nicht mit einer Anzahl von Wiedereintrittskörpern, die größer ist als die Höchstzahl der Wiedereintrittskörper, mit denen ein ICBM einer der beiden Vertragsparteien bis zum 1. Mai 1979 im Flug erprobt worden ist, nämlich zehn, im Flug zu erproben oder zu dislozieren. (14) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, auf schweren Bombern, die für Marschflugkörper mit einer Reichweite von mehr als 600 Kilometer ausgerüstet sind, zu keiner Zeit eine Anzahl solcher Marschflugkörper zu dislozieren, die das Produkt aus 28 und der Zahl dieser schweren Bomber überschreitet.
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Artikel V (1) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, im Rahmen der in Artikel III Absätze 1 und 2 vorgesehenen Gesamtzahlen die Gesamtzahl der Abschußvorrichtungen für mit MIRV ausgerüstete ICBM und SLBM, der mit MIRV ausgerüsteten ASBM und der für Marschflugkörper mit einer Reichweite von mehr als 600 Kilometer ausgerüsteten schweren Bomber auf 1320 zu begrenzen. (2) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, im Rahmen der in Absatz 1 vorgesehenen Gesamtzahl die Gesamtzahl der Abschußvorrichtungen für mit MIRV ausgerüstete ICBM und SLBM und der mit MIRV ausgerüsteten ASBM auf 1200 zu begrenzen. (3) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, im Rahmen der in Absatz 2 vorgesehenen Gesamtzahl die Gesamtzahl der Abschußvorrichtungen für mit MIRV ausgerüstete ICBM auf 820 zu begrenzen. (4) Für jeden Bomber eines Typs, der für MIRV ausgerüstete ASBM ausgerüstet ist, schließen die in den Absätzen 1 und 2 vorgesehenen Gesamtzahlen die Höchstzahl der ASBM ein, die ein Bomber dieses Typs auf einem Kampfeinsatz mitführen kann. (5) Jede Vertragspartei hat das Recht, im Rahmen der in den Absätzen 1, 2 und 3 vorgesehenen Gesamtzahlen und vorbehaltlich dieses Vertrags die Zusammensetzung dieser Gesamtzahlen zu bestimmen. Artikel VI (1) Die in diesem Vertrag vorgesehenen Begrenzungen gelten für Waffen, die a) einsatzbereit sind, b) sich im Endstadium des Baus befinden, c) als Reserve dienen, eingelagert oder eingemottet sind, d) überholt, instandgesetzt, modernisiert oder umgebaut werden. (2) Waffen im Endstadium des Baus sind a) SLBM-Abschußvorrichtungen auf U-Booten, mit deren Erprobung auf See begonnen wurde; b) ASBM, nachdem ein Bomber eines für solche Flugkörper ausgerüsteten Typs die Werkhalle, Fabrik oder sonstige Anlage verlassen hat, in der die Endmontage oder der Umbau zwecks Ausrüstung für solche Flugkörper durchgeführt wurde; c) andere strategische offensive Waffen, deren Endmontage in einer Werkhalle, Fabrik oder sonstigen Anlage stattfindet, nachdem sie diese Werkhalle,
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Fabrik oder sonstige Anlage, in der die Endmontage vorgenommen wurde, verlassen haben. (3) Für ICBM- und SLBM-Abschußvorrichtungen eines nicht der Begrenzung nach Artikel V unterliegenden Typs, die zu Abschußvorrichtungen eines dieser Begrenzung unterliegenden Typs umgebaut werden, wird die Begrenzung wie folgt wirksam: a) für ortsfeste ICBM-Abschußvorrichtungen, wenn die Umbauarbeiten ein Stadium erreichen, in dem zum ersten Mal eindeutig sichtbar wird, daß sie auf diese Weise umgebaut werden; b) für SLBM-Abschußvorrichtungen auf einem U-Boot, wenn dieses U-Boot nach Abschluß des Umbaus zum ersten Mal in See sticht. (4) Für ASBM auf einem Bomber, der von einem Bomber eines Typs, der für nicht der Begrenzung nach Artikel V unterliegende ASBM ausgerüstet ist, zu einem Bomber eines Typs umgebaut wird, der für dieser Begrenzung unterliegende ASBM ausgerüstet ist, wird die Begrenzung wirksam, sobald der Bomber die Werkhalle, Fabrik oder sonstige Anlage verläßt, in der dieser Umbau durchgeführt wurde. (5) Für einen schweren Bomber eines nicht der Begrenzung nach Artikel V Absatz 1 unterliegenden Typs wird die Begrenzung wirksam, wenn er die Werkhalle, Fabrik oder sonstige Anlage verläßt, in der er zu einem schweren Bomber eines für Marschflugkörper mit einer Reichweite von mehr als 600 Kilometer ausgerüsteten Typs umgebaut wird. Für einen Bomber eines nicht der Begrenzung nach Artikel III Absatz 1 oder 2 unterliegenden Typs werden diese Begrenzung sowie die in Artikel V Absatz 1 vorgesehene Begrenzung wirksam, wenn er die Werkhalle, Fabrik oder sonstige Anlage verläßt, in der er zu einem Bomber eines für Marschflugkörper mit einer Reichweite von mehr als 600 Kilometer ausgerüsteten Typs umgebaut wurde. (6) Für Waffen, die den in diesem Vertrag vorgesehenen Begrenzungen unterliegen, gelten diese Begrenzungen weiter, bis die Waffen aufgrund von noch zu vereinbarenden Verfahren demontiert oder zerstört werden oder sonstwie aufhören, diesen Begrenzungen zu unterliegen. (7) Im Einklang mit Artikel XVII werden die Vertragsparteien in der Ständigen Beratungskommission Verfahren zur Durchführung dieses Artikels vereinbaren.
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Artikel VII (1) Die in Artikel III vorgesehenen Begrenzungen gelten nicht für ICBM- und SLBM-Abschußvorrichtungen für Erprobungs- und Ausbildungszwecke oder für Abschußvorrichtungen für Weltraumfahrzeuge zur Erkundung und Nutzung des Weltraums. ICBM- und SLBM-Abschußvorrichtungen für Erprobungs- und Ausbildungszwecke sind ICBM- und SLBM-Abschußvorrichtungen, die nur für Erprobungs- oder Ausbildungszwecke benutzt werden. (2) die Vertragsparteien kommen überein, a) daß die Zahl der ICBM- oder SLBM-Abschußvorrichtungen für Erprobungs- und Ausbildungszwecke oder die Zahl solcher Abschußvorrichtungen für schwere ICBM nicht wesentlich erhöht werden darf; b) daß der Bau oder Umbau von ICBM-Abschußvorrichtungen in Erprobungsgebieten nur für Erprobungs- und Ausbildungszwecke vorgenommen werden darf; c) daß ICBM-Abschußvorrichtungen für Erprobungs- und Ausbildungszwekke oder Abschußvorrichtungen für Raumfahrzeuge nicht zu ICBM-Abschußvorrichtungen umgebaut werden dürfen, die den in Artikel III vorgesehenen Begrenzungen unterliegen. Artikel VIII (1) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, Marschflugkörper mit einer Reichweite von mehr als 600 Kilometer oder ASBM nicht von Luftfahrzeugen aus, die keine Bomber sind, im Flug zu erproben, und solche Luftfahrzeuge nicht zu Luftfahrzeugen umzubauen, die für solche Flugkörper ausgerüstet sind. (2) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, Luftfahrzeuge, die keine Bomber sind, nicht zu Luftfahrzeugen umzubauen, welche die in Artikel II Absatz 3 Buchstabe b bezeichnete Aufgabe eines schweren Bombers erfüllen können. Artikel IX (1) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, folgende Systeme nicht zu entwikkeln, zu erproben oder zu dislozieren: a) ballistische Flugkörper mit einer Reichweite von mehr als 600 Kilometer zum Einbau auf Wasserfahrzeugen, die keine U-Boote sind, und Abschußvorrichtungen für solche Flugkörper; b) ortsfeste Abschußvorrichtungen für ballistische Flugkörper oder Marschflugkörper zur Anbringung auf dem Meeresboden oder auf dem Boden innerer Gewässer und Binnengewässer oder in deren Untergrund und bewegliche Abschußvorrichtungen für solche Flugkörper, die sich nur in Berührung mit dem
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Meeresboden oder dem Boden innerer Gewässer und Binnengewässer bewegen, sowie Flugkörper für solche Abschußvorrichtungen; c) Systeme zur Beförderung von Kernwaffen oder anderen Arten von Massenvernichtungswaffen in eine Erdumlaufbahn, einschließlich Flugkörper mit partieller Umlaufbahn; d) bewegliche Abschußvorrichtungen für schwere ICBM; e) SLBM, deren Startgewicht bzw. Wurfgewicht größer ist als das der hinsichtlich des Startgewichts bzw. Wurfgewichts schwersten der leichten ICBM, die eine Vertragspartei zum Zeitpunkt der Unterzeichnung dieses Vertrags disloziert hat, sowie Abschußvorrichtungen für solche SLBM; f) ASBM, deren Startgewicht bzw. Wurfgewicht größer ist als das der hinsichtlich des Startgewichts bzw. Wurfgewichts schwersten der leichten ICBM, die eine Vertragspartei zum Zeitpunkt der Unterzeichnung dieses Vertrags disloziert hat. (2) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, Marschflugkörper mit einer Reichweite von mehr als 600 Kilometer, die mit mehreren gegen getrennte Ziele einsetzbaren Gefechtsköpfen ausgerüstet sind, nicht von Luftfahrzeugen aus im Flug zu erproben und solche Marschflugkörper nicht auf Luftfahrzeugen zu dislozieren. Artikel X Vorbehaltlich dieses Vertrags dürfen strategische offensive Waffen modernisiert und ersetzt werden. Artikel XI (1) Strategische offensive Waffen, deren Zahl die in diesem Vertrag vorgesehenen Gesamtzahlen überschreitet, sowie strategische offensive Waffen, die durch diesen Vertrag verboten sind, werden nach Verfahren, die in der Ständigen Beratungskommission zu vereinbaren sind, demontiert oder zerstört. (2) Die Demontage oder Zerstörung der strategischen offensiven Waffen, deren Zahl die in Artikel III Absatz 1 vorgesehene Gesamtzahl überschreitet, beginnt im Zeitpunkt des Inkrafttretens dieses Vertrags und wird innerhalb folgender Fristen nach diesem Zeitpunkt abgeschlossen: vier Monate bei ICBMAbschußvorrichtungen, sechs Monate bei SLBM-Abschußvorrichtungen und drei Monate bei schweren Bombern. (3) Die Demontage oder Zerstörung der strategischen offensiven Waffen, deren Zahl die in Artikel III Absatz 2 vorgesehene Gesamtzahl überschreitet, wird spätestens am 1. Januar 1981 eingeleitet und während der darauffolgenden zwölf Monate durchgeführt; sie wird spätestens am 31. Dezember 1981 abgeschlossen.
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(4) Die Demontage oder Zerstörung der durch diesen Vertrag verbotenen strategischen offensiven Waffen wird innerhalb einer möglichst kurzen vereinbarten Zeit abgeschlossen, spätestens jedoch sechs Monate nach Inkrafttreten dieses Vertrags. Artikel XII Um die Lebensfähigkeit und Wirksamkeit dieses Vertrags sicherzustellen, verpflichtet sich jede Vertragspartei, die Bestimmungen dieses Vertrags nicht mittels eines anderen Staates oder anderer Staaten oder in irgendeiner anderen Weise zu umgehen. Artikel XIII Jede Vertragspartei verpflichtet sich, keine internationalen Verpflichtungen zu übernehmen, die im Widerspruch zu diesem Vertrag stehen würden.
Artikel XIV Die Vertragsparteien verpflichten sich, nach Inkrafttreten dieses Vertrags umgehend aktive Verhandlungen aufzunehmen mit dem Ziel, sich so bald wie möglich auf weitere Maßnahmen zur Begrenzung und Verminderung strategischer Waffen zu einigen. Es ist ferner das Ziel der Vertragsparteien, rechtzeitig vor 1985 ein Abkommen zur Begrenzung strategischer offensiver Waffen zu schließen, das diesen Vertrag ersetzt, sobald er außer Kraft tritt.
Artikel XV (1) Um eine Gewähr für die Einhaltung dieses Vertrags zu bieten, wird jede Vertragspartei die ihr zur Verfügung stehenden nationalen technischen Nachprüfungsmittel in einer Weise einsetzen, die mit den allgemein anerkannten Grundsätzen des Völkerrechts im Einklang steht. (2) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, die nationalen technischen Nachprüfungsmittel der anderen Vertragspartei, die im Einklang mit Absatz 1 eingesetzt werden, nicht zu stören. (3) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, keine vorsätzlichen Verschleierungsmaßnahmen anzuwenden, welche die Nachprüfung der Einhaltung dieses Vertrags durch nationale technische Mittel behindern. Diese Verpflichtung bedingt keine Änderung der gegenwärtigen Bau-, Montage-, Umbau- oder Überholungsverfahren.
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Artikel XVI (1) Jede Vertragspartei verpflichtet sich, vor Durchführung jedes geplanten ICBM-Starts der anderen Vertragspartei rechtzeitig in jedem Einzelfall zu notifizieren, daß ein solcher Start stattfinden wird; ausgenommen sind Starts einzelner ICBM von Erprobungsgebieten oder von Dislozierungsräumen für ICBMAbschußvorrichtungen aus, die nicht über das betreffende Staatsgebiet hinaus geplant sind. (2) Die Vertragsparteien vereinbaren in der Ständigen Beratungskommission Verfahren zur Durchführung dieses Artikels. Artikel XVII (1) Um die Ziele dieses Vertrags und die Durchführung seiner Bestimmungen zu fördern, nehmen die Vertragsparteien die Dienste der Ständigen Beratungskommission in Anspruch, die durch die Vereinbarung vom 21. Dezember 1972 zwischen der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika und der Regierung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken über die Einsetzung einer Ständigen Beratungskommission eingesetzt wurde. (2) Im Rahmen der Ständigen Beratungskommission werden die Vertragsparteien in bezug auf diesen Vertrag a) Fragen betreffend die Einhaltung der übernommenen Verpflichtungen und damit zusammenhängende Umstände, die unklar erscheinen, erörtern; b) auf der Grundlage der Freiwilligkeit die Informationen zur Verfügung stellen, die eine Vertragspartei für erforderlich hält, um das Vertrauen in die Einhaltung der übernommenen Verpflichtungen zu gewährleisten; c) Fragen, die mit einer unbeabsichtigten Störung der nationalen technischen Nachprüfungsmittel zusammenhängen, sowie Fragen, die mit einer unbeabsichtigten Behinderung der Nachprüfung der Einhaltung dieses Vertrags durch nationale technische Mittel zusammenhängen, erörtern; d) etwaige Veränderungen der strategischen Lage erörtern, die sich auf diesen Vertrag auswirken; e) Verfahren für die Ersetzung, den Umbau und die Demontage oder Zerstörung strategischer offensiver Waffen in den in diesem Vertrag vorgesehenen Fällen sowie Verfahren zur Herausnahme solcher Waffen aus den Gesamtzahlen, wenn sie sonstwie aufhören, den in diesem Vertrag vorgesehenen Begrenzungen zu unterliegen, vereinbaren und auf ordentlichen Tagungen der Ständigen Beratungskommission einander im Einklang mit diesen Verfahren mindestens zweimal jährlich notifizieren, welche Maßnahmen sie abgeschlossen und welche sie in Angriff genommen haben;
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f) gegebenenfalls Vorschläge für eine weitere Stärkung der Lebensfähigkeit dieses Vertrags erörtern, einschließlich von Änderungsvorschlägen im Einklang mit seinen Bestimmungen; g) gegebenenfalls Vorschläge für weitere Maßnahmen zur Begrenzung strategischer offensiver Waffen erörtern. (3) In der Ständigen Beratungskommission führen die Vertragsparteien nach Kategorien gegliedert die vereinbarte Datenbasis für die Zahl strategischer offensiver Waffen, die durch die Vereinbarung vom 18. Juni 1979 zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken über die Einrichtung einer Datenbasis für die Zahl strategischer offensiver Waffen festgelegt wurde. Artikel XVIII Jede Vertragspartei kann Änderungen dieses Vertrags vorschlagen. Die vereinbarten Änderungen treten nach Maßgabe der Verfahren für das Inkrafttreten dieses Vertrags in Kraft. Artikel XIX (1) Dieser Vertrag bedarf der Ratifikation nach Maßgabe der verfassungsrechtlichen Verfahren jeder Vertragspartei. Der Vertrag tritt am Tag des Austausches der Ratifikationsurkunden in Kraft; er bleibt bis zum 31. Dezember 1985 in Kraft, sofern er nicht vorher durch ein Abkommen zur weiteren Begrenzung strategischer offensiver Waffen ersetzt wird. (2) Dieser Vertrag wird nach Artikel 102 der Charta der Vereinten Nationen registriert. (3) Jede Vertragspartei ist in Ausübung ihrer staatlichen Souveränität berechtigt, von diesem Vertrag zurückzutreten, wenn sie entscheidet, daß durch außergewöhnliche, mit dem Inhalt dieses Vertrags zusammenhängende Ereignisse eine Gefährdung ihrer höchsten Interessen eingetreten ist. Sie teilt ihre Entscheidung der anderen Vertragspartei sechs Monate vor dem Rücktritt vom Vertrag mit. Diese Mitteilung hat eine Darlegung der außergewöhnlichen Ereignisse zu enthalten, durch die nach Ansicht der die Mitteilung machenden Vertragspartei eine Gefährdung ihrer höchsten Interessen eingetreten ist. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc 713), 839 ff.; dt. aus: Jost Delbrück (Hrsg.), Friedensdokumente aus fünf Jahrhunderten, Band I, Kehl u. a., 1984, 725 ff.
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142. Global 2000, Begleitschreiben an den Präsidenten, 1980 Global 2000, Report to the President Als Grundlage für eine längerfristige Planung forderte Präsident Carter durch eine Direktive in seiner Botschaft an den Congress vom 23. Mai 1977 eine eingehende Bestandsaufnahme der Umweltsituation durch verschiedene Behörden, wie etwa den Council on Environmental Protection Agency oder das Außenministerium, und rief zu einer einjährigen Untersuchung auf. Da zutreffenderweise erkannt wurde, daß Umweltschutz ein über die Ländergrenzen hinausgehendes Anliegen ist, wurden Bevölkerung, Ressourcen und Umwelt zum ersten Mal nicht nur als Einzelproblem aus amerikanischer Sicht, sondern aus globaler Perspektive für einen Zeitraum, der bis zum Ende des Jahrtausends reichen sollte, betrachtet. Der endgültige Bericht gliederte sich in drei Bände, einer interpretierenden Einführung, Band 1, einem technischen Bericht, Band 2, und einer technischen Dokumentation, Band 3, zu den Weltmodellen der Regierung. In der Studie wird unter anderem hervorgehoben, daß die beinhalteten Daten und Resultate keine Weissagungen, sondern Prognosen seien, die Bevölkerung, Klima, Landwirtschaft, Fischerei, Wälder, Forstwesen, Wasser, etc. zum Gegenstand hatten, von denen sich manche dennoch in erschreckender Weise bereits heute bewahrheitet haben. Der vorliegende Text gibt das Begleitschreiben des Global 2000 an den Präsidenten aus dem Jahr 1980 wieder. * * * An den Präsidenten Sir: In Ihrer Botschaft zur Umweltproblematik an den Kongreß vom 23. Mai 1977 forderten Sie das Council on Environmental Quality und das Außenministerium auf, in Zusammenarbeit mit anderen Bundesbehörden, die "voraussichtlichen Veränderungen der Bevölkerung, der natürlichen Ressourcen und der Umwelt auf der Erde bis zum Ende dieses Jahrhunderts" zu untersuchen. Dieses Unterfangen sollte "als Grundlage für unsere längerfristige Planung dienen". Die Anstrengungen, die wir daraufhin unternahmen, um Prognosen über gegenwärtige Entwicklungstrends zu erstellen und eine Planungsgrundlage zu liefern, sind jetzt abgeschlossen, und wir freuen uns, Ihnen unseren Bericht heute vorlegen zu können. Er enthält Prognosen der US-Regierungsbehörden darüber, was mit der Weltbevölkerung, den Ressourcen und der Umwelt geschehen wird, wenn sich an den Grundlagen der heutigen Politik nichts ändert.
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Die Schlußfolgerungen, zu denen wir gelangt sind und die auf den folgenden Seiten zusammengefaßt werden, sind beunruhigend. Sie deuten für die Zeit bis zum Jahre 2 000 auf ein Potential globaler Probleme von alarmierendem Ausmaß. Der Druck auf Umwelt und Ressourcen sowie der Bevölkerungsdruck verstärken sich und werden die Qualität menschlichen Lebens auf diesem Planeten zunehmend beeinflussen. Die Belastungen sind schon heute so stark, daß ihretwegen vielen Millionen Menschen die Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse nach Nahrungsmitteln, Wohnraum, Gesundheit und Arbeit und jede Hoffnung auf eine Besserung versagt sind. Gleichzeitig nimmt die Belastbarkeit der Erde – die Fähigkeit biologischer Systeme, Ressourcen für die Bedürfnisse der Menschen zur Verfügung zu stellen – immer mehr ab. Die sich in der vorliegenden Studie widerspiegelnden Trends deuten nachdrücklich auf einen zunehmenden Abbau und eine Verarmung der natürlichen Ressourcenbasis auf der Erde hin. Wenn die Trends verändert und die Probleme verringert werden sollen, werden weltweit mutige und entschlossene neue Initiativen erforderlich sein, um die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen, und gleichzeitig muß die Fähigkeit der Erde, Leben zu ermöglichen, geschützt und wiederhergestellt werden. Grundlegende natürliche Ressourcen – Agrarland, Fischgründe, Wälder, mineralische Rohstoffe, Energie, Luft und Wasser – müssen erhalten und der Umgang mit ihnen verbessert werden. Eine weltweite Veränderung der Politik ist erforderlich, bevor sich die Probleme weiter verschlimmern und die Möglichkeiten für wirkungsvolles Handeln immer stärker eingeschränkt werden. An zahlreichen Punkten hat man begonnen, sich mit den Ressourcen-, Umwelt- und Bevölkerungsproblemen auseinanderzusetzen. In der vorliegenden Studie werden diese Initiativen nur gestreift. Das erhöhte internationale Interesse spiegelt sich in den "Mammutkonferenzen", die die Vereinten Nationen im Lauf des letzten Jahrzehnts einberufen haben: über Umwelt (1972), Bevölkerung (1974), Nahrungsmittel (1974), Siedlungsprobleme (1976), Wasser (1977), Wüstenausbreitung (1977), Wirtschaft und Technologie im Verhältnis zur Entwicklung (1979) und über neue und erneuerbare Energieressourcen, die für 1981 in Nairobi geplant ist. Die USA haben sich an diesen Konferenzen aktiv beteiligt, haben Hilfsaktionen angeregt und unterstützt, von denen jetzt viele durchgeführt werden. Auch bilateral arbeiten wir mit anderen Nationen zusammen. Die Problematik des Bevölkerungswachstums, der natürlichen Ressourcen und der Umwelt wird in unseren Entwicklungshilfeprogrammen immer stärker berücksichtigt, und mit unseren direkten Nachbarn kooperieren wir bei gemeinsamen Problemen, die von der Beseitigung der Luft- und Wasserverschmutzung bis zur Bodenerhaltung und Entwicklung neuer Saatsorten reichen. Viele Nationen auf der ganzen Welt ergreifen neue Maßnahmen – zur Aufforstung abgeholzter
Global 2000
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Waldgebiete, zur Energieeinsparung, zur Erweiterung des Zugangs zu Mitteln der Familienplanung, zur Verwendung natürlicher Schädlingsbekämpfungsmittel und ausgewählter Pestizide anstelle der destruktiven Anwendung von Chemikalien. Angesichts der Dringlichkeit, Reichweite und Komplexität der vor uns liegenden Herausforderungen bleiben die jetzt auf der ganzen Welt in Gang gekommenen Anstrengungen allerdings weit hinter dem zurück, was erforderlich ist. Es muß eine neue Ära der globalen Zusammenarbeit und der gegenseitigen Verpflichtung beginnen, wie sie in der Geschichte ohne Beispiel ist. Die notwendigen Veränderungen übersteigen die Möglichkeiten jeder einzelnen Nation. Unsere Nation kann jedoch wichtige und exemplarische Schritte tun. Wegen unserer Vorrangstellung als größter Produzent und Verbraucher von Nahrungsmitteln und Energie sind unsere Bemühungen um die Erhaltung von Böden, Ackerland und Energieressourcen von globaler wie von nationaler Bedeutung. Wir können die Verschmutzung der eigenen Umwelt vermeiden und müssen Sorge tragen, die Umwelt global nicht zu beeinträchtigen. Über unsere Grenzen hinweg können wir unsere Zusammenarbeit sowohl mit entwickelten als auch mit Entwicklungsländern im Geiste der Großzügigkeit und Gerechtigkeit ausbauen. Hunderte von Millionen Menschen auf der Erde leben heute unter Verhältnissen äußerster Armut. Menschen, die am Rande des Existenzminimums stehen, müssen sich Ackerland, Weidegründe und Brennstoffe nehmen, wo sie sie finden, ohne Rücksicht auf die Auswirkungen für die Ressourcen der Erde. Eine erträgliche Wirtschaftsentwicklung in Verbindung mit Umweltschutz, Ressourcenerhaltung und Familienplanung ist heute von entscheidender Bedeutung. Ebenso wichtig ist ein besseres Verständnis und ein wirkungsvolles Handeln angesichts globaler Probleme wie etwa der Anreicherung der Atmosphäre mit Kohlendioxyd oder des drohenden Verlusts an Tierund Pflanzenarten in großem Maßstab. Um sich den in der vorliegenden Studie beschriebenen Herausforderungen gewachsen zu zeigen, bedarf unsere Bundesregierung schließlich auch einer sehr stark erweiterten Kapazität, langfristige Trends zu prognostizieren und zu analysieren. Die Studie macht die Notwendigkeit einer Verbesserung der heute vorhandenen Grundlagen für ein langfristiges Planen sehr deutlich. Auf diesen Grundlagen beruhen Entscheidungen, von denen das künftige Wohlergehen unserer Nation abhängt. Wir möchten dem Leiter von Global 2000, Dr. Gerald O. Barney, und seinem Team unseren Dank und unsere Bewunderung aussprechen. Ihre Sorgfalt, ihre Hingabe und das Geschick, mit dem sie eine Vielzahl von Beiträgern dazu
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bewegten, ihr bestes zu geben, wissen wir zu würdigen. Besonderer Dank gilt auch all jenen vom Council on Environmental Quality und vom Außenministerium, die zum engen Kreis der Mitarbeiter bei der Untersuchung gehörten, und den elf anderen Behörden, die in reichem Maße zu ihr beitrugen.1 Ohne das von den Experten dieser Behörden zur Verfügung gestellte detaillierte Wissen wäre die vorliegende Studie nicht möglich gewesen. Hochachtungsvoll THOMAS R. PICKERING Assistant Secretary, Oceans and International Environmental and Scienific Affairs, Außenministerium
GUS SPETH Vorsitzender des Council on Environmental Quality
Engl. in: Council on Environmental Quality and U.S. Department of State, Gerald O. Barney, Study Director, Washington, U.S. Government Printing Office, 1980; dt. aus: Global 2000, Frankfurt am Main, 1980, 19 ff.
1 Folgende Bundesbehörden arbeiteten bei diesem Projekt mit uns zusammen: die
Ministerien für Landwirtschaft, Energie und Inneres, die Agency for International Development, die Central Intelligence Agency, die Environmental Protection Agency, die Federal Emergency Management Agency, die National Aeronautics and Space Administration, die National Science Foundation, die National Oceanic and Atmospheric Administration und das Office of Science and Technology Policy.
Wahlprogramme 1980
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143. Auszüge aus den Wahlprogrammen der Demokratischen und der Republikanischen Partei, 1980 Extracts from the Election platforms of the Democratic and Republican Party, 1980 Schon George Washington hatte in seiner Abschiedsrede vor einem allzugroßen Einfluß der Parteien gewarnt (vgl. Dok. 50), und in der Tat sind die modernen Parteien in den USA wesentlich anders strukturiert als die politischen Parteien in Europa. Auf Grund des Mehrheitswahlsystems hat sich eine Dualität von zwei Parteien herausgebildet. Die amerikanischen Parteien sind im Gegensatz zu den stärker ideologisch orientierten europäischen Parteien eher auf pragmatische Zielsetzungen der amerikanischen Politik hinorientiert. Wichtigstes Ziel der amerikanischen Parteien ist der Machterwerb, der die Programme (platforms) nachhaltig bestimmt. Diese sind dementsprechend breit und elastisch ausgeführt und haben die nicht immer leicht zu bewältigende Hauptaufgabe, sich vom politischen Gegner abzugrenzen. Daß vor dem Hintergrund eines derart losen und programmatisch unspezifisch organisierten Parteiensystems dem Lobbyismus Tür und Tor geöffnet ist, erklärt sich von selbst (vgl. Dok. 118). Zum anderen sind die amerikanischen Parteien, was den Grad ihrer Organisiertheit betrifft, ein mehr als lockeres Gefüge. Detaillierte Regelungen über Mitgliedschaft oder organisatorische Hirarchien etc. sind den amerikanischen Parteien fremd. In diesem Sinne mag es für den außeramerikanischen Beobachter außergewöhnlich erscheinen, daß, als Senator Robert Dole, Führer der republikanischen Senatsfraktion während der Präsidentschaft Richard Nixons (Republikaner), Vorsitzender des republikanischen Nationalkomitees (Parteivorsitzender), am Anfang der Watergateaffäre im Winter 1972 von einigen Journalisten zu dieser Affäre befragt wurde, er antwortete, er habe in den sechs Wochen seit dem Einbruch in das Watergatebüro der Demokratischen Partei den Präsidenten nicht mehr gesehen! Die vorliegenden Auszüge aus dem Wahlprogramm der Republikaner und der Demokraten betreffen den Umweltschutz (vgl. Dok. 141) und legen eben diese Affinität in ihren Grundsatzerklärungen zu Tage. * * * Demokratische Partei: "Wir müssen der Einsparung von Energie höchste Priorität einräumen … Wir müssen ein massives Programm finanzieller Beihilfe für Energieeinsparungs-
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maßnahmen beim privaten Wohnungsbau aufstellen. Wir müssen subventionierte Darlehen, direkte finanzielle Hilfe und andere gewichtige Anreize verfügbar machen, um alle Wohnungen in den Vereinigten Staaten energiesparend zu machen … Besondere Unterstützung sollte die Verwendung von erneuerbaren Energiequellen, wie die passiven und aktiven Sonnenenergiesysteme, erhalten. Unser Ziel muß es sein, sicherzustellen, daß bis 1990 alle wirtschaftlich gerechtfertigten Investitionen zur Einsparung von Energie getätigt werden. Wir müssen die Verwendung von Kohle in unserem Land steigern. Damit dies gelingt, müssen wir darauf achten, daß der Transport der Kohle nicht durch exzessive Frachtkosten belastet wird … Die Kohleveredlung kann und muß in einer Weise erfolgen, durch die die öffentliche Gesundheit geschützt wird … Durch diese Kohleveredlung kann und muß der Kohleverbrauch gesteigert, die Nachfrage nach Öl verringert, und es müssen dadurch Arbeitsplätze an solchen Orten geschaffen werden, wo dies am dringendsten notwendig ist. Wir müssen in der westlichen Welt die Führung übernehmen bei der Entwicklung eines Programms zur stärkeren Nutzung der Kohle in Europa, Japan und den Entwicklungsländern. Die Erschließung und Entwicklung von Energiequellen in den Küstengewässern sollte unter voller Berücksichtigung des Schutzes der Umwelt und der maritimen Ressourcen erfolgen … Die Nutzung der Sonnenenergie sollte in verstärktem Maße erfolgen, und große Anstrengungen, wozu auch eine stetige finanzielle Unterstützung gehört, müssen unternommen werden, um sicherzustellen, daß wir das Ziel erreichen, bis zum Jahre 2000 den Anteil der Sonnenenergie an unserem Gesamtenergieverbrauch auf 20 Prozent zu bringen. Ein Notstandsplan für die Rationierung von Kraftstoff muß aufgestellt werden für den Fall einer ernsthaften Unterbrechung des Energienachschubs … Die strategische Erdölreserve sollte, soweit es die Marktbedingungen erlauben, in Einklang mit den Bestimmungen des bestehenden Gesetzes aufgefüllt werden. Wir müssen der Bewältigung des Problems der nuklearen Entsorgung die höchste Priorität einräumen. Die derzeitigen Bemühungen um die Entwicklung eines sicheren, die Umwelt nicht gefährdenden Planes für die Lagerung von Atommüll müssen fortgeführt und intensiviert werden."
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Republikanische Partei: "Um die Inlandsproduktion von Energie zu erhöhen, setzen sich die Republikaner für eine Aufhebung der Preiskontrollen für Erdöl und Erdgas ab Förderstelle ein. Wir sind der Meinung, daß die sogenannte Sondersteuer auf Situationsgewinne (windfall profits tax), die in keinem Verhältnis zum Gewinn steht, abgeschafft werden sollte, da sie Anwendung findet auch auf Kleineigentümer, auf neugefördertes Öl, auf Kleinstquellen, auf drittklassige Gewinnung sowie auf Schweröl, und daß das Auslaufen der Steuer für Altöl beschleunigt werden sollte. Diese Steuergesetzgebung sollte durch den Einschluß einer Bestimmung hinsichtlich der Rückführung von Gewinnen ergänzt werden. Wir werden die Aufhebung der Preisbindung bei allen Erdölprodukten suchen und mit der Befugnis der Regierung Schluß machen, Ölvorräte zuzuteilen – ausgenommen im nationalen Notstand. Wir sind auch der Meinung, daß alle Markthindernisse zur Verwendung von Erdgas aufgehoben werden müssen. Die Republikaner unterstützen ein umfassendes Programm zur Reform der Bestimmungen für verbesserte Anreize und zur Revision der schwerfälligen und zu scharfen Bestimmungen des Gesetzes über Luftverunreinigung (clean air act). Dieses Programm wird die Umstellung der Kraftwerke, der Industrie und der großen kommerziellen Heizungen von Öl auf Kohle im größtmöglichen Umfang beschleunigen und dadurch unsere Abhängigkeit von ausländischem Öl wesentlich verringern. Kohle, Gas und Kernfusion bieten die besten Zwischenlösungen für den Energiebedarf Amerikas. Wir unterstützen die beschleunigte Verwendung der Kernenergie mit Hilfe von solchen Technologien, die sich als wirksam und sicher erwiesen haben. Der sichere Betrieb genauso wie der Entwurf von Kernkraftwerken wird bei uns höchste Priorität haben, um die weitere Verfügbarkeit dieser bedeutsamen Energiequelle zu gewährleisten. Entwurf und Betrieb dieser Anlagen können in einer kürzeren Probezeit sichergestellt werden als in den zehn bis zwölf Jahren, die derzeit für Lizenz und Bau erforderlich sind. Wir sind der Meinung, daß der Lizenzierungsprozeß durch Konsolidierung des derzeitigen Prozesses und durch die Verwendung standardisierter Reaktorentwürfe beschleunigt werden kann und soll." Aus: Hartmut Wasser, Die USA, der unbekannte Partner, Paderborn, 1983, 184 f.
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144. Ronald Reagans Inaugurationsrede, 20. Januar 1981 President Reagan's Inaugural Address Im letzten Jahr ihrer Amtsperiode sah sich die Carter Administration außenpolitischen Schwierigkeiten gegenüber, denen sie nicht mehr gewachsen zu sein schien. Die Geiselkrise im Iran, die sowjetische Invasion in Afghanistan ließen frühere Erfolge wie etwa die Einigung von Camp David zwischen Israel und Ägypten zurücktreten. Jimmy Carter, der von den Demokraten nur widerwillig erneut als Kandidat nominiert worden war, konnte aus diesen Gründen nicht annähernd einen unbelasteten Wahlkampf führen. Vor allem enttäuscht über das Ausbleiben der so herbeigesehnten moralischen Erneuerung erteilten die Wähler bei den Präsidentschaftwahlen im Herbst 1980 Jimmy Carter eine deutliche Absage. Obwohl Ronald Reagan mit fast 44 Millionen zu 35,5 Millionen Wählerstimmen und 489 zu 49 Wahlmännerstimmen einen Erdrutschsieg für sich verbuchen konnte, wurde zum ersten Mal deutlich, daß die Wahlbeteiligung immer mehr sank – 1980 lag sie beispielsweise bei 53%, 1988 bei nur mehr 50,2 %; ein Trend der bis zum heutigen Tag anhält –, was primär auf ein weitgehendes Fernbleiben gerade der unterprivilegierten Gruppen zurückzuführen ist. Die Demokraten mußten vielmehr bei dem traditionellen Wählerpotential ihrer Partei, den "middle Americans", große Einbrüche der Republikaner hinnehmen, da sich diese Bevölkerungsschichten nicht mehr repräsentiert sahen. Die Hoffnung, Ronald Reagan könnte zu Stande bringen, was Carter und vor ihm Ford vermissen ließen, gründete sich vor allem auf den geschickt in Szene gesetzten konservativen Hintergrund des ehemaligen Gouverneurs von Kalifornien sowie die einfache, aber einprägsame Rhetorik des "Großen Kommunikators". Der bei seinem Amtsantritt fast siebzigjährige und damit bislang älteste direkt gewählte Präsident der Vereinigten Staaten ließ es sich nicht nehmen, in seiner Inaugurationsrede gerade diese moralische Wiederaufrüstung der amerikanischen Gesellschaft durch Einläuten der Epoche des Neokonservativismus hervorzuheben. * * * Für einige von uns hier ist dies heute ein feierliches und höchst bedeutsames Ereignis. Und doch ist es in der Geschichte unserer Nation ein normaler Vorgang. Die ordnungsgemäße Übergabe der Macht, wie sie in der Verfassung vorgesehen ist, findet routinemäßig statt, wie dies seit fast zwei Jahrhunderten geschehen ist, und nur wenige von uns halten inne, um nachzudenken, wie einzigartig wir wirklich sind. In den Augen vieler in der Welt ist diese alle vier Jahre
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stattfindende Zeremonie, die wir als ganz normal betrachten, nichts anderes als ein Wunder. Herr Präsident, ich möchte, daß unsere Mitbürger wissen, wieviel Sie getan haben, um diese Tradition fortzuführen. Durch Ihre freundliche Zusammenarbeit in dem Übergangsprozeß haben Sie einer aufmerksamen Welt gezeigt, daß wir ein einiges Volk sind, das der Beibehaltung eines politischen Systems verpflichtet ist, welches die Freiheit des einzelnen in einem größeren Maße garantiert als irgendein anderes. Ich danke Ihnen und Ihren Mitarbeitern für all Ihre Hilfe bei der Aufrechterhaltung der Kontinuität, die das Bollwerk unserer Republik ist. Die Aufgaben unserer Nation gehen weiter. Die Vereinigten Staaten stehen vor einer wirtschaftlichen Misere großen Ausmaßes. Wir leiden unter der längsten und einer der schlimmsten anhaltenden Inflationen in der Geschichte unseres Landes. Sie verzerrt unsere wirtschaftlichen Entscheidungen, bestraft die Sparsamkeit und bedrückt den nach oben strebenden jungen Menschen ebenso wie den älteren Menschen mit gleichbleibendem Einkommen. Sie droht das Leben von Millionen Menschen unseres Volkes zu zerstören. Industrien ohne Aufträge haben Arbeiter in Arbeitslosigkeit, menschliches Elend und persönliche Entwürdigung entlassen. Denen, die arbeiten, wird durch ein Steuersystem, das Leistungserfolge bestraft und die Aufrechterhaltung der vollen Produktivität verhindert, eine gerechte Bezahlung ihrer Arbeit verweigert. Aber so groß unsere Steuerlast auch ist, sie hat nicht mit den öffentlichen Ausgaben Schritt gehalten. Seit Jahrzehnten haben wir ein Defizit auf das andere gesetzt und unsere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder um der zeitweiligen Bequemlichkeit der heute Lebenden willen verschuldet. Diesen alten Trend fortzusetzen, hieße gewaltige soziale, kulturelle, politische und wirtschaftliche Umwälzungen garantieren. Sie und ich können als Einzelpersonen mit Hilfe von Krediten über unsere Verhältnisse leben – aber nur für eine begrenzte Zeit. Warum sollten wir der Ansicht sein, daß wir kollektiv, als Volk, nicht auch an die gleiche Begrenzung gebunden sind? Wir müssen heute handeln, um das Morgen zu sichern. Und möge sich niemand täuschen – wir werden heute zu handeln beginnen. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, unter denen wir leiden, belasten uns seit Jahrzehnten. Sie werden nicht in Tagen, Wochen oder Monaten verschwinden, aber sie werden verschwinden. Sie werden verschwinden, weil wir als Amerikaner heute wie in der Vergangenheit die Fähigkeit besitzen, all das zu tun, was getan werden muß, um diese letzte und größte Bastion der Freiheit zu erhalten.
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In dieser gegenwärtigen Krise ist die Regierung nicht die Lösung unseres Problems; die Regierung ist das Problem. Von Zeit zu Zeit sind wir versucht gewesen zu glauben, daß die Gesellschaft zu komplex für eine Selbstregierung geworden sei, daß Regierung durch eine Elitegruppe einer Regierung für das Volk, durch das Volk und mit dem Volk überlegen sei. Wenn nun keiner von uns fähig ist, sich selbst zu regieren, wer unter uns besitzt dann die Fähigkeit, andere zu regieren? Wir alle zusammen – innerhalb und außerhalb der Regierung – müssen die Last tragen. Die Lösungen, die wir anstreben, müssen gerecht sein, und es darf nicht eine einzelne Gruppe herausgegriffen werden, die einen höheren Preis bezahlen soll. Wir hören so viel von besonderen Interessengruppen. Wir müssen uns einsetzen für eine besondere Interessengruppe, die zu lange vernachlässigt worden ist. Sie kennt keine lokalen Eingrenzungen oder ethnische und rassische Trennungen, und sie überschreitet parteipolitische Grenzen. Sie besteht aus Männern und Frauen, die unsere Nahrung anbauen, unsere Straßen bewachen, in unseren Bergwerken und Fabriken arbeiten, unsere Kinder unterrichten, unseren Haushalt führen und uns gesund machen, wenn wir krank sind: freiberuflich Tätige, Industriearbeiter, Ladenbesitzer, Büroangestellte, Taxifahrer und Lastwagenfahrer. Sie sind kurz gesagt "Wir, das Volk". Diese Art, die man Amerikaner nennt. Das Ziel dieser Administration muß eine gesunde, kraftvolle, expandierende Wirtschaft sein, die allen Amerikanern gleiche Chancen bietet – ohne Schranken der Bigotterie oder Diskriminierung. Amerika wieder Arbeit zu geben, heißt, allen Amerikanern wieder Arbeit zu geben. Beendigung der Inflation heißt, alle Amerikaner von dem Schrecken davonlaufender Lebenshaltungskosten zu befreien. Alle müssen an der produktiven Arbeit dieses Neubeginns beteiligt sein, und alle müssen an der Fülle einer wiederbelebten Wirtschaft teilhaben. Mit dem Idealismus und dem Fairplay, die das Kernstück unseres Systems und unserer Stärke sind, können wir ein starkes, blühendes Amerika haben, das mit sich selbst und der Welt in Frieden lebt. So wollen wir zu Beginn eine Bestandsaufnahme machen. Wir sind ein Volk, das eine Regierung hat, und nicht umgekehrt. Das macht uns zu etwas Besonderem unter den Völkern der Erde. Unsere Regierung hat keine Macht außer der, die ihr durch das Volk gegeben wurde. Es ist an der Zeit, dem Anwachsen der Regierung, die bestimmten Anzeichen zufolge über die Zustimmung der Regierten hinausgewachsen ist, Einhalt zu gebieten und es umzukehren. Ich habe die Absicht, den Umfang und den Einfluß der Bundeseinrichtungen zu verkleinern
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und zu verlangen, daß man den Unterschied zwischen den Zuständigkeiten anerkennt, die der Bundesregierung übertragen worden sind, und denen, die den Einzelstaaten oder der Bevölkerung vorbehalten bleiben. Wir alle müssen daran erinnert werden, daß nicht die Bundesregierung die Einzelstaaten geschaffen hat, sondern daß die Einzelstaaten die Bundesregierung geschaffen haben. Damit allerdings keine Mißverständnisse aufkommen: Ich habe nicht die Absicht, die Regierung abzuschaffen. Es geht vielmehr darum, daß sie funktioniert – mit uns zusammen arbeitet und nicht über unsere Köpfe hinweg, daß sie an unserer Seite steht und uns nicht im Nacken sitzt. Die Regierung kann und muß Chancen bieten, statt sie zu unterdrücken, die Produktivität fördern, statt sie zu ersticken. Wenn wir nach der Antwort suchen, warum wir so viele Jahre lang so viel erreicht haben und es uns so gut gegangen ist wie keinem anderen Volk auf der Erde, dann war es darum, weil wir hier in diesem Land die Energie und die persönliche Begabung der Menschen in einem größeren Ausmaß freigesetzt haben, als dies je zuvor geschehen ist. Freiheit und Würde des einzelnen sind hier mehr als an irgendeinem anderen Ort der Erde verfügbar und garantiert gewesen. Der Preis für diese Freiheit war zuweilen hoch, aber wir haben diesen Preis nie widerwillig gezahlt. Es ist kein Zufall, daß unsere gegenwärtigen Schwierigkeiten der Einmischung und dem Eindringen in unser Leben, die sich aus dem unnötigen und übertriebenen Anwachsen der Regierung ergeben haben, entsprechen und sich proportional dazu verhalten. Es ist an der Zeit, daß wir erkennen, daß wir ein zu großes Volk sind, um uns auf zu kleine Träume zu beschränken. Wir sind nicht, wie manche uns glauben machen möchten, zum unausweichlichen Niedergang verurteilt. Ich glaube nicht an ein Geschick, dem wir ausgeliefert sind, gleichgültig, was wir tun. Ich glaube an ein Geschick, dem wir ausgeliefert sein werden, wenn wir nichts tun. Lassen Sie uns also mit all der schöpferischen Energie, die uns zur Verfügung steht, eine Ära der nationalen Erneuerung einleiten. Lassen Sie uns unsere Entschlossenheit, unseren Mut und unsere Stärke neu bekräftigen. Und lassen Sie uns unseren Glauben und unsere Hoffnung neu bekräftigen. Wir haben jedes Recht, heroische Träume zu träumen. Jene, die behaupten, wir lebten in einer Zeit, in der es keine Helden gäbe, wissen nur nicht, wo sie zu finden sind. Sie können jeden Tag Helden aus Fabriktoren herauskommen und hineingehen sehen. Andere, zahlenmäßig nur eine Handvoll, erzeugen genug Nahrungsmittel, um uns alle und sogar die Welt draußen zu ernähren. Man begegnet Helden an der Ladentheke – und sie stehen
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auf beiden Seiten dieser Ladentheke. Sie sind Unternehmer, die an sich selbst und an eine Idee glauben, die neue Arbeitsplätze, neuen Wohlstand und neue Chancen schafft. Sie sind Einzelpersonen und Familien, deren Steuern die Regierung tragen und deren freiwillige Spenden Kirchen, Wohlfahrtsverbände, Kultur, Kunst und Bildung tragen. Ihr Patriotismus ist unauffällig, aber tief verwurzelt. Ihre Werte tragen unser nationales Leben. Ich habe die Worte "sie" und "ihr" gebraucht, als ich von diesen Helden sprach. Ich könnte auch sagen "Sie" und "Ihr", denn meine Worte wenden sich an die Helden, von denen ich spreche – Sie, die Bürger dieses gesegneten Landes. Ihre Träume, Ihre Hoffnungen, Ihre Ziele werden die Träume, die Hoffnungen und die Ziele dieser Regierung sein, so wahr mir Gott helfe. Wir werden das Mitgefühl zum Ausdruck bringen, das in so großem Maße Teil Ihrer selbst ist. Wie können wir unser Land lieben und unsere Mitbürger nicht lieben? Und sie lieben heißt, ihnen die Hand zu reichen, wenn sie fallen, sie gesund zu machen, wenn sie krank sind, und ihnen die Chance zu bieten, auf eigenen Beinen zu stehen, so daß sie in der Praxis und nicht nur in der Theorie gleich sind. Können wir die vor uns liegenden Probleme lösen? Die Antwort ist ein eindeutiges und nachdrückliches Ja. Um mit Winston Churchill zu sprechen: ich habe den Eid, den ich gerade geleistet habe, nicht in der Absicht geleistet, über die Auflösung der stärksten Wirtschaft der Welt zu präsidieren. In den kommenden Tagen werde ich vorschlagen, die Hemmnisse zu beseitigen, die unsere Wirtschaft verlangsamt und die Produktivität gesenkt haben. Es werden Schritte unternommen werden, die auf die Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen den verschiedenen Ebenen der Regierung abzielen. Der Fortschritt mag langsam sein – in Zentimetern und Metern und nicht in Kilometern gemessen –, aber wir werden voranschreiten. Es ist an der Zeit, diesen industriellen Giganten wiederzuerwecken, die Regierung in ihre Schranken zu verweisen und unsere wie eine Bestrafung wirkende Steuerlast zu erleichtern. Das werden unsere ersten Prioritäten sein, und in bezug auf diese Grundsätze werden wir keine Kompromisse eingehen. Am Vorabend unseres Kampfes um die Unabhängigkeit hat ein Mann, der einer der größten unter unseren Gründungsvätern hätte sein können – wenn er nicht sein Leben in der Schlacht von Bunker Hill gegeben hätte –, Dr. Joseph Warren, der Präsident des Kongresses von Massachusetts, seinen amerikanischen Mitbürgern gesagt: "Unser Land ist in Gefahr, aber das ist kein Grund zur Verzweiflung. … Von euch hängt das Geschick Amerikas ab. Ihr müßt die wichtige Frage entscheiden, von der das Glück und die Freiheit von Millionen abhängt, die erst noch geboren werden. Handelt eurer würdig!"
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Ich glaube, daß wir, die Amerikaner von heute, bereit sind, unserer würdig zu handeln, bereit sind, das zu tun, was getan werden muß, um das Glück und die Freiheit für uns selbst, für unsere Kinder und unsere Kindeskinder zu gewährleisten. Wenn wir uns hier in unserem eigenen Lande selbst erneuern, wird man uns in der ganzen Welt größere Stärke bescheinigen. Wir werden wieder das Beispiel der Freiheit und ein Leuchtfeuer der Hoffnungen für jene sein, die heute keine Freiheit haben. Zu jenen Nachbarn und Verbündeten, die so frei sind wie wir, werden wir unsere historischen Bindungen stärken und sie unserer Unterstützung und unseres festen Engagements versichern. Wir werden Loyalität mit Loyalität vergelten. Wir werden nach beiderseits vorteilhaften Beziehungen streben. Wir werden unsere Freundschaft nicht benutzen, um ihre Souveränität zu beeinträchtigen, denn unsere eigene Souveränität steht nicht zum Verkauf. Was die Feinde der Freiheit angeht, jene, die potentielle Gegner sind, so werden sie daran erinnert werden, daß der Frieden der höchste Wunsch des amerikanischen Volkes ist. Wir werden um des Friedens willen verhandeln, wir werden Opfer für ihn bringen, wir werden jedoch niemals um des Friedens willen kapitulieren – weder heute noch jemals. Unsere Geduld sollte nie falsch verstanden werden. Unsere Zurückhaltung in bezug auf Konflikte sollte nicht als Mangel an Willen mißdeutet werden. Wenn es notwendig ist zu handeln, um unsere nationale Sicherheit zu erhalten, dann werden wir handeln. Wir werden eine ausreichende Stärke aufrechterhalten, um, wenn es notwendig ist, die Oberhand zu behalten – in dem Wissen, daß wir, wenn wir das tun, die beste Chance haben, diese Stärke nicht einsetzen zu müssen. Vor allem müssen wir jedoch begreifen, daß keine Waffe in den Arsenalen der Welt so gewaltig ist wie der Wille und der moralische Mut freier Männer und Frauen. Das ist eine Waffe, die unsere Gegner in der Welt von heute nicht besitzen. Das ist eine Waffe, die wir Amerikaner besitzen. Mögen jene, die Terrorismus praktizieren und ihre Nachbarn überfallen, sich dies zu Herzen nehmen. Ich habe gehört, daß am heutigen Tage Zehntausende von Zusammenkünften abgehalten werden, bei denen gebetet wird, und ich bin dafür zutiefst dankbar. Wir sind eine Nation im Zeichen Gottes, und ich glaube, es lag in der Absicht Gottes, daß wir frei sind. Es wäre meiner Ansicht nach angebracht und gut, wenn jeder Amtseinführungstag in künftigen Jahren ein Tag des Gebetes wäre. Zum ersten Mal in unserer Geschichte findet diese Zeremonie an der Westseite des Kapitols statt. Wenn man hier steht, hat man einen großartigen Ausblick auf die besondere Schönheit und Geschichte dieser Stadt. Am Ende dieser offenen
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Allee befinden sich die Schreine jener großen Persönlichkeiten, auf deren Schultern wir stehen. Direkt vor mir sehe ich das Denkmal eines monumentalen Mannes, George Washington, des Vaters unseres Landes; eines Mannes voller Demut, der widerstrebend zur Größe gelangte. Er führte Amerika aus dem revolutionären Sieg zur jungen Nation. Auf der einen Seite drüben liegt die eindrucksvolle Gedenkstätte für Thomas Jefferson. Aus der Unabhängigkeitserklärung lodert die Flamme seiner Worte. Und jenseits des glitzernden Teiches erheben sich die würdigen Säulen des Lincoln-Denkmals. Wer je in seinem Herzen die Bedeutung Amerikas begreifen will, wird sie im Leben Abraham Lincolns finden. Hinter diesen Heldendenkmälern liegt der Potomac-Fluß, und an seinem jenseitigen Ufer befinden sich die Hügel des Nationalfriedhofs von Arlington mit seinen endlosen Reihen einfacher weißer Tafeln mit Kreuzen oder Davidssternen; sie sind nur ein winziger Teil des Preises, den wir für unsere Freiheit gezahlt haben. Jeder dieser Grabsteine ist ein Denkmal für jene Art von Helden, von denen ich vorhin gesprochen habe. Ihr Leben endete an Orten, die Belleau Wood, Argonner Wald, Omaha Beach, Salerno und auf der anderen Seite der Welt Guadalcanal, Tarawa, Pork Chop Hill, Chosin Reservoir heißen, sowie in Hunderten von Reisfeldern und Dschungeln eines Landes, das Vietnam heißt. Unter einem dieser Grabsteine liegt ein junger Mann – Martin Treptow – der im Jahre 1917 seinen Arbeitsplatz im Friseurgeschäft einer Kleinstadt verließ, um mit der berühmten Regenbogen-Division nach Frankreich zu gehen. Dort, an der Westfront, fiel er, als er versuchte, unter schwerem Artilleriefeuer eine Meldung von einem Bataillon zu einem anderen zu bringen. Es heißt, daß man bei ihm ein Tagebuch fand. Auf dem Umschlag hatte er unter der Überschrift "Mein Versprechen" folgende Worte geschrieben: "Amerika muß diesen Krieg gewinnen, deshalb will ich arbeiten, will ich sparen, will ich Opfer bringen, will ich ausharren, will ich fröhlich kämpfen und mein Äußerstes geben, als ob der Ausgang des ganzen Kampfes von mir allein abhinge." Die Krise, vor der wir heute stehen, verlangt von uns keine solchen Opfer, wie sie Martin Treptow und so viele tausend andere bringen mußten. Sie verlangt jedoch unsere besten Anstrengungen und unsere Bereitschaft, an uns selbst und an unsere Fähigkeit zu glauben, große Taten zu vollbringen, zu glauben, daß wir mit Gottes Hilfe die Probleme, vor denen wir heute stehen, lösen können und werden. Warum sollten wir das eigentlich nicht glauben? Wir sind Amerikaner. Gott segne Sie, und ich danke Ihnen. Engl. in: Public Papers of the Presidents of the United States, Ronald Reagan, 1981, Jan. 20 to Dec. 31. 1981, U.S. Government Printing Office, Washington, 1982, 1 ff.; dt. aus: Amerika-Dienst, USICA, Bonn, Information und Dokumentation, Nr. 3, 21.1.1981.
Herausforderung des Friedens
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145. Pastoralbrief der Katholischen Bischofskonferenz der USA über Krieg und Frieden, Mai 1983 The Challenge of Peace – God's Promise and our Response (National Conference of Catholic Bishops) Diesem Hirtenbrief über Krieg und Frieden gingen zwei vorläufige Entwürfe voraus, die in internationalen kirchlichen Zusammenkünften behandelt worden waren, bis schließlich der dritte Entwurf anläßlich der katholischen Bischofskonferenz in Chicago mit 239 zu 9 Stimmen angenommen worden ist. Dieser Hirtenbrief knüpft direkt an das Zweite Vatikanische Konzil an und beinhaltet auch für Nichtkatholiken neue Aspekte der sozialen Gerechtigkeit. Nach den Worten von Kardinal Bernadin aus Chicago verfolgt das Dokument den Zweck, der Stimme der Bischöfe gegen die Eigendynamik des nuklearen Wettrüstens Ausdruck zu verleihen. Es setzt sich unter anderem kritisch mit dem Krieg im allgemeinen und der Abschreckung, die nach Ansicht der Bischöfe nur einen Zwischenschritt auf dem Weg zur Abrüstung darstellt, ethischen Grundsätzen und politischen Entscheidungen sowie der Förderung des Friedens auseinander, welcher von der katholischen Lehre immer wieder mit positiven Begriffen umschrieben wurde. Der Hirtenbrief versucht, auf Fragen des Friedens in der Welt eine zeitgerechte Antwort zu geben und schließt damit als kirchliches Dokument zu Fragen von Krieg und Frieden an. Der hier wiedergegebene Ausschnitt beinhaltet eine Redefinition der "bellum iustum" Doktrin unter den Gesichtspunkten des Atomzeitalters: * * * Kriterien des gerechten Krieges Die ethische Lehre vom "gerechten Krieg" oder "begrenzten Krieg" geht von folgender Annahme aus, die für alle Christen verbindlich ist: Wir sollen unserm Nächsten keinen Schaden zufügen; wie wir mit unserem Feind umgehen, ist der Prüfstein, ob wir unsern Nächsten lieben; und die Möglichkeit, auch nur ein einziges Menschenleben zu vernichten, ist eine Aussicht, über die wir mit Furcht und Zittern nachdenken sollten. Wie ist es möglich, von diesen Annahmen zu der Vorstellung vom gerechtfertigten Einsatz tödlicher Gewalt zu kommen? Die klarste Antwort auf diese Frage, historisch und theologisch gesehen, findet sich bei Augustinus. Augustinus stand unter dem Eindruck der Tatsache und der Folgen der Sünde in der Geschichte – der "Noch nicht"-Dimension des Rei-
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ches Gottes. Nach seiner Ansicht war Krieg sowohl eine Folge der Sünde als auch ein tragisches Heilmittel gegen die Sünde im Leben der politischen Gemeinschaften. Krieg entstand aus unbeherrschten Begierden, aber er konnte, zumindest in einigen Fällen, auch dazu dienen, das Böse im Zaum zu halten und den Unschuldigen zu schützen. Der klassische Fall, der seine Ansicht verdeutlichte, war der Einsatz von tödlicher Gewalt, um einen Angriff auf unschuldige Opfer zu verhindern. Angesichts der Tatsache eines Angriffes auf den Unschuldigen muß der Vorbehalt, daß wir nicht einmal unserem Feind Schaden zufügen sollen, dem Gebot der Liebe weichen, das als dringende Notwendigkeit verstanden wurde, einem Feind, der dem Unschuldigen Leid zufügen würde, Einhalt zu gebieten. Die Rede vom gerechten Krieg hat im Laufe der Geschichte der katholischen Theologie verschiedene Formen angenommen, aber dieses Verständnis bei Augustinus blieb die zentrale Voraussetzung. Im 20. Jahrhundert griff das päpstliche Lehramt die Argumentation von Augustinus und Thomas von Aquin auf, um für Staaten in einer dezentralisierten internationalen Ordnung ein Recht auf Selbstverteidigung zu proklamieren und Kriterien für die Ausübung dieses Rechtes aufzustellen. Die Grundposition wurde vom Zweiten Vatikanum so formuliert: "Solange die Gefahr von Krieg besteht und solange es noch keine zuständige internationale Autorität gibt, die mit entsprechenden Mitteln ausgestattet ist, kann man, wenn alle Möglichkeiten einer friedlichen Regelung erschöpft sind, einer Regierung das Recht auf sittlich erlaubte Verteidigung nicht absprechen." Wir haben bereits darauf hingewiesen, daß es sich hier um ein zentrales Prinzip für das Verständnis der katholischen Lehre vom Staat und seinen Pflichten handelt. Die Lehre vom gerechten Krieg entstand freilich aus dem Bemühen, Krieg zu verhindern; nur für den Fall, daß ein Krieg mit aller Vernunft nicht vermieden werden kann, sieht die Lehre vor, seine Schrecken in Grenzen zu halten und zu verringern. Dies geschieht durch Aufstellung einer Reihe strenger Bedingungen, die erfüllt werden müssen, wenn die Entscheidung, den Krieg zu beginnen, moralisch erlaubt sein soll. Insbesondere heute erfordert solch eine Entscheidung außerordentlich gute Gründe, um sich über den grundlegenden Vorbehalt zugunsten des Friedens und gegen den Krieg hinwegzusetzen. Das ist ein bedeutsamer Grund, warum die geltende Lehre vom gerechten Krieg Vorkehrungen zugunsten einer abweichenden Gewissensentscheidung trifft. Es wird vorausgesetzt, daß alle vernünftigen Menschen lieber Frieden wollen, niemals die Absicht haben, einen Krieg zu beginnen, und selbst den gerechtesten Verteidigungskrieg nur als traurige Notwendigkeit akzeptieren. Nur die allergewichtigsten Gründe
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würden es erlauben, sich über diesen Einwand hinwegzusetzen. Mit den Worten Papst Pius' XII.: "Der christliche Friedenswille … hütet sich wohl, mit Waffengewalt Rechte geltend zu machen, die, so sehr sie ihm zustehen mögen, die Gefahr eines Kriegsbrandes mit allen seinen entsetzlichen seelischen und materiellen Folgen nicht aufwiegen." Für die Feststellung, wann Bedingungen vorhanden sind, die eine Zuflucht zur Gewalt trotz des starken Vorbehaltes ihr gegenüber erlauben, gelten die Kriterien des ius ad bellum. Für die Feststellung, wie ein gerechtfertigter Einsatz von Gewalt durchgeführt werden muß, gelten die Kriterien des ius in bello. Wir wollen kurz die Bedeutung beider untersuchen. Ius ad bellum: Warum und wann ein Krieg erlaubt ist a) Gerechter Grund Krieg ist nur erlaubt zur Abwehr einer "wirklichen und sicheren Gefahr", d. h. um unschuldiges Leben zu schützen, um die für ein menschenwürdiges Dasein notwendigen Bedingungen zu bewahren und um menschliche Grundrechte zu sichern. Sowohl Papst Pius XII. wie Papst Johannes XXIII. haben betont, daß, selbst wenn ein Krieg zur Wiedergutmachung geschehenen Unrechts jemals zu rechtfertigen gewesen sein sollte, die Risiken des modernen Krieges heute einen solchen Anspruch ausschließen. b) Zuständige Autorität In der katholischen Tradition wurde das Recht auf Gewaltanwendung immer in Verbindung mit dem allgemeinen Wohl gesehen; Krieg muß von denen erklärt werden, die Verantwortung für die öffentliche Ordnung tragen, nicht von privaten Gruppen oder Individuen. Die Forderung, daß die Entscheidung, einen Krieg zu beginnen, von einer zuständigen Autorität getroffen werden muß, ist besonders wichtig in einer demokratischen Gesellschaft. Sie bedarf hier genauerer Behandlung, weil sie ein breites Spektrum zusammenhängender Probleme betrifft. Einige der schmerzlichsten Spaltungen der Gesellschaft in der Geschichte unseres eigenen Landes wurden z. B. von der Frage hervorgerufen, ob ein Präsident der Vereinigten Staaten verfassungsgemäß und legal gehandelt habe, als er unser Land in einen de factoKrieg verwickelte, selbst wenn – ja, besonders wenn – der Krieg nie formal erklärt wurde. Ebenso verwirrende Gewissenskonflikte können für einzelne Menschen entstehen, von denen man erwartet oder rechtmäßig fordert, in den Krieg
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zu ziehen, auch wenn unsere ordnungsgemäß gewählten Repräsentanten im Kongreß tatsächlich für Krieg gestimmt haben. Das Kriterium der zuständigen Autorität ist ferner wichtig in einer Zeit, in der Revolutionskriege eine alltägliche Sache geworden sind. Historisch gesehen war die Tradition vom gerechten Krieg für eine "gerechte Revolution" offen; sie erkannte an, daß ein tyrannisches Regime seinen Anspruch auf Legitimität verlieren kann. Der Analyse der moralischen Fragen des revolutionären Krieges ist bisher nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet worden. Zum Beispiel rechtfertigt der bloße Besitz von genügend Waffen nicht, daß "Aufständische" einen Krieg gegen eine bestehende Regierung anfangen; ebensowenig darf ein Volk von seiner Regierung mit dem Hinweis auf den Grundsatz der "nationalen Sicherheit" systematisch unterdrückt werden. Zwar kann Revolutionen unter bestimmten Umständen die Legitimität nicht abgesprochen werden, aber die Lehre vom gerechten Krieg muß ebenso strikt auf revolutionäre bzw. konterrevolutionäre Konflikte angewendet werden wie auf andere. Die Frage, wer zuständige Autorität ist und wie diese Autorität ausgeübt wird, ist dabei ganz wesentlich. Wenn wir in diesem Brief die Frage der Kriegsdienstverweigerung und der selektiven Kriegsdienstverweigerung behandeln, wird das Problem der zuständigen Autorität wieder auftauchen. c) Komparative Gerechtigkeit Fragen zu den Mitteln der heutigen Kriegführung haben besonders angesichts des Zerstörungspotentials der Waffen häufig dazu geführt, sich über Fragen nach der komparativen Gerechtigkeit der Position der jeweiligen Gegner oder Feinde hinwegzusetzen. Kurz gesagt: Welche Seite hat in einer Auseinandersetzung hinreichend "recht", und: sind die Werte, um die es geht, entscheidend genug, um den Vorbehalt gegen den Krieg aufzuheben? Die Grundfrage lautet: Rechtfertigen die Rechte und Werte, die auf dem Spiel stehen, das Töten? Denn ganz gleich, welche Mittel eingesetzt werden, Krieg bedeutet per definitionem Gewalt, Zerstörung, Leiden und Tod. Die Kategorie der komparativen Gerechtigkeit soll dem Vorbehalt gegen den Krieg Nachdruck verleihen, von dem die Lehre vom gerechten Krieg ihren Ausgang nimmt. In einer Welt souveräner Staaten, die weder eine gemeinsame moralische noch eine zentrale politische Autorität anerkennen, betont der Grundsatz der komparativen Gerechtigkeit, daß kein Staat davon ausgehen darf, daß er die "absolute Gerechtigkeit" auf seiner Seite hat. In einem Konflikt sollte jede Seite die Grenzen des eigenen "gerechten Grundes" anerkennen und die sich dar-
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aus ergebende Forderung, nur begrenzte Mittel zur Verfolgung ihrer Ziele einzusetzen. Weit davon entfernt, eine Kreuzzugsmentalität zu legitimieren, soll komparative Gerechtigkeit absolute Ansprüche relativieren und die Anwendung von Gewalt selbst in einer "gerechten" Auseinandersetzung eindämmen. Angesichts von Propagandatechniken und der Leichtigkeit, mit der Völker und einzelne Menschen glauben oder sich selbst vormachen, Gott oder das Recht sei eindeutig auf ihrer Seite, könnte es äußerst schwierig sein, das Kriterium der komparativen Gerechtigkeit anzuwenden. Natürlich gilt das nicht für jeden Krieg. Die eklatante Aggression von außen und Subversion von innen lassen sich oft genug von allen einigermaßen gerecht denkenden Menschen ohne weiteres erkennen. d) Rechte Absicht Zur gerechten Sache gehört die rechte Absicht – man kann Krieg legitimerweise nur dann ins Auge fassen, wenn man Gründe im Sinne der oben definierten gerechten Sache verfolgt. Während der Auseinandersetzung bedeutet die rechte Absicht, daß man auf Frieden und Versöhnung aus ist; dazu gehört, daß man unnötige Zerstörungen vermeidet und keine unzumutbaren Bedingungen stellt (z. B. bedingungslose Kapitulation). e) Letztes Mittel Wenn die Zuflucht zum Krieg gerechtfertigt sein soll, müssen zuvor alle friedlichen Alternativen ausgeschöpft sein. Aus dieser Forderung ergeben sich schwierigste Probleme. Keine derzeit existierende internationale Organisation übt eine ausreichende, international anerkannte Autorität aus, um entweder erfolgreich vermitteln zu können oder eine bewaffnete Auseinandersetzung durch Intervention von Friedenstruppen der Vereinten Nationen oder anderer Institutionen zu verhindern. Außerdem neigen Staaten oder Völker dazu, bei einem Konflikt zwischen oder in anderen Staaten, von dem sie annehmen, daß er für sie von Vorteil ist, eine friedliche Beilegung eher zu verhindern statt sie zu fördern. Wir bedauern, daß manche offensichtlich nicht bereit sind, in den Vereinten Nationen eine bereits existierende Möglichkeit für eine Weltordnung zu sehen und deren Entwicklung zu fördern. Papst Paul VI. hat die Vereinten Nationen als letzte Hoffnung für den Frieden bezeichnet. Diese Hoffnung darf auf keinen Fall zunichte gemacht werden. Papst Johannes Paul II. hilft uns an dieser Stelle wieder weiter: "Vor allem möchte ich euch, den Verantwortlichen und Mitgliedern der internationalen Organisationen, und euch, die ihr in internationalen Gremien arbei-
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tet, erneut mein Vertrauen bekunden! Im Lauf des letzten Jahrzehnts sind eure Organisationen allzu oft zum Gegenstand von Manipulationsversuchen durch Nationen geworden, die solche Einrichtungen auszunutzen trachten. Dennoch bieten die zahlreichen gegenwärtigen gewalttätigen Zusammenstöße, Spaltungen und Blockierungen, auf die die bilateralen Beziehungen stoßen, den großen internationalen Organisationen den Anlaß, in ihrer eigenen Tätigkeit eine qualitative Veränderung vorzunehmen, eventuell sogar in einigen Punkten ihre Strukturen zu erneuern, um so den neuen Realitäten Rechnung zu tragen und eine wirkliche Kraft zu werden." f) Wahrscheinlichkeit des Erfolges Die Anwendung dieses Kriteriums erweist sich als schwierig. Sein Zweck ist zu verhindern, daß irrationaler Einsatz von Gewalt oder aussichtsloser Widerstand zweifelsfrei ein Ergebnis zeitigt, das in keinem Verhältnis zum Aufwand steht oder nutzlos ist. Die Festlegung dieser Bedingungen schließt die Anerkennung ein, daß die Verteidigung von Grundwerten auch bei geringen Erfolgschancen zuweilen ein "angemessenes" Zeugnis sein kann. g) Verhältnismäßigkeit Im Zusammenhang mit den ius-ad-bellum-Kriterien bedeutet Verhältnismäßigkeit, daß der Schaden, der entstehen wird, und die Kosten eines Krieges in einem angemessenen Verhältnis zu dem Gut stehen müssen, das man zu erreichen hofft, wenn man zu den Waffen greift. Bei der Beurteilung der Verhältnismäßigkeit sollte man ebenfalls nicht nur die irdische Ordnung im Auge haben, sondern auch die geistliche Dimension, wenn es um "Schaden", "Kosten" und "das zu erwartende Gut" geht. Bei den Interdependenzen in der heutigen Welt kann selbst ein lokaler Konflikt die Menschen überall in Mitleidenschaft ziehen; dies ist besonders der Fall, wenn Atommächte beteiligt sind. Daher kann ein Staat heute keinen gerechten Krieg beginnen, ohne die Auswirkungen seines Handelns auf andere und auf die internationale Gesellschaft zu bedenken. Dieses Prinzip der Verhältnismäßigkeit gilt während des ganzen Krieges ebenso wie für die Entscheidung, einen Krieg zu beginnen. Während des Vietnamkrieges ist unsere Bischofskonferenz schließlich zu dem Schluß gelangt, daß der Konflikt ein solches Ausmaß an Verwüstung beim Gegner und an Schaden in unserer eigenen Gesellschaft erreicht hat, daß es nicht mehr gerechtfertigt werden konnte, ihn fortzusetzen. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, (Doc. 720), 855 ff.; dt. aus: Stimmen der Weltkirche 19, Bischöfe zum Frieden, 1983, 43 ff.
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146. Ansprache des amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan anläßlich der 750-Jahr-Feier Berlins, 12. Juni 1987 Address of the American President Ronald Reagan on the Occasion of the 750-Year Anniversary of Berlin Durch eine sich immer deutlicher abzeichnende Ambivalenz eines seit den Tagen der amerikanischen Revolution weitgehend vorherrschenden Fortschrittsoptimismus stellte sich die auf materielle Zielvorgaben beschränkte Wertorientiertheit selbst in Frage. Als nur zu natürlicher Ausweg aus diesem Dilemma trat die Überzeugung der Notwendigkeit einer Rückbesinnung auf die vormoderne Philosophie im Einklang mit den ihr eigenen traditionellen Werteorientierungen. Als Mittel zu dieser Rückgewinnung diente eine expansionistisch orientierte Marktwirtschaft, die zugleich der amerikanischen Demokratie Bestand verleihen sollte und staatlich regulative Maßnahmen weitgehend ablehnt. Daraus ergibt sich, daß sich Neokonservative weitgehend als Bewahrer traditionell liberalen Gedankengutes verstehen, das Freiheit an gültig erachtete Moralvorstellungen und praktizierte bürgerliche Tugenden bindet. In außenpolitischer Hinsicht fand eine gleichzeitige Verhärtung des Gesprächsklimas statt, und als Präsident Reagan am 8. März 1983 vor der National Association of Evangelicals, der größten Vereinigung rechtsgerichteter Protestanten in den USA, erklärte: Die Sowjetunion sei "das Reich des Bösen" und "Der Kommunismus ist ein trauriges und seltsames Kapitel in der Geschichte der Menschheit, dessen letzte Seiten gerade geschrieben werden", waren die Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion auf einem Tiefpunkt angelangt. Gegen Ende seiner II. Amtsperiode besuchte Präsident Reagan noch einmal Berlin und schloß mit seiner dort gehaltenen Rede an die seines Vorgängers John F. Kennedy vom 26. Juni 1963 an. * * * Herr Bundeskanzler Kohl, Herr Regierender Bürgermeister Diepgen, meine Damen und Herren, vor 24 Jahren hat Präsident John F. Kennedy Berlin besucht und vor dem Rathaus zu den Menschen dieser Stadt und der ganzen Welt gesprochen. Seitdem sind zwei Präsidenten in ihrer jeweiligen Amtszeit nach Berlin gekommen. Ich selbst unternehme heute meinen zweiten Besuch in diese Stadt.
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Wir amerikanischen Präsidenten kommen nach Berlin, weil wir gerade an diesem Ort die Pflicht haben, von der Freiheit zu sprechen. Aber ich muß gestehen, daß es noch andere Dinge sind, die uns hierher ziehen: das Gefühl für Geschichte in dieser Stadt, die mehr als 500 Jahre älter ist als unsere eigene Nation; die Schönheit des Grunewalds und des Tiergartens; am meisten aber Ihr Mut und Ihre Entschlossenheit. Vielleicht hat der Komponist Paul Lincke die amerikanischen Präsidenten richtig eingeschätzt. Wissen Sie, ich komme heute hierher wie so viele Präsidenten vor mir, denn, wo ich auch hingehe und was ich auch tue: "Ich hab' noch einen Koffer in Berlin." Unsere heutige Veranstaltung wird in ganz Westeuropa und Nordamerika ausgestrahlt. Ich denke, daß sie auch im Osten zu hören und zu sehen sein wird. Ich möchte den Zuhörern in Osteuropa meine herzlichsten Grüße und die besten Wünsche des amerikanischen Volkes aussprechen. Denen, die in Ost-Berlin zuhören, gebühren einige besondere Worte. Obwohl ich nicht bei Ihnen sein kann, richte ich meine Ansprache selbstverständlich ebenso an Sie wie an meine unmittelbaren Zuhörer. Ich stehe genauso zu Ihnen wie zu Ihren Landsleuten im Westen in dem festen, unerschütterlichen Glauben: Es gibt nur ein Berlin. Hinter mir steht eine Mauer, die die freien Sektoren dieser Stadt umschließt, ein Teil der massiven Schranken, die den gesamten Kontinent Europa spalten. Südlich der Ostsee schneiden diese Schranken durch Deutschland hindurch einen Riß aus Stacheldraht, Beton, Hundelaufanlagen und Wachtürmen. Weiter im Süden mag es keine sichtbare, augenfällige Mauer geben. Aber es bleiben trotzdem noch die bewaffneten Wachposten und Kontrolltürme – immer noch eine Einschränkung der Freizügigkeit, immer noch ein Instrument, Menschen den Willen eines totalitären Staates aufzuzwingen. Gerade in Berlin jedoch ragt die Mauer am sichtbarsten auf; sie spaltet die Stadt genau an der Stelle, wo Zeitungsphotos und Fernsehschirme diese brutale Teilung eines Kontinents für das Bewußtsein der Welt festhalten. Jeder Mensch, der vor dem Brandenburger Tor steht, ist ein Deutscher, der von seinen Mitmenschen getrennt ist. Jeder dieser Menschen ist dann ein Berliner, der gezwungen ist, sich diese Narbe anzuschauen. Präsident von Weizsäcker hat einmal gesagt: Die deutsche Frage ist so lange offen, wie das Brandenburger Tor zu ist. Heute sage ich: Solange das Tor zu ist, solange wird diese Mauer als Narbe fortbestehen; es ist nicht die deutsche Frage allein, die offen bleibt, sondern die Frage der Freiheit für die gesamte Menschheit. Ich komme jedoch nicht hierher, um zu klagen. Denn ich erkenne
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in Berlin ein Signal der Hoffnung – sogar im Schatten dieser Mauer ein Signal des Triumphes. Im Frühjahr 1945, als die Berliner aus ihren Luftschutzbunkern heraustraten, fanden sie Verwüstung vor. Tausende von Kilometern entfernt bot das Volk der Vereinigten Staaten seine Hilfe an; und im Jahr 1947 verkündete Außenminister George Marshall die Schaffung dessen, was als Marshall-Plan bekannt werden sollte. In diesem Monat vor genau vierzig Jahren erklärte er: "Unsere Politik richtet sich nicht gegen irgendein Land oder irgendeine Doktrin, sondern gegen Hunger, Armut, Verzweiflung und Chaos." Im Reichstag befindet sich ein Bild, das ein Schild auf einem alten, verfallenen Gebäudeteil zeigt, der gerade wiederaufgebaut wurde. Auf dem Schild steht ganz einfach: "Hier hilft der Marshall-Plan. Zur Stärkung der freien Welt." Eine starke und freie Welt – im Westen ist dieser Traum Wirklichkeit geworden. Japan erhob sich aus den Trümmern zu einer gigantischen Wirtschaftsmacht. Frankreich, Italien, Belgien – nahezu jede Nation Westeuropas erlebte eine politische und wirtschaftliche Wiedergeburt. Die Europäische Gemeinschaft wurde gegründet. Im Westen Deutschlands und hier in Berlin fand das "Wirtschaftswunder" statt. Adenauer, Erhard, Reuter und andere Politiker wußten um die praktische Bedeutung der Freiheit – daß genau wie die Wahrheit, die nur bei Redefreiheit für den Journalisten gedeihen kann, auch Wohlstand nur entsteht, wenn Landwirte und Geschäftsleute wirtschaftliche Freiheit genießen. Die deutschen Politiker setzten die Zölle herab, entwickelten den freien Handel und senkten die Steuern. Allein in den Jahren 1950 bis 1960 verdoppelte sich der Lebensstandard in der Bundesrepublik Deutschland und Berlin. Wo vor vier Jahrzehnten nur Trümmer lagen, haben jetzt die Westsektoren Berlins die umfangreichste industrielle Produktion aller Städte in Deutschland; Bürobauten, schöne Wohnanlagen und Siedlungen; prächtige Straßen und ausgedehnte Parks. Wo die Kultur einer Stadt zerstört zu sein schien, gibt es heute zwei große Universitäten, Orchester und eine Oper, zahllose Theater und Museen. Wo einst Bedarf bestand, herrscht heute Fülle – Lebensmittel, Kleider, Autos, die wunderbare Warenwelt des Ku'damms. Aus der Zerstörung – aus bloßen Ruinen – haben Sie, die Berliner, in Freiheit eine Stadt wiederaufgebaut, die heute wieder zu den großartigsten der Erde zählt. Die Sowjets mögen andere Pläne gehabt haben. Aber, meine Freunde, es gab einige Dinge, die die Sowjets nicht berücksichtigten: Berliner Herz, Berliner Humor und Berliner Schnauze.
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In den fünfziger Jahren prophezeite Chruschtschow: "Wir werden Euch begraben." Aber heute erblicken wir im Westen eine freie Welt, die ein Niveau an Wohlstand und Wohlergehen erlangt hat, das in der Geschichte seinesgleichen sucht. Die kommunistische Welt leidet unter Fehlschlägen, technologischer Rückständigkeit, einer Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustands. Es mangelt sogar an den grundlegendsten Dingen – an Lebensmitteln. Noch heute kann sich die Sowjetunion nicht selbst ernähren. Nach vier Jahrzehnten gibt es nun für die gesamte Welt nur eine unausweichliche Schlußfolgerung: Freiheit führt zu Wohlstand. Freiheit ersetzt den Völkerhaß durch Einvernehmen und Frieden. Freiheit siegt. Jetzt wird den Sowjets wohl auch allmählich die Bedeutung der Freiheit klar. Aus Moskau ist viel von einer neuen Politik der Reform und Offenheit zu vernehmen. Einige politische Gefangene sind freigelassen worden. Bestimmte ausländische Nachrichtensendungen werden nicht länger gestört. Manche Wirtschaftsunternehmen können jetzt freier von staatlicher Kontrolle operieren. Sind dies die Anfänge tiefgreifender Veränderungen im Sowjetstaat? Oder sind es Scheingesten, die im Westen falsche Hoffnungen wecken oder das sowjetische System festigen sollen, ohne es zu verändern? Wir begrüßen Veränderungen und Offenheit. Wir sind nämlich der Ansicht, daß Freiheit und Sicherheit zusammengehen – daß das Vorrücken der Freiheit des Menschen die Sache des Friedens nur vorantreiben kann. Die Sowjets würden damit ein unmißverständliches Zeichen setzen, das die Sache von Freiheit und Frieden dramatisch voranbringen würde. Generalsekretär Gorbatschow, wenn Sie nach Frieden streben – wenn Sie Wohlstand für die Sowjetunion und für Osteuropa wünschen – wenn Sie die Liberalisierung wollen, dann kommen sie hierher zu diesem Tor. Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor. Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder. Ich weiß um die Angst vor einem Krieg und das Leid der Teilung, die diesen Kontinent heimsuchen – und ich verbürge mich für die Bemühungen meines Landes zur Überwindung dieser Bürde. Freilich bleibt es weiterhin notwendig, uns der sowjetischen Expansion zu widersetzen. Das heißt, wir im Westen müssen eine Verteidigung aufrechterhalten, die unangreifbar ist. Dennoch streben wir nach Frieden. Deshalb werden wir darum ringen, die Waffen auf beiden Seiten zu reduzieren. Vor zehn Jahren begannen die Sowjets, das westliche Bündnis mit einer neuerlichen schwerwiegenden Bedrohung herauszufordern: Hunderte neue und gefährlichere Nuklearraketen des Typs SS-20, die in der Lage sind, jede Haupt-
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stadt in Europa zu treffen. Das westliche Bündnis reagierte, indem es sich für eine Gegenstationierung einsetzte, falls die Sowjets Verhandlungen über eine bessere Lösung nicht zustimmen sollten – nämlich der Abschaffung solcher Waffen auf beiden Seiten. Viele Monate lang haben sich die Sowjets geweigert, ernsthaft zu verhandeln. Als das Bündnis sich darauf vorbereitete, seine Gegenstationierung durchzuführen, gab es schwierige Augenblicke – Augenblicke heftiger Proteste wie die anläßlich meines Besuches in dieser Stadt im Jahr 1982 – und später zogen sich die Sowjets vom Verhandlungstisch zurück. Aber das Bündnis stand während dieser Zeit fest zusammen. Und ich fordere diejenigen, die damals protestierten – und die heutigen Demonstranten – auf, sich diese Tatsache zu merken: Weil wir stark blieben, sind die Sowjets an den Verhandlungstisch zurückgekehrt. Weil wir stark geblieben sind, besteht heute die Möglichkeit, nicht nur die Zunahme der Waffen einzuschränken, sondern zum ersten Mal eine gesamte Klasse nuklearer Waffen von der Erdoberfläche zu beseitigen. Gerade treffen sich die NATO-Minister in Island, um die jüngsten Fortschritte zu überprüfen, die unsere Vorschläge hervorgebracht haben. Ferner haben wir bei den Verhandlungen in Genf einschneidende Reduzierungen strategischer Offensivwaffen vorgeschlagen. Und die westlichen Verbündeten haben ihrerseits weitreichende Vorschläge zum Abbau der Gefahr eines konventionellen Krieges und zur vollständigen Abschaffung aller chemischen Waffen unterbreitet. Wir werden diese Rüstungsverminderungen fortsetzen, aber ich verbürge mich gleichzeitig für die Aufrechterhaltung unserer Fähigkeit zur Abschreckung einer möglichen sowjetischen Aggression, auf welchem Niveau sie auch stattfinden mag. Und in Zusammenarbeit mit vielen unserer Verbündeten betreiben die Vereinigten Staaten weiterhin die Initiative zur Strategischen Verteidigung – ein Forschungsprojekt, das Abschreckung nicht auf die Androhung einer offensiven Vergeltung stützt, sondern auf eine Verteidigung, die wahrhaft abwehrt; kurz gesagt, auf Systeme, die die Bevölkerung nicht zum Ziel machen, sondern sie schützen. Auf diesem Weg versuchen wir die Sicherheit Europas und der ganzen Welt zu erhöhen. Aber eins dürfen wir nicht vergessen: Ost und West mißtrauen sich nicht, weil wir bewaffnet sind. Wir sind vielmehr bewaffnet, weil wir einander mißtrauen. Und unsere Differenzen beziehen sich nicht auf Waffen, sondern auf die Freiheit. Als Präsident Kennedy vor 24 Jahren seine Ansprache vor dem Rathaus hielt, war das freie Berlin bedroht und belagert. Trotzdem kann Berlin heute seiner Freiheit sicher sein, trotz all des Druckes, der auf dieser Stadt lastet. Und die Freiheit selbst verwandelt die Erde.
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Auf den Philippinen sowie in Süd- und Mittelamerika hat es eine Wiedergeburt der Demokratie gegeben. Der gesamte pazifische Raum bringt mit Hilfe seiner freien Märkte ein Wunderwerk nach dem anderen an wirtschaftlichem Wachstum hervor. In den Industrienationen findet eine technologische Revolution statt – eine Revolution, die von schnellen, dramatischen Fortschritten im Bereich der Computertechnik und Telekommunikation geprägt ist. In Europa verweigert nur eine Nation den Beitritt zur freien Welt, den sie auch anderen Ostblockstaaten versperrt. Aber in diesem Zeitalter des verdoppelten Wirtschaftswachstums, der Informationen und Innovationen hat die Sowjetunion immer noch die Wahl. Sie muß grundlegende Veränderungen vornehmen, oder sie wird sich überleben. Daher besteht heute Hoffnung. Wir im Westen sind bereit, gemeinsam mit dem Osten an einer wahren Offenheit zu arbeiten – die Schranken niederzureißen, die die Menschen trennen, eine sicherere und freiere Welt zu schaffen. Und sicherlich gibt es keinen besseren Ort als Berlin, den Angelpunkt von Ost und West, um damit anzufangen – die Menschen in Berlin zu befreien. Heute vertreten die Vereinigten Staaten wie in der Vergangenheit die strikte Einhaltung und volle Anwendung aller Teile des Viermächte-Abkommens von 1971. Lassen Sie uns diese Gelegenheit, den 750. Jahrestag dieser Stadt, zum Anlaß nehmen, um in ein neues Zeitalter aufzubrechen – um nach einem noch ausgefüllteren, reicheren Leben für das Berlin der Zukunft zu streben. Lassen Sie uns gemeinsam die Bindung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Westsektoren Berlins aufrechterhalten und entwickeln, wie dies im Abkommen von 1971 vorgesehen ist. Und ich unterbreite Herrn Gorbatschow folgenden Vorschlag: Bringen wir die Ost- und Westteile der Stadt enger zusammen. Alle Bewohner der gesamten Stadt Berlin sollen die Vorzüge genießen, die das Leben in einer der großen Städte der Welt mit sich bringt. Um Berlin dem gesamten Europa, Ost und West, gegenüber noch weiter zu öffnen, sollten wir den lebenswichtigen Zugang zur Stadt auf dem Luftweg erweitern, Wege finden, um den kommerziellen Luftverkehr nach Berlin bequemer, vorteilhafter und wirtschaftlicher zu machen. Wir sehen dem Tag entgegen, an dem Westberlin eines der wichtigsten Zentren der Luftfahrt im gesamten Mitteleuropa werden kann. Gemeinsam mit ihren französischen und britischen Partnern möchten die Vereinigten Staaten es ermöglichen, zusätzliche internationale Konferenzen in Berlin abzuhalten. Es wäre für Berlin nur angemessen, als Veranstaltungsort für die Konferenzen der Vereinten Nationen zu dienen, oder für Konferenzen über
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Menschenrechte und Rüstungskontrolle oder andere Problemkreise, die eine internationale Zusammenarbeit verlangen. Es gibt keine bessere Möglichkeit, die Hoffnung auf die Zukunft zu festigen, als die Erweiterung des Horizonts junger Menschen. Zur Erlangung dieses Zieles möchten wir Sommeraustauschprogramme, kulturelle Veranstaltungen und andere Programme für junge Berliner aus dem Osten fördern. Ich bin sicher, daß unsere französischen und britischen Freunde dasselbe tun werden. Und ich hege die Hoffnung, daß in OstBerlin eine entsprechende Stelle gefunden werden kann, die Besuche junger Menschen aus den Westsektoren ausweitet. Und nun zu einem letzten Vorschlag, der mir sehr am Herzen liegt. Der Sport stellt eine Quelle der Freude und Weiterentwicklung dar, und Sie werden bemerkt haben, daß die Republik Korea – Süd-Korea – ihre Zustimmung erteilt hat, daß einige Veranstaltungen der Olympiade von 1988 in Nord-Korea stattfinden können. Internationale sportliche Wettbewerbe verschiedenster Art könnten in beiden Teilen dieser Stadt abgehalten werden. Und wie könnte man besser die Offenheit dieser Stadt dokumentieren als durch das Angebot, in naher Zukunft die Olympischen Spiele hier in Berlin, im Osten und im Westen, abzuhalten? Wie ich bereits erwähnt habe, haben Sie, die Berliner, in diesen vier Jahrzehnten eine großartige Stadt wiederaufgebaut. Sie haben das trotz vieler Bedrohungen getan: Die Sowjets versuchten zum Beispiel bei Ihnen die Ostmark als Währung einzuführen. Es gab die Blockade. Trotz der Herausforderungen der Mauer blüht diese Stadt heute. Was hält Sie hier? Sicherlich läßt sich viel über Ihre Stärke und Ihre Entschlossenheit sagen. Aber ich glaube, dahinter steht noch etwas anderes. Der gesamte Charakter Berlins, sein Lebensgefühl und seine Lebensart. Nicht nur Idealismus – niemand könnte lange in Berlin leben, ohne seiner Illusion völlig beraubt zu werden. Sie haben die Schwierigkeiten des Lebens in Berlin erkannt, aber dennoch die Entscheidung getroffen, sie zu akzeptieren. Dadurch wird diese großartige und stolze Stadt ständig weiterentwickelt, ganz im Gegensatz zu einer totalitären Umgebung, die keine menschlichen Kräfte oder Hoffnungen freisetzt. Sie sprechen mit einer mächtigen Stimme der Zustimmung – die diese Stadt bejaht, ein "Ja" zur Freiheit. Das heißt, das, was Sie in Berlin hält, ist die Liebe – eine tiefe und aufrichtige Liebe. Hier treffen wir den Kern der Sache, den grundlegendsten Unterschied zwischen Ost und West. Die totalitäre Welt bringt Rückständigkeit hervor, weil sie dem Geist Gewalt antut, dem menschlichen Drang zuwiderläuft, zu schaffen, zu genießen und zu verehren.
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Für die totalitäre Welt stellen sogar die Symbole der Liebe und Verehrung eine Herausforderung dar. Bevor die Ost-Berliner ihre Kirchen wiederaufbauten, haben sie ein weltliches Monument errichtet, das die Stadt dominiert – den Fernsehturm am Alexanderplatz. Seither haben die Behörden daran gearbeitet, um das zu korrigieren, was sie als den wesentlichsten Mangel des Turmes ansehen; sie behandelten den oberen Glasbereich mit verschiedenen Farben und Chemikalien. Dennoch erstrahlt dieser Bereich – der sich über das gesamte Berlin erhebt – auch heute noch beim Sonneneinfall im Zeichen des Kreuzes. Dort in Berlin können Symbole der Liebe und der Verehrung genauso wie die Stadt selbst nicht unterdrückt werden. Neben dem Reichstag sind Worte ungelenk auf die Mauer gesprüht – vielleicht von einem jungen Berliner –, die eine Antwort auf die deutsche Frage darstellen: "Diese Mauer wird fallen. Glaube wird Wirklichkeit." Ja, quer durch Europa wird die Mauer fallen. Denn sie kann dem Glauben nicht standhalten. Sie kann der Wahrheit nicht standhalten. Die Mauer wird der Freiheit nicht standhalten können. Engl. in: U.S. Policy Information and Texts, USIS, Bonn, No. 107, 15.6.1987; dt. aus: Europa-Archiv, Folge 15, 1987, D 410 ff.
147. Präsidentielle Anordnung 12612, 26. Oktober 1987 Executive Order 12612 Die Gründungsväter der amerikanischen Bundesverfassung sahen die Funktionsweise des amerikanischen Föderalismus in der Kompetenzverteilung zwischen dem Bund, dessen Zuständigkeiten von Anfang an umstritten und durch generelle Ermächtigungen und Tatbestände, wie die "general welfare clause", die "necessary and proper clause" oder die "supremacy clause" umschrieben waren, und den Einzelstaaten abgesichert. (vgl. Dok. 42) Es ist daher bis heute Sache des U.S. Supreme Court, Streitigkeiten über den Umfang der Kompetenzen des Bundes auszujudizieren. Der Föderalismus ist daher als ein Organisationsprinzip der Verfassung zu verstehen. Dieser "Federal Creed" geht davon aus, daß die politische Freiheit am besten durch Dezentralisierung der Macht erreicht werden könne. Die Umstrukturierung eines zunehmend zentralistisch gewordenen Wohlfahrts- und Interventionsstaates nahm Präsi-
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dent Reagan unter weitgehender Wiederaufwertung des Föderalismus vor. Durch diesen "New Federalism" zog sich der Bund weitgehend aus innenpolitischen Bereichen zurück, um nur noch für Verteidigung, Äußeres, Wirtschaftspolitik, Sozialversicherung und Gesundheitsprogramme zuständig zu sein. In allen anderen Bereichen wäre den Einzelstaaten die Bewältigung der jeweiligen Aufgaben zugekommen. Föderalismus ist damit ein Vehikel für neokonservative Ideen auf dem sozialen und Wohlfahrtssektor geworden und hätte die Rolle des Staates in der amerikanischen Gesellschaft entscheidend verändert. Gescheitert ist die Verwirklichung dieses Programmes schließlich am Widerstand des Congress, der betreffenden Gebietskörperschaften sowie der entsprechenden Lobbies. Dennoch konnte bei der Zuweisung der (gekürzten) Mittel an die Gebietskörperschaften durch die Verabschiedung von 77 Zuweisungsprogrammen in neun Pauschalzuweisungen 1981 durch den Kongreß eine Rückkehr zum dualen Föderalismus des 19. Jahrhunderts als Gegenstück des kooperativen Föderalismus der New Deal Ära erreicht werden. Die vorliegende präsidielle Anordnung (ein Instrument, durch das der Präsident den Freiraum, der vom Congress der Exekutive eingeräumt worden ist, ausfüllt) aus dem Jahr 1987 kennzeichnet über weite Strecken diese Entwicklung. * * * Föderalismus Aufgrund der Vollmacht, welche mir als Präsident durch die Verfassung und die Gesetze der Vereinigten Staaten von Amerika verliehen ist, und zum Zwecke der Wiederherstellung der Aufteilung der staatlichen Aufgaben zwischen dem Bund und den Staaten, wie sie von den Gründern der Verfassung vorgesehen war, und um sicherzustellen, daß die Prinzipien des Föderalismus, welche von den Gründungsvätern eingerichtet worden sind, die Ministerien und Behörden in der Formulierung und Inplementierung der Politik leiten mögen, wird hiemit folgendes angeordnet: Abschnitt 1. Definitionen. Für Zwecke dieser Anordnung: (a) "Politische Maßnahmen, welche föderalistische Implikationen haben" bezieht sich auf Verordnungen, Erläuterungen zu Gesetzen oder zu Gesetzesentwürfen und auf andere politische Erklärungen oder Aktionen, welche substantielle direkte Auswirkungen auf die Staaten haben, auf die Beziehung zwischen der Bundesregierung und den Staaten oder auf die Verteilung der Macht und Verantwortlichkeiten zwischen den verschiedenen Ebenen des Staates.
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(b) "Staat" oder "Staaten" bezieht sich auf die Staaten der Vereinigten Staaten von Amerika, individuell oder kollektiv, und wo es relevant ist, auch auf die Staatsregierungen einschließlich der Einheiten der kommunalen Verwaltung oder von anderen politischen Unterteilungen, welche durch die Staaten eingerichtet worden sind. Abschn. 2. Fundamentale Föderalismusprinzipien. Bei der Formulierung und Implementierung politischer Maßnahmen, welche föderalistische Implikationen haben, sollen Ministerien und Behörden von folgenden fundamentalen Föderalismusprinzipien geleitet werden: (a) Föderalismus beruht auf dem Wissen, daß unsere politischen Freiheiten am besten durch die Begrenzung der Größe und des Wirkungsbereiches der Bundesbehörden gesichert werden. (b) Das Volk der Staaten hat die gesamtstaatliche Organisationsform dadurch geschaffen, indem es jene enumerativ aufgezählten staatlichen Aufgaben, welche sich auf Angelegenheiten beziehen, die über die Zuständigkeit der einzelnen Staaten hinaus gehen, den Bundesorganen übertragen hat. Alle anderen souveränen Machtbefugnisse, ausgenommen jene, welche ausdrücklich den Staaten durch die Verfassung verwehrt sind, sind den Staaten oder dem Volk vorbehalten. (c) Die verfassungsmäßige Beziehung zwischen den einzelstaatlichen und Bundesorganen ist durch den zehnten Zusatzartikel zur Verfassung ausgestaltet und geschützt. (d) Die Menschen der Staaten sind frei, unterworfen lediglich den Beschränkungen in der Verfassung selbst oder welche in den verfassungsmäßig autorisierten Gesetzen des Congresses enthalten sind, frei, um den moralischen, politischen und rechtlichen Charakter ihres Lebens zu definieren. (e) In den meisten Bereichen der Anliegen staatlicher Herrschaft besitzen einzig und allein die Einzelstaaten die verfassungsmäßige Autorität, die Mittel und die Zuständigkeit, die Meinungen des Volkes zu erkennen und dementsprechend zu regieren. In den Worten Thomas Jeffersons sind die Staaten "die kompetentesten Verwaltungen unserer inneren Angelegenheiten und die sichersten Bollwerke gegen antirepublikanische Tendenzen." (f) Die Natur unseres Verfassungssystems ermutigt eine gesunde Vielfalt in Angelegenheiten der öffentlichen Politik, welche von den Menschen der verschiedenen Staaten entsprechend ihren eigenen Lebensbedingungen, Bedürfnissen und Wünschen angenommen wird. Bei der Suche nach aufgeklärter öffent-
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licher Politik sind die einzelnen Staaten und Gemeinden frei, mit unterschiedlichen Zugängen zu öffentlichen Anliegen zu experimentieren. (g) Akte der Bundesorgane – gleich ob sie ihrer Natur nach legislative, exekutive oder judikative Akte sind – ,welche die aufgezählten Ermächtigungen für staatliche Akte gemäß der Verfassung überschreiten, verletzen das Prinzip des Föderalismus, wie es von den Gründungsvätern eingerichtet worden ist. (h) Politische Maßnahmen der Bundesorgane sollen die Verantwortlichkeit von Individuen, Familien, Nachbarschaftsgemeinschaften, der kommunalen Verwaltung und von privaten Vereinigungen anerkennen – und sollten auch Gelegenheiten fördern, ihre persönlichen, sozialen und wirtschaftlichen Ziele durch gemeinsame Anstrengungen zu erreichen. (i) Wenn eine eindeutige verfassungsmäßige oder gesetzliche Autorität fehlt, sollte die Vermutung für die Souveränität bei den einzelnen Staaten liegen. Unsicherheiten bezüglich der legitimen Autorität der Bundesorgane sollten nicht durch eine Regelung auf Bundesebene gelöst werden. Abschn. 3. Kriterien für eine föderalistische Politik. Zusätzlich zu den fundamentalen Föderalismusprinzipien, welche in Abschn. 2. dargelegt worden sind, sollen die Ministerien und Behörden in dem Ausmaß, wie es das Gesetz erlaubt, folgende Kriterien beachten, wenn sie politische Maßnahmen formulieren und implementieren, welche föderalistische Implikationen haben: (a) Verfassungsrechtliche Prinzipien sollten streng beachtet werden. Ministerien und Behörden sollten die verfassungsmäßige und gesetzmäßige Autorität, welche irgendeine Maßnahme des Bundes unterstützt, die die politische Entscheidungsgewalt der Staaten beschneiden würde, genau überprüfen und sollen sorgfältig die Notwendigkeit für eine solche Maßnahme feststellen. Soweit es ausführbar ist, sollten die Staaten konsultiert werden, ehe eine solche Maßnahme implementiert wird. Die präsidentielle Anordnung Nr. 12372 ("Intergouvermentale Überprüfung föderaler Programme") bleibt für die Programme und Aktivitäten, für welche sie anwendbar ist, weiterhin in Kraft. (b) Eine Bundesmaßnahme, welche die politische Entscheidungsgewalt der Staaten limitiert, sollte nur dann gesetzt werden, wenn die verfassungsmäßige Ermächtigung für diese Maßnahme klar und sicher ist und wenn die Bundesmaßnahme durch das Vorliegen eines Problems von nationaler Reichweite erforderlich wird. Für die Zwecke dieser Anordnung wird verfügt: (1) Es ist wichtig, den Unterschied zwischen Problemen nationaler Reichweite (welche Bundesmaßnahmen rechtfertigen können) und Problemen, die lediglich
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Staaten betreffen (welche eine Bundesmaßnahme nicht rechtfertigen, weil die einzelnen Staaten entweder einzeln oder gemeinsam sich wirkungsvoll mit diesem Problem auseinandersetzen können) zu erkennen. (2) Die verfassungsmäßige Ermächtigung für eine Maßnahme des Bundes ist klar und sicher nur dann, wenn eine Ermächtigung für diese Aktion in einer spezifischen Bestimmung der Verfassung gefunden werden kann, wenn keine Bestimmung in der Verfassung diese Bundesmaßnahme untersagt und wenn diese Maßnahme nicht die Befugnisse, welche den Staaten vorbehalten sind, beeinträchtigt. (c) Bezüglich der Maßnahmen der Bundespolitik, welche durch die Staaten ausgeführt werden, sollen die Bundesorgane den Staaten den weitestmöglichen administrativen Ermessensspielraum einräumen. Eine zu weitreichende Aufsicht durch den Bund gegenüber der Einzelstaatsverwaltung ist weder notwendig noch wünschenswert. (d) Wenn beabsichtigt ist, politische Maßnahmen zu formulieren und zu implementieren, welche föderalistische Implikationen haben, sollen die Ministerien und Behörden folgendes beachten: (1) Sie sollen die Staaten ermutigen, ihre eigenen politischen Vorstellungen zu entwickeln, um die Ziele ihrer Programme zu verwirklichen und um mit den zuständigen Beamten in anderen Staaten zusammenzuarbeiten. (2) Sie sollten sich soweit als möglich enthalten, einheitliche bundesweite Richtlinien für Programme aufzustellen und es wenn möglich den Einzelstaaten überlassen, solche Richtlinien aufzustellen. (3) Sie sollten, wenn bundesweite Richtlinien notwendig sind, mit zuständigen Beamten und Organisationen, welche den Staat repräsentieren, Konsultationen für die Entwicklung derartiger Richtlinien aufnehmen. Abschn. 4. Besondere Voraussetzungen für den Vorrang des Bundesrechtes. (a) Soweit rechtlich zugelassen, sollen Ministerien und Behörden in Regelungen und sonstigen Vorschriften davon ausgehen, daß ein Bundesgesetz gegenüber dem Recht eines Einzelstaates nur dann Vorrang genießt, wenn das Gesetz eine ausdrückliche Vorrangsregelung enthält oder wenn ein anderer starker offensichtlicher Hinweis gegeben ist, welcher diesen Schluß nahelegt, daß der Congress den Vorrang gegenüber dem Staatsgesetz beabsichtigt hatte, oder wenn die Ausübung der Staatsautorität direkt mit der Ausübung der Bundesautorität unter einem Bundesgesetz in Kollision tritt.
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(b) Dort, wo ein Bundesgesetz einem Staatsgesetz nicht vorgeht, worauf im Unterabschnitt (a) dieses Abschnittes hingewiesen wurde, sollen Ministerien und Behörden jede Ermächtigung in einem Gesetz für die Erlassung von Regelungen, welche einen Vorrang gegenüber dem Recht des Einzelstaates durch Rechtsetzung festlegen, nur dann so auslegen, wenn das Gesetz ausdrücklich die Erlassung von bevorzugenden Regelungen gestattet oder wenn ein anderer fester und offensichtlicher Grund gegeben ist, welcher zwingend den Schluß nahelegt, daß der Congress beabsichtigt hat, einem Ministerium oder einer Behörde die Ermächtigung zu übertragen, Regelungen zu erlassen, welche dem Recht des Einzelstaates vorgehen. (c) Jede Regelung, die den Vorrang gegenüber dem Recht des Einzelstaates vorsieht, soll auf das unbedingt notwendige Maß beschränkt werden, die Ziele des Gesetzes zu erreichen, zu deren Verfolgung die Regelung erlassen worden war. (d) Sobald ein Ministerium oder eine Behörde die Möglichkeit eines Konfliktes zwischen dem Recht eines Einzelstaates und den geschützten Interessen des Bundes innerhalb eines Wirkungsbereiches voraussieht, soll das Ministerium oder die Behörde in einem vertretbaren Ausmaß mit den zuständigen Behörden und Organisationen, welche die Staaten repräsentieren, Konsultationen zum Zwecke der Vermeidung solch eines Konfliktes aufnehmen . (e) Wenn ein Ministerium oder eine Behörde im Rahmen einer Entscheidung oder eines Aktes der Rechtssetzung vor hat, den Vorrang gegenüber dem Gesetz eines Einzelstaates vorzusehen, soll dies Ministerium oder die Behörde allen betroffenen Staaten davon Nachricht zukommen lassen und ihnen eine Möglichkeit für eine geeignete Teilnahme im diesbezüglichen Verfahren bieten. Abschn. 5. Besondere Voraussetzungen für Gesetzesvorschläge. Ministerien oder Behörden sollen an den Congress keine Gesetzesanträge einbringen, welche: (a) unmittelbar einzelstaatliche Angelegenheiten regeln würden in einer Art und Weise, welche mit den Funktionen, die notwendig zur getrennten und unabhängigen Existenz der Staaten gehören würden, nicht in Einklang stehen oder welche sich so auswirken würden, daß sie die Freiheit der Staaten, ihre integralen Maßnahmen in den Gebieten der traditionellen staatlichen Funktionen zu strukturieren, verdrängen würden; (b) an Bundeszuschüsse Bedingungen knüpfen, die nicht unmittelbar bezogen sind auf den Zweck des Zuschusses; oder
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(c) den Vorrang gegenüber dem Recht des Einzelstaates aussprechen, wenn nicht dieser Vorrang im Einklang steht mit den grundlegenden Prinzipien des Föderalismus, so wie sie in Abschn. 2. dargelegt worden sind und wenn nicht ein klar legitimierter bundesweiter Zweck, welcher in Einklang steht mit den Kriterien für eine bundesstaatliche Politik, wie sie in Abschn. 3. dargelegt worden sind, auf eine andere Art und Weise nicht erreicht werden kann. Abschn. 6. Behördliche Implementierung. (a) Der Leiter jedes Ministeriums oder jeder Behörde soll einen Beamten ernennen, welcher für die Sicherung der Implementierung dieser Anordnung verantwortlich ist. (b) Welche anderen Aktionen der ernannte Beamte auch immer sonst ergreifen mag, um die Implementierung dieser Anordnung sicherzustellen, soll der ernannte Beamte darüber entscheiden, welche vorgeschlagenen politischen Maßnahmen ausreichende föderalistische Implikationen haben, um die Vorbereitung einer Föderalismusbeurteilung zu garantieren. Im Hinblick auf jede solche politische Maßnahme, für welche eine bestärkende Festlegung vorgenommen wird, soll eine Föderalismusbeurteilung, wie sie im Unterabschnitt (c) dieses Abschnittes beschrieben wird, vorbereitet werden. Der Leiter des Ministeriums oder der Behörde soll jede derartige Beurteilung bezüglich aller Entscheidungen, welche die Promulgation und Implementierung der Politik betreffen, in Betracht ziehen. (c) Jede Föderalismusbeurteilung soll jede Eingabe, welche die Politik, die gegenüber dem Office of Management and Budget gemäß der Exekutiven Order Nr. 12291 oder OMB Circular Nr. A-19 gemacht wird, begleiten und soll: (1) die Bestätigung des ernannten Beamten enthalten, daß die politische Maßnahme im Lichte der Prinzipien, Kriterien und Voraussetzungen, welche in den Abschn. 2. bis 5. dieser Anordnung dargelegt worden sind, beurteilt worden ist. (2) jede Maßnahme oder jedes Element der Politik, welches mit den Prinzipien, Kriterien und Voraussetzungen, welche in Abschn. 2. bis 5. dieser Anordnung dargelegt worden sind, unvereinbar sind, bezeichnen; (3) das Ausmaß bezeichnen, bis zu welchem eine politische Maßnahme zusätzliche Kosten oder Belastungen den Staaten auferlegt, einschließlich der wahrscheinlichen Quelle der Geldmittel für die Staaten und der Fähigkeit der Staaten, die Zwecke der politischen Maßnahme zu erfüllen; und (4) das Ausmaß bezeichnen, bis zu welchem eine politische Maßnahme die Fähigkeit der Staaten betreffen würde, traditionelle staatliche Regierungsaufgaben oder andere Aspekte staatlicher Souveränität zu erfüllen.
