Die Zeugnisse Vom Christentum in Slavischen "de Bello Judaico" Des Josephus 9781617192784, 1617192783


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German Pages 83 Year 2019

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Table of contents :
1. Bisherige Behandlung der slavisclien Übersetzung von De bello Judaico
2. Die Handschriften
3. Die Zeugnisse
4. Das Alter der Überlieferung
5. Kann Josephus der Verfasser sein?
6. Können diese Zeugnisse der ersten, nichtgriechischen Ausgabe des Bellum Judaicum angehören?
7. Wie läßt sich das Verschwinden dieser Zeugnisse in der griechischen Überlieferung erklären?
Inhalt
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Die Zeugnisse Vom Christentum in Slavischen "de Bello Judaico" Des Josephus
 9781617192784, 1617192783

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Die Zeugnisse vom Christentum in slavischen "De bello judaico" des Josephus

Analecta Gorgiana

554 Series Editor George Anton Kiraz

Analecta Gorgiana is a collection of long essays and short monographs which are consistently cited by modern scholars but previously difficult to find because of their original appearance in obscure publications. Carefully selected by a team of scholars based on their relevance to modern scholarship, these essays can now be fully utilized by scholars and proudly owned by libraries.

Die Zeugnisse vom Christentum in slavischen " D e bello judaico" des Josephus

Alexander Berendts

1

gorgias press 2010

Gorgias Press LLC, 954 River Road, Piscataway, NJ, 08854, USA www.gorgiaspress.com Copyright © 2010 by Gorgias Press LLC Originally published in 1906 All rights reserved under International and Pan-American Copyright Conventions. No part of this publication may be reproduced, stored in a retrieval system or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording, scanning or otherwise without the prior written permission of Gorgias Press LLC. 2010

1

ISBN 978-1-61719-278-4 Reprinted from the 1906 Leipzig edition.

Printed in the United States of America

ISSN 1935-6854

1. Bisherige Behandlung der slavisclien Übersetzung von De belli» Judaico. In den Kreisen der Slavisten und der Erforscher rassischer Geschichte dürfte es schon längst bekannt sein, daß die slavische Übersetzung von des Flavius Josepbus

«De hello Judaico« Zu-

sätze enthält, die von J o h a n n e s dem Täufer, Christus und den Aposteln handeln.

Diese

»Zusätze« haben nämlich schon

im

Mittelalter die Aufmerksamkeit derer erregt, die im alten Rußland universalhistorische einerseits

die Verfasser

Interessen verfolgten. der altvussischen

Dazu

gehörten

Chronographen

im

engsten Sinn des Wortes), andrerseits der Verfasser des historischen Sammelwerks, das

im Cod. 270(>5S

des

Hauptarchiv«

des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten befindlich) vorliegt.

in Moskau

1

Erstere — die Verfasser der C h r o n o g r a p h e n — haben grundlegende B e h a n d l u n g Werk:

Ȇbersicht,

gefunden

durch

der Chronographen

Andreas

Popoif.

russischer

dessen

Kedactiun«

bereits ISßb und 1809 in Moskau erschienen ist. Popoff hat darin nicht nur auf die dem slavisrheu Joseplius eigentümlichen

»Zusätze« aufmerksam

g e m a c h t . sondern

auch

einen Teil von ihnen abgedruckt und mit einer Handschrift des slavisclien

Joseplius

selbst,

dem

Cod. Gl 1303 des

Bjeloserskischen Klosters (jetzt in der Petersburger

Kyrillo-

geistlichen

Akademie) verglichen. 1) Mit dem Codex L'Tini.VS des Archivs nahe verwarnl! ist der Codex der Wilnaschen öffentlichen Bibliothek Nr. Ion 147' (beschrieben von F. Dobrjanski: 'Beschreibung' der Handschriften der Wilnaschen Öffentlichen Bibliothek, der kircnenslävischen und rassischen , Wihw ISW. p. 24üs5S des Archivs

(Über den Umfang des Josephus-Textes in

Arch. 279/65S s. u. S. 16 f.)

2. Die Handschriften. Verschiedene Handschriften des Slavischen «Josephus hello

Judaico)

stellte

Professor X. Bonwetseh

zusammen

Harnack, Altchristliche Literaturgeschichte, Teil 1, S. 9 1 7 \

(De (in

Außer

dem schon erwähnten Codex der Moskauer Akademie 227 651 (4", saec. XVI. fol. 1—261) sind es folgende, die die Übersetzung mehr oder minder vollständig enthalten: Cod. 93 (110) der Floristschewschen Einsiedelei v vgl. A. W i k toroff, »Beschreibung der Handschriftensammlungen in den Bibliotheken des nördlichen Rußland«. St. Petersburg IS9o); Cod. 444 (322) des Ssolowetzkisclien Klosters (jetzt in der Bibliothek der Kasansehen geistlichen Akademie, 4". saec. XVI); Cod. 445 (325) derselben Bibliothek ¡4", saec. XVI';, dem vorhererwähnten fast ganz gleich; es fehlt nur die Capitelangabe. die dort S. 2—31 enthalten ist. Von Cod. 415 abgeschrieben sind: Cod. Ssolow. ¡46 (•!". saec. XVI—XVII ) und Cod. Ssolow.

:;2 P

117

4".

323) saec.

XVI-XVil). (Über diese Handschriften vgl. ;J. Portirjeff.

»Beschreibung

der Handschriften des Ssolowetzkisclien Klosters u.s. vv.«. Band 11, Kasan N •».">, p. 122stj(j.) Dazu kommen die beiden Codices der vollständigen TschetjiMine'i des Metropoliten Makarius, der Zarische und der Uspenskische; der erstere enthält die Geschichte des -losephus im Januarband (Mosk. Synod. Eibl. Xr. 17S . fol. 797— 'M7. der letztere im Februarband (Mosk. Synod. Bibl. Nr. 991 , fol. 77ii -Süu. Jn der

genauen Beschreibung der Makariusschen

Menaeen

von Gorski und Newostrujeff i Vorlesungen in der kaiserlichen Gesellschaft Band

1) ist

der

Geschichte

auch

die

hier

und Altertümer

Rußlands.

aufgenommene

Übersetzung

1^6, des

Josephus etwas eingehender besprochen, unter Erwähnung ihres Verhältnisses

zum

griechischen

Text

in

der

Ausgabe r

von

A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom

1

Christentum.

Havercarap), p. 111 — 11-1; auch der g e n a n n t e n Zusätze g e s c h i e h t Erwähnung. Zu diesen von Bonwelsch aufgezählten H a n d s c h r i f t e n k o m m e n noch einige, von denen Andreas Popoff (1. c. 1 p. 116 u n d not.) zu sagen weiß: so die Codices des Kyrillo-Bjeloserskischen Klosters (jetzt in der P e t e r s b u r g e r geistlichen A k a d e m i e ) 62/1303; saec. X V ; 63/13(K>; 0 4 / 1 3 0 - 1 s a e c , X V I ; u n d die serbische H a n d s c h r i f t des Chilandari-Iilosters (Äthos* aus dem J a h r e 15S5 — nach Notiz in der

H a n d s c h r i f t von

(Popoff, 1. c.. p. 116

not.).

Mosqu. 770 zu nennen mir

vor J a h r e n

Auch zur

einer



russischen

Dann

ist

noch

(1°, saec. X V I — X V I I ) ,

Cod. aus

Synod. dem

bereits einige der Zusätze a b g e s c h r i e b e n

Cod. Synod. 1S2, saec, XVI, fol., soll nach dem

Besichtigung

Bibliothek«

der

des

Moskauer

Archimandriten

PatriarchenSsawwa.

(jetzt

ich

habe.

»Führer Synodal-)

Moskau

1858,

J o s e p h u s De bello J u d a i c o in slaviseher Ü b e r s e t z u n g (fol. 856—953).

einer

abgeschrieben

des

enthalten

Endlich ist noch Codex 3 (LS) der

Bibliothek

des Grafen Uwaroif zu n e n n e n , fol. seiniunc. saec. X V (Archini. Leonid:

»Systematische

Beschreibung

der

slavisch-russischen

H a n d s c h r i f t e n der S a m m l u n g des Grafen A. S. U w a r o f f « , B a n d !, Moskau 1893, p. 5 stjq.).

Auf f. 4 0 9 — 5 3 3 s t e h t hier die J o s e p h u s -

Übersetznng in dem U m f a n g , wenigstens

was den A n f a n g an-

betrifft, wie in Mosqu. Acad. 227, G51. Trotz der verhältnismäßigen H ä u f i g k e i t der B e h a n d l u n g doch

der besondere

gewürdigt

Charakter

des slavisclien J o s e p h u s

w o r d e n : am meisten

noch

von Gorski und

1) In der N u m e r i e r u n g der h i e r h e r g e h ö r i g e n Codices der P e t e r s b u r g e r geistlichen Akademie durch

Druckfehler

verursacht?)

Ich v e r m a g sie nicht ZIL lösen,

eine

heillose

ist

kaum Newo-

Kyrillo-Bjeloserskisehen

ist bei l'opotf Verwirrung

(vielleicht eingerissen.

d a mir f ü r diesen Teil der B i b l i o t h e k der

geistlichen A k a d e m i e kein g e d r u c k t e r K a t a l o g b e k a n n t ist. •2) A r c h i m a m l r i t Leonid ist der M e i n u n g ,

daß

die Übersetzung des

Josephus noch dem Ii». Jahrhundert, a n g e h ö r t (I. c. p. S).

Das h ä n g t m i t

seiner im Russischen

Hypothese

sammen,

b o t e n 1889, H e f t 4 v o r g e t r a g e n e n

es h a b e d a m a l s der b u l g a r i s c h e Mönch (iregorius,

Zaren Symeon t ä t i g ,

die ganze a l t b u l g a r i s c h e E n z y k l o p ä d i e ,

Teil im Cod. Archiv, vorliegt, z u s a m m e n g e s t e l l t .

zu-

a m Hof des von der ein

Dieser (iregorius i s t a b e r

n a c h Leonid vielleicht a u c h als Übersetzer des Josephus anzusehen. — Die Hypothese des Archini Leonid h a t , soviel ich sehe, n i c h t viel A n k l a n g gefunden.

Die ZwiguiW strnjeff in der erwähnten Beschreibung der Tschetji-Minei des Makarius.

Diese beiden Gelehrten geben an, welche Capitel des

griechischen Textes verkürzt oder weggelassen sind, und wo sich Zusätze

finden.

(Sresnewski f ü h r t den Vergleich weniger genau

aus, dafür aber hat er bemerkt, daß auch in den Details der Erzählung Verschiedenheiten vorkommen.) Der Grund für dieses geringe Interesse an dem Slavischen Josephus und insbesondere an seinen »Zusätzen« wird von A. Popoff angegeben: er zieht f ü r den von Christus handelnden

"Zusatz« zum Vergleich das

bekannte, jetzt fast allgemein als unecht angesehene Zeugnis aus Antiquitates XY11I, c. 3. 3 heran und schließt: aus dem Vergleiche dieses Zeugnisses mit den slavischen

Zusätzen sei

ersichtlich,

daß der Autor, wer er auch gewesen sein möge, das kurze. Zeugnis von Christus aus den Antiquitates erweitert und in das W e r k vom jüdischen Kriege eingetragen ¡iahe {Popoff I. i\ |>. 1 Xj .

:>. Die

Zeugnisse.

Es ist mir leider noch nicht möglich gewesen, eine Untersuchung des ganzen slavischen .losephus-Textes in seinem Verhältnis zum

griechischen

Original

vorzunehmen.

