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German Pages [456] Year 2012
V E RÖ FFE N T L I C HU N G E N D E R H I S TO R I S C H E N KO M M I S S I O N F Ü R P O M M E R N Für die Historische Kommission für Pommern herausgegeben von Ludwig Biewer, Nils Jörn, Haik Thomas Porada, Dirk Schleinert und Martin Schoebel R E I H E V: F O R S C H U N G E N ZU R P O M M E R S C H E N G E S C H I C H T E Ban d 4 5
D ie H erzöge von P ommern Zeugnisse der Herrschaft des G reifenhauses
Zum 100-jährigen Jubiläum der Historischen Kommission für Pommern herausgegeben von Norbert Buske, J oachim K rüger und R a lf-Gunna r Werlich
2012 BÖHLAU VERLAG WIEN KÖLN WEIMAR
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Gesellschaft für Pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst e.V., des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern und des Herder-Instituts Marburg e.V.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Umschlagabbildung: Wappenscheibe Kasimirs VI., Herzog von Pommern und Bischof von Cammin, aus dem Jahr 1599, heute auf der Burg Rheinstein am Rhein, Aufnahme: Ralf-Gunnar Werlich 2006. © 2012 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Wien Köln Weimar Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Druck und Bindung: Drukkerij Wilco, Amersfoort Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in the Netherlands ISBN 978-3-412-20712-0
Inhaltsverzeichnis Vorwort der Herausgeber ...........................................................................
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Hellmut Hannes Bildnisse der pommerschen Herzöge..........................................................
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Hellmut Hannes Bildnisse der pommerschen Herzoginnen ..................................................
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Joachim Krüger Die Münzprägung der pommerschen Herzöge ...........................................
49
Ralf-Gunnar Werlich Die Siegel der pommerschen Greifenherzöge .............................................
107
Ralf-Gunnar Werlich „… welches den Greifen führt …“ – Das Geschlecht der Herzöge von Pommern und seine heraldischen Herrschaftssymbole ........................
163
Ralf-Gunnar Werlich Herrschaftszentren und Residenzen der Greifen ........................................
255
Joachim Zdrenka Inschriften der pommerschen Herzöge ......................................................
311
Arthur Behn Grablegen der Greifenherzöge ...................................................................
321
Regina Ströbl Die Bestattungen der pommerschen Herzöge in der Wolgaster Petrikirche – Grabinhalte und Rekonstruktion ..........................................
343
Klaus Winands Die Neugestaltung der Grablege der pommerschen Herzöge in der Wolgaster Petrikirche ......................................................................
363
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Inhaltsverzeichnis
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren ...................................................
373
Abbildungsnachweise.................................................................................
375
Haik Thomas Porada Orts- und Personenregister ........................................................................
384
Farbabbildungen zu einzelnen Beiträgen ....................................................
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Vorwort Die Herausgeber betrachten den hier vorgelegten Band „Die Herzöge von Pommern – Zeugnisse der Herrschaft des Greifenhauses“ als eine Festgabe zum 100jährigen Jubiläum der Historischen Kommission für Pommern 2011, widmet er sich doch einem der zentralen Themenfelder der Kommission, der Erforschung der Quellen, in diesem Falle insbesondere der Monumente der die Geschichte Pommerns im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit prägenden Greifendynastie. Gleichwohl war ihm dies nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Die Aufsatzsammlung geht im Kern zurück auf das gemeinsame Projekt „Monumenta Ducum Pomeranorum“ der Historischen Kommission für Pommern und der Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst, welches maßgeblich durch Roderich Schmidt, dem damaligen Vorsitzenden der Historischen Kommission für Pommern, Ludwig Biewer, dem Vorsitzenden der Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst, sowie Norbert Buske, dem damaligen Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft für pommersche Kirchengeschichte, betrieben wurde. Zugrunde lag die Überlegung, daß zwar die Forschungen zu der bis 1637 in Pommern herrschenden Greifendynastie nach der Wende durchaus einen erfreulichen Aufschwung erfahren hatten, eine gezielte und intensivere wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Herrscherhaus und seinen Relikten sowie deren Dokumentation auf breiterer Ebene jedoch noch ausstand.1 Anstoß für dieses Projekt boten die Diskussionen und Bemühungen um die Restaurierung und den angemessenen Umgang mit den Sarkophagen der Angehörigen der Herzogsfamilie in der Petrikirche in Wolgast.2 Die Konzeption sah vor, in einem ersten Schritt in Zusammenarbeit mit der Historischen Kommission in Vorträgen auf mehreren aufeinanderfolgenden Jahrestagungen der Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst wesentliche Aspekte und Themen vorzustellen, die sich speziell mit der Dynastie der Greifenherzöge und ihren Monumenten verbinden. In einem zweiten Schritt sollten diese Vor-
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Die in das Thema einführenden Worte, die Roderich Schmidt, noch in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Historischen Kommission für Pommern, auf der ersten gemeinsam mit der Historischen Kommission unter dem Thema „Monumenta Ducum Pomeranorum – Denkmale der pommerschen Herzöge“ veranstalteten Jahrestagung der Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst an das Auditorium richtete, hätten die Herausgeber gerne an den Beginn des Bandes gestellt. Leider sind diese für diesen Zweck nicht zeitnah dokumentiert worden und ließen sich 2009 nicht mehr ermitteln. Siehe dazu Norbert Buske, Dokumentation zur Grablege der pommerschen Herzöge in der Petrikirche in Wolgast. Aus der Arbeit der Historischen Kommission für Pommern, in: Mitteldeutsches Jahrbuch für Kultur und Geschichte 10 (2003), S. 47–56 sowie ders., Dokumentation erhalten gebliebener Denkmale und Zeugnisse der pommerschen Herzöge. Aus der Arbeit der Historischen Kommission für Pommern, in: Baltische Studien NF 90 (2004), S. 77–86. So formulierte Roderich Schmidt in seinem Tätigkeitsbericht der Historischen Kommission 2001: „Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit dieser Thematik ist die vorgesehene Restaurierung der Herzogssärge in der Gruft der Petrikirche zu Wolgast und die sich dadurch ergebenden Maßnahmen.“ Zitiert nach Buske 2004 (wie Anm. 1), S. 83.
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Vorwort
träge dann zum Druck gebracht werden, wobei man es den Autoren freistellte, in welchem Umfang sie ihr Thema in der Druckfassung zu vertiefen gedachten, was ausdrücklich erwünscht war. Die Autoren machten von dieser Möglichkeit in sehr unterschiedlichem Maße Gebrauch, wie die in ihrem Umfang sehr stark differierenden Beiträge zeigen. Der erste Schritt wurde öffentlichkeitswirksam in den Jahren 2001–2003 vollzogen, indem das Programm der Jahrestagungen der Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst unter dem Thema „Monumenta Ducum Pomeranorum – Denkmale der pommerschen Herzöge“ wesentlich von den Vorträgen bzw. Themen bestimmt wurde, die hier nunmehr publiziert werden.3 Zudem beschäftigte sich die Arbeitsgemeinschaft für pommersche Kirchengeschichte in Abstimmung mit der Historischen Kommission intensiv mit der Grablege der pommerschen Herzöge in Wolgast. Diese Beschäftigung fand u. a. ihren Ausdruck in einer Vortragsveranstaltung in der Wolgaster Petrikirche am 9. September 2005, die zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern und dem Landesamt für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern unter dem Thema „10 Jahre denkmalpflegerische Tätigkeiten in der Fürstengruft der Kirche St. Petri zu Wolgast“ durchgeführt wurde,4 sowie in einer deutsch-polnischen Fachtagung „Grablegen der pommerschen Herzöge“ im Saal des neuen Rathauses in Wolgast am 26. und 27. Oktober 2006 anläßlich der Restaurierungsarbeiten an den Sarkophagen der herzoglichen Gruft in der Wolgaster Petrikirche, die in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, dem Staatsarchiv Stettin und dem Nationalmuseum Stettin veranstaltet wurde.5 Eine geplante eigenständige Publikation der Tagungsbeiträge ließ sich leider nicht realisieren.6 Der Inhalt einiger dieser Beiträge ist 3
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Im einzelnen wurden auf den Jahrestagungen der Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst jeweils im September die folgenden Vorträge gehalten: auf der Jahresversammlung 2001 in Pasewalk referierten Ralf-Gunnar Werlich über „Residenzen der Greifen“ und Hellmut Hannes über „Bildnisse des pommerschen Herzogshauses“, wobei er sich zunächst auf die Herzöge beschränkte. Auf der Jahresversammlung 2002 in Demmin stellten Arthur Behn „Grablegen der Greifen“, Ralf-Gunnar Werlich „Wappen der pommerschen Herzöge“, Joachim Krüger „Münzgeschichte und Münzprägungen der Herzöge von Pommern im 16. und 17. Jahrhundert“ und Hellmut Hannes „Bildnisse pommerscher Herzoginnen“ vor. Die letzte Jahrestagung 2003 in Celle unter diesem Thema beinhaltete die Vorträge „Inschriften der pommerschen Herzöge“ von Joachim Zdrenka, „Die Siegel der Greifenherzöge“ von Ralf-Gunnar Werlich und „Urkundenwesen und Kanzleien der Herzöge von Pommern“ von Martin Schoebel. Vgl. dazu auch die Jahresberichte des Vorsitzenden der Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst, Ludwig Biewer, in den Baltischen Studien NF 88 (2002), S. 255–258, hier S. 255; NF 89 (2003), S. 273–278, hier S. 273, und NF 90 (2004), S. 356–361, hier S. 356. Vgl. Norbert Buske, Jahresbericht der Arbeitsgemeinschaft für pommersche Kirchengeschichte e.V. (AG) 2005, in: Baltische Studien NF 91 (2005), S. 277–282, hier S. 278. Vgl. Norbert Buske, Jahresbericht der Arbeitsgemeinschaft für pommersche Kirchengeschichte e.V. (AG) 2007, in: Baltische Studien NF 93 (2007), S. 329–334, hier S. 330. Vgl. Haik Thomas Porada, Jahresbericht der Arbeitsgemeinschaft für pommersche Kirchengeschichte e.V. (AG) 2009, in: Baltischen Studien NF 95 (2009), S. 296–309, hier S. 306.
Vorwort
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inzwischen in z. T. abgewandelter Form publiziert worden,7 zwei weitere wurden auf Grund der Nähe zum Thema in diesen Sammelband aufgenommen.8 Sie befassen sich mit den in den vergangenen Jahren stattgefundenen Arbeiten im Zusammenhang mit der Wolgaster Grablege der Greifenherzöge, Arbeiten denen 2010 mit der Verleihung des höchsten Preises der Europäischen Union in der Denkmalpflege, dem „European Union Prize for Cultural Heritage – Europa Nostra Award“, in der Kategorie 1 „Konservierung/Restaurierung“ auch international hohe Anerkennung zuteil wurde. Die Herausgeberschaft, gemeinsam mit Roderich Schmidt, und insbesondere die Vorbereitung des Bandes für den Druck hatte zunächst Ludwig Biewer übernommen,9 bei dem die Referenten der Jahrestagungen, soweit sie in diesem Band vertreten sind,10 ihre Beiträge einreichten, wo sie seit dem Beginn des Frühjahres 2007 komplett vorlagen. Auf der Jahresmitgliederversammlung der Historischen Kommission für Pommern 2009 erklärte Ludwig Biewer, daß er sich aus persönlichen Gründen nicht in der Lage sähe, den Band wie vorgesehen zum Druck zu befördern und von der Herausgeberschaft zurücktrete. Auf Vorschlag des Vorsitzenden der Kommission und Beschluß der Mitgliederversammlung übernahmen daraufhin die Unterzeichnenden die Herausgeberschaft des Bandes, die einst verschiedene der hier gedruckten Beiträge angeregt hatten bzw. an der Konzipierung des Projektes beteiligt waren. Die in Vorbereitung der Drucklegung notwendigen redaktionellen Arbeiten teilten sich in Abstimmung mit Norbert Buske Joachim Krüger und Ralf-Gunnar Werlich. Dank gebührt Haik Tho-
7 Wolfgang Hofmann, Die Sarkophage der Herzöge von Pommern-Wolgast in der Greifenkapelle von St. Petri zu Wolgast, Restaurierungsbericht, Teil 1, [Wolgast] 2006. Siehe im übrigen auch die im Beitrag von Regina Ströbl in diesem Band in Anm. 4 genannten Publikationen von Wolfgang Hofmann. Desweiteren: Beate Bugenhagen, „... mit einem trawrigen figural gesungen“ – Musik bei den Bestattungszeremonien des pommerschen Herzogshauses zwischen 1560 und 1654, in: Barock. Geschichte – Literatur – Kunst. Deutsch-polnische Kulturkontakte im 16.–18. Jahrhundert, Sondernummer, Warschau 2006, S. 83–104; Jürgen Petersohn, Stockholmer Fund bringt Licht ins Wolgaster Dunkel. Ein Detailplan des Wolgaster Herzogsschlosses aus dem 16. Jahrhundert, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 45 (2007), H. 1. S. 20–27. Für weitere auf der Tagung gehaltene Vorträge ist die Veröffentlichung in anderen wissenschaftlichen Publikationen vorgesehen: Volker Gummelt, Die Leichenpredigten anläßlich der Beisetzung der pommerschen Herzöge und deren Frauen in Wolgast; Michael Lissok, Grabmäler des pommerschen Adels aus der Zeit der Renaissance. Ein Vergleich. 8 Es handelt sich dabei um die Beiträge von Regina Ströbl und Klaus Winands. Verwiesen sei an dieser Stelle auf die von polnischer Seite gehaltenen Vorträge: Paweł Gut, Historische Quellen zu den Grablegen der Herzöge von Pommern in polnischen Archiven; Sylvia Wesołowska , Literatur zu den Bestattungen der Herzöge von Pommern; Rafał Makała/Monika Frankowska-Makała, Juwelen und Kleider aus der Stettiner Herzogsgruft; Marcian Wislokki, Die Stettiner Schloßkapelle als Erinnerungsraum. 9 Ludwig Biewer, Jahresbericht 2003/2004, in: Baltische Studien NF 90 (2004), S. 356. 10 Bezüglich des Vortrags zum Urkundenwesen und den Kanzleien der Greifenherzöge von Martin Schoebel war es zwischen ihm und Ludwig Biewer abgesprochen, daß dieser nicht in diesem Band zum Abdruck gelangt, sondern dessen Inhalt in eine geplante, umfangreichere Darstellung der Thematik einfließen wird.
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Vorwort
mas Porada, der die Anfertigung des Orts- und Personenregisters übernahm. Nach Übernahme des einst von den Autoren eingesandten, noch unbearbeiteten Materials wurden die Autoren mit der Bitte kontaktiert, auf Grund der verstrichenen Zeit seit der Einreichung ihrer Beiträge diese ggf. zu aktualisieren. Dies geschah in unterschiedlichem Umfang, worüber einleitende Worte der Beiträge nähere Auskunft geben. Die redaktionellen Arbeiten wurden 2010 abgeschlossen. Im Zuge der Umbruchkorrekturen, die erst 2012 stattfinden konnten, wurde an einigen Stellen jüngst erschienene Literatur nachgetragen bzw. es wurden Verweise auf Internetseiten aktualisiert. Wenn einige der gehaltenen und hier in bearbeiteter Form vorgelegten Vorträge in diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feiern können, zeigt dies, daß für manche Dinge ein langer Atem von Nöten ist. Die Herausgeber hoffen, daß es dennoch gelungen ist, einen den aktuellen Forschungs- und Kenntnisstand repräsentierenden Band vorzulegen, der das Wissen über das pommersche Herzogshaus und seine Monumente sowohl in Fachkreisen als auch bei einer interessierten breiteren Öffentlichkeit erweitert. Möge ihm eine wohlwollende Aufnahme und das Urteil beschieden sein: Was lange währt, wird endlich gut. Norbert Buske Joachim Krüger Ralf-Gunnar Werlich Greifswald, im Juni 2012
Bildnisse der pommerschen Herzöge Hellmut Hannes1 Die Bildnisse des pommerschen Herzogshauses – so lautet der Titel einer grundlegenden Arbeit von Hellmuth Bethe in den Baltischen Studien von 1937.2 Bethe, seinerzeit Kustos am Pommerschen Landesmuseum in Stettin, hatte sich zum Ziel gesetzt, in einem Katalog „alle erhaltenen und einst vorhandenen Bildnisse“ aus dem Greifenhause zu verzeichnen. Dabei war er sich darüber im Klaren, daß er „absolute Vollständigkeit und Richtigkeit ... trotz aller Bemühungen nicht beanspruchen“ könne. Gleichwohl hat er sein Ziel in sehr hohem Maße erreicht, so daß sein Katalog heute noch eine wertvolle Grundlage für die Bearbeitung dieses Themas darstellt und wohl auch für zukünftige Forschungen bilden wird. Es ist ein Glück zu nennen, daß dieser umfassende Überblick, wie es ihn in dieser Vollständigkeit vor Bethe und auch nachher bislang nicht gegeben hat, noch kurz vor dem Zweiten Weltkriege erschienen ist. Denn nicht wenige der damals noch vorhandenen Originalbildnisse sind in der letzten Phase des Krieges in Verlust geraten oder verschollen. Die wichtigsten davon sind jedoch wenigstens in sekundären Abbildungen, also in Reproduktionen festgehalten und als solche noch zugänglich. Von den Autoren, die sich nach dem Kriege mit der Thematik der pommerschen Herzogsbildnisse befaßt haben, seien hier Karl-Otto Konow, Hugo Gotthard Bloth, Hellmut Hannes, Roderich Schmidt und, in neuester Zeit, Ralf-Gunnar Werlich genannt.3 1
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Dieser Beitrag folgt im wesentlichen dem am 29. September 2001 bei der Jahreshauptversammlung der Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst in Pasewalk gehaltenen Lichtbildervortrag über „Bildnisse des pommerschen Herzogshauses“, der später in den Abteilungen Bonn und Berlin wiederholt wurde. Änderungen beziehen sich auf die Anpassung des mündlichen Vortrags an die gedruckte Form, das Einfügen von Anmerkungen und Belegen sowie den Verweis auf das Thema tangierende Literatur, die in der Zeit zwischen der Fertigstellung des Beitragsmanuskriptes 2004 und dem Redaktionsschluß erschienen ist. Für letzteres sei den redaktionellen Bearbeitern herzlich gedankt. Hellmuth Bethe, Die Bildnisse des pommerschen Herzogshauses, in: Baltische Studien NF 39 (1937), S. 71–99; Ders., Nachtrag, in: Baltische Studien NF 41 (1939) S. 99–102; Ders., Die Kunst am Hofe der pommerschen Herzöge, Berlin 1937. Karl-Otto Konow, Die Bildnisse Herzog Bogislaws X., in: Baltische Studien NF 60 (1974), S. 61–74; Ders., Bildnisse von Mitgliedern des pommerschen Herzogshauses in Dänemark, in: Baltische Studien NF 70 (1984), S. 31–44; Hugo Gotthard Bloth, Zwei Bilder der Herzogin Hedwig von Pommern (1595–1650), geborene Prinzessin von Braunschweig-Lüneburg, in: Baltische Studien NF 68 (1982), S. 53–54; Hellmut Hannes, Auf den Spuren der Greifenherzöge in Pommern. Ein Bericht aus unseren Tagen, in: Baltische Studien NF 67 (1981), S. 7–25; Ders., Der Croyteppich – Entstehung, Geschichte und Sinngehalt, in: Baltische Studien NF 70 (1984), S. 45–80; Ders., Auf den Spuren des Greifengeschlechts jenseits der pommerschen Grenzen, Baltische Studien NF 72 (1986), S. 36–82; Ders., Auf den Spuren des Greifengeschlechts in Dänemark, in: Baltische Studien NF 74 (1988), S. 48–91; Rode-
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Hellmut Hannes
Insgesamt gibt oder gab es eine stattlich große Zahl von Herzogsbildnissen. Doch sind beileibe nicht von allen oder auch nur von der Mehrzahl der Mitglieder des pommerschen Herzogshauses bildliche Darstellungen auf uns gekommen. Die Zahl der eigentlichen, dem Greifenhaus von Geburt her angehörenden Mitglieder beträgt etwa 130. Hinzu kommen noch etwas über 50 Frauen, die durch Heirat eines Herzogs dem Greifenhause verbunden waren.4 Auf diesen Personenkreis, insgesamt also rund 180 Fürsten und Fürstinnen, bezieht sich der Katalog von Bethe. Aber nur von 54 dieser 180 Personen, weniger als einem Drittel, sind Bildnisse bekannt. Von diesen 54 wiederum sind 14 echte Greifentöchter und ebenso viele angeheiratete Fürstinnen, so daß es nur von 26 pommerschen Herzögen Bildnisse gibt bzw. gab. Bei diesen Angaben handelt es sich wohlgemerkt um die Zahl der betroffenen Fürsten, nicht aber um die Anzahl von überlieferten Bildern, die viel größer ist. Von dieser letzteren, der wirklich recht großen Zahl von Bildwerken soll hier zunächst ein Begriff
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rich Schmidt, Bildnisse pommerscher Herzöge des 15. bis 17. Jahrhunderts, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 34 (1996), H. 3, S. 1–29; Ralf-Gunnar Werlich, Denkmale der Greifen. Monumente des Totengedenkens der 14. Greifengeneration, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 40 (2002), H. 3, S. 18–27; Michael Lissok, Vom Fürstenbildnis zum Staatsporträt. Ganzfigurige Herrscherporträts aus dem Kunstbesitz der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. I. Teil, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 40 (2002), H. 3, S. 34–41; Ders., Vom Fürstenbildnis zum Staatsporträt. Ganzfigurige Herrscherporträts aus dem Kunstbesitz der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, II. Teil, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 52 (2004), H. 1, S. 34– 41. An neueren Arbeiten zu Bildnissen pommerscher Herzöge sei verwiesen auf Birgit Dahlenburg, Bogislaw XIII. (1544–1606) und seine herzogliche Familie in der Bildnismalerei, in: Unter fürstlichem Regiment. Barth als Residenz der pommerschen Herzöge, hg. von Melanie Ehler/Matthias Müller, Berlin 2005, S. 192–215. Eine wichtige Bildquelle für die verschiedenen Generationen der pommerschen Herzöge stellen Stammbäume dar, zu denen in den letzten Jahren einige Publikationen erschienen sind: Ralf-Gunnar Werlich, Dynastie und Genealogie – Stammbäume der Greifen, in: Unter fürstlichem Regiment. Barth als Residenz der pommerschen Herzöge, hg. von Melanie Ehler/Matthias Müller, Berlin 2005, S. 149–191; Carsten Neumann/Ralf-Gunnar Werlich, Der Greifenstammbaum des Cornelius Krommeny, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 47 (2009), H. 1, S. 27–33; Ralf-Gunnar Werlich, Die Stammlinie und Genealogie des Wolgaster Herzogs Philipp I. Ein Stammbaum des Greifenhauses aus der zweiten Hälfte der 1550er Jahre, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 42 (2004), H. 4, S. 16–27 und Umschlagseite 3. Vgl. im übrigen auch die Arbeit von Norbert Buske, Der Barther Stammbaum der pommerschen Herzöge, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 39 (2001), H. 1, S. 8–14. Auf bisher wenig beachtete Bildnisse Herzog Franz’ verweist u. a. Ute Essegern, Keine Totenruhe für Sophia von Sachsen in Stettin, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 44 (2006), H. 2, S. 18–25, hier S. 18. Eine Münzzeichnung, die ein Porträt von Franz aus dem Jahre 1608 zeigt, wurde vorgestellt von Joachim Krüger, Die herzogliche Münzstätte in Köslin, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 39 (2001), H. 4, S. 13–19, hier S. 14. Martin Wehrmann, Genealogie des pommerschen Herzogshauses, Stettin 1937; Wilhelm Wegener, Genealogische Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte, 2. Lieferung: Die Herzöge von Pommern aus dem Greifenhause, Göttingen 1962/1969.
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Bildnisse der pommerschen Herzöge Tabelle 1: Bildnisse des Greifenhauses in Mittelalter und Früher Neuzeit. Zeitraum
Mittelalter (Generationen vor Bogislaw X.)
Anzahl der Generationen 11
Anzahl der Bildnisse authentisch 5*
apokryph
Gesamtzahl
22
27
um 1500 (Generation Bogislaws X.)
1
10
2
12
Neuzeit (Generationen nach Bogislaw X.)
4
252
12
264
267
36
303
Alle 16 Generationen:
* Alle fünf betreffen Elisabeth von Pommern-Stolp, Gemahlin Kaiser Karls IV. in Prag.
gegeben werden, zugleich auch davon, aus welcher Zeit sie vornehmlich stammen oder, anders gesagt, auf welche Greifengenerationen sie sich beziehen und wie viele davon in der Lage sind, eine wirkliche Vorstellung von den betreffenden Persönlichkeiten zu vermitteln. Dazu wurde der Katalog von Hellmuth Bethe ausgewertet und das Ergebnis dieser Analyse in einer Tabelle zusammengestellt (Tabelle 1).5 Dabei erweist es sich im Hinblick auf die Entwicklung der bildenden Kunst, insbesondere der Porträtmalerei, als zweckmäßig, die Zeit vor bzw. nach 1500, also Mittelalter und Neuzeit, getrennt zu betrachten. Die Schnittlinie dieser beiden Zeitabschnitte bildet beim Greifengeschlecht die Generation Herzog Bogislaws X., dessen fast 50jährige Regierungszeit sich von 1474 bis 1523, also vom Ende des Mittelalters bis in den Beginn der Neuzeit erstreckte. Während von der Zeit Bogislaws X. an Bildnisse aus allen folgenden Generationen bekannt sind, ist das für die früheren Jahrhunderte nicht der Fall. Nur aus sieben von den elf mittelalterlichen Generationen sind Bildnisse überliefert. Insgesamt gibt bzw. gab es, wie die Tabelle zeigt, aus diesen Generationen nur 27 Bildwerke. Allein in der Generation Bogislaws X. waren es dann zwölf und in den letzten vier Generationen danach gar 264 Bildnisse, fast zehnmal so viele wie im ganzen Mittelalter. Über alle Generationen hinweg sind es also mehr als 300 Bilder, eine doch recht erstaunlich große Zahl. Hinzu kommen übrigens noch mehr als 100 weitere, nur nachrichtlich bekannte Bildnisse, die von Bethe als „nicht mehr nachweisbar“ registriert wurden. In der Tabelle ist unterschieden zwischen „apokryphen“ und authentischen Bildwerken, d. h. solchen, die nur einen Typus darstellen, also keine individuelle Ähnlichkeit zum Ziel haben, und solchen mit mehr oder weniger Porträtcharakter. Die letzteren müssen nicht unbedingt zu Lebzeiten der betreffenden Persönlichkeit entstanden sein, sondern können auch später nach früheren, authentischen Bildnissen geschaffen 5
Eine Berücksichtigung der durch neuere Erkenntnisse an den von Bethe angegebenen Daten anzubringenden Korrekturen hätte auf die hier zu ziehenden Folgerungen keinen nennenswerten Einfluß.
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Hellmut Hannes
worden sein. Es gibt allerdings auch nicht wenige posthum entstandene Herzogsbilder, die, was die individuelle Wiedergabe der Persönlichkeit angeht, auf der freien Phantasie des Künstlers beruhen. Sie haben in der Regel keinen dokumentarischen Wert und sind unter die apokryphen Bildnisse einzuordnen. Eine ähnliche Entwicklung wie bei der rasanten Zunahme der Gesamtzahl von Bildnissen von der Frühzeit bis zum Ende des Greifengeschlechtes zeigt sich auch, wenn man die Verlagerung des Schwerpunktes von der apokryphen zur authentischen Darstellung betrachtet, ein Phänomen, das mit der im 16. Jahrhundert allgemein einsetzenden Entwicklung der Porträtmalerei vom Typus zum individuellen Bildnis einhergeht. Die Zahlen in der Tabelle machen deutlich, daß für das Mittelalter fast ausschließlich apokryphe Darstellungen im Greifenhause zu verzeichnen sind. In der Generation Bogislaws X. kehren sich die Verhältnisse um: Hier stehen nach Bethe zwei apokryphen Darstellungen bereits zehn authentische Bildnisse gegenüber. Und von den letzten vier Greifengenerationen gibt es neben der großen Zahl von 252 porträthaften Wiedergaben nur zwölf als apokryph zu wertende Bilder, die teilweise erst nach dem Aussterben der Dynastie zu Erinnerungszwecken gemalt worden sind. Soweit diese einleitende, rein zahlenmäßige Übersicht. Hinter den Zahlen der Tabelle 1 versteckt sich natürlich eine ganze Vielfalt von verschiedenen Darstellungsformen. Neben Gemälden, Radierungen, Holzschnitten, Wandmalereien und dergleichen gibt es Bilder auf Münzen und Siegeln oder andere Miniaturen, Darstellungen im Rahmen von Grabdenkmälern als Relief oder Vollplastik, aber auch gewirkte Bilder auf Teppichen, wobei in erster Linie, aber nicht ausschließlich, an den Croyteppich zu denken ist. Im folgenden werden einige dieser Arten von Bildnissen, in der Hauptsache aber Gemälde, zu betrachten sein. Bildnisse sind etwas zum Anschauen, und darum ist dieser Vortrag ohne Präsentation derselben gar nicht zu denken.6 Betrachten wir also nunmehr eine lange Reihe von Herzogsbildnissen, durchblättern gleichsam ein über die Generationen sich erstreckendes „Visierungsbuch“, wie einst Herzog Philipp II. seine Sammlung von Bildern seiner Ahnen und Verwandten genannt hatte. Unser Streifzug wird im 14. Jahrhundert beginnen und sich bis zum Ende des Greifengeschlechtes im 17. Jahrhundert erstrecken. Die ältesten bildlichen Zeugnisse aus dem pommerschen Greifenhause sind nicht Herzögen, sondern weiblichen Mitgliedern dieser Dynastie gewidmet. Am bekanntesten ist die um 1370 von Peter Parler geschaffene Sandsteinbüste Elisabeths von Stolp, der Tochter Herzog Bogislaws V. und einzigen in Pommern geborenen Kaiserin, die sich im Veitsdom zu Prag befindet.7 So wie im Falle der Kaiserin Elisabeth betreffen auch andere Bildnisse oder Denkmäler des Greifengeschlechts außerhalb von Pommern im allgemeinen nur Frauen, nämlich die in andere Fürstenhäuser ausgeheirateten Herzogstöchter. Doch gibt es da6
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Es sei daran erinnert, daß es sich hier um die gedruckte Form eines Vortrags mit zahlreichen Lichtbildern handelt, bei dem jedes angesprochene Bildnis durch entsprechende Diapositive illustriert wurde. Aus naheliegenden Gründen muß im Druck die Zahl der Bilder reduziert und auf Abbildungen an anderer Stelle verwiesen werden. Vgl. dazu den nachfolgenden Beitrag über die Bildnisse der pommerschen Herzoginnen in diesem Band.
Bildnisse der pommerschen Herzöge
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von eine wichtige Ausnahme, und diese läßt uns kurz nach Dänemark blicken. Die Rede ist von Erich I., dem berühmten, 1382 in Stolp geborenen Sohn des Herzogs Wartislaw VII. Durch die Verwandtschaft seiner Mutter mit dem dänischen Königshause gelangte dieser bekanntlich auf den nach dem 1387 erfolgten Tode König Olafs, des Enkels König Waldemars IV. Atterdag, verwaisten dänischen Thron. Unter den Andenken an Erich von Pommern, wie er im Norden genannt wurde, befindet sich im dänischen Nationalmuseum zu Kopenhagen ein prächtiger Wandgobelin (Farbabb. 1). Er entstand erst im 16. Jahrhundert, also lange nach seinem Tode mit der Serie der sogenannten Königsteppiche mit bildlichen Darstellungen dänischer Herrscher. Dieses Bildnis kann – im Gegensatz zu der Büste Elisabeths in Prag – als ein typisches Beispiel für eine apokryphe Darstellung gelten. Es ist nicht lebensecht, dafür aber von großer Symbolkraft. Denn Erich von Pommern, der nach glückloser Politik und mehreren verlorenen Kriegen schließlich aus den nordischen Reichen vertrieben wurde, war nach damaligem dänischen Geschichtsverständnis eine eher negativ geprägte Persönlichkeit. So erscheint er hier nicht gekrönt und in prunkvoller Kleidung mit Zepter und Reichsapfel, sondern schlicht in Mantel und Barett mit der verlorenen Krone zu seinen Füßen, und auch das Zepter ist seinen Händen entfallen. So wird sinnfällig, daß hier nicht ein König, sondern ein Entthronter dargestellt werden sollte. 8 Von Dänemark führt nun der Weg nach Pommern selbst, zum Bildnis eines Herzogs in der gleichen Generation wie Erich I., der jedoch der Wolgaster Hauptlinie der Greifen angehörte: Es ist der um 1365 geborene Herzog Barnim VI., Sohn Wartislaws VI. Sein Grabmal, ein gotischer Schrein mit einer holzgeschnitzten Liegefigur des Verstorbenen, zeigt ein Bildnis des Herzogs, welches ebenfalls als apokryph zu gelten hat (Farbabb. 2). Dieses Denkmal befindet sich in dem südlich von Barth gelegenen Dörfchen Kenz. Barnim VI. erlag auf seinem Hof in Pütnitz im Jahre 1405 der damals in Pommern wütenden Pest und wurde in der Kenzer Kirche beigesetzt. Das ihm bald darauf, also um 1405, errichtete Grabdenkmal ließ 200 Jahre später Herzog Philipp II. überarbeiten und wohl auch teilweise neu gestalten. Schon Hellmuth Bethe äußerte die später bestätigte Vermutung, daß das gotische Original damals eine barocke Umformung erfahren habe, so daß vielleicht einige Teile nicht aus dem Jahre 1405 stammen.9 Trotzdem gilt dieses Grabmal als das älteste erhaltene Denkmal eines pommerschen Herzogs. Von einem wirklichen, individuellen Bildnis kann natürlich ohnehin nicht die Rede sein, gleichviel, ob die sich heute uns darbietende Form aus dem Anfang des 15. oder des 17. Jahrhunderts stammt.
8 Hannes 1988 (wie Anm. 3), S. 71–79; Zu neueren Einschätzungen zu Erich von Pommern siehe Jens E. Olesen, Erik af Pommern og Kalmarunionen. Regeringssystemets udformning 1389–1439, in: Danmark i Senmiddelalderen, hg. von Per Ingesman/Jens Villiam Jensen, Århus 1994, S. 143–165; Ders., Inter-Scandinavian relations, in: The Cambridge History of Scandinavia 1: Prehistory to 1520, hg. von Knut Helle, Cambridge 2003, S. 710–770; Ders., Erich von Pommerns Alleinherrschaft 1412–1439/40, in: „huru thet war talet j kalmarn“. Union und Zusammenarbeit in der Nordischen Geschichte, hg. von Detlef Kattinger/Dörte Putensen/Horst Wernicke (Greifswalder Historische Studien, 2), Hamburg 1997, S. 199–239. 9 Bethe 1937, Bildnisse (wie Anm. 2), S. 73; Ders. 1939 (wie Anm. 2), S. 100.
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Das Grabmal Barnims VI. ist nicht nur das älteste, sondern auch das einzige bildliche Denkmal eines pommerschen Herzogs, das im 15. Jahrhundert entstand und erhalten geblieben ist. Doch sollen hier einige Gemälde von Herzögen jenes Jahrhunderts vorgestellt werden, die allerdings aus späterer Zeit stammen und ebenfalls nicht authentisch sind. Sie gehören zu einer Serie von Ölbildern, auf welchen, von eben Barnim VI. an, die wichtigsten Herzöge aus fast allen ihm folgenden Greifengenerationen dargestellt sind.10 Die Sammlung, die im 18. Jahrhundert angelegt wurde, aber zumeist Bilder aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts enthält, befand sich bis zum Ende des letzten Krieges auf Schloß Plathe im Besitz der Familie von Bismarck-Osten. Wir werden der Sammlung besondere Aufmerksamkeit widmen. Ein aus dieser Reihe stammendes Ölgemälde eines Herzogs bezeichnet die Inschrift als „Barnim VI., von Gottes Gnaden Herzog von Stettin und Pommern“, also als denselben Fürsten, dessen Kenzer Grabmal eben betrachtet wurde (Farbabb. 3). Es zeigt einen Mann in noch jungen Jahren und in der Tracht einer viel späteren Zeit, nämlich der Zeit der Entstehung des Bildes im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts. Die naheliegende Annahme, daß das Bildnis nach der freien Phantasie des Künstlers gestaltet sei, ist aber wohl nicht ganz zutreffend. Denn Bethe weist in seiner eingangs genannten Arbeit darauf hin, daß dieses Bildnis entgegen der Beschriftung die Züge des letzten Nachfahren Barnims VI., nämlich Bogislaws XIV. zeigt, dessen Aussehen von anderen Darstellungen recht wohl bekannt ist. Ob der Maler hier eine über viele Generationen reichende Familienähnlichkeit beschwören wollte, oder ob es eine Verwechslung bei der Beschriftung gegeben hat, mag dahingestellt bleiben. Betrachten wir es einfach als ein Kuriosum. Auf einem anderen Bilde ist, und nun sicher in ganz freier Gestaltung, der Sohn Barnims VI. dargestellt, Herzog Wartislaw IX., der sich durch die Stiftung der Greifswalder Universität im Jahre 1456 verdient gemacht hat (Farbabb. 4). So ist denn auch, wie die lateinische Inschrift besagt, dieses Bild die Kopie eines einst in der „Bibliotheca Gryphiswaldensis“ vorhandenen Gemäldes. Letzteres entstand 1663 anlässlich der Trauerfeier für die letzte Greifentochter Anna von Croy in der Greifswalder Universität, die Kopie erst mehr als 100 Jahre später.11 Das Bild, das den Herzog im Hermelin und mit einem Szepter zeigt, wirkt etwas schablonenhaft, das Gesicht erscheint wenig ausdrucksvoll. In dem Szepter ist möglicherweise ein Hinweis auf die von Wartislaw anläßlich der Gründung der Hochschule gestifteten Universitätsszepter zu sehen. Die Bildnisse der Plather Sammlung wurden nicht gleichzeitig, sondern von verschiedenen, meist namentlich nicht bekannten Künstlern in sehr unterschiedlicher Malweise geschaffen. Das wird auch an den Bildern selbst unmittelbar deutlich, so zum Beispiel beim Vergleich des Gemäldes von Wartislaw IX. mit dem seines Sohnes Erich II. (Farbabb. 5). In der lateinischen Inschrift dieses Bildes ist Erich II. als „princeps formosus“, also als „wohlgestalteter Fürst“ bezeichnet. Seine Züge stehen ganz im Gegensatz zu der etwas flach wirkenden Darstellung seines Vaters Wartislaw IX. Das 10 Die Greifen – pommersche Herzöge 12. bis 17. Jahrhundert. Austellungskatalog 3. März bis 5. Mai 1996, hg. von der Stiftung Pommern, Kiel 1996; Schmidt 1996 (wie Anm. 3), S. 2–29. 11 Vgl. Bethe 1937, Bildnisse (wie Anm. 2), S. 82; Die Greifen 1996 (wie Anm. 10); Lissok 2004 (wie Anm. 3), S. 40.
