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German Pages 412 Year 1823
Geſchichte der
Democrat i e in den
Vereinigten Staaten von Nord - America .
von
i
Johann Georg Hülſemann.
Gottingen
bei vandenho e đ und Ruprecht. 1823
Gerchichte der
Demorra † i e in den
Vereinigten Staaten von Nord - America. !
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--
Einleitung.
ler Zwed dieſer Geſchichte der Democratie in den Vereinigten Staaten iſt nicht, eine ums faſſende Ueberſicht der Ereigniſſe zu geben , welche dem Urſprunge und der Entwicelung des gegens
wärtigen politiſchen Zuſtandesvon Nord:Umerica angehoren ; der Verfaſſer macht daher keinen Unſpruch auf materielle Volftändigkeit in Ers zählung der einzelnen darauf bezüglichen Beges benheiten. Vielmehr war feine Aufmerkfamkeit
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in der Seſchichte diefes Landes vorzugsweiſe auf diejenigen Thatſachen und auf die in dem Vers fahren Einzelner hervortretenden Grundfäße ges richtet, welche für das Verhältniß der herrs
fdhenden Europäiſchen Politik zu den in Nord : America geltenden Principien bezeichnend find. Mithin darf man hier nicht eine unabhängige , auf keiner politiſchen Doctrin beruhende Darſtellung der americaniſden Ges ſchichte erwarten ;
und trägt der Verf. um ſo
weniger Bedenken , diefen Standpuct , auf welchen er fich ſtellen zu müſſen glaubte , gleich jeßt beſtimmt anzugeben , als er in allen hiſtoriſch: politiſchen Unterſuchungen nur die Unpartheilicha keit in Thatfachen , nicht aber in Rückſicht
der Principien kennt. Es iſt auch dieſe foges nannte Unpartheilichkeit überall nur eine einges
bildete , indem diejenigen Schriftſteller, wels che fie als das Panter anſehen ,
dem jeder
Geſchichtſchreiber folgen múffe , den Grundſaß alls
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gemeiner Toleranz und allgemeiner Aufklärung von vorn herein als Actiom betrachten , mithin ebenfalls gewiſſermaſſen von einem , wenn gleich
mehr fubjectiven , Standpuncte aus den Zus ſammenhang der Begebenheiten betrachten. Ein gerade hier paſſendes Beiſpiel unter den vielen
hiſtoriſch - politiſchen Schriften , die in dieſem Sinne verfaßt find ,
ift Ebelings Erdbeſchrei:
bung von Nord - America , welchem übrigens fehr verdienſtlichen Werke der Verfaſſer, wie er gern einrármt , wegen Mangel an andern Quellen hat ſehr oft folgen müſſen .
keit in
Die Inpartheilidha
Thatſachen und die Wahrheitsliebe
Ebelings erkennt er ſehr gern an , kann aber die ſchwankenden und ſich hie und da widerſpres dhenden Urtheile deſſelben nur einem
gånzlichen
Mangel an Kenntniß , der politiſchen Theorie und einem gewiſſen nicht fehr entſchiedenen Hins
neigen zur Democratie und zum religisſen Ins differentismus zuſchreiben.
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Nach des Verfaſſers Ueberzeugung muß man
fich gegen das, was man als Boſe erkannt hat, beſtimmt erklären , und kann er die Toleranz in dieſem Falle nicht nur keineswegs rechtfertigen, ſondern muß fie mindeſtens als Schwache tadeln .
Von dem Europäiſchen Standpuncte aus aber
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erſcheint das in Nord - America vorherrſchende Beſtreben als entſchieden feindſelig , als in einem
Gneidenden Widerſpruch gegen alles Dasicnige, worauf unſere ganze Civiliſation berubet. Die
in Nord -America herrſchende Tendenz iſt in
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einem beftimmten Kampfe mit unſerer Religion ,
;
mit unfern monarchiſch - ariſtocratiſdhen Intereſſen und Geſinnungen , und eben daher kann der Verfaſſer alles dasjenige , was auf dieſer trans
atlantiſchen Baſis beruhet , nicht anders als verderblich nennen.
Eine ſehr falſche Folges
rung aus dieſein offenen Geſtändniſſe würde es reyn , wenn man darin einen Haß gegen Nord America als ſolches ſuchen wollte.
Die Vers
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theidiger der herrſchenden Europäiſchen Polis tiť ſind zufrieden , wenn unſer Welttheil von dem nicht heimgeſucht wird ,
was America ans
gehårt. So lange es jenſeits des Oceans bleibt, wollen wir es nur als fremd betrachten ; aber bekämpfen múffen wir es , wenn es ſich in Eus ropa eindrångt , wenn es feindlich uno ftshrend
gegen unſere erſten und theuerſten Intereſſen auftritt Niemand würde es , ( um den be:
kannteſten Repréſentanten der in den Norda americaniſchen Freiſtaaten herrſchenden Princis
pien ſtatt aller andern anzuführen ), dem Se: neral { afayette berargen ,
wenn
er
dort
ein neues Vaterland geſucht, wenn er Frankreich, wenn er Europa entſagt hätte , um jenſeits des
Oceans einen politiſchen Zuſtand zu finden , den hier zu erſchaffen er ſich vergebens bemüht hat. Aber er , und mit ihm alle diejenigen , welche
in Frankreid) , in Spanien und überraupt im weſtlichen Europa mit dem Namen der {ibes .
I
х
ralen bezeichnet werden , und die alle mehr oder
weniger der herrſchenden Europaiſchen Politik entgegenſtehen , werden mit Recht als die Feinde der Religion, des Staates und der geſellſchafts lichen Ordnung betrachtet; ſie werden mit Recht als folde angeklagt, verfolgt und beſtraft, da ſie feit dreißig Jahren bemüht ſind , alle religiós -politiſchen Inſtitutionen , auf denen die
Europäiſche Civiliſation beruhet , zu vernichten; und uns einer allgemeinen Gefeßloſigkeit, den Folgen der Aufhebung preis zu geben .
jeder Autoritat
Mit wie viel Beſtimmtheit,
mit wie viel Strenge gegen dieſe verderb lichen Beſtrebungen verfahren werden ſolle ,
muß natürlich der Weisheit der Regierungen überlaſſen bleiben , und mag die Klugheit es anrathen , in der Praxis hier mit mehrerer, dort init minderer Mäßigung zu verfahren. Uber von M & ßigung kann nur in der Anw e ng dung die Rede ſeyn. Das Princip kennt dieſe
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Shranke nicht ,
und kann nie mit zu
großer Strenge
aufrecht erhalten
werden.
Das mit dem Anfange dieſes Jahrhunderts entſchiedene , und ſeitdem täglich ſteigende Uebers
gewicht der democratiſchen Parthei in Nords America iſt für uns nicht eigentlich um deßwillen
von ro traurigem Intereſſe , weil dadurch alle
Hoffnungen, welche Männer wie Waſhington und Alexander Hamilton für die Zukuuft dieſes (andes erregen mochten , vernichtet ſind. Viel verderbs licher ſind dieſe Begebenheiten für Europa das durch geworden , daß die Parthei der Revolus
tion in ihnen einen ſichern Stúkpunct gewonnen
hat. Eben daher muß es auch für uns im höchſten Grade wünſchenswerth ſeyn, daß fich wenigſtens in andern Theilen der neuen Welt Inſtitutionen erhalten oder bilden ,
die mit den
unfrigen eine nålere Verwandtſchaft haben , un
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allenfalls als Segengewicht im Verhältniſſe zu der Herrſchenden Politik der Vereinigten Staaten zu dienen. Dies iſt der Geſichtspunct, von wo aus man das , was man gewShnlich den Kampf zwi:
fchen America und Europa nennt, betrachten muß .
Die Liberalen in Frankreich , die Radis
calen in England find , der eine mehr der andere weniger
als die Vorfechter jener transatlantis
BE
ſchen Schlachtordaung zu betrachten , und wir 1
dürfen es immer eine gute Vorbedeutung des Siegesnennen , wenn wir im Stande ſind,
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die vorgeſchobenen Linien des Gegners zurúd:
zudrången und den Schauplaß des Krieges auf ſein Gebiet zu verſeken.
In der That iſt mit Recht ſchon Sfterer die Frage aufgeworfen : warum entfagen die Liberalen , jene. U nzufriedenen , nicht ganz
unferin Welttheil , dem ſie doch einmal durch
ihr Intereſſe und ihre Bildung fremd geworden
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ſind ? Man könnte ſich wirklich wundern , daß diefer von uralter Zeit her beſtimmte Character
aller Colonten i fich in den legten Jahren nicht noch durchgreifender ausgeſprochen hat , als wirks Namentlich haben dieſe Nordamericaniſchen Colonten von ihrem Urs lich
der Fall ift.
ſprunge an durch den Drang der Umſtände die
Beſtimmung erhalten , alle diejenigen Perſonen, alle diejenigen Intereſſen aufzunehmen , welche in dem Mutterlande keinen Raum fanden , die
mit den dort beſtehenden Verhältniſſen in einen fo entſchiedenen religisſen , fittlichen oder politis
fchen Widerſpruch gekommen waren , daß fie, Tey es freiwillig , fer , es gezwungen , die ange:
borene Heimath mit einer neuen Vertauſchen mußten .
Der größere Theil der erſten Coloni,
ſten in Nord - Uunerica war aus den Brittiſchen
Inſeln ausgewandert. Unter Carl I. verließen manche Republicaner und Puritaner ,
unter
Cromwels Protectorat viele Royaliſten , die dann
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zugleich Katholiken oder Anhänger der biſdoflis chen Kirche waren , England , und ſiebelten ſich in verſchiedenen an .
Gegenden von von
Nord : America
Einige der legtern kehrten nach der
Reſtauration zurück , machten aber einer nicht unbedeutenden Anzahl von Anhängern Cromwels
und des Parlamentes Plaß, und wurden ſelbſt wieder zum Theil durch die Revolution von 1688 zu einer neuen Yuswanderung bewogen, Aus Frankreich kamen viele Hugenotten , aus Deutſche lant ebenfalls manche
mit dem Religionszus
ſtande ihres Vaterlandes Unzufriedene nach der Oftküſte von Nord : America.
Wie verſchies
den alle dieſe Auswanderer . untereinander feyn mochten
die Unzufriedenheit mit den in
ihrem Vaterlande beſtehenden Verhalts niffen , modhte diefe aus religioſen , politiſchen
oder unangenehmen Privatverhältniſſen kerrühren, iſt ein gemeinſchaftlicher Character der fåmmtlichen Coloniften.
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Es fragt ſich , zu welcher Claffe der Se: fellſchaft gehérten vorzugsweiſe
die Perſonen,
welche Europa verließen und ſich in America
anſiedelten ? Beſtimmt iſt zu behaupten , daß nicht nur die großere Zahl der Coloniſten dem
dritten Stande angehörte ,
ſondern auch daß
im Ganzen die wenigen Perſonen , bei denen dies nicht der Fall war , durch die Auswans derung ſelbſt auf eine gewiſſe Weiſe in dieſelbe
Claſſe unmittelbar verſekt wurden.
Von dem
erſten Stande iſt, ba von Anfang der Colos niſation in America an eine durchgreifende 26.
neigung gegen jede herrſchende Kirche hervortritt, ohnehin nicht die Rede. Die wenigen Perſonen aber, welche ſich in America niederließen , und in ihrem Vaterlande der Ariſtocratie angehört hatten , mußten nothwendig in der großen Maſſe
verſchwinden , und unter dieſen ganz neuen Verhalts niffen allen Anſprüchen entſagen , beſonders da die Zahl derjenigen Coloniſten aus den höhern Claſſen
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der Gefellſchaft, die zugleich ein anſehnliches Vers mogen hatten , dußerſt gering war . Wie durch greifend dieſe Herrſchaft des dritten Standes von Anfang an in America geweſen iſt , ſieht
man namentlich daraus , daß die erbeigenthúms
lichen Regierungen ( proprietary governments ) [dhon lange vor der Americaniſchen Revolution auf das heftigſte angefeindet und zum Theil wirklich aufgehoben würden ; wovon der wahre 1
innere Srund in nichts anberm zu fuchen iſt, als darin , daß die Colonien , welche diere Regierungsform hatten , und in denen das Grunds
eigenthum alſo großen Süterbeſigern gehörte, in jeder Hinſicht bei weitem die meiſten Euros
påiſchen Inſtitutionen kannten. Eine andere un mittelbare Folge dieſer überwiegenden Herrs
ſchaft des dritten Standes iſt , daß die Aris ſtocratie , welche ſich allmählig in vielen Staas ten der Union gebildet hat,
keineswegs aus
den großern Güterbeſigern , am wenigſten als
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folchen ,
beſteht,
indem durchgängig felbft die
Landeigenthümer in Geldgeſchafte und Handels ſpeculationen ſo ſehr verwickelt ſind , daß fie
nicht minder wie Repräſentanten des Selds intereſſe ,
als des unbeweglichen Vermögens
betrachtet werden müſſen. * ) Faft ſcheint es ſonderbar , aber dennoch låßt ſich auf dieſe Weiſe mit Grund behaupten ,
daß es eigentlich in
Nords America blos einen dritten Stand
gibt ; und es iſt um To leichter zu begreifen , daß die erſten Elemente der Colonialbevólkerung
ſich to unverändert erhalten haben , als die Ge: feßgebung in den meiſten Provinzen eben dieſer Richtung förderlich geweſen iſt , wohin naments
lich die faſt ganz allgeineine gleiche Vertheilung der Erbſchaften gerechnet werden muß.
*
von Bülow . Bd. 1. pag. 94. und Bristed , Resources of the United States. 1818. pag . 57.
[2]
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Der Verfaſſer iſt zwar vollkommen iber: zeugt, daß die hShern Intereffen des Menſden nicht
sie Exiſtenz
ohne
einer
wirklichen
Kirche und eines Geburtsadels bewahrt wers den können , und aus dieſem Grunde muß er
den Mangel derſelben , wo dies immer ſey, beklagen .
wirklich
Allein
in
Nord - Umerica fehlen
in
einem
gewiſſen
Umfange dieſe
beiden Elemente des geſellſchaftlichen Zuſtandes ; und dies einmal angenommen ,
darf man ficy 1
nicht wundern , wenn die Verfaſſung der Staaten C
und der Union weder Geiſtlichkeit noch Adel kennt.
Wie
fol
nian
es
aber
nennen ,
wenn gefeßliche Beſtimmungen , die mit dem
geſellſchaftlichen Zuſtande eines Landes , mag dieſer ſo ſchlecht ſeyn wie er will , ſtimmen , werden
Staaten übertragen religiós - moraliſch - politiſche
proglids
deren
übereins
in
Verhältniſſe auf ganz andern Fundamenten bes
ruhen ? wie foll man es nennen , wenn z. B.
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die Urheber der Conſtitution der Cortes auf
Einmal die Exiſtenz der reichen und machtigen
Spaniſchen Geiſtlichkeit und alle die hochberühmten Namen der Grandeza" vergeſſen ? Wäre es
erlaubt , dieſe und ähnliche Verfügungen durd; den gånzlichen Mangel an politiſchen Kenntniffen, oder durch die vollſtändige Abweſenheit des Tag
kents , welches ganz verſchiebenartige Dinge unters fcheidet , bei diefen Geſeggebern zu entſchuldigen, To würde man es wenigſtens dem bfen Willen nicht zuredjnen dúrfen . Mangel an Kenntniß und Schwache des Verſtandes mögen wirklich bei
einem großen Theile der nicht berathſchras genden , ſondern blos ftimmenden *) Mit:
glieder jener Cortes von 1812 die Urſache ihrer Theilnahme an ſolchen Beſchlüffen ſeyn. Allein daß die Führer der democratiſchen Parthei durdy
*) vid. die drei erſten Hefte des Staatss manns. Offenbach . 1823.
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die Beſchränkung des königlichen veto das inos narchiſche Princip der Spaniſchen Verfaſſung vers nichten , den König durch dieſe Gleichſtellung mit den vom Volke erwählten Gouverneurs , ( in den meiſten der Vereinigten Staaten ) , zum erſten Beamten des Souverainen Volkes hers
abfeßen wollten , und daß fie in allem übrigen nach den nämlichen Grundſäken handela ten , bedarf wohl jekt keines weitern Beweiſes .
Die Verbindung der Colonien mit dein
Mutterlande iſt zwar von jeher ſehr ſchwach geweſen ; indeſſen bildete die , wenn auch bes
forånkte Abhängigkeit der Colonien von dem Königreiche Großbritannien an ſich einen Schuß gegen die Herrſchaft antieuropäiſcher Srunds fäße und Intereſſen. Der Revolutionskrieg hob dieſe Verbindung auf , und mit ihr die einzige
Schranke gegen die Oberherrſchaft der anti chriftlichen und ( in politiſder Hinſicht) anarchis
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fbben Elemente.
Außerdem warb die Anerkens
nung der Unabhängigkeit der unmittelbare Aus
laß zur Aufhebung der erbeigenthümlichen Regies rungen und mehrerer anderer Inſtitutionen , die
man europäiſch nennen konnte , ſo wie zur Ents fernung derjenigen Einwohner, bie durch Gefins nung und Intereſſe mit der Königlichen Herrs Sehr bald fahen ſchaft. verbunden waren .
Waſhington , Alexander Hamilton , John Jay und andere wohlgeſinnte Mánner ein , daß an die
Stelle der Verbindung mit England etwas
Anderes gefeßt werden müffe, wenn überhaupt von der Fortbauer eineß auch nur erträglichen Zuſtandes die Rede feyn ſollte. Eben dieſe Männer bewirkten daher şen Abſchluß der neuen Bundesacte ,
und
verſuchten feitdem ,
durch mancherlei Inftitutionen der gånzlichen Uuflöſung aller religiøſen und politiſchen Bande entgegen zu wirken.
Ob ihre wohlgemeinten
und ſehr verdienſtlichen Bemühungen ohne die
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bald darauf in Europa eintretenden Begebenheiten
einen glücklichern Erfolg gehabt haben würden, möchte fchwer zu entſcheiden ſeyn .
Wir wiſſen
nur , , baß die franzöſiſche Revolution , beſonders
feit dem Anfange dieſes". Jahrhunderts , in den Vereinigten Staaten einen der Geſinnung nach eifrigen , wenn auch wegen Schwache der Regies rung nicht ſehr thatigen , Bundesgenoſſen in dem Kampfe gegen ganz Europa gefunden hat.
/
!
Erſter Abſchnitt. Bis zur americaniſchen Revo lution.
1
1 1
f
I. Bis, zur engliſchen Revolution von 1688 .
Nord - America wurde zwar ſchon gegen das Ende des funfzehnten Jahrhunderts , unter der von den Regierung Heinrichs des Siebenten hind Jahr urch kůms Engländern beſucht; hundert e merte man ſich jedoch nicht weiter darum . ' Im Jahr 1584 wurden einige Schiffe für die Colonts
ſation dieſer Länder ausgerüſtet, welche Unternehs mung aber keine irgend bedeutende Folgen gehabt
hat. Wenigſtens war im Jahr 1603. noch kein Engliſcher - Colonift in Nord . America anſågig. Dainahls theilte man die ganze Küſte von Nords America vom 35° bis zum 45° in Neu : England und Virginien ein. 11
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Im Jahr 1606 wurden , um die Coloniſation von Nord - America und den Handel dahin zu füh.
ren , die Briſtols oder News Plymouth , und die London - Compagnie errichtet, und feit dieſer Zeit ward Norð : America der Zufluchtsort aller Unzus
friedenen in England , mochte dieſe Unzufriedenheit aus religioſen oder politiſchen Streitigkeiten oder
aus unangenehmen Privatverhältniſſen hervorgehen. Auch iſt es in der That'nicht zu verivundern , daß
Engländer , welche ſich veranlaßt ſahen , ihr Va: terland zu verlaſſen , am liebſten dieſe Küſten der neuen Welt zu ihrem Aufenthalte wählten , da die natürliche Beſchaffenheit des Landes ihre gewohnte Lebensart am meiſten begünſtigte. Unter der Res gierung Carls I. und unter Cromwells Protectorat
waren die Auswanderungen der Engländer noch nicht fehr häufig ; Carl I. fuchte ihnen felbſt Hins derniſſein den Weg zu legen, vielleicht zu ſeinem eignen Unglück , indem , wie man erzählt , grade . feine argften Feinde in Begriff waren , England
zu verlaſſen und nur durch die ausdrücklichen Bed fehle des Königs daran gehindert wurden. gn viel größerer Zahl verließen die Engländer unter Carl II. ihr Vaterland ; Beſonders fiedelten fich
nach der Reſtauration fele viele Anhänger Troms wells in Virginien an und waren eben da die
Hanpturheber einer Verſchwörung gegen das Sous vernement.
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1. Neu . England. Die Colonien von Neu : England verbanken
thre Entſtehung vorzüglich der religisfen Secte der
Bronniſten , deren Grundlage eben ddeshalb füra Nor ric bon
Ame
eine befondre Bedeutung Kaben. ( Brown behaup , tete , „ daß eine jede chriftliche ?Gefelfdhaft , "zur Verehrung Gottes verbunden , eine Kirche birde, bollſtändige Gewalt über ihre eignen Angelegenheid
'ten habe , unabhängig von jeder andern Geſellſchaft und ohne Verantwortlichkeit gegen 'irgen einen
Obern fey , daß die Geiſtlichkeit keinen beſondern Stand in der Kirche bilde , ſondern daß jeder des
Lehrens Fähige durch die Wahl ſeiner Brüder und durch das Auflegen ilirer Hånde.Dazu geweiht werden könner daß er dagegen aber auch von den
Mitgliedern der Kircheabgelegt und das überhaupt jebe Angelegenheit einer ſolchen Kirche durch die Majorität der Mitglieder regulirt werden kanne."
Dergleichen Srundfåße konnte die konigliche Regie: rung in England nicht in der Theorfe , und noch viel weniger bulden , wenn die Anhänger derfelben , wie es bei den Browniſten der Fall war , fie mit der
größten Strerige ausüben wollten ... Sie mußten daher England verlaffen , und flohen zuerſt nach Holland , wo ſie ſich größtentheils in Leyden , nieders ieße n .
Von Da gingen ſie im Jahr 1620 nache
NordsUmerica ,, nachdem ſie von Jacob I. einigers
maßen Verſicherung freier Religionsübung erhalten
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hatten ; und hierauf gründete ſich die News Plys inouth - Compagnie, indem die Browniſten fich in Maſſachuſetts - Bay niederließen und diefe Colonte
ܕ
Rew Plymouth nannten.
能。
: Die kirchlichen Streitigkeiten in England trus gen viel mehr zur ſchnellen Bevdikerung der Colos
high
nien von Neu - England bei , als die Mittel oder
her
die Châtigkeit der Compagnie , welche ihren Siß in Briſtol genommen hatte. Denn der Handel war fo felr in London concentrirt und der dortige Hans
LE . 2
delsſtand hatte fo viel pecuniáre und politiſche Hüls feu in Hånden , daß allein ſchon deshalb die Briſtols Compagnie hinter der London - Compagnie zurücks. bleiben mußte. Die Bewohner von Neue Plys mouth ſuchten daher gleich anfangs das vom KS
mige der Compagnie:verliehene Patent käuflich an fich zu bringen . Dies geſchah im Jahr 1630 und
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war der Colonie, um ſo wichtiger , als die Bewoh
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res: bis dahin gar keinen rechtskräftigen Anſpruch auf das in Beſik genommene Gebiet hatten. :-Doch wurden ſie auch damals nicht als Corporation vom
Könige anerkannt; ſondern die Krone nahm anfangs von dieſer Transaction gar keine Notiz .
Ohne
Zweifel war die Compagnie eigentlich gar nicht befiigt , ihre Rechte ſo zu veräußern , daß aus
einer Handels- Geſellfdhaft in England eine Pro.
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vinzial- Herrſchaft in America ward .." Uber der
Geiſt der Neuerung in Religion ( Not. 1.) und
Politik ſpricht fich:{felbft nach Ebeling), von Unz fang an in der Maffadjuſetts -Bay -Geſellſchaft aus. Durch die Verwerfung des Herkömmlichen und Beſtehenden in der Religion wurden ſie gewohnt, auch in der Politiť nicht daran zu halten. Ein königliches Patent hatten ſie blos deshalb zu er:
halten geſucht, um ihren Handlungen als denen einer politiſchen Corporation gereklidie Wirkung
in England zu geben ; die Perſonen aber , welche von ihnen nach Umerica geſchickt wurden , betrach: teten fich , nadidem ſie dort angekommen waren , gleich als Leute , deren Verbindung auf eigener Willkühr beruheté. Sie handelten , wie die Stif ter einer Geſellſchaft, denen die Befugniß zukáme, über die Regierung nach Gutdůnken zu verfügen
und überhaupt zu thun , was ihnen gefiele." Auch in anderer Hinſicht verfuhren ſie , wie bei dem Anfange geſellſchaftlicher Verbindungen , ins
dem ſie z . B. ihr Privat . Eigenthum zuſammens warfen , für gemeinſchaftlichen Nußen arbeiteten und den Gewinn in einer Geſamtcaffe fammelten, eine Einrichtung die dem Fortkommen der Colonie ſehr nachtheilig war. Bei der Uebergabe der Rechte der Compagnie
ward in einer Generalverſammlung derſelben John Winthrop zum Gouverneur, Thomas Dudley zum
Vice : Gouverneur und achtzehn Beifiker gewählt, welchen zuſammen mit den Freimannern , die ſich in Neu : England niederlaſſen würden , alle Cora porationsrechte der Compagnie übertragen wurden .
verneurs und die Beiſiger. Da ſich aber bald Eins zelne in entferntern Gegenden anſiedelten , (ſchon nach wenigen Jahren fand man Pflanzorte fechs oder ſieben Meilen von der Küſte) wurde es für Mande befdwerlich , für die in der Nähe der
Indier Wohnenden gefährlich , ihre Wohnungen Sfterer zu verlaſſen ; und da es ſchon jekt nothwens ! dig ward , die Landtage vier mal jährlich zu halten, ſo veranlaßte dies eine weſentliche Aenderung in
der Verfaſſung. Als näinlich im Jahr 1634 eine Heneralverſammlung gehalten werden ſollte', era wählten die Freimånner , dem Statthalter und den Beiſigern unerwartet , anſtatt, wie das Privis legium fagte, ſelbſt zu erſcheinen , vier und zwans zig Repreſentanten der verſchiedenen Ortſchaften , 1
mit dem Auftrage , in ihrem Namen zu berathen
und zu entſcheiden über jeden Gegenſtand. . Zur Befr& ftigung ihrer Rechte beſtimmten fie, daß kein Geren gegeben , keine Taxe auferlegt, kein Sffents licher Beamter angeſtellt und keine Låndereien vers lieben werden follten , als durch die Generalvers
fammlung. Erſt im Jahr 1645 erhielt aber dieſe
as
Anfangs beſtand die Generalverſammlung aus allen Coloniſten , und dieſe erwählten jährlich die Gous
An
in ឬ 10
og
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ri il ܕܐ
13 3 Y
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7
Regierungsform ihre weitere Ausführung dadurch das die Repr& fentanten von dem Gouverneur' und
den Belfißern getrennt , und zwey Häufer der Gefeßgebung errichtet wurden. Im Ganzen nahmen ſie die Engliſchen Gereke an. Nur für die Beſtrafung von Verbrechen wurs den einige andere Beſtiinmungen gemacht, welche größtentheils aus den Moſaiſchen Gefeßen genoms men waren. Dies berubete auf der damals Herra
ſchenden Vorſtellung vieler religiffer Enthuſiaſten, die , alle kirchliche Tradition verworfend , im Auges meinen auf die Bibel zurückgingen und darin ' das
Muſter aller , auch bürgerlichen , Einrichtungen , ohne Rückricht auf nationale Verſchiedenheit, zů finden glaubten .
Wo eine Colliſion threr Grunds
fake mit den Einrichtungen und Gefeßen des Muts terlandes oder andern von dorther rührenden Vor: fchriften eintrat , folgten ſie dieſen nitr , it wiefern
ihre unabhängigen Meinungen dabei beſtehen konnte ten . So machten ſie gleich Anfango , im Jahr 1631 , die Beſtimmung: Daß niemand , als tver
den Puritaniſden Grundfågen beiſiumte , in die
Eorporation aufgenommen werden ſollte i gang gegen das Privilegium Carls.1 Mafter
"
Diefes's Psivis
der Golonie pon
wegen Maffachuſetts gegebenesPatents, in welcher Form damals die meiſien . Privilegien der Uit: ertheitt wurden
verlieh ihnen : Das Recht der Gous
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verneur und die Obrigkeiten zu wählen , Gefeße zu geben , die denen des Mutterlandes nicht entgegen Feyen, mit allgemeiner Gewiſſensfreiheit für die
Coloniſten ; und dem Könige war darin in Rúds ſicht auf die Ländereien nichts vorbehalten , als ein Fünftheil des Goldes und Silbers, das ſie im Lande finden würden . Ihre kirchliche Verfaſſung richteten fie ein , wie ſie in Holland geweſen war, und ihre politiſchen Inſtitutionen ſtanden damit in
!
1
der genaueſten Verbindung ; ſie beruheten , wie die kirchlichen , auf denſelben Vorſtellungen von der natürlichen Gleichheit der Menſchen. Fedes Mits
glied der Kirche wardin den höchſten geſetzgebenden Körper aufgenommen ; ob aber jemand zur Kirche gehörte , darüber ſtand die Beſtimmung den Geiſts
lidhen zu , die mithin einen ſehr bedeutenden Eins
✓
fluß gewannen. Der Grundſaß, daß die Einförs migkeit der Kirche nothwendig ſey , und mit Hürfe der weltlichen Macht erzwungen werden dürfe, wurde jeßt noch durch die Vorſtellung beſtårkt,
1
daß ſie anfingen , ihren kleinen Staat als ein gåtts lidhes Regiment anzuſehen , welchem zufolge „ das aus Egyptens Dienſtbarkeit gerettete Vole Sottes in dem neuen Canaan mit jüdiſcher Unduldfamkeit
vor aller Reßereibewahrt werden müſſe"/(History of, Rhode Island by J. Belknap. T. I. pag. 79.).
Natürlich entſtanden aus dem großen Einfluffe der Geiſtlichen und dem Zurückführen aller Verhältniſſe
6
( 9
auf das Kirchliche und Religiofe einerſeits ſehr viele
theologiſche Streitigkeiten unter den Coloniſten (Vane und Antimonian - Sect 1637) , wodurch eine Anzahl Sectirer veranlaßt wurde , eine Colos nie in Rhode : Island zu gründen ; und welche
Streitigkeiten auch inſofern merkwürdig find , als die eine Parthei behauptete, der Entſcheidung wes gen an das Engliſche Parlement appelliren zu dürfen. Auf der andern Seite war das große Gewicht der
Geiſtlichen die Haupturſache einer außerordeätlich weit getriebenen Intoleranz gegen alle nicht Purfa taner. Von Anfang an verfuhren ſie ſehr ftrenge
gegen die Engliſche Kirche, da ſie vorzüglich von dieſer aus ihrem Vaterlande vertrieben waren, und man allerdings mit Recht immer dafür hielt,
daß die Lehre der biſchoflidhen Kirche der republikas niſchen Freiheit nicht förderlich ſey . Sie entferns
ten daher einige Geiſtliche der Engliſchen Kirche; welche in der Colonie fich niederzulaſſen verſuchten , traten , wo die Bemühungen , kleine Colonien der engliſchen Kirche anzulegen , nicht ganz ohne Folgen waren , mit dieſen in Feindſchaft , und hinderten dadurch noch mehr das Aufkommen derſelben ,
obgleich es- in der That dieſes Beſtrebens gar nicht bedurfte , indem bei den Mitgliedern bec biſchöflis
chen Kirche , welche zugleich in der Regel ſtrenge Royaliſten waren , die meiſten Urſachen , welche
Engländer veranlaſſen konnten , ihrem Vaterlende
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zu entfagen , gar nicht exiftirten , eben daher auch die zur Anlage folcher Colonien verliehenen Pas
tente faſt gar keinen Erfolg hatten. Nicht weniger intolerant waren ſie gegen die Katholiken und
Anabaptiſten. Mit der großten Strenge aber vera führen fie gegen die Quåker , welche als ſolche
beſtraft und ins Gefängniß geworfen wurden , wah: rend man den Schiffern , die dergleichen Leute mits bråchten , hundert Pf. St. Strafe auferlegte. Zü
einer andern Zeit wurde feftgefekt, daß den Quas kern die Ohren abgeſdnitten und die Zunge durchs* ſtochen werden follten.
Dies faüt in denſelben
Zeitraum , wo viele Hinrichtungen und andere Bes ftrafungen wegen Hexerei vorkommen:
Cromwell protegirte die Colonien von Neu:
England wegen ihrer Unhånglichkeit an die Puris taniſchen Grnndfäße, und deshalb , weil ſich die Bewohner von Neu - England und namentlich von Maſſachuſetts fehr bald für die Sache des Parlas ments gegen den König und die biſchofliche Kirche
erklärten , eben ſo wie ſie ſpäter zuerſt Wilhelm III. und die Königin Marie proclamirteu und der Uud: ſchließung der Stuarts von dem Throne fehr gern beiſtimmten. Auch mochte Cromwell ſchon deshalb die Colonien von Neu : England beſonders begúns ftigen , weil Virginien ihm von Anfang an entgegen geweſen "war. Uls Carl II. wieder zur Regierung
ka:1 , nahm er ſich auf William Pens Bitten , der
11
feine Glaubensgenoſſen gern ſchußen wollte , der Quaker an . Zum Theil deshalb , zum Theil wegen Abneigung der Colonie Maſſachuſetts gegen die Stuarts hatte ſie vielerlei Streitigkeiten mit Carl II., wovon die Folge war , ' daß ſeit 1683
der Gouverneur und Rath vom Könige ernannt, und 1684 das Privilegium zurückgenommen wurde. In welchem Sinne Maſſachuſetts fchon damals gegen den König und ſeine Befehle handelte , ſieht man daraus , daß die Coloniſten den Gouverneur
Thomas Dudley , welcher befchuldigt wurde, die Engliſche Kirche zu begünſtigen , abfekten und nach
England zurückſchickten .
Uuch iſt eine , in einem
Briefe an ihre Agenten fich findende , Leußerung merkwürdig , indem ſie nämlich bei Gelegenheit
der über die Navigations - Ucte gepflogenen Unters handlungen ſich dahin ausſprechen , daß „ den Schiffahrts - Ucten nachzukommen ihnen zu ſchwer werde , weil ſie dies als einen Eingriff in thre
Rechte , Freiheiten und Eigenthum anfahen , da fie im Parlament nicht repräſentirt wurden . ”
Außer Maſſachuſetts , womit eine långere Zeit hindurch New - Hampſhire vereinigt war, wollen wir nur noch Einiges aus der älteſten Ses
fehichte von Connecticut und Rhode Island anfühs woraus hervorgeht , daß dasjenige , was mir von dem Beſtreben Maſſachuſetts í ſich von
allem Einfluß des Mutterlandes möglichſt frei zu
12 erhalten , geſagt haben , in einem noch viel hdherir Grade von Rhode Island gilt , und daßr:.wenn
man den Rhode Islandern nicht diefelbe Intoleranz in Religionsſachen vorwerfen kann , dagegen Cona pecticut in dieſer Hinſicht dem Verfahren von
Maſſachuſetts näher kommt.
Die erſte Engliſche
Niederlaſſung in Connecticut iſt vom Jahr 1633. Die Pflanzer kamen unter Georg Fenwicks und dem Prediger Thomas Peters hierher ; ſie waren Anhänger der Puritaniſchen Grundſåke , ebenſo wie , die ganze Geſellſchaft derer ; von welchen ſie abgeſanót waren , an deren Spige die Lords Say und Brook ſtanden (Not. 2.). Sie richteten
die Gemeinde und den Gottesdienſt ein , und da ſie bloß hierher gekommen waren , um religios und politiſch unabhängig zu ſeyn , erklärten ſie ſich gleich
anfangs für eine den Biſch &fen nicht unterworfene freie Kirche , ordneten Kirchengebräuche an , die
von der Liturgie der Episcopalen meiſtentheils abweichen, und beſtimmten , daß jede vom Gouver:
neur bevollmächtigte Geſellſchaft eine beſondere Kirche ausmache , deren Prediger zwar über die
Kirchenzucht wachen ſollte, aber von der Mehrheit der Gemeinde gewählt und entlaſſen werden müſſer und daß keine weltliche Macht die Kirche regieren
dürfe, ob dieſe gleich unter dem Schuße der Obrig Keit ſtehe.
Im I. 1635 wurde im Norden am
Connecticut eine andere Pflanzung angelegt.
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Ihre Stifter kamen aus Maſſachuſetts - Bay und hielten fidh anfangs zu dieſem Staate , machten
einige politiſche Einrichtungen der ihnen von Maſs ſachuſetts gegebenen Vorſchrift gemaß , wählten Dbrigkeiten und hielten ſchon 1636 eine Art Genes
ral : Verſammlung zu Hartford. Sie blieben aber
nur bis zum Jahr 1639 bei der von Maſſachuſetts : Bay vorgeſchriebenen Regierung aus dem ziemlich natürlichen Grundei, daß fie außerhalb der Grens zen jener Colonie lagen , und ihnen fchon darum eine unabhängige Regierung vortheilhafter ſchien . Windſor , Hartford und Wathersfield beſchloffen daher , von jekt an eine beſondere Republik auss zumachen , und gaben ſich eine Generalverſamm ,
lung , welche nebſt dem Gouverneur und den übrigen Magiſtratsperſonen gewählt werden ſollte.
Im
Fahr 1637 entſtand eine neue Colonie an der
Weſtküſte dieſes (andes . Sie ward von Londoner
Kaufleuten geſtiftet und New ·Haven genannt. Als Urſache, warum . ſie ſich nicht in der Nähe. von Maſſachuſetts niederlaſſen wollten , geben ſie Offentlich an , daß ſie in einer weitern Ferne nicht Gefahr liefen, ſich einem Engliſchen General- Gou: verneur , unterwerfen zu müſſen , womit die nördlis
dhen Colonien bedroht wurden ; es war alſo der Wunſch nach vslliger Unabhängigkeit ohne Zweifel der vorzüglichſte Bewegungsgrund ihrer Entfernung von den anbern Pflanzorten. Sie wählten im
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Jahr 1639 ihre erſten Obrigkeiten und einen Gous verneur , der bis zum Jahr 1658 , iro er ftarb,
jáhrlich wieder gewählt wurde. Die Bibel, beſons ders die Bücher Mofes waren ihr Seferbuch, wonach die ſieben Säulen oder Vorſteher der Kirche, die zugleich Richter waren, Recht ſprechen mußten. Natürlich; beruhte auch hier die kirchliche
und politiſche Regierung auf den Puritaniſchen Grundfågen , und wer ſich dazu “nicht bekannte, konnte das Bürgerrecht nicht erlangen. Bei allen ihren bürgerlichen Einrichtungen wurde auf die Engliſchen Gefeße nicht die mindeſte Rückſicht
genommen . Dieſe erſten Pflanzer in New - Haven hatten unter ſich Gemeinſchaft der Güter feſtgelegt;
aller Handel geſchah zum Vortheil der Colonie, und jeder Familie ward ihr Land nach der Anzahl
der Perſonen und des Viehes , das ſie mitbrach. ten , angewieſen .
Die temporäre Vertreibung der Stuarts vom Engliſchen Throne war ohne bedeutende Folgen für Connecticut , da dieſe Colonie mit dem Mutter's
lande in ſehr weniger Berührung ftand. Nach Carls II. Herſtellung war man jedoch darauf bedacht , von dem neuen Könige ein Privilegium
auszuwirken und die Colonie als engliſde Proving feſt zu begründen. Man ſchickte in dieſer Abſicht den Präſidenten Winthrop nadı England , welcher vhue Mühe das geſuchte Privilegium , ošllig fo wie
ܕ
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fieles rwünſchten , ohne alle weſentliche Einſchräns kung ihrer Unabhängigkeit, erlangte.
Uuch hans
delte Connecticut die ganze Regierung diefes KS: nigs hindurch beinahe vollkommen unabhängig vort der Engliſchen Krone und glaubte fich durch den
Freiheitsbrief fogar dazu berechtigt. Namentlich wolten die Gerichtshofe aus dieſem Grunde keine Appellation nach England erlauben . Hier , wie in allen andern Colonien , war man mit der Eins
führung der Schiffahrts : Acte ſehr unzufrieden.. Unter Jacob II. wurde Connecticut, fo wie mehrere andere Colonien , von Randolf bei dem Colonies
Collegium angeklagt und das Privilegium entweder zurückgegeben oder doch ſeine Befolgung ſuspendirt. Andros wurde au Gouverneur von Connecticut, nnd erſt nachdem er in Boſton arretirt war , der . Freiheitsbrief wieder hergeſtellt. Der erſte Stifter der Colonie von Rhodes Island war Roger Williams (J. Belknap , History of New - Hampshire. T. I. pag. 85.) , welcher 1634 aus Maſſachuſetts verwieſen wurde, weil
einige ſeiner Grundfåge, denen er mit gauz beſons derer Feſtigkeit anhing , weder den Geiſtlichen, nod, den Obrigkeiten der Colonie gefallen konnten .
Er behauptete nicht uur , daß Unwiedergeborne überhaupt nicht beten ſollten , ja ſogar, daß auch
ein Frommer ſich nicht mit ihnen zuin Familiens Gebete vereinigen oder ihnen einen Eib ſchwören
i
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dürfe , wobei er zugleich alle, der Obrigkeit zu leis ſtende , Eide und eidliche Huldigungen verwarf. Außerdem behauptete er , daß die Obrigkeit ſich
um Religionsſachen gar nicht zu bekümmern habe,
daß uneingefchränkte Duldung aller Bekenntniſſe nothwendig , jede Art des Gottesdienſtes , ſelbſt der, Katholiken und Arminianer , ſo lange fie den bürgerlichen Frieden nicht ſtörten , vollig frei, und aller Gewiſſenszwang ſtráflich fey ; auch , daß der König von England kein Recht habe , der Colonię
Lånder in America zu verleihen , fie daher ihrem
ungerechten Freiheitsbrief entſagen und alles Land, das ſie befegt hátte , den Judiern als den einzigen rechtınåßigen Beſikern abkaufen müſſe. Williams und ſeine Mitgenoſſen verbanden ſid , ohne Rück : ſicht auf Religionsgrundfäße zu nehmen , zu einem
friedlichen Leben und zur villigen Gleidsheit. Obrigkeiten gaben ſie ſich nicht, ſondern verglichen
die etwa vorkommenden Streitigkeiten durch Schieds richter.
Sie verbanden ſich zwar zum gemeins
fchaftlichen Gottesdienſte , aber ohne alle kirchliche Form ; doch trennten ſie ſich , wie es ſich bei fols chen Grundfågeu leicht vorausſehen ließ. , bald
wieder , wovon beſonders Williams felbft Urſache war , der noch immer ſich gern abſonderte und deſſen Gemeinde zuleßt nur ganz klein war.
Williams ward 1643 nach London geſchickt, um der Colonie einen Freiheitsbrief zu verſchaffen,
R
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wahrſcheinlich beſonders deshalb , weil Maſſachus ſetts Anſprüche auf die Oberherrſdhaft machte. Er erhielt ein Patent für die Ortſchaften Provis dence , Newport und Portsmouth , welches die
neuengländiſchen Colonien vergebens zu hintertreis ben ſuchten. . Demzufolge incorporirten die Com miffarien der Colonien die Einwohner jener drei
Ortſchaften unter dem Namen Providence - Plan
tations , und verliehen ihnen die villige Freiheit, ihre Regierung einzurichten , Gefeße zu geben , zu
ftrafen • u . f. w . mit der einzigen Beſchränkung, daß dies alles , ſoviel die Natur und Beſchaffenheit der Pflanzorte erlaubte , den Engliſchen Gefeßen gleichförmig rey . Auch behielten ſie ſich vor , die Regierung mit Rückſicht auf die übrigen Americas
niſchen Colonien , wenn das Beſte dieſer Pflanze orte und des Staats es erforderte , einzurichten. Man verabredete demzufolge eine völlig democra :
tiſche Regierungsverfaſſung , wobei zugleich die gånzliche Religionsfreiheit nochmals als . Grundfak ausgeſprochen wurde. Doch ward die Generalvers
ſammlung erſt im Jahr 1647 berufeu , in welcher alles näher beſtimmt und mehrere Gefeße im Geiſte Die höchſte
der Demokratie gegeben wurden.
Gewalt behielten die fåmmtlichen Freihalier der Colonie , welchen der geſegaebende Körper unters worfen war , ſo daß ſie die Verfügungen deſſelben aufheben konnten .
Dieſer geſebgebende Körper 2
Y
!
18 wurbe der Court of commissioners ' genannt und - jede Ortſchaft ſchickte fechs Mitglieder dazu. Ein '
jährlich nebſt vier Beiſigern gewählter Präſident machte das Obergericht aus, welches die ausübende !
Gewalt in Händen hatte. erte bis 1662.
Dieſe Verfaſſung daus
Mit der Incorporation dieſer
Ortſchaften war beſonders Maſſachuſetts ſehr uns zufrieden , und es wollte Providence ſo wenig wie Rhode Island zu dem in jener Zeit geſdhloffenen
Bunde der Colonien von Neu : England zulaſſen ; dieſe Abneigung Maſſachuſetts erklärt fidh ſehr natürlich dadurch , daß alle von dort Ausgewan derten und Vertriebenen , und namentlich die Qua :
ker aufgenominen wurden , zu deren Uusrottung
Maſſachuſetts ſie mehrinals vergeblich aufgefordert
>
hatte.
E
Die Wiedereinſegung Carls II. war dieſer Colonie eine erwünſchte Begebenheit , weil ſie das
durch von der beſtändigen Furcht vor Maſſachuſetts befreit zu werden hoffte.
Man ließ daher Carl
ſogleich als König ausrufen , um ſeine Gunſt zu Dieſer Berließ ihnen and unter der Benennung von Rhode Island und Providences erwerben .
Plantations 1662 einen neuen Charter , ſo ganz nach thren Wünſchen , daß der König fich auch nicht den allergeringſten Antheil an der Verwal: 1
tung vorbehielt , und man ihn beinahe für eine
Unabhängigkeitserklärung halten konnte.
Die
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erſte Generalverſammlung warb im März 1665 gehalten , auf welcher unter andern eine merkwürs
dige Verordnung , die man als Fundamental - Gefek anſah , gemacht wurde.
Dies war die Acte zur
Erklärung der Freiheiten Sr. Majeſtät Unterthas nen , vermoge deren kein Freier gefangen genom men , feines Freiguts beraubt oder verurtheilt werden ſolle , als durch das Urtheil feines Gleichen
oder die Gefeße der Colonien , daß keine Care der Colonie aufgelegt werden dürfe , als durch eine
Acte der General - Verſammlung , wie auch daß alle Chriſten , von weldhem Bekenntniß fie fenen , wenn ſie das gehörige Vermogen befäßen , das Bürgerrecht erlangen und zu Aemtern in der Colonie gewählt werden können. Nur die Kathos liken wurden davon ausgenommen . Ein neuer Beweis , wie wenig ſich die Colos
nien von Neu - England um das Mutterland von Anfang an bekümmerten , iſt die Vereinigung ders ſeļben zu einem Bunde.
Maſſachuſetts , News
Plymouth , Connecticut und New - Haven ſchloſſen 1643 ein Bündniß für immer , dem auch Rhodes Island beitreten wollte , aber auf Maſſachuſetts Betrieb nicht zugelaſſen ward , behielten aber zus gleich, ihre getrennten Regierungen nach Art der Niederländiſchen Provinzen. Viele von den Cos
loniſten hatten dort lange gelebt , und hierin iſt, außer einiger Lehnlidzkeit der Verhältniffe , ohne 2*
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Zweifel der Grund 211 ſuchen , warum die als Führer der offentlichen Meinung zu betrachtenden Månner auf dieſe Art von Bundesverfaſſung ge's führt wurden.
Nach der“ darüber ausgefertigten
Acte ſollten jährlich zwei Deputirten jeder Provinz zuſaminentreten , um die gemeinſchaftlichen Angeles
INE
genheiten zu beſorgen , wie Frieden , Krieg u. Powo. Het
EB 'wurde feſtgeſeßt , daß ein von ſechs Mitglies dern gefaßter Beſchluß für Alle gültig feyn follte. Seitdem wurden die Vereinten Colonien von Neus England im Mutterlande und auch von den andern Colonien gewiſſermaaßen als ein einziger Staats:
fin
hon
körper angeſehen , und lange haben ſie in Gemeins
one
fchaft öffentlich gehandelt, ja felbft im Namen des
ien
Bundes mit den benachbarten Colonien der Hollans
der und Franzoſen Vertrage geſchloſſen . So wurden z. B. die Streitigkeiten mit den Holländern durch einen Vertrag zwiſchen dieſen und den Com
miffarien der Vereinigten Colonien von Neu : Engs land im Jahr 1650 beigelegt , und der im Jahr
bar
ចំCAE mit និង
bi
1652 ausbrechende Krieg zwiſchen Cromwell und den Vereinigten Niederlanden machte hierin , da die Neu - Engländer , um die Vortheile des Hans dels mit Neu - Niederland nicht zu verlieren , neutral zu bleiben für gut fanden , ſo wenig eine
Veränderung , wie der im Jahr 1654 geſchloſſene Friede, bei deffen Abſchluß der beiderſeitigen Colos nien und ihrer Zwiſte nidyt einmal Erwähnug ges
half
อย
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fchieht.
Sener Grenz: Vertrag , der die Nieders
ländiſchen Colonien und Connecticut porzugsweiſe,
betraf , erhielt dic ausbebungene Beſtatigung von , den General - Staaten , obgleich Connecticut ſeiners
ſeits diefelbe nicht von Cromwell einholte. Dieſer. Bund beſtand bis 1686, wo Jacobs II. Commiſſiou, alle Freiheitsbriefe aufhob . In den legten Seiten der Union wurden die Bundestage nur alle drei
Jahre gehalten .
Obgleich unſeugbar auf Unabs
hängigkeit gegründet und ohne vorgängige Einwilli:
gung des Königs geſchloſſen , ward die Verbindung von Unfang an bis zur Wiedereinſckung: Çarls II; anerkannt, und ſelbſt dieſes Königs Briefe erwah nen derſelben ohne Mißbilligung. Dabei iſt nidht zu vergeſſen , daß Connecticut
damals noch keinen Freiheitsbrief hatte , welchen Carl II. dieſer Colonie erſt iin Jahr 1662 zugleich mit dem von Rhode Island ertheilte , und daß Commiffarien , welche der König nach Neu Englano ſchickte , um verſchiedene Angelegenheiten zu ordneri, weber in den übrigen Colonien , noch in Connecticut das Mindeſte ausrichten konnten . Grade in dieſe
Zeit fällt auch ein bedeutender Krieg der Colonien mit den Indiern , welchen ſie ohne Hülfe des Ko nigs führten , indem ſie die ihnen von demſelben
angebotene nid)t annehmen wollten . Nachdem aber auch der Bund aufgehört hatte , ſind die Colonien von Neu England mehrmals zuſainmengetreten
!
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und haben über ihre Intereffen berathſalagt ober
gemeinſchaftliche Unternehmungen gegen ihr Feinde berabrébet.
Mit Recht hat man dieſen erſten
Bund als Vorbild zu den neuern Verbindungen angeſehen und diefer Vergleich liegt um fo náher, als Maſſachuſetts gleichfalls zuerſt die andern
Colonien pou Neu - England dazu aufforderte ( Not. 3 .).**** 2. Virginia .
Nach dem der London Compagnie von Jacob I.
im Jahr 1606 gegebenen Privilegium ſollte ſowohe der Verwaltungs - Rath in England, als der- itt Pirginien , welcher unter erſterm ftand , vorn KS:
nige ernannt werden . Bald nachher, nämlich ſchon im
Jahr1609 wurde der Verwaltungs - Rathtit
ber Colonie ganz abgeſchaft ; dagegen ward der Rath im England von den Mitgliedern der Coms pagnie erwählt und dieſem die Anordnung der Ges reße und der Regierungsform aufgetragen , Po' wie auch die Ernennung des Gouverneurs. Loro Delas ware war der erſte , den man dazu ernannte , und
er war an die Ausführung der Befehle des Vera waltungsraths gebunden. Sein Nachfolger Thos mas Dale erhielt aber militariſche Gewalt, weil man glaubte , daß die große Zahl unnüßer Leute, die ſich unter den Ausgewanderten fanden , nicht
anders konnten in Ordnung gehalten werden. Durch
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das Privilegium von : 1612 wurden die Freiheiten der Compagnie noch erweitert; doch war darin beſtimmt, daß die nad Virginia ziehenden Colo: niſten , ehe ſie England,verließen , dein Könige den Eid der Treue und den Kircheneid leiſten ſollten. In der erſten Zeit war , wie in Maſſachuſetts,
auch unter den Coloniſten in Virginia gemeinſchaft: liches Eigenthurn . Erſt unter Thomas Dale im
Jahr 1613 erhielten ſie jeder einige Morgen' (ans des , anfangs jedoch nicht als Eigenthum , ſondern
gegen Herrendienſte (Not. 4.). , Um dieſelbe Zeit fingen ſie an , mit der militäriſcheu Adminiſtration unzufrieben zu werden , und im Jahr 1619 berief Sir George Yardley,die erſte allgemeine Verfamma
lung. Gleich nachher gab die London : Compagnie der . Colonie ein Privilegium , nadh welchem der Gouverneur und der Staatsratlı, die von der Coms
pagnie ernannt wurden, in ihrer Stellung dem Könige und dein Hauſe der Cords & hnlich waren , die Genes . ralverſammlung der Volksrepräſentanten aber dem
Fauſe der Gemeinen ; die legtern ſollten jährlich vom Gouverneur einmal, aber nicht ofterer beru :
fen werden. Der Gouverneur hatte die Negative,;
und felbſt die von allen drei angenommenen Gefeße
mußten , ehe ſie in Kraft traten , in England von einer General - Verſammlung der Compagnie beſtår tigt werden , wogegen aber auch keine Beſchlüſſe
des Raths der Compagnie für Virginia gültig ſeyn
1
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follten , bis die Generalverſammlung der Colonie ſie auf gleiche Weiſe gut geheißen hatte. Bis
jegt hatte es indeſſen mit Virginien noch keinen ſehr guten Fortgang ; namentlich hatten ſie viel von den Indiern zu leiðen , welche im Jahr 1623 den
Plan machten , alle Engliſche Coloniſten zu erinors den, ihn jedoch aur zum Theil ausführten (Not. 5.) .
Gegen das Ende von Sacobs I. Regierung war ſehr viel Streit in der Direction der Londons Compagnie zwiſchen der Hofs und Volks: Parthen ,
indem beide die Leitung der Geſchäfte in Hånden haben wollten, was natürlich für die Colonie nichts
weniger als vortheilhaft war. Die Verſammluna gen des General - Court wurden ein Kampfplaß für politiſche Streitigkeiten, beſonders weil das Parlas ment damals felten zuſammenkam , und es viele Menſchen gab, die nun jede andere Gelegenheit auf
fuchten, als Redner Offentlich aufzutreten und ſich dadurch Einfluß zu verſchaffen . Theils deshalb, theils weil die Anordnungen des Gouvernements in Beziehung auf die Colonien dort bekämpft wur. den , , ſuchten die Miniſter ihren Anhängern darin Einfluß zu verſchaffen . Dies mißglückte und das wat her
eine Commiſſion ' angeordnet, welche das
Verfahren der bisherigen Adininiſtration unterſus
chen und dem geheimen Rath Vorſchläge zu den derungen der Conſtitution der Compagnie machen follte. Die Compagnie wollte ſich dem nicht fügen
25 und eswurden daher zwei Directoren derſelben 'arres 章
tirt. Dennoch weigerte ſich die Compagnie , ilgré Privilegien zurückzugeben, und ſo warð ſie von dem Gerichte der Kingsbunch deren Verluſtig und ſie an
den König für 'verfallen erklärt. * Dies geſchah im Fahr* 1624. Eben um dieſe Zeit 'wagte es die
General : Verſammlung der Colonie, ein Gefeß zu geben , das einer Erklärung ihrer Rechte (bill of rights) gleich war, indein es ſowohl die Grenzen der
ben drei Zweigen der Regierung zuſtehenden Ges walt, als die Freiheiten des Volkes genau bes ſtimmite. Jacob I. Deränderte ungeachtet deſſen die
Regierungsform, ernannte einen Statthalter nebfe eilf Råthen , die zwar mit ausgedehnter Gewalt verſehen waren , aber "bluß nach ſeinem Wohlges fallen im Dienſte blieben . Von einer Generals Verſammlung war dabei nicht die Rebe.
Carl I. folgte dem Betſpiei ſeines Vaters ; er erklärte die Colonie der Krone gehdrig und uns mittelbar deren Gewalt unterworfen . " Der Sous
verneur und Rath, welche vom Konig ernannt wurs den, hatten alle Macht in Hånden , die Repr& fens
tanten nichts. Die Geſege ergingen im Namen des Königs. Statuten wurden gegeben und Taren auferlegt , ohne ſich um irgend eine Genehmigung. von Seiten der Unterthanen zu bekümmern. Dies alles wollte den Coloniſten nicht gefallen , und ſie ſchickten deshalb den Gouverneur Sir John Harvey
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padi England -zurück und zwei Diputierte mit ihm , die dem Könige Vorſtellungen machen ſollten . Der König ließ dieſe Deputirten zwar nicht vor und
feßte den Gouverneur wieder ein ; doch inachte er bald nachher Henderungen , ernannte Sir William
Berkley zum Statthalter mit größerer eigner Ges walt , gab der Colonie neue Privilegien und richs tete die Verfaſſung fo wie die Gerichte nach der
Engliſchen ein . Nach Carls I. Hinrichtung blieb. Virginien ,doch der Monarchie treu und die Colon niſten wurden von der Republik zu Verråthern am Mutterlande erklärt. Der Gouverneur Berklen
wiederfekte ſich mit großer Standhaftigkeit ben Angriffen der republicaniſchen Truppen und erhielt,
dadurch für die Colonie fehr günſtige Bedingungen , unter denen ſie ſich aber nur für eine kurze Zeit, Cromwell unterwarfen. In ihrer Verfaſſung wurde dadurd, nichts geändert. Dennoch waren ſie nach neun Jahren 1661 die Erſten, welche Carl II , als Kidnig und Sir William Berkley, als Gouvera neur ausriefen , wozu indeß beſonders der Umſtand viel beitragen mochte , daß ſich ſeit 1650 vicle Una -
hånger der Stuarts nach Pirginien zurückgezogen katten.
Diefe von Virginien den Stuarts bezeigte Ans hånglichkeit wurde jedoch nicht ſo, wie ſie erwarten mochten, belohnt. Die Colonie hatte nåmlich ſchon
unter Jacob I. Streitigkeiten mit dem Mutterlande
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1
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wegen des Tabacshandels, indem die Americaner diefes für ſie ſo wichtige Product direct nach Hols
land führen , die Engländer dieſes aber nicht zuge: ben wollten . Carl T. machte Ben Ankauf des Tas backs zu einem Monopol der Krone und es ward
aller Handel ber Colonie mit andern Ländern , außer mit dem Mutterlande , verboten.
Gerade hierini
hatte inan nun eine Henderung gehofft, Fah fich aber durds die Annahme der Navigations - Ucte hierin vollſtändig getauſcht. Daburdh und danni durch das offenbare Beſtreben der Krone, die biss herigen Privilegien der Colonie zu beſchränken, entſtand hier eine große Unzufriedenheit ; und es ward dadurch einem gewiſſen Baco 'möglich , fich ,
wenn gleid ,"nur auf ſieben Monate , die hodiſte Gewalt zu erwerben und Sir William Berkley ſo wie die ganze königliche Regierung , jur Flucht zu zwingen ( Not. 6.).
Bacos Tod ſtellte die
Ruhe und Berkleys Gouvernement wieder her 1676 , der jedoch bald einen Nachfolger erhielt:
Von den Begebenheiten in dieſer Colonie bis zur Revolution von 1688 iſt nur noch zu bemerken , daß der Gouverneur Cord Culpeper die Theilung der
General - Verſammlung in die zwei Kammern des Raths und der Repråfentanten im Jahr 1680 unerwartet zu Stande brachte.
28 3. Carolina.
Qußer den Verleihungen großer Diſtricte an Compagnien wurden aud) dergleichen an einzelne Perſonen gemacht, die jedoch nicht immer zur #usa führung kamen , und bei deren Ertheilung man oft
fo unvorſichtig zu Werke ging , daß man mehr als einmal ländereien vergab, in deren Beſik ſchon
früher anders jemand gekommeu war. So ging es 3. B. mit der im Falır 1635 dem Herzog von Has milton geinadzten Länderverleihung, indem dieſe
Befißungen ſdhon dem Grafen Warwick gehörteni
9
Eben fo foll damals dem Earl of Sterling ein
Theil von Connecticut verliehen worden ſeyn. Die wichtigſten dieſer zu Gunſten Einzelner getroffenen Perfügungen waren die , welche. Carl II. machte; und aus denen die Colonien von Carolina und Pena
9
ai
ſylvanien entſtanden.
Schon vor den Englandern hatten die Franz zofen und Spanier Forts in dem jeßigen Caroling (Hugh Williamson hist. of North - Carolina.
Philadelph. 1812. Bd. I. pag. 17.), welches aber ſo wenig weitere Folgen hatte , wie Raleighs 8f
tere Verſuche, in dieſen Gegenden eine Colonie zu gründen . Carl II. verlieh im S. 1663 und 1665 den Lords Clarendon , Alberınarle und ſechs andera Perſonen , unter denen audy Sir William Bert:
ley , Gouverneur von Virginien war , dieſen Theil
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der Küſte von âmerica , worüber indef ſchon früs her zu Gnnſten mehrerer andern verfügt, und welches namentlich von Carl II. ſelbſt an Sir Ros
Bert Heath , wenigſtens theilweiſe, gegeben war, jedoch, wie es ſcheint, ohne daß dies zur Ausfüh rung gekommen wäre. Das königliche Patent åberlåßt den Lorbs . Eigenthümern die ganze Eins richtung der Colonie ; und ertheilt ihnen alle Bes
fugniſſe , die ihnen , ohne ihre gånzliche Unabhans gigkeit direct anzuerkennen, nur irgend gegeben wers Es wird ihnen darin fogar das Recht gegeben , einen beſondern Adel in ihrer Cos
den konnten .
lonie zu begründen , indein der König den Erbeis genthümern und ihren Erben zugeſteht: „full po wer and authority to give and confer unto, and upon such of the inhabitants of the said
province , as they shall think , do , or shall merit the same, such marks of favour, and titles of honour , as they shall think fit, ſo as these titles of honour be not the same as are
enjoyed by , or conferred upon any the sub jects of this our Kingdom of England .” Auch wurden ſie durch das Privilegium zu einer großern
Toleranz gegen die Diffenters berechtigt, als in England ſelbſt gefeßlich war (Not. 7.). Die erſte Einrichtung der Colonie überließen
die Erbeigenthümer großtentheils , wie es ſcheint, einem unter ihnen , Sir Williain Berkley , welcher
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Gouverneur von Virginien , mithin in der Nähe war , wie man aus einem an ihn geſchriebenen Briefe ſieht, welcher bei Hugh Williamson, hist. of North Carolina , Bd. I. pag. 255. Proofs and
Explanations, abgedruckt iſt. Die ganze Provinz war anfangs in drei Grafſchaften getheilt, welche alle verſchiedene Regierungsformen hatten. Sehr
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bald erhielt aber die Provinz eine ganz andere
Verfaſſung , deren Entwurf von den Erbeigenthú. mern einem aus ihrer Mitte, Lord Aſhley , fpås ter Earl of Shaftesbury übertragen wurde , der
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ſich aber in dieſer Abſicht an locke wandté. Der
Zweck, welchen ſie dabei vor Augen hatten , wird dahin beſtimmt: „for the better settlement of the government of the said place , and esta blishing the interest of the Lords Proprietors with equality , and without confusion , and that the government of this province may be made most agreeable to the monarchy under which me live , and of which this province is
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a part ; and that me may avoid erecting a nu merous democracy ” etc.; ein Beſtreben , wels ches ſich bei dieſen Perſonen ſehr leicht erklären
laßt, da mehrere derſelben unter Cromwells Pros tectorat viel von dieſer ſogenannten democratiſchen
Regierungsform gelitten hatten.
Sie hofften,
als eifrige Royaliſten , durch eine mächtige Aris ſtocratie in der Colonie democratiſchen Seſins
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nungen nnd Verfügungen entgegen zu wirken ; nur mochte die Ausführung in eineni (ande viele Sdwies rigkeiten haben , in weldhein fo wenige ariſtrocas tiſche Elemente exiſtirten , daß nach Williamſon (Bd. I pag. 112.) ſich in den beiden Grafſchaften von Albermarle und Carteret in dem Angenblicke, ' wo die Fundamental Conſtitutions publicirt wurs
den , nicht ein einziger Einwohner von Udel befand. In welchem religiós - politiſchen Zuſtandé úberhaupt das I and von Anfang an geweſen ſeyn muf', ſieht man ebenſalls aus Williamſon (Bd. I. pag. 120.), welcher erzählt , daß es in der ganzen Grafſchaft Albermarle keinen Geiſtlicher gab , daß man gar
keine geſektiche Form der Verheiratung kannte, und erſt ſpäter eine Art von bürgerlicher Ehe eins geführt ward. Daß aber auch die neue Verfaſs
ſung nicht g :eignet war, dem anarchiſchen Zus ftande der Provinz ein Ende zu machen , geht aus den oft wiederhohlten Unruhen hervor , welche bald in dieſem , bald in jenem Theile von Carolina entſtanden , und entweder nicht , oder doch ſpåt und mit Mühe unterdrůdt wurden.
Ein Jahr
nach Bacos Revolution in Virginien veranlaßte
theils Culpepper' aus Süd- Carolina , theils die Unzufriedenheit des Volkes mit der Ernennung Vicee :· Gouverneur, Miller eines gewiſſen Mil ler zum Vic theils deſſen Strenge gegen die Kaufleute aus Neu · England, welche damals allen Handel in
32 uno mit der Colonie führten , einen Aufruhr in Nord- Carolina , welcher zwei Jahre lang dauerte, und während, welcher Zeit die Regierung in den Hånden des Volkes war. Nicht lange nachher
ward Sother, einer der Erbeigenthümer , Gouvers Seine Adminiſtration wird von Williams
ncur.
ſon ( Bd. I. pag. 135.) ſtreng getadelt ; es ſcheint aber , daß die Lords - Eigenthümer keine ſtrenge
Maßregeln wagten , und er deßhalb Inſtructionen hatte , welche nicht geeignet waren , die Ruhe daus rend herzuſtellen. Die Coloniſten , init ihrem Gouverneur unzufrieden , verhafteten ihn , in der
Abſicht, ihn nach England zu (dicken ; auf ſeine Bitte ward er indeß vor die nådiſte General - Vers ſammlung geſtellt , welche ihm befahl, ſogleich die
ne
Perwaltung niederzulegen , und binnen zwölf Mos
di
naten das Land zu verlaſſen . Ein ſolches Verfahs ren ſcheint auch gar nicht beſonders auffallend gewes
$
ſen zu ſeyn ; wenigſtens iſt von keiner Beſtrafung der Unrubeſtifter weiter die Rede. Sothel ging nach Süd - Carolina und ward dort ſpåter Gous verneur.
4. Penſylvanien. Unter den an einzelne Perſonen gemachten Lånderverleihungen war die von Penſylvanien bei weitem die bedeutendſte.
William Penn warð bei
der Einrichtung der Colonie durch königliche Bes
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fehle faſt gar nicht beſchränkt und konnte daher, ohne von dieſer Seite geſtört zu werden, für die Erfüls lung des Wunſdes arbeiten , der ihn faſt fein gans
zes Leben hindurch beſchaftigte.
Er ging nåmlich
davon aus, daß es das größte Bedürfnißſey, in dies
fem neuen Lande einen Staat zu gründen , wo ſich nichts von dem , was man in Europa den verderbten
Zuſtand der Geſellſdyafr nannte , finden follte.
William Penn foll vorzugsweiſe den Grundfågen zugethan geweſen ſeyn , welche in dem damals pubs licirten Oceana . von James Harrington ausges
ſprochen ſind, and es iſt allerdings ſehr wahrſdeins lich , daß beide in allen Hauptruckſichten übereins ſtimmten , da die Gleichheit ihrer Meinungen in mehrern ſehr wichtigen Puncten ganz offenbar iſt. Dies gilt namentlich von der hohen Achtung, die wir in Beiben für das Chriſtenthum und zugleich für jede andere Religion finden , und in der Art, wie ſie über den Einfluß urtheilen , welchen die verſchiedenartige Vertheilung der materiellen
Glücksgüter auf die Verfaſſungdes Staats haben kann (Not. 8.).
William Penn ging früh zu der Secte der Quåker über und zerfiel deshalb anfangs nicht nur (jedoch auf kurze Zeit) mit feinem Vater , fondern
warð auch auf Betrieb der bildsflichen Geiſtlichkeit zur Gefangenſchaft im Tower verurtheilt. Nach ſeines Vaters Code ward er unmittelbar zur Ans 3
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.
lage øer Colonie in Penſylvanien wohl dadurch vera anlaßt, daß er auf unüberwindliche Schwierigkeis ten ſtieß, eine von ſeinem Vater ererbte Schuldfors derung an die Krone bezahlt zu erhalten , und dess
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VL
halb den Vorſhlag that , der König möchte ihn anſtatt des baaren Geldes einen Strich Landes in America abtreten. Indeſſen würde man William
Penn ſehr unrecht beurtheilen , wenn man glauben
lo
wollte , daß er bei dieſem Unternehmen allein feinen
Vortheil vor Uugen gehabt hatte. Vielmehr hat Ebeling ohne ZweifelRecht, wenn er dieß vorzúglich dem Wunſche Penns zuſchreibt, ſeinen Glaubenss genoſſen einen ſicheru Zufluchtsort vor den immer drohenden Verfolgungen zu verſchaffen , und eine
1
Regierung zu begründen, die ſeinen Anſichten gemäß wäre und andern allenfalls auch als Beiſpiel dienen
konnte (Not. 9.). Das ihm im Jahr 1681 von Carl.II. ertheilte Privilegium , welches ganz nach Penns Wunſche abgefaßt war, gab ihm, feinen Ers ben und beider Abgeordneten die freie ušllige und unumſchränkte Gewalt zur guten und glücklichen
Regierung des Landes , nebſt dem Recht, Gefeße zu machen , und Geld ſowohl zum gemeinen Nußen der Provinz zu heben , als zu jedem andern Zweder der das Offentliche oder das beſondere Wohl einzel ner Perſonen betråfe. Dieſe Gefeße follte der Erbs 4
eigenthümer nach dem Rathe und dem Gutheißen der Freimanner des Landes oder ihrer Abgeordne:
M
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ten machen, welche auf dieWeife und nach der Form
Verſammelt waren, die er für die beſte hielte Das abſolute Eigenthum des ganzen Landes , wels ches Penn als ein freies Lehn vom Könige empfing, ward ihm auf das Beſtiinmteſte zugeſichert , woges
gen er nur zur Huldigungstreue, gegeit den König von England, zur jährlichen Lieferung zweier Bieber:
felle und zur Bezahlung des Fünften von dem Ers trage der Golds ' und Silber - Bergwerke verpflich : tet ward. Die richterliche Gewalt hing, gånzlich vom Erbeigenthümer ab , der alle Gerichte,anords
nete , die Richter ernannte , und das Recht hatten, Verbrechern , vor und nach geſprochenen Urtheil, die Strafe zu erlaſſen , oder ſie aufzuſchieben . Die
einzige Einſchränkung dabei war , daß die Gelege der Vernunft gemäß, und, foviel thunlich, mit den Engliſchen übereinſtimmend feyu follten . ( Auch
behielt ſich der König die Uppellation von den Richa, terſtühlen an die Krone vor.
Im Nothfalle durfte der Arbeigenthümer auds ohne Zuziehung der Freimånner Befehle ergehen
laſſen, nur daß ſie vernünftig, den Engliſchen Gefes Ben möglichſt gemaß ſeyn , und weder Leben nod,
Freiheit , noch Eigenthum angreifen mußten. Es wurde zwar das Engliſche Recht, was Erbſchaftert,
Güterbeſig oder Hauptverbrechen betrifft, ans fangs der Provinz vorgeſdhrieben , aber nur ro lange, bis Penn und die Freimanner etwas anders 3*
36
darüber beſchloſſen *). Die Gefeße mußten ins nerhalb fünf Jahren (einer langen Frift) nach ihrer Bekanntmachung dem Könige zur Sutheißung zugeſandt werden ; nnd blieben gültig, wenn inners
halb ſechs Monaten keine Verwerfung erfolgte.
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Der Erbeigenthümer hatte das Recht, bil:
lige Zille in ſeinen Hbfen anzulegen ; doch behielt fich der König folche Auflagen und Zölle vor, wels the durch Parlamentsacten bewilligt wåren. Das gegen begab der König ſich und ſeine Erben ausa drücklich des Rechts , den Einwohnern der Pros
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16
34
vinz Eins und Uusfuhr - Zille , oder irgend
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Tagen und Abgaben aufzulegen , es ſen denn mit
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Einwilligung des Erbeigenthümers , oder des Obers ftatthalters , oder der Affeinbly, oder durds Eine Parlamentsacte in England.
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Dem Erbeigenthümer oder ſeinen Agenten war das Recht des Krieges gegen die Feinde der
Provinz und der Oberbefehl zu Waſſer und zu Lande zugeſtanden. Er konnte von ſeinem Lande ſoviel
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und auf folche Bedingungen, (als Lehen, Afterlehen
und ſchlechthin ) veräußern, wie ihm beliebte , auch
1
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* ) Das Erbſchaftrecht ward : balb näher dahin bes.
