206 8 11MB
German Pages 183 [184] Year 1847
Die
messianischen\Veissapflgen des
Alten Testaments in
ihrer Entstellung, Entwicklung und Ausbildung.
Mit
Berücksichtigung
der hauptsächlichsten neutestamentlichen Citate, von
J . J . Stfthelln, Tlicol. I)r- il. P r o f e s s o r a. d. U n i v e r s i t ä t zu Basel.
B e r l i n , Druck unii Verlag von («. K e i m e r . J
8 4 7 .
Seinem verehrten Collcgen und Freunde,
Herrn
Dr. und Professor W. M. L. de Wette, zur Jubelfeier seiner 25jährigen Amtstliätigkeit an der Universität zu Basel.
V o r r e d e .
Gegenwärtiges Werk christlichen Bedürfnisse.
verdankt sein Entstehen
einem
Dem Bedürfnisse, zwischen den
alttestamenllichen Weissagungen und der Benützung oder Citation derselben im N. T. einen organischen Zusammenhang nachzuweisen.
Dieser ist in den meisten W e r -
ken, die sich mit der Erklärung der messianischen W e i s sagungen beschäftigen, nicht gehörig berücksichtigt w o r den, man begnügte sich zu zeigen, wie diese oder jene im A. T. geweissagte Einzelheit im N. T. in Erfüllung ging, man stritt ob diese oder jene Stelle nur auf David
VI
oder auch auf Christum sich beziehe, und verlor dabei den Geist
und den Hauplzweck aller Weissagung
aus
dem Auge, und eben so suchte man im N. T. mehr nur die äufsere Erfüllung,
als den
die grofse, beide Testamente
innern enge
Zusammenhang,
mit einander v e r -
bindende Idee, was mir nicht genügte.
Diesen Fehler
theilt selbst die sonst so vieles Schöne enthaltende Christologie von H e n g s t e n b e r g , wenigstens in den ersten Bänden, nur H o f m a n n und Erfüllung"
in seiner Schrift „Weissagung
Nördling. 1 8 4 1 — 4 4 .
hat einen andern
W e g eingeschlagen, hält sich an den organischen Zusammenhang beider Testamente mäfs.
Ungefehr
und erklärt diesem g e -
gleichzeitig mit
dem Erscheinen
des
ersten Theiles dieser Schrift hatte ich die messianischen Weissagungen des A. T. nach demselben Plane zu b e arbeiten angefangen, und es freute mich, meine Hauplideen und meinen Plan bei H o f m a n n Besonders zog mich bei H o f m a n n Exegese an,
wiederzufinden.
die so unbefangene
die Art wie er öfters gegen
traditionelle
Erklärungen ankämpft und ihre Unrichtigkeit nachweist, und ich bekenne dankbar im Einzelnen manches von ihm gelernt zu haben. doch wieder
Aber auf der andern Seite hält er
viel zu viel an der Tradition
fest,
die
VII
Ergebnisse der neuem Kritik werden von ihm ignorirt, und so leidet
sein Buch,
wenigstens
meinem Urtheile
nach, an wesentlichen Mängeln; und darum kann er auch die Entwicklung und Ausbildung der messianischen Ideen nicht vollständig, sondern Punkt nachweisen.
nur bis auf einen gewissen
Ich habe diese Fehler zu vermeiden
gesucht, und weil ich hoffe, dafs es mir gelungen sein werde, glaube ich auch,
dafs meine Schrift neben der
Ilofmanns nicht überflüssig sei.
In wie fern andre mit
der Art und Weise zufrieden sind, wie ich die Erfüllung oder Anwendung
der Weissagung im N. T.
rechtfertigt habe, mufs die Zukunft zeigen.
ge-
Ich gab mich
zufrieden, wenn ich eine Lösung fand, die meinem religiösen Bedürfnisse
genügte
und
mir zeigte,
dafs die
neutestamentlichen Schriftsteller aus der Tiefe ihres christlichen Bewufstseins heraus anwenden und deuten. ich mich in diesem W e r k e
Dafs
an meine kritischen Unter-
suchungen über den Penlateuch, Josua u. s. w.
Berlin
1843. anlehne und die dort gegebnen Resultate voraussetze, wird man natürlich finden.
Zum Schlüsse bitte
ich noch, dafs, wenn man hin und wieder eine gewisse Ungleichheit
in meiner
Schrift wahrnimmt, und öfters
gröfsere Ausführlichkeit gewünscht wird, man bedenken
VIII
möge, des
dafs
dieselbe
tiefsten
und somit oft
häuslichen die Kraft
lähmt war. Im März
gröfstentheils
1847.
Leidens
unter
dem
Druck«
ausgearbeitet
wurde,
des Geistes
gar
zu sehr
ge-
§• 1. E h e ich die Entwickelung der inessianischen Ideen des Allen Testamentes, und die Erklärung einzelner dnhin gehöriger Stellen beginne, will ich zuerst näher bestimmen, was ich unter inessianischen Weissagungen verstehe. Ich verstehe darunter d i e A u s s p r ü c h e u n d W e i s s a g u n g e n d e s A. T . , d i e w e i t h i n a u s g e h e n ü b e r das r e l i g i ö s e L e b e n der a l t e n H e b r ä e r , wie sich dasselbe in den ältesten Abschnitten des Pentateuches, der sogenannten Elohimquelle, kund giebt, und die h i n w e i s e n auf d i e B e g l ü c k u n g d e s g e s a m m ten M e n s c h e n g e s c h l e c h t e s d u r c h d e n von den Heb r ä e r n a n e r k a n n t e n u n d v e r e h r t e n G o t t . Da in vielen dieser Aussprüche als Mittel solcher Beglückung, die Wirksamkeit eines frommen und darum von Gott begünstigten Königs besonders hervorgehoben wird, der König aber bei den Hebräern oft rpttSa, Gesalbter, heifst, so nennt man solche Weissagungen gewöhnlich messianische. §. 2. Um nun die Entstehung und Entwickelung solcher Weissagungen zu begreifen, die sich bei keinem andern alten Volke finden, und mir als die schönste Frucht der Profetie erscheinen, (gleichwie die Profetie selbst nur aus dem tief religiösen Bewufstsein der Hebräer hervorgehen konnte) müfsten wir die Grundlage alles religiösen Lebens der Hebräer, die Elohimquelle näher betrachten und die in ihr enthaltene religiöse Anschauungsweise darstellen; was wir, da wir in der Elohimquelle sowohl die ältesten Gesetze, als auch die älteste Geschichtserzählung der Hebräer antreffen, nach der Anleitung beider, in zweifacher Beziehung tliun wollen.
1
2 §•3. Darstellung der Religion der Elohimqnelle, nach den in ihr enthaltenen Gesetzen. Jehova wollte
sich eine G e m e i n d e
g r ü n d e n , die ihn in
bürgerlicher und religiöser B e z i e h u n g als Oberherr anerkenne, er w o l l t e Golt,
ein V o l k haben,
das ihn als den einzigen w a h r e n
als den S c h ö p f e r des H i m m e l s und der Erde
verehre
E x o d . X X X I , 17., als den GoU, vor d e m alle G ö l l e r der H e i den nichts sind und darum auch E^WN genannt w e r d e n . h o v a w o l l t e aber auch in der Milte seiner G e m e i n d e dort ein H e i l i g l h u m
haben,
und
kund g e b e n , damit a n z u z e i g e n , mit einem
ahslracten
nus demselben
Je-
wohnen,
heraus
sich
dafs d e s Menschen Geist sich
Gotle nicht b e g n ü g e n
könne,
sondern
das Bedürfnifs habe nach e i n e m Gölte, der sich offenbare und als Golt sich z e i g e und b e w e i s e . er a u c h ,
Aus diesem Grunde befiehlt
dafs am P a s s a h f e s l e Israel i m m e r seiner Errettung
aus A e g y p t e n
eingedenk s e i , E x o d . X I I , 26. 2 7 . , denn
durch dieselbe hatte sich J e h o v a h e l f e n und aus der N o l h
als den Gott g e z e i g t ,
erlösen k a n n , als den
eben der
lebendigen
Gott, der über aller Natur slehend, d e n n o c h in der W e l t wirkt u n d seine Z w e c k e
erreicht.
J e h o v a w o l l t e verehrt sein
als
ein Gott, der frei nach e i g e n e m E n t s c h l ü s s e handelt, der kein e m u n a b w e n d b a r e n S c h i c k s a l e unterworfen ist, und so kündet er Levit. X X V I . sich als den an, der das Schicksal seines V o l k e s nach w e i s e n Absichten lenken will, der j e nach d e m B e tragen Israels ihm gute oder s c h l i m m e Z e i l e n zusendet.
Hier
zeigt sich J e h o v a als einen sittlichen Gott und darum will er a u c h nicht durch unkeuschen D i e n s t verehrt s e i n ,
und
ver-
bietet, dafs Aeltern, mit Unterdrückung ihrer natürlichsten G e fühle, ihre Kinder auf seinein
Altare
hinopfem.
Heilig soll
Israel s e i n , denn sein Gott ist auch h e i l i g , und frei von aller Befleckung
des l l e i d c n t h u m s
Darum weil Jehova Gerechtigkeit, theilung, will,
soll
es
seinem
Gölte
dienen!
ein sittlicher Gott i s l , liebt er auch die
verbietet alle U n g e r e c h t i g k e i t
oder
Ucbervor-
dafs alle G e n o s s e n s e i n e s V o l k e s sich g e g e n -
seitig lieben und sich mildthiitig g e g e n einander b e w e i s e n , denn j e d e r soll eingedenk s e i n , dafs er nur ein Fremdling ist im L a n d e , das Gott gehört, und an das alle Israeliten g l e i c h e A n -
3 spriiche machen können, so wie sie auch alle dieselben Rechte vor Gott haben. Wenn nun aber Jehovah, als gerechter Gott, Strafe eintreten lassen inufs über die, die Ungerechtigkeit ausüben, oder sich gegen seine Gebote vergehen, so zeigt er doch seine Milde darin, dafs er nicht ohne weiteres die That bestraft, sondern die Absicht des Thüters berücksichtigt, denn unvorsätzlichc Sünden können durch Opfer gesühnt werden. Wenn sich nun hierin die Gnade Gottes kund giebt und diese Anordnung zeigt, dafs Jehova in das Innere des Menschen blickt und es zu beurtheilen weifs, und darum auch Vergehen kennt und bestraft, die die Menschen straflos vorübergehen lassen Levit. X X , 4., so weist jene Anordnung auch darauf, dafs unvorsälzliche Sünden doch immer Gott inifsfällig sind, und dafs man, sie zu verhüten, Vorsicht üben solle; zu solcher Vorsicht forderten auch die täglichen Opfer auf, die gewifs dazu dienen sollten, in Israel das Bewufstsein rege zu halten, es bedürfe seiner Sünden wegen tägliche Sühne! Dafs nun aber Israel stets seines Gottes eingedenk sei und sich seiner erinnere, veranstaltete Jehova auch wiederkehrende Feste, an denen Israel von den Geschäften des gewöhnlichen Lebens ruhen und mit seinem Gölte zusammenkommen sollte; und an denen es, wie z. B. am Sabbat der Güte Gottes zu gedenken halle, und seiner Allmacht durch die er die Welt geschaffen, Exod. X X X I , 12—17., oder des Auszugs aus Aegypten, wie am Passah, oder der Fürsorge Gottes für sein Volk während des Zuges durch die Wüste, wie am Laubhültenfeste; zugleich aber sollte sich Israel auch freuen der reichen Gaben Jehovas und seines Segens von Tenne und Kelter. Wie in den übrigen Gesetzen, so zeigt sich Gott auch in diesen, als ein segnender, helfender und über der Welt stehender Gott, der alles nach seinem Willen regiert. Zugleich zeigt sich in diesen Festgesetzen Jehova als ein Gott, der sich nicht nur der Hebräer annimmt, denn am Sabbat sollte auch der ausländische Sclav ruhen dürfen, an der Passahmahlzeit auch der Ausländer Theil nehmen können, so wie er sich der Beschneidung unterzog, Exod. XII, 48., und so waren die Heiden von den Segnungen der Religion der Hebräer nicht gänzlich ausgeschlossen, sondern konnten unter gewissen Be-
1*
4 dingungen derselben theilhaftig werden, ein Beweis dafür, dafs der Hebräer wohl fühlte, seine Religion könne m ö g l i c h e r w e i s e auch die anderer S t ä m m e weiden. Trotz dessen w e r d e n in den Gesetzen der Elohimquelle die fremden Völker nicht w e i ter berücksichtigt, da tlie Thütigkeit Mosis sich darauf beschränkte, dem Herrn Jehova eine Gemeinde zu g r ü n d e n , zu der er sein Volk ausersah, und er so andere Nationen nicht in den Kreis seines Wirkens hineinziehen konnte; ja es traten sogar einzelne seiner Gesetze, die darauf berechnet waren, Israel enger unter sich zu verbinden, der Ausbreitung des Jehovadienstes entgegen. Zu diesen rechne ich das Verbot, an einem andern Orte als beim Heiliglhum zu schlachten; die vielen Reinigkeitsgesetze, deren Beobachtung an das C e n t r a l heiligthum gebunden w a r , und die geschichtliche B e d e u t u n g des Passah und Lnubhüttenfestes, die nur für die Hebräer Geltung haben konnten. Dafs Israel sich abzusondern habe von seinen N a c h b a r e n , sagt diese Quelle nicht, höchstens könnte man dies Gebot Levit. XVIII, 24. ff. und X X , 22. IT. finden, aber da ist doch mehr nur die Handlungsweise der N a c h b a r völker der Hebräer berücksichtigt, und von diesen soll sich Israel fern halten, damit es nicht der Strafe anheimfalle. So zeigt sich nun Gott in den Gesetzen der Elohiinquellc, in der wir demnach nur ganz leise Hindeutung darauf finden, dafs die Religion der Hebräer auch die anderer Nationen w e r den könne, deutlicher aber treffen wir Levit. X X V I , 42. u. ff. den Satz ausgesprochen, Jehova werde sein Volk nie ganz verstofsen, sondern, auch wenn es durch seine Sünden in's gröfste Elend gerathen sei, sich seiner wieder a n n e h m e n , sobald es seine Sünden bereue. Ein Glaube, der nur bei einem Volke entstehen konnte, dessen Gott ein einiger und lebendiger Gott, ein Glaube hervorgegangen aus der schönen und liefen Ueberzeugung, dafs Gottes Gnade auch die Gefallenen nicht verlassen, und dafs er sich derer, denen er sich geoffenbaret, immer annehme, ein Glaube, aus dem sich bei weiterer Begründung im ßewufstsein der Hebräer die schönsten Hoffnungen für die Beglückung aller Nationen entwickelten, von denen wir hier kaum die ersten Keime wahrnehmen. N u r dieselbe religiöse Anschauungsweise treffen wir selbst
5 bei symbolischer D e u t u n g des Heiligthums und seiner Geräthe, wie aus den Untersuchungen von B a h r hervorgeht, und wenn man auch mit K u r z ( D a s mosaische Opfer.) die Opfer als stellvertretend ansieht und ihnen pag. 106 typische Bedeutung auf Christum beilegt, so läfst sich doch nicht nachweisen, dafs das Opfer, das die der Hebräer vorbildeten, auch nicht Hebräern zu Gute kommen sollte. §• 4. Die Religion der Elohimquelle nach der in ihr enthaltenen Geschichte.
W i e in den Gesetzen, so zeigt sich Jehova auch in der Geschichte als den lebendigen Gott, der Himmel und E r d e geschaffen; als den gerechten Gott, der das Gute belohnt und das Böse bestraft, der über die verdorbene W e l t die Siindfluth hereinbrechen läfst, aber den gerechten Noah erhält, der sogar seine Lieblinge nicht unbestraft läfst, wie denn Moses und Ahron das verheifsene Land nicht betreten dürfen, als den getreuen Gott, der seine den Patriarchen gegebenen Verheifsungen in Erfüllung gehen läfst, Genes. XVH, X X X V , Exod. V I , 6. u. ff., Jos. X X I , 43. u. ff.; er zeigt sich als den Gott, der alles lenkt, ausführt w a s er will und aus der Noth hilft, der die Patriarchen zu schützen weifs, der den Josef nach Aegypten sendet, damit er dort eine Wohnstälte für Israel bereite und der, wie die Geschichte J o s e f s zeigt, auch Handlungen der Menschen, die gegen seinen Willen geschehen, nach seinen Absichten leitet, was Exod. VII, 3. so darstellt, dafs er selbst als Urheber von Handlungen erscheint, die er nur nach seinen Zwecken lenket. Aber er errettet auch sein Volk wunderbar aus Aegypten, giebt ihm auf dem Z u g e durch die Wüste Manna und W a c h t e l n , läfst W a s s e r aus dem Felsen fliefsen und zeigt sich so in der Art, wie er sein Volk leitet, als den allweisen, daher er auch die Verfertiger der Stiftshütte mit Weisheit erfüllt, und als den allgegenwärtigen und allmächtigen, denn sonst könnte er nicht alles nach seinein Gutdünken leiten. Doch treffen wir auch hier Jehova immer nur als den Gott Israels, alle den Patriarchen gewordenen Verheifsungen beziehen sich blofs auf dieses Volk und enden mit dem Versprechen des Besitzes von K a n a a n , und selbst E x o d . VII, 5. läfst sich f r a g e n , ob der Sinn sei, Aegypten
werde
6 Jehovas Macht kennen lernen, oder nur die Treue mit der er seine Verheissungen erfülle. Allerdings ist es an dieser Stelle schwierig, die beiden Begriffe scharf zu trennen, wenn wir aber VI, 3 u. ff. vergleichen, so werden wir doch b e w o gen die Treue wenigstens als Hauptbegriff hervorzuheben; man merke dagegen IX, 14. X , 2 . , w o die Macht Jehovas m e h r berücksichtigt wird. Da sicli nun in der Elohiinquelle, sowohl in den in ihr enthnltnen Gesetzen, als auch in der Art wie sie die Geschichte ihres Volkes erzählt, keine weitre Bestimmung Israels kund giebt als die, die Gemeinde Johovas zu sein, so kann ich in dieser Quelle auch keine mcssianischeti Hoffnungen finden und verwerfe darum auch die messiauische D e u t u n g von Genes. XL1X, 10, der einzigen Stelle, die man aus dieser Quelle glaubte hieher ziehen zu müssen. Ich kann dies thun ohne die verschicdnen AulTassungsweisen dieser Stelle näher prüfen zu m ü s s e n , da in neurer Zeit die Lesart Schilo als gesichert angesehen werden kann und bei dieser selbst mit der gröfsten Muhe kaum eine messianische Beziehung gefunden w e r d e n kann, wie die Schriften von H o f i n a n n und B a u m g a r t e i l beweisen, obschon diese Gelehrten den Pentateuch von Moses herrühren lassen und also unsre Stelle mit den, nach der Jehovacjuelle den Patriarchen zu Theil gewordenen Verheissungen in Verbindung bringen konnten. §• 3. Resultat.
So treffen wir in der Elohiinquelle, in ihren Gesetzen und ihrer Geschichte den Glauben an einen einigen, lebendigen, helfenden und treuen Gott, den Schöpfer des Alls; aber dabei ist dieser Golt doch immer nur der Gott der Hebräer, worauf schon die Kultgeselze hinweisen, die ein bestimmtes Klima voraussetzen, so dals ihre Beobachtung nicht uberall stattfinden konnte, und die andern Nationen w e i d e n noch nicht weiter berücksichtigt; so dafs in dieser Quelle der Glaube an einen Gott noch nicht als durchgebildet und in allen seinen Konsequenzen entwickelt erscheint. Ein B e w e i s , dafs diese Quelle geschrieben ist, als Israel noch nicht lange im Besitze der erhabnen Wahrheiten w a r , die in derselben enthalten sind,
7 und eben erst seine eigene Geschichte und die Führungen Gottes in derselben betrachtete, bald nach der E r o b e r u n g von Palästina, als Israel sich kaum Ruhe erworben von seinen nun besiegten Feinden, die eben, als besiegte, den Hebräern unmöglich als von Gott gleich Israel begünstigt erscheinen konnten, mit andern Völker» aber, die ihm siegreich Widerstand leisteten noch nicht in Berührung gekommen w a r ; welches Zeitalter ich dieser Quelle auch aus andern Gründen in ineinen kritischen Untersuchungen vindicirt habe. So w a r nun Israel in sich abgeschlossen, durch seinen Kult zwar g e trennt von andern Völkern, aber durch denselben wieder Uber sie erhaben, allerdings einer Zukunft fähig, aber noch nicht so durchgebildet, dafs es fühlte, seine Religion enthalte die Keime zur Beglückung aller Nationen. Dieser Glaube war erst das Erzeugnifs einer spätem Zeit, nachdem Israel das unschätzbare Kleinod seiner Religion längere Zeit hindurch sich bewahrt hatte. Diesen weiter entwickelten Glauben treffen wir nun in der Jehovaquelle, die ich, wie in meinen kritischen Untersuchungen gezeigt worden, glaube in die Zeit des Profeien Samuels versetzen zu müssen. §• 6. Israel in Palastina bis auf die Zeiten der ersten Könige.
Israel lebte in Palästina in Mitten heidnischer Völker, welche mit unkeuschem Dienste Baal und Astarte verehrten. Rieht. II, 13. VI, 4 5 , deren Festgebräuche aber von denen Israels im Aeufsern wenig abwichen, auch der Kultus des Baal und der Astarte hatte Frühlings- und Herbstfeste wie die Hebräer, und ihre Heiligthümer waren, wie wir es namentlich vom Afroditen-Tempcl in Cypern wissen, ihrer Einrichtung nach dem heiligen Zelle der Hebräer sehr ähnlich. Z u diesem Kulte neigten sich nun die Hebräer öfters hin, theils weil der Glaube an e i n e n Gott, den Moses gelehrt, noch nicht hinlänglich im Herzen des Volkes wurzelte, theils weil die Neigung zur Sünde, wie so oft, den Verstand verfinsterte, so dafs die Befriedigung sinnlicher Lust das Thörichte des Götzendienstes übersehen liefs. Durch den Götzendienst aber wurde die Nation verweichlicht, die frische Kraft durch die
8 sie, bei der Eroberung des Landes, die Kananiter besiegt hatte, erlosch, das starke Band, welches zu Josuas Zeit die S t ä m m e zusammengehalten, löste sich a u f , und dadurch verlor Israel auch an Macht gegen aufsen, fiel unter die H a n d der Filister und konnte dem Andränge ostjordanischer Völker, die es sonst leicht abgehalten, nicht widerstehen. D e r Verfasser des Buches der Richter hat gewifs R e c h t , wenn er die U n terjochung einzelner S t a m m e der Hebräer als eine Folge des eingerifsnen Götzendienstes und als eine Strafe dafür ansieht, und eben sein Pragmatismus zeigt die Tiefe seines frommen Gemiithes, denn eben so hebt er auch auf der andern Seite hervor, wie der hülfreiche Gott seinein Volke Rettung zusandte, sobald es vom Götzendienste abliefs, und wie er dann Helden mit dem Geiste des Muthes und der Tapferkeit zur Besiegung der Feinde erfüllte. Die Betrachtung der Z u stände Israels, vom T o d e Josuas bis auf die Zeiten der ersten Könige, die Beobachtung, dafs Israels Glück an die Verehrung Jehovas gebunden w a r , Abfall von ihm Unglück zur Folge hatte, weil dadurch die Nation verweichlicht und getheilt wurde, mufste den edlern Theil der hebräischen Nation veranlassen, über seinen Glauben und den Grund desselben nachzudenken, die Segnungen des Glaubens an Jehova und die Thorheit des Götzendienstes mufsten ihm klar werden. So w u r d e der Hebräer veranlafst sich seiner Religion immer mehr in ihrem ganzen Umfange bewufst zu w e r d e n ; die Erhabenheit, den sittlichen Ernst und die Reinheit ihrer Gebote mit den Vorschriften der heidnischen Religionen zu vergleichen, sich Rechenschaft darüber zu g e b e n , w a r u m doch so viele seines Volkes zu abgöttischem Kultus sich hinneigten, und den Grund dieser Erscheinung konnte er bei näherer P r ü f u n g doch in nichts anders als im Hange zur Sinnlichkeit linden, und so mufste er zur Ueberzeugung von der Verdorbenheit des menschlichen Herzens gelangen, aber auch tief die Gnade Gottes erkennen, die sich des reuigen Sünders wieder annimmt. F e r n e r mufste die Vergleichung der monotheistischen Religion J e h o v a s und der damit verbundenen Segnungen mit den polytheistischen Religionen der Nachbarvölker klar zeig e n , wie n u r beim Monotheismus ein Volk sich geistig und
9 sittlich entwickeln könne, und so mufste sich der Hebräer weit über seine Nachbaren erhoben fühlen und in ihm sich das Bewußtsein ausbilden, dafs Israel in der Kulturgeschichte eine hohe Stelle einnehme, dafs es bestimmt sei, den Glauben an Jehova, als den allein wahren Gott, zu bewahren; und weil natürlich der alleinige Gott der Gott aller Menschen ist, mufste sich nach und nach auch die Ueberzeugung Bahn machen, Israels Gott werde noch überall anerkannt werden und dazu habe Israel mitzuwirken; darum könne es auch von Gott nie ganz dahingegeben werden und müsse, auch bei möglicher Zerstreuung unter die Heiden, doch einmal wieder als Volk dastehen! Aber wenn so auf der einen Seite die Konsequenzen des Glaubens an Jehova, wenigstens im Bewufstsein der Bessern der Nation immer klarer hervortraten und so Israel gleichsam zum Missionsdienste unter den Heiden bestimmt schien, so mufste es auch auf der andern Seite sich des grofsen Abstandes zwischen seiner und den heindnischen Religionen bewufst werden, und je mehr es die Erfahrung inachte, wie sehr Hinneigung zu den letztern schädlich sei, entwickelte sich ein System des Abschliessens gegen aufsen, es entstand Abneigung und Feindschaft gegen andre Völker, so dafs Israel sich sogar allein als das von Gott geliebte Volk ansah, dessen Bestimmung es sei, die Palästina bewohnenden Kananiter auszurotten und ihre Heiligthümer zu zerstören, um sie auf diese Art für ihren Götzendienst zu bestrafen; damit hing auch nothwendig zusammen das Bestreben, die verschiedenen Stämme Israels so enge als möglich unter sich zu verbinden, und den Staat oder das Reich Johovas gegen auswärtige Feinde so gut als möglich zu kräftigen und zu schützen. Was in dieser Uebersicht kurz angedeutet wurde, finden wir theils in den Gesetzen der Jehovaquelle, theils in der Art, wie sie die Geschichte Israels erzählt, weiter ausgeführt. §• 7. Die Religion der Jehovaquelle nach ihren Gesetzen.
In den Gesetzen der Jehovaquelle findet sich das Bestreben, die Stämme enge unter sich zu verbinden, in den Fest-
10 geselzen, die dreimal im Jahre W a l l f a h r t e n nach d e m
Heilig-
thume g e b i e t e n , E x o d . X X I I I , 14^-17. X X X I V , 2 3 ; XVI.
Deuter.
D a m i t dort Israel als Israel, als D i e n e r desselben
tes sich kennen Heiden
lerne
und sich
des
darum
wird
bewufst w e r d e ,
XXXIV,
Gegensalzes auch
Got-
gegen
die
E x o d . X X I I I , 34.
12 u. IT. und Deut. V I I , 1 u. IT. die
Ausrottung
der
Kananiter geboten, auf dafs das V o l k Jehovas von ihnen nicht zum Götzendienste verleitet w e r d e . XXXIV,
10. und besonders
Vorzüge
Israels
stark
der
Deut. I X ,
hervorgehoben
Deut. I V , 6., w i e seine, alle
A b e r E x o d . X X I I I , 27 u. ff.
benachbarten
1 u. IT. sind auch und
besonders
von Jehova ihm g e g e b e n e n Völker
an
Weisheit
tief
die zeigt
Gesetze
übertreffen.
D i e s e Stellen weisen auch darauf hin, dafs Israel in der H a n d Gottes
nur
ein
Mittel
zur
Erreichung
seiner
Zwecke
sei,
darum soll es sich auch nie erheben und stolz w e i d e n , Deut. V I I , 7. 8, sondern in Deinuth verharren g e g e n d e n , des
Guten
so
viel
erzeigte
Götzendienste hinneigen.
und
Ja
insbesondere
Israel
der ihm
sich nie
zum
habe so vieles Gute v o n
Gott nicht verdient, denn es sei ein widerspenstiges V o l k , dem die Sünde herrsche,
deren Ursprung der tiefsinnige
thus Genes. III erzählt und deren Herrschaft im Herzen,
Stellen
wie
wird
diesen
Gesetzen
in
menschlichen
Genes. V I , 5. V I I I , 21. bezeugen. die
weltgeschichtliche
Israels deutlich ausgesprochen und g e z e i g t ,
in My-
dafs
So
Bedeutung es sich d e r -
selben nur durch demiilhigen Glauben w ü r d i g beweisen könne, Deut. V I I I , 18. und dafs
iin F a l l e
des U n g e h o r s a m s ,
wenn
J o h o v a auch strafen und Israel unter f r e m d e V ö l k e r zerstreuen müsse, er doch sein V o l k , sobald es den Abfall b e r e u e ,
wie-
der nach
neue
Palästina zurückführen
dort einen Gotlesstaat bilde, hen,
mit seinem
Untergange
Glaube von der E r d e !
werde,
dafs
es
aufs
denn Israel kann nicht untergeverschwände
auch
Damit nun aber Israel
der
wahre
keinen Anlais
habe, sich dem Götzendienste zuzuwenden, auch nicht in A b e r glauben f a l l e , der
ihm zur A b g ö l t e r e i Anlafs
w i e w i r solchen Aberglauben XXVIII
treffen,
so
versichert J e h o v a ,
w e r d e i m m e r dafür s o r g e n , det w e r d e .
noch später
werden
bei S a u l ,
könne, 1. Sam.
D e u t . X V I I I , 15,
er
dafs sein W i l l e in Israel verkün-
11 §.8. Die Religion der JehoTaqoelle nach ihrer Geschichte.
Auch in der Geschichte Israels wird nach der Jehovaquelle die hohe Bedeutung des Volks hervorgehoben und auf die erhabnen Absichten Gottes mit demselben hingewiesen. Darauf deuten schon, die den Patriarchen zu Theil gewordnen Verheissungen, die sich nicht mehr darauf beschränken, ihnen zahlreiche Nachkommenschaft anzukündigen, sondern zu verstehen geben, dafs Israel zur Beglückung aller Völker ersehen sei. Diese Verheissungen lesen wir Genes. XII, 2. 3. XVIII, 18. XXII, 18. XXVI, 4. XXVIII, 14. und alle diese Stellen haben der Hauptsache nach denselben Inhalt; denn dafs in den beiden ersten Stellen die Beglückung der Völker nur vom angeredeten Patriarchen, in den andern aber von seinen Nachkommen ausgehen soll, ändert nichts, und eben so wenig, da(s XXII u. X X V I das Hilhpael steht, die übrigen Stellen hingegen das Nifal haben, beide Formen haben dieselbe Bedeutung, z. B. Genes. III, 8. 10. Jedoch wird die Redweise a -pai, oder a "prnn auf zweierlei Weise erklärt, wir müssen sie also näher betrachten. Einer segnet y o einen (Acc.), mit etwas a, Ps. X X I X , 11. Genes. XXIV, 1., oder -pn wird auch wie Deut. XII, 7. Genes. XXVII, 41 mit doppeltem Acc. verbunden. Wird nun statt des Piel, das Nifal oder Hithpael gesetzt, so wird der, von dem der Segen ausgeht, mit a konstruirt; Jesaj. LXV, 16. Jerem. IV, 2., aber ebenso die Sache mit der man gesegnet wird, oder die als Segensformel dient, Genes. XLVIII, 20. Hier kann nun freilich Doppelsinn entstehen, weil der Urheber des Segens und die Sache, mit der man gesegnet wird, in der Construktion auf dieselbe Weise bezeichnet werden, aber um den Doppelsinn zu vermeiden, mufs man sich die Conslruction aktiv denken. Fassen wir nun so die den Patriarchen zu Theil gewordnen Verheissungen, so werden wir dieselben nach Genes. XLVIII, 20. zu erklären haben, mit welcher Stelle wir auch Zachar. VIII, 13. vergleichen dürfen, und so kann ich in diesen Segnungen keinen andern Sinn finden, als den schon von H o f m a n n , in seiner Schrift „Weissagung und Erfüllung" I. pag. 97 angegebnen. Damit ist jedoch Hinweisung auf die hohe Bedeutsamkeit
12 Israels nicht aufgehoben, denn wie konnte Israel glücklich oder eine Segensformel von ihm entlehnt w e r d e n ? N u r durch steten Gehorsam gegen Gott, Genes. XVIII, 19., durch genaue Beobachtung seiner Gebote, sein Glück hing also mit der Beobachtung seiner religiösen Vorschriften zusammen und kann nach der allgemeinen religiösen Anschauungsweise unsers V e r fassers nicht von derselben getrennt werden, es umfafste den ganzen Zustand Israels mit seinen iiufsern und geistigen S e g nungen, denn nur dann konnte Israel eine Segensforinel sein, w e n n es auch ein heiiges Volk war. W e r sich also mit Israel segnete, d. h. glücklich wie dieses Volk zu sein wünschte, mufsle nothwenilig auch wünschen, denselben Gott zu verehren, seinem Gottesstaate anzugehören und sich veranlafst find e n , in denselben einzugehen, Jehova zu verehren und heilig zu werden. N u r w e n n dieses der Grundgedanke unsers Verfassers w a r , konnte er Israel als ein Priestervolk darstellen, E x o d . X I X , 6., d. h. als ein Volk, das vorzugsweise zum Dienste Gottes bestellt w a r , vgl. v. C ö l l n Doginat. I. png. 252, als ein heiiges Volk, das die Bestimmung habe, die übrigen Völker zu Gott zu führen und sie seine W e g e zu lehren, was Deut. X X X I I I , 9. 10. als Pflicht der Priester angegeben wird, und so ist E x o d . X I X , G. nur als eine weitre Entwicklung und nähere Bestimmung der patriarchalischen Segnungen anzusehen; und damit harinonirt auch die von demselben Verfasser in den Gesetzen Deut. XVIII ausgesprochene Ansicht, Gott wolle immer dafür sorgen, dafs sein Wille in Israel verkündet w e r d e , damit das Volk seiner Bestimmung genügen könne und immer an dieselbe erinnert werde. Aber die Geschichte der Patriarchen zeigt auch, warum sich Gott derselben so angenommen, sie hebt insbesondere Abrahams Gehorsam hervor, Genes. X X I I , IS., seine T r e u e und sein Zutrauen zu Gott, Genes. X V , 6., zeigt so an diesem Beispiele, wie man Gott wohlgefällig und glücklich werden könne, und weist darauf hin, dafs Gott vom Menschen gänzliche Hingabe seines Willens v e r l a n g e , was auch 1. Sain. X V , 22. deutlich aussagt, welche Stelle der Ueberschätzung der Opfer entgegentritt und im Keime die Ansicht enthält, inan könne auch ohne Opfer Gott dienen, w o d u r c h Israels Religion um so eher Weltreli-
13 gion werden konnte. Aber auch sonst zeigt sich in der G e schichte, namentlich in der Weise wie, sich Jehova fremden Völkern gegenüber Israels annimmt, die Ahnung, von Israel gehe die Beglückung aller Völker aus, sein Gott werde noch überall verehrt und seine Macht anerkannt werden, Exod. I X , 16. X , 2. XI, 7., Num. XIV, 21. und darum bittet auch Moses E x o d . X X X I I , 12 u. ff., Num. X I V , 14 u. ff. J e h o v a möge doch seinem Volke verzeihen und es nicht zu Grunde richten, damit niemand Johovas Macht bezweifeln möge, denn nach den Ansichten seiner Zeit halte Israels Untergang gezeigt, da Ts Jehova keine Macht habe, sein Eigenthum zu bewahren. Aber Israel bedurfte auch noch einer andern, dauernden Bewahrung. Die Zeit der Richterperiode nenilich lehrte, dafs, damit Israels Nationalität erhalten werde, es als ein für sich bestehendes Volk fortbestehe und nicht von andern Völkern unterdrückt, nach und nach sich auflöse, damit es sich schützen könne g e gen Angriffe auswärtiger Völker, auch Helden und Kriegsführer von nöthen seien, und darum, weil die Israeliten solcher bedurften, treffen wir in unsrer Quelle auch darauf sich beziehende Weissagungen, welche verheissen, dafs auch auf diese Weise Jehova für den Forlbestand Israels sorgen werde. D a hin rechne ich besonders Num. X X I V , 17. 18., welche Verse die Besiegung von Edom und Moab durch Israel verkünden. Ich mache hier die von H e n g s t e n b e r g , „Geschichte Bileams" pag. 172 gegebene Erklärung zu meiner eignen und fasse mit ihm sa-o und asti als etwas ideales, oder bestimmter als ein Collectivum auf. Den Singular erkläre ich mir daraus, dafs die Weissagung in Form eines Gesichtes gegeben und dadurch konkret geworden ist, daher auch das Präteritum - p i . Unsre Weissagung ist unter allen, die dem Bileani zugeschrieben werden, die für Israel rühm vollste, was XXIII, X X I V , 1—9 vom ganzen Volke aussagen, wird hier auf ein Individuum übergetragen, das Israels Heerführer ist, seine Siege über die Feinde vermittelt, wie auch wir s a g e n : „ e s wird noch einer kommen", ohne dabei an eine bestimmte Person zu denken. Dafs aber der Verfasser hauptsächlich das Volk Israel vor Augen habe, zeigen Vs. 14. u. I S . , an welchen beiden Stellen vom Volke die Rede ist. Gewifs, gehen wir in die Idee der
14 Weissagungen Bileams ein, die die zukünftige Gröfse Israels weissagen, und erklären wir das Einzelne nach ihr (vgl. H e n g s t e n b e r g 1. 1. pap. 2 0 9 ) , so werden wir hier den Singular als ein Collectivum zu deuten hoben, gerade wie Deut. XIIF, 1. XVIII, 15, wie schon H e n g s t e n b e l g , Christo!, des A. T . 1. pag. 90 dargethan hat. Auch Num. X X I V , 2 0 — 24. geben nur dann einen passenden Sinn, wenn sie aus der Idee erklärt werden, die im Allgemeinen den Weissagungen Biieams zu Grunde liegt, und H e n g s t e n b e r g und H o f m a n n , W e i s sagung und Erfolg I. pag. 154, haben hier gewifs der Hauptsache nach das Richtige gesehen. Demnach ist der Sinn unserer Stelle: Israel wird es nie an Heerführern zur sieghaften Bekämpfung seiner Feinde fehlen, und so sich die ihm feindlichen Nachbarstaaten unterwerfen, wie ihm auch nach Deut. X V I I I , 15. nie Verkündiger des Willens Gottes mangeln werden. Weissagungen, deren Entstehung wir ain Ende der Richterperiode, in den Zeiten Samuels ganz wohl begreifen können; sie verheissen auch für die Zukunft die zwei Arten von Menschen, deren Israel in der damaligen Zeit zu seinem Schulze und seiner Belehrung wesentlich bedurfte, und zu diesen Weissagungen mochten die Richter und Debora, oder Samuel in seiner doppelten Wirksamkeit als Held, l . S a m . VII, und Profet geschichtliche Vorbilder gewesen sein.
Resultat.
