Die Strafgewalt der Kirche: Das geltende kirchliche Strafrecht, dargestellt auf der Grundlage seiner Entwicklungsgeschichte [1 ed.] 9783428477906, 9783428077908


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German Pages 599 Year 1993

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Die Strafgewalt der Kirche: Das geltende kirchliche Strafrecht, dargestellt auf der Grundlage seiner Entwicklungsgeschichte [1 ed.]
 9783428477906, 9783428077908

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WILHELM REES

Die Strafgewalt der Kirche

Kanonistische Studien und Texte begründet von Dr. Albert M. Koeniger t o.Ö. Professor des Kirchenrechts und der Kirchenrechtsgeschichte an der Universität Bonn fortgeführt von Dr. Dr. Heinrich FlaUen t o.Ö. Professor des Kirchenrechts und der Kirchenrechtsgeschichte an der Universität Bonn herausgegeben von Dr. Georg May Professor für Kirchenrecht, Kirchenrechtsgeschichte und Staatskirchenrecht an der Universität Mainz und Dr. Anna Egler Akademische Direktorin am Seminar für Kirchenrecht der Universität Mainz

Band 41 WILHELM REES

Die Strafgewalt der Kirche

Die Strafgewalt der Kirche Das geltende kirchliche Strafrecht - dargestellt auf der Grundlage seiner Entwicklungsgeschichte

Von

Wilhelm Rees

DUßcker & Humblot . Berliß

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Rees, Wilhelm: Die Strafgewalt der Kirche : das geltende kirchliche Strafrecht - dargestellt auf der Grundlage seiner Entwicklungsgeschichte / von Wilhelm Rees. - Berlin: Duncker und Humblot, 1993 (Kanonistische Studien und Texte; Bd. 41) Zug!.: Augsburg, Univ., Habil.-Schr., 1992 ISBN 3-428-07790-3 NE:GT

Alle Rechte vorbehalten © 1993 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Wemer Hildebrand, Berlin Printed in Germany ISSN 0929-0680 ISBN 3-428-07790-3

Für Maria, Anna und Mirijam

Vorwort Die vorliegende Untersuchung wurde im Sommersemester 1991 unter dem Titel "Die Strafgewalt der Kirche. Grundlagen und Entwicklungen des kirchlichen Strafrechts vom Corpus luris Canonici bis zum Codex luris Canonici vom 25. Januar 1983" von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg als Habilitationsschrift angenommen. Für den Druck konnte die im Laufe des Jahres 1992 erschienene Literatur noch berücksichtigt werden. Der Verfasser dankt allen Professoren der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg für die ihm zuteil gewordene Förderung. In besonderem Maße gilt dieser Dank Herrn Professor Dr. Joseph Listl, der die Anregung zu dieser Arbeit gegeben, ihre Abfassung mit stetem Interesse und mit kritischem Rat begleitet sowie das Erstgutachten erstellt hat. Gerne danke ich auch Frau Gerda Riedl, M. A., Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kirchenrecht der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg, für ihre tatkräftige Mitwirkung bei der Erstellung der Druckvorlage. Ebenso gilt mein Dank Frau Dipl.-Germ. Angelika Bullin, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kirchenrecht der Fakultät Katholische Theologie der OUo-Friedrich-Universität Bamberg, für die Korrektur des Textes und die Erstellung des Personenregisters sowie meinem Assistenten, Herrn Dipl.-Theol. Dieter Mahr, Bamberg, für die Erstellung des Kanonesregisters. Den Herausgebern der Schriftenreihe "Kanonistische Studien und Texte", Herrn Professor Dr. Georg May, Mainz, und Frau Akademischer Direktorin Dr. Anna Egler, Mainz, danke ich für die Aufnahme der Arbeit in diese Reihe. Herrn Verleger Professor Norbert Simon gilt mein Dank für die Aufnahme meiner Habilitationsschrift in das Verlagsprogramm des Hauses Duncker & Humblot. AugsburgjBamberg, den 21. Februar 1993 Wilhelm Rees

Inhaltsverzeichnis

A. Grundfragen des kirchlichen Strafrechts ........................................................ 39 I.

Der Strafanspruch der Kirche .............................................................................. 39 1. Die Vollmacht der Kirche zur Strafverhängung ......................................... 39

a) Kirchliche Heilsgemeinschaft und menschliches Versagen ................ 40 b) Biblische Grundlagen der kirchlichen Strafgewalt ............................... 40 c) Die Reaktion der Kirche auf die Bestreitung ihrer Strafgewalt. Die Lehrentscheidungen der Kirche.............................................................. 43 d) Infragestellung und Begründung der kirchlichen Strafgewalt in der Literatur ..................................................................................................... 46 2. Die innerkirchliche Begründung der Strafgewalt ....................................... 50 a) Der Codex Iuris Canonici von 1917 und die Societas-perfectaLehre .......................................................................................................... 50 b) Auswirkungen des Zweiten Vatikanischen Konzils auf die Begründung des Kirchenrechts und des kirchlichen Strafrechts ..................... 51 c) Begründung des kirchlichen Strafanspruchs im Codex Iuris Canonici von 1983 .............................................................................................. 55 d) Die Eigenständigkeit einer kirchlichen Strafgewalt im Staat und die Zuhilfenahme des weltlichen Armes ............................................... 58

11.

Die Kirchenstrafe in katholischer Sicht .............................................................. 61 1. Sinn und Zweck der Kirchenstrafe ............................................................... 61

a) Der Begriff "Strafe" .................................................................................. 61 b) Die Rechtfertigung der Strafe - Weltliche Straftheorien .................... 62 c) Begriff und Zweck der Kirchenstrafe..................................................... 65 d) Straftat und Schuld im kanonischen Recht ........................................... 69 2. Bestrafung ohne bestehendes Strafgesetz .................................................... 71 a) Der Grundsatz "Nulla poena sine lege" im staatlichen Recht (Gesetzlichkeitsprinzip) .................................................................................. 71

10

Inhaltsverzeichnis b) Der Satz "NulIa poena sine lege" und seine Durchbrechung im Codex Iuris Canonici von 1917 ............................................................... 73 c) Die Diskussion über die Änderung des c. 2222 § 1 CICj1917 ........... 74 d) Die strafrechtliche Generalklausel im Codex Iuris Canonici von 1983 und ihre Opportunität.. ................................................................... 75 3. Allgemeines Strafrecht und Disziplinarrecht .............................................. 77 a) Die Ausbildung eines Disziplinarrechts im Staat und in der evangelischen und katholischen Kirche ......................................................... 78 b) Strafrecht und Disziplinarrecht im Kirchlichen Gesetzbuch .............. 81

III. Die Beeinträchtigung der Kirchengliedschaft durch Strafen und die Erklärung des Kirchenaustritts ................................................................................. 83 1. Die Kirchengliedschaft ................................................................................... 83

2. Beeinträchtigungen der vollen Kirchenzugehörigkeit ................................ 86 a) Die Beeinträchtigung durch eine Strafe ................................................ 86 b) Die Beeinträchtigung durch eine entgegenstehende Sperre ............... 88 3. Die kanonistische Problematik des Kirchenaustritts .................................. 91 a) Kirchensteuer und Kirchenaustritt nach staatlichem Recht ............... 91 b) Die kanonistische Problematik des Kirchenaustritts und seine Einordnung in das kirchliche Strafensystem ......................................... 92 c) Der Kirchenaustritt in den Verlautbarungen der deutschen Bischöfe .......................................................................................................... 95 IV. Die Unterscheidung zwischen äußerem und innerem Bereich und das Problem der Tatstrafe ........................................................................................... 96 1. Innerer und äußerer Wirkungsbereich der Kirche ..................................... 97

a) Die begriffliche Unterscheidung............................................................. 97 b) Die Rückführung der Strafe in den äußeren Bereich .......................... 99 c) Die Zuordnung von Exkommunikation und Bußsakrament ............ 100 2. Die Besonderheit der kirchlichen Tatstrafe .............................................. 102 a) Die Problematik der Tatstrafe .............................................................. 102 b) Die Berechtigung der Tatstrafe ............................................................ 105 V.

Das Strafrecht der mit Rom unierten orientalischen Kirchen (Katholische Ostkirchen) ........................................................................................................... 106 1. Die Gliederungs- und Organisationsstruktur der Kirche ........................ 107

2. Die Kodifikation des Kirchenrechts der mit Rom unierten orientalischen Kirchen seit dem Ersten Vatikanischen Konzil... ........................... 107

Inhaltsverzeichnis

11

a) Die Anfänge der Kodifikation des Kirchenrechts der mit Rom unierten orientalischen Kirchen ............................................................ 107 b) Die Erarbeitung des Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium durch die Pontificia Commissio Codici Iuris Canonici Orientalis Recognoscendo ....................................................................................... 110

B. Das kirchliche Strafrecht in der Geschichte .................................................. 116 I.

Erste Entfaltung einer kirchlichen Strafgewalt ................................................ 116

11.

Die kirchliche Strafgewalt im römischen Reich seit Konstantin dem Großen .................................................................................................................. 119

1. Die Weiterentwicklung der kirchlichen Strafen ........................................ 119 a) Strafen gegen Laien ................................................................................ 119 b) Strafen gegen Kleriker ........................................................................... 121 c) Strafen gegen Bischöfe ........................................................................... 122 d) Kirchliche Straftaten .............................................................................. 122 2. Die Ausübung der kirchlichen Strafgewalt ................................................ 123 a) Die Strafverhängung .............................................................................. 123 b) Die Stellung des Staates gegenüber der kirchlichen Strafgewalt und der befreite Gerichtsstand der Kleriker ....................................... 124 111. Die kirchliche Strafgewalt in der germanischen Welt ..................................... 124

1. Strafen und Straftaten .................................................................................. 125 a) Die einzelnen Strafen ............................................................................. 125 b) Die einzelnen Straftaten ........................................................................ 126 2. Die Ausübung der kirchlichen Strafgewalt ................................................ 127 a) Zwangsbuße und Verdrängung der öffentlichen Buße durch die Privatbuße ................................................................................................ 127 b) Die Ausübung der kirchlichen Strafgewalt ......................................... 128 c) Die Ausweitung der kirchlichen Strafgerichtsbarkeit ..... ................... 129 IV. Das klassische kanonische Recht... .................................................................... 130

1. Die kirchlichen Strafen im einzelnen ......................................................... 130 a) Die Unterscheidung zwischen großer und kleiner Exkommunikation (excommunicatio maior - excommunicatio minor) .................... 130 b) Die Entstehung des Interdikts .............................................................. 131 (1) Die Ausgliederung des Interdikts aus der Exkommunikation. Das lokale Interdikt ......................................................................... 132

12

Inhaltsverzeichnis (2) Das persönliche Interdikt... ............................................................. 132 (3) Das gemischte Interdikt .................................................................. 133 c) Degradation, Deposition und Suspension ........................................... 133 d) Weitere kirchliche Strafen ..................................................................... 135 2. Die Verschärfung der kirchlichen Strafen ................................................. 136 a) Die Entstehung der Tatstrafe ............................................................... 136 b) Das Aufkommen genereller Exkommunikationen und Strafen ....... 137 3. Das kirchliche Strafrecht im Corpus Iuris Canonici ................................. 137 a) Strafen im Dekret Gratians ................................................................... 138 b) Strafen in den päpstlichen Dekretalensammlungen seit Gregor IX ...................................................................................................... 140 4. Straftat und Strafverhängung ....................................................................... 140 a) Die begriffliche Erfassung der Straftat... ............................................. 140 b) Kirchlicher Strafanspruch und kirchliches Strafverfahren ................ 142 c) Der Straferlaß und die ReselVation von Strafen ................................ 145

V.

Das kirchliche Strafrecht vom 15. Jahrhundert bis zum Inkrafttreten des Codex Iuris Canonici von 1917 .......................................................................... 146 1. Die Strafbestimmungen der Abendmahlsbulle "In coena Domini" ........ 147

a) Die Entstehung der Abendmahlsbulle ................................................. 147 b) Die Strafbestirnrnungen der Abendmahlsbulle ................................... 149 2. Die Konstitution "Apostolicae Sedis" Pius' IX. vom 12. Oktober 1869 ................................................................................................................. 150 a) Entstehungsgeschichte ........................................................................... 150 b) Der Inhalt der Konstitution "Apostolicae Sedis" ................................ 151 3. Straftat und Schuld ........................................................................................ 155 a) Begriff und Arten der Straftat .............................................................. 155 b) Die Strafzumessung ................................................................................ 156 c) Strafverhängung und Straferlaß ............................................................ 157 4. Kirchliche Strafen und Straftaten ............................................................... 162 a) Besserungs- und Sühnestrafen gegen Kleriker und Laien ................ 162 b) Die einzelnen Straftaten ........................................................................ 166 5. Die Vorarbeiten zur Kodifikation des kanonischen Rechts im Codex Iuris Canonici von 1917 ................................................................................ 169

Inhaltsverzeichnis

13

a) Die Neuorientierung der Kirche auf dem Ersten Vatikanischen Konzil ....................................................................................................... 169 b) Vorarbeiten zur Kodifikation des kanonischen Rechts im Codex Iuris Canonici von 1917.......................................................................... 169

C. Die Strafbestimmungen im Codex loris Canonici vom 27. Mai

1917 .............................................................................................................................. 172

I.

Die Kodifikation des kanonischen Rechts im Codex Iuris Canonici von 1917 ........................................................................................................................ 172 1. Die Entstehung des Codex Iuris Canonici von 1917 ............................... 172

2. Das Strafrecht im Codex Iuris Canonici von 1917 .................................... 173 11.

Die Straftat ........................................................................................................... 175 1. Begriff und Einteilung .................................................................................. 175

a) Der Begriff der Straftat... ....................................................................... 175 b) Art und Schwere einer Straftat ............................................................. 176 c) Der Bekanntheitsgrad einer Straftat .................................................... 176 d) Kirchliche und staatliche Zuständigkeit .............................................. 177 2. Die Zurechenbarkeit einer Straftat, erschwerende und mildernde Umstände und die rechtlichen Folgen einer Straftat ............................... 177 a) Handlung und Schuld ............................................................................. 177 b) Ausschluß, Minderung und Verschärfung der Schuld ....................... 179 c) Die Rechtsfolgen einer Straftat ............................................................ 180 3. Erscheinungsformen der Straftat ................................................................ 180 a) Die vollendete Straftat ...................................................................... " ... 180 b) Der Versuch einer Straftat und die Sonderarten des Versuchs ....... 181 c) Täterschaft, Teilnahme und Begünstigung .......................................... 182 111. Die Strafen im allgemeinen ................................................................................ 183 1. Begriff, Arten, Auslegung und Zumessung der kirchlichen Strafen ...... 184

a) Begriff und Zweck der Kirchenstrafe................................................... 184 b) Die StrafmitteL ....................................................................................... 184 c) Die Einteilung der Strafen .................................................................... 185 d) Strafzumessung und Auslegungsregeln ................................................ 186 2. Die Androhung von Strafen ......................................................................... 187 a) Die Inhaber der Strafgewalt ................................................................. 187

14

Inhaltsverzeichnis b) Der Geltungs- und Verpflichtungsbereich der kirchlichen Strafge.setze ......................................................................................................... 188 c) Änderung und Aufhebung eines Strafgesetzes ................................... 190 3. Die Strafverhängung und Straffeststellung ................................................ 190 a) Zuständigkeit und Verfahrensweise ..................................................... 190 b) Die Verhängung einer Urteilsstrafe ..................................................... 191 (1) Voraussetzungen .............................................................................. 191 (2) Strafverhängung und Strafmaß ....................................................... 192 c) Eintritt und Feststellung einer Tatstrafe ............................................. 193 d) Strafverhängung ohne vorhergehende Strafandrohung und weitere Maßnahmen der Kirchenzucht ..................................................... 195 4. Der Straferlaß ................................................................................................ 195 a) Begriff und Arten .................................................................................... 195 b) Zuständigkeit für den Straferlaß .......................................................... 196 (1) Der Erlaß einer Urteilsstrafe.......................................................... 196 (2) Der Erlaß einer Tatstrafe ................................................................ 196 c) Art und Weise des Straferlasses ........................................................... 197 d) Das Erlöschen der Strafe aus anderen Gründen ................................ 198

IV. Die Beugestrafen ................................................................................................. 198 1. Die Beugestrafen im allgemeinen ............................................................... 198

a) Begriff und Aufgabe ............................................................................... 198 b) Voraussetzungen für den Eintritt bzw. die Feststellung einer Beugestrafe ..................................................................................................... 198 c) Die Häufung von Beugestrafen ............................................................ 199 d) RechtsmitteL .......................................................................................... 199 2. Der Erlaß von Beugestrafen ........................................................................ 200 a) Allgemeine Bestimmungen .................................................................... 200 b) Der Vorbehalt der Lossprechung ......................................................... 201 c) Die Lossprechung von Beugestrafen ................................................... 203 (1) Allgemeine Vollmachten bei nicht vorbehaltenen Beugestrafen ................................................................................................ 203 (2) Allgemeine Vollmachten bei vorbehaltenen Beugestrafen ........ 204 (3) Die Sondervollmacnten der Beichtväter ....................................... 204 3. Die Beugestrafen: Exkommunikation, Interdikt und Suspension .......... 206 a) Arten und Eigentümlichkeiten .............................................................. 206

Inhaltsverzeichnis

15

b) Sprachregelung ........................................................................................ 2JJ7 4. Die Exkommunikation .................................................................................. 208 a) Begriff und Formen ................................................................................ 208 b) Die Rechtsfolgen der Exkommunikation ............................................ 209 (1) Ausschluß vom Gottesdienst .......................................................... 209 (2) Ausschluß von den Sakramenten und Sakramentalien ............... 209 (3) Ausschluß von Ablässen und öffentlichen Fürbitten .................. 210 (4) Ausschluß von den kirchlichen Ehrendiensten ............................ 210 (5) Ausschluß von kirchlichen Ämtern und erworbenen Rechten .. 211 (6) Verbot des bürgerlichen Verkehrs mit einem Exkommunizierten, der zu meiden war (excommunicatus vitandus) ................... 212 5. Das Interdikt .................................................................................................. 212 a) Begriff und Arten .................................................................................... 212 b) Verhängung und Eintritt ....................................................................... 213 c) Wirkungen ............................................................................................... 213 d) Die Kirchensperre .................................................................................. 215 6. Die Suspension .............................................................................................. 216 a) Begriff und Arten .................................................................................... 216 b) Rechtsfolgen ............................................................................................ 216 c) Wirkungsbereich ..................................................................................... 217 d) Die Bestrafung einer Gemeinschaft ..................................................... 218 V.

Die Sühnestrafen ................................................................................................. 218 1. Die Sühnestrafe im allgemeinen ................................................................. 218

a) Der Begriff "Sühnestrafe" ...................................................................... 218 b) Verhängung und Eintritt ....................................................................... 218 c) Rechtsmittel.. ........................................................................................... 219 d) Die Begnadigung .................................................................................... 219 2. Die einzelnen Sühnestrafen ......................................................................... 220 a) Allgemeine Sühnestrafen ....................................................................... 220 b) Sühnestrafen gegen Kleriker ................................................................. 223 VI. Die Strafsicherungsmittel und Strafbußen ....................................................... 225 1. Die Strafsicherungsmittel ............................................................................. 225 a) Die Warnung und Verwarnung ............................................................ 225 b) Der Verweis ............................................................................................. 226

16

Inhaltsverzeichnis c) Das besondere Strafgebot ..................................................................... 226 d) Die Strafaufsicht ..................................................................................... '127 2. Die Strafbußen .............................................................................................. 227

VII. Die einzelnen Straftaten des Codex Iuris Canonici von 1917........................ '127 1. Straftaten gegen den Glauben und die Einheit der Kirche ..................... 228

a) Apostasie, Häresie und Schisma ........................................................... 228 b) Verdacht der Häresie ............................................................................ 230 c) Gottesdienstliche Gemeinschaft mit Nichtkatholiken ....................... 230 d) Verteidigung einer verurteilten Lehre ................................................. 231 e) Verstöße gegen die kirchliche Bücherzensur ...................................... 231 f) Nichtkatholische Trauung und Verletzung religiöser Erziehungspflichten ................................................................................................... 233 2. Straftaten gegen die Religion ...................................................................... 235 a) Entehrung der eucharistischen Gestalten ........................................... 236 b) Nichtbeachtung der Zelebrationsvorschriften .................................... 236 c) Anmaßung priesterlicher Dienste ......................................................... 237 d) Gotteslästerung und Eidesverletzung .................................................. 237 e) Rechtswidrige Verwendung von Meßstipendien ................................ 238 f) Aberglaube und Sakrileg ....................................................................... 239 g) Falsche Reliquien ................................................................................... 239 h) Handel mit Ablässen .............................................................................. 240 i) Schändung von Leichen und Gräbern ................................................. 240 j) Schändung von Kirchen und Friedhöfen ............................................. 240 3. Straftaten bei der Papstwahl, gegen kirchliche Autoritäten, kirchliche Personen und Sachen .................................................................................... 241 a) Straftaten bei der PapstWahl ................................................................. 241 b) Gehorsamsverweigerung, Verschwörung und Aufforderung zum Ungehorsam ............................................................................................ 242 c) Appellation vom Papst an ein Ökumenisches KonziL ..................... 243 d) Behinderung der päpstlichen Amtsausübung ..................................... 243 e) Behinderung der Freiheit und Verletzung der Rechte der Kirche .. 244 f) Zugehörigkeit zur Freimaurerei ........................................................... 245 g) Aufhetzung der Pfarrgemeinde durch den Pfarrer ............................ 246 h) Erlaß vorbehaltener Strafen ohne Vollmacht... .................................. 246

Inhaltsverzeichnis

17

i) Begünstigung eines Exkommunizierten, der zu meiden ist (excommunicatus vitandus) ................................................................................ 247 j) Mißachtung des örtlichen Interdikts und verbotene Zulassung zur Feier der Eucharistie .............................................................................. 247

k) Verursachung eines örtlichen Interdikts .............................................. 247 1) Widerrechtliches Begräbnis ................................................................... 248 m) Hartnäckiges Verharren in einer Beugestrafe .................................... 248 n) Mißachtung des befreiten Gerichtsstandes für Kleriker ................... 249 0) Verletzung der päpstlichen Klausur in Männer- und Frauenorden......................................................................................................... 250 p) Tätlicher Angriff gegen Kleriker .......................................................... 252 q) Beleidigende Äußerungen gegen kirchliche Amtsträger und Behörden ...................................................................................................... 253

r) Rechtswidrige Aneignung oder Inbesitznahme von Gütern und Rechten der katholischen Kirche ......................................................... 253 s) Widerrechtliche Verwendung von Kirchenvermögen ........................ 253 t) Widerrechtliche Veräußerung von Kirchenvermögen ....................... 254 u) Nichterfüllung frommer Verfügungen ................................................. 255 v) Verweigerung von Gebühren ............................................................... 256 4. Straftaten gegen Leben, Freiheit, Eigentum, Ehre und gute Sitten ....... 256 a) Abtreibung ............................................................................................... 256 b) Selbstmord ............................................................................................... 257 c) Zweikampf ............................................................................................... 258 d) Zwang zum Eintritt in den Kleriker- oder Ordensstand ................... 259 e) Frauenraub .............................................................................................. 259 f) "Gemischte" Straftaten ........................................................................... 260

g) Beleidigung und üble Nachrede ............................................................ 260 h) Doppelehe (Bigamie) ............................................................................. 261 i) Sittlichkeitsvergehen von Laien ............................................................ 262 j) Sittlichkeitsvergehen von Klerikern und Konkubinat... ..................... 262

5. Fälschungsvergehen, Erschleichung von Gunsterweisen und fälschliehe Anzeige eines Beichtvaters wegen angeblicher Verführung .......... 263 a) Fälschung päpstlicher Urkunden .......................................................... 263 b) Fälschung anderer Urkunden ............................................................... 264 c) Erschleichung päpstlicher oder bischöflicher Gunsterweise ............. 264

2 Rees

18

Inhaltsverzeichnis d) Fälschliche Anzeige eines Beichtvaters wegen angeblicher Verführung eines Pönitenten ....................................................................... 265 6. Straftaten bei Spendung und Empfang der Weihen und anderer Sakramente ......................................................................................................... 265 a) Sakramentenspendung an Nichtberechtigte........................................ 265 b) Firrnspendung durch einen Priester ohne Vollmacht.. ...................... 266 c) Spendung des Bußsakraments ohne Beichtjurisdiktion und die Lossprechung von vorbehaltenen Sünden ohne Vollmacht.. ............ 267 d) Lossprechung eines Mitschuldigen (absolutio complicis) ................. 267 e) Verführung eines Pönitenten durch den Beichtvater ........................ 268 f) Verletzung des Beichtgeheimnisses...................................................... 269

g) Bischofsweihe ohne päpstlichen Auftrag ............................................. 270 h) Simonie bei Spendung und Empfang der Weihen und anderer Sakramente .................................................................................................. 271 i) Weiheempfang durch einen nichtberechtigten Spender ................... 272 j) Widerrechtliche Weihespendung .......................................................... 272

k) Unrechtmäßiger Weiheempfang........................................................... 273 I) Abschluß einer bekenntnis- oder religionsverschiedenen Ehe ohne Dispens ........................................................................................... 274 7. Amts- und Standesvergehen von Klerikern und Ordensleuten .............. 274 a) Nichtablegung der Jahresprüfung......................................................... 274 b) Nichtteilnahme an den Pastoralkonferenzen ...................................... 275 c) Mißachtung liturgischer Vorschriften .................................................. 275 d) Ablegung der geistlichen Kleidung ...................................................... 276 e) Ausübung von Handelsgeschäften ........................................................ 277 f) Verletzung der Residenzpflicht ............................................................ 277

g) Vernachlässigung der Pfarrseelsorge ................................................... 278 h) Nachlässige Führung und Aufbewahrung der Pfarrbücher............... 279 i) Vernachlässigung der Amtspflichten des Domtheologen und des Bußkanonikers ........................................................................................ 279 j) Abtrünnigkeit von einer Ordensgemeinschaft (Ordensapostasie) ... 280

k) Klosterflucht ............................................................................................ 280 I) Erschleichung der Zulassung zur Profeß ............................................. 281 m) Eheschließung eines Klerikers mit höheren Weihen (Majorist) und von Ordensleuten ............................................................................ 282

Inhaltsverzeichnis

19

n) Verletzung der Pflicht zum gemeinsamen Leben in einem klösterlichen Verband ........................................................................................ 283 8. Straftaten bei der Verleihung, der Übernahme und der Niederlegung kirchlicher Würden, Ämter und BenefIZien ............................................... 284 a) Verletzung der Wahlfreiheit ................................................................. 284 b) Wahl, Präsentation oder Nomination eines Unwürdigen und die wissentliche Verletzung wesentlicher Wahlformen ............................ 284 c) Simonie bei Verleihung, Übernahme und Niederlegung kirchlicher Ämter und Würden ........................................................................ 285 d) Amtsübertragung durch Unbefugte ..................................................... 285 e) Unbefugte Amtsübernahme .................................................................. 286 f) Übernahme eines nicht erledigten Amtes ........................................... 286

g) Ämterhäufung ......................................................................................... 287 h) Verweigerung des Kardinalseides......................................................... 287 i) Unterlassung des Empfangs der Bischofsweihe innerhalb der gesetzlichen Frist ........................................................................................ 287

j) Eigenmächtige Niederlegung eines übertragenen kirchlichen Amtes oder Dienstes..................................................................................... 288 k) Erklärung des Verzichts auf ein kirchliches Amt gegenüber Laien ......................................................................................................... 288 1) Verweigerung des Ausscheidens aus einem aberkannten Amt ........ 289 m) Unterlassung des Empfangs der vorgeschriebenen Weihe durch Gefreite Äbte und Gefreite Prälaten ................................................... 289 n) Weigerung der Ablegung des Glaubensbekenntnisses trotz bestehender Verpflichtung .............................................................................. 289 9. Mißbrauch kirchlicher Gewalt oder eines Kirchenamtes ........................ 290 a) Mißbrauch kirchlicher Gewalt im allgemeinen .................................. 291 b) Beseitigung oder Fälschung von Urkunden der bischöflichen Kurie ......................................................................................................... 291 c) Amtsrnißbrauch im Urkundenwesen und nachlässige Führung der Kirchenbücher ......................................................................................... 291 d) Aktive Beamtenbestechung ................................................................... 292 e) Forderung überhöhter Gebühren ......................................................... 293 f) Rechtswidrige Zulassung zur Weihe durch den Kapitelsvikar ......... 293

g) Verletzung der oberhirtlichen Weihezuständigkeit ........................... 294 h) Rechtswidrige Aufnahme in eine Ordensgemeinschaft... .................. 294 i) Straftaten von Ordensoberinnen .......................................................... 295

20

Inhaltsverzeichnis j) Vereitelung der Visitation eines Klosters ............................................ 296

k) Beeinträchtigung der Wahl des Beichtvaters in Frauenklöstern ...... 296 10. Strafen außerhalb des 5. Buches des Codex Iuris Canonici von 1917 .... 297 a) Strafen im Zusammenhang mit der Visitation durch einen Metropoliten ....................................................................................................... 297 b) Verletzung der Teilnahmepflicht an einer Diözesansynode ............. 298 c) Vernachlässigung der Chorpflicht und der Teilnahme an Fastenund Adventspredigten durch Kanoniker ............................................. 298 d) Vernachlässigung von Seelsorgsaufgaben durch den Kirchenrektor ........................................................................................................ 299 e) Strafen gegen Ordensleute .................................................................... 299 f) Die Strafe des Verlusts des Patronatsrechts ....................................... 299

g) Verletzung der kirchlichen Zuständigkeit zur Strafverfolgung ........ 300 h) Amtspflichtverletzungen der Richter und anderer Gerichtspersonen......................................................................................................... 300 i) Straftaten gegen die geschuldete Ehrerbietung und den Gehorsam gegenüber dem Gericht ......................................................................... 301 j) Dienstmißbrauch durch Anwälte und Prozeßbevollmächtigte ......... 301

k) Verweigerung der Aussage .................................................................... 302 I) Falsche Zeugenaussage und Bestechung von Zeugen und Sachverständigen ............................................................................................. 302 m) Nichterscheinen von Zeugen ................................................................. 302 n) Verfehlungen eines Sachverständigen ................................................. 303 0) Versäumnis bei Gericht ......................................................................... 303

VIII. Der kirchliche Strafprozeß ............................................................................... 303 1. Die Wege der kirchlichen Strafverhängung ............................................... 304

a) Der Gerichtsweg ..................................................................................... 304 b) Strafverhängung durch ein außergerichtliches Dekret (per modum praecepti extra iudicium) ....................................................................... 306 (1) Das Allgemeine Verwaltungsstrafverfahren ................................. 306 (2) Ordnungsstrafen ............................................................................... 307 (3) Die Dienstenthebung nach Wissen und Gewissen ...................... 308 2. Der Verlauf des Strafprozesses ................................................................... 310 a) Anklage und Anzeige ............................................................................. 310 b) Die Voruntersuchung ............................................................................. 310

Inhaltsverzeichnis

21

c) Die Erledigung einer Strafsache durch einen gerichtlichen Verweis ........................................................................................................... 311 d) Der Strafprozeß. Anklageerhebung und vorsorgliche Maßnahmen ..................................................................................................... 311 3. Die verwaltungsgerichtlichen Verfahren gegen Kleriker ......................... 313 a) Das Strafverfahren gegen Kleriker wegen Verletzung der Residenzpflicht ............................................................................................... 313 (1) Außergerichtliches Vorgehen ......................................................... 314 (2) Das verwaltungsgerichtliche Verfahren ........................................ 314 b) Strafverfahren gegen Kleriker, die im Konkubinat leben ................. 315 (1) Außergerichtliches Vorgehen ......................................................... 315 (2) Das verwaltungsgerichtliche Verfahren ........................................ 315 c) Das Strafverfahren gegen Kleriker wegen Vernächlässigung der pfarrlichen Amtspflichten ...................................................................... 316 IX. Zusammenfassende Würdigung der Strafbestimmungen des Codex Iuris Canonicivon 1917 ................................................................................................ 317 Anhang:

Übersicht über die Tatstrafen (poenae latae sententiae) des Codex Iuris Canonici von 1917 ................................................................................ 320

D. Die Neuordnung des kirchlichen Strafrechts durch die Kodexreform ......................................................................................................................... 324 I.

Die Entwicklung vom Codex Iuris Canonici von 1917 bis zum Codex Iuris Canonici von 1983 ................................................................................................ 324 1. Die Reform des Kirchenrechts .................................................................... 325

a) Die Einleitung der Reform ................................................................... 325 b) Die Päpstliche Kommission für die Revision des Codex Iuris Canonici von 1917........................................................................................ 325 2. Die Leitlinien für die Reform des Kirchenrechts ..................................... 326 a) Die Grundaussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils .................. 327 b) Die Vorgaben der Päpste Paul VI., Johannes Paul I. und Johannes Paul 11................................................................................................ 328 c) Die Leitsätze zur Kodexreform "Principia quae Codicis Iuris Canonici recognitionem dirigant" .............................................................. 330 11.

Das "Schema documenti quo disciplina sanctionum seu poenarum in Ecclesia Latina denuo ordinatur" von 1973 und das "Schema canonum de modo procedendi pro tutela iurium seu de processibus" von 1976 ............... 334 1. Die Entstehung des Strafrechtsschemas von 1973 .................................... 334

Inhaltsverzeichnis

22

2. Das Allgemeine Strafrecht im Schema Poen ............................................. 335 a) Die Bestrafung von Straftaten im allgemeinen................................... 335 b) Die Befugnis zur Strafandrohung. Strafgesetz und Strafgebot. ........ 337 c) Der Straftäter .......................................................................................... 339 d) Strafen und andere Maßregelungen ..................................................... 340 (1) Beugestrafen ..................................................................................... 340 (2) Sühnestrafen ..................................................................................... 341 (3) Andere Maßregelungen ................................................................... 342 e) Die Strafverhängung .............................................................................. 342 f) Der Straferlaß ......................................................................................... 344

3. Die Straftaten ................................................................................................ 345 a) Straftaten gegen die Religion und die Einheit der Kirche ................ 345 b) Straftaten gegen die kirchlichen Autoritäten und die Freiheit der Kirche ....................................................................................................... 346 c) Amtsanmaßung und Amtspflichtverletzung ........................................ 348 d) Fälschungsvergehen ................................................................................ 350 e) Straftaten gegen besondere Verpflichtungen ..................................... 351 f) Straftaten gegen Leben und Freiheit des Menschen ......................... 352

g) Allgemeine Norm für die Bestrafung ohne Strafandrohung ............ 353 4. Das Strafverfahren im "Schema canonum de modo procedendi pro tutela iurium seu de processibus" von 1976 ............................................... 353 5. Gesamtbeurteilung des "Schema documenti quo disciplina sanctionum seu poenarum in Ecclesia Latina denuo ordinatur" und der weitere Fortgang der Beratungen ............................................................................. 355 a) Gesamtbeurteilung der Strafbestimmungen des Schema Poen ........ 355 b) Der weitere Verlauf der Beratungen ................................................... 356 Anhang:

Zusammenstellung der Straftatbestände des "Schema documenti quo disciplina sanctionum seu poenarum in Ecclesia Latina denuo ordinatur" ....................................................................................................... 360

E. Die Strafbestimmungen im Codex luris Canonici vom 25. Januar

1983 .............................................................................................................................. 363

I.