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Abschn. 7. Regierungsweite Föderalismuskoordination und Überprüfung. (a) In Erfüllung der präsidentiellen Anordnungen Nr. 12291 und 12498 und OMB Circular Nr. A-19 soll das Office of Management and Budget in einem Ausmaß, welches durch das Gesetz erlaubt ist und mit den Regelungen für jene Behörden vereinbar ist, Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, daß die politischen Maßnahmen der Ministerien und Behörden in Einklang stehen mit den Prinzipien, Kriterien und Voraussetzungen, welche in den Abschn. 2. bis 5. dieser Anordnung dargelegt worden sind. (b) Unter Aufsicht des Office of Management and Budget und Verfolgung der präsidentiellen Anordnung Nr. 12291 und OMB Circular A-19 sollen Ministerien und Behörden vorgeschlagene Verordnungs- und Gesetzesbestimmungen, welche eine signifikante Föderalismusimplikation aufweisen, bezeichnen und sollen substantielle föderalistische Bedenken benennen. Wo es die Ministerien und Behörden für angebracht halten, sollten substantielle Föderalismusanliegen auch in Mitteilungen von vorgeschlagenen Rechtssetzungsakten und in Botschaften, welche Gesetzesanträge an den Congress übermitteln, geäußert werden. Abschn. 8. Richterliche Überprüfung. Diese Anordnung ist nur darauf gerichtet, die interne Organisation der Verwaltung zu verbessern, und sie ist nicht darauf gerichtet, irgendein Recht oder einen Vorteil zu erzeugen, inhaltlich oder verfahrensmäßig, welcher gesetzmäßig durchsetzbar wäre durch eine Partei gegenüber den Vereinigten Staaten, ihren Behörden, ihren Beamten oder gegenüber irgendeiner Person. Ronald Reagan Das Weiße Haus 26. Oktober 1987 Engl. in: Presidential Documents, Federal Register, Vol. 52, (No. 210), Friday, October 30, 1987, 41685 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
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148. Die Iran-Contra Affäre, Bericht der Congress-Komitees, 13. November 1987 The Iran-Contra Affair, Report of the Congressial Committees Parallel zu einer neuerlichen Verschlechterung der Ost-West Beziehungen und einem Absinken der Popularität Präsident Reagans fand ein verstärktes Engagement der Vereinigten Staaten in Südamerika statt. Schon Jimmy Carter hatte gegen Ende seiner Amtszeit Militärhilfe an El Salvador geleistet, das von einer links gerichteten Aufstandsbewegung bedroht war. Präsident Reagan und sein Außenminister Alexander Haig behaupteten später, daß die salvadorianischen Rebellen in Nicaragua ausgerüstet worden seien und daß der Sturz des nicaraguanischen Diktators Anastasio Somoza im Jahr 1979 durch die Sowjetunion und durch Kuba herbeigeführt worden sei. Haig zeichnete ein Bild einer kommunistischen Verschwörung, welche das Ziel verfolgte, ganz Lateinamerika unter ihre Gewalt zu bringen. Der starke Einwanderungsstrom aus Lateinamerika in die USA und die noch wache Erinnerung an die Kuba Krise ließen die Vereinigten Staaten ständig Militärberater und Kriegsmaterial in El Salvador auffahren. Nachdem sich die Lage in El Salvador einigermaßen beruhigt hatte, rückte Nicaragua mit seinen gegen das linksgerichtete Regime in Nicaragua kämpfenden Contras in das Hauptinteresse der Vereinigten Staaten. Am 25. November 1986 brüskierten Ronald Reagan und Justizminister Edwin Meese die Öffentlichkeit mit der Nachricht, daß hochrangige Mitglieder der Administration entgegen einem Waffenembargo der Vereinigten Staaten Waffen an den Iran verkauft hatten. Der Erlös aus diesen Geschäften floß hauptsächlich den nicaraguanischen Contras, aber auch der persönlichen Bereicherung hoher Regierungsfunktionäre zu. Oberstleutnant Oliver North, der eine Schlüsselstellung in dieser Affäre einnahm, sagte später aus, er habe amerikanische Geiseln, die von fundamentalistischen Extremisten im Nahen Osten festgehalten worden waren, auf diese Weise frei bekommen wollen. Präsident Reagan hingegen hatte in der Öffentlichkeit immer wieder erklärt, daß es mit Terroristen keine Verhandlungen geben werde. Der Sicherheitsberater des Präsidenten, John Poindexter, fühlte sich so sehr kompromittiert, daß er am 15. Juli zurücktrat. Die Affäre um die nicaraguanischen "Freiheitskämpfer" ließ unliebsame Erinnerungen an den Watergate Skandal wach werden, da sich hier einmal mehr einzelne Zweige der Executive, wie der CIA und der National Security Council, Macht angemaßt haben, die ihnen nicht zustand. Fast ein Jahr später, nach 250 Stunden Congressional Hearings, wurde ein Bericht, in dem der Präsident schwer belastet wurde, veröffent-
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licht, der nicht nur den Bruch der Bundesverfassung und mehrerer Bundesgesetze feststellte, sondern sich auch mit der verfassungsrechtlichen Struktur des amerikanischen Regierungssystems auseinandersetzte. * * * Aufgrund einer Executive Order und aufgrund des Entscheidungsverfahrens für Angelegenheiten der Nationalen Sicherheit, welche von Präsident Reagan erlassen worden sind, müssen alle Geheimoperationen vom Präsidenten persönlich und in schriftlicher Form genehmigt werden. Aufgrund des Gesetzes muß der Congress über jede Geheimoperation in Kenntnis gesetzt werden. Die finanziellen Mittel für solche Aktionen müssen wie alle Regierungsgelder genauestens verrechnet werden. Die Geheimaktion, welche von (Oberstleutnant Oliver) North geleitet worden war, war jedoch vom Präsidenten in schriftlicher Form nicht genehmigt. Der Congress war davon auch nicht informiert worden. Und die Geldmittel, mit denen sie unterstützt wurde, sind niemals verrechnet worden. Kurz, die Operation lief ab ohne irgendwelche Verantwortlichkeit, die von Regierungsmaßnahmen verlangt wird. Es war eine Mißachtung einer der grundlegendsten Kontrollen der Verfassung gegenüber exekutivem Handeln – des Rechtes des Congress', finanzielle Mittel für Regierungsprogramme zu genehmigen oder zu verweigern … … (Robert) McFarlane (Nationaler Sicherheitsberater) hat den CongressAusschüssen erklärt, daß er keine Kenntnis gehabt hatte von den Zuwendungen, welche von einem fremden Land, Land 2, den Contras gegeben worden waren, obwohl tatsächlich McFarlane und der Präsident über die 32 Millionen Dollar als Zuwendungen von jenem Land diskutiert hatten und sie begrüßt hatten. Darüber hinaus hat (Eliot) Abrams anfänglich vor dem Congress – in Zeugenaussagen vor mehreren Ausschüssen – den Umstand verheimlicht, daß er erfolgreich eine Zuwendung in der Höhe von 10 Millionen Dollar von Brunei ausgehandelt hatte. North hat bei den öffentlichen Ausschußanhörungen zugegeben, daß er mitgewirkt hatte bei der Erstellung von Erklärungen gegenüber dem Congress die "falsch", "irreführend", "verschleiernd und unrichtig" waren … Die Verheimlichung Der Verkauf von Waffen an den Iran war eine "bedeutende antizipierte Geheimdienstaktivität". Aufgrund des Gesetzes muß solch eine Maßnahme ent-
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sprechend dem § 501 des Nationalen Sicherheits-Gesetzes "in rechtzeitiger Weise" dem Congress gemeldet werden. Wenn der Vorschlag, Waffen an den Iran zu verkaufen, gemeldet worden wäre, hätten sich wahrscheinlich die Geheimdienstausschüsse des Senates und des Repräsentantenhauses den Ministern Shultz und Weinberger in der Ablehnung dieser Initiative angeschlossen. Aber (John) Poindexter (neuer Nationaler Sicherheitsberater) hat empfohlen – und der Präsident hat entschieden –, die Iran-Initiative dem Congress nicht zu melden. In der Tat hat die Verwaltung beträchtliche Anstrengungen unternommen, die Meldung an den Congress zu vermeiden … Nach der Beendigung der Waffenverkäufe an den Iran am 3. November 1986 ist die amerikanische Öffentlichkeit immer noch nicht über die Tatsachen informiert worden. Der Präsident hat jeden Kommentar unter Hinweis auf den Umstand, daß er die Chance der Erreichung der Freilassung der verbliebenen Geiseln gefährden könnte, zu vermeiden versucht. Aber es war unmöglich, Schweigen zu bewahren, und ungenaue Stellungnahmen waren die Folge. In seiner ersten öffentlichen Stellungnahme in dieser Sache am 6. November 1986 sagte der Präsident, daß die Berichte betreffend die Waffenverkäufe "keine Grundlage" besäßen. Eine Woche später, am 13. November, gab der Präsident zu, daß die Vereinigten Staaten Waffen verkauft hätten, aber brandmarkte Behauptungen, daß die Verkäufe eine Gegenleistung für die Freilassung der Geiseln wären als "völlig falsch". Der Präsident blieb auch dabei, daß es keine Verletzung des Bundesrechtes gegeben hätte … Die allgemeinen Ingredienzen der Iran und Contra Politik waren Geheimhaltung, Täuschung und Mißachtung des Gesetzes. Eine kleine Gruppe höherer Beamter glaubte, daß sie allein wüßten, was Recht war. Sie betrachteten die Kenntnis über Aktionen durch andere in der Regierung als eine Gefährdung ihrer Zielsetzungen. Sie informierten weder den Außenminister und den Congress, noch das amerikanische Volk von ihren Aktionen. Als die Aufdeckung drohte, zerstörten sie offizielle Dokumente und belogen Regierungsmitglieder, die Öffentlichkeit und die gewählten Abgeordneten im Congress. Sie bezeugten, daß sie sogar Schlüsseltatsachen vor dem Präsidenten verheimlichten. Die Verfassung der Vereinigten Staaten legt das Verfahren fest, durch welches Gesetze und politische Entscheidungen beschlossen und ausgeführt werden müssen. Verfassungsmäßiges Verfahren ist die Essenz unserer Demokratie, und unsere demokratische Regierungsform ist die Basis unserer Stärke. Immer wieder haben wir erfahren, daß ein schlechtes Verfahren zu schlechten Resultaten führt, und daß ein gesetzloses Verfahren zu noch schlechterem führt.
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Widersprüche und Versagen der Politik Das Abgehen der Verwaltung von demokratischen Prozessen schuf die Bedingungen für ein Versagen der Politik und führte zu Widersprüchen, welche die Glaubwürdigkeit der Vereinigten Staaten unterminierten. Die Vereinigten Staaten verfolgten gleichzeitig zwei einander widersprechenden Strategien der Außenpolitik – eine öffentliche und eine geheime: – Die öffentliche Politik sollte keine Zugeständnisse für die Freilassung der Geiseln machen, damit nicht solche Zugeständnisse weitere Geiselnahmen ermutigen könnten. Zur selben Zeit tauschten aber die Vereinigten Staaten im geheimen Waffen, um die Geiseln zurückzubekommen. – Die öffentliche Politik war ausgerichtet auf ein Untersagen von Waffenlieferungen an den Iran und eine Aufforderung an andere Regierungen, dieses Embargo zu beachten. Zur selben Zeit verkauften aber die Vereinigten Staaten im geheimen hochentwickelte Raketen an den Iran und versprachen mehr. – Die öffentliche Politik sollte die Beziehungen mit dem Irak verbessern. Zur selben Zeit aber haben dieVereinigten Staaten im geheimen gemeinsam mit dem Iran militärische nachrichtendienstliche Tätigkeiten gegen den Irak durchgeführt, und North hat den Iranern im Widerspruch zur Politik der Vereinigten Staaten zugesagt, daß die Vereinigten Staaten den Sturz des irakischen Staatsoberhauptes unterstützen würden … – Die öffentliche Politik sollte den "Buchstaben und Geist" der Vorschriften des Boland Amendments gegen militärische oder paramilitärische Hilfe an die Contras beachten. Zur selben Zeit aber übernahmen Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrates im geheimen die Lenkung und Finanzierung der militärischen Bemühung der Contras. Die öffentliche Politik, zum Ausdruck gebracht in Vereinbarungen, die von (CIA) Direktor (William) Casey unterzeichnet worden waren, sah für die Administration Konsultationen mit den Überwachungsausschüssen des Congress über verdeckte Aktivitäten in einem "neuen Geist der Offenheit und Zusammenarbeit" vor. Zur selben Zeit hielten jedoch die CIA und das Weiße Haus insgeheim alle Informationen betreffend die Iran Initiative und das Contra Unterstützungs-Netzwerk von jenen Ausschüssen fern. – Die öffentliche Politik, wie sie in der Executive Order 12333 zum Ausdruck gebracht ist, sollte verdeckte Operationen nur durch die CIA oder andere speziell durch den Präsidenten autorisierte Organe der Geheimdienste durchführen. Zur selben Zeit begannen aber Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrates ge-
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heime Operationen, obwohl der Nationale Sicherheitsrat dazu nicht ermächtigt war, und setzten private, nicht verantwortliche Agenten zur Durchführung verdeckter Aktivitäten ein … Verwirrung Es gab Verwirrung und Unordnung auf den höchsten Ebenen der Regierung … – Ein Nationaler Sicherheitsberater ging davon aus, daß das Boland Amendment auf den Nationalen Sicherheitsrat anwendbar wäre; ein anderer dachte, daß dem nicht so wäre. Keiner von beiden hat ein Rechtsgutachten zu dieser Frage eingeholt. – Der Präsident hat dem amerikanischen Volk gegenüber unkorrekt versichert, daß die Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrates das Gesetz befolgten und daß die Regierung mit dem Hasenfus Flugzeug nichts zu tun habe. Seine Mitarbeiter lenkten tatsächlich eine "full service" Geheimoperation zur Unterstützung der Contras, von der sie glaubten, daß er sie autorisiert hatte. Unehrenhaftigkeit und Geheimhaltung Die Iran-Contra Affäre war charakterisiert durch weitreichende Unehrenhaftigkeit und übermäßige Geheimhaltung. North hat zugegeben, daß er und andere Beamte wiederholt gegenüber dem Congress und dem amerikanischen Volk über die Contra-Geheimaktion und die Iran-Waffenverkäufe gelogen hatten und daß er offizielle Dokumente verändert und vernichtet hatte. North's Zeugenaussage zeigt, daß er auch gegenüber den Mitgliedern der vollziehenden Gewalt, einschließlich des Generalstaatsanwalts und Beamten des Außenministeriums, des CIA und des Nationalen Sicherheitsrates, gelogen hatte. Geheimhaltung wurde zu einer Besessenheit. Der Congress ist nie über die Iran- oder Contra-Geheimoperation informiert worden, trotz des Erfordernisses im Gesetz, daß dem Congress alle Geheimoperationen in "rechtzeitiger Weise" gemeldet werden müssen. Poindexter hat gesagt, daß Donald Regan, der Leiter des Beraterstabes des Präsidenten, von den Geldbeschaffungstätigkeiten der Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrates nicht in Kenntnis gesetzt worden war, weil er dies der Presse eröffnen hätte können. Außenminister Shultz lehnte Drittländer-Vermittlungen im Jahre 1984 kurz vor der Annahme des Boland Amendments ab; folglich wurde er nicht davon unterrichtet, daß im selben Zeitraum der Nationale Sicher-
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heitsberater eine Zuwendung in der Höhe von 8 Millionen Dollar vom Land 2 akzeptiert hatte – obwohl das Außenministerium die Hauptverantwortung für Abmachungen mit diesem Land hätte. Noch wurde der Außenminister durch den Präsidenten im Februar 1985 davon unterrichtet, daß dasselbe Land weitere 24 Millionen zugesagt hatte – obwohl der Präsident den Außenminister umfassend informiert hatte über sein Zusammentreffen mit dem Staatsoberhaupt, bei welchem die Zusage gemacht worden war. Poindexter hatte North gebeten, Geheimnisse von Casey zurückzuhalten; Casey, North und Poindexter stimmten überein, Geheimnisse vor Shultz zurückzubehalten. Poindexter und North verwiesen als Rechtfertigung für diese Praktiken auf Angst vor undichten Stellen. Aber die Notwendigkeit, öffentliche Bekanntmachung zu verhindern, kann die Täuschung, welche gegenüber Mitgliedern des Congress' und gegenüber Vertretern der vollziehenden Gewalt durch jene begangen worden ist, die von den Waffenverkäufen an den Iran und vom Contra Unterstützungsnetzwerk wußten, nicht rechtfertigen … … North hat die Geheimdienststellen angewiesen, Geheiminformationen über die Iran Initiative nicht an den Außenminister und den Verteidigungsminister weiterzugeben. Poindexter hat dem Außenminister im Mai 1986 berichtet, daß die Iran Initiative vorbei wäre, gerade zur selben Zeit, als die McFarlane Mission nach Teheran unternommen wurde. Poindexter hat vor Kabinettsmitgliedern auch die bemerkenswerte neun Punkte-Vereinbarung, welche durch Hakim mit dem Zweiten Kanal ausgehandelt worden war, verheimlicht. North hat der FBI Verbindungsstelle zum Nationalen Sicherheitsrat gegenüber noch im November 1986 bekräftigt, daß die Vereinigten Staaten für die Freilassung der Geiseln nicht verhandeln würden, sondern Terroristen ergreifen würden, um sie für Geiseln auszutauschen – eine vollkommen falsche Vorspiegelung. Die Lügen, Auslassungen, Verdrehungen und die Versuche die Geschichte neu zu schreiben – all dies wurde fortgesetzt, sogar noch nachdem der Präsident den Generalstaatsanwalt ermächtigt hatte, die Tatsachen zu eruieren. Es waren nicht Sicherheitsinteressen, die solches Verhalten motivierten – nicht solange unsere eigene Regierung das Opfer war. Vielmehr haben die Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrates befürchtet – und dies zu Recht –, daß jede Informationsweitergabe an den Congress oder an das Kabinett über die Waffen-für-Geiseln und die Waffen-für-Gewinn Aktivitäten einen Sturm der Entrüstung erzeugen würde. Ebenso wie bezüglich des Iran ist der Congress auch über die Unterstützung der Contras durch die Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrates während des Zeitraumes des Boland Amendments getäuscht worden, obwohl die Rolle des
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Mitarbeiterstabes des Nationalen Sicherheitsrates für andere durchaus nicht geheim war. North hat bezeugt, daß seine Operation der Presse in der Sowjetunion, in Kuba und in Nikaragua wohl bekannt war. Sie ist auch kein Geheimnis für die Nachbarn Nikaraguas gewesen, mit denen der Mitarbeiterstab des Nationalen Sicherheitsrates während dieses Zeitraumes in Verbindung stand. Sie war auch kein Geheimnis für dritte Staaten – einschließlich eines totalitären Staates –, von welchen die Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrates Waffen oder Gelder zu bekommen suchten. Sie war auch kein Geheimnis für das private Versorgungsnetzwerk, das North aufgebaut und überwacht hatte … Privatisierung Der Mitarbeiterstab des Nationalen Sicherheitsrates hat sich an private Organisationen und dritte Länder gewandt, um Regierungsgeschäfte erledigen zu lassen. Geldmittel, welche vom Congress verweigert worden waren, sind von der Administration von dritten Ländern und von Privatleuten erwirkt worden. Aktivitäten, welche normalerweise durch professionelle Geheimdienste erbracht werden – welche auch gegenüber dem Congress zu verantworten sind –, sind an (den pensionierten Luftwaffengeneralmajor Richard) Second und an (Albert) Hakim (der in den Iranischen Waffenverhandlungen mit Second involviert war) übertragen worden. Die Aufbringung ausländischer Geldmittel durch eine Administration, um Ziele der Außenpolitik zu verfolgen, die vom Congress abgelehnt worden sind, ist gefährlich und ungehörig. Solche Vereinbarungen erzeugen, wenn sie geheim und ohne Autorisierung durch den Congress vorgenommen werden, ein Risiko, daß der ausländische Staat etwas als Gegenleistung erwarten und verlangen wird. McFarlane hat bezeugt, daß "jeder verantwortliche Beamte verpflichtet ist anzuerkennen, daß jedes Land in der Welt einen Vorteil für sich selbst darin erblicken wird, daß es sich selbst den Vereinigten Staaten gegenüber verpflichtet." In der Tat hat North vorgeschlagen, ein zentral-amerikanisches Land mit Auslandshilfsgeldern für die Durchführung von Waffenlieferungen an die Contras zu belohnen. Und Second, der einst verantwortlich war für die Auslandsverkäufe der U.S. Airforce, hat gesagt "Wo es ein quid gibt, gibt es auch ein quo". Darüber hinaus darf gemäß der Verfassung nur der Congress Geldmittel für die Vollziehende Gewalt zur Verfügung stellen. Die Konstrukteure der Verfassung haben beabsichtigt, daß die finanzielle Macht des Congress' eine der wichtigsten Kontrollen exekutiven Staatshandeln sein sollte. Dies zielte unter anderem darauf, die Exekutive davon abzuhalten, dieses Land einseitig in einen auswärtigen Konflikt hineinzuziehen. Die Verfassung verbietet es keinem Präsidenten, einen ausländischen Staat oder irgend jemanden sonst zu ersuchen, Geld-
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mittel einem Dritten zu geben. Aber was die Verfassung verbietet, sind solche Vereinbarungen, wonach die Vereinigten Staaten Kontrolle ausüben über deren Empfang und deren Verwendung. Durch die Umgehung der finanziellen Befugnisse des Congress' durch Drittländerzuwendungen und private Zuwendungen an die Contras, hat die Administration ein Kardinalprinzip der Verfassung unterminiert. Außerdem hat der Mitarbeiterstab des Nationalen Sicherheitsrates dadurch, daß er sich an private Bürger gewandt hatte, seine eigenen Ziele gefährdet. Sensible Verhandlungen sind von Parteien geführt worden, die wenig Erfahrungen in der Diplomatie besaßen und eigene finanzielle Interessen hatten. Der diplomatische Aspekt der Mission ist fehlgeschlagen – die Vereinigten Staaten haben heute keine langfristige Beziehung mit dem Iran und auch nicht weniger Geiseln in Gefangenschaft … Geheimoperationen dieser Regierung sollten nur durch geübte professionelle Dienste, die dem Präsidenten und dem Congress verantwortlich sind, geleitet und durchgeführt werden. Solche Operationen sollten niemals, wie dies hier der Fall war, an private Bürger delegiert werden, um gouvermentale Beschränkungen zu umgehen. Das Fehlen von Verantwortlichkeit Die Verwirrung, Täuschung und Privatisierung, die kennzeichnend waren für die Iran-Contra-Affäre, waren die unvermeidlichen Ergebnisse eines Versuches, die Verantwortlichkeit zu vermeiden. Dem Congress, dem Kabinett und den Joint Chiefs of Staff sind Informationen vorenthalten worden, und sie sind vom Entscheidungsprozeß ausgeschlossen worden. Demokratische Verfahrensregeln sind mißachtet worden. Öffentliche Funktionäre, die öffentliche Politik machen, müssen der Öffentlichkeit verantwortlich sein. Aber die Öffentlichkeit kann öffentliche Funktionäre nicht für politische Entscheidungen verantwortlich machen, von denen die Öffentlichkeit gar nichts weiß … Dem Congress ist fast nichts berichtet worden – und was ihm berichtet worden war, war falsch. Verleugnung ersetzte Verantwortlichkeit. Demgemäß hat Poindexter seine Entscheidung, den Präsidenten nicht von der Verschleierung zu informieren, damit gerechtfertigt, daß er dem Präsidenten die Möglichkeit der "Verleugnung" geben wollte. Poindexter sagte, daß er den Präsidenten vor politischer Schmach schützen wollte, falls die Verschleierung publik werden sollte.
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Diese Art des Denkens ist unvereinbar mit einer demokratischen Regierungsweise. "Plausible Verleugnung" ist ein gängiges Konzept bei Geheimdienstaktivitäten und bedeutet, daß eine autorisierte Geheimoperation so angelegt wird, daß, wenn sie von demjenigen, gegen den sie gerichtet ist, aufgedeckt werden sollte, eine Verstrickung der Vereinigten Staaten plausibel geleugnet werden kann. Dies ist ein legitimes Merkmal von autorisierten Geheimoperationen. Auf keinen Fall bedeutet jedoch "plausible Verleugnung" die Ausrichtung einer Operation auf die Weise, daß sie gegenüber den höchsten gewählten Funktionären der Regierung der Vereinigten Staaten selbst verheimlicht oder verleugnet werden darf. Es gehört geradezu zur Voraussetzung der Demokratie, daß "wir das Volk" ermächtigt sind, unsere eigenen Entscheidungen über grundsätzliche politische Fragen zu treffen. Aber Entscheidungsfreiheit ist illusorisch, wenn politische Maßnahmen nicht nur vor der Öffentlichkeit, sondern auch vor den gewählten Repräsentanten verheimlicht werden. … In der Iran-Contra Affäre wurde die Geheimhaltung dafür verwendet, um Lügen gegenüber dem Congress, dem Generalstaatsanwalt, gegenüber anderen Kabinettmitglieder und dem CIA zu rechtfertigen. Sie wurde nicht als Schutzschild gegen unsere Feinde verwendet sondern als Waffe gegen unsere eigenen demokratischen Einrichtungen … Der Nationale Sicherheitsrat ist geschaffen worden, um dem Präsidenten geheimen und umfassenden Rat zur Verfügung zu stellen. Es ist die Auffassung dieser Komitees, daß der Mitarbeiterstab des Nationalen Sicherheitsrates sich niemals wieder in verdeckte Operationen engagieren sollte. Mißachtung des Gesetzes In der Iran-Contra Affäre haben Beamte das Gesetz nicht als Grenzziehung für ihre Maßnahmen angesehen, sondern als Behinderung ihrer Ziele. Als die Ziele und das Recht kollidierten, gab das Recht nach: – Das verdeckte Unterstützungsprogramm für die Contras hat die wichtigste Kontrolle der Verfassung gegenüber der exekutiven Gewalt umgangen: Der Präsident kann Geldmittel für ein Programm nur dann verwenden, wenn er den Congress überzeugen kann, das Geld zu genehmigen. Als der Congress das Boland Amendment beschlossen hat und somit Geldmittel für den Krieg in Nikaragua gekürzt hat, haben die Verwaltungsbeamten Geldmittel für die Contras von anderen Quellen besorgt – von ausländischen Regierungen, aus den Waffenverkäufen an den Iran und von Privatpersonen;
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und der Mitarbeiterstab des Nationalen Sicherheitsrates kontrollierte die Verwendung dieser Geldmittel durch Verfügung über das Unternehmen. Die Durchführung des verdeckten Programmes in Nikaragua mit Geldmitteln vom Verkauf von US-Vermögen und Zuwendungen, welche von Regierungsbeamten aufgebracht worden sind, war eine flagrante Verletzung des Genehmigungsartikels der Verfassung. – Darüber hinaus war das geheime Unterstützungsprogramm für die Contras auch eine Mißachtung des Buchstabens und des Geistes des Boland Amendments. Der Präsident hat klar ausgesprochen, daß, obwohl er Restriktionen bezüglich der militärischen oder paramilitärischen Hilfe gegenüber den Contras abgelehnt hatte, er gleichwohl anerkannte, daß die Beachtung des Gesetzes nicht zur Disposition stand. "Was ich persönlich oder was unsere Regierung wünscht, das würde uns dennoch nicht rechtfertigen, das Gesetz des Landes zu brechen", sagte er 1983. Ein Jahr später haben Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrates Wege beschritten, um die Unterstützung und Leitung der Contraaktivitäten während der Geltungsdauer des Boland Amendments fortzusetzen. Was früher vom CIA getan worden war, und jetzt durch das Boland Amendment verboten war, sollte anstatt dessen vom Mitarbeiterstab des Nationalen Sicherheitsrates getan werden. Der Präsident hat dafür den Boden bereitet, indem er eine riesige Zuwendung für die Contras von einer ausländischen Regierung willkommen geheißen hat – eine Zuwendung, die klar darauf gerichtet war, die Contras über Wasser zu halten, während die US-Hilfe gesperrt war. Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrates haben daraufhin auch andere ausländische Regierungen um militärische Hilfe ersucht, haben die Bemühungen von US-Geldbeschaffern unterstützt, letale Unterstützung an die Contras zur Vefügung zu stellen und haben schließlich ein privates Netzwerk entwickelt und gelenkt, das in North's Worten eine "full-service Geheimoperation" zur Unterstützung der Contras geleitet hat. Dies hätte nicht stärker im Widerspruch stehen können zur Zielsetzung der Boland-Gesetzgebung … Zahlreiche andere Gesetze sind verletzt worden: – North's full-service Geheimoperation war eine "bedeutende antizipierte Geheimdienstaktivität", die gegenüber den Ausschüssen des Congresses für die Geheimdienste gemäß § 501 des Nationalen Sicherheitsgesetzes offengelegt hätte werden müssen. Eine derartige Offenlegung wurde nicht vorgenommen.
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– Aufgrund exekutiver Anordnung bedarf eine Geheimoperation einer persönlichen Entscheidung des Präsidenten, bevor sie von einer anderen Behörde als dem CIA durchgeführt werden kann. Dies erfordert einen geschriebenen Bericht, ehe irgendeine Behörde dies ausführen kann. Im Fall der full-service Geheimoperation von North zur Unterstützung der Contras hat es eine solche persönliche Entscheidung und einen solchen Bericht nicht gegeben. In der Tat behauptet der Präsident, nie irgendeine Kenntnis von dieser Geheimoperation gehabt zu haben. – Unwahre Behauptungen gegenüber dem Congress sind schwere Verbrechen, wenn sie wissentlich und vorsätzlich gemacht werden. Einige Funktionäre der Administration haben Erklärungen abgegeben, in denen sie Aktivitäten von Mitarbeitern des Nationalen Sicherheitsrates in Unterstützung der Contras geleugnet haben, die allerdings North später in seiner Zeugenaussage als "falsch" und "irreführend, nichtssagend und unrichtig" beschrieben hat. – Die Vorgangsweise beim Verkauf von US-Waffen zugunsten der kriegerischen Bemühung der Contras verletzte das Verbot von US-Militärhilfe an die Contras gemäß dem Verbot des Boland Amendments und stellte einen Mißbrauch von Regierungsgeldern dar, welcher von einer Übertragung von US-Vermögen verursacht worden ist … Der Congress und der Präsident Die Verfassung der Vereinigten Staaten gibt sowohl dem Präsidenten als auch dem Congress bei der Gestaltung der Außenpolitik einen wichtigen Einfluß … In der Iran-Contra Affäre haben allerdings Beamte der Administration, die kein gewähltes Amt innehatten, wiederholt Mißachtung den Bemühungen des Congresses gegenüber gezeigt, seinen konstitutionellen Einfluß in der Überprüfung der Außenpolitik wahrzunehmen: – Poindexter hat bezeugt, als er sich auf seine Bemühungen bezog, die Geheimaktion zur Unterstützung der Contras vor dem Congress geheimzuhalten: "Ich wollte einfach keine Einmischung von außen." – North hat bezeugt: "Ich wollte dem Congress nichts erzählen" über diese Geheimaktion. – (Elliot) Abrams (Unter-Staatssekretär im Außenministerium) hat in seiner Zeugenaussage bezeugt, daß wenn nicht Mitglieder der Congress-Ausschüsse "genau die richtigen Fragen mit genau den richtigen Worten" stellten, "würden sie auch nicht die richtigen Antworten bekommen" bezüglich der Verhandlungen mit Drittländern für die Contra-Unterstützung.
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Und zahlreiche andere Beamte haben falsche Aussagen gegenüber dem Congress getätigt und den Congress in die Irre geführt. Einige Zeugen führten bei den Anhörungen aus, oder gingen davon aus, daß die Außenpolitik ausschließlich dem Präsidenten nach seinen eigenen Vorstellungen überlassen bleiben sollte, wobei sie als Argument anführten, daß Gewaltenteilung in unserer gefährlichen Welt keinen Platz hätte. Aber die Theorie unserer Verfassung sagt das Gegenteil: Politik, die durch Konsultationen und in einem demokratischen Prozeß zustande kommt, ist besser und weiser, als eine solche ohne dem. Eine Umgehung des Congresses ist selbstzerstörerisch, denn keine Außenpolitik kann ohne die unparteiische Unterstützung des Congresses Erfolg haben … … Eine demokratische Staatsführung ist nicht möglich ohne Vertrauen zwischen den verschiedenen Staatsgewalten und zwischen dem Staat und dem Volk. Manchmal ist dieses Vertrauen fehlgeleitet, und das System stürzt zusammen. Aber wenn öffentliche Funktionäre außerhalb des Systems arbeiten, weil es nicht die Resultate bringt, die sie suchen, dann ist das ein Rezept für Mißerfolg. Wer war verantwortlich? Wer war verantwortlich für die Iran-Contra Affäre? Auf der Führungsebene war die zentrale Figur in der Iran-Contra Affäre Oberstleutnant North, der alle Aktivitäten koordinierte und der in alle Aspekte der geheimen Operationen involviert war. North allerdings hat nicht allein gehandelt. North' Verhalten hatte die ausdrückliche Zustimmung von Admiral John Poindexter zuerst als Stellvertretender Nationaler Sicherheitsberater und dann als Nationaler Sicherheitsberater. North hatte zumindest auch die stillschweigende Unterstützung von Robert McFarlane, der als Nationaler Sicherheitsberater bis Dezember 1985 tätig war. Darüber hinaus glauben wir aus Gründen, die wir früher angeführt haben, daß der frühere Direktor des CIA William Casey North ermutigt hat, ihm Anweisungen gegeben hat, und das Konzept einer außerlegalen verdeckten Organisation gefördert hat … Der Justizminister (Edwin Meese) hat am 21. November 1986 die Notwendigkeit einer Untersuchung festgestellt. Sein Mitarbeiterstab war für das Auffinden des Ablenkungsmemorandums verantwortlich, welches der Justizminister sofort veröffentlichte. Aber wie bereits vorher beschrieben worden ist, ist seine Tatsachenermittlung von den üblichen investigativen Techniken abgewichen.
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Der Justizminister hat Direktor Casey Stunden, nachdem der Justizminister von dem Ablenkungsmemorandum erfahren hatte, getroffen, allerdings hat er bezeugt, daß er niemals Casey über diese Ablenkung gefragt hat. Er hat zwei Tage gewartet, um mit Poindexter, North's Vorgesetztem, zu sprechen, hat ihn aber dann nicht gefragt, was der Präsident wüßte. Er hat zu lange gewartet, um die Büroräumlichkeiten von North zu versiegeln. Diese Versäumnisse überschatten die Ermittlung des Generalstaatsanwaltes … Nichtsdestoweniger liegt die letzte Verantwortlichkeit für die Ereignisse in der Iran-Contra Affäre beim Präsidenten. Wenn der Präsident nicht gewußt hat, was seine nationalen Sicherheitsberater getan haben, dann hätte er sich darum kümmern müssen. Es ist seine Verantwortlichkeit, seinen Untergebenen unzweideutig klar zu machen, daß sie ihn über wichtige Unternehmungen, welche sie namens der Verwaltung durchführen, auf dem laufenden halten müssen. Die Verfassung verpflichtet den Präsidenten "dafür Sorge zu tragen, daß Gesetze genau ausgeführt werden". Diese Aufgabe umfaßt eine Verpflichtung, die Angehörigen seiner Administration nicht darüber im Zweifel zu lassen, daß rechtsstaatliche Prinzipien Beachtung finden müssen … Einige der Berater des Präsidenten haben eine verdeckte Aktion zur Unterstützung der Contras verfolgt, obwohl dies im Widerspruch steht zum Boland Amendment und verschiedener anderer Gesetze und exekutiver Anordnungen, welche eine Benachrichtigung des Congress erfordern. Mehrere derselben Berater haben gelogen, Dokumente vernichtet und ihre Aktionen verschleiert. Diese Tatsachen sind der Öffentlichkeit schon Monate bekannt. Die Aktionen dieser Personen lassen sich nicht vereinbaren mit der Idee eines Landes, welches von rechtsstaatlichen Prinzipien geleitet ist. Aber der Präsident muß erst noch deren Verhalten verurteilen. Der Präsident selbst hat der Öffentlichkeit gesagt, daß die US-Regierung keine Verbindung mit dem Hasenfusflugzeug hat. (Eugene Hasenfus, ein amerikanischer Söldner, war gefangengenommen worden, als sein Flugzeug, welches Teil einer CIA-unterstützten Nachschuborganisation war, abgeschossen worden war.) Er hat der Öffentlichkeit gesagt, daß frühe Berichte über Waffenverkäufe für Geiseln "keine Grundlage" hätten. Er hat der Öffentlichkeit gesagt, daß die Vereinigten Staaten nicht Waffen für Geiseln getauscht hätten. Er hat der Öffentlichkeit gesagt, daß die Vereinigten Staaten die Waffenverkäufe von Israel an den Iran nicht stillschweigend geduldet hätten, obwohl er in Wahrheit dem zugestimmt hatte und während er einen Bericht unterschrieben hatte, der später von Poindexter vernichtet worden ist, der seine Zustimmung belegt hatte. Alle diese Behauptungen durch den Präsidenten waren falsch.
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Es ist daher die Frage, ob der Präsident von der Irreführung gewußt hat, nicht überzeugend bezüglich der Frage seiner Verantwortlichkeit. Der Präsident erzeugte oder tolerierte zumindest eine Umgebung, in der jene, die von der Irreführung gewußt haben, mit Sicherheit geglaubt haben, daß sie die Politik des Präsidenten ausführen. Dieselbe Umgebung ermöglichte auch eine Sekretärin (Fawn Hall), welche Dokumente vernichtete, schmuggelte und verfälschte, um dann den Komitees zu sagen, "manchmal muß man sich über das geschriebene Gesetz hinwegsetzen", und diese Umgebung führte dazu, daß Admiral Poindexter aussagte, "offengesagt waren wir bereit, einige Risiken bezüglich des Gesetzes auf uns zu nehmen". Es war in solch einer Umgebung, daß frühere Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrates und ihre Privatagenten die Komitees belehren konnten, daß eine "gerechte Sache" alle Mittel rechtfertigt, daß auch das Lügen gegenüber dem Congress und anderen Funktionären der exekutiven Gewalt akzeptabel ist, wenn die Ziele gerecht sind und daß der Congress selbst schuld ist, wenn er Gesetze verabschiedet, die der Politik der Administration zuwiderlaufen. Das was zu Recht als "Kabale der Zeloten" bezeichnet werden kann, befand sich an der Macht. In einer konstitutionellen Demokratie trifft es nicht zu, wie ein Beamter behauptete, daß "wenn du des Königs Geld nimmst, dann handelst du nach des Königs Geheiß". Die Idee der Monarchie wurde hier vor 200 Jahren verstoßen. Und seit damals ist einzig und allein das Gesetz und kein Amtsträger oder keine Ideologie oberste Richtschnur. Dafür, daß er diese Anmaßung in seinem Mitarbeiterstab nicht unterbunden hat, dafür, daß er nicht Sorge getragen hat, daß das Gesetz oberste Richtschnur ist, trägt der Präsident die Verantwortung. Vor 50 Jahren hat das Mitglied des Obersten Gerichtshof Louis Brandeis folgendes ausgeführt: "Unsere Regierung ist der mächtige, der allmächtige Lehrer. Im Guten oder im Schlechten lehrt sie durch ihr Beispiel das ganze Volk. Verbrechen ist ansteckend. Wenn die Regierung zu einem Gesetzesbrecher wird, dann erzeugt sie Mißachtung des Gesetzes, dann lädt sie jedermann ein, für sich selbst Gesetz zu werden, sie lädt ein zur Anarchie." Die Iran-Contra Affäre ist das Ergebnis der Mißachtung dieser Botschaft. Engl. in: Henry Steele Commager-Milton Cantor, Documents of American History, Vol. II10, New Jersey, 1988, (Doc. 727), 872 ff.; dt.: Eigene Übersetzung.
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149. Rede des amerikanischen Außenministers Baker in West-Berlin, 12. Dezember 1989 James A. Baker, Speech in West Berlin Bei den Präsidentschaftswahlen von 1988 setzten die Republikaner auf das Prestige der Reagan-Administration in der amerikanischen Öffentlichkeit, das noch immer ungebrochen zu sein schien, und nominierten George Bush, über zwei Amtsperioden Vizepräsident von Ronald Reagan, der die Wahl klar mit 54 % der Wählerstimmen und 426 zu 111 der Stimmen im Electoral College für sich entscheiden konnte. Gemeinsam mit seinem Außenminister James A. Baker betrieb er vor dem Hintergrund einer günstigen inneramerikanischen Wirtschaftslage eine kluge, restriktive Außenpolitik. Der Zerfall des Warschauer Paktes und der Niedergang der kommunistischen Ideologie stellte die Sowjetunion vor die Notwendigkeit, sich verstärkt ihren neuen innenpolitischen Veränderungen zu widmen. In Washington übte man sich in Geduld und Zurückhaltung, da die Dinge ohnehin einen günstigen Lauf zu nehmen schienen. Nach der Ablösung von Erich Honecker als Generalsekretär des Zentralkomitees der SED veranlaßte sein Nachfolger Egon Krenz, daß die Berliner Mauer am Brandenburger Tor und anderen Grenzübergängen geöffnet werde. Diese Mitteilung wurde am 9. November 1989 in einer Pressekonferenz bekanntgegeben. Anläßlich seines Deutschlandbesuches 1989 konnte James A. Baker vor dem Berliner Presseclub schließlich auch die Frage der deutschen Einheit ansprechen, die in dem Vertrag über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR vom 18. Mai 1990, dem Vertrag zur Vorbereitung und Durchführung der ersten Gesamtdeutschen Wahl des deutschen Bundestages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR vom 3. August 1990, dem Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR über die Herstellung der Einheit Deutschlands vom 31. August 1990 und dem Vertrag über die abschließende Regelung in bezug auf Deutschland vom 12. September 1990 (Zwei-plus-Vier-Vertrag) ihre völkerrechtliche Verankerung finden sollte. * * * Rede des amerikanischen Außenministers, James A. Baker, vor dem Berliner Presseclub in West-Berlin am 12. Dezember 1989 Es ist eine große Ehre für einen Amerikaner, zum jetzigen Zeitpunkt in dieser Stadt eine Rede zu halten. Für mich und Millionen meiner Mitbürger steht Berlin seit einem halben Jahrhundert im Brennpunkt der Geschichte.
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– Hier hat sich klar manifestiert, was sich andernorts im Dunkeln verbarg. – Hier hat Vieldeutiges seinen wahren Charakter enthüllt. – Hier haben wir Entscheidungen getroffen und die Positionen bezogen, mit denen die Welt von heute gestaltet wurde. Im Jahr 1945 wurde uns durch Bilder des zerbombten Berlins der furchtbare Preis des Krieges verdeutlicht. Im Jahr 1948 verließen die Sowjets den Alliierten Kontrollrat und verhängten die Blockade über Berlin – die eindeutige Erklärung des Kalten Kriegs. Im Jahr 1953 ging von Berlinern die erste Volkserhebung gegen die sowjetische Tyrannei in Osteuropa aus. Im Jahr 1961 wurde mit dem Bau der Berliner Mauer das letzte Schlupfloch aus dem Gefangenenlager der Nationen verschlossen, zu dem der Ostblock verkommen war. Im Jahr 1971 kristallisierte sich im Viermächteabkommen über Berlin das schreckliche Dilemma der Entspannungspolitik – die Behauptung, daß Zusammenarbeit zwischen Ost und West auf der ständigen Teilung dieses Kontinents beruhe. Dann geschah im Jahr 1989 ebenfalls hier in Berlin das bedeutendste – und gewiß dramatischste – Ereignis der Nachkriegszeit. Am 9. November wurde die Mauer zu einem Tor. Die Berliner feierten das größte und glücklichste Wiedersehensfest der Geschichte. Und alle, die wir diese Szenen mitverfolgten, fühlten erneut: Wir sind alle Berliner. Erneut gingen Bilder von Berlin um die Welt, Bilder, die von einer neuen Realität kündeten. Die Wurzeln dieser neuen Realität lassen sich bis zu jenen früheren Szenen zurückverfolgen – den Szenen des dramatischen Wiederaufbaus West-Berlins nach dem Krieg, den Szenen der alliierten Luftbrücke in die blokkierte Stadt, den Szenen von amerikanischen und sowjetischen Panzern, die einander am Checkpoint Charlie gegenüberstanden. Durch ihr Zusammenstehen in Berlin und andernorts haben die westlichen Staaten die grundlegenden Voraussetzungen für die Überwindung der Teilung Berlins, dieser Nation und dieses Kontinents geschaffen. Im Zuge der jüngsten Entwicklungen hat die Sowjetunion ein bemerkenswertes Maß an Realismus gezeigt. Präsident Gorbatschow gebührt das Ver-
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dienst dafür, als erster sowjetischer Staatschef den Mut und die Weitsicht besessen zu haben, die Unterdrückung in Osteuropa zu beenden. Der wahre Impuls für den Wandel kommt jedoch aus einer völlig anderen Quelle: den Völkern Polens, Ungarns, der Tschechoslowakei, Bulgariens und der DDR. Sie haben sich selbst befreit. Von der Ostsee bis zur Adria hat eine unwiderstehliche Bewegung an Kraft gewonnen – eine Bewegung vom, durch und für das Volk. In ihrer friedlichen, überwältigenden Mehrheit haben die Völker Osteuropas dem Westen einen Spiegel entgegengehalten, in dem sich die bleibende Macht unserer erhabensten Werte widerspiegelt. Um Thomas Jefferson, den ersten Außenminister der Vereinigten Staaten zu zitieren: "Nichts ist im Buch der Geschichte eindeutiger festgeschrieben, als das diese Menschen frei sein sollen." Diese Veränderungen bedeuten nichts weniger als eine friedliche Revolution. Wie Präsident Bush in der vergangenen Woche erklärt hat, "besteht die vor uns liegende Aufgabe darin, die Früchte dieser friedlichen Revolution zu konsolidieren und die Architektur für einen kontinuierlichen, friedlichen Wandel bereitzustellen". Als erster Schritt müssen freie Männer und Frauen freie Regierungen einsetzen. Der Weg dorthin mag schwierig oder sogar verwirrend erscheinen, aber wir müssen ihn mit Verständnis beschreiten. Denn wahre Stabilität erfordert Regierungen mit Legitimation, Regierungen, die auf die Zustimmung der Regierten gegründet sind. Die Völker Osteuropas versuchen, solche Regierungen aufzubauen. Unsere Ansicht – wie sie Präsident Gorbatschow von Präsident Bush übermittelt wurde – ist, daß die politischen und wirtschaftlichen Reformen im Ostblock sowohl die langfristige Stabilität in Europa als auch die Aussichten der Perestrojka verbessern können. Eine legitime und stabile europäische Ordnung wird die legitimen sowjetischen Interessen fördern und nicht bedrohen. Eine unrechtmäßige Ordnung wird überhaupt keine Ordnung schaffen können. Freie Menschen und freie Regierungen sind die Bausteine eines ungeteilten freien Europas. In die Hoffnung auf ein ungeteiltes, freies Europa mischt sich jedoch die Besorgnis einiger, daß ein ungeteiltes Europa nicht zwangsläufig ein friedliches und wohlhabendes Europa sein könnte. Viele der Orientierungshilfen, die uns sicher durch vierzig bisweilen spannungsgeladene und bedrohliche Jahre geleitet haben, sind nun überholt. Einige der entzweienden Fragen, die einst in Europa zu Konflikten führten, tauchen wieder auf.
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Die Instrumente der westlichen Zusammenarbeit müssen sich dem Wandel in Europa anpassen. Gemeinsam müssen wir eine neue Architektur für ein neues Zeitalter entwerfen und schrittweise verwirklichen. Diese neue Architektur muß den alten Fundamenten und Strukturen Platz bieten, die – wie die NATO – ihre Gültigkeit behalten. Gleichzeitig muß sie der Tatsache Rechnung tragen, daß diese auch neuen, gemeinsamen Zielen dienen können. Die neue Architektur muß den Bau von Institutionen weiterführen, die – wie die EG – dazu beitragen können, den Westen noch enger zu verflechten und gleichzeitig als offene Tür zum Osten zu dienen. Und die neue Architektur muß einen Rahmen schaffen – wie den KSZE-Prozeß –, in dem die Teilung Europas überwunden und der Atlantik überbrückt werden kann. Diese neue Struktur muß ferner zwei spezielle Zwecke erfüllen. Erstens muß es als Teil der Überwindung der Teilung Europas eine Chance geben, die Teilung Berlins und Deutschlands durch Frieden und Freiheit zu überwinden. Seit vierzig Jahren stehen die Vereinigten Staaten und die NATO für die deutsche Einheit, und wir werden von diesem Ziel nicht abrücken. Zweitens sollte diese Architektur der Tatsache Rechnung tragen, daß die Sicherheit der Vereinigten Staaten – politisch, militärisch und wirtschaftlich – an die Sicherheit Europas gekoppelt bleibt. Die Vereinigten Staaten und Kanada teilen die Nachbarschaft Europas. Präsident Bush erklärte im vergangenen Mai: "Die Vereinigten Staaten sind und bleiben eine europäische Macht." Dem fügte er letzte Woche hinzu: "Die Vereinigten Staaten werden erhebliche Streitkräfte in Europa unterhalten, solange unsere Verbündeten unsere Präsenz als Teil gemeinsamer Sicherheitsanstrengungen wünschen." Dies ist unsere Verpflichtung für eine gemeinsame Zukunft, eine Anerkennung der Notwendigkeit einer aktiven Rolle der Vereinigten Staaten in Europa, einer Notwendigkeit, die sogar von Präsident Gorbatschow zugestanden wird. Unser aller Aufgabe besteht also darin, gemeinsam auf ein neues Europa und den neuen Atlantizismus hinzuarbeiten. Im Mai dieses Jahres schlug Präsident Bush seinen NATO-Partnern vor, es sei an der Zeit, sich über neue Aufgaben für die NATO Gedanken zu machen. Seit über vierzig Jahren hat das Nordatlantische Bündnis den Frieden in Europa sowohl durch Abschreckung als auch durch den Dialog mit dem Osten bewahrt. Heute bemüht sich die NATO in Wien, eine neue Sicherheitsstruktur für Europa aufzubauen, in der die militärische Komponente verringert und die politische aufgewertet ist. Dies ist die erste neue Aufgabe der NATO.
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Ein Abkommen über die konventionellen Streitkräfte ist der Eckpfeiler dieser neuen Sicherheitsstruktur. Im Mai stimmte die NATO dem Plan Präsident Bushs zu, ein solches Abkommen in einem zügigeren Zeitrahmen anzustreben. Präsident Gorbatschow reagierte positiv auf diese Chance. Wir sind einem Abkommen über die Begrenzung der konventionellen Streitkräfte vom Atlantik bis zum Ural inzwischen erheblich nähergekommen. In Malta schlug Präsident Bush ein Gipfeltreffen zur Unterzeichnung eines solchen Abkommens im Jahr 1990 vor. Heute möchte ich dem hinzufügen, daß die Außenminister der 23 Staaten von NATO und Warschauer Pakt ihr für Februar in Ottawa geplantes Treffen, auf dem die Offene-Himmel-Verhandlungen eröffnet werden sollen, nutzen sollten, um den Stand der KSZE-Verhandlungen in Wien zu überprüfen und ihnen neue Impulse zu verleihen. Im Zuge des Aufbaus einer neuen Sicherheitsstruktur zur Aufrechterhaltung der gemeinsamen Verteidigung wird die Bedeutung der nichtmilitärischen Komponente der europäischen Sicherheit zunehmen. Rüstungskontrollabkommen, vertrauensbildende Maßnahmen und andere politische Konsultativvereinbarungen werden an Bedeutung gewinnen. In einer solchen Welt wird sich die Rolle der NATO weiter fortentwickeln. Die NATO wird zu einem Forum werden, in dem die westlichen Staaten zusammenarbeiten, um Abkommen zwischen Ost und West auszuhandeln, durchzuführen, zu verifizieren und auszubauen. In diesem Zusammenhang werden Durchführung und Verifizierung eines Abkommens über die konventionellen Streitkräfte eine große Herausforderung für das Fortbestehen der Sicherheit bedeuten. Die NATO muß hier einen wichtigen Beitrag leisten. Ich lade deshalb die Regierung der NATO-Partner ein, die Schaffung eines NATO-Stabes zur Verifizierung von Rüstungskontrollabkommen in Erwägung zu ziehen. Die Verifizierung wird in nationaler Verantwortung verbleiben. Ein solcher neuer Stab wäre jedoch in der Lage, den Regierungen der Mitgliedstaaten bei der Überwachung der Einhaltung von Rüstungskontrollabkommen und vertrauensbildenden Maßnahmen in Europa zur Seite zu stehen. Eine NATOOrganisation dieser Art könnte wertvolle Dienste leisten, indem sie die NATOPartner unterstützt und die Durchführung von Inspektionen koordiniert. Sie könnte eine zentrale Anlaufstelle für von den nationalen Regierungen bereitgestellte Informationen bilden, möglicherweise in Verbindung mit gemeinsamen europäischen Bemühungen im Rahmen der Westeuropäischen Union.
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Mit der Abschwächung der Ost-West-Konfrontation und Fortschritten bei der Ost-West-Zusammenarbeit werden weitere Herausforderungen für die europäische und atlantische Sicherheit zutage treten. Diese weisen auf die zweite neue Aufgabe der NATO hin. Regionale Konflikte sind – zusammen mit der Verbreitung von Raketen und nuklearen, chemischen und biologischen Waffen – eine wachsende Gefahr. Verstärkte Konsultationen der NATO zu diesen Fragen können eine wichtige Rolle bei der Formulierung gemeinsamer Haltungen des Westens gegenüber diesen unterschiedlichen Bedrohungen spielen. Drittens sollte die NATO damit beginnen, weitere Initiativen zu erörtern, die der Westen – etwa im Rahmen des KSZE-Prozesses – einleiten könnte, um wirtschaftliche und politische Verbindungen zum Osten aufzubauen, die Wahrung der Menschenrechte zu fördern, zum Aufbau demokratischer Institutionen beizutragen und im Einklang mit den westlichen Sicherheitsinteressen ein offeneres Umfeld für Ost-West-Handel und Investitionen zu gestalten. Schließlich könnte die NATO ihren größten und dauerhaftesten Einfluß auf die Struktur des Wandels dadurch zum Tragen bringen, daß sie den Staaten des Ostens einen fundamental anderen Ansatz in der Sicherheitspolitik vor Augen führt. Die NATO hat in den vierzig Jahren ihres Bestehens eine Vision der Zusammenarbeit, nicht aber des Zwanges, offener Grenzen, nicht eiserner Vorhänge aufgezeigt. Die Aussöhnung ehemaliger Feinde, die sich unter dem Schirm der kollektiven Sicherheit der NATO vollzogen hat, bietet den Staaten Osteuropas ein attraktives Modell internationaler Beziehungen. Wie immer die von den Regierungen Osteuropas gewählten Sicherheitsbeziehungen auch beschaffen sein werden, die NATO wird den westlichen Regierungen weiterhin ein optimales Instrument an die Hand geben, um ihre Bemühungen für Verteidigung und Rüstungskontrolle zu koordinieren und eine dauerhafte europäische Friedensordnung aufzubauen. Die Aufrechterhaltung eines vitalen Nordatlantischen Bündnisses wird den Interessen Osteuropas und ganz besonders auch den Interessen der Sowjetunion dienlich sein. Die künftige Entwicklung der Europäischen Gemeinschaft wird eine zentrale Rolle bei der Gestaltung des neuen Europas spielen. Das Beispiel der westlichen Zusammenarbeit im Rahmen der Europäischen Gemeinschaft hat bereits drastische Auswirkungen auf die Haltung des Ostens zu wirtschaftlicher Freiheit gehabt. Der Erfolg dieses großartigen europäischen Experiments hat – vielleicht mehr als jeder andere Faktor – die Osteuropäer zu der Erkenntnis veranlaßt, daß Menschen ebenso wie Staaten effektiver mitein-
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ander kooperieren, wenn sie die Freiheit der Wahl haben. Die Wahlurne und der freie Markt sind die grundlegenden Instrumente der Wahlfreiheit. Das europäische Experiment ist jedoch nicht nur deshalb gelungen, weil es dem aufgeklärten Eigeninteresse der europäischen Erzeuger und Verbraucher entgegenkam. Dieses Experiment gelang, weil die Visionen seiner Begründer das rein materielle Element einschlossen und zugleich darüber hinausgingen. Dieses Experiment war erfolgreich, weil es auch die Aussicht auf das höhere Ziel einer Überwindung der politischen und wirtschaftlichen Grenzen in sich barg – auf ein geeintes Europa. Dies war das Ziel von Monnet und Schuman. Dies war das von den Vereinigten Staaten Marshalls und Achesons unterstützte Ziel. Dies war das in den Römischen Verträgen und in neuerer Zeit in der Einheitlichen Europäischen Akte niedergelegte Ziel. Die Vereinigten Staaten unterstützen heute dieses Ziel ebenso energisch wie vor vierzig Jahren. Selbstverständlich streben die Vereinigten Staaten eine Europäische Gemeinschaft an, die für die Zusammenarbeit mit anderen offen ist. Wir gehen davon aus, daß die Amerikaner vom Zugang zu einem europäischen Binnenmarkt ebenso profitieren werden, wie die Europäer seit langem vom Zugang zu einem einzigen amerikanischen Markt profitiert haben. Es ist für uns alle lebensnotwendig, daß beide Märkte offen bleiben – und daß beide sich sogar weiter öffnen. Während Europa seinem Ziel eines gemeinsamen Binnenmarktes näherkommt und sich seine Institutionen für die Zusammenarbeit in Politik und Verteidigung herausbilden, werden die Bindungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Gemeinschaft noch an Bedeutung gewinnen. Wir möchten, daß unsere transatlantische Zusammenarbeit mit der europäischen Integration und den institutionellen Reformen Schritt hält. Von diesem Ziel soll die Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Gemeinschaft geleitet sein, um – entweder vertraglich oder in anderer Form geregelte – entschieden verbesserte institutionelle und konsultative Verbindungen zu schaffen. Ausgehend von gemeinsamen Idealen und Werten sehen wir uns mit einer Reihe beide Seiten betreffende Herausforderungen konfrontiert – in den Bereichen Wirtschaft, Außenpolitik, Umweltschutz, Wissenschaft sowie auf zahlreichen anderen Gebieten. Es wäre daher sinnvoll, für die gemeinsame Sache unsere Antworten gemeinsam zu erarbeiten. Wir schlagen vor, diese Idee im Einklang mit den europäischen Bestrebungen zur Schaffung eines europäischen Binnenmarktes bis 1992 zu erörtern, so daß
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die geplante Interaktion zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Gemeinschaft entsprechend den Veränderungen innerhalb der Gemeinschaft erfolgt. Darüber hinaus ermutigen die Vereinigten Staaten die Europäische Gemeinschaft, die Zusammenarbeit mit den Ländern Osteuropas fortzusetzen und zu erweitern. Die Förderung politischer und wirtschaftlicher Reformen im Ostblock ist eine gegebene Berufung für die Europäische Gemeinschaft. Aus diesem Grund waren wir über die beim Weltwirtschaftsgipfel von Paris getroffene Vereinbarung außerordentlich erfreut, daß die Europäische Kommission eine besondere Rolle innerhalb der Gruppe der 24 übernehmen sollte, um Reformen in Polen und Ungarn zu unterstützen. Die Vereinigten Staaten haben bei der Gewährung wirtschaftlicher und finanzieller Unterstützung für Ungarn und Polen eng mit der Europäischen Gemeinschaft zusammengearbeitet. Die Vereinigten Staaten haben nahezu eine Milliarde Dollar an Hilfsleistungen für diese beiden Länder aufgebracht. In dieser Woche erwarten wir von dem Treffen der Gruppe der 24, dem Stabilisierungsfonds in Höhe von einer Milliarde Dollar so nahe wie möglich zu kommen, den Polen als Hilfe bei der Einführung einer konvertierbaren Währung und makroökonomischen Reformen erbeten hat. Dies sollte nur der Anfang unserer gemeinsamen Arbeit sein. Polen und Ungarn müssen vierzig Jahre wirtschaftlicher Stagnation überwinden – und das wird Zeit und unsere kontinuierliche Unterstützung erfordern. Während die Tschechoslowakei, Bulgarien und die Deutsche Demokratische Republik politische und wirtschaftliche Reformen durchführen, die den bereits in Polen und Ungarn stattfindenden vergleichbar sind, sollten die Maßnahmen der sich um die EG konzentrierenden Gruppe der 24 unserer Ansicht nach erweitert werden, um friedlichen Wandel auch in diesen Ländern zu fördern. Wenn die Nationen Osteuropas offenere politische und wirtschaftliche Systeme erhalten, werden sie voraussichtlich neue Beziehungen mit der Europäischen Gemeinschaft, dem Europarat und anderen Institutionen anstreben, die sowohl Europa als auch der internationalen Staatengemeinschaft insgesamt dienen. Solche Bedingungen sollten in der Tat das Fundament unserer Strategie zum Wiederaufbau der Volkswirtschaften in Osteuropa durch Privatkapital und Eigeninitiative bilden: Private Investoren in Osteuropa wollen sicherlich die Gewißheit, daß sie ihre Produkte auf westlichen Märkten verkaufen können. Ich bin zuversichtlich, daß kreative neue Vereinbarungen getroffen werden können, um den Prozeß politischer und wirtschaftlicher Reformen in den Län-
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dern des Ostblocks zu ermutigen und voranzutreiben, während gleichzeitig die Integrität und Lebensfähigkeit bestehender Institutionen erhalten wird. Wir müssen den Ländern Osteuropas Hoffnung und Chancen bieten, die sie auf ihrem Weg zu Demokratie und wirtschaftlicher Freiheit ergreifen können. Die jüngste Arbeit an einem Abkommen zwischen der EG und den sechs Nationen der Europäischen Freihandelsassoziation hat Vorbildcharakter für verbesserte Bindungen mit anderen Ländern. Zwischen dem Prozeß der europäischen Integration und erweiterter Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Gemeinschaft und ihren Nachbarländern in Ost und West sehen wir keinen Interessenskonflikt. Unseres Erachtens hängt die Attraktivität der Europäischen Gemeinschaft für die Länder des Ostblocks vor allem von ihrer kontinuierlichen Lebensfähigkeit ab. Und die Lebensfähigkeit der Europäischen Gemeinschaft hängt wiederum von ihrem anhaltenden Engagement für das Ziel eines geeinten Europas ab, wie es seine Gründerväter vorgesehen hatten – frei, demokratisch und seinen nordamerikanischen Partnern eng verbunden. Die Institution, die alle Nationen des Westens und Ostens in Europa unter einem Dach vereinigt – die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa – ist im Grunde ein anhaltender Prozeß, der vor über 14 Jahren in Helsinki ins Leben gerufen wurde. Es gab unterschiedliche Auffassungen über die Aufgaben dieses KSZE-Prozesses. Einige sahen in der Schlußakte von Helsinki aus dem Jahr 1975 die Ratifizierung des Status quo, das Äquivalent eines Friedensvertrages, der den Zweiten Weltkrieg beendete und damit die Legitimation der ständigen Teilung Europas darstellte. Andere sahen diesen Prozeß jedoch als Mittel zur Überwindung dieser Teilung. Die Dynamik des KSZE-Prozesses hält nach wie vor an. Im Jahr 1975 haben die Regierungen Osteuropas – im Gegensatz zu ihren Bürgern ihre Verpflichtung zur Wahrung der ganzen Bandbreite grundlegender Menschenrechte vielleicht noch nicht ernst genommen. Die in der Schlußakte von Helsinki festgeschriebenen Verhaltensnormen werden aufgrund von internationalem Druck und Unruhen im Inland zunehmend eingehalten. Im vergangenen Monat konnten wir hier in Berlin Zeuge einer der stolzesten Errungenschaften des KSZEProzesses werden, als die DDR ihre Verpflichtung erfüllte, ihrem Volk freie Ausreise zu gewähren. Jetzt ist es an der Zeit für weitere Fortschritte des KSZE-Prozesses. Jeder der drei Körbe kann mit neuer Substanz gefüllt werden. Erstens kann der Korb Sicherheit durch die zur Zeit in Wien stattfindenden Verhandlungen der 35 Nationen über vertrauensbildende Maßnahmen an Be-
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deutung gewinnen. Die erörterten Abkommen sollen dazu beitragen, Gewalt oder die Androhung von Gewalt als Mittel zur Einschüchterung einer europäischen Nation zu verhindern. Abgesehen davon, daß sie das Risiko eines Krieges weiter abbauen, können vertrauensbildende Maßnahmen ein berechenbares Schema militärischer Interaktion institutionell verankern – ein Schema, das praktisch nicht umkehrbar ist und eine neue Grundlage für Vertrauen bildet. Zweitens kann der relativ unterentwickelte Korb Wirtschaft mit neuen Inhalten gefüllt werden. In Malta hat Präsident Bush Gorbatschow den Vorschlag unterbreitet, daß wir dieses KSZE-Forum neu beleben könnten, indem wir uns auf die konzeptionellen und praktischen Fragen im Zusammenhang mit dem Übergang von einer stagnierenden Planwirtschaft zu freien, konkurrierenden Märkten konzentrieren. Wenn wir uns im nächsten Mai in Bonn zur Erörterung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit treffen, schlage ich vor, dieses Thema in den Mittelpunkt zu stellen. Drittens hat der KSZE-Prozeß im Bereich der Menschenrechte die größten Fortschritte erzielt. Ein Grundrecht ist jedoch noch nicht vollständig institutionell festgeschrieben – das Recht der Menschen, durch regelmäßige, freie und geheime Wahlen mit mehreren Parteien diejenigen zu wählen, die sie regieren sollen. Dies ist das vornehmste Menschenrecht – das Recht, das alle anderen sicherstellt. Ohne freie Wahlen kann kein Recht langfristig garantiert werden. Mit freien Wahlen kann kein Recht lange verweigert werden. Am 31. Mai 1989 hat Präsident Bush in Mainz eine neue Initiative im Rahmen des KSZE-Prozesses angekündigt, die zur Überwindung der Teilung Europas beitragen soll. Er forderte freie Wahlen und politischen Pluralismus in allen Ländern Europas. Dies wird jetzt Wirklichkeit. Im Juni haben die Vereinigten Staaten und Großbritannien bei der KSZEKonferenz über Menschenrechte gemeinsam die Initiative für freie Wahlen unterstützt. Mit diesem Vorschlag wurden alle 35 KSZE-Teilnehmerstaaten aufgefordert, regelmäßige und richtige Wahlen mit mehreren Kandidaten auf der Grundlage des universellen und gleichberechtigten Wahlrechts in geheimer Abstimmung und unter der Aufsicht internationaler Beobachter zu gestatten. Jeder Bürger soll das Recht haben, eine Partei zu gründen oder ihr anzugehören, um ein wirklich demokratisches Verfahren sicherzustellen. Freien Wahlen sollte jetzt im KSZE-Prozeß höchste Priorität zukommen. Im Jahr 1945 versprach Josef Stalin freie Wahlen und Selbstbestimmung für die Völker Osteuropas. Die Tatsache, daß diese Wahlen nicht frei waren und diesen
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Völkern nicht gestattet wurde, ihr Schicksal selbst zu bestimmen, war eine der Hauptursachen für den Kalten Krieg. Jetzt wird dieses stalinistische Vermächtnis durch Menschen abgebaut, die entschlossen sind, ihr Geburtsrecht auf Freiheit zurückzufordern. Es soll und wird ihnen nicht verwehrt werden. Nun, da sich praktisch alle KSZE-Mitgliedstaaten auf dem Weg zu wirklich funktionsfähigen repräsentativen Regierungen befinden, schlage ich die Erwägung eines weiteren Schrittes vor: Wir könnten die Parlamentarier enger in den KSZE-Prozeß einbeziehen, so daß sie nicht nur wie bisher als Beobachter fungieren, sondern vielleicht eigene Treffen abhalten. Um die Hinwendung zur Demokratie zu fördern, müssen wir die Institutionen der Demokratie stärken. Ein neues – ungeteilten und freies – Europa muß Vorkehrungen treffen, die den Bestrebungen des deutschen Volkes und den legitimen Sorgen der Nachbarländer Deutschlands Rechnung tragen. Am 28. November 1989 hat Bundeskanzler Kohl vor dem Bundestag einen Ansatz entwickelt, der die Vewirklichung der deutschen Bestrebungen in Frieden und Freiheit zum Ziel hat. Beim Treffen der Staats- und Regierungschefs der NATO in der vergangenen Woche hat Präsident Bush die seit jeher bestehende Unterstützung der Vereinigten Staaten für das Ziel der deutschen Einheit erneut bekräftigt. Er formulierte vier Prinzipien, von denen unsere Politik geleitet ist, und ich konnte erfreut feststellen, daß diese Gedanken in einer von den Staats- und Regierungschefs der Europäischen Gemeinschaft letzte Woche in Straßburg veröffentlichten Erklärung ihren Niederschlag gefunden haben. – Erstens muß die Selbstbestimmung ungeachtet des Ergebnisses erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt sollten wir eine bestimmte Vorstellung von Einheit weder befürworten noch ausschließen. – Zweitens sollte die Wiederherstellung der Einheit im Rahmen der anhaltenden Verpflichtung der Bundesrepublik Deutschland gegenüber der NATO und einer zunehmend integrierten Europäischen Gemeinschaft und unter Berücksichtigung der Rechte und Pflichten der alliierten Mächte erfolgen. – Drittens muß die Wiederherstellung der Einheit im Interesse der allgemeinen europäischen Stabilität friedlich und schrittweise erfolgen. – Viertens sollten wir in der Frage der Grenzen unsere Unterstützung für die in der Schlußakte von Helsinki niedergelegten Grundsätze bekräftigen. Abschließend bemerkte Präsident Bush, "die Überwindung der unnatürlichen Teilung Europas und Deutschlands muß im Einklang mit und auf der Grundla-
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ge von Werten erfolgen, die zu universellen Idealen werden, wenn alle Länder Europas Teil eines Commonwealth freier Nationen werden". Als Amerikaner bin ich stolz auf die Rolle, die mein Land als Ihr Beistand gespielt hat und weiterhin spielen wird. Dieser so positive Weg wird jedoch nicht leicht sein. Wir dürfen nicht drängen. Er muß friedlich und demokratisch gegangen werden. Und die legitimen Sorgen aller Mitgliedstaaten in dem neuen Europa müssen berücksichtigt werden. So wie Berlin im Herzen eines geteilten Europas stand, soll es im Herzen eines ungeteilten und freien Europas stehen – nicht länger als umkämpfte Bastion der Freiheit, sondern als Symbol der Hoffnung auf ein besseres Leben. Der sich heute in Osteuropa vollziehende Wandel berechtigt zu großen Hoffnungen. Ein neues Zeitalter bringt jedoch unterschiedliche Sorgen für uns alle mit sich. Einige dieser Sorgen sind so alt wie Europa selbst, andere wiederum ein neues Produkt des Wandels. Wenn der Westen das Gefüge der Zusammenarbeit aufgeben würde, das wir in vierzig Jahren aufgebaut haben, würden diese Sorgen zu Problemen. Aber die von uns geschaffenen Institutionen – die NATO, die Europäische Gemeinschaft und der KSZE-Prozeß – sind lebensfähig. Auf demokratische Werte gestützt, werden sie der Macht des Volkes gerecht, die den neuen Kurs der Geschichte bestimmt. Noch wichtiger ist, daß diese Institutionen auch flexibel sind und sich rasch verändernden Gegebenheiten anpassen können. Wenn wir uns anpassen und unsere Zusammenarbeit untereinander und mit den Nationen des Ostblocks erneuern und erweitern, werden wir ein neues Europa auf der Grundlage eines neuen Atlantizismus schaffen. Die NATO wird weiterhin das wichtigste Bindeglied zwischen Nordamerika und Europa sein. Während Rüstungskontrollabkommen und politische Vereinbarungen die immer noch lebenswichtige militärische Komponente der europäischen Sicherheit zunehmend ergänzen, wird die NATO neue Aufgaben übernehmen. Die Europäische Gemeinschaft ist bereits jetzt der wirtschaftliche Stützpfeiler im transatlantischen Verhältnis. Darüber hinaus wird sie – vielleicht gemeinsam mit anderen europäischen Institutionen – politische Aufgaben von zunehmender Bedeutung übernehmen. Sie hat es sogar bereits getan, wie die Koordinierung der westlichen Bestrebungen zur Unterstützung der Reformen in Osteuropa durch die Gemeinschaft belegt. Im Verlauf dieses Prozesses sollten die Bindungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Gemeinschaft
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stärker werden, die von uns erörterten Themen vielfältiger und unsere gemeinsamen Bestrebungen größere Bedeutung erlangen. Gleichzeitig werden die Überschneidungen zwischen der NATO und den europäischen Institutionen zunehmen. Diese Überschneidungen müssen zu einer Synergie, nicht zu Spannungen führen. Bessere Kommunikation zwischen europäischen und transatlantischen Institutionen wird vordringlich. Der KSZE-Prozeß sollte zum wichtigsten Forum der Zusammenarbeit zwischen Ost und West werden. Sein Mandat wird mit zunehmender Festigung dieser Zusammenarbeit an Bedeutung gewinnen. So wie sich die Veränderungen vollziehen und die Teilung Europas überwinden, so wird auch die Teilung Deutschlands und Berlins in Frieden und Freiheit überwunden werden. In diesem Herbst haben wir bei den großen Demonstrationen in Leipzig, Dresden und Berlin einen lauten Ruf vernommen. "Wir sind das Volk!", rief die Menschenmenge der Partei zu, die in ihrem Namen regierte. Auf der anderen Seite der Erdkugel sprach Lech Walesa vor dem amerikanischen Kongreß und dankte den Vereinigten Staaten für die Unterstützung der Freiheit in Polen. Er begann mit Worten, die vor zweihundert Jahren geschrieben wurden – Worten, die über der amerikanischen Verfassung stehen: "Wir, das Volk …". "Wir, das Volk …" und "Wir sind das Volk" zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte von 1789 zu 1989. Was die Gründerväter Amerikas wußten, wissen heute auch die Menschen in der DDR und Osteuropa – daß Freiheit eine Segnung, aber kein Geschenk ist. Daß das Tagewerk der Freiheit niemals beendet ist und niemals alleine verrichtet wird. Zwischen dem Amerika des "Wir, das Volk …" und dem Europa des "Wir sind das Volk …" kann es keine Teilung geben. Auf dieser Grundlage wird ein neuer Atlantizismus gedeihen und ein neues Europa entstehen. Engl. in: U.S. Policy Information and Texts, USIS, Bonn, Nr. 154, 13.12.1989; dt. aus: Amerika-Dienst (Dokumentation), Nr. 45, 13.12.1989.
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150. George Bush, Die Neue Weltordnung, 6. März 1991 The New World Order Mit der Wahl von Präsident George Bush im Jahr 1988 ist man in der jüngsten Periode der amerikanischen Gegenwartsgeschichte angelangt. Diese Zeitabschnitte, gerade eben noch Gegenwart gewesen, sind am schwierigsten zu beschreiben und zu erfassen, weil ihre Auswirkungen und die damit einhergehende Wertungsproblematik oft erst Jahre später zu Tage treten und aus dieser Instanz erst eine objektive Betrachtungsweise ermöglichen. An dieser Schnittstelle zwischen Gegenwart und Vergangenheit angekommen, lassen sich zwei Hauptrichtungen, die den Weg in das neue Jahrtausend weisen, feststellen: Im Hinblick auf Umweltpolitik (vgl. Dok. 151) und auf ein umfassendes politisches Erneuerungskonzept versucht Präsident Bush neue Perspektiven zu eröffnen. Die militärische Voraussetzung für diese neue Weltordnung lag in dem durchschlagenden, schnellen Erfolg, den die internationale Koalition unter der militärischen Führung der Vereinigten Staaten im Golfkrieg erringen konnte. Ab November 1990 wurden die amerikanischen Streitkräfte am Golf massiv verstärkt. Damit war man von der Strategie der bloßen Verteidigung Saudi-Arabiens zur offensiven Kriegführung bereit, deren überwältigendes und effizientes Resultat neue weltpolitische Rahmenbedingungen schuf. Da weder die Sowjetunion noch der Iran dem Irak wirklich dauerhafte Unterstützung offerierten, und Jordanien nicht wirksam helfen konnte und die westlicharabische Koalition nicht ernsthaft gefährden konnte, die Türkei ihre Luftstützpunkte für alliierte Operationen freigab und sich am Embargo gegen den Irak beteiligte, war der Irak international isoliert. Das erstmalig einhellige Vorgehen im Sicherheitsrat bildet das völkerrechtliche Gegenstück zu dieser außenpolitischen Geschlossenheit der Weltöffentlichkeit. Mit der Erreichung des Kriegszieles, der Befreiung von Kuweit, wurden die Kampfhandlungen in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar abgebrochen. Auch der sich immer deutlicher abzeichnende Niedergang der kommunistischen Ideologie ließ das Konzept der politischen Neuordnung der Welt unter den Auspizien der Vereinten Nationen möglich werden. So entstand ein Gesprächsklima, das eine neue Weltordnung als Ziel plausibel werden ließ, die angesichts der vielfältigen und rasanten Veränderungen der ökonomischen und ökologischen Gegebenheiten noch immer ihrer Verwirklichung harrt. Am 6. März 1991 wandte sich George Bush mit folgenden Worten an beide im Kongreß versammelten Häuser.
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Herr Präsident, Herr Vorsitzender, Mitglieder des Kongresses. Erst vor fünf kurzen Wochen kam ich hierher, um Ihnen über die Lage der Nation zu berichten. Damals kamen wir in einer Zeit des Krieges zusammen. Heute abend treffen wir uns in einer Welt, die mit der Aussicht auf Frieden gesegnet ist. Vom Beginn der Operation Wüstensturm am 16. Januar bis zu dem Zeitpunkt um Mitternacht vor einer Woche, an dem die Waffen verstummten, hat diese Nation mit Stolz auf ihre Söhne und Töchter geblickt – und sie mit Gebeten begleitet. Als Oberbefehlshaber kann ich Ihnen melden: Unsere Streitkräfte haben mit Ehre und Tapferkeit gekämpft. Als Präsident kann ich der Nation mitteilen – die Aggression ist besiegt. Der Krieg ist vorüber. Dies ist ein Sieg für jedes an der Koalition beteiligte Land und für die Vereinten Nationen. Ein Sieg einmaliger internationaler Zusammenarbeit und Diplomatie, die von unserem Außenminister James Baker so hervorragend unter Beweis gestellt wurde. Es ist ein Sieg der Rechtsstaatlichkeit und dessen, was richtig ist. Der Erfolg von Wüstensturm ist dem Team zu verdanken, das unsere Streitkräfte auf solch fähige Art und Weise führt – unserem Verteidigungsminister und unserem Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs: Dick Cheney und Colin Powell. Und sicherlich gehört dieser militärische Sieg demjenigen, den die Briten als den "besten Mann auf dem Spielfeld" bezeichnen würden – dem Pol der Ruhe im Auge des Wüstensturms – General Norman Schwazkopf. Und wir sollten darüber weder den saudischen General Khalid, noch den britischen General de la Billiere oder General Roquejoffre aus Frankreich vergessen, noch all die anderen, deren Führungskraft eine solch entscheidende Rolle spielte. Und vor allem gilt dies für diejenigen, die im Felde gedient haben. Ich danke den Mitgliedern dieses Kongresses – die hier gezeigte Unterstützung für unsere Truppen im Kampf war überwältigend. Vor allem möchte ich jedoch denen danken, deren unermüdliche Unterstützung unsere mutigen Männer und Frauen aufrichtete: ich danke dem amerikanischen Volk. Ich bin heute abend in dieses Haus gekommen, um über die Welt zu sprechen – die Welt nach dem Krieg. Die jüngste Herausforderung hätte nicht eindeutiger sein können. Saddam Hussein war der Schurke, Kuwait das Opfer. Diesem kleinen Land kamen Staa-
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ten aus Nordamerika und Europa, aus Asien und Südamerika, aus Afrika und der arabischen Welt zu Hilfe – alle standen vereint gegen die Aggression. Unsere ungewöhnliche Koalition muß nun mit dem gemeinsamen Ziel zusammenarbeiten, eine Zukunft zu gestalten, die nie mehr von der dunkleren Seite der menschlichen Natur überschattet wird. Heute abend ist Saddam Hussein im Irak von Ruinen umgeben. Seine Kriegsmaschinerie ist zerschmettert. Seine Fähigkeit zur Androhung von Massenvernichtung wurde zerstört. Seine Bevölkerung wurde belogen – die Wahrheit wurde ihm vorenthalten. Und wenn seine besiegten Legionen heimkehren, werden alle Iraker die von ihm angerichtete Verheerung sehen und fühlen. Und ich verspreche Ihnen: Für alles, was Saddam seinem eigenen Volk, den Kuwaitern und der ganzen Welt zugefügt hat – dafür müssen sich Saddam und seine Umgebung verantworten. Wir alle trauern um die Opfer des Krieges und mit dem kuwaitischen Volk wegen des Leids, das der Seele jener stolzen Nation zugefügt wurde. Wir trauern um unsere gefallenen Soldaten und deren Familien, um all die Unschuldigen, die von diesem Konflikt erfaßt wurden. Und wir trauern auch mit den Menschen im Irak – einem Volk, das niemals unser Feind war. Ich hoffe, daß wir sie eines Tages wieder als Freunde in der internationalen Staatengemeinschaft begrüßen können. Unser Engagement für den Frieden im Nahen Osten endet nicht mit der Befreiung Kuwaits. Ich möchte deshalb heute abend vier große Herausforderungen erörtern, die zu bewältigen sind: Erstens müssen wir zusammenarbeiten, um gemeinsame Sicherheitsarrangements in der Region hervorzubringen. Unsere Freunde und Verbündeten im Nahen Osten erkennen, daß sie den Hauptteil der Verantwortung für die regionale Sicherheit tragen werden. Wir möchten ihnen jedoch versichern, daß die Vereinigten Staaten – ebenso wie sie ihnen zur Abwehr der Aggression beigestanden haben – nun bereit sind, mit ihnen bei der Sicherung des Friedens zusammenzuarbeiten. Dies bedeutet nicht die Stationierung amerikanischer Landstreitkräfte auf der Arabischen Halbinsel, sondern die amerikanische Beteiligung an gemeinsamen Übungen von Luft- und Landstreitkräften. Darüber hinaus bedeutet es die Beibehaltung einer fähigen amerikanischen Marinepräsenz in der Region, wie dies in den vergangenen 40 Jahren bereits der Fall war. Eines steht eindeutig fest: Unsere vitalen nationalen Interessen hängen von einem stabilen und sicheren Golf ab.
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Zweitens müssen wir handeln, um die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen und der zu ihrem Abschuß eingesetzten Raketen zu kontrollieren. Es wäre tragisch, wenn die Länder im Nahen Osten und am Persischen Golf jetzt nach dem Krieg einen neuen Rüstungswettlauf aufnehmen würden. Dem Irak gebührt besondere Aufmerksamkeit. Bis der Irak die Welt von seinen friedlichen Absichten überzeugt – daß seine Führer nicht erneut Mittel einsetzen, um seine bedrohliche Kriegsmaschinerie neu auszurüsten und wiederaufzubauen – darf der Irak keinen Zugang zu Instrumenten der Kriegführung bekommen. Drittens müssen wir an der Schaffung neuer Möglichkeiten für Frieden und Stabilität im Nahen Osten arbeiten. In der Nacht, als ich die Operation Wüstensturm ankündigte, habe ich auch meine Hoffnung bekundet, daß sich aus den Schrecken des Krieges neue Impulse für den Frieden ergeben. Wir haben in der heutigen Zeit gelernt, daß die geographische Lage keine Sicherheit garantiert und Sicherheit nicht allein aus militärischer Stärke resultiert. Wir alle kennen die tiefe Bitterkeit, die den Streit zwischen Israel und seinen Nachbarn so schmerzlich und schwierig gestaltet. Dennoch standen in dem soeben beendeten Konflikt Israel und viele arabische Staaten erstmals einem gemeinsamen Aggressor gegenüber. Heute sollte allen Parteien klar sein, daß ein Frieden im Nahen Osten Kompromisse erfordert. Gleichzeitig bringt Frieden allen Seiten echte Vorteile. Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um die Kluft zwischen Israel und den arabischen Ländern – und zwischen Israelis und Palästinensern – zu überbrücken. Die Taktik des Terrors führt zu nichts – es gibt keinen Ersatz für Diplomatie. Ein Frieden für alle muß sich auf die Resolutionen 242 und 338 des UNSicherheitsrats und das Prinzip Land für Frieden gründen. Dieses Prinzip muß weiterentwickelt werden, um Israel Sicherheit und Anerkennung zu verschaffen und gleichzeitig den Palästinensern zu ihren legitimen politischen Rechten zu verhelfen. Alles andere würde den beiden Proben auf Fairness und Sicherheit nicht standhalten. Die Zeit für eine Beendigung des Konflikts zwischen Israelis und Arabern ist reif. Der Krieg mit dem Irak ist vorbei. Die Suche nach Lösungen für das Problem im Libanon, im arabisch-israelischen Konflikt und am Golf muß mit neuer Dynamik und Entschlossenheit weitergehen. Viertens müssen wir zugunsten von Frieden und Fortschritt die wirtschaftliche Entwicklung ankurbeln. Der Persische Golf und der Nahe Osten gehören zu einer Region, die reich an Bodenschätzen ist und wo Menschen leben, die über große, ungenutzte Potentiale verfügen. Zugunsten militärischer Macht verschwendete Ressourcen müssen friedlicheren Zwecken zugeführt werden. Wir
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behandeln bereits die unmittelbaren wirtschaftlichen Auswirkungen der irakischen Aggression. Wir stehen vor der Herausforderung, mehr anzustreben – wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand für alle Menschen in der Region zu fördern. Wenn wir diesen vier Herausforderungen gerecht werden, können wir einen Rahmen für den Frieden aufbauen. Ich habe Außenminister Baker gebeten, in den Nahen Osten zu reisen, um diesen Prozeß einzuleiten. Er wird reisen, um zuzuhören, zu sondieren, Vorschläge zu machen und Bestrebungen für Frieden und Stabilität zu fördern. Darüber hinaus habe ich ihn gebeten, das Thema der im Libanon festgehaltenen Geiseln anzuschneiden. Wir haben sie nicht vergessen, und wir werden sie nicht vergessen. Für all die Herausforderungen, die sich in dieser Weltregion stellen, gibt es keine einzige Lösung, und darauf gibt es keine rein amerikanische Antwort. Aber wir können etwas bewirken. Amerika wird unermüdlich als Katalysator für positive Veränderungen arbeiten. Aber wir können keine Führungsrolle in einer neuen Welt übernehmen, wenn die amerikanische Verteidigung und Diplomatie keine neuen Wege gehen. Es ist an der Zeit, der Versuchung zu widerstehen, unnötige Waffensysteme und überflüssige Stützpunkte zu schützen. Es ist an der Zeit, dem kleinlichen Management der außen- und sicherheitspolitischen Hilfsprogramme ein Ende zu bereiten, das unsere Freunde und Verbündeten erniedrigt und unsere Diplomatie lähmt. Es ist an der Zeit, sich über Engstirnigkeit und Lobbyismus hinwegzusetzen, um das zu tun, was nötig ist und womit diese Nation die Führungsrolle übernehmen kann, die man uns abverlangt. Die Auswirkungen des Konflikts am Golf sind weit über die Grenzen des Nahen Ostens hinaus spürbar. Bereits zweimal in diesem Jahrhundert wurde die gesamte Welt vom Krieg erschüttert. Zweimal in diesem Jahrhundert haben die Schrecken des Krieges die Hoffnung auf dauerhaften Frieden hervorgebracht. Bereits zweimal haben sich diese Hoffnungen als entfernter Traum erwiesen, der außerhalb der Reichweite des Menschen liegt. Bis jetzt war die Welt, wie wir sie kennen, eine geteilte Welt – eine Welt aus Stacheldraht und Beton, Konflikten und kaltem Krieg. Jetzt sehen wir eine neue Welt. Eine Welt, in der die sehr reale Aussicht auf eine neue Weltordnung besteht. Winston Churchill zufolge "eine Weltordnung", in der "die Grundsätze von Gerechtigkeit und Fair play … die Schwachen vor den Starken schützen …". Eine Welt, in der die Vereinten Nationen, befreit vom Patt des kalten Krieges, die historische Vision ihrer Gründerväter verwirklichen
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wollen. Eine Welt, in der Freiheit und Achtung der Menschenrechte ihren Platz in allen Ländern finden. Der Golfkrieg hat diese neue Welt auf ihre erste Probe gestellt. Meine amerikanischen Mitbürger – wir haben diese Probe bestanden. Wir sind für unsere Prinzipien – für das kuwaitische Volk – eingestanden. Weil die Welt sich nicht abgewandt hat, Herr Botschafter (Al-Sabah), ist Kuwait frei. Heute abend, da unsere ersten Soldaten nach Hause zurückkehren, sollten wir uns vor Augen führen, daß die harte Arbeit der Freiheit uns immer noch fordert. Wir haben die schweren Lektionen der Geschichte gelernt. Der Sieg über Irak wurde nicht als Krieg geführt, "der alle Kriege beenden sollte". Auch die neue Weltordnung kann kein Zeitalter andauernden Friedens garantieren. Aber andauernder Frieden muß unser Ziel sein. Unser Erfolg am Golf wird nicht nur die von uns angestrebte neue Weltordnung gestalten, sondern auch unsere Mission im Inland. In dem soeben beendeten Krieg gab es eindeutige Zielsetzungen, Zeitpläne und vor allem eine überwältigende Notwendigkeit von Ergebnissen. Wir müssen dieselbe Selbstdisziplin und dieselbe Inbrunst für unsere Herausforderungen im Inland aufbringen. In meinem Bericht zur Lage der Nation und meiner Haushaltsvorlage habe ich ein umfassendes Programm zur Vorbereitung auf das nächste amerikanische Jahrhundert vorgestellt. Unsere höchste Priorität besteht darin, diese Wirtschaft wieder anzukurbeln. Angst und Unsicherheit, wie sie die Krise am Golf verursacht haben, waren verständlich. Aber jetzt ist der Krieg vorüber, die Ölpreise sinken ebenso wie die Zinssätze, und zu Recht haben die Menschen wieder Vertrauen. Die Amerikaner können wieder Geld verleihen, ausgeben und investieren – in dieser stärksten Wirtschaft auf der Welt. Darüber hinaus müssen wir die Gesetze verabschieden, die der Schlüssel zum Aufbau eines besseren Amerikas sind. Zum Beispiel haben wir 1990 das historische Gesetz zur Reinhaltung der Luft verabschiedet. Jetzt haben wir eine Nationale Energiestrategie vorgelegt. Wir haben einem Gesetz über Kinderbetreuung zugestimmt, das die Kontrolle in die Hände der Eltern legt. Heute sind wir bereit, ebenso mit unseren Schulen zu verfahren und die Wahlmöglichkeiten in den Schulen zu verbessern. Wir haben ein Strafgesetz verabschiedet, das ein guter Anfang bei der Bekämpfung von Verbrechen und Drogen ist. In diesem Jahr
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werden wir zur Vervollständigung unserer Arbeit unser umfassendes Strafrechtspaket an den Kongreß weiterleiten. Wir haben das umwälzende Behindertengesetz verabschiedet. Jetzt legen wir unser Gesetz über Bürgerrechte vor. Ferner haben wir ein Gesetz über den Luftverkehr verabschiedet, und in diesem Jahr werden wir unser neues Autobahngesetz an den Kongreß weiterleiten. Und dies sind nur einige unserer Vorschläge zu Reform und Erneuerung. Heute abend appelliere ich an den Kongreß, im innenpolitischen Bereich schnelle Fortschritte zu machen. Lassen Sie uns mit zwei Initiativen beginnen, über die wir sicherlich rasch Einigung erzielen können. Transportwesen und Straftaten. Wir wollen dann auf den Erfolg bei diesen beiden Problembereichen aufbauen und unsere übrige Tagesordnung verabschieden. Wenn unsere Streitkräfte den Landkrieg in 100 Stunden gewinnen konnten, dann wird der Kongreß dieser Gesetzesvorlage zweifelsohne in 100 Tagen zustimmen können. Lassen sie uns dem amerikanischen Volk am heutigen Abend dieses Versprechen geben. Als ich vor diesem Haus über die Lage unserer Nation berichtete, habe ich Ihnen allen gesagt: Wenn wir selbstlos das Böse um des Guten willen in einem so weit entfernten Land bekämpfen können, dann werden wir sicherlich in der Lage sein, dieses Land zu dem zu machen, was es sein sollte. Seit damals haben die tapferen Männer und Frauen der Operation Wüstensturm mehr erreicht als selbst sie sich vielleicht bewußt sind. Sie brachen auf, um einen Feind im Ausland zu bekämpfen und haben dabei ihr Heimatland verändert. Erinnern Sie sich daran, wie sie ihre Mission angingen – mit Vertrauen und stillem Stolz. Denken Sie an ihr Pflichtbewußtsein – an all das, was sie uns über unsere Werte und uns selbst gelehrt haben. Wir hören so oft von der Auflehnung unserer Jugendlichen, daß unsere Kinder zu kurz kommen, unsere Schulen versagen und amerikanische Produkte und Arbeiter zweitklassig sind. Glauben Sie das besser nicht. Das Amerika der Operation Wüstensturm war erstklassig. Und wir haben unser Ziel unter Anwendung der modernsten amerikanischen Technologie erreicht. Wir konnten die Patriot-Rakete als Verkörperung dieses modernsten Stands der Technik und die Patrioten beobachten, die sie abgeschossen haben. Wir haben Soldaten gesehen, die Begriffe wie Ehre, Mut, Pflicht und Vaterland und die welterschütternde Bedeutung dieser Worte ernst nehmen. Stolz und Patriotismus enthalten etwas Hehres und Erhabenes, das wir heute abend spüren.
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Alle hier Versammelten und alle zu Hause an den Bildschirmen sollten an die Männer und Frauen der Operation Wüstensturm denken. Wir wollen sie mit unserer Dankbarkeit ehren. Wir wollen die Angehörigen der Gefallenen trösten und jedes kostbare geopferte Leben in Erinnerung bewahren. Wir wollen auch daraus lernen. Wir wollen diejenigen ehren, die uns durch ihren Dienst an anderen gedient haben. Wir wollen jeden einzelnen ehren – Männer und Frauen jeglicher Rasse, Religion und Hautfarbe – indem wir uns in diesem Land gegen Diskriminierung, Bigotterie und Haß auflehnen. Sicherlich haben viele von Ihnen im Fernsehen die unvergeßliche Szene gesehen, als vier verängstigte irakische Soldaten sich ergaben. Sie kamen aus ihrem Bunker – gebrochen, mit Tränen in den Augen und Furcht vor dem Schlimmsten. Und dann war da der amerikanische Soldat. Erinnern Sie sich daran, was er sagte? Er sagte: "Es ist in Ordnung. Sie sind jetzt in Sicherheit." Diese Szene sagt viel über Amerika aus, viel darüber, wer wir sind. Amerikaner sind ein fürsorgliches Volk. Wir sind ein gutes und großmütiges Volk. Lassen Sie uns stets in allem, was wir tun, fürsorglich, gut und großmütig sein. Bald werden unsere Truppen den Weg antreten, auf den wir gewartet haben – den Heimweg. Ich habe Verteidigungsminister Cheney angewiesen, die unverzügliche Rückkehr der amerikanischen Kampfeinheiten vom Golf in die Wege zu leiten. In knapp zwei Stunden wird das erste Flugzeug mit amerikanischen Soldaten aus Saudi-Arabien nach USA abheben. In ihm befinden sich Männer und Frauen der 24. Motorisierten Infanteriedivision mit Ziel Fort Stewart in Georgia. Dies ist nur der Anfang eines kontinuierlichen Stroms amerikanischer Truppen auf dem Heimweg. Ihre Rückkehr sollte uns daran erinnern, daß alle, die zuvor aufgebrochen sind, mit uns in dem langen Marsch zur Freiheit verbunden sind. Die Amerikaner haben immer versucht zu dienen und hehre Opfer für die Sache zu bringen, die sie als richtig erachten. Heute abend bitte ich jede Gemeinschaft in diesem Land, den kommenden 4. Juli zum besonderen Gedenktag für unsere heimkehrenden Truppen zu machen. Vielleicht haben sie das Erntedankfest und Weihnachten vermißt, aber ich kann Ihnen versichern: Wir machen diesen Feiertag für sie und ihre Familien zu einem Tag, den sie niemals vergessen werden.
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Im wahrsten Sinne des Wortes gehört dieser Sieg ihnen – den Gefreiten und Piloten, den Feldwebeln und Nachschuboffizieren, den Männern und Frauen in den Fahrzeugen und denen, die für ihr Funktionieren zuständig waren. Er gehört den Berufssoldaten, den Reservisten, der Nationalgarde. Dieser Sieg gehört der besten Streitmacht, die dieses Land je gekannt hat. Wir sind um die halbe Welt gegangen, um das zu tun, was moralisch richtig und gerechtfertigt ist. Wir haben hart gekämpft und – zusammen mit anderen – den Krieg gewonnen. Wir haben das Joch der Aggression und Tyrannei von einem kleinen Land genommen, von dem viele Amerikaner zuvor noch nie gehört hatten – und wir verlangen nichts dafür. Wir kehren jetzt – von Stolz erfüllt – nach Hause zurück. Vertrauensvoll, mit hoch erhobenem Kopf. Im In- und Ausland bleibt viel zu tun. Und wir werden es tun. Wir sind Amerikaner. Möge Gott diese große Nation – die Vereinigten Staaten von Amerika – schützen. Engl. in: U.S. Policy Information and Texts, USIS, Bonn, No. 39, 8.3.1991; dt. aus: Amerika-Dienst, Nr. 10, 13.3.1991, 1 ff.
151. Bill Clintons Inaugurationsrede, 20. Januar 1993 Clinton's Inaugural Address In Anspielung auf seinen Geburtsort bestritt William Jefferson Clinton den Präsidentschaftswahlkampf 1992 mit dem Slogan: "I still believe in a place called Hope!" Daß Clinton schließlich doch die Wahl am 3. November 1992 deutlich, wenn auch nicht durch einen Erdrutschsieg für sich entscheiden konnte, hat mehrere Ursachen. Der Wahlkampf dieses ersten Vertreters der Nachkriegsgeneration legte entsprechend dem Wahlprogramm "Putting People First" und dem daraus entnommenen Satz: "Wir können international nicht führen, wenn wir zu Hause schwach sind", den Schwerpunkt auf innenpolitische Themen. Mit seinem Vizepräsidentschaftskandidaten Al Gore hatte Bill Clinton zweifelsohne einen Partner gefunden, mit dem er gemeinsam weite politische Bereiche, besonders auch den der Umweltpolitik großflächig abdeckte. Das den Wahlkampf beherrschende Sachthema war die wirtschaftliche Rezession. Für den 42. Präsidenten der Vereinigten Staaten, Bill Clinton, soll
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nach eigenen Aussagen die Außenpolitik nicht jene Stellung einnehmen, die sie für seine beiden republikanischen Vorgänger in diesem Amt hatte. Isolationistische Tendenzen, in deren Richtung das Pendel nunmehr ausschlägt, werden für die europäischen Verbündeten immer offenkundiger. Er möchte dagegen besondere innenpolitische Schwerpunkte in der Reform der Wirtschaftspolitik, des Sozial-, Gesundheits- und Erziehungswesens setzen. Der in der Inaugurationsrede beschworene Erneuerungsanspruch der amerikanischen Nation und der damit verbundene Paradigmenwechsel durch "dramatische Veränderungen" im Sinne Thomas Jeffersons soll von innen, von den Wurzeln her erfolgen. Auch dafür werden wieder die Gründungsväter bemüht, um diese außenund innenpolitische Linie zu rechtfertigen. Es fehlen in seiner Inaugurationsrede auch nicht assoziative Verweise an Franklin D. Roosevelt und John F. Kennedy (vgl. Dok. 130). Dennoch hat Bill Clinton nie einen Zweifel daran gelassen, daß er für ein integratives Programm für alle Amerikaner eintritt, deren Idealismus und Opferbereitschaft er eindringlich herausfordert. Ob die neuerliche Beschwörung der ständigen Wiedergeburt der Vereinigten Staaten auf der Grundlage der Werte der Gründungsväter der amerikanischen Nation ihrer Gestaltungsfunktion in der Neuen Weltordnung gerecht wird und den Führungsanspruch der einzigen verbleibenden Supermacht in der Welt zu legitimieren im Stande ist, wird die Zukunft zeigen. George Bush jedenfalls gab seinem Nachfolger ein durch eine nur ansatzweise konturierte Neue Weltordnung primär außenpolitisches Vermächtnis mit auf den Weg und riet ihm zu Augenmaß und wägender Zurückhaltung, Mut und Entschlossenheit. Darin offenbaren sich die Ungewißheiten und Instabilitäten der Welt ebenso wie auch Amerikas eigene schwierige gesellschaftliche Situation und innenpolitische Lage. Doch auch in dieser Phase der generellen Umorientierung anläßlich der vielfach ins Spiel gebrachten Wachablöse mit all ihren personellen und materiellen Konsequenzen ist es gerade diese Verbindung von Hoffnung und Selbstzweifel, von der die Amerikaner seit dem Aufbruch in die Neue Welt über die gesamte Geschichte ihrer Staatswerdung und politischen und gesellschaftlichen Entwicklung hindurch begleitet waren, die in Verbindung mit dem ständig wiederkehrenden Frontier-Gedanken tragfähige Voraussetzungen dafür schaffen soll, um die ökologischen, politischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen einer sich wandelnden Welt zu meistern. * * * Meine Mitbürger, heute feiern wir das Mysterium der amerikanischen Erneuerung. Diese Zeremonie findet mitten im Winter statt. Aber mit den Worten, die wir sprechen und
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mit den Gesichtern, die wir der Welt darbieten, erzwingen wir den Frühling – einen Frühling, der in der ältesten Demokratie der Welt wiedergeboren wird und der die Vision und den Mut hervorbringt, um Amerika neu zu erfinden. Als unsere Gründerväter kühn der Welt die Unabhängigkeit Amerikas und Gott dem Allmächtigen unsere Ziele erklärten, wußten sie, daß Amerika, um Bestand zu haben, sich verändern mußte. Verändern nicht um der Veränderungen willen, sondern verändern, um Amerikas Ideale – das Leben, die Freiheit und das Streben nach Glück – zu bewahren. Obwohl wir nach der Musik unserer Zeit marschieren, ist unser Auftrag zeitlos. Jede Generation muß definieren, was es heißt, Amerikaner zu sein. Stellvertretend für mein Land begückwünsche ich meinen Vorgänger für das halbe Jahrhundert seines Dienstes an Amerika, und ich danke den Millionen Männern und Frauen, deren Standhaftigkeit und Opfer über Depression, Faschismus und Kommunismus triumphierten. Heute stellt sich eine im Schatten des Kalten Krieges aufgewachsene Generation neuen Pflichten in einer Welt, die vom Sonnenschein der Freiheit erwärmt, aber immer noch von altem Haß und neuen Plagen bedroht wird. Aufgewachsen in beispiellosem Wohlstand erben wir eine Wirtschaft, die immer noch die stärkste der Welt ist, aber von Konkursen, stagnierenden Einkommen, wachsender Ungleichheit und tiefen Gräben zwischen unseren Bürgern geschwächt wird. Als George Washington zum ersten Mal den Eid leistete, den ich gerade zu halten geschworen habe, verbreiteten sich Nachrichten nur langsam zu Pferde über Land und per Schiff über die Meere. Heute werden die Bilder und der Ton dieser Feier unverzüglich zu Milliarden Menschen in der ganzen Welt übertragen. Kommunikation und Handel haben globalen Charakter, Investitionen sind mobil, die Technologie grenzt an Zauberei, und der Ehrgeiz für ein besseres Leben ist überall anzutreffen. Wir verdienen unseren Lebensunterhalt im Amerika von heute in friedlichem Wettbewerb mit Menschen auf der ganzen Welt. Grundlegende und mächtige Kräfte erschüttern unsere Welt und gestalten sie neu, und die drängende Frage unseres Zeitalters lautet, ob wir den Wandel zu unserem Freund und nicht zu unserem Feind machen können. Diese neue Welt hat bereits das Leben von Millionen Amerikanern bereichert, die in der Lage sind, in ihr zu konkurrieren und zu gewinnen. Wenn jedoch die meisten Menschen für weniger mehr arbeiten, wenn andere überhaupt
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nicht arbeiten können, wenn die Kosten des Gesundheitswesens Millionen ruinieren und viele unserer Unternehmen – große und kleine – in den Bankrott zu treiben drohen, wenn die Furcht vor Verbrechen rechtschaffene Bürger ihrer Freiheit beraubt und Millionen armer Kinder sich das Leben, zu dem wir sie aufrufen, nicht wirklich vorstellen können, dann ist es uns nicht gelungen, den Wandel zu unserem Freund zu machen. Wir wissen, daß wir uns harten Wahrheiten stellen und energische Schritte unternehmen müssen. Dies haben wir jedoch nicht getan. Statt dessen haben wir uns treiben lassen, und dieses Treibenlassen hat unsere Ressourcen erschöpft, unsere Wirtschaft zerrüttet und unser Vertrauen erschüttert. Zwar sind unsere Herausforderungen furchteinflößend, doch dasselbe gilt auch für unsere Stärken. Die Amerikaner sind seit jeher ein ruheloses, suchendes und hoffnungsvolles Volk gewesen. Unserer heutigen Aufgabe müssen wir die Vision und den Willen derjenigen hinzufügen, die vor uns waren. Von unserer Revolution über den Bürgerkrieg und die Große Depression bis zur Bürgerrechtsbewegung hat unser Volk die Entschlossenheit aufgebracht, auf diesen Krisen die Pfeiler unserer Geschichte zu bauen. Thomas Jefferson glaubte daran, daß wir von Zeit zu Zeit dramatische Veränderungen benötigten, um die Fundamente unserer Nation zu bewahren. Meine Mitbürger, dies ist unsere Zeit. Wir müssen sie nutzen. Um unsere Demokratie soll uns nicht nur die ganze Welt beneiden, unsere Demokratie muß auch die Lokomotive unserer Erneuerung werden. Amerika hat keine Schwächen, die nicht durch Amerikas Stärken behoben werden könnten. So geloben wir heute, daß die Ära des Stillstands und des Dahintreibens vorüber ist und ein neues Zeitalter der amerikanischen Erneuerung begonnen hat. Um Amerika zu erneuern, müssen wir kühn sein. Wir müssen tun, was keine Generation zuvor tun mußte. Wir müssen mehr in unser Volk, seine Arbeitplätze und seine Zukunft investieren und gleichzeitig unsere massive Verschuldung abbauen. Und wir müssen dies in einer Welt tun, in der wir um jede Chance konkurrieren müssen. Dies wird nicht leicht sein, es wird Opfer erfordern. Aber es kann getan werden, und zwar auf faire Weise. Dies sind nicht Opfer um ihrer selbst willen, sondern um unseretwillen, denn wir müssen für unsere Nation sorgen, wie eine Familie für ihre Kinder sorgt.
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Unsere Gründerväter betrachteten sich im Lichte der Nachwelt. Wir können nicht weniger tun. Jeder, der jemals beobachtet hat, wie die Augen eines Kindes langsam vom Schlaf überwältigt werden, weiß, was Nachwelt ist. Nachwelt ist die Welt, die noch kommen wird – die Welt, für die wir unsere Ideale aufrechterhalten, von der wir unseren Planeten geliehen haben und für die wir eine geheiligte Verantwortung tragen. Wir müssen tun, was Amerika am besten leistet: mehr Chancen für alle bieten und von allen mehr Verantwortung fordern. Es ist Zeit, mit der schlechten Gewohnheit zu brechen, etwas ohne Gegenleistung zu erwarten, von unserer Regierung und voneinander. Laßt uns alle mehr Verantwortung übernehmen, nicht nur für uns selbst und unsere Familien, sondern für unsere Gemeinden und unser Land. Um Amerika zu erneuern, müssen wir unsere Demokratie neu beleben. Diese schöne Hauptstadt ist, wie jede Hauptstadt seit dem Anbruch der Zivilisation, häufig ein Ort der Intrigen und Berechnung. Mächtige Personen schachern um Positionen und machen sich endlos Sorgen darüber, wer in und wer out ist, wer oben und wer unten ist, und sie vergessen darüber die Menschen, die uns mit ihren Mühen und ihrem Schweiß hierin entsandt haben und die uns bezahlen. Die Amerikaner haben besseres verdient. In dieser Stadt sind heute Menschen versammelt, die es besser machen möchten. Und deshalb sage ich Ihnen allen heute, laßt uns beschließen, unsere Politik zu reformieren, damit Macht und Privilegien nicht länger die Stimme des Volkes ersticken. Laßt uns persönliche Vorteile zur Seite schieben, damit wir den Schmerz fühlen und die Versprechungen Amerikas sehen. Laßt uns beschließen, unsere Regierung zu einem Ort dessen zu machen, was Franklin Roosevelt als "kühnes, andauerndes Experiment" bezeichnet hat, zu einer Regierung für unser Morgen und nicht für unser Gestern. Laßt uns diese Hauptstadt den Menschen zurückgeben, denen sie gehört. Um Amerika zu erneuern, müssen wir uns Herausforderungen im In- wie auch im Ausland stellen. Heutzutage kann man zwischen Innen- und Außenpolitik keine klare Trennlinie mehr ziehen: die Wirtschaft, die Umwelt, die AIDS-Krise, der Rüstungswettlauf haben globale Dimensionen. Sie betreffen uns alle. Heute ist nach dem Ende einer alten Ordnung die neue Welt freier, aber weniger stabil. Der Zusammenbruch des Kommunismus hat alte Animositäten und
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neue Gefahren heraufbeschworen. Sicherlich müssen die Vereinigten Staaten weiterhin die Welt führen, zu deren Entstehung wir so sehr beigetragen haben. Während Amerika Aufbauarbeit im Inland leistet, werden wir weder vor den Herausforderungen dieser neuen Welt zurückweichen noch versäumen, ihre Chancen zu ergreifen. Gemeinsam mit unseren Freunden und Verbündeten werden wir danach streben, den Wandel zu gestalten, damit er uns nicht überwältigt. Wenn unsere vitalen Interessen herausgefordert oder der Wille und das Gewissen der internationalen Staatengemeinschaft mißachtet werden, werden wir handeln – wenn möglich mit friedlicher Diplomatie und wenn nötig mit Gewalt. Die mutigen Amerikaner, die am Persischen Golf, in Somalia und andernorts stehen, sind Zeugnis unserer Entschlossenheit. Unsere größte Stärke ist jedoch die Macht unserer Ideen, die in vielen Ländern immer noch neu sind. Wir sehen, wie sie auf der ganzen Welt aufgenommen werden, und wir freuen uns darüber. Unsere Hoffnungen, unsere Herzen, unsere Hände sind auf seiten derjenigen auf allen Kontinenten, die Demokratie und Freiheit aufbauen. Ihre Sache ist die Sache Amerikas. Das amerikanische Volk hat den Wandel bewirkt, den wir heute feiern. Sie haben in einem unmißverständlichen Chor Ihre Stimmen erhoben. Sie haben in historischen Zahlen Ihre Stimmen abgegeben. Und sie haben das Gesicht des Kongresses, der Präsidentschaft und des politschen Prozesses selbst verändert. Ja, meine amerikanischen Mitbürger, Sie haben den Frühling erzwungen. Jetzt müssen wir tun, was die Jahreszeit gebietet. Dieser Arbeit wende ich mich nun zu, mit der ganzen Autorität meines Amtes. Ich bitte den Kongreß, sich mir anzuschließen. Aber kein Präsident, kein Kongreß, keine Regierung kann diese Mission allein in Angriff nehmen. Meine amerikanischen Mitbürger, auch Sie müssen das Ihre zu unserer Erneuerung beitragen. Ich rufe eine neue Generation junger Amerikaner auf, sich ein Jahr in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen – Ihren Idealen gemäß Kindern in Not zu helfen, Hilfsbedürftigen beizustehen, unsere zerrissenen Gemeinden wieder zusammenzufügen. Es gibt so viel zu tun – in der Tat genug für Millionen anderer, die im Geiste noch jung genug sind, um sich ebenfalls in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Wenn wir anderen dienen, erkennen wir eine einfache, aber machtvolle Wahrheit: Wir brauchen einander. Und wir müssen uns umeinander kümmern.
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Heute feiern wir nicht nur Amerika, sondern engagieren uns erneut für die Amerika innewohnende Idee: – Eine Idee, die während der Revolution geboren wurde und im Laufe von zwei Jahrhunderten der Herausforderungen erneuert wurde; – Eine Idee, die mit dem Wissen einhergeht, daß wir nur durch das Schicksal zu den Glücklichen oder den weniger Glücklichen gehören; – Eine Idee, die durch den Glauben veredelt wird, daß unsere Nation aus ihrer enormen Vielfalt die größtmögliche Einheit erlangen kann; – Eine Idee, die von der Überzeugung geleitet ist, daß Amerikas lange heroische Reise immer nach oben führen muß. Mitbürgerinnen und Mitbürger, an der Schwelle des 21. Jahrhunderts wollen wir mit Energie und Hoffnung, mit Glauben und Disziplin neu beginnen und arbeiten, bis unsere Arbeit getan ist. In der Bibel steht geschrieben: "Laßt uns nicht müde werden das Gute zu tun, denn wenn wir darin nicht nachlassen, werden wir ernten, sobald die Zeit dafür gekommen ist". Vom Gipfel des Hügels, auf dem wir freudig feiern, vernehmen wir den Aufruf zum Dienst aus dem Tal. Wir haben die Trompeten gehört. Die Wachablösung hat stattgefunden Und jetzt muß jeder von uns auf seine Weise und mit Gottes Hilfe der Aufforderung Folge leisten. Ich danke Ihnen und möge Gott Sie segnen. Engl. in: U.S. Information Service, Inauguration Day File, 20.1.1993; dt. aus: Amerika Dienst, Sonderdienst, 21. Januar 1993.
