Die kirchliche Beerdigung der Selbstmörder 9783111551937, 9783111182469


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German Pages 76 [80] Year 1903

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Table of contents :
Vorwort
Einleitung
I. Dir Tatsachen
II. Die kirchlichen Vorschriften
III. Dir kirchliche Praxis
IV. Dir Aufgaben der evangelischen Kirche
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Die kirchliche Beerdigung der Selbstmörder
 9783111551937, 9783111182469

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Die kirchliche Beerdigung der Selbstmörder von

O. Nöldrke Pastor pi Mrchkhausen am Harz.

Mik einem Vorworte von

Professor D. O. Baumgarten in Niel.

„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie/ Joh. 8, 7.

Gießen I. Bicker'sche Verlagsbuchhandlung (Alfred Löprlmann)

1903.

Vorwort Als der Herr Verfasser mir vor Monaten das Manu­ skript dieser Schrift zur Publikation in meiner „Monatsschrift für die kirchliche Praxis" übersandte, sprach ich ihin alsbald den Wunsch aus, das Ganze nicht zerstückelt in einer rasch vor­ überziehenden Zeitschrift, sondern im geschlossenen Zusammen­ hang als Schrift für sich erscheinen zu lassen. Und der Zusammen­ hang der nachstehenden Darlegungen ist ein völlig geschlossener: die statistischen, sitten- und kirchenpolitischen Notizen dienen am Ende nur der Schlußthese: auf Grund einer wirklich evange­ lischen Wertung des Begräbniswesens als eines Dienstes an den Hinterbliebenen kirchliche Beerdigung aller Selbstmörder! In dem religiösen und sittlichen Ernst und in dem strengen Wirklichkeitssinn, die zu diesem Resultat führen, das man als lax und idealistisch zu verschreien gewöhnt ist, scheint mir die Berechtigung zur Publikation dieser auch in ihren statistischen und historischen Details lehrreichen Schrift zu liegen. Wer selbst öfters unter der Verworrenheit der kirchlichen Praxis auf diesem Gebiet gelitten hat, wer da kämpfend zwischen seinem christ­ lichen Gewissen und der Rücksicht auf kirchliche Übung und auf Amtsbrüder gestanden hat, wird, auch wenn er nicht in das generelle Verditt über die individualisierenden Grabreden ein­ stimmt, dem Verfasser dankbar sein für die Durchführung eines klaren evangelisch-nüchternen Prinzips. Zur Jllustratton der Unhaltbarkeit unserer bisherigen Praxis sei es mir gestattet, ein eigenes Erlebnis beizusteuern. In der Augenklinik, die ich pastoriere, schloß sich mir vor Jahren ein ergrauter Lokomottvführer besonders herzlich an. Am Tage nach unsrer letzten Bibelstunde, nach der er mir aufs wärmste gedankt hatte, entnahm er Andeutungen des Arztes, daß eine plötzliche Verschlimmerung des Leidens ein­ getreten sei. Abends fand man ihn erhängt auf dem Trocken­ boden. Die Frau, die noch nach seinem Tode einen Brief voll