Straftaten und Strafen im allgemeinen ............................................................ 365 1. Der Strafanspruch der Kirche und ihre Strafmittel .................................. 365

a) Der Strafanspruch der Kirche ............................................................... 366 b) Die Strafarten und -formen ................................................................... 368

Inhaltsverzeichnis

23

(1) Nach dem Zweck der Strafe ........................................................... 368 (2) Nach der Form der Verhängung .................................................... 371 (3) Hinsichtlich des gesetzlichen Strafmaßes ...................................... 372 2. Strafgesetz und Strafgebot ........................................................................... 372 a) Die Anwendung von Strafgesetzen ...................................................... 372 b) Der Strafgesetzgeber .............................................................................. 373 c) Der Inhaber der Strafbefehlsgewalt... .................................................. 375 d) Die Strafgewalt des Diözesanbischofs über Ordensleute.................. 376 3. Der Straftäter. Voraussetzungen und Umstände des Strafens ............... 377 a) Die Straftat .............................................................................................. 378 b) Die Schuldformen: Vorsatz und Fahrlässigkeit .................................. 379 c) Die Beweislast ......................................................................................... 379 d) Abstufungen der Schuld ......................................................................... 381 (1) Strafausschließungsgründe .............................................................. 381 (2) Strafmilderungsgründe .................................................................... 382 (3) Strafverschärfungsgründe ................................................................ 383 e) Der Versuch einer Straftat und die Beteiligung an einer Straftat ... 384 (1) Versuch einer Straftat und Rücktritt von einer Straftat ............. 384 (2) Die Beteiligung an einer Straftat ................................................... 385 4. Die Beugestrafen ........................................................................................... 385 a) Die Exkommunikation ........................................................................... 385 b) Das Interdikt ........................................................................................... 388 c) Die Suspension ........................................................................................ 390 d) Die Aufhebung einer Strafwirkung kraft Gesetzes ............................ 391 5. Die Sühnestrafen ........................................................................................... 391 a) Die Sühnestrafe im allgemeinen ........................................................... 391 b) Das lokal oder territorial begrenzte Aufenthaltsverbot bzw. -gebot ........................................................................................................ 392 c) Der Entzug von Vollmacht, Amt, Aufgabe, Recht, Privileg, Befugnis, Gunsterweis, Titel oder Auszeichnung.................................... 393 d) Die Ausübungsverbote ........................................................................... 394 e) Die Strafversetzung in ein anderes Amt... ........................................... 394 f) Die Entlassung aus dem Klerikerstand ................................................ 395

g) Exkurs: Weggefallene Sühnestrafen ..................................................... 396 6. Die Strafsicherungsmittel und Strafbußen ................................................. 397

24

Inhaltsverzeichnis a) Die Strafsicherungsmittel: die Warnung bzw. Verwarnung und der Verweis .............................................................................................. 397 b) Die Strafbußen ........................................................................................ 397 7. Die Strafverhängung ..................................................................................... 398

a) Grundsatz ................................................................................................. 398 b) Die Strafverhängung auf dem Gerichts- oder Verwaltungsweg ....... 399 c) Das Ermessen des Richters bei der Strafverhängung ........................ 400 d) Die Unterhaltsvorsorge bei Klerikern im Falle einer Strafe ............ 402 e) Strafbindung und Pflicht zur Strafbeobachtung ................................. 403

f) Die Rechtsmittel gegen die Verhängung einer Strafe ....................... 404 8. Der Straferlaß ................................................................................................ 407 a) Der Straferlaß im äußeren Bereich ...................................................... 409 b) Der Straferlaß im inneren Bereich durch den Beichtvater ............... 409 c) Die Voraussetzungen und Formen des Straferlasses ......................... 412 d) Strafklage und Vollstreckungsklage ..................................................... 413 (1) Die Verj ährung der Strafklage ....................................................... 413 (2) Die Verjährung der Vollstreckungsklage...................................... 414

11.

Die strafprozessualen Bestimmungen des Codex Iuris Canonici .................. 414

1. Das Gerichtswesen im allgemeinen ............................................................ 415 2. Der Strafprozeß (processus poenalis) ........................................................ 418 a) Die Voruntersuchung ............................................................................. 418 b) Die Strafverhängung durch ein außergerichtliches Dekret... ............ 420 c) Der Ablauf des Strafprozesses .............................................................. 420 d) Die Schadensersatzklage... ..................................................................... 423 3. Die kirchliche Verwaltungsgerichtsbarkeit ................................................ 423 111. Die Strafen für einzelne Straftaten ................................................................... 424

1. Straftaten gegen die Religion und die Einheit der Kirche ...................... 426 a) Apostasie, Häresie und Schisma ........................................................... 426 b) Verbotene Gottesdienstgemeinschaft .................................................. 430 c) Nichtkatholische Taufe und Erziehung ............................................... 433 d) Entehrung der eucharistischen Gestalten ........................................... 435 e) Falscher Aussage- und Versprechenseid ............................................. 436

f) Öffentliche Gotteslästerung und Straftaten gegen die Religion, die Kirche und die guten Sitten ............................................................ 437

Inhaltsverzeichnis

25

g) Exkurs: Weggefallene Strafbestirnrnungen .......................................... 438 2. Straftaten gegen die kirchlichen Autoritäten und die Freiheit der Kirche .............................................................................................................. 439 a) Anwendung physischer Gewalt gegen den Papst, einen Bischof oder gegen Kleriker und Ordensangehörige ....................................... 439 b) Straftaten gegen das kirchliche Lehramt.. ........................................... 441 c) Ungehorsam gegenüber einem rechtmäßigen Gebot oder Verbot der kirchlichen Autorität ....................................................................... 444 d) Appellation gegen Maßnahmen des Papstes an ein Ökumenisches Konzil oder an das Bischofskollegium ................................................. 444 e) Öffentliche Aufhetzung und Aufforderung zum Ungehorsam ......... 445 f) Mitgliedschaft in einer kirchenfeindlichen Vereinigung und deren Unterstützung und Leitung ................................................................... 446

g) Behinderung des kirchlichen Dienstes und anderer kirchlicher Akte, einschließlich der Beeinflussung einer Wahl... ......................... 449 h) Entweihung heiliger Sachen .................................................................. 450 i)

Veräußerung von Kirchenvermögen ohne die vorgeschriebene Erlaubnis ...................................................................................................... 450

j) Exkurs: Weggefallene Strafbestimmungen .......................................... 451

3. Amtsanmaßung und Amtspflichtverletzung .............................................. 452 a) Die Lossprechung eines Mitschuldigen (absolutio complicis) .......... 452 b) Anmaßung von Weihe- und Leitungsgewalt ....................................... 453 (1) Die Feier der Eucharistie durch einen Nichtpriester .................. 453 (2) Ungültige Spendung des Bußsakraments ...................................... 454 c) Vortäuschung einer Sakramentenspendung (außer Buße und Eucharistie) ................................................................................................... 455 d) Spendung und Empfang eines Sakraments aufgrund von Simonie. 455 e) Widerrechtliche Anmaßung eines Kirchenamtes (Usurpation) ....... 456 f) Unrechtmäßiger Amtsverbleib .............................................................. 457

g) Bischofsweihe ohne päpstlichen Auftrag ............................................. 457 h) Weihespendung ohne kanonische Beauftragung ................................ 459 i) Unrechtmäßige Ausübung einer priesterlichen Aufgabe oder eines anderen geistlichen Dienstes .......................................................... 460 j) Unrechtmäßige Bereicherung aus Meßstipendien ............................. 460 k) Aktive und passive Bestechung ............................................................. 462

1) Verführung eines Pönitenten zu einer Sünde gegen das sechste Gebot ........................................................................................................ 462

26

Inhaltsverzeichnis m) Direkte und indirekte Verletzung des Beichtgeheimnisses durch den Beichtvater ....................................................................................... 463 n) Verletzung des Beichtgeheimnisses durch Dolmetscher oder Dritte ........................................................................................................ 465 0) Mißbrauch kirchlicher Gewalt oder eines kirchlichen Dienstes und schuldhafte Nachlässigkeit in der Ausübung eines kirchlichen Amtes .............................................................................................. 465 p) Exkurs: Weggefallene Strafbestimmungen .......................................... 466 4. Fälschungsdelikte .......................................................................................... 467 a) Fälschliehe Anzeige eines Beichtvaters wegen angeblicher Verführung ..................................................................................................... 467 b) Verleumderische Anzeige einer Straftat und Rufschädigung........... 468 c) Urkundenmißbrauch .............................................................................. 469 (1) Urkundenfälschung, Urkundenvernichtung und Urkundenunterdrückung ....................................................................................... 469 (2) Verwendung gefälschter oder veränderter nichtkirchlicher Urkunden in einer kirchlichen Angelegenheit .................................. 470 (3) Falsche Angaben in öffentlichen kirchlichen Dokumenten ....... 470 d) Exkurs: Weggefallene Strafbestimmung .............................................. 470 5. Straftaten gegen besondere Verpflichtungen ............................................ 471 a) Unerlaubte Ausübung von Handel und Gewerbe durch Kleriker und Ordensleute ..................................................................................... 471 b) Nichtbeachtung einer zur Strafe auferlegten Verpflichtung ............. 472 c) Versuchte Eheschließung von Klerikern ............................................. 472 d) Versuchte Eheschließung von Ordensangehörigen mit ewigen Gelübden, die nicht Kleriker sind ........................................................ 475 e) Klerikerkonkubinat und andere sexuelle Beziehungen ..................... 475 f) Qualifizierte Sittlichkeitsvergehen von Klerikern .............................. 477 g) Verletzung der Residenzpflicht ............................................................ 477 h) Exkurs: Weggefallene Strafbestimmungen .......................................... 479 6. Straftaten gegen Leben und Freiheit des Menschen ................................ 479 a) Tötung, Entführung, Freiheitsberaubung, Verstümmelung und schwere Körperverletzung eines Menschen ........................................ 480 b) Abtreibung ............................................................................................... 481 c) Exkurs: Weggefallene Strafbestimmungen .......................................... 484 7. Allgemeine Strafnorm .................................................................................. 485

Inhaltsverzeichnis

27

8. Straftaten außerhalb des Strafrechts des Codex Iuris Canonici .............. 486 a) Amtspflichtverletzungen seitens kirchlicher Richter und Gerichtspersonen ................................................................................................... 487 b) Straftaten bei der Papstwahl ................................................................. 488

9. Zusammenfassende Wertung der Strafbestimrnungen des Codex Iuris Canonici und Schluß ..................................................................................... 490 Anhang:

Zusammenstellung der Straftatbestände nach der Strafandrohung ................................................................................................................. 493

Literaturverzeichnis ......................................................................................................... 497 Kanonesverzeichnis (CIC/1917) ...................................................... ........... ................... 563 Kanonesverzeichnis (CIC/1983) .................................................................................... 570 Kanonesverzeichnis (CCEO) .......................................................................................... 574 Personenregister ............................................................................................................... 577 Sachwortregister ............................................................................................................... 587

Abkürzungsverzeichnis

a.A.

AAS abgedr. ABl. Abs. Abschn. AcSynVat Adh.Ap. AfkKR Alloc. ALR Anm. AnneeC Anspr. Antonianum Apg Apollinaris Ap. Konst. Art., art. ASS Aufl. Az. BAG BayK BayVerf. Bd. /Bde. bearb. begr. BGB BGBl. BGH BGHSt

anderer Ansicht Acta Apostolicae Sedis, Romae 1, 1909 ff. abgedruckt Amtsblatt Absatz Abschnitt Acta Synodalia Sacrosancti Concilii Oecumenici Vaticani 11, vol. I-IV, Indices, Citta deI Vaticano 1970 ff. Adhortatio Apostolica Archiv für katholisches Kirchenrecht, Innsbruck 1, 1857 ff. (Mainz 7, 1862 ff.) Allocutio Allgemeines Landrecht Anmerkung( en) L'Annee Canonique, Paris 1952 ff. Ansprache Antonianum. Periodicum philosophico-theologicum trimestre, Roma 1926 ff. Apostelgeschichte Apollinaris. Commentarium iuris canonici, Romae 1928 ff. Apostolische Konstitution Artikel, articulus Acta Sanctae Sedis, Roma 1, 1865- 41, 1908 Auflage Aktenzeichen Bundesarbeitsgericht Bayerisches Konkordat vom 29. Män 1924 Verfassung des Freistaates Bayern Band / Bände bearbeitet begründet Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgesetzblatt Bundesgerichtshof Entscheidungen des Bundesgerichtshofes in Strafsachen

30 BVerfG BVerfGE BVetwG BVetwGE bzw. c.

can. cap. Catholica

cc.

CCEO CIC, CIC/1983 CIC-Fontes CIC/1917 CivCatt CLS COD

ColLac CollPropFid

Com / Communicationes COlnReIMiss Conc Const. Const.Ap.

Abkürzungsverzeichnis Bundesverfassungsgericht Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts, Tübingen 1,1952 ff. BundesvelWaltungsgericht Entscheidungen des BundesvelWaltungsgerichts, Berlin 1, 1955 ff. beziehungsweise canon; capitulum canon capitulum Catholica. Jahrbuch für Kontroverstheologie, Münster u. a. 1932 ff. canones Codex Canonum Ecc1esiarum Orientalium Codex Iuris Canonici von 1983 P. Gasparri / I. Ser6di, Codicis Iuris Canonici Fontes, vol. I-IX, Romae 1926-1939 Codex luris Canonici von 1917 La Civilta Cattolica, Roma 1, 1850 ff. Canon Law Studies, Washington, D. C. 1916 ff. Conciliorum Oecumenicorum Decreta, curantibus J. Alberigo et al., ed. Centro di Documentazione Istituto per le scienze religiose, Basileae, Barcinone, Friburgi, Romae, Vindobonae 1962 Codex luris Canonici - Codex des kanonischen Rechtes. Lat.-dt. Ausgabe. Mit Sachverzeichnis. Hrsg. im Auftrag der Deutschen und der Berliner Bischofskonferenz, der Österreichischen Bischofskonferenz, der Schweizer Bischofskonferenz sowie der Bischöfe von Bozen-Brixen, von Luxemburg, von Lüttich, von Metz und von Straßburg, 3. Aufl., Kevelaer 1989 Collectio Lacensis = Acta et decreta sacrorum conciliorum recentiorum, vol. I-VII, Freiburg 1870-1890 Collectanea S. Congregationis de Propaganda Fide seu decreta, instructiones, rescripta pro apostolicis missionibus, vol. 1-11, Romae 1907 Communicationes. Hrsg.: Pontificia Commissio Codici Iuris Canonici Recognoscendo, Typ. Pol. Vat. 1, 1969 ff. Commentarium pro Religiosis et Missionariis, Roma 1920 ff. Concilium. Internationale Zeitschrift für Theologie, Einsiedein u. a. 1965 ff. Constitutio Constitutio Apostolica

Abkürzungsverzeichnis CSEL d.h. DBK DDB DDC Decl.

Decr. Dekr. ders. DirEccl Diss. DÖV DS

dt. DZKR

ebd. EIC

EKD

enc. Enz. Ep. Ep. enc. Erkl. Erl. EssGespr.

EThL EThSt EvStL2

f. fase. / Fasc. FAZ ff.

31

Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum, Wien 1866 ff. das heißt Deutsche Bischofskonferenz Die Deutschen Bischöfe. Hirtenschreiben. Hrsg. vom Sekretariat der DBK, Bonn 1967 ff. Dictionaire de droit canonique, tom. I-VII, Paris 1935-1965 Declaratio Decretum Dekret derselbe Il Diritto Ecclesiastico, Roma u. a. 37, 1926 ff. Dissertation Die Öffentliche Verwaltung, Stuttgart u. a. 1948 ff. H. Denzinger / A. Schönrnetzer, Enchiridion Symbolorum, Definitionum et Declarationum de rebus fidei et morum, 36. Aufl., Barcinone, Friburgi Brisgoviae, Romae 1976 deutsch(e, er, es) Deutsche Zeitschrift für Kirchenrecht, Freiburg i. Br. 1, 1892 bis 25, 1917 ebenda Ephemerides Iuris Canonici, Roma 1945 ff. Evangelische Kirche in Deutschland encyclica Enzyklika Epistola Epistola encyclica Erklärung Erläuterung(en) Essener Gespräche zum Thema Staat und Kirche. Begründet v. J. Krautscheidt / H. Marre. Hrsg. v. H. Marre / J. Stüting, Münster 1, 1969 ff. Ephemerides Theologicae Lovanienses, Louvain 1924 ff. Erfurter Theologische Studien, Leipzig 1956 ff. Evangelisches Staatslexikon. Hrsg. v. H. Kunst / R. Herzog / W. Schneemelcher, 2. Aufl., Stuttgart, Berlin 1975 Evangelisches Staatslexikon. Begründet von H. Kunst / S. Grundmann, hrsg. von R. Herzog / H. Kunst / Kl. Schlaich / W. Schneemelcher, 2 Bde., 3. Aufl., Stuttgart 1987 folgende (Seite) Fasciculus Frankfurter Allgemeine Zeitung folgende (Seiten)

32 FKRG

FreibThSt Gal Gemeinsame Synode. Gesamtausgabe

GG

GrNKirchR

H.

HBKG HdbBayStKirchR HdbKathKR HdbStKirchR

HDG HerKorr h.M. HRG Hrsg. hrsg. i. d. F. i. V.m.

IKZ

Instr. ital. IusCan lusPont Joh jur. Jurist JusEccl

JZ

Abkürzungsverzeichnis Forschungen zur kirchlichen Rechtsgeschichte und zum Kirchenrecht, Köln 1957 ff. Freiburger Theologische Studien, Freiburg i. Br. 1910 ff. Brief an die Galater Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland. Beschlüsse der Vollversammlung. OffIZielle Gesamtausgabe, 2. Aufl., Freiburg, Basel, Wien, Bd. I (1976), Bd. 11 (1978) Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland vom 23. Mai 1949 Grundriß des nachkonziliaren Kirchenrechts. Hrsg. v. J. Listl / H. Müller / H. Schmitz, Regensburg 1980 Heft(e) Handbuch der Kirchengeschichte. Hrsg. v. H. Jedin, Bd. I-VII, Freiburg, Basel, Wien 1962-1979 Handbuch des Bayerischen Staatskirchenrechts. Von O. J. Voll unter Mitwirkung v. J. Störle, München 1985 Handbuch des Katholischen Kirchenrechts. Hrsg. von J. Listl / H. Müller / H. Schmitz, Regensburg 1983 Handbuch des Staatskirchenrechts der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. v. E. Friesenhahn u. U. Scheuner i. V. m. J. Listl, Bd. 1-11, Berlin 1974-1975 Handbuch der Dogmengeschichte, Freiburg 1956 ff. Herder-Korrespondenz, Freiburg i. Br. 1, 1946 ff. herrschende Meinung Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. Hrsg. v. A. Erler / E. Kaufmann, Berlin 1971 ff. Herausgeber herausgegeben(e, er, es) in der Fassung in Verbindung mit Internationale Katholische Zeitschrift "Communio", Frankfurt/M. 1, 1972 ff. Instructio; Instruktion italienisch(e, er, es) Ius Canonicum, Pamplona 1961 ff. lus Pontificium seu Ephemerides urbanae ad canonicas disciplinas spectantes, Roma 1, 1921-20, 1941 Evangelium nach Johannes juristisch( e, er, es) The Jurist, Washington, D. C., 1941 ff. Jus Ecclesiasticum. Beiträge zum evangelischen Kirchenrecht und zum Staatskirchenrecht, München 1965 ff. Juristenzeitung, Tübingen 6, 1951 ff.

Abkürzungsverzeichnis kan. Kan.Abt. Kan. Kap. kirchl. KK KIBl.

KNA

Konst. Kor KRA KStuT lat. LEF Leonis XIII Acta Lit. apo Lit. enc. LThK1

LThK2-Konzilskommentar m.a.N. m.E. m.w.N. Mansi

Maunz / Dürig, GG

MayerNKRS

ME,MonEccl MGLL 3 Rees

33

kanonistisch(e, er, es) Kanonistische Abteilung Kanon Kapitel kirchlich(e, er, es) Katholische Korrespondenz Klerusblatt, München 6, 1925 ff. Katholische Nachrichten-Agentur Konstitution Brief an die Korinther Kirchenrechtliche Abhandlungen, H. 1-117/118, Stuttgart 1902-1938 Kanonistische Studien und Texte, Bonn (Amsterdam) 1928 ff. lateinisch(e, er, es) Lex Ecclesiae Fundamentalis Leonis XIII Pontificis Maximi Acta, 23 Bde., Romae 1881 ff. (= unv. Nachdr. Graz 1971) Littera apostolica Litterae encyclicae Lexikon für Theologie und Kirche, 2., neubearb. Aufl. des Kirchlichen Handlexikons. In Verbindung mit Fachgelehrten und mit Dr. Konrad Hofmann als Schriftleiter hrsg. von Dr. Michael Buchberger, Bd. I-X, Freiburg i. Br. 1930-1938 Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Aufl., Bd. I-X u. Register, Freiburg i. Br. 1957-1967 Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Aufl., Das Zweite Vatikanische Konzil- Dokumente und Kommentare, Bd. 1-111, Freiburg i. Br. 1%7-1968 mit allen Nachweisen meines Erachtens mit weiteren Nachweisen J. D. Mansi, Sacrorum conciliorum nova et amplissima collectio, Florenz-Venedig 1757-98; Neudruck u. Fortsetzung: Paris 1899-1927 Th. Maunz / G. Dürig / R. Herzog / P. Scholz / P. Lerche / H.-J. Papier / A. Randelzhofer / E. SchmidtAssmann, Grundgesetz. Kommentar, München (Stand 1990) S. Mayer, Neueste Kirchenrechts-Sammlung, 4 Bde., Freiburg i. Br., Bd. I (1953), Bd. 11 (1954), Bd. III (1955), Bd. IV (1962) Monitor Ecclesiasticus, Roma 1876 ff. Monumenta Germaniae. Abt. Leges

34 MP Mt MthStkan

MThZ MünstKom

MySal n. nn. N.F. Nachdr. Neudr. NJW

NKD Nuntia o. o.J. Ochoa OPaen Ordenskorr. ORPB OssRom (dt.)

ÖAKR PCDecrI PCI PCOR PCR PerRMCL PfarrABI Pli IX Acta

Abkürzungsverzeichnis Motuproprio Evangelium nach Matthäus Münchener theologische Studien, kanonistische Abteilung, München 1951 ff. Münchener Theologische Zeitschrift, München 1950 ff. Münsterischer Kommentar zum Codex: Iuris Canonici unter besonderer Berücksichtigung der Rechtslage in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Hrsg. von K. Lüdicke, Essen (Stand April 1990) Mysterium Salutis. Grundriß einer heilsgeschichtlichen Dogmatik, Bd. I-V, Einsiedeln u. a. 1965-1976 numero numeri neue Fassung; neue Folge Nachdruck Neudruck Neue Juristische Wochenschrift, München u. a. 1, 1947/48 ff. Nachkonziliare Dokumentation, Bd. 1-58, Trier 1967-1977 Nuntia. Hrsg.: Pontificia Commissio Codici Iuris Canonici Orientalis Recognoscendo, Citta deI Vaticano 1975 ff. oben ohne Jahr X. Ochoa, Leges Ecclesiae post CIC editae, vol. I-VI, Roma

196Cr1987

Ordo Paenitentiae vom 2. Dezember 1973, Typ. Pol. Vat. 1974 Ordenskorrespondenz, Köln 1960 ff. Oberrheinisches Pastoralblatt, Freiburg i. Br. u. a. 47, 194669, 1968 L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache Österreichisches Archiv für Kirchenrecht, Wien 1, 1950 ff. Pontificia Commissio Decretis Concilii Vaticani 11 Interpretandis Pontificia Commissio ad Codicis Canones Authentice Interpretandos Pontificia Commissio Codici Iuris Canonici Orientalis Recognoscendo Pontificia Commissio Codici Iuris Canonici Recognoscendo Periodica de re morali canonica liturgica, Roma 1, 1905 ff. Pfarramtsblatt Pli IX Pontificis Maximi Acta, 9 Bde., Romae 1857 ff. ( = unver. Nachdr. Graz 1971)

Abkürzungsverzeichnis PüXActa RAC RDC Rdnr. REDC RegIur Relatio 1981

Resp. RGG3 Rit. Rom.

RK Röm RQ

s. SacrM Sb Gottesdienst SC Cler SCConc SC Consist SCCult SC EcclOr SCEp SC Ep et Reg SCFid SC InstCath SC Off SC PropFid SCRel SCRit SC Sacr

35

Pü X Pontificis Maximi Acta, 5 Bde., Romae 1905 ff. ( = unver. Nachdr. Graz 1971) Reallexikon für Antike und Christentum, Stuttgart 1950 ff. Revue de droit canonique, Strasbourg 1951 ff. Randnummer(n) Revista espafiola de derecho canonico, Salamanca 1946 ff. Regulae Iuris Relatio complectens synthesim animadversionum ab Em.mis atque Exc.mis Patribus Commissionis ad novissimum Schema CIC exhibitarum, eum responsionibus a Secretaria et Consultoribus datis, Typ. Pol. Vat. 1981; abgedr. in: Com 16 (1984), S. 27-99 Responsum Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Hrsg. v. K. Galling, 3. Aufl., Bd. I-VI u. Register, Tübingen 1957-1965 Rituale Romanum Pauli V Pontificis Maximi iussu editum aliorumque Pontifieum eura recognitum atque auctoritate SSmi. D. N. PÜ Papae XI ad normam Codicis Iuris Canonici accomodatum, 2. Aufl., Ratisbonae 1926 Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich (Reichskonkordat) vom 20. Juli 1933 Brief an die Römer Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und für Kirchengeschichte, Freiburg i. Br. 1, 1887 - 47, 1942; 48,1953 ff. siehe Sacramentum Mundi. Theologisches Lexikon für die Praxis, Bd. I-IV, Freiburg, Basel, Wien 1967-1969 Gemeinsame Synode, Synodenbeschluß: Gottesdienst Sacra Congregatio pro Clericis Sacra Congregatio Concilii Sacra Congregatio Consistorialis Sacra Congregatio pro Cultu Divino Sacra Congregatio pro Ecclesia Orientali Sacra Congregatio pro Episcopis Sacra Congregatio Episcoporum et Regularium Sacra Congregatio pro Doctrina Fidei Sacra Congregatio pro Institutione Catholica Sacra Congregatio S. Officü Sacra Congregatio de Propaganda Fide Sacra Congregatio de Religiosis / Sacra Congregatio pro Religiosis et Institutis Saeeularibus Sacra Congregatio Rituum Sacra Congregatio de Disciplina Sacramentorum

36 Schema CIC 1980

Schema CIC 1982

Schema CICO 1986 SchemaLEF SchemaPoen

Schema PopDei Schema ProcAdrn Schema Tutlur secrChristUnit Sess. / sess. SignAp s. o. Sp. SPaenAp StdZ SteT StG StGB StPO STh

StL6

StraßbKoll

StudCan s. u.

Abkürzungsverzeichnis Schema Codicis Iuris Canonici iuxta animadversiones S.R.E. Cardinalium, Episcoporum Conferentiarum, Dicasteriorum Curiae Romanae, Universitatum Facultatumque ecclesiasticarum necnon Superiorum Institutorum vitae consecratae recognitum. Libreria Editrice Vaticana 1980 Codex Iuris Canonici. Schema novissimum post consultationem S. R. E. Cardinalium, Episcoporum Conferentiarum, Dicasteriorum Curiae Romanae, Universitatum Facultatumque ecclesiasticarum necnon Superiorum Institutorum vitae consecratae recognitum, iuxta placita Patrum Commissionis deinde emendatum atque Summo Pontifici praesentatum. E Civitate Vaticana, 25 Martü 1982 Schema Codicis Iuris Canonici Orientalis, Romae 1986; abgedr. in: Nuntia 24/25 (1987), S. 1-268 Schema Legis Ecclesiae Fundamentalis, Typ. Pol. Vat. 1971 Schema documenti quo disciplina sanctionum seu poenarum in Ecclesia Latina denuo ordinatur, Typ. Pol. Vat. 1973 Schema canonum libri 11 de Populo Dei, Typ. Pol. Vat. 1977 Schema canonum de procedura administrativa, Typ. Pol. Vat.1972 Schema canonum de modo procedendi pro tutela iurium seu de processibus, Typ. Pol. Vat. 1976 Secretariatus ad Christianorum unitatem fovendam Sessio Supremum Tribunal Signaturae Apostolicae siehe oben Spalte(n) Sacra Paenitentiaria Apostolica Stimmen der Zeit, Freiburg i. Br. 88, 1915 ff. Studi e Testi, Citta deI Vaticano 1900 ff. Studia Gratiana, Bologna 1953 ff. Strafgesetzbuch Strafprozeßordnung Summa Theologiae Staatslexikon. Hrsg. von der Görres-Gesellschaft, 6. Aufl., Bd. 1-11, Freiburg im Breisgau 1957-1970 Staatslexikon. Hrsg. von der Görres-Gesellschaft, 7. Aufl., Bd. 1-5, Freiburg, Basel, Wien 1985-1989 Deutsch-Französische Kolloquien Kirche - Staat - Gesellschaft. Straßburger Kolloquien. Hrsg. v. J. Listl / J. Schlick, Kehl am Rhein, Straßburg 1982 ff. Studia Canonica, Ottawa 1967 ff. siehe unten

Abkürzungsverzeichnis SynEp theol. Thess ThGI ThPh ThPQ ThPr ThQ ThRv Tim tit. Tit tom. TRE

TThSt TThZ Typ. Pol. Vat. unv. Utz j Groner

Utz j v. Galen

VatIICD VatII DH VatII GE VatII GS Vatll LG VatII OE VatII PC VatII PO VatlIUR

37

Synodus Episcoporum theologisch(e, er, es) Brief an die Thessalonicher Theologie und Glaube, Paderbom 1909 ff. Theologie und Philosophie, Freiburg 41, 1966 Theologisch-praktische Quartalschrift, LinzjDonau 1848 ff. Theologia Practica, Hamburg 1, 1966 ff. Theologische Quartalschrift, Tübingen 1818 ff. Theologische Revue, Münster 1902 ff. Brief an Timotheus titulus Brief an Titus tomus (tomi) Theologische Realenzyklopädie. Hrsg. v. G. Krause j G. Müller, Berlin, New York 1977 ff. Trierer Theologische Studien, Trier 1941 ff. Trierer Theologische Zeitschrift, Trier 56, 1947 ff. Typis Polyglottis Vaticanis unverändert(e, er, es) Aufbau und Entfaltung des gesellschaftlichen Lebens. Soziale Summe Pius XII. Hrsg. v. A.-F. Utz j J.-F. Groner, Bd. I-III, FreiburgjSchweiz 1954-1961 Die katholische Sozialdoktrin in ihrer geschichtlichen Entfaltung. Eine Sammlung päpstlicher Dokumente vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Hrsg. v. A. Utz j B. Gräfm v. Galen, Bd. I-IV, Aachen 1976 Vaticanum 11, Dekret "Christus Dominus", in: AAS 58

(1966),S.673-696 Vaticanum 11, Erklärung "Dignitatis humanae", in: AAS 58

(1966), S. 929-941 Vaticanum 11, Erklärung "Gravissimum educationis", in: AAS 58 (1966), S. 728-739 Vaticanum 11, Pastorale Konstitution "Gaudium et spes", in: AAS 58 (1966), S. 1025-1115 Vaticanum 11, Dogmatische Konstitution "Lumen gentium", in: AAS 57 (1965), S. 5-75 Vaticanum 11, Dekret "Orientalium Ecclesiarum", in: AAS 57 (1965), S. 76-89 Vaticanum 11, Dekret "Perfectae caritatis", in: AAS 58 (1966), S. 702-712 Vaticanum 11, Dekret "Presbyterorum ordinis", in: AAS 58 (1966),S.991-1024 Vaticanum 11, Dekret "Unitatis redintegratio", in: AAS 57 (1965), S. 90-107

38 VELKD VerlApSt vol., Vol. Vorbem. Wetzer-Welte2

WRV

z.B.

ZevKR ZkTh ZntlW ZRG Kan. Abt.

ZStrW ZThK

Abkürzungsverzeichnis Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls. Hrsg. vom Sekretariat der DBK, Bonn 1975 ff. Volumen (Volumina) Vorbemerkung( en) Wetzer und Welte's Kirchenlexikon oder Encyklopädie der katholischen Theologie und ihrer Hülfswissenschaften, 2. Aufl., Bd. I-XII u. Register, Freiburg i. Br. 1882-1903 Verfassung des Deutschen Reichs vom 11. August 1919 (Weimarer Reichsverfassung) zum Beispiel Zeitschrift für Evangelisches Kirchenrecht, Tübingen 1951 ff. Zeitschrift für katholische Theologie, Wien 1876/77 ff. Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche, 1922 ff. Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Kanonistische Abteilung, Weimar 1, 1911 ff. Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft Zeitschrift für Theologie und Kirche, Tübingen 1891 ff.

A. Grundfragen des kirchlichen Strafrechts Die Kirche ist nach dem Willen ihres göttlichen Stifters das unter apostolischer Leitung stehende Volk Gottes, das ihn in Wahrheit anerkennen und ihm in Heiligkeit dienen soll. Diese Heilsgemeinschaft hat Christus mit seinem Geist erfüllt und mit geeigneten Mitteln sichtbarer und gesellschaftlicher Einheit ausgerüstet (VatII LG Art. 9). Zu diesen Mitteln gehört das gesamte Recht der Kirche, näherhin auch die Vollmacht, dort Strafen zu verhängen, wo das Verhalten einzelner Gläubigen den Heilsauftrag der Kirche gefährdet oder die kirchliche Ordnung erheblich stört.

I. Der Strafanspruch der Kirche Jede Strafe greift die Rechtsstellung und die Ehre eines Menschen an. Sie tangiert damit letztlich seine Würde und kann das Leben tiefgreifend verändern. Strafgewalt und Strafen im staatlichen Bereich werden daher vielfach als inhuman total abgelehntl. Im kirchlichen Strafrecht geht es vornehmlich um die Würde des Getauften als Christ, um seine Rechtsstellung in der Kirche und um das Leben der Communio der Kirche. Gerade wenn der befreiende und frohmachende Charakter der Botschaft J esu Christi betont und die Liebe und Güte Gottes in den Vordergrund der Verkündigung gestellt werden, erscheint es vielen unverständlich, daß die Kirche ein Strafrecht besitzt und dieses auch ausübt. 1. Die Vollmacht der Kirche zur Strafverhängung

Das für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland geltende Strafgesetzbuch (StGB) enthält keine Aussage über seine Existenzberechtigung. Im Unterschied dazu erklärt es das den Strafbestimmungen der Kirche gewidmete Buch VI des Codex luris Canonici einleitend als das angebo-

1 Zur allgemeinen Legitimationskrise des staatlichen Strafrechts und abolitionistischen Stimmen A. Eser, Strafrecht in Staat und Kirche. Einige vergleichende Beobachtungen, in: Staat, Kirche, Wissenschaft in einer pluralistischen Gesellschaft. Festschrift zum 65. Geburtstag von Paul Mikat. Hrsg. von D. Schwab / D. Giesen / J. Listl / H.-W. Strätz, Berlin 1989, S. 494 mit Anm. 5; S. 501 mit Anm. 64 und 65, m.w.N.