152. Bericht zur Lage der Nation von Bill Clinton, 27. Januar 1998 State of the Union Message Zu den wirkungsvollsten Reden während der Amtszeit Bill Clintons zählt die nachfolgend abgedruckte "State of the Union Message". Die Arbeit an dieser Rede begann bereits wenige Tage nachdem die Washington Post berichtet hatte, dass der Präsident eine Affäre mit einer Praktikantin des Weißen
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Hauses gehabt habe. Während seine Redenschreiber sich nach den Enthüllungen dieser Zeitung mehr Gedanken über eventuelle Rücktrittsformulierungen machten, forderte Bill Clinton sie hingegen auf, sich einen möglichst wirkungsvollen Kernsatz für seine "State of the Union Message" zu überlegen, der "… die müden Demokraten begeistern und die aufsässigen Republikaner in Schach halten würde …". In seiner Botschaft vor dem Kongress betonte dann Clinton, sechs Präsidenten vor ihm hätten vor den Gefahren warnen müssen, die dem Land durch das Haushaltsdefizit drohten, und lenkte mit diesem Einleitungssatz geschickt auf ein weiteres prekäres Thema der amerikanischen Innenpolitik und betonte sogleich seine Erfolge auf diesem Gebiet: "Ich dagegen kann Ihnen heute sagen, dass das Haushaltsdefizit des Bundes – einst so unvorstellbar groß, dass es elf Nullen hatte – jetzt schlicht und einfach Null sein wird." In Zukunft würde es sogar einen Haushaltsüberschuss geben, so Clinton weiter. "Was sollen wir mit diesem erwarteten Überschuss anfangen?" Auf diese Frage folgte nun der entscheidende Satz: "I have a simple four-word answer: Save Social Security first." Die Demokraten sprangen auf und bereiteten dem Präsidenten Ovationen. Hinter Clinton, im Sessel des Speakers, saß der Republikaner Newt Gingrich. Gingrich, der Choleriker, der einmal die Politik als "Krieg ohne Blut" beschrieben hatte, konnte nicht anders: Er wurde zu einer Friedensgeste gezwungen, er musste Beifall spenden, erst sitzend und zögernd, dann im Stehen wie die Demokraten vor ihm. Stumm und verbissen sahen die Republikaner dem Schauspiel zu. "Wir sind erledigt", so Gingrich, habe er in diesem Augenblick zu sich selbst gesagt. "Mit diesem Kerl werden wir nicht fertig werden". Diese Episode beschreibt Joe Klein in einem Artikel im New Yorker, der unter dem Titel "Eight Years. Bill Clinton and the politics of persistence" die beeindruckenden Überlebensstrategien des US-Präsidenten beschreibt, der entgegen vieler Prognosen seine zweite Amtszeit doch vollenden konnte. *** Herr Mehrheitsführer, Herr Vizepräsident, Mitglieder des 105. Kongresses, verehrte Anwesende, meine Mitamerikaner, seit dem letzten Mal, als wir einander in dieser Kammer trafen, hat Amerika zwei Patrioten und hervorragende Staatsdiener verloren. Obwohl diese auf verschiedenen Seiten des Ganges saßen1, teilten die Abgeordneten Walter Capps und Sonny Bono eine tiefe Liebe 1 Die räumliche Aufteilung indiziert auch die parteipolitische Zugehörigkeit zu den Demokraten oder den Republikanern.
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für dieses Haus und den unerschütterlichen Einsatz, das Leben all unserer Mitmenschen zu verbessern. In den vergangenen paar Wochen wurden beide betrauert. Heute Abend glaube ich, sollten wir beginnen, eine Nachricht an ihre Familien und Freunde zu senden, dass wir Ihr Leben feiern und ihnen für ihren Dienst an unserer Nation danken. Seit 209 Jahren ist es die Pflicht des Präsidenten, an Sie über die Lage der Nation zu berichten. Wegen der harten Arbeit und den hohen Zielsetzungen des amerikanischen Volkes sind dies gute Zeiten für Amerika. Wir haben mehr als 14 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen, die niedrigste Arbeitslosenrate seit 24 Jahren und die niedrigste Kerninflation seit 30 Jahren. Die Einkommen steigen, und wir haben die höchste Rate an Eigentum an Wohnraum in der Geschichte. Die Verbrechensrate ist in einem Rekordzeitraum von fünf Jahren in Folge gefallen und die Armutsunterstützungen sind auf dem niedrigsten Niveau seit 27 Jahren. Unsere Vormachtstellung in der Welt ist unangefochten. Meine Damen und Herren, die Lage unserer Nation ist stark. Aber mit kaum 700 Tagen im 20. Jahrhundert gibt es keine Zeit zu rasten. Es ist an der Zeit, Amerika zu bauen, das Amerika zu bauen, das in Reichweite ist. Ein Amerika, wo jedermann die Chance hat, mittels harter Arbeit voranzukommen, wo jeder Bürger in einer sicheren Gemeinschaft leben kann, wo die Familien stark und die Schulen gut sind und all unserer jungen Menschen an ein College gehen können. Ein Amerika, wo die Wissenschafter Heilung für Krankheiten, von Diabetes über Alzheimer zu AIDS, finden. Ein Amerika, wo jedes Kind eine Hand über eine Tastatur strecken und jedes Buch, das jemals geschrieben, jedes Bild, das jemals gemalt, jede Symphonie, die jemals komponiert wurde, erreichen kann. Wo die Regierung Möglichkeiten eröffnet, und die Bürger der Verantwortung gerecht werden, ihren Gemeinschaften etwas zurückzugeben. Ein Amerika, das die Welt zu neuen Höhen des Friedens und Wohlstandes führt. Dies ist das Amerika, das wir begonnen haben zu bauen. Dies ist das Amerika, das wir unseren Kindern hinterlassen können, wenn wir uns zusammenschließen und die vorliegende Arbeit abschließen.Lasst uns unsere Nation für das 21. Jahrhundert stärken. Selten habe Amerikaner so viele Veränderungen auf so vielfältige Art in so kurzer Zeit durchlebt. Still, jedoch mit zunehmender Stärke hat sich der Boden zwischen unseren Füßen verlagert, als wir uns in ein Informationszeitalter be-
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wegt haben, eine globale Wirtschaft, eine wahrlich neue Welt. Seit fünf Jahren sind wir nun den Herausforderungen dieser Veränderungen als Amerikaner begegnet, bei jedem Wendepunkt in unserer Geschichte durch die Erneuerung der Idee von Amerika. Indem wir den Kreis der Möglichkeiten erweitern. Indem wir die Bedeutung der Freiheit vertiefen. Indem wir eine bessere Union schmieden. Wir haben eine neue Art der Regierung für das Informationszeitalter geschaffen. Ich danke dem Vize-Präsidenten für seine Führerschaft und dem Kongress für seine Unterstützung bei der Schaffung einer Regierung, die schlanker, flexibler ist, ein Katalysator für neue Ideen und, vor allem, eine Regierung, die dem amerikanischen Volk die Werkzeuge gibt, welche es benötigt, um das Beste aus seinem Leben zu machen. Wir haben die sterile Debatte, zwischen denen, die sagen, die Regierung ist der Feind, und denen, die sagen, die Regierung ist die Antwort, hinter uns gelassen. Meine Mitamerikaner, wir haben einen Dritten Weg gefunden. Wir haben den kleinsten Regierungsapparat seit 35 Jahren, aber einen fortschrittlicheren. Wir haben einen kleineren Regierungsapparat, aber eine stärkere Nation. Wir bewegen uns beständig auf ein noch stärkeres Amerika des 21. Jahrhunderts, eine Wirtschaft, die Möglichkeiten anbietet, eine Gesellschaft, die in Verantwortung ruht, eine Nation, die als eine Gemeinschaft lebt, zu. Zuerst haben Amerikaner in dieser Kammer und landesweit eine neue Strategie für Wohlstand verfolgt: Haushaltsdisziplin und die Senkung der Leitzinsen, um Wachstum voranzutreiben. Investitionen in Bildung und Fertigkeiten und Wissenschaft und Technologie und Transport, um unser Volk für die Neue Wirtschaft vorzubereiten. Neue Märkte für amerikanische Produkte und amerikanische Arbeiter. Als ich mein Amt antrat, wurde das Defizit für 1998 mit $ 357 Milliarden, Tendenz steigend, vorhergesagt. Dieses Jahr wird unser Defizit mit $ 10 Milliarden, Tendenz fallend, vorhergesagt. In drei Dekaden sind sechs Präsidenten vor Sie getreten, um Sie vor den Schäden zu warnen, welche Defizite für unsere Nation bedeuten. Heute Abend stehe ich vor Ihnen, um anzukündigen, dass das Defizit des Bundes, welches einmal so unverständlich groß war, dass es 11 Nullen hatte, einfach Null sein wird. Ich werde dem Kongress für 1999 den ersten ausgeglichenen Haushaltsvorschlag in 30 Jahren vorlegen, und wenn wir weiter an der Haushaltsdisziplin festhalten, können wir dieses Jahr einen ausgeglichenen Haushalt erzielen, vier Jahre früher, als geplant. Sie können allesamt darauf stolz sein, denn bei der Umwandlung von roter in schwarze Tinte handelt es sich um kein Wunder. Es ist das Produkt harter Arbeit des amerikanischen Volkes und zweier vorausschauender Handlungen des Kongresses: die mutige Abstimmung im Jahr 1993, die zu einer Reduktion des Defizits
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von 90 Prozent geführt hatte, und die wirklich historische Einigung über einen ausgeglichenen Haushalt, wie sie von diesem Kongress verabschiedet wurde. Hier ist die wirklich gute Neuigkeit: Wenn wir an unserem Entschluss festhalten, werden wir ausgeglichene Budgets hervorbringen, soweit das Auge reicht. Wir dürfen nicht zu unvernünftigen Ausgaben oder ungezielten Steuersenkungen zurückkehren, die ein Wiederöffnen des Defizits riskieren. Vergangenes Jahr haben wir gezielte Steuersenkungen als Gesetz verabschiedet, so dass die typische Mittelklasse-Familie nun den niedrigsten Steuersätzen seit 20 Jahren unterliegt. Mein Vorhaben, nächstes Jahr einen ausgeglichenen Haushalt zu erzielen, beinhält beides; neue Investitionen und neue Steuersenkungen, welche auf die Bedürfnisse der arbeitenden Familien abzielen. Für Ausbildung. Für Kinderbetreuung. Für die Umwelt. Aber gleich, ob die Frage Steuersenkung oder Ausgabe lautet, ich ersuche Sie, diesen Test zu erfüllen: Genehmigen Sie lediglich jene Prioritäten, die tatsächlich erreicht werden können, ohne dem Defizit einen Cent hinzuzufügen. Nun, wenn wir nächstes Jahr den Haushalt ausgleichen, wird vorhergesagt, dass wir in den unmittelbaren Folgejahren einen beträchtlichen Überschuss haben werden. Wie sollen wir mit diesem vorhergesagten Überschuss umgehen? Ich verfüge über eine einfache, aus vier Worten bestehende Antwort: Sichert zuerst die Soziale Wohlfahrt. Heute Abend schlage ich vor, dass wir 100 Prozent des Überschusses bewahren, das ist jeder Penny eines jeden Überschusses, bis wir alle notwendigen Maßnahmen zur Stärkung des Sozialsystems für das 21. Jahrhundert unternommen haben. Lasst uns allen Amerikanern, die heute Abend zusehen, sagen: gleich ob Sie 70 oder 50 Jahre alt sind, oder ob Sie gerade erst begonnen haben, in das System einzuzahlen: das Wohlfahrtssystem wird dann da sein, wenn Sie es benötigen. Lassen sie uns diese Verpflichtung eingehen. Die soziale Wohlfahrt zuerst. Lasst uns dies zusammen tun. Ich möchte auch sagen, daß das gesamte amerikanische Volk, das heute zusieht, eingeladen werden soll, sich uns in dieser Diskussion anzuschließen. Indem wir diesen Fragen direkt begegnen. Indem wir ein wirkliches Einverständnis darüber erzielen, wie wir weiter vorgehen. Wir beginnen, indem wir überparteiliche Foren in jeder einzelnen Region des Landes abhalten werden. Und ich hoffe, dass die Gesetzgeber von beiden Parteien daran teilnehmen werden. Wir werden die Konferenz des Weißen Hauses über Soziale Wohlfahrt im Dezember abhalten. Und in einem Jahr werde ich die Vorsitzenden des Kongresses versammeln, um ein historisches überparteiliches Gesetzeswerk zu schaffen, um einen Meilenstein für unsere Generation zu erreichen: Ein soziales Wohlfahrtssystem, welches im 21. Jahrhundert stark ist. In einer Wirtschaft, die Möglichkeiten honoriert, müssen alle Amerikaner in der Lage sein, die Früchte
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des Wohlstandes zu ernten. Weil die Zeiten gut sind, können wir es uns leisten, einen einfachen, einfühlsamen Schritt zu tun, um Millionen von Arbeitern, die sich abmühen, für ihre Familien zu sorgen, zu helfen. Wir sollten den Mindestlohn erhöhen. Das Informationszeitalter ist zu allererst ein Informationszeitalter, in welchem Ausbildung von Geburt an beginnt und sich über die gesamte Lebenszeit fortsetzt. Vergangenes Jahr habe ich von diesem Podium aus erklärt, dass Ausbildung unsere höchste Priorität sein muss. Ich habe einen 10-Punkte Plan vorgestellt, der uns weiterbringt und uns alle gedrängt, dass die Politik an der Tür zur Schule endet. Seit damals hat der Kongress über die Parteigrenzen hinweg, wie auch das amerikanische Volk im wichtigsten Jahr für Ausbildung in einer Generation geantwortet. Die Ausweitung der öffentliche Schulwahl. Die Eröffnung von 3 000 neuen Gründungsschulen. Die Arbeit, jedes Klassenzimmer im Land an die Informationssuperautobahn anzuschließen. Die Festlegung, das Programm "Vorsprung" auf eine Million Kinder auszuweiten. Die Einführung des Programms "Amerika liest". Die Entsendung von wahrlich tausenden College Studenten in unsere Volksschulen, um sicherzustellen, dass alle unsere 8-jährigen lesen können. Vergangenes Jahr habe ich 220 000 neue Pell Beihilfe Stipendien für verdiente Schüler vorgeschlagen, die Sie beschlossen haben. Studentendarlehen – Studentendarlehen sind bereits weniger teuer und einfacher zurückzuzahlen und nun bekommen sie eine Senkung der Zinsen. Familien in ganz Amerika können nun ihre Ersparnisse in steuerfreie Ausbildungs IRAs investieren. Und in diesem Jahr werden Familien für die ersten beiden Jahre des College ein Steuerguthaben von $ 1 500 erhalten – ein Hoffnungsstipendium welches die Kosten der meisten gemeinschaftlichen Studiengebühren abdecken wird. Und für das erste und letzte Studienjahr, Postgraduales Studium, und Training am Arbeitsplatz wird es einen lebenslangen Lern Kredit geben. Sie haben das geschafft und Sie sollten sehr stolz darauf sein. Und wegen dieser Maßnahmen habe ich jeder Familie, die heute Abend zuhört, etwas zu sagen. Eure Kinder können weiter auf das College gehen. Wenn sie ein Kind aus einer armen Familie kennen, sagen Sie ihm, es soll nicht aufgeben. Es kann auf das College gehen. Wenn Sie ein junges Paar kennen, das mit den Rechungen kämpft und sich sorgt, dass sie nicht in der Lage sein werden, ihre Kinder auf das College zu senden, sagen Sie ihnen, sie sollen nicht aufgeben. – Ihre Kinder können auf das College gehen. Wenn Sie jemanden kennen, der sich auf einem aussichtslosen Arbeitsplatz befindet, und der sich davor fürchtet, sich die Kurse, die für bessere Tätigkeiten für den Rest seines Lebens notwendig sind, nicht leisten zu können, sagen Sie ihm, er soll nicht aufgeben. – Er kann auf das College gehen. Auf Grund der Dinge, die wir getan haben, können wir das College im 21. Jahrhundert mit derselben Universalität ausstatten wie die Mittelschule
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heute. Und meine Freunde, dies wird das Angesicht und die Zukunft Amerikas verändern. Wir haben die Tore des weltbesten höheren Ausbildungssystems weit geöffnet. Nun müssen wir unsere Volks- und weiterführenden Schulen ebenfalls zu den besten der Welt machen. Indem wir die Standards erhöhen, die Erwartungen erhöhen und die Verantwortung erhöhen. Dank der Handlungen dieses Kongresses im vergangenen Jahr werden wir bald zum ersten Mal einen freiwilligen bundesweiten Test auf der Grundlage von nationalen Standards für Lesen in der 4. Klasse und Mathematik in der 8. Klasse haben. Die Eltern haben ein Recht zu wissen, ob ihre Kinder die Grundlagen beherrschen. Und jeder Elternteil kennt die Grundvoraussetzung – gute Lehrkräfte und kleine Klassen. Heute Abend schlage ich die erstmalige nationale Anstrengung, die Größe der Klassen in den unteren Schulstufen zu senken, vor. Mein ausgeglichener Haushalt wird dazu beitragen, 100 000 neue Lehrer, die den staatlichen Eignungstest bestehen, zu beschäftigen. Nun, mit diesen Lehrern, – hören Sie – mit diesen Lehrern werden wir in der Tat in der Lage sein, die Größe der Klassen in der ersten, zweiten, und dritten Schulstufe auf einen Durchschnitt von 18 Schülern in Amerika zu senken. Wenn ich richtig gerechnet habe, mehr Lehrer, die in kleineren Klassen lehren, erfordert mehr Klassenzimmer. Daher schlage ich auch eine Steuersenkung für die Errichtung von Schulen vor, um den Gemeinden zu helfen, Schulen zu modernisieren oder 5 000 neue Schulen zu errichten. Wir müssen auch größere Verantwortlichkeit einfordern. Wenn wir ein Kind von einer Schulstufe zur anderen aufsteigen lassen, ohne dass es die Arbeit gemeistert hat, tun wir dem Kind keinen Gefallen. Es ist an der Zeit, das soziale Aufsteigen an Amerikas Schulen zu beenden. Letzten Jahr haben sie in Chicago eine Entscheidung getroffen – nicht die Kinder zurückzuhalten, sondern sie zu erheben. Chicago hat das Aufsteigen aus sozialen Gründen beendet und begonnen, verpflichtenden Sommerschulprogramme einzuführen, um Schülern, die zurückgeblieben sind, zu helfen, dies nachzuholen. Ich schlage vor, anderen Gemeinden zu helfen, dem Beispiel von Chicago zu folgen. Lasst uns ihnen sagen – hören wir auf, Kinder zu befördern, die nicht lernen, und wir werden Euch die Mittel geben um sicherzugehen, dass sie es tun. Ich bat diesen Kongress, unsere Bemühungen zu unterstützen, Colleges und Universitäten zu verpflichten, benachteiligten Kindern die Hand zu reichen, beginnend in der 6. Klasse, so dass diese die Anleitung und Hoffnung bekommen, die sie brauchen, so dass sie wissen können, dass auch sie in der Lage sein werden, auf das College zu gehen. Indem wir in das 21. Jahrhundert eintreten, verlangt eine globalisierte Wirtschaft von uns, Möglichkeiten nicht nur zu Hause, sondern auch in all den Märkten der Welt zu suchen. Wir müssen diese globale Wirtschaft formen und nicht unter ihr eingehen. In den letzten 5 Jahren haben wir den Weg, neue Märk-
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te zu öffnen, mit 240 Handelsabkommen, die ausländische Handelshemmnisse für Produkte beseitigen, die den stolzen Stempel Made in the USA tragen, angeführt. Heute trägt ein Rekord an Exporten für ein gesamtes Drittel unseres Wirtschaftswachstums bei. Ich möchte diese [Exporte] beibehalten, weil dies der Weg ist, um Amerika weiter wachsen zu lassen und eine sicherere stabilere Welt zu fördern. Nun, alle von Ihnen wissen, wie auch immer Ihre Ansichten sind, dass ich dies für eine große Möglichkeit für Amerika halte. Ich weiß, dass es Widerstand gegen umfassendere Handelabkommen gibt. Ich habe genau zugehört, und ich glaube, dass dieser Widerstand auf zwei Befürchtungen beruht. Erstens, dass unsere Handelspartner niedrigere Sozial- und Umweltstandards haben, welche ihnen einen unfairen Vorteil in unserem Markt gibt, diesen jedoch nicht an ihr eigenes Volk geben, auch wenn dadurch mehr Geschäft getätigt wird. Zweitens, dass, wenn wir mehr Handel haben, mehr von unseren Arbeitern ihre Stellungen verlieren werden und diese neu beginnen müssen. Ich glaube, wir sollten versuchen, arbeitsrechtliche und Umweltstandards auf der ganzen Welt zu verbessern. Ich habe mehrfach klargestellt, daß es Teil unserer Handelsagenda sein sollte, aber wir können die Entscheidungen anderer Länder nicht beeinflussen, wenn wir davon Abstand nehmen, mit ihnen Handel zu treiben. Dieses Jahr werde ich einen Gesetzesentwurf an den Kongress weiterleiten und andere Nationen ersuchen, dass sie sich uns in dem Kampf gegen die am wenigsten zu tolerierende Arbeitsform von allen – missbräuchliche Kinderarbeit – anschließen. Wir sollten also denjenigen Amerikanern Hilfe und Hoffnung anbieten, welche im weltweiten Markt oder durch den technologischen Fortschritt kurzfristig zurückbleiben, was nicht unbedingt auf den Handel zurückzuführen sein muss. Aus diesem Grund haben wir die Mittel zur Weiterbildung beschäftigungsloser Arbeitnehmer seit 1993 mehr als verdoppelt und werden, so mein Haushaltsvorschlag angenommen wird, diese verdreifachen. Aus diesem Grund müssen wir mehr tun und raschere Hilfe denjenigen Arbeitnehmern anbieten, die ihren Arbeitsplatz, aus welchem Grund auch immer, verlieren. Sie wissen, wir helfen auf eine besondere Art und Weise Gemeinden, wenn ihre Militärbasen schließen. Wir sollten ihnen auf dieselbe Art helfen, wenn ihre Fabriken schließen. Nochmals, ich bitte den Kongress, seine überparteiliche Arbeit fortzusetzen, um das Durcheinander an Ausbildungsprogrammen, das wir heute haben, zu einer einheitlichen GI Bill für Arbeiter zusammenzuführen – eine einfache Zuwendung für Ausbildungszwecke, so dass die Leute von sich aus rasch zu neuen Arbeitsplätzen weitergehen können, mit höheren Einkommen und einer besseren Zukunft. Nun, wir wissen alle, dass Veränderungen in allen Lebenslagen nicht immer einfach sind. Aber wir müssen uns entscheiden, ob wir versuchen werden, sie zurückzuhalten und uns davor zu verstecken oder die Früchte davon zu ernten. Und vergessen Sie nicht die größeren Zusammenhän-
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ge hier: Während wir in hunderte neue Handelsverträge eingetreten sind, haben wir Millionen von neuen Arbeitsplätzen geschaffen. Also, dieses Jahr werden wir neue Partnerschaften mit Lateinamerika, Asien und Europa schmieden. Und wir sollten das neue Afrika Handelsgesetz verabschieden. Es genießt überparteiliche Unterstützung. Ich werde auch meine Ersuchen um die vereinfachte Genehmigung von Handelsverträgen erneuern, die jeder Präsident über die vergangenen zwei Jahrzehnte hatte und welche notwendig ist, um neue Märkte zu öffnen und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Sie wissen, ob es uns gefällt oder nicht, auf eine Art, die überwiegend positiv ist, sind die Volkswirtschaften der Welt in zunehmendem Maße mehr miteinander verbunden und voneinander abhängig. Heute kann eine Wirtschaftskrise an irgendeinem Ort überall sonst Volkswirtschaften beeinträchtigen. Die vergangenen Monate haben ernste finanzielle Probleme nach Thailand, Indonesien, Südkorea und darüber hinaus gebracht. Also, warum sollten wir Amerikaner darüber besorgt sein? Erstens, diese Länder sind unsere Abnehmer. Wenn diese in einer Rezession versinken, werden sie nicht mehr in der Lage sein, unsere Güter, die wir ihnen verkaufen wollen, zu kaufen. Zweitens, sie sind auch unsere Mitbewerber. Also, wenn ihre Währungen ihren Wert verlieren und sinken, werden die Preise ihrer Güter sinken, unseren Markt und andere mit wesentlich billigeren Waren überfluten, was es für unsere Leute wesentlich schwieriger macht. Und schließlich sind sie unsere strategischen Partner. Ihre Stabilität erhöht unsere Sicherheit. Die amerikanische Wirtschaft ist gesund und stark, und ich möchte, dass dies so bleibt. Weil der Aufruhr in Asien einen Einfluss auf alle Volkswirtschaften der Welt haben wird, einschließlich der unseren, besteht die richtige Vorgangsweise darin, diese negative Auswirkung so gering wie möglich für Amerika und die Welt zu halten. Unsere Politik ist klar. Keine Nation kann sich erholen, wenn sie sich nicht selbst reformiert. Aber wenn Nationen Willens sind, ernsthafte wirtschaftliche Reformen zu unternehmen, sollten wir ihnen dabei helfen. Also rufe ich den Kongress auf, Amerikas Verpflichtungen dem Internationalen Währungsfonds gegenüber zu erneuern. Und ich denke, wir sollten all den Leuten sagen, dass wir dafür stehen, dass die Vorbereitung auf einen weit entfernten Sturm, der unsere Küsten erreichen könnte, wesentlich weiser ist, als den Donner so lange zu ignorieren, bis sich die Wolken direkt über uns befinden. Eine starke Nation ruht auf dem Felsen der Verantwortung. Eine Gesellschaft, die in der Verantwortung verwurzelt ist, muss zuerst den Wert der Arbeit und nicht der Sozialhilfe fördern.
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Wir können darauf stolz sein, dass wir nach dekaden-langem Fingerzeigen und Fehlschlägen gemeinsam das alte Sozialhilfesystem beendet haben. Und wir ersetzen nun die Sozialhilfe-Schecks mit Lohnzahlungen. Vergangenes Jahr, nach einer vierjährigen Rekordabnahme der Sozialhilfeempfänger habe ich unsere Nation herausgefordert, bis zum Jahr 2000 zwei Millionen Amerikaner mehr weg von der Sozialhilfe zu bringen. Es freut mich, Ihnen zu berichten, dass wir auch dieses Ziel – zwei volle Jahre vor dem Zeitplan – fast erreicht haben. Dies ist eine großartige Errungenschaft, die Summe vieler Taten von individueller Courage, Beharrlichkeit und Hoffnung. Über 13 Jahre hindurch hat Elaine Kinslow aus Indianapolis immer wieder Sozialhilfe empfangen. Heute ist sie eine Versanddisponentin bei einer Lieferwagenfirma. Sie hat genug Geld gespart, um ihre Familie in eine gute Nachbarschaft zu übersiedeln, und sie hilft anderen Sozialhilfeempfängern, Arbeit zu finden. Elaine Kinslow und ihresgleichen sie die wahren Helden der SozialhilfeRevolution. Es gibt Millionen wie sie, über ganz Amerika verteilt und ich bin froh, dass sie sich heute der First Lady anschließen konnte. Elaine, wir sind alle stolz auf Sie. Bitte erheben Sie sich. Wir haben noch immer viel mehr zu tun – alle von uns – um die Sozialhilfereform zu einem Erfolg zu machen. Die Zurverfügungstellung von Kinderbetreuung, die Hilfe für Familien, näher an verfügbare Arbeitsstellen heranzuziehen, die Herausforderung an mehr Firmen, sich unserer Sozialhilfe zu ArbeitPartnerschaft anzuschließen, die Steigerung der Zahl von Kindergeld Einhebungen von untätigen Eltern, die eine Pflicht haben, Ihre eigenen Kinder zu unterstützen. Ich möchte dem Kongress auch für die Wiedereinsetzung einiger Maßnahmen der Unterstützungen an Immigranten, die sich rechtmäßig im Land aufhalten und hart arbeiten, danken und hoffe, dass Sie Ihre diesbezügliche Arbeit heuer abschließen werden. Wir müssen es allen hart arbeitenden Familien ermöglichen, ihre wichtigsten Verpflichtungen zu erfüllen. Vor zwei Jahren haben wir geholfen zu garantieren, dass Amerikaner ihre Krankenversicherung beibehalten können, wenn sie den Arbeitsplatz wechseln. Vergangenes Jahr haben wir das öffentliche Gesundheitswesen auf bis zu fünf Millionen Kinder ausgedehnt. Dieses Jahr fordere ich den Kongress heraus, die nächsten historischen Schritte zu setzen. Hundertsechzig Millionen unserer Mitbürger befinden sich in geregelten Fürsorgeplänen. Diese Pläne sparen Geld und können die Versorgung verbessern. Aber die medizinischen Entscheidungen sollten von Ärzten
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getroffen werden und nicht von den Buchhaltern der Versicherungen. Ich dränge den Kongress über die Parteigrenzen hinweg, einen Konsumentengrundrechtskatalog zu verfassen, der dies beinhaltet. Sie haben das Recht, alle ihre medizinischen Optionen zu erfahren, nicht nur die billigste. Sie haben das Recht auf Wahl ihres Arztes für die Behandlung, die Sie brauchen. Sie haben das Recht auf Notfallversorgung, wo immer und wann auch immer Sie diese benötigen. Sie haben das Recht, auf vertrauliche Behandlung Ihrer Krankengeschichte. Ob traditionelle oder geregelte Fürsorge, jeder Amerikaner verdient qualitätshaltige Fürsorge. Millionen von Amerikanern zwischen 55 und 65 Jahren haben ihre Krankenversicherung verloren. Einige befinden sich bereits in Pension. Einige werden diese Versorgung verlieren, wenn ihre Ehegatten in Pension gehen. Nach lebenslanger Arbeit können sie sich nirgendwo hinwenden. Also bitte ich den Kongress, lassen Sie diese hart arbeitenden Amerikaner sich in das öffentliche Gesundheitswesen einkaufen. Dies wird keinen Cent zum Defizit beitragen, aber das gute Gewissen, das damit einhergeht, wird unbezahlbar sein. Als nächstes müssen wir den Eltern helfen, ihre Kinder vor der schwersten gesundheitlichen Bedrohung, der sie je begegnen werden, zu bewahren – einer Epidemie von rauchenden Teenagern, die durch multimillionenschwere Werbefeldzüge verbreitet wird. Ich fordere den Kongress heraus: lasst uns umfassende überparteiliche Gesetzgebung verabschieden, welche das öffentliche Gesundheitswesen verbessert, unsere Tabak anbauenden Landwirte schützt und die Art, auf welche die Tabakfirmen ihren Geschäften nachgehen, für immer ändert. Lasst uns das tun, was notwendig ist, um das Rauchen unter Teenagern zu reduzieren. Lasst uns den Preis für Zigaretten um $ 1.50 pro Packung über die nächsten zehn Jahre erhöhen und Strafen gegen die Tabakindustrie verhängen wenn sie unsere Kinder bewirbt. Morgen werden, wie jeden Tag, 3 000 Kinder zu rauchen beginnen und 1 000 davon werden als Konsequenz davon früher sterben. Lasst diesen Kongress als denjenigen in Erinnerung verbleiben, der ihre Leben rettete. In der neuen Wirtschaft arbeiten viele Eltern härter als je zuvor. Sie sehen sich einem ständigen Ringen gegenüber, ihre Verpflichtung, gute Arbeiter zu sein, mit den noch wichtigeren Verpflichtungen, gute Eltern zu sein, in Ausgleich zu bringen. Das Familien- und Pflegeurlaub-Gesetz war der allererste Gesetzesvorschlag, wo ich das Privileg hatte, es als Präsident im Jahr 1993 zu beurkunden. Seit damals haben ungefähr 15 Millionen Menschen davon Gebrauch gemacht – und ich habe viele von ihnen über das Land verteilt getroffen. Ich bitte Sie, dieses Gesetz auszuweiten, dass 10 Millionen zusätzliche Arbeitnehmer davon erfasst sind und den Eltern frei zu geben, wenn sie die Lehrer Ihrer Kinder sehen oder diese zum Arzt bringen müssen.
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Die Kinderbetreuung ist die nächste Grenze, der wir begegnen müssen, um die Menschen in die Lage zu versetzen, zu Hause und in der Arbeit erfolgreich zu sein. Vergangenes Jahr habe ich gemeinsam mit einem unserer herausragendsten Experten den Vorsitz der ersten Konferenz über Kinderbetreuung im Weißen Haus geführt: Amerikas First Lady. Von allen Ecken Amerikas hören wir dieselbe Botschaft, ohne Unterschied von Region oder Einkommen oder politischer Zugehörigkeit: Wie müssen die Qualität der Kinderbetreuung anheben. Wir müssen sie sicherer gestalten. Wir müssen sie leistbarer machen. Also hier ist mein Vorschlag. Helft Familien, die Kosten für Kinderbetreuung für eine Million mehr Kinder zu tragen. Stipendien und Hintergrundüberprüfungen für Kinderbetreuungsarbeiter und ein neuer Schwerpunkt auf frühes Lernen. Steuergutschriften für Unternehmen, die Kinderbetreuung für ihre Arbeitnehmer zur Verfügung stellen und eine größere kinderbetreuungsbezogene Steuergutschrift für arbeitende Familien. Nun, wenn Sie mein Vorhaben verabschieden sollten, bedeutet dies, dass eine vierköpfige Familie mit einem Einkommen von $ 35 000 und hohen Kinderbetreuungskosten keinen Penny an Bundessteuer mehr zu bezahlen hat. Wissen Sie, dies ist für mich auf Grund meiner eigenen Erfahrung von derart großer Bedeutung: Ich habe mich oft gefragt, wie meine Mutter, als sie eine junge Witwe war, in der Lage gewesen wäre, an die Universität zu gehen und eine Ausbildung zu erhalten und mich zu unterstützen, wenn meine Großeltern nicht die Betreuung für mich übernommen hätten. Sie und ich waren wirklich in einer glücklichen Lage. Wie viele andere Familien hatten niemals diese Gelegenheit? Wir wissen die Antwort auf diese Frage nicht. Aber wir wissen, wie die Antwort ausfallen sollte. Nicht eine einzige amerikanische Familie sollte vor der Wahl zwischen der Arbeit, die sie braucht, und dem Kind, das sie lieben, stehen. Eine Gesellschaft, die in Verantwortung verwurzelt ist, muss sichere Straßen, sichere Schulen und sichere Nachbarschaften zu Verfügung stellen. Wir verfolgen eine Strategie von mehr Polizei, härteren Bestrafungen, geschickteren Vorbeugemaßnahmen, mit Verbrechensbekämpfungspartnerschaften, mit örtlicher Polizei und Bürgerwehren. Ich kann Ihnen heute Abend berichten, dass es funktioniert. Gewaltverbrechen sind rückläufig. Raub ist rückläufig. Körperverletzung ist rückläufig. Einbrüche sind rückläufig. Seit fünf Jahren ununterbrochen in ganz Amerika. Nun müssen wir die Aufgabe, 100 000 mehr Polizisten in unsere Straßen zu senden, abschließen. Und nochmals, ich bitte den Kongress, ein Jugendstrafgesetz zu verabschieden, das mehr Staatsanwälte und Bewährungshelfer vorsieht, um gegen Banden
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und Waffen und Drogen vorzugehen und gewalttätige Jugendliche davon abzuhalten, Waffen für ihr Leben zu kaufen. Ich bitte Sie, unsere Unterstützung für Programme nach der Schule dramatisch zu erhöhen. Ich glaube, jeder Amerikaner sollte wissen, dass die meisten jugendlichen Straftaten zwischen 3 Uhr am Nachmittag und 8 Uhr abends begangen werden. Wir können so viele unserer Kinder vor Schwierigkeiten bewahren, wenn wir ihnen einen anderen Ort als die Straße geben, und wir sollten es tun. Der Gebrauch von Drogen ist rückläufig. Ich danke General McCaffrey für seine Führerschaft und danke diesem Kongress für die Verabschiedung des größten Anti-Drogen Budgets in der Geschichte. Nun, bitte ich Sie, sich mir in einem Bahn brechenden Anlauf anzuschließen, 1 000 neue Grenzpolizisten anzustellen, und die besten verfügbaren neuen Technologien anzuwenden, um dafür zu sorgen, dass die Tür für Drogen an unseren Grenzen geschlossen bleibt. Polizei, Staatsanwälte und Präventionsprogramme – so gut sie auch sein mögen – sie können nicht funktionieren, wenn nicht auch unsere Gerichtsbarkeit funktioniert. Heute besteht eine große Anzahl an offenen Stellen in unseren Bundesgerichten. Hier ist, was der Vorsitzende des Obersten Gerichtshofes geschrieben hat: "Offene Stellen in der Justiz können nicht unbegrenzt in so hohem Ausmaß bestehen, ohne die Qualität der Rechtssprechung zu beeinträchtigen." Ich bitte einfach den Senat der Vereinigten Staaten, dieses Anliegen aufzunehmen und über die Ihnen vorliegenden hoch qualifizierten Nominierten abzustimmen, positiv oder negativ. Wir müssen unserer Verantwortung nachkommen, nicht nur zu Hause, sondern rund um die Welt. Am Beginn eines neuen Jahrhunderts haben wir die Kraft und die Verpflichtung, eine neue Ära des Friedens und der Sicherheit zu schaffen. Aber verstehen Sie mich nicht falsch. Die Möglichkeiten von heute sind nicht die Garantien von morgen. Amerika muss sich gegen die vergifteten Reize des Extremen stellen. Wir müssen eine unheilige Achse von neuen Bedrohungen von Terroristen, internationalen Kriminellen und Drogenhändlern bekämpfen. Die Räuber des 21. Jahrhunderts zehren von der Technologie und dem freien Fluss von Information und Ideen und Menschen und sie werden noch tödlicher sein, wenn Massenvernichtungswaffen in ihre Hände fallen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, helfen wir völkerrechtliche Regeln für das 21. Jahrhundert zu schreiben, welche diejenigen, die sich der Familie der Nationen anschließen, beschützen und jene, die dies nicht tun, isolieren.
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In wenigen Tagen werde ich den Senat um Rat und Zustimmung bitten, Ungarn, Polen, und die Tschechische Republik zu den neuesten Mitgliedern der NATO zu machen. Über 50 Jahre hindurch hat die NATO den Kommunismus in Grenzen gehalten und Amerika und Europa in Sicherheit gewogen. Nun haben diese ehemaligen kommunistischen Länder Ja zur Demokratie gesagt. Ich bitte den Senat, Ja zu ihnen, unseren neuen Alliierten zu sagen. Indem neue Mitglieder aufgenommen werden und eng mit neuen Partnern zusammengearbeitet wird, einschließlich Russland und die Ukraine, kann die NATO dazu beitragen, dass Europa ein Bollwerk für den Frieden im 21. Jahrhundert ist. Als nächstes werde ich den Kongress bitten, seine Unterstützung für unsere Truppen und deren Mission in Bosnien zu verlängern. Zu Weihnachten sind Hillary und ich gemeinsam mit Senator Dole und seiner Gattin und einer überparteilichen Delegation des Kongresses nach Sarajevo gereist. Wir sahen Kinder in den Straßen spielen, wo sie sich noch vor zwei Jahren vor Scharfschützen und Granaten versteckten. Die Geschäfte waren voll mit Lebensmitteln. Die Cafés waren lebendig und mit Konversation erfüllt. Der Fortschritt dort ist unverkennbar, aber er ist noch nicht unumkehrbar. Um fest verwurzelt zu werden, braucht der zerbrechliche Frieden Bosniens noch immer die Unterstützung der amerikanischen und alliierten Truppen, wenn die NATO Mission diesen Juni enden wird. Ich glaube, Senator Dole hat es am besten formuliert: Er sagte: Das ist, als ob man im letzten Viertel eines Fußballspieles in Führung liegt. Dies ist nicht der Zeitpunkt, an welchem man das Spielfeld verlässt und den Sieg aufgibt. Ich wünschte, Sie alle hätten unsere Truppen in Tuszla gesehen. Sie sind sehr stolz darauf, was sie in Bosnien tun und wir sind alle sehr stolz auf sie. Einer von diesen tapferen Soldaten, sitzt heute Abend hier neben der First Lady, Gefreiter der Armee Michael Tolbert. Sein Vater war ein dekorierter Vietnam-Veteran. Nach dem College in Colorado hat er sich der Armee angeschlossen. Vergangenes Jahr hat er eine Infanterieeinheit angeführt, die einen Mob von Extremisten daran gehindert hatte, eine Radiostation, die eine Stimme der Demokratie und Toleranz in Bosnien ist, zu übernehmen. Vielen Dank, Gefreiter, für das, was Sie repräsentieren. Bitte stehen Sie auf. In Bosnien und auf der ganzen Welt erfüllen unsere Männer und Frauen in Uniform immer ihre Mission gut. Unsere Mission muss es sein, sie in guter Aus-
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bildung und bereit zu halten, ihre Lebensqualität zu erhöhen, und die Waffen des 21. Jahrhunderts zur Verfügung zu stellen, die sie brauchen, um jeglichen Feind zu besiegen. Ich bitte den Kongress, sich mir bei der Verfolgung eines ambitionierten Planes anzuschließen, um die ernsthafte Bedrohung der Massenvernichtungswaffen zu reduzieren. Heuer, vier Dekaden, nachdem dies zum ersten Mal von Präsident Eisenhower vorgeschlagen wurde, ist ein umfassendes Verbot nuklearer Versuche in Reichweite. Indem man nukleare Tests beendet, können wir die Entwicklung neuer und gefährlicherer Waffen verhindern helfen und es für nicht-nuklear Staaten schwieriger machen, diese herzustellen. Es freut mich, dass vier ehemalige Vorsitzenden der Streitkräfte – die Generäle John Shaliskasvili, Colin Powell und David Jones und Admiral William Crowe – diesen Vertrag befürwortet haben. Und ich bitte den Senat, diesen heuer zu genehmigen. Gemeinsam müssen wir den neuen Gefahren von chemischen und biologischen Waffen begegnen und den gesetzlosen Staaten, Terroristen und organisierten Verbrechern, welche diese erwerben wollen. Saddam Hussein hat den Gutteil dieser Dekade und des Wohlstandes seiner Nation damit zugebracht, nicht für das irakische Volk zu sorgen, sondern nukleare, chemische und biologische Waffen zu entwickeln und die Raketen, die diese befördern. Die Waffeninspektoren der Vereinten Nationen haben wahrlich hervorragende Arbeit geleistet, indem sie mehr von dem irakischen Arsenal aufgespürt und zerstört haben als im gesamten Golfkrieg. Nun, Saddam Hussein möchte sie an dem Abschluss ihrer Mission hindern. Ich weiß, dass ich für jeden Einzelnen in dieser Kammer spreche, Republikaner und Demokraten, wenn ich Saddam Hussein sage: Sie können sich nicht über den Willen der Welt hinwegsetzen. Und wenn ich ihm sage, Sie haben Massenvernichtungswaffen bereits einmal eingesetzt. Wir sind entschlossen, Ihnen die Kapazität, sie erneut einzusetzen, zu verweigern. Vergangenes Jahr hat der Senat die Chemiewaffen-Konvention ratifiziert, um Soldaten und Bürger vor Giftgas zu schützen. Nun müssen wir handeln, um den Einsatz von Krankheit als Waffe von Krieg und Terror zu verhindern. Die Biowaffen-Konvention steht nun seit 23 Jahren in Kraft. Die Bestimmungen sind gut, aber die Vollziehung ist schwach. Wir müssen sie mit einem neuen internationalen Inspektionssystem stärken, um ein Betrügen zu erkennen und abzuschrecken.
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In den kommenden Monaten werde ich unsere Sicherheitsstrategie mit alten Alliierten in Asien und Europa und neuen Partnern von Afrika bis Indien und Pakistan, von Südamerika bis China verfolgen. Und von Belfast bis Korea und zum Nahen Osten wird Amerika weiterhin an der Seite derjenigen stehen, die für den Frieden einstehen. Schlussendlich, es ist weit über der Zeit, unsere Schulden gegen die Vereinten Nationen zu begleichen. Mehr und mehr arbeiten wir mit anderen Nationen, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Wenn wir wollen, dass Amerika führt, haben wir mit gutem Beispiel voranzugehen. Wie wir klar an Bosnien ersehen, können Alliierte, die unsere Ziele teilen, auch unsere Bürden teilen. In dieser neuen Ära wird unsere Freiheit und Unabhängigkeit in der Tat durch die zunehmende Abhängigkeit von anderen Nationen bereichert und nicht geschwächt. Aber wir haben unseren Beitrag zu leisten. Unsere Begründer haben Amerika auf einen dauernden Kurs in Richtung einer perfekteren Union gesetzt. Zu Ihnen allen sage ich, es ist eine Reise, die wir nur zusammen unternehmen können, indem wir als eine Gemeinschaft leben. Erstens, Wir müssen weiterhin unsere Regierung reformieren, das Instrument unserer nationalen Gemeinschaft. Jedermann weiß, dass Wahlen zu teuer geworden sind, die einen Rüstungswettlauf von Geldspenden antreiben. Dieses Jahr am 6. März wird zu guter Letzt endlich der Senat über eine überparteiliche Wahlkampffinanzierungsreform, wie sie von den Senatoren McCain und Feingold vorgeschlagen wurde, abstimmen. Lasst uns im Klaren darüber sein – eine Stimme gegen McCain – Feingold ist eine Stimme für indirekte Wahlspenden und für den status quo. Ich bitte Sie, unsere Demokratie zu stärken und die Wahlkampffinanzierungsreform heuer zu beschließen. Aber – mindestens von gleicher Bedeutung haben wir uns dem wahren Grund für die Explosion der Wahlkampfkosten zu widmen – die hohen Kosten der Werbung in den Medien. Für die Leute, die zu Hause fernsehen, das war das schmerzvolle Stöhnen im Publikum. Ich werde formell darum ersuchen, dass das Gesetz über die BundesKommunikationsbehörde unentgeltliche oder reduzierte Kosten von Fernsehwerbezeit für Kandidaten zur Verfügung stellt, so dass die Ausgabebegrenzungen freiwillig eingehalten werden. Der Äther ist ein öffentlicher Treuhandfonds und die Rundfunksprecher müssen uns auch in diesem Bemühen, unsere Demokratie zu stärken, helfen.
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Unter der Führerschaft von Vizepräsident Gore haben wir die öffentliche Lohnliste um 300 000 Arbeiter reduziert, 16 000 Seiten von Rechtsvorschriften gestrichen, hunderte von Programmen eliminiert, und die Abläufe von praktisch jeder Verwaltungsbehörde verbessert. Aber wir können noch mehr tun. Wie jeder Steuerzahlen bin ich erzürnt über die Berichte von Missbräuchen der Steuereinhebungsbehörde. Wir brauchen dort einige Veränderungen. Neue Fürsprecher für die Bürger, einen stärkeren Anwalt für die Steuerzahler, Telefonleitungen, die 24 Stunden am Tag offen sind, Abhilfe für unschuldige Steuerzahler. Vergangenes Jahr hat das Abgeordnetenhaus eine umfassende Steuereinhebungsbehörden-Reform mit überwältigender überparteilicher Mehrheit verabschiedet. Dieser Gesetzesvorschlag muss nun im Senat schmachten. Heute Abend bitte ich den Senat, folgen Sie dem Abgeordnetenhaus, verabschieden Sie das überparteiliche Paket als ihren ersten Geschäftsordnungspunkt. Ich hoffe inständig, dass mir etwas einfällt, bevor ich ende, wo ich sagen kann, folgen Sie dem Senat, so dass ich keine Schwierigkeiten haben werde. Eine Nation, die als eine Gemeinschaft lebt, muss all ihre Gemeinschaften wertschätzen. Über die vergangenen fünf Jahre haben wir gearbeitet, um den Funken des privaten Unternehmertums in die innere Stadt und ärmliche Gegenden mittels Gemeinschaftsentwicklungsbanken zu bringen, mehr kommerzielle Darlehen in arme Nachbarschaften, ein Aufräumen von verschmutzten Lagen für Entwicklung. Unter der fortgesetzten Führerschaft des Vize-Präsidenten, schlagen wir vor, die Anzahl der Ermächtigungszentren zu verdreifachen, um den Unternehmen Anreize, in diesen Gegenden zu investieren, zu geben. Wir sollten also armen Familien mehr Hilfe gewähren, um Wohnungseigentum zu begründen. Und wir sollten Steuersenkungen verwenden, um die Errichtung von mehr NiedrigEinkommen-Häusern anzuspornen. Vergangenes Jahr hat dieser Kongress starke Maßnahmen ergriffen, um dem District of Columbia zu helfen. Lasst uns unseren Entschluss erneuern, unsere Hauptstadt zu einer großartigen Stadt für alle, die hier leben oder auf Besuch kommen, zu machen. Unsere Städte sind pulsierende Drehscheiben von großstädtischen Gegenden. Sie sind noch immer Einfallstor für neue Immigranten von jedem Kontinent, die hierher kommen, um für ihre eigenen amerikanischen Träume zu arbeiten.
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Lasst unsere Städte stark in das 21. Jahrhundert gehen. Sie sind ein wichtiger Teil unserer Zukunft. Unsere Gemeinschaften sind nur so gesund, wie die Luft, die unsere Kinder atmen, das Wasser, das sie trinken, die Erde, die sie erben werden. Vergangenes Jahr haben wir die stärksten Kontrollen auf Smog und Ruß eingeführt. Wir haben begonnen, Yellowstone, die Everglades, Lake Tahoe zu schützen. Wir haben das Recht jeder Gemeinschaft, über Gifte Bescheid zu wissen, die ihre Kinder bedrohen, erweitert. Erst gestern ist unser Nahrungsmittelsicherheitsplan in Kraft getreten, der neue wissenschaftliche Erkenntnisse enthält, um unsere Konsumenten vor Gefahren, wie E. Coli und Salmonellen zu schützen. Heute Abend bitte ich Sie, sich mir bei der Lancierung einer Initiative für reines Wasser, einem weit reichenden Bemühen, unsere Flüsse, unsere Seen und unsere Küstengewässer für unsere Kinder zu reinigen, anzuschließen. Unsere übergeordnete Herausforderung auf dem Gebiet der Umwelt ist das weltweite Problem der Klimaveränderung, die Erderwärmung, die sich verdichtende Krise, die weltweites Handeln verlangt. Die überwiegende Mehrheit der Wissenschafter ist einhellig zur Auffassung gelangt, dass, wenn wir nicht die Emission von Treibhausgasen an einem Punkt im nächsten Jahrhundert reduzieren, werden wir das Klima stören und unsere Kinder und Enkel Risiken aussetzen. Vergangenen Dezember hat Amerika die Welt angeführt, eine historische Einigung zu erzielen, welche unsere Nation verpflichtet, Treibhausgas-Emissionen durch die Kräfte des Marktes, neue Technologien und Energie-Effizienz zu reduzieren. Wir haben es in unserer Macht, hier und jetzt zu handeln. Ich schlage $ 6 Milliarden an Steuersenkungen und Forschung und Entwicklung vor, um Innovation, erneuerbare Energie, benzinsparende Autos und energiesparende Häuser zu fördern. Jedes Mal, wenn wir gehandelt haben, um die Umwelt zu heilen, haben uns die Pessimisten gesagt, dass dies der Wirtschaft schaden würde. Nun, heute ist unsere Wirtschaft in dieser Generation so stark wie noch nie. Und unsere Umwelt ist in dieser Generation so sauber wie noch nie. Wir haben immer einen Weg gefunden, die Umwelt zu reinigen und die Wirtschaft zur selben Zeit wachsen zu lassen. Und wenn es um die Erderwärmung geht, werden wir es erneut tun. Schlussendlich bedeutet Gemeinschaft, die amerikanischen Werte zu definieren, indem man sie lebt, das Ideal, das um die ganze Welt gehört wird: Dass wir alle gleich erschaffen wurden. Über unsere Geschichte hindurch haben wir dieses
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Ideal nicht immer hochgehalten und wir sind ihm niemals ganz gerecht geworden. Oftmals ist es einfacher zu glauben, dass unsere Unterschiede von größerer Bedeutung sind, als unsere Gemeinsamkeiten. Es mag einfacher sein, aber es ist falsch. Was wir in unserer Zeit und Generation tun müssen, ist, sicherzugehen, dass Amerika wahrlich zu einer Nation wird – Was müssen wir tun? Wir werden immer unterschiedlicher. Glauben Sie, dass wir eine Nation werden können? Die Antwort kann nicht sein, in unseren Unterschiedlichkeiten zu verweilen, sondern auf unseren gemeinsamen Werten aufzubauen. Wir alle schätzen Familie und Glauben, Freiheit und Verantwortung. Wir wollen, dass unsere Kinder in einer Welt aufwachsen, wo ihre Talente ihren Möglichkeiten entsprechen. Ich habe diese nationale Initiative über Ethnizität lanciert, um uns zu helfen, unsere gemeinsamen Interessen zu erkennen und die Lücken in den Möglichkeiten zu überbrücken, die uns davon abhalten, ein Amerika zu werden. Lasst uns damit beginnen, zu erkennen, was wir noch überkommen müssen. Diskriminierung gegen jeglichen Amerikaner ist unamerikanisch. Wir müssen daher mit Nachdruck die Gesetze, welche dies für illegal erklären, durchsetzen. Ich bitte Sie zu helfen, den Rückstand der Gleichbehandlungskommission zu beenden. Sechzigtausend unserer Mitbürger stehen Schlange um Gerechtigkeit und wir sollten jetzt handeln, um Ihr Warten zu beenden. Wir sollten auch erkennen, dass der größte Fortschritt, den wir in Richtung der Schaffung eines Amerikas tun können, im Fortschritt, den wir für alle Amerikaner erreichen, liegt – unabhängig von der Ethnizität. Wenn wir die Türen der Colleges für alle Amerikaner öffnen, wenn wir das Verbrechen von all unseren Straßen beseitigen, wenn Arbeitsplätze für alle Menschen unserer Nachbarschaften zur Verfügung stehen, wenn wir sicherstellen, dass alle Eltern die Kinderbetreuung erhalten, die sie benötigen, helfen wir, eine Nation zu errichten. Wir in dieser Kammer und in dieser Regierung müssen alles tun, was wir können, um der andauernden amerikanischen Herausforderung zu begegnen, ein Amerika zu errichten. Aber wir werden uns nur dann vorwärts bewegen, wenn all unsere Mitbürger – einschließlich eines jeden, der heute Abend zu Hause zusieht – sich ebenfalls dieser Sache verschrieben haben. Und wir müssen gemeinsam arbeiten, lernen, leben und dienen. Auf der Schmiede des gemeinsamen Unterfangens können Amerikaner mit jeglichem Hintergrund eine gemeinsame Identität heraushämmern. Wir sehen das heute im U.S. Militär, dem Friedens Korps und dem AmeriCorps.
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Wo auch immer Menschen jeglicher Ethnizitäten und Herkunft mit einem gemeinsamen Vorhaben zusammen kommen und eine faire Chance erhalten, haben wir Erfolg. Mit gemeinsame Werten und bedeutungsvollen Möglichkeiten und ehrlicher Kommunikation und Bürgerdienst können wir ein unterschiedliches Volk in Freiheit und gegenseitigem Respekt einen. Wir sind viele. Wir müssen eins sein. In diesem Geiste, lasst uns unsere Augen auf das neue Millennium lenken. Wie werden wir diesen Übergang markieren? Es kommt nur einmal alle tausend Jahre vor. Heuer habe Hillary und ich das Millennium Programm des Weißen Hauses zur Förderung von Amerikas Kreativität und Innovation und zur Erhaltung unseres Erbes und unserer Kultur in das 21. Jahrhundert gegründet. Unsere Kultur lebt in jeder Gemeinschaft und jede Gemeinschaft verfügt über Orte von historischem Wert, die über unsere Geschichte als Amerikaner Zeugnis ablegen. Wir sollten diese schützen. Ich schlage eine öffentlich-private Partnerschaft vor, um unsere Kunst und unseren Humanismus voranzubringen und die Jahrtausendwende zu feiern, indem wir die großen und kleinen Schätze Amerikas retten. Und während wir die Vergangenheit ehren, lasst uns die Zukunft erahnen. Nun, denken Sie daran – Das gesamte Wissen der Menschheit verdoppelt sich heute alle fünf Jahre. In den 80-er Jahren haben Wissenschafter ein Gen identifiziert, das zystische Fibrose hervorruft. Es hat neun Jahre gedauert. Vergangenes Jahr, haben Wissenschafter ein Gen in nur neun Tagen lokalisiert, das die Parkinsonsche Krankheit hervorruft. Innerhalb einer Dekade, werden Gen Schaltkreise eine Karte für die Prävention von Krankheit über die gesamte Lebenszeit anbieten. Bald werden wir alle Telefongespräche am Muttertag auf einem einzigen Glasfaserkabelstrang mit der Breite eines menschlichen Haares durchführen können. Ein Kind, das 1998 geboren ist, kann möglicherweise das 22. Jahrhundert erblicken. Heute Abend, als Teil unseres Geschenkes an das Millennium schlage ich einen 21. Jahrhundert Forschungs-Fonds für bahnbrechende wissenschaftliche Fragen vor, die höchste Steigerung an Zuwendungen in der Geschichte für das Nationale Gesundheitsinstitut, die Nationale Stiftung der Wissenschaften, das Nationale Krebs Institut. Wir haben bereits die für Brustkrebs und Diabetes verantwortlichen Gene erforscht. Ich bitte Sie, diese Initiative zu unterstützen, so dass es unsere Generation sein wird, die endlich den Kampf gegen den Krebs gewinnt und eine Revolution in unserem Kampf gegen alle tödlichen Krankheiten beginnt.
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Ebenso wichtig wie all diese wissenschaftlichen Fortschritte ist, dass wir einsehen, dass die Wissenschaft der Menschheit dient und nicht umgekehrt. Wir müssen den Missbrauch von genetischen Tests um gegen jeglichen Amerikaner zu diskriminieren, verhindern. Und wir müssen den ethischen Konsens der wissenschaftlichen und religiösen Gemeinschaften ratifizieren, und das Klonen von Menschen verbieten. Wir sollten alle Menschen auf der Welt in die Lage versetzen, die Weiten des Cyberspace zu erforschen. Denken Sie an folgendes – Das erste Mal als ich die Rede zur Lage der Nation an Sie hielt , haben lediglich eine Handvoll von Physikern das weltweite Netz benützt – buchstäblich, eine Handvoll von Menschen. Heutzutage, in Schulen und Bibliotheken, zu Hause und in Unternehmen surfen Millionen und Millionen von Amerikanern jeden Tag im Internet. Wir müssen den Eltern die Werkzeuge die sie brauchen geben, um ihre Kinder von unstatthaftem Material im Internet zu schützen. Aber wir müssen auch sicherstellen, dass wir das explodierende weltweite wirtschaftliche Potential des Internet schützen. Wir können diejenigen Dinge tun, die wir tun müssen und immer noch unsere Kinder schützen. Ich habe einerseits den Kongress gebeten, die Unterstützung für die Konstruktion der nächsten Generation des Internets zu erhöhen. Es wird ein bisschen verstopft, wissen Sie? Und die nächste Generation des Internets wird mit Geschwindigkeiten operieren, die 1 000 Mal schneller als heute sein werden. Während wir diesen inneren Raum im neuen Millennium erforschen, werden wir auch Grenzen im Weltraum überschreiten. Durch die gesamte Geschichte hatte die Menschheit nur einen Ort, den sie zu Hause nannte – unseren Planeten Erde. Mit Beginn dieses Jahres, 1998, werden Männer und Frauen aus 16 Ländern einen Halt in diesen Himmeln bauen. Die internationale Weltraumstation mit ihren großen Ausdehnungen, Wissenschaftern, und Ingenieuren wird in der Tat die Segel auf ein noch unbekanntes Meer von endlosen Geheimnissen und unbegrenztem Potential setzen. Und diesen Oktober wird ein wahrer amerikanischer Held, ein Veteranen Pilot von 149 Kampfeinsätzen, und einem fünfstündigem Raumflug, der die Welt verändert hat, in die Himmel zurückkehren. Gute Reise, John Glenn. John, Sie werden Amerikas Hoffnungen mit sich tragen. Und auf Ihrer Uniform werden Sie erneut die amerikanische Flagge tragen, welche die ungebrochene Verbindung zwischen den Taten von Amerikas Vergangenheit und dem Wagen von Amerikas Zukunft markiert.
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Vor nahezu 200 Jahren hat eine ramponierte Flagge – ihre breiten Streifen und strahlenden Sterne noch immer durch den Rauch der Schlacht strahlend – Francis Scott Key dazu bewegt, einige wenige Worte auf die Rückseite eines Briefumschlages zu schreiben – diese Worte wurden unsere Nationalhymne. Heute ist dieses sternenübersäte Banner gemeinsam mit der Unabhängigkeitserklärung, der Verfassung, und dem Grundrechtskatalog nur ein paar Schritte von hier ausgestellt. Sie sind Amerikas Schätze und wir müssen sie auch über die Zeiten bewahren. Ich bitte alle Amerikaner, unser Projekt, all unsere Schätze zu restaurieren, zu unterstützen, so dass die Generationen des 21. Jahrhunderts für sich selbst die Bilder und die Worte, welche der alte und andauernde Ruhm Amerikas sind, sehen können. Ein Amerika, das sich weiter durch jedes Zeitalter, gegen jede Herausforderung erhoben hat, ein Volk großer Arbeiten und noch größerer Möglichkeiten, das immer, immer die Weisheit und Stärke gefunden hat, als eine Nation zusammenzukommen. Um den Kreis der Möglichkeiten auszuweiten. Um die Bedeutung von Freiheit zu vertiefen. Um eine perfektere Union zu formen. Lasst dies unser Geschenk an das 21. Jahrhundert sein. Gott segne Sie und Gott segne die Vereinigten Staaten von Amerika. Engl. in: http://www.verenigdestaten.info/politiek/wet-doc/Stateoftheunion 1998.html dt.: Eigene Übersetzung.
153. Der Bericht des unabhängigen Sonderermittlers Kenneth Starr an das House of Representatives, 9. September 1998 (Zusammenfassung) Referral to the United States House of Representatives pursuant to Title 28, United States Code, § 595(c) Submitted by The Office of the Independent Counsel (Summary) Der amerikanische Kongress besitzt keine verfassungsrechtliche Möglichkeit, gegen den Präsidenten ein Misstrauensvotum zu beantragen oder die Vertrauensfrage zu stellen. Die Amtsenthebung ist nur über den juristischen Weg einer Anklage möglich. Das in der amerikanischen Verfassung (Articel II, Section 4 Constitution of the United States of America) vorgesehene Impeach-
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ment (Anklage wegen Amtsvergehen) ist ein politisches Kontrollrecht des Senates und des House of Representatives zur Amtsenthebung des Präsidenten sowie anderer Amtsträger, zum Beispiel auch der Richter des Supreme Court, wenn diese des Landesverrats, der Bestechung oder anderer schwerer Vergehen für schuldig befunden worden sind. Der Tatbestand der anderen "schweren Vergehen" normiert aufgrund seiner Unbestimmtheit auch eine weitreichende politische Verantwortlichkeit der obersten Organe gegenüber dem Kongress. Dem Kongress ist weiters die Möglichkeit gegeben, einen Sonderermittler einzusetzen, um die Tätigkeiten des Präsidenten im Hinblick auf ein allfälliges Impeachment zu untersuchen und darüber einen Bericht zu verfassen (Section 595(c) of Title 28 The Code of Laws of the United States of America). Für den Fall, dass Verdachtsmomente hervorkommen, die eine Anklage gerechtfertigt erscheinen lassen, trifft das House of Representatives zunächst die Entscheidung mit einfacher Mehrheit darüber, ob Anklage erhoben werden soll. Die Befugnis, nach erfolgter Untersuchung die endgültige Amtsenthebung zu beschließen, hat jedoch der Senat. Dieser fungiert unter dem Vorsitz des Chief Justice des Supreme Court als Sondergericht in dieser Angelegenheit. Für eine Verurteilung bedarf es einer Zwei-Drittel-Mehrheit. Kommt dieser Beschluss des Senates zustande, hat dies die sofortige Amtsenthebung zur Folge. Bisher gab es nur 16 derartige Anklagen wegen Amtsvergehen, davon drei gegen US-Präsidenten: 1868 wurde das erste Impeachment-Verfahren gegen einen US-Präsidenten, nämlich gegen Andrew Johnson1, wegen Missachtung der Rechte des Kongresses eingeleitet. Am 24. Februar 1868 stimmte das Repräsentantenhaus seiner Absetzung zunächst zu, im Senat jedoch wurde die notwendige Mehrheit am 5. März 1868 um eine Stimme verfehlt. 1974 gegen Richard Nixon wegen der Watergate-Affäre. Nixon kam der Absetzung durch Rücktritt zuvor, als im House of Representatives die zur Amtsanklage notwendige absolute Mehrheit und im Senat die zur Amtsenthebung erforderliche Zweidrittel-Mehrheit gegeben gewesen wäre (Dok. 138). 1998 gegen Bill Clinton wegen Meineids und Behinderung der Justiz. Die unter dem Begriff "Lewinsky-Affäre" in der Öffentlichkeit bekannte Untersuchung durch den unabhängigen Sonderermittler Kenneth Starr fand ihren Anfang bereits 1994. In diesem Jahr wurde Kenneth Starr vom Kongress 1 17. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (1865–1869).
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als Sonderermittler eingesetzt, um die so genannte Whitewater-Affäre – dabei ging es um umstrittene Immobiliengeschäfte der Familie Clinton – und die Vorwürfe wegen sexueller Belästigung durch Bill Clinton gegenüber Paula Jones zu untersuchen. In dieser Zeit hatte Kenneth Starr Rückhalt durch den Kongress, in dem seit November 1994 erstmals seit den 1950er Jahren wieder die Republikaner in beiden Häusern die Mehrheit hatten. Nach der Vernehmung der Frau des Präsidenten, Hillary Clinton, endeten 1996 die Ermittlungen in der Whitewater-Affäre, ohne dass Clinton eine Verfehlung nachgewiesen werden konnte. Starr dehnte daraufhin seine Ermittlungen aus, unter anderem wegen Unregelmäßigkeiten in der Reisestelle des Weißen Hauses ("Travelgate") und wegen des Auftauchens von Personalakten des FBI über führende republikanische Politiker im Weißen Haus ("Filegate"). 1998 trafen der Präsident und Paula Jones eine außergerichtliche Vereinbarung über die Beilegung des von ihr angestrengten Verfahrens und außerdem erhielt sie eine Abfindung von 850 000 US Dollar. Zuvor hatte Monica Lewinsky jedoch in einer Vernehmung im Paula-Jones-Prozess unter Eid ausgesagt, dass sie keinerlei sexuelle Beziehungen zu Clinton unterhalten habe. Als spätere Tonbandaufzeichnungen Beweise für das Gegenteil lieferten, geriet der Präsident in den Verdacht, Anstiftung zum Meineid geleistet zu haben. Clintons Anwälte versuchten, das "executive privilege", das Recht auf Aussageverweigerung, für seine engsten Mitarbeiter durchzusetzen. Dies wurde im Juni 1998 gerichtlich abgelehnt. Ende Juli 1998 willigte Monica Lewinsky ein, mit Kenneth Starr zusammenzuarbeiten und erhielt im Gegenzug Straffreiheit für das Vergehen der "Falschaussage unter Eid" zugesagt. Präsident Clinton erklärte sich ebenfalls zur Aussage per Videoübertragung aus dem Weißen Haus bereit. Kenneth Starr verfasste in weiterer Folge einen 400 Seiten umfassenden Bericht an das House of Representatives, in dem er die Ergebnisse seiner Untersuchung darlegte. Am 19. Dezember 1998 empfahl das House of Representatives nach zweitägiger Debatte, den Präsidenten wegen Meineides und Rechtsbehinderung des Amtes zu entheben. Am 12. Februar 1999 fand keiner der in der Anklageschrift gestellten Anträge die dafür vorgesehene Mehrheit im Senat, so dass das Impeachment-Verfahren gegen Präsident Clinton ohne Amtsenthebung endete. * * * Der Präsident wandte sich am Abend des 17. August 1998 an die Nation, nachdem er vor der Grand Jury erschienen war. Der Präsident hat nicht die Wahrheit gesagt. Er erklärte: "Wie Sie wissen, hat man mich während meiner
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eidlichen Aussage im Januar zu Miss Lewinsky befragt. Während meine Antworten zwar juristisch korrekt waren, so habe ich doch nicht alles gesagt." Wie dieser Bericht demonstriert hat, waren die Äußerungen, die der Präsident während seiner unter Eid geleisteten Aussage gemacht hat, keineswegs "juristisch korrekt", und er konnte vernünftigerweise auch nicht davon ausgehen, dass sie es waren. Es waren absichtliche Unwahrheiten die dazu dienten, die Wahrheit über die sexuelle Beziehung des Präsidenten zu Miss Lewinsky zu vertuschen. Die Behauptung des Präsidenten, seine unter Eid geleistete Aussage sei juristisch korrekt gewesen – was er vor der Grand Jury und dem amerikanischen Volk am 17. August behauptet hat – diente der Aufrechterhaltung der Täuschungen und Vertuschungen, die seine Beziehung zu Monica Lewinsky seit ihrem ersten sexuellen Kontakt am 15. November 1995 begleitet haben. In diesem Fall machte der Präsident falsche Aussagen gegenüber dem amerikanischen Volk über seine Beziehung zu Monica Lewinsky und veranlasste andere dazu, ebenfalls falsche Aussagen zu machen. Er machte ebenfalls falsche Angaben zu der Frage, ob er unter Eid gelogen oder die Justiz auf andere Art und Weise behindert habe. Indem er öffentlich und mit Nachdruck im Januar 1998 erklärte: "Ich habe keinerlei sexuelle Beziehung zu dieser Frau unterhalten" und "Diese Anschuldigungen sind falsch", hat der Präsident ebenfalls eine mögliche Untersuchung des Kongresses hinausgezögert. Dann hat er die Angelegenheit noch weiter verzögert, indem er das Executive Privilege geltend gemacht hat und sich sechs Monate lang geweigert hat, in einer Untersuchung des Independent Counsel auszusagen. Dies sind weitgehend sichere und glaubwürdige Informationen, die die Grundlage für ein Amtsenthebungsverfahren bilden können. Diese Empfehlung wurde am 9. Tag des Septembers 1998 hochachtungsvoll vorgelegt. Kenneth W. Starr Engl. in: Melvin I. Urofsky/Paul Finkelman, Documents of American Constitutional and Legal History (Vol II2), New York, 2002, 1033 ff; dt. in: Kenneth Starr, Der Starr-Report, Bergisch Gladbach, 1998, S. 444 ff.
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154. Text der Rede des Vorsitzenden des Justizausschusses Henry Hyde während der Impeachment Debatte im Repräsentantenhaus, 18. Dezember 1998 Text of Judiciary Chairman Henry Hyde's Speech during Impeachment Debate Der republikanische Abgeordnete Henry Hyde war einer der erbittertsten Gegner von Bill Clinton während des Einleitungsverfahrens zu einem Impeachment. Er versuchte in seiner Rede immer wieder darauf hinzuweisen, dass die Verfehlungen des Präsidenten nicht im Eingehen einer außerehelichen Beziehung bestanden hätten, sondern dass der eklatante Vorwurf gegen den Präsidenten der der Anstiftung zum Meineid unter Falschaussage wäre. Trotz seiner sehr auf öffentliche Wirkung bedachten, plakativen Rede, in der er eindringlich die Werte der Gründerväter der amerikanischen Verfassung ansprach, erreichte Henry Hyde letztendlich sein Ziel einer Verurteilung des Präsidenten nicht. * * * Mr. Speaker! Meine Kollegen von der Volksvertretung! Ich möchte zu Ihnen über die Herrschaft des Gesetzes sprechen. Nach Monaten des Argumentierens und Stunden des Debattierens besteht kein Bedarf nach weiterer Komplexität. Die Frage, die sich diesem Haus stellt, ist ziemlich einfach. Es ist nicht eine Frage von Sex. Sexuelle Verfehlungen und Ehebruch sind private Akte und sind keine Angelegenheit des Kongresses. Es ist auch keine Frage des Lügens über Sex. Das Thema, das sich dem Haus stellt, ist eine Frage des Lügens unter Eid. Dies ist ein öffentlicher Akt und kein privater Akt. Dies nennt man Meineid. Das Thema, das sich dem Haus stellt, ist die Frage der mutwilligen vorsätzlichen und überlegten Korrumpierung des Gerichtssystems der Nation. Meineid und Behinderung der Justiz sind nicht vereinbar mit dem Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Das persönliche Schicksal des Präsidenten ist nicht das Thema. Das politische Schicksal seiner Partei ist nicht das Thema. Der Dow Jones Industrie Index ist nicht das Thema. Das Thema ist Meineid – Lügen unter Eid. Das Thema ist Behinderung der Justiz, die der Präsident in einem höchst feierlichen Eid zu schützen und zu hüten geschworen hat. Jener Eid bestätigte eine Vereinbarung
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zwischen dem Präsidenten und dem amerikanischen Volk. Diese Vereinbarung ist gebrochen worden. Das Vertrauen des Volkes ist enttäuscht worden. Der oberste Führer der Nation hat sich selbst als unwillig oder als unfähig erwiesen, ihren Gesetzen Geltung zu verschaffen, denn er hat das Prinzip der Herrschaft des Gesetzes durch seinen Meineid und seine Behinderung der Justiz korrumpiert. Dies und nichts anderes als dies ist das Thema, das sich diesem Haus stellt. Wir haben immer und immer wieder gehört, dass selbst wenn der Präsident der Anschuldigungen des Starr Berichtes überführt ist, diese Anschuldigungen nicht den Rang eines anklagbaren Amtsdeliktes erreichen. Nun aber, was ist genau ein anklagbares Amtsdelikt? Eine Autorität, Professor Stephan Presser von der Northwestern University Law School führt Folgendes aus, ich zitiere: "Anklagbare Amtsdelikte sind solche, die einen fundamentalen Vertrauensbruch gegenüber der Öffentlichkeit darstellen. Sie deuten darauf hin, dass der staatliche Funktionär wissentlich seine Pflicht verletzt hat, die Verfassung und die Gesetze, die einzuhalten er vereidigt worden war, hochzuhalten und zu hüten." Ende des Zitats. Und daher müssen wir darüber entscheiden, ob ein Präsident, der oberste das Recht vollziehende Funktionär des Landes, die Person, die den Justizminister ernennt, die Person, die jeden einzelnen Bundesrichter ernennt, die Person, die den Obersten Gerichtshof bestellt und die einzige Person mit einer verfassungsrechtlichen Verpflichtung dafür Sorge zu tragen, dass die Gesetze genau durchgeführt werden, wiederholt obwohl unter Eid stehend lügen darf und behaupten kann, dass dies kein Bruch des Vertrauens ist, der ausreichen würde für ein Amtsenthebungsverfahren. Der Präsident ist der Treuhänder des Gewissens der Nation und deshalb sind wir heute hier versammelt. Es gab viele heftige Debatten in den Anhörungen unseres Ausschusses über die jeweilige Rolle des Repräsentantenhauses und des Senats. Gemäß der Verfassung klagt das Repräsentantenhaus an und der Senat entscheidet. Es ist wahr, dass die formale Sprache unserer Artikel als letztes Ziel die Amtsenthebung nennt, aber diese Formulierung übertrumpft nicht die Verfassung, welche die verschiedenen Funktionen benennt, die verschiedenen Funktionen des Hauses und des Senats. Unsere Gründerväter wollten nicht, dass das Organ, das Anklage erhebt, auch dasselbe ist, das die endgültige Entscheidung trifft und sie haben noch als
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eine zusätzliche Sicherung das Erfordernis einer Zweidrittelmehrheitsentscheidung für die Amtsenthebung eingebaut. Trotz Protesten ist es daher unsere Aufgabe zu entscheiden, ob ausreichende Beweise gegeben sind, um sie dem Senat für ein Verfahren vorzulegen. Das ist die Aussage der Verfassung, gleichgültig was die Verteidiger des Präsidenten sagen. Als Ben Franklin am 18. September 1787 einer gewissen Mrs. Powell erklärte, dass die Gründerväter uns eine Republik zu erhalten und bewahren gegeben haben, hat er vielleicht eine zukünftige Zeit vorhergesehen, in der grundlegende Prinzipien unserer Demokratie tödlich gefährdet sein würden, so wie heute das Prinzip der Herrschaft des Gesetzes in der Schusslinie steht. Es gibt nichts, das mir einfällt, das deutlicher zeigt, dass Amerika ein andauerndes Experiment ist, das niemals abgeschlossen ist, dass unsere Demokratie sich in einer fortschreitenden Entwicklung befindet und daher auch diese Debatte heute – denn wir sind hier versammelt, ausgestattet mit der Macht, die Charta unserer Freiheit zu erschüttern und neu zu konfigurieren, ebenso wie die Gründer und Formulierer unserer Verfassung es getan haben. Wir können unsere Verfassung stärken, indem wir ihr Gehalt und Bedeutung geben oder wir können sie schwächen und verletzen, indem wir Lügen unter Eid und Aushöhlungen und Verletzungen des Vertrauens auf Seiten unseres obersten Amtsinhabers tolerieren und dadurch ermutigen. Die Verteidiger des Präsidenten in diesem Haus haben kaum die Fakten geleugnet. Sie haben auch nicht ernsthaft die Behauptung des unabhängigen Anklägers in Frage gestellt, dass der Präsident in zwei Zeugenaussagen unter Eid nicht die Wahrheit gesagt hat. Sie haben nicht ernsthaft versucht, die Fakten, die durch den unabhängigen Ankläger dem Ausschuss vorgelegt wurden, in Zweifel zu ziehen. Sie haben in der Tat zugegeben, dass er es getan hat. Aber dann haben sie argumentiert, dass dies nicht den Rang eines anklagbaren Amtsdeliktes erreiche. Das ist eine "na-wenn-schon"-Verteidigung, wonach ein oberster Amtsinhaber, der Nachfolger von Georg Washinton den Eid herabwürdigen kann und es wirklich nichts ausmacht. Sie behaupten, dass eine Amtsenthebungsanklage gegen den Präsidenten das Ergebnis der nationalen Wahl umkehren würde, als ob Senator Dole Präsident werden würde. Sie schlagen neue Rechtsmittel vor, wie einen Tadel durch den Kongress, der einzelne Wähler besänftigen und sicher die Presse beschwichtigen würde, aber nach meiner Beurteilung würde das einen Mangel an Ernsthaftigkeit über die
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Verfassung verraten, über die Trennung der Gewalten und die sorgfältig ausbalancierte Beziehung von checks and balances zwischen Kongress und dem Präsidenten, die in kluger Weise durch die Formulierer der Verfassung geschaffen wurde. Ein Tadelsbeschluss muss, wenn er irgendetwas bedeuten soll, bestrafen, um auch nur seine Reputation zu beflecken. Aber wir haben von der Verfassung her keine Autorität, den Präsidenten zu bestrafen. Das nennt man Gewaltentrennung. Sie wissen, dass wir angegriffen worden sind, keine Tatzeugen herbeigebracht zu haben. Aber dies ist die erste Amtsenthebungsuntersuchung in der Geschichte mit der Behörde eines unabhängigen Anklägers im Amt und ihre Belege an uns bestanden aus 60.000 Seiten von vereidigten Zeugenaussagen, Geschworenengerichts-Abschriften, Aussagen, Stellungnahmen, eidesstattlichen Erklärungen, Video und Audio-Aufzeichungen. Wir hatten die Fakten und wir hatten sie unter Eid. Wir hatten Ms. Lewinskys stark untermauerte Zeugenaussage, zustandegekommen unter einer Immunitätszusage, die widerrufen worden wäre, wenn sie gelogen hätte. Wir haben das akzeptiert und auch Sie haben das getan. Warum sonst haben Sie keine anderen, deren Glaubwürdigkeit Sie angezweifelt haben, als ihre eigenen Zeugen verlangt? Nun es gab so wenig Zweifel über die Fakten, dass Sie keine Tatzeugen verlangt haben und dass sie sogar eine Tadelsresolution mit denselben Fakten begründet haben. Um es klar zu sagen: Die Abstimmung die von uns allen verlangt wird, ist in der letzten Analyse eine Abstimmung über die Herrschaft des Gesetzes. Nun: die Herrschaft des Gesetzes ist eine der großen Errungenschaften unserer Zivilisation, denn die Alternative ist der Herrschaft der rohen Gewalt. Wir sind hier heute die Erben einer 3000jährigen Geschichte, in welcher die Menschheit langsam, schmerzhaft und mit großen Kosten eine Form der Politik hervorgebracht hat, in der das Recht und nicht die brutale Gewalt der Schiedsrichter unserer öffentlichen Schicksale ist. Wir sind die Erben der Zehn Gebote und der Gesetze Moses, eines Moralcodes für ein freies Volk, das nachdem es von seinen Fesseln befreit worden war, im Recht ein Mittel sah, um einen Rückfall in die Gewohnheiten von Sklaven zu verhindern. Wir sind die Erben des römischen Rechtes, des ersten Rechtssys-
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tems, durch das Völker verschiedener Kulturen, Sprachen, Rassen und Religionen in einer Form politischer Gemeinschaft zusammenlebten. Wir sind die Erben der Magna Charta, durch die die freien Männer Englands die willkürliche und unkontrollierte Macht eines königlichen Absolutismus zu brechen begannen. Wir sind die Erben einer langen Tradition parlamentarischer Entwicklungen, in denen die Herrschaft des Gesetzes die königliche Prärogative als ein Instrument, eine Gesellschaft von freien Männern und Frauen zu regieren, schrittweise zu ersetzen begann. Wir sind die Erben des Jahres 1776 und eines heldenhaften Momentes in menschlichen Angelegenheiten, als die Gründer dieser Republik ihr Leben verpfändeten, ihr Vermögen und ihre geheiligten Ehrenrechte. Bedenken Sie – geheiligte Ehrenrechte für die Verteidigung der Herrschaft des Gesetzes. Wir sind die Erben eines hart gekämpften Krieges zwischen den Staaten, welche die Herrschaft des Gesetzes verteidigten gegenüber dem Appetit einiger, die anderen zu besitzen. Wir sind die Erben der großen Kämpfe gegen Totalitarismus in diesem Jahrhundert, in welchen die Herrschaft des Gesetzes mit ungeheuren Kosten gegen die schrecklichsten Tyranneien in der menschlichen Geschichte verteidigt wurde. Die Phrase "rule of law" ist kein frommes Ziel aus einem Bürgerkunde Lehrbuch. Die "Herrschaft des Gesetzes" ist das, was zwischen uns allen und der willkürlichen Machtausübung durch den Staat steht. Die Herrschaft des Gesetzes ist die Sicherung für unsere Freiheiten. Die Herrschaft des Gesetzes ist das, was es uns erlaubt, unsere Freiheit in einer Art und Weise zu leben, die die Freiheit anderer respektiert, während sie gleichzeitig das Gemeinwohl festigt. Die Herrschaft des Gesetzes ist wie ein dreibeiniger Stuhl. Ein Bein ist ein ehrlicher Richter, das zweite Bein ist eine ethische Grenze und das dritte ist ein durchsetzbarer Eid. Alle drei sind unverzichtbar, um einen politischen Kollaps zu verhindern. Im Jahre 1838 pries Abraham Lincoln die Herrschaft des Gesetzes vor dem Young Men's Lyceum von Springfield, Illinois und verknüpfte sie mit der Aufrechterhaltung der amerikanischen Freiheiten und der amerikanischen politischen Institutionen. Hören Sie auf Lincoln aus 1838: "Lasst jeden Amerikaner, jeden Freiheitsliebenden, jeden der seiner Nachwelt Gutes wünscht, beim Blut der Revolution schwören, niemals in der geringsten Einzelheit die Gesetze des Landes zu verletzen; und niemals deren Verletzung durch andere zu tolerieren. So wie die Patrioten von 1776 die Unabhängigkeitserklärung unterstützt haben,
Rede von Henry Hyde
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so soll jeder Amerikaner auf sein Leben, sein Eigentum und seine geheiligte Ehre versprechen, die Verfassung und die Gesetze zu unterstützen. Jedermann soll daran erinnert werden, dass das Gesetz zu verletzen, gleichbedeutend ist, auf dem Blut seines Vaters zu trampeln und das Wesen seiner eigenen und seiner Kinder Freiheit zu zerreißen. Durch jede amerikanische Mutter soll dem lispelnden Baby, das auf ihrem Schoß plappert, die Ehrfurcht für die Gesetze eingehaucht werden. Sie soll in den Schulen gelehrt werden, in den Seminaren und Colleges. Sie soll niedergeschrieben werden in Fibeln und Rechtschreibbüchern und Almanachen. Sie soll von der Kanzel gepredigt werden, in den Gesetzgebungssälen proklamiert werden und in den Hallen – in den Sälen der Gerichtsbarkeit." So sprach Lincoln. Meine Kollegen, wir sind hier her gesandt worden, um die Herrschaft des Gesetzes zu stärken und zu verteidigen – nicht um sie zu schwächen, nicht um sie zu verdünnen, nicht um sie zu verunstalten. Das ist keine Frage der Perfektion, es ist eine Frage der Grundlagen. Dies ist keine Frage, die Grenze zu hoch anzusetzen, es ist eine Frage der Sicherung der Grundlage unserer Freiheit – nämlich der Herrschaft des Gesetzes. Kein Mann oder keine Frau, egal welch hohen Rang sie einnehmen, egal wie effektvoll sie als Kommunikator sind, egal wie begabt sie als Meinungsmanipulator oder Wahlgewinner sind, kann in einer Demokratie über dem Gesetz stehen. Dies ist nicht ein Ratschlag zur Perfektionierung. Dies ist ein felsenfestes, unverzichtbares Prinzip unseres öffentlichen Lebens. Wir dürfen uns vor dieser Frage nicht drücken, so sehr ich auch wünschte, dass wir es könnten. Wir sind – auf die eine oder andere Weise – dabei, Parameter für ein zulässiges präsidentielles Verhalten zu etablieren. Indem sie ein präsidentielles System geschaffen haben, haben die Formulierer der Verfassung dieses Amt mit außerordentlicher Macht ausgestattet. Wenn Macht nicht innerhalb der Grenzen der Herrschaft des Gesetzes ausgeübt wird, wenn der Präsident das Gesetz bricht durch Meineid und die Justiz behindert, indem er willentlich das Rechtssystem korrumpiert, muss der Präsident aus dem Amt entfernt werden. Wir können kein Gesetz für den Herrscher und ein anderes Gesetz für die Beherrschten haben. Dies war einst eine weit verbreitete Meinung in unserem Land. Wenn diese Vorstellung verloren geht oder wenn sie ernsthaft ausgehöhlt wird, dann ist das amerikanische demokratische Experiment und die Freiheit, die es garantiert, in Gefahr. Dies und nicht das Schicksal eines Mannes oder
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einer politischen Partei, oder einer Wahlperiode ist es, worüber wir heute gefordert sind, abzustimmen. Indem wir unsere Stimme abgeben, sollten wir nicht einfach auf uns selbst blicken, sondern in die Vergangenheit und in die Zukunft. Lasst uns zurückschauen auf Bunker Hill, Concord, Lexington. Lasst uns über den Fluss hinüberblicken auf den Friedhof von Arlington, wo amerikanische Helden, die ihr Leben um der Herrschaft des Gesetzes willen gaben, begraben liegen. Und lasst uns nicht ihr Andenken verraten. Lasst uns in die Zukunft blicken, auf die Kinder von heute, welche die Präsidenten und Mitglieder des Kongresses des nächsten Jahrhunderts sein werden. Und lasst uns ihre Hoffnung nicht zerstören, dass auch sie eine Gesellschaft erleben werden, die vom Gesetz regiert wird. Lasst uns unmissverständlich erklären, dass der Meineid und die Behinderung der Justiz einen Mann disqualifizieren, die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten weiter zu behalten. Es gibt einen Haufen von Details, die im Bericht des Ausschusses zu einem kohärenten Mosaik zusammengefügt worden sind. Es liest sich wie ein Roman, aber es ist "non-fiction". Es ist tatsächlich passiert. Und die Bestätigung ist zwingend. Lesen Sie den Bericht und lassen Sie sich überzeugen. Was wir Ihnen heute erzählen, sind nicht die Phantasien eines rachsüchtigen politischen Kreuzzuges, sondern eine neuerliche Bestätigung eines Satzes von Werten, die in diesen Tagen befleckt und verdunkelt sind, aber es liegt an uns, sie wiederherzustellen, sodass unsere Gründungsväter stolz wären. Hören Sie zu: es ist Ihr Land. Der Präsident ist unser Bannerträger. Er steht unserem Volk vor, wo nun die Fahne sich senkt. Fangen Sie die fallende Fahne, während wir unsere Verabredung mit der Geschichte haben. Engl. in: Congressional Records: 67 GEO. WASH. L. REV. 601 (1999). K7.E63; dt.: Eigene Übersetzung.
Bushs Erste Inaugurationsrede
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155. George W. Bushs Erste Inaugurationsrede, 20. Januar 2001 George W. Bush's First Inaugural Address Im Jahr 2000 wurde George Walker Bush zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner nominiert und trat unter dem Slogan "mitfühlender Konservatismus" (compassionate conservatism) gegen den Kandidaten der Demokraten und damaligen Vizepräsidenten Al Gore an. Die Wahl von George W. Bush zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika endete mit einem ungewöhnlich knappen Ergebnis. Nach wochenlanger Auszählung entschieden nur einige hundert Stimmen in Florida über den Wahlsieg des republikanischen Kandidaten George W. Bush. Die Ermittlung des Wahlergebnisses des Staates Florida hatte die USA an den Rand einer Staatskrise gebracht, die nur durch ein eindeutiges Urteil des Supreme Court abgewendet werden konnte. Der zu diesem Zeitpunkt führende George W. Bush wurde zum Sieger im Bundesstaat Florida und damit zum Präsidenten der USA erklärt. Bush erhielt zwar insgesamt weniger Stimmen als sein Gegenkandidat Gore, aber er konnte mehr Wahlmännerstimmen auf sich vereinigen, was bei der indirekten Präsidentenwahl in den USA ausschlaggebend ist. Am 20. Januar 2001 wurde Bush vereidigt und folgte – wenn auch nicht unmittelbar – seinem Vater in das Amt des Präsidenten nach. Zu Beginn seiner ersten Amtszeit kündigte George W. Bush an, in der Verbesserung des Bildungswesens, ebenso wie in Steuersenkungen und der Verbesserung der sozialen Situation der unterprivilegierten Gesellschaftsschichten sowie der Stärkung des Militärs ein Hauptanliegen seiner Regierungstätigkeit zu sehen. Den von ihm verfochtenen "mitfühlenden Konservatismus" erwähnte er in seinem Appell an das Mitgefühl der Bürger, für das Wohl der Nation zu arbeiten und betonte in diesem Zusammenhang die Verantwortung der Zivilgesellschaft und nicht allein des Staates gegenüber sozialen Randgruppen. Bush machte auch klar, dass die USA sich unter seiner Führung nicht auf den amerikanischen Kontinent zurückziehen würden, sondern international engagiert bleiben würden. Diese Präzisierungen waren nötig geworden, nachdem verschiedentlich Äußerungen von außenpolitischen Experten der neuen Regierung – z.B. von der Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice – fälschlicherweise als Rückzug in eine Politik des "America first" gedeutet wurden.
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Präsident Clinton, sehr verehrte Gäste, liebe Mitbürger. Der friedliche Übergang von Macht ist selten in der Geschichte, in unserem Land jedoch üblich. Mit einem einfachen Eid bekräftigen wir alte Traditionen und machen neue Anfänge. Bevor ich anfange, möchte ich zunächst Präsident Clinton für seinen Dienst für unsere Nation danken. Und ich danke Vizepräsident Gore für einen mit Kampfgeist ausgetragenen und mit Würde beendeten Wahlkampf. Ich fühle mich geehrt und stehe voller Demut hier, wo so viele amerikanische Regierungsführer vor mir gestanden haben und so viele nachfolgen werden. Wir alle haben unseren Platz in einer langen Geschichte – eine Geschichte, die wir fortführen, deren Ende wir aber nicht erleben werden. Es ist die Geschichte einer neuen Welt, die Freund und Befreier der alten wurde, die Geschichte einer Gesellschaft, die Sklaven hielt und zum Diener der Freiheit wurde, die Geschichte einer Macht, die in die Welt zog, um zu schützen, nicht zu besitzen, um zu verteidigen und nicht zu erobern. Es ist die amerikanische Geschichte – eine Geschichte von mit Fehlern behafteten, fehlbaren Menschen, über Generationen durch große und beständige Ideale geeint. Das großartigste dieser Ideale ist ein sich abzeichnendes amerikanisches Versprechen, dass jeder dazugehört, dass jeder eine Chance verdient, dass nie eine unbedeutende Person geboren wurde. Die Amerikaner sind dazu aufgerufen, dieses Versprechen in unserem Leben und unseren Gesetzen zu verwirklichen. Und obwohl unsere Nation manchmal ins Stocken geriet und Dinge manchmal verzögerte, dürfen wir keinem anderen Kurs folgen. Einen Großteil des letzten Jahrhunderts war der Glaube der Vereinigten Staaten an Freiheit und Demokratie ein Fels in der Brandung. Jetzt ist er eine Saat im Wind, die in vielen Ländern Wurzeln schlägt. Unsere demokratische Überzeugung ist mehr als der Glaube unseres Landes, sie ist die unserer Menschlichkeit innewohnende Hoffnung, ein Ideal, das wir in uns tragen, aber nicht besitzen, ein treuhänderisches Erbe, das wir annehmen und weitergeben. Und sogar nach 225 Jahren haben wir noch einen langen Weg vor uns. Während viele unserer Bürger Wohlstand erreichen, zweifeln andere an dem Versprechen und sogar der Gerechtigkeit unseres eigenen Landes. Die ehrgeizigen Ziele einiger Amerikaner werden durch Schulen, die versagen, versteckte Vorurteile und die Umstände ihrer Geburt eingeschränkt. Manchmal sind die
Bushs Erste Inaugurationsrede
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Unterschiede zwischen uns so groß, dass wir einen Kontinent, aber nicht ein Land zu teilen scheinen. Wir akzeptieren das nicht und werden es nicht zulassen. Unsere Einheit, unsere Union ist die ernsthafte Arbeit von Führungspersönlichkeiten und Bürgern jeder Generation. Und dies ist mein ernstes Gelöbnis: Ich werde für den Aufbau einer geeinten Nation mit Gerechtigkeit und Chancen arbeiten. Ich weiß, dass wir das erreichen können, denn wir werden von einer höheren Macht als uns selbst geleitet, die uns nach Gottes Bild geschaffen hat. Wir vertrauen auf Prinzipien, die uns einen und weiterführen. Amerika war nie durch Blut, Geburt oder Boden geeint. Wir sind durch Ideale verbunden, die uns über unsere Herkunft erhaben machen, über unsere Interessen hinausgehen und uns lehren, was es bedeutet, Staatsbürger zu sein. Jedem Kind müssen diese Prinzipien gelehrt werden. Jeder Bürger muss sie aufrechterhalten. Und durch die Befürwortung dieser Ideale macht jeder Einwanderer unser Land mehr, nicht weniger, amerikanisch. Heute bekräftigen wir unseren erneuten Willen, das Versprechen unseres Landes durch Anstand, Mut, Mitgefühl und Charakter zu leben. Amerika von seiner besten Seite ergänzt seine Verpflichtung zu Prinzipien mit einem Interesse an Anstand. Eine Zivilgesellschaft verlangt von uns allen Engagement und Respekt, faires Handeln und Vergebung. Einige scheinen zu glauben, dass unsere Politik ruhig engstirnig sein kann, weil in Zeiten des Friedens in unseren Debatten wenig auf dem Spiel zu stehen scheint. Aber die Interessen Amerikas sind nie gering. Wenn unser Land sich nicht für die Sache der Freiheit einsetzt, wird es niemand tun. Wenn wir die Herzen unserer Kinder nicht für Wissen und Charakter öffnen, werden ihre Talente verloren gehen und ihr Idealismus wird untergraben. Wenn wir unsere Volkswirtschaft aus dem Ruder laufen und schrumpfen lassen, werden die Schwachen am meisten leiden. Wir müssen unserer gemeinsamen Berufung gerecht werden. Anstand ist keine Taktik und kein Gefühl. Es ist die entschlossene Entscheidung für Vertrauen und gegen Zynismus, für Gemeinschaft und gegen Chaos. Wenn wir dieser Verpflichtung nachkommen, ist das der Weg zu gemeinsamen Errungenschaften. Amerika von seiner besten Seite ist auch mutig.
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Unser Mut als Nation war in Zeiten der Wirtschaftskrise und des Krieges eindeutig, als die Verteidigung gegen gemeinsame Gefahren das Allgemeinwohl definierte. Nun müssen wir uns entscheiden, ob das Beispiel unserer Väter und Mütter uns inspirieren oder verurteilen wird. Wir müssen in einer segensreichen Zeit Mut zeigen, indem wir Probleme angehen, anstatt sie an nachfolgende Generationen weiterzureichen. Gemeinsam werden wir die Schulen Amerikas zurückerobern, bevor Unwissen und Apathie noch mehr junge Leben fordern. Wir werden die Sozialversicherung und Medicare reformieren und unseren Kindern so vor Schwierigkeiten ersparen, die wir die Macht zu verhindern haben. Wir werden die Steuern senken, um die Impulse unserer Volkswirtschaft zu erhalten sowie die Mühen und den Unternehmergeist amerikanischer Arbeitnehmer zu belohnen. Wir werden eine allen Herausforderungen trotzende Verteidigung aufbauen, damit Schwäche nicht Herausforderungen provoziert. Wir werden uns mit Massenvernichtungswaffen befassen, damit einem neuen Jahrhundert neue Schrecken erspart bleiben. Die Feinde der Freiheit und unseres Landes sollten sich nicht täuschen: Die Vereinigten Staaten engagieren sich aufgrund ihrer Geschichte und ihrer Entscheidung weiterhin auf der Welt und schaffen ein Kräftegleichgewicht, das zugunsten der Freiheit ausschlägt. Wir werden unsere Bündnispartner und unsere Interessen verteidigen. Wir werden ohne Arroganz Zielstrebigkeit zeigen. Wir werden Aggression und bösem Glauben mit Entschlossenheit und Stärke begegnen. Und allen Nationen gegenüber werden wir uns für die Werte aussprechen, die unsere Nation ins Leben gerufen haben. Amerika zeigt von seiner besten Seite Mitgefühl. In unserem tiefsten Inneren wissen wir Amerikaner, dass große, andauernde Armut den Versprechungen unserer Nation unwürdig ist. Und was immer unsere Ansicht bezüglich ihrer Ursachen sein mag – wir können uns einig sein, dass gefährdete Kinder nicht die Schuld tragen. Kindesaussetzung und Missbrauch sind nicht Akte Gottes, sondern ein Versagen der Liebe. Und immer mehr Gefängnisse, so notwendig sie auch sein mögen, sind kein Ersatz für Hoffnung und Ordnung in unseren Seelen. Wo es Leid gibt, gibt es Pflichtbewusstsein. Amerikaner in Not sind keine Fremden, sie sind Bürger, keine Probleme, sondern Prioritäten. Und wir alle sind weniger wert, wenn einige hoffnungslos sind.
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Die Regierung trägt große Verantwortung für die öffentliche Sicherheit und die öffentliche Gesundheit, für Bürgerrechte und öffentliche Schulen. Dennoch ist Mitgefühl das Werk einer Nation, nicht nur einer Regierung. Und manche Bedürfnisse und Verletzungen sind so tief, dass sie nur auf die Geste eines Mentors oder das Gebet eines Pastors reagieren. Kirche und Nächstenliebe, Synagogen und Moscheen haben unseren Gemeinden ihr menschliches Gesicht verliehen, und sie werden einen ehrenwerten Platz in unseren Plänen und unseren Gesetzen einnehmen. Viele in unserem Land kennen den Schmerz der Armut nicht, aber wir können denjenigen zuhören, die ihn kennen. Und ich kann unsere Nation zu einem Ziel verpflichten: Wenn wir diesen verwundeten Reisenden auf dem Weg nach Jericho sehen, werden wir nicht auf die andere Straßenseite gehen. Von seiner besten Seite ist Amerika ein Ort, an dem persönliche Verantwortung geschätzt und erwartet wird. Die Ermutigung von Verantwortung ist nicht die Suche nach Sündenböcken, sie ist ein Appell an das Gewissen. Und obwohl sie Opfer verlangt, bringt sie eine tiefere Erfüllung mit sich. Wir finden die Fülle des Lebens nicht nur in Optionen, sondern in Pflichten. Und wir wissen, dass Kinder und die Gemeinde die Pflichten sind, die uns befreien. Unser öffentliches Interesse hängt von dem Charakter des Einzelnen ab, von Bürgerpflicht, Familienbanden und grundlegender Fairness, von ungezählten, nicht geehrten Akten der Würde, die unserer Freiheit Richtung verleihen. Manchmal werden wir im Leben zu großen Taten aufgerufen. Aber wie ein Heiliger unserer Zeit einmal gesagt hat, werden wir jeden Tag aufgerufen, kleine Taten mit großer Liebe zu vollbringen. Die wichtigsten Aufgaben einer Demokratie werden von allen geleistet. Ich werde nach diesen Prinzipien leben und regieren: Meine Überzeugungen mit Anstand fördern, das öffentliche Interesse mit Mut verfolgen, für größere Gerechtigkeit und mehr Mitgefühl eintreten, Verantwortung fordern und versuchen, sie auch zu leben. Bei all diesen Unterfangen werde ich die Werte unserer Geschichte zum Anliegen unserer Zeit machen. Was Sie tun, ist ebenso wichtig wie das, was die Regierung tut. Ich bitte Sie, das Allgemeinwohl über Ihre eigene Bequemlichkeit hinaus anzustreben; erfor-
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derliche Reformen gegen leichtfertige Angriffe zu verteidigen; Ihrer Nation zu dienen, angefangen bei Ihrem Nachbarn. Ich bitte Sie, Bürger zu sein: Bürger, nicht Zuschauer; Bürger, nicht Untertanen; verantwortungsvolle Bürger, die Gemeinschaften des Dienstes und eine Nation mit Charakter aufbauen. Wir Amerikaner sind großzügig und stark und anständig, nicht weil wir an uns glauben, sondern weil wir über uns hinaus Überzeugungen vertreten. Wenn dieser Geist der Staatsbürgerschaft fehlt, kann kein Regierungsprogramm ihn ersetzen. Wenn dieser Geist vorhanden ist, kann kein Übel ihm etwas anhaben. Nachdem die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet worden war, schrieb der Staatsmann John Page aus Virginia an Thomas Jefferson: "Wir wissen, das Wettrennen wird weder immer vom Schnellsten, noch der Kampf vom Starken gewonnen. Glauben Sie nicht, dass ein Engel in diesem Wirbelsturm reitet und diesen Sturm dirigiert?" Sehr viel Zeit ist vergangen, seit Jefferson zu seiner Amtseinführung kam. Die Jahre und die Veränderungen sammeln sich an. Aber das Thema des heutigen Tages würde er kennen: Die große Geschichte vom Mut unserer Nation und ihrem schlichten Traum von Würde. Wir sind nicht der Verfasser dieser Geschichte, der die Zeit und die Ewigkeit mit seiner Zielsetzung füllt. Aber seine Zielsetzung wird mit unserer Pflicht erlangt, und unsere Pflicht wird im Dienst am anderen erfüllt. Unermüdlich, unerschütterlich, unaufhörlich werden wir diese Zielsetzung heute erneuern, um unser Land gerechter und großzügiger zu machen, um die Würde unseres Lebens und jedes Lebens zu bekräftigen. Diese Arbeit dauert an. Diese Geschichte dauert an. Und ein Engel reitet immer noch in dem Wirbelsturm und dirigiert diesen Sturm Gott schütze Sie, und Gott schütze Amerika. Engl. in: http://www.whitehouse.gov/news/inaugural-address.html; dt. in: http://ameri kadienst.usembassy.de/index.html.
Gemeinsame Resolution zur Ermächtigung des Einsatzes von Streitkräften
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156. Gemeinsame Resolution zur Ermächtigung des Einsatzes von Streitkräften der Vereinigten Staaten gegen diejenigen, welche für die jüngst erfolgten Angriffe auf die Vereinigten Staaten verantwortlich zeichnen, 14. September 2001 Joint Resolution to Authorize the Use of United States Armed Forces Against Those Responsible for the Recent Attacks Launched Against the United States (Public Law 107-40) Der Kongress verabschiedete am 14. September 2001 bei nur einer Gegenstimme eine Resolution, in der Präsident Bush autorisiert wurde, alle notwendigen und geeigneten Maßnahmen gegen jene Nationen, Organisationen und Personen zu ergreifen, von denen der Präsident überzeugt war, dass sie die terroristischen Angriffe vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington D.C. geplant, genehmigt, begangen oder unterstützt hatten oder solchen Personen oder Organisationen Unterschlupf gewährt hatten. Diese Resolution bildete die verfassungsrechtliche Ermächtigung für den amerikanischen Präsidenten zum Beginn des "Kampfes gegen den Terror" und der militärischen Operation "Enduring Freedom". Einzig eine demokratische Kongressabgeordnete aus Kalifornien, Barbara Lee, hatte gegen die Resolution gestimmt. In einem Interview der Washington Post erklärte sie damals: "Ich bin der Überzeugung, dass militärische Aktionen nicht geeignet sind, weitere internationale Terrorakte gegen die USA zu unterbinden." Parallel zu antiterroristischen Maßnahmen innerhalb der Vereinigten Staaten wurde von Präsident Bush eine weltweite Antiterror-Koalition gebildet. Noch nie – weder im Ersten noch im Zweiten Weltkrieg, noch während des Kalten Krieges – suchten die USA eine derart geschlossene weltweite Koalition zur Bekämpfung eines Gegners. Die Ursachen für diese globale Ausweitung liegen in der Tiefe des Schocks vom 11. September. Mit den Terroranschlägen des 11. September fand zum ersten Mal seit der Attacke auf Pearl Harbor vom 7. Dezember 1941 ein Angriff auf das Hoheitsgebiet der Vereinigten Staaten statt. Die völkerrechtliche Qualifikation dieser Terrorattacke und der damit einhergehenden Frage nach der Zulässigkeit von Vergeltungsmaßnahmen nicht nur von Seiten der Vereinigten Staaten, sondern auch von Seiten der Staatengemeinschaft war schon wenige Stunden nach den Attentaten Gegenstand von Beratungen der Vereinten Nationen.
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Bereits am 12. September 2001 verabschiedete der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Resolution 1368 (2001), welche die Anschläge als Bedrohung für den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit bezeichnete. Die Resolution bestätigte die Notwendigkeit, alle erforderlichen Schritte gegen solche Bedrohungen zu unternehmen und unterstrich das Recht zur individuellen und kollektiven Selbstverteidigung. Eine weitere Sicherheitsratsresolution 1373 (2001) vom 28. September rief die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen darüber hinaus zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus mit politischen, wirtschaftlichen, polizeilichen und gesetzgeberischen Maßnahmen auf. Ebenfalls am 12. September 2001 beschloss der NATO-Rat, dass die Terrorangriffe – sofern sie von außen gegen die USA gerichtet waren – als Angriffe auf alle Bündnispartner im Sinne der Beistandsverpflichtung des Art. 5 des Nordatlantikvertrages (Dok. 123) zu betrachten seien. Am 2. Oktober 2001 legten die USA im NATO-Rat dar, dass die Angriffe nachweislich von außen gegen die USA gerichtet waren. Daraufhin bekräftigte und präzisierte der NATO-Rat zum ersten Mal in der Geschichte der Organisation am 4. Oktober 2001 mittels Beschluss eine aus Art. 5 des Vertrages resultierende Beistandsverpflichtung. * * * In Anbetracht der Tatsache, dass am 11. September 2001 Akte von heimtückischer Gewalt gegen die Vereinigten Staaten und ihre Bürger verübt wurden; und In Anbetracht der Tatsache, dass derartige Akte es sowohl notwendig als auch angemessen machen, dass die Vereinigten Staaten ihr Recht auf Selbstverteidigung und den Schutz der Bürger der Vereinigten Staaten sowohl zu Hause als auch im Ausland ausüben; und In Anbetracht der Tatsache, dass im Lichte dieser Bedrohung der nationalen Sicherheit und der Außenpolitik der Vereinigten Staaten, welche durch diese schwerwiegenden Akte der Gewalt gesetzt wurde; und In Anbetracht der Tatsache, dass solche Akte auch weiterhin eine ungewöhnliche und außerordentliche Bedrohung für die nationale Sicherheit und Außenpolitik der Vereinigten Staaten darstellen; und In Anbetracht der Tatsache, dass dem Präsidenten nach der Verfassung die Zuständigkeit eingeräumt ist, Handlungen zu setzen, um Akte des Internationalen Terrorismus gegen die Vereinigten Staaten abzuschrecken und zu verhindern; sei es daher nunmehr
Gemeinsame Resolution zur Ermächtigung des Einsatzes von Streitkräften
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Beschlossen durch den Senat und das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten von Amerika, versammelt im Kongress, Abschnitt 1. Kurztitel. Diese gemeinsame Resolution kann als "Ermächtigung für den Einsatz von Streitkräften" zitiert werden. Abschnitt 2. Ermächtigung für den Einsatz von Streitkräften der Vereinigten Staaten (a) Im Allgemeinen. Der Präsident wird ermächtigt, jegliche gebotene und angemessene Gewalt gegen diejenigen Nationen, Organisationen oder Personen einzusetzen, von welchen er festgestellt hat, dass diese die terroristischen Angriffe, die am 11. September 2001 stattgefunden hatten, geplant, angeordnet, begangen oder dazu beigetragen haben, oder solche Organisationen oder Personen aufgenommen haben, um jegliche künftige Akte des internationalen Terrorismus gegen die Vereinigten Staaten von solchen Nationen, Organisationen oder Personen zu verhindern. (b) Erfordernisse der Resolution für den Kriegsfall (1) Besondere gesetzliche Ermächtigung. In Übereinstimmung mit Abschnitt, 8(a)(1) der Resolution für den Kriegsfall erklärt der Kongress, dass dieser Abschnitt die Intention verfolgt, die besondere gesetzliche Ermächtigung im Rahmen der Bedeutung von Abschnitt 5(b) der Resolution für den Kriegsfall zu konstituieren. (2) Anwendbarkeit von anderen Erfordernissen. Nichts in dieser Resolution überlagert irgendein Erfordernis der Resolution für den Kriegsfall. Angenommen am 18. September 2001 Engl. in: Public Law 107-40; dt.: Eigene Übersetzung.