ſtimmt, daß der Vater über nid)t mehr als den n
dritten Theil ſeines Vermögens verfügen konnte,
und daß der ålteſte Sohn einen doppelten Antheil bei der Inteſtat : Erbfolge erhielt.
37
Lehnsherrſchaften , manors errichten , und Lehns : gerichte, court- barons, darin halten. (Er ſelbſt
behielt ſich bei den Länderverleihungen von jeden 100,000 Acres 10,000 , und zwei Fünftheile vom reinen Ertrage aller zu entdeckenden Gold:
und Silbergruben vor , beſtimmte den Kaufpreis für 100. Acres auf 40 Schil . Sterl. und 1.Schill.
Sterl. jährlich auf immer , von welcher leşten Ub: gabe man ſich aber bis auf eine Kleinigkeit , welche
zur Anerkennung der Lehnsherrſchaft jährlich zu bezahlen übrig blieb , loskaufen konnte.
Hierin
liegt , ſagt auch Ebeling , ausdrücklich der Grunds zins , worüber in der Folge ſo viel Streit entſtan den iſt, weil man behauptete , dieſer ſey Penn
für die Regierungskoſten bewilligt, eine Behaupa tung , wovon der Beweis nie geführt worden iſt,
ob man gleich erzählt - daß die erſten Pflanzer ſich dieſer in den Engliſchen Colonien freilich nicht ges wdhnlichen Abgabe lange widerſeßt und nur Penns überredenden Verſprechungen nachgegeben hatten). Penn ånderte ſelbſt die Regierungsform ſeiner Provinz mehrmals. In der erſten , welche er
1682 einführte , begab er ſich beinahe aller Hos heitsrechte.
Sie war ganz democratiſch , und
gründete fidoy bloß auf die Herrſchaft der vom Volke ſelbſt gegebenen Geſeße. Ein Räth vom zwei und ſiebenzig Mitgliedern , wovon jährlich ein Theil neu gewillt ward , und eine Generals
1
38
Verſaimmlungi wozu anfangs alle Freimanner, nachher , indem die erſte General -Verſammlung , welche eigentlich nur zur Einführung der in Eng. land entworfenen Verfaſſung berufen war , gleich Lenderungen barin vornahm , nur zweihundert
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12
oder mehr derſelben (nie über fünfhundert) gewählt werden ſollten , machten die gereßgebende Gewalt aus . Dem Erbeigner oder ſeinem Statthalter ward nichts als der beſtandige Vorſiz in dem
éinmerwährenden Rathe mit einer dreifachen Stima It?? vorbehalten. Beide Häuſer gaben durch ges meinſchaftliche Einwilligung Gefeße , wozu der Statthalter und Rath allein die dreißig Tage zuvor Sffentlich bekannt gemachten Entwürfe vors Yegten . Zu Beamten und Richtern der Provinz
1
wurde theils vom Rathe , theils von der Vers
(
fammlung dem Statthalter eine Anzahl vorgeſchlas gen , aus welcher dieſer die u $thigen Perſonen påhlte. Die vollziehende Macht und die Aufs ſicht über die richterliche waren dem Statthalter und dem Rathe gemeinſchaftlich verliehen. Schon in demſelben Jahre ward dieſe Res gierungsform mit dem guten Willen der Freis manner durch ein ' act of settlement dahin vers
åndert ,
daß die Zahl der Rathe auf achts
gehn , die der Abgeordneten auf fechs und dreißig herabgefegt wurde. Daraus entſtand die
neue Regierungsform von 1683. Durch dieſelbe >
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39 1
erhielt das voll die freie Jagd und Fiſcherei, nebſt dem Recht, daß alle Landbeſigungen derer, die noch nicht Bürger der Provinz waren , ihren Erben zufallen ſollten . Bei dieſen , wie bei einigen , wenig ſpäter erfolgten , Cenderungen iſt es merkwürdig , daß die Borrechte des Erbs eigenthüiners nicht behauptet , ſondern vielmehr eingeſchränkt wurden , übrigens aber Alles ohne
Einmiſchung der Krone geſchah , deren in keiner dieſer Conſtitutions - Urkunden , außer etwa ein: mal im Eingange , Erwähnung geschieht. Penn blieb nur zwei Jahre in der neuen Cos Yonie ,
und als er nach England zurückkehrte,
fand er ſeine Glaubensgenoſſen dort mehr als je gedrückt. Da er jedoch Carls II. und beſonders Facobs.II. Gunſt befaß, fo verſchaffte er durch feine Bemühungen , allen Secten Duldung gegeben
zu ſehen , wenigſtens den Quáfern die Erlaubniß, entweder ruhig bleiben oder ihin nac America
folgen zu dürfen. Indeſſen waren ſchon im erſten Fahre , wo William Penn den Plan zu ſeiner Eos lonie publicirte , eine große Menge Quåker in drei:
Big Schiffen nadı Penſylvanien gegangen , wozu fie theils durch die Verehrung für Penns Characa ter , theils durch die große Strenge , mit der fie
damals in England behandelt wurden , veranlaßt ſeyn mochten .
So war: Penſylvanien vorziigos
weiſe der allgemeine Zufluchtsort" der Quaker,
40
wenn gleich von Anfang an eine große Verſchies denheit der Religion herrſchte. Dieſe ward auch fchon durch die von William Penn der Colonie ges
gebene Verfaſſung begünſtigt , in welcher ſich namentlich die Beſtimmung findet : " Alle, die den allmächtigen Gott erkennen ,
follen nicht in
ikter religiøſen Ueberzeugung geſtört werden , und alle, die an Jeſus Chriſtus glauben , ſind fåhig, bem Gouvernement zu dienen . ” Auch hatte ſich Penn nidit dem Artikel widerſekt , welcher auf Verlangen des Biſchofs von London in das ihm
ertheilte Privilegium eingerückt war , daß derſelbe nåmlich Prediger der Hochkirche in die neue Colos nie ſenden könne , ſobald eine beſtimmte Zahl von Einwohnern ihn darum erſuchte. Obgleich es alſo
Leute aller Bekenntniſſe in Penſylvanien gab, To bildeten doch die Quåker , die faſt alle aus
England Herſtammten , die angeſehenere und zahl reichere Claſſe der Einwohner. Sie hatten ents ſcheidenden Einfluß auf die Regierung, und ihre Art zu leben blieb felbft nicht ohne Einwirkung auf diejenigen Birger des Staats , welche nicht
zu ihrer Gemeinde gehörten , wenn es gleich fcheint, 5aß , beſonders im Unfange, nicht immer zwiſchen den Quåkern und den andern Secten
das beſte Vernehmen herrſchte. Dieſen entſcheis denden Einfluß der Quåker ſieht man gleich den
erſten Seſegen der General : Verſammlung an, 1
41 , bei denen man beſonders Ordnung , Fleiß , Spars ſamkeit der Bewohner , ' wodurch ſich allerdings Penſylvanien immer auszeichnete , vor Augen katte. Nur eins davon mag als' characteriſtiſch
angeführt werden, wodurch nåmlich beſtimmt ward : alle Knaben ſollten ein nüßliches Gewerbe lernen, damit keine Müffiggånger entſtehen , ſondern der Arme feinen Lebensunterhalt erarbeiten können der Reiche aber , wenn er verarmte , nicht in
Noth geriethe.” , Wundern könnte man ſich , daß William Penn ſich durch einen Articel des Pris vilegiums das Redt ertheilen ließ , als Genes ral - Capitain alle Claſſen der Einwohner wider 1
feindliche Angriffe zur Vertheidigung aufzubieten, da Ser Kriegsdienſt bekanntlich fid mit den Res ligionsgrundfáken der Quaker nicht verträgt.
An den Krigen der Krone Theil zu nehmen, war er jedoch nicht verbunden.
Sehr bald entſtanden in der neuen Colonie Streitigkeiten zwiſchen der General - Verſamm , Yung und dem von dem Erbeigenthümer ernanna ten Statthalter und Coinn.iffarien . Zuerſt wurden ſie durch das Verfahren des oberſten Ridters Moos
re veranlaßt , der wegen zehn Staatsverbreden bei dem Rathe angeklagt wurde. Spåter warf man William Penn eigennúßige Abſichten , ges wiß mit großein Unrecht,
mit etwas mehr
Grunb Unbeſtändigkeit in den Grundfågen der
42
Regierung des Landes vor , wobei man jedoch feine Abweſenheit und die vielen unangenehmen ſtörenden Verhältniſſe nicht vergeffen darf,, unter
denen er , beſonders ſeit Vertreibung der Stu :
1
WE
WAS
arts , in England lebte (Not. 10.). Im Jahr 1682 wurden die drei Grafs
fchaften , die das Gebiet des jeßigen Staats Des laware bildeten , auf eignes Verlangen mit Pens Dieſes (and hatte früher zum Theil den Schweden , ſpåter den Hollans dern gehört , war aber fchon vor einiger Zeit von den Engländern in Beſik genommen . Von " fylvanien vereinigt.
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jener frühern Schwediſchen Herrſchaft her hat ſich bis in die neuſten Zeiten inſofern eine Vera bindung mit dem erſten Mutterlande dieſer Cos Lonie erhalten , daß man ihnen von dort immer ben Probſt und die übrigen lutheriſchen Predis ger zuſandte, und daß dieſe felbſt von der Schwes
diſchen Regierung eine Unterſtüßung erhielten und von dem Könige beft&tigt zu werden pflegten . 5. Maryland.
Maryland machte urſprünglich einen Theil ber Diſtricte aus , welche Jacob I. im Jahr 1606
der London - Compagnie ertheilte ; der eigentliche Anfang der Colonie fålt jedoch erſt in das Jahr 1632 Es erhielt nåmlich Cecilius Baron von
Baltimore um diefe Zeit von Carl I. einen Freiz
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OP
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43
heitsbrief, wodurch ihm , feinen Erben , und wem er es überträge , die abfolute Herrſchaft und das Grundeigenthuin des ganzen Landes mit
allen dazu gehörigen Inſeln oder ſonſtigen Pers tinenzien gegeben ward. Der König behielt ſich dabei nichts als die ihm zu leiſtende Huldigungos
treue und die hochſte Lehnsherrſchaft vor.
In
der That laßt ſich nicht leugnen , daß , wenn
man dieſen Freiheitsbrief und die darauf gegrúns dete Verfaſſung Marylands_init dem , was diber
Penſylvanien geſagt iſt, vergleicht, dieſe Colonte und ihre Erbeigenthümer noch unabhängiger vom Mutterlande waren ,
vinz.
als Penn und feine Pros
Carl I. gab das Land als ein freies ges
meines Lehn ohne alle zu leiſtenden Dienſte, und
bedang fich jährlich nur zwei Indiſche Pfeile nebſt dem Fünftel alles zu entdeckenden Goldes und Silbers . Ferner verlieh dieſer Freiheits
brief dem Erbeigenthümer die Macht ,
Gereke
aller Art zu geben , nach ſeinem eigenen vernünfs
tigen Gutdůnken und mit Einwilligung und Guta heißen der Freimånner , deren Mehrheit oder Abgeordneten , welche derſelbe in einer ihm bes
liebigen Form , fo oft es nöthig , zur Geſeks gebung follte zuſammenberufen laſſen . Zur Volls ziehung dieſer Gefeße erhielt der Erbeigner das Recht aller Strafen gegen die Uebertreter , felbſt
an Leib und Leben , das Recht zu begnadigen ,
44
wie auch Richter und Gerichte mit ihm beliebis gen Gewalten anzuordnen.
Die einzige Eins
1
fdränkung ward hinzugefügt, daß die Geſeke der Vernunft gemäß ſein und den Engliſchen Geſes
Ben und Gewohnheiten nicht widerſprechen , fons dern ſoviel möglich folgen follten. Weber der Erbeigener noch die Regierung waren verpflichtet, die Gefeße 'dem Könige zur Beſtätigung vorzus
An
legen ; auch wurden damals ihre höchſten Ges richte keiner Apellation an den König unterworfen . Der Erbeigenthümer erhielt das Recht, im Fall
1
eines Aufruhrs das Kriegsgefeß in ſeinem gans
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zen Umfange auszuüben.
1
Er konnte Würden
und Ehrentitel verleihen ; nur mußten es nicht dieſelben ſeyn , welche in England üblich waren. Er ward berechtigt, Háfen mit ſolchen Gerichts: barkeiten , Rechten und Freiheiten , wie er für gut finde , zu errichten , und in denſelben bils lige und verhältniſmäßige Einfuir: uno Uus: fuhr: Zsde aufzulegen . Es hing von ihm ab, auf welche Bedingungen er die Låndcreien der Provinz verleihen wollte . Der König machte
ſidy fogar für ſich und ſeine Nachfolger vera bindlich, nie irgend eine Abgabe , Zoll oder
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Taxe auf die Lånderein , Såter und die in die
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Háfen der Provinz eingeführten oder von da ausgefandten Handelswaaren der Einwolner der
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Provinz zu legen oder legen zu laſſen .
1
45 Regierung der Colonie kam jedoch erſt im Jahr 1649 in beſſere und im Jahr 1676 im vøllige Ordnung.
Lord Baltimore verfuhr bei Einrichtung und Verwaltung der Colonie ohne Zweifel mit ſehr viel Verſtand; anſtatt unmittelbaren Vortheil zu: ſus chen , war er zufrieden , einen fichern Grund dazu
für die Zukunft zu legen.
Er wollte keine eigens
nůßige Leute zu Statthaltern ; er ſuchte nur ars beitfame Pflanzer, und ließ jeden lieber durch eignen Fleiß für ſich ſorgen , als daß er den Forts gang der Colonie von einem gemeinſchaftlichen Ine
tereſſe abhängig gemacht hatte. Die Coloniſten erkannten auch ſehr gut die Bemühungen des Erbs
eigenthümers , was man z. B. daraus ſieht, daß fie ihm aus eignem Antriebe eine jährliche Kopfſteuer von 15 Pfund Taback für jeden
erwachfenen Einwohner bewilligten . Auch erhielt Loró Baltimore die Coloniſten in gutem Verhalt:
niſſe mit den Eingebornen . Seine Bemühuugen für das Fortkommen der Colonie hatten in der That einen ſehr guten Erfolg. Es kamen ſehr viele Coloniſten dahin , durch die ſtrenge Ausübung der Strafgefeße gegen die Katholiken , die ſelbſt der
ihnen geneigte König nicht zu mildern vermochte, aus England vertrieben , da im Gegentheil Lorð Baltimore die chriſtliche Religion überhaupt für die ſeines Landes erklärte . Erſt ſpåter ward die
46 engliſche Kirche bie herrſchende.
Ein merkwürdis
ges Religionsgeſex warb im Jahr 1649 gegeben und vom Erbeigenthümer für unwiderruflich erklärt.. Dieſes Gefeß verbot allen Gewiſſenszwang gegen
jeden , der an Chriſtus glaubte , verbot alle fecti virdhe Schimpfnamen bei ſchwerer Geldbuße, ja
Felbſt der Staupe; es ſchärfte mit ebenſo ſchweren Strafen die Heiligung des Sonntags ein. belegte Gottesläſterung , die (dugnung der Dreiei: einigkeit und der Gottheit Chriſti mit der Todes:
ſtrafe "nebſt Verwirkung der Güter , und drohete dem , welcher veráchtlich von der Jungfrau Mas
ria , den Apoſteln und Evangeliſten ſprach, mit
hohen Geldbußen , der Staupe und dem Gefängs niß , ja bei wiederholten Fällen mit Gútereinzies hung und Landesverweiſung. Die erſte Verſammlung der Freimanner der Colonie war 1635 zu St. Mary , von deren Vers
handlungen man aber weiter keine Nachricht hat, als daß beſchloſſen wurde , das Engliſche Recht follte auch in Maryland gelten.
Eine zweite Vers
fammlung ward im Jahr 1637 gehalten , welche das ihr von Lord Baltimore zugeſandte Sefeßbuch verwarf, wogegen ihre Vorſchläge eben ſo wenig die Beſtätigung des Erbeigners erhielten.
Sie
find bis auf die Aufſchriften verloren gegangen, aus denen hervorzugehen ſcheint, daß man eine gewiſſe Lehnsverfaſſung einzuführen verſuchte, daß
es ſchon anfangs Dienſtbarkeit gab , daß man zivar dem Könige Trene ſchwur, allein audy die Freis
heiten des Volkes feftfeßte, und daß die Coloniſten dem Statthalter kein Recht, an Leib und Leben zu ftrafen , einräumen wollten .
Dies ſcheint wenigs
ftens aus einem beſondern Gefeß hervorzugehen , wodurch ſie einen Seeräubor, den ſie vor ihr eiga nes Gericht zogen , zum Tode verurtheilten. Im Fahr 1639 war eine britte Verſainmlung der Freis månner.
Zulegt ward der Colonie eine geſetzges
bende Verſammluug vorgeſeßt, dle aus den Uts geordneten der Freimånner beſtand,
und worin
nicht nur der Statthalter , fondern auch der Secres
tair Sik und Stimme hatten ." Dieſe Verfamms lung gab jeßt einige vorl&ufige allgemeine Geſege, worin der Engliſchen Kirche vor allén ihre Redste und Freiheiten , ſo wie dem Erbeigner und den Einwohnere die ihrigen geſichert wurden. Die Ausbrücke waren zum Theil wörtlich aus der Engs liſchen Magna Charta , welche auch namentlich angeführt wird , genommen . Worin die Rechte der Kirche in Maryland beſtanden , ward nicht ang
gegeben ; allein daß Katholiken fie bewilligten , war gewiß merkwürdig , und andererſeits iſt in jener
Zeit der Geiſt der Toleranz eine beſonders ſeltene Erſcheinung , welcher ſich in dem Elde zeigt , den der Statthalter und ſein Rath nicht lange nachher fchon leiſten mußten , „ daß ſie keinen, der an Chris
48 ſtus glaubte , ſeiner Religion wegen im geringſten beunruhigen oder einſchränken wollten ." Sehr viele andere Bills wurden zwar eingebracht und verleſen , aber nicht bewilligt , felbſt diejenigen
nicht, welche man als beſtandige Grundgefeße vors ſchlug. Zu bemerken iſt noch , daß der Tabacks : bau, deſſen ſchon 1640 erwähnt wird , früh Vera
anlaſſung zur Einführung der Sclaven gab, wos von auch 1638 in einer Bil die Rede iſt.
Die bisher erhaltene Ruhe der Colonie ward bald theils von England aus , theils durch ins nere Empórungen geſtört , indem Leute als Ans
hånger des Parlaments auftraten , die Gährung der Gemüther , welche ſich auch in die Colonien verbreitet hatte ,
benußten , um dort Partheien
zu erregen , ja fogar den Statthalter zur Flucht nad Virginien ndthigten . Die Empörer wurden
jedoch im folgenden Jahre ( 1646 ) bezwungen, der unruhige Geiſt aber nachher , wohl zum Theil auf Unſtiften einiger Virginier , unterhalten,
welche die Unterwerfung Marylands unter Virgis nien bezweckten. Unter Thomas Greene, welcher 1646 Gous verneur ward, ſchlug man ein Gefek zur beſſern
Einrichtung der Regierung vor , allein es herrſchte
keine Einigkeit , um es gültig zu madhen .
Im
Jahr 1649 findet man die Gefeßgebung beſtehend
aus dem Erbeigenthümer und deſſen Statthalter
49 nebſt dein Ober : und Unterhauſe. Dieſe Cheis lung war vermuthlich von den Repréſentanten der Hundreds veranlaßt worden, die ſchon ſieben Jahre
früher den Wunſch &ußerten , ein eigenes Haus zu bilden , dem eine verneinende Stimme zukáme. Dies wollte der Statthalter damals nicht zulaſſeu ;
jekt aber waren die Umſtånde ſehr verändert, da die Engliſche Republik ſogar das Oberhaus ganz
aufgehoben hatte. ' Hier dagegen ward es im Jahr 1650 fórmlich als verfaſſungsmåfiger Theil der
Regierung feſtgeſegt, beſtehend aus dein Statta halter , dem Secretạir und den Mitgliedern des
Raths, welche alle , zulegt zelen oder zwölf, vom Das Unterhaus machten die Abgeordneten der Grafſchaften aus. Sie alle zuſamnien bildeten die General : Vers Gouverneur ernannt wurden.
ſammlung, der allein das Recht zukamn , Abgaben und Zille der Provinz aufzulegen. Der Statthals ter ward vom Erbeigenthümer , Lord Baltimore, mit Genehınigung des Königs angeſtellt und obn ihm befoldet ; dahingegen die Tagegelder des Raths, wenn er als ein Theil der Gefeßgebung verfams melt war , von der General - Verſammlung bewil.
ligt wurden. Anfangs waren ihre Sißungen dreis
jährig, fo wie die Wahlen vom Volke auch alle drei Jahr vorgenommen zu werden pflegten. Es waren vier Negativen in derſelben , von welchen der Erbeigenthümer drei hatte ; nämlich feine eigne, 4
50
wodurch er berechtigt zu feyn behauptete; felbft
2
die 'von ſeinem Statthalter gebilligten Gefeße zu verwerfen , die des Statthalters und die des Raths, die vom Erbeigner ernannt wurden . Da alle Lemter nebſt den Predigerſtellen für
die zur Engliſchen Kirche gehörenden Gemeinden von dem Statthalter bereßt wurden , fo war deſſen
Einfluß in der Provinz nicht gering und die Eifers, ſucht des Volks gegen denſelben deſto lebhafter. Die Einkünfte des Erbeigners waren ebenfalls nicht - unbedeutend; ſie entſtanden aus dem Verkauf uns
angebaueter Låndereien , aus dem .Grundzins , der der dabei ausbedungen ward , und aus der Pacht
ge
für Lehen, welche ſich derſelbe im Lande vorbehielt. Was das Verhältniß Marylands zum Mut:
dia
be
terlande betraf , ſo war es die erſte unter den Enga
er.
liſchen Colonien in Nord - America , welche den
Nainen einer Provinz erhielt ; ſie ward ſchon von ihrer eignen Gefeßgebung regiert , als Vira ginia und Neu - England noch von Handels : Geſellſchaften im Mutterlande . abhingen.
Die
Erklärung Englands zu einer Republik brachte
anfangs keine weſentliche Venderungen in Mas Denn obgleich man wußte , Baltimore daß Loro den Stuarts anhinge i fo ließ man ihm feine Rechte , da er mit vieler Klugheit alle Partheien zu ſchonen gewußt
ryland
hervor.
hatte.
Dies dauerte jedoch nicht lange .
Die
It
151 Puritaner in der Provinz traten als Anhänger des Protectors auf, denen ſich die Katholiken
widerſekten , um den Erbeigenthümer und die alte Verfaffung zu vertheidigen. Im Jahr 1654
wurde die Regierung dem Erbeigenthümer ganz entriffen und einer -Commiſſion von zehn Perſo : nen anvertraut, die ſogleid) eine General - Vers
famınlung und ſpäter eine zweite hielt, von wels dhen eine Menge Gefeße im Geiſte der Puritanis fchen Parthei gegeben wurden . Lord Baltimore's
Aufruf an die Einwohner , ihm zu huldigert , wart von der Gefeßgebung ein offentliches Verbot entges gengeſeßt, und des Gouverneurs. Stone Vertheis digung ſeiner Rechte init gewaffireter Hand war vergebend. Dagegen blieben aber auch die erneu: erten Verſuche Virginiens , ſich dieſe Streitigkeiten zu Nuße zu machen , weshalb es feine Anſpriche
auf Maryland vor den Protector brachte, ohne Erfolg. 96 ein Aufruhr, der im Jahr 1656 entſtand und nicht unbedeutend geweſen zu feyn
ſcheint, zu Gunſten des Erbeigenthümers war,
iſt nicht beſtimmtanzugeben , doch ſehr wahrſcheins lid) , da Fendal an der Spiße deſſelben ſtand, und dieſer nachher von Lord Baltimore , als er 1660 wieder in ſeine Rechte eingefekt warð , zum Gous verneur der Colonie ernannt wurde.
Wie er sie
Regierung führte, darüber fehlt es an Nadzrichs ten. Nur ſoviel wiſſen wir , daß die Werfolgung 4*
*52 der Quaker , welche der Grundverfaſſung der Colos nie entgegen war , in dieſen kurzen Zeitraum fält, und daß er felbſt gegen den Erbeigenthümer verra theriſch handelte , indem er ihm die Provinz nicht núr ganz zu entziehen ſuchte, ſondern ſogar, obs gleich damals begnadigt , nachher noch einmal bes deutende Unruhen in der Provinz verurſachte. Unter den in jener Zeit gegebenen Sefeßen
ſind das über die Sabbathsfeier und das gegen die Einführung von Verbrechern als Coloniſten die merkwürdigſten.
Das
lektere ward im
Fahr 1676 von der General - Verſaınmlung geges ben , wozu ſie dadurch veranlaßt war , daß man
feit Jacob I. viele Verbrecher zur Strafe nach Virginien ſchickte, und dieſes zuweilen auch auf
Maryland ausdehnte. Dies ſcheint unter Carl II.
wieder öfterer geſchehen zu ſeyn , und mag zum Theil daher kommen , daß nach einer Parlaments: Acte die überwieſenen Quaker in die Colonien ges fchickt werden ſollten , und da man dies als Strafe betrachtete , manchmal eine Verwechſelung mit eis gentlichen Verbrechern eintreten mochte. Das Ges
fek über die ſtrengere Feier des Sontags wurde wahrſcheinlich durch die , wohl nicht in aller Hins
ficht vollftandig begründeten , Klagen veranlaßt, welche von den Geiſtlichen der Engliſchen Kirche und dem Biſchof von London über den irreligiffen
und ſittenloſen Zuſtand Marylands erhoben waren.
53
Lord Baltimore mußte in England wegen dieſer Klagen ſehr heftige Vorwürfe erdulden , wogegen man ihm andererſeits ein Verbrechen daraus inadhte , daß er vielen Katholiken Aemter in der Colonte gegeben hatte. Dies zog ihm fogar bon Seiten des Königs Carls II. , der wahrſcheinlich NURI um von ſich den Vorwurf einer Partheilich: keit für die Katholiken abzulehnen , darin willigte, den Befehl zu , alle Aemter Proteſtanten anzuver :
trauen , ein Befehl, der mit den Grundgeſegen der Colonie in gradem Widerſpruch ſtand. Die Ausführung der Abſidit Jacobs II. , alle
unabhängigen Regierungen in den Colonien aufzu : heben, ward in Maryland durch zufällige Umſtände
gehindert ; deſto mehr Unrnhen veranlaßte aber dort die ,Revolution von 1688.
6. New - York. New - York war anfangs eine niederländiſche Colonie , ward aber im Jahr 1664 von den Enga
låndern durch eine den Einwohnern fehr günſtige Capitulation befeßt , und dieſe Eroberung in dem Frieben von Breba 1667 beſtåtigt. Die Wieder,
beſignahme derſelben durch die Hollander im Jahr 1673 war ohne weitere Folgen, da die !Colonie
fchon im nächſten Jahre durd, den Frieden von Weſtminſter wieder an England kam .
54 1
Pis zum Regierungs = Antritt Jacobs II. war dieſe Colonie in einer ganz andern Lage , wie die übrigen , indem Carl II. fie ſeinem Bruder, dem damaligen Herzog von York und Albany
ſchenkte, und dieſer ſie erſt bei ſeinem Regies rungs : Untritt init den Beſißungen der Krone vers einigte. Der erſte Gouverneur Nichols fuchte alla
indhlig die Engliſchen Einrichtungen an die Stelle der Holländiſchen zu feßen , und gab nainentlich in dieſer Abſicht der Stadt New York im Jahr 1665 eine neue Verfaſſung. Religionsfreiheit ward allen Einwohnern zugeſtanden , inſofern eine ** Bes
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fe richtsho führte er anfaintgesn nicht ein , ſondern ke d entſchie nlaillceh Streitig in eigner Perſon . i e Wahrſch müſſen jedronch manche ſeiner Eins n
e Nichols errichtet nämlich ein alliges m meines Gerichte - Collegiu , court ofergeneral assizes , welches aus demrif Statthalt ., nebſt nd den Richtern beſſen Rathe e,ridchetms Oberſhe u g eſtand , ungefähr wie ein des Friendgesns b Regieru - cChotleltegium zu den Zeiten deer Hol : i d
fen war.
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e e richtung den Einwohn nincghet n gefallen haben , b u ornahm , wo : weshal man nacuhhnegr Aender v r durch die Verwalt ungefäh auf die Weiſe her : rn geſtellt ward , wie ſie unter den Hollande gewes
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wiaorn . Diefe Behör hatte t a r t ſ die ganze Admini in Kånden , und gab auch
1
55
alle Gefeße , die aber den Englifchen nicht wider.. ſprechen durſten . Nur die Offentlichen Koſten der Verwaltung wurden in einer allgemeinen Vera :
ſammlung der Abgeordneten feſtgeſekt , jedoch die. þewilligten Gelder von dem Gerichts - Collegium verwandt. Daß man anfangs die Einwohner bei Bewilligung der Abgaben nicht zugog , ſieht man daraus, daß der Gouverneur im Jahr 1665 aud eigner Machtvollkommenheit der Colonie eine
von den Gütern der Einwohner zu bezahlende: Kriegsſteuer - auflegte. Das Regierungs - Colles gium ſammelte unter Nichols. Hufſicht die alten,
Gefeße und Gebräuche ber Colonie , und machte die wegen der Engliſchen Geſeke nothwendigen
Aenderungen , worauf dieſe Sammlung im Jahr 1666 von Jacob förmlich beſtätigt ward . : ,
Einzelne Falle ,
daß Repreſentanten des
*Volks . wenigſtens, zur Bewilligung von Abgaben
berufen wurden , findet man zur Zeit der Holláns, der ſowohl als der Engländer, obgleidh wir dara über keine nähere Nadzrichten Gaben ; es iſt aber ausgemacht , daß dieſe Verſammlungen felten was ren, und ihre Berufung von dem Willen des Statta
halters abhing , auch daß der Herzog von York,
den die Streitigkeiten der Colonien von Neu - Engă land mit ſeinem Bruder nicht ſehr dazu auffordern mochten , lange Zeit wenig geneigt war , darin irgend Aenderungen vorzunehmen. Die Einwoh :
56
ner der Colonié mogen damit nicht ſonderlich zu: frieden geweſen ſeyn, beſonders init der Fortdauer nicht bewilligter Abgaben. · Dies ſcheint wenigſtens
daraus hervorzugehen , daß fie den Schaßeinneh . mer Dyer , der dieſe Abgaben erheben wollte, des Hochverraths anklagten , weil er Taren einnehme,
die das Gefeß nicht bewilligt bätte. Endlich gab der Herzog von York nach, und bewilligte ein Haus der Repräſentanten , das aus achtzehn von
den Freihaltern gewählten Mitgliedern beſtehen follte. Dieſes ſollte nebſt einem Rath die Gefeße gebung der Provinz ausmachen, deren Verfügungen jedoch der allgemeinen Rechtsverfaſſung des Staats
gemaf feyn müßten , und ohne des Herzogs Bes ſtatigung keine Gültigkeit haben follten . Dieſe den Einwohnern bewilligten und ſchon ausgeführten Freiheiten wurden bei der Thronbeſteigung zurücks
genominen , indem Sacob II, im Jahr 1686 dem Statthalter befahl , allein mit Zuziehung des Raths Gefeße zu geben , die Erhebung der alten Auflagen fortzuſeßen und neue anzuordnen. Unter den , dem Gouvernenr damals gegebenen , Befeh
len pflegt man einen als befonders merkwürdig ans zuführen , wodurch ihm nämlich aufgegeben warb, keine Druderpreffe im Lande zu dulden.. Im Jahr 1688 ward Eduard Andros General's Gous verneur von Neu : England und New York.
37 1.7. News.Jerſey , Nachdem der Herzog von York, dem dieſes
{and gehörte; das Eigenthum deffelben an Lord Berkley und dem Ritter Carteret im Jahr 1664€
abgetreten hatte » Vießen dieſe die Provinz durch einen Statthalter und deſſen Rath verwalten , wels dhe zugleich mit zwolf , jährlich gewählten Repras ſentanten der Freihalter die Gefeßgebung beforg Die Einwohner mußten dem Könige huldis gen und den Erbeigenthümern den Eid der Treue leiſten . Im Jahr 1677 theilten ſich die Erbeis
ten .
genthümer das Land ; Oft- Jerſey behielt die alte Regierungsform , kam aber nach Sir George Berkley's Tode im J. 1682 an zwolf Eigenthümer
und bald darauf an vier und zwanzig ,
da jene
zw8lf ſich jeder einen Theilnehmer wählten , wos durch die Verwaltung des Landes in eine große Verwirrung gerieth. Die Verfaſſung von Weſts
Jerſey aber warð verändert, und das neue Grunds
gefeß von den Eigenthümern und den Freihaltern der Provinz unterſchrieben . Die Generalverſainma Yung erhielt dadurch weit unehr Rechte, als vorher,
indem ihr z. B. das Urtheil überMörder eingeräumt wurde , der Schaßmeiſter ihr jährlich Rechnung ablegen mußte und ſie ſelbſt zehn Commiſſarien wählte , die während der Zeit, daß ſie keine Sits
zung hielt , die Regierungs ; Geſchafte führten.
58 Im Jahr 1681 warb die Sewalt des Gouverneurs
noch mehr eingeſchränkt, ihm alles Recht, Krieg zu führen , nebſt der Ernennung der Beamten ges nommen ; auch durfte er die General - Verſaima lung,nicht vor Ablauf eines Fahrs ausſeßen oder
aufheben. Hingegen blieb ihm und den Commif: farien die Vollziehung der Gefeße überlaſſen .
4
(
7
59
II .
Bis zu den durch die Stempettare veranlaßten Unruhen . 1. Neus England.
Wend gleich der åußere Bund der Colonien von Neus England nicht einmal bis zum Ausbruch der Engliſchen Revolution dauerte , fo blieb ihnen
doch immer viel Gemeinfchaftliches, wodurch es bis auf die neueſten Zeiten möglich wird , alles, was
auf dieſen nordöſtlichen Theil der jeßigen Vereis nigten Staaten Beziehung hat , unter Eine allges meine Anſicht zu faſſen.
Die Bewohner von Neu -England find: faft alle Engliſcher Abkunft, und man hørte bei ihnen immer dieſe Sprache in ihrer größten Reinheit ;
ſie rühmten ſich immer der Unabhängigkeit ihrer Vorfahren in Religion und Politik , uub wer
ihnen daraus ein Verdienſt zu machen willens iſt, wird allerdings in den Thatfachen dazu alle inogo liche Veranlaſſung finden. Denn ſie waren inmer
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unter der Großbrittanniſchen Herrſchaft befonders eiferſüchtig auf Erhaltung und Ausdehnung ihrer
1
Privilegien. Eigner Landbau war ehemals bei ihnen noch mehr vorherrſdhende Beſchäftigung,
als dies jekt , ' wenigſtens im Vergleich mit den weſtlichen Provinzen , der Fall iſt.
Dies mochte
ohne Zweifel mit dazu beitragen , die große Uns
hänglichkeit an ihr Vaterland, welche man an ihnen rühmte , zu befeſtigen.
Sie zeigten immer
viel Muth und Eifert es gegen alles Fremde zu
vertheidigen , wovon ſie audy, háufige Beweiſe in dein Revolutions - Kriege gegeben haben , indem namentlich während der erſten Jahre deſſelben bei
weitem der größte Theil des gegen die Engländer aufgeſtellten Heeres aus Neu : Engländern beſtandi
In der Chat : ſpricht für ſie der Uinſtand einigers mafeu , dapi felbſt diejenigen Reifenben , welden
alles in America im ſchwarzen Lichte erſdienen iſt, noch am nachſichtigſten in ihren Urtheilen über die Neu - Engländer ſind (Not. 11.) . Sie hatten
1
iminer eine große Anhänglichkeit an die Religion ihrer Våter , ſie hielten ſtreng auf die Feier des Sonutags ; und iſt es da zu verwundern , daß ſie bei dem großen Haufen der Nord : Ainerikaner in
den Ruf des Aberglaubens und der Bigotterie ka:
men ? befonders bei den Bewohnern der füdli: chen und noch mehr der Iveſtlichen Provinzen , der nen frúh jede Erinnerung böherer Intereffen , als
!
61
die ſich mit Geld bezahlen laſſen , verſchwand, und welche das erſte Beiſpiel der damals und
noch jeßt hie und da hochgeprieſenen allgemeinen Toleranz gaben . Dieſer allgemeinen Toleranz in den jüdweſtlichen Staaten können wir um ſo weniger eine Lobrebe halten , als ſie nicht eine Frucht des Glaubens an den gåttlichen Urſprung
aller Religionen , wie dies z. B. bei William Pena der Fall war , ſondern des Indifferentismus und der verderblichen Meinung iſt, daß das Verhalta
niß des Menſchen zur Gottheit allen übrigen Seis ten unſers: jeßigen Dafeyns fremd bleiben , und daß namentlich Religion und Politik in Theorie und Praxis nie in directe Verbindung geregt werden müſſen (Not. 12:). Unter allen Nord - Americaniſchen Colonien
waren Rhode Island und Connecticut am unabs
hängigſten von der Krone. Sie ſtellten nach Vers treibung Jacobs II. aus England und darauf erfolgs ter Gefangennehmung ſeines Gouverneurs Antros
in Boſton ihre alte Verfaſſung wieder her , und
wenn dieſe gleidh nicht ausdrücklidh von Wilhelm HII. anerkannt wurde , ſo geſchah doch auch nichts dagegen . Sie wählten jährlich den Gouverneur
felbſt. Sie konnten Gefeße ohne deſfen Zuſtima mung geben , ja felbſt ſein Widerſpruch hinderte dieſes nicht. Nur durften die Gefeße nicht den Engliſchen entgegen ſeyn , in welcher Hinſicht aber
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bie Controlle ſehr ſchwer feyn mußte, da ſie nicht perbunden waren , dem Könige die gegebenen Ges feße mitzutheilen , und dieſer nicht befugt war, einmal gegebene Gefeße nach einer gewiſſen Zeit wieder aufzuheben. Auch wählten ſie ſelbſt den Shef ihrer Miliz , und wollten namentlich , als Wilhelm III. ihnen einem folchen , Benjamin Fletcher, ernannte ; dieſen nicht annehmen. Im Maffadjuſetts ſtellte man nach der Res
1
119
11
volution von 1688 zwar vorläufig die alte Ges neralverſammlung her , aber nicht das alte Pris vilegium ; fondern man beſchloß , ein neues aus England zu erwarten. Dieſes beſchränkte aber in mehrern Puncten die ehemaligen Freiheiten der
Colonie und die Agenten derſelben weigerten fidh deshalb anfangs , es anzunehmen .
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Seitdem was
ren immer von Zeit zu Zeit Streitigkeiten zwis
17
fchen dem Königlichen Gouverneur und dem Hauſe der Repräſentanten, wovon wir hier nur die wich:
tigften anführen wollen . Der Gouverneur Shoute katte ſeit 1720 darüber Streitigkeiten , daß er gegen das Herkommen (denn in Charter war das
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77 11
von nicht die Rede ) . das Recht anſprach, den Sprecher des Hauſes der Repräſentanten zu bes
el
ſtåtigen , wogegen dieſes Haus fich Befugniſſe ans
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maßte ,
die im graden Widerſpruch mit den Worten des königlichen Privilegiums ſtanden. Es wollte, z. B. über die Führung des Krieges , über
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bie Ernennung der Befehlhaber beſtiminen , bies fen Vorſchriften geben , ſie zur Rechenſchaft ziés hen oder gar abfeßen ; es hielt den Sold Ber
Truppen zurück, gab Befehle zum Schleifen von Forts , Wegbringen des Geſchüßes , und fandte eigne Commiſſionen zur Unterſuchung der Trups pen aus.
Erſt kurz vor dem Tode Georgs I.
wurden dieſe Streitigkeiten durch eine königliche Special- Commiſſion beigelegt. Offenbar war man ſchon in England wegen der häufigen Wis derſerlichkeit Maſſachuſetts beforgt, und gerade
um diefe Zeit wurde bei Selegenheit der Zwis ftigkeiten des Gouverneurs mit dem Hauſe der !
Repréſentanten (1727) der Colonie vorgeworferi, fie ſtrebe nad Unabhängigkeit. Eben fo war , man nicht weniger in England, als in Frankreich erſtaunt , als im Jahr 1740 dieſe Colonie , ohne
Unterſtúkung königlicher Truppen', Louisburg, die ſtårEfte franzöſiſche Feſtung in America , einnahm . Im Anfange des ſiebenjährigen Krieges entſtans den Streitigkeiten zwiſchen der General - Vers fammlung und dem General Coudon , wegen Einquartierung der Trupen , wobei jene das Recht
behauptete , einer brittiſchen Parlaments : Ucte , welche nicht ausdrücklich auf die Colonien ausges dehnt worden ſey , erft durch ihr Gefeß in der Provinz Gültigkeit zu verſchaffen .
In der bei
dieſer Gelegenheit dem Statthalter übergebeneu
64 Erklärung erkennt die Generalverſammlung die
Verbindlichkeit der Parlaments - Acten in allen gerichtlichen Handlungen auf das Beſtimmteſte an,
laßt ſich aber nicht darauf ein , ob ſie ſich auch anf die innere Adminiſtration der Colonie erſtres den dürfen . 其A
2. Virginia. Unter Wilhelms III. Regierung waró Vir:
ginien eine Zeitlang von ihren Statthaltern Hart bedrůdt, und erſt unter der Königin Anna erhielt dieſe Colonie, wieder eine größere Unabhängigkeit, in welchem Zuſtande ſie bis zur Revolution ohne weſentliche Veränderungen blieb.
avisi Der Gouverneur wurde von der Krone auf beliebige Zeit ernannt und brachte meiſtens allges meine Vorſchriften über die Führung ſeines Ama tes mit , oder erhielt für einzelne Falle Verhals tungsbefehte. Er berief mit Gutheißen reines
Raths die General. Verſammlung , berſchob ſie aber oder ldſte ſie auf nach eignem Gutbúnken.
Er hatte den Vorſitz in allen Staats - Collegien und ernannte mit Billigung des Raths, ale Rich: ter der Grafſchafts - Gerichte. Shm gehörte die Leitung der Miliz , die Anſtellung ihrer Officiere, ſo wie er auch Vice Admiral der Provinz war. Der Råthe waren gewShulich zwölf, alle auf
1
1
65 königlichen Befehl angeſtellt und beeidigt; fobalo aber ihre Zahl durch irgend einen Zufall unter
neun "herabſanki fehlenden ernennen.
konnte der Gouverneur die Der Rath hatte eine Nes
gative bei der Gefeßgebung. Nur alle ſieben Jahr warð eine neue General Verſammlung gea
wählt , wenn nicht während der Zeit der König ſtarb , oder ein anderer Statthalter kam .
wählte ſelbſt ihren Sprecher.
Sie
Die Gefeße, wels
che von allen drei Zweigen der Regierung bewils ligt waren , wurden dem Kinige zugeſandt , traten ,
jedoch , ſobald der Statthalter fie git geheißen hatte , in villige Kraft , und behielten ſie , bis Die Gefeße der König ſie gänzlich verwarf. durften übrigens den Engliſchen nicht widerſpres hen .
War die Stelle des Gouverneurs erledigt,
ſo vertrat der Präſident oder der Erſte des Raths ſeine Stelle. Die höchſten Beamten der Schäß: kammer wurden vom Könige angeſtellt; den Schags meiſter,aber , welcher die von der General - Ver's
fammlung bewilligten Abgaben und Steuern ein. nahm , ernannte ſie felbft.
waren zweierley :
Der Gerichtshsfe
erſtens der General - Evurt,
der aus dem Statthalter und ſeinen Rathen be: ſtand und erſt unter der Königin Anna errichtet ward , von dem man in Civil -Sachen , die über 300 Pf. Serling betrugen , an den Konig in feinem geheimen Rath appelliren konnte; bei
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Criminalſachen war dies nicht zul& ffig. Zweitens, die jeden Monat gehaltenen Grafſchafts- Gerichtë. Wegen Verwaltung der. kirchlichen Angelegenhei
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hi
ten iſt noch zu bemerken , daß der Biſchof vou London den geiſtlichen Comuniffair oder Kirchens Aufſeher ernannte.
Beu
3. New York.
In New York waro Wilhelm III. rehr gern anerkannt , da man Jacob II. vorzüglich des:
bre
halb abgeneigt war , weil man die Einführung der
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katholiſchen Religion fürchtete, und dieſe Beſorgs niß um ſo mehr begründet zu ſeyn ſchien , als
1
viele der königlichen Beamten in der Colonie der katholiſchen Religion angehörten , andere dazu
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ůbergingen. Als die Nachricht von der Revolus tion nad New York kam , ſtellte ſich Leibler, ein Mann aus dem Volke , an die Spige, einer
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Parthey , befekte das Fort im Namen des RS:
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nigs Wilhelm , und zwang dadurch den bisherigen Statthalter Nicholſon, nach England zu entfliehen. Dieſes Auftreten Leislers und die Wahrſcheinlichs keit , daß. Wilhelm III, deſſen Verfahren billigen würde ,
erregte die Eiferſucht der vormaligen
Mitglieder des Raths und anderer obrigkeitlichen Perſonen . So entſtanden plöglich zwei Pars theten , welche noch lange nachher, als ſchon die 1
be
2011
21€
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dußere Ruhe hergeſtellt war , die Provinz zerrůts teten .
Zu der einen gehårten die reichen Güters
beſiger , welche bisher die Colonte meiſtens bes herrſcht hatten , und an ihrer Spiße ſtanden ein Mitglied des königlidhen Raths und der Mayor
der Stadt New - York ; ſie waren keine thatige Beförberer der Revolution , obgleich fie fidh auch nicht öffentlich dagegen ausſprachen .
Zu der ans
dern Parthei hielten ſich die meiſten Einwohner der Hauptſtadt und das Volk in den ſüdlichen
Grafſchaften , beſonders die aus Neu - England herſtammenden democratiſch geſinnten Pflanzer. Die Haupter der ariſtocratiſchen Parthei fahen
ein , daß in der Stadt New - York nichts gegen (eisler zu bewirken ſeyi und wählten daher Al.
bany zu ihrem Zufluchtsort, wo ſie mehr Anhåns ger fanden , da die Bewohner dieſer Stadt und
der umliegenden Gegend , faſt alle holländiſcher Abkunft, zu ſehr den vornehmen Familien ihres
Volkes ergeben waren (überdies waren, manche von ihnen Pächter dieſer reichen Güterbeſiger),
als daß fie einem Fremden , der fein Unſehn vom Volke herleitete , fid, unterwerfen ſollten .
Sie errichteten daher einen Convent , welcher zwar auch das Fort Albany für den König Wilhelm zu behaupten verſprach , den Convent
aber , der ſeit mehrern Monaten ſeinen Sig in New York hatte , gåuzlich verwarf. Diefer, von 3*
08
Leisler berufen , beſtand aus den Abgeordneten
aller ihm anhängenden Vezirke und Oriſdaften, wozu noch zwei Bevollmachtigte der Volks . verſammlung von Connecticut tamen , welche ihnen mit gutem Rathe beiſtehen ſollten ; man weiß von dieſem Convent weiter nichts beſonderes,
01
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als daß er gegen einige Perſonen mit Strenge
verfuhr, die des Catholicismus beſchuldigt wurs
den. Uebrigens blieb es bis zu Ende des Jahrg ziemlich ruhig in der Colvnie.
Als aber darauf
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ein Schreiben des KSnigs Wilhelm an „ Nichols
ge
fon oder diejenigen , welche zu der Zeit die Er:
haltung des Friedens und die Ausführung der Gefeße in der Provinz beſorgten”, ankam , po
B
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betrachtete fich Leibler als vorläufigen Unterſtatts
halter , wogegen per vormalige Rath behauptete, daß das Schreiben des Königs ihm gehörte. Hieraus entſtand eịn førinlider Bürgerkrieg zwis
fr
ſchen den Partheien von New York und Albany.
Bald nachher wurde der Obriſt Sloughter zum Souverneur vom Könige ernannt , der jedoch erſt 1691 wirklich dahin kam .
Dadurch ward News
1 16 u
York wieder von Neu : England getrennt, wolche Verbindung ohne Zweifel eine der Haupturſachen der bisherigen Inruhen war , indem von jeher in
Neus England viel mehr demokratiſche Verhältniſſe exiſtirt hatten, als in New York. Leisler behielt die höchſte Gewalt bis zur Unkunft des neuen
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Gouverneurs , und auch dem widerfekte er fich anfangs , indem er ihm das Fort von New York
nicht übergeben wollte. Nicht lange nachhér ward Leisler , (nad) Ebelings Meinung durch die Intris guen der Gegenparthen) zum Tode derúrtheilt
und hingerichtet. Wahr iſt es , daß das Englis fehe Parlament ſpåter dieſes Urtheil für rull und nichtig erklärte , und Leislers Erben in alle Güter
wiedereinfekte; indeffen behaupten Einige, bas dieſe Parlaments - Ucte von den Maſſachuſettos Agenten erfdlichen, worden fers.
Der erſte Schritt der von Sloughter berufe's nen General - Verſammlung war die einmüthig beſchloſſene Hufhebung derjenigen Gefeße des Her's gogs. von Vorf, welche den Engliſchen zuwider waren , und aller von der Leislerfchen Aſſembly
verliehenen Vorredyte": und Privilegien , die Bet König gar nid)t anerkannt hatte. Dagegen wärd eine neue Ucte bekannt gemacht , welche die Rechte und Freiheiten der Unterthanen des Königs in
der Provinz feſtlegte, 'worunter aud) ausdrücklich angegeben wurde , daß keine Auflagen ,
Taren ,
freiwillige Gaben oder dergl. von den Einwoh : neru erhoben werden ſollten
als wenn ſie von
der General - Verſammlung bewilligt wären; und dann auch, daß fie das Recir hatten , Abgeorba niete zur Gefekgebung zu ſenden .
Dies mochte
die Urfadye , feon , weshalb der König bie ganze
70 1
Acte im Jahr 1697 aufhob , und für ungültig erklärte.
Von Anfang der Beſißnahme der Colonie an , hatte das Engliſche Gouvernement eine gros Bere Verbreitung der biſchoflichen Kirche unter den Einwohnern , die ineiſtens reformirt waren , ges 1
wünſcht und deshalb die Anſtellung Engliſcher Prediger und Schullehrer begünſtigt. Dies emis pfahl auch der Gouverneur Fletcher gleich anfangs (1695) der GeneralsVerſammlung , dem ſich aber das Haus der Repräſentanten , welches ineiſtens
aus Hollandern beſtand, widerfekte , indem dieſe ihrer Sprache und ihrer Religion anhingen. Eine andere General - Verſammlung bewilligte zwar
in demſelben Jahre die Anſtellung von fechs befols
Deten Prebigern , aber erregte Fletchers Zorn das durch , daß ſie einen Zufak verwarf , wodurch er fich, das Beſtätigungs- und Verleihungo - Recht zuſchrieb , und den Gemeinden nur den Vorſchlag einräumte
Er entſteß daher die Verſammlung
mit einer fehr wenig gemäßigten Anrede, welche . jedoch von dieſer geduldig ertragen wurde. Dies fes Verfahrene des Gouverneurs modhte um fo mehr auffallen , als das Haus der Abgeordneten
ihm ein Jahr vorher einen anſehnlichen Gehalt auf fünf Jahr bewilligt hatte , anſtatt daß er fonft
nur auf zwei feſtgefeßt zu werden pflegte. lles berdies bezahlte es faſt jährlich die Sdulden der 1
mi
Regterung , welche Geldbewilligungen dem Gous verneur damals beſonders vortheilhaft waren, weil die General - Verſammlung noch keinen Schak hatte , ſondern alle Abgaben den von der Genes rál s Verſammlung ernannten General - Einneh. mer eingeliefert und nur auf Das Geheiß des
Statthalters ausgezahlt wurden , was ſoweit ging, daß die General - Verſammlung am Ende jeder
Sigung den Gehalt ihres eignen Schreibers von ihm erbitten mußte . Im Jahr 1698 ward Lors Bellamont Flets chers Nachfolger ; doch blieb lekterer in der Pros vinz. Der neue Gouverneur zeigte ſich der Leiblers fchen Parthei gewogen , wogegen der Rath Flets her fehr zugethan blieb , und man ſieht, daß fein Einfluß nicht unbedeutend feyn mußte , da er vors züglich die Urſache war , weshalb Lord Bellamont
feinen Wunſd ), die Zahl der Repräſentanten , des ren bis jeßt nur neunzehn waren , auf dreißig vera mehrt zu fehen , nicht erreichen konnte.
Die Ges
neralverſaminlung vom Jahr 1700 zeichnete fidh durch ein hartes Gefeß gegen die katholiſchen Pries fter aus , denen der Aufenthalt in der Provinz bei Leibesſtrafe unterſagt wurde.
Doch ſchreibt man
gewöhnlich dieſe Maßregel mehr politiſchen Grüna den zu , als dem Religionshaß , indem , wie man behauptete , óft Jeſuiten bei den Indiern fich eing
ſchlichen ; und iman dies deshalb nicht leiden wollte,
72
weil ſie entweder Unruhen zu Gunſten der Stuarts oder des Franzöſiſchen Gouvernements zu veranlaſſen ſuchten . 218 Lord Bellamont 1701 ſtarb., war der Unterſtatthalter Nanfan gerade abweſend , und der Präſident des Rathes,
Obriſt Smith , behauptete , ihm komme die Res gierungsverwaltung zu , dagegen diejenigen Mits
glieder des Raths , welche der Leislerſchen Parthei angehörten , ſie dem ganzen Rathe zueigneten.
Dieſe brachten den Streit vor das
Haus der Repréſententen , welches ihnen þeipflich tete, ſo wie auch in der Folge das Engliſche Hans delscollegium dem beiſtimmte. Unter Nanfan's Adminiſtration ward die
Leiflerſde oder Volksparthei wieder machtiger, und eines der Häupter der ariſtocratiſchen Pars
thei , Robert Livingſton , von dem Hauſe ber Repréſententen aufs heftigfte angegriffen und beſchuldigt ; Lord Cornbury's. Ernennung zuin Gouverneur machte dem aber ein Ende. Nanfan ſtand mit der Ufſembly immer in gutem Vers
nehmen und beförderte auch die Vermehrung
der Zahl ihrer Mitglieder , welche. Uenderung mehrere Verordnungen ſeiner Zeit, aber wie wie melyrere die Königin nicht beſtätigte. Während ſeiner Adminiſtration ' 1701 ward auch ein Sanzleis
Gericht errichtet , weldes aus dem Gouverneur und wenigſtens zwei Mitgliedern des Raths
.
beſtand
und auch das Sdaßkammergeridt. Uuch ſandte der König einen Oberrichter und Ges neralprocurator in die Provinz , denen er feſten Gehalt beſtimmte, Lord Cornbury wird von Ebes ling ein ſalechter, übel berüchtigter Mann genannt, was aber vielleicht daher kommen mag , daß er ſide
von Anfang an mit großer Heftigkeit der Leisſeria fchen Parthei entgegenfeßte , auch die biſchofliche Kirche (nach Ebeling mit empörender Ungeredhtiga
Keit) zum Nachtheil der Holländiſchen beſchußte. Die unter ihm gehaltenen Generalverſammlungeng welche meiſtens aus Ariſtocraten beſtanden, machten
verſchiedene heilſame Anordnungen. Später kamen ſie häufig mit ihm in Streit, beſonders wegen der oft von ſeiner Seite wiederholten Geldforderuns gen. Beſonders brachte es ihn ſehr auf, daß man ihm die Vermehrung ſeines Gehaltesund den dazu vorgeſdlagenen Einfuhrzoll voir zehn Procent auf alle von den benadybarten Colonien eingefúlirten
Européiſden Güter abſchlug , und dem Rathe das Redt , Geldbils zu ändern , , verweigerte. Dies wurde ihm zwar nađmals von dem Englis
fchen Handels - Collegiuin -zugeſprochen , allein das Unterhaus hatte auch die Genugthuung , daß der : Generalverſammlung ein eigner von ihr zu wahs Yender und auch ihr allein verantwortlidzer Schags
meiſter fiir alle außerordentliche Geldbewilligungen zugeſtanden wurde. Später ward ford Cornbury
74
abgefekt. Erft gegen das Jahr 1720 verſchwinden die beiden Partheien , welche feit der Engliſchen
Revolution die Colonie theilten , wenn gleich die Streitigkeiten der Gouverneurs und des Raths mit der Generalverſammlung nicht aufhörten.
Denn
die Streitigkeiten über das Canzlei- Gericht wurden tamentlich im Jahr 1734 wieder ſehr heftig , iné
dem das Haus der Repréſententen zwei Richter vor ſich berief í um ihre Meinung über dieſes
AT
Canzlei -Gericht zu ſagen , und beſonders der eine bon dieſen öffentlich als Grundfax aufſtellte , daß
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kein königlicher Befehl einen ſolchen Gerichtshof errichten dürfe , fondern dies bloß durch eine Par:
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lainentsacte und die Geißgebung gef hehen könne, welchem Grundlage das Haus auch vollkommen
Do
beiſtimmte.
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Im Jahr 1736 kam es zwiſchen dem Vices Gouverneur Sevrg Clarke über die gewöhnlichen Anforderungen wegen Vermehrung der zu bewillis
be
genden Regierungskoſten zu neuen Zwiſtigkeiten .
in
Wurde gleich ein Antrag , Sftere Wahlen der Re: pråſentanten einzuführen , und alle von der Krone befoldete Diener davon auszuſchließen , verworfen,
po beſchloß man dagegen , daß aller Ueberſchuß bes zu den Kron - Einkünften bewilligten Geldes nach den Vorſchriften der Aſſembly verwendet und
alle Sehalte der Kronbedienten von ihr beſtimmt werden ſollten.
Darüber wurde der Gouverneur
3
75
sollends erzärnt , indem er es für einen Angriff auf die Ehre und die Vorrechte des Königs er:
klárte , und hob'die Seneralverſammlung plößlich auf. Allein dadurch wurde in ſeiner {age nichts gebeſſert. Die neue Generalverſammlung fing
gleich mit Berathſchlagungen über 8ftere Wahl der
Repräſentanten , über ſtrengere Wahlgefeße und über mangelhafte Verwaltung der Kron - Einkünfte an , wogegen Clarke dieſe feſt beſtimmt wiffen , und
in ihrer Verwendung nicht beſchränkt ſeyn wollte. Gerade jeßt ſprach die Generalverſammlung ihre Geſinnungen in einer Addreſſe aus , die auch in
England ein nicht geringes Aufſehen machte. Sie nahm darin ohne weiteres als Grundſak an,
daß die Repréſentanten øfterer gewählt werden müßten , verwarf das Canzley - Gericht, ſprad fich über die Unbeſtimmtheit der dein Statthalter geges
benen Verhaltungsbefehle aus, und forderte die Unſtellung eines von ihr allein abhängigen Agenten in England. Zugleich erklärte ſie auf das Bes ftiminteſte , keine hohe Kron - Einkünfte bewilligen
zu wollen , und noch viel weniger dem Statthalter zu erlauben , daß er ſie anders als nach ihrer Vora
fchrift verwende. Man ſieht, in welche bedrängte {age der Gouverneur durch die von ſeinem Vorgåra
ger aufgehäuften Regierungsfchulden gekommen da er ſolchen Bedingungen ſeine Einwilligung nicht verſagte, weil die Generalverſammlung eben ".
war ,
1
76 jeßt die Schulden der Regierung bezahlte und dem Couverneur einen Gehalt von 1300 Pf. St. , jes
poch , wie alle Kroneinkünfte , nur auf Ein Jahr bewilligte.
Er fah auch ſchon iin nächſten Jahr
die Folgen dieſer , vielleicht durd, die Noth za ents (duldigenden Nachgiebigkeit , indem ſie durchaus nichts von einer Beſtimmung der Kron - Einkünfte auf mehrere Jahre wiſſen wollte , vielmehr dieſes
mal ſo weit ging , daß er ſich gendthigt fah, fie aufzuheben , um ihre Beſchlüſſe, die er vermeſieni kühn und unerhört nannte , zu hintertreiben .
fie
Wie ſehr diefe Witerjeglichkeit gegen den Gouverneur verbreitet war , ſieht man daraus, daß die neue Generalverſammlung , welche er im
1
fe
folgenden Jahre berief , und in welcher nur wenige Mitglieder der vorigen faßen , durchaus nicht nach
giebiger war.
1
Es hatte nåmlich bisher der Ges
neral - Redhnungsführer für die Unterſuchung der Rechnungen der Provinz gewiſſe Sporteln erhalten,
M
weldie die Generalverſammlung jekt wohl-unehr dess halb , weil ſie nad ihrer Behauptung nid )t geſegma big waren , als aus Sparſamkeit aufhob. Clarke
f
forderte ſie dagegen von Neuein , und beklagte ſich
zugleid, iber die ausgedehnte Madt des Sdag: quriſters der Provinz', durch deffen Hände jeßt alle Zahlungen gingen , anſtatt fag er anfangs nur fúr.
die außerordentlid;en, angeſtellt war. Natürlich war es für beide Theile von großer Widtigleit,
I
77 von wem derjenige , dem die Kroneinkünfte iber,
geben wurden , abhängig war , und man darf ſich
daher nicht über die große Bitterkeit wundern, mit welcher auch dieſer Streit geführt wurde . Der Gouverneur ångerte unter andern bei dieſer
Gelegenheit , man fürchte in England , daß die Colonien ſich unabhängig z11 madhen beabſichtigten. Unter. dem Gouverneur Georg Clinton , welcher
von 1743 bis 1753 New York regierte , ward
feſtgeſeßt , daß eine Generalverſammlung hScha ftens ſieben Jahre dauern ſollte ;
indeſſen erhielt
ſie ſich immer das Recht, den Gehalt des Gous verneurs nur jährlich zu bewilligen . Aus den feinem Nachfolger Sir Danvers Osborn ertheilten Inſtructionen ergiebt ſich , daß man in England endlich die Gefahr einfah , welche init einer forts dauernden Nadigiebigkeit gegen die Anmaßungen der Generalverſammlung verbunden war. war mit viel grðgerer Gewatt'als ſeine Vorganger
bekleidet , konnte jedoch die Ausfahrung der könig lichen Befehle nicht bewirken , indem er bald nach ſeiner Unkunft ſtarb , und ſich nun die Generals Verſammlung darauf gar nicht, einlaſſen wollte.
Im Jahr 1755 ward Sir Charles Hardy Sous verneur , welcher dieſelben Verhaltungsbefehle mitbrachte , wie ſein Vorgänger. Er drang bet der Generalverſainmlung auf die Feftfeßung eines
immerwährenden Gehalts , denn ſie aber auswich ,
78
indem ſie ſich auf die ſchweren Kriegskoſten berief, und bedauerte, daß ihr allein neue Laſten aufgebürdet würden , wovon die andern Colonien faſt alle befreit
blieben. Die Streitigkeiten zwiſchen dem Gouver: neur und der Generalverſaınmlung hårten niemals auf, und es war auch deshalb bis auf die Zeiten der Stempeltage keine Colonie' in fo üblen Rufe bei dem Miniſterium , wie dieſe. Die große Vers
1
fchiedenheit ihrer beiderſeitigen Grundſake erregte und erhielt dieſen Zwiſt. Die Statthalter behaups
teten , daß alle Freiheiten , deren die Colonie ges noffe , nicht nur von dem Willen und der Gnade
der Krone herrührten , fondern gånzlich davon abs hingen.
Dagegen behauptete die General - Vers
1
fammlung und mit ihr ein beträchtlicher Theil des
i
Volkes , daß ſie Anſpruch auf alle Vorrechte ber
Engländer machen dürfe', daß ihr die Theilnahme an der Gefeßgebung von Rechtswegen zukomme, und daß ſie die Stelle der Repräſentanten im Parlamente vertrete.
In keiner Colonie waren die Engliſchen Rechte , und der ihnen gemäße Rechtsgang herrs ſchender als in dieſer. Das Gericht des Statts kalters und Raths (court of the governor and
council ) war ein Oberappellations - Gericht in Sachen des gemeinen Rechts , die ſich über 300
Pf. St. beliefen. Doch konnte man von demſels ben an den König in ſeinem geheimen Rath appels
79
liren , wenn die Sache mehr als 500 Pf. St. betrug , und der Appellant Sicherheit gab ', falls er abgewieſen würde , die Proceßkoſten zu tragen . Die Städte New - York und Albany nebft dem
Flecfen Weſtdheſter hatten beſondere Freiheitsbriefe, für ſich Gefeße zu machen , und ihren eignen Stadt - Magiſtrat, auch einen eigenen Gerichtshof deſſelben , wie noch gegenwärtig. Man rechnete New York zu den königlichen Colonien und betrachtete den König als unums
ſchránkten Herrn des Bodens.
Er ernannte den
Statthalter, Unterſtatthalter und die zwölf Mits glieder des Raths , welche auch eine königliche Ins ſtruction erhielten , wodurch ſie dem Gouverneur
zum geheimen Rathegegeben wurden. Der Statts
halter ernannte die Friedensrichter und die Grafs ſchaftsrichter ; auch kam ihm das Recht zu , Vers brecher zu begnadigen, Gelds und andere Strafen zu erlaffen , nur die des Hochverraths und des Mordes ausgenommen ; er befekte ferner die erles digten Kirchenámter , nainentlich der Engliſchen Kirche, weldhe als die herrſdhende angeſehen ward.
Er hatte als General - Capitain uneinges
ſdrånkte Vollmacht, alle Einwohner der Provinz zu bewaffnen , um ſich den Feinden und Rebellen
zu Waſſer und zu Lande 111 widerſeken ;
er
konnte dieſe Kriegsmacht auchaußer der Provinz nadh andern Colonien zu dereu Vertheidigung
80
führen , und in gefeßmåßigen F &llen das Kriegos recht in der Provinz ausüben .
Er konnte in
Kriegszeiten bewaffnete Schiffe ausrüſten , und ernannte sie Officiere ihrer Beſagung , ůber welche alle er den Oberbefehl führte. Der Statthalter hatte auch ( nach Ebeling ) großen Einfluß auf die Wahlen der ein und dreißig
Abgeordneten der zwolf Grafſchaften zur Genes ral - Verſammlung.
Sie wählten zwar ihren
Spredjer felbft, doch mußte der Gouverneur ihn erſt gut heißen. Mit dem Gouverneur und dem
Rathe gemeinſchaftlich hatte ſie das Recht, Geſeke zu geben , die den Engliſchen jedoch nicht widers ſprechen durften , ſondern , ſoviel möglich , mit ihnen übereinſtimmen mußten . Hatten alle drei einmüthig ein Gefek angenommen , ſo ward es una
mittelbar gültig , obgleich jedes innerhalb drei Monaten an den König zur Beſtätigung gebracht werden mußte. Erfolgte dieſe nidht, fondern ward
es vom Könige verworfen , ſo hörte feine Gültig : keit gleich wieder auf. Uue Mitglieder der Ges feßgebung mußten außer ihren Amtseiten einen Eid der Treue leiſten , und ſowohl den Pråtens denten als die Verwandlung im Abendmahle abſchwören .
81
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Jerſey.
Die Erbeigenthümer übergaben nach mans
cherlei heftigen Unruhen ihre Regierungsrechte im Jahr 1702 der Krone , welche ſogleich die König : liche Regierungsform einführte. Die beiden Theile der Provinz wurden zu einer einzigen Statthalter: ſchaft vereinigt , und anfangs hatte Neu : Jerſeny
gew :hnlich nicht einmal einen eigner Gouverneur, ſondern mit New - York denfelben gemeinſchaftlich, der ſich dann meiſtens in der bedeutenderen Pro:
vinz aufhielt und Neu : Jerſey durch den Unters ſtatthalter regieren ließ. Erſt ſeit 1738 hatte es einen beſondern Gouverneur.
Der Gouverneur fammt ſeinen zwölf Rathen, von der Krone ernannt, hatte die vollziehende Ges
walt und erhielt beim Antritt feines Amtes Königs liche Verhaltungsbefehle ; er war , oder in ſeiner Abweſenheit der gleichfalls von der Krone beſtellte Unterſtatthalter , zugleich General: Capitain, Vices Admiral und Canzler. Er konnte die Mitglieder
des Raths wegen gerechter Urſachen abfeßen und bis zur Entſcheidung des Königs andre an ihre Stelle ernennen .
Er berief nady Belieben , jedoch mit
Einwilligung des Raths , die Generalverſamms (ung , deren Mitglleder von den Freihaltern , die 100 Acres Landeigenthum hatten , aus denjenigen
Einwohnern , welche deren 1000 beſaßen , erwählt 6
82
wurden ; jebe Grafſchaft und jede Lity ſandte zwei Abgeordnete zur Aſſembly , deren vor der - Revolution mithin dreißig waren. Die Mitglieder der Generalverfammlung mußten dem Kønige hul
digen und den Eid der königlichen Kirchenherrſchaft leiften. Sie bildete mit dem Rathe die Geregges
bung , und ihre Uebereinſtimmung war zur provis foriſchen Gültigkeit eines Gerekes nöthig , bis der König daſſelbe völlig beſtätigte oder widerrief. Die Oberrichter wurden von der Krone beſtellt, welche
auch alle übrigen Regierungsbedienten durch den Gouverneur und den Rath ernannte.
Sedoch
wählte die Generalverſammlung ihren Sprecher und Schreiber und die fämmtlichen Friedensrichter. 5. Maryland. Der Erbeigenthümer dieſer Colonie , Lord Baltimore, war ſeit einigei Zeit in England , und der Präſident Joſeph führte in ſeiner Abweſenheit die Verwaltung.
Er gab ſich vergebens viele
Múhe , das Unterhaus in einer guten Stimmung für den Erbeigenthümer zu erhalten . Doch bewog
er es , den verlangten Eid der Treue dem Erbeig ner zu leiſten , nachdem es eine lebhafte Vorſtellung der Beſchwerden der Provinz an die Regierung übers
geben , und dieſe verſprochen hatte , Adem unges fäumt abzuhelfen . So ward das gute Vernehmen auf kurze Zeit wieder hergeſtellt , allein deſto hefs
> 1
83
tiger bradh bars die Unzufriedenheit aus. Das Geſchrei , fagt ſelbſt Ebeling , gegen den Uebers hand nehmenden Einfluß der Katholiken , welches unter Carl II. und Jacob II. mit ſo vielem Erfolg in England verbreitet ward , hatte åhnliche Wirs ' kungen in Maryland. Zwar hatten die duldſamen
Gefeße der Colonie und die kluge Regierung des
Erbeigenthümers die ehrſüchtige Parthei gehindert, es zu ihrem Vortheilzu benußen ; allein die in Enga land ausgebrochene Revolution gab dazu eine langſt gewünſdhte und bald nur zu ſehr benußte Veranlar:
ſung . Unglüdlicher WeiſewurdenBefehle, welche Lord Baltimore an den Statthalter geſchickt hatte,
verſpätet , und manche andere Umſtände, von den
Aufrührern benußt , trugen dazu bei , diefen in große Verlegenheit zu feßen. Im April 1689 traten die Aufrührer als bewaffnete Parthei für den neuen König auf und zwangen den Gouverneur, ihnen das Fort , welches die Hauptſtadt deckte, zu übergeben .
Sie beriefen jekt einen Convent,
der einige wenige unbedeutende Anordnungen machte, aber ſchon im Jahr 1692 durch den von {
Wilhelm III. geſandten Statthalter Copley villig aufgehoben ward. So endigten damals die Vorrechte des Erbs
eigenthümers , indem Wilhelm III, dieſe zu ſeinen Gunſten in Maryland begonnene Revolution bez
nugte ; und den Häuptern der Affociators befahr, 6*
1
!
84
die Regierung vorläufig in ſeinem Namen zu vers walten. Daß dieſe aber ihre Macht mißbrauch: tén , und ſowohl Proteſtanten , als vornehmlich
die Katholiken unterbrückten , weil ſie in Politik und Religion anderer Meinung waren , ſieht man aus der Menge der bem Könige deshalb eingefands
ten Klageſchriften , welche dieſer an den Gouverneur verwies , natürlich ohne allen Erfolg , da Copley es durchaus mit deren hielt , welchen er ſeine Würde verdankte. Indeß behielt Cord Baltimore die Einkünfte , welche er aus der Provinz 309, worunter der Grundzins die beträchtlichſten bildete,
ebenſo wie ſeine Landgüter ; hingegen die Auflas gen für die Regierungskoſten fielen mit den Auß: igaben dem Könige zu. Im Jahr 1695 ward eine Abgabe auf jeden
eingeführten Neger und auf jeden Frrländiſchen Dienſtpflichtigen gelegt , in der Abſicht , wie das Gefeß ausdrücklich fagte , um die Zunahme der Katholiken zu hindern . In eben dieſem Sinn war ſchon von der im Jahr 1692 berufés nen Generalverſammlung ein Gefeß gegeben, wodurch die biſchofliche Kirche als die herrſchende in der Provinz eingeführt wurde. In keiner ans
dern Engliſchen Colonie, Virginien ausgenommen , hatte ſie ſo große Vortheile erlangen können , wels che unter dem folgenden Statthalter 'noch vermehrt wurden , und die auch eine ſo große Wirkſamkeit
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außerten , daß die Engliſche Propaganda nicht einmal für ndtlig hielt , Miſſionarien hierher zu
fdicken , indem viele Katholiken und Quaker vou felbft zur biſdhSflichen Kirde übergingen. Zweis mal wurde jedoch ein neues Geſeß , welches die Herrſchaft der biſchöflichen Kirche noch mehr befes ftigen ſollte , vom Könige verworfen , weil die
Generalverſammlung die Clauſel mit eingerückt þatte : „ daß die biſchöfliche Kirche auf den Fuß
der Engliſchen Geſeke, gegründet .rey
und daß
des Königs Unterthanen in der Provinz alle Rechte
und Freiheiten als Engländer in jeder Hinſicht genießen ſollten , wo die Gefeße der Provinz ſchwies gen .”