40

A. Grundfragen des kirchlichen Strafrechts

rene und eigene Recht der Kirche, Gläubige, die straffällig geworden sind, durch Strafmittel zurechtzuweisen (c. 1311). a) Kirchliche Heilsgemeinschaft und menschliches Versagen Die Sendung der Kirche hat die Ehre Gottes und das Heil des Menschen zum Inhalt. Es wird im Glauben an Jesus Christus und seine Gnade erlangt. Der christliche Glaube fordert Konsequenzen im Leben des Christen. Das Versagen eines Kirchengliedes berührt die sichtbare Gemeinschaft der Kirche nicht immer in gleicher Weise. Die Wiederherstellung der vollen Gliedschaftsstellung eines sündigen Kirchengliedes erfolgt im Bußsakrament. Für den Fall, daß sich das Versagen eines Kirchengliedes nicht nur als Sünde, sondern zugleich als Verletzung der äußeren Ordnung und Disziplin der Kirche darstellt, schreitet die kirchliche Autorität mit ihrer Strafgewalt ein. Die Verletzung verpflichtet die Kirche einerseits, dem irrenden Bruder um seines persönlichen Heiles willen das Unrecht seines Handelns durch Strafmaßnahmen zu verdeutlichen. Zum anderen bedeutet ein solches Fehlverhalten zugleich eine Störung der Gemeinschaft selbst. Es macht das Zeugnis der Kirche unglaubwürdig, verletzt die Ordnung ihres Lebens und gefährdet die Mitchristen durch das schlechte Beispiel. Von ihren Anfängen an hat die Kirche daher gegen schwerwiegendes Versagen, das ihre Ordnung störte oder die Gemeinde nach außen entehrte, mit Strafen reagiert. Es ging ihr dabei nicht nur um die Handhabung einer das Gemeinschaftsleben sichernden Disziplinargewalt, sondern letztlich darum, der Heiligkeit und Heilsfunktion der Kirche zu genügen. b) Biblische Grundlagen der kirchlichen Strafgewalt Hauptquelle für die Existenz der Strafe der Exkommunikation in der Kirche und zugleich auch Ausgan~spunkt für die Entwicklung einer kirchlichen Strafgewalt bildet Mt 18,15-18 . Ein sündiger Bruder, der nach zweimaliger Zurechtweisung zunächst unter vier Augen, dann unter Beiziehung von Zeugen auch auf die versammelte Gemeinde nicht hört, soll wie ein Heide und ein Zöllner betrachtet werden (Mt 18,15-18), d. h. wie ein öffentlicher Sün-

2 Ausdrücklich W Doskoci/, Der Bann in der Urkirche. Eine rechtsgeschichtliche Untersuchung (= MthStkan, Bd. 11), München 1958, S. 27; A. Gommenginger, Bedeutet die Exkommunikation Verlust der Kirchengliedschaft? Eine dogmatisch-kanonistische Untersuchung, in: ZkTh 73 (1951), S. 64; K Mörsdorf, Art. Exkommunikation, in: Handbuch theologischer Grundbegriffe. Hrsg. von H. Fries, Bd. 1, München 1962, S. 376 f.; E. Eichmann, Das Strafrecht des Codex Iuris Canonid, Paderborn 1920, S. 4 f.

I. Der Strafanspruch der Kirche

41

der3.

Das bedeutet Abbruch des persönlichen Verkehrs, mittelbar aber auch Ausschluß aus der Gemeinde. In Mt 18,15-17 geht es nicht nur um die Art und Weise, wie ein sündiges Gemeindemitglied zur Einsicht gebracht werden soll. Vielmehr wird eine Regel für die Gemeindedisziplin aufgestellt4 • Es ist ein dreistufiges Verfahren vorgesehen. In Mt 18,18 wird die Bindeund Lösegewalt, d. h. eine Fülle geistlicher Leitungsgewalt, an die Jünger übertragen. Diese Binde- und Lösegewalt schließt zugleich die Verhängung und die Aufhebung des Bannes in sichS• Eine Verbindung zwischen dieser ersten Normierung eines christlichen Zuchtverfahrens und dem Synagogenbann bzw. der Bannpraxis der essenischen Gemeinde von Qumran (1 QS 5,25-6,1)6 scheint möglich, aber nicht sicher. Offen bleibt die Frage, ob die Mt-Stelle die Annahme einer "Institution des Kirchenbannes" rechtfertigt7. Jedoch kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die Abkehr eines sündigen Bruders von seinem verwerflichen Verhalten nicht nur mit ethischen Mitteln, sondern auch durch die Vornahme einer autoritativen Maßnahme im Anschluß an ein rechtliches Verfahren angestrebt wurde8. Mt 18,17 scheint die Annahme nahezulegen, daß an die Gemeinde als Trägerin der Bindeund Lösegewalt gedacht sei. Der Evangelist hat jedoch die Weisung in Vers 15 ff. speziell auf die Hirten der Gemeinde bezogen, an die wahrscheinlich die ganze Rede in Mt 18 adressiert ist9. Diesem Verständnis entspricht, daß in Mt 16,19 die Binde- und Lösegewalt in singularischer Form dem Petrus zugesprochen wird. Paulus ist mit seiner Autorität strafend gegen Übeltäter vorgegangen und hat die Strafverhängung auch seinen Schülern aufgetragen. Abgesehen von

3 Vgl. J. Jeremias, Zöllner und Sünder, in: ZntlW 30 (1931), S. 293-300. 4 Vgl.A. Sand, Das Evangelium nach Matthäus (= Regensburger Neues Testament), Regensburg 1986, S. 371 ff. S B. Poschmann, Buße und Letzte Ölung (= HDG IV, 3), Freiburg 1951, S. 4; H. Vorgrimler, Buße und Krankensalbung (= HDG IV, 3), 2. Aufl., Freiburg, Basel, Wien 1978, S. 12 ff.; bereits J. Feßler, Der kanonische Proceß nach seinen positiven Grundlagen und seiner ältesten historischen Entwicklung in der vorjustinianischen Periode, Wien 1860, S. 11 f. 6 Vgl. c.-H. Hunzinger, Art. Bann, 11. Frühjudentum und Neue.s Testament, in: TRE, Bd. 5, S. 162 f.; P. Welten, Art. Bann, I. Altes Testament, m: TRE, Bd. 5, S. 159 ff. 7 Ablehnend Doskocil, Bann (Anm. 2), S. 37; dazu N. Hilling, Besprechung, in: AfkKR 128 (1957), S. 583 f. 8 So ausdrü48; abgedr. in: AfkKR 91 (1911), S. 145-156 = CIC-Fontes V, n. 2074, S. 3544; s. auch Fuldaer Bischofskonferenz, Erläuterungen vom 14. Dezember 1910 zu dem Dekret "Maxima cura" der Sacra Congregatio Consistorialis vom 20. August 1910; abgedr. in: AfkKR 91 (1911), S. 497-502; ferner in: Heiner, Strafprozeß (Anm. 166), S. 194 ff.; grundlegend N. Hilling, Die Amtsenthebung der Pfarrer im Verwaltungswege. Systematische Darstellung und Erläuterung des Dekrets der Konsistorialkongregation "Maxima cura" vom 20. August 1910, Mainz 1911.

V. Das kirchliche Strafrecht vom 15. Jahrhundert bis zum CICj1917

171

ten218 . Gegen die Zuwiderhandlung drohte er die dem Apostolischen Stuhl in besonderer Weise vorbehaltene Exkommunikation an. Diese kirchliche Vorschrift war jedoch nur mehr in den Ländern durchführbar, in denen das Privileg des befreiten Gerichtsstandes tatsächlich noch bestand und auch vom Staat anerkannt war. Erst die Erklärung des Kardinalstaatssekretärs Merry deI Val gegenüber dem preußischen Gesandten, daß das genannte Motu proprio für das Deutsche Reich nicht gelte, weil hier der befreite Gerichtsstand der Kleriker durch gegenteiliges Gewohnheitsrecht außer Kraft gesetzt worden sei, beseitigte die weithin bestehende diesbezügliche Unsicherheit219 . Die Tatsache, daß Pius X. noch über einzelne Städte Italiens das lokale Interdikt zusammen mit dem allgemeinen persönlichen Interdikt verhängte220, zeigte die Bereitschaft dieses Papstes zur Verwirklichung des kirchlichen Strafanspruchs in der Öffentlichkeit. Pius X. nahm schließlich auch die Reform des kanonischen Rechts mit aller Energie in Angriff. Geistesgeschichtlich lagen die Gründe für das Zustandekommen einer Kodifikation des kanonischen Rechts einerseits in dem großen Aufbruch der Kirche, der sich bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts abzeichnete, andererseits aber auch in der Tatsache, daß das kanonische Recht völlig unübersichtlich geworden und zudem in vieler Hinsicht veraltet war221 .

218 Pius X, MP "Quantavis diligentia" vom 9. Oktober 1911 de trahentibus clericos ad tribunalia iudi~um laicorum, in: AAS 3 (1911), S. 555 f.; abgedr. in: AfkKR 92 (1912), S. 115 f. - CIC-Fontes 111, n. 694, S. 800. 219 Dazu Kaas, Gerichtsbarkeit, Bd. 2 (Anm. 164), S. 168 ff. 220 SC Consist, Civitas Adriensis (Anm. 184), S. 765 f.; SC Consist, Civitas "Galatina" (Anm. 184), S. 517 f. 221 Der Boden für die KodifIkation war durch eine Reihe von Vorarbeiten geebnet worden. Vgl. z. B.A. Pil/et. Ius canonicum generale distributum in articulos, Parisüs 1890; im Blick auf die Strafgesetzgebung bes. Hol/weck, Strafgesetze (Anm. 25).

C. Die Strafbestimmungen im Codex Iuris Canonici

vom 27. Mai 1917

I. Die KodirIkation des kanonischen Rechts im Codex Iuris Canonici von 1917 Der Codex Iuris Canonici vom 27. Mai 1917 war bis zum 26. November 1983 als Gesetzbuch für den lateinischen Rechtskreis in Geltung. Das Kirchliche Gesetzbuch vom 25. Januar 1983 hat einen Teil der Bestimmungen des Codex von 1917 übernommen. Für ein tieferes Verständnis der kirchlichen Stratbestimmungen des Codex Iuris Canonici von 1983 ist die Kenntnis der Normen des Codex von 1917 unerläßlich. Es sollen daher in diesem Kapitel die strafrechtlichen Leitvorstellungen und Bestimmungen des Codex Iuris Canonici von 1917 verhältnismäßig ausführlich dargestellt werden. 1.

Die Entstehung des Codex Iuris Canonici von 1917

Seit der Vorbereitung des Ersten Vatikanischen Konzils setzte sich immer stärker die Einsicht in die Notwendigkeit einer Reform des Kirchenrechts durch l . Ziel der Neuordnung sollte nicht nur die Zusammenfassung des gesamten kirchlichen Rechts in einem einheitlichen Gesetzbuch, sondern auch die zeitgemäße Abänderung des bisher geltenden Rechts sein. Pius X. erteilte am 19. März 1904 den Auftrag zu einer Neukodiflkation2. In dem Geheimen Konsistorium vom 4. Dezember 1916 konnte Benedikt XV. den Abschluß der Redaktionsarbeiten bekanntgeben3. Mit der Apostolischen Konstitution "Providentissima mater ecclesia" vom 27. Mai 1917 hat Benedikt XV. den Codex Iuris Canonici von 1917 als Gesetzbuch der 1 Vgl. G. Feliciani, 11 Concilio Vaticano I e la codificazione deI Diritto canonico, in: La Norma en el Derecho canonico. Actas deI III Congreso Internacional de Derecho ~nonico, Pamplon!l, 10-15 de octubre d~ .1976, vol. I, Pamplona ~979, S. 505-525, G. May, Art. Kirchenrechtsquellen I, m. TRE, Bd. 19, S. 34 f., zur Reformbedürftigkeit des bisher geltenden Rechts vgl. die Angaben bei J. B. Sägmüller, Die formelle Seite der NeukodifIkation des kanonischen Rechts, in: ThQ 87 (1905), S. 401 ff.; N. Hil/ing, Die Reformen des Papstes Pius X. auf dem Gebiete der kirchenrechtlichen Gesetzgebung, in: AfkKR 95 (1915), S. 88 mit Anrn. l. 2 Pius X, MP "Arduum sane" vom 19. März 1904 über die Kodifikation des kanonischen Rechts, in: ASS 36 (1903/1904), S. 549-551; dt. in: AfkKR 84 (1904), S.347-350. 3 Benedikt XV., Anspr. vom 4. Dezember 1916, in: AAS 8 (1916), S. 465-468.

I. Die KodifIkation des kanonischen Rechts im CIC/1917

173

katholischen Kirche für den lateinischen Rechtskreis promulgiert4 . Das Gesetzeswerk ist am 19. Mai 1918 in Kraft getreten. Im Codex Iuris Canonici von 1917 war der damals geltende, in zahlreichen Sammlungen unübersichtlich verstreute Rechtsstoff in Form einer KodifIkation zusammengefaßt und neugeordnet worden5. Das Kirchliche Gesetzbuch von 1917 ist nicht nur im katholischen Raum als die "größte Tat in der Geschichte des Kirchenrechts seit der Vollendung des Decretum Gratiani,,6 gewürdigt worden, sondern fand auch außerhalb der katholischen Kirche Anerkennung7. Die Bewunderung galt nicht nur dem Entschluß, die weitschweifIge, schwülstige und kasuistische Form der Sammlung von Kanones und Dekreten durch eine KodifIkation abzulösen8, sondern auch der Kürze des Zeitraums, in dem das Werk vollendet wurde. Daneben wurde jedoch keineswegs übersehen, daß dem Codex von 1917 auch Mängel anhafteten, die sich insbesondere durch die kurze Erarbeitungszeit, durch das parallele Vorgehen von Kommissionen und durch das Zurückgreifen auf vorliegendes Quellenmaterial ergaben. 2. Das Strafrecht des Codex [uris Canonici von 1917

Das Corpus Iuris Canonici hatte kein vollständiges System des Strafrechts entwickelt. Die in den Gesetzbüchern der Päpste Gregor IX., Bonifaz VIII., Clemens V. bzw. Johannes XXII. jeweils im fünften Buch enthaltenen 4 Benedikt xv. , Ap. Konst. "Providentissima mater ecclesia" vom 27. Mai 1917, in: AAS 9 (1917), Pars 11, S. 5-8; abgedr. in: AfkKR 98 (1918), S. 87-90; die Urfassung siehe in: AAS 9 (1917) Pars 11, S. 11-521; vgl. K Mörsdorf, Art. Codex Iuris Canonici, in: SacrM I, Sp. 799 ff. 5 Vgl. W Aymans, Die Quellen des kanonischen Rechtes in der Kodifikation von 1911; in: La Norma (Anm. 1), S. 487-503; R. Metz, Les sources du droit, in: R. Epp / Ch. Lefebvre / R. Metz, Le droit et les institutions de l'Eglise catholique latine de la fm du XVIII" siecle a 1978. Sources,. communaute chretlenne et hierarchie (= Histoire du Droit et des Institutions de I'E~lise en Occident, Tome XVI), Paris 1981, S. 217-260; ferner G. May, Der CIC und die Entwicklung des Kirchenrechts bis 1974, in: HBKG, Bd. 7: Die Weltkirche im 20. Jahrhundert, S. 154 f.; A. Vetulani, Art. Codex Iuris Canonici I-III, in: DDC III, Sp. 909-935. 6 W M Plöchl, Geschichte des Kirchenrechts, Bd. 3, Wien, München 1959, S.45. 7 Vgl. statt aller U. Stutz, Der Geist des Codex iuris canonici. Eine Einführung in das auf Geheiss Papst Pius X. verfasste und von Papst Benedikt XV. erlassene Gesetzbuch der katholischen Kirche (= KRA, H. 92/93), Stuttgart 1918 (= unv. Nachdr. Amsterdam 1961), bes. S. 51 ff. 8 Vgl. H Schwenden wein , Der geschichtliche Weg der NeukodifIZierung des kanonischen Rechtes, in: Geschichte und Gegenwart. Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Gesellschaftsanalyse und politische Bildung 2 (1983), S. 116 ff.; F. Elsener, Der Codex Iuris Canonici im Rahmen der europäischen Kodifikationsgeschichte, in: A. Müller / F. Elsener / P. Huizing, Vom Kirchenrecht zur Kirchenordnung? (= Offene Wege, 7), Einsiedeln, Zürich, Köln 1968, bes. S. 31 ff.; SI. Kuttner, The Code of Canon Law in Historical Perspective, in: Jurist 28 (1966), S. 139 f.

174

C. Die Stratbestirnrnungen im CICj1917

Strafbestimmungen zeichneten sich weder durch Einheitlichkeit noch durch Lückenlosigkeit aus. Konzilien und Päpste hatten vielmehr die Strafbestimmungen nach den jeweiligen Bedürfnissen erlassen. Die sog. Abendmahlsbulle und später die Apostolische Konstitution Pius' IX. "Apostolicae Sedis" vom 12. Oktober 1869 regelten zwar die Tatstrafen9• Die übrigen Strafbestimmungen aber fanden sich verstreut im Corpus Iuris Canonici und in vielen Einzelerlassen. Oft blieb es unklar, ob eine Strafbestimmung nicht bereits veraltet, für nichtig erklärt oder außer Gebrauch getreten war. Das materielle Strafrecht gibt die Normen über die Straftat im allgemeinen, die Strafmittel und die einzelnen Strafandrohungen. Das formelle Strafrecht regelt die Frage der Strafgewalt, des Vorgehens bei der Verhängung oder Feststellung von Strafen und des Strafvollzugs. Der Codex Iuris Canonici von 1917 enthielt das materielle Strafrecht im 5. Buch "De delictis et poenis" (ce. 2195-2414 CICj1917) und das formelle Strafrecht im 4. Buch "De processibus" (ce. 1552-2194 CICj1917). Es wurden aber auch im 5. Buch Fragen des formellen Strafrechts behandelt, insbesondere die Frage der Strafgewalt. Materielles Strafrecht fand sich vereinzelt auch im zweiten, dritten und vierten Buch. Die klösterlichen Entlassungsverfahren waren im zweiten Buch "De personis" geregelt. Nach dem Vorbild der staatlichen Strafgesetzbücher schickte der Codex von 1917 der Aufzählung der einzelnen Straftaten Bestimmungen über die Straftat und die Strafarten voraus. Der erste Teil (ce. 2195-2213 CICj1917) handelte vom Begriff der Straftat und von der Einteilung der verschiedenen Straftaten, von der Zurechenbarkeit, von den mildernden und erschwerenden Umständen und von den rechtlichen Folgen einer Straftat, ferner von der Teilnahme an einer Straftat und vom Versuch. Daran schloß sich als zweiter Teil (ce. 2214-2313 CICjl917) die Lehre von den Strafen im allgemeinen und den Strafarten im besonderen an. Der dritte Teil schließlich (ce. 2314-2414 CICj1917) befaßte sich in neun Titeln mit den einzelnen Straftaten und ihrer Bestrafung. Die von dem Eichstätter Kanonisten Joseph Hollweck vorgenommene Einteilung10 ist für den Codex von 1917 grundlegend

9 Dazu oben B. V. 1. und 2; zur geschichtlichen Entwicklung: eh. Lefebvre, Les pouvoirs dans l'Eglise, in: L. Chevailler j Ch. Lefebvre / R. Metz, Le droit et les mstitutions de l'Eglise catholique latine de la fm du xv1n e siede a 1978. Organismes s;ollegiaux et moyens de gouvernement (= Histoire du Droit et des Institutions de l'Eglise en Occident, Tome XVII), Paris 1982, S. 281 ff. 10 J. Hollweck, Die kirchlichen Strafgesetze. Zusammengestellt und commentirt, Mainz 1899, unternahm den gesetzestechnisch beachtenswerten und gelungenen Versuch, das vor dem CICj1917 geltende kirchliche Strafrecht nach dem Vorbild der staatlichen Strafgesetzbücher in die Form eines modemen Strafgesetzbuchs zu bringen.

11. Die Straftat (cc. 2195-2213 CIC/1917)

175

geblieben. Strafbestimmungen, die im Kirchlichen Gesetzbuch von 1917 keine Erwähnung fanden, waren aufgehoben (c. 6 n. 5 CICj1917)11.

11. Die Straftat (ce. 2195-2213 CIC/1917) 1. Begriff und Einteilung (ce. 2195-2198 CIC/1917)

a) Der Begriff der Straftat (c. 2195 CICj1917) Im Unterschied zum deutschen Strafgesetzbuch enthielt das Kirchliche Gesetzbuch von 1917 in c. 2195 eine Definition der Straftat. Unter einer Straftat verstand der kirchliche Gesetzgeber von 1917 eine nach außen in Erscheinung getretene, sittlich zurechenbare und mit einer wenigstens unbestimmten Strafandrohung versehene Verletzung eines kirchlichen Gesetzes oder Verwaltungsbefehls (c. 2195 §§ 1 und 2 CICj1917). Zum Wesen der kirchlichen Straftat gehören demnach drei wesentliche Elemente: die Verletzung eines kirchlichen Strafgesetzes oder Verwaltungsbefehls, die äußere Handlung und die sittliche Zurechenbarkeit. Eine bloß verbotene Handlung, wie z. B. die Übertretung der Kirchengebote (ce. 859; 1248; 1250; 1251 CICj1917), die Ausübung der Jagd durch Kleriker (c. 138 CICjl917) oder der bürgerliche Verkehr mit einem Exkommunizierten, der zu meiden war (excommunicatus vitandus; c. 2267 CICj1917), begründete keine Straftat, da diese Handlungen nicht mit Strafe bedroht waren. Der Grundsatz "Nulla

11 Strafbestimmungen des partikulären Rechts, die dem CIC/1917 entgegenstanden, wurden durch c. 6 n. 1 CIC/1917 aufgehoben. Zum Strafrecht des CIC/1917: K Mör.;do!f, Lehrbuch des Kirchenrechts auf Grund des Codex Iuris Canonici (= Wissenschaftliche Handbibliothek. Eine Sammlung theologischer Lehrbücher), Bd. 3: Prozeß.- und Strafrecht, 11. Aufl., Paderborn, München, Wien, Zürich 1979, S. 308 ff.; E. Eichmann, Das Strafrecht des Codex Iuris Canonici, Paderborn 1920, S. 27 ff.; H Jone, Gesetzbuch der lateinischen Kirche. Erklärung der Kanones, Bd. 3: Prozeß- und Strafrecht. Kan. 1552 - Kan. 2414, 2. Aufl., Paderborn 1953, S. 449 ff.; H SchauJ, Einführun~ in das kirchliche Strafrecht, Aachen 1952, S. 14 ff.; A. Schamagl, Das neue kirchliche Gesetzbuch. Eine Einführung mit besonderer Berücksichtigung des bayerischen Rechtes, 2. Aufl., München und Regensburg 1918, S. 125 ff.; A. Pöschl, Kurzgefaßtes Lehrbuch des katholischen Kirchenrechtes auf Grund des neuen kirchlichen Gesetzbuches, 2. Aufl., Graz und Leipzig 1921, S. 321 ff.; A. Venneersch / I. Creusen, Epitome iuris canonici eum commentariis ad scholas et ad usum privatum (= Museum Lessianum - Section Theologique), Tom. III: Libri IV et V Codicis iuris canonici, 7. Aufl., Mechliniae, Romae 1956, on. 383 ff., S. 220 ff.; E. Regatillo, Institutiones Iuris Canonici (= Bibliotheca Comillensis), Vol. 11: De rebus, de processibus, de delictis et poenis, 6. Aufl., Santander 1961, nn. 770 ff., S. 465 ff.; F. M Capello, Summa iuris canonici in usum scholarum concionata, Vol. III: De processibus, delictis et poenis, 4. Aufl., Romae 1955, on. 569 ff., S. 479 ff.; M Conte a Coronata, Institutiones iuris canonici ad usum utriusque eleri et scholarum, Vol. IV: De delictis et poenis, 4. Aufl., Taurini, Romae 1955, nn. 1638 ff., S.3 ff.; 1. Sole, De delictis et poenis. Praelectiones in Lib. V Codicis Iuris Canonici, Romae 1920, S. 1 ff.

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C. Die Strafbestirnrnungen im CICj1917

poena sine lege,,12 und der Grundsatz "Nulla poena sine culpa" wurden damit anerkannt. Der Codex Iuris Canonici von 1917 verwendete in der Regel für die Bezeichnung Straftat den Begriff "delictum". Mit "crimen" bezeichnete das Kirchliche Gesetzbuch von 1917 in der Regel schwere Straftaten, wie z. B. die Verführung eines Pönitenten (cc. 894; 2363; 2368 § 1 CICL1917). Trotzdem galten "crimen" und "delictum" als gleichwertige Begriffe13. Die in weltlichen Strafgesetzbüchern (vgl. § 1 StGB) übliche Unterscheidung der Straftaten in Verbrechen (crimina), Vergehen (delicta) und Übertretungen (transgressiones seu contraventiones) kannte der Codex von 1917 nicht. b) Art und Schwere einer Straftat (c. 2196 CICjl917) Von wesentlichem Einfluß auf das Strafmaß waren die Art und die Schwere einer Straftat (c. 2196 CICj1917). Die Art (qualitas) einer Straftat bestimmte sich nach der Verschiedenartigkeit der durch das Strafgesetz geschützten Rechtsgüter (vgl. die einzelnen Titelüberschriften des Liber V, Pars tertia CICj1917), die Schwere (quantitas) nach der angedrohten Strafe, ferner nach der Zurechenbarkeit der Straftat und schließlich nach dem Taterfolg. Auf seiten des Straftäters spielten Schuldverschärfungs-, Schuldminderungs- und SchuldausschließungsgrÜDde sowie unter Umständen auch StrafausschließungsgrÜDde eine entscheidende Rolle l4 . c) Der Bekanntheitsgrad einer Straftat (c. 2197 CICj1917) Eine Straftat kann öffentlich, offenkundig oder geheim sein. Als öffentlich (delictum publicum) galt eine Straftat, wenn ein größerer Personenkreis von der Straftat wußte oder voraussichtlich leicht Kenntnis erhalten k,onnte. Bei einer offenkundigen Straftat (delictum notorium) war die Erfüllung des strafbaren Tatbestandes zweifelsfrei, da sie entweder gerichtlich festgestellt wurde (notorium notorietate iuris) oder unter Umständen erfolgte, die eine Leugnung bzw. einen Entschuldigungsgrund nicht zuließen (notorium notorietate facti). Als geheim wurde eine Straftat (delictum occultum) angesehen, die nicht öffentlich war. Durch die bewußt allgemein gehaltenen Begriffsbestimmungen des c. 2197 CICj1917 hatte der kirchliche Gesetzge12 Zur Durchbrechung des Grundsatzes "Nulla poena sine lege" oben A. 11. 2. b; in diesem Kapitel unten 111. 3. d. 13 K Mörsdorf, Die Rechtssprache des Codex Iuris Canonici. Eine kritische Untersuchung (= Görres-Gesellschaft. Veröffentlichungen der Sektion für Rechts- und Staatswissenschaft, H. 74), Paderborn 1937 (= unv. Nachdr. Paderborn 1967), S. 363 mit Anm. 10. 14 Dazu in diesem Kapitel 11. 2. b.

11. Die Straftat (ce. 2195-2213 CICj1917)

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ber von 1917 die früher bestehende Unsicherheit weitgehend behoben15 . Der gerichtlichen Strafverfolgung unterlagen grundsätzlich alle schwerwiegenden Straftaten (c. 1933 § 1 CIC/l917), unabhängig davon, ob sie öffentlich oder geheim waren. d) Kirchliche und staatliche Zuständigkeit (c. 2198 CIC/1917) Straftaten verstoßen gegen die kirchliche oder gegen die staatliche Rechtsordnung oder gegen beide Rechtsordnungen. Der Codex Iuris Canonici von 1917 unterschied daher rein kirchliche (delicta mere ecclesiastica), rein staatliche (delicta mere civilia) und sog. gemischte Straftaten (delicta mixta). Die Bestrafung der rein kirchlichen Straftaten oblag ausschließlich der Kirche. Sie beanspruchte jedoch das Recht, sich der Vollstreckungshilfe durch den Staat (brachium saeculare) bedienen zu können (c. 2198 CIC/1917). Die Bestrafung rein staatlicher Straftaten stand dem Staat zu, vorbehaltlich des befreiten Gerichtsstands der Kleriker in Strafsachen (vgl. cc. 120; 1553 § 1,3° CIC/1917; in Deutschland aufgehoben). Über die Sünde urteilte die Kirche im Bußsakrament (c. 1553 § 1,2° CIC/1917). Straftaten, die die Gesetze des Staates und der Kirche verletzten, wie z. B. Meineid (c. 2323 CIC/1917; §§ 154-156 StGB), Störung der Totenruhe (c. 2328 CIC/1917; § 168 StGB) und die Doppelehe (c. 2356 CIC/1917; § 171 StGB), und ebenso schwere Straftaten, für die der kirchliche Gesetzgeber über die staatliche Strafe hinaus eine zusätzliche kirchliche Bestrafung vorsah (cc. 2354; 2357 § 1 CIC/1917), unterlagen sowohl der kirchlichen als auch der staatlichen Gewalt (c. 2198 CIC/1917). Im Falle einer hinreichenden staatlichen Bestrafung konnte jedoch der Ordinarius bei Laien von einer kirchlichen Strafverhängung absehen (cc. 1933 § 3; 2223 § 3, 3° CIC/1917).

2. Die Zurechenbarkeit einer Straftat, erschwerende und mildernde Umstände und die rechtlichen Folgen einer Straftat (ce. 2199-2208 CIC/1917) a) Handlung und Schuld (ce. 2199; 2200; 2203 CIC/1917) Ein von der Rechtsordnung mit Strafe bedrohtes Verhalten wird erst durch die Schuld des Täters zur Straftat (vgl. c. 2195 § 1 CIC/1917)16. Dem Grundsatz "Keine Strafe ohne Schuld" (RegIur. 23 in VJO) trug der Codex 15 Vgl. Mörsdo1, Rechtssprache (Anm. 13), S. 364 ff. 16 Ausführlich 1. Heimberger, Die Schuld im Strafrecht des Codex iuris canonici,

in: Beiträge zur Krirninalpsychologie und Strafrechtsreform. Festgabe zum 60. Geburtstage von Gustav Aschaffenburg. Hrsg. von A. Graf zu Dohna j K. von Lilienthal (= Monatsschrift für Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform, Beiheft 1), Heidelberg 1926, S.6-18; s. auch St. Kuttner, Kanonistische Schuldlehre von Gratian bis auf die Dekretalen Gregors IX. Systematisch auf Grund der handschriftlichen Quellen dargestellt (= SteT, Bd. 64), Citta deI Vaticano 1935. 12 Rees

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C. Die Strafbestirnmungen im CIC/1917

von 1917 in stärkerem Maße Rechnung als das frühere Recht17. Im Unterschied zum römischen Recht (societas delinquere non potest) ging er jedoch davon aus, daß nicht nur physische Personen, sondern auch Körperschaften und andere Personenmehrheiten als Gemeinschaft schuldig werden konnten. Die Bestrafung einer Gemeinschaft ist nach Richard A. Strigl jedoch nur dann vertretbar, wenn sich die Bestrafung auf Güter der Gemeinschaft als solcher, nicht jedoch auf persönliche Güter unschuldiger Mitglieder erstreckte. Um den Grundsatz "nulla poena sine culpa" unangetastet zu lassen, empfahl Strigl, die Gemeinschaftsstrafe zu entkriminalisieren und in den Bereich des Verwaltungszwanges zu verweisen l8 . Die Zurechenbarkeit (imputabilitas) einer Straftat konnte auf Vorsatz (dolus) oder auf Fahrlässigkeit (culpa) beruhen (c. 2199 CICj1917) 19. Begrifflich gehört zum Vorsatz, daß der Täter die Tat überlegt und frei gewollt hatte und sich der Rechtswidrigkeit seines Tuns bewußt war (vgl. c. 2200 § 1 CICj1917). Der kirchliche Gesetzgeber von 1917 unterschied je nach der mehr oder weniger intensiven Ausprägung des Vorsatzes einen einfachen und einen verstärkten, einen bestimmten und einen unbestimmten Vorsatz. Der Codex von 1917 stellte die gesetzliche Vermutung auf, daß eine nach außen in Erscheinung getretene Straftat vorsätzlich begangen wurde. Die Beweislast für das Fehlen von Vorsatz lag beim Angeklagten (c. 2200 § 2; vgl. cc. 1826; 1827 CICj1917). Im deutschen Strafprozeß hingegen muß die Schuld des Täters bewiesen werden (vgl. §§ 261 und 267 StPO vom 1.2.1877 i. d. F. vom 17.9.1965). Can.2200 § 2 CICj1917 wich insofern von den staatlichen Strafgesetzbüchern ab20 • In der Regelung der Beweislast gemäß c. 2200 § 2 CICj1917 lag jedoch, wie Rudolf Motzenbäcker betont, keine Unbilligkeit, da der Täter keinen Belastungs-, sondern einen Entlastungsbeweis zu führen hatte21 • Can. 2199 CIC/1917 unterschied zwischen 17 So ergriff z. B. Infamie nicht mehr die Verwandten oder Verschwägerten des Täters. Vgl. c. 2293 § 4 CIC/1917; ferner M. Zwvwski, Die Erstreckung der Strafsanktion auf nicht schuldige Personen, die zum Straffälligen in Beziehung stehen, nach der Lehre der Dekretisten und Dekretalisten, in: ZRG Kan. Abt. 59 (1973), S.175-190. 18 R. A. Strigl, Straftat und Strafe, in: GrNKirchR, S. 752. 19 Ausführlich Mörsdorf, Lehrbuch III (Anm. 11), S. 316 ff.; N. Ruf, Die Strafzumessung im kanonischen Recht auf Grund der allgemeinen Lehren und Sonderbestirnmungen - mit einem Vergleich zum deutschen Strafrecht, Diss. jur., Freiburlb im Breisgau 1968, S. 36 ff.; 51 ff. Kritisch aus der Sicht des staatlichen Rechts W. Böckenförde, Das Rechtsverständnis der neueren Kanonistik und die Kritik Rudolf Sohms. Eine ante-kanonistische Studie zum Verhältnis von Kirche und Kirchenrecht, Diss. theol., Münster in Westfalen 1969, S. 47 mit Anm. 253; H. Waider, Besprechu~g von R. A. Strigl, Das Funktionsverhältnis zwischen kirchlicher Strafgewalt und Offentlichkeit. Grundlagen, Wandlungen, Aufgaben (=MthStkan, Bd. 21), München 1965, in: ZStrW 78 (1966), S. 526; dazu oben A. 11. 1. d. 21 R. Motzenbäcker, Die Rechtsvermutung im kanonischen Recht (= MthStkan, Bd. 10), München 1958, S. 481 f.

11. Die Straftat (ce. 2195-2213 CICj1917)

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einer Rechts- und einer Tatfahrlässigkeit. Die Rechtsfahrlässigkeit (ignorantia legis violatae) bestand darin, daß ein Täter die Rechtswidrigkeit seines Verhaltens nicht erkannte, die Kenntnis aber von ihm erwartet und ihm zugemutet werden konnte. Eine Tatfahrlässigkeit (omissio debitae diligentiae) war gegeben, wenn der Täter eine Sorgfalt nicht angewendet oder einen vom Recht mißbilligten Erfolg nicht verhindert hatte, obwohl ein solches Handeln von ihm verlangt werden durfte. Die Fahrlässigkeit näherte sich stark dem Vorsatz, wenn ein ganz offensichtlich zu erwartender schädlicher Erfolg in gewissenloser Weise nicht verhindert wurde (c. 2203 § 1 CIC/1917: culpa est proxima dolo). Im Unterschied zum staatlichen Recht kannte der Codex von 1917 keine eigenen Fahrlässigkeitsdelikte, nämlich solche, die nur fahrlässig begangen werden konnten. b) Ausschluß, Minderung und Verschärfung der Schuld (ce. 2201; 2202; 2204-2208 CIC/1917) Das Kirchliche Gesetzbuch von 1917 enthielt eine Reihe von Schuldausschließungs-, Schuldminderungs- und SchuldverschärfungsgrÜDden22 . Mängel im Erkennen oder im Wollen schlossen die Verantwortlichkeit für eine Straftat aus oder minderten sie. Zu den Mängeln im Erkennen rechnete der kirchliche Gesetzgeber ein unzureichendes Erkenntnisvermögen, wie z. B. jugendliches Alter (c. 2204 CIC/1917), Geisteskrankheit (c. 2201 § 2 CICj1917), Geistesschwäche (c. 2201 § 4 CIC/1917) oder eine Geistesstörung (c. 2201 § 3 CIC/1917), ferner den Irrtum (c. 2202 CIC/l917), d. h. sowohl den Irrtum über einen Tatumstand, über einen Rechtfertigungsgrund, über die Gebots- oder Verbotsnorm als auch über die Strafandrohung. Zu den Mängeln im Wollen zählten physischer Zwang (c. 2205 § 1 CICj1917), Nötigung und Notstand (c. 2205 §§ 2 und 3 CICj1917) sowie Notwehr (c. 2205 § 4 CICj1917) und Leidenschaft (c. 2206 CICj1917). Als unfähig für die Begehung einer Straftat galt, wer den Vernunftgebrauch nicht besaß (c. 2201 § 1 CIC/1917)23. Bewußt erregte Leidenschaft (c. 2206 CICj1917), höhere Stellung des Täters bzw. des Betroffenen (c. 2207, r CICj1917), Amtsmißbrauch (c. 2207, 20 CIC/1917) und Rückfall (c. 2208 CICj1917) erhöhten die Schuld und damit auch die Strafe. Neben den SchuldausschließungsgrÜDden, die infolge des Mangels an Schuld den Strafausschluß zur Folge hatten, da keine Schuld vorlag, kannte 22 Im einzelnen Heimberger, Schuld (Anm. 16), bes. S. 7 ff.; SchauJ, Einführung (Anm. 11), S. 37 ff.; Regatil/o, Institutiones II (Anm. 11), nn. 792 ff., S. 480 ff. 23 Zur Deliktsfähigkeit F Pototschnig, Rechtspersönlichkeit und rechtserhebliches Geschehen, in: GrNKirchR, S. 86 f.; P. Schmitz, Das kirchliche Laienrecht nach dem Codex Iuris Canonici. Das Recht der kirchlichen Einzelpersönlichkeit (= Münsterische Beiträge zur Theologie, H. 12), Münster (Westf.) 1927, S. 23 ff.