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ausdrucksvolle, von tiefem Ernst gezeichnete Gesicht Erichs könnte den Betrachter dazu verführen, hier doch so etwas wie eine individuelle Darstellung zu vermuten. Indessen entstand auch dieses Bild erst lange nach seinem Tode, um 1650. Wie etliche andere Stücke aus der Plather Sammlung ist es die Kopie eines Gemäldes aus der einstigen Galerie von Herzogsbildern im Anklamer Rathaus, die aus der Mitte des 17. Jahrhunderts stammt. Es fällt übrigens auf, daß Erich II. glattrasiert, also ohne Bart erscheint, ein Faktum, das (auf den Bildern dieser Reihe) sonst nur noch bei Bogislaw X. zu beobachten ist. Alle anderen Herzöge tragen sehr ausgeprägte, oft charakteristische Bärte. Als Erich II. im Jahre 1474 starb, folgte ihm sein bedeutender Sohn, Bogislaw X., und damit stehen wir nun in der zwölften Greifengeneration, an der Wende zur Neuzeit. Es sei daran erinnert, daß aus dem ganzen Mittelalter nur 27, aus den letzten fünf Generationen aber nahezu 300 Herzogsbilder bekannt sind. War schon bisher keine vollständige Präsentation aller Bildnisse möglich, so ist für die nun folgende Zeit eine noch viel engere Auswahl zu treffen. Allein von Bogislaw X. selbst sind bzw. waren vor dem Kriege neun Bilder vorhanden, die zwar sämtlich erst posthum entstanden sind, jedoch zumeist direkt oder indirekt auf dem Vorbild früherer, lebensnaher Bildnisse beruhen dürften. Die Frage ihrer Porträtähnlichkeit ist in den 1970er Jahren von KarlOtto Konow eingehend diskutiert und, nicht immer im gleichen Sinne wie seinerzeit von Bethe, bewertet worden.12 Die älteste Darstellung Bogislaws findet sich auf dem bekannten, seit dem letzten Kriege leider verschollenen Epitaph, das sich einst in der Stettiner Schloßkirche befand.13 Ein kunstreiches Holzschnitzwerk, welches ihn mit seiner Familie unter dem Kruzifix kniend zeigt. Neben bzw. hinter Bogislaw sieht man links seine Söhne Georg, Kasimir und Barnim, auf der anderen Seite die zweite Gemahlin Anna mit den drei Töchtern. Dieses Epitaph, dessen Inschrift leider keine Jahreszahl enthielt, wurde um die Mitte der 16. Jahrhunderts von dem damals einzigen noch überlebenden Sohn Bogislaws, dem erst 1573 verstorbenen Barnim IX. gestiftet, der gelegentlich auch selbst gern das Schnitzmesser führte und hier vielleicht persönlich mit tätig gewesen ist.14 Eine Ähnlichkeit mit den lebenden Vorbildern war wohl, insbesondere bei Bogislaw, zum mindesten angestrebt. Eine unscheinbar wirkende, aber gleichwohl bedeutsame Bleistiftzeichnung, welche Bogislaw X. in ganzer Figur zeigt, stammt aus dem leider verlorenen Visierungsbuch des Herzogs Philipp II. aus dem Jahre 1617 (Abb. 1). Farbangaben auf der Kleidung lassen vermuten, daß sie als Vorlage zum Zwecke der Anfertigung von Gemälden für Serien von Fürstenbildnissen dienen sollte, wie sie im 17. Jahrhundert in Mode waren. 12 Z. B. Bethe 1937, Bildnisse (wie Anm. 2), S. 74; Konow 1974 (wie Anm. 3), S. 71. 13 Eine Wiedergabe dieses bekannten Epitaphs entfällt hier, eine Abbildung ist zu finden in Bethe 1937, Bildnisse (wie Anm. 2) und in Schmidt 1996 (wie Anm. 3). 14 Bethe 1937, Bildnisse (wie Anm. 2) datiert das Kunstwerk auf „um 1565“. Zu etwas früheren Datierungen siehe Konow 1974 (wie Anm. 3), S. 65. Zur Schnitzkunst Barnims IX. vgl. Bethe 1937, Kunst (wie Anm. 2), S. 31f.; Julius Müller, Gemälde pommerscher Herzöge in der Schloßkirche zu Stettin, in: Monatsblätter, hg. von der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde 13 (1894), S. 50.
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In der Tat gehen etliche Bildnisse Bogislaws offenbar auf diese Bleistiftskizze zurück, oder doch auf eine ihr selbst zugrunde liegende Darstellung. Die Skizze entstand möglicherweise nach einem älteren Gemälde, das 1617 noch im Stettiner Schloß hing und von welchem der Augsburger Kunsthändler Philipp Hainhofer in seinem Tagebuch über seine Reise nach Stettin im gleichen Jahre berichtet hat.15 Von wann dieses Gemälde stammt, ist freilich eine offene Frage, und selbst wenn es ein echtes Porträt gewesen sein sollte, so konnte dies in der skizzenhaften Darstellung nur unvollkommen wiedergegeben werden. Immerhin vermittelt doch wohl die Zeichnung, so urteilt Hellmuth Bethe, „einen Begriff davon, wie der stolze und tatkräftige Bogislaw aussah“. Als Bildnisse, die nach dieser Vorlage entstanden sind, wären etwa die in den Sammlungen von Fürstenbildern in den Rathäusern von Stralsund und Abb. 1: Herzog Bogislaw X. († 1523). Bleistiftzeichnung Anklam zu nennen.16 aus dem Visierungsbuch Herzog Philipps II., vor 1617. Ein erstes Beispiel dafür ist ein nach Bethe um 1650 entstandenes Gemälde Bogislaws X., das einst im Rathaus zu Anklam hing, seit dem letzten Kriege aber verschollen ist.17 Es stellt den Herzog zwar nicht in ganzer Figur dar, macht aber doch deutlich, daß das Bild – direkt oder indirekt – auf jener Skizze im Visierungsbuch beruht, sowohl was die Kleidung und den Schmuck, besonders aber den eigentümlichen breiten Hut angeht. Derselbe Hut und überhaupt die gleiche Darstellung findet sich auch auf einem noch existierenden Ölgemälde Bogislaws, das sich einst in der Plather Sammlung der
15 Philipp Hainhofers Reise-Tagebuch enthaltend Schilderungen aus Franken, Sachsen, der Mark Brandenburg und Pommern im Jahr 1617, hg. von Friedrich Ludwig Baron von Medem, in: Baltische Studien 2 (1834), H. 2, S. 1–160. 16 Zu diesen Sammlungen siehe Schmidt 1996 (wie Anm. 3), S. 5–7. 17 Zu der Abbildung siehe Schmidt 1996 (wie Anm. 3), S. 6.
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Familie von Bismarck-Osten befand (Farbabb. 6).18 Es ist nach Bethe um 1600 zu datieren, wäre demnach also älter als das Anklamer Bild, möglicherweise sogar älter als die Bleistiftzeichnung aus dem Visierungsbuch. Vielleicht wurde es unmittelbar nach jenem unbekannten, 1617 von Hainhofer erwähnten Original gemalt, das auch für die Zeichnung als Vorlage gedient haben könnte. Aber auch in neuerer Zeit sind noch Bilder nach demselben Muster geschaffen worden, so eine im späten 19. Jahrhundert in Stettin lithographierte Darstellung Bogislaws, die sich nur in wenigen Details, vor allem durch das in der linken Hand gehaltene Schriftstück von den früheren Vorlagen unterscheidet (Abb. 2).19 Sogar im 20. Jahrhundert entstand noch eine solche, letztlich auf dem Vorbild jener Zeichnung im Visierungsbuch beruhende Darstellung: Um 1980 fertigte die aus Abb. 2: Herzog Bogislaw X. († 1523). Lithographie, 19. Jahrhundert. Ehemals Sammlung Schloß Plathe. Pommern stammende, damals schon hochbetagte Laienkünstlerin Lilli Hoeffke in Berlin eine in Öl auf Leinwand gehaltene Kopie der oben erwähnten Lithographie an (Farbabb. 7). In den Farben ist das Bildnis jedoch dem aus der Plather Sammlung stammenden Gemälde nachgebildet – ein spätes Kuriosum in der Reihe der zahlreichen bildlichen Darstellungen dieses pommerschen Herzogs. Doch verlassen wir nun Bogislaw X. und wenden uns den nächsten Generationen, seinen Kindern, Enkeln und Urenkeln zu. In den 1550er Jahren wurde von dem Tapetmacher Peter Heymans in Stettin der berühmte Croyteppich geschaffen, jener künstlerisch wie dokumentarisch so überaus wertvolle Bildgobelin mit einem drei Generationen umfassenden Familienbildnis des Greifenhauses. Was sonst noch auf diesem Teppich zu sehen ist, was er symbolisiert und auf welche Weise er entstanden ist, ist nicht 18 Dieses Gemälde hat Karl-Otto Konow in seiner Arbeit über die Bildnisse Bogislaws X. nicht behandelt, wohl weil er es, wie die Sammlung überhaupt, damals irrtümlich für verloren hielt, Konow 1974 (wie Anm. 3). 19 Diese Lithographie ist in dem Katalog von Bethe aus dem Jahr 1937 nicht aufgeführt, Bethe 1937, Bildnisse (wie Anm. 2).
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Gegenstand dieser Darstellung. Hier geht es ausschließlich um die nun wirklich porträthaften Herzogsbildnisse darauf und auch dazu können nur einige kurze Hinweise gegeben werden.20 Auf dem gewählten Ausschnitt stehen in einer Reihe nebeneinander die Söhne Bogislaws X.: die Herzöge Georg I. und Barnim IX., ferner Georgs einziger Sohn Philipp I., der Stifter des Teppichs (Farbabb. 8). Dazwischen erscheint noch der Kopf des pommerschen Reformators Johannes Bugenhagen. In der Reihe davor sieht man hier die ältesten, noch jugendlichen Söhne Philipps, Johann Friedrich, Bogislaw XIII. und Ernst Ludwig. Die Darstellung der einzelnen Personen hat Porträtcharakter und die Übertragung von der Vorzeichnung auf den Teppich ist so gelungen, daß man vergessen könnte, daß es sich Abb. 3: Ein Porträt Georgs I. aus den 1520er Jahren nicht um eine Malerei, sondern diente als Vorlage zum gewirkten Porträt auf dem Croyum ein gewirktes Bild handelt. Peteppich (Farbabb. 8). ter Heymans verwendete vorhandene oder eigens hergestellte Porträts zum Teil namhafter Künstler als Vorlage. Im Falle des Herzogs Georg, der bei der Entstehung des Teppichs schon über 20 Jahre tot war, diente als Vorlage ein zu seinen Lebzeiten von einem unbekannten Meister geschaffenes Porträt, welches später auch zum Bestand des Visierungsbuches gehörte (Abb. 3).21 Georgs Darstellung auf dem Croyteppich hat dann ihrerseits Nachahmungen gefunden. So waren die um 1650, rund ein Jahrhundert nach dem Teppich entstandenen Gemälde dieses Herzogs in den Sammlungen der Rathäuser zu Anklam und Stralsund nach jenem Vorbild geschaffen. Auch auf dem nach Bethe schon um 1600 zu datieren20 Zum Croyteppich in neuerer Zeit siehe Hannes 1984 (wie Anm. 3); Horst-Diether Schroeder, Der Croy-Teppich der Universität Greifswald und seine Geschichte, hg. von Dirk Alvermann/Barbara Peters, Greifswald 2000; Matthias Müller, Sieger unter dem Kreuz. Der CroyTeppich als Sühnebild des pommerschen Herzogs Philipp I., in: Unter fürstlichem Regiment. Barth als Residenz der pommerschen Herzöge, hg. von Melanie Ehler/Matthias Müller, Berlin 2005, S. 216–221. 21 Näheres siehe bei Hannes 1984 (wie Anm. 3), S. 64f.
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den Gemälde Georgs I. aus der Sammlung Plathe entspricht die Kopfpartie dem Vorbild auf dem Croyteppich (Farbabb. 9). Was Kleidung und Schmuck anbetrifft, so sind diese allerdings anders und weit prächtiger gehalten als auf dem schlichteren Teppichbild.22 Der Sohn Georgs, Herzog Philipp I., scheint auf dem von ihm gestifteten Croyteppich nach einer schon früh verloren gegangenen Darstellung des Stettiner Malers Anton de Wida wiedergegeben zu sein. Erhalten blieb aber ein schon 1541 entstandenes Bild des damals 26jährigen Fürsten, der sich anläßlich einer Reise durch Sachsen von Lucas Cranach porträtieren ließ (Farbabb. 10). Hier begegnet man dem – gar nicht so häufigen – Fall, daß ein Maler ersten Ranges für den pommerschen Herzogshof tätig wurde. Es handelt sich um ein auf Holz gemaltes, halbfiguriges Bildnis, eine herausragende Leistung des berühmten Meisters, welche einen lebendigen Eindruck des feinsinnigen und charaktervollen Fürsten vermittelt. Das Bild konnte erst kurz vor dem letzten Kriege vom Pommerschen Landesmuseum erworben werden, es befindet sich auch heute noch in Stettin. Erhalten ist auch eine mit Ölfarben auf Papier gemalte Studie zu diesem Bilde, die Cranach zuvor während einer Durchreise Philipps durch Sachsen angefertigt hatte (Abb. 4).23 Dieses in einem warmen rötlichen Ton gehaltene Bildnis befindet sich schon seit mehreren Jahrhunderten im Museum Saint Denis in Reims, wurde jedoch in Pommern lange nicht beachtet, bis in den 1930er Jahren Hellmuth Bethe darauf aufmerksam wurde.24 Es zeigt nur den bis ins Feinste ausgeführten Kopf und, ohne hier Einzelheiten wiederzugeben, einen Teil der Brustpartie. Man könnte durchaus im Zweifel sein, welches von beiden das schönere und ausdrucksvollere Porträt darstellt. 22 Hellmuth Bethe hatte in seinem Bildnis-Katalog das Porträt Georgs I. in der Plather Sammlung zunächst auf „um 1750“ datiert und als eine Kopie nach dem Anklamer Rathausbild deklariert. In seinem Nachtrag von 1939 hat er diese Aussage (die sich auch auf einige andere Herzogsbildnisse bezog) jedoch korrigiert. Aufgrund einer persönlichen Mitteilung des damaligen Schloßherrn in Plathe und Besitzers der Sammlung, Karl Graf von BismarckOsten, mußten die Bilder schon um 1600 entstanden sein, da sie zum Besitz des Herzogs Philipp II. gehört hatten, von welchem sie dem Prälaten von Mildenitz geschenkt worden waren und erst später, vor 1750, in die Plather Sammlung gelangten. Diese Aussage des Grafen von Bismarck-Osten ist posthum dokumentiert worden, siehe Karl Graf von BismarckOsten, Friedrich Wilhelm von der Osten (1771–1786), in: Pommersche Lebensbilder 4, bearb. von Walter Menn (Veröffentlichungen der Historischen Kommision für Pommern, V.15), Köln/Graz 1966, S. 143–152. Gleichwohl wurde in späteren Publikationen wiederum auf die erste Aussage Bethes Bezug genommen, siehe Die Greifen 1996 (wie Anm. 10), S. 33. Tatsächlich sind beide Auffassungen nicht ohne Widersprüche zu vertreten. Kann man die Ähnlichkeit der Darstellungen in Plathe und Anklam/Stralsund im Falle Georgs mit der gemeinsamen Verwandtschaft mit dem Croyteppich erklären, so ist das bei den anderen betroffenen Herzögen (Philipp I., Bogislaw XIII. und Ernst Ludwig) keinesfalls möglich. 23 Bethe 1937, Kunst (wie Anm. 2). Das Stettiner Ölgemälde Philipps I. sowie auch die Ölstudie Cranachs wurden kürzlich abgebildet in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 42 (2004), H. 4, Titelbild und Umschlagseite 2. 24 Hellmuth Bethe, Eine unbekannte Bildniszeichnung Herzog Philipps I., in: Monatsblätter, hg. von der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde 47 (1933), S. 188–191.
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Auf dem Croyteppich sind mit der Herzogsgruppe in der vorderen Reihe auch die Kinder Philipps I. dargestellt, und zwar entsprechend ihrem wirklichen Alter bei der Entstehung des Teppichs. Ihr Vater hatte sie zu diesem Zweck von einem Maler der Cranachschen Schule wohl eigens porträtieren lassen. Von diesen Blättern wurden durch das Visierungsbuch einige der Nachwelt überliefert und lassen erkennen, daß sie als Vorbilder für die Kinderporträts auf dem Croyteppich Verwendung fanden.25 Mit den jüngsten auf dem Teppich dargestellten Personen, den Kindern Philipps I., ist bereits die vorletzte Generation des Greifengeschlechtes erreicht. Von dieser Generation, von Johann Friedrich, Ernst Ludwig und deren Brüdern gibt oder gab es etliche Bildnisse, die der Betrachtung Abb. 4: Herzog Philipp I. († 1560). Ölstudie von Lucas wohl wert wären. Der hier gezoCranach zu dem Gemälde Farbabb. 10. gene Rahmen erlaubt es nicht, bei diesen teils recht bekannten Bildern zu verweilen. So werden wir alsbald zur letzten Greifengeneration kommen, zu den Nachkommen des dritten Sohnes von Philipp I., Bogislaw XIII. Nur dieser selbst, der Vater der letzten Greifenherzöge, sei stellvertretend für seine Brüder noch im Bilde vorgestellt. Eine von den zahlreichen Darstellungen dieses Herzogs ist ein Holzschnitt aus der sogenannten Barther Bibel, die um 1590 in der von Bogislaw XIII. in seiner damaligen Residenz Barth neu begründeten Fürstlichen Druckerei entstand (Abb. 5). Der Herzog ist in einem von allegorischen Figuren umgebenen ovalen Medaillon dargestellt, darunter erscheint in abgekürzter Schreibweise der volle Titel des Fürsten: „Von Gottes Gnaden Bugslaw, Herzog zu Stettin und Pommern, der Cassuben und Wenden, Fürst zu Rügen und Graf zu Gützkow“.26
25 Siehe z. B. Hannes 1984 (wie Anm. 3), S. 64–67. 26 Zur Barther Druckerei siehe u. a. Norbert Buske, Die Signets der Barther Druckerei, in: Unter fürstlichem Regiment. Barth als Residenz der pommerschen Herzöge, hg. von Melanie Ehler/ Matthias Müller, Berlin 2005, S. 105–117.
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Im folgenden soll es also noch um einige seiner Söhne gehen, und wir werden uns dabei fast ausschließlich auf Gemälde aus der Plather Sammlung stützen. Diese Bildnisse sind nun zu Lebzeiten der betreffenden Fürsten entstanden und daher, wenn auch künstlerisch nicht herausragend, als mehr oder weniger authentisch zu bewerten. Zu dieser Auswahl hat nicht zuletzt der Umstand beigetragen, daß die Bilder der Plather Sammlung im Gegensatz zu vielen anderen im letzten Krieg verlorengegangenen Herzogsbildnissen heute noch vorhanden sind. Sie haben das Kriegsende nur mit knapper Not überdauert, schienen dann großenteils verschwunden und sind doch durch glückliche FüAbb. 5: Herzog Bogislaw XIII. († 1606). Holzschnitt aus gung erhalten geblieben. Über die der Barther Bibel von 1588. zum Teil dramatischen Umstände der Rettung dieser Sammlung ist nur ganz wenigen Personen etwas bekannt. Einem Zufall ist es zu verdanken, daß hier anhand der Aufzeichnungen eines Augenzeugen über diese Ereignisse berichtet werden kann. Die Sammlung von Herzogsbildnissen befand sich bis 1945 in der Bibliothek des Schlosses in Plathe im hinterpommerschen Kreis Regenwalde. Gezeigt wird hier ein Ex Libris aus einem der geretteten Bände mit dem Wappen der Familie von der Osten (Farbabb. 11). Als Schmuckstücke dieser Bibliothek, als „Ornamenta Bibliothecae Pomeranicae“, waren die Herzogsbildnisse einst von dem Begründer der Plather Sammlungen im 18. Jahrhundert bezeichnet worden. Das war der preußische Kammerherr Friedrich Wilhelm von der Osten, dessen Ur-Ur-Enkel, Karl Graf von Bismarck-Osten 1895 die Herrschaft Plathe und mit ihr die Sammlungen übernahm und genau ein halbes Jahrhundert lang treulich bewahrte und pflegte.27 Beim Nahen der Ostfront im März 1945 konnte ein Wagon mit Archivgut, darunter die Herzogsbilder, beladen und mit einigen Verwandten und Nachbarn auf den Weg nach Thüringen in relative Sicherheit gebracht werden. Unter den Nachbarn fuhren auch zwei Töchter des nahe gelegenen von Thaddenschen Gutes Vahnerow mit diesem Transport, aus deren späterem 27 Vgl. dazu Ferdinand Graf von Bismarck-Osten, Die Sammlungen zu Schloß Plathe und ihr Begründer Friedrich Wilhelm von der Osten (1721–1786), in: Baltische Studien NF 62 (1976), S. 63–72.
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Bericht über diese Fahrt nachfolgend zitiert wird:28 „Es war am späten Nachmittag des 2. März, als meine Mutter von Bismarcks aus Plathe angerufen wurde. Ihr Archiv, d. h. Bücher, Bilder, Uhren, wurde gerade ... in einen Waggon geladen, der in den Westen gehen sollte. Es sei noch Platz ...“ Tatsächlich wurde am anderen Morgen der Waggon als letzter oder vorletzter an das hintere Ende eines Zuges mit mehr als fünfzig Waggons angehängt, der nach langer Wartezeit zunächst in Richtung Stettin abfuhr, dann aber, da die Strecke schon vom Feind überrollt war, zurückkehrte und auf die nördliche Strecke über Swinemünde ausweichen mußte. Wörtlich fährt der Bericht dann fort: „Es wird dunkel, der Zug rollt ... Plötzlich schüttelt uns ein heftiger Stoß durcheinander. Dem folgt aber nichts, der Zug rollt wieder. Er rollt immer schneller, ich bekomme Angst ... Dann noch ein heftiger Stoß und Ruck, ich verliere das Bewußtsein und finde mich neben den Gleisen auf dem Waldboden wieder, wo auch die anderen sind ... Was war passiert? Da dies die letzte offene Strecke war, fuhren die langen Züge dicht hintereinander her. Bei uns waren die Schlußleuchten ausgegangen (oder nicht vorhanden), so daß der nachfolgende Zug auf uns aufgefahren ist. Das war der erste Stoß gewesen. Natürlich hat der Lokomotivführer (des aufgefahrenen Zuges) dann gehalten, damit wir weg konnten. Er konnte nicht wissen, daß sich durch den Aufprall die letzten drei Waggons vom Zug gelöst hatten. Unser Zug fuhr also weg, der andere stand, und allmählich setzten sich drei führerlose Wagen (auf der offenbar abschüssigen Strecke) wieder in Bewegung – immer schneller. Auch wenn es wie ein Märchen klingt, so war es wirklich: im schlecht verschlossenen Waggon vor uns waren Munitionskisten. Davon lösten sich ein oder zwei, fielen heraus, explodierten (aber) nicht, sondern gerieten auf die Gleise und brachten uns zum Stehen kurz vor einer Kurve, die wir ohne Bremsen nicht lebend überstanden hätten ...“. Dieser Augenzeugenbericht macht deutlich, daß die Plather Sammlung mitsamt den Herzogsbildnissen nur um Haaresbreite vor der Zerstörung bewahrt blieb, ganz abgesehen davon, daß die wertvolle Ladung, falls die Durchfahrt durch Swinemünde nur um wenige Tage später erfolgt wäre, dem vernichtenden Luftangriff auf diese Stadt am 12. März hätte zum Opfer fallen können. So aber gelangte der Transport glücklich nach Thüringen, wo die Bilder auch dem Zugriff der bald einrückenden sowjetischen Armee entzogen werden konnten. Die meisten Bilder wurden bei Verwandten in Sachsen sichergestellt, d. h. versteckt, bis sie schließlich nach der Auflösung der DDR ans Tageslicht kommen durften und wieder in den Besitz der Familie von Bismarck-Osten, nunmehr in Bonn, zurückkehrten.29 Fünf von den insgesamt 16 Gemälden waren sogar schon viel früher nach Bonn gelangt. Durch die Freundlichkeit von Dr. Ferdinand von Bismarck-Osten, dem Sohn des letzten Besitzers von Schloß Plathe und langjährigem Mitglied der Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst, konnte der Verfasser diese fünf Bildnisse und andere gerettete Stücke der Sammlung schon 1980 im Bismarckschen 28 Astrid Guesnet von Thadden sei für die Überlassung ihres in einer familieninternen Broschüre abgedruckten Berichtes „Vahnerow – Aufzeichnungen aus einer Kindheit“ von 1994 herzlich gedankt. 29 Vgl. Graf von Bismarck-Osten 1976 (wie Anm. 27), S. 70.
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Hause in Bonn kennen lernen und auch photographieren. Auf dem Photo (Farbabb. 12) sind beiderseits von Herzog Bogislaw X. die beiden letzten Herzöge Barnim zu sehen, rechts Barnim X. und links, von der Hand Dr. von Bismarcks gehalten, Barnim IX., der jüngste, hier aber schon in hohem Alter stehende Sohn Bogislaws X. Im Jahre 1996 hat Ferdinand von Bismarck-Osten einen Teil der Gemälde aus diesem Fundus der Stiftung Pommern in Kiel als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Aus diesem Anlaß fand dort eine Ausstellung der geretteten Herzogsbilder und einiger weiterer Stücke aus der Plather Sammlung statt, zu deren Eröffnung Roderich Schmidt über diese Gemälde, aber auch über Bildnisse pommerscher Herzöge ganz allgemein sprach.30 Bei der inzwischen erfolgten Überführung der Stiftung Pommern in das Pommersche Landesmuseum in Greifswald sind auch die Dauerleihgaben dorthin verlagert worden. Sie gehören mittlerweile zu den Exponaten des Museums und sind damit der Öffentlichkeit zugänglich.31 Ein besonders eindrucksvolles Bild, das sich nicht unter den Leihgaben befindet und auch nicht auf der Kieler Ausstellung zu sehen war, ist das oben schon erwähnte Porträt Barnims IX. (Farbabb. 13). Im Gegensatz zu den meisten anderen Bildern aus der Plather Sammlung hat es keine Entsprechung unter den Bildern des Anklamer Rathauses, stellt aber wohl ein lebensnahes Porträt des schon in höherem Alter stehenden Herzogs Barnim dar. Bethe datiert es um 1650, doch darf man annehmen, daß es nach einem sehr viel älteren Vorbild, einem wohl authentischen Porträt des 1573 verstorbenen Fürsten entstanden ist. Doch nun zu den Bildnissen der Herzöge der letzten Greifengeneration! Es handelt sich, wie schon gesagt, um die Söhne Bogislaws XIII. Drei von ihnen sind mit Bildnissen unter den aus der Plather Sammlung stammenden Ölgemälden vertreten, und zwei davon, die Herzöge Franz und Bogislaw XIV., sollen hier betrachtet werden. Das erste ist ein von unbekannter Hand stammendes Porträt des Herzogs Franz, der im Jahre 1620 im Alter von 44 Jahren starb (Farbabb. 14). Es scheint sich in diesem Falle nicht um die Kopie eines anderen Bildes, sondern um ein Original zu handeln, welches etwa im Todesjahr des Herzogs, also um 1620 entstanden ist.32 Auf dem Bildnis sieht man den ernst dreinblickenden Fürsten ohne Kopfbedeckung im reich verzierten Wams mit einem grazilen Spitzenkragen. Ein an goldener Kette hängendes Medaillon zeigt zum Beten gefaltete Hände mit der Umschrift „ UNA SALUS PATRIAE FRATRUM CONCORDIA CONSTANS“ – also etwa: „Das einzige Heil des Vaterlandes ist die beständige Eintracht der Brüder“. Franz hat die Regierung in Stettin nur zwei Jahre lang, in der Nachfolge seines 1618 verstorbenen Bruders Philipp geführt. Nach seinem Tode trat Bogislaw XIV. als der letzte in der langen Reihe der Greifenherzöge an seine Stelle. Als schon 1622 sein jüngster Bruder Ulrich und drei Jahre darauf sein Wolgaster Vetter Philipp Julius verstarb, wurde Bogislaw alleiniger Herrscher in seinem Land. Von einer „Eintracht der Brüder“ konnte keine Rede mehr sein, weil es keine Brüder mehr gab. Vor allem aber fehlte ein männlicher Erbe, der den Fortbestand und das „Heil des Vaterlandes“, also des Herzog30 Schmidt 1996 (wie Anm. 3); Die Greifen 1996 (wie Anm. 10). 31 Freundliche Mitteilung von Museumsdirektor i. R. Fritz Lewandowski, Greifswald. 32 Die Greifen 1996 (wie Anm. 10), S. 52–54.
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Abb. 6: Medaillon aus der Lubinschen Karte von 1618 mit den damals lebenden Herzögen Philipp II., Franz, Bogislaw XIV., Ulrich und Philipp Julius.
tums Pommern hätte gewährleisten können, denn sämtliche Herzöge der letzten Greifengeneration – und es hatte deren nicht weniger als sechs gegeben – waren kinderlos geblieben. So starb im Jahre 1637 mit Bogislaw XIV. das Greifengeschlecht im männlichen Stamme aus. Schon Jahre zuvor war der Dreißigjährige Krieg über Pommern hinweg gegangen, Gustav Adolf von Schweden hatte das Land in seine Gewalt gebracht, war aber selbst 1632 in der Schlacht bei Lützen gefallen. Das um 1637 entstandene Doppelbildnis der Plather Sammlung (Farbabb. 15), das Bogislaw XIV. und Gustav Adolf von Schweden in fast gleicher Tracht und Haltung zeigt, verdeutlicht die damalige Situation, unterstützt noch durch die Schilderung des Schicksals der beiden Fürsten in zwei allegorischen Gedichten.33 Mit dem Erlöschen des Greifenhauses neigt sich auch die Betrachtung der Bildnisse von Herzögen dieses Geschlechtes dem Ende zu. Vielleicht ist dem Leser aufgefallen, daß unter den hier vorgestellten Plather Gemälden einer der wichtigsten Herzöge der letzten Generationen nicht vertreten ist: Philipp II., der älteste Sohn Bogislaws XIII., der als der kunstsinnigste aller pommerschen Herzöge bekannt ist. Ihm ist nicht nur das Visierungsbuch zu verdanken, sondern auch so bedeutende Werke wie der Pommersche Kunstschrank und die allbekannte, noch kurz vor seinem Tode 1618 erschienene Lubinsche Karte von Pommern. 33 Die Greifen 1996 (wie Anm. 10), S. 54–56.
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Tatsächlich weist die Plather Sammlung kein Gemälde von Philipp II. auf und es ist auch nichts davon überliefert, daß ein einmal vorhanden gewesenes Ölbild irgendwann verloren ging. Überhaupt ist festzustellen, daß von Philipp kein gemaltes Bildnis mit Porträtcharakter überliefert ist.34 Trotzdem kennt man sein Aussehen recht gut, da es etliche graphische Darstellungen von ihm gibt. Ein Beispiel bietet das Medaillon auf der Lubinschen Karte (Abb. 6). Es zeigt Philipp (über dem Greifenwappen) im Kreise seiner Brüder und seines Wolgaster Vetters Philipp Julius, der links unterhalb von Philipp erscheint. Rechts sieht man nochmals Franz und darunter Bogislaw XIV. und schließlich den Abb. 7: Herzog Philipp II. († 1618), Kupferstich 1615. Jüngsten, Herzog Ulrich. Ehemals Sammlung Schloß Plathe. Wenn es in der Plather Sammlung auch kein Ölgemälde von Philipp II. gab, so doch ein besonders schönes graphisches Porträt dieses Herzogs, das hier den Schlußpunkt bilden soll. Es ist ein im Original nur 4,5 x 6 cm großer, aber sehr fein ausgeführter Kupferstich (Abb. 7). Wie eine Eintragung auf der Rückseite des Blattes von der Hand des letzten Plather Schloßherrn vermerkt, ist er in der „Metroscopia et Ophtalmoscopia“ von Samuel Fuchs in Straßburg im Jahre 1615 erschienen. Entstanden ist die Graphik nach einem zwei Jahre älteren, bekannteren Stich von Lucas Kilian, dem sogenannten „Bildnis mit Schulterkragen“, das auch für andere Darstel-
34 Erhalten ist lediglich das bekannte Ölgemälde aus dem Pommerschen Kunstschrank, das die Übergabe des Schrankes an Philipp II. durch Philipp Hainhofer zeigt. Auf der etwa 40 x 45 cm großen Holztafel sind etwa 40 Personen dargestellt, vgl. Hellmut Hannes, Der Pommersche Kunstschrank – Entstehung, Umfeld, Schicksal, in: Baltische Studien NF 76 (1990), S. 81–115. Zwei weitere bis 1945 in Stettin vorhandene Ölgemälde, eines in der Schloßkirche (Totendarstellung), das andere in der Börse, dürften den Krieg nicht überstanden haben. Zum Pommerschen Kunstschrank siehe zuletzt Barbara Mundt, Der Pommersche Kunstschrank des Augsburger Unternehmers Philipp Hainhofer für den gelehrten Herzog Philipp II. von Pommern, München 2009; Dies., Herzog Philipp II. als Kunstsammler und sein Agent Philipp Hainhofer, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 47 (2009), H. 3, S. 38–44.
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lungen dieses Herzogs als Vorbild gedient hat.35 Das Porträt zeigt ihn so, wie der Augsburger Kunsthändler Philipp Hainhofer ihn in seinem Tagebuch von seiner Reise zum Stettiner Hofe im Sommer 1617 schildert: als einen „milden, frommen, beinahe gelehrten“ Fürsten. Mit dieser reizvollen und wenig bekannten Darstellung des Herzogs Philipp II. geht unsere Betrachtung, der Gang durch eine Galerie von Bildnissen der Greifenherzöge in vier Jahrhunderten, zu Ende. Bei der Ausarbeitung des diesem Beitrag zugrunde liegenden Vortrags hat sich einmal mehr gezeigt, wie schwierig und oft schmerzlich die Kunst des Weglassens ist. Mancher mag das eine oder andere von den bekannteren Bildnissen vermißt haben, so etwa von den Herzögen Johann Friedrich, Ernst Ludwig und anderen. Die Herzoginnen, die Frauen und Töchter der Greifen, von denen es so manche schöne Darstellung gibt, mußten ganz unberücksichtigt bleiben, doch ist ihren Bildnissen ein eigener Beitrag gewidmet.36 Bei der Auswahl der Herzogsbilder wurde ganz bewußt den Gemälden und auch einigen Graphiken aus der einstigen Sammlung in Plathe ein besonderer Platz eingeräumt, weil sie nicht, wie so viele andere der vor dem letzten Krieg noch vorhandenen Bildnisse, verloren gegangen sind und nur noch in Reproduktionen existieren, sondern nach einem dramatischen Schicksal bei Kriegsende gerettet wurden und als Originale überdauert haben. So gehören sie zu den wirklichen, bis zum heutigen Tage greifbaren Zeugnissen aus der Geschichte der pommerschen Herzogszeit.
35 Bethe 1937, Bildnisse (wie Anm. 2), S. 93. 36 Vgl. den nachfolgenden Beitrag zu den Bildnissen der pommerschen Herzoginnen in diesem Band.