Fassen wir nun das gesainmle religiöse Bewufstsein der Jehovaquelle zusammen, so sagt sie: die hebräische Nation sei in der Hand Gottes das Mittel zur Beglückung aller Völker, und darum darf dieses Volk auch nie ganz dahingegeben werden, es mufs fortbestehen 1) als Staat, und dazu sind siegreiche Heerführer nöthig; es mufs aber auch fortbestehen 2) als Staat Jehovas, d. h. als ein nach den Vorschriften Jehovas eingerichteter S t a a t , und dazu bedarf Israel Verkündiger seines Willens. Wie aber die Hebräer ihrer hohen Bestimmung, als Priester Jehovas die andern Nationen zu ihm zu leiten, entsprechen werden, ob siegreiche Helden dazu besonders das
15 Mittel sein sollen, oder in der Kraft Gottes wirkende Profilen, sagt unsere Quelle nicht. §. 10. Benützung unserer Quelle enthobener Stellen im N. T. D e r Apostel Paulus benützt Rom. IV, Gal. III, die dem Abraham zu Theil gewordenen Yerheissungen und will aus denselben mit Benützung von Genes. X V , 6. den Beweis führen, dafs der Glaube allein Zutritt zum Messiasreiche gewähre. Die Beweisführung des Apostels ist in beiden Abschnitten gewifs aus der innersten Tiefe des christlichen Bewufstseins h e r vorgegangen, und ohne in die genaue Exegese dieser Stellen eintreten zu wollen, glaube ich über ihren Sinn folgendes als unbestritten feststellen zu dürfen. J) Abraham erhielt die ihm gegebenen Verheissungen vor dem Gesetz. 2) Er erhielt sie weil er glaubte. Allerdings ist Abrahams Glaube nicht d e r paulinisch christliche, aber jeder Glaube ist doch immer nur ein Act des innern Menschen, ohn' alle iiufsere Handlungen, ein Eingehen in den Willen Gottes mit Aufgeben des eigenen Willens und aller Rechtsansprüche, und so konnte Paulus wohl den Glauben Abrahams den Juden seiner Zeit als Beispiel aufstellen und aus demselben argumentiren, dafs allein der Glaube in Gottes Augen rechtfertige oder angenehm mache. 3) Gal. III, 16. sagt P a u l u s : „nicht nur dem Abraham galten die Verheissungen, sondern auch seinem S a m e n " ; letzteres verstehe ich so : jeder Nachkomme Abrahams kann die Verheissung: durch deinen Samen sollen alle Völker gesegnet werden, auch auf sich beziehen, sie pnfst also auch auf Christum, den Messias, was natürlich jeder J u d e zugab, ja auf ihn geht die Weissagung ihrem Hauptinhalte nach, was wieder jeder J u d e gern zugab, und darum steht auch » n im Singular. Nach unserer Denkweise würden meiner Ansicht nach nur die Worte ov Xeytt — rw aniQ/xart oü wegfallen, denn hier scheint eine Argumentationsweise der damaligen Zeit zu liegen, und OG tau XQIOTOS hat man sich nach TM antQfittu avrà zu denken. LJebrigens kann man meiner Ansicht nach auch mit T h o l u c k erklären: dem Abraham und seinem Samen galten die Verheissungen, jedoch braucht die Schrift im-
16 mer den Singular, anzuzeigen, dafs nicht von verschiedenen Nachkommen (nicht von mehreren) die Verheissung gelte, sondern nur von einem, dem Messias; d. Ii. dafs nur durch den Messias die Welt gesegnet werden solle, und er beglückte die Welt, indem er sie vom Fluche des Gesetzes loskaufte. D e r Sinn ist der Hauptsache nach derselbe; Paulus wollte auf jeden Fall darauf hinweisen, dafs nach den Aussagen der Schrift Abraham durch einen Act seines innern Menschen Gott angenehm geworden sei, und damit darthun, dafs schon nach den Aussprüchen des A. T. man Gott nicht nur durch die Beobachtung des Gesetzes wohlgefällig werde, sondern durch die Unterwerfung des eigenen Willens unter den Willen Gottes, und so hat er gewifs den Geist des A. T. und den tiefen Sinn desselben richtig erf'afst, und diesen Sinn wollte auch der Verfasser der Jehovaquelle andeuten, nur dafs sich bei ihm erst im Keime zeigte, was bei Paulus in der Vollendung hervortrat. Eine zweite unserer Quelle entnommene Stelle ist Apostelgeschichte III, 22. auf Christum bezogen, womit auch VII, 37. zu vergleichen ist. In der Apostelgeschichte findet offenbar der Zusammenhang statt: Bekehret euch zu Christus, auf dafs Gott wieder bessere Tage kann über cuch kommen lassen; Christus ist der, dessen Auftreten schon Moses weissagte und von dem alle Profeten gesprochen. Moses weissagte von ihm indem er sagte: Einen Profetcn wie mich wird euch der Herr auferwecken, auf ihn f höret. Auch hier zeigt sich ein tiefes christliches Bewufstsein. Petrus leitet die Verbesserung des Zustandes Israels vom Glauben an Christum ab, in dem sich alle Weissagungen des A. T. erfüllen, und Christus ist der, dessen Auftreten schon Moses Deut. XV, IS. weissagte. Dringen wir etwas tiefer in die zu Grunde liegende Idee ein, so fand Petrus mit vollem Rechte in jener Stelle den Messias. Wie mit Moses für die A. Testamentliche Zeit, so begann mit Christus für die Jünger eine neue Aera, in dem •was fand also Petrus einen Profeten geweissagt, der eine neue Zeit beginnen soll, er konnte somit die Stelle mit Recht auf Christum beziehen, und sie erst mit ihm wahrhaft erfüllt sehen-, denn der Messias ist ja, auch nach dein A. T. der, mit dem sich die
17 alttestamenlliche Oekonomie schliefst, der z w a r den J u d e n eine bessere Zeit bringen, aber auch die Heiden zu J e h o v a führen soll. E r ist der, dessen Auftreten das A. T . verkündet und vorbereitet, und über den keine W e i s s a g u n g hinausgeht, mit dem sich der Seherblick schliefst, und d a r u m erkennt auch P e t r u s Christum als den a n , durch den oder in dem sich alle W e i s s a g u n g des A. T . erwahrt. §• IIBerücksichtigung anderer Stellen unserer Quelle, die schon messianisch gedeutet worden.
Ich berücksichtige hier zuerst das sogenannte P r o t e v a n geliuin, Genes. III, 15. D a hier auf keinen Fall an eine Anstalt Gottes zur Beglückung der Menschheit durch Israel zu denken ist, so inufs der über die Schlange ergangene Ausspruch noch allgemeiner aufgefafst werden, als die den P a t r i archen gewordenen Verheissungen oder die sonstigen in u n serer Quelle enthaltenen Andeutungen, die die Beglückung aller Menschen von Israel ausgehen lassen. Auf keinen Fall konnte nach dem Totalbcwufstsein der Jehovaquelle der H e bräer sich Vs. 15. anders deuten als höchstens s o : Soll auch zunächst von Israel das Heil für die W e l t k o m m e n , so will doch bis dahin Gottes Güte auch andern Völkern sich nicht unbezeugt lassen. Dafs hier die ganze Menschheit berücksichtigt ist, kann nicht auffallen, da dies ja sonst auch in u n serer Quelle geschieht. Die Menschheit soll dem Verführer nicht immer unterliegen, was sich dadurch kund giebt, dafs der Menscli der Schlange den Kopf zermalmen kann, dafs das Thiergeschlecht, von dem ein Individuum zur ersten S ü n d e Anlafs w a r , doch der Menschheit unterliegen mufs, ein S y m bol dafür, dafs auf irgend eine Al t die Menschheit wieder einmal von der Herrschaft der S ü n d e befreit w e r d e n soll. Nicht nur nach dem ganzen Z u s a m m e n h a n g von Gen. III., sondern auch dein ganzen Geiste unserer Quelle gemäfs kann hier nur ein ganz allgemeiner Sinn angenommen werden, wie schon H e n g s t e n b e r g , Christo!, des A. T . I. pag. 4 3 , und H o f m a n n , Weissagung und Erfüllung, p a g . 7 5 , gezeigt h a b e n ; und j e d e D e u t u n g , die ns-,7 oder s i n auf ein einzelnes bestimmtes
2
18 Subjekt beziehen will, ist demnach bestimmt abzuweisen, obsclion zuzugeben ist, dafs die W o r t e im N . T . so hätten g e deutet w e r d e n können. Hier scheint mir auch der Ort zu sein von dem Ausspruche Noah's, Genes. I X , 27. zu reden. Zuerst glaube ich die Ansicht abweisen zu müssen, die Golt als Subjekt zu •pttn ansieht; denn dann mufs 1 durch „aber" erklärt w e r d e n ; und der Gegensatz w ä r e doch durch gar nichts angezeigt. E s w ü r d e , sollte ein Gegensatz angedeutet w e r d e n , der Gottesname vor dem V c r b u m p i s wiederholt sein, und zwar w ü r d e wohl J e h o v a stehen, wie schon H e n g s t e n b e r g Cliristol. I. 51., T u c h Commentar zur Genesis pag. 193 bemerkt haben, oder es miifsten die W o r t e ^VPN-I dem Vcrbum -pia vorang e h e n , und dann könnte I vor "THNS allerdings durch „ a b e r " erklärt w e r d e n : „ A b e r in den Zelten Sems wohnet Golt." Eher ginge es an, das i als kurze, schwache Verbindungspartikel anzusehen. Elohim mache dein J a f e t weit und wohne in den Zelten Sems, aber dann ist zu viel von der Gesammtheit der Semiten ausgesagt, denn wenn auch die Hebräer Abkömmlinge Sem's w a r e n , so trennten sie sich, unserer Quelle zufolge, Jos. X X I V , 2. 3 . , von ihren Stammgenossen eben ihres Götzendienstes w e g e n , und so ist mir nach der allgemeinen Anschauungsweise des Verfassers unserer Quelle nicht denkb a r , dafs er auch von den abgöttischen Semiten hätte sagen sollen, Gott wohne unter ihnen, und so mufs ich die Erklärung verwerfen, die Gott als Subjekt zu -p®1 ansieht. Nimmt man aber auch Jafet als Subjekt zu •piü1', so sind doch noch verschiedene Erklärungen möglich, j e nachdem man dem W o r t e ccj eine Bedeutung giebt. Fafst man r a als Eigenname auf, so ist der S i n n : J a f e t soll wohnen in den Zellen Seins; was von H e n g s t e n b e i g und T u c h übereinstimmend von der Verbreitung der wahren Religion auch über die Nachkommen Jafels erklärt wird, so dafs diese Weissagung die Verheissungen der Patriarchen einleiten soll. Das wäre nun an und für sich wohl a n z u n e h m e n ; Genes. III w ü r d e angedeutet: Gott w e r d e sich noch aller Menschen erbarmen, hier w ü r d e bestimmter ausgesprochen, aus Sems Nachkommen entspringe das Heil der Völker, allein dagegen hat B a u m g a r t e n , theol. Commentar
19 zum A . T . I. pag. 130, eingewandt, wie der Ausdruck „Zelte S e m s " auf einmal zu dieser geistlichen Bedeutung käme, sehe man nicht ein, aber eben so wenig warum das Heil hier auf die Nachkommen Sems und Jafels beschränkt werden sollte. Ferner glaube ich, dafs, hätte der Verfasser so etwas andeuten wollen, er sich des Gottesnamens Jehova bedient haben würde, denn nach dieser Erklärung träte ja Jafet auch in Beziehung zu den Heilanstalten Gottes, oder man erwartet, dafs «in Mi dem Verbum -pia vorgesetzt worden wäre, „und auch er soll wohnen", und so kann ich auch diese Erklärung nicht zu der meinigen machen. Es bleibt mir demnach nur die von M o v e r s , in der Zeitschrift für Filosofie und katholische Theologie, Hfl. 18, pag. 98 u. ff. vorgeschlagene übrig, Sein und Jafet sollen friedlich beisammen wohnen, beide sollen die Nachkommen Kanaans unterdrücken, was sich in der minoischen Zeit ereignete, als auch griechische Kolonien nach Kleinasien, in die Wohnungen Sems vordrangen, vielleicht sich auch einzelnes dort unterwarfen, man vgl. die Redweise 1. Chron. V, 10.; so dafs unsere Stelle weiter keine tiefere religiöse Beziehung hat, oder ob ist als Appellalivum zu nehmen ; und dies sagt mir noch am meisten zu. Denn gerade die Jehovaquelle liebt solche Wortspiele, und das W o r t OB hier für Ruhm zu nehmen, wie VI, 4. X I , 4., macht mir keine Schwierigkeit, wenn es auch im vorher gehenden Verse Eigenname ist; dafs übrigens so jede messianische Beziehung fehlt, versteht sich von selbst.
§• 12. Israel bis auf die assyrische P e r i o d e . S t e i g e n d e s Ansehen der K ö n i g s würde.
Wir haben als Resultat der Jehovaquelle angegeben: Israel ist sich seiner hohen Bestimmung bewufst, aber unbestimmt ist, w i e von Israel aus zur Beglückung der Völker gewirkt werden soll, wie die Erkenntnifs der wahren Religion sich ausbreiten soll, ob es dazu des weltlichen Armes, siegreicher Helden, oder nur der profetischen Belehrung bedarf. In der Zeit Davids scheint nun das „wie" etwas bestimmter zu wer-
2*
20 den. David war schon mehr mit auswärtigen Völkern in Berührung gekommen, halte die bis dahin den Hebräern gefahrbringenden Nachbarstaaten bleibend unterjocht, und sogar die Syrer von Damascus und Zoba besiegt, und so hatte sich nach dem Glauben der damaligen Zeit sein Gott mächtiger gezeigt als die Göltcr dieser Völker. Dies hebt nun David besonders im achtzehnten Psalme hervor, in welchem Liede er Gott für seine mannigfachen Errettungen aus so vielen Gefahren und für seine Erhebung c w tix-V dankt, und dann Vs. 50. in die Worte ausbricht: „ D a r u m will ich dich preisen unter den Völkern und deinem Namen lobsingen." E s liegt in diesem Verse nicht nur der bestimmte Gedanke, auch den Heiden die Religion Jehova's bekannt zu inachen, und sie zu seiner Verehrung herbeizuziehen, sondern die Macht Gottes, durch die David gesiegt hat, oder die S i e g e Davids erscheinen hier auch als das Mittel, wodurch die Heiden zur Anerkennung und Verehrung Jchova's bewogen werden, und so hat das in der Jehovaquelle noch ganz unbestimmte „ w i e " eine bestimmte Färbung erhalten; ein siegreicher israelitischer König kann in Jehova's Hand das Werkzeug zur Verbreitung der wahren Religion sein. Ueberhaupt finden wir, dafs von Davids Zeit an Segnungen mit der königlichen Würde verbunden werden; ein Beweis dafür, dafs das Königlhuin nicht mehr, wie noch in der Jehovaquelle geschah, für untheokratisch galt, sondern als dein Willen Gottes gemäfs angesehen wurde, und dafs die Königswiirde und ihre Wirksamkeit die der Profeien an Wichtigkeit und Einflufs übertraf, während in der Jehovaquelle weltliche Macht, die Richter, und die Profcten noch gleichgestellt sind. Die Ursache dieser veründeilcn Ansicht lälst sich aus der Geschichte erklären. Die Zeit, während der die drei ersten Könige das noch ungetheilte Reich regierten, war die Blülhczcit der hebräischen Nation, in der sie mit auswärtigen Feinden siegrcicli stritt, sie sich unterwarf und so ihr Gebiet vergröfserte; und wo Israel siegte, wurde auch die Verehrung Jehova's bekannt. Auch wurde schon von Saul nur allein die Religion Jehova's begünstigt und die Abgötterei unterdrückt, wie 1. Sam. X X V I I I , 2. zeigt, dasselbe war noch vielmehr der Fall unter der Re-
21 gierung David's, und in Salomo's besserer Z e i t , so dafs, was die Richter nicht zu tliun v e r m o c h t e n , diesen Fürsten gelang. Dazu k a m , dafs, weil in Israel das Königlhum aus dem ß e dürfnifs nach einem Heerführer entstanden und der Staat u n ter den Königen immer mehr ein Militairslaat wurde, die P r i e sterschaft, w e n n schon beim Volke nicht ohne Ansehen, doch in Abhängigkeit vom Monarchen gerieth, so dafs Saul es w a gen durfte, die Priester zu Nob tödten zu lassen, und Saloino sogar den Hohenpriester Ebialhan nach Anathoth verbannen konnte; ja es scheint sogar 1. Sam. II, 36. vorauszusetzen, dafs eigentlich blofs die am Hofe lebende Priesterfamilie reichlichercs Brod hatte. Auch der Einflufs der Profeten scheint in dieser Periode nicht sehr grofs gewesen zu sein; wenigstens lesen wir nichts von einein umfassenden, eingreifenden Wirken derselben, S a m u e l w a r für lange Zeit der einzige grofse Profet, der mit wahrhaft reforinatorisch schöpferischem, mosaischein Geiste auftrat. Dieselben Verhältnisse blieben auch nach der T r e n n u n g des Reiches, auf Staat und Kultus halte der König, w e n n nicht allein, doch bei weitem am meisten Einflufs und von ihm w a ren im Reiche J u d a die Priester und Leviten uin so abhängiger, weil nach 2. Chron. XI, 13. 14. viele derselben aus den nördlichen Stämmen eingewandert waren und so n u r besonders vom Könige Brod suchen konnten; im Reiche Israel hingegen betrachtete sich der König alsobald als Oberhaupt des Kultus und modiGcirle denselben nach Gutdünken. D a h e r erkläre ich mir auch, dafs die Geschichte nur ein Beispiel eines in theokratischem Geiste wirkenden Hohenpriesters aufstellt, 2. Reg. X I , w o es sich noch dazu um die Existenz des vom Volke geliebten davidischen Königshauses handelte, w ä h r e n d in andern Fällen, 2. Reg. XVI, 10 u. ff., der Hohepriester sich ohne weitres dem königlichen Willen fügte. Aber auf das Benehmen der Könige weist die Geschichtc immer hin und zeigt, dafs es besonders von ihnen abhing, ob Verehrung J e hova's oder Götzendienst im Lande herrschte; j a sogar die Versuche, das in Abgötterei versunkene Volk wieder zur w a h ren Religion zurückzuführen, gingen von den Königen aus, 2. Chron. X I X , 4 u. ff. X X I X , 1 u. ff. X X X , 1 u. ff. Von P r o -
22 feten und ihrer Wirksamkeit im Keiche J u d a , melden die Bücher der Könige wenig, und wenn auch die Chronik von ihnen erzählt, so sind doch die R e d e n , die sie ihnen in Mund legt, nur für ihre Zeitgenossen berechnet, sie wirkten nur für die Erhaltung des Staates, indem sie zum Mulhe und zur Tapferkcit gegen auswärtige angreifende Feinde aufforderten, oder der Feindschaft zwischen den beiden Reichen zu wehren suchten; auf Israels hohe Bestimmung w u r d e bis auf die assyrische Zeit, wie wir sehen w e r d e n , nicht hingewiesen; nur nicht untergehen sollte die Gemeinde Gottes! Aber auch diese Profeten mufsten den Einflufs und die Macht der Könige fühlen, die sich ihrer öfters auf gewaltsame W e i s e entledigten, wenn sie ihnen beschwerlich fielen. Dasselbe gilt in noch höherem Grade vom Zehnstäinmereiche. U e b e r die dort wirkenden Profeten berichten die Bücher der Könige mehr e s , aber auch ihre, ebenfalls nur auf ihre Zeit berechnete, Wirksamkeit war fast null und nichtig; das Volk vom Bilderdienste abzuziehen, gelang keinem, und selbst der Eifer eines Elia konnte den von Aliab eingeführten ausländischen Baalsdienst, nur für kurze Zeit unterdrücken. Dafs bei solchen V e r hältnissen der König die wichtigste P e r s o n im Staate war, dafs das Volk besonders auf ihn blickte und von seinem Ben e h m e n Glück oder Unglück erwartete, ist leicht zu begreifen und daher treffen wir auch in den Psalmen viele Lieder, die theils Wünsche, llieils Fürbitte für den König enthalten, theils überhaupt seine W ü r d e schildern und ihn auf seine Pflichten aufmerksam m a c h e n , oder auch von den Segnungen reden, die seine Regierung dem Volke g e w ä h r t ; und solches finden wir auch in dem ältesten Theile der Spriichwörter, X X , 2f>. 2 8 . 8 . XVI, 10. 12—15. Auf jeden Fall eines der ältesten Lied e r , die zeigen, dafs das Königlhum nicht mit der Theokralie streite und von den Segnungen einer frommen Regierung red e n , lesen wir 2. S a m . XXIII, 1—7. In diesem Liede wird nun Vs. 3 verschieden erklärt, j e nachdem man diesen Vers als eine Verheissung ansieht oder nicht; in erstem Falle ist fettia schon als von i m abhängiger Akkusativ angesehen w o r den, aber mir scheint diese Construktion sehr h a r t , «auch hat sie kaum mit Deut. VI, 3 Analogie, woselbst die Ellipse von
23 nr6 stall findet. Sodann ist ISN Hauplverbum des Salzes, also "fii in demselben Sinne zu fassen, das blofs gesetzt wurde, um "IBM nicht zu wiederholen, und das ganze vierte Versglied soll nur stark hervorheben, und so ist man schon an und für sich geneigt, die beiden letzten Versglieder als unmittelbare Worte Gottes aufzufassen, eher wenigstens als solche die blofs den Hauptsinn einer Verheissung angeben sollen. Indessen haben andere in diesen beiden Versgliedern zwar auch Worte Gottes gefunden und im Sinne einer Verheissung Vwa als N o minativ aufgefafst; aber dann mufs KS"1 oder rrrr ergänzt werden; und diese Ergänzung ist wieder sehr hart, eine Ellipse der Art ist mir nicht bekannt. Ferners steht Voa nie so absolut ohne weiteres für "|Va und statt B*wa würde dann gewifs Vtofcra stehen, denn ein König über Israel wurde doch zunächst dem David verheissen. S o bleibt uns nichts anderes übrig, als die Stelle für einen profetischen Ausspruch Davids anzusehen und das Participium Visa nach derselben Weise zu erklären, wie es 1. Sam. II, 13 gefafsl werden mufs, „wenn einer herrscht," so H e r d e r , E w a l d , de W e t t e in der neusten Ausgabe seiner Uebersetzung der Bibel, und T h e n i u s . S o drückt David die feste, ihm durch Gott zu Theil gewordene Ueberzeugung aus, dafs auch ein frommer Herrscher, in Gottes Hand ein Mittel zur Beglückung seines Volkes sein könne; dafs alles seinem Willen gemäfs gehe, wenn man rwp DTIVN regiere, im entgegengesetzten Falle aber Unglück bevorstehe; und so will David alle künftigen Regenten belehren, wie sie sich zu verhalten haben. Für den Vs. 3. 4. ausgesprochncn Satz geben dann die 3, Vs. 5 aufeinanderfolgenden den Beweis, dieses seht ihr an mir, denn ist nicht so mein Haus mit Gott, beglückt es nicht mit seiner Hülfe alles Volk, denn hat mir Gott nicht sogar noch Verheissungen für die Zukunft zu Theil werden lassen? u. s. w . , wobei gewifs auf den 2. Sam. VII zu Grunde liegenden Gedanken angespielt ist. Dieselben Hauptgedanken, die David hier als das Resultat von ihm gemachter Erfahrungen darstellt, treffen wir auch, wie schon oben bemerkt wurde, am Schlüsse von Psalm XVIII, der deutlich zeigt, wie ein frommer siegreicher König zur Verbreitung der wahren Religion und zur Vergröfserung des Staa-
24 tes J e h o v n s beitragen kann. sicht
auf s o l c h e Stellen
Gewifs,
und
wenigstens
mit
im festen B e w u f s t s e i n
w a s Israel sein und leisten s o l l e , und zu w a s
Rückdessen,
sein K ö n i g
G o t t e s H a n d Mittel und W e r k z e u g s e i , sind auch
in
Psalmen,
w i e P s . 2 0 . 2 1 . 2 . 110. 7 2 . gedichtet, oder können nur unter V o r a u s s e t z u n g eines solchen religiösen Bewufstseins des V o l kes gehörig gewürdigt und verstanden werden.
Das Zeitalter
dieser P s a l m e n kommt hier nicht in B c t r a c h t , sondern es soll nur
gezeigt w e r d e n ,
dafs und w a r u m Israel
gerade s o
für
seinen K ö n i g betete, gerade s o l c h e Hoffnungen für sein W o h l hegte
und dafs denselben
G r u n d e liegt.
Dieses
ein
finde
mcssianisches B e w u f s t s e i n
ich P s a l m 2 0 darin, dafs
zu
Israel
V s . 8 . u. 9 . sich besonders auf die Hülfe G o t t e s stützt, so des G e g e n s a t z e s
zwischen
sich
seinem G ö l t e und den Göttern
d e r Heiden bewufst ist und nur mit seinem G o t t e siegen will, w i e David 1. S a m . X V I I , 4 5 ,
auf dafs die M a c h t G o t t e s sich
kund thue und durch die B e s i e g u n g S t a a t bleibe und gesichert werde. auch Psalm 21.
der F e i n d e der G o t t e s -
Auf dieselbe Art fasse ich
Gott macht den K ö n i g zum S e g e n für immer,
w e i l durch die R e g i e r u n g eines frommen F ü r s t e n i m m e r bleib e n d e S e g n u n g e n verbreitet werden,
weil er die w a h r e R e l i -
gion verbreitet und dies dauernde F o l g e n e r auch, w e i l er auf Gott vertraut,
h a t , und so wird
die Feinde
besiegen und
sie, vgl. P s . 18, 5 0 , so Gottes Macht kennen l e i n e n . g e n erkläre ich V s . 5 . I, 3 1 .
cVis mit V e r g l e i c h u n g
Hinge-
von 1. R e g .
Aus demselben Bewufstsein erkläre ich mir auch P s . 4 5 .
H i e r w e i s e ich zuerst streng die allegorische D e u t u n g zurück, denn sie verwickelt sich in unauflösliche S c h w i e r i g k e i t e n . sollte z. B . V s . 11. die Anrede an die B r a u t ? nes Volkes v e r g e s s e n ? alttestamentlichen
Kam
Frommen?
ein
Was
Israel soll sei-
solcher G e d a n k e j e einem
Denn
dafs hier C h a l d ä e r
und
J a r c h i falsch erklären, liegt doch auf der Iland, die ersten L e s e r unsers P s a l m s konnten diesen V e r s unmöglich so deuten, fern e r e ist V s . 15. die B e z i e h u n g
auf die Heidenvölker
erschli-
c h e n , und dafs die S ö h n e V s . 17. geistliche S ö h n e s e i e n , ist durchaus nirgends angedeutet. dem Gedanken Messias
einer
Auch fehlt j e d e Analogie
mystischen
Verbindung
und der Gemeinde im A. T . ,
zwischen
denn auch
das
zu dem
hohe
25 Lied redet höchstens von einer Verbindung zwischen Gott und Israel, es wäre also in unserm Psalme der Sänger weit über das alttestamentliche Bewufstsein hinausgegangen und hätte den Messias so aufgefafsl, wie er sich erst im N. T . kund thut. Verwerfen wir aber die allegorische Deutung dieses Psalms, so finde ich wenigstens in demselben einen guten Zusammenhang. Nach kurzem Eingang Vs. 2. preist der Dichter des Königs Schönheit und die Huld auf seinen Lippen, d. h. seine Freundlichkeit, Güte und sagt, darum habe ihn auch Gott bis dahin gesegnet, Vs. 3. und eben weil der König von Gott gesegnet ist, kann ihm der Sänger auch Sieg über Feinde verkünden, 5. 6., und erklären, des Königs Thron sei ein von Gott geschützter. Ich kann Vs. 7. z*nbt< nicht als Vokativ auffassen, denn mit.Recht hat H o f i n a n n bemerkt, Weissagung I, p. 184, dafs hier dieses Wort für Jehova stehe, wie fast immer von Psalm 42—83; und dagegen hat H e n g s t e n b e r g nichts eingewandt, sondern nur auf "pn^N Vs. 8. verwiesen; was damit gesagt werden soll, begreife ich nicht; denn « p n ^ « c t i p n = y n ^ N m m giebt doch einen ganz passenden Sinn; ferners steht der Auffassung „dein Thron ist Gottes Thron" durchaus nichts im Wege, es ist (man verzeihe mir hier das Wort, gegen einen mir befreundeten und in so vieler Hinsicht von mir hochgeachteten Gelehrten), wahrhaft lächerlich, wenn H e n g s t e n b e r g erklärt, diese Auffassung sei nicht grammatisch haltbar. Psalm. II, 416. Schon im Jahre 1817 hat G e s e n i u s in seinem Lehrgebäude p. 852 No. 6 zur E r klärung solcher Redweisen den richtigen Kanon aufgestellt, und Beispiele genug sind von H o f m a n n , 1. 1. und B l e e k Hebräerbr. II, p. 57 gesammelt und dieselben auch von T h o l u c k nicht verworfen worden; aber auch wenn man erklärt „dein Thron ist Gott," so ist der Sinn klar, und dem Sinn nach derselbe; denn das heifst dein Thron ist wunderbar von Gott beschützt, so wie „deine Kleider sind Myrrhen" heifst deine Kleider riechen sehr gut darnach; nach dem Zusammenhang ist in solchen Redweisen ein Verbum zu ergänzen. Nachdem nun der Dichter Vs. 7. 2tes Gl. und Vs. 8. im Anfange die Gerechtigkeit des Königs gepriesen, leitet er daraus ab, dafs ihm Gott viel Freude gewähre. Darauf wird die
26 P r a c h t des Königs geschildert und darum e r w ä h n t , dafs in seinem H a r e m sich auch Königstöchter befänden, wie denn auch David 2. S a m . III, 3. mit einer solchen vermählt w a r , insbesondere wird die eigentliche Königin hervorgehoben, vgl. Hohesl. VI, 8. mit der sich der König jetzt vermählen will, sie wird angeredet, Vs. 10—13, und dann die P r a c h t ausgem a h l t , mit der sie, in Begleitung ihrer Gespielinnen, die ihr nun als dienende Jungfrauen folgen, zum Könige gebracht wird, 14—16, und zum Schlüsse folgt noch der W u n s c h , dafs auch seine Nachkommen zahlreich und seine Statthalter überall sein mögen. S o scheint mir alles klar und die von H e n g s t e n b e r g gegen solche Auffassung erhobnen Schwierigkeiten zerfallen mir in Nichts, wie übrigens schon B l e e k , Hebräerbr. II, pag. 149 u. IT. gezeigt hat. Den G r u n d , w a r u m unser Gedicht in die Sammlung der Psalmen aufgenommen w u r d e , finde ich darin, dafs das Glück des Königs als ein Segen Gottes angesehen und durchaus von seiner Gnade abgeleitet wird und sein T h r o n als ein besonders von Gott beschützter dargestellt w i r d , und dies darum, weil der König Gerechtigkeit liebt. Es liegt also in unserem Psalme eine wichtige L e h r e und es wird in demselben gezeigt, wie ein König zuin Schutze und W o h l e der Gemeinde Gottes wirken kann. Der diesen Psalmen zu Grunde liegende Gedanke durchdringt auch P s . 2. D e r König ist König Gottes, von ihm erzeugt, (dafs dieser Ausdruck bildlich zu nehmen sei, giebt auch H e n g s t e n b e r g zu), er ist der erste Israels, das Exod. IV, 22. Erstgeborner Gottes heifst und kann also wohl als Repräsentant der ganzen Nation ebenfalls Sohn Gottes genannt werden und als solcher inufs er die sich gegen ihn empörenden Feinde besiegen, denn sonst würden diese Israels Golt und König für schwach hall e n , oder die Theokratie untergehen; aber eben damit diese überall herrsche, mufs der König auch auf der ganzen E r d e siegreich sein; und so finden wir auch hier d a s religiöse B e wufstsein, das den Hebräern e i g e n t ü m l i c h ist und das sie über die gesammte alte Welt erhob. Auch Psalm C X gehört hieher. In diesem ist meiner Ansicht nach das auf den ersten Anblick auffallend, dafs es heifst der König solle Priester sein nach der W e i s e Melchisedeks. Fassen wir aber diesen Aus-
27 druck etwas allgemeiner, so läfst sich derselbe leicht erklären. Auf den König, als die Hauptperson der Nation wird übergetragen, was Exod. X I X , 6. vom ganzen Volke ausgesagt wird, wie nach der frühem Ansicht die gesammte Nation die Religion Jehovas verbreiten soll, so erscheint hier der König als Hauptmiltel dazu, wie denn die Geschichte von Josafat erzählt, er habe Anstalten getroffen, die wahre Religion, die durch Abgölterei unterdrückt w a r , wieder aufs neue zu beleben und zu verbreiten; und so konnte wohl von einem frommen Könige gesagt werden, er sei ein Priester, lehre und verbreite die wahre Religion. Es zeigt auch der Ausdruck „nach der Weise M's," dafs wir ins im weiten und nicht im streng levitischen Sinne zu nehmen haben; denn M. war kein Priester im Sinne Arons; und einen wahrhaft frommen König, der zur Belehrung des Volkes wirkte und unter dessen R e gierung die wahre Religion blühte, konnte ein Hebräer wohl einen y-a nennen, ja er konnte sich, meiner Ansicht nach, sogar denken, dafs durch einen frommen König der Priesterklasse eine Reformation bevorstehe und der Kultus anders geordnet werde. Erst als dieses schon niedergeschrieben war, sah ich mit Vergnügen, dafs H o f m a n n Weissagung I, p. 170 u. IT. den Hauptgedanken unsers Psalms auf ähnliche Weise audafst. Noch mehr messianisches, in dem §. 1. aufgestellten Sinne, treffen wir Ps. 72. Den Grundgedanken dieses Psalms giebt H e n g s t e n b e r g , Psalm. III, p. 270 trefflich also an: Die Realisirung der Idee des Königs in sittlicher Beziehung, die Verwirklichung des Ideales der Gerechtigkeit, werde die vollkommene Realisirung der Idee des Reiches Gottes, die Gerechtigkeit seiner Bürger, ihr Heil und seine Ausbreitung über die ganze Erde herbeiführen. Also rein die geistige Ueberlegenheit des Königs ist Ursache, dafs der Gottesstaat sich überall hin ausbreitet! Hoffnungen oder Wünsche der Art hatte kein anderes Volk für seinen König, ihr Entstehen ist auch nur aus dem religiösen Bewufstsein der Hebräer zu erklären (höchstens hätte sich etwa ein Mahoinedaner zu einer ähnlichen Ansicht erheben können, wie wir solche Anklänge bei Moltenabi, wenigstens in der deutschen Ucberselzung von Hammer finden, p. 268.
2S 269. 270 u. a. a. 0.). Hingegen darf es uns nicht befremden, wenn wir trotz dieser religiösen Anschauungsweise, bei den Hebräern Ausdrücke Gnden, die wir auch sonst bei andern morgenländischen Dichtern treffen, wie z. B. der König solle ewig leben, möge regieren so lange die S o n n e am Himmel sei u. s. w . ; denn die Ausdrucksvveise des Hebräers ist wie die seines Zeitalters und seiner S t a m m g e n o s s e n , obschon seine religiöse Denkart durchaus eine verschiedene ist, und darum sind seine Gebete und W ü n s c h e für den König auch ganz andrer Natur und andern Inhalts als bei den übrigen Morgenländern und den Klassikern; denn er e r w a r t e t e von seinem Fürsten in gewisser Beziehung ein incssianisches Wirken. §. 10. Ueber die Benützung einiger dieser Psalmen im N. T.