Das Geſek mußte ohne dieſe Worte ans
genommen werden.
Im Jahr 1702 wurden die
Rechte der Hochkirche nod; erweitert , und naments lidh das Zuſammengeben der Ehepaare iht auss ſchließend zugeſprochen .
Die Gefeßgebung war in jener Zeit außerors
dentlich thátig und geſchäftig , thells dezhalb , weil viel Veränderungen in der Colonie vorgingen , neue
Ortſchaften errichtet wurden , andere verſchwanden, ! 2
und dies immer mancherlei Einrichtungen vers
anlaßte, theils weil man die meiſten Geſeke nur auf einige Jahre wie zum Verſuche machte, und dann neue gab , oder die alten ånderte. Im Jahr 1706 wurde die Religionsfreiheit in einein gewiffen Umfange wieder hergeſtellt , indem man
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die Englifdhe Duldungsacte zum Beſten der Diffens ters , ohngeachtet der Bemühungen der biſchöflichen
Kirche, nun auch in der Colonie einführte. Im Jahr 1714 ſtarb Lord Charles Baltimore. Sein zweiter Nachfolger, der minderjährige Char: les entſagte nebſt ſeinen drei Brüdern der kathos liſchen Religion und hob dadurch das Hindernig
der Wiederherſtellung. Ebendaher gelangte die Familie Baltimore im Jahr 1716 mit geringen Einſchränkungen wieder zum uslligen Beſiß ihrer
Rechte in Maryland, nachdem zu ihrem Glück die im Jahr 1715 im Parlament vorgeſchlagene Bil , weldoe alle Colonien dem Könige allein uns terwürfig machen ſollte, verworfen worden war . Nur die Beſtellung ves Statthalters behielt ſich der König vor , und erſt im Jahr 1733 erhielt, Lord Charles Baltimore das Recht , den Statt halter unter königlicher Beſtätigung zu ernennen ; auch wurde das Recht der Appellation von dem Provinzial- Gerichte an den König in ſeinem ges heiinen Rath in Sachen über 300 Pf. nicht wieder aufgehoben. Um dieſe Zeit wurden in der Genes
ralverſammlung mehrere neue Gefeße gegeben, unter denen nur die zu bemerken ſind, wodurch jes dem Beamten in der Provinz der Eid der Treue
gegen das Haus Hannover , der Verabſcheuung der påbſtlichen Kirchenherrſchaft und der Abſchwós
rung des Prátendenten vorgeſchrieben wurde.
87
6. Penſylvanien .
1.
Sic
Schon vor der Revolution von 1688 hatte William Penn viel von der biſcusflichen Kirche auszuſtehen , und als Facob II. verjagt war, kam
er felbft zweimal in Unterſuchung , weil man ihn: der Verbindung mit den Stuarts beſchuldigte: Dieſe Feindſchaft der Hochkirche gegen Penn rührte nicht bloß davon her , daß er ihr untreu gewore den
war ,
ſondern als Haupturſache wird mit vieler Wahrſcheinlichkeit angegeben , baß er den König Jacob bewogen hatte , den Quakern
eine großere Freiheit zu geben , dieſer aber die die Gelegenheit benugte, ſeinen eigenen Glaus bensgenoſſen , den Katholicken, mehr Begünſtiguns gen zu verleihen..
is : Die Verhältniſſe Penns zu den Stuarts was ten ohne Zweifel die Veranlaffung i baß Kỏnig Wilhelm im Jahr 1692 dem Gouverneui- von New York , Benjamin Fletcher, auch die State: halterſchaft von Penſylvanien übergab. Penu
perlohr dadurch die Regierung und Gerichtsbarkeit über die.Colonie , jedoch nicht ſein Eigenthums:
recht . Seiner warb ſo wenig , wie des ihm ers theilten Privilegiums in der Fletcher'n gegebenen
Beſtallung gedacht, und er ſcheint anfangs kaum von dieſem ganzen Verfahren unterrichtet zu ſeyn . Es ward dem Gouverneur nicht nur eine Nega:
88
tipe in der Gefeßgebung gegeben , ſondern auch die königliche Beſtätigung ausdrüdlich zur Gültigs keit aller Gefeße erfordert ; die Folgen dieſer Einrichtung laſſen ſich aber nicht weiter beurtheis len , da William Penn nach zwei Jahren wieder: in feine Regierungsrechte eingeſegt wurde , und
wir wiffen nur foviel , daß auch dieſer königliche Statthalter während der kurzen Zeit feines Uma tes fortdauernde Streitigkeiten mit der Generala Verſammlung hatte
Ebendies war mit dem jegt von William Penn beſtellten Gouverneur der Fall. Er machte
indeffen gemeinſchaftlich mit dem Rathe und der General - Verſammlung einige Aenderungen in der
Regierungsform , indem jährliche Erneuerung beis der Häufer beſtimmt, die Zahl threr Mitglieder
verandert , die Initiative bei der Gefeßgebung auch auf die Verſammlung ausgedehnt und dadurch das Uebergewicht des Raths vermindert ward. Es wurde zugleich ,darin beſtimmt, daß diefe Verfaf
fung nicht anders als durch eine Hebereinkunft des
Statthalters und von ſechs Siebentheilen des Raths und Der Verſammlung geändert werden follte. Der Erbeigenthümer ertheilte im Jahr 1696 die ihm vorbehaltene Beſtätigung dieſer Verfaſſung. Als er aber drei Sahre ſpäter wies 1
der nebſt ſeiner Familie nach Penſylvanien kam , berief er im Jahr 1700 ſelbſt eine Verſammlung
89
der Freimanner , und die Verfaſſung wurde pon Neuem verändert. Der nun entworfene Freiheitsa brief jedoch erhielt zwar in der Folge durch den großen Einfluß der Quaker mittelfti Verſchiedener Geſeke der Generalverſammlung neue Beftims
mungen , die meiſtens nicht zum Vortheil des Erbeigenthümers waren ; doch ward Penſylvanier in der Hauptſache nach dieſer Conſtitution bis :gur Revolution , wenn auch unter fortdauernden Streis tigkeiten zwiſchen der Familie des Erbeigenthus mers und den Unterthanen , regiert. Die wichtigſte damals von William Penh gemachte Aenderung beſtand darin , daß die Ger reßgebung einem einzigeu Haufe der Repräſentan ten übertragen und dem Gouverneur eine verneta nende Stimme bei allen Befchläffen derſelben zus
geſtanden wurde. Die Verſammlung ward jährlich von den Freimånnern gewählt. Sie verſchob ihre
Sißung'nach eignem Gutdúnken und konnte Son dem Statthalter weber berufen, noch aufgehoben
werden ; ſie ernannte ihren Sprecher und ihre Bes dienten ſelbſt, auch jährlich den Schaßmeiſter, der nur ihr Rechenſchaft ablegte. Ihr allein kam die Bewilligung und Anwendung der Sffentlichen Selder zu , und ſie beſtimmte jährlich die Beſole dungen des Gouverneurs und aller Regierungss Beamten , die dadurch ſehr abhängig von ihr wurs
den.
Meiſtens verwaltete der Erbeigenthümer
90 felbft bas Umt Bes Gouverneurs, ernannté ser aber einen Stellvertreter ; to müßte dieſer vom Er hatte die Ernen: tung aller Richter und der meiſten Beamten , ers hielt aber für ſein übriges Verfahren , außer den
Kønige beſtätigt werben.
Verhaltungsbefehlen vom Erbeigerthümer, in fpås teen Zeiten dergleichen auch vom Könige. Nies mand konnte in der Colonie die Stelle des Abges
vrbneten oder irgend ein Umt bekleiden , wenn er fidh nicht zu dem Glauben an Chriſtus den Welts | ܘ
erldſer bekannte. Alle mußten auch dem Könige huldigen und dem Erbftatthafter Treue gelobeu. Politiſche Gleichheit aller Religionen w' ar aller:
dings einer : son den Grundſaken , von welchen William Penn bei Errichtung ſeiner Colonie auß.
ging. Doch hatte er , wie Ebeliug fich ausdrückt, „ noch nicht den Muth , allen Religions : Bekennt:
miffen völlig gleiche Rechte beizulegen , oder , ohne alle Rückſicht auf religisſe Meinungen , jeden , der den Gefeßen gehorchte, auch alle Vortheile der
bürgerlichen Geſellſchaft genießen zu laſſen (denn die Katholiken und Juden wurden lange Zeit von şder Gefeßgebung und allen Lemtern ausgeſchloſ fen ), allein das war mehr eine Folge der Brittis Ichen Regierung , als daß es Penns Principien gemäß geweſen wäre”.
Grade um die Zeit , als William Penn unit der Einrichtung einer neuen Verfaſſung und vieler:
/
91
lei anderen Verfügungen beſchäftigt war, erhielt er unangenehme Nachrichten aus England. Seine perſónlichen Feinde , und dieſe waren nicht minder ben Quakern überhanpt entgegen , hatten die 26.
weſenheit Penins benußt , " um den Konig von Neuem gegen die erbeigenthümlichen Colonien eins
zunehmen. Der König fowohl wie die Miniſter ſahen das ſchnelle Aufkommen derſelben nicht ohne die gerechte Beſorgniß, ſie möchten einft der Krone zu machtig werden ; daher wollte man ſie bei : Zeiten in königliche verwandeln uud die Erbeid
genthümer abkaufen. Wirklich war deshalb eine Bil ins Oberhaus gebracht, wogegen aber die Bes
fißer penſylvaniſcher Ländereien eilten , bem Pars lament Vorſtellungen gegen dieſes Verfahren zu
machen und des Erbeigenthümers Rückkehr nach England zu betreiben . Nach ſeiner Abreiſe aus
der Provinz waren fortdauernde Streitigkeiten zwiſchen dem von ihm beſtellten Gouverneur und der Generalverſammlung , welche nur dann etwas nachgiebiger wurde , wenn Gefahr drohete , der Erbeigenthümer möchte die Provinz an die Kroue abtreten , weil man fürchtete, es möchte dann de Quåkern Eid'und Miliz aufgedrungen werden.
Viel trugen" zur Uuterhaltung der Miſhels
ligkeiten Penns ſchlechte Vermogens - Umſtände Dies mochte die Generalverſammlung zu neuen Verſuchen reizen , ihr noch größere Freis
bei.
heiten, abzubrången .
Shn hingegen brachte die
Noth bahin , 'ernſtlicher die Hebung ſeiner Eins
künfte zu betreiben und ſie wo möglich zu vermehs ren .
Er war mehreremal aufgefordert worden ,
und einigemal jdou im Begriff, die Provinz der Krone abzutreten ; allein es koſtete ihm zuviel
Ueberwindung , die großen Hoffnungen , welche er fich gemacht hatte, dort ein Volt Gottes und das Muſter einer freien Regierung zu gründen , gånza
lidh aufzugeben . Endlich u /thigte ihn doch ſeine immer bedrängtere Lage und die zunehmende Wis berfeßlichkeit der Regierung ſeiner Provinz zu dies fem Schritte. Im Jahr 1712 verkaufte William Penn wirklich ſeine Rechte an die Königin und es ward auch etwas von dem Gelde bezahlt , aber
nachher fekten fich der Ausführung Hinderniſſe in ben Weg . William Penn ſtarb im Jahr 1718 in England.
Seit dem Jahre 1729 war Benjamin Franks lin : in Philadelphia der måchtigſte und ausdau :
erudſte unter allen Gegnern der erbeigenthümlichen Regierung.
Er druckte feit jener Zeit dort eine
mehr bedeutende Zeitung , als 'bisher geſchehen war , welche nicht wenig dazu beitrug, das Anſes
hen der Familie und Adminiſtrationsweiſe des Erbeigenthümers in den Augen der Unterthanen berabzuſeken. Die Zwiſtigkeiten in der Colonie wyrden ſeit dem Jahr 1741 audh noch durch die 1
lp
TE
93
Ankunft des Grafen Zinzendorf“ und mit ihm dies Yer Mähriſchen Brüder , ſowie Whitefields“ und einer großen Menge Methodiſten bedeutend bers
mehrt. Im Jahr 1746 brachen dieſe Uneinigkeis. ten in offenen Streit zwiſchen dem Erbeigenthus mer und der großern Zahl der Coloniſten aus, und man betrachtete ſchon damals Benjamin
Franklin als das Haupt der Volksparthei. Im Jahr 1753 ſprach fich in der Generalverſamms lung das beſtimmte Beſtreben aus , von den Erbs
eigenthümern unabhängig zu werden , die man nur als Mitunterthanen eines gemeinſchaftlichen
Oberherrn und für begúterte Grundbeſißer der Provinz anerkannte , denen einige vertrages maßige Vorrechte ſtånden. Franklin war an der Spige dieſer Parthei , welche augenſcheinlich darauf bedacht war , Penſylvanien zu einer königs licheu Provinz zu machen , dem jeßt auch die Quaker , dá ihnen die Engliſchen Geſeke nicht mehr ſo wie ſonſt nachtheilig waren , ſich um.fo
-weniger widerſekten , als der Uebertritt der Penns
zu der Engliſchen Kirche ihnen fehr unangenehm geweſen war.
Während des Fiebenjährigen Kriegs vers langte die Generalverſammlung , daß in dieſer Noth , wo beſonders die Ländereien der Erbeis
genthümer dem Feinde ausgeſetzt waren , auch deren Beſikungen die gemeinen Laſten tragen. Polls
>
ten , und legte daher eine Abgabe auf alles fách:
1
liche und perſönliche Verinogen in der Provinz . 218 der Statthalter dieſe Bill vorwarf , weil ſie feiner Beſtalung entgegen ſey , ſo kam es zu einem
langen und heftigen Sdriftenwechſel zwiſchen bei: den Partheien , der mit Bitterfeit geführt wurde, fo daß der Gouverneur Morris endlich in heftige Vorwürfe ausbrach und die Aſſembly beſchuldigte,
daß ſie ungezähmte Volksherrſchaft einführen
1
wollte.
Die Generalverſammlung mußte erwarten, daß ihre Forderung die Quelle eines langen Strei:
tes mit dem abweſenden Erbeigenthümer feyn würde ; ſie mußte vorausſeben , daß der Statts
halter geheime Verhaltungsbefehle erhalten würde, ihr zu widerſtreben ; zugleich kannte ſie die drins gende Noth der Provinz. Sie ward durch viele Bittſchriften zu thátigen Maaßregeln aufgefors dert ; ein großer Theil der Penſylvanier war zur Landesvertheidigung geneigt und verlangte nur
Unterſtüßung , an Waffen und Kriegsvorrath . 1
Eben deshalb waren beſtimmte Gefeße zur Einrichs tung einer Landesmiliz nothwendig, worauf Morris immer von Neuen drang. Die Generalverſamms
(ung aber ging dennoch zu Ende , ohne für alles dies fes hinreichend geſorgt zu haben. Außer andern
Gründen mochte dieſe Zégerung auch daher rühs ren , daß die Quaker aus Religionsgrundfäßen,
1
1 1
95
und andere Mitglieder deshalb eine Landtiliz fürdyteten , weil ſie vorausſahen , daß die Ernens nung der Officiere dem Statthalter zufallen würde,
und dadurch die Erbeigenthümer ein großes Ueberges wicht an Einfluß erlangen würden. Endlich ward auf Franklins Vorſchlag eine Miliz- Bill anges nommen , die , obgleich ganz den Wünſchen des Gouverneurs entgegen , dennoch von ihm beſtås
tigt ward. Die Generalverſammlung eignete fich förmlich die Rechte des Engliſchen Hauſes der
Gemeinen zu , und ſprach bei dieſen Streitigkeiten in einem nichts weniger als gemäßigten Tone zu
dem Statthalter , indem ſie ihm gradezu erklärte, fie hoffte durch fein Verfahren nicht gendthigt zu werden , unmittelbar beiin Könige über ihn Klage
zu führen.
Der Gouverneur måßigte ebenfalls
keineswegs ſeine Ausdrücke , und die ſcharfe Sprache , welche beide gegen einander führten, wurde erſt dann gemildert , als die Erbeigenthus
mer endlich 5000 Pf. St. zur Unterſtüßung des Kriegs bewilligten.
Unter dem
folgenden Gouverneur Denny
fingen die Streitigkeiten zwar von Neuem an ;
indeffen wurden ſie durch eine Art von ſtillſchweigena dem Vertrag zwiſchen ihm und der Generalverſamma
Yung bedeutend vermindert. Die Generalverſamms luug hatte nämlich ſeit einem Jahre angefangen, das Geſchenk, welches ſie jährlidh dem Statthalter 1
:
96
zu bewilligen pflegte, zurüdzuhalten , wenn er die Beſtätigung ihrer Gefeße vermeigerte . Sie kamen nun ſtilfchweigend überein , die Beſtätigungen und die Geſchenke gegen einander auszutauſchen , und wenigſtens die Penſylvanier behaupteten , daß der
Gouverneur, jeßt ſich um ſo weniger hartnådig betrug, als die Geſchenke bedeutend waren . Nad
den von ihnen herrührenden Nachrichten wurden
feitdem die Verhaltungs - Befehle håufig hintan: geſeßt , und einige wollen fogar behaupten , wenn
gleich dafür gar keine beſtimmte Nachrichten da
find, die Erbeigenthümer hätten nicht nur dieſe verſteckte Art von Beſtechung geduldet , ſondern
ܐ
fogar den Gewinn mit Denny getheilt. Bald ents
WO
ſtanden jedoch neue Streitigkeiten über die Rechte ai der Generalverſammlung , indem ſie nach dem
Fc
Beiſpiel des Engliſchen Unterhauſes nicht nur
das Recht, Staatsanklagen bei dem Statthalteri und Rath anzubringen , behauptete , ſondern ſogar gegen einen Friedensrichter , der ein Pasquill auf
Das Haus geſchrieben hatte , vom Gouverneur abs
gefeßt wiſſen wollte, und zugleich von ihm vers langte, er ſollteeinenGerichtstag anſeßen ,„ denn riſch und ſon wirdedie Staats:s es parlamenta fofen des Parlament und das Herkomme verfaſſung aufrecht erhalten " . Der Gouverneur behauptete, Niemand abſeßen zu wollen , ohne ihn verhört zu haben , und wollte nichts von dem Rechte wiſſen ,
97
Staatsanktagen von Seiten des Hauſes der Res préſentanten anzunehmen , und die Macht des Engs liſchen Oberhauſes ' auszuüben.
1
Dieſer Streit
über die Beſchaffenheit der Penſylvaniſchen Regies rungsverfaſſung ward den Erbeigenthümern ſehr unangenehm , und ſie wünſchten um ſo mehr, das gute Vernehmen mit der Provinz wiederherzuſtel: len , als Franklin damals Agent der Generalvers
ſammlung in London war , und ſein Verfahren dafelbft ihnen nur zu deutlich zeigte , was er und
überhaupt ihre Feinde in der Provinz bezweckten. Bei den Streitigkeiten , welche über die Bes
fchakung der Landerbeſikungen Penns entſtanden waren , fiel die Entſcheidung des Handelsgerichts nicht in aller Hinſicht zu Gunſten der Generalvers
fammlung aus ; indeffen war dieſer Streit dennoch
für die Erbeigenthümer fehr nachtheilig , theils weil die Generalverſammlung bei jeder Gelegens heit ihren Verdruß über dieſer kleinen Sieg der Erbeigner außerte, und dies ſelbſt gegen den Kos nig ausſprach , theils weil Franklin , der gerade dieſe Sache für ſeine Committenten mit großem Eifer betrieben hatte, noch mehr dadurch erbits tert wurde.
Die Familie Penn glaubte , die gefährliche { age in welche ihre Befißungen und Rechte gekoms · men waren , am beſten durch die Gegenwart eines ihrer Mitglieder in der Provinz zu heben , und ng
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ſchickte deshalb John Penn , den Sohu des Erb : eigenthümers. Richard, als Gouverneur nebſt reis nem jüngern Bruder nadı Penſylvanien . Er
fcheint aber nicht zu dieſem allerdings ſchwierigen
Poſten die n8thigen Eigenſchaften gehabt zu haben, wenn wir ihn theils nadı dein Erfolg , theils nach dem beurtheileu , was Ebeling von ihın ſagt. Dies
Fer nennt ihn einen .,biedern menſdhenfreunplichen 1
Mann , der ſich viele perſönliche Freunge erwarb, aber die Regierungsgeſchäfte großentheils : feinen Råthen überließ , und ſelbſt faſt nur der Muſik lebte. Er war in einer um ſo ſchlimmern {age,
alø bald nachher Franklin (1763) aus London zu růklam , und in der Generalverſammlung ſeine
Stellé einnahm . Dieſer hatte in England, alles
çingeleitet, um die Aufhebung der erbeigenthums Yichen Regierung zu bewirken , und war dieſer im
kidſten Grade gefährlich, da er nun mit der gep nauen Kenntniß aller fachlichen und perſdulichen Verhältniſſe in der Provinz nicht nur die Bildung eines vortrefflichen Geſchäftsmanns verband , fons
dern auch ſeinen Vufenthalt in London þenußt hatte, um ſich von der ganzen Art der Verwals
tung der Colonien auf das Genaueſte zu unters richten , wie ſie von Seiten des Mutterlandes
Surdh bas szandels -Collegium ,denköniglichen Rath und das Parlament geführt wurde.
!
99
201** In jener Zeit brach unglücklicher Weiſe, um
die Verwirrung- noch zu vergroßern , ein fis , dier's Krieg aus, wodurch der Pobel anch gegen
die sin Sduk genommenen Indierſtamme gereizt wurde, viele der legtern exmorbéte und die übris
gen zwang sfich nach Philadelphia zu flüchten, deſſen Bewohner zu ihrem Schuße 'nnter die Waf
fen-streten mußten . Doch ' zeigte ſich bald, daß dieſe Unruhen keineswegs allein gegen die Indier gerichtet waren , fondern daß man bei der Geles
genbeit einige :von Ben Mitgliedern der Regies
rung anzugreifen. Zuft hatte. Wie Tchwady dieſe ſich aber ſchon damals fühlte; Fielt Bon daraus, daß ſie nichts gegen die Thåter zu thun wagte,
ja nicht ein einziger von den MSrdern verhaftet murde. Der Statthalter war mehr als zuſehr mit den Anmaßungen der Generalverſammlung
beſchäftigt , welche endlich, da ſie 'wegen keines einzigen der nothwendigſten Geſeger mit dem
Gouverneur übereinkommen konnte , ihre Sigung mit fechs und zwanzig: einmüthigen Befdhlúffen endigte , welche in nichts als einer Reihe Dont ' Anklagen beſtanden, die in den ſtårkften Xusdrucken
gegen die Bedrúkungen und den Eigennüz berErby eigner gerichtet waren , und die unverhohlen ble Nothwendigkeit ausſprachen , daß die zugleich Freiheit tóðtende uud kraftloſe Regierung der Erbs
eigenthümer, aufhören , und die Krone an ihre 7*
7
A
100
Stelle treten müſſen. Man warb einig , die Bitts
fchrift an den König über diefen wichtigen Gegenſtand bis zur. folgenden Sigung zu verſchieben , haupt:
fachlich wohl in der Abſicht, um dieſer Maaßre's gel noch mehr Popularität zu verſchaffen . Dieſe war allerdings ſehr groß , und nur wenige Anhän
ger Penns , wozu beſonders die Presbyterianiſche Geiſtlichkeit gehörte, verwandten ſich für die Erbeis genthümer. Nicht mehr als eine einzige unbedeus
tende Bittſchrift aus der Graffchaft Lancaſter wurde wider die Veränderung der Regierungsform , deſto
melr aber für dieſelbe eingebracht. Der Statt: balter erklärte ſich vergebens wider die Beſchlüſſe und den beleidigen Ton derſelben ; ebenſo wenig half der Widerſtand einiger Mitglieder der Vers fammlung. Die Bittſchrift an den König um eine andere Regierungsform ward von allen übris 1
gen Mitgliedern nach langem Streite genehmigt. Franklin war dabei die Haupttriebfeder, ohne es
zu ſcheinen . Er redete dafür auch in der Affems bly, aber ſeiner Gewohnheit nach fehr umſichtig, Außerſt kurz , nur mit einigen kräftigen Gründen
und ohne alle Leidenſchaft. Schon hier alſo war feine Rolle der gleich , welche Sieves in der Frans !
zöſiſchen Revolution fpielte (Ebeling) ; zwiſchen den andern Mitgliedern der Partheien kam es zu heftigen perſónlichen Streitigkeiten . Aber obs
gleich die Gemüther ſchon entflammt waren , ward
101 Franklin doch nie in Anſpruch genommen . Die perſönliche Achtung , beren er genoß , und fein kluges Benehmen ſicherten ihn vor allen Ans
griffen. Allein fo feſt er audi überzeugt war; das Engliſche Miniſterium werde ſeine Plane begünſtigen , ſo war doch der Erfolg zuleßt wider ſeine Wünſche. Die Erbeigenthümer ſiegten , und
den Penſylvaniern ward ihre Bitte nach mehrjähriz
gem Anhalten vollig abgeſchlagen. 7. Delaware.
im Jahr 1700. entſtanden Streitigkeiten zwiſchen den drei Grafſchaften und dem eigentlichen Penſylvanien über die von jenen ſelbſt früher ge wünſchte Vereinigung init dieſer Colonie. Eben daher trennten ſie ſich einige Jahre ſpäter, hatten
jedoch bis zur Unabhängigkeits - Erklärung immer denſelben von den Erbeigenthümern ernannten
Gouverneur.
Dieſe Colonie hatte indeſſen gar
nicht ſolche Streitigkeiten mit den Penns , wie Penſylvanien,
Es ſcheint, als hätten die Erb
eigentlúmer, zu ſehr beſchäftigt mit ihren größern Beſißungen , ſich wenig um dieſen Theil derſelben
bekümmert ; wenigſtens weiß man , daß ſeit dem Gahr 1715 kein Grundzins bezahlt und auch nicht von den Erbeigenthümern eingefordert wurde.
1
1
102 8. Carolina .
Die Geſchichte Carolina’s feit der engliſchen bis zur.amerikaniſchen Revolution zerfällt in zwei : Abſchnitte; deč erſtere endet mit der Aufhebung der erbeigenthümlichen Regierung , ein Ereigniß ,
welches in Maryland und Pennſylvanien erſt zu: gleich mit der Trennung von Großbrittannien eins trat, wenn gleich in dem legtern ſchon lange ſehr ernſthafte Bemühungen bemerkt wurden i die.
Herrſchaft der Familie Penn mit der unmittelbas ren Regierung deč Krone zu vertauſchen .
op
Obgleid, wir einige ſehr , gute Sdiriften über die innere Geſchichte der Carolinen beſigen , fo.
jes ne
ſind godh mehrere nicht ganz unbedeutende Puncte
derſelben am Ende des fiebzehnten Jahrhunderts
tif
kaum genau zu beſtimmen (Not. 13.).
โร
Im Al
gemeinen läßt ſich indeſſen die Aufhebung der erbs eigenthůmlidhen Regierung daraus erklären , daß
theils von Anfang an eine große Zahl der Colos niſten damit unzufrieden war , und auf der einen
Seite wenigſtens Fehr viele der unruhigen Aufs tritte in der Provinz eben durch dieſe Unzufries denheit veranlaßt wurden , theils aber auch der bald kier , bald dort ausbrechende Aufruýr , den
die erbeigenthümliche Regierung felten gånzlich und faſt nie auf eine würdige Weiſe,zu beendigen im Stande war , dieſe felbft alles Anſehns bea
103
raubte , mithin die Anhänglichkeit und das Ver: trauen der Unterthanen die Erbeigenthümer nicht
gegen die ernſthaften Bemühungen " ihrer Feinde
fchüßte. Dieſe hatten ebeideshalb nur ſeậr unbe:! deutende Hinderniſſe zu bekämpfen , beſonders 'da
die dainahlige Adminiſtration den erbeigenthüm : lichen Regierungen überhaupt ſehr abgeneigt war,
und gern die erſte Gelegenheit Benußte ," jedes proprietary government in ein royal govern ment zu verwandeln.
Die Solouiſten waren von Anfang an ſehr
verſchieden -in politiſcher und in religioſer Ueberá zeugung , indem ein Theit derſelben aus Purita:
nern , ein anderer aus ſogenannten Cavaliers bea ſtand , die beide wegen der Unſicherheit Ses polić
tifchen Zuſtandes in England ihr Vaterland verá
laſſen hatten . Dazu kamen wegen der Eroberung New - Yorks durch die Engländer viele Hollander,
die von dort auswanderten und ſich in den Caro: liner niederließen , ind bald nachher franzšſiſche
réfugiés, denen die engliſchen Soloniſten ; gegen die Abſicht der Erbeigenthümer , nicht gleiche Rechte zugeſtehen wollten , und die audy w aud wirklich erſt nach mehreren Jahren dazu gelangten. Eine Zeitlang "hindurch batten auch Einigranten " aus
Maſſachuſetts ein Pflanzung in Nord - Carolina, kehrten jedods ſpåter' 11901 Neu - England zurück Dieſe große Verſchiedenheit den Cufüniſten, weldje
104
wirklich einigermaßen aus allen möglichen Gegen: den zuſammengekommen wareu , erklärt hinrei dhend die lange dauernden Streitigkeiten derſelben ; und die Unſicherheit über die Verhältniſſe , in wels dhen ein großer Theil der Unksmmlinge vorher ges
lebt haben mochte, macht es begreiflich, wie 'manche derſelben ihr Vermogen und ihre Thätigkeit auf Ses
1
ſchafte wandten , die nicht überall für fehr ehren:
voll gehalten werden. Schon unter den Stuarts
wurden z. B. die weſtindiſchen Seeräuber , welche man , als den Spaniern beſonders ſchädlich , nicht ausrotten wollte , in Carolina geduldet und felbft
geſchüßt. Einige Jahre ſpäter wurden aber gar Eden , Gouverneur von Súd - Carolina nno ans
dere obrigkeitliche Perſonen der Verbindung mit den Seeräubern verdådytig , welches ihnen bald
nachher von Aufrührern , an deren Spiße ein Mitglied des Rathes ſtand, vorgeworfen wurde. Die Lords - Eigenthümer glaubten , ohne Zweifel zum Theil mit Recht, daß die vielen ins neren Unruhen in der Provinz , und der offenbar
in mancher Hinſicht verberbte Zuſtand der Coloni: ften von dem Mangel an . religiøſer Bildung
herrühre. Wahrſcheinlich deßhalb verſuchten fie, durch den Gouverneur Moore die biſchofliche Kirche als die herrſchende in der Provinz feſt zu
begründen , dem ſich aber ein großer Theil der Einwohner, welche Diſſenters waren , widerfekte.
1 i
105 Im Jahr 1702 wurde zuerſt einiges Selg zum
Unterhalt von Predigern auf Koſten der Provinz bewilligt ; im folgenden Jahre kam der erſte biſchsfliche Geiſtliche in die Colonie und 1705 warð die erſte Kirche gebauet. Im Ganzen laßt ſich aber allerdings nicht läugnen , daß Williams fon Recht hat, wenn er (Bb. I. pag. 210. ) fagt,
daß die Lords Eigenthümer in der Wahl der Maaßregeln und der Perſonen , denen ſie die Ausführung derſelben übertrugen , gleich unglücks lich waren. Unter andern hatten die Gouverneurs
die allgemeine Inſtruction , keinem Gefeß , das länger als zwei Jahre in Kraft bleiben ſollte, ihre Zuſtimmung zu geben.
Der Zweck dieſer
Inſtruction war , die mögliche Fortdauer eines
ſchlechten Gefeßes zu hindern ; aber anbrerſeits war ſie auch nicht ſelten ein Hinderniß für gute
Gefeße. Der Gouverneur verweigerte manchmal der Erneuerung eines guten Gefeßes feine Billis
gung , bis er dafür eine beſondere Belohnung ers: hielt . Die Generalverſammlung fügte ſich dem oft, und den Einwohnern fielen dergleichen Uebers einkommen zur Laſt.
Die Bewohner · von Carolina wandten fich fchon früh ofterer mit Klagen über die erbeigens thümliche Regierung an die Krone , und ſprachen auf jede Art den Wunſch aus , bie Cords- Eigens thümer inschten ihre Rechte an die Krone abtres
106
ten . In Nord : Carolina' wurden die Formen des
Gehorſams jedoch einigermaßen beobachtet , wenn
gleich partielle Unruhen in der Provinz niemahls aufhörten." Dahingegen ſprach rich in Súd: Caros
Vina die Abneigung des größten Theils der Und terthanen gegen die bisherige Regierung auf das
beſtimmteſte aus . Ein in dieſer Provinz von Seiten der Spanier " befürchteter Angriff gab die Veranlaſſung; die Miliz zu verſammeln , und dieſe Gelegenheit warð beſonders benußt, um die Vers
bindung gegen ' die erbeigenthümliche Regierung
noch mehr zu verſtärken. Unglücülicher Weiſe paren grade um dieſe Zeit die Lords - Eigenthú: mer am wenigſten im Stande, die Colonie gegen Ungriffe der Indier ſo wie gegen andere Feinde im Innern zu ſchügen , und wandten ſich an die
Krone', um von diefer Unterſtüßung zu erhalten . Dadurch wurde die Schwedje der erbeigenthümlis dhen Regierung offenbar, und als ſie nun in Süda Carolina factiſdh aufgehoben ward *) , benuşte das ) Die Generalverſammlung rette nämlich den bis! herigen Gouverneur Johnſon ab , da er fich weis gerte ,, , dein an ihn geſtellten Verlangen gemäß, vorläufig bloß im Namen des Königs zu regieren , und wållte einen neuen Gouverneur.
Johnſon's
ernſtliche und redliche Beinůhungen für das In }
tereffe der Erbeigenthümer, die deſſen Verdienſt
95 aber nicht anerkannten , ' waren ohne Erfolg.
107
Miniſterium den günſtigen Augenblic, und brachte
1728 nicht nur die Regierungsgewalt, ſondern auch ſieben Achtel des Grundeigenthums durch Kauf an ſich. Nur Lord Carteret , fpåter Earl of Granville , behielt das das ihm gehörende Acha
tel deſſelben , in welchem Theile des Landes abet auch ſpáter fehr oft Unruhen waren , die , wie
man behaupteté , durch die von den Agenten des Eigenthümers gemachten Erpreſſungen verurſacht wurden. Die ausführliche Seſdhichte der Aufhes bung das proprietary government findet ſich in dem
Historical account of South - Carolina
1779. BO . I. pag. 255 - 296.
Unfangs ward der General Francis Nicolſon als königlicher Gouverneur nach Carolina geſchickt, welcher ganz dazu geeignet war, den Frieden uns
ter alleu Partheieri herzuſtellen. Er erwarb" fidh auch große Verdienſte um die Provinz durd feine Sorge für den religiøſen Unterricht der Jugend für Erbauung von Kircheu und Erhaltung der Geiſtlichen . Seitdem befeſtigte ſich die bifdysflidhje Kirche immer mehr ; indem nach und nach viele Gefeße gegeben wurden , welche den Zweck hata ten , für den Unterhalt der Hochkirche auf immer beſtimmte Einkünfte von den Coloniſten zu ſidern ; und die Diſſenters verminderten ſich in demſelben
Verhältniß. Dudh waren immer viele Presbytes rianer in Carolina , beſonders unter den Solonis
108
ften aus Schottlanó und Irrland. Um die Mitte des achtzehnten Jahrh. ſiedelten ſich auch viele Máhriſche Brüder in Nord - Carolina an. Die Unruhen in der Colonie waren zwar feit der Eina
führung des royal government weniger dauernd, ba die Adminiſtration mehr Mittel zur Unterbrús
dung derſelben in Hånden hatte, als die erbeis genthümliche Regierung. Doch gehörten die beis den Carolinen immmer noch zu den Provinzen , iu
welchem die meiſten Mißhelligkeiten , beſonders unter verſchiedenen Klaſſen der Unterthanen , ge: funden wurden. Gegen die Mitte des achtzehnten Jahrh. kam es über die Zahl der zu wählenden Repréſentanten zu heftigen Streitigkeiten zwiſchen ben einzelnen Graf( haften , indem früher einige derſelben , die machtiger und volkreicher geweſen waren , nach dieſem Verhältniß mehr Repräſen: tanten gewählt hatten , und dies Vorrecht nicht aufgeben wollten , als jener Unterſchied verſchwuns den war. Auch der königliche Gouverneur hatte häufige Veranlaſſung , mit der Generalverſamnins Yung unzufrieden zu feyn.
Eine derſelben war
der große Mißbrauch , welcher ſchon ſehr früh (um das Jahr 1734) ' init dem Papiergelde von der Aſſembly gemacht wurde , und der damahls
den Gouverneur nothigte , ſie aufzuheben. Hie: rin wenigſtens muß man den Gouverneurs voll. .
kommen Recht geben ; ob ſie in jeder andern Hins
1
109 ſicht ebenfalls 311 rechtfertigen ſind , darüber ift um ro ſchwieriger zu urtheilen , als die ſpåtern Streitigkeiten nicht in Erzählungen ganz unpars theiiſcher Perſonen auf aus gekommen ſind. Io beſchränke mich deshalb darauf, hier anzuführen , wie Williamſon über den zur Zeit des ſiebenjáhris gen Krieges zwiſchen der Generalverſammlung
und dem Gouverneur Son Nord - Carolina , Urs thur Dobbs , entſtandenen Streit urtheilt. Er fagt Bd. II. pag. 86 .:” „ The assembly was sufficiently disposed to cooperate with the go vernor in the necessary means of defence , but
they differed form him greatly on other sub jects. The instructions lately given to the gover nor , and the measure pursued by the crown
were marked by a determination to extend the royal prerogative , or to increase the in fluence of the court. This projecť was firmly resisted by the people. To that source many of their disputes are to be traced .” . .
9. Georgien.
Bald nachdem Carolina eine königliche Pro's vinz geworden war , beſchloß man , im Süd - Wes ſten eine neue Colonie anzulegen , und nannte ſie
Georgien. Das Patent dazu iſt vom Jahre 1732. Es wird darin als Zweck derſelben vorzugs: weife angegeben , „ armen Engländern , und dann
110 auch Proteſtanten anderer Länder , die durch ihre
katholiſden Landesherrn zum Nuswandern vers anlaßt wurden, eine Zuflucht zu gewähren.” Nach dem erſten Plane . der Truſtees , welche die Lei:
tung der ganzen Soloniſation übernvinmen hatten, 10
wurde jeder Einwohner als Pflanzer und Soldat
le
zugleich betrachtet , und eben daljer mußte jeder
1
Coloniſt für ſeinen Landbefiz bewaffuet erſcheinen . Uud wurden Anordnungen getroffen , um das
Zuſammenfallen großer Lånderbefigungen in Eis
il
ner Hand zu hindern . Dieſe Anordnung ſtand ohne Zweifel mit derjenigen in Verbindung, durch
If
welche die Einführung von Negern durchaus vers boten warb , und alle dieſe Einrichtungen wurden
wohl hauptſächlich dadurch veranlaßt, daß man Georgien als eine Schußmauer Súd : Carolina's gegen die- Spanier , betrachtete, und daher les
1
zu vermeiden ſuchte , was die Stärke der Colonie
gegen . Angriffe von Außen vermindern konnte. Aus eben dieſem Grunde verbot man allen Hans del mit den Indiern , und alle Einführung des
Rums; dies leştere mochte theils der Coloniſten, theils der benachbarten Indier wegen geſchehen, konnte aber nicht ganz gehindert werden.
Solche Beſchränkungen mußten ſchon aus dem Grunde dem Fortkommen der Colonie entgegen ſeyn , weil die Einwohner des benachbarten Carolina
ſie nicht kannten , weshalb die Coloniſten ſehr
1
häufig dorthin auswanderten . Die Einwohner von Savanna bemüheten fidh, dem abzuhelfen ; ſie entwarfen eine Schilderung des traurigen Zu:
ftandes der Pflanzung , und fandten dies an die Truſtees, indem ſie ausführten, daß fie unmöglich beſtehen oder ſich verbeffern könue, wenn ihnen nicht dieſelbe Verfaſſung , wie ſie in Carolina bes
ſtånde, gegeben würde. Nur die Pflanzer , welche an den Grenzen von Florida wohnten , wollten nichts von Einführung der Neger wiſſens Alle folche , oft wiederholte Vorſtellungen hatten aber lange Zeit gar keinen Erfolg , indem die Trus ſtees nicht den erſten Plan aufgeben , wollten. Später wurden ſie nachgiebiger, und im Fahr
1752 gaben ſie das Privilegium an den König
zurück.
Seitdem war Georgien çin royal go
vernment , gewann aber auch unter der neuen
ydminiſtration erſt ſeit dem Frießen von 1763 eine größere Bedeutung, .
، او:
Schon oben iſt son einer Vereinigung bie Rede geweſen , welche ſehr früh unter den Colos nien von Neu : England geſchloſſen warb , und des ren Folgen auch nach ihrer formellen Auflöſung in einzelnen gemeinſchaftlichen Verhandlungen forts dauerten . Wahrſcheinlich gab die Erinnerung an dieſen ehemaligen Bund mehrerer unter den Nords
112
ainerikaniſchen Colonien die Veranlaſſung ,
daß
um die Mitte des vorigen Jahrhunderts eine Zeitlang von Seiten des Großbrittanniſchen Mi: niſteriums an einer Verbindung dieſer ſåmmtlichen Colonten gearbeitet ward. Shirley , Gouverneur von Maſſachuſetts ( 1753) , welcher dafür beſon: ders thatig war , und der damit die Abſicht vers
bunden haben ſoll, die Colonien durch Zulaſſung ihrer Repräſentanten im Engliſchen Parlament fefter an das Mutterland zu knüpfen , 'ftand firs
über mit Benjamin Franklin , welcher einen Plan
dazu entworfen hatte , im Briefwechſel.
Der
Uusbruch des Krieges mit Frankreich gab die uns mittelbare Veranlaſſung , daß man in England
auf irgend eine Weiſe Uebereinſtimmung in die Bertheidigung dieſer Colonien gegen die von Cas
nada äus zu befürchtenden Angriffe zu bringen Fuchte.
Zu dem Ende erhielten fåmtliche Sou:
verneurs in Nord : America Befehl vom Könige,
einen Congreß von Commiffarien der verſchiedenen
Provinzen zu halten, theils um mit den fechs Ins difchen Volkern zu unterhandeln , theils um über einen Plan zu einer Verbindung aller Colonien
ſich zu vereinigen. Es ſcheint damals , im Fall die Vereinigung der Colonien zu einem einzigen Bunde unausführbar gefunden werden ſollte, auch von der Errichtung zweier Conföderationen die
Rede geweſen zu feyn. Dieſer Congreß kam wirk:
1
113
lich am 18. Juny 1754 in Albany zuſammen . Doch wurden daſelbft nur Beſchlüffe' zur Vertheis digung des Landes gegen die Franzoſen -genommen, uud es ſcheint, daß das Gouvernement , obgleich
der Vorſchlag zu einer nåhern Verbindnng der Cos lonien von ihm ausgegangen war , jeßt ſelbſt eine
ſolche fürdytete; wenigſtens ward der Plan , den die Commiſſaire entworfen hatten , und nach wels dhem ein Convent von Deputirten fåmmtlicher Generalverſammlungen errichtet werden ſollte, worin ein von der Krone eruannter General : Sou:
verneur den Vorſik führte, und der die Befugniß haben ſollte, allgemeine Taren zu erheben und Truppen zu gemeinſchaftlicher Vertheidigung zu verſammeln , vom Miniſterium nicht gebilligt,
vielmehr ein anderer in England entworfen. In dieſem war vorgeſchlagen , daß die von der Krone
beſtellten Gouverneurs bevollmachtigt werden folla ten , fich gemeinſchaftlidh zu berathſchlagen , die
Verſammlung von Truppen zu beordern , Forts zu bauen , kriegeriſche Unternehmungen zu machen , foweit ſie es für nöthig hielten , und zur Deckung der Koſten auf den Schatz von Großbrittannien zu ziehen , welcher Aufwand dann durch, den Cos
Yonien kraft einer Parlaments - Acte aufgelegte, Zaren wieder bezahlt werden ſollte.
Dem woll.
ten aber dieſe ihre Beiſtimmung nicht geben , und fu kam nichts davon zur Ausführung ; vielmehr 8
114 mußte fich das Gouvernement damit begnügen , daß in den verſchiedenen Provinzen Summen zur
Führung des Krieges bewilligt wurden . Soviel ſieht man wenigſtens aus einem Briefe , den der General Praddok an Sir Thomas Robinſon ſchrieb , daß es unausführbar gefunden wurde,
einen gemeinſchaftlidhen Fond mit Hilfe fåmmtlis der Colonien zur Führung des Krieges zu bilden,
wozu er durch die königlichen Inſtructionen , und die einzelnen Gouverneurs . durch Circularſdreiben aufgefordert waren . Allerdings hatte ein folcher Bund der Colos
nien viele beſondere Schwierigkeiten , von denen
ter
nicht wenige allein fchon aus der Verſchiedenheit ihrer Regierungs - Verfaſſung hervorgehen . Man pflegte námlich überhaupt die Colonien in drei verſchiedene Claffen einzutheilen , wovon die erſten ein royal gouvernment hatten , und als
welche Virginien , New - York , die Jerſeys, New Hampſhire , die beiden Carolinen und Georgien betrachtet wurden .
Die zweiten hatten ein char
ter government , welches ſich in der vollſtändiga ften Ausdehnung in Connecticut und Rhode : Id:
land fand, in einem geringeren Umfange in Malo ſachuſetts. Die dritte Claſſe bildete das proprie tary government , deren es zulegt nur noch
zwei gab , nämlich Maryland und Pennſylva: nien.
S
115
In allen dieſen verſchiedenen Provinzen war
das Verhältniß der Krone ein anderes ; überall wurde aber das Intereſſe derſelben durch den Gvu : verneur reprafentirt. Aber gerade in dieſer Bezie: hung kann man in der Geſchichte der Nord : Ames
ricaniſchen Colonien faſt allgemein die Bemerkung machen , daß die Gouverneurs , ſowohl die vom
Volke gewählten , als die von dem Könige anges ſtellten , nicht immer mit großen Eifer deſſen Redyte vertheidigten. Man darf dabei nicht vers
geſſen , daß dazu ſehr oft nicht Engländer , welche ſpåter nach ihrem Vaterlande zurückzukehren dacha ten ſondern angeſehene Einwohner der Colonien felbſt genommen wurden, Heberdies waren die
Statthalter meiſtens in einer nicht ſehr angenehs men Lage , indem ſie in Unſehung ihrer Einkünfte
mehrentheils gånzlich von dem guten Willen der Generalverſammlung abhingen .
Das einzige
Zwangsmittel dagegen , was ſie in Händen hatten , die Gefeße zu beſtätigen , durften ſie nicht immer gebrauchen , weil es zu verhaßt war. " Zeigten ſie ſich aber auf der ans die Verweigerung i
dern Seite zu nachgiebig gegen das Haus der
Repréſentanten , fo verloren ſie die Gnade ihrer
Obern und nicht ſelten ihr Umt. Eben dieſer mißlichen Lage wegen ließen ſich ſelten wohlha . bende Månner zu dieſen Stellen ernennen , und dies war amn allerwenigſteu bei den Englåndern
116
der Fall, welche vom König beſtellt wurden. Es iſt nicht zu läugnen , daß das Miniſterium bei der Wahl dieſer Månner keineswegs vorſichtig
verfuhr, ſondern ſehr oft bloß deshalb jemand dazu ernannte , weil man ihm eine Sinecure und
eine Gelegenheit geben wollte , feine Vermögenss umſtånde zu verbeſſern.
Daraus entſtand der
große Mißbrauch , daß die Gouverneurs ſelbſt oft gar nicht in die Provinz kamen , ſondern die Ges ſchäfte einem Vice- Gouverneur für einen Theil
der Einnahme übertrugen. Die nachtheiligen Fols
gen einer ſolchen Einrichtung ſind augenſcheinlich ; denn ein focher Vice - Gouverneur war gar nicht
im Stande , und mochte auch meiſtens wenig Luſt haben , das Anfehn der Krone zu ſchüßen ; er konnte in der That gar nicht geeignet ſeyn , als Repräſentant des Königs die Uchtung für das mos narchiſche Princip , welche an ſich ſchon wegen der
fortdauernden Abweſenheit des Souverains felbſt in allen Colonien nothwendig leiden mußte , aufs recht zu erhalten .
(
{ 1
{
117
Noten.
1. zu Seite 5.
Burke ſagt von den Amerika
nern :. (Edm . Burke's Works, BD. II. pag. 40. Speech on conciliation with America .) protestants ;
“ The people are and of that kind , which is the most
adverse to all implicit submission of mind and opi nion. This is a persuasion , not only favourable to liberty, but built upon it. I do not think , that the reason of this averseness in the dissenting churches from all that looks like absolute government is so much to be sought in their religious tenets , as in
their history. Every one knows , that the Roman cacholick religion is at least coeval with most of the governments , where it prevails ; that it has gene rally gone hand in hand with them ; and received great favour and every kind of support from autho
rity . The church of England too was formed from her cradle under the nursing care of regular govern ment. But the dissenting interests have sprung up in direct opposition to all the ordinary powers of the
world ; and could justify that opposition only on a strong claim to natural liberty. Their very existence depended on the powerful and unremitted assertion All protestantism , even the most cold and passive is a sorť of dissent. But the reli. gion most prevalent in our northern colonies is a refinement on the principle of resistance ; it is the dissidence of dissent; and the protestantism of the protestant religion .' ' of that claim .
1
118 2. H. S. 12 . Wie mit dieſer Notiz eine andere, die ſich ebenfalls bei Ebeling findet , zu vereinigen rey, iſt nicht wohl abzuſehen , und will ich ſie eben deshalb hier mit ſeinen eigenen Worten anführen . Er ſagt B. I. p. 395 : " Im Fahr 1636 hatten ſich die Lords
Say und Brook mit Maſſachuſetts - Bay in Unterhand lungen eingelaſſen , und wollten ſich daſelbſt feſtſetzen , um erblichen Adel , Oberhaus und Parlament einzufüha ren ; allein die daſige Regierung wußte ihren Vorſchli
gen mit vieler Klugheit auszuweichen , und bewahrte dadurch Nord - America vor einer Einrichtung , die ſeis
ner Verfaſſung , der Aufnahme der Colonien und ihrem Fortgange zur Freiheit nothwendig håtte hodiſt vera derblich werden müſſen .” 2
3. 3. S. 22.
Robertſon fagt davon : “ In this
transaction the colonies of New · England same 'ta
have considered themselves as independent societies possessing all the rights of sovereignty and free from the controul of any superior power.” In eben dem Sinne ward im Jahr 1638 dem Erzbiſchof Laud aus
Maſſachuſetts - Bay berichtet : “ That it was not new discipline that was aimed at in New England , but sovereignty ; and that it was accounted perjury and greason in their general court , to ' speak of appeals
to the king." (pag. 102 in the history of the British Empire in North - America, 1772.) U. J. Belknap.
history of New - Hampshire, T. I, pag. 34* 42 3. S. 23.
Ebeling fagt davon : " Sie wurden
bis dahin in der Pflanzſtadt nicht wie Freie, ſondern laft als Leibeigene belyandelt, welche den Ertrag ihrer
119 Arbeiten in ein Magazin liefern mußten , aus welchem ihre Obern ihnen das Nöthige bewilligten." 5. 3. S. 24. Die biel häufigern Streitigkeiten der Engländer mit den Indiern in den Americaniſchen Colonien , als der Franzoſen und Spanier , mögen we:
nigſtens zum Theil daher rühren , daß die Engländer ſich viel weniger mit den Eingebornen verbanden , ob:
gleid) dieſe immer ſehr dazu geneigt waren. In Nord America iſt der einzige merkwürdige Fall der Art die
Verheirathung eines gewiſſen John Ralfes mit einer vornehmen Indierinn Pocahuntas , wodurch gerade da :
mals ein großer Theil der Engliſchen Coloniſten gerettet wurde.
Williamſon und andere erzihlen , daß nod )
jekt mehrere bedeutende Familien in Virginien ihre Abkunft von dieſer Verbindung berleiten . History of North - Carolina. 1812. Bd. I, pag.78.
6. 3. S. 27. Wegen Bacon's Rebellion vid. Williamson history of North - Carolina. Bd . I. p. 81 . u. Proofs and Explanations. D. pag . 222 - 229.
7. ž. S. 29.
Der König behålt ſich in dem Char
ter nur eine jährliche Rente von zwanzig Mark vor und den vierten Theil des Goldes und Silbers.
The
two charters granted by K. Charles IId . to the pro prietors of Carolina , with the first and last funda
mental constitutions of that Colony, London in 4. pag. 4
Ueber die Religionsverhåltniffe wird in dem erſten Patent ( ibid. pag. 14.) . folgendes: geſagt : Because it may happen , that some of the people
120 and inhabitants of the said province cannot in their private opinions conform to the publick exercise of religion according to the liturgy , fórm and ceremo nies of the church of England , or take and sub . scribe the oaths and articles , made and established
in that behalf ; and for that the same , by reason of the remote distances of these places will we hope, be no 'breach of the unity , and uniformity , está blished in this nation. Our will and pleasure the refore is , ' ant we do by these presents for us , our
heirs, and successors , give and grant unto the said Edward Earl of Clarendon , George Duke of Albe
marle , William Lord Craven , John Lord Berkeley,
Anthony Lord Ashley , Sir George Carterett , Sir William Berkeley , and Sir John Colleton , their heirs and assigns , full and free license , liberty and
authority , by such legal ways and means as they shall think fit to give and grant unto such person and persons , inhabiting , and being within the said
province , or any part thereof, who really in their judgments , and for conscience sake , cannot , or shall not conform to the said liturgy and ceremonies,
and take and subscribe the oaths and articles afore said , or any of them , such indulgences and dispen
sations , in that behalf, for , and during such time and times , and with such limitations and restrictions
as they the said Edward Earl of Clarendon , George Duke of Albemarle , William Lord Craven , John
Lord Berkeley , Anthony Lord Ashley , Sir George Carterett , Sir William Berkely and Sir John Colle
ton , their heirs , or assigns , shall in their discretion think fit , and reasonable , and with this express 1
121 proviso , and limitation also , that such person and proviso , to whom such indulgencies and dispensa
tions shall be granted as aforesaid , do , and shall from time to time , declare , and continue all fide lity , loyalty and obedience to us , our heirs and successors., and be subject and obedient to all other the laws , ordinances and constitutions of the said
province , in all matters whatsoever , as well eccle siastical as civil , and do not in any wise disturb the
peace and safety thereof , or scandalize , or reproach the said liturgy , forms and ceremonies , or any person or persons whatsoever , for, or in respect of his , or their use , or exercise thereof , or his , or their obedience , or conformity thereunto. Eben darüber wird in den Fundamental Consti
tutions S. 95—97. 109 u. 101. folgende Beſtimmung getroffen : S. 95. No man shall be permitted to be a Freeman of Carolina , or to have any estate or habitation within it , that doth not acknowledge a God , and that God is publickly and solemnly to be worshipped .
S. 96. As the country comes to be
sufficiently planted and distributed into fit divisions, it shall belong to the parliament to take care for the building of churchºs , and the publick maintenance of divines , to be employed in the exercise of reli gion , according to the church of England , which being the only true and orthodox , and the national religion of all the King's dominions , is so also of Carolina , and therefore it alone shall be allowed to
receive publick maintenance by grant of parliament, S. 97. But since the natives of that place who will be concerned in our plantation , are utterly stran
1
122 gers to christianity , whose idolatry , ignorance , or
mistake , gives us no right to expel , or use them ill ; and those who remove from other parts to'plant
there , will unavoidably be of different opinions concerning matters of religion , the liberty whereof they will expect to have allowed them , and it will not be reasonable for us , on this account , to keep that civil peace may be maintained
them out ;
1
amidst the diversity of opinions , and our agreement and compact with all men , may be duly and faith fully observed , the violation thereof upon what pre tence soever
cannot be without great offence to
$
b
almighty God , and great scandal to the true reli gion which we profess ; and also that jews , heathens, and other dissenters from the purity of christian
h
TE
religion , may not be scared and kept at a distance from it , but by having an opportunity of acquainting themselves with the truth and reasonableness of its doctrines , and the peaceableness and inoffensiveness of its professors ,
be
and all those convincing niethods of gentleness and
b
meekness , suitable to the rules and design of the
gospel , be won over to embrace , and unfeignedly receive the truth ; therefore , any seven , or more
persons agreeing in any religion , shall constitute a church or
profession , to which they shall give some
name , to distinguish it from others . L. 100. In the terms of communion of every church or profession ,
these following shall be three , without which no agreement or assembly of men , ' upon pretence of religion , shall be accounted a church or profession , within these rules : I. That there is a God , II.
123
That God is publickly to be worshipped. Ill. That it is lawful , and the duty of every man , being thereunto called by those that govern , to bear witness to truth ; and that every church or profession shall in their terms of communion set down the external way whereby they witness a truth as in the presence of God , whether it be by laying hands on , or kis
sing the bible , as in the church of England , or by holding up the hand , or any other censible way . S. 101 . No person above seventeen years of age , shall have any benefit or protection of the law , or
be capable of any place of profit or honour , which is not a member of some church or profession, having his name recorded , in some one and but one . religious record , at once, 8. 3. S. 33. Uin dieſes Verhältniß zwiſdhcn James Harrington und William Penn etwas näher zu
bezeichnen , wollen wir einige Auszüge aus dem Oceana und aus einigen Schriften hinzufügen , die theils Penn betreffen , theils von ihn herrühren. In der Vorrede zum Oceana finden ſich einige Notizen åber das Leben
des Verfaſſers ', welche für die Beurtheilung ſeiner Schriften nid )t ohne Intereſſe ſind. Nach dieſen war er ein Schüler vom Doctor Chillingworth : “ Who discovering the errors , impostures and tyranny of the Popish church ( whereof he was for some time a member ) attaked it with more proper and successful
arms than all before , or penhaps any since have 72
uone. "
Spåter reiste er nach Holland :
" then the
principal school of Martial discipline , and (what touched him more sensibly ) a placę wonderfully
124 flourishing under the influence of their liberty, which
they had so lately asserted by breaking the yoke of a severe master , the spanisch tyrant. And here, no doubt , it was that he begun to make government the subject of his meditations.
Vor da reiste er nach
Frankreich und Italien , 30g aber Venedig wegen reis iner Regierungsform allen übrigen Plåten vor , wogegen fich bei ihm in Rom ſeine große Abneigung wider die påbſtlidhe Herrſchaft ſchon ausſprach. Nach ſeiner Růdkehr ward er im Gefolge des Königs angeſtellt, und begleitetë ihn bei ſeiner erſten Unternehmung gegen die Schotten . Seine große Neigung zu mehr wiſſenſchaft-: lidhen Beſchåftigungen hielt ihn ab , ſich um Verwen : dung im Offentlichen Dienſte zu bemúben.
Als er aber
im I. 1646 die Commiſſaire , welche vom Parlament
11 12
0
va
beauftragt waren , Carl den erſten von Newcaſtle in
die Nähe von London zu bringen , größtentheils aus Neugier aufſuchte, ward er von dieſen beſtimmt , bei dem Könige zu bleiben , als ein Minn , der ihm ſchon früher bekannt war , und der feiner Parthei angehörte. Dieſem Auftrage genügte er zur Zufriedenheit des Königs , warð aber., vielleicht eben deshalb , entfernt, als Carl in ſtrengern Gewahrſam genommen wurde, indem er ſich bei mehreren Gelegenheiten des Königs angenommen hatte. Er ward ſelbſt auf eine Zeitlang
feſtgelegt.
Spåter fand er Gelegenheit , den König
in St. James zu ſehen , und begleitete ihn zum
Schaffot , wo Carl ihm ein Andenken ſeiner Zunei gung ſchenkte. James Harrington war ſo wenig bei Cromwells Anhängern , wie bei den ſogenannten Cava: Iters beliebt , weshalb er fowohl unter dem Protectorat
áls nach der Reſtauration - imancherlei Unannehmlichkei
1
2
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125 ten erbulden mußte.
Den Oceana ſchrieb er nach Carls
des erſten Tode ; er ward aber , noch ehe er gebruďt war , confiscirt, und er erhielt das Manuſcript nur durch die Fürſprache von Cromwells Tochter zurück, bem er das Werk darauf dedicirte. Bald nachher hielt er in London Vorleſungen über politiſche Gegenſtånde vor einem großen Publikum. Nach der Rüdkehr des Königs Karls des zweiten ward er einmal der Theils
nahme an einem Complott gegen den König beſchuldigt, und in den Tower geſett ; ſpåter brachte man ihn nad) Plymouth , wo er in eine heftige Gemüthskranks
beit verfiel. Aus dem Oceana mogen folgende Auszüge
als bezeichnend für die Anſichten von James Harrings " Lands , 'or the parts and parcels of a territory are held by the proprietor or proprietors , lord or lords of it in some proportion , ton angeſehen werden.
and such (except it be in a city , that has little or
no lands and whose revenue is in trade) as is the proportion or balance of dominion or property in land, such is the nature of the empire. If one man be sole landlord of a territory , or overbalance the
people , for example three parts in four , he is grand signior : for so the Turk is called from his property, and his empire is absolute Monarchy.. If the few or a Nobility , or a Nobility with the clergy be land.
lords , or over balance the people to the like propor tion , it makes the Gothic balance , and the empire is mixed Monarchy , as that of Spain , Poland and And if the whole people be land. lords , or hold the lands so divided among them ,
late of Oceana .
that no one man
or number of Men , within the
compass of the Few or Aristocracy ;
overbalance
1
126 them , the empire is a commonwealth .
If force be
interposed in any of the three cases , it must either frame the government to the foundation , or the foundation to the government '; or holding the go
vernment not according to the balance it is not natural , but violent ; and therefore if it be at the devotion of a Prince , it is tyranny ; if at the devo tion of the Few , Oligarchy ; or if in the power of the People , Anarchy. Each of which confusions , the balance standing otherwise , is but of short con
la
tinuance , because against the nature of the balance ,
id
which , not destroyed , destroys that which opposes b
it
Without an agrarian law , government , whether
th
monarchical , aristocratical or popular , has no long m
Nevertheless in such cities as subsist mostly by trade , and have little or no land , as Holland lease.
CO
ca
and Genua , the balance of treasure may be equal ex
to that of land in the cases mentioned.
The balance of foren or provincial empire is of
de
a contrary nature
It has been said , that
national or independent Empire , of what kind so ever , is to be exercised by them that have the pro per balance of dominion in the nation ; wherefore provincial or dependant empire is not to be exerci sed by them , that have the balance of dominion in the province , because that would bring the govern ment from provincial and dependent , to national and independant.
Such also is the go
vernment of the Spaniards in the Indies , to which he deputes natives of his own country , not admit ting the Creolies to the government of those pro 5
:: 127 vinces , though descended from Spaniards. But if a prince or a commonwealth may hold a territory that is foreign in this , it may be asked , why he may not hold one that is native in the like man
eer ? To which I answer , because he can hold a foreign by a native country , but not a native by a foreign ; and as hitherto I have shewn , what is not the provincial balance , so by this answer it may
appear , ' what it is , namely the overbalance of a native country to a foreign ; for as'one country ba lances itself by the distribution of property according to the proportion of the same , so one country over balances another by advantage of divers kinds. .
For the colonies in the Indies , they are yet babes
that cannot live without sucking the breasts of their
mother cities, but such as , I mistake , if when they com of age , they do not wear themselves ; which causes me to wonder at Princes that delight to be exhausted in that way.
And so much for the prin
ciples of power , whether national or provincial, domestic or foreign ; being such as are external, and founded in the goods of fortune. I come to the principles of authority , which are internal , and founded upon the goods of the These the legislator that can unite in his mind . government ith those of fortune , comes nearest to the work of God , whose government consists of heaven and earth .
We have wandered the
earth to find out the balance of power ; but to find out that of authority , we must ascend , as I said, nearer heaven , or to the image of God , which is the soul of man.
128 An equal commonwealth is such one as is equal both in the balance or foundation , and in the
superstructures ; that is to say , in her agrarian law An equal agrarian is a perpe tual law , establishing and preserving the balance of dominion by such a distribution , that no one
and in her rotation .
man or number of men , within the compass
of the
come to overpower the whole people by their possessions in lands . As the agrarian answers to the foundation , so does rotation to the superstructures. Equal rotation is equal vi. cissitude in government , or succession to magistracy confered for such convenient terms , enjoying equal yacations, as take in the whole body by parts , suc Few or Aritocracy ,
can
1
1
ceding others , through the free election or fuffrage of the people.
Nachher ſucht er zu zeigen ,
daß damals in Oceana ( England) the balance is po
pular , und daraus folgert er die Nothwendigkeit einer
L
Republik , und die Unthunlichkeit der Herſtellung der königlichen Würde. Er giebt auch einen Verfaſſungsplan , a model of the commonwealth of Oceana , und ſagt darin
unter andern : " The first order distributes the people into freemen or citizens and servants , while such ; for if they attain to liberty, that is , to live of them selves, they are freemen or citizens. This order needs to proof, in regard of the nature of servitude, which is inconsistent with freedom , or participation of government in a commonwealth .
Ueber William Penn ſelbſt ſagt fein Biograph Clarkſon ( Bd. II. pag. 402.) Einiges , welches , wort: lich angeführt , ihn am beſten bezeichnen wird. Er
1
129
nennt Pénn " the founder and supporter of a go vernment upon Christian principles , in opposition to those of the policy of the world'. Ferner ſagt er von ihm : " he had the power of forming a govern ment afresh , by carrying over a number of Chri stians , who were sensible of the vicious parts of He be the old governments , to a new land ' ..
lieved that government was of divine origine, and a part as it were of religion itself . io . W. Penns Anſicht von der Toleranz drůdt Clarkſon ſo aus :
“It was , he conceived , the prerogative of God alo ne to preside in matters of religious faith . God alone was the judge of conscience.
All mistakes
about religion were clown to him only.
Hence ,
earthly governors , though it was both their interest
and their duty to support religion , had no right to erect a tribunal whereby to make themselves judges of religious faith . They were the kings of
men , but not of conscience”. Eben daher war ſein Grundſatz “universal toleration”, und er beſtimmte noch ausdrüdlich , daß dieſes Geſetz "should be one of those which were never to be changed ” . William Penn führt in der Vorrede zu ſeinem
frame of government or constitution of Pensylva nia die Worte des Apoſtels an : ... Let every soul be subject to the higher powers , for there is no
power but of God . The powers that be , are or dained of God ; whosoever therefore resisteth the
power , resisteth the ordinance of God : for rulers are not a terror to good works , but to evil”.
und fåhrt fort: “This settles the divine right of government beyond exception , and that for two 9
130 ends : first to terrify evildoers ; secondly to cherish those that do well ; which gives government a life beyond corruption , and makes it as du
rable in the world as good men shall be ,
so
of
re
that government seems to me a part ligion itself , a thing sacred in its institution and end ' . For particular forms and models , it o
will become me to say little , and, comparatively, I will say , nothing.
My reasons are , first, that the
age is too nice and difficult for it , there being nothing the wits of men are more busy and divi ded upon . Secondly I do not find a model in the world , that time, place and some similar emergencies have not ng sarily altered ; nor
is it easy to frame a civil government, that shall serve all places alike.
There is hardly one
frame of government in the world so ill designed by its first founders , that in good hands would not do well enough ; and story tells us , that the best in illones , can do nothing that is great and good
Governments, like clocks , go from the mo tion men give them ; and as governments are made and moved by men ,, so by them they are ruined too .
Wherefore governments rather depend upon
men , than men upon governments. Let men be
good , and the government cannot be bad. If it be ill, they will cure it. But if men be bad , let the government be never so good , they will endeavour to warp and spoil it to their turn.
I know some
say , “ Let us have good laws, and no matter for the men that execute them ”.
But let them consider,
that though good laws do well , good men do better;
131 for good laws may want good men , ' and be abo lished or invaded by ill men ; but good men will never want good laws , nor suffer ill ones. Tis true
good laws have some awe upon ill ministers , but that is where these have not power to escape or abo
lish them , and where the people are generally wise and good . Liberty without obedience is con fusion , and obedience without liberty is slavery. 9. 3. S. 34. Man ſieht dies namentlich aus
einigen ſeiner damals geſchriebenen Briefe , wo er
ſagt : “Because I have been somewhat exercised, at times , about the nature and end of government among men , it is reasonable , that I should endea .
vour to establish a just and righteous one in this
province, that others may take an exemple by it ; truly this my heart desires. For the nations want a precedent.
I have so obtained it,
and desire to keep it ; that I may not be unworthy that an exemple may be sat up to of his love ; the nations.
There may be room there , but not
here , for such an holy experiment.
10. zu S. 42.
Die Sftern Uenderungen in der
Regierungsform ſcheinen auch zum Theil durch das
Betragen der Coloniſten veranlaßt zu ſeyn.
Er ſagt,
einmal (vid. Clarkſon . Th. II. p. 41.) : I will add. this, that the assembly , as they call themselves, are not so without governor and privy council, and
that no speaker , clerk or book belongs to them ; and that the people have their representatives in
the privy council to prepare bills , and the assem
bly , as it is called , has only the power of age or no , yea or nay. If they turn debaters , judges or 9*
132 complainers , they overthrow the charter quite in
the very root of the constitution of it , for it is to usurp the privy council's part in the charter, · ånd to forfeit the charter itself”.
Da Penn das Gouvernement genommen ward, und König Wilhelm III. Fletcher als Gouverneur nach Penſylvanien fdhickte , waren die Einwohner damit
ſchledyt zufrieden , und. Wilhelm Penn ſagt damals von ihnen : (bei Clarkſon . Bd. II. pag. 128.) “ They begun now to be seriously alarmed. They had left their homes and crossed the Atlantic to get rid of
what they considered to be the barbarous and cor rupt customs of the Old World , and to start as a people upon a new system . But they found them selves grievously disappointed . Oaths , war and taxation were now at hand” .
11. zu S. 60 .
Bülow in ſeinem " Freiſtaat von
Nord -America " Bd . I. p. 28. beantwortet die Frage : won wem ſtaminen die Amerikaner ab ? ” mit folgens
den Worten : “ Die Neu - Englånder, welche init ihren Colonien in Penſylvanien am Ohio und in den ſüdlis
chen Staaten (in Nord - Carolina ) vielleicht ein Viers theil der ganzen Bevölkerung ausmachen , find , wie man weiß , die Nachkommen jener ſtrengen .Presbyte :
rianer , Puritaner ; Independenten , Quåker und an: derer ſchwärmeriſcher Secten , welche unter der Regie: rung der Stuarts als bedrůdte Non - Conformiſten
nadh den kalten und unfruchtbaren Ufern desjenigen Theils von Nord - America ,' den ſie Neu - England nannten , jenen Haß gegen das Königthum , als der
politiſchen Gewalt , von der ſie waren berfolgt wor : 1
14
133 den ; verpflanzten, welcher, wiewohl geſchwächt, in iha ren Enkeln fortlcbte , und vielleicht in unſern Lagen die Urſache der Amerikaniſchen Revolution wurde. Los
leranz war nicht die Tugend dieſer gallſüchtiger Schwårmer , welche doch ſelbſt das Opfer der Intole: ranz waren
fie waren wohl meiſtens von der
geringern" Volksklaſſe , beſonders Handwerker indeffen können die Neu - Englånber fich dennoch der ehrenvollſten Abkunft unter den Amerikanern rühmen, denn , wie ſie behaupten , haben ſie nie transportirte Verbreder unter fich aufgenommen . Auch iſt immer das mehrſte politiſche Licht unter ihnen verbreitet ' ge: weſen. Ohne ſie håtte nie eine Revolution ſtatt ge funden , ünd ſie halten mehr auf Erziehung“ als die andern Amerikaner -
hingegen an den Ufern von
Virginien , Maryland und Carolina wurden viele Ver brecher coloniſirt. Die geringern Volksklaſſen find immer ſtromweiſe aus Frrland nady Amerika ges
wandert , und die Hälfte aller Coloniſten , glaube id ), find entweder Irrländer oder ſtammen dod) von ihnen Ebenſo wanderten aus Deutſchland nur Leute aus der årmſten Klaſſe, aus , und dazu aus den und
ab .
aufgeklärteſten und gedrůdteſten Theilen derſelben. Die einzige Neigung dieſer Leute war Eigennuß , wela dhe auf ihre Nachkommen , aber immer mit Frugalitåt verbunden , forterbte , wenn dieſe nicht von dem Lurus der andern Coloniſten angeſteckt, oder von der Lüdera
lichkeit des Irrlånbiſchen Geſindels verberbt wurden. Im legtern Falle war lafterhaftes Leben die Folge, im erſtern das Lächerliche eines ſchnell emporgeftieges nen Menſchen , deſſen plúmpes Neugere und unſdhid liches Benehmen gar poſfirlich mit der ihn umgeben :
134 den Eleganz contraſtiren. Es iſt ausgemacht, daß die Auswanderungen , welche dem Volke der Vers einten Staaten von Nord - Amerika ſein Dafein geges ben haben , aus den Hefen verſchiedener Europäiſchet Nationen beſtanden , und daß folglich kein hoher Grab von Eugend und politiſchen Heroismus von ihren Enkelu
zu erwarten ſteht ; im Fall dieſe nicht durch die Macht der Umſtände neu geboren und veredelt worden ſind.
Die dunkle Epoche : der Ents
ſtehung der Colonien zeigt uns die Europåifchen Emigranten zu ſehr mit den zur Erhaltung des thies rifchen Lebens nothwendigen Arbeiten beſchäftigt; der Geift war bei der ihn ausſchließend intereſſirenden
Herbeiſchaffung dringender Lebensbedürfniffe zu ſehr gefeſſelt , als daß bei einer fo ganz animaliſchen Les bensweiſe deffen moraliſche Natur fich hätte entwickeln können. Hieraus entſtand eine unächte Simplicitåt , eine nothgedrungene Abweſenheit des luxus.
