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German Pages 25 [28] Year 1935
Vorträge und Veröffentlichungen der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft e. V. in München Heft 9.
Die Ungarische Volksseele im Spiegel der Zeitpolitik. Von
DR. F R A N Z R A J N I S S , Mitglied des ungarischen Parlamentes.
MÜNCHEN/BERLIN 1935 V E R L A G VON R. O L D E N B O U R G
Deutsch-Ungarische Gesellschaft e. V. München. DUNANTÜL
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VORWORT. Stark u n d unbefangen spricht hier ein Wortführer des j u n g e n Ungarn zu uns. Das leidvolle Antlitz einer tiefverletzten Volksseele neigt sich uns hoch über ihrem jungen Vorkämpfer entgegen, dessen strenge Züge uns aus der eigen e n volkspolitischen Tragik vertraut sind. Unbeugsam in der eigenen völkischen Rechtsvorderung ist er gerade deshalb vielleicht gerechter gegen die Lebensforderung der anderen aus dem Vollbewußtsein der Unmöglichkeit des heutigen Zustandes heraus. Wir aber müssen nicht n u r die fremden Völkerbefreundeten und Kampfgefährten, wie die Gegner von gestern und morgen so kennen, wie sie wirklich sind, jetzt, im geltenden Augenblick, sondern so, wie sie k ü n f t i g sein wollen und sein werden. D a r u m ist es von einzigem Wert f ü r uns alle, d i e Träger dieses Zukunftswillens und Werdens mit voller Freiheit kulturpolitisch zu uns sprechen zu lassen, auch wenn uns nicht alles erfreulich klingt, was sie in schwerem Ernst zu sagen haben. D e n n aus mehr als tausendjähriger Schicksalsgemeins c h a f t werden sich Deutsche und Magyaren immer wieder über Lebensfragen deutschen und ungarischen Volksbodens auseinanderzusetzen haben. Je besser sie sich dabei kennen, desto fruchtbarer f ü r beide wird diese Auseinandersetzung im Zusammenleben, jetzt im Zusammenleiden sein. Nie d ü r f t e über kleinem Zwist die hehre Urbedeutung des alten Kulturwortes Sympathie vergessen werden, das aus gemeinsamem Leid u n d gemeinsamem Verständnis d a f ü r die edelsten Blüten nicht nur der Volkspolitik, sondern der Menschheit hervorsprießen läßt. Aus solcher Gesinnung widerhallte der
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größte Hörsaal der Münchner Hochschule nach der Rede von Franz Rajniss am 31. 7. 35 von verständnisvollem Beifall eines wahrhaft volksentstammten deutschen Hörerkreises; und Männer mit Fernschau und Weitblick vernahmen, ihn als eine frohe Botschaft künftiger, von kleinem Zwist entlasteter, von großem Zukunftswillen getragener Zusammenarbeit junger Geschlechter hüben und drüben! K. Haushofer.
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VORTRAG gehalten im Rahmen der seitens der Deutschen Akademie im Münchner Festsommer 1935 veranstalteten Vortragsreihe am 31. Juli 1935 im Großen Hörsaal der Universität München.
Der Gegenstand meines Vortrages ist die ungarische Seele, wie sie im Spiegel der Zeitpolitik erscheint. Es ist das schönste und zugleich auch das schwerste Thema für einen Ungarn; denn ich muß eigentlich über eine ungreifbare und materialistisch unerklärliche, gefühlsmäßige und seelische Gemeinschaft sprechen: nämlich über die seelische Struktur meines Volkes, welches die Rasse, die Geschichte,