Bildnisse der pommerschen Herzoginnen Hellmut Hannes1 Nach der Betrachtung der Bildnisse der Herzöge des pommerschen Greifenhauses im vorangehenden Beitrag wird es im Folgenden um die Frauenbildnisse aus dieser Dynastie gehen.2 So wie jene Betrachtung durch eine zahlenmäßige Übersicht über die Herzogsbilder insgesamt eingeleitetet wurde, wird auch hier ein ähnlicher, jedoch nur auf die Frauenbildnisse bezogener Überblick vorangestellt. Dabei beziehen wir uns auch in diesem Falle weitgehend auf den Katalog der Bildnisse des pommerschen Herzogshauses von Hellmuth Bethe aus dem Jahre 1937.3 Dieser Katalog ist allerdings heute, nach den Verlusten durch den Zweiten Weltkrieg, nicht mehr ganz aktuell, jedenfalls sind etliche von den bei Bethe als Original aufgeführten Bildnissen nur noch in Reproduktionen erhalten. Anders aber als bei den Herzögen, deren Bildnisse durch Bethe auch aus heutiger Sicht nahezu vollständig erfaßt waren, sind bei den Frauenbildnissen etliche hinzu zu rechnen, die von Bethe damals übersehen wurden oder nicht zu seiner Kenntnis gekommen sind. Das hängt wohl damit zusammen, daß von den in andere Häuser ausgeheirateten Greifentöchtern vielfach Bildnisse außerhalb von Pommern, an den Residenzen oder Bestattungsorten der betreffenden Dynastien, entstanden und verblieben sind. Vor dem letzten Kriege, in einer Zeit, wo flexible und weite Reisen noch nicht so gang und gäbe waren, wie es jetzt der Fall ist, konnte es wohl geschehen, daß das eine oder andere außer Landes befindliche Objekt unentdeckt oder, jedenfalls aus pommerscher Sicht, unbeachtet blieb. Tatsache ist jedenfalls, daß ein nicht geringer Teil der nach dem Kriege erschienenen einschlägigen Publikationen sich vorrangig mit der Dokumentation bisher unbekannt gebliebener Bildnisse von weiblichen Mitgliedern des Greifenhauses befasst. Dazu gehören insbesondere Arbeiten von Karl-Otto Konow, Hugo Gotthard Bloth, Hellmut Hannes und Ralf-Gunnar Werlich.4 1
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Dieser Beitrag folgt im wesentlichen dem am 28. September 2002 bei der Jahreshauptversammlung der Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst e.V. in Demmin gehaltenen Lichtbildervortrag über „Bildnisse pommerscher Herzoginnen“, der später in den Abteilungen Bonn und Berlin wiederholt wurde. Änderungen beziehen sich nur auf die Anpassung des mündlichen Vortrags an die gedruckte Form, das Einfügen von Anmerkungen und Belegen sowie den Verweis auf das Thema tangierende Literatur, die in der Zeit zwischen der Fertigstellung des Beitragsmanuskriptes 2004 und dem Redaktionsschluß erschienen ist. Für letzteres sei den redaktionellen Bearbeitern herzlich gedankt. Siehe den vorangehenden Beitrag zu den Bildnissen der pommerschen Herzöge in diesem Band. Hellmuth Bethe, Die Bildnisse des pommerschen Herzogshauses, in: Baltische Studien NF 39 (1937), S. 71–99; Ders., Nachtrag, in: Baltische Studien NF 41 (1939), S. 99–102; Ders., Die Kunst am Hofe der pommerschen Herzöge, Berlin 1937. Karl-Otto Konow, Bildnisse von Mitgliedern des pommerschen Herzogshauses in Dänemark, in: Baltische Studien NF 70 (1984), S. 31–44; Hugo Gotthard Bloth, Zwei Bilder der Herzogin Hedwig von Pommern (1595–1650), geborene Prinzessin von Braunschweig-Lüneburg,
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In der Tabelle 1 sind die Veränderungen durch das Hinzukommen neu oder wieder aufgefundener Bildnisse von Fürstinnen zahlenmäßig festgehalten. In jenem Katalog von Bethe sind von den etwa 110 uns bekannten Herzoginnen 29 Fürstinnen aufgeführt, für die jeweils eines oder mehrere Bildnisse genannt sind, im Ganzen etwa 90 Bildnisse verschiedenster Art. In den letzten Jahrzehnten aber wurden zwölf weitere Frauenbildnisse neu aufgefunden oder nach sehr langer Zeit wiederentdeckt. Sie betreffen, über die schon bei Bethe vertretenen Fürstinnen hinaus, noch sieben weitere. So kennt man heute insgesamt etwa 100 Bildnisse von 36 Herzoginnen.5 Die meisten von diesen Bildnissen entfallen auf die Neuzeit, also auf die fünf Generationen von Bogislaw X. an, von etwa 1500 bis ins 17. Jahrhundert hinein. Zumeist handelt es sich nur um eines oder ganz wenige Bilder, gelegentlich aber häuft sich das bis auf acht oder gar zehn verschiedene Darstellungen ein und derselben Person. So sind in den fünf Generationen der Neuzeit 31 Fürstinnen mit insgesamt 93 Bildnissen zu verzeichnen. Aus den elf Generationen der Mittelalters sind dagegen Bildnisse nur von vier Fürstinnen bekannt geworden oder allenfalls fünf, sofern man den eigentlichen Greifenherzoginnen noch die Darstellung der aus Pommerellen stammenden Margaretha Sambiria aus dem 13. Jahrhundert hinzurechnet, als die früheste derartige Überlieferung
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in: Baltische Studien NF 68 (1982), S. 53–54; Hellmut Hannes, Der Croyteppich – Entstehung, Geschichte und Sinngehalt, in: Baltische Studien NF 70 (1984), S. 45–80; Ders., Auf den Spuren des Greifengeschlechts jenseits der pommerschen Grenzen, in: Baltische Studien NF 72 (1986), S. 36–82; Ders., Auf den Spuren des Greifengeschlechts in Dänemark, in: Baltische Studien NF 74 (1988), S. 48–91; Roderich Schmidt, Bildnisse pommerscher Herzöge des 15. bis 17. Jahrhunderts, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 34 (1996), H. 3, S. 1–29; Carsten Neumann/Birgit Dahlenburg, Sieben Prinzessinnen. Versuch einer Identifizierung von Porträts aus dem Besitz der Universität Greifswald, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 40 (2002), H. 3, S. 12–17; Ralf-Gunnar Werlich, Denkmale der Greifen. Monumente des Totengedenkens der 14. Greifengeneration, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 40 (2002), H. 3, S. 18–27. Nach Fertigstellung des Manuskriptes für diesen Beitrag erschienen noch folgende in diesem Zusammenhang erwähnenswerte Publikationen: Birgit Dahlenburg, Bogislaw XIII. (1544–1606) und seine herzogliche Familie in der Bildnismalerei, in: Unter fürstlichem Regiment. Barth als Residenz der pommerschen Herzöge, hg. von Melanie Ehler/Matthias Müller, Berlin 2005, S. 192–215. Zu pommerschen Stammbäumen als Bildquellen, die in diesem Beitrag jedoch keine weitere Berücksichtigung finden, siehe Ralf-Gunnar Werlich, Dynastie und Genealogie – Stammbäume der Greifen, in: Unter fürstlichem Regiment. Barth als Residenz der pommerschen Herzöge, hg. von Melanie Ehler/Matthias Müller, Berlin 2005, S. 149–191; Carsten Neumann/Ralf-Gunnar Werlich, Der Greifenstammbaum des Cornelius Krommeny, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 47 (2009), H. 1, S. 27–33; Ralf-Gunnar Werlich, Die Stammlinie und Genalogie des Wolgaster Herzogs Philipp I. Ein Stammbaum des Greifenhauses aus der zweiten Hälfte der 1550er Jahre, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 42 (2004), H. 4, S. 16–27. Siehe auch Norbert Buske, Der Barther Stammbaum der pommerschen Herzöge, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 39 (2001), H. 1, S. 8–14. Im einzelnen sind die neuen Funde von Bildnissen im Anhang aufgelistet. Diese sind um die in Anm. 25 genannten Darstellungen zu ergänzen. Die durch den Krieg bedingten Verluste an Originalen sind in der Tabelle 1 nicht berücksichtigt.
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Bildnisse der pommerschen Herzoginnen Tabelle 1: Bildnisse pommerscher Herzoginnen in Mittelalter und Früher Neuzeit. Zeitraum
Mittelalter (bis 1500) 15 Generationen Neuzeit (16./17. Jahrhundert) Fünf Generationen Gesamtzahl
Anzahl der Fürstinnen
Fürstinnen mit Bildnissen Stand Funde nach 1937* dem Krieg
Anzahl Bildnisse Stand Funde nach 1937* dem Krieg
74
3**
2
5**
4
36
26
5
85
8
110
29**
7
90**
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* Nach Bethe 1937, Bildnisse (wie Anm. 3). ** Einschließlich der pommerellischen Fürstin Margaretha Sambiria (†1282).
überhaupt. Von den mittelalterlichen Fürstinnen ist – mit einer Ausnahme – jeweils nur eine Darstellung erhalten. Die Ausnahme betrifft Elisabeth von Stolp, die Gemahlin Kaiser Karls IV. in Prag, von der es nicht weniger als fünf Bildnisse gibt. Was im vorangehenden Beitrag über die Herzogsbildnisse bezüglich ihres ikonographischen Wertes gesagt wurde, daß nämlich in der Frühzeit die aus freier Phantasie geschaffenen, sogenannten apokryphen Bilder, später aber die mehr oder weniger nach dem Leben gestalteten Darstellungen überwiegen, gilt in ganz ähnlicher Weise auch bei den Herzoginnen. Ebenso gibt es natürlich auch hier eine Vielfalt von Darstellungsformen: Gemälde, Reliefdarstellungen, Radierungen und manches andere.6 Soweit diese kurze Einführung. Wie schon gesagt, sind Bildnisse von etwa 36 pommerschen Fürstinnen erhalten. Von mehr als der Hälfte dieser Frauen werden im folgenden Bildwerke präsentiert oder besprochen, von einigen sogar mehrere.7 Beginnen wir die Betrachtung mit einer der berühmtesten pommersch geborenen Fürstinnen, mit Elisabeth, der Tochter Bogislaws V. von Pommern-Stolp, die als (vierte) Gemahlin Kaiser Karls IV. 1368 zur Kaiserin gekrönt wurde. Fast ebenso bekannt wie sie selbst ist eine um 1372 entstandene Sandsteinbüste von Peter Parler, die sich im Veitsdom auf dem Hradschin, der Prager Burg, befindet.8 Es dürfte dem hohen Rang dieser Frau zu verdanken sein, daß hier einer der berühmtesten Künstler jener Zeit am Werke gewesen ist und ein sicherlich authentisches Bildnis der Elisabeth hinterlassen 6
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Nicht wenige Darstellungen befinden sich auf Münzen oder Gnadenpfennigen. Auf solche Beispiele ist allerdings hier, da sie als Bildnis meist wenig Aussagekraft besitzen, ganz verzichtet worden. Zu den pommerschen Gnadenpfennigen siehe Tassilo Hoffmann, Die Gnadenpfennige und Schaugroschen des pommerschen Herzogshauses, Stettin 1933. Gegenüber der Zahl der im Vortrag gezeigten Diapositive mußte die Anzahl der Abbildungen in dieser Druckfassung deutlich reduziert werden, so daß hier nicht so viele Bildnisse dargeboten werden können wie während des einstündigen Vortrags. Zu Elisabeth von Stolp in Prag vgl. Hannes 1972 (wie Anm. 4), S. 38–40; Gisela Wilbertz, Elisabeth von Pommern – eine Kaiserin im späten Mittelalter, in: Bohemia (1987), H. 1, S. 45–62.
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hat, flankiert von zwei Wappen, dem Reichsadler und dem pommerschen Greifen (Abb. 1). Diese Darstellung stellt insofern eine Besonderheit dar, als sie schon in so früher Zeit, im 14. Jahrhundert, ein sicherlich echtes Porträt darbietet. Von anderen bildlichen Darstellungen der Kaiserin Elisabeth im Prager Veitsdom – es gibt deren mehrere – kann man das nicht unbedingt sagen. So erblickt man zum Beispiel über dem Südportal Abb. 1: Elisabeth von Pommern-Stolp († 1393), Ge- des Domes, der sogenannten Golmahlin Kaiser Karls IV. Steinbüste von Peter Parler im denen Pforte, ein großes GlasmoVeitsdom zu Prag, um 1372. saik von venezianischer Arbeit, das etwa gleichzeitig mit der Parlerbüste entstand. Im unteren Teil, in den beiden durch den Spitzbogen gebildeten Zwickeln zeigt es links Karl IV. und rechts Elisabeth mit Krone, Hermelin und Purpurmantel, beide einander zugewandt, in betender Stellung (Farbabb. 1). Hier eine ähnliche Darstellungstreue wie bei der Parlerbüste zu erwarten, wäre allein schon wegen des Mosaikcharakters abwegig. Noch älter als das Relief der Elisabeth in Prag ist das Denkmal einer Tochter Bogislaws IV., des Begründers des Teilherzogtums Wolgast: Eufemia. Sie heiratete um 1315 einen dänischen Herzog, der einige Jahre darauf als Christoph II. den Thron Dänemarks bestieg. Als König Christoph 1332 starb, wurde er zusammen mit seiner schon zwei Jahre zuvor verstorbenen pommerschen Gemahlin in der Klosterkirche von Sorø auf der Insel Seeland beigesetzt. Das Doppelgrabmal, welches knapp zwei Jahrzehnte später durch den berühmten Sohn Eufemias, Waldemar IV. Atterdag, errichtet wurde, ist nicht mehr vollständig erhalten geblieben, doch sind die liegenden Bronzefiguren des Königspaares noch vorhanden.9 Eine Teilansicht zeigt den Kopf der Eufemia (Farbabb. 2). Karl Otto Konow kommt wohl mit Recht zu dem Schluß, daß es sich nicht um eine lebensnahe Wiedergabe der Verstorbenen handelt, sondern daß – wie damals üblich – eine idealisierte Darstellung des Herrschertypus beabsichtigt war und gelungen ist. Im übrigen gehört dieses Kunstwerk zu den Bildnissen, die in der Aufstellung Bethes fehlen. Die pommersche Herkunft der Königin ist hier durch die schöne, vollplastische Figur zu Häupten Eufemias gekennzeichnet, die trotz des Fehlens von Schwingen an verschiedenen Merkmalen als Greif erkennbar ist, vor allem an den Vogelkrallen und dem gewaltigen Schnabel. Dieses von einem unbekannten Künstler stammende Grabmal, das man in Dänemark zu den bedeutendsten mittelalterlichen Kunstwerken des Landes rechnet, enthält wohl
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Zu dem Denkmal Eufemias vgl. Konow 1984 (wie Anm. 4) und Hannes 1972 (wie Anm. 4).
Bildnisse der pommerschen Herzoginnen
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das früheste Bildnis einer pommerschen Greifentochter. Wird auch das pommerellische Haus der Samboriden mit in Betracht gezogen, so führt das sogar bis ins 13. Jahrhundert zurück. Dabei hat man es nochmals mit Dänemark zu tun. Dort hatte Christoph I., der Großvater des Gemahls jener Eufemia aus Wolgast, eine Tochter des ostpommerschen Herzogs Sambor II. namens Margaretha geheiratet. In Dänemark wurde sie daher Margaretha Sambiria genannt. Als sie 1282 – durch hier nicht zu erörternde Umstände – in Rostock starb, wurde sie in der Kirche des damaligen Klosters Doberan beigesetzt.10 Dort entstand wenige Jahre darauf ein original erhaltenes Grabdenkmal mit einer aus Holz geschnitzten, plastischen Figur in Lebensgröße. Das gekrönte Haupt der Königin wird von Hellmuth Bethe als die älteste porträtartige Darstellung einer Abb. 2: Das Haupt der Margaretha Sambiria († 1278) pommerschen Herzogin mit deut- an ihrem Grabmal zu Doberan. Holzschnitzerei um 1278. lich individuellen Zügen bezeichnet (Abb. 2).11 Berücksichtigt man, daß dieses Kunstwerk, dessen Schöpfer leider unbekannt geblieben ist, fast 100 Jahre vor dem Parlerschen Porträt der Elisabeth in Prag entstanden ist, so kann man seinen kunsthistorischen Wert erst voll ermessen. Ganz gegensätzlich verhält es sich bei einem Bildnis auf einem anderen Grabmal, das zurück zum Greifengeschlecht und zeitlich gleich zwei Jahrhunderte weiterführt. In der westlichen Vorhalle der Kirche zu Bergen auf Rügen ist an der Wand eine Steinplatte aufgestellt, die Grabplatte einer Tochter Wartislaws IX., Elisabeth, einer Schwester des Herzogs Erich II. Spätestens seit 1462 war sie Äbtissin des dortigen Zisterzienserinnenklosters und blieb es zehn Jahre lang bis zu ihrem Tode im Jahre 1473. Etwa aus diesem Jahr stammt auch die Platte, auf der die Verstorbene ganzfigurig durch eine Ritzzeichnung abgebildet und, dem damaligen Brauch entsprechend, von einer umlaufenden Inschrift in gotischen Lettern eingerahmt ist. Die Abbildung zeigt im Ausschnitt Kopf- und Brustpartie der Äbtissin (Abb. 3). Es wäre verfehlt, hier eine auch 10 Näheres bei Hannes 1988 (wie Anm. 4). 11 Bethe 1937, Bildnisse (wie Anm. 3), S. 72.
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Abb. 3: Grabplatte der Äbtissin Elisabeth († 1473), Tochter Wartislaws IX., in Bergen auf Rügen, um 1473.
nur annähernd individuelle Darstellung der Gesichtszüge zu erwarten. Wie auf ungezählten anderen gotischen Grabplatten dieser und früherer Zeit ist die Steinzeichnung nur als rein schematisches, typmäßiges Bildnis zu werten. Als Zeichen ihrer Würde als Äbtissin dient der mit der rechten Hand erhobene Krummstab. Aus etwa der gleichen Zeit wie das Grabdenkmal der Äbtissin Elisabeth stammt ein Bild einer um zwei Generationen älteren Herzogin: Sophia, Tochter des Wolgaster Herzogs Wartislaw VI., die um 1388 mit dem Herzog Heinrich dem Milden von Braunschweig-Lüneburg vermählt wurde. Verstorben ist sie im Jahre 1406, ein Jahr nach ihrem Bruder Barnim VI., dessen Grabmal in Kenz im Beitrag über die Bildnisse der Herzöge betrachtet wurde. Im sogenannten Fürstensaal des Rathauses in Lüneburg befinden sich große Tafelgemälde der alten welfischen Landesherren und ihrer Frauen, darunter auch jene aus Pommern stammende Fürstin (Farbabb. 3). „Sopheia, Hertzogin zu Barth und Wolgast“ ist auf einer Schrifttafel zu lesen und auf einer anderen: „Sophia, Hertzogk Heinrichs erstes gemahl, hertzogk VRATISLAI zue Pommern Tochter“. Es handelt sich aber um Erinnerungsbilder, die – und das betrifft insbesondere auch die Herzogin Sophia – keinesfalls nach dem Leben gemalt sind. Ursprünglich entstanden sie gegen Ende des 15. Jahrhunderts, also schon fast ein Jahrhundert nach ihrem Tod. Dieser Zeit – und nicht etwa den Lebzeiten Sophias – entspricht auch die Kleidung der Fürstin. Nach abermals 100 Jahren, gegen 1600, waren die Bilder so schadhaft geworden, daß man sie restaurieren mußte. Die alten Motive wurden neu gemalt, und so, wie sie damals wieder entstanden, sieht man sie heute noch vor sich. Von die-
Bildnisse der pommerschen Herzoginnen
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Abb. 4: Sophia von Pommern († 1504), Tochter Erichs II., Gemahlin Herzog Magnus II. von Mecklenburg. Teilansicht der Bronzefigur am Grabmal in Wismar, um 1504.
sem Bilde der aus Wolgast stammenden Herzogin Sophia, zu deren Nachfahren nicht nur etliche Generationen braunschweigischer Herzöge, sondern – in weiblicher Linie – auch sämtliche sächsischen Kurfürsten aus dem Hause Wettin zu zählen sind, hat man in Pommern bis in die neueste Zeit hinein nichts gewußt, ja, man hatte dort überhaupt keine Kunde von irgend einer bildlichen Darstellung dieser Fürstin. Erst vor etwa 20 Jahren wurde der Verfasser während einer Führung durchs Lüneburger Rathaus auf das Gemälde aufmerksam.12 Wir kommen nun zu einer anderen pommerschen Herzogin, ebenfalls einer Sophia, einer der zahlreichen Töchter Erichs II. Sie heiratete 1478 Magnus II., Herzog von Mecklenburg-Schwerin, und auch sie wurde zu einer Stammutter, Stammutter nämlich aller folgenden Generationen des mecklenburgischen Herzogshauses. Von ihr sind zwei Bildwerke überliefert. In der Nikolaikirche zu Wismar ist ihre Grabplatte erhalten, die nicht lange nach ihrem Tod 1504 entstanden ist, ein Bronzeguß im gotischen Stil mit einem Reliefbild der Herzogin in ganzer Figur. Unter dem Aspekt „Bildnisse“ interessiert vor allem die Kopfpartie (Abb. 4). Das Haupt ist auf ein fein verziertes Kissenpolster gebettet und etwas zur Seite gelegt, die Mundpartie ist durch ein Tuch, das Witwentuch, verhüllt. Die Augen scheinen geschlossen, so daß man den Eindruck einer Schlafenden hat. Trotzdem wirken die Züge porträtartig. Von den weiteren Details dieses interessanten und reichgegliederten Bronzebildwerks sei hier nur auf ein neunfeldiges Wappen hingewiesen, das sich zu Häupten der Sophia befindet. Es 12 Hannes 1986 (wie Anm. 4).
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enthält im ersten Feld den mecklenburgischen Stierkopf, in allen anderen aber die heraldischen Zeichen der Greifenherzöge. Durch diese originelle Kombination weist es auf die pommersche Abstammung der Herzogin, zugleich aber auch auf ihre Würde als Herzogin von Mecklenburg hin. Mit dieser Darstellung ist das älteste Zeugnis der neunfeldigen Form des großen pommerschen Herzogswappens erhalten (siehe Abb. 11 im Beitrag zu den heraldischen Herrschaftssymbolen der Greifen in diesem Band).13 Dasselbe Wappen erscheint übrigens rund 20 Jahre später auch auf dem zweiten Bilddokument von dieser Herzogin, und zwar auf einer Miniatur, die sich auf einer 1526 gemalten Genealogie des mecklenburgischen Herzogshauses findet. Sie zeigt das Herzogspaar Magnus und Sophia, und zu deren Füßen die beiden Allianzwappen, wobei es in diesem Falle bei dem der Herzogin zugeordneten Wappen der Abwandlung durch den Stierkopf eigentlich nicht bedurft hätte. Die Darstellung der Personen beruht hier, wie es auf solchen Ahnentafeln die Regel ist, auf freier Phantasie.14 Mit dieser Herzogin Sophia, einer Schwester Bogislaws X., ist nun die Grenze des Mittelalters zur Neuzeit erreicht. Bis dahin, im 13., 14. und im 15. Jahrhundert, waren es überhaupt nur ganz wenige Fürstinnen, von denen Bildnisse überliefert sind, und fast alle sind hier vorgestellt worden. In den nun folgenden Generationen nimmt, wie bei den männlichen Greifen, die Zahl der Bildnisse auch für die Herzoginnen deutlich zu. Für das 16. und 17. Jahrhundert wird also die Übersicht nicht mehr so vollständig sein können wie für das Mittelalter. Immerhin ist das Mißverhältnis zwischen der Zahl der überlieferten Bildnisse und den hier betrachteten Darstellungen bei weitem nicht so krass wie bei den Männern. Schon im Zusammenhang mit den Herzogsbildnissen wurde an das berühmte Epitaph Bogislaws X. aus der Stettiner Schloßkirche erinnert, das den Herzog mit seiner an einem Kruzifix betenden Familie zeigt. Auf einer Seite steht die Gruppe der Frauen: Bogislaws zweite Gemahlin, Anna von Polen, und ihre drei Töchter, Anna, Elisabeth und als jüngste Sophia.15 Durch ihre Ehe mit Friedrich I. von Dänemark bestieg sie als zweite Greifentochter einen skandinavischen Königsthron. Als das Epitaph um die Mitte des 16. Jahrhunderts geschaffen wurde, stand Sophia schon hoch in den Sechzigern, während Elisabeth und wahrscheinlich auch Anna längst verstorben waren. Die Frage der Lebensnähe der Darstellungen ist viel erörtert, aber letztlich stets verneint worden. Die Betrachtung wendet sich jetzt den Frauen der beiden Söhne Bogislaws X. zu. Es geht also zum ersten Mal nicht um geborene Greifentöchter, sondern um eingeheiratete Fürstinnen. Georg, der ältere Sohn, heiratete schon 1513 Amalia von der Pfalz. Sie ist 13 Hannes 1986 (wie Anm. 4); Ders., Die Wappen am Grabmal der Herzogin Sophia von Mecklenburg (†1504) in Wismar, in: Baltische Studien NF 80 (1994), S. 7–24. 14 Abbildung bei Norbert Buske, Wappen, Farben und Hymnen des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Eine Erläuterung der neuen Hoheitszeichen des Landes verbunden mit einem Gang durch die Geschichte der beiden Landesteile dargestellt an der Entwicklung ihrer Wappenbilder, Bremen 1993, Titelbild. 15 Wie im Beitrag über die Bildnisse der Herzöge in diesem Band wird auch hier auf eine Wiedergabe verzichtet. Zu der Abbildung vgl. Bethe 1937, Kunst (wie Anm. 3), S. 38; Schmidt 1996 (wie Anm. 4), S. 12.
Bildnisse der pommerschen Herzoginnen
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auf einer Zeichnung, einer Kohlepause, zu sehen, die sich später im Visierungsbuch des Herzogs Philipp II. befand (Abb. 5). Einem Nachlaßverzeichnis im Wolgaster Schloß zufolge entstand die Skizze nach einem wahrscheinlich von Dürer stammenden, leider längst verschollenen Ölgemälde um 1513. Darauf war die 1490 geborene Herzogin im Alter von etwa 23 Jahren dargestellt. Man sieht Amalia, die einen schlichten, kappenähnlichen Hut trägt, fast im Profil, den Blick nach rechts gewendet. Jenes Gemälde bzw. diese Zeichnung sind die einzigen bekannt gewordenen zeitgenössischen Bilddokumente von Amalia und sie dürften auch für den Croyteppich als Vorlage Verwendung gefunden haben. Abb. 5: Amalia von der Pfalz († 1525), Gemahlin HerDie Gemahlin des jüngeren zog Georgs I. Kreidezeichnung nach einem Gemälde Bruders von Georg, Barnims IX., von Dürer (?) von 1513. war Anna von Braunschweig. Auch von ihr, der Schwägerin Amalias, befand sich im Visierungsbuch eine Porträtskizze, eine Federzeichnung von Lucas Cranach. Sie diente als Vorlage für die Wiedergabe der Herzogin auf dem bekannten Kolbatzer Reliefstein mit dem Doppelporträt von Barnim und Anna (Abb. 6). Der 1545 von dem Stettiner Bildhauer Hans SchenckScheußlich geschaffene Stein ist bis heute erhalten.16 Auffallend ist jener auch auf der Cranachzeichnung vorhandene schrägsitzende flache Hut, der, wenn auch in sehr verkleinerter Form, in die Darstellung der Anna auf dem Croyteppich übernommen wurde. Damit kommen wir jetzt zum Croyteppich, einem der schönsten und bekanntesten Bilddokumente des pommerschen Herzogsgeschlechts.17 Auf dem Ausschnitt erblickt 16 Der Stein befindet sich im Nationalmuseum Stettin (Muzeum Narodowe), vormals Pommersches Landesmuseum in Stettin. 17 Zum Croyteppich vgl. Roderich Schmidt, Der Croy-Teppich der Universität Greifswald, ein Denkmal der Reformation in Pommern, in: Johann Bugenhagen. Beiträge zu seinem 400. Todestag, hg. von Werner Rautenberg, Berlin 1958, S. 89–107; Hannes 1984 (wie Anm. 4); Horst-Diether Schroeder, Der Croy-Teppich der Universität Greifswald und seine Geschichte, hg. von Dirk Alvermann/Barbara Peters, Greifswald 2000, und jüngst Heimo Reinitzer, Tapetum concordiae – Peter Heymans Bildteppich für Philipp I. von Pommern und die Tradition der von Mose getragenen Kanzeln (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Hamburg, 1), Berlin u. a. 2012.
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Abb. 6: Reliefstein aus Kolbatz von 1545 mit dem Doppelporträt Barnims IX. und seiner Gemahlin Anna von Braunschweig.
man genau in der Bildmitte die Gemahlin des Herzogs Georg, Amalia von der Pfalz (Farbabb. 4). Sie steht neben ihrem Sohn Philipp I., den Blick zu ihm, nach rechts gewandt. Damit ist sie – als einzige Figur auf dem ganzen Teppich – im Profil dargestellt, nämlich so wie auf der alten Kohlezeichnung, der wahrscheinlich einzig möglichen Vorlage für die schon 1525 verstorbene Amalia. Nicht übernommen wurden allerdings die Kleidung und die nach vier Jahrzehnten vielleicht doch schon altmodisch erscheinende Kopfbedeckung, die durch einen riesigen, prachtvollen Federhut ersetzt wurde. Neben Amalia steht ihre Schwägerin, Barnims Gemahlin Anna von Braunschweig. Hier ist zum mindesten eine Anlehnung an das Kolbatzer Relief bzw. die dem zugrunde liegende Federzeichnung Annas zu erkennen, wenngleich in den Details der Kleidung und des Schmucks durchaus Unterschiede festzustellen sind. Die dritte weibliche Person auf diesem Ausschnitt des Teppichbildes ist die Herzogin Maria von Sachsen, deren Heirat mit dem Wolgaster Herzog Philipp I., dem Stifter des Teppichs, einer der Anlässe für die Anfertigung und Gestaltung dieses herausragenden Kunstwerkes war. Wie die beiden anderen Herzoginnen, Amalia und Anna, erscheint auch Maria durch reiche Kleidung und Schmuck besonders ausgezeichnet. Vorlage für ihre Darstellung war wohl ein von dem Stettiner Maler Anton de Wida aus dem Jahre 1545 stammendes Ölgemälde. Leider ist nicht nur das Original, sondern auch eine später in Stettin vorhandene Kopie verloren. Auf dem Croyteppich sind bekanntlich auch die Kinder Philipps I. und Marias dargestellt, soweit sie damals, als der Gobelin 1554 entstand, schon geboren oder jedenfalls nicht mehr Kleinkinder waren. Von den Töchtern ist nur die älteste, die nach
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ihrer Großmutter benannte Amalia vertreten (Farbabb. 5). Sie steht zwischen ihren Brüdern Bogislaw und Barnim. 1547 in Wolgast geboren, erscheint sie hier auf dem Teppichbilde etwa sechs bis sieben Jahre alt. Amalia trägt das lange, offene Haar bis auf eine kleine Kappe unbedeckt. Ihre Kleidung entspricht in Stoff und Mustern den reichverzierten Brokatmänteln der Brüder. Da sie ganz vorn frei steht und in voller Größe zu sehen ist, kann man bei ihr den lang herabfallenden Faltenrock mit einer eingewebten, schmalen Mittelschürze bewundern. Ihr Name, Amalia, erscheint als einziger Frauenname auf der unteren Schriftborte, weil von all den fürstlichen Personen auf dem Teppich nur sie allein eine geborene Greifentochter ist. Von Philipps I. Tochter Amalia gehen wir nochmals eine Generation zurück und wenden uns einer Schwester und einer Cousine Philipps zu. Beide haben Fürsten im Westen Deutschlands geheiratet und dort findet man auch Denkmäler und Bildnisse von ihnen. Von Margaretha, einer Tochter Georgs I., die 1547 nach langen Eheverhandlungen mit anderen Fürstenhäusern mit dem Herzog Ernst von BraunschweigGrubenhagen vermählt wurde, gibt es eine Grabplatte mit einem schon durch Hellmuth Bethe gewürdigten Bildnis von ihr. Als Margaretha 1569 aus dem Leben schied, wurde sie, wie ihr zwei Jahre zuvor verstorbener Gemahl, in der Aegidienkirche in Osterode im Harz beigesetzt. Die beiden Grabplatten wurden, nachdem sie über drei Jahrhunderte lang die Fürstengruft gedeckt hatten, im Jahre 1881 in die nördliche Chorwand eingelassen, wo sie sich heute noch befinden.18 Die Platte der Herzogin Margaretha zeigt ein feines Sandsteinrelief, ein gediegenes, ganzfiguriges Bildnis der Verstorbenen von der Hand eines unbekannten Künstlers (Farbabb. 6). Hellmuth Bethe vermutet, daß diese Darstellung mit der Kunst Lucas Cranachs in Verbindung stehe und findet zu Recht, daß die „wahrhaft klassisch aufgefaßte Frauengestalt ... an die weiblichen Bildnisse auf dem Croyteppich erinnert“.19 In der Tat könnte das hoheitsvolle und zugleich liebreiche Antlitz der Margaretha auf ein Porträt Cranachs zurückgehen. Noch weiter westlich als Osterode liegt das Schaumburger Land, die einstige Grafschaft Schaumburg. Dorthin hatte im Jahre 1544 eine Cousine jener Margaretha, die erst 17jährige Tochter Maria des Herzogs Barnim IX. geheiratet. Ihr Gemahl, Otto IV. Graf von Holstein-Schaumburg, hatte seine Residenz in Stadthagen. Dort und im nahen Bückeburg finden sich etliche Bildnisse dieser pommersch geborenen Herzogin, die Hellmuth Bethe bei der Aufstellung seines Kataloges merkwürdigerweise sämtlich entgangen sind. Einem Hinweis von Martin Wehrmann folgend, der in seinem Verzeichnis der Begräbnisstätten des Greifenhauses von 1937 ein Epitaph in Stadthagen erwähnt, fand der Verfasser vor etwa 20 Jahren nicht nur dieses, sondern darüber hinaus noch etliche andere pommersch geprägte Denkmäler, darunter auch mehrere Bildnisse der Maria.20 In der Martinikirche zu Stadthagen befindet sich jenes 18 Vgl. Hannes 1986 (wie Anm. 4), S. 59–61; Werlich 2002 (wie Anm. 4), S. 20f. Zur Grabplatte Margarethas vgl. auch den Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band, Anm. 131. 19 Bethe 1937, Bildnisse (wie Anm. 3), S. 76 und Abb. 12. 20 Martin Wehrmann, Die Begräbnisstätten von Angehörigen des pommerschen Herzogshauses, in: Baltische Studien NF 39 (1937), S. 100–118, hier S. 110; Hannes 1986 (wie Anm. 4), S. 44–59. Jüngst wurde von Ralf-Gunnar Werlich auch die heraldische Totentafel Marias in
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Epitaph, ein mächtiges Steinbildwerk.21 In drei tiefgewölbten Nischen stehen vollplastische Sandstein-Skulpturen des Grafen Otto und seiner beiden Frauen, zu seiner Rechten Maria von Pommern, seine erste Gemahlin (Farbabb. 7). Das von einem unbekannten Bildhauer stammende Monument entstand 1581, nahezu 30 Jahre nach dem Tode der 1554 verstorbenen Fürstin. Haltung und Gesichtsausdruck der Maria sind, wie auch die der übrigen Figuren, von einer gewissen Starrheit, und es ist zum mindesten zweifelhaft, ob eine lebensnahe Darstellung vorliegt. Im Gegensatz zu diesem Epitaph in der Stadthäger Martinikirche, dessen Existenz, wie erwähnt, durch Wehrmann dokumentiert war, wurden zwei in Pommern bislang unbekannt gebliebene Ölgemälde derselben Fürstin ganz überraschend aufgefunden.22 Sie gehören zur Porträtsammlung des heutigen Hauses Schaumburg-Lippe im Schloß Bückeburg. Auf einem der Bilder ist Maria mit besonders reichem Schmuck angetan. An einer breiten Kette aus Goldfiligran mit vielfachem Besatz von Perlen und Edelsteinen hängt ein schwerer, ebenfalls mit Juwelen besetzter Anhänger (Farbabb. 8). Er scheint ähnlich gearbeitet zu sein wie gewisse Schmuckstücke des pommerschen Herzogshauses aus dem 16. Jahrhundert, die im Stettiner Nationalmuseum bis auf den heutigen Tag erhalten sind.23 Das Porträt zeigt die 1527 geborene Maria in recht jugendlichem Alter, und in der Tat ist das Gemälde, allerdings wohl erst nachträglich, mit dem Jahr 1541 datiert, drei Jahre bevor sie, erst 17 Jahre alt, dem Grafen von HolsteinSchaumburg vermählt wurde. So mag es wohl schon in Stettin von einem der dortigen Fürstenmaler gemalt worden und vielleicht, wie damals üblich, zur Vorstellung bei den Heiratsverhandlungen nach Stadthagen gekommen sein. Auch der Kopfschmuck, das Diadem, die schweren Ohrringe und das kostbare Collier sind nicht weniger prächtig als das Brustgeschmeide und alles dies scheint einer Heiratswerbung wohl angemessen. Das zweite Gemälde der Maria stammt von 1550, ist also wohl in Schaumburg entstanden. Es ist nur knapp zehn Jahre jünger als das vorige (Farbabb. 9). Obgleich auch jetzt nicht älter als 24 Jahre, erscheint die Fürstin hier nicht jung, sondern eher als eine schon alternde Frau, die mit ihrer dunklen Kleidung und dem vergleichsweise sparsamen Schmuck fast wie eine Witwe wirkt. Sie hatte inzwischen vier Söhne geboren. Vielleicht trug sie auch eine schleichende Krankheit in sich, denn 1554, wenige Jahre nachdem dieses Bild entstand, ist sie nach nur zehnjähriger Ehe gestorben.
der Martinikirche in Stadthagen vorgestellt: Ralf-Gunnar Werlich/Stefan Fassbinder, Ein neunfeldiges pommersches Herzogswappen aus dem 16. Jahrhundert. Bemerkungen zu einem Neuzugang in der ständigen Ausstellung zur Landesgeschichte im Pommerschen Landesmuseum Greifswald. Gewidmet Hellmut Hannes zu seinem 85. Geburtstag, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 48 (2010), H. 2, S. 2–8 und Umschlagseite 2, hier S. 4f. mit Abb. 21 Vgl. dazu neuerdings auch Werlich 2002 (wie Anm. 4), S. 22f. 22 Einen ersten Hinweis auf diese Gemälde verdankt der Verfasser Dr. Helge bei der Wieden in Bückeburg. 23 Katalog der 1986 in Warschau (Königliches Schloß) und 1987 in Stettin (Nationalmuseum) gezeigten Ausstellung Sztuka na dworze książąt pomorza zachodniego w XVI-XVII wieku, Katalog wystawy (Arts at the court of west pomeranian dukes in the 16th and 17th centuries. Exibition Catalogue), Warszawa/Szczecin 1986.
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Die Betrachtung wendet sich nunmehr der vorletzten Greifengeneration zu, die mit den auf dem Croyteppich dargestellten Kindern Philipps I. schon kurz angesprochen worden ist. In demselben Jahr, in dem Maria in Stadthagen starb und in welchem in Stettin der Croyteppich vollendet wurde, 1554, erblickte in Wolgast Philipps jüngste Tochter Anna das Licht der Welt. Von ihr steht in Mecklenburg, im Dom zu Güstrow, ein aus der Literatur bekanntes und sehr sehenswertes Denkmal.24 Anna wurde 1588, im Alter von bereits 34 Jahren, dem in Güstrow residierenden Herzog Ulrich III. von Mecklenburg als dessen zweite Gattin vermählt. Noch zu ihren Lebzeiten ließ der Herzog – ähnlich wie in Schaumburg – ein Grabdenkmal für sich und seine beiden Gemahlinnen vollenden, ein Wandgrab mit vollplastischen Marmorstatuen der drei fürstlichen Personen vor einer steinernen Ahnentafel. Im Gegensatz zu Stadthagen handelt es sich hier aber um das Werk eines namhaften Künstlers, des niederländischen Meisters Philipp Brandin. Zweifellos hat man es bei der Figur der Anna mit einem lebensnah gestalteten Porträt der etwas herb wirkenden Fürstin zu tun (Farbabb. 10). Auch hier ist die Herzogin mit reichem Schmuck versehen. Gekleidet ist sie in die Tracht ihrer Zeit. Besonders bemerkenswert ist die schier unglaubliche Plastik der tiefgefalteten Halskrause. Das Grabdenkmal im Dom zu Güstrow zeigt neben Anna und dem Herzog Ulrich auch dessen erste Gemahlin Elisabeth von Dänemark. Diese hatte ebenfalls pommersche Vorfahren, denn ihre Mutter war die jüngste Tochter Herzog Bogislaws X., die oben schon erwähnte Herzogin Sophia, die durch ihre Heirat mit Friedrich I. zur Königin von Dänemark geworden war. Die verwandtschaftlichen Bezüge sind, wie Farbabb. 10 erahnen läßt, auf der Ahnentafel mit Namensinschriften, figürlichen Darstellungen und heraldischen Symbolen dokumentiert. Während die Ehe des Güstrower Herzogs Ulrich mit Anna kinderlos blieb, war aus der ersten Ehe mit Elisabeth von Dänemark eine einzige Tochter hervorgegangen, die wie ihre Großmutter Sophia hieß. Sie wurde die Gemahlin König Friedrichs II. und gelangte durch diese Heirat wieder nach Dänemark, ähnlich wie schon ihre pommersche Großmutter gleichen Namens durch die Ehe mit König Friedrich I. dorthin geführt worden war. In den 1620er Jahren ließ sie in der Stadtpfarrkirche von Nyköbing auf Falster, der ehemaligen Franziskanerklosterkirche, eine große Ahnentafel für sich errichten, die dem Personenkreis nach mit dem Muster im heimatlichen Güstrow fast identisch war. In ihrer Ausführung ist sie jedoch ganz anders gestaltet. Sie wurde in Öl auf Holz gemalt und ist nicht nur mit Wappen, sondern auch mit bildlichen Darstellungen der Vorfahren ausgestattet, die allerdings zumeist, zumal in den älteren Generationen, keinen authentischen Wert besitzen. Das gilt auch für die Großmutter der Stifterin, Sophia von Pommern, und deren Eltern, Bogislaw X. und Anna von Polen (Farbabb. 11). Sie sind lediglich durch ihre Wappen und fürstlichen Titel kenntlich gemacht, während die nach freier Phantasie gemalten Porträts nur als späte Musterbeispiele apokrypher Bildnisse gelten können.25 24 Vgl. Hannes 1986 (wie Anm. 4), S. 70–74. 25 Zu der Ahnentafel in Nyköbing vgl. Konow 1984 (wie Anm. 4); Hannes 1988 (wie Anm. 4), sowie Ralf-Gunnar Werlich, Die heraldische Ahnengalerie der Herzog Sophia Hedwig von Pommern-Wolgast in der Loitzer Pfarrkirche St. Marien, in: Loitz – Stadt an der Peene. Bei-
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Neben dem Standbild der Anna in Güstrow und der gewirkten Darstellung auf dem Croyteppich der jungen Amalia, beide Töchter Herzog Philipps I., soll noch ein Bildnis einer Schwiegertochter Philipps betrachtet werden, das recht bekannte Porträt der Gemahlin seines ältesten Sohnes Johann Friedrich, Erdmute von Brandenburg (Abb. 7). Leider ist dieses Bild, das sich zuletzt im Stettiner Landesmuseum befand, heute verschollen. Es entstand in der Zeit um 1590, als Erdmute etwa 30 Jahre alt war. Das Bildnis, ein Ölgemälde, stammt von einem Künstler am Hofe ihres Vaters, des Kurfürsten Johann Georg, Andreas Riehl dem Jüngeren. Ihm kam es wohl in der Hauptsache auf „die Wiedergabe des Kostümlichen, insbesondere des rei26 Abb. 7: Erdmute von Brandenburg († 1623), Gemahlin chen fürstlichen Schmuckes“ an, nicht so sehr auf die Darstellung des Herzogs Johann Friedrich. Ölgemälde um 1590. der Persönlichkeit. In der Tat sagt das ein wenig puppenhafte Gesicht darüber kaum etwas aus. Wir kommen zur letzten Generation der Greifen. Mit Ausnahme von Philipp Julius, dem einzigen Sohn Ernst Ludwigs, bestand sie aus den zahlreichen Kindern Bogislaws XIII. Der älteste von seinen Söhnen war der kunstliebende Herzog Philipp II. träge zur Geschichte und zu ihren Bau- und Kunstdenkmalen, hg. von Dirk Schleinert/RalfGunnar Werlich, Schwerin 2008, S. 127–166, hier S. 158–160, mit Hinweisen auf weitere Ahnentafeln in Dänemark. Ebenda, S. 127, zudem die Abbildung einer wenig bekannten Porträttafel Sophia Hedwigs und ihres Mannes, Herzog Ernst Ludwig von Pommern-Wolgast, die sich in der Loitzer Marienkirche befindet. Darstellungen von pommerschen Herzoginnen finden sich auch in weiteren genealogischen Werken. So werden die Gemahlin Herzog Philipps I. von Pommern, Maria geb. Herzogin von Sachsen, im 1546 abgeschlossenen Sächsischen Stammbuch und Margaretha und Sophia, Schwestern Herzog Bogislaws X. von Pommern, als Ehefrauen der Herzöge Balthasar und Magnus von Mecklenburg in der Schweriner Bilderhandschrift von 1526 abgebildet. Siehe Ralf-Gunnar Werlich, Der Greif bekennt Farbe. Frühe Farbdarstellungen der pommerschen Herzogswappen, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 46 (2008), H. 2, S. 21–28, hier S. 27, Abb. 11 und 13, sowie: Die Mecklenburger Fürstendynastie und ihre legendären Vorfahren. Die Schweriner Bilderhandschrift von 1526, hg. von Andreas Röpcke, Bremen 1995, S. 116–119. 26 Bethe 1937, Kunst (wie Anm. 3), S. 55.