12. 3. S. 61. Daß wirklich die Neu - Englånber von dieſer Seite angegriffen worden find, und daß es unter ihnen Perſonen gab , welche dergleichen Vors würfe hinreichend zu würdigen wußten , ſieht man aus der Art , wie ſie von dem Verfaſſer der Ecclesiastical History of Massachusetts and the old colony of
Plymouth , die ſich in den Collections of the Massa chusetts - Historical Society vom I. 1800. im 7. Bande
pag . 262 findet, aufgenommen werben . Er ſagt: It was
the love of religion , which prompted the settlers of New England to prefer the wilderness of distant elimes
to the ease and affluence they could enjoy at ho- ! me ;
According to the Abbé Raynal “ super
a
h
B
135 stition first settled New - England.”. He calls every thing, superstition , which is of a religious na ture,
What the best writers describe the sentiment
of the heart, mind.
he calls the affusion of a weak
An other writer goes further than the Abbé Raynal and calumniates the character of our ancestors in every respect ; for he says : “ he .
.
Inhabitants of America are of a bad stock , from
the dupes of puritanick cant ' , from sour, taste less asceticks , whose tempers desidered anarchy while at home , and practised intolerance abroad.” Weiter unten fügt der Verfaſſer noch hinzu : “ It is well known , that our fathers blended religion with all their concerns. "
In wie fern die Neu- Englånder noch jeßt den Ruhm verdienen , der Religion ihrer Vorfahren anzu
hången , ſind wir außer Stande , nåher anzugeben . Ebeling erzåhlt aber ſchon , daß ſich unter ihnen ſeit dem Revolutionskriege die Freidenférei immer mehr verbreite. Andererſeits ſcheinen ſich aber doch manche
åltere , wenigſtens relativ gute , Gewohnheiten una ter ihnen erhalten zu haben , und ſie vielen Fehlern ,
die man den übrigen Nord - Americanern befonders vorzuwerfen pflegt, weniger ergeben zu ſein. So erzählt Ebeling , daß die Frauen in Neu - England , auch die
reicheren , durchgehends dem Hausweſen vorſtehen, und daß man unter ihnen ſeltener , als in den übria gen Colonien , den gånzlichen Müſſiggang derſelben in jeder Hinſicht fieht; daß Karten- und Würfel - Spiele für wenig ehrſam gehalten werden , und daher viel
feltener ſind , als in den füdlichen Staaten ; daß man Duelle , wie Hahnengefechte und Pferderennen für
136 alles Zeichen eines fortdauernden Einfluſſes der puritaniſchen Grundſåke. Daß aber
unmenſchlich -hålt
aud) unter ihnen die allen Europåern im Umgange
mit Nord - Amerikanern fo hichit låſtige Selbſtgenůg
ſamkeit , die nicht ſelten mit der größten Unkenntniß aller Europåiſchen Cultur verbunden iſt , gefunden
wird , davon zeugt ſelbſt folgende Aeußerung Ebelings, die ich wörtlich anführe, um ein Beiſpiel zu geben, wie ein ausgemachter Republikaner und entſchiedener
Lobredner alles Amerikaniſchen , wenn er dennoch der evidenten Wahrheit in den augenſcheinlichſten Zhatfa
chen folgen will , in die ſonderbare Nothwendigkeit geſetzt wird, in demſelben Augenblick die offenbaren Urſachen eben derjenigen Verhältniſſe zu loben , welche
felbſt durchaus ſeinem Tadel nicht entgehen können. Er ſagt : " Auch die geringeren Claſſen in Neu - Eng land, ſind ziemlid ), unterrichtet; ſie haben gute Schul
einrid ) tungen. Faſt jeøer Bauer kann leſen und ſchrei: ben , aud rechnen . ( Doch iſt dies in Rhode - Island und Maine weniger der Fall.) Das Leſen der Zeitun .
gen iſt ſehr verbreitet . Die Neu:Engländer werden bon , Jugend auf angeleitet , ſich um öffentliche Angele:
genheiten zu bekümmern , und über politiſche Angelea genheiten frei ihr Urtheil zu : außern..... Die Frets
beit , über alles zu urtheilen , mit dem leicht zu über: treibenden Bewußtſeyn verbunden , daß man wohl unterrichtet ſey ; das Recht , welches jeder genießt, ' ſelbſt ſeine politiſchen Erundſåße zu bilden , vers ſich
anlaßt gewöhnlich abſprechende Aeußerungen darüber ; baraus entſteht denn der proceßfächtige unruhige Geiſt der Partheien , und die Sucht , Beſchwerden gegen die
Regierung anzubringen ."
137 13. z. S. 102.
Williamſon erzählt ( BD. 11
pag. 143. ) , daß mach brei und zwanzig Jahren ( 1693 ) die von Locke entworfene 'Fundamental Constitutions
aufgehoben wåren , indem die Erbeigenthümer erklår. ten : "as the people have declared they would ra ther be governed by the powers granted by the charter , without regard to the fundamental con stitutions , it will be for their quiet and the pro
tection of the well - disposed to grant their request", und pag. 150. daß ſeit 1693 der gerekgebende Körper nicht riehr parliament, ſondern assembly genannt wors
den fer . Wie mit dieſer Notiz vereinigt werden kann, daß im S. 1698. von den Lords - Eigenthümern Fun . damental Constitutions gegeben wurden , die in “ The two charters granted by King Charles IId. to the proprietors of Carolina , with the first and last Fun: damental Constitutions of that Colony. London in 4 .
abgedruckt ſind , und welche die meiſten Beſtimmungen der Fundamental Constitutions von 1669.) zum Theil
wörtlich , wiederholen , iſt um ſo weniger anzugeben, als Williamſon und andere Schriftſteller über Carolina dieſer Fundamental Constitutionis von 1698. überau nicht erwähnen. Vielleicht ſind dieſe leßtern in Eng land entworfen , aber in der Provinz nie zur Auss führung gekommen . Den anarchiſchen Zuſtand Carolinas während ei ner ſehr langen Zeit lernt man aus Williamſons Er:
gåhlung vieler einzelnen Unruhen kennen , ( BO., T. pag. 149 = 176.) in denen bald die puritans , bald die cavaliers oder high church party die Oberhand hat : ten . Faſt abwechſelnd gehörten die Gouverngurs und die andern höchſten Beamten bald der einen , bald der
138 andern Parthei an , und jeder beinůhte fid ) , das von
ſeinem Vorgänger Gebildete zu vernichten , und etwas anderes im Sinne der nun herrſchenden Meinung an
die Stelle zu ſetzen. Nicht ſelten wird der von den Erbeigenthümern beſtellte Gouverneur ſuſpendirt oder ganz abgeſetzt, und des Landes verwieſen , dahingegen die Anhånger der biſchöflichen Kirdie , ro bald ſie die Macht in Hånden haben , dieſe auf alle Art mißbrau:
chen . Im I. 1695. fchidten die Erbeigenthümer einen aus ihrer Mitte , John Archdale , einen Quaker , als Gouperneur nach Carolina , ạnd ſo lange er dort war, erhielt er wirklidy die Rube. Aber nach reinem Ab
gange, fagt Williamſon, (pag. 157.) “ the high church partý obtained a majority of one vote in the house of assembly ; upon which they passed a law to dis able dissenters from becoming members of the as sembly , and an other law for establishing the church of England. ” Dieſe Gereße wurden von den Erbeis
genthümern beſtåtigt; die Folgen dieſes Ereigniſſes mögen aber allerdings dazu beigetragen haben , das
proprietary government bon Carolina in ein royal
government zu verwandeln. Williamſon fåhrt fort : “ The dissenters carried their remontrance to the
house of lords , and this house were pleased to ad dress Queen Anna , praying that she would cause
the laws to be repealed , as being made in direct violation of the chartered rights of the subjects. They advised her also to cause procedings to be had, by quo'warranto , against the proprietros charter. The laws were repealed by the proprietros command ;
but other steps were not taken at that time against the charter.”
1
!
Zweiter Abſchnitt. Bis zum Ausbruch der franzöſis fchen Revolution.
1
1
Vert
Infat
Mutt
ilben fonen
bene
wirklich
4,00€ les GE
iehende galbeit
1.
Verhältniß zum Mutterlande.
Bis
zum Frieden von 1783.
Die einzelnenColonien waren zwar faſt von Anfang an Tehr oft in Streitigkeiten mit dem Mutterlande. Allein weil die Adminiſtration ders
felben , wenn gleidy in England Son denfelben Pers fonen geleitet, doch in Amerika auf ganz verſchtes dene Weiſe geführt wurde , waren die von dem
Mutterlande genommenen Maaßregeln entweder wirklich für die einzelnen Provinzen verſchiebenara tig , oder verloren wenigſtens in ihrer Anwendung alles Gemeinſchaftliche, weshalb jede darüber ents
ſtehende.Mißhelligkeit als eine Particularangeles genkeit eines einzelnen Landestheils betrachtet wers den mußte. Semehr man indeſſen in England ans fing, die Colonien von Nordamerika als ein Gans zes anzuſehen , je Šfterer davon die Rede 'war,
142
fie einem gemeinſchaftlichen General - Gouverneur zu unterwerfen, ihre innere Verwaltung durch eine
größere Uebereinſtimmung in allen ſie betreffenden Verfügungen zu vereinfachen , deſto leichter muß ten Streitigkeiten , welche jeßt mit einer einzelnen Colonie entſtehen mochten , ihnen insgeſaınmt als
eine gemeinſchaftliche Ungelegenheit erſcheinen, deſto gegründeter war die Beſorgniß jede , auch
in der kleinſten und entſegenſten dieſer Befigungen entſtandeneſ Unzufriedenheit ſich den andern mit: theilen zu ſehen. Aber in einem wie viel hlhes ren Grade war dieſe allgemeine Unzufriedenheit,
dieſe Vereinigung aller gegen die Verfügungen des Muttertandes zu fürchten, wenn von diefem wirks lich Anordnungen ausgingen , welche geradezu den
Intereſſen und den Forderungen der geſammten Provinzen entgegen traten . Dies iſt es gerade , wodurch ſich die Streitigkeiten des Mutterlandes init Sen Nordamerikaniſchen Colonien , deren enda ,
von allen frühern unterſcheiden .
England felbft
gab gewiſſermaßen den damaligen Dreizehn Pros vinzen das Signal , fich zu vereinigen , und erſt, als es zu' fpat war, kehrte das Miniſterium zu
der Politik zurück, welche allein vielleicht geeignet geweſen wäre , der Unterwürfigkeit dieſer. Colos nien eine långere Dauer zu fichern , wenn man anch nicht gerade behaupten will , daß dies für
143
immer möglich geweſen wäre. Denn ohne Zwei fel kann man allerdings überhaupt die Abhängiga keit eines Landes von einem andern durch weite
Råume getrennten nur als vorübergehend betracha ten .
Das Beſtreben einer jeden Colonie , ſich in
dem Augenblicke, wo es der Unterſtüßung oder des Schußes von Seiten des Mutterlandes nicht
mehr bedanf, von jedem Gehorſam gegen daſſelbe loszuſagen , iſt eine ganz allgemeine Erſcheinungi und muß ebendaher natürlich genannt werden . (Note: 1.) Die jebigen Nordamerikaniſchen Freis ſtaaten waren auch wirklich großentheils zu einer bedeutenden Selbſtſtändigkeit gelangt , und in den meiſten derſelben war die Herrſchaft der engliſchen
Regierung nicht ſo ſehr das Verhältniß eines uns mittelbaren Souverains, als eines oberſten Schuß. herrn ; und ebendaher gewann die Amerikaniſche Reyplution ſehr bald mehr das Anfehn eines aus,
wärtigen als eines bürgerlichen Krieges.
Auch
darf man dabei nicht vergeſſen , daß ſeit dem Pas riſer Frieden von 1763 , iu welchem Canada und
Florida von den Franzoſen und Spaniern an Eng land abgetreten und wodurch alſo die gefährlichſten
auswärtigen Feinde von den Grenzen entfernt wur: den , den Colonien der Schuß des Mutterlandes
weniger Bedürfniß fchien, und ebendaher minder von ihnen geachtet ward.
144 Die Colonten waren ſchon durch drei Verfü : gungen , welche näehr oder weniger gegen alle ges
richtet waren , nåmlich durch die größere Strenge gegen den Schleichhandel, durch neue auf Kauf mannswaaren gelegte Abgaben , und durch die bes
fchránkung des Papiergeldes gereizt, als die Stems pelacte die Erbitterung zum Ausbruch führte. Der Schleichhandel, mit welchem nicht ſelten , befons ders in den ſüdlichen Provinzen , gelegentlich Sees råuberei verbunden war ,
*
BE
wurde in Amerika ſeit
langer Zeit viel weniger , als ſonſt irgendwo , wie ein unrechtınáßiges oder wenigſtens unanſtändiges Es iſt daher nicht zu vera
W.
wundern , daß die dagegen faſt plößlich von der
D
engliſchen Regierung angenommene größere Strens
la
Sewerb, betrachtet.
ge die Amerikaner ſehr erbitterte, wozu beſonders der Umſtand beitrug , daß man anſtatt der bishes
rigen fehr nachſichtigen Zollbeamten den See-Offis cieren die Aufſicht überließ.
K
Seit langer Zeit
kannte man in Amerika Papiergeld ; doch verans
lagte der befchwerliche Mangel an baarem Gelbe das Ende des, ſiebenjährigen Krieges vors
gegen züglich mehrere General - Verſammlungen , eine Menge deſſelben in Umlauf zu ſeßen , welches zu Mißbrauchen Veranlaſſung gab, und, da
großen der Sours
deſſelben ſehr ſchnell faſt überall hers
ant , eine bedeutende Beränderung in den Vers abf inogen sverhältniſſen hervorbrachte . ß e e Da all dieſ
16
145
Verfügungen grade in denſelben Zeitpunct fielen, kann man zwar nicht als ein Zeichen großer Vors ficht bei dein engliſchen Miniſterium betrachten ;
doch dürfen wir nicht vergeſſen , daß die Stempels Acte keinesweges ploklich gegeben ward , ſondern daß die Colonien ein Jahr vorher von der Ab ficht , ſie zu geben, benachrichtigt, und aufgefordert wurden , felbft einen andern Weg anzuweiſen, wie
ein Beitrag zu den durch die Vertheidigung ders felben veranlaßten Ausgaben von ihnen zu erhes ben wäre.
Es läßt ſich nicht angeben , wie die
Colonien, waren ſie ſich dabei allein überlaſſen ges weſen , dieſer Aufforderung genügt haben würden. Daß aber die Verbindung der Oppoſition im Pars lament mit den Agenten der Colonien , welche nas
türlich ihren Committenten alle Debatten mittheils
ten , diefe felbft ermuthigte , iſt durchaus nicht zu
låugnen ; vielmehr iſt augenſcheinlich, daß die Coloniſten grade von der Oppoſition ſelbſt auf die
Gründe geführt wurdeu , die ſich der Rechtmäßigs keit des vom Parlamente befolgten Verfahrens entgegenſeßen ließen. Namentlich hat ſich nie die Oppoſition in dem Grabe , wie eben damahls, beinůht, das Miniſterium und den Kinig der Abs
ficht verdachtig zu machen, daß ſie die engliſche Verfaſſung untergraben wollten ; und es war den amerikaniſchen Agenten natürlich ſehr angenehm , wenn man ſich Mühe gab, ihnen einzubilden, daß 10
146
ihre Conimittenten das erſte Opfer dieſes Beſtres bens feyn follten .
In England fowohl wie unter den Anhans gern der Krone in Amerika verbreitete es eine
große Beſtürzung, daß der erſte Widerſtand ges
gen die Stempelacte von Virginien beſchloſſen ward , eben derjenigen Colonie , welche vor allen andern den Ruf der Anhänglichkeit an den Sous verain und das Mutterland hatte , worüber man ſich indeſſen weniger wundern wird , wenn man bedenkt , daß die vom Miniſterinm gemachten Bes
ſchränkungen des Papiergeldes am meiſten Virgi nien getroffen , und viele Mitglieder der dortigen General - Verſammlung im höchſten Grade gereizt
katten. Welche Sprache aber wirklich ſchon das mahls in Amerika geführt ward , fieht man nicht nur aus vielen , in den heftigſten Ausdrucken ges
fchriebenen Zeitungsartikeln , ſondern auch aus den Reden , weldhe von manchen Mitgliedern der
General - Verſammlungen gehalten wurden ; 3. B.
ſprach Patrick Henry in der General - Verſamm : lung von Virginien mit Bitterkeit über die Maaja regeln der Regierung , und reßte hinzu : “Cafar fand ſeinen Brutus , Carl I. feinen Oliver Crom,
well, und Georg III .”—- aber ehe er fortfah :
ren konnte , erſcholl das Gefdrei “ Hochverrath” von einer Seite des Hauſes ; der Sprecher ſtand
auf, rief ihn zur Ordnung und erklärte zugleich,
147
daß er den Stuhl verlaſſen würde, wenn das
Haus ihn nicht unterſtüßte , dergleichen unbändige Reden zu unterdrücken .
Bei weitem ain thâtigſten unter allen Colos nien war aber Maſſachuſetts , und hierin vorzugos weiſe die Stadt Boſton. Die General- Verſainms lung dieſer Provinz faßte am 7. Jun. 1765 einen
förmlichen Beſchluß, worin es für zuträglich erklärt wurde , einen, aus Deputirten aller General-Vers
ſamınlungen beſtehenden , Congreß zu halten, und wodurch ſie zugleid, den Sprecher ihres Hauſes
beauftragte , an die der andern Provinzen Einlas dungsſdreiben zu ſchicken. Am 12. Oct. deffel: ben Jahres kamen die Deputirten von neun Pros vinzen in New York zuſammen , und faßten am 19. Oct. dreizehn Beſchlüſſe, welche eine Erklas
rung ihrer Rechte und Beſchwerden enthielten , ſo wic aud Bittſchriften an den König und an die beiden Hauſer des Parlaments entworfen wurden. Schon am 25. Oct. låste fich der Congreß auf. Die in ihm nicht repréſentirten Colonien waren
New Hampſhire , Virginia , Norð- Carolina und Georgien , beren Deputirte aber nicht ſowohl wes
gen Mangel an Uebereinſtimmung mit den übris
gen keinen Theil an dieſen Verhandlungen nahs men , als deßhalb , weil in den legtern dreien die Uffembly in dem Augenblick , wo die Einladungda ſchreiben von Maſſachuſetts ankamen , nicht mehr 10*
6
148
verſammelt mar. Sleich nachdem die Mitglieder diefes Congreſſes wieder in die verſchiedenen Cos
lonien zurückgekehrt waren , wurden überall -Afſo: ciationen geſchloſſen , um die Einfuhr engliſcher Manufactur - Waaren zu hindern , und es iſt das her ſehr wahrſcheinlich , daß man in New - York
auch darüber Verabredungen getroffen hatte.
Indeſſen trat (Grenville's Miniſterium zurück , und die neue Adminiſtration zeigte gleich anfangs
die größte Schwäche bei Ausführung der Stempels Acte, indem ſie den Gouverneurs in den einzelnen Colonien ſehr unbeſtimmte, und dergeſtalt unvers
ſtåndliche Inſtructionen zuſchickte, daß dieſe das durch zum Theil in die größte Verlegenheit gefeßt wurden . Nach der Verſammlung des Parlaments war es die erſte Sorge des Miniſteriums , die
engliſchen Handalsftádte und Seehafen zur Uebers gabe von Petitionen zu veranlaſſen , in denen um Aufhebung der Stempel - Acte gebeten wurde. Bald nachher ward zn eben dieſem Zwecke eine Bil ins Parlainent gebracht , welche, mit allem
miniſteriellen Einfluß unterſtüßt , ungeachtet der angeſtrengteſten Bemühungen von Seiten der vos
rigen Adminiſtration , angenommen wurde. Wahrs ſcheinlich um die bedeutende Parthei diefer leßtern zu beruhigen , ließ man zugleich ein declaratory act durchgehen , in welchem dem Parlamente das
Recht zugeſprochen waró , Gefeße zu geben , die
149 in jedem Falle die Colonien verbånden.
Dies
lektere wollten die Amerikaner keinesweges zuges
ſtehen , und es iſt nicht zu läugnen, daß dieſe Rechtsfrage theoretiſch ſchwer zu entſcheiden war.
Denn zuerſt rührten die fåmmtlichen Privilegien der Colonien von der Krone her , und das Parla: ment war nie dabei zu Rathe gezogen worden,
wovon der natürliche Grund darin lag , daß zur Zeit der erſten Anpflanzungen in Amerika die
engliſche Verfaffung noch nicht ausgebildet war, und die Befugniffe des Parlaments , beſonders
in dieſer Hinſicht, nach keiner entſcheidenden Re: gel beſtimmt werden konnten.
Auch war die
Thátigkeit des Parlaments bei der innern Vera waltung ganz unnöthig , indem in den einzelnen
Provinzen der Rath und das Haus der Repraa fentanten deſſen Geſchaffte führten. Das Verhalts niß dieſer General- Verſammlungen und der Gou: verneurs war zwar ſehr verſchieden ; überall nahs
men jene aber Theil an der Polizey - Gefeßgebung und Beſtimmung der Abgaben , und es war in keiner Provinz von einer gefeßlichen Autoritat des Parlaments früher die Rede ; felbſt kein in Enga land gegebenes Gefen hatte jemahls dieſen Grunds
faß ausgeſprochen. Nur das Recht des Parlas ments , den Colonien über den handel und alles,
was damit in Verbindung ftand, Gefeße zu geben, ward nicht beſtritten , und ofterer ausgeübt ; nas
150
türlich ſchon deshalb , weil dieß Verhältniß nicht ausſchließend auf Umerika , ſondern zugleich auch auf England , und ſelbſt noch mehr auf dieſes
Bezug hatte. Die Aufhebung der Stempel - Acte verbreitete große Freude in den Colonien , und
ward mit Recht als ein Sieg derſelben über das
Mutterland angeſehen . Die Erklärungo Ucte diente dagegen nur zur Unterhaltung des Mifs trauens , und ward dazu von denen , welche deſſen
zu ihren Zwecken bedurften , möglichſt benußt. Wie wenig man überall geneigt war , das gute Verhältniß mit England wieder herzuſtellen , ſieht man unter andern auch daraus , daß die General
Verſammlungen der Aufforderung, den durch Aufs ruhr in mehreren Gegenden verurſachten Sdhaden zu erfeßen , ſpåt und ungern (mit Ausnahme von Maryland ) Folge leiſteten , indem namentlich in Maſſachuſetts , Rhode - Jsland und New York
zugleich bei dieſer Gelegenheit den Unruheſtiſtern
volftändige Strafloſigkeit zuerkannt wurde . Im Jul. 1766 ward das Miniſterium ents laffen , und Cord Grafton trat nebft Pitt in die Adminiſtration , Die neuen Miniſter benußten
die häufig , fo B. in den Verhandlungen der General : Verſammlung von Virginien , hervorges hobene Unterſcheidung der innern und außern Shazung der Colonien , indem , wie ſchon bes
merkt , nur die lektere dem Parlament zuſtehen
151
follte, und fekten eine Abgabe auf Glas , Papier, Thee 2c. , welche von der Einfuhr dieſer Handels: Dagegen erklärte fid wiederuin ſogleich die General - Verſammlung von Maſſachuſetts auf das beſtimmteſte , und gab
Artikel bezahlt werden ſollte.
1
Petitionen gegen dieſe und alle frühere dergleichen Verfügungen bei dein Parlament ein. Vielleicht mochte hier die Erbitterung noch dadurch geſteigert
werden , daß in Boſton das Haupt : Zoll: Amt errichtet werden follte. Grade um dieſe Zeit be:
trieb beſonders John Adams die Errichtung der Correſpondenz - Ausſchüſſe in den einzelnen Orts foaften der Provinz , und ſo entſtand , wie Ebe:
ling fehr richtig bemerkt , eine Anſtalt , welche zn der Revolution in allen Colonien mächtig mitges
wirkt hat, und von den Anführern immer benußt ward , den Sinn des Volkes theils zu erforſchen , theils zu leiten. Die Stadtverſammlung von Bos
fton ernannté,den erſten dieſer Ausſchüſſe , in wel: dhem samentlich Dr. William Cooper , ein Predi :
ger , faß, welcher eine Erklärung der natürlichen , búrgerlichen und dhriſtlichen Rechte der Coloniſten ,
nebſt einem weitläuftigen Verzeichniſſe der Ein griffe in dieſelben entwarf, die in alle Ortſchaf ten verſandt, und von denen bald ihr Beifall dar über bezeigt ward. Die Affociationen gegen die
Einführung engliſcher Waaren bliebea auch nicht ohne Erfolg ; fié veranlaßten wirklich eine bedeus
1
152 tenda Veriniuberung der Einfuhr, und dieſe wies derum Petitionen von Seiten der engliſchen Kauf
leute u : n Aufhebung der leßten Parlamentts-Acte, bei welcher Gelegenheit die Oppoſition ſich nicht entblodete , förmlich das Verfahren der Colonie
Maſſachuſetts in Schuß zu nehmen. Lord North, feit dem J. 1770 erſter Lors der Schakkammer, bewirkte deßhalb die Aufhebung jener Abgaben, mit Ausnahme der auf die Einführung des Thees gelegten , und damit hörte zugleich der Erfolg jener
gegen Einführung der engliſchen Waaren geſchloss fenen Aſſociationen auf , ſo ſehr ſich auch manche ſogenannte amerikaniſdhe Patrioten für die allges
meine Fortdauer derſelben bemüheten ; und nur in Rückſicht des Thees erhielt man ſie aufrecht. Um die Wirkſamkeit dieſer Maaßregel zu hindern , indem man die auf die Einführung des Thees ges
legte Abgabe erhalten wollte, dennoch aber die Waare zu demſelben Preiſe, wie früher, den Amerikas nern zu liefern wünſchte, wurde den Commiſſarien der Schazkammer durch eine Parlaments - Acte erlaubt, der Oſtindiſchen Compagnie die zollfreie Exportation von Thee zu geſtatten. Dieſe Vers fügung hatte indeß keinen gúnſtigen Erfolg. In allen dreizehn Colonien ward die Landung des
Thees von dem Volke gehindert ; in Boſton ſogar für 18000 Pf. St. Thee, ins Meer geworfen . Davon war die nächſte Folge , daß durch Parlas
153 ments : Acton 1774. der Hafen yon Boſton ge
ſchloſſen , die Verfaſſung von Maſſachuſetts aufge: hoben , und eine neue an die Stelle geregt warb, die aber nie zur Ausführung gekommen ift. Af ſociationen , allen Verkehr mit England aufzuhes ben, bis die Boſtonſche Hafenbill zurückgenommen wäre , wurden ſogleich überall geſchloſſen , und
auch im Uebrigen zeigte ſich große. Uebereinſtims mung in den Colonien. Namentlich erklärte ſich die General : Verſammlung von Virginia auf das beſtimmteſte , zu Gunſten der Boſtoner. Auch +
empfahl ſie, nach ihrer deshalb erfolgten Anflo ſung, in einer Privat: Zuſammenkunft , der Cors reſpondenz: Committee , den übrigen Colonien vor: zuſchlagen , daß ein jährlicher Congreß von Des putirten fämmtlicher Provinzen gehalten werden
moge , um über die allgemeinen Maaßregeln zu berathſchlagen , die das Intereſſe Amerika's von Zeit zu Zeit nöthig machen dürfte. Dieſer Cons greß kam am 5. Sext. 1774 in Philadelphia zuſammen , und blieb bis zum 26. Oct. verfam .
melt. Er billigte Sffentlich, das Verfahren von Maſſachuſetts - Bay. Die Streitigkeiten der Colonien mit dem Mutterlande wurden von jekt an wirkliche Feino:
feligkeiten , und die Erklärung der Unabhängigs teit gab denſelben , wenigſtens in den Augen der Amerikaner , bald die Geſtalt eines auswärtigen
154
Krieges. In der That war iin Innern die Ops poſition nicht ſehr mächtig ; fie beruhete größten: theils nur auf den königlichen Gouverneurs , den mit dieſen verbundenen Perſonen , dem engliſchen
Militair , und einigen wenigen Leuten , die eine beſondere Anhänglichkeit für das Mutterland has ben mochten. Die Macht der Krone war von jeher in den meiſten Colonien viel beſchränkter als
in England geweſen , und ſie durfte fchon deßhalb gar nicht auf eine große Zahl von Anhängern rechnen. " Unmittelbar mochte auch wirklich in manchen Provinzen die Veränderung nicht fehr auffallend ſeyn . Die innere Adminiſtration wurde in vielen überall nicht in ihrem Gange geſtórt. "Das dem Könige oder deſſen Gouverneur allen
с Si
falls zuſtehende Veto úbertrug man einer andern beſondern Behörde ; und nur wenige Provinzen
0
Dertraueten einer einzigen Verſammlung die ganze Adminiſtration. Die königlichen Gouverneurs
wurden durdy" andere von den Provinzen gewahl: té , (und dieß war vorher in einigen ohnehin der Fal) erfekt; und da jene , fo weit entfernt vom
Könige , immer ſehr unabhängig geweſen waren, fo merkte man wenig die Penderung.
Local - Ad 1
miniſtration , Polizey - Verwaltung und Rechts: pflege gingen denſelbigen Gang. Nur das loſe Band , welches Amerika an England Enúpfte,
ward zerriffen. Das Volk, ſagt Ramſay , bes
155
merkte es kaum , daß fich in ſeiner politiſchen Vers faſſung eine Aenderung zugetragen hatte " *). """ ! Von der größten Wichtigkeit , nicht nur für den Revolutionskrieg, ſondern für die ganze innere
und außere Geſchichte Nord - Amerika's war die Ernennung des Generals George Waſhington zum Oberbefehlshaber der Armee.' John Mars ſhall, deſſen Lebensbeſchreibung Waſhingthon's beſonders für den leßten Abſchnitt der amerikanis
ſchen Gefchichte eines der beſten Hälfsmittel ift, und wirklich in vieler Hinſicht vortrefflich genannt werden muß , fagt von dieſer Verfügung (Bd. 2 . pag. 299.) : “ When it became necessary , to appoint a commander in chief, his military character, the solidity of his judgment , the steady firmness of his temper , the dignity of his person and deportment , the confidence inspired by his patriotism and integrity , and the independance of his circumstances, com bined with that policy , which actuated New
England , and induced a wish to engage the southern colonies cordially in a war , to
designate him in the opinion of all as the person to whom the destinies of his country Eine nicht unbedeus should be confided." .
tende Unterſtüßung erhielten die Amerikaner in *) F. Genz , hiſtoriſches Journal, 1800. zter Bd.
156
-der Anerkennung ihrer Unabhängigkeit von Sei ten der Bourboniſchen HSfe, welche die Kriegs erklärung Englands gegen dieſelben zur Folge hatte. In dieſer Hinſicht hatte ohne Zweifel Benjamin Franklin, der auch in mehreren anderen Beziehun: gen für die Serdichte von Nord - Amerika eine
nicht nur höchſt merkwürdige Erſcheinung ift , fons
dern auch einen bedeutenden Einfluß auf die Ents wickelung derſelben gehabt hat , ſich große Ver:
dienſte um die Unabhängigkeit der Colonien erwors -ben , indem er auf eine hochſt verſtandige, ja ſchlaue Weiſe feine perſónlidze Stellung in der Pariſer Geſellſchaft und die Stimmung der dort herrſchenden Perſonen benußte , um den Hof von Verſailles zu : der gefährlichen Theilnahme an dem Kriege gegen England zu vermogen. (Not. 2.)
Die Pariſer Friedensſdhlúffe mon 1783 machten endlich den Feindſeligkeiten ein Ende , indem Engs
Yand fich gezwungen ſah, die bisherigen dreizehn Colonien in Nord - Umerika als Vereinigte Fret: ſtaaten anzuerkennen .
!
9
157
II.
Die Unions : Verhältniffe bis zum Ab
ſchluß der zweiten Conſtitution 1787,
Es ift fchon bemerkt worden , und überbieg durch die frühere Geſchichte der Colonien hinreis chend erklärt , wie bei den Streitigkeiten und bald dein Kriege init dem Mutterlande die Parthet der Royaliſten Verhältniſmäßig unbedeutend war. Sie erſchienen faſt überall in Verbindung mit der engliſchen Armee, und bildeten in mehreren Staas
ten , namentlich in Penſylvanien und New York, eine oft ſehr núßliche Hülfe. Während des Kries ges als Feinbe der Unabhängigkeit von Amerika betrachtet, ſind ſie faſt nirgends ein Element in der innern politiſchen Geſchichte des Landes , fons
bern ihre ganze Thätigkeit beſchränkt ſich noths wendig beinahe in allen Provinzen auf eine ents
fdieden feindliche Stellung gegen Alles , was zur
158
Trennung von Großbrittannien führen konnte. Sie ſtehen in der erſten Frage , nåinlich in der
über die Unabhängigkeit, der großen Maſſe der Nord - Amerikaner gegenüber , und werden allein aus dieſem Grunde als Feinde des Vaterlandes behandelt. Und mochten auch auf der andern Seite noch ſo viele verſchieden geſtaltete ariſtokra
tiſche, føberaliſtiſche und democratiſch - anarchiſche
Tendenzen ; bald ſehr ausgebildet, bald nur in ihren erſten Keimen hervortreten , po vereinigte der große allgemeine Zweck des Rrieges für die
HE
Unabhängigkeit alle Kräfte derjenigen , welche wir , nachdem das gemeinſchaftliche Ziel erreicht
war , durch ihre Geſinnungen und ihr Intereſſe auf ganz verſchiedene Wege geführt wieder finden. Eine ähnliche Veränderung wurde durch die Ans erkennung der Unabhängigkeit Amerika's von Seis
bo
19
be
ten Großbrittanniens bei den Anhängern des Muta landes hervorgebracht. Zwar entfagten fehr viele
derfelben , theils freiwillig, theils gezwungen , ihs rem Vaterlande , und ließen ſich in England oder in Sanada nieder ; diejenigen aber, welche zurůd's blieben , bewahrten wohl zum Theil noch eine Zeits
lang die Hoffnung, die alte Verbindung wieder hergeſtellt zu ſehen ; größtentheils traten ſie jedoch von jeßt an , nicht als Vertheidiger Englands,
fondern nur als die Anhänger ſeiner Verfaſſung auf, und als Beförderer derjenigen Inſtitus
ir
159 in Großbrittannien vollſtåns dig ausgebildet, ihnen als ſdjugend gegen die anarchiſchen Beſtrebungen der demokratiſchen Pars thei erſcheinen mochten . Das gemeinſame Inters eſſe der Unabhängigkeit nahm während des Kries ges alle Thätigkeit ſo ſehr in Anſpruch , daß nur bei wenigen Gelegenheiten , und nur in einzelnen tionen ,
welche ,
Gegenden ſchon ſolche Forderuugen auftraten, wels dhe für die Zukunft ſo ſtreng geſchiedene politiſche Partheien erwarten ließen , wie wir ſie nach wea nigen Jahren in dem heftigſten Kampfe auftreten feben. In der Verfaſſungsgeſchichte der einzelnen Staaten wird ſich mehrmahls die Gelegenheit darbieten, die erſten Spuren dieſes großen Streites während des Krieges anzudeuten . Hier läßt ſich nur iin Adgemeinen angeben , daß nach dem Fries
den die Ariſtocraten als Anhänger der engliſchen Verfaſſung auftreten , und , was von Royaliſter in den Freiſtaaten geblieben iſt, ſich mit ihnen vereinigt. Die Democraten hingegen ſind von jeßt an , da ſie dem Royalismus nicht mehr gegenüber ſtehen , Gegner des Föderalismus ; uno da die
Fsderaliſten Anhänger , nicht nur der engliſchen Conſtitution , ſondern auch der engliſchen Politik
in dem augemeinen Kampfe der Europäiſchen Staaten ſind , ſo erklären ſich die Independenten und Democraten ſehr bald für Frankreich und die franzöſiſớe Revolution .
160
Daß nicht ſchon während des Krieges eine Vereiniguug der ariſtocratiſchen und royaliſtiſchen Tendenzen ſich bildete ; und ſie zuſammen für die
Fortdauer der Verbindung mit Großbritannien fich beinuheten, davon muß man den Grund theils in einem wirklichen oder imaginaren Bedürfniſſe des Landes nach Unabhängigkeit ſuchen , theils in
dem Verfahren des Miniſteriums ,
welches
nur in ſehr wenigen Rückſichten gerechtfertigt, in mandhen nicht einmal entſchuldigt werden kann, inbein man den fåmmtlichen Maaßregeln den dis recten Vorwurf madhen darf, daß ſie durchaus nur in halben Mitteln beſtanden , und eben daher
ohne Uebereinſtimmung im Einzelnen , ohne Cons
fequenz, ohne hinlängliche Anſtrengung, und dann doch wieder ohne Mäßigung ausgeführt wurden . Die einzige bedeutende Entſchuldigung , welche fich für die Handlungsweiſe der verſchiedenen Mis
niſterien anführen laßt, iſt das ſchon oben berührte, wirklich unerhörte und faſt unglaubliche Verfahs ren der Oppoſition im Parlament. Denn daß die Adininiſtration der Colonien offenbar hschſt unvollſtändig über den Zuſtand derſelben unters
richtet war , und ſich fonderbarer. weiſe ſehr oft allein auf die von den Agenten der Colonien, (uns ter welchen dann vorzugsweiſe Benjamin Franklin genannt werden muß,) gemachten Berichte zu vers A을
161
lafſen gendthigt war , wird man nicht zu ihrer Vertheidigung anführen wollen . Zugleich mit dem Beſtreben Nord - Amerika's,
fich von der directen Herrſchaft Großbrittanniens unabhängig zu machen , zeigen ſich häufige Spu :
ren einer entſchiedenen Neigung zum Ungehors fam, Erſcheinungen, welche im Allgemeinen anar :
chiſch - democratiſche Tendeuzen genannt werden können. Nicht felten wiederholte ſich in dieſer Hinſicht dort manches in Wort und That huns dert Jahr früher in England Geſchehene, und ward ſelbſt die Vorbereitung für Ereigniſſe , wels
che nach einer viel kürzern Friſt die bisherigen moraliſch - politiſchen Verhältniſſe in Frankreich * ) vernichten ſollten , und deren conſequente Fort: feßung durch die neueſte Geſchichte der pyrenais
ſchen Halbinſel gebildet wird. Unter den vielen Schriften , welche während des Unabhängigkeits krieges gegen die engliſche Oberherrſchaft und ges
geå alle Regierung überhaupt in Amerika erſchies nen , iſt Thomas Paine's Common Sense die *) Auch unter den Neußerungen des Freiheitstaus mels war manches in Frankreich nur eine Wie
derholung des früher in Amerika Geſchehenen ; 3. B. ward gleich im Anfange der. Unruhen in Maſſachuſetts eine alte Ulme , die auf dem Ger
meinplate von Boſton ftand , zum erſten Freiheits bauine geweiht. 11
1
162
bekannteſte, und beſonders deßhalb merkwürdig, weil ſie die Anſprüche der Amerikaner nicht auf ihre Privilegien oder beſondern Befugniſſe gegen
das Mutterland , ſondern auf die allgemeinen
Wenſchenrechte gründet , gelegentlich dann aber auch gewiſſermaßen widerſprechende und zum Theil ſehr wunderliche Behauptungen aufſtellt, wohin z. B. gehört , wenn er aus der Bibel zu beweiſen ſucht, daß Gott die konigliche Regierung
nicht wolle. Mögen auch die darin ausgeſprodhes nen Grundfäße nicht von allen Führern der Re: volution anerkannt worden ſeyn , ſo neigten ſich
wenigſtens viele derſelben immer mehr zu ihnen
hin. Dieß beweiſen vorzüglich die Erklärungen der Rechte, welche faſt allen neuen Verfaſſungss
Urkunden der einzelnen Staaten vorgeſeßt wurs den , und in denen beinahe nirgends auf die be:
ſondern den Bürgern grade dieſer Provinz , oder den einzelnen Claſſen derſelben zuſtehenden Rechte Rückſicht genommen , fondern nur eine weitläufe
tige , in den meiſten gleichlautende , Entwickelung deſſen gegeben wird , was ihnen als Menſchen gehöre. Die Beſorgniß vieler Amerikaner wegen
jeder möglichen Beſchränkung ihrer Unabhängigs keit im Einzelnen veranlaßte jogar nicht ſelten
ein Verfahren , das mit den Bemühungen für die
Befreiung von der engliſchen Oberherrſchaft über das Ganze im Widerſpruche ſtand. Dahin muß 1
163
z. B. die Verfügung des Congreſſes gerechnet werden , nach welcher die Truppen der Union ans fangs nur auf Ein Jahr geworben wurden , eine diealle
möglich inachte.
Und wenn gleich der Congreß
als Urſache dieſer Eiurichtung Schonung der Búrs ger angab , ſo war doch offenbar nichts als 26. neigung gegen ein ſtehendes Heer der eigentliche Grund derſelben . Die democratiſch - anardiſchen Intereſſen treten auf dieſe Weife fchon früh den , føderaliſtiſchen entgegen , und wir ſind befugt, Res
pr& fentanten dieſer entgegengefekten Bemühungen Waſhington an der Spiße des Federalismus und Benjamin Franklin als den Vertheidiger des
state system und der individuellen Unabhängigs keit in den einzelnen Staaten ſelbſt zu nennen . ( Not. 2.)
Das Beſtreben, außer der allgemeinen Freis
heit auch die allgemeine Gleichheit der Bürger von Anfang an zu ſichern , zeigt ſich in dem Arz tikel der Føderal - Conftitution der Vereinigten Staaten von 1776. , welcher dem General- Eons
greß und den General- Verſammlungen der eins
zelnen Colonien verbietet , Udelsbriefe zu ertheis len.
Und ganz in demſelben Sinne iſt die Bes
ſtimmung derſelben über die Art und Weiſe, den allgemeinen Schak zuſammen zu bringen ; es wird nämlich darin verorbnet, daß jeder Stadt eine 119
164
gewiſſe Summe dazu beitragen , und dieſe nach
der Zahl ſeiner Einwohner (mit Ausnahme der Indier) beſtimmt werden foll, weſhalb zugleich feſtgefeßt ward, die Einwohner jedes Staates alle
drei Jahre zu zählen , und von dem Reſultate diefer Zahlung den Congreß in - Kenntniß zu regen . Mit dem Ende des Revolutionskrieges bil.
dete ſich eine Inſtitution , welche, wenn ſie forts gedauert und ſich entwickelt hatte, ohne Zweifel ein entſcheidendes antidemocratiſches Element in der Univus : Verfaſſung geworden ſeyn würde, und überdies ganz dazu geeignet war , alle ariſtocratis
ſchen Intereſſen und Geſinnungen der verſchiebes nen Staaten in einer einzigen Corporation zu ver: einigen . Aller Wahrſcheinlichkeit nach hatten auch die Stifter des Cincinnatus : Ordens , zum Theil
wenigſtens , dieſen Zweck vor Augen. Allein theils die wirklich überwiegende, durch die Emana cipation vergrößerte, und von nun an immer mehr ſteigende Gewalt des democratiſchen Principe, an: dererſeits vielleicht die Ueberzeugung bedeutender
Perſonen von der Unverträglichkeit dieſer Inſtis tution mit den Grundfågen , auf welchen die ames
rikaniſche Revolution beruhete , vernichtete ſehr bald alle Hoffnungen und Beſorgniſſe, welche durch
die Entſtehung dieſes Ordens geweckt worden was ren. Als Waſhington , welcher anfangs Ehrens mitglied, ſpåter Präſident des Ordens war , ſah,
165
daß ſich ſehr viele Stimmen offentlich dagegen
erhoben , bewirkte er im Jahr 1784 die Verans derung ſeiner Verfaſſung, wodurch die Erblichkeit deſſelben und die Befugniß , Ehrenmitglieder aufs zunehmen , aufgehoben wurde. Seitdem hat der
Orden allmählig ſeine Bedeutung ganz verloren, und es iſt kein neuer Verſuchy gemacht worden, einen erblichen Adel der Union zu begründen. (Not. 3.)
Schon die Execution der Friedensbedin gungen gab häufige Veranlaſſung, vielen unter den Nord - Americanern ſelbſt und eben ſo rehr den Engländern die große Schwäche der Unionds Regierung zu zeigen. Es wurde im Jahr 1784
bei Gelegenheit des Streites mit Großbrittannien , der über die Evacuation der an den nordlichen
Seen belegenen Forts entſtanden war, im Cona greß vorgeſchlagen , ſiebenhundert Maun regula: rer Truppen zur Beſaßung derſelben auszuheben, und wegen Ausführung dieſer Maaßregel die eins zelnen Staaten zu requiriren. Dagegen erhoben ſich ſehr laute Stimmen in dem Congreß. Man beſtritt die Befugniß deſſelben , dergleichen Requis
ſitionen zu machen , und hielt es für gefährlich für die Freiheit der einzelnen Staaten , ilm eine 1
foldie Gewalt zugleich mit dem Recht, fid -darch Credit : Scheine Geld zu verſchaffen, zuzugeſtehen.
1
Der Antrag , dieſe kleine Zahr Truppen zu erhes ben , wurde verworfen , und es ward der Befehl
166
gegeben , daß , mit Ausnahme von fünf und zwans zig Mann , welche zur Bewachung der Vorräthe auf Fort Pitt n8thig waren , und fünf und funf
zig auf Weſt - Point, nebſt einer verhältnißináßis gen Zahl von Officieren , deren jedoch keiner einen höhern Rang als den des Capitains haben follte, die Truppen , die noch in Dienſt waren , entlaſſen
werden ſollten. Für die Garniſon jener Forts wurden ſiebenhundert Miliz - Soldaten von Cona necticut , New York , New Jerſey und Penſyls Danien requirirt , welche zwölf Monate im Dienſt
bleiben ſollten.
Während dieſer Verhandlungen
wurden Bem Congre
von dem Deputirten der
New - Yorker Sefekgebung Inſtructionen , die er von dort erhalten , vorgelegt , worin man auf das Beſtimmteſte forderte, daß der Congreß ſich über
die Anzahl der Truppen erkláren folle, welche zur Garniſon innerhalb der Grenzen dieſes Staas tes beſtimmt wären . Es wurde darin das vers
faſſungsmaßige Recht behauptet, eine Erklärung über dieſen Punct zu verlangen , und gegen den
Beſchluß, Truppen zu erheben , proteſtirt; im Fall eine folche Declaration nicht gegeben würde. Sehr deutlich mußte den Amerikanern wers
den , wie unvollſtändig ihre Unions - Verfaſſung Fey , als John Adains, welcher 1785 mit Groß britannien , wo er Geſandter war , über einen Handelstractat unterhandeltei
nicht zu ſeinem
167
Zweck kommen konnte, weil das engliſche Mini: ſterium Bedenken trug , einen Vertrag abzuſchlies Ben , da die Gefeßgebungen von dreizehn Staaten,
von denen die Ratification und die Ausführung abhing , nicht Sicherheit genug zu geben ſchien ; und man dennoch in Nords Umerika gar Tehr das
Bedürfniß eines Handelstraetats mit England Die amerikaniſchen Kaufleute hatten, fühlte. gleich nach dem Ende des Krieges , durch die von
den Engländern gemachten niedrigen Preiſe und durch den großen Credit verleitet , eine Mafa
ſe von Waaren gekauft , und kamen bald wesi gen der Bezahlung , welche großtentheils in baas rem Gelde gemacht werden mußte , in große Verlez
genheit , da die Einführung amerikaniſcher Proa
ducte in die engliſchen Häfen ſehr vielen Beſchrán : kungen unterworfen war.
Zuerſt zeigte ſich die
Unzufriedenheit in den nördlichen Provinzen. Na: mentlich wurden in Boſton Addreſſen an die gerek: gebende Verſammlung , Bittſchriften an den Con: greß und Circularſchreiben an die Kaufmannſchaft der verſchiedenen Seehafen entworfen , in welchen die Nachtheile gezeigt wurden , denen Handel und
Sdifffahrt ihres Vaterlandes durch die freie Zus faſſung der engliſchen Schiffe und Waaren ausges feßt ſey , und worin man bat , es mochten den vielfachen , von der brittiſchen Regierung auf den Handel und die Ausfuhr dicſer Staaten gelegten,
1
168
Ubgaben ähnliche Verfügungen entgegengefeßt wer : den. Sie ſprechen darin zugleich den Wunſch
aus , es möge der Bundesregierung die nothige Gewalt, dergleichen Verfügungen zu treffen, mog lichſt bald ertheilt werden. In demſelben Sinn
übergaben die Kaufleute von Philadelphia der Gefeßgebung des Staates eine Bittſchrift, in welcher ſie es als einen hauptſächlichen Mangel der Verfaſſung beklagten , daß dein Congreß nicht
vollſtändige Gewalt über den Handel der Vereis nigten Staaten von Anfang an zugeſtanden ſey , und worin man bat , den Congreß zu bewegen, daß er ſich bei den einzelnen Staaten verwende, um mit der nøthigen Gewalt bekleidet zu werden.
Dem gemäß wurden ſogleid, darüber die gewünſch:
ten Beſchlüſſe gefaßt. Aehnliche Bemühungen gingen von andern Handelsſtadten aus. Hier mag noch angeführt werden, welche Hoffnungen für die Befeſtigung der Conføderation Waſhington aus
dieſen Vemühungen der Kaufleute ſchopfte; Er ſagt in einem damals an Fairfax gefdhriebenen With respect to the commer cial system which Great Britain is pursuing with this country , the ministers , in this as in other matters, are defeating their end, by Briefe: Gomes
1
facilitating the grant of those powers to Con gress , which will produce a counteraction of their plans , and with which , but for those
169
plans, half a century would not have inve
sted that body.” . Es ward wirklich im Congreß vorgeſchlagen , den einzelnen Staaten eine Vers
fügung zu empfehlen , wodurch ihm die Befugniß gegeben würde, den auswärtigen und inneren Hans del zu reguliren , und folche Abgaben aufzulegen, als zu dieſem Zweck nothwendig ſeyn mögten . Obgleich aber mehrere Beſchränkungen in der Hins ficht vorgeſchlagen waren , fo fand doch die ganze Propoſition ſchon im Congreß ſelbſt eine große Oppoſition. Mag nun dieſer Widerſtand durch die Sorge für die Rechte der einzelnen Staaten ,
oder durd; die Meinung , daß wirklich die Hana
dels - Intereſſen der einzelnen Provinzen verſchieden wåren , veranlaßt ſeyn , ſo viel iſt wenigſtens ges 1
wiß , daß man nicht im Stande war , die Annah. me dieſer Beſchlüſſe zu bewirken , und daß dadurch nicht wenig die allgemeine Unzufriedenheit vermehrt wurde. (Not. 4.)
Sene Unterhandlungen von John Adams in England mochten um ſo mehreren Schwierigkeiten ausgefekt ſeyn , ald , nach der Behauptung des brittiſdrn Miniſteriums, die Bedingungen des Friedens nicht alle erfüllt waren, weshalb ſie auch
aus den an den nordlichen Seen belegenen Forts die Garniſon nicht zurückziehen wollten . Wirka lich waren von den Geſekgebungen mehrerer Staa. ten Verfügungen getroffen , welche mit einzelnen
1
170
Artikeln. des Friedens im Widerſpruche' ftanden . Eine andere hiermit in gewiſſer Verbindung ftes
hende Angelegenheit von großer Bedeutung war
die Bezahlung der Schulden, welche durch den Revolutionskrieg ober feitdem entſtanden waren . Der Congreß wünſchte , die im Namen der Union
zum Theil auswärts gemachten Anleihen zurücks zuzahlen , und verlangte zu dem Ende von den einzelnen Staaten zu der Erhebung allgemeiner Abgaben für dieſen Zweck bevollmachtigt zu wers
den . Im Laufe des Fahrs 1786 fügten ſich dem fämmtliche Geſekgebungen , mit Ausnahme von New York, und bewilligten die indirecten Steuern, welche der Congreß gefordert hatte. New York
war dem zwar nicht durchaus entgegen , wollte aber dem Congreß nicht die Befugniß einräumen
dieſe Steuern felbft zu erheben. Es waren indeß
nicht blos Unionsſchulden , weldhe der Krieg ver. anlaßt ḥatte, ſondern die Staaten hatten während
deſſelben auf ihren Namen Unleihen gemacht, und waren zur Rückzahlung derſelben den Credis toren unmittelbar verpflichtet, wenn ſie gleich zum
Theil wegen der verhältniſmäßig von einem eins zelnen übernommenen zu großen Maſſe beſondere
Forderungen an die Union haben mochten . Die
Schulden der Vereinigten Staaten hatten im Cours fehr bedeutend verloren , und man wird
bieg rebr begreiflich finden , wenn man bedenkt,
1
171
Eaß die Regierung der Conföderation keine Fonds in Händen hatte , felbft nur die Intereſſen zu bes
zahlen , und ohne Bewilligung fo vieler unabhåns giger Staaten dazu gar nicht gelangen konnte. Mehr könnte man ſich wundern , daß die Schuls den der einzelnen Staaten ebenfalls bedeutend im
Cours gefallen waren, obgleich jáhrlich und verhålts niệmáßig für die Bezahlung der Intereſſen geſorgt zu werden pflegte . Dies mochte indeſſen vorzüglich dadurch veranlaßt werden , daß man in einer volls
kommenen Unſicherheit über die nächſte Zukunft hinſichtlich der Verwaltung der einzelnen Staaten war , indem , wie zuverläſſig auch die gegenwära tige General - Verſammlung [eyn mochte , man doch gar nicht wiſſen konnte, ob die nächſtfolgende nicht vielleicht nach ganz entgegengeſekten Princis pien handeln würde. “ Die Hoffnung , das Land von dieſen bedenklichen Verhältniſſen befreiet zu fehen , war in der That nichts weniger als ſicher. Während alles andere fdhwankte und ſich täglich ånderte , waren manche der Urſachen , welche dies
ſen traurigen Zuſtand veranlaßten, bleibend. Hoff nung und Furcht, daß die Parthei der Schuldner bei den Wahlen den Sieg davon tragen möchte, dauerte fort, und anſtatt durch Thátigkeit und Sparſamkeit an der Verbeſſerung ſeiner {age 311 arbeiten , ftugte mancher alle ſeine Hoffnungen auf ein Einſchreiten der Gefeßgebung. Die Maſſe
172
des Nationalvermogens wurde folglich vermindert, und um fo inehr naạm in vielen Gegenden die Zahl derjenigen zu, welche behaupteten, das Volt
kønne feine Sffentlichen und Privatſchulden nicht bezahlen , und hie und da hörte man Drohungen,
die Juſtiz- Verwaltung durch gewaltſame Maaß regeln zu hindern. Es bildeten ſich ſo in jedem
Staate zwei große Partheien , welche entgegenges feßte Zwecke vor Augen hatten , und durch ſehr entſchiedene Bemühungen verfolgten . Die eine Parthei kämpfte für die ſtrenge Erfüllung aller Offentlichen und Privat - Verpflichtungeu. Sie erklärten den Credit eines Volkes und eines Ein:
zelnen für ein Heiligthum , deſſen Verlegung eben ſo ſehr durch die Grundfäße der Moral, wie einer gefunden Politik verboten werde. Sie waren der Meinung, daß die bedrångte {age Einzelner durch
Thátigkeit und Sparſamkeit, nicht aber durch Auf: hebung der Gefeße oder durch die Aufopferung
der Rechte Dritter Perſonen verbeſſert werden müſſe. Ueberall-waren ſie mithin für die Vertheidi: ger einer ſtrengen Juſtiz - Verwaltung und der Erhebung allgemeiner Abgaben ; ebendaher bemús heten ſie ſich , der Unions - Regierung eine großere
Gewalt zu ertheilen , um ſie in Stand zu feßen, die Würde und das Anſeln des Staats im Ins und Auslande aufrecht zu erhalten.
Die andere
Parthei folgte nicht ſo ſtrengen Principien. Vie
173 wing , fagt Marſhall, with extreme tender ness , the case of the debtor, their efforts were
unceasingly directed to his relief. To exact a faithful compliance with contracts was , in their opinion , a measure to harsh to be in
sisted on , and was one which the people
Sie bemůžeten ſich überall für eine nachſichtige Verwaltung der Juſtiz, für Anordnungen zur Erleichterung der Schuldner, beſonders durch. Suspenſion der Bezahlung , und would not bear.
für den Erlaß von Abgaben. In demſelben Sinn
widerſeşten ſie ſich jedem Verſuch, dem Congreß Befugniſſe einzuräuinen , deren Ertheilung von ans dern zur Erhaltung der Confðbération für noth wendig gehalten wurde. In mehrern Staaten
bildete dieſe Parthei die Majoritat , und in allen war ſie ſehr mächtig. Die Creation von Papiergeld , der Aufſchub gerichtlicher Verfüguns gen und des Beitreibens der Abgaben waren die
Erfolge ihrer Bemühungen , wo ſie das entſchies dene Uebergewicht hatten. Und ſelbſt då , wo ſie . dieſe Maaßregeln nicht zur Ausführung bringen konnten , waren ſie wenigſtens måchtig genug , die
Hoffnung aufrecht zu erhalten , daß ſie künftig
ihren Zweck erreichen würden. Jährliche Wahlen unterſtüßten dabei ſtets die Ausſicht, mit beſſerm 1
Erfolg auf frühere Verſuche zurückzukommen . In
allen Theilen der Vereinigten Staaten begann der
174
Kampf dieſer zwei Partheien von Zeit zu Zeit wieder ſtets mit neuer Lebhaftigkeit, und die dfs
fentliche Meinung war fortdauernd mit Hoffnuna gen und Beſorgniſſen beſd;aftigt über Fragen, wels
dhe das Vermögen einer ſo großen Zahl von Pers fonen betrafen.
Dieſe Streitigkeiten waren um
ſo heftiger, weil die Regierung der meiſten Staa: ten keine Form kannte , welche dazu geeignet ges
weſen wäre , den ungezähmten Verſudhen des Uus
genblicks zu widerſtehen , den Volk Veranlaſſung zuin Nachdenken , und der ruhigen Betrachtung Zeit zu geben. Dieſe Unſicherheit über Maaßres geln von ſo großer Bedeutung für alle Mitglies ber des Staats , dieſes Schwanken der Grunds
fäße, deren Befeſtigung fo fehr wünſchenswerth ſein mußte , waren die Urſachen vieler Uebel, und
gehörten ihrerſeits wieder zu neuen Veranlaſſuns gen pecuniärer Verlegenheiten , welche ſich immer weiter verbreiteten , und allmählig auf die Geſeks
gebung faſt aller einzelnen Staaten cinzuwirken anfingen . Die nächſte Folge war das Verſchwin: den alles Vertrauens zu der Regierung und zu Einzelnen , und ſo weit von dem erſtern die Rede
iſt, hatte dies eben den nachtheiligen Einfluß auf den Credit der einzelnen Staaten ."
Aber nicht bloß bei dieſen einzelnen Fragen
zeigten ſich die entgegengeſegten Bemühungen. Die Principien , auf welchen das Verhältniß der
+
175
zwei Hauptpartheien in Norð - Umerika beruhete, traten in in ihrer Allgemeinheit immer beſtimms ter hervor . Es iſt ſchon bemerkt worden , wie
die eine die Vereinigten Staaten als Ein Volk betrachtete , und unablåffig bemüht war , der
Unionsregierung hinreichende Gewalt zu verſchaf: fen , damit ſie die Einigung aufrecht erhalten könz ne ; die andere hingegen ſich an die Autoritåt der
Staaten anſchloß , alle Gewalt des Congreſſes mit Eiferſucht betrachtete , und ungern Maaßres geln zugeſtand , welche die Unionsregierung auf ira gend eine Weiſe von den Mitgliedern der Confs: deration unabhängig machen konnten . Eine große
Zahl ausgezeichneter Männer , und namentlich viele derjenigen , welche im Revolutionskriege beſonders
thátig geweſen waren , bemüheten ſich damals für die Befeſtigung der Conföderation , oder ſprachen wenigſtens , wenn ſie entfernt waren , dafür ihre Wünſche auf das Beſtimmtefte aus (Not. 5.) Um meiſten waren die Officiere der Armee, welche den Revolutionskrieg geführt hatte , für
die Befeſtigung der Conföderation . Sie waren gewähnt, fich als im Dienſt der Union zu betracha ten, und hatten auch die meiſte Gelegenheit gehabt, den geringen Erfolg aller derjenigen Bemühungen kennen zu lernen , welche von einzelnen Staaten
für die Unabhängigkeit gemacht worden waren (ſiehe Not. 2.). Die Veteranen der Revolutions:
1
176
Urmee zeigten namentlich eine folche Geſinnung
bei Gelegenheit der Unruhen , welche um dieſe Zeit in Neu : England , beſonders in Maſſachus fetts entſtanden waren , und es war das mus
ſterhafte Betragen derſelben bei dieſer Vers
anlaſſung ihnen auch inſofern ſehr vortheilhaft, als dadurch die Vorurtheile einer großen Zahl von Perſonen gegen ſie beſchwichtigt wurden. Dieſer Haß nåmlich , welcher daraus entſprungen war , daß die Armee mit Recht auf Erfüllung der von allen Staaten gegen ſie übernommeneu Vers bindlichkeeiten beſtand, hatte ſich in den Sſtlichen Staaten am meiſten verbreitet , und war grade hier auch vorzugsweiſe gegen den Cincinnatus- Or: den gerichtet. Bei weitem die wichtigſte Folge
dieſer Unruhen in Maſſachuſetts (Not. 6.) war aber die Ueberzeugung , welche dadurch bei ſehr
Vielen befeſtigt, und noch mehr verbreitet wurde, daß die Regierung der Confideration mit großes rer Gewalt als bisher verſehen werden müſſe,
und die öffentliche Meinung ſprach ſich daher viel beſtimmter , als ſonſt geſchehen feyn měchte , für
den Erfolg dec. Verſammlung aus , welche im Begriff war , ſich in Philadelphia zu verſammeln. Dieſer Congreß in Philapelphia war zwar allerdings die Folge des fehr allgemeinen Wuns
fdes , einige nothwendige Veränderungen in der Unions - Verfaſſung vorzunehmen.
Die nåchſten
in
177 Veranlaſſungen dazu Hatten inbeß nicht einen ro allgemeinen Character . Die Staaten von Virs ginien und Maryland nämlich hatten Commiſſarien ernannt, um wegen der Schifffahrt auf den Fluſs ſen Potomac und Pocomaťe gemeinſchaftliche Vers abredungen zu treffen , und dieſe verſammelten ſich Sie machten im März 1785 in Alexandria .
Waſhington , der ſich dainals in Mount Vernon aufhielt , einen Beſuch , und kamen dort úberein , ihren Souvernements die Ernennung anderer Toms
miffarien . vorzuſchlagen , welche über die Unters baltung bewaffneter Schiffe in der Cheafepeaks Bay fich verabreden ſollten , und man vereinigte sich dahin , daß man die Zuſtimmung des Congreſſes zu
dieſen Verfügungen nachſuchen wollte . Dieſe Coms miffarien ſollten zugleich bevollmächtigt werden , einen Tarif für einen Einführzoll zu entwerfen , welchen dieſe beiden Staaten gemeinſchaftlich ans
nehmen würden . Dieſe Vorſchläge erhielten die Beiſtimmung der Gefeßgebung von Virginien , und 8 wurde noch der Beſchluß hinzugefügt, daß dies ſer Vorſchlag wegen des Einfuhrzolles allen Staas ten mitgetheilt und ſie eingeladen werden ſollten, Deputirte zu der Verſammlung zu ſchicken. Wes
nige Tage nachher wurde befhloſſen, Commiffarien zu beſtellen , welche mit den Bevollmachtigten, der andern Provinzen gemeinſchaftlich den Handel der
Vereinigten Staaten in Betrachtung ziehen , über 12
178
ihr gegenſeitiges Verhältniß in dieſer Hinſicht ſide berathen und darüber unterhandeln ſollten , inwies fern ein gemeinſchaftliches Syſtem in der Geſeks
gebung über den Handel ihrem Intereſſe und ihs rer fortdauernden Eintracht gemäß ware ; endlich follten ſie ihren Committenten als Reſultat ihrer
Verhandlungen über dieſen wichtigen Gegenſtand den Entwurf zu einem Gefeß übergeben , der, wenn er einſtimmig von den Staaten angenommen würde , die im General - Congreß repräſentirten Vereinigten Staaten in Stand feßte , für die Ers reichung dieſes Zwedes Sorge zu tragen . Anas polis wurde zum Verſammlungsorte der Depus tirten beſtimmt.
** Zu dieſer Verſammlung kamen jedoch nur die Deputirten der Staaten New - York , News Jerſey , Penſylvanien , Delaware , Maryland und Virginien. Sie überzeugten ſich ſehr bald , daß thre Vollmachten zu befdränkt waren , um irgend etwas über die zur Berathung beſtimmten Gegens
ftande verfügen zu können, und beſchloſſen die Sis Bungen aufzuheben. Vorher entwarfen ſie jedoch einen Bericht an die Staaten , von welchen Fie
committirt waren , worin die Nothwendigkeit dars geſtellt wurde , die Reviſion des Bundesſyſtems auf alle Mangel derſelben auszudehnen , und wors in file den Wunfch ausſprachen , es mochten zu dem Zweck Deputirte von den Staaten ernannt
179
werden , welche rich in Philadelphia am zweiten Mai verſammeln folten.
Der gefeßgebende Körper von Virginien faßte ſogleich dem gemäß einen Beſchluß , und ernannte Waſhington zum erſten Deputirten dieſes Staas tes , welche Ernennung ihm Madiſon im Namen derſelben mittheilte , die er aber erſt etwas ſpåter annahm (Not. 7.). Auf Antrag der New Yorker
Deputirten im Congreß fprach ſich dieſer felbft zu
Gunſten des in Philadelphia zu haltenden Cous ventes aus , was er vorzüglich deshalb anfangs nicht hatte thun wollen, weil er grade durch ſeine Empfehlung bei einzelnen Staaten Witerſtand
dagegen zu erregen fürchtete. Due Staaten , mit Ausnahme von Rhode Island , fohidten Depus
tirte , und Waſhington ward einſtimmig zum Pras . ſidenten erwählt. Nach langen Unterhandlungen wurde die neue Conſtitution von eilf Staaten ans genommen . Rhode Island unb Nord - Carolina weigerten ſich ihr beizutreten , und Nero : Yort fügte ſich offenbar nur deshalb, weil es fürchtetë,
bei längerer Weigerung von der Conföderation ausgeſchloſſen zu werden. Es ſchlug indeffen einen neuen Sonvent vor, welcher die Conſtitution revis
diren follte. Diefer gefährliche Vorſchlag hatte jedoch keine weitere Folgen , und ſpäter wurde die neue Conftitution auch von den Staatet angenoms
men , die ſich ihr anfangs riderſegt hatten.
)
180
III .
9 : Verfaſſungsgeſchichte der einzelnen Staaten . ; . ' r : , ܇܇.. - ܀. ; } ci 1
1. Neu - England. Die Colonien von Neu - England nahmen
einen vorzüglich lebhaften Untheil an dem ameris kaniſchen Revolutionskriege, und , wie ſchon oben
bemerkt , am allermeiſten die Bewoliner der Haupts ſtadt von Maſſachuſetts . In der politiſchen Vers faſſung dieſes Staates Find durch die Revolution
verhältniſmäßig wenige Aenderungen hervorges bracht worden .
Für die kirchlichen Verhältniſſe
iſt nur etwa zu bemerken , daß die geringe Zahl ber , biſchöflichen Gemeinden manche . Uenderuns gen in ihrer Kirche vorgenonimen , und alles fos piel möglich, democratiſirt haben . Eben dies gilt
natürlich auch von der politiſchen Verfaſſung, und wird es hinreichend fein , um dics näher zu bes
1811
zeichnen, die wichtigſten Beſtimmungen der Cons ftitutions : Acte anzuführen . Den erſten Theil ders": ſetben bildet die Declaration der allgemeinen uns!
veråußerlichen Rechte der Einwohner dieſer Rea publik, nach welcher (Urt. 1.) “ die Regierungss: verfaſſung auf dem geſellſchaftlichen Vertrage bes ' ruhet , den das Volk mit jedem Bürger und jeder Bürger mit dem Volke macht ... Alle Gewalt urſprünglich beim Volke iſt und von ihm auss geht, daher ſeine Stellvertreter zu jeøer Zeit ihm verantwortlich ſind (Urt. 4 .)... Es giebt: nur verdiente, keine erbliche Würden und Hemter. '
Die Idee eines als Gefeßgeber, Richter und Obriga keit geborenen Menſchen iſt abſurd und unnatúrs lidh (Art. 6. ). Das Volk hat jederzeit das Recht, ſich friedlich zu verſammeln , ſeinen Stell
vertretern Verhaltungsvorſchriften zu geben , Bes
ſchwerden bei der Gefeßgebung anzubringen und ihr Bittſchriften zu übergeben . Die gefeßgebenbe Gewalt beruht in dem general court, der aus dem Senat und dem Hauſe der Reprafentanten beſteht. Jede von dem general court angenoms
inene Bill muß dem Gouverneur vorgelegt wers den. Erhalt fie feine Billigung , fo unterſchreibt er ſie, ſonſt ſchickt er fïe an das Haus , in wels dhem ſie entſtand, mit ſeinen ſchriftlichen Einwens dungen zurück , die man zu Protocoli nimmt, und dann die Bil von Neuem unterſucht. Wenn nán
182,
zwei Drittheile dieſes Hauſes dennoch dafür ſtints men , ſo wird die Bill mit den dagegen vom Gous, verneur gemachten Einwendungen an das andere
Szaus zur abermaligen Erwägung geſchickt, und wenn zwei Drittheile der in demſelben anweſenden
Mitglieder darein willigen , fo hat die Bil Ges fekeskraft. Sendet der Gouverneur eine von beis den Häufern angenommene Bill nicht innerhalb fünf Tagen zurück , ſo wird ſie zum Gefeß. Die ausúbende Gewalt hat der Gouverneur, der jährs lid gewählt wird. Er muß fich zur chriſtlichen Religion bekennen. Er iſt Chef der Kriegsmacht
innerhalb und außerhalb der Grenzen. Er kann immer wieder gewählt werden.
Die Capitains
und Subalternen werden von den Gemeinen jeder
Coinpagnie, die über 21 Jahr alt find , gewählt ;
1
die Staabsofficiere von'den Capitains und Subs alternen . Dieſe ſo gewählten Officiere der Miliz erhalten von bem Gouverneur ihre Beſtallung, und er beſtimmt ihren Rang ; aud muß er den
von der Gefeßgebung ernannten General - Majos ren ihre Beftallung ausfertigen. Der Generals 2djudant wird von ihm ernannt ; po auch mit Beto tritt des Raths (der neun aus dem Sénat gewählte Mitglieder hat) alle Officiere, welche die Republik zur Untons -Armee zu ernennen hat. Außer dem Gouverneur ift ein lieutenant - Gouverneur. Stes
kende. Zruppen in Friedenszeiten verbietet die
183
Conſtitution als der Freiheit nachtheilig. Jedes Mitglied der Regierung muß ſeinen Glauben an die chriſtliche Religion und den Befik des erfora derlichen Vermögens.uc. beſchwören .
Nur ſehr wenige Veränderungen ſind durch die Revolution in der Verfaſſung von Connecticut veranlaßt worden. Sie ruht noch jekt auf dem von Carl II. ihr verliehenen Charter, und war von Unfang an eine Democratie , welche kaum von der
brittiſchen Oberherrſchaft abhängig genannt wer: den konnte.
Der General : Verſammlung, wie
Carls Privilegium fie begründete , wurde alle ge: geſeggebende und ausübende Gewalt überlaſſen, felbſt die , den Gouverneur und andere Staatss
beamte abzuſeßen , welche alle auch nur ihr und
nicht dem Könige ſchwuren , wenn gleich jeder Freihalter dem Könige und der Colonial - Regies rung , ſo wie das Privilegium fie feſtgelegt hatte, den Eid der Treue leiſten mußte. Der im Pris
vilegium feſtgelegte Eið ber königlichen Kirchen: herrſchaft dagegen wurde niemals jemanden abges alter braudte nicht erft Statthalter nominen . Der Statth vom Könige beſtätigt zu werden. Auch war die Regierung nicht verbunden , dem Könige ihre Ges
feke, ſelbſt nur berichtweiſe, mitzutheilen. Appels lationen an den König geſtattete ſie gar nicht, obgleich verſchiedene Perſonen ſie mit großen Kos ften verſuchten. Ungeachtet der Beſtimmung, daß
1
184
keine ben engliſchen widerſprechende Gefeße geges ben werden ſollten , kúmmerte die General - Vers fainmlung fich gewöhnlich gar nicht darum, wenn
der königliche geheime Rath ihr die Uebertretung dieſer unbeſtimmten Verfügung vorwarf.
Der
Colonie wurde auch das Recht des Krieges gegen
ihre Feinde ertheilt. Nur foute fie ſich enthala ten , diejenigen Fürften oder Staaten , welche mit dem Könige Frieden hatten (oder auch andere Unterthanen des Königs ) zu befeinden , widrigens falls der Koenig die Friedensbrüchigen durch dfs
fentliche Proclamation zum Schadenerſaß auffors dern , wenn ſie dieſen nicht leiſteten , ſeines Schua Bes verluſtig erklären , und fie der Verfolgung der beleidigten Machte überlaſſen wollte. Nies mand als die Zollbedienten in den Hafen hingen unmittelbar vom Könige ab. Die höchſte gereka
gebende Gewalt beruhte auch ſeit der Revolution auf der General : Verſammlung , welche aus zwei Kammern beſteht, und die man hier gewöhnlich Oberhaus und Unterhaus nennt. Fenes heißt is den Staatsacten the council , und beſteht aus dem Gouverneur , dem Vice Gouverneur und
zwölf jáhrlich gewählten Assistants ; das lower house aus 176 Repréſentanten , die man kalba
jábrig wählt. Jeder Freihalter , der 21 Jahr alt iſt, kann wählen und gewählt werden.