Liebe und Ergebung von ihm erhalten hatte, kam aus dem Hannöverschen zugereist mit der 17 jährigen Tochter und dem 16jährigen Sohn und den Vorgesetzten des Verstorbenen, die ihn besonders geschätzt hatten. Als sie zu mir kam, wähnte sie noch, er sei am Herzschlag gestorben. Da ich ihr den wahren Sachverhalt mitteilte, war ihr Erstes: „Das dürfen die Kinder erst erfahren, wenn sie reifer sind; jetzt können sie es nicht ertragen." Da mußte ich ihr eröffnen, daß ich nur dann in üblicher Weise zum Grabe folgen dürfe, wenn mir die Unzu­ rechnungsfähigkeit des Mannes bestätigt sei. Ich spüre noch die Erleichterung, die es mir verschaffte, als der pathologische Anatom, der in dieser Schrift zu Motte kommt, mir die Wahr­ scheinlichkeit attestierte, daß der Kranke eine plötzliche Gehirn­ affektion erlebt habe. So konnte ich, selbst von der chttstlichen Haltung des Unglücklichen überzeugt, mit zum Grabe gehen und über die letzte traurige Episode zurückgehend der Liebe und Verehrung Ausdruck geben, die an seinem Grab traute und danke. Aber wie, wenn das ärztliche Attest nicht zu be­ schaffen gewesen wäre? Wie ost irrt man sich über solche Wahrscheinlichkeiten! So wünsche ich von ganzem Herzen, daß die überzeugen­ den Darlegungen dieser Schttft die Diskussion über die schwiettge Frage erneut in Fluß bringen und das Ihre dazu bei­ tragen werden, unser Amt von einer Verantwottung, die unendlich schwer zu ttagen ist, und aus einem Konflitt zu befreien, in dem unser christlicher Charatter doch von den Meisten verkannt wird. Kiel, 20. Januar 1903.

Professor D. Baumgarten.

Ev. Joh. 8, 7: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.

In der „Christlichen Welt" hat Rade, veranlaßt durch zwei die Gemüter besonders austegende Fälle, den Selbstmord behandelt und dadurch Anregung zur weiteren Erörterung dieser ernsten Frage gegeben. „Um der seltsamen Unsicherheit willen, mit der bis in die höchst gebildeten Kreise hinein auch noch die Menschen unserer Tage solchen Ereignissen gegenüber stehn", hat Rade die Tatsachen mit statistischen Angaben über die Massenerscheinung und Regelmäßigkeit der Selbstmorde reden lassen; er hat die Urteile, die gefällt werden, untersucht und damit zugleich diese Unsitte abgewiesen; zur Gewinnung einer wirklich zutreffenden Erkenntnis des Tatbestandes stellt er dann zum Schluß den zunächst Beteiligten, den Ärzten, den

staatlichen Behörden, den Geistlichen, der Kirche einzelne wohl erwogene Aufgaben. So wird u. a. die obligatorische Sektion aller Selbstmörderleichen, der Austausch von Erfahrungen der Ärzte und Geistlichen, die absolute Zurückhaltung des Urteils, die kirchliche Beerdigung aller Selbstmörder mit Recht gefordert?) Diesen letzten Punkt gründlicher zu erörtern, soll im Folgenden unsere Aufgabe sein. Was hat die „Kirche", die Einzelgemeinde, die einzelne Landeskirche mit ihren Behörden, ihren Bezirks-, Diözesan- und Gesamtsynoden der Masten­ erscheinung des Selbstmords gegenüber zu tun? Was tut sie jetzt? und wie werden die geltenden Bestimmungen in der kirchlichen Praxis gehandhabt? Wird schon jetzt in der evangelischen Kirche nach gleichmäßigen evangelischen Grund­ sätzen bei der Beerdigung der Selbstmörder gehandelt, wenn *) Christliche Welt. 1901. Nr. 26, 27, 28, 36. Nöldeke,

Beerdigung der Selbstmörder.

2 nicht, wie ist das zu erreichen?

Das sind die Fragen, die

in den Verhandlungen über den Selbstmord nicht zurücktreten dürfen, wenn neben der gründlicheren Erkenntnis des Tat­

bestandes und der Ursachen,

die gewiß wünschenswert ist,

zugleich ein Gewinn für die kirchliche Praxis erreicht werden soll. Zu dem Zweck behandeln wir die Tatsachen,

die jetzt

gültigen kirchlichen Vorschriften und die kirchliche Praxis und endlich die sich uns Evangelischen ergebenden Aufgaben für die kirchliche Beerdigung der Selbstmörder.') Zunächst noch eine persönliche Bemerkung: ich bin in dieser Frage vollständig Theoretiker, habe weder in meiner ersten Gemeinde im Osnabrückschen, noch in meiner jetzigen,

die im Hildesheimischen liegt, je einen Selbstmörder zu beer­ digen gehabt. Auch bin ich durch Selbstmordfälle und -Ver­ suche- im Familien- und Bekanntenkreise wenig berührt.