Interesse erregen aber schon an und

Das

für sich die

größte

erwähnten

»Zusätze«. Ihr W e r t oder Unwert, kann f ü r die Bedeutung der ganzen Ubersetzung entscheidend werden.

Allerdings ist auch

der Platz, an dem sie stehen, und ihre nähere Umgebung gleich von vornherein mit in Betracht zu ziehen: eben diese Umgebung, wie noch manche andere charakteristische Stelle, ist von mir darum

schon in

sichtigt worden.

dieser

vorläufigen Bekanntmachung

berück-

Allem zuvor gebe ich eine Übersetzung

der

fraglichen Stücke, und zwar vorherrschend nach dem Codex 651 der Moskauer Akademie (Kr. 227 der aus dem Wolokolamskischen Kloster stammenden Handschriften) unter Berücksichtigung auch der andern, mir zur Zeit erreich.baren Texte

desjenigen im

Cod. 279,6.")$ des Archivs, des Cod. (M lüOii des Kyrillo-Bjeloserskischen Klosters

nach Popoii", endlich des Cod. 770

der

Moskauer Synodalbibliothek. 1 Ii Inir nichts mit der altslavischen ('hersetzimg hat die im Jahre lSftt in >'t. Petersburg erschienene russische m tun. Ais ihr Autor -wh-d

A. Berendts. Slavischc Zeugnisse vom Christentum.

1) »Von Johannes dem Vorläufer (prodromossjeanje'«

nach

Cod. Mosqu. Acad. 65J (227), f. 3 Ö r - 3 7 r . ' Damals aber

wandelte ein Mann

unter den Juden in ab-

sonderlichen Gewändern, indem er Rindsfelle an seinen Körper angelegt (eigentl.: angeklebt) hatte, überall da, wo (der Körper) nicht

von

seinem

(eigenen)

Haar

seinen Haaren] bedeckt war. gleich wie ein Wilder.

[Cod. Kyr.-Bjelos. 62'13:>

Aber dem Gesicht nach war er

Der kam zu den J u d e n und rief sie zur

Freiheit auf, sagend: »Gott hat mich gesandt, daß ich euch zeige den W e g des Gesetzes, auf dem ihr euch befreien werdet von vielen Gewalthabern.

U n d es wird nicht über euch

herrschend

sein ein Sterblicher, nur der Höchste, der mich gesandt hat«. Und da dieses das Volk gehört hatte, war es froh. es ging ihm nach ganz Judiia,

Und

das im Umkreise von J e r u s a -

lem liegt. Und nichts anderes tat er ihnen, als dal) er sie in die F l u t des J o r d a n s eintauchte und (dann) entließ, sie anweisend,

sie

möchten ablassen von bösen W e r k e n , und (verheißend), es werde ihnen (dann) gegeben werden ein Kaiser, der sie befreien und alles Unbotmäßige ihnen unterwerfen, selbst aber niemand u n t e r worfen sein werde, von dem wir sprechen. 2

Die einen lästerten,

die andern aber gewannen Glauben. U n d da er zu Archelaus g e f ü h r t worden war und sich versammelt hatten die Gesetzeskundigen, sei und wo er bisher gewesen sei.

fragten sie ihn, wer er

U n d dieses antwortete

er1

und s p r a c h : »rein bin ich, als welchen mich eingeführt h a t Gottes Geist, und mich nährend von Rohr

und Wurzeln

und

Holz-

Michael Alexejeff genannt; sie ist, wie der Titel angibt, nach dem Lateinischen gefertigt, und zwar lallt es sich leicht erkennen, dal! die Vorlage keine andere ist, als die moderne lateinische Übersetzung in Havercamps Ausgabe. ]! Dem Sinne nach erforderliche Ergänzungen werden Klammern gegeben, schriften.

in

runden

in eckigen Klammern Varianten aus andern Hand-

Die Übersetzung schließt sich möglichst dem W o r t l a u t der Vor-

lage an. 2) golem',•

jego glm . kann verstanden w e r d e n : • von dem wir sprechen (glaoder

-auf dessen W o r t e hin (glagolom'

, im letzteren

wären diese Worte zum Folgenden zu ziehen. :i) eigentlich:

geantwortet bähend und sprach usw.-.

Falle

3. Die Zi;ugiiissp

7

spänen«. Als jene aber sich auf ihn w a r f e n u m (ihn) zu martern, ob er nicht ablassen werde

von jenen W o r t e n und T a t e n , da

sprach er aber: »Euch geziemt es. abzulassen von euren abscheulichen W e r k e n und sich anzuschließen dem Herrn eurem Gott«. Und es erhob sich mit W u t Simon, der H e r k u n f t nach ein Essäer, ein Schriftgelehrter, und dieser sprach: »Wir lesen an jedem T a g e

die göttlichen Bücher.

Aber du, jetzt aus

dem

Walde g e k o m m e n wie ein Tier, so wagst du es wohl, uns zu lehren und die Leute zu verführen mit deinen ruchlosen Reden.« U n d er stürmte vor, um seinen Leib zu mißhandeln.

Er

aber,

sie strafend, sprach: »Nicht werde ich euch enthüllen das in euch wohnende Geheimnis, da ihr es nicht gewollt habt. Damit ist über euch gekommen ein unsagbares Unglück und um

euretwillen«.

U n d nachdem er so gesprochen, so ging er fort auf andere Seite des J o r d a n u n d . indem

niemand wagte,

die

ihn zu

schelten, tat jener, was auch früher (er getan hatte). 2) »Das Tranmgesicht deutet Johannes der Vorläufer dem Herodes Philippus« (nach Cod. Mosqu. Acad. 051. f. 44 r—v und nach Cod. Kyr.-Bjelos. 6 1 1 3 0 3 bei Popoff, 1. c., p. 13r

unmittelbar

auf das Vorhergehende folgend)

---

und sein W e i b Herodias nahm Herodes, sein Bruder.

Um

I i •.bosjescim' ssg»-• — wolii

ssj.;

ayiaS-ra.

statt

w o s j i s c i n i ' ssj.'

von wositi

A. lieremlti, Slavische Zeugnisse v o m C h r i s t e n t u m .

8

ihretwillen aber verabscheuten ihn alle Gesetzeskundigen, wagten aber nicht, vor seinen Augen ihn zu bezichtigen. N u r aber jener Mann, welchen m a n nannte einen Wilden, k a m zu ihm mit W u t und sprach: [einen Wilden, kam . . . sprach fehlt im Mosqu. Acad., tragen]

3Weshalb

Ruchloser?

Weil

wird

aber

unter dem Text

hast du des Bruders dein Bruder

nachge-

Weib genommen,

gestorben ist

du

erbarmungslosen

Todes, so wirst auch du dahingemäht werden von der himmlischen Sichel.

N i c h t verstummen wird Gottes Ratschluß, son-

dern wird dicli umbringen durch böse Trübsal in fremden Landen. Denn nicht Samen erweckst du deinem Bruder, sondern befriedigst dein

fleischliches

Gelüste und treibst E h e b r u c h , da vier Kinder

von ihm vorhanden sind. Da Herodes aber ¡Syn. 770 -j- das

gehört, ward er zornig

und befahl, daß mau ihn schlage und fortjage. Er aber bezichtigte den Herodes unaufhörlich, wo er ihn fand, und so lange, bis er ihm Gewalt antat und ihn niederzuhauen befahl. Es war aber sein Charakter absonderlich und seine Lebensweise nicht menschlich; als wie nämlich ein also verharrte

auch dieser.

fleischloser

Seine Lippen kannten

Geist,

kein Brot,

nicht einmal zu Ostern genoLS er ungesäuerten Brotes,

sagend:

daß zum Gedächtnis an Gott, der das Volk von der Knechtschaft befreit habe, (solches Brot' 1 zum Essen gegeben ist, zum Trost 1 , da der W e g trübselig war.

Wein

er sich nicht einmal nahekommen.

aber und R a u s c h t r a n k

ließ

Und jedes Tier verabscheute

er (als Speise), und jegliches Unrecht- strafte er und zum Gebrauch dienten ihm Holzspäne. 4"> ' Nach Cod. Mosqu. Acad. (>."> 1, f. 47v (bei Sresnewski 1. c. p. 143 sq.) und nach Cod. Synod. 770, fol. 70 v sq. (In Mosqu. Acad. am Rande: Von Jesus Christus.) Damals ¡Acad. +

auch! t r a t ein Mensch auf, wenn es auch

geziemend ist, ihn einen Menschen zu nennen; sowohl [v nnrl

157r.

Schluß der Beschreibung des V o r h a n g s {xarcakaß(ia), cap. 5,

I

findet

sich F o l g e n d e s : .Dieses K a t a p e t a s m a

dieser Generation ganz, war

es j a m m e r v o l l ,

zerrissen

weil das Volk f r o m m

es anzusehen.

Arn

BuchY. war

w a r , jetzt,

Ks war n ä m l i c h

vor aber

plötzlich

von oben an bis zum B o d e n , als sie den W o h l t ä t e r ,

den Menschen und den, der durch sein T u n kein Mensch war. durch Bestechung dem Tode auslieferten. l"nd von

andern

vielen schrecklichen

|) A r c h . : 1C00. 3) Unter dem T e x t s t e h t : ; Vom K a t a p e t a s m a und von Jesu>-, 4) d. h. u n t e r d e m z u k ü n f t i g e n H e r r s c h e r ü b e r das g a n z e W e l t a l l , der ans d e m j ü d i s c h e n L a n d e h e r v o r g e h e n sollte.

Die

Welche Bedeutung haben diese Zeugnisse? Sind sie speziell die von Johannes dem Täufer und Jesus Christus handelnden; wirklieh nichts weiter als Erweiterungen der bekannten Stellen in den Antiquitäten, wie Popotf meinte? Zunächst sprach Popoff es überhaupt nur als Vermutung aus. daß diese Zugaben, »die augenscheinlich nicht dem Flavias angehören können«, in der griechischen Handschrift, die dem Übersetzer als Vorlage diente, vorhanden gewesen seien ¡1. c. I. p. 1.16). Das aber dürfte doch außer Frage stehen. daß diese Stücke nicht von einem slavischen Verfasser herrühren können: sollte man einem Slaven des Mittelalters die Kühnheit zutrauen, von den Evangelien und der Apostelgeschichte unabhängige, ja ihnen geradezu widersprechende Berichte zu schreiben ? Und sollte man bei ihm das Maß von historischem Sinn erwarten, das dazu gehört, um sich ganz auf den Standpunkt des jüdischen Schriftstellers des 1. Jahrhunderts zu versetzen und niemals wirklich aus der Rolle zu fallen? Es wird jetzt sogar als Grundsatz angesehen, »bei jedem altslavischen Schriftwerk zunächst nach dem byzantinischen Original zu forschen und das slavische Werk vor allem unter dem Gesichtspunkt einer Fbersetziing, bez. Kedaction eines griechischen zu betrachten« iC. E. (.Heye im Archiv für slavische Philologie, Band XVI, IM)-!, S. ;>7ii, mit Berufung auf den Akademiker W e s s e l o w s k y und dessen Schüler). Endlich haben diejenigen, welche die Abschnitte aus Josephus in die chronograpbischen Sammelwerke aufnahmen, durchaus die Meinung gehegt und sie sogar ausgebrochen, es hier mit Josephus selbst zu tun zu haben. In dem russischen Chronographen der sog. ersten liedaction (vom J. 1512) wird im. Anschluß an die sah Nr. 7 mitgeteilte Ausführung über die Auferstehung hinzugefügt; »Dieses aber schreibt Josephus der Hebräer. Da er von den Wundern unseres Heilandes gehört, spricht er mit Verwunderung ¡.davon), den wahren Glauben aber hat er sich nicht bemüht zu erwerben. Denn in Wahrheit ist Gott im fleisch erschienen und. da er mit den Menschen gelebt, vollbrachte er Hochherrlielies und litt und ward ins Grab gelegt und erstand am 3, Tage kraft seines Willens« /Popoff, I. c.. 1, p. 13"!. Fbensu beißt es vor dem

14

A. Berendts. Slavische Zeugnisse vom Christentum.

Zeugnis von Christus (Nr. 4):

»Dieser J o s e p h u s n u n ,

weun

er

auch nicht das Zeugnis e r h ä l t in der Schrift, daß er v o l l k o m m e n den Glauben an C h r i s t u m a n g e n o m m e n h a b e , so ist er doch in der Schriftstellerei löblich, weil er die W a h r h e i t

von der E i n -

n a h m e J e r u s a l e m s geschrieben h a t u n d wie u m Christi willen u n d gemäß der W e i s s a g u n g Christi solchergestalt der U n t e r g a n g den -luden

zuteil wurde.