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157. Rede von George W. Bush vor einer gemeinsamen Sitzung des Kongresses und dem amerikanischen Volk, 20. September 2001 Address to a Joint Session of Congress and the American People Die Terroranschläge am Morgen des 11. September 2001 bildeten den markantesten Einschnitt in den Jahren der Neuorientierung internationaler Politik nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes. Die Angriffe auf New York und Washington vernichteten oder beschädigten bedeutende Symbole der wirtschaftlichen und militärischen Vorherrschaft der Vereinigten Staaten zu Beginn des 21. Jahrhunderts: das World Trade Center als Symbol des internationalen Handels und der globalen Finanzströme; das Pentagon stellvertretend für die international ausgeweitete amerikanische Militärmacht. Bushs Beraterteam erkannte nach dem 11. September 2001 schnell, dass die Außenpolitik ein zentrales Thema der Amtszeit des Präsidenten werden würde und dass entgegen der Dominanz innenpolitischer Themen in den ersten Monaten seiner Präsidentschaft die Behandlung außenpolitischer Fragen von entscheidender Bedeutung sowohl für die anstehenden Wahlen zum Kongress im November 2002 als auch für die Chancen auf eine Wiederwahl des Präsidenten im November 2004 werden würde. Daher entwickelten die Berater des Präsidenten rasch nach den Anschlägen eine außenpolitische Strategie, die sich auf vier Säulen stützte: – "Krieg" gegen den Terrorismus – Verzicht auf Abschreckung – Terrorprävention als Legitimation für weitreichende staatliche Maßnahmen – und schließlich Regimewechsel als Ziel militärischer Interventionen. Deutlich fielen daher auch die Formulierungen in der Rede des Präsidenten an die Nation vom 20. September 2001 aus: Hier spricht George W. Bush bereits von einer "… kriegerische(n) Handlung gegen unser Land …", was das Eintreten des Verteidungsfalles impliziert. Ebenso erscheint der Aspekt der gerechten Vergeltung stärker akzentuiert: "Ob wir unsere Feinde zur Rechenschaft ziehen oder unsere Feinde ihrer gerechten Bestrafung zuführen, der Gerechtigkeit wird Genüge getan werden." Diese Wortwahl spiegelt jedoch auch den schwerwiegenden Schock wieder, den der 11. September 2001 den Vereinigten Staaten versetzt hatte. An diesem Tag wurde die Verletzbarkeit der Supermacht USA in einem Maße sichtbar,
Bush-Doktrin
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wie man sie seit dem Angriff der japanischen Armee auf Pearl Harbour im Jahr 1941 nicht mehr erlebt hatte. Diese Wirkung wurde durch die große Zahl von Toten und die Tatsache, dass die Anschläge erstmals auf amerikanischem Territorium und im Herzen von zwei der wichtigsten amerikanischen Großstädte stattfanden, verstärkt. In der nachfolgenden Rede fand auch die so genannte "Bush-Doktrin", die der US-Präsident erstmals am Abend des 11. September in einer kurzen Fernsehansprache dargelegt hatte, eine erste Ausformulierung. So kündigte er an, dass die Vereinigten Staaten in ihrem Kampf gegen den Terrorismus künftig nicht mehr unterscheiden werden zwischen den Terroristen, die unmittelbar Attentate verüben, und jenen Staaten, die ihnen Unterschlupf oder finanzielle Unterstützung gewähren. ("Von diesem Tag an wird jeder Staat, der weiterhin Terroristen unterstützt oder ihnen Unterschlupf gewährt, von den USA als feindliches Regime betrachtet.") * * * Sehr geehrter Mr. Speaker, Herr Vorsitzender pro tempore, Mitglieder des Kongresses, meine lieben amerikanischen Mitbürger: Im normalen Verlauf der Dinge kommen Präsidenten in dieses Haus, um über die Lage der Nation zu berichten. Heute Abend ist ein solcher Bericht nicht nötig. Die Lage der Nation wurde bereits vom amerikanischen Volk beschrieben. Wir haben sie im Mut von Passagieren gesehen, die sich auf Terroristen stürzten, um anderen am Boden das Leben zu retten – Passagiere wie ein außergewöhnlicher Mann namens Todd Beamer. Bitte heißen Sie hier heute Abend mit mir gemeinsam seine Frau, Lisa Beamer, willkommen. Wir haben die Lage der Nation im Durchhaltevermögen unserer Bergungsarbeiter gesehen, die über ihre Erschöpfungsgrenze hinaus schufteten. Wir haben gesehen, wie Flaggen gehisst, Kerzen angezündet, Blut gespendet und gebetet wurde – auf Englisch, Hebräisch und Arabisch. Wir haben das Mitgefühl eines liebevollen und hilfsbereiten Volks gesehen, das den Schmerz von Fremden zu seinem eigenen machte. Liebe Mitbürger, in den letzten neun Tagen hat die gesamte Welt mit eigenen Augen die Lage unserer Nation gesehen – und sie ist gut. Heute Abend sind wir ein Land, das sich der Gefahr bewusst geworden und aufgerufen ist, die Freiheit zu verteidigen. Unser Schmerz wurde zu Wut, und
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Wut zu Entschlossenheit. Ob wir unsere Feinde zur Rechenschaft ziehen oder unsere Feinde ihrer gerechten Bestrafung zuführen, der Gerechtigkeit wird Genüge getan werden. Ich danke dem Kongress für seine Führungsstärke in einer so wichtigen Zeit. Ganz Amerika war bewegt, als man am Abend der Tragödie Republikaner und Demokraten gemeinsam auf den Stufen dieses Capitols stehen und "God Bless America" singen sah. Und Sie taten mehr als singen, Sie handelten, indem sie 40 Milliarden Dollar für den Wiederaufbau Ihrer Gemeinden und für die Bedürfnisse des Militärs bewilligten. Speaker Hastert und Minderheitenführer Gephardt – Mehrheitsführer Daschle und Senator Lott – ich danke Ihnen für Ihre Freundschaft und Führungsstärke sowie Ihren Dienst für unser Land. Und im Namen des amerikanischen Volks danke ich der Welt für alle Unterstützungsbekundungen. Amerika wird nie vergessen, wie unsere Nationalhymne im Buckingham Palace, auf den Straßen von Paris und am Brandenburger Tor in Berlin gespielt wurde. Wir werden nicht vergessen, wie sich südkoreanische Kinder vor unserer Botschaft in Seoul zum Beten versammelten und wir werden das Mitgefühl nicht vergessen, das uns in einer Moschee in Kairo ausgesprochen wurde. Wir werden nie die Schweigeminuten und Tage der Trauer in Australien, Afrika und Lateinamerika vergessen. Auch werden wir die Bürger aus achtzig anderen Nationen nicht vergessen, die mit unseren eigenen Bürgern starben. Dutzende von Pakistanern. Mehr als 130 Israelis. Mehr als 250 Staatsangehörige Indiens. Männer und Frauen aus El Salvador, Iran, Mexiko und Japan. Und Hunderte britische Staatsbürger. Amerika hat keinen treueren Freund als Großbritannien. Wir sind wieder einmal durch eine große Sache verbunden. Der britische Premierminister hat einen Ozean überquert, um zu zeigen, dass er mit den Zielen Amerikas übereinstimmt. Heute Abend heißen wir Tony Blair willkommen. Am 11. September haben Feinde der Freiheit eine kriegerische Handlung gegen unser Land begangen. Die Amerikaner haben Kriege erlebt – aber in den letzten 136 Jahren waren dies Kriege auf fremdem Boden, mit Ausnahme eines Sonntags im Jahre 1941. Amerikaner haben in Kriegen Verluste erlitten – aber nicht im Zentrum einer großen Stadt an einem friedlichen Morgen. Die Amerikaner haben Überraschungsangriffe erlebt – aber nie zuvor Angriffe auf Tausende Zivilisten. Alles das wurde uns an einem einzigen Tag angetan – und die Nacht brach über eine andere Welt herein, eine Welt, in der die Freiheit selbst Angriffen ausgesetzt ist.
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Die Amerikaner haben heute Abend viele Fragen. Die Amerikaner fragen: Wer hat unser Land angegriffen? Die von uns gesammelten Beweise weisen alle auf eine Reihe lose verbundener Terrororganisationen hin, die als Al-Quaida bekannt sind. Es sind die gleichen Mörder, die wegen der Bombenanschläge auf die amerikanischen Botschaften in Tansania und Kenia angeklagt wurden und für den Bombenangriff auf die U.S.S. Cole verantwortlich sind. Die Al-Quaida ist für den Terror, was die Mafia für das Verbrechen ist. Aber ihr Ziel ist nicht, Profit zu machen; ihr Ziel ist es, die Welt neu zu erschaffen – und Menschen überall ihre radikalen Überzeugungen aufzuzwängen. Die Terroristen praktizieren eine Randform des islamischen Extremismus, die von muslimischen Gelehrten und der großen Mehrheit der muslimischen Kleriker abgelehnt wird – eine Randbewegung, die die friedlichen Lehren des Islams pervertiert. Die Terroristen haben Weisung, Christen und Juden zu töten, alle Amerikaner zu töten und keine Unterscheidung zu treffen zwischen Militär und Zivilisten, einschließlich Frauen und Kindern. Diese Gruppe und ihr Anführer – eine Person namens Osama bin Laden – werden mit vielen anderen Organisationen in verschiedenen Ländern in Verbindung gebracht, einschließlich des Ägyptisch-Islamischen Dschihad und der Islamischen Bewegung Usbekistans. Es gibt Tausende dieser Terroristen in mehr als 60 Ländern. Sie werden in ihren eigenen Ländern und ihrer Umgebung rekrutiert und in Lager wie beispielsweise in Afghanistan gebracht, wo sie in der Taktik des Terrors ausgebildet werden. Sie werden in ihre Heimatländer zurückgeschickt oder in Verstecke in Ländern auf der ganzen Welt, wo sie Übel und Zerstörung planen. Die Führung von Al-Quaida hat großen Einfluss in Afghanistan und unterstützt das Taliban-Regime bei der Kontrolle des Großteils des Landes. In Afghanistan sehen wir Al-Quaidas Vision der Welt. Den Menschen in Afghanistan wurde Gewalt angetan – viele hungern und viele sind geflohen. Frauen dürfen keine Schule besuchen. Man kann für den Besitz eines Fernsehers ins Gefängnis kommen. Religion kann nur unter dem Diktat der Führung ausgeübt werden. Ein Mann kann in Afghanistan verhaftet werden, weil sein Bart nicht lang genug ist. Die Vereinigten Staaten respektieren die Menschen in Afghanistan – schließlich sind wir zurzeit die größte Quelle für humanitäre Hilfe für das Land – aber wir verurteilen das Taliban-Regime. Es unterdrückt nicht nur sein eigenes Volk,
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es bedroht Menschen überall, indem es Terroristen unterstützt, versorgt, und sie beliefert. Durch Beihilfe zum Mord begeht das Taliban-Regime Mord. Und heute Abend fordern die Vereinigten Staaten von Amerika Folgendes von den Taliban: Liefern Sie den Vereinigten Staaten alle führenden Mitglieder der Al-Quaida aus, die sich in Ihrem Land verstecken. Lassen Sie alle ausländischen Staatsbürger frei – einschließlich der amerikanischen Staatsbürger – die sie zu Unrecht verhaftet haben, und schützen Sie ausländische Journalisten, Diplomaten und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen in Ihrem Land. Schließen Sie sofort und dauerhaft jedes terroristische Trainingslager in Afghanistan und liefern Sie jeden Terroristen sowie jede Person, die dem Unterbau der Terrorgruppen angehört, an die zuständigen Behörden aus. Ermöglichen Sie den Vereinigten Staaten uneingeschränkten Zugang zu den Trainingslagern der Terroristen, so dass wir sicherstellen können, dass sie nicht weiter operieren. Über diese Forderung kann nicht verhandelt oder diskutiert werden. Die Taliban müssen handeln, und sie müssen sofort handeln. Sie werden die Terroristen aushändigen oder sie wird das gleiche Schicksal wie die Terroristen ereilen. Ich möchte mich heute Abend auch direkt an die Muslime in aller Welt wenden: Wir respektieren Ihren Glauben. Er wird von vielen Millionen Amerikanern in Freiheit ausgeübt sowie von vielen weiteren Millionen in Ländern, die Amerika zu seinen Freunden zählen darf. Die Lehren des Islam sind gut und friedvoll, und diejenigen, die Böses im Namen Allahs begehen, schänden den Namen Allahs. Die Terroristen sind Verräter ihres eigenen Glaubens, die im Grunde den Islam selbst zur Geisel machen. Feind Amerikas sind nicht unsere vielen muslimischen Freunde, und es sind nicht unsere vielen arabischen Freunde. Unser Feind ist ein radikales Netzwerk von Terroristen sowie jedes Land, das diese Terroristen unterstützt. Unser Krieg gegen den Terrorismus beginnt mit der Al-Quaida, aber er wird dort nicht enden. Er wird nicht eher zu Ende sein bis jede weltweit tätige terroristische Gruppe gefunden, am weiteren Vorgehen gehindert und besiegt worden ist. Die Amerikaner fragen: Warum hassen sie uns? Sie hassen, was wir hier in eben diesem Hause sehen können – eine demokratisch gewählte Regierung. Ihre Führung ist eine selbst ernannte Führung. Sie
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hassen unsere Freiheiten – unsere Religionsfreiheit, unser Recht auf freie Meinungsäußerung, unser freies Wahlrecht und Versammlungsrecht und die Freiheit, kontroverse Meinungen zu vertreten. Sie wollen die gegenwärtigen Regierungen in vielen muslimischen Staaten wie Ägypten, Saudi-Arabien und Jordanien stürzen. Sie wollen Israel aus dem Nahen Osten vertreiben. Sie wollen Christen und Juden aus weiten Teilen Asiens und Afrikas vertreiben. Diese Terroristen töten nicht nur, um Menschenleben auszulöschen, sondern um eine ganze Lebensweise zu sabotieren. Mit jeder Gräueltat hoffen sie, in Amerika Furcht zu schüren, wollen, dass Amerika sich aus der Welt zurückzieht und seine Freunde im Stich lässt. Sie stellen sich gegen uns, weil wir ihnen im Weg stehen. Wir lassen uns nicht von ihrer angeblichen Frömmigkeit täuschen. Wir hatten schon vorher mit solchen Leuten zu tun. Sie sind die Erben aller mörderischen Ideologien des 20. Jahrhunderts. Indem sie Menschenleben für ihre radikalen Visionen opfern – und dabei alle Werte mit Ausnahme des Willens zur Macht aufgeben – folgen Sie dem Weg des Faschismus, des Nationalsozialismus und des Totalitarismus. Und sie werden diesem Weg bis zum Ende folgen: dem anonymen Grab der Geschichte für ausgemusterte Lügen. Die Amerikaner fragen: Wie werden wir diesen Krieg führen und gewinnen? Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen – alle Mittel der Diplomatie, alle nachrichtendienstlichen Mittel, alle polizeilichen Instrumente, alle Möglichkeiten der finanziellen Einflussnahme und alle erforderlichen Waffen des Krieges, um das Netzwerk des weltweiten Terrors zu zerschlagen und zu besiegen. Dieser Krieg wird nicht so sein wie der Krieg gegen den Irak vor 10 Jahren, mit seiner gezielten Befreiung eines Gebietes und seinem schnellen Ende. Er wird nicht so aussehen wie der Luftkrieg im Kosovo vor zwei Jahren, wo keine Bodentruppen eingesetzt wurden und nicht ein einziger Amerikaner im Kampf fiel. Unsere Antwort umfasst weit mehr als unmittelbare Vergeltung und einzelne militärische Schläge. Die Amerikaner sollten sich nicht auf eine Schlacht, sondern auf einen lang andauernden Feldzug einstellen, wie wir ihn bislang noch nicht erlebt haben. Dazu können bedeutende militärische Schläge gehören, die im Fernsehen zu sehen sein werden, und verdeckte Operationen, die selbst bei Erfolg geheim bleiben werden. Wir werden die Finanzquellen der Terroristen austrocknen, sie gegeneinander ausspielen, sie von Ort zu Ort jagen, bis es keinen Ort der Zuflucht oder der Ruhe mehr für sie gibt. Und wir werden Staaten
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verfolgen, die Ihnen Hilfe oder Unterschlupf gewähren. Jede Nation in jeder Region muss nun eine Entscheidung treffen. Entweder sind sie auf unserer Seite oder auf der Seite der Terroristen. Von diesem Tag an wird jeder Staat, der weiterhin Terroristen unterstützt oder ihnen Unterschlupf gewährt, von den USA als feindliches Regime betrachtet. Unsere Nation hat erkannt: Wir sind nicht vor einem Angriff gefeit. Wir werden Verteidigungsmaßnahmen ergreifen, um Amerikaner zu schützen. Heute sind Dutzende von Bundesministerien und Bundesbehörden sowie Regierungen der Bundesstaaten und Kommunalverwaltungen für die innere Sicherheit verantwortlich. Wir müssen diese Anstrengungen auf höchster Ebene koordinieren. Deshalb kündige ich heute die Schaffung einer Einrichtung auf Kabinettsebene an, die mir gegenüber direkt verantwortlich ist – das Amt für Innere Sicherheit. Diese Maßnahmen sind sehr wichtig. Aber der einzige Weg, Terrorismus als Bedrohung unserer Lebensweise zu bekämpfen ist, ihn zu stoppen, zu vernichten und auszumerzen, wo immer er entsteht. An diesen Anstrengungen werden viele beteiligt sein, von FBI-Agenten über die Nachrichtendienste bis hin zu den Reservisten, die wir einberufen haben. Sie alle verdienen unseren Dank und unsere Gebete sind mit ihnen. Und heute Abend möchte ich, nur einige Meilen vom beschädigten Pentagon entfernt, eine Botschaft an unser Militär richten: Seid bereit. Ich habe die Streitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt, und das hat seinen Grund. Die Stunde wird kommen, in der Amerika handelt, und Ihr werdet uns stolz machen. Dies ist nicht nur ein Kampf Amerikas. Und es geht hier nicht nur um die Freiheit Amerikas. Dies ist der Kampf der gesamten Welt. Dies ist der Kampf der gesamten Zivilisation. Es ist der Kampf aller, die an Fortschritt und Pluralismus, Toleranz und Freiheit glauben. Wir fordern alle Nationen auf, an unserer Seite zu stehen. Wir werden um Hilfe von Polizeikräften, Nachrichtendiensten und Banksystemen auf der ganzen Welt bitten und wir werden diese Hilfe benötigen. Die Vereinigten Staaten sind dankbar, dass viele Staaten und viele internationale Organisationen bereits reagiert haben – mit Anteilnahme und mit Unterstützung. Länder in Lateinamerika, Asien, Afrika, und Europa bis hin zu Ländern der islamischen Welt. Vielleicht spiegelt der NATO-Vertrag am deutlichsten die Haltung der Welt wider: Ein Angriff auf einen ist ein Angriff auf alle. Die zivilisierte Welt stellt sich an die Seite Amerikas. Ihnen ist klar, dass ihre eigenen Städte, ihre eigenen Bürger als nächste betroffen sein könnten, wenn
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Terror unbestraft bleibt. Terror, der unbeantwortet bleibt, kann nicht nur Gebäude zum Einsturz bringen, sondern auch die Stabilität rechtmäßiger Regierungen bedrohen. Und wir werden dies nicht zulassen. Die Amerikaner fragen: Was wird von uns erwartet? Ich bitte Sie, Ihr Leben zu leben und Ihre Kinder in den Arm zu nehmen. Ich weiß, dass viele Bürger sich heute Nacht fürchten. Ich bitte Sie, ruhig und entschlossen zu sein, auch angesichts der andauernden Bedrohung. Ich fordere Sie auf, die Werte Amerikas aufrechtzuerhalten und sich daran zu erinnern, warum so viele hierher gekommen sind. Wir befinden uns in einem Kampf um unsere Prinzipien, und unsere Hauptverantwortung ist es, diese Prinzipien zu leben. Niemand sollte wegen seiner ethnischen Herkunft oder seines religiösen Glaubens unfair behandelt oder mit unfreundlichen Worten bedacht werden. Ich fordere Sie auf, die Opfer dieser Tragödie auch weiterhin mit Ihren Hilfsleistungen zu unterstützen. Alle, die Hilfe leisten möchten, können sich an eine zentrale Informationsbörse wenden, libertyunites.org, um die Namen von Gruppen zu finden, die direkte Hilfe in New York, Pennsylvania und Virginia leisten. Die Tausenden FBI-Agenten, die im Rahmen dieser Untersuchung tätig sind, benötigen vielleicht Ihre Unterstützung, und ich bitte Sie, diese zu geben. Ich bitte Sie um Geduld bei den Verspätungen und Unannehmlichkeiten, die mit verstärkten Sicherheitsvorkehrungen einhergehen können, und um Geduld in einem Kampf, der lange dauern wird. Ich bitte Sie, sich auch weiterhin an der amerikanischen Wirtschaft zu beteiligen und ihr zu vertrauen. Terroristen haben ein Symbol amerikanischen Wohlstands angegriffen. Sie haben seine Quelle nicht berührt. Amerika ist erfolgreich wegen der harten Arbeit, der Kreativität und dem Unternehmergeist seiner Menschen. Dies waren die wahren Stärken unserer Wirtschaft vor dem 11. September, und dies sind unsere Stärken heute. Abschließend bitte ich Sie darum, auch weiterhin für die Opfer des Terrors zu beten, für ihre Familien, für die Menschen in Uniform und für unser großartiges Land. Gebete haben uns in unserem Leid getröstet, und sie werden uns auf dem Weg, der vor uns liegt, stärken. Heute Abend danke ich meinen amerikanischen Mitbürgern für das, was sie bereits getan haben, und das, was sie tun werden. Und ich danke Ihnen, den Damen und Herren im Kongress, den Repräsentanten des amerikanischen
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Volks, für das, was Sie bereits getan haben, und das, was wir zusammen tun werden. Heute Abend sehen wir uns neuen und unerwarteten nationalen Herausforderungen gegenüber. Wir werden zusammenkommen, um die Flugsicherheit zu verbessern, die Anzahl der bewaffneten Flugbegleiter auf Inlandsflügen dramatisch zu erhöhen und neue Maßnahmen gegen Flugzeugentführungen zu ergreifen. Wir werden zusammenkommen, um Stabilität sicherzustellen und unsere Fluggesellschaften in dieser Notlage mit direkter Unterstützung in Betrieb zu halten. Wir werden zusammenkommen, um den Polizeiorganen die notwendigen Mittel für die Bekämpfung des Terrors in der Heimat an die Hand zu geben. Wir werden zusammenkommen mit dem Ziel, unsere nachrichtendienstlichen Fähigkeiten zu stärken, um die Pläne der Terroristen schon vor ihrer Ausführung zu kennen und sie zu finden, bevor sie angreifen können. Wir werden zusammenkommen, um aktive Maßnahmen zu ergreifen, die die amerikanische Wirtschaft stärken und den Menschen die Rückkehr an ihre Arbeit ermöglichen. Heute Abend begrüßen wir zwei politische Führer, die den außergewöhnlichen Geist aller New Yorker verkörpern: Gouverneur George Pataki und Bürgermeister Rudy Giuliani. Als Symbol amerikanischer Entschlossenheit wird meine Regierung mit dem Kongress und diesen beiden führenden Politikern zusammenarbeiten, um der Welt zu zeigen, dass wir New York City wieder aufbauen werden. Nach allem, was gerade passiert ist – all den verlorenen Leben, all den Möglichkeiten und Hoffnungen, die mit ihnen gestorben sind – ist es nur natürlich zu fragen, ob Amerikas Zukunft von Furcht bestimmt sein wird. Einige Stimmen sprechen von einem Zeitalter des Terrors. Ich weiß, dass Kämpfe und Gefahren vor uns liegen. Aber dieses Land wird unsere Gegenwart bestimmen und nicht von ihr bestimmt werden. So lange die Vereinigten Staaten von Amerika entschlossen und stark sind, wird dies kein Zeitalter des Terrors werden. Dies wird ein Zeitalter der Freiheit, hier und auf der ganzen Welt. Uns ist großer Schaden zugefügt worden. Wir haben einen großen Verlust erlitten. Und in unserer Trauer und Wut haben wir unseren Auftrag und unsere Bewährungsprobe gefunden. Freiheit und Furcht führen Krieg. Die Verbreitung der menschlichen Freiheit – die große Errungenschaft unserer Zeit und die große Hoffnung jeder Ära – hängt jetzt von uns ab. Unsere Nation – diese Generation – wird unsere Menschen und unsere Zukunft von einer dunklen Bedrohung durch
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Gewalt befreien. Wir werden durch unsere Bemühungen und unseren Mut die Welt für diese Sache zusammenbringen. Wir werden nicht ruhen, wir werden nicht straucheln, wir werden nicht versagen. Ich hoffe, dass sich das Leben in den nächsten Monaten und Jahren wieder der Normalität annähern wird. Wir werden zu unseren Leben und zur Routine zurückkehren, und das ist gut. Selbst Trauer wird im Lauf der Zeit und durch Gnade weniger. Aber unsere Entschlossenheit darf nicht enden. Jeder von uns wird sich daran erinnern, was an diesem Tag geschah und wem es zustieß. Wir werden den Moment erinnern, in dem uns die Nachricht erreichte wo wir waren und was wir taten. Einige werden sich an ein Bild des Feuers erinnern, andere an eine Geschichte der Rettung. Einige werden Erinnerungen an ein Gesicht und an eine für immer verlorene Stimme mit sich tragen. Und ich werde dies bei mir tragen. Es ist die Polizeimarke eines Mannes mit dem Namen George Howard, der beim Versuch, anderen zu helfen, im World Trade Center starb. Ich habe sie von seiner Mutter, Arlene, bekommen, als stolzes Andenken an ihren Sohn. Dies ist mein Andenken an Leben, die zu Ende gingen, und an eine Aufgabe, die nicht zu Ende geht. Ich werde diese Wunde unseres Landes nicht vergessen und diejenigen, die sie ihm zugefügt haben. Ich werde nicht weichen – ich werde nicht ruhen – ich werde diesen Kampf für die Freiheit und Sicherheit des amerikanischen Volkes nicht aufgeben. Der Verlauf dieses Konflikts ist ungewiss, aber sein Ergebnis ist sicher. Freiheit und Furcht, Gerechtigkeit und Grausamkeit liegen schon immer im Kampf, und wir wissen, dass Gott nicht neutral zwischen ihnen steht. Meine Mitbürger, wir werden Gewalt mit geduldiger Gerechtigkeit begegnen – sicher im Bewusstsein, dass unsere Sache gerecht ist, und zuversichtlich im Hinblick auf die Siege, die kommen werden. In allen Dingen, die vor uns liegen, hoffen wir darauf, dass Gott uns Weisheit gibt und die Vereinigten Staaten von Amerika schützt. Vielen Dank. Engl. in: http://www.whitehouse.gov/news/releases/2001/09/20010920-8.html; dt. in: http://usa.usembassy.de/gemeinsam/bush092001d.htm.
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158. Rede an die Nation von George W. Bush, 7. Oktober 2001 Presidential Address to the Nation Durch diplomatische Aktivitäten rund um den Globus gelang es den Vereinigten Staaten, eine "Große Koalition gegen den Terrorismus" zu mobilisieren und dabei auch Staaten wie die Russische Föderation und China, aber auch fast alle arabischen und islamisch geprägten Staaten miteinzubeziehen. Erst nach diesen multilateral ausgerichteten Aktivitäten, nach wochenlangen Vorbereitungen und nach mehrfachen, allerdings erfolglosen Ultimaten an die Adresse der Taliban, sahen sich die USA zusammen mit britischen Einheiten und mit einer eher symbolischen, bewaffneten Unterstützung anderer Länder veranlasst, am 7. Oktober 2001 die Operation "Enduring Freedom" (Operation dauerhafte Freiheit1) einzuleiten. Diese hatte als primäres Ziel, Osama bin Laden, der als Führer eines weltweiten islamitischen Terrornetzwerkes und mutmaßlicher Akteur hinter den Anschläge vom 11. September 2001 galt, zu ergreifen und nötigenfalls zu töten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte die Herrschaft des TalibanRegimes in Afghanistan gebrochen und die Handlungsfähigkeit des Netzwerkes von "Al Kaida" deutlich eingeschränkt werden. Diese militärischen Erfolge bahnten nach 22 Jahren Bürgerkrieg den Weg für einen politischen Neuanfang in Afghanistan. Schließlich etablierte sich auf der Grundlage des "Bonn Agreement"2 vom 5. Dezember 2001 eine multiethnische und politisch pluralistisch zusammengesetzte Übergangsregierung. * * * Auf meinen Befehl haben die Streitkräfte der Vereinigten Staaten Angriffe auf terroristische Ausbildungslager von El Kaida und militärische Einrichtungen des Taliban-Regimes in Afghanistan begonnen. Diese sorgfältig zielgerichteten Aktionen dienen dem Ziel, die Nutzung Afghanistans als Operationsbasis für 1Anfangs hatte die US-Regierung die Bezeichnung Operation Infinite Justice (Operation grenzenlose Gerechtigkeit) gewählt. Dieser Name war nach Protesten aus islamischen Kreisen wieder fallen gelassen worden, da nach Auffassung der Kritiker die Verwirklichung "grenzenloser Gerechtigkeit" allein in den Händen Allahs sei. 2 Das zwischen Deutschland, den Vereinigten Staaten von Amerika und Afghanistan am 5. Dezember 2001 geschlossene Abkommen sollte die Voraussetzungen für den Wiederaufbau einer repräsentativen, demokratischen Gesellschaftsordnung und für einen friedlichen Neubeginn in Afghanistan schaffen.
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Terroristen zu zerschlagen und die militärischen Fähigkeiten des TalibanRegimes anzugreifen. Gemeinsam mit uns nimmt unser treuer Freund Großbritannien an dieser Operation teil. Andere enge Freunde, darunter Kanada, Australien, Deutschland und Frankreich, haben für den Verlauf der Operation Streitkräfte zugesagt. Mehr als 40 Staaten im Nahen Osten, Afrika, Europa und in ganz Asien haben Überflug- und Landerechte gewährt. Viele weitere haben Geheimdienstinformationen bereitgestellt. Wir haben die Unterstützung des kollektiven Willens der Welt. Vor mehr als zwei Wochen habe ich der Taliban-Führung eine Reihe deutlicher und eindeutiger Forderungen gestellt: Schließt die Ausbildungslager der Terroristen! Liefert Führer des Netzwerks El Kaida aus, und lasst alle Ausländer, darunter amerikanische Staatsbürger, die zu Unrecht im Land festgehalten werden, ausreisen! Keine dieser Forderungen wurde erfüllt. Und jetzt werden die Taliban einen Preis zahlen. Indem wir Lager zerstören und Kommunikationsverbindungen unterbrechen, werden wir es dem Terrornetzwerk erschweren, neue Rekruten auszubilden und ihre üblen Pläne zu koordinieren. Anfangs werden sich die Terroristen vielleicht tiefer in ihre Höhlen und andere befestigte Schlupfwinkel vergraben. Unsere Militäraktion dient auch dem Ziel, den Weg für nachhaltige, umfassende und schonungslose Operationen zu bereiten, um sie zu vertreiben und der Gerechtigkeit zuzuführen. Zugleich wird das unterdrückte Volk Afghanistans die Großzügigkeit Amerikas und unserer Verbündeten kennenlernen. Während wir militärische Ziele angreifen, werden wir auch Nahrungsmittel, Medizin und Hilfsgüter für die hungernden und leidenden Männer und Frauen und Kinder von Afghanistan aus der Luft abwerfen. Die USA sind ein Freund des afghanischen Volks, und wir sind die Freunde von fast einer Milliarde (Menschen) weltweit, die den islamischen Glauben praktiziert. Die USA sind ein Feind jener, die Terroristen unterstützen und der barbarischen Verbrecher, die eine große Religion entweihen, indem sie in seinem Namen Morde begehen. Diese Militäraktion ist Teil unseres Feldzugs gegen den Terrorismus, eine weitere Front in einem Krieg, der schon mit Diplomatie, Geheimdienstarbeit, dem Einfrieren von Vermögen und der Festnahme bekannter Terroristen durch Sicherheitskräfte in 38 Staaten begonnen hat. In Anbetracht des Wesens und der Einflusssphäre unserer Feinde werden wir diesen Konflikt durch das geduldige Ansammeln von Erfolgen gewinnen, indem
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wir eine Reihe von Herausforderungen mit Entschlossenheit und Willenskraft und Zielstrebigkeit angehen. Heute konzentrieren wir uns auf Afghanistan, doch der Kampf ist umfassender. Jede Nation muss eine Entscheidung treffen. In diesem Konflikt gibt es keinen neutralen Boden. Wenn eine Regierung die Gesetzesbrecher und Mörder der Unschuld unterstützt, wird sie selbst zum Gesetzesbrecher und Mörder. Und sie geht diesen einsamen Pfad auf eigene Gefahr. Ich spreche heute zu Ihnen vom Treaty Room des Weißen Hauses, einem Ort, an dem amerikanische Präsidenten für den Frieden gearbeitet haben. Wir sind eine friedliche Nation. Doch, wie wir so plötzlich und so tragisch erfahren mussten, kann es keinen Frieden in einer Welt plötzlichen Terrors geben. Im Angesicht der heutigen neuen Bedrohung ist der einzige Weg, nach Frieden zu streben der, diejenigen zu verfolgen, die ihn bedrohen. Wir haben um diese Mission nicht gebeten, aber wir werden sie erfüllen. Engl. in: http://www.whitehouse.gov/news/releases/2001/10/20011007-8.html; dt. in: http://www.jens-bertrams.de/politik/themen/wtc/wtc57.htm.
159. "Patriot Act" Gesetz zur Vereinigung und Stärkung Amerikas durch Bereitstellung geeigneter Maßnahmen zur Unterbrechung und Behinderung von Terrorismus, 25. Oktober 2001 Patriot Act Uniting and Strengthening America by Providing Appropriate Tools Required to Intercept and Obstruct Terrorism Ein Abdruck des gesamten Patriot Acts, für den es weder eine offizielle noch inoffizielle sinnvolle deutsche Bezeichnung gibt und der auch in der deutschsprachigen Publizistik als "Patriot Act" firmiert, verbietet sich schon alleine aus dem Grund seines Umfanges von 1016 Paragraphen auf 342 Seiten. Auch die auszugsweise Wiedergabe von einzelnen Bestimmungen erscheint nicht zweckmäßig, da aus Gründen der Rechtstechnik in diesem Gesetzeswerk zumeist nur Abänderungen beziehungsweise Ergänzungen anderer bereits bestehender Gesetze vorgenommen wurden und sich somit die Zielsetzungen und konkrete Maßnahmen nur aus der Zusammenschau verschiedenster einzelner einschlägiger Gesetze mit dem Patriot Act ergibt.
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Die verkürzte mediale Bezugnahme auf den Patriot Act bei den verschiedensten legislativen und exekutiven Maßnahmen, die in den letzten Jahren vor allem zu Einschränkungen der Grundrechte von In- und Ausländern geführt haben – wie etwa die Anhaltung von terrorverdächtigen Personen auf amerikanischem oder ausländischem Hoheitsgebiet, Überwachungen des Internetund Telefonverkehrs, Beschränkungen des Reiseverkehrs, Überwachungsmaßnahmen internationaler Finanz- und Zahlungsbewegungen etc. – berücksichtigt nur in den seltensten Fällen diese komplexen und komplizierten juristischen Verflechtungen im Zusammenhang mit diesem Gesetzeswerk. Der Patriot Act ist ein amerikanisches Bundesgesetz, das am 25. Oktober 2001 vom Kongress im Zuge des Krieges gegen den Terrorismus als Reaktion auf die Terroranschläge am 11. September 2001 mit nur einer Gegenstimme verabschiedet wurde. Es stellt gleichzeitig das zentrale Anti-Terror-Gesetz der Vereinigten Staaten dar und dient der effizienten Strafverfolgung terroristischer Aktivitäten und eventueller Vorbereitungshandlungen. Im Folgenden seien kurz die wesentlichen Punkte dieses Gesetzes dargestellt: • Nunmehr muss der Betroffene von Abhöraktivitäten des FBI bei Verdacht von terroristischen Aktivitäten nur noch unmittelbar nach erfolgter Untersuchung in Kenntnis gesetzt werden. Die Berechtigung zum Abhören umfasst auch alle Kommunikationsmittel (Telefon, E-Mail, Internet …), die der Verdächtige an anderen Orten (Büro, Wohnung von Freunden usw.) benützt. Bisher musste der Verdacht der Spionage den primären ("primary") Grund für die Observation des FBI bilden, das neue Gesetz spricht lediglich davon, dass dieser Verdacht ein bedeutendes ("significant") Motiv darstellen soll. • Ärzte, Banken, Bibliotheken und Unternehmen sind bei Vorlage eines "National Security Letters" verpflichtet, die ihnen vorliegenden Daten über eine Person an die Strafverfolgungsbehörden herauszugeben und hierüber Stillschweigen zu bewahren. • Nicht-US-Bürger können bei Verdacht einer Verbindung zu einer terroristischen Vereinigung abgeschoben werden. Wer nicht abgeschoben werden kann, darf auf unbegrenzte Zeit und ohne Gerichtsverfahren in Haft bleibt, wenn ein "vernünftiger Grund" für die Annahme besteht, dass er eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellt. • Nicht-US-Bürger können bis zu sieben Tage festgehalten werden, ohne dass sie eines konkreten Verstoßes beschuldigt werden.
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• Sunsetklausel: Der Patriot Act verliert mit Ablauf von vier Jahren an Gültigkeit, wenn er vom Kongress nicht verlängert wird. Die bis zu diesem Zeitpunkt erzielten Ermittlungsergebnisse dürfen darüber hinaus genutzt werden1. Es mag erstaunen, dass eine Nation wie die Vereinigten Staaten, die über eine lange währende Tradition des Gedankens von der Freiheit vom Staat diesem Gesetz, das bisher ungekannte Befugnisse der Exekutive ermöglichte, mit einer solch überragenden Mehrheit über alle politischen Grenzen hinweg zustimmte. Wie viele Politikbereiche, so ist auch die Rechtspolitik der USA vom 11. September 2001 geprägt. Und dennoch spiegelt diese Vorgehen auch ein Stück traditionelles amerikanisches Verständnis exekutiver Kernaufgabe wieder: "Government is not reason, it is not eloquence, it is force; like fire, a troublesome servant and a fearful master", so George Washington. Die USBürger erwarten, dass ihre Regierung in Krisenfällen schnell, mit harter Hand und unmissverständlich handelt. Jenseits dieser hoch spezialisierten Detailbestimmungen zum Gesamtbereich der Terrorismusbekämpfung finden sich im Patriot Act aber auch sehr klare Aussagen zu neuen Herausforderungen der Terrorismusbekämpfung, wie zum Beispiel zur biologischen Kriegsführung, die in einer Resolution des Senates (so genannte "Sense of the Senate") zum Ausdruck gebracht wurden und in programmatisch-plakativer Weise Aufnahme in den Patriot Act fanden und im Folgenden auch wegen ihrer zukünftigen Bedeutsamkeit in der Terrorismusbekämpfung wiedergegeben werden. * * * § 1013 welcher die Meinung des Senats betreffend die finanzielle Vorsorge für das Vorbereitetsein und die Reaktion auf Bioterrorismus zum Ausdruck bringt Feststellungen – Der Senat stellt Folgendes fest: (1) Zusätzliche Maßnahmen müssen unternommen werden, um die Vereinigten Staaten besser darauf vorzubereiten, auf potentielle bioterroristische Angriffe zu reagieren; (2) Die Gefahr eines bioterroristischen Angriffs ist noch fern, aber sie steigt aus verschiedensten Gründen, einschließlich 1 Nach einer zweimaligen befristeten Verlängerung im Januar und Februar 2006,
votierten schließlich Repräsentantenhaus und der Senat mit großer Mehrheit für eine unbefristete Verlängerung dieses Gesetzes. Am 9. März 2006 bestätigte Präsident Bush dies mit seiner Unterschrift.
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(A) öffentlicher Erklärungen von Osama bin Laden, dass es seine religiöse Verpflichtung ist, Massenvernichtungswaffen, einschließlich chemischer und biologischer Waffen zu erlangen; (B) die gefühllose Missachtung unschuldigen menschlichen Lebens, wie sie in den Angriffen der Terroristen vom 11. September 2001 demonstriert wurde; (C) die Mittel und Motivation von bekannten Terroristen und ihrer Sponsoren und Unterstützer, sich der biologischen Kriegsführung zu bedienen; (D) rezent wissenschaftliche und technologische Fortschritte zur effizienten Feinverteilung von Wirkstoffen, wie z. B. die Erzeugung von Aerosolen, die den waffenmäßigen Einsatz von gewissen Krankheitserregern viel leichter gemacht haben; und (E) der steigende Zugang zu den Technologien und dem Expertenwissen, die notwendig sind, um chemische und biologische Massenvernichtungswaffen zu konstruieren und einzusetzen. (3) Die Koordination von Bundes-, Staats- und lokalen Programmen zur Erforschung, Vorbereitetsein und zur Bekämpfung muss verbessert werden. (4) Die Staaten, die lokalen Gebiete und die öffentlichen Gesundheitsbeamten müssen erhöhte Ressourcen und Kenntnisse besitzen, um auf einen möglichen bioterroristischen Angriff reagieren zu können. (5) Nationale, Staats- und lokale Kommunikationskapazitäten müssen gesteigert werden, um die Ausbreitung von chemischen und biologischen Krankheiten zu bekämpfen. (6) Größere Ressourcen müssen bereitgestellt werden, um die Kapazitäten von Spitälern und des lokalen Gesundheitspersonals zu steigern, um so auf Bedrohungen der Volksgesundheit reagieren zu können. (7) Die Gesundheitsdienstmitarbeiter müssen besser darauf geschult werden, Krankheiten, die aus biochemischen Angriffen entstehen, zu erkennen, zu diagnostizieren und zu behandeln. (8) Zusätzliche Mittel sind wichtig, um die Bereitschaft der Vereinigten Staaten auf biologische Angriffe zu reagieren, zu erhöhen. (9) Verbesserungen müssen gemacht werden, um die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung sicher zu stellen. (10) Neue Impfstoffe und Behandlungen sind notwendig, um sicher zu stellen, dass wir eine geeignete Antwort auf einen biochemischen Angriff haben.
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(11) Programme der Regierung zur Erforschung, zum Vorbereitetsein und zur Bekämpfung müssen das Wissen und die Ressourcen des privaten Sektors nützen. (12) Es ist jetzt an der Zeit unser öffentliches Gesundheitssystem zu stärken und sicher zu stellen, dass die Vereinigten Staaten in geeigneter Weise darauf vorbereitet sind, um auf mögliche bioterroristische Angriffe, auf Ausbrüche natürlicher Infektionskrankheiten und andere Herausforderungen und mögliche Gefährdungen der öffentlichen Gesundheit zu reagieren. Engl. in: http://thomas.loc.gov/cgi-bin/query/z?c107:H.R.3162.ENR; dt.: Eigene Übersetzung.
160. Rede an die Nation von George W. Bush, 29. Januar 2002 State of the Union Address Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 wurde es zum primären Ziel der Außenpolitik und der militärischen Führung der Vereinigten Staaten, alles zu tun, eine Wiederholung solch verheerender terroristischer Akte zu verhindern. Doch nicht nur die Taliban als Verbündete und "Waffenbrüder" von "Al Kaida" gerieten in das Visier der Anti-Terror-Planung, sondern auch Saddam Hussein. Seinen Status als Staatsfeind der USA verdankte er dabei einer Besonderheit der neuen US-Administration. Viele der für George Bush tätigen Berater hatten bereits seinem Vater während des Golfkrieges 1990– 1991 zur Seite gestanden und sahen diesen Konflikt als noch nicht beendet an. Paul Wolfowitz, damals Unterstaatssekretär im Verteidigungsministerium und nunmehriger Stellvertreter des Verteidigungsministers, hatte bereits 1991 gefordert, dass Saddam Hussein zu stürzen sei, um die Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen endgültig zu bannen und durch einen Regimewechsel im Irak die dauerhafte Sicherheit auch für Israel zu gewährleisten. Aus diesem Grund drängte auch Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bereits Ende September 2001 Präsident Bush, Afghanistan und den Irak gleichzeitig anzugreifen. Die Notwendigkeit des Regimewechsels im Irak erkannten sowohl Bush als auch sein Vize, Richard Cheney, dennoch beharrten sie darauf, zuerst die Lage in Afghanistan zu stabilisieren und sich danach dem "Irak-Problem" zu widmen.
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Erst am 29. Januar 2002 legte sich Präsident Bush in seiner Rede zur Lage der Nation endgültig fest. Der außen- und sicherheitspolitische Teil stand aus diesem Grund zunächst ganz im Zeichen des fortdauernden Kampfes gegen den Terrorismus. Das militärische Vorgehen gegen terroristische Netzwerke sei – so der Präsident – jedoch nicht isoliert von deren Unterstützung durch bestimmte Nationen zu sehen, die im Wesentlichen die selben Ziel verfolgen würden. Bush betonte in seiner Rede die Verbindung zwischen terroristischen Netzwerken und Terror-Regimes und entwickelt damit die nach ihm benannte "Bush-Doktrin" fort. In dieser Rede zur Lage der Nation prägte George W. Bush auch das Schlagwort von der "Achse des Bösen" (Axis of Evil) und meinte damit die Staaten Nordkorea, Iran und Irak wegen ihrer direkten oder mittelbaren Beteiligung an terroristischen Aktivitäten sowie wegen ihrer Anstrengungen in der Entwicklung und Produktion von Massenvernichtungsmitteln. Weiters führte US-Präsident Bush in diesem Bericht zur Lage der Nation aus, dass der Krieg gegen den Terrorismus erst begonnen habe. Afghanistan sei nur der Anfang. Innenpolitisch lag der Schwerpunkt der Rede des Präsidenten auf der Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung sowie der Verbesserung des Erziehungssystems der Vereinigten Staaten. Auch in der Heimat sollte der Kampf gegen den Terror durch die Neugründung eines Freedom Corps in Tradition des Peace Corps Unterstützung finden. Als besonderen Auftrag an das bereits bestehende Peace Corps forderte Präsident Bush ein verstärktes Engagement in der islamischen Welt. * * * Vielen Dank, Mr. Speaker, Vizepräsident Cheney, Mitglieder des Kongresses, sehr geehrte Gäste, liebe Mitbürger: Während wir uns heute Abend hier versammeln, befindet sich unser Land im Krieg, unsere Wirtschaft ist in der Rezession und die zivilisierte Welt steht vor nie da gewesenen Gefahren. Dennoch war die Lage der Nation nie stabiler. Wir haben uns zuletzt in einer Stunde des Schocks und des Leids getroffen. In vier kurzen Monaten hat unsere Nation die Opfer getröstet, begonnen, New York und das Pentagon wiederaufzubauen, eine große Koalition um sich gesammelt, tausende Terroristen gefangen genommen, inhaftiert und die Welt von ihnen befreit, die Ausbildungslager der Terroristen in Afghanistan zerstört, Menschen vor dem Hungertod bewahrt und ein Land von brutaler Unterdrückung befreit.
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Die amerikanische Flagge weht wieder über unserer Botschaft in Kabul. Terroristen, die einst Afghanistan besetzten, sitzen nun in Zellen in Guantanamo Bay. Und die Anführer der Terroristen, die einst ihre Gefolgsleute aufriefen, ihr Leben zu opfern, fürchten um ihr eigenes Leben. Amerika und Afghanistan sind jetzt Verbündete gegen den Terror. Wir werden Partner beim Wiederaufbau dieses Landes sein. Und heute Abend begrüßen wir das verehrte Oberhaupt der Übergangsregierung: den Vorsitzender Hamid Karzai […] Unsere Sache ist gerecht, und wir werden uns weiter für sie einsetzen. Unsere Entdeckungen in Afghanistan haben unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigt und uns das wahre Ausmaß der vor uns liegenden Aufgabe vor Augen geführt. Wir haben den tiefen Hass unserer Feinde auf Videos gesehen, in denen sie über den Tod unschuldiger Menschen lachen. Und ihr tiefer Hass ist dem Wahnsinn der von ihnen geplanten Zerstörung ebenbürtig. Wir haben Diagramme von amerikanischen Kernkraft- und Wasserwerken, detaillierte Anweisungen für die Herstellung von Chemiewaffen, Überwachungskarten amerikanischer Städte und sorgfältige Beschreibungen von Wahrzeichen in Amerika und auf der ganzen Welt gefunden. Was wir in Afghanistan gefunden haben, bestätigt, dass unser Krieg gegen den Terror dort noch lange nicht beendet ist, sondern gerade erst beginnt. Die meisten der 19 Männer, die am 11. September Flugzeuge entführten, wurden in den Lagern Afghanistans ausgebildet, und das Gleiche gilt für zehntausende andere. Tausende gefährliche Mörder, geschult in den Methoden des Mordens, oft von geächteten Regimes unterstützt, sind jetzt wie tickende Zeitbomben, die jederzeit ohne Warnung losgehen können, auf der ganzen Welt verteilt. Dank der Arbeit unserer Strafverfolgungsbehörden und der Koalitionspartner wurden hunderte Terroristen verhaftet. Dennoch sind tausende ausgebildete Terroristen noch auf freiem Fuß. Diese Feinde sehen die gesamte Welt als Schlachtfeld, und wir müssen sie verfolgen, wo immer sie sind. Solange es Ausbildungslager gibt, solange Länder Terroristen Zuflucht gewähren, ist die Freiheit in Gefahr. Amerika und seine Bündnispartner dürfen und werden das nicht erlauben. Unsere Nation wird bei der Verfolgung von zwei großen Zielen unerschütterlich, geduldig und hartnäckig bleiben. Zunächst werden wir die Ausbildungslager schließen, die Pläne der Terroristen durchkreuzen und sie zur Rechenschaft ziehen. Zweitens müssen wir Terroristen und Regime, die in den Besitz von chemischen, biologischen oder nuklearen Waffen gelangen wollen, davon abhalten, die Vereinigten Staaten und die Welt zu bedrohen.
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Unser Militär hat die Ausbildungslager der Terroristen in Afghanistan geschlossen, allerdings gibt es noch in mindestens einem Dutzend Länder Ausbildungslager. Eine terroristische Unterwelt – dazu zählen Gruppen wie die Hamas, Hisbollah, der Islamische Dschihad und Jaisch-i-Mohammed – operiert in entfernten Dschungeln und Wüsten und versteckt sich in den Zentren großer Städte. Die sichtbarsten Militäreinsätze finden in Afghanistan statt, aber Amerika handelt auch andernorts. Wir haben jetzt auch Truppen auf den Philippinen, die bei der Ausbildung der Streitkräfte des Landes zur Verfolgung der terroristischen Zellen behilflich sind, die einen Amerikaner exekutierten und noch immer Geiseln festhalten. Unsere Soldaten haben in Zusammenarbeit mit der bosnischen Regierung Terroristen gefangen genommen, die einen Bombenangriff auf unsere Botschaft planten. Unsere Marine patrouilliert die Küste Afrikas, um die Verschiffung von Waffen und den Aufbau von Terroristenlagern in Somalia zu verhindern. Ich hoffe, dass alle Nationen unserem Ruf folgen und die terroristischen Parasiten eliminieren, die ihre Länder und unser eigenes bedrohen. Viele Länder handeln entschlossen. Pakistan bekämpft den Terrorismus nun energisch, und ich bewundere die Führungsstärke von Präsident Muscharraf. Aber einige Regierungen werden angesichts des Terrors zögerlich. Täuschen Sie sich nicht. Wenn sie nicht handeln – Amerika wird es tun. Unser zweites Ziel ist es, den Terror unterstützende Regime daran zu hindern, Amerika oder seine Freunde und Bündnispartner mit Massenvernichtungswaffen zu bedrohen. Einige dieser Regime haben sich seit dem 11. September ziemlich ruhig verhalten. Aber wir kennen ihr wahres Gesicht. Nordkorea ist ein Regime, das sich mit Raketen und Massenvernichtungswaffen ausrüstet und gleichzeitig seine Bürger verhungern lässt. Der Iran strebt aggressiv den Besitz dieser Waffen an und exportiert den Terror, während einige nicht gewählte Personen die Hoffnung des iranischen Volks auf Freiheit unterdrücken. Der Irak stellt weiterhin seine Feindseligkeit gegenüber Amerika zur Schau und unterstützt den Terror. Das irakische Regime plant insgeheim seit über zehn Jahren die Herstellung von Milzbranderregern, Nervengas und von Nuklearwaffen. Dies ist ein Regime, das bereits Giftgas zur Ermordung von tausenden der eigenen Bürger einsetzte – die Körper der Mütter wurden über den toten Kindern liegen gelassen. Dies ist ein Regime, das internationalen Inspektionen
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zustimmte – und dann die Inspektoren hinausschmiss. Dies ist ein Regime, das etwas vor der zivilisierten Welt zu verstecken hat. Staaten wie diese und ihre terroristischen Verbündeten stellen eine Achse des Bösen dar, die sich bewaffnet, um den Frieden auf der Welt zu bedrohen. Diese Regime sind eine ernste und wachsende Gefahr, da sie den Besitz von Massenvernichtungswaffen anstreben. Sie könnten Terroristen ihre Waffen zur Verfügung stellen und ihnen damit die Mittel geben, ihren Hass zu verwirklichen. Sie könnten unsere Bündnispartner angreifen und versuchen, die Vereinigten Staaten zu erpressen. Auf jeden Fall wäre der Preis der Gleichgültigkeit katastrophal. Wir werden eng mit unserer Koalition zusammenarbeiten, um den Terroristen und den sie fördernden Staaten das Material, die Technologie und das Fachwissen für die Herstellung und Lieferung von Massenvernichtungswaffen zu verwehren. Wir werden zum Schutz der Vereinigten Staaten und ihrer Bündnispartner vor einem plötzlichen Angriff eine effektive Raketenabwehr entwickeln und stationieren. Und alle Länder sollten wissen: Amerika wird das für die Sicherheit seines Landes Erforderliche tun. Wir werden uns beraten, aber die Zeit ist nicht auf unserer Seite. Ich werde nicht auf Ereignisse warten, während die Gefahren zunehmen. Ich werde nicht untätig zusehen, während die Gefahr näher und näher kommt. Die Vereinigten Staaten von Amerika werden es den gefährlichsten Regimes der Welt nicht erlauben, sie mit den zerstörerischsten Waffen der Welt zu bedrohen. Unser Krieg gegen den Terror hat bereits seit einiger Zeit begonnen, aber er hat erst begonnen. Dieser Feldzug wird vielleicht nicht beendet werden, während wir die Wachhabenden sind – er muss und wird allerdings währenddessen stattfinden. Wir dürfen nicht zu früh aufhören. Wenn wir jetzt aufhören – die Terroristenlager intakt lassen und Terrorstaaten dulden – würden wir uns nur vorübergehend in einem falschen Gefühl der Sicherheit wiegen. Die Geschichte hat Amerika und seine Bündnispartner aufgerufen zu handeln, und es ist sowohl unsere Verantwortung als auch unser Privileg, den Kampf der Freiheit auszutragen. Unsere oberste Priorität muss immer die Sicherheit unserer Nation sein, und das spiegelt sich in der von mir dem Kongress übermittelten Haushaltvorlage wider. Meine Haushaltsvorlage unterstützt drei große Ziele für Amerika: Wir werden diesen Krieg gewinnen, wir werden unser Land schützen, und wir werden unsere Wirtschaft wiederbeleben.
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Der 11. September hat das Beste an Amerika hervorgebracht, und das Beste in diesem Kongress. Ich spende Ihrer Verbundenheit und Entschlossenheit gemeinsam mit dem amerikanischem Volk Applaus. Die Amerikaner verdienen es, dass wir nun mit der gleichen Einstellung die Probleme hier zu Hause angehen. Ich bin ein stolzes Mitglied meiner Partei – aber während wir handeln, um den Krieg zu gewinnen, unser Volk zu schützen und Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten zu schaffen – müssen wir zu allererst und vor allem als Amerikaner und nicht als Republikaner oder Demokraten handeln. Es kostet eine Menge, diesen Krieg zu führen. Wir geben mehr als eine Milliarde Dollar pro Monat aus – über 30 Millionen Dollar am Tag – und wir müssen auf zukünftige Einsätze vorbereitet sein. Afghanistan hat bewiesen, dass man mit teuren Präzisionswaffen den Feind besiegt und Unschuldige verschont, und wir brauchen mehr davon. Wir müssen alte Flugzeuge ersetzen und unser Militär beweglicher machen, damit wir unsere Truppen schnell und sicher überall auf der Welt stationieren können. Unsere Männer und Frauen in Uniform verdienen die besten Waffen, die beste Ausrüstung, die beste Ausbildung – und sie verdienen auch eine weitere Erhöhung ihres Solds. Meine Haushaltsvorlage sieht die größte Steigerung der Verteidigungsausgaben seit zwanzig Jahren vor – weil der Preis der Freiheit und Sicherheit zwar hoch, aber nie zu hoch ist. Was immer es kostet, unser Land zu verteidigen, wir werden zahlen. Der nächste Schwerpunkt meines Haushaltsentwurfs ist, alles Mögliche zum Schutz unserer Bürger und zur Stärkung unserer Nation gegen die andauernde Bedrohung eines weiteren Angriffs zu tun. Zeit und Abstand zu den Ereignissen des 11. September werden uns nicht sicherer machen, wenn wir das Gelernte nicht umsetzen. Die Vereinigten Staaten sind nicht mehr durch riesige Meere geschützt. Wir können uns nur durch energische Maßnahmen im Ausland und zunehmende Wachsamkeit im Inland vor Angriffen schützen. Mein Haushaltsentwurf sieht nahezu die Verdoppelung der Mittel für eine dauerhafte, auf vier Schlüsselgebiete ausgerichtete Strategie für die innere Sicherheit vor: Bioterrorismus, Notfallreaktion, Flughafen- und Grenzsicherheit sowie verbesserte nachrichtendienstliche Erkenntnisse. Wir werden Impfstoffe zur Bekämpfung von Milzbrand und anderen tödlichen Krankheiten entwickeln. Wir werden mehr Mittel zur Verfügung stellen, um den Bundesstaaten und Kommunen bei der Ausbildung und Ausrüstung ihrer heroischen Polizeibeamten und Feuerwehrleute behilflich zu sein. Wir werden das Sammeln und den Austausch nachrichtendienstlicher Erkenntnisse verbessern, den Grenzschutz erweitern, die Sicherheit des Flugverkehrs verbessern und Technologien
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einsetzen, um Ankunft und Abflug von Besuchern der Vereinigten Staaten zu überwachen. Die innere Sicherheit wird Amerika nicht nur stärker machen, sondern in vielerlei Hinsicht verbessern. Erkenntnisse aus der Erforschung des Bioterrorismus werden die Gesundheitsfürsorge verbessern. Eine leistungsstärkere Polizei und Feuerwehr bedeuten sicherere Nachbarschaften. Ein strikterer Grenzschutz wird zur Bekämpfung illegaler Drogen beitragen. Und während die Regierung auf eine bessere innere Sicherheit hinarbeitet, werden sich die Vereinigten Staaten weiterhin auf die Augen und Ohren wachsamer Bürger verlassen. Einige Tage vor Weihnachten entdeckte eine Flugbegleiterin, wie ein Passagier ein Streichholz anzündete. Die Crew und die Passagiere überwältigten den von der Al Qaida ausgebildeten und mit Sprengkörpern bewaffneten Mann schnell. Die Menschen an Bord dieses Flugzeugs waren wachsam und haben deshalb wahrscheinlich das Leben von fast 200 Menschen gerettet. Und heute Abend begrüßen und danken wir den Flugbegleitern Hermis Moutardier und Christina Jones. Sobald wir unsere nationale und die innere Sicherheit finanziert haben, ist die letzte große Priorität meines Haushalts wirtschaftliche Sicherheit für das amerikanische Volk. Um diese großen nationalen Ziele zu erlangen – den Krieg zu gewinnen, die innere Sicherheit zu erlangen und unsere Volkswirtschaft wiederzubeleben – wird unser Haushalt für kurze Zeit ein kleines Defizit aufweisen, solange der Kongress sich bei den Ausgaben zurückhält und haushaltspolitisch verantwortlich handelt. Wir haben klare Prioritäten, und wir müssen im Inland ebenso zielgerichtet und entschlossen handeln wie wir es im Ausland getan haben. Wir werden in dem Krieg obsiegen, und wir werden diese Rezession bekämpfen. Amerikaner, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, benötigen unsere Hilfe, und ich befürworte die Verlängerung der Arbeitslosenunterstützung und direkte Zuschüsse zur Krankenversicherung. Aber die amerikanischen Arbeitnehmer möchten mehr als Arbeitslosenunterstützung – sie möchten ein festes Einkommen. Wenn Amerika arbeitet, prosperiert Amerika, und daher kann mein Plan zur wirtschaftlichen Sicherheit in einem Wort zusammengefasst werden: Arbeitsplätze. Gute Arbeitsplätze beginnen mit guten Schulen, und hier haben wir einen guten Anfang gemacht. Die Republikaner und die Demokraten haben zusammengearbeitet, um diese historische Bildungsreform umzusetzen, so dass kein Kind zurückgelassen wird. Es war mir eine Ehre, mit Mitgliedern beider Parteien zusammenzuarbeiten: dem Vorsitzenden John Boehner und dem Kongressab-
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geordneten George Miller. Mit Senator Judd Gregg. Und ich war so stolz auf unsere Arbeit, dass ich sogar nette Worte über meinen Freund, Ted Kennedy, zu sagen hatte. Ich weiß, die Leute auf der Straße werden nicht glauben, dass ich so etwas sage – aber die Arbeit an dieser Gesetzesvorlage zeigt, was möglich ist, wenn wir kompromissbereit sind und uns auf Ergebnisse konzentrieren. Es gibt noch viel zu tun. Wir müssen unsere Kinder mit verbesserten Startund frühkindlichen Entwicklungsprogrammen darauf vorbereiten, lesen zu lernen und in der Schule Erfolg zu haben. Wir müssen unsere Lehrer-Colleges und die Lehrerausbildung verbessern und eine umfassende Einstellungskampagne mit einem großen Ziel für Amerika einleiten: Gute Arbeitsplätze hängen auch von einer zuverlässigen und finanzierbaren Energieversorgung ab. Dieser Kongress muss handeln, um Energiesparmaßnahmen zu ermutigen, Technologie zu fördern, Infrastruktur aufzubauen, und er muss handeln, um die Energieerzeugung im Inland zu steigern, so dass die Vereinigten Staaten weniger von ausländischem Öl abhängen. Gute Arbeitsplätze hängen von erweitertem Handel ab. Die Erschließung neuer Märkte schafft neue Arbeitsplätze, und daher fordere ich den Kongress auf, die Handelsförderungsbefugnis endlich zu erteilen. Bei diesen beiden Themen – Handel und Energie – hat das Repräsentantenhaus Maßnahmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen ergriffen, und ich fordere den Senat zur Verabschiedung dieses Gesetzentwurfs auf. Gute Arbeitsplätze hängen von einer soliden Steuerpolitik ab. Letztes Jahr dachten einige in diesem Saal, mein Plan für Steuersenkungen sei nicht ausreichend, andere dachten, er sei zu umfassend. Aber als die Gehaltsschecks in der Post waren, fanden die meisten Amerikaner die Steuererleichterungen genau richtig. Der Kongress hörte auf das Volk und reagierte mit Steuersenkungen, Verdoppelung des Kindergelds und Abschaffung der Erbschaftssteuer. Zugunsten von langfristigem Wachstum und um den Amerikanern bei ihrer Planung für die Zukunft behilflich zu sein, sollten wir diese Steuersenkungen festschreiben. Der Weg aus dieser Rezession, der Weg zur Schaffung von Arbeitsplätzen besteht in Wirtschaftswachstum durch die Förderung von Investitionen in Fabriken und Geräte und durch die zügige Umsetzung der Steuererleichterungen, so dass die Menschen mehr Geld zum Ausgeben haben. Zum Wohl der amerikanischen Arbeitnehmer sollten wir ein Paket mit wirtschaftlichen Anreizen verabschieden. Gute Arbeitsplätze müssen das Ziel der Sozialreform sein. Während wir diese wichtigen Reformen genehmigen, müssen wir uns stets vor Augen führen, dass
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das Ziel darin besteht, die Abhängigkeit von der Regierung zu verringern und jedem Amerikaner die Würde eines Arbeitsplatzes zu bieten. Die Amerikaner wissen, dass wirtschaftliche Sicherheit ohne Krankenversicherung in einer Sekunde verloren gehen kann. Ich bitte den Kongress, mit mir zusammen in diesem Jahr den Grundrechtekatalog für Patienten zu verabschieden – Zuschüsse zu einer Krankenversicherung für nicht versicherte Arbeitnehmer, die Genehmigung einer historischen Aufstockung der Ausgaben für die Gesundheit der Veteranen sowie ein solides und modernes MedicareKrankenversicherungssystem für Senioren, das die Abdeckung für verschreibungspflichtige Medikamente beinhaltet. Ein guter Arbeitsplatz sollte zu einer sicheren Rente führen. Ich fordere den Kongress auf, neue Schutzmaßnahmen für vermögenswirksame Leistungen und Rentenpläne zu verabschieden. Arbeitnehmer, die hart gearbeitet und ihr ganzes Leben lang gespart haben, sollten nicht riskieren müssen, alles zu verlieren, wenn ihre Firma bankrott geht. Mit strikteren Rechenlegungsvorschriften und strengeren Offenlegungsanforderungen müssen die Unternehmen in den Vereinigten Staaten den Arbeitnehmern und Aktionären gegenüber stärker zur Rechenschaft gezogen und den höchsten Verhaltenscodes unterworfen werden. Sichere Renten hängen auch davon ab, die Verpflichtungen der Sozialversicherung einzuhalten, und das werden wir tun. Wir müssen die Sozialversicherung finanziell stabil machen und jüngeren Arbeitnehmern, die sich dafür entscheiden, eine persönliche Altersvorsorge gestatten. Mitglieder des Kongresses – Sie und ich werden in den kommenden Monaten bei anderen Themen zusammenarbeiten: Einer produktiven Landwirtschaftspolitik, einer saubereren Umwelt, mehr Wohneigentum, vor allem für Minderheiten, sowie Wegen zur Förderung der guten Arbeit von wohltätigen Einrichtungen und Religionsgemeinschaften. Ich fordere Sie auf, diese wichtigen innenpolitischen Themen mit mir gemeinsam in dem gleichen Geist der Zusammenarbeit anzugehen, den Sie bei unseren Krieg gegen den Terrorismus gezeigt haben. In diesen letzten Monaten war es für mich Ehrfurcht gebietend und ein Privileg, den wahren Charakter unserer Bürger in einer Zeit der Prüfung auszumachen. Unsere Feinde glaubten, Amerika sei schwach und materialistisch, sie glaubten, wir würden uns in Angst und Selbstsucht verlieren. Sie hatten so Unrecht wie sie böse sind. Das amerikanische Volk hat wunderbar reagiert – mit Mut und Mitgefühl, mit Stärke und Entschlossenheit. Als ich die Helden getroffen, die Familien
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umarmt und in die müden Gesichter der Rettungsarbeiter geblickt habe, stand ich in Ehrfurcht vor dem amerikanischen Volk. Und ich hoffe, Sie werden mit mir gemeinsam einer Amerikanerin Dank für ihre Stärke und Ruhe und den Trost sagen, den sie unserer Nation in Zeiten der Krise spendet – unserer First Lady, Laura Bush. Keiner von uns würde sich je das Böse wünschen, das am 11. September geschah. Aber nachdem Amerika angegriffen worden war, war es, als habe das ganze Land in einen Spiegel geschaut und sein besseres Selbst gesehen. Wir wurden daran erinnert, dass wir Bürger mit einer Verpflichtung dem anderen gegenüber, unserem Land gegenüber und der Geschichte gegenüber sind. Wir haben weniger an die Dinge gedacht, die wir anhäufen können, und mehr an das Gute, das wir tun können. Zu lange hat unsere Kultur gesagt: "Wenn es Spaß macht, dann tu's." Jetzt hat sich Amerika eine neue Ethik und eine neue Überzeugung zu eigen gemacht: "Lasst es uns in Angriff nehmen." In den Opfern der Soldaten, in dem heroischen Einsatz der Feuerwehrleute für ihre Mitbürger und in dem Mut und der Großzügigkeit der Bürger gewannen wir einen flüchtigen Eindruck, wie eine neue Kultur der Verantwortung aussehen könnte. Wir möchten eine Nation sein, die ihr übergeordneten Zielen dient. Uns wurde eine einzigartige Gelegenheit geboten, und wir dürfen diesen Augenblick nicht verstreichen lassen. Heute Abend fordere ich alle Amerikaner auf, mindestens zwei Jahre – 4.000 Stunden für den Rest ihres Lebens – dem Dienst an ihrem Nachbarn und an unserer Nation zu widmen. Viele leisten diesen Dienst bereits, und ich danke Ihnen. Wenn Sie nicht genau wissen, wie Sie helfen sollen, kann ich Ihnen sagen, wo Sie anfangen können. Um das Beste, das in Amerika entstanden ist, zu bewahren und zu erweitern, lade ich Sie ein, dem neuen USA Freedom Corps beizutreten. Das Freedom Corps wird sich auf drei Bereiche konzentrieren, in denen Bedarf besteht: Reaktion im Falle einer Krise im Inland, Wiederaufbau unserer Gemeinden und Demonstration des amerikanischen Mitgefühls auf der ganzen Welt. Eine Aufgabe des USA Freedom Corps wird die innere Sicherheit sein. Amerika benötigt pensionierte Ärzte und Schwestern, die bei einer größeren Katastrophe mobilisiert werden können; Freiwillige, die der Polizei und der Feuerwehr helfen können; Mitarbeiter von Transport- und Versorgungsunternehmen, die gut ausgebildet im Erkennen von Gefahren sind. Unser Land benötigt auch Bürger, die beim Wiederaufbau unserer Gemeinden helfen. Wir brauchen Mentoren, die Kinder lieben, vor allem Kinder, deren
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Eltern im Gefängnis sind. Und wir benötigen begabtere Lehrer in Problemschulen. Das USA Freedom Corps wird die guten Bestrebungen des AmeriCorps und des Senior Corps erweitern und verbessern, über 200.000 neue Freiwillige zu gewinnen. Und Amerika braucht Bürger, um in jedem Teil der Welt das Mitgefühl unseres Landes zu zeigen. Wir werden also das Versprechen des Peace Corps erneuern, die Zahl seiner Freiwilligen in den nächsten fünf Jahren verdoppeln und es auffordern, an neuen Bestrebungen zur Förderung von Entwicklung, Bildung und Chancen in der islamischen Welt mitzuwirken. Diese Zeit der Unbilden bietet einen einzigartigen Augenblick der Chance – einen Augenblick, den wir ergreifen müssen, um unsere Kultur zu verändern. Ich weiß, dass wir durch die gesamte Dynamik von Millionen von Akten des Dienstes, der Würde und der Freundlichkeit das Böse mit einem größeren Guten überwinden können. Und in dieser Zeit des Krieges haben wir eine große Chance, die Welt zu den Werten zu führen, die dauerhaften Frieden mit sich bringen werden. Alle Väter und Mütter in allen Gesellschaften möchten, dass ihre Kinder eine gute Bildung erhalten und frei von Armut und Gewalt leben können. Kein Volk auf der ganzen Welt sehnt sich nach Unterdrückung oder strebt nach Knechtschaft oder erwartet freudig das mitternächtliche Klopfen der Geheimpolizei. Wenn irgend jemand das bezweifelt, sollte er nach Afghanistan blicken, wo die Menschen auf der Straße das Ende der Tyrannei mit Liedern und Feiern begrüßten. Die Skeptiker sollten auf die reiche Geschichte des Islam blicken, mit seinen Jahrhunderten des Lernens, der Toleranz und des Fortschritts. Amerika wird eine Führungsrolle übernehmen, indem es die Freiheit und die Gerechtigkeit verteidigt, weil Freiheit und Gerechtigkeit richtig und wahr und unveränderlich für alle Menschen überall auf der Welt sind. Keine Nation besitzt dieses Streben, und keine Nation ist davon ausgeschlossen. Wir haben nicht die Absicht, jemandem unsere Kultur aufzuzwingen. Aber Amerika wird immer entschlossen für die nicht verhandelbaren Forderungen der menschlichen Würde eintreten: Rechtsstaatlichkeit, Beschränkung der Macht des Staats, Achtung der Frau, Privatbesitz, Redefreiheit, Gleichberechtigung und religiöse Toleranz. Amerika wird die Partei der mutigen Männer und Frauen ergreifen, die für diese Werte auf der ganzen Welt eintreten, einschließlich der islamischen Welt, weil wir ein größeres Ziel als die Beseitigung von Bedrohungen und die Ein-
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dämmung von Ressentiments haben. Wir möchten eine gerechte und friedliche Welt über den Krieg gegen den Terror hinaus. In diesem Augenblick der Chancen löscht eine gemeinsame Gefahr alte Rivalitäten aus. Die Vereinigten Staaten arbeiten mit Russland, China und Indien in einer nie gekannten Weise zusammen, um Frieden und Wohlstand zu erlangen. In jeder Region stellen freie Märkte, freier Handel und freie Gesellschaften ihre Macht zur Verbesserung der Lebensqualität unter Beweis. Gemeinsam mit Freunden und Bündnispartnern von Europa bis Asien und von Afrika bis Lateinamerika werden wir demonstrieren, dass die Kräfte der Gewalt die Dynamik der Freiheit nicht aufhalten können. Als ich das letzte Mal hier gesprochen habe, verlieh ich der Hoffnung Ausdruck, dass die Welt wieder zur Normalität zurückkehren würde. In mancher Hinsicht war das der Fall. In anderer wird das niemals der Fall sein. Diejenigen von uns, die diese Zeiten der Herausforderung miterlebt haben, wurden durch sie verändert. Sie haben Wahrheiten erkannt, die sie nie in Frage stellen werden: Das Böse ist real, und es muss bekämpft werden. Über alle Rassen- und Glaubensunterschiede hinweg sind wir ein Land, wir trauern zusammen und stellen uns gemeinsam der Gefahr. Tief im amerikanischen Charakter ist Ehre verwurzelt, und sie ist stärker als Zynismus. Und viele haben erneut entdeckt, dass selbst in Zeiten einer Tragödie – vor allem in Zeiten einer Tragödie – Gott nah ist. In einem einzigen Augenblick haben wir erkannt, dass dies ein entscheidendes Jahrzehnt in der Geschichte der Freiheit sein wird, dass wir zu einer einzigartigen Rolle in der Geschichte der Menschheit aufgerufen wurden. Die Welt hat sich selten einer klareren oder konsequenteren Entscheidung gegenüber gesehen. Unsere Feinde haben die Kinder anderer Völker zu einer Mission des Selbstmords und des Mords entsandt. Sie befürworten Tyrannei und Tod als Ursache und als Credo. Wir befürworten eine andere Entscheidung, die vor langer Zeit, am Tag unserer Gründung getroffen wurde. Wir bekräftigen sie heute erneut. Wir haben uns für Freiheit und die Würde jedes einzelnen Lebens entschieden. Unerschütterlich in unserer Zielsetzung machen wir jetzt weiter. Wir kennen den Preis der Freiheit. Wir zeigen die Macht der Freiheit. Und in diesem großen Konflikt, meine amerikanischen Mitbürger, werden wir den Sieg der Freiheit erleben. Vielen Dank. Möge Gott Sie schützen. Engl. in: http://www.whitehouse.gov/news/releases/2002/01/20020129-11.html; dt. in: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/USA/bush-rede.html.
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161. Die Nationale Sicherheitsstrategie der Vereinigten Staaten von Amerika, vom Präsidenten unterzeichnet, 17. September 2002 The National Security Strategy of the United States of America Jede US-Administration ist gehalten, einen jährlichen Bericht – National Security Strategy (NSS) – an den Kongress zu übermitteln, in dem sie zu den aktuellen Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik Stellung nimmt. Diese erst 1986 durch den Goldwater-Nichols Department of Defense Reorganization Act of 1986 (kurz: Goldwater-Nichols Act 1986 10 U.S.C. 111) auch legistisch institutionalisierte Tradition begann unter dem Präsidenten Harry S. Truman, der sich aufgrund der angespannten politischen Lage zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion gezwungen sah, eine prinzipielle Aussage über die Gestaltung der außenpolitischen Beziehungen zu treffen (siehe Dok. 120). Seither hat jeder Präsident in ähnlicher Weise einen Bericht an den Kongress verfasst. Die Vorarbeiten zur und die Beratung des Präsidenten bei Gestaltung der NSS übernimmt eine Expertenkommission im Auftrag des Pentagon. Dieses Gremium besteht unter anderem aus hochrangigen Militärs, Wissenschaftern und Mitarbeitern des Außenministeriums. Der von dieser Expertenkommission ausgearbeitete Bericht wird dann zunächst dem Präsidenten vorgelegt, der letztendlich den genauen Inhalt der NSS festlegt und sie durch seine Unterschrift autorisiert und an den Kongress übermittelt. Der Regierung und dem Kongress dient die National Security Strategy als Leitfaden für zukünftige exekutive, legislative und finanzielle Entscheidungen, um innen-, außen- und militärpolitische Maßnahmen den jeweiligen nationalen und internationalen Gegebenheiten und Erfordernissen anzupassen. Am 20. September 2002 legte Präsident George W. Bush erstmalig seine National Security Strategy – für die sich im weiteren Verlauf in vor allem europäischen politischen Publikationen und in Massenmedien der Begriff "Bush-Doktrin" durchsetzte – dem amerikanischen Kongress vor. Diese war als eine Zusammenstellung von Reden des Präsidenten gestaltet, in denen sich grundsätzliche Aussagen zur Außen- und Sicherheitspolitik der Vereinigten Staaten fanden. Von wesentlichem Einfluss auf die Konzeption der National Security Strategy 2002 war die damalige nationale Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice.
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Im militärisch-strategischen Bedrohungsszenario hatte sich seit dem 11. September 2001 eine radikale Wende vollzogen. Die klassische militärische Unterscheidung zwischen innerer und äußerer Sicherheit stellte keine Basis mehr für ein Verteidigungskonzept dar. Die Militärstrategie definierte als Bedrohung für die Vereinigten Staaten nunmehr Terrorzellen, speziell der Al Kaida, und diese unterstützende Staaten, die in Verdacht waren, Angriffe auf die Vereinigten Staaten vorzubereiten oder diese zu unterstützen. Diesen geänderten Umständen musste die National Security Strategy 2002 jedenfalls Rechnung tragen. Die militärische Kernaussage der neuen sicherheitspolitischen Doktrin bestand in der erstmaligen Formulierung des "Preemptive Strike". Darunter ist der Anspruch der USA auf das Recht zu verstehen, unter Verweis auf die Rechtsfigur der Notwehr grundsätzlich Präventivkriegsschläge gegen die so genannten "Schurkenstaaten" (rogue states) führen zu dürfen, falls andere Bedrohungsabwehrmaßnahmen erfolglos blieben. (… if necessary, to exercise our right of selfdefense by acting preemptively against such terrorists, to prevent them from doing harm against our people and our country …) Der entscheidende Unterschied zur herkömmlichen Abschreckungsstrategie – wie etwa zu Zeiten des "Kalten Krieges" – bestand darin, dass hier nicht mit einer militärischen Reaktion auf einen unmittelbar von einem Völkerrechtssubjekt unternommenen Angriff gedroht wurde, sondern mit einer militärischen Aktion gegen terroristische Gruppierungen und erst in zweiter Linie gegen diejenigen Staaten, die diesen Organisationen Hilfe leisten. Wesentliche Konzepte der "Bush-Doktrin" waren jedoch nicht originäre Ausarbeitungen dieser Administration, sondern Rückgriffe auf bestehende politische Grundsätze, die bereits 1992 von Paul Wolfowitz (damaliger Abteilungsleiter für Politik im Pentagon) unter dem damaligen Präsidenten George Bush sen. und auch von dem zu dieser Zeit amtierenden Verteidigungsminister Dick Cheney im "Defense Planning Guidance" in einem "Leitfaden für die Planung der Verteidigung" formuliert wurden. Die Wahlniederlage von Bush sen. im gleichen Jahr gegen Bill Clinton verhinderte jedoch zunächst eine Umsetzung dieser sicherheitspolitischen Strategie. Die NSS als ausschließlich militärisch-strategischen Plan eines Krieges gegen den Terror zu verstehen, hieße jedoch einige wesentliche Aspekte dieses Dokumentes zu negieren. Der Bogen der nachstehend in Auszügen abgedruckten NSS spannte sich von traditionellen militärpolitischen Themen hin zu neuen Formen der Entwicklungshilfe im Dienste der "Würde des Menschen" und der "Freiheit als nicht verhandelbare Forderung menschlicher Würde", als "Geburtsrecht jedes Menschen in jeder Zivilisation".
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In weiteren Kapiteln der Nationalen Sicherheitsstrategie wurde dargestellt, wie die USA diese allgemeinen Ziele zu verwirklichen beabsichtigen. Weitere wesentliche Punkte dieses Konzepts waren: • • • •
Die Förderung von freien Märkten Die Bekämpfung von Pandemien Die Halbierung der Armut innerhalb des nächsten Jahrzehnts Die Förderung der Regierungen, die sich zu westlichen Werten bekennen und sich dem globalen Krieg gegen die Feinde Amerikas anschließen • Die Eindämmung von regionalen Konflikten (z.B. Israel, Naher Osten, Afrika) • Der Ausbau der guten Beziehungen zu Russland. Die NSS steht somit – entgegen der gängigen Meinung der Massenmedien – nicht ausschließliche unter den Auspizien einer "Bush-Doktrin" des präemptiven vorbeugenden Erstschlags, sondern kann als allgemeines (gesellschafts-)politisches Programm gesehen werden, da sie nicht nur den strategischen Veränderungen im internationalen System seit dem Ende des Kalten Krieges und den damit verbundenen neuen Chancen und Risiken Rechnung trug, sondern auch wirtschaftliche, soziale und medizinische Probleme der nationalen und internationalen Politik ansprach und diese in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit von Kongress und der nationalen und internationalen Öffentlichkeit rückte. Durch die "Nationale Sicherheitsstrategie 2006" vom März 2006 führte Präsident Bush die Grundprinzipien der "Bush Doktrin" von 2002 weiter, wobei er auch Bezug nimmt auf die neueren Entwicklungen im Irak und verschiedenen andere Krisenherden der Welt. Dabei baut er seine Strategie auf zwei Säulen: Erstens die Förderung und Sicherung von Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde mit dem Ziel, Tyrannei zu bekämpfen und die Ausbildung stabiler Demokratien zu unterstützen und Wohlstand durch freien und fairen Handel und wirkungsvolle Entwicklungspolitik zu unterstützen. Als zweite Säule seiner Strategie sieht er die Herausforderungen der Gegenwart bei der Übernahme einer Führungsrolle einer steigenden Zahl von demokratischen Staaten, weil viele Probleme – wie neue pandemische Erkrankungen, die Weitergabe von Massenvernichtungsmitteln, Terrorismus, Menschenhandel, Naturkatastrophen über die Grenzen der einzelnen Staaten reichen und daher wirksame Instrumente globaler Problemlösung notwendig sind – Bush sieht sich und seine Sicherheitsstrategie dabei in einer Traditionslinie mit den Präsidenten Truman und Reagan "idealisiert über unsere nationalen Ziele und realistisch über die Mittel sie durchzusetzen". Der 54 Seiten
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lange Text der Nationalen Sicherheitsstrategie 2006 ist unter folgender Internetadresse: http://www.whitehouse.gov/nsc/nss/2006/ in seinem englischen Original abrufbar. Eine deutsche Übersetzung ist bisher nicht erschienen. * * * INHALTSVERZEICHNIS I.
Übersicht über die internationale Strategie der Vereinigten Staaten
II.
Einsatz für die Menschenwürde
III. Bündnisse gegen den globalen Terrorismus stärken und Angriffe auf die Vereinigten Staaten und ihre Freunde verhindern IV. Entschärfung regionaler Konflikte V.
Der Bedrohung der Vereinigten Staaten, ihrer Bündnispartner und Freunde durch Massenvernichtungswaffen vorbeugen
VI. Freie Märkte und freier Handel – Einleitung einer neue Ära globalen Wirtschaftswachstums (nicht abgedruckt) VII. Ausweitung des Entwicklungsprozesses durch Öffnung von Gesellschaften und den Aufbau demokratischer Infrastrukturen VIII. Entwicklung einer Agenda für die Zusammenarbeit mit anderen wichtigen Machtzentren der Welt (nicht abgedruckt) IX. Herausforderungen meistern und Möglichkeiten nutzen – Umstrukturierung amerikanischer nationaler Sicherheitsinstitutionen (nicht abgedruckt) Einleitende Worte des Präsidenten Die großen Auseinandersetzungen des 20. Jahrhunderts zwischen Freiheit und Totalitarismus endeten mit einem deutlichen Sieg für die freiheitlichen Kräfte und einem einzigen nachhaltigen Modell für nationalen Erfolg: Freiheit, Demokratie und freies Unternehmertum. Im 21. Jahrhundert werden nur diejenigen Nationen das Potenzial ihrer Bürger freisetzen und zukünftigen Wohlstand sichern können, die sich dem Schutz grundlegender Menschenrechte und der Gewährleistung politischer und wirtschaftlicher Freiheit verpflichtet haben. Menschen auf der ganzen Welt wollen das Recht der freien Rede, sie wollen ihre Regierung wählen können, ihre religiöse Überzeugung leben und ihren Kindern eine Schulbildung ermöglichen – seien es nun Jungen oder Mädchen –, Eigentum besitzen und die Früchte ihrer Arbeit genießen. Diese Werte der Freiheit
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sind für alle Menschen und in jeder Gesellschaft richtig und wahr, und die Pflicht, diese Werte gegen Feinde zu verteidigen, ist die gemeinsame Aufgabe aller freiheitsliebenden Menschen überall auf der Welt und zu allen Zeiten. Die Vereinigten Staaten erfreuen sich gegenwärtig beispielloser militärischer Stärke und eines großen wirtschaftlichen und politischen Einflusses. Wenn wir unserem Erbe und unseren Grundsätzen treu bleiben, nutzen wir unsere Stärke nicht für die Durchsetzung einseitiger Vorteile. Wir streben dagegen nach einem Kräftegleichgewicht zu Gunsten menschlicher Freiheit: Bedingungen, die es allen Nationen und Gesellschaften ermöglichen, für sich selbst den Lohn und die Herausforderungen politischer und wirtschaftlicher Freiheit zu wählen. Eine sichere Welt ermöglicht es den Menschen, ein besseres Leben zu führen. Wir werden den Frieden gegen Bedrohungen durch Terroristen und Tyrannen verteidigen. Wir werden den Frieden durch den Aufbau guter Beziehungen zwischen den Großmächten bewahren. Und wir werden Frieden verbreiten, indem wir freie und offene Gesellschaften auf jedem Kontinent fördern. Die Verteidigung unserer Nation ist die erste und wichtigste Verpflichtung der Regierung. Diese Aufgabe hat sich jetzt dramatisch verändert. In der Vergangenheit benötigten Feinde große Armeen und umfangreiche industrielle Fähigkeiten, um eine Gefahr für die Vereinigten Staaten darzustellen. Heutzutage können schemenhafte Netzwerke von Einzelpersonen großes Chaos und Leid über unser Land bringen – und es kostet sie weniger als ein einziger Panzer. Terroristen durchdringen offene Gesellschaften und richten moderne Technologien gegen uns. Um mit dieser Bedrohung fertig zu werden, müssen wir jegliches uns zur Verfügung stehende Mittel anwenden: militärische Macht, verbesserte innere Sicherheit, Strafverfolgung, nachrichtendienstliche Tätigkeiten sowie energische Anstrengungen zur Unterbindung des Finanznachschubs für Terroristen. Der Krieg gegen weltweit agierende Terroristen ist eine globale Unternehmung von ungewisser Dauer. Die Vereinigten Staaten werden Nationen helfen, die im Kampf gegen den Terrorismus unsere Unterstützung brauchen. Die Vereinigten Staaten werden Länder zur Rechenschaft ziehen, die dem Terrorismus Vorschub leisten und solche, die Terroristen Zuflucht gewähren, denn die Verbündeten des Terrors sind die Feinde der Zivilisation. Die Vereinigten Staaten und die Länder, die mit uns zusammenarbeiten, müssen Terroristen daran hindern, neue Basislager einzurichten. Gemeinsam werden wir danach streben, ihnen jeglichen Zufluchtsort zu verwehren. In der Verbindung von Radikalismus und Technologie liegt die größte Gefahr für unsere Nation. Unsere Feinde haben offen erklärt, dass sie den Besitz
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von Massenvernichtungswaffen anstreben, und es gibt Beweise dafür, dass sie dieses Ziel mit Entschlossenheit verfolgen. Die Vereinigten Staaten werden es nicht zulassen, dass solche Bemühungen von Erfolg gekrönt werden. Wir werden uns gegen ballistische Raketen und andere Waffen schützen. Wir werden mit anderen Nationen zusammenarbeiten, um es unseren Feinden unmöglich zu machen, gefährliche Technologien zu beschaffen. Es ist eine Sache des gesunden Menschenverstands und der Selbstverteidigung, dass die Vereinigten Staaten gegen solche aufkommenden Bedrohungen vorgehen werden, bevor sie übermächtig werden. Wir können die Vereinigten Staaten und unsere Freunde nicht verteidigen, wenn wir nur das Beste hoffen. Daher müssen wir bereit sein, die Pläne unserer Feinde zunichte zu machen, indem wir uns der besten Informationsquellen bedienen und mit Bedacht vorgehen. Die Geschichte wird mit denen scharf ins Gericht gehen, die diese Gefahr auf sich zukommen sahen, aber nichts dagegen unternommen haben. In der neuen Welt, in der wir leben, ist der einzige Weg zu Frieden und Sicherheit der Weg des Handelns. Bei der Verteidigung des Friedens werden wir auch die historische Chance ergreifen, den Frieden zu bewahren. Die internationale Gemeinschaft hat seit der Entstehung der Nationalstaaten im 17. Jahrhundert jetzt die beste Chance, eine Welt zu schaffen, in der die Großmächte in Frieden konkurrieren, statt sich fortwährend auf einen Krieg vorzubereiten. Die Großmächte der Welt befinden jetzt sich auf der selben Seite – geeint durch die gemeinsame Bedrohung durch terroristische Gewalt und Chaos. Die Vereinigten Staaten werden auf der Basis dieser gemeinsamen Interessen auf die Förderung globaler Sicherheit hinarbeiten. Wir werden zunehmend durch gemeinsame Werte geeint. Russland befindet sich inmitten eines hoffnungsvollen Übergangsprozesses und strebt eine demokratische Zukunft und eine Partnerschaft im Krieg gegen den Terrorismus an. In China entdecken führende Politiker, dass wirtschaftliche Freiheit die einzige Quelle nationalen Wohlstands ist. Mit der Zeit werden sie feststellen, dass gesellschaftliche und politische Freiheit die einzige Quelle nationaler Größe ist. Die Vereinigten Staaten werden das Streben nach Demokratie und wirtschaftlicher Offenheit in beiden Ländern unterstützen, denn dies sind die besten Voraussetzungen für innere Stabilität und internationale Ordnung. Wir werden der Aggression anderer Großmächte mit Nachdruck entgegentreten, auch wenn wir ihr friedvolles Streben nach Wohlstand, Handel und kulturellem Fortschritt begrüßen. Schließlich werden die Vereinigten Staaten die Gunst der Stunde nutzen, um die Vorzüge der Freiheit in der ganzen Welt zu verbreiten. Wir werden uns aktiv dafür einsetzen, die Hoffnung auf Demokratie, Entwicklung, freie Märkte und freien Handel in jeden Winkel der Erde zu tragen. Die Ereignisse am 11. Sep-
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tember 2001 haben uns gelehrt, dass schwache Staaten wie Afghanistan eine ebenso große Gefahr für unsere nationalen Interessen darstellen können wie starke Staaten. Armut macht arme Menschen nicht zu Terroristen oder Mördern. Dennoch können Armut, schwache Institutionen und Korruption schwache Staaten anfällig für Terrornetzwerke und Drogenkartelle machen. Die Vereinigten Staaten werden jedem Land zur Seite stehen, das entschlossen ist, eine bessere Zukunft zu schaffen, indem es seinen Bürgern die Vorzüge der Freiheit gewährt. Freier Handel und freie Märkte haben bewiesen, dass sich ganze Gesellschaften durch sie aus der Armut befreien konnten. Die Vereinigten Staaten werden daher mit einzelnen Ländern, ganzen Regionen und allen handeltreibenden Staaten an einer Welt arbeiten, in der in Freiheit Handel betrieben wird und deren Wohlstand dadurch wächst. Im Rahmen des New Millennium Challenge Account werden die Vereinigten Staaten solchen Ländern mehr Entwicklungshilfe gewähren, die gerecht regieren, in ihr Volk investieren und wirtschaftliche Freiheit fördern. Unser Land wird auch weiterhin bei der Bekämpfung von HIV/AIDS und anderen Infektionskrankheiten eine weltweit führende Rolle spielen. Im Streben nach einem freiheitsorientierten Kräftegleichgewicht werden die Vereinigten Staaten von der Überzeugung geleitet, dass alle Nationen eine wichtige Verantwortung tragen. Freie Nationen müssen Terrorismus aktiv bekämpfen. Nationen, die von internationaler Stabilität abhängig sind, müssen dazu beitragen, die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen zu verhindern. Nationen, die internationale Hilfe brauchen, müssen selbst weise regiert werden, damit die gewährten Mittel auch sinnvoll verwendet werden können. Um sich frei entfalten zu können, ist Verantwortungsbewusstsein nötig und wird auch erwartet. Wir werden auch von der Überzeugung geleitet, dass kein Land allein eine sichere und bessere Welt bauen kann. Bündnisse und multilaterale Institutionen können die Stärke freiheitsliebender Nationen vervielfältigen. Die Vereinigten Staaten haben sich dauerhaften Institutionen verpflichtet, wie den Vereinten Nationen, der Welthandelsorganisation (World Trade Organization – WTO), der Organisation Amerikanischer Staaten (Organization of American States – OAS), der NATO und anderen bewährten Bündnissen. Bündnisse der Willigen können diese beständigen Institutionen bestärken. Auf jeden Fall müssen internationale Verpflichtungen ernst genommen werden. Man kann ihnen nicht symbolisch nachkommen und sich für ein Ideal einsetzen, ohne dessen Verwirklichung anzustreben. Freiheit ist eine nicht verhandelbare Forderung menschlicher Würde, das Geburtsrecht jedes Menschen in jeder Zivilisation. In der Geschichte wurde die Freiheit durch Krieg und Terrorismus bedroht, sie wurde von den widersprüchlichen Absichten mächtiger Staaten und
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den verwerflichen Zielen von Tyrannen in Frage gestellt und durch weit verbreitete Armut und Krankheiten auf die Probe gestellt. Die Menschheit hat jetzt die Möglichkeit, den Triumph der Freiheit über all diese Widerstände voranzutreiben. Die Vereinigten Staaten begrüßen ihre Verantwortung, bei dieser großartigen Mission eine führende Rolle zu spielen. [unterzeichnet durch den Präsidenten] Weißes Haus 17. September 2002 I. Übersicht über die internationale Strategie der Vereinigten Staaten "Die Sache, für die unsere Nation eintritt, war immer größer als die Verteidigung unserer Nation. Wir kämpfen, wie wir immer kämpfen, für einen gerechten Frieden – einen Frieden, der die Freiheit begünstigt. Wir werden den Frieden gegen die Bedrohungen durch Terroristen und Tyrannen verteidigen. Wir werden den Frieden durch den Aufbau guter Beziehungen zwischen den Großmächten bewahren. Und wir werden den Frieden verbreiten, indem wir freie und offene Gesellschaften auf jedem Kontinent fördern." Präsident Bush West Point, New York 1. Juni 2002 Die Stärke und der Einfluss der Vereinigten Staaten in der Welt sind beispielund konkurrenzlos. Getragen vom Glauben an die Prinzipien der Freiheit und die Werte einer freien Gesellschaft, geht diese Position mit beispiellosen Verantwortlichkeiten, Verpflichtungen und Chancen einher. Die große Stärke dieser Nation muss darauf verwendet werden, ein Kräftegleichgewicht zu fördern, das Freiheit begünstigt. Für lange Zeit war die Welt im 20. Jahrhundert durch einen großen Kampf um Ideen gespalten; destruktive totalitäre Visionen standen gegen Freiheit und Gleichheit. Dieser große Kampf ist beendet. Die militanten Visionen von Klassen, Nationen und Rassen, die das Unmögliche versprachen und nur Elend hervorbrachten, sind gescheitert und in Verruf geraten. Die Vereinigten Staaten werden jetzt weniger durch eroberungslüsterne denn durch scheiternde Staaten bedroht. Wir werden weniger von Flotten und Heeren bedroht als von katastrophalen Technologien in den Händen von einigen wenigen Verbitterten. Wir müssen diese gegen unsere Nation, unsere Verbündeten und Freunde gerichteten Bedrohungen besiegen. Dies ist für die Vereinigten Staaten auch eine Zeit der Chancen. Wir werden daran arbeiten, unseren momentanen Einfluss für Jahrzehnte des Friedens, des
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Wohlstands und der Freiheit geltend zu machen. Die amerikanische Nationale Sicherheitsstrategie gründet sich auf einen ausgeprägten amerikanischen Internationalismus, der die Wertegemeinschaft und unsere nationalen Interessen widerspiegelt. Es ist das Ziel dieser Strategie, diese Welt nicht nur sicherer, sondern auch besser zu machen. Unsere Ziele auf dem Weg zum Fortschritt sind eindeutig: politische und wirtschaftliche Freiheit, friedliche Beziehungen mit anderen Staaten und die Achtung der Menschenwürde. Und diesen Weg gehen die Vereinigten Staaten nicht allein. Er steht allen offen. Um diese Ziele zu erreichen, werden die Vereinigten Staaten: sich für die Menschenwürde einsetzen; Bündnisse stärken, um globalen Terrorismus zu bekämpfen und Angriffen gegen uns und unsere Freunde vorzubeugen; gemeinsam mit anderen an der Entschärfung regionaler Konflikte arbeiten; ihre Feinde abhalten, sie, ihre Verbündeten und Freunde mit Massenvernichtungswaffen zu bedrohen; durch freie Märkte und freien Handel eine neue Ära globalen Wirtschaftswachstums einleiten; Gesellschaften öffnen und Demokratie fördern und damit viele Länder in den Entwicklungsprozess einbeziehen; eine Agenda für die Zusammenarbeit mit anderen wichtigen Machtzentren der Welt entwickeln; die amerikanischen Institutionen nationaler Sicherheit umgestalten, um den Herausforderungen und Chancen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden. II. Einsatz für die Menschenwürde "Einige machen sich Sorgen, dass es irgendwie undiplomatisch oder unhöflich ist, deutlich von Richtig und Falsch zu sprechen. Ich bin da anderer Meinung. Andere Umstände erfordern andere Methoden, aber keine andere Moralvorstellung." Präsident Bush West Point, New York 01. Juni 2002 Bei der Verfolgung unserer Ziele ist es zunächst wichtig klarzustellen, wofür wir stehen: Die Vereinigten Staaten müssen Freiheit und Gerechtigkeit verteidigen, denn diese Prinzipien sind für alle Menschen und überall wahr und richtig. Keine Nation hat sie für sich gepachtet, und keine Nation ist davon ausgenommen. Väter und Mütter in allen Gesellschaften möchten, dass ihre Kinder eine Ausbildung erhalten und frei von Armut und Gewalt leben können. Kein Volk auf der ganzen Welt sehnt sich nach Unterdrückung oder strebt nach Knechtschaft oder erwartet freudig das mitternächtliche Klopfen der Geheimpolizei. Die Vereinigten Staaten müssen sich für die nicht verhandelbaren Forderungen der Menschenwürde einsetzen: Rechtsstaatlichkeit, Beschränkung der absoluten
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Macht des Staats, Redefreiheit, Religionsfreiheit, Gleichberechtigung, Achtung der Frau und Achtung vor privatem Eigentum. Diese Forderungen können in vielerlei Hinsicht erfüllt werden. Die amerikanische Verfassung hat uns gute Dienste geleistet. Viele andere Länder mit unterschiedlicher Geschichte und Kultur haben trotz unterschiedlicher Umstände diese grundlegenden Prinzipien erfolgreich in ihre Regierungssysteme aufgenommen. Die Geschichte ist den Nationen, die die Rechte und das Streben ihrer Völker ignoriert und missachtet haben, nicht geneigt gewesen. Die Erfahrung der Vereinigten Staaten als große multiethnische Demokratie bestätigt unsere Überzeugung, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Glaubens gemeinsam in Frieden leben und Erfolg haben können. Unsere eigene Geschichte ist die eines langen Kampfes, um unseren eigenen Idealen gerecht zu werden. Aber selbst in den schlimmsten Augenblicken waren die in der Unabhängigkeitserklärung festgeschriebenen Grundsätze unser Leitfaden. Im Ergebnis sind die Vereinigten Staaten nicht nur eine stärkere, sondern auch eine freiere und gerechtere Gesellschaft. Heutzutage sind diese Ideale ein Rettungsanker für die einsamen Verteidiger der Freiheit. Wenn es zur Öffnung einer Gesellschaft kommt, können wir die Veränderungen unterstützen, so wie wir das zwischen 1989 und 1991 in Mittel- und Osteuropa oder im Jahr 2000 in Belgrad getan haben. Wenn wir erleben, wie demokratische Prozesse bei unseren Freunden in Taiwan oder in der Republik Korea Fuß fassen und wie gewählte Politiker die Generäle in Lateinamerika und Afrika ersetzen, dann sehen wir Beispiele dafür, wohin sich autoritäre Systeme entwickeln können, wenn Geschichte und Tradition eines Landes eine Verbindung mit den Grundsätzen eingehen, die uns so sehr am Herzen liegen. Als Ausdruck der Lehren aus unserer Vergangenheit und der sich uns heute bietenden Chance muss die Nationale Sicherheitsstrategie der Vereinigten Staaten auf diesen Grundsätzen aufbauen und nach Möglichkeiten Ausschau halten, Freiheit zu verbreiten. Unsere Prinzipien bestimmen die Entscheidungen unserer Regierung in der internationalen Zusammenarbeit, die Art und Weise ausländischer Hilfe und die Verwendung von Ressourcen. Sie sind der Leitfaden für Wort und Tat der Vereinigten Staaten in internationalen Gremien. Wir werden: offen über Verletzungen der nicht verhandelbaren Forderungen menschlicher Würde sprechen und in internationalen Institutionen unsere Stimme für die Freiheit erheben; Entwicklungshilfe zur Förderung der Freiheit verwenden und diejenigen unterstützen, die sich gewaltfrei dafür einsetzen; gewährleisten, dass Länder auf dem Weg zur Demokratie für entsprechende Schritte belohnt werden; Freiheit und die Entwicklung demokratischer Institu-
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tionen zu Schlüsselthemen in unseren bilateralen Beziehungen machen, indem wir Solidarität und Zusammenarbeit mit anderen Demokratien suchen, während wir Regierungen, die Menschenrechte verweigern, zu einer besseren Zukunft drängen werden; besondere Anstrengungen unternehmen, um Religionsfreiheit und die Freiheit des Gewissens zu fördern und diese gegen die Übergriffe durch repressive Regierungen verteidigen. Wir werden uns für Menschenwürde einsetzen und uns denen entgegenstellen, die sich ihr widersetzen. III. Bündnisse gegen den globalen Terrorismus stärken und Angriffe auf die Vereinigten Staaten und ihre Freunde verhindern "Nur drei Tage nach diesen Ereignissen haben die Amerikaner noch nicht den Abstand der Geschichte. Unsere Verantwortung der Geschichte gegenüber ist jedoch bereits klar: Wir müssen auf diese Angriffe reagieren und die Welt vom Bösen befreien. Mit List, Täuschung und Mord wurde gegen uns Krieg geführt. Diese Nation ist friedlich, aber sie kämpft erbittert, wenn sie in Wut versetzt wird. Andere haben den Zeitpunkt und die Bedingungen des Konflikts vorgegeben, aber er wird in einer Weise und zu einer Stunde enden, die wir wählen." Präsident Bush Washington, D.C. (The National Cathedral) 14. September 2001 Die Vereinigten Staaten von Amerika führen einen Krieg gegen weltweit agierende Terroristen. Der Feind ist kein einzelnes politisches Regime oder eine Einzelperson oder eine Religion oder Ideologie. Der Feind ist der Terrorismus – vorsätzliche, politisch motivierte und gegen Unschuldige gerichtete Gewalt. In vielen Regionen verhindern berechtigte Vorwürfe die Entstehung eines dauerhaften Friedens. Solche Konflikte sollten und müssen im Rahmen eines politischen Prozesses gelöst werden. Aber nichts rechtfertigt Terror. Die Vereinigten Staaten werden keine Zugeständnisse an Terroristen machen und keine Abkommen mit ihnen abschließen. Wir machen keinen Unterschied zwischen Terroristen und denen, die ihnen wissentlich Unterschlupf gewähren oder Unterstützung zukommen lassen. Der Kampf gegen den globalen Terrorismus ist anders als jeder andere Krieg in unserer Geschichte. Er wird über lange Zeit und an vielen Fronten gegen einen besonders schwer fassbaren Feind geführt werden. Fortschritte werden durch sich stetig einstellende Erfolge eintreten – manche davon sichtbar, manche unsichtbar. Unsere Feinde erleben gegenwärtig, was zivilisierte Nationen gegen Regime ausrichten können – und werden –, die Terroristen Unterschlupf gewähren, sie
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unterstützen und Terrorismus als Mittel zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele benutzen. Afghanistan wurde befreit, und noch immer jagen Streitkräfte der Koalition die Taliban und Al-Qaida- Kämpfer. Doch dies ist nicht das einzige Schlachtfeld, auf dem wir Terroristen angreifen werden. Tausende von ausgebildeten Terroristen befinden sich noch immer auf freiem Fuß und unterhalten Zellen in Nordamerika, Südamerika, Europa, Afrika, im Nahen Osten und in ganz Asien. Unsere erste Priorität ist die Zerschlagung und Zerstörung global agierender Terrororganisationen und der Angriff auf ihre Führung: Kommandostrukturen, Kontrolle und Kommunikation, materielle Unterstützung und Finanzierung. So werden die Planungs- und Operationsfähigkeiten der Terroristen lahm gelegt. Wir werden unsere regionalen Partner weiterhin darin bestärken, gemeinsame Anstrengungen zur Isolierung der Terroristen zu unternehmen. Sobald in einer Region eine Bedrohung für einen bestimmten Staat ausgemacht wird, werden wir dazu beitragen, dass dieser Staat die notwendigen militärischen, polizeilichen, politischen und finanziellen Mittel hat, um diese Aufgabe zu bewältigen. Die Vereinigten Staaten werden weiterhin gemeinsam mit ihren Verbündeten daran arbeiten, die Finanzierung des Terrorismus zu unterbinden. Wir werden die Geldquellen des Terrorismus ausfindig machen und blockieren. Wir werden die Geldmittel der Terroristen und derjenigen, die sie unterstützen, einfrieren. Wir werden Terroristen den Zugang zum internationalen Finanzsystem verwehren und verhindern, dass rechtmäßige Wohlfahrtsorganisationen von Terroristen missbraucht werden und Finanzströme durch alternative Finanznetzwerke fließen. Dieser Feldzug muss nicht in einer bestimmten Abfolge geführt werden, um effektiv zu sein. Vielmehr wird der kumulative Effekt der Aktivitäten in allen Regionen dazu beitragen, die von uns gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Wir werden Terrororganisationen durch folgende Maßnahmen zerschlagen und zerstören: unmittelbares und kontinuierliches Handeln, das sich aller Elemente nationaler und internationaler Macht bedient. Unser unmittelbarer Schwerpunkt werden die weltweit agierenden Terrororganisationen sowie die terroristischen und staatlichen Sponsoren sein, die versuchen, Massenvernichtungswaffen oder deren Vorstufen zu beschaffen oder anzuwenden; Verteidigung der Vereinigten Staaten, des amerikanischen Volkes und unserer nationalen und internationalen Interessen, indem wir Bedrohungen ausmachen und ausschalten, bevor sie unsere Grenzen erreichen. Die Vereinigten Staaten werden sich ständig um die Unterstützung der internationalen Organisationen bemühen, werden aber auch nicht zögern zu han-
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deln, wenn es notwendig werden sollte, unser Recht auf Selbstverteidigung wahrzunehmen, indem wir präemptiv gegen solche Terroristen vorgehen und sie davon abhalten, dass sie unserem Volk und unserem Land Schaden zufügen; wir werden den Terroristen weitere Finanzierung, Unterstützung und Zuflucht verwehren, indem wir Staaten überzeugen oder zwingen, ihrer souveränen Verantwortung gerecht zu werden. Wir werden außerdem einen Krieg der Ideen führen, um den Kampf gegen den internationalen Terrorismus zu gewinnen. Dazu gehört: Nutzung des ganzen Einflusses der Vereinigten Staaten und in enger Zusammenarbeit mit Verbündeten und Freunden klarstellen, dass alle Terrorakte unrechtmäßig sind. Terrorismus soll im selben Licht wie Sklaverei, Piraterie oder Völkermord gesehen werden: ein Verhalten, das von keiner achtbaren Regierung verziehen oder unterstützt werden kann und dem sich alle widersetzen müssen; Unterstützung gemäßigter und moderner Regierungen, insbesondere in der muslimischen Welt. Auf diese Weise soll dafür Sorge getragen werden, dass die äußeren Bedingungen und Ideologien, die den Terrorismus fördern, keinerlei Nährboden in irgendeiner Nation finden können; Veränderung von Bedingungen, die Terrorismus hervorbringen, indem die internationale Gemeinschaft dazu bewegt wird, ihre Bemühungen und Ressourcen in den Regionen mit dem höchsten Risiko zu bündeln; Nutzung effektiver öffentlicher Diplomatie zur Förderung des freien Informations- und Ideenflusses, um die Hoffnung auf Freiheit und das Streben nach ihr in den Menschen zu entfachen, die in Gesellschaften leben, die von Förderern des globalen Terrorismus beherrscht werden. Zwar wissen wir, dass unsere beste Verteidigung in einer guten Offensive besteht, wir werden aber auch die innere Sicherheit in den Vereinigten Staaten stärken, um das Land vor Angriffen zu schützen und sie abzuwehren. Diese Administration hat die weitgehendste Umstrukturierung der Regierung vorgeschlagen, seit unter Präsident Truman der Nationale Sicherheitsrat und das Verteidigungsministerium geschaffen wurden. Im Zentrum unseres umfassenden Plans zur inneren Sicherheit, der sich auf alle Regierungsebenen sowie auf die Zusammenarbeit im öffentlichen und privaten Sektor erstreckt, steht ein neues Heimatschutzministerium sowie ein neues vereinheitlichtes Militärkommando und eine grundlegende Neuordnung des FBI. Diese Strategie wird aus der Not eine Tugend machen. Beispielsweise werden Notfallreaktions-Systeme nicht nur besser mit Terrorismus fertig werden, sondern auch mit anderen Gefahren. Unser medizinisches System wird derart gestärkt, dass es nicht nur mit Bioterror, sondern auch besser mit allen Infektionskrankheiten und Gefahren, die viele Tote fordern, fertig wird. Grenzkontrollen werden nicht allein Terroristen aufhalten, sondern auch den allgemeinen Grenzverkehr verbessern.
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Auch wenn unser Schwerpunkt auf der Verteidigung der Vereinigten Staaten liegt, wissen wir doch, dass wir die Hilfe unserer Verbündeten und Freunde brauchen, um den Terrorismus in der heutigen globalisierten Welt zu besiegen. Wo immer es möglich ist, werden die Vereinigten Staaten darauf vertrauen, dass regionale Organisationen und Staaten ihre Verpflichtungen im Kampf gegen den Terrorismus erfüllen. Wo der Kampf gegen den Terrorismus die Kapazitäten einzelner Regierungen übersteigt, werden wir ihre Willenskraft und ihre Ressourcen mit jeder erdenklichen Hilfe ergänzen, die wir und unsere Verbündeten leisten können. Während wir die Terroristen in Afghanistan verfolgen, setzen wir gleichzeitig die Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen, wie den Vereinten Nationen sowie mit Nichtregierungsorganisationen und anderen Ländern fort, um die humanitäre, politische, wirtschaftliche und sicherheitsrelevante Unterstützung zu leisten, die zum Wiederaufbau Afghanistans notwendig ist, damit dieser Staat nie wieder sein Volk missbraucht, seine Nachbarn bedroht und Terroristen Unterschlupf gewährt. Im Krieg gegen den globalen Terrorismus werden wir nie vergessen, dass wir letztlich für unsere demokratischen Werte und unsere Art zu leben kämpfen. Freiheit und Angst befinden sich im Krieg miteinander, und es wird kein schnelles oder einfaches Ende dieses Konflikts geben. Als Anführer im Feldzug gegen den Terrorismus gehen wir neue, produktive internationale Beziehungen ein und definieren die bestehenden neu, sodass sie die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts meistern können. IV. Entschärfung regionaler Konflikte "Wir schaffen eine Welt der Gerechtigkeit, oder wir werden in einer Welt der Zwänge leben. Das Ausmaß unserer gemeinsamen Verantwortung lässt unsere Meinungsverschiedenheiten so belanglos erscheinen." Präsident Bush Berlin, 23. Mai 2002 Betroffene Länder müssen sich bei kritischen regionalen Konflikten aktiv darum bemühen, eine explosionsartige Eskalation zu vermeiden und menschliches Leid auf ein Minimum zu reduzieren. In einer zunehmend ineinander verwobenen Welt können regionale Krisen unsere Bündnisse belasten, Rivalitäten zwischen Großmächten wieder aufleben lassen und die entsetzliche Verhöhnung menschlicher Würde zur Folge haben. Wenn Gewalt ausbricht und Staaten in ihren Grundfesten erschüttert sind, werden die Vereinigten Staaten mit Freunden und Partnern gemeinsam daran arbeiten, Leid zu mildern und Stabilität wiederherzustellen. Keine Doktrin kann jeden Umstand voraussehen, der
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direktes oder indirektes Handeln durch die Vereinigten Staaten garantiert. Wir haben begrenzte politische, wirtschaftliche und militärische Ressourcen, um unsere globalen Prioritäten zu bedienen. Die Vereinigten Staaten werden jeden Einzelfall auf der Basis folgender strategischer Prinzipien angehen: Die Vereinigten Staaten sollten Zeit und Ressourcen in den Aufbau internationaler Beziehungen und Institutionen investieren, die zur Bewältigung aufkommender lokaler Krisen beitragen. Die Vereinigten Staaten sollten realistisch sein, was ihre Fähigkeiten angeht, denen zu helfen, die nicht willens oder bereit sind, sich selbst zu helfen. Dort, wo Menschen bereit sind, ihren Teil beizutragen, sind wir bereit, entscheidende Hilfe zu leisten. Der israelisch-palästinensische Konflikt ist kritisch aufgrund des Ausmaßes menschlichen Leids, der engen Beziehungen der Vereinigten Staaten mit dem Staat Israel als auch mit arabischen Staaten, die eine Schlüsselposition einnehmen, sowie aufgrund der Bedeutung dieser Region für andere Prioritäten der Vereinigten Staaten. Im Nahen Osten kann es für keine Seite Frieden geben, ohne dass auf beiden Seiten Freiheit herrscht. Die Vereinigten Staaten bekennen sich zu einem unabhängigen und demokratischen Palästina, das mit Israel Seite an Seite in Frieden und Sicherheit lebt. Wie alle anderen Völker verdienen die Palästinenser eine Regierung, die ihren Interessen dient und auf ihre Stimme hört. Die Vereinigten Staaten werden weiterhin alle Parteien darin bestärken, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, um nach einer gerechten und umfassenden Lösung des Konflikts zu suchen. Die Vereinigten Staaten, die internationale Gebergemeinschaft und die Weltbank sind bereit, mit einer reformierten palästinensischen Regierung an wirtschaftlicher Entwicklung, zunehmender humanitärer Unterstützung und einem Programm zur Einrichtung, Finanzierung und Überwachung einer wirklich unabhängigen Judikative zu arbeiten. Wenn die Palästinenser die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit annehmen, gegen Korruption vorgehen und den Terror energisch zurückweisen, können sie auf die amerikanische Unterstützung für die Gründung eines Palästinenserstaates zählen. Israel hat ebenfalls ein großes Interesse am Erfolg eines demokratischen Palästina. Ständige Besatzung bedroht die Identität und Demokratie Israels. Die Vereinigten Staaten fordern die führenden Politiker Israels nach wie vor zu konkreten Schritten zur Unterstützung der Schaffung eines funktionsfähigen, glaubwürdigen palästinensischen Staates auf. Während es bezüglich der Sicher-
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heit Fortschritte zu verzeichnen gibt, muss Israel sich vollständig auf die Positionen zurückziehen, die es vor dem 28. September 2000 innehatte. Die israelischen Siedlungsaktivitäten in den besetzten Gebieten müssen gemäß der Empfehlungen des Mitchell-Ausschusses beendet werden. Sobald die Gewalt nachlässt, sollte die Freizügigkeit wiederhergestellt werden, damit unschuldige Palästinenser ihre Arbeit wieder aufnehmen und ein normales Leben führen können. Die Vereinigten Staaten können eine entscheidende Rolle spielen, aber letztlich kann es nur einen dauerhaften Frieden geben, wenn Israelis und Palästinenser die Probleme lösen und den bestehenden Konflikt beenden. Was Südasien angeht, haben die Vereinigten Staaten unterstrichen, dass auch Indien und Pakistan ihre Auseinandersetzungen beilegen müssen. Diese Regierung hat Zeit und Mittel investiert, um starke bilaterale Beziehungen mit Indien und Pakistan aufzubauen. Diese starken Beziehungen gaben uns die Möglichkeit, eine konstruktive Rolle zu spielen, als die Spannungen in der Region akut wurden. Die bilateralen Beziehungen zu Pakistan wurden durch die pakistanische Entscheidung gestärkt, sich dem Krieg gegen den Terror anzuschließen und eine offenere und tolerantere Gesellschaft aufzubauen. Die amerikanische Regierung sieht das Potenzial Indiens, eine der großen demokratischen Mächte des 21. Jahrhunderts zu werden und hat hart daran gearbeitet, die Beziehungen entsprechend zu gestalten. Unser Engagement in dieser regionalen Kontroverse basiert auf früheren Bemühungen um die bilateralen Beziehungen und es zeigen sich nun die ersten konkreten Schritte durch Indien und Pakistan zur Entschärfung einer militärischen Konfrontation. Indonesien hat mutige Schritte unternommen, eine funktionierende Demokratie und Achtung der Rechtsstaatlichkeit zu schaffen. Indem es ethnische Minderheiten toleriert, Rechtsstaatlichkeit achtet und offene Märkte akzeptiert, kann Indonesien positive Kräfte freisetzen, die es einigen seiner Nachbarn erlaubt haben, Armut und Verzweiflung hinter sich zu lassen. Durch die Initiative Indonesiens kann die amerikanische Unterstützung einen wirkungsvollen Beitrag zu Veränderungen leisten. In der westlichen Welt haben die Vereinigten Staaten flexible Koalitionen mit Ländern gebildet, die dieselben Prioritäten haben, insbesondere mit Mexiko, Brasilien, Kanada, Chile und Kolumbien. Gemeinsam werden wir eine wahrhaft demokratische Hemisphäre fördern, in der unsere Integrationsbemühungen Sicherheit, Wohlstand, Chancen und Hoffnung fördern. Wir werden uns gemeinsam mit regionalen Institutionen und Foren, wie den Treffen der Staatsund Regierungschefs aller unabhängigen Staaten des amerikanischen Kontinents (Summit of the Americas), der Organisation Amerikanischer Staaten und dem Defense Ministerial of the Americas zum Vorteil der gesamten Hemisphäre einsetzen.