D e n zweiten Psalm auf Christum zu beziehen, konnten die neutestamentlichen Schriftsteller leicht veranlafst werden. Christus war ihnen die Erfüllung des A. T . ; und wo nun in einem Psalme der messianischen Wirksamkeit eines Königs gedacht wird, oder ein Psalm einem Könige etwas zuschreibt, von ihm aussagt oder in Beziehung auf ihn einen W u n s c h ausspricht, der einen messianischen Hintergrund hatte, so w u r d e dieses alles in einem viel höhern Grade auf Christum übergetragen. W e n n z. B. P s a h n 2. Gott zu einem hebräischen Könige redet und sagt, du bist mein Sohn, w a s hier natürlich nur in einem beschränktem Sinne galt, so w u r d e dieser Ausspruch auf Christum in seinem vollsten Sinne bezogen, und man darf wohl annehmen, dafs die Apostel hier nicht nur aus der Tiefe ihres christlichen Bewufstseins heraus das A. T. erklärten, sondern mit klarer Einsicht in die S a c h e handelten, ja vielleicht sogar sich des V o r - und Gegenbildes bewufst w a r e n , und so konnte der Verfasser des Briefes an die Hebräer wohl sagen, j e n e W o r t e des zweiten P s a l m s seien im vollsten Sinne von Gott eigentlich blofs zu Christo gesprochen worden, auch das cvn, P s . II, 7. kann so mit demselben Rechte und Beibehaltung desselben Grundgedankens auf verschiedene Zeiten oder Vorfälle bezogen werden. Es dient eben zur
29 Bezeichnung der Zeit, in der Gott durch einen besondern Akt seinen König als seinen rrvm, XQliX, 6. und XXVIII, nemlich Juda und Jerusalem müsse vieles leiden, weil es nicht auf Gott allein vertraue, sondern sich an Aegypten anschliesfe, X X X , 15., mit welcher Stelle VII, 9. und XXVIII, 16. zu vergleichen ist, aber es dürfe nicht untergehen, denn der Staat Gottes mufs fortbestehen, und darum Assyriens Macht plötzlich gebrochen werden, denn Jehova will sich kundthun als den für sein Volk streitenden und ihm helfenden Gott. Auch hat die durch Assyrien geübte Strafe auf die Sittlichkeit der Nation günstigen Einflufs, die jetzt tauben und blinden werden dann den Herrn fürchten, X X I X , 17 u. ff. Die Profeten, deren Stimme jetzt überhört wird, werden angesehen sein, X X X , 10.21., der Götzendienst verschwindet ganz, X X X , 22. X X X I , 7., die Richter richten gerecht XXXII, 1. und Gott kömmt dann, wie schon Joel geweissagt, auch geistig seinem Volke zu Hülfe XXXII, 15., denn Jehova herrscht wieder auf Zion, XXXIII, 22. Micha IV, 7. Auch die äufsere Gestalt des LandeS verwandelt und verschönert sich, X X X , 23 u. ff. XXIX, 17. XXXII, 15., ja alle Völker sollen davon hören und sich zu Jehova wenden, XXX11I, 13. Doch nur die Frommen überleben das Strafgericht, das die Bösen vernichtet, die Gerechten sind der heilige Same, der das Land wieder bevölkert, XXXIII, 15 u. ff. Somit treffen wir hier dieselben Vorstellungen, die Jesajas schon unter Ahas ausgesprochen, IV, 2 IT. VI, 13.; nur ist, wie wir es nach Micha und Jesaj. XIX. u. XXIII. erwarten dürfen, auch noch kurz 5
fi6 die Bekehrung der Heiden erwähnt, die auch hier Folge der bei Assyriens Demülhigung bewiesenen Macht Gottes ist. Von dieser leitet auch überhaupt Jesajas in diesen Abschnitten alles ab: Gott sorgt, schickt Leiden und hilft, drängt und errettet sein Volk, darum vertraut der Profet auf ihn, nirgends aber erwartet er Hülfe von Hiskias; XXXII, 1. sagt Jesajas von ihm nur, was auch von den übrigen Grofsen, das Unglück werde heilsamen Einflufs auch auf den König üben, und XXXIII, 17. bildet nur einen Gegensatz gegen XXXVII, 1. und das Trauergewand, in welchem Hiskins in dieser Zeit umherging; was gegen K n o b e l , Comment. zum Jesaj. pag. 73. festzuhalten ist. Wenn nun aber auch XXIX—XXXIII. die Invasion Sanheribs vollständig bedacht ist, so ist sie es nur nach innen, nur in Bezug auf Juda und Jerusalem, denn gegen Assyrien spricht sich Jesajas nur gelegentlich aus, nur w o es zum Tröste Judas gereicht; so wendet er sich X, 5 u. IT. direkt an jene Macht, weil sie sich treulos zeigte au Hiskias als er den Abfall bereute, 2. Kön. XVIII, 14 u. IT. und weil sich Assyrien zu sehr gegen Jehova erhob. Darum droht Jesajas auch XXXVII, 22 u. ff. 2. Kön. XIX, 21. und gleichzeitig damit ist unser Orakel, das Jesajas aussprach als von Hiskias an Sanherib ausgesandte Bolen unverrichteter Dinge unter Wehklagen zurückkehrten, XXXIII, 7., während man kurz vorher X , 20. noch auf Sanheribs Gnade gehofft hatte. W a s nun den Inhalt dieser Weissagung betrifft, so enthält sie eine Drohung gegen Assyrien, des Uebermulhs wegen, mit dem es sich über alle Völker und namentlich über Juda und seinen Gott erhebt; darum mufs Assyrien gestraft und gedeinütliigt werden. Diese durch die göttliche Allmacht herbeigeführte Demülhigung, die aber erst erfolgt, wenn Assyrien die Strafgerichte Gottes an Juda ausgeübt hat, bewirkt, dafs der dem Gerichte entronnene Theil der Nation sich wieder von ganzem Herzen zu Gott bekehrt, X , 20., in Uebereinslimmung mit X X I X — X X X I I I . und dann tritt auch der schon früher verheifsene Herrscher aus Davids oder Isai's Familie auf und beglückt durch seine Regierung die Nation. Diesen Herrscher und die nächsten Folgen seiner Regierung schildern nun XI, 2—10. Zuerst wird von ihm gesagt, auf ihm ruhe
67 der Geist Gottes, dessen Wirkungen hier nach dem Bedürfnisse eines Königs auf dreierlei Weise beschrieben werden: 1) als ein Geist der Weisheit und Einsicht, gemäfs dessen, was sich Salomo von Gott erbat und erhielt, 1. Kön. III, 9.12. und V, 9., damit er sein Volk gehörig regieren könne; 2) als ein Geist des Rathes und der Tapferkeit, damit er sein Volk auch gegen aufsen, gegen Feinde gehörig zu schützen wisse, wie denn die alten Richter von diesem Geiste getrieben ihr Volk befreiten, Rieht III, 10. VI, 34., 1. Sam. XI, 6.; auch ms ist nach dem Zusammenhange hier in diesem Sinne zu nehmen, denn eben der Mangel daran macht, dafs die Aegypter von Assyrien besiegt werden, Jesaj. X I X , 3.13., und wie Weiber, Vs. 16., dastehen. 3) Als Geist der Erkenntnifs und Furcht Gottes, d. h. ächter, wahrer Religiosität, wodurch die andern Eigenschaften erst ihre wahre Weihe erhalten und wodurch der Herrscher erst in jeder Beziehung gesegnet für sein Volk wirken kann, und den Götzendienst entfernt hält, der für Israel die Quelle alles Unheils ist. Die letzten Worte von Vs. 2. nimmt nun Vs. 3. wieder auf, aber in anderem Sinne, und so hat er auch nur an denen Wohlgefallen, die fromm sind, er hat Gottesfurcht und so auch nur an denen Gefallen, die sie auch haben. Bei dieser Erklärung fällt alle leere Wiederholung weg und der Sprache wird keine Gewalt angethan, wie es bei H e n g s t e n b e r g s Ansicht der Fall ist, daher ihn auch H e n d e w e r k mit Recht widerlegt, oder bei der von E w a l d und H e n d e w e r k , gegen welche K n o b e l genügend gesprochen. Das 2te Glied von Vs. 3. enthält nun die Folge des ersten; so richtet er nicht nach dem Augenschein, nicht nach Rang und Gunst, nicht nach dem was er hört, nicht bestochen durch gewandte Rede, sondern nach der Religiosität seiner Unterthanen und darum Vs. 4. richtet er auch die Armen, das ist nach I, 17. 23. schafft ihnen Recht; im Gegensatze gegen die gewöhnlichen Richter, so wie er auch darum die Bösen bestraft. Hier ergänzen einander p-w und suh gegenseitig, wie IV, 2. y-u* und rrax, denn da Jesajas so häufig von Bedrückung der Armen durch die Vornehmen redet, so darf stth im Gegensatz gegen Vi wohl von ihnen gedeutet werden. Vs. 5. fafst nun alles zusammen; nsiBK, Treue,
68 Zuverlässigkeit; man kann sich auf ihn verlassen, j e d e r m a n n ist sicher bei ihm sein R e c h t zu Gndcn. Aber auch auf die Thierwelt erstreckt sich alsdann die V e r ä n d e r u n g , vielleicht Beziehung auf Levit. X X V I , 6., so wie IV, 2. auf die Pflanzenwelt, und so, Vs. 9., bei diesem Zustand der Dinge sündigt niemand mehr auf Gottes heiligem B e r g e ; das ist am wahrscheinlichsten J e r u s a l e m , der iheokralische Mittelpunkt der Well, denn die Erde, oder das Land, ist voll achter F r ö m migkeit. ]ntci könnte mit Rücksicht auf X I X . X X I I I . wohl die E r d e sein, und dann wird in Jerusalem, dem Sitze Jeliovas, niemand mehr übel t h u n ; die ganze E r d e vereint ja Jeliova, wie viel mehr also die B e w o h n e r Jerusalems. Auf jeden Fall aber sagt Vs. 10., dafs die Heiden sich an den herrschenden Davididen um Rath w e n d e n , zu ihm kommen wie die Königin von Saba zu S a l o m o , und seine Aussprüche ihnen wie göttliche Orakel gellen, denen man sich zu unterziehen hat, VIII, 19. Exod. XVIII, 20., und so wird seine Residenz herrlich sein. In dieser schönen Zeit kommen auch alle Hebräer aus allen Weltgegenden, 11. 12., wieder zu e i n e m Staate zusammen 13. und besiegen die ihnen feindlichen Nachbarstaaten, so dafs das davidische Reich wieder in seiner alten Ausdehnung aufblüht, wofür dankend, Israel Gottes Namen auch andern Völkern bekannt machen will, XII, 4. Das Ganze ist nun wohl so zu fassen: Ein durch göttliche Gnade mit ausgezeichneten Gaben ausgerüsteter Herrscher aus davidischem Stamme, vereinigt wieder die beiden Reiche der Hebräer, wie I X , gewährt dem L a n d e grofses Glück und sorgt für die Verbreitung der w a h r e n Religion; wegen Vs. 9. scheint es mir am besten den Gedankengang so zu fassen, aber auch andere Nationen wenden sich an ihn und richten sich nach seinem Ausspruche, so dafs ihm hier profelische, oder wie Moses gesetzgebende Thätigkeit zugeschrieben w i r d ; daneben erscheint er Vs. 14. als Kriegsheld, dem David ähnlich, indem er dem Reiche denselben Umfang wiedergiebt. Die Frömmigkeit, Weisheit und Gerechtigkeit, die der König in seinem ganzen Benehmen zeigt, und die Art wie er die w a h r e Religion zu fördern sucht, beglücken sein Volk und erwerben ihm auch bei andern Nationen solche Achtung, dafs sie sich seinen
69 Aussprüchen unterwerfen und dieselben als Gollessprüche verehren, und somit läfst ihn auch Jehova seine Feinde besiegen und das Reich in seinen alten Grenzen wieder herstellen, und so vereint er in sich den Held des Bileam Num. XXIV, 17 u. ff., und den Profeten des Deuteronomiums XVIII, 15 u. ff., ja die ausgezeichnetsten Persönlichkeiten der allen herrlichen Zeit in ihrem mannigfachen Wirken, Moses, David und Salomo finden wir in ihm wieder; aber dennoch kann ich auch in dieser Schilderung nichts finden, das nicht auf einen von Gott hochbegabten«Menschen passen könnte, und mufs also wie IX, so auch hier U m b r e i t s Ansicht zurückweisen (Stud. u. Krit. 1835. pag. 869 ff.). Ans dem Gesagten geht hervor, dafs hier der Davidide nicht nur, wie IX. und bei Micha, zur Sicherheit des Staates gegen iiufsere Feinde wirkt, sondern auch zur Verbreitung der wahren Religion sowohl bei seinem Volke als auch bei den Heiden beiträgt; und so treffen wir wieder einen Fortschritt, der Davidide ist in Gottes Hand Mittel zur Verehrung Jehovas, und so ist auch die Idee der Ausbreitung der wahren Religion natürlicher geworden. Wir können also wohl folgendes Resultat aufstellen: 1) Die Aussprüche der älteren Profeten und die dem Hause Davids gegebnen Verheissungen knüpft zuerst Jesajas an einen bestimmten davidischen Herrscher, IX. 2) Diese Idee nahm Micha von ihm an und verband damit die Verbreitung der wahren Religion unter alle Völker, ohne übrigens dazu den Davididen mitwirken zu lassen. Micha IV. VII. 3) Den Gedanken der Verbreitung der wahren Religion unter alle Nationen nahm Jesajas von Micha auf, XIX. XXIII., und es läfst Jesajas wie Micha die Heiden, ohne Zuthun des Davididen, dadurch bekehrt werden, dafs sie in den Führungen Israels die Macht Gottes erkennen. 4) Am Schlufse seiner profetischen Laufbahn läfst Jesajas die Regierung des Verheissenen Mittel sein, die Heiden mit Jehova bekannt zu machen. 5) Die neuen Jehovaverehrer bleiben aber in ihrer frühern bürgerlichen Stellung; sie gehören darum nicht dem jüdischen Staate, sondern nur in höherem Sinne der Gemeinde Gottes an; und somit sehen wir, wie gerade in den Zeilen der gröfslen Noth der wahre, feste Glaube
70 über alles triumfirte und das Richtige schaute, und wie Gott sich gerade solcher Zeiten zur Entwicklung und Ausbildung der beseligendsten Wahrheiten bediente! In Beziehung auf die geistigere Auffassung der hebräischen Religion folgen Jesajas und Micha den Vorstellungen der altern Profeten: Opfer sind nicht riölhig, ja ohne richtige Gesinnung des Herzens Gott sogar zuwider, Jes. I, 12—14. Micha VI, 6—8., während das Wesen der Religion darin besteht, „Recht zu thun, Milde zu üben und demüthig zu sein vor Jehova." Wenn aber in diesem Ausspruche Michas allerdings die Wahrheit liegt, dafs man Gott denkbarer Weise auch ohne Opfer Wohlgefallen könne, Proverb. XXI, 3., so erkennt doch Gott in mit richtiger Gesinnung dargebrachten Opfern ein Zeichen der ihm schuldigen Ehrerbietung, und darum weissagt auch Jesajas, dafs die bekehrten Heiden Gott Opfer und Gaben darbringen werden, XXVIII, 7. XIX, 21. XXIII, 17. 18., die ihm angenehm seien. Dem Gedanken, dafs Gott die Opfer unbufsfertiger Juden verwerfe, aber die frommer, bekehrter Heiden annehme, liegt die Wahrheit zu Grunde, dafs nicht die leibliche Abstammung, sondern die innere Gemüthsverfassung zum Antheil am Reiche Gottes befähige, was wir hier zuerst so deutlich ausgedrückt Gnden. Was Arnos und Hosea dem Reiche Israel angekündigt, dafs nur ein Kern sich zu Jehova bekehren werde, wird von Jesajas auf Juda übergetragen, VI, 13. X, 21., aber Jesajas erkennt, dafs auch dieser Kern noch göttlicher Nachhülfe bedürfe, XXXII, 15. und geht also auch in der Erkenntnifs der Schwachheit der menschlichen Natur einen Schritt weiter als seine Vorgänger, wie denn er und Micha überhaupt tiefere Blicke in das Wesen und die Entwicklung des Reiches Gottes gethan als sie. Zu der s t a u n e n s w e r t e n Höhe dieser Profeten erhob sich der, nach der gewöhnlichen Annahme, ihnen ungefehr gleichzeitige Nahum nicht. Allerdings durchdringt ihn in seiner gegen Ninive gerichteten Weissagung ebenfalls der Gedanke an den Bestand Judas, das als Gottesslaat nicht zu Grunde gehen darf, sondern eben jetzt, uach Ninive's Fall, vielleicht wieder mit Israel vereinigt, II, 3., schön aufblühen und Jehovas Feste feiern soll. Ninive aber fällt, weil sein Fürst gegen
71 Jehova sich erhoben und sich so durch Stolz und Ueberuiulh an ihm versündigt und also auch der Strafe anheimfallen mufs; denn gestraft wird, wer sich am Herrn versündigt! Wenn Nahum so die Macht Gottes hervorhebt, so verbindet er sie doch nicht mit seiner Liebe gegen alle Menschen, so dafs er auch die zu sich zöge, die sich gegen ihn erhoben; darum bei Nahum auch keine Hinweisung darauf, dafs einmal auch Assyrien Jehova verehren und durch die Anerkennung desselben wieder glücklich werden werde; und so sehen wir, dafs nicht jeder Gläubige des A. T. in derselben Zeit sich auch auf dieselbe Stufe der Erkenntnifs zu erheben vermag, sondern dafs die Gnade tiefer in die Oekonomie des Reiches Gottes zu blicken nur wenigen treuen und religiösen Gcmülliern geschenkt wurde. §• 18. Die neutestamentlichen Citationen aus Jesaja und Micha.
Gleich zu Anfang des Evangeliums Matthäi, I, 23. wird Jes. VII, 14. auf die Empfüngnifs und Geburt des Heilandes bezogen, und wenn schon nach dem nächsten Zusammenhang der Stelle bei Jesaja mit Unrecht, doch gewifs vom christlichen Standpunkte aus mit Recht. Die Geburt Immanuels kündigte das Fortbestehen des Reiches Juda und die Rettung Jerusalems von seinen Feinden an, und eine Rettung kündigt auch die Geburt Christi an, aber in einem viel höhern Sinne: mit Christus beginnt in der Weltgeschichte eitle ganz neue Aera, alles was die Profeten geweissagt, von ewigem Frieden, einer Verbrüderung aller Menschen und einer allgemeinen, geistigen Gottesherrschaft, wurde durch diese Geburt angebahnt und kann sich nun immer mehr und mehr erfüllen. Der Evangelist konnte die Stelle des Profeten um so besser anwenden, da die 70 naQ&svog hat. Aehnlich wendet Matth. IV, 15. 16. Jes. VIII, 2 3 u. ff. an. Dein Evangelisten war mit Recht Christus das Licht, das alles erleuchtet und das namentlich, weil es auch in Galiläa leuchtete, anzeigte, dafs, wie Jesaja geweissagt, alle Israeliten wieder vereinigt werden sollten. Freilich nahm dieses der Evangelist in einem etwas anderen Sinne als der Profcl, aber das wesentliche des Ge-
72 dankens blieb doch; denn wir dürfen nie vergessen, dafs wenn die Profelen dem Volke nach vorangegangenem Unglück wieder Glück ankündigen, sie immer voraussetzen, das Unglück habe das Volk zu Göll g e f ü h r t , und darum könne alsdann Israel von J e h o v a auch wieder äufserlich beglückt werden, und so auch das zu Jesajas Zeit zur Wiederbeglückung der Nation nothwendige Verschwinden der Feindschaft zwischen J u d a und Israel ankündigten; und so fafst nun der Evangelist nur die eine Seile der Verheissung auf, die innere, geistige Verbrüder u n g , nimmt auch das Licht geistig und bezieht alles auf geistige Beseligung, die aber auch Jesaja nicht ausschliefst, nur dafs er zugleich äufscres und inneres Glück ankündigt. F e r n e r s wird Jesaja VI, 9. 10. zitirt, Matth. XIII, 14. 15., Joh. XII, 39. fT., Apostelgesch. XXVIII, 25. IT. Die von dem Profeten an seinen Zeitgenossen getadelte ungültliche Richtung, die jede W a r n u n g verschmäht und nichts hören will, war auch die des gröfsten Thcils der J u d e n zu Christi Zeit, es konnte also mit vollem Rechte auch auf sie der Ausspruch des Jesaja angewandt werden, weil er einer bestimmten Richtung des Geistes gilt und sich an jedem erwahrt, der sich gegen das göttliche verstockt. Sodann wird Römer XI, 33., Jesaj. X X V I I I , 16. coli, mit VIII, 14. gewifs im ursprünglichen Sinne des Profeten angewandt. D e r Apostel tadelt die J u d e n , dafs sie nicht glauben wollen, da ja doch schon Jesaja geweissagl, dafs nur der Glaube Rettung, Heil gewahre, und an diesen Gedanken knüpft dann Paulus Jesaj. VIII, 14., in welcher Stelle derselbe Gott, der den Glaubenden Rettung ankündet, denen, die nicht glauben, Strafe androht. Bei dieser Benutzung des Jesaja entkleidet der Apostel die Stellen des Profeten nur ihres temporellen, behält aber den Grundgedanken bei. Nemlich in der Zeit des J e s a j a , wie in der des Apostels Paulus suchten die Juden ihr Heil nicht im Glauben, sondern zu Jesaja's Zeit in ihrer eigenen Weisheit, die sie gegen das hereinbrechende Unglück schützen sollte, in der Zeit des Paulus in der W e r k heiligkeit. In derselben Stelle, Rom. IX, 2 7 . 2 8 . , benutzt der Apostel auch Jesaja X , 22. 23. zur Erklärung dafür, dafs sich so wenig J u d e n zu Christo bekehren: schon Jesaja habe
73 ja geweissagt, nur ein kleiner Rest derselben werde d e m göttlichen Strafgerichte entrinnen, auf das das Messiasreich folge. Paulus beniilzt auch diese Stelle nach ihrem ursprünglichen Zusammenhang, und sie dient ihm trefflich, um das auszuführen, was er schon vorher angedeutet und worauf er später wieder zurückkommt, nemlich dafs nicht jeder, der dem Fleische nach zu Israel gehöre, darum auch Ansprüche auf das Messiasreich habe, denn nicht jeder Israelit sei Gott wohlgefällig, wie schon diese A. T. Stelle zeige. Die Uebereinstimmung des Profeten und des Apostels liegt in der von beiden bekämpften Richtung des Geistes, und darin zeigt sich eben das göttliche der Profeten, dafs ihren Aussprüchen eine so tiefe Wahrheit zu Grunde liegt, dafs sie für alle Zeiten Geltung haben. Darin, dafs die jüdischen Gelehrten Matth. II, 5. mit Berufung auf Micha V, 1. Bethlehem als die Geburtsstätte des Messias nannten, kann ich keine tiefere Idee erkennen; es findet hier mehr nur ein zufälliges Zusammentreffen statt, wie man es sich auch bei einem griechischen Orakel denken kann.
§. 19. Die letzten Zeiten des Reiches Juda.
A. Z e f a n i a . Seit Nahum verstummte die Stimme der Profetie bei 6 0 — 7 0 Jahre; so lange drohte auch Palästina keine Gefahr, denn Ruhe herrschte im Lande, welche kaum durch die nur kurze Zeit dauernde Gefangenschaft des Manasse in Babylon unterbrochen wurde; als aber die Skythen ihre Züge begannen, als Meder und Babylonier sich gegen die Assyrer erhoben und der Thron von Ninive wankte, als auch Aegypten unter Psammetich in Asien Eroberungen zu machen suchte, da erkannte Zefania, dafs auch Palästina Gefahr drohe und Unglück über dasselbe einbrechen werde. Hinlänglichen Grund dazu fand Zefania bei seinem Volke in dem seit Manasse's Zeit in Juda wieder eingerissenen Götzendienste und im Uebermuthe, den im langen Frieden erworbener Reichthum gewährt, und bei den Nachbarstaaten Judas, theils in der Unbill, die sie diesem Volke zugefügt, II, 8. u. ff., ihrem Hoch-
74 muthe und dem Vertrauen auf eigene Kraft, II, 13 u. ff., theils aber auch darin, weil er dieses Unglück als das einzige Mittel ansieht, unter den Juda benachbarten Staaten die Verehrung Jehovas zu verbreiten. Weil er eben diese besonders im Auge hat, so fordert er auch sein Volk zur Sinnesänderung auf, bevor das Unglück einbreche, das Zefania als Strafgericht Gottes, als einen T a g Jehovas ankündigt, damit Jehovu, wenn er II, 11. die Götter der Heiden vernichtet, nicht gezwungen sei, nur einen Ueberbleibsel in Juda zu lassen, der dann nach und nach sich wieder mehre, ausbreite und das Land besitze, I. II. Weil aber Jerusalems Zustand dazu wenig Hoffnung bietet, so sieht Zefania klar ein, dafs die Strafe eintreten mufs, deren Folge die Ausrottung aller Götzendiener aus Juda ist, und dann giefst zugleich Jehova seinen Geist aus über alle Völker, dafs ihm alle einmüthig dienen, und der fromme, in Juda zurückgelassene Same wird dann wieder zum mächtigen Volke, in dessen Mitte Jehova thront, IIL Wir nehmen hier einen Fortschritt wahr. Das Strafgericht ist nicht nur Folge der Strafgerechtigkeit Jehovas, vermöge der er über Juda Strafe verhängen mufs, wie wir die Vorstellung bei Arnos und Hosea treffen, sondern es hat den bestimmten Z w e c k , alle Völker zu Gott zu führen; sodann wird nicht nur über die Hebräer der Geist Gottes ausgegossen, wie Joel III, 1 . 2 . , Jes. XXXII, 15., sondern über alle Nationen, Zef. III, 9.; die Völker sollen nicht bestraft werden, nur damit Juda wieder mächtig werde und sicher wohne, wie Joel IV. und nach Jesaj. X X I X — X X X I I I . , sondern damit Jehova sich auch ihnen kund thun könne. In freundschaftliche Verbindung sollen die Heiden mit dem Volke Gottes treten, denn auch sie sind dann Verehrer Jehovas, und darum wird auch jedes Volk von seinem Wohnort aus, = an demselben, Jehova anbeten, II, 11. Letzterer Gedanke ist vor Zefania noch nie so deutlich ausgesprochen worden, noch Micha und Jesaja lassen die Heiden in Jerusalem anbeten, und ebenso habet! wir den Grundgedanken, der den Zweck des Strafgerichts bezeichnet, noch nie so angetroffen, nie sind so alle Völker vom Blicke eines Profeten umfafst worden; auch ist es nicht die Macht Gottes an Juda erzeigt, die die Heiden zur Verehrung
75 Jehovas führt, wie bei Micha, sondern die Gnade und Liebe Gottes, die sich allen Völkern kund giebt. Darin müssen wir wieder einen Fortschritt anerkennen, die L i e b e Gottes gegen alle Menschen wird deutlicher erkannt, und somit die Verbreitung der wahren Religion, diese ewige sich durch das ganze A. T. hindurchziehende Idee, viel tiefer, der wahren Natur der Sache nach erfafst. Dafs hier der Davidide nicht erwähnt wird, ist unwesentlich, da hier besonders Gottes Gnade hervorgehoben wird, vermöge der er die Völker bekehrt, der Davidide gehört mehr einer bestimmten Zeit, aber nicht der ewigen Idee an, die nicht wechseln kann; auch war zu Zefanias Zeit, da die Gefahr noch ferner war, und die Wiederherstellung Israels, durch einen Gerichtstag Gottes, mit der B e glückung anderer Völker zusammenfiel, die dann mit Israel befreundet bleiben, ein Held weniger nöthig, als wo es sich, wie bei Micha, um Abwehr feindlicher Angriffe handelte, oder, wie bei Jesaja, um die Besiegung der Nachbarstaaten. B . Ungefehr gleichzeitig mit Zefania erhob Jeremia seine Stimme. Da dieser Profet von 629 bis einige Jahre nach der Eroberung Jerusalems wirkte, und wir von ihm noch so viele Weissagungen besitzen, so könnte man erwarten, dafs sich in denselben eine Fortbildung seiner messianischen Aussichten wahrnehmen lasse, wie wir dieselbe bei Jesaja getroffen; aber Jeremia hat, wie die fast durchgängige Gleichheit der Sprache und die Ordnung seiner Weissagungen zeigt, dieselben erst spät und in e i n e r Zeit gesammelt und zusammengeschrieben, ohne sie, wie Jesaja, vorher einzeln bekannt gemacht zu haben , und wir dürfen gewifs annehmen, dafs er bei der Gesammlausgabe seiner Aussprüche unwillkührlich manches einzelne nach den Bedürfnissen oder den Umständen der spätem Zeit änderte, was, für mich wenigstens, schon defswegen g e wifs ist, weil er fast immer, schon 1,18. und 11,26., von K ö n i g e n von Juda redet, „als schwebten sie ihm nur noch in der Erinnerung vor", während doch gewifs in dem ursprünglichen mündlichen Vortrage nur von einem Könige die Rede w a r , worüber auch E w a l d , die Profeten des A. ß . II, pag. 12 — 20, und H ä v e r n i c k , Einl. in's A . T . I I , 2. §.222. zu vergleichen sind. Somit erkennen wir in den messianischen Hoff-
76 nungen des Jeremias nur das P r o d u k t e i n e r Zeit, das Resultat einer langem, gläubigen Reflexion oder Anschauungsweise, die sich besonders in den Abschnitten offenbart, die wie X X X — X X X I I I . die Nation über das gegenwärtige Unglück trösten und ihren gesunkenen Muth w e d e r beleben sollen; und demnach müssen wir uns begnügen, nachzuweisen, wie Jeremias die Aussprüche der frühern Profeien weiter ausbildete, aber Verzicht leisten auf eine Entwickelung der ihm e i g e n t ü m l i c h e n Ansichten. Stellen wir nun die Abschnitte z u s a m m e n , in denen sich Jeremia über das Schicksal seiner Nation und ihrer zukünftigen Bestimmung ausspricht Er erkennt deutlich, dafs Jehova sein Volk, wenn es fortfährt in seinen sündhaften W e g e n zu w a n d e l n , strafen müsse, darum mahnt er es davon ab, und weissagt ihm in diesem Falle eine schöne, glückliche Zukunft und den Fortbestand des jüdischen S t a a t e s , X V I I , 25. 26., X X I I , 4., womit auch X X X I I I , 17. verglichen werden kann. Dies kann sich erwahren im Falle der Umkehr zu Göll, Irolz aller ausgesprochenen D r o h u n g e n , denn diese sind nicht unabänderlich, XVIII, 1 — 9. X X V I , 3. X X X V I , 3. 7. In jenen Verheissungen liegt eigentlich nicht mehr als die erneuerte Zusicherung, wenn Israel sich von ganzem Herzen, III, 10., VI, 20., VII, 3. u. iT., zu Jehova bekehre, so werde Gott auch h a l l e n , was er den Vorfahren gelobt, ncmlich dafs Israel imm e r in Palästina wohnen und J e h o v a sein Gott sein werde, Genes. X V I I , 8. Dieser Verheissung giebt nun Jeremia nur eine a n d e r e , durch die Verhältnisse seiner Zeit vermitteile F o r m . Weil die Könige immer mehr Mittelpunkt des Staates g e w o r d e n , so dafs man sich eine Fortdauer desselben ohne sie nicht denken konnte, verheifst der Profet, Jerusalem werde immer Könige haben, und weil die V e r e h r u n g Jehovas immer m e h r an den T e m p e l zu Jerusalem geknüpft w o r d e n , verspricht e r , dafs der Cultus in demselben immer fortbestehen werde. Doch erkennt J e r e m i a , dafs alle seine Ermahnungen, alle seine W a r n u n g e n vergebens erschallen, dafs sie sein Volk nicht zu Herzen nehmen will, und kündigt darum schreckliches Unglück a n , Auflösung des S t a a t e s , V e r h e e r u n g des Landes und der Hauptstadt, Abführung des Königs und des Volkes,
77 X X , 4 . 5 . , X X I , 7., X X V . , doch will Jehova „nicht gar ausmachen" IV, 27. V, 18. X X X , 11. XLVI, 28. Dieses „nicht gar ausmachen" erklärt nun Jeremia, XXIII, 3. 4. XXIV, 6. XXIX, l l . u . ff. XXXII, 37. Juda nemlich, obgleich aus seinem Lande abgeführt und dem Exile Preis gegeben, wird doch auch in der Ferne noch ein Volk bleiben, wenn auch unter den Heiden lebend, doch unvermischt erhalten, einmal wieder in sein Land zurückgeführt werden und zum zweiten Male einen Goltesslaat bilden. Die Rückkehr der Hebräer in ihr Land wird durch die Demüthigung Babels vermittelt, X X V , 12. 13. 26., und diese Befreiung aus der Gefangenschaft vergleicht Jeremia mit dem Auszuge aus Aegypten, XVI, 14. 15., XXIII, 7. 8., auch wird das auf die zweite Befreiung folgende Glück so grofs sein, dafs man der Ausführung aus Aegypten gar nicht mehr gedenkt und sie ganz in Hintergrund tritt. Der neue Staat ist, unserm Profeien zufolge, wie der alte eingerichtet, ein König aus Davids Stamm, der Recht und Gerechtigkeit übet und verbreitet, wird von Jerusalem aus, X X X I , 39., XXXIII, 10. 11., denselben beherrschen, XXIII, 5. 6., X X X , 9., und auch der Gottesdienst soll wieder der alten Ordnung gemäfs statt finden, XXXIII, 11. 17. u. IT. Bis dahin treffen wir von diesem Könige nichts gesagt als was schon Jesaja ausgesprochen, nur erhellt aus XXIII, 5. 6. und X X X , 9., dafs die Hoffnung auf einen bestimmten davididischen Herrscher, unter dessen Regierung die Nation nach aufsen und innen hochbeglückt sein werde, im Bewufstsein des Volkes tiefe Wurzeln geschlagen hatte; was man nicht nur daraus ersieht, dafs XXIII, wenigstens in Vergleich mit Jesaja und Micha, nur kurz von ihm die Rede ist, und er X X X , 9. geradezu David genannt wird, sondern insbesondere auch daraus, dafs Jeremia sein Auftreten so bestimmt in einer Zeit verkündet, in der aller äufsere Anschein dagegen war. Auch aus dem XXIII, 6. dem Davididen beigelegten Namen geht nicht mehr hervor als bisher gesagt ist; denn XXXIII, l(i. zeigt, dafs dieser Naine symbolisch zu fassen sei, wie Immanuel Jes. VII, 14., und diese Stelle verliert auch dann ihre Beweiskraft nicht, wenn sie, weil in den 70 fehlend, unächt sein sollte. Wohl aber liegt X X X , 21. in den Worten ••bn o k i , dafs der
78 verheissene König in einem näheren Verhältnisse zu Gott stehen w e r d e ; denn es scheint mir doch am besten, sowohl diese Worte als -Vw und ÍJU» und vnanpn auf ihn zu beziehen. J e remía weissagt in 2 längern Ansätzen 3 — 9 . und 12 — 22. seinem Volke eine schönere Zukunft und gedenkt ain Schlüsse der ersten, Vs. 9., des kommenden Herrschers und der neu aufblühenden Verehrung Jehovas. Des Parallelismus halber ist es nun gewifs am besten, die 2te Strophe auf ähnliche Art enden zu lassen, also Vs. 21. den Vs. 9. angekündigten König wieder zu finden, und mit 21. und 22., welcher wieder von der Verehrung Gottes redet, den ersten Haupttlieil der gröfsern Weissagung abzuschliefsen. Alles wird wieder, wie es in früherer Zeit war, und so geht auch Israels König wieder aus seiner Mitte hervor! Von diesem Könige sagt nun Gott "btt r r a - p n . Mit diesen Worten werden Num. XVI, 5. und Exod. X I X , 22. die Vorrechte der Priester bezeichnet, und so liegt in denselben, dafs der zukünftige Herrscher sich des innigsten Verhältnisses mit Gott erfreuen darf und gewissermafsen als Mittler zwischen Jehova und dem Volke dasteht, wie denn Exod. X X , 21. räs auch von Mose gebraucht wird, als er zu Gott in das Dunkel hineinging, von ihm Befehle zu erhalten, und Deut. V, 27. das Vcrbum sip steht, als Israel Mose aufforderte zu Gotl zu gehen und seine Aufträge dann dem Volke zu verkündigen; so dafs unserer Stelle zufolge das Verhällnifs des verheissenen Königs zu Gott ein ähnliches sein wird, wie das des Mose war. Dafs unsere Stelle so zu fassen sei, beweist das 2te Versglied, das olfenbar auf die Stellen des Pentateuches anspielt, die solchen, die sich ungesetzlich in's Heiligthum drängen, den Tod androhen, Num. IV, 19. XVII, 13. XVIII, 4. 7. So kann ich die Erklärung, die U m b r e i t von unserer Stelle giebt, nicht billigen, und glaube auch gegen ihn festhalten zu müssen, dafs und tica in derselben Bedeutung stehen könne, wie Jerem. IV, 10. 18. zeigt. Ohne dafs ich aus unserer Stelle schliefsen will, Jereinia habe den verheissenen König zugleich als Hohenpriester dargestellt, glaube ich doch bestimmt annehmen zu dürfen, er sage, der zukünftige König werde mit Gott in anderem, näheren Verhältnisse stehen als die bisherigen Fürsten von
79 J u d a , und sein Volk unter Jehovas speziellem Einflüsse regieren. An diesem neuen, durch den verheissenen König hochbeglückten Staate hat, wie schon die altern Profeten weissagten, das gesammte Israel Antheil. Dies verkündet Jeremin zuerst III, 6 — IV, 2., indem er bezeugt, dafs Israel weniger strafbar sei als Juda, das sich am Schicksale des erstem Staates hätte belehren können, es aber nicht gethan habe, und darum fordert er auch Israel auf, doch nur zu Jehova umzukehren, er werde sich seiner gewifs wieder annehmen und seine Gnade ihnen kund thun; denn wenn Jehova zunächst auch nur einen aus einer Stadt oder zwei aus einem Geschlechte herbeiziehen kann, so will er sie doch nach Zion bringen, ihnen Regenten geben nach seinem Sinne, und sie sollen sich mehren im Lande. J a , so wie sich Israeliten, Bürger des Zehnstämmereichs, zu Jehova bekehren, schliessen sich auch Judäer an sie an und kehren mit ihnen in ihr Land zurück. Auf diese Verheissung hin läfst Jeremia alsobald das seine Sünden bereuende Israel reden, das dem Herrn wieder Treue gelobt, und darauf erwiedert Jehova, in diesem Falle werden sich auch die alten schon den Patriarchen gegebenen Verheissitngen erfüllen. Dafs Jehova die Reuigen nach Zion führen will, kann nach den Aussprüchen der frühern Profeten nicht auffallen; denn wie auf dem davidischen Hause so ruhten auch auf dein Zion Verheissungen, er sollte ja, nach Micha, Mittelpunkt der Verehrung Jehovas sein, und da in dieser Weissagung Jeremia sich dahin ausspricht, dafs Juda verstofsen, Israel aber, reuig, zurückgeführt werden soll, so tritt Israel gleichsam an Judas Stelle, und die Judäer schliessen sich an Israel an, und beide werden dann so hoch beglückt, dafs selbst die Heiden sich an die Gemeinde Gottes anzuschliessen begehren. Doch könnte man nach der Parallelstelle X X X I , 1 — 22., die ebenfalls die Theilnahme Israels am zukünftigen Reiche verkündet, das Bringen nach Zion auch nur von dem Besuchen der Feste deuten, zu welchen Israel, wie vor der Trennung des Reiches, sich dort vor Jehova zu freuen, nach dem Zion ziehen soll, vgl. besonders X X X I , 6., wie auch Vs. 27. Juda Glück angekündigt wird, in denselben Ausdrücken,
80 mit denen ihm früher gedroht wurde, wie auch XXXIII, 10. u. ff. Das Volk Gottes wird w e d e r beglückt, weil es im U n glück und in den traurigen Zeiten des Exils sich wieder zu Gott wendet und bei ihm Hülfe sucht, und dann kömmt ihm Jehova nach seiner Gnade auch entgegen, X X I X , 12 —14. und führt es wieder nach Palästina zurück, wie schon Deut. IV, 29. 30. verheissen; ja er giebt ihnen dann durch seine Gnade ein Herz, dafs sie recht erkennen, dafs er Jehova ist, d. h. der allein mächtige und t r e u e , der erfüllt, was er versprochen, so dafs ihnen die Thorheit des Götzendienstes klar wird und sie einsehen, dafs die selbstgemachten Götter nicht helfen können, 111,23. u. (T. XIV, 22., X X X , 14., und so vergiebt ihnen Jehova ihre Sünde, X X X I , 34., XXXIII, 8., und läfst sie wieder in das alte traute Vcrhiiltnifs zu ihm eintreten. Jedoch nicht alle führt Jehova wieder nach Palästina zurück, dazu ist die Umkehr zu Jehova n o t w e n d i g e s Bedingnifs, und wer beim Götzendienst verharrt oder sich nicht von ganzem Herzen zu Jehova bekehrt, der geht seiner Gnade verlustig, X X X , 23. 24. X X X I I , 39 — 41. Der heilige Same, der nach Jesaja und Zefania im Lande bleiben und sich wieder mehren soll, wird hier auf die übergetragen, welche sich im Exile bekehren und sich zu Jehova umwenden. Aber diesen steht dann eine selige Zukunft bevor, mit diesen schliefst dann J e hovah einen ganz neuen ß u n d , X X X I , 31.32. 33., d. h. nach dein ganzen Zusammenhang, er oiTenbart sich ihnen auf eine ganz andere, viel innigere Art als bis dahin, so dafs Israel den neuen Bund gar nicht mehr brechen kann; nicht mehr sollen ihm die Gebote Gottes nur äufserlich entgegen treten, sondern ihm in's Herz geschrieben werden. Gott will alle unmittelbar selbst bekehren, die ganze Nation soll sich in der innigsten Verbindung mit ihm fühlen, sich bewufst werden, durch seine Gnade mit ihm versöhnt zu s e i n , und darum aus Liebe und Dankbarkeit ihm von ganzem Herzen dienen, so dafs sich auch Jehova über sie und ihre Anhänglichkeit an ihn nur freuen kann. Es tritt also an die Stelle des äufseren Cullus ein innerer, oder vielmehr es wird von allen klar erkannt, dafs nur ein innerer, geistiger Cultus Golt wohlgefällig sein könne, und
81 dafs der äufsere nur als Ausdruck des Herzens Sinn habe, so dafs Gedanken, wie wir sie VII, 2 — 1 0 . treffen, gar nicht mehr in Israel entstehen können. So läfst sich auch begreifen, wie Jeremia, der III, 16. die absolute Wichtigkeit und Bedeutsamkeit der Bundeslade läugnet, des heiligsten Geräthes des Tempels, doch wieder an andern Stellen des Tempel-Cultus gedenkt und seinen Fortbestand auch im neuen Staate voraussetzt, wenn man nicht etwa sagen will, Jeremia habe sich in solchen Abschnitten allerdings der Bilder seiner Zeit bedient, wolle aber geistig aufgefaisl sein. In diesen dargestellten Ansichten des Jeremia liegt nun allerdings Neues, und wir können, im Vergleich mit den frühern Profeten, einen schönen Fortschritt in der weitem Ausbildung der messianischen Hoffnungen wahrnehmen. Diesen finde ich darin: 1) dafs nicht jeder Hebräer aus dem Exile zurückkehren soll, wie noch Micha geweissagt, sondern nur die, welche wahrhaft ihre Sünden bereuen-, was darthut, dafs Jehova diese Reue beabsichtigt, dafs er nach seiner Gerechtigkeit zwar strafen, aber nach seiner Gnade auch bessern, also einen bestimmten, dem Sünder zum Besten dienenden Zweck erreichen will, und somit wird der Sünder nicht schon durch blolse Erduldung der Strafe gerechtfertigt, wie man etwa aus den Weissagungen der frühern Profeten hätte schliefsen können. 2) dafs Jeremia besonders die Einwirkung Gottes auf das Herz des Menschen hervorhebt. Wenn Jesaja das Auftreten eines bestimmten Davididen ankündigt, der dem Reiche Bestand geben und durch eine fromme Regierung es beglücken soll, also mehr eine äufsere Veranstaltung Gottes weissagt, so zeigt Jeremia, wie Israel nur durch Gnade mit Jehova versöhnt werden, nur dadurch wieder in das rechte Verhältnifs zu ihm treten kann, dafs Gott aus freiem Antriebe die Sünden verzeiht, und indem er auf diese Art dem Sünder entgegen kömmt, seine Liebe und Dankbarkeit erweckt, die dem Menschen das Wandeln in den Wegen Goltes leicht inachen. Dafs diese religiöse Anschauungsweise, die der christlichen nahe verwandt ist, ganz neu ist, fühlt Jeremia wohl; darum sagt er auch XXXI, 21.: Jeliova schaffe neues! 3) dafs unser Profet noch deutlicher als bis dahin geschah, nur den innern Cultus des r>
82 Hertens gelten läfst, und eben so klar den blofs iiufseren in seiner VVerllilosigkeit darstellt, und somit nach dem Vorgange des Zefania den Heiden den Anschlufs an die Verehrung Jehovas erleichtert Letztere Bemerkung führt uns auf die Berücksichtigung der Aussprüche des Jereinia über die fremden Völker. In Bezug auf die Verbreitung der wahren Religion unter den Heiden kann sich Jeremia nicht mehr zur Höhe eines Micha und Jesaja erheben, die schrcckliche Zeit, in der er lebte, erlaubte ihm weniger seinen Blick auf die Bekehrung auswärtiger Völker zu richten, er hatte genug zu tliun, sich den Glauben zu bewahren, dafs sein Volk wieder einmal von Gott begnadigt werde, doch wirft er XII, 14—17. einen kurzen Blick auf die Nachbarvölker und kündigt ihnen an, sie würden aus ihrem Lande weggeführt werden, weil sie Israel ohne Auftrag Gottes befeindeten; doch stehe auch ihnen einmal die Stunde der Rückkehr bevor, und wenn sie dann, statt wie bisher die Israeliten den Götzendienst zu lehren, sich von ihnen unterrichten lassen, so sollen sie unter Jehovas Volke leben, das heifsl wohl, ihm zugezählt, mit ihm vereint werden. In Uebereinstimmung mit dieser Stelle und IX, 24. 25. kündigt Jeremia auch, XLV1II, 47. u. X L I X , 6 . , Moab und Amnion Rückkehr aus dem Exile an, wohl denkend, dafs sie nach derselben dem wahren Gotte dienen werden, auch der Drohung über Elain fügt er am Ende XLIX, 39. das Trostwort dereinsliger Rückkehr bei, vielleicht erwartend, aus Elam gehe der Besieger Babels hervor. Am weitesten erhebt sich der Profet III, 17. In jener schönen Zeit, in der Juda und Israel in ihr Land zurückgekehrt sein werden, wenn ein geistiger Cullus herrscht, da versammeln sich auch alle Heiden nach Jerusalem, denn Jerusalem gilt dann als Gottes Thron, auch ihnen werden die Segnungen der Religion Jehovas zu Theil, und sie rühmen sich mit Israel in Verbindung zu stehen; und noch XVI, 19. Mit diesem Verse tröstet sich Jeremia selbst, er erklärt, Jehova bleibe immer seine Zuflucht, auf die er seine Hoffnung setze, wenn er auch jetzt sein Volk strafe, denn er werde noch von allen Völkern anerkannt, und die Thorheil des Götzendienstes müsse ihnen klar werden. Anerkannt aber wird Jehova nach
83 der Anschauungsweise der hebräischen Frorelen dadurch, dafs er sein Volk grofs und mächtig werden läfst; so dafs alle einsehen, er erhöhe wen er wolle, und zu ihm hineilen^ XXXIII, 9. nach Micha VII, 17. zu erklären. C. Bei dem in der Zeit des ersten Einfalls der Chaldäer lebenden Profeten H a b a k u k nehmen wir keine weitere Ausbildung der messianischen Hoffnungen wahr, doch hält er fest an dem von Jesaja ausgesprochenen Gedanken, dafs die Erde von der Erkenntnifs der Herrlichkeit Jehovas erfüllt werden müsse, und nur kurz auf den altern Profeten anspielend zeigt er, dafs diese Ueberzeugung damals schon fest im Bewußtsein der frömmern Hebräer wurzeile. Als Mittel der Verbreitung der wahren Religion denkt sich Habakuk den Fall des Reiches der Chaldäer, denn eben der Sturz desselben und die damit verbundene Rückkehr der Hebräer in ihr Land zeigt Jehovas Macht, zu dessen Dienst sich dann die Völker alle bekehren, auf denen das chaldäische Joch lastete. Auch bei dem, bald nach der Zerstörung von Jerusalem wirkenden Obadia finden wir keine weitere Ausbildung. Er begnügt sich damit, den Edomiten den Untergang zu verkünden, weil sie bei der Eroberung Jerusalems den Israeliten feindlich entgegentraten, und zwar sollen die beiden hebräischen Reiche vereint sich Edom unterwerfen und insbesondere Juda mächtig werden und seine alten Grenzen wieder einnehmen; so dads das Reich als ein neues Reich Gottes erscheint, dessen Macht sich den Heiden dadurch kund gethan, dafs er sein Volk wieder aus der Erniedrigung erhoben. Die Weissagung des Obadia ist kurz, ihr Thema die Drohung gegen Edom, nur im Gegensätze gegen dieses Volk weissagt er Israel Glück. Doch kann aus der nachdrücklichen Vorselzung von ¡nrpV Vs. 21. geschlossen werden, dafs mit den Worten „dem Jehova wird die Herrschaft gehören" angedeutet werden solle, er werde sich auch den Heiden kund thun. V. Ziehen wir nun aus dem Vorigen das Resultat. In den letzten Zeilen des Staates der Hebräer hatte sich die Ueberzeugung festgestellt, dafs Jehovn sein Volk zwar in's Exil werde abführen lassen und es in die Hand der Chaldäer gebe, aber zur bestimmten Zeit werde auch Babel fallen, und
6*
84 dann die Hebräer, welche sich im Exile zu Gott bekehrten, in ihr Lmul zurückkehren und unter der Regierung eines davidischen Spröfslings glücklich w e r d e n . D e r Dnvidide wird nach d e m Sinne Gottes r e g i e r e n , und damit das Volk d a n n , den Verheissungen der frühern P r o f e t e n gemiifs, in seinem L a n d e bleiben könne und keine n e u e Strafe eintreten m ü s s e , wird Herrscher und Volk mit Gott in der innigsten Verbindung steh e n , und ein wahrhaft geistiger (Julius an die Stelle des bisherigen treten. An diesem können die Heiden um so leichter Anlheil n e h m e n , weil sie, da die innere V e r e h r u n g als das wesentlichste erscheint, in ihren iiufsern f r ü h e m Verhältnissen bleiben können, und sie w e r d e n sich auch zu Jehova bekehr e n , denn theils sind sie durch die E r f a h r u n g , dal's in allem n u r J e h o v a s Wille geschehe und ihre Götter nichts vermögen, zu der Ueberzeugung gelangt, J e h o v a sei der allein w a h r e Gott, theils aber führt sie zu ihm das den Hebräern unter ihrem frommen Könige zu Theil w e r d e n d e Glück, insbesondere aber, dafs ihnen J e h o v a (Zef. III.) eine andere Gesinnung eingiebt und sich ihrer wie Israels annimmt. D e r Gedanke nun, dafs die N a t u r des Menschen umgewandelt werden müsse, ist ein neuer, der in der letzten Zeit des hebräischen Staates sich entwickelte, und der die E r f a h r u n g als nolhwendig zeigte, Gott mufs mit seiner Gnade dem Menschen zu Hülfe kommen, damit man ihm von ganzen Herzen dienen kann. In Bezug auf die Wirksamkeit des davidischen Spröfslinges und seines Verhältnisses zu den Heiden scheint Jeremia mit Jes. XI. in so weit übereinzustimmen, dafs das Glück, das er den Hebräern bereitet, auch a n d e r e Nationen zu Jehova führt, hingegen stellt Jeremia den verheissenen König fortdauernd als friedlichen Herrscher d a r , von einer Besiegung der Heiden durch ihn ist w e d e r bei Zefania noch Jeremia die R e d e , w a s auf ein geistiges Bündnifs zwischen Israel und den andern Völkern h i n d e u t e t , J e r e m . XII, 16. N u r Obadia scheint durch die Besiegung E d o m s die Verehrung Jehovas bei diesem Volke vermitteln zu wollen, was sich aus der ganzen Anlage seiner W e i s s a g u n g begreift, doch darf m a n , da sie so kurz ist, nicht aus ihn folgern, Obadia habe auch in Bezug auf andere Völker dieselbe Ansicht gehabt. Aus dem Angegebenen erhellt
85 auch, wie die Religion der Hebräer immer geistiger nufgefafst wurde, und wie die späteren Profeten, in die FuTsstapfen der früheren tretend, ihre Ansichten immer weiter entwickelten und in ihren verschiedenen (Konsequenzen ausbildeten. §• 20.