Deshalb

hat

verlassen und ist zu den R o m e r n

er

auch

und

selbst

zu Titus

Jerusalem

übergegangen;

er schreibt aber, m i t ihm sei auch Manniius zu T i t u s g e k o m m e n , der B r u d e r s o h n (Bratanitsch) des Lazarus, welchen, wie er (Josephus) g e s a g t hat, J e s u s a u f e r w e c k t h a t von den Toten, n a c h d e m er schon verwest w a r . '

Und viel h a t er von Christo geschrieben,

nicht vollkommen im Glauben, s o n d e r n zweifelnd, was er g e h ö r t u n d gesehen, mit \ e n v u n d e r u n g , also usw. < Wir

können

aus

diesen Ä u ß e r u n g e n

wie wenig diese A b s c h n i t t e

zugleich

der A n s c h a u u n g s w e i s e

entnehmen, der

Slaven

e n t s p r a c h e n , wie ganz anders diese die Aussagen a u c h des J o s e phus

gestaltet

wollen.

Auch

hätten,

wenn

sie solche

der Verfasser

das uns im Cod. Archiv, vorliegt, bezweifelbaren

hätten

einschmuggeln

des Chronistischen

Sammelwerks,

sieht J o s e p h u s

als den

un-

Verfasser auch j e n e r A b s c h n i t t e a n : das ergibt

sich aus den C a p i t e l ü b e r s c h r i f t e n - u n d den Vermerken bei den einzelnen Abschnitten. E s d ü r f t e auch nicht schwer sein, wenn auch n i c h t g e r a d e in diesen Stücken, so doch in den ihnen nah b e n a c h b a r t e n , den strikten N a c h w e i s zu erbringen.

directer U b e r s e t z u n g

aus dem

Griechischen

(Einiges s. u. S. 72.)

Sresuewski

hat

die

gesamten

Josephus-Abschnitte

in

dieser Compilation untersucht u n d festgestellt, daß sie den Char a k t e r einer U b e r s e t z u n g tragen, u n d zwar, daß die Ü b e r s e t z u n g alt ist. und

! Nachrichten

und

Bemerkungen

unbekannte Schriftdenkmäler,

über

Nr. LXXXIV,

wenigbekannte Beilage

zum

1! Diese Aussage über Mannätfe ganz offenbare Glosse zu Buch V, •in, 7: sie füllt, ganz aus dem Ton der oben mitgeteilten Stücke heraus und gehört mit ihnen gar nicht zusammen. 2') z. B. auf fol. .">SSv col. 1; \ o n Pilatus, wie er nach Judäa gesandt wurde und wie Josephus Christuni als einen Wundertäter bezeichnete usw.

4. Dus Alter der Ûlierlieferung.

| ".>

34. Band der Memoiren der Akademie der Wissenschaften. I.Heft, p. 133 sqq.). Zum Überfluß wird die offenkundige Benutzung dieser Zeugnisse in griechischen und lateinischen Schriften des Mittelalters die Möglichkeit, slavische Herkunft anzunehmen, völlig' zunichte machen.

4. Das Alter der fberlieferimg. a) A u f s l a v i s c h e m

Gebiete.

Darf man also nicht daran zweifeln, daß der slavische Ubersetzer den Josephus-Text gerade mit diesen Zutaten vor sich gehabt hat, so fragt es sich doch, für welche Zeit damit das Vorhandensein eines solchen griechischen Textes erwiesen ist? Die Handschriften der eigentlichen Josephus-Übersetzung gehen nicht über das XV. Jahrhundert hinauf (Kyr.-Bjelos. 64 13031 Doch enthält der von Makarius in seine Tsehetii-Mine'i aufgenommene Text den ausdrücklichen Hinweis. dal> er indirekt auf eine Handschrift des Jahres 1399 zurückgeht, die in Konstantinopel von einem Mönch Johannes und andern auf Bestellung einer unbekannten geistlichen Persönlichkeit geschrieben ist Die Cbersetzungsliteratur des MoskowiVA. J. S s o b o l e w s k i , tischen Rußland im XIV.—XV II. Jahrhundert. St. Petersburg 1903, p. 24; der Text dieser Eintragung ist gedruckt bei I'. M. Strojeff, Bibliologisches Wörterbuch. St. Petersburg 1^82. herausgegeben von A. Tb. B y t s c h k o f f . p. iSiMsqq.i. Weiter führt uns der Cod. Archiv, hinauf: denn wenn er auch selbst aus dem XV. Jahrhundert stammt, so enthält er doch eine Eintragung, die auf seine directe Vorlage, eine Handschrift, die a. 1261J begonnen worden ist. zurückverweist. Nun aber ist die Frage entstanden: ist dieses Jahr 1261 nicht überhaupt das Jahr der Abfassung für die ganze historische Compilation y Jedenfalls kann der Chronist von Perejasslawl, der den Schluß des Geschichtswerkes bildet und bis 121 ! reicht, erst um jene Zeit hinzugekommen sein. Aber der liest? Hier ver1) Nach Archimandrit Leonid im Anm. 2: 1250.

Russischen Unten

o. î i I,

A. Berendts, Slaviscbe Zeugnisse v o m Christentum,

II)

wickelt sich die Frage mit der andern nach der Entstehungszeit; der slavischen Ubersetzung des Malalas. — E s ist natürlich auch für den ¡Slavischen Josephus von größter Bedeutung, ob die historische Compilation im Cod. Archiv, auf slavischem Boden zustande gekommen ist, unter Benutzung einer vollständigen Übersetzung des Malalas (so V. Jagic im Archiv f. slav. Phil. II. 1S77, S. 5 f und im Hermes. Band X V , 1880, S. 230), oder auf griechischem, so daß eine griechische lyJjr/y

bereits diese Ver-

bindung von Malalas und Josephus dargeboten hätte (O.E. Gleye, Archiv f. slav. Philologie X V I , 1S94, S. 579f., doch ohne auf Josephus einzugehen). Gegen

Gleye würde noch nicht

sprechen, da Li der Text

der Josephusstücke in den eigentlichen

Josephushandschriften

und im Cod. Archiv. Iiis auf unwesentliche Varianten derselbe ist, und daß dieser Text in sprachlicher Hinsicht,

wie rires-

newski nachgewiesen hat (1. c. p. 133si|Ö{)OJV

r ...

. in

TOJ

i7f

v aut

/oyco

QiGztx . . . •

Es fällt auf, daß diese Bemerkung viel zu viel Wesens macht von dem gänzlich harmlosen Zusatz zum Zeugnis. diese Bemerkung dem zweiten Corrector zu.

Niese schreibt

Auch in diesem

Fall könnte sie aus einer andern Handschrift herübergenommen sein, wo aber dann etwas anderes durchstrichen oder mit einem »öj?£/log« versehen gewesen

ist,

und

zwar •

wie

violleicht

vermutet werden darf — etwas Ahnliches wie das Zeugnis von Christo im Slavischen Josephus.

Von diesem Zeugnis würde es

mit mehr Recht heißen, daß keiner der Lehrer der Kirche noch jemand von den späteren Historikern seiner gedacht habe. W i e dem aber auch sein möge, eine unzweifelhafte Spur der »Zusätze«

des Slavischen Josephus hat sich in der grie-

chischen handschriftlichen Überlieferung noch nicht nachweisen lassen. Nun ist es aber bekannt, daß bei kirchlichen Schriftstellern des Altertums sich hin und wieder Citate aus Josephus

finden,

die in den allgemein verbreiteten Werken dieses Mannes nicht festzustellen sind.

Origenes citiert dreimal ein solches Josephus-

wort (contra Celsum I, 47 und 1!, 13, ed. koetschau I. p. 97 und 143, und in Matth, tom. X, c. 17, ed. Deliirue, 11!. lÜ'-l • und Kusebius, hist. eccl. II, 23 (ed. Schwärt/,, 1. p. I 7 2 \ bringt

dasselbe

W o r t , das die Tötung des Herrnbruders Jakobus als die tiefere Ursache des Untergangs Jerusalems angibt.

(Auch bei Hierony-

mus, de vir. ill., c. 2 u. 13 ist davon die Rede.; Th. Zahn, Forschungen zur Geschichte des

Vgl. darüber

neutes'amentlichen

Kanons etc.. Band VI, Leipzig 15)0(1, S. 301—305.

Zahn weist

die fragliche Stelle, die sich auch im Chronicon paschale,

ed.

Bonn., I, 463 findet, dem Bellum Judaicum als Interpolation in Buch V zu. Orosius, Hist., lib. VII, cap. (5. 15, schreibt dem Josephus die Nachricht zu, daß Claudius die Juden aus Koni vertrieben habe i ed. Zangemeister, p. 451).

Saidas im Artikel '/tytforg seines Lexikons

(ed. Gr. Bernhardy, Hai. 1839,. tom. (, 2, pag. 972 sq.1 citiert als Josephuswort aus dessen vjto[tv>'niaTu rijg ar/ßalcjoic.-, H

tcp isgcp

TIETA

TJJP

hgtow

r/yictZt«.

> o r t ' hföovc

Auch von der Jakobus-

Stelle spricht er, im Artikel '/c. 1. c. p. 1041: was sonst

20

A. Berendts, Slavisclie Zeugnisse vom Christentum.

dort gesagt ist. übrigens auch die Aussage über Jakobus, f ü h r t Suidas selbst auf die oxTcoxaiö&xitr?] zurück und schreibt p. 1040 sqq.: ¿höoijmg, Ilgodyoiiov 'ftjöov

'Agyaioloylac

' l o v ö a i o g , (pi?.a/J]drjg,

y.c.I JtEQi rov

XIJIOTOV"

ßlßlog

das Zeugnis von Christo in extenso aus; Kvnlov

liytov

¡¡¡imv xcu ßsov

PISQI

rov

xai JSmrijQOc

wird wohl auch auf die Antiquitäten zu be-

ziehen sein. Alle diese Citate lassen sich in dem slavischen

Josephus

nicht nachweisen: Nr. 5 unserer Stücke widerspricht sogar direct dem Orosius.

Von J a k o b u s speciell ist überhaupt nicht die Rede.

Somit hat der Slavische Josephus mit diesem »gefälschten Josephus«, wie Zahn ihn nennt, nichts zu tun.

(Das W o r t

bei

Suidas im Artikel '¡>]Oovg wird nach einer A n m e r k u n g Küsters bei Bernhardy, z. St., am besten als Mißverständnis zu deuten sein.

Es ist ja bei J o s e p h u s von mehreren Jesus die Rede, die

Hohepriester waren.