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Teile Lateinamerikas stehen regionalen Konflikten gegenüber, die insbesondere aufgrund der Gewalttätigkeit von Drogenkartellen und deren Mittätern entstehen. Dieser Konflikt und der uneingeschränkte Handel mit Drogen könnten die Gesundheit und Sicherheit der Vereinigten Staaten gefährden. Daher haben die Vereinigten Staaten eine aktive Strategie entwickelt, um den Andenstaaten zu helfen, ihre Wirtschaft anzupassen, Gesetze durchzusetzen, Terrororganisationen zu zerschlagen und den Drogennachschub zu unterbinden, während in den Vereinigten Staaten daran gearbeitet wird, die Nachfrage nach Drogen im eigenen Land zu verringern, was nicht weniger wichtig ist. In Kolumbien besteht eine Verbindung zwischen Terror- und Extremistengruppen, die die Sicherheit des Staates bedrohen. Ferner werden über den Drogenhandel die Operationen solcher Gruppen finanziert. Die Vereinigten Staaten unterstützen Kolumbien bei der Verteidigung demokratischer Institutionen und im Kampf gegen illegale, bewaffnete rechts- oder linksgerichtete Gruppen durch die Ausweitung effektiver Souveränität auf dem gesamten nationalen Territorium sowie bei der Schaffung grundlegender Sicherheit für das kolumbianische Volk. In Afrika gehen Verheißung und Chance einher mit Krankheit, Krieg und verzweifelter Armut. Dies bedroht sowohl eine Kerntugend der Vereinigten Staaten – den Schutz menschlicher Würde – als auch unsere strategische Priorität hinsichtlich der Bekämpfung globalen Terrors. Amerikanische Interessen und amerikanische Prinzipien führen daher in die gleiche Richtung: Gemeinsam mit anderen werden wir darauf hinarbeiten, dass der afrikanische Kontinent in Freiheit, Frieden und wachsendem Wohlstand leben kann. Gemeinsam mit unseren europäischen Verbündeten müssen wir Afrikas fragile Staaten stärken, deren eigene Fähigkeiten fördern, durchlässige Grenzen zu sichern, und den Aufbau von Strafverfolgungsbehörden und nachrichtendienstlicher Strukturen unterstützen, damit Terroristen keine Unterschlupfmöglichkeiten finden. Die örtlich begrenzten Bürgerkriege in Afrika breiten sich über Grenzen hinweg aus und führen zur Entstehung von regionalen Kriegsgebieten – eine tödliche Bedrohung für die Region. Die Bildung von Koalitionen der Willigen und kooperative Sicherheitsvorkehrungen sind der Schlüssel, um diesen entstehenden länderübergreifenden Bedrohungen zu begegnen. Afrikas schiere Größe und seine Vielfältigkeit erfordern eine Sicherheitsstrategie, die sich auf bilaterale Beziehungen und den Aufbau von Koalitionen konzentriert. Diese Regierung wird sich auf drei eng miteinander verknüpfte Strategien für diese Region konzentrieren: Länder mit enormem Einfluss auf ihre Nachbarschaft, wie beispielsweise Südafrika, Nigeria, Kenia und Äthiopien, sind Schnittstellen regionalen Engagements und erfordern verstärkte Aufmerksamkeit; Zu-
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sammenarbeit mit europäischen Verbündeten und internationalen Institutionen ist von fundamentaler Bedeutung für die konstruktive Vermittlung bei Konflikten und erfolgreiche Friedensmissionen; Afrikas fähige Reformstaaten und subregionale Organisationen müssen gestärkt werden, da sie langfristig die vorrangigen Institutionen zur Bewältigung länderübergreifender Bedrohungen sind. Letzten Endes bedeuten politische und wirtschaftliche Freiheit den sichersten Weg zum Fortschritt in Sub-Sahara Afrika, wo die meisten Kriege Auseinandersetzungen über materielle Ressourcen und politische Einflusssphären sind, die oft tragischerweise auf der Grundlage ethnischer oder religiöser Differenzen ausgetragen werden. Die Veränderung der Afrikanischen Union eröffnet mit ihrer Verpflichtung zu guter Regierungsführung und einer gemeinsamen Verantwortung für demokratische politische Systeme die Möglichkeit, die Demokratie auf dem Kontinent zu stärken. V. Der Bedrohung der Vereinigten Staaten, ihrer Bündnispartner und Freunde durch Massenvernichtungswaffen vorbeugen "Die größte Gefahr für die Freiheit liegt an der Schnittstelle von Radikalismus und Technologie. Wenn die Verbreitung von chemischen, biologischen und nuklearen Waffen, gepaart mit der Technologie für ballistische Flugkörper – wenn dies stattfindet, könnten sogar schwache Staaten und kleine Gruppen die katastrophale Macht erlangen, große Nationen anzugreifen. Unsere Feinde haben eben diese Absicht erklärt und wurden bei dem Versuch ertappt, solche schrecklichen Waffen zu beschaffen. Sie wollen in der Lage sein, uns zu erpressen oder uns oder unseren Freunden Schaden zuzufügen – und wir werden uns ihnen mit aller Macht widersetzen." Präsident Bush West Point, New York 1. Juni 2002 Die Art der Bedrohung während des Kalten Krieges erforderte von den Vereinigten Staaten sowie ihren Bündnispartnern und Freunden, die Abschreckung der Gewaltanwendung durch den Feind in den Vordergrund zu stellen, was zu einer unerbittlichen Strategie gegenseitig zugesicherter Zerstörung führte. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Ende des Kalten Krieges hat unser sicherheitspolitisches Umfeld eine grundlegende Veränderung erfahren. Nachdem unsere Beziehungen zu Russland nicht länger von Konfrontation, sondern von Kooperation geprägt sind, ist die Dividende offensichtlich: das Ende eines uns trennenden Gleichgewichts des Schreckens; eine historische Ver-
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ringerung der Nukleararsenale beider Seiten; und Zusammenarbeit in Bereichen wie Terrorismusbekämpfung und Raketenabwehr, was bis vor kurzem noch undenkbar war. Aber neue tödliche Gefahren gehen von Schurkenstaaten und Terroristen aus. Keine dieser aktuellen Bedrohungen kommt der enormen Zerstörungskraft gleich, die seitens der Sowjetunion gegen uns gerichtet war. Das Wesen und die Beweggründe dieser neuen Gegner, ihre Entschlossenheit, Zerstörungskräfte zu erlangen, die bis heute nur den stärksten Staaten der Welt zur Verfügung standen, und die größere Wahrscheinlichkeit, dass sie Massenvernichtungswaffen gegen uns einsetzen werden, machen das heutige Sicherheitsumfeld komplexer und gefährlicher. In den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts beobachteten wir das Auftreten einer kleinen Anzahl von Schurkenstaaten, die – obwohl sie sich in wichtigen Punkten unterscheiden – einige Gemeinsamkeiten aufweisen. Diese Staaten tun ihrem eigenen Volk Gewalt an und verschwenden ihre nationalen Ressourcen zur persönlichen Bereicherung der Herrschenden; missachten das Völkerrecht, bedrohen ihre Nachbarn und verletzen kaltschnäuzig von ihnen unterzeichnete internationale Verträge; sind zur Beschaffung von Massenvernichtungswaffen und anderer moderner Militärtechnologie entschlossen, um sie als Drohung oder offensiv zur Durchsetzung der aggressiven Pläne ihrer Regime einzusetzen; unterstützen Terrorismus auf der ganzen Welt; lehnen grundlegende menschliche Werte ab und hassen die Vereinigten Staaten und alles, wofür sie stehen. Zur Zeit des Golfkriegs erhielten wir unwiderlegbare Beweise, dass die Pläne des Irak nicht auf die von ihm gegen den Iran und seine eigene Bevölkerung eingesetzten Chemiewaffen beschränkt waren, sondern sich auch auf die Beschaffung von Nuklearwaffen und biologischen Kampfstoffen erstreckten. In den letzten zehn Jahren wurde Nordkorea weltweit zum führenden Lieferanten ballistischer Raketen und erprobte zunehmend leistungsfähige Raketen, während es gleichzeitig sein eigenes Arsenal an Massenvernichtungswaffen entwickelte. Andere Schurkenstaaten streben ebenfalls die Beschaffung nuklearer, biologischer und chemischen Waffen an. Das Streben dieser Staaten nach der Beschaffung solcher Waffen und der globale Handel mit ihnen sind zu einer drohenden Gefahr für alle Nationen geworden. Wir müssen darauf vorbereitet sein, Schurkenstaaten und ihre terroristische Klientel aufzuhalten, bevor sie in der Lage sind, die Vereinigten Staaten und ihre Bündnispartner und Freunde mit Massenvernichtungswaffen zu bedrohen oder sie gegen sie einzusetzen. Unsere Reaktion muss sich die Vorteile zunutze machen, die sich aus gestärkten Bündnissen ergeben: Aufbau neuer Partnerschaften mit ehemaligen Gegnern, Neuerun-
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gen beim Einsatz von Streitkräften und modernen Technologien – einschließlich der Entwicklung eines effektiven Raketenabwehrsystems – sowie ein stärkerer Schwerpunkt auf die Erlangung nachrichtendienstlicher Erkenntnisse und deren Analyse. Unsere umfassende Strategie zur Bekämpfung von Massenvernichtungswaffen beinhaltet: Proaktive Bestrebungen zur Nichtverbreitung. Wir müssen die Bedrohung abschrecken und uns gegen sie verteidigen, bevor sie eintritt. Wir müssen gewährleisten, dass Schlüsselfähigkeiten, wie Aufdeckung, aktive und passive Verteidigung und Fähigkeiten zum Gegenschlag, in die Umstrukturierung unserer Verteidigung und unsere Systeme zum Schutz der inneren Sicherheit einbezogen werden. Nichtverbreitung muss ebenfalls in die Doktrin, die Ausbildung und Ausrüstung unserer Streitkräfte und derjenigen unserer Bündnispartner einbezogen werden, um zu gewährleisten, dass wir in jedem Konflikt mit Gegnern, die im Besitz von Massenvernichtungswaffen sind, obsiegen werden. Verstärkte Bemühungen zur Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen, um Schurkenstaaten und Terroristen abzuhalten, sich dafür notwendige Materialen, Technologien und Expertise zu beschaffen. Wir werden Diplomatie, Rüstungskontrolle, multilaterale Exportkontrollen und Unterstützung zur Bedrohungsreduktion so verbessern, dass sie Staaten und Terroristen, die sich Massenvernichtungswaffen verschaffen wollen, in ihrem Vorhaben behindern. Außerdem werden wir gegebenenfalls relevante Technologien und Materialien abfangen. Um diese Bemühungen zu unterstützen, werden wir weiterhin Koalitionen bilden und diese darin bestärken, zunehmenden politischen und finanziellen Einfluss auf die Nichtverbreitung zu nehmen und Programme zur Bedrohungsreduktion aufzulegen. Die vor kurzem getroffene Vereinbarung der G-8, für ein globales Bündnis gegen Proliferation zwanzig Milliarden Dollar zur Verfügung zu stellen, ist ein bedeutender Schritt nach vorn. Effektives Folgenmanagement zur Reaktion auf die Auswirkungen eines Einsatzes von Massenvernichtungswaffen, sei es durch Terroristen oder feindliche Staaten. Halten wir die Auswirkungen eines Einsatzes von Massenvernichtungswaffen gegen das amerikanische Volk so gering wie möglich, werden wir jene abschrecken, die sich im Besitz solcher Waffen befinden, und solche, die sich diese Waffen beschaffen wollen, von ihrer Absicht abbringen, da wir unsere Feinde davon überzeugen können, dass sie die gewünschten Ziele nicht erreichen werden. Die Vereinigten Staaten müssen darauf vorbereitet sein, auf die Auswirkungen eines Einsatzes von Massenvernichtungswaffen gegen im Ausland stationier-
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te Truppen zu reagieren sowie Freunden und Verbündeten im Fall eines Angriffs beizustehen. Es hat beinahe ein Jahrzehnt gedauert, bis wir die wahre Natur dieser neuen Bedrohung verstanden hatten. Angesichts der Ziele von Schurkenstaaten und Terroristen können die Vereinigten Staaten nicht länger allein auf eine reaktive Haltung vertrauen, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Die Unfähigkeit, einen potenziellen Angreifer abzuschrecken, die Unmittelbarkeit der heutigen Gefahren und das Ausmaß des möglichen Schadens, das aus der Waffenwahl unserer Gegner erwachsen könnte, lassen diese Option nicht zu. Wir dürfen unsere Feinde nicht zuerst zuschlagen lassen. Während des Kalten Krieges, insbesondere nach der Kuba-Krise, hatten wir einen Gegner, der im Allgemeinen den Status quo bewahren und kein Risiko eingehen wollte. Abschreckung war eine effektive Verteidigungsstrategie. Abschreckung, die allein auf der Androhung von Vergeltung beruht, macht auf die Führer von Schurkenstaaten weit weniger Eindruck, da diese bereitwillig Risiken eingehen und das Leben ihrer Bevölkerung und den Wohlstand ihrer Nationen aufs Spiel setzen. Während des Kalten Krieges wurden Massenvernichtungswaffen als ultima ratio betrachtet, deren Einsatz das Risiko der Vernichtung für denjenigen beinhaltete, der sie einsetzte. Heute sehen unsere Feinde Massenvernichtungswaffen als das Mittel der Wahl an. Für Schurkenstaaten sind sie Werkzeuge der Einschüchterung und der militärischen Aggression gegen ihre Nachbarn. Diese Waffen könnten es solchen Ländern erlauben, die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten zu erpressen, um sie von der Abschreckung oder Abwehr des aggressiven Verhaltens von Schurkenstaaten abzuhalten. Solche Staaten betrachten diese Waffen als ihr bestes Mittel, die konventionelle Überlegenheit der Vereinigten Staaten zu überwinden. Herkömmliche Abschreckungskonzepte greifen gegenüber terroristischen Feinden nicht, deren erklärte Taktik die mutwillige Zerstörung und das Zielen auf Unschuldige ist. Ihre so genannten Soldaten suchen das Märtyrertum im Tod, und ihr bester Schutz ist die die staatliche Ungebundenheit. Die Schnittstellen zwischen Staaten, die Terrorismus unterstützen und jenen, die nach dem Besitz von Massenvernichtungswaffen streben, zwingen uns zum Handeln. Jahrhundertelang erkannte das Völkerrecht an, dass Staaten nicht erst einen Angriff erleiden müssen, bevor sie sich rechtmäßig gegen Streitkräfte verteidigen können, von denen eine unmittelbare Angriffsgefahr ausgeht. Rechtswissenschaftler und Völkerrechtler machten die Legitimation der Präemption häufig von der Existenz einer unmittelbaren Bedrohung abhängig, die sich meistens in Form sichtbarer Mobilisierung von Land-, See- und Luftstreitkräften manifes-
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tierte, die sich auf einen Angriff vorbereiten. Wir müssen das Konzept der unmittelbaren Bedrohung an die Fähigkeiten und Ziele der heutigen Gegner anpassen. Schurkenstaaten und Terroristen wollen uns nicht auf konventionelle Weise angreifen. Sie wissen, dass solche Angriffe zum Scheitern verurteilt wären. Statt dessen setzen sie auf Terrorakte und potenziell auf den Einsatz von Massenvernichtungswaffen, die leicht versteckt und aus dem Verborgenen heraus und ohne Vorwarnung eingesetzt werden können. Die Ziele dieser Angriffe sind unsere Streitkräfte und unsere Zivilbevölkerung, was unmittelbar eine der grundlegenden Prinzipien des Kriegsvölkerrechts verletzt. Die Zahl der Toten am 11. September 2001 hat gezeigt, dass massenhaft zivile Opfer das erklärte Ziel von Terroristen sind. Die Zahl der Toten wäre um ein Vielfaches höher, wenn Terroristen Massenvernichtungswaffen erwerben und einsetzen würden. Die Vereinigten Staaten haben sich seit langem die Option auf präemptive Handlungen offen gehalten, um einer hinreichenden Bedrohung ihrer nationalen Sicherheit begegnen zu können. Je größer die Bedrohung, desto größer das durch Untätigkeit entstehende Risiko – und desto zwingender das Argument für antizipatorische Selbstverteidigung, selbst wenn Unsicherheit darüber besteht, wann und wo der Feind angreifen wird. Die Vereinigten Staaten werden gegebenenfalls präemptiv handeln, um solche feindlichen Akte unserer Gegner zu vereiteln oder ihnen vorzubeugen. Die Vereinigten Staaten werden nicht in allen Fällen Gewalt anwenden, um aufkeimenden Bedrohungen zuvorzukommen, und Staaten sollten Präemption auch nicht als Vorwand für Aggressionen benutzen. In einer Zeit aber, in der die Feinde der Zivilisation offen und aktiv nach den zerstörerischsten Technologien streben, können die Vereinigten Staaten nicht untätig bleiben, während das Gefahrenpotenzial wächst. Wir werden immer überlegt vorgehen und die Konsequenzen unseres Handelns abwägen. VII. Ausweitung des Entwicklungsprozesses durch Öffnung von Gesellschaften und den Aufbau demokratischer Strukturen "Im Zweiten Weltkrieg haben wir gekämpft, um die Welt sicherer zu machen und sie anschließend wiederaufzubauen. Wenn wir heute gegen den Terror und für eine sichere Welt kämpfen, müssen wir die Welt auch zu einem besseren Platz für ihre Bewohner machen." Präsident Bush Washington, D.C. (Inter-American Development Bank) 14. März 2002 In einer Welt, in der einige ein behagliches und sorgenfreies Leben im Überfluss leben, während die Hälfte der menschlichen Rasse mit weniger als zwei
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Dollar am Tag auskommen muss, herrscht weder Gerechtigkeit noch Stabilität. Die Einbeziehung der Armen der Welt in den fortschreitenden Entwicklungsprozess und ihre Teilhabe an den sich eröffnenden Möglichkeiten ist ein moralisches Gebot und eine der obersten Prioritäten internationaler Politik der Vereinigten Staaten. Über Jahrzehnte hinweg geleistete Entwicklungshilfe hat in den ärmsten Ländern nicht zu einem Wirtschaftswachstum geführt. Was noch schlimmer ist, Entwicklungshilfe hat oft dazu gedient, eine zum Scheitern verurteilte Politik zu stützen, indem der Reformdruck genommen und Elend verlängert wurde. Die Resultate geleisteter Entwicklungshilfe werden üblicherweise in Dollar gemessen und nicht an den Ergebnissen, die in Form von Wachstumsraten und Armutsverringerung in den Empfängerländern erreicht wurden. Dies sind die Indikatoren einer fehlgeschlagenen Strategie. In Zusammenarbeit mit anderen Nationen wollen die Vereinigten Staaten diesen Missstand beheben. Wir haben bei der UN-Konferenz für Entwicklungsfinanzierung in Monterrey dahingehend einen neuen Konsens erzielt, dass sich die Entwicklungshilfeziele – und die Strategien, sie zu erreichen – veränderen müssen. Das Ziel dieser Regierung ist die Freisetzung des Produktivpotenzials von Menschen in allen Nationen. Anhaltendes Wachstum und Armutsverringerung sind ohne die richtige Politik auf nationaler Ebene unmöglich. Dort, wo Regierungen tatsächliche politische Richtungsänderungen vorgenommen haben, werden wir ein deutlich größeres Engagement in der Entwicklungshilfe zeigen. Die Vereinigten Staaten und andere Industrieländer sollten sich ein ehrgeiziges und spezifisches Ziel setzen: Verdopplung der Volkswirtschaften in den ärmsten Ländern der Welt im Laufe von zehn Jahren. Die Regierung der Vereinigten Staaten wird die im Folgenden dargestellten wichtigen Strategien verfolgen, um dieses Ziel zu erreichen. Bereitstellung von Mitteln für Länder, die auf nationaler Ebene Reformen durchgeführt haben. Wir planen eine fünfzigprozentige Erhöhung der von den Vereinigten Staaten geleisteten Entwicklungshilfe. Während wir die momentan laufenden Programme fortsetzen werden, darunter humanitäre Hilfe allein zur Beseitigung menschlicher Not, werden diese neuen Milliardenbeträge in einen neuen Millennium Challenge Account einfließen und für Projekte in Ländern Verwendung finden, deren Regierungen gerecht regieren, in ihr Volk investieren und wirtschaftliche Freiheit fördern. Regierungen müssen Korruption bekämpfen, grundlegende Menschenrechte achten, Rechtsstaatlichkeit anerkennen, in das Gesundheits- und Bildungswesen investieren, eine verantwortliche Wirtschaftspolitik betreiben und freies Unternehmertum möglich machen. Der Millennium Challenge Account wird solche Länder belohnen, die wirkliche Veränderungen in ihrer Politik unter Beweis gestellt haben, und solche herausfordern, die keine Reformen durchgeführt haben.
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Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Weltbank und anderer Entwicklungsbanken zur Erhöhung des Lebensstandards. Die Vereinigten Staaten verpflichten sich zu einer umfassenden Reformagenda, um die Effizienz der Weltbank und anderer multilateraler Entwicklungsbanken bei der Verbesserung der Lebensumstände der Ärmsten in der Welt zu steigern. Wir haben den Abwärtstrend bei Zahlungen der Vereinigten Staaten umgekehrt und planen eine achtzehnprozentige Anhebung amerikanischer Beitragsleistungen an die Internationale Entwicklungsorganisation (International Development Association – IDA) – der Weltbankfonds für die ärmsten Länder – und den Afrikanischen Entwicklungsfonds (African Development Fund). Der Schlüssel zur Anhebung des Lebensstandards und zur Armutsverringerung in der ganzen Welt ist zunehmendes Produktivitätswachstum, insbesondere in den ärmsten Ländern. Wir werden die multilateralen Entwicklungsbanken weiterhin drängen, den Schwerpunkt auf solche Aktivitäten zu legen, die die wirtschaftliche Produktivität erhöhen, wie beispielsweise Verbesserungen im Bildungs- und Gesundheitswesen, in der Rechtsstaatlichkeit und in der Entwicklung des Privatsektors. Jedes Projekt, jeder Kredit, jeder Zuschuss muss danach beurteilt werden, inwieweit er zur Erhöhung des Produktivitätswachstums in den Entwicklungsländern beiträgt. Nachdrückliche Einforderung messbarer Ergebnisse, um sicherzugehen, dass Entwicklungshilfe die Lebensumstände der Ärmsten der Welt tatsächlich verbessert. Bei der Wirtschaftsentwicklung geht es im Wesentlichen um eine bessere Schulbildung für mehr Kinder, um den Zugang von mehr Menschen zu Gesundheitsdiensten und sauberem Wasser oder um Arbeitsplätze, damit Arbeiter ihren Familien eine bessere Zukunft ermöglichen können. Wir haben die moralische Verpflichtung, den Erfolg unserer Entwicklungshilfe daran zu messen, welche Ergebnisse sie zeitigt. Aus diesem Grund werden wir weiterhin sowohl von der von uns geleisteten Entwicklungshilfe als auch von der multilateraler Entwicklungsbanken messbare Ziele und konkrete Maßstäbe für die Erreichung dieser Ziele fordern. Dank des amerikanischen Engagements bei der vor kurzem getroffenen IDA-Ergänzungsvereinbarung wird ein Überprüfungs- und Bewertungssystem eingeführt werden, das den Fortschritt in den Nehmerländern misst. Zum ersten Mal können Geber ihren Beitragssatz an die IDA an tatsächliche Entwicklungsergebnisse koppeln. Ein Teil der amerikanischen Leistungen ist auf diese Weise gebunden. Die Vereinigten Staaten werden sich dafür einsetzen, dass die Weltbank und andere multilaterale Entwicklungsbanken auf diesem Fortschritt aufbauen, damit eine Konzentration auf Ergebnisse zu einem wesentlichen Bestandteil des
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Handelns dieser Institutionen wird. Erhöhung von Entwicklungshilfe in Form von Zuschüssen, anstelle von Krediten. Stärkere Nutzung ergebnisgebundener Zuschüsse ist der beste Weg, um armen Ländern zu helfen, produktive Investitionen vorzunehmen, insbesondere im Sozialbereich, ohne ihnen dabei eine noch größere Schuldenlast aufzubürden. Dank des amerikanischen Engagements sieht die vor kurzem getroffene IDAVereinbarung deutliche Erhöhungen bei Zuschusszahlungen für die ärmsten Länder vor. Diese sollen in die folgenden Bereiche fließen: Bildung, HIV/AIDS, Gesundheit, Ernährung, Wasser, Abwasser und andere menschliche Bedürfnisse. Es ist unser Ziel, durch die verstärkte Zahlung von Zuschüssen anderer multilateraler Entwicklungsbanken auf diesem Fortschritt aufzubauen. Wir werden auch Universitäten, gemeinnützige Organisationen und den Privatsektor auffordern, die Bemühungen der Regierung zu unterstützen und Zuschüsse an Entwicklungsprojekte zu zahlen, die Ergebnisse vorweisen können. Gesellschaften für Handel und Investitionen öffnen. Handel und Investitionen sind der wahre Motor des Wirtschaftswachstums. Auch wenn sich Entwicklungshilfeleistungen der Regierung erhöhen, muss das meiste Geld für Entwicklung aus Handel, Inlandskapital und ausländischen Investitionen kommen. Eine effektive Strategie muss versuchen, diese Ströme auch noch zu erweitern. Freie Märkte und freier Handel sind Schlüsselprioritäten unserer nationalen Sicherheitsstrategie. Sicherung des Gesundheitswesens. Das Ausmaß der Krise in den öffentlichen Gesundheitssystemen armer Länder ist enorm. In Ländern, die von Epidemien und Pandemien, wie HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose heimgesucht werden, werden Wachstum und Entwicklung solange bedroht sein, bis diese Krankheiten unter Kontrolle gebracht werden können. Mittel aus den Industrieländern sind notwendig, werden aber nur bei einer redlichen Regierungsführung wirksam sein, die Präventionsprogramme unterstützt und eine effektive lokale Infrastruktur zur Verfügung stellt. Die Vereinigten Staaten stehen voll hinter dem von UN-Generalsekretär Kofi Annan organisierten neuen globalen HIVFonds und dessen Schwerpunkt auf einer Verbindung von Prävention und einer breitangelegten Strategie zur Behandlung und Fürsorge. Die Vereinigten Staaten leisten mehr als doppelt so hohe Beiträge für diese Bemühungen wie der nächstgrößere Geber. Wenn dieser globale Fonds die in ihn gesetzten Hoffnungen erfüllt, sind wir bereit, noch höhere Zahlungen zu leisten. Engl. in: www.whitehouse.gov/nsc/nss.pdf; dt. in: http://www.usembassy.de/ policy/ nss.pdf und in: www.forum.mpg.de/archiv/20031022/docs/usa_sicherheitsstrategie.pdf.
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162. Erklärung des Präsidenten anläßlich der Unterzeichung des Heimatschutzgesetzes, 25. November 2002 Statement by the President on Signing the Homeland Security Act of 2002 Nachfolgend abgedruckt findet sich das "Signing Statement" von Präsident George W. Bush anlässlich der Unterzeichnung des Heimatschutzgesetzes (http://www.whitehouse.gov/deptofhomeland/bill/). Die Voranstellung von Erklärungen des Präsidenten zu beschlossenen Gesetzen entspricht einer Praxis, deren Anfänge sich bereits beim 5. Präsidenten der Vereinigten Staaten – James Monroe – finden lassen. Über die rechtliche Zulässigkeit solcher "Statements" enthält weder die Verfassung eine Aussage, noch hat sich bisher der Oberste Gerichtshof mit dieser Frage abschließend auseinandergesetzt. Aus diesem Grund blieb auch die Frage ihrer rechtlichen Relevanz bis dato ungeklärt, obgleich aus einem Gutachten des Justizministeriums vom 3. November 19991 hervorgeht, dass dadurch die verfassungsgesetzlichen Befugnisse der Präsidenten nicht überschritten würden. Rechtliche Wirkungen können derartige "Signing Statements" allerdings gegenüber den Exekutivorganen insofern entfalten, als darin eine generelle Weisung des Präsidenten enthalten sein kann, Gesetzesbestimmungen nicht oder nur eingeschränkt anzuwenden oder diese in einer bestimmten Weise zu interpretieren und zu exekutieren. Von den bisherigen Präsidenten wurden nur etwa 600 derartiger "Signing Statements" abgegeben. Demgegenüber formulierte George W. Bush in seiner bisherigen Amtszeit über 800 solcher Erklärungen. In diesem Zusammenhang sah sich der Präsident immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, er würde das Gesetzgebungsmonopol des Kongresses unterminieren und dadurch einen "Verfassungsbruch" begehen.2 Es ist ein Spezificum der Bush-Administration, in den signing statements (Erklärungen anläßlich der Beurkundung von Gesetzesbeschlüssen)weitgehende Äußerungen über die in Aussicht genommene Art und Weise der Vollziehung des jeweiligen Gesetztes zu treffen. Diese Ausführungen, die nicht selten in einem Spannungsfeld zum subjektiven Willen des Kongresses stehen, finden so Eingang in die zu berücksichtigenden Unterlagen für die abschließende Auslegung des Gesetzes. Kritiker sehen in der oftmals 1 The Legal Significance of Presidential Signing Statements. Veröffentlicht vom Justizministerium unter: http://www.usdoj.gov/olc/signing.htm. 2 Vgl. zu dieser Problematik: Phillip J. Cooper, By Order of the President: The Use and Abuse of Executive Direct Action (2002).
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vorkommenden Formulierung "unitary executive branch" (Einheitliche Exekutive Gewalt) die heimliche Ausweitung der Kompetenzen des Präsidenten. Über die Bindungswirkung dieser "interpretativen Erklärungen" werden letztlich die Gerichte zu befinden haben. Der Homeland Security Act 2002 brachte die umfangreichste und massivste legislative und organisatorische Veränderung der Bundesadministration seit 1947 mit sich, mit zahlreichen kleineren und größeren Modifikationen bestehender Bundesgesetze. Dadurch lässt sich auch der Umfang dieses Gesetzeswerkes von 1717 Pragraphen auf 187 Seiten erklären. Eine Wiedergabe dieses wichtigen und oftmals apostrophierten Gestzes – auch nur in einzelnen Ausschnitten – verbietet sich schon allein aus diesem Grund. Daher erscheint es zweckmäßiger, lediglich die Erklärung des Präsidenten anläßlich der Unterzeichung mit seiner zusammenfassenden Inhaltsübersicht des Heimatschutzgesetzes wiederzugeben. Mittels dieses Gesetzes wurde das Department of Homeland Security, unter der Leitung von Tom Ridge, bislang Inlands-Sicherheitsberater im Weißen Haus, neu geschaffen. Diesem folgte Michael Chertoff im Januar 2005 in dieses Amt nach. Das Department of Homeland Security fasste mehr als 20 bestehende mit Sicherheitsfragen befasste Bundesbehörden unter einer neuen Führungsorganisation zusammen. Ziel dieser Konzentration von Sicherheitsund Geheimdienstabteilungen war es, den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Abteilungen effizienter zu gestalten, um dadurch den neuen Bedrohungen eines weltweit agierenden Terrorismus besser begegnen zu können. Mehr als 170 000 Spezialisten standen nunmehr unter dem Befehl des Department of Homeland Security. Geheimdienste und Strafverfolgungsbehörden im Land wurden außerdem dazu verpflichtet, dem Department of Homeland Security unaufgefordert alle relevanten Nachrichten und verschiedenste Personendaten zur Verfügung zu stellen. Ein auf Informationsanalyse spezialisiertes Team bewertete kontinuierlich das eingehende Material und informierte aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse die US-Regierung über die aktuelle Gefahrensituation. Um seine Aufgabe zu erfüllen, Bedrohungen "vorauszusehen, zuvorzukommen und abzuwenden", benutzt das Ministerium ein fünf Stufen umfassendes, auf Farben basierendes "Homeland Security Advisory System", um die angenommene Gefahrenlage anzuzeigen: Grün, Blau, Gelb, Orange, Rot. Das neue Ministerium hatte zudem die Aufgabe, alle gefahrensensiblen Objekte der US-Infrastruktur zu bewachen (z.B: Flughäfen, den nationalen und internationalen Flugverkehr, Wasserreservoirs, Kraftwerke, öffentliche Transportmittel, Brücken, Industrieanlagen, Denkmäler).
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Zuletzt (Oktober 2006) ist in Ausführung der im Heimatschutzgesetz formulierten Ziele und Maßnahmen auch ein Abkommen mit der Europäischen Union betreffend die Weitergabe und Auswertung personenbezogener Daten der in die Vereinigten Staaten reisenden EU-Bürger abgeschlossen worden. * * * Heute habe ich mit meiner Unterschrift die Resolution des Repräsentantenhauses H.R. 5005 zum "Heimatschutzgesetz 2002" erhoben. Das Gesetz restrukturiert und stärkt die exekutive Gewalt der Bundesregierung, um der Bedrohung gegen unsere Heimat, wie sie sich durch den Terrorismus stellt, besser begegnen zu können. Indem ein neues Heimatschutzministerium eingerichtet wird, schafft das Gesetz zum ersten Mal ein Bundesministerium, dessen Hauptaufgabe es sein wird, terroristischen Akten auf unserem Hoheitsgebiet vorzubeugen, dagegen zu schützen und zu antworten. § 103(a)(8) des Gesetzes sieht in dem neuen Ministerium 12 Gruppenleiter Positionen ohne vordefinierte Titel oder Pflichten vor, welche "vom Präsidenten durch und mit der Beratung und der Zustimmung des Senates zu ernennen" sind. §§ 201(b)(1) und 201(b)(2) des Gesetzes sehen 2 Gruppenleiter Positionen mit vorgegebenen Titeln und Pflichten vor, welche "vom Präsidenten zu ernennen" sind. Aus dem Text und dem Aufbau des Gesetzes geht klar hervor, dass diese beiden vom Präsidenten zu ernennenden Gruppenleiter Positionen zusätzlich zu den nicht näher spezifizierten 12 Gruppenleiter Positionen geschaffen wurden und dass die Exekutive Gewalt die entsprechenden Bestimmungen auszulegen hat. Im Hinblick auf § 201(h), werde ich auf Vorschlag des Ministers für Heimatschutz, des Direktors des zentralen Nachrichtendienstes, des Verteidigungsministers, des dem Präsidenten beigegebenen Assistenten für nationale Sicherheitsangelegenheiten, und den entsprechenden anderen Angehörigen der Exekutiven Gewalt feststellen, welche Einheiten des Heimatschutzministeriums mit der Analyse von ausländischen nachrichtendienstlichen Informationen betraut sind. § 214(a)(1)(D)(ii) sieht vor, dass freiwillig zur Verfügung gestellte Information über kritische Infrastruktur von keinem Bundesangestellten ohne die schriftliche Zustimmung der Person oder Einrichtung, welche die Information vorgelegt hatte, verwendet oder veröffentlicht werden darf, es sei denn, diese Veröffentlichung richtet sich an den Kongress oder den Vorsitzenden des Rechnungshofes. Die Exekutive Gewalt leitet aus dieser Bestimmung kein freistehendes oder bestimmendes Erfordernis ab, derartige Informationen mit dem Kongress oder dem Vorsitzenden des Rechnungshofes zu teilen und wird sie jedenfalls derge-
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stalt auslegen, dass diese mit den verfassungsmäßigen Befugnissen des Präsidenten, die einheitliche Exekutivgewalt zu beaufsichtigen und Informationen, deren Veröffentlichung die auswärtigen Beziehungen, die Nationale Sicherheit, den Entscheidungsfindungsprozess der Exekutive oder die Ausübung der verfassungsrechtlichen Pflichten der Exekutive beeinträchtigen könnten, in Einklang steht. § 231 richtet ein "Büro für Wissenschaft und Technologie" innerhalb des Nationalen Instituts für Justiz und unter der Allgemeinen Führung des Gruppenleiters für das Büro der Justizprogramme ein. In Übereinstimmung mit Unterabschnitt 231(b), "[i]st das Büro von einem Direktor, bei dem es sich um eine Person, die auf Grundlage ihrer Führungsqualitäten mit Zustimmung durch das Büro für Personelle Angelegenheiten ernannt wird, zu leiten." Die Exekutive wird diese Bestimmung im Einklang mit den Erfordernissen der Ernennungsklausel des Artikels II der Verfassung auslegen. Weil der Direktor bedeutende Regierungsgewalt ausüben würde, und daher ein "Beamter" ist, dessen Ernennung in Übereinstimmung mit der Ernennungsklausel zu geschehen hat, weise ich hiermit den Justizminister an, den Direktor zu ernennen. § 232(e) des Gesetzes sieht vor, dass der Direktor des Büros für Wissenschaft und Technologie innerhalb des Justizministeriums die alleinige Autorität über Entscheidungen betreffend die von dem Büro herausgegebenen Publikationen innehat. Die Exekutive Gewalt hat diese Bestimmung auf eine Art auszulegen, dass diese im Einklang mit den verfassungsrechtlichen Befugnissen des Präsidenten, die Einheitliche Exekutive Gewalt zu überwachen, steht. § 306(a) des Gesetzes sieht vor, dass die vom Ministerium durchgeführte Forschung "im größtmöglichen praktikablen Ausmaß" nicht der Geheimhaltung unterliegt. Darüber hinaus fügt § 425 § 44901(d)(3) dem Kapitel 49 der Gesetzessammlung der Vereinigten Staaten ein, welche die Übermittlung von geheimen Berichten betreffend die stichprobenartige Untersuchung von abgegebenem Fluggepäck im Flugsystem hinsichtlich Sprengstoff an bestimmte Ausschüsse des Kongresses vorsieht. Die Exekutive Gewalt hat diese, wie auch andere Bestimmungen des Gesetzes, einschließlich jener in Abschnitt II des Gesetzes, auf eine Art und Weise auszulegen und zu vollziehen, welche mit den verfassungsmäßigen und einfachgesetzlichen Befugnissen des Präsidenten, den Zugang zu und den Schutz von geheimen Informationen, nachrichtendienstlichen Quellen und Methoden, sensibler polizeilicher Informationen und Informationen, deren Veröffentlichung auf eine andere Art die auswärtigen Beziehungen oder Nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten beeinträchtigen könnte, zu regeln, in Einklang steht.
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§ 311(h) des Gesetzes sieht die Erstellung und Weitergabe von Berichten des Heimatschutz, Wissenschafts- und Technologie Ausschusses an den Kongress vor. Die Exekutive Gewalt hat diese Bestimmung auf eine Art und Weise auszulegen, dass diese im Einklang mit den verfassungsmäßigen Befugnissen des Präsidenten, die Einheitliche Exekutive Gewalt zu überwachen und dem Kongress solche Maßnahmen, welche der Präsident für notwendig und angebracht erachtet, vorzuschlagen, steht. Mehrere Paragraphen des Gesetzes, darunter §§ 414, 476, und 873(c), sehen das Erfordernis der Übermittlung von budgetären Anträgen für das neue Ministerium an den Kongress sowie besondere Formerfordernisse für diese Anträge vor. Die Exekutive Gewalt hat diese Bestimmung auf eine Art und Weise auszulegen, dass diese im Einklang mit den verfassungsmäßigen Befugnissen des Präsidenten, dem Kongress solche Maßnahmen, welche der Präsident für notwendig und angebracht erachtet, vorzuschlagen, steht. § 452(c)(2) des Gesetzes verbietet verschiedenen Beamten des Ministeriums oder des Büros für die Erstellung des Haushaltsvorschlages Berichte oder andere Materialien, die von dem Obmann der Staatsbürgerschafts- und Einwanderungsbehörde erstellt werden, zu prüfen. Die Exekutive Gewalt hat diese Bestimmung auf eine Art und Weise auszulegen, so dass diese mit der verfassungsmäßigen Befugnis des Präsidenten, die Einheitliche Exekutive Gewalt zu überwachen, im Einklang steht. § 473(f) des Gesetzes gibt das Erfordernis vor, dass der Minister für Heimatschutz und der Justizminister den Ersuchen des Rechnungshofes um bestimmte Informationen im Rahmen der Vorbereitung von Berichten des Rechnungshofes über Projekte zur Veranschaulichung betreffend Disziplinarverfahren Folge leistet. Die Exekutive Gewalt hat diese Bestimmung auf eine Art und Weise auszulegen, dass diese mit den verfassungsmäßigen Befugnissen des Präsidenten, die Einheitliche Exekutive Gewalt zu überwachen und die Zurückhaltung von Informationen, deren Veröffentlichung die auswärtigen Beziehungen oder Nationale Sicherheit, den Entscheidungsfindungsprozess der Exekutive, oder die Ausübung der verfassungsrechtlichen Pflichten der Exekutive beeinträchtigen könnten, im Einklang steht. Bestimmungen des Gesetzes, darunter §§ 418(b), 428(e)(7)(B), 460, 477(c)(2)(F), 882(c)(3), und 893(a) geben das Erfordernis vor, dass Beamte der Exekutive dem Kongress Vorhaben über interne Aktivitäten der Exekutiven Gewalt oder Empfehlungen betreffend die Gesetzgebung übermitteln. Die Exekutive Gewalt hat solche Bestimmungen auf eine Art und Weise auszulegen, dass diese mit den verfassungsmäßigen Befugnissen des Präsidenten, die Einheit-
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liche Exekutive Gewalt zu überwachen, und dem Kongress solche Maßnahmen zur Erwägung anheim stellt, wie sie der Präsident für notwendig und angemessen hält, im Einklang stehen. § 507 beschreibt einige der Funktionen der Bundes-Notfalls-Verwaltungsbehörde und enthält insbesondere den Verweis auf "die Funktionen und Befugnisse wie sie im Robert T. Stafford Katastrophenhilfe und Notstands Hilfe Gesetz (42 U.S.C. 5121 et seq.) vorgesehen sind." Da § 503(1) alle Funktionen der Bundes Notfalls Verwaltungsbehörde, inklusive derer, wie sie in anderen Gesetzen als dem Stafford Gesetz enthalten sind, dem Heimatschutzministerium überträgt, hat die Exekutive Gewalt die Anführung des Stafford Act in § 507 nicht auf eine Art auszulegen, dass diese in irgendeiner Form die Übertragung der anderen Befugnisse, wie sie derzeit der Bundes-Notfalls-Verwaltungsbehörde zustehen, einschränkt. § 812(a) ermächtigt die Generalinspektoren und deren Assistenten und Beauftragte, strafrechtliche Verhaftungen ohne Haftbefehl wegen jeglicher BundesVerwaltungsübertretung vorzunehmen, wenn diese "ausreichend Grund zur Annahme" haben, dass das Subjekt die Verwaltungsübertretung begangen hat oder im Begriff ist, diese zu begehen. Weil der Oberste Gerichtshof entschieden hat, dass der Prüfungsmaßstab des glaubhaften Grundes auf alle Verhaftungen ungeachtet der Umstände Anwendung findet, sind die Grundlagen für die Vornahme einer Verhaftung nach diesem Prüfmaßstab nur dann "verhältnismäßig", wenn diese den wahrscheinlichen Grund für die Annahme, dass das Subjekt ein Verbrechen begangen hat oder im Begriff ist, ein solches zu begehen, miteinschließen. Die Generalinspektoren, ihre Assistenten und Beauftragte müssen demzufolge einen glaubhaften Grund haben, bevor sie eine Verhaftung nach diesem Paragraphen vornehmen. Die Befugnis, strafrechtliche Verhaftungen und andere polizeiliche Befugnisse nach diesem Paragraphen vorzunehmen, hat in Übereinstimmung mit den kundgemachten Richtlinien des Justizministers gemäß § 6(e)(4)des Generalinspektorengesetzes von 1978, wie sie durch § 812(a) vorgesehen sind, zu erfolgen. § 873(b) beschreibt die Bedingungen unter welchen Geschenke oder Zuwendungen von Dienstleistungen oder Eigentum des Ministeriums an Drittparteien angenommen, verwendet, benutzt oder verfügt werden dürfen. Die Exekutive Gewalt hat diese Bestimmung auf eine Art und Weise auszulegen, dass diese mit den dem Heimatschutzministerium übertragenen bestehenden rechtlichen Befugnissen in Einklang stehen und dürfen nicht dergestalt ausgelegt werden, dass im Ergebnis die Rücknahme jeglicher solcher Befugnisse nahe gelegt wird.
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§ 878 sieht vor, dass der Heimatschutzminister einen hochrangigen Beamten des Ministeriums, der die Hauptverantwortung für bestimmte Bemühungen zur Drogenbekämpfung übernimmt und als Untersagungskoordinator der Vereinigten Staaten für das Büro der Nationalen Drogen Kontroll Politik dient, zu ernennen hat. Im Zuge der Vornahme dieser Ernennung wird der Heimatschutzminister in Konsultationen mit dem Direktor des Büros der Nationalen Drogen Kontroll Politik treten und dessen Empfehlungen suchen. § 879 richtet ein Büro für Internationale Angelegenheiten mit dem Aufgabenbereich ein, den Informations- und Erziehungsaustausch mit ausländischen Staaten im Hinblick auf die besten Methoden und Technologien betreffend den Heimatschutz zu fördern. Dieses Büro wird diese Funktionen in enger Abstimmung mit dem Außenministerium und anderen berührten Regierungsstellen vornehmen. § 886 trägt eine Reihe von Ergebnissen vor, und liefert die Meinung des Kongresses hinsichtlich von Aspekten der § 1385 des Kapitels 18 der Gesetzessammlung der Vereinigten Staaten, allgemein bekannt als Posse Comitatus Gesetz. Diese Bestimmung gibt nicht vor, das Posse Comitatus Gesetz oder diesbezügliche gerichtliche Auslegungen des Gesetzes zu ändern, modifizieren oder auf eine andere Art und Weise zu berühren und die Exekutive Gewalt hat diese Bestimmung entsprechend anzuwenden. § 895 des Gesetzes gibt vor, die Regel 6(e ) der Bundesregeln für Strafverfahren zu ändern, indem der zulässige Bereich von Geschworenen Informationen, die mit den Anklägern geteilt werden können, ausgeweitet wird. Am 29. April 2002 hat jedoch der Oberste Gerichtshof eine Reihe von Novellen zu Regel (6) vorgeschlagen, die gemäß § 2074 des Kapitels 28 vorgesehen sind, am 1. Dezember 2002 in Kraft zu treten. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die unterschiedlichen Novellen des Kongresses zu Regel 6(e ) gedacht waren, den anhängigen Vorschlag des Obersten Gerichtshofes abzulehnen und meine Administration wird das Gesetz derart auslegen, dass die vom Obersten Gerichtshof vorgeschlagenen Novellen zu Regel 6 in der Tat ohne Änderung am 1. Dezember 2002 in Kraft treten werden. Wenn § 895 in 60 Tagen in Kraft tritt, werden als Ergebnis dieser bevorstehenden Novellen dessen Anweisungen für Änderungen nicht länger mit dem zu Grunde liegenden Text der Regel 6(e ) übereinstimmen. In der nächsten Legislaturperiode des Kongresses werden technische Novellen erforderlich sein, um diesem Paragraphen Änderungen zusätzlich zu jenen, welche der Oberste Gerichtshof bereits in Verfolg der §§ 2072 und 2074 des Kapitels 28 angeordnet hat, hinzuzufügen.
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§ 1313(a)(2) überträgt der Kanzlei der Gerichte der Vereinigten Staaten die Befugnis, ein Programm zur freiwilligen Trennung von Anreiz-Zahlungen an "Personen, welche in der Gerichtsbarkeit beschäftigt sind" einzurichten. Aufbauend auf dem Verständnis der Intention dieser Bestimmung, wie auch der angemessenen Wahrung der Grundsätze der richterlichen Unabhängigkeit hat die Exekutive Gewalt "Personen, welche in der Gerichtsbarkeit beschäftigt sind" dergestalt auszulegen, dass diejenigen Personen, welche Mitglieder in der Bundesgerichtsbarkeit sind, ausgeschlossen sind. § 1331 fügt einen novellierte § 4107(b)(1)(A) dem Kapitel 5 der Gesetzessammlung der Vereinigten Staaten hinzu, der erfordert, dass anlässlich der Ausübung der Befugnis, akademische Lehrgänge für bestimmte Bundesbedienstete zuzuordnen und zu finanzieren, eine Behörde "die Notwendigkeit, einen ausgewogenen Personalbestand zu erhalten, in welchem Frauen, Mitglieder von ethnischen Minoritäten und Personen mit Behinderungen in der Bundesverwaltung entsprechend vertreten sind" in Betracht zieht. Die Exekutive Gewalt hat diese Bestimmung auf eine Art und Weise auszulegen, die mit dem Diskriminierungsverbot des Gleichheitssatzes des Fünften Verfassungszusatzes im Einklang steht. George Bush Das Weiße Haus, 25. November 2002 Engl. in : Weekly Compilation of Presidential Documents (2002) 2091; dt.: Eigene Übersetzung. Das Heimatschutzgesetz (Homeland Security Act 2002 Pub. L. No. 107–296, 116 Stat. 2135) ist als Dokument unter der Internetadresse: http://www. whitehouse.gov/deptofhomeland/bill/ abrufbar.
Rede von George H. Ryan
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163. Auszüge aus der Rede von Gouverneur George H. Ryan an der Juristischen Fakultät der Northwestern University of Chicago, 11. Januar 2003 An Address on the Death Penalty Theorie und Praxis der Todesstrafe in den USA haben in Europa seit langem für oft sehr kontroversiell geführte Diskussionen über die ambivalente Menschenrechtsauffassung in den USA gesorgt. In den letzten Jahren ist auch in den USA die Diskussion pro und contra Todesstrafe sowohl in der Öffentlichkeit sowie der politischen und wissenschaftlichen Publizistik als auch in der Judikatur der Gerichte auch anhand von Einzelfällen wieder intensiver geführt worden. Die Rede der Gouverneure Ryan und Rell (Dok. 163 und 167) sowie das Judikat des Supreme Courts (Dok. 171) werden hiefür als anschauliche Beispiele wiedergegeben. Nachdem eine Hochschulgruppe des Fachbereichs Journalistik der Universität von Chicago mehrere Fälle von zum Tode Verurteilten aufgerollt und deren Unschuld festgestellt hatte, wurde vom Gouverneur des Staates Illinois George H. Ryan eine Kommission eingesetzt, die sich mit den Vorwürfen gegen die Todesstrafenpraxis befassen und einen Bericht vorlegen sollte. Aufgrund der erschütternden Erkenntnisse dieses Berichtes verkündete der Gouverneur ein Moratorium, wodurch die Todesstrafe in Illinois nicht mehr verhängt und bereits verurteilte Gefangene bis zum Ende dieses Moratoriums nicht mehr hingerichtet werden durften. Am 11. Januar 2003 – 3 Tage vor seinem endgültigen Ausscheiden aus dem Amt – überraschte Ryan in seiner Rede vor der Juristischen Fakultät der Northwestern University of Chicago abermals die Öffentlichkeit. "Ich begnadige alle, die in den Todeszellen sitzen." Mit dieser öffentlich vorgetragenen Entscheidung löste der Gouverneur, der bei seinem Amtsantritt noch Befürworter der Todesstrafe war, Beifallsstürme nicht nur in den USA aus. Er nannte die Todesstrafe "grausam, unkalkulierbar und deshalb unmoralisch. Ich werde nicht länger herumpfuschen an der Todesmaschinerie", sagte er vor dem gut besuchten Auditorium. Die Begnadigung von 167 Gefangenen, deren Strafe in der Regel in lebenslange Haft umgewandelt wurde, gilt als bisher effektivster Angriff auf die Todesstrafenpraxis in den USA.
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Ich bin in Kankakee aufgewachsen, einer Kleinstadt im Mittleren Westen, in der die Menschen einander kennen. Steve Small war ein Nachbar. Ich sah ihn aufwachsen. Er hütete später gelegentlich unsere Kinder und das war keine leichte Aufgabe, denn meine Frau Lura Lynn und ich hatten sechs, davon damals fünf unter drei Jahren. Er war ein heller Kopf und half im Geschäft seines Vaters. Er heiratete und hatte drei eigene Kinder. Lura Lynn stand ihm und seiner Familie besonders nahe. Es war gut zu wissen, dass er für uns und wir für ihn da waren. Eines Nachts im September erhielt er einen Anruf. In einem nahe gelegenen Haus, das er gerade renovierte, sei eingebrochen worden. Als er hinausging, wurde er mit Waffengewalt gekidnappt. Seine Kidnapper begruben ihn lebendig in einer Grube. Er erstickte, bevor die Polizei ihn finden konnte. Sein Mörder führte die Polizei an die Stelle, an der Steves Leiche lag. Der Mörder, Danny Edward, stammte ebenfalls aus meiner Heimatstadt. Er wartet heute in der Todeszelle auf seine Hinrichtung. Auch seine Familie kenne ich. Ich erzähle Ihnen das, damit Sie wissen, dass ich nicht als Neubekehrter handle, der nichts von den bitteren Erfahrungen weiß, unter denen die Angehörigen von Mordopfern leiden. Meine Verantwortung und meine Pflichten gehen aber über den Kreis meiner Nachbarn und meiner Familie hinaus. Ich repräsentiere das Volk von Illinois – ob Sie das mögen oder nicht. Meine Entscheidung wird nicht nur hier, sondern in aller Welt Beachtung finden. Kürzlich erhielt ich einen Anruf von Nelson Mandela. Wir sprachen gut zwanzig Minuten miteinander. Die Botschaft, die er mir vermittelte, besagte im Wesentlichen, dass die Vereinigten Staaten der übrigen Welt die Standards für Gerechtigkeit und Fairness setzen. Aber wir spielen nicht in derselben Liga wie Europa, Kanada, Mexiko oder der größte Teil Süd- und Mittelamerikas. Dort hat man die Todesstrafe abgeschafft. Wir sind Partner im Tode mit diversen Ländern der Dritten Welt. Wussten Sie, dass selbst Russland ein Moratorium ausgerufen hat? In zwölf amerikanischen Bundesstaaten ist die Todesstrafe abgeschafft worden, und in keinem dieser Staaten ist die Zahl der Morde gestiegen. Hier eine Zahl, die Ihnen zu denken geben sollte: Im vergangenen Jahr hatten wir in Illinois etwa 1000 Morde, und nur in zwei Prozent der Fälle ist die Todesstrafe verhängt worden. Ich wüsste gerne, was daran fair und gerecht sein soll. Die Todesstrafe wird deshalb nicht fair und gerecht verhängt, weil es für die 102 Counties des Staates keine einheitlichen Richtlinien gibt. Die Staatsanwälte entscheiden, ob sie die Todesstrafe beantragen. Darf die Geographie bestimmen, wer zum Tode verurteilt wird? Ich meine nein, aber in Illinois gibt es solche Unterschiede. In den ländlichen Regionen besteht eine fünffach höhere Wahrscheinlichkeit, dass man zum Tode verurteilt wird, als etwa hier in Cook Coun-
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ty. Eine fünffach höhere Wahrscheinlichkeit. Wo ist da die Fairness, wo das rechte Verhältnis? Ich brauche nicht zu betonen, dass ich nie die Absicht hatte, mich in dieser Frage als Aktivist hervorzutun. Schon bald nach meiner Amtsübernahme erlebte ich aber mit Verwunderung und Bestürzung, wie der Todeskandidat Anthony Porter aus dem Gefängnis entlassen wurde. Als freier Mann trat er Professor Dave Protess von der Northwestern University gegenüber. Ist Dave im Saal? Ich werde nie vergessen, wie der kleine Anthony Porter dir als freier Mann um den Hals fiel, denn du hattest zusammen mit deinen Publizistikstudenten seine Unschuld bewiesen. Anthony Porter trennten nur 48 Stunden von der Hinrichtungszelle, wo der Staat ihn töten wollte. Alles wäre sehr aseptisch abgelaufen, und die meisten von uns hätten nicht einmal Notiz davon genommen. Nur dass Porter unschuldig war. Er hatte den Doppelmord, für den man ihn zum Tode verurteilte, nicht begangen. Es ist unvorstellbar. Bei der Hälfte der nahezu 300 Todesurteile in Illinois wurde ein neues Verfahren oder eine Revision des Urteils angeordnet. Wer von Ihnen kann in seinem Beruf mit einer Genauigkeit von fünfzig Prozent leben? Dreiunddreißig Insassen der Todeszellen wurden bei ihrem Prozess von einem Anwalt vertreten, dem man später die Zulassung entzog oder dem schon einmal zeitweilig die Zulassung entzogen worden war. Unter den 160 Todeskandidaten befanden sich fünfunddreißig Afroamerikaner, die nicht von ihresgleichen, sondern von rein weißen Jurys verurteilt worden waren. Mehr als zwei Drittel aller Todeskandidaten waren Afroamerikaner. Ich erinnere mich, wie ich mir diese Fälle ansah und mich selbst wie auch meine Leute fragte: Wie kann so etwas in Amerika geschehen? Diese Frage stelle ich nun seit drei Jahren, und bisher hat noch niemand sie beantwortet. Wenn Sie wirklich wissen wollen, was schändlich und unerträglich ist, dann meine ich, dass siebzehn in Illinois zum Tode Verurteilte, die später freigesprochen werden mussten, nichts anderes als ein katastrophales Versagen darstellen. Unser Todesstrafensystem ist mit unerträglichen Fehlern behaftet, bei der Feststellung der Schuld wie auch des Strafmaßes. Je näher meine Entscheidung rückte, desto mehr fragte ich mich, ob ich auch Daniel Edwards begnadigen würde – der Mann, der Steve Small, den Freund meiner Familie, getötet hat. Als ich mit meiner Frau darüber diskutierte, war sie erzürnt und enttäuscht über meine Entscheidung, wie so viele Angehörige von Opfern es sein werden. Der Zorn der Familien von Mordopfern hat mich beeindruckt. Sie appellierten an mich, die Todesstrafe beizubehalten, damit sie Frieden finden. Aber ist das der Zweck der Todesstrafe?
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Ich kann mir nicht vorstellen, ein Familienmitglied durch Mord zu verlieren. Aber ebenso wenig kann ich mir vorstellen, zwanzig Jahre lang in jeder wachen Stunde darauf zu warten, dass der Mörder hingerichtet wird. Das System der Todesstrafe in Illinois ist so unsicher, dass es gar nicht ungewöhnlich ist, wenn ein Fall zwanzig Jahre bis zu seinem Abschluss benötigt. Und wir können von Glück sagen, dass es so ist. Denn wenn ich auf Eile gedrängt hätte, wären Anthony Porter, Ronald Jones, Madison Hobley und andere unschuldig zum Tode Verurteilte möglicherweise längst tot und begraben. Aus diesen Gründen wandle ich alle ausgesprochenen Todesstrafen in Freiheitsstrafen um. Diese Umwandlung erfolgt pauschal. Ich habe selbst nicht geglaubt, dass ich es tun würde. Es ist mir klar, dass ich mir damit den Zorn und die Verachtung vieler Menschen zuziehen werde. Aber die Menschen unseres Staates haben mich gewählt, damit ich für Gerechtigkeit sorge. Meine Mitarbeiter und ich haben viele Tage und schlaflose Nächte mit der Überprüfung des Systems verbracht. Heute Nacht werde ich gut schlafen, weil ich weiß, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Engl. in: http://pewforum.org/events/index.php?EventID=28; dt. in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.01.2003, Nr. 12, Seite 33, übersetzt von Michael Bischoff.
164. Rede an die Nation von George W. Bush, 28. Januar 2003 State of the Union Address Die Resolution Nr. 1441 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen verpflichtete den Irak einerseits zur Offenlegung aller allfällig vorhandener Atomwaffenprojekte und andererseits zur Duldung der Anwesenheit von Waffeninspektoren, die die wahrheitsgemäßen Darstellungen dieser Offenlegungspflicht überprüfen sollten. Immer wieder kam es zu Diskrepanzen zwischen den anwesenden Inspektoren und der irakischen Regierung. Aufgrund dieser Spannungen erwartete die Weltöffentlichkeit den Kriegsbeginn mit dem Irak seit einigen Monaten. Umso mehr Aufmerksamkeit schenkte man der nachfolgend abgedruckten Rede, da man im Vorfeld eine mehr oder minder unverhohlene Kriegsdrohung an den Irak erwartete.
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Systematisch gliedert sich die Rede in einen innen- und außenpolitischen Abschnitt. Besonders auffällig ist dabei, dass der außenpolitische Teil deutlich ausführlicher gestaltet ist, als man dies bis dahin gewohnt war. Anders als von manchen erwartet enthielt diese Rede in ihrem außenpolitischen Teil jedoch keine explizite Kriegserklärung an den Irak. Präsident Bush machte jedoch deutlich, dass das Ziel der amerikanischen Politik nicht nur die Abrüstung des Irak sei, sondern auch ein Regimewechsel. Seine Schilderung der Brutalität des irakischen Diktators ließ den Schluss zu, dass eine Lösung der Krise, die Saddam an der Macht lassen würde, für die Vereinigten Staaten nicht in Frage kommen würde. Unverkennbar kam auch zum Ausdruck, dass sich die Vereinigten Staaten nunmehr vor einer neuen Herausforderung sahen. Das militärische Vorgehen gegen den Irak und potentiell auch gegen andere Regime der Unfreiheit deklarierte Bush als Befreiungskriege, vergleichbar mit dem Kampf Amerikas gegen den Nationalsozialismus. Dieser Vergleich und die Liste der Vorwürfe gegenüber dem Irak dienten gemeinsam der Untermauerung der These, dass der Irak sich nach Meinung der USA der materiellen Verletzung der Resolution Nr. 1441 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen schuldig gemacht habe und damit die Rechtfertigung einer militärischen Intervention gegen den Irak gegeben sei. * * * Mr. Speaker, Vizepräsident Cheney, Mitglieder des Kongresses, liebe Mitbürger, jedes Jahr kommen wir hier per Gesetz und aus Tradition zusammen, um die Lage der Nation zu erörtern. Dieses Jahr kommen wir in dieser Kammer zusammen und sind uns der vor uns liegenden entscheidenden Tage außerordentlich bewusst. Sie und ich dienen unserem Land in einer Zeit großer Tragweite. In dieser Legislaturperiode des Kongresses haben wir die Pflicht, für unser Land entscheidende innenpolitische Programme zu reformieren. Wir haben die Gelegenheit, Millionen von Menschenleben im Ausland vor einer schrecklichen Krankheit zu schützen. Wir werden uns für weit verbreiteten Wohlstand einsetzen und werden auf jede Gefahr und jeden Feind reagieren, von denen eine Bedrohung für das amerikanische Volk ausgeht. (Beifall) In diesen Tagen der Versprechungen und Einschätzungen können wir zuversichtlich sein. In einem Strudel der Veränderungen, Hoffnungen und Gefahren ist unser Glaube unerschütterlich, unsere Entschlossenheit fest und unsere Nation stark. (Beifall)
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Dieses Land steht vor vielen Herausforderungen. Wir werden unsere Probleme nicht leugnen, ignorieren oder sie an andere Parlamente, Präsidenten oder Generationen weiterreichen. (Beifall) Wir werden ihnen zielgerichtet, klar und mutig begegnen. Im Lauf der vergangenen zwei Jahre haben wir gesehen, was durch unsere Zusammenarbeit erreicht werden kann. Im Zuge einer Qualitätsverbesserung unserer öffentlichen Schulen haben wir eine historische Bildungsreform durchgeführt, die jetzt in jeder Schule und jedem Klassenzimmer fortgesetzt werden muss, damit jedes Kind in Amerika lesen und lernen kann und in seinem Leben Erfolg hat. (Beifall) Zum Schutz unseres Landes haben wir unsere Regierung umstrukturiert und ein Heimatschutzministerium eingerichtet, das gegen die Bedrohungen eines neuen Zeitalters aktiv wird. Um unsere Wirtschaft aus der Rezession zu führen, haben wir die in dieser Generation größten Steuererleichterungen gewährt. (Beifall) Um der Integrität der amerikanischen Wirtschaft Nachdruck zu verleihen, haben wir strikte Reformen verabschiedet und ziehen Wirtschaftskriminelle zur Verantwortung. (Beifall) Einige mögen dies eine gute Bilanz nennen; ich nenne es einen guten Anfang. Heute Abend fordere ich das Repräsentantenhaus und den Senat auf, mich bei den nächsten kühnen Schritten im Dienst unserer Mitbürger zu unterstützen. Unser erstes Ziel ist klar: Wir brauchen eine Wirtschaft, die schnell genug wächst, damit jeder Arbeitssuchende einen Arbeitsplatz findet. (Beifall) Nach Rezession, Terroranschlägen, Unternehmensskandalen und Börsenverlusten erholt sich unsere Wirtschaft, wächst jedoch nicht schnell genug oder stark genug. Angesichts steigender Arbeitslosigkeit braucht unser Land die verstärkte Gründung kleiner Unternehmen, mehr Firmen, die investieren und expandieren und mehr Arbeitgeber, die Stellenangebote veröffentlichen. (Beifall) In einer wachsenden Wirtschaft werden Arbeitsplätze geschaffen. Die Wirtschaft wächst, wenn die Amerikaner mehr Geld für Konsum und Investitionen haben, und die beste und fairste Art sicherzustellen, dass die Amerikaner Geld haben ist die, es ihnen nicht gleich wieder über Steuern aus der Tasche zu ziehen. (Beifall) Ich schlage vor, dass alle für 2004 und 2006 vorgesehenen Einkommenssteuersenkungen bereits in diesem Jahr dauerhaft in Kraft treten. (Beifall) Und nach meinem Plan wird – sobald ich das Gesetz unterzeichnet habe – dieses zusätzliche Geld auf den Gehaltszetteln der Arbeitnehmer auftauchen. Statt die steuerlichen Nachteile für Verheiratete nur nach und nach abzubauen, sollten wir dies jetzt tun. (Beifall) Anstatt das Kindergeld langsam auf 1.000 Dollar anzuheben,
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sollten wir den amerikanischen Familien das Geld jetzt zukommen lassen. (Beifall) Von Steuererleichterungen profitieren alle, die Einkommenssteuer bezahlen – und sie helfen unmittelbar unserer Wirtschaft: 92 Millionen Amerikaner werden in diesem Jahr nahezu 1.000 Dollar mehr zur Verfügung haben. Für eine vierköpfige Familie mit einem Jahreseinkommen von 40.000 Dollar bedeutet dies eine Senkung der staatlichen Einkommenssteuer von 1.178 Dollar auf 45 Dollar pro Jahr. (Beifall) Unser Plan wird für mehr als 23 Millionen Kleinunternehmen eine Ergebnisverbesserung bringen. Sie, der Kongress, haben all diese Abgabensenkungen schon verabschiedet und sie für die zukünftigen Jahre versprochen. Wenn diese Steuererleichterungen für die Amerikaner in drei, fünf oder sieben Jahren gut sind, dann sind sie heute noch besser für die Amerikaner. (Beifall) Wir sollten unsere Wirtschaft auch stärken, indem wir Investoren in der Steuergesetzgebung gleich behandeln. Es ist gerecht, die Gewinne eines Unternehmens zu besteuern. Es ist nicht gerecht, dieselben Gewinne bei den Aktionären noch einmal zu besteuern. Zur Stärkung des Vertrauens von Investoren und um den nahezu 10 Millionen Rentnern zu helfen, die Einkünfte aus Dividenden erzielen, fordere ich Sie auf, die ungerechte Doppelbesteuerung von Dividenden aufzuheben. (Beifall) Niedrigere Steuern und höhere Investitionen werden dieser Wirtschaft helfen zu expandieren. Mehr Arbeitsplätze bedeuten mehr Steuerzahler und damit höhere Einkommen für unsere Regierung. Der beste Weg, gegen das Defizit vorzugehen und einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen, ist die Förderung des Wirtschaftswachstums und etwas Ausgabendisziplin in Washington. (Beifall) Wir müssen zusammenarbeiten und nur Geld für unsere wichtigsten Vorhaben ausgeben. Ich werde einen Haushalt vorlegen, der die frei verfügbaren Ausgaben im kommenden Jahr um vier Prozent erhöht – um soviel erhöht sich voraussichtlich auch das durchschnittliche Familieneinkommen. Das ist ein guter Maßstab für uns. Die staatlichen Ausgaben sollten nicht schneller steigen als die Gehälter amerikanischer Familien. (Beifall) Eine wachsende Wirtschaft und ein Schwerpunkt auf wesentliche Prioritäten werden auch für die Zukunft der Sozialversicherung von entscheidender Bedeutung sein. Während wir ständig daran arbeiten, die Sozialversicherung vernünftig und verlässlich zu gestalten, müssen wir jüngeren Arbeitern die Möglichkeit bieten, in eine eigene, selbstkontrollierte Altersvorsorge zu investieren. (Beifall)
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Unser zweites Ziel ist eine hochwertige und bezahlbare medizinische Versorgung für alle Amerikaner. (Beifall) Die amerikanische Medizin steht modellhaft für Fähigkeit und Innovation und führt aufgrund ihrer Forschungsergebnisse zu einer höheren Lebenserwartung. Dennoch ist die medizinische Versorgung für viele zu teuer, und viele sind gar nicht versichert. Diese Probleme werden nicht mittels eines nationalen Gesundheitswesens behoben, das eine Versicherung vorschreibt und die freie Arztwahl einschränkt. (Beifall) Stattdessen müssen wir auf ein System hinarbeiten, in dem alle Amerikaner ein gute Versicherungspolice haben, ihren eigenen Arzt wählen können und Senioren und einkommensschwache Amerikaner die notwendige Hilfe erhalten. (Beifall) Anstelle von Bürokraten, Prozessanwälten und großen privatwirtschaftlichen Gesundheitsfürsorgeorganisationen müssen Ärzte, Schwestern und Patienten wieder für die amerikanische Medizin zuständig sein. (Beifall) Die Reform des Gesundheitswesens muss bei Medicare beginnen; Medicare ist die bindende Verpflichtung einer fürsorglichen Gesellschaft. (Beifall) Wir müssen diese Verpflichtung erneuern, indem wir Senioren Zugang zu Präventivmedizin und neuen Medikamenten ermöglichen, die das Gesundheitswesen in den Vereinigten Staaten verändern. Senioren, die mit dem gegenwärtigen Medicare-System zufrieden sind, sollten eine solche Versicherung auch beibehalten können. (Beifall) Und wie Sie – die Mitglieder des Kongresses und ihre Mitarbeiter sowie andere Bundesbedienstete – sollten alle Senioren eine Gesundheitsfürsorge wählen können, die verschreibungspflichtige Medikamente einschließt. (Beifall) Mein Haushalt sieht in den nächsten zehn Jahren zusätzliche 400 Milliarden Dollar für die Reform und Stärkung von Medicare vor. Vertreter beider Parteien führen seit Jahren Gespräche über eine Stärkung von Medicare. Ich fordere die Mitglieder dieses neuen Kongresses auf, noch in diesem Jahr zu handeln. (Beifall) Zur Verbesserung unseres Gesundheitswesens müssen wir eine der Hauptursachen für höhere Kosten beseitigen: Ärzte und Krankenhäuser dürfen nicht ständig davon bedroht sein, ungerechtfertigt verklagt zu werden. (Beifall) Aufgrund endloser Rechtsstreitigkeiten bezahlt jeder mehr für die Gesundheitsfürsorge und in weiten Teilen Amerikas gibt es kaum noch gute Ärzte. Niemand wurde je durch schikanöse Klagen geheilt. Ich fordere den Kongress auf, eine Reform der medizinischen Haftung zu verabschieden. (Beifall) Unser drittes Ziel ist die Förderung der Energieunabhängigkeit unseres Landes bei zeitgleichen drastischen Verbesserungen für die Umwelt. (Beifall) Ich
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habe Ihnen einen umfassenden Energieplan vorgelegt zur Förderung von Energieeffizienz und Umweltschutz, für die Entwicklung saubererer Technologien und zur erhöhten Energieproduktion im Inland. (Beifall) Ich habe Ihnen ein Gesetz für saubere Luft vorgelegt ("Clear Skies"), das im Lauf der nächsten 15 Jahre eine siebzigprozentige Verringerung der Luftverschmutzung durch Kraftwerke vorsieht. (Beifall) Ich habe Ihnen eine Initiative zur Gesunderhaltung der Wälder vorgelegt, um katastrophalen Bränden vorzubeugen, die Gemeinden verwüsten, wild lebende Tiere töten und Millionen Hektar wertvollen Waldbestands vernichten. (Beifall) Ich fordere Sie auf, diese Maßnahmen zum Wohl unserer Umwelt und unserer Wirtschaft zu verabschieden. (Beifall) Darüber hinaus fordere ich Sie auf, zum Schutz unserer Umwelt entscheidende Schritte zu unternehmen, wie sie für Generationen vor uns unvorstellbar waren. In diesem Jahrhundert werden die größten umweltrelevanten Fortschritte nicht durch endlose Klagen oder Zwangsvorschriften erreicht, sondern durch Technologie und Innovation. Heute Abend beantrage ich 1,2 Milliarden Dollar zur Förderung von Forschungsprojekten, damit die Vereinigten Staaten bei der Entwicklung von sauberen, wasserstoffbetriebenen Autos eine führende Rolle in der Welt einnehmen kann. (Beifall) Eine einzige chemische Reaktion von Wasser mit Sauerstoff erzeugt Energie, die für den Antrieb eines Autos eingesetzt werden kann, wobei statt Abgasen nur Wasser entsteht. Im Rahmen eines neuen nationalen Engagements können unsere Wissenschaftler und Ingenieure Hindernisse überwinden, damit diese Autos aus den Labors in die Schaufenster kommen, damit ein heute Neugeborenes in Zukunft ein wasserstoffbetriebenes, abgasfreies Auto fahren kann. (Beifall) Schließen Sie sich mir bei dieser wichtigen Innovation an, damit unsere Luft deutlich sauberer wird und unser Land weniger von ausländischen Energiequellen abhängig ist. (Beifall) Unser viertes Ziel ist, uns mit amerikanischem Mitgefühl den schwerwiegendsten Problemen des Landes zuzuwenden. Denn so viele Menschen in unserem Land – die Obdachlosen und Vaterlosen, die Abhängigen – sind in großer Not. Aber es ist Kraft, wunderbare Kraft in der Güte, im Idealismus und im Glauben des amerikanischen Volkes. Amerikaner leisten jeden Tag Dienst am Nächsten – sie besuchen Gefangene, bieten misshandelten Frauen Unterschlupf, leisten einsamen Senioren Gesellschaft. Diese guten Taten verdienen unser Lob; sie verdienen unsere persönliche
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Unterstützung und gegebenenfalls verdienen sie die Unterstützung der Regierung. (Beifall) Ich fordere Sie auf, sowohl meine glaubensorientierte Initiative als auch das Gesetz über den Dienst am Nächsten (Citizen Service Act) zu verabschieden, um Mitgefühl zu ermutigen, das die Vereinigten Staaten verändert – ein Herz und eine Seele nach der anderen. (Beifall) Im vergangenen Jahr forderte ich unsere Mitbürger auf, sich beim USA Freedom Corps zu engagieren, dem sich zehntausende neuer Freiwilliger in ganz Amerika anschließen. Heute Abend fordere ich den Kongress und das amerikanische Volk auf, den Geist des Dienens und die Mittel der Regierung auf die Bedürfnisse der Bedürftigsten unter uns zu konzentrieren – Jungen und Mädchen, die versuchen, ohne Richtungsweisung und Aufmerksamkeit aufzuwachsen, Kinder, die erst durch ein Gefängnistor gehen müssen, damit sie von Mama oder Papa in den Arm genommen wurden. Ich schlage eine Initiative im Umfang von 450 Million Dollar vor, damit sich Mentoren für mehr als eine Million benachteiligter Schüler (junior high students) und Kinder von Häftlingen einsetzen können. Die Regierung wird die Ausbildung und Einstellung der Mentoren fördern, aber es sind die amerikanischen Männer und Frauen, die sich helfend einsetzen müssen. Ein Mentor, eine Person, kann ein Leben für immer verändern. Ich fordere Sie auf, diese Person zu sein. (Beifall) Eine andere Ursache für Hoffnungslosigkeit ist die Drogenabhängigkeit. Abhängigkeit verdrängt Freundschaft, Ehrgeiz, moralische Überzeugungen und reduziert die Fülle des Lebens auf ein einziges destruktives Verlangen. Als Regierung bekämpfen wir illegale Drogen durch das Unterbinden von Nachschub und verringern die Nachfrage durch Drogenbekämpfungsprogramme. Für die bereits Abhängigen ist der Kampf gegen Drogen jedoch ein Kampf um ihr eigenes Leben. Zu viele Amerikaner, die Therapie benötigen, können sie nicht bekommen. Daher schlage ich heute Abend ein neues Programm in Höhe von 600 Millionen Dollar vor, damit weitere 300.000 Amerikaner in den nächsten drei Jahren eine Therapie erhalten. (Beifall) Unsere Nation ist mit Reha-Programmen gesegnet, durch die erstaunliche Arbeit geleistet wird. Eines ist ein Programm der Healing Place Church in Baton Rouge (Louisiana). Ein Teilnehmer dieses Programms sagte, "Gott tut Wunder im Leben von Menschen, und man denkt nie, man selber könnte es sein." Lassen Sie uns heute Abend allen Amerikanern, die mit Drogenabhängigkeit zu kämpfen haben, diese hoffnungsvolle Botschaft zukommen: Das Wunder der Heilung ist möglich und könnte auch für dich geschehen. (Beifall)
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Indem wir uns um Kinder, die Mentoren brauchen, und um abhängige therapiebedürftige Männer und Frauen kümmern, gestalten wir eine Gesellschaft der offenen Arme – eine Kultur, in der jedes Leben von Wert ist. Bei dieser Arbeit dürfen wir die Schwächsten unter uns nicht übersehen. Ich fordere Sie auf, Säuglinge schon in der Stunde ihrer Geburt zu schützen und die Praxis der selektiven Abtreibung zu beenden. Und da kein menschliches Leben als Gegenstand eines Experiments begonnen oder beendet werden sollte, fordere ich Sie auf, einen hohen Standard für die Menschheit zu setzen und ein Gesetz gegen das Klonen von Menschen zu verabschieden. (Beifall) Die Eigenschaften Mut und Mitgefühl, um die wir uns in den Vereinigten Staaten bemühen, bestimmen auch unser Verhalten im Ausland. Die amerikanische Flagge steht für mehr als unsere Macht und unsere Interessen. Unsere Gründerväter widmeten dieses Land der menschlichen Würde, den Rechten des Einzelnen und den Möglichkeiten eines jeden Lebens. Diese Überzeugung führt uns in die Welt, um den Leidenden zu helfen, den Frieden zu verteidigen und die Absichten böser Menschen zu vereiteln. In Afghanistan unterstützten wir die Befreiung eines unterdrückten Volks. Wir werden den Afghanen weiterhin helfen, ihr Land abzusichern, ihre Gesellschaft wieder aufzubauen und alle ihre Kinder auszubilden – Jungen und Mädchen. (Beifall) Im Nahen Osten werden wir weiterhin einen Frieden zwischen einem sicheren Israel und einem demokratischen Palästina anstreben. (Beifall) Auf der ganzen Welt gibt Amerika den Hungrigen Nahrung. Mehr als 60 Prozent der internationalen Lebensmittelhilfe kommt als Geschenk aus den Vereinigten Staaten. Während unsere Nation Soldaten verlegt und Bündnisse schmiedet, damit unsere Welt sicherer wird, müssen wir auch daran denken, dass wir dazu berufen sind, als gesegnetes Land diese Welt besser zu machen. Auf dem afrikanischen Kontinent sind heute fast 30 Millionen Menschen mit dem AIDS-Virus infiziert, darunter drei Millionen Kinder unter 15 Jahren. Es gibt ganze Länder in Afrika, in denen mehr als ein Drittel der Erwachsenen infiziert ist. Mehr als vier Millionen Menschen brauchen sofortige medikamentöse Behandlung. Dennoch erhalten auf diesem Kontinent nur 50.000 AIDSOpfer – nur 50.000 – die benötigten Medikamente. Weil die Diagnose AIDS als Todesurteil betrachtet wird, bemühen sich viele gar nicht um eine Behandlung. Fast alle, die es tun, werden abgewiesen. Ein Arzt im ländlichen Südafrika beschreibt seine Frustration. Er sagt: "Wir haben keine Medikamente. In vielen Krankenhäusern wird den Menschen gesagt: 'Du hast AIDS, wir können dir nicht helfen. Geh nach Hause und stirb.' " In einem
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Zeitalter, in dem Medikamente wahre Wunder bewirken können, sollte niemand solche Worte hören müssen. (Beifall) AIDS kann verhindert werden. Anti-Retrovirus-Medikamente können ein Leben um viele Jahre verlängern. Die Kosten für diese Medikamente sanken von 12.000 Dollar pro Jahr auf jährlich unter 300 Dollar, was eine enorme Chance in unsere Reichweite rückt. Meine Damen und Herren, die Geschichte hat selten eine größere Chance geboten, so viel für so viele zu tun. Wir sind in unserem eigenen Land gegen HIV/AIDS vorgegangen und werden dies auch weiterhin tun. Als Reaktion auf eine schwere und dringliche Krise im Ausland schlage ich heute Abend den Dringlichkeitsplan für AIDS-Hilfe (Emergency Plan for AIDS Relief) vor – einen Akt der Barmherzigkeit über alle gegenwärtigen internationalen Bestrebungen hinaus, um den Menschen in Afrika zu helfen. Dieser umfassende Plan wird sieben Millionen Neuinfektionen mit AIDS verhindern, mindestens zwei Millionen Menschen mit lebensverlängernden Medikamenten versehen und die humane Versorgung von Millionen AIDSinfizierten Menschen und Kindern sicherstellen, die durch AIDS zu Waisen wurden. (Beifall) Ich beantrage beim Kongress, im Lauf der nächsten fünf Jahre 15 Milliarden Dollar zu bewilligen, darunter fast 10 Milliarden Dollar neuer Mittel, um in den am stärksten betroffenen Ländern Afrikas und der Karibik im Hinblick auf AIDS eine Trendwende zu bewirken. (Beifall) Diese Nation kann die Welt anführen, wenn es darum geht, unschuldige Menschen von einer Geißel der Natur zu bewahren. Diese Nation führt die Welt an, wenn es darum geht, dem von Menschen verursachten Übel des internationalen Terrorismus entgegenzutreten. (Beifall) [Außenpolitischer Teil der Rede] Es gibt Tage, an denen die Bürger Amerikas keine Neuigkeiten über den Krieg gegen den Terrorismus hören. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht von einer weiteren Bedrohung erfahre oder Berichte über laufende Operationen erhalte oder in diesem globalen Krieg gegen ein weitverzweigtes Killer-Netzwerk einen Befehl erteile. Der Krieg dauert an, und wir werden gewinnen. (Beifall) Bis zum heutigen Tag haben wir viele wichtige Befehlshaber von Al-Qaida festgenommen oder sind anderweitig gegen sie vorgegangen. Unter den genannten Personen befindet sich ein Mann, der die Logistik und Finanzierung für die Anschläge am 11. September organisierte; der Chef von Al-Qaida-Operationen im Persischen Golf, der die Bombenanschläge auf unsere Botschaften in Ost-
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afrika und die USS Cole plante; ein Leiter von Al-Qaida-Operationen aus Südostasien; ein ehemaliger Direktor von Al-Qaida-Ausbildungslagern in Afghanistan; eine Schlüsselfigur für Al-Qaida-Operationen in Europa und ein wichtiger Al-Qaida-Führer im Jemen. Insgesamt wurden mehr als 3.000 verdächtige Terroristen in vielen Ländern verhaftet. Viele andere hat ein anderes Schicksal ereilt. Sagen wir so – sie stellen für die Vereinigten Staaten und ihre Freunde und Verbündete nicht länger ein Problem dar. (Beifall) Wir arbeiten eng mit anderen Ländern zusammen, um weitere Anschläge zu verhindern. Die Vereinigten Staaten und die Länder der Koalition haben terroristische Verschwörungen aufgedeckt und vereitelt, die sich gegen die Amerikanische Botschaft im Jemen sowie die Amerikanische Botschaft in Singapur richteten, gegen eine saudi-arabische Militäreinrichtung, Schiffe in der Straße von Hormus und der Meerenge von Gibraltar. Wir haben Al-Qaida-Zellen in Hamburg, Mailand, Madrid, London, Paris und auch in Buffalo (New York) zerschlagen. Die Terroristen befinden sich auf der Flucht. Wir werden weiterhin dafür sorgen, dass sie auf der Flucht sind. Die Terroristen lernen einer nach dem anderen die Bedeutung amerikanischer Gerechtigkeit kennen. (Beifall) Während wir diesen Krieg führen, vergessen wir nicht, wo er begann – hier, in unserem eigenen Land. Diese Regierung ergreift beispiellose Maßnahmen zum Schutz unseres Volkes und zur Verteidigung unserer Heimat. Wir haben die Sicherheitsmaßnahmen an den Grenzen und in Häfen verschärft, wir haben mehr als 50.000 neu ausgebildete staatliche Sicherheitskräfte an den Flughäfen eingesetzt, wir haben angefangen, unsere Soldaten und Notfallhelfer gegen Pocken zu impfen, und wir setzen zum ersten Mal in diesem Land ein Frühwarnsystem im Falle biologischer Angriffe ein. In diesem Jahr beginnen wir erstmals zum Schutz dieser Nation ein System zur Abwehr ballistischer Flugkörper zu stationieren. (Beifall) Ich danke dem Kongress für die Unterstützung dieser Maßnahmen. Ich fordere Sie heute Abend auf, zu unserer zukünftigen Sicherheit mit einem großangelegten Forschungs- und Produktionsprojekt zum Schutz unseres Volkes vor Bioterrorismus beizutragen, dem so genannten "Projekt Bioschild" (Project Bioshield). Das von mir vorgelegte Budget sieht ein Volumen von nahezu sechs Milliarden Dollar vor, um umgehend wirksame Impfstoffe gegen Anthrax, Botulismus, Ebola und Pest sowie Behandlungsmöglichkeiten für Erkrankungen durch solche Stoffe zur Verfügung zu stellen. Wir müssen davon ausgehen, dass unsere Feinde solche Krankheitserreger und Seuchen als Waffen einsetzen, und wir müssen handeln, bevor der Ernstfall eintritt. (Beifall)
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Seit dem 11. September haben unsere Nachrichtendienste und Strafverfolgungsbehörden enger zusammengearbeitet als je zuvor, um Terroristen aufzuspüren und deren Netzwerke zu zerschlagen. Das FBI verbessert seine Fähigkeiten zur Auswertung nachrichtendienstlicher Erkenntnisse und wird umstrukturiert, damit es den neuen Bedrohungen besser gerecht werden kann. Heute Abend weise ich die Leiter von FBI, CIA sowie des Ministeriums für innere Sicherheit und des Verteidigungsministeriums an, ein Nationales Zentrum zur Bekämpfung terroristischer Bedrohungen (Terrorist Threat Integration Center) einzurichten, damit alle bedrohungsrelevanten Informationen an einem einzigen Ort zusammenlaufen und ausgewertet werden können. Unserer Regierung müssen die besten Informationen zur Verfügung stehen, und wir werden sie dazu verwenden sicherzustellen, dass die richtigen Leute am richtigen Ort sind, um alle unsere Bürger zu schützen. (Beifall) Unser Krieg gegen den Terrorismus stellt eine Erprobung unseres Willens dar, wobei Durchhaltevermögen Macht bedeutet. In den Ruinen zweier Bürotürme, am westlichen Gebäudetrakt des Pentagon und auf einem Feld in Pennsylvania legte diese Nation ein Gelübde ab. Dieses Gelübde erneuern wir heute Abend: Wie lange dieser Kampf auch dauern mag und welche Schwierigkeiten damit verbunden sein mögen, wir werden nicht zulassen, dass Gewalt die Geschicke der Menschheit bestimmt – freie Menschen werden den Lauf der Geschichte bestimmen. (Beifall) Heute stellen geächtete Regime, die den Besitz von nuklearen, chemischen oder biologischen Waffen anstreben oder bereits in deren Besitz sind, die schwerwiegendste Gefahr im Krieg gegen den Terror und die schwerwiegendste Gefahr für die Vereinigten Staaten und die Welt dar. Diese Regime könnten solche Waffen für Erpressung, Terror und Massenmord einsetzen. Sie könnten diese Waffen ebenso an terroristisch gesinnte Verbündete weitergeben oder verkaufen, die sie einsetzen würden, ohne auch nur im Geringsten zu zögern. (Beifall) Diese Bedrohung ist neu; die Pflicht der Vereinigten Staaten ist altbekannt. Im Lauf des 20. Jahrhunderts haben kleine Gruppierungen Kontrolle über große Nationen erlangt, Armeen und Waffenarsenale aufgebaut und sich daran gemacht, die Schwachen zu beherrschen und die Welt einzuschüchtern. Nie kannte ihre Grausamkeit und Mordlust Grenzen. Nationalsozialistische, militaristische und kommunistische Regime wurden aber immer durch den Willen freier Menschen, durch die Stärke großer Bündnisse und die Macht der Vereinigten Staaten von Amerika bezwungen. (Beifall) In diesem Jahrhundert ist die Ideologie von Macht und Herrschaft wieder aufgetaucht und strebt nach den ultimativen Waffen des Terrors. Und wieder
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einmal steht diese Nation mit allen ihren Freunden zwischen einer friedlichen Welt und einer chaotischen Welt in ständiger Alarmbereitschaft. Wieder einmal sind wir aufgerufen, die Sicherheit unseres Volkes und die Hoffnungen der gesamten Menschheit zu verteidigen. Wir übernehmen diese Verantwortung. (Beifall) Die Vereinigten Staaten unternehmen breit angelegte und entschlossene Anstrengungen, um diesen Gefahren zu begegnen. Wir haben die Vereinten Nationen aufgefordert, ihrer Charta gerecht zu werden und zu ihrer Forderung nach der Abrüstung des Irak zu stehen. Wir unterstützen besonders die Internationale Atomenergie-Organisation und ihren Auftrag, in der ganzen Welt Nuklearmaterial aufzuspüren und zu kontrollieren. Wir arbeiten mit anderen Regierungen daran, Nuklearmaterial in der ehemaligen Sowjetunion sicherzustellen und stärken globale Verträge über das Verbot der Produktion und Verbreitung von Raketentechnologie und Massenvernichtungswaffen. (Beifall) Bei all diesen Bemühungen ist es jedoch die Absicht der Vereinigten Staaten, nicht nur einem Prozess zu folgen, sondern ein Ergebnis zu erzielen: das Ende der schrecklichen Bedrohungen für die zivilisierte Welt. Alle freien Nationen haben ein Interesse daran, plötzlichen und katastrophalen Angriffen vorzubeugen. Wir bitten sie, sich uns anzuschließen, und viele tun dies auch. Dennoch hängt der Weg, den diese Nation einschlägt, nicht von den Entscheidungen anderer ab. (Beifall) Welches Handeln auch immer gefordert sein wird, wann immer Handeln erforderlich wird – ich werde die Freiheit und Sicherheit des amerikanischen Volkes verteidigen. (Beifall) Unterschiedliche Bedrohungen erfordern unterschiedliche Strategien. Im Iran beobachten wir nach wie vor eine Regierung, die ihr Volk unterdrückt, den Besitz von Massenvernichtungswaffen anstrebt und Terrorismus unterstützt. Wir beobachten auch iranische Bürger, die Einschüchterung und Tod in Kauf nehmen, um für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie einzutreten. Die Iraner haben wie alle Völker das Recht, ihre eigene Regierung zu wählen und ihr eigenes Schicksal zu bestimmen – und die Vereinigten Staaten unterstützen ihre Bestrebungen, in Freiheit zu leben. (Beifall) Auf der koreanischen Halbinsel beherrscht ein tyrannisches Regime ein von Angst und Hunger geplagtes Volk. In den neunziger Jahren verließen sich die Vereinigten Staaten auf ein ausgehandeltes Vertragsrahmenwerk, um Nordkorea nicht in den Besitz von Nuklearwaffen kommen zu lassen. Wir wissen jetzt, dass dieses Regime die Welt irreführte und längst dabei war, solche Waffen zu entwickeln. Heute benutzt das nordkoreanische Regime sein Nuklearprogramm zur Verbreitung von Angst und zur Erlangung von Zugeständnissen. Die Vereinigten Staaten und die Welt werden sich nicht erpressen lassen. (Beifall)
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Die Vereinigten Staaten arbeiten gemeinsam mit den Ländern dieser Region – Südkorea, Japan, China und Russland – an einer friedlichen Lösung und machen der nordkoreanischen Regierung deutlich, dass Nuklearwaffen nur Isolation, wirtschaftliche Stagnation und fortgesetztes Elend nach sich ziehen. (Beifall) Das nordkoreanische Regime wird nur dann in der Welt respektiert werden und sein Volk aus der Krise führen können, wenn es seine nuklearen Ambitionen aufgibt. (Beifall) Unsere Nation und die Welt muss die Lehre aus den Geschehnissen auf der koreanischen Halbinsel ziehen und darf nicht zulassen, dass im Irak eine noch größere Bedrohung entsteht. Einem brutalen Diktator, der seine rücksichtslose Aggression bereits unter Beweis gestellt hat, der Verbindungen zum Terrorismus pflegt und über ein großes Vermögen verfügt, darf nicht gestattet werden, eine wichtige Region zu beherrschen und die Vereinigten Staaten zu bedrohen. (Beifall) Vor zwölf Jahren hatte Saddam Hussein die Aussicht, das letzte Opfer eines Krieges zu sein, den er begonnen und verloren hatte. Aus Selbstschutz stimmte er zu, alle Massenvernichtungswaffen abzurüsten. In den darauffolgenden 12 Jahren verletzte er diese Vereinbarung systematisch. Er strebte den Besitz chemischer, biologischer und nuklearer Waffen an, selbst als sich die Inspektoren in seinem Land befanden. Bis heute hat ihn von der Beschaffung dieser Waffen nichts abgebracht – weder Wirtschaftssanktion noch die Abschottung von der zivilisierten Welt, noch die Raketenangriffe auf seine Militäranlagen. Vor fast drei Monaten räumte der UN-Sicherheitsrat Saddam Hussein eine letzte Chance zur Abrüstung ein. Er hat den Vereinten Nationen und der Weltmeinung stattdessen äußerste Geringschätzung entgegengebracht. Die 108 UNInspektoren wurden nicht entsandt, um in einem Land von der Größe Kaliforniens versteckten Materialien nachzujagen. Es ist die Aufgabe der Inspektoren zu verifizieren, dass das irakische Regime abrüstet. Es liegt jetzt ganz am Irak, die Verstecke seiner verbotenen Waffen zu zeigen, diese Waffen der Welt offen zu legen und sie wie gefordert zu vernichten. Nichts dergleichen ist geschehen. Die Vereinten Nationen gelangten 1999 zu der Schlussfolgerung, dass Saddam Hussein genügend biologische Waffen zur Herstellung von über 25.000 Litern Anthrax besaß – eine ausreichende Menge, um mehrere Millionen Menschen zu töten. Über dieses Material hat er keine Rechenschaft abgelegt. Er hat keine Beweise vorgelegt, dass er es zerstört hat. Die Vereinten Nationen gelangten zu der Schlussfolgerung, dass Saddam Hussein im Besitz von genügend Material zur Herstellung von über 38.000 Litern Botulinumtoxin war – eine ausreichende Menge, um Millionen Menschen
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dem Tod durch Atemstillstand auszusetzen. Über dieses Material hat er keine Rechenschaft abgelegt. Er hat keine Beweise vorgelegt, dass er es zerstört hat. Unsere Nachrichtendienste schätzen, dass Saddam Hussein das Material zur Herstellung von mindestens 500 Tonnen Sarin, Senfgas und des Nervengases VX hatte. In solchen Mengen könnten diese chemischen Kampfstoffe auch zahllose weitere Menschen töten. Über dieses Material hat er keine Rechenschaft abgelegt. Er hat keine Beweise vorgelegt, dass er es zerstört hat. Die amerikanischen Nachrichtendienste verweisen darauf, dass Saddam Hussein im Besitz von mehr als 30.000 Geschossen war, die mit chemischen Kampfstoffen bestückt werden können. Die Inspektoren haben vor kurzem 16 von ihnen gefunden – trotz der jüngsten Erklärung des Irak, die ihre Existenz leugnete. Saddam Hussein hat keine Rechenschaft über die verbliebenen 29.984 dieser verbotenen Geschosse abgegeben. Er hat keine Beweise vorgelegt, dass er sie zerstört hat. Von drei irakischen Überläufern wissen wir, dass der Irak Ende der neunziger Jahre mehrere mobile Labors für biologische Waffen unterhielt. Sie sind für die Herstellung von Krankheitserregern für die Kriegführung ausgerüstet und können von einem Ort an den anderen verlegt werden, damit sie nicht von den Inspektoren überprüft werden können. Saddam Hussein hat diese Einrichtungen nicht offen gelegt. Er hat keine Beweise vorgelegt, dass er sie zerstört hat. In den neunziger Jahren bestätigte die Internationale AtomenergieOrganisation, dass Saddam Hussein ein fortgeschrittenes Programm zur Entwicklung von Nuklearwaffen unterhielt, den Entwurf für eine Atombombe hatte und an fünf verschiedenen Methoden zur Anreicherung von waffenfähigem Uran für eine Bombe arbeitete. Die britische Regierung hat in Erfahrung gebracht, dass Saddam Hussein vor kurzem beträchtliche Mengen Uran aus Afrika beschaffen wollte. Unseren nachrichtendienstlichen Quellen zufolge hat er versucht, hochfeste Aluminiumrohre zu kaufen, die zur Herstellung von Nuklearwaffen geeignet sind. Saddam Hussein hat diese Aktivitäten nicht glaubwürdig erklärt. Er hat eindeutig viel zu verbergen. Der irakische Diktator rüstet nicht ab. In Gegenteil, er täuscht. Aus nachrichtendienstlichen Quellen wissen wir beispielsweise, dass tausende irakischer Sicherheitskräfte damit befasst sind, Dokumente und Material vor den UNInspektoren zu verstecken, verdächtiges Material beiseite zu schaffen und die Inspektoren selbst zu überwachen. Irakische Regierungsvertreter begleiten die Inspektoren, um Zeugen einzuschüchtern. Der Irak verhindert die von den Vereinten Nationen geforderten U-2Aufklärungsflüge. Irakische Mitarbeiter der Nachrichtendienste geben sich als
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die Wissenschaftler aus, die die Inspektoren befragen sollen. Den echten Wissenschaftlern wurde von irakischen Regierungsvertretern vorgegeben, was sie sagen dürfen. Nachrichtendienstliche Quellen verweisen darauf, dass Saddam Hussein die Ermordung von Wissenschaftlern und ihrer Familien angeordnet hat, die mit den UN-Inspektoren bei der Entwaffnung des Irak zusammenarbeiten. Jahr um Jahr hat Saddam Hussein alles versucht, enorme Summen ausgegeben und große Risiken auf sich genommen, um Massenvernichtungswaffen herzustellen und zu behalten. Aber warum? Die einzig mögliche Erklärung, die einzig mögliche Verwendung, die er für diese Waffen haben könnte, ist, zu beherrschen, einzuschüchtern oder anzugreifen. Mit Nuklearwaffen oder einem vollständigen Arsenal chemischer und biologischer Waffen könnte Saddam Hussein seine Eroberungsambitionen im Nahen Osten wieder aufnehmen und tödliches Chaos in der Region anrichten. Und dieser Kongress und das amerikanische Volk müssen sich einer weiteren Bedrohung bewusst sein. Beweise der Nachrichtendienste, geheime Gespräche und Aussagen von jetzt in Gewahrsam genommenen Personen enthüllen, dass Saddam Hussein Terroristen hilft und beschützt, darunter auch Al-QaidaAnhänger. Heimlich und ohne Spuren zu hinterlassen, könnte er Terroristen eine seiner versteckten Waffen zukommen lassen oder ihnen bei der Entwicklung ihrer eigenen Waffen behilflich sein. Vor dem 11. September waren viele Menschen auf der Welt davon überzeugt, dass Saddam Hussein in Schach gehalten werden könnte. Aber chemische Kampfstoffe, tödliche Viren und im Verborgenen operierende Terrornetzwerke können nicht leicht in Schach gehalten werden. Stellen Sie sich diese 19 Luftpiraten mit anderen Waffen und anderen Plänen vor – dieses Mal von Saddam Hussein bewaffnet. Eine Phiole, ein Kanister, eine in dieses Land geschmuggelte Kiste würde ausreichen, einen Tag des Grauens zu verursachen, wie wir ihn noch nie erlebt haben. Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun um sicherzustellen, dass dieser Tag niemals kommt. (Beifall) Einige sagen, wir sollten erst handeln, wenn die Gefahr unmittelbar bevorsteht. Seit wann geben Terroristen und Tyrannen ihre Absichten bekannt und setzen uns höflich davon in Kenntnis, dass sie einen Anschlag verüben werden? Ließen wir zu, dass diese Bedrohung ungehindert und plötzlich auftritt, kämen alle Taten, alle Worte und alle Beschuldigungen zu spät. Dem gesunden Menschenverstand und der Zurückhaltung Saddam Husseins zu vertrauen, ist weder eine Strategie noch eine Option. (Beifall) Der Diktator, der die gefährlichsten Waffen der Welt ansammelt, hat sie bereits gegen ganze Dörfer eingesetzt – wodurch tausende seiner eigenen Bürger
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getötet, blind oder entstellt wurden. Irakische Flüchtlinge erzählen uns, wie die erzwungenen Geständnisse zustande kommen – durch das Foltern von Kindern, während ihre Eltern zusehen müssen. Internationale Menschenrechtsgruppen haben andere Methoden aufgelistet, die in den Folterkammern des Irak angewendet werden: Elektroschocks, Verbrennungen mit heißen Eisen, Verätzungen der Haut, Verstümmelungen mit elektrischen Bohrern, Abschneiden der Zunge und Vergewaltigung. Wenn das nicht das Böse ist, dann weiß ich nicht, was das Böse ist. (Beifall) Und heute Abend habe ich eine Botschaft für das mutige und unterdrückte Volk des Irak: Ihr Land ist nicht vom Feind umstellt – Ihr Feind regiert Ihr Land. (Beifall) Und der Tag, an dem er und sein Regime des Amtes enthoben werden, wird der Tag Ihrer Befreiung sein. (Beifall) Die Welt hat 12 Jahre lang darauf gewartet, dass der Irak abrüstet. Die Vereinigten Staaten werden keine ernsthafte und wachsende Bedrohung ihres Landes, ihrer Freunde und Bündnispartner hinnehmen. Die Vereinigten Staaten werden eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats am 5. Februar beantragen, um die Tatsache der andauernden Missachtung der Welt durch den Irak zu erörtern. Außenminister Powell wird Informationen und nachrichtendienstliche Erkenntnisse über die illegalen Waffenprogramme des Irak vorlegen, seinen Versuch, diese Waffen vor den Inspektoren zu verstecken und seine Verbindungen zu Terrorgruppen. Wir werden Konsultationen führen. Aber missverstehen Sie mich nicht: Wenn Saddam Hussein nicht vollständig abrüstet, werden wir um der Sicherheit unserer Bürger und um des Friedens auf der Welt willen eine Koalition anführen, um ihn zu entwaffnen. (Beifall) Heute Abend habe ich eine Botschaft für die Männer und Frauen, die den Frieden bewahren werden – die Angehörigen der amerikanischen Streitkräfte: Viele von ihnen werden im Nahen Osten oder in der Umgebung zusammengezogen, und vor uns könnten entscheidende Stunden liegen. In diesen Stunden wird der Erfolg unserer Sache von Ihnen abhängen. Ihre Ausbildung hat Sie vorbereitet. Ihre Ehre wird Sie leiten. Sie glauben an die Vereinigten Staaten, und die Vereinigten Staaten glauben an Sie. (Beifall) Amerikaner in eine Schlacht zu entsenden, ist die tiefgreifendste Entscheidung, die ein Präsident zu treffen hat. Die Technologien des Kriegs haben sich verändert – die Risiken und das Leid des Kriegs nicht. Für die mutigen Amerikaner, die das Risiko tragen, ist kein Sieg frei von Gram. Diese Nation kämpft zögernd, weil wir den Preis kennen und die Tage der Trauer fürchten, die immer kommen.
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Wir wollen Frieden. Wir streben nach Frieden. Und manchmal muss der Frieden verteidigt werden. Eine Zukunft, in der wir schrecklichen Bedrohungen ausgesetzt sind, ist keine Zukunft in Frieden. Wenn uns ein Krieg aufgezwungen wird, werden wir für eine gerechte Sache mit gerechten Mitteln kämpfen – und die Unschuldigen in jeder erdenklichen Weise schonen. Und wenn uns ein Krieg aufgezwungen wird, werden wir mit der ganzen Kraft und Macht des Militärs der Vereinigten Staaten kämpfen – und wir werden obsiegen. (Beifall) Wir und unsere Koalitionspartner werden es so wie in Afghanistan machen: Wir werden dem irakischen Volk Nahrungsmittel, Medikamente, Nachschub – und Freiheit – bringen. (Beifall) Viele Herausforderungen – im In- und Ausland – sind in kurzer Zeit aufgetreten. Im Laufe von zwei Jahren sind die Vereinigten Staaten von einem Gefühl der Unverwundbarkeit zur Erkenntnis der Gefahr übergegangen, von bitteren Differenzen in nichtigen Angelegenheiten zu ruhiger Geschlossenheit in einer großen Sache. Wir gehen mit Zuversicht voran, weil dieser Ruf der Geschichte das richtige Land erreicht hat. Die Amerikaner sind ein entschlossenes Volk, das sich jeder Prüfung unserer Zeit gestellt hat. Durch Unglück wurde der wahre Charakter unseres Landes offenbar – für die Welt und uns selbst. Die Vereinigten Staaten sind eine starke Nation und ehrenhaft beim Einsatz ihrer Stärke. Wir üben Macht aus, ohne zu erobern, und für die Freiheit von Fremden bringen wir Opfer. Die Amerikaner sind ein freies Volk, das weiß, dass die Freiheit das Richtige für jeden Menschen und die Zukunft jeder Nation ist. Die Freiheit, die wir schätzen, ist nicht Amerikas Geschenk an die Welt, sie ist das Geschenk Gottes an die Menschheit. (Beifall) Wir Amerikaner glauben an uns, aber nicht nur an uns. Wir geben nicht vor, alle Wege der Vorsehung zu kennen, aber wir vertrauen in sie, setzen unser Vertrauen in den liebenden Gott, der hinter allem Leben und der gesamten Geschichte steht. Möge Er uns jetzt leiten. Und möge Er weiterhin die Vereinigten Staaten von Amerika segnen. (Beifall) Engl. und dt. in: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Irak/bush-lage.html.
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165. Rede an die Nation von George W. Bush, 17. März 2003 Presidential Address to the Nation Der Dritte Golfkrieg begann mit der nachfolgenden Erklärung und war ein Krieg der USA und verbündeter Staaten (insbesondere Großbritannien, Spanien, Italien, Australien und Polen) gegen den Irak. Der Angriff begann am 20. März 2003. Neben den USA hatten sich noch 48 weitere Staaten hinter den Angriff gestellt (von den USA als "Koalition der Willigen" bezeichnet). Jedoch sprachen sich die meisten Mitglieder des UN-Sicherheitsrates gegen den Krieg und für eine Fortsetzung der Waffeninspektionen aus. Die USA, Großbritannien und Australien versuchten den Krieg unter Berufung auf die Resolution 687 (3. April 1991) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen zu rechtfertigen. Die dort verabschiedeten Auflagen seien Grundlage des Waffenstillstandsabkommens mit dem Irak von 1991 gewesen. Der Irak habe sich nicht an diese Auflagen gehalten, dem Waffenstillstand sei damit die Grundlage entzogen und die Kampfhandlungen könnten aufgrund dieser Verstöße wieder aufgenommen werden. Eine weitere Rechtfertigung der Kriegshandlungen gegen den Irak bildete nach Ansicht der USA und ihrer Verbündeten die Resolution 1441 des Sicherheitsrates (8. November 2002), aus der jedoch nicht unstrittig hervorging, ob sie einen Angriff rechtfertigte oder nicht. Die USA beriefen sich darauf, dass die Resolution im Falle einer Nichtabrüstung des Iraks Konsequenzen androhte. Andere dagegen sahen darin nicht die Anwendung von Gewalt inbegriffen. Im Unterschied dazu hatte die Resolution 678 von 1990, durch die der Zweite Golfkrieg legitimiert wurde, den Einsatz von allen erforderlichen Mitteln erlaubt. Verschiedene Staaten und Völkerrechtsexperten – unter anderem auch Kofi Annan, der zu dem Zeitpunkt der Entschließung der Resolution 1441 Generalsekretär der Vereinten Nationen war – gingen davon aus, dass die beiden Resolutionen keine geeignete Rechtsgrundlage bildeten und die Kriegshandlungen somit völkerrechtswidrig gewesen seien. Bis zum erklärten Ende größerer Kampfhandlungen am 1. Mai 2003 mussten die USA den vergleichsweise "geringen" Verlust von 138 von 255.000 stationierten Soldaten beklagen. In Folge der nach dem Krieg verübten Bombenanschläge und Selbstmordattentate erhöhte sich die Zahl der Getöteten jedoch dramatisch. Nach offiziellen Angaben des Pentagons belief sich die Zahl der gefallenen US-Soldaten am 12.12.2004 bereits insgesamt auf 1.286
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US-Amerikaner, 9.766 Verwundete und davon etwa 5.200 Schwerverletzte und Invalide.1 * * * Liebe Mitbürger, die Ereignisse im Irak nähern sich der Stunde der Entscheidung. Seit über zehn Jahren haben sich die Vereinigten Staaten und andere Nationen geduldig und redlich bemüht, das irakische Regime ohne Krieg zu entwaffnen. Das Regime verpflichtete sich 1991, die Bedingung zur Beendigung des Golfkriegs zu akzeptieren und alle seine Massenvernichtungswaffen offen zu legen und zu zerstören. Seit dieser Zeit hat sich die Welt 12 Jahre lang in Diplomatie geübt. Im UNSicherheitsrat wurden mehr als ein Dutzend Resolutionen verabschiedet. Wir haben hunderte von Waffeninspekteuren geschickt, um die Abrüstung des Irak zu überwachen. Unser guter Glaube wurde nicht erwidert. Für das irakische Regime war Diplomatie eine Masche, um Zeit und Vorteil zu gewinnen. Es hat alle Sicherheitsratsresolutionen, die vollständige Abrüstung forderten, gleichermaßen missachtet. Im Lauf der Jahre wurden UNWaffeninspekteure von irakischen Regierungsvertretern bedroht, abgehört und systematisch hinters Licht geführt. Friedliche Bemühungen, das irakische Regime zu entwaffnen, sind immer wieder gescheitert – weil wir es nicht mit friedfertigen Menschen zu tun haben. Nachrichtendienstliche Erkenntnisse dieser und anderer Regierungen lassen keinen Zweifel daran, dass das irakische Regime weiterhin einige der tödlichsten Waffen, die je ersonnen wurden, besitzt und versteckt. Dieses Regime hat bereits Massenvernichtungswaffen gegen Nachbarländer des Irak und gegen das irakische Volk eingesetzt. Das Regime hat im Nahen Osten in der Vergangenheit immer wieder rücksichtslose Aggression an den Tag gelegt. Es hegt tief empfundenen Hass gegen Amerika und unsere Freunde. Es hat Terroristen unterstützt, ausgebildet und ihnen Unterschlupf gewährt, darunter auch aktive Mitglieder von Al Qaida. Die Gefahr ist eindeutig: Durch den Einsatz chemischer, biologischer oder eines Tages auch nuklearer Waffen, in deren Besitz sie mithilfe des Irak gelangten, könnten Terroristen ihre erklärten Ziele erreichen und tausende oder hundertausende unschuldiger Menschen in unserem oder jedem anderen Land töten.