Die erite Zeit des Exil«.
Der Profet Ezechiel.
Ezechiel war unter den ersten der ins Exil abgeführten Judäer, und trat im Jahre 595, also 7 Jahre vor der Zerstörung Jerusalems, unter den Exulanten als Profet auf. Da er seiner eignen Aussage nach bis zum 16ten Jahre nach der Eroberung jener Stadt wirkte, so lag ihm ein doppeltes Amt ob; er sollte den in Jerusalem zurückgebliebnen, die sich durch das Schicksal der abgeführten Brüder nicht wollten belehren lassen, sondern vielmehr XI, 15. mit Stolz auf sie herabblickken, aufs neue die schon von Jeremias geweissagte Strafe androhen, zugleich aber auch die Exulanten an die Verheissungen erinnern, die denjenigen unter ihnen gegeben wurden, die sich von ganzem Herzen zu Jehova bekehren würden. W i e nun Ezechiels Schrift, der Zeit seiner Wirksamkeit gemäfs, in zwei Theile zerfällt, von denen der erste die v o r , der zweite die n a c h der Zerstörung Jerusalems ausgesprochnen Weissagungen umfafst, so unterscheiden sich diese beiden Theile auch wesentlich durch ihren Inhalt. Der erste Theil droht den in Jerusalem zurückgebliebnen, und flicht nur selten für die Exulanten, zu ihrer Stärkung und Ermuthigung und um sie auf den W e g des Heiles zu führen, Trost ein, VI, 8—10. XI, 14—21. X X , 3 9 u . f i . ; der zweite Theil hingegen ist vorherrschend tröstenden Inhalts, denn durch die Eroberung J e r u salems ist die Sünde Judas gestraft, die Gerechtigkeit Gottes gesühnt, nun müssen auch Jehovas Verheissungen sich erwahren, er mufs sich unter den Heiden wieder verherrlichen an seinem Volke, sich als seinen mächtigen Gott beweisen, und die unter den Exulanten, die sich zu ihm bekehren, wieder ins Vaterland zurückführen und dort wieder glücklich werden lassen. Betrachten wir nun die Stellen, in denen Ezechiel seine Lnndsleute und Leidensgefährten zu trösten sucht. Die erste
86 findet sich VI, 8—10. Nachdem der Profei Juda und Jerusalem Unglück gedroht, kündigt er an, einige würden aus dem allgemeinen Unglück gerettet werden, ihr trauriges Schicksal führe diese wieder zu Gott, den sie dann als einen solchen erkennen, der nicht umsonst drohe. In dieser Stelle liegt nun allerdings keine Verheissung, aber sie schliefst sich so deutlich an Levit. XXVI, 44. 45. und Deut. IV, 30. 31. an, dafs auf der Hand liegt, Ezechiel wolle andeuten, Gott nehme sich des reuigen Volkes wieder an. Denselben Gedanken, nur weiter ausgeführt und mehr auf die Exulanten bezogen, welche von den in Jerusalem zurückgebliebenen verachtet wurden, treffen wir XI, 15—21. Ezechiel hatte im Vorhergehenden schwere Drohungen über Jerusalem ausgesprochen und fragt zuletzt wehmüthig, ob Jehova den Ueberbleibsel Israels ganz verderben wolle, welche Frage die Erwartung einschliefst, Jerusalem könne doch nicht ganz zu Grunde gehen, und erhält von Gott zur Antwort, er werde sich der Exulanten annehmen. Hier scheint mir Vs. 15. so erklart werden zu müssen: deine Brüder, d. h. deine Genossen, deine Unglücksgenossen seien die Männer deiner Einlösung, d.h. die, für die du beten sollst, um deren Wohl du dich zu bekümmern hast, denn werden sie jetzt auch von den Bewohnern Jerusalems verspottet, habe ich sie auch (Gott spricht) jetzt unter die Heiden zerstreut, und bin ich ihnen jetzt nur wenig heilig, d. h. verehren sie mich auch noch nicht wie sie sollen, so will ich mich doch später ihrer wieder annehmen und ihnen das Land Israel geben. Diesen zurückgekehrten will Gott dann einen neuen Geist geben, ihr steinernes Herz wegnehmen und ihnen ein fleischernes Herz geben, dafs sie in seinen Geboten wandeln können, und dann kann sich Jehova ihnen wieder kund thun als ihr Gott-, aber bestraft sollen werden, die so in ihren Sünden beharren. Die schwierigen Worte Vs. 16. ahpnV snV •'iw asa scheinen mir am besten so gefafst werden zu müssen, wie ich oben gethan, doch könnte man in ihnen auch Hindeutung finden auf die Worte Vs. 15. mrr bsn ipm, mit denen die Bewohner Jerusalems die Exulanten verspotten, = und deren Heiiigthum, deren Gott ich nach jener Rede kaum noch bin. Einen Gegensalz, wie H e n g s t e n b e i g Chrislol. IV, p. 628
87 und H ä v e r n i c k i n seinem Kommentar, hier annehmen, kann ich nicht staluiren, da derselbe durch nichts angedeutet ist; eher noch konnte ich thpo mit vielen Auslegern durch Asyl erklären. Deutlich liegt in dieser Stelle der Gedanke, da& nur auf den Gefangenen die Hoffnung der Zukunft beruhe und alles davon abhänge, ob sie sich zu Gott bekehren; denn denen, welche in ihrem verderblichen Thun beharren, stehe fortdauernde Strafe bevor. Aehnlich weissagen XVI, 59 u. ff. den Exulanten Rückkehr ins Vaterland, woselbst dann Jehova, seines frühern Bundes mit ihnen eingedenk, einen neuen ewigen Bund mit ihnen schliefst, und ihnen ihre Sünden vergiebt, wie schon Jeremias geweissagt, und durch diesen Akt der Gnade bleibt dann Israel mit Gott immer in der innigsten Verbindung. Um aber die Gnade Gottes recht hervorzuheben und darzulhun, wie wenig sich Juda derselben werth zeige, vergleicht Ezechiel, wie er auch XXIII. thut, das Betragen Judas mit dem von Samarien, stellt Juda als verdorbener dar, ja sogar als noch verdorbener als Sodom. Ruhen nun aber Verheissungen auf Juda, soll und rnufs nach der Wahrhaftigkeit und Treue Gottes sich an diesem Volke erfüllen, was die altern Profeien geweissagt, so müssen nach Gottes Gerechtigkeit auch die andern Völker, die nicht so übel gelhan wie Juda, wieder begnadigt werden, und sie haben sich dann im Vereine mit Juda desselben Glückes und derselben Gnade Gottes zu erfreuen; wobei aber natürlich Juda, im Besitze des Tempels, Mittelpunkt der Theokratie bleibt. So erhalten die von Jerem. XII, 14—17. XLVIII, 47 u. XLIX, 6. ausgesprochnen Gedanken eine Wendung, durch die sie erklärt werden. Man sieht nun ein, wie die Profeten dazu kommen, solche Weissagungen über die Nachbarvölker der Hebräer auszusprechen und wie sie sich das künftige Schicksal derselben dachten. Die vorzugsweise Hervorhebung von Sodom in unserer Stelle findet darum statt, weil Sodom sonst als ganz verworfen dargestellt wird, der Sinn ist also: steht selbst den verworfensten Völkern eine Zeit der Begnadigung bevor, so noch vielmehr den übrigen, denen Jeremias und Ezechiel drohen. Dafs nun auf den Exulanten die Hoffnung Judas beruhe, sagt auch XVII. Nachdem Ezecliicl Vs. 1—21. dein Zedekia Unglück gedroht,
88 verheifst er, Jehova werde vom Wipfel der hohen Ceder ein Reis auf einen hohen B e r g Israels pflanzen, d. h. nach Vs. 1—4., einen Nachkommen des Königs Jojachin wieder nach Palästina zurückbringen, und dieses Reis werde zum grofsen Baume werden, unter dessen Schalten allerlei Vögel leben, und alle B ä u m e des Feldes sollen erkennen, dafs dieser Baum unter J e h o v a s besonderein Schulze stehe. Also auch jener gesegnete davidische Herrscher, dessen Auftreten so sehnlich erwartet wurde, soll aus den Exulanten hervorgehen; aber gemüfs der X V I . betrachteten Stelle werden dann auch die Heiden an seinem Reiche Anlheil haben ; denn die vielen Vögel, die im Schatten der Ceder Schutz suchen, und die Baume des Feldes, die erkennen dafs Jehova diesen Baum besonders schütze, kann ich nur von den Heiden verstehen, die sich an das neue Gottesreich anschliefsen. Alle den Exulanten gegebnen Verheissungen und Ermahnungen sind X X . zusammengefafst; Vs. 39 u. ff. Nachdem Ezechiel im Vorhergehenden erzählt hatte, wie Exulanten zu ihm gekommen, von ihm Weissagungen zu erhallen, welche sich auf die baldige Rückkehr ins Vaterland bezogen, und wie er von Jehova den Auftrag erhalten, ihnen zu drohen und neue Strafgerichte anzukündigen, schliefst er mit der Bemerkung, dafs die Exulanten, obschon sie sich bis dahin durch nichts hätten bessern lassen, doch einmal noch zur Anerkennung Jehovas gleichsam gezwungen werden sollten ( V s . 39. nach E w a l d s Auffassung erklärt); denn dafs sie zu Gott gefühlt werden müssen ist nothwendig, denn J e h o v a inufs noch anerkannt werden unter den Heiden, sie dürfen seinen Namen nicht weiter verachten; und dann wird Israel auch wieder beglückt werden, dem Herrn dienen und X X I , 27. von dem Davididen beherrscht werden, dem das Reich gebührt. Bis dahin halle Ezechiel angekündigt 1) dafs nur auf den Exulanten Israels Hoffnung beruhe, 2) dafs Gott sich ihrer besonders annehmen, mit ihnen einen ewigen Bund schliefsen, ihnen ein neues Herz geben und alle ihre Sünden verzeihen wolle. In diesen Aussprüchen findet nun ein Fortschritt statt; was Jeremias mehr nur angedeutet, was er nur mit wenigen Worten gesagt, sagl Ezechiel klar und führt es weiter aus;
89 er erfalst die Natur des menschlichen Hereens und seine Verdorbenheit in ihrer ganzen Tiefe, und läfst darum 3) auch nur wenige Exulanten am neuen Gotlesstaale Antheil haben, kündigt auch ihnen eine Sichtung an, welche dem neuen Gottesreiche vorangehen mufs; dieses aber mufs doch einmal eintreffen, damit Jehovas Ehre und sein Name überall anerkannt werde, und zwar wird es bestehen unter der Regierung des schon langst angekündigten Davididen, über dessen Wirksamkeit übrigens Ezechiel nichts sagt, das nicht schon früher dagewesen wäre. Mit XXXIII. nimmt der Profet eine andre Wendung. Er fordert zuerst eindringlich zur Sinnesänderung auf, bestimmt aussprechend, jeder werde von Gott angenommen, der sich von ganzem Herzen zu ihm bekehre. Er will durch diesen Ausspruch sein Volk zur Rückkehr ins Vaterland vorbereiten, darum schildert er auch so herzlich die verzeihende Gnade Gottes, und zeigt dann Vs. 21 u. ff., dafs man ihm als einem wahren Profeten Zutrauen schenken dürfe, denn der Erfolg habe seine Weissagungen gerechtfertigt, Vs. 32. „Doch durch sein (des Geweissagten) Eintreffen, und siehe es ist eingetroffen, da werden sie erkennen, dafs ein wahrer Profet unter ihnen." Man fühlt, dafs der Profet durch diese Worte sein Ansehen in den Augen seiner Volksgenossen legitimiren will, er will sich ihr Zutrauen erwerben, damit sie um so geneigter sind, sich seinen Worten gehorsam zu beweisen und so eine bessere Zeit für Israel möglich machen. Den Zustand Israels in dieser bessern Zeit, die gewife einmal eintreten wird, schildert nun Ezechiel XXXIV—XXXVII. Kap. XXXIV. fühlt Ezechiel besonders den Gedanken aus, dafs Israel wegen seiner schlechten Hirten, deren Thun geschildert wird, so ins Elend gerathen sei, darum weissagt er auch als Gegensatz dazu, Jehova wolle von nun an selbst Hirte seines Volkes sein und sich desselben annehmen. Die Anrede an die bisherigen schlechten Hirten scheint aus Jerem. XXIII, 1 u. ff. entlehnt, und aus dieser Stelle erkläre ich mir auch die Form dieser Anrede, statt einfach zu sagen, Gott werde dem Volke bessre Hirten geben, worin doch offenbar der Hauptinhalt der Weissagung liegt, sendet Ezechiel eine
90 Drohung an die schlechten Hirten voraus, >veil ihm Jerein. XXIIL vorschwebte. Jehova, nun selbst Hirte seines Volkes geworden, will es herausführen aus den Ländern, in die es nun serstreut ist, und die beiden getrennten Reiche sollen von e i n e m Könige, jenem verheissenen davidischen Spröfsiinge regiert werden, XXXVII, 24., das Land soll seine Frucht geben und alles herrlich gedeihen, so dafs ganz Israel alsdann erkennt, dafs es das Volk Jehovas, des allein wahren Gottes ist. Aehnlich redet der Profet XXXVI. von der seligen Zukunft Israels, nur fügt er Vs. 20—23. einen neuen Grund hinzu, durch den Jehova sich seines Volkes anzunehmen bewogen wird, nemlich Jehova mufs seiner Ehre wegen, welche jetzt dadurch entweiht ist, dafs Israel in die Hände der Heiden gegeben wurde, sein Volk wieder zurückführen, und mufs sich so kund geben als den t r e u e n und m ä c h t i g e n Gott, der nicht nur Verheissungen giebt, sondern sie auch ausführt. Diesen Gedanken, den wir bis dahin blofs Jerem. XIV, 21. angedeutet fanden, führt nun Ezechiel zuerst weiter aus und verbindet mit ihm die schon früher ausgesprochne Weissagung, Jehova werde dann dem Volke ein anderes, neues Herz geben, da nur die innre Umwandlung Israel zu äufserem Glücke befähigt Was XXXVL mit deutlichen Worten weissagt, stellt XXXVII. symbolisch dar, ohne dafs sonst etwas neues hinzukömmt, nur wiederhohlt Ezechiel immer den Gedanken der Umwandlung des Herzens und sagt auch, die Heiden werden Jehova als Gott anerkennen. Letzteren Gedanken, XXXVII, 27. 28. ausgesprochen, sucht Ezechiel auf eigentümliche Art zu begründen. Wie Jesajas, X, 5 u. ff. Assyrien darstellt als von Gott cur Strafe gegen Juda gesandt, zugleich aber dem Könige von Assyrien Unheil ankündigt, weil er seinen Auftrag überschritten, und wie die Macht Gottes sich kund thut in der Vernichtung des assyrischen Heeres und eine Umkehr Israels su Jehova zur Folge hat, so stellt Ezechiel Jehova dar als nördliche Völker gegen Palästina führend, XXXVIII, XXXIX, welches Land von dem wieder befreiten und durch Gottes Gnade geheiligten Volke bewohnt ist, und gegen diese Nordländer kämpft dann Jehova selbst, denn sie sind nur ein Werkzeug in seiner Hand, dafs er an ihnen seine Macht zeige; ihr
91 Zug und ihre Vernichtung durch Gottes unmittelbares Eingreifen zeigen vor aller Völker Augen Gottes starke Hand und fuhren sie zur Anerkennung Jehovas, wie zu Jesajas Zeit der plötzliche Untergang des assyrischen Heeres Gottes Macht bezeugte. Seiner Weissagung aber gab Ezechiel diese Einkleidung wohl darum, weil seit ungefehr 6*24 v. Chr. im nördlichen Vorderasien eine fortgesetzte Völkerbewegung statt fand, während welcher mehrere Reiche, z. B. das medische, entstanden, die vielleicht schon mit Babylon in feindliche Berührung gekommen waren. In diesen nördlichen Völkern mochte nun Ezechiel das Werkzeug des Sturzes der chaldäischen Macht sehen, und er verband dieselben zu einem groben Reiche, dessen Fürst mit seinem Heere gegen Palästina ziehend dort seinen Untergang findet. So verjieren die Profeten also auch in den trübsten Zeiten ihres Volkes den Glauben an die Treue Gottes nicht; denn Jehova kann sein Volk nicht untergehen lassen, denn damit verschwände auch die einzige Gemeinde Jehovas, das einzige Volk das den allein wahren Gott verehrt, dessen Dienst sich noch über die ganze Erde ausbreiten muis. Aber der einzelne Israelit hat durch Geburt oder Abstammung noch kein Anrecht an das neue Gottesreich, das nach der Rückkehr aus dem Exil statt finden soll, sondern dazu ist eine Umwandlung des Herzens nöthig, eine Erkenntnifs die seilZefaniaa Zeit immer deutlicher wird, und auch der Heide, der Gott erkennt, kann an jenem Reiche Antheil haben. Weil aber eine Umwandlung des Herzens das einzige Mittel ist, sich das Wohlgefallen Gottes zu erwerben, so erkennt Ezechiel auch, dafs dieselbe nur bei einer kleinen Anzahl von Exulanten statt finden werde, und weissagt darum auch nur wenigen Rückkehr nach Palästinn. §. 21. Die letzten Zeiten des Exils.
A. Jesajas 40—66. Nach Ezechiel scheint die Profetie einige Jahrzehnden hindurch verstummt zu sein. Israel scheint, so lange die chaldäische Macht in ihrer Kraft dastand, sich ruhig in sein Schicksal ergeben zu haben, sei es, dafs im Laufe
92 der Zeit ihm seine Lage erträglicher wurde, oder sich wirklich etwas verbesserte, wie man daraus schliefsen kann, dafs Nebukadnezars Nachfolger den gefangnen Jojachin wieder zu Ehren zog, was vielleicht für alle Exulanten günstige Rückwirkung hatte, oder sei es, dafs andre ihr Elend ganzlich abstumpfte. Die Masse der Exulanten war ruhig, und wenn auch fromme Israeliten sich nach dem theuern Vaterlande zurücksehnten, so verbargen sie diese Sehnsucht in ihrem Herzen, oder sprachen sie höchstens in einigen Psalmen aus. Aber alle Hoffnungen Israels, alle Wünschc ihrer Frommen, alle Erinnerung an die Weissagungen der frühem Profeten, lebten frisch wieder auf, als der mächtige Sieger Cyrus sich m Asien bereits einen Namen erworben, als er schon die Grundfesten der chaldüischen Macht erschüttert und viele Völker sich ihm freiwillig unterworfen halten, als immer deutlicher erkannt wurde, dafs Babylon ihm keinen bleibenden Widerstand zu leisten vermöge. Da erhob der Verfasser von Jesajas 40—66 seine Stimme, und den Cyrus ansehend als ein Werkzeug in Gottes Hand, und als den von Jehova zur Besiegung Babylons abgesandten, weissagt er, die schon von frühern Profeten angekündigte Befreiung aus dem Exile stehe jetzt nahe bevor. Die Ankündigung dieser Befreiung, welche mit den erhabensten und lieblichsten Zügen geschildert wird, und durch die sich Jehovas Macht, seine Güte gegen sein Volk und seine Sorge für dasselbe auf die mannigfachste Weise kund giebt, ist der Grundton der sich durch den ganzen Abschnitt Jes. 40—66. hindurchzieht, und an diese Befreiung knüpft der Profet die herrlichsten Weissagungen in Bezug auf die Verbreitung des Reiches Gottes; denn darin, dafs das jetzt so gedemüthigte Volk der Hebräer wieder befreit wird, während die stolze Babel fällt, darin, dafs zu einer Zeit, in der die Verehrer der Götzen aus Rathlosigkeit sich nicht zu helfen wissen und man wohl den Sturz Babylons, nicht aber Israels Heil voraussehen konnte, nur ein vom Geiste Jehovas erfüllter Profet Israels Befreiung und sein darauf folgendes herrliches Glück weissagte, sieht der Profet im Gegensatz gegen die Ohnmacht der Götzen, die weder weissagen noch Babel zu retten vermögen, einen
93 so anschaulichen Beweis der Macht J e h o v a s , dafs diese auch die Heiden anerkennen müssen, darum kündigt er a n , dafs auch sie sich zu Jehova bekehren werden, denn seine Macht wird ihnen nun kund und klar, und so bewirkt die Verherrlichung Jehovas an Israel seinem Knechte (wie das Volk im Gegensatze gegen die Götzendiener heifst, X L 1 , 8. X L 1 V , 1. X L V , 4. X L V I I I , 20.), den er zu seiner Ehre geschaffen, auch seine eigne Verherrlichung unter den Heiden, die ihm dann die Ehre erweisen, welche ihm als dein alleinigen Schöpfer des Himmels und der Erde zukömmt und die er keinem andern geben will; und auf diese Art erfüllt Israel seine hohe Bestimmung, überall hin Segen zu verbreiten, und übt in seinen Führungen die profelische und priesterliche Wirksamkeit, die ihm schon in den Segnungen zugetheilt worden, die nach der Jehovaquelle dem Abraham gegeben wurden und die ihm auch Exod. X I X , 6. anweiset, auf welche Stelle wohl J e s a j . L X I , 6. zurückschallt. Treffen wir auch bis dahin nichts absolut neues, denn die Bekehrung der Heiden zu Jehova weissagen, wie wir gesehen, auch schon ältere Profeten und lassen sie, wie unser Profet, durch die Macht Gottes die sich an Israel kund giebt vermittelt werden, so sind doch diese Weissagungen, weder in Bezug auf den Umfang der Bekehrung der Heiden, noch auf das Verhältnifs derselben zu Israel uns noch nie mit solcher Bestimmtheit entgegengetreten; denn nicht nur sollen aller Erde Enden sich zu J e h o v a bekehren, X L I V , 6. X L I X , 6. L V , 3. L I X , 19. L X , 4 u. ff. L X V I , 18., sondern der Profet kundigt den Bekehrten auch a n , dafs sie in Gottes Augen so geachtet sein werden, als die Hebräer selbst. W i r nehmen auch wahr, wie sich diese Vorstellungen bei unserm Profeten immer weiter ausbildeten. Zuerst erscheinen die Heiden nur als demüthig sich an Israel anschliefsend, X L V , 14. X L I X , 23., und wenn auch L X , 10 u. ff. und L X I , 5 . , vielleicht auch L V , 5. dieser Gedanke sich wiederfindet, so werden die Heiden doch L V I , 3 — 7 . wenigstens den Laien des hebräischen Volkes gleich gestellt, und selbst solchen, die durch das Gesetz, vergl. Deut. X X I I I , 2 . , von der Gemeinde Gottes ausgeschlossen waren, wird angekündigt, dafs sie von nun an freien Zu-
94 tritt t u derselben haben sollen, und wie die Hebräer dem Herrn auf seinem Altar opfeni und in seinem Tempel anbeten dürfen. Dafs rnti hier in weiterm Sinne, in der Bedeutung von verehren zu nehmen sei, scheint mir der Parallelismus zu fordern, und in derselben Bedeutung treffen wir das Wort gerade in der spätem Zeit gebraucht, Ezech. X X , 32., Psalm CHI, 21.; will man aber, wofür allerdings der gewöhnliche Sprächgebrauch spricht, das Zeitwort rmö von höhern, levitischen Diensten deuten, so sagt unsere Stelle noch mehr und stellt selbst diese Fremdlinge den Leviten gleich. Gegen K n o b e l , der hier an die e*:»ro denken will, ist zu bemerken, dafs von diesen das Verbum n-rai nie gebraucht wird. Auf jeden Fall sollen auch aus den bekehrten Heiden Priester und Leviten genommen werden, was LXVI, 21. aussagt, wie auch G e s e n . , R o s e n m . , U m b r . u. E w a l d annehmen; denn beliehen wir sms nicht auf die Heiden, welche Israeliten in ihr Vaterland zurückbringen, so sagt dieser Vers nicht mehr als was sich nach dem bisherigen von selbst verstand, und was schon LXI, 6. dagewesen, während, wenn hier von den Heiden die Rede, an welche der Verfasser auf jeden Fall Vs. 23. denkt, sich die Weissagung schön abschlicfst. Somit zeigt sich bei unserm Profeten deutlich, namentlichLVI,3—7., dafs nicht die aufsere Abstammung, sondern die Stimmung des Herzens in den Augen Gottes Werth giebt. Diese erhabene Anschauungsweise, vermöge der der Prüfet ankündigt, Israel und die Heiden würden im neuen Gotlcsstaate dieselben Rechte erlangen, vermittelte sich bei ihm durch die Verhältnisse seiner Zeit, denn da er die Befreiung der Hebräer durch Cyrus verkündigte, den Jehova seinen gesalbten und Hirten nennt, XLV, 1., der aber doch nur höchst uneigentlich als Verehrer Jehovas angesehen werden konnte, XLV, 4., da er also von einem Fremden die Rettung Israels erwartet, so Iäfst sich auch begreifen, wie sich der Seherblick des Profeten erweiterte und er den Heiden überhaupt den offenen Zutritt zum Reiche Gottes ankündigen konnte. Es tauchten also gegen das Ende des Exils, wie wir auch aus dem Gebete sehen, das der Verfasser der Bücher der Könige dem Salomo in den Mund legt, 1. Kön. VIII, 41 — 43., woselbst
95 ebenfalls die Bekehrung aller Heiden tu Jehdva geahnet wird, die Erwartungen der schönsten und fruchtbarsten profetischen Zeil frisch auf und zeigten sich fest im religiösen Bewußtsein gewurzelt, und namentlich ist auch, was Ezech. X X X V I , 22. geweissagt, hier weiter ausgeführt. Damit nun aber Jehova das zu seiner Ehre geschaffene, und darum auch no^i erhaltene Israel, XLV111,9. in sein Vaterland zurückführen und dort ihm immer herrliche Segnungen erlheilen könne, mufs Israel, das noch immer XLII, 18. 19 u. IT., XLV1II, 4 u. IT. in seinen Sünden beharret, mit Gott versöhnt sein, und darum verhelfst auch Jehova XLIII, 25. und XLIV. 22., er wolle aus freier Gnade, seiner Ehre wegen, seinem Volke seine Sünden vergeben, damit sich dann seine Macht kund thun könne, denn nur das mit Jehova versöhnte Israel kann grofs und herrlich werden. Aber Israel mufs sich auch zu Jehova bekehren, LV, 6. 7., LIX, 1. 2. LVIII, 7 u. ff., das ist die Bedingung der Sühne; es mufs zuerst Zutrauen haben zu seinem Gotte, und ihn anerkennen als den allein mächtigen, der ausführen kann was er will, XLII, 23., XLVI, 8.9., XLVIII, 12., sodann namentlich von Grund seines Herzens sich ändern, was LVII — LIX. deutlich verlangen. Doch die Schwäche der menschlichen Natur kennend, will Jehova Israel zu Hülfe kommen, und ihm zu seiner Umkehr beförderlich sein, darum auch seinen Geist ausgiefsen über sein Volk und ihn auf demselben ruhen lassen, X L I V , 3. Höher noch hat sich der Profet LI, 16., LIX, 21. erhoben. Jehovas Worte sollen vermöge eines neuen, ewigen Bundes in Israels Munde sein und nimmer aus demselben weichen, so dafs alle Bürger des neuen Staates lauter Gerechte L X , 2 1 . , und unmittelbar von Gott selbst belehrt sind LIV, 13., und so gleichsam ein neuer Himmel und eine neue Erde gegründet wird, LI, 16., L X V , 17. Nur für diejenigen, die Gottes Macht bezweifeln, und im Götzendienste oder sonst in ihren verkehrten Wegen beharren, giebt es keine Erlösung; XLVIII, 22. LVII, 21., sie bleiben in der Verbannung zurück, oder finden in einem allgemeinen, über alle Völker abgehaltenen Gerichte ihren Untergang LXVI, 15 u. ff. 24. Auch in diesen Gedanken treffen wir nichts absolut neues, sondern nur weiter ausgeführt, was Jeremias und Ezechiel
96 angedeutet haben. 1) dafs Jehova seiner Ehre wegen Israel erlöste. 2) dafs nur auf dem bessern Theile der rVa die Hoffnung Israels beruhe. 3) dafe Jehova durch seinen Geist der Besserung des Volkes nachhelfen mufs. 4) endlich finden wir LIX, 21 wohl den neuen Bund, den schon Jeremias andeutet, und dessen unser Profet wohl auch LXV, 17. gedenkt, und seine frühere Andeutung weiter ausführt. Hat, wie ich glaube, der ganze Gang der bisherigen Untersuchung gezeigt, dafs immer der spätere Profet die Gedanken, die seine Vorgänger nur andeuteten, klarer entwickelte, so liegt im Gesagten ein starker Beweis dafür, dafs Jesaj. 40 — G6. im Exile verfafst ist. Sahen wir bis jelzt blos,*"wie der Profet sich die Gedanken seiner Vorgänger aneignete und sie weiter entwickelte, finden wir bis jetzt in seinen Aussprüchen einen natürlichen Fortschritt, läfst sich begreifen, warum gerade bei ihm die Theilnahme der Heiden am Reiche Gottes in neuer Frische geweissagt wird; so mufs dagegen auffallen, dafs er nirgends von dem von Gott begünstigten davidischen Könige spricht, dessen Auftreten nach der Erlösung aus dem Exile doch Jeremias und Ezechiel .so bestimmt ankündigen. Freilich haben sehr ehrenwerthe Gelehrte L V , 3 — 5. auf ihn beziehen wollen, so R o s e n m ü l l e r nach den besssern Rabbinen in seinen Scholien, U m b r e i t , der Knecht Gottes, p. 5, O c h l c r , Tübinger Zeitschrift, 1840, 2les Heft pag. 150, Br. B a u e r , die Relig. des A. T . II. Thl. pag. 418, H e n g s t e n b e r g , Christologie des A. T. II. pag. 220. Indessen kann ich mich mit dieser Auffassung unmöglich befreunden, und so wahrhaft wehe es mir thut, Männern wie Um b r e i t und O e h l e r entgegentreten zu müssen, kann ich doch nicht anders, als mich an die Erklärung von G e s e n i u s , H i t z i g , M a u r e r , E w a l d und K n o b e l anzuschliefsen und O e h l e r s Worte anwendend, möchte ich seine Auffassung unserer Stelle „grundfalsch" nennen. Die Worte „die dauernden Gnaden D's", an und für sich mehrfacher Auffassung fähig, müssen durchaus nach dem Zusammanhange erklärt werden, d. h. nach den beiden folgenden Versen, die ihren Sinn näher bestimmen. Man hat nun Vs. 4. und o. n o t wendig den Wechsel der Tempora zu beachten, und somit schildert Vs. 4. die Vergangenheit und Vs. 5. enthält eine Ankündigung für die Zukunft. Vers 4. sagt also, wie Golt sicli
97 gegen D. betragen, dats er ihn zum Fürsten der Völker eingesetzt, was das 2te Glied von Vs. 5. klar behauptet, und nach diesen deutlichen Worten ist auch das dunklere zu erläutern; dazu kömmt noch, dafs Vs. 5. auf Ps. XVIII, 44, 45. zurückschaut, wir also unsern Vers nach diesen zu erklären haben, dort aber sagt David, seiner Macht seien viele Völker unterworfen, und somit werden auch nach unserer Stelle viele Nationen Israels Herrlichkeit halber sich ehrerbietig an dasselbe anschliefsen; vgl. LIV, 14. 15., was auch andere Stellen unsers Profeten aussagen, XLIV, 5. LXV, 14 u. ff. Wie also Davids königliches Haus langdauernd vor Gott bestand, so soll auch Israels Macht immer bestehen. Aber auch kann aus Ps. XVIII, 50. erklärt werden. Davids Psalm sollte unter den Heiden ein Zeugnifs ablegen von der Treue, Gnade und Macht Gottes, und davon soll auch Israel zeugen. Dafs die beiden •¡n, Vs. 4,5. auf e i n e Zeit hinweisen müssen, wie schon B a u e r will, kann ich nicht einsehen, so wenig als LIV, 13. Nimmt man aber auch O e h l e r s Erklärung an, so kann der Sinn doch höchstens der sein, Gott wolle jetzt die dem D. und seinem Stamme gegebenen Verheissungen ins Leben treten lassen, und jetzt ihn (den David oder seinen Stamm?) zum Zeugen und Herrscher machen; wovon die Folge sein werde, dafs die Heiden sich an Israel anschliefsen. Aber auch in diesem Falle wäre doch nur ganz kurz von der königlichen Familie die Rede, deren Wirksamkeit sonst nirgends hervorgehoben wird, es würde höchstens die Erneuerung des Königlhums angekündigt, aber jede Persönlichkeit ausgeschlossen, und nur die Davidische Familie berücksichtigt; worauf übrigens nicht einmal der Nachdruck liegt, denn das Wesentliche worauf es hier ankömmt giebt Vs. 5. Ein solches Zurücktreten der Persönlichkeit ist aber gegen alle Analogie, denn wenn auch Jerem. X X X , 9., Ezech. X X X I V , 24. der davidische Spröfsling nur „mein Knecht David" genannt wird, so liefert Jerem. XXIII, 5. den Schlüssel zu dieser Benennung, und immer ist bei diesen beiden Profeten an eine bestimmte Person zu denken. Ferner ist es doch sehr hart anzunehmen, nicht nur sei Vs. 3. vom alten David die Rede, sondern auch Vs. 4. gehe das Suffix auf ihn zurück, und doch pafst dann der Inhalt dieses Verses nur auf
7