(Doch vgl. u. S. 56 Anm. I ) 1

Und doch gibt es einen Schriftsteller, der in ganz evidenter Weise gerade die im slavischen Text vorliegende Recension von Josephus' »De bello Judaieo« benutzt zu haben scheint, freilich nur mit Auswahl und neben der allgemein üblichen. Dieser Schriftsteller ist der sog. Hegesippus oder Egesippus, der Verfasser des W e r k s »De bello Judaieo« 2 , d. b. der freien lateinischen Bearbeitung von »De bello Judaieo« des Josephus. N a c h E. Klebs (»Das lateinische Geschichtswerk über den jüdischen Krieg«, in der Festschrift für L. F r i e d e n d e r , Leipzig 1895, S. 233 ff) hat dieser Schriftsteller sein W e r k c, 395 geschrieben.

1) A n d e r s stellt es n u n a l l e r d i n g s mit dem von E. B r a t k e wiesenen C i t a t i m Religionsgespräch Untersuchungen, Die W o r t e ,

Neue f o l g e ,

nachge-

a m Hofe der Sassaniden ( T e x t e u n d

B a n d IV, H e f t :•), 1897, p. 30, lin. 8—11).

die liier d e m J o s e p h u s zugesehrieben

werden:

»'lüaatnoq

ovyyoatfibi r(u", die Rede auf Jesus Christus kommt, ganz wie bei Jos. Slav,. wo das Zeugnis von Christus zwischen Bell. Jud. 1. II, cap. !), 3 und 4 steht. Für Nr. 1 und 2 unserer Abschnitte hat Egesippus keine Parallele, wohl aber für Nr. den Bericht vom Tode des Täufers. Es ist natürlich, daß die Darstellung in den Evangelien den Horizont des Egesippus völlig beherrscht. Die Evangelien scheinen aber alle drei vorauszusetzen, dats Herodes die Herodias bei Lebzeiten ihres Mannes zu sich genommen habe. Dem gegenüber mußte die Auffassung von Jos. Slav,, der den Bruder schon gestorben sein läßt, zurücktreten, aber sie schimmert an einer Stelle nur gar zu deutlich durch. Wenn es nämlich heißt (ed. Weber et Caesar, p. 129sq.': ».Johannes) verum etiam quasi legis exsequutor praevaricatorem legis enndemnavit, qui fratris viventis uxorem eripuerat. praesertim habentem semen de germano ipsius« — was hätten diese Worte vom Samen für einen Sinn, wenn es sich um den Bhebrucli mit der Frau eines Lebenden gehandelt hätte r1 Von diesem des Herodes Entschuldigung lähmenden Moment, ist aber in Jos. Slav. ausdrücklich die Kede. 1 1) Merkwürdig ist es, daß in der 2. Recension der Eurippios-Gescliichte von Zacharias und Johannes dem Täufer (vgl. vorläufig meine Abhandlung-: * Über die handschriftliche

Überlieferung der Zachari.i.— und Johannes-

A. Berendts, Slavisclie Zeugnisse vom Christentum. N o c h k l a r e r erscheint die A n l e h n u n g an Jos. Slav. in dem f o l g e n d e n Satz bei E g e s i p p u s :

»liinc

excitata J u d a e o r u m

fere

o m n i n m in H e r o d c m odia . B e i Jos. Slav. heißt es:

Uni ihretwillen aber v e r a b s c h e u t e n

ihn alle Gesetzeskundigen, w a g t e n aber nicht vor seinen A u g e n ihn zu bezichtigen«. E g e s i p p u s h a t diesem Satz seinen bestimmten C h a r a k t e r gen o m m e n . sonst aber treffen beide im W e s e n t l i c h s t e n

zusammen.

A b e r auch das ist b e m e r k e n s w e r t , daß Egesippus ebenso wie Jos. Slav. die nähere V e r a n l a s s u n g der H i n r i c h t u n g des J o h a n n e s n i c h t erwähnen, sondern es dort einfach heißt: »nec m u l t o post necavit virum j u s t u n i et c o n s t a n t e m divinae legis exsequutorem«. I s t das nicht im wesentlichen dasselbe wie bei J o s . Slav., wo es l a u t e t : »Er aber bezichtigte den Merodes u n a u f h ö r l i c h , wo er ihn fand, u n d so lange, bis er (Herodes) i h m Gewalt a n t a t und

ihn

niederzuhauen befahl«.

den

J o h a n n e s h a t t e in

D a ß vorher H e r o d e s bei E g e s i p p u s

den K e r k e r

werfen lassen,

während er bei

Jos. Slav. den B e f e h l gibt, den u n b e q u e m e n P r e d i g e r zu schlagen u n d fortzujagen, ist d o r t durch den E i n f l u ß der E v a n g e l i e n hinreichend motiviert,

( Ü b e r A n t i q u . XV111, 5, 2 später.)

Daß ü b e r h a u p t der T o d des J o h a n n e s schon hier bei E g e sippus behandelt w i r d , w ä h r e n d die R e d e in Cap. 12 n o c h

ein-

mal darauf k o m m t , und zwar d a n n im engsteD A n s c h l u ß an die Erz ä h l u n g in den A n t i q u i t ä t e n (nachdem eben erst das Zeugnis von J e s u von dort h e r ü b e r g e n o m m e n war), scheint s c h o n ein Zeichen zu sein, daß der Verfasser an der f r ü h e r e n Stelle

durch

eine

Vorlagt; b e s t i m m t gewesen ist, von diesem E r e i g n i s zu s p r e c h e n . 1 Apokryphen', Texte u. Untersuchungen, Neue Folge, Band XI, Heft ?>, 1904; der Test bei A. W ¡ t s s i l j e f f : A n e c d o t a Byzuntiiiu, M o s k a u 180:;. p. ri, lin. 10«iq.) dieses selbe Moment eine Rolle spielt. Dort (wie auch in der ersten Recension) ist gewissermaßen eine Brücke geschlagen zwischen den Synoptikern und .Tos. Slav., denn der Ehebruch zwischen Herodes und Herodias hat bei Lebzeiten ihres Mannes begonnen, dann aber haben die Ehebrecher den Mann der Herodias vergiftet. — Überhaupt klingt die Erzählung in diesen Apokryphen wie eine stark vergröberte Bearbeitung von Jos. Slav., natürlich auch unter Benutzung der Evangelischen Geschichte. 1) Allerdings ist bei Egesippus unmittelbar vorher von Pilatus die Rede, bei Jos. Slav. von den Einrichtungen nach der Absetzung des Archelaus. Doch Egesippus hat die Chronologie hier ganz besonders frei behandelt.

4. Das Alter der I berin'fenmg. Schwieriger ist es, das Verhältnis von Nr. 1 (nebenbei auch von Nr. 6 und 7) zu Eges. 1. ¡1, cap. 12 zu bestimmen. Die erste Erwähnung Christi (cap. 5, $ 2 enthält nichts, was auf unsere Nr. 4 zurückgeführt werden könnte. Anders aber scheint es mir mit cap. 12 zu stehen. Zwar ist es scheinbar sehr ungünstig, dal» Josephus hier ausdrücklich als Zeuge für Jesus citiert wird nur auf Grund von Antiqu. XVIII, 3, 3. Aber gleich auf die Wiedergabe dieses berühmten Zeugnisses folgt eine scharfe Verurteilung des Josephus wegen seines Unglaubens, den er seinem eigenen Zeugnis zum Trotz bewiesen hat. Da das Zeugnis selbst durchaus gläubigen Charakter trägt, so fragt man sich unwillkürlich: woher kann Egesippus den Josephus so unbedingt als ungläubig ansehen, wenn nicht auf Grund solcher Aussagen, wie sie in Xr. I s • Wiederum aber auf das allgemeine Wesen sehend, werde ich ihn| auch nicht einen Engel nennen« usw.) oder in Xr. 7 (die Zweifel an der Auferstehung) vorliegen? Doch mag auch das einfache Factum ihm maßgebend gewesen sein, dali die Tradition Josephus nur als Juden kannte. Möglich ist es auch, daß ihm die Äußerung des Origenes, c. Cels. I, 47, »o ¿'ÜVTOS x a i r o i ~/I ASRIOTWV rro ' i r / o o v coc XQIOT

I)a sie aber sahen Seine Macht, daß E r Alles, was E r wolle, ausführe durchs Wort.« (Aber auch: »Alles, was Er wirkte, durch irgend eine unsichtbare Kraft, wirkte Er durch Wort und Befehl«.) Als Anspielungen a u f N o . 4 könnte man dann auch deuten: »plerique tarnen Judaeorum, gentilium plnnmi crediderunt in eum, cum praecepti-; m o r a l i b u s . . . invitarenturs V g l : »Und Viele aus dem Volk ,Cod. Syn.: den Völkern; vielleicht hat im Griechischen beides gestanden) folgten Ihm nach und vernahmen Seine Lehren.« Doch ähnlicher ist hier Antiqu. XV1I1, 3, 3.) »operibusque ultra humanam possibilitatem ¡andere Lesarten: probabilitatem, potestatem) profluentibus« Vgl.: »Seine Erscheinung aber war mehr als menschlich.

24

A. Berendts. Slavische Zeugnisse vom Christentum.

Seine W e r k e jedoch

waren

göttlich

und E r

wirkte W u n d e r -

t a t e n , erstaunliche und kräftige. Deshalb ist es mir nicht möglich, Ihn einen Menschen zu nennen«. H a t Egesippus dann nicht auch ausdrücklich Nr. 6 im Auge, wenn er sagt: »et vere quasi Deus sine exceptione personarum aut ulla mortis formidine

loquutns

excidium

quoque

templi

f u t u r u m annuntiavit, sed non eos templi injuria commovit, sed quia in flagitiis ab eo et sacrilegiis corripiebantnr, hinc ira exarsit, ut interficerent eum etc.«. Klingen

die

\\ orte

dieses

Satzes

nicht

wie

ein

feier-

licher Protest gegen die Inschrift im Tempel, von der N r . G berichtet? Daß Egesippus an allen diesen Stellen Josephus nicht citiert, ist doch wohl erklärlich: in seinem Sinne waren das keine Zeugnisse, die man zur Stärkung des Glaubens anführen konnte.

Nur

das Zeugnis aus den Antiquitäten schien dieser A n f o r d e r u n g zu entsprechen. Auch N r .

scheint bei E g e s i p p u s nicht unbezeugt zu sein,

allerdings da, wo man es nicht erwarten dürfte: in der großen Rede Agrippas (lib. II, cap. 9 = üb. II, cap. 16 im griechischen Original). Dort heißt es (p. 14-1): «(sed de religionis auxilio praesumitis), cum orbem j a m romanum J e s u discipuli repleverint.

aut

sine

Dei nutu putamus illam crescere religionem« etc. Vgl. »Und da sich zur Zeit jener Beiden (des Cuspius F a d u s und Tiberius Alexander) viele herausgestellt hatten als Knechte des vorherbeschriebenen W u n d e r t ä t e r s . . . ,

so hörten viele von

den Völkern auf die Genannten und nahmen ihr Gebot in sich auf etc.«. »auf geradem W e g e (?) geschehen Wenn

sie

aber nicht von Gottes

solche W u n d e r

nicht.