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C. Die Strafbestimmungen im CIC/1917

der Codex von 1917 auch sog. Strafausschließungsgründe. Der kirchliche Gesetzgeber gestattete dem Richter, trotz der vorhandenen Schuld von einer Bestrafung ganz abzusehen, und zwar im Falle des freiwilligen Rücktritts von der Beteiligung an einer Straftat (c. 2209 § 5 CICj1917) oder von dem Versuch einer Straftat (c. 2213 § 3 CICj1917), ferner im Falle der vollkommenen Besserung des Täters bzw. der Wiedergutmachung des Ärgernisses sowie einer hinreichenden staatlichen Bestrafung (c. 2223 § 3, 2° CICj1917). Der Zweck der Strafe galt damit als erreicht. c) Die Rechtsfolgen einer Straftat (c. 2210 CICj1917) Aus der Straftat konnte eine doppelte Klage entstehen, nämlich die Strafklage (actio poenalis) und die Zivilklage auf Schadensersatz (actio civilis; vgl. c. 2210 CICj1917). Die Strafklage wurde in der Regel von Amts wegen erhoben (c. 1934 CICj1917). In Beleidigungs- und Verleumdungsangelegenheiten (cc. 2344; 2355 CICj1917) hing die Strafverfolgung von der erstatteten Anzeige oder einem Antrag der verletzten Partei ab. Eine schwere Verleumdung oder Beleidigung eines Klerikers oder eines Ordensangehörigen bzw. durch Kleriker und Ordensangehörige ließ die Erhebung der Strafklage von Amts wegen zu (c. 1938 CICj1917)24. Ein Anspruch auf Schadensersatz entstand für den Fall, daß durch die Straftat einer physischen oder juristischen Person ein vermögenswerter Schaden zugefügt wurde, z. B. aus der Tötung, einer Körperverletzung, einem Kirchenraub oder einer Rechtsverweigerung. Die Klage konnte selbständig erhoben, zweckmäßigerweise aber mit der Strafklage verbunden werden (forum connexionis; c. 1567 CICj1917). 3. Erscheinungs/onnen der Straftat (ce. 2211-2213; 2209 CICj1917)

Jede bewußte Handlung wird von einem Handlungsentschluß getragen. Die vollständige Durchführung des Handlungsentschlusses bewirkt die vollendete Tat. Bleibt die objektive Handlung im Ausführungsstadium stecken, handelt es sich um einen Versuch (conatus delicti). a) Die vollendete Straftat Die Vollendung einer Straftat hat Bedeutung für die Strafbarkeit. Denn nur die vollendete Straftat rechtfertigte die im Strafgesetz oder im Verwaltungsbefehl vorgesehene Strafe (vgl. c. 2228 CICj1917). Eine Straftat galt 24 Die Durchführung der Straf- und der Zivilklage au.f Schadensersatz erfolgte nach den Bestimmungen der cc. 1552-1959 CIC/1917. Über die Verjährung.der Strafklage siehe cc. 1702-1705 CIC/1917 mit c. 35 CIC/1917; dazu N. Hilling, Ober die Verjährung der Strafklage im kanonischen Recht, in: ThG135 (1943), S. 81-84.

11. Die Straftat (ce. 2195-2213 CIC/1917)

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als vollendet, wenn die zu einer Straftat zählenden Handlungen oder Unterlassungen begangen, d. h. wenn die den strafbaren Tatbestand bestimmenden objektiven Merkmale verwirklicht worden sind2S • b) Der Versuch einer Straftat und die Sonderarten des Versuchs (cc. 2212 und 2213 CICj1917) Über die strafrechtliche Behandlung des Versuchs hatte das kanonische Recht vor dem Inkrafttreten des Codex Iuris Canonici von 1917 keine allgemeinen Normen aufgestellt. Allerdings hat es Anknüpfungspunkte hierfür keineswegs vermissen lassen26 . Der Versuch einer Straftat lag vor, wenn Handlungen vorgenommen oder Unterlassungen begangen wurden, die an sich zur Begehung einer Straftat führen mußten, die Straftat aber aus irgendeinem Grund nicht vollendet wurde (c. 2212 § 1 CICj1917). Der Versuch wurde somit wie im staatlichen Recht (vgl. § 43 StGB) durch drei Elemente bestimmt: den strafbaren Willen, den Beginn der Ausführung und das Ausbleiben der Vollendung (velle, agere, non perficere). Als besondere Art des Versuchs kannte der Codex von 1917 die fehlgeschlagene Straftat (delictum frustratum; c. 2212 § 2 CICj1917)27. Die Vollendung unterblieb aus Gründen, die außer halb des Willens des Täters lagen. Der kirchliche Gesetzgeber von 1917 sah im Anstifter den verantwortlichen Urheber der Tat. Er wertete daher die erfolglose Anstiftung als Versuch einer Straftat (c. 2212 § 3; vgl. aber c. 2209 § 5 CICjl917). Der Versuch war zum Teil zu einer selbständigen Straftat ausgebildet (delictum sui generis; c. 2212 § 4 CICjl917) , wie z. B. der Selbstmordversuch (c. 2350 § 2 CICj1917), die Herausforderung zum Zweikampf (c. 2351 CICj1917) oder der Bestechungsversuch (c. 2407 CICj1917). 2S Siehe P. Ciprotti, De consumatione delictorum attento eorum elemento obiectivo, in: Apollinaris 8 (1935), S. 224-248; 377-427; 9 (1936), S. 404-417; zu den strafbaren Unterlassungen im CIC/1917: G. W. Pickel, Die strafbaren Unterlassungen des geltenden katholischen Kirchenrechts, Diss. jur. Köln, Koblenz 1932. 2 Grundlegend D. Simon, Der Deliktsversuch nach kanonischem Recht (= Basler Studien zur Rechtswissenschaft, H. 75), Basel 1965; G. Graf Droste zu Vischering, Der Deliktsversuch im Codex Iuris Canonici, Diss. jur., Bonn o. J. (1925); J. Noval, De conatu delicti et eius punitione iuxta Codicem I. c., in: IusPont 9 (1929), S. 118-127; W. Hennemann, Der Versuch im kirchlichen Strafrecht dargestellt unter Heranziehung von weltlichem Strafrecht, Diss. jur. Frankfurt am Main, Limburg a. d. L. 1930; H. Lünenborg, Der Versuch im Strafrecht des Codex Iuris Canonici, in: AfkKR 111 (1931), S. 369-399; H. Stoffel, De conatu delicti (Codex Iuris Canonici, can. 2212/3), Diss. jur., Freiburg 1932, S. 19 ff.; J. H. Fol/mann, Der strafbare Versuch im Codex Iuris Canonici, Diss. jur. Köln, Druck: Würzburg 1933, bes. S. 9 ff.; V. Mocnik, Theoriae de conatu delicti atque CIC, in: EIC 24 (1968), S. 346-363. 27 Im einzelnen Simon, Deliktsversuch (Anm. 26), S. 134 ff.; Stoffel, De conatu delicti (Anm. 26), S. 50 ff.; Fol/mann, Versuch (Anm. 26), S. 19 ff.

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C. Die Strafbestimrnungen im CIC/1917

Die Strafbarkeit des Versuchs, auch des untauglichen28, lag darin begründet, daß der Täter seinen strafbaren Willen nach außen betätigt und somit die Rechtsordnung gefährdet oder gestört hatte. Die Verantwortlichkeit und damit auch die Strafe waren um so größer, je mehr sich der Versuch der Vollendung der Straftat annäherte, jedoch stets geringer als für die vollendete Tat (c. 2213 § 1 CICj1917). Eine fehlgeschlagene Straftat erforderte infolge der größeren Schuld eine schwerere Strafe als der einfache Versuch (c. 2213 § 2 CIC/1917). Der freiwillige Rücktritt von einer Straftat hatte einen Schuld- und Strafausschluß zur Folge, sofern nicht Schaden oder Ärgernis entstanden waren (c. 2213 § 3 i. V. m. c. 2235 CICj1917)29. c) Täterschaft, Teilnahme und Begünstigung (cc. 2209 und 2211 CICj1917) Der Codex Iuris Canonici von 1917 baute seine Lehre über die Beteiligung mehrerer Personen an einer Straftat nicht auf der Unterscheidung zwischen Täterschaft und Teilnahme auf. Er legte vielmehr den Gesichtspunkt der wirksamen Verursachung zugrunde. Trotzdem wurde in der Literatur die im staatlichen Strafrecht im Hinblick auf die Abgrenzung der Begriffe umstrittene Unterscheidung in Täterschaft und Teilnahme getroffen30 . Das Kirchliche Gesetzbuch von 1917 unterschied eine freie und eine notwendige Mittäterschaft (c. 2209 §§ 1 und 2 CICj1917). Alle Mittäter waren in der Regel in gleicher Weise für die Straftat verantwortlich. Sie traf daher auch dieselbe Schuld, sofern die Schuld des einen oder anderen nicht durch besondere Umstände erhöht oder vermindert wurde. Joseph Heimberger legte dem Umstandswort "simul" in c. 2209 § 1 CICj1917 rein zeitliche Bedeutung bei31 . Er kam daher, wie Klaus Mörsdorf betont, zu einem stark verengten Mittäterbegriff. Simul könne auch soviel wie "zusammen" 28 Vgl. R. Frank, Über das Strafrecht des Codex Juris Canonici (= Münchener Festgabe für Karl v. Birkmeyer zum 27. Juni 1917. Siebenter Beitrag), in: Archiv für Strafrecht und Strafprozess 65 (1918), S. 407. 29 Zu dieser im CIC/1917 neuen Bestimmung s. Lünenborg, Versuch (Anm. 26), in: AfkKR 111 (1931), S. 396 ff., unter Hinweis auf J. Hol/weck, Strafgesetze (Anm. 10), § 7, S. 69, der auch den freiwillig aufgegebenen Versuch ausdrücklich als Versuch bezeichnete. 30 Vgl.1. Heimberger, Aus dem Strafrecht des Codex juris canonici, in: Bonner Festgabe für Ernst Zitelmann zum fünfzigjährigen Doktorjubiläum, dargebracht von der Juristischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, München und Leipzig 1923, S. 64 ff.; G. Michiels, De delictis et poenis. Commentarius libri V Codicis Iuris Canonici, Vol. I: De delictis, cc. 2195-2213, 2. Aufl., Parisüs, Tornaci, Romae, Neo Eboraci 1961, S. 326 ff.; zur geschichtlichen Entwicklung s. 1. M. Pinna, De participatione iure poenali canonico. Studium historico-iuridicum, in: Apollinaris 13 (1940), S. 265-303; 14 (1941), S. 447-462; 15 (1942), S. 52-94; 290-346. 31 Heimberger, Strafrecht (Anm. 30), S. 65 f.; s. auch Th. Maier, Mittäterschaft und Beihilfe nach dem Codex Iuris Canonici, Diss. jur., Frankfurt am Main 1933, S.17ff.

III. Die Strafen im allgemeinen (ce. 2214-2240 CICj1917)

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bedeuten und so die Gemeinschaftlichkeit und Gleichartigkeit des Handelns anzeigen32 • Der Codex von 1917 unterschied zwei Formen der Teilnahme, und zwar die Anstiftung (c. 2209 §§ 3 und 4 CICj1917) und die Beihilfe (c. 2209 §§ 3; 4 und 6 CICj1917). Als besondere Weise der Anstiftung hob der kirchliche Gesetzgeber von 1917 den Auftrag hervor. Unter Begünstigung (c. 2209 § 7 CICj1917) verstand das kanonische Recht die Beteiligung an einer bereits abgeschlossenen Straftat, sei es durch die Verherrlichung der Tat in Wort und Schrift, durch die Beteiligung an den Früchten der Tat, z. B. eines Diebstahls, oder durch den Schutz des Täters gegen eine Verfolgung. Die Begünstigung der Häresie (c. 2316 CICj1917), eines Zweikampfes (c. 2351 § 1 CICj1917) und die Unterlassung der Anzeige im Falle der Verführung eines Pönitenten im Zusammenhang mit der Beichte (c. 2368 § 2 CICj1917) bildeten eigene Straftatbestände. Alle an der Straftat beteiligten und hauptverantwortlichen Personen traf die gesetzlich vorgesehene Strafe, sofern das Gesetz nicht ausdrücklich etwas anderes bestimmte (c. 2231 CICj1917). Sie hafteten daher als Gesamtschuldner für die anfallenden Prozeßkosten und für Schadensersatz (c. 2211 CICj1917). Andere Teilnehmer waren mit einer gerechten Strafe zu belegen, sofern nicht das Gesetz selbst bereits eine bestimmte Strafe vorsah (c. 2231 CICj1917). Wer seinen Einfluß auf die Begehung einer Straftat rechtzeitig und voll zurückgezogen hatte, wurde von jeder Verantwortung für die Tat befreit (c. 2209 § 5 CICj1917).

111. Die Strafen im allgemeinen (ce. 2214-2240 CIC/1917) Der Behandlung der Strafen im allgemeinen schickte der kirchliche Gesetzgeber von 1917 eine Begründung des kirchlichen Strafanspruchs voraus. Das der Kirche angeborene und eigene Recht (ius nativum et proprium), die ihr untergebenen Gläubigen, die eine Straftat begangen haben, mit geistlichen und zeitlichen Strafen (poenae spirituales et temporales) zu belegen (vgl. c. 2214 CICj1917), basiert auf ihrem Selbstverständnis als societas iuridice perfecta33. Unter Bezugnahme auf eine Weisung des Konzils von Trient verpflichtete der kirchliche Gesetzgeber die Diözesanbischöfe und die übrigen Ordinarien, von der Stratfewalt mit kluger Mäßigung Gebrauch zu machen (c. 2214 § 2 CICj1917) . 32 So Mörsdorf, Lehrbuch III (Anm. 11), S. 333 mit Anm. 1; L. A. Eltz, Cooperation in crirne. An historical conspectus and commentary (= CLS, No 156), Washington D. C. 1942, S. 84 ff. 33 Dazu oben A. I. 2. a. 34 So bereits Concilium Tridentinum, sess. XIII, cap. 1 de ref., in: COD, S. 674 f.; dazu auch E. Wohlhaupter, Aequitas canonica. Eine Studie aus dem kanonischen Recht (= Görres-Gesellschaft, Veröffentlichungen der Sektion für Rechts- und

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C. Die Strafbestirnmungen im CIC/1917

1. Begriff, Arten, Auslegung und Zumessung der kirchlichen Strafen (ce. 2215-2219 CIC/1917)

a) Begriff und Zweck der Kirchenstrafe (c. 2215 CICj1917) Der Codex Iuris Canonici von 1917 enthielt in c. 2215 eine DefInition der Kirchenstrafe. Darunter wurde verstanden der durch die rechtmäßige kirchliche Autorität verfügte Entzug eines Gutes (privatio alicuius boni) zur Besserung des Straftäters (correctio delinquentis) und zur Sühne der Straftat (punitio delicti). Die Strafe wirkte sich bei dem Bestraften als ein Übel aus. Der Entzug umfaßte sowohl geistliche als auch weltliche Güter, wie z. B. Freiheit und Vermögen. Es ist aus der Sorge der Kirche für das Seelenheil zu erklären, daß das kanonische Strafrecht den Besserungsgedanken stark in den Vordergrund stellt. Dennoch galt die Besserung des Täters nur als der äußere Zweck der Strafe, da die Strafe ihrem Wesen nach nur als Vergeltun~ einer Straftat und nicht als reine Besserungsmaßnahme gerechtfertigt ist 5. Innerer und damit wesentlicher Zweck der Kirchenstrafe blieb die Wiederherstellung der gestörten Rechtsordnung. b) Die Strafmittel (c. 2216 CIC/1917) Das Kirchliche Gesetzbuch von 1917 unterschied drei Arten der kirchlichen Strafen, nämlich die Beuge- oder Besserungsstrafen, auch Zensuren genannt (poenae medicinales seu censurae), ferner die Vergeltungsstrafen (poenae vindicativae), die in der kanonistischen Literatur überwiegend als Sühnestrafen bezeichnet wurden, sowie die Strafsicherungsmittel (remedia poenalia) und die Strafbußen (poenitentiae; c. 2216, 10 _30 CICj1917)36. Die Besserungsstrafe zielt vorwiegend auf die Überwindung einer verstockten Willenshaltung, die Sühnestrafe hingegen auf die Sühne einer Straftat. ohne daß der Besserungsgedanke ausgeschlossen wurde. Bei den Strafsicherungsmitteln handelte es sich zum Teil um echte Strafen, zum Teil um Staatswissenschaft, H. 56), Paderborn 1931, S. 171; 19 ff.; W. M Plöchl, Vom Sinn des Kirchenrechts in unserer Zeit, in: Festschrift für Adolf J. Merk! zum SO. Geburtstag. Hrsg. von M. Imboden / F. Koja / R. Marcic / K. Ringhofer / R. Walter, München, Salzburg 1970, S. 315. 35 Ausdrücklich Mörsdorf, Lehrbuch III (Anrn. 11), S. 339 f.; ders., Persona in Ecclesia Christi, in: AfkKR 131 (1962), S. 376; abgedr. in: ders., Schriften zum Kanonischen Recht. Zu Ehren von Klaus Mörsdorf, dem geistlichen Gelehrten und wegweisenden Anreger der Kanonistik, aus Anlaß der Vollendung des SO. Lebensjahres am 3. April 1989. Hrsg. von W. Aymans / K.-Th. Geringer / H. Schmitz, Paderborn, München, Wien, Zürich 1989, S. 130; im einzelnenl. Meile, Der kanonische Strafzweck, in: Festgabe Ulrich Lampert zum 60. Geburtstage am 12. Oktober 1925. Hrsg. von C. Trezzini / M. Gutzwiller / S. Regli, Freiburg/Schweiz 1~S. 71-99. Im einzelnen in diesem Kapitel IV.-VI.

III. Die Strafen im allgemeinen (ce. 2214-2240 CICjI917)

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Maßnahmen, die einer Strafe vorbeugen oder diese vermeiden sollten. Strafbußen waren Genugtuungsleistungen an Stelle einer Strafe. c) Die Einteilung der Strafen (c. 2217 CICj1917) Mit Rücksicht auf die Umgrenzung einer Strafe unterschied der Codex von 1917 bestimmte und unbestimmte Strafen (c. 2217 § 1, 1° CICjI917). Eine Strafe galt als bestimmt (poena determinata), wenn sie ein Gesetz oder ein Verwaltungsbefehl genau festlegte, als unbestimmt (poena indeterminata), wenn ihre Art und ihr Maß dem Ermessen des Richters oder des Inhabers der Strafbefehlsgewalt überlassen blieben. Die Verhängung der Strafe konnte verpflichtend37 oder in das Ermessen des Diäzesanbischofs oder des kirchlichen Richters gestellt38 sein. Mit Rücksicht auf den Eintritt der Strafe kannte der Codex von 1917 Tatund Urteilsstrafen (c. 2217 § 1, 2°; § 2 CICjI917)39. Eine Tatstrafe (poena latae sententiae) tritt mit der Tat von selbst ein. Die Tat mußte vollendet und der Tatbestand voll erfüllt sein. Die Urteilsstrafe (poena ferendae sententiae) trat erst durch den Spruch des kirchlichen Richters bzw. Oberen ein. Der Eintritt einer Tatstrafe konnte durch Urteil (sententia declaratoria) ausdrücklich festgestellt werden (vgl. c. 2223 § 4 CICjI917). Eine festgestellte Tatstrafe entfaltete dieselben Wirkungen wie eine durch ein rechtsbegründendes Urteil (sententia condemnatoria) verhängte Strafe. Mit Rücksicht auf ihren Ursprung unterschied der kirchliche Gesetzgeber im Codex von 1917 Gesetzes- und Spruchstrafen (c. 2217 § 1,3° CICjI917). Eine Tat- oder Urteilsstrafe, die durch ein Gesetz oder durch einen Verwaltungsbefehl angedroht war, hieß Gesetzesstrafe (poena a iure). Unter Spruchstrafe (poena ab homine) verstand der Codex von 1917 eine durch ein richterliches Urteil oder durch ein Dekret verhängte Strafe. Die Unterscheidung besaß für den Straferlaß Bedeutung. Eine Spruchstrafe war stets dem Ordinarius zum Erlaß vorbehalten, in dessen Hoheitsbereich das Urteil gefällt wurde. Hingegen bestand bei einer Gesetzesstrafe nur dann ein Vorbehalt, wenn ihn das Gesetz oder der Verwaltungsbefehl ausdrücklich festgelegt hatte (vgl. cc. 2245 §§ 2 und 4; 2247 § 2; 2244 §§ 2 und 3 CICjI917). Unter den Kanonisten herrschte weithin Uneinigkeit über die Frage, ob die mittels eines Verwaltungsbefehls angedrohte Tatstrafe als Gesetzes- oder als Spruchstrafe und demzufolge als grundsätzlich nicht vorbehalten oder in 37 Vgl. z. B. debet puniri, puniendus und die imperativischen Konjunktive puniatur:jlectatur, privetur, suspendatur, deponat ur, degradetur, coerceatur. Vgl. die Verbindungen mit posse: puniri potest, possunt (ce. 2355; 2361; 2391 § 2; 2406 § 2 CICjI917); pIecti poterunt (c. 240S-CICjI917). 39 In der Unterscheidung zwischen Tat- und Urteilsstrafe zeigt sich eine wichtige Eigentümlichkeit der kirchlichen Strafe. Dazu oben A. IV. 2; vgl.. auch P. Kurczynski, De natura et observantia poenarum latae sententiae, Lublin 19J8.

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C. Die Strafbestimmungen im CICj1917

jedem Falle als vorbehalten anzusehen sei. Nach der zweiten Auffassung, die sich auf die frühere Rechtslehre berief, schuf die mittels eines Verwaltungsbefehls angedrohte Tatstrafe eine personale Beziehung zwischen dem Inhaber der Strafbefehlsgewalt und dem Empfänger, so daß ein Vorbehalt gegeben war40• Die erste Auffassung vermied, wie Klaus Mörsdorf betont41, den andernfalls in c. 2245 §§ 2 und 4 CICj1917 auftretenden Widerspruch. Sie wurde durch die Gegenüberstellung von Tat- und Spruchstrafe in c. 2244 §§ 2 und 3 CICj1917 geradezu gefordert. d) Strafzumessung und Auslegungsregeln (cc. 2218 und 2219 CICj1917) Die Strafe ist eine "tatgemäße Vergeltung,042. Can. 2218 § 1 CICj1917 forderte daher nicht nur die Berücksichtigung des Gegenstandes und der Bedeutung des verletzten Gesetzes, sondern zugleich auch des subjektiven Moments, und zwar des Alters, der Bildung, des Geschlechts, des Berufs und des Geisteszustands des Straftäters, ferner der Stellung der verletzten Person bzw. des Täters und schließlich auch der Umstände der Tat. Ein gegenseitig begangenes Unrecht, wie z. B. eine gegenseitige Beleidigung, glich sich aus. War das von einem Teil begangene Unrecht größer, dann mußte dieser auch in entsprechender Weise bestraft werden unter Berücksichtigung des ihm zugefügten Unrechts (c. 2218 § 3 CICj1917). Umstände, die von einer schweren Schuld entlasteten (z. B. c. 2205 CICj1917), befreiten auch von jeder Tat- oder Urteilsstrafe (c. 2218 § 2 CICj1917)43. Der kirchliche Gesetzgeber von 1917 hielt in c. 2219 § 1 CICj1917 den alten Grundsatz "In poenis benignior est interpretatio facienda" (vgl. Reglur. 49 in VJO) aufrecht. In Strafsachen verdiente daher stets die mildere, d. h. die für den Angeklagten sprechende Auslegung den Vorzug. Generell erfor40 Vgl. G. Michie/s, De reservatione censurae latae sententiae praecepto peculiari adnexae, in: EThL 4 (1927), S. 180-194; 613-619; F. Roberti, An censurae latae sententiae per preceptum constituta sit reservata, in: Apo1linaris 6 (1933), S. 341-348; 1. Creusen, De reservatione censurae praecepto latae (c. 2245 § 4), in: IusPont 4 (1924), S. 26-29, der sich später der ersteren Auffassung angeschlossen hat. Siehe Venneesch / Creusen, Epitome III (Anm. 11), n. 406, S. 242 ff. 41 Vgl. Märsdorf, Rechtssprache (Anm. 13), S. 385 f. 42 G. May, Rechtsfolgen schuldhaften Verhaltens ohne Strafcharakter im CIC, in: ÖAKR 10 (1959), S. 178; zum Verhältnis von Strafe und Schuld vgl. Pius XII, Anspr. vom 5. Dezember 1954 an die Teilnehmer der 6. Studientagung der Vereinigun~ katholischer Juristen Italiens, in: AAS 47 (1955), S. 60-71 = dt. Utz j Groner, SOZIale Summe III, Nr. 4556 ff., S. 2622-2637; Pius XII, Anspr. vom 3. Oktober 1953 vor dem 6. Internationalen Kongreß für Strafrecht, in: AAS 45 (1953), S. 734 = dt. Utz j Groner, Soziale Summe I, Nr. 446, S. 194 f.; Pius XII, Alloc. vom 26. Mai 1957 an die Vereinigung katholischer Juristen Italiens, I 1, in: AAS 49 (1957), S. 405 f. = dt. Utz j Groner, Soziale Summe III, Nr. 4698 ff., S. 2707 f. 43 A. Dordett, Kirche zwischen Hierarchie und Demokratie, Wien 1974, S. 114, hielt eine derartige Bestimmung im staatlichen Bereich für unannehmbar, da sie Mißbräuche nicht nur ermöglichen, sondern geradezu hervorrufen würde.

III. Die Strafen im allgemeinen (ce. 2214-2240 CICj1917)

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derten Strafgesetze eine enge (stricte) Auslegung ( cc. 19; 2246 § 2 CIC/1917). Eine analoge Auslegung war verboten (vgl. c. 2219 § 3 CIC/1917; c. 20 CIC/1917)44. Außer im Falle einer Appellation mit Suspensivwirkung (vgl. c. 1889 CIC/I917) mußte die Strafe sowohl im inneren (forum internum) als auch im äußeren Bereich (forum externum) beobachtet werden (c. 2219 § 2 CIC/1917). Die Vermutung sprach für den kirchlichen Oberen und damit für die Rechtmäßigkeit seiner Handlung. 2. Die Androhung von Strafen (ce. 2220; 2221; 2226 §§ 1-3':2227,' 2230 CIC/1917)

Die hoheitliche Leitungsgewalt der Kirche (potestas iurisdictionis) betätigt sich in Strafsachen durch die Aufstellung von Strafandrohungen, durch die Verhängung, die Feststellung und den Vollzug sowie durch den Erlaß von Strafen. Sie wird in allen drei Funktionen der kirchlichen Leitungsgewalt, nämlich der gesetzgebenden, der rechtsprechenden und der verwaltenden, tätig. a) Die Inhaber der Strafgewalt (ce. 2220 und 2221 CIC/1917) Die Androhung von Strafen oblag grundsätzlich dem Gesetzgeber. Wer Gewalt hatte, Gesetze zu geben, dem stand auch die Strafgewalt zu, d. h. das Recht, die Gesetze oder Verwaltungsbefehle mit einer Strafandrohung zu versehen (vgl. c. 2220 § 1 CIC/1917). Die Strafgewalt bildete somit das "Korrelat der gesetzgebenden Gewalt,;45. Universalkirchlicher Gesetzgeber waren der Papst, das Ökumenische Konzil und die Behörden der Römischen Kurie, teilkirchliche Gesetzgeber neben dem Papst die Ortsordinarien, die Plenar- und Provinzialkonzilien und seit der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil auch die Bischofskonferenzen46 • Für Personalkörperschaften lag die gesetzgebende Gewalt bei den Oberen (cc. 488, 8°; 501 CIC/1917), im klösterlichen Bereich auch bei den Ordenskapiteln exemter Klerikerverbände. Der Papst, die Behörden der Römischen Kurie und alle Ordinarien mit gesetzgebender Gewalt waren in demselben Um44 Zu den Auslegungsregeln s. J. Listl, Die Rechtsnormen, in: GrNKirchR, S. 67 f.; P. Felici, De poenali iure interpretando, in: Apollinaris 11 (1938), S. 404-452; 515-556. 45 Eichmann, Strafrecht (Anm. 11), S. 60. 46 H Eisenhofer, Die kirchlichen Gesetzgeber, Technik und Form ihrer Gesetzgebung, München 1954, S. 1 ff.; M. Pesendorfer, Partikulares Gesetz und partikularer Gesetzgeber im System des geltenden lateinischen Kirchenrechts (= Kirche und Recht 12), Wien 1975, S. 49 ff.; J. Listl, Die Kirchenregion. Regionalkonzil und Bischofskonferenz, in: GrNKirchR, S. 240-252.

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C. Die Strafbestimmungen im CIC/1917

fang zugleich auch Inhaber der Strafbefehlsgewalt47. Der Generalvikar benötigte zur Ausübung der Strafgewalt einen besonderen Auftrag des Diözesanbischofs (c. 2220 § 2 CICj1917)48. Laien konnten nicht Inhaber der kirchlichen Jurisdiktion und somit auch nicht der kirchlichen Strafgewalt sein. Jedoch mußte das Recht laikaler Ordensoberer zur Strafverhängung (ce. 2347; 2385; 2386; 2413 § 1 CICj1917) als Ausübung von Strafgewalt angesehen werden49 • Die Inhaber der gesetzgebenden Gewalt waren innerhalb der örtlichen, persönlichen und sachlichen Grenzen ihrer Zuständigkeit befugt, sowohl ihre eigenen als auch die von ihren Amtsvorgängern erlassenen Gesetze und ebenso ein göttliches Gesetz oder ein von einem höheren Oberen erlassenes Kirchengesetz mit einer Strafandrohung zu versehen oder die gesetzlich festgelegte Strafe zu verschärfen (c. 2221 CICjl917). b) Der Geltungs- und Verpflichtungsbereich der kirchlichen Strafgesetze (ce. 2226 § 1; 2227 CICj1917) Kirchliche Strafgesetze und Verwaltungsbefehle, die eine Strafe androhten, besaßen denselben Geltungs- und Verpflichtungsbereich wie andere Kirchengesetze und Verwaltungsbefehle (vgl. c. 13 §§ 1 und 2 CICj1917)50. Wer daher einem Gesetz oder einem Verwaltungsbefehl unterworfen war, unterlag auch der mit dem Gesetz oder mit dem Verwaltungsbefehl angedrohten Strafe (vgl. c. 2226 § 1 CICj1917). Der kirchlichen Strafgewalt unterstanden somit alle konstitutionellen Glieder der Kirche, soweit sie den Vernunftgebrauch besaßen (vgl. c. 87 CICj1917). Auch nichtkatholische Christen unterlagen als Glieder der einen Kirche grundsätzlich den kirchlichen Strafgesetzen51 . Jugendliche bis zur Erreichung der Geschlechtsreife 47 SieheR. A. Strigl, Verwaltungsakt und Verwaltungsverfahren, in: GrNKirchR, S; 80; J. N.o~al, De ratione corrigendi et p~niendi sive in iudicio sive ~ra iure CodiCIS I. c., ffi. IusPont 2 (1922), S. 147-156, 3 (1933), S. 36-40, 204-210, K Hofmann, Das Verwaltungsstrafverfahren im kanonischen Recht, in: Festschrift Ulrich Stutz zum siebzigsten Geburtstag (= KRA, H. 117/118), Stuttgart 1938 (= unv. Nachdr. Amsterdam 1969), S. 461-510. 48 Dazu E. v. Kienitz, Generalvikar und Offizial auf Grund des Codex Iuris Canonici, Freiburg im Breisgau 1931, S. 106 f.; zum Spezialmandat s. Stutz, Der Geist des CIC (Anm. 7), S. 286 ff.; N. Hi//ing, Der Generalvikar und das bischöfliche Spezialmandat, in: AfkKR 113 (1933), S. 90-94. 49 U. Mosiek, Verfassungsrecht der Lateinischen Kirche, Bd. 1: Grundfragen (= Rombach Hochschul Paperback, Bd. 72), Freiburg 1975, S. 225; s. auch H. Socha, Die Analogie zwischen der Hirtengewalt und der Dominativgewalt der klösterlichen Laienoberen (= MthStkan, Bd. 27), München 1967, S. 206 ff.; A. Szentinnai, Jurisdiktion für Laien?, in: ThQ 140 (1960), S. 424 f. 50 Im einzelnen Listl, Rechtsnormen (Anm. 44), S. 65 ff. 51 Tatsächlich konnten jedoch getaufte Nichtkatholiken nicht straffällig werden, da sie sich wohl immer im guten Glauben oder in schuldloser Unkenntnis des Strafgesetzes befanden. Vgl. cc. 2202 § 1; 2218 CIC/1917.