98 seinen S t a m m , und V s . 4. und 5. sollen Weissagung sein! W a s aber die Bemerkung O e I i i e i s betrifft, iin Messias sei eben David der die Völker beherrschende, so verstehe ich dieselbe so wenig, als was B . B a u e r I. I. pag. 4 0 6 sagt. Ich möchte zum Schlüsse wieder mit O e h l e r , 1. 1. pag. 151, fragen: „ K a n n man willkürlicher erklären", nnd ich setze hinzu gekünstelter, als die Gelehrten thun, die unsere Stelle auf den davidischen Messias beziehen, und die vom Profeien selbst ausdrücklich und deutlich hingestellte Erklärung verwerfen? Fragt man nun, wie dachte sich denn der Profet die Anordnung des neuen Staates, wenn er von keinem Könige etwas weifs? S o ist die Antwort: er wollte die Gemeine zurückführen in den Zustand, in dein sie sich in der ersten Zeit ihres Dnseins befand, als noch keine eigentliche Staatsgewalt vorhanden w a r , die Slnimnhäupler die Angelegenheiten der Nation leiteten, nur eine Familieneinhcit bestand, und insbesondere das Ansehen und der Einflufs der Profeien galt; sagt B e r t h e n u, Zur Geschichte der Israeliten pag. 2 5 3 , L e n g e r k e , Kenaan, pag. 515, meine k r i t Untersuchungen über den Penl. u. s. w. p. 99. J e d e r Theilnehmer am neuen Staate sollte unmittelbar aus sich selbst den Willen Gottes erkennen, wns sich der Pofet um so leichter dachte, da nach LI, 16., L I X , 21. alle Israeliten so zu sagen Profetcn sein, und der Nuui. X I , 29. ausgesprochene Wunsch sich jetzt erfüllen sollte. Darum bilden auch nur Gerechte den neuen Staat, L X , 21 und friedliebende und gerechte Obrigkeit wallet L X , 17. und darum sagt auchider Profet, alles solle neu weiden, Gott wolle einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, L X V , 17. und dasselbe liegt wohl auch L X I , 1. im Ausdrucke mm, der, vgl. mit Levit. X X V , 10., auf das J o b e l j a h r zurückweist, die grofse Epoche, nach der in Israel alles in seinen ursprünglichen Zustand zurückkehren soll, B a h r , Symbol. II. pag. 604. S o soll also Israel ganz wieder werden, was es in der Urzeit gewes e n , nur mit dem Unterschiede, dafs am neuen Staate auch die Heidenvölker Anlheil haben, und wie Israel in Jerusalem anbeten. D e r Königswürde bedarf es nicht mehr, da sie das Produkt äufserer Bedrängnifs war, 1 Sam. XII, 12., Israel aber in einem fort in den Geboten Gottes wandelt, also überall
99 auf Sieg über seine Feinde rechnen kann, LIV, 14. 15., und somit die erhabensten Gedanken Rlosis sich verwirklichen und Israel, gemäfs der Verheissung Deut. XXVI, 19. XXVIII, 1.13. das erste Volk der Erde wird. So finde ich gerade darin, dafe unser Profei nichts von einem Könige sagt, das schönste, das je die Profetie erreichte, und das tiefste Eingehen in die gnädigen Absichten Gottes mit den Menschen. Durch Jehova's freie Gnade mit ihm versöhnt vereinigen sich Hebräer und Heiden zu e i n e m Staate und zur Verehrung desselben Gottes, dessen Willen alle ihre Handlungen leitet; die ewige Grundlage aller messianischen Weissagungen des A. T., die in ihrer Forin nach den Zeitumständen inodiGcirl werden konnte. Der Gedanke, dafs nach der Rückkehr nach Palästina eine ganz neue Zeit eintreten werde, und dafs jene LH, 12., XLVIII, 21. als ein zweiter, aber herrlicher Auszug aus Aegypten anzusehen sei, führt den Verfasser weiter. Ein tosa führte, Deut. XXXIV, 10., Hos. XII, 14., Israel aus Aegypten, und dieser »ras wird Num. XII, 7., Jos. I, 1 . 2 . •>•> i s s genannt. So heifst auch Josua, Jos. XXIV, 29., David, l . K ö n . XI, 32., XIV, 8., 2. Kön. VIII, 19., und umgekehrt nennt Jerem. XXVI, 5. so die Profeten. Aus dem Bemerkten geht hervor, dafs der Name w jedem gegeben werden konnte, der nach dem Willen und Auftrage Gottes zur Befestigung und Ausbreitung des Reiches Gottes arbeitete. Somit konnte sich unser Profet ebenfalls TC» nennen, oder sich so nennen lassen, und seine Wirksamkeit nicht nur der eines Moses oder Josua gleich, sondern sich sogar noch höher stellen, da er nicht nur wie Moses einen Bund mit Israel zu vermitteln, oder wie Josua das Land neu zu vertheilen halte, sondern auch zum Lichte der Heiden bestimmt war, von denen er sagt, dafs sie auf seine Belehrung warten, weil sie willig Jehovas Macht anerkennen und sich ihm unterwerfen, und ihre Bekehrung zu Jehova mit der Erlösung Israels zusammenfällt. Darum läfst sich der Profet von Gott nennen, XLII, 1., X L I X , 3., und mir ist es unmöglich, unter dem an diesen beiden Stellen jemanden anders als den redenden Profeten selbst zu finden. Dafs XLVIII, 16., L X I , 1. u. ff. nur von ihm zu deuten seien, ist von R o s e n m ü l l e r , G c s e n i u s , H i t z i g , K n o b e l 7*
100 zugegeben, und w a r u m sollten wir nicht auch j e n e beiden Stellen auf ihn beziehen? Gewifs w ü r d e kein Mensch nn ein Kolleclivtun denken, wenn nicht X L I X , 3. Israel dastünde, denn va«Va X L I V , 26. zeugt doch zu w e n i g für ein Kollectiv, und der Sinn ist dort n u r : „der sich e r w a h r e n läfst das W o r t seines Dieners, des redenden P r o f e t e n " , wie sich überhaupt die Weissagungen seiner Boten erfüllen; aber die W o r t e VinteTMtnN - p -ton verlangen wegen Vs. 6. gebietrisch die Erklärung, „Israel ist's, an dem ich mich durch dich verherrlichen will"; denn wenn man erklärt „du bist Israel, an weichein ich mich verherrlichen will", so bilden die W o r t e keinen Gegensatz zu Vs. 6. - ¡ r r n » u. s. w . ; einen solchen aber fordert der Z u sammenhang. Offenbar erklärt Jehova dein Profeten, er wolle sich durch ihn an Israel verherrlichen, denn d a s soll verherrlicht w e r d e n , Vs. 9. u. IT., worauf der Profet antwortet, er wolle sich z w a r dem Auftrage Gottes unierziehen, doch w e r d e seine Arbeit vergeblich sein, worauf Gott, den Profeten aufz u m u n t e r n , ihm eine noch höhere Bestimmung anweist. So ist alles klar und deutlich, und Vs. 6. enthält eine Erklärung von V s . 3 . , und dafs -IKEHK, sonst mit 5 v e r b u n d e n , hier mit dem Accusativ construirt wird, erklärt sich d a r a u s , dafs die Wiederholung der Präposition s , die sich in - p findet, auf dem der Nachdruck liegt, vermieden werden soll. Noch klarer aber ist XLII, 1. u. IT. der nss der redende Profet, denn er ist der - i t a a , XL1, 27., auf den Jehova hinweist, zum Z e n g nifs d a f ü r , dafs er allein weissagen lassen kann, während die Verehrer der Götzen verstummen. W e n n nun aber auch der P r o f e t , X L I I , I. und fT., - -ÄS genannt w i r d , so ist damit nicht gesagt, dafs er nicht auch andere so nennen konnte, wie ja auch ¡Moses IS'um. XII, 7. so heifst, und Levit. X X V , 55. ganz Israel als "*xzf erscheinen, die J e h o v a aus Aegypten ausgeführt h a t , womit auch Stellen wie P s . L X X I X , 10., L X X X I X , 51., CII, 15.29. verglichen w e r d e n können. In diesen Stellen heifst Israel so im Gegensatz gegen seine F e i n d e , die andere Götter v e r e h r e n , und in demselben Sinne auch öfters bei unscrin Profeien, von X L — XLVI1I, so lange es insbesondere als Volk J e h o v a s den V e r ehrern der Götzen, mit denen Jehova im Streit, entgegen-
101 gesetzt wird. In diesem Abschnitte fafst der Profei Israel immer als ein Individuum auf und stellt es, im Gegensätze gegen die Götzendiener, als Knecht Jehovas dar, weil es Jehova verehren sollte, aber ohne alle weitere Rücksicht auf seine Sittlichkeit, denn es heifst ja XLII, 18. u. ff. ein elendes und blindes Volk, das nicht sehen wollte, und XLV11I, 4. ein halsstarriges; aber es endet auch dieser Sprachgebrauch sowie der Gegensatz zwischen Israel und den Götzendienern aufhört. Soweit sich derselbe aber erstreckt, kann vom Profelen und vom Volk dasselbe ausgesagt sein, wie denn XLIV, 21. 24. Jehova zum Volke redet, wie XL1X, 1.4. zum Profeten, ohne dafs Volk und Profet darum eins sind, im Gegentheil sind sie namentlich in der letzten Stelle so gut als XLII, 1. u. ff. scharf auseinander gehalten, obschon man zugeben kann, dafs es an einzelnen Stellen, wie z B. XLIII, 10., schwer auszumiUeln ist, wer der 13» sei, doch folgt daraus die IdentiOcirung von Volk und Profet keinesweges. Sowie aber die Entgegensetzung von Israel als Verehrer Jehovas und den Verehrern der Götzen aufhört, erscheinen die Frommen in Israel, „die der Gerechtigkeit nachjagen, LI, 1., und in deren Herzen das Gesetz Jehovas ist", LI, 7., als die ^nss, LIV, 17., und darum kann auch von ihnen LI, 1(3. u. LIX, '21. ausgesagt oder ihnen veriieissen werden, was XLII, 1. u. ff., X L I X , 1. u. IT. vom redenden Profeten sagen. Denn LI, 16. u. LIX, 21. sagen doch nur, was schon Jeremias und Ezechiel angedeutet, und sind ganz LIV, 13. analog, aber daraus folgt wieder nicht, dafs der redende Profet und die frommen Verehrer Jehovas identisch sind; denn dafs LI, 16. u. LIX, 21. auf XLII. u. XLIX. zurückweisen und dasselbe Individuum bezeichnen sollen, ist durchaus nicht zu erweisen, vielmehr zeigt sich in beiden Abschnitten, dafs durchgehends eine Mehrzahl angeredet ist; darum auch LIX, 21. =niN. Aehnliche Uebergüngc aus einer Zahl in die andere finden Exod. XXXIII, 1 - 6 . , XXXIV, 12—16. statt. Ebenso wenig fällt mir auf, dafs XLII, 6. u. LI, 4. dasselbe vom Profeten und von Jehova aussagen, denn der Profet thut nichts von sich selbst, handelt immer im Namen und Auftrage Gottes, und was er thut, thut Jehova durch ihn, und hierin hat, wie H o f m a n n sagt, Weissag, u. Erfüllung 1, |>ng. 261., die Ansicht, dafs XLII. u. XLIX. die Gesammtheil der Profelen
102 zur Darstellung komme, ihr unbestrittenes Recht. Jeder Profet hätte in dieser Zeit als Profet so sprechen können, und jeder Profet hätte mit der Vertheilung des Landes können beauftragt werden, obschon dies kein spezifisch profetisches Amt ist, O e h l e r 1. 1. pag. 140, weil er dann nur thut, was Josua ein anderer na» auch schon gethan. So kann ich in den bis dahin betrachteten Stellen unseres Profeten keine messianische Weissagung finden, im gewöhnlichen Sinne des Wortes, d. h. keine Weissagung, die auf einen kommenden hinweist, aber die Hoffnungen, die hier ausgesprochen werden, und die Wirksamkeit des Profeten selbst sind inessianisch, und zwar im edelsten Sinne des Wortes, denn das neue Gottesreich ist nicht auf die leibliche Abstammung beschränkt, sondern Gott schauet auf das Herz, und wenn die früheren Profeten das Vorhandensein eines Königs als Bedingung des Fortbeslandes des Reiches Gottes ansahen, so zeigt sich hier mehr das Wirken des Profeien als segensreich, und es wird zur Realisirung der Zwecke Gottes mit der Menschheit d i e Art von Wirksamkeit hervorgehoben, die DeuLXVIII. die profetische, die der des Helden entgegengesetzt ist, aber iin Exile bedeutend die wichtigere w a r , während das Buch Numeri und die ganze Periode bis auf die letzte Zeit des Exils mehr des Wirkens eines Helden oder Königes gedenkt, ohne dafs übrigens die profetische Wirksamkeit sich noch anders als im redenden Profeten selbst personiiieirt hätte (cf. §. U.). Diese Personificirung zeigt sich LH, 13 — LIII, 12. am Schlüsse dessen, was der Profet von sich als l a s ausgesagt, dessen Streben und Wirken XLII, X L I X , L. schildern, wozu LXI. noch einen schönen Nachtrag liefert. Die profetische Wirksamkeit zeigt sich aber im Bekehren durch Wort und That, durch Ermunterung und Aufforderung im Glauben an Jehova zu beharren, und auch dann nicht muthlos zu werden, wenn die Verheissung sich nicht alsobald erfüllt-, denn das Wort Gottes, der Himmel und Erde erschaffen, mufs doch sich erwahren, Israel sein Volk doch noch erlöst und beglückt werden und alle Völker und Zungen ihn noch verehren. Dazu trägt der Profet bei durch sein Leben und seinen Wandel, dadurch, dafs er muthig der Stimme Gottes gehorcht, dafs
103 er denen, die ihn verspolten, Geduld und Ergebung entgegenstellt, und durch sie in seinem Berufe nicht wankend wird, mit einem Worte dadurch, dafs er zur Ehre Gottes leidet, den Bösen kräftig ihre Sünden vorhält, durch seine Aufopferung die Wankenden stärkt, die Frommen noch mehr befestigt, so dafs Jehova noch viele aus dem Exile erlösen, und dadurch seine Macht zeigen kann, die auch die Heiden zu seiner Verehrung führt, und wobei auch der Profet als Belohnung für sein treues Wirken sich des höchsten Ansehens und Glückes erfreuen darf. Allerdings treffen wir die Vorstellung, dafs man sich dem Kufe Jehovas zum Profetenamte, auch wenn es Leiden nach sich ziehe, gehorsam zu erzeigen habe, Jerein. XI, 18. u. ff., XV, 15. u. ff., XVI, 14., XX, Ezech. II, III, 16. u. ff., aber es fehlt bei ihnen noch die innere Freudigkeit, welche wir Jesaj. 4 0 — 6 6 wahrnehmen; sie gehorchen mehr aus innerm Pflichtgefühle, auch zeigt sich bei Jeremias noch hin und wieder die Rache, und der Gedanke, dab Jehova die Leiden der Profeten durch Verherrlichung belohnen werde, fehlt bei Jeremias und Ezechiel ganz, weil sich bei ihnen das Profetenthum noch nicht auf dieselbe Höhe erhoben wie bei unserm Profeten, und darum gilt bei ihnen immer noch der König als das höchste. Ich erkläre mir dieses aus den Verhältnissen ihrer Zeit, sie haben noch den Bestand des Königthuins vor Augen, und schauen auf der andern Seite nur die Strafe des Exiles, während unser Profet, des siegreichen Auftreten des Cyrus wegen und der durch ihn erwarteten Erlösung, das Herz sich gehoben fühlt und einer Belohnung von Seiten Jehovas sicher entgegensieht Das höchste Ideal aber von der Wirksamkeit eines Profeten, das in seiner Art ganz dem Ideale entspricht, das Jesaj. IX. und XI. vom weltlichen Herrscher entworfen, treffen wir LII, 13. — LIII. Zu diesem Ideale veranlassen den Profeten allerdings seine eignen Leiden und Hoffnungen, aber indem er seiner eigenen Sündhaftigkeit gar wohl bewufst ist, erkennt er, dafs zur immer dauernden Beglückung Israels es eines sündlosen bedarf, mit dessen Wirken der Seherkreis unsers Profeten schliefst. In Bezug auf die Auffassung von LII, 13 — LIII. schlielse ich mich so weit an K n o b e l an, Kommentar zum Jesaj.
104 p. 360 u. ff., dafs ich mit ihm annehme, LH, 1 3 — 1 5 . r e d e J e hova, LIII, 1. der Profet in seinem eignen (oder auch anderer Profeten) N a m e n , 2 — 6. im Namen des ganzen Volkes, 7 — 1 0 . wieder in seinem eignen N a m e n , und 11. 12. rede w i e d e r J e h o v a . N u r darin kann ich nicht mit K n o b e l harmoniren, dafs der ein Kollectivum sein soll, denn dagegen streitet Vs. 6 . , weichein zufolge der Leidende allen Sprechenden entgegengesetzt ist, und nicht nur in dieser Stelle, sondern auch L X I V , 5. 6. erscheint das ganze Volk ohne Ausnahme als sündhaft, während der i s s ohne alle S ü n d e leidet, und allen Sprechenden ohne Ausnahme sein Leiden zu Gute kömmt. Auch darf noch darauf aufmerksam gcmachl werden, dafs der gesammte "isr, derselbe, dessen Leiden eben geschildert wird, verherrlicht werden soll, und dafs auch liier kein Fingerzeig sich findet, der auf etwas anders, z. B. auf eine nur theilweise Verherrlichung desselben hinwiese. Die zwei Worte, welche m a n zum Beweise für eine kollective Auffassung des •>•> i s s anführt, mV Vs. 8. und vrvoa Vs. 9. lassen sich auch bei meiner Auffassung gehörig erklären, das erste ist mit E w a l d zu fassen, „ob meines Volkes S ü n d e , der Plage für sie" und m a n ist entweder, nach E w a l d , Schulgr.3. Edit. §.360, als Abstraktum zu fassen, oder es ist mit H a v e r n i k , Komment, zum Ezech. pag. 482, das Suffix distributiv zu erklären und auf -Pius, das kollectiv = c s s h steht, zurückzubeziehen, „er mufste einen T o d mit ihnen s t e r b e n , gleich wie sie." Auf jeden Fall ist es den Regeln einer gesunden E x e g e s e angemessen, diese W o r t e , von denen doch nur m o s einigermafsen auffallen k a n n , in Harmonie mit dem ganzen Abschnitte zu erklären, der überall nur von einem Individuum redet, als sich g e n ö thigt zu glauben, w e g e n derselben unserm Abschnitte eine Erklärung aufzudringen, die den Aussagen anderer Verse total widerstreitet. Fragen wir nun aber, was sagt denn eigentlich unsere Stelle a u s ? so geben wir die Antwort ganz kurz mit den W o r t e n O e h l e r s I. 1. pag. 147: „Der Profet erhebt sich hier zur Anschauung eines frommen Dulders, welcher nicht für eigene S c h u l d , sondern im Zusammenhang mit seinem schuldigen Volk und Zeitalter leidet und durch seine Aufopferung im Dienst des Allgemeinen dieses rettet." Ob der-
105 selbe aber »tellvertretend im gewöhnlichen Sinne des Wortes leide, oder ob nur die Ergebung, mit der er leidet, seine Geduld und Frömmigkeit, sein Gebet ihn so angenehm machen bei Gott, dafs andern dadurch ihre Sünden vergeben werden, Vs. 10. 12., scheint mir hier unwesentich und am Ende kömmt beides auf eines heraus, auf jeden Fall leidet er sowohl wegen anderer, theiit das Schicksal seines Volkes, in das dasselbe durch seine eigenen Sünden gerathen, als er zugleich für andere leidet, weil ihnen die Frucht seiner Frömmigkeit und seiner Leiden zu Gute kömmt; weil er in den Rifs tritt Ezech. XXII, 30. und so bewerkstelligt, was Jerem. XV, 1. weder Moses noch Samuel, noch Ezech. XIV, 14., Noah, Daniel und Hiob zu ihun vermöchten, nemlich Vs. 5., dafs Israel mit Gott versöhnt wird, weil Gott den frommen Dulder auf diese Art belohnen will, und auf diese Art auch die Erlösung von Israel vermittelt-, vermittelt, dafs Gott nun den Cyrus sendet, Babel zu stürzen und Israel zu befreien. Von diesem Leidenden heifsl es ferner, er sterbe und lebe wieder auf. In diesem Ausspruche, den ich mit H e n g s t e n b e r g und R e i n k e wörtlich nehme, linde ich das höchste, das die hebräische Profetie je aussprach, und einen Glauben, der alle bisherigen Schranken des religiösen Bewufstseins der Hebräer in Bezug auf die Lehre von der Unsterblichkeit durchbricht, aber LXVI, 24. ein Analogon hat. GewiCs nemlich dachte sich der Profet die Leichen der getödteten mit EmpGndung begabt, wie auch K n o b e l z. d. St. und O e h l e r , V. T. sententia de rebus po»t mortem futuris, pag. 29 und 52 annehmen. Er glaubte also, dafs der Mensch auch nach dem Tode noch einigermafsen fortlebe, oder doch, dafs Jehova diese Sünder zu bestimmten Zwecken fortleben lasse, auch nach ihrem Tode, und gleich wie diese Sünder auch nach ihrem Tode fortleben müssen auf dieser Erde und Qual dulden, dafs sich jedermann weide an ihrem Beispiel, so erweckt Jehova den frommen Dulder zu einem glücklichen Leben, aber auch wieder auf dieser Erde, O e h l e r , 1. 1. pag.47, in welchem er sich des höchsten Ansehens erfreuen darf, weil er in hohen Ehren ist bei seinem so hoch geehrten und mächtigen Volke; man vergl. K n o b e l z. u. St. und über Israels Ansehen L1V, 15 — 17. XLV, 14.
106 X L 1 X , 7. 23., so dafs wir hier ungefehr dasselbe treffen wie Daniel XII, 2. Dafs eine Vorstellung, wie wir sie nach dieser Auffassung hier treffen, den religiösen Anschauungen der Hebräer in den letzten Zeiten des Exils auch sonst analog sei, haben deutlich gezeigt v. C ö l l n , Dogin. I. pag. 217, H ä v e r n i c k , Komm, zum Ezechiel pag. 580, D e h l e r , 1. 1. pag. 45, B ö ' t l c h e r , de inferis pag. 224. B . Jesajas X X I V — X X V I I . Dieselben Ideen wie X L — L X V I treffen wir wieder in dem wohl nicht viel spätem Abschnitte Jesaj. X X I V — X X V I I , nur mit dem Unterschiede, dafs gar keine Hoffnung an irgend eine Persönlichkeit, irgend ein bestimmtes Individuum angeknüpft wird, auch weil der Verfasser dieses Abschnittes in Palästina lebte, er die in Aegypten lebenden Hebräer mehr hervorhebt als sein Vorgänger. Die Hauptgedanken unsers Abschnittes sind kurz folgende: 1) Jehova führt durch seine Macht, vermittelst welcher er Babel stürzt, sein durch die Strafe des Exils gesühntes Volk, X X V I I , 9., aus demselben in sein Land zurück, X X V I I , 12. 13. 2 ) Versöhnt aber werden blofs die Frommen, XXIV, 16., XXVI, 2. 7., die beharrlich Bösen straft Feuer Gottes, XXVI, 10. 11., alle Frommen aber, sogar die Verstorbenen, die zum neuen Leben auferstehen, haben auch am neuen Gottesstaate Theil, XXVI, 19. 3 ) Von den in ihr Land zurückgekehrten Israeliten wird nur Jehova verehrt, XXVI, 13., und alle Symbole des Götzendienstes vernichtet, XXVII, 9. 4) Dann herrscht Jehova wieder auf Zion, Hingeben von den ältesten seines Volkes, die, wie in der alten Zeit vor der Einführung der Königswürde, die Führer des Volkes sind. 5) Aber auch alle andern Völker, die Gottes Gerichte geschaut, und daraus sowohl seine Macht als seine Gerechtigkeit ersehen, lernen nun ebenfalls Gerechtigkeit und bekennen sich zu seinem Dienste, XXVI, 9.; er aber veranstaltet ihnen dafür herrlichen Genufs, XXV, 6 — 8. 6) Die noch etwa feindseligen Völker, wie z. B. Moab, demüthigt Jehova XXV, 10—12. W i r Gnden in unserm Abschnitte allerdings keine weitere Ausbildung der Jesaj. X L — L X V I . enthaltenen Gedanken, jedoch sind dieselben schon fester im Bewußtsein gewurzelt, was namentlich die Lehre von der Auferstehung zeigt, denn
107 des Gegensatzes XXVI, 14. wegen darf Vs. 19. Dicht blofs bildlich verstanden w e r d e n , worauf schon O e h l e r , 1. 1. pag. 49, aufmerksam machte, und was LIII. durch die göttliche Gnade blofs dein frömmsten Dulder zu Theil werden soll, das wird hier von allen Frommen erwartet, ferner trägt XXV, 6 — 8. auf alle Jehovaverehrer aus allen Nationen ü b e r , was LXV, 13. nur den frommen Israeliten gilt, auch dürften wohl die letzten W o r t e von XXVI, 11. eine Hinweisung auf LXVI, 24. enthalten. C. Die noch übrige Stelle des Buches J e s a j a , in der Babels Sturz und Israels Befreiung und Glück geweissagt wird, XIII—XIV, 23., enthält in Bezug auf den neuen Staat nichts neues, doch verkündet auch dieser Abschnitt, XIV, 1., den Anschlufs Fremder an Israel; und eben so wenig treffen wir in der Schilderung des zukünftigen Glückes der Israeliten XXXV. Gedanken, die sich nicht schon X L — L X V I gefunden. Auch Jerem. L , LI. finden wir nur die schon Jesaj. X L — LXVI. weiter ausgeführten Gedanken. Gott läfst Babel fallen, weil sie sich erhob in ihrem Uebermuthe, seinen Namen höhnte und Israel mifshandelle, L , 11. 29., Jehova aber sich als den starken und mächtigen zeigen mufs, der sein Volk befreien kann, L, 33., und seine Uebermacht Uber die Götzen darthun will, LI, 19. Damit aber Israel erlöst werden k a n n , verzeiht ihm Gott seine S ü n d e n , L , 20., d. h. der Profet erklärt sich den Fall Babels, durch den die Befreiung Israels möglich wird, daraus, dafs Israel nun lange genug Strafe erduldet, und ihm nun Jehova aus Gnaden seine Sünden verzeihe, somit erscheint Israel als gerechtfertigt von Gott, wodurch seine Beglückung vermittelt wird, und kann die Thaten Gottes rühmend erzähl e n , LI, 10. In Bezug auf die Heiden, ihren Anschlufs an Israel und ihre Bekehrung zu Jehova ist hier nichts geweissagt. Wenn sich auch in diesen 3 Abschnitten die Verfasser kaum über die Ankündigung der Erlösung Israels erheben, gegen welche alles andere in Hintergrund tritt, so weissagt doch Jerem. L , 20. deutlich die Entsündigung des Volkes, in welchem Ausspruche ich ein Eingehen in dieselben Gedanken Jes. X L — L X V I finde, welche also damals schon feste W u r zeln gefafst haben müssen. Beachtung hingegen verdient, dafs
108 a u c h diese S t e l l e n n i r g e n d s eines K ö n i g s e r w ä h n e n ,
d e r den
n e u e n S t a a t b e h e r r s c h e n s o l l , w o r i n ich eine B e s t ä t i g u n g der oben a u s g e s p r o c h e n e n Ansicht
finde,
d a f s a u c h der V e r f a s s e r
von J e s . X L — L X V I . keines solchen g e d e n k e . §• 22. Die Benützung von Jesajas 40—66 im N. T. D a f s vieles a u s d i e s e m herrlichen Abschnitt im IN. T .
be-
nutzt w e r d e n konnte, sieht j e d e r m a n n e i n , und so w i r d denn a u c h 1. P e t r . 11, ' 2 4 . 2 5 . frei J e s a j . L1II, 5. 6. a n g e w a n d t und mit W o r t e n d i e s e r V e r s e die e r l ö s e n d e Thätigkeit Christi d a r gestellt.
Dazu
wird
wohl n i e m a n d d e m
Apostel d a s
Recht
streitig m a c h e n , u n d eben s o w e n i g wird man dem J o h a n n e s d e m T ä u f e r , w e n n er J e s u m d a s L a m m G o t t e s nennt, das der W e l t S ü n d e t r ä g t , a b s t r e i t e n , dafs er d u r c h dieselbe alttestamenlliclie S t e l l e v e r a n l a f s t w o r d e n Heilandes gerade
auf diese Art
h a n n e s in die N a t u r und d a s
sei,
die W i r k s a m k e i t
zu schildern. Wesen
des
Dafs aber J o -
des Wirkens J e s u
so
tiefe B l i c k e g e t h a n , kann uns nicht b e f r e m d e n , da wir j a s e hen, w i e s c h o n im A. T . d a s R e i c h G o t t e s i m m e r mehr g e i s t i g a u f g e f a f s t w u r d e und auch die letzten Profeten des alten B u n d e s mehr nur die g e i s t i g e W i r k s a m k e i t der G e s a n d t e n hervorheben,
Gottes
und die O f f e n b a r u n g des Messias oder des R e i -
c h e s G o t t e s , d e r s c h ö n e n Z e i t , deren sich die Menschheit erfreuen w i r d , i m m e r
mehr mit der innern U m w a n d l u n g d e r -
s e l b e n und d e r V e r g e b u n g der S ü n d e n in V e r b i n d u n g setzen. A u c h die Matth. VIII, 17. g e m a c h t e A n w e n d u n g unserer S t e l l e ist a u s
lief
christlichem B e w u f s t s e i n
entsprungen,
uns gleich j e t z t nicht m e h r g a n z richtig erscheint.
wenn Jesus
sie war
d e m E v a n g e l i s t e n der Messias, der Heiland, der Hersteller einer g l ä n z e n d e n Z e i t , d e s alten B u n d e s
in der sich alle s c h ö n e n
Verheissungen
e r w a h r e n und die Menschheit mit Gott
inniger V e r b i n d u n g
stehen sollte.
Was
Gottes g e g o l t e n , wird w e g g e n o m m e n , der W e l t , denn i m R e i c h e
der G n a d e
bis
in
dahin als S t r a f e
wird weggeschafft aus giebt es keine S t r a f e
m e h r , die K r a n k h e i t e n a b e r erscheinen n a c h der A n s c h a u u n g s w e i s e d e s A. T .
als S t r a f e , L e v i l . X X V I , 16., DeuU XXV11I,
21. 2 2 . , also m ü s s e n a u c h sie im R e i c h e des Messias aufhören,
109 werden von Christus hinweggenommen. Auch die Benützung von Jes. LIII, I . , Joh.XII, 38., Rom. X, 17. hat ihren guten Grund. Was die Zeitgenossen des Pro feien verhinderte, seinen Worten zu glauben, trat auch dem Glauben an das Evangelium entgegen, es war beidemale Stolz und fleischlicherSinn, und so wurde in Christi Zeit, und nach ihm, und wird noch heutzutage, wo immer dieselbe GeistesbeschafTenheit vom Evangelium abführt, der Ausspruch des Profeten erfüllt. Er zeigt sich immer noch als wahr, weil er zeigt, dafs zum Glauben auch innere Empfänglichkeit nöthig sei. Wer wird auch nicht gerne zugeben, dafs Jes. L X , 1. erst in Christo, vgl. Luc. IV, 21., seine vollkommene Erfüllung gefunden habe! W a s jeder Profei als Abgesandter Gottes von sich sagen konnte, pafst doch am vollendetsten auf den Gesandten, dessen Auftreten und dessen Wirksamkeit die ganze A. Testamentliche Zeit vorbereitete! Eben so wenig wird jemand dem Herrn das Recht bestreiten, den ganzen Abschnitt Jesaj. LH. u. LIII. auf sich beziehen zu können, wie er es am Ende seiner irdischen Laufbahn thut, Luc. XXII, 37., vgl. Marc. XX, 28. Es war ja sein ganzes Wirken dem Geiste dieses Abschnittes gemäfs, und es ging ja aus seinem Tode das Heil der Welt hervor; auch kann nicht auffallen, dafs was der Heiland bei Lucas allgemein gehalten sagt, Marc. XV, 28., (wenn die Stelle acht ist) auf einen bestimmten Vorfall des Leidens Christi anwendet, wird doch dadurch die Erfüllung der Weissagung erst recht anschaulich gemacht! §. 23. Die messianischen Weissagungen der Psalmen.
Auch in den Psalmen treffen wir Lieder a n , die aussagen, dafs aus den Leiden eines Frommen Ileil für viele hervorgehe. Aber der Gedanke, der diesen Liedern zu Grunde liegt, ist doch wesentlich von dem Jes. LH, 12 — LIII. ausgesprochnen verschieden, denn nirgends findet sich in den Psalmen der Gedanke oder die Ansicht, dafs die Frömmigkeit, oder überhaupt die Art und Weise, die Geduld, mit der einer leidet, andern zu Gute komme, nirgends wird von einem Leidenden gesagt iraVr ncra liege auf ihm. Im Gegentheil unterziehen
110 sich in den P s a l m e n die L e i d e n d e n nur ungern und g e z w u n g e n ihren Leiden, sie tragen dieselben nicht geduldig und können nicht b e g r e i f e n ,
w a r u m sie G o t t leiden lasse (nur die L e i d e n
des Exils w e r d e n als selbstverschuldete anerkannt), darum
fle-
hen sie auch uin Befreiung und Erlösung von ihrem U n g l ü c k e , und n u r aus ihrer Erlösung geht Heil hervor. erscheint
als ein B e w e i s
Die
Erlösung
der Macht G o t t e s , und eben
diese,
die sich bei der Erlösung der L e i d e n d e n gezeigt, führt andre, seien es nun Volksgenossen, seien es A n g e h ö r i g e andrer N a tionen, zur V e r e h r u n g J e h o v a s ; und somit treffen w i r in den Psalmen
nur denselben Gedanken
wieder,
den w i r
bei
den
P r o f e t e n , von Michas und Jesajas Z e i t a n , angetroffen, denen ja auch die wunderbare Befreiung
Israels aus feindlicher U n -
terdrückung, v e r m ö g e der dadurch gezeigten Macht Gottes, das Mittel ist, die N a t i o n e n alle zur V e r e h r u n g des wahren Gottes zu bekehren. mehr.
Micha V , 15—17.
Jesaj. X L V ,
1—7. u. a. S t .
S o auch Ps. X V I I I , 47 u. ff. Stark tritt hingegen
in den Psalmen
der Gedanke
hervor,
dafs noch
auch
einmal
alle
W e l t Jehova verehren w e r d e , und z w a r w i r d derselbe manchmal ohne „Wie"
weitre
Vermittlung
ausgesprochen,
ohne
näher bestimmt w i r d , so z. B . Ps. L X V I
dafs das u. L X V I I ,
öfters aber ist auch das „ W i e " angegeben, und g e w ö h n l i c h ist die Ursache der Bekehrung vieler, die wunderbare des gesammten
Israels
Errettung
aus der Knechtschaft der F e i n d e ,
so
P s . L X X X I I I , L X VIII, oder eines einzelnen aus seinein Elend oder von seinen Drängern und W i d e r s a c h e r n , LXIX,
w i e Ps. X X I I ,
CXLII.
Immer
ist a l s o , w a s die Bekehrung
der Heiden
bewirkt,
ein B e w e i s der Macht Gottes, und sollte nicht die Befreiung Israels, oder seine Erhebung als Volk Gottes über alle N a t i o nen, und die dadurch anschaulich g e w o r d e n e Macht des Gottes Israels das Mittelglied sein, das auch den einzelnen veranlassen konnte, seine e i g n e Erlösung Verbreitung
der w a h r e n
als W e r k z e u g
Religion
oder
anzusehen?