Ratschluß herstammen,

so

werden sie schnell überführt werden.« 1 »entließen sie sie, die einen zum Kaiser, die andern aber nach Antiochien, andere aber in ferne Länder, zur E r p r o b u n g der Sache.« 2 1) Vgl. natürlich auch Act. ¡1. 38f. 2l Gerade in der Rede des Agrippa enthält Jos. Slav. einen Zusatz, der auf späte H e r k u n f t schließen l ä ß t , Glosse bildet.

aber

eine

leicht

abtrennbare

In der Aufzählung der "Völker, die den Römern gehorsam

4. Das Alter der f'berlieferung.

Am meisten in die Augen fallend und doch am wenigsten beweiskräftig ist der Z u s a m m e n h a n g zwischen Jos. Slav. und Egesippus in Nr. 8. Bei Egesippus ist nämlich ebenfalls gesagt, daß die Weissagung von einem Manne aus Judäa (eigentl. aus ihrer Gegend ', der die Weltherrschaft gewinnen würde, auf Jesum gedeutet worden sei (prudentiores ad dominum Jesum Christum i. e, referendum putaverunt), qui eorum in terris secundum carnem genitns ex Maria regnum suum per universa terrarum spatia diffudit; V, 44, ed. Weber-Caesar p. oiiOl Beweiskräftig ist das darum nicht, weil in dem von .Niese als 0 bezeichneten Codex von De bello Juda'ico (Cod. Urbinas-Vaticanus X4. membr. saec. X]; genau zu derselben Stelle (lib. VJ. cap. 5. 1 oder nach Niese § 312 sq.) von jüngerer Hand am unteren Hände bemerkt worden ist:

» o v x aji " >

• xai

oapiß

. r o v XQIÖTOV . v ob

Vtov

rrjvixama

ißt-s

> «

xca

xal

a

oytoov

XI'OI/Q

61 o Mtg«

OOV

mv . öit(>ot;i] xal ör/jTO«.

aitoino: XQOOXVXO/MXI-VO-

¡Niese, P r a e f . .

p. X sq.) So nahe also lag diese Deutung. Immerhin aber ist es bemerkenswert, daß Jos. Slav. und Egesippus die Nachricht gemeinsam haben, diese Deutung sei damals tatsächlich vollzogen worden. 1 Es ist also wohl nicht zu bezweifeln, dal.i der sog. Egesippus neben dem jetzt üblichen Josephus-Text auch den des Slawischen Josephus vor sich gehabt hat. Allerdings hat er beide sind (cap. IG, 4 ; bei Niese g !{®l, \>. 223], wird

der Name der Daker

durch die Worte näher bestimmt: »die Bulgaren genannt werden . Eine ähnliche späte Glosse findet sich auch in Buch VII, cap. s, 4 (Niese, § 244). Da heißt es, wo im griechischen Text von den Alanen die friede ist: »Das Volk der Jassen ('?, jasjskyi?) ist bekanntlich ans dem Geschlecht der Peteebenegen hervorgegangen, das am Tanais und dem Maeotischen Meer wohnt«. Diese Stelle zeigt nur zu deutlich, wieviel wir auch sonst auf Kosten des Übersetzers zu setzen haben werden ('vgl. tJorski u. Newostrujew, 1. c., s. o. S. 3f.). 1) Auch Eusebius urteilt ganz ähnlich, bist. eccl. III. \

1!.

26

A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.

nebeneinander benutzt. die dicht daneben

Denn in andern Stücken, sogar solchen,

stehen (wie z. B. lib. II, cap. 2, § 2, dem

unmittelbar unserer N r . 1 vorangehenden Abschnitt), folgt er unbedingt dem üblichen griechischen Text. Die entgegengesetzte E r k l ä r u n g des Zusammenklanges — Jos. Slav. als Benutzer von Egesippus — ist darum ausgeschlossen, weil es ganz unerklärlich wäre, wieso der Verfasser der »Zusätze« in Jos. Slav. dazu gekommen sein sollte, aus den specifisch christlichen Aussagen des Egesippus die indifferenten zu machen, die wir in den betreifenden Stücken lesen.

Soviel historisch-kritisches

Verständnis wäre, wie schon gesagt, im Altertum und Mittelalter unerhört.

Merkwürdig wäre es auch, daß er aus den 5 Büchern

des Egesippus wieder 7 gemacht, daß er überhaupt den EgesippusText aus seiner rhetorischen Verkleidung gelöst und dem griechischen Josephus wieder angenähert hätte. Aber wenn nun auch Egesippus die griechische Vorlage von Jos. Slav. benutzt bat, ist damit mehr f ü r jene »Zusätze« gewonnen, als ein Beweis ihres ehrwürdigen Alters?

Wissen wir

nicht aus Origenes, Eusebius etc., daß Fälschungen des Joseplmstextes schon vor dem Da tritt nun

I. J a h r h u n d e r t vorgekommen sind?

aber eine B e o b a c h t u n g

ein,

die

allerdings

nur auf Kleinigkeiten zu beruhen, aber mir doch von größter Wichtigkeit zu sein scheint. Josephus berührt sich nämlich, wie schon längst

festge-

stellt, aufs engste mit Tacitus in dessen Historien, bes. lib. V, cap. (> sq. 1

Die Beschreibung des Toten Meeres und seiner Um-

1) Das Verhältnis des Tacitus zu Josephus ist Gegenstand lebhafter Controverse im Zusammenhang mit der Frage, ob Tacitus nur eine Hauptijuelle in seinen Annalen und Historien benutzt hat oder viele einzelne Quellen. -- Für erstere Annahme entschied sich P h . F a b i a : »Les sources de Tacite-, Paris 189:!; demgemäß läßt er Tacitus auch an diesen Stellen von des Plinius des Alteren verlorenem Geschichtswerk a b h ä n g i g

sein;

Plinius aber habe seine Kunde aus denselben oder analogen Quellen geschöpft, wie Josephus (p. 2j.~>sq.). — In diesen Quellen w ä r e n dann die j.veteres auctores» zu sehen, auf die sich Tacitus 1. c. beruft. — Anders urteilt K. G r o a g (Jahrbücher für klassische Philologie, XXIII. Supplementband, Leipzig 1897, S. TSif und bes. S. 784, Anm. Ii).

Kr l a ß t den Ta-

citus nicht nur Plinius. sondern auch eine von Josephus abgeleitete Schrift benutzen. — Diese Frage würde sich erledigen, wenn sich der Slavische Josephus als eine frühere Recension

von

»De hello Judaico«

erweisen

4- P a s Aiter >< .' >>•• I"lieriieferuug.

27

gebung, cap. 6 und 7. stimmt jedenfalls nicht nur in einzelnen Zügen, sondern sogar hin und wieder im Wortlaut mit Joseph., de b. jud. lib. IV, cap. S, 4 überein. Bei seiner Bearbeitung des Josephus hat sich dann wieder Egesippus, was bei ihm häufig vorkommt, von tacite'i'scher Ausdrucksweise beeinflussen lassen .wie E. Klebs in der Festschrift f ü r Ludwig Friedländer, Leipzig Wlf>. S. 216 nachgewiesen liafc\ E r schreibt (1. IV, IS. 1. 12sq.!: » a q u a . . . neque jusoes neque assuetas aquis et laetas mergendi nsu jiatitur avesi; vgl. damit Tacitus hist. V, 6: »neque pisces aut suetas aquis volueres jiatitur». Da ist es denn um so bemerkenswerter, dal.i an einer andern Stelle, an der Egesippus wieder auffallend mit Tacitus

überein-

stimmt: Eges. IV, 18,1.25. ,,haerere sibi fertur bitamen. hautquaquam

Tae. hist. V, 6: ut f e r r o

v e l a l i a p r a e a c u t a nie-

t a l l i s p e c i e recidatur etc.'' beide

ihre Stütze nicht

..Nec

abscindere

;sciL bitumen) a e r e ferrovepossisetc.".

an dem allgemein

verbreiteten

grie-

chischen Text, auch nicht einmal an einer der Lesarten, die die Herausgeber beigebracht haben, finden, sondern an dem Slavischen Josephus.

(Text bei J . Sresnewski,

Bemerkungen, Nr. L X X X I V s. o.. p. 142sq. . es:

Nachrichten

und

Denn hier heißt

»Und nachdem sie diese id. Ii. die Boote mit Asphalt; an-

gefüllt, können sie ihn nicht abschneiden, noch mit etwas anderem«.

weder mit Eisen

Das kann doch unmöglich ein

zufälliges Zusammentreffen sein, um so weniger, da kurz darauf wieder Tacitus und zwar dieses Mal allein mit .los. Slav. gegen alle andern Zeugen geht. Tacitus erwähnt cap. 13 die Weissagung, welche in der Zeit unmittelbar vor der Zerstörung Jerusalems die J u d e n lebhaft bewegte und mit törichten Hoffnungen erfüllte: »pluribus persuasio inerat antiquis sacerdotum litteris contineri, eo ipso tempore fore ut valesceret Oriens profectique Judnea rerum poteließe.

Dann k ö n n t e doch Josephus selbst die Quelle gewesen sein, —

vielleicht auch nur f ü r I'linius.

Es würde sich in diesem Falle vermuten

lassen, daß Plinius seinen Gewährsmann nicht genannt habe und Tacitus daher nur aus Mißverstand die dem Josephus entstammenden Nachrichten auf irgend

welche »veteres auctores'

Hist. V. Ii; zurückführe

28

A. Berendts. Slavische Zeugnisse vom Christentum.

rentur«.

(Als Judäa wurde allerdings officiell die ganze Provinz

bezeichnet, vgl. Schärer J:!, S. (>43.) Während nun die griechischen Zeugen und auch Egesippus die

Herkunft

des

Weltherrschers

allgemeiner

angeben,

ihn

» . . . einer aus ihrem Lande« nennend (Jos., b. jud., VI, cap. 5, 4), sagt nur noch Jos. Slav., »daß zu jenen Zeiten einer aus dem jüdäischenLande herrschend sein wird über den ganzen Erdkreis«. Leider bietet ja Tacitus bei der Kürze seiner ganzen Erzählung, wie überhaupt seiner Ausdracksweise, nicht viel Material zur Vergleichung.

Man muß sich begnügen, zu constatieren,

daß die slavische Ubersetzung des Josephus auf eine Vorlage zurückgeht, die schon im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung (die Historien sind am Anfang des 2. geschrieben) im Umlauf war, also zu den Zeiten des Josephus selbst.

Natürlich

darf

man damit noch nicht alle Eigentümlichkeiten von Jos. Slav. f ü r so frühe Zeit als erwiesen ansehen. Weitere Nachforschungen, vor allem aber die vollständige Veröffentlichung des slavischen Josephustextes werden hoffentlich das Material für die Beurteilung erweitern können.

5. Kann Josephus der Verfasser sein? Für den Augenblick müssen wir uns darauf

beschränken,

die Frage zu stellen: ist es denkbar und ist es wahrscheinlich, daß die hier veröffentlichten Josephus-Abschnitte ihn, Josephus. zum Verfasser haben? Eine weitere Frage würde dann sein: wie wäre es zu erklären, daß diese ganze ßecension des Josephus-Textes, daß insbesondere die genannten Abschnitte aus der griechischen Überlieferung so fast spurlos haben verschwinden können? Eine allseitige Erörterung dieser Fragen kann hier, vor der Untersuchung des ganzen slavischen Josephus-Textes, noch nicht geboten werden: es handelt sich erst darum, diese neue Größe in die Discussion einzuführen. Wenden wir uns zuerst zu Nr. I unserer Zeugnisse. N r . 1 (s. o. S. 6). Es steht unmittelbar nach der Erzählung vom »falschen Alexander«, also in B. J. lib. II, cap. 7, nach 2.

Diese

Erzählung ist etwas verkürzt wiedergegeben, unter Weglassung

5. Kann Josephus dci Vrrta«Hcr sein? von solchen Umständen, die nicht als wesentlich gelten können, wie z. B. daß Celadus den Prätendenten nach dem Verhör zum Kaiser gebracht habe.