1 Nach inoffiziellen Informationen belief sich die Zahl der im Irak getöteten Soldaten am 19. April 2006 auf 1908. (Quelle: http://www.antiwar.com/casualties/).
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Die Vereinigten Staaten und andere Nationen haben nichts getan, was diese Bedrohung rechtfertigen würde oder ihr Vorschub geleistet hätte. Aber wir werden alles tun, um sie abzuwehren. Anstatt in eine Tragödie hineinzuschlittern, machen wir Sicherheit zu unserem erklärten Ziel. Bevor der Tag des Schreckens kommen kann, bevor es zum Handeln zu spät ist, wird diese Gefahr beseitigt werden. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben die souveräne Autorität, zur Sicherung ihrer eigenen nationalen Sicherheit Gewalt einzusetzen. Auf Grund des von mir geleisteten Schwurs – ein Schwur, den ich halten werde – stehe ich als Oberbefehlshaber in dieser Pflicht. In Anbetracht der Bedrohung für unser Land hat der amerikanische Kongress im vergangenen Jahr überwältigend für die Unterstützung eines Einsatzes von Gewalt gegen den Irak gestimmt. Die Vereinigten Staaten haben versucht, gemeinsam mit den Vereinten Nationen gegen diese Bedrohung vorzugehen, da wir eine friedliche Lösung dieser Angelegenheit wollten. Wir glauben an die Mission der Vereinten Nationen. Ein Grund, warum die Vereinten Nationen nach dem 2. Weltkrieg ins Leben gerufen wurden, war das aktive und frühzeitige Vorgehen gegen Diktatoren, bevor sie Unschuldige angreifen und den Frieden zerstören können. Im Fall Irak handelte der Sicherheitsrat in den frühen neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Im Rahmen von Resolution 678 und 687 – beide gelten noch – wurden die Vereinigten Staaten und ihre Bündnispartner zum Einsatz von Gewalt ermächtigt, damit dem Irak seine Massenvernichtungswaffen genommen werden können. Dies ist nicht eine Frage der Ermächtigung, es ist eine Frage des Willens. Im vergangenen September trat ich vor die UN-Generalversammlung und drängte die Nationen der Welt, zusammenzustehen und dieser Gefahr ein Ende zu bereiten. Am 8. November verabschiedete der Sicherheitsrat einstimmig Resolution 1441, in der festgehalten wurde, dass der Irak seine Verpflichtungen erheblich verletzt, und in der dem Irak ernsthafte Konsequenzen angedroht wurden, sollte er nicht umfassend und umgehend abrüsten. Heute kann keine Nation wirklich behaupten, der Irak hätte abgerüstet. Solange Saddam Hussein an der Macht ist, wird er auch nicht abrüsten. Die vergangenen viereinhalb Monate haben die Vereinigten Staaten und ihre Bündnispartner im Rahmen des Sicherheitsrats darauf hingearbeitet, die seit langem bestehenden Forderungen des Sicherheitsrats durchzusetzen. Einige ständige Mitglieder des Sicherheitsrats haben dennoch öffentlich angekündigt, gegen jede Resolution zur zwangsweisen Entwaffnung des Irak ihr Veto einzulegen. Diese
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Regierungen beurteilen die Gefahr genau wie wir, teilen aber nicht unsere Entschlossenheit, sie zu beseitigen. Viele Nationen haben jedoch die Entschlossenheit und Kraft, gegen diese Bedrohung des Friedens vorzugehen, und eine umfassende Koalition schließt sich jetzt zusammen, die gerechten Forderungen der Welt durchzusetzen. Der UN-Sicherheitsrat ist seinen Verpflichtungen nicht gerecht geworden, so werden wir denn den unseren gerecht werden. In der jüngsten Vergangenheit haben einige Regierungen im Nahen Osten ihren Teil beigetragen. Sie haben öffentlich und privat verlauten lassen, der Diktator solle den Irak verlassen, damit die Entwaffnung friedlich vonstatten gehen kann. Bis jetzt hat er das abgelehnt. Die Jahrzehnte der Täuschung und Grausamkeit gehen jetzt zu Ende. Saddam Hussein und seine Söhne müssen den Irak innerhalb von 48 Stunden verlassen. Sollten sie sich weigern, wird dies einen militärischen Konflikt nach sich ziehen, dessen Beginn wir bestimmen werden. Zu ihrer eigenen Sicherheit sollten alle Ausländer – unter anderem Journalisten und Inspekteure – den Irak unverzüglich verlassen. Viele Iraker können mich heute Abend in einer übersetzten Radioübertragung hören, und ich habe ihnen etwas zu sagen. Sollten wir einen militärischen Feldzug beginnen müssen, richtet sich dieser gegen die gesetzlosen Männer, die Ihr Land regieren, und nicht gegen Sie. Während unsere Koalition diese Männer entmachten wird, werden wir Ihnen die benötigten Lebensmittel und Medikamente zukommen lassen. Wir werden den terroristischen Machtapparat zerstören und Ihnen helfen, einen neuen, wohlhabenden und freien Irak aufzubauen. In einem freien Irak wird es keine Angriffskriege gegen ihre Nachbarländer geben, keine Giftfabriken, keine Hinrichtung von Dissidenten, keine Folterkammern und Vergewaltigungen. Der Tyrann wird bald nicht mehr da sein. Der Tag Ihrer Befreiung ist nahe. Für Saddam Hussein ist es zu spät, an der Macht zu bleiben. Für das irakische Militär ist es noch nicht zu spät, ehrenhaft zu handeln und das Land zu schützen, indem den Koalitionsstreitkräften friedlicher Zugang gewährt wird, damit Massenvernichtungswaffen zerstört werden können. Unsere Streitkräfte werden den irakischen Militäreinheiten klare Anweisungen geben, wie sie es verhindern können, angegriffen und vernichtet zu werden. Ich fordere nachdrücklich jedes Mitglied des irakischen Militärs und der irakischen Nachrichtendienste auf, sollte ein Krieg kommen, nicht für ein sterbendes Regime zu kämpfen, das das eigene Leben nicht wert ist. Alle irakischen Militärangehörigen und Zivilisten sollten dieser Warnung sorgfältig zuhören. In jedem Konflikt wird Ihr Schicksal von Ihrem Verhalten abhängen. Zerstören Sie keine Ölquellen, die Quellen des Wohlstands, der dem
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irakischen Volk gehört. Folgen Sie keinem Befehl zum Einsatz von Massenvernichtungswaffen gegen irgendjemandem, unter anderem gegen das irakische Volk. Kriegsverbrechen werden verfolgt werden. Kriegsverbrecher werden verfolgt werden. "Ich habe nur Befehlen gehorcht", wird nicht als Verteidigung gelten. Sollte Saddam Hussein es auf eine Konfrontation ankommen lassen, kann das amerikanische Volk wissen, dass jede Maßnahme zur Vermeidung eines Krieges ergriffen worden ist und alles getan wird, ihn zu gewinnen. Die Amerikaner wissen um die Kosten eines Konflikts, denn wir haben ihn in der Vergangenheit bezahlt. Im Krieg gibt es keine Gewissheit, nur die, dass er Opfer bedeuten wird. Zur Schadensbegrenzung und Verkürzung des Krieges ist es jedoch notwendig, die volle Kraft und Macht unseres Militärs einzusetzen. Dazu sind wir bereit. Sollte Saddam Hussein versuchen, an der Macht zu bleiben, wird er bis zum Schluss ein Todfeind bleiben. Aus Verzweiflung könnten er und Terrorgruppen versuchen, gegen das amerikanische Volk und unsere Freunde Terrorakte zu verüben. Diese Anschläge sind nicht unvermeidlich. Sie sind jedoch möglich. Es ist diese Tatsache, die unterstreicht, warum wir nicht unter der Bedrohung durch Erpressung leben können. Die terroristische Bedrohung Amerikas und der Welt wird in jenem Augenblick abnehmen, in dem Saddam Hussein entwaffnet ist. Unsere Regierung ist im Hinblick auf diese Gefahren besonders wachsam. Während wir uns auf einen sicheren Sieg im Irak vorbereiten, ergreifen wir weitere Maßnahmen, um unsere Heimat zu schützen. In jüngster Zeit haben amerikanische Behörden bestimmte Personen mit Verbindungen zu irakischen Nachrichtendiensten des Landes verwiesen. Unter anderem habe ich zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen auf unseren Flughäfen und verstärkte Kontrollen der Küstenwachen in großen Seehäfen angeordnet. Das Heimatschutzministerium arbeitet eng mit den Gouverneuren zusammen, damit bewaffnete Sicherheitskräfte an kritischen Einrichtungen in ganz Amerika verstärkt zum Einsatz kommen. Sollte unser Land von Feinden angegriffen werden, würden sie versuchen, unsere Aufmerksamkeit durch Panik abzulenken und unsere Moral durch Angst zu schwächen. Damit würden sie scheitern. Keine ihrer Taten kann uns von unserem Kurs abbringen oder die Entschlossenheit dieses Landes erschüttern. Wir sind ein friedfertiges Volk – wir sind jedoch kein schwaches Volk, und wir werden uns durch Gangster und Mörder nicht einschüchtern lassen. Sollten unsere Feinde es wagen, uns anzugreifen, wird dies für sie und alle, die sie unterstützen, furchtbare Konsequenzen haben.
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Wir handeln jetzt, da die Risiken der Tatenlosigkeit bei weitem größer sind. In einem Jahr oder in fünf Jahren würde die Macht des Irak, allen freien Nationen Schaden zufügen zu können, um ein Vielfaches höher sein. Mit diesen Fähigkeiten könnten Saddam Hussein und seine terroristischen Verbündeten den Zeitpunkt für einen tödlichen Konflikt dann wählen, wenn sie am stärksten wären. Wir ziehen es vor, dieser Bedrohung jetzt, da sie auftritt, zu begegnen, bevor sie plötzlich an unserem Himmel und in unseren Städten auftaucht. Die Sache des Friedens fordert von allen freien Nationen, neue und unleugbare Realitäten anzuerkennen. Im 20. Jahrhundert zogen es einige vor, mörderische Diktatoren zu beschwichtigen, deren Bedrohungspotenzial so zu Völkermord und in Weltkriege führen konnte. In diesem Jahrhundert, in dem böse Menschen chemischen, biologischen und nuklearen Terror planen, könnte Beschwichtigungspolitik eine noch nie auf dieser Erde da gewesene Zerstörung nach sich ziehen. Terroristen und terroristische Staaten kündigen diese Bedrohungen nicht in formellen Verlautbarungen mit Vorlauf an. Auf solche Feinde zu reagieren, nachdem sie zugeschlagen haben, ist nicht Selbstverteidigung, sondern Selbstmord. Die Sicherheit der Welt erfordert jetzt die Entwaffnung Saddam Husseins. Setzen wir die gerechten Forderungen der Welt durch, halten wir die tiefgreifendsten Verpflichtungen unseres Landes hoch. Wir glauben, dass das irakische Volk im Gegensatz zu Saddam Hussein Freiheit verdient und dazu fähig ist. Wenn der Diktator verschwunden sein wird, könnte dies im Nahen Osten beispielhaft für eine vitale und friedliche und selbstverwaltete Nation sein. Die Vereinigten Staaten werden gemeinsam mit anderen Ländern an der Förderung von Freiheit und Frieden in dieser Region arbeiten. Unser Ziel wird nicht über Nacht erreicht werden, aber mit der Zeit. Die Macht und Anziehungskraft der Freiheit wird von jedem und in jedem Land empfunden. Die größte Macht der Freiheit ist es, Hass und Gewalt zu überwinden und die kreativen Gaben von Männern und Frauen für das Streben nach Frieden einzusetzen. Das ist die Zukunft unserer Wahl. Freie Nationen haben die Pflicht, ihre Völker zu verteidigen, indem sie sich gemeinsam gegen Gewalttätige wenden. Wie bereits früher stehen die Vereinigten Staaten und ihre Bündnispartner auch heute Abend zu dieser Verantwortung. Gute Nacht, und möge Gott Amerika auch weiterhin segnen. Engl. und dt. in: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Irak/ultimatum.html.
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166. Klage der Erbengemeinschaft nach Ferdinand Bloch-Bauer gegen die Republik Österreich, 7. Juni 2004 Republic of Austria et al. v. Altmann No. 03-13. Argued February 25, 2004 – Decided June 7, 2004 Maria Altmann, eine Nichte von Ferdinand und Adele Bloch-Bauer, einer jüdischen Industriellen-Familie, musste nach dem Einmarsch der Nazis in Österreich fliehen. Über die Niederlande gelangte sie schließlich in die USA und lebte ab diesem Zeitpunkt als US-Staatsbürgerin in Kalifornien. Altmann brachte 2000 eine Klage gegen die Republik Österreich auf Herausgabe von sechs wertvollen Klimt-Bildern, die früher der Familie BlochBauer gehörten, beim kalifornischen District Court ein. Diese waren im Zuge der "Arisierung" jüdischen Eigentums einem kommissarischen Verwalter, Erich Führer, übereignet worden. Dieser übergab bzw. verkaufte die Bilder an die österreichische Galerie. Im Zeitpunkt der Klagserhebung waren sie im Besitz der Republik Österreich. Der District Court entschied, dass die Causa bei ihm anhängig gemacht werden konnte. In seinem prozessualen Urteil bejahte er als Vorfragenentscheidung seine Zuständigkeit. Diese wurde in 2. Instanz bestätigt und, nach Einsprüchen der Republik Österreich, dem Supreme Court vorgelegt. Im Rahmen der Zulassungsrevision erklärte sich dieser am 9. Mai 2003 für die Entscheidung als zuständig. Die zentrale Frage, mit der sich der Supreme Court auseinander zu setzen hatte, war, ob die Republik Österreich im gegenständlichen Verfahren absolute Immunität genoss. Bereits im Jahr 1812 hatte der Supreme Court im Fall "Schooner Exchange vs. Mc Fadon" klargelegt, dass souveränen Staaten absolute Immunität vor US-Gerichten gewährt wird. Die Beurteilung, ob ein solcher Immunitätsfall vorlag, wurde als politischer Akt interpretiert und unterlag damit nicht der Interpretation durch die Gerichte. Im Jahre 1952 wurde diese Praxis jedoch geändert und die Anwendung des Privilegs der Immunität ausländischer Souveräne auf ausschließlich hoheitliche Akte eingeschränkt. Diese Einschränkung hatte nunmehr zur Folge, dass die Gerichte beurteilen mussten, ob der gegenständliche Akt hoheitliches Handeln darstellte. Dies führte zu uneinheitlichen Beurteilungsmaßstäben und damit zu Rechtsunsicherheit und politischen Komplikationen. Um diese unklare Spruchpraxis zu bereinigen, wurde 1976 der Foreign Sovereign Immunity
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Act (FSI-ACT) als Bundesgesetz erlassen. Völkerrechtswidrige, entschädigungslose Enteignungen sollten nunmehr eine Ausnahme von der Immunität darstellen und einer Rückgabeklage vor US-Gerichten zugänglich sein. Das Verfahren Republic of Austria et alii versus Altmann wurde zusätzlich durch die Tatsache kompliziert, dass die Enteignung der Bilder 1938 erfolgt war und daher der zugrunde liegende Sachverhalt auf einen Zeitpunkt zurückging, der vor der Erlassung des FSI-ACT 1976 lag. In der nachfolgend in Auszügen abgedruckten Entscheidung äußerte der Supreme Court keinerlei Bedenken dagegen, den FSI-ACT auf Sachverhalte anzuwenden, deren Verwirklichung vor 1976 lag, und begründete dies damit, dass mit der rückwirkenden Anwendung des Foreign Sovereign Immunity Act keine grundrechtlich verbotene rückwirkende Bestrafung verbunden sei, sondern dass lediglich Zuständigkeitsfragen dadurch geklärt würden, und er erachtete in Folge dieser Argumentation amerikanische Gerichte als zuständig, über die – nach Ansicht des Gerichtshofes – völkerrechtswidrige Enteignung der Bilder zu entscheiden. Die Entscheidung des Höchstgerichts erfolgte mit sechs zu drei Stimmen und widersprach der zuvor getätigten Äußerung der US-Regierung, die diesen Konflikt auf diplomatischem und politischem Wege und nicht vor Gericht ausräumen lassen wollte. Drei Richter sprachen sich in einem votum separatum ebenfalls gegen die Meinung ihrer Amtskollegen aus und warnten wörtlich davor, dass dies "für unsere Beziehungen mit fremden Regierungen künftig große Unsicherheit" bedeuten könnte. Bemüht um eine faire Lösung einigten sich die Republik Österreich und Adele Altmann auf die Einsetzung eines dreiköpfigen Schiedsgerichts in Österreich, das Ende Mai 2005 mit seiner Arbeit begann. Am 15. Januar 2006 fällte das Schiedsgericht seinen Spruch. Die beiden Porträts "Adele Bloch-Bauer I" und "Adele Bloch-Bauer II" sowie die Landschaften "Apfelbaum", "Buchenwald/Birkenwald" und "Häuser in Unterach" mussten von der Republik Österreich im Belvedere an die Erben nach Ferdinand Bloch-Bauer zurückgegeben werden. In der Zwischenzeit sind diese Gemälde auf dem internationalen Kunstmarkt zu Höchstpreisen verkauft worden. Das Bild "Adele BlochBauer I" wurde vom ehemaligen US-Botschafter in Österreich und Stifter der "Neuen Galerie" in New York Ronald Lauder erworben und ist in diesem Museum ausgestellt.
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Richter Stevens erstattet die Urteilsbegründung des Gerichtes. [...] III Die Urteilsbegründung vom Vorsitzenden Richter Marshall in Schooner Exchange v. McFaddon 7 Cranch 116 (1812) wird allgemein als die Quelle unserer Rechtssprechung über die Staatenimmunität angesehen. In diesem Fall beanspruchten die Beklagten die rechtmäßigen Eigentümer eines französischen Schiffes zu sein, welches im Hafen von Philadelphia Zuflucht gesucht hatte. Das Gericht hob zunächst hervor, dass die gerichtliche Zuständigkeit der Vereinigten Staaten über Personen und Eigentum innerhalb ihres Hoheitsgebietes "keinen Beschränkungen, wenn diese nicht von ihr selbst erlassen wurden" unterliegt und daher ausländische Souveräne kein Recht auf Immunität in unseren Gerichtshöfen haben. Ebenda, auf 136. Der Vorsitzende Richter Marshall fuhr fort zu erklären, dass, jedoch, als eine Angelegenheit der Höflichkeit die Mitglieder der Internationalen Gemeinschaft sich implizit darauf geeinigt haben, auf die Ausübung der Gerichtsbarkeit über andere Souveräne in bestimmten Arten von Fällen, wie diejenigen welche ausländische Minister oder die Person des Souveräns betreffen, zu verzichten1. Indem er einen von der exekutiven Gewalt vorgetragenen Vorschlag akzeptiert, siehe ebenda, auf 134, schloss der Vorsitzende Richter, dass die Theorie des implizierten Verzichtes auch dazu diene, dass die Schooner Exchange – "ein nationales bewaffnetes Schiff ... des Kaisers von Frankreich" – von der Zuständigkeit der Gerichte der Vereinigten Staaten ausgenommen wäre. Ebenda, auf 145–146.2
1 "Die perfekte Gleichheit und absolute Unabhängigkeit von Souveränen, und das gemeinsame Interesse, welches diese zu gegenseitigem Umgang anhält, und der Austausch von Guten Diensten zueinander haben Anlaß zu einer Kategorie von Fällen gegeben, in welchen jeder Souverän so verstanden wird, dass dieser auf die Ausübung eines Teiles dieser umfassenden territorialen Gerichtsbarkeit, wie sie als Attribut jeglicher Nation zugesprochen wird, verzichtet [sic]." Schooner Exchange, 7 Cranch, auf 137. 2 Der Vorsitzende Richter Marshall bemerkte jedoch, dass das Ergebnis wohl anders ausfallen könnte, wenn der Fall das private Eigentum eines Souveräns beträfe: "Ohne irgendeine Meinung über diese Frage auszusprechen, kann mit Sicherheit bestätigt werden, dass eine manifeste Unterscheidung zwischen dem Privatvermögen derjenigen Person, bei der es sich um einen Prinzen handelt und der Streitkräfte, welche eine ausländische Macht unterstützt und die Würde und Unabhängigkeit einer Nation aufrechterhält, besteht. Indem ein Prinz privates Vermögen in einem ausländischen Staat anhäuft, kann dieser möglicherweise so betrachtet werden, dass er dieses Vermögen der territorialen Gerichtsbarkeit unterwirft; es kann insoweit vermutet werden, als dass er sich der Prinzenwürde begibt und den Charakter eines privaten Individuums annimmt; jedoch kann dies nicht im Hinblick auf jeglichen Teil einer
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Im Einklang mit der Annahme des Vorsitzenden Richters Marshall, dass die ausländische Staatenimmunität eher eine Frage der Gnade und Höflichkeit als ein verfassungsrechtliches Erfordernis bildet, hat dieser Gerichtshof "sich beständig ... den Entscheidungen der politischen Gewalten – im Besonderen derjenigen der exekutiven Gewalt – ob eine Zuständigkeit" über ausländische Souveräne und deren Organe angenommen werden soll, untergeordnet. Verlinden B.V. v. Central Bank of Nigeria, 461 U.S. 480, 486 (1983) (zitiert Ex Parte Peru, 318 U.S. 578, 586–590 (1943); Republic of Mexico v. Hoffmann, 324 U.S. 30, 33–36 (1945)). Bis 1952 folgte die exekutive Gewalt einer Politik, welche in allen Fällen gegen freundliche ausländische Souveräne um Immunität ersuchte. 461 U.S., auf 486. In diesem Jahr folgerte das Außenministerium jedoch, dass "Immunität nicht mehr länger in bestimmten Fällen gewährt werden sollte."3 App. A zu dem Schriftsatz der Revisionswerber 1a. In einem Brief an den Justizminister hatte der geschäftsführende Rechtsberater des Außenministers, Jack B. Tate erklärt, in weiter Folge die "restriktive Theorie" der Staatenimmunität anwenden zu wollen: "Ein Studium des Rechtes der Staatenimmunität zeigt das Bestehen von zwei konfligierenden Konzepten der Staatenimmunität, welche beide weite Anwendung finden und gefestigt sind. Nach der klassischen oder absoluten Theorie der Staatenimmunität kann ein Souverän nicht ohne seine Zustimmung in den Gerichten eines anderen Souverän beklagt werden. Nach der neueren oder restriktiven Theorie der Staatenimmunität ist die Immunität von Souveränen im Hinblick auf souveräne oder öffentliche Akte (jure imperii) eines Staates anerkannt, jedoch nicht im Hinblick auf private Akte (jure gestionis). ... Es wird im folgenden die Praxis des Ministeriums sein, bei der Erwägung von Ersuchen von ausländischen Regierungen um Gewährung der Staatenimmunität der restriktiven Theorie zu folgen." Ebenda auf 1a, 4a–5a. Wie wir bereits in unserer einstimmigen Urteilsbegründung in Verlinden erklärt haben, hatte die durch den "Tate-Brief" herbeigeführte Änderung der Praxis des Außenministeriums wenig, wenn überhaupt, Einfluss auf den Ansatz der Bundesgerichte bei der Analyse der Immunität: "Wie bereits in der Vergangenbewaffneten Streitkraft angenommen werden, die seine Krone und die Nation, welche ihm anvertraut ist, aufrechterhalten." Ebenda, auf 145. 3 Brief von Jack B. Tate, geschäftsführender Rechtsberater , U.S. Außenministerium an den geschäftsführenden U.S. Justizminister Philip B. Pearlman (19. Mai 1952), erneut abgedruckt in 26 Dept. State Bull. 984–985 (1952) und in Alfred Dunhill of London, Inc. v. Republic of Cuba, 425 U.S. 682, 711–715 (1976) (App. 2 zur Urteilsbegründung von White J.).
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heit fällt die ursprüngliche Verantwortung für die Entscheidung von Fragen der Staatenimmunität primär der Exekutive, welche durch das Außenministerium handelt, zu," und die Gerichte fuhren fort, "sich den Vorschlägen des Ministeriums hinsichtlich der Immunität zu fügen." 461 U.S., auf 487. [...] Im Jahre 1976 versuchte der Kongress, diese Probleme durch die Erlassung des FSI-ACT, einem umfassenden Gesetz, welches ein "Instrumentarium an rechtlichen Standards, welche die Ansprüche auf Staatenimmunität in jeglichem privatrechtlichen Verfahrenen gegen einen ausländischen Staat oder seine politischen Untergliederungen, Behörden, oder Organe enthält" zu bewältigen. Ebenda auf 488. Das Gesetz "kodifiziert im Wege eines Bundesgesetzes die restriktive Theorie der Staatenimmunität," ebenda, und transferiert die Hauptverantwortlichkeit für Feststellungen der Immunität von der exekutiven auf die judikative Gewalt. Die Präambel hält fest, dass "fortan" sowohl Bundes- als auch einzelstaatliche Gerichte Ansprüche auf Staatenimmunität im Einklang mit den Grundsätzen dieses Gesetzes entscheiden sollen. 28 U.S.C. § 1602. Das Gesetz selbst räumt Bundesgerichten die Zuständigkeit über privatrechtliche Klagen gegen ausländische Staaten (§ 1330(a))4, und eine Vielzahl von Verfahren, in welchen ein ausländischer Staat als Kläger auftritt § 1332(a)(4) ein; es beinhält Gerichtsstand- und Zurückweisungsbestimmungen §§ 1391(f), 1441(d); es sieht die Verfahren für den Erhalt von persönlicher Gerichtsbarkeit über einen ausländischen Staat vor, § 1330(b); und reglementiert das Ausmaß in welchem das Eigentum eines Staates beschlagnahmt oder verwertet werden kann, §§ 1609–1611. Schließlich sieht das Gesetz bestimmte Ausnahmen von seiner allgemeinen Gewährung der Immunität vor, auf welchen die Beschwerde der Beklagten beruht. Vergleiche supra, auf 6–7, und n. 5. Diese Ausnahmen sind für das Funktionieren des Gesetzes von zentraler Bedeutung: "Am Beginn einer jeglichen Klage gegen einen ausländischen Staat in einem Bezirksgericht, ... hat sich das Gericht zu vergewissern, dass eine der Ausnahmen Anwendung findet," da "die sachliche Zuständigkeit in jedem solchen Verfahren" von dieser Anwendung "abhängt." Verlinden, 461 U.S., auf 493–494. IV Das Bezirksgericht stimmte mit der Beklagten überein, dass die Enteignungsausnahme des FSI-ACT das behauptete Fehlverhalten der Klägerin umfasst,
4 Das Gesetz definiert den Terminus "ausländischer Staat" so, dass dieser die politischen Unterteilungen eines Staates, Behörden und Organe umfasst. 28 U.S.C. § 1603(a).
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142 F.Supp. 2d, auf 1202, und das Berufungsgericht bestätigte diese Feststellung, 317 F.3d, auf 967–969, 974. Wie jedoch bereits oben zur Kenntnis genommen hat, lehnten wir es ab, diesen Aspekt der Urteilsbegründungen der Gerichte zu überprüfen, indem wir unsere Zulassung auf die Frage der allgemeinen Anwendbarkeit des FSI-ACT auf Vorgänge, welche vor der Erlassung des Gesetzes im Jahre 1976 erfolgten, und noch spezifischer, vor der Annahme der restriktiven Theorie der Staatenimmunität durch das Außenministerium im Jahre 1952, beschränken. Vergleiche supra auf 2, 8–9 und n. 8. Wir beginnen unsere Analyse dieser Frage, indem wir erklären, warum, gegenteilig zur Auffassung des Bezirksgerichtes, 142 F. Supp. 2d, auf 1199–1201, und des Berufungsgerichtes, 317 F.3d, auf 963–967, die Konfliktregel, wie sie in unserer Urteilsbegründung in Landgraf v. USI Film Products, 511 U.S. 244 (1994) verkündet wurde, nicht das Ergebnis in diesem Fall kontrolliert. In Landgraf erwogen wir, ob § 102 des Bürgerrechtsgesetzes von 1991, welcher einer Partei Entschädigungen aus dem Titel der Kompensation und des Schadens für bestimmte Formen der absichtlichen arbeitsrechtlichen Diskriminierung ermöglicht, Rev.Stat. § 1977A, wie ergänzt, 105 Stat. 1072, 42 U.S.C. § 1981a(a) und ein Geschworenenverfahren zu verlangen, wenn solch ein Schadenersatz geltend gemacht wird, § 1981a(c) auf einen arbeitsrechtlichen Diskriminierungsfall Anwendung finden soll, der sich zum Zeitpunkt der Erlassung des Gesetzes bereits im Berufungsstadium befand. Die Frage zwang uns, die "offenkundige Spannung" zwischen unserer Regel, dass "ein Gericht das Recht anzuwenden hat, welches zum Zeitpunkt der Erlassung des Urteils in Kraft steht" 511 U.S., auf 264 (Bradley v. School Bd. of Richmond, 416 U.S. 696, 711 (1974)) und das scheinbar gegenteilige "Axiom, dass Rückwirkung vom Recht nicht bevorzugt wird,." und dass daher "Gesetzesakte des Kongresses ... nicht so auszulegen sind, dass ihnen rückwirkender Effekt zukommt, außer ihre Textierung erfordert dieses Ergebnis," 511 U.S., auf 264 (Bowen v. Georgetown University Hospital, 488 U.S. 204, 208 (1998)) zitierend) zu untersuchen. Indem wir zur Kenntnis nehmen, dass es sich in den meisten Fällen bei der Annahme gegen die Rückwirkung um genau das handelt – nämlich um eine Annahme im Gegensatz zu einem verfassungsrechtlichen Gebot5 – untersuchten wir die Gründe, welche diese unterstützen. Wir hielten zum Beispiel fest, dass "Die ... Anfälligkeit der Gesetzgebung für politischen Druck ein Risiko begründet, sodass diese versucht sein könnte, rückwirkende Gesetzgebung als ein Mit5 Vergleiche jedoch Landgraf, 511 U.S., auf 266–268 (welche verschiedene Verfas-
sungsbestimmungen identifiziert, welche den Grundsatz der Nichtrückwirkung ausdrücken, einschließlich der Ex Post Facto Klausel; Art. I, § 10, cl. 1, und das Verbot der "Bills of Atteinder"; Art. I, §§ 9–10).
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tel der Benachteiligung unpopulärer Gruppierungen oder Individuen zu verwenden," Landgraf, 511 U.S., auf 266, und dass rückwirkende Gesetze geeignet erscheinen, gesetzte Erwartungen zu beeinträchtigen, indem sie "verbriefte Rechte nach bestehenden Gesetzen wegnehmen oder beeinträchtigen, oder eine neue Verpflichtung begründen, eine neue Pflicht auferlegen, oder eine neue Einschränkung beifügen im Hinblick auf bereits in der Vergangenheit liegende Transaktionen oder Erwägungen." Ebenda auf 269 (Society for Propagation of the Gospel v. Wheeler, 22 F. Cas. 756, 767 (No. 13,156) (CCNH 1814) (Story J.)). Wir haben weiters festgehalten, daß diese Bedenken gegen die Rückwirkung in jenen Fällen an stärksten zum Tragen kommen, in welchen "neue Bestimmungen Rechte aus Verträgen oder Eigentum berühren, Angelegenheiten, in welchen Vorhersehbarkeit und Stabilität von höchster Wichtigkeit sind." 511 U.S., auf 271. Im Gegensatz dazu haben wir die Anwendung auf alle anhängigen und zukünftigen Fälle von "eingreifenden" Gesetzen genehmigt, die bloß "Zuständigkeit übertragen oder absprechen." Ebenda, auf 274. Wir hielten fest, dass eine solche Anwendung "in der Regel kein materielles Recht wegnimmt, sondern lediglich das Tribunal, welches den Fall zu verhandeln hat, ändert." Ebenda (Interne Anführungszeichen ausgelassen). In ähnlicher Weise gestatten "verminderte Interessen hinsichtlich des Vertrauens auf verfahrensrechtliche Angelegenheiten" den Gerichten Änderungen in verfahrensrechtlicher Sicht "in Fällen, welche vor den der Erlassung [der Regeln] anhängig wurden, ohne Anlaß zu Bedenken über die Rückwirkung zu geben", anzuwenden. Ebenda, auf 275. Anläßlich der Abwägung dieser in einem Spannungsfeld stehenden Anliegen haben wir die Annahme gegen die rückwirkende Anwendung wie folgt umschrieben: "Wenn ein Fall ein Bundesgesetz, welches nach dem gegenständlichen Sachverhalt erlassen wurde, mit sich bringt, besteht die erste Pflicht des Gerichtes darin, zu entscheiden, ob der Kongreß ausdrücklich den genauen Anwendungsbereich des Gesetzes festgelegt hat. Wenn der Kongreß dies getan hat, besteht selbstverständlich kein Grund, gerichtliche Konfliktregeln zur Anwendung zu bringen. Wenn jedoch das Gesetz keine solche ausdrückliche Bestimmung enthält, hat das Gericht zu entscheiden, ob dem neuen Gesetz Rückwirkung zukommen würde, das heißt, ob es Rechte die eine Partei zu ihrem Handeln besaß, beeinträchtigen würde, die Haftung einer Partei für Handlungen in der Vergangenheit erhöhen würde, oder neue Pflichten im Hinblick auf Transaktionen, welche bereits stattgefunden haben, auferlegen würde. Wenn ein Gesetz rückwirkend anwendbar wäre, lehrt uns unsere traditionelle Annahme, dass diese
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ohne klare Absicht des Kongresses, welche ein solches Ergebnis vorsehen würde, nicht zur Anwendung kommen würde." Ebenda, auf 280.6 Obwohl scheinbar vollständig, bietet diese Untersuchung keine klare Antwort für den vorliegenden Fall. Wiewohl die Präambel des FSI-ACT den Schluss nahelegt, dass sie auf Verhalten vor deren Erlassung anwendbar ist, vergleiche unten auf 18, erreicht diese Erklärung für sich genommen nicht die Schwelle einer "ausdrücklichen Anordnung des ordentlichen Anwendungsbereiches des Gesetzes". Nach Landgraf ist es daher angemessen, die Frage zu stellen, ob das Gesetz materielle Rechte berührt (und daher in seiner Rückwirkung auf Sachverhalte vor seiner Erlassung unerlaubt wäre), oder lediglich Verfahrensfragen regelt, (und daher auf alle Fälle, unabhängig davon, wann sich der zu Grunde liegende Sachverhalt ereignet hatte, anwendbar wäre). Aber der FSI-ACT entzieht sich einer solchen Kategorisierung. Zunächst trifft keines der drei in oben angeführtem Zitat enthaltenen Beispiele der Rückwirkung auf die Klärung der Staatenimmunität des FSI-ACT zu. Vor 1976 hatte Staaten eine berechtigte Erwartung, dass, als eine Frage der Höflichkeit, die Gerichte der Vereinigten Staaten ihnen Immunität für deren öffentliche Handlungen zuerkennen würde (vorausgesetzt das Außenministerium gab keine gegenteilige Empfehlung ab), aber sie hatten kein "Recht" auf eine solche Immunität. Darüberhinaus eröffnet der FSI-ACT lediglich den Weg zu den Gerichten der Vereinigten Staaten für Kläger mit bereits bestehenden Ansprüchen gegen ausländische Staaten; das Gesetz "erhöht weder die Haftung [dieser Staaten] für Handlungen in der Vergangenheit" noch "legt es neue Pflichten im Hinblick auf bereits abgewickelte Transaktionen auf." 511 U.S., auf 280. Daher erscheint das Gesetz nicht auf den ersten Blick im Sinne der Zweifelsregel von Landgraf "Rückwirkung zu entfalten". Diese vorläufige Schlussfolgerung erzeugt jedoch ein Spannungsfeld mit unserer Beobachtung in Verlinden, dass der FSI-ACT nicht bloß ein Gesetz über die Zuständigkeit "betreffend den Zugang zu den Bundesgerichten" ist, sondern eine Kodifikation der "Standards, welche die Staatenimmunität als einen Aspekt des materiellen Bundesrechts regeln." 461 U.S., auf 496–497 (Hervorhebung hinzugefügt). Darüberhinaus haben wir in Verlinden festgehalten, dass in jeglichem Gerichtsverfahren gegen einen ausländischen Souverän "es dem Kläger versagt ist, seinen Anspruch in irgendeinem Gericht der Vereinigten Staaten zu verfolgen", es sei denn, eine der Ausnahmen des FSI-ACT findet Anwendung,
6 Indem wir diese Regel auf die Frage in diesem Fall anwendeten, kamen wir zu dem Schluß, dass § 102 des Bürgerrechtsgesetzes von 1991 nicht auf Fälle anwendbar sein soll, die sich vor dem Zeitpunkt seiner Erlassung ereigneten. 511 U.S., auf 293.
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ebenda, auf 497 (Hervorhebung hinzugefügt), und wie wir bereits anderen Ortes festgestellt haben, dass Gesetzte die "eine Zuständigkeit begründen", wo ansonsten keine bestehen würde, "nicht lediglich über die Kompetenz eines bestimmten Gerichtes, sondern auch über die materiellen Rechte der Parteien absprechen," Hughes Aircraft Co. V. United States ex rel. Schumer, 520 U.S. 939, 951 (1997) (Hervorhebung im Original). Solche Gesetze, so fuhren wir fort, "auch wenn sie in termini der 'Zuständigkeit' gekleidet sind, [sind] ebenso Gegenstand unserer Annahme gegen die Rückwirkung, wie alle anderen auch." Ebenda.7 Die Konfliktregel von Landgraf löst daher diesen Fall nicht eindeutig. Unserer Auffassung nach ist die in Landgraf enthaltene Annahme gegen die Rückwirkung, wiewohl sie nicht strikt auf Fälle, welche private Rechte beinhalten, beschränkt ist, in diesem Zusammenhang äußerst hilfreich. Vergleiche 511 U.S., auf 271, n. 25 ("Die große Mehrheit unserer Entscheidungen, welche sich auf die Annahme gegen die Rückwirkung gründen, hatten Gesetze zum Gegenstand, welche private Parteien beschwerten."). Das Ziel dieser Annahme ist es, unnotwendige post hoc Veränderungen der Rechtsregeln zu vermeiden, auf welche sich die Parteien bei Gestaltung ihres ursprünglichen Verhaltens verließen. Aber der Hauptzweck der Staatenimmunität war niemals, es ausländischen Staaten und deren Unterorganen zu ermöglichen, ihr Verhalten im Vertrauen auf das Versprechen zukünftiger Immunität in Verfahren vor U.S.-Gerichten zu gestalten. Vielmehr reflektiert eine solche Immunität gegenwärtige politische Realitä7 Natürlich unterscheidet sich der FSIA von der Hughes Aircraft zu Grunde liegenden Gesetzesnovelle. Diese Novelle wurde dem Gesetz angefügt, das eine Anspruchsgrundlage beinhaltete, vgl. früher 31 U.S.C. § 3730(b)(1) (1982 Ausgabe), 96 Stat. 978; 31 U.S.C. § 3730 (b)(1), 100 Stat. 3154, und es sah eine Beschränkung vor, die jedes Gericht, welches die Anspruchsgrundlage behandelte, anzuwenden hatte, vgl. § 3730(e)(4)(A), 100 Stat. auf 3157. Wenn eine Einschränkung der "Zuständigkeit" sich solcherart auf eine auf eine Anspruchsgrundlage bezieht, – wenn sie Anwendung findet, ungeachtet, wo der Anspruch geltend gemacht wird – ist die Beschränkung ihrem Wesen nach materieller Natur. Im Gegensatz dazu schränkt der FSIA lediglich die Zuständigkeit von Bundes- und Einzelstaatlichen Gerichten zur Behandlung von Ansprüchen gegen ausländische Souveräne ein. Das Gesetz schafft weder noch modifizert es irgendeine Anspruchsgrundlage, noch legt es eine Einschränkung fest, welche Art von Ansprüchen gegen welche Beklagte ausländische Staaten in ihren Gerichten zulassen. Selbst wenn die ablehnende Urteilsbegründung in der Annahme richtig wäre, dass, wie die in Hughes Aircraft gegenständliche Bestimmung, der FSIA "eine Zuständigkeit schafft, wo vorher keine bestanden hatte", post auf 10 (Rechtsmeinung von Kennedy J.) (Satzzeichen ausgelassen), steht dieses Charakteristikum in einem Spannungsfeld mit anderen, weniger materiellen Bestimmungen des Gesetzes. Dieses Spannungsfeld, lässt den in Landgraf vertretenen Ansatz im Gegenzug inkonklusiv erscheinen, und erfordert von uns, das gesamte Gesetz im Lichte der unterliegenden Grundsätze, welche unser Rechtssprechung hinsichtlich der Rückwirkung leiten, zu untersuchen.
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ten und Beziehungen, und zielt darauf ab, ausländischen Staaten und deren Unterorganen gegenwärtigen "Schutz vor der Unannehmlichkeit eines Verfahrens als eine Geste der Höflichkeit" zu gewähren. Dole Fruit Co. v. Patrickson, 538 U.S. 468, 479 (2003). Durch die Geschichte haben die Gerichte Fragen der Staatenimmunität gelöst, indem sie sich "Entscheidungen der politischen Gewalten ... ob sie eine Zuständigkeit annehmen sollen" untergeordnet haben. Verlinden 461 U.S. auf 486. In diesem sui generis Kontext, meinen wir, dass es eher angemessen ist, bei Nichtvorliegen von gegenteiligen Anzeichen sich der rezentesten dieser Entscheidungen – nämlich des FSI-ACT – unterzuordnen, als diese Entscheidung als unabwendbar anzusehen, nur weil diese nach dem Zeitpunkt des gegenständlichen Handelns erlassen wurde.8 V Dies lässt lediglich die Frage offen, ob irgendetwas im FSI-ACT oder in den Umständen, die seine Erlassung begleitet haben, nahe legt, dass wir ihn nicht auf die Handlungen der Beschwerdeführer aus dem Jahre 1948 anwenden sollten. Wir beantworten diese Frage nicht nur negativ, sondern wir finden klare Beweise, dass der Kongreß beabsichtigte, das Gesetz auf Verhalten vor seiner Erlassung anzuwenden. Zunächst drückt die Präambel des FSI-ACT das Verständnis des Kongresses aus, daß das Gesetz auf alle Ansprüche auf Staatenimmuniät vor seiner Erlassung Anwendung finden soll. Dieser Abschnitt lautet: "Ansprüche ausländischer Staaten auf Immunität sollen fortan von den Gerichten der Vereinigten Staaten und der Einzelstaaten im Einklang mit den Grundsätzen wie sie in diesem Kapitel festgelegt sind, entschieden werden." 28 U.S.C. § 1602 (Hervorhebung hinzugefügt). Obwohl vielleicht nicht ausreichend, um das in Landgraf enthaltene Erfordernis der "ausdrücklichen Anordnung" zu erfüllen, 511 U.S. auf 280, ist diese Sprache unzweideutig: "Ansprüche" auf Immunität – nicht Handlungen welche von der Immunität geschützt sind – sondern Behauptungen der Immunität in Fällen, welche aus diesen Handlungen hervorgehen – bilden das relevante Ver8 Zwischen 1952 und 1976 haben die Gericht und das Außenministerium einfach ange-
nommen, dass der Tate-Brief auch auf Streitigkeiten betreffend Handlungen anwendbar wäre, welche älter als der Brief waren. Vergleiche etwa National City Bank of N.Y. v. Republic of China 348 U.S. 356, 429 (1955) (in der Annahme in dicta, dass der Tate-Brief die Analyse der Frage der Staatenimmunität in einem Rechtsstreit betreffend Staatsanleihen welche 1920 und 1947–1948 gekauft wurden, Anwendung finden sollte.
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halten, welches durch dieses Gesetz geregelt wird;9 diese Ansprüche sind "fortan" von den Gerichten zu entscheiden. Wie das Bezirksgericht festgestellt hat, vgl. supra , auf 8 (142 F. Supp. 2d, auf 1201 zitierend), weist diese Textierung darauf hin, dass der Kongress beabsichtigte, dass die Gerichte alle solchen Ansprüche "im Einklang mit den Grundsätzen wie sie" in dem Gesetz "festgelegt sind" ohne Rücksicht darauf, wann sich die zugrundeliegende Handlung ereignete, zu lösen hat.10 [...] VI Wir schließen, indem wir die engen Grenzen dieser Entscheidung hervorheben. Eingangs, obwohl das Bezirksgericht wie auch das Berufungsgericht festgestellt hatten, dass § 1605(a)(3) diesen Fall erfassen würde, lehnten wir es ab, diese Feststellung zu überprüfen. Siehe supra, auf 2, 8–9; und n.8. Noch haben wir die Möglichkeit, die Anwendung der so genannten Staatshandlungs-Doktrin auf das behauptete Verhalten der Berufungswerber zu kommentieren. Ungleich einem Anspruch auf Staatenimmunität, welche bloß eine Verteidigung im Hinblick auf die Zuständigkeit darstellt, stellt die Staatshandlungs-Doktrin ausländischen Staaten eine Verteidigung in materieller Hinsicht zur Verfügung. Nach dieser Doktrin stellen die Gerichte eines Staates nicht die Gültigkeit von öffentlich-rechtlichen Handlungen (Handlungen jure imperii) in Frage, welche von 9 Unser Ansatz der Rückwirkung in diesem Fall ist ähnlich demjenigen, wie er von Richter Scalia in seiner zustimmenden Rechtsmeinung in Landgraf vertreten wurde: Die kritische Frage ist, so meine ich, nicht ob die Bestimmung "verbriefte Rechte" berührt, oder Verfahren oder Inhalt betrifft, sondern eher was die relevante Handlung bildet, welche die Bestimmung regelt. In Abwesenheit einer klaren Erklärung des Gegenteils, sind lediglich solche relevanten Handlungen vom Geltungsbereich eines Gesetzes erfasst, welche sich nach dessen Inkrafttreten ereignen. Die meisten Gesetze zielen darauf ab, primäres Verhalten zu regeln, und werden daher nicht in Verfahren angewandt, welches Verhalten betrifft, das sich vor deren Inkrafttreten ereignete. Aber andere Gesetze verfolgen einen anderen Zweck und besitzen damit auch eine andere relevante Rückwirkung. 511 U.S. auf 291 (Urteilsbegründung, die mit der Mehrheitsmeinung übereinstimmt). 10 Die ablehnende Urteilsbegründung geht in der Annahme recht, dass "[eine] Erklärung, dass ein Gesetz zu einem bestimmten Zeitpunkt in Kraft treten wird, nicht im Geringsten nahe legt, dass es auf ein Verhalten anwendbar ist, das sich zu einem früheren Zeitpunkt ereignet hat." Post auf 6. Die Bestimmung des FSIA, auf welche sich diese Observation bezieht, ist jedoch nicht die Präambel, sondern Absatz 8, welche festlegt, dass das "Gesetz 90 Tage nach seiner Beschlussfassung in Kraft treten soll." 90 Stat 2898, beachte nachfolgend 28 U.S.C. § 1602. Die Aufgabe des Wortes "henceforth" besteht darin, das Gesetz mit Wirksamkeit im Hinblick auf Ansprüche auf Staatenimmunität, welche später erhoben wurden, auszustatten. Bemerkenswerterweise würde sich jeder Anspruch, der unmittelbar nach dem Inkrafttreten des Gesetzes erhoben würde, notwendigerweise auf ein Verhalten beziehen, welches sich zu einem früheren Zeitpunkt ereignet hätte.
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einem anderen Souverän innerhalb seiner eigenen Grenzen vorgenommen wurden, auch wenn solche Gerichte die Zuständigkeit über eine Kontroverse, in welcher eine der Streitparteien über die Prozesslegitimation zur Anfechtung dieser Akte verfügt, besitzen.11 Siehe Underhill v. Hernandez, 168 U.S. 250, 252 (1987); Banco Nacional de Cuba v. Sabbatino, 376 U.S. 398, 401 (1964) ("Die Staatshandlungsdoktrin in ihrer traditionellen Ausformulierung schließt die Gerichte dieses Landes von der Frage nach der Gültigkeit von öffentlichen Handlungen einer anerkannten ausländischen Macht innerhalb ihres eigenen Territoriums aus"). Die Beschwerdeführer berufen sich hauptsächlich auf die Staatshandlungsdoktrin, um ihre Behauptung, dass ausländische Enteignungen öffentliche Handlungen darstellen, für welche Souveräne vor der Erlassung des FSI-ACT die Zuerkennung von Immunität erwarten konnten. Eingabe der Beschwerdeführer 18–20. Die Anwendung des FSI-ACT auf diesen Fall würde diese gesetzte Erwartungshaltung stören, so behaupten die Beschwerdeführer und das Gesetz würde daher nach Landgraf "Rückwirkung entfalten". 511 U.S. 280. Weil jedoch der FSI-ACT in keiner Weise die Anwendung der Staatshandlungsdoktrin beeinträchtigt, berührt unsere Feststellung, dass das Gesetz in diesem Fall anwendbar ist, in keiner Weise ein Argument, welches die Beschwerdeführer ergreifen könnten, dass die Doktrin ihr behauptetes Fehlverhalten schützen würde. Abschließend weisen wir die Empfehlung der Vereinigten Staaten zurück, die Anwendung des FSI-ACT auf Ansprüche, welche auf Handlungen, die vor dessen Erlassung datieren, zu untersagen, Eingabe der Vereinigten Staaten als Amicus Curiae, nichts in unserem Spruch hält das Außenministerium davon ab, Nebeninterventionen in Fällen einzubringen, die anregen, dass die Gerichte in bestimmten Fällen, welche die Staatenimmunität zum Gegenstand haben, von der Ausübung der Zuständigkeit Abstand nehmen.12 Die Frage, welche nun vor uns liegt und welche auch in der Eingabe der Vereinigten Staaten als Amicus Curiae angezogen wird, betrifft die Reichweite des FSI-ACT – eine "reine Frage des Aufbaues eines Gesetzes, die sich ... wohl innerhalb des Bereiches der Judi11 Nach dieser Doktrin hat die Aufhebung von Benachteiligungen, welche sich aus sol-
chen Handlungen ergeben, im Wege diplomatische Kanäle zu erfolgen. 12 Siehe zum Beispiel Flatow v. Islamic Republic of Iran, 305 F. 3d 1249, 1251–1252 und n.4 (CADC 2002) (Nebenintervention betreffend die Anbindung von Eigentum, welches einem ausländischen Staat zugehört, sich jedoch in den USA befindet); Sea Hunt Inc. v. Unidentified Shipwrecked Vessel or Vessels , 221 F. 3d 634, 642 (CA4 2000) (Nebenintervention betreffend die staatliche Immunität ausländischer Schiffe); 767 Third Ave. Assoc. v. Consulate General of Socialist Federal Republic of Yugoslavia, 218 F.3d 152, 157 (CA2 2000) (Nebenintervention betreffend die Nachfolgestaaten der Sozialistischen Föderalen Republik Yugoslawien).
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kative befindet." INS v. Cardoza-Fonseca, 480 U.S. 421, 446, 448 (1987). Wiewohl die Ansichten der Vereinigten Staaten über eine solche Frage von besonderem Interesse für den Gerichthof sind, verdienen diese keine besondere Darnachachtung. Siehe z.B. ibid. Im Gegensatz dazu, sollte das Außenministerium sich dafür entscheiden, seiner Ansicht über die Auswirkungen der Ausübung der Gerichtsbarkeit über bestimmte Beschwerdeführer im Zusammenhang mit deren behaupteten Verhalten13 Ausdruck zu verleihen, so wäre diese Ansicht wohl zur Darnachachtung als die erwogene Beurteilung der Exekutive über eine bestimmte Frage der Außenpolitik berechtigt.14 Siehe z.B. Verlinden, 461 U.S., auf 486; American Ins. Assn. v. Garamendi, 539 U.S. 396, 414 (2003) (welcher den "großen Anteil des Präsidenten an der Verantwortung für die Führung der auswärtigen Beziehungen" erörtert). Wir bringen keine Haltung über die Frage, ob eine solche Unterordnung in Fällen, welche vom FSI-ACT erfasst sind, gewährt werden sollte, zum Ausdruck. Das Urteil des Berufungsgerichtes wird bestätigt. Es ist so angeordnet. Engl. in: http://www.law.cornell.edu/supct/html/03-13.ZS.html; dt.: Eigene Übersetzung. 13 Wir nehmen zur Kenntnis, dass die Regierung der Vereinigten Staaten offensichtlich der österreichischen Bundesregierung gegenüber angedeutet hat, dass sie in gegenständlichem Fall keine Nebenintervention einbringen werde. App. 243a (Brief von Hans Winkler, Rechtsberater, Österreichisches Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten, an den Stellvertretenden Finanzminister Stuart E. Eizenstat (17. Januar 2001). Die Durchsetzbarkeit dieser Andeutung liegt uns selbstverständlich nicht zur Prüfung vor. 14 Indem die Ablehnende Urteilsbegründung diese Feststellung als einen "verfassungsrechtlichen Schluß" bezeichnet, legt sie nahe, dass mit der Einräumung der Rechts an die Exekutive, die Einwendung der Staatenimmunität durch eine Partei zu kommentieren, in einer "zukünftig unsicheren Anwendung des Rechts der Staatenimmuniät resultieren wird." Post auf 21, 24. Wir stellen jedoch nicht fest, dass ein Einschreiten der Exekutive die erwogene Anwendung der eher neutralen Grundsätze des FSI-ACT überlagern könnte oder würde; wir stellen bloß fest, dass die Ansichten der Exekutive über Fragen, die innerhalb ihrer Expertise liegen, größere Darnachachtung verdienen, als ihre Ansichten über den Umfang einen Aktes der Gesetzgebung des Kongresses. Darüberhinaus verstehen wir nicht, wie unser Urteilsspruch, welcher von den Gerichten verlangt, die Regeln des FSI-ACT über die Staatenimmunität in allen Fällen anzuwenden, auf eine Art und Weise größere Unsicherheit in das Recht der Staatenimmunität einführen soll, als der Ansatz der abweichenden Begründung, welcher für Fälle, welche auf Verhalten vor 1976 zurückdatieren, eine fallbezogene Analyse der Rechtslage zum gegebenen Zeitpunkt des belangten Verhaltens – einschließlich eine Analyse einer entweder existierenden oder nicht existierenden Erklärung des Außenministeriums zu diesem Thema erforderlich machen würde.
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167. Auszüge der Erklärung von Gouverneurin Jodi Rell über ihre Entscheidung, Michael Ross keinen Aufschub zu gewähren, 7. Dezember 2004 Statement of Governor Jodi Rell on her Decision not to grant Michael Ross a Reprieve Nach monatelang geäußerten Korruptionsvorwürfen trat der republikanische Gouverneur des Bundesstaates Connecticut John Rowland zurück. Seine Stellvertreterin, die Republikanerin Jodi Rell, übernahm nach seinem Rücktritt 2004 das Amt bis zum Ende der Amtszeit 2007. Während die Begnadigungsakte von Gouverneur George H. Ryan (Dok. 163) am Ende seiner politischen Laufbahn vorgenommen worden waren und er offenkundig dem Druck der Öffentlichkeit leichter standhalten konnte, musste Gouverneurin Jodi Rell am Anfang ihrer Amtszeit eine Entscheidung über ein Gnadengesuch eines zum Tode verurteilten Mörders treffen. In ihrer veröffentlichten Begründung der diesbezüglichen Entscheidung wird sichtbar, dass in diesen grundsätzlichen Fragen des Für und Wider zur Todesstrafe die Rücksichtnahme auf eine die Todesstrafe mehrheitlich befürwortende "Volksmeinung" eine große Rolle spielt. Bereits zu Beginn ihrer Amtszeit sah sich die Gouverneurin mit einem politisch brisanten Problem konfrontiert. Im Jahr 2005 sollte zum ersten Mal seit 45 Jahren ein Mensch in Connecticut hingerichtet werden. Dabei handelte es sich um Michael Ross, einen Absolventen der Cornell University. Dieser hatte gestanden, in den frühen 80er Jahren acht Frauen ermordet zu haben, sechs in Connecticut, zwei in New York. Ross wurde erstmals 1987 zum Tod verurteilt. Ein Höchstgericht setzte das Todesurteil 1994 wieder aus, da Teile des psychiatrischen Gutachtens im Prozess nicht vorgelegt worden waren. Ross verteidigt sich damit, unter sexuellem Sadismus zu leiden, der ihn dazu gezwungen habe, zu vergewaltigen und zu töten. In einer neuen Verhandlung 2000 wurde diese Verteidigung zurückgewiesen und das Todesurteil erneut ausgesprochen. In ihrer Erklärung verwies Rell darauf, dass es am Gesetzgeber selbst liege, die Todesstrafe abzuschaffen und nicht an ihr, diese de facto außer Kraft zu setzen. Dieser Anregung wurde jedoch nicht gefolgt und ein Gesetzesantrag auf Abschaffung der Todesstrafe in Connecticut wurde am 31. März 2005 mit 89 gegen 60 Stimmen abgelehnt. Der Gesetzentwurf sah vor, die Todesstrafe in eine lebenslange Haftstrafe ohne Begnadigungsmöglichkeit umzuwandeln.
Erklärung von Jodi Rell
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Am 13. Mai 2005 starb Michael Ross um 2:25 Uhr durch die Todesspritze, nachdem er Versuche von Pflichtverteidigern, Todesstrafengegnern und seiner eigenen Familie abgelehnt hatte, sein Leben zu retten. "Heute ist ein Tag, auf den sich niemand wirklich gefreut hat, doch es hat sich auch keiner auf die brutalen, grausamen Tode von diesen acht jungen Mädchen gefreut …", erklärte Gouverneurin Jodi Rell in ihrem Statement. "Ich hoffe, dass es für ihre Familien zumindest etwas Erleichterung und Abschluss gibt." * * * Lassen Sie mich damit beginnen, dass ich unter der beschränkten Macht, die mir die Verfassung des Staates garantiert, Michael Ross keinen Aufschub gewähren werde. Erkennend, dass seit mehr als 40 Jahren niemand mehr in Connecticut hingerichtet wurde, wies ich mein juristisches Personal an, mir einen genauen Überblick über die Verfassung, die staatlichen Gesetze und die Rechtsprechung zu gewähren, soweit sie die Todesstrafe betreffen. Ich ersuchte sie außerdem, mir die Einzelheiten von Michael Ross Gerichtsfall zur Verfügung zu stellen. Meine Verantwortung als Gouverneurin, und als Mensch, verlangt nicht weniger als eine komplette und genaue Überprüfung der Fakten. Meine Entscheidung musste über Politik, Emotionen und persönliche Meinungen hinausgehen. Ich kann Ihnen sagen, dass ich in den letzten Tagen mehr als nur ein paar Stunden Schlaf verloren habe, während ich die Schriftsätze und Unterlagen gelesen und wieder gelesen habe. Ich quälte mich durch das unaussprechliche Leid und den Terror, den die Opfer von Michael Ross erlitten haben, als sie vergewaltigt und ihre Leben von ihnen gestohlen wurden. Ich habe auch versucht, mir die kalte Welle von Horror vorzustellen, die über die fassungslosen Familien dieser Opfer rollte, als sie vom Schicksal ihrer Angehörigen durch die Hände von Herrn Ross erfuhren. Das war keine Entscheidung, die ich leicht getroffen habe – das sollte sie auch nicht sein. Doch sie ist eine, von der ich sicher glaube, dass sie richtig ist. Kein Gouverneur möchte wirklich diese Art von Entscheidung fällen. Doch ich habe vor etwas mehr als fünf Monaten, als ich in meinem Amt vereidigt wurde, geschworen, die Gesetze von Connecticut aufrecht zu halten – und die Gesetze von Connecticut bieten die Verhängung der Todesstrafe – und ich werde meinen Eid nicht brechen und ich werde vor meiner Verantwortung nicht davonlaufen. Lassen Sie mich das klar ausdrücken: Ich habe kein Mitleid für Michael Ross. Als Gouverneurin habe ich an zu vielen Begräbnissen von Soldaten aus
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Connecticut teilgenommen, die im Krieg einen Heldentod gestorben sind. Das sind die Söhne von Connecticut, um die ich trauern werde, nicht Michael Ross. Als ich über meine Entscheidung nachdachte, dachte ich an die jungen, dynamischen Mädchen, die durch die Hände von Michael Ross brutale Tode gestorben sind. Das sind die Töchter von Connecticut, um die ich trauere. Und ich gebe zu, dass ich mehr als nur ein paar Mal an meine eigene Tochter gedacht habe, als ich die Gerichtsdokumente von Michael Ross gelesen habe. Also stehe ich vor Ihnen nicht nur als Gouverneurin, sondern auch als Mutter. Ich habe Leben gegeben – zu einer Tochter und einem Sohn. Ich möchte nicht sehen, wie jemandes Leben weggenommen wird. Michael Ross alleine ist an seinen Verbrechen schuldig. Er alleine ist für die Konsequenzen dieser Verbrechen verantwortlich. Es gibt keine Frage über seine Schuld. Kein Beweis wird vermisst und keine DNA muss getestet werden. Michael Ross hat zugegeben, acht junge Frauen auf abscheuliche Weise vergewaltigt und ermordet zu haben. Acht junge Frauen, die Familien zurückgelassen haben, die noch immer trauern, Familien die noch immer leiden, Familien deren Herzen neu brechen, jedes Mal wenn Michael Ross Name genannt wird und seine Verbrechen neu besprochen werden. Deshalb sind auch sie seine Opfer. Wie ich schon vorher sagte, die existierenden Gesetze von Connecticut aufrecht zu halten, bedeutet, die Todesstrafe aufrecht zu halten. Falls die Gesetzgebung wünscht, das Gesetz zu ändern, haben sie vom Beginn ihrer neuen Saison bis zum Hinrichtungstermin drei Wochen Zeit, das zu tun. Es war die Gesetzgebung, die die Todesstrafe vor vielen, vielen Jahren eingeführt hat. Es war nicht das Gerichtssystem. Es war nicht der Gouverneur oder irgendein Verfassungsbeamter. Und es wird an der Gesetzgebung liegen, die Todesstrafe aus dem Gesetzbuch zu nehmen, wenn das ihr Wille ist. Sie haben in den vergangenen Jahren in weniger als drei Wochen Tausende von wichtigen Gesetzen angenommen, manche in drei Tagen oder drei Stunden. Jenen die sagen, dass drei Wochen nicht genügend Zeit sind, um dieses Thema genau zu debattieren, sage ich, dass die Gesetzgebung bereits mehr als zwei Jahrzehnte Zeit hatte. Und sie haben sich dazu entschieden, das Gesetz nicht aufzuheben. Es ist ein Thema, das Grund für Gewissenskonflikte gibt und während sich die angesetzte Hinrichtung von Michael Ross nähert, wird die profunde Schwere der wirklichen Verhängung eines Todesurteils plötzlich so real und sie spitzt sich allzu sehr zu. Ich glaube nicht, dass es in der parlamentarischen Versammlung genügend Stimmen für eine Aufhebung der Todesstrafe gibt. Ich glaube, dass die Mehrheit der Gesetzesgeber sehen möchte, dass diese ultimative Strafe im Gesetz bleibt. Doch falls die Gesetzgebung handelt, muss sie das mit überwältigender Mehrheit tun, denn ich werde mein Veto gegen jedes Abschaffungsgesetz einlegen.
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Ich glaube daran, dass es Verbrechen und Taten gibt, die so abscheulich für die Gesellschaft sind, dass die Todesstrafe nötig ist. Und das ist solch ein Fall. Ich bin wirklich froh, von so vielen Menschen über dieses Thema gehört zu haben. Ich erhielt Dutzende von Anrufen, Emails und Briefen, darunter einen Brief von Michael Ross und einen von Edwin Shelley, dem Vater eines der Opfer von Michael Ross. Die Worte von Herrn Shelley berührten mein Herz – die Worte von Michael Ross nicht. Am Ende werden wir alle aufgrund unserer Taten, nicht unserer Worte, beurteilt. Michael Ross wurde bereits für seine verabscheuungswürdigen Taten verurteilt. Jetzt ist es Zeit für ihn, sich seiner Strafe zu stellen. Engl. in: http://www.ct.gov/governorrell/cwp/view.asp?A=1793&Q=287348; dt. in: http://www.todesstrafe.de/thema/nachrichten/nachricht.php?id=1120.
168. Erklärung von George W. Bush anlässlich der Unterzeichnung des Gesetzes für Nachrichtendienstreform und Terrorismusprävention 2004, im Andrew W. Mellon Auditorium in Washington D.C., 17. Dezember 2004 President Signs Intelligence Reform and Terrorism Prevention Act 2004 Neben dem Patriot Act (Dok. 159) und dem Heimatschutzgesetz (vgl. Dok. 162) steht das Gesetz für Nachrichtendienstreform und Terrorismusprävention 2004 im Zentrum jener durch die Anschläge des "11. Septembers" notwendig gewordenen gesetzgeberischen Veränderungen, die sowohl eine neue Organisationsstruktur der Nachrichtendienste als auch umfangreiche Bestimmungen über die Vorgangsweise bei verschiedensten terroristischen Bedrohungsszenarien vorsahen. Mit diesem Gesetz wurde eine zentrale Führungsposition innerhalb des amerikanischen Nachrichtendienstes mit dem Titel eines "Director of National Intelligence" geschaffen, dem die Oberaufsicht über alle US-Geheimdienste obliegt. Seine herausragende Stellung innerhalb der Leiter der amerikanischen Geheimdienste wird auch durch die Tatsache sichtbar, dass er direkt an den Präsidenten berichtet und ihm umfangreiche Mitspracherechte in Personalan-
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gelegenheiten und bei der Zuteilung von Finanzmitteln und Personalfragen zukommen. Die Position des nationalen Geheimdienstdirektors stellte eine teilweise Entmachtung der CIA dar, so übernahm der "Director of National Intelligence" die Aufgaben des Directors of Central Intelligence, der bisher immer der Direktor der CIA war und die Intelligence Community (IC) anführte. Allerdings behielten das Pentagon und die militärischen Geheimdienstverbände einen Großteil der Oberaufsicht und Kommandohoheit über eigene Geheimdienstaktionen. Diesbezügliche Regelungen waren aufgrund des Drucks seitens einer Gruppe von Republikanern um Duncan Hunter, den Vorsitzenden des Streitkräfteausschusses, in das Gesetz aufgenommen worden. Außerdem wurde neben dem bereits existierenden Terrorist Threat Integration Center (TTIC) das National Counterterrorism Center eingerichtet, das ebenfalls zur Koordination der Geheimdienste und zur Ausweitung des Informationsaustausches zwischen den Geheimdiensten eingesetzt wurde und zu einer weiteren "Verschmelzung" der US-Geheimdienste beitrug. In das Gesetz wurden auch Regelungen integriert, die US-Justizminister Ashcroft in seinem abgelehnten Entwurf zu einem Patriot Act II formuliert hatte und die nunmehr eine Ausdehnung der Überwachungsbefugnisse und -gründe für die USGeheimdienste ermöglichten. Da das Gesetzeswerk selbst sehr umfangreich ist und auf 236 Seiten 223 Paragraphen umfasst, die vielfach erst in einer Zusammenschau mit anderen Gesetzesbestimmungen an inhaltlicher Aussage gewinnen, wäre selbst ein Abdruck aller Einzelbestimmungen dieses Gesetzes allein nicht zielführend. Aus diesem Grund wird an dieser Stelle die Rede des Präsidenten anlässlich der Unterzeichnung dieses Gesetzes abgedruckt, die die wesentlichsten Inhalte und faktischen Auswirkungen dieses Gesetzeswerkes in einer Kurzzusammenfassung wiedergibt. * * * DER PRÄSIDENT: Guten Morgen. In wenigen Minuten werde ich die drastischste Reform der nachrichtendienstlichen Fähigkeiten unseres Landes seit der Absegnung des National Security Act durch Harry S. Truman im Jahre 1947 unterzeichnen und ihr somit Rechtsgültigkeit verleihen. Im Rahmen dieses neuen Gesetzes werden unsere umfangreichen Nachrichtendienste einheitlicher, koordinierter und effektiver gestaltet. Es wird uns ermöglichen, unsere Pflicht zum Schutz der amerikanischen Bürger besser zu erfüllen.
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Ich möchte den Mitgliedern des Kongresses danken, die hart an diesem Gesetz gearbeitet haben. Insbesondere möchte ich dem Mehrheitsführer im Senat, Bill Frist, danken, Denny Hastert, dem Sprecher des Repräsentantenhauses, sowie ihren Kollegen in beiden Gremien. Ich danke Senatorin Susan Collins aus Maine und Senator Joe Lieberman aus Connecticut dafür, dass sie das Gesetz durch den Senat der Vereinigten Staaten gelotst haben. Ich bin außerdem den Kongressabgeordneten Pete Hoekstra und Jane Harman für ihre bedeutende Rolle bei diesem wichtigen Thema dankbar. Herzlich willkommen. Ich möchte allen Mitgliedern des Kongresses, die heute hier anwesend sind, für ihre gute Arbeit an diesem Gesetz danken. Ich danke den Mitgliedern meiner Regierung, die dabei halfen: Direktor Porter Goss, Direktor Bob Mueller, Condoleezza Rice und Frank Townsend. Vor allem gilt mein Dank auch der Untersuchungskommission zum 11. September unter der fachmännischen Führung von Tom Kean und Lee Hamilton. Den Mitgliedern der Kommission, die heute auch hier sind, möchte ich ebenso danken. Ich möchte den Familienmitgliedern der Opfer des 11. September mein Mitgefühl sowie unsere Dankbarkeit ausdrücken. Vielen Dank für Ihre harte Arbeit an diesem Thema. Vielen Dank für Ihr Gedenken an Ihre Angehörigen. Vor fast sechs Jahrzehnten fand sich unser Land zusammen mit unseren Verbündeten in einer neuen Situation – in der neuen Welt des Kalten Krieges mit den von einem neuen Feind ausgehenden Gefahren. Um die freie Welt gegen ein bewaffnetes Reich, das Eroberungen zum Ziel hat, zu verteidigen, schufen visionäre Politiker neue Institutionen wie das NATO-Bündnis. Die NATO wurde in genau diesem Zimmer vertraglich ins Leben gerufen. Präsident Truman führte auch eine weitreichende Neuorganisation der Bundesregierung durch. Er schuf das Verteidigungsministerium, die Central Intelligence Agency sowie den Nationalen Sicherheitsrat. Die Vereinigten Staaten stehen in diesem neuen Jahrhundert wieder neuen Bedrohungen gegenüber. Anstatt mit großen Armeen haben wir es jetzt mit staatenlosen Netzwerken und Mördern zu tun, die sich in unseren eigenen Städten verstecken. Wir sind mit tödlichen Technologien konfrontiert. Wenn sie in unserem Land großen Schaden anrichten wollen, müssen die Feinde der Vereinigten Staaten es nur ein einziges Mal richtig machen. Die Nachrichtendienstund Strafverfolgungsbehörden in unserer Regierung hingegen müssen es jedes einzelne Mal richtig machen. Unsere Regierung passt sich an, um sich diesen Bedrohungen zu stellen und sie zu bewältigen. Wir bleiben gegen den Feind in
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der Offensive. Wir bringen den Kampf zu den Terroristen im Ausland, damit wir uns ihnen nicht hier zu Hause stellen müssen. Und hier im Inland stärken wir die Verteidigung unseres Heimatlandes. Wir haben das Heimatschutzministerium geschaffen. Wir haben die Prävention von Terroranschlägen zur höchsten Priorität des Justizministeriums und des FBI gemacht. Wir werden weiterhin mit dem Kongress zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass er die nötigen Ressourcen für seine Arbeit hat. Wir haben das National Counterterrorism Center in die Welt gerufen, in dem alle nachrichtendienstlichen Erkenntnisse über terroristische Bedrohungen gebündelt und gemeinsame Aktionen gegen Terroristen geplant werden. Wir haben die Sicherheit unserer Grenzen und Einreisestellen sowie Verkehrssysteme gestärkt. Das Gesetz, das ich heute unterzeichne, führt die erforderliche Neuorganisation unserer Regierung fort. Die mit der Verteidigung der Vereinigten Staaten Beauftragten müssen die bestmöglichen nachrichtendienstlichen Informationen bekommen und diese Informationen müssen im höchsten Maße abgestimmt werden, so dass sie ein klares Bild der Bedrohungen für unser Land abgeben. Eine Schlüssellektion des 11. September 2001 ist, dass die amerikanischen Nachrichtendienste als eine gemeinsame Einheit zusammenarbeiten müssen. Das Intelligence Reform and Terrorism Prevention Act of 2004 (Gesetz für Nachrichtendienstreform und Terrorismusprävention 2004) schafft die Position eines Director of National Intelligence oder DNI (Nationaler Nachrichtendienstbeauftragter), der vom Präsidenten mit der Zustimmung des Senates eingesetzt wird. Der nationale Nachrichtendienstbeauftragte überwacht die einheitliche Führung der nachrichtendienstlichen Organisationen und wird der Hauptberater des Präsidenten in nachrichtendienstlichen Sachverhalten sein. Er wird die Befugnis haben, die Beschaffung neuer nachrichtendienstlicher Erkenntnisse anzuordnen, um die Weitergabe von Informationen zwischen den Organisationen zu gewährleisten und gemeinsame Standards für die Angestellten der Nachrichtendienste einzuführen. Es obliegt der Verantwortung des nationalen Nachrichtendienstbeauftragten, die Jahresbudgets aller nationalen Nachrichtendienste und -büros festzulegen und zu bestimmen, wie die Gelder ausgegeben werden. Diese Befugnisse eines einzigen Beamten, der mir direkt Bericht erstattet, wird unsere nachrichtendienstliche Arbeit koordinierter, effizienter und effektiver machen. Der Leiter des CIA wird an den nationalen Nachrichtendienstbeauftragten Bericht erstatten. Der CIA wird seine Kernkompetenzen bei der Beschaffung von nachrichtendienstlichen Erkenntnissen aus menschlichen Quellen, der Aus-
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wertung von nachrichtendienstlichen Erkenntnissen aus allen Quellen sowie der Unterstützung der amerikanischen Interessen im Ausland unter der Weisung des Präsidenten behalten. Im Rahmen des neuen Gesetzes wird die bestehende Befehlsstruktur beibehalten und alle unsere Nachrichtendienste, -organisationen und -büros in ihren derzeitigen Ministerien belassen. Die Befehlshaber unserer Streitkräfte werden weiterhin schnellen Zugriff auf die nachrichtendienstlichen Informationen haben, die sie für einen Sieg auf dem Schlachtfeld benötigen. Und das Gesetz unterstützt unsere Bemühungen zur Gewährleistung eines größeren Informationsaustausches zwischen den Bundesministerien und organisationen, aber auch mit den jeweiligen bundesstaatlichen und kommunalen Behörden. Die vielen Reformen in diesem Gesetz haben ein einziges Ziel: Die Regierungsmitglieder, die für die Verteidigung der Vereinigten Staatenverantwortlich sind, sollen die bestmöglichen Informationen besitzen, um die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Nachrichtendienste geben jeden Tag ihr Bestes für die Vereinigten Staaten; im Gegenzug schulden wir ihnen unsere volle Unterstützung. Beim weiteren Reformieren und Stärken unserer Nachrichtendienste werden wir alles Erforderliche tun, um ihre Mitarbeiter und das Land, dem wir dienen, zu verteidigen. Es ist mir eine Freude und Ehre, dass jetzt durch meine Unterschrift der Intelligence and Terrorism Prevention Act of 2004 Rechtsgültigkeit erlangt. Engl. in: http://www.whitehouse.gov/news/releases/2004/12/20041217-1.html; dt. in: http://amerikadienst.usembassy.de/index.html.
169. George W. Bushs Zweite Inaugurationsrede, 20. Januar 2005 George W. Bush's Second Inaugural Address George W. Bush trat am 20. Januar 2005 – ca. elf Wochen nach den Wahlen – seine zweite Amtszeit als 43. Präsident der Vereinigten Staaten an. Noch nie waren die Sicherheitsvorkehrungen für eine Amtseinführung so scharf oder die Festivitäten so teuer. Am Vorabend nahm Bush zum Auftakt der fast 36-stündigen Feier unweit des Weißen Hauses an einem musikalischen "Fest der Freiheit" teil. "Ich lege morgen den Amtseid ab und werde in meiner An-
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trittsrede über die Freiheit reden", nahm Bush den Inhalt seiner Amtsantrittsrede vorweg. "Das ist die Sache, die unser Land eint und der ganzen Welt Hoffnung gibt." Alle vier Jahre endet am 20. Januar um Punkt 12.00 Uhr (Ortszeit) die Amtszeit des Präsidenten. Dann erhebt der neue oder wie in diesem Fall wiedergewählte Amtsinhaber auf den Stufen des Capitols, dem Sitz des House of Representatives und des Senates, die Hand zum Treueschwur auf die Verfassung. In einer Parade mit Militärbands und geschmückten Wagen zieht er dann an hunderttausenden Zuschauern vorbei zum Weißen Haus. In der Innenstadt waren seit Mittwochabend zahlreiche Straßenzüge für den Verkehr gesperrt. Zwischen dem Capitol und dem Weißen Haus sollten zahlreiche Scharfschützen auf Dächern Position beziehen. Tausende Polizisten und Soldaten waren seit Tagen im Einsatz. Der Luftraum war weiträumig abgesperrt. Dennoch waren Flugabwehrraketen in Stellung gebracht worden. Spezialkommandos standen bereit, um sich mit unauffälligen Geräten, die biologische oder chemische Kampfstoffe aufspüren können, unter die Besucher zu mischen. Mit dem Versprechen, Freiheit in die dunkelsten Winkel der Welt zu bringen, legte der 43. Präsident der Vereinigten Staaten seine Prämissen für die zweite Amtszeit fest. "Das Überleben der Freiheit in unserem Land hängt immer mehr vom Erfolg der Freiheit in anderen Ländern ab. Die beste Hoffnung für Frieden in unserer Welt liegt in der Ausbreitung von Freiheit überall in der Welt …", sagte Bush in Anspielung auf den Irak, ohne ihn beim Namen zu nennen. Der Präsident warnte weiters vor einer Spaltung der westlichen Welt durch Feinde. Die traditionellen Verbündeten, von denen sich einige – darunter Deutschland – wegen des Irak-Krieges außenpolitisch von Washington entfernt hatten, bedachte er mit den Worten: "Wir honorieren Ihre Freundschaft, wir brauchen Ihren Rat und wir sind auf Ihre Hilfe angewiesen. Uneinigkeiten zwischen freien Nationen sind das Hauptziel der Feinde der Freiheit." Seit jeher versuchen US-Präsidenten ihre politische Philosophie auf eine griffige, wenn möglich historische Formel zu bringen, um damit zu zeigen, dass die traditionellen Werte der Gründerväter der amerikanischen Demokratie durch sie eine zeitgemäße Anpassung erfahren und um gleichzeitig deren Kontinuität zu sichern. Bushs Beitrag für die Geschichtsbücher war nach dem Aufruf zum "Kampf gegen den Terrorismus" nach den Anschlägen des 11. September 2001 nun die
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Forderung, die "Tyrannei in der Welt zu beenden", und so widmete George Bush seine Rede auch fast ausschließlich dem Gedanken, dass die Sicherheit der USA immer stärker von freiheitlichen Verhältnissen in der übrigen Welt abhänge. Solange ganze Regionen in der Tyrannei verharrten und anfällig für Ideologien des Hasses seien, solange werde sich zerstörerische Gewalt zusammenbrauen und eine tödliche Bedrohung darstellen. Die Politik der Vereinigten Staaten sei es deswegen, demokratische Bewegungen und Institutionen in jedem Land zu fördern – mit dem Endziel, die Tyrannei auf der Welt zu beenden. Bush strich auch heraus, dass die Schwierigkeit dieser Aufgabe kein Grund sei, ihr auszuweichen. Zugleich versicherte er, dass es keine Aufgabe sei, die man hauptsächlich mit Waffen angehen könne. In gleicher Weise beeindruckend und hervorzuheben sei noch ein weiterer Satz und Gedanke der Inaugurationsrede, der sowohl die Stärke Amerikas als auch den Willen zur Erringung der Freiheit für alle Menschen symbolisieren sollte: "Mit unseren Anstrengungen haben wir ein Feuer entzündet – ein Feuer in den Köpfen der Menschen. Es wärmt die, die seine Macht spüren, es verbrennt jene, die gegen seine Verbreitung ankämpfen, und eines Tages wird das ungezügelte Feuer der Freiheit auch die dunkelsten Ecken unserer Welt erreichen." * * * Vizepräsident Cheney, Herr Präsident des Obersten Gerichtshofs, Präsident Carter, Präsident Bush, Präsident Clinton, Mitglieder des amerikanischen Kongresses, hochwürdige Geistliche, verehrte Gäste, liebe Mitbürger: An diesem Tag, der durch das Gesetz vorgeschrieben und von Zeremonien geprägt ist, feiern wir die grenzenlose Weisheit unserer Verfassung und erinnern uns an die tiefen Verpflichtungen, die unser Land einen. Ich bin dankbar für diese Ehre, bin mir der folgenschweren Zeiten, in denen wir leben, bewusst, und entschlossen, den Eid zu erfüllen, den ich geschworen habe und dessen Zeugen Sie waren. Bei diesem zweiten Zusammentreffen werden unsere Aufgaben nicht durch die von mir verwendeten Worte bestimmt, sondern durch die Geschichte, die wir zusammen erlebt haben. Ein halbes Jahrhundert lang verteidigten die Vereinigten Staaten ihre eigene Freiheit, indem wir weit entfernte Grenzen bewachten. Dem Scheitern des Kommunismus folgten Jahre relativer Ruhe, Jahre der Erholung, Jahre des Pausierens – und dann kam der Tag des Feuers. Wir haben unsere Verletzlichkeit gesehen – und wir haben den Grund dafür erkannt. Denn solange ganze Regionen der Welt in Groll und Tyrannei vor sich
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hin gären, anfällig für Ideologien, die Hass nähren und Mord entschuldigen, wird Gewalt wachsen, deren zerstörerische Kraft sich über die bewachtesten Grenzen hinweg vervielfacht und eine tödliche Gefahr birgt. Es gibt nur eine Kraft in der Geschichte, die die Herrschaft von Hass und Groll brechen, die Anmaßung von Tyrannen entlarven und die Hoffnung der Aufrechten und Toleranten belohnen kann: das ist die Kraft, die aus der Freiheit der Menschen entspringt. Die Ereignisse und unser gesunder Menschenverstand lassen eine Schlussfolgerung zu: Das Überleben der Freiheit in unserem Land hängt immer mehr vom Erfolg der Freiheit in anderen Ländern ab. Die beste Hoffnung für Frieden in unserer Welt liegt in der Ausbreitung von Freiheit überall in der Welt. Amerikas existenzielle Interessen entsprechen nun unseren tiefsten Überzeugungen. Seit dem Tag unserer Gründung haben wir verkündet, dass jeder Mensch auf dieser Welt Rechte und Würde und einen unvergleichbaren Wert hat, da er als Ebenbild des Schöpfers von Himmel und Erde geschaffen wurde. Über Generationen hinweg haben wir das Gebot der Selbstverwaltung verkündet, da niemand als Gebieter geschaffen wurde und niemand es verdient, ein Sklave zu sein. Das Vorantreiben dieser Ideale ist die Mission, die unsere Nation entstehen ließ. Das ist die ehrwürdige Errungenschaft unserer Väter. Heute ist das dringend erforderlich für die Sicherheit unseres Landes. Das ist der Ruf unserer Zeit. Deswegen ist es die politische Strategie der Vereinigten Staaten, demokratische Bewegungen und Institutionen in jedem Land und jeder Kultur zu suchen und ihre Entwicklung zu unterstützen, um letztendlich die Tyrannei in der Welt zu beenden. Das muss nicht in erster Linie durch den Einsatz von Waffen geschehen, wir werden jedoch uns und unsere Freunde immer mit Waffen verteidigen, wenn dies erforderlich ist. Freiheit muss ihrer Natur gemäß von den Bürgern gewählt und verteidigt und durch Rechtsstaatlichkeit und den Schutz von Minderheiten aufrechterhalten werden. Und wenn die Seele einer Nation endlich spricht, können die entstehenden Institutionen Bräuche und Traditionen widerspiegeln, die stark von den unseren abweichen. Die Vereinigten Staaten werden Unfreiwilligen nicht ihren Regierungsstil aufzwingen. Unser Ziel ist es vielmehr, anderen dabei zu helfen, ihre Stimme zu finden, ihre eigene Freiheit zu erreichen und ihren eigenen Weg zu gehen. Das große Ziel der Beendigung der Tyrannei bedarf der geballten Arbeit von Generationen. Die Schwierigkeit der Aufgabe ist keine Entschuldigung dafür, ihr aus dem Weg zu gehen. Amerikas Einfluss ist nicht grenzenlos. Aber zum
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Glück für die Unterdrückten ist unser Einfluss bedeutend und wir werden ihn im Einsatz für die Freiheit selbstbewusst anwenden. Meine oberste Aufgabe ist der Schutz dieser Nation und ihrer Bürger vor weiteren Angriffen und entstehenden Bedrohungen. Manche haben törichterweise die amerikanische Entschlossenheit in Frage gestellt und mussten feststellen, dass sie unerschütterlich ist. Wir werden jedem Herrscher und jedem Land die Entscheidung beharrlich erklären: die moralische Entscheidung zwischen Unterdrückung, die immer falsch ist, und Freiheit, die immerwährend richtig ist. Die Vereinigten Staaten werden nicht vortäuschen, dass inhaftierte Dissidenten ihre Ketten bevorzugen, dass Frauen Verspottung und Knechtschaft mögen oder dass irgendein Mensch auf Gedeih und Verderb einem Tyrannen ausgeliefert sein will. Wir werden Reformen anderer Regierungen ermutigen, indem wir deutlich machen, dass erfolgreiche Beziehungen mit den Vereinigten Staaten die anständige Behandlung der eigenen Bevölkerung voraussetzen. Der amerikanische Glaube an die Menschenwürde wird unsere Politik leiten. Rechte müssen jedoch mehr als die zähneknirschenden Eingeständnisse von Diktatoren sein, sie müssen durch freie Meinungsäußerung und die Mitwirkung der Regierten gesichert sein. Langfristig gibt es ohne Freiheit keine Gerechtigkeit und auch keine Menschenrechte. Manche, wie ich weiß, haben die globale Wirkung der Freiheit in Frage gestellt, obwohl diese Zeit in der Geschichte – vierzig Jahre der schnellsten Verbreitung von Freiheit, die es je gab – eine seltsame Zeit zum Zweifeln ist. Vor allem Amerikaner sollten nie über die Kraft unserer Ideale erstaunt sein. Nach und nach erreicht der Ruf der Freiheit Herz und Verstand aller Menschen. Wir akzeptieren die Existenz ständiger Tyrannei nicht, weil wir die mögliche Aussicht ständiger Sklaverei nicht akzeptieren. Die Freiheit kommt zu denen, die sie lieben. Heute wenden die Vereinigten Staaten sich erneut an alle Völker der Welt: Alle, die in Tyrannei und Hoffnungslosigkeit leben, sollen wissen: Die Vereinigten Staaten werden Ihre Unterdrückung oder die Ausflüchte Ihrer Unterdrücker nicht hinnehmen. Wenn Sie für Ihre Freiheit einstehen, stehen wir an Ihrer Seite. Demokratische Reformer, denen Unterdrückung, Gefängnis oder Exil droht, sollen wissen: Amerika sieht Sie als das, was Sie sind: die künftigen Anführer Ihres befreiten Landes.
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Die Herrscher von geächteten Regimes sollen wissen, dass wir immer noch glauben, was Abraham Lincoln einst sagte: "Menschen, die anderen Menschen Freiheit verwehren, verdienen sie selber nicht, und können sie unter der Herrschaft eines gerechten Gottes auch nicht lange für sich in Anspruch nehmen." Regierungsführer, die seit langer Zeit ihr Land kontrollieren, müssen wissen: Um seinen Bürgern dienen zu können, muss man lernen, Ihnen zu vertrauen. Wenn Sie sich auf diesen Weg des Fortschritts und der Gerechtigkeit begeben, werden die Vereinigten Staaten Sie begleiten. Und alle Verbündeten der Vereinigten Staaten sollen wissen: Wir honorieren Ihre Freundschaft, wir brauchen Ihren Rat und wir sind auf Ihre Hilfe angewiesen. Uneinigkeiten zwischen freien Nationen sind das Hauptziel der Feinde der Freiheit. Die gemeinsamen Anstrengungen der freien Nationen zur Förderung der Demokratie sind der Beginn der Niederlage unserer Feinde. Heute wende ich mich auch aufs Neue an meine Mitbürger: Ich habe von Ihnen allen Geduld bezüglich der schweren Aufgabe der Sicherung der Vereinigten Staaten gefordert, und Sie haben mir ausreichend Geduld gewährt. Unser Land hat Verpflichtungen angenommen, die schwer zu erfüllen sind. Von diesen Verpflichtungen abzuweichen wäre unehrenhaft. Weil wir in der großen Befreiungstradition dieses Landes handelten, haben Millionen von Menschen die Freiheit erlangt. Und da Hoffnung wiederum Hoffnung weckt, werden noch Millionen von Menschen ihre Freiheit erlangen. Mit unseren Anstrengungen haben wir ein Feuer entzündet – ein Feuer in den Köpfen der Menschen. Es wärmt die, die seine Macht spüren, es verbrennt jene, die gegen seine Verbreitung ankämpfen, und eines Tages wird das ungezügelte Feuer der Freiheit auch die dunkelsten Ecken unserer Welt erreichen. Einige Amerikaner haben die schwersten Aufgaben in dieser Mission übernommen – die stille Arbeit der Nachrichtendienste und der Diplomatie, die idealistische Aufgabe der Unterstützung freier Regierungen, die gefährliche und notwendige Aufgabe des Kampfes gegen unsere Feinde. Manche haben ihre Ergebenheit ihrem Land gegenüber durch einen Tod erwiesen, der ihr ganzes Leben ehrt – und wir werden ihre Namen und ihre Opfer stets in Ehren halten. Alle Amerikaner waren Zeugen dieses Idealismus, einige zum ersten Mal. Ich fordere unsere jüngsten Mitbürger auf, den sichtbaren Beweisen zu glauben. Sie haben das Pflichtbewusstsein und die Treue in den entschlossenen Gesichtern unserer Soldaten gesehen. Sie haben gesehen, dass das Leben zerbrechlich, das Böse real und Mut siegreich ist. Treffen Sie die Entscheidung, für eine Sache zu dienen, die größer als alle Ihre Wünsche ist, größer als Sie selbst – und Sie wer-
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den nicht nur zum Wohlstand unseres Landes, sondern auch zu seinem Wesen beitragen. Die Vereinigten Staaten benötigen Idealismus und Mut, da wir in unserem Land einer wichtigen Aufgabe gegenüberstehen – die noch nicht vollendete Aufgabe der amerikanischen Freiheit. In einer Welt, die der Freiheit entgegengeht, sind wir entschlossen, die Bedeutung und Verheißung der Freiheit zu demonstrieren. Gemäß des amerikanischen Ideals der Freiheit erlangen die Bürger die Würde und Sicherheit wirtschaftlicher Unabhängigkeit, anstatt am Rande des Existenzminimums arbeiten zu müssen. Dies ist der weitere Sinn der Freiheit, die zum Homestead Act (Gesetz über Landerwerb), zum Social Security Act (Sozialversicherungsgesetz) und zum G.I. Bill of Rights (Gesetz über die Ausbildungsfinanzierung von Kriegsveteranen) führte. Und jetzt werden wir diese Vision erweitern und bedeutende Institutionen reformieren, so dass sie den Bedürfnissen unserer Zeit entsprechen. Um jeden Amerikaner an der Zukunft unseres Landes teilhaben zu lassen, werden wir in unseren Schulen die besten Standards einführen und eine Gesellschaft von Eigentümern aufbauen. Wir werden den Besitz von Häusern und Unternehmen sowie Rentenersparnisse und Krankenversicherungen fördern – so dass die Amerikaner auf die Herausforderungen des Lebens in einer freien Gesellschaft vorbereitet sind. Indem jeder Bürger und jede Bürgerin für sein oder ihr eigenes Schicksal frei verantwortlich ist, werden wir den Amerikanern eine größere Freiheit von Not und Angst verleihen und unsere Gesellschaft wohlhabender und gerechter machen. Beim amerikanischen Ideal der Freiheit steht der Charakter der einzelnen Menschen im Vordergrund – Integrität, Toleranz gegenüber anderen und die Leitung durch unser Gewissen in unserem Leben. Selbstverwaltung stützt sich letztlich auf den Einzelnen. Die Charakterbildung erfolgt in Familien, wird in Gemeinschaften mit Regeln unterstützt und in unserem Zusammenleben als Nation durch die Wahrheiten von Sinai, die Bergpredigt, die Worte des Koran und die vielfältigen Glaubensrichtungen unserer Bürger aufrechterhalten. Jede Generation von Amerikanern entwickelt sich weiter, indem sie die guten und wahren Überlieferungen aus der Vergangenheit bestätigt – die Ideale der Gerechtigkeit und des Benehmens, die gestern die gleichen waren wie heute und in der Zukunft. Gemäß dem amerikanischen Freiheitsideal wird das Ausüben von Rechten durch Diensterfüllung und Gnade und ein Herz für schwache Menschen geadelt. Freiheit für alle bedeutet nicht Unabhängigkeit voneinander. Unsere Nation stützt sich auf Frauen und Männer, die sich um einen Nachbarn kümmern und
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vom Wege Abgekommene mit Liebe umgeben. Die Amerikaner schätzen das Leben, das wir ineinander sehen, und müssen sich immer daran erinnern, dass auch die Unerwünschten einen Wert in unserer Gesellschaft haben. Unser Land muss außerdem alle rassistischen Gewohnheiten abschaffen, da wir nicht gleichzeitig die Botschaft der Freiheit mit der Last der Bigotterie verbreiten können. Aus der Perspektive eines einzigen Tages gesehen, wie etwa dieser ehrwürdige Tag, erscheinen die unserem Land bevorstehenden Probleme und Fragen gewaltig. Aus der Perspektive von Jahrhunderten betrachtet beschränken sich die wichtigen Fragen auf einige wenige: Hat unsere Generation die Sache der Freiheit vorangetrieben? Und hat unser Charakter diese Mission unterstützt? Diese Fragen, die ein Urteil über uns treffen, vereinen uns auch, da Amerikaner jeder Partei und Herkunft, Amerikaner aus freier Wahl und Amerikaner von Geburt an in ihrem Streben nach Freiheit einander verbunden sind. Es gab Meinungsverschiedenheiten, die überwunden werden müssen, damit wir weiter an unseren großen Zielen arbeiten können – und ich werde in gutem Glauben danach streben, sie zu überwinden. Aber diese Kluft definiert die Vereinigten Staaten nicht. Wir alle haben den Zusammenhalt und die Kameradschaft in unserer Nation gespürt, als die Freiheit angegriffen wurde, und unsere Reaktion erfolgte geschlossen und beherzt. Wir können die selbe Einheit und den selben Stolz fühlen, wenn die Vereinigten Staaten sich für das Gute einsetzten, wenn den Opfern einer Katastrophe Hoffnung gegeben wird, den Ungerechten Gerechtigkeit widerfährt und die Gefangenen freigelassen werden. Wir gehen mit dem festen Vertrauen, dass die Freiheit letzten Endes triumphiert, in die Zukunft. Nicht, weil die Geschichte sich auf den Rädern der Unvermeidbarkeit fortbewegt, sondern weil die Entscheidungen von Menschen historische Ereignisse beeinflussen. Nicht, weil wir uns für eine auserwählte Nation halten – Gott bewegt und entscheidet nach seinem eigenen Willen. Wir haben Vertrauen, da Freiheit die ständige Hoffnung der Menschheit ist, der Hunger an dunklen Orten, die Sehnsucht der Seele. Als die Gründer dieses Landes ein neues Zeitalter ausriefen, als Soldat um Soldat für eine auf Freiheit basierende Union starb, als Bürger in friedlicher Empörung unter dem Banner "Freedom Now" marschierten, wurden sie dabei von einer alten Hoffnung angetrieben, die erfüllt werden soll. Im Laufe der Geschichte ist die Gerechtigkeit mal stärker, mal schwächer ausgeprägt. Aber die Geschichte hat auch eine sichtbare Richtung, die von der Freiheit und dem Verfasser der Freiheit vorgegeben ist. Als die Unabhängigkeitserklärung zum ersten Mal öffentlich verlesen und die Liberty Bell zum ersten Mal feierlich geläutet wurde, sagte ein Zeitzeuge: "Sie läutete, als bedeute sie etwas Wichtiges." Heute bedeutet sie immer noch etwas
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Wichtiges. In diesem jungen Jahrhundert verkünden die Vereinigten Staaten überall und für alle Menschen auf der Welt die Freiheit. Neu gestärkt, erprobt, aber nicht ermüdet, sind wir bereit für die größten Errungenschaften in der Geschichte der Freiheit. Möge Gott Sie segnen und möge er über die Vereinigten Staaten von Amerika wachen. Engl. in: http://www.whitehouse.gov/news/releases/2005/01/20050120-1.html; dt. in: http://amerikadienst.usembassy.de/index.html.
170. Rede von George W. Bush im Festsaal Concert Noble in Brüssel, 21. Februar 2005 President Discusses American and European Alliance in Belgium Brüssel war die erste Station einer Europareise, die Präsident Bush im Februar 2005 absolvierte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte noch kein US-Präsident die Institutionen der Europäischen Union besucht. Als primäres Ziel seiner Europareise hatte der Präsident zuvor die Wiederherstellung der Einheit der Alliierten bezeichnet, die nach den Kontroversen über den Irakkrieg zumindest zeitweise verloren schien. Die nachfolgend abgedruckte Rede war von den europäischen Politbeobachtern mit Spannung erwartet worden. Schon im Vorfeld hatte es auf diplomatischer Ebene den Versuch gegeben, die Streitigkeiten über den Irak-Krieg beizulegen und die transatlantischen Beziehungen wieder zu verbessern. In seiner Rede rief Präsident Bush folglich die europäischen Verbündeten dazu auf, die Differenzen in der Irak-Politik im Interesse des Nahost-Friedens hinter sich zu lassen und betonte die starke Freundschaft zwischen den USA und Europa, die wesentlich sei für Frieden und Wohlstand in der gesamten Welt. Gleichzeitig appellierte der amerikanische Präsident an Europa, gemeinsam bei der Stabilisierung des Irak zu helfen und nannte als vorrangiges Ziel der transatlantischen Partnerschaft die Verwirklichung eines dauerhaften und stabilen Friedens im Nahen Osten.