Mittel
Dafs
der
dieses
wenigstens in einzelnen Fällen geschehen k o n n t e , w i r d niemand in A b r e d e stellen, besonders w e n n etwa die L e i d e n o d e r das Elend
des D u l d e r s
durch seine
Jehova veranlagst w u r d e n ,
treue Anhänglichkeit
und er sich
an
eben d e f s w e g e n dein
111 Spotte und den Verfolgungen der Götzendiener, in deren Mitte er lebte, ausgesetzt sah; denn in diesem Falle sind in ihm die Hoffnungen der Nation verwirklicht, und was von ihr gilt, bezieht der Dulder auf sich. Seine Erlösung ist auch die Israels und ein Beweis der Macht seines Gottes und seiner Sorge für sein Volk. Indessen, wenn ein solcher Frommer auch in Mitten seiner Landsleule und durch sie litt, und Götzendiener bei seinen Leiden ganz unbelheiligt waren, so konnte er doch die Hoffnung aussprechen, dafs aus seinen Leiden nicht nur für seine Nation, sondern auch für die Heiden Heil hervorgehen werde, zunächst allerdings für seine eigne Nation, welche seine Errettung schaute, dann aber auch für andre, weil ein frommer Hebräer sich das Bewufstsein ausbildete, die Jehovareligion müsse noch Wellreligion werden, und was die Hebräer selbst unmittelbar im Glauben an Gott befestige, und sie, vermöge ihres erstarkten Glaubens zu höherem Glücke befähige, habe auch auf die Heiden Einflufs. Die Vorstellung gestaltete sich vielleicht auch so, dafs angenommen wurde, die Errettung, die dem Leidenden zutheil werde, gelte selbst in den Augen seiner Landsleute für so wunderbar, dafs sie derselben immer selbst vor den einmal bekehrten Heiden gedenken und Gottes Macht preisend dieselbe erzählen. Auf einen Kausalnexus, wie er Jes. LIII. statt findet, dafs das Leiden des Dulders wegen seines Gehorsams als solchen auf andre Einflufs habe und ihnen zu Gute komme, wird nirgends hingewiesen, lind der Nexus zwischen dem Leiden eines Frommen und der Bekehrung der Heiden oder der ungläubigen Juden kann nur so gedacht werden, dafs die Geduld oder der Glaube, mit dein einer leidet, ihn so eher der göttlichen Hülfe theilhaftig werden lassen, während ein Gottloser dieselbe nie erlangen konnte, und s o , aber n u r s o kann allerdings in den Psalmen sich die Anschauung finden, dafs jedes fromme, gläubige Leiden die Endzwecke Gottes, die Menschen durch die Verbreitung der wahren Religion zu beglücken, befördere. Nur auf solche Art haben wir uns gewifs die Ps. XXII, 28 u. ff. ausgesprochene Erwartung der Anerkennung Jehovas auf der ganzen Erde zu denken, wie auch H e n g s t e n b e r g ,
112 in seinem Kommentar zu diesem P s a l m , und H o f m a n n , Weissag, u. Erfüll. I. p. 158, erklären. Denselben Gedanken treffen wir auch Ps. LVII, L X I X , L X X X V I . u. a. m., und eben in diesem Gedanken liegt das messianische dieser P s a l m e n . Aber nicht darin, dafs Ps. XXII. von einem Vertheilen der Kleider des Leidenden die R e d e , denn dies w a r von j e h e r morgenländische Sitte, die sich bis auf unsre Zeit erhalten hat; wie aus W e l l s t e d t ' s Reisen nach der Sladt der Chalifen, deutsch pag. 314 erhellt. Auch in Ps. XVI. kann ich n u r die Aeufserung eines festen Glaubens finden, vermöge dessen der f r o m m e Dichter bestimmt seine Erlösung aus der gegenwärligen Gefahr e r w a r t e t , und so durch den Glauben über das Scheol triumfirt. Ich kann nicht zugeben, dafs dieser Psalm aussage: „ T o d und Grab können überhaupt keine Macht über den mit Gott verbundnen ausüben," wie H e n g s t e n b e r g im Kommentar zu den Ps. I, p. 336 behauptet, denn tti: Vs. 11. auf das sich derselbe für seine Erklärung stützt, heifst „ d i e D a u e r , " nicht die Ewigkeit, wie es auch Ps. XIII, 2. Hab. I, 4. J e r e m . XV, 18. vorkömmt, so dafs gewifs in dieser Stelle n u r der Gedanke liegt, bleibend, d. h. so lang ich lebe, darf ich mich des Glückes e r f r e u e n , wie auch H o f m a n n , 1. 1. p. 164. annimmt. §. 24. B e m e r k u n g e n über die B e n ü t z u n g e i n i g e r P s a l m e n im N . T .
Sehr schwierig scheint es mir nun allerdings, befriedigend anzugeben, wie der Evangelist Johannes X I X , 24. auf den Heiland Ps. X X I I , 19. beziehen oder anwenden konnte, da im Psalm von einem Umstände die Rede, der nicht nur mit dem N. T . in g a r keinem organischen Z u s a m m e n h a n g e , sondern in einem hlofs üufserlichen Verhältnisse steht, sondern auch noch von einem gewöhnlichen Gebrauche redet, wie gezeigt worden ist. Am besten scheint es mir, den ganzen Ideenkreis des Evangelisten, aus dem sich diese A n w e n d u n g ergab, so zu fassen: Die J ü n g e r erkennen im Heilande d e n , auf den das ganze alte T e s t a m e n t hinzielt, der ausführen soll, w a s dort verkündet w i r d , die gesammle Menschheit w e r d e noch in einem Gnadenbunde mit Gott stehen; was also ausgesagt
113 wurde von einem Mitgliede oder Bürger des alten Bundes, dessen Wirken oder dessen Schicksale die Erreichung dieses Endzieles beförderten, das wurde auf den Heiland Ubergetragen. Das tiefe Leiden nun, das den Sänger des 22. Ps.ilines getroffen, und der feste Glaube, mit dem er leidet, veranlassen ihn, fest auf Errettung zu hoffen, und diese Rettung führt auch andere zu Gott. Somit sind die einzelnen Züge, mit denen er seine Leiden schildert, nicht zufällig, sondern zeigen die Tiefe desselben; und der Apostel weist nun nach, dafs dasselbe tiefe und schwere Leiden auch den Heiland betroffen, dessen Leiden noch in einem viel höheren Grade als das des altlestamentlichen Sängers mit der Beseligung der Menschheit zusammenhing. Auf der andern Seite aber kann ich durchaus nicht einsehen, wie Ps. XXII, mag"er von David herrühren oder nicht, über das alttestamentliche Bewufstsein herausgehen soll. Derselbe Ideengang hat gewifs auch den Heiland selbst veranlafst, Joh. XIII, 18., Ps. XLI, 10. auf sich zu beziehen. Er wollte dadurch andeuten, dafs er auch das schmerzlichste erdulden müsse, dafs es dem Plane Gottes ganz gemäfs sei, wenn er auf jede Art und Weise versucht und geprüft werde, weil nur Leiden eines so vielfach geprüften, und dennoch in keiner Lage seines Lebens den festen Glauben und das feste Zutrauen zu Gott verlierenden, auch andern Heil und Segen gewähren könne. Ps. XVI. konnte von den beiden Aposteln Petrus und Paulus, Apostelg. II, 22. u. ff. XUI, 34. u. ff. mit Recht auf Christum angewandt werden. Der Psalm wird in beiden Abschnitten auf die Auferstehung des Heilandes bezogen, und aus ihm dargelhan, dafs die Auferstehung Christi längst vorher verkündigt gewesen. Zu dieser Deutung des Psalmes kamen die Apostel, weil ihnen der Heiland der war, der über Todte und Lebendige herrscht, Rom. XIV, 9., der über Leben und Tod Macht hat, wie er von sich selbst Joh. X, 18. Zeugnifs ablegt, und der eben darum auch nicht vom Tode gehalten, d. h. im Grabe nicht bleiben kann, denn er kam ja zu herrschen über Lebendige und Todte. Wie der Fromme des alten Bundes durch seinen Glauben und die ihm dadurch ge8
114 w o r d e n e göttliche Kraft und Hülfe die ihm bevorstehende Todesgefahr überwand und siegreicli aus ihm hervorging, so besiegte der Heiland durch die ihm inwohnende Kraft den T o d selbst; wie der Tod, die Folge der Sünde, von den F r o m men nur in einzelnen Fällen überwunden w u r d e , weil sie auch oft der S ü n d e wieder unterlagen, so besiegte der Versöhner des Menschengeschlechts, der ohne Sünde w a r und alle Siinde w e g n a h m , den Tod für immer. So treffen wir dasselbe Vcrhältnifs der altteslamenllichen Stelle zum N. T . , das wir zwischen Jesaj. L X I , 1. 2. und den W o r t e n J e s u Luc. IV, 21. wahrgenommen. Verglichen kann hier w e i d e n H o f i n a n n , Weiss, und Erfüll. II. ]>. 172 u. (T. J e d e gläubige Ahnung, jede schöne Hoffnung, zu der man sich im alten Bunde erhob, w u r d e Wahrheit im N. T. und zwar in einem noch viel vollendeteren und erhabeneren Sinne, als man es sich gedacht halte, und wenn je die Wirklichkeit mit ihren Segnungen alle E r w a r t u n g e n übertraf, so geschah dies durch das Erscheinen des Christenthums! §• 25. Die ersten Zeiten nach der R ü c k k e h r aus dein Exile.
Im ersten J a h r e der Regierung des Cyrus kehrte eine Kolonie aus dem Reiche J u d a abgeführten Hebräer in ihr Vaterland zurück. Auf ihnen ruhten die Verheissungen, die schon von Jeremias und Ezechiel zum Tröste der Exulanten waren ausgesprochen worden, und an die, während des Exiles, der Verfasser des zweiten Theils des Buches Jesajas wieder lebhaft erinnert und sie noch erhabner ausgeführt hatte, und zu deren Erfüllung auch die gütige Art und W e i s e , mit der der persische Monarch die Rückkehr gestattete, und den zuAber rückkehrenden seinen Schutz zusicherte, berechtigte. anders, als man erwartete, gestaltete sich die Lage der Dinge. Statt dafs auswärtige Völker freiwillig den Hebräern zuGelen, statt dafs den zurückgekehrten eine Periode des Glanzes zu Theil w a r d , kamen sie durch die Ränke der Sainaritaner sogar um die ihnen von Cyrus gegebenen Versprechungen, w u r d e n dadurch entmuthigt und in ihrem Glauben schwach; dazu kam noch, dafs eine mehrere J a h r e anhaltende D ü r r e Mifswachs
115 erzeugte, so dafs der Zustand der zurückgekehrten bald nichts weniger als beneidenswert) war. Darum w a r nöthig, dafs sie aufs neue aufgemuntert und in ihrem Glauben gestärkt w ü r den. So wie daher die Lage der Dinge sich wieder friedlich zu gestalten, und durch den Regierungsantritt des Darius Vorderasien beruhigt schien, so traten auch unter den zurückgekehrten wieder Profeten auf, die, getrieben vom heiligen Geiste, an die alten Verheissungen erinnerten, und im Geiste der alten Zeit wirkten. Dazu bedurfte es nun der neuen Kolonie das vorzuhalten, worin sie etwa dem Willen Gottes nicht nachgekommen, denn Gehorsam gegen Gott w a r ja von jeher unerläfsliche Bedingung des Heiles, dann sie zu erinnern, dafs sie unter besonderem, speciellem Schutze Gottes stehe, und fortbestehen müsse, damit sich seine Verheissungen erwahren können, und endlich hinzuweisen auf die Treue J e hovas, der, was er gelobt, auch werde in Erfüllung gehen lassen. Diese dreifache Art und Weise der Wirksamkeit finden wir auch bei den in dieser Periode wirkenden Profeten H a g gai und Zacharias. A. Haggai. In den Jrei Vortrügen, die Haggai an sein Volk hält, ist der erste I, 1 — 15. tadelnd, und der Profet wirft den zurückgekehrten ihre Saumseligkeit im Bau des Tempels v o r , denn er sieht in derselben theils ein Zeichen der Gleichgültigkeit der Kolonisten gegen ihre Religion und ihren Gott, theils erkennt er auch in ihr einen Mangel an Z u trauen zu Gott, als ob er nicht mächtig genug w ä r e , sein Volk gegen äussere Anfeindung zu schützen. Er weist auch darauf hin, dafs Jehova sein Mifsfallen mit dem Betragen des Volkes durch die Dürre zeige, die er über das Land verhängt habe, und bemerkt, dafs man sich sein Wohlgefallen nur durch das eifrige Betreiben des Tempelbaus wieder erwerben könne. Kaum aber hatte diese Anrede ihre Wirkung gethan, kaum war das Volk und seine Obern durch sie zur Erfüllung ihrer Pflichten bewogen worden, so durfte der Profet auch wieder Trost und Muth einsprechen, und dem Volke II, I — 9 . ankündigen, die alten Weissagungen von der Bekehrung aller Völker zu Jehova, und vom Glücke, das dann den Hebräern zu Theil werde, würden gewifs und bald in Erfüllung gehen, so
8*
116 wie er auch II, 10 — 19. eine schöne und fruchlbare Zeil weissagt, worauf er zum Schlüsse, 20 — 2 3 . , noch jener schon angekündigten Verherrlichung Jehovas unter allen Völkern gedenkt, und zur Erläuterung derselben näher bestimmt, w o durch sie vermittelt w e r d e ; und indem so Haggai auf die T r e u e Gottes hinweist, d e r , was er verheissen, in Erfüllung gehen lasse, macht er zugleich aufmerksam auf das, w a s dem Volke zu tliun obliegt, damit sich die Gnade Gottes an ihm kund tliun könne. Betrachten wir nun die Stellen n ä h e r , in denen Haggai die Verherrlichung J e h o v a s und die Ausbreitung seines Dienstes weissagt. Hier ist besonders 11, 6 — 9. zu berücksichtigen. Nachdem der Profet im zunächst vorhergehenden das Volk und seine Oberen aufgefordert hatte, getrost zu sein, weil Jehova mit ihnen sein wolle, sobald sie nur seinen Willen ihun, fahrt er fort: 6. Noch ein klein w e n i g , so bewege ich Himmel und Erde, und das Meer und das Trockene. ?. Und ich bewege alle Völker und dann kommt die Herrlichkeit aller Völker, und ich erfülle dieses Haus mit Ehre, spricht J e h o v a der Heerschaaren. 8. Mein ist das Silber und mein ist das Gold, ist der Ausspruch Jehova Zebaoths. 9. Gröfser wird sein die Herrlichkeit dieses zweiten Tempels, als die des ersten, spricht J e h o v a der Heerschaaren; und an dieser Stätte will ich Heil schaffen. Wir wollen uns hier beim einzelnen nicht weiter aufhalten , und nicht über die Auffassung der W o r t e s^isn Va trran streiten; denn da mit Recht die Erklärung vom Messias von allen neuern Interperten zurückgewiesen wird, so ist der Hauptsinn dieser W o r t e derselbe, mag man sie durch „Auswahl" oder „ H e r r l i c h k e i t " gleich Schätze oder Weihgeschenke der Völker erklären. D o c h neige ich mich zur zweiten Erklärung hin, weil sie mir zu Vs. 8. besser zu passen scheint, da dieser V e r s offenbar die Aussage des vorigen begründen soll. Ebenso bleibt der Hauptsinn derselbe, ob man •¡•nrwn auf n s s oder rva bezieht; das was uns hier besonders berührt, ist die Erklärung, von «J'J-IO und TOS-«. Diese giebt nun der Profet selbst Vs. 21. 22. Ich bewege Himmel und E r d e , und stürze um den Thron der Königreiche, und vernichte die Macht der König-
117 reiche der Völker, und stürze um Wagen und Reiter und dann fallen Rosse und Reiter, einer durch des andern Schwerd. Hier kann nun der Sinn kein anderer sein als: Gott lafst die Heiden sich selbst in gegenseitigen Kriegen vernichten, die Macht der jetzt das Volk Gottes drückenden Heiden soll zu Grunde gehen, aber Vs. 23. den Serubabel hält Gott werth, und hütet ihn wie einen Siegelring, denn ihn hat er erwählt, d. h. während die jetzt mächtigen Reiche durch die Führungen Gottes untergehen, blüht der jüdische Staat unter Serubabels Leitung und seine angehörigen sind sich des besondern Schutzes Gottes bewufst. Dafs dieses der Sinn des letzten Verses sei, ist allgemein zugegeben. Berücksichtigen wir nun diese vom Profeten selbst gegebene Erklärung, und stellen wir Vs. 21 — 23. mit 6. 7. zusammen, so ist es die Macht Gottes, deutlich sichtbar im wunderbaren Schutze, den er seinem Volke angedeihen lafst, die die Völker zur Verehrung Jehovas führt; die Ursache ist, dafs sie mit den herrlichsten Weihgeschenken zu seinem Tempel wallfahrten. Die Folge davon ist, dafs überall Friede herrscht; Jehova, überall verehrt, gebietet dann Friede, Heil nm cipns an diesem Orte, d. h. von diesem Orte, seinem Tempel aus; denn alle Kriege sollen ja nur die Heiden zu Gott führen, und hören auf, so wie ihr Zweck erreicht ist. Wir haben allerdings die Ansicht, die Macht Jehovas sei Ursache, dafs ihm einmal alle Völker dienen, schon öfter gefunden. Haggai nimmt sie aber aufs neue auf, und festhaltend an den Weissagungen der früheren Profeten, dafs einmal alle Heiden Jehovas Macht anerkennen w e r d e n , trägt er diesen Glauben auf die Zeiten des neuen Tempels über, und ermulhigt dadurch sein Volk, das, wenn auch jetzt in gedrückter Lage, doch immer das Bewufslsein in sich tragen soll, es dürfte nicht untergehen, sondern stehe unter Gottes besonderem Schutze; denn von seinem Dasein hängt die Verbreitung der wahren Religion a b , ja ist dazu das einzige Mittel. Dafür, dafs Haggai von diesem Glauben durchdrungen w a r , zeugt, dafs er die Verbreitung der wahren Religion in kurzer Zeit erwartete, wie aus der Vergleichung von II, 6. und 23. hervorgeht; und wenn er sich auch hierin täuschte, und die obige Idee zu sehr die Form der Zeit annahm, so ist doch seine
118 fesle Ueberzeugung, dafs, w a s geweissagt wordeil, sich erw a h r e n m ü s s e , ein Beweis seines Glaubens und des höhern B e w u ß t s e i n s , das im G e m ü l h e der frömmern Glieder des Volkes Gottes wohnte. Historisches Substrat zu dieser Form der Weissagung mögen die Unruhen dargeboten h a b e n , die in den ersten J a h r e n des Darius, nach längerer Vorbereitung, Herod. III, 105., namentlich in den östlichen und nördlichen Provinzen des persischen Reichs ausbrachen-, und die auch zur Erklärung von Zach. IV, 8. dienen. Die persischen Keilschriften von B e n f e y p. 14. B. Zacharias I — VIII. Kurze Zeit nach der ersten Trostr e d e des Profeten Haggai trat auch Zacharias als Profet auf, und zwar zuerst nur mit einer kurzen Anrede an sein Volk. In dieser schliefst er sich an Haggai an, und sichert der neuen Kolonie im Falle des Gehorsams gegen J e h o v a auch den Schutz desselben zu. Drei Monate s p ä t e r , also zwei Monate n a c h Haggais zweiter Rede entwickelte er den Gedanken, der diesem kurzen Vortrage zu Grunde liegt, in mehreren Visionen, in welchen er zuerst seinem Volke und der Stadt J e r u salem Ruhe, Glück und R u h m verkündet, und weissagt, Gott w e r d e sich des Landes und der Stadt wieder annehmen, und wieder in Israels Mitte weilen, I , 16. 17. II, 14 — 1 6 . Die Nationen a b e r , die jetzt Jerusalem bedrängten, sollen u n t e r worfen werden, I, 15. II, 13., und dann mit dem Volke Gottes zu einem Volke verschmelzen, oder doch auch J e h o v a s Volk w e r d e n , II, 15. Diese U n t e r w e r f u n g der Heiden dachte sich der Profet durch die Allmacht Gottes vermittelt, wie Haggai die Kriege darstellt, in denen sich die mächtigen Völker selbst gegenseitig s c h w ä c h e n , und vielleicht nimmt Zacharia sogar auf jene W e i s s a g u n g Rücksicht, und die Folge der von J e h o v a ü b e r die Heiden verhängten Gerichte, während welcher das Volk J e h o v a s Gottes besondern Schulz sichtlich erfährt, ist im Geiste des Profeten gewifs auch Ursache, dafs alle Völker sich alsdann zur V e r e h r u n g Jehovas bekennen, so wie er auch zwei J a h r e später das Glück, das Jehova der neuen Kolonie im Falle frommen Verhaltens zuthcilt, als das Mittel ansieht, das selbst grofse und mächtige Völker zu Jehova hinführt und sie den Schulz der Hebräer oder doch Anschlufs an sie su-
119 chen läfst, VIII, 20 u. ff. Neu scheint hier, dafs auch von den Heiden es II, 15. lieifsl zsb r m , welchen Worten zufolge sie ziemlich in dasselbe Verhältnifs zu Gott treten wie die Hebräer selbst, ohne dafs damit gesagt ist, sie werden auch ihr eigentümliches Volksleben ganz nach dem der Hebräer modeln. Hierin erkennen wir den höhern Schwung und die Ausbildung der Idee der Verbreitung der wahren Religion, die schon durch den Verfasser von Jes. 40 — 66. vorbereitet wurde, welchen Zacharias auch sonst nachahmt. Solche Zeiten des Glanzes konnten Haggai und Zacharia weissagen, weil damals, wie der wiederbegonnene Tempelbau zeigte, wieder religiöses Streben in Juda herrschte, und die Mitglieder der neuen Kolonie, wenigstens in dieser Beziehung, ihren Eifer für Gottes F^hre an den Tag legten, und somit die Profeten zu schönen Hoffnungen für die Zukunft berechtigten. Hatte nun Zacharias bis dahin, im Eingange und den drei ersten Visionen, die erste Trostrede des Haggai ausgeführt und ausgeniahlt, so führt er in den beiden folgenden, III, IV, den Hag. II, 23. nur kurz ausgesprochenen Gedanken weiter aus und zeigt, dafs Jehova insbesondere die Vorsteher der neuen Kolonie seines speciellen Schutzes versichert. Dieses soll die 4te und 5le Vision darthun, von denen sich die erstere vorzugsweise auf den Hohenpriester Josua, die zweite auf Serubabel bezieht. Der Hohepriester erscheint als einer, der der Gnade des Herrn versichert wird und als ein Feuerbrand, der mit Mühe und nur durch die Gnade Gottes gerettet, auch in Zukunft so lange durch sie beschützt wird, als er sich bestrebt, den Geboten Gottes nachzukommen und die Pflichten seines Amtes zu üben. Das ist auf jeden Fall der Hauptsinn der Vision, auf den am Ende alles herausläuft. Es fragt sich nun, worin die Gebote und Wege Gottes bestehen? b u j , III, 7., sollen die frühern, allgemeinern Worte erläutern, das ist klar, und somit ist gesagt, dafs der Hohepriester die Verwaltung des Hauses Gottes, des Tempels, im Sinne Jehovas zu besorgen habe. Daraus folgt, dafs er sich auch für den Bau des Tempels zu verwenden und das Volk dazu aufzumuntern hat, was übrigens nicht nur aus Vs. 9., sondern auch aus der folgenden Vision klar ist; und darum versichert Jehova auch Vs. 9., der Bau des
120 Tempels stehe unter seinem besondern Schutze. Dieser Vers nemlich scheint mir am besten vom Baue des Tempels gedeutet zu werden, wie auch H o f m a n n , Weissagung und Erfüllung I, pag. 341, unsere Stelle versteht, und ich erkläre nach ihm und mit Berufung auf Genes. XXXI, 45., Levit. XX, 2. "pt«n kollectivisch: „siehe das Gestein (die Steine), welches ich vor Josua gelegt, auf jeden einzelnen Stein sind 7 Augen gerichtet, und ich selbst behaue jeden und schaffe weg die Schuld dieses Landes an einem Tage." Erkliirt man so, wie schon H o f m a n n gelhan, und wie man meines Erachtens wegen IV, 10. erklären mufs, so ist auch gesagt, wie wir Vs. 8. zu denken haben. Der Hauptgedanke der ganzen Vision ist: wenn der Hohepriester eifrig den Tempel fortbaue, dürfe er auch des göttlichen Schutzes versichert sein, und zum Bau will Jehova selbst mithelfen. Dieses sagt Jehova, den Josua zu stärken und aufzumuntern, aber er fügt noch bei, Josua und seine Genossen seien nsia -e:«. Hier ist nun gleichgültig, wer die c s i des Josua sind, ob Priester oder Volksoberste, und es wird auch wohl schwerlich mehr auszumachen sein, gewife sind es seine Genossen am Tempelbau, und auf jeden Fall ist festzuhalten, dafs die Anrede an Josua in die Aussage von ihm übergegangen, die hier sowohl ihn als seine Freunde einschliefst. Wofür sind nun die Genossen des J o sua nfra itfe«? Zugestandener Mafsen für das Auftreten des rms. Von diesem nox redet nun unser Profet auch VI, 12. und sagt von ihm insbesondere und zuerst Sa-n rw also sind Josua und seine Gefährten eben dadurch TETQ oder Vorbild des rrax, oder Messias, dafs sie den Tempel bauen, d. h. dafs sie jetzt das thun, was Gott verlangt, was er als einen Beweis des Gehorsams gegen ihn ansieht. Darum stehen sie auch unter Gottes besonderem Schutze und das so gehorsame Volk erhält die Verheissung, dafs ihm Jehova seine Sünden vergeben werde. Fassen wir nun alles zusammen, so wird Josua, damit er in der Ausführung seines Beginnens nicht ermatte , dazu angetrieben durch das Versprechen, dafs ihn Gott immer schützen wolle, Vs. 7., was dann nach den Bedürfnissen der damaligen Zeit, Vs. 8. u. ff., näher bestimmt wird; dadurch, dafs Josua und seine Genossen Vorbilder seien, die sich einer messianischcn Thätigkeit erfreuen dürfen; denn sie
121 bauen ja den neuen Tempel, in dem noch alle Völker anbeten werden, Hag. II, 9.; da£s der Messias bald kommen werde, dafs Jehova den Bau des Tempels auf alle Weise fördern, dein Volke alle Sünde verzeihen und es wieder beglücken wolle. Also: wenn die neue Kolonie und ihre Vorsteher Gott treu bleiben und nicht rauthlos werden, läfst Jehova auch den Messias und die mit ihm verheissene, selige Zeit kommen. Die folgende Vision hat denselben Zweck. N u r wird IV. statt des Josua, mehr Serubabel, der weltliche Vorsteher hervorgehoben und ihm bedeutet, dafs, wenn er Gott allein immer die Ehre gebe, nur von seinem Geiste und seiner Kraft getrieben handle, werde auch der Bau des Tempels durch ihn vollendet werden, Jehova werde alle Hindernisse schon wegzuräumen wissen, denn seine Augen schauen alles. Fragen wir nun nach den Zeitumständen, die gerade diese Form der Visionen veranlassten, so finde ich sie in dem was Esra V. erzählt wird. Der Profet will seine Stammsgenossen, die durch die persischen Satrapen wohl eingeschüchtert worden, ermuntern im Bau des Tempels fortzufahren, und namentlich wollte er die beiden Vorsteher, die natürlich zunächst dabei betheiligt waren und am meisten dabei Gefahr liefen, des göttlichen Schutzes versichern, und zeigen, dafs sie aus der am persischen Hofe gegen sie erhobenen Anklage siegreich hervorgehen würden. Die Worte n ""o, IV, 10. scheinen auf ähnliche Umstände anzuspielen, wie wir im Buche Nehemias lesen, und mit H o f m a n n , 1. 1. p. 346. ist besonders VTD N^ T r r ö BK -o r n i «Vi stark hervorzuheben. Die beiden folgenden Visionen sind mehr drohenden Inhalts. Die erste V, 1—4., in der der Profet eine fliegende Rolle schaut, mit Flüchen beschrieben, die, wie sie auf der Rolle geschrieben sind, rrraa, die Bösen in Israel treffen und sie vernichten, zeigt, dafs Jehova dieselben ausrotten will; und die zweite Vision, 5—11., sagt dasselbe unter einein andern Bilde. Der Profet sieht etwas und der mit ihm sprechende Engel erklärt ihm, das sei das Efa, das jetzt weggeschaft werde. Der Artikel ist wohl mit Beziehung auf nstiin, Vs. 8. zu erklären, — das Efa, in dem die Bosheit, die Sünde weilt; der Engel denkt schon hier an seinen Inhalt; den er auch gleich nachher kurz angiebt, wenn man cs-s zu lesen geneigt ist.
122 W i l l man die L e s a r t tsrf beibehalten, so ist das S u f f i x objektiv zu fassen, und das ist Z e i c h e n des auf sie gerichteten Gottes.
Die Bedeutung
Auges
Bild, Abbild,
mit
d e m NebenbegrifT Schicksal, scheint mir nicht hinlänglich
ge-
sichert.
Aehnlich I V , 10.
Dieses Efa mit der darin sitzenden Bosheit w i r d nun
nach Sinear geschaft, woselbst die Sünde
bleiben soll.
Also
die Sünden müssen fort aus d e m L a n d e G o l t e s , w i e die V e r gleichung
mit
der vorigen Vision z e i g t ,
ihnen
w i r d die v e r -
heissene schönere Z e i l nicht zu T h e i l , sie kehren w i e d e r zurück in das L a n d Sinear.
Denn dieses L a n d ist II, 10. das n ö r d -
liche Land, das noch jetzt die H e b r ä e r u n t e r w o r f e n hielt, und über
das,
wie
V I , 1—8.
deutlich
aussagt, der
Zorn
Gottes
ausgegossen w e r d e n soll, w i e denn überhaupt die V ö l k e r , die jetzt
noch
die Hebräer
I, 15. II, 13.
beherrschen,
Sind die Bösen
die neue K o l o n i e aus
lauter
verheissene schönere Zeit.
gestraft
ausgerottet Frommen,
werden
aus Israel, so
kömmt
sollen, besteht
auch
die
S o ergänzen sich die verschiednen
Visionen g e g e n s e i t i g sehr schön.
N a c h der kurzen A u f f o r d e -
rung I, 1 — 6 . doch j a eifrig in Gottes W e g e n zu wandeln, z e i g t der P r o f e t , dafs Israel sich gewil's des göttlichen Schutzes
er-
freuen darf, dafs Jehova das V o l k und seine V o r s t e h e r unter seinen besondern Schutz nehme, aber dafs der G e h o r s a m gen
Gott
unerläfsliche
Bedingung
dazu
sei,
und
dafs
darum die Bösen w e g g e s c h a f t und ausgerottet w e r d e n
geeben
müssen;
damit Gottes wunderbarer Schutz, das dadurch Israel zu T h e i l w e r d e n d e Glück, die Nationen alle zur V e r e h r u n g des w a h r e n Gottes führen.
D e m n a c h haben an der verheissenen s c h ö n e m
Z e i t nicht alle Israeliten nach dem Fleische Antheil, auch nicht einmal alle aus der Verbannung zurückgekehrten, sondern auch diesen steht noch eine neue Sichtung b e v o r , nur eine A u s w a h l w i r d hochbeglückt;
so dafs, w a s
w o r a u f Jes. 4 0 — 6 6 . Rücksicht deutlicher und klarer gesagt übergetragen
zuerst Ezechiel
genommen
und
auch
auf
wurde,
angedeutet, hier
noch
die neue K o l o n i e
ist.
Z u m Schlüsse Messias hin, von
weist
der P r o f e t
dessen Auftreten
noch er
bestimmt
schon III.
auf
den
gesprochen,
auf den er aber hier noch einmal zurückkömmt, und schildert zugleich
dessen Wirksamkeit.
Der Profet
erhält
den
Befehl
123 von Gott, eine Krone zu verfertigen (dafs rvnt» hier nur von einer Krone zu deuten sei, hat H e n g s t e n b e r g , Chrislol. II, p. 73 bewiesen), und sie dem Hohenpriester aufzusetzen, zum Zeichen dafür, dafs der Messias kommen werde. Dem Serubabel, obschon er aus davidischem Hause entsprossen war, konnte diese Krone weniger aufgesetzt werden, da er nicht so unmittelbar wie der Hohepriester Gottes Diener war, auch zeigt die Krönung Josuas deutlich, dafs nur die Gnade Gottes das Auftreten des Messias bewirkt, dafs dasselbe in keiner Hinsicht des Schutzes weltlicher Macht bedarf, sondern nur durch den freien Willen Gottes vermittelt wird. Der Messias wird hier rros, wie III. genannt, und von ihm heifst es vwmo tTOr. Dafs der ras Subjekt zu rras-' sein solle, scheint mir durchaus unpassend, ich kann den Worten keinen rechten Sinn beilegen, denn B u r g e r s und H o f m a n n s Deutungen sagen n u r , was jeder Israelit schon längst überzeugt war, und H e n g s i e n b e r g s Erklärung ist von H o f m a n n genügend zurückgewiesen. Auch kann doch nicht wohl von einem t t a gesagt werden: „ e r werde aus seinem Boden sprossen," das Bild oder die Ausdrucksweise wäre gewifs sehr sonderbar gewählt, besonders da rax hier nur Name ist und das eigentliche Subjekt des Satzes ist. Es mufste doch wenigstens heifsen N-a*1 ras oder der Art etwas. So bleibt keine andere Erklärung, als „unter ihm wird es sprossen," d. h. in seiner Zeit sprofst, gedeiht alles, 2. Sam. XXIII, 4., er bringt eine schönre Zeit herbei, wo er sich nur zeigt, seinen Fufs hinsetzt, ist alles glücklich; man vergl. -«Vsn^ G e n e s . X X X , 30. Da wir voraussetzen dürfen, die Bedeutung von r a s sei allgemein verständlich gewesen und jedermann habe hier an einen König gedacht, so ist klar, was ras' sagen will, und da damals der Bau des Tempels die wichtigste Angelegenheit der neuen Kolonie war, so wird auch vom Hax gesagt, er baue ihn. Eben dieser Wichtigkeit wegen werden dieselben Worte Vs. 13. wiederhohll und dann gesagt, der Messias werde in königlicher Hoheit schallen und wallen. Es fragt sich aber, wie die Worle -pa rrm u . s . w . zu erklären sind? Das Suffix in dem zweimal stehenden WDS geht auf das nächste Subjekt zurück; es kann nicht auf n u r bezogen werden, besonders da
124 der nas durch Nirti stark hervorgehoben ist, und da somit im letzten Theile unsers Verses nur Mm oder ",n3 Subjekt sein können, so mufs auch in b¡t:«3 das Suffix auf diese Worte gehen, und so ist von zwei Personen die Rede. In dieser Auffassung bestärkt mich, dafs es nicht heifst r r r r Nim, wie im Beginne des Verses, wo von der zwiefachen Wirksamkeit des Messias die Rede ist, und darum erkläre ich: und dann wird auch ein Priester da sein, und beide, der König und der Priester, werden sich zusammen berathen, wie sie dem Lande Frieden und Heil gewähren können. Der Einwurf H o f i n a n n s p. 356, der Hohepriester s t e h e vor Jehova, widerlegt sich dadurch, dafs hier nicht vom Teinpeldienste die Rede, sondern von einer Berathung. des Hohenpriesters mit dem Könige, wobei der Hohepriester wohl auf einem NCS sitzen konnte, 1. Sain. IV, 18. Das Substrat zu dieser Weissagung bot dem Profeten seine Zeit dar; wie Serubabel und Josua, so wird dereinst der Messias und der Hohepriester gemeinschaftlich zur Ehre Gottes wirken. Denkbar ist, dafs Zacharias darum dein Hohenpriester die Krone aufsetzte, weil er selbst aus prieslerlichem Geschlechte war. Ferners sagt die symbolische Handlung durchaus nicht, dafs der Messias, der erwartete König, Priester sein werde, denn in diesem Falle hätte Serubabel mit der Mütze des Hohenpriesters bekleidet werden müssen, sondern dafs der Priester König sein werde, d. h. dafs die priesterlichen Verrichtungen, die geistige Wirksamkeit in Zukunft das wichtigere sein werde; und wenn man -¡na Mini u. s. w. auf eine Person beziehen und behaupten will, der rnax werde Priester und König zugleich sein, so mufs man auch zugeben, dafs dann, dem Sinne der symbolischen Handlung geinäfs, der Messias aus der Familie Arons entsprossen würde, und seine davidische Abstammung wäre aufgegeben. Aber auch andre, fernherkommende Vs. 15., werden dann den Tempel bauen, wie schon Haggai und Zacharias auch sonst geweissagt, und diese werden sich also auch an den Messias anschliessen und den Tempel verherrlichen helfen, denn so ist wegen IV, 7. das Bauen in unserm Abschnitte zu deuten. Fassen wir nun die ganze Anschauungsweise des Zacha-
125 rias zusammen: Gott wird die, immer noch über sein Volk übermächtigen Heiden strafen, dann, nachdem sie so seine Macht erfahren, eilen sie, sich anJehova anzuschliessen, und verschmelzen mit dem Volke Gottes zu einem Volke, II, 15. VIII, 23., und helfen den Tempel bauen, dann wohnt der Herr wieder in Jerusalems Mitte, in Mitten seines Volkes, das, Juda und Israel zusammen, VIII, 13. wieder einen Staat bildet, dann tritt auch der Verheissene auf und befestigt durch sein Wirken, das VI, 13. als ein geistiges geschildert wird, den neuen Gottesstaat Aber diese schöne Zeit tritt nur dann ein, wenn die Bewohner der neuen Kolonie Gott gehorsam sind VI, 15., denn die Bösen straft Gott und rottet sie aus, aus seiner Gemeinde. Neu ist hier, dafs die Heiden ganz dem Volke Gottes beigezählt werden sollen, II, 15., eine Vorstellung, die auf Jes. 40—66 ruht und die wir auch in jenein Abschnitt getroffen, nur nicht so bestimmt, sodann erscheint VI. das Wirken des Messias, obschon der Profet ihn als König darstellt, doch mehr als ein rein geistiges, er verbreitet die wahre Religion, wirkt für das Reich Gottes, blofs durch seine treffliche, friedliche Regierung, eine Ansicht, die wir in dieser Form noch nicht getroffen. Dafs aber der Messias hier wieder als König erscheint, anders a b Jes. 40—66, kann nicht befremden, da die Verhältnisse der neuen Kolonie diese Form der ewigen Idee begünstigten. Zugleich scheint mir noch hervorgehoben werden zu müssen, dafs Zacharias, obschon er VIII, 13. von einer Wiedervereinigung Judas und Israels redet, doch nicht erwartet, die gesammte Nation, auch nicht einmal die gesammte neue Kolonie, werde an der verheissenen schönen Zeit Antheil haben, sondern auch ihr sieht noch eine Sichtung bevor. §• 26.
Längere Zeit nach der Rückkehr aus dem Exile.
Zacliar. IX—XIV.