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Seine Gemahlin, die seine künstlerischen Neigungen durchaus teilte, war Sophia von SchleswigHolstein-Sonderburg, und von diesem Paar gibt es ein sehr bekanntes und häufig abgebildetes Doppelporträt, ein in Silber getriebenes und zum Teil vergoldetes Relief von der Hand des Augsburger Goldschmieds Jan de Vos.27 Dieses im Jahre 1614 nach Stichen von Lucas Kilian entstandene, in der Höhe fast 30 Zentimeter messende Kunstwerk ist bis heute im Braunschweiger Anton-UlrichMuseum erhalten. Philipp II. schenkte das Relief seinerzeit seinem Schwager, dem ähnlich kunstbeflissenen Herzog August von Braunschweig, ein Glücksfall, dem wohl die Bewahrung dieses Kunstwerks über den letzten Krieg Abb. 8: Klara Maria von Pommern († 1623), Tochter hinweg zu danken ist. Bogislaws XIII. Kupferstich 1621. Zum Schwager des Herzogs August II. von Braunschweig war Philipp II. dadurch geworden, daß seine Schwester, die älteste Tochter Bogislaws XIII., Klara Maria, in ihrer zweiten Ehe mit diesem Herzog verheiratet war, dem Begründer der berühmten Bibliotheca Augustana zu Wolfenbüttel. Ein Porträt von ihr, ein fein gezeichneter Kupferstich von Lucas Kilian, zeigt die Fürstin in bereits fortgeschrittenem Alter (Abb. 8). Ein bis 1945 im Pommerschen Landesmuseum zu Stettin vorhandenes Original scheint in die Sammlung der Stiftung Pommern in Kiel gelangt zu sein.28 Die Inschrift in dem ovalen Rahmen bezeichnet Klara Maria als die Gemahlin des Herzogs August II. von Braunschweig-Lüneburg, ohne ihrer pommerschen Abstammung Erwähnung zu tun. Doch ist in dem lateinischen Schriftsatz unter dem eigentlichen Bilde zu lesen, daß sie pommerschem Blut entsprossen ist: „Pomeranide sanguine cretam“. Ganz unten ist der Stecher vermerkt, Lucas Kilian, jener Augsburger Künstler, dem etliche Porträts aus dem pommerschen Herzogshause zu verdanken sind.
27 Abbildung z. B. bei Bethe 1937, Kunst (wie Anm. 3), S. 85; Ders. 1937, Bildnisse (wie Anm. 3), Abb. 14. In neuerer Zeit auch bei Schmidt 1996 (wie Anm. 4), S. 25. 28 Freundliche Mitteilung von Dr. Hans-Günter Cnotka vom Historischen Arbeitskreis Stettin in Kiel. Ein offenbar weiteres Exemplar des Kupferstichs befindet sich auch heute noch im Stettiner Nationalmuseum und wurde jüngst publiziert: Dahlenburg 2005 (wie Anm. 4), S. 214.
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Datiert ist der Stich auf das Jahr 1621 und man kann davon ausgehen, daß er ein wirkliches Porträt der Fürstin nach lebendem Vorbild darstellt. Zum mindesten wirkt das Alter der 1623 knapp 50jährig verstorbenen Herzogin für 1621 durchaus realistisch. In jedem Falle aber dürfte es sich, von einigen Gnadenpfennigen abgesehen, um das einzige erhaltene Bildnis dieser Herzogin handeln.29 Mit dem Tode Philipps II. im Jahre 1618, eigentlich schon mit dem Tode seines jüngeren Bruders Georg II. zwei Jahre zuvor, begann das große Sterben des Greifengeschlechts: Herzog Franz, der seinem Bruder in Stettin folgte, verstarb schon 1620, und wiederum zwei Jahre darauf, 1622, der jüngste der Brüder: Ulrich, Bischof von Cammin. Dieser hinterließ bei seinem Tode seine erst 27jährige Gemahlin Hedwig, eine geborene Herzogin zu Braunschweig-Wolfenbüttel. Sie erhielt ihren Witwensitz in Neustettin Abb. 9: Agnes von Brandenburg († 1629), Gemahlin des und hat dort noch lange, bis zu Herzogs Philipp Julius. Kupferstich 1605, ehemals ihrem Tode 1650, segensreich gewirkt. In dem von ihr gestifteten Sammlung Schloß Plathe. und bis in unsere Tage bestehenden Fürstin-Hedwig-Gymnasium befand sich bis 1945 die Kopie eines Ölgemäldes von etwa 1630, das sie in Witwentracht zeigt.30 Heute leider sind nur noch unzureichende Reproduktionen davon vorhanden. 29 Bethe 1937, Bildnisse (wie Anm. 3), S. 95. Einem Hinweis von Prof. Dr. Herbert Ewe zufolge befindet sich im Stadtarchiv Stralsund ein zweites, von Bethe nicht erwähntes Exemplar desselben Stichs, allerdings nur das offenbar schon vor langer Zeit aus dem vollen Bilde herausgeschnittene Oval. Fraglich bleibt der Versuch, eines der sogenannten „PrinzessinnenPorträts“ der Universität Greifswald als Jugendbildnis der Klara Maria zu deuten, vgl. Neumann/Dahlenburg 2002 (wie Anm. 4). 30 Die Schule existiert auch heute noch, wurde aber nach der Herzogin Elisabeth, der Gemahlin des Stolper Herzogs Bogislaw V., benannt, die eine Tochter König Kasimirs I. von Polen war.
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Es gibt aber noch ein anderes, ein Jugendbildnis von ihr, das allerdings Jahrhunderte hindurch gänzlich vergessen war. Vor etwa 20 Jahren wurde es überraschend in einer Londoner Gemäldesammlung entdeckt und durch Hugo Gotthard Bloth in den Baltischen Studien zum ersten Mal veröffentlicht.31 Leider ist anscheinend weder der Künstler noch das Entstehungsjahr bekannt, es dürfte sich aber um ein sehr frühes Bild handeln. Denn da es in London als „Portrait of the Duchess of Pommern Hedwig“ bezeichnet ist, die Fürstin aber nicht in Witwentracht, sondern in einem kostbaren Festkleide dargestellt ist, wird es während der Ehe mit Herzog Ulrich, also zwischen 1619 und 1622 entstanden sein. Als Ulrich starb, lebte außer seinem seit 1620 in Stettin regierenden Bruder Bogislaw XIV. nur noch sein Vetter Philipp Julius, der einzige Sohn des Wolgaster Herzogs Ernst Ludwig. Er hatte im Jahre 1604, damals 20jährig, die gleichaltrige Agnes von Brandenburg, eine jüngere Schwester der Erdmute, der Witwe des Herzogs Johann Friedrich, geheiratet. Aus der einstigen Plather Sammlung haben sich zwei Kupferstiche erhalten, von denen der eine Philipp Julius, der andere seine Gemahlin Agnes darstellt. Sie sind beide 1605, ein Jahr nach der Vermählung des Paares datiert und vielleicht auch aus Anlaß derselben angefertigt worden. Die nach Gemälden von Andreas Riehl dem Jüngeren angefertigten Stiche gleichen sich in ihrer ganzen Aufmachung vollkommen. Außer dem eigentlichen Porträt enthalten sie mehrere Schriftsätze. So ist über dem Frauenbildnis zu lesen, daß es sich um die „Wahre Contrafactur Der Durchleuchtigen, Hochgeborenen Fürstin vnnd Frauen, Frauen Agnes“ handelt (Abb. 9). Es folgt der volle Titel als Herzogin zu Pommern, Markgräfin zu Brandenburg etc. sowie die Datierung Anno Christi M.D.C.V. Das Porträt von Agnes besticht vielleicht – ähnlich wie bei ihrer Schwester Erdmute – weniger durch das etwas flach wirkende Antlitz der jungen Fürstin, als durch die sorgfältig dargestellte, prachtvolle Kleidung mit dem hochstehenden, feingegliederten Spitzenkragen und dem reichen Schmuck von Perlen und Edelsteinen. Unter den Bildnissen des Fürstenpaares stehen Texte in lateinischer und in deutscher Sprache. Sie rühmen die hohe Abstammung der dargestellten Personen und preisen in etwas unbeholfenen Reimen ihre Vorzüge und Verdienste. So lauten bei der Herzogin Agnes die in deutscher Sprache abgefaßten Verse: Ein Fürstin wert von hohem Stamm/ Diß schöne Bild dir zeiget an/ Auß Churfürstlichem Hauß geborn Von Brandenburg ists ausserkorn/ Geschmückt mit Tugend, Zucht vnd Ehr/ Bekendt allzeit die reine Lehr/ Die Gottesforcht man spürt an Ihr/ Ist Ihrem Herrn ein Freud und Zier. Wol stehets, wenn Schönheit ziert den Leib. Vnd wahrer Glaub im Hertzen bleibt. 31 Abbildung bei Bloth 1982 (wie Anm. 4), nach S. 53. Dort ist auch das Gemälde von 1630 nach einer alten Ansichtskarte wiedergegeben.
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Mit dem Tode des Philipp Julius, der 1625 starb, blieb nur noch Bogislaw XIV. zurück, der sich 1615 mit Elisabeth, einer Tochter des Herzogs Johann von Schleswig-Holstein-Sonderburg vermählt hatte. Von diesen beiden ist in dem Katalog von Bethe jeweils ein um 1615 datiertes Ölgemälde mit dem Standort „Stralsund, Museum“ aufgeführt. In der Tat handelt es sich dabei um das heute noch im dortigen Kunsthistorischen Museum erhaltene Doppelporträt des letzten pommerschen Herzogspaares, das in der deutschsprachigen Literatur erstmalig publiziert wird (Farbabb. 12). 32 Es ist ein kleines, nur etwa 20 mal 25 Zentimeter messendes Bild, von unbekannter Hand in Öl auf Holz gemalt. Auf dem alten, schon etwas wurmstichigen Rahmen stehen unter den dargestellten Personen die Namen: Bogislaw XIV. mit dem Vermerk „in aetate Prima virili“, also im ersten Mannesalter stehend, und Elisabeth als seine Gemahlin (uxor) und Prinzessin von Schleswig-Holstein. Der Herzog erscheint auf dem Bild deutlich jünger als die in Wahrheit gleichaltrige, recht prunkvoll gekleidete Herzogin. Dabei waren beide im Jahre ihrer Heirat 1615 – und vorher kann ein Bild des Paares kaum entstanden sein – bereits 35 Jahre alt, also für damalige Verhältnisse nicht mehr ganz jung. Vielleicht wirkt der Herzog hier auch deshalb so jugendlich, weil er nur mit Schnurrbart dargestellt ist, also ohne den von anderen – früheren wie späteren – Bildnissen her bekannten Kinnbart. Es sind aber in jüngster Zeit Zweifel aufgetaucht, ob es sich überhaupt um die auf dem Rahmen bezeichneten Personen handelt, hier besteht noch Klärungsbedarf.33 Mit Bogislaw XIV., der wie alle Herzöge seiner Generation ohne Leibeserben aus dem Leben schied, starb 1637 das Greifenhaus im männlichen Stamme aus. Seine Gemahlin Elisabeth und auch die Witwe Ulrichs, die Fürstin Hedwig in Neustettin, überlebten ihn bis in die 1650er Jahre. Am längsten aber lebte seine erst 1660 verstorbene Schwester Anna. Sie war das jüngste Kind Bogislaws XIII. 1590 in Barth geboren, wurde sie 1619, im Alter von schon fast 30 Jahren, mit dem Herzog Ernst von Croy und Arschot aus Lothringen vermählt. Als ein Jahr danach der Sohn Ernst Bogislaw geboren wurde, war sie bereits Witwe. Anna von Croy kehrte mit ihrem Sohn nach Pommern zurück und erhielt Stolp als Leibgedinge. Dort ist sie 1660 gestorben und wurde in der Stolper Schloßkirche beigesetzt. Ernst Bogislaw von Croy ließ in ein 1682 errichtetes Epitaph ein Ölgemälde seiner Mutter einfügen, und eine gleichzeitig angefertigte Kopie dieses Bildes befindet sich im Besitz der Greifswalder Universität
32 Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Kulturhistorischen Museums der Hansestadt Stralsund. Das Gemälde war in den 1980er und 1990er Jahren auf polnischen Ausstellungen vertreten und in den einschlägigen Katalogen abgedruckt: Sztuka na dworze książąt pomorza zachodniego 1986 (wie Anm. 23), Katalog-Nr. 30; Ferner Barbara Januszkiewicz, Klejnoty i stroje książąt Pomorza Zachodniego XVI.–XVII. wieku w zbiorach Muzeum Narodowego w Szczecinie [Kleinodien und Schmuck der westpommerschen Herzöge des 16. und 17. Jahrhunderts in den Sammlungen des Nationalmuseums in Stettin], Warszawa 1995, S. 39. 33 Neuerdings wurden auf dem Bild durch eine Spezialuntersuchung Reste einer (unleserlich gemachten?) Inschrift entdeckt, die mit der Personenbezeichnung auf dem Rahmen im Widerspruch steht. Die Deutung dieses Befundes steht noch aus (briefliche Mitteilung von Dr. Manfred Schneider, Kulturhistorisches Museum der Hansestadt Stralsund).
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(Farbabb. 13). Der ernste Ausdruck, die schlichte dunkle Kleidung und die schwarze Haube entsprechen dem langen, vier Jahrzehnte währenden Witwenstand. Wenngleich erst mehr als 20 Jahre nach ihrem Tode entstanden, wirkt es doch lebensecht. Wahrscheinlich beruht die Darstellung, die Greifswalder Kopie wie auch das Original in Stolp, auf einer älteren Vorlage, die noch zu Lebzeiten Annas gemalt worden ist.34 Ernst Bogislaw von Croy, durch seine mütterliche Abstammung allerletzter Sproß aus dem Greifengeschlecht, starb 1684 und wurde in der Gruft seiner Mutter in der Stolper Schloßkirche beigesetzt. Schon zu seinen Lebzeiten hat man ihm dort ein Denkmal mit einer lebensgroßen Marmorstatue gewidmet35. Ein weit größeres Denkmal aber hat sich Ernst Bogislaw von Croy, der den gesamten persönlichen Besitz der Greifenherzöge erbte, mit der Schenkung des später nach ihm benannten Bildteppichs an die Greifswalder Universität gesetzt. Dieses berühmte Kunstwerk mit den eindrucksvollen porträtähnlichen Darstellungen zahlreicher Mitglieder des Greifengeschlechts aus drei Generationen kann als ein Symbol für das Bildnis im pommerschen Herzogshause schlechthin gelten. Mit dieser Feststellung mag die Betrachtung von Bildern der Herzoginnen aus dem Greifengeschlecht zu Ende gehen. Diesmal war es unser Bestreben, die wichtigsten, zum mindesten in Reproduktionen erhaltenen Frauenbildnisse im Überblick darzustellen. Mag das auch gelungen sein, so bleibt es doch ein etwas bedrückender Gedanke, daß die Zahl der auf uns gekommenen Herzoginnenbilder so begrenzt ist, daß man sie, wenn auch nur flüchtig, in einer einzigen Stunde in ihren wichtigsten Stücken präsentieren kann. Sicherlich wäre der Reichtum an erhaltenen Bildwerken in manchem vergleichbaren Fürstentum im Westen oder Süden Deutschlands weit größer. Aber man hat es eben mit einer Region zu tun, von der es im Liede heißt: „Pommerland ist abgebrannt“, auf welche älteren oder neueren Zeitläufte das auch immer zu beziehen sein mag. So bleibt nichts anderes, als sich an dem zu erfreuen, was von den früheren Schätzen geblieben ist und dazu soll dieser Überblick eine Hilfe sein.
34 Bethe datiert das Stolper Original auf 1682, das Jahr, in welchem Ernst Bogislaw das Epitaph errichten und das Bild dort einsetzen ließ. Denkbar wäre allerdings auch, daß dafür ein bereits vorhandenes, älteres Porträt, welches zu Lebzeiten der Herzogin Anna entstanden ist, verwendet wurde. Das würde auch die gleichzeitige Anfertigung einer Kopie plausibel erscheinen lassen, nämlich als Ersatz für das zuvor in seinem persönlichen Besitz befindliche Bildnis. Das Stolper Grabmal und die Ölgemälde von Anna und Ernst von Croy wurden zuletzt abgebildet bei: Haik Thomas Porada, Finstingen an der Saar – Auf pommerschen Spuren in Lothringen (Teil II), in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 47 (2009), H. 1. S. 8–15. 35 Hannes 1984 (wie Anm. 4), dort Abb. 3 auf S. 48.
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Anhang Neu aufgefundene, im Katalog von Bethe nicht erfaßte Bildnisse von Herzoginnen Herzogin
Standort
Eufemia († 1330), Tochter Bogislaws IV., Gemahlin Christophs II. von Dänemark Elisabeth († 1393), Tochter Bogislaws V., Gemahlin Kaiser Karls IV. Elisabeth († 1393), Tochter Bogislaws V., Gemahlin Kaiser Karls IV.
Kloster Sorø, Seeland (Dänemark)
Elisabeth († 1393), Tochter Bogislaws V., Gemahlin Kaiser Karls IV. Sophia († 1406), Tochter Wartislaws VI., Gemahlin Heinrichs des Milden von Braunschweig-Lüneburg Magdalena († 1532) von Mecklenburg, Gemahlin Wartislaws X. Maria († 1554), Tochter Barnims IX., Gemahlin Ottos IV. von HolsteinSchaumburg Maria († 1554), Tochter Barnims IX., Gemahlin Ottos IV. von HolsteinSchaumburg Maria († 1554), Tochter Barnims IX., Gemahlin Ottos IV. von HolsteinSchaumburg Dorothea († 1558), Tochter Barnims IX., Gemahlin Johanns von Mansfeld Dorothea († 1558), Tochter Barnims IX., Gemahlin Johanns von Mansfeld Hedwig († 1650) von Braunschweig, Gemahlin Herzog Ulrichs
Mühlhausen, Marienkirche
Objekt, Datierung Grabmal mit Bronzefigur, um 1330
Prag, Veitsdom, Marmorrelief, königliche Gruft um 1590
Erstpublikation Konow 1984 (wie Anm. 4), S. 35– 37; Hannes 1988 (wie Anm. 4), S. 56–60 Hannes 1986 (wie Anm. 4), S. 38–40
Mosaik mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts, 1371 Steinplastik, um 1380
Hannes 1986 (wie Anm. 4), S. 42; Wilbertz 1987 (wie Anm. 8), S. 55 Wilbertz 1987 (wie Anm. 8), S. 56
Lüneburg, Rathaus
Tafelbild 1482, restauriert um 1600
Hannes 1986 (wie Anm. 4), S. 74–78
Barby, Kirche
Grabplatte mit Reliefbild, 1532
Werlich 2002 (wie Anm. 4), S. 19
Stadthagen, Martinikirche
Sandsteinepitaph mit Skulptur, 1581
Hannes 1986 (wie Anm. 4), S. 49–51
Bückeburg, Schloß
Ölgemälde, 1541
Hannes 1986 (wie Anm. 4), S. 55– 57.
Bückeburg, Schloß
Ölgemälde, 1550
Hannes 1986 (wie Anm. 4), S. 55–57
Eisleben, Annenkirche
Epitaph mit Freiskulptur, um 1580 Ölgemälde auf Holz, 1569
Werlich 2002 (wie Anm. 4), S. 24
Prag, Veitsdom, Goldene Pforte
Eisleben, Annenkirche
London, Hamp- Ölgemälde, ton Court Palace um 1620
Werlich 2002 (wie Anm. 4), S. 24 Bloth 1982 (wie Anm. 4), S. 53–55
Die Münzprägung der pommerschen Herzöge Joachim Krüger1 Vorbemerkung Zu den besonderen Denkmälern, die an das Greifengeschlecht erinnern, gehören unzweifelhaft die im Namen der pommerschen Herzöge geprägten Münzen. Bei diesem Thema hat man meist die kunstvollen Reichstaler und Gulden der letzten beiden Generationen der pommerschen Herzöge vor Augen, die durchaus zu den hervorragenden Zeugnissen der Spätrenaissance und des Frühbarock zu zählen sind. Die Münzprägung der Herzöge von Pommern umfaßt aber einen viel weiteren Zeitraum, ca. 500 Jahre. Entsprechend vielfältig ist das überlieferte numismatische Material. Und das Münzwesen in Pommern ist eben nicht nur ein Ausdruck einer kulturellen und künstlerischen Blütezeit insbesondere für das späte 16. und frühe 17. Jahrhundert, sondern oft auch ein Ausdruck wirtschaftlicher Schwäche und territorialer Zersplitterung.
Die Zeit der mittelalterlichen Münzprägungen bis 1524 Die frühesten gesicherten pommerschen Münzen werden den Herzögen Bogislaw I. (1133–1187) und Kasimir I. (1152–1180) zugeschrieben. Eine Reihe zweiseitiger Denare tragen sowohl die Namen Bogislaws allein als auch beide Namen.2 Die chronologische Ordnung der frühen pommerschen Denare wird kontrovers diskutiert, es ist jedoch Konsens, daß die Münzprägung um 1170 herum einsetzte (Abb. 1).3 1
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Überarbeitete und ergänzte Fassung eines Vortrags, der am 28. September 2002 in Demmin auf der Jahreshauptversammlung der Gesellschaft für Pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst gehalten wurde. Der Beitrag wurde 2005 zum Druck eingereicht und im Oktober 2010 noch einmal unter Berücksichtigung der in der Zwischenzeit erschienenen Literatur aktualisiert. Hermann Dannenberg, Münzgeschichte Pommerns im Mittelalter, Berlin 1893, Nr. 5–7, Nr. 16–18. Den aktuellen Forschungsstand zusammenfassend siehe Joachim Krüger, Zwischen dem Reich und Schweden. Die landesherrliche Münzprägung im Herzogtum Pommern und in Schwedisch-Pommern in der Frühen Neuzeit (ca. 1580–1715) (Nordische Geschichte, 3), Münster 2006, S. 29–40. Siehe auch Bernd Kluge, Von Münzen und Geld im alten Pommern. Zur Münzgeschichte Demmins und Vorpommerns bis zum Dreißigjährigen Krieg, in: Grenzregion zwischen Pommern und Mecklenburg. Vorträge 2004–2005, hg. von Henning Rischer (Schriften des Fördervereins Kreisheimatmuseum Demmin, 6), Schwerin 2006, S. 114–127. Verschiedene, sich teilweise stark widersprechende Ordnungsschemata bieten Ryszard Kiersnowski, Karl-Otto Konow und Axel Pollex, siehe Ryszard Kiersnowski, Denary zachodniopomorskie z drugiej połowy XII wieku, in: Wiadomości Numizmatyczne 4 (1961), S. 209– 232; Karl-Otto Konow, Die Münzstätten und Prägezeiten der frühen Denare des Herzogtums Pommern, in: Baltische Studien NF 85 (1999), S. 7–18; Axel Pollex, Die frühen pommer-
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Abb. 1: Herzöge Bogislaw I. und Kasimir I., Denar, ca. 1175–1180 (Datierung nach Pollex 2000), Dannenberg 1893, Nr. 18. Av.: SCS IOHANNES, Kopf des Heiligen Johannes; Rv.: BVDIZLAV RAZSMER, dreitürmige Kirche.
Einige der frühen pommerschen Prägungen nennen sowohl den Namen des Münzmeisters als auch den der Prägeorte. Bekannt sind für Stettin und Cammin ein Eilbert, für Demmin ein Hartmann und für Prenzlau ein Gottfried. Eine weitere Münze trägt ohne Nennung des Prägeortes die Namen der Münzmeister Walter und Theoderich. Dabei handelt es sich ausnahmslos um deutsche Namen, also wahrscheinlich um nach Pommern berufenes oder eingewandertes Personal. Die bisher früheste urkundliche Nennung einer pommerschen Münzstätte datiert in das Jahr 1229. In diesem Jahr verliehen die Herzogin Miroslawa und ihr Sohn Barnim dem Kloster Zuckau „ibidem in Colberg decem marcas denariorum ... plenarie in moneta accipiendas quovis anno“.4 In den 1180er Jahren ist eine Beteiligung der Bischöfe von Cammin an der pommerschen Münzprägung nachweisbar. Der Denar Dannenberg Nr. 25 trägt den Namen des Bischofs Siegfried II. von Cammin (1186–1191) sowie den Namen Herzog Kasimirs II. (1187–1219). Ein weiterer in der Literatur beschriebener Denar nennt neben
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schen Denare aus dem slawischen Gräberfeld Penkun 28, Lkr. Uecker-Randow, in: Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern. Jahrbuch 47/1999 (2000), S. 247–277. Da das von Axel Pollex vorgeschlagene Schema auf neueren archäologischen Funden beruht, scheint sein System, das an das von Kiersnowski angelehnt ist, am wahrscheinlichsten. Einen möglichen Hinweis auf ein noch früheres Einsetzen der pommerschen Münzprägung bietet ein in den Opferschichten der 1168/69 eroberten und zerstörten Tempelburg Arkona/Rügen gefundener Denar vom Typ Dannenberg 18, siehe Gerd Sobietzky, Zur Prägezeit des pommerschen Denars Dannenberg 18, in: Baltische Studien NF 86 (2000), S. 144. Pommersches Urkundenbuch (PUB) (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern, II), 11 Bände, 1877–1990 (Bd. 1 Neudruck 1970), hier PUB 1, S. 208, Nr. 256. Arthur Suhle hat weitere frühe urkundliche Belege für pommersche Münzstätten im 13. Jahrhundert zusammengetragen, siehe Arthur Suhle, Beiträge zur Geschichte des Münzwesens in Pommern im Mittelalter (bis ca. 1330), in: Baltische Studien NF 39 (1937), S. 119–146, hier S. 126–131.
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Bischof Siegfried II. auch Herzog Bogislaw II. (1187–1220).5 Beide Münzen weisen auf eine Teilhabe des Bischofs an der Münzprägung hin. Unklar ist jedoch, wo die Münzen geprägt worden sind. Die früheste urkundliche Nennung einer Münzstätte in Cammin deutet darauf hin, daß sich die Münze in herzoglichem Besitz befand.6 Trotzdem scheint es im 13. Jahrhundert eine eigenständige bischöfliche Münzprägung gegeben zu haben. Die Lage der Münzstätte ist jedoch umstritten.7 Die Bischöfe von Cammin haben das Münzrecht vermutlich bis in das 15. Jahrhundert hinein ausgeübt Abb. 2: Bistum Cammin, Hohlpfennig, ca. zweite Hälfte (Abb. 2 und 3).8 13. Jahrhundert, Dannenberg 1893, Nr. 166. Der Vollständigkeit halber muß noch ein drittes, später zu Pommern gehöriges Gebiet genannt werden, in dem Münzen geprägt worden sind, das Fürstentum Rügen. Inschriftlich gesicherte Münzen können Fürst Jaromar I. (1168/69–1218) zugeschrieben werden.9 Aus dem Zeitraum zwischen 1193– 1198 ist auch ein Münzmeister namentlich überliefert, ein „monetarius martinus“10. Der 5 Zitiert nach Pollex 2000 (wie Anm. 3), S. 249–251. Erwähnt werden sollte noch der Denar Dannenberg 16, der neben dem Namen Bogislaw auch den Heiligen Sabinus nennt. Der Heilige Sabinus war um 1160–1170 Patron des Klosters Grobe. Der Bischofssitz Wollin wurde über Grobe nach Cammin verlegt. Insofern könnte diese Münze auf eine Beteiligung der Bischöfe an der Münzprägung hindeuten. Arthur Suhle hingegen weist darauf hin, daß sich in Prenzlau die einzige dem Heiligen Sabinus geweihte Kirche Deutschlands befand, insofern möchte er den Sabinus-Denar Bogislaw I. zuschreiben, Suhle 1937 (wie Anm. 4), S. 123. 6 PUB 1, Nr. 377, S. 304; PUB 6, Nr. 3530, S. 57–58. In der Stadt Cammin besaß der Bischof nach 1240 nur die Domfreiheit. Erst 1321 wurde dem Bischof Konrad IV. von Cammin die Stadt und das Land Cammin verkauft. 7 PUB 2, Nr. 744, S. 111. Arthur Suhle verortete die bischöfliche Münze nach Kolberg, siehe Suhle 1937 (wie Anm. 4), S. 129. Ryszard Kiersnowski kommt dagegen zu dem Schluß, daß die Camminer Bischöfe zwischen 1240 und 1248 in Stargard münzten, erst nach 1277 sollen sie in Kolberg geprägt haben, siehe Ryszard Kiersnowski, Monety biskupow kamienskich z XIII i XIV wieku, in: Wiadomości Numizmatyczne 6 (1962), S. 1–27, hier S. 27. 8 Eine Zuordnung der Münzen bei Edmund Kopicki, Ilustrowany skorowidz pieniędzy polskich i z polską związanych 1, Text- und Tafelband, Nr. 1–7058, Warszawa 1995, Nr. 4663– 4670. 9 Dannenberg 1893 (wie Anm. 2), S. 34–35, Nr. 23–24, Nr. 28. 10 PUB 1, S. 94–95, Nr. 124.
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Prägeort dieser frühen Denare Jaromars I. ist unbekannt. Im 13. Jahrhundert existierte eine Münzstätte der Fürsten von Rügen in Stralsund. Gesichert ist ein „Rosenwater monetarius“ 1277 für Stralsund.11 Neben der dortigen Münze wird 1302 eine weitere Münzstätte in Tribsees erwähnt.12 Allerdings können Tribsees bisher keine Prägungen zugewiesen werden. 1319 bestimmte der letzte rügische Fürst Wizlaw III. (1302–1325) als alleinige fürstliche Münzstätte Stralsund.13 Er Abb. 3: Bistum Cammin, Finkenauge, 14. Jahrhunverpfändete der Stadt das Münzrecht dert, zu Dannenberg 1893, Nr. 330–334 (einseitige Prägung?). Av.: Bischof zwischen zwei Krummstäben. widerruflich auf 20 Jahre für 1.000 Mark wendischer Pfennige. Mit dem Aussterben des rügischen Fürstenhauses 1325 fiel das fürstliche Münzregal an die pommerschen Herzöge.14
11 Ferdinand Fabricius, Das aelteste stralsundische Stadtbuch (1270–1310), Stralsund 1872, S. 11, I-136, S. 12, I-164. Eine von Arthur Suhle für die Jahre 1222 und 1253 angeführte Nennung von sundischen Münzen beruht auf einer 1604 angefertigten Abschrift eines Transsumpts aus dem Jahre 1368, siehe Suhle 1937 (wie Anm. 4), S. 132; siehe PUB 6, S. 322, Nr. 3919. Die Erwähnung vor allem für 1222 ist äußerst unsicher, da Stralsund erst 1234 mit städtischen Rechten bewidmet worden ist. Die Bezeichnung „sundische Münze“ dürfte mit Sicherheit erst der Urkunde von 1253 bzw. von 1368 zuzuschreiben sein. 12 Fabricius 1872 (wie Anm. 11), S. 174, VII-138: „Parowe, Henneko de Sale, Hermannus Keyser, Vingherhot et Jacobus Schutte spolianerunt hospites in strata regia Libra 10 ½ mrc. den. et famulum monetarii de Tribseses 10 marcis.“ 13 Sammlung gemeiner und besonderer Pommerscher und Rügischer Landes-Urkunden, Gesetze, Privilegien, Verträge, Constitutionen und Ordnungen. Zur Kenntnis der alten und neueren Landes-Verfassung insonderheit des Königlich-Schwedischen Landes-Theils, Supplementen und Fortsetzungen, Bd. 1, hg. von Johann Carl Dähnert, Stralsund 1782, S. 1114. 14 Umstritten ist eine Münzprägung in der später zu Pommern gehörenden Herrschaft SchlaweStolp. Der Denar Dannenberg 19 trägt auf der Rückseite die Umschrift SELAFI KASTRVM oder KASTERVM, auf dem Avers den Namen Bogislaw in verschiedenen Schreibweisen, siehe Dannenberg 1893 (wie Anm. 2), Nr. 19. H. Dannenberg, A. Suhle und R. Kiersnowski weisen die Münze sowie die vom Bild her ähnlichen Typen Dannenberg Nr. 20–22 einem Bogislaw (III.) von Stolp zu, siehe Dannenberg 1893 (wie Anm. 2), S. 33; Suhle 1937 (wie Anm. 4), S. 125; Kiersnowski 1961 (wie Anm. 3), S. 228–229. Die Zuweisung wurde von Axel Pollex mit einleuchtenden Gründen hinterfragt, vgl. Pollex 2000 (wie Anm. 3), S. 256– 257. In keiner Urkunde findet sich die Namensform SELAFI für Schlawe wieder, die Existenz eines Bogislaws von Schlawe ist überhaupt nur durch eine einzige Urkunde belegt. Pollex interpretiert das Wort SELAFI als einen Fehler des Stempelschneiders, was für jene Zeit durchaus nicht ungewöhnlich ist. Pollex schlägt die Lesart SCLAFI CASTRVM vor. Er ordnet den Denar Dannenberg 19 dem pommerschen Herzog Bogislaw II. zu.
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Es ist noch auf eine Besonderheit der frühen pommerschen und rügischen Münzen hinzuweisen, deren Ursache nach wie vor unklar ist. Einige Denare Jaromars I. und auch Bogislaws I. tragen den Titel „rex“ anstelle eines „dux“ oder „princeps“.15 Beide waren niemals Könige im Rechtssinn, in den erhaltenen Urkunden sind ausschließlich die Titel „dux“ und „princeps“ verzeichnet. Hermann Dannenberg versuchte eine Erklärung, wonach die „nationalen“ Titel der einheimischen Pommern nicht überliefert seien, er verwies auf ein Saxo-Zitat, in dem der dänische Chronist von einem „rex slavorum“ bzw. einem „regnum sclaviarum“ berichtete.16 Karl-Otto Konow interpretierte den Titel „rex“ nicht in der Bedeutung „König“ und damit als Rangfestlegung im Verhältnis zu anderen Herrschern, sondern als Umschreibung einer Herrschaftsausübung „nach innen“, sozusagen als Ausdruck einer Alleinregierung.17 Eventuell läßt sich der Titel „rex“ mit der dänischen Lehnsherrschaft erklären. Jaromar I. war seit der Eroberung der Insel Rügen durch Waldemar I. dänischer Vasall. 1185 mußte auch Bogislaw I. dem dänischen König Knud VI. (1182–1195) den Lehnseid leisten. Die Tolerierung des Titels „rex“ auf Münzen lehnsabhängiger Fürsten hängt eventuell mit der Auseinandersetzung Knuds VI. mit Kaiser Friedrich I. zusammen. Nach dem Tode des dänischen Königs Waldemar I. 1182 forderte der Kaiser die Erneuerung des dänischen Lehnseides.18 König Knud weigerte sich jedoch, dem nachzukommen. Dem dänischen König gelang es, seinen Herrschaftsbereich auszuweiten. Neben den rügischen und pommerschen unterwarf er auch die mecklenburgischen Fürsten, er beherrschte praktisch die südwestliche Ostseeküste. Denkbar ist, daß Knud versuchte, sich auf eine Augenhöhe mit dem römischen Kaiser zu erheben, dem er ab 1187 offen feindlich gegenüber trat. In diesem Zusammenhang könnte auf den öffentlich kursierenden Münzen eine überhöhte Machtstellung der dänischen Königswürde durch die Herrschaft über slawische Könige angedeutet worden sein, auch wenn diese nie Könige waren. In jene Zeit fällt auch die Annahme des Titels „de danskes og venders konge“, der bis 1972 von den dänischen Königen geführt worden ist.19
15 Dannenberg 1893 (wie Anm. 2), Nr. 5–6, 23–24; Konow 1999 (wie Anm. 3), Nr. 7–8. Kiersnowski nennt zahlreiche Varianten zu den Typen Dannenberg 5–6, Kiersnowski 1961 (wie Anm. 3), S. 221. 16 Dannenberg 1893 (wie Anm. 2), S. 27; so auch bei Suhle 1937 (wie Anm. 4), S. 123. 17 Konow 1999 (wie Anm. 3), S. 11. 18 Niels Skyum-Nielsen, Kvinde og Slave (Scandinavian University Books), København 1971, S. 213; Carl Hamann, Die Beziehungen Rügens zu Dänemark von 1168 bis zum Aussterben der einheimischen rügischen Dynastie (Greifswalder Abhandlungen zur Geschichte des Mittelalters, 4), Greifswald 1933, S. 50. 19 Skyum-Nielsen 1971 (wie Anm. 18), S. 203, 216. Die genaue Einführung des Titels ist nicht näher fixierbar, in der dänischen Literatur wird von dem Zeitpunkt um/vor 1193 gesprochen. Im 15. Jahrhundert erfolgte eine ähnliche Erhöhung eines dänischen Königs. 1443 wurde Christoph von Bayern als König der Kalmarer Union zum „archirex“ gesalbt, er demonstrierte damit seine Herrschaft über die drei Königreiche Dänemark, Schweden und Norwegen, siehe dazu Jens E. Olesen, Archiregem regnii Daniae, in: Twenty-eight papers presented to Hans Bekker-Nielsen on the occasion of his sixtieth birthday 28. April 1993, Odense 1993, S. 205–216. Zur Dauer der dänischen Lehnshoheit siehe zuletzt Joachim Krü-
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Abb. 4: Herzog Barnim I. (1264–1278), Denar, Dannenberg 1893, Nr. 61.