I. Dir Tatsachen. Wenn wir die Tatsachen betrachten wollen, so ist damit nicht gemeint, daß einzelne Selbstmordfälle, und seien es auch

besonders auffallende, hier zusammengestellt und untersucht werden. Das gäbe kein vollständiges Bild von der Sachlage, und es ließe sich daraus kein zutreffendes Urteil über den Tat­

bestand gewinnen. Denn der Selbstmord ist „eine Maffenerscheinung der modernen Zivilisation", man kann von einem

*) Wer sich gründlicher belehren will, dem diene diese Litteratur­ angabe: 91. t>. Dettingen, Die Moralstatistik in ihrer Bedeutung für eine Sozialethik. 8. Aust. 1882. S. 787 ff. — Ders., Über akuten und chro­ nischen Selbstmord. 1881. — Masaryk, Der Selbstmord als soziale Massenerscheinung der modernen Zivilisation. 1881. — Dr. F. Prinzing, Trunksucht und Selbstmord und deren gegenseitige Beziehungen. 1896. — G. v. Mayr, Der Selbstmord. Allgem. Statist. Archiv. 1896. Bd. IV, 2. S. 899 ff. — Ders., Selbstmordstatistik. Handwörterbuch der Staats­ wissenschaften. 2. Aust. 1901. Bd. 6. S. 697 ff. — Heller, Zur Lehre vom Selbstmord nach 300 Sektionen. Münchener Medizinische Wochenschrift. 1900. Nr. 18. S. 1663 ff.

ä „chronischen Selbstmord" reden im Unterschied von dem „akuten", von dem einzelnen Fall, der uns im persönlichen Leben entgegentritt, uns berührt und erschreckt, unser Urteil herausfordert und unsere Teilnahme erregt. Davon sehen wir hier ab. Wir richten den Blick auf die Gesamterscheinung, die uns in den statistischen Angaben dargestellt wird. Aus dem reichen Material teile ich hier das Wichtigste mit.

1. Die geographische Verbreitung und die Häufigkeit der Selbstmorde. Bei wilden Völkern soll der Selbstmord unerhört sein und äußerst selten vorkommen. Zuverlässige Angaben liegen natürlich nicht vor. Unter den zivilisierten Ländern zeigen die sächsischen und thüringischen Staaten die höchste Selbstmord­ ziffer, während Deutschland im ganzen jetzt hinter Frankreich zurückgetreten ist. Auf Sachsen hin ist von allen Himmels­ richtungen aus eine Steigerung festzustellen, nur von Norden her nicht so auffallend; denn Schleswig-Holstein weist eine gleich hohe Zahl auf, wozu abgesehen von anderen Ursachen wohl die Nähe Dänemarks mitwirkt, das seit langer Zeit neben Deutschland und Frankreich steht. Der Einfluß Sachsens auf die Nachbargebiete zeigt sich auffallend z. B. in Bayern, wo in dem Zeitraum 1870—80 auf eine Million Einwohner im Süden jährlich 70 Selbstmörder, dagegen in Oberfranken 160, ebenso in Österreich, wo in Tirol nur 90, dagegen in Österreich.

Schlesien 225 Selbstmörder kamen. Für diese Beobachtungen mögen folgende Zahlen zum Beweise') dienen: es kamen auf 1 Million Einwohner im Jahresdurchschnitt 1891/93 Selbstmörder in 330 Sachsen Norwegen 63 212 Deutschland Monaco 300 207 Preußen Schottland 59 Österreich Dänemark 248 163 56 Italien Frankreich 225 Rußland 130 33 Belgien Schweiz 221 87 27 Engl. u. Wales Irland

') Handwörterbuch a. a. D. S. 712.