III. Die Strafen im allgemeinen (ce. 2214-2240 CICj1917)

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(impuberes), d. h. Knaben vor Vollendung des 14. Lebensjahres und Mädchen vor Vollendung des 12. Lebensjahres (vgl. c. 88 § 2 CICj1917), blieben von jeder Tatstrafe frei. Sie sollten eher mit erzieherischen Maßnahmen als mit Beugestrafen oder schweren Sühnestrafen zurechtgewiesen werden (c. 2230 CICj1917). Erwachsene, die Unmündige zu einer Straftat verführten oder an deren Straftaten beteiligt waren, unterlagen den gesetzlichen Strafen (c. 2330 CICj1917). Gestützt auf die Lehre des früheren Rechts nahmen einige Kanonisten die volle Strafmündigkeit für Mädchen, ebenso wie bei Knaben, erst mit dem vollendeten 14. Lebensjahr an. Sie beriefen sich insbesondere auf c. 2218 § 1 CICj1917, der bei der Strafzumessung auch auf das Geschlecht Rücksicht nahm. Andere Autoren sprachen dieser Ansicht die Probabilität ab. Doch durfte in der Praxis der milderen Auffassung gefolgt werden52 . Soweit Ordensleute der Jurisdiktionsgewalt des Orts ordinarius unterstanden, wie z. B. in der Ausübung der Pfarrseelsorge (vgl. cc. 631; 1261 § 2; 1425 § 2 CICj1917), unterlagen sie auch seiner Strafgewalt (c. 619 CICj1917). Ebenso konnte der Ortsordinarius Ordensleute für eine Straftat bestrafen, die außerhalb des Klosters begangen wurde, wenn der zuständige Obere trotz einer Aufforderung untätig geblieben war (c. 616 § 2 CICj1917). Bei einem ungesetzlichen Aufenthalt außerhalb ihres Klosters (vgl. c. 606 CICj1917) genossen sie kein Exemtionsprivileg (c. 616 § 1 CICj1917)53. Die Verhängung von Strafen über Staatsoberhäupter, ihre Söhne und Töchter sowie ihre unmittelbaren Nachfolger, ferner über Kardinäle, päpstliche Gesandte sowie Bischöfe und Titularbischöfe stand nur dem Papst zu (c. 2227 § 1 CICj1917 i. V. m. c. 1557 § 1 CICj1917). Kardinäle unterlagen den gesetzlich angedrohten Strafen nur, wenn sie ausdrücklich erwähnt wurden (c. 2227 § 2; vgl. cc. 2397; 2398 CICjl917)54. Bischöfe unterlagen nicht den Tatstrafen der Suspension und des Interdikts (c. 2227 § 2 CICjI917), wenn sie nicht genannt (c. 2370 CICj1917) oder nicht offensichtlich gemeint waren (z. B. c. 2373 CICj1917). Die Ausnahme,

52 Jone, Gesetzbuch III (Anm. 11), Erk!. zu c. 2230, S. 492, m. a. N. zu den einzelnen Vertretern; kritisch Mön-dotf, Lehrbuch III (Anm.11), S. 351, Anm. 1. 53 Yg1. A. Scheuennann, Die Exemtion nach geltendem kirchlichem Recht mit einem Uberblick über die geschichtliche Entwicklung (= Görres-Gesellschaft, Veröffentlichungen der Sektion für Rechts- und Staatswissenschaft, H. 77), Paderborn 1938, S. 173 ff.; B. Primetshofer, Ordensrecht auf der Grundlage der p.achkonziliaren Rechtsentwicklung unter Berücksichtigung des staatlichen Rechts Österreichs, der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz (= Rombach Hochschul Paperback, Bd. 89), 2. Aufl., Freiburg 1979, S. 288 ff. 54 Zur prozeß- und strafrechtlichen Sonderstellung s. P. Leisehing, Die Kardinäle, in: GrNKirchR, S. 221; H G. Hynes, The Privileges of Cardinals. Commentary with Historical Notes (= CLS, No 217), Diss. kan., Washington D. C. 1945, bes. S. 110 ff.; zum strafrechtlichen Schutz gegen Beleidigungen und tätliche Angriffe s. ce. 2344 und 2343 § 2 CICjl917.

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C. Die Strafbestirnrnungen im CIC/1917

die für Titularbischöfe umstritten wa.-55, sollte eine übermäßige Behinderung eines regierenden Bischofs in der Ausübung seines Hirtenamtes verhindern. c) Änderung und Aufhebung eines Strafgesetzes (c. 2226 §§ 2 und 3 CIC/1917) Der kirchliche Gesetzgeber von 1917 hielt an dem generellen Grundsatz fest, daß ein späteres Gesetz ein ihm entgegenstehendes früheres Gesetz aufhebt (vgl. c. 22 CICj1917). Für eine Straftat, die unter dem alten Recht begangen, aber erst unter dem neuen Recht geahndet wurde, fand das für den Täter günstigere Gesetz Anwendung (c. 2226 § 2 CICj1917). Wenn ein späteres Gesetz ein früheres Gesetz oder auch lediglich die damit verbundene Strafandrohung aufhob, endete auch die bereits eingetretene bzw. verhängte Strafe. Eine Ausnahme bestand für Beugestrafen (c. 2226 § 3 CICjl917 i. V. m. c. 2248 § 1 CICj1917). 3. Die Strafverhängung und StraffeststeIlung (ce. 2220; 2222-2225; 2226 § 4; 2228; 2229; 2231-2235 CIC/1917)

Der Papst ist der oberste Richter für die Gesamtkirche (c. 1569 § 1 CICj1917), der Diözesanbischoffür seine Diözese. Papst und Bischöfe üben ihre richterliche Gewalt im allgemeinen nicht persönlich aus, sondern bestellen hierfür eigene Richter. Päpstliche Gerichte sind die Sacra Romana Rota, die Apostolische Signatur und für den inneren Bereich die Apostolische Pönitentiarie (ce. 258; 259; 1598-1605 CICjl917)56. Das bischöfliche Gericht ist das OffIzialat (c. 1573 CICj1917)57. Der Diözesanbischof sollte in wichtigen Strafsachen das Richteramt nicht persönlich ausüben (c. 1587 CICj1917). a) Zuständigkeit und Verfahrensweise (cc. 2220; 2225; 2226 § 4 CICj1917) Die Verhängung von Urteilsstrafen und die Feststellung von Tatstrafen war grundsätzlich Sache der richterlichen Gewalt. Ihr oblag es, die vom Gesetz festgelegten Strafen unter Einhaltung des vorgeschriebenen Rechtswegs zu verhängen oder festzustellen (c. 2220 § 1 CICj1917). Die gerichtliche 55 Nach Mörsdoif, Lehrbuch III (Anm. 11), S. 352, gilt die Ausnahme nicht für Titularbischöfe. A. A.: Eichmann, Strafrecht (Anm. 11), S. 65; F. X Wemz / P. Vidal, Ius canonicum ad Codicis normam exactum, Tom. VII: Ius poenale ecclesiasticum, 2. Aufl., Romae 1951, n. 195, S. 224. 56 Vgl. L Perez de Heredia y Val/e, Die römische Kurie, in: GrNKirchR, S. 231 f. 57 Vgl. H Müller, Die Diözesankurie, in: GrNKirchR, S. 288 ff.

III. Die Strafen im allgemeinen (ce. 2214-2240 CIC/1917)

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Slrafverhängung bzw. -feststellung erfuhr eine eingehende Regelung im Prozeßrecht, und zwar der Strafprozeß in den cc. 1933-1953 CICj1917, die verwaltungsgerichtlichen Strafverfahren in den cc. 2168-2185 CICj1917 (vgl. auch ce. 647-668 CICj1917)58. Die Verhängung oder Feststellung einer Strafe durch einen Verwaltungsbefehl sollte in der Regel schriftlich oder vor zwei Zeugen und unter Angabe der Gründe erfolgen (c. 2225 CICj1917). Der Bedingungssatz "si poena inflicta sit" in c. 2225 CICj1917 hatte zu der irrigen Auffassung geführt, daß eine Strafverhängung mittels Dekret nur dann in Betracht käme, wenn eine Strafandrohung durch einen Verwaltungsbefehl vorausgegangen sei (sog. Verkoppelungslehre)59. Jedoch handelte c. 2225 CICj1917 nicht von den Voraussetzungen, sondern von der Form des Strafausspruches6O• Die Zuständigkeit für die Verhängung oder Feststellung von Strafen regelten die Bestimmungen über den Gerichtsstand (cc. 1557 ff.)61. Die "Solidarität der kirchlichen Interessen" forderte, daß die von selbst eingetretene oder rechtmäßig verhängte Strafe den Täter auf der ganzen Welt band, nicht nur in der Diözese, der er angehörte (c. 2226 § 4 CICj1917). Eine Ausnahme bestand für das örtliche Interdikt und für den Fall, daß die Strafe auf die Amtsdauer des Oberen (ad beneplacitum) beschränkt war62 . b) Die Verhängung einer Urteilsstrafe (ce. 2223 §§ 1-3; 2224; 2233-2235 CICj1917) (1) Voraussetzungen (cc. 2233; 2235 CICj1917) Voraussetzung für die Strafverhängung bildete die sichere Gewähr, daß die Straftat begangen und nicht verjährt war (c. 2233 § 1 CICj1917). Der Verhängung einer Beugestrafe mußte eine Verwarnung vorausgehen. Mit ihr verband sich die Aufforderung zur Aufgabe der Verstocktheit innerhalb 58 Im einzelnen in diesem Kapitel unten VIII. 59 Vgl. hierzu Hofmann, Verwaltungsstrafverfahren (Arun. 47), S. 483 ff.

60 Mörsdorf, Rechtssprache (Arun. 13), S. 386 f.; s. auch H. G. Quinn, The Particular Penal Precept (= CLS, No 303), Diss. kan., Washington D. C. 1953, bes. S. 22 ff.; K Mörsdorf, De actibus administrativis in Ecclesia, in: Ius Populi Dei. Miscellanea in honorem Raymundi Bidagor, Vol. 111, Roma 1972, S. 23; abgedr. in: ders., Schriften (Arun. 35), S. 712. 61 Dazu P. Wirth, Gerichtsverfassung und Gerichtsordnung, in: GrNKirchR, S. 784 ff.; s. auch K Hofmann, Die Rechtsverhältnisse eines außerhalb seines Heimatbistums wohnenden Geistlichen, in: Festschrift Eduard Eichmann zum 70. Geburtstag. Dargebracht von seinen Freunden und Schülern in Verbindung mit Wilhelm Laforet. Hrsg. von M. Grabmann / K. Hofmann, Paderborn 1940, S. 429 f. .. 62 Die Suspension entfaltete ihre Wirkungen in der Regel überall, soweit sie Amter und BenefIZien betraf, nur in dem Gebiet des strafenden Oberen. Vgl. F. Roberti, An poena su~ensionis vigeat extra territorium Superioris eam infligentis, in: Apollinans 11 (1938), S. 131-134.

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C. Die Strafbestirnrnungen im CICj1917

einer festgesetzten Frist (c. 2233 § 2 CIC/1917 i. V. m. cc. 2242 § 3 und 2241

§ 1 CIC/1917)63. Eine fehlgeschlagene Straftat und ebenso der Versuch ei-

ner Straftat konnten mit einer angemessenen Strafe belegt werden, sofern das Gesetz keine eigene Strafe vorsah (c. 2235 CIC/1917 i. V. m. c. 2213 § 3 CIC/l917)64. (2) Strafverhängung und Strafmaß (cc. 2223 §§ 1-3; 2224; 2234 CIC/1917) Aufgabe des Richters ist die Anwendung des Strafgesetzes auf einen konkreten Straftatbestand (c. 2220 § 1 CIC/l917), d. h. die Verhängung oder Feststellung der gesetzlichen Strafen unter Einhaltung des vorgeschriebenen Rechtsweges. Gleichwohl gestand der kirchliche Gesetzgeber von 1917 dem Richter einen Ermessensspielraum zu, um dem einzelnen Straftäter in voller Weise gerecht zu werden65 . Eine durch Gesetz bestimmte Strafe (poena determinata) durfte der Richter in der Regel nicht verschärfen (c. 2223 § 1 CIC/1917). Stellte das Gesetz die Verhängung der Strafe in das richterliche Ermessen, blieb es der Klugheit des Richters überlassen, die Strafe zu verhängen oder diese zu ermäßigen (c. 2223 § 2 CIC/1917). Eine verpflichtende Bestrafung erforderte die im Gesetz vorgesehene Strafe (c. 2223 § 3 CIC/1917). Die Strafverhängung konnte jedoch aufgeschoben werden, wenn aus einer übereilten Bestrafung größere Übel drohten (c. 2223 § 3, e CIC/1917). Im Falle der vollständigen Besserung des Straftäters und der Wiedergutmachung des Ärgernisses konnte von einer Bestrafung abgesehen werden, ebenso wie im Falle einer hinreichenden Bestrafung durch das staatliche Gericht (c. 2223 § 3, 2°; vgl. c. 2354 CIC/1917). Der kirchliche Gesetzgeber gestattete, eine bestimmte Strafe (poena determinata) zu ermäßigen oder durch ein Strafsicherungsmittel oder eine Strafbuße zu ersetzen. In diesem Falle mußte ein Umstand vorliegen, der die Verantwortlichkeit des Täters erheblich minderte oder dem kirchlichen Richter bzw. Oberen trotz der Besserung des Täters oder trotz der staatlichen Bestrafung eine maßvolle kirchliche Bestrafung nahelegte (c. 2223 § 3, 3°; vgl. z. B. c. 2357 § 1 CIC/1917). Besondere Vorschriften schuf der kirchliche Gesetzgeber von 1917 für den Fall, daß ein und demselben Täter mehrere Straftaten zur Last gelegt wurden. Eine Mehrheit von Straftaten (sog. Verbrechensmehrheit) war ge63 Eine durch ein besonderes Strafgebot angedrohte Strafe erforderte keine erneute Mahnung. PCI, Resp. vom 14. Juli 1922, Nr. XV: de subjecto coactivae potestati obnoxio, in: AAS 14 (1922), S. 530 = dt. Mayer NKRS I, S. 532. 64 Vgl. auch PCI, Resp. vom 25. Juli 1926, Nr. V: De impedientibus iurisdictionem ecclesiasticam, in: AAS 18 (1926), S. 394 = dt. Mayer NKRS I, S. 538. 65 Im einzelnen Ruf, Strafzumessung (Anm. 19), S. 102 ff.; A. Vogt, Strafverhängung und Strafbemessung im Strafrecht des Codex Iuris Canonici, Diss. jur., Frankfurt am Main 1929, S. 14 ff.

III. Die Strafen im allgemeinen (ce. 2214-2240 CICj1917)

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geben bei der Verwirklichung mehrerer Straftatbestände durch ein und dieselbe Handlung (Idealkonkurrenz) oder durch verschiedene selbständige Handlungen (Realkonkurrenz). Allgemein galt der Grundsatz, daß so viele Strafen zu verhängen waren, wie strafbare Handlungen vorlagen (tot poenae quot delicta; c. 2224 § 1 CICj1917). Volle Anwendung fand der Grundsatz nur bei Tatstrafen, da hier eine Strafmilderung durch den Richter infolge des selbsttätigen Eintritts der Strafe ausschied. In den anderen Fällen konnte der Richter entweder nur die schwerste der angedrohten Strafen verbunden mit einem Strafsicherungsmittel oder einer Strafbuße (sog. Asperationsprinzip) oder alle angedrohten Strafen in gemilderter Form (gemildertes Kumulationsprinzip) verhängen (c. 2224 § 2 CICj1917). Im Falle der Idealkonkurrenz hielt Klaus Mörsdorf das Asperationsprinzip, im Falle der Realkonkurrenz das gemilderte Kumulationsprinzip für angebracht66 . Der Straffällige konnte auch einer Strafaufsicht unterworfen oder mit einem anderen Strafsicherungsmittel belegt werden (c. 2234 CICj1917). c) Eintritt und Feststellung einer Tatstrafe (cc. 2228; 2229; 2232; 2223 § 4 CICj1917) Tatstrafen stellen eine Besonderheit des kirchlichen Rechts dar. Sie treten mit der Tat von selbst ein. Der mit der Feststellung des Eintritts dieser Strafen verbundenen Unsicherheit begegnete der Codex von 1917 dadurch, daß er den Eintritt einer Tatstrafe an besondere Voraussetzungen knüpfte, nämlich an die Vollendung der Straftat nach all ihren gesetzlichen, objektiven und subjektiven Tatbestandsmerkmalen (vgl. c. 2228 CICj1917) und an das Vorliegen einer eindeutigen sittlichen Verantwortung (vg1. c. 2229 CICj1917). Unabdingbar für den Eintritt einer Tatstrafe war die Schuld des Täters, die sich nach der vorhandenen oder fehlenden Kenntnis einer Strafbestimmung oder der Strafandrohung bemaß67. Nur die unvermeidbare Rechtsunkenntnis befreite stets von einer Strafe, da jede Schuld fehlte. Eine vorsätzlich unterhaltene Rechtsunkenntnis (ignorantia affectata) des Gesetzes oder der Strafe befreite niemals vom Eintritt einer Tatstrafe (c. 2229 § 1 CICj1917), und zwar selbst dann nicht, wenn für die Tat verstärkter Vorsatz gefordert war. Im übrigen befreite für den Fall, daß das Gesetz einen ver66 Märsdotf, Lehrbuch III (Anm. 11), S. 358; s. auch 1. Fissore, De delictorum concurso in iure canonico, in: EIC 3 (1947), S. 326-358. 67 Dazu F. Pototschnig, Ignora!1tia iuris excusat? Der Rechtsirrtum im kanonischen und staatlichen Recht, in: OAKR 26 (1975), S. 271-289; M Jasonni, Contributo allo studio della "ignorantia iuris" nel diritto penale canonica (= Universita degli Studi di Milano. Facolta di Giurisprudenza. Pubblicazioni dell'Istituto di Diritto EccIesiastico, 4), Milano 1983, S. 133 ff.; M. Kaiser, Der gute Glaube im Codex Iuris canonici (= MthStkan, Bd. 22), München 1965, S. 225 ff. 13 Ree,

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C. Die Strafbestimrnungen im CICj1917

stärkten Vorsatz forderte68 und damit volle Erkenntnis und Entschlußkraft, jede Minderung der Verantwortlichkeit vom Eintritt einer Tatstrafe (c. 2229 § 2 CICj1917). Bei Straftaten, die mit einfachem Vorsatz oder fahrlässig begangen werden konnten, befreite Rechtsunkenntnis, die auf einer schweren Fahrlässigkeit beruhte (ignorantia crassa vel supina), nicht von einer Tatstrafe. Eine Rechtsunkenntnis, die auf leichter Fahrlässigkeit beruhte, ließ eine als Tatstrafe angedrohte Beugestrafe nicht eintreten, sie verhinderte jedoch nicht den Eintritt einer als Tatstrafe angedrohten Sühnestrafe (c. 2229 § 3 n. 1 CICj1917). Der Täter konnte erforderlichenfalls mit einer anderen angemessenen Strafe oder mit einer Strafbuße belegt werden (c. 2229 § 4 CICj1917). Trunkenheit, Unterlassung der nötigen Sorgfalt (Tatfahrlässigkeit), Geistesschwäche und Leidenschaft schützten trotz der Minderung der Verantwortlichkeit bei schwer sündhaften Handlungen nicht vor dem Eintritt von Tatstrafen (c. 2229 § 3, 2° CICj1917). Ebensowenig befreite schwere Furcht von dem Eintritt einer Tatstrafe, wenn die Straftat zur Verachtung des Glaubens, der kirchlichen Autorität oder zum Schaden für das Seelenheil gereichte (c. 2229 § 3, 3° CICj1917)69. Nichtgeschlechtsreife Jugendliche konnten sich Tatstrafen nicht zuziehen (c. 2230 CICj1917). Eine Tatstrafe band den Täter, der sich der Straftat bewußt war, mit der Vollendung der Tat sowohl im inneren als auch im äußeren Bereich. Der Bestrafte war von der Beobachtung der Strafwirkungen im äußeren Bereich entbunden, sofern der Eintritt der Strafe noch nicht festgestellt und die Beobachtung mit einer Gefährdung des guten Rufes verbunden war. Nur im Falle einer offenkundigen Straftat konnte auf die Beobachtung der Strafwirkungen im äußeren Bereich gedrängt werden (c. 2232 § 1; vgl. c. 2197, 3° CICj1917). Eine Feststellung des Eintritts einer Tatstrafe blieb dem kirchlichen Oberen überlassen. Sie mußte jedoch auf Verlangen der interessierten Partei oder im Interesse des öffentlichen Wobls erfolgen ( c. 2223 § 4 CICj1917). Die Feststellung des Eintritts einer Tatstrafe wirkte auf den Zeitpunkt der Begehung der Straftat zurück (c. 2232 § 2 CICj1917).

68 Vgl. die Termini praesumpserit, ausus fuerit, scienter, studiose, temerarie, consulto egerit; dazu F. A. LiUZZI, De vi verborum "praesumpserit", "ausus fuerit" aliorumque similium in systemate poenali canonico, in: EIC 1 (1945), S. 87-94. 69 Vgl. PCI, Resp. vom 30. Dezember 1937, Nr. 11: De excusatione a poenis latae sententiae, in: AAS 30 (1938), S. 73; abgedr. in: AfkKR 118 (1938), S. 137 = dt. Mayer NKRS 11, S. 603; A. Cmica, De metu gravi ut causa exirnente a poenis latae sententiae, in: IusPont 5 (1925), S. 9-15.

III. Die Strafen im allgemeinen (cc. 2214-2240 CICj1917)

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d) Strafverhängung ohne vorhergehende Strafandrohung (c. 2222 § 1 CIC/1917) und weitere Maßnahmen der Kirchenzucht (c. 2222 § 2 CIC/1917) In der Regel konnte eine Strafe nur nach der vorausgegangenen Androhung durch ein Strafgesetz oder einen Verwaltungsbefehl verhängt werden. Der kirchliche Gesetzgeber von 1917 ermächtigte jedoch den rechtmäßigen kirchlichen Oberen, eine nicht mit einer Strafe bedrohte Gesetzesverletzung mit einer gerechten Strafe zu ahnden, sofern das gegebene Ärgernis oder die besondere Schwere der Gesetzesverletzung dies erforderten (c. 2222 § 1; vgl. z. B. c. 1554 CIC/1917)70. Einige Kanonisten versuchten die absolute Gültigkeit des Satzes "Nulla poena sine lege" (vgl. c. 2195 § 1 CIC/1917) im kanonischen Recht dadurch zu retten, daß sie in c. 2222 § 1 CIC/1917 eine allgemeine Strafandrohung für jede Gesetzesverletzung sahen. Nach der zutreffenderen Meinung enthielt c. 2222 § 1 CIC/1917 jedoch eine legitime Durchbrechung des Nulla-poena-Grundsatzes71. Georg May erblickt in c. 2222 § 1 CIC/1917 zu Recht ein Beispiel dafür, daß die kanonische Billigkeit sich nicht nur in der Milderung des rigor iuris auswirkt, sondern auch zu einer an sich nicht vorgesehenen Strenge führen kann72. Für den Fall, daß eine Straftat nicht nachgewiesen werden konnte und nur die Wahrscheinlichkeit für ihre Begehung sprach oder die Strafklage verjährt (vgl. cc. 1702-1705 CIC/1917) war, hatte der rechtmäßige Obere die Pflicht, einen Kleriker, dessen Eignung nicht feststand, nicht zu den höheren Weihen zuzulassen. Er mußte in einem solchen Fall einem Kleriker die Ausübung des Weihedienstes untersagen oder ihn seines Amtes entheben (c. 2222 § 2 CIC/1917). Diese Maßnahmen besaßen keinen Strafcharakter. 4. Der Straferlaß (ce. 2236-2240 CIC/1917)

a) Begriff und Arten Unter Straferlaß versteht der kirchliche Gesetzgeber die Aufhebung einer Strafe, die entweder infolge eines Strafgesetzes oder Verwaltungsbefehls verhängt worden oder von selbst eingetreten ist. Der Erlaß erfolgte bei Sühnestrafen durch Begnadigung (dispensatio), bei Beugestrafen durch 70 Ausdrücklich gegen nachlässige Pfarrer SC Sacr, Instr. "Sacrosanctum matrimonii" vom 29. Juni 1941 über die Wichtigkeit und Regelung des Brautexamens, § 12, in: AAS 33 (1941), S. 306 f. = dt. Mayer NKRS III, S. 263. 71 Dazu oben A. 11. 2. b, m. a. N. 72 G. May, Das geistliche Wesen des kanonischen Rechts, in: AfkKR 130 (1961), S. 22 f.; ders., Das geistliche Wesen des kanonischen Rechts, in: Miscellanea Erfordiana. Hrsg. von E. Kleineidam j H. Schürmann (= EThSt, Bd. 11), Leipzig 1962, S. 194 f.; vgl. auch Hagen, Prinzip~en d.es kat~olischen Kirchenrechts, Würzburg 1949, S. 361 f.; K Morsdorf, Art. Aequltas, m: StL , Bd. 1, Sp. 59.

1..

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C. Die Strafbestimmungen im CIC/1917

Lossprechung (absolutio; c. 2236 § 1 CIC/1917)73. Begnadigung und Lossprechung waren als Akte der freiwilligen Verwaltung (iurisdictio voluntaria) zu verstehen74 . b) Zuständigkeit für den Straferlaß (ce. 2236 und 2237 CIC/1917) Die unterschiedliche Weise des Strafeintritts erforderte differenzierte Formen des Straferlasses. (1) Der Erlaß einer Urteilsstrafe (c. 2236 CIC/1917) Die Befugnis zum Straferlaß besaßen neben dem kirchlichen Oberen, der die Strafe verhängt hatte, auch dessen Vorgesetzter, Amtsnachfolger und derjenige, der hierzu bevollmächtigt wurde (c. 2236 § 1 CIC/1917). Eine gerichtlich verhängte Strafe konnte nur der Gerichtsherr erlassen (c. 2236 § 3 CIC/1917)75. Der Straferlaß kam einer Änderung des Urteils gleich, die dem Richter verboten war. Der Erlaß einer durch einen Verwaltungsbefehl verhängten Strafe oblag demjenigen, der die Strafverfügung getroffen hatte. (2) Der Erlaß einer Tatstrafe (c. 2237 CIC/1917) Der Erlaß universalkirchlicher Tatstrafen stand an sich nur dem Papst bzw. der zuständigen römischen Kongregation für den äußeren sowie der Pönitentiarie für den inneren Rechtsbereich zu. Mit Rücksicht darauf, daß es nicht möglich war, in allen Fällen den Apostolischen Stuhl anzugehen, gewährte der Codex von 1917 die Befugnis zum Erlaß universalkirchlicher Tatstrafen auch den Ortsordinarien. In öffentlichen Fällen, d. h. bei Straftaten, die bereits bekannt waren oder leicht bekannt werden konnten, wurden die Ortsordinarien mit Wirkung für den äußeren und den inneren Rechtsbereich zum Erlaß aller universalkirchlichen Tatstrafen ermächtigt. Ausnahmen bildeten bereits gerichtshängige Straftaten, ferner dem Apostolischen Stuhl vorbehaltene Beugestrafen, 73 Vgl. Eichmann, Strafrecht (Anm. 11), S. 70 ff.

74 Mörsdo1, Lehrbuch III (Anm. 11), S. 364 f., verweist darauf, daß das Ver-

ständnis der Begnadigung als Akt der freiwilligen Verwaltung und der Lossprechung als Ausübung der richterlichen Gewalt dem Wesen der Lossprechung nicht gerecht wird. Vgl. auch K Hofmann, Die freiwillige Gerichtsbarkeit (iurisdictio voluntaria) im kanonischen Recht (= Görres-Gesellschaft, Veröffentlichungen der Sektion für Rechts- und Staatswissenschaft, H. 53), Paderbom 1929, S. 62; N. Hil/ing, Die Bedeutung der iurisdictio voluntaria und involuntaria im römischen Recht und im kanonischen Recht des Mittelalters und der Neuzeit, in: AfkKR 105 (1925), S. 449-473. 75 Dazu Ph. Hofmeister, Zur Auslegung von can. 2236 § 3 CIC, in: AfkKR 121 (1949), S. 59-61; a. A: ders., Das Begnadigungsrecht im äußeren Rechtsbereich, in: Grabmann / Hofmann, Festschrift Eichmann (Anm. 61), S. 615 ff.

III. Die Strafen im allgemeinen (ce. 2214-2240 CICj1917)

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schließlich bestimmte Sühnestrafen, und 7$ar die Unfähigkeit zu kirchlichen Beneftzien, Ämtern, Würden und Diensten, zur Ausübung des aktiven und passiven Wahlrechts und der Verlust des Wahlrechts, ferner die für immer ausgesprochene Suspension, der rechtliche Ehrverlust, der Entzug des Patronatsrechts oder eines vom Apostolischen Stuhl gewährten Privilegs oder Gunsterweises (c. 2237 § 1, 1°_3° CICjl917). In geheimen Fällen, d. h. wenn eine Straftat im Gebiet des Ordinarius nicht bekannt war und auch voraussichtlich nicht bekannt wurde, konnte dieser persönlich oder durch einen anderen für den inneren Bereich von sämtlichen universalkirchlichen Tatstrafen befreien. Ausgenommen waren die dem Apostolischen Stuhl in besonderer und in ~anz besonderer Weise vorbehaltenen Beugestrafen (c. 2237 § 2 CICj1917) 6. Die den Beichtvätern für den inneren sakramentalen Bereich für dringende Notfälle (cc. 2254 und 2290 CICj1917) gewährten Vollmachten zum Erlaß von Beuge- und Sühnestrafen wurden hierdurch nicht berührt. c) Art und Weise des Straferlasses (cc. 2238 und 2239 CICj1917) Zur Gültigkeit des Straferlasses ist außer der Kompetenz auch die volle Freiheit gefordert. Einen durch Gewalt oder schwere Furcht erpreßten Straferlaß erklärte der kirchliche Gesetzgeber von 1917 daher von Rechts wegen für ungültig (c. 2238 CICj1917). Der Straferlaß konnte sowohl in An- als auch in Abwesenheit des Bestraften, in absoluter oder in bedingter Form, z. B. nach der Wiedergutmachung des Schadens oder der Übernahme der Bußwerke, ferner im äußeren oder nur im inneren Bereich erfolgen (c. 2239 § 1 CICj1917). Der Erlaß im äußeren Bereich galt auch für den inneren Bereich (c. 202 § 1 CICj1917), nicht jedoch umgekehrt. Zwar wurde auf beide Weisen rechtswirksam eine Strafe erlassen. Der Erlaß im äußeren Bereich hatte jedoch dem Erlaß im inneren Bereich voraus, daß die gegebene Entscheidung auch nach außen, d. h. in der kirchlichen Gemeinschaft, klar erkennbar war77. Der Straferlaß erfolgte im inneren sakramentalen Bereich stets mündlich, im äußeren Bereich empfahl sich die Schriftform, vor allem dann, wenn der Strafausspruch schriftlich ergangen war (c. 2239 § 2 CICj1917).

76 Zum Ganzen Conte a Coronata, Institutiones IV (Anm. 11), nn. 1737 f., S. 144 Cf. Die im CIC/1917 enthaltene Ausnahme der in besonderer Weise vorbehaltenen Beugestrafen ist durch Paul VI. , MP "Pastorale Munus" vorn 30. November 1963 über die Gewährung von Vollmachten und Privilegien an die Bischöfe, I, n. 14, in: AAS 56 (1964), S. 8 = lat./dt. NKD 16, S. 74 Cf., beseitigt worden. 77 Vgl. B. Fries, Forum in der Rechtssprache (= MthStkan, Bd. 17), München 1963, S. 238 f.; dazu oben A. IV. 1. a.

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C. Die Strafbestimmungen im CICj1917

d) Das Erlöschen der Strafe aus anderen Gründen (c. 2240 CICj1917) Durch Verjährung der Strafklage (actio poenalis) erlosch der Anspruch auf die Verhängung einer Urteilsstrafe (c. 2240 i. V. m. c. 1703 CICj1917). Die Verjährung der Strafklage ließ eine eingetretene Tatstrafe unberührt. Es erlosch jedoch der Anspruch auf ihre Feststellung78 • Die Verjährungsfrist betrug drei Jahre, für Klagen wegen Beleidigungen ein Jahr, für Klagen wegen qualifizierter Straftaten gegen das sechste (vgl. ce. 2357; 2359 § 2 CICj1917) und siebte Gebot (c. 2354 CICj1917) fünf Jahre, für Klagen wegen Mord und Simonie zehn Jahre (c. 1703 CICj1917). Der Anspruch auf eine Schadensersatzklage blieb unabhängig vom Erlöschen der Strafklage bestehen (c. 1704 CICj1917).

IV. Die Beugestrafen (ce. 2241-2285 CIC/1917) 1. Die Beugestrafen im allgemeinen (ce. 2241-2254 CIC/1917)

a) Begriff und Aufgabe (c. 2241 CICjl917) Unter Beuge- oder Besserungsstrafen (poenae medicinales seu censurae) verstand der kirchliche Gesetzgeber von 1917 Strafen, die vorwiegend auf die Überwindung einer verstockten Willenshaltung (contumacia) und die Besserung des Straftäters zielten durch den Entzug geistlicher oder mit geistlichen Dingen zusammenhängender Güter. Der Entzug dauerte so lange, bis der Straftäter seine verstockte Gesinnun aufgab und von der Strafe losgesprochen wurde (c. 2241 § 1 CICj1917) . Bei der Verhängung von Beugestrafen sollte mit weiser Mäßigung und großer Umsicht vorgegangen werden, besonders bei Tatstrafen, insbesondere bei der Exkommunikation (c. 2241 § 2 CICj1917)80.

ß

b) Voraussetzungen für den Eintritt bzw. die Feststellung einer Beugestrafe (c. 2242 CICj1917) Der Codex Iuris Canonici von 1917 forderte als Voraussetzung für den Eintritt bzw. die Feststellung einer Beugestrafe eine äußere und vollendete 78 Fr. Roherti, De praescriptione poenae secundum Codicem I. C., in: Apollinaris 6 (1933), S. 194 f. 79 Im einzelnen P. Sardi, Qua ratione censura ecclesiastica "medicinalis" dicenda sit, in: PerRMCL 53 (1964), S. 503-552; F. M. Cappello, Tractatus canonico-moralis de censuris iuxta Codicem Iuris Canonici, 4. Aufl., Turin, Rom 1950, S. 1 ff.; ders., Summa iuris, Vol. III (Anm. 11), nn. 604 ff., S. 502 ff.; H Noldin, De censuris scholarum usui accomodavit, Codici Iuris Canonici adaptavit A. Schönegger (= Summa theologiae moralis, Complementum secundum), 35. Aufl., Oeniponte, Lipsiae 1941, S. 9 ff. 80 Zur Mäßigung vgl. c. 1924 CICj1917; s. auch SC Off, Instr. "Cum experentia" vom 13. Juli 1916 super casuum conscientiae reservationibus, n. 5, in: AAS 8 (1916), S. 314 = CIC-Fontes IV, n. 1302, S. 563.

IV. Die Beugestrafen (ce. 2241-2285 CIC/1917)

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Straftat, die zugleich schwere Sünde war, sowie eine verstockte Willenshaltung (c. 2242 § 1 CIC/1917). Für den Fall der Verhängung einer Beugestrafe (poena ferendae sententiae) lag eine verstockte Gesinnung erst vor, wenn der Betreffende trotz einer Verwarnung von der Straftat nicht abgelassen oder sie nicht bereut und die Wiedergutmachung des angerichteten Schadens und des gegebenen Ärgernisses verweigert hatte (c. 2242 § 2 CIC/1917 i. V. m. c. 2233 § 2 CIC/1917)81. Für den selbsttätigen Eintritt einer Beugestrafe (Tatstrafe) genügte die Übertretung eines Gesetzes oder Verwaltungsbefehls, mit dem die Androhung einer Tatstrafe verbunden war (c.2242 § 2 CIC/1917), sofern kein gesetzlich anerkannter Entschuldigungsgrund, wie z. B. unverschuldete Unkenntnis des Gesetzes, vorlag. Das Urteil über die Umkehr und den Sinneswandel sowie eine angemessene Wiedergutmachung stand dem kirchlichen Oberen zu, der um den Straferlaß angegangen wurde (c. 2242 § 3 CIC/1917). c) Die Häufung von Beugestrafen (c. 2244 CIC/1917) Can. 2244 CIC/1917 hielt den Grundsatz "tot poenae quot delicta" aufrecht. Es konnte sich daher ein und derselbe Täter nicht nur alle drei Beugestrafen zusammen, nämlich die Exkommunikation, das Interdikt und die Suspension, sondern auch eine bestimmte Art der Kirchenstrafe, wie z. B. die Exkommunikation, mehrfach zuziehen (c. 2244 § 1 CIC/1917). Eine von selbst eingetretene Beugestrafe vervielfältigte sich, wenn mit einer Handlung verschiedene Straftaten begangen wurden, auf die in jedem Einzelfall eine von selbst eintretende Beugestrafe gesetzt war; ferner, wenn eine Straftat, die mit einer Beugestrafe belegt war, öfters wiederholt wurde, oder wenn eine Straftat, auf die verschiedene Obere eine von selbst eintretende Beugestrafe gesetzt hatten, einmal oder öfter begangen wurde (c. 2244 § 2, 1°_3° CIC/1917). Eine durch Spruch zu verhängende Beugestrafe (c. 2217 § I, 3° CIC/1917) vervielfältigte sich, wenn mehrere Verwaltungsbefehle oder Strafurteile eine Beugestrafe aussprachen (c. 2244 § 3 CIC/1917). d) Rechtsmittel (c. 2243 CIC/1917) Gegen eine verhängte oder festgestellte, aber auch gegen die durch einen Verwaltungsbefehl angedrohte Beugestrafe konnte sich der Betroffene durch die Einlegung eines Rechtsmittels zur Wehr setzen. Für den Fall eines gerichtlichen Urteils war die Berufung (appellatio), im Falle eines 81 Eine Beugestrafe ohne vorgängige Mahnung fiel unter den Begriff "sententia iniusta". Vgl. c. 1905 § 2, 4° CIC/1917.