Bei den frühesten gesicherten pommerschen und rügischen Münzen handelt es sich fast ausschließlich um zweiseitige Denare. Am Übergang vom 12. zum 13. Jahrhundert begann man in Pommern und Rügen mit der Prägung einseitiger Brakteaten, die später zum 14. Jahrhundert hin zu kleinen schmucklosen Hohlpfennigen degenerierten. Die Prägung zweiseitiger Münzen wurde wahrscheinlich erst wieder unter Herzog Barnim I. (1220–1278) durch brandenburgischen Einfluß zum Ende seiner Regierungszeit hin aufgenommen (Abb. 4).20 Am Beginn des 14. Jahrhunderts ist im Herzogtum Pommern und im Fürstentum Rügen ein zunehmender Einfluß der Städte auf die Münzprägung nachweisbar. Bereits erwähnt wurde der 1319 erfolgte widerrufliche Verkauf der Stralsunder Münze durch Wizlaw III. Nach dem Tode Wizlaws 1325 verkaufte Herzog Wartislaw IV. von Pommern (1309–1326) die Münze endgültig an die Stadt.21 Bereits vorher scheint die Stadt Stettin das Münzregal für eine begrenzte Zeit besessen zu haben, denn 1315 bekam Herzog Otto I. (1295–1344) von der Stadt Stettin die dortige Münze zurück.22 Im Jahre 1345 erwarb Stettin endgültig das Münzrecht.23
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ger, Die dänischen Könige als Lehnsherren der Herzöge von Pommern-Wolgast 1325–1438 anhand der urkundlichen Überlieferung, in: Baltische Studien NF 95/2009 (2010), S. 9–34. Hans-Dieter Dannenberg, Mittel- und ostdeutsche Denarprägungen im Zeitraum 1275–1325 (Anhalt, Brandenburg, Sachsen-Wittenberg und Brehna, Magdeburg, Mecklenburg-Werle, Pommern), in: Beiträge zur brandenburgisch-preußischen Numismatik 7 (1999), S. 11–44, hier S. 34–41; Ders., Die brandenburgischen Denare des 13. und 14. Jahrhunderts. Typenkatalog – Prägezeiten – Historische Zusammenhänge, Berlin 1997; Ders., Die Denare der Nachbarn Brandenburgs im 13. und 14. Jahrhundert. Anhalt, Sachsen-Wittenberg mit Brehna, Magdeburg. Typenkatalog – Prägezeiten – Historische Zusammenhänge, Berlin 2000. Sammlung gemeiner und besonderer Pommerscher und Rügischer Landes-Urkunden, Gesetze, Privilegien, Verträge, Constitutionen und Ordnungen. Zur Kenntniß der alten und neueren Landes-Verfassung insonderheit des Königlich-schwedischen Landes-Theils, 3 Bde., hg. von Johann Carl Dähnert, Stralsund 1765–1769, hier Bd. 2, S. 12. PUB 5, S. 206; Regestenbuch der Urkundensammlung der Stadt Stettin 1243–1856. Auf Grund des Manuskripts von Karl Otto Grotefend, Erster Teil: Regesten, hg. von Bogdan Frankiewicz/Jerzy Grzelak, Szczecin 1996, Nr. 86, S. 57. Regestenbuch (wie Anm. 22), Nr. 119, S. 80. Umstritten ist, ob Demmin bereits vor 1292 ein Münzrecht besessen hat. Sowohl Hermann Dannenberg wie auch Wilhelm Jesse interpre-
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Daneben erlangten weitere pommersche Städte noch im 14. und frühen 15. Jahrhundert das Münzrecht. Die Münzrechtsverleihungen waren von unterschiedlicher Qualität.24 Nur Stralsund und Demmin besaßen die volle Freiheit hinsichtlich der Wahl des Münzfußes und der Aufsicht über die Münzstätte. Greifswald erhielt 1389 das Recht über die Wahl des Münzfußes.25 Für Anklam, Pyritz und Gartz wurde der Münzfuß durch den Landesherrn vorgeschrieben. In Stettin, Pyritz und Gartz behielt sich der Landesherr auch die Aufsicht über die Münzprägung vor.26 Um/vor 1370 begann die Stadt Stralsund nach lübischem Vorbild mit der Prägung von Mehrfachpfennigen, den sogenannten Witten.27 Die Wittenprägung wurde sehr bald von weiteren pommerschen Städten sowie auch von den pommerschen Herzögen übernommen (Abb. 5, 6a und b). Aber schon bald wurde das Stralsunder Geld in einem von Lübeck abgekoppelten Münzfuß, dem sogenannten sundischen oder Rostock-Stralsundischen Fuß, geprägt. Im Spätmittelalter lag das Herzogtum Pommern an der Schnittstelle zweier verschiedener Währungssysteme mit einem unterschiedlichen Kleinsilbermünzumlauf.28 Relativ gut zu fassen ist der Einfluß der lübischen Währung ab dem frühen 14. Jahrhundert für das Gebiet Pommerns bis etwa zur Stadt Stettin.29 In Abhängigkeit von der lübischen
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tierten eine Urkunde aus dem Jahre 1292 dementsprechend, vgl. Dannenberg 1893 (wie Anm. 2), S. 83; Wilhelm Jesse, Der wendische Münzverein (Quellen und Darstellungen zur Hansischen Geschichte, NF 6), Lübeck 1928, S. 68. In dieser Urkunde vom 14. August 1292 bestätigen die Herzöge Bogislaw IV., Barnim II. und Otto I. der Stadt Demmin den Besitz mehrerer Dörfer „cum omni iure ac utilitate, cum advocatia, precaria, moneta“, siehe PUB 3, Nr. 1615, S. 154. Arthur Suhle interpretierte den Begriff „moneta“ aber nicht als Münzstätte oder Münzrecht, sondern als eine an den Landesherrn zu leistende Abgabe, vgl. Suhle 1937 (wie Anm. 4), S. 135. Suhle ist in diesem Fall zuzustimmen, da der Begriff „moneta“ in einer Aufzählung von Herrschaftsrechten verwendet wurde. Es dürfte sich dabei um eine Abgabe in Form von Münzgeld handeln, nicht aber um das Recht der Münzprägung. Leider sind nicht alle Münzrechtsverleihungen im Wortlaut bekannt, zu den münzprägenden Städten in Pommern siehe immer noch Dannenberg 1893 (wie Anm. 2). Gerald Stefke, Silbergeld-Probleme im westlichen Ostseeraum, ca. 1380–ca. 1430, in: Nordisk Numismatisk Årsskrift 1981 (1982), S. 58–89, hier S. 66; Jesse 1928 (wie Anm. 23), S. 68. Suhle 1937 (wie Anm. 4), S. 142. Die Wittenprägung begann 1365 in Lübeck, siehe Bernd Kluge, Die Wittenprägung in Mecklenburg/Pommern und ihr Anteil am Geldverkehr im 14. und 15. Jahrhundert, in: Nordisk Numismatisk Årsskrift 1981 (1982), S. 90–106, hier S. 90. Zur Regionalstruktur des Geldumlaufs im norddeutschen und nordeuropäischen Raum im 15. und frühen 16. Jahrhundert vgl. Michael North, Geldumlauf und Wirtschaftskonjunktur im südlichen Ostseeraum an der Wende zur Neuzeit (1440–1570). Untersuchungen zur Wirtschaftsgeschichte am Beispiel des Großen Lübecker Münzschatzes, der nordischen Münzfunde und der schriftlichen Überlieferung (Kieler Historische Studien, 35), Sigmaringen 1990, S. 31–35; Rolf Hammel-Kiesow, Silber, Gold und Hansehandel. Lübecks Geldgeschichte und der Große Münzschatz von 1533/37. Illustrierter Führer durch die Ausstellung „Pfeffer & Tuch für Mark & Dukaten“, Lübeck 2003. Der Einfluß Lübecks auf die Münzprägung und den Geldumlauf in Pommern scheint noch weiter zurückzureichen. Sowohl Arthur Suhle als auch Axel Pollex weisen auf Ähnlichkeiten zwischen den frühen, aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammenden pommer-
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Abb. 5: Stadt Stettin, Witten, erste Hälfte 15. Jahrhundert, Dannenberg 1893, Nr. 251 Var.
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Währung bildete sich spätestens seit dem zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts die sundische Währung heraus.30 Der Aufbau der sundischen Währung erfolgte analog der lübischen. Die Recheneinheit Mark wurde in 16 Schillinge bzw. 192 Pfennige unterteilt, der Schilling zu zwölf Pfennigen gerechnet. Insgesamt war die sundische Währung etwas leichter. Zwischen beiden bestand ein zumeist glattes Wertverhältnis von ursprünglich einer Mark lübisch zu anderthalb Mark sundisch. Die Münzbasis des sundischen Geldes bildeten im 14. Jahrhundert die Münzen der pommerschen Städte Stralsund, Greifswald und Anklam sowie der mecklenburgischen Stadt Rostock.31 Das enge Verhältnis zwischen dem von Lübeck dominierten Wendischen Münzverein und den Trägern der sundischen Währung äußerte sich in der wiederholten Hinzuziehung Rostocks und auch Stralsunds zu den Verhandlungen des Wendischen Münzvereins, was erstmalig 1381 erfolgte.32 Im Oktober 1424 kam es zum Abschluß eines schen Denaren und einigen, in Lübeck gemünzten Denaren Heinrichs des Löwen hin. Es handelt sich um die Gruppe der pommerschen Denare Dannenberg Nr. 5–15 und um die lübischen Denare Jesse 1928 (wie Anm. 23), Nr. 78–80, vgl. Suhle 1937 (wie Anm. 4), S. 121; Pollex 2000 (wie Anm. 3), S. 253. 30 Gerald Stefke, Sundisches, lübisches und flandrisches Geld und der kaufmännische Wechselverkehr zwischen Brügge und Stralsund im ersten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts – nach Hildebrand Veckinhusens Buchführung und anderen gleichzeitigen Quellen, in: „Kopet uns werk by tiden.“ Beiträge zur hansischen und preußischen Geschichte, Walter Starck zum 75. Geburtstag, hg. von Nils Jörn/Detlef Kattinger/Horst Wernicke, Schwerin 1999, S. 33–42, hier S. 33. 31 Sogenannte Brückennominale erleichterten den Geldverkehr zwischen beiden Währungen. An erster Stelle sind die ab 1365 in Lübeck gemünzten Witten zu nennen, die im Gebiet des Wendischen Münzvereins zu vier Pfennig lübisch kursierten. Um/vor 1370 wurde die Wittenprägung von Stralsund und Rostock übernommen. Im Gebiet der sundischen Währung kursierten die Witten als Sechs-Pfennig-Stücke, siehe Stefke 1999 (wie Anm. 30), S. 33. Zum Begriff der Brückennominale siehe Niklot Klüßendorf, Regionaler und überregionaler Geldumlauf in Deutschland. Ein Grundproblem der Neuzeit mit Wurzeln im Mittelalter, in: Circulation monétaire régionale et supra-régionale. Actesdu troisiéme colloque international du Groupe suisse pour l`étude des trouvailles monétaires (Berne, 3–4 mars 2000) – Regionaler und überregionaler Geldumlauf. Sitzungsbericht des dritten internationalen Kolloquiums der schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen (Bern 3.-4. März 2000), hg. von Harald R. Derschka/Isabella Liggi/Gilles Perret (Études de Numismatique et d`Histoire Monétaire, 4), Lausanne 2002, S. 129–164, hier S. 142; Zur Münzgeschichte der Stadt Rostock mit einer Einführung in die mittelalterlichen Verhältnisse siehe Michael Kunzel, Die Münzen der Hansestadt Rostock ca. 1492 bis 1864. Münzgeschichte und Geprägekatalog (Berliner Numismatische Forschungen, NF 8), Berlin 2004. 32 Zur Geschichte des Wendischen Münzvereins ist immer noch auf die ausführliche Darstellung von Wilhelm Jesse zurückzugreifen, siehe Jesse 1928 (wie Anm. 23). Als Ergänzung dazu sind die Arbeiten von Gerald Stefke heranzuziehen, zuletzt Gerald Stefke, Der „wendische Münzverein“ als spätmittelalterliche Währungsunion und andere norddeutsche Münzkonventionen des 13./14. bis 16. Jahrhunderts, in: Währungsunionen. Beiträge zur Geschichte überregionaler Münz- und Geldpolitik, hg. von Reiner Cunz (Numismatische Studien, 15), Hamburg 2002, S. 145–195. Ein Münzrezeß vom 9. Februar 1379, abgeschlossen zwischen den Städten Hamburg, Wismar und Lübeck gilt als die „Geburtsstunde“ des sogenannten
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Abb. 6a: Herrschaft Barth, Münzstätte Barth, Witten, erste Hälfte 15. Jahrhundert, Dannenberg 1893, Nr. 363 Var. Av.: MONETA DVCIS BART, Greif.
Vertrages zwischen den Städten Lübeck, Wismar, Hamburg und Lüneburg und der dänischen Königin Philippa mit dem Ziel, die lübische Währung auch auf das gesamte dänische Territorium auszuweiten. Königin Philippa verpflichtete sich, nach dem Vorbild der Hansestädte einen Sechsling, „Philippas Søsling“ genannt, zu prägen.33 Dem Vertrag traten auch die pommerschen Städte Stralsund und Greifswald sowie die mecklenburgische Stadt Rostock bei.34 Die Übereinkunft scheiterte jedoch an der feindseliWendischen Münzvereins. Die drei Städte, denen sich später noch Lüneburg zugesellte, waren die ständigen Partner des Wendischen Münzvereins. 33 Jesse 1928 (wie Anm. 23), S. 102–103. 34 Stefke 2002 (wie Anm. 32), S. 165; Michael Kunzel, Die Münzen der Hansestadt Wismar 1359 bis 1854, Münzgeschichte und Geprägekatalog (Berliner Numismatische Forschungen, NF 7/Wismarer Studien zur Archäologie und Geschichte, 6), Wismar/Berlin 1998, S. 29. Der Vertrag zwischen Königin Philippa und den vier Städten des Wendischen Münzvereins
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Abb. 6b: Herrschaft Barth, Münzstätte Barth, Witten, erste Hälfte 15. Jahrhundert, Dannenberg 1893, Nr. 363 Var. Rv.: AVE MARIA GRA, Langkreuz.
gen Haltung des dänischen Königs Erich von Pommern gegenüber den wendischen Hansestädten.35 Trotz der engen Berührungspunkte und der guten Verrechenbarkeit der beiden Währungen gestalteten sich die monetären Beziehungen zwischen dem Wendischen ist abgedruckt in Georg Galster, Unionstidens udmøntninger. Danmark og Norge 1397– 1540, Sverige 1363–1521, København 1972, S. 89–90. 35 Zur Politik des dänischen Königs Erich von Pommern vgl. Jens E. Olesen, Erik af Pommern og Kalmarunionen. Regeringssystemets udforming 1389–1439, in: Danmark i Senmiddelalderen, hg. von Per Ingesmann/Jens V. Jensen, Aarhus 1994, S. 143–165; Ders., Erich von Pommerns Alleinherrschaft 1412–1439/40, in: „huru thet war talet j kalmarn“. Union und Zusammenarbeit in der Nordischen Geschichte, 600 Jahre Kalmarer Union (1397–1997), hg. von Detlef Kattinger/Dörte Putensen/Horst Wernicke (Greifswalder Historische Studien, 2), Hamburg 1997, S. 199–239.
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Münzverein und den Trägern der sundischen Währung alles andere als harmonisch. Die vier Städte des Wendischen Münzvereins verfolgten eine aggressive Geldpolitik, um fremdes Geld aus ihrem Territorium zu verdrängen. Von den Devalvierungen waren häufig auch sundische Münzen betroffen; sundisches Geld war in Lübeck nicht gern gesehen.36 Eine gewisse Emanzipation der sundischen Währung erfolgte durch einen 1428 auf fünf Jahre abgeschlossenen Vertrag zwischen den pommerschen Städten Stralsund, Greifswald, Anklam, Demmin und Stettin, dem auch die Herzöge Kasimir V. (1428– 1435), Wartislaw IX. (1425–1451) und Barnim VIII. (1425–1457) beitraten.37 Der Vertrag hat eine knapp zwei Jahrzehnte dauernde Phase schneller Verschlechterung des silbernen Währungsgeldes beendet und die Stellung der sundischen Währung im westlichen Teil Pommerns gefestigt. Die Auswirkungen des Vertrages lassen sich bis zur 1489 erfolgten Münzreform Bogislaws X. nachweisen. Ein gänzlich anderes Bild zeigt sich in Pommern östlich der Stadt Stettin. Dort hatte sich im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert eine vom lübisch-sundischen Geldsystem abgekoppelte Währungslandschaft herausgebildet.38 Mitten durch Pommern zog sich die östliche Grenze der Wittenprägung. Die östlichsten Münzstätten, in denen Witten nach lübischem oder sundischem Vorbild gemünzt wurden, befanden sich in Wollin, Stettin und Stargard.39 Diese Münzstätten markierten gleichzeitig auch die östliche Grenze des Wittenumlaufs. Nach Ausweis der Schatzfunde, die im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert verborgen wurden, spielten Witten im hinterpommerschen Raum eine nur marginale Rolle.40 Östlich des sundischen Währungsgebiets dominierten mit einem Anteil von über 90 Prozent in den überlieferten Schatzfunden die kleinen pommerschen Pfennige, die sogenannten Finkenaugen sowie die Vierchen (Abb. 7).41 36 Stefke 2002 (wie Anm. 32), S. 162–163. 37 Der Vertragstext ist abgedruckt in Carl Friedrich Stavenhagen, Topographische und Chronologische Beschreibung der Pommerschen Kauf- und Handels-Stadt Anklam aus Urkunden und Historischen Nachrichten verfasset, Greifswald 1773, S. 456–458. Zu den herzoglichen Prägungen nach dem Vertrag von 1428 siehe Joachim Krüger, Kleine Münzgeschichte der Stadt Barth, in: Stadt Barth 1255–2005. Beiträge zur Stadtgeschichte, hg. von Jörg Scheffelke/Gerd Garber, Schwerin 2005, S. 111–114; Ders., Kleine Münzgeschichte der Stadt Wolgast, in: 750 Jahre Stadt Wolgast 1257–2007, hg. von der Stadt Wolgast, Wolgast 2007, S. 61–67, hier S. 61f. 38 Dieser Prozeß ist weitgehend unerforscht. 39 Vgl. Kluge 1981 (wie Anm. 27), S. 99. Die Grenzlage äußert sich u. a. darin, daß neben den Witten in Stettin und Stargard Finkenaugen und Vierchen geschlagen wurden, siehe dazu das Privileg Herzog Swantibors I. für die Stadt Stettin vom 7. Juni 1408, Regestenbuch (wie Anm. 22), S. 110, Nr. 161. 40 Zum Geldumlauf in Hinterpommern im späten 14. und 15. Jahrhundert siehe Jerzy Piniński, Die Münzzirkulation in Hinterpommern in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts, in: Nordisk Numismatisk Årsskrift 1981 (1982), S. 107–114. 41 Zu den pommerschen Finkenaugen siehe Karl-Otto Konow, Rügenwalder Finkenaugen, in: Baltische Studien NF 80 (1994), S. 36–41; Markus Leukhardt, Die pommerschen und brandenburgischen Vierchen, in: Beiträge zur brandenburgisch/preußischen Numismatik 15 (2007), S. 80–105.
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Abb. 7: Stadt Stettin, Vierchen, 15. Jahrhundert, Dannenberg 1893, Nr. 255 Var.
Die geteilte pommersche Währungslandschaft hat auch in Skandinavien ihre Spuren hinterlassen, vor allem im spätmittelalterlichen Dänemark. Im westlichen Dänemark einschließlich der Öresundregion mit den schonischen Märkten dominierte im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert das lübisch-sundische Geld.42 Die 1405 vom 42 Jørgen Steen Jensen, Møntcirkulation i Danmark ca. 1241–1550, belyst af skattefund og andre fundtyper, in: Danmarks middelalderlige skattefund c. 1050–c. 1550, Bd. 1, hg. von
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Abb. 8a: Herzog Bogislaw X., Münzstätte Stettin, Schilling sundisch, 1501, Dannenberg 1893, Nr. 390, Av.
dänischen König Erich von Pommern aufgenommene Münzprägung erfolgte nach dem Vorbild der Wittenprägung der wendischen Hansestädte, jedoch in einem deutlich schlechteren Fuß.43 Der Geldumlauf auf der Insel Bornholm dagegen war im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert von der Zirkulation der hinterpommerschen Finkenaugen geprägt.44 Ab dem 15. Jahrhundert ist in Hinterpommern ein zunehmender monetärer Einfluß des Deutschen Ordens spürbar. Durch Schatzfunde ist der Umlauf von Or-
Jørgen Steen Jensen/Kirsten Bendixen/Niels-Knud Liebgott/Fritze Lindahl (Nordiske Fortidsminder, B 12.1), København 1992, S. 93–104, hier S. 97; Kluge 1981 (wie Anm. 27), S. 103–104. Zum Geldverkehr auf den schonischen Märkten siehe Stefke 2002 (wie Anm. 32), S. 169. 43 Zur Münzprägung König Erichs von Pommern siehe Galster 1972 (wie Anm. 34), S. 47–50, S. 69, S. 77–78. 44 Dazu umfassend Jørgen Steen Jensen, Pomeranian Denars („Vinkenaugen“) and Kwartniks at Bornholm, in: Nummus et Historia. Pieniądz Europy średniowiecznej, hg. von Stefan K. Kucyński/Stanisław Suchodolski, Warszawa 1985, S. 269–275.
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Abb. 8b: Herzog Bogislaw X., Münzstätte Stettin, Schilling sundisch, 1501, Dannenberg 1893, Nr. 390, Rv.
densschillingen in Hinterpommern gut belegt.45 Unter Herzog Bogislaw IX. von Pommern-Stolp (1418–1446) wurden sogar Schillinge geprägt, die Schillinge des Deutschen Ordens imitierten.46 Einen radikalen Schnitt für das pommersche Münzwesen bedeutete die Münzreform des seit 1478 alleinregierenden Herzogs Bogislaw X. (1474/78–1523).47 Er erhob 45 Marta Męclewska, Die Zirkulation der Münzen des Deutschen Ordensstaates in der Schillingsperiode, in: Nordisk Numismatisk Årsskrift 1981 (1982), S. 125–135, hier S. 130–133. Als wichtiger pommerscher Münzschatz des 15. Jahrhunderts mit Ordensmünzen ist hier der Fund von Dölitz zu nennen. Insgesamt enthielt der Fund 829 Münzen. 131 Stück davon waren Ordensmünzen, Dannenberg 1893 (wie Anm. 2), S. 23. 46 Kluge 1981 (wie Anm. 27), S. 99. Es handelt sich dabei um die Typen Dannenberg 1893 (wie Anm. 2), Nr. 368–369. 47 Abgedruckt bei Robert Klempin, Diplomatische Beiträge zur Geschichte Pommerns aus der Zeit Bogislafs X., Berlin 1859, S. 581–582; ebenfalls bei Karl-Otto Konow, Die pommersche Münzordnung von 1489, in: Baltische Studien NF 75 (1989), S. 7–18, hier S. 8–9. 1492 führten auch die mecklenburgischen Herzöge Magnus II. und Balthasar eine Münzreform
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die sundische Währung zur Landeswährung, die mittlerweile auf ein Verhältnis von 2:1 zur lübischen Währung gefallen war. Als Hauptmünze bestimmte er den sundischen Schilling mit einem Silberfeingehalt von 6½ Lot, von dem 16 eine Mark und 48 einen Gulden gelten sollten.48 Alle fremden Münzen sowie die älteren pommerschen Finkenaugen wurden verrufen und verboten (Abb. 8a und b). Der Herzog ging auch gegen die Ausübung des Münzrechts durch die Städte vor. Die meisten Münzprivilegien waren, soweit bekannt, nur für die Prägung bestimmter Münzsorten, zumeist Pfennigen, erteilt worden. Dadurch, daß Bogislaw X. die Prägung anderer Münzsorten zugunsten der Schillinge verbot, beschnitt er das Münzrecht der Städte. Seine Zentralisierungsbestrebungen stießen allerdings auf den Widerstand der beiden bedeutendsten Städte. Stettin und Stralsund weigerten sich, den herzoglichen Bestimmungen nachzukommen. Die Stadt Stettin berief sich auf ein Privileg aus dem Jahre 1397, das ihr erlaubte, neben Stettiner Pfennigen Witten zu schlagen.49 Dem Herzog gelang es aber, den Widerstand der Stadt zu brechen. Wegen Übertretung der herzoglichen Erlasse mußte sich die Stadt Stettin im Januar 1491 verpflichten, eine Strafe von 400 Rheinischen Gulden an den Herzog zu zahlen.50 Die Auseinandersetzungen mit Stralsund zogen sich bis 1504 hin, dann schlossen die zerstrittenen Parteien mit dem Rostocker Vertrag einen Kompromiß, der die Grundlage für die späteren Münzprägungen der Stadt Stralsund bildete.51 Herzog Bogislaw X. gestand der Stadt Stralsund weiterhin das Recht zu, Münzen zu schlagen. Die
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durch, allerdings in Anlehnung an den Wendischen Münzverein, Michael Kunzel, Das Münzwesen Mecklenburgs von 1492 bis 1872, Münzgeschichte und Geprägekatalog (Berliner Numismatische Forschungen, NF 2), Berlin 1994, S. 15–16; Gerald Stefke, Die Herzöge von Mecklenburg zwischen Pommern und dem „Wendischen Münzverein“: Voraussetzungen, Maßnahmen und Wirkungen fürstlich mecklenburgischer Münz- und Währungspolitik 1489–1504, in: Delectat et docet. Festschrift zum 100jährigen Bestehen des Vereins der Münzenfreunde in Hamburg, hg. von Manfred Mehl (Numismatische Studien, 16), Regenstauf 2004, S. 75–132; Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 37–38. Gegenüber dem Vertrag von 1428 bedeutete das eine Verschlechterung der sundischen Währung von ca. 25 Prozent, siehe Stefke 2002 (wie Anm. 32), S. 191, Anm. 175. Eine spätere Abschrift befindet sich im Staatsarchiv Stettin (Archiwum Państwowe w Szczecinie = APS), AKS I-369, fol. 65; Siehe auch Regestenbuch (wie Anm. 22), Nr. 155, S. 105– 106, Stettin, 2. April 1397. Ein Auszug in APS, AKS I-369, fol. 65, „weil der stadt die munte misbraucht, soll sie deßwegen 400 Reinische fl. straff geben“; Siehe auch Regestenbuch (wie Anm. 22), Nr. 212, S. 153–154, Stettin, 12. Januar 1491. Zu den Auseinandersetzungen zwischen Stettin und Herzog Bogislaw X. und ihrem Vergleich siehe Martin Wehrmann, Geschichte von Pommern, Bd. 1 (Deutsche Landesgeschichten, 5.1), Gotha 1919, S. 242–243. Zuletzt Martin Schoebel, Städtepolitik und Gerichtsverfassung unter Herzog Bogislaw X. zur Verdichtung territorialer Herrschaft in Pommern um 1500, in: Verfassung und Verwaltung Pommerns in der Neuzeit. Vorträge des 19. Demminer Kolloquiums zum 75. Geburtstag von Joachim Wächter am 12. Mai 2001, hg. von Henning Rischer/Martin Schoebel (Inventare, Findbücher und kleine Schriften des Landesarchivs Greifswald, 2), Bremen 2004, S. 13–28, hier S. 15–16. Abgedruckt in Sammlung Pommerscher Landesurkunden, Bd. 2 (wie Anm. 21), S. 22–24. Zu den Auseinandersetzungen zwischen Stralsund und Bogislaw X. siehe Wehrmann 1919 (wie Anm. 50), S. 243.
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Stadt mußte sich jedoch verpflichten, den herzoglichen Münzfuß zu befolgen. Sie durfte auch nur dann prägen, wenn der Herzog selber münzte.52 Als einzige herzogliche Münzstätte bestimmte Bogislaw X. die Stadt Gartz an der Oder. Später kamen dann Stettin und Altdamm dazu. Zuletzt wurde nur noch in Stettin gemünzt. Neben der umfangreichen Prägung der Schillinge und später auch der als Witten bezeichneten Halbschillinge suchte Bogislaw X. Anschluß an die überall im Reich beginnende Prägung von Großsilbermünzen. Allerdings begann der Herzog nicht mit der Prägung sogenannter Guldengroschen oder Guldiner, den Vorläufern des Talers. Er ließ ab 1500 halbe sundische Markstücke, sogenannte „Bugslauer“ prägen.53 1498 erlangte Bogislaw X. ein kaiserliches Privileg, das dem pommerschen Herzog die Prägung von „Gold-Gulden gleich denen Churfürsten am Rhein“ erlaubte (Farbabb. 1).54 52 Die Münzreform und ihre Auswirkungen sind sehr unterschiedlich bewertet worden. Robert Klempin sprach von einer großen Wohltat für das Land und von einer Verbesserung für die herzoglichen Renten, Klempin (wie Anm. 47), S. 591; Johannes Hildisch schloß sich dieser Meinung an, Johannes Hildisch, Die Münzen der pommerschen Herzöge von 1569 bis zum Aussterben des Greifengeschlechtes (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern, IV.9), Köln/Wien 1980, S. 5. Rolf Sprandel äußert dagegen die Ansicht, daß die Aufwertung der pommerschen Münze tiefgreifende Auswirkungen für die pommersche Wirtschaft hatte, Rolf Sprandel, Das mittelalterliche Zahlungssystem nach hansisch-nordischen Quellen des 13.–15. Jahrhunderts, Stuttgart 1975, S. 147–149. Gerald Stefke vertritt die Meinung, daß der „skrupelose Frühabsolutist und Fiskalist Bogislaus X. ... dem Münzverein der vorpommerschen Städte den Todesstoß versetzt, als er seit 1489 mit der massenhaften Produktion von stark verschlechterten Schillingen alles bessere Geld in Pommern aus dem Verkehr drängte“, Stefke 2002 (wie Anm. 32), S. 173. Gerald Stefke hat mit seiner These, daß das bessere Geld verdrängt wurde, nicht Unrecht. Allerdings gelang es Bogislaw X., einen einheitlichen und kontrollierbaren Währungsraum auf der Basis einer bezahlbaren Münzprägung zu schaffen, was den Handel im eigenen Land bedeutend erleichterte, eine für ein Land ohne eigene Edelmetallvorkommen bemerkenswerte Leistung. Der sundische Schilling entwickelte sich zu einem Brückennominal, er fand sein Äquivalent im lübischen Sechsling. Beide Sorten waren im 16. Jahrhundert sowohl im lübischen als auch im sundischen Geldumlauf gut vertreten, siehe dazu Bernd Kluge, Der Münzschatz von Krien. Zur Münz- und Geldgeschichte Pommerns und des Sechslings im 16. und frühen 17. Jahrhundert, Diss. phil. (Maschinenschrift), Berlin 1982, S. 87–90. 53 Dannenberg 1893 (wie Anm. 2), Nr. 374–375. Zum Fuß der Bugslauer siehe Jesse 1928 (wie Anm. 23), S. 126. 54 Landesarchiv Greifswald (LAGw), Rep. 2, Duc. 410, abgedruckt in Sammlung Pommerscher Landesurkunden, Bd. 1 (wie Anm. 21), S. 8–10. Zur Guldenprägung Bogislaws X. siehe ausführlich Karl-Otto Konow, Bogislaw-Studien. Beiträge zur Geschichte Herzog Bogislaws X. von Pommern um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert (Schriften der J. G. Herder-Bibliothek Siegerland, 36), Siegen 2003, S. 54–62. Zum Hintergrund der Privilegienverleihung an Bogislaw X. im Rahmen seiner Auseinandersetzung mit Brandenburg wegen des brandenburgischen Lehnanspruchs siehe Ralf-Gunnar Werlich, Die Umgestaltung der pommerschen Herzogswappen um 1500 und ihre Zusammenstellung in einem neunfeldigen Schild, in: Najnowsze badania nad numizmatyką i sfragistyką Pomorza Zachodniego. Materiały z konferencij naukowej 50 lat Działu Numizmatycznego Muzeum Nerodowego w Szczecinie 19– 20 wreśnia 2002 roku, hg. von Genowefa Horoszko (Biblioteka naukowa Muzeum Narodo-
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Aus der Regierungszeit Herzog Bogislaws X. sind erstmals Bestallungen und Instruktionen für die herzoglichen Münzmeister überliefert, die Angaben zu den geprägten Nominalen und dem Münzfuß enthalten.55 Die Gulden und Halbmarkstücke dürften in nur sehr geringem Umfange gemünzt worden sein, sie zählen heute zu den numismatischen Raritäten. Um so massenhafter war der Schlag der Schillinge, die vereinzelt noch in norddeutschen Schatzfunden aus dem Dreißigjährigen Krieg vorkommen.56 Eventuell waren noch zu Lebzeiten Herzog Bogislaws X. seine Söhne Georg I. (1523–1531) und Barnim IX. (1523–1569) an der herzoglichen Münzprägung beteiligt. Darauf deuten Stettiner Schillinge mit der Jahreszahl 1522 und den Namen IVRGEN und BARNEM hin.57 Nach dem Tode Bogislaws X. im Oktober 1523 führten seine Söhne die Münzprägung in Stettin gemeinschaftlich fort, allerdings nur bis zum folgenden Jahr. 1524 wurde die herzogliche Münzprägung aus ungeklärter Ursache eingestellt.58 Bis zu den Jahren 1580–1581 sollte die Prägung pommerscher Gold- und Silbermünzen ruhen.
Die Zeit der Reichs- und Kreismünzordnungen – eine münzlose Zeit? Ob in dem Zeitraum zwischen der Einstellung der Stettiner Münzprägung und dem Neubeginn 1580 in herzoglicher Regie Geld geprägt worden ist, ist umstritten. Im Jahre 1538 schloß Herzog Philipp I. von Pommern-Wolgast (1532–1560) mit der Stadt Stralsund einen Vertrag, der es der Stadt erlaubte, „vp den gräth, vnndt Schrodt, so itzunder die veer Wendischen Stede, alse Lubeck, Hamborgk, Lunenborgk vnnd Wißmar“ sundische Vierlinge (= lübische Doppelschillinge) und sundische Schillinge (= lübische Sechslinge) zu münzen.59 Damit suchte Stralsund letztmalig Anschluß an die Münzpolitik des Wendischen Münzvereins.60 Die Prägung der sundischen Vierlinge hatte nach Ausweis der Fundmünzen einen nur sehr geringen Umfang. Um so bedeutender war der Ausstoß an sundischen Schillingen, die mit gleichbleibender Jahreszahl
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wego w Szczecinie, Seria: Historia i Kultura Materialna), Szczecin 2004, S. 199–246, hier S. 227–230. Insgesamt sind fünf Bestallungsurkunden aus dem Zeitraum 1492–1511 bekannt, abgedruckt bei Klempin 1859 (wie Anm. 47), S. 584–591. Als Beispiel sei hier der Schatzfund aus der mecklenburgischen Stadt Güstrow genannt, der 1630 verborgen worden ist, siehe Joachim Krüger, Der Münzschatz von Güstrow, Lkr. Güstrow – ein Schatzfund aus dem Dreißigjährigen Krieg, in: Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern. Jahrbuch 49/2001 (2002), S. 285–321, hier S. 309, Nr. 113–116. Dannenberg 1893 (wie Anm. 2), Nr. 433–434. 1524 verstärkten sich die Unruhen im Zusammenhang mit der Ausbreitung der Reformation. Außenpolitisch bestimmte die Frage der brandenburgischen Lehnshoheit die Politik der pommerschen Herzöge, die erst 1529 durch den Vertrag von Grimnitz abgeschüttelt werden konnte. Eventuell spielten auch wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle, zur Reformation in Pommern siehe beispielsweise Eberhard Völker, Die Reformation in Stettin (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern, V.38), Köln/Weimar/Wien 2003. APS, AKS-2233, S. 49–52. Jesse 1928 (wie Anm. 23), S. 138–139.