Die von Haggai und Zacharias ausgesprochnen Verheissungen wollten nicht recht in Erfüllung gehen. Viele Exulanten blieben in ihren Wohnsitzen und statt dafs andre Nationen sich an die neue Kolonie anschlössen und sich zur Verehrung Jehovas bekannten, vermischten sich im Gegentheile selbst Obere der Kolonisten, durch Verheirathung mit
12T»
fremden Weibern, mit andern V ö l k e r n ; slnlt dafs die Schätze der Nationen als Weihgeschenke in den Tempel zu J e r u s a l e m gebracht wurden, und J e r u s a l e m grofs und reich w u r d e , blieb der Zustand des Volkes ein ärmlicher, sie fühlten sich Knechte des persischen Königs, Neh. IX, 36. 37., dem sie Steuer zahlen mufslen, die sie oft sehr drückte, wurden vielleicht auch von feindlichen Nachbarn belästigt, Nehein. IV, 1., wozu noch kam, dafs durch die Feldzüge des Kainbyses und Xerxes, Herod. VII, 7., dein jüdischen L a n d e gewifs manche Last auferlegt wurde. Das H a u s Davids, auf dem so viele Verheissungen ruhten, w a r ganz in Hintergrund getreten. Im Gegensätze zur neuen Kolonie scheinen sich Städte in der N a c h barschaft von Jerusalem unter der persischen Oberherrschaft wohl befunden zu haben. Die Fünikier, die sich den Persern freiwillig unterworfen halten, wurden von ihnen geschont, Herod. III, 19. und behielten ihre eigenen Könige bei, Herod. VIII, 07., wie auch die Karier, Herod. VIII, 87. und die Städte der Filister, Zach. IX, 5. Ueberhaupt gewannen, bei den U n ternehmungen der persischen Monarchen gegen den W e s t e n , die Seestädte am Mitlelmeer an Rinflufs und wohl auch an R e i c h t h u m , und Damaskus w a r vermuthlich der Sitz eines hohen persischen Beamten, von dem der Vorsteher der J u d e n abhing. Bei so bewandten Umständen konnte der Glaube an die T r e u e Gottes leicht wankend werden, und darum w a r es nothwendig, dafs, was Haggai und Zacharias I—VIII. geweiss a g t , weiter ausgeführt und ins Gedächtnifs zurückgerufen w u r d e , was auch Zacharias IX. X . geschieht; und zwar so, dafs zuerst den Nachbarstaaten, auf welche der Blick der J u den zunächst gerichtet war, Untergang angekündigt und dann dem jüdischen Staate D a u e r und Sicherheit geweissagt wird. Auf diese Alt fasse ich Zach. IX, 1—8. auf, denn es scheint mir nicht, dafs der Profet besondre Veranlassung halte, seinen Nachbaren zu drohen, wenigstens lesen wir bei ihm nichts d a v o n , dafs sie gegen sein Volk Feindschaft bewiesen, die doch in der Regel bei Weissagungen gegen auswärtige Völker hervorgehoben wird. Man denke an Arnos, Zefania, Jeremias und Ezechiel! Höchstens könnte man aus Vs. 2. schliessen, der Profet drohe T v r u s darum Unglück, weil sie sich selbst
127 für weise liiell und also sicli gegen Golt erhob, was der P r o f e i wohl uiil einem Seilenblick auf sein Volk aussprach, es damit auffordernd, allein Gottes Weisheit zu vertrauen, der zu seiner Zeit schon dafür sorgen w e r d e , dnfs alles in Erfüllung g e h e ; und eben weil hier mehr die allgemeine Idee o b w a l t e t , der zufolge diese Staaten untergehen müssen, ohne dafs diese Drohung durch ein spezielles Faktum veranlagst wird, sagt Vs. 7., dafs die Filister mit dem Volke Gottes ganz verschmelzen sollen, was wir gewifs auch von Dainask und T y r u s verstehen dürfen. Nachdem nun der Profet Vs. 8. nur kurz gesagt, dafs J e h o v a in dieser Zeit sein Volk zu schützen wissen werde, redet er Vs. 9. 10. Jerusalem an und erinnert an das Auftreten des verheissenen Königs, den er hier als p-nx und • P t t w , als und - m ä r V? S a n darstellt, s o i s wird hier gewifs ain besten in seiner ursprünglichen Bedeutung genommen, „einer der immer Hülfe theilhaltig wird, d. h. der Hülfe Gottes," der eben weil er p ^ s ist, auch immer der Hülfe Gottes versichert sein darf, und darum auch glücklich ist in seinem Thun, vgl. J e r e m . X X I I , 15. Ferner ist er »:s, arm, und reitet auf einem Esel, d. h. seine iiufscre Erscheinung, sein Auftreten ist nicht wie das der Könige, sein Wirken ist geistig, was Vs. 10. deutlicher aussagt, darum will Golt auch alles zum Kriege dienende W e r k z e u g wegschaffen, der von ihm unterstützte König soll blofs durch die Kraft seines W o r t e s wirken, soll die Streitigkeilen, die Kriege veranlassen könnten, friedlich beilegen und so seine Herrschaft überallhin ausdehnen. W e l c h ein Gegensatz zum Stolze und dem prachtvollen Auftreten der persischen Könige! und wie sehr pafst diese Schilderung in die Zeilen nach dem Exile! Durch Waffengewalt zu siegen, erschien als zu kühne E r w a r t u n g , mit üufserer Pracht aufzutreten, w ä r e der Armuth der schwachen Kolonie wegen unmöglich g e w e s e n , daher• erscheint der Erwartete als K3 und nV® -fin. Letztre W o r t e scheinen mir mit Rücksicht auf Micha V, 4. gewählt, zu welcher Stelle sie einen Gegensatz bilden. Bei Micha bringt der Messias auch Frieden, aber als siegreicher Held, hier durch sein W o r t , so dafs hier seine Wirksamkeit noch höher und geistiger erscheint, als selbst Jes. XI, 1 u. IT.; und durch ihn e r w a h r t sich im vollendetsten Sinne des
128 Wortes, was Ps. 72. vom Wirken des gerechten Königs erwartet wird. Es ist hier noch hervorzuheben, dafs Vs. 10. vorauszusetzen scheint, die beiden Staaten Juda und Israel würden zur Zeit des Messias wieder vereint sein. Da es sich nun so verhält, da der, der der Welt den Frieden bringt, aus der neuen Kolonie hervorgehen soll, so will sie Jehova auch vennehren, ihr zahlreiche Bürger geben, darum aucli die noch im Exile zurückgehaltnen nach Jerusalem zurückführen; er will ihnen Sieg verleihen über ihre Unterdrücker, ja selbst die jetzt so berühmten Griechen, die vielleicht eben bei Marathon gesiegt, sollen die Mitglieder des Volkes Gottes nicht davon zurückhalten können, das ihnen in Jerusalem bestimmte Glück zu geniefsen, 11 — 17. Dieser Weissagung darf man glauben, denn sie ist ausgesprochen im Namen des wahren Gottes, der nicht täuscht wie die Götzen, durch deren Verehrung Israel ins Unglück gerieth, X , 2. J a er will die Herrscher, die die Exulanten noch zurückhalten, strafen, Vs. 3. und Juda und Efraim soll mit göttlicher Hülfe ein Heldenvolk werden, und aus Ost und West ins Vaterland zurückkehren, 4 — 1 2 . Die Erwähnung Assyriens und Aegyptens ist gewifs im angegebenen Sinne zu fassen, Assyrien steht allgemein für Osten, wenn man nicht annehmen will, es stehe wie Esra VI, 22., Klagl. V, 6., ungenau. Auch sehe ich keinen Grund, der uns nöthigte, die letzten Verse ausschliefslich nur auf Efraim zu beziehen, wie H e n g s t e n b e r g thut, wenngleich Efraim in denselben hesonders berücksichtigt wird; der Blick des Profeten geht auf alle Mitglieder des Volkes Gottes. So ist der Hauptsinn von IX, X . : Die Bürger des Volkes Jehovas kehren allesammt wieder aus dem Exile zurück, und alle vereint, seien sie früher Angehörige des Reiches Juda oder Israel gewesen, bilden dann einen Staat, der sich in alle Weltgegenden ausbreitet, und in welchem nur Friede herrscht, den der verheissene König durch seine geistige Wirksamkeit vermittelt. Wenn wir nun den Inhalt von IX, X . mit den Visionen vergleichen, so entspricht derselbe ganz den günstigen I — IV. Einige Zeit später sprach der Profet XI. aus; welches die vorigen etwas modiiicirl, und dessen Hauptzweck Vs. 14.
129 angiebt. Bis dahin halte der Profet, auf die Weissagungen iiilerer Zeiten gestützt, die Wiedervereinigung Judas und Israels verkündet, auf welche auch VIII, 13. hingewiesen wird. Nun aber waren Verhältnisse eingetroffen, die die Unmöglichkeit derselben zeigten, und diese Ueberzeugung spricht der Profet hier aus, und droht dem nördlichen Theile von Palästina Unglück, weil dessen Bewohner, Ueberreste des Zehnstämmereichs, den Judäern feindlich entgegentraten. Das historische Substrat zu dieser Weissagung bildeten Verhältnisse, wie wir sie im Buche Nehemias lesen, II, 19. 20., IV, 1. u. IT. Es hatte nemlich die Bewohner von Sninarien zum tödllichen Hasse gegen die Gemeinde Gottes veranlagt, dafs ihnen ihre Bitte, sich mit derselben zu vereinigen, abgeschlagen wurde, und wenn auch im Geiste des Profeten, trotz jener Ablehnung, anfanglich der Gedanke an eine mögliche Wiedervereinigung fortlebte, und er sich dafür sogar auf VIII, 13. stützen konnte, so hielt er sie doch später für unausführbar. Dafs nun Strafe über den nördlichen Theil von Palästina einbrechen werde, sagen XI, 1—3. ganz im Allgemeinen aus. Sodann erzählt der Profet, er habe von Gott den Auftrag erhalten, die elende, von ihren Hirten ganz verwahrloste, aber auch zum Theil selbst an ihrem Elende schuldige Heerde zu hüten, denn Gott wolle nicht mehr selbst ihr Hirte sein, er müfste sie sonst ganz dahingehen, vergl. dem Gedanken nach Exod. XXXIII, 3. Z u geben mufs man hier, dafs iD5a nicht auf einen israelitischen König hinweisen m u f s , vielmehr ist -o^a der persische König. Gott müfste die Heerde dahingehen, sie uniergehen lassen und zwar nach unserer Stelle theils durch Bürgerkrieg, theils dadurch, dafs er sie ganz der Willkühr ihres Königs iiberliesse. Darum will er noch einen sichtbaren Hirten aufstellen, d. h. sein Volk durch den Profeten warnen lassen. Dieser erzählt nun, er habe die Heerde geweidet, und zwei Hirtensläbe genommen, Huld und Verbindung oder Eintracht, (Vs. 14. fordert gebieterisch diese Erklärung von c ^ s n , und weist jede andere bestimmt zurück) habe aber bald die Erfahrung gemacht, dafs mit Huld, mit liebreichen Ermahnungen nichts auszurichten sei, darum habe er den Stab Huld zerbrochen, anzuzeigen, dafs der Bund, den er mit den Heiden ( M S ) ZU Israels Schutze 9
130 geschlossen, aufgehoben sei, d. h. dafs der S c h u t z Gottes, den er ihnen im F a l l e d e s G e h o r s a m s g e g e n Gott zusicherte, dahin sei. In diesem T h u n des Profeten erkannten nur wenige F r o m m e einen göttlichen A u f t r a g ; die M a s s e blieb unbewegt. D a erkannte der P r o f e t , dafs er nichts mehr thun könne, als sich von seinem Volke l o s z u s a g e n und zerbrach darum auch den zweiten S t a b . E r e r k a n n t e , dafs weil die H e e r d e ihm nicht gehorchen, seinen Geboten nicht nachkommen wolle, sie auch keinen Antheil a m S t a a t e G o t t e s , an J u d a , mehr haben könne, die B r u d e r s c h a f t zwischen J u d a und Israel also aufgehoben w e r d e n m ü s s e , und s o die H e e r d e emilich einem ganz schlechten Hirten anheimfalle, der j e d o c h zuletzt auch seiner S t r a f e nicht entgehen w e r d e . Ist s o aufgefafst unser Kapitel im Ganzen klar, so bietet es doch im einzelnen Schwierigkeiten dar. S o verzweifle ich z. B . daran, V s . 8. über die drei Hirten sicheren Aufschlufs geben zu können. Die von H i t z i g , kl. Prof. p. 145 aufgestellte: „ i c h vernichtete die 3 Hirten, w e l c h e in einein Monat w a r e n , " ist abgesehen von allein andern schon d e s w e g e n abzuweisen, weil eben Mcnahem d a m a l s noch K ö n i g w a r ; E w a l d , „ich vernichtete in einem Monat drei H i r t e n , " inufs zu einer Hypothese seine Zuflucht n e h m e n , die nicht weiter geschichtlich begründet ist. A m besten kann ich mich noch mit der Erklärung von H e n g s t e n b e r g und U m b r e i t befreunden, weltliche Obere, Priester und Profeten, obschon die von C a l v i n , R o s e n n i i i H e r , J a h n und K ö s t e r immer noch als die natürlichste erscheint. E b e n s o gestehe ich mein U n v e r m ö g e n , Vs. 13. im Einzelnen genügend zu erklären, obschon dieser V e r s im Ganzen klar ist, = „ w i r f es w e g ! " Am meisten g e n ü g t mir hier H o f m a n n , W e i s s , und Erfüll. I. p a g . 327. Eine H i n w e i s u n g auf die messianische Zeit kann ich in unserm Abschnitt auf keine A l t und Weise finden. Derselbe s a g t g a r nichts über die Verbreitung des Reiches G o t t e s , er deutet blofs an, dafs Israel, das Zchnstämmcreich, keinen Antheil an demselben haben w e r d e . In unserm Abschnitte aber unter dein Redenden ein anderes S u b j e c t zu finden als den Profeten selbst, w i e S a c k will, Apolog. p a g . 303, 1. Edit., ist nicht nöthig, w i e auch H o f m a n n 1.1. p a g . 3 2 0 u u d H e n g s t c n b .
131 Christel. IL p*g. 210 anerkennen; eben so wenig aber ist mit H e n g s i e n b e r g , L 1. pag. 212, anzunehmen, data in dieser Erzählung der Profel eine andere Person repräsentire und deren Schicksale abbilde. Dafür mangelt jeder Beweis, und die von H e n g s t e n b e r g für diese Behauptung aufgestellten Parallelen, Jes. X X , Jerem. X X . (steht wohl für X I X . ) und Ezech. IV. zeugen gegen ihn, weil in diesen Stellen die typische Bedeutung der Handlung des Profeien a u s d r ü c k l i c h angegeben ist. Auch die häutige Auffassung unserer Stelle, wonach sie zeigen soll, der Messias werde von seinem Volke verworfen werden, ist durchaus unhaltbar, dieser Gedanke ist ganz unhebräisch; der Messias soll die Welt beseligen, soll als König über sein Volk herrschen, und durch die Art und Weise seiner Regierung alle Völker unter seine Herrschaft vereinen, aber eben darum kann ihn sein Volk nicht verwerfen, wie könnte er sonst die Absichten Gottes erfüllen? Haben Cap. IX. und X . den I —IV. enthaltenen Visionen entsprochen, so entspricht der Inhalt von X I I — X I V . dem von Cap. V. Rings wird Jerusalem von Feinden bedroht, aber von Gott wunderbar gerettet. Jehova belebt mit seiner Kraft alle Bewohner der Stadt, insbesondere das jetzt gesunkene Haus Davids, dafs es wie der Engel Gottes Exod. XXHI, 20 —23. den Bewohnern Jerusalems vorkiiinpft. Dann giefst auch J e hova seinen Geist aus über alle Bewohner dieser Stadt, und so erkennen sie, dafs sie thöricht gethan, nicht immer treu bei ihrem Gott geblieben zu sein, und schliefsen sich nun um so fesler an ihn an, XII, 1 — XIII, 6. Nun nimmt der Profet einen neuen Ansatz, und weissagt dann ungefähr dasselbe r was im vorigen Abschnitte, nur schildert er deutlicher den Andrang der Feinde, die das Land verheeren und nur einen Drittheil seiner Bewohner darin zurücklassen, doch nimmt am Ende die Weissagung eine andere Wendung. Jehova besiegt die Feinde, und seine Macht bewirkt, dafs ihn dieselben als den einen wahren Gott anerkennen, ihm dienen und ihn gemeinschaftlich mit seinem Volke in Jerusalem anbeten. Den Anlafs zu diesen Weissagungen gab die Ueberzeugung des Profeten, dafs der sittliche Zustand der Gemeinde ein anderer sei, als es die Realisirung der Absichten Gottes 9*
132 mit ihr v e r l a n g e , was wir auch aus dem B u c h e Nehemia ersehen, und rlafs die Z w e c k e G o l l c s nur erreicht werden können durch eine von allen Mängeln und Flecken freie und gereinigte Kolonie; nur eine solche kann herrlich aufblühen und so andere Völker zu Gott führen. D a r u m inufs J e h o v a eine neue Sichtung eintreten lassen, welche sein Volk reinigt, mit ihm aussöhnt und es zu seinen hohen Z w e c k e n befähigt. Z u der Form seiner Weissagung aber kam der Profet durch Ezech. X X X V I I I 11. X X X I X . und die grofsen Kriegsziige des Darius oder X e r x e s , auch die besondre Erwähnung Aegyptens läfst sich vielleicht aus diesen Zeitumständen erklären. Es w a r dieses Land von X e r x e s neu unterworfen und härter behandelt worden; dafs es zum Abfalle geneigt sei, und die erste beste Gelegenheit dazu ergreifen w e r d e , konnte man leicht voraussehen, und so bildet seine E r w ä h n u n g einen G e gensatz zu seinem jetzigen T h u n , selbst das jetzt in einem fort zur Empörung geneigte A e g y p t e n , wird sich dann für immer dem J e h o v a unterwerfen. Messianisch ist in diesem Abschnitte auf jeden Fall die bestimmte Erwartung, J e h o v a w e r d e überall als einiger w a h rer Gott anerkannt w e r d e n , und alle Nationen mit dem Volke Gottes gleichsam zu einem Volke verschmelzen und seine Feste feiern. Man sieht auch deutlich, w i e unser Profet seine V o r g ä n g e r benutzt hat, mit ihnen harmonirl und wieder von ihnen abgeht. Eine Sichtung ist allerdings nöthig, und dazu bedient sich Gott mächtiger F e i n d e , die J u d ä a angreifen und überfallen, aber vollständige Abführung darf nicht mehr stattfinden, sondern auf den aus der schrecklichen Kriegsnolh g e retteten, und im Lande und am Leben bleibenden, beruht die bessere Zukunft des Volkes und Landes. Diesen kömmt der Herr zu H ü l f e , stählt ihren Mutli, so dafs die Wenigen die Vielen besiegen, und kämpft selbst für sie, läfst im Heere der Feinde P e s t ausbrechen, und giefst dann über sein, durch die Strafe gesichtetes, gereinigtes und gesühntes Volk seinen Geist aus, dafs es von nun an ihm allein treu dient; und mit dem Volke Gottes verschmelzen dann auch die nach ihrer Besiegung übriggebliebenen Feinde, die in ihrer Niederlage Gottes Macht erfahren, und breiten die K u n d e von ihm überallhin aus-
133 W i r sehen hier« wie die Ideen des Jeremias, Ezechiel und J e sajas 40—66. weiter gebildet sind; denn 1) Israel, das Zehnstämmereich, kann keinen Anlheil mehr an der verheissenen schönen, segensreichen Zeit erhallen, weil es in seiner Sünde beharrt, wodurch die Weissagungen des Jeremias und Ezechiel modificirt und berichtigt werden und gegen Ezech. XXXVII, 15 u. ff. bildet namentlich Zach. XI. einen bestimmten Gegensatz. 2) Auch den zurückgekehrten Judäern steht noch eine Sichtung bevor, nicht alle erfahren Beweise der Gnade Gottes, wie Ezechiel zuerst nur auf einen Theil der nVu seine Hoffnung gesetzt hatte, und diese vom Geiste Gottes frisch angefacht werden und in ihre Heimath zurückkehren läfst, wie Jes. 40—66, diesen Gedanken aufnehmend, allen Rückkehrenden eine glänzende Zukunft weissagt, weil Jehova die Rückkehr nur den Frommen zu Theil werden liifst, so mufs auch die neue Kolonie aufs neue gesichtet und gereinigt werden, denn nur auf der kleinern Anzahl ihrer Bürger, nur auf den wahrhaft Frommen, beruht die Hoffnung der Zukunft, und auch diese bedürfen noch der besondern Unterstützung des göttlichen Geistes. Die Bekehrung der Heiden wird auch hier durch die Macht Gottes vermittelt, nur dafs sich diese hier in der Niederlage zeigt, die er den Feinden seines Volkes beibringt. Stärker konnte nicht gesagt werden, dafs nicht jeder Israelit nach dein Fleisch sich der inessianischen Zeit erfreuen dürfe, und dafs das Reich Gottes nicht von dieser Well sei, und darum zeigt sich auch hier nirgends besondere Begünstigung der Juden. Hingegen kann ich XII, 10. keinen leidenden oder sterbenden Messias finden. Es scheint inir gar zu hart anzunehmen, Jehova, der doch in diesem Abschnitte redend eingeführt ist, sage von sich aus, er sei durchbohrt worden (wenn man nicht ip*t figürlich fassen will, was aber deswegen nicht gut gehl, weil nachher von Trauer um Todle die Rede ist), auch wenn man annimmt, der Profet, oder die Profeten, dieselben hier als eine Person dargestellt, seien mit Jehova als seine Diener identificiii oder verwechselt, wie G r a m b e r g , H i t z i g , M e y e r , Slud. u. Krit. 1812. p. 1010 wollen, denn wie B u r -
134 g e r , ¿ludet cxeg. et crit. mr Zacharie, Strafsburg 1841, richtig bemerkt, findet sich im ganzen A. T. zu einer solchen IdentiGcirung, die Gott sterben läfst, durchaus keine Analogie; und wie man sich als Stutze für diese Behauptung auf Kap. XI. berufen kann, ist mir unbegreiflich. Der Tod eines oder mehrerer Profeten soll als Tod Gottes dargestellt werden! Es scheint mir besser, die Stelle nach E w a l d und Hof m a n n II, p. 152. zu erklären; und namentlich mit E w a l d das Suffix in dem 2. vVs kollektiv oder distributiv zu fassen, „sie trauern über jeden," das Suffix steht im Singular wegen des *rrr das auch im Singular sieht, sodann sehe ich mit jenen beiden Gelehrten als Subjekt zu iipl die Feinde an, so dafs im Ganzen d e r Sinn hervorgeht: Jehova will die Feinde seines Volkes vernichten, was er nur kann, wenn sein Volk gebessert und gesühnt ist, und darum giefst er seinen Geist über die Bewohner Jerusalems aus, und diese, weil sie erkennen, dafs nur die allgemeine Sündhaftigkeit den Todten den Tod brachte, die Ueberlebenden also auch daran schuld sind, schauen dann die Todten mit Beziehung auf Gott, so dafs man nur eine CoHstructio praeynans anzunehmen hat, sie schauen die Todten zugleich zu mir flehend und ihre Sünde ablegend, eine Folge der Wirkung des göttlichen Geistes! So bietet die Stelle weiter keine Schwierigkeit dar und auch ist nicht nöthig die Lesart zu ändern. Aus dem Bemerkten ergiebt sich, dafs die Zach. IX—XIV. enthaltenen Ideen und Anschauungsweisen der nachexilischen Zeit angehören. Nur diese konnte die Bewohner des nördlichen Theils von der Theilnahme am Reiche Gottes ausschliessen, während die vorexilischen Profeten, selbst noch Ezechiel, immer die Wiedervereinigung der beiden getrennten Reiche weissagen. Sodann ist IX. die messianische Idee schon als allgemein bekannt vorausgesetzt und pafst in ihrer dortigen Forin, wie gezeigt wurde, nur in die Zeit nach dem Exile; für dieselbe Periode spricht auch das tiefe Gefühl der Schuld, die nur durch eine neue Sichtung gesühnt werden kann, zu deren Ablegung eine Ausgiefsung des Geistes Gottes n o t w e n dig ist, die nur durch eine immer fliessende Quelle gereinigt werden kann. Das aus Joel und Ezechiel entnommene Bild
135 ist weiter ausgeführt und vergeistigt, denn bei diesen beiden Profeten ist die Quelle biofs Mittel zur Fruchtbarkeit. D a s selbe tiefe Gefühl der Schuld, Esra IX, 6 u. ff. Nehem. IX, 33,, und endlich zeugt für die nachexilische Zeit, dafs in unserm Abschnitte von keiner Eroberung Jerusalems die R e d e , vielmehr die Völker beim Zuge gegen diese Stadt von Gott gestraft werden, so wie die bestimmte Versicherung, dafs auch die Heiden die Feste des Volkes Gottes mitfeiern werden und diefs, das Laubhüttenfest, besonders hervorgehoben ist, vergl. Nehem. VIII, 14 u. ff. §. 27. Noch später.
Maleaclii.
Es blieb alles, wie es bis dahin g e w e s e n , die schönen Verheissungen, Zach. IX. X., wollten sich nicht erwahren, im Gegentheil luden die unter Artaxerxes Langhand gegen Aegypten ziehenden persischen Heere den Juden manche Last auf. Diod. XI, 71 .74. 75. 77. Da vergafsen die Juden, weil sie nur der Verheissung günstiger Zeit gedachten, die Zach. XII—XIV. geweissagte Sichtung, vergafsen, dafs von ihrem Verhallen gegen Gott und der Treue gegen seine Gebote das Eintreffen der bessern Zeit abhing, und begannen zu klagen, Gott liebe sie nicht, Mal. I, 2. und zu murren, Gott sei ungerecht gegen sie, II, 17. III, 13. Gegen dieses Betragen seiner Stainmgenossen erhebt sich Maleaclii in 2 Reden, I—II, 16. u. II, 17— III, 24. In der ersten wirft er zuerst den Priestern vor, wie sehr sie ihre Pflicht vernachlässigen und sie darum auch keine schönere Zeit zu erwarten hätten, vielmehr werde sie dafür Strafe treffen, nur wenn sie den Vorschriften Gottes, den E r mahnungen des Profeten nachkämen, könne auch der Bund Gottes mit Levi, der Leben und Frieden, Gluck und Heil verheisse, bestehen. Darauf wendet sich der Profet an die Uebrigen seiner Volksgenossen, und weist nach, wie auch sie sich mannigfach gegen Gott verfehlt, und insbesondere durch Ehen mit Ausländerinnen und Verstossung der rechtmäfsigen Gattin gesündigt halten. Die zweite Rede hat denselben Hauptinhalt und denselben Ideengang, unterscheidet sich aber dadurch von der ersten, dafs weil die Vorwurfe der Juden
136 stärker waren gegen Göll, auch der Profet mit schärferer Rede auftritt. Er geht ein in den Gedanken, der den Weissagungen Zach. XII—XIV. zu Grunde liegt, und weist auf die N o t wendigkeit einer Sichtung hin, weissagt, Gott werde schon kommen, aber nicht wie man erwarte, blofs zum Heile, sondern auch zur Bestrafung der Bösen, so die Gerechtigkeit Gottes vertheidigend. Jehova, "¡nun, III, 1. dessen Herankommen zur Strafe der Heiden man wünsche, werde schon zu seiner Zeit ganz unvermuthet kommen, aber auch hier seine Gnade zeigen, denn damit alles zu seiner Erscheinung bereit sei, sendet er seinem Kommen einen Bolen voran, der ihm den W e g bereite. Dieser Bote heifst dann mit Rücksicht auf II, 4. 5. t m s n -¡Nba; er soll den Bund mit Lcvi erneuern, dahin wirken, dafs derselbe fortbestehe und zum Frieden und Heile gereiche, und weil die Ankunft Jehovas gewünscht wird, so auch die seines Boten, der sie vorbereitet. Seine Wirksamkeit wird III, 2—4. näher beschrieben. Er soll die Söhne Levis sichten und sühnen und machen, dafs ihre Gabe dem Herrn wieder wohlgefällig sei. Die Sichtung aber schliefst ein, dafs viele vom Dienste Jehovas ausgeschieden werden, dafs in der Zeit seines Kommens, vergl. Vs. 2., viele der Strafe anheimfallen, oder doch zur Strafe bleibend vom Dienste Jehovas ausgeschlossen bleiben, und diese ausgeschlossenen will Jehova Vs. 5. bestrafen. Ist die Sichtung und Läuterung vor sich gegangen, so straft Jehova die, welche in der Prüfung nicht bestanden sind. Dafs wir Vs. 5. vorzugsweise, wenn auch nicht ausschliefslich, auf die Priester und Leviten zu beziehen haben, vielleicht auch auf falsche Profeten, die doch auch Diener Gottes w a r e n , scheint mir durch den Zusammenhang geboten, erst von Vs. 7. an wird das gesannnte Volk berücksichtigt; und dafs der Profet hier den Dienern Gottes solche Vorwürfe macht, kann nach I, 6 u. ff. Nehem. VI, l(Ku. ff. nicht befremden. Dafs die Ankunft Jehovas mit der des rman -¡kVo zusammenfalle, sagt der Text nicht, vielmehr ist dieselbe nach der Sichtung zu denken, dem Boten wird nicht das Gericht, sondern die Läutrung zugeschrieben, ist diese vollzogen, so kömmt der Herr in seinen dann gereinigten und wieder geheiligten Tempel, Vs. 1. und straft von
137 üun aus die beharrlich Bösen, die ausgcschiednen. Was Maleachi hier besonders von den Priestern gesagt, das sagt er 13—24 zum Schlüsse noch einmal, aber mit Rücksicht auf das ganze Volk, und zugleich wirft er dann'auch einen Blick auf die Belohnung, die den wahrhaft frommen zu Theil werden soll. Der Sinn dieses Abschnittes ist ungefehr: Denket n u r alle an den Gerichtstag Jehovas, dann werdet ihr die Gerechtigkeit Gottes schauen und wahrnehmen, "dafs Guten und Bösen durchaus nicht dasselbe Schicksal bevorsteht, denn am Gerichtstage, am Tage von Gott bereitet, Vs. 17., ist er den Frommen gnadig und läfst sie glücklich werden, während die Bösen gänzlich zu Grunde gehen. Doch kömmt auch das Gericht Gottes ganz unvermuthet, so wird dasselbe durch die Gnade Gottes, der alle Sünder gern an sich ziehen möchte, durch das Auftreten des Elias vorbereitet, damit man zur Besserung Zeit habe. Da der Inhalt und der Gedankengang von 13—24. ganz mit dem von II, 17 u. ff. harmonirt, so können wir unter dem Elias nur den •wVo und rvnsn "jnVo, III, 1 u. ff. verstehen. Diesen Boten nennt nun Maleachi hier darum Elias, weil dieser Profet der einzige war, der auch äufserlich sichtbar eine Sichtung bewerkstelligte, der die Gemeinde Gottes läuterte, sie zu Jehova zurückführte und mit ihm sühnte, was als Thun des Boten Gottes auch Vs. 24. aussagt. Somit ist hier das Wirken desselben mit der Seite des Wirkens des Elias verglichen, vermöge der er das Zehnstämmereich zur Anerkennung Jehovas zurückführte, so wie wir III, 1. 2. 3. mehr die Art seines Thuns finden, die die Baalspriester ausrottete. Ist aber Elias einer und derselbe mit dem Boten des Bundes, so kann derselbe kein andrer sein, als wie schon H e n g s t e n b e r g , Christol. 3ler Thl. p. 402—4 u. 441. sich ausdrückt, „der ideale Prediger der Bufse", und die Idee Maleachis ist: Gott müsse über sein Volk ein Strafgericht verhängen, aber er werde alles thun, um dasselbe abwenden zu können, und darum auch Warnstimmen demselben vorangehen lassen. So stellt sich uns das als Totalanschauung oder Hauptinhalt des Maleachi dar: Die schöne Zeit, die die frühem Profeten verheissen, wild gewifs kommen, aber denkt nicht nur
138 an sie, sondern auch an die ihr nothwendig vorhergehende Sichtung, sühnt euch durch T r e u e mit J e h o v a aus, damit ihr in der Sichtung bestehet und des Glückes theilhaftig werdet; und so schliefst die letzte profelische Stimme mit einer W a r nung, die auf die sittliche Veredlung des Herzens hinweist und sie verlangt, und nicht sowohl die messianische Zeit als vielmehr das ihr vorangehende Gericht berücksichtiget. W i e sich dem Geiste des Maleachi die schöne incssi.mische Zeit darstellen mochte, wissen wir hingegen nicht. §. 28.
Benützung der P r o f e t e n Zacharias lind Maleaclii im N. T .
Klar ist e s , wie die Evangelisten Matlh. X X I , 4. 5. J o h . X I I , 1 4 — 1 6 . die Stelle auf den feierlichen Einzug des Heilandes in Jerusalem beziehen konnten, besonders wenn wir noch der Bemerkung des Johannes gedenken, dafs die J ü n g e r sich j e n e r Stelle erst nach der Verherrlichung Christi erinnerten. W a r doch, wie wir gesehen haben, das geistige Wirken des zu erwartenden Königs in dieser alltestainentlichen Quelle geschildert, und hatte nicht gerade so der Heiland immer zu wirken gesucht? war er nicht nach seiner Verherrlichung Herrscher über alle Enden der Erde, und sein Reich ein Reich des F r i e d e n s ? S o bot sich den beiden Jüngern diese alttestamentliche Stelle von selbst dar, wenn man auch nicht geradezu annehmen will, J e s u s habe seinen feierlichen Einzug gerade darum veranstaltet, um seinen Jüngern und allein Volke die Art und Weise seines Reiches klar zu machen und ihrem weltlichen Sinn entgegenzutreten. Die Jünger waren leicht darauf geführt, anzunehmen, weil sich in Christus der Hauptinhalt von Zach. I X , 9. 10. seinein Geiste nach erwahrte, könne auch die einzelne, dort geweissagte Handlung inil Recht auf ihn bezogen werden, und was bei Zacharia mehr nur ideal geweissagt worden, ging in Christus in jeder Beziehung real in Erfüllung. Schwieriger ist es Matlh. X X V I I , 9. 10. mit Zach. X I . in Beziehung zu bringen; und hier scheint die Vermittelung nur im Ganzen gelingen zu können. Dadurch, dafs der Prüfet seinen Lohn verlangte, sagte er sich los von seinem Volke,
189 was er auch ganz deutlich dadurch erklärte, dafs er den erhaltenen Lohn wegwarf. Sagte sich aber der Profet von seinem Volke los, so war damit nach dem Geiste des A. T. Abschnittes auch gesagt, dafs sich Gott ebenfalls von demselben lossage, sich zurückziehe von ihm, dafs er sein Volk sich selbst überlasse und es dem Unglück Preis gebe. So haben wir das Hinwerfen des Geldes als Symbol der Trennung zwischen Gott und seinem Volke anzusehen, zwischen Israel und dein Abgesandten Jehovas, und dasselbe liegt auch in der neutestamentlichen Stelle. Denn die Obersten der Juden wollten von Judas die 30 Silberlinge nicht mehr zurücknehmen, zeigten hiermit, dnfs sie das Geschehene auf keine Art und Weise bereueten, und veranlafsten so den Judas, das Geld hinzuwerfen, ein deutlicher Beweis, dafs sie mit Christo nichts mehr zu thun haben wollten und sich von ihm lossagten. Nehmen wir so die beiden Stellen zu Grunde liegende Idee heraus, so kann es uns auch gelingen, das Mittelglied zu finden, wodurch Matthäus bewogen wurde, die alttestamentliche Stelle mit seiner Erzählung in Verbindung zu setzen und dieselbe als Weissagung auf Christi Zeit anzusehen. Betrachten wir nun Zach. XII, 10. u. Joh. X I X , 37. Hier mufe nun zuerst hervorgehoben werden, dafs der Evangelist das schwierige 'V* ausläfst, sonst aber sich treu und wörtlich an den hebräischen Text hält. So ergiebt sich, dafs iiiNtix Accusativ zu a^an sein mufs, wobei aber noch immer zweifelhaft sein kann, ob der Evangelist die beiden Verba B-in und ipi auf dasselbe Subjekt bezog, worüber ich bei den Erklärern nichts gefunden. Will man nicht annehmen, dafs Johannes ganz allgemein gesagt habe: „Noch wird man hinschauen auf diesen Durchbohrten", so möchte ich jene Frage verneinen, und glaube, dafs der Evangelist das oxpovrcu auf seine Stammgenossen, das eÜExetKTjaav auf die Heiden bezogen habe. Auf jeden Fall ist klar, dafs, weil ein römischer Soldat die Seilen des Heilandes durchbohrte, Johannes zur Citalion dieser Stelle veranlalst wurde, dafs, als er diese Handlung des Römers schaute, sich ihm der alttestamentliche Vers aufdrängte und er sagen konnte: „doch wird mein Volk diesen von den Heiden durchbohrten noch als Messias anerkennen." Wie im A.
140 T . die Zach. XII. g e w e i s s a g t e S t r a f e und d a s über die Nation verhängte Leiden zur S i c h t u n g und B e s s e r u n g der Nation nothwendig w a r , und sie a u s demselben moralisch gehoben und äufserlicli verherrlicht h e r v o r g i n g , so ist im N . T . das Leiden Christi das Mittel zu seiner Verherrlichung, J o h . X I I , 24., und so ist hier d a s Mittelglied das L e i d e n , das beide, sowohl den Heiland als sein V o l k , zur Realisirung des Z w e c k e s Gottes, die B e s e l i g u n g des Menschengeschlechtes, befähigte. N o c h wenden wir uns zu Maleachi. D a f s der E v a n g e l i s t M a r k u s , I , 2., die S t e l l e Mal. III, 1. zur B e z e i c h n u n g der Wirksamkeit J o h a n n e s des T ä u f e r s wählen konnte, dafs L u c . 1, 17., Mal. III, 23, 2 4 . zu demselben Z w e c k e angewandt wird, kann nicht befremden. W a r doch J o h a n n e s der T ä u f e r noch ein G n a d e n b o t e , der dem endlichen Gerichte, nach w e l c h e m das L a n d ein c m w e r d e n s o l l t e , v o r a n g i n g , ein Gnadenbote, der eben den F l u c h G o t t e s abwenden und das Volk sittlich veredeln sollte, u m es so fähig zu machen zum E m p f a n g e der G n a d e n g ü t e r des H e r r n ! E b e n s o pafste auch J e s . X L , 3. auf ihn. §• 2 y. Sclilufs. S o sehen w i r , w i e im B e w u f s t s e i n des hebräischen Volkes die messianischen Ideen a u s dem Gefühle der Trefflichkeit der mosaischen Religion und ihrer Erhabenheit über alle anderen Religionen entstanden s i n d , wie sie sich zuerst in der J e h o v a q u e l l e in der s p ä t e m Richterperiode zeigten, in dem B e w u f s t s e i n , durch die N a c h k o m m e n Abrahams w ü r d e n alle Nationen der E r d e g e s e g n e t w e r d e n ; wie aus diesem B e w u f s t sein das des ewigen B e s t a n d e s der Nation entsprang. Z u lelzterin nun waren Helden nöthig, die die Rechte des Volkes g e g e n Aufsen vertheidigten, und wieder Lehrer, Profeien, die über die B e o b a c h t u n g der Vorschriften der Religion, die Reinheit der L e h r e wachten, sie weiter entwickelten und dem G e müthe immer tiefer einzuprägen suchten. Wir sehen weiter, wie, nachdem der S t a a t die F o r m einer Monarchie a n g e n o m men, auf die K ö n i g e ü b e r g e t r a g e n wurde, w a s früher von den Helden oder Richtern g a l t , und wie nach der Theilung des
141 Reiches, lind als das Reich Israel seinem Untergang entgegen eilte, alle Hoffnungen des gesammten Israels auf Juda übergingen und sich dann die Idee ausbildete, aus dein königlichen Hause dieses Staates, der Familie Davids, werde einmal ein wunderbar von Gott begünstigter Herrscher hervorgehen, der dem Reiche Bestand und hohes Glück sichere, und zugleich in Gottes Hand Mittel sei, die Nationen zur Verehrung Jehovas zu führen, Jes. XI. Wir haben gezeigt, wie durch die Zeilverhältnisse die ewige Idee „die mosaische Religion mufs Weltreligion werden" gerade in dieser Form sich entwickelte. Dazu kntn dann später, gegen das Ende des Staates Juda, noch das Bewufstsein hinzu, dafs Israel blofs alsdann das, wozu es sich bestimmt glaubte, erfüllen könne, wenn die göttliche Gnade der menschlichen Schwachheit zu Hülfe komme und dein Volke ein neues Herz gebe; wir haben darauf aufmerksam gemacht, wie eine Umwandlung der gesammten Nation nicht erwartet werden konnte, und darum, als das Exil herannahte, immer deutlicher der Gedanke hervortrat, nur eine Auswahl frommer Israeliten sei dazu ausersehen, die Absichten Gottes zur Beseligung des ganzen Menschengeschlechts zu realisiren, und nur diese durch die Strafe des Exils und die göttliche Gnade mit Jehova wieder versöhnten würden den neuen Gottesstaat bilden, von dem aus sich die wahre Religion immer weiter verbreiten werde. Wir haben zugleich darauf hingewiesen, wie in der Zeit des Exils das Mittel zu diesem Zwecke anders gedacht wurde, und sich in dieser Periode die Idee eines frommen Dulders, dessen Gehorsam die Zwecke Gottes fördern sollte, in schöner Vollendung entfaltete. Wir sahen so, wie die ewige Grundidee dieselbe blieb, nemlich die Verbreitung der wahren Religion und durch sie die Beseligung des Menschengeschlechtes, ihre Form aber sich mit der Zeit und bedingt durch die Verhältnisse derselben änderte. Wie es kam, dafs nach dem Exile wieder ein weltlicher Herrscher erwartet wurde, ist gezeigt worden, zugleich wurde nber hervorgehoben, dafs das Wirken desselben bei Zacharia so zu sagen nur der Form nach weltlich, dem Begriffe nach aber geistig dargestellt und geschildert wird, und so sich die beiden früher getrennten Ansichten wechselseitig durchdrangen und
142 versöhnten, und hiermit die nnchexilischc Z e i t auf einen geistigen G o l t e s s t a a t hinweiset.