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C. Die Strafbestirnmungen im CICj1917

Verwaltungsbefehls die Beschwerde (recursus) zulässig (c. 2243 § 1 CICj1917). Beiden Rechtsmitteln kam keine aufschiebende Wirkung zu82. Hatte die Berufung oder Beschwerde Erfolg, so wurde die Beugestrafe mit rückwirkender }(..raft aufgehoben. Gegen eine durch einen Verwaltungsbefehl angedrohte Beugestrafe war die Beschwerde zulässig, gegen eine Tatstrafe aber nur vor ihrem Eintritt (c. 2243 § 2 CICj1917). 2. Der Erlaß von Beugestrafen (ce. 2245-2254 CIC/1917)

Der Erlaß einer Beugestrafe gestaltete sich unterschiedlich, je nachdem eine Beugestrafe vorbehalten war oder nicht. a) Allgemeine Bestimmungen (cc. 2248-2251 CICj1917) Eine Beugestrafe endete nicht von selbst, weder durch den Eintritt der Besserung noch durch das Erlöschen der Gewalt dessen, der sie verhängt hatte, noch durch den Tod des Bestraften. Sie konnte nur durch die Lossprechung (absolutio) aufgehoben werden (c.2248 § 1 CICj1917)83. Wichtigste Voraussetzung bildete die Aufgabe der verstockten Willenshaltung, d. h. der Bestrafte mußte seine Tat aufrichtig bereuen und die Wiedergutmachung des angerichteten Schadens bzw. des verursachten Ärgernisses geleistet oder wenigstens ernsthaft versprochen haben (vgl. c. 2248 § 2 CICj1917 i. V. m. c. 2243 § 2 CICj1917). Für den Fall, daß die Straftat noch nicht hinreichend gesühnt war, konnte eine angemessene Sühne strafe oder eine Strafbuße auferlegt werden. Eine Beugestrafe lebte selbsttätig wieder auf, sofern der Losgesprochene eine Verpflichtung, die ihm unter der Strafe des Wiedereintritts der Beugestrafe (Reinzidenz) auferlegt wurde, nicht erfüllt hatte (c. 2248 § 3 CICj1917). Für den Fall, daß ein Täter mit mehreren Beugestrafen belegt war (c. 2244 CICj1917), gestattete c. 2249 § 1 CICj1917 den Erlaß einzelner Strafen. Für den Bestraften bestand die Pflicht, in der Erlaßbitte alle Beugestrafen anzugeben, andernfalls galt der Erlaß nur für die angeführte Strafe. Ein Erlaß, der nur für eine bestimmte Strafe erbeten, aber in allgemeiner 82 Im einzelnen Strig/, Straftat (Anm. 18), S. 754 f. 83 Zur Absolution nach dem Tode s. Rit. Rom., Tit. III, cap. 4. E. Eichmann, Lehrbuch des Kirchenrechts auf Grund des Codex Iuris Canonici (= Wissenschaftliche Handbibliothek), Bd. 2: Sachenrecht, Prozeßrecht, Strafrecht, 3. Aufl., Paderbom 1930, S. 492, Anm. 1, wendet sich gegen die Behauptung von A. Haas, Das Interdikt nach geltendem Recht mit einem geschichtlichen Ueberblick (= KStuT, Bd. 2), Bonn 1929 (= unv. Nachdr. Amsterdam 1963), S. 120, daß es sich bei der Absolution nach dem Tode nur um eine äußere Formalität zur Abschreckung der Gläubigen handelte.

IV. Die Beugestrafen (ce. 2241-2285 CIC/1917)

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Form erteilt wurde, erstreckte sich auch auf die in gutem Glauben (bona fide) verschwiegenen Fälle (c. 2249 § 2 CIC/1917)84. Von dieser Regelung nahm der kirchliche Gesetzgeber jene Beugestrafen aus, die sich der Apostolische Stuhl in ganz besonderer Weise (specialissimo modo) zur Lossprechung vorbehalten hatte, ebenso vorsätzlich (mala fide) verschwiegene Strafen (c. 2249 § 2 CICjI917). Bei Beugestrafen, die den Empfang der Sakramente nicht verboten, wie z. B. die Suspension, das lokale Interdikt und das Interdikt ab ingressu ecclesiae, war eine Absolution von der Sünde möglich, während die Beugestrafe bestehen blieb. Hingegen konnte bei einer Beugestrafe, die vom Empfang der Sakramente ausschloß, wie z. B. die Exkommunikation oder das persönliche Interdikt, die Absolution von der Sünde erst nach dem Straferlaß erfolgen (c. 2250 §§ 1 und 2 CICjI917). Für den Straferlaß im sakramentalen inneren Bereich gab es eine eigene Formel, die der sakramentalen Lossprechungsformel vorgeschaltet war. Für den Erlaß im äußeren und im nichtsakramentalen inneren Bereich schrieb der kirchliche Gesetzgeber von 1917 keine bestimmte Form vor. Der Erlaß der Exkommunikation sollte jedoch regelmäßig in der von den Ritualbüchern festgelegten Form erfolgen (c. 2250 § 3 CICjI917)85. Der Erlaß im äußeren Bereich galt zugleich für den inneren Bereich, nicht jedoch auch umgekehrt (c. 2251 CICj1917 i. V. m. c. 202 § 1 CICjI917). Sofern kein Ärgernis zu befürchten war, durfte sich der im inneren Bereich Losgesprochene auch im äußeren Bereich als von der Strafe befreit verhalten, d. h. z. B. die Sakramente empfangen oder die Eucharistie feiern. Der Obere konnte auf die Beobachtung der Beugestrafe bis zum Straferlaß im äußeren Bereich drängen, wenn die Lossprechung im äußeren Bereich nicht bewiesen oder nicht rechtmäßig vermutet werden konnte (c. 2251 CICjI917). b) Der Vorbehalt der Lossprechung (cc. 2245-2247 §§ 1 und 2 CICj1917) Der Vorbehalt der Lossprechung stellte eine Beugestrafe in der Weise in den Zuständigkeitsbereich eines kirchlichen Oberen, daß im allgemeinen nur dieser rechtswirksam die Strafe erlassen konnte. Der Zweck des Vorbehalts lag darin, die Lossprechung zu erschweren und so den besonderen Ernst der Strafe zu betonen. Ein Vorbehalt sollte daher nur für eine besonders schwere Straftat und nur im Falle äußerster Notwendigkeit verfügt werden (c. 2246 § 1 CICjI917)86. Der Erlaß einer verhängten Beugestrafe (censura ab homine) war dem Gerichtsherrn, in dessen Hoheitsgebiet das Strafurteil gefällt worden war, vorbehalten oder dem Strafbefehlsgeber bzw. dem Vorgesetzten, Amtsnachfolger oder einem Beauftragten. Die vom 84 Dazu Kaiser, Der gute Glaube (Anm. 67), S. 101 f. 85 Vgl. Rit. Rom., Tit. III, caf. 3 und 4; für die Lossprechung von der Suspension und dem Interdikt s. ebd., Tit. 11 , cap. 5. 86 Vgl. Conte a Coronata, Institutiones IV (Anm. 11), nn. 1749 ff., S. 171 ff.

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C. Die Strafbestirnmungen im CIC/1917

Recht festgesetzten Beugestrafen (censura a iure) waren teils dem Apostolischen Stuhl87, teils dem Ordinarius vorbehalten (c. 2245 § 2 CICj1917). Dem Apostolischen Stuhl konnte der Straferlaß in einfacher (simpliciter), in besonderer (speciali modo) oder in ganz besonderer Weise (specialissimo modo) vorbehalten sein (c. 2245 § 3 CICj1917)88. Der Vorbehalt einer von selbst eintretenden Beugestrafe mußte im Gesetz oder Verwaltungsbefehl ausdrücklich festgelegt sein. Im Zweifelsfalle sprach die Vermutung dafür, daß kein Vorbehalt gegeben war (c. 2245 § 4 CICj1917). Vorbehalte erforderten eine enge Auslegung (c. 2246 § 2 CICj1917; vgl. c. 19 CICj1917). Der Vorbehalt einer Beugestrafe, die den Empfang der Sakramente hinderte, wie z. B. die Exkommunikation und das persönliche Interdikt, hatte auch den Vorbehalt der Sünde zur Folge. Der Vorbehalt der Sünde entfiel mit dem Straferlaß (c. 2246 § 3 CICj1917). Die Beichte konnte dann bei jedem beliebigen Beichtvater abgelegt werden. Eine Beugestrafe konnte nicht zugleich dem Apostolischen Stuhl und einem Ordinarius vorbehalten sein (sog. affectio Papae; c. 2247 § 1 CICj1917; vgl. Reg. 54 in VIo: qui prior est tempore, potior est iure)89. Im Verhältnis der Ortsordinarien zueinander wurde die Ordnung der Hoheitsverhältnisse dadurch gesichert, daß der Vorbehalt einer von selbst eintretenden Beugestrafe grundsätzlich territoriale Geltung beanspruchte. Außerhalb des Hoheitsgebietes kam dem Vorbehalt selbst dann keine Verbindlichkeit zu, wenn der Bestrafte das Gebiet nur zum Zweck der Lossprechung verlassen hatte (c. 2247 § 2; vgl. 2217 § 2 CICj1917)90. Eine verhängte Beugestrafe (ab homine) war auf der ganzen Welt reserviert (c. 2247 § 2 CICj1917). Vorbehalte sollten einen Gradmesser für die Schwere einer Straftat darstellen91 . Sie schufen jedoch für die Praxis lediglich verwaltungsmäßige Komplikationen, denen allerdings durch die Verleihung von delegierten Vollmachten begegnet werden konnte. 87 Die Exkommunikationen wegen Straftaten bei der Papstwahl waren dem Papst persönlich zum Erlaß vorbehalten. Vgl. Pius X, Const. "Vacante Sede Apostolica" vom 25. Dezember 1904 de Sede Apostolica Vacante et de Romani Pontificis electione, n. 51, in: PÜ X Acta, Vol. III, S. 263. Die Konstitution ist als Documentum I im Anhang des CIC/1917 abgedruckt. 88 Vgl. die Zusammenstellung im Anhang;A. Cipol/ini, De censuris latae sententiae iuxta Codicem luris canonici, Turin 1925, bes. S. 89 ff.; A. Arndt, Die Zensuren latae sententiae nach neuestern Rechte, Innsbruck 1918, bes. S. 18 ff.; J. Köck, Die Zensuren latae sententiae des Codex iuris canonici, in: ThPQ 72 (1919), S. 506 ff. 89 S. auch SC Off, Instr. "Cum experentia" (Anm. SO), n. 4, in: AAS 8, S. 314 = CIC-Fontes IV, n. 1302, S. 563; dazu D. Prümmer, Der neue Erlaß des heiligen Offiziums über die bischöflichen Reservatfälle, in: ThPQ 70 (1917), S. 33-40. 90 Vgl. A. Perathoner, Das kirchliche Gesetzbuch (Codex juris canonici) sinngemäß wiedergegeben und mit Anmerkungen versehen, 5. Aufl., Bressanone 1931, S. 681, Anm. 2; zu den bisher bestehenden Meinungen s. Hol/weck, Strafgesetze (Anm. 10), S. 105 f., Anm. 2 zu § 37. 91 A. Dordett, Das kirchliche Prozeß- und Strafrecht in der heutigen Gesellschaftsordnung, in: Festschrift für Hans Schmitz zum 70. Geburtstag. Hrsg. von Th. Mayer-Maly / A. Nowak / Th. Tomandl, Bd. 1, Wien, München 1%7, S. 442.

IV. Die Beugestrafen (ce. 2241-2285 CIC/1917)

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c) Die Lossprechung von Beugestrafen (ce. 2247 § 3; 2252-2254 CIC/1917) Der kirchliche Gesetzgeber von 1917 hatte die Vollmacht zum Erlaß von Beugestrafen nach verschiedenen Gesichtspunkten abgestuft. Er unterschied zwischen allgemeinen, jederzeit gegebenen und besonderen Vollmachten bei Todesgefahr oder anderer Dringlichkeit. (1) Allgemeine Vollmachten bei nicht vorbehaltenen Beugestrafen (c.2253, 1° CIC/1917) Der kirchliche Gesetzgeber von 1917 ermächtigte jeden Beichtvater zum Erlaß aller nicht vorbehaltenen Beugestrafen im sakramentalen inneren Bereich (c. 2253, 1° CIC/1917). Er sprach jedem Ordinarius das Recht zu, eine nicht vorbehaltene Beugestrafe im äußeren und im inneren nichtsakramentalen Bereich zu erlassen, sofern er Jurisdiktionsgewalt über den Bestraften besaß (c. 2253,1° CIC/1917). Diese besaß er gegenüber seinen Untergebenen auch außerhalb seines Gebietes und über Fremde, die sich in seinem Gebiet aufhielten. Paul VI. ermächtigte durch das Motu Proprio "Pastorale Munus" alle Bischöfe, jedweden Gläubigen überall im Akt der sakramentalen Beichte von allen Beugestrafen, auch den vorbehaltenen, loszusprechen92 . Ausgenommen blieben eine verhängte oder festgestellte Beugestrafe, ferner dem Apostolischen Stuhl in ganz besonderer Weise vorbehaltene Beugestrafen sowie Beu~estrafen wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses des Heiligen OffIZiums und schließlich die Exkommunikation wegen Eheschließung eines Priesters bzw. mit ihm. Die Diözesanbischöfe konnten diese Vollmacht für ihre Untergebenen auch im äußeren Bereich gebrauchen. Zudem war die Delegation dieser Vollmacht gestattet94 • 92 Paul VI, MP "Pastorale Munus" (Anrn. 76), 11, n. 4, in: AAS 56 (1964), S. 12

= lat./dt. NKD 16, S. 84 f.; dazu K Mörsdorf, Neue Vollmachten und Privilegien der

Bischöfe, in: AfkKR 133 (1964), S. 99 f. 93 Seit der Neuregelung durch Secretaria Status, Regolamento generale della Curia Romana vom 22. Februar 1968, Art. 39 § 2, in: AAS 60 (1968), S. 144 = ital./dt. NKD 10, S. 194 f., i. V. m. Paul V7., Rescriptum ex Audientia, Instr. "Secreta continere" vom 14. März 1974 über das päpstliche Geheimnis, in: AAS 66 (1974), S. 89-92 = lat./dt. NKD 47, S. 124-135, ist an die Stelle des Amtsgeheimnisses des Heiligen OffIZiums das sog. päpstliche Geheimnis (secreturn pontificium) getreten. Es wird nur mehr mit Spruchstrafen geahndet, ebd., Art. 3, 2°. Dazu H Schwendenwein, Secretum PontifiClum, in: Ex aequo et bono. Festschrift Willibald M. Plöchl zum 70. Geburtstag. Hrsg. von P. Leisching / F. Pototschnig / R. Potz( = Forschungen zur Rechts- und Kulturgeschichte, Bd. 10), Innsbruck 1977, bes. S. 304 ff.; abgedr. in: H. Schwendenwein, Rechtsfragen in Kirche und Staat, Graz 1979, S. 82 ff.; 1 Arias, La normas sobre el secreto pontificio. Sistema de defensa, in: IusCan 14 (1974), n. 28, S. 332-350. 94 Paul V7., MP "Pastorale munus" (Anrn. 76) I, n. 14, in: AAS 56 (1964), S. 8 = lat./dt. NKD 16, S. 74 ff.; dazu Mörsdorf, Neue Vollmachten (Anrn. 92), S. 98; H Sch~~tz, Einleitung und Kommentar zu "Vollmachten der Bischöfe und Ordensoberen, m: NKD 16, S. 17.

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C. Die Strafbestimmungen im CICj1917

(2) Allgemeine Vollmachten bei vorbehaltenen Beugestrafen (c. 2253, 2° und 3° CIC/1917) Die Verhängung einer Beugestrafe durch ein Gerichtsurteil oder einen Verwaltungsbefehl kam einem Vorbehalt der Lossprechung gleich. Die Strafe konnte nur der Gerichtsherr bzw. der Inhaber der Strafbefehlsgewalt erlassen. Die Vollmacht zum Straferlaß besaß auch dessen Vorgesetzter. Sie ging an den Amtsnachfolger über oder konnte einem Dritten delegiert werden (c. 2253,2° i. V. m. c. 2245 § 2 CIC/1917). Der Inhaber der Strafbefehlsgewalt und der Gerichtsherr blieben auch bei einem Ausscheiden des Bestraften aus dem Untertanenverhältnis für den Straferlaß zuständig (c. 2253,2°; vgl. auch c. 2247 § 2 CIC/1917). Universalkirchliche, dem Bischof oder dem Ordinarius vorbehaltene Beugestrafen konnte jeder Ordinarius seinen Untergebenen überall erlassen, der Ortsordinarius auch den Fremden, die sich in seinem Gebiet aufhielten (c. 2253, 3° CIC/1917). Universalkirchliche, dem Apostolischen Stuhl vorbehaltene Beugestrafen erließen der Apostolische Stuhl, d. h. die Pönitentiarie (vgl. c. 258 § 1 CIC/1917), sowie all diejenigen, denen der Apostolische Stuhl die Vollmacht dazu übertragen hatte. Zum Erlaß der in einfacher Weise vorbehaltenen Strafen genügte eine allgemeine Vollmacht95 . Der Erlaß einer in besonderer oder in ganz besonderer Weise vorbehaltenen Beugestrafe erforderte eine besondere oder eine ganz besondere Vollmacht (c. 2253, 3° CIC/1917). Die Kardinäle besaßen kraft Gesetzes die Vollmacht (c. 239 § 1, 1° und 2° CIC/1917) zum Erlaß aller Beugestrafen, mit Ausnahme derjenigen, die dem Apostolischen Stuhl in ganz besonderer Weise vorbehalten und die auf die Verletzung des Amtsgeheimnisses des Heiligen Offiziums gesetzt waren. (3) Die Sondervollmachten der Beichtväter (ce. 2247 § 3; 2252; 2254 CIC/1917) Mit Rücksicht auf das geistliche Wohl der Gläubigen übertrug der kirchliche Gesetzgeber von 1917 den Beichtvätern kraft gesetzlicher Delegation weitreichende Vollmachten zum Erlaß von vorbehaltenen Beugestrafen im Falle der Todesgefahr und in anderen dringlichen Fällen. In Todesgefahr konnte jeder Priester, d. h. auch der Priester ohne Beichtjurisdiktion%, einen Pönitenten gültig und erlaubt von allen Sünden und Beugestrafen lossprechen. Dies traf auch für den Fall zu, daß ein Prie-

95 Diese Vollmacht besaßen kraft Gesetzes die Ordinarien für geheime Straftaten ~c. 2237 § 2 CICj1911). 9 Dies gilt auch für sog. laisierte Priester, da ihnen die Weihegewalt nicht genommen werden kann. Hinsichtlich des exkommunizierten Priesters vgl. c. 2261 §§ 2 und 3 CICj1917.

IV. Die Beugestrafen (ce. 2241-2285 CICj1917)

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ster mit Beichtjurisdiktion erreichbar gewesen wäre (c. 882 CICj1917)97. Beim Erlaß einer verhängten oder dem Apostolischen Stuhl in ganz besonderer Weise vorbehaltenen Beugestrafe mußte sich der Pönitent nach der Genesung bei Gefahr des erneuten Auflebens der Strafe (Reinzidenz) innerhalb eines Monats an die für den Straferlaß zuständige kirchliche Autorität wenden und deren Forderungen erfüllen (c. 2252 CICj1917)98. In einem dringenden Fall (casus urgentior) außer halb der Todesgefahr war jeder Priester mit Beichtjurisdiktion befähigt, alle selbsttätig eingetretenen und irgendwie vorbehaltenen Beugestrafen im inneren sakramentalen Bereich zu erlassen. Als dringende Fälle anerkannte der Codex von 1917 zwei Umstände, einmal, wenn eine geheime Straftat nach außen nicht ohne die Gefahr eines schweren Ärgernisses oder des Ehrverlustes beobachtet werden konnte; zweitens, wenn es bei einer geheimen oder öffentlichen Straftat für den Pönitenten hart, d. h. seelisch schwer belastend, war, bis zum Straferlaß durch einen Inhaber der Lossprechungs~walt in dem Zustand schwerer Sünde zu verbleiben (c. 2254 CICj1917) . Der Beichtvater mußte dem Pönitenten die Pflicht auferlegen, sich unter Strafe des Wiedereintritts der Beugestrafe (Reinzidenz) innerhalb eines Monats an den zuständigen Oberen zu wenden und dessen Anordnungen zu befolgen (c. 2254 § 1 CICj1917). Strittig blieb, ob nur die Nichterfüllung der Rekurspflicht oder auch die Nichterfüllung der Anordnungen den Wiedereintritt der Strafe nach sich zogl()(). Can. 2254 § 3 CICj1917 ermächtigte einen Beichtvater, der den Rekurs an den zuständigen Oberen für unmöglich hielt, zur Lossprechung ohne die Auferlegung einer Rekurspflicht. Ausgenommen blieb die Exkommunikation wegen der Lossprechung eines Mitschuldigen (c. 2367 CICj1917). Ein Pönitent, der die ihm auferlegte Buße nicht innerhalb der festgesetzten Frist leistete, fiel in die Beugestrafe zurück (c. 2254 § 3 CICjl917). Rekurspflicht bestand nur für den inneren Bereich. Im nichtsakramentalen Bereich war die Pönitentiarie bzw. der Ortsordinarius oder ein anderer Oberer anzugehen, falls diese für den konkreten Fall die Vollmacht zum 97 Dazu E. Räßer, Die gesetzliche Delegation (delegatio a iure). Rechtsgeschichtliche und rechtsdogmatische Untersuchung (= Görres-Gesellschaft, Veröffentlichungen der Sektion für Rechts- und Staatswissenschaft, H. 76), Paderborn 1937, S. 179. 98 Vgl. PCI, Resp. vom 12. November 1922, n. VIII: De absolutione a censuris, in: AAS 14 (1922), S. 663 = dt. Mayer NKRS I, S. 533. 99 Ausgenommen waren die Lossprechung eines in bürgerlicher Ehe lebenden Priesters (c. 2388 CICj1917) sowie die Lossprechung von der Exkommunikation wegen einer Verletzung des Amtsgeheimnisses der Glaubenskongregation und wegen einer Straftat bei der Papstwahl. Vgl. auch SPaenAp, Dubium 21. April 1921 circa facultatem absolvendi censuras reservatas iuxta tenorem bullae Cruciatae pro Lusitania, in: AAS 13 (1921), S. 239 = dt. Mayer NKRS I, S. 533. 100 Vgl. Venneersch / Creusen, Epitome III (Anm. 11), n. 454, S. 277 f.

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C. Die Strafbestirnrnungen im CIC/1917

Straferlaß besaßen (c. 2254 § 1 CICj1917). Im sakramentalen Bereich konnte ein anderer Beichtvater mit entsprechender Lossprechungsvollmacht angegangen werden, und zwar selbst dann noch, wenn inzwischen der Rekurs an einen Oberen im nichtsakramentalen Bereich eingelegt war (c. 2254 § 2 CICj1917). Die Sacra Congregatio Consistorialis hatte im Dezember 1939 den Wehrmachtsgeistlichen die Befugnis erteilt, in dringenden Fällen alle Beugestrafen zu erlassen101 . Im Falle einer dem Apostolischen Stuhl in ganz besonderer Weise vorbehaltenen Strafe sowie der Lossprechung eines in bürgerlicher Ehe lebenden Priesters war die Pflicht aufzuerlegen, innerhalb eines halben Jahres nach Kriegsende die Pönitentiarie anzugehen. Vollmachten des gleichen Umfangs, mit Ausnahme der Lossprechung eines in bürgerlicher Ehe lebenden Priesters, hatte die Pönitentiarie bereits am 10. Juni 1938 allen in Deutschland bevollmächtigten Beichtvätern erteilt102. Die Rekurspflicht wurde bis zur Änderung der Verhältnisse ausgesetzt, jedoch nicht aufgehoben. Hatte ein Beichtvater in Unkenntnis eines Vorbehalts von einer Beugestrafe absolviert, so ergänzte die Kirche aus Rücksicht auf das Seelenheil die fehlende Vollmacht (delegatio a iure), sofern die Beugestrafe nicht verhängt oder dem Apostolischen Stuhl in ganz besonderer Weise vorbehalten war (c. 2247 § 3 CICj1917)103.

3. Die Beugestrafen: Exkommunikation, Interdikt und Suspension (ce. 2255 und 2256 CIC/1917) a) Arten und Eigentümlichkeiten (c. 2255 CICj1917) Der Codex von 1917 enthielt in c. 2255 § 1 eine erschöpfende Aufzählung der Beugestrafen: Exkommunikation (excommunicatio), Interdikt (interdicturn) und Suspension (suspensio). Die Exkommunikation traf nur physische, nicht juristische Personen. Die Exkommunikation über eine Personengemeinschaft erstreckte sich nur auf die an der Straftat beteiligten Personen (vgl. bereits c. 5 in VJO 5,11). Hingegen war die Verhängung des Interdikts 101 SC Consist, Index facultatum vom 8. Dezember 1939 betreffend die Fakultäten der Feldvikare während der Dauer des gegenwärtigen Krieges, Nr. 13 und 14, in: AAS 31 (1939), S. 711 f. = dt. Mayer NKRS 11, S. 180 f. 102 SPaenAp, Mitteilung vom 10. Juni 1938 betr. die Vollmachten für die deutschen Beichtväter zur Absolution von Zensuren und zur Dispensation von Irregularitäten, in: Kirchl. Anzeiger für die Erzdiözese Köln 1939, S. 161; abgedr. in: AfkKR 120 (1940), S. 74 f. Die Vollmachten sind am 2. Juli 1958 für das Gebiet der BRD außer Kraft gesetzt worden. 103 Vgl. H. Henmann, Ecclesia supplet. Das Rechtsinstitut der kirchlichen Suppletion nach c. 209 CIC (= KStuT, Bd. 24), Amsterdam 1968, bes. S. 204 ff.; zu den Strafen für die bewußte Lossprechung ohne Vollmacht vgl. cc. 2338 § 1 und 2366 CICj1917.

IV. Die Beugestrafen (ce. 2241-2285 CICj1917)

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und der Suspension auch über eine Personengemeinschaft als ganze zulässig, wie z. B. über ein Domkapitel, ein Kloster oder eine Universität (vgl. cc. 2274; 2285; 2332 CICj1917)104. Exkommunikation und Interdikt richteten sich in gleicher Weise gegen Kleriker und sämtliche Laien, die Suspension nur gegen Kleriker und Laien im Kirchendienst. Die Exkommunikation und die Suspension konnten nur unmittelbar über Personen verhängt werden, das Interdikt auch über einen Ort, wie z. B. eine Kirche, einen Altar, einen Friedhof, eine Pfarrei, eine Diözese, eine Stadt oder ein Land. Die Exkommunikation war ihrem Wesen nach immer Beugestrafe, das Interdikt und die Suspension konnten sowohl Beuge- als auch Sühnestrafe sein (vgl. cc. 2291, 1° und 2°; 2298,2° CICj1917). Sie hatten im Zweifelsfalle als Beugestrafen zu gelten (c. 2255 § 2 CICj1917)105. b) Sprachregelung (c. 2256 CICj1917) Als mögliche Straffolgen kannte der Codex luris Canonici von 1917 den Ausschluß von den officia divina (z. B. c. 2259 § 1 CICj1917)106 und von den kirchlichen Ehrendiensten (actus legitimi). Can. 2256, 1° CICj1917 verstand unter divina officia Handlungen der Weihegewalt, die sich nach der Anordnung Christi oder der Kirche auf den Gottesdienst bezogen (vgl. cc. 1255 ff. CICj1917) und nur von Klerikern ausgeübt werden konnten. Zu den kirchlichen Ehrendiensten (actus legitimi) rechnete der kirchliche Gesetzgeber von 1917 die in c. 2256, 2° CICj1917 erschöpfend aufgezählten kirchlichen Handlungen, und zwar die Verwaltung von Kirchenvermögen, die Betätigung als kirchlicher Richter, auch als Vernehmungsrichter und Berichterstatter, als Ehebandverteidiger, als Kirchen- und Glaubensanwalt, als Notar und Kanzler, als Gerichtsbote und Gerichtsvollzieher, als Parteienanwalt und Prozeßbevollmächtigter, ferner die Tauf- und Firmpatenschaft, das Stimmrecht bei kirchlichen Wahlen und die Ausübung des Patronatsrechts107. Die Enthebung von den kirchlichen Ehrendiensten verband der Gesetzgeber ohne weiteres mit dem Ehrverlust (c. 2294 CICj1917), zum Teil auch mit der Exkommunikation (c. 2263 CICj1917). Als Sühnestrafe kam die Enthebung von den kirchlichen Ehrendiensten (c. 2291, 8° 104 Dazu W Aymans, Kollegium und kollegialer Akt im kanonischen Recht. Eine rechtsbegriffliche Untersuchung insbesondere aufgrund des Codex Iuris Canonici (= MthStkan, Bd. 28), München 1969, S. 177 ff.; Pototschnig, Rechtspersönlichkeit (Anrn. 23), S. 89. 105 Vgl. Motzenbäcker, Rechtsvermutung (Anm. 21), S. 413 ff. 106 Gleichbedeutend mit officia divina sprach der CICj1917 von divina (c. 2279 § 2, 2° CICj1917), officium sacrum (c. 2272 § 1 CICJ1917), sacrae functiones (c. 227102° CICj1917), sacra (c. 2268 § 1 CICj1917) u. a. 17 1m einzelnen E. Eichmann, Actus legitimi (CIC c. 2256 n. 2), in: AfkKR 116 (1936), bes. S. 54 ff.; S. Goyeneche, Actus legitimi ecelesiastici. Eorum praecipua functio in Codice Iuris Canonici (can. 2256, 2°), in: Apollinaris 33 (1960), S. 247-256.

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C. Die Strafbestimmungen im CICj1917

CIC/1917) sowohl als eigene Strafe als auch zur Strafverschärfung in Betracht (vgl. cc. 2315; 2350 § 2; 2353; 2354 § 1; 2357 § 2; 2375; 2385 CIC/1917).

4. Die Exkommunikation (ce. 2257-2267 CIC/1917) a) Begriff und Formen (cc. 2257 und 2258 CIC/1917) Unter der Exkommunikation (excommunicatio) verstand der Codex von 1917 den einstweiligen Ausschluß eines Kirchengliedes, das sich einer schweren Straftat schuldig gemacht hatte, aus der Gemeinschaft der Gläubigen mit gesetzlich festgelegten und untrennbaren Rechtsfolgen (c. 2257 § 1 CIC/1917). Der Bestrafte blieb ein passives Glied der Kirche, da die Strafe die Gliedschaftspflichten nicht berührte 108• Der einstweilige Charakter der Exkommunikation beruhte auf ihrem Wesen als Beugestrafe. Der Kodex von 1917 unterschied nicht mehr zwischen der kleinen und der großen Exkommunikation109. Er hielt jedoch im Hinblick auf das Verkehrsverbot an der bisherigen Unterscheidung in Exkommunizierte, die zu meiden (excommunicati vitandi), und Exkommunizierte, die zu dulden (excommunicati tolerati) waren, fest (c. 2258 § 1 CIC/1917). Als Vitandus galt jedoch nur mehr derjenige, der vom Apostolischen Stuhl (vgl. c. 7 CIC/1917), also auch von einer römischen Kongregation oder einem päpstlichen Gericht, namentlich exkommuniziert, öffentlich als solcher verkündet und in dem Exkommunikationsdekret als vitandus bezeichnet wurde (c. 2258 § 2 CIC/1917)110. Nur die Exkommunikation wegen eines tätlichen Angriffs auf den Papst erklärte den Angreifer von Rechts wegen zum Vitandus (c. 2343 § 1, 10 CIC/1917). Die Exkommunikation führte auch die Bezeichnung "Anathema", besonders dann, wenn sie nach dem Pontificale Romanum in feierli-

108 Vgl. oben A. III. 2. a; zur Exkommunikation im CICj1917 s. außer den Handbüchern: K Mörsdorf, Art. Exkommunikation, in: Handbuch theologischer Grundbegriffe. Hrsg. von H. Fries, Bd. 1, München 1962, bes. S. 380 ff.; F. E. Hyland, Excommunication. Its nature, historical dev,elopment and effects (= CLS, No 49), Washington D. C. 1928, bes. S. 1 ff.; 35 ff.; E. Jombart, Art. Excommunication, in: DDC V, bes. Sp. 617 ff.; R. Gutleben, Das Strafsystem des Codex Iuris Canonici, Diss. jur. Würzburg, Druck: Kallmünz 1930, S. 24 ff.; G. May, Die kirchliche Ehre als Voraussetzung der Teilnahme an dem eucharistischen Mahle (= EThSt, Bd. 8), Leipzig 1960, S. 86 ff.; zu den inhabilitierenden Wirkungen G. Graf, Die Leges irritantes und inhabilitantes im Codex Iuris Canonici (= Görres-Gesellschaft, Veröffentlichungen der Sektion für Rechts- und Staatswissenschaft, H. 71), Paderborn 1936, S. 72 ff. 109 S. oben B. IV. 1. a. 110 Vgl. SC Off, Decr. "Quum certo" vom 8. November 1922, Excommunicatio nominalis et personalis fertur in sacerdotes Xaverius Dvorak et Ludovicum Svatos, in: AAS 14 (1922), S. 593; SC Off, Decr. vom 29. Juli 1933, Sacerdos Prosper Alfaric excommunicatus vitandus declaratur et paena degradationis damnatur, in: AAS 25 (1933), S. 333 f.; SC Off, Decr. 4. Juni 1946, Sacerdos Ferdinandus Tartaglia, Dioeceseos parmensis, declaratur excommunicatus vitandus, in: AAS 38 (1946), S. 280.