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(38 für 1538) bis 1551 geprägt worden sind.61 Sie liefen, einigen Schatzfunden nach zu urteilen, in Mengen noch bis zum Beginn der 1630er Jahre in Norddeutschland um (Abb. 9).62 Der polnische Numismatiker Jerzy Piniński vermutete, daß 1538 parallel zur Stralsunder Münzprägung und später 1558 in geringem Umfange herzoglich-pommersche Münzen geprägt worden seien.63 Seine Theorie basiert auf der Beschreibung zweier pommerscher Kupferpfennige, die die Jahreszahlen 1538 und 1558 tragen. Beide Münzen wurden erstmalig 1893 von Paul Bratring beschrieben.64 Piniński verwies auf den oben angesprochenen Rostocker Vertrag von 1504, der Stralsund eine Münzprägung nur bei gleichzeitiger Ausübung des herzoglichen Münzregals erlaubte. Tatsächlich kündigte Herzog Philipp I. während eines Landtages 1538 an, die Münzprägung aufnehmen zu wollen.65 Vorbilder für kupferne Kleinmünzen gab es durchaus. So begann die Stadt Lüneburg zwischen 1531 und 1533 mit der Prägung kupferner Pfennige,
61 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 40. 62 Als Beispiel seien hier die pommerschen Schatzfunde von Pasewalk und Krien, der mecklenburgische Schatz von Güstrow und der Schatz von Meischenstorf in Holstein genannt; zum Fund von Pasewalk (verborgen um/nach 1626) siehe Roderich Schmidt, Der Münzfund von Pasewalk, vergraben ca. 1627, in: Hamburger Beiträge zur Numismatik NF 4 (1960), H. 12–14, S. 89–158; Bernd Kluge, Wiederentdeckt. Der Münzschatzfund von Malchin/Mecklenburg 1951 (verborgen nach 1628), in: Fundamenta Historiae. Geschichte im Spiegel der Numismatik und ihrer Nachbarwissenschaften. Festschrift für Niklot Klüßendorf zum 60. Geburtstag am 10. Februar 2004, hg. von Reiner Cunz (Veröffentlichungen der urgeschichtlichen Sammlungen des Landesmuseums zu Hannover, 51), Hannover 2004, S. 205–219, hier S. 215; zu Krien siehe Kluge 1982 (wie Anm. 52); zu Güstrow siehe Krüger 2002 (wie Anm. 56); zu Meischenstorf siehe Gerald Stefke, Der Münzfund von Meischenstorf, Gemeinde Wangels, Krs. Ostholstein, vergraben ab 1616, in: Hamburger Beiträge zur Numismatik NF 20 (1966), S. 467–503. 63 Jerzy Piniński, Najstarsze Monety miedziane pomorza zachodniego, in: Wiadomości Numizmatyczne 25 (1981), S. 180–184. 64 Paul Bratring, Von den Münzen der pommerschen Herzöge von Bogislaus X. bis zum Ende des sechzehnten Jahrhunderts, in: Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin, Berlin 1893, S. 91–100, hier S. 98, Nr. 14–15. Darauf basieren die Beschreibungen von Johannes Hildisch und Edmund Kopicki. Beide datierten die Münzen aufgrund des Phänomens verdrehter Jahreszahlen wie auch Paul Bratring in die Jahre 1583 und 1585, siehe Hildisch 1980 (wie Anm. 52), S. 29, Nr. 17 und 19; Kopicki 1995 (wie Anm. 8), Nr. 4363–4364. Im Katalog der Sammlung des Kommerzienrates Carl Friedrich Pogge ist ein kupferner Pfennig von 1585 verzeichnet. Dabei dürfte es sich ebenfalls um ein Exemplar mit der Jahreszahl 1558 handeln, siehe Catalog, Sammlung des Herrn Commerzienrath C. F. Pogge in Greifswald, 1. Abtheilung, Frankfurt am Main 1903, S. 46, Nr. 873. 65 Augustin von Balthasar, Augustin von Balthasars kurzer Auszug aus den Landtags-Abschieden, in: Pommersche Sammlungen, Bd. 2, hg. von Thomas Heinrich Gadebusch, Greifswald 1786, S. 69–97, hier, S. 78. Herzog Barnim IX. von Pommern-Stettin erklärte ebenfalls während eines Stettiner Landtages, mit der Münzprägung beginnen zu wollen.
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Abb. 9: Stadt Stralsund, Schilling sundisch, Jahreszahl 38 für 1538 (geprägt zwischen 1538– 1551), Bratring 1907, Nr. 1 Var.
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Lübeck folgte 1542.66 Im westfälischen Münster wurden die ersten kupfernen Münzen 1532 geschlagen.67 Piniński hält es für möglich, daß die Jahreszahlen auf den pommerschen Pfennigen das tatsächliche Prägejahr angeben.68 Zum gegenwärtigen Zeitpunkt läßt sich eine herzoglich-pommersche Münzprägung weder für 1538 noch für 1558 quellenmäßig nachweisen. Die bei Bratring beschriebenen und in der Sammlung Pogge verzeichneten Pfennige gelten als verschollen. Insofern lassen sich Pinińskis Thesen weder bejahen noch verneinen. Auffällig sind jedoch diplomatische Aktivitäten der pommerschen Herzöge auf mehreren Reichsversammlungen im Vorfeld der Ausarbeitung der Reichsmünzordnungen von 1551 und 1559, die speziell auf die Anerkennung pommerscher „kleiner“ Pfennige als Landmünze abzielen.69 Die pommerschen Eingaben waren auch erfolgreich. In den beiden Augsburger Reichsmünzordnungen von 1551 und 1559 wurden die pommerschen Pfennige unter den zugelassenen Landmünzen aufgezählt, fälschlicherweise jedoch unter den niedersächsischen Sorten.70 Das 16. Jahrhundert war im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation von verschiedenen Versuchen geprägt, das zersplitterte Münzwesen zu vereinheitlichen. Ausdruck dieses langandauernden Prozesses sind die drei Reichsmünzordnungen von 1524, 1551 und 1559, die durch weitere Reichsabschiede ergänzt worden sind. Allerdings konnte sich nur die sogenannte zweite Augsburger Reichsmünzordnung von 1559 durchsetzen.71 Mit der Umsetzung der Reichsmünzordnungen wurden die Reichskreise betraut. Genauer definiert wurden die münzpolizeilichen Aufgaben der-
66 Jesse 1928 (wie Anm. 23), S. 139; Heinrich Behrens, Münzen und Medaillen der Stadt und des Bisthums Lübeck, Berlin 1905, S. 185. 67 Reiner Cunz, Vom Taler zur Mark. Einführung in die Münz- und Geldgeschichte Nordwestdeutschlands von 1500 bis 1900, 5. Aufl., Hannover 1998, S. 14. 68 Konrad Schneider hält ebenfalls eine frühe Kupferprägung der pommerschen Herzöge für möglich, vgl. Konrad Schneider, Pfennige, Heller, Kupfergeld. Kleingeld im Rheinland vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert (Schriftenreihe der Numismatischen Gesellschaft Speyer, 43), Speyer 2003, S. 92. 69 Hier sind vor allem die Reichsmünztage von Speyer (September 1549) und Nürnberg (Mai 1551) zu nennen, auf denen von den pommerschen Gesandten Jakob von Zitzewitz und Johann Sermar mehrere Denkschriften übergeben wurden, die auf die Bedeutung der Pfennigprägung für die pommersche Wirtschaft hinweisen, ausführlich dazu bei Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 43–44. 70 Des Teutschen Reichs Münz-Archiv, 9 Bde., hg. von Johann Christoph Hirsch, Nürnberg 1756–1768, hier Bd. 1, S. 349, 386. Zur Bedeutung der Reichsmünzordnungen und ihrer Umsetzung siehe Thomas H. Christmann, Die Reichsmünzordnungen und deren Umsetzung durch die Reichskreise, in: Währungsunionen. Beiträge zur Geschichte überregionaler Münz- und Geldpolitik, hg. von Reiner Cunz (Numismatische Studien, 15), Hamburg 2002, S. 197–219. 71 Dazu umfassend Thomas H. Christmann, Das Bemühen von Kaiser und Reich um die Vereinheitlichung des Münzwesens (Schriften zur Rechtsgeschichte, 41), Berlin 1988.
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Kreise in den Probierordnungen, die 1551 und 1559 parallel zu den Reichsmünzordnungen erlassen wurden.72 Das geteilte Herzogtum Pommern gehörte dem Obersächsischen Kreis an, der hinsichtlich der Münzprägung von Kursachsen dominiert wurde.73 Als ausschreibender Fürst und Kreisoberster blockierte der sächsische Kurfürst August zunächst die Einführung und Umsetzung der Reichsmünzordnungen im Obersächsischen Kreis, da der vor allem von Sachsen geprägte Taler nicht als Reichsmünze anerkannt worden war.74 Erst nachdem diese Frage mit dem Augsburger Reichsabschied von 1566 zur Zufriedenheit des sächsischen Kurfürsten geklärt werden konnte, gab dieser seine Verweigerungshaltung auf.75 Er berief im Juni 1571 den ersten Münzprobationstag des Obersächsischen Kreises nach Leipzig ein, auf dem über die Annahme und Umsetzung der Reichsmünzordnung von 1559 auf Kreisebene verhandelt werden sollte. Beide pommerschen Teilherzogtümer waren auf dem Tag vertreten. Mit der Umsetzung der Reichsmünzordnung stellte sich die Frage nach den zukünftigen Münzstätten im Kreis. Laut Reichsordnung sollten pro Kreis nur drei bis vier Kreismünzstätten unterhalten werden. Die Einrichtung einer Kreismünzstätte war an bestimmte Bedingungen geknüpft. Vor allem mußte ein Kreisstand, auf dessen Territorium die Münzstätte eingerichtet werden sollte, über natürliche Edelmetallvorkommen verfügen, was die Zahl der in Frage kommenden Stände im Obersächsischen Kreis stark einschränkte. Als Kreismünzstätten wurden schließlich Leipzig, Berlin und Stettin benannt. Das verwundert nun doch etwas, da weder Brandenburg noch Pommern Silberlagerstätten besaßen. Hier ist ein Blick auf die realen Machtverhältnisse im Obersächsischen Kreise aufschlußreich. Neben dem albertinischen Kursachsen verfügten beispielsweise die ernestinischen sächsischen Teilherzogtümer, die Fürsten von Anhalt sowie die Mansfelder und Stolberger Grafen über Erzlagerstätten.76 Sie alle übten 72 Paul Arnold, Die Reichskreise und ihre Bedeutung für die deutsche Münzgeschichte der Neuzeit, in: XII. Internationaler Numismatischer Kongreß Berlin 1997. Akten – Proceedings – Actes, Bd. 2, hg. von Bernd Kluge/Bernhard Weißer, Berlin 2000, S. 1109–1120. Die Probierordnungen sind abgedruckt in Des Teutschen Reichs Münz-Archiv, Bd. 1 (wie Anm. 70), S. 365–372, 405–412. 73 Zur Beschreibung des Obersächsischen Kreises siehe Thomas Nicklas, Macht oder Recht. Frühneuzeitliche Politik im Obersächsischen Reichskreis, Stuttgart 2002, S. 38–52. 74 Nicht zuletzt in der ablehnenden Haltung Kursachsens dürften die Versuche der pommerschen Herzöge begründet sein, zwischen 1558 und 1566 zusammen mit einer Reihe benachbarter niedersächsischer Kreisstände einen Münzverein zu begründen, was jedoch letztlich an den Städten Lübeck, Hamburg und Lüneburg scheiterte. Dazu und zu weiteren pommerschen Münzprojekten siehe Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 44–48. 75 Der Augsburger Reichsabschied von 1566 ist in Auszügen abgedruckt in Des Teutschen Reichs Münz-Archiv (wie Anm. 70), Bd. 2, S. 25–30. 76 Zu den Erzlagerstätten im Ostharz, im Mansfelder Revier, in Thüringen und Sachsen vgl. Ausbeutemünzen und Ausbeutemedaillen als wirtschafts- und technikgeschichtliche Quellen. Ausstellung des Bergbaumuseums Bochum in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Wirtschaftsund Technikgeschichte der Ruhr-Universität Bochum, Bochum 1969, S. 8–13, S. 16–17. Zur Münzgeschichte in der Harzregion in der Frühen Neuzeit vgl. Münz- und geldgeschichtliche Probleme des 17. Jahrhunderts im Harzraum. Die große und kleine Kipperzeit. Protokollband
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zeitweilig das Münzrecht aus. Folglich konnten sie Anrechte auf eine Kreismünzstätte geltend machen. Der persönlich an Münzfragen sehr interessierte Kurfürst August von Sachsen versuchte jedoch erfolgreich, sich ein faktisches Aufsichtsrecht über die monetären Verhältnisse in den Nachbarterritorien zu sichern. Der Obersächsische Kreis sollte münzpolitisch von Kursachsen dominiert werden.77 Da zahlreiche kleinere Stände im südlichen Obersächsischen Kreis in verschiedenen Abhängigkeitsverhältnissen zu Kursachsen standen, gelang es August, deren Ausübung des Münzregals drastisch einzuschränken. Das ebenfalls nach einer Führungsrolle im Kreis strebende Kurfürstentum Brandenburg bestand als vornehmster Stand nach Kursachsen auf einer Kreismünzstätte auf seinem Territorium.78 Die pommerschen Gesandten konnten sich nun in Leipzig den brandenburgischen Anspruch zunutze machen. Sie forderten ebenfalls trotz fehlender Silbergruben eine Kreismünzstätte. Die pommerschen Herzöge waren daran interessiert, nicht in eine monetäre Abhängigkeit von Brandenburg zu geraten, dessen Lehnsansprüche erst 1529 abgeschüttelt worden waren. Kursachsen selbst dürfte mit der pommerschen Forderung keine Probleme gehabt haben, da Pommern außerhalb des sächsischen Hegemonialbereiches lag und außerdem wirtschaftlich zu schwach war, als daß von dort wesentliche Impulse für die Münzverhältnisse im Kreis zu erwarten gewesen wären. Außerdem dürfte es nicht im kursächsischen Interesse gelegen haben, die brandenburgische Münzpolitik durch eventuelle pommersche Münzprägungen in der Kreismünzstätte Berlin zu stützen. Allerdings mußte Kurfürst August von Sachsen auch einen Rückschlag hinnehmen. Die sächsischen Ernestiner setzten auf dem obersächsischen Kreistag von Jüterbog im Dezember 1571 durch, daß Saalfeld als Standort einer vierten Kreismünzstätte benannt wurde.79 Anhalt und Mansfeld gingen jedoch leer aus, Kurfürst August ließ 1572 sogar die in Hettstedt arbeitende Mansfelder Münzstätte gewaltsam zerstören.80 Durch den Leipziger Kreisabschied vom Juli 1571 waren die pommerschen Herzöge gewissermaßen in die Pflicht genommen, eine Kreismünzstätte einzurichten. In der Wolliner Erbeinigung von 1569 hatte man sich darauf verständigt, in beiden pommerschen Teilherzogtümern zukünftig einen gemeinsamen Münzfuß einzuhalten.81 Die offengebliebene Frage nach der Lage der Münzstätte war durch den Kreisabschied geklärt worden. So einigten sich Herzog Johann Friedrich von Pommern-Stettin und
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der Vortragsveranstaltung des Arbeitskreises Münz- und Geldgeschichte des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde am 5. Oktober 2002 in Stolberg (Harz), hg. von der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung (Schriftenreihe der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung, 12), Nordhausen 2004. Nicklas 2002 (wie Anm. 73), S. 127. Zum Dualismus Kursachsen/Kurbrandenburg und den Abhängigkeitsverhältnissen siehe Nicklas 2002 (wie Am. 72), S. 13, S. 41. Des Teutschen Reichs Münz-Archiv (wie Anm. 70), Bd. 2, S. 118–122. Nicklas 2002 (wie Anm. 73), S. 128. Sammlung Pommerscher Landesurkunden (wie Anm. 21), Bd. 1, S. 259–267. Zu den Teilungen und Erbverträgen siehe Günter Linke, Die pommerschen Landesteilungen des 16. Jahrhunderts 1, in: Baltische Studien NF 37 (1935), S. 1–70.
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Herzog Ernst Ludwig von Pommern-Wolgast im Dezember 1571 in Jasenitz über eine gemeinsame Münzprägung.82 Finanziert werden sollte das Projekt durch Geldanleihen von den pommerschen Städten und der Ritterschaft. Das gemeinsame Münzprojekt lief erfolgversprechend an. Ein Jahr später jedoch wurden die pommerschen Teilherzogtümer gleich von zwei finanziellen Katastrophen heimgesucht. Im März 1572 ging das Stettiner Bank- und Handelshaus der Familie Loitz in Konkurs, was zu einer schweren wirtschaftlichen Erschütterung vor allem des Stettiner Landesteils führte.83 Im gleichen Jahr verstarb der polnische König Sigismund II. August. Die Herzöge Johann Friedrich und Ernst Ludwig hatten ihm 1569 ein Darlehen in Höhe von 100.000 Reichstalern gewährt, eine Summe, die sie selber leihen mußten.84 Durch den Tod des polnischen Königs entfiel die Rückzahlung des Darlehens. Beide pommerschen Herzöge standen nun vor dem Problem, jeweils 50.000 Reichstaler plus Zinsen für ihre Gläubiger aufzubringen, Geld, das für die Münzprägung benötigt wurde. Damit brach das Finanzierungskonzept für das Münzprojekt der pommerschen Herzöge zusammen. Die Verhandlungen mit den pommerschen Landständen zogen sich bis 1579 hin. Erst dann erklärten sich die Stände bereit, einer Extrasteuer zuzustimmen, mit der die Schuld abgetragen werden sollte.85 Nachdem dieses Problem zufriedenstellend geklärt worden war, konnte ein neues Münzprojekt vorbereitet werden.
Der Neubeginn der Münzprägung in Pommern 1580 Der Neubeginn der herzoglichen Münzprägung in Stettin datiert in das Jahr 1580. Die erste Lieferung dort geprägter Ortstaler (= Vierteltaler) ist für den 3. März 1580 nachweisbar.86 Als Münzmeister war ein Philipp Cradell tätig. Die ersten Münzen wurden wohl von Herzog Johann Friedrich in Auftrag gegeben, denn Cradell stellte sich erst im
82 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 57. 83 Heidelore Böcker, Das Handelshaus Loitz. Urteil der Zeitgenossen – Stand der Forschung – Ergänzungen, in: Akteure und Gegner der Hanse – Zur Prosopographie der Hansezeit. Konrad-Fritze-Gedächtnisschrift, hg. von Detlef Kattinger/Horst Wernicke unter Mitwirkung von Ralf-Gunnar Werlich (Hansische Studien, 9), Weimar 1998, S. 203–218, hier S. 207–212. Trotz einer reichen Aktenüberlieferung im ehemaligen preußischen Staatsarchiv in Stettin ist dieser Vorfall mit seinen Auswirkungen kaum untersucht worden. 84 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 48; Martin Spahn, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte des Herzogtum Pommern von 1478 bis 1625 (Staats- und Socialwissenschaftliche Forschungen, 60), Leipzig 1896, S. 177. Auch dieser Fall ist trotz in Stettin vorhandener Akten noch nicht weiter bearbeitet worden, siehe Pommern, Skandinavien und das Baltikum. Sachthematisches Archivinventar zu den frühneuzeitlichen Beständen an Nordica, Baltica und SuecoPomeranica im Staatsarchiv Stettin, bearb. von Haik Thomas Porada (Publikationen des Lehrstuhls für Nordische Geschichte, 6), Schwerin 2005, S. 68–69. 85 Die an Polen geliehene Summe wurde dann bis 1585 durch von den Landständen bewilligte Sondersteuern abgezahlt, Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 61. 86 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 66.
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November 1580 in Wolgast bei Herzog Ernst Ludwig vor.87 Sie dienten als Probeprägungen, hergestellt zu dem Zweck, sich von den Fertigkeiten des neuen Münzmeisters zu überzeugen. Die Proben fielen wohl zur Zufriedenheit Johann Friedrichs und Ernst Ludwigs aus. So erhielt Philipp Cradell am 3. Dezember 1580 seine Bestallung als herzoglicher Münzmeister im Namen der beiden regierenden Herzöge.88 Am selben Tag wurde der bisherige Stettiner Hofgoldschmied Georg Stege zum Wardein bestallt.89 Zum Inspektor und Aufseher über die Münzstätte wurde der Doktor beider Rechte Bernhard Macht berufen. Die eigentliche Münzprägung setzte erst 1581 ein. An silbernen Sorten prägte Philipp Cradell nur Ortstaler, lübische Schillinge (sundische Doppelschillinge) und lübische Sechslinge (sundische Schillinge). Daneben wurden auch kupferne Pfennige gemünzt, die in lübischer Währung halben Pfennigen entsprachen und wie solche auch als Scherfe bezeichnet wurden. Die von Cradell gefertigten Silbermünzen tragen als Münzmeisterzeichen ein Hirschgeweih. Im April 1581 wurden Cradell und Stege in Leipzig vor den Gesandten der Kreisstände des Obersächsischen Kreises während eines Münzprobationstages vereidigt (Abb. 10). Die Ära Cradell währte jedoch nur kurz. Bereits am 7. Mai 1582 verstarb der Stettiner Münzmeister und hinterließ seine Frau in bitterer Armut. Die Herzöge Johann Friedrich und Ernst Ludwig einigten sich darauf, den Münzbetrieb so schnell wie möglich fortzuführen. Nachfolger Cradells wurde der Geselle Sebastian Schoras, der jedoch nicht als Münzmeister bestallt wurde. Er nahm bereits am 10. Mai, also drei Tage nach Cradells Tod, seine Arbeit auf. Der Verzicht auf einen vereidigten Münzmeister hatte für die Herzöge den Vorteil, das Münzmeistergehalt in Höhe von 100 Gulden jährlich einsparen zu können. Eine genügende Aufsicht war durch den Wardein Stege und durch den Inspektor Macht gegeben. Nach den Abschieden des Obersächsischen Kreises war die Leitung einer Münzstätte durch einen Gesellen ungesetzlich. Den Herzögen gelang es jedoch, den Tod Cradells bis 1583 zu verheimlichen.90 Über die Tätigkeiten des Sebastian Schoras an der Stettiner Münze gibt ein detailliertes Verzeichnis Auskunft.91 Schoras prägte wie sein Vorgänger in erster Linie silberne 87 APS, AKS I-416, S. 801–802, 813–814. 88 APS, AKW, Rep. 5, Tit. 40, Nr. 17, fol. 85–86. 89 APS, AKS I-3022, fol. 75. Georg (auch Jürgen) Stege ist seit 1545 als Hofgoldschmied in Stettin nachweisbar. Er starb am 31. Oktober 1596, siehe Wolfgang Scheffler, Goldschmiede Mittel- und Nordostdeutschlands von Wernigerode bis Lauenburg in Pommern. Daten – Zeichen – Werke, Berlin/NewYork 1980, S. 419. 90 Zum Umfang der Münzprägung siehe Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 68f., 323. Zum Schicksal Philipp Cradells und seiner Frau Helena Ferber siehe Ders., Zwischen königlicher Burg und Armenkasten. Schicksale zweier Münzmeister im südwestlichen Ostseeraum am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, in: Der Blick auf sich und die anderen. Selbst- und Fremdbild von Frauen und Männern in Mittelalter und Früher Neuzeit, hg. von Sünje Prühlen/ Lucie Kuhse/Jürgen Sarnowsky (Nova Mediaevalia, 2), Göttingen 2007, S. 135–148. 91 APS, AKS I-3022, fol. 212–224, „Muntz Register angefangen Den 10 Maij Anno 1582 nach Des Muntzmeisters Philip Cradels Thode vnd gehalten worden Durch Sebastian Schoras Itziger Zeit Muntzergesell in der Fürstlichen Muntz zu alten Stettin bis auff den 22. Septembris Anno 1583 wärende p.“; vgl. Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 71, 324.
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Abb. 10: Herzog Johann Friedrich, Münzstätte Stettin, Ortstaler, 1581, Hildisch 1980, Nr. 7.
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Ortstaler und lübische Schillinge sowie kupferne Pfennige. Dabei griff er auch auf die von Cradell geschnittenen Münzstempel mit dessen Münzmeisterzeichen zurück. Die Pfennige prägte er mit der gleichbleibenden Jahreszahl 1581 bzw. 581 bis 1583. Sebastian Schoras muß auch der erste in Pommern geprägte ganze Reichstaler zugewiesen werden. Der Beginn der pommerschen Talerprägung wurde bisher mit 1595 angesetzt.92 Ein Eintrag in dem von Schoras geführten Register läßt jedoch keinen Zweifel daran, daß bereits vorher Taler geprägt worden sein müssen. So lautet ein Eintrag aus dem Jahre 1583: „1 mk 8 Lott orttaler vnd Thaler nach dem Warthein geliefertt. 19. Septemb:“93 Von der angegebenen Menge Silber konnten jedoch nur maximal 13 Reichstaler und zwei Ortstaler gefertigt werden. Von dieser geringen Menge an Reichstalern ist wohl kein Stück erhalten. Allerdings existiert eine bildliche Darstellung eines frühen pommerschen Reichstalers aus dem Jahre 1631. In dem sogenannten Arndtschen Münzbuch ist ein Reichstaler Johann Friedrichs abgebildet, der die Jahreszahl 1581 trägt.94 Bisher wurde die Existenz dieses Talers verneint.95 Es ist jedoch denkbar, daß hier der 1583 von Sebastian Schoras geprägte Reichstaler abgebildet worden ist. Die frühere Jahreszahl sowie das Münzmeisterzeichen Cradells widersprechen dem nicht, da Schoras nachweislich auf Münzstempel, darunter auch auf Talerstempel Cradells zurückgegriffen hat.96 Sebastian Schoras prägte auch Goldmünzen.97 Möglicherweise ist der seltene dreifache Dukat von 1581, der ebenfalls das Münzmeisterzeichen Cradells aufweist, ein Produkt des Münzgesellen. 98 Das Münzregister endet am 22. September 1583, der Münzbetrieb wurde zunächst eingestellt. Sebastian Schoras blieb der Münzprägung treu. Zwischen 1586 und 1590 arbeitete er als Münzmeister in Schweden, 1590 ist er in Thorn bei König Sigismund III. Wasa nachweisbar. 1593 arbeitete er als Münzmeister in Saalfeld, von wo er jedoch wegen nachgewiesener Betrügereien fliehen mußte.99 Zwischen 1594 und 1605 arbeitete er in der Münze der Stadt Rostock, bevor er 1606 zurück nach Stralsund kam und vermutlich 1607 an der dortigen Münze tätig war.100 Danach verliert sich seine Spur. Die Silberprägung der Herzöge Johann Friedrich und Ernst Ludwig hatte den erhaltenen Registern nach in den Jahren 1580–1583 einen sehr geringen Umfang, sie betrug im Durchschnitt nicht einmal ein Prozent des Prägevolumens des Obersächsi-
92 Hildisch 1980 (wie Anm. 52), Nr. 4; Kopicki 1995 (wie Anm. 8), Nr. 4392. 93 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 71. 94 Berndt Arndts, Müntz Buch, darinnen zu besehen die besten und schönsten, so wol Alte als Newe Gelt Müntze…, Hamburg 1631, S. 148. 95 Bratring 1893 (wie Anm. 64), S. 94; Kluge 1982 (wie Anm. 52), S. 33. 96 APS, AKS I-3022, fol. 106. 97 APS, AKS I-3022, fol. 271. 98 Hildisch 1980 (wie Anm. 52), Nr. 1. 99 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 72f. 100 Kunzel 2004 (wie Anm. 31), S. 147; Paul Bratring, Über das Münzwesen der Stadt Stralsund in neueren Zeiten, in: Berliner Münzblätter NF 2 (1907), S. 1–37, hier S. 11.
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schen Kreises.101 Sie hatte faktisch keine Auswirkungen auf den Geldumlauf im eigenen Land, geschweige denn im Kreis. Etwas deutlichere Spuren im heimischen Geldumlauf haben die kupfernen Pfennige hinterlassen, die öfters bei archäologischen Ausgrabungen auf Marktplätzen gefunden wurden und werden.102 Nur wenige pommersche Münzen sind aus den Jahren 1584/85 überliefert. Dabei handelt es sich einmal um kupferne Pfennige des Jahrgangs 1584 sowie um einen halben silbernen Ortstaler Herzog Ernst Ludwigs von 1585.103 Das überlieferte Quellenmaterial ist für diese Jahre sehr dürftig und läßt eine Reihe von Fragen offen. Nach dem Weggang von Schoras bewarb sich zunächst der vorher in Mansfeld tätige Oswalt Benninger auf die vakante Stelle des Münzmeisters in Stettin.104 Den Zuschlag bekam jedoch der seit 1556 in Stettin als Goldschmied nachweisbare Gregor Westphahl, der sich bereits im April 1584 in der Münzstätte in Stettin aufhielt.105 Mit dem sehr seltenen halben Ortstaler Ernst Ludwigs von 1585, der das Münzmeisterzeichen Westphahls, einen Adlerflügel zeigt, endet die kurze Phase einer gemeinschaftlichen Münzprägung der Herzöge des Stettiner und des Wolgaster Landesteils.
Die Münzstätten Wolgast, Barth und Stettin bis 1596 Ab dem Jahr 1587 wurden zwei verschiedene Typen pommerscher Kupferpfennige geprägt, denen sich ab 1588 noch ein dritter Typ hinzugesellte. Im Gegensatz zu den Pfennigen der Jahrgänge 1581 und 1584, auf deren Herkunft aus einer pommerschen Münzstätte allgemein auf dem Revers ein Greif und auf dem Avers ein P bzw. Po für Pommern hinwies, geben die neuen Pfennige konkrete Hinweise auf verschiedene Münzherren und Prägeorte. Der erste zwischen 1587 und 1594 geprägte Typ trägt auf dem Avers die dreizeilige Inschrift IF/HZS/Po, was in Johann Friedrich, Herzog zu Stettin-Pommern, aufgelöst werden kann (Abb. 11).106
101 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 332, Tab. 42–44. Vgl. auch die älteren Angaben bei Robert Wuttke, Die Probationsregister des obersächsischen Kreises, in: Numismatische Zeitschrift 29 (1897), S. 237–302. 102 Hier sind beispielsweise die Fundkomplexe der Marktplatzgrabungen von Pasewalk und Anklam zu nennen. Beide sind noch nicht publiziert worden, der Verfasser durfte jedoch beide Komplexe einsehen. Die Fundmünzen aus Pasewalk sind im Archäologischen Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern inventarisiert unter der Nummer ALM 2002/150, die aus Anklam unter der Nummer 2003/170. 103 Zu den Kupferpfennigen von 1584 siehe Hildisch 1980 (wie Anm. 52), Nr. 18; Kopicki 1995 (wie Anm. 8), Nr. 4369. Die von Hildisch angegebenen Nummern 17 und 19 sind zweifelhaft, siehe Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 41; Piniński 1981 (wie Anm. 63), S. 182–183. Zum halben Ortstaler siehe Hildisch 1980 (wie Anm. 52), Nr. 153; Kopicki 1995 (wie Anm. 8), Nr. 4554. 104 Krüger 2006 (wie Anm 2), S. 74. 105 Zu Westphahl siehe Scheffler 1980 (wie Anm. 89), S. 419. 106 Hildisch 1980 (wie Anm. 52), Nr. 20–25; Kopicki 1995 (wie Anm. 8), Nr. 4370–4377. Edmund Kopicki kennt auch ein Exemplar für 1595.
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Abb. 11: Herzog Johann Friedrich, Münzstätte Stettin, Kupferpfennig (Scherf ), 1587, Hildisch 1980, Nr. 20.
Abb. 12: Herzog Ernst Ludwig, Münzstätte Wolgast, Kupferpfennig (Scherf ), 1587, Hildisch 1980, Nr. 156.
Der zweite, ebenfalls ab 1587 geprägte Typ zeigt auf dem Avers den in zwei Zeilen angeordneten Stadtnamen WOL/GAST, darunter die Jahreszahl, ein deutlicher Hinweis auf eine Prägung Herzog Ernst Ludwigs (Abb. 12).107
107 Hildisch 1980 (wie Anm. 52), Nr. 156–161; Kopicki 1995 (wie Anm. 8), Nr. 4543–4550.
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Abb. 13: Herzog Bogislaw XIII., Münzstätte Barth, Kupferpfennig (Scherf ), 1590, Hildisch 1980, Nr. 278.
Der dritte Pfennigtyp, der ab 1588 geschlagen wurde, lehnt sich vom Äußeren her an die Münzen Johann Friedrichs an. Dieser Typ trägt auf dem Avers ebenfalls eine dreizeilige Inschrift, BOG/HZS/Po, aufzulösen in Bogislaw, Herzog zu Stettin-Pommern.108 Damit ist zweifellos Herzog Bogislaw XIII. gemeint, Herr der Lande Barth und Neuenkamp (Abb. 13). Es verwundert nun doch etwas, daß gerade auf den kleinen kupfernen Pfennigen eine monetäre Eigenständigkeit der drei Herzöge demonstriert wurde, da die frühere Münzprägung Ernst Ludwigs und Johann Friedrichs viele gemeinsame Züge aufwies.109 Bereits im Jahre 1909 hatte sich Ludwig Behrens mit der Frage nach der Herkunft der verschiedenen Kupferpfennige befaßt. Aufgrund des von ihm angenommenen Fehlens anderslautender schriftlicher Zeugnisse kam er zu dem Schluß, daß alle kupfernen Pfennige zwischen 1587 und 1595 in Stettin geprägt worden sein müßten.110 Infolge eines Berichts aus dem Hausbuch Joachim von Wedels aus dem Jahre 1605, wonach der Wolgaster Herzog Philipp Julius aus seinem Haus in Stettin, „der Münze“, den Ausritt Herzog Bogislaws XIII. zur Huldigung beobachtet habe, kam Behrens zu dem Schluß, daß die Wolgaster Herzöge ab 1587 über eine eigene Münzstätte in Stettin verfügt haben müßten.111 Die Ausführungen von Behrens’ wurden in der numismatischen Forschung nicht weiter hinterfragt.112 Die Thesen von Behrens haben sich jedoch als falsch erwiesen. Es gibt sehr wohl eine Reihe von zeitgenössischen Quellen, die Einblicke in die Münzprägung der Jahre 1587 bis 1595 erlauben und die eine ausschließliche Münzprägung in Stettin in Frage stellen. Das Haus „Die Münze“ in Stettin wurde in der Erbeinigung von Jasenitz tatsächlich den Herzögen von Pommern-Wolgast zugesprochen, allerdings mit der Bedingung, es nur als Wohnhaus zu nutzen.113 Quellenmäßig läßt sich belegen, daß bis we-
108 Hildisch 1980 (wie Anm. 52), Nr. 277–282; Kopicki 1995 (wie Anm. 8), Nr. 4326–4331. 109 Zu den Anteilen der Herzöge Johann Friedrich und Ernst Ludwig an der gemeinsamen Münzprägung der Jahre 1581–1582 siehe Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 73–74. 110 Ludwig Behrens, Die Münzstätte Franzburg, in: Berliner Münzblätter 30 (1909), S. 214–216, 231–235, 261–264, 296–300, 309–314, hier S. 231–235. 111 Hausbuch des Herrn Joachim von Wedel auf Krempzow Schloß und Blumberg erbgesessen, hg. von Julius von Bohlen-Bohlendorf (Bibliothek des literarischen Vereins in Stuttgart, 161), Tübingen 1882, S. 483. 112 Zuletzt sehr unkritisch übernommen von Hans-Joachim Hoeveler, Die Münzgeschichte der Stadt Stettin, Wien 2002, S. 32–33. 113 Sammlung Pommerscher Landesurkunden (wie Anm. 21), Bd. 1, S. 281f.
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nigstens 1615 „Die Münze“ nur Wohnhaus gewesen ist, sie scheidet damit definitiv als Münzstätte der Wolgaster Herzöge in Stettin aus.114 Weiterhin existieren eine Reihe von zeitgenössischen schriftlichen Quellen, die im fraglichen Zeitraum eine Münzprägung in den herzoglichen Residenzen in Wolgast und in Barth belegen. So fertigte Herzog Bogislaw XIII. seinen Gesandten Albrecht Wakenitz zu dem im Mai 1597 in Frankfurt an der Oder stattfindenden Münzprobationstag des Obersächsischen Kreises ab, um wegen einer Klage der vier Städte Stralsund, Greifswald, Anklam und Demmin über das unmäßige Pfennigmünzen in Pommern Stellung zu beziehen.115 Wakenitz erklärte, seit Bogislaw XIII. die Vormundschaftsregierung für Herzog Philipp Julius übernommen habe (im Jahre 1592), sei die Pfennigprägung in Wolgast eingestellt worden. Um aber einen Mißbrauch der Münzwerkzeuge zu verhüten, habe man „die zu Wolgast bei der Inuentatuion befundenen Instrumente, so dabeuor zu solchem muntz werck gebraucht, bei seitts bringen“ und verschließen lassen. Das Zitat erfährt seine Bestätigung durch eine weitere Quelle. Dabei handelt es sich um ein Inventar des Wolgaster Schlosses, das direkt nach dem am 17. Juni 1592 erfolgten Tode Herzog Ernst Ludwigs angelegt worden ist. In Band 5 des Inventars ist tatsächlich die Münzwerkstatt verzeichnet: „vier Eiserne Instrumenta nebenst derselben Zubehor so Zu Muntzung der kleinen pfenninge gebraucht vnd in das kleine gewelbe in M. g. h. Schloßcammer gesetzt worden.“116 Weitere Hinweise auf die Münzstätte in Wolgast liegen aus dem Jahre 1610 vor.117 Damit dürfte hinlänglich bewiesen sein, daß sich im Schloß in Wolgast eine Münzwerkstatt befand. Die Dauer der Münzprägung ergibt sich aus den Jahreszahlen, die die Prägungen Herzog Ernst Ludwigs tragen, 1587–1592. Das Inventar sowie der Bericht von Albrecht Wakenitz legen nahe, daß mit dem Tode Ernst Ludwigs die Münzprägung im herzoglichen Schloß in Wolgast eingestellt worden ist. Neben den kupfernen Pfennigen wurden 1592 in geringem Umfange auch silberne Schillinge geschlagen.118 Der Münzmeister ist namentlich nicht bekannt. Nach Rechnungen, die den Räten Bogislaws XIII. vorgelegen haben, wurden in Wolgast kupferne Pfennige im Wert von ca. 7.000 Gulden (ca. 5.250 Reichstaler) geprägt. Aus dem Zeitraum, der für eine Münzprägung in Barth aufgrund der auf den Münzen angegebenen Jahreszahlen angenommen werden kann (1588–1595) liegen keine eindeutigen Hinweise vor. Herzog Bogislaw XIII. hatte im Januar 1588 öffentlich verkünden lassen, eine Münzstätte in Franzburg einrichten zu wollen.119 Eine Münzprägung ist in Franzburg quellenmäßig jedoch nicht vor 1609 nachweisbar.120 114 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 79f. Vgl. auch Adalbert Holtz, Zur Stettiner Schloßbaugeschichte: die Münze 1579–1582, in: Monatsblätter der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde 56 (1942), S. 18f.. 115 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 81. 116 APS, AKS I-2127, Inventarium der Verlassenschaft Hertzog Ernst Ludwigs 1592, Vol. 5, fol. 33. 117 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 80–82; Ders. 2007 (wie Anm. 37), S. 62–65. 118 Hildisch 1980 (wie Anm. 52), Nr. 155; Kopicki 1995 (wie Anm. 8), Nr. 4553. Eine Schillingsprägung für 1590 gilt als umstritten. 119 Sammlung Pommerscher Landesurkunden (wie Anm. 21), Bd. 2, S. 443. 120 Behrens 1909 (wie Anm. 110).