D a r u m fordert a u c h eben die letzte
profetische S t i m m e so dringend zur S i n n e s ä n d e r u n g und B u f s e a u f , weil nur diese das R e c h t g a b e n , am neuen
Goltesstaate,
dessen E r w a r t u n g sich immer bestimmter g e s t a l t e t e , und s e i n e m G l ü c k e Antheil nehmen zu dürfen, und von dem die B ö sen für i m m e r ausgeschieden sein s o l l t e n ;
und somit ist uns
nun auch klar, wie, als die Z e i l erfüllet w a r und der V e r s ö h n e r und Heiland der W e i t als geistiger
Reformator
auftrat,
er sich als der kund geben konnte, auf den die heiligen S c h r i f ten des A. T . ihrer ewigen Idee nach h i n w e i s e n , und w i e e r von sich im P e n l a t e u c h e , g e w e i s s a g t fand.
in den Psalmen
und den P r o f e t e n
W a r es j a Christus, durch
den die w a h r e
Religion überall hin verbreitet wurde und der den Menschen den verlorenen Frieden mit Gott wieder e r w a r b ! W i r haben aber auch gezeigt, dafs der Heiland und seine Jünger,
wenn
sie gleich
m a n c h e alltestamentliche
Stelle
in
einem von ihrem ursprünglichen verschiedenen Sinne erklärten, doch dieselben mit tief christlichem Bcwufstsein deuteten, i m m e r der ewigen Idee gedenkend, und
also
liegt.
auch
den
einzelnen
die dein gesnmniten A. T . ,
Stellen
desselben
zu
Grunde
N i e verloren sie das Endziel der alltestamentlichen O e -
konomie aus dem Auge, und fanden darum überall Christum, w e i l durch ihn alle W e i s s a g u n g , der Idee nach, sich e r w a h r t e ; und so glaube ich in diesem W e r k e das wissenschaftliche und christliche Bedürfnifs versöhnt und doch beiden R e c h n u n g g e tragen zu haben.
Anhang. D i e H o f f n u n g e n des B u c h e s
Daniel.
Meiner innigsten Ueberzeugung nach ist das B u c h D a n i e l erst im
makkabäischen
Zeitalter verfafst,
w a s a b e r hier zu
beweisen zu weitläufig w ä r e , und wofür ich auf d e Einleitung in's A. T .
und den K o m m e n t a r von
K ö n i g s b e r g 1 8 3 5 , verweise.
Wette's
Lengerke,
Ich b e m e r k e hier n u r , dafs v o r -
143 nemlieh. 3 {Stünde mich s o dieser Ueberzeugung gebracht haben: 1) dife unser Buch bei Sirach übergangen ist, der dasselbe bei seiner Wichtigkeit gerade iiir Sijachs Zeit hätte anführen m ü s s e n , wenn er es gekannt oder an seinen profetischen Ursprung geglaubt hätte. Der Beweis a silenlio scheint mir in diesem Falle vollkommen genügend. 2) die sich in unserer Schrift vorfindenden griechischen Wörter. 3) dafs namentlich XI. die Geschichte des Antiochus Epifanes mit allen Details so genau angegeben ist, was gegen alle profelische Analogie streitet und wofür aus dein gesamniten A. T. sich nichts ähnliches beibringen lüfst; und dafs alle Visionen oder genauen Weissagungen mit dein Tode jenes Königs schliefsen, nachher aber alles dunkel bleibt. Dafs nun die genauen Weissagungen nicht weiter gehen als den Tod des Antiochus, ist mir gewifs. Zugegebener Mafsen ist es VIII. und X — X I I . ; nun ist aber VII. das elfte Horn ganz in Harmonie mit jenen beiden Stellen geschildert, und so mufs sich uns von selbst der Gedanke aufdringen, überall sei von derselben Person die Rede, was auch nur eine vorgefafste Meinung bestreiten kann ( H e n g s t e n b . Beiträge I, pag. 213). So ist es mir auch nicht möglich II. das römische Reich zu finden, auf welches auch Vs. 41 u. ff. gar nicht passen, welche Verse nach X I , 6. auf die syrisch aegyptischen Staaten bezogen werden m ü s s e n . Auch die berühmten 70 Jahrwochen wird man, hat man einmal die oben ausgesprochene Ueberzeugung gewonnen, mit Antiochus Epifanes enden lassen, wie auch L e n g e r k e in seinem Kommentare und W i e s e r in seiner Schrift „Die 70 Wochen und 63 Jahrwochen des Daniel", Göttingen 1839, thun. Indessen steht aber doch das Buch Daniel im Kanon, wir müssen also die messianischen Hoffnungen desselben, wenn auch nur ganz kurz, berücksichtigen. Diese treffen wir II, 44. VII, 13. 14. 27. XII, 1 — 3. Die erste Stelle sagt blofs im Allgemeinen, nach den vorher geschilderten weltlichen Reichen werde Jehova ein ewig bestehendes Reich errichten, das kein Ende nimmt, also ein Gottesreich, wie es auch die frühem Profeten verheissen, das sich überall hin ausbreiten wird, in welchem die Gewalt aller Reiche vereinigt und dieselbe den Heiligen vom Volke Gottes ubergeben wird. Dieses Reich
144 beherrscht VII, 13. 14. ein Konig von höherer N a t u r , dessen Herrschaft nie v e r g e h l ; und er tritt auf nach einem über die Heiden gehaltenen Gerichte, und alle die F r o m m e n , welche i m m e r treu an Jehova g e h a n g e n , w e r d e n dann belohnt und glücklich, ja selbst viele der f r ü h e r verstorbenen werden wieder aufleben und hochbeglückt sein. N a c h diesen Stellen findet hier insofern Rückschritt statt, als das Messiasreich wieder mehr als ein weltliches erscheint, und die J u d e n selbst die Vortheile desselben geniessen; von einer B e k e h r u n g der Heiden aber n u r im Vorübergehen VII, 14.27. gesprochen und dieselbe nirgend hervorgehoben wird. Hingegen bleibt auch unsere Schrift den W e i s s a g u n g e n der frühern P r o feten t r e u , vermöge wclcher nur die F r o m m e n an den S e g n u n g e n des Messiasreichcs Antheil haben dürfen, während die Bösen, die Gott nicht treu geblieben, der Strafe anheimfallen, wie schon Jes. LXVI. geweissagt worden. Auf jeden Fall haben wir hier den festen Glauben zu b e w u n d e r n , der den Verfasser unserer Schrift in der schrecklichen Zeit des Antiochus aufrecht erhielt, und die Z u v e r s i c h t , mit der er an den Weissagungen der frühern Zeit h i n g ! Ein Beweis, welches erhabene Bewufstsein in der B r u s t frommer Israeliten lebte, welches auch die gröfste Noth nicht zu vertilgen vermochte, sondern im Gegcnthcile nur dazu diente, dasselbe frisch zu beleben und zu stärken! und weil sich in unserer Schrift solcher Glaube zeigt, verdient sie auch eine Stelle im Kanon.
E x k u r s I. Das Zeitalter des Joel.
I n Bezug auf das Zeilalter des Joel erkläre ich mich für die Ansicht, die ihn zum ältesten Profeten macht, und zwar defswegen, weil er des Einfalls der Syrer unter Joas nicht gedenkt; denn es erhellt sowohl aus 2. Chron. XXIV, 23 — 25. als aus 2. Kön. XII, 18. 19., dafs der Schaden, den sie durch ihren Einfall in Juda anrichteten, nicht unbedeutend war, und namentlich nach dem, was die Bücher der Könige 1. 1. Vs. 19. hervorheben, m u f s t e Joel der Syrer gedenken, denn sie begingen ja an Juda dasselbe, was Joel an den Filistern und Föniciern tadelt, und darum ist auch, meinem Urtheile nach, der Beweis a silentio hier vollkommen genügend. Ueberhaupt bekenne ich mich in der Art und Weise, das Zeitalter der mit keiner Ueberschrift versehenen Profeten zu bestimmen, vollkommen zu d e r Ansicht, die dasselbe aus dem Profeten selbst, seinen Aussagen, seinen geschichtlichen Voraussetzungen entwickeln will, aber seine Stelle im Kanon weniger berücksichtigt, und zwar aus diesem Grunde. Die Aussprüche der Profeten, die init Ueberschriften versehen sind, welche die Angabe ihres Zeitalters enthalten, lassen sich alle aus ihrer Zeit und den Verhältnissen derselben erklären und begreifen, man sieht deutlich ein, warum sie gerade so und so gedroht, warum sie das und das Volk als Mittel der Strafe für Israel in der Hand Gottes ansahen, warum sie gerade das und das am Volke tadelten-, ihre Aussprüche stimmen ganz mit dem überein, was uns die geschichtlichen Bücher über ihre Zeit melden. Sollte nun der Schlufs unrichtig sein, die Reden der Profeten,
10
146 deren Ueberschrift ihr Zeitalter nicht angiebt, seien eben so aus ihren Verhältnissen zu erklären, und können durch die Geschichte Licht erhalten? und so ergiebt sich, dafs w i r nachzuforschen haben, dafs w i r aus dem Profeten selbst zuerst die L a g e seines Volkes zu seiner Z e i t entwickeln sollen, und dann die Geschichte zu Rathe ziehen müssen. G e g e n diese Ansicht, die doch gewifs von keiner dogmatischen Voraussetzung ausgeht, sondern sich rein auf historische Forschung stützt, macht man nun die Stelle der Profeten im Kanon geltend, indem man sich auf den bekannten Satz des Hieronymus beruft, die Profeten, deren Ueberschrift keine Zeitangabe enthalte, hätten in derselben Zeit gelebt, die die Ueberschrift ihrer V o r g ä n g e r angebe. Allein ist dieser S a t z , der sich auf eine jüdische Ueberliefcrung stützt, glaubwürdiger als d a s , w a s derselbe Kirchenvater von den Verfassern der Psalmen sagt, w a s aber niemand für richtig hält? Will man aber der Angabe des Hieronymus treu bleiben, so hängt die Weissagung, man erlaube mir den Ausdruck, oft in der L u f t und hat für die Zeitgenossen des Profcten fast keine Bedeutung, j a sie konnten dieselbe oft kaum verstehen. S o w ä r e es z . B . bei Obadia der Fall, wenn ihm das hohe Alter zukommen würde, das ihm C a s p a r i zuschreibt; aber wie ungezwungen erscheint nicht alles, wenn man nach der von mir aufgestellten Regel verfährt, die nur au9 dem Verständnifs der Profeten selbst hervorgegangen ist. Man macht nun gelten, der S a m m l e r der kleinen Profcten habe die chronologische Folge derselben berücksichtigt; dies ist nun allerdings iin Grofsen w a r , die iiilern Profeten stehen voran, die nachexilischen zuletzt, aber im einzelnen inufs diese R e g e l doch beschränkt w e r d e n , Hosea steht an der Spitze, offenbar weil er der grüfste, wenigstens der vorexilischen, dieser Profeten ist, nehmen wir ihn w e g , so ist J o e l der erste. Aul J o e l und Arnos folgt Obadia, weil er diese beiden besonders nachahmt, also einer gewissen Aehnlichkeit des Inhalts w e g e n ; und ebenso erkläre ich mir a u c h , dafs Habakuk vor Zefania steht. Die Stellung Nahums scheint auf einer richtigen Chronologie zu beruhen, und weil der Hauptinhalt seiner Weissagung der Fall der assyrischen Macht ist, Israel aber, die G e ineine Gottes, weniger berücksichtigt wird und ebenso Habakuk,
147 obschon er zuerst mit den Chaldäem droht, doch im Verlaufe seiner Weissagung fast nur sie im Auge hat, und ihren dereinstigen Fall verkündet, und somit dieses Profetenpaar allein n u r den Feinden Israels droht, so wurde es auch zusammengestellt und verbunden. Ich spreche hier auch aus innerer (Jeberzeugung die Ansicht aus, dafs nicht die Vorhersagung die Würde der Profeten ausmache, sondern ihre ernste sittliche Tendenz, der Glaube an Gott und an seine weisen Fuhrungen mit seinem Volke, der unerschütterliche Glaube, dafs Israel fortbestehen müsse, damit auch durch Israel die Absichten Gottes zur Beglückung der Menschheit realisirt werden könnten. Eine solche Stimmung des Geinütlis ist mir ohne Einwirkung des heiligen Geistes unerklärlich, und es liegt bei der eben ausgesprochenen Ansicht gewifs viel mehr wahrhaft religiöses zu Grunde, und viel mehr uns alle belehrendes, als bei der Ansicht der heilige Geist habe einem zufällige Ereignisse der spätem Zeit gleichsam eingegossen, und der Profet habe etwas verkündet, was seine Zuhörer kaum verstehen konnten. In mehreren Stellen seiner Schriften hat auch H e n g s t e n b e r g viel treffliches, aus wahrer tiefer religiöser Einsicht hervorgegangenes in dieser Beziehung bemerkt. Um aber wieder zu dem Gedanken zurückzukehren, dafs Aehnlichkeit des Inhalts Ursach gewesen, zwei Profeten zusammenzustellen, vielleicht auch, nach dem Urlheil des Sammlers, sie somit in e i n e Zeit zu versetzen, so glaube ich, dafs die Sammluug der Psalmen hierin eine Analogie darbietet. Ich finde diese darin, dafs in den Psalmen so oft Lieder ähnlichen Inhalts zusammengestellt werden, z. B. Ps. 20. und 21., 105. und 106., 42. und 43., 47. und 48., 16. und 17., sodann die Hallelujahpsnlmen, und die in den spätem Büchern so häufigen Lieder, die Gott besonders als Schöpfer preisen; aber auch mehr im Einzelnen wurde Aehnlichkeit der Kedweise und des Inhalts berücksichtigt und darnach öfters der Verfasser eines Psalmes bestimmt. Ein schlagendes Beispiel für jeden, der nicht mit vorgefafster Meinung an die Lesung der Psalmen geht, bietet Ps. 108, sodann Ps. 103, der allerdings scheinbar davidisches h a t , aber der spätem Sprache wegen doch nicht von David herrühren kann, ferner Ps. 109. Ps. 124. Letzterer wird dem David zuge-
10*
148 schrieben, weil Vs. 4. 5. mit Ps. IS. 5. und Vs. 7. mit Ps. 71, 1. einige Aelinlichkeit hat, auch gehören noch Ps. 9. und 10. liieher, die offenbar Ps. 7. nachgebildet sind. Es ist hier nicht der Ort, die Kritik der Psalmen weiter auszuführen, aber so weit mich meine Studien geführt haben, habe ich die Uebcrzeugung gewonnen, es lasse sich in den meisten Fällen nachweisen, warum der oder der Psalm dein David zugeschrieben werde. Ich erlaube mir hier noch die Bemerkung, dafs ich nicht begreifen kann, warum H e n g s l e n b e r g sich so sehr abmüht, jeden Psalm, den die Ueberschiift dem David zuschreibt, ihm zu vindiciren, wahrend er die Glaubwürdigkeit der Ueberschrift von Ps. 88. und 89. nicht so hoch anschlägt. Zum Schlüsse kehre ich wieder zu Joel zurück. Ich glaube in der Inhaltsangabe dieses Profetcn gezeigt zu haben, dafs ich die bildliche Auffassung seiner Weissagungen nicht billige, und dafs ich namentlich I. als Schilderung der Gegenwart oder Vergangenheit ansehe, denn so viele auf einander folgende Präterita Gnden sich nirgends zur Bezeichnung der Zukunft, und darum stehen auch III. und IV. vorherrschend Futura oder Präterita mit i, um auzuzeigen, dafs von der Zukunft die Rede sei. Die bildliche Auffassung Joels kann ich nicht billigen, weil sie mir unnölbig scheint, und was man für sie herbeizieht, z. B. dafs II, 17. Vaa herrschen heissen müsse, ist nicht genügend, denn Vein wird gleich nachher durch i-vbic ¡toV u. ff. erklärt, welche Worte Von wieder aufnehmen, und dafs Vcia spotten heissen könne, wird wohl niemand im Ernste bezweifeln. Die CJti II, 25., die man auch für die bildliche Auffassung geltend machen will, hat H i t z i g gehörig erklärt. Endlich erkläre ich noch, dafs ich besonders durch R i t t e r s Erdkunde Thl. 8., pag. 789 u. IT. überzeugt wurde, berechtigt zusein, die Heuschreckenschwärme und ihre Verheerungen so aufzufassen, wie ich gethan, und der -^bx Joel II, 20. ist nach R i t t e r I. 1. pag. 804, oben und pag. 811 mitte, zu erläutern. Vergl. auch noch V o l n e y s Reise, deutsch, I. pag. 271 und J a h n bibl. Archäologie I. pag. 175. Auch zeigt R i t t e r 1. 1. pag. 873, dafs die Ansicht C r e d n e r s , der zufolge Joel von verschiedenen Metamorfosen der Heuschrecken redet, vieles für sich hat, sie wird darum auch von R i t t e r und R o s e n m ü l l e r ,
119 bibl. Thierreich pag. 398 gelheilt, und wann solche Gelehrte sich für eine Ansicht aussprechen, verdient sie wenigstens nicht die Abfertigung, die H e n g s t e n b e r g , Christol.UL pag. 149, C r e d n e r n zu Theil werden läfst.
E x k u r s II. Die Weissagungen des Jesajas.
Jesajas ist der erste Profet, der seine verschiedenen Weissagungen nicht zu e i n e m Ganzen verarbeitete, wie seine Vorgänger und sein Zeitgenosse Micha, sondern der schon die einzelnen Weissagungen aufschrieb, einige in kürzerer, andere in längerer Zeit, nachdem sie öffentlich vorgetragen worden, was letzteres namentlich bei VII—IX, 6. gewifs ist, so dafs man sich auch nicht zu verwundern hat, wenn, wie VIII, 23. u. ff. der Fall, ein Zug der spätem Gegenwart in die frühere Zeil eingeflochten wird. Eben darum, weil Jesajas seine einzelnen Vorträge, der Hauptsache nach, wie er sie gehalten, aufschrieb, ist es uns möglich, die Zeit ihrer Abfassung zu bestimmen, auch in dem Falle, wo sie nicht wie VI. und VII. eine kurze geschichtliche Notiz enthalten, die die Zeil ihrer Abfassung angiebt, wozu wir auch noch die Nachrichten der historischen Bücher benutzen können; und wenn wir uns an diese halten und ihre Aussagen mit dem Inhalte der Weissagungen unsers Profeien vergleichen, und etwa noch den Josefus herbeiziehen, so läfst sich mit grofser Zuverlässigkeit die Abfassungszeit der meisten Abschnitte angeben, oder wir gewinnen doch Gruppen von Reden, über deren Abfassungszeit ziemliche Uebereinstimmung herrscht, und deren wir uns dann zur Bestimmung der übrigen bedienen können, über die verschiedene Ansichten herrschen. Mit dem gesagten ist aber gar wohl vereinbar, dafs Jesajas am Ende seiner profetischen Laufbahn seine Weissagungen sammelte, ordnete und auch einzelnen noch Zusätze beifügte, wie ich denn II1, 2 — 4 . als einen solchen ansehe, und worüber nur eine genaue Untersuchung seiner Weissagungen Aufschlufs geben kann, und der Kanon, nach dein die Weissagungen geordnet wurden, kann ein dreifacher sein: 1) rein nach der Chronologie, 2) mit
150 Berücksichtigung der innern Verwandtschaft, so da(s man Drohung neben Drohung, Verheissung neben Verheissung ordnete. 3) kann in einzelnen Fällen die Zeit, in andern mehr der Inhalt berücksichtigt worden sein. Auch die allgemeine profclische Analogie, dafs die Profeten besonders in den Zeiten äufserer Gefahr, und so zu sagen blofs in ihnen ihre Stimme erheben, kann uns liier einigermafsen leiten, doch noch mehr die sprachliche Verwandtschaft, die sich zwischen den einzelnen Weissagungen unsers Profcten zeigt, und wenn wir alles genau berücksichtigen, Sprache, profetische Analogie und Geschichte, so wird es uns wohl gelingen, auch das Alter der Weissagungen zu bestimmen, über die jetzt verschiedene Ansichten obwalten. Wir beginnen nun mit den Abschnitten, in Bezug auf welche sich eine übereinstimmende Ansicht ziemlich festgestellt hat; nemlich II — V . , V I I - I X , 6 . , X X V I I I , X X I X XXXIII. Berücksichtigen wir nun zuerst die Sprache von I I — V . Unverkennbar zeigt sich in diesen Kapiteln dieselbe Sprache, denn dieselben Redweisen kehren II, 9. 11. 17., V, 15. 16. wieder, sodann heifst J u d a der Weinberg Gottes III, 14., V, 1., auch ist verhiiltnifsmäfsig häußg das Verbum i » gebraucht III, 11., IV, 4., V, 5., das sich mit Ausnahme von VI, 13. bei J e s a j a s im Piel sonst nicht mehr findet. Auch erinnert VI, 1. Nia:i n an II, 12., und VI, 11. an V, 9. Schon oben pag. 43 habeich auch darauf hingewiesen, dafs VI. mit II—V. gleiche Gedanken enthalte, und daraus nicht nur die Stelle dieses Abschnittes, sondern auch seine jetzige Form und Gestalt erklärt, die ihm gewifs bei Abfassung von V. gegeben wurde. Mag man nun diese Kapitel in Jolhams letzte oder Alias erste Zeit versetzen, sie sind zugestandener Mafsen die ältesten Weissagungen des J e s a j a s , und nicht viel jünger ist VII — I X , 6. Zu beweisen, dafs diese Kapitel zusammengehören, ist unnöthig; mit den vorigen Abschnitten hat nun VII, '-3 — 25. die Redweise N-A und TWÜ gemein, vergl. V, 6., dann ist VII, 18. mit V , 20 zu vergleichen, und VII. 25. hat on-mb wie V, 5., und VIII, 22. ist wie V, 30. Ferners kömmt ia« für herrschen bei Jesajas blofs III, 5. 12. und I X , 3. vor, auch das seltene Wort nre V, 6. und VII, 19. ist noch zu be-
151 achten. Seinem Inhalte nach lallt X V I I , 1 —11. io dieselbe Zeit, und auch hier findet Aehnlichkeit der Sprache statt; so treffen wir Vs. 3. mas Herrlichkeit wie IV, 2. 5. V, 13., dann ist XVII, 8. zu vergleichen mit II, 8. und nsn* XVII, 9. kömint bei Jesajas blofs noch VI, 12. vor, und endlich treffen wir in demselben Verse auch ¡-reo» wie VI. I I . , das nur noch I, 7. vorkömmt, und die Konstruktion XVII, 5. ist wie die von V, 24. Wir sehen also, dafs die zugestandener Mafsen in eine Zeit fallenden Weissagungen auch in der Sprache Aehnlichkeit mit einander haben. Wenden wir uns nun zu XXVill, so treffen wir in diesem Kapitel gleiche Redweisen wie in den frühem Abschnitten, vgl. Vs. 13. mit VIII, 15., Vs. 18. mit V, 5. Von den Strafgerichten Gottes steht Vs. 21. niasa wie V, 12., auch ist noch Vs. 16. mit VIII, 14. zu vergleichen, und VII, 9. und XXVIII, 5. ist von einem -ikb die Rede wie XVII, 3. Aber wir stofsen auch auf ganz neue Bilder, dahin rechne ich das Bild vom Hagel und Sturm Vs. 2. 17., der Geissei 15. 18., und mache noch auf den gehäuften stalus constructus Vs. 1. und 16. aufmerksam. Das Wort t o s hingegen findet sich nicht mehr. Und eben das Bild vom Hagel treffen wir X X I X — X X X I I I an, z. B. XXIX, 6., X X X , 30., XXXII, 19. Gott kömmt mit Feuer für Jerusalem zu streiten X X I X , 6., X X X , 30. vergL 33., XXXIII, 14., sodann ist in diesen Abschnitten häuGg vom Kanuel die Rede XXIX, 17., XXXII, 15., XXXIII, 9., das assyrische Heer heifst ein Wald XXXII, 19., dann steht ntra und aura ohne allen Zusatz für Strafe X X X , 31.32., auch ist X X X , 28. mit X X X V I I , 29. zu vergleichen. Trotz dieser neuen Bilder finden sich aber in diesen Abschnitten auch Redweisen der früheren. Man vergleiche X X I X , 23. mit VIII, 12., XXXI, 3. mit VIII, 15. Die Anrede an die Weiber Jerusalems XXXII, 9. ff. mit III, 16. ff ; dann s>iej von Jehova gebraucht XXXIII, 5. wie II, 11. 17., dann «an X X X , 26. wie III, 7., und man vergleiche X X X , 15., X X X I I , 17. mit VII, 9.; und X X X , 8. mit VIII, 1. und noch X X X , 2 l und X X X I , 7. mit II, 20. und X X I X , 4. mit II, 9. Neue Redeweisen aber, die wir von II — IX, 6. nicht trafen, sind: s«r\B snc XXIX, 5. X X X , 13. X X I X , 17., "|5ö vertrauen X X X , 12., X X X I , 1.,
152 dann vergleiche man auch X X V I I I , 29. mit X X I X , 14., und das sich nur bei Jesajas findende W o r t I T W .
Auch treffen
w i r in diesen Abschnitten verhältnifsmäfsig viele absolute Infinitive X X I X , 14., X X X , 15., X X X I , 5., X X X I I , 17. Wir
gehen nun zu den übrigen Abschnitten
des Jesajas
über und betrachten zuerst I., dessen Stelle pag. 44 zu erklären gesucht worden ist.
Wir
finden
in diesem Kapitel
die
Redweisen der ersten Zeit des Jesaja, Vs. 7. noa®, w i e V I , 11. und X V I I , 9.; die Erwähnung von Sodoni Vs. 10. treffen wir nur noch 111,9., dann Vs. 17. das Verbuni -i«j» w i e III, 12. bei Jesaja nur noch I X , 15., eben so m o Vs. 20. nur noch III, 8., •pxp Richter Vs. 10. w i e III, 6. 7., sonst noch X X I I , 3.
So
müssen wir diesem Abschnitte eine ganz frühe Zeit zuweisen, und die s"nT Vs. 7. nicht von den Assyrem deuten-, und rno V s . 5. vom Götzendienst mit Beziehung auf 2. Chron. X X V I I I , 23. erklären. 2) I X , 7 — X , 4.
Hier erinnert m o s «P I X , 11. 16. 20.,
X , 4. an V , 25., dann I X , 15. an III, 12., rrb und - r n » Vs. 17. an V . 6., nVsNti Vs. 18. an I X , 4. (das W o r t findet sich sonst nirgends.)
W i r werden also auch diesen Abschnitt in Jesajas
ältere Zeit versetzen und zwar nach K n o b e l , Komment, zum Jes. Einl. pag. X V . und Komment, pag. 22 in die Z e i t , da Hosea den Pekah ermordert hatte, aber noch nicht als König anerkannt war, daher hier Vs. 17. u. IT. auch Bürgerkrieg gedroht wird.
Somit fällt dieser Abschnitt kurze Zeit später als V I I
bis I X , 6. 3) X , 5 — X I I . Zeit
Hier erinnert das Ganze an die späteste
Man vergleiche die Rede des assyrischen
Königs X ,
8. u. ff. mit X X X V I , 19. 20., dann kämpft Gott mit Feuer gegen die Assyrer Vs. 16. 17. w i e X X I X , 6., X X X , 30., das assyrische H e e r wird mit einem W a l d e verglichen, Vs. 18. 33. 34. w i e X X X I I , 18., Vs. 18. ist vom Karmel die R e d e ,
wie in den
spätem Abschnitten, Vs. 20. findet sich das Verbum ipv wie X X X , 12., X X X I , l. sonst bei unserm Profeten nicht mehr, dann ist X , 2 4 w i e X X X , 31. und nira ist w i e X X X , 32. für Stab, Strafe absolut gebraucht, hat nicht wie I X , 3. einen Zusatz. Ferner Vs. 25.
TSTB ISSE
wie X X I X , 17., dann findet sich das in
unserm Abschnitte häufige Verbum flu noch X X X , 28. und
153 V « . 33. ist wie X X X V I I , 24., woselbst wie hier 34. der Libanon erwähnt isL Allerdings daneben auch Red weisen, die der mittlem und früheren Zeit eigen sind, die mittlere Zeit treffen wir Vs. 23. verglichen mit X X V I I I , 22., dann cid Vs.26. wie X X V I I I , 15., die frühere Vs. 17. in -nao und r r » , doch ist X X X I I , 13. wenigstens sehr ähnlich, dann ist Vs. 16. wie XVII, 4. und Vs. 26. 27. wie I X , 3. und wir stofsen auch wieder auf TOS Vs. 18. 16. und -wb Vs. 19. und 21. wie X V I I , 3. X X V I I I , 5., noch ist X , 12. mit I X , 8. zu vergleichen. So treffen wir in diesem Abschnitte Redeweisen aus allen 3 P e rioden des Jesajas, doch vollständigere Formeln nur aus der zweiten und dritten, letzterer aber sind die Bilder entnommen, so wie doch die gröfste Zahl der Formeln und die wichtigeren, z. 6 . die Rede des Königs von Assyrien. Ich glaube demnach schon aus sprachlichen Gründen mich genöthigt, die Abfassung unserer Kapitel in die späteste Zeit des Jesajas zu versetzen, und glaube auch nachgewiesen zu haben, dafa die Ausbildung der Messiasidee diese Zeit verlangt, auch ist hier wie X X I X bis X X X I I I . die schnelle Vernichtung des assyrischen Heeres geweissagt Ich erkläre mir die Vermischung der Redeweisen mehrerer Perioden des Jesajas so: Unser Abschnitt gehört der spätesten Zeit des Jesajas an; als aber der Profet am Ende seiner Laufbahn seine Weissagungen ordnete und zusammenschrieb,' stellte er unsern Abschnitt an die Spitze der Weissagungen gegen die Heiden, weil Assyrien der Hauptfeind Israels in Jesajas Zeit war, und war natürlich dann auch noch voll der Redweisen der früheren Abschnitte I — X . , die er hier aus Erinnerungen einflocht, und so können wir unsere Kapitel als das Resultat der gesammten schriftstellerischen Thätigkeit unsers Profeten ansehen. Nun folgen die Orakel gegen die Heiden, die der Sache nach mit einander verbunden sind, so wie X X V I I I . mit den folgenden Abschnitten, weil X X V I I I . wie sie in Hiskias Zeit fallt, aber ihnen als das frühere doch wieder voransteht; ebenso stehen die Weissagungen aus Ahas Zeit I — X , 4. beisammen. 4 ) X I V , 28 — 32. In dieser Weissagung über die Filister ist Vs. 29. die Redweise -pa uais etwa wie IX, 12. oder IX, 3. (uasj ist nicht so absolut gesetzt wie später), der C|f»o rpo
154 hingegen erinnert an X X X , 6., wesentlicher aber ist die Uebereinslunmung von XXVIII, 16. mit Vs. 32., denn das Verbum TO-1 findet sich sonst beiJesaja nur noch XXIII, 13. Somit müssen w i r , der Sprache nach, unsere Weissagung ungefähr gleichzeitig mit XXVIII. halten, und es fragt sich, ob die Geschichte dagegen steite? Zuerst mufs zugegeben werden, dafs 2. Chron. XXVIII, 10. den Abfall der Filister in die erste Zeit des Ahas zu verlegen scheint, allein die Chronik erzählt hier übersichtlich und ohne genaue Berücksichtigung der Zeit, und so konnten die Filister wohl einige Jahre später abfallen; auch habe ich schon öfters gefunden, dafs ein Verbum mit VN verbunden gerade den entgegengesetzten Begriff ausdrücken soll: also •»naisn = trauren; so XL, 9. vo-n VN = furchtlos, was ich gegen K n o b e l s Erklärung unserer Stelle geltend mache. Auch läfst sich nicht beweisen, wie jener Gelehrte will, dafs Tiglatpileser einen Zug nach Aegypten vorhalte, hingegen ist gewifs, dafs ein solcher von Seiten der Assyrer nach oder zur Zeit der Belagerung oder Eroberung Samariens statt fand, und damals zeigte sich bald, dafs Jerusalem, unter assyrischem Schulze stehend, nichts zu fürchten hatte, während die übrigen palästinensischen, entweder freien oder mit Aegypten verbündeten Völker grofse Gefahr liefen, und natürlich die Filister am meisten. Das Unglück der Filister leitet der Profet mit Recht von ihrem Abfall von Juda ab, denn dieser war Ursa'ch, dafs die Filister nicht auch unter assyrischem Schutze standen; vielleicht veranlafsle auch Hiskias selbst die Assyrer, die Filister anzugreifen, um sich dann den so geschwächten Staat später leichter zu unterwerfen. 5) XV. XVI. In dem Orakel gegen Moab berührt uns zunächst hier nur der Epilog. In diesem treffen wir Redweisen, die eher der frühern Zeit angehören, so TCS, der mittleren eher und -ISTO T»S weist auf die spätere Zeit hin, auch ist XVI, 4. mit XXIX, 20. zu vergleichen, und c-sci »so kehrt XX, 3. wieder. Da die Zeit dieses lelzt erwähnten Abschnittes bestimmt ist, so möchte ich mit H i t z i g auch hier auf diese Zeitangabe mich stützen und die Gleichzeitigkeit beider Orakel behaupten. Hervorgehoben darf hier auch werden, dafs nur XXVIII, 7. und hier XVI, 3. das seltne Wort n V » sich findet,
155 worauf namentlich bei J e s a j a s , der nach seinen verschiedenen Perioden verschiedene Redweisen hat, Gewicht gelegt werden darf. Ich setze also auch unsere Weissagung ungefehr in dieselbe Zeit wie die gegen die Filister, und sollten wir nicht berechtigtigt sein, die hier erwähnten drei J a h r e mit den dreien der Belagerung Samariens 2. Könige X V I I , 5. kombiniren zu dürfen? Jesajas schaut im Geiste die Dauer dieser Belagerung, und erkennt was der König von Assyrien nach der Eroberung j e n e r Hauptstadt vorhatte, nemlich die Unterwerfung des gröfsten Theiles von Palästina und Aegypten, Josef. Antiq. I X , 14, 2. Diesem Ergebnifs, durch sprachliche Forschung gewonnen, widersleitet auch die Geschichte nicht. D e r Hauptgrund dagegen ist der von K n o b e l , K o m m e n t z. J e s a j . pag. 107 ausgesprochene, es setze unsere Weissagung voraus, Edom sei Juda unterthan, was inHiskiasZeit nicht mehr der Fall gewesen sei, aber das liegt nicht in unserm Abschnitte, sondern höchstens, dafs Sela zu Juda gehörte, Amazia nahm Sela ein, 2. Kön. X I V , 7 . , und Ustia baute Eiath, Vs. 2 2 . , welche Stadt unter Ahas, 2. Kön. X V I , 6., wieder verloren ging, während vom Verluste von S e l a nichts berichtet wird; und auch 2. Chron. X X V I I I , 17. nölhigt zu dieser Annahme nicht. E s scheint, wenn wir die biblischen Nachrichten Uber Edom genau beachten, dafs von Amazia an der westliche Theil von Edom wieder zu J u d a gehörte, und nur der östliche und seit Ahas auch der südliche J u d a nicht mehr dienstbar war. Gewifs aber erkannte in dieser Zeit, da Jerusalem allein vor Assyrien sicher war, Edom den König von Juda a n , und man sieht auch, wie Moabiler eben um diese Zeit sich J u d a in die Arme werfen wollten, dessen Fürsprache bei Assyrien zu erflehen, wie dasselbe j a auch die Filister thaten, und so ist auch die Stelle unsers Abschnittes erklärt. Wie X V I I , 1 — I I . hierher kam, weifs ich nicht zu sagen. 6 ) Wohl aber kann die Stellung von X V I I , 1 2 — X X . erklärt werden. W a s nun das erste Orakel über Aegypten oder Aethiopien betrifft, so erinnern X V I I , 12. 13. an X X I X , 5 . , auch kann das Bild vom Abschneiden der Ranken X V I I I 5. mit X , 33. und X X X V I I , 21. verglichen werden; somit treffen wir hier Aehnlichkcit mit Abschnitten der spätesten
156 Zeit und werden diesen Abschnitt in sie versetzen, wie es auch die Geschichte verlangt. — X I X . treffen wir die R e d weisen mehrerer Perioden, -pao Vs. 2. wie I X , 10., dann ist Vs. 3. wie VIII, 13., Vs. 15. wie IX, 13.; hingegen erinnert Vs. 14. an XXVIII, 8. und X X I X , 10., und der Gebrauch des Verbums sps Vs. 16. Gndet sich noch X X X , 28. u. oft X , XI., auch s y Vs. 12. 17. ist eher der mittlem oder spätem Zeit eigen, wie XIV, 24. 20. 27. und X X I I I , 8. 9. zeigen, in der altern Zeit enthält VII, 5. einen Anklang an diese Redweise. Vollständigere Formeln treffen wir hier also aus der altern Zeit, aber zu viele Anklänge aus der mittlem und spätem, um j e n e allein zu berücksichtigen, und so versetze ich dieses Kapitel in J e s a j a s mittlere Z e i t , wie X V , X V I , X X , 3. ist allerdings wie VIII, 18.; dann aber die &