Zu
welcher Religion er fica bekeänt, kommt dabei
185 nicht in Betracht.
Die General - Verſammlung
beſorgt alle Regierungs - Angelegenheiten, bewilligt Uuflagen, errichtet Ortſchaften und Stadte, ernennt die Mitglieder des Obergerichts , feßt dieſe nach Gutdůnken ab , und wählt jährlich die der untern Gerichtshöfe und die Friedensrichter. Sie ers nennt die Staabsofficiere der Miliz und der Felbs truppen, und läßt dieſen ihre Stellen nur ſo lange als es ihr beliebt. Der General : Verſammlung allein ſteht das Recht zu , die Gerichte und alle
Staats - Bedienten wegen pflichtwidriger Verwals tung ihrer Aemter zur Rechenſchaft zu ziehen,
Criminal - Verbrecher zu friften oder gånzlich zu begnadigen. In der Staats- Verfaſſung aber kann fie nichts andern , indem dies dem Volke allein
zukommt. Zur ( ſogenannten ) Sicherung der Rechte des Volks iſt zwar der Conftitution keine beſon's
dere Erklärung derſelben einverleibt , es beſteht aber ein altes Gefeß , wodurch ſie deutlich bes ftimmt ſind : " an açt for securing the general
privileges of the Inhabitants.” Die Repr& fena tanten und übrigen Staatsbedienten werden in der
Regel wieder gewählt. Ebeling erzählt, daß man einen Statthalter 18 Jahr nach einander wählte, und den Staatsſecretair 40 Jahr, und, was noch mehr iſt , daß ſeit drei Generationen dieſe Würde
bei der Familie deſſelben durd jährliche Wahl
186
des Volkes geblieben iſt.
Der Gouverneur hat
nur eine Stimme im Oberhauſe, ebenſo wie der Unterſtatthalter. Sener iſt General-Capitain der Miliz und dieſer General: Lieutenant. Ihre Bes foldungen werden ihnen von der General - Vers
fammlung halbjährig bewilligt und ſind gering. Das Oberhaus iſt in gewiffen Fällen höchſtes Reviſions - Gericht.
Bald nad erlangter Unabhängigkeit gab die General - Verſammlung ein allgemeines Voleranzs Gefeß , welches im Jahr 1791 noch erweitert wurde, und demzufolge alle Chriſten gleiche Rechte
und Religionsfreiheit genießen. Dies war ſchon vorher Grundſaß der Regierung , weshalb auch kein Religionseid erfordert ward , um ein offent:
liches Umt zu bekleiden.
Die großere größere Zahl der Einwohner beſteht aus Congregationaliſten. Auch . fehen die Geſeße dieſes Bekenntniß einigermaßen als Staatsreligion an , indem ſie für ihre Kirchen und Schulen allein einige Sorge tragen . Sebe Gemeinde (church) bildet eine beſondere kirchlis
che Gerichtsbarkeit, welche das Recht behauptet, ihre Prediger zu wahlen und zu entlaſſen , die Kirchenregierung auszuüben und ihren Gottesdienſt anzuordnen. Keine iſt von der andern abhängig. Sie haben ſich aber zum gemeinſchaftlichen Beſten mit einander vereinigt; indeſſen haben ihre asso
ciations und reſp . consociations keine Gewalt in
187
Håndén. Die Geiftlichkeit hat viel politiſchen Einfluß, und ſcheint fidy (nach Ebeling) als eine Art ariſtocratiſchen Gegengewichts gegen die für allzu
inachtig gehaltene Democratie zu betrachten. Ebes ling giebt drei und ſiebenzig Gemeinden der engliſchen
Kirche an, die einen Biſchof zu Newslondon haben. Sie ſind von jeher etwas gedrückt worden, beſonders wohl deshalb , weil ſie bei dem Ausbruch der Res
volution fich für die königliche Parthei erklars ten . Die puritaniſchen Religionsgrundfäße haben auf den Character der Einwohner ſehr gewirkt, der deshalb etwas 'ernſt und feierlich ſcheint; allein
wenn ſie gleich bigott ſcheinen , fo' ſind ſie doch nicht unduldſam und nicht verfolgend. Lange Zeit hielten ſie mit großer Strenge auf das Zeus Berliche des Gottesdienſtes, und beſonders auf die
júdiſch angſtliche Heilighaltung 'bes Sabbaths. Jeßt klagt aber bie Geiſtlichkeit über Vernachlárs figung des öffentlichen Gottesdienſtes; dagegen werden die Hausandachten , die ſich häufig auf bloßes Bibelleſen beſchränken , von den Familiens våtern felten unterlaſſen . In keinem der Vers einten Staaten iſt ſo viel wiſſenſchaftliche Cultur
unter dem Volke , verbreitet , als in dieſem . Auch wird nirgends ſo ſtrenge auf den Unterricht aller
Volksklaſſen von Seiten des Staats gehalten, als 1
hier.
Es iſt viel Kenntniß der Verfaſſung des
188
Staats' und der politiſchen Verhältniffe der Union unter allen Bürgern verbreitet. Politiſcher Pars theigeiſt iſt nie ſehr herrſchend geweſen.
In der
Stadt Hartford war (oder iſt) eine Geſellſchaft
zur Beförderung der Freiheit. Die Zahl derer in dieſem Staate, die ſich der Einführung der neuen Conſtitution widerſekten', war nicht groß . Die meiſten Einwohner des Staats find großens theils wohlhabende Landle :01 ?. Wohlſtand und Eigenthum ſind großentheils ziemlich gleich vers theilt, und werden es noch lange bleiben , da alle Kinder (den älteſten Sohn ausgenommen , der
doppeltes Erbtheil erhalt) gleichen Antheil an der våterlichen Erbſchaft haben. Es giebt keine Bes figer großer Landgüter , keine der andern unter's würfige Volksklaſſe , die wenig zahlreichen Nes ger ausgenommen , die jedoch gut behandelt wers
den , und die man ſich lange bemüht hat ganz frei zu laſſen. Die meiſten Candleute ſind Freis
kalter, ſehr wenige Pachter ; meiſtens fleißig, vers ftåndig und geſchickt in ihrer Arbeit. Ihre Wirths ſchaft gewahrt ihnen hinlänglichen Unterhalt und viele Bequemlichkeiten des Lebens , aber wès
nig zu den Bedürfniſſen des Luxus. Ihre Wohs nungen ſind größtentheils nicht fehr geräumig. In allen herrſcht aber Reinlichkeit und Nettigkeit. Die Mittelklaſſe iſt beinahe die einzige. Es giebt
keine Bettler , ja nicht einmal Urmenhäuſer und
189
Hospitaler, weil man ihrer nicht bedarf; benn jeder Arbeitfame findet leicht Unterhalt, und für Unglückliche ſorgt jede Ortſchaft. News Kampſhire war vor der Revolution eine königliche Provinz. Der Statthalter nnd
feine acht- Rathe , welche große Gewalt hatten, wurden pom Könige ernannt..
Uebrigens waren
die herrſchenden politiſchen Grundfäße von jeher democratiſch , ſo wie die Coloniſten ſie aus Sons
necticut und Maſſachuſetts mitgebracht hatten, und ihre abgeſonderte Lage war überdies ſehr geeignet, den Geiſt der Unabhängigkeit immer
lebhaft zu erhalten. Der größte Theil der Eins wohner beſtand immer aus kräftigen wohlhabens den Landbauern, und auch noch jeßt findet man
hier wenig andere Beſchafftigungen . Bei dem Anfange der Feindfeligkeiten mit England nahm man vorläufig eine Conſtitution an , wobei noch nicht die Unabhängigkeit zum Grunde gelegt, und im Uebrigen die bisherige Verfaſſung größtentheils beibehalten wurde.
Seit der definitiven Grens
nung vom Mutterlande iſt aber Vieles geändert und genauer beſtimmt worden , und das Ganze
in der Verfaſſungs :Urkunde von 1783 zuſammen, gefaßt. Sie beſteht aus der Erklärung der Mena
fchen - und Bürgerrechte , und den Beſtimmungen über die Regierungsform . Die wichtigſten barin aysgeſprochenen Grundlage fino : Daß die Sed
190
wiffensrechte unveräußerliche Naturrechte ſind, und folglich kein Religionszwang ſtatt findet; daß das Volt ausſchließend das Recht habe , fich felbft zu regieren , alle Macht urſprünglich von ihm hers ftamme , und alle Obrigkeiten ihm verantwortlich
feyen ; daß die drei weſentlichen Regierungsges walten , die gerekgebende , die ausübende und die richtende, fo fehr von einander abgeſondert und
unabhängig feyn múffen, als die Natur einer freien Regierung oder das gemeinſame Band des ganzen Staats erlaubt. Sehr merkwürdig find folgende barin ausgeſprochene Beſtimmungen : keine Staats,
bedienung kann je erblich reyn ; das Volt hat
die Befugniß, jede willkührliche Regierungzu vers nichten ; die Preßfreiheit iſt für die Freiheit und Sicherheit des Staats weſentlich nothwendig, und muß unverleşt erhalten werben ; das Volk kat ein Recht, fich friedlich zu verſammeln , über das
gemeine Beſte zu rathſchlagen , feinen Abgeordnes ten Verhaltungsbefehle zu geben , und der Hes
feßgebung feine Befdwerden vorzubringen ; keine Penſion darf anders , als für wirklich geleiſtete Dienſte bewilligt werden ; aber auch das mit gros Ber Vorſicht, und zur Zeit nie länger als auf ein
Fahr. Die Gefeßgebung oder general court von News Hampſhire beſteht aus dem Senat und dem
Haufe der Repréſentanten .
Erſterer hat zwölf
Mitglieder , welche in der Grafſchaften jährlich ges
191
wählt werden ; die Zahl der Repräſentanten iſt darin nicht beſtimmt, ſondern richtet ſich nach der
Volksmenge , und auch für den Senat iſt in der
Verfaſſungsurkunde. der Gefeßgebung die Befug niß ertheilt , den Staat in mehrere Diſtricte zu vertheilen , und nach dem Verhältniß der von jedem bezahlten Laren die Zahl der darin zu
wählenden Senatoren zu vermehren. Die Mits glieder beider Häuſer, müſſen proteſtantiſcher Relis gion feyn.
Alle Perſonen , welche gerichtlicher
Polizeia und Finanz:Némter verwalten , alle Ofs ficiere in der Unions : Armee, der Staatsſecretair. und der Schaßmeiſter, ſo wie alle Profeſſoren und Lehrer an öffentlichen Schulen ſind von der Ges feßgebung ausgeſchloſſen . Die Tagebücher beider Häuſer múffen gedruckt werden. Ein Senator
muß ein Freigut von 200 Pfund Sterling bes
fißen , und ein Deputirter für 100 Pfund freies Landeigenthum .
Der Präſident muß an liegens
den Gründen 500 Pfund Werth belißen , und die
Hálfte davon Freigut im Staate ſelbſt reyn. Der
Préſident wird jährlid in denſelben , Wahlvera fammlungen gewählt, in welchen die Mitglieder der Gefeßgebung. Er hat die ausübende Ges walt gemeinſchaftlich mit dein council in Hånden .
Dieſer beſteht aus fünf Mitgliedern , deren zwei aus dem Senat und drei aus dem Hauſe der
Repréſentanten durch vereintes Ballotiren beider
192
Håuſer gewählt werden. Alle ſieben Fahre fole ein Convent berufen werden , um die Conſtitution
zn revidiren. Jede von derſelben vorgeſchlagene Verbeſſerung muß den Ortſchaften vorgelegt und wenigſtens von zwei Drittheilen der gegenwärtis
geni Stimmfülyrer genehmigt werden ,
ehe ſie
gültig iſt. Es giebt kein ſtehendes Heer. Dagegen hält man die Miliz , beſonders die Reiterei, von New - Hampſhire für die beſte in allen Vereintert Staaten (nach Ebeling).
Der Präſident iſt Ges
neral : Capitain der Miliz , und als ſolcher von dem Rathe unabhängig , ausgenommen wenn er Commiſſioneu ertheilt, bas Kriegsrecht auszuüben.
Der Präſident und der Rath ernennen gemeins fchaftlich alle Generale und Staabs - Officiere; die General - Majore thre Adjudanten , und die Brigadiere ihre Brigade - Majore. Die Staabsa officiere ſchlagen dem Präſidenten die Capitains und Subaltern - Officiere zur Auswahl und Ers
Die Befehlshaber der Regimens ter beſtallen die Adjudanten und Quartiermeiſter,
nennung vor.
und die Capitaine und Subalternen alle Unterofs ficiere. Sede Ortſdaft in New -Hampfyire ift
eine Corporation für ſich , wählt ihre Ortſchaftss bebiente, town - officers, und legt ſich Abgaben auf
zum Unterhalt der Prediger , Schulen , ihrer Urs men , der Brücken , Heerſtraßen 2c . Sáhrlich werden drei oder fünf Vorſteher ; selectmen ,
1
193
welche man gewohnlich, dle Våter der Drtſchaft nennt , gewählt. Jede Gemeinde wählt und be: foldet ihre Prediger , und niemand ift verbunden, zum Unterhalt derer von einem andern Befeants niffe beizutragen .
Unter allen Vereinigten Staaten iſt Rhodes Jsland der einzige, welcher ſich während der Res volution keine neue Verfaſſnng gegeben hat , und
es wird daher faſt ganz auf diefelbe Weiſe re:
giert, wie unter der engliſchen Oberherrſchaft, die freilich ſehr wenig bedeutete ; es war bei der Re: volution nichts weiter n$thig , als ſich von dieſer
Oberherrſchaft loszuſagen , und der Staat beſtand 9
ohne weitere Veränderung völlig als Democratie. Die Generalverſammlung war und iſt im Beſitz der gefeßgebenden Gewalt. Sie beſteht aus zwei Kammern , in deren erſterer der Gouverneur und
zehn Affiftents fißen; welche jährlich gewählt werden , und worin der Gouverneur práſiðirt, jes dodh nicht mehr als eine Stimme hat. Die zweite Kammer beſteht aus den Abgeordneten der Städte und Ortſchaften , und heißt daher das
Haus der Repräſentanten , welche halbjährig gea wählt werden . Die General: Verſammlung iſt in gewiſſen Fällen höchſter Gerichtshof. Sie er: nennt die fämmtlichen Officiere der Milif, und
führt auch, ſo lange die Sißungen Bauern , felbft den Oberbefehl. Außerdem giebt es aber auch 13
.
194 noch freiwillige Artillerie - Compagnien , die ſich
ihre Offictere felbft wahlen.
Die höchſte anos
úbende Gewalt iſt dem Statthalter, und in deffen
Abweſenheit dem Vice - Gouverneur überlaffen. Um dazu erwählt zu werden wird weiter nichts
erfordert, als daß er ein Freigut mit Stimmrecht beſike. Man findet kein Beiſpiel ſeit 1651 , daß derfelbe Gouverneur zwei Jahre hinter einander wieder erwählt worden wäre. Der Staat kennt jeßt gar keinen Unterſchied der Religionen, (nach : dem 1783 das Gefeß von 1663 , Demzufolge die 1
Katholiken bloß geduldet wurden , aber von allem Antheil an Staatsamtern ausgeſchloſſen waren, widerrufen iſt) , und noch weniger weiß er von
einer Kirche. Das Sefek ſchůßt jeden Bürger,
und jeder, der an ein hodiſtes Wefen glaubt, ge nießt der Bürgerrechte in ihrer weiteſten Ausdeh , nung. Ale kirchlichen Einrichtungen ſind gånglich dem freien Willen der Einwohner überlaſſen. Man
Bezahlt keine offentliche Abgaben und Ortſchaftos taren zur Unterhaltung der Geiſtlichen , fondern
jede Gemeinde, die fich zum Gottesdienſte vereis
nigt, wählt, befoldet und entlaßt ihren Geiſtlis chen nach Belieben. Ja die Verfaſſung beſtimmt ſogar, 'daß kein mit dem Prediger über feinen Ges
halt gemachter Vertrag (Ber " gar nur auf ein Jahr
geſchloffen wird) im Gerichte gåltig iſt, und dieſer alſo denfelben nie durch obrigkeitliche Hülfe eins
195
treiben kann , ſondern gänzlich von der Redlichs keit der Gemeinde in Anſehung der Bezahlung abhångt.
Obwohl dies ſehr unſicher iſt, ſo wollen
doch einige behaupten , daß die Prediger faſt durchs gehends gut unterhalten werden ; und keiner , der ſein Amt würdig verwaltet , über Mangel zu klas gen habe. “ Der Vorwurf der Irreligioſitat, der ſich noch wohl von den Verfolgern der erſten Colos
niften herſchreibt, ſcheint ungegründet” (nadh Ebes ling ). Das Landvolk liefet viel die Bibel , and die Hausvåter halten ihre gewöhnlichen Hausans dachten ; hingegen wird der öffentliche Gottesdienſt in manchen Ortſchaften , auch in den Städten , vont dein größten Theil der Einwohner ſehr vernachs låffigt. Eine natürliche Folge von dieſen Einrichs tungen iſt eine große Verſchiedenheit der Secten
aller Art. Manche Einwohner halten ſich zu gar keinem dußerlichen Religionsbekenntniffe. In dem
Collegium zu Providence iſt aller poſitive Religia onsunterricht gånzlich ausgeſchloſſen . Für Schus Yen , beſonders für Land- und Volksſchulen wird
wenig geſorgt, die Regierung bekümmert ſich dars um aừzuwenig. Ueberhaupt låßt ſich wenig Rühmliches von der wiſſenſchaftlichen Cultur in Rhodes Island ſagen . Die Stempelacte warð in
Rhode - Island mit großem Unwillen aufgenoms men , nicht ausgeführt, und große Unordnungen fielen dabei vor, Ihre Widerſeßlichkeit zeichnete 134
196
ſich noch beſonders dadurch aus , daß bei den bars, und in den nådyſten Jahren folgenden Unruhen und
geſekwidrigen Handlungen , beſonders gegen Zoll: fchiffe und Beamte , eß nie möglich war , felbſt nicht durch die größten ausgelobten Belohnungen , die
Thater herauszubringen. Dagegen iſt andererſeits merkwürdig, daß Rhode : Island in feinen Addreſſen an den König Carl II. , Jacob II. , Wilhelm III. und zulegt noch an die Befehlshaber der engliſchen
Truppen eine demüthige, faſt kriechende Sprache gegen die Regierung des Königs führte. Die Wis derſeßlichkeit der Provinz dauerte auch ſpåter fort; ſie war namentlich am meiſten den allgemeinen Eins
richtungen der Union , der Einführung der neuen Conſtitution entgegen. Sonderbar iſt es , daß ſeit 2
der Revolution ſich zuweilen unter den Einwohnern des Staats oder einzelnen Claſſen derſelben eine
Neigung gezeigt hat , Corporationen zu bilden.
Zu Providence haben ſich die Handwerker und Manufacturiſten in eine Art von Geſellſchaft ver: einigt.
Ebenſo waró die Stadt New
Port am
Ende des Revolutionskriegs zu einer City incorpo: rirt , und als folche von einem Mayor , den Al. dermen und einem Gemeinderath ( common coun
cil) gut regiert, allein der demokratiſde Geiſt der Einwohner warf dieſe Einrichtungen wenige Jahre nachher über den Haufen. Seitdem beſteht die Regierung wieder 'wie früher , aus einein
}
197
Stadtrath (town- council ) von fechs Perſonen,
die nebſt dem Stadtſchreiber , dem Schaşmeiſter und Syndicus ( town - sergeant) , einer Menge
Unterbedienten , Handels- und Gewerbsaufſeherny
Gerichtsbebienten , bis zu den Straßenvögten hins ab , jährlich in der Stadtverſammlung (town, meating ) gewählt werden , und alſo wol fchwers lich ( felbſt nach Ebeling ) alle gute Beamte feyn können .
24
Vermont
Die Bewohner von Vermont hatten feit lans ger Zeit immer Streitigkeiten mit New York, und benußten die erſte Gelegenheit , ſich von allex Verbindung mit dieſem Staate loszuſagen . So bald der Congreß die Unabhängigkeit der Ver: einigten Staaten erklärte , betrachteten ſie ſich als ein vsllig in den Zuſtand der Natur igu:
rückgekehrtes Volk ; Großbrittanien 7 fagten ſie, hatte ſein Recht der Oberherrſchaft verwirkt , das der New
kannt.
batten fie
:
Sie beriefen daher 1776 einen Sondent,
und derſelbe machte, ohne Uebereinkunft mit den übrigen Colonien , bekannt , daß ſie ſich von nun
an ſtets als einen unabhängigen Staat betrachten und ihre Regierungnacheignem Gutbúnken ordren
wollten. Damals ward aber Vermont, noch nicht anerkannt , ſondern erft ſpåter ift es in den Bund
198
aufgenommen. Die Conſtitution , 1777 errichtet, und 1786 revidirt , beſteht aus der Erklärung der Rechte des Volkes und der Beſtimmung über
die Regierungsform .
Die Erklärung der Rechte
tft faft wörtlich aus der von Maſſachuſetts genoms men , nur einiges iſt genauer beſtimmt. Ein Ur .
tikel verbietet der Regierung ausdrücklich, ſich in Religionsfachen zu miſchen , doch follen Chriften gehalten ſeyn , den Sabbath zu feiern , und eine ihnen gefällige Art Offentlichen Gottesdienſtes zu unterhalten. Nach den Beſtimmungen der Regies
rungsform follen iin Staate Vermont die geregges bende , die ausübende und die richtende Gewalt ftets von einander getrennt feyn , keine dieſer Gewalten
aber der andern ſich anmaßen. Die gefeßgebende
beſteht allein in den Haufe der Repréſentanten ber fåmmtlichen Freihalter oder der Generalvers ſammlung. Der zum Repréſentanten Gewählte muß eine Erklärung unterſchreiben , daß er einen vergeltenden Gott glaube , die Bibel alten und neuen Teftaments " für gåttlich" eingegeben halte
und fich zur proteſtantiſchen Religion' bekenne. Eben dieſe Religionsverſicherung můffen alle bårs
gerliche Bediente des Staats von ſich ausſtellen. Außer der Gefeßgebung und Auflage der Garen. kommt es der Generalverſammlung zu , Offentlichen Beſchwerden abzuhelfen , Staatsverbrecher anzua
klagen , Incorporationsbriefe zu ertheilen , Grafs
199
fchaften , Ståbte
Flecken und Ortſchaften zu era
richten , und jährlich die Abgeordneten des Staats
zum Congreſſe zu ernennen . Sie wählt gleichfalls
gemeinſchaftlich mit dem Rathe jährlich oder of ter , wenn es nöthig iſt , die Richter der verfchies
denen Gerichtshofe , die Sheriffs und Friedens: richter ; ſo wie auch , wenn es erfordert wird,
die Generalmajore und Brigadegenerale. Allein fie hat keine Macht, das Geringſte in der Conftis
Alle vorgeſchlagenen Gefeße müſſen , ehe ſie gúltig werden , von der Generals
tution zu åndern.
verſammlung dem Gouverneur und ſeinem Rathe
zur Durchſicht und Gutheißung ( revision and con currence ) vorgelegt werden , welche ſchriftlich
Penderungen darin vorſchlagen können. Verwirft die Generalverſammlung dieſelben , fo hat der Gouverneur und ſein Rath das Recht, das Durchs
gehen der Bil bis zur nächſten Sigung der Genes ralverſammlung aufzuſchieben .
Senbet aber der
Gouverneur die Bil nicht innerhalb fünf Tagen
oder vor Aufhebung der Sißung zurück , to wird fie-dennoch zum Gefeße. Die ausübende Gewalt hat der Gouverneur
nebſt dem Unterſtatthalter und dem Rathe, wel: cher aus zwólf Mitgliedern beſteht. Alle werden
pon den Freihaltern jährlich gewählt. Das gerichtliche Verfahren geſchieht im Namen }
uno auf Autorität der Freihalter in Staate
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Permont, Bei ber Miliz erwählen die Compags nien ihre Capitains and alle Subalternofficiere , wenn Stellen erledigt werden , felbft. Die Capis
taine und Subalterne ernennen die Feldofficiere ihrer Regimenter , und von dieſen werden die Staabsofficiere gewählt. DerGefeßgebung kommt gemeinſchaftlich mit dem Rathe die Ernennung der Brigadegenerale und Generalmajorezu .
Der
Unterſtatthalter iſt ſtets der Generallieutenant des
Staats. Der Gouverneur , obwohl Generalcapi: tain » ziehti nie ins Feld , außer auf Verlangen des Rathe.
Alle ſieben Jahre werden dreizehn Perſonen auf die nämliche Weiſe, wie der Rath , 'gewählt,
( nur darf keiner" von ihnen Mitgließ des Raths oder Repräſentant feyn ) , welche ver council of censars heißen . Dieſe follen unterſuchen , ob die Conſtitution in allen Stücken beobachtet fen , ob
sdie gefeßgebende und ausübende Gewalt ihrePflicha ten beobachtet und keine großere Macht , als wozu
ſie berechtigt war , an fidh geriffen habe. Sie una terſuchen ferner , ob die Faren nach Gerechtigkeit bertheilt und erhoben , ob die offentlichen Gelder
gut angewandt und die Gefeße gehörig ausgeübt worden . Sie ſind daher berechtigt , Bürger vor : szuladen und ſich die Staatópapiere und Rechnung
gen vorlegen zu laſſen , kønnen offentliche Verweiſe
ertheilen , Anklagen der Beamten vorføreiben,
201
und der Gefeßgebung empfehlen , ſolche Gefeße; die ihnen nachtheilig ſcheinen , abzuſchaffen. : #de dieſe Macht beſiken fie. Ein Jahr lang.
Wenn
zwei Drittel der Cenſoren en verlangen , können ſie einen Convent ausſchreiben , welcher innerhalb zwei
Sahren zuſammenkommen muß, um die Conſtitution nachzuſehen , zu erklären und zu verbeſſern . Die
vorgeſchlagenen Zufäße und Veränderungen müſſen aber wenigſtens fechs Monate vorher Offentlich bes
kannt gemacht werden , damit das Volk ſie überler
gen , und feinen Abgeordneten darüber Verhal: tungsvorſchriften ertheilen könne. -
3. Virginia. Die Einwohner von Virginien ſind großtene theils Uckerbauer, Manufacturen ſind verhålt:
nißmåfig nur in fehr geringer Anzahl, und Han del und Schiffahrt beſchäftigen ebenfalls wenige Perſouen. Es giebt daher nicht viele Stádte, und die Landbauer wohnen ſelbſt größtentheils nidyt in Dörfern , fondern auf einzelnen zerſtreuten Bes
fißungen. Sehr viele der kandeigenthümer haben ein bedeutendes Vermögen , und ein nicht geringer
Theil deſſelben beſteht in Negerſclapen , die jedoch
feit 1778 nicht mehr eingeführt werden dürfen . Die Nachrichten über den Religionszuſtand in dieſem Staate ſind ſehr verſchieden ; doda fino
fie größtentheild nichts weniger alo, vortheilhaft.
202
Unter der engliſchen Oberherrſchaft war die biſchof lidhe Kirche bie herrſchende und hatte bedeutende
Befißungen , wenn gleich ſchon im Anfange des Revolutionskrieges faft zwei Drittheile der Eins wohner Diffenters waren. Die Erklärung der Rechte , welche der Verfaſſungsurkunde des Freis ftaates vorgereßt ward , ſprach allgemeine Relis
gionsfreiheit aus . Ungeachtet deffen wußten die Auhanger der Hochkirche , welche nun den Namen der proteſtantiſch biſchöflichen Kirche annahm , es von der Generalverſammlung zu erhalten , daß ſie
förmlich incorporirt und ihr die Pfarrländereien ; welche ſie befaß , beſtåtigt wurden. Später wurs den dennoch die Pfarrländereien von der Regierung in Anſpruch genommen , und feitdem waren die biſchoflichen Prediger , eben ſo wie die der andern Gemeinden , in Anſehung des Unterhalts lebiglich
von ihren Gemeinden abhängig , wodurch allmählig die Zahl der Prediger und der Kirchen ſich ſehr bedeutend vermindert hat.
Nur in den Städten
und großern Dörfern , obgleich bei weitem nicht in allen , finden ſidy Kirchen und Geiſtliche ; beſons ders wird von den deutſchen Ortſchaften gerühmt, baß ſie am meiſten dafür Sorge tragen. - In den weſtlichen Grafſchaften find begreiflicherweiſe nur Fehr wenige Kirchen und Bethäuſer. Ueberhaupt fcheint, wenn man den Nachrichten felbft america: niſcher Schriftſteller trauen will, ein großer Theil
203
von Virginien ( der niedere und mittlere ) fich zu keiner chriſtlichen Religionsparthei zu bekennen. ( Ebeling ). Gi Unter allen Staaten des Bundes forgte, wie
felbft Ebeling erzählt , keiner lange Zeit hindurch ſo wenig für den Sffentlichen Unterricht , als Virs
ginia ." Die biſchoflichen Geiſtlichen und zulegt auch die von den andern Bekenntniſſen gabeni blos ihren Pfarrkindern einigen Unterricht in der Relis gion , und die reichern Einwohner fandten ihre Kinder zur Erziehung nach England. Alles dieſes körte aber während des Revolutionskrieges gånz lich auf, und ſelbſt das vom König Wilhelm III.
geſtiftete Collegium warb aufgeldfet , jedoch nach dem Friedenwieder hergeſtellt. Es verlor indeffen durch den Krieg mehr als die Hälfte ſeiner Eins 3
künfte , und man ließ deshalb zwei theologiſche Profeffuren , welche , wie Ebeling ſagt, der allgès meinen Religionsfreiheit des Staats gar nicht gemaß waren , eingehen , beſonders da man Stela
len für einige dem Staate nothwendige Wiflens
ſchaften errichten mußte. 3. Die Staatsverfaſſung von Virginien ward ſchon im F. 1776 von einer allgemeinen Verſamnia lung der Ubgeordneten der Grafſchaften entworfen, jedoch iſt ſpäter von Zeit zu Zeit einiges darin geändert worden . Die Erklärung der Menſchens
rechte, welche der Verfaffungsurkunde vorgeſegt
1
204
iſt, enthalt im Weſentlichen dieſelben Grunbrake, wie die aller übrigen Staaten. Die geſehgebende Gewalt heißt die general assembly of Virginia und beſteht aus dem Hauſe der Abgeordneten und dem Senate.
In dem house of delegates figen
zwei für jede Grafſchaft gewählte Stellvertreter,
und zwar ſolche , bie wirklich als Freihalter darin anſåſig ſind , und die geſekmåßigen Eigenſchaften haben . Dieſe beſtehen darin , daß man ein und zwanzig Jahre alt ſer , als Freihalter fiinf und zwanzig Acres Land mit einem Wohnhauſe befiße ; oder duß man in einer dazu berechtigten Stadt ein eignes Haus von beſtimmter Größe und funfzig Pf.
Verinogen habe. Die Mitglieder werden jährlich gewählt , können aber während der Zeit durch die vereinten Stimmen beider Häuſer ausgeſchloſſen
werden. Das Haus der Abgeordneten beſteht aus mehr als zweihundert Mitgliedern, der Senat hina gegen nur aus vier und zwanzig , zu deren Wahl
der Staat in eben ſo viele Diſtricte getheilt iſt. Jeber måhlbare muß über fünf und zwanzig Jahre alt und in dem Diſtrict, welchen er vertritt, wohna haft ſeyn . Sáhrlich treten fechs Mitglieder aus.
sedes Haus wähft feinen Sprecher felbft. Alle Gefeße haben ihren Urſprung im Haufe der 46: geordneten und werden vom Senate beſtätigt oder perworfen , oder mit Einwilligung des Hauſes der #bgeordneten verbeſſert ; nur Gelobilo muß der
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Senat geradezu annehmen oder verwerfen. Alle Geiſtlichen ſind von der Wahlfähigkeit in beiden Håuſern ausgeſchloſſen. Die vollziehende Gewalt hat der Gouverueur
mit ſeinem Rathe. - Jener wird durch das vereinte Stimmgeben beider Häuſer jahrlich gewählt. Es kann aber derfelbe nur drei Jahre nach einander gewählt werden , und iſt erſt vier Jahre nach Niederlegung dieſer Würde wieder wahrfähig. Er hat keinen bedeutenden Gehalt und übt die vollziehende Gewalt nie ohne Gutachten des Staatss raths aus. Dem Gouverneur kommt das Recht
zu ; Aufſchub der Strafe oder Begnadigung zu verleihen , ausgenommen wenn das Haus der 26 geordneten der Klåger iſt , oder ein beſonderes Ges
Teß es verbietet , in welchem Falle blos das Haus das Begnadigungsrecht hat.
Er darf die Genes
ralverſammlung während ihrer Sigungen nicht aufheben und auch nicht vertagen . Der geheime Rath , privy council oder council of state, beſteht aus acht Mitgliedern , welche wie der Sous
verneur gus der Generalverſainmlung oder aus dem Volke erwählt werden. Sie wählen jährlich aus ihrer Mitte einen Präſidenten , der im Fall des Todes oder anderer Unfähigkeit des Gouver. neurs deſſen Stellvertreter ift. Das Tagebuch des Raths wird auf Verlangen dem Hauſe der Ubgeordneten vorgelegt. Die Mitglieder des
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Raths können , fo langè fie im Umte bleiben , keinen Siß in der general - assembly, erhalten . Zwei von ihnen werden durch gemeinſames Stims men beider Häuſer am Ende jedes dritten Jahres entlaſſen , und können in den nächſten drei Jahren
nicht wieder gewählt werden. Der Gouverneur ernennt fåmmtliche Officiere der Miliz nach dem Gutachten ſeines Raths und nach der Empfehlung der Grafſchaftsgerichte.
Auch kann der Gouvers
neur mit Beiſtimmung des Raths die Miliz auf: bieten und verſammeln , und hat alsdann die Leis
tung derſelben . Die vielen Gefeße, worin ſpåter der Umfang der vollziehenden Gewalt genauer þes ſtimmt worden iſt , laſſen dem Gouverneur faft gar keine Gewalt übrig , indem er beinahe in allen
Dingen an die Einwilligung des Raths gebunden ift. Er hat weniger Gewalt als in irgeno einem andern Staate. An der Geſexgebung nimmt er
gar keinen Antheil ; doch iſt es bergebracht, daß er jährlich der Generalverſammlung bei Ersffnung ihrer Sißungen ſchriftlich einen Bericht über den
Zuſtand der Republik vorlegt, wobei er Vorſchläge zur Verbeſſerung von Gefeßen zu macheu pflegt. Die beiden Häuſer der Generalverſammlung ernennen durch gemeinſchaftliches Stimmen die Mitglieder aller hohern Gerichte, welche während
guten Betragens in ihren Aemtern bleiben , und vom Gouverneur die Beſtalluug erhalten.
1
207 Listing
4.
New
York .
Von Anfang an gab es in New York fehé
große Landbeſikungen , und die Eigenthümer ders felben bildeten mit den reichen Saufleuten ber Städte New York und Albany eine bedeutende Ariſtocratie.
Die Landeigenthümer machten die
alteſten Familien im Staate aus , deren Namen von früher Zeit her großes Anſehen und einen bes deutenden Einfluß in den Angelegenheiten der Pros vinz verſchafften . Von dieſen großern Landeigens thümern war oft eine große Zahl der Einwohner abhängig , welche als Pachter oder als Lehnsleute auf ihren Sútern wohnten. Seit der Revolution
hat ſich aber hierin ſehr viel geändert, indem die Regierung feit der Zeit eine Menge von Gefeßen gegeben hat , welche der Bildung oder Befeſtigung ariſtocratiſcher Verhältniſſe direct entgegen find. Dahin gehört die Beſtimmung , daß nur { ånders
verleihungen von ſehr beſchränkter Große gemacht, und daß jede neue Ortſchaft blog nach einzelnen Antheilen verkauft werden ſoll ; nicht weniger das Gefeß , welches gleiche Gütervertheilungen unter alle Kinder derjenigen , die ohne Teſtament
ſterben , befiehlt , ſo wie dasjenige , wodurch alle Herrendienſte abgeſchafft werden . Die königliche Regierungsform der Provinz begünſtigte ſehr die Bildung der Ariſtocratie ; und daß wirklich News
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York rich in dieſer Hinſicht vor allen andern Colo nien auszeichnete , davon iſt nichts ein beſſerer Bes
weiß , als der feindſelige Ton , in welchem Ebeling von allen dort bis zum Ende des Revolutionsfrie
ges beſtehenden Verhältniſſen ſpricht , und als das Lob , welches er der Parthei in vollem Maaße ertheilt , die feitdem foviel , wie irgend möglich,
ſich bemüht hat, alles zu democratifiren . fagt : Der leşte Krieg hat der politiſchen Dens kungsart der New Yorker eine ganz andere Rich
tung gegeben ; dieſe hatte fonft einen überwiegens den Hang zum Royalismus , welcher von den vors nehmen Familien begünſtigt wurde. Es drohte
fchon eine Art von Adel zu entſtehen. Der Reiche thum und große Luxus dieſer Vornehmen , welche auch die Häupter der Regierung waren , ftand der Aufklärung ſehr im Wege , welche ſich um ro went: ger auf das gemeine Volk verbreiten konnte , jes
mehr es von allem Antheil an der Regierung ents fernt und von dem hxhern Stande abgeſondert gea halten wurde . "
青1
Daß in dieſer Colonie , deren innere Verhälts
niſſe einen bedeutenden Schug in der Verbindung init dem Mutterlande finden mußten , viel weniger Anhänger der Revolution auftraten , iſt wohl nicht zu
permundern. Zwar fand die Stempeltaxe auch
in New York keinen Beifall , und die Generals
Werſammlung :machte. ſelbſt Erklärungen dagegen 1
209
bekannt , wobei jedoch keine Spur eines Strebens nach Unabhängigkeit ſich zeigte ; die Aufhebung der Stempelacte verbreitete große Freude in der Provinz , und die Generalverſammlung ließ bem Könige und Pitt aus Dankbarkeit koſtbare Bilds
fåulen in der Hauptſtadt errichten. - Bald nachler hatte die Generalverſammlung wegen des Verlans gens , daß den königlichen Truppen einige Bedürfs uiffe geliefert werden ſollten , Streitigkeiten mit dem Miniſterium ; doch gab ſie den Forderungen deffelben nach, wobei die Geſchicklichkeit des Gous verneurs Moore ſich beſonders wirkfam zeigte. Dieſer ſtarb zwar bald nachher; doch war das Mtu
nifterium bei der Wahl der Gouverneurs für News York glücklicher, als dies in Rückſicht der andern
Provinzen behauptet werden kann , indem ſowohl Moores Nachfolger, Lord Dunmore , als William
Tryon , der legte engliſche Statthalter , die Gez neralverſammlung in einer fehr günſtigen Stim : niung zu erhalten wußte.
Freilich nochte ihre
Lage in New - York viel weniger ſchwierig reyni, als in den Colonien , wo die Krone gar keine oder
ſehr wenige Unhänger hatte. : Denn wie ungern die Bewohner von New York ſich von England trenns ten , ſieht man auch an der geringen Strenge; mit welcher die dortigen Kaufleute die Nichteinfuhrs Verbindung beobachteten , und wie ſie ſich mehrmals bemühten , die Aufhebung derſelben zu bewirken . 14
210
Dem widerfekten ſich aber die Bewohner von Philadelphia und Boſton , and Charlestown bes Tchloß gar mit New - Yort allen Handel abzus
brechen , weil der übernommenen Verpflichtung entgegen fehr viele Engliſche Waaren dort einges führt waren. Es wurden zwar von New York
neun Deputirte zum Generalcongreß der Colonieu geſchickt , aber mehrere derſelben wiberfekten fich auf das beſtimmtefte den Maßregeln deſſelben,
und proteſtirten nach ihrer Zurückunft gegen einige feiner Beſchlüffe. Die Generalverſammlung bers warf fogar im Anfange des Jahres 1775 geradezu die Vorſchläge des Congreſſes. Indeſſen iſt doch
nicht zu behaupten , daß die königliche Parthet auch außer der Generalverſammlung durchaus übermächtig geweſen wäre ; vielmehr bildeten die Segner derſelben einen Ausſchuß , welcher ſich ihr entgegenſtellte , und init der Ausführung der von
dem Congreß empfohlnen Maßregeln beſchäftigte, woran die wenigen königlichen Truppen , die ſich damals Sort befanden , ſie nicht zu hindern iin Stande waren . Die Unhanger des Congreffes
übten ſich fleißig in den Waffen , wagten es aber nicht , eine entſchieden kriegeriſche Stellung anzus nehmen , indem ſie es den Neu : Engländern übers ließen , die im Norden der Provinz gelegenen
Forts zu befeßen und den Anfang der Feitidſeligs keiten innerhalb der Grenzen von New York zu
211
machen. Nicht lange nachher kam Tryon aus England zurück , und warb von dem Magiſtrate
der: Hauptſtadt , ſo wie von der Generalverfamms lung auf das ausgezeichnetfte empfangen . Aber auch der Provinzialconvent fäumte dagegen nicht, dem General Washington auf feiner Reiſe zur Armee feierlich Glück zu wünſchen . Zulegt begab ſich der Statthalter jedoch an Bord eines königlis dhen Packetboots , und erwartete im Hafen die Ankunft engliſcher Truppen . Aber auch ſeine Entfernung führte keinesweges zu einer engen Vers bindung mit den übrigen Colonien , und es wirð
dadurch offenbar , daß die dauernde Unhänglichkeit dieſer Provinz für das Mutterland vielmehr auf
ihren innern Verhältniſſen als auf zufälligen Ers eignifſen bernhete. Man behauptet , daß Tryon , welcher noch immer vor dem Hafen von New York
umherkreuzte , mit dem Mayor der Stadt eine Verabredung traf , fich Waſhingtons zu beinacha tigen ; in welche Verbindung gegen zweihundert Perſonen verwickelt geweſen ſeyn ſollen , die ſich erklärten , ſie wollten lieber unter einer beſtimms
ten Regierung , als unter einer ungewiſſen Volkss herrſchaft leben , lieber dem Brittiſchen Löwen dienen , als unter den Inſekten VTeu - Englands kriechen . Seit dem Jahre 1776 war die Stadt New - York und ein Theil des Landes von der
engliſchen Armee befekt, und erſt der Pariſer 14 *
212 Frieden von 1783 vereinigte dieſen Staat mit den übrigen Solonien . Die New - Yorker bildeten
während des Krieges ein nicht unbedeutendes Hálfscorps der engliſchen Armee , und die Milij der Hauptſtadt übernahm ſelbſt im Winter 1779 allein die Vertheidigung derſelben , als die engliſche
Armee nach Süd - Carolina geführt ward . Sehr viele Familien , welche beſonders thatig für die Sache des Mutterlandes geweſen waren , verließen feitdem New York , und ſiedelten ſich theils in Neu -Schottland ani , wo ſie die Stadt Shelburn ans legten , theils in Ober- Canada , wo ihnen weitläufs
tige Lanóſtriche angewieſen wurden . Für eine der Unabhängigkeit günſtige Veränderung der Geſin : nungen in New York wirkte der Aufenthalt des Congreſſes in der Hauptſtadt diefes Staates nicht wenig , welcher bis z. S. 1793 daſelbſt blieb .
Durch die neue Conſtitution iſt allgemeine Religionsfreiheit ausgeſprochen , und ein neueres
Gefeß von 1784 hat die völlige Gleichheit aller Religionsbekenntniſſe feſtgeſegt , ſo wie die von der
2
engliſchen Regierung der biſchoflichen Kirche ers theilten Vorrechte aufgehoben . Die Gemeinden jedes Bekenntniſſes wählen ihre Prediger ſelbſt und unterhalten ſie. Wenn ſie drei bis neun Gús teraufſeher , trustees ernennen , ſo werden dieſe als einé Corporation betrachtet , und können als
folde liegende Gründe von zwölfhundert Pf. jáhra 1
213
lidher Einkünfte beſigen. Die zum Unterhalt der
Prediger und Kirchen nothigen Gelder werden, wenn dieſe nicht begåtert ſind , durch Unterſchrift oder durch eine Abgabe von jedem
Kirchenſtuhl
aufgebracht. Die biſchoflidze und die holländiſche Kirche in der Hauptſtadt haben beträchtliche Lands gåter. Die fåmmtlichen biſchöflichen Geiſtlichen ſtehen jegt unter einem eignem Biſchof , welche Würde dem erſten Prediger derſelben zu News
York , jedoch ohne irgend damit verbundene Eina künfte , zuſteht. Es exiſtirt feit 1754 in der Hauptſtadt eine Univerſität , welche ehemals Kings-College hieß
und jeßt Columbia - College genannt wird. Nach Ebelings Ungabe find die Medicin , die Natura lehre und die Aſtronomie die Wiſſenſchaften , welche hier mit dem großten Erfolge getrieben werden. In den alten Sprachen bleibt man ganz zurück, und die orientaliſchen werden gar nicht gelernt.
Das Studium der Geſchichte wird vernachläſſigt,
Theologie und Rechtswiſſenſchaft gehören gar nicht zu dem Plane der Univerſität. . Seit der Revolus tion ſind an verſchiedenen Orten Academien entftans den , welche Corporationer bilden , und als ſolche liegende Gründe beſigen können deren Werth nidit über viertauſend Bushel Weizen jährlicher Einkünfte betragen darf. “ Zur Aufſicht über alle
Sffentliche Lehranſtalten wurde (nad) Ebeling) 1784
214 ein Collegium unter dem Namen einer Univerſitat oder der Regents of the university of the state of New York errichtet. Dies beſteht aus ein und zwanzig Perſonen , unter welchen der jedess
malige governor und Unterſtatthalter von Amtss wegen find. Sie wählen gemeinſchaftlich einen Kanzler und andere Beamte , welche dieſe Stellen ſo lange beſigen , als das Collegium es für gut findet. Die Mitglieder dieſer Univerſität find auf immer incorporirt , und ſie können ein Vermögen bis zum jährlichen Einkommen von 40000 Bushel
Weizen erwerben .
Ihnen kommtdie Unterſuchung
aller einverleihten Academien und Schulen im
Staate zu , fie machen Gefeße und Verordnungen
für dieſelben , welche jedoch der Staatsgefeßen nicht zuwider feyn dürfen ; auch befeßen ſie die Stellen der Präſidenten der Collegien und der Principalen der Academie , wenn ſie länger als ein Jahr offen gelaſſen werden. Sie ertheilen alle gelehrte Wurs
den , die über Baccalaureus und Magiſter find, und können Collegien 2c . , die dazu geeignet ſind, und deren Einrichtung fie billigen , incorporiren,
auch Academien , wenn ſie gehörigen Fond haben , gu Collegien erheben. Die Mitglieder der Unis verſitat dürfen aber bei keinem von dieſen als
Vorſteher , Präſidenten oder Principale angeſtellt feyn . " +
215
Die Verfaſſungsurkunde von New York ift ſchon im I. 1777 in einem Convente von Deputirs.
ten entworfen , welche von der Grafſchaften gewählt waren , die ſich gleich im Anfange des Krieges der
brittiſchen Oberherrſchaft entzogen hatten.
Dieſe
Conſtitution enthält keine ſolche Declaration der Rechte, wie ſie den Verfaſſungsurkunden der meis
ften andern Staaten vorgeſegt iſt , und es finden ſich auch außerdem einige Beſtimmungen barin, welche nicht ganz mit denen der andern Staaten übereinſtimmen . Die Gefeßgebung iſt in den Händen der Staatsverſammlung und des Senats, welche ſich jedes Jahr wenigſtens einmal verfam
meln müſſen , um die ihnen zuſtehenden Geſchafte
auszuführen.
Die Repréſentanten werden von
den Freihaltern in den Grafſchaften aus dieſen ges wählt , und es ſind deren ungefähr ſiebenzig . Der
Senat beſteht aus vier und zwanzig Mitgliedern, deren Wahler ein Freigut von wenigſtens hundert Pf. reiner Einkünfte befişen múffen . Sie werden auf vier Sahne ernannt, und gleich nach der Wahl durch das Loos in vier Claſſen getheilt , von wels chem die in der erſten Claſſe nach Verlauf eines
Jahres , die in der zweiten im folgenden Jahre abgehen u. ( ..w . Xußerdein iſt, damit keine Ges
feße übereilt gegeben werden mögen , sein Revis
fionsrath , council of revision angeordnet wors den , welcher aus dem jedesmaligen Gouverneur,
216
den Mitgliedern der Obergerichte , oder je zwei
von denſelben , nebſt dem Unterſtatthalter beſteht. Diefem liegt es ob , die Bils der Gefeßgebung, ehe ſie rechtskräftige Gefeße werden , zu unterſus. chen. Daher müſſen ſie , ſo oft die Sefekgebung ihre Sikungen hält , ſich verſammeln , wo ihnen dann alle vorgeſchlagenen Gefeße erſt vorgelegt werden. Wenn ſie , oder die Mehrheit derſelben
fie verwerflich finden , fo renden fie dieſelben mit den ſæhriftlich aufgefeßten Gründen der Verwerfung dem Hauſe der Verſammlung oder dem Senate, ( ie nadjdem die Bill in dem einen oder dem andern Hauſe ſeinen Urſprung genommen hat ) zurück. Dieſe rücken die Einwürfe gegen dieſelbe wSrtlich 1
in ihr Protocoll, und berathſdlagen von neuem darüber.
Wenn aber alsdann zwei Drittel des
Senats oder des Hauſes der Verſammlung darauf
beſtehen , daß die Bill durchgehe, ſo wird ſie dem andern Hauſe der Gefeßgebung mitgetheilt , wels ches ſie von neuem in Erwägung zieht , und wird, wenn gleichfalls zwei Drittel feiner Mitglieder das für ſtimmen , zum förmlichen Gefeße. Dies iſt auch der Fall , wenn etwa der Rath die Biż nicht
innerhalb gehn Tagen an die geſegebende Macht zurückſendet. Trúge es ſich aber zu , daß dieſelbe lich während dieſer Friſt ajournirte , ſo muß die Bill am erſten Tage , wenn ſie wieder zuſammen
kommt , ihr zurückgegeben werden .”
217
Die ausübende Gewalt ſteht dem Gouverneur zu , ber , zugleich init bein Unterſtatthalter, auf drei Jahre von denjenigen , welche die Senatoren wählen , aus ihrer Mitte ernannt wird. Er iſt
Oberbefehlshaber der Miliz und der Seemacht, und in ſeiner Abweſenheit der Vicegouverneur, ber auch von Umtswegen Präſident des Senats ift.
Der Sdaßmeiſter der Regierung wird von der Gefeßgebung ernannt . Die Ernennung aller úbris gen Staatsbedienten , ſo wie auch der Officiere der
Miliz , ſteht einem eignen council ofappointment zu , deſſen Mitglieder vier Senatoren ſind , und worin der Gouverneur den Vorſitz führt.
Das
Recht , die Beamten wegen ſchlechter Verwaltung anzuklagen , iſt der Staatsverſammlung vorbehal : ten , und es iſt ein eignes Gericht niedergerekt , um darüber zu urtheilen . Alle Prediger ſind durch
bie Conſtitution von jedem Staatsamt ausgeſchloſs fen , und können auch nicht in die Gefeßgebung gewählt werden ,
5. New Jerſey. Die erſten Einwohner von New : Jerſey was
Sdweden und Hollander , und die Sprache ren der ſich lextern hat
in
Außerdem haben ſich viele Familien aus Schottland und ans Neu : England hier niedergelaſſen . Es giebt faft
bis in die neueſten Zeiten erhalten.
218
nur eine Slaſſe der Einwohner , nåmlich die wohls Þabender aber nicht ſehr reicher Landwirthe , welche großentheils felbft an dem Ackerbau Theil nehmen,
indem die Zahl der abhängigen Bauern nicht ſehr bedeutend , und die der Negerſclaven verhältnißs måßig gering ift. Die Provinz war der Stempelacte zwar ents gegen ; doch wurden dadurch hier keine bedeutende
Unruhen veranlaßt. Dem Revolutionskriege war man meiſtens nicht geneigt, indem es theils ſehr viele
Königlichgeſinnte in der Provinz gab , theils die vielen Quaker ſchon wegen ihrer Religionsgrunds fake den Krieg nicht gern fahen. Auch nahmen fie an der Führung des Krieges felbſt wenigen Antheil. Die neue Conſtitution iſt vom 2ten Jul. 1776 .
Sie ward damals nur vorläufig gegeben , und
man erklärte , daß fie gånzlich aufhören rolle, wenn ſich die Colonien wieder mit dem Mutters lande ausſShnen würden.
Der darüber ausgefers
tigten Acte iſt keine beſondere Erklärung der Rechte vorgefegt. Die Gefeßgebung beſteht aus dem gefeßgebenden Rathe , legislative council , und der general - assembly , welche beide jährlich von
ben Freihaltern jeder Grafſchaft gewählt werden. In dem legislative council fißen dreizehn Mits glieder und der Gouverneur , welcher beſtändiger
Präſident des Rathes iſt. Außerdem wählt dieſer
219
fich aus ſeiner Mitte einen Vicepräſidenten , der in Abweſenheit des Statthakters ſeine Stelle vers tritt .
In den Rath kann niemand gewählt wers
den , der nicht ein Jahr vorher ſchon in der Graf: ſchaft, welche et vertritt , anſäſſig war , und nicht wenigſtens tauſend Pf. Vermogen beſikt. Die
Generalverſainmlung wird eben ſo wie der Rath nadh den dreizehn Grafſchaften gewählt, jedoch drei Repréſentanten aus jeder. Sie múffen mit fünfs
hundert Pf. Vermögen ſeit einem Jahre in der Grafſchaft anfäffig feyn . Das Wahlrecht haben alle volljährigen Einwohner , die funfzig Pfund reines Verinogen im Staate beſißen ; doch müſſen fie ſchon ein Jahr lang in der Grafſchaft wohnen, in welcher ſie das Wahlrecht ausüben wollen . Die
Generalverſammlung wählt ihren Sprecher und übrige Bediente felbft , entſcheidet über die Rechts
máßigkeit der Wahlen ihrer Mitglieder , und kann den Sprecher bevollmachtigen , ſie bei außerordents lichen Fällen zuſammenzurufen. Es darf aber keiner , der irgend ein richterliches oder mit Eins künften verbundenes Umt verwaltet , Siß in der
Generalverſammlung haben , Friedensrichter auss genommen. Wer zum Repréſentanten gewählt wird , und den Ruf annimmt , deſſen Umt iſt fos gleich dadurch erledigt. Ule Mitglieder des Raths
und der Generalverſammlung müſſen die Beibehals tung der jährlidhen Wahlen , des Gefchwornens
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gerichts , der Religionsfreiheit und der blog den Proteſtanten , von welcher Secte ſie auch feyn
mögen , zukommenden Wahlbarkeit zu Mitgliedern der Gefeßgebung und allen Staatsåmtern beſchwo: ren oder feierlich angeloben . Die vollziehende Gewalt iſt in den Händen des Gouverneurs , wels
cher von beiden Theilen des geſeßgebenden Körpers. jährlich durch gemeinſchaftliche Wahl in ihrer erſten Zuſammenkunft aus den Einwohnern des Staats gewählt wird. Der Gouverneur iſt Generalcapitain der Miliz , er fertigt die Beſtal:
lungen für alle Staatsbeamten und Richter aus,
pie von der Gefeßgebung ernannt werden. Es ſind: ihm drei , oder auch mehr Mitglieder des Raths als Staatsrath beigeorönet.
Die übrigen vors
nehmſten Staatsbeamten ſind : der Staatsſecretair, der attorney general , welche ale fünf Jahre von
der Gefeßgebung ernannt werden , und der Schaka meiſter , der jährlich gewählt wird. Sie können alle wieder ernannt , aber aud) wegen Mißverhala tens auf Anklage der Generalverſammlung von
dem Rathe entſegt werden. Die Mitglieder des Dbergerichts werden auf ſieben , alle übrigen Richa ter auf fünf Jahre gewählt. Das höchſte Gericht bildet der Gouverneur mit dem Rathe. Ihm ſteht
das Recht zu , Miſſethåter, ſelbſt die des Hody: verraths ſchuldigen zu begnadigen.
In den Grafs
( dhaften werden der Sheriff und die Coroners jáhra
221
lich gewählt, und erhalten ihre Beſtallung vom Gouverneur. Die Ortſchaften wählen ihre Ges richtsbedienten jährlich felbft. Alle Generale und Staabsofficiere der Miliz werden von dem gefega gebenden Körper ernannt , die Capitains aber und die Subalternen von jeder Compagnie erwählt. Aus dem Privatrecht iſt noch zu bemerken , daß
das neue Erbſdaftsgeſek von 1780 alle Vorrechte ber Erftgeburt abgeſchafft hat. Doch erhalt jeder Sohn doppelten Kindestheil. Der 18te Artikel der Conſtitution fegt völlige
Religionsfreiheit feft ; und verordnet , daß keiner, falls er ſich nicht freiwillig dazu verpflichtet habe, verbunden fer , den Zehnten oder irgend eine 264 gabe zur Erbauung von Kirchen oder zum Unters halt eines Predigers zu entrichten . Gewöhnlich vereinigen ſich die Einwohner eines Dorfes wes nigſtens zum Unterhalt eines Schullehrers für die Kinder . Audy für den höhern Unterricht hat New Verſey feit langer Zeit ein paar Sffentliche Collegien , die aber nicht zu den bedeutenderen in Umerica gehören. 6. Maryland.
In Maryland find ſehr viele große Beſißuns
gen , und das (and wird meiſtens von Schwarzen; ſowohl von Sclaven als Freinegern bebaut , deren
Zahl zwar nicht ſo groß , wie in den füdlichen
222 Staaten , aber doch ſehr bedeutend ift.
Eben das
ker nähern ſich die Einwohner von Maryland in ihrer Lebensart mehr den ſådlichen Staaten , als denen von Neu - England.
Un den Streitigkeiten mit dem Mutterlande
nahm Maryland von Anfang an einen weniger lebhaften Antheil , als die nördlichen Colonien , und ihr Beſtreben war dabei minder gegen die enge
liſche Oberherrſchaft, als gegen die erbeigenthúms liche Regierung gerichtet. Faſt während des gans gen Krieges ſchloß fich Maryland den Beſchlüffen Virginiens an.
Im I. 1780 ſchaffte die neue
Generalverſammlung den Grundzins des Erbeigens thảmers ab , und er erhielt gar keine Entſchädis gung weber dafür, noch für die eingezogenen Låns dereien , deren Werth auf ungefähr 600,000 Pro St. angeſchlagen wurde. Die neue Verfaſſung ward im I. 1776 ents worfen . Sie enthält eine Erklärung der Rechte in zwei und vierzig Artikeln , worin geſagt wird,
daß alle Regierung urſprünglich vom Volke hers komme und bloß auf einem Vertrage beruhe ; bas
hingegen von allgemeiner Gleichheit und Freiheit der Menſchen wohl deshalb nicht die Rede iſt, weil
dieſer Grundſaß ſich mit der Negerſclaveret nicht wohl vereinigen laſſen würde. Ferner ſagt ſie, daß die Lehre vom leidendenden Gehorſam (non
resistance) gegen willkührliche Macht abgeſchinadt,
1
223
fclaviſd) und dem Glúde der Menſchen entgegen
fey , daß das Volk eine verkehrte Regierung ans dern könne , und daß alle Machthaber dem Publis cum als ſolchem Rechenſchaft von ihrem Betragen fdhuldig reyen. Alle Wahlen müſſen frei und haus
fig ſeyn.
Jeder Eigenthúiner muß Stimmrecht
haben. Die gefeßgebende , vollziehende und richs terliche Gewalt müſſen gehörig getrennt ſeyn.
Stehende Heere dürfen , weil ſie der Freiheit ges fährlich werden können , ohne Willen der Geſeks gebung nicht errichtet werben . Um die Unabhåns .
gigkeit der Richter zu bewahren , follen ſie nebſt dem Kanzler ihr Amt nur ſo lange behalten , als ſie es gut verwalten. Die vornehmſten Lemter
der vollziehenden Gewalt können ohne Nachtheil für die Freiheit nicht lange in den Händen derſels ben Perſonen bleiben , müſſen daher abwechſeln. Ale Chriſten ſind zu gleichem Schuße der Relis
gionsfreiheit berechtigt; es darf deshalb niemand in dieſer Hinſicht gekränkt werden , es ſey denn, daß er unter dem Vorwande der Religion die Ses
ſeße der Moral breche, oder andere in ihren Recha ten beeinträch tige.
Niemand kann gezwungen
werden zur Unterhaltung eines offentlichen Gottesa
dienſtes beizutragen .
Indeſſen darf die Gefeßgea
bung eine allgemeine und gleiche Tare zur Unters ftúßung der chriſtlichen Religion auflegen , doch fc,
daß jedem einzelnen Bürger vergönnt fey , wenn
224
er mehr als ſeinen Antheil ber Abgabe bezahlt, dieſes Uebrige für eine gewiſſe Kirche', oder für die Armen feines Bekenntniffes zu beſtimmen. Alle Vermächtniſſe und Schenkungen an Kirchen und Pfarren , wozu die Gefeßgebung nicht Erlaub niß ertheilt , ſind ungültig , doch können bis zwei Acres zu einem Kirchhofe geſchenkt oder vermacht Kein anderer Eid wird erfordert , um zu einem Umte zugelaſſen zu werden , als ein Eid werden .
der Treue gegen den Staat und die ſchriftliche Ers klärung, daß man an die Chriſtliche Religion glaube.
Die Preßfreiheit foll unverleßlich feyn. ' Adliche Titel und erbliche Würden dürfen nicht bewilligt werden .
Die geſeggebende Gewalt heißt die general assembly , und beſteht aus dem house of delega tes und dem Senat. In dem erſtern fißen die
jährlich vom Volke gewählten vier Abgeordneten jeder Grafſchaft , nebſt zweien für jede city. Das Wahlrecht für die Grafſchaften haben alle Einwohs
ner derſelben , welche über ein und zwanzig Jahre alt ſind und ein Freigut von wenigſtens fünfzig Acres beſigen , wie auch alle Freimanner , die über dreißig Pfund in Vermogen haben.
Wåhlbar
find alle in der Grafſchaft ſeit einem Jahre wohns
hafte volljährige Bürger , welche im Staat ein Vermogen von fünfhandert Pf. beſigen . Das Haus der Abgeordneten wählt ſeinen Sprecher
225
felbft.
Es kann auch Mitglieder wegen ſehr
ungebührlichen Betragens ausſtoßen. Alle Gelds bills gehen von ihm aus. Es kann auf eids liche Zeugenausſagen alle Kolagen und Beſdhwerben unterſuchen , und jeden Staatsverbrecher in das öffentliche Gefängniß fezen , bis er zu gerichtlichem Verhér gebracht wird. Der Senat beſteht aus
funfzehn Mitgliedern , deren zwei für jede Grafs ſchaft und eines für jede city auf fünf Jahre ge wählt werden , jedoch nicht vom Volke unmittels bar, ſondern durch Wahlmanner. Die Senatoren
follen Månner von vorzüglicher Weisheit , Erfah rung und Jugend , über vier und zwanzig Jahr alt , über drei volle Jahre zunächſt vor ihrer Ers nennung im Staate anfäffiig , and Beſißer eines Vermögens von wenigſtens tauſend Pf. feyn.
Der Senat wählt ſeinen Präſidenten ſelbſt. Von der Theilnahme an der Geſebgebung find die Geiſtlichen aller Religionen ausgeſchloſſen ,
ſo wie alle , die im regelmäßigen Kriegsdienſte dér . Union ftehen , und auch die Staabsofficiere im Dienſte des Staats. Jede Bill erhält die Kraft eines Gefeßes, wenn ſie durch beide Häufer gegangen , und hierauf von dem Sprecher des Hauſes der Abgeordneten dem Gouverneur im
Senate zur Beſiegelung überreicht iſt. Die Einwilligung deſſelben iſt alſo nicht erforderlich , ſondern er iſt verbunden , die ihm auf dieſe Weiſe 15
226
übergebenen Sefeße in Gegenwart belber Häuſer zu unterzeichnen und mit dem großen Staatss
ſiegel zu beglaubigen .
Jedes Gefeß wird in der
Amtsſtube des Obergerichts für Weſt - Maryland ,
general court , einregiſtrirt.
Die Anklage bei
Staatsverbrechen gehört auch für die Gefeßgebung . Die vollziehende Gewalt ſteht dem Gouverneur zu , dem aber ein Rath , council to the governor , beigeordnet iſt , welcher aus fünf Mitgliedern beſteht. Der Gouverneur ſo wohl wie die Mits
glieder des Raths werden jährlich durch gemeins ſchaftliche Stimmen beider Häufer. der Gefeßs gebung erwählt. Um Mitglied des Raths zu werden , ſind dieſelben Bedingungen , wie bei einem Senator vorgeſchrieben . Zum Gouverneur
kann nur ein angeſehener Staatsbürger gewählt werden , ein Mann von Erfahrung , Weisheit und Tugend , der åber fünf und zwanzig Jahre alt iſt , feit fünf Jahren im Staate wohnt , uud über fünf tauſend Pf. Vermogen , wovon tauſend Pf. wenigſtens in Freigútern , beſikt. Långer
als drei Jahre nacheinander darf derſelbe Sous Derneur nicht , dann aber erſt nach vier Jahren wieder gewählt werden . An der Spiße der richs tenden Gewalt ſteht der Kanzler , welcher vom
Gouverneur mit Genehmigung des Raths ernannt wird . Er kann wie alle Richter nur wegen Miß
verhaltens , deſſen er vor Gericht überwiefen ift,
227
und auf Verlangen von zwei Dritteln der ganzen Generalverſammlung vom Gouverneur abgefekt werden . Er beglaubigt und beſiegelt als Großs fiegelbewahrer alle Beſtallungen , ausgenommen die des Militars. Jeder , der ein Umt im Staat
erhält, muß den König von England abſdwören, dern Staate huldigen , und eine Erklärung , daß er fich zur chriſtlichen Religion bekenne, unterſchreiben . Dieſe Regierungsform nebſt der Erklärung
der Rechte kann nur dadurch aufgehoben , mit einer andern vertauſcht oder im Einzelnen veráns dert werden , daß in der Generalverſanımlung eine Bil zu dieſem Zwecke durchgeht, welche aber wenigſtens drei Monate vor einer neuen Wahl
der Abgeordneten bekannt gemacht, und aberinals in ihrer erſten Sißung 'beft tigt werden muß. Die Erbſchaften , ſelbſt die der Landgüter werden
gleichmåßig getheilt und nach einem Gefen von 1782 , kann ſogar Landeigenthum , welches mit beſtimmter Erbfolge und Rückfall vermadt iſt, dennoch veräußert werben. Die neue Conſtitution erklärte uneinges fchränkte Religionsfreiheit. Doch wurden der biſchoflichen Kirche die bis dahin erworbenen
Kirchengüter beſtätigt, wenn gleich für die Zukunft Vermächtniſſe an Kirchen und Kirden&mter ſehr befchránkt. Alle Vorrechte der engliſchen Kirche find aber durch die Revolution aufgehoben. Die 16 1
228
Seiftlichen haben kelue directe Verbindung mehr mit England , ſondern einen eigenen Biſchof.
Die
Zahl der Katholiken hat anfangs ſehr abgenommen, ift feit dem Anfange dieſes Jahrhunderts aber bes deutend geſtiegen, beſonders wegen der vielen dahin ausgewanderten Frländer , weshalb auch in Baltis more der Biſchof reſidirt, welcher der katholiſchen
Kirche in den Vereinigten Staaten vorſteht. 7. Penſylvanien . Die Einwohner von Penſylvanien ſtammen aus verſchiedenen Ländern Europa's ab , befons ders qus England , Irland und Deutſchland.
Die meiſten der Erſteren kamen aus Neu : England
hierher , und es ſind verhältnißmäßig nur wenige Engländer direct aus ihrem Vaterlande einges wandert . Außerdem haben ſich beſonders in der neuern Zeit viele Franzoſen in dieſem Staat .
niedergelaſſen . Eine noch viel größere Verſchie : denheit findet ſich bei den Penſylvaniern in relis gisſer Hinſicht, da dieſe Colonte nicht nur von
Anfang an ein Zufluchtsort für alle driftliche Secten geweſen iſt, ſondern ſich auch im Lande
felbſt die Zahl derſelben bedeutend vermehrt hat.
Das Einzige , worin eine ziemliche Gleichmäßigs keit der Einwohner gefunden wird , find ihre Vermögensumſtände , indem es durchgängig weder fehr große Beſigungen gibt , noch auf der andern
229
Seite viele Menſchen eigentlich arm genannt wers den dürfen .
Die Verſchiedenheit religiffer Ueberzeugung und der Abſtammung erklärt es auf eine ſehr natürliche Weiſe, warum fo wenig Uebereinſtims
mung in dem Verfahren dieſer Colonie, bei den Streitigkeiten mit dem Mutterlande gefunden warb.
Schon oben iſt bemerkt worden , wie eine
bedeutende Parthei in Penſylvanien , an deren Spiße Benjamin Franklin ſtand , lange Zeit ber müht war , das proprietary government in ein royal government zu verwandeln . Eben dieſe
Parthei bedurfte , um zu ihrem Zweck zu gelan gen , der Gunſt des Miniſteriums , und man darf ſich daher nicht zu ſehr wundern, daß Franklin Kein Bedenken trug ,
einem feiner Freunde die
Stelle des Generaleinnebmers der Stempeltare
zu verſchaffen , ( Note 2. ) und daß in den Uns ruhen , welche bei dieſer Gelegenheit ausbrachen,
Anhänger des Eigenthümers an der Spiße ſtans ben .
Man würde fehr Unrecht haben , wenn
man glauben wollte, daß damals in Penſylvanien fchon irgend Jemand an eine mögliche Trennung vom Mutterlande gedacht hatte, und es darf nicht unbemerkt bleiben , daß bald nad, bieſer Zeit das
Vetragen der Erbeigenthümer alle Streitigkeiten mit der Generalverſammlung beſeitigte und ,
wie
en ſcheint, den Wunſch , die Provinz der Familie
230
Penn zu entreiffen i allmählig faſt ganz unters drůdte. Se mehr indeſſen die Mißhelligkeiten
zwiſchen den Colonien und England zunahmen, deſto bedenklidher wurde die Lage Penns .
Er
durfte einerſeits die Sunft der Krone nicht vers
fcherzen , weil diefe allein ihn gegen die Feinde der erbeigenthümlichen Regierung ſchůzen konnte, Feinde, deren Einfluß wohl für den Augenblick in der Provinz vermindert fein mochte, welche aber
deshalb fets ſehr furchtbar blieben, weil thre Bemühungen ganz mit dem unmittelbaren Iris
tereſſe der großen Maſſe der Unterthanen zus
fammentraffen , wie ſehr fie audy allen Grunds Taken der Gerechtigkeit und allen Forderungen der Dankbarkeit entgegen ſein mochten. Auf der andern Seite war es für ihn ſehr bedenklich , ſich
durch directe Oppoſition gegen die Generalvers " fammlung , wenn ſie ſich für den Congreß erklärter. von neuem und immer mehr in thr berhaft zu machen , und als ein Kinderniß der Vereinigung
Penſylvaniens init den übrigen Solonien betracha tet zu werden . Anfangs bemühten fide die 26 geordneten dieſer Provinz zwar wirklich , wo möglich die Trennung von Mutterfande zu hins dern. Allein ſchon ihre Generalverſammlung von 1775 feritt zu den Seſchaften , ohne vorher Ben gewöhnlichen Eid der Preue gegen den König
geſchworen zu habenz und wenn fie gleich unter
231
Penns Mitwirkung eröffnet wurde , fo legte man doch dem Statthalter nur die Gefeße vor, welche Privatſachen betrafen , und von denen man wußte daß er ſie beſtätigen konnte. Dieſe Aſſembly wollte auch ſchon nichts mehr von dem Rechte der Quader wiſſen", zur Vertheidigung des Landes nicht wenigſtens durch außerordentliche Abgabeni beitragen zu müſſen , wenn ſie gleich keine ſtrengen
Maaßregeln gegen die widerſpånſtigen zu nehmen wagte. Die heftigſten Anhänger des Congreffes bewirkten daher bald die Auflsſung dieſer Generals verſammlung , und ſeitdem war auch von Penn
als Statthalter nicht mehr die Rede. t
Eine für den Junius 1776 ausgeſchriebene
Provinzialverſammlung Sefchloß , daß Penſylva: nien eine neue auf die Macht und das Anſehen
des Volkes gegründete Regierung erhalten múffe, und man vereinigte ſich bald über die Wahl neuer Abgeordneten , welche eine Vera faſſungsurkunde entwerfen ſollten . Alle wählenden mußten dem brittiſhen Könige und Polke abſagen,
und verſprechen , dem Congreſſe willig Folge zu Yeiſten , zugleich aber auch den Glauben an die Dreieinigkeit und an die göttliche Eingebung der Bibel beſchwören . Von eben dieſen Condente
wurde im voraus die Unabhängigkeitserklärung gebilligt. Die conſtituirende Verſammlung kam fchon im Jul. 1776 zuſammen und wählte Benjaa
232
min Franklin zum Präſidenten , der einen ents ſcheidenden Einfluß auf die Entwerfung der Cons ftitution ausübte.
Nach derſelben beruhte die
Gefeßgebung auf dem einzigen Haufe der Generals verſamınlung der Repréſentanten , welche, eben fo wie alle Staatsbeamte , außer dem Eide der
Treue und dein Umtseide i betheuern oder bes
ſchwören mußten „ daß ſie einen Gott , Sdsopfer und Regierer der Welt , Vergelter des Guten
und Bifen , glaubten ” , und auch „ daß fie die Schriften des alten und neuen Teftainents für
göttlich eingegeben hielten". Jede Bill mußte; ehe ſie zum Gefeß wurde , gedruckt und dein Volke zur Erwägung vorgelegt werden.