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Bezug nehmend auf die zukünftige Entwicklung der Iran-Politik betonte der amerikanische Präsident auch die Bereitschaft der USA zu einem gemeinsamen diplomatischen Vorgehen mit Frankreich, Großbritannien und Deutschland. Dennoch wollte der Präsident zum damaligen Zeitpunkt keine definitive Aussage darüber treffen, ob die USA auf ein militärisches Vorgehen gegen den Iran verzichten würden und meinte, dass "… zur Gewährleistung der Sicherheit freier Nationen […] keine Option dauerhaft ausgeschlossen werden[…]" könne. Diese Antwort des Präsidenten konnte jedoch keinesfalls als überraschend gelten, denn schon lange währte der Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran. Auslöser war zunächst der Beginn der Bauarbeiten zur Kernkraftanlage in Buschehr in den 1980er Jahren. Bereits damals verdächtigten die USA den Iran, die Anlage für ein geheimes Atomwaffenprogramm zu missbrauchen. Seit der Iran auf die Liste der "Schurkenstaaten" gesetzt wurde, rückte dieses Atomprogramm immer mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit amerikanischer Geheimdienste, um so mehr als zu erwarten war, dass die Kernkraftanlage Buschehr ab 2006 pro Jahr rund 300 Kilo Plutonium hervorbringen werde. Dazu sei angemerkt, dass für den Bau einer Atombombe 50 Kilogramm Plutonium genügen. Als Resümee des Europabesuches von Präsident George W. Bush bleibt festzuhalten, dass die Begegnungen mit allen von ihm besuchten Staats- und Regierungschefs von großen Symbolen und Metaphern der Versöhnung und Zuversicht dominiert waren. In allen Gesprächen mit den europäischen Staatsoberhäuptern wurde Einigkeit demonstriert und das gemeinsame Ziel einer demokratischen Welt in den Vordergrund gestellt. Dessen ungeachtet zweifelten vor allem europäische Beobachter an der Dauerhaftigkeit einer ungetrübten "Partnerschaft des Friedens". Speziell in der Iran-Frage sehen viele ein symptomatisches Beispiel für die nach wie vor divergente Außenpolitik Europas und der USA. Übereinstimmung herrscht darüber, dass der Iran nicht in den Besitz von Nuklearwaffen kommen darf. Doch schon in der Frage, welche Mittel dazu eingesetzt werden sollen, besteht bereits wieder Uneinigkeit. Europa setzt ausschließlich auf diplomatische Verhandlungen und wirtschaftliche Lockmittel, wohingegen die USA Militärschläge prinzipiell nicht ausschließen wollen. * * * Guy oder Herr Premierminister [Belgiens Premierminister Guy Verhofstadt], ich möchte Ihnen für die freundliche Einführung und Ihre warmherzige Gastfreundschaft danken. Sehr verehrte Gäste, meine Damen und Herren, Laura
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und ich freuen uns, wieder hier zu sein. Ich freue mich sehr, wieder einmal zu Besuch in Brüssel zu sein, der Hauptstadt einer großartigen Nation und dem Sitz der Europäischen Union sowie des NATO-Bündnisses. Die Vereinigten Staaten und Belgien sind enge Verbündete und wir werden immer herzliche Freunde sein. Auf dieser Europareise trete ich in sehr große Fußstapfen. Vor mehr als zwei Jahrhunderten besuchte Benjamin Franklin diesen Kontinent unter großem Jubel. Ein Beobachter schrieb: "Sein Ruf reichte weiter als der von Leibnitz oder Newton, Frederick oder Voltaire und seine Person wurde mehr verehrt und geschätzt als die eines der anderen oder aller zusammen." Der Beobachter fuhr fort: "Es gab kaum einen Bauern oder Bürger, der ihn nicht als einen Freund der Menschheit betrachtete." Ich hatte auf einen ähnlichen Empfang gehofft, aber Außenministerin Rice sagte mir, ich solle realistisch bleiben. Ich freue mich über die Gelegenheit, hier in diesem bedeutenden Saal zu den Europäern sprechen zu können. Seit mehr als 60 Jahren stellen sich unsere Nationen Seite an Seite den großen Herausforderungen der Geschichte. Gemeinsam haben wir uns mit all unserer Kraft und Geduld totalitären Ideologien entgegen gestellt. Gemeinsam haben wir diesen Kontinent durch unsere demokratischen Werte geeint. Und gemeinsam begehen wir feierlich Jahr für Jahr die Jahrestage der Freiheit – vom D-Day und der Befreiung der Konzentrationslager bis hin zum Sieg des Gewissens im Jahre 1989. Unser transatlantisches Bündnis vereitelte Pläne von Diktatoren, diente den höchsten Idealen der Menschlichkeit und führte ein von Gewalt geprägtes Jahrhundert auf einen neuen und besseren Weg. Auch wenn die Erinnerungen verblassen, wir dürfen niemals vergessen, was wir gemeinsam erreicht haben. Dennoch basieren unsere Beziehungen auf mehr als nur Nostalgie. In einem neuen Jahrhundert ist das Bündnis zwischen Europa und Nordamerika der Hauptpfeiler unserer Sicherheit. Unsere stabilen Handelsbeziehungen sind einer der Motoren der Weltwirtschaft. Unser Vorbild für wirtschaftliche und politische Freiheit macht Millionen von Menschen Hoffnung auf Überwindung von Armut und Unterdrückung. Dies alles macht unsere starke Freundschaft unerlässlich für weltweiten Frieden und Wohlstand – und keine vorübergehende Debatte, keine zeitweiligen Meinungsverschiedenheiten zwischen Regierungen, keine Macht der Erde wird uns jemals auseinander bringen. Derzeit erleben die Vereinigten Staaten und Europa eine wichtige und chancenreiche Zeit. Gemeinsam können wir die Geschichte wieder auf einen hoffnungsvollen Weg bringen – weg von der Armut und Verzweiflung, hin zur Entwicklung und Würde der Selbstbestimmung, weg von Ressentiments und Ge-
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walt, hin zu Gerechtigkeit und der friedlichen Beilegung von Meinungsverschiedenheiten. Um diese Chancen nutzen zu können, benötigen wir Idealismus: Wir müssen jedem Menschen das Recht und die Fähigkeit zugestehen, in Freiheit zu leben. Um diese Chancen nutzen zu können, benötigen wir Realismus: Angesichts komplexer Herausforderungen müssen wir klug und besonnen handeln. Um diese Chancen nutzen zu können, müssen wir kooperieren, denn wenn Europa und die Vereinigten Staaten Seite an Seite stehen, können wir alle Probleme überwinden. Da vergangene Meinungsverschiedenheiten verblassen und große Aufgaben deutlich werden, sollten wir eine neue Ära in der transatlantischen Einheit beginnen. Unsere größte Chance und unser unmittelbares Ziel ist der Frieden im Nahen Osten. Nach einigen Fehlschlägen, enttäuschten Hoffnungen sowie geraubten Menschenleben ist die Beilegung des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern greifbar nahe. Die Vereinigten Staaten und Europa sind eine moralische Verpflichtung eingegangen: Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie eine weitere Generation im Heiligen Land in einer Atmosphäre der Gewalt und Hoffnungslosigkeit heranwächst. Die Vereinigten Staaten und Europa haben darüber hinaus ein gemeinsames strategisches Interesse: Indem wir zur Schaffung eines dauerhaften Frieden beitragen, werden wir einen ungelösten Konflikt beenden, mit dem Hass und Gewalt im Nahen Osten geschürt wird. Unsere Bemühungen werden von einer klaren Vision geleitet: Wir wollen, dass zwei demokratische Staaten, Israel und Palästina, Seite an Seite in Frieden und Sicherheit leben. Das palästinensische Volk verdient eine repräsentative, ehrliche und dem Frieden verpflichtete Regierung. Die Menschen in Israel wünschen die Beendigung des Terrors sowie einen verlässlichen und unerschütterlichen Partner für den Frieden. Die Weltgemeinschaft darf nicht eher ruhen, bis eine gerechte und dauerhafte Lösung des Konflikts gefunden wurde. Dabei müssen alle beteiligten Parteien Verantwortung übernehmen. Die arabischen Staaten müssen die Aufhetzung in ihren Medien beenden, die öffentlichen und privaten Mittel zur Finanzierung des Terrorismus unterbinden und normale Beziehungen zu Israel herstellen. Die palästinensischen Politiker müssen gegen terroristische Gruppen vorgehen, Korruption bekämpfen, das freie Unternehmertum fördern und den Menschen wirkliche Entscheidungsgewalt übertragen. Nur in einer Demokratie können die Hoffnungen der Palästinenser erfüllt, Israels Sicherheit erhöht und die Flagge eines freien Palästinas gehisst werden. Eine erfolgreiche palästinensische Demokratie sollte daher auch das oberste Ziel Israels sein. Aus diesem Grund muss Israel die Siedlungsaktivitäten stoppen, den Palästinensern beim Aufbau einer florierenden Wirtschaft helfen und die Lebensfähigkeit eines neuen palästinensischen Staates, mit den angren-
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zenden Gebieten des Westjordanlands, gewährleisten. Ein Staat, der aus zersplitterten Gebieten besteht, wird nicht lebensfähig sein. Während palästinensische Politiker ihre Verantwortung für Gaza und ein zunehmend größeres Territorium übernehmen, werden wir ihnen beim Aufbau wirtschaftlicher, politischer und sicherheitspolitischer Institutionen helfen, die für eine effektive Regierungsführung erforderlich sind. Während des Aufbaus der Demokratie werden die Vereinigten Staaten und Europa den Parteien bei der Umsetzung des Friedensplans für den Nahen Osten helfen. Diese wichtigen Schritte sind aber auch schwierige Schritte, da Fortschritte neues Vertrauen erfordern und Terroristen alles ihnen Mögliche unternehmen werden, um dieses Vertrauen zu zerstören. Dennoch geht es praktisch voran. Im nächsten Monat wird Premierminister Tony Blair in London Gastgeber einer Konferenz zur Unterstützung des palästinensischen Volkes beim Aufbau demokratischer Institutionen ihres Staates sein. Präsident Abbas hat die Gelegenheit, eine Reformstrategie vorzulegen, die die Zustimmung der internationalen Gemeinschaft gewinnen kann und wird, einschließlich finanzieller Unterstützung. Ich hoffe, dass er diese Chance wahrnimmt. Ich habe Außenministerin Rice gebeten, an dieser Konferenz teilzunehmen und dem palästinensischen Volk die starke Unterstützung der Vereinigten Staaten beim Aufbau eines demokratischen Staates zuzusichern. Ich begrüße die führende Rolle, die Premierminister Tony Blair und andere europäische Politiker für den Frieden übernehmen. Wir streben um seiner selbst willen nach Frieden zwischen Israel und Palästina. Wir wissen aber auch, dass ein freies und friedliches Palästina zum Reformprozess im Nahen und Mittleren Osten beitragen kann. Langfristig können wir nicht in Frieden und Sicherheit leben, wenn dem Nahen Osten weiterhin tödliche Ideologien und Terroristen entspringen, die versuchen, die grausamsten Waffen zu erwerben. Regime, die ihre eigene Bevölkerung terrorisieren, werden nicht zögern, Terror in andern Ländern zu unterstützen. Ein Status Quo von Tyrannei und Hoffnungslosigkeit im Nahen Osten – die falsche Stabilität von Diktatur und Stagnation – kann nur zu stärkeren Feindseligkeiten in einer krisengeschüttelten Region und weiteren Tragödien in freien Nationen führen. Die Zukunft unserer Nationen und die Zukunft des Nahen Ostens sind miteinander verbunden und unser Frieden hängt von der Hoffnung, Entwicklung und Freiheit der Menschen in dieser Region ab. Dauerhafte, erfolgreiche Reformen im Nahen und Mittleren Osten können nicht von außen aufgezwungen werden, sie müssen von innen heraus entschieden werden. Regierungen müssen sich für den Kampf gegen Korruption entscheiden, alte Gewohnheiten der Herrschaft ablegen und das Recht des Gewissens und die Rechte von Minderheiten schützen. Regierungen müssen in die
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Gesundheit und Bildung der Menschen investieren und die Verantwortung für die Lösung von Problemen übernehmen, anstatt andere für sie verantwortlich zu machen. Die Bürger müssen sich entschließen, ihre Regierungen zur Rechenschaft zu ziehen. Der Weg ist nicht immer leicht, wie jedes freie Volk bestätigen kann, dennoch gibt es Grund zur Zuversicht. Letztendlich werden Männer und Frauen, die den Erfolg ihrer Nationen anstreben, Ideologien der Unterdrückung, des Zorns und der Angst ablehnen. Letztendlich werden Männer und Frauen die Teilhabe und den Fortschritt befürworten; den Beweis dafür sehen wir in einem Bogen der Reformen, der sich von Marokko über Bahrain bis hin zum Irak und Afghanistan erstreckt. Unsere Aufgabe besteht in der Unterstützung des Fortschritts, indem wir die Pflichten großer Demokratien übernehmen. Wir müssen an der Seite demokratischer Reformer stehen, demokratische Bewegungen bestärken und den Übergang zur Demokratie auf praktische Art und Weise fördern. Europa und die Vereinigten Staaten sollten nicht erwarten oder fordern, dass die Reformen über Nacht stattfinden. Das ist in unserer eigenen Geschichte ebenso wenig geschehen. Mein Land benötigte viele Jahre, um Minderheiten und Frauen an den Verheißungen der Vereinigten Staaten teilhaben zu lassen und der Kampf ist noch nicht beendet. Während unsere Erwartungen realistisch sein müssen, müssen unsere Ideale fest und klar sein. Wir müssen höhere Standards von unseren Freunden und Partnern im Nahen Osten erwarten. Die Regierung Saudi Arabiens kann ihre Führungsstärke in der Region demonstrieren, indem sie das Mitsprachrecht ihrer Bürger bei der Bestimmung ihrer Zukunft erweitert. Die große und stolze Nation Ägypten, die den Weg zum Frieden im Nahen Osten wies, kann jetzt den Weg zu Demokratie in Nahen Osten zeigen. Unser gemeinsames Engagement für den demokratischen Fortschritt wird im Libanon auf die Probe gestellt, einem einst blühenden Land, das nun unter dem Einfluss eines unterdrückerischen Nachbarstaats leidet. Das Regime in Syrien muss größere Anstrengungen gegen die Förderer der Gewalt und Umsturzversuche im Irak unternehmen, die Unterstützung terroristischer Gruppen stoppen, die versuchen, die Hoffnung auf Frieden zwischen Israelis und Palästinensern zu zerstören sowie die Besetzung des Libanon beenden. Das libanesische Volk hat ein Recht auf Freiheit und die Vereinigten Staaten und Europa haben ein gemeinsames Interesse an einem demokratischen, unabhängigen Libanon. Mein Land und Frankreich haben an der Verabschiedung der Resolution 1559 des UN-Sicherheitsrats mitgewirkt, die die Beachtung der libanesischen Souveränität, den Abzug ausländischer Truppen und Agenten sowie die Durchführung freier Wahlen ohne ausländischen Einfluss fordert. In
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den vergangenen Monaten hat die Welt miterlebt, wie Männer und Frauen von Kabul über Ramallah bis Bagdad ihre Stimme in historischen Wahlen abgaben. Ohne syrischen Einfluss können die libanesischen Parlamentswahlen im Frühjahr ein weiterer Meilenstein der Freiheit werden. Unser Engagement für den demokratischen Fortschritt wird in Afghanistan honoriert. Das Land baut eine Demokratie auf, die afghanische Traditionen und Geschichte widerspiegelt und den Weg für andere Nationen der Region aufzeigt. Der gewählte Präsident arbeitet im Vorfeld der im Frühjahr stattfindenden Wahlen zur Nationalversammlung an der Entwaffnung und Demilitarisierung der Milizen. Das afghanische Volk weiß, dass die Weltgemeinschaft an seiner Seite steht. Nicht zuletzt, da Deutschland wichtige Hilfe bei der Ausbildung der Polizeikräfte leistet. Großbritannien unterstützt den Kampf gegen den Drogenhandel. Italien hilft bei der Reform des Rechtssystems. Die wachsende NATOSicherheitsmission wird von einem türkischen General befehligt. Europäische Regierungen tragen zum Erfolg Afghanistans bei und die Vereinigten Staaten begrüßen ihre Führungsrolle. Gemeinsam müssen wir dem irakischen Volk zeigen, dass die Weltgemeinschaft auch an seiner Seiten steht: Die Iraker haben der Welt ihre Charakterstärke bereits bewiesen. Ein Iraker, der bei einem Autobombenanschlag im vergangenen Jahr ein Bein verlor, stellte seine Wahlteilnahme am 30. Januar sicher. Er sagte: "Ich wäre notfalls auch hierher gekrochen. Ich will nicht, dass Terroristen versuchen, andere Iraker zu töten, wie sie es bei mir versuchten. Heute gebe ich meine Stimme für den Frieden ab." Jede im Irak abgegebene Stimme war ein Akt der Ablehnung des Terrors, und dafür verdient das irakische Volk unseren Respekt. Einige europäische Nationen beteiligten sich am Kampf zur Befreiung des Irak, andere hingegen nicht. Doch wir alle erkennen Mut, wenn wir auf ihn treffen, und das ist es, was wir bei den Irakern sahen. Alle Nationen haben nun ein Interesse am Erfolg eines freien und demokratischen Irak, der gegen den Terrorismus kämpft, zu einem Vorbild für Freiheit und eine Quelle für wirkliche Stabilität in der Region wird. In den kommenden Monaten wird die neu gewählte Versammlung im Irak mit der Bildung einer Regierung, der Gewährleistung der Sicherheit, der Verbesserung grundlegender öffentlicher Dienste und der Schaffung einer demokratischen Verfassung wichtige Aufgaben erfüllen. Es ist nun an der Zeit, dass die etablierten Demokratien der jüngsten Demokratie entscheidende politische, wirtschaftliche und sicherheitspolitische Unterstützung gewähren. Im Iran verfolgt die freie Welt ein gemeinsames Ziel: Um des Friedens willen muss das iranische Regime die Unterstützung des Terrorismus beenden und darf
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keine Atomwaffen entwickeln. Zur Gewährleistung der Sicherheit freier Nationen kann keine Option dauerhaft ausgeschlossen werden. Im Iran liegt allerdings eine andere Situation als im Irak vor. Wir befinden uns in der Anfangsphase der Diplomatie. Die Vereinigten Staaten sind Mitglied des Gouverneursrats der IAEO (Internationale Atomenergie-Organisation), der in dieser Frage die Führung übernommen hat. Wir arbeiten eng mit Großbritannien, Frankreich und Deutschland zusammen, die sich den atomaren Bestrebungen des Iran entgegenstellen und darauf bestehen, dass Teheran das Völkerrecht einhält. Die Ergebnisse dieses Ansatzes hängen nun überwiegend vom Iran selbst ab. Wir erwarten darüber hinaus, dass der Iran schließlich die versprochenen Reformen umsetzt. Für das iranische Regime ist nun die Zeit gekommen, auf das iranische Volk zu hören, seine Rechte zu respektieren und sich der Entwicklung in Richtung Freiheit anzuschließen, die in den umliegenden Ländern stattfindet. Ich glaube, dass im Nahen Osten – von den Palästinensergebieten, dem Libanon und Irak bis hin zum Iran – der Fortschritt der Freiheit innerhalb der Nationen zum Aufbau des Friedens zwischen den Nationen beitragen wird. Ein Grund für diese Überzeugung ist die Geschichte Europas. In zwei Weltkriegen hat Europa das aggressive Wesen der Tyrannei und den schrecklichen Preis des Misstrauens und der Teilung erlebt. Im Kalten Krieg hat Europa die so genannte Stabilität von Jalta erlebt, die eine ständige Quelle der Ungerechtigkeit und Angst war. Des Weiteren hat Europa erlebt, wie durch den Aufstieg demokratischer Bewegungen, wie Solidarnosc, der Eiserne Vorhang überwunden werden konnte, der von Tyrannen geschaffen worden war. Die Verbreitung der Freiheit hat zur Lösung alter Streitigkeiten beigetragen und die Erweiterung der NATO sowie der Europäischen Union machte Gegner zu Partnern. Die Vereinigten Staaten unterstützen die demokratische Einheit Europas aus den selben Gründen, aus denen wir die Verbreitung der Demokratie im Nahen Osten unterstützen – weil Freiheit zu Frieden führt. Die Vereinigten Staaten unterstützen auch ein starkes Europa, weil wir bei der schwierigen Aufgabe der weltweiten Verbreitung der Freiheit einen starken Partner benötigen. Die europäischen Politiker haben diesen Weitblick bereits in der Ukraine bewiesen. Der polnische Präsident Kwasniewski, der litauische Präsident Adamkus und Javier Solana von der EU haben zur Lösung der Wahlkrise beigetragen und die Ukraine wieder zurück in das Lager der Freiheit gebracht. Mit der Etablierung einer freien Regierung und der Umsetzung wichtiger Reformen durch Präsident Juschtschenko sollte die euro-atlantischen Familie die Ukraine in ihren Reihen Willkommen heißen. Wir müssen junge Demokratien unterstützen. Daher müssen sich die Mitglieder unseres Bündnisses auch weiterhin für Georgien einsetzen, wo im vergangenen Jahr friedliche Proteste zur Aufhebung
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eines manipulierten Wahlergebnisses und zu Neuwahlen führten und die Kräfte für einen demokratischen Wandel freisetzten. Ich glaube auch, dass die Zukunft Russlands in der europäischen Familie und der transatlantischen Gemeinschaft liegt. Die Vereinigten Staaten unterstützen die Mitgliedschaft Russlands in der WTO (Welthandelsorganisation), da die Einhaltung der WTO-Standards die Freiheit und den Wohlstand in diesem Land noch stärken wird. Dennoch muss die russische Regierung ihre Verpflichtung gegenüber der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit erneuern, damit Russland als europäische Nation Fortschritte machen kann. Wir wissen, dass Reformen nicht über Nacht vollzogen werden können. Wir müssen Russland dennoch immer daran erinnern, dass unser Bündnis für eine freie Presse, eine starke Opposition, geteilte Macht und die Rechtstaatlichkeit steht. Die Vereinigten Staaten und alle europäischen Länder sollten die demokratischen Reformen zum Kern ihres Dialogs mit Russland machen. Wenn wir nach Freiheit in anderen Ländern trachten, müssen wir auch die Werte, die diese Freiheit möglich machen, erneuern. Wie ich bereits in meiner Ansprache bei der Amtseinführung sagte, können wir die Botschaft der Freiheit nicht gleichzeitig mit der Last der Bigotterie verbreiten. Wir müssen jeglichen Antisemitismus ablehnen und Gewalt, wie wir sie in den Niederlanden erlebt haben, verurteilen. All unsere Nationen müssen daran arbeiten, Minderheiten in die Mitte der Gesellschaft zu integrieren und jeder jungen Generation die Werte der Toleranz zu vermitteln. Die Nationen unseres großartigen Bündnisses sind mit vielen Vorzügen gesegnet. Wir müssen aber über unser eigenes Wohlergehen hinausblicken: Wir müssen unseren Blick auf die übrigen Welt richten. Unsere Ideale und unsere Interessen führen in die gleiche Richtung: Indem wir Fortschritt und Hoffnung zu den Nationen bringen, die dies benötigen, können wir das Leben vieler Menschen verbessern und scheiternde Staaten unterstützen sowie die Ursachen und Rückzugsmöglichkeiten für Terrorismus beseitigen. Unser Bündnis ist entschlossen, Entwicklung zu fördern und die Entwicklungsländer in die Weltwirtschaft zu integrieren. Als Maßstab unserer Erfolge müssen die erzielten Ergebnisse dienen und nicht lediglich die aufgewendeten Ressourcen. Gemeinsam schufen wir den Monterrey-Konsens, einen Ansatz, der neue Entwicklungshilfe der Industrieländer mit wirklichen Reformen in Entwicklungsländern verknüpft. Die Strategie funktioniert. In den Entwicklungsländern haben Regierungen den Kampf gegen die Korruption aufgenommen, die Rechtstaatlichkeit etabliert sich schrittweise und die Menschen genießen neue Freiheiten. Die entwickelten Länder haben darauf mit einer Erhöhung der
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Entwicklungshilfe reagiert. Durch den Millennium Challenge Account erhöht mein Land seine Hilfsleistungen an Entwicklungsländer, die gerecht regieren, die wirtschaftliche Freiheit fördern und in die Bildung und Gesundheit ihrer eigenen Bevölkerung investieren. Während wir noch immer humanitäre Hilfe und Unterstützung leisten, entwickeln die Industrieländer für die übrige Hilfe einen klügeren Ansatz. Anstatt Jahr für Jahr das Versagen zu subventionieren, müssen wir den Fortschritt belohnen und das Leben der Menschen verbessern. Unser Bündnis ist entschlossen, den Handel zwischen den Nationen zu fördern, da offene Märkte Arbeitsplätze schaffen, das Einkommen erhöhen und ganze Nationen in den sich immer weiter ausdehnenden Kreis der Freiheit und Chancen einbeziehen. Europa und die Vereinigten Staaten werden den Handel weiter verstärken und so Handelsstreitigkeiten auf kooperative Art und Weise lösen. Wir sollten auch die Vorteile eines gerechten und freien Handels mit anderen teilen. Das ist der Grund warum wir die Entwicklungsagenda von Doha und die weltweiten Handelsgespräche zu einem erfolgreichen Abschluss führen werden. Wir sollten in unseren Ländern alle eine vernünftige Finanzpolitik mit niedrigen Steuern, einer finanzpolitischen Zurückhaltung und Reformen zur Förderung stabiler weltweiter Finanzsysteme und Wirtschaftswachstum verfolgen. Unser Bündnis ist entschlossen, ein verantwortungsbewusstes Verhalten gegenüber unserem Planeten zu zeigen. Dies beinhaltet die ernste und langfristige Herausforderung des weltweiten Klimawandels. Wir haben alle unsere Ansichten zum Kyoto-Protokoll deutlich gemacht. Nun müssen wir auf dem Weg nach vorn zusammenarbeiten. Neue Technologien, wie z. B. wasserstoffbetriebene Fahrzeuge, Strom aus erneuerbaren Energiequellen oder saubere Kohletechnologie, fördern ein umweltverträgliches Wirtschaftswachstum. Durch Forschung, Entwicklung und die Förderung neuer Technologien überall auf der Welt können alle Nationen, auch die Entwicklungsländer, wirtschaftliche Fortschritte verzeichnen, wobei der weltweite Anstieg an Treibhausgasen gebremst und der Ausstoß von Schadstoffen, die der öffentlichen Gesundheit schaden, vermieden wird. Wir alle können die Kraft der menschlichen Erfindungsgabe nutzen, um die Umwelt für kommende Generationen zu verbessern. Unser Bündnis ist entschlossen, Naturkatastrophen, Hungersnöten und Krankheiten schnell und mitfühlend zu begegnen. Während wir uns heute hier treffen, helfen amerikanische und europäische Hilfskräfte den Opfern des Tsunami in Asien. Unsere finanziellen Verpflichtungen für die Tsunami-Hilfe und den Wiederaufbau belaufen sich zusammen auf fast 4 Milliarden Dollar. Über den Globalen Fonds unterstützen wir den Kampf gegen AIDS und andere Krankheiten auf der Welt. Der Notfallplan (Emergency Plan) der Vereinigten Staaten hat zusätzliche Ressourcen auf Länder konzentriert, die dies am drin-
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gendsten benötigen. Durch diese Bemühungen fördern wir Stabilität und Fortschritt und tragen zu einer beständigeren Basis für demokratische Institutionen bei. Vor allem erfüllen wir aber eine moralische Pflicht, die Kranken zu heilen, die Hungernden mit Nahrung zu versorgen und den Leidenden zu helfen. Unser Bündnis ist zudem entschlossen, unsere Sicherheit zu verteidigen, da wir es ablehnen, in einer Welt zu leben, die von Angst bestimmt wird. Terroristische Bewegungen versuchen freie Völker einzuschüchtern und den Lauf der Geschichte durch schreckliche Gewaltakte umzukehren. Wir werden uns nicht einschüchtern lassen und die Terroristen werden den Vormarsch der Freiheit nicht verhindern können. Ich danke den Nationen Europas für die gute Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terror. Gemeinsam haben wir die Finanzierungswege der Terroristen unterbrochen, den Austausch nachrichtendienstlicher Erkenntnisse verstärkt, unsere polizeiliche Zusammenarbeit ausgeweitet und die Sicherheit für den internationalen Handel und Verkehr verbessert. Wir verfolgen die Terroristen, wo auch immer sie sich verstecken. Deutsche Behörden haben kürzlich zwei Terroristen, die einen Anschlag auf amerikanische Einrichtungen im Irak planten, verhaftet. Beide werden gemäß deutscher Gesetze angeklagt, die nach dem 11. September verabschiedet wurden. In der vergangenen Woche haben die Vereinten Nationen Muhsin al-Fadhli auf ihre Liste des Sanktionsausschusses für Al-Kaida und die Taliban gesetzt. Dieser Mann ist als eine wichtige Figur bei Al-Kaida Operationen und Mitstreiter Zarkawis bekannt, der die Terroristen, die im Jahr 2002 den Bombenanschlag auf einen französischen Öltanker ausgeführt haben, unterstützte. Gemeinsam werden ihn die Vereinigten Staaten, Frankreich und andere Nationen vor Gericht bringen. Zum Wohle der Sicherheit unseres Volkes und zum Wohle des Friedens werden wir schonungslos bei der Verfolgung von Hass-Ideologien vorgehen. Am 11. September haben sich die Vereinigten Staaten zuerst der direkten Sicherheit und der Verfolgung der Feinde gewidmet. Diese wichtige Arbeit geht weiter. Wir haben auch festgestellt, dass eine eng gefasste Definition von Sicherheit nicht ausreicht. Während wir uns einer gegenwärtigen Bedrohung entgegenstellen, haben wir die langfristige Herausforderung der Verbreitung der Hoffnung, der Freiheit und des Wohlstands als große Alternativen zum Terror erkannt. Mit der Abwehr der Urheber des Terrors werden wir auch die Ursachen des Terrors beseitigen. Diese Strategie ist keine rein amerikanische, europäische oder westliche Strategie. Die Verbreitung der Freiheit um des Friedens willen betrifft die ganze Menschheit. Dieser Ansatz verringert nicht nur die Gefahren für freie Völker. Dadurch, dass die Menschenrechte und menschlichen Freiheiten zum Kernstück
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unserer Agenda werden, zeichnet er die Würde aller Völker aus. Unser Bündnis hat die Fähigkeit und die Pflicht, die Waage der Geschichte zugunsten der Freiheit anzustoßen. Wir wissen, dass es viele Hindernisse gibt und wir wissen, dass der Weg lang ist. Albert Camus sagte, dass die "Freiheit ein Langstreckenlauf" ist. Wir laufen dieses Rennen bis zum Ende und wir haben Grund zum Optimismus. Die Unterdrückung ist nicht der Weg in die Zukunft, sie ist vielmehr die verzweifelte Taktik einiger rückwärts Gewandter. Demokratische Nationen werden stärker, weil sie das kreative Potenzial ihrer Völker belohnen und respektieren. Und Freiheit ist die Richtung der Geschichte, da Freiheit die fortwährende Hoffnung der Menschheit darstellt. Die Vereinigten Staaten stehen, aufgrund der schon lange auf diesem Kontinent geltenden Ideale, für diese Werte. Wir stehen in der stolzen Tradition der Magna Charta, der Erklärung der Menschenrechte und dem Nordatlantikpakt. Die Unterzeichner des Paktes versprachen "Die Freiheit, das gemeinsame Erbe und die Zivilisation ihrer Völker, die auf den Grundsätzen der Demokratie, der Freiheit der Personen und der Herrschaft des Rechts beruhen, zu gewährleisten". In diesem neuen Jahrhundert bestätigen die Vereinigten Staaten und Europa diese Verpflichtung und erneuern das großartige Bündnis für Freiheit. Möge Gott Sie alle segnen. Engl. in: http://www.whitehouse.gov/news/releases/2005/02/20050221.html; dt. in: http://amerikadienst.usembassy.de/us-botschaft-cgi/ad-detailad.cgi?lfdnr=1799.
171. Roper, Leiter der Potosi Justizvollzugsanstalt, gegen Simmons, 1. März 2005 Roper, Superintendent, Potosi Correctional Center v. Simmons No. 03–633. Argued October 13, 2004 – Decided March 1, 2005 Seit Beginn der fünfziger und sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts stand die Frage der Vereinbarkeit der Todesstrafe mit dem VIII. Amendment zur amerikanischen Verfassung immer wieder im Zentrum rechtstheoretischer Überlegungen. Vor allem Studien, die belegten, dass Todesurteile unverhält-
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nismäßig oft über afroamerikanische und mittellose Straftäter verhängt würden, mehrten die Stimmen der Gegner der Todesstrafe. Am 17. Januar 1972 wurde der Fall Furman gegen Georgia dem Supreme Court der USA vorgelegt. Furman argumentierte, die Todesstrafe werde willkürlich und je nach Laune verhängt und verletze das VIII. Amendment, das jeder Person Schutz vor grausamer und ungewöhnlicher Strafe gewährt. Der Supreme Court entschied am 29. Juni 1972, dass eine Strafe im Sinne des VIII. Amendments grausam und ungewöhnlich sei, wenn sie mit dem Verbrechen in keinem angemessenen Verhältnis stünde, willkürlich verhängt werde oder sie den öffentlichen Gerechtigkeitssinn verletze und sie nicht wirksamer sei als eine andere harte Strafe. Obwohl die Richter Michael J. Brennan und Frederick M. Marshall der Meinung waren, dass das Rechtsinstitut der Todesstrafe selbst verfassungswidrig sei, wurden lediglich die damals in Geltung stehenden Strafprozessregeln als verfassungswidrig aufgehoben. Die Bundesstaaten überarbeiteten daraufhin ihre Todesstrafengesetze, um sie dem Urteil des Supreme Court anzupassen und eine verfassungskonforme Rechtslage herzustellen. 1976 wurde die Todesstrafe in den meisten Bundesstaaten wieder in Kraft gesetzt. Ein großer Schritt auf dem Wege zu einer umfassenden Reform der Todesstrafe wurde erst wiederum im Jahr 2005 gesetzt. Am 1. März 2005 hoben die Richter des Supreme Court mit fünf gegen vier Stimmen die Todesurteile gegen alle zur Tatzeit jugendliche Straftäter auf. (Roper, Superintendent, Potosi Correctional Center v. Simmons, Argued October 13, 2004 Decided March 1, 2005) Diese Hinrichtungen verstießen – so die Diktion der obersten Richter – wegen ihrer Grausamkeit gegen das VIII. Amendment zur amerikanischen Verfassung, welches ungewöhnlich harte und grausame Strafen verbietet. Mit dieser Argumentation verwehrten die obersten Richter den betroffenen Bundesstaaten (Virginia, Alabama, Arizona, Arkansas, Delaware, Florida, Georgia, Idaho, Kentucky, Louisiana, Mississippi, Nevada, New Hampshire, North Carolina, Oklahoma, Pennsylvania, South Carolina, Utah und Texas) die Möglichkeit für eine Wiedereinführung der Todesstrafe für jugendliche Straftäter durch Überarbeitung ihrer Strafgesetze, da sie durch die explizite Feststellung der generellen Verfassungswidrigkeit der Verhängung der Todesstrafe gegen Jugendliche den einzelnen Bundesstaaten keinen legislativen Spielraum überließen. Richter Anthony Kennedy erklärte dazu, dass die Mehrheit der US-Staaten die Todesstrafe gegen jugendliche Straftäter bereits zum Zeitpunkt des Urteils abgeschafft hätten. Eine politisch brisante Begründung für das Urteil steckt in
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dem ausdrücklichen Bezug Kennedys auf weltweite Gepflogenheiten und Überzeugungen: "Die internationale Meinung gegen die Todesstrafe bei Jugendlichen hat ein überwältigendes Gewicht", schreibt er. Nur noch in wenigen Staaten wird die Todesstrafe für Jugendliche verhängt und auch an ihnen vollstreckt – etwa in China, Iran, im Jemen, in der Demokratischen Republik Kongo, in Nigeria, Pakistan und in Saudi-Arabien. * * * Supreme Court der Vereinigten Staaten Syllabus Im Alter von 17 Jahren plante und beging der Angeklagte Simmons einen vorsätzlichen Mord. Nachdem er das 18. Lebensjahr erreicht hatte, wurde er wegen dieser Tat zum Tode verurteilt. Seine unmittelbare Berufung, seine Petitionen an Bundesgerichte und an die bundesstaatlichen Gerichte wurden abgelehnt. […] Dieser Gerichtshof hat bereits im Falle Atkins v. Virginia, 536 U. S. 304 festgestellt, dass die Verhängung der Todesstrafe über geistig behinderte Menschen unvereinbar ist mit dem VIII. Zusatzartikel unserer Verfassung in Verbindung mit dem XIV. Zusatzartikel der Verfassung. […] Richter Kennedy referiert die Meinung des Gerichtshofes. Dieser Fall bringt uns dazu, die Frage zu stellen, […] ob es unter dem Aspekt des VIII. Zusatzartikels unserer Verfassung in Verbindung mit dem XIV. Zusatzartikel der Verfassung zulässig ist, einen jugendlichen Täter, der zum Zeitpunkt der Begehung des Schwerverbrechens älter als 15 jedoch jünger als 18 Jahre war, zu exekutieren. […] Unser Beschluss, dass die Verhängung der Todesstrafe über Straftäter unter 18 Jahren eine ungewöhnlich harte Bestrafung darstellt, findet ihre Bestätigung in der unbestreitbaren Tatsache, dass die Vereinigten Staaten das einzige Land sind, das daran festhält, auch über Jugendliche die Todesstrafe zu verhängen. […] Der VIII. Zusatzartikel unserer Verfassung in Verbindung mit dem XIV. Zusatzartikel der Verfassung verbietet es, über Straftäter, die zum Tatzeitpunkt unter 18 Jahre alt waren, die Todesstrafe zu verhängen. […] So wurde es angeordnet. Engl. in: www.supremecourtus.gov/opinions/04pdf/03-633.pdf; dt.: Eigene Übersetzung.
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172. Der Präsident spricht in Lettland über Freiheit und Demokratie, 7. Mai 2005 President Discusses Freedom and Democracy in Latvia Vor seinem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin anlässlich der großen Feierlichkeiten zum Sieg der Alliierten über Nazi-Deutschland hatte der amerikanische Präsident George W. Bush deutliche Kritik bei seinem Besuch in Riga an der Besetzung des Baltikums durch die sowjetische Armee im Jahr 1945 geübt. Dazu meinte er, dass für Teile Europas nach dem Ende des Krieges eine "Tyrannei anderer Art" begonnen habe und führte weiter aus, dass die USA die Besetzung der baltischen Staaten durch die Sowjetunion nie anerkannt hätten und sich der schmerzvollen Geschichte des Baltikums bewusst seien. Der amerikanische Präsident stellte jedoch auch fest, dass auf der Konferenz von Jalta vom 4. bis 11. Februar 1945 britische und amerikanische Vertreter die Teilung Europas nach dem damals absehbaren Ende des Zweiten Weltkrieges gemeinsam mit der Sowjetunion beschlossen hätten und übernahm damit eine Mit-Verantwortung der USA für die spätere Teilung Europas in Ost und West (Dok. 115). Die damals auf der Krim getroffenen Entscheidungen – Präsident Bush bezeichnete dies als einen "der größten Fehler der Geschichte" – hätten die spätere Dominanz der Sowjetunion in Europa erst möglich gemacht. "Die Gefangenschaft von Millionen in Mittel- und Osteuropa wird als großes Unrecht der Geschichte erinnert werden", fuhr Bush fort. Diese Äußerungen wurden von Präsident Wladimir Putin als Angriff auf den Kern des ungebrochen aus sowjetischer Zeit übernommenen Geschichtsbildes und auf das russische Selbstverständnis gewertet und auch Verteidigungsminister Sergej Ivanow bestritt, dass die sowjetische Herrschaft über das Baltikum einer Besatzung gleichkam und bezeichnete in einem Interview diese Ansicht als "absurd". Die Entwicklung des Baltikums nach dem Ende der UdSSR pries der Präsident als Beispiel für die Verwirklichung von Demokratie und Marktwirtschaft innerhalb der ehemaligen Ostblockstaaten und rief die baltischen Länder auf, sich für die Freiheit in ihren Nachbarländern einzusetzen und von den Werten der Demokratie zu überzeugen. In dem Zusammenhang forderte er auch freie Wahlen in Weißrussland, das er als "letzte Diktatur Europas" bezeichnete.
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Präsident Bush: Sveiki Draugi. (Beifall) Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen für den herzlichen Empfang den Sie uns bereitet haben. Frau Präsidentin, Laura und ich danken Ihnen für ihre freundlichen einleitenden Worte, die Prinzipientreue, mit der Sie Ihr Land führen, und darüber hinaus danke ich Ihnen für Ihre Freundschaft und wir bedanken uns für die Gastfreundschaft, die Sie und Dr. Freibergs uns erwiesen haben. Ich möchte mich bei den Menschen in der lettischen Republik dafür bedanken, dass sie sich während meines Besuchs hier als so freundliche Gastgeber erwiesen haben. Und ich möchte ebenfalls dem Premierminister und den Mitgliedern des Kabinetts dafür danken, dass sie heute mit uns zusammen hier sind. Vielen Dank, Herr Premierminister. Laura und ich freuen uns sehr, unsere zweite Reise durch die baltischen Staaten zu machen, die zugleich unsere erste Reise in das großartige Lettland ist. Wir haben außerdem die Ehre, uns in der Gesellschaft von Präsident Ruutel von Estland und Präsident Adamkus von Litauen zu befinden – ich danke Ihnen beiden für Ihr Kommen. Sie sind gute Freunde Lettlands und gute Freunde Amerikas. Die baltischen Länder haben eine der dramatischsten Umwälzungen in der modernen Geschichte erlebt, sie sind in etwas mehr als einem Jahrzehnt von Nationen in Gefangenschaft zu Verbündeten der NATO und EU Mitgliedern geworden. Die Völker Lettlands, Estlands, und Litauens haben bewiesen, dass die Liebe zur Freiheit wichtiger ist als der Wille einer Herrschaftsmacht. Und heute treten Sie für Freiheit über Ihre Landesgrenzen hinweg ein, so dass andere nicht die Ungerechtigkeiten erleiden, die Sie erfahren mussten. Das amerikanische Volk bewundert Ihren moralischen Mut in der Sache der Freiheit. In dieser Woche begehen Staaten auf beiden Seiten des Atlantiks den 60. Jahrestag des Sieges über Hitler. Das Böse, das in Deutschland die Macht ergriffen hatte, brachte ganz Europa den Krieg, der auch ein Krieg gegen die Moral selber war. Aus einer von Verbrechern getragenen politischen Bewegung wurde eine Regierung ohne Gewissen und schlussendlich eine Herrschaft, die sich durch bodenlose Gewalt auszeichnete. Das Dritte Reich stellte die Starken über die Schwachen, überrannte und demütigte friedliche Nationen, unternahm eine verrücktes Streben nach rassischer Reinheit, bereitete den Mord an Millionen vor und führte ihn aus und verkörperte für alle Zeit die Vorstellung vom Bösen. Tapfere Männer und Frauen aus vielen Ländern standen diesem Bösen gegenüber und kämpften während düsterer und verzweifelter Jahre für ihre Familien und ihr Heimatland. Am Ende fand sich ein Diktator, der die Macht vergöttert hatte, in den vier Wänden eines Bunkers wieder und der Niedergang seiner schmutzigen Tyrannei ist fortan ein Tag, an den wir uns erinnern und den wir feiern.
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Die Art eines Anliegens kann nach dem Denkmal beurteilt werden, das es hinter sich zurücklässt. Des Naziterrors wird heute an Orten wie Auschwitz, Dachau und Rumbula Forest gedacht wo wir immer noch die Schreie der Unschuldigen hören und zugleich vor Gott und der Geschichte schwören: Nie wieder. Der Allianz, die den Krieg gewonnen hat, wird heute auf sorgfältig gepflegten Friedhöfen in der Normandie, Mahrgraten, St. Petersburg und anderer Orte in Europa gedacht, wo wir uns an kurze, ruhmreiche Leben erinnern und den Schwur ablegen: Wir werden ewig dankbar sein. Die baltischen Staaten waren am Beginn des Zweiten Weltkrieges unbeteiligt. Der Kampf wurde hier hergetragen weil zwei Diktatoren einen heimlichen Pakt geschlossen hatten. Und als der Krieg kam, stellten viele Menschen in dieser Region ihren Mut unter Beweis. Nachdem eine Marionettenregierung der lettischen Flotte befohlen hatte, in den Hafen zurückzukehren, entschloss sich die Besatzung von acht Frachtschiffen, unter der Flagge des freien Lettlands weiter auf See zu bleiben und der amerikanischen Handelsmarine dabei zu helfen, Vorräte über den Atlantik zu befördern. Eine Zeitung im Bundesstaat Südcarolina beschrieb die lettische Besatzung folgendermaßen: "Sie haben alle Bärte und kleiden sich so anders … Sie sind erschöpft aber voll Kampfesbereitschaft." Am Ende des Krieges waren sechs der lettischen Schiffe versenkt worden und mehr als die Hälfte der Matrosen waren verloren. Fast alle Überlebenden hatten sich in Amerika niedergelassen und wurden dort zu Bürgern auf die wir stolz sind. Eine amerikanische Stadt benannte eine Straße um – nannte sie Ciltvaira – im Gedenken an ein gesunkenes Schiff, das unter der freien lettischen Flagge gesegelt war. Mein Land war immer dankbar für die lettische Freundschaft und Lettland kann immer der Freundschaft Amerikas gewiss sein. Wenn wir jetzt den Sieg von vor 6 Tagen – 6 Jahrzehnten – feiern, geschieht dies im Bewusstsein eines Paradoxes. Für einen Großteil Deutschlands brachte der verlorene Krieg die Freiheit, für den größten Teil Ost- und Mitteleuropas brachte er die eiserne Herrschaft einer anderen Macht. V-E Day bedeutete das Ende des Faschismus, aber nicht das Ende der Unterdrückung. Das Abkommen von Jalta setzte die ungerechte Tradition des Münchner Abkommens und des Molotow-Ribbentrop Pakts fort. Es stellte sich wiederum heraus, dass, wenn mächtige Regierungen verhandeln, die Freiheit der kleinen Staaten irgendwie entbehrlich war. Doch dieser Versuch, die Freiheit der Stabilität zu opfern, spaltete und destabilisierte den ganzen Kontinent. Die Gefangenschaft von Millionen Menschen in Mittel- und Osteuropa wird als ein furchtbares Unrecht in die Geschichte eingehen.
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Das Ende des Zweiten Weltkrieges warf für mein Land unvermeidliche Fragen auf: Hatten wir gekämpft, um letztlich nicht mehr zu erreichen als die andauernde Teilung Europas in bewaffnete Lager? Oder verlangte die Sache der Freiheit und der Rechte der Nationen uns mehr ab? Schließlich trafen Amerika und seine starken Verbündeten eine Entscheidung: Wir würden uns nicht mit der Befreiung von nur einer Hälfte Europas zufrieden geben – und wir würden unsere Freunde hinter dem eisernen Vorhang nicht vergessen. Wir verteidigten die Freiheit Griechenlands und der Türkei, errichteten eine Luftbrücke zur Versorgung Berlins, und verbreiteten die Botschaft der Freiheit durch das Radio. Wir setzten uns für Dissidenten ein und brachten eine Herrschaftsmacht so weit, eine verhasste Mauer niederzureißen. Schließlich begann der Kommunismus zusammenzubrechen unter dem Druck von außen und der Last seiner inhärenten Widersprüche. Und wir schafften die Vision eines geeinten, freien und in Frieden lebenden Europas – eines, in dem Diktatoren sich nicht mehr erheben und alte Missstände schüren können und sich Konflikte immer und immer wiederholen. Diese Jahrzehnte des zweckgerichteten Kampfes waren für die baltischen Völker von Leiden und Hoffnung geprägt. Obwohl Sie in Isolation lebten, so waren Sie doch nie alleine. Die Vereinigten Staaten haben sich geweigert, Ihre Besetzung durch eine Herrschaftsmacht anzuerkennen. Die Flaggen des freien Lettland, Estland und Litauen – die daheim verboten waren, wehten stolz über diplomatischen Vertretungen in den Vereinigten Staaten. Und als Sie sich gemeinsam erhoben und das Imperium sich auflöste, war das Vermächtnis von Jalta endlich begraben, ein für allemal. Die Sicherheit und Freiheit der baltischen Staaten ist jetzt mehr als eine noble Zielsetzung – sie ist das bindende Gelöbnis des Bündnisses von dem wir alle ein Teil sind. Die Verteidigung Ihrer Freiheit – in der Verteidigung Ihrer Freiheit werden Sie nie alleine sein. Aus dem Blickwinkel dieses neuen Jahrhunderts erkennen wir das Ende des Kalten Krieges als Teil einer sogar noch breiteren Bewegung in unserer Welt. Beginnend mit Deutschland und Japan nach dem Zweiten Weltkrieg und sich fortsetzend nach Lateinamerika, Asien, Mittel- und Osteuropa und jetzt nach dem Nahen Osten ist das Fortschreiten der Freiheit die wunderbare Geschichte unserer Zeit. Diese Geschichte enthält wichtige Lektionen. Wir haben gelernt, dass freie Nationen mit der Zeit stärker werden, weil sie ihren Ursprung in der Kreativität und dem Unternehmensgeist ihrer Völker haben. Wir haben gelernt, dass Regierungen, die ihren Bürgern rechenschaftspflichtig sind, friedliche Regierungen sind, während Diktaturen Ressentiments und Hass schüren, um ihre eigenen Fehler zu vertuschen. Wir haben gelernt, dass die Skeptiker und Pessimisten sich oft irren, da Männer und Frauen gleich welcher Kultur sich, wenn sie die Wahl haben, für die Freiheit entscheiden. Wir haben gelernt, dass, sogar
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nach einer langen Wartezeit in der Dunkelheit der Tyrannei, die Freiheit plötzlich kommen kann, wie der Beginn eines neuen Tages. Und wir haben gelernt, dass die Forderung nach Selbstbestimmung oft durch Patriotismus motiviert und aufrechterhalten wird, durch die Traditionen und Helden und die Sprache des jeweiligen Heimatlandes. Allerdings haben wir auch gelernt, dass Souveränität und das Recht der Mehrheit nur der Anfang der Freiheit ist. Das Versprechen der Demokratie beginnt mit dem Nationalstolz, der Unabhängigkeit und freien Wahlen. Aber das ist noch nicht alles. Das Versprechen der Demokratie wird erst durch die Rechte der Minoritäten eingelöst und durch gleiches Recht für alle unter dem Gesetz und eine Gesellschaft, die alle einschließt und wo jeder Einzelne dazugehört. Ein Land, dass in Gruppen zerfällt und in alten Missständen verharrt, kann sich nicht nach vorne bewegen und riskiert, in die Tyrannei zurückzufallen. Ein Land, dessen Bürger alle durch gemeinsame Ideale verbunden sind, wird seine Stärke und sein Selbstvertrauen vervielfacht sehen. Die erfolgreichen Demokratien des 21. Jahrhunderts werden sich nicht durch Blutsbande und Landbesitz definieren. Diese erfolgreichen Demokratien werden sich durch das umfassendere Ideal der Staatsbürgerschaft definieren – basierend auf gemeinsamen Prinzipien, gemeinsamer Verantwortung und Respekt für alle. Was mein eigenes Land angeht, so war der Prozess, im Laufe dessen es sich zu einer reifen, multiethnischen Demokratie entwickelt hat, ein langer Prozess, der von Gewalt bezeichnet war. Unser Weg von der nationalen Unabhängigkeit zur Gerechtigkeit für alle schloss die Versklavung von Millionen Menschen ein und einen vier Jahre dauernden Krieg. Sogar nach dem Ende der Sklaverei verging ein Jahrhundert bis die unterdrückte Minorität endlich gleiche Rechte erhielt. Amerikaner fanden heraus, dass die Rassentrennung uns fast zerstört hätte und das die falsche Doktrin des "getrennt aber gleich" keine Basis für ein starkes und geeintes Land darstellt. Der einzige Weg, die Ungerechtigkeiten unserer Geschichte zu überwinden, lag darin, die Rassentrennung aufzuheben, und über die Toleranz hinausgehend die Brüderlichkeit aller Menschen in unserem Land zu bestätigen. Lettland hat mit Herausforderungen zu kämpfen, die auf die ethnische Verschiedenheit im Land zurückzuführen sind, und es stellt sich diesen Herausforderungen auf eine gleichmäßig friedliche Art und Weise. Was auch immer die historischen Gründe dafür sind, Ihre Gesellschaft ist jetzt eine multikulturelle Gesellschaft, wovon ich mich bei meinem Besuch überzeugen konnte. Kein in der Vergangenheit geschehenes Unrecht sollte Sie jemals trennen oder Ihren bemerkenswerten Fortschritt verlangsamen können. Sie werden Ihre lettische Identität und Sprache behalten, doch es liegt in Ihrer Verantwortung, all denen,
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die die Zukunft Lettlands teilen, die Hand zu reichen. Eine durch Offenheit und Toleranz geprägte Geisteshaltung wird die Einheit und Stärke Ihres Landes garantieren. Minoritäten tragen hier auch eine Verantwortung – Bürger zu sein, die sich für das Gute in dem Land, in dem sie leben, einsetzen. Als geeinte, friedliebende Gesellschaften können die baltischen Nationen allen anderen Nationen, die den Weg der Freiheit und Demokratie gehen, als Vorbild dienen. In den letzten Monaten haben die baltischen Regierungen die Wahlen in der Ukraine unterstützt und das Volk diese Landes hat sich für eine weise und vorausschauende Führungspersönlichkeit entschieden. Präsident Juschtschenko bemüht sich, das Rechtssystem zu stärken und die Wirtschaft zu öffnen, und die Vereinigten Staaten werden dieser Nation dabei helfen, den Institutionen beizutreten, die den Zusammenhalt unserer Demokratien gewährleisten. Später werde ich noch nach Georgien reisen – noch ein Land, das den Weg der Demokratie eingeschlagen hat und auf diesem Weg unsere Unterstützung verdient. Mein Land wird die politische Führung in Georgia unterstützen, die die Rechte der Minoritäten respektiert und dafür arbeitet, ihr Land friedlich zu vereinen und es näher an die freien Staaten Europas heranzuführen. Wir setzen uns ebenfalls für den demokratischen Fortschritt in Moldawien ein, wo die politische Führung versprochen hat, die Pressefreiheit auszuweiten, die Rechte der Minoritäten zu schützen und die Rechenschaftspflicht von Regierungsinstitutionen zu erhöhen. Wir alle fühlen uns der Förderung der Freiheit in Weißrussland verpflichtet. Die Menschen dort lebt unter der letzten Diktatur Europas und sie verdienen etwas Besseres. Die Regierungen Lettlands und Litauens haben sich dafür eingesetzt, die demokratischen Kräfte in Weißrussland zu unterstützen und Informationen mit Wahrheitsgehalt durch Radio und Fernsehen zu verbreiten. Gemeinsam haben wir feste und souveräne Maßstäbe festgelegt, wonach die Unterdrückung auf diesem Kontinent keinen Platz hat. Die Bürger von Minsk verdienen die gleiche Freiheit, die Sie in Tallin, Riga und Vilnius genießen. Alle Nationen, die an Russland grenzen, werden von der Ausbreitung demokratischer Werte profitieren – auch Russland selber. Stabile, wohlhabende Demokratien sind gute Nachbarn, die mit Freiheit handeln und für niemanden eine Bedrohung darstellen. Die Vereinigten Staaten haben sowohl im Norden als auch im Süden freie und friedliche Nachbarn. Wir haben nicht das Gefühl eingekreist zu sein; wir betrachten uns als vom Glück verwöhnt. Ängste zu schüren und alte Rivalitäten in dieser Region für eigene Zwecke auszunutzen, nützt niemandem. Den Interessen Russlands und den aller anderen Nationen ist am besten gedient durch die Ausweitung der Freiheit, die zu Wohlstand und Frieden führt. Im Innern Russlands haben die politischen Führer im Laufe der letzten 15 Jahre große Fortschritte gemacht. Präsident Putin hat kürzlich gesagt,
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dass Russlands Zukunft in Europa liegt – und Amerika stimmt da ebenfalls zu. Er hat auch gesagt, dass Russlands demokratische Zukunft nicht von außen bestimmt werden wird – und auch darin stimmt Amerika ihm zu. Diese Nation wird ihren eigenen Weg gehen, der aus ihrer eigenen Geschichte gewachsen ist. Allerdings haben alle freien und erfolgreichen Staaten einige gemeinsame Merkmale: Freiheit der Religionsausübung, Pressefreiheit, wirtschaftliche Freiheit, den Rechtsstaat, und die Einschränkung der Macht durch die wechselseitige Kontrolle der Institutionen. Auf lange Sicht wird die Größe Russlands von der Stärke der russischen Demokratie bestimmt werden. Und ich glaube, dass das russische Volk seine Freiheit hoch schätzt und sich nicht mit weniger zufrieden geben wird. Trotz aller bestehenden Probleme ist es ein Wunder der Geschichte, dass wir in diesem noch so neuen Jahrhundert überall in Europa über die Konsolidierung der Freiheit reden. Dabei ist der erstaunliche Zugewinn an Demokratie der letzten Jahrzehnte nur der Anfang. Die Freiheit zeigt keine Ermüdungserscheinungen, ebenso wenig wie das Ideal der menschlichen Würde. Und die nächste Stufe der weltweiten demokratischen Bewegung hat bereits im Nahen und Mittleren Osten begonnen. Wir streben nach Demokratie in dieser Region aus den gleichen Gründen aus denen wir uns für die Demokratie in Europa einsetzen – weil die Freiheit der einzig sichere Weg zum Frieden ist. Wenn der Nahe Osten in einem Zustand des Zorns, der Ressentiments und der Hoffnungslosigkeit verharrt, und in einem Teufelskreis der Repression und des Radikalismus gefangen bleibt, wird er nur eine Form von Terrorismus hervorbringen, die noch dreister und mit noch größerer Zerstörungskraft agiert als dies bisher der Fall war. Aber wenn die Völker dieser Region das Recht auf Selbstbestimmung erwerben und ihr Hass durch Hoffnung ersetzt wird, wird die Sicherheit aller freien Nationen dadurch gestärkt werden. Wir werden die Fehler früherer Generationen nicht wiederholen und nicht in dem vergeblichen Versuch Stabilität zu schaffen die Tyrannei beschwichtigen und die Freiheit opfern. Wir haben unsere Lektion gelernt: niemandes Freiheit ist verzichtbar. Auf lange Sicht hängen unsere Sicherheit und wahre Stabilität von der Freiheit der anderen ab. Und deshalb treten wir mit Selbstvertrauen und Entschlossenheit für Freiheit im ganzen Nahen und Mittleren Osten ein. In diesem großen Ziel brauchen wir eine realistische Einstellung, die uns hilft, die Schwierigkeiten zu begreifen. Aber wir müssen uns abwenden von einem Pessimismus, der uns dazu bringt, unser Ziel aufzugeben und Millionen Menschen der Tyrannei zu überantworten. Und wir haben ja allen Grund, optimistisch zu sein. Als dem afghanischen Volk schließlich das Wahlrecht gegeben
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wurde, entschieden sie sich für eine politische Führung mit menschlicher Einstellung und eine Zukunft in Freiheit. Als die Menschen in den Palästinensergebieten zu den Wahlurnen gingen, wählten sie eine politische Führung, die sich zu Verhandlungen statt Gewalt bekannte. Als die irakischen Wähler millionenfach zu den Wahlen gingen, wiesen sie die Mörder zurück, die nur Hass kennen und ihre Freiheit angreifen. Es gibt noch viel zu tun, aber die Richtung im Mittleren Osten ist klar vorgegeben: Der Marsch der Freiheit ist nicht aufzuhalten. Die jüngst stattgefundenen Wahlen stellen einen enormen Katalysator für Veränderungen dar und dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Ende dieses Monats beginnen die Wahlen im Libanon und diese Wahlen müssen ohne Einmischung von außen durchgeführt werden. Das Volk im Libanon hat jetzt die Gelegenheit, alte Gräben zu überwinden und eine unabhängige Regierung aufzubauen. Ägypten wird in diesem Herbst Präsidentschaftswahlen abhalten. Die Wahlen sollten mit Hilfe von internationalen Beobachtern vonstatten gehen und Regeln folgen, die einen richtigen Wahlkampf gewährleisten. Wie in anderen Teilen der Welt, so besteht das Werk der Demokratie auch im Nahen Osten aus mehr als der Abhaltung von fairen Wahlen, es ist notwendig, Strukturen zu errichten, die die Freiheit stützen. Selektive Liberalisierung – Gesetze, die die Freiheit unterdrücken, zu entschärfen – ist Fortschritt, aber das allein reicht nicht. Erfolgreiche Demokratien, die die Rechte des Einzelnen effektiv schützen, erfordern lebensfähige politische Parteien, ein unabhängiges Rechtswesen, Medienvielfalt und eine Begrenzung der Macht der Regierung. Es gibt keine Modernisierung ohne Demokratie. In letzter Konsequenz hängen Menschenrechte und menschliche Entwicklung von menschlicher Freiheit ab. Wie in anderen Teilen der Welt haben erfolgreiche Demokratien im Nahen Osten auch die Aufgabe, alte rassische und religiöse Schranken zu überwinden und die einzige Kraft, die dazu in der Lage ist, ist die Demokratie. Im Irak besteht das Kabinett aus Mitgliedern aller führenden ethnischen und religiösen Gruppen des Landes, die, trotz der Unterschiede zwischen ihnen, sich gemeinsam für Demokratie, Freiheit und Rechtstaatlichkeit einsetzen. Der neue Präsident des Irak gehört einer Minderheit an, die während des früheren Regimes mit Giftgas angegriffen wurde. Demokratie fördert den inneren Frieden, indem sie individuelle Rechte schützt und dabei jeder Minderheit eine Rolle in der zukünftigen Entwicklung des Landes zugesteht. Die freie Regierung des Irak weist andern den Weg und gewinnt so den Respekt der Welt, die dabei zuschaut. Im Mittleren Osten sehen wir, wie das Gesetz des Rechts – das Gesetz der Furcht der Hoffnung auf Veränderung Platz macht. Und die tapferen Reformer in dieser Region verdienen mehr als nur unser Lob. Die etablierten Demokratien
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haben die Pflicht, den neu entstehenden Demokratien im Nahen Osten zu helfen. Sie brauchen unsere Hilfe, weil die Freiheit in dieser Region tödliche Feinde hat – Männer, die den Mord feiern, zum Selbstmord anstiften, und nach absoluter Herrschaft streben. Indem wir demokratische Veränderungen unterstützen, isolieren wir die Kräfte des Hasses und des Terrors und besiegen sie, bevor die Gewalt um sich greift. Die baltischen Staaten sind Mitglieder einer globalen Koalition, in der jedes Mitglied täglich einen wichtigen Beitrag dazu liefert. Litauen bereitet sich darauf vor, ein Wiederaufbauteam in den westlichen Teil Afghanistans zu entsenden und hat Truppen im Irak stationiert, die Patrouillen durchführen und beim Wiederaufbau helfen. Die Esten dienen in Afghanistan – sie sind mit der Entdeckung und Beseitigung von Sprengstoff beschäftigt und estnische Truppen stehen den amerikanischen im Irak zur Seite. Lettland ist mit einem Team in Kabul, Afghanistan, vertreten, das Minen entfernt, darüber hinaus hat es Soldaten im Irak, die Konvois sichern und Patrouillen durchführen. Ihr Bekenntnis zur Freiheit hat Opfer gefordert. Wir gedenken Leutnant Olafs Baumanis, der im Irak getötet wurde, und wir fühlen uns geehrt, dass seine Frau Vita heute hier anwesend ist. Es ist nicht überraschend, dass Afghanistan und Irak in den baltischen Staaten starke Verbündete finden. Immerhin haben Sie bis vor kurzem unter der Tyrannei gelebt und fühlen sich daher von der Unterdrückung anderer besonders betroffen. Die Männer und Frauen unter meinem Kommando sind stolz, gemeinsam mit Ihnen zu dienen. Am heutigen Tag habe ich die Ehre, Ihnen im Namen des amerikanischen Volkes Dank auszusprechen. Am 7. Mai vor sechzig Jahren reagierte die Welt mit Freude und Erleichterung auf den Sieg über den Faschismus in Europa. Am darauf folgenden Tag verkündete General Eisenhower dass "die größte Eroberungsmaschinerie der Geschichte total zerstört worden ist". Allerdings fanden die großen Demokratien bald heraus, dass sie eine weiter gefasste Mission hatten – nicht nur einen einzelnen Diktator sondern die Idee der Diktatur auf diesem Kontinent zu besiegen. Während der Jahrzehnte dieses Kampfes musste ein Teil der Menschen Tyrannei erdulden, und das Leben aller war vom Schatten des Krieges bedroht. Aber weil wir Weitsicht zeigten und an unseren Prinzipien festhielten, siegte letztlich die Freiheit. Jetzt, meine Damen und Herren, kommt es darauf an, die Freiheit Europas, die durch Mut erreicht wurde, durch Anstrengung und guten Willen abzusichern. Auch jetzt wieder müssen wir Weitsicht zeigen. In der Ferne können wir ein weiteres Ziel ausmachen – nicht nur die Abwesenheit von Tyrannei auf die-
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sem Kontinent, sondern das Ende der Tyrannei in unserer Welt. Wieder einmal sind wir aufgefordert, an unseren Prinzipien festzuhalten und die Freiheit der anderen hochzuhalten. Und auch diesmal wird die Freiheit siegen, wenn wir unseren Teil dazu beitragen. Vielen Dank und Gott sei mit Ihnen. (Applaus.) Engl in: http://www.whitehouse.gov/news/releases/2005/05/20050507-8.html; dt.: Übersetzung des American Reference Centers.
173. Der Senat entschuldigt sich bei den Opfern von Lynchmorden und deren Nachkommen für das Versäumnis des Senates, Anti-Lynch-Gesetze zu erlassen, 13. Juni 2005 Apologizing to the victims of lynching and the descendants of those victims for the failure of the Senate to enact anti-lynching legislation, 109th Congress, 1st Sessions RES. 39 Unter Lynchjustiz wird das eigenmächtige, illegale Vorgehen gegen (vermeintliche) Verbrecher oder unliebsame Personen ohne richterliches Verfahren verstanden. Zumeist war es ein Instrument des Rassismus, das vor allem durch die Mitglieder des Ku-Klux-Klans als Mittel des Terrors eingesetzt wurde. Es lässt sich nicht genau eruieren, woher dieser Begriff stammt. Einige Autoren vermuten den Ursprung bei dem durch sein willkürliches Vorgehen bekannten Oberst und Richter Charles Lynch, der im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg sowohl englandtreue Loyalisten als auch vermeintlich Kriminelle ohne ordentliches Gerichtsverfahren bestrafen ließ (meist durch Auspeitschen). Andere wiederum nennen John Lynch als Urheber, der Ende des 16. Jahrhunderts von den Bewohnern North Carolinas mit unumschränkter richterlicher und exekutiver Gewalt ausgestattet wurde Als weiterer Namensgeber wird auch William Lynch (1742–1820) genannt. Dieser organisierte eine Bürgerwehr in Pittsylvania County (Virginia), um eine berüchtigte Räuberbande zu fangen und zu bestrafen. Einigkeit herrscht jedoch darüber, dass die Ursprünge des Wortes in den Vereinigten Staaten zu finden sind. Betont werden muss an dieser Stelle, dass der ethymologische Ursprung des Wortes in
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Nordamerika zu finden ist, das damit bezeichnete kriminelle Verhalten jedoch mit Sicherheit nicht. Am 13. Juni 2005 erließ der Senat der Vereinigten Staaten von Amerika erstmals nachfolgend abgedruckte Resolution. Senator Bill Frist bezeichnete die langjährige Untätigkeit des Senates in einer Ansprache, als "Schande" und stellte weiters fest, dass "in der Geschichte der Lynchmorde der Mob mehr als 4700 Menschen ermordete …" und dies ein "hässliches Ausleben rassistischer …" Gewalt darstellte. Beeindruckend an der Rede von Senator Frist war vor allem seine eindeutige Position, dass in der überwiegenden Mehrheit der Fälle die Motivation zur euphemistisch bezeichneten Selbstjustiz nicht darin lag, Verbrecher, die sonst einer "gerechten" Verurteilung entgangen wären, zu bestrafen, sondern überwiegend von Rassenhass geprägt war. Festzuhalten bleibt, dass diese Resolution, in Verbindung mit den sie begleitenden Statements der Senatoren, ein wichtiges Signal für Humanität und politische Einsichtsfähigkeit war. *** Entschließung Über die Entschuldigung gegenüber Opfern von Lynchmorden und deren Nachkommen für das Versäumnis des Senates, Anti-Lynch-Gesetze zu erlassen. In Anbetracht der Tatsache, dass das Verbrechen des Lynchens der Sklaverei als ultimativer Ausdruck des Rassismus in den Vereinigten Staaten nach der Neuordnung der politischen Verhältnisse in den amerikanischen Südstaaten nach dem Sezessionskrieg nachgefolgt ist; In Anbetracht der Tatsache, dass das Lynchen eine weit verbreitete Praxis in den Vereinigten Staaten bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts war; In Anbetracht der Tatsache, dass das Lynchen ein Verbrechen war, welches in den ganzen Vereinigten Staaten vorgekommen ist, mit dokumentierten Vorfällen in allen bis auf vier Staaten; In Anbetracht der Tatsache, dass Berichten zufolge zumindest 4.742 Menschen, zumeist Afro-Amerikaner, in den Vereinigten Staaten zwischen 1882 und 1968 gelyncht worden sind; In Anbetracht der Tatsache, dass 99 Prozent aller Täter von Lynchmorden der Bestrafung durch staatliche oder lokale Behörden entgangen sind; In Anbetracht der Tatsache, dass das Lynchen die Afro-Amerikaner veranlasst hat, die National Association for the Advancement of Colored People
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(NAACP) zu bilden und Mitglieder von B'nai B'rith veranlasst hat, die AntiDefamation League zu gründen; In Anbetracht der Tatsache, dass nahezu 200 Anti-Lynch-Gesetzesanträge während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Kongress eingebracht worden sind; In Anbetracht der Tatsache, dass zwischen 1890 und 1952 sieben Präsidenten den Kongress aufgefordert haben, dem Lynchen ein Ende zu bereiten; In Anbetracht der Tatsache, dass zwischen 1920 und 1940 das Repräsentantenhaus drei scharfe Anti-Lynch-Maßnahmen beschlossen hatte; In Anbetracht der Tatsache, dass der Schutz vor dem Lynchen die mindeste und grundlegendste der Verantwortlichkeiten des Bundes war, und der Senat zwar Anti-Lynch-Gesetze beraten hat, aber versagt hat, entsprechende Gesetze zu erlassen, trotz wiederholter Forderungen durch Menschrechtsgruppen, Präsidenten und des Repräsentantenhauses dies zu tun; In Anbetracht der Tatsache, dass die jüngste Veröffentlichung des Werkes "Ohne Schutz: Lynch-Photographien in Amerika" geholfen hat, größere Aufmerksamkeit und gebührende Anerkennung der Opfer von Lynchmorden zu schaffen; In Anbetracht der Tatsache, dass nur durch die Bewältigung der eigenen Geschichte die Vereinigten Staaten im Ausland Menschenrechte wirksam verteidigen können; und In Anbetracht der Tatsache, dass eine Entschuldigung, die im Geiste wahrhaftiger Reue dargeboten wird, die Vereinigten Staaten in Richtung einer Aussöhnung voranbringt und auch von zentraler Bedeutung werden kann für ein neues Verständnis, auf dessen Grundlage verbesserte Beziehungen zwischen den Rassen geschaffen werden können, soll nunmehr aus den genannten Gründen beschlossen werden, dass sich der Senat bei den Opfern der Lynchmorde für das Versagen des Senats, Anti-Lynch-Gesetze zu erlassen, entschuldigt; dass der Senat seine tief empfundene Sympathie und die feierlichsten Bekundungen der Reue und Trauer gegenüber den Nachfahren von Opfern von Lynchmorden zum Ausdruck bringt, deren Vorfahren ihres Lebens, ihrer Menschenwürde und des verfassungsrechtlichen Schutzes, der allen Bürgern der Vereinigten Staaten zusteht, beraubt worden sind,
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dass der Senat die Geschichte des Lynchens in Erinnerung hält, um so sicher zu stellen, dass diese Tragödien weder vergessen noch je wiederholt werden. Engl. in: landrieu.senate.gov/lynching/resolution.pdf; dt.: Eigene Übersetzung.
174. Rede an die Nation von George W. Bush auf dem Jackson Square in New Orleans, 15. September 2005 Presidential Address to the Nation Die USA werden regelmäßig von Hurrikans heimgesucht. Mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 120 Kilometern pro Stunde fegen die Wirbelstürme über große Teile des Landes hinweg, hinterlassen Todesopfer und Milliardenschäden. Am 29. August 2005 fegte der Hurrikan "Katrina" über die Südküste der USA. Dieser Hurrikan, der zeitweise die Stufe 5 nach der Saffir-SimpsonHurrikan-Skala erreichte (diese unterteilt die Stärke eines Hurrikans in 5 Stufen), gilt als eine der verheerendsten Naturkatastrophen in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Zu den betroffenen Bundesstaaten gehörten Florida, Louisiana, Mississippi, Alabama und Georgia. Besonders stark betroffen war der Großraum New Orleans. Nachdem zwei Deiche bei New Orleans gebrochen waren, standen bis zu 80 % des Stadtgebietes bis zu 7,60 Meter tief unter Wasser. Insgesamt 1.302 Menschen kamen bei dieser Katastrophe ums Leben. Auf einem Küstenstreifen von etwa 161 km wurde die Infrastruktur weitestgehend zerstört. Der monetäre Schaden beläuft sich derzeit (Stand 1. Februar 2006) auf 125 Milliarden €. Bereits unmittelbar nach dieser Katastrophe wurde Kritik an der logistischen Durchführung der Katastrophenhilfe der Administration Bush laut. Neben der Regierung selbst fand vor allem die nationale Hilfe-Koordinationsstelle Federal Emergency Management Agency harte Kritiker. Dieser wurde vorgeworfen, dass sie erst am 1. September aktiv geworden war. Die Folge dieses Versäumnisses war, dass ca. 15.000 Flüchtlingen tagelang bei großem Wassermangel und gesundheitsgefährdenden hygienische Zuständen ausharren mussten. Auch New Orleans' Bürgermeister Ray Nagin wandte sich an die Presse und beklagte die unzureichenden Maßnahmen der Regierung und der Hilfsorganisationen scharf. Überraschend hart kritisierte Maureen Dowd,
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Kolumnistin der New York Times, in ihrem Artikel "United States of Shame" die unzureichenden Hilfsmaßnahmen der Regierung. Von der Presse wurde daraufhin der Begriff "Katrinagate" in Anlehnung an Watergate geprägt. Nach den ständigen Verunsicherungen durch Terrorbedrohungen und Kriegsgefahren (Afghanistan und Irak) wurde das amerikanische Volk durch diese Naturkatastrophe in einer für die amerikanische Geschichte so symbolträchtigen Region enorm aufgewühlt und in seinem Vertrauen in die Problemlösungskompetenz der Politik erschüttert. In dieser Phase eines landesweiten Schocks und der anhaltenden Diskussion über ein Versagen der Bürokratie im Allgemeinen und des Katastrophenschutzes und der Katastrophenhilfe im Besonderen versuchte der Präsident, durch Appelle an den amerikanischen Pioniergeist und die traditionellen Werte der USA, eine positive Stimmung in der Bevölkerung wiederherzustellen. Für die nachfolgende Rede hatte Präsident Bush daher einen geschichtsträchtigen Platz gewählt, den Jackson Square im berühmten French Quarter. Hier hatten die Franzosen Louisiana 1803 an die Amerikaner übergeben. Der Präsident versicherte in seiner Rede die Opfer der Flutkatastrophe der vollsten Unterstützung durch die Regierung und versprach, dass sich die Evakuierten zukünftig nicht "… mit übermäßiger Bürokratie herumschlagen müssen …". * * * Guten Abend. Ich spreche aus der Stadt New Orleans zu Ihnen – sie ist fast leer, steht noch teilweise unter Wasser und erwartet die Rückkehr von Leben und Hoffnung. Östlich von Lake Pontchartrain, die Küste des Mississippi entlang, nach Alabama bis Florida, wurden Millionen von Menschenleben an einem einzigen Tag durch einen brutalen und verheerenden Sturm zerstört. Nach der Katastrophe haben wir gesehen, wie viele unserer Mitbürger wie betäubt und aus ihrem Leben entwurzelt zurückgelassen wurden, ohne ihre Familienangehörigen, in Trauer um die Toten und auf der Suche nach einer Bedeutung in einer Tragödie, die in ihrer Zerstörung so blind und wahllos erscheint. Wir wurden auch Zeuge einer Verzweiflung, die kein Bürger dieser großen und großzügigen Nation jemals erfahren sollte – amerikanische Mitbürger, die nach Essen und Wasser verlangten, schutzlose Menschen, die Kriminellen ausgeliefert waren, die keine Gnade zeigten, und die Körper der Toten, die unbedeckt und unbehütet in den Straßen lagen. Diese Tage des Leidens und der Gräuel waren auch geprägt von Taten des Mutes und der Güte, die alle Amerikaner mit Stolz erfüllen. Die Küstenwache
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und andere Hilfskräfte retteten zehntausende Menschen aus überfluteten Stadtvierteln. Kirchengemeinden und Familien haben Fremde als Brüder, Schwestern und Nachbarn in ihrer Mitte willkommen geheißen. In der Gemeinde Chalmette versuchten zwei Männer, in ein Haus einzubrechen. Der Hausbesitzer lud sie ein, zu bleiben – und nahm noch 15 weitere Menschen auf, die keinen Ort hatten, an den sie gehen konnten. Im Kinderkrankenhaus Tulane aßen die Ärzte und Krankenschwestern tagelang nichts, damit ihre Patienten Lebensmittel hatten, und trugen die Patienten dann auf ihrem Rücken acht Stockwerke nach oben auf das Hausdach zu den Helikoptern. Viele Krisenreaktionskräfte waren selbst Opfer, verwundete Helfer mit einem Pflichtbewusstsein, das größer war als ihr eigenes Leid. Als ich Steve Scott von der Feuerwehr von Biloxi traf, durchsuchten er und seine Kollegen gerade Haus für Haus nach Überlebenden. Steve sagte mir: "Ich habe mein Haus und meine Autos verloren, aber ich habe noch meine Familie … und ich habe noch meinen Lebensgeist." Überall an der Golfküste können wir unter den Menschen, die viel verloren, viel gelitten und bis an die Grenzen ihrer Kraft gegeben haben, diesen Geist beobachten – ein Kern der Stärke, der alle Verletzungen überdauert, ein Glaube an Gott, den ihnen kein Sturm nehmen kann, und der starke amerikanische Wille, die Ruinen abzureißen und eine noch bessere Stadt wiederaufzubauen. Heute Abend sind viele der Opfer des Hurrikans und der Überschwemmung weit weg von zu Hause, ihren Freunden und ihrer gewohnten Umgebung. Sie müssen wissen, dass unser ganzes Land sich um Sie sorgt, und dass Sie auf dem vor Ihnen liegenden Weg nicht allein sein werden. Allen, die die schwere Last des Verlusts tragen, spreche ich die tiefste Anteilnahme unserer Nation aus. Im Namen unseres Landes danke ich allen, die in dieser Krise gedient und Opfer gebracht haben. Ich möchte den Amerikanern heute Abend auch ein Versprechen geben: Wir werden überall im vom Hurrikan betroffenen Gebiet das tun, was erforderlich ist, wir werden so lange vor Ort bleiben, wie nötig, und den Bürgern helfen, ihre Gemeinden und ihr Leben wiederaufzubauen. Und alle, die die Zukunft der Crescent City in Frage stellen, müssen wissen, dass man sich die Vereinigten Staaten nicht ohne New Orleans vorstellen kann. Diese großartige Stadt wird sich wieder erheben. Die Rettungsarbeiten sind größtenteils abgeschlossen. Die Wiederaufbauarbeiten haben begonnen. Nahezu überall in Mississippi gibt es wieder Strom. Der Handel kehrt in den Hafen von New Orleans zurück, und Transportschiffe mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen fahren wieder den Mississippi hinab. Alle wichtigen Benzin-Pipelines wurden wieder in Betrieb genommen und
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verhindern so die von vielen befürchteten Versorgungsunterbrechungen. Die Bruchstellen in den Dämmen wurden geschlossen, die Pumpen laufen, und das Wasser hier in New Orleans geht stündlich zurück. Umweltexperten sind vor Ort, nehmen Wasserproben, lokalisieren und behandeln giftigen Schutt und arbeiten daran, Trinkwasser- und Abwasseraufbereitungssysteme wieder zum Laufen zu bringen. Experten führen auch die sehr traurige Aufgabe der Bergung der Toten durch; sie behandeln sie mit Respekt und bereiten sie auf ihre ewige Ruhe vor. Bei der Bergung und dem Wiederaufbau liegt ein Teil der schwierigsten Arbeit noch vor uns und wird die kreativen Fähigkeiten und die Großzügigkeit eines vereinten Landes erfordern. Unsere oberste Pflicht ist, die wichtigsten Bedürfnisse der Menschen zu stillen, die aus ihrer Heimat flüchten und ihr gesamtes Hab und Gut zurücklassen mussten. Jede Nacht bringt diesen Amerikanern Unsicherheit, jeder Tag erfordert neuen Mut, und in den kommenden Monaten werden sie mehr als das für sie erträgliche Maß an Anstrengungen erdulden müssen. Das Heimatschutzministerium registriert Evakuierte, die sich in Notunterkünften, Kirchen oder Privatunterkünften in der Golfregion oder weit entfernt befinden. Ich habe einen Erlass unterzeichnet, im Rahmen dessen die Menschen aus dem Katastrophengebiet Soforthilfe erhalten. Bis heute haben mehr als 500.000 evakuierte Familien Notfallhilfe erhalten, um Nahrung, Kleidung und andere wichtige Dinge kaufen zu können. Noch nicht registrierte Evakuierte sollten sich an die Bundesbehörde für Notfallmanagement (FEMA) oder das Rote Kreuz wenden. Wir müssen wissen, wer Sie sind, weil viele von Ihnen in Zukunft Anspruch auf weitere Hilfsleistungen haben werden. Zahlreiche Familien wurden während der Evakuierung getrennt. Wir arbeiten daran, sie wieder zusammenzuführen. Bitte rufen Sie diese Nummer an: +1 87 75 68 33 17, und wir werden uns dafür einsetzen, Ihre Familie wieder zusammenzuführen, und Ihnen die Reise zu ihren Angehörigen zahlen. Außerdem unternehmen wir Schritte, um sicherzustellen, dass Evakuierte nicht weit anreisen oder sich mit übermäßiger Bürokratie herumschlagen müssen, bevor sie die Leistungen erhalten, die ihnen zustehen. Das Gesundheitsministerium hat mehr als 1.500 medizinische Fachkräfte und mehr als 50 Tonnen Medikamente und medizinische Ausrüstung entsandt – darunter Impfstoffe, Antibiotika und Medikamente für Menschen mit chronischen Leiden wie Diabetes. Das Sozialversicherungsamt stellt Schecks aus. Das Arbeitsministerium hilft aus der Region vertriebenen Menschen, sich auf befristete Jobs zu bewerben
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und Arbeitslosenunterstützung zu beantragen. Und die Amerikanische Bundespost registriert die neuen Adressen, so dass die Menschen ihre Post erhalten. Damit wir die ersten Schritte der Hilfsaktion durchführen und sofort mit dem Wiederaufbau beginnen können, habe ich beim Kongress 60 Milliarden Dollar angefordert, die er auch bereitgestellt hat. Dies ist eine beispiellose Reaktion auf eine beispiellose Krise, die das Mitgefühl und die Entschlossenheit unserer Nation vor Augen führt. Unsere zweite Aufgabe ist es, den Bürgern der Golfküste bei der Überwindung dieser Katastrophe zu helfen, ihr Leben wieder zu ordnen und ihre Gemeinden wiederaufzubauen. Entlang der Küste, Meile um Meile, haben der Wind und der Ozean das Land leergefegt. In Mississippi wurden tausende Häuser beschädigt oder zerstört. In New Orleans und den umgebenden Gemeinden sind mehr als eine viertel Million Häuser nicht mehr sicher genug, um in ihnen zu leben. Hunderttausende von Menschen aus der Region werden eine längerfristigere Unterkunft finden müssen. Unser Ziel ist es, die Menschen bis Mitte Oktober aus den Notunterkünften herauszubekommen. Wir bieten den Evakuierten also direkte Unterstützung, die es ihnen ermöglicht, Wohnungen zu mieten. Viele von ihnen ziehen bereits in eigene Wohnungen oder Häuser. Einige Bundesstaaten haben Evakuierte aufgenommen und ihnen großes Mitgefühl entgegengebracht. Kinder werden in Schulen aufgenommen, Gesundheitsfürsorge wird bereitgestellt. Ich werde also mit dem Kongress zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass diese Bundesstaaten für ihre zusätzlichen Ausgaben entschädigt werden. Im Katastrophengebiet und in den Städten, die große Zahlen vertriebener Menschen aufgenommen haben, fangen wir damit an, mobile Wohnunterkünfte und Wohnwagen für die vorläufige Unterbringung von Menschen bereitzustellen. Um die Belastung für die Gesundheitseinrichtungen vor Ort zu mindern, entsenden wir zusätzliche Ärzte und Krankenschwestern in die betroffenen Gebiete. Wir stellen auch finanzielle Mittel zur Verfügung, die für die Bezahlung der Überstunden der Polizei- und Feuerwehreinheiten während des Wiederaufbaus der Städte verwendet werden können. In der Nähe von New Orleans, Biloxi und anderen Städten werden dringend Unterkünfte für Polizisten, Feuerwehrmänner und andere Hilfskräfte und Arbeiter benötigt, die diese Städte wiederaufbauen werden. Derzeit sind viele von ihnen auf den Schiffen untergebracht, die wir in den Hafen von New Orleans gebracht haben. Weitere Schiffe sind auf dem Weg in die Region. Wir werden zudem mobile Wohnunterkünfte so nahe wie möglich an den Baustellen zur
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Verfügung stellen und sie mit der Grundversorgung ausstatten, sodass die Bauarbeiten so schnell wie möglich voranschreiten können. Die Bundesregierung wird eine enge Partnerschaft mit den Bundesstaaten Louisiana und Mississippi, der Stadt New Orleans und anderen Städten an der Golfküste eingehen, sodass der Wiederaufbau sinnvoll und gut durchdacht erfolgt. Der Großteil der Kosten für die Reparatur der öffentlichen Infrastruktur im Katastrophengebiet, wie Straßen, Brücken, Schulen und Wassersysteme, wird durch Bundesmittel gedeckt werden. Unser Ziel ist es, die Arbeiten schnell abzuschließen. Die Steuerzahler erwarten zudem, dass die Verwendung der Steuergelder transparent und vernünftig erfolgt – deshalb wird ein Team von Inspektoren alle Ausgaben überwachen. Im Wiederaufbauprozess werden viele wichtige Entscheidungen zu treffen und viele Detailfragen zu lösen sein, wir gehen die Aufgabe aber mit einigen ganz klaren Prinzipien an. Die Bundesregierung wird sich an der Mission vollständig beteiligen, aber Gouverneur Barbour, Gouverneurin Blanco, Bürgermeister Nagin sowie andere Politiker auf Einzelstaaten- und lokaler Ebene werden die vorrangige Rolle bei der Planung der eigenen Zukunft übernehmen. Natürlich werden die Gemeinden entschieden handeln und Bauvorschriften sowie die Baugesetzgebung ändern müssen, damit sich nicht wiederholt, was wir erst erlebt haben. Im Wiederaufbau sollten so viele Jobs wie möglich an die Frauen und Männer gehen, die in Louisiana, Mississippi und Alabama leben. Unsere dritte Verpflichtung ist folgende: Wenn die Gemeinden wiederaufgebaut werden, müssen sie noch besser und stärker als vor dem Sturm sein. Die Golfregion beheimatet einige der schönsten und historischsten Orte in den Vereinigten Staaten. Wie wir alle im Fernsehen gesehen haben, gibt es in der Region auch tiefgehende, anhaltende Armut. Diese Armut ist in der Geschichte der Rassendiskriminierung verwurzelt, die ganze Generationen von den Chancen der Vereinigten Staaten trennte. Wir haben die Pflicht, diese Armut mit kühnen Maßnahmen zu bekämpfen. Lassen Sie uns also all das wiederherstellen, was wir aus der Vergangenheit schätzen, und lassen Sie uns das Vermächtnis der Ungleichheit hinter uns lassen. Wenn die Straßen wiederaufgebaut werden, sollte es dort viele neue Geschäfte und Unternehmen geben, einschließlich solche, die im Besitz von Minderheiten sind. Wenn die Häuser wiederaufgebaut werden, sollten mehr Familien Eigentümer dieser Häuser sein, und sie nicht mieten müssen. Wenn die Wirtschaft der Region wiederbelebt wird, sollten die Menschen vor Ort für die Arbeitsplätze gerüstet sein, die geschaffen werden. Die Amerikaner wollen nicht nur, dass die Golfküste überlebt, sie wollen, dass sie gedeiht; sie wollen nicht nur, dass sie die Katastrophe meistert, sondern
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gestärkt aus ihr hervorgeht. Wir wollen, dass die Evakuierten in ihre Heimat zurückkehren können, und zwar aus gutem Grund – weil sie an dem Ort, den sie lieben, wirklich Aussicht auf ein besseres Leben haben. Als ein Bewohner dieser Stadt, der sein Zuhause verloren hatte, von einem Reporter gefragt wurde, ob er sich woanders wieder ansiedeln würde, sagte er: "Nein, ich werde alles wieder aufbauen – aber noch höher als vorher." Unsere Vision von der Zukunft in dieser Stadt und darüber hinaus sieht folgendermaßen aus: Wir werden nicht nur alles wieder aufbauen, wir werden es auch höher und besser bauen. Um dieses Ziel zu erreichen, werde ich mir die guten Ideen des Kongresses, der Beamten auf Einzelstaaten- und kommunaler Ebene sowie dem Privatsektor anhören. Ich bin der Meinung, wir sollten mit drei Initiativen beginnen, die der Kongress verabschieden sollte. Heute Abend schlage ich die Bildung einer Chancenzone für die Golfregion (Gulf Opportunity Zone) vor, die sich über die Katastrophenregion in Louisiana, Mississippi und Alabama erstreckt. Innerhalb dieser Zone müssen wir direkte Anreize für Investitionen zur Schaffung von Arbeitsplätzen, Steuererleichterungen für kleine und mittelständische Unternehmen, Anreize für Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen, und Kredite sowie Kreditgarantien für kleine und mittelständische Unternehmen anbieten, einschließlich der Unternehmen im Besitz von Minderheiten, um ihnen wieder auf die Beine zu helfen und sie zum Laufen zu bringen. Das Unternehmertum schafft Arbeitsplätze und Chancen. Das Unternehmertum trägt dazu bei, den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen. Aus diesem Grund werden wir uns auf die Seite der Unternehmer stellen, während sie die wirtschaftliche Wiederbelebung der Golfregion anführen. Ich schlage die Schaffung von Hilfskonten für Arbeitssuchende (Worker Recovery Accounts) vor, um den Evakuierten, die zusätzliche Unterstützung bei der Suche nach Arbeit benötigen, zu helfen. Im Rahmen dieses Plans wird die Bundesregierung Konten mit bis zu 5.000 Dollar bereitstellen, die Evakuierte in Anspruch nehmen können, um eine Berufsausbildung oder Ausbildung finanzieren können, um einen guten Arbeitsplatz zu bekommen sowie für Ausgaben für die Kinderbetreuung während ihrer Suche nach einem Arbeitsplatz. Um in der Hurrikan-Region auch Bürgern mit niedrigerem Einkommen zu helfen, sich ein neues und besseres Leben aufzubauen, schlage ich darüber hinaus vor, dass der Kongress ein Gesetz für Grundbesitz in der Stadt (Urban Homesteading Act) verabschiedet. Im Rahmen dieses Gesetzes werden wir Eigentum der Bundesregierung in der Region ermitteln und über eine Verlosung kostenlos Bauland an Bürger mit niedrigem Einkommen vergeben. Im Gegenzug würden diese wiederum versprechen, auf diesem Grundstück entweder mit-
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tels einer Hypothek oder mithilfe einer gemeinnützigen Organisation wie Habitat for Humanity zu bauen. Der Besitz eines Eigenheims ist eine der großen Stärken jeder Gemeinschaft, und es muss ein zentraler Bestandteil unserer Vision für die Wiederbelebung dieser Region sein. Langfristig sieht sich New Orleans einer großen Herausforderung gegenüber, da große Teile der Stadt unter dem Meeresspiegel liegen. Die Menschen, die hier leben, müssen sich sicher sein können, dass ihr Leben in den kommenden Jahren nicht gefährdet wird. Der Schutz einer Stadt, die sich unterhalb des Wasserspiegels des sie umgebenden Wassers befindet, ist nicht einfach, aber es kann getan werden und ist schon getan worden. Stadt- und Gemeindebeamte in New Orleans sowie Beamte des Staates Louisiana werden bei den bevorstehenden technischen Entscheidungen eine wichtige Rolle spielen. Das Armeeingenieurkorps wird an ihrer Seite arbeiten, um das Hochwasserschutzsystem besser als jemals zuvor zu machen. Die Arbeiten, die in der Golfküstenregion begonnen haben, stellen die weltweit umfassendsten Wiederaufbaumaßnahmen dar, die es jemals gab. Wenn diese Arbeit getan ist, können alle Amerikaner sehr stolz darauf sein – und wir brauchen alle Amerikaner bei diesen gemeinsamen Anstrengungen. Es ist das Mitgefühl – Wohltätigkeitsorganisationen und Andachtsstätten, idealistische Frauen und Männer – das unseren Wiederaufbaubemühungen die Menschlichkeit verleiht. Sie bieten den Verletzten ein freundliches Lächeln, einen Arm um die Schulter und die Sicherheit, dass sie in schwierigen Zeiten auf jemanden zählen können, der sich um sie kümmert. Zu Land, Wasser und mit dem Flugzeug wurden Menschen an die Golfküste entsandt, die Hilfe leisten wollen und seitdem rund um die Uhr arbeiten. Die finanziellen Mittel, die wir zur Unterstützung der Heerscharen von Helfern benötigen, sind immens, und die Amerikaner haben großzügig gespendet. So hat der private Spendenaufruf der ehemaligen Präsidenten Bush und Clinton zu Spendenzusagen in Höhe von über 100 Millionen Dollar geführt. Ein Teil dieses Geldes wird den Gouverneuren zur Verfügung gestellt, um die unmittelbare Not in ihren Bundesstaaten zu lindern. Ein Teil wird auch an kommunale Andachtsstätten geschickt, um sie für ihre Ausgaben bei der Hilfe der Betroffenen zu entschädigen. Heute ist die Not noch immer groß, und ich bitte das amerikanische Volk, weiterhin für die Heilsarmee, das Rote Kreuz und andere gute Wohltätigkeitsorganisationen sowie Kirchengemeinden in der Region zu spenden. Es ist darüber hinaus auch für die vielen Organisationen unseres Landes wichtig, den Mitbürgern in der Golfregion zu helfen. Aus diesem Grund habe ich das USA Freedom Corps gebeten, eine Sammelstelle für Informationen zu
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schaffen, die unter usafreedomcorps.gov zugänglich ist, damit Familien im ganzen Land eine Möglichkeit finden, Familien hier in der Region zu helfen oder beispielsweise eine Schule einen Weg findet, einer anderen Schule zu helfen. Ich bitte bestehende Organisationen – Kirchen, Pfadfinder oder kommunale Gewerkschaftsvertreter – mit ihren Kollegen in den Staaten Mississippi, Louisiana und Alabama in Kontakt zu treten, um zu erfahren, wie sie helfen können. In dieser großen nationalen Anstrengung kann von jedem ein wichtiger Beitrag geleistet werden, und jeder sollte einen Teil dazu beitragen. Die Regierung dieser Nation wird ebenfalls ihren Teil übernehmen. Unsere Städte müssen über eindeutige und klare Pläne für die Reaktion auf Naturkatastrophen, den Ausbruch von Krankheiten oder terroristische Anschläge verfügen, um in einem Notfall eine große Anzahl von Menschen evakuieren zu können und Lebensmittel sowie Wasser und die notwendige Sicherheit bereitstellen zu können. In einer Zeit der terroristischen Bedrohungen und Massenvernichtungswaffen reichen die Gefahren für unsere Bürger viel weiter als eine Verwerfungslinie oder ein Überflutungsgebiet. Ich betrachte detaillierte Notfallpläne als nationale Sicherheitspriorität, und daher habe ich das Heimatschutzministerium angewiesen, in Zusammenarbeit mit den Kollegen vor Ort umgehend eine Überprüfung der Notfallpläne für alle großen amerikanischen Städte durchzuführen. Ich möchte des Weiteren alle Fakten über die Reaktion der Regierung auf Hurrikan Katrina erfahren. Der Sturm bewirkte massive Überschwemmungen, große Versorgungs- und Sicherheitsmaßnahmen sowie einen Evakuierungsbefehl für mehr als eine Million Menschen. Es handelte sich nicht um einen normalen Hurrikan – und die normale Katastrophenhilfe war darauf nicht eingerichtet. Viele Frauen und Männer der Küstenwache, die Bundesbehörde für Notfallmanagement (Federal Emergency Management Agency), das Militär der Vereinigten Staaten, die Nationalgarde, das Heimatschutzministerium und die Bundesregierung sowie die Regierungen der Bundesstaaten haben unter schwierigsten Bedingungen mit Sachverstand gehandelt. Doch das System, auf jeder Ebene der Regierung, wurde nicht gut koordiniert und war in den ersten Tagen überlastet. Es steht nun fest, dass eine Herausforderung dieses Ausmaßes größere Befugnisse der Bundesbehörden erfordert sowie eine umfassendere Rolle der Streitkräfte – der Institution unserer Regierung, die am besten in der Lage ist, kurzfristig mit dem massiven logistischen Aufwand umzugehen. Vier Jahre nach den erschreckenden Erfahrungen des 11. September haben die Amerikaner wirklich jedes Recht, eine effektivere Reaktion auf einen Notfall zu erwarten. Wenn die Bundesregierung nicht in der Lage ist, diese Verpflichtungen zu erfüllen, bin ich als Präsident für das Problem und die Lösung ver-
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antwortlich. Daher habe ich jedes Kabinettsmitglied angewiesen, an einer umfassenden Überprüfung der Regierungsverantwortung bei der Reaktion auf den Hurrikan teilzunehmen. Diese Regierung wird ihre Lehren aus Hurrikan Katrina ziehen. Wir werden jede Maßnahme überprüfen und die notwendigen Veränderungen vornehmen, damit wir für jede Herausforderung der Natur oder Taten von Menschen mit bösen Absichten, die unsere Bevölkerung bedrohen könnten, vorbereitet sind. Der Kongress der Vereinigten Staaten muss darüber hinaus auch eine wichtige Aufsichtsfunktion ausüben. Der Kongress bereitet eine Untersuchung vor, und ich werde mit den Mitgliedern beider Parteien zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass diese Bemühungen gründlich sind. Im Leben dieser Nation wurden wir oft daran erinnert, dass die Natur eine gewaltige Kraft ist, und dass jedes Leben zerbrechlich ist. Wir sind die Nachfahren von Frauen und Männern, die die ersten schrecklichen Winter in Jamestown und Plymouth erlebten, die Chicago nach dem großen Feuer wiederaufbauten, ebenso wie San Francisco nach dem großen Erdbeben und die die Prärie nach den Staubstürmen (Dust Bowl) in den Dreißigerjahren wieder zurückeroberten. Jedes Mal erholten sich die Menschen in diesem Land wieder von Feuer, Flut oder Sturm und bauten ihr Leben wieder auf – besser als zuvor. Amerikaner haben ihr Schicksal nie einer Laune der Natur überlassen – und damit werden wir jetzt nicht anfangen. Diese Prüfungen haben uns auch daran erinnert, dass wir oftmals stärker sind als wir denken – durch die Hilfe der Gnade und gegenseiter Unterstützung. Sie erinnern uns an eine Hoffnung jenseits von Schmerz und Tod, einen Gott, der die Verlorenen in einem Haus willkommen heißt, das nicht mit Händen erbaut wurde. Sie erinnern uns daran, dass wir in diesem Leben, in dieser Nation von einander abhängig sind – und dass die Hoffnungslosigkeit eines Menschen uns alle berührt. Ich weiß, dass es schwer ist, sich eine vielversprechende Zukunft vorzustellen, wenn Sie auf den Stufen einer Terrasse sitzen, wo früher einmal ein Haus stand, oder auf einem Feldbett in einer überfüllte Notunterkunft schlafen. Aber diese Zukunft wird es geben. Die Straßen von Biloxi und Gulfport werden wieder mit schönen Häusern bebaut und von den Geräuschen spielender Kinder erfüllt werden. Die zerstörten Kirchtürme in Alabama werden wieder errichtet und ihre Kirchengemeinden wieder vollständig werden. Hier in New Orleans werden die Straßenbahnen wieder die St. Charles Avenue hinunterfahren, und die leidenschaftliche Seele einer großartigen Stadt wird wiederkehren.
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An diesem Ort gibt es einen Brauch bei Beerdigungen von Jazzmusikern. Der Beerdigungszug bewegt sich langsam durch die Straßen, gefolgt von einer Band, die ein Klagelied anstimmt, während sie sich in Richtung des Friedhofs bewegt. Sobald der Sarg abgestellt wurde, fängt die Band fröhlich an, die "zweite Strophe" zu spielen – sie symbolisiert damit den Sieg des Geistes über den Tod. Heute Abend erschallt an der Golfküste noch immer das Klagelied – aber wir werden es schaffen und auch die zweite Strophe hören. Vielen Dank, und möge Gott die Vereinigten Staaten segnen. Engl. in: www.whitehouse.gov/President Discusses Hurricane Relief in Address to the Nation; dt. in: http://amerikadienst.usembassy.de/archiv/index.html.
175. Einheitliche Standards für die Befragung von Personen, die sich im Gewahrsam des Verteidigungsministeriums befinden, Dezember 2005 Uniform standards for the interrogation of persons under the detention of the Department of Defense, December 2005 Nachdem den Vereinigten Staaten immer wieder vorgeworfen wurde, dass inhaftierte Terroristen gefoltert würden und diese Vorwürfe sich auch zum Teil als richtig erwiesen, willigte Präsident George W. Bush am 15. Dezember 2005 nach monatelangem Widerstand in den Gesetzesvorschlag des Kongresses für ein generelles Verbot der Folter und Misshandlung terrorverdächtiger Häftlinge ein. Der Präsident einigte sich in Washington mit dem republikanischen Senator John McCain, von dem die Gesetzesinitiative ausgegangen war, auf ein gemeinsames Vorgehen bei der Umsetzung des Verbots. Ursprünglich hatte Präsident Bush angekündigt, er würde von seinem Vetorecht Gebrauch machen, sollte der Gesetzesvorschlag von McCain nicht zurückgezogen werden. Dies wäre das erste Mal während seiner Amtszeit gewesen. Seine ursprüngliche Veto-Drohung hatte Bush damit begründet, dass durch das generelle Folter- und Misshandlungsverbot die Handlungsfähigkeit der USA im Kampf gegen den Terrorismus eingeschränkt würde. Das Ergebnis des Abstimmungsverfahrens zeigte, dass auch im House of Representatives eine deutliche Mehrheit (308 zu 122 Stimmen für das Folterverbot) für die rechtliche Klarstellung der Frage war, welche Mittel angewen-
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det werden dürfen, um zu Informationen über terroristische Aktivitäten zu kommen. * * * Sekt. 8154. Einheitliche Standards für die Befragung von Personen, die sich im Gewahrsam des Verteidigungsministeriums befinden (a) Allgemeines – Keine Person, die sich im Gewahrsam oder unter effektiver Kontrolle des Verteidigungsministeriums oder im Gewahrsam einer Einrichtung des Verteidigungsministeriums befindet, darf irgendeiner Behandlungs- oder Befragungstechnik unterzogen werden, die nicht autorisiert und im Feldhandbuch der Armee der Vereinigten Staaten über geheimdienstliche Befragungen angeführt ist. (b) Anwendbarkeit – Unterabschnitt (a) soll nicht angewendet werden in Bezug auf irgendeine Person, die sich im Gewahrsam oder unter effektiver Kontrolle des Verteidigungsministeriums gemäß einer strafrechtlichen oder einwanderungsrechtlichen Bestimmung der Vereinigten Staaten befindet. (c) Auslegung – Nichts in diesem Abschnitt darf so ausgelegt werden, dass die Rechte gemäß der Verfassung der Vereinigten Staaten von irgendeiner Person, die sich im Gewahrsam oder im persönlichen Zuständigkeitsbereich der Vereinigten Staaten befindet, beeinträchtigt werden. Sekt. 8155. Verbot von grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Bestrafung von Personen, die sich im Gewahrsam oder unter Kontrolle der Regierung der Vereinigten Staaten befinden. (a) Allgemeines – Kein Individuum, das sich im Gewahrsam oder unter physischen Kontrolle der Regierung der Vereinigten Staaten befindet, ungeachtet seiner Nationalität oder seines physischen Aufenthaltsortes darf einer grausamen, unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung oder Bestrafung unterzogen werden. (b) Auslegung – Nichts in diesem Abschnitt darf so ausgelegt werden, dass irgendeine geographische Begrenzung bezüglich der Anwendbarkeit des Verbotes von grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Bestrafung gemäß diesem Abschnitt geschaffen wird. (c) Einschränkung der Aufhebbarkeit – Die Bestimmungen dieses Abschnittes dürfen nicht aufgehoben werden außer durch die Bestimmung eines Gesetzes, welches nach dem Zeitpunkt des Inkrafttretens dieses Gesetzes erlassen wird und welches ausdrücklich die Bestimmungen dieses Abschnittes außer Kraft setzt, abändert oder aufhebt.
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(d) Definition von grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Bestrafung – In diesem Abschnitt bedeutet die Bezeichnung "grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Bestrafung" die grausame, unübliche und unmenschliche Behandlung oder Bestrafung so wie sie durch den Fünften, Achten und Vierzehnten Zusatzartikel der Verfassung der Vereinigten Staaten verboten sind und wie sie in den Vorbehalten, Erklärungen und Übereinkünften zur Konvention der Vereinten Nationen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe abgeschlossen in New York, den 10. Dezember 1984, definiert sind. Engl. in: http://mccain.senate.gov/index.cfm; dt.: Eigene Übersetzung.
176. Rede an die Nation von George W. Bush, 31. Januar 2006 State of the Union Address Präsident Bush betonte im sechsten "Bericht zur Lage der Nation" seiner Amtszeit wiederum den politischen und wirtschaftlichen Führungsanspruch der Vereinigten Staaten in der Welt. Im Interesse der nationalen Sicherheit und des Weltfriedens forderte er nachhaltig, dass die USA die globale Führungsmacht bleiben müssten. Im Zusammenhang mit einer von Präsident Bush postulierten weltweiten Friedensmission der Vereinigten Staaten kritisierte der Präsident die Führung in Teheran, die sich seiner Rede zufolge mit ihren nuklearen Ambitionen der ganzen Welt widersetze. Des weiteren kündigte er unter großem Beifall der Senatoren und Abgeordneten an, dass der Krieg im Irak bis zum Erfolg fortgesetzt werde. Präsident Bush versprach in seiner Rede auch eine Fortführung des weltweiten Kampfes gegen den Terrorismus und gegen einen radikalen Islam und forderte SaudiArabien und Ägypten auf, ihren Bürgern größere Freiheiten zu gewähren, um dadurch einer Radikalisierung in der Bevölkerung entgegen zu wirken. Der innenpolitische Teil der Rede des Präsidenten der Vereinigten Staaten behandelte schwerpunktmäßig die Themen Forschung, Bildung und Wirtschaft. Seinen Worten zufolge müssten die USA ihre Wettbewerbsfähigkeit in der globalen Wirtschaft stärken. Als Herausforderungen in einer dynamischen Weltwirtschaft nannte er die Länder China und Indien.
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Um die Abhängigkeit der USA von importiertem Öl "aus instabilen Weltgegenden" zu verringern, werde seine Regierung außerdem eine Politik der Erschließung alternativer Energiequellen verfolgen, versprach der Präsident. Er forderte die Erforschung alternativer Treibstoffe, um Ethanol aus Holz und Getreide zu gewinnen und sicherte weiters die Bereitstellung der erforderlichen Mittel zu. Zusammenfassend sei festgestellt, dass Präsident Bush, der zehn Monate vor den Kongresswahlen die schlechtesten Umfragewerten seiner fünfjährigen Amtszeit verzeichnen musste, ein optimistisches Szenario der Zukunft der Vereinigten Staaten zeichnete. Er schien damit die Stimmung des amerikanischen Volkes offenbar positiv beeinflusst zu haben. Einer Umfrage des Nachrichtensenders CNN zufolge fanden unter Fernsehzuschauern 48 Prozent der befragten die Rede "sehr positiv" und lediglich 23 Prozent bewerteten sie als negativ. Dieser Rückhalt und Zuspruch der Bevölkerung war jedoch nicht von Dauer. Denn bereits bei den Kongresswahlen im November 2006 verloren Bush und seine republikanische Partei sowohl die Mehrheit im Repräsentantenhaus als auch die Mehrheit im Senat. * * * Vielen Dank Ihnen allen. Mr. Speaker, Vizepräsident Cheney, Mitglieder des Kongresses, Mitglieder des Supreme Court und des diplomatischen Corps, sehr verehrte Gäste, liebe Mitbürger: Heute hat unser Land eine geliebte, anmutige, tapfere Frau verloren, die Amerika an die Ideale seiner Gründer erinnerte und einen noblen Traum weiter verfolgte. Heute Abend werden wir getröstet von der Hoffnung auf ein frohes Wiedersehen mit ihrem Ehemann, der uns vor so langer Zeit genommen wurde, und wir sind dankbar für das gute Leben von Coretta Scott King.1 Jedes Mal, wenn ich eingeladen werde, an diesem Rednerpult zu sprechen, empfinde ich Demut angesichts dieses Privilegs und gedenke der Geschichte, die wir gemeinsam erlebt haben. Wir haben uns in Momenten nationaler Trauer und nationaler Erfolge unter dieser Kuppel des Kapitols versammelt. Wir haben den Vereinigten Staaten in einer der folgenreichsten Zeiten unserer Geschichte gedient – und mir wurde die Ehre zuteil, mit Ihnen zu dienen. In einem Zweiparteiensystem, mit zwei Kammern und zwei gewählten Gewalten, wird es immer Meinungsverschiedenheiten und Debatten geben. Aber 1 Coretta Scott King war die Ehefrau des Bürgerrechtsaktivisten Martin Luther King jr., der am 4. April 1968 in Memphis Tennessee ermordet worden war. Sie hatte sich auch nach dem Tod ihres Mannes weiter in Bürgerrechtsfragen engagiert (vgl. Dok. 133).
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auch harte Debatten können in einem höflichen Ton geführt werden, und wir dürfen nicht zulassen, dass sich unsere Differenzen zu Zorn erhärten. Um uns den großen Fragen zu stellen, mit denen wir uns konfrontiert sehen, müssen wir mit gutem Willen und Respekt füreinander zusammenarbeiten – und ich werde das Meine dazu tun. Heute Abend ist die Lage der Nation stark – und gemeinsam werden wir sie noch weiter stärken. In diesem entscheidenden Jahr werden Sie und ich Entscheidungen treffen, die sowohl die Zukunft als auch das Wesen unseres Landes bestimmen. Wir entscheiden uns entweder, bei der Verfolgung der Feinde der Freiheit mit Zuversicht zu handeln – oder uns in der Hoffnung auf ein leichteres Leben vor unseren Pflichten zu drücken. Wir entscheiden uns entweder, unseren Wohlstand aufzubauen, indem wir die Weltwirtschaft anführen – oder uns von Handel und Chancen auszuschließen. In einer komplexen und schwierigen Zeit mag der Weg zu Isolation und Protektionismus breit und einladend erscheinen – er führt jedoch zu Gefahr und Verfall. Die einzige Möglichkeit zum Schutz unserer Bürger, die einzige Möglichkeit zur Sicherung des Friedens und die einzige Möglichkeit, unser Schicksal selbst zu bestimmen, besteht in unserer Führungsstärke – so dass die Vereinigten Staaten von Amerika weiterhin ihre Führungsrolle übernehmen. Im Ausland engagiert sich unser Land für ein historisches, langfristiges Ziel – wir streben das Ende der Tyrannei auf unserer Welt an. Einige tun dieses Ziel als irregeleiteten Idealismus ab. In Wirklichkeit hängt die zukünftige Sicherheit der Vereinigten Staaten davon ab. Am 11. September 2001 erfuhren wir, dass Probleme in einem mehr als 11.000 Kilometer entfernten, gescheiterten und unterdrückerischen Staat Mord und Zerstörung über unser Land bringen können. Diktaturen gewähren Terroristen Unterschlupf, sie nähren Ressentiments und Radikalismus und streben den Besitz von Massenvernichtungswaffen an. Demokratien ersetzen Ressentiments durch Hoffnung, achten die Rechte ihrer Bürger und Nachbarn und bekämpfen gemeinsam den Terror. Jeder Schritt Richtung Freiheit auf der Welt macht unser Land sicherer – so dass wir mutig für die Sache der Freiheit eintreten. Die Förderung der Freiheit ist kein hoffnungsloser Traum, sondern vielmehr die großartige Geschichte unserer Zeit. 1945 gab es etwa zwei Dutzend einsame Demokratien auf der Welt. Heute sind es 122. Und wir schreiben ein neues Kapitel in der Geschichte der Selbstverwaltung – Frauen stellen sich in Wahllokalen in Afghanistan an, Millionen von Irakern markieren ihre Freiheit mit lila Tinte, und Frauen und Männer vom Libanon bis Ägypten erörtern die Rechte Einzelner und die Notwendigkeit der Freiheit. Anfang 2006 leben mehr als die Hälfte der Menschen unserer Welt in demokratischen Nationen. Und wir ver-
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gessen die andere Hälfte nicht – in Ländern wie Syrien, Burma und Simbabwe, Nordkorea und Iran – denn die Forderungen der Gerechtigkeit und der Frieden dieser Welt erfordern auch ihre Freiheit. Keiner kann den Erfolg der Freiheit leugnen, aber manche Menschen wüten und kämpfen gegen ihn an. Eine der Hauptquellen der Reaktionen und des Widerstands ist der extremistische Islamismus – die Perversion eines noblen Glaubens zu einer Ideologie des Terrors und des Todes. Terroristen wie bin Laden meinen es ernst mit ihren Drohungen des Massenmords – und wir alle müssen ihre erklärten Absichten ernst nehmen. Sie wollen dem gesamten Nahen Osten ein herzloses System der totalitären Kontrolle aufzwingen und sich mit Massenvernichtungswaffen ausstatten. Ihr Ziel ist es, die Macht im Irak zu ergreifen und das Land als sichere Basis für Angriffe auf die Vereinigten Staaten und die Welt zu nutzen. Da ihnen die militärische Stärke fehlt, uns direkt anzugreifen, haben die Terroristen die Waffe der Angst gewählt. Wenn sie Kinder in einer Schule in Beslan ermorden, Pendler in London in die Luft sprengen oder einen gefesselten Gefangenen köpfen, hoffen die Terroristen, dass diese grauenvollen Taten unseren Willen brechen und es der Gewalt so ermöglicht wird, die Welt zu erobern. Aber da täuschen sie sich: Wir lieben unserer Freiheit, und wir werden kämpfen, um sie zu bewahren. In einer Zeit, in der wir auf die Probe gestellt werden, können wir unsere Sicherheit nicht finden, indem wir unsere Verpflichtungen vergessen und uns hinter unsere Grenzen zurückziehen. Auch wenn wir diese bösartigen Angreifer in Ruhe ließen, würden sie uns nicht in Ruhe lassen. Sie würden das Schlachtfeld ganz einfach in unser Land verlegen. Der Rückzug bringt keinen Frieden. Und der Rückzug bringt keine Ehre. Wenn wir es dem extremistischen Islamismus erlauben, seinen Willen durchzusetzen – indem wir eine Welt, die angegriffen wird, sich selbst überlassen – signalisierten wir allen, dass wir nicht mehr an unsere eigenen Ideale und nicht einmal an unseren eigenen Mut glauben. Aber unsere Feinde und unsere Freunde können sich sicher sein: Die Vereinigten Staaten werden sich nicht von der Welt zurückziehen, und wir werden uns nie dem Bösen ergeben. Die Vereinigten Staaten lehnen die falsche Bequemlichkeit der Isolation ab. Wir sind die Nation, die die Freiheit in Europa gerettet hat, die Konzentrationslager befreite, die den Aufbau von Demokratien unterstützte und einem bösen Reich die Stirn bot. Wieder einmal akzeptieren wir den Ruf der Geschichte, die Unterdrückten zu erlösen und diese Welt in Richtung Frieden zu leiten. Wir bleiben gegen Terrornetzwerke in der Offensive. Wir haben viele ihrer Anführer getötet oder gefangen genommen – was die anderen angeht, so wird ihr Tag kommen.
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Wir bleiben in Afghanistan in der Offensive. Dort bekämpfen ein guter Präsident und eine Nationalversammlung den Terror, während sie die Institutionen einer neuen Demokratie aufbauen. Wir sind im Irak in der Offensive, mit einem klaren Plan für den Sieg. Zunächst sind wir den Irakern beim Aufbau einer integrativen Regierung behilflich, so dass alte Ressentiments abgebaut und die Aufständischen marginalisiert werden. Zweitens setzen wir unsere Anstrengungen beim Wiederaufbau sowie zur Unterstützung der Iraker bei der Bekämpfung von Korruption und dem Aufbau einer modernen Volkswirtschaft fort, so dass alle Iraker die Vorteile der Freiheit genießen können. Drittens greifen wir gezielt Terroristen an, während wir die irakischen Streitkräfte ausbilden, die zunehmend in der Lage sind, den Feind zu besiegen. Die Iraker offenbaren ihren Mut jeden Tag, und wir sind stolz, ihre Verbündeten in der Sache der Freiheit zu sein. Unsere Arbeit im Irak ist schwierig, da unser Feind brutal ist. Aber diese Brutalität hat die enormen Fortschritte einer neuen Demokratie nicht aufgehalten. In weniger als drei Jahren schaffte es diese Nation von der Diktatur zur Befreiung, zur Souveränität, zu einer Verfassung, zu nationalen Wahlen. Gleichzeitig war unsere Koalition unermüdlich damit befasst, der Infiltration durch Terroristen Einhalt zu gebieten, Hochburgen der Terroristen zu räumen und den irakischen Sicherheitskräften die Verantwortung für Gebiete zu übertragen. Ich bin zuversichtlich, was unseren Plan für den Sieg angeht; ich bin zuversichtlich, was den Willen des irakischen Volks angeht, und ich bin zuversichtlich, was die Qualifikation und die Moral unseres Militärs angeht. Liebe Mitbürger, wir befinden uns in diesem Kampf, um zu gewinnen, und wir werden gewinnen. Der Weg zum Sieg ist der Weg, der unsere Truppen nach Hause führen wird. Wenn wir vor Ort Fortschritte machen und irakische Truppen zunehmend die Führung übernehmen, sollten wir in der Lage sein, unsere Truppenstärken weiter zu reduzieren – aber diese Entscheidungen werden von unseren militärischen Befehlshabern getroffen, nicht von Politikern in Washington. Unsere Koalition hat aus ihrer Erfahrung im Irak gelernt. Wir haben unsere militärische Strategie angepasst und unser Vorgehen beim Wiederaufbau geändert. Dabei haben wir von konstruktiver Kritik und dem Rat von Kongressabgeordneten beider Parteien profitiert. In diesem Jahr werde ich mich wieder an Sie wenden und ihren guten Rat einholen. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen konstruktiver, auf Erfolg ausgerichteter Kritik und Defätismus, der sich weigert, etwas anderes als eine Niederlage anzuerkennen. Späte Einsicht allein ist keine Weisheit, und im Nachhinein zu kritisieren ist keine Strategie.