1*

4 Eine durchaus befriedigende Erklärung dieses allgemeinen Tatbestandes ist schwer zu geben; einzelne Erklärungsversuche werden wir im Folgenden noch hie und da erwähnen. Daß die Kulturländer und in diesen wieder die großen Städte und Kulturzentren die höchste Zahl von Selbstmorden aufweisen, mag v. Dettingen mit Recht auf die dort besonders herrschende Nervosität der Menschen, auf die dort sich besonders häufenden sozialen Schäden, auf Industrie, Fabrikbetrieb, Konkurrenz, soziales Elend, Alkoholnot und dergl. zurückführen. Auch die Stammesverschiedenheit und Konfession ist von Einfluß auf die Selbstmordneigung, ebenso die Geistesbildung; Halbbildung und Halbglaube ist besonders gefährlich. Weshalb aber Sachsen und Thüringen an der Spitze steht, ist damit nicht erklärt. Industrie und Volksdichtigkeit findet sich ebenso im Rheinland, in Belgien und England. Schottland und Norwegen sind durchweg protestanfisch wie Sachsen und haben doch nur solch geringen Jahresdurchschnitt von Selbstmorden. Dagegen hat das katholische Frankreich solch eine hohe Zahl. Das soziale Elend im engeren Sinn hat nicht die Bedeutung, wie man nach Einzelfällen annehmen möchte und wie die Verelendungs­ theorie der Sozialdemokratie es nahe legt. Denn Irland mit seinen trostlosen Zuständen steht mit der Zahl der Selbstmorde so günstig da; und die Statistik aus dem Königreich Sachsen gibt für die Jahre 1854—80 unter den Gründen zum Selbst­ mord „Armut" nur mit durchschnittlich aller Fälle an. Daß freilich das soziale Elend noch bei sonstigen Motiven mitwirkt, ist gewiß. Doch haben andere Ursachen auf die Häufigkeit der Selbstmorde größeren Einfluß, wie wir im Besonderen noch sehen werden. Im Deutschen Reich belief sich die Zahl der Selbst­ morde 1894 auf 11135 und 1899 auf 10761. Wichtiger als die absoluten Zahlen ist die relative Berechnung für die ein­ zelnen deutschen Staaten. Es ergibt sich für 1 Mill. Ein­ wohner folgender Jahresdurchschnitt von Selbstmordfällen'): ') a. a. O. S. 712.

5

Sachsen-Altenburg.... Sachsen-Coburg-Gotha . . Sachsen................................ Braunschweig...................... Sachsen-Meiningen . . . Mecklenburg-Strelitz . . . Hessen...................................... Preußen................................ Baden...................................... Mecklenburg-Schwerin . . Württemberg...................... Bayern................................ Lippe...................................... Schaumburg-Lippe.... Elsaß-Lothringen ....

1881/90

1899

461 428 353 344 319 248 236 200 194 179 160 137 131 126 116

390 372 301 264 274 279 204 189 195 189 161 129 121 139 131

Daß kleine Verschiebungen immer vorkommen, zeigt ein Ver­ gleich mit der Zusammenfassung anderer Jahrgänge. So steht nach dem Jahresdurchschnitt 1891/94 Sachsen und Reuß j. L. mit je 399 Fällen am ungünstigsten, Lippe mit nur 86 am günstigsten; für 1895/97 ist Sachsen-Coburg-Gotha mit 446, Königreich Sachsen mit 298, unter den preußischen Provinzen Posen mit 88, Rheinland mit 107, Westfalen mit 111, Hanno­ ver mit 210, Schleswig-Holstein mit 309 Fällen, SchaumburgLippe mit 96 und Elsaß-Lothringen mit 143 Fällen verzeichnet. Im besonderen interessiert uns die Frage, ob die Selbst­ morde zu- oder abnehmen. Wir berücksichtigen die außerdentschen Länder hier zunächst nicht, kommen darauf noch in einem andern Zusammenhang. Für Deutschland ist zu sagen, daß mit den Jahren 1880—90 der Höhepunkt erreicht war, daß dann wohl infolge der günstigen Entwickelung unseres Wirtschaftslebens ein Stillstand eingetreten ist, ja eine rück­ läufige Bewegung einzusetzen scheint.') Zum Beweise mögen diese Zahlen, die wie die bisherigen berechnet sind, dienen: *) st. a. O. S. 713,

6 1881/90 1891/98 1894/98

1899

209 212 Deutsches Reich 206 195 200 207 200 189 Preußen .... 353 330 307 301 Sachsen .... Ähnliches ergibt eine Berechnung für den Zeitraum von 20 Es kamen auf 1 Mill. Einwohner jährlich

zu 20 Jahren.') Selbstmörder in Preußen. Sachsen .