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Es gibt jedoch eine Reihe von Hinweisen auf eine Barther Münzstätte Bogislaws XIII. aus der Regierungszeit Herzog Philipp Julius’. Der bisher früheste Beleg für die Barther Münzprägung stammt aus dem Jahre 1609. Auf dem Münzprobationstag des Obersächsischen Kreises, der Anfang Oktober 1609 in Leipzig abgehalten wurde, informierte der Wolgaster Gesandte Hugold Behr die anwesenden Kreisräte über das Vorhaben von Philipp Julius, in Franzburg münzen zu wollen. Um möglichen Protesten der Kreisstände zuvorzukommen, berief sich Behr darauf, daß schon früher im Wolgaster Landesteil, „eben an dem orte zu Bart gemuntzet worden“ sei.121 Noch deutlicher wurde Herzog Philipp Julius selbst in einer Vollmacht, die er dem Stettiner Gesandten Egidius von Blankensee für einen Münzprobationstag 1610 übergeben ließ. Wörtlich heißt es darin: „Vnd ob vns wol wißende, das etzlich Anno 1571 zu Juterbuck in diesem Obersechsischen Krayse drey MuntzStetten, alß Leiptzig, Berlin, vnd Stetin verordnet, denen nach etlichen Jahren Salfeltt zugethan: So haben doch vnsere hochselige vorelttern, alß vnser in God ruhender her Vater, vnd Herzog Bugslaff zu Stettin Pomern p. Christmilder gedechtnus außerhalb Stettin in ihren landen, wan es I. hochseligen g. vnd L. geliebett, beuorab in dero HoffStedten Wolgast vnd Bardt MuntzStetten gehaltten, deßwegen sich niemaln ander Stende interponiret.“122 1612 kam die Barther Münze ebenfalls während eines Münzprobationstages des Obersächsischen Kreises zur Sprache.123 Und 1616 schrieb Herzog Philipp Julius an den mecklenburgischen Herzog Adolf Friedrich I., daß sein „herr Vetter vnd Vormundt Hertzog Bugislaff zu Stettin Pommern p. hochlöblicher gedechtnus eine MuntzStedte zu Bardte, ohn einige contradiction gehalten.“124 Faßt man die Quellenbelege zusammen, so erscheint eine Münzprägung Herzog Bogislaws XIII. in Barth durchaus als wahrscheinlich. Daß es Bogislaw XIII. Ernst mit einer eigenen Münzprägung war, zeigt ein Handel mit dem Rostocker Münzmeister Heinrich Schmidt. Schmidt suchte den Herzog 1588 in Barth auf, um ihm eine vollständige Münzprobierausrüstung einschließlich Ofen, Waage und Schmelztiegeln zu verkaufen.125 Über den Standort der Werkstatt gibt es keine Auskunft. Das Haus „Alte Münze“ in der Hunnenstraße fällt aus den Überlegungen heraus, da dort von Bogislaw XIII. die berühmte herzogliche Druckerei eingerichtet wurde.126 Da ein Druckwerk für die Prägung kupferner Pfennige nicht viel Platz benötigte, ist es durchaus denkbar, daß die Münzwerkstatt ähnlich wie in Wolgast in einem Keller des Schlosses untergebracht worden war. Außerdem konnte die Münzprägung so besser verschleiert werden. Ein Münzmeister ist wie für Wolgast namentlich nicht überliefert. Denkbar ist, daß der Rostocker Münzmeister Heinrich Schmidt be-
121 122 123 124 125 126
APS, AKS I-396, fol. 119–122. APS, AKS I-401, fol. 8–11. APS, AKS I-389, fol. 282–290. Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 84, Anm. 173. Kunzel 2004 (wie Anm. 31), S. 61. Wilhelm Bülow, Chronik der Stadt Barth, Barth 1922, S. 72, S. 174. Die Bezeichnung „Alte Münze“ geht auf die 1436 in Barth erwähnte herzogliche Münzstätte zurück, siehe zuletzt Krüger 2005 (wie Anm. 37), S. 111–114.
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ratend tätig war, da er während seiner Tätigkeit in Rostock Erfahrung mit der Prägung kupferner Pfennige/Scherfe sammeln konnte. In einem öffentlichen Mandat vom 28. Juni 1595 verkündete Herzog Bogislaw XIII. die Einstellung jeglicher Pfennigprägung im Wolgaster Landesteil.127 Damit dürfte auch die kurze Episode einer Münzprägung in Barth im 16. Jahrhundert ihr Ende gefunden haben. Außer den kupfernen Pfennigen sind keine weiteren Münzen oder auch Medaillen aus Barth überliefert. Im Gegensatz zu Wolgast und Barth stand die Stettiner Münzprägung nach 1587 nie in Frage. Vermutlich zeitgleich mit Wolgast wurde die Prägung der kupfernen Pfennige aufgenommen. Als Münzmeister war der bereits bekannte Gregor Westphahl tätig, als Wardein Georg Stege.128 Bis 1594 wurden nur Pfennige geschlagen. Dann entschied jedoch Herzog Johann Friedrich, auch einige sehr repräsentative goldene und silberne Münzen prägen zu lassen. Zwischen November 1595 und Juli 1596 wurden wenigstens 3.265 Dukaten und 1.228 ganze Reichstaler gefertigt.129 Die mit gleichbleibender Jahreszahl in beiden Jahren geprägten Taler gehören unzweifelhaft zu den prachtvollsten Münzen, die in Pommern geschlagen worden sind.130 Daneben wurden ab 1594 auch Ortstaler, halbe Taler und lübische Doppelschillinge (= sundische Vierlinge) gemünzt (Abb. 14a und b). Die Arbeit der Stettiner Münze wurde jedoch mehrfach angefochten. 1592 wurde der Generalkreiswardein des Obersächsischen Kreises, Christoph Biener, auf den nicht ordnungsgemäß vereidigten Münzmeister Westphahl aufmerksam, was zu einem Protest der Kreisstände führte.131 1594 monierte Biener die Qualität der Dukaten und Doppelschillinge, die ein zu geringes Gewicht hätten.132 Erst im Mai des Jahres 1595 wurde Gregor Westphahl endlich ordnungsgemäß vereidigt.133 Die Kritik am Stettiner Münzbetrieb riß jedoch nicht ab. Biener sprach Herzog Johann Friedrich das Recht ab, Dukaten prägen zu lassen. Begründet wurde diese Haltung damit, daß das Guldenprivileg aus dem Jahre 1498 nur für Rheinische Gulden und nicht für ungarische Gulden (= Dukaten) gelten würde, was von den Stettiner Räten aber bestritten wurde.134 Da zeitgleich die vier Städte des Wolgaster Landesteils Stralsund, Greifswald, Anklam und Demmin vor dem Kreis eine Klage gegen das übermäßige Pfennigmünzen in Pommern einreichten, wurde der Münzbetrieb im Juli 1596 eingestellt. Es existierten also innerhalb eines kurzen Zeitraums in Pommern drei Münzstätten nebeneinander, in denen fast ausschließlich kupferne Pfennige geprägt wurden. Geht man von dem erhaltenen und noch gegenwärtig bei archäologischen Grabungen gefun-
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Sammlung Pommerscher Landesurkunden (wie Anm. 21), Bd. 3, S. 645–646. Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 85–89. Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 90. Hildisch 1980 (wie Anm. 52), Nr. 4. APS, AKS I-377, S. 67–87. Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 84. APS, AKS I-380, fol. 8–18. Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 88.
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Abb. 14a: Herzog Johann Friedrich, Münzstätte Stettin, Halber Reichstaler, 1594, Hildisch 1980, Nr. 5, Av.
denen Münzmaterial aus, so lagen die Schwerpunkte der Pfennigprägung in Wolgast und Stettin. Die Pfennige hatten zunächst eine die kleinräumige Wirtschaft stimulierende Wirkung. Wegen des Materials bestand keine Gefahr, daß das Geld in andere Territorien abströmen könnte. Und solange sich das Kupfergeld in silberne Münzen umwechseln ließ, vertraute man dem Wert der kupfernen Münze. Die pommerschen Herzöge wiederum waren in der Lage, ihr Land preisgünstig mit den für den Kleinhandel so nötigen Scheidemünzen zu versorgen. Aber spätestens zu Beginn der 1590er Jahre lief die Entwicklung aus dem Ruder. Durch die andauernde Pfennigprägung in den drei Münzstätten stieg die Menge an Kupfergeld im pommerschen Geldumlauf stark an, das Kupfergeld verdrängte das bessere Silbergeld.135 Man mußte die Erfahrung machen, daß sich die Pfennige nur noch gegen ein Aufgeld bzw. gar nicht mehr in silberne Münze umwechseln ließen.
135 John H. Munro, Greshamsches Gesetz, in: Von Aktie bis Zoll. Ein historisches Lexikon des Geldes, hg. von Michael North, München 1995, S. 146f.
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Abb. 14b: Herzog Johann Friedrich, Münzstätte Stettin, Halber Reichstaler, 1594, Hildisch 1980, Nr. 5, Rv.
Ab 1592/93 nahmen die Klagen über die Pfennige zu. Zunächst forderte man in den Städten herzogliche Erlasse, die unter Strafandrohung einer jeden Person die Annahme der Pfennige befahlen, eine recht erfolglose Maßnahme.136 Ab 1595 ergriffen die vier Städte des Wolgaster Landesteils, Stralsund, Greifswald, Anklam und Demmin, die Initiative. Sie verlangten von dem als Vormund für Herzog Philipp Julius agierenden Herzog Bogislaw XIII. die Einstellung jeglicher Pfennigprägung im Wolgaster Landesteil sowie die Einwechslung eines Teils des umlaufenden Kupfergeldes. Die Städte drohten mit einem eigenmächtigen Verbot des herzoglichen Geldes innerhalb ihrer Stadtgrenzen. 1596 beschwerten sich die vier Städte wie oben bereits erwähnt sogar bei den Kreisständen des Obersächsischen Kreises. Da jedoch die Pfennigprägung noch 1595 eingestellt worden war, verzichteten die Kreisstände auf eine entsprechende Untersuchung der Angelegenheit.137 Bogislaw XIII. erklärte sich außerdem bereit, im Wolgaster Landesteil Pfennige in einer Menge von 2.000 Gulden auf eigene Kosten einzuwechseln, was zu einer Reduzierung der Geldmenge führte. Die Pfennige blieben bis 136 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 93. 137 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 94–96.
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wenigstens 1605 in Umlauf. 1621 wurden sie für eine kurze Zeit von Herzog Philipp Julius im Rahmen der Maßnahmen gegen die inflationären Auswirkungen der Kipperund Wipperzeit für gültig erklärt, einzelnen Funden nach zu urteilen sind sie bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges im pommerschen Geldumlauf nachweisbar.138
Herzog Philipp Julius und die Münzprägung in Franzburg In den Jahren zwischen 1597 und 1606 ruhte jegliche Münzprägung im gesamten pommerschen Herzogtum. Das Münzwesen besserte sich jedoch keinesfalls. Die pommerschen Landstände beklagten sich wiederholt über den Mangel an guter grober Gold- und Silbermünze sowie über das massenhafte Einströmen minderwertiger Scheidemünzen.139 Besonders hervorgehoben wurde der Mangel an guten Scheidemünzen, die für den täglichen Kleinhandel unerläßlich waren. In dieser Situation ergriff die Stadt Stralsund die Initiative. Die Stadt forderte 1605 vom Herzog die Erlaubnis, verschiedene Scheidemünzsorten prägen zu dürfen.140 Die Stralsunder Bemühungen zeitigten Erfolg, mit dem am 6. Mai 1606 zwischen Herzog Philipp Julius und der Stadt Stralsund abgeschlossenen Erbvertrag einigten sich der Herzog und die Stadt u. a. über eine beiderseitige Münzprägung für den Wolgaster Landesteil.141 Beide Vertragspartner vereinbarten, innerhalb von sechs Monaten mit der Münzprägung zu beginnen. Zunächst sollten kupferne Pfennige im Wert von 2.000 Gulden pommersch geschlagen werden, wovon die Stadt 800 Gulden übernehmen sollte. Später sollten silberne und auch goldene Münzsorten folgen. Für Stralsund war dieser Vertrag insofern bedeutsam, als es der Stadt damit gelang, nach einer Abstinenz von über 50 Jahren wieder an der Münzprägung in Pommern teilzuhaben. Stralsund begann relativ zügig mit der Umsetzung des Vertrages. Bereits 1606 ist ein Münzmeister nachweisbar. Dabei handelte es sich um den aus Stettin bekannten Sebastian Schoras. Bereits 1607 ließ die Stadt einseitige kupferne Pfennige prägen.142 Philipp Julius verhielt sich jedoch sehr zögerlich. Zwar meldete er vertragsgemäß dem Obersächsischen Kreis die Tätigkeit einer Münzstätte in Stralsund, gegen die die Kreisstände auch nicht protestierten.143 Ihm fehlte jedoch ein finanzstarker Partner, der einen nötigen Vorschuß für die Einrichtung der Münzstätte und für den Ankauf des Prägematerials leisten konnte.
138 Joachim Krüger, Der Münzfund Pasewalk-Marienkirche. Ein Beitrag zum Umlauf des Kupfergeldes in Pommern-Wolgast während des Dreißigjährigen Krieges, in: Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern. Jahrbuch 52/2004 (2005), S. 581–592. 139 Sammlung Pommerscher Landesurkunden (wie Anm. 21), Bd. 1, S. 598–606, 606–625: Landtagsabschiede von Wolgast vom 26. Januar 1605 und vom 7. Mai 1606. 140 Stadtarchiv der Hansestadt Stralsund (STA HST), Rep. 13, Nr. 1004. 141 Eine Abschrift des Vertrages liegt in STA HST, Rep. 13, Nr. 1004. Der Vertragstext ist abgedruckt in Sammlung Pommerscher Landesurkunden, Bd. 2 (wie Anm. 21), S. 33–41. 142 Bratring 1907 (wie Anm. 100), Nr. 20. 143 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 100.
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Diesen Partner fand der Herzog erst 1608 in dem Franzburger Rentmeister Caspar Rotermund. Rotermund sollte die geplante Münzstätte als Pächter übernehmen und in Eigenverantwortung führen. Der Entwurf eines Pachtvertrages datiert auf den 6. Mai 1608, er wurde auf zehn Jahre abgeschlossen.144 Rotermund wollte sich auch um einen Münzmeister kümmern, der auf die Reichsmünzordnung sowie auf die Abschiede des Obersächsischen Kreises vereidigt werden sollte. Philipp Julius ließ jedoch eine Sicherheitsklausel in den Vertragstext einfügen. Die Verantwortung für minderwertige Münzen sollte Rotermund allein tragen. Für daraus entstehende finanzielle Forderungen sollte ebenfalls nur Rotermund haftbar gemacht werden. Der Herzog seinerseits verpflichtete sich dafür, die geplante Münzprägung gegenüber den Ständen des Obersächsischen Kreises zu vertreten. Eingerichtet werden sollte die Münzstätte in Franzburg. Im März 1609 arbeitete die Münzwerkstatt. Als herzoglicher Münzmeister war der aus Rostock stammende Münzmeister Joachim Könecke bestallt und vereidigt worden.145 Geprägt wurden an groben Sorten Rheinische Gulden, doppelte und ganze Reichstaler; an Scheidemünzen Groschen, lübische Doppelschillinge und kupferne Pfennige (Abb. 15a und b).146 Herzog Philipp Julius kam zügig seiner Pflicht nach, dem Obersächsischen Kreis die neue Münzstätte anzuzeigen.147 Unter dem Protest des Stettiner Gesandten Egidius von Blankensee akzeptierten die 1609 in Leipzig versammelten Kreisräte die Münzprägung in Franzburg.148 Zwischen dem Herzog und seinem Münzpächter kam es aber bald zu Spannungen. Die 1609 in Franzburg geprägten Groschen wurden ein Jahr später in Augsburg probiert.149 Die dortigen Wardeine stellten fest, daß die Franzburger Groschen zu leicht seien, weshalb sie von der Stadt Nürnberg verrufen und verboten wurden. Darüber in Kenntnis gesetzt, verbot Herzog Philipp Julius Rotermund die weitere Groschenprägung. Aber erst nachdem die pommerschen Landstände 1612 ein Verbot forderten, ließ Rotermund die Prägung der minderwertigen Groschen einstellen.150 Nun begann Rotermund jedoch, die lübischen Schillinge zu verschlechtern. Ab 1612 häuften sich Klagen über die in Franzburg geprägten Doppelschillinge im Inund Ausland. Auch der Herzog hatte unter den minderwertigen Münzen zu leiden.151 Denn ein Großteil der Einkünfte aus dem Wolgaster Landesteil wurde mit einheimischen Münzen bezahlt. Da der Herzog jedoch auf einen finanzstarken Partner angewiesen war, fehlten ihm geeignete Druckmittel, um Rotermund zur Prägung hochwertiger Scheidemünzen zwingen zu können. Rotermund selbst drohte mehrfach damit, sich 144 APS, AKW, Rep. 5, Tit. 40, Nr. 7, fol. 13–14. 145 Behrens 1909 (wie Anm. 110), S. 269; Kunzel 2004 (wie Anm. 31), S. 68–69. 146 Hildisch 1980 (wie Anm. 52), S. 100–101, 106–107, 110–111; Helmut Hahn, Ein unpublizierter Doppeltaler von 1609 des Herzogs Philipp Julius von Pommern-Wolgast (1592–1625) aus der Münzstätte Franzburg, in: Baltische Studien NF 88 (2002), S. 129f. 147 APS, AKS I-396, fol. 58–67. 148 APS, AKS I-396, fol. 119–122. 149 Des Teutschen Reichs Münz-Archivs (wie Anm. 70), Bd. 3, S. 409f. 150 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 115. 151 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 111.
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Abb. 15a: Herzog Philipp Julius, Münzstätte Franzburg, Doppelschilling, 1611, Hildisch 1980, Nr. 201, Av.
aus der Münzprägung zurückzuziehen und sein Kapital anderswo zu investieren. Zum endgültigen Bruch zwischen dem Herzog und Caspar Rotermund kam es erst im Jahre 1614, nachdem Rotermund die Franzburger Münzstätte an den Kaufmann Adrian Velinx sowie an den Münzmeister Joachim Könecke weiterverpachtete. Das betrachtete Philipp Julius offenbar als Auflösung des Vertrages von 1608, der dann im Februar 1615 schriftlich aufgekündigt wurde.152 Rotermund machte daraufhin seine Drohung war, er zog sein Kapital aus der Münzstätte ab. Er blieb jedoch weiterhin in der Münzbranche tätig. Rotermund überzeugte den mecklenburgischen Herzog Johann Albrecht II., Münzstätten in Boizenburg und Gnoien wiederzueröffnen bzw. neu einzurichten.153 Er warb auch den bisherigen Franzburger Münzmeister Könecke ab, der am 16. März 1615 einen Eid auf Herzog Johann Albrecht II. schwor und dann die Münzstätte in Boizenburg übernahm. In Boizenburg und Gnoien ließ Rotermund in großem Umfange minderwertige Mün152 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 118. 153 Ausführlich zu diesen Vorgängen siehe Kunzel 1994 (wie Anm. 47), S. 71–77.
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Abb. 15b: Herzog Philipp Julius, Münzstätte Franzburg, Doppelschilling, 1611, Hildisch 1980, Nr. 201, Rv.
zen produzieren, die reichsweit verschoben wurden. Erst 1619 endete die Rotermundsche Münzprägung in Mecklenburg. Gegen Caspar Rotermund angestrengte Prozesse wegen seiner Münzverbrechen verliefen ergebnislos im Sande. Nach Rotermunds und Köneckes Weggang ruhte der Münzbetrieb in Franzburg für eine gewisse Zeit. Das kam Herzog Philipp Julius insofern gelegen, da mittlerweile auch die Stände des Obersächsischen Kreises auf Rotermunds Umtriebe aufmerksam geworden waren. Bereits 1610 hatte der Generalwardein des Obersächsischen Kreises, Christoph Biener, die Münzstätte in Franzburg besucht und moniert, daß Könecke noch nicht vor den Kreisräten vereidigt worden sei. Könecke reiste auch nach Wolgast, um sich einen herzoglichen Geleitbrief ausstellen und um die Fahrbüchse, die Münzproben enthielt, versiegeln zu lassen. Gegen den Willen des Herzogs untersagte Rotermund dem Münzmeister die geplante Reise zum nächsten Münzprobationstag des Obersächsischen Kreises.154
154 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 110.
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1609 hatten die Kreisräte die Einrichtung der Franzburger Münze hingenommen. 1612 jedoch änderte sich die Stimmung zuungunsten Franzburgs. Der 1612 als ausschreibender Fürst sein Amt antretende Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen war nicht gewillt, vom Obersächsischen Kreis nicht legalisierte Münzstätten zu dulden. Das alleine rechtfertigte noch keinen Protest gegen Franzburg, denn es war Fürsten, auf deren Territorium sich eine Kreismünzstätte befand, durchaus erlaubt, deren Sitz zu verlegen. So ließen die sächsischen Kurfürsten durchaus in Dresden münzen, obwohl als Standort der sächsischen Kreismünzstätte 1571 Leipzig benannt worden war. So hätte Franzburg durchaus als Standort der pommerschen Kreismünzstätte anstelle von Stettin anerkannt werden können, die Billigung des Stettiner Herzogs vorausgesetzt. Der Stettiner Herzog Philipp II. richtete jedoch 1612 in Stettin eine eigene Münzstätte ein. Und damit wurde der Franzburger Münze der Boden der Legalität entzogen. Zwischen 1612 und 1614 wurde Herzog Philipp Julius mehrfach aufgefordert, den Betrieb in Franzburg einzustellen. Der Weggang Rotermunds und die dadurch bedingte kurzfristige Prägepause verschaffte dem Herzog aber eine Ruhepause in der andauernden Auseinandersetzung mit den Kreisständen, der Herzog ließ verkünden, daß der Münzbetrieb eingestellt sei.155 Philipp Julius war jedoch nicht gewillt, auf die gewinnbringende und prestigeträchtige Münzprägung zu verzichten. Ein neuer Münzmeister war schnell gefunden. Dabei handelte es sich um den aus Wismar stammenden Michael Martens.156 Schwieriger war es, das Investitionskapital zusammenzubringen, da nun das Rotermundsche Vermögen fehlte. Der Herzog verhandelte deshalb mit dem Kaufmann Adrian Velinx. Anscheinend beteiligten sich auch seine Gemahlin, Agnes von Brandenburg, sowie der Wolgaster Hofmarschall Daniel Runge an der Finanzierung der Münzstätte.157 Velinx übernahm schließlich die Leitung der Münzstätte als Inspektor. Um ein durch die Reichsmünzordnung verhängtes Pachtverbot zu umgehen, sollte Velinx die Münzstätte offiziell nur verwalten, nicht pachten. Trotzdem hatte er einen einer Pacht vergleichbaren monatlichen „Gewinn“ an den Herzog abzuführen.158 So begann die Münzprägung in Franzburg spätestens im April 1615. Velinx leitete bis zum Frühjahr 1618 die Münzstätte, dann legte er aus unbekannten Gründen sein Amt nieder. Zwischenzeitlich hatte der Ton der Mahnungen und Protestschreiben der obersächsischen Kreisstände, denen die Franzburger Aktivitäten nicht verborgen geblieben waren, an Schärfe zugenommen. 1616 verfaßten die in Leipzig versammelten Kreisräte sogar eine Beschwerde an Kaiser Matthias.159 Am kaiserlichen Hofe war man mit der politischen Geographie Norddeutschlands nicht so recht vertraut, weshalb das im Mai 1617 verfaßte kaiserliche Mahnschreiben an Herzog Philipp II. von Stettin gerichtet war.160 Philipp II. versah den Brief mit einem ironischen Begleitschreiben und ließ ihn 155 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 118f. 156 Zur Wismarer Münzmeisterfamilie Martens siehe ausführlich Kunzel 1998 (wie Anm. 34), S. 63–72. 157 APS, AKW, Rep. 5, Tit. 40, Nr. 17, fol. 111f. 158 APS, AKW, Rep. 5, Tit. 40, Nr. 17, fol. 71f. 159 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 122. 160 APS, AKS I-404, fol. 110f.
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nach Wolgast weiterleiten. Bis 1618 ignorierte Philipp Julius die Mahnungen und Proteste. Als aber nach dem Weggang von Velinx der Münzbetrieb erneut stockte, versuchte der Wolgaster Herzog abermals, die Kreisstände zu beschwichtigen, daß die Münzprägung nunmehr tatsächlich eingestellt sei. Der obersächsische Generalkreiswardein Tobias Rentzsch bestätigte im Mai 1618, daß die Arbeit in Franzburg ruhe.161 Indes hatte Herzog Philipp Julius nicht vor, die Münzprägung gänzlich einzustellen. Schon im Juli 1618 wurde erneut die Münzprägung aufgenommen, nun unter der Leitung des bisherigen Münzmeisters Michael Martens. Von nun an arbeitete die Münzstätte unregelmäßig mit häufigen Unterbrechungen. Die reichsweite Geldkrise, bekannt unter der Bezeichnung Kipper- und Wipperzeit, wirkte sich immer spürbarer auch in Pommern aus.162 Preiswertes Prägesilber war kaum noch zu bekommen, weshalb sich die Leitung der Münzstätte zu einem Verlustgeschäft für Martens entwickelte. Martens bat deshalb mehrfach um seine Entlassung, was vom Herzog aber abgelehnt wurde.163 Erst im Mai 1622 gelang es Martens, Herzog Philipp Julius davon zu überzeugen, an seiner Stelle seinen Schwiegersohn Hans Puls als Münzmeister anzunehmen. Martens selbst begnügte sich mit dem Posten des Inspektors. Hans Puls trat als letzter Franzburger Münzmeister im Juni 1622 sein Amt an. Von seiner Tätigkeit ist wenig bekannt. Nach dem am 6. Februar 1625 erfolgten Tode Herzog Philipp Julius’ war Puls noch an der Prägung von Gedächtnismünzen beteiligt.164 Dann stellte die Franzburger Münzstätte für immer ihre Tätigkeit ein. Die Bewertung der Münzpolitik des letzten Wolgaster Herzogs fällt in der numismatischen Literatur durchweg negativ aus.165 Philipp Julius sah natürlich in der Münzprägung ein willkommenes Mittel, um seine chronisch leeren Kassen etwas aufzufüllen.166 Das ist aus zeitgenössischer Sicht nicht weiter verwerflich, danach handelte faktisch fast jeder münzprägende Fürst einschließlich des Kaisers.167 Das Problem bei Philipp Julius bestand darin, daß er selber nicht über genügend Kapital verfügte, um eine solide Münzprägung finanzieren zu können. Außerdem war die Prägung ordentlicher Scheidemünzen ein Verlustgeschäft, während mit einer minderwertigen Geldprägung durchaus Gewinn erzielt werden konnte. So war der Wolgaster Herzog auf kapitalstarke Partner wie Caspar Rotermund angewiesen. Und der nutzte die Münzprägung 161 APS, AKS I-404, fol. 181–186. 162 Konrad Schneider, Kipper- und Wipperzeit, in: Von Aktie bis Zoll. Ein historisches Lexikon des Geldes, hg. von Michael North, München 1995, S. 191f. 163 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 124f. 164 Hildisch 1980 (wie Anm. 52), Nr. 233f. 165 Hildisch 1980 (wie Anm. 52), S. 99; Ders., Münzwesen und Prägekunst in Pommern von den Anfängen bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts, in: Deutsche Kunst aus dem Osten. Erwerbungen der Bundesrepublik Deutschland, Würzburg 1989, S. 57–67, hier S. 60. Etwas differenzierter bei Kluge 1982 (wie Anm. 52), S. 51. 166 Zur Einnahmeentwicklung und zum Ansteigen der Verschuldung des Wolgaster Teilherzogtums in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts siehe Dirk Schleinert, Die Gutswirtschaft im Herzogtum Pommern-Wolgast im 16. und frühen 17. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern, V.36), Köln/Weimar/Wien 2001, S. 70f. 167 Zu den kaiserlichen Kippermünzen siehe zuletzt Marco Zähringer, Kippergeld von Kaiser Ferdinand II., in: Numismatisches Nachrichtenblatt 53 (2004), H. 2, S. 51–56.
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gnadenlos für seine persönliche Bereicherung aus. Dem Herzog fehlten anderseits Druckmittel, um der Prägung minderwertiger Sorten durch Rotermund Einhalt zu gebieten, gegen die der Herzog mehrfach Einspruch erhob.168 Mit dem Fortschreiten der Geldentwertung im Rahmen der Kipper- und Wipperzeit war es ab 1617–1618 auch kaum mehr möglich, das vorgegebene Schrot und Korn einzuhalten. Korrekt geprägte Münzen wurden in großem Umfang eingewechselt, in fremden Münzstätten eingeschmolzen und in minderwertige Münzen umgeprägt. An diesem Wechsel mit seinen negativen Auswirkungen war allerdings auch Philipp Julius beteiligt, seine Geldwechsler waren zwischen Stettin und Hamburg tätig.169 Daneben sind aber gerade bei Philipp Julius frühzeitige Tendenzen wahrzunehmen, der sich abzeichnenden unheilvollen Entwicklung im Münzwesen entgegenzusteuern. Hier muß vor allem auf die ab 1616 nachweisbare Korrespondenz zwischen Philipp Julius und dem mecklenburgischen Herzog Adolf Friedrich I. verwiesen werden, die das Ziel hatte, einen Verbund niedersächsischer und obersächsischer Münzstände zu schaffen, der gemeinsam gegen die inflationären Auswirkungen vorgehen sollte.170 Darüber kam es 1619 zum Bruch zwischen Philipp Julius und dem Obersächsischen Kreis, dessen Stände jegliche Reformversuche im Münzwesen blockierten.171 Herzog Philipp Julius schloß sich deshalb einer Gruppe reformbereiter Münzstände des Niedersächsischen Kreises unter der Führung des dänischen Königs Christian IV. und der Hansestädte Lübeck und Hamburg an.172 Die Bemühungen gipfelten schließlich im Hamburger Vertrag vom 14. März 1622, mit dem das Ende der Kipper- und Wipperzeit in Teilen Norddeutschlands eingeleitet wurde. Im Gegensatz zu seinem Stettiner Vetter Herzog Bogislaw XIV., der lediglich erklärte, dem Vertrag beitreten zu wollen, unterzeichneten die Gesandten Philipp Julius’ den Vertrag, der dann vom Wolgaster Herzog auch ratifiziert worden ist.173 Bis zum Tode Herzog Philipp Julius’ stellte der Hamburger Vertrag die Grundlage der Münzprägung in Franzburg dar, das MünzKrüger 2006 (wie Anm. 2), S. 127. Hildisch 1980 (wie Anm. 52), S. 99; Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 128. Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 129. Der den Obersächsischen Kreis in der Münzpolitik dominierende sächsische Kurfürst war zwischen 1620 und 1623 ebenfalls an der Prägung von Kippermünzen beteiligt, ausführlich dazu Eugen Rahnenführer, Die kursächsischen Kippermünzen (Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden, 9), Berlin 1963. 172 Zur Pommernpolitik Christians IV. und seinen Verbindungen zu Herzog Philipp Julius siehe ausführlich Jens E. Olesen, Christian IV og dansk Pommernpolitik, in: Gemeinsame Bekannte. Schweden und Deutschland in der Frühen Neuzeit, hg. von Ivo Asmus/Heiko Droste/Jens E. Olesen (Publikationen des Lehrstuhls für Nordische Geschichte, 4), Münster 2003, S. 383–396. 173 Der Vertrag ist abgedruckt in Niedersächsisches Münzarchiv. Verhandlungen auf den Kreisund Münzprobationstagen des Niedersächsischen Kreises, Bd. 4, hg. von Max von Bahrfeldt, Halle 1930, S. 502–507; ebenso in Sammlung pommerscher Landesurkunden (wie Anm. 21), Bd. 3, S. 656–660. Als eine Maßnahme, um bessere Scheidemünzen von schlechten trennen zu können, wurde im September 1622 die Gegenstempelung von Doppelschillingen und Groschen im Wolgaster Landesteil beschlossen und im Herbst auch durchgeführt, siehe dazu Hildisch 1980 (wie Anm. 52), S. 123–129; Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 133f. 168 169 170 171
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wesen im Wolgaster Landesteil konnte so schneller stabilisiert werden als etwa im Stettiner Landesteil. Man muß konstatieren, daß Herzog Philipp Julius hier deutlich energischer handelte als sein unentschlossener Vetter Bogislaw XIV. in Stettin. Eine Auswirkung des Hamburger Vertrages war die Aufhebung der Währungsgleichheit zwischen dem Stettiner und dem Wolgaster Landesteil, die 1569 festgeschrieben worden war. Während man im Stettiner Teilherzogtum weiterhin den Reichstaler traditionell mit 32 Schilling lübisch bewertete, ging man im Wolgaster Teilherzogtum zur 48–Schilling-Rechnung über. Die unterschiedlichen Rechnungssysteme blieben bis weit in die Schwedenzeit Pommerns in Gebrauch.174
Die Münzprägung in Stettin bis 1625 Herzog Philipp II. Parallel zu den Vorgängen im Wolgaster Landesteil wurde im Jahre 1608 die Wiederaufnahme der Münzprägung in Stettin vorbereitet.175 Jedoch scheint sich das Stettiner Münzprojekt durch die Franzburger Aktivitäten verzögert zu haben.176 Auf Grund des Stillstehens der Stettiner Münze boten sich dem in Franzburg gefertigten Geld gute Absatzmöglichkeiten im Stettiner Landesteil, was für Herzog Philipp II. eine zunächst preiswerte Alternative zu einer eigenen Münzprägung darstellte. Die schlechte Qualität der Franzburger Groschen dürfte aber dazu geführt haben, daß Philipp II. 1611/12 sein Münzprojekt wieder aufgriff. Am 22. Januar 1612 wurde der aus Erfurt stammende Johann (Hans) Schambach als Münzmeister in Stettin vereidigt, er sollte zunächst für zehn Jahre die Münze leiten.177 Um die Edelmetallzufuhr abzusichern, erließ Herzog Philipp II. ein Ausfuhrverbot für Altsilber und Gold. Der Herzog kam auch gegenüber dem Obersächsischen Kreis seinen Verpflichtungen nach. Noch im Mai 1612 wurde Schambach während eines in Frankfurt an der Oder stattfindenden Münzprobationstages des Obersächsischen Kreises vereidigt.178 Ein Wardein für die Stettiner Münze wird in den Quellen nur einmal im Jahre 1615 erwähnt.179 Dabei handelte es sich um den Goldschmied Martin Straßburgk, der 1609 das Bürgerrecht der Stadt Stettin erhielt.180 Da der Generalkreiswardein des Obersächsischen Kreises bei seinen Besuchen in der Kreismünzstätte Stettin nie das Fehlen eines Wardeins kritisierte, kann davon ausgegangen werden, daß Straßburgk sein Amt über einen längeren Zeitraum hinweg ausgeübt hat.
174 Johannes Hildisch stellt diesen Sachverhalt falsch dar, Hildisch 1980 (wie Anm. 52), S. 82. Zur Währungsspaltung siehe Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 157f., 202. 175 APS, AKS I-396, fol. 1–4. 176 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 143. 177 APS, AKS I-3023, fol. 16f. 178 APS, AKS I-389, fol. 293–300. 179 APS, AKS I-404, fol. 42f. 180 Scheffler 1980 (wie Anm. 89), S. 422.
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Herzog Philipp II. achtete sehr auf die Einhaltung der Reichsmünzordnung. Seine Münzprägung bot kaum Grund zur Klage, womit sich Philipp II. deutlich von den meisten münzprägenden Fürsten abhebt. Auffällig ist die Goldmünzprägung Philipps II. Der Stettiner Herzog ließ mit Abstand die meisten Goldmünzen im Obersächsischen Kreis schlagen. Zwischen dem Beginn der Münzprägung in Stettin 1612 und Mai 1618 wurden Goldmünzen im Wert von 26.395 Rheinischen Gulden gefertigt.181 Das ist die größte Anzahl an Goldmünzen, die ein Münzstand des Obersächsischen Kreises in den 83 Jahren, die die Probationsregister des Obersächsischen Kreises umfassen, geprägt hat (Farbabb. 2). Daneben wurden auch sehr repräsentative Reichstaler und Mehrfachtaler gefertigt, die zu besonderen Anlässen ausgegeben wurden. Unter anderem ist durch den Augsburger Patrizier Philipp Hainhofer überliefert, daß Philipp II. solche Münzen als Ehrengeschenke verteilt hat (Farbabb. 3).182 Der Herzog war selbst an der Gestaltung der repräsentativen Münzen beteiligt, deren Stempel zum Teil von dem Augsburger Stempelschneider und Goldschmied Daniel Sailer gefertigt wurden.183 Trotz der vorbildlichen Münzprägung Herzog Philipps II. machte die Kipper- und Wipperzeit keinen Bogen um das Stettiner Teilherzogtum. Bereits 1616 sind sogenannte „Aufwechsler“, die Reichstaler und gute Scheidemünzen einwechselten und zum Einschmelzen außer Landes führten, aktenkundig.184 Durch den Umtausch strömten minderwertige Sorten in das Land. Die dagegen von Philipp II. erlassenen Mandate blieben letztlich ohne Erfolg. Im Herbst 1617 erkrankte Philipp II. schwer. In einem Brief an Philipp Hainhofer entwarf der Herzog noch eine Gedenkmünze auf seine erhoffte Genesung.185 Die Hoffnung war jedoch vergeblich, Philipp II. erholte sich nicht mehr. Am 3. Februar 1618 schloß er für immer seine Augen.
Die Münzstätte Stettin unter Herzog Franz Nach dem Tode Philipps II. folgte sein Bruder Herzog Franz in der Regierung des Stettiner Landesteils. Er übernahm auch die Münzstätte in Stettin. Franz verfügte bereits über Erfahrungen in der Münzprägung, seit 1615 unterhielt er in Köslin eine illegale
181 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 336, Tab. 53. 182 Philipp Hainhofers Reise-Tagebuch enthaltend Schilderungen aus Franken, Sachsen, der Mark Brandenburg und Pommern im Jahr 1617, hg. von Friedrich L. Baron von Medem, in: Baltische Studien 2 (1834), H. 2, S. 1–160, hier S. 58–64. 183 Hildisch 1980 (wie Anm. 52), S. 39. 184 Sammlung Pommerscher Landesurkunden, Supplementen (wie Anm. 13), Bd. 1, S. 552– 587. 185 Tassilo Hoffmann, Herzog Philipp II. als Münzliebhaber, in: Unser Pommerland 22 (1937), S. 59–63.
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Münzstätte.186 Die Übernahme der Stettiner Münze bedeutete eine gewisse Legalisierung seiner Geldgeschäfte. Der Tod des alten Herzogs führte zunächst zu einem Stillstand in der Stettiner Münze. Spätestens ab August 1618 wurde dort jedoch wieder gearbeitet, der frühere Münzmeister Johann Schambach wurde von Herzog Franz übernommen.187 Schambach mußte sich jedoch verpflichten, nun gewinnorientiert zu arbeiten. Monatlich hatte er eine Summe in Höhe von 100 Reichstalern an Herzog Franz zu liefern. Das für die Kipperzeit charakteristische schnelle Ansteigen des Silberpreises sowie die Verpflichtung, in jedem Fall einen monatlichen Gewinn an den Herzog abführen zu müssen, mußte den Münzmeister zwangsläufig in einen Konflikt mit der Reichsmünzordnung und den Kreisabschieden treiben. Schambach fragte deshalb wiederholt bei Herzog Franz nach, wie er sich verhalten solle. Franz gab ihm die Zusicherung, daß er wegen des Überschreitens der zulässigen Anzahl der aus der Mark zu münzenden Stücke nicht eingreifen werde.188 Das war ein herzoglicher Wink, die Münzen leichter als erlaubt zu fertigen. Schambach wurde auch nicht mehr auf die Probationstage des Obersächsischen Kreises gesandt. Neben wenigen Dukaten, Gulden und Talern wurden fast ausschließlich Scheidemünzen geschlagen, zunächst Groschen, ab 1619 verstärkt Doppelschillinge. Die mehrfachen Aufforderungen seines Wolgaster Vetters Philipp Julius, sich den reformbereiten Münzständen des Niedersächsischen Kreises anzuschließen und der Geldentwertung entgegenzusteuern, wies Franz zurück. Nach kurzer Regierungszeit starb Herzog Franz am 27. November 1620. Damit stockte der Münzbetrieb in Stettin erneut.