Eine wirkliche Differenz in der E r z ä h l u n g

liegt nur am Schluß vor: die Melier, welche ihn auf den Händen getragen und mit kaiserlicher Ehre geehrt hätten, wären wegen umgebracht

worden,

berichtet

.los. Slav,, während

desim

griechischen Text gerade im Gegenteil davon die .Rede ist. der Kaiser habe sie durch den Geldaufwand, den sie gemacht, f ü r hinreichend wegen ihrer Dummheit gestraft angesehen. Auf die erste Erzählung von J o h a n n e s dem T ä u f e r folgt aber im Slav. cap. 7, 3 der Bericht von des Archelaus Gewaltherrs c h a f t seinem T r a u m und seiner Verbannung, dem Inhalt nach im wesentlichen gleich erzählt (ausgenommen den N a m e n des Traumdeuters, s. u.). — Da ist es denn zunächst sehr auffallend, daß Johannes' des Täufers erstes Hervortreten unter

Archelaus

angesetzt wird (also vor dem J a h r e 6 nach Christi Geburt).

Daß

das die wirkliche Meinung des Verfassers ist. beweist die ausdrückliche N e n n u n g selbst.

des

Archelaus

innerhalb

der

Erzählung

J o h a n n e s wird vor Archelaus g e f ü h r t , um sich wegen

seiner Predigt zu verantworten. Das ist eine wesentliche Abweichung von dem Bericht der Synoptiker, bes. Luc. 3, 1 u. i .

Mit Matthäus 3, 1 ließe sich

diese Angabe eher vereinigen, da hier in der T a t eben 2, 22 von Archelaus

als Kegeuten

von J u d ä a

vorher

die Rede

war

und in v. 23 die Dauer des Aufenthalts der heiligen Familie in Nazareth nicht bestimmt ist. hier

Allein die Meinung ist doch wohl

auch, daß das Auftreten des Täufers zeitlich

folgenden Ereignissen

zu bestimmen

den

das Evangelium

Matthäi

nur einigermaßen aufmerksam las, konnte trotz des nv

ös xalc

TOTE

XÜQAYIVZTCU

t}[ä()cuq sxsivai^i

O

'FTJOOVC).

Wer

nach

ist (vgl. bes. c. 3, v. 13:

nicht im Zweifel darüber sein.

Der Verfasser des Jos. Slav, ist aber offenbar der Meinung, J o h a n n e s der Täufer sei ein bedeutend älterer Zeitgenosse Jesu und

seine Tätigkeit

habe sich auf einen bedeutend

längeren

Zeitraum erstreckt, als die Synoptiker anzunehmen gestatten. — W o aber und wann, auf dem Boden der christlichen Kirche, ist solch eine A u f f a s s u n g möglich gewesen, seitdem die synoptische Tradition allgemeine Geltung erlangt hatte? Die E r z ä h l u n g von Johannes dem Täufer, w elche die Anti-

A. Berendts, Skivische Zeugnisse vom Christentum.

quitäteu

bieten (I. X V i l l , c. 5, 2), zieht Nr. 1 und 3 unserer

Zeugnisse zusammen und behandelt das Wirken des Propheten summarisch im Zusammenhang mit der E h e des Herodes Antipas und der durch sie veranlaßten Niederlage im K a m p f e mit Aretas. Diese E r z ä h l u n g schließt also nicht aus, daß der Verfasser den A n f a n g der T ä t i g k e i t des Täufers schon viel früher haben

könnte.

Den

Bericht

der Antiquitäten

erklären, was hin und wieder geschehen ernster Grund vor.

angesetzt

für unecht

ist, dazu liegt

zu kein

W i e aber verhält sich dieser Bericht

zu-

nächst zu unserem ersten Zeugnis? Die Aussagen in den Antiquitäten über Johannes' Tätigkeit und Predigt sind anerkanntermaßen ganz auf den römisch-griechischen Leserkreis des Verfassers berechnet.

Sie halten

sich

darum in völliger Allgemeinheit und es ist n u r so viel ihnen zu entnehmen, daß die Forderung des Predigers auf Gerechtigkeit und Frömmigkeit, die im täglichen Verkehr zu beweisen seien, g i n g , die Taufe aber nicht ein magischer Sühneakt sein, sondern die Reinigung des Leibes im Hinblick auf die schon geschehene Reinigung der Seele bedeuten sollte. schimmern auch in Jos. Slav. durch:

Diese Gedanken

»Gott hat mich

daß ich euch zeige den WTeg des Gesetzes«, und anderes tat er ihnen,

gesandt,

»Und

nichts

als daß er sie in die F l u t des J o r d a n

eintauchte und (sie' entließ, sie anweisend, sie möchten ablassen von bösen Werken«. Das Eigentümliche nun aber besteht darin, daß hier,

bei

Jos. Slav., der Gedanke sofort ins Messianische gewendet wird. Denn zuerst heißt es: J o h a n n e s sei gesandt, den W e g des Gesetzes zu zeigen, .sauf welchem ihr euch befreien werdet von vielen Gewalthabern.

Und es wird nicht über euch herrschend

sein ein Sterblicher, (sondern) nur der Höchste, der mich gesandt hat«. Noch schärfer aber klingt die Verheißung an die der T a u f e sich ein

Unterziehenden: Kaiser,

der sie

»und es werde befreien

und

ihnen

alles

aber

niemand

Schärfer

die

politisch-messianische

sich

werden

Unbotmäßige

unterwerfen, selbst läßt

gegeben

unterworfen

jüdischen Volkes zu jener Zeit nicht formulieren!

sein

ihnen würde«.

Hoffnung

des

Gerade diese

H o f f n u n g aber sucht Josephus in dem Antiquitäten-Bericht möglichst zu verleugnen.

5. Kann Josephus 'imavpr/g

o ßajtTiCTf/q

fiij IOHWV agxov

p]xi

OLVOPI, aber die starke B e t o n u n g des gesetzlichen Mo-

ments, verbunden doch wieder mit der Freiheit von der gesetzlichen Praxis, läßt eine g a r zu originelle Auffassung durchblicken, um dem Verfasser einfach nur Variationen auf

ein gegebenes

Thema zutrauen zu können. Der Text ist vom Übersetzer nicht sehr deutlich

wieder-

gegeben worden, so daß man nicht recht versteht, wie Johannes

die Verwendung

1) Bei aller H o c h a c h t u n g

des

vor

ungesäuerten

den A n g a b e n

Brotes

dieser

gestaltet

des Josephus in

den

A n t i q u i t ä t e n über die F a m i l i e n v e r h ä l t n i s s e der Herodianer m u ß doch an ein m e r k w ü r d i g e s F a c t u m erinnert w e r d e n ,

das Josephus

(XVIII, 5, 1): im K a m p f e gegen Aretas stehen ihm %ijq 'I'äijinov

tszjiaQ'/Jas«,

selbst mitteilt

zur Seite

övttg

ix

geben aber durch ihre verräterische F l u c h t dem

Kampfe einen f ü r Herodes u n g ü n s t i g e n Ausgang.

Sollte ihr Verrat sich

n u r aus ihrer Trachonitischeri H e r k u n f t erklären V Wie k a m e n h a u p t u n d g e r a d e in diesem F a l l

zur Beteiligung

scheint doch etwas nicht in O r d n u n g zu sein.

sie über-

am Kampf1.-' -

Hier

A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.

38

wissen will, etwa solchen Bestimmungen wie Exod. 12, 15 gegenüber. Noch weniger besagt die Übereinstimmung mit Lukas 1, 15 in den W o r t e n : »Wein aber und Rauschtrank ließ er sich nicht einmal nahe kommen«.

E s handelt sich j a auch bei Lukas an

dieser Stelle um Wiedergabe alttestamentlicher W o r t e : Num. 6, 3; •lud. 11!, 1. Die letzten W o r t e dieser Schilderung aber lenken vollends wieder zu Nr. 1 zurück: als die N a h r u n g des J o h a n n e s bildend werden wieder Holzspäne bezeichnet (wenn es sich nicht ein Versehen

des Übersetzers handelt).

So ist durch

um

diesen

Schluß, der allerdings etwas abrupt wirkt, das ganze Stück außerhalb der synoptischen Tradition gestellt. Nl*. 4 (s. ob. S. 8).

Die wichtigste von allen Zugaben

des

Siavischen Josephus ist ohne F r a g e Nr. 4. Von

der Beurteilung

dieses Berichtes über Christi Leben

und Sterben wird wohl das Urteil über den W e r t aller acht Zeugnisse zum größten Teil abhängen. Die Entscheidung wird aber um so schwieriger, als kein Vergleich mit Josephus selbst angestellt werden kann.

hier Denn

das bekannte Zeugnis von Christo (Antiqu. XVI II, 3, 3) wird von der überwiegenden Mehrzahl der Forscher für unecht

gehalten,

von andern wenigstens f ü r interpoliert. Die Gründe f ü r die U n e c h t e r k l ä r u n g dieses Passus sind am schärfsten und präcisesten von B. Niese formuliert worden (in dem Marburger P r o g r a m m von 1893: de testimonio Christiano etc.). Kurz zusammengefaßt lauten sie (1. c., p. 10): »nam scriptus est (sc. locus ille) a Christiano, male

oohaeret cum

insequentibus,

dicendi genus habet a Josepho alienum, ab antiquissimis scriptoribus Christianis, imprimis Origene, non agnoscitur, abest ab argumentis libri X V I I I , non extat in bello Judaico, neque ulla est causa, cur necessarium putemus«. Lasseu sich diese Argumente auch gegen Nr. 4 aus

dem

Siavischen Josephus ins Feld f ü h r e n ? Gleich das erste scheint mir hier völlig zu versagen: daß d i e s e r Abschnitt von einem Christen geschrieben sei, scheint mir unmöglich. E s fehlen vor allem die von Niese in erster Linie incriminierten Stellen:

1) die Aussage, daß Jesus der Christ gewesen

wäre, 2) die Aussage über die Propheten, welche

»tavrtx

TS (d. h.

5. K a n n Josephus der Verfasset' sein'.' v o r a l l e m d i e A u f e r s t e h u n g ) y.al a/üa

iivitia

xsgl

39

avrov

&av[iaa avxov

liynv

xgrj«.

hier, bei Jos. Slav.: »Damals trat ein Mensch auf. wenn es auch geziemend ist, ihn einen Mensehen zu nennen vi. s. w.;< Das »ÖO^POC avtjQ'i-, das hier fehlt, ist wie eine Zusammen-

44

A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.

f a s s u n g des g e s a m t e n B e r i c h t s ,

insbesondere

der

Erörterungen

ü b e r i h n als a u f e r s t a n d e n e n Moses oder als von Gott Gesandten. E s f e h l t a u ß e r d e m bei J o s . Slav. d e r N a m e J e s u s , j a er w i r d w i e m i t g e h e i m n i s v o l l e r S c h e u in f a s t a l l e n diesen A b s c h n i t t e n f ä l t i g v e r m i e d e n (mit A u s n a h m e

von N r . 8).1

Sonst

sorg-

aber

läßt

sich, w e n n m a n alles o f f e n b a r C h r i s t l i c h e a u s s c h e i d e t , d a s g a n z e A n t i q u i t ä t e n - Z e u g n i s als ein (mit H i n z u n a h m e

kurzer

v o n N r . 5)

Auszug

begreifen.

aus

unserer Nr. 4

Allerdings

ist

dieser

A u s z u g m ö g l i c h s t f a r b l o s a u s g e f a l l e n , so b e s o n d e r s in d e n W o r t e n : »chóáoza?>o¿

ÍW&QOJJCCOV riov

ijöovij

ÓR/ofitpcor«

zafo]F)>¡

ü b r i g e n s a u c h v o n v. G u t s c h m i d , G i e s e l e r , H a s e , ler

noch

zu

den

aber vielleicht a m u n d in deit-EI

m e i s t e n a n den

gezählt

Stil des J o s e p h u s

der k u r z e n E r w ä h n u n g des T o d e s J e s u xä)V

lldárov« ist.

christlichen Interpolationen

»xal

JTQO'NWV ÜVÖQWV JCÜQ' ¡¡¡ilp ORAVQW

(die

G. A . M ü l werden, erinnern), avzov

Iv-

TJIIXETI.P]XOXOC

, was natürlich dem B e r i c h t der Evangelien

angepaßt

( Ü b e r N r . 5 i n s e i n e m V e r h ä l t n i s zu A n t . X V I I I s. u.) Das Umgekehrte

anzunehmen:

daß j e m a n d

die k u r z e

f ü h r u n g in d e n A n t i q u i t ä t e n zu d e m B e r i c h t v o n J o s . weitert

hätte,

führen.