Erſt
in der folgenden Siņung durfte die Generalvers
fammlung ſie für ein Gefeß erklären. Die Vers anlaſſung des Gefeßes mußte in der Einleitung volftändig und deutlich auseinander gefekt werden, Die Generalverſammlung war ſelbft Bewahrerin
des Gefeßſiegels ; fie hatte Theil an der Wahl
!
der erſten Staatsbedienten , und ſelbſt die meia ften Richter waren von ihr gewiſſermaſſen aba hängig.
Dię Pollziehung der Gefeße ward dem b cha ften vollziehenden Rathe, council, übertragen, der aus einem Abgeordneten für jede Grafſchaft und
für die Stadt Philadelphia Beſtand, deren Umt drei Jahre dauerte , und wogu fie von den Freia
1
233
mannern , in verſchiedenen Jahren ; gewählt wurden, ſo daß ein Theil des Raths jährlich erneuert ward. Die Abgegangenen konnten erſt nach einem Jahre wieder zu dieſer Würde gelangen . Auf dieſe Art glaubte man , wie S. 19 geſagt wird , Manner zu Staatsgeſchaften zu bilden , dieſe in einen ſichern Gang zu bringen,
und der Gefahr einer nachtheiligen Ariſtokratie am ficherſten entgegen zu wirken. Den Vorſik im Rathe hatte der Präſident, oder in Ermanges
lung deſſen der Vicepräſident. Beide wurden von der Gefekgebung in dem Rathe burdy ges meinſchaftliche Stimmen jálrlich gewählt. Der Rath war Richter über die Staatsanklagen , welche nur die Gefeßgebung bei ihm anbringen durfte , und dem allein die Macht zukam , durch eine Acte dies Urtheil zu mildern , und den Vers
urtheilten zu begnadigen. Der Rath konnte Aufs
fchub der Strafen bei Hodhverrath und . Morb verleihen , aber Gnade erſt nach dem Schluſſe der
nådsſten Sigung der Generalverſammlung. Alle übrige vollziehende Gewalt kam dem Rathe zu. Der Präſident war oberſter Befehlshaber der Kriegsmacht, durfte ſie aber nicht in Perſon ana
führen, außer fu lange der Rath es ihm auftrug. Außer dieſen Einrichtungen ſchrieb die Tona ftitution den künftigen Gefeßgebungen vor , ſolche Verordnungen zu machen , daß keine durch Nebens
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einkünfte einträgliche Hemter entſtanden , daß die Erbſchaften nicht immerwährend bei der altern Linie blieben u. f. w. Zulegt fügte die Conftitus tion noch eine beſondere Anſtalt hinzi, wodurch fie für die Aufrechthaltung dieſer Verfaſſung aufs wirkſamſte zu ſorgen glaubte, einen council of censors. Dieſer warð alle ſieben Jahre von den
Freimannern der Hauptſtadt und der Grafſchaften für jede zwei Mitglieder, gewählt , und eröffnete im nadjſten Monat nach der Wahl ſeine Sikuna Deren Gegenſtand war , zu unterſuchen, gen. ob die Conftitution in allen Stúden unverlegt erhalten ſei, ob die geſeßgebende und vollziehende Gewalt ihre Pflichten als Vormúnder des Volks erfüllt, oder ſich andere und größere Macht, als
ihnen die Conſtitution verlieh , angemaßt haben ? Zu dem Ende erhielt dieſer Rath das Recht , Perſonen vorzufordern , und ſich öffentliche
u . f. w.
Papiere und Urchivnachrichten ausliefern zu laſſen .
Ihm war die Macht verliehen , Sffents
tidhen Tabel auszuſprechen , Staatsanklagen zu befehlen , und die Gefeßgebung zu erſuchen , bies jenigen Geſeke zu wiederrufen , welche ihnen gegen die Grundfeße der Conſtitution gegeben zu fenn
ſchienen . Die Gewalt war ihnen auf ein Jahr erthellt.
Wenn zwei Drittel des Raths dahin
ftimmteu' , daß die Conſtitution in einigen Stücken geändert, erklärt und erweitert würde , ſo konnte
)
235
er einen Convent zuſamwenberufen. Die zu mas , chenden Veränderungen ſollten aber fechs Monate vor der Wahl dieſes Convents zur vorläufigen Erwägung des Volkes , und damit es feinen Abs geordneten darüber Vorſchriften geben könnte, Offentlich bekannt gemacht werden. (Note 8.) Im Winter 8. f. 1776 näherte ſich die engliſche Armee der Hauptſtadt Penſylvaniens,
und der Congreß war genöthigt , in Baltimore Schuß zu fudhen. Waſhington's Sieg bet Trenton entfernte zwar für deu Augenblice die Gefahr , allein die Unſicherheit hatte doch lange genug gebauert , um zu beweiſen , daß die Gefins nungen fehr vieler Einwohner dem Congreß wenis
ger als der engliſchen Herrſchaft geneigt waren. Dies zeigte ſich noch mehr , als ' fpåter dennoch Philadelphia ger&uint werden mußte, und längere Zeit in den Händen der Englander blieb . Die eifrigſten Anhänger des Mutterlandes berließen mit der engliſchen Armee die Provinz , und die Quåder ,
welche größtentheils die Herſtellung
der brittiſchen Oberherrſchaft wünſchten , mußten wenigſtens von der Parthei des Congreſſes viele Vorwürfe ertragen , wenn fie gleich durch ihre Religionsgrundrake gioßtentheils gehindert wora. Aiden waren , die Waffen für das Muttertand zu
7
ergreifen , und man ſie daher nicht wohl als Vera
råther des Vaterlandes ſtrafen konnte , wie dies
236
init vielen andern geſchah. Nicht lange nadher wurden alle Lånderbeſißungen der Familie Penn im Staate und die ihr zuſtehenden Grundabgas ben aufgehoben , wobei man fogar alle Förmlichs Keiten eines Proceſſes beobachtete, wenn gleich
das ganze Verfahren um fo mehr auf bloßer Willkühr beruhete , und alles rechtlichen Grundes ermangelte , als John Penn von jeher mit größter Redlichkeit gegen ſeine Unterthanen , und bei den
Streitigkeiten mit dem Mutterlande mit kluger Schonung aller Verhältniſſei zugleich aber mit größter Offenheit gehandelt hatte. Der Macht: ſpruch ſagte , wie felbſt Ebeling das Urtheil nennt :
das Wohl des Volkes rey das höchſte Geſet, und Grundzinſen der Freiheit zuwider. Uus Dankbarkeit gegen den Stifter Penſylvaniens und in Rüdſicht auf gewiffe Erbvertrage , welche ſich
auf die Einkünfte aus den Landgütern gründeten, bewilligte innan den Erben die Summe von
130,000 Pf. St. , die nach geendigtem Kriege mit Großbrittanien ausgezahlt werden ſollten, gegen welche Verfügungen John Penn , jedoch ohne Erfolg , feierlich proteſtirte, Die Verfaſſung, welche von Franklin ents worfen war, wurde dadurch , daß man ihn im
S. 1785 , nach ſeiner Rückkehr aus Europa,
zum Präſidenten ernannte , noch auf kurze Zeit erhalten , wenn gleich die Macht der Republikaner,
237
wie ſich die Gegner jener , wie man ſagte , zu ſehr democratiſchen Verfaſſung nannten , immer größer ward , und die Vertheidiger derſelben , die
fogenannten Conſtitutionaliften
nur mit Mühe
eine Veränderung derſelben zu hindern im Stande Im I. 1788 mußte fich Benjamin
waren .
Franklin wegen Kranklichkeit und Alterſchwadhe 2
ganz von den Staatsgeſchäften zurückziehen . Er ſtarb 1790 , und erlebte alſo felbft noch die wirks liche Aufhebung der Sonſtitution, an deren Stelle eine aubere trat, welche man in einem zu dieſem
Zweck 1789 berufenen Convente entwarf.
Der
jeßigen Conftitution iſt zwar keine Declaration der Rechte vorgeſeßt, wie der früheren ; aber der
neunte Artikel enthält ſie. Darin wird geſagt : daß alle Menſchen gleich frei und unabhängig mit gewiſſen unverlierbaren Rechten geboren werden ; daß alle Macht bleibend beim Volke fey, und dieſe zu allen Zeiten die Regierungsform ändern und abſchaffen könne ; baß keinc menſchliche Ges walt in irgend einem Falle fich ein Recht oder
Aufſicht über das Gewiſſen anmaſſen dürfe ; daß keiner zu einem Gottesdienſte oder zu deſſen Unters haltung beizutragen gezwungen werden dürfe, und daß keiner einzelnen Kirche oder Gottesdienft
Vorrechte vor andern zukommen ; daß jeder , der einen Gott und einen zukünftigen Stand der Vers
geltung glaube, zu allen 4emtečn in der Republik
238
gelangen Esunez jeder Einwohner frei reden, ſchreiben und drucken laſſen dürfe , was er denke,
aber für den Mißbrauch dieſer Freiheit verants wortlich ſeyn müſſe, aber nie ein Gefeß gegeben
werden dürfe, die Preßfreiheit einzuſdrånken ; die Gefeßgebung keine adligen Titel und erbliche Ehrenzeichen verleihen , noch irgend ein Amt auf långere Zeit, als während guter Verwaltung, ertheilen folle. Alle dieſe Artikel ſind von der
allgemeinen Regierungsgewalt ausgenommen , und müſſen auf ewig unverlekt bleiben. Die geſeßgebende Gewalt beruhet auf der Generals verſammlung, welche aus dem Senate und dem
Haufe der Repréſentanten beſteht. Die Mitglieder beider,Kammern werden jährlich im October ges wahlt. Das Wahlrecht kommt jedem freien Manne
zu , der ein und zwanzig Jahr alt iſt, und ſeit zwei Jahren im Staate wohnt ; auch muß er während diefer Zeit eine Abgabe bezahlt haben. Als Repréſentanten können diejenigen gewählt werden , welche ein und zwanzig Jahr alt , und
feit wenigſtens drei Jahren im Staate anfäſſig ſind ; ein gewiſſes Vermogen wird nicht von
ihnen gefordert. Die Zahl der Repréſentanten jeder Grafſchaft richtet ſich nach der der Schaßs baren . Doch dürfen ihrer im Ganzen nicht mehr als hundert und nicht weniger als fechzig reyn . Der Senat darf an Zahl nie geringer als der
239
vierte Theil und nie großer als ein Drittel der Repréſentanten ſeyn , welche beide alle ſieben
Sahre bei der Zahlung der Schakbaren feſtgelegt werden. Jeder Senator muß vier und zwanzig
Sahre alt , ſeit einem Jahre Staatsbürger, und eben ſo lange in dein Bezirke , welcher ihn wählt, anfáffig ſein. Die Genetalverſammlung eröffnet
jährlich ihre Sißungen im December, wenn ſie vom Gouverneur nicht ſchon früher berufen wird. Sedes Haus wählt ſeinen Sprecher und ſeine Bediente , ftraft die Mitglieder, welche ſich uns
gebührlid betragen , und kann ſie , wenn zwei Drittel darüber einig ſind , ausſtoßen, jedoch nicht zum zweiten Male aus derſelben Urſache. Wah. rend der Zeit , für welche ein Senator oder Res préſentant gewählt iſt , darf er zu keinem Amte der Republik ernannt werden , welches in jener Zeit geſtiftet, oder deſſen Gehalt während derſelben
erhshet worden iſt ; auch kann kein Mitglied des Congreſſes , noch wer ſonſt ein Umt im Dienſte der Vereinten Staaten bekleidet , Mitglied der
Gefeßgebung reyn. Es iſt ein Vorrecht des Hauſes der Repräſentanten , daß alle Geldbills in demſelben ihren Urſprung haben müſſen ; jedoch darf der Senat darin Henderungen vorſchlagen. Auch das Recht der Staatsanklagen kommt dem Sauſe der Repräſentanten zu. Der Senat ents
ſcheidet, kann aber nur Abfeßung und Unfähig
!
240 machung zu irgend einem Umte im Staate auds
ſprechen .
Jede Bill , die durch beide Häuſer
gegangen iſt, muß dem Gouverneur zur Genehs migung vorgelegt werden . Giebt er dieſe ; fo
unterzeichnet er die Bill , welche dadurch Gefeßes Kraft erhålt. Verweigert er fie , ſo muß er die Bill an das Haus , worin ſie entſtanden iſt, mit den Gründen der Verweigerung (dicken . Bes ſtehen nach neuer Erwägung zwei Drittel des Haus fes auf der Bill , ſo geht ſie, fammt den som
Gouverneur bagegen aufgeſtellten Gründen , an das andere Haus , das ſie von nenem unterſucht.
Wenn in dieſem gleichfalls zwei Drittel für die Bil ftimmen , ſo wird ſie zum Gefeß. In fols chen Fällen aber muß durch Fa und Mein geſtimmt,
und jede Abſtimmung namentlich in das Tagebuch eingetragen werden. Sendet der Gouverneur eine
Bill nicht binnen zehn Tagen zurúd , ſo erhält ſie Gefeßes Kraft.
Die höchſte vollziehende Gewalt ſteht dem Gouverneur zu , welcher vom Volke gewählt wird.
Er bekleidet ſeine Würde drei Jahre lang , and darf fie in einem Zeitraume von zwólf Jahren nur neun hindurdy beſigen . Von ihm werben alle durch die Conſtitution oder die Sefeke beſtellten Beamten ernannt , wobei er jedoch an mancherlei Bedingungen gebunden ift.
Er hat das Recht,
Geldſtrafen zu erlaffen , und Snade oder Aufſchub
241 der Strafen zu erlaſſen , außer bei Staatsvers brechen . Wenn er ſtirbt oder ſein Amt nieberlegt
oder man ihn abrekt, ſo wird ſein Umt , bis ein anderer gewählt iſt, von dem Sprecher des Ses
nats verwaltet.
Er iſt auch Oberbefehlshaber
der Land- und Seemacht, und der Miliz des Staates . Vor dem J. 1755 gab es in Penſyl
vanien gar keine Miliz wegen der Abneigung der Quacker dagegen , und die damals eingerichtete bes ſtand aus Freiwilligen , welche ſich ihre Officiere
felbft wählten , die dann vom Gouverneur beſtås tigt wurden . Die Officiere entwarfen ſogar felbft die Kriegsartikel , und legten ſie der Ges neralverſammlung vor. Die Schwierigkeiten bei Errichtung der Miliz wiederholten ſich im Uns fange des Revolutionskrieges . Daher nimmt die Conſtitution diejenigen davon aus , welchen ihr
Gewiſſen den Kriegsdienſt verbietet , und dieſe müffen ſtatt deſſen einen Beitrag in Selbe ents
richten. Jedes Bataillon wählt ſich ſeine Officiere bis zum Dbriſtlieutenant , und von dieſen werden die Unterofficiere ernannt. Die Senerale dages gen ernennt der Gouverneur .
Die Mitglieder des Obergerichts behalten ihr Amt, ſo lange ſie ſich wohl verhalten. Doch kann der Gouverneur ſie , wenn zwei Drittel
beider Häuſer der Gefeßgebung es fordern , wegen jeber gerechten Urſache, die aber doch zu einer 16
242
Staatsanklage nicht hinreicht, ihres Dienfteis entreken. Nach der Erbſchaftsordnung von 1705
bekommt der alteſte Sohn doppelten Untheit, und beſteht die Erbſchaft in Landgütern , fo bea
" halt der älteſte Sohn ſie , wenn er will, ' und gibt den übrigen ihren Antheil heraus. 96 hierin feit der Revolution eine Lenderung vorges
"nommen iſt, kann ich nicht angeben. In Rückſidyt des Religionszuſtandes in Pens Tylvanien wil id Ebeling's Worte anführen , die zugleich als Beiſpiel dienen können , wie weit bie Verblendung derjenigen geht, bei welchen
die Nothwendigkeit der allgeineinen Toleranz eine fire Fbee geworden iſt, und wie ſolche Schriftſteller in dem ſelbigen Augenblick , wo ſie deren verderb: liche Folgen erzählen , kein Bedenken tragen , den Grundſak felbft hochzupreiſen .
Er ſagt ;
die erſte Conſtitution des Staats gab fejon den Ratholiken ihre Rechte wieder , indem ſie den
engliſchen Religionseið aufhob , fchloß aber immer die Süden von Staatsbedienungen aus, ob fie
gleich bei den Wahlen dazu ihre Stimmen gaben. Die neueſte Conſtitution aber veriðarf dieſe halbe Gerechtigkeit , welche man in Europa Duldſamkeit neont , Feşte alle Religionsbekenntniffe , auch das der 'natürlichen Religion in vslig gleidye Rechte ein , und erklärte, daß kein Gefeß irgend einem den geringſten Vorzug geben dürfe.
Seitdemi
243 kann jeder , der einen Gott und ein zukünftiges Leben der Vergeltung glaubt, zu jedem Staats . ainte gelangen . Diefe Nadſicht hat zur Nies
derlaſſen und felbft zur Bildung neuer Secten Veranlaſſung gegeben . Jede Gemeinde ſorgt vhne
die geringſte Einmiſchung der Obrigkeit für die zu ihrer Gottesverehrung gehårigen Einrichtungen. Wenn ſie aber als politiſcher Körger liegende Gründe erwerben will , ſo muß fie erſt von der
Regierung , gleich andern Gefellſchaften , die dergleichen Zwecke. haben , incorporirt werden . Religionsſtreitigkeiten und Bekehrungsſucht find
jeßt ganz verbannt. Der überwiegende Einfluß, den die Quacker , auch als Kirche , auf die Ses
feßgebung ehemals zu haben ſuchten , hat gauz aufgehört. Man will vielmehr bemerkt haben,
daß ſich jeßt in der Hauptſtadt, wo night Irres ligion, jedoch eine Abneigung vomChriſtenthume zu zeigen anfange. In den Grafſchaften, weldhë noch nicht lange bewohnt und alſo wenig volkreich find, findet man viele Einwohner, die fich zu keinein offentlichen Religionsbekenntniffe Kalten ;
und iu manchen Gegenden daſelbſt gibt es weder Semeinen , noch gottesdienſtliche Häuſer, noch
Prediger. Selten erhalten die Prediger eigne
Amtswohnungen. Ihr Gehalt wird durch Uns terſchrift zuſammen gebracht.
Jeder gibt dazu
freiwillig einen oder inehr Dollars Man dinge 16 *
244 fie , nach dem Ausbrucke der hieſigen Deutſchen ,
auf ein oder zwei Jahre , auch nimmt man ſie manchmal erſt jur Probe. Geiſtliche Gerichs. barkeiten und Confiftorien , von der Regierung angeſtellt oder beſtätigt, gibt es demnach nicht, obgleich die Prediger verſchiedener Bekenntniſſe mit einander verbunden ſind.
Keine Gemeinde
ift jemals der andern im geringften unterworfen . Man glaubt aber , baß aus der zu ſchwachen Ver:
bindung der Gemeinen der Nachtheil entſtehe, daß fich manchmal unwiſſende , ja unſittliche Mens fchen und Abentheurer , die ſich für Seiftliche ausgeben , als Religionslehrer einſchleichen . "
Die Sorge für den Unterricht der Jugend iſt in Penſylvanien nicht allein den Privatperſonen ůberlaſſen . Vielmehr verordnete ſchon die erſte Conftitution , daß in ailen Grafſchaften Schulen
• mit vom Staate befoldeten Lehrern erridhtet wers ben folten ; und die Generalverſammlung bes willigte im I. 1786 zu dieſem Zwecke fechzig taufenb Acres Staatslånbereien .
Auch für die
hohern Lehranſtalten iſt von Seiten der Regierung månchmal einiges geſchehen. Auf welchen Grunds
lagen aber die ganze Bildung beruhet, iſt unges fahr aus folgenden Worten Ebelings zu ſehen : „ Manche Wiſſenfchaften haben hier noch wenig Ánhänger gefunden , weil ſie der gegenwärtigen Lage des Staats nicht angemeffen ſeyn würden.
245
Wozu hier das Studium der Klaſſiker, das der orientaliſchen Sprachen , der Alterthümer , der Kirchenvåter und vieler andern Theile der europäis
fchen Gelehrſamkeit ? man hält ſich zunacht an
das gemeinnügige , welches ein junger Staat: vor andern erfordert...... Die ſchönen Künſte ſind hier noch im erſten Unfange, und werden zum Theil nur von Ausländern getrieben . Viel mehr werden mechaniſche Künſte befördert. " 8.
Delaware .
Der größte Theil der Einwohner von Delas ware betreibt Landwirthſchaft , und ihre Lebensart
iſt in dieſer Hinſicht, wie in vielen andern , ber der Bewohner von Penſylvanien ähnlich , wie man ſie in den Siteren Grafſchaften dieſes Landes findet.
Delaware erklärte ſich von Anfang an ſehr ernſtlich , doch ohne Heftigkeit, gegen die Stema pelacte , und nahm auch ſehr eifrigen Untheil an dem Revolutionskriege , wenn gleich die Parthei der Royaliſten , die nicht ganz unbedeutend war,
und vorzugsweiſe aus der , großentheils reichen, Quadern beſtand, wiederholte Verſuche machte, das Anſehen der Krone und des Erbeigenthümers wieder herzuſtellen. Sie vermochte jedoch nicht 1
ein mal zu hindern , daß ſchon im S. 1776 eine neue Conſtitution angenommen wurde , welche ins
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deffen , wie Ebeling fagt , zu viel von der ehemas ligen beibehalten hatte,” und deshalb im I. 1792 durch eine andre.erfekt ward. Die Macht des Gouverners war nach der erſten Verfaſſung
mehr, beſchränkt; der merkwürdigfte. Unterſchied aber , welcher den ſteigenden religiofen Indiffers entismus der Einwohner beweiſet , beſteht darin ,
daß in der der erſten Conſtitution vorgeſeşten Ers klärung der Bürgerrechte diefe felbft nur denjenia gen eingeräumt wurden , welche ſich zur Chrift: lichen Religion bekannten , und daß von jedem,
der eine Stelle in der Sefekgebung oder irgend ein anðrès Amt bekleidete , die Erklärung , er
glaube an die Dreieinigkeit und an die göttliche Eingebung des alten und neuen Teftaments , ges fordert wars.
Die Erklärung der Menſchen- und Bürgers rechte , welche vor der jeßigen Conſtitution ſteht, ftimmt großentheils mit derjenigen überein, welche der neuen Verfaffung von Penſylvanien zur Eina leitung dient. Die Gefeßgebung ſteht den beiden Kaufern der Generalverſammlungi dem house of assembly und dem Senat zu , deren Mitglies
glieder , des erſtern jährlich, des andern alle drei Fahre , von den Einwohner gewählt werden , die ein und zwanzig Jahre alt ſind, feit zwei Jahren im Staate wohnen , Abgaben bezahlen und wes
nigſtens fechs Monate vor der Wahlzeit in dieſer
247
Abſicht geſchaßt worden ſind. Nur die Geiſte 1
lichen ſind vom activen und paſſiveu Wahlrechte, ſo wie von alen búrgerlichen Aemtern ausges Tchloſſen . Ein Senator innß ſieben und zwanzig Jahre alt ſeyn , in der Grafſchaft , von welcher
er gewählt wird , ein Freigut von zweihundert
Acres , oder ein perſónliches und fachliches Vers mögen von wenigſtens tauſend Pf, beſigen. Geld bills und Staatsanklagen gehen von dein Hauſe der Repréſentanten aus. Fedes Haus kann Mitglieder , welche eines Verbrechens gegen dass ſelbe überwieſen werden , ausſtoßen. Sie wählen ihren Sprecher und ihre Beamten ſelbſt. Der Sprecher des Senats ift der Stellvertreter des Gouverneurs , und, in ſeiner Abweſenheit geht
dieſes Amt auf den Sprecher des Hauſes der Repræſentanten über.
Dem Gouverneur iſt die
vollziehende Gewalt übertragen. Er wird jährlich gewählt und iſt erſt nach drei Jahreu wieber wählbar. Bei der Gefeßgebung hat er keine Stimme.
Er commandirt die Kriegsmadzt.
Er
beſtellt alle Richter und Friedensrichter , und ſie konnen ebenfalls von ihm abgelegt werden , wenn zwei Drittheile beider Häuſer es verlangeu. Die
Generalverſammlung : nebſt
dem Gouverneur
hat , unter gewiſſen Formen und Einſchränkuns gen , das Recht, Uenderungen in der Verfaſſung zu machen ; und es kann zu demſelben Zwede,
248 wenn die Majoritat des Volkes darauf bringt, * ein beſondrer Convent berufen werden.
Die
Verfaſſung der Grafſchaften iſt durchgängig wie in Penſylvanien. 9. Nor0 's Carolina.
Die Generalverſammlung von Nord-Carolina war von Anfang an derStempelacte entgegen ; doch hinderte der Gouverneur Dobbs durch Auftsfung
derſelben ihre Theilnahme an dein Congreß in New York. Einige Jahre ſpäter brach aber förmlicher Aufruhr aus , welcher einen großen Theil des Landes in Verwirrung fekte , undideffen Rádelsführer" ben Inſurgenten den Namen der regulators gaben. Dieſe Unruhen ftanden jedoch in keiner Verbindung mit den Verfügungen des engliſchen Parlamento , fondern waren allein ges gen die Generalverſammlung gerichtet. - Vielmehr bildete fich während des Revolutionskrieges die
Parthet ber Royaliſten größtentheils aus den frühern regulators , welche der Gouverneur Martin für die Sache des Mutterlandes zu ges
winnen und ſelbſt großentheils zu bewaffnen ges wußt hatte. Der Conftitution von Nord - Carolina ift
eine Erklärung der Rechte vorgeſeßt, deren erſter Artikel fagt : „ Ude Sffentliche Macht beruht ganz allein bei dem Volke ,' uns ſtammt einzig und
1 1
249 .
allein von ihm her ,” nnd die im Weſentlichen mit denen der andern Staaten übereinſtimint.
Die Gefeßgebung iſt in den Händen des Senats
und der Kammer der Repräſentanten , beren beider Mitglieder jährlich gewählt werden. Jedes Mitglied der Generalverſammlung muß ein Jahr, unmittelbar vor der Wahl , in der Grafſchaft, für welche er erwahlt wird , gewohnt , und jeder Senator wenigſtens dreihundert, jedes Mitglied der Kammer der Gemeinen aber hundert
Morgen Landes in der Grafſchaft beſeffen haben . Das active Wahlrecht ſteht allen freien Lenten zü , die ein und zwanzig Jahr alt ſind , und zwölf Monate hindurch , unmittelbar vor dem Wahls
tage , Einwohner irgend einer Grafſchaft gewefen find ; doch múffen diejenigen , welche an den Wahlen des Senats Theil nahmen wollen , felt fechs Monaten in dieſer Graffchaft : ein freieß
Srundftück, von "funfzig Morgen Landes beſigen , dahingegen diejenigen , welche für die zweite Kam mer mitwahlen wollen, nur die offentlichen Anlagen bezahlt zu haben brauchen . Die Generalvers fammlung ernennt die Mitglieder des erſten Ges richtshofes , welche vom Gouverneur ihre Bes ſtalung erhalten . Eben ſo ernennt ſie die Senes
tale und Oberofficiere der Miliz , und alle Offis ciere der regulairen Truppen. " Von ihr wiró aud, jahrlich der Gouverneur erwählt, welches
250
Amt aber dieſelbe Perſon binnen feche Jahrey nicht inehr als drei Jahre erhalten darf. Nie mand roll dazu erwählt: werden , der nicht über dreißig Jahr alt iſt, länger als fünf Jahr im Staate gewohnt hat und ein freies Gnt in Lånde :
reien oder Häuſern von zehntauſend Pf. an Werth beſigt. Die Generalverſammlung wählt jährlich ebenfalls den geheimen Rath , der aus ſieben Pers fonen beſteht. Der Statthalter iſt Generalcapi: tain der Miliz.
Der Redner des Senats iſt ſein
Stelløertreter , " und in deſſen - Ermangelung der Redner der zweiten Kammer. Alle drei Jahre wird ein Staatsſecretair von beiden Häuſern erwählt.
- Ueber die Religiosverhältniſſe feßt die Con ftitution , Urt. 31 , 32 und 34 folgendes feft:
Kein Geiſtlicher foll ein Mitglied der Generals Verſammlung oder des Staatsraths ſeyn können .
Federmann, der nicht das Daſeyn Gottes , die
Wahrheit der proteſtantiſchen Religion und das gottliche Anſehen des alten und neuen Zeſtaments
erkennt, oder der Glaubensjåge hat , die ſich mit der Freiheit und Sicherheit des Staates nicht bertragen , ſoll unfähig ſeyn , irgend ein Civilamt
in dieſem Staate , das eintraglich iſt , oder Zu: trauen erfordert , zu verwalten . Es fol keiner Kirche und keiner Religionsſecte irgend ein Vors gugi vor einer andern geſtattet , und niemand roll gezwungen werdeni, fich bei einem befondern
251
Gottesdienſte oder in einem Gotteshaufe, feinem
Glauben und Meinung zuwider , einzufinden; noch auch etwas zur Erbauung eines Bethauſes oder zur Beſoldung eines Geiſtlichen oder eines Dieners einer Religion beizutragen , die ihm nicht billig und vernünftig fdheint; fondern Federmann ſoll eine ganz
freie Religionsübung erlaubt feyn; wohl verſtana den' , daß dieſer Artikel nicht diejenigen Prediget
begúnftigen fol, die aufrühreriſche Reden halten, oder die Verråtherei veranlaffen ; als welche ges
feßmåßig beklagt und beſtraft werden follen." .. ? 10. Sú8 - Carolina. Lebhaftern Antheil an den durch die Stempels
acte veranlaßten Unruhen nahm Súd : Carolina, ſo wie es einige Jahre ſpåter febr thatig in dem Revolutionskriege war , wenn gleich auch hier
die Krone fehr viele und machtige Anhänger bes kielt , die natürlich vorzugsweife erſt dann" thátig
waren , als die jüdlichen Colonten wieder von den engliſchen Truppen befekt wurden . *) Der Conftitution von Súd : Carolina ift
Keine Declaration der Rechte vorgeſegt . Die * ) vid. David Ramsay , history of the revolu tion of South - Carolina . II . Voll. Trenton 1775
und John Drayton , memoirs of the American revolution , as relating to the state of South Carolina,
II. Voll.
1821.
1
252
Generalverſammlung beſteht aus dem Senat unb dem Haufe der Repreſentanten , welche beide aus ihrer Mitte oder aus dem Volke einen Statthalter
und einen Unterſtatthalter auf zwei Jahre wahs len , po wie auch die Mitglieder des Geheimen rathes. Dieſe alle müſſen der proteſtantiſchen Religion zugethan ſeyn , im Staate ein ſchuldens freies Grunbſtück von " zehntauſend Pf. St.
Werth befißen , ber Statthalter und Unters ftathalter feit zehn Jahren , jedes Mitglied des Geheimenrathes aber ſeit fünf Jahren , im Staate
Der Statthalter , der zwei Sahre lang im Umte geweſen iſt, darf bazu nicht eherals nach vier Jahren wieder gewählt werden. gewohnt haben .
Beide Häuſer werden alle zwei Jahre neu gewählt. Niemand foll Senator werden , als wer protes
ftantiſcher Religion, dreißig Jahr alt iſt und feit fünf Jahren im Staate wohnt. Wer in dem
Diſtrikt oder Kirchſprengel, der ihn wählt, wohnt, barf gewählt werden , wenn er ein Grundſtück von zwei tauſend Pf. Wert innerhalb des Diſtrikts
beſigt; wohnt er nicht daſelbſt, fo muß er eben 1
ein ſolches Gut von ſieben tauſend Pf. St. bes
fißen.
Um in die Kammer der Repräſentanten
gewählt werden zu kennen , wird nur ein dreijah. riger Aufenthalt im Staate ' und ein Beſiß von
drei tauſend und fünfhundert Pf. Werth erfordert.
Die Senatoren und Repräſentanten werden in
253
Ben Diſtrikten gew&hlt , worüber die Verfaſſungos urkunde genaue, ganz ins Einzelne gehende, Bes ſtimmungen enthält. An den Wahlen nimmt jeder weiße und freie Mann Theil , der das Dar feyn eines Gottes erkennt , und an einen künftigen
Zuſtand der Belohnungen und Beſtrafungen glaubt, der ein und zwanzig Jahr alt iſt, und ein ganzes Jahr zunächſt vor der Wahl in Staate
gewohnt hat , der in demſelben ein freies Grunds ftück von funfzig Morgen (andes ſeit fechs Monas ten beſißt, oder der Caren ſeit fedhs Monaten
bezahlt, die mit einem ſolchen Beſişthum im Vers hältniß ſtehen. Kein Geiſtlicher kann Mitglied der Generalverſamınlung ſeyn , und eben fo wenig
zum Statthalter oder Unterſtatthalter oder zum Mitgliedes, des Geheimenrathes ernannt werden , fo lange er fein geiſtliches Uit verwaltet , und binnen (zwei Jahren , nachdem er es niébergelegt hat. Alle Gerichtsbeamte und überhaupt faft alle Staatsbeamte werden von der Generalvers
fammlung ernannt, und erhalten ihre Beftallung vom Gouverneur. Daſſelbe gilt von allen hSheru Officieren der regulairen Truppene In Rückſicht
dër . Religionsverhältniffe iſt in der Conſtitution das Princip der Toleranz aufrecht erhalten . (Note 9.)
254 11. Georgien . Die Royaliſten waren in Georgien von Wus
fang der Streitigkeiten init England an ſehr zahls reich, und nur die Unterſtüßung, welche die Parthei der americaniſchen Patrioten in dem benachbarten Súd : Carolina fand , vermochte die Ausführung der von dem Congreſſe gefaßten Beſchlüſſe zu bewirken .
1. Die Gefeßgabung des Staates beruhet auf
dem Hauſe der Repréſentanten , iq welchem faft die ganze Regierungsgewalt vereinigt iſt, da es den Gouverneur und den Rath , denen die aus:
ůbende Gewalt zuſteht, felbft jährlich in feiner
erſten Sißung wählt. Die Repréſentanten wer : den aus den Einwohner jeder Grafſchaft gewählt, müſſen wenigftens ſeit einem Jahre im Staate und
feit drei Monaten in der Grafſchaft wohnen . Sie müſſen fünf und zwanzig Jahr alti, protes ftautifcher Religion ſein , und zwei hundert und funfzig Morgen Landes oder irgend ein Eigenthum
befißen , das zwei hundert und fünfzig Pf. St. Das active Wahlrecht ſteht allen welfen Einwohnern zü , die ein und zwanzig Jahr alt ſind , ein Vermögen von zehn Pf. St. befißen, und davon Caren im Staate bezahlen , oder irgend
werth ift.
ein Handwerk oder Handlung treiben , und ſeit fechs Monaten im Staate leben. Der Statt:
255
halter kann nur auf ein Jahr binnen breien'sges "mvählt werden ," nnd niemand kann dieſes Amt
erhalten , der nicht ſeit drei Jahren im Staate wohnt. Es wird freie Ausübung jeder Religion geſtattet, wofern nichts geſchieht, das der Ruhe und der Sicherheit des Staates nachtheilig iſt. Niemand foll anders als freiwillig zur Unters
ftüßung eines Geiſtlichen oder öffentlichen Lehrers der Religion beitragen ; ausgenommen zur Bes
ſoldung der Geiſtlichen von ſeinem Glaubensbes Kenntniſſe. Kein Geiſtlicher kann eine Stelle in der . Gerekgebung erhalten. not
No te n .
1. zu Seite 143 .
Mirabeau erzählt in ſeiner
Schrift über den Cincinnatus - Orden von einem Plane,
der am Ende des ſiebenjährigen Krieges den englis fchen Miniſtern vorgelegt worden ſeyn ſoll. Ob es
moglich geweſen wäre, durch die Befolgung deſſelben theils die Trennung der Colonien vom Mutterlande
zu hindern , theils auch das Uebergewicht des demos
cratiſchen Princips zu beſchrånken möchte Tchwer zu entſcheiden ſeyn ; aber es låßt ſich nicht läugnen , daß der Plan ſelbſt auf einer genauen Kenntniß der Ver
båltniſſe und der politiſchen Grundſåke beruhet, web : halb ich Mirabeau's eigne Worte anführen wil. Er fagt: „Un nommé Jenkins à la fin de 1762 présenta à Lord Bute le projet suivant, pour prévenir non
256 seulement l'indépendance, mais même l'émancipa tion des colonies Anglo - Américaines, et à les re tenir à jamais dans l'obéissance.
1. ' Il proposoit avant tout de conserver sur pied la plupart des troupes qui se trouvaient alors en Amérique , et qui furent licenciées ou rappelées à la paix – Il entretenait les forts dispersés sur
les frontières des sauvages ,' .qu'on a démolis op abandonnés ; et il en construisoit de nouveaux sur la côte, pour s'opposer aux invasions des François. Les concessions de
terres accordées aux vétérans
devaient toujours se trouver dans les arrondissemens d'un fort , ce qui dans peu de temps devoit former, sur - tout vers la frontiére , des banlieues militaires fort respectables. 2. La création d'un certain nombre d'évêques
Anglicanes ; chaque évêque devoit avoir une cathé drale avec son chapitre , composé de doyens et de
chanoines comme en Angleterre. Il ne faut pas oublier qu'il ajoutoit à cet établissement une uni versité royale. 3. Il crovit une quantité indéfinie de Baronets et de lords héréditaires et les choisissoit parmi les
citoyens les plus riches et les plus accrédités. La conseil des gouverneurs respectifs qui formait une
espèce de chambre haute, n'aurait été composé que .
des lords héréditaires , mais avec des modifications et toujours avec
différentes dans chaque colonie ,
des exceptions que le gouvernement dans sa sagesse devait se reserver.
Observez que Jenkins voulait établir tout cela à la fois ; Evêques , noblesse héréditaire , armée
1
257 protectrice , université , tout devait parditre au même L'enthousiasme étoit au comble ; on moment. voyoit dans les Anglois les libérateurs des Améri. cains , que la France devoit dévorer.... Qui auroit pu , qui auroit osé leur supposer d'autres motifs
que ceux d'une mère tendre et éclairée ? etc. 2 .. zu S. 156. und 163.
Namentlich hielt Waſhington es für nothwendig , alles , was die Armee betraf, allein vom Generalcongreß abhängig zu er halten , worüber er ſich z. B. ſpåter bei der Reduce tion von Regimentern ſo ausſprach ( Marshall's life of G. Washingtou. B. 4. pag. 361. ) . „ He objected also to the mode proposed for effecting the reduce tion . This was by leaving it to the several states to elect the offfcers who should remain in service.
He regretted that Congress had not thought proper to retain under their own direction the reduction and incorporation of the regiments. He regretted
that it should be left to the states , not only because it was an adherence to the state system , which , in the arrangements of the army , he disapproved ;
but et. In demſelben Sinn beklagt er ſich in einem Briefe (p. I. 1778. ) über die „ fatal policy in most
of the states , of employing their ablest men at home in posts of honour or profit ,
before the
great national interest is fixed upon a solid basis. Benjamin Franklin war anfangs nicht der Trena
nung der Colonien von dem Mutterlande geneigt. Erſt ſeit dem J. 1773 erklärte er ſich allmåhlig immer
heftiger gegen das Miniſterium , weldies er bis dahin, wahrſcheinlich vorzugsweiſe deshalb nicht hatte ers 17
258 zurnen wollen , weil er noch immer hoffte, es zur Nuf hebung der erbeigenthümlichen Regierung Penſylvaniens zu bewegen.
Um dieſe Zeit aber überſandte er der
Aſſembly von Maſſachuſetts Briefe , welche der Gou verneur Hutchinſon über ſie nach England geſchrieben hatte , und die er , der Agent der Colonie in London war , man weiß bisießt noch nicht , auf welche Weiſe fich zu verſchaffen gewußt hatte. Darüber war das Miniſterium fo entrůſtet , daß es ihm die Stelle des
kiniglichen Generalpoſtmeiſters ſogleich nahm , und ſeit: dem ſchonte er in keiner Hinſicht mehr die Verbin: dung mit England.
Er trug felbft bedeutend dazu
bei , daß der Congreß die Unabhängigkeit der Colo nien erklårte , und man glaubt ſogar (nach Ebeling mit vielem Grund daß er , um dieſe Erklärung vor:
zubereiten , bei der Bearbeitung und Herausgabe des Common Sense von Zh. Payne hůlfreiche Hand ge
leiſtet habe. Dieſe Theilnahme B. Franklin's nicht nur an
dem Revolutionskriege , ſondern auch an allen Be mühungen für gånzliche innere politiſche Unabhängig keit , und an dem Kampfe gegen jede hdhere Autoritåt, konnten , wenn ich ſelbſt ein directes Urtheil über ihn ausſprechen wollte , mich leicht im voraus dem Vorwurfe der Partheilichkeit in factis ausſeren. Des: halb will ich mich begnügen , zu ſeiner Characteriſtik hier nur einige Materialien zuſammen zuſtellen , wel: die theils aus ſeinen eignen , theils aus den Sdirifa ten ſeiner Freunde und entſchiedenen Anhånger ' ge wählt ſind.
Ebeling fagt in der Geſchichte von Pen
fylvanien bei Gelegenheit der Stempelacte : „ Franklin's Schritte wurden mit Behutſamkeit abgemeſſen ; beſona
-
259 ders da er zur Ausführung ſeines Planes 'wider die Erbeigner der Gunſt des Königs und ſeiner Miniſter bedurfte. Er , ſchon vor zehn Jahren der gründlidiſte Widerleger des brittiſden Vorſchlags ,
die Colonien
durch das Parlament zu beſchapen, er , deſſen triftigen Gründen ,
mit weiſen
Muthe dem Unterbaufe des
Parlaments 1766 vorgetragen , die brittiſchen Pflanz :) ſtådte die Aufhebung der Stempeltare verbankten,
konnte es doch mit ſeinen Grundſätzen und Pflichten verträglich finden , einen ſeiner Freunde , ein Mitglied
der Aſſembly , zum Einnehmer der verhaßten Stem : peltare vorzuſchlagen . John Hughes , der vornehm :
lich Franklin's Abſendung nadi England "durchgetrie ben hatte , ward dazu ernannt , und trug kein Bes denken , dies Amt anzunehmen . " In den Memoirs of B. Franklin , Vol. II.
S. 35. 40. und 187. werden einige reiner politiſchen Meinungen angeführt , die hier bemerkt zu werden verdienen. Er war gegen alle Beſoldungen der Staatsdiener und überhaupt gegen alle große Auss zeidnung. Dies gilt namentlich auch vom Cincinnatuss Orden ; Mirabeau legte ihm das Bud ), welches er dagegen geſchrieben hatte , vor , ehe er es druden ließ. Er ſagte : (S. 187.) „I am apprehensive, that the government of these states may in future times end in a monarchy ." Von der erſten Verfaffung von Penſylvanien wird S. 35. geſagt : „ The consti tution formed and established at that period for Pensylvania was the result of the deliberations of
that assembly , and may be considered as a digest of Dr. Franklin's principles of government. The 17*
260 single legislature and the plural executive appear to have been his favourite tenets."
In der Selbſtbiographie ( Life of Dr. Franklin Vol. I. ) ſagt er ( S. 52. ) in Beziehung auf ſeine Abreiſe von Boſton nach New York : „ I had already rendered myself an object of suspicion to the go verning party It was probable from the arbitrary proceeding of the assembly in the affair of my brother , that , by remaining , I should soon have been exposed to difficulties, which I had the greater
reason to apprehend , as , from my indiscreet dis putes upon the subject of religion , I begun to be regarded , by pious souls , with horror ; either as
an apostate or an atheist.” und S. 152. „ My pa rents had given me betimes religious impressions ; and I received from my infancy a pious education
in the principles of Calvinism. '. But scarcely, was I arrived at fifteen years of age , when , after having doubted in turn of different tenets , according as I found them combated in the different books that
I read , I began to doubt of revelation itself. Some volumes of deism fell into my hands.
They
were said to be the substance of sermons preached at Bayle's lecture. It happened that they produced on me an effect precisely the reverse of what was
intended by the writers; for the arguments of the deists , which were cited in order to be refuted ,
appeared to me much more forcible than the refu In a word , I soon became a perfect arguments perverted some other young My
tation itself. deist.
persons; particularly Collins and Ralph. But in the sequel, when I recollected , that they had both
261 used me extremely ill , without the smallest ' re morse ; when I considered the behaviour of Keith ,
an other freethinker , and my own conduct to which at times, gave me much uneasiness , I was led to suspect, wards Vernon and Miss Read ,
that this doctrine, though it might be true, was not very usefull. I began to entertain a less favourable opinion of my London pamphlet.... In a word , I was at last convinced, that truth , probity and since
rity , in transactions between man and man were of the utmost importance to the happiness of life ; and I resolved from that moment, and wrote the resolution in my journal , to practice them as long as I lived .
Revelation indeed , as such, had no influence on my mind ; but I was of opinion , that , though certain actions could not be bad merely because revelation pro
hibited them , or good because it enjoined them , yet it was probable , that those actions were prohibi ted because they were bad for us ,
or enjoined
because advantageous in their nature , all things considered. This persuasion , divine providence, or some guardian angel , and perhaps a concur rence of favourable circumstances
co - operating,
preserved me from all 'immorality , or gross and voluntary injustice , to which my want of religion was calculated to expose me ,
in the dangerous
period of youth .”
an dem American register 1806-7. pag. 150. ,, Character of Dr. Franklin " wird von im folgendes geſagt: „ This self - taught American is the most
rational, perhaps of all philosophers. He never loses sight of common sense in any of his specula
262 tions ; and when his philosophy does not consist entirely in its fair and vigorous application , it is always regulated and controuled by it in its appli cation and result . He received no regular educa
an understanding like Franklin's these circumstances were peculiarly propitious. Regular education is unfavourable to vigour or originalty of understanding.... The consequences of living in a refined and literary community are nearly of the same kind with those of a regular education. .
tion ;
to
He was encouraged to publish , because there was
scarcely any one around him whom he could not easily excel. He wrote with great brevity , because he had not leisure for more voluminous composi tions ,
and
because he
knew that the readers
to whom he addressed himself were , for the most
part , as busy as himself....
His conclusions were
often rash and inaccurate (da er nicht leicht eine große Maſſe von Daten und Materialien überſal ,
fondern ſchnell vom erſten , worauf er ſtieß , auf alles übrige ſchloß.) In all physical enquiries ; in almost all questions of a particular and immediate policy ; and in much of what relates to the practical wis dom and the happiness of private life, bis views will to be found admirable.
But on subjects of
general politics, of abstract morality , and political economy , his notions appear to be more unsatis factory and incomplete. It cannot excite wonder, if he has sometimes overlooked an essential part of
the argument, and often advanced a particular truth , into the place of a general principle. He seldom reasoned on these subjects at all , 1
1
without
263 having some practical application of them imme. diatly in view ; and as he began the investigation rather to determine a particular case than to esta blish' a general maxim , so he probably desisted as soon
as he had relieved himself of the present
difficulty,"
3. zu S. 165. Die Principien , auf welchen die
Einrichtung des Orbens beruhete , und die Gründe der Aufhebung werden am beſtimmteſten durch einige
Auszüge aus Mirabeau's , considérations sur l'ordre de Cincinnatus. 1785. Caracteriſiirt werden. Er ſagt: „ L'ordre des Cincinnati est une association , une constitution, une combinaison des Généraux et des
autres officiers de l'Armée qui ont servi pendant trois années , ou qui ont été réformés par le con grès , et qui se rassemblent dans une société d'Amis, pour perpétuer la mémoire de la révolution et de
leur mutuel dévouement. Cette société doit durer autant qu'eux -mêmes et leur postérité male la plus réculée ; et si celle - ci vient å manquer ,
autant
que les branches collatérales jugées dignes d'être membres et soutiens de l'association .
Son objet
est de s'occuper incessament à conserver intacts
les droits les plus éminens de la nature humaine , pour laquelle ils ont combattu et versé leur sang ; d'établir et d'entretenir l'honneur national et l'union entre les état respectifs etc. '. Chacun des Cin
cinnati avance un mois le sa paie ;. et l'institution
est de telle nature qu'elle admet , pour grossir ce fonds, les dons des personnes même qui ne compo sent pas la société . (Es ſollen aber nur die In:
264 tereffen des Bapitals zur Unterſtützung ärmer Kries ger 2. verwandt werden .)
Et pour compléter sa consistance et ses forces, les Associés ont statué
l'article suivant: " Comme
dans tous les ' temps' il se trouvera dans les Etats
respectifs des hommes distingués par leurs talents et leur patriotisme , dont les vués louables auront
le même but "que les Cincinnati, on admettra les hommes de cette réputation comme membres ho noraires de la société pendant leur vie seulement ; pourvu que le nombre des membres honoraires
n'excède pas dans la proportion d'un contre quatre celui des officiers et de leurs descendans. L'institution de l'ordre des Cincinnati est la
création d'un veritable patriciat et d'une noblesse militaire , qui ne tardera point à devenir une no blesse civile, et une aristocratie d'autant plus dan gereuse, qu'étant héréditaire , elle s'accroitra sans
cesse par le temps et se fortifiera même par les préjugés qu'elle fera nàitre , qu'étant née hors de la constitution et des loix , les loix n'ont pas pour
vu aux moyens de la reprimer, et qelle" pesera sans cesse sur la constitution dont elle ne fait point partie ; jusqu'à ce que par des attaques tantôt sourdes et tantôt ouvertes, elle s'y soit mêlée en s'y
incorporant, ou qu'après l'avoir long temps minée, elle l'ébranle à la fin , et la détruise. Telle est la force secrète des institutions que
rien ne peut arrêter ,' qui marche dans la nuit, mais d'un pas sûr, vers un but inévitable, et sou vent ignoré de leurs fondateurs même. C'est cette
force toute puissante , qui dans l'institution actuelle
265 des Cincinnati nous prépare à leur insu et malgré leur volonté même ; (oui ; quand ils le voudroient , ils ne pourroient pas s'y opposer à moins de se détruire); c'est
elle qui nous prépare un patriciat, une noblesse héré . ditaire ou perpétuelle; c'est à dire le renversement i entier de notre constitution , et de nos loix ; car après avoir vu ce que cette institution a de me
naçant , ce qu'elle est dans son origine , ce qu'elle peut , ce qu'elle doit nécessairement devenir, il est tems de la confronter avec notre constitution même,
avec les principes qui ont présidé à notre légis lation .
Les délégués , les réprésentants ; les législateurs des peuples d'Amérique ont pris pour base de leur insurrection, de leurs travaux, de leurs prétentions, de leurs droits , de leur code, l'Egalité. C'est à ce tître qu'ils ont réclamé parmi les puissances de la terre le rang et la place séparée auxquels ils ont droit , en vertu des loix de la nature , et de celles du dieu de la nature.
Tous les états de la confé
dération ont déclaré dans leur pacte constitutif, que les hommes sont nés libres , Egaux ; qu'ils ont des droits essentiels , naturels , inaliénables, dont ils ne peuvent par aucun contrât priver ni dépouiller leur
postérité ; que tout gouvernement tire son droit du peuple ; qu'aucune autorité ne peut être exercée sur le peuple , ' que celle qui sera''émanée du peuple, ou accordée par le peuple; que les différens offi ciers de gouvernement, revétus d'une autorité quel conqué législatrice, exécutrice ou judiciaire , ses magistrats , ses chefs , sont les mandataires , les substituts , les agens , ' les serviteurs du peuple, et
A
266 lui sont comptables dans tous les temps ;
que la
jouissanee par le peuple du droit de participer à la législation est le fondement de la liberté et de
tout gouvernement libre ; que tout peuple a droit de changer gouvernement , quand ces objets ne sont
pas remplis ; la doctrine de non - résistance contre le pouvoir arbitraire et l'oppression , étant absurde, servile , et destructive du bien et du bonheur du genre humain .
Les privilèges exclusifs sont odieux et contrai . res à l'esprit d'un gouvernement libre ; ils ne doi vent point être soufferts. Aucun homme ni aucune collection d'hommes ne peuvent avoir droit à des emoluments , ou à des privilèges distincts ou ex clusifs. Les titres ne sont par leur nature ni héré. ditaires , ni transmissibles à des enfans, à des des
cendans , à des parens ; l'idée d'un homme né ma gistrat, legislateur ou juge étant absurde et contre L'aristocratie ne sauroit être que nuisible. nature. Il ne doit être accordé ni tître de noblesse , ni honneurs héréditaires...
Les Etats - Unis assemblés
en Congrès, ni aucun d'eux en particulier, n'accor
deront aucun tître de noblesse ; und eben daraus
wird die Ungereklidhkeit und : Widergeſeßlichkeit des Cincinnatus : Orden hergeleitet. En moins d'un siècle l'institution qui trace une
ligne de séparation entre les descendans des Cin-. cinnati et leurs concitoyens , occasionera une telle inégalité, que le pays qui ne contient aujourdhui que des citoyens egaux aux yeux des constitu
tions et des loix , sera composé de deux sortes d'hommes ; des Patricicns , des Plébéiens.
267 Tout concourt à établir , à fonder la force de cette association : Le nombre des associés
Il est d'à peu
près dix mille en ce moment , et l'ordre annonce hautement le projet d'adopter tous ceux qui seront
distingués par leurs talents et leur réputation ; c'est à dire tous ceux à qui leurs places , leur consi- . dération ,
ou tout autre motif donneront un crédit
utile à l'ordre.
La force militaire , qui de toutes est la plus rédoutable pour l'égalité. La considération , nécessairement attachée à de . grands services rendus à l'état. L'hérédité , qui éternise ces dangers , qui l'augmente même de génération en génération etc. Le droit de tenir à volonté ou à des époques
reglées des assemblées tant particulières que géné rales.
Enfin le droit d'avoir des fonds et de les em ployer , qui ajoute à tant de puissance la puissance
de l'argent, cette puissance toujours corruptrice dans une république , bien plus redoutable encore « quand elle s'exerce sous le nom de bienfaits etc. On voit parôitre chez un peuple instruit et
guidé par des hommes habiles et prévoyans , une constitution mûrement réflechie , unanimement ad
optée , solemnellement proclamée , et près d'elle au moment même de sa naissance , une institution parfai. tement contradictoire à son plan , à l'esprit général de ses loix .
Ainsi les Américains - élèvent d'une
main leur constitution , de l'autre le principe même de son anéantissement.
26S
{
Rhode - Island, pépinière illustre de républicains prévoyans et intrépides, a retiré à toutes les personnes de l'état membres de la société des Cincinnati , leurs
priviléges , et les a déclarées incapables d'aucun office dans le gouvernement.
La Pensylvanie ne pouvait pas être la der niére à sentir et manifester les dangers d'une telle La patrie adoptive de l'immortel institution . Franklin ne cessera point d'être , éclairée de son
génie , et n'a pas de concitoyens indignes de lui. Il a paru un rapport du comité des deux chambres
de la cour générale de cet état, nommé pour faire
des recherches sur l'existence , la nature , l'objet et la tendance probable , ou l'effet de l'ordre , ou société des Cincinnati ; et ce rapport leur a été entièrement défavorable. L'Etat de Massachusetts vient d'arrêter dans un
comité des deux chambres de la législature : que la société des Cincinnati ne peut pas être tolérée,
et que , si elle n'est point détruite , elle troublera la paix et la liberté des Etats - Unis. Eben ſo ſprach ſich der Gouverneur von Sůb: Carolina dagegen aus.
Die Mitglieder des Ordens , durch dieſe Ver:
fügungen aufmerkfam gemadit ; beſchloſſen in einer Generalverſammlung am 3. May 1784 eine Veränder
rung der Statuten , in denen die Provincial- Affemblies des Ordens den Generalverſammlungen der reſp.
Staaten in gewiſſen Beziehungen untergeordnet wur: den .
Der Präfident des Ordens ,
Waſhington ſagt
in einein Circularſchreiben , datirt vom felbigen Tage :
pour éloigner toute cause d'inquiétude , pour dési
269 gner d'une manière distincte le terrein ' sur lequel
nous voulons nous 'fixer, et pour donner une nou velle preuve que les anciens officiers de l'armée américaine ont le droit d'être comptés parmi les citoyens les plus fidèles , nous avons arrêté qu'il serait fait à notre institution les réformes et modi .
fications importantes que voici : la succession héré . ditaire sera abolie ; toute interposition dans les affaires politiques cessera d'avoir lieu ; et les fonds seront placés sous la connaissance immédiate des différentes législatures , qui seront aussi requises d'octroyer des chartes. ". '
Sehr viele der eifrigften ameri caniſchen Patrioten waren von Anfang an gegen größere Ausdehnung des Handels ; manche beſonders aus Furcht , die in dieſer Hinſid )t fich manchmal 4. zu S. 169 .
kreuzenden Intereſſen der einzelnen Staaten möchten
Streitigkeiten unter ihnen veranlaffen . S. darüber einige , von dem americaniſchen Geſichtspuncte aus betrachtet, gegründete Bemerkungen in Mirabeau , considérations sur l'ordre de Cincinnatus, 1785. und
den dieſem Bude angehångten Bemerkungen des Dr. Price.
5. zu S. 175. The wise and thinking part of the community , ragt Marſhall , who could trace , evils to their source , laboured unceasingly to in
culcate opinions favourable to the incorporation of some principles into the political system , which might correct the obvious vices, without endangering the free spirit and the existing institutions.
1
270 : Um dieſe Zeit ſchrieb Mr. Jay auf Veranlaſſung des von den Virginiern vorgeſchlagenen Convents : „ the convention proposed by Virginia may do some good, and would perhaps do more, if it comprehended morë objects. An opinion begins to prevail , that a general convention for revising the articles of confe deration would be expedient. Whether the people are
yet ripe for such a measure , or whether the sy stem proposed to be attained by it is only to be ex pected from calamity and commotion , is difficult to ascertain .
I think we are in a delicate situation,
and a variety of considerations and circumstances gives me uneasiness . ” und weiter : „our affairs seem
to lead to some crisis , some revolution , something that I cannot foresee or conjecture. I am uneasy and apprehensive , more so than during the war.
Then we had a fixed object , and though the means and time of obtaining it were often problematical,
yet I did firmly believe that we should ultimately succeed , because I did firmly believe , that justice was with us.
The
case now altered .
We are
doing wrong, and therefore I look forward to evils
and calamities , but without being able to guess at the instrument, nature or measure of them .
What
I most fear , is , that the better kind of people
(by which I mean the people who are orderly and industrious,
who are content with their situations
and not uneasy in their circumstances) will be led, by the insecurity of property ,
the loss of confi
dence in their rulers , and the want of public faith and rectitude, to consider the charms of liberty as imaginary and delusive.
A state of uncertainty
.
271 and fluctuation must disgust and alarm ' such men,
and prepare their minds for almost any change that may promise them quiet and security." In der Antwort auf dieſen Brief ſagt Waſhington : your sentiments , that our affairs are drawing rapidly, to a crisis , accord with my own. What the event
will be, is also beyond the reach of my foresight. we have probably had too good an opinion of human nature in forming our confederation . Experience has taught us , that We have errors to correct ;
men will not adopt and carry into execution mea
sures the best calculated for their own good , without the intervention of coërcive power .
I do
not conceive we can exist long as a nation , without lodging somewhere a power which will pervade the whole union in as energetic a manner as the autho .
rity of the state governments extends over the se veral states . To be fearvul of investing Congress , constituted as that body is , with ample authorities for national purposes , appears to me the very cli
max of popular absurdity and madness..... Many
are of opinion , that Congress have too frequently made use of the suppliant humble tone of requisi tion , in applications to the states , when they had
a right to assert their imperial dignity , and com mand obedience.
Be that as it may , requisitions
are of perfect nullity , where thirteen sovereign , independant , disunited states are in the habit of
discussing , and refusing or complying with them Requisitions are actually little better , than a jest , and a by - word throughout the land. If you tell the legislatures they have violated
at their option.
!
272
the treaty of peace , and invaded the prerogatives of the confederacy , they will laugh in your face. What then is to be done ? Things cannot go on in the same train for ever.
It is much to be fea
red , as you observe , that the better kind of people, being disgusted with these circumstances , will have their minds prepared for any revolution whatever . We are apt to run from one extreme into another. I am told that even respectable characters speak of
a monarchical form of government without horror ! from thinking proceeds speaking , then to acting is
often but a single step .” 6. zu S. 176. Manche Urſachen der Unzufries denheit , welche nach dem Ende des Revolutionskrieges mehr oder weniger in allen Provinzen wirkſam waren , hatten einen vorzüglich großen Einfluß auf Neu England. Dieſe Staaten hatten bei weitem am mei ften zur Führung des Unabhångigkeitskrieges an Geld und Mannſchaft beigetragen , und waren dadurch ges , nöthigt worden , bedeutende Öffentliche und Privat fchulden zu contrahiren , welche ihnen jekt um fo drůdender feyn mußten , als die Trennung von Eng
land ihren Fiſchereien höchſt nachtheilig war , ' indem fie dadurch dadurch die meiſten Mårkte für dieſen wichtigen Handel einbüßten. Die Unzufriedenheit der Einzelnen , verbunden mit unbeſtimmten aber aus: ſchweifenden Vorſtellungen von dem Uinfange der polis , tiſchen Freiheit , auf deren Beſitz fie trotzten , und eine ziemlich ſchwache Ueberzeugung von der Nothwens
digkeit , Offentliche und Privatverpflichtungen gewiſſen haft zu erfüllen , waren die Elemente , : aus welchen ;
273 die , Beſchlüffe der verfaſſungswidrigen von den Auf rührern gehaltenen Convente hervorgingen . Sie waren daher namentlich wider die Erfüllung der gegen die Arinee übernommenen Verbindlichkeiten gerichtet, fers
ner überhaupt wider alle Abgaben, wider ſtrenge Vers waltung der Suſtiz , und ſprachen zugleid , immer den Wunſch der Vermehrung des Papiergeldes aus , um damit die Schulden des Staates und der Einzelnen zu
bezahlen . Wie Waſhington über dieſe Unruhen dachte, ſieht man aus einem Briefe, welchen er damals an
Humphries ſchrieb , worin er unter andern ſagt : For gods, sake , tell me , what is the cause of all do they proceed from licen tiousness , british influence disseminated by the these commotions ?
tories , or real grievances which admit of redress ? ”
Humphries antwortet darauf :
„In Massachussetts
particularly , I believe there are a few real grievan ces , and also some wicked agents or emissaries, who have been busy in magnifying the positive evils , and fomenting causeless jealousies and distur bances . But it rather appear to me that there is a licentious spirit prevailing among many of the
people ; a levelling principle , a desire of change ; and a wish to annihilate all debts , public and pri
„ It is indead a fact," ſagte General Knox, nachdem er von einer Reiſe in Mafſaduſſetts zurüd 72
vate .”
Fehrte , „ that high taxes are the ostensible causes of the commotion ; but that they are the real
cause is as far remote from truth as light from darkness.
The people , who are the insurgents,
have never paid any , or but very little taxes ; but 18
1
274 theyasee the weakness of government. They feel at once their own poverty , compared with the opu lent , and their own force ; and they are determi
ned to make use of the latter in order to remedy the former.
Their creed is , that the property of
the United States has been protected from confisca tion by the joint exertions of all , and therefore ought to be common to all. And he that attempts
opposition to this creed is an enemy to equity and justice , and ought to be swept from the face of Colonel Lee ſchreibt darüber folgendes the earth . ” an Waſhington : „ A majority of the people of Massachusetts are in open opposition to the govern ment.
Some of the leaders avow the subversion of
it to be their object , together with the abolition of debts , the division of property , and a re - union with Great Britain .
In all the eastern states the
same temper prevails more or less , and will cer . tainly break forth , whenever the opportune mo ment may arrive.
The malcontents are in close
connection with Vermont , and that district , it is
believed , is in negotiation with the government of Canada." " Ében fo merkwürdig iſt Waſhingtons Ant wort : „ These accounts exhibit a melancholy veri fication of what our transatlantic foes have pre,
dicted , and of an other thing , which perhaps is still more to be regretted , and is yet more unac countable , that mankind , when left to themselves , are unfit for their own government.' You talk , ”
fåhrt er fort, „my good sir , of employing influence to appease the present tumults in Massachusetts , I know not where that influence is to be found ;
275 nor, if attainable, that it would be a proper remedy Influence is not government. for these disorders.
Let us have a government , by which our lives , liberties and properties will be secured , or let us know the worst at once.
Under these impressions,
my humble opinion is ,
that there is a call for
decision. Know precisely what the insurgents aim at. If they have real grievances , redress them if possi ble ; or acknowledge the justice of them , and your
inability to do it in the present moment. If they have not , employ the force of government against them at once .
If this is inadequate , all will be
convinced that superstructure is bad , or wants support. To be more exposed to the eyes of the
world , and more contemptible than we already are , is hardly possible. These are my sentiments, Precedents are dangerous things. Let the reins of government then be braced , and held with a steady hand ; every violation of the constitution be reprehended . If defective , let it be amended , but not suffered to be trampled upon while it has an existence .
Waſhington ſuchte die Ernens nung abzulehnen , theils aus allgemeinen Urſachen , 7. zu S. 179.
theils namentlich deshalb , weil er nicht gern am erſten May d. g. in Philadelphia feyn wollte.
håtte nåmlich eigentlich als Präſident des Cincinnatus: ordens , welcher grabe um dieſe Zeit dort einen Con: vent (wie alle drei Jahre) hielt , ſich auch dahin bez geben follen. Da er aber nicht wieder zum Pråfi: benten des Drbens erwählt werden wollte , und dieſen 18*
276
Wunſch ſchon öffentlich ausgeſprochen , ſich auch zugleich entſchuldigt hatte , daß er bei dieſer Zuſamınenkunft nicht gegenwårtig ſeyn könnte , fo war es natürlich unangenehm für ihn , nichts deſto weniger gerade in dieſem Augenblid nad, Philadelphia zu gehen . · Ueber dies wurde ein Convent von Deputirten, der fich ohne Einladung des Congreſſes 'verſammelte, von manchen får ungeſeklich gehalten , und man fürchtete , : die Staaten von Neu - England , welche nach Annapolis
keine Deputirte geſchickt hatten , möchten eben ſo wenig von der Aufforderung , ſich in Philadelphia zu verſammeln , Notiz nehmen : „ If this second attempt;" ſagt Waſhington in einem Briefe , to convene the
states, for the purposes proposed by the report of the partial representation at Annapolis should also prove abortive , it may be considered as une quivocal evidence , that the states are not likely to agree ' on any general measure which is to per vade the union ; and , of course , that there is an end of federal government. The states which make this last dying essay to avoid this misfortune would be mortified at the - issue and their deputies would return home chagrined at their ill success and disappointment. This would be a disagreable
circumstance to any one of them , but more parti cularly to a person in my situation . ”
Mehrere
Freunde Waſhington's waren derſelben Meinung ung riethen ihm deshalb ab ,
den Auftrag anzunehmen .
Colonel Humphries ſpricht in einem Briefe an Waja hington voin 20. Jan. 1787. über die Urſachen , um deren willen die Föderaliſten in der Generalverſammlung von Connecticut nicht die Ernennung von Deputirten zuin
277 1
Condente mit mehr Eifer betrieben hatten. ,,The reason , ſagt er , „ was a conviction , that the per-. sons who could be elected were some of the anti federal men in the state , who believed or acted
as if they believed , that the powers of Congress were already too unlimited , and who would wish, apparently , to see the union dissolved. These de
magogués really affect to persuade the people that they are only in danger of having their liberties stolen away by artful , designing aristocracy : But should the convention be formed under the
most favourable auspices , and should the members be unanimous in recommending in the most forci ble, the most glowing and the most pathetic terms; which language can afford , that it is indispensable
to the salvation of the country , Congress should be clothed with more ample powers , the states would not all comply with the recommendation.
They have a mortal reluctance to divest themselves of the smallest attribute of independent ,
separate
sovereignties. " Auf welche Mittel damals ſehr angeſehene Mán: ner in Nord - Umerica dadten , um die Veränderung der Unionsverfaſſung zu bewirken , ſieht man unter andern aus eiņen Schreiben des secretary of war an Waſhington , . eines derjenigen , die ihn früher von aller Ilseilnahme an dem
Convente abzuhalten
geſucht hatten ', der aber jekt der entgegen geſekten Meinung war . Er ſagt : „ The mass of the people feel the inconveniences of the present government, and ardently wish for such alterations as would
278
remedy them. These must be effected by reason , and by agreement, or by force. force. The convention appears to be the only mean by which to effect
them peaceably. If it should not be attended by a proper weight of wisdom and character to carry
1
into execution its propositions , we are to look to
events and to force for a remedy .
Were you not
then to attend the contention , slander and malice
suggest , that force would be the most agreable mode to reform to you.” 8. zu S. 235. Der Rath ber Cenforen iſt nur Ein Mal verſammelt worden , nåmlich im S. 1783. S. Lagebuch des Raths der Cenſoren ,. verf. zu Philadelphia den 10. Nov. 1783. Philadelphia 1784 . in fol.
Schon damals ſprachen viele Mitglieder des
Raths gegen die Conſtitution , und die meiſten Stim:
men vereinigten ſich zu ſolchen Erklärungen , woraus erhellte , daß man die Conftitution in einigen Stücken gar nicht zur Ausführung gebracht, und in manchen andern übertreten hatte.
Es iſt hierbei zu bemer:
ken , daß ſelbſt Ebeling von dieſer Franklinſchen Con: ftitution fagt, fie ſexy in einigen Stücken zu unbe: ſtimmt , ja iſogar fich widerſprechend , durchgångig aber zu unordentlich , und in einem weitſchweifigen Lehrton , welchen vielleicht die Zeitumſtårde ( ? ) noth wendig machten , aufgeſetzt . " „ Die Umſt ånde ſchienen jedoch ," ſagt er an einer andern Stelle , „ eine ſolche Verfaffung zu fordern , um den republikaniſchen Geiſt zu erweden , zu ſtårken und allgemeiner auszubreiten . "
.
279
Ueber die Religionsverhältniffe fekt der 38. Art. der Conſtitution folgendes feſt: 9. zu S. 253.
Alle Perſonen und religioſe Vereinigungen , die das Dareyn eines Gottes , eine künftige Belohnung und Beſtrafung , und die Nothwendigkeit eines Sffent: lichen Gottesdienſtes erkennen , Rollen im Staate geduldet werden . Die chriftlich - proteſtanti: ſche Religion roll, kraft gegenwårtiger Conſtitus tion , für die Religion des Staates * ) ange: ſehen , erklärt und gehalten werden. ute Gemeinden chriſtlider Proteſtanten , die ſich wohl und ruhig im Staate verhalten und demſelben treu bleiben werden , ſollen gleicher Civil : und Religions
freyheiten genießen. Um dieſen wünſchenswürdi gen Zweck zu erreichen , ohne dem religiøſen Eigen: thum dieſer chriſtlichen Geſellſchaften zu nahe zu treten , die ichon durch vorgångige Geſetze als Ver: einigungen zu einem öffentlichen Gottesdienſte beſtås tiget worden , und um allen andern chriſtlich : proteſtantiſchen Geſellſchaften , ſo wohl den ſchon ver: einigten , als denen , weldyc ſich nod bilden werden, die Gelegenheit zu geben , ſich zu vereinigen : fo wird durch gegenwärtige Conſtitution feſtgeſeßt , an geordnet und erklärt , daß die verſchiedenen Religions : partheien der engliſchen Kirche , die ſich in dieſen Staaten zu Ausübung ihres Gottesdienſtes , nieber:
gelaſſen haben, in ihrer Vereinigung bleiben und * ) Der Name, Religion des Staates , will nicht ſo viel ſagen , daß die chriſtlich- proteſtantiſche die einzige Relis gion im Staate rein und die andern ausſchließen ſoll, Tondern nur , daß ſie die einzige ſeyn ſoll , welche Eins fünfte vom Staate genießt.
280 alle die kirchlichen Rechte behalten ſollen , in deren Befik fie bisher geweſen ſind : daß wenn 15 Månner oder mehrere , die wenigſtens 21 Jahr alt und der chriſtlich - proteſtantiſden Religion zuges than ſind , des Gottesdienſtes wegen in eine Vereini gung treten wollen , ſie , in fo fern ſie den nachge ſetten Bedingningen nachleben , rechtmäßig befugt find ", als eine beſondere Kirchengemeinſdyaft zu leben, und in Kraft der Landesgeſetze , als ob ſie von der Religion des Staate 3 waren , angeſehen , und auf ihr Anſuchen , von der Geſetzgebung als eine Gemeinde , die zu gleichen Privilegien , wie die andern , berechtigt iſt ; beſtåtiget werden ſollen. Jebe auf dieſe Art entſtandene chriftliche Geſellſchaft ſoll ſich einen Namen geben , oder ſich
durch eine eigene Benennung unterſcheiden , unter welcher fie erkannt werden und vor Gericht erſchei nen , und alle , die fich des Gottesdienſtes wegen zu ihr halten , als von der Geſellſchaft dieſes Namens angeſehen werden ſollen. Ehe aber dieſe beſondern
Geſellſchaften unter verſchiedenen Namen fich feſt feben , und , wie obgedacht , einrichten , und ehe fie das Recht und die Madit erlangen , in eine Ver:
einigung zu treten ; wird es nöthig ſeyn , daß jede dies Recht ſuchende Geſellſchaft nachſtehende fünf Artikel angenommen , erkannt und in ein dazu zu haltendes Buch eingezeichnet habe ; als' ohne deren Anerkennnng keine Zuſammenkunft oder Vereinigung von Menſchen , um der Religion willen , berechtiget ſeyn ſoll , eine Gemeinde auszumachen ,
und als
von der Religion des Staates angeſehen zu werden..
281
Artikel , welche zu unterſchreiben ſind : 1 ) Daß ein ewiger Gott und ein zukünftiger Stand der Belohnungen und der Beſtrafungen ſind . 2) Daß man Gott öffentlich ehren und dieneni 3
müſſe. 5) Daß die chriftliche Religion die wahre Religion ſer . 4) Daß die heiligen Schriften des alten und
neuen Teſtaments von gåttlicher Eingebung ſind , und die Vorſchriften des Glauben
und Wandels ent
halten.