. .

um 1820

1840

1860

1880

1900

74 158

107 198

122 245

200 353

189 301

Als besonders auffallend erwähnt Rade die Tatsache, daß ein Abnehmen der Selbstmorde in den Städten mit über 15000 Einwohnern eingetreten ist. Sollte das nicht mit darin begründet sein, daß den Städten das Zuströmen der Land­ bevölkerung mehr und mehr zugute kommt, die wie früher so auch heute noch in der Selbstmordstatistik wesentlich gün­ stiger dasteht?

2. Lebensalter. Lebensstellung. Todesarten. Jahreszeit. Auch hierüber finden sich ausführliche Angaben. Sie sind weniger wichtig, bieten aber doch manche interessante Einzel­ heiten und zeigen, welch eine große Regelmäßigkeit auch in scheinbar zufälligen Umständen waltet. Mit zunehmendem Alter steigt die Neigung zum Selbst­ mord. Von 1 Mill, der betreffenden Altersstufe töteten sich in Preußen im Jahre 1898*): 10—15 Jahre 20 15—20 131 n 20-25 218 n 25—30 173 n 247 30-40

40—50 Jahre 370 50—60 457 60—70 528 n 70—80 522 ii über 80 662 ii

«) Christliche Welt 1901 Nr. 26 S. 599. •) Handwörterbuch a. a. O. S. 714,

7 Von Kindern unter 10 Jahren wurden 1898 in Preußen 3 Selbstmorde begangen, von Schülern und Schülerinnen in den Jahren 1894 bis 98 in der Folge dieser Jahre: 50,42, 50, 65, 45?) Doch ist entgegen der ost gehörten Behauptung zu sagen, daß die Zahl der jugendlichen Selbstmörder im letzten Jahrfünft mehr als die der anderen Altersstufen abge­ nommen hat?) Die statistischen Angaben über die Lebensstellung, die Berufsarten und die Bildung der Selbstmörder sind unvoll­ kommen und ungenau. Doch trifft auch nach den neuesten Untersuchungen noch zu, was v. Dettingen darüber sagt’): „Außer den Gefangenen, den Prostituierten und den Militär­ personen weiß ich keinen Stand, der so häufig ein Opfer der Verzweiflung wird als die Kellner und Dienstmädchen. Beim Militär mag es der Druck der Disziplin sein, der das Resul­ tat zu Tage fördert, daß der Soldatenselbstmord 3—4 mal die Durchschnittsquote der Zivilisten überragt. Bei den Dienst­ boten und Kellnern ist es die ewige ruhelose Gehetztheit ihres Berufs. Bei allen beiden kommt der schmerzlich empfundene Mangel eigener Häuslichkeit hinzu." Ein weiteres Zeichen dafür, wie sehr die allgemeinen psychologischen Motive zum Selbstmord treiben, bietet die preußische StaUsttk von 1871, die auf den Zivilstand der Selbst­ mörder ausgedehnt wurde; sie ergab, daß Ledige mehr als Verheiratete, am meisten aber verwitwete und geschiedene Personen sich das Leben nahmen. Es töteten sich auf 1 Mill, jeder Klasse berechnet in jenem Jahr in Preußen *):

verheiratete ledige. . verwitwete geschiedene

. . . .

. . . .

Männer

Frauen

286 298 948 2834

61 87 124 348

*) st. st. O. S. 711. - *) st. st. O. S. 716. •) v. Dettingen, Über akuten und chronischen Selbstmord.