Wer

Christliche

das

würde

zu

einem

schier

s o l l t e dieser B e a r b e i t e r

entfernt

und

auch

die

Aus-

Slav.

unlösbaren

Rätsel

sein, der alles specifisch

Ubereinstimmung

mit

Evangelien aufgegeben hätte zugunsten frei erfundener Züge der Geschichte J e s u ? — D a also a n g e n o m m e n w e r d e n muß, die A b h ä n g i g k e i t , d i e w e g e n beiden Berichte notwendig

des ersten

vorhanden

er-

ist,

S a t z e s bei e i n e m eher

auf Seiten

den in daß der von

A n t i q u . X V I I I , 3, 3 zu s u c h e n sein m u ß , so h a b e n w i r a n d e m s o f r ü h b e z e u g t e n Z e u g n i s ein n e u e s B e w e i s m i t t e l d a ß d e r B e r i c h t in J o s . S l a v . ä l t e r n i c h t Caesarea,

nur

dafür

erhalten,

als E u s e b i u s

von

s o n d e r n a u c h als d e r i h m v o r l i e g e n d e T e x t d e r A n t i -

q u i t ä t e n des J o s e p h u s ist.

1) Dali eine ebensolche Redewendung wie >eiye nrfpa

ete.< in einem

bekannten Apokryphon vorkomme, — den Acta Pilati (Recensión B, cap. X!, bei Tischendorf, Evangelia apocrypha 2 , 1STIÍ, p. ;J14) hat Th. Zahn bemerkt (Forschungen zur Geschichte des neutestamentlichon Kanons, Band VI, 1!KX), S. -Í02. Anm. 3). Aber wenn es hier heißt: >il -/wj fth> aal avd-oojxov ¿vo/itCur ovx töt^aod-f, ovviJralh/öazE«

xav coc iazQm

zovzop

(doch vgl. auch den Anfang von Nr. 4).

Nur aus Jos. Slav. erklärt es sich, dal) Archelaus und Philippus als Helfershelfer des Annas und Kaiaphas erscheinen (p. 79,

f>. K a n n Josephus der Verfasser sein?

1. 24 sq.; p. 80,1. 6 sq.; 1. 27 sqq.). 1 Denn nur hier waren Archelaus und Philippus mit biblischen Personen, d. Ii. mit Johannes dem Täufer, in directe Beziehung gesetzt, und zwar so. daß sie in einem gewissen Gegensatz zum Vorläufer Jesu erschienen. Ist das »Reseriptum Tiberii« als abhängig von -los. Slav. anerkannt, so wird man ai.eh in der Erwähnung einer möglicherweise erfolgten Bestechung des I'¡latus bei Johannes Antiochenu* (fragm. 8t bei C. M ü l l e r . Fragmenia historieonun graecorum. vol. IV, Paris 1851, p. 571) eine Anspielung auf unseren Bericht sehen können. E s heißt hier: . . . xuQtdwxap llovrim llüaro) xm

ifltfiovc

ysttap

oOrig

XQ->iuaTon>,

ehe

6ta öu/.iav

firjös/iiap

airlav

ioi>

a/.ij&ovi.

ev^xck,

ehe Ixih

io). Iib. 11,9.:! statt skinopigju {rljV ax^voaifflav

sc. imtuilv,

GTUS'KO).

lib. VI, 5, 3 statt

ö/crjvojiotfiG'hu). Übersetzungen aus Slavische

sind

oder Aramäischen

ins

bis jetzt nicht bekannt geworden, solche

aus

dem Hebräischen

dem Syrischen

wohl (A. J. Ssobolewski: Die Übersetzungs-

literatnr usw., p. 399 sq.).

Im ersteren Falle müßte man es also

mit einer Superversiou zu tun haben. Aber das ist es ja eben: es scheint mir ein Punkt bei Beurteilung der Kottekschen Hypothese nicht

bedacht zu

sein,

•losephus hat allerdings r/y xaTQim ylmßoy geschrieben, wobei doch wohl eher an Hebräisch zu denken ist, da die Juden als das »Väterliche« wohl nur das ansahen, was mit ihrer heiligen Geschichte zusammenhing. Waren aber alle jene Völkerschaften, denen er sein Buch

ii. Die Zeugnisse u n d die erste, niehtgriecli. Ausgabe.

7:!

widmete, imstande, ein hebräisches oder gar ein westaramäisches Buch zu lesen?

Kann man das von den Parthern, Babyloniern,

Arabern voraussetzen? Es war doch wohl das Natürlichste, daß f ü r eine Übersetzung gesorgt wurde, sei es von Josephus selbst, sei es von einem andern, auf seine Veranlassung.

Das Nächstliegende

war es

dann natürlich, daß das Buch in die Weltsprache, das Griechische, übersetzt wurde.

W e n n Josephus das nichr erwähnt, so wohl

nur deshalb, weil diese Sache ihm selbstverständlich erschien. Diese griechische Übersetzung

der ursprünglichen, für die

orientalischen Stammesverwandten bestimmten Arbeit des Josephus — diese könnte es sein, die unserem slavischen Übersetzer vorgelegen hat. Ob dasselbe auch vom Syrer behauptet werden kann, könnte erst ein

genauer Vergleich des von A. M. Ceriani ¡Translatio

Syra Pescitto Veteris Testamenti

ex

codiee

photolithographice edita etc., 2 Bde. in

vier

Ambrosiano

etc.

Teilen.

Mailand

1876—1883) herausgegebenen Textes mit dem Slaven

ergeben.

Besonders würde es darauf ankommen, ob in cap. .*,. 4 u n s e r e Nr. 8 vorkommt. Daß der Syrer manche Verschiedenheit aufweist, insbesondere Auslassungen, deutet Niese selbst an (vol. VI. praef. p. LXI! . E r sagt, daß es häufig nicht

leicht zu verstehen ist. was die

griechische Vorlage gelesen hat. Ganz dasselbe kann aber auch von dem slavisehen Text. y;esasrt werden, soweit ich mich durch ein paar Stichproben habe überzeugen können.

Mag auch der Übersetzer sich manche Freiheit

erlaubt haben, die griechische Vorlage weicht von allen Handschriften stark ab, deren Lesarten im Apparat Ausgabe stehen.

der Nieseschen

N u r hin und wieder finden ihre Besonderheiten

Unterstützung durch einen oder mehrere Codices. Als Beispiel diene üb. II, cap. 9. "2, 3 (Niese, ^

109 -174 .

An folgenden Stellen lassen sich Abweichungen vom Xieseschen Text und Apparat constatieren. die unzweifelhaft auf die Vorlage selbst zurückgehen,

(Die liückübersetzung

ist

möglichst

wörtlich gehalten.) Niese V, p. 187, lin. 6 hat Slav. noiyj'iinoiv gelesen (mit Lat.). Nach lin. 7 mXovvnu

statt BIOXO[IUH

iSlav. xa/.ünu,

— es ist

A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.

74

immer nur von Grjftaia, nicht von otjfiaiiu der Zusatz: »xai EOxijOEV avxyv

die Rede) findet sich

EM xy J I Q I E U .

lin. 8 sq. liest Slav.: wq JiEJtaxr^iEvov s t a t t . . . a>v xwv lin. 10 < zbhv,

im Slav.: XQOS

lin. 11 Slav.: OVVEQQEVOSV lin. 14: Slav. xi\v ixttiav ri]v

vopov

xrjv ayaväxxrjOiv

statt dessen: (o . . . 2«oc) axovöaq

zeQt

xov

avxmv

vo^tcov.

oixiav

der

+

xmv xaxa

xo

P X A G J I o v d r j g (Lat.: subito),

mit MVC (XEQI xijv txeöiav)

andern Codices PALRLat.

mir eben hier txeoiav

xfjv

ysvojiwov.

Es

gegen scheint

aus den Codices der andern (jetzt im Slav.

vorliegenden) Recension eingedrungen zu sein, wo es ohne JIEQI stand.

So entstand die Lesart: JIEQI xr\v

IXEÖ'LUV.

lin. IG: statt T?/(f E^rjg liest Slav. xal

IxEtxa

(Lat.: post

autem). lin. 17: statt oxaö'un

liest Slav. xovajxrjQup

lin. 18: Slav. EXE?.EVäg liest Slav.: slq apctigeatv

JILVRC) und f ü g t hinzu OJC

(mit

aitvot.

Auch aus Buch VI sei eine Stichprobe gegeben, und zwar aus cap. 5, 3 (Niese § 301) sqq., p. 552). lin. IG sq.: Slav. >

xa ¡tahöxa,

dagegen nach r//q

jtölico;

i " + ETI.

lin. 18: Slav. liest statt H I] — EJTEI (mit PMVRC), dann heißt es: jcavxEg

EJIIXEIOVÜL

xijv

(statt: oxrjvoJtoiElo&cu Jiavxaq p. 553 lin. 1 vor ti-ajiivtjq xu xEiyjj statt xaxa

xavxaq

oxtjvonrjyiav

E&OC xm

Slav. + iotwg) rovg

Der Satz lin. 7 sq. b Je ovtt

xaxa

ro

lin. 4: Slav. xaxa

oxEvmxovg. VJIEQ USW. muß in der Vorlage

des Slav. so ungefähr gelautet haben: ö de OVXE xmv l/odapexo,

ovd-1 vjth> avxov

rpOr/yExo.

OVXE

JIQOZ

ftövov 'EXQÜCEV a xal

xbv

xh]ymv

(ebenso VRC, Euseb. tavxov) Jiaiovxa

avxov

ctJtExgivsxo,

Ecula

JTQOXEQOV.

lin. 9 Slav.: oi ctQyovxEg + xmv Ein bestimmter

E$OG

D-sm).

c

kQoGoXv[mv...

Schluß zugunsten der oben

. aufgestellten

Hypothese läßt sich aus diesen Proben nicht ziehen; immerhin

7. Die Zeugnisse in der griecli. Überlieferung.

7,",

werden sie vielleicht den Eindruck verstärken können, daß wir es hier mit einem nicht unwesentlich anders gestalteten Text zu tun haben, als in den sonst bekannten Handschriften des Bellum Judaicum.