IV. Die Beugestrafen (cc. 2241-2285 CIC/1917)

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cher Form verhängt wurde (c. 2257 § 2 CIC/1917). In den Rechtswirkungen bestand kein Unterschied111 . b) Die Rechtsfolgen der Exkommunikation (cc. 2259-2267 CIC/1917) Der kirchliche Gesetzgeber von 1917 legte die Rechtsfolgen der Exkommunikation gesetzlich fest. Sie traten immer insgesamt ein. (1) Ausschluß vom Gottesdienst (c. 2259 CIC/1917) Der Exkommunizierte verlor das Recht auf eine aktive Teilnahme am Gottesdienst (c. 2259 § 1 CIC/1917), d. h. vor allem an der Feier der Eucharistie und der Konstituierung der Opfergemeinschaft112. Ausgenommen war die Anhörung der Predigt. Die ausschließlich passive Teilnahme eines Exkommunizierten, der zu dulden war, konnte hingenommen werden. Ein Vitandus mußte entfernt, widrigenfalls der Gottesdienst abgebrochen werden. Von der aktiven Teilnahme am Gottesdienst, wie z. B. der Assistenz bei der Messe oder der Mitwirkung im Kirchenchor, mußte nicht nur der Vitandus, sondern jeder Exkommunizierte ferngehalten werden, falls die Exkommunikation verhängt oder festgestellt oder der selbsttätige Eintritt offenkundig war (c. 2259 § 2 CIC/1917). (2) Ausschluß von den Sakramenten und Sakramentalien (cc. 2260; 2261; 2265 § 1,3° CIC/1917) Die Exkommunikation schloß ferner vom Empfang der Sakramente aus (c. 2260 CIC/1917; vgl. c. 855 § 1 CIC/1917). Der Exkommunizierte war unfähig zum Empfang des Bußsakraments und konnte folglich auch nicht Glied der eucharistischen Tischgemeinschaft sein113. Die verhängte oder festgestellte Exkommunikation hatte auch den Ausschluß von den Sakramentalien (c. 2260 § 1 CIC/1917)114 und dem kirchlichen Begräbnis (c.2260 § 2 i. V. m. c. 1240 § 1, 2° CIC/1917)115 zur Folge. Can. 2261 § 1 111 Vgl.A. Szentinnai, Die Rechtssymbolik im geltenden Kirchenrecht, in: ÖAKR

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11 Der Träger der eucharistischen Feier, in: Pro mundi vita. Festschrift zum Eucharistischen Weltkongreß 1960. Hrsg. von der Theologischen Fakultät der Ludwig-Maxirnilian-Universität München, München 1960, S. 233; abgedr. in: ders., Schriften (Anrn. 35), S. 529; ders., Erwägungen zur Anpassung des Codex Iuris Canonici. Gutachten vom 17. März 1960, in: ders., Schriften (Anrn. 35), S. 808. 113 Die Spendung von Sakramenten an Exkommunizierte bildete eine selbständige Straftat. Vgl. c. 2364 CIC/1917. 114 Vgl. H. 1. F. Reinhardt, Die Sakramentalien, in: GrNKirchR, S. 622-625. 115 Durch das Begräbnis eines Exkommunizierten, dessen Strafe verhängt oder festgestellt worden war, wurde die Kirche bzw. der Friedhof entweiht. Vgl. cc. 1172 14 Rees

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C. Die Strafbestimrnungen im CICj1917

CICj1917 verwehrte einem Exkommunizierten, erlaubterweise Sakramente und Sakramentalien zu spenden. Der kirchliche Gesetzgeber von 1917 gestattete jedoch den Gläubigen, aus jedem gerechten Grund einen exkommunizierten Priester um die Spendung der Sakramente und Sakramentalien zu bitten, besonders dann, wenn ein anderer Priester nicht zur Verfügung stand (c. 2261 § 2 CICjI917). Ein Priester, dessen Exkommunikation durch Spruch verhängt oder festgestellt oder der als Vitandus erklärt worden war, durfte in Todesgefahr eines Gläubigen auf dessen Bitte hin diesem die sakramentale Lossprechung erteilen, und zwar auch, wenn ein anderer Priester erreichbar war. War ein anderer Priester unerreichbar, konnte er gültig und erlaubt auch die übrigen Sakramente spenden (c. 2261 § 3 CICj1917; vgl. ce. 882; 2252 CICjI917). (3) Ausschluß von Ablässen und öffentlichen Fürbitten (c. 2262 CICjl917) Ein Exkommunizierter besaß keinen Anteil an den Ablässen und den öffentlichen Fürbitten der Kirche (c. 2262 § I CICj1917; vgl. c. 925 § 1 CICjl917). Ein privates Gebet blieb den Gläubigen gestattet. Auch konnte ein Priester in privater Weise (privatim) und unter Vermeidung von Ärgernis für einen Exkommunizierten das Meßopfer feiern 116, für einen Vitandus nur zu seiner Bekehrung (c. 2262 § 2,1° und 2° CICj1917). (4) Ausschluß von den kirchlichen Ehrendiensten (c. 2263 CICj1917) Die Exkommunikation bewirkte auch den Ausschluß von den kirchlichen Ehrendiensten (c. 2263). Der durch Spruch Exkommunizierte und ebenso der Vitandus galten als prozeßunfähig, außer in Sachen der eigenen Exkommunikation (vgl. c. 1654 CICjl917 i. V. m. c. 1628 § 3 CICj1917)117.

§ 1,4°; 1175; 1207 CICj1917. Im Falle einer verbotenen Bestattung sollte der Leich-

nam eines Exkommunizierten, der zu meiden war, nach der Einholun~ der oberhirtlichen Erlaubnis (c. 1214 § 1 CICj1917) ausgegraben und an einem rucht geweihten Ort (c. 1212 CICj1917) beigesetzt werden (c. 1242 CICj1917). Vgl. H J. F. Reinhardt, Das Begräbnis, in: GrNKirchR, S. 625 ff. 116 Die Applikation hatte den Sinn einer Fürbitte, ohne daß der Exkommunizierte zur Opfergemeinschaft zugelassen wurde. Vgl. K Mörsdoif, Erwägungen zum Begriff und zur Rechtfertigung des Meßstipendiums, in: Theologie in Geschichte und Gegenwart. Michael Schmaus zum sechzigsten Geburtstag. Hrsg. von J. Auer j H. Volk, München 1957, S. 113 ff.; abgedr. in: ders., Schriften (Anm. 35), S. 509 ff.; ders., Der Träger der eucharis~ischen Feier (Anm. 112), S. 236 f. = ders., Schriften (Anm. 35), S. 532 f.; ders., Erwagungen. Gutachten (Anm. 112), S. 810. 117 Dazu Jone, Gesetzbuch III (Anm. 11), Erlel. zu c. 2263, S. 534 mit Anm. 21.

IV. Die Beugestrafen (ce. 2241-2285 CIC/1917)

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(5) Ausschluß von kirchlichen Ämtern und erworbenen Rechten (cc. 2263-2266 CIC/1917) Can. 2263 CICj1917 verbot dem Exkommunizierten die Ausübung kirchlicher Ämter und Dienste sowie aller Privilegien. Hoheitliche Hirtengewalt konnte der Exkommunizierte erlaubterweise nicht ausüben (c. 2264 CICj1917). Nach der Verhängung bzw. der Feststellung der Exkommunikation waren die vorgenommenen Jurisdiktionsakte nicht nur unerlaubt, sondern auch ungültig (c. 2264; vgl. cc. 873 § 3; 1095 CICj1917). Eine Ausnahme bestand für die Lossprechung von Beugestrafen und Sünden in Todesgefahr (c. 2261 § 3 CICj1917). Jurisdiktionsakte eines Exkommunizierten waren gültig, ja sogar erlaubt, sofern die Gläubigen darum baten (vgl. c. 2264 CICj1917 i. V. m. c. 2261 § 2 CIC/1917). Der kirchliche Gesetzgeber von 1917 untersagte allen Exkommunizierten, ausgenommen die Papstwahl118, die Ausübung von Wahl-, Präsentations- und Nominationsrechten (c. 2265 § 1, 1° CIC/1917). Ungeachtet des Verbots vorgenommene Handlungen waren nur dann ungültig, wenn die Exkommunikation verhängt oder festgestellt worden war oder wenn sie ein Vitandus vornahm (c. 2265 § 2 CICj1917). Der Exkommunizierte konnte keine kirchlichen Würden, Ämter, Beneftzien, Pensionen und dienstliche Stellungen erlangen (c. 2265 § 1,2° CICj1917) und auch keine Weihe empfangen (c. 2265 § 1, 3° i. V. m. c. 987, 7° CICj1917)119. Im Falle der verhängten oder festgestellten Exkommunikation konnte ein Exkommunizierter einen päpstlichen Gunsterweis nur dann gültig erlangen, wenn die Exkommunikation im Reskript ausdrücklich erwähnt wurde. Die verhängte oder festgestellte Exkommunikation hatte den Verlust des Einkommens aus einer Würde, einem Amt, einem BenefIZium, einer Pension und einer dienstlichen Stellung zur Folge (c. 2266 CICj1917). Der Exkommunizierte blieb rechtmäßiger Inhaber. Nur der Exkommunizierte, der zu meiden war, verlor die von ihm bekleideten Würden, Ämter, Beneftzien, Pensionen und dienstlichen Stellungen. Das Verharren in der Exkommunikation begründete den Verdacht der Häresie (c. 2340 CICj1917). Für den Fall, daß die Strafe bekannt war, verbot c. 693 § 1 CICjl917 die Aufnahme eines Exkommunizierten in einen kirchlichen Verein. 118 Pius XII, Ap. Konst. "Vacantis Apostolicae Sedis" vom 8. Dezember 1945 über die Erledigung des Apostolischen Stuhls und die Wahl des Papstes, n. 34, in: AAS 38 (1946), S. 76 = dt. Mayer NKRS III, S. 70; kritisch dazu K Mörsdoif, Der Kirchenbann im Lichte der Unterscheidung zwischen äußerem und innerem Bereich, in: Liber Amicorum Monseigneur Onclin. Actuele thema's van kerkelijk en burgerlijk Recht. Themes actuels de droit canonique et civil. Hrsg. von J. Lindernans / H. Demeester (= Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium, Bd. 42), Gembloux 1976, S. 39 f.; abgedr. in: ders., Schriften (Anm. 35), S. 866 f. 119 Der Weiheempfang trotz eines entgegenstehenden Hindernisses bildete ein delictum sui generis (c. 2374 CIC/1917), ebenso die Spendung der Weihe an einen ExkommunizIerten (c. 2364 CIC/1917).

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C. Die Strafbestimmungen im CICj1917

(6) Verbot des bürgerlichen Verkehrs mit einem Exkommunizierten, der zu meiden war (excommunicatus vitandus; c. 2267 CICj1917) Der kirchliche Gesetzgeber untersagte den Gläubigen den Verkehr in weltlichen Angelegenheiten mit einem Exkommunizierten, der zu meiden war (Vitandus). Dieses Verbot galt nicht für den Ehegatten, die Eltern und die Kinder, für die Dienerschaft und andere Untergebene. Es entfiel, sooft ein vernünftiger Grund davon entschuldigte. Infolge der beigefügten Einschränkung kam dem Verbot kaum eine praktische Bedeutung zu. 5. Das Interdikt (ce. 2268-2277 CIC/1917)

a) Begriff und Arten (cc. 2268; 2269; 2274 CICj1917) Das Interdikt (interdictum)120 verbot die Vornahme gottesdienstlicher Handlungen, insbesondere die Feier der Eucharistie sowie die Spendung und den Empfang der Sakramente und der Sakramentalien (c. 2268 § 1 CICj1917). Das Interdikt konnte Beuge- oder Sühnestrafe sein. Es galt jedoch im Zweifelsfall als Beugestrafe (c. 2255 § 2 CICj1917). Der kirchliche Gesetzgeber von 1917 unterschied ein persönliches (interdictum personale) und ein örtliches Interdikt (interdictum locale; c. 2268 § 2 CICj1917). Ein interdictum mixtum bzw. deambulatorium, d. h. eine Mischung aus persönlichem und örtlichem Interdikt, kannte der Codex von 1917 nicht mehr. Es hatte darin bestanden, daß jeder Ort, an den die mit dem Interdikt bestrafte Person kam, vom örtlichen Interdikt betroffen wurde. Ebenfalls fand die dem örtlichen Interdikt verwandte cessatio a divinis, d. h. das Verbot für Kleriker, an einem bestimmten Ort den Gottesdienst zu feiern l2 t, keine Aufnahme in den Codex von 1917. Das allgemeine Interdikt erstreckte sich auf ganze Gebiete, z. B. einen Staat, eine Diözese, eine Pfarrei, oder auf das ganze Volk eines Gebietes. Das besondere Interdikt traf nur einen bestimmten Ort, z. B. einen Altar, eine Kirche, einen Friedhof oder eine bestimmte Einzelperson. Eindeutig besaß das besondere persönliche Interdikt Strafcharakter, da es nur schuldige Personen traf. Das örtliche Interdikt erfaßte hingegen Schuldige und Unschuldige. 120 Die Übersetzung von R. Köstler, Wörterbuch zum Codex luris Canonici, München und Kempten 1927, sub verbo "interdictum", S. 195, mit Kirchenverbot, Kirchensperre eignet sich besser für das interdictum ab ingressu ecclesiae. Zum Interdikt s. E. J. Conrap, The Interdict (= CLS, No 56), Diss. kan., Washington D. C. 1930, bes. S. 59 ff.; E. Jombart, Art. Interdit, in: DDC V, Sp. 1464-1475; Haas, Interdikt &Anm. 83), S. 19 ff. 12 Siehe P. Hinschius, System des katholischen Kirchenrechts mit besonderer Rücksicht auf Deutschland, Bd. 5, Berlin 1893 (= unv. Nachdr. Graz 1959), S. 539 ff.; F X Wemz, lus decretalium ad usum praelectionum in scholis textus canonici sive iuris decretalium, Tom. VI: lus poenale eccles. catholicae, Prati 1913, nn. 235 ff., S. 241 ff.

IV. Die Beugestrafen (ce. 2241-2285 CICj1917)

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Haas vertrat daher die Ansicht, daß das örtliche Interdikt für die Unschuldigen nur eine "privatio", aber keine Strafe sei, da nach c. 2241 CICj1917 nur der Täter bestraft werde122. Diese Anschauung rettete zwar den Grundsatz "Nulla poena sine culpa". Der kirchliche Gesetzgeber von 1917 ließ jedoch nicht erkennen, daß er das örtliche Interdikt nur beim Vorliegen einer persönlichen Schuld als Strafe betrachtet wissen wollte. Die Strafe des örtlichen Interdikts, bei der es sich um eine Kollektivstrafe handelte, widersprach sowohl dem heutigen Rechtsempfinden als auch den traditionellen Grundsätzen einer gerechten und angemessenen Rechtsausübung123. b) Verhängung und Eintritt (c. 2269 § I CICj1917) Das Recht zur Verhängung eines allgemeinen örtlichen Interdikts über das Gebiet einer Diözese oder eines Staates und des allgemeinen persönlichen Interdikts über die Gläubigen einer Diözese oder eines Staates besaß nur der Apostolische Stuhl. Dagegen konnten ein allgemeines Interdikt über das Gebiet bzw. die Gläubigen einer Pfarrei und jedes besondere örtliche oder persönliche Interdikt auch die Ortsordinarien verhängen (c. 2269 § I CICj1917). Diejenigen, die ein örtliches Interdikt oder ein Interdikt über eine Gemeinschaft verschuldeten, traf das persönliche Interdikt als Tatstrafe (c. 2338 § 4 CICj1917). Das persönliche Interdikt haftete an den Personen überall, das örtliche entfaltete außerhalb des interdizierten Ortes keine Wirkungen (c. 2269 § 2 CICj1917). c) Wirkungen (cc. 2270-2276 CICjl917) (1) Das örtliche Interdikt untersagte am interdizierten Ort jede gottesdienstliche Handlung. Es behinderte jedoch nicht die Spendung der Sakramente und der Sakramentalien an Sterbende (c. 2270 § 1 CICj1917). An Weihnachten, Ostern, Pfingsten sowie an Fronleichnam und Mariä Himmelfahrt wurde das örtliche Interdikt suspendiert. Nur die Erteilung der heiligen Weihen und die feierliche Eheschließung blieben auch an diesen Tagen verboten (c. 2270 § 2 CICj1917). Im Falle eines allgemeinen örtlichen Interdikts konnten Kleriker, die nicht persönlich interdiziert waren, in jeder Kirche oder Kapelle gottesdienstliche Handlungen vornehmen, allerdings nur bei verschlossenen Tü122 Vgl. Haas, Interdikt (Anm. 83), S. 24 ff.; kritisch dazu Eichmann, Lehrbuch 11 (Anm. 83), Anm. 4, S. 504 f. 123 J. Neumann, Grundriß des katholischen Kirchenrechts, Darmstadt 1981, S. 128, unter Hinweis auf das Interdikt über die Karmelitinnen des Klosters MarienthaI im Elsaß, als sich die Schwestern hartnäckig weigerten, den ausgetretenen deutschen Schwestern die Mitgift zurückzuzahlen.

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C. Die Strafbestimrnungen im CICj1917

ren, ohne Gesang und ohne Läuten der Glocken (c. 2271, 1° CICj1917)124. Der kirchliche Gesetzgeber gestattete in der Kathedralkirche, in den Pfarrkirchen und der einzigen Kirche eines Ortes die Zelebration einer Messe, die Aufbewahrung des Allerheiligsten, die Spendung der Sakramente der Taufe, der Eucharistie und der Buße, die Eheassistenz ohne Brautsegen, das Begräbnis ohne jede Feierlichkeit, die Weihe des Taufwassers und der heiligen Öle sowie die Predigt. Er untersagte jedoch bei diesen gottesdienstlichen Handlungen Gesang, äußeren Aufwand sowie den Gebrauch der Glocken, der Orgel und anderer Musikinstrumente. Die Überbringung der Wegzehrung durfte nicht in feierlicher Form (vgl. c. 847 CICj1917), sondern nur in privater Weise (vgl. c. 849 CICjl917) erfolgen (c. 2271, 2° CICj1917). Im Falle eines besonderen örtlichen Interdikts verbot c. 2272 § 1 CICj1917 die Vornahme gottesdienstlicher Handlungen auf einem interdizierten Altar bzw. in einer interdizierten Kapelle. Auf einem interdizierten Friedhof waren Bestattungen nur ohne kirchlichen Ritus erlaubt (c. 2272 § 2 CICj1917). In einer interdizierten Kapitelskirche konnten alle gottesdienstlichen Handlungen in Stille und bei verschlossenen Türen erfolgen, sofern nicht das Kapitel selbst mit dem Interdikt belegt und die Feier der Konventmesse und des Stundengebets in einer anderen Kirche vorgeschrieben waren (c. 2272 § 3, r CICj1917). Für eine interdizierte Pfarrkirche fanden jene Ausnahmen Anwendung, die für das allgemeine Interdikt zugunsten der Gläubigen getroffen wurden, es sei denn, daß der Pfarrei für die Zeit des Interdikts eine andere Kirche zugewiesen wurde (c. 2272 § 3, 2° CICj1917 i. V. m. c. 2271, 2° CICj1917). Ein über eine Stadt verhängtes örtliches Interdikt erstreckte sich auch auf die Vorstädte, auf nahe gelegene und daher leicht zu erreichende Kirchen, auf die Klosterkirchen und die Kathedralkirche. Das Interdikt über eine Kirche erfaßte die mit ihr verbundenen Kapellen, nicht jedoch den Friedhof. Das Interdikt über eine Kapelle einer Kirche erstreckte sich nicht auf die Kirche selbst. Trotz einer räumlichen Verbindung ergriff das Interdikt über einen Friedhof nicht die Kirche, wohl aber alle auf dem Friedhof errichteten Kapellen (c. 2273 CICjl9l7). Die Verletzung des örtlichen Interdikts durch einen Kleriker bewirkte Irregularität (c. 985, 7° CICjl917). (2) Das persönliche Interdikt entfaltete unterschiedliche Wirkungen, je nachdem, ob es physische Personen oder eine Gemeinschaft als solche traf. Hatte eine Gemeinschaft eine Straftat begangen, so konnte das persönliche Interdikt entweder über die einzelnen für die Tat verantwortlichen Mitglieder oder über die Gemeinschaft oder über die schuldigen Mitglieder und die Gemeinschaft verhängt werden (c. 2274 § 1 CICjl917)12S. 124 Im einzelnen Jone, Gesetzbuch III (Anm. 11), Erlel. zu c. 2271, 1°, S. 539 f.; Coronata, Institutiones IV (Anm. 11), n. 1790, S. 238 f. 12S Dazu May, Die kirchliche Ehre (Anm. 108), S. 92 ff.

IV. Die Beugestrafen (ce. 2241-2285 CICj1917)

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Das persönliche Interdikt untersagte die Vornahme gottesdienstlicher Handlungen und ebenso, mit Ausnahme der Anhörung der Predigt, die Teilnahme an ihnen (c. 2275, 1° CICj1917). Eine passive Teilnahme konnte geduldet werden. Nach der Verhängung oder der Feststellung der Strafe mußte der Interdizierte von der aktiven Mitwirkung am Gottesdienst ferngehalten werden (c. 2275, 1° CICjl917). Das Interdikt verhinderte im gleichen Umfang wie die Exkommunikation den Vollzug, die Spendung und den Empfang der Sakramente und der Sakramentalien (c. 2275, 2° CICj1917 i. V. m. cc. 2260 § 1 und 2261 CICj1917). Interdizierte waren ebenso wie Exkommunizierte vom aktiven und passiven Wahlrecht l26 und ebenso vom Präsentations-, Wahl- oder Nominationsrecht ausgeschlossen. Ihnen war es verwehrt, Würden, Ämter, BenefIzien, Pensionen oder Dienste in der Kirche zu erlangen und zu den Weihen zugelassen zu werden (c. 2275,3° i. V. m. c. 2265 CICj1917). Das verhängte oder festgestellte Interdikt schloß vom kirchlichen Begräbnis aus (c. 2275, 4° i. V. m. c. 1240 § 1,2° CICj1917)127. Ein Kleriker verlor nach dem Strafausspruch die Beichtjurisdiktion (c. 873 § 3 CICj1917) sowie die Fähigkeit zur Eheassistenz (c. 1095 § 1, r CICj1917). Eine Mißachtung der Strafwirkungen begründete eigene Straftatbestände (cc. 2238 § 3; 2364; 2372 CICj1917). Wer von einem örtlichen (oder einem allgemeinen persönlichen) 128 Interdikt getroffen wurde, dieses Interdikt aber nicht verursacht hatte, konnte die Sakramente empfangen, ohne daß es hierzu einer Lossprechung von der Strafe bedurft hätte (c. 2276 CICjl917). d) Die Kirchensperre (c. 2277 CICj1917) Als Sonderart und zugleich als eine "gemilderte Form des Personalinterdikts,,129 bewirkte die Kirchensperre (interdictum ab ingressu ecclesiae), daß der Bestrafte in einer oder in mehreren bezeichneten Kirchen keine gottesdienstlichen Handlungen vornehmen, an diesen nicht teilnehmen und auch nicht in der Kirche 130 beerdigt werden durfte (c.2277 CICj1917). Bei einem Verstoß gegen das Verbot mußte der Bestrafte jedoch nicht entfernt bzw. exhumiert werden (c. 2277 CICj1917). 126 Eine Ausnahme bildete die Papstwahl. Vgl. Pius XII, "Vacantis Apostolicae Sedis" (Anm. 118), n. 34, in: AAS 38 (1946), S. 76 = dt. Mayer NKRS III, S. 70. 127 Zu den Strafen für ein widerrechtliches Begräbnis vgl. c. 2339 CICj1917. 128 Can. 2276 CICj1917 schien vorauszusetzen, daß ein persönlich Unschuldiger vom allgemeinen persönlichen Interdikt getroffen werden konnte. Das war jedoch nach c. 2274 CICj1917 nicht möglich. 129 So Strigl, Straftat (Anm. 18), S. 758. 130 Einer Beerdigung auf dem Friedhof stand nichts im Wege. Vgl. Wemz / Vidal, Ius Canonicum VII (Anm. 55), n. 308, S. 339 f.; a. A.: Baas, Interdikt (Anm. 83), S. 45 f., m. w. N.

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C. Die Strafbestimmungen im CICj1917

6. Die Suspension (ce. 2278-2285 CICj1917)

a) Begriff und Arten (c. 2278 CIC/1917) Die Suspension (suspensio) entzog einem Kleriker das Recht, sein Amt auszuüben oder die Früchte aus dem BenefIzium zu ziehen oder beide Rechte zugleich (c. 2278 CIC/1917)131. Die Suspension fand im allgemeinen nur gegen Kleriker Anwendung, da grundsätzlich nur Kleriker Weihe- und Hirtengewalt sowie BenefIzien und kirchliche Pensionen erlangen konnten (vgl. c. 118 CIC/1917). Die Strafe erfaßte aber auch Laien im kirchlichen Dienst (vgl. c. 2291,100 CIC/1917} Insoweit durfte c. 2255 § 2 CIC/1917 als abgeändert betrachtet werden13 . Die Suspension konnte Beuge- oder Sühnestrafe sein (c. 2298, 20 CIC/1917). Im Zweifelsfall galt sie als Beugestrafe (c. 2255 § 2 CIC/1917). Im Unterschied zur Exkommunikation waren die Wirkungen der Suspension ebenso wie beim Interdikt teilbar (c. 2278 § 2 CIC/1917). Die Suspension trat in zwei Grundformen auf, und zwar als Enthebung vom geistlichen Dienst (suspensio ab officio) und als Einkommenssperre (suspensio a benefIcio). Die allgemein verhängte Suspension (suspensio generalis) umfaßte beide Grundformen mit ihren vollen Strafwirkungen. b) Rechtsfolgen (cc. 2279; 2280; 2283; 2284 CIC/1917) Die Enthebung vom geistlichen Dienst ohne Einschränkung (suspensio ab officio totalis) verbot die Ausübung jeder kirchlichen Weihe- und Jurisdiktionsgewalt sowie die Vornahme eines jeden kraft Amtsbefugnis zustehenden Verwaltungsakts. Eine Ausnahme bestand für die Verwaltung des eigenen BenefIziums (c. 2279 § 1; vgl. c. 1476 § 1 CIC/1917). Die Teilenthebung (suspensio ab officio partialis) erstreckte sich nur auf einzelne Bereiche der Amtsgewalt (vgl. c. 2279 § 2 CIC/1917)133. Im einzelnen untersagte die suspensio a iurisdictione die Ausübung jeder Leitungsgewalt (c. 2279 § 2, 10 CIC/l917). Die suspensio a divinis verbot jede Ausübung der Weihegewalt (c. 2279 § 2,20 CIC/1917). Die suspensio ab ordinibus untersagte die Ausübung aller empfangenen Weihen (c. 2279 § 2, 30 CIC/1917). Die suspensio a sacris ordinibus betraf die Ausübung der höheren Weihen (c. 2279 § 2,40 CIC/1917). Die suspensio a certo et defmito ordine exercendo verbot die Ausübung eines bestimmten Weihegrades. Der Suspendierte wurde zugleich daran gehindert, denselben Weihegrad zu erteilen oder einen höhe131 Im einzelnen Eichmann, Strafrecht (Anrn. 11), S. 103 ff.; Wemz / Vidat, Ius Canonicum VII (Anrn. 55), nn. 313 ff., S. 345 ff. 132 Strigt, Straftat (Anrn. 18), S. 757; vgl. auch F. Roherti, Quibus personis infligi possit poena suspensionis, in: Apollinaris 11 (1938), S. 298 ff. 133 Dazu Schau!, Einführung (Anrn. 11), S. 102 ff.; Conte a Coronata, Institutiones IV (Anrn. 11), nn. 1804 ff., S. 251 ff.

IV. Die Beugestrafen (ce. 2241-2285 CICj1917)

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ren Weihegrad zu empfangen bzw. auszuüben (c. 2279 § 2, 5° CICjl917). Die suspensio a certo et defmito ordine conferendo untersagte die Erteilung der bezeichneten Weihe (c. 2279 § 2, 6° CICj1917). Die suspensio a certo et defmito ministerio vel ab officio verbot jedes entsprechende Handeln (c. 2279 § 2, r CICj1917), erstere z. B. das Beichthören, letztere z. B. die Ausübung eines Seelsorgsamtes. Die suspensio ab ordine pontificali untersagte jeden Akt der bischöflichen Weihegewalt (c. 2279 § 2, 8° CICj1917; vgl. cc. 951; 782 § 1; 1147 § 1 CICj1917). Hingegen verbot die suspensio a pontificalibus nur die Ausübung der PontifIkalfunktionen (vgl. c. 337 § 2 CICj1917), d. h. Handlungen, die nach den liturgischen Vorschriften mit Mitra und Stab vorzunehmen waren (c. 2279 § 2, 9° CICj1917). Akte der Leitungsgewalt, wie z. B. die sakramentale Lossprechung, die entgegen dem Verbot vorgenommen wurden, waren ungültig, sofern die Suspension verhängt oder festgestellt worden war oder der Obere ausdrücklich den Entzug der Jurisdiktionsgewalt erklärt hatte. In anderen Fällen war der Jurisdiktionsakt zwar immer gültig, aber unerlaubt, sofern die Vornahme von den Gläubigen nicht erbeten wurde (c. 2284 CICj1917 i. V. m. c. 2261 CICj1917). Die Einkommenssperre (suspensio a benefIcio) entzog, mit Ausnahme des Wohnrechts, das Recht, die Einkünfte aus dem Benefizium zu ziehen (c. 2280 § 1 CICjl917). Sie beließ das Recht zur Verwaltung des Pfrüodevermögens. Ein Entzug mußte ausdrücklich erklärt werden (c. 2280 § 1 CICj1917). Can. 2280 § 2 CICj1917 forderte die Rückerstattung der zu Unrecht bezogenen Einkünfte. Die allgemeine Suspension (suspensio generalis) verband alle Einzelwirkungen der Enthebung vom geistlichen Dienst und der Einkommenssperre. Zudem hinderte sie den Bestraften, Wahl-, Präsentations- und Nominationsrechte auszuüben, kirchliche Würden, Ämter, Benefizien, Pensionen und andere Dienststellungen zu erlangen sowie am Empfang der Weihe (c. 2283 i. V. m. c. 2265 CICj1917). c) Wirkungsbereich (cc. 2281 und 2282 CICj1917) Eine allgemeine Suspension ohne jede Einschränkung (suspensio generalis), eine Enthebung vom geistlichen Dienst (suspensio ab officio) oder eine Einkommenssperre (suspensio a benefIcio) bezogen sich auf alle Ämter und Benefizien, die der Kleriker in der Diözese des strafenden Oberen (c. 2281 CICj1917), nicht jedoch in einer anderen Diözese (c. 2282 CIC/1917) innehatte. Soweit die Suspension die Weihegewalt berührte, entfaltete sie ihre Wirkung auch in einer fremden Diözese. Eine vom universalkirchlichen Recht als Tatstrafe verhängte Suspension erstreckte sich überall auf alle Ämter und Benefizien (c. 2282 CICj1917).

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C. Die Strafbestimmungen im CIC/1917

d) Die Bestrafung einer Gemeinschaft (c. 2285 CICj1917) Die Suspension fand auch auf eine Gemeinschaft Anwendung. Sie konnte entweder über die einzelnen für die Straftat verantwortlichen Personen, z. B. die schuldigen Domherren, oder über die Gemeinschaft als solche, z. B. über das Domkapitel, oder über die schuldigen Mitglieder und die Gemeinschaft zugleich verhängt werden (c. 2285 § 1 CICj1917). Die einzelnen Personen trafen die oben dargestellten Wirkungen (c. 2285 § 2 CICj1917). Der bestraften Gemeinschaft war die Ausübung der ihr als Gemeinschaft zukommenden geistlichen Befugnisse, z. B. liturgischer Art, untersagt (c. 2285 § 3 CICjl917). Für den Fall, daß die Strafe über die schuldigen Mitglieder und zugleich über die Gemeinschaft verhängt wurde, wurden die jeweiligen Strafwirkungen miteinander verbunden (c. 2285 § 4 CICj1917).

v. Die Sühnestrafen (ce. 2286-2305 CIC/1917) Die Strafe ist in ihrem tiefsten Wesen Vergeltung. Daher nannte der Codex luris Canonici von 1917 den Vergeltungsgedanken ausdrücklich (c. 2215 CICj1917) und normierte in einem eigenen Titel (cc. 2286-2305 CICj1917) Strafen, die unmittelbar auf die Vergeltung der betreffenden Straftat zielten. 1. Die Sühnestrafe im allgemeinen (ce. 228fr2290 CIC/1917)

a) Der Begriff "Sühnestrafe" (c. 2286 CICj1917) Die Vergeltungsstrafe (poena vindicativa), in der kanonistischen Literatur meist als Sühnestrafe bezeichnet, zielt in erster Linie auf die Sühne einer Straftatl34 . Ihr Fortbestand hängt daher nicht von der Aufgabe der verstockten Willenshaltung des Bestraften ab (c. 2286 CICj1917). Im Unterschied zur Beugestrafe, die ihrer Zweckbestimmung nach nur auf unbestimmte Zeit verhängt werden kann, wird die Sühnestrafe auf bestimmte Zeit oder auf immer, d. h. auf Lebenszeit, festgesetzt. Sie endet durch die Verbüßung oder durch die Begnadigung (dispensatio) durch den zuständigen Oberen (c. 2289 CICj1917; vgl. c. 2236 CICj1917). b) Verhängung und Eintritt (c. 2288 CICj1917) Eine Sühnestrafe kann verhängt werden oder als Tatstrafe eintreten und erforderlichenfalls festgestellt werden. Der Ausspruch einer Sühnestrafe oblag grundsätzlich dem Richter, da der kirchliche Gesetzgeber durch einen Verwaltungsbefehl nur die Verhängung von Beugestrafen, Strafsicherungs-

134 Zu den Sühnestrafen s. Eichmann, Strafrecht (Anm. 11), S. 109 ff.

V. Die Sühnestrafen (ce. 2286-2305 CIC/1917)

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mitteln und Bußen gestattete (vgl. c. 1933 § 4 CICjl917)135. Eine Neuerung des Kirchlichen Gesetzbuchs von 1917 bildete die Möglichkeit des bedingten Strafaufschubs durch den Richter bei einem bisher unbescholtenen Täter. Der Strafaufschub wurde unter der Bedingung zugebilligt, daß der Verurteilte innerhalb von drei Jahren keine neue Straftat beging (Bewährungsfrist). Bei der Entlassung aus dem Klerikerstand, bei der Absetzung und der Amtsentsetzung sowie in allen Fällen, in denen die Notwendigkeit zur Wiedergutmachung des gegebenen Ärgernisses bestand, ließ der kirchliche Gesetzgeber von 1917 einen Strafaufschub nicht zu (c.2288 CIC/1917)136. Ein Rechtsanspruch auf Strafaufschub bestand nicht. c) Rechtsmittel (c. 2'lB7 CIC/1917) Gegen eine durch einen richterlichen Spruch verhängte Sühnestrafe stand das Rechtsmittel der Berufung (appellatio), gegen die Verhängung einer Sühnestrafe mittels Dekrets stand das Rechtsmittel der Beschwerde (recursus) zur Verfügung. Auch gegen den Verwaltungsbefehl, der eine Sühnestrafe androhte, war die Beschwerde zulässig. Sämtlichen Rechtsmitteln kam Suspensiv-, d. h. aufschiebende Wirkung zu (c. 2'lB7 CIC/1917). d) Die Begnadigung (cc. 2'lB9 und 2290 CICj1917) Eine Sühnestrafe endete durch die Verbüßung oder durch die Begnadigung (dispensatio) seitens des zuständigen Oberen (c. 2'lB9 i. V. m. c. 2236 CICj1917)137. Das Motu Proprio Pauls VI. "De episcoporum muneribus" behielt die Begnadigung von einer vom Apostolischen Stuhl als eingetreten erklärten oder verhängten Sühnestrafe dem Papst vor l38 . In geheimen dringenden Fällen konnte jeder Beichtvater von der Beobachtung einer von selbst eingetretenen Sühnestrafe im inneren sakramentalen Bereich entbin135 Soweit die Strafandrohung auf einem Verwaltungsbefehl beruhte, hielt Mörsdorf, Lehrbuch III (Anm. 11), S. 410, um die Einheitlichkeit der Strafbefehlsgewalt zu wahren, die Verhängung durch den Strafbefehlsgeber für zulässig. 136 H. Neder, Das Kirchenstrafensystem des Codex Iuris Canonici, Diss. jur., Würzburg 1932, S. 33 f. 137 Vgl. J. 1. Christ, Dispensation from vindicative penalties. An historical conspectus and commentary (= CLS, No 174), Washington D. C. 1943, S. 54 ff. 138 Paul VI., MP "De Episcoporum Muneribus" vom 15. Juni 1966 über die Dispensvollmacht der Bischöfe, n. IX, Züfer 19, in: AAS 58 (1966), S. 472 = lat./dt. NKD 16, S. 104/105; ebenso Paul VI., MP "Episcopalis Potestatis" vom 2. Mai 1967 über die Dispensvollmacht der Bischöfe der orientalischen Kirche, Nr. VIII, ZÜf. 14, in: AAS 59 (1967), S. 389 = lat./dt. NKD 16, S. 118/119. Diese Bestimmung gehört nicht in das Dispensrecht. Dazu J. Lederer, Die Neuordnung des Dispensrechtes, in: AfkKR 135 (1966), S. 443; ders., Der Dispensbegriff des kanonischen Rechtes unter besonderer Berücksichtigung der Rechtssprache des CIC (= MthStkan, Bd. 8), München 1957, S. 113 ff.