5)
Daß es ben Geſetzen gemåb , und die Schule
digkeit eines jeden Menſden iſt , die Wahrheit zu bezeugen , wenn er hierzu von der Regierung aufge 1 fordert wird. Jeder Einwohner dieſes Staates , der vor Gea
richt geladen wird , um Gott zum Zeugen ſeines Zeugniſſes zu nehmen , ſoll die Erlaubniß haben, dies auf die reinein Gewiſſen gemäßeſte Art zu thun. Damit das Volk dieſes Staates jederzeit des Rechts geniefie, feine Seelſorger und Geiſiliden zu erwah: len , und der Staat zugleich hinlänglich geſichert wird , daß diejenigen , die zum geiſtlichen Amte be ſtellt fins , es wohl und gehörig verwalten werden ; ſo ſoll niemand ein geiſtliches Amt für irgend eine Kirche verwalten können wenn er nid )t durch die
Stiinmen der mer reſten Mitglieder derjenigen Ge ſellſd)aft , für weide er das Amt verwalten roll, oder durch diejenigen Perſonen erwählt iſt , die der
größte Theil dieſer Geſellſchaft bevollmåditigt hat, cinen Seelſorger zu erwihlen ,
Jeder alſo erwählte
282 und ernannte Geiſtliche roll, außer den vorſtehenden den fünf Urtikeln , auch noch folgende Erklärung un terzeichnen :
Daß er mit göttlicher Gnade und Beyſtand ent idoloffen iſt , daß ſeiner Sorge anvertraute Volk , ben heiligen Schriften gemåß , zu unterrichten und nichts, als zum ewigen Heil nothwendig , zu lehren , als wovon er überzeugt iſt, daß man es aus den gått: lichen Schriften ſchließen und erweiſen kann ; daß
er ſowohl bei kranken als geſunden , ſeiner Seelſorge 」
anvertrauten , Perſonen alle beſondere und allgemeine
Wege des Raths , und der Warnung einſchlagen will, welche die Nothwendigkeit erfordert , und die Gele: genheit an die Hand geben wird ; daß er pünktlich ſeyn will , die Betſtunden und Vorleſungen aus den heiligen Schriften , auch diejenigen Unterridytungs ſtunden zu halten , die zu ihrer Kenntniß dienen kön:
nen : daß er und ſeine Familie ſich genau nach der Lehre des Heilandes richten wollen , und daß er , ſo viel an ihm liegt ,
die Ruhe ,
den Frieden und die
gegenſeitige Liebe unter dem ganzen Volk , und befon : ders unter denen , die ſeiner Vorſorge anvertraut ſind , erhalten und befördern will.
Niemand rollt eine Religionsverſammlung beun: ruhigen oder ſtören , nod; ſich gegen irgend eine Kirche einer Rebensart
ober
eines Ausbrucks bedienen,
welcher Vorwurf, Beleidigung oder Entehrung ver rathen könnte ; als welches ein gewiſſes Mittel iſt, die Offentliche Ruhe zu ſtören , und die Bekehrung der Unglåubigen zum wahren Elauben zu verhindern, indem ſie dadurch zu Zank und Streit veranlaßt und zu einem Widerwillen gebracht werden , der Haß ge
283 gen die Lehrer und die Lehre bewirkt , zu welcher man ſie håtte bekehren können. Niemand , wer es auch ren , roll in irgend einer
Religionsverſammlung etwas unehrerbietiges oder'auf rühreriſches wieder die Regierung dieſes Staates vorbringen. Niemand fol durch das Geſet verbun ben ſeyn , etwas zur Erhaltung eines Gottesdienſtes beizutragen , zu welchem er ſich nicht bekennet , oder für welchen etwas zu zahlen , er ſich nicht freiwillig anheiſchig gemacht hat. Die Kirchen, Kapellen , Pfarrhåuſer , Låndereien und anderes Eigenthum , das gegenwärtig einer der Gemeinen der engliſchen Kirche , oder einer andern Vereinigung gehört , rollen ihnen auf immer geſichert bleiben.
Die Armen ſollen
unterſtüßen werden , und die Wahlen auf die bisher gewohnte Art geſchehen , bis man durch Geſete dieſe
Gegenſtånde auf die billigſte Art eingerichtet haben wird .” Staatsgeſeße der dreizehn vereinigten ame ricaniſchen Staaten. . Deffau und Leipzig . 1785. pag. 406.
Dritter Abſchnitt. Seit dem Anfange der franzöſis Ichen Revolution.
1
$
1
1.
Waſhington Präſident der Vereinigten Staaten.
1. Bis zu Genets Ankunft .
George Waſhington fand in der einſtimmigen Wahl zum erſten Präſidenten der Vereinigten Staaten die Anerkennung der großen Verdienſte,
welche er ſich als Feldherr und Gefeßgeber um den Bund erworben hatte. Sehr unredyt würde es reyn , wenn man nicht Waſhington's Bes
mühungen für das Glúde feines Vaterlandes , wie ſie es verdienen , ehren wollte ; und die
Vertheidiger der herrſchenden Europäiſchen Pos litik múffen ihn um ſo mehr in Schug nehmen,
Carton zu G 187.
288
als der Kampfr weláen er , doch leider ohne Erfolg, gegen die Herrſchaft der franzsſiſchen Revolution führte, ihm die große Maſſe feiner Mitbürger entfrembete. Seine edle , durchaus ariſtocratiſdie Perſönlichkeit ſtand hoch über
dem Urtheil der Menge ,
und
die Undants
barkeit einer großen Zahl derjenigen , welche in
ihm den Beſchußer und Beförderer des wes
nigen Guten , was dort geſcheljen war , hats ten verelren ſollen , war ihin nicht unerwartet. ( Note 1. )
Bei der Eröffnung des erſten Congreffes war die entſchiedene Majoritåt auf der Seite
der Föderaliſten in beiden Häuſern der Geſeks gebung , wodurch für den Augenblice wenigſtens
die Beſorgniß zurückgedrängt wurde , es möchte eine
neue
conftituirende
Verſainmlung das
Gute wieder vernichten , welches die Bundesvers faſſung für die Erhaltung und Befeſtigung der Union in fich enthielt. Dieſe Furcht war auch
um ro gegründeter, als immer noch zwei Staas ten der neuen Conſtitution nicht beigetreten was
ren , und andere den beſtimmten Wunſdh ausges ſprochen hatten , fie moge von Neuem einer Res viſion unterworfen werden . Auf der andern Seite
waren dagegen Waſhirigton, John Adams , Ales xander Hamilton , John Jay , fåinıntlich Befors derer der neuen Verfaſſung, von den Mängeln bers
289
felben vollkommen überzeugt und betrachteten fie 'vielinehr wie einen Verſuch, als daß ſie geglaubt hatten , in ihr den Nordamericanern ein verhalts nißmäßig vollkommenes Grundgefeg zu geben. Die Zufäße zur Conſtitution, welche in dieſem erſten Congreß von Madiſon vorgeſchlagen wurs den , und die gar nicht geeignet waren , dem foder
raliſtiſchen Princip eine größere Bedeutung zu geben , nahm die Majoritåt eigentlich denen zu Gefallen an , welche der neuen Verfaſſung ents gegen waren . Dieſes wird beſonders dadurch wahrſcheinlich , daß die Annahme dieſer Zufäße in den einzelnen Staaten faſt allein bei den Haups
tern der antiføderaliſtiſchen Parthei Sdwieriga keiten fand , indem dieſe ſie nicht für hinreichend
hielten und fürchteten , es ischte , wenn man ſie einmal annåhme , damit vor der Hand den Uendes
rungen in der Conſtitution ein Ziel gefekt ſeyn. In dem Hauſe der Repräſentanten waren
lange und heftige Debatten darüber , ob dem Pras ſidenten die Entlaſſung von allen Aemtern des Bundes zuſtehe ; eß wurde dieſe Frage jedoch am
Ende zu Gunſten deſſelben · entſchieden. Dagegen wurde der Vorſchlag des Senats , dem Präſidens
ten und dem Vicepräſidenten beſondere Titel zu geben , Folgen
Madiſon
deffen Unnahme allerdings wichtige håtte haben können , berworfen ;
erklårte ſich beſonders entſchieden 19
1
290
gegen dieſe Propoſition . Dieſer Vorſchlag und der Umſtand , daß die Sißungen des Senats bei verſchloſſenen Thüren gehalten wurd wurdeenn , wart noch lange nachher dieſen Hauſe von den Demos craten zum Vorwurfe gemacht. Die Oppoſition
war indeffen damals überhaupt noch nicht ſehr machtig und nur in einzelnen Gegenden zeigte fich gleich im Anfange des erſten Congreſſes eine große Unzufriedenheit mit der Adminiſtra : tion . Dies gilt vorzüglich von dein Theile der weſtlichen Staaten , in welchen , wie es ſcheint,
ernſthafte Bemühungen der Spanier bemerkt wurden , die Trennung dieſer Länder von den übris
gen Provinzen zu bewirken . Solche Anträge Spaniſcher Agenten fanden hie und da deshalb einigen Beifall , weil das Gouvernement von
Florida der Schiffahrt auf dem Miffifippi ſehr viele Hinderniſſe in den Weg legte , und man Urſache hatte zu glauben , die Trennung der weſt
lichen Provinzen von den Sftlichen, werde dieſer drůdenden Beſchränkung ein Ende machen . Nicht fo vielen Einfluß konnten wegen des , beſonders in den weſtlichen Provinzen , verbreiteten Haffes gegen England diejenigen Perſonen finden , welche ihnen im Fall einer Trennung von den übrigen Staaten Unterſtügung gegen die Spanier von Canada aus verſprachen und die , ich weiß nicht
mit wie viel Grund , dainals ziemlich allgemein für
291
Emiffarien ' der dortigen Regierung gehalten wurden.
1
4
Die Oppoſition war im Anfange viel weni:
ger gegen den Präſidenten , als gegen einige andere Mitglieder der hochſten Verwaltung gerichtet.
Nur warf man fehr früh Waſhington vor , er bemühe ſich in ſeinem Hauſe eine Lebensart einzus
führen , welche der an den Europäiſchen Höfen gewöhnlichen zn ähnlich ſeyj, und wollte darin die Neigưng bemerken , wenigſtens im Neußern mo: narchiſchen Regierungen ſich zu nähern . Am aller entſchiedenſten war dagegen der Haß der.
antiföderaliſtiſchen Parthei gegen Alexander Ha milton. Man behauptete , daß er in dem Cona
vente von 1787. die Einführung einer Conſtitus tion bezweckt habe , die ganz dazu geeignet gewes
ſen wäre , die ariſtocratiſchen Intereſſen in Ames rica zu befeſtigen , und den Weg zu einer monars
chiſchen Regierungsform zu bahnen. (Note 2.) In dem Congreſſe zeigte ſich dieſe åbneigung gegen Hamilton namentlich bei den Debatten über die Bill, wodurch das treasury department errichtet werden follte. Dieſe enthielt nemlich eine Clauſel; welche es dem Staatsſecretair
dieſes Miniſteriums zur Pflicht machte, die Plane
für Steuers und Schuldenweſen zü : entwerfen und dem Congreß vorzulegen.
Dem widerſekten
ſich mehrere Mitglieder mit großer " Heftigkeit; 19*
292
indem ſie behaupteten , daß dadurch dem Staatss ſecretair ein übermäßiger und gefährlicher Eins
fluß auf die Verhandlungen des Congreſſes ges geben werde ; zulegt wurde jedoch die Bill mit
dieſer Clauſel beibehalten . Alle dieſe Streitigs keiten blieben ſo lange in gewiſſen Grenzen , bis die -franzöſiſche Revolution , wenn auch nicht ein neues Element der Partheien in America bildete, dodh den Democraten eine ganz andere Geſtalt gab. Bei dem erſten Ausbruche derfelben war man im Allgemeinen in den Vereinigten Staaten auf der Seite der Democraten , und es iſt dieſes wohl um .
To eher zu entſchuldigen , als felbft in Europa die große Zahl derjenigen , welchen eine hinreichende Kenntniß der moraliſch - politiſdhen Verhältniſſe
in Frankreich fehlte , nicht die unſeligen Folgen der verabſcheuungswürdigen Principien vorausſah, auf welchen dieſe religioſe , politiſche und mora
liſche Revolution beruhte. Nur an der Spişe der auswärtigen Angelegenheiten ſtand say, welcher von Anfang an ſo wenig bei den Machts
habern in Frankreich beliebt war , daß der frans zofiſche Miniſter mehrmals , jedoch ohne Erfolg, den Verſuch machte , in den Geſchäften ihn zu übergehen und ſich unmittelbar an den Präfidens , *ܕ
ten der Vereinigten Staaten zu wenden. : Ich bin nicht im Stande anzugeben , ob dieſe entſchiedene
Abneigung Jay's gegen die franzöſiſche Revolua
293
tion die Urſache war , weshalb Jefferſon bald nachher zum Miniſter der auswärtigen Angeles genheiten ernannt wurde , oder ob nur im Augea
meinen Waſhington dazu durch den Umſtand vers anlaßt ward , daß Sefferſon ſeit langer Zeit als
der Chef einer politiſchen Parthei betrachtet werden mußte , und er es für zweckmäßig hielt , auf dieſe Weiſe womöglich die Regierung mit der Oppoſition auszuſhnen . Von dieſem Augenblick an fällt die innere
politiſche Geſchichte der Union , ſo wie die ihrer auswärtigen Angelegenheiten eine längere Zeit mit der Geſchichte des perfånlichen Streites zwis
fchen Alexander Hamilton und Jefferſon zuſams men. Die Verſchiedenheit der Ueberzeugung dies ſer beiden héchſt wichtigen Månner beruhte auf einem wirklichen Gegenfaz der Gemüthsart und der ganzen Bildung. Alexander Hamilton hatte Gelegenheit, fchon während des Revolutionskrieges die gefährlichen Folgen der Schwache in der Bundesregierung zu erkennen , und war, feitdem
der eifrigſte Beförderer der føderaliſtiſchen Print: cipien ; es iſt ſchon bemerkt worden , daß er in dem Convent von 1787. eine viel größere Gewalt in die Hände der höchſten Uduniniſtration zu
legen wünſchte, als dies durch die Conſtitution wirklich geſchehen iſt. Uuch läugnete er ſpåter gar nicht, daß nach ſeiner Ueberzeugung der wich,
294
tigſte Mangel dieſer Verfaſſung in der zu gerin
gen Gewalt der Bundesregierung beſtehe. Jefferſon entſagte långere Zeit hindurch allen die Union betref: fenden Geſchaften und lebte in Virginien , an deſſen Verwaltung er immer einen ſehr lebhaften Antheil nahm. Bald nach dem Ende des Revolutionskrieges, wurde er nach Paris geſchickt, und brachte dort mehrere Jahre unter Verhältniſſen zu , die ganz geeignet waren , ihn zu dem eifrigſten Ver : fechter der Principien des revolutionåren Franta
Er kam mit der Ueberzeugung zurück, daß die Freiheit der Bürger nur von zu
reichs zu bilden .
großer Macht der executiven Gewalt etwas zu fürchten haben und in dieſen Sinn ſtellte er ſich
ſchon vor der Zeit des Convents von Philadelphia ay die Spiße der antiffderaliſchen Parthei. Er war nicht entſchieben für die Annahme der neuen Ber: faſſung und wünſte mehrere Aenderungen der: ſelben im voraus geſichert ; beſonders foll er der .
wiederholten Wahlbarkeit deſſelben Präſidenten entgegen geweſen feyn. Jefferſon war gleich nads dem Ende des Krieges auf der Seite derjenigen
Parthei , welche bei dem Handel Frankreich bes günſtigt wiſſen wollte, bahingegen Alexander Has milton und feine Anhänger behaupteten , inar múffe alle dieſe Angelegenheiten den Individuen überlaſſen . Dieſe einzelne allerdings mit einem
allgemeinen politiſchen Syſtem zuſammenhangende
295
Frage:fcheint den erſten heftigen Ausbruch der, Feindſchaft zwiſchen dieſen beiden Mánnern vers anlaßt zu haben. Aler. Hamilton fand bei faſt allen feinen
Finanzplanen eine ſtarke Oppoſition in den weſts lichen und füdlichen Provinzen , welche eben ſo wohl durch die beſtimmte Abneigung gegen die
Perſonļichkeit des Miniſters , wie durch das in mancher Hinſicht von dem der Oſtlichen Staaten verſchiedene Intereſſe veranlaßt ward. Um einen
Fonds für die Bezahlung der Unions - Schulden zu bilden , ſchlug Hamilton eine Vermehrung der Abgaben auf fremde gebrannte Waſſer, und zus gleich eine andere auf die im Lande producirten vor. Dieſer lektern . Auflage war nun die ganze antiffberaliſtiſche Parthei entſchieden entgegen , indem ſie jede vom Congreſſe auf inländiſche Pros dukte gelegte Abgabe als das Eindrången frems
der Herrſchaft in die Unabhängigkeit der Staaten und als eine unrechtmäßige und gefährliche Bes ſchránkung ihrer Freiheit betradhtete , weshalb
' fidh mehrere Generalverſammlungen , an einigen Orten beſondere Convente gegen dieſe und andere
Verfügungen der hsdiften Adminiſtration auf das beſtimmteſte erklärten . Außerdein waren die weſtlichen Colonien dieſer Abgabe um deßwillen
fehr abgeneigt, weil ſie davon eben ſo ſehr, wie alle andern getroffen wurden , dahingegen Eins
296
gangsſteuern ihnen minder ' beſchwerlich waren, weil fie viel weniger , als die Sfilichen Staaten , das Bedürfniß nach den aus der Fremde einges
führten Waaren hatten . Die nach Alex. Hamils ton's Bericht entworfene Bil ging indeſſen mit einer Majorität von fünf und dreißig gegen ein und zwanzig Stimmen im Hauſe der Repråſens
tanten durch, fand aber nichts deſto weniger gleich bei der erſten Ausführung in mehreren Provinzen viele Hinderniſſe , und ſchon in einzels nen Diſtricten Penſylvaniens entſchiedenen Widers ftand.
Eben fo heftig waren die Debatten über Hamilton's Plan eine National Bank zu erricha ten ; aber auch dieſe Bill ging endlich durch.
Man beſtritt die allgeineine Zweckmäßigkeit des
Bankſyſtems, und tadelte die vorgelegte Bill insbeſondere ; ' am heftigſten bekämpfte man aber
das verfaſſungsmåßige Recht des Congreſſes , eine folche National Bank 311 errichten . Es wurde beljauptet, die Gewalt der Bundesregierung wäre
beſchränkt, und ihre Befugniſſe waren in der Conſtitution aufgezählt ; von einem ſolchen Rechte, wie das jeßt in Anſprud; genommene; wäre darin aber keine Redé , und es könnte eben ſo wenig
aus irgend einem
Artikel der Verfaſſungsurs
kunde eine Befugniß des Congreſſed abgeleitet werden ;: eine Corporation zu errichten.
Die
297
Vertheidiger der Bill waren vollſtändig der Meis nung , daß , wenn die Conftitution wirklich dem
Congreſſe nicht ein ſolches Redht zuſchriebe, er es nicht ausüben dürfe; allein fie behaupteten zugleich , daß dieſe Befugniß der Unionsregierung gar nicht bezweifelt werden könne. Auch das
Cabinet war getheilter Meinung , indem der attorney general und der secretary of state
der Minoritåt im Congreſſe beitraten , Alexander Hamilton aber auf Annahme des Gefeßes drang. Waſhington entſchied ſich für die lektere Meis nung uno fanctionirte. Uin jebody der Unpartheis lichkeit in Thatfadyen treu zu bleiben , darf hier nicht überſehen werden , daß außer dem großen Streite über das Verhältniß der Unionsregierung
und der Rechte der einzelnen Staaten , bei allen Finanzangelegenheiten ein beſondrer Umſtand ſeinen Einfluß &ußern mußten , in den nördlichern Staaten war nåmlich die Sffentliche Schuld viel
größer , alg in den füdlichen , und die Einwohner jener Provinzen waren deshalb Hamilton's fammt:
lichen Finanzplanen fehr geneigt, indem ſie alle dahin gerichtet waren , das ganze Schuldenweſen , To viel wie möglich, dem Bunde gemeinſchaftlidh zu machen.
Spåter wurde der Vorſchlag gemacht, daß Maafregeln zu möglichſt großer Reduction der Unionsſgulben genommen werden möchten , und
298
daß der secretary of the treasury beauftragt
werde , zu dieſem Zweck einen Plan zu entwerfen. Dieſer Vorſchlag wurde auf das heftigſte: bez
kämpft und der Staatsſecretair des Schages von
Neuem perſónlich angegriffen .
Indeffen ging die
Propoſition durch und der Miniſter machte ſeinen Bericht. Die Oppoſition fand aber Mittel , die
Unterſuchung deſſelben unter verſchiedenen Vors wänden aufzuſchieben , oyne Zweifel in der Hoff:
nung , bei der nächſten Sißung über eine gro: Bere Zahl von Stimmen verfügen zu können. Sonderbar war es und mußte wohl von dem Publicum bemerkt werden , daß diejenigen,
welche immer das Wohl des Volks und ihre eigene Soraſamkeit für die Beſchränkung der öffentlichen Schulo iin Munde führten , ſich den
Mitteln , die wirklich eine Verminderung ders felben bewirker mußten , widerfekten ; und daß
im Gegentheil dieſe Maaßregeln von denjenigen Perſonen mit Eifer betrieben wurden , denen man
ſeit langer Zeit vorgeworfen hatte , ſie wünſchten die fortdauernde Vermehrung der öffentlichen Schuld, um dadurch Mittel zum Einfluß und zur Beſtechung in die Gewalt zu bekommen. Alle Verſuche, Ulexander Hamilton oder andere
Perſonen , welche als die Gegner der Antifddes Taliſten betrachtet wurden , in dem Congreſſe zu
compromittiren , mißlangen volftändig.
So
299
machte Giles am 23. Januar 1793. verſchiedene
Anträge in Bezug auf die Vorlegung von Papie: ren über gewiſſe Anleihen , die im Auslande ges macht waren, in der Hoffnung, es méchte ſich dabei eine Gelegenheit ergeben , den Gefandten der Vereinigten Staaten in Paris, Morris, anzugreis fen. :: Allein die Erwartung ſeiner und Hamiltons Feinde wurde gånzlich getäuſcht, indem dieſer
ſdnell, vollſtändig und mit großer Geſchicklichkeit die verlangten Aufklärungen gab. Als man fah , daß alle legalen Angriffe gegen den Finanzminiſter ohne Erfolg waren , und das ſeine Redlichkeit
ihn eben ſo ſehr wie feine großen Talente gegen jede Beſchuldigung im Congreß nicht nur ſchůzten, ſondern ſtets eine neue Veranlaſſung fanden,
ſeine Verdienſte anerkennen zu laſſen , begnügte man ſich ihn in den Zeitungen auf jede mögliche Art zu verläumden . „ The seretary of the trea
sury , ſagt Marſhall, was represented as the advocate of aristocracy , monarchy , heredi tary succession , a titled order of nobility,
and all the mock pageantry of kingly govern ment.” He was arraigned at the bar of the public , for holding principles unfavourable to the sovereignty of the people ; and with in
culcating doctrines insinuating their inability to rule themselves . The theory of the bri tish monarchy was said to have furnished
300
his model for a perfect constitution ; and all his systems of finance , which were represen
ted as servile imitations previously adopted
by England, were held up to public execra tion as being intended to promote the favourit project of assimilating the government of the United States to that of Great - Britain. With this view he had entailed upon the nation a heavy debt, and perpetual taxes ; had created an artificial moneyed interest which had cor rupted , and would continue to corrupt the legislature ; and was endeavouring to pro strate the local authorities as a necessary step
towards erecting that 'great consolidated mo narchy which he contemplated . He was , it was added ,
the inveterate enemy of Mr.
Jefferson , because in the republican princi
ples of this gentleman he perceived an invin cible obstacle to his views." Während die gazette of the United States den føderaliſtiſchen Principien und namentlich den Maaßregeln des
Finanzminiſters huldigte , zeichnete ſich unter den Oppoſitionsblåttern die national gazette aus, welche von einem Beamten in Miniſterium ber
auswärtigen Angelegenheiten unter Jefferſon's Einfluß redigirt wurde.
Dieſe Trennung zigeier Mitglieder des Sabis nets war dem Präſidenten im hoſten Grade
301
unangenehm , und er bemühte ſich mehrmals, eine
Ausflhnung zwiſchen ihnen , oder wenigſtens ges genſeitige Nachgiebigkeit zu bewirken .
Allein
alle dieſe Verſuche waren vergeblid , und die Heftigkeit beider Partheien wie ihrer Führer nahm tåglich zu. Befonders in den ſüdlichen Staaten war man den Verfügungen des Finanza miniſteriums und überhaupt der Centraladminis ſtration immer mehr entgegen , wozu die indivis duelle Stellung Alexander Hamiltons einiges beitragen mochte. Perſönlich war er nämlich dort kaum bekannt. Man wußte nur von ihm,
daß ſeine Finanzpláne durchgångig von den Depus tirten der füdlichen Staaten bekämpft, von denen der andern'unterſtüßt waren , und es war daher
fehr natürlich, daß man ihn als den Haupts urheber der gefährlichen Abſichten anfah; die man vielen Bewohnern der nördlichen Staaten
Schuld gab. Die Parthei, welche der neuen Cona: ftitution entgegen geweſen war, beſchuldigte die Wertheidiger derſelben der Abſicht, 'auf den Trúmg mern der Republik eine Monarchie zu errichten, und man behauptete , in der Bundesverfaſſung felbft: Principien zu entdecken , welche dieſen Vorwurf
hinreichend begründeten. Um diefen Beweis zu fühs, ren , ſuchte die Oppoſition in allen Verfügungen der
Regierung von dem Augenblicke an , wo dieſe in Th &tigkeit getreten war, die monarchiſchen Lens
1
302
denzen auf, beren erſte Veranlaſſung fie in der Conſtitution ſelbſt zu entdecken glaubte. Die 3
Befolbungen der Sffentlichen Beamten nannte man,
obgleich ſie keineswegs hinreichten , beſonders bei den vornehmeren , ihren Aufwand zu erſehen , uns
verhältniſmäßig groß , indem man behauptete, daß bei Beſtimmung derſelben ganz und gar
die Republiken anſtändige Einfachheit und Spars famkeit verleßt fer. Ferner fagte man , daß der Krieg mit den Indiern , um deſſenwillen ein paar Regimenter hatten errichtet werden müffen,
ſchlecht geführt und abſichtlich in die Långe gezogen fen , um unter dieſem Vorwande das ſtehende Militair zu vermehren und eine freiere Dispoſis tion über baares Geld zu erhalten. Dem Prås fidenten wagte man damals noch keine bedeutende Vorwürfe zu machen ; nur die Abendgeſellſchaften ſeiner Gemahlin wurden als gehaffige Nach
ahmungen Europäiſcher Sitte getadelt. Mit etwas mehr Heftigkeit griff man den Vicepraſi: denten an , der , wie man ſagte, die Lebensart und die manier eines Monarchen angenommen hatte,
und ſich bemühe , in ſeinem Betragen den Princis pien gemäß aufzutreten, welche in ſeinen politiſchen
Schriften enthalten waren. Am 3. März hob der Congreß ſeine Sigung auf. Die Mitglieder trennten ſich init offenbaren
Zeichen der höchſten Erbitterung , und es war
303
nicht zu ' bezweifeln , daß die Rückkehr derſelben zu ihren Conftituenten dieſe gefährliche Stimmung noch, mehr verbreiten wurde.
Die Partheien
waren ſchon in allen Provinzen ſehr beſtimmt ges fdhieden ; aber der Präſident hatte bis jeßt eine große Popularitat in allen Theilen des Buns des, und ſeine Feinde getrauten ſich noch nicht, ihn
Sffentlich als den Chef der Föderaliſten zu bezeich . nen , woran ſie wohl beſonders dadurch gehindert wurden , daß das Publicum fdwerlich ſich übers
reben laſſen wollte, Waſhington wäre Theilnehmer der gefährlichen Plåne, die man mehrern Mitglies dern der hschften Adminiſtration Schulo gab, und wovon man die Beneiſe vorzüglich in den Maaßregeln des Finanzminiſteriums zu finden
glaubte. Daß dieſe Schonung gegen den Praſi: denten allmählig aber verſchwinden würde , war nicht mehr zu bezweifeln ; und es war auch in der
That vollkommen unmöglich , daß nicht ein Theil des auf den Finanzminiſter geworfenen Tadels auf ihn zurückfallen mußte , wenn er wie bisher fortfuhr, demſelben ſein Vertrauen zu fchenken.
Die Anhänglichkeit des Volkes für Waſhington ſprach ſich damals noch fehr entſchieden auf einer Reiſe aus , die er in die ſüdlichen Staaten
und manche hofften , freilich vers gebens , daß dies von Neuem aufgeregte Intereffe für den Chef der Adminiſtration den Haß ver: machte,
3
!
304 mindern inschte, ' welchen die Feinde derſelben
überall zu erregen geſucht hatten . Hierin mocha ten ſie für einen Augenblich dadurch beſtårkt werden , daß man Waſhington von Neuem eins ſtimmig zum Präſidenten erwählte , und wenigs ſtens fah man darin eine Garantie gegen das
plókliche Auftreten einer ganz entgegengefegten Adminiſtration. Zum Vicepräſidenten wurde
zwar John Adams wieder gewählt, aber nur durch die großte Anſtrengung, der føderaliſtiſchen
Parthei , da man ihm die Vertheidigung monara chiſcher und ariſtocratiſcher Grundfäße vorwarf.
Außerdem hatte er die Finanzplane der Admis niſtration in Schuz genominen , und man wußte von ihm , daß er zu den wenigen Perſonen ges
hørte , welche an die Dauer der franzöſiſchen Republik nidst glauben wollten. Ohne Zweifel würde man ihm Sefferſon entgegengeſtellt haben, wenn es nicht das Wahlgefen jedem Staate zur
Pflicht gemacht hatte, unter den zu wählenden Einen wenigſtens nicht aus dem Staate zu nehmen, und deshalb , da Waſhington und Jefferſon beide aus Virginien waren , der leştere in jedem Fall
die Stimmen dieſes Staates verlohren haben würde. Die Oppoſition gab daher ihre Stims men bei der Wahl des Vicepräſidenten einem
Deputirten von New York , George Clinton, der von jeher dent system of state supremacy,
305
gefolgt war , und ſich namentlich auch der - Uns nahme der neuen Conſtitution widerſeßt hatte.
Die Streitigkeiten der beiden politiſchen Partheien im Volke , im Congreſſe und im Tau binet hatten ſchon einen hohen Grad von Auga dehnung erhalten , als die Ereigniſſe in Frank:
reidh , 'welche bald den Krieg mit den meiſten europåiſchen Machten und namentlich mit England zur Folge hatten , den Fiberaliften und Demos craten in Nord - America eine entſchiedenere Stela Yung gaben. Bei dem Anfange der franzöſiſchen
Revolution war das große Publicum nicht nur, fondern auch die Mehrzahl der bedeutendern Staatsmånner dem Intereſſe derſelben fehr ges
neigt , und dazu mochte die Verwandſchaft einiges beitragen , welche man zwiſchen den Grundfågen zu finden glaubte , auf welchen die americaniſche und die franzöſiſche beruhete. Schon die erſte
Conftitution war nicht geeignet , aller Erwartung gen zu befriedigen , und man hørte bald hie und da Zweifel an der Fortbauer des jeßigen Zuſtans des. Doch darf dies keineswegs für die Meinung der Menge gehalten werden ; vielmehr betrachtete fie , in manchen Gegenden , diejenigen mit großer
Abneigung , weldhe dergleichen Beſorgniffe dußers ten , und ſtand nicht att, fie als Vertheidiger des Kønigthums und der Uriſtocratie, als Satelliten des Despotismus anzuflagen.
Die Errichtung 20
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heit zu zerſtören verſuchen werde.
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ckzahlung als man körte,Gouvernement bag in der Rüſchuldigen
Adminiſtration
gedeutet , als man
franzöfiſchen der dem Stillſtand eingetreten Gelder deshalb ein weil der
jebige
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Zuftans der dortigen Regies
WL
307
rung nicht für, dauernd gehalten werde. Sehr bald traten nun Umſtände ein ,
wo die Bundess
regierung gendthigt ward , bis auf einen gewiſſen
Punct ihre Meinung über die jeßigen Verhälts niſfe America's gegen Frankreich beſtimmter zu außern , und je mehr allmählig die revolutionare Adminiſtration deſſelben den Präſidenten der
Vereinigten Staaten und die meiſten Mitglieder des Cabinets dnrch ihr Verfahren ſich entfrems dete , in deſto größerem Maaße fank die Popus larität der ganzen bisherigen Bundesregierung , deſto mächtiger wurde taglich der Einfluß der democratiſchen Oppoſition. Nach der Abſchaf fung der Königswürde war Morris , feit längerer Zeit americaniſcher Geſandter in Paris , in gros
ßer Verlegenheit, da er nicht Zeit gehabt hatte, ſich für einen ſolchen Fall von ſeinen Vorgeſeten inſtruiren zu laſſen . Er war daher in ſeinem Betragen ſehr vorſichtig , um die Regierung der Vereinigten Staaten ſo wenig wie inéglich zu compromittiren , ein Verfahren woraus ihm vers nünftigerweiſe Niemand ein Verbrechen inachen konnte , welches aber der executiven Gewalt in Frankreich ſo ſehr mißfiel, daß der franzöſiſche Miniſter in Philadelphia , indem man ſich über die Kålte des Geſandten eines Freiſtaates auf das biiterſte beklagte, fogleich davon in Kenntniß gefegt wurde.
Die americaniſche Regierung trug kein 20 **
308
Bebenken , das beſtehende Gouvernement in Franks reich , wie es auch ſeyn möchte , anzuerkennen ,
indem ſie nach den Principien , auf welchen ihre eigene Revolution beruheté , das unbefchränkte Recht einer jeden Nation , ihre Regierung nach Gefallen zu ändern, anerkennen zu müffen glaubte.
Qußerdem erhielt Morris die Juſtruction , daß die Auszahlung des ſchuldigen Geldes nur ſo lange aufgeſchoben werden ſolle , bis eine Bes
körde exiſtire , welche für genügend gehalten wer den könne , um den Empfang zu quittiren .
Im
April 1793 kain die Kriegserklärung Franks reichs gegen England nach America , und erregte natürlich allgerneine AufmertFamkeit. Faſt überall
ſprachen ſich die Wünſche des Volkes zu Gunſten der franzöſiſchen Regierung aus , wenn gleich die Meinung , daß die Vereinigten Staaten ſelbſt
in dem Kriege für Frankreich Parthei nehmen follten , nicht ſo entſchieden und nicht ſo allgemein
wår. Waſhington war gerade in Mount Vernon,
kam aber ſogleidy nady Philadelphia zurück. Er legte Bem Cabinet verſchiedene Fragen über das jegt zu beobachtende Verfahren vor , nach deren Beantwortung er die Maaßregeln der Regierung beſtimmte. Dieſe Fragen ſelbſt diens
ten der Oppoſition , um darauf zum Theil die Anklage zu gründen , daß die Adminiſtration nichts weniger als freundſchaftlich gegen die franzöfiſche
309
Republik geſinnt ſey.
Die Mitglieder des
Cabinets waren über einige Puncte vollkommen einverſtanden .
Namentlich wurde
ſogleich bes
ſchloffen , eine Proclamation zu erlaſſen , wodurch den Bürgern der Vereinigten Staaten verboten würde , an den Feindſeligkeiten zwiſchen den kriegführenden Machten auf irgend eine Weiſe
Theil zu nehmen. Ebenſo ſtimmten alle Mitglieder des Cabinets Dafür , daß der Präſident einen Geſandten der franzöſiſchen Res publik annehmen möge . Ueber die Art der
Aufnahme war man aber verſdiebener Meis nung , indem der secretary of state und der
attorney general behaupteten , die Begebens nten gar keinen heiten in Frankreich kon könnten
Einfluß auf die mit demſelben beſtehenden Vers
hältniſſe dußern , und es werde daher an dem Rechte der franzöſiſchen Regierung und an der
Verbindlichkeit der americaniſchen zur Erfüllung der
übernommenen
Verpflichtungen
durchaus
nichts geändert. Dagegen behaupteten der Finanzs miniſter und der Kriegsminiſter , daß , wenn auch
ein Volk das Recht habe, ſeine bisherigen politiſchen Inſtitutionen mit andern zu vertauſdhen , man ihm
doch nicht die Befugniß zuſprechen könne; andere Nas tionen in die Folgen diefes Wechſels unbedingt zu
verwickeln . Wußerdern ſtellten ſie einige Betrach tungen über die Art und Weiſe an , wie die
to
310
politiſche Revolution in Frankreich fortgeſchritten war , und es fchien , als ob ſie es für Tehr zweis
felhaft hielten , daß wirklich die jeßige Regies rung in Frankreich durch den Willen des Volkes begründet, und nicht vielleicht blos durch Gewalt von den Machthabern erworben ſey. Eben dega halb waren ſie nicht darüber entſchieden , ob das
jeßige Syſtem für bleibend oder ob es nur für vorübergehend gehalten werden inúffe , und waren daher der Meinung , daß zwar die beſtehenden
Vertråge keineswegs aufgehoben wären , daß 1
man aber für den Augenblick die Wirkung ders felben ſuspendiren möge. Ueber die Frage
wegen des casus foederis in Beziehung auf den
gegenwärtigen Krieg waren ſie auch nicht ganz gleicher Meinung . Der Staatsſecretair der ausa
wärtigen Angelegenheiten und der attorney ge neral glaubten , es wäre noch nicht an der Zeit darüber zu entſcheiden , während die Staatsſes
cretairs des Schaßes und des Krieges fagten , der #dianzvertrag fer blos defenſiv ,' und die
gegen wärtigen Krieg Garantie konne nicht aufdendenFrank reich angefangen
angewendet werden ,
habe, und der mithin offenſiv fer. Der Präſident ließ ſich die Meinungen der Miniſter mit ihren Gründen ſchriftlich vorlegen , mußte aber
in dieren auf ganz entgegengeſeậten Ueberzeuguns
311
gen * ) beruhenden Rathſchlagen und in der Art, wie dieſe gegeben wurden , die von Neuem vers
mehrte Zwietracht unter den Mitgliedern ses Cabinets auf das Beſtimmteſte erkennen .
In
Rückſicht der Annahme des franzöſiſchen Ges fandten neigte ſich der Präſident einigermaßen auf die Seite Jefferſon's. Die Neutralitat aber wurde von ihm auf das Beſtimmtefte aus : geſprodhen , und zu dein Ende fofort eine Pro clamation erlaſſen. Damit waren natürlich die Democraten nichts weniger als zufrieden , und ſie verſuchten von jeßt an mehr , anfangs mit
einiger Vorſicht, bald immer heftiger , die erecus tive Gewalt , und namentlich felbft den Préfis denten von Zeit zu Zeit anzugreifen . . 2.
Senet.
Indeffen war der Bürger Genet zum Mis niſter der franzsſiſchen Republik ernannt und auf dem Gebiete der Vereinigten Staaten angekoms men . Er wurde überall mit großen Freudens:
bezeugungen aufgenoinmen , fo wohl in Chars *) Wie Aler. Hamilton über die franzöfiſche Res volution dachte , ſieht man aus ſeinen eigenen Morten .
Er ſagt :
„ Revolutionary France,
after her early beginnings , has been always to me an object of horror." in Letter from Alex.
Hamilton , concerning the public conduct and character of John Adams president of the Un . States. New York. 1800. pag. 49.
312 leſton , wo er ans Cand ſtieg , als auf dem gans zen Wege nach der Reſidenz des Congreſſes,
und nidht minder in Philadelphia felbſt. Das gegen mochte ihm der zwar höfliche , aber , wie es ſcheint , kalte Empfang von Seiten des Präs fidenten nidst behagen ; wenigſtens beklagte er fich ſpåter rehr , daß Waſhington ihm bei dieſer Gelegenheit nicht ein Wort in Bezie. kung auf die Revolution geſagt habe , worüber er verwuthlich von dem erſten Staatsbeamten in
eben dem Sinne Lob und Preis zu hören gehofft
batte , wie er daran durch die ihm zu Ehren von dem großen Haufen angeſtellten Luftbarkeiten und Feſte gewohnt war. Dieſe Verſchiedenheit des Betragens , welches Waſhington gegen ihn beobachtete , von demjenigen , womit man ihm ſonſt faft überall entgegen kam , hatte einen
großen Einfluß auf ſeine ganze Handlungsweiſe in America , und es ſcheint, als ob man in Frank. reich , fchon vor Geneto Abreiſe von dort , dieſen Mangel an Uebereinſtimmung zwiſchen der Res
glerung und vielen der Unterthanen erwartet hátte. Die Briefe nämlich, welche er der executiven Gewalt überbrachte, und die Inſtructionen, die
er gelegentlich mittheilte , waren ſehr ſchmei: belhaft für die Nord - Americaner , und mit aller möglichen Rückſicht für die höchſte Adminiſtration abgefaßt. Außer dieſen hatte er aber auch ges
313 heime Inſtructionen , welche Sekannt zu machen er ſich durch ſpátere Ereigniſſe veranlaßt fah ; und aus ihnen ſieht man , daß , im Fall die héchſte Gewalt nicht , wie man hoffte , nachgies big gegen die Abſichten Frankreichs ſein ſollte,
fdjon der Entſchluß feſt ſtand, in America dies felben Mittel bei dem Volke anzuwenden , mit
denen man in manchen Ländern von Europa zum Ziel gelangt war. Ueberzeugt , daß die lebhafte Theilnahme ſehr vieler der Nord - Americaner an den Ereigniſſen in Frankreichi und ihre Ans hånglichkeit für dieſen Staat ihn , den franzöſiſchen Miniſter, in den Stand feßen würde, die Regierung
feinem Willen unterthänig zu machen , oder im Fall der Noth eine andere Adminiſtration an deren Stelle zu regen, ſprach er gleich bei der erſten Geleginheit in einem hochſt. anmaßenden Tone ; und indem er die Maßregeln des Souvernements als den mit Frankreich abgeſchloſſenen Vertrågen widers ſprechend anſah , bildete er ſich ein , oder behaupa tete es wenigſtens, nur die Vereinigten Staaten,
im Congreſſe verſammelt , könnten beſchlieſſen, daß die feierlich übernommenen Verpflichtungen nicht länger erfüllt werden ſollten . In der Chat
iſt dein Franzoſen Genet dieſe Einbildung kaum Fehr zu verargen , oa er faſt täglich, fey es von den Gegnern des Präſidenten undder ganzen Aomis niftration , in deren Gefellfdchaft er lebte , fey es
314 in den fleiſlig verbreiteten Zeitungen und Bros
djuren der democratiſchen Parthei , die Sache der franzöſiſchen Republik in Sdiuß genommen und dagegen das Verfahren der Engländer u :18 aller andern Mächte, die ſich nicht für die Sako: biner erklären wollten , auf das heftigſte anges griffen fahy. Er wurde felbft mündlich und
Fohriftlich von vielen Seiten her aufgefordert, die fogenannten Rechte feines Vaterlandes gegen
Nord - America zu vertheidigen , und in jeder Art auf ftrenge Erfüllung aller übernommenen
Verbindlichkeiten zu bringen. Beſonders heftig wurde die Neutralitätserklärung angegriffen , indem man barin nichts als den Beweis offener
Feindſeligkeit des Gouvernements gegen Frank reich , gegen die Freiheit überhaupt , und ein entfchiedenes Zeidzen der Partheilichkeit für Eng land und den Europäiſchen Despotismus zu finden behauptete. Dieſer Kampf gegen die Regierung und dieſer den fremden Anſprüchen ertheilte Schuß ging audh nicht bloß von Einzelnen aus ; politiſche Geſellſchaften , den franzöſiſchen Clubs nachgebildet, vereinigten alle Gegner der Admis wiſtration , und Genet felbſt nahm an ihnen rehr
lebhaften Antheil . Sie hatten zwar zum Theil ſchon früher exiſtirt , und es iſt von ihrer Thấtig
feit ſchon in dem americaniſchen Revolutionskriege die Rede geweſen ; auch hatten mehrere derſelben
315
fich namentlich bemüht , den Abſchluß der FS: deralconſtitution von 1787 zu hindern. Plein ihre größte Wirkjainkeit fångt erſt mit der franzsfiſchen Revolution an , welche in dieſer Hins ſicht wirklich ſo überzeugende Lehren gegeben hatte,
daß man es wol ſehr begreiflich finden darf, wenn ſich gleich nach Genets Ankunft in Philadelphia eine democratiſche Gefellſchaft bildete ,
die nicht era
mangelte , fofort mit andern in verſchiedenen Staaten des Bundes errichteten in Verbindung
zu treten. Dieſe Geſellſchaften blieben ſtets dem Zwecke treu , zu welchem fie von Genet beſtimmt waren , indem ſie, audy nachdem er långſt wieder America verlaffen hatte , die Forderungen der franzffiſchen Republik auf das Lebhafteſte gegen
Waſhington's und ſpäter John Adams Adminis ftration unterſtüßten . Es iſt nicht nothwendig , hier auf alle eins zelnen Verhandlungen Genet's mit der america's
niſchen Regierung einzugehen , deren Erzählung oder vielmehr eigentlich nur die dahin gehörigen Actenſtücke man vollftåndig findet in den Actes et Mémoires concernant les négociations qui ont eu lieu entre la France et les Etats
Unis de l'Amérique depuis 1793 jusqu'à la convention du 30. Sept. 1800. III. Voll . Lon
dres. 1807. ( par Gebhard. )
Ich will nur
cine Ueberſicht der wichtigſten Fragen geben,
316
über welche dieſe Verhandlungen geführt wurden, indem daraus bas damalige Verhältniß Senet's und der franzSſiſchen zu der Regierung der Ver: einigten Staaten hinreichend deutlich werden wird.
Die glanzende Aufnahme, welche der franzöſiſche Miniſter gleich nach ſeiner Ankunft in Charleſton fand , Derblendete ihn ganz und gar , wie es
fcheint, über ſeine Stellnng zu dem Gouvernes
ment, bei welchem er beglaubigt war.. Er war kaum einige Tage dort , als er Kaperbriefe,aus: ftellte, und die gernachten Priſen von den franzöſis ſchen Conſuln condemuiren und in den americani: ſchen Hafen verkaufen ließ. Darüber beklagte
fich natürlich Mr. Hammond , damals engliſcher Geſandter in Philadelphia , und forderte zugleich Reftitution der condemnirten . Sdiffe. Das Cas
binet , welchem das Verfahren Genets und die Beſchwerden des brittiſchen Miniſters vorgelegt wurden , ſtimmte darin úberein, daß die Unabhåns gigkeit des Staates durch die von den franzöſis
fchen Behörden ausgeübte Gerichtsbarkeit verlegt fen , und daß es der Adminiſtration zukáme , der:
gleichen Verlegungen der Neutralitåt künftig zu hindern , ſo wie auch daß die Unterthanen der Vereinigten Staaten , welche daran Theil genom:
men haben mødten , beſtraft werden müßten . Ueber die Frage der Reſtitution war man nicht ſo entſchieden , indem der secretary of state und
317
der attorney general davon nichts wiffen wolls ten , die secretaries of the treasury and of war aber darauf beſtanden. Wegen dieſer Vers " ſchiebenheit in den Stimmen des Cabinets wollte der Präſident fich über dieſen Punct nicht gleich
entſcheiden. In Rückficht desjenigen aber , worin alle übereinſtimmten , wurde dem Miniſter der
auswärtigen Angelegenheiten aufgetragen , den Geſandten der beiden Mächte den Beſchluß der Regierung mitzutheilen . Damit war Genet höchſt unzufrieden , indem er dieſe Entſcheibung dem natürlichen und dem durch Verträge begrúns
deten Rechte entgegen erklärte. Die ihm darauf gegebene Antwort blieb indeffen bei denſelben
Grundfågen ſtehen . Dadurch ließ er ſich jedody keineswegs abhalten , nid )t nur Saperbriefe aus : zuſtellen , fondern Schiffe zu dem Zweck auszus
růſten , wodurdh mehrmals heftige Verhands lungen zwiſchen ihm und der Regierung herbeiges führt wurden . Unter andern wurde in Philadelphia felbft auf ſeine Veranlaſſung ein Schiff genannt le petit Democrate , ausgerüſtet.
In Abweſens
heit des Präſidenten beſdhloß die Regierung , daß dieſes Schiff bis zu beffen Rückkehr in Hafen bleiben ſollte , und der Gouverneur Mifflin fchicte deshalb den Secretair Dallas , zu dem franzófiſchen Miniſter, um ihn von dieſem Bes fchluſſe zu benachrichtigen , uns ihn zu bewegen,
318
daß er nicht die Anwendung von Gewalt zur Erreichung dieſes Zwedes herbeiführen möchte. Genet gerieth darüber in den größten Zorn , bes klagte ſich über das Betragen der Centraladmi: niſtration gegen ihn , indem er es mit der freunds
ſchaftlichen Geſinnung verglich , welche das Volt für die franzsfiſche Nation zeigte. Er ſchrieb das Verfahren dieſer Staatsbeamten Unſichten
zu , welche der Sache Frankreichs und der Freis keit entgegen wåren. Er gab zu verſtehen , daß durch den Einfluß dieſer Perſonen der Praſis dent verleitet werde , und bemerkte init einer Urt von Affectation , daß der Präſident nicht
der Souverain dieſes Landes rier. Er dußerte : das Recht des Kriegs und des Friedens gehörs ten dem Congreſſe , und eben daher ſtehe es ihm auch zu , über Fragen zu entſcheiden , die aus Vertragen hervorgingen , deren Folge Krieg oder Friebe ſeyn könnte ; der Präſident ware deshalb
verbunden geweſen den Congreß zu berufen , ehe er durch ſeine Proclamation die Neutralitåt erklärt und
den Franzoſen bei Ausübung ihrer durch Verträge erworbenen Rechte Hinderniſſe in den Weg ges legt hatte. Im Lauf diefer hodiſt leidenſchaftlis dhen Explication ſprach er von Bekanntmachung ſeiner Correspondenz init der Regierung fammt
einer Erzählung des dabei beobachteten Verfahs rens .
Er ſagte, er würde abreiſen , wenn er
319
nicht aus Rådficht für das americanifdhe Vule bliebe; er werde den Anfang des Congreſſes er: warten , aber wenn dieſer den Anſichten und Maaßregeln des Präſidenten beiftimme, ſo werde er ſich entfernen , und die Entſcheidung des Streits den beiden Nationen überlaſſen. In
Rúdeficht des gegenwärtigen Falles wollte fich auf gar nichts einlaſſen , ſondern erklärte, daß ber petit Democrate ,
da er der Repu:
blik gehöre , um die Ehre ihrer Flagge zu vers theidigen , Gewalt mit Gewalt vertreiben werde.
Mifflin beorderte daher 120 Mann Miliz , um , wenn es für nöthig gehalten werden ſollte , das Schiff zu nehmen . Indeſſen ging am nächſten Tage Jefferſon ſelbſt zu Genet , der ſich gegen
ihn eben ſo wie gegen Dallas betrug , und in
dem nåmlichen Tone ſprach ; dods fügte er hinzul, das Schiff wäre noch nicht zum Abſegeln bereit , und wollte blos feine Station verändern.
Er
drückte ſich dabei auf eine folche Weiſe aus , tas man glauben mußte , er wolle es die Entſcheidung des Präſidenten erwarten laſſen. Jefferſon nahm es wenigſtens ſo auf. Der Houperneur entließ nach Jefferſon's Wunſch die Miliz , verlangte aber zugleich von den Miniftern der Unionsregies rung Inſtructionen für ſein Verfahren, fo wohl Mifflin als Jefferſon fagten , Dallas
habe , indem er ihnen ſeine Conferenz mit Genet
320
2
mittheilte , geſagt, daß dieſer ausdrücklich gedroht habe „ to appeal from the president to the people,” ſo waren der Finanzminiſter und der Kriegsminiſter der Meinung , einem ro beleidis genden Verfahren beſtimunt entgegenzutreten, eine Batterie auf Mud Island zu, errichten , und,
wenn es nöthig ware , mit Gewalt das Abſegeln zu hindern. Dem ſtimmte Jefferſon nicht bei,
und das Schiff regelte vor Ankunft des Präſiden: ten nach Cheſter hinunter. . Gleich nach ſeiner
Rückkehr berief Waſhington den Staatsſecretair der auswärtigen Angelegenheiten zu fich , der jedoch verreiſt war und von einer Unpaßlichkeit auf ſeinem Landgute zurückgehalten wurde. Der Préſident fragte ihn nun ſchriftlich um ſeine Meis nung über dieſe Sache , und als darauf Jefferſon ihm die Verſicherungen mittheilte, welche er von Genet erhalten hatte , daß das Schiff nicht vor
der Entſcheidung des Präſidenten abregeln werde; wurden alle hindernden Maaßregeln ſuspendirt.
Am nächſten Tage wurde im Cabinet beſchloſſen, von dem oberſten Gerichtshofe der Vereinigten Staaten Antwort auf eine Reihe von Fragen zu
1
verlangen , die ſich alle auf Streitigkeiten init Genet bezogen , und der Beſchluß ward dieſem mitgetheilt.. Der petit Democrate fekte indeffen das Kreuzen fort, und er mochte es mit ' um fo größerer Zuverſicht thun , als gerade in jener Zeit
321
die franzöſiſche Parthei in einer ähnlichen Ans
gelegenheit den Sieg davon trug ; es wurde nämlich ein gewiffer Gideon Henfields, der vom attorney general wegen Verlegung der Gefeße angeklagt war , und für den fich früher Genet vergebens bei der Regierung verwandt hatte, frei geſprochen , obgleich er ganz ausgemachter Weiſe mit einem franzöſiſchen Kaper in See Die Oberrichter wollten ſich gegangen war.
indeſſen auf die Entſcheidung der ihnen vorges legten Fragen nicht einlaſſen , und ſie wurden daher von Neuem im Cabinet mehrinahls discus tirt", worauf endlich ann 3. Auguſt alle Mitglies der deſſelben ſich zu einem Beſchluſſe vereinigten. Der franzófifdhe Geſandte hatte ſich bei mehs
rern andern Gelegenheiten ebenfalls auf eine folche Weiſe gegen die Adminiſtration betragen, daß der Präſident und die Miniſter im höchſten Grade mit ihm unzufrieden waren. Ich führe
nur noch die Streitigkeiten über den Grundlag „frei Schiff frei Gut” an , bei welchem er wies
derum die unanſtändigſte Sprache führte , und
zulegt fein ſehr problematiſches Verfahren bei der Miſſiſippi - Angelegenheit.
Die weſt
lichen Provinzen nåmlich waren fortdauernd unzufrieden damit , daß die Spanier die freie Schiffahrt auf dem Miffiſippi hinderten , und da unter den Bewohnern jener Gegend ein mal 21
1
322
die Meinung verbreitet war , es exiſtire eine Verſdiedenheit des Intereſſe zwiſchen dieſen und den atlantiſchen Staaten , fo lag es ſehr nahe,
daß ſie der Centraladminiftration den Vorwurf machten , ihre Bemühungen für die Beförderung
der freien Schiffahrt auf dem Miffiſippi waren fchwach
und nicht ernſthaft.
Die democratis
ſche Geſellſchaft von Lexington in Kentucky ſprach in einer Verſammlung dieſe Ueberzeugung auf eine Weiſe aus , die man für die Regierung bes leidigend nennen konnte , und errichtete eine Cors reſpondenzcommittee für die Bewohner aller weſts lichen Gegenden , um ſie zu einmuthigen Bes ſchlüſſen über dieſe wichtige Angelegenheit und zur Abfaffung von Vorſtellungen an den Präſis denten und den Congreß der Vereinigten Staaten
zu veranlaffen , „ to be expressed ,” wie ſie aus: drücklich hinzufügten , „ in the bold , decent and determined language , proper to be used by injured freemen ,
when they address the
servants of the people." Sie forderten die freie Schiffahrt von der Regierung, als ob es blos von ihr abhinge, fie ihnen durch einen Act der Ges
fekgebung zu ertheilen, und ſchienen ganz zu vergeſs feu, daß das Sffentliche Nusſprechen ſolder Beſchwers
den , die , wie ſie ſelbſt deutlich genug fagten , zur Trennung von der Union führen konnten, nichts wes niger als geeignet war , der Bundesregierung die
/
1
323
Abſtellung derſelben zu erleichtern, da aller Wahr : ſcheinlichkeit
nach
hie , und
eine
da
folche
Trennung der weſtliden von den Sftlichen Staa : ten ſehr gewünſcht wurde , undman deshalb um To minder geneigt feyn mußte , die Hinderniſſe der engern Vereinigung aus dem Wege zu raus men , je bedeutender, dieſe Hinderniffe ſelbſt in den Augen der Nord - Americaner waren . Wie
groß Genets und ſeiner vielen Emiſſarien Theils nahme an der Widerſeblichkeit der weſtlichen Provinzen war , låßt ſich nicht genau angeben. Aber man hat ihn in America immer als einen
derjenigen betrachtet , welche durch ihre vielen Verbindungen grade in diefen Gegenden , wenigs ſtens indirect, zur Unterhaltung des Mißvergnús gens beitrugen ; und es iſt dies dadurch ſehr
wahrſcheinlich geworden , daß man ſpåter entdeckt hat , wie er ſchon balb nach ſeiner Ankunft in
America vorzugsweiſe dahin feine Anhänger vers theilte, und namentlich den Plan entwarf, von dort aus eine Expeditiou nach Louiſiana zu unters
nehmen. Es wurden ſogar unter verſchiedenen nichtigen Vorwänden dafür wirklich auf ſeine
Koſten nicht unbedeutende Vorbereitungen getroffen , die nur deshalb keinen weitern Erfolg hatten , weil er zu früh zurüdberufen wurde , um eine ernſthafte Unternehmung vollführen zu köns nen. Waſhington fah , nachdem Genet eine 21 *
324 Zeitlang in Uinerica geweſen war , leicht ein, wie deſſen Gegenwart hodiſt nachtheilig und ſelbſt
gefáhrlic werden könne, und kam bald zu der Ueberzeugung , daß ihm felbft nur die Wahl úbrig blieb , entweder fich ganz dem Willen des
franzsfiſchen Miniſters zu unterwerfen oder ſeine Entfernung zu bewirken. Die Angelegenheit wegen des petit Democrate brachte in dieſer Hinſicht Uebereinſtimmung in das Cabinet , uno
nachbein man ſeine Correſpondenz und fein ganzes Verfahren von Neuem in Betracht gezogen hatte,
beſchloß man einſtimmig , eine ausführliche Er: zahlung nebſt den nothwendigen Actenſtücken der Correſpondenz an Murris in Paris zu
fchicken , damit dieſer alles der franzöſiſchen Rez gierung vorlege und um den Rappel Genets
erſuche.
Die Nachricht davon erhielt dieſer in
New York, wo er mit großen Freudensbezeus
gungen empfangen war , ſich nun eine Zeitlang dort laufhielt, und bemüht war , die Centrals adminiſtration ſoviel wie möglich in der Sffentli
chen Meinung herabzuſehen.
Allmählig vera
minderte ſich aber feine Popularität in News
York , ſo wie überhaupt bei vielen ſeiner bishes rigen Freunde. Dazu modhte nicht wenig beis tragen , daß gerade uin die Zeit , wo er bort war , der Oberrichter
Jay ,und der Senator King, beide ebendaher, nach New - York kainen
325
und das Gerücht beſtätigten , Genet habe einmal gedroht „ to appeal from the president to the people.”' , Uuf einen großen Theil des Volkes 1
machte dieſe Mittheilung bedeutenden Eindruck, wozu gerade in dieſem Augenblicke, wie Marſhall wenigſtens glaubt , die neueſten Begebenheiten in Polen , welche ganz tazu geeignet waren den
gefährlichen Einfluß fremder Geſandtſchaften auf innere politiſche Partheien and licht zn ſtellen, ſehr viel beitragen mochten . Alle Foderaliſten waren ohnedies ſeit langer Zeit mit dem fran: 38fifchen Miniſter unzufrieden , und ſtimmten nas mentlich durchaus der Adminiſtration darin bei, daß die Neutralität ſtreng beobachtet werden
inußte. Außerdem war das - Betragen Genets in aller Hinſidit nicht der Urt ,
daß man håtte
glauben können , er werbe darin von der franzöſis ,
fchen Regierung durchaus unterſtügt werden. Seine Freunde dagegen warfen es Say und King mit großer Heftigkeit vor , daß fie jene
Aeußerungen des franzöſiſchen Miniſters bekannt
gemacht hatten.
Bedeutende politiſche Schrifts
ſteller ſtanden nicht an ,
ſie die Theilnehmer
einer mådytigen Parthei zu nennen , welche darauf
ausginge , America von Frankreich zu trennen, und es . mit England näher zu verbinden. Sie håtten , ſagte man , ein unbedeutendes und viel::
leicht gar nur fupponirtes Mißverſtändniß zwis
326
ſchen dem franzöſiſchen Geſandten und dem Pras
fidenten auf eine nachtheilige Weiſe ausgelegt, und namentlich die Anhänglichkeit vieler Umeris caner für Waſhington bei dieſer Gelegenheit
dazu benußt , um das Anfehen Frankreichs bei dem Volke zu vermindern. inant
noch weniger
Hie und da hörte
gemäßigte Reußerungen.
Man behauptete , in einer Republik beruhe auf
dem Volke allein die Regierung , alle Gewalt ſtamme von ihm her , und daher ſey es berechtigt,
ſie nach Willkühr wieder zu nehmen . Das Volk allein wäre die Quelle des Gefeßen ,
und die
Leßte Entſcheidung über jede Auslegung deſſelben ſtehe ihm zu. Man nannte demnach die Lehre, daß die Souverainetåt der Nation auf den cons ſtituirten Autoritäten beruhe , mit den Principien
der Freiheit unverträglich , und behauptete , wenn der franzöſiſche Miniſter mit der den beſtehenden
Vertragen vom Präſidenten gegebenen Interpres tation nicht zufrieden fer ,
fo könne er ſich mit
Recht an den eigentlichen Souverain wenden, deffen Diener der Präſident fen und dem er Res chenſdiaft ablegen müſſe. Man war erſtaunt zu
ſehen , wie der Präſident als eine geheiligte Pers ſon betrachtet werde , ſo daß man eine Berufung
von ſeinen Entſcheidungen an das Volk, .ruelches doch über ihm ſtehe i für verbrecheriſch ausgeben wolle.
Bei der Ersffnung des neuen Congreſſes
327
ſprach der Präſident die Hoffnung , daß der Friede der Vereinigten Staaten erhalten werden könne , zugleich aber auch den Wunſch aus , daß, um auf alle Fälle gerüſtet zu feyn , mehrere milis
täriſche Anordnungen getroffen werden möchten. Die Antwort des Congreffes zeigte zwar noch keine Spur einer feindſeligen Stimmung gegen Waſhington. Indeffen die Wahl des Sprechers im Haufe der Repräſentanten war ein richerer Beweis , daß die Oppoſition diesmal eine , wenn gleich noch geringe , Majoritåt gewonnen hatte. Doch nahmen die Gegner der Adminiſtration fich nicht , wie man wohl hatte erwarten können, der Anſprüche lebhaft an , welche das franzöſiſche Gouvernement durch ihren Miniſter erhoben hatte. Die perſönliche Achtung für den Präſidenten, deſſen Autorität bei den Streitigkeiten mit Genet unmittelbar berührt werden mußte, mochte dieſe
Mäßigung zum Theil veranlaſſen.
Außerdem
hatte die Regierung in dieſer Angelegenheit init ſo viel Vorſicht gehandelt , daß es ſchwer war,
thr über das dabei beobachtete Verfahren gegrúns dete Vorwürfe zu machen .
Auch darf man nicht
vergeſſen , daß eine entſchieden günſtige Erklärung des Hauſes der Repréſentanten über die son Genet gemachten Forderungen ſehr leicht die Veranlaſſung zu einem Kriege geben konnte, deſſen Ausgang immer ſehr zweifelhaft war , und daß die
328
ohnedies ſehr ſchwache Majoritåt natürlich Bes denken trug , die Verantwortlichkeit dafür ju übernehmen.
Genetfelbſt hatte endlich aus
mehrern andern Urſachen und zulegt noch das durch an Einfluß verloren , daß ſeine Parthei in
Paris geftúrkt war und man deſto gewiſſer jeden Augenblick
feine
Zurückberufung
erwartete .
Jefferſon felbft hatte überbies wahrſcheinlich ein
entſchiedenes Intereſſe , daß alle dieſe Verhands lungen nicht näher unterſucht werden mochten, und in jedem Falle konnte man ihn , durch beffen Sánde alle Geſchäfte mit den fremden Miniſtern gegangen waren , von dem über die ganze Admis
niſtration etwa auszuſprechenden Tadel nicht wohl ausnehmen. Nicht lange nach Eröffnung dieſer neuen Sigung reſignirte Jefferſon als Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten .
Im UUgemeinen war das Volk in den nordamericaniſchen Freiſtaaten der engliſchen Re: gierung nichts weniger als geneigt , und es war vielleicht nicht ohne Grund , wenn man bei Großs britannien , von früheren Veranlaſſungen abges
ſehen , ſchon deshalb nicht die freundfdjaftlidiſten Geſinnungen erwartete , weil es nach der Art, wie in America die . franzöſiſche Revolution bes trachtet zu werden pflegte, darauf gefaßtfeyn mußte, gerade deshalb über kurz oder lang in einen Krieg mit den Vereinigten Staaten verwickelt zu
329 werden.
Ueberdies hielt England die Hafen
feiner Colonien verſchloſſen , dahingegen Franks reich die feinigen den neutralen Schiffen Offnete. Dies Legtere war den Americanern ſehr vors theilhaft , und ſie ſchrieben , was dié franzöſiſche Regierung ihres eigenen Intereſſes wegen anges
orðnet hatte , gern den liberalei Geſinnungen der Republik zu. DerHaß gegen Großbritannien wurde dadurch noch vermehrt , daß die engliſchen Caper fleißig Priſen machten , und dabei nicht überall
mit großer Billigkeit gegen die neutralen Schiffe verfahren mochten. Eben ſo war man bei dem Matroſenpreſſen manchinal mehr als unvorſichtig ; es fdheint wenigſtens, daß zuweilen americaniſdhe Uns
terthanen für Englander bei ſolchen Gelegenheiten angeſehen wurden. Auch über das Verbot, Korn 1
nach Franfreich zu führen, war man ſehr unzus frieden. Die Regierung von Canada gab endlich,
wie behauptet ward , verſchiedene Veranlaſſungen zu Zwiſtigkeiten mit den Nordamericanern , von denen es jedoch nicht ausgemacht iſt , daß wirk:
lich das (Houvernement von Canada dabei wegen ſeines Betragens Vorwürfe verdiente.
Man
beſchuldigte nåmlich den Gouverneur , daß ſeine
Emiſſarien die Indiſchen Stamme verhinderten, mit den Vereinigten Staaten einen Vertrag, wie man wünſchte , abzuſchließen . Ganz unge:
gründet waren aber offenbar die Vorwürfe,
330
welche man den Engländern deshalb machte, daß ſie die Forts an den nordlichen Seeen noch nicht geräuint hatten , da die Nordamerikaner die Bedingung des Friedens , daß die brittiſchen Eläubiger ( von der Zeit vor dem Kriege her ) befriedigt werden ſollten , keineswegs erfüllt hat
Dies fah die Bundesregierung auch ſehr wohl ein und ſprach in der Hinſicht mehrmals als Grundraße aus : „ to place the adversary
ten .
clearly in the wrong."
Sie wollte deshalb
wegen der Forts keine Gewalt gebrauchen , bis Englands Anſprüchen in Hinſicht jener Sdulos forderungen vollſtändig genügt wäre.
In dem Hauſe der Repréſentanten wurde ein fchon früher geforderter Bericht über den auswärtigen Handel der Vereinigten Staa:.
ten vorgelegt ,
welcher zu ſehr heftigen und
weitläuftigen Debatten führte, die ſich bald von den Handelsverhältniſſen auf allgemeine politiſche Fragen ausdehnten , und in denen alle Intereſſen der franzoſiſchen und engliſchen Parthei mit der
größten Bitterkeit erörtert wurden. Man benußte dabei jede Gelegenheit , um namentlich das Fis nanzſyſtem und den Urheber deſſelben auf das heftigſte anzugreifen. Die Gemüther wurden um dieſe Zeit durch den Befehl des engliſchen Cabis
nets , daß alle Schiffe, welche franzöſiſche Colos nialwaaren führten , angehalten , unterſucht und
331
nach den engliſchen Häfen gebracht werden follten, noch mehr aufgeregt. Seßt wurbe proponirt, eine Kriegsmacht zu bewaffnen und und den Pra ſidenten zur Auflegung eines Embargo zu bevolls
machtigen ; dieſer leştere Vorſchlag jedoch mit der geringen . Majoritat von zwei Stimmen vec worfen . Ehe indeſſen etwas Weiteres geſchehen
konnte , kamen Nachrichten von dem Geſandten Pinkney in London , welche die Aufhebung jener engliſchen Cabinetsordre und auch übrigens fried lide Diſpoſitionen des brittiſchen Miniſteriums berichteten . Die Føderaliſten im Congreß waren darüber ſehr erfreut und widerfekten ſich von
jekt an mit deſto größerer Beharrlichkeit allen Maaßregeln , welche -dem Grundfaße einer ſtrens ģen Neutralitåt mehr oder weniger entgegen zu fenn ſchienen. Auf die andere Parthei hatten dieſe Nachrichten keinen bedeutenden Einfluß. Ihre Bemühungen waren nicht ſo ſehr auf den Augenblick berechnet, daß ſie viele Anſtrena gungen gemacht haben follten , um ihre Vors ſchläge in dieſer Sißung angenommen zu ſehen,
obgleich ſie in dieſer Rückſicht einer zwar ſchwas dhen aber doch entſchiedenen Majoritát , wenigs ftens in dem Hauſe der Repréſentanten, verſichert
waren.
Sm Senate waren freilich die Meinuns
gen fo getheilt , daß der Vicepräſident durch ſeine Stimme mehr als ein mal die Entſchets
1
332
dung geben mußte. Aus dieſem Grunde vielleicht
begnügte man ſich in dieſer Sißung , einzelne Fragen und Propoſitionen vorzulegen , ohne ges · rade auf die Art der Entſcheidung, wie es ſchien,
großen Werth zu regen. Dahin gehören nament: lidh widerholte Fragen wegen Reviſion der Vers
faſſungsurkunde und die erneuerte Unterſuchung über mehrere waltung , bei
Gegenſtände der Finanzver: welcher Gelegenheit man ,
aber wiederum vergebens i dem Staatsſecres tair gegründete Vorwürfe machen zu können hoffte. Ale Ungriffe dieſer Urt hatten einen
fchmähligen Ausgang für Hamiltons Feinde, indem er jeden Augenblick darauf vorbereitet war,
und mit größter Schnelligkeit auf eine fo evidente Weiſe alle ihre inquiſitoriſchen Fragen beantwors tete und die auf fein Miniſterium ſich beziehenden
Verhandlungen mit ſo ſichern Documenten belegte, daß jede Möglichkeit aud des entfernteſten Tas Die democratiſche dels verſchwinden mußte. Parthei ſollte ſich auch diesmal begnügen , in den
Tagblattern , deren Zahl immer zunahm , die Adminiſtration dem Haffe des Volkes Preis zu geben . Täglich wurden in ihnen die Angriffe
gegen die Maaßregeln und Perſonen der Regies rung leidenſchaftlicher , und viele Zeitungen tru: gen ſchon kein Bedenken mehr ; nicht nur die Mitglieder des Cabinets , wie ſeit langer Zeit,
333
ſondern auch gelegentlich den Präſidenten perſons lich zu verlåumden.
5
Dies verminderte ſich nicht, als er Jay zum außerordentlichen Geſandten in London ernannte,
und ihn ſogleich dahin abſchichte, um über alle Mißverhältniſſe mit England hinreichendė Auf klärung zu erhalten und zu geben. Die Föderas liſten dagegen fanden in dieſer Maaßregel eine 1
große Beruhigung , indem ſie mit Recht einen Krieg mit Großbritannien in dieſem Augenblicke nicht bloß wegen der daraus nothwendig folgens den Störung des Handels , fondern auch deshalb
fürchteten, weil ſie dadurch und durch die dann nicht zu vermeidende Allianz mit Frankreich ganz von deſſen revolutionairer Regierung abhängig werden mußten , ein Verhältniß , das nur denjenigen ges fallen konnte , welche durch das beiſpielloſe Vers fahren der damaligen Beherrſcher von Frankreich
in ihrer Anhänglichkeit an die Principien , auf denen es berührte , beſtårkt waren .
Dem Verlangen der americaniſchen Regies rung wurde von dem franzöſiſchen Gouvernement genügt. Es rief Genet zurück und ernannte
Fauchet zu feinem Nachfolger. Dagegen wurde Morris ebenfalls auf Verlangen des frans zurückberufen und zdfiſchen Miniſteriums
Monroe, Mitglied des Senats aus Virginien, der ſich von jeher lebhaft für das republicaniſche
334
Frankreich intereffirte, ' und bei der Oppoſition ſehr wohl angeſehen war , nach Paris geſchickt. 3. Waſhington tritt zurüd . Die Nachfolger Genets haben ſich zwar nie
ein fo unregelmäßiges und die americaniſche Res gierung in dein Grade beleidigendes Verfahren zu Schulden kommen laſſen , wie dieſer erſte
Geſandte der franzöfiſchen Republik. Dody fand man auch ſpåter håufige Spuren franzsfiſcher Emiſſarien , welche, anfangs wenigſtens , das größte Feld für ihre Thätigkeit in den demos cratiſchen zum Theil von Genet gegründeten
Geſellſchaften fanden. Nachahmungen der Klubs in Frankreich , neigten ſie ſich in America um dieſelbe Zeit , wie dort , wenigſtens sffentlich zu
ihrem Ende; und wenn gleidh das Gegentheil nicht erwieſen iſt , ſo braucht man doch in der That die geheime Fortbauer derſelben nicht ges
rade anzunehrnen , um die täglich ſteigende Vers breitung anarchiſcher Grundfäße
zu erklären .