Diese stammen nun,

Avie

Niese nachweist (tom. VI,

praef., p. XXIIIsq.), alle von einem Archetypus; dann würde es bloß darauf herauskommen, fiir Jos. Slav. einen andern Archetypus zu erweisen. Diesem müßte man dann aber auch alle hier besprochenen »Zusätze« zurechnen. Damit wäre aber das liätsel, das unser Jos. Slav. bietet, noch weniger lösbar geworden: man hätte es mit einer ganz andern Recension des griechischen Textes zu tun.

7. Wie läßt sich das Verschwinden dieser Zeugnisse in der griechischen Überlieferung erklären? Die zweite der oben (S. 28) gestellten Fragen wäre in dem eben gesetzten Falle noch schwerer zu beantworten, als im Zusammenhang mit jener Hypothese.

Diese Frage aber lautete:

wie ist es zu erklären, daß diese ganze Recension, insbesondere daß diese »Zusätze« so völlig innerhalb der griechischen Überlieferung haben verschwinden können?

Es ist darauf' zu ant-

worten: es ist rätselhafter, daß ein 81ave, wenn auch schon am Ende des 9. Jahrhunderts — vordem gab es keine Möglichkeit, in eine slavische Sprache etwas zu übersetzen — auf dieses merkwürdige Schriftstück wurde und Arerschwand.

gestoßen ist,

als daß es vergessen

Die bessere Ausgabe eines Buches ver-

drängt immer fast völlig die vorhergehende

unvollkommenere.

Unvollkommener aber war jene Ausgabe schon durch ihre historischen

Fehler.

Wie aber erklärt es sich, daß Josephus in der zweiten Ausgabe die auf Christum und die Christen bezüglichen Abschnitte ausgetilgt hat? Der Gang der geistigen Entwicklung seines Volkes führte vom Christentum weg: wollte Josephus, der ohnehin

Feinde

genug in seinem Volke hatte, sich nicht ganz isoliert sehen, so mußte er auf die Erwähnung dieser für sein Volk so heiklen Angelegenheiten verzichten. Denn ungünstig über das zu reden. was er vorher so sehr günstig beurteilt, das widersprach doch

7(;

A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.

w o h l seinem E h r g e f ü h l ; es war auch nicht, g u t m ö g l i e h , da die erste A u s g a b e doch einige V e r b r e i t u n g g e f u n d e n h a t t e ,

wahr-

scheinlich allerdings n u r im Orient (man denke an das Citat im Religionsgespräch orientalischen

am

Hofe

der

Sassaniden,

einem

jedenfalls

Product\

So scheint sich mir

am

leichtesten

zu e r k l ä r e n ,

daß

die

uns vorliegenden griechischen S c h r i f t e n des J o s e p h u s C h r i s t u m und

die Christen

totschweigen

A n t i q u . XX, 9, 1 wird jüdischen

Historiker

ja

(denn a u c h

angefochten).

verlangt

wurde,

die

Dali

Jacobvisstelle

das

beweist j a

von auch

einem das

S c h w e i g e n des J u s t u s von Tiberias. 1

1) Es dürfte nicht unnütz sein, auf die Nachrichten von einem in i.ler hebräischen Übersetzung des Josephus ausgetilgten Zeugnis von Christo hinzuweisen, Nachrichten, die bei J. A . F a b r i c i u s (Bibliotheca graeca, ed. III, curante G. Chr. Harles, vol. V, Hamburg 17!)G, p. 19 sq., not,) gesammelt sind. Es sind folgende: Caesar B a r o n i u s schreibt, Annales Ecclesiastici, i (Antwerpen 1597), ad a. 34. c. 226, p. 215, B: >-cuius (Josephi) testimouium in pervetusto Judaeoruin codice, in quo ejus historiae e Graeco in Hebrai cum translatae antiquitus scriptae sunt, cum hic Romanae (sc. Romae; recjuireretur, io pertidorum impudentiam'j abrasum inventum est, adeo ut nnlla ad exeusandura scelus posset afferri defensio, cum membrana ipsa id exclamare videretuiv- JMese Mitteilung des Baronius wurde von I s a a c C a s a u b o n u s , De rebus sacris et ecclesiasticis Exercitationes XVI, Genevae !t!54. p. U77, sehr skeptisch aufgenommen, als wahrscheinlich nicht auf eigener Anschauung beruhend. Er zweifelt, daß es eine solche Übersetzung des Josephus ins Hebräische zu seiner Zeit noch geben könne. Dagegen glaubt 1'. D. H u e t i u s die Mitteilung des Baronius bestätigen zu können; er sagt (Demonstratio evangelica, ed. quinta, lipsiae 1703, p. 57 : visitur bodieque codex ille in Yaticana Bibliotheca«. Dali es einen solchen Codex in der Yaticanischen liibliothek gebe und dal) er ihm gezeigt worden sei, erzählte auch Theophilus Graf von Windischgrätz im Gespräch mit J. Chr. W a g e n s e i l . wie dieser an Chr. A r n o l d schreibt (im Jahre KM); Epistolae de Fl. Josephi Testimonio. rec. Chr. Arnoidas in S. Ikvercamps Ausgabe des Josephus, Band II add., p, 2De institutione principis-' an, de: zufolge Robert (Canutus, c. 1170 blühend , Prior von S. Fridisvida bei Oxford, der hebräischen Sprache kundig, in zwei hebräisch geschriebenem Exemplaren des Josephus ein Zeugnis von Christo gefunden habe, das in anderen neuerdings ausgetilgt sei inuper erasum . Das sei auch den Juden, die sich in Oxford aufhielten, gezeigt worden. Cave denkt dabe auch nur an die Antiquitäten, aber in diesen ist ja das Zeugnis nie getilgt worden. Mit den »andern« können doch auch griechische Handschriften gemeint sein. Auch was Cave weiterhin sagt, wird dann besser auf das Bellum Judaicum zu beziehen sein, dal! nämlich Galiius ihm mitgeteilt habe, er bewahre bei sich recht lange griechische handschriftliche Fragmente, die man in den gewöhnlichen Handschriften des Josephus vergeblieh suchen kann. Mehrere bringe isaae Vossius vor und von ihm entlehne sie Cl. Ittig in den Prolegomena zu seiner Josephus-Ausgabe «Leipzitr 1001), »quibus et alia non pauca addi possunt . - Von k Vossius sact auch Fabricins (1. c„ p. 20, not. drb, er habe in seiuem Buch von den T,XXÜbersetzern hier und da etwas \(»gebracht aus Syncellus und aus Joscphus-Handschriffcen, was in den Ausgaben fehle. Ob diese Mitteilungen mit denjenigen, die Cave erwähnt, identisch sind'? Ks muli sich noch um andere Handschriften handeln als den C.nlex Vossiamis o. S. I8j, du dieser, nach N i e s e s Angaben zu urteilen, Richtung enthält.

nichts Wesentliches in diesi-

78

A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.

p. 181) führt eine Mitteilung über ein Selbstzeugnis des Jesuskindes in der Wiege auf ein Buch des Joseph Pontifex zurück, der zur Zeit Christi lebte. »Es sagen aber einige, er sei der Caiaphas«. 1 Dieses ist das Material, das ich fürs erste vorzulegen habe. Erst wenn die hier ausgesprochene und begründete Vermutung, daß Josephus der Autor dieser acht Abschnitte sein kann, wie der ganzen Textesform des Bellum Judaicum (abgesehen von einer möglichen Bearbeitung durch den Ubersetzer) 2 , Zustimmung 1) Vgl. Th. Z a h n , Forschungen, Band V, S. 150 u. 155. Es steht eigentlich bei Mechithar zu lesen: Joseph oder Caliapha der Pontifex.

Die Ver-

wechselung des Historikers mit dem Hohenpriester Joseph Kaiphas (Jos. antiqu. XVIII, 2, 2) sei nach A s s e m a n i , Bibliotheca orientalis 11, p. 105 bei den Jacobiten Syriens fast allgemein.

Über die hier herrschenden Irr-

tümer in betreff des Josephus vgl. J . C . T h i l o ,

Codex apocryphus

Novi

Testament], Lips. 1832, p. XXIX, not. 21. Dali die Syrer geradezu meinten, Josephus sei Christ geworden, ist bezeichnend.

Über die armenische Jose-

phus-Übersetzung vermag ich, dank der Vermittlung Prof. v . D o b s c h ü t ? / , einige Angaben des bekannten Armenologen Mr. F r . C o n y b e a r e mitzuteilen. Eine solche Übersetzung gibt es in der T a t , sie ist sogar gedruckt ¡'Constantinopel 178T;.

Nach Titel und Schlußvermerk soll es eine Über-

setzung aus dem Lateinischen sein, gefertigt von Stephanus Lehatz (iL h. aus Lemberg).

Vor 18 Jahren kaufte Conybeare ein Exemplar davon in Tii'lis

und zeigte in armenischen Zeitschriften, daß es der Hauptsache nach eine alte Übersetzung aus dem k e n n t Conybeare nicht,

5. J a h r h u n d e r t sei.

Ein Manuscript

davon

aber ein solches befand sich unter den 1S30 auf

dem W e g von Madras nach Venedig am Cap der guten Hoffnung untergegangenen lioO Handschriften.

Die Citate aus Josephus bei Moses von

Khoren sind wörtlich dieser Ubersetzung entnommen, nur daß Stephanus hier und da etwas nach Rufinus veränderte, worüber Conybeare bald eine Note publicieren will. Armenisch,

Die Übersetzung ist fast durchweg gutes klassisches

wörtlich, doch nicht sklavisch. — Vor 5 Jahren fand Cony-

beare ein Manuscript des Josephus (13. Jahrh.) zu Venedig, hatte aber nicht Zeit, es zu studieren.

Über Abweichungen in der Art des slawischen

Josephus hat Mr. Conybeare nichts mitgeteilt, daher es wohl auch keine in der armenischen l'bersetzung geben wird. 2) Noch gar nicht näher untersucht ist die in der Einleitung zur Josephus-Ausgabe von J . H u d s o n (2 voll., Oxon. 1720 fol.) sieh

findende

Mitteilung des Anton Hallius, Jacob Uslier habe von Ludwig Capellus eine handschriftliche Epitome der Bücher vom jüdischen Krieg erhalten und sie bei der Abfassung seiner Annalen benutzt (nach einem Brief Ushers an Arnold Boot '.

Doch zeigen Ushers Annalen, soviel ich habe fest-

7. Die Zeugnisse in der griech. Überlieferung. finden gangen

79

sollte, k a n n a n die B e a n t w o r t u n g der a n d e r n F r a g e gewerden,

bietenden

welchen historischen

Nachrichten

W e r t die h i e r sich

ü b e r f ü r uns Christen

so

dar-

hochwichtige

Gegenstände haben. stellen können, keine Spur einer Bekanntschaft mit den hier behandelten Abschnitten des Jos. Slav. Ebenfalls nicht näher untersucht scheint die Paraphrase der Antiquitäten und des Bellum Judaicum zu sein, die sich im Doppelcodex Barberin. II, 49—50 findet und einen Priester Manuel t'hartophylax ¡'wahrscheinlich im 10. Jahrhundert lebend'; zum Verfasser hat vgl, K r u m b a c h e r , Geschichte der byzantinischen Literatur-, S.

Inhalt. Bisherige Behandlung der slavischen Ubersetzung Die Handschriften Die Zeugnisse Das Alter der Uberlieferung a) auf slavischem Gebiete . . . . b) auf griechisch-lateinischem Gebiete . 5. Kann Josephus der Verfasser sein? lj. Können diese Zeugnisse der ersten, nicht-griechischen Ausgabe des Bellum Judaicum angehören'? 7. Wie läßt sich das Verschwinden dieser Zeugnisse in der griechischen Überlieferung erklären? , . 1. 2. 8. 4.

Keil* 1

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