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Da so viel auf dem Spiel steht, haben wir, die wir öffentliche Ämter bekleiden, die Pflicht, offen zu sprechen. Ein plötzlicher Rückzug unserer Streitkräfte aus dem Irak überließe unsere irakischen Verbündeten dem Tod und der Gefangenschaft, überließe Männer wie bin Laden und Sarkawi die Macht in einem strategischen Land und zeigte, dass ein Versprechen von Amerika wenig bedeutet. Sehr geehrte Mitglieder des Kongresses: Was wir auch von den Entscheidungen und Debatten der Vergangenheit halten mögen, unser Land hat nur eine Wahl: Wir müssen unser Wort halten, unsere Feinde besiegen und bei dieser entscheidenden Mission hinter dem amerikanischen Militär stehen. Unsere Frauen und Männer in Uniform bringen Opfer – und zeigen Pflichtbewusstsein, das stärker ist als die Angst. Sie kennen den Häuser- und Straßenkampf, sie wissen, wie es ist, in der Hitze der Wüste schwere Ausrüstung zu tragen oder zu sehen, wie ein Kamerad von einer Bombe am Straßenrad getötet wird. Und jene, die den Preis kennen, wissen auch, was auf dem Spiel steht. Dan Clay, Oberfeldwebel der Marineinfanteristen, starb letzten Monat bei einem Kampf in Falludscha. Er hinterließ einen Brief an seine Familie, aber seine Worte könnten ebenso gut an alle Amerikaner gerichtet sein. Dan schrieb: "Ich weiß, was Ehre ist. ... Es war mir eine Ehre, euch alle zu beschützen und euch zu dienen. Ich stand dem Tod mit dem sicheren Wissen gegenüber, dass ihr es nicht müsstet. ... Zaudert nie! Zögert nicht, jene von uns zu ehren und zu unterstützen, die die Ehre haben, das zu schützen, was schützenswert ist." Lisa, die Ehefrau von Oberfeldwebel Dan Clay, sowie seine Mutter und sein Vater, Sara Jo und Bud, sind heute Abend hier bei uns. Willkommen. Unsere Nation ist den Gefallenen dankbar – sie leben in der Erinnerung unseres Landes weiter. Wir sind all jenen dankbar, die sich freiwillig melden, die Uniform unseres Landes zu tragen, und wenn wir unsere mutigen Soldaten würdigen, dürfen wir nie die Opfer der Angehörigen des US-Militärs vergessen. Unsere Offensive gegen den Terror beinhaltet mehr als militärische Maßnahmen. Letztendlich ist die einzige Möglichkeit, die Terroristen zu besiegen, der Sieg über ihre dunkle Vision des Hasses und der Angst durch das Angebot einer hoffnungsvolleren Alternative der politischen Freiheit und des friedlichen Wandels. Die Vereinigten Staaten von Amerika unterstützen daher demokratische Reformen im gesamten Nahen und Mittleren Osten. Wahlen sind von entscheidender Bedeutung, aber sie sind lediglich der Anfang. Der Aufbau einer Demokratie erfordert Rechtsstaatlichkeit, den Schutz von Minderheiten und starke, rechenschaftspflichtige Institutionen, die mehr als eine Wahl überdauern. Die Ägypter haben bei einer Mehrparteien-Präsidentschaftswahl abgestimmt – und ihre Regierung sollte Wege der friedlichen Opposition öffnen, die
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die Attraktivität des Extremismus mindern. Das palästinensische Volk hat bei Wahlen abgestimmt. Und nun muss die Führung der Hamas Israel anerkennen, die Waffen niederlegen, den Terrorismus zurückweisen und an einem dauerhaften Frieden arbeiten. Saudi-Arabien hat die ersten Schritte zu Reformen unternommen – nun kann es seinem Volk eine bessere Zukunft bieten, indem es diese Bestrebungen voranbringt. Demokratien im Nahen Osten werden nicht wie unsere aussehen, da sie die Traditionen ihrer Bürger widerspiegeln werden. Dennoch ist Freiheit die Zukunft jeder Nation im Nahen Osten, denn Freiheit ist das Recht und die Hoffnung der gesamten Menschheit. Das Gleiche gilt für Iran, eine Nation, die jetzt von einer kleinen geistlichen Elite als Geisel gehalten wird, die ihre Bürger isoliert und unterdrückt. Das Regime in diesem Land unterstützt Terroristen in den Palästinensergebieten und im Libanon, und das muss beendet werden. Die iranische Regierung brüskiert die Welt mit ihren nuklearen Ambitionen, und die Nationen der Welt dürfen dem iranischen Regime den Besitz von Atomwaffen nicht gestatten. Die Vereinigten Staaten werden die Welt weiterhin zur Bekämpfung dieser Bedrohungen drängen. Heute Abend möchte ich mich direkt an die Bürger Irans wenden: Die Vereinigten Staaten respektieren Sie, und sie respektieren Ihr Land. Wir respektieren Ihr Recht, Ihre Zukunft selbst zu bestimmen und Ihre Freiheit selbst zu erlangen. Unsere Nation hofft, eines Tages der beste Freund eines freien und demokratischen Irans zu sein. Um den Gefahren unserer Welt zu begegnen, müssen wir auch die Offensive ergreifen, indem wir wirtschaftliche Fortschritte ermutigen, Krankheiten bekämpfen und Hoffnung in hoffnungslosen Ländern verbreiten. Isolationismus würde uns nicht nur die Hände im Kampf gegen unsere Feinde fesseln, er würde uns auch davon abhalten, unseren Freunden zu helfen, die verzweifelt Hilfe benötigen. Wir zeigen im Ausland Mitgefühl, weil Amerikaner an die gottgegebene Würde und den Wert eines Dorfbewohners mit HIV/AIDS glauben, an die eines Säuglings mit Malaria, eines Flüchtlings, der vor Genozid flieht, oder eines jungen Mädchens, das in die Sklaverei verkauft wird. Wir zeigen im Ausland außerdem Mitgefühl, weil von Armut, Korruption und Verzweiflung überwältigte Regionen Quellen des Terrorismus, des organisierten Verbrechens sowie des Menschen- und Drogenhandels sind. In den letzten Jahren haben Sie und ich beispiellose Maßnahmen bei der Bekämpfung von AIDS und Malaria, für mehr Bildung für Mädchen und zur Belohnung von Entwicklungsländern ergriffen, die wirtschaftliche und politische Reformen unternehmen. Für Menschen überall auf der Welt sind die Vereinig-
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ten Staaten ein Partner für ein besseres Leben. Diese Anstrengungen zu unterschlagen, würde mehr Leid und Chaos auf der Welt, die langfristige Unterminierung der Sicherheit und die moralische Abstumpfung unseres Landes bedeuten. Ich rufe die Mitglieder des Kongresses auf, den Interessen der Vereinigten Staaten zu dienen, indem sie das Mitgefühl der Vereinigten Staaten zeigen. Unser Land muss auch gegen den Terrorismus im Inland in der Offensive bleiben. Der Feind hat weder den Wunsch noch die Fähigkeit verloren, uns anzugreifen. Glücklicherweise beschäftigt diese Nation herausragende Fachleute in der Strafverfolgung, den Nachrichtendiensten, im Militär und in der inneren Sicherheit. Diese Frauen und Männer widmen ihr Leben unserem Schutz, und sie verdienen unsere Unterstützung und unseren Dank. Sie verdienen auch die gleichen Werkzeuge, die sie im Kampf gegen Drogenhandel und organisiertes Verbrechen bereits einsetzen – deshalb bitte ich Sie um die erneute Genehmigung des Patriot Act (siehe Dok. 159). Man sagt, dass unsere Regierung vor den Anschlägen des 11. Septembers die einzelnen Punkte der Verschwörung nicht richtig miteinander verbunden hat. Wir wissen jetzt, dass zwei der Flugzeugentführer in den Vereinigten Staaten Telefonanrufe an Al-Kaida-Mitglieder im Ausland tätigten. Aber wir erfuhren zu spät von ihren Plänen. Zur Verhinderung eines weiteren Angriffs habe ich, auf der Grundlage meiner verfassungsmäßigen und gesetzlichen Befugnisse, ein Überwachungsprogramm für Terroristen genehmigt, um die internationale Kommunikation von verdächtigen Al-Kaida-Mitgliedern und -Gefolgsleuten von und in die Vereinigten Staaten zu überwachen. Präsidenten vor mir haben sich der gleichen verfassungsmäßigen Befugnisse bedient, und Bundesgerichte haben dies gebilligt. Die zuständigen Mitglieder des Kongresses wurden informiert. Das Überwachungsprogramm für Terroristen hat zur Verhinderung von Terroranschlägen beigetragen. Es bleibt für die Sicherheit der Vereinigten Staaten unerlässlich. Wenn es Menschen in unserem Land gibt, die mit der Al-Kaida sprechen, wollen wir das wissen, da wir uns nicht zurücklehnen und warten werden, bis sie uns wieder angreifen. In allen diesen Bereichen – von der Zerschlagung von Terrornetzwerken über den Sieg im Irak zur Verbreitung von Freiheit und Hoffnung in krisengeschüttelten Regionen – benötigen wir die Unterstützung unserer Freunde und Verbündeten. Um diese Unterstützung zu erlangen, müssen wir in unseren Prinzipien immer klar und bereit zum Handeln sein. Die einzige Alternative zur amerikanischen Führungsrolle ist eine wesentlich gefährlichere und ängstlichere Welt. Dennoch entscheiden wir uns auch für die Führungsrolle, weil es ein Privileg ist, den Werten zu dienen, aus denen die Vereinigten Staaten hervorgingen. Führende amerikanische Politiker – von Roosevelt über Truman und Kennedy
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bis zu Reagan – lehnten Isolation und Rückzug ab, weil sie wussten, dass die Vereinigten Staaten immer sicherer sind, wenn die Freiheit auf dem Vormarsch ist. Unsere eigene Generation befindet sich in einem langen Krieg gegen einen entschlossenen Feind – einem Krieg, der von Präsidenten beider Parteien geführt werden wird, die die ständige, parteiübergreifende Unterstützung des Kongresses benötigen. Und heute Abend bitte ich Sie um die Ihre: Lassen Sie uns gemeinsam unser Land schützen, die Frauen und Männer, die uns verteidigen, unterstützen und diese Welt zur Freiheit führen. Auch hier zu Hause haben die Vereinigten Staaten eine große Chance: Wir werden den Wohlstand unseres Landes aufbauen, indem wir unsere wirtschaftliche Führungsrolle auf der Welt stärken. Unsere Wirtschaft ist gesund und stark; sie wächst schneller als jede andere Volkswirtschaft der großen Industrieländer. In den letzten zweieinhalb Jahren haben die Vereinigten Staaten 4,6 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen – mehr als Japan und die Europäische Union zusammen. Sogar angesichts von höheren Energiekosten und Naturkatastrophen hat das amerikanische Volk eine Wirtschaftsleistung erbracht, die den Neid der Welt hervorruft. Die amerikanische Wirtschaft floriert, aber wir können es uns nicht leisten, selbstgefällig zu sein. In einer dynamischen Weltwirtschaft sehen wir uns mit neuen Konkurrenten wie China und Indien konfrontiert. Das schafft eine Situation der Unsicherheit, in der die Ängste der Menschen leichter geschürt werden können. Wir sehen, wie einige alte Verlockungen wiederkehren. Protektionisten wollen dem Wettbewerb entrinnen und geben vor, dass wir unseren hohen Lebensstandard bewahren können, indem wir unsere Volkswirtschaft nach außen hin abschirmen. Andere sagen, dass die Regierung eine größere Rolle bei der Lenkung der Wirtschaft übernehmen, mehr Macht in Washington konzentrieren und Steuern erhöhen muss. Wir hören Stimmen, die behaupten, dass Einwanderer der Wirtschaft schaden – obwohl unsere Volkswirtschaft nicht ohne sie funktionieren könnte. All dies sind Formen des wirtschaftlichen Rückzugs, und sie führen alle in dieselbe Richtung – hin zu einer stagnierenden, zweitklassigen Wirtschaft. Heute Abend werde ich einen besseren Weg in die Zukunft skizzieren: eine Agenda für eine Nation, die sich selbstbewusst dem Wettbewerb stellt; eine Agenda, die den Lebensstandard anhebt und neue Arbeitsplätze schafft. Die Amerikaner sollten keine Angst vor unserer wirtschaftlichen Zukunft haben, weil wir vorhaben, sie zu gestalten.
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Wenn wir die Wettbewerbsfähigkeit der Vereinigten Staaten bewahren wollen, müssen wir zunächst dafür sorgen, dass unsere Wirtschaft weiter wächst. Unsere Wirtschaft wächst, wenn die Amerikaner mehr Geld zur Verfügung haben, das sie ausgeben, sparen und investieren können. Die von Ihnen verabschiedeten Steuersenkungen haben während der vergangenen fünf Jahre dazu geführt, dass die amerikanischen Arbeitnehmer, Investoren, kleinen Unternehmen und Familien über zusätzliche 880 Milliarden Dollar verfügten. Sie haben sie dazu eingesetzt, ein mehr als vier Jahre andauerndes Wirtschaftswachstum zu ermöglichen. Die Bestimmungen über Steuersenkungen werden jedoch in den nächsten Jahren auslaufen. Wenn wir nichts tun, stehen den amerikansichen Familien massive Steuererhöhungen bevor, mit denen sie nicht rechnen und die sie nicht begrüßen werden. Weil die Vereinigten Staaten mehr als eine vorübergehende wirtschaftliche Expansion benötigen, benötigen sie auch mehr als vorübergehende Steuersenkungen. Ich bitte den Kongress, umsichtig zu handeln und die Steuersenkungen dauerhaft umzusetzen. Wenn wir wollen, dass die Vereinigten Staaten wettbewerbsfähig bleiben, müssen wir verantwortungsbewusst mit den Steuergeldern umgehen. In jedem Jahr meiner Präsidentschaft haben wir den Zuwachs der nicht sicherheitsbezogenen, nicht zweckgebundenen Ausgaben verringert, und im vergangenen Jahr haben Sie Gesetze verabschiedet, die diese Ausgaben reduzieren. In diesem Jahr sieht meine Haushaltsvorlage vor, diese Ausgaben erneut zu senken und mehr als 140 Programme einzuschränken oder abzuschaffen, die schlechte Leistungen erbringen oder wichtige Prioritäten nicht erfüllen. Indem wir diese Reformen verabschieden, werden wir dem amerikanischen Steuerzahler nächstes Jahr Einsparungen von 14 Milliarden Dollar ermöglichen und unser Ziel im Auge behalten, das Haushaltsdefizit bis 2009 zu halbieren. Ich begrüße es, dass die Mitglieder des Kongresses an der Reform der Haushaltstitel arbeiten, weil die Bundesregierung bereits zu viele spezifische Projekte unterhält, die Sonderinteressen dienen. Wir können dieses Problem zusammen angehen, wenn Sie das selektive Veto verabschieden. Wir müssen auch die größere Herausforderung verbindlicher Ausgaben oder Leistungen angehen. In diesem Jahr werden die ersten der ungefähr 78 Millionen Angehörigen der geburtenstarken Jahrgänge 60, unter ihnen zwei Lieblingspersonen meines Vaters – Präsident Clinton und ich. Dieser Meilenstein stellt mehr als eine persönliche Krise dar – er ist eine nationale Herausforderung. Der Renteineintritt der geburtenstarken Jahrgänge geht mit einer noch nie dagewesenen Belastung für die Bundesregierung einher. Bis 2030 werden die Ausgaben für die Sozialversicherung und die Programme Medicare und Medicaid allein nahezu 60 Prozent des gesamten Bundeshaushalts ausmachen. Das wird den Kongress
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in Zukunft vor unmöglich zu bewältigende Entscheidungen stellen – Schwindel erregende Steuererhöhungen, gewaltige Defizite oder tiefe Einschnitte in jeder Ausgabenkategorie. Der Kongress entsprach im vergangenen Jahr nicht meinem Vorschlag zum Erhalt der Sozialversicherung – jedoch stellen die steigenden Kosten der Leistungen ein Problem dar, das sich nicht von selbst lösen wird. In jedem Jahr, in dem wir nicht handeln, verschlimmert sich die Situation. Daher bitte ich Sie heute Abend, mit mir zusammen eine Kommission einzurichten, die die vollständigen Auswirkungen des Renteneintritts der geburtenstarken Jahrgänge auf die Sozialversicherung und die Programme Medicare und Medicaid untersucht. Diese Kommission sollte aus Mitgliedern des Kongresses aus beiden Parteien bestehen und überparteiliche Lösungen erarbeiten. Wir müssen von der Parteipolitik Abstand nehmen und zusammen an der Lösung dieses Problemes arbeiten. Wenn wir die Wettbewerbsfähigkeit der Vereinigten Staaten weiterhin gewährleisten wollen, müssen wir mehr Märkte für alles erschließen, was Amerikaner produzieren und anbauen. Einer von fünf Fabrikarbeitsplätzen in den Vereinigten Staaten hat mit globalem Handel zu tun, und wir wollen, dass die Menschen überall auf der Welt amerikanische Produkte kaufen. Bei offenen Märkten und gleichen internationalen Voraussetzungen kann niemand die amerikanischen Arbeitskräfte in der Produktion oder im Wettbewerb übertreffen. Die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Vereinigten Staaten erfordert ein Zuwanderungssystem, das unsere Gesetze durchsetzt, unsere Werte widerspiegelt und den Interessen unserer Wirtschaft dient. Unsere Nation braucht friedliche und sichere Grenzen. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir eine effizientere Durchsetzung der Zuwanderungsgesetze und einen gestärkten Grenzschutz. Außerdem brauchen wir ein vernünftiges, humanes Gastarbeiterprogramm, das Generalamnestiens ablehnt, befristete Arbeitsplätze für Menschen ermöglicht, die diese auf legalem Wege suchen und Schmuggel sowie Kriminalität an der Grenze verringert. Die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Vereinigten Staaten erfordert zudem ein bezahlbares Gesundheitswesen. Die amerikanische Regierung ist dafür verantwortlich, armen und alten Menschen eine Gesundheitsfürsorge zu ermöglichen, und dieser Verantwortung werden wir gerecht. Wir müssen uns der steigenden Betreuungskosten annehmen, das Verhältnis zwischen Arzt und Patienten stärken und den Menschen helfen, sich den Versicherungsschutz zu leisten, den sie benötigen. Wir werden die Verwendung elektronischer Datensätze und anderer Informationstechnologien im Gesundheitswesen ausweiten, um Kosten zu senken und
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gefährliche medizinische Fehler zu vermeiden. Wir werden das Modell der Sparkonten für die Krankenversicherung stärken – um sicherzustellen, dass sich Einzelpersonen und Angestellte kleiner Unternehmen eine Versicherung mit denselben Vorteilen leisten können, wie es den Angestellten großer Unternehmen heute möglich ist. Dieser Versicherungsschutz muss übertragbar sein, so dass Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz wechseln können, ohne Angst zu haben, ihre Krankenversicherung zu verlieren. Da Klagen viele gute Ärzte dazu bringen, nicht mehr zu praktizieren – und Frauen in nahezu 1.500 amerikanischen Landkreisen keinen Gynäkologen mehr vor Ort haben – bitte ich den Kongress, in diesem Jahr die Reform der Arzthaftpflicht zu verabschieden. Die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Vereinigten Staaten erfordert bezahlbare Energie. Und in diesem Bereich stehen wir einem ernstzunehmenden Problem gegenüber: Die Vereinigten Staaten sind von Erdöl abhängig, das oft aus instabilen Teilen der Welt importiert wird. Die beste Möglichkeit, diese Abhängigkeit zu durchbrechen, ist durch Technologie. Seit 2001 haben wir fast 10 Milliarden Dollar in die Entwicklung saubererer, kostengünstigerer und verlässlicherer alternativer Energiequellen investiert – und befinden uns an der Schwelle zu unglaublichen Fortschritten. Deshalb gebe ich heute den Beginn der modernen Energieinitiative (Advanced Energy Initiative) bekannt – einer 22-prozentigen Erhöhung der Forschungsmittel im Bereich saubere Energien des Energieministeriums, um in zwei hochwichtigen Bereichen einen Durchbruch zu erzielen. Um die Energieversorgung unserer Eigenheime und Büros zu verändern, werden wir mehr in emissionsfreie kohlegefeuerte Anlagen, revolutionäre Solar- und Windtechnologien und saubere, sichere Atomenergie investieren. Wir müssen auch neue Antriebstechnologien für unsere Autos entwickeln. Wir werden unsere Forschungsausgaben für die Entwicklung verbesserter Batterien für Hybrid- und Elektroautos und schadstofffreier wasserstoffbetriebener Autos erhöhen. Wir werden zusätzlich Forschung im Bereich der hochmodernen Herstellung von Ethanol betreiben, nicht nur aus Mais, sondern auch aus Holzschnitzeln und Pflanzenstielen oder Rutenhirse. Unser Ziel ist, diese neue Art der Ethanolherstellung innerhalb von sechs Jahren praktisch anwendbar und wettbewerbsfähig zu machen. Durchbrüche bei diesen und anderen neuen Technologien werden uns helfen, ein weiteres großes Ziel zu erreichen: bis 2025 mehr als 75 Prozent unserer Erdölimporte aus dem Nahen Osten zu ersetzen. Indem wir amerikanisches Wissen und amerikanische Technologien anwenden, kann unser Land den Umwelt-
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schutz stark verbessern, sich von einer auf Erdöl basierenden Wirtschaft weg entwickeln und unsere Abhängigkeit von Öl aus dem Nahen Osten beenden. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Vereinigten Staaten zukünftig zu gewährleisten, ist eine Zielsetzung von übergeordneter Bedeutung: Wir müssen auf der Welt weiterhin mit der Qualifikation und der Kreativität der Menschen in unserem Land eine Führungsrolle einnehmen. Unser größter Vorteil auf internationaler Ebene lag stets in unserer gebildeten, hart arbeitenden, ehrgeizigen Bevölkerung – und diesen Wettbewerbsvorteil werden wir behalten. Heute kündige ich die Initiative für amerikanische Wettbewerbsfähigkeit (American Competitiveness Initiative) an, im Rahmen derer Innovationen in allen Bereichen unserer Wirtschaft gefördert und unseren Kindern ein fundiertes Grundwissen in Mathematik und den Naturwissenschaften vermittelt werden soll. Erstens schlage ich vor, in den kommenden zehn Jahren das Engagement der Bundesregierung in den grundlegendsten und wichtigsten Forschungsprogrammen in den Naturwissenschaften zu verdoppeln. Diese Finanzmittel werden die Arbeit der kreativsten amerikanischen Köpfe unterstützen, wenn sie Erfolg versprechende Bereiche wie die Nanotechnologie, Höchstleistungsrechner sowie alternative Energiequellen erforschen. Zweitens schlage ich vor, die Steuervergünstigungen für Forschung und Entwicklung dauerhaft umzusetzen – und weiter reichende Initiativen des Privatsektors im Technologiebereich zu fördern. Mit verstärkten Forschungsinitiativen des öffentlichen sowie des Privatsektors werden wir unsere Lebensqualität verbessern – und sicherstellen, dass die Vereinigten Staaten noch in Jahrzehnten das Land auf der Welt mit den größten Chancen und der größten Innovationskraft sind. Drittens müssen wir Kinder dazu ermutigen, mehr Kurse in Mathematik und den Naturwissenschaften zu belegen, und sicherstellen, dass die Anforderungen dieser Kurse streng genug sind, um es mit denen anderer Nationen aufzunehmen. In den ersten Schuljahren haben wir mit dem Gesetz "Kein Kind wird zurückgelassen" (No Child Left Behind Act) gute anfängliche Fortschritte verzeichnet und bundesweit die Standards und Testergebnisse verbessert. Ich schlage heute vor, 70.000 High-School-Lehrer dafür auszubilden, fortgeschrittene Kurse in Mathematik und den Naturwissenschaften zu unterrichten, 30.000 Mathematik- und Naturwissenschaftsexperten zum Unterrichten an Schulen zu holen und Schülern, die Schwierigkeiten in Mathematik haben, früh zu helfen, so dass sie eine bessere Chance haben, anspruchsvolle und gut bezahlte Arbeitsplätze zu bekommen. Wenn wir dafür sorgen, dass die amerikanischen Kinder in
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ihrem Leben erfolgreich sind, werden sie wiederum dafür sorgen, dass Amerika auf der Welt erfolgreich ist. Die Vorbereitung unserer Nation auf den weltweiten Wettbewerb ist ein Ziel, das wir alle unterstützen können. Ich bitte Sie, die American Competitiveness Initiative zu unterstützen. Zusammen werden wir der Welt zeigen, was die Amerikaner leisten können. Die Vereinigten Staaten sind eine große Kraft für Freiheit und Wohlstand. Unsere Größe lässt sich jedoch nicht anhand von Macht oder Luxus messen, sondern daran, wer wir sind und wie wir einander behandeln. Wir bemühen uns, eine mitfühlende, anständige, zuversichtliche Gesellschaft zu sein. In den vergangenen Jahren sind die Vereinigten Staaten in der Tat ein hoffnungsvolleres Land geworden. Die Zahl der Gewaltverbrechen hat ihren niedrigsten Stand seit den Siebzigerjahren erreicht. Die Zahl der Sozialhilfeempfänger hat sich in den letzten zehn Jahren um mehr als die Hälfte verringert. Der Drogenkonsum bei jungen Menschen ist seit 2001 um 19 Prozent gefallen. Bundesweit werden weniger Abtreibungen als zu jedem beliebigen Zeitpunkt in den vergangenen dreißig Jahren durchgeführt und die Zahl der Geburten bei Müttern im Teenageralter sinkt seit zwölf Jahren. Diese positiven Entwicklungen weisen auf einen stillen Wandel hin – einen revolutionären Bewusstseinswandel, im Zuge dessen eine heranwachsende Generation zu dem Schluss kommt, dass ein Leben der persönlichen Verantwortung ein erfülltes Leben ist. Die Regierung hat dabei eine Rolle gespielt. Weitsichtige Programme wie die Reform des Sozialsystems, Drogenbekämpfungsprogramme, die Unterstützung von Enthaltsamkeit und Adoption haben das Wesen unseres Landes verändert. Alle, die heute hier anwesend sind, Demokraten wie Republikaner, können mit Recht stolz auf diese Erfolgsbilanz sein. Jedoch hegen zahlreiche Amerikaner, vor allem Eltern, noch immer tiefe Bedenken bezüglich der zukünftigen Ausrichtung unserer Kultur sowie des Zustands unserer grundlegendsten Institutionen. Sie sind beunruhigt vom unmoralischen Verhalten von Staatsbeamten und entmutigt von übereifrigen Gerichten, die die Ehe neu definieren wollen. Sie machen sich Sorgen um Kinder in unserer Gesellschaft, die Vorbilder und Liebe brauchen, Mitbürger, die aufgrund von Naturkatastrophen noch immer nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten und das Leid, das von heilbaren Krankheiten verursacht wird. Wenn wir uns diesen Herausforderungen stellen, dürfen wir niemals anfangen zu glauben, dass die Vereinigten Staaten im Niedergang begriffen sind oder dass unsere Kultur dazu verdammt ist, zu zerfallen. Die Amerikaner wissen es besser.
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Wir haben die Pessimisten schon in der Vergangenheit Lügen gestraft – und wir werden es wieder tun. Eine zuversichtliche Gesellschaft braucht Gerichte, die Gleichheit vor dem Gesetz gewährleisten. Der Supreme Court verfügt jetzt über zwei neue großartige Mitarbeiter auf dem Richterstuhl: den Präsidenten des Supreme Courts, John Roberts, und Richter Sam Alito. Ich danke dem Senat für die Bestätigung beider Nominierungen. Ich werde auch in Zukunft Frauen und Männer nominieren, die der Auffassung sind, dass Richter Diener des Gesetzes sein müssen und sie nicht vom Richterstuhl aus Gesetze erlassen. Heute geht eine sehr besondere Amerikanerin offiziell in den Ruhestand. Die Vereinigten Staaten sind Richterin Sandra Day O'Connor für 24 Jahre treuen Dienst an unserer Nation dankbar. Eine hoffnungsvolle Gesellschaft verfügt über Institutionen für Wissenschaft und Medizin, die keine ethischen Kompromisse eingehen und den einzigartigen Wert jedes Lebens erkennen. Ich bitte Sie heute Abend, Gesetze zu verabschieden, die die ungeheuerlichsten Fälle von Missbrauch in der medizinischen Forschung verbieten: das Klonen von Menschen in allen seinen Formen, das Züchten oder Einpflanzen von Embryos für Experimente, die Kreuzung von Mensch und Tier sowie der Kauf, Verkauf oder die Patentierung menschlicher Embryos. Das menschliche Leben ist ein Geschenk unseres Schöpfers – ein Geschenk, das niemals aufgegeben, abgewertet oder zum Verkauf angeboten werden sollte. Eine zuversichtliche Gesellschaft erwartet, dass gewählte Regierungsbeamte dem öffentlichen Vertrauen gerecht werden. Ehrbare Menschen in beiden Parteien arbeiten an Reformen, die moralischen Standards in Washington zu stärken – und ich unterstütze ihre Bestrebungen. Jeder von uns hat einen Eid geleistet, sich der öffentlichen Verantwortung würdig zu erweisen – und diesen Eid dürfen wir niemals vergessen, von uns weisen oder brechen. Während wir das Versprechen unserer Institutionen erneuern, müssen wir dem Wesen der Vereinigten Staaten auch in unserem Mitgefühl und unserer Sorge füreinander Ausdruck verleihen. Eine zuversichtliche Gesellschaft widmet Kindern, denen es an Anleitung und Liebe mangelt, besondere Aufmerksamkeit. Durch die Initiative Hilfe für die amerikanische Jugend (Helping America's Youth Initiative) ermutigen wir mitfühlende Erwachsene, am Leben eines Kindes teilzuhaben. Diese wichtige Aufgabe wird von unserer First Lady, Laura Bush, angeführt. Wir werden dieses Jahr zusätzliche finanzielle Ressourcen aufwenden, um junge Menschen zu er-
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mutigen, weiter zur Schule zu gehen, so dass mehr junge Menschen in Amerika ihren Horizont erweitern und ihre Träume verwirklichen können. Eine zuversichtliche Gesellschaft eilt ihren Mitbürgern in Zeiten des Leids und der Not zur Hilfe – und bleibt an ihrer Seite, bis sie ihnen wieder auf die Füße geholfen haben. Die Bundesregierung hat den Menschen an der Golfküste und in New Orleans bis heute 85 Millionen Dollar zukommen lassen. Wir entfernen Schutt, reparieren Bundesstraßen und errichten stärkere Dämme. Wir vergeben Kredite für Unternehmen und stellen Wohngeldzuschüsse bereit. Während wir uns dieser unmittelbaren Bedürfnisse annehmen, müssen wir auch auf grundsätzlichere Herausforderungen eingehen, die schon existierten, bevor der Sturm auf die Küste traf. In New Orleans und an anderen Orten fühlten sich viele unserer Mitbürger von den Verheißungen unseres Landes ausgeschlossen. Die Reaktion darauf kann nicht nur aus zeitlich befristeten Hiflsmaßnahmen bestehen. Wir brauchen Schulen, die alle Kinder besuchen können, berufliche Kenntnisse, die Aufstiegsmobilität ermöglichen und mehr Chancen darauf, ein Eigenheim zu erwerben oder ein Unternehmen zu gründen. Lassen Sie uns, während wir uns von der Naturkatastrophe erholen, auch auf den Tag hinarbeiten, an dem alle Amerikaner von unserem Justizsystem geschützt werden, die gleiche Hoffnung besitzen und reich an Chancen sind. Eine zuversichtliche Gesellschaft handelt unerschrocken bei der Bekämpfung von Krankheiten wie HIV/AIDS, die vermieden, behandelt und besiegt werden können. Mehr als eine Million Amerikaner leben mit dem HI-Virus und die Hälfte aller AIDS-Fälle treten bei Afroamerikanern auf. Ich fordere den Kongress auf, das Ryan-White-Gesetz zu reformieren und erneut zu genehmigen, und den Bundesstaaten neue Mittel zur Verfügung zu stellen, damit wir die Wartelisten für AIDS-Medikamente in den Vereinigten Staaten abschaffen können. Wir werden in enger Zusammenarbeit mit afroamerikanischen Kirchen und glaubensorientierten Gruppen landesweite Bestrebungen einleiten, um Millionen Menschen HIV-Schnelltests zu ermöglichen, der Krankheit AIDS ihr Stigma zu nehmen und dem Tag näher zu kommen, an dem es keine neuen Infektionen in den Vereinigten Staaten mehr gibt. Liebe Mitbürger, wir sind in einer folgenschweren Zeit zu einer Führungsrolle aufgerufen worden. Wir befinden uns in einem großen ideologischen Konflikt, zu dessen Entstehung wir nicht beigetragen haben. Wir erleben großartige Veränderungen in Wissenschaft und Wirtschaft, die unser aller Leben beeinflussen werden. Manchmal scheint es, als schlage die Geschichte einen großen Bogen ins Unbekannte. Die Richtung der Geschichte wird jedoch durch menschliches
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Handeln bestimmt, und jede große geschichtliche Wendung gelangt schließlich an einem Punkt an, an dem eine Entscheidung gefällt werden muss. Lincoln hätte den Frieden auf Kosten der Spaltung und des Fortdauerns der Sklaverei akzeptieren können. Martin Luther King hätte in Birmingham oder Selma aufhören können und hätte damit nur einen halben Sieg über die Rassentrennung erreicht. Die Vereinigten Staaten hätten die dauerhafte Teilung Europas akzeptieren können und wären damit Mittäter bei der Unterdrückung anderer geworden. Heute, nachdem wir in unserer eigenen geschichtlichen Reise so weit gekommen sind, müssen wir uns entscheiden: Werden wir umkehren, oder werden wir die Sache zu einem guten Abschluss bringen? Bevor die Geschichte in Büchern niedergeschrieben wird, wird sie in Mut geschrieben. Wie die Amerikaner vor uns werden wir diesen Mut beweisen und die Sache zu einem guten Abschluss bringen. Wir werden den Vormarsch der Freiheit anführen. Wir werden in der Weltwirtschaft konkurrieren und großartige Leistungen bringen. Wir werden die moralischen Verpflichtungen, die dieses Land ausmachen, erneuern. Und so schreiten wir voran – optimistisch in Bezug auf unser Land, der Sache treu und zuversichtlich in Bezug auf zukünftige Siege. Möge Gott Amerika segnen. Engl. in: http://www.whitehouse.gov/news/releases/2006/01/print/20060131-10.html; dt. in: http://amerikadienst.usembassy.de/.
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Eintritt der Staaten in die USA Staat 1 Delaware
Eintritt1 7. 12. 1787
Staat 26 Michigan
2 Pennsylvania
12. 12. 1787
27 Florida
3 New Jersey
Eintritt 26. 1. 1837 3. 2. 1845
18. 12. 1787
28 Texas
29. 12. 1845
4 Georgia
2. 1. 1788
29 Iowa
8. 12. 1846
5 Connecticut
9. 1. 1788
30 Wisconsin
6 Massachusetts
29. 5. 1848
6. 2. 1788
31 California
9. 9. 1850
28. 4. 1788
32 Minnesota
11. 5. 1858
8 South Carolina
23. 5. 1788
33 Oregon
14. 2. 1859
9 New Hampshire
21. 6. 1788
34 Kansas
29. 1. 1861
10 Virginia
25. 6. 1788
35 West Virginia
30. 6. 1863 31. 10. 1864
7 Maryland
11 New York
26. 7. 1788
36 Nevada
12 North Carolina
21. 11. 1789
37 Nebraska
13 Rhode Island
29. 5. 1790
1. 3. 1867
38 Colorado
1. 8. 1876
14 Vermont
4. 3. 1791
39 North Dakota
2. 11. 1889
15 Kentucky
1. 6. 1792
40 South Dakota
2. 11. 1889
16 Tennessee
1. 6. 1796
41 Montana
17 Ohio
1. 3. 1803
42 Washington
18 Louisiana
30. 4. 1812
43 Idaho
19 Indiana
11. 12. 1816
44 Wyoming
20 Mississippi
10. 12. 1817
45 Utah
21 Illinois
3. 12. 1818
46 Oklahoma
8. 11. 1889 11. 11. 1889 3. 7. 1890 10. 7. 1890 4. 1. 1896 16. 11. 1907
22 Alabama
14. 12. 1819
47 New Mexico
6. 1. 1912
23 Maine
15. 3. 1820
48 Arizona
14. 2. 1912
24 Missouri
10. 8. 1821
49 Alaska
3. 1. 1959
25 Arkansas
15. 6. 1836
50 Hawaii
21. 8. 1959
1 Bei den ersten 13 Staaten bezeichnet das Datum den Zeitpunkt der Verfassungsratifikation.
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Anhang
Präsidenten, Vizepräsidenten und Außenminister der USA Präsident
Vizepräsident
Außenminister
1.
George Washington 1789–1797 Federalist
John Adams 1789–1797
Thomas Jefferson 1789–1794 Edmund Randolph 1794–1795 Timothy Pickering 1795–1797
2.
John Adams 1797–1801 Federalist
Thomas Jefferson 1797–1801
Timothy Pickering 1797–1800 John Marshall 1800–1801
3.
Thomas Jefferson 1801–1809 Republican
Aaron Burr 1801–1805 George Clinton 1805–1809
James Madison 1801–1809
4.
James Madison 1809–1817 Republican
George Clinton 1809–1813 Elbridge Gerry 1813–1817
Robert Smith 1809–1811 James Monroe 1811–1817
5.
James Monroe 1817–1825 Republican
Daniel D. Tompkins 1817–1825
John Quincy Adams 1817–1825
6.
John Quincy Adams 1825–1829 National Republican
John C. Calhoun 1825–1829
Henry Clay 1825–1829
7.
Andrew Jackson 1829–1837 Democrat
John C. Calhoun 1829–1833 Martin Van Buren 1833–1837
Martin Van Buren 1829–1831 Edward Livingston 1831–1833 Louis McLane 1833–1834 John Forsyth 1834–1837
8.
Martin Van Buren 1837–1841 Democrat
Richard M. Johnson 1837–1841
John Forsyth 1837–1841
Präsidenten, Vizepräsidenten und Außenminister John Tyler 1841
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9.
William H. Harrison 1841 Whig
Daniel Webster 1841
10.
John Tyler 1841–1845 Whig and Democrat
11.
James K. Polk 1845–1849 Democrat
George M. Dallas 1845–1849
James Buchanan 1845–1849
12.
Zachary Taylor 1849–1850 Whig
Millard Fillmore 1849–1850
John M. Clayton 1849–1850
13.
Millard Fillmore 1850–1853 Whig
14.
Franklin Pierce 1853–1857 Democrat
William R. King 1853–1857
William L. Marcy 1853–1857
15.
James Buchanan 1857–1861 Democrat
John C. Breckinridge 1857–1861
Lewis Cass 1857–1860 Jeremiah S. Black 1860–1861
16.
Abraham Lincoln 1861–1865 Republican
Hannibal Hamlin 1861–1865 Andrew Johnson 1865
William H. Seward 1861–1865
17.
Andrew Johnson 1865–1869 Unionist
18.
Ulysses S. Grant 1869–1877 Republican
Schuyler Colfax 1869–1873 Henry Wilson 1873–1877
Elihu B. Washburne 1869 Hamilton Fish 1869–1877
19.
Rutherford B. Hayes 1877–1881 Republican
William A. Wheeler 1877–1881
William M. Evarts 1877–1881
Daniel Webster 1841–1843 Hugh S. Legaré 1843 Abel P. Upshur 1843–1844 John C. Calhoun 1844–1845
Daniel Webster 1850–1852 Edward Everett 1852–1853
William H. Seward 1865–1869
918
Anhang
20.
James A. Garfield 1881 Republican
Chester A. Arthur 1881
James G. Blaine 1881
21.
Chester A. Arthur 1881–1885 Republican
22.
Grover Cleveland 1885–1889 Democrat
T. A. Hendricks 1885
Thomas F. Bayard 1885–1889
23.
Benjamin Harrison 1889–1893 Republican
Levi P. Morton 1889–1893
James G. Blaine 1889–1892 John W. Foster 1892–1893
24.
Grover Cleveland 1893–1897 Democrat
Adlai E. Stevenson 1893–1897
Walter Q. Gresham 1893–1895 Richard Olney 1895–1897
25.
William McKinley 1897–1901 Republican
Garret A. Hobart 1897–1901 Theodore Roosevelt 1901
John Sherman 1897–1898 William R. Day 1898 John Hay 1898–1901
26.
Theodore Roosevelt 1901–1909 Republican
Charles Fairbanks 1905–1909
John Hay 1901–1905 Elihu Root 1905–1909 Robert Bacon 1909
27.
William H. Taft 1909–1913 Republican
James S. Sherman 1909–1913
Philander C. Knox 1909–1913
28.
Woodrow Wilson 1913–1921 Democrat
Thomas R. Marshall 1913–1921
William J. Bryan 1913–1915 Robert Lansing 1915–1920 Bainbridge Colby 1920–1921
29.
Warren G. Harding 1921–1923 Republican
Calvin Coolidge 1921–1923
Charles E. Hughes 1921–1923
F. T. Frelinghuysen 1881–1885
Präsidenten, Vizepräsidenten und Außenminister 30.
Calvin Coolidge 1923–1929 Republican
Charles G. Dawes 1925–1929
Charles E. Hughes 1923–1925 Frank B. Kellogg 1925–1929
31.
Herbert C. Hoover 1929–1933 Republican
Charles Curtis 1929–1933
Henry L. Stimson 1929–1933
32.
Franklin Delano Roosevelt 1933–1945 Democrat
John Nance Garner 1933–1941 Henry A. Wallace 1941–1945 Harry S. Truman 1945
Cordell Hull 1933–1944 E.R. Settinius, Jr. 1944–1945
33.
Harry S. Truman 1945–1953 Democrat
Alben W. Barkley 1949–1953
James F. Byrnes 1945–1947 George C. Marshall 1947–1949 Dean G. Acheson 1949–1953
34.
Dwight D. Eisenhower 1953–1961 Republican
Richard M. Nixon 1953–1961
John Foster Dulles 1953–1959 Christian A. Herter 1959–1961
35.
John F. Kennedy 1961–1963 Democrat
Lyndon B. Johnson 1961–1963
Dean Rusk 1961–1963
36.
Lyndon B. Johnson 1963–1969 Democrat
Hubert H. Humphrey 1965–1969
Dean Rusk 1963–1969
37.
Richard M. Nixon 1969–1974 Republican
Spiro T. Agnew 1969–1973 Gerald R. Ford 1973–1974
William P. Rogers 1969–1973 Henry A. Kissinger 1973–1974
38.
Gerald R. Ford 1974–1977 Republican
Nelson A. Rockefeller 1974–1977
Henry A. Kissinger 1974–1977
39.
Jimmy Carter 1977–1981 Democrat
Walter F. Mondale 1977–1981
Cyrus R. Vance 1977–1980 Edmund S. Muskie 1980–1981
919
920
Anhang
40.
Ronald W. Reagan 1981–1989 Republican
George Bush 1981–1989
Alexander M. Haig 1981–1982 George P. Shultz 1982–1989
41.
George Bush 1989–1993 Republican
Danforth Quayle 1989–1993
James A. Baker 1989–1992 Lawrence Eagleburger 1992–1993
42.
William J. Clinton 1993–2001 Democrat
Al Gore 1993–2001
Warren Christopher 1993–1997 Madeleine Albright 1997–2001
43.
George Walker Bush 2001– Republican
Richard Bruce Cheney 2001–
Colin Powell 2001–2005 Condoleezza Rice 2005–
Kurzbiographien Acheson, Dean Gooderham, 1893–1971, Jurist, 1933 Staatssekretär im Finanzministerium, 1941–45 Ministerialdirektor im Außenministerium und 1945– 47 Staatssekretär im Außenministerium, befürwortete nach dem Zweiten Weltkrieg die Vereinten Nationen, stellvertretender Vorsitzender der HooverKommission (1947), 1949–1953 Außenminister, seit 1961 wiederholt außenpolitischer Berater der Regierung. Adams, John, 1735–1826, Anwalt, Delegierter von Massachusetts beim ersten und zweiten Kontinentalkongreß 1774–78, Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung, schlug George Washington als Oberbefehlshaber der Kontinentalarmee vor, 1785–88 Gesandter in London, handelte zusammen mit John Jay und Thomas Jefferson einen Vertrag mit Großbritannien in Paris aus. Erster Vizepräsident (1788) der Vereinigten Staaten, in der Folge zweimal zum Vizepräsident (1788, 1792) und 1796 zum Präsident der Vereinigten Staaten gewählt. Werke: Thougts on Government (1776); A Defence of the Constitutions of the Government of the United States of America (1787–88). Adams, Samuel, 1722–1803, agitierte gegen England und entwarf während seiner Amtszeit im Repräsentantenhaus von Massachusetts (1765–74) zahlreiche Revolutionsdokumente, wirkte maßgeblich an der "Boston Tea Party" und dem Widerstand gegen die "Boston Port Bill" mit und redigierte die Proteste gegen die Townshend-Akte, Delegierter zum Kontinentalkongreß bis 1781, Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung, 1794–97 Gouverneur von Massachusetts. Albright, Madeleine, geb. 1937 als Tochter des tschechischen Diplomaten Josef Körbel in Prag. Ihre Familie mit jüdischen Vorfahren emigrierte 1948 aus der CSSR in die USA, wo Madeleine Albright Politik-, Rechts- und Staatswissenschaften studierte. Neben ihrer Lehrtätigkeit an der Washingtoner Georgetown-Universität war sie außenpolitische Beraterin der demokratischen Präsidentschaftskandidaten Dukakis und Mondale und machte sich bald einen Namen als die Expertin für Außenpolitik. Von 1978–1981 war sie Mitglied des Nationalen Sicherheitsrats und ab 1993 US-Botschafterin bei der UNO. Von 1997 bis 2001 bekleidete sie unter Präsident Clinton als erste Frau das Amt des Secretary of State.
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Anhang
Arthur, Chester Alan, 1830–1886, Jurist, 1871–78 Steuereinnehmer im Hafen von New York, 1880 zum Vizepräsidenten bestellt, 1881–85 infolge des Todes von James Garfield Präsident der Vereinigten Staaten, führte er die Administration sehr effizient und unterstützte 1883 einen Gesetzesantrag zur Verwaltungsreform, gegen die "Chinese Exclusion Bill" legte er ein Veto ein. Ashburton, Alexander Baring, Baron, 1774–1848, Engländer, Firmenchef der englischen Bank der Baring-Brothers, zwischen 1806 und 1835 wiederholt Parlamentsmitglied, 1835 wurde ihm die Pairswürde verliehen, als spezieller Bevollmächtigter in Washington handelte er 1842 den Webster-AshburtonVertrag aus. Baker, James A., geb. 1930 im Bundesstaat Texas, Jurastudium an der Universität Princeton, unterstützte 1976 Gerald Ford im Präsidentschaftswahlkampf, 1980–85 Stabschef im Weißen Haus, dann Finanzminister; 1988 scheidet er aus dem Amt, um den Wahlkampf von George Bush zu leiten; am 8.11.1988 zum Außenminister ernannt. Der Aufbau der Koalition gegen den Irak ist vornehmlich sein Verdienst. Maßgebliche Beteiligung bei den Verhandlungen um eine Wiedervereinigung Deutschlands. 1992 scheidet er neuerlich aus dem Amt, um den Wahlkampf von George Bush zu leiten. Seit 1997 ist er UN-Sondergesandter für den Westsahara-Konflikt und seit Dezember 2003 IrakGesandter der US-Regierung. Im Jahr 2000 überwachte er, von George Bush jun. gesandt, gemeinsam mit Christopher Warren die Neuauszählung der Stimmen für die Präsidentschaftswahlen im umstrittenen Bundesstaat Florida. Blaine, James Gillespie, 1830–1893, studierte Rechtswissenschaften, einflußreicher Herausgeber des Kennebec Journal in Augusta, Führer der republikanischen Partei in Maine und Delegierter zum ersten Republikanischen Nationalkonvent, 1863–76 Mitglied im Repräsentantenhaus, dessen Sprecher er 1869–75 war, 1876–81 US-Senator, 1881 Außenminister unter James Garfield, welchen er unterstützt hatte, schrieb "Twenty Years in Congress", 1884 von den Republikanern als Präsidenschaftskandidat aufgestellt, verlor er aber nach einem unglücklichen Wahlkampf, 1889–92 wiederum Außenminister, verbesserte die Beziehungen zu Lateinamerika und führte den Vorsitz bei der ersten Panamerikanischen Konferenz, seine außenpolitischen Ideen besaßen Modellcharakter. Bowie, James, 1799–1836, Siedler in Texas, Colonel in der texanischen Armee, Kämpfe gegen General Santa Anna 1835–36, fiel bei Alamo, Nationalheld. Briand, Aristide, 1862–1932, französischer Staatsmann, ab 1906 wiederholt Ministerstellungen bzw. Ministerpräsident, nach 1926 leitete er die französische
Kurzbiographien
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Außenpolitik, Betreiber des Locarnopaktes, zusammen mit Gustav Stresemann 1926 Friedensnobelpreis, 1928 Briand-Kellogg-Pakt. Bryce, James Viscount, 1838–1922, britischer Historiker und Diplomat, 1907–1913 Botschafter in den Vereinigten Staaten, 1911 unterzeichnete er den Anglo-amerikanischen Schiedsvertrag, 1913 Mitglied des Haager Gerichtshofes. Werke: Holy Roman Empire (1864), The American Commonwealth (1888), Studies in Contemporary Biography (1903) und Modern Democracies (1921). Buchanan, James, 1791–1868, Jurist, 1821–31 Abgeordneter zum Repräsentantenhaus, 1832–34 Gesandter in Rußland, 1834–45 US-Senator, 1845–49 Außenminister, verantwortlich für den Vertrag nach dem mexikanischen Krieg, sein Versuch des Ankaufes von Kuba scheiterte, 1853–56 Gesandter in Großbritannien, 1857–61 Präsident der Vereinigten Staaten, versuchte, den Frieden zwischen Norden und Süden aufrecht zu erhalten, sein Vorgehen gegen die Sezession Carolinas mißlang, unterstützte im Ruhestand die Union. Burke, Edmund, 1729–1797, britischer Politiker und Publizist, Privatsekretär des Premierministers, Abgeordneter im Unterhaus, riet zur vorsichtigeren Behandlung der amerikanischen Kolonien, wenngleich er deren Besteuerung nicht ablehnte, seine Schriften zur Französischen Revolution wurden zur geistigen Grundlage des europäischen Konservativismus. Hauptwerk: Reflexions on the Revolution in France (1790). Burr, Aaron, 1756–1836, im Stab General George Washingtons, anschließend Anwalt, 1791–97 US-Senator, 1801–1805 Vizepräsident von Thomas Jefferson, im Juli 1804 Duell mit Alexander Hamilton, den er tödlich verwundete, Ende seiner politischen Laufbahn, auch ein zweiter Start mit Plänen einer Südwestkolonisation scheiterte aufgrund einer Anklage wegen Verrats und Konspiration zur unrechtmäßigen Landergreifung, 1808–12 in England, nach seiner Rückkehr wieder Anwalt. Bush, George Herbert Walker, geb. 1924, studierte Wirtschaftswissenschaften, führende Stellungen in der texanischen Ölindustrie, 1964 und 1970 erfolglose Kandidaturen für den Senat in Texas, 1967–70 republikanischer Abgeordneter im Repräsentantenhaus, 1970–73 Botschafter bei der UNO, 1972 Parteivorsitzender der Republikaner, 1974–76 Leiter des Verbindungsbüros der USA in Peking, 1976/77 der CIA, 1980 vergebliche Bewerbung um Präsidentschaftkandidatur, 1981–89 Vizepräsident von Ronald Reagan, 1989–93 Präsident der Vereinigten Staaten, in seine Amtszeit fiel die Invasion Panamas und der Golfkrieg 1991. 1992 unterlag Bush bei den Präsidentschaftswahlen dem Demokraten Bill Clinton.
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Bush, George Walker., geb. 1946. Sein Vater ist der ehemalige Präsident George Bush. Sein Bruder Jeb ist seit 1998 Gouverneur von Florida. George W. Bush besuchte die Philips Andover Academy, University of Yale und Harvard Business School. Seine Militärzeit verbrachte er bei der Texas Air National Guard. Danach engagierte er sich im Management des Texas Rangers BaseballTeam und im Ölbusiness. 1998 wurde Bush zum Gouveneur von Texas gewählt. 2000 gewann er knapp die Präsidentschaftswahlen, nicht zuletzt durch ein Urteil des Supreme Court, womit die Neuauszählung der Stimmen des umstrittenen Staates Florida gestoppt wurde. Aufgrund der Terroranschlägen vom 11. September 2001 rief Bush zum Krieg gegen den Terrorismus (Bush-Doktrin) auf und erklärte zunächst den Taliban in Afghanistan den Krieg. Unter dem Vorwand, dass Sadam Hussein sich im Besitz von Massenvernichtungswaffen befindet, marschierten die USA mit ihren Verbündeten (GB, Spanien, ua.) ohne Autorisation der UNO 2003 in den Irak ein. Bei der Präsidentschaftswahl 2004 wurde er wiedergewählt und obsiegte gegenüber seinem demokratischen Kontrahenten John Kerry. Am 20. Januar 2005 wurde er für eine 2. Amtszeit angelobt. Calvert, Cecilius, 2nd Baron Baltimore, 1605?–1675, Lord-Proprietor von Maryland, erhielt von König Charles I. 1632 den Freibrief für Maryland, 1633 schickte er seinen Bruder Leonard mit 200 englischen Katholiken in die neue Kolonie Maryland. Arundel County in Maryland wurde nach seiner Braut genannt. Calvert, George, 1st Baron Baltimore,1580?–1632, legte nach seiner Konvertierung zum Katholiken sein Amt im Geheimen Kronrat in England zurück und wurde 1625 zum Baron of Baltimore in Irland ernannt, 1623 wurde ihm die Halbinsel Neufundland als Kolonie übertragen, er blieb aber erfolglos, 1932 das Gebiet nördlich des Potomac River, das spätere Maryland, er starb aber vor Ausstellung des Freibriefes, welcher sodann auf seinen Sohn Cecilius geschrieben wurde. Carter, James (Jimmy) Earl, geb. 1924, Demokrat, Farmer, 1971–75 Gouverneur von Georgia, 1976 zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt, häufige Konflikte mit dem Senat, sein Antiinflationsprogramm blieb ohne durchschlagenden Erfolg, 1977/78 Vertrag mit Panama betreffend den Status des Panamakanals, engagierte sich für eine Lösung des Nahostkonflikts und initiierte die Verhandlungen in Camp David zwischen Israel und Ägypten, 1979 Unterzeichnung des Salt II Vertrags mit Leonid Iljitsch Breschnew, der Vertrag wurde aufgrund der zunehmenden Spannung zwischen den Vertragsparteien (Einmarsch der UdSSR in Afghanistan) nie ratifiziert, 1980 unterlag er dem republikanischen Kandidaten Ronald Reagan. 1981 gründete er das Carter Center für
Kurzbiographien
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Menschenrechte mit Sitz in Atlanta. Er war mehrmals als Vermittler bei internationalen Konflikten (Nordkorea, Haiti, Bosnien, Osttimor, uva.) tätig. 2002 erhielt er für seine Bemühungen den Friedensnobelpreis. Cheney, Richard (Dick) Bruce, geb. 1941, Studium an der University of Wyoming, Abschluss in Politikwissenschaften im Jahre 1966. Kurz darauf wurde er Assistent von Donald Rumsfeld. Als Rumsfeld 1975 Verteidigungsminister wurde, übernahm Cheney seine Stelle als Joint Chief of Staff. Nachdem Carter sein Präsidentenamt antrat, ging Cheney zurück nach Wyoming und gewann einen Sitz im US-Repräsentantenhaus, wo er von 1979 bis 1989 tätig war und den Staat Wyoming vertrat. Von 1995 bis 2000 war er Aufsichtsratsvorsitzender von Halliburton (Erzeuger von Geräten für die Öl- und Gasindustrie). In der Amtszeit von George Bush war er Verteidigungsminister und seit dem Wahlsieg von George W. Bush ist er Vizepräsident der Vereinigten Staaten, auch für dessen 2. Amtsperiode. Clay, Henry, 1777–1852, Jurist, 1806–07 und 1810–11 US-Senator, 1811–14, 1815–21 und 1823–25 Mitglied im Repräsentantenhaus, beinahe durchgehend dessen Sprecher, schlug Botschafter- und Kriegsministerernennungen zugunsten der demokratischen Führerschaft im Kongreß aus, 1825–29 Außenminister, 1831–42 US-Senator, 1832 und 1844 Whig-Präsidentschaftskandidat, jeweils geschlagen; berühmt für seinen "Kompromiß von 1850". Cleveland, Stephen Grover, 1837–1908, Anwalt, 1883–85 Gouverneur von New York, beteiligt an der Reform der Stadtverwaltung, 1885–89 demokratischer Präsident der Vereinigten Staaten, unterstützte die Verwaltungsreform, 1888 von Benjamin Harrison geschlagen, erneut Präsident 1893–97, nach der Panik von 1893 bekämpfte er die Währungsinflation und hohe Zölle, verweigerte die Anerkennung Hawais nach der dortigen Revolution, verfaßte 1904 "Presidental Problems". Clinton, William (Bill) Jefferson, geb. 19. August 1946 in der Stadt Hope im Bundesstaat Arkansas. Studierte an den Universitäten von Yale, Georgetown und an der englischen Oxford Universität. Von 1974 bis 1976 lehrte er an der Universität von Arkansas Rechtswissenschaften. Anschließend war er zwei Jahre Justizminister in seinem Heimatstaat. 1978 wurde er mit 32 Jahren zum Gouverneur gewählt. Zwei Jahre später bei den Gouverneurswahlen geschlagen, wurde er 1982 aber wiedergewählt und mehrmals im Amt bestätigt. Nach der Wahl vom 3. November 1992 wurde er am 20. Jänner 1993 als 42. Präsident der Vereinigten Staaten angelobt. 1996 gewann er erneut die Präsidentschaftswahlen. In seiner 2. Amtszeit stolperte er beinahe über den Lewinsky-Skandal. Ein eingeleitetes Amtsenthebungsverfahren (Impeachment) scheiterte an der Zu-
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stimmung des Senates. Er übersiedelte in den Staat New York, den seine Frau Hillary als Senatorin für die Demokraten in Washington vertritt. Veröffentlichte 2004 sein Buch "My Life" (erschienen in Deutsch unter dem Titel "Mein Leben"). Crittenden, John Jordan, 1787–1863, Mitglied der Legislative in Kentucky, 1817–19, 1835–41, 1842–48 und 1855–61 US-Senator, zum Justizminister ernannt (1841 und 1850–53), schlug den "Crittenden Compromise" zur Lösung des Sezessionsproblems 1860 vor, welcher aber vom Kommitee verworfen wurde. Crockett, David, 1786–1836, 1821 Mitglied der staatlichen Gesetzgebung in Tennessee, 1827–31 und 1833–35 Abgeordneter im Repräsentantenhaus, Humorist mit zahlreichen bekannten Kommentaren zum Leben in seiner Zeit. 1836 schloß er sich den Texas-Truppen bei ihrem Kampf um Unabhängigkeit an und fiel bei Alamo. Davis, Jefferson, 1808–1889, West Point, diente vor seinem Abschied an verschiedenen Grenzarmeeposten und lebte dann auf seiner Plantage in Mississippi, 1845–46 Mitglied des Repräsentantenhauses, kämpfte im Mexikanischen Krieg bei Buena Vista, 1847–51 US-Senator von Mississippi, 1853–57 Kriegsminister, dann wieder US-Senator, mit der Lossagung Mississippis verließ er den Senat und wurde 1861 zum Präsidenten der Provisorischen Regierung in Montgomery bestellt und anschließend für sechs Jahre (1862–68) zum Präsident der Konföderierten Staaten von Amerika gewählt, nach deren Niederlage herbe Kritik an seiner Unabhängigkeitspolitik unter Außerachtlassung der militärischen Unterlegenheit, auf seiner Flucht aus Richmond 1865 gefangen und eingekerkert, wurde er niemals vor Gericht gestellt, sondern 1867 gegen Kaution freigelassen, nach einem "nolle prosequi" der Regierung verbrachte er seine letzten Jahre zurückgezogen und schrieb 1878–1881 "The Rise and Fall of the Confederacy". Dickinson, John, 1732–1808, Anwalt in Philadelphia, 1774–76 Mitglied im Kontinentalkongreß, stimmte gegen die Unabhängigkeitserklärung und opponierte gegen Benjamin Franklin, 1776–77 und 1779–80 wiederum Mitglied im Kontinentalkongreß, Delegierter von Delaware zur verfassunggebenden Versammlung 1787, sicherte die Akzeptanz der Verfassung durch Veröffentlichung einer Reihe von unterstützenden Briefen unter dem Pseudonym "Fabius". Douglas, Stephen Arnold, 1813–1861, Richter am Obersten Gericht in Illinois ab 1841, 1843–47 Abgeordneter im Repräsentantenhaus, 1847–61 USSenator, verantwortlich für die "Kansas Nebraska Bill" 1854, 1858 erfolglose
Kurzbiographien
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Kandidatur für die Präsidentschaftsnominierung, 1860 bei den Präsidentschaftswahlen von Abraham Lincoln geschlagen, unterstützte er in der Folge dessen Administration. Einstein, Albert, 1879–1955, Physiker, geboren in Deutschland, die ersten Abhandlungen seiner berühmten Relativitätstheorie schrieb er 1905 in der Schweiz, emigrierte nach Amerika, wo er in Princeton am Institute for Advanced Studies wirkte, 1921 Nobelpreis in Physik, entwickelte das Gesetz des photoelektrischen Effekts zur Erklärung der Übertragung der Lichtquanten. Autor von Meaning of Relativity (1923), Builders of the Universe (1932), On the Method of Theoretical Physics (1933). Eisenhower, Dwight David, 1890–1969, Militärlaufbahn, West Point, militärische Mission auf die Philippinen 1935–39, 1942 im Generalstab, November 1942 Kommandant der alliierten Truppen bei der Nordafrika-Invasion, später oberster alliierter Kommandant in Nordafrika, 1943 Invasion von Sizilien und Italien, Oberbefehlshaber in Westeuropa, verantwortlich für die Invasion der Normandie, Fünf-Sterne-General, Mitglied der alliierten Kontrollkommission für Deutschland, 1945 Stabschef der US-Armee, Rücktritt 1948, 1950–52 Oberbefehlshaber und Leiter des obersten Hauptquartiers der NATO, Rücktritt wegen seiner Präsidentschaftskandidatur für die Republikanische Partei 1952, 1953–61 Präsident der Vereinigten Staaten, verkündete 1957 die Eisenhower-Doktrin (Schutzgarantie der USA für den Nahen und Mittleren Osten). Everett, Edward, 1794–1865, 1825–35 Mitglied im Repräsentantenhaus, 1836–40 Gouverneur von Massachusetts, 1841–45 Botschafter in Großbritannien, 1852–53 Außenminister, 1853–54 US-Senator, hielt viele berühmte Reden für die Union, beispielweise in Gettysburg. Fletcher, Benjamin, ?–1703, Militärkarriere in der irischen und englischen Armee, von König William III. zum Gouverneur von New York mit Machtbefugnis über Pennsylvania und Delaware und die Miliz von Connecticut, Rhode Island und New Jersey bestellt, hatte von Anfang an Schwierigkeiten mit den Kolonisten und der Machtausübung, 1698 Absetzung wegen verschiedener Anklagen. Franklin, Benjamin, 1706–1790, erlernte das Druckereigewerbe, druckte 1730–48 die Pennsylvania Gazette, organisierte die erste amerikanische Leihbibliothek und die American Philosophical Society, stellvertretender Generalpostmeister für die Kolonien (1753–74), experimentierte erfolgreich mit Elektrizität, Erfinder des Blitzableiters, 1754 Delegierter im Kongreß von Albany, 1757–62 vertrat er Pennsylvania in England bezüglich der Erbschaftssteuern und erklärte
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im House of Commons den kolonialen Unmut gegenüber dem "Stamp Act", 1775 Mitglied im zweiten Kontinentalkongreß, beteiligt am Entwurf der Unabhängigkeitserklärung, welche er auch unterzeichnete, 1776 schloß er einen Allianz- und Handelsvertrag mit Frankreich, 1781 handelte er zusammen mit John Jay und John Adams den Frieden mit Großbritannien aus, 1787 Mitglied der verfassunggebenden Versammlung, entscheidende Mitarbeit an der amerikanischen Verfassung, trat für die Abschaffung der Sklaverei ein (1790). Veröffentlichte seine Autobiographie. Gadsen, Christopher, 1724–1805, Führer der Oppositionsbewegung von SüdCarolina gegen den "Stamp Act", 1774–76 Delegierter zum Kontinentalkongreß, 1776 Brigadiergeneral in der Kontinentalarmee, stimmte 1788 für den Verfassungsentwurf des Konvents. Galloway, Joseph, 1729?–1803, prominenter Jurist in Philadelphia, 1756–64 und 1765–75 Mitglied in der kolonialen Gesetzgebung Pennsylvanias, 1774–75 Delegierter zum Kontinentalkongreß, war gegen die Unabhängigkeit der Kolonien, zum Administrator von Philadelphia bestellt, entfloh nach seiner Gefangennahme nach England. Garfield, James Abram, 1831–1881, Lehrer am Hiram College, 1861 Colonel in der Ohio Freiwilligen-Infanterie, 1863 Major-General, 1863–80 Abgeordneter zum Repräsentantenhaus, ab 1876 konservativer Führer der Republikaner, 1880 zum Präsidenten gewählt, hatte er Schwierigkeiten mit Kabinettsernennungen, wurde ermordet. Garrison, William Lloyd, 1805–1879, Gründer der Anti-Sklaverei-Zeitschrift "Liberator" (1831), Führer der radikalen Abolitionisten und 1833 Mitgründer der American Anti-Slavery-Society, deren Präsident er 1843–1865 war, hielt Vorlesungen zusammen mit dem prominenten Neger Frederick Douglass, bekämpfte den Kompromiß von 1850 und sah 1863 in der Emanzipationsproklamation seine Bestrebungen erfüllt; nach dem Bürgerkrieg setzte er sich für die Indianer und die Frauenbewegung ein. Gore, Albert Arnold jun., wurde 1948 in Washington D.C. als Sohn des Senators Albert Gore Senior geboren, Universitätsstudien in Harvard und an der Vanderbelt Law School. Er kam 1976 als Mitglied des Repräsentantenhauses in das Kapitol und gehörte ab 1984 dem Senat an. Versuchte bereits 1988 den Sprung in das Weiße Haus, scheiterte aber parteiintern an Michael Dukakis. Seit seinem Buch "Earth in the Balance–Ecology and Human Spirit" (dt. Titel "Wege zum Gleichgewicht: ein Marshallplan für die Erde") auch als konsequenter Vertreter von umweltpolitischen Anliegen bekannt, von 1993 bis 2001 Vize-
Kurzbiographien
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präsident von Bill Clinton. Er kandidierte 2001 für das Präsidentenamt, unterlag jedoch George W. Bush. Grant, Ulysses Simpson, 1822–1885, West Point, diente im Mexikanischen Krieg, seine Geschäfte nach seinem Abschied blieben erfolglos, meldete sich freiwillig für das Illinois Regiment bei Ausbruch des Bürgerkrieges, 1861 Brigadiergeneral, leitete die Einnahme von Fort Henry und Denelson, 1862 Majorgeneral, eroberte Vicksburg und die Kontrolle über den Mississippi 1863, zum Lieutnant-General nach Erfolgen etwa bei Chattanooga und Lookout Mountain befördert, zum Oberbefehlshaber der Unionstruppen unter Abraham Lincoln bestellt, nahm er am 9. April 1865 die Kapitulation General Robert Lees bei Appomattox entgegen, 1868 zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt und 1872 wiedergewählt (1869–77). Trotz seiner eigenen Integrität war seine Amtszeit von Korruption begleitet. Schrieb seine "Personal Memoirs". Greene, Nathaniel, 1742–1786, 1775 Brigadiergeneral in der Kontinentalarmee, 1776 Majorgeneral, leitete eine erfolgreiche Attacke bei Trenton, Generalquartiermeister der Armee, 1778 Rücktritt, von George Washington als Nachfolger von Horatio Gates zum Kommandant der Südarmee ernannt, besiegte die Briten 1782 endgültig in Georgia und in den Carolinas. Hamilton, Alexander, 1755–1804, Sekretär und Adjutant George Washingtons während der Revolution, Mitglied im Konföderationskongreß (1782, 1783), New Yorker Delegierter zur Annapolis Convention (1786), 1787 Delegierter zur verfassunggebenden Versammlung, auf deren Zusammentreten er gemeinsam mit James Madison gedrängt hatte, wo jedoch sein Plan einer starken Zentralregierung überstimmt wurde, konservativer Staatsmann, schlug demokratische Kontrollen der Regierung vor; maßgeblich beteiligt an der Ratifikation der Verfassung durch New York, als erster Finanzminister richtete er ein effektives nationales Finanzwesen ein und war federführend bei der Errichtung der Nationalbank, förderte die Entwicklung der natürlichen Ressourcen; einer der größten politischen Denker Amerikas. Hancock, John, 1737–1793, erbte großes Kaufmannsgeschäft, führend bei den Protesten gegen den "Stamp Act", vorrevolutionäre Aktivitäten, 1766–72 in der Gesetzgebung von Massachusetts, 1775–80 Mitglied im Kontinentalkongreß, 1775–77 dessen Präsident, erster Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung, 1780–85 und 1787–93 zum (ersten) Gouverneur von Massachusetts gewählt, 1785/86 Mitglied im Konföderationskongreß, die von ihm favorisierte Verfassung wurde unter seinem Vorsitz ratifiziert. Harding, Warren Gamaliel, 1865–1923, Eigentümer des "Marion Star" in Ohio, 1915–21 US-Senator, favorisierte die Schutzzollpolitik und trat gegen den
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Völkerbund auf, 1921–23 Präsident der Vereinigten Staaten, ernannte teilweise korrupte Kabinettsmitglieder, starb während seiner Amtszeit. Harrison, Benjamin, 1833–1901, Enkel von William Henry Harrison, studierte Rechtswissenschaften, diente im Bürgerkrieg als Colonel im Regiment von Indiana, als US-Senator 1881–1887 stimmte er für die Verwaltungsreform und starke Seestreitkräfte, trat im Präsidentschaftswahlkampf gegen Stephen Grover Cleveland an und siegte äußerst knapp, 1889–93 Präsident der Vereinigten Staaten, in seiner Amtszeit fand die erste Panamerikakonferenz 1889 statt, bei den Wahlen 1892 wurde er von Stephen Grover Cleveland geschlagen. Harrison, William Henry, 1773–1841, diente im Northwest Territory, 1791– 98 und 1801–1813 Gouverneur des Territoriums von Indiana, kämpfte gegen Tecumseh, kommandierte die Nordwest-Armee im Krieg von 1812, 1814 Rücktritt als Majorgeneral, 1816–1819 Mitglied des Repräsentantenhauses, 1825–28 US-Senator, 1828–29 Gesandter in Kolumbien, 1840 zum US-Präsidenten aufgrund einer Anti-Jackson Bewegung gewählt, starb nach einem Monat seiner Amtszeit an Lungenentzündung. Hayes, Rutherford Birchard, 1822–1893, Jurist, Major im Bürgerkrieg, 1865 Brevet-Major-General, 1865–67 Abgeordneter zum Repräsentantenhaus, 1868–72 Gouverneur von Ohio, nach knappem Wahlsieg 1876 gegen Samuel Jones Tilden Präsident der Vereinigten Staaten, strenge, doch effiziente Regierung. Henry, Patrick, 1736–1799, Jurist, 1765 in der Gesetzgebung von Virginia, organisierte das Virginia Committee of Correspondance mit der Hilfe von Thomas Jefferson und Richard Lee, 1774–76 Mitglied im Kontinentalkongreß, aus einer Rede, in welcher er eine starke koloniale Verteidigung forderte, stammen die berühmten Worte: "Gebt mit Freiheit, oder gebt mir den Tod!", 1776–79 und 1784–86 Gouverneur von Virginia, Mitglied des Konvents, welcher die Bundesverfassung ratifizierte, trug zur frühen Annahme der ersten zehn Amendments zur Verfassung der Vereinigten Staaten bei, welche als "Bill of Rights" bekannt wurden. Hooker, Thomas, 1586?–1647, Geistlicher, floh von England aufgrund einer drohenden Gerichtsverhandlung wegen seiner puritanischen Gesinnung, kam mit John Cotton 1633 nach Amerika, Pastor in Newton in Cambridge, Massachusetts, zog mit seiner Gemeinde wegen oppositioneller Geisteshaltung aus dieser Kolonie 1636 nach Hartford, Connecticut, Befürworter der NeuEngland-Konföderation, spielte eine Hauptrolle beim Entwurf der Verfassung von Connecticut, den "Fundamental Orders", organisierte die Vereinigten Kolonien von Neu-England zum Zwecke der Verteidigung.
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Hoover, Herbert Clark, 1874–1964, Bergbauingineur, arbeitete weltweit in verschiedenen Minen, 1917–19 US Food Administrator, 1921–28 Handelsminister, 1929–33 Präsident der Vereinigten Staaten, der Börsenkrach von 1929 und die darauffolgende Depression brachten große wirtschaftliche Probleme, unterstützte die Farmer und gründete die "Reconstruction Finance Corporation", isolationistische Außenpolitik, 1946 koordinierte er die Nahrungsmittelversorgung für 36 Staaten, Vorsitzender der Hoover-Kommission zur Reorganisation der exekutiven Gewalt der Regierung. Houston, Samuel, 1793–1863, wuchs bei Cherokee-Indianern auf, Armeezeit, Anwalt, 1823–27 Mitglied im Repräsentantenhaus, 1827–29 Gouverneur von Tennessee, Oberbefehlshaber der texanischen Truppen bei Ausbruch des Krieges mit Mexiko, besiegte General Santa Anna 1836 bei San Jacinto, 1836–38 erster Präsident Texas´, 1841–44 und 1846–59 US-Senator von Texas, 1859–61 erneut Gouverneur, Unionsanhänger, Rücktritt 1861. Jackson, Andrew, 1767–1845, Jurist, 1796–97 Mitglied im Repräsentantenhaus, 1797–98 US-Senator, 1798–1804 Richter am obersten Gericht in Tennessee, 1812 als Held der Verteidigung von New Orleans gefeiert, verfolgte die Seminolen-Indianer, die er stets bekämpfte, ins spanische Florida, erster Gouverneur von Florida, 1823–25 US-Senator, 1828 und 1832 zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt, Veto gegen die "Charter der Bank of the United States". Jay, John, 1745–1829, Jurist, Mitglied im Kontinentalkongreß (1774–77, 1778, 1779), Botschafter in Spanien, 1784–89 Außenminister, schrieb mit Alexander Hamilton und James Madison den "Federalist", eine quasi authentische Interpretation der neuen Verfassung, welche grundsätzliches amerikanisches politisches Denken verkörpert, erster Chief Justice des U.S. Supreme Court, handelte mit Großbritannien 1794–95 den Jay-Vertrag aus, 1795–1801 Gouverneur von New York. Jefferson, Thomas, 1743–1826, Anwalt, 1769–74 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Virginia, 1775–76 des Kontinentalkongresses, als Vorsitzender des Kommitees, das die Unabhängigkeitserklärung vorbereitete, schrieb er dessen ersten Entwurf und stellte ihn dem Kongreß am 2. Juli 1776 vor, 1779–81 Gouverneur von Virginia, 1783–85 Mitglied im Konföderationskongreß, 1790–93 Außenminister, anschließend Finanzminister, 1797 zum Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten gewählt, 1801–1809 Präsident nach knappem Wahlsieg (nach Stimmengleichheit mit Burr Abstimmung im Repräsentantenhaus), verantwortlich für den Erwerb Louisianas, verbot die Sklaveneinfuhr und entwarf die "Kentucky Resolutions" als Protest gegen den "Alien and Sedition Act",
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unterstützte die Lewis und Clark-Expedition; einer der gelehrtesten und bedeutendsten Amerikaner. Johnson, Lyndon Baines, 1908–1973, Lehrer, 1937–49 Kongreßabgeordneter, 1949–61 Senator von Texas, 1961–63 Vizepräsident von John F. Kennedy, nach dessen Ermordung Präsident der Vereinigten Staaten, 1964 gewann er den Präsidentschaftswahlkampf gegen Barry M. Goldwater mit großer Mehrheit, soziale Reformtätigkeit (Wohnungsbau, Bildungs- und Krankenwesen), Schwierigkeiten jedoch durch Rassenunruhen und die Verstrickung in den Vietnamkrieg, der seine erfolgreiche Gesellschaftspolitik in Frage stellte, militärische Mißerfolge in Vietnam, verzichtete 1968 auf eine Wiederkandidatur. Johnston, Albert Sidney, 1803–1862, West Point, Brigadiergeneral in Texas, texanischer Kriegsminister, trotz Abschieds 1840 kämpfte er 1857 gegen die Mormonen und wurde 1861 General der konföderierten Armee, schlug 1862 Ulysses Grant bei Shiloh Church nach einem Überraschungsangriff, starb aber auf dem Schlachtfeld, was für die Konföderierten den Verlust eines überaus fähigen Generals bedeutete. Kalakaua, David, 1836–1891, 1874 zum König der hawaianischen Inseln gewählt, besuchte im selben Jahr die USA, nach einer Weltreise 1881 strebte er zahlreiche Regierungsreformen an, was 1887 eine Revolution heraufbeschwor, er wurde gezwungen, dem Volk eine neue Verfassung zu geben, die die königliche Macht sehr einschränkte. Kellogg, Frank Billings, 1856–1937, prominenter Jurist (Standard-Oil-Fälle), 1917–23 Senator, 1924–25 Botschafter in Großbritannien, 1925–29 Außenminister, handelte 1928 mit Aristide Briand den Briand-Kellogg-Pakt aus, einen Nichtangriffspakt, 1929 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen, ab 1930 Richter am Ständigen Internationalen Gerichtshof. Kennedy, John Fitzgerald, 1917–1963, 1947–53 demokratischer Abgeordneter im Repräsentantenhaus, 1953–61 Senator für Massachusetts, 1960 mit knapper Mehrheit gegen Richard Nixon zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt, rief unter dem Schlagwort "New Frontier" zu einem neuen Regierungsstil mit zahlreichen wissenschaftlichen Beratern auf, verfolgte ein umfassendes Programm zur Verbesserung der Sozialversicherung, der Krankenversorgung, des Bildungswesens, zur Steuersenkung und Sanierung der Städte, bemühte sich um die Rassenproblematik, die Bekämpfung der Inflation und den Abbau der Arbeitslosigkeit, 1962 Kubakrise, 1963 Vertrag über die Einstellung von Kernwaffenversuchen, die Entwicklungshilfe für Staaten der dritten Welt sollte auf eine neue Basis der gegenseitigen Partnerschaft gestellt werden, ab 1961 unterstützte er durch Entsendung amerikanischer Spezialeinheiten die Regierung Südviet-
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nams gegen den Vietkong, ein Arrangement mit China mißlang; 1963 von Lee Harvey Oswald in Dallas ermordet. Kent, James, 1763–1847, Jurist, Universitätsprofessor für Rechte in Columbia (1793–98, 1823–26), Richter am New York Supreme Court, ab 1914 Richter am New Yorker Court of Chancery, Verfasser von "Commentaries on American Law" (1826–30). King, Martin Luther, 1929–1968, amerikanischer Bürgerrechtler, Baptistenpfarrer, beeinflußt von Henry David Thoreau und Mahatma Gandhi entwickelte er den gewaltlosen Widerstand und den zivilen Ungehorsam als wirksame Unterstützung der Bürgerrechtsbewegung der amerikanischen Schwarzen, der Omnibusboykott 1956 führte zur Aufhebung der Rassentrennung in den öffentlichen Verkehrsmitteln von Montgomery, 1957 Vorsitzender der Bewegung für den gewaltlosen Widerstand gegen rassische Diskriminierung "Southern Christian Leadership Conference", zahlreiche Demonstrationen, bspw. 1963 Marsch auf Washington, mehrmals verhaftet, 1964 Friedensnobelpreis, 1968 ermordet. Werke u.a.: Stride toward freedom (1958), Strength to love (1963), Why we can't wait (1964), The trumpet of conscience (1967). King, Rufus, 1755–1827, Jurist, Mitglied im Konföderationskongreß 1784– 87, Delegierter zur verfassunggebenden Versammlung 1787, 1789–96 und 1813– 25 US-Senator, 1796–1803 Botschafter in Großbritannien, seine Vize- (1804 und 1808) und Präsidentschaftskandidaturen (1816) blieben erfolglos, 1825–26 wiederum Botschafter in Großbritannien, sehr fähiger Diplomat. Kolumbus, Christoph, 1451–1506, genuesischer Seefahrer in spanischen Diensten, unternahm insgesamt drei Entdeckungsreisen, bei seiner "Indienreise" landete er 1492 auf San Salvador, entdeckte Kuba und Hispaniola, 1493 die Kleinen Antillen und Puerto Rico, 1494 Jamaika, 1498–1500 die Küsten Südamerikas, die Insel Trinidad, 1502–04 die Küste Mittelamerikas. Lee, Richard Henry, 1732–1794, Mitglied des Virginia House of Burgesses, protestierte gegen die Besteuerung durch England, Zusammenarbeit mit Patrick Henry und Thomas Jefferson bei vorrevolutionären Aktivitäten, 1774–79 Delegierter zum Kontinentalkongreß, 1784–89 zum Konföderationskongreß, dessen Präsident er 1784–86 war, Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung und der Konföderationsartikel, war gegen die Verfassung, trug wesentlich zur NorthWest-Ordinance bei (1787), 1789–92 US-Senator. Lee, Robert Edward, 1807–1870, West Point, diente im Mexikanischen Krieg, Superintendent in West Point, Abschied von der Armee, um Kommandant der Streitkräfte von Virginia bei Kriegsausbruch zu werden, militärischer
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Berater von Jefferson Davis, befehligte die Konföderierten Truppen bei Antietam, Fredericksburg und Gettysburg, wo er sich trotz militärischer Unterlegenheit hervorragend schlug, Oberbefehlshaber der Konföderierten Armee ab 1865, kapitulierte bei Appomattox Court House am 9. April 1865; 1865–70 Präsident der späteren "Washington und Lee Universität". Liliuokalani, Lydia, 1838–1917, Königin der hawaianischen Inseln; als Reaktion auf ihre weitgehenden Reformen Aufstand ihres Volkes, welches durch amerikanische Einwohner aufgewiegelt war, 1893 wurde sie abgesetzt, daraufhin verklagte sie die amerikanische Regierung auf Schadenersatz. Lincoln, Abraham, 1809–1865, aufgewachsen in einem Blockhaus in Kentucky, besaß er nur geringe Schulbildung, nach verschiedenen Tätigkeiten studierte er 1831–37 Rechtswissenschaften, 1834–41 im Parlament von Illinois, Anwalt ab 1837, 1847–49 Mitglied des Repräsentantenhauses, 1856 Mitglied der republikanischen Partei, nach seiner Rede "A House Divided" 1858 für den USSenat nominiert, unterlag jedoch, wurde 1861 Präsident der Vereinigten Staaten; nach der Abspaltung der Südstaaten verkündete er die Blockade der südlichen Häfen und veröffentlichte am 1.1.1863 die "Emancipation Proclamation", 1864 wiedergewählt, vor dem Bürgerkrieg trat er für die "free soil doctrine" ein, wurde aber erst im Alter zum Abolitionist, stimmte gegen den Mexikanischen Krieg und war gegen die radikale Wiederaufbaupolitik der Republikaner und wurde von diesen wegen seiner gemäßigten Ansichten heftig attackiert, am 15. April 1865 vor dem Ford-Theater in Washington von John Wilkes Booth angeschossen, starb er am darauffolgenden Tag, einer der populärsten Präsidenten der Vereinigten Staaten. Livingston, Robert R., 1746–1813, Jurist, Partner von John Jay, 1775–77 und 1779–81 Mitglied im Kontinentalkongreß und im Kommitee, welches die Unabhängigkeitserklärung aufsetzte, 1781–83 erster US Minister für auswärtige Angelegenheiten, 1777–1801 Chancellor des Staates New York, 1801–1804 Gesandter in Frankreich, finanzierte Robert Fultons Plan des "Clermont", mit ihm kontrollierte er jahrelang die Schiffahrt am Hudson. Livingston, William, 1723–1790, Jurist, 1774–76 Mitglied im Kontinentalkongreß, 1776–90 Gouverneur von New Jersey, Delegierter zur verfassunggebenden Versammlung und Unterzeichner der Verfassung (1787). Madison, James, 1751–1836, studierte Verfassungsrecht, 1780–83 Mitglied im Kontinentalkongreß, als Abgeordneter in der konstituierenden Versammlung 1787 spielte er die führende Rolle, verfaßte zusammen mit Alexander Hamilton und John Jay den "Federalist", 1789–97 Abgeordneter zum Repräsen-
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tantenhaus, Führer der demokratisch-republikanischen Partei, setzte 1798 die "Virginia Resolutions" auf, die gegen die "Alien and Sedition"Gesetze gerichtet waren, 1801–1809 US Außenminister, 1809–1817 Präsident der Vereinigten Staaten, 1827–1836 Rektor der Universität von Virginia. Mann, Horace, 1796–1859, Jurist in Boston (1823–37), 1837–1848 first secretary der Massachusetts Schulbehörde, reorganisierte das gesamte öffentliche Schulwesen und unterstützte 1839 die Errichtung der ersten amerikanischen "normal school", 1848–53 Mitglied des Repräsentantenhauses, Gründer und Präsident des Antioch College, "Vater des amerikanischen Public School Systems". Marshall, George Catlett, 1880–1959, Militärlaufbahn, diente im Ersten Weltkrieg und 1924–27 in China, 1929–45 General-Stabschef der amerikanischen Armee im Rang eines Generals, 1944 trotz Pensionierung als General der Armee zurückberufen, Fünf-Sterne-General, 1945 Botschafter in China, 1947–49 Außenminister, förderte das Europäische Wiederaufbauprogramm, bekanntgeworden als Marshallplan, 1950–51 Verteidigungsminister, 1953 Friedensnobelpreis. Marshall, John, 1755–1835, kämpfte im Unabhängigkeitskrieg in größeren Schlachten, 1782–88 Mitglied im Virginia House of Burgesses, 1799–1800 im Repräsentantenhaus, 1800–01 Außenminister und 1801–35 Chief Justice am U.S. Supreme Court, seine Entscheidungen etablierten die fundamentalen Doktrinen des amerikanischen Verfassungsrechts, wie etwa in Marbury v. Madison, McCulloch v. Maryland, Gibbons v. Ogden, wahrscheinlich der bedeutendste Chief Justice in der Geschichte des Supreme Court. Mason, George, 1725–1792, Pflanzer in Virginia, bekämpfte die "Townshend Acts", den "Stamp Act" und den "Boston Port Act", Mitglied im konstituierenden Konvent von Virginia 1777, bereitete die "Bill of Rights" und den Großteil der Verfassung von Virginia vor, 1787 Delegierter zum verfassunggebenden Konvent, unterzeichnete die Verfassung jedoch nicht, zum ersten US-Senator gewählt, schlug jedoch des Kriegsdienstes willen aus, entschiedener Gegner der Sklaverei. Mc Kinley, William, 1843–1901, kämpfte im Bürgerkrieg, Anwalt, 1877–83 und 1885–1891 Kongreßabgeordneter, 1891 und 1893 zum Gouverneur von Ohio gewählt, 1897–1901 Präsident der Vereinigten Staaten, beteiligte sich am Befreiungskampf Kubas gegen Spanien, was den Spanisch-Amerikanischen Krieg herbeiführte, 1898 Annexion Hawais, Verfechter einer imperialistischen
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Expansionspolitik, beteiligte die USA an der Niederschlagung des Boxeraufstandes in China, ermordet. Meade, George Gordon, 1815–1872, West Point, Brigdiergeneral der Freiwilligen, half 1861 bei der Verteidigung Washingtons, 1862 Majorgeneral, kämpfte im amerikanischen Bürgerkrieg in vielen Schlachten für die Union, kommandierte die Armee des Potomac 1863. Monroe, James, 1758–1831, studierte 1780–83 Rechtswissenschaften mit Thomas Jefferson, 1783–86 Mitglied des Kontinentalkongresses, 1790–94 USSenator, 1794–96 Botschafter in Frankreich, 1799–1802 Gouverneur von Virginia, maßgeblich beteiligt am Erwerb Lousianas 1803, 1803–1807 Botschafter in England, 1811–1817 Außenminister, gleichzeitig 1814–1815 Kriegsminister, 1817–1825 Präsident der Vereinigten Staaten, seine Amtszeit wurde als "Era of good feeling" bekannt, frei von ernsten Streitigkeiten. Florida wurde 1819 angekauft, 1820 der Missouri-Kompromiß angenommen; 1822 Anerkennung der neuen lateinamerikanischen Staaten; bekannt vor allem durch die "MonroeDoktrin" (1823), dem Verbot jeder Einmischung europäischer Staaten in amerikanische Angelegenheiten und umgekehrt, "Amerika den Amerikanern". Mott, Lukrezia, 1793–1880, Predigerin der Society of Friends, schloß sich dem Abolitionist Elias Hicks an, Delegierte beim Welt-Antisklavereikonvent in London 1840, infolge des Ausschlusses aller Frauen von einer aktiven Rolle bei diesem Konvent wurde sie eine überzeugte Verfechterin der Frauenrechte, organisierte zusammen mit Elizabeth Cady Stanton die Seneca Falls Convention 1848, in der die amerikanische Frauenrechtsbewegung ihre Wurzeln hat. Nixon, Richard Milhous, geb. 1913, 1947–50 Abgeordneter der republikanischen Partei, 1951–53 Senator von Kalifornien, scharfer Gegner des Kommunismus, 1953–61 Vizepräsident von Dwight David Eisenhower, 1960 knappe Wahlniederlage gegen John F. Kennedy, 1968 zum Präsidenten der USA gewählt, bemühte sich mit seinem Außenminister Henry A. Kissinger um eine Umorientierung der Außenpolitik, 1969 ordnete er die Invasion Kambodschas an, Staatsbesuch in Peking 1972, SALT-I Abkommen mit der UdSSR 1972, die Stagflation konnte trotz dirigistischer Maßnahmen wie Lohn- und Preisstop und Dollarabwertung nicht überwunden werden, aufgrund des wachsenden Konservativismus 1972 wiedergewählt, doch mißbilligte der Kongreß seinen zunehmend autoritären Regierungsstil, trat 1974 wegen der Watergate-Affäre zurück, um einer Amtsenthebung zuvorzukommen. Er wurde dadurch nie verurteilt und von seinem Nachfolger Ford für alle seine Vergehen während seiner Amtszeit begnadigt. Er verstarb 1994. Kurz vor seinem Tod gründete er das Nixon Center in Washington.
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Paine, Thomas, 1737–1809, politischer Denker und Schriftsteller, publizierte 1776 "Common Sense", worin er die sofortige Erklärung der Unabhängigkeit der amerikanischen Kolonien von England forderte, weiters die "Crisis papers" (1776–1783), Sekretär im Kongreßausschuß für auswärtige Angelegenheiten, schrieb 1792 "The Rights of Man", worin er für den Sturz der britischen Monarchie und die Errichtung einer Republik eintrat, wegen Landesverrats verurteilt und aus England verbannt, 1792 Mitglied des National-Konvents in Frankreich, 1794 und 1796 schrieb er "The Age of Reason", eine philosophische Erklärung des Deismus, hatte Pläne für eine Weltfriedensorganisation und soziale Absicherungen, in Frankreich als Girondist verhaftet, später freigelassen, ging 1802 erneut nach Amerika. Penn, Richard, 1735–1811, begleitete seinen Bruder John Penn nach Pennsylvania, 1771–73 Lieutnant-Gouverneur, überbrachte 1775 dem englischen König die letzte Note des Kontinentalkongresses, blieb in England, wo er 1784– 1790, 1796–1802 und 1806 dem Parlament angehörte. Penn, William, 1644–1718, studierte Rechtswissenschaften in Oxford, Quäkerführer, trat für religiöse Toleranz ein, Verwalter der West Jersey Kolonie, in Bezahlung einer Schuld der Krone wurde ihm 1681 das später nach seinem Vater benannte Pennsylvania übertragen, als dessen erfolgreicher Gouverneur er stets den Anliegen der Siedler gemäß regierte; leitete die Erbauung Philadelphias und gab der Kolonie eine liberale Verfassung, entwarf 1696 einen Unionsplan aller Kolonien Nordamerikas. Pierce, Franklin, 1804–1869, Jurist, 1833–37 Mitglied des Repräsentantenhauses, 1837–42 US-Senator, Brigadiergeneral im Mexikanischen Krieg, 1853– 57 zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt, in seiner Amtszeit wurde "Gadsen Purchase" erstellt und die "Kansas-Nebraska-Bill" verabschiedet, verschwand von der politischen Szene. Pinckney, Charles Cotesworth, 1746–1825, Jurist, Militärkarriere in der Kontinentalarmee 1776–1783, 1787 Delegierter zur verfassunggebenden Versammlung, unterzeichnete die Verfassung und unterstützte ihre Ratifikation durch Süd-Carolina, schlug Richter- bzw. Ministerstellungen aus, 1796 Botschafter in Frankreich, wurde aber von Frankreich abgelehnt, als US-Kommissar in Frankreich 1797–98 wies er Bestechungsgeldforderungen mit den Worten "No, not a sixpence" zurück, 1804 und 1808 erfolglose Präsidentschaftskandidatur, ab 1805 Präsident der "Society of Cincinnati". Polk, James Knox, 1795–1849, Jurist, 1825–39 Mitglied im Repräsentantenhaus, 1835–39 dessen Sprecher, 1839–41 Gouverneur von Tennessee, 1845–49
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Präsident der Vereinigten Staaten, betrieb die Annexion von Texas und unterstützte den mexikanischen Krieg, unter seiner Amtszeit große Gebietserweiterung, verantwortlich für die Wiedererrichtung des "Independent Treasury System". Powell, Colin, geb. 1937, studierte an der George Washington Universität und begann seine militärische Laufbahn 1958. 1979 bis 1981 unter Präsident Jimmy Carter und 1983 bis 1986 unter Präsident Ronald Reagan war er als Militärberater für das Verteidigungsministerium tätig. 1989 plante er die Intervention in Panama mit und beteiligte sich 1990 an den Vorbereitungen zum Golfkrieg (Desert Storm). Er beendete seine militärische Karriere 1993 als Joint Chief of Staff und Vier-Sterne-General. Er entwickelte die sog. Powell-Doktrin (Einsatz amerikanischer Soldaten im Ausland sofern die vitalen Interessen der USA gefährdet sind und mit überwältigender Kraft zugeschlagen wird, um die Verluste auf beiden Seiten gering zu halten). Trotz Ruhestand war er dennoch politisch aktiv. Am 20. Januar 2001 wird Powell als 65. und erster afroamerikanischer Außenminister vereidigt. Verhielt sich während seiner Amtszeit gegenüber Bush bezüglich des Krieges im Irak loyal. Gab im November 2004 seinen Rücktritt bekannt und stellte sich für eine 2. Amtszeit nicht mehr zur Verfügung. Randolph,, Peyton, 1721?–1775, Jurist, 1748–66 des Königs Anwalt für Virginia, 1748–49 und 1752–75 im Virginia House of Burgesses, Mitglied des Virginia Committee of Correspondance, 1774 und 1775 erster Präsident des Kontinentalkongresses. Reagan, Ronald Wilson, geb. 1911, Reporter, Filmschauspieler, 1947–52 und 1959 Gewerkschaftsvorsitzender der Filmschauspieler, 1967–74 republikanischer Gouverneur von Kalifornien, 1980 zum Präsident der USA gewählt, konservativer gesellschaftspolitischer Kurs, sein Programm zur Wirtschaftsgesundung (Steuersenkungen) bei Erhöhung der Rüstungsausgaben ging zu Lasten des sozialen Bereichs, außenpolitisch vertrat er eine Politik der Stärke gegenüber Ostblock und Mittelamerika, 1984 mit großer Mehrheit wiedergewählt, 1988 zog er sich ins Privatleben zurück. 1990 erschienen seine Memoiren ("An American Life"), ein Jahr später wurde in Simi Valley in Kalifornien die gemeinnützige Stiftung "Ronald Reagan Presidential Foundation" gegründet. 1995 wurde bekannt, dass er an Altzheimer erkrankt war. Er verstarb am 5. Juni 2004 im Alter von 93 Jahren. Rell, Jodi Mary, geboren 1946 Virginia, besuchte die Old Dominion University in Norfolk, Virginia und die Western Connecticut State University. Von 1984 bis 1994 vertrat sie den Distrikt Brookfield im State House of Representatives.
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Von 1994 an war sie 9 Jahre lang stellvertretene Gouverneurin von Connecticut. Nach dem Rücktritt von Gouverneur John Rowland, der in einem Korruptionsskandal verstrickt war, wurde sie zu seiner Nachfolgerin bestellt. Sie setzt sich besonders für Bildungs- und Gesundheitsangelegenheiten ein. Ihre Arbeit findet hohe Zustimmung in der Bevölkerung von Connecticut. 1974 wurde die Todesstrafe in Connecticut wieder in Kraft gesetzt, seit 45 Jahren fanden jedoch keine Hinrichtungen mehr statt. 2004 lehnte Rell mit einer ausführlichen Begründung erstmals ein Gnadengesuch um Aufschub der Vollstreckung der Todesstrafe ab. Rice, Condoleezza, geb. 1954, Studium der Politikwissenschaften, seit 1982 Mitglied der Republikanischen Partei. Von 1989 bis 1991 Direktorin für osteuropäische und sowjetische Angelegenheiten im nationalen Sicherheitsrat unter Präsident Bush sen. Von 1991 bis 1999 war sie Präsidentin der Stanford University. Wurde 2000 von George W. Bush als Sicherheitsberaterin nominiert. Nach dem Rücktritt von Colin Powell folgte sie ihm im Janurar 2005 als erste schwarze Frau als Außenministerin nach. Ridge, Thomas Joseph, geboren am 26. August 1946, Ausbildung am Harvard-College und der Dickinson School of Law. Er trat in die US-Armee ein und diente im Vietnam-Krieg. Von 1982 bis 1994 war er Kongressabgeordneter. 1994 wurde er zum Gouverneur von Pennsylvania gewählt und bekleidete dieses Amt von 1995 bis 2001. Danach wurde er zum ersten Heimatschutzberater des Weißen Hauses und übernahm im Januar 2003 die Leitung des neu geschaffenen Homeland Security Department. Die Behörde ist für die Planung und Koordination aller Bereiche der Zivilverteidigung, dazu gehören Grenzschutz, Küstenwache, Katastrophenschutz und Zoll, verantwortlich. wurde er zum erster United States Secretary of Homeland Security ernannt. Am 30. November 2004 gab er seinen Rücktritt bekannt. Roosevelt, Franklin Delano, 1882–1945, Jurist, Mitarbeiter in der Kanzlei Roosevelt und O'Connor, 1910–13 Mitglied im New Yorker Senat, Führer der unabhängigen Demokraten, von Präsident Woodrow Wilson zum Assistant Secretary der Navy ernannt (1913–20), 1929–33 Gouverneur von New York, unterstützte die Sozialgesetzgebung und Wasserkraftprojekte, 1933–45 Präsident der Vereinigten Staaten, er wurde als erster ein drittes Mal wiedergewählt, verantwortlich für die Gesetzgebungsreformen der Politik des "new deal", berief Minister aus beiden Parteien und Intellektuelle als Berater, sicherte Alterspensionen und Arbeitslosenversicherung, verbesserte die Beziehungen Arbeitgeber und -nehmer und verbot die Kinderarbeit, teilte sich mit Winston Churchill die Autorenschaft an der Atlantic Carter und sicherte die Militärproduktion für den Zweiten Weltkrieg beim Kongreß, an der strategischen Planung des Krieges maßgeb-
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lich beteiligt, bereitete die Gründung der Vereinten Nationen vor. Wegen seiner sozialen und wirtschaftlichen Fortschritte ein herausragender Präsident. Roosevelt, Theodore, 1858–1919, Jurist, 1882–84 Mitglied der Gesetzgebung New Yorks, 1889–95 Mitglied der Civil Service Commission, 1895–97 Präsident der New Yorker Stadtbehörde der Polizeikommissariate, 1897–98 Assistant Secretary der Navy, nach einem Jahr als Colonel in Kuba 1899 zum Gouverneur von New York gewählt, 1901 zum Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten, durch den Tod von William Mc Kinley im September 1901 Präsident, 1904 wiedergewählt, bemühte er sich in seiner Amtszeit u.a. um die Drosselung des "big business" und die Regulierung der "trusts", verantwortlich für die "big stick" Politik in der Karibik, welche in die Dollar-Diplomatie führte; imperialistische Politik, sicherte den Bau des Panamakanals, für seine Mitwirkung an der Beendigung des russisch-japanischen Krieges 1904–05 Friedensnobelpreis 1906, 1909–10 Großwildexpedition nach Afrika, im Kampf um die Präsidentschaft von Woodrow Wilson geschlagen, dessen Politik er in der Folge ablehnte. Autor vieler Bücher über die Großwildjagd und von Biographien amerikanischer Persönlichkeiten. Rumsfeld, Donald H., geb. 1932, Studium an der Princeton Universität, Tätigkeit in der US Navy. 1969–72 fungierte Rumsfeld als Wirtschaftsberater des Präsidenten Richard Nixon, 1973–74 war er US-Gesandter bei der NATO in Brüssel. 1974 wurde er unter Präsident Gerald Ford Stabschef des Weißen Hauses, und 1975 der jüngste Verteidigungsminister der USA. Nach der Abwahl Fords war er höchst erfolgreich in verschiedenen Wirtschaftsbranchen tätig. Nach der Wahl von George W. Bush wurde er erneut Verteidigungsminister. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sagte er den Terrorstaaten den Kampf an und führte die USA als einer der "Falken" in den Krieg gegen Afghanistan und gegen den Irak. Nach der Wahlniederlage der Republikaner bei Wahlen zum Repräsentantenhaus und zum Senat im November 2006 schied er aus seinem Amt aus. Sein Nachfolger wurde Robert Gates. Ryan, George Homer, geboren 1934 in Iowa, promovierte als Pharmazeut an der Butler University in Indiana. 1954 bis 1956 diente George Ryan in der US Army. Seit 1972 ist er Abgeordneter im House of Representatives von Illinois, 1981 wurde er Sprecher dieses Hauses, 1982 Vizegouverneur und 1990 Illinois Secretary of State. Ryan war von 1999 bis 2003 Gouverneur von Illinois; der Republikaner besiegte 1998 seinen demokratischen Gegner Glenn Poshard mit 51 % zu 47 %. Kurz vor Ende seiner Amtszeit wandelte er alle Todesurteile in lebenslängliche Haftstrafen um. Aufgrund verschiedener Skandalvorwürfe stellte er sich nicht für eine Wiederwahl zur Verfügung.
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Santa Anna, Antonio Lopez de, 1795–1876, Kämpfer für die Unabhängigkeit Mexicos ab 1821, 1833–35 Präsident von Mexico, 1836 von Sam Houston bei San Jacinto geschlagen, praktisch Diktator von Mexico, 1845 ins Exil, ab 1847 provisorischer Präsident, führte seine Armee gegen die Vereinigten Staaten, wurde aber von General Winfield Scott geschlagen und aus Mexico-City verbannt, 1855–74 in den USA, 1774 Rückkehr nach Mexico. Seward, William Henry, 1801–1872, Anwalt, 1839–43 Gouverneur von New York, 1849–61 US-Senator, Gegner der Sklaverei, Führer der republikanischen Partei, 1861–69 Außenminister, handelte im Bürgerkrieg mit großem Geschick, verantwortlich für den Erwerb Alaskas von Rußland 1867. Sheridan, Philip Henry, 1831–1888, West Point, 1862 Majorgeneral in der Armee des Potomac, unternahm 1862 seinen berühmten Ritt von Winchester nach Cedar Creek, zwang General Robert Lee zur Kapitulation, nachdem er mit seiner Armee die Rückzugslinie der Konföderierten von Appomattox durchquert hatte, 1869 Lieutnant-General, 1884 Nachfolger William Shermans als Oberbefehlshaber der US-Armee, 1888 General. Sherman, Roger, 1721–93, Jurist, Mitglied der Gesetzgebung in Pennsylvania, Richter des obersten Gerichts von Pennsylvania (1766–67, 1773–88), 1774–81 Mitglied im Kontinentalkongreß, Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung, 1783 und 84 Mitglied im Konföderationskongreß, beteiligt am Entwurf der Artikel der Konföderation, 1784–93 Bürgermeister von New Haven, 1787 Mitglied des verfassunggebenden Konvents in Philadelphia, 1788–91 Mitglied des Repräsentantenhauses, 1791–93 US-Senator. Sherman, William Tecumseh, 1820–1891, West Point, Brigadiergeneral der Freiwilligen, kämpfte bei Bull Run, Shiloh, 1862 Majorgeneral, in Chattanooga startete er 1864, vom Nachschub abgeschnitten, einen Marsch zum Meer, zog weiter nach Savannah und nordwärts, veranlaßte die Kapitulation Albert Johnstons 1865, 1866 Lieutnant-General, 1869 folgte er Ulysses Grant als General und Befehlshaber der Armee, 1884 nahm er seinen Abschied. Stanton, Elizabeth Cady, 1815–1902, organisierte die erste Frauenrechtsversammlung 1848, schloß sich mit Lucretia Mott und Susan B. Anthony in der Frauenstimmrechtsbewegung zusammen, Herausgeberin der "Revolution", eines militanten feministischen Magazins, erste Präsidentin der nationalen Frauenstimmrechtsvereinigung 1869–90, brilliante Rednerin, verfaßte zusammen mit Susan Anthony und Matilda Gage "History of Woman Suffrage" (1881–86). Strong, Josiah, 1847–1916, Geistlicher, 1886–1898 Sekretär der Evangelischen Gemeinschaft der Vereinigten Staaten, gründete die "League for Social Service",
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welche 1902 als "American Institute for Social Service" reorganisiert wurde, Protagonist der "manifest destiny". Werke: Our Country (1885), The New Era (1893), Our World: The New World Religion (1915) etc. Sullivan, James, 1744–1808, Jurist, vorrevolutionäre Aktivitäten, Mitglied des Provinzkongresses von Massachusetts, 1776 Richter am obersten Gericht von Massachusetts, unterstützte die Annahme der Bundesverfassung, 1790 Generalstaatsanwalt von Massachusetts, 1807 und 1808 zum Gouverneur von Massachusetts gewählt, Mitglied der American Academy of Arts and Sciences. Werke: Observations upon the Government of the United States (1791), The History of the Disrict of Maine (1795), The History of Land Titles in Massachusetts (1801). Taft, William Howard, 1857–1930, 1887–90 Richter in Ohio, 1901–04 erster Zivilgouverneur der unter amerikanischer Kontrolle stehenden Philippinen, 1904–08 Kriegsminister unter Theodore Roosevelt, 1909–1913 Präsident der Vereinigten Staaten, 1913–1921 Professor für Verfassungsrecht in Yale, 1921–30 Chief Justice am U.S. Supreme Court. Taylor, Zachary, 1784–1850, Militärkarriere, schlug die Mexikaner bei Palo Alto 1846 und 1847 als Kommandeur der Armee des Rio Grande General Santa Anna bei Buena Vista, 1849–50 Präsident der Vereinigten Staaten, starb während seiner Amtszeit an Typhus. Tecumseh, 1768–1813, Häuptling der Shawnee-Indianer, führte die Indianer gegen die Weißen in der Überzeugung, das Land gehöre den Indianerstämmen, besaß Motivationskraft und herausragendes Organisationstalent, kämpfte im Krieg von 1812 auf Seite der Briten und fiel im Kampf. Thoreau, Henry David, 1817–1862, Schriftsteller, Schüler und später Freund von Ralph Waldo Emerson, gehörte der philosophischen Richtung des Transzendentalismus an, sein Essay "On Civil Disobedience", eines der wichtigsten Werke über den zivilen Ungehorsam, beeinflußte auch die Widerstandsbewegungen des 20. Jahrhunderts, er lebte völlig zurückgezogen in Walden Pond von Juli 1845 bis September 1847 und schrieb 1854 darüber eines der hervorragendsten amerikanischen Bücher "Walden, or Life in the Woods". Tocqueville, Charles Alexis Henry Clerel de, 1805–1859, französischer Historiker, Staatstheoretiker und Politiker, ab 1841 Mitglied der Academie francaise, 1848 Mitglied in der Nationalversammlung, Richter in Frankreich, in einer Spezialmission für sein Heimatland Frankreich durchreiste er die Vereinigten Staaten und schrieb sein Hauptwerk "Über die Demokratie in Amerika", eine
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berühmte Verteidigung der Demokratie und eine exzellente Beschreibung des damaligen Amerika, 1849–51 Außenminister Frankreichs. Travis, William Barret, 1809–1836, Anwalt, Nationalheld, einer der Führer der texanischen Unabhängigkeitsbewegung, stellte ein Freiwilligenkorps auf, Lieutnant-Colonel der Kavallerie, verteidigte 13 Tage Fort Alamo gegen die zahlenmäßig weit überlegenen Mexikaner bis zur Einnahme durch General Santa Anna am 15. März 1836. Truman, Harry Spencer, 1884–1972, 1926–34 Richter in Jackson County, 1935–45 US-Senator, 1945 als Demokrat zum Vizepräsidenten von Franklin D. Roosevelt gewählt, durch dessen Tod Präsident, konferierte in Potsdam mit J.W. Dschugaschwili Stalin, Winston Churchill und Clement Richard Attlee über die Weltsicherheit nach dem zweiten Weltkrieg, entwickelte ein neues außenpolitisches Konzept, die "Truman Doktrin" (1947), wonach die USA "freien" Völkern auf deren Ersuchen hin militärische und wirtschaftliche Hilfe gegen eine Gefährdung ihrer Freiheit gewähren, 1948 wiedergewählt, förderte den NATOPakt und das wechselseitige Sicherheitsprogramm und mit der Marshallplanhilfe den wirtschaftlichen Aufbau Westeuropas, unterstützte Süd-Korea im Krieg 1950. Turner, Frederick Jackson, 1861–1932, Historiker, lehrte an der Universität von Wisconsin (1889–1910) und Harvard (1910–24), verfaßte Studien über die "Grenze" und ihre Bedeutung für die Entwicklung Amerikas. Werke: Rise of the New West (1906), The Frontier in American History (1920),The Significance of Sections in American History (1932, Pulitzer Prize). Vespucci, Amerigo, 1451 od. 54–1512, italienischer Seefahrer in spanischen und portugiesischen Diensten, unternahm 1497–1504 einige Reisen an die Küsten Mittel- und Südamerikas, entdeckte die Mündung des Amazonas, ein deutscher Geograph namens Waldseemüller schlug als erster Vespuccis Vornamen Amerigo als Name für das neu entdeckte Land vor. Warren, Christopher Minor, geb. 1925, Studium an der University of Southern California. Tätigkeit als Assistent von William O. Douglas am United States Supreme Court (1949–1950). Ab 1950 arbeitete er in der Anwaltskanzlei O'Melveny & Myers. 1981 war er als Deputy Secretary of State einer der Chefunterhändler bei den Verhandlungen mit Geiselnehmern in der amerikanischen Botschaft im Iran. Von 1993 bis 1997 Außenminister der USA. 2000 wurde er von Al Gore zur Überwachung der Neuauszählung der Stimmen für die Präsidentschaftswahl im umstrittenen Bundesstaat Florida entsendet.
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Warren, Earl, 1891–1974, ab 1914 Rechtsanwalt, 1943–53 Gouverneur von Kalifornien, 1948 erfolglose Kandidatur für den Vizepräsidenten, 1953–69 Chief Justice am U.S. Supreme Court, unter seinem Vorsitz werden wichtige Grundsatzurteile gefällt, insbesondere in Fragen der Rassengleichheit und der bürgerlichen Freiheitsrechte, erarbeitete 1963/64 mit einer Untersuchungskommission einen Bericht über die Ermordung John F. Kennedys. Washington, George, 1732–1799, Militärlaufbahn, 1759–74 Mitglied des Virginia House of Burgesses, leitete die Oppositonsbewegung gegen die Briten in Virginia, Teilnahme am ersten und zweiten Kontinentalkongreß (1774–75), als Befehlshaber aller Kontinentalarmeen schlug er in brillianter Weise viele Schlachten, darunter Long Island, Trenton, Princeton, Valley Forge, Brandywine und Germantown; 1787 nach kurzem Rückzug ins Privatleben nach Mount Vernon zum Vorsitz des Verfassungskonvents in Philadelphia berufen, 1789 einstimmig zum ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten gemäß der neuen Verfassung gewählt und 1793 wiedergewählt, lehnte eine Wiederkandidatur 1796 in seiner berühmten "Farewell speech" ab, oft als "Vater seines Landes" bezeichnet. Webster, Daniel, 1782–1852, Jurist, 1813–17 Mitglied im Repräsentantenhaus, 1823–27 im House from Massachusetts, 1827–41 US-Senator, brillianter Redner, 1841–43 Außenminister, 1842 handelte er den Webster-AshburtonVertrag mit England aus, 1845–50 US-Senator, 1850–52 erneut Außenminister, 1852 erfolglose Kandidatur für die Präsidentschaftsnominierung, berühmt sind seine Reden und Debatten mit Robert Young Hayne über die Verfassung (1830). Williams, Roger, 1603?–1683, kam von Wales nach Salem, Massachusetts; wegen seiner Kritik an den Machthabern 1635 verbannt, zog er mit einer Gruppe von Anhängern ins heutige Providence, Rhode Island, wo er eine Kolonie gründete; schloß Freundschaft mit den ansässigen Narrgansett-Indianern und war bekannt für seine Toleranz in Religionsfragen, 1644 erwirkte er in England eine Charter für die Ansiedlungen in Providence. Wilson, Woodrow Thomas, 1856–1924, Jurist, Politikwissenschaftler, 1902– 1910 Präsident von Princeton, 1911–1913 Gouverneur von New Jersey, unterstützte eine bedeutende Gesetzgebungsreform, von den Demokraten als Präsidentschaftskandidat aufgestellt, gewann er die Wahl, in seiner Amtsperiode 1913–1921 wurden viele bedeutende Gesetze betreffend innere Reformen verabschiedet, wie der "Clayton-Anti-Trust-Act", ein Bundesgesetz über die Kinderarbeit und drei Amendments zur Verfassung; obwohl er die Vereinigten Staaten während des ersten Weltkrieges neutral halten wollte, befahl er schließlich die
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Mobilmachung und führte sein Land zum Sieg, legte 1918 sein Friedensprogramm in Vierzehn Punkten dar, scheiterte jedoch damit in Europa am Interessenkampf der Staaten, in den USA am Widerstand der Isolationisten, erreichte weder die Ratifikation des von ihm unterzeichneten Versailler Vertrages durch den amerikanischen Kongreß noch den Beitritt der USA zum Völkerbund, 1919 Friedensnobelpreis. Von einem Gehirnschlag 1919 erholte er sich nie mehr, Autor mehrerer Bücher über Politikwissenschaft und Weltangelegenheiten, ein bedeutender, liberaler Präsident. Winthrop, John, 1588–1649, Anwalt in London, wegen seines puritanischen Glaubens seines Amts verlustig, erhielt er eine Charter für die Kolonie in der Bucht von Massachusetts und wurde als deren Gouverneur gewählt, erreichte 1630 Salem mit ca. 700 Siedlern, 12 Funktionsperioden als Gouverneur, organisierte die Konföderation von Neu-England und war 1645 ihr erster Präsident. Seine "Journals" (Tagebücher), manchmal als "Geschichte Neu-Englands von 1630 bis 1649" bezeichnet, stellen ein wichtiges historisches Dokument dar. Wright, Frances, 1795–1852, durchzog die USA mit dem Marquis de Lafayette, Verfechterin der Antisklaverei-Bewegung, bekannt durch ihre Vorträge zu religiöser Freiheit, Frauenrechten, moderner Erziehung und Eherechtsreformen. Yates, Robert, 1738–1801, Jurist, trat bei den Provinzialkongressen von New York 1775 und 1776 für die Unabhängigkeit der amerikanischen Kolonien ein, Mitgestaltung der Verfassung von New York, 1777 Richter am obersten Gerichtshof von New York, ab 1790 dessen Oberster Richter, 1787 Delegierter zur verfassunggebenden Versammlung in Philadelphia, Anti-Federalist, verweigerte die Unterzeichnung der Verfassung, erfolglose Gouverneurskandidaturen 1789 und 1795.
Literaturverzeichnis Die im vorliegenden Band enthaltenen statistischen Angaben stützen sich vorwiegend auf: U.S. Department of Commerce (Bureau of the Census), Historical Statistics of the United States, Colonial Times to 1970, Washington D.C., 1975, Part 1 and 2, Bicentennial edition (=Wattenberg, Ben J. (ed.), The Statistical History of the United States, from Colonial Times to the Present, New York, 1976). Biographische Angaben wurden vorwiegend aus Johnson Allen-Dumas Malone (ed.), Dictionary of American Biography, 20 Vols., New York, 1946, Centenary Edition, sowie aus Holland David (ed.), Encyclopedia Americana, International Edition, 30 Vols., New York, 1988, Cornelison Pam, Yanak Ted, The Great American History Fact-Finder, 2. Auflage, New Yor, 2004, entnommen. Bezüglich Biografien im Internet sei verwiesen auf die Homepages www.whitehouse.gov sowie www.wikipedia.org. Die Literatur zur amerikanischen Geschichte, Politik und Gesellschaft ist Legion. Ein detaillierter Literaturbericht erscheint vor allem im Hinblick auf Zweck und Umfang des vorliegenden Bandes nicht angezeigt. Zur Weiterbeschäftigung mit Fragen der amerikanischen Geschichte sowie zu Staat, Gesellschaft und Politik der USA sei im besonderen auf folgende Bibliographien verwiesen: DeConde, Alexander, Encyclopedia of American foreign policy, Vols.2, New York, 2002 Dippel, Horst, Americana Germanica 1770–1800, Bibliographie deutscher Amerikaliteratur, Stuttgart, 1976 Dreyer, Michael/Kaim, Marcus/Lank, Markus (Hg.), Amerikaforschung in Deutschland, Wiesbaden, 2004 Fisher, Louis/Levy, Leonard, The Encyclopedia of the American Presidency, 4 Bde., New York, 1998 Fowler, Wilton B., American Diplomatic History since 1880, Northbrook, 1975 Freidel, Frank/Showman, Richard K. (eds.), Harvard Guide to American History, 2 Vols.2, Cambridge, Mass., 1974
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Herausgeber Herbert Schambeck, Dr. iur., Dr. h.c. mult., em. o. Universitätsprofessor für öffentliches Recht, politische Wissenschaften und Rechtsphilosophie an der Universität Linz, Präsident des Bundesrates der Republik Österreich i.R. Helmut Widder, Dr. iur., Universitätsprofessor für Staatsrecht und politische Wissenschaften an der Universität Linz Marcus Bergmann, Dr. iur., Gesandter im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten der Republik Österreich, Wien