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C. Die Strafbestirnrnungen im CICj1917

den, wenn die Beobachtung der Strafwirkungen für den Schuldigen Infamie oder Ärgernis mit sich gebracht hätte. Dem Pönitenten mußte die Pflicht auferlegt werden, sich innerhalb eines Monats schriftlich oder durch den Beichtvater an die Pönitentiarie oder an den zur Begnadigung befugten Oberhirten zu wenden und deren Weisungen zu befolgen (c. 2290 § 1 CICjI917)139. Für den Fall, daß sich der Rekurs als moralisch unmöglich erwies, besaß der Beichtvater die Vollmacht zur Begnadigung unter Auferlegung einer angemessenen Buße (c. 2290 § 2 CICjl917 i. V. m. c. 2254 § 3 CICjI917). 2. Die einzelnen Sühnestrafen (ce. 2291-2305 CIC/1917)

Der kirchliche Gesetzgeber von 1917 unterschied zwischen den allgemeinen und den klerikalen Sühnestrafen, d. h. zwischen solchen, die alle Gläubigen, also Kleriker und Laien, und solchen, die nur Kleriker treffen konnten. Can. 2298 CICjl917 zählt die Sühnestrafen gegen die Straftaten der Kleriker erschöpfend auf; c. 2291 CICj1917 nennt im Gegensatz dazu bei den gegen die Straftaten aller Gläubigen gerichteten Sühnestrafen nur Beispiele. a) Allgemeine Sühnestrafen (cc. 2291-2297 CICjl917) Als Sühnestrafen gegen die Straftaten der Kleriker und Laien nannte c. 2291 CICj1917 1. das örtliche Interdikt sowie das persönliche Interdikt über eine Gemeinschaft, 2. die Kirchensperre (interdictum ab ingressu ecclesiae), 3. die strafweise Verlegung oder Aufhebung eines Bischofs- oder Pfarrsitzes, 4. den rechtlichen Ehrverlust (infamia iuris), 5. die Verweigerung des kirchlichen Begräbnisses (vgl. c. 1240 § 1 CICjI917), ferner 6. die Vorenthaltung der Sakramentalien, 7. die Entziehung oder zeitlich beschränkte Sperre einer kirchlichen Pension oder eines anderen kirchlichen Rechts oder Privilegs, 8. die Enthebung von den kirchlichen Ehrendiensten, 9. die Unfähigkeit, kirchliche Gunsterweise, kirchliche Ämter und akademische Grade zu erlangen, 10. die Entziehung oder zeitlich beschränkte Suspendierung bereits erlangter Ämter, Vollmachten oder Gnadenerweise, 11. die Aberkennung des Rechts der Präzedenz, des aktiven und passiven Wahlrechts l40, kirchlicher Ehrentitel, Ehrengewänder und Auszeichnungen und schließlich 12. die Geldstrafe. Die strafweise Verlegung (translatio) und Aufhebung (suppressio) eines Bischofssitzes war dem Papst vorbehalten. Die Verlegung und Aufhebung 139 Vgl. Christ, Dispensation (Anm. 137), S. 168 ff. 140 Dazu und zur Geschichte: P. Hofmeister, Privatio vocis activae et passivae, in:

AfkKR 130 (1961), S. 157-178.

V. Die Sühnestrafen (ce. 2286-2305 CIC/1917)

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eines Pfarrsitzes oblag dem Ortsordinarius nach Anhörung des Kathedralkapitels (c. 2292 CIC/1917; vgl. c. 105 § 1 CIC/1917). Unter dem Ehrverlust (vgl. cc.2293-2295 CIC/1917) verstand der Codex Iuris Canonici von 1917 die Minderung der Ehre und des guten Rufes bei den Gläubigen l41 . Der Verlust der Ehre hatte eine schwerwierende Beschränkung der Rechtsstellung eines Kirchengliedes zur Folge14 . Der Codex von 1917 unterschied zwischen dem tatsächlichen (infamia facti) und dem rechtlichen Ehrverlust (infamia iuris; vgl. c.2293 § 1 CIC/1917). Beide Arten trafen nur die schuldige Person (c. 2293 § 4 CIC/1917), nicht mehr auch die Verwandten oder Verschwägerten. Der tatsächliche Ehrverlust trat ein, wenn ein Kirchenglied infolge einer Straftat oder eines unsittlichen Lebenswandels bei rechtschaffenen und ernstdenkenden Gläubigen in schlechtem Ruf stand und der zuständige Ordinarius den Verlust des guten Rufes ausgesprochen hatte (c. 2293 § 3 CIC/1917). Bereits vor dem oberhirtlichen Spruch war der tatsächlich Ehrlose an der Ausübung wichtiger Gliedschaftsrechte gehindert (vgl. cc. 693 § 1; 766, 2°; 796, 3°; 1066 CIC/1917), insbesondere aber von der eucharistischen Tischgemeinschaft ausgeschlossen (c. 855 § 1 CIC/1917)143. Der tatsächlich Ehrlose besaß kein Anrecht auf ein kirchliches Begräbnis (c. 1240 § 1,6° CIC/1917). Er durfte nicht zu den Weihen zugelassen werden (c. 987, 7° CIC/1917), keine Würden, Ämter oder BenefIzien erlangen sowie keine liturgischen Dienste und kirchlichen Ehrendienste ausüben (c. 2294 § 2 CIC/1917). Der tatsächliche Ehrverlust endete, sobald der gute Ruf des Betroffenen bei rechtschaffenen und ernstdenkenden Gläubigen nach dem Urteil des Ordinarius wiederhergestellt und erklärt worden war (c. 2295 CIC/1917). Der rechtliche Ehrverlust (infamia iuris) kam nur für die im Gesetz vorgesehenen Straftaten (vgl. cc. 2314 § 1, 2°und 3°; 2320; 2328; 2343 § 1, 2°; § 2, 2°; 2351 § 2; 2356; 2357 § 1; 2359 § 2 CIC/1917) in Betracht (c. 2293 § 2 CIC/1917). Der rechtliche Ehrverlust hatte Irregularität zur Folge (c. 984, SO CIC/1917) und die 141 Vgl.E. Eichmann, Die Ehre im Kirchenrecht, in: ThGI28 (1936), S. 688-703; G. May, Die Infamie im Strafmittelsystem des CIC, Kan. Habil. masch., München 1957; V. A. Tatarezuk, Infamy of law. A historical synopsis and a commentary (= CLS, No 357), Diss. kan., Washlngton D. C. 1954, S. 34 ff.; F. Merzbacher, Art. Infamie, in: HRG, Bd. 2, Sp. 359 f.; K Mörsdoif, Die Stellung der Laien in der Kirche, in: RDC 10/11 (1960/61), S. 232 f.; abgedr. in: ders., Schriften (Anm. 35), S. 429 f.; zur geschichtlichen Entwicklung insbes. G. May, Die Anfänge der Infamie im kanonischen Recht, ip: ZRG Kan. Abt. 47 (1961), S. 77-94; ders., Die Infamie bei Benedikt Levita, in: OAKR 11 (1960), S. 16-36; ders., Die Bedeu~!lng der pseudo-isidorischen Sammlung für die Infamie im kanonischen Recht, in: OAKR 12 (1961), S. 87113; 191-207; B. Löbmann, Der kanonische Infamiebegriff in seiner geschichtlichen Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung der Infamielehre des Franz Suarez (= EThSt, Bd. 1), Leipzig 1956. 142 Die unmittelbare Nähe des Ehrverlustes zur Exkommunikation hätte eine systematische Einordnung des Ehrverlusts unter die Beugestrafen erfordert. Vgl. Mörsdorf, Erwägungen. Gutachten (Anm. 112), S. 822. 143 Hierzu May, Die kirchliche Ehre (Anm. 108), S. 95 ff.

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C. Die Strafbestirnrnungen im CIC/1917

Unfähigkeit, Benefizien, Pensionen, Ämter und Würden zu erlangen144 sowie kirchliche Ehrendienste (c. 2256, 2° CICj1917) auszuüben oder Rechte wahrzunehmen. Der Bestrafte war von der Ausübung liturgischer Dienste femzuhalten (c. 2294 § 1 CICj1917). Der rechtliche Ehrverlust galt grundsätzlich auf Lebenszeit. Ein Nachlaß erfolgte in öffentlichen Fällen nur durch den Apostolischen Stuhl (c. 2295 CICjl917), in geheimen Fällen auch durch den zuständigen Ordinarius (vgl. c. 2237 § 1,3° CICj1917). Der Entzug des kirchlichen Begräbnisses war eine von Rechts wegen verwirkte Sühnestrafe (vgl. ce. 2260 § 2; 2275, 4°; 2339; 2350 § 2; 2351 § 1; 2291 CICj1917), die erst nach dem Tod verbüßt wurde145 . Die Enthebung von den kirchlichen Ehrendiensten (remotio ab actibus legitimis) behinderte die erlaubte und teilweise auch die gültige Ausübung dieser Dienste. Die Strafe der Unfähigkeit zur Erlangung kirchlicher Gunsterweise, Ämter und akademischer Grade bezog sich auf die Zukunft, sofern nicht der Entzug der bereits erhaltenen kirchlichen Gunsterweise, Ämter und akademischen Grade als weitere Strafe hinzutrat (c. 22% § 2 CICj1917). Soweit das universalkirchliche Recht die Fähigkeit zum Erwerb regelte, blieb die Strafverhängung dem Apostolischen Stuhl vorbehalten (c. 22% § 1 CICjl917; vgl. ce. 948 ff.; 1453 CICj1917). Die Strafe der Erklärung der Unfähigkeit war ohne weiteres mit der Exkommunikation, dem Interdikt und der Suspension nach der Verhängung oder Feststellung (ce. 2265 § 1,2°; § 2; 2275, 3°; 2383 CICj1917) sowie mit dem rechtlichen Ehrverlust (c. 2394 CICj1917) verbunden. Der kirchliche Gesetzgeber verpflichtete den Orts ordinarius, universalkirchliche Geldstrafen ohne nähere Angabe eines Verwendungszwecks (vgl. ce. 395 § 2 i. V. m. c. 413; 1625 § 2; 1665 § 2; 1666; 2347, 2°; 2381, 1°; 2384; 2406 § 2; 2408 CICj1917) und teilkirchliche Geldstrafen ausschließlich für fromme Zwecke, wie z. B. karitative Aufgaben oder den Bau einer Kirche, zu verwenden (c. 2297 CICj1917). Das Verbot der Zuweisung derartiger Geldbeträge an das bischöfliche Tafelgut (mensa episcopalis) oder das Kapitelsvermögen sollte einen möglichen Mißbrauch durch eine mittelbare Bereicherung der Inhaber der Strafgewalt ausschließen.

144 Die Verleihung war nichtig und strafbar. Vgl. c. 2391 CIC/1917. 145 A A: L. Waldecker, Zur Fra~e des kirchlichen Begräbnisses. Ein Beitrag zur Systematik des Codex Iuris CanoniCl, in: AfkKR 112 (1932), S. 81 ff.; s. auch N Hilling, Die Entziehung des kirchlichen Begräbnisses als Verwaltungsmaßnahme und als Strafe, in: AfkKR 125 (1951), S. 130-133.

V. Die Sühnestrafen (ce. 2286-2305 CIC/1917)

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b) Sühnestrafen gegen Kleriker (ce. 2298-2305 CIC/1917) Als Sühnestrafen gegen Kleriker sah c. 2298 CIC/1917 vor (1) die Beschränkung des liturgischen Dienstes auf eine bestimmte Kirche, (2) die Suspension (suspensio) für immer, auf bestimmte Zeit oder nach dem Ermessen des strafenden Organs146, ferner (3) die Strafversetzung (translatio poenalis) auf ein an Rang und Einkommen geringerwertiges Amt oder Beneflzium147. Der strafweise (4) Entzug einzelner Amtsrechte erstreckte sich nur auf die Rechte, nicht jedoch auf das Amt selbst (vgl. c. 2299 § 2 CIC/1917). Die Strafe (5) der Erklärung der Unfähigkeit (inhabilitas) zu allen oder zu bestimmten Würden, Ämtern oder Beneftzien und anderen geistlichen Diensten (als Tatstrafe: ce. 2394, 1°; 2395 CIC/1917; als Urteilsstrafe: ce. 2345; 2346; 2368 CIC/1917) bezog sich auf die Zukunft. Sie trat von selbst mit dem rechtlichen Ehrverlust, der Absetzung und der Entlassung aus dem Klerikerstand ein. Der (6) strafweise Entzug eines Amtes, die Amtsentsetzung (privatio), erfolgte ohne oder mit der Gewährung einer Pension. Sie unterschied sich von der verwaltungsgerichtlichen Amtsenthebung (amotio) ohne Strafcharakter (ce. 2147-2161 CIC/1917). Die strafweise Entsetzung von einem unwiderruflichen (inamoviblen) Beneftzium, z. B. einer Pfarrei, gestattete der kirchliche Gesetzgeber von 1917 nur in den ausdrücklich vom Recht vorgesehenen Fällen148, die strafweise Entsetzung von einem widerruflichen (amoviblen) Amt auch aus anderen Gründen (c. 2299 § 1 CIC/1917; vgl. c. 192 CIC/1917). Anstelle des Entzugs des Amtes, des BenefIziums oder der Würde konnte auch die Ausübung eines damit verbundenen Rechts zeitweilig untersagt werden (c. 2299 § 2 CIC/1917), ohne daß das Recht entzogen wurde (vgl. c. 2298, 4° CIC/1917).

Den Entzug eines BenefIZiums oder eines Versorgungsanspruchs, auf dessen Titel der Kleriker geweiht war (c. 976 CIC/1917; vgl. c. 979 CIC/1917)149, gestattete c. 2299 § 3 CIC/1917 nur, wenn für den angemessenen Lebensunterhalt auf andere Weise gesorgt war. Die Bestimmungen über die Absetzung und den dauernden Entzug des Rechts zum Tragen der geistlichen Kleidung (ce. 2303 und 2304 CIC/1917) blieben dadurch unberührt. 146 Durch die zeitliche Festlegung unterschied sich die Dienstenthebung als Sühnestrafe von jener als Beugestrafe. 147 Zur Versetzung eines Pfarrers aus administrativen Erwägungen s. ce. 2162-

2167 CIC/1917. 148 Als Tatstrafe ce. 2396; 2397; 2398; 2366 CIC/1917; als Urteilsstrafe ce. 2314 § 1, 2°; 2359 § 2 i. V. m. 2177,3°; 2180; 2181; 2331 § 2; 2340 § 3; 2343 § 2, 3°; 2354 § 2; 2359; 2368 § 1; 2345; 2346; 2350 § 2; 2381, 2° CIC/1917; als in das Ermessen des Diözesanbischofs oder des kirchlichen Richters gestellte Strafe ce. 2360 § 2; 2355; 23~ 2405; 2394, 2°; 2403; 2336 §§ 1 und 2; 2359 § 2 CIC/1917. 1 9 Dazu H. Schwendenwein, Die Aufnahme unter die Kleriker und die Zugehörigkeit zu einem geistlichen Heirnatverband, in: GrNKirchR, S. 142 f.

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C. Die Strafbestimmungen im CICj1917

Klerikern konnte (7) der Aufenthalt an einem bestimmten Ort oder in einem bestimmten Gebiet verboten und ebenso auch (8) ein bestimmter Aufenthaltsort zugewiesen werden. Außerhalb der eigenen Diözese kam nur ein gemeinschaftliches Haus (domus poenitentiae) mehrerer Diözesen oder ein mit der Zustimmung des Klosteroberen gewähltes exemtes Kloster in Betracht. Andernfalls bedurfte es der Erlaubnis des zuständigen Ortsordinarius (c. 2301 CICj1917). Das Aufenthaltsverbot und die Anweisung eines Aufenthaltsortes (c. 2298, rund 8° CICj1917) beschränkten sich auf schwere Straftaten (c. 2302 CICj1917; vgl. z. B. c. 1957 CICj1917)150. Im Falle schweren Ärgernisses durch einen Kleriker gestattete der kirchliche Gesetzgeber nach einer vergeblichen Verwarnung (9) den Entzug des Rechts zum Tragen der geistlichen Kleidung. Der Kleriker verlor für die Dauer der Bestrafung die geistlichen Standesvorrechte (cc. 118-123 CICjl917) und war an der Ausübung eines kirchlichen Dienstes gehindert (c. 2300 CICj1917). Die Strafe (10) der Absetzung (depositio) umfaßte die Suspension vom geistlichen Dienst (c. 2278 § 1 CICj1917) und den Verlust aller kirchlichen Ämter, Würden, BenefIzien und Pensionen sowie jeder Anstellung (c. 2303 § 1 CICj1917), und zwar auch dann, wenn der Kleriker auf diesen Titel geweiht war151 . Im diesem Falle war der Ordinarius jedoch verpflichtet, dem Kleriker erforderlichenfalls aus Liebe eine ausreichende Versorgung zu gewähren (c. 2303 § 2 CICj1917). Der Bestrafte wurde unfähig für ein Amt, eine Würde, ein BenefIzium oder einen Versorgungsanspruch oder einen anderen Dienst. Die Absetzung hatte jedoch weder die Befreiung von den aus der Weihe sich ergebenden Pflichten, wie der Pflicht zum Zölibat, zum Tragen der geistlichen Kleidung, zum Breviergebet, noch den Verlust der geistlichen Standesvorrechte zur Folge (c. 2303 CICjl917). Die Absetzung durfte nur in den vom Gesetz selbst vorgesehenen Fällen verhängt werden l52 . Einem Kleriker, der nach seiner Absetzung153 seinen ärgerniserregenden Lebenswandel fortsetzte, konnte der Ordinarius (11) das Recht zum Tragen der geistlichen Kleidung für immer entziehen (c. 2304 § 1 CICj1917). Die Strafe bewirkte zugleich den Verlust der geistlichen Standesvorrechte (cc. 118-123 CICj1917), nicht aber die Befreiung von den Klerikerpflichten. 150 Vgl. G. Rey, Domus poenitentiae des kanonischen Strafrechts nach geltendem deutschem Staatskirchenrecht, in: AfkKR 113 (1933), S. 73-89. 151 Vgl. N. Hilling, Das Sachenrecht des Codex Iuris Canonici, Freiburg i. Br. 1928.1 S. 335 f. 1::>2 Vgl. cc. 2314 § 1,2°; 2320; 2322, 1°; 2328; 2350 § 1; 2354 § 2; 2359 § 2; 2379; 2394,2°; 2401 CIC/1917. Partikularrechtlich konnte die Strafe nicht angedroht werden. 153 Can. 2304 § 1 CICj1917 gestattete die Strafverhängung nur gegen einen abgesetzten Kleriker. Vgl.Jone, Gesetzbuch III (Anm. 11), Erkl. zu c. 2304 § 1, S. 557.

VI. Die Strafsicherungsmittel und Strafbußen (ce. 2306-2313 CICj1917)

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Eine Liebespflicht zur Unterhaltssorge bestand für den Ordinarius nicht (c. 2304 § 2 CIC/1917 i. V. m. c. 2303 § 2 CIC/1917). Der kirchliche Gesetzgeber gestattete (12) die Entlassung aus dem Klerikerstand (degradatio) nur bei den vom Gesetz vorgesehenen Straftaten (vgl. cc. 2314 § 1,3°; 2343 § 1,3°; 2354 § 2; 2368 § 1; 2388 § 1 CIC/1917) bzw. dann, wenn ein Kleriker nach der Strafe der Absetzung und der auf Lebenszeit ausgesprochenen Aberkennung der geistlichen Kleidung ein ganzes Jahr hindurch schweres Ärgernis gegeben hatte (c. 2305 § 2 CIC/1917). Die Entlassung aus dem Klerikerstand schloß die Absetzung (depositio), die dauernde Aberkennung der geistlichen Kleidung und die Zurückversetzung in den Laienstand in sich. Die geistlichen Standespflichten blieben unberührt (vgl. c. 213 CIC/1917)154. Die Strafverhängung erforderte ein Gericht aus fünf Richtern (c. 1576 § 1, 2° CIC/1917). Der Form nach unterschied der Codex von 1917 eine verbale (degradatio verbalis seu edictalis) und eine reale (degradatio realis) Entlassung. Die verbale Entlassung wurde durch Richterspruch verhängt. Die reale Entlassung erfolgte nach dem im Pontificale Romanum vorgeschriebenen Ritus (c. 2305 § 3 CIC/1917).

VI. Die Strafsicherungsmittel und Strafbußen (ce. 2306-2313 CIC/1917) Neben den Beuge- und Sühnestrafen kannte das Kirchliche Gesetzbuch von 1917 auch Strafsicherungsmittel und Stratbußen. 1. Die Strafsichernngsmittel (ce. 2306-2311 CIC/1917)

Bei den Strafsicherungsmitteln (remedia poenalia) handelte es sich zum Teil um echte Strafen, zum Teil um Maßnahmen der Strafvorbeugung, der trafvertretung oder der StrafvermeidungiSS . Zu den Strafsicherungsmitteln zählte c. 2306 CIC/1917 die Warnung und Verwarnung (monitio), den Verweis (correptio), das besondere Strafgebot (praeceptum) und die Strafaufsicht (vigilantia). a) Die Warnung und Verwarnung (c. 2307 CIC/1917) Gegen denjenigen, der in unmittelbarer Gefahr war, eine Straftat zu begehen, oder nach Durchführung einer gerichtlichen Voruntersuchung im 154 Vgl. G. Fahmberger, Die Entlassung aus dem Klerikerstand, in: GrNKirchR, S. 154 f. 155 Im einzelnen P. L. Love, The Penal Remedies of the Code of Canon Law ( = CLS, No 404), Diss. theol., Washington D. C. 1960, bes. S. 106 ff.; E. Jomban, Art. Remedes penaux, in: DDC VII, Sp. 574-577. 15 Rees

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C. Die Strafbestirnrnungen im CICj1917

Verdacht stand, eine Straftat begangen zu haben (c. 1946 § 2, 2° CICj1917), konnte vom zuständigen Ordinarius oder einem Bevollmächtigten eine Monitio ausgesprochen werden (c. 2307 CICj1917)156. Sie besaß im ersten Fall den Charakter einer Warnung, im zweiten Fall den Charakter einer Verwarnung. Die monitio galt in keinem der beiden Fälle als echte Strafei57, da eine Strafe nur verhängt werden konnte, wenn die Begehung der Tat sicher feststand (c. 2233 § 1 CICj1917). Die Warnung wollte die Straffälligkeit verhindern. Die Verwarnung bedeutete einen nachdrücklich ausgesprochenen Tadel für denjenigen, der unter einem schweren Tatverdacht stand, ohne daß die Begehung der Tat nachgewiesen werden konnte. b) Der Verweis (cc. 2308; 2309 CICj1917) Der Verweis (correptio) war eine hoheitliche Mißbilligung des Verhaltens eines Kirchengliedes, das Anstoß erregte oder die Gemeinschaftsordnung in schwerwiegender Weise störte (c. 2308 CICj1917). Die Erteilung des Verweises und ebenso der Warnung und Verwarnung konnte öffentlich oder geheim erfolgen (c. 2309 § 1 CICj1917). Der öffentliche Verweis und die öffentliche Warnung bzw. Verwarnung sollten vor einem Notar oder zwei Zeugen oder schriftlich erfolgen (c. 2309 § 2 CICj1917). Ein öffentlicher Verweis konnte nur gegen eine Person ausgesprochen werden, die einer Straftat überführt worden war oder die Tat gestanden hatte. Eine besondere Art des öffentlichen Verweises bildete der gerichtliche Verweis (correptio iudicialis; c. 2309 § 3 CICj1917)158. Er ersetzte eine Strafe oder fand besonders bei Rückfalltätern (vgl. c. 2208 § 1 CICj1917) als Strafverschärfung Anwendung (c. 2309 § 4 CICj1917). Die geheime Erteilung eines Verweises und ebenso einer Warnung oder Verwarnung erforderte die Hinterlegung eines entsprechenden Dokuments im Geheimarchiv der Kurie (c. 2309 § 5 CICj1917). Verweis, Warnung und Verwarnung konnten mehrfach erteilt werden (c. 2309 § 6 CICj1917). c) Das besondere Strafgebot (c. 2310 CICjl917) Das besondere Strafgebot (praeceptum) forderte ein konkretes, der Rechtsordnung entsprechendes Tun oder Unterlassen und drohte für den Fall der Zuwiderhandlung den Selbsteintritt oder die Verhängung einer 156 Die monitio wurde sehr häufig angewandt. Vgl. cc. 136 § 3; 2168; 2176; 2182; 2307· 2317· 2340 § 2· 2356· 2359 § 1· 2378· 2379· 2384· 2388 § 1· 2389· 2394 2°· 2401· 2403d 2414'CICj1917.' "" "'" 1 7 In diesem Sinne ~u.treffend.He;':nberger, §trafrecht (Anm. 30), S. 59; ebensoA. Scheuennann, Art. Morutto canoruca, m: LThK: , Bd. 7, Sp. 555. 158 p~u in die~m Kapitel unten VIII. 2. c; zum Verweis s.A. Scheuennann, Art. VerweIS, m: LThK:, Bd.10, Sp. 754.

VII. Die einzelnen Straftaten des CIC/1917

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Strafe an. Es fand hauptsächlich Anwendung, wenn sich vorausgegangene Warnungen, Verwarnungen und Verweise als nutzlos erwiesen hatten (c. 2310 CICj1917; vgl. ce. 2173; 2174 § 2; 2179; 2181 CICjl917). Es konnte sich hierbei auch nur um eine einzige vorausgegangene Warnung oder Verwarnung oder einen einzigen Verweis handeln. Als vorbeugende Maßnahme hatte das Strafgebot eine Ähnlichkeit mit der Warnung. Der Unterschied bestand darin, daß das Strafgebot eine Strafandrohung war, die Warnung nur einen Hinweis auf die Strafe gab. d) Die Strafaufsicht (c. 2311 CICj1917) Die Strafaufsicht (vigilantia) fand Anwendung im Falle einer schweren Straftat, besonders aber bei der Gefahr des Rückfalls (c. 2311 § 1 CICj1917; vgl. ce. 1957; 2221; 2234 CICj1917). Der Straffällige wurde einer im Einzelfall näher festzulegenden Überwachung unterworfen. Die Strafaufsicht besaß in jedem Fall den Charakter einer Strafe. Sie konnte bei Rückfalltätern auch als Strafverschärfung eingesetzt werden (c. 2311 § 2 CICj1917). 2. Die Strafbußen (ce. 2312 und 2313 CIC/1917)

Durch die Auferlegung von Strafbußen konnte der Straffällige einer Bestrafung entgehen (c. 1952 CICj1917) oder von einer eingetretenen oder verhängten Strafe (c. 2248 § 2 CICj1917) frei werden (c. 2312 § 1 CICj1917). Can. 2312 § 2 CICj1917 verbot für geheime Straftaten eine öffentliche Buße159. Die Strafbuße unterschied sich von der sakramentalen Buße, da sie Genugtuung für eine Straftat, nicht für eine Sünde war. Für die Festsetzung der Strafbuße sollten nicht so sehr die Schwere der Tat, als vielmehr die Bußgesinnung, die persönlichen Verhältnisse des Straftäters und die Tatumstände maßgebend sein (c. 2312 § 3 CICjl917). Als Strafbußen kamen in Betracht: die Verrichtung von Gebeten, Wallfahrten und andere Werke der Frömmigkeit, besondere Fastenübungen, das Geben von Almosen sowie mehrtägige Exerzitien in einem kirchlichen Haus oder Kloster (c. 2313 § 1 CICj1917). Der Ordinarius konnte die Strafbußen auch mit einer Warnung bzw. Verwarnung oder einem Verweis verbinden (c. 2312 § 2 CICj1917).

VII. Die einzelnen Straftaten des Codex luris Canonici von 1917 Der dritte Teil des fünften Buchs des Codex Iuris Canonici von 1917 handelte von den einzelnen Straftaten und ihrer Bestrafung. Er bildete den 159 Die öffentliche Buße, d. h. die Ableistung in oder vor der Kirche, wurde während der Geltung des CIC/1917 nicht mehr praktiziert.

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C. Die Strafbestimmungen im CIC/1917

Besonderen Teil des kanonischen Strafrechts. Abweichend von der Apostolischen Konstitution "Apostolicae Sedis" Pius' IX. vom 12. Oktober 1869 gliederte der kirchliche Gesetzgeber von 1917 die einzelnen Straftaten nicht nach äußeren Gesichtspunkten, sondern nach ihrer sachlichen Zusammengehörigkeit in neun Untertitel. Der Gesetzestext sollte aus der Schwere der angedrohten Strafe und einer evtl. vorgesehenen Erschwerung des Straferlasses das strafpolitische Gewicht einer Straftat ersichtlich machen. Diesbezüglich galt der Codex von 1917 jedoch als "historisch überfrachtet und dringend revisionsbedÜTftig"I60. 1. Straftaten gegen den Glauben und die Einheit der Kirche (ce. 2314-2319 CICj1917)

Der kirchliche Gesetzgeber von 1917 stellte an den Anfang der strafbaren Handlungen die Straftaten gegen den Glauben und die Einheit der Kirche (Tit. XI: De delictis contra fidem et unitatem Ecclesiae). a) Apostasie, Häresie und Schisma (c. 2314 CICj1917) Glaubensabfall (Apostasie), Irrglauben (Häresie) und Abtrünnigkeit (Schisma; vgl. c. 1325 CICj1917)161 unterlagen einer Bestrafung, sofern sie äußerlich und schuldhaft verwirklicht worden waren. In allen Fällen sah c. 2314 § 1, 1° CICj1917 die Tatstrafe der Exkommunikation vor l62 . Nach einer vergeblichen Verwarnung mußten den Apostaten, Häretikern und Schismatikern ihre Benefizien, Würden, Ämter und Pensionen sowie jede Anstellung in der Kirche entzogen werden. Sie waren für ehrlos zu erklären, 160 R. A. Strigl, Die einzelnen Straftaten, in: GrNKirchR, S. 766; zum besonderen Strafrecht des CIC/1917 vgl. Eichmann, Strafrecht (Anm. 11), S. 126 ff.; J. Chelodi, lus poenale et ordo procedendi in iudiciis criminalibus iuxta Codicern luris Canonici, Tridenti 1925, S. 71 ff.; Sole, De delictis et poenis (Anm. 11), S. 219 ff.; J. B. Haring, Grundzüge des katholischen Kirchenrechts, 3. Aufl., Graz 1924, S. 964 ff.; Mörsdorf, Lehrbuch III (Anm. 11), S. 423 ff.; A. M Koeniger, Katholisches Kirchenrecht mit Berücksichtigung des deutschen Staatskirchenrechts (= Herders Theologische Grundrisse), Freiburg im Breisgau 1926, S. 457 ff.; Schau!, Einführung (Anm. 11), S. 121 ff.; Regatillo, Institutiones 11 (Anm. 11), on. 965 ff., S. 569 ff.; Conte a Coronata, Institutiones IV (Anm. 11), nn. 1856 ff., S. 296 ff.; Wemz / Vidal, lus Canonicum VII (Anm. 55), S. 432 ff.; Schamagl, Gesetzbuch (Anm. 11), S. 129 ff. 161 Dazu im einzelnenJ. Bouche, Art. Apostasie, in: DDC I, Sp. 640-652; R. Naz, Art. Heresie, heretiques, in: DDC V, Sp. 1105-1109; ders., Art. Schisme et schismatique, in: DDC VII, Sp. 886 f.; H. Schmitz, Glaubens- und Bekenntnispflicht, in: GrNKirchR, S. 440. 162 Vgl. die ausdrückliche Feststellung der Exkommunikation durch SC Off, Dekr. vom 15. Januar 1920, Schismatica noonullorum e dero Bohemo sacerdotum coalitio damnatur, in: AAS 12 (1920), S. 37 = dt. Mayer NKRS I, S. 534; s. auch SC Off, Monitum vom 8. Mai 1959, in: AAS 51 (1959), S. 484 f. = dt. Mayer NKRS IV, S. 569 f.; zu den Rechtsnachteilen außerhalb des Strafrechts s. Mörsdorf, Lehrbuch III (Anm. 11), S. 425, m. a. N.

VII. Die einzelnen Straftaten des CICj1917

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Kleriker außerdem nach einer erneuten Verwarnung abzusetzen (c. 2314 § 1, 2° CICjI917). Der Übertritt zu einer nichtkatholischen Religionsgemeinschaft und ebenso zu einer atheistischen Sekte163 hatte ohne weiteres den rechtlichen Ehrverlust zur Folge. Kleriker waren, abgesehen von dem Amtsverlust (c. 188,4° CICjI917), nach einer vergeblichen Verwarnung aus dem Klerikerstand zu entlassen (c. 2314 § 1,3° CICjl917). Der öffentliche Abfall vom Glauben bewirkte bei Ordensleuten den Ausschluß vom Ordensverband (c. 646 § 1, 1° CICjI917)164. Die Sacra Congregatio S. Officü stellte das Bekenntnis zum Kommunismus dem Glaubensabfall gleichl65 . Den Erlaß der Tatstrafe der Exkommunikation hatte sich für den inneren Bereich der Apostolische Stuhl in besonderer Weise vorbehalten. Für den Erlaß im äußeren Bereich lag die Zuständigkeit beim Ortsordinarius, im Falle eines Spezialmandats auch beim Generalvikar (c. 2314 § 2 CICjI917). Nach der Abschwörung und dem Straferlaß im äußeren oder inneren nichtsakramentalen Bereich (Rekonziliation) konnte jeder Beichtvater die sakramentale Lossprechung von der Sünde erteilen (c. 2314 § 2 CICj1917; vgl. c. 2246 § 3 CICjI917). Die Pönitentiarie ermächtigte die deutschen Bischöfe, die Vollmacht zum Erlaß der Exkommunikation wegen Apostasie, Häresie und Schisma mit Wirkung für den inneren und äußeren Bereich an die Beichtväter zu delegieren l66 . Diese Ermächtigung erfolgte in der Absicht, insbesondere den aus wirtschaftlichen Gründen (Kirchensteuer) oder wegen politischen Drucks aus der Kirche ausgetretenen Katholiken den Weg zur Rückkehr zu erleichtern.

163 Vgl. peI, Resp. vom 30. Juli 1934, Nr. I: De sectae atheisticae adscriptis, in: AAS 26 (1934), S. 494 = dt. Mayer NKRS 11, S. 197. 164 Dazu Primetshofer, Ordensrecht (Anm. 53), S. 335; M. Th. Smith, The penal law for religious (= cLs, No 98), Washington D. C. 1935, S. 39 ff. 165 Vgl. SC Off, Deer. vom 1. Juli 1949, Nr. IV in: AAS 41 (1941), S. 334; abgedr. in: AfkKR 124 (1950), S. 516 f. = dt. MNKRS III, S. 491; SC Off, Monitum vom 28. Juli 1950, in: AAS 42 (1950), S. 553; abgedr. in: AfkKR 124 (1950), S. 517 = dt. Mayer NKRS IV, S. 568; ferner sc Off, Dubium 4. April 1959, in: AAS 51 (1959), S. 271 f. = dt. Mayer NKRS IV, S. 56