Das Unſehen dieſer Geſellſchaften mochte in America , felbſt bei manchen Anhängern der antis fóberaliſtiſchen Parthei , hie und da durch die mehr als wahrſcheinliche Theilnahme derſelben an den Unruhen in Penſylvanien und an der
erneuerten Widerſeßlichkeit der Bewohner von Kentucky bedeutend verinindert feyn .
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Die fortbauernde Beſchränkung der freien
Schiffahrt des Miffiſippi veranlaßte, wie oben bemerkt , einen Convent in den weſtlichen Pro
vinzen , und lieh der , von den Theilnehmern deſſelben dem Präſidenten und den beiden Haus
fern des Congreſſes vorgelegten , Addreſſe die Sprache des beleidigten Souverainen Vola
Beeinträchtigt, wie ſie ſagten , durch die fchlechte Verwaltung der Sffentlichen Beamten, forderten ſie die freie Schiffahrt auf dem Miſſis ſippi wie ein natürliches Recht , das ihnen uns gerechter Weiſe vorenthalten ſey , und warfen kes .
der Regierung geradezu vor , ſie ſey unter dem
Einfluſſe der Localpolitik, und darin låge der Grund , weshalb nichts für das Beſte der weſt lichen Provinzen geſchåhe. Sie begleiteten dieſe Neußerungen mit der unverkennbaren Drohung, ſich von der Union zu trennen , und ſchloffen mit
der Declaration , daß nichts ſie für die Entzies kung dieſes Rechtes entſchädigen könne , daß ſie es beſigten müßten , und daß ſie die Mittel in Hånden hatten , ſich zu verſchaffen , was ihnen ungerechter Weiſe verweigert wäre.
Damals
zweifelte man nicht in Norð - Umerica , daß dieſe Klagen eben ſo ſehr durch den Wunſch, die
Adminiſtration in Verlegenheit zu feßen , als durch die Sache felbſt veranlaßt wurden , und man darf dabei nicht vergeſſen , daß gerade das
336
mals in jenen Gegenden , fo wie ebenfalls in Súd : Carolina (worüber die Actenſtücke zu finden ſind in den Actes et Mémoires etc. par Geb
hard. Bd. I. pag. 228. ) von der franzófifdhen Regierung militäriſche Anſtalten getroffen wurs den. Die Unruhen in den weſtlichen Grafſchafu ten von Penſylvanien waren , wenn nicht durch die Trankſteuer veranlaßt, doch beſonders unter
dieſem Vorwande zu einer großen Ausdehnung gediehen. Die Demagogen hatten theils wirklich die Bewohner dieſer Gegenden durch falſche, über
den Zweck dieſer Abgabe verbreitete, Anſichten gegen die Regierung bewaffnet, theils wählten ſie um ſo lieber gerade dieſe Unordnung der
Adminiſtration, als ſie eine bequeme Gelegenheit gab , den Staatsſecretair des Schakes wegen der
von ihm vorgeſchlagenen Abgaben ånzugreifen. Alexander Hamilton nahm ſich dieſer Sadje
natürlich , mit großem Ernſte an und gab fidh vorzugsweife viel Mühe , den Präſidenten zur
Anwendung militäriſcher Gewalt gegen die Aufs rührer zu bewegen . Dies beendigte ſehr bald Sie offene Rebellion in Penſylvanien ; allein man war lange Zeit hindurch nicht im Stande , die
Widerſeßlichkeit der dortigen Einwohner gånzlich zu beſchwichtigen. (Note 3.) Der Senat ſtimmte damals
durchgängig init den Meinungen des Präſidenten der Vereinigten Staaten überein. In der -Rams
337 .
mer der Repréſentanten aber war die Majo
ritát ſehr ſchwankend und neigte ſich bei mehres ren wichtigen Gelegenheiten auf die Seite der Oppoſition. Bald nadher reſignirte Alexander Hamilton , theils weil er im Dienſte der Union
den grSßten Theil ſeines Vermögens verzehrt hatte und ſich jeßt gendthigt fah, auf andere Weiſe
für ſeine Familie zu ſorgen , theils weil die immer mehr wachfende Oppoſition gegen ſeine Principien und ſeine Maaßregeln in der Vers
waltung ihm die Theilnahme daran täglich bes fdwerlicher machte, wobei man nicht vergeſſen
darf , wie ſeine Beſorgniffe noch mehr dadurch geſteigert werden mußten , daß ihm Waſhington's Abſicht, ſich bald von den Staatsgeſchäften zur rudzuziehen , nicht verborgen bleiben konnte. Die leşte wichtige Neußerung der politiſchen
Chátigkeit Waſhington's als Präſidenten war die Ratification des von John Jay mit Großbritans nien abgeſchloſſenen Vertrages. Sie war zugleich das Signal der allerheftigſten Angriffe gegen ihn von Seiten derjenigen , die feine Perſönlichkeit bisher geſchont hatten , um ſeine politiſchen Principien und die Maaßregeln feiner Adminis ftration in den wenigen , aber um deſto mehr achtungswerthen Männern zn verläumden , welcher wie namentlich Jay und Alexander Hamilton, das Wohl ihres Vaterlandes in etwas Befferm 22
338
fuchten , als in der Herrſchaft der Grundfäße, die mit dem Ende des americaniſchen Revollis
tionskrieges in Benjamin Franklin , ſpåter in Thomas Jefferſon und feinen Nachfolgern ihre
Vertheidiger fanden .
Anfangs wurden die Vers
handlungen über den Vertrag mit England bloß im Senate discutirt , ohne dem Publicum mits
getheilt zu werben , welches Verfahren natürlich ſogleich als ein neuer Beweis der monarchiſden Tendenz , die man fo oft der Adminiſtration
vorgeworfen hatte , ' angeſehen ward. Außerdem veranlaßte man hie und da Volksverſammluns gen , die ſich in Uddreſſen an den Präſidenten wandten , um die Ratification des Vertrages zu hindern , dahingegen andere Orte, namentlich die Stadt New York, fich dafür erklärten.
Wars
hington entſchied ſich endlich für die Annahme ; und einem großen Theile der Bewohner der Sſts lichen Staaten war dies ein hinreichender Bea
weis für die Zweckmäßigkeit der darin enthaltea nen Beſtimmungen , fo daß die Oppoſition dages
gen fich größtentheils von jeßt an auf Virginien, (nach Bülow befonders deshalb, weil die Virginis fchen Kaufleute in England keinen Credit hatten ) Súd: Carolina und Georgien beſdyrånkte. In , dem Hauſe der Repréſentanten war die Majos rität gegen den Vertrag , und man erwartete das her , daß die Addreſſe an den Präſidenten in
339 dieſem Sinne entworfen werden würde.
jedoch nicht dazu ;
Es kam
wenigſtens war die darauf
bezügliche Heußerung nicht fehr beſtimmt. Etwas ſpåter , da Waſhington dieſen Vertrag nach
Auswed felung der Ratification als Staatsgeſetz bekannt machte , kam es zu heftigen Debatten über die treaty- making power des Präſidens ten ; man trug darauf an , daß die Papiere,
welche ſich auf die Verhandlungen über den Tractat bezogen ,
mitgetheilt werden mochten ,
worauf Waſhington antwortete , daß er den Bes
ſchluß, in Ueberlegung ziehen wolle. Er ſchlug einige Tage ſpäter die Mittheilung jener Pas piere 'ab, wodurch die Gegenparthei ſehr heftig aufgeregt wurde. Doch ging die Propoſition , die zur Ausführung des Vertrages nåthigen Gerega zu geben , mit einer geringen Majoritat durch. Als die Zeit der neuen Wahl des Praſis denten herankam , erklärte Waſhington , daß er nicht wieder gewählt zu werden wünſchte. Ohne Zweifel war die Zahl derjenigen , welche ſich
darüber freueten , anſehnlidj. Nichts beſtoweniger veranlaßte dieſer Entſchluß Beſorgniffe ſelbſt bei manchen , die der Oppoſition angehörten . Von beiden Partheien wurden große Auftrens gungen für ihre Canditaten , von den Föderaliſten für John Adams und Thomas Pinkney , von den Democraten für Sefferſon gemacht. 22 *
Von der
340
Wahl des einen oder des andern , vermuthete man mit Recht , mußte nicht nur die Fortdauer oder Veränderung der Principien für die innere
Verwaltung abhängen ; ſondern denſelben Einfluß mußte die Wahl auch auf das Verfahren in dem Kriege 'zwiſchen Frankreich und Großbritans
uien äußern.
Ebendaher war es ſehr natürlich,
daß, um wo möglich darauf zu wirken , der franzsfiſche Geſandte Adet kurz vor der Wahl eine Note übergab , worin er mit großer Bitters keit alle früheren Klagen der Franzoſen wieders holte , und zugleich den Befehl des Directoriums
mittheilte , feine diplomatiſchen Functionen zu ſuspendiren . Er erklärte indeffen zugleich, das americaniſche Gouvernement würde , wenn es zu den wahren politiſchen Grundfågen zurückehre, immer in Frankreich einen Freund finden . Dieſe Note warb zur felbigen Zeit durch die Sffents lichen Blåtter dem Publicum mitgetheilt. Für den Augenblick hatten dennoch die Bemühungen der Democraten keinen entſchiedener
Erfolg.
John Adams wurde mit ein und ſiebenzig Stims
men zum Präſidenten , Jefferſon mit acht und fechszig zum Vicepr & fidenten
erwählt
úber
welchen Ausgang die franzöſiſche Parthei laut ihre
Unzufriedenheit zu erkennen gab.
341
II .
John Adams. Jefferſon. Madiſon. Monroe.
Waſhington's Zurücktreten von der Leitung der Sffentlichen Angelegenheiten wurde mit Recht in America , wie in Europa, vòn Allen betrauert, welche die civiltfirte Welt gegen die wachſende
Herrſchaft der franzöſiſchen Revolution geſchüßt zu wiſſen wünſchten. Der Entſchluß , in dieſem gefährlichen Momente feinen und feines Vater:
landes Feinden den Kampfplaß zu räumen , mag von dem Biographen Waſhington's , ſo weit ſeine Perſönlichkeit dabei in Betracht komınt, geredhtfertigt werden ; dennoch war es in der Geſchichte der Vereinigten Staaten ein bekla:
genswerthes , in feinen Folgen höchſt trauriges Ereigniß. Und man muß um fo mehr bedauern, daß er dem , freilid genug veranlaßten , Uebers
342
druß nachgab, als der Sieg von John Adains ůber Jefferſon bei der Wahl den Erfolg der Bes
mühungen für Waſhington , wenn er hatte noch einmal zum Präſidenten ernannt ſeyn wollen, über allen Zweifel erhebt. Die Beruhigung , welche man anfangs in der
Ernennung des bisherigen Vicepräſidenten zum erſten Beamten der Vereinigten Staaten zu finden glaubte , die Hoffnung , John Adams auf demſelben Wege fortſchreiten zu ſehen ,
welchem er bisher in Theorie ( Note 4. ) und Praxis gefolgt war , mußte leider nur zu bald verſchwinden . Im Anfange ſeiner Ads miniftration ſchien es zwar , daß er die Maaß.
regeln feines Vorgängers aufrecht erhalten , und namentlid in dem Streite mit der franzófiſchen Republik die Ehre der Vereinigten Staaten auf eine würdige Weiſe vertheidigen werde. Seine entſchiedene Abneigung gegen die revo: lutionåre Adminiſtration des neuen Freiſtaats
hatte er nicht nur ſeit langer Zeit oft genug
Sffentlich ausgeſprochen , ſondern die gazette of the United States , welche unter feinem Ein:
fluſſe ſtand , richtete auch, beſonders uin die Zeit, als der Uebermuth der franzöfirden Regierung
dem Verhältniſſe mit andern Máchten gar keine Grenzen mehr kannte ,
und namentlich die
americaniſche Geſandtſchaft zurückgeſchickt ward,
>
343
Heftige Ungriffe gegen die Revolution. Allein dieſer Eifer måßigte ſich bald , und in der legten
Hälfte feiner Adminiſtration folgte er ganz der Leitung des Vicepräſidenten. Als Grund davon
wird theils das natürliche Uebergewicht Jefferſon's betradhtet , theils die Entdeckung von John Adams , welche ihm freilich nicht entgehen konnte , daß die Föderaliſten keineswegs ihre Er: wartungen durch ihn erfüllt falen, und deshalb ſchwerlich geneigt feyn würden , ihn bei der neuen
Präſidenten - Wahl zu unterſtüßen.
So viel iſt
gewiß , daß er mit ſeinen bisherigen Freunden brach , namentlich mit Alexander Hamilton , der ihm über fein ganzes Verfahren die bitterſten Vorwürfe machte, und daß er die Parthei der Antifdderaliſten um ſich verſammelte. Die Ents laffung Pickering's von der Stelle des Miniſters der auswärtigen Angelegenheiten war die unmits telbare Folge der in dem Präſidenten , auf die eine oder andere Weiſe bewirkten , Veränderung. Aber auch dieſes Opfer konnte nicht die alte 46,
neigung der Democraten gegen John Adams bez fchwichtigen. Jefferſon ward zum Präſidenten gewählt ,
und es iſt wohl nicht zu bezweifeln,
daß er von Anfang an ſeinen bisherigen Chef blog dúpirte ,
indem er ihm auf eine fdlaue
Weiſe die Unterſtügung der Föderaliften entzog, wohl wiſſend, wie ſeine eignen Anhänger die
344
Gelegenheit benußen und ihn felbft an die Spige der Uominiſtration ſtellen würden. *) Seitdem
die Herrſchaft der franzófiſchen Politik in den innern und in den auswärtigen Angeles genheiten entſchieden. ( Note 5. ) Jefferſon's war
Nachfolger James Madiſon ( 1809 ) , deſſen frühes
Verbindungen mit den Föderaliſten ihm übrigens nie ganz von der herrſchenden Parthei verziehen wurden (Note 6.) , unb Saines Monroe (1817)
verdankten den Democraten ihre Erhebung zur höch ſten Würde des Staates.
Seit dem Unfange bieſes Jahrhunderts ift
überhaupt der Gegenſaß zwiſchen der religiós. politiſchen Bildung Nord : America's und Euro:
pa's , welcher in ſeinen Grundzügen von dem erſten Urſprunge der Colonien an exiſtirte ,I und
der durch die Unabhängigkeitserklärung beſtimmter entwickelt warb ,
tåglid, entſchiedener geworden .
Der Einfluß der Staaten von Neu - England, welche immer und namentlich ſeit der americanis
fchen Revolution, durch ihre Unhånglichkeit für Großbritannien und deſſen Verfaffung wenig ſtens eine viel nähere Verwandtſchaft zu den herrſchenden Grundfågen der europäiſchen Po: litik bewahrten , als jede Art von Verbins * ) vid . Letter addressed to the people of the
United States by Colonel T. Pickering. 1
+
345
dung mit dem revolutionären Frankreich ges
währen konnte,
verminderte ſich immer mehr,
und iſt allmählig zu einer meiſtens ſehr ſchwas
chen Oppoſition gegen die Maaßregeln der Cens traladminiſtration herabgeſunken . Wie dieſe Tendenz der Regierung ſich in einigen einzelnen
Beziehungen ausgeſprochen hat , und wie damit manche beſondre Erſcheinungen in dem jeßigen Zuſtande der Nord - Americaner übereinſtimmen ,
barauf mit wenigen Worten hinzubeuten , mag hier zulegt noch vergönnt feyn . Die erſte und wichtigſte Frage , nämlich die úber das ' vermehrte oder verminderte Unſehen der chriſtlichen Religion, wird leider durch die übereinſtimmenden Ausſagen aller Reiſenden ſo entſchieden
beantwortet ,
da
man
an
der
täglich wachſenden und ſich ſtets mehr ' vers
breitenden Irreligióſität gar nicht zweifeln kann . Ich will hier ausdrücklich die Autoritåten anführen , auf welchen dieſer allerdings ſehr harte Vorwurf beruhet ,
und wähle gern nur ſolche
Schriftſteller , welche , größtentleiló felbft Nord Americaner , wenigftens nicht für die von mir
vertheidigten Principien parthelifdh genannt wer: den können. Die Neu - Engländer haben immer
den Ruhm einer großern Strenge in Ausübung der Religionspflichten bewahrt, allein auch bei
ihnen , wenigſtens in manchen Gegenden , ſcheint
346
die Penderung nicht zum beffern geweſen zu feyn. Warden erzählt unter andern in ſeinem statistical, political and historical account of the United States of North - America.
Ill. Voll. 1819. ,
daß in New - Hampſhire ein Drittel der Beydl kérung keinen regelmäßigen Religionsunterricht erhält , und behauptet dieſes in Rückſicht des Diſtrikts von Main von der Hälfte der Einwoh ner ( Bb. 1. pag. 364.) , dahingegen Maſſas chuſetts und beſonders Connecticut fich namentlich durch ziemlid allgeinein ſtrenge Feyer des Sonntag's auszeichnen. Andere wollen indeß bes
haupten , daß auch dort, vorzüglich unter den „ res gierenden Perſonen aller Staaten " die ſogenannte natürliche Religion viele Proſelyten gemacht hat. *) Am ſchlimmſten iſt es ohne Zweifel in dieſer Hinſicht in den weſtlichen Staaten , in denen ſich
an manchen Orten jede Spur von Gottesvereh : rung verloren zu haben ſcheint. In den Letters from Illinois by Morris Birkbeck , London
1818. zte Aufl. wird von den dortigen Gegenden
erzählt : „ Children are not baptized or subjected to any superstitious rite ;
the parents
name them , and that is all ; and the last act of the drama is as simple as the first. The · re is no consecrated burial place , or fu
* ) 8. Bålow Bb. 1. pag. 215.
347 neral service. Mariages' are'as little concer ned with superstitious observances as funerals ; but they are observed as occasions
of festivity.” . Unter den atlantiſchen Staaten ſcheint die Irreligišſitåt befonders in Virginien zu herrſchen. *) Selbſt in New York und
Penſylvanien wird eine große Verminderung des Religionseifers bemerkt. (vid. pag. 243.) Wie viel entſchiedener , als in irgend einem Euros
påiſchen Staate'i die Neigung zur Frreligiffitát iſt , ſieht man daraus , daß durchgängig dort der wachſende Indifferentismus zum Gegenſtande des Lobes und der Freude mit einer Frechheit
gemacht wird , beren ſich jeßt bei uns , wenigſtens Offentlich , die ausgemad teften Feinde der drifts
lichen Religion (chámen. ( Note 7.) In den Familienverhältniffen und in dem
geſelligen Leben gibt Nors - Umerica einen nicht minder beſtimmten Gegenſaß zu dem , was als
der Europäiſchen Siviliſation gemaß angeſehen zu werden pflegt. Die verhältniſmäßige Leidis tigkeit des n8thigſten Erwerbs , und das dadurch *) Throughout the lower parts of Virginia , that is between the mountains and the sea , the
people have scarcely any sense of religion, and in the country parts the churches are all falling into decay. J. Weld , travels through North America. pag. 101. vid. auch Calender, American Register. 1796. pag. 167.
1
348 verminderte
unmittelbare
phyſiſche Bedürfniß
mag zum Theil die durchgehends fehr ſchwans kende und lockere Verbindung ſelbſt der nächſten Verwandten ; namentlich ſogar zwiſchen Eltern und Kindern erklären ; in jedem Falle darf man
aber doch dieſe Erſcheinung als ein neues Symps tom der Auflöſung aller natürlichen Bande , und des entſchiedenen Strebens nach gånzlicher Unabs hångigkeit und Geſekloſigkeit betrachten . *) Dies felbe Tendenz tritt deutlich in der Art hervor, wie ſich das geſellige Leben durchgehends gebildet hat. Es find aber in dieſer Hinſicht die Nachrichten der neueſten Reiſenden ſo wenig ſchmeichelhaft, daß , um jedem Vorwurfe eines parthetiſchen zu
ſtrengen Urtheils zu begegnen , ich in Note 8. einige der intereſſanteſten, namentlich von Felix de Beaujour gemachten , Bemerkungen zuſammens ſtellen will, aus denen ſich ein ziemlich treues Bild der dortigen Geſelligkeit, in ſeinen Haupts zúgen mindeſtens , bilden dürfte.
Eine Aufzählung der abſoluten Mangel, welche in der Verfaſſung und Verwaltung der Nordamericaniſchen Freiſtaaten leicht zu ent: deden ſeyn dürften , würde ſehr überflüſſig ſeyn, da
alles ,
was von ihnen zu fagen wäre,
* ) Aperçu sur la situation politique des Etats Unis. par Turreau.
349
doch wieder nur rúdfichtlich der Principien gelten konnte, auf welchen der ganze politiſdhe Zuſtand dies
fes Staates beruhet. Die ſogenannte Theilung der Gewalten , welche in dem Sinne , wie Montes: quieu und nach ihm viele andere davon geredet
haben , bekanntlich ein theoretiſcher Irrthum iſt, hat, wie mehrere andere khalide Lehren , in Nord America durdy die ausdrückliche Zuers
kennung deſſelben in den Verfaſſungsurkunden und in der Sprache der politiſdhen Redner ober
Schriftſteller eine practiſche Bedeutung erhalten, weshalb ich dieſen Sprachgebrauch habe noths
wendiger Weiſe durchgångig beibehalten múffen. Das Sleichgewicht dieſer Gewalten iſt aber , wie überal fonſt in der Welt , auch hier , was immer dortige , franzsfiſche und engliſche Politiker davon
gerühmt haben mögen , keineswegs erhalten, indem der gefeggebende Körper die richtende und die vollziehende Gewalt in ihrer Thåtigkeit bes
fchränkt. Eine große Sówäche der Adminifiras tion und eine durchgängig ſehr fahlechte , von den politiſchen Partheien abhängige , Verwaltung der Juſtiz ſind eine nothwendige Folge dieſes Miß:
verhältniſſes. ( Note 9.) In der Bundesregies rung hat ſich ein verfaſſungswidriger Einfluß der
gefeßgebenden Gewalt auf die vollziehende unter andern " namentlich dadurch gebildet , daß die Wahl des Präſidenten nnd des Vicepräſidenten
+
350
der Vereinigten Staaten nur der Form nach von
dem Volke , in der That aber von der Majoritat des gefeßgebenden Körpers geſchieht. Einige Zeit vor einer ſolchen Wahl nämlich treten die Mitglieder des Senats und des Hauſes der Res
pråſentanten , welche der democratiſchen , und eben ſo die , welche der føderaliſtiſchen Parthei (wenn gleich das erſte Beiſpiel eines ſolchen Vers
fahrens von der erſtern gegeben iſt) angehöreni zuſammen , und berathſchlagen unter dem Vor:
fiße eines für dieſen Fall gewählten Präſidenten über die Candidaten zu den beiden erſten Hemtern der Union.
Die Mehrheit der Stimmen ents
ſcheidet, wer in allen Staaten von ihnen unters ſtúßt werden foll, und da die Beſchlüſſe eines foldhen Convents immer ſofort publicirt werden, ſo iſt es , ohne Rückſicht auf allen Einfluß der
Individuen , an ſich natürlich , daß die Partheien in den einzelnen Provinzen bei der Wahl, Sainit
ihre Stimmen nicht verloren gehen , ſich auf die fo beſtimmten Candidaten für die Präſidentſchaft bes ſchránken. Man nennt dieß the Caucus for the . presidential election . *)
Seitdem die Regierung der Vereinigten Staaten in den Händen der Democraten iſt , has *) American register.
1809.
Bb. 5. pag . 83.
und Minerva. 1817. Bd. 1. pag. 374 .
1
351
ben die Namen der beiden Partheien , zum Theil wenigſtens , ihre Bedeutung verloren . Man würde ſie richtiger bezeichnen , wenn man
den Democraten , anſtatt der Föderaliſten , die
Ariſtocraten entgegenfeßte , indem natürlich jede Parthei blos dadurch , daß von ihr die Bundesa
regierung abhängt , in einem gewiffen. Umfange føderaliſtiſch werden, im Gegentheil aber die Ops
poſition öfterer in den Fall kommen muß , die Freiheit der einzelnen Staaten gegen die Verfus
gungen der Centraladminiſtration in Schuß zu nehmen. Das Uebergewicht der Democraten iſt in der Union , wie in der Verwaltung der meiſten
Staaten entſchieden.
Seit Jefferſon's Préſi
bentſchaft ſich immer weiter verbreitend , hat der
Antifsberalismus in den weſtlichen Staaten , des ren Verfaſſungen ganz in dem Geiſte der herr: Tchenden Faction gegeben wurden , eine neue , und
ftets zunehmende Hülfe gefunden ; nur einige der nördlichſten Provinzen , namentlid, Connecticut, widerſtreben fortdauernd , aber ohne allen Erfolg für die Verwaltung der Bundesangelegenheiten wenigſtens, wenn ſie gleich in einzelnen Fällen mit Mühe in den Grenzen ihres Staates die
ſtrenge Entwicklnng des democratiſchen Princips zu hindern im Stande find. Großtentheils bes ſteht jedoch der ohnmådhtige Kampf der føderalis ſtiſchen Parthei in einigen Tageblattern , welche
352
ſie zur Vertheidigung ihrer Grundfäße benußen ; natürlich müſſen ſie aber in Hinſicht dieſes Mits tels , auf den großen Haufen zu wirken , welches nirgends eine ſo ausgedehnte Anwendung, wie in Nord - America , erhalten hat , ihren Gegnern
den Sieg zugeſtehen , da es vor allen dazu geeigs net iſt, den Führern der Maffe zu dienen.
Das Verhältniß der politiſchen Partheien ſteht zwar zu der geographiſchen Eintheilung
der Vereinigten Staaten in einer gewiffen Bes ziehung , indem die nordöſtlichen Provinzen durch:
gångig dem Föderalismus anhången , oder wenigs ftens ehemals durchaus dazu gehörten , die füds lichen und weſtlichen aber die democratiſche Pars thei bilden .
Allein theils iſt dieſer Gegenpak nichts weniger als durchgreifend ; theils iſt allo mahlig die Widhtigkeit der Unterſcheidung zwis fchen füblichen und nördlichen Staaten durch die wachſende Bedeutung der weſtlichen Provinzen fo
ſehr zurückgedrängt worden , daß das allgemeinere Verhältniß dieſer zu den atlantiſchen Staaten überhaupt jene erſte und früher "ſehr wichtige zu:
gleidh geographiſche und politiſche Eintheilung großentheils verſchwinden läßt. Der Unterſchied der in den einzelnen Staaten vorherrſchenden Bes mühungen beruhet theils darauf , daß fie von
ihrem Urſprunge an in den meiſten Rückſichten getrennt geweſen ſind , daß imuner in ihnen vers
353
Fdhiedene , hie und da entgegengefegte Sitten verbreitet waren ; theils auf der Ungleichartiga keit der religisſen und politiſchen Inſtitutionen ; theils endlich und vorzugsweiſe auf der imagis
nairen oder wirklichen
Verſchiedenheit ihres
Intereſſe. In den nördlichen Provinzen ſind noch
jekt durchgängig engliſche Sitten , in manchen Gegenden eine bei den Puritanern gewShnliche Strenge, welche, je näher man dem Süden kommt,
mehr verſchwindet, und in Virginien , beſonders aber in Süd- Carolina und Georgien faſt ganz
der Lebensart weicht, die den Pflanzungscos lonien eigenthümlich iſt. Es wird hier nicht nur der Acerbau von Sclaven , fondern felbſt der
Handel größtentheils von Fremden , nämlid meis ſtens von Neu-Engländern geführt. In den weſts
lichen Staaten , vorzüglich in denen , die von der Meereskúſte entfernter ſind, findet man dahins gegen eine größere Einfachheit und die Betriebs ſamkeit , welche eine Folge des eignen Ackers
baues zu feyn pflegt. In den Handelsſtadten am atlantiſchen Meere iſt die Lebensart im Gans
zen wenig verſchieden von der in den Europäiſchen Seeſtadten gewöhnlichen ; wendet man ſich aber nach Weſten , dem Innern des Landes zu , . ſo
verſchwinden allmählig , natürlich anfangs lang fam , die Spuren einer höhern Cultur , und man kommt bald in Gegenden , wo nur noch 23
354
dasjenige gefunden wird, was zur Befriedigung der nächſten ( kSrperlichen ) Bedürfniſſe dient, diefes aber freilich in mehr als hinreichender Maſſe, und durchgångig leicht erworben . Die
ſüdlichen Staaten haben in der bei ihnen forts dauernden Negerſclaverei ein Inſtitut, welches fie nothwendig immer weſentlich von den nördlichen
unterſcheiden muß , dahingegen dieſe fich durch die Bewahrung einiger kirchlichen Einrichtungen (Note 10.) über die andern nordamericaniſchen Colonien
erheben , wobei wir auch zur Ehre der Neus
Engländer nicht vergeſſen dürfen , daß ihnen in
der franzöſiſchen Revolution vorzugsweiſe die anti: chriſtliche Tendenz derſelben verhaft war , und daß überhaupt durchgångig die Atheiſten und Deiſten in America zur franzöſiſchen Parthei ges
hörten. * )
Die verſchiedene {age des Landes,
die Geſinnung der Einwohner und zum Theil ihre einmal beſtehenden Verbindungen mit andern
Gegenden haßen das Intereſſe der drei Haupts abtheilungen , in welche der Bund zerfallen , vera ſchieden beſtimmt. Die weſtlichen , dem Gebiete des Miffifippi angehörigen , Lånder haben die
natürlichſte Verbindung unter einander gegen die fåmmtlichen atlantiſchen Staaten , dahingegen dieſe felbft mindeſtens in die fúblichen und nordli:
*) 6. Bülow. Bd. 1. pag. 146.
355
chen geſchieden ſind, und fogar bie und da Spuren einer mehrfachen Trennung gefunden werden. Bis jegt wirb zwar die Verbindung aller dieſer Staaten , zu denen neuerlich noch Florida gekoins men iſt, durch die Beſorgniß der Einzelnen , nicht für ſich beſtehen zu können , erhalten . Allein daß dieſe Furcht für immer , oder auch nur für lange Zeit ein feſtes Band der Vereinigten
Staaten ſeyn ſollte , wird ſelbſt von ſehr vielen
americaniſchen Schriftſtellern für mehr als zweis felhaft gehalten.
Note .
1. zu Seite 288. Um die Zeit , als Washington
die Ernennung zur Pråſidentſchaft annahm , ſchrieb er an einen ſeiner Freunde : „ If I can form'a plan for my own conduct , my endeavours shall be un . remittingly exerted ( even at the hazard of my former fame or present popularity ) to extricate my country from the embarrassments in which it
is entangled through want of credit ; and to esta blish a general system of policy , which , if pur will ensure permanent felicity to the com I think I see a path as clear , and as direct , as a ray of light, which leads to the attain sued ,
monwealth .
ment of that object. Nothing but harmony , hone sty , industry and frugality are necessary to make us a great and happy people." 23*
356 2. 3. S. 291.
In Callender , sketches of the
history of America. 1798. pag. 85. wird davon fol: gendes erzählt: „It is generally understood , that'in the convention of 1787 , a form of government , in substance monarchical , was proposed and rejected.
Mr. Hamilton conducted this party.... If the ari stocratital party had carried the point of a president and senate elected for twelve , or even eight years,
this would have answered very completely all the purposes of monarchy. Samilton's Propoſition ging
dahin , daß der" Pråſident eine Negative haben ſollte, upon all laws about to be passed and the executive of all laws passed ; to have the direction of war, when authorized or begun ; to have , with the ad vice and consent of the senate ,
the power of ma
king all treaties ; to have the sole appointment of the heads or chief officers of finance and foreign affairs;" to have the nomination of all other officers, ambassadors to foreign pations included , subject
to the approbation or rejection of the senate ; to have power of pardoning all offences, except trea son ,
which he shall not pardon without the appro
bation of the senate.... The senate to consist of persons elected to serve during good behaviour. All laws of the particular ' states , contrary to the constitution or laws of the United States , to
be utterly void ; and the better to prevent such laws being passed , the governor or president of each state shall be appointed by the general go
vernment , and shall have a negative ' upon the laws about to be passed in the state of which he is go
vernor or president. ” Eben daſelbſt ſagt der Verf. :
357
„ It was chiefly through the New Englanders that the new constitution conferred such immense po:
wer and influence on the office of president. And, even since , most of the New - England members of Congress have been disposed to strain his prero, gatives.”
3. zu Ś. 336. Die Streitigkeiten der Conſtitu: tionaliſten und Republicaner in Penſylvanien ( vid. pag . 237.) hörten zwar nach Aufhebung der Franklin: den Verfaſſung auf.
Allein weder die eine noch die
andere Parthei entſagte mit dem Namen und der
Entfernung des erſten Zwedes dem Beſtreben , ihre politiſchen Principien, in der Berwaltung und Verfaf fung des Staates zur Anwendung zu bringen. Die Gegenwart des Congreffes in Philadelphia und na mentlid die Thåtigkeit des franzöſiſchen Miniſters, Genet , waren die nådiſte Urſache einer größern und unmittelbarern Theilnahme an den politiſchen Angelegenheiten von Seiten der Penſylvanier , als der meiſten andern Nord - Americaner .
Die Democraten ,
unter denen jetzt die neuorganiſirten Clubs ihre Wirkſamkeit zeigten , richteten ihre Aufmerkſamkeit aber vielmehr auf die allgemeinen Angelegenheiten des Bundes , als auf die innere Verwaltung des Staates . Die Führer der Parthei bemüheten ſich beſonders, die hie und da , vorzüglich in den weſtlichen Graf
fdaften , Weſtmoreland , Lafayette , Waſhington und Alleghenny verbreitete Unzufriedenheit bei Gelegen : beit der auf Alexander Hamilton's Vorſchlag angeord neten Krankſteuer grade gegen die Ausführung dieſer
Maaßregel in Bewegung zu ſetzen.
Nach Ebeling's
358 Angabe ,waren dieſe Grafſchaften meiſtens von einge wanderten Frländern , Schotten und Deutſchen aus den geringern Claſſen des Volkes bewohnt, die ſo zerſtreuet lebten , daß man kaum wenige Geiſtliche und Kirchen unter ihnen fah .
Die Jugend wuchs in
roher Wildheit auf. Sagd , Feldarbeit und Indier: krieg 'waren ihre Beſchåftigung." Es iſt leicht zu begreifen , daß ihnen in der Zhat jene Trankſteuer fehr unangenehm fenn mochte, und daß, es in jedem
Fall nicht fdywer war , fie bei der Ausſicht auf einen -
glüdlichen Erfolg mochte dieſer auch nur in gele geutlichem Plündern beſtehen zur , Widerſeßlichkeit
gegen dergleichen låftige Verfügungen zu veranlaſſen. Die erſte Verſammlung wurde zu dieſem Zwede am 27. July 1791. gehalten , wobei der Obriſt Cool , ein
bekannter Feind der Bundesverfaſſung , und " Gallatin pråfibirten .
Dieſe Verſammlungen wurden von Zeit
zu Zeit und an verſchiedenen Orten wiederholt , und ihre Beſchlüſſe , die ſtets namentlich gegen die Krank: ſteuer gerichtet waren ,
wurden allmählig mit Recht
als die dem Volke nicht bloß untergelegte , ſondern wirklich in ihm hervorgerufene Geſinnung bezeid nend angeſehen . In einigen Gegenden wagte ſchon nie: mand mehr , dem Gefeße zu gehorchen , weil dies von den Aufrührern als ein Verrath an der gemeinen Sache betrachtet nnd wenigſtens als ſolcher von ihnen öfterer durch Plünderung beſtraft ward. Seit dem Anfange des Jahres 1794. übernahm eine geheime Geſellſchaft , die Mingo Creek Association , deren Vorſißer Benjamin Parkinſon war , die Leitung des
Aufruhrs , und richtete fich nady dem Beiſpiele einer regelmåßigen Landesverwaltung ein , nur mit dem
359 Unterſchiede, daß ſie ihre Geſchäfte noch nicht Sffent: lich zu führen wagte. Nicht lange nachher wurde in der Grafſchaft Alleghenny eine Geſellſchaft bekannt,
die beſonders dahin gerichtet zu ſeyn (dien , Einfluß auf die Leitung der Miliz zu gewinnen.
Die erſte
bedeutende Gewaltthåtigkeit begingen die Aufrührer gegen ben Generaleinnehmer der Trankſteuer , Neville,
deſſen Haus fie in Brand' ſteckten ", und den ſie ſelbſt zur Flucht nach Philadelphia zwar.gen . Die Bundes : regierung wünſchte ſchleunige Anwendung militairiſcher Gewalt zur Herſtellung der Ruhe, dem aus Beſorg niß , feine Befugniſſe zu überſchreiten , der Gouver: neur Mifflin anfangs nicht nachgeben wollte. Es wur: den Kommiſſarien an die Aufrührer geſchidt, und dieſe fanden die Maſſe des Volks in der heftigſten Gåh rung , ' welches ſeit kurzem ganz in dem Geiſte der franzöſiſchen Revolutionårs handelte und ſprach. Ein gewiffer Brandford ſtand an ihrer Spike ; andre , zum theil Månner von einigem Anfehen , nah men an der Leitung derſelben Theil , " um , ' wie fie
fpåter behaupteten , unter dem Volke möglichſt die Ruhe herzuſtellen. Ob dies wirklich der Grund ihrer Gegenwart war , oder nicht , iſt bei den meiſten ders
felben nicht mit Gewißheit anzugeben. Endlich ſah man ſich doch genöthigt , die Miliz der benachbarten Staaten aufzubieten ; und wurde dadurch die Unzuà
friedenheit nicht gehoben , fo hörte wenigſtens für den
Augenblid die offene Widerfeßlichkeit gegen die Obrig keit auf 4. zu S. 342. Die politiſchen Meinungen voft John Adams kennen wir ſehr genau aus ſeiner
1
360 „Defence of the constitution of government of the United States in America. London. 1787. 3 Bde "
woraus eben deshalb hier einige Auszüge gegeben werden mögen. Er ſagt Bd. 1. pag. XV.: „ It was the general opinion of ancient nations , that the divinity alone was adequate to the important office of giving laws to men. The United States of Ame
rica have exhibited , perhaps , the first example of governments erected on the simple principles of nature. It will for ever be acknowledged that these government were contrived merely by the use of reason and the sen .
Neither the people , nor their conventions, committees or sub - committees considered legisla tion in any other light than ordinary arts and sciences , only as of more importance..... Unem barrassed by attachments to noble families, heredi tary lines and succession , or any considerations of royal blood , even the pious mystery of holy , oil had no more influence than that other of holy water : the people universally were too enlightened
ses .
to be imposed on by artifice ; and their leaders,
or more properly followers , were men of too much honour to attempt it. Thirteen governments , thus founded on the natural authority of the people alone , without a pretence of miracle or mystery , which are destined to spread over the northern part of that whole quarter of the globe , are a favour of the great point gained in favour experiment is made, mankind. The rights of
and has completely succeeded (? ): it can no lon ger be called in question , whether authority in
361 magistrates , and obedience of citizens can be grounded on reason , morality , and the Christian
religion , without the monkery of priests , or the knavery of politicians."
Nichts deſto weniger iſt John Adams in ſeinen
politiſchen Doctrinen europäiſcher, als mancher praca tiſche Staatsmann damaliger Zeit , der in unſerin Welttheil eine große Rolle ſpielte. 2113 Beweis das von , und zugleich als ein gelegentliches Beifpiel von der unter den Miniſtern Ludwigs des fechs
zehnten verbreiteten religiós - Politiſchen Denkungsart niag folgende Stelle aus einem Briefe Lurgot's an Dr. Price , und das Urtheil von John Adams dar
über dienen. , Turgot ſagt : „ Je ne suis point con tent , je l'avoue , des constitutions rédigées jusqu'à présent par les différens Etats Américains.
Vous
reprochez , avec raison , à celle de la Pensylvanie le serment réligieux exigé pour avoir entrée dans le corps des Représentans. C'est bien pis dans les autres ; i y en a une , je crois que c'est celle des Jerseys, qui exige , qu'on croie à la divinité de Jesus - Christ.
Je vois dans le plus grand nom
bré l'imitation sans objet des usages de l'Angleterre. Au lieu de ramener toutes les autorités à une seule ( celle de la nation ) l'on établit des corps différens,
un corps de Représentans , un Conseil,
un Gouverneur , parceque l'Angleterre a une Cham bre des Communes ,
une Chambre haute et un
Roi. On s'occupe à balancer ces différens pouvoirs ; comme si cet équilibre de forces, qu'on a pu croire nécessaire pour balancer l'énorme prépondé
rance de la Royauté ,
pouvait être de quelque
A
362 usage dans des républiques fondées sur Végalité de tous les citoyens ; et comme si tout ce qui établit différens corps n'était pas une source de divisions."
In Beziehung auf dieſe Aeußerung ſagte John Adams Bd. 1. pag . 3 .:
„ There has been from the begin
ning of the revolution in America a ' party in every state ,
who have entertained sentiments similar to
those of Mr. Turgot.
Two or three of them have
established , governments upon' his principle ; and by advices from Boston , certain committees of counties have been held ,
and other conventions
proposed in Massachusetts , with the express pur pose of deposing the governor and senate , as use less and expensive branches of the constitution.
Mr. Turgot has instanced : ,,that a body of repre sentatives , a council and a governor , has been established , because there is in England a house of Commons , a house of lords and a king." It is not so much because the legislature ' in England consisted of three branches ,
that such a division
of power was adopted by the states , as because their own ' assemblies had ever been so constituted . "
„ I only contend , " ſagt John Adams' pag. 70 , „that the english constitution is , in theory the most stupendous fabrick of human invention , both for
the adjustment of the balance , and the prevention of its vibrations , and that the Americans ought to
be applauded insteed of censured , for imitating it, as far as they have. The American have not indead imitated it in giving a negative upon their
legislature to the executive power ; in this respect their balances are incomplet , very much I con
363 fess to my mortification. They have not made their first magistrates hereditary , ' nor their senators ; here they differ from the english consti tution and with great propriety.
The agra
rian in America is divided into the hands of the
common people in every state , 'in such a manner, that nineteen twentieths of the property would be
in the hands of the commons , let them appoint whom they could for chief magistrate and senators ; the sovereignty then , in fact as well as morality, must reside in the whole body of the people ; and an hereditary king and nobility , who should not govern according to the public opinion , would in fallibly be tumbled instantly from their places. In the present state of society, and with the pre sent manners this may be done , not only without inconvenience , but greatly for the happiness and prosperity of the country, In future ages , if the present states become great nations , rich , powerfull and luxurious, as well as numerous , their own feelings and good sense will dictate to them what to do ; they may
make ' transitions 'to a nearer ressemblance of the british constitution , by a fresh convention , without the smallest interruption of liberty. But this will never become necessary ,
until great quantities of
property shall get into few hands. ” we have seen ,"
„Wherever
ſagt er an einem andern Orte
„ a territory somewhat larger ,
arts and sciences
more cultivated , ' commerce flourishing ,
or
even
agriculture improved to any great degree , aristo
364 cracy has risen up in a course of time,
con
sisting of a few rich and honourable families."
Let us return ,” fåhrt er pag. 108. fort, „ to Mr. Turgot's idea of a government consisting in a single assembly. He tells us , our republics are „founded on the equality of all the citizens , and therefore orders and equilibriums, are unnecessary , But what are we to and occasion disputes.”
understand here by equality ? Are the citizens to be all of the same age, sex , size, strength , .stature , activity , courage , hardiness , industry , patience, ingenuity , wealth , knowledge , fame, wit , tempe rance , constancy, and wisdom ? Was there or will there ever be , a nation whose individuals were all
equal, in natural and acquired qualities, in virtues , talents and riches ?
The answer of all mankind
must be in the negative.
It must then be acknow
ledged , that in every state , in Massachusetts for example , there are inequalities which God and nature have planted there , and which no hu.
man legislator ever can eradicate . In this socicty of Massachusettensions , there is, it is true , a mo
ral and political equality of rights and
duties
among all the individuals , and as yet no appea rence of artificial inequalities of condition ,
such
as hereditary dignities , titlcs , magistracies or legal distinctions , and no established marks , as stars ,
garters , crosses or ribbons ; there are , nevertheless, inequalities of great moment in the con .
sideration of a legislator , because they have a natural and inevitable influence
in society ,
Let us enumerate some of them :
1
365 1. There is an inequality of wealth.
It
will
easily be conceived , that all the rich men will have many of the poor , in ' the various trades , ma nufactures and other occupations in life, depen dant ' upon them for their daily bread. Many of smaller fortunes will be in their debt , and in
many way under obligations to them. Others , in better circumstances , neither dependent nor in
debt , men of letters , men of the learned profes signs , and others , from acquaintance , conversation and civilities , will be connected with them , and attached to them . Nay farther, it will not be de nied , that among the wisest people that lives,
there is a degree of admiration , abstracted from all dependence , obligation , expectation , or even acquaintance , which accompanies splendid wealth, some respect and bestows some influence. Let no man be surprized , that this species of inequality is introduced here. Let the ensures
2. Birth
page in history be quoted , where any nation , an cient or modern , civilized or savage , is mentioned, among whom no difference was made between the citizens , on acount of their extraction.
The child
dren of illustrious families have generally greater
advantages of education , and earlier opportunities to be acquainted with public characters , and in formed of public affairs, than those of meaner ones , or even than those in middle life; and, what is more than all , an habitual national vene
ration for their names , and the characters of their ancestors described in history , or coming
down by tradition , removes them farther from
366 vulgar jealousy , and popular envy , and secures them in some degree the favour, the affection and respect of the public..... Go into every village of
New England , and you will find that the office of justice of the peace , and even the place of re
presentative , which has ever depended only on the freest election of the people , have generally de
scended from generation to generation , in three or four families at most.
The pompous trumpery
of ensigns , armorials and escutcheons are not in deed
far advanced in America .
Yet there is a
more general anxiety to know their originals , in proportion to their numbers , than in any nation of Europe ; arising from the easier circumstances
and higher spirit of the common people ; and there are certain families in every state, as attentive to
all the proud frivolities of heraldry. That kind of pride which looks down on commerce and ma nufactures as degrading , may indeed , in many countries of Europe , be a usefull and necessary
quality in the nobility ; it may prevent, in some degree , the whole nation from being delivered up to the spirit of avarice ; it may be the cause , why . honour is preferred by some to money ; it may
prevent the nobility from becoming too rich , and acquiring to large a proportion of the landed pro perty. In America it would not only be mischie vous , but would expose the highest pretensions of the kind to universal ridicule and contempt.... In all countries it has been observed , that vices , as well as virtues , run down in families, very often from age to age. 3. It will be readily admitted ,
367 there are great inequalities of merit, or talents, virtues , services , and , what is of more moment, very often of reputation.
4. There are a few , in
whom all these advantages of birth , fortune and fame are
uniied.
These sources of inequality,
which are common to every people , and can never be altered by any , because they are founded in the constitution of nature ; this natural aristocracy
among mankind has been dilated on , because it is a fact essential to be considered , in the institu
tion of a government . It is a body of men which contains the greatest collection of virtues and abili. ties in a free government ; is the brightest orna
ment and glory of the nation ; and may allways be made the greatest blessing of society , if it be judiciously managed in the constitution.” 5. zu S. 344.
In den Quarterly Review BS.
7. pag. 32. findet ſich darüber folgende Aeußerung : „It is well known that America has long been di vided into two parties, the federal and the anti federal. The former comprizes a majority of the men of fortune , talent and education ; of this
party were Washington , Adams, Hamilton , and many others by whom the federal government was established and conducted for twelve years , in the course of which America made a most rapid pro
gress in prosperity and reputation . The antifede. ral or french party , a turbulent democratical face
tion from the beginning, is said to be composed of adventurers from all countries , men of desperate fortunes and ruined characters, leaders of the rab
ble with whom they familiarly mix, whose man
A
368 ners and dress they affect to imitate ,
and whose
services they command whenever they find it ne cessary to raise a clamour or collect a mob.
The
superior vigour and activity of this faction , in 1800 , " raised Mr. Jefferson to the presidency.
This gentleman is described as being , in the strict sense of the phrase , a modern philoso
pher ; a pupil of Rousseau ; a reasoner of univer sal liberty , and universal philantropy , whom all the horrors of the french revolution and the total
annihilation of liberty by the military despotism
which it engendered , were insufficient to drive from his preconceived idea that vịrțue could exist
only in democracy. . Fugitives from all parts of the world were received with open arms by this patron of cosmopolites, French regicides , Irish rebels , and malefactors of every kind , who had fled from the offended laws of their country , found an asylum in America. Whole shoals of this de
scription flocked to the Presidents standard ; many of them were admitted to his confidence ;
some
were employed in the inferior departments of go vernment ; some were trust into Congress ; and to +
intrusted the conduct of the press, that great instrument of factions in America . A others was
democratical journal is published in every little
town ; in some of the larger , eight or ten , all teeming with abuse of England , and of the fede
ral party , who are reproached for a supposed attachment to the land of their forefathers."
In
demſelben Sinne ſpricht das Quarterly Review , Bd. 10. Jan. 1814. bon Jefferſon , : und reßt noch
1
369 hinzu : „Professing a perfect and impartial tolera
tion of every religion , he avoided giving offence to any
of the numerous offsetts of presbyterianism, until the unlucky publication of a letter which he had written to the worthy and enlightened Tom
Paine appears to have raised a question , whether his boasted impartiality to all religions might not
proceed from his indifference to any. In that let ter he invites this loathsome and blasphemous outcast to the bosom of his country , with prayers for the success of his usefull la bours." AB ein Beweis ſeiner heftigen Feindſchaft gegen Großs
britannien wird an einem andern Orte angeführt, daß er , als Vicepråſident , bei einem öffentlichen Gaſtmahl in Charlottesville folgenden Loaft aus: brachte : „ Ireland ! may she soon burst her fetters and take her rank among the free republics of the
earth.” Uin aber nicht blos anzuführen , was Andre über Jefferſon ſagen , will ich hier einen Auszug aus einem reiner Briefe an Mazzei in Florenz hinzufügen , der in Callender ,
sketches of the history of Ame
rica , 1798. abgedruckt iſt. Er ſagt darin : „ Instead of that noble love of liberty , and that republican government, which carried us triumphantly through the dangers of the war, an Anglo -monarchico - aristo cratic party has arisen .' Their avowed object is to
impose on us the substance , as they have already
given us the form of the British government . Nevertheless the principal body of our citizens re
mains faithful to republican principles. All our proprietors of land are friendly to those principles , as also the mass of men of talents.. 24
We have
1
370 against us the executive power , the judiciary power ( two of the three branches of our government ) all the officers of government , all who are seeking offices ,
all timid men ,
who prefer the
calm of despotism to the tempestuous sea of liberty , the British merchants and the Americans who trade on British capitals , the spe
culators , persons interested in the bank and the public funds ;
establishments invented with views
of corruption , and to assimilate us to the British model in its corrupt parts." „ The constitution is,"
ſagt er weiter unten , ,,upon the whole , a good in strument , but liable to numerous and important
objections. One of these is the immense patronage bestowed on the president , and a second , the aniversal negative of the senate. It has been shewn, that a president , with eleven senators to help him, can absolutely stop the whole business of the le
gislature. This may be called representative go vernment, but it is evidently the dregs of mo narchy and aristocracy."
Der große und allgemeine Haß der Neu - Englån der gegen Jefferſon erklärt ſich unmittelbar aus ſeiner Ueberzeugung , nach welcher er fortwährend handelte, daß die Schiffahrt und namentlich die Frachtſchiffahrt für America verberblich fey. Dies iſt in einem år: tikel des. Monthly Review . Bb. 69. pag. 262. etwas näher auseinander geſetzt , woraus ich deshalb hier
einiges wortlich anführen will : „ The vast field open to industry in the territory of the United States impressed Mr. Jefferson with the policy of with drawing the national attention from maritime affairs,
371 and directing it almost wholly to the cultivation of the soil and other inland employments ; and he saw that, separated by their situation from con
tact with ambitious potentates , the United States might enjoy peace age after age , if they avoided the collisions arising out of foreign navigation.
Mr. Jeffersons plan therefore was to confine the American shipping to the coasting trade , and to leave foreign nations to be the carriers of any mer chandize which they chose to bring or to take away.
These principles he endeavoured , on his
accession to the presidency in 1801 , to carry into
effect as far as their novelty allowed them to be practicable. He discouraged the building of ships of war , and ventured to take the extraordinary step of abrogating all direct taxes. It was in the
same spirit of discouraging foreign navigation , that Mr. Jefferson was induced to lay on the general embargo . of 1807. France and England having both discovered a hostile hostile disposition to neutral
shipping ,
the American President thought the
time was come to make an experiment of the aban donment of foreign navigation by his countrymen. Indeed never did circumstances call more strongly
for the measure ; and the whole weight of the antifederalist party was exerted to give it perma
nency . During the fourteen months of Mr. Jeffer sons remaining administration , the act was rigidly enforced ; but the habits of people in the maritime
provinces were too confirmed to yield to the pres sure of circumstances, or to the arguments of their
philosophic governor ; and the first step necessary 24 *
372 on Mr. Madisons accession to office was a modifi
cation of the embargo , and a prosecution of the negotiation with England."
vid. auch v . Bülow,
Bd . 1. pag , 12.
Die auswärtigen Verhältniſſe der Union können hier nicht vollſtändig erörtert werden . Die allges meine Ueberſicht derſelben , beſonders ſo weit fie Frankreich) und England betreffen , findet ſich theils in den oben angeführten von Gebhard herausgegebe : nen Actes et Mémoires etc. , theils in Schoell , hi
stoire abrégée des traités de paix , Bd. 5. pag. Die 191 , BD. 7. pag. 206. und BD. 9. pag. 407 wiederholte Abſendung eine Geſandſchaft von Seiten
der. Vereinigten Staaten an das Directorium in Paris , wie beleidigend auch das Verfahren deſſelben geweſen war, wurde ein vorzüglicher Gegenſtand der Vorwürfe , welche John Adams von der føderaliſtiſchen Parthei erdulden mußte. „ This measure, " ſagte A. Hamilton , sunk the tone of the public mind , im
paired the confidence of the friends of the govern menr in the executive chief , distracted the public opinion , unnerved the public councils , sowed the seeds of discorde at home and lowered the reputa tion of the government abroad.” Als endlich unge
achtet der angeſtrengteſten Bemühungen der Föderali ften dennoch der Krieg mit Großbritannien ausbrachi, wurden im Gegentheil die Staaten von Neu-England
einer verbrecheriſchen Anhånglichkeit für die Feinde
des Vaterlandes angeklagt ; und wenigſtens ſo viel fcheint ausgemacht , daß ihre Anſtrengungen in dem
Kriege nicht größer waren ', als durd) verfaſſungs: måßige Vorſchriften der Centraladminiſtration noth J
373
wendig gemacht ward.
vid. in American Register.
Bd. 5. 1809. pag. 176 und 184. die Verhandlungen
der Generalverſammlungen von Connecticut und Maf ſachuſetts über das vom Präſidenten 1807. Verfügte Embargo. Ter Beſchluß der Generalverſammlung von Connecticut lautete unter andern dahin , that this assembly accord in sentiment with the senate
and house of representatives of the common-wealth of Massachusetts , that it is expedient to effect cer tain alterations in the constitution of the United
States ; and will zealously cooperate with that commonwealth and any other of the states in all legal and constitutional measures for procuring such amendments to the constitution of the United Sta tes ,
as shall be judged necessary to obtain more
effectual protection and defence for commerce, and to give to the commercial states their fair and just consideration in the union , and for affording per manent security , as well as present relief , from
the oppressive measures under which they now suffer."
6. zu S. 344. In dem American Register 1809. Bd. 5. pag. 83. wird unter andern über Mar
diſon's Wahl izum Präſidenten geſagt : „In such a crisis (bei dem wahrſcheinlichen nahen Ausbrudie eine3 Strieges ) , if unanimity in the choice of President is necessary ,
that choice should be directed to a
man , eminently calculated by his tried energy and talents , to conduct the nation with firmness and
wisdom through the perils which surround it ; to a man who had not in the hour of terror and per
374 secution deserted his posť , and sought in obscurity and retirement a shelter from the political tem pest ; to a men not suspected of undue partiality
or enmity to either of the present belligerent po wers ;
to a man who had not forfeited his claim
to public confidence by recommending a shameful bargain with the unprincipled speculators of the Yazoo companies , a dishonourable , compact with
fraud and corruption .
Is James Madison such a
We ask for energy , and we are told of we ask for talents , and the reply is his unassuming merit ; we ask what were his ser vices in the cause of public liberty , and we are directed to the pages of the Federalist, writ ten in conjunction with Alexander Ha man ?
moderation ;
milton and John Jay , in which the most extravagant of their doctrines are maintained and
propagated. We ask for consistency as a republi can ,
standing forth to stem the torrent of oppres
sion which once threatened to overwhelm the liber.
ties of the country ; we ask for that high and ho nourable sense of duty which would at all times turn with hathing and abhorrence from any com
promise with fraud and speculation ; we ask in vain etc.” Auf der andern Seite ragt das Quarterly Review . B6 . 7. 1812 :
imbibed the principles ,
„ Mr. Madison ,
it is said,
and follows up the views
of his master. His policy is represented as fluctua ting with every batch of news that is wasted from Europe across the Atlantic ; and as vibrating to the feelings and the sentiments of a sect of adven turers in the seaport towns , men without character
375 and without a country ; as appealing of the opinion
of the mob , and then bending to that opinion . In one word , America is said to be , ment ,
at this mo.
as much swayed by the clamorous rabble
and the democratic.clubs of the seaport towns ,
as
the Directory of France was in the very worst pe riods of the Revolution."
7. zu S. 347.
Felix de Beaujour ſagt in ſeinem
Aperçu des Etats - Unis. Paris 1814. über den Relis
gionszuſtand in Nord - America unter andern folgendes (pag. 145.) : „Les Américains , comme tous ceux qui en matière de réligion ont abandonné la voie de
l'autorité pour suivre celle de la raison , ne regardent guère les opinions religieuses que comme
des opinions philosophiques ; et voilà pourquoi ils en changent si aisément. Presque partout une femme en se mariant embrasse la religion de son
mari : quelques pères n'en donnent même aucune à leurs enfants , pour que ceux - ci puissent en choisir une à leur gré , lorsqu'ils auront acquis l'usage de la raison. Aussi il n'y a pas de pays dans le monde , où il y ait plus de sectes religieuses Quoiqu'on ne voie encore qu'aux Etats - Unis.....
aux Etats - Unis d'autres croyances religieuses que celles qui tiennent par leurs racines au christia nisme , les Américains admettent pourtant parmi
eux toutes les réligions indistinctement, parcequ'ils les regardent toutes comme le supplément et la sanction des lois ;
et ils ne rejettent de leur sein
que les athées , qu'ils regardent moins comme les ennemis de dieu , que comme ceux de la société.
376 Le motif de cette tolerance pour toutes les religions, et de cette intolérance pour l'athéisme seul , repose sur le principe que la vérité de chaque réligion en
particulier peut être bien ou mal contestée , mais que l'utilité de toutes est incontestable .” . Es darf hiebei nicht unbemerkt bleiben , daß John Bristed in The Resources of the United States of America or
a View of the agricultural , commercial, manufac
turiny , financial, political, literary , moral and religious capacity and character of the American People. New - York, 1818. pag. 9. von Beaujour's Merk folgendes ſagt :
„ It would be injust , not to
recommend the work of Mr. Beaujour , late Consul from France , residing at Philadelphia ; his view of the commerce ,
A
policy , finances , agriculture,
manners and habits ( dies gilt beſonders für Note 8. ) of the United States ,
great spirit and intelligence ; repay an attentive perusal ,
is written with
and cannot fail to
with a' rich harvest of
instruction and amu • ement. ” Dieſes ſehr intereffante und an vielen neuen Notizen reiche Werk enthält pag. 392-419. eine Darſtellung des Religionszu : ftandes von Nord - America , woraus id, nur hier anführen will , daß er pag. 408. ſagt: ,,In conse quence of this entire indifference on the part of the state governments, full one - third of our whole population are destitute of all religious or
dipances ; and a much greater proportion in our southern and western districts. ” und pag. 418 : „Full three millions of our people are altogether destitute of Christian ordinances ; and as the population of
this country increases with a rapidity hitherto unex
377 ampled in the history of nations , unless some effectual means be adopted to spread the light of the gospel over those sections of the Union which now lie prostrate in all the darkness of 'unregene
rated depravity , before half a century shall have elapsed , our federative republic will number within its bosom - more than twenty millions of unbapti
Dagegen muß hier aber auch anges führt werden , was er pag. 414. fagt , und welches gewiſſermaßen einer im Terte angeführten Neußerung entgegen ſteht: „ Notwithstanding so large a por zed infidels.”
tion of our population ' is altogether without reli gious ordinances , yet , of late , religion has been,
unquestionably , gaining ground in the United States ; and that cold blooded compound of irreli gion , irony , selfishness , and sarcasm , which the French call „ persiflage,” is not so rife now as for . merly . Religion is becoming fashionable among us , ' which is a strong proof of the existence of a great mass of real piety in the country. Some of our soi - disant philosophers , however, profess to ridicule this fashion ,
and to deride the cant and
hypocrisy of the present day .”
8. zu S. 348. Félix de Beaujour ſagt in die: rer Rückſicht folgendes : , 1l y a. dans ce pays, comme dans tous les autres , un mélange de vices et de vertus ; mais les vertus y paraissent moins
attrayantes qu'ailleurs , parcequ'elles y sont rare ment accompagnées de cette grâce qui les fait aimer ; et les vices y paraissent plus hideux , parce qu'on n'y connoit point l'art de les déguiser sous
1
378 des dehors trompeurs. 1 L'Américain a une cru 1
dité dans les manières , qui le montre sous un jour peu favorable aux étrangers. Aussi parmi les étrangers , qui ont vu la bonne société en Europe , les uns le trouvent grossier et impoli , parcequ'il manque d'aménité dans les manières et de délicatesse dans les sentiments ;
les autres le
trouvent fier et vain , parcequ'il n'estime que la richesse et l'ostentation.
Il fait en général peu
de cas du mérite dans l'indigence ; et la première question qui sort de sa bouche quand on lui pré
sente un étranger , est de demander quelle est sa fortune ,
comme pour faire à chacun un accueil
proportioné à sa richesse . Les noms et les rangs ne lui font pas illusion ; et il classe tous les hommes sans distinction sur la même La conversa échelle , sur celle de la fortune.....
tion des hommes roule ordinairement sur la poli Ou sur des marchés que les uns propos
tique ,
sent et que d'autres acceptent ; car l'Américain ne perd aucune pccasion de s'enrichir. Le lucre est le sujet de tous ses discours , et le mobile de toutes ses actions ; aussi il n'y a peut - être pas de
pays civilisé dans le monde où il y ait moins de générosité dans les sentiments , moins d'élévation dans les âmes ,
et dans les têtes moins de ces
illusions douces ou brillantes qui font le charme ou la consolation de la vie.
L'homme ici pèse
tout , calcule tout et sacrifie tout à son intérêt; il
ne vit qu'en lui et pour lui , regarde toutes les actions
folie's ,
désintéressées comme des cas, des talents purement
ne fait aucun
379 agréables, et paroit étranger à toute idée d'héroisme et de gloire.... On a fait de la vertu le principe ou le principal ressort des républiques. Celui de la république américaine parôit être nn amour effréné,
pour l'argent ; c'est l'effet de l'égalité poli tique qui y règne , et qui ne laissant aux citoyens d'autre distinction , que les richesses , les invite à en acquérir par- toute sorte de moyens. Tout favo risé en eux cette vile cupidité : leur dédain pour
les arts agréables , leur gout pour les commodités de la vie , leur intempérance grossière , qui ne leur laisse d'amour et d'activité que pour ce qui leur
est personnel , et enfin jusqu'à leurs lois mêmes, qui ,
par leur ambiguité ,
semblent secrètement
complices de la fraude et de la mauvaise foi..... En général les caractères bons et honnêtes ne sont guères moins communs aux Etats - Unis que dans d'autres pays ;
mais les ames fières et hautes ,
les
coeurs généreux et magnanimes , en un mot , les
grands et nobles ' caractères y sont bien plus rares qu'ailleurs." An einer andern Stelle ( pag. 165. ) ſagt er : „ On a beaucoup vanté en Europè l'égalité qui regne parmi eux ; mais cette
égalité est moins réelle qu'apparente , parceque les moeurs établissent ici dans la société des distinc
tions encore plus tranchantes qu'ailleurs, et des distinctions d'autant plus odieuses qu'elles ne soat sans aucun égard ni pour les talens , ni même pour les fonctions pu
fondées que sur la richesse , bliques.”
In Beziehung auf die Eitelkeit und den Haß der Americaner gegen Europa mögen folgende zwei
380
Aeußerungen von Felix de Beaujour noch angeführt werden : „ Les deux partis ne s'accordent main
tenant qu'en un point , dans la haute idée qu'ils ont d'eux - mêmes et de leur nation ; car les Amé ricains n'ont guère moins de vanité nationale , que
les peuples les plus vieux de l'Europe.
Ne pou
vant , comme ceux - ci , se glorifier de ce qu'ils ont été , puisqu'ils ne font que de parôitre sur la scène du monde , ils se glorifient de ce qu'ils seront un jour.. Ils ne redoutent point les vicissi. tudes de la fortune , et ils assignent d'avance l'époque où ils seront la première nation du monde.” und pag. 237. „ Tels que les armateurs de la côte barbaresque , ceux de la côte Américaine ne croient pouvoir prospérer que lorsque toute l'Europe est
en feu ; et des Européens , qui ont vécu trente ans parmi eux , ont attesté qu'ils ne les avaient jamais vus plus joyeux qu'au moment où l'on annonça dans les bourses de leurs principales villes le bom bardement de Cadix et l'incendie de Copenhague.”
„ A vulgarity of vice," wird im Monthly Review geſagt, „ and hostility to all the graces of life is the short but expressive summary which our par
tial Incognito gives of American manners ;
a tone
of conversation heartless and repulsive , or coarse,
forward and inquisitive , a total absence of that delicacy and restraint in argument which tel a well- bred man where to step for fear of giving offence ; an address neither native , nor foreign , neither English , Scotch , nor Irish , but a mixture
of all ,
made up from bad samples of each .”
„ A people , wie es an einer andern Stelle heißt,
381 nor old , but rather a new people In dem ſelbigen Sinne made of old materials . ”
neither new
wird weiter unten geſagt : „ We have been credibly assured , that , when the valet of one of our envoys
to America complained to his master , the morning after their arrival at Washington , of the grossness
of the manners prevailing at the tâble d'hôte where they lodged , and suggested to his Excellency the expediency for looking out for bed and board else where , the keeper of the hôtel assured the mini ster , that his servant must be mistaken , as the
majority of his guests were members of Congress.” „ To ask , fåhrt er gleich nachher fort , for a single
room or a single bed ( in einem Gaſthofe ) is consi dered as aristocratical arrogance , and an infrin
gement on the rights of citizenship ; and if by some peculiar piece of good fortune , he should even chance to begin his nights rest with a bed to himself , he may lay his account with being disturbed in the course of the night by some citi Diefe zen or citess bundling in by his side."
freilich nichts weniger als ariſtocratiſche Einrich
tung der Gaſthöfe beſtåtigt auch J. Weld , in ſei nen travels through North America. 1799 , wenn er pag. 58 fagt: „ At the american taverns all sorts of people , just as they happen to arrive, are cram med together into the one room , where they must
reconcile themselves to each other the best way they can . ” J. Weld führt auch pag. 18. (als eine Folge der égalité politique ) folgendes an : ,, In the United States the lower classes of people will return rude
1
382 and impertinent answers to questions couched in the most civil terms ,
and will insult a person
that bears the appearence of a gentleman , on pur
pose to shew how much they consider themselves upon an equality with him .
Civility cannot be
purchased from them on any terms ; they seem to think that there is no other way of convincing a
stranger that he is really in a land of liberty , but by being surly and ill mannered in his presence." Eben dieſes wird durch eine Stelle im Critical Re
view , new series. T. 12. 1808. pag. 40. beſtåtigt, wo es heißt : „ The arrogance of domestics in this land of republican liberty and equality is particu
larly calculated to excite the astonishment of stran gers.
Tó call persons of this description servants ,
or to speak of their master or mistress , is a grie vous affront.” vid. Bristed , pag. 448 und 460.
9. zu S. 349. Felix de Beaujour fagt in dieſer Hinſicht: „Le gouvernement des Etats - Unis n'a guère donné , depuis son institution , que des preu ves de faiblesse , et on ne doit pas en attendre, à l'avenir , plus de vigueur , tant qu'il sera conduit par des avocats , et des gens de loi , espèce d'hom mes les moins propres à en gouverner d'autres, parcequ'ils ont presque tous l'esprit faux et le ca ractère émousse , et qu' avec leurs petites idées et
leurs petites passions, ils croient pouvoir gouverner les empires , comme on gouverne une coterie .” „ On croirait , ” ſagt fagt er an einem andern Orte,
„à l'obscurité et aux formes de la législation amé ricaine , qu'elle a été uniquement créée pour les
383 banqueroutiers et les gens de loi.” Die Klagen über die Juſtizverwaltung ſcheinen in der Zhat nicht
ungegründet ſeyn . vid. v. Bülow. Bd. 16, p. 180-190, der mehrere dahin gehörige Thatſachen , und na mentlid mehrere eclatante Beiſpiele von Strafloſiga keit ſolcher Verbrecher anfährt , die mit politiſch machtigen Perſonen verwandt waren. In dem Quar terly Review . B. 10. wird darüber unter andern
folgendes geſagt : „ In the inferior and county courts, quarter - sessions etc. there is no chance of obtaining an impartial decision ; the party adverse to that, to
which the presiding magistrate, or a majority of the bench belongs , is sure to lose his cause.
If
a man offends the party , by giving unfavourable evidence , or by voting on the opposite side at an election , the usual revenge is to lame or kill his cattle , or to girdle his fruit - trees. ” und weiter unten : „Hardly a cause is tryed , but you hear it
inquired how the judges are marshalled as to po which of the parties has more popularity ? and very frequently causes are decided not by the standard of law , but by the strength of outdoor litics ?
influence , and private sollicitation. Where the courts of justice are not respected , the people were very apt to take the law into their own This is by no means unfrequent in hands. 1
America . "
10. zu S. 354. Als Beiſpiel der Extravagang eines ſophiſtiſchen Raiſonnements über das hierauf bezügliche Verhåltniß zwiſchen den füdlichen und nörda
lichen Staaten will ich anführen , was in Callender, 1
384 American Register.' 1796. pag. 167. geſagt wird : „ Ecclesiastical tyranny exists in many places of New - England and it is as repugnant to the spirit of liberty as that of white people over slaves." Er
führt darauf einige Gründe an , weshalb die plößliche
Aufhebung der Sclaverei nicht möglich iſt , und fährt fort : „ But an immediate abolition of taxes for preachers could do no harm. The New Englanders are not taking steps of that kind. . Virginia led the way in demolishing the despotism of religion , and this presents an equi poise to the abolition of slavery in Mas sachusetts. "
Ueber dieſen Gegenſtand wird in
dem Monthly Review in Beziehung auf Jefferſon folgendes behauptet : „ It ought not to be omitted that the Americans have a justification for treating their negroes like mere cattle , which other slave holders certainly have not, namely the authority of their late philosophical chief magistrate ; Jefferson has taken pains to demonstrate , that the negro is not only inferior to the Indian , but , in fact , forms a link in the chain of created beings below that of the human species."
balt.
Einleitung
Erſter Abfonitt. Bis zur Nordamericaniſchen Revolution.
1. Bis zur Engliſchen Revolution von 1688 Neu - England 2. Virginia
3
1.
Carolina
28
4. Penſylvanien
32
51. Maryland 6. New · York 7. New Jerſey
12
3.
53 57
25
386
1
II. Bis zu den durch die Stempeltaxe veranlaßs ten Unruben
S.
59 59
1. Neu : England 2. Virginia ' 3. New - York 4. New Jerſey
64 66 81 82
5. Maryland 6. Penſylvanien 7. Delaware 8.
Carolina
87 101 102
9. Georgien . Die Colonien überhaupt.
109 111
Noten
117
E. Burke .
117
Fundamental Constitutions of Carolina 191
James Harrington und William Penn
123
3 weiter abfchnitt. Bis zum Ausbruch der franzöſiſchen Revolution .
I. Verhältniß zum Mutterlande . Bis zum Frie: den von 1783.
141
II. Die Unionsverhältniſſe bis zum Abſchluß der zweiten Conſtitution 1784.
157
III. Verfaſſungsgeſchichte der einzelnen Staaten 180 d . Neu - England Maſſachuſetts
180 180
387 S. 183
Connecticut
2.
New : Hampſchire
189
Rhode - Island
193
Vermont
197 201
3. Virginia . 4. New - York 5. New - Jerſey ;
207
217
6. Maryland . 7. Penſylvanien
221
8.
245
Delaware
9. Nord - Carolina 10.
Súd : Carolina
228
248
251,
11. Georgien .
254
Noten
255 257 - 263
Benjamin Franklin Cincinnatusorden
263-269
Dritter Abfonitt . Seit dem Anfange der franzoriſchen Revolution.
1. Waſhington Präſident der Vereinigten Staaten 287 1.
Bis zu Genets Ankunft
287
Genet
311
3. Waſhington tritt zurüd
334
II. John Adams. Jefferſon. Madiſon. Monroe. 342
388 Noten
355
John Adams
359
Thomas Jefferſon
367
James Madiſon
373
Felix de Beaujour über den Religiousju ſtand in Norb . America .
375
Das geſellige Leben in Nord-America 377 - 382
1
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