Die Stettiner Münzprägung unter Herzog Bogislaw XIV. bis 1625 Nach dem Tode von Franz übernahm dessen Bruder Herzog Bogislaw XIV., der zuvor das Amt Rügenwalde verwaltet hatte, die Regierung im Stettiner Teilherzogtum. Auf den Tod von Franz ließ er silberne Gedenkmünzen prägen. Die wurden noch von Johann Schambach gefertigt. Das war jedoch dessen letzte Tätigkeit als Münzmeister. Noch im Januar 1621 legte er aus gesundheitlichen Gründen das Amt nieder.189 An seiner Stelle wurde der bisherige Münzschmied, der aus Wismar stammende Johann Martens, ein Bruder des in Franzburg wirkenden Michael Martens, angestellt und vereidigt.190
186 Joachim Krüger, Die herzogliche Münzstätte in Köslin – ein Beitrag zur landesherrlichen Münzprägung in Pommern, in: Najnowsze badania nad numizmatycką i sfragistyką Pomorza Zachodniego. Materiały z konferencji naukowej 50 lat Działu Numizmatycznego Muzeum Narodowego w Szczecinie 19–20 wreśnia 2002 roku, hg. von Genowefa Horoszko (Biblioteka naukowa Muzeum Narodowego w Szczecinie), Szczecin 2004, S. 101–112. 187 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 149f. 188 APS, AKS I-3023, fol. 63f. 189 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 149. 190 APS, AKS I-3023, fol. 78f.
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Abb. 16: Herzog Bogislaw XIV., Münzstätte Stettin, Doppelschilling, 1622, Hildisch 1980, Nr. 145.
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Abb. 17: Herzog Bogislaw XIV., Münzstätte Stettin, Groschen, 1622, Hildisch 1980, Nr. 136.
Die Kipper- und Wipperzeit näherte sich ihrem Höhepunkt, weshalb von vornherein festgelegt worden war, daß Martens sich nicht nach der Reichsmünzordnung richten solle. Er mußte sich verpflichten, monatlich 417 Reichstaler an den Herzog zu zahlen. Zusätzlich sollten für jede verarbeitete Mark Feinsilber zwei Reichstaler an den Herzog abgeführt werden. Geprägt wurden vor allem minderwertige Doppelschillinge und Groschen (Abb. 16 und 17). Die Münzprägung dauerte bis zum Beginn des Jahres 1623. Wohl in der späten Erkenntnis, endlich etwas gegen die Münzwirren unternehmen zu müssen, ließ Bogislaw XIV. die Münzprägung in Stettin einstellen.191 Verschiedene Gesuche des Münzmeisters zeigen, daß der Betrieb in der Stettiner Münzstätte bis wenigstens zum 12. November 1624 ruhte.192 Dann muß die Münzprägung noch einmal kurz aufgenommen worden sein, Doppelschillinge mit den Jahreszahlen 24 und 25 für 1624 und 1625 lassen das vermuten.193 Aber 1625 wurde die Münzprägung endgültig eingestellt. Es ist offensichtlich, daß Herzog Bogislaw XIV. nicht mit der gleichen Energie gegen die Zerrüttung des Geldwesens vorging, wie sein Wolgaster Vetter Philipp Julius. Ein Register der Münzstätte Stettin zeigt, daß 1621 und 1622 in großem Stil minderwertige Groschen und Doppelschillinge gefertigt wurden.194 Eine Anfrage des Wolgaster Herzogs, gemeinsam mit den mecklenburgischen Herzögen gegen die Münzverschlechterung vorzugehen, lehnte Bogislaw XIV. zunächst ab. Erst im August des Jahres 1621 ließ der Herzog gegenüber Philipp Julius verlauten, daß er nicht abgeneigt sei, sich auf ein gemeinsames Edikt mit den Herzögen von Mecklenburg und dem König
191 192 193 194
Sammlung Pommerscher Landesurkunden (wie Anm. 21), Bd. 3, S. 667–672. Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 150. Hildisch 1980 (wie Anm. 52), Nr. 148f. Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 326, Tab. 25.
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von Dänemark zu einigen.195 Das blieb jedoch eine reine Absichtserklärung, denn Bogislaw XIV. ließ wie bisher Kippergeld herstellen. Auffällig ist auch, daß Bogislaw XIV. sich mit öffentlichen Edikten und Mandaten zurückhielt. Das früheste nachweisbare Edikt, in dem lediglich vor minderwertigen Münzsorten gewarnt wurde, stammt vom 11. November 1621, Bogislaw XIV. war also schon fast ein Jahr lang regierender Herzog.196 Das Kippen und Wippen sowie das Aufwechseln der Taler wurden erst im Mai und November 1622 verboten, also bereits nach dem Abschluß des Hamburger Vertrages.197 Herzog Bogislaw XIV. wird zum Kreis der Fürsten gezählt, die dem Hamburger Vertrag beitraten.198 Es ist jedoch nicht zu übersehen, daß Bogislaw in dieser Angelegenheit wenig Interesse zeigte. Erklärte er noch am 31. Januar 1622 gegenüber Philipp Julius, einen eigenen Gesandten nach Hamburg zu senden oder wenigstens dem Wolgaster Gesandten eine Instruktion mitgeben zu wollen,199 so teilte er einen Monat später mit, an den Verhandlungen nicht teilnehmen zu können, er wolle dem Mehrheitsbeschluß so zustimmen. Der Stettiner Herzog ist aber weder an der Ausarbeitung des Vertrages beteiligt gewesen noch war eine von ihm autorisierte Person zur Unterzeichnung anwesend. So verwundert es nicht weiter, daß Bogislaw XIV. die Beschlüsse des Vertrages nicht umsetzte. Entgegen dem Verbot der Doppelschillingsprägung ließ er bis zum Februar 1623 diese Münzsorte schlagen, ebenso in den Jahren 1624/25. Damit nicht genug, er widersetzte sich der Abwertung und Einziehung der Doppelschillinge. Er verfügte im Mai 1622, daß die Doppelschillinge weiterhin zu ihrem vollen Nennwert von vier Schilling sundisch umlaufen sollten.200 Begründet wurde das damit, daß im Wert herabgesetzte „untadelige“ Münzen in großer Zahl dorthin ausgeführt würden, wo sie mehr gelten würden; das Land würde von Kleinmünzen entblößt werden. Das kann nur als absolute Fehleinschätzung der wahren Situation interpretiert werden. Dadurch, daß die andernorts verbotenen Doppelschillinge im Stettiner Landesteil zum vollen Kurswert umliefen, dürfte sich das Gebiet zu einem lukrativen Importland für Doppelschillinge entwickelt haben. Hierher konnte das minderwertige und andernorts verbotene Geld mit Gewinn abgeschoben werden.201 Man erkannte das Problem schließlich auch in Stettin. Es dauerte jedoch noch bis zum Januar des folgenden Jahres, bis alle fremden Doppelschillinge verboten wurden.202 Zugelassen blieben lediglich pommersche Doppelschillinge sowie pommersche und polnische Groschen. Immerhin wurden die pommerschen Doppelschillinge im Wert um ein Viertel auf drei Schilling sundisch herabgesetzt, die Groschen auf zwei Schilling sundisch. Mit der „Fürstlich pommerschen Münzordnung“ vom 13. Februar 195 196 197 198 199 200 201 202
Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 155. LAGw, Rep. 5, Tit. 40, Nr. 5, fol. 309f. Sammlung Pommerscher Landesurkunden (wie Anm. 21), Bd. 3, S. 664f., 668. Hildisch 1980 (wie Anm. 52), S. 82; Kluge 1982 (wie Anm. 52), S. 64. Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 155. Sammlung Pommerscher Landesurkunden (wie Anm. 21), Bd. 3, S. 664f., S. 668. Kluge 1980 (wie Anm. 52), S. 66. Sammlung Pommerscher Landesurkunden (wie Anm. 21), Bd. 3, S. 668f.
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1623 devalvierte man die zugelassenen Doppelschillinge schließlich um die Hälfte des ursprünglichen Wertes, auf nur noch zwei Schilling sundisch.203 Entgegen den Bestimmungen des Hamburger Vertrages wurde der Reichstaler im Stettiner Landesteil nicht auf 48 Schilling lübisch gesetzt. Bogislaw XIV. kehrte mit seiner Münzordnung zu der von der Reichsmünzordnung vorgegebenen 32-SchillingRechnung zurück.204 Damit war die in der Erbeinigung von Jasenitz 1569 festgesetzte Währungseinheit zwischen dem Wolgaster und dem Stettiner Landesteil aufgehoben worden.
Die Kippermünzstätten in Köslin und Rügenwalde Neben den beiden offiziellen herzoglichen Münzstätten in Franzburg und Stettin sowie der städtischen Münzstätte in Stralsund wurden von Angehörigen des pommerschen Herzogshauses noch zwei sogenannte Kipper- oder Heckenmünzstätten unterhalten. Eine davon befand sich im Stift Cammin in der dortigen Residenzstadt Köslin, die zweite im Amt Rügenwalde in der gleichnamigen Stadt. Die Kösliner Münze wurde 1615 von Herzog Franz eingerichtet, der 1602 zum Administrator des Camminer Stifts gewählt worden war.205 1615 engagierte Herzog Franz den aus Danzig stammenden Johann (Hans) Schörbrot als Münzmeister. Dieser verwendete wie Johann Schambach in Stettin ein ligiertes HS als Münzmeisterzeichen, was verschiedentlich zu Verwechslungen geführt hat.206 Als Verwalter der Münze wird nur einmal 1617 ein Paul Peuß genannt. Im Juli 1617 wurde der Kösliner Bürger Christian Wilcke als neuer Münzmeister von Herzog Franz bestallt und vereidigt. Die Münzstätte in Köslin befand sich in der Papenstraße. Nachdem Herzog Franz 1618 im Stettiner Teilherzogtum die Regierung übernommen hatte, wurde sein Bruder Herzog Ulrich zum Administrator des Stifts Cammin gewählt. Er führte auch die Münzstätte in Köslin weiter, Christian Wilcke wurde in seinem Namen bestallt und vereidigt (Abb. 18). Nach dem Ableben Herzog Ulrichs am 31. Oktober 1622 wurde Wilcke von dem nunmehr den Stettiner Landesteil regierenden Herzog Bogislaw XIV. angewiesen, das in der Münze noch vorhandene Silber mit den Stempeln Ulrichs zu vermünzen. Zum Ende des Jahres 1622 wurde der Münzbetrieb in Köslin jedoch eingestellt. Spärlich fließen die Nachrichten über die Münzstätte in Rügenwalde. 1606 waren die herzoglichen Brüder Bogislaw XIV. und Georg mit dem Amt Rügenwalde apanagiert worden. Gemeinsam verwalteten sie das Amt bis zum Tode Georgs am 17. März 1617. Im Herbst 1617 kündigte Bogislaw XIV. gegenüber Herzog Philipp II. an, in 203 Sammlung Pommerscher Landesurkunden (wie Anm. 21), Bd. 3, S. 669–672. 204 Johannes Hildisch hat diesen Sachverhalt falsch dargestellt, siehe Hildisch 1980 (wie Anm. 52), S. 82. In der Valvation der Münzordnung Bogislaws XIV. wird der Reichstaler eindeutig mit 32 Schilling berechnet. 205 Ausführlich zur Geschichte der Münzstätte Köslin in Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 161–167. 206 Eine falsche Zuweisung des Münzmeisterzeichens bei Hildisch 1980 (wie Anm. 52), S. 134 und Kopicki 1995 (wie Anm. 8), S. 57.
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Abb. 18: Herzog Ulrich, Münzstätte Köslin, Groschen, 1621, Hildisch 1980, Nr. 251.
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Rügenwalde ebenfalls eine Münzstätte einrichten zu wollen, was allerdings auf den Widerstand Philipps II. stieß.207 Der Einspruch des Stettiner Herzogs blieb jedoch wirkungslos. Wie einem Bericht des Generalkreiswardeins des Obersächsischen Kreises, Tobias Rentzsch, zu entnehmen ist, arbeitete die Münzstätte in Rügenwalde bereits im Mai 1618. Betrieben wurde die Münze von einem namentlich nicht genannten Danziger Kaufmann. Eventuell handelt es sich dabei um Johann Schörbrot, der zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Köslin tätig war. Über die Dauer der Münzprägung Bogislaws XIV. in Rügenwalde liegen keine Nachrichten vor. Aufgrund des Wappens von Rügenwalde auf einem seltenen Dreier von 1621 hat Tassilo Hoffmann auf eine Münztätigkeit in Rügenwalde nach 1620 geschlossen, die von Herzog Ulrich initiiert gewesen sein soll.208 Ulrich hat jedoch nachweislich in großem Umfang in Köslin gemünzt. Über eine mögliche Rügenwalder Münzprägung nach 1620 schweigen die Quellen. Und auch auf in Köslin geprägten Münzen Ulrichs kommt der Rügenwalder Fischgreif vor. Als gesicherte Rügenwalder Münzen können nur die Groschen und Doppelschillinge Herzog Bogislaws XIV., die bis einschließlich 1620 geprägt worden sind, angesprochen werden.209 Der Obersächsische Kreis reagierte relativ schnell auf die beiden Münzstätten. Ab 1616 sind Mahnschreiben des Kreises an Herzog Franz bezeugt. Auf dem am 2. Mai 1617 in Regensburg abgehaltenen Probationstag der drei oberdeutschen Kreise Schwaben, Franken und Bayern wurden die Kösliner Groschen als die geringhaltigsten im ganzen Reich bezeichnet und verboten.210 Ab 1618 richtete sich die Kritik des Kreises auch gegen Rügenwalde. Allerdings bewirkten die Protestschreiben weder in Köslin noch in Rügenwalde eine Stillegung der Münzstätte.
Die letzten herzoglichen Münzprägungen in Pommern zwischen 1628 und 1637 Die letzte Phase der herzoglichen Münzprägung in Pommern begann 1628. Sie hängt zusammen mit der Einbeziehung des Landes in den Dreißigjährigen Krieg. Im November 1627 mußte Herzog Bogislaw XIV., der seit dem Tode Herzog Philipp Julius’ von Pommern-Wolgast das gesamte Land regierte, der Besetzung Pommerns durch kaiserliche Truppen zustimmen. Die Regimenter sowie die dazugehörigen Stäbe sollten mit festgesetzten Geldbeträgen und Lebensmitteln unterhalten werden. Die Geldzahlungen waren von außerordentlicher Höhe. Zwischen November 1627 und Mai 1628 mußte eine Summe von 466.981 Reichstalern für die einquartierten Truppen aufgebracht werden. Die Soldzahlungen und sonstigen Leistungen wirkten sich schnell auf den Geldumlauf aus, das Bargeld wurde zusehends knapp. Wenn die Lasten, die auf das Herzogtum 207 Ausführlich zu Rügenwalde siehe Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 167–169. 208 Tassilo Hoffmann, Ein fürstbischöflicher Dreier von Cammin, in: Blätter für Münzfreunde (1926), S. 459–461). Zu der Münze siehe Hildisch 1980 (wie Anm. 52), Nr. 253. 209 Hildisch 1980 (wie Anm. 52), Nr. 283–285, falsche Zuweisung nach Stettin bei Nr. 142; ebenso bei Kopicki 1995 (wie Anm. 8), Nr. 4527–4529. 210 Des Teutschen Reichs Münz-Archiv (wie Anm. 70), Bd. 4, S. 83–85.
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Abb. 19: Herzog Bogislaw XIV., Münzstätte Stettin, Reichstaler, 1629, Hildisch 1980, Nr. 312.
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noch zukommen sollten, auch nicht ansatzweise zu überblicken waren, so wurde dem Herzog und seinen Räten jedoch klar, daß zu deren Bewältigung die Münzprägung wieder aufgenommen werden mußte. So begann man 1628 erneut mit der Münzprägung. Die Münzstätten in Stettin und Köslin wurden wieder in Betrieb genommen. Man griff auf das alte Personal zurück, in Stettin wurde Johann Martens als Münzmeister bestallt, in Köslin Christian Wilcke.211 Die Stettiner Münzprägung ging relativ reibungslos vonstatten. Bis zum April 1629 prägte Martens Reichstaler und Talerteilstücke im Wert von 24.564 Reichstalern sowie Rheinische Gulden und Dukaten im Wert von 1.252 Rheinischen Gulden (Abb. 19).212 Dem Kösliner Münzmeister wurde im September 1628 die Prägung minderwertiger Doppelschillinge nachgewiesen, weshalb Wilcke für einige Monate ins Gefängnis geworfen wurde (Abb. 20a und b). Da man aber wegen der enormen Kriegslasten auf die Produktion der Münzstätte in Köslin angewiesen war, wurde Wilcke bald wieder freigelassen. Er münzte fortan unter strenger Aufsicht. Die Prägung der minderwertigen Doppelschillinge führte zu einer begrenzten Gegenstempelung pommerscher Doppelschillinge der Jahrgänge 1628/29 in einigen Städten des Wolgaster Landesteils.213 Um weitere Vorfälle dieser Art zu vermeiden, verfügte Herzog Bogislaw XIV. noch 1628 die Einstellung der Doppelschillingsprägung. Ab 1629 stand die Münzprägung in beiden pommerschen Münzstätten ganz im Zeichen der Dukaten und Taler (Abb. 21). Über die letzten Jahre der Münzprägung in Stettin bis zum Tode Herzog Bogislaws XIV. 1637 schweigen die Quellen. Es ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt unbekannt, ob ein Münzmeisterwechsel stattgefunden hat oder ob Martens bis zum Tode des Herzogs münzte. Der Kösliner Münzmeister Wilcke arbeitete wenigstens bis 1631. Als Nachfolger übernahm ein Ulrich Bütkow das Amt des Kösliner Münzmeisters.214 Dessen Initialen V. B. sind auf den Münzen jedoch erst ab 1633 nachweisbar (Farbabb. 4).215
211 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 172. 212 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 327, Tab. 26. 213 Bisher sind dem Verfasser fünf pommersche Doppelschillinge von 1628 bekannt, die kontermarkiert worden sind. Zwei der Münzen tragen den Stempel der Stadt Greifswald, zwei zeigen den Anklamer Stempel, zu den Standortnachweisen der Münzen siehe Krüger 2004 (wie Anm. 186), S. 108. Bei dem pommerschen Doppelschilling von 1629 handelt es sich um einen archäologischen Neufund, der im mecklenburgischen Kloster Dobbertin gemacht worden ist. Die Münze trägt einen Gegenstempel der Stadt Anklam. Sie befindet sich im Archäologischen Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern in Schloß Wiligrad. Sie ist inventarisiert unter der Nummer ALM 2004/461,118. Ein fünfter Doppelschilling von 1628, der einen Gegenstempel der Stadt Wolgast trägt, befindet sich in einem in Stralsund entdeckten Münzfund, der in der Zeit um 1678 verborgen worden ist, und der vom Verfasser zur Publikation vorbereitet wird (Inventarnummer ALM 2007/90,1). 214 Die falsche Zuweisung Bütkows ab 1633 nach Stettin geht zurück auf August W. Stiernstedt, Om Myntorter, Myntmästare och Myntordningar i Sveriges fordna Östersjöprovinser och Tyska eröfringar (Numismatiska Meddelanden, 5), Stockholm 1878, S. 47; darauf fußend u. a. Hildisch 1980 (wie Anm. 52), S. 164. 215 Hildisch 1980 (wie Anm. 52), Nr. 297.
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Abb. 20a: Herzog Bogislaw XIV., Münzstätte Stettin oder Köslin, Doppelschilling, 1628, Hildisch 1980, Nr. 366, Av.
So muß der Amtswechsel zwischen 1631 und 1633 stattgefunden haben. Bütkow prägte in Köslin ausschließlich goldene und silberne Kurantmünzen. Mit dem Tode Herzog Bogislaws XIV. 1637 wurde der Münzbetrieb in Köslin endgültig eingestellt. Bütkow begegnet uns 1640 in Stettin wieder, wo er bis zu seinem Tode 1662 als Münzmeister in schwedischen Diensten stand. Parallel zu den beiden herzoglichen Münzstätten in Köslin und Stettin arbeitete die städtische Münze in Stralsund. Dort wurde über den Tod des Herzogs hinaus geprägt.216 Daneben gab es noch zwei weitere kriegsbedingte Anlässe fremdbestimmter kurzzeitiger Münzprägungen in Pommern, die hier nur kurz erwähnt werden sollen. Im Mai und Juni des Jahres 1631 ließ der kaiserliche Befehlshaber der Stadt Greifswald, Francesco Ludovico di Perussi, in Greifswald Zinnmünzen in verschiedenen Wertstufen als Notmünzen schlagen.217 Der Grund dafür war der Mangel an Zahlungsmitteln in der Stadt. Mit dem Abzug der kaiserlichen Besatzung am 16. Juni 1631 endete die Zinnprägung in Greifswald.
216 Bratring 1907 (wie Anm. 100), S. 18–20. 217 Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 180–182.
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Abb. 20b: Herzog Bogislaw XIV., Münzstätte Stettin oder Köslin, Doppelschilling, 1628, Hildisch 1980, Nr. 366, Rv.
Die zweite fremdbestimmte Münzprägung war von der schwedischen Regierung initiiert worden. Grund dafür war die Überführung der Leiche des 1632 bei Lützen gefallenen schwedischen Königs Gustav II. Adolf, die 1633 von Wolgast aus nach Schweden verschifft werden sollte. Dazu sollten nach einem Festgottesdienst am 16. Juli 1633 Gedenkmünzen auf den toten schwedischen König ausgegeben werden.218 Dazu stellte die schwedische Regierung den aus Wismar stammenden Heinrich Mar-
218 Lars O. Lagerqvist, Gustav II Adolfs likfärdsmynt från Wolgast, in: Myntkontakt (1981), H. 1, S. 4–9; H. 2, S. 28–34; Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 183f. Die in Wolgast auf den Tod des schwedischen Königs geprägten Münzen sind abgebildet in Bjarne Ahlström/Yngve Almer/Kenneth Jonsson, Sveriges besittningsmynt – Die Münzen der schwedischen Besitzungen – Coins of the Swedish Possessions, Stockholm 1980, S. 126–131. Anläßlich der 1634 erfolgten Beisetzung Gustav II. Adolfs in der Riddarholmskirche in Stockholm wurden einige der Wolgaster Münzen mit der Jahreszahl 1634 in Stockholm nachgeprägt, eines dieser Stücke, das auf den bekannten Medailleur Sebastian Dadler zurückgeht, ist abgebildet in Hermann Maué, Sebastian Dadler 1586–1657. Medaillen im Dreißigjährigen Kriege, Nürnberg 2008, S. 77, Nr. 35.
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Abb. 21: Herzog Bogislaw XIV., Münzstätte Köslin, Reichstaler, 1633, Hildisch 1980, Nr. 323.
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tens als Münzmeister ein, der noch im Juli 1633 in Wolgast die goldenen und silbernen Gedenkmünzen fertigte.
Ausblick Mit dem Tode Herzog Bogislaws XIV. endete die lange Epoche der herzoglich-pommerschen Münzprägung. Das Aussterben des Greifenhauses bedeutete jedoch nicht das Ende jeglicher Münzprägung in Pommern. Das Teilherzogtum Pommern-Wolgast kam mit einem Streifen des Stettiner Landesteils einschließlich der Stadt Stettin 1648 zu Schweden, der schwedische König wurde in die Würde eines Herzogs von Pommern eingesetzt.219 Das übrige Pommern mitsamt dem Stift Cammin fiel entsprechend dem Erbvertrag von Grimnitz an Brandenburg. Das hatte natürlich auch Auswirkungen auf den Geldumlauf und auf die Münzprägung. Die schwedisch-pommersche und die brandenburgisch-pommersche Provinzialregierung teilten sich noch 1654 die Finanzierung der Prägung von Gedenkmünzen für die Bestattung des letzten pommerschen Herzogs Bogislaw XIV. Die Münzen wurden in Stettin gefertigt.220 Ansonsten gingen beide Regierungen eigene Wege. Der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. unterhielt zwischen 1689 und 1695 in Stargard eine Münzstätte.221 Die Stargarder Münzprägung war fest eingebunden in das brandenburgische Münzsystem. Außer dem Münzmeisterzeichen weist nichts auf eine pommersche Herkunft hin. Anders geben sich die Münzen der schwedischen Provinzialregierung, die mit Unterbrechungen bis 1709 in Stettin und später in Stralsund gefertigt worden sind.222 Vom äußeren Erscheinungsbild her wie zunächst auch vom Münzfuß stehen die schwedisch-pommerschen Münzen ganz in der Tradition der herzoglich-pommerschen Prägungen. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts prangt auf den schwedisch-pommerschen Münzen das neunfeldrige pommersche Wappen bzw. der pommersche Greif (Abb. 22). 219 Helmut Backhaus, Reichsterritorium und schwedische Provinz. Vorpommern unter Karls XI. Vormündern 1660–1672 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, 25), Göttingen 1969, S. 47–49. 220 Hildisch 1980 (wie Anm. 52), S. 201. 221 Emil Bahrfeldt, Hinterpommerns Münzgeschichte zur kurbrandenburgischen Zeit des 17. Jahrhunderts, in: Brandenburgisch-preußische Münzstudien, 18 Aufsätze zur brandenburgischen Münzgeschichte vom Autor zusammengestellt aus den Berliner Münzblättern, hg. von Emil Bahrfeldt, Berlin 1913, S. 65–83. Zwischen 1753 und 1755 ließ der preußische König Friedrich II. kurzzeitig in Stettin münzen, Emil Bahrfeldt, Die Stettiner Münze zur Zeit Friedrichs des Großen, in: Berliner Münzblätter 29 (1908), S. 119–122. 222 Zur schwedisch-pommerschen Münzprägung bis 1715 siehe Krüger 2006 (wie Anm. 2), S. 193–262; Ders., Die Reformen des schwedisch-pommerschen Münzwesens nach 1681, in: Innovationen im schwedischen Großreich. Eine Darstellung anhand von Fallstudien, hg. von Christoph Schmelz/Jana Zimdarß (Schriftenreihe der David-Mevius-Gesellschaft, 3), Hamburg 2009, S. 97–117. Zur Münzprägung der schwedischen Provinzialregierung in Stralsund im 18. Jahrhundert siehe Richard Marsson, Stralsund als königlich-schwedische Münzstätte 1715 bis 1815, in: Zeitschrift für Numismatik 40 (1930), S. 87–166, 229–276.
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Abb. 22: König Karl XI. von Schweden, Münzstätte Stettin, ⅔-Taler, 1689, Ahlström/Almer/ Jonsson 1980, Nr. 113c.
Die Siegel der pommerschen Greifenherzöge Ralf-Gunnar Werlich1 Das Anliegen der nachfolgenden Ausführungen ist es, einen ersten Überblick über die Entwicklung der Siegel der Greifendynastie zu bieten.2 Eine möglichst komplette Übersicht sämtlicher von Angehörigen der Greifendynastie gebrauchter Siegel würde zum einen den Rahmen dieses Bandes sprengen und wäre zum anderen ein Unterfangen, welches nicht dem derzeitigen Stand der Forschung entspräche. So wird sich dieser Überblick an den Charakteristika eines Siegels orientieren: Form, Größe, Siegelart, Siegeltyp und Inschrift. Die Punkte werden in chronologisch angelegten Querschnitten behandelt. Am Ende stehen zwei aus dem Rahmen fallende Siegel und ein Ausblick auf eine anzustrebende künftige Beschäftigung mit dem Thema. Die Auswahl der hier auch im Bild vorzustellenden Siegel muß sich auf wesentliche und für die Ausführungen prägnante Beispiele beschränken, wobei insbesondere den Bildgebern für die Möglichkeit der recht großzügigen Bebilderung gedankt sei. Auch auf die Behandlung so interessanter Fragen wie die Art der Anbringung der Siegel, des Siegelmaterials und des Charakters der Quellen, mit denen die einzelnen Siegel verbunden sind bzw. waren, sowie Fragen nach Anlässen und Ursachen für Siegelanfertigungen, nach Aussagen der Siegel über Herrschaftsauffassungen und -ansprüche, über Mode, Bewaffnung etc. muß in diesem Rahmen nahezu gänzlich verzichtet werden. Zunächst sei jedoch einleitend – nach kurzen Bemerkungen über unser Verhältnis zu historischen Siegeln in der Gegenwart und einem Blick auf die allgemeine Forschungslage bezüglich des Siegelgebrauchs hochrangiger Herrschaftsträger im deutschen Reich – auf den Forschungsstand bezüglich pommerscher Herzogssiegel eingegangen. Öffentlichkeitswirksam sind historische Siegel heute in beschränktem Maße vor allem in historischen Ausstellungen3 von Museen und Archiven und deren Publikationen. Vielfach ist ein Siegel das einzige oder eines der wenigen authentischen Zeugnisse einer 1
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Der Beitrag ist die überarbeitete und erweiterte, im Februar 2007 fertiggestellte Fassung eines am 27. September 2003 auf der Jahrestagung der Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst mit dem Thema „Monumenta Ducum Pomeranorum – Denkmale der pommerschen Herzöge“ in Celle gehaltenen Vortrages. Eine weitere Aktualisierung, sieht man einmal von der Anm. 11 und dem zugehörigen Text ab, machte sich bei den wesentlichen Punkten nicht erforderlich, was einmal mehr zeigt, daß die Erforschung der Siegel mittelalterlicher und frühneuzeitlicher weltlicher Herrschaftsträger aus dem hochadligen Bereich nach wie vor ein Desiderat in der deutschen Forschungslandschaft darstellt. Ein erster Überblick ist die Darstellung bezogen auf den deutschen Sprachraum. Zu den Arbeiten polnischer Historiker vgl. die Bemerkungen weiter unten. Vgl. auch die Bemerkung in der Einleitung der Bibliographie zur Sphragistik. Schrifttum Deutschlands, Österreichs und der Schweiz bis 1990, bearbeitet von Eckart Henning und Gabriele Jochums (Bibliographie der Historischen Hilfswissenschaften, 2), Köln/Weimar/
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Person oder Korporation.4 Dies gilt insbesondere für das frühe und hohe relativ überlieferungsarme Mittelalter, aber auch für das Spätmittelalter und selbst für die oberen Gesellschaftsschichten. Dementsprechend gerne wird das Siegel – begünstigt durch seinen zumeist repräsentativen Charakter – zu Illustrationen herangezogen.5 Ansonsten stehen Siegel heute kaum mehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit einer breiteren historisch interessierten Öffentlichkeit. Der Umstand, daß im modernen Wissenschaftsbetrieb die Historischen Hilfswissenschaften bedauerlicherweise „längst randständig geworden“6 sind, ist nicht dazu angetan, daran etwas zu ändern. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Von dieser Gesamtsituation ist nicht zuletzt auch die Sphragistik, die Lehre von den Siegeln, betroffen. Ein Buch wie das von Andrea Stieldorf über rheinische Frauensiegel7 ist eher eine Ausnahme in der historischen Fachliteratur.8 Sucht man gar nach systematischen, gedruckten Siegelpublikationen zu bestimmten Herrschaftsträgern bzw. Dynastien, wie sie beispielhaft u. a. von Otto Posse9 und Wilhelm Ewald vorgelegt wurden, so liegen diese
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Wien 1995, S. XVIIIf. sowie Heike Preuss, Siegelbibliographie, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte, Neue Folge 134 (1998), S. 703–720, speziell S. 706f. Um Mißverständnissen vorzubeugen – damit ist natürlich nicht gemeint, daß wir auf Porträtsiegeln individuelle Züge erwarten dürfen, auch wenn dies in Ausnahmefällen durchaus vorkommen kann, vgl. Wilhelm Ewald, Siegelkunde (Handbuch der mittelalterlichen und neueren Geschichte, Abt. IV: Hilfswissenschaften und Altertümer), München/Berlin 1914, S. 185f. Für die pommerschen Herzogssiegel ist dies jedoch schon auf Grund der anzutreffenden Siegeltypen auszuschließen. – Zu korporativen Siegeln siehe den jüngst erschienenen Sammelband: Die Bildlichkeit korporativer Siegel im Mittelalter. Kunstgeschichte und Geschichte im Gespräch, hg. von Markus Späth unter redaktioneller Mitarbeit von Saskia Hennig von Lange, Köln/Weimar/Wien 2009. Siehe z. B. Deutsche Könige und Kaiser des Mittelalters, hg. von Evamaria Engel/Eberhard Holtz, Leipzig/Jena/Berlin 1989, wo die Beschäftigung mit dem jeweiligen Herrscher von der Abbildung eines seiner Siegel eingeleitet wird, ohne daß in den Texten darauf weiter Bezug genommen wird, die Siegeldarstellung also lediglich schmückendes Beiwerk ist. Vgl. u. a. Eckart Henning, Die aktuelle Lage der Historischen Hilfswissenschaften in Deutschland, zuletzt gedruckt in: Herold-Jahrbuch, Neue Folge 8 (2003), S. 85–92, das Zitat S. 85. Andrea Stieldorf, Rheinische Frauensiegel. Zur rechtlichen und sozialen Stellung weltlicher Frauen im 13. und 14. Jahrhundert (Rheinisches Archiv, 142), Köln/Weimar/Wien 1999. Zum aktuellen Stand der Siegelforschung siehe im übrigen Toni Diederich, Sphragistik, in: Historische Hilfswissenschaften. Stand und Perspektiven der Forschung, hg. von Toni Diederich/Joachim Oepen, Köln/Weimar/Wien 2005, S. 35–59 und die dort S. 44f. genannte bibliographische Literatur sowie auch den etwas älteren Aufsatz von Eckart Henning, Zum gegenwärtigen Stand der Siegelforschung in Deutschland und Österreich, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 120 (1984), S. 549–562, des weiteren neben Henning/Jochums 1995 (wie Anm. 3) Preuss 1998 (wie Anm. 3). An jüngerer Literatur siehe auch Andrea Stieldorf, Siegelkunde. Basiswissen (Hahnsche Historische Hilfswissenschaften, 2), Hannover 2004 sowie den Sammelband: Das Siegel. Gebrauch und Bedeutung, unter Mitarbeit von Gabriel Stoukalov-Pogodin hg. von Gabriela Signori, Darmstadt 2007. Otto Posse, Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige von 751 bis 1806, 5 Bde., Dresden 1909–1913; Ders., Die Siegel der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz, Erzkanzler des deutschen Reiches bis zum Jahre 1803, Dresden 1914; Ders., Die Siegel der Wettiner bis
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mehrheitlich Jahrzehnte zurück.10 Höchst erfreulich ist es jedoch, daß es sich die Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen zur Aufgabe gemacht hat, mit dem Projekt „Welfensiegel“ die Siegel der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg mit Hilfe einer elektronischen Datenbank zur erschließen. Die Datenbank, in der derzeit mehr als 1.450 Siegel nachgewiesen sind, ist im Internet seit dem Juni 2010 für die Forschung zugänglich.11 Bis auf diesen außerordentlichen Lichtblick ist die Gesamtsituation der Erforschung von Siegeln geistlicher und weltlicher hochadliger Herrschaftsträger allerdings durchaus unbefriedigend zu nennen. Hier fügt sich die Erforschung der Siegel der Greifenherzöge nahtlos ein. Haben die deutschen Könige und Kaiser und auch einzelne Dynastien wie z. B. die Hohenzollern, Wittelsbacher, Wettiner und ebenso die den Pommernherzögen benachbarten Fürsten von Rügen12 eine systematische Bearbeitung ihrer Siegelüberlieferung erfahren – wenn zum Teil auch mit zeitlichen und regionalen Beschränkungen – so war dies den Greifen – zumindest von seiten der deutschen Forschung – bisher nicht beschieden. Hier dürfte auch das Aussterben des Herzogshauses im 17. Jahrhundert nachwirken. Allerdings sieht es für das benachbarte Mecklenburg, dessen einstige Herrscherdynastie noch heute zum deutschen Hochadel zählt, diesbezüglich keineswegs besser aus. Lediglich im Nachbarterritorium Brandenburg gestaltet sich die Forschungslage etwas günstiger. Aber auch in diesem führenden weltlichen Reichsterritorium liegt das Gros der Forschungen mehrere Jahrzehnte zurück.13
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1324 und der Landgrafen von Thüringen bis 1247, Leipzig 1888; Ders.: Die Siegel der Wettiner und der Landgrafen von Thüringen, der Herzöge von Sachsen-Wittenberg und Kurfürsten von Sachsen aus askanischem Geschlecht nebst einer Abhandlung über Heraldik und Sphragistik der Wettiner, 2. Teil, Leipzig 1893. Rheinische Siegel, Lfg. 1: Die Siegel der Erzbischöfe von Köln (948–1795), bearb. von Wilhelm Ewald (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, 27.1), Bonn 1906; Rheinische Siegel, Lfg. 2: Die Siegel der Erzbischöfe von Trier (956–1795), bearb. von dems. (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, 27.2), Bonn 1910; Rheinische Siegel, Lfg. 6: Die Siegel der Grafen und Herzöge von Jülich, Berg, Kleve, Herren von Heinsberg, Teil 1, bearb. von dems. (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, 27.6.1), Bonn 1941. Aus jünger Zeit siehe Johannes Mötsch, Die Siegel der Grafen von Sponheim, in: Archiv für Diplomatik 33 (1987), S. 459–498. Das Projekt „Welfensiegel“ im Internet unter http://www.historische-datenbanken.niedersachsen.de/siegel/index.php, zuletzt eingesehen am 11. Februar 2012. Ursula Scheil, Die Siegel der einheimischen wendischen Fürsten von Rügen, in: Festschrift Adolf Hofmeister zum 70. Geburtstag am 9. August 1953 dargebracht von seinen Schülern, Freunden und Fachgenossen, hg. von Ursula Scheil, [Bd. 1], Halle an der Saale 1955, S. 207– 222. Weitere ältere Literatur zur Geschichte der Siegel einzelner Fürstenhäuser hat zusammengefaßt Th. Ilgen, Sphragistik, in: Grundriß der Geschichtswissenschaft, Bd. 1, Abt. 4: Th. Ilgen, E. Gritzner, F. Friedensburg, Sphragistik – Heraldik – Deutsche Münzgeschichte, 2. Aufl., Berlin 1912, S. 1–58, hier S. 43, Anm. 378. Georg Sello, Die Siegel der Markgrafen von Brandenburg Askanischen Stammes, in: Märkische Forschungen 20 (1887), S. 263–300; Märkische Siegel: I. Abt.: Die Siegel der Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg, Teil 2: Die Siegel der Markgrafen von Brandenburg aus dem Hause Wittelsbach 1323–1373, bearb. von Hermann Bier (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, 6),
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Thematisiert wurden pommersche Herzogssiegel naturgemäß im Zusammenhang mit der Urkundenüberlieferung und der Urkundenedition. So geht der 1843–1862 erschienene Codex Pomeraniae diplomaticus auch auf die Besieglung der Urkunden ein und bietet auf verschiedenen Tafeln zehn Siegel pommerscher Herzöge sowie zwei Siegel pommerscher Herzoginnen (Abb. 1).14 Die Notwendigkeit exakter Angaben in puncto Urkundenbesieglung stand auch den Herausgebern und Bearbeitern des Pommerschen Urkundenbuches vor Augen. Im Vorwort zur zweiten Abteilung des zweiten Bandes legt dessen Bearbeiter, der Stettiner Archivar Rodgero Prümers, dar, warum er sich dennoch nur mit kurzen Angaben zur Besieglung begnügt: „Eine Beschreibung der Siegel ist nicht gegeben worden, da in nicht gar zu ferner Zeit die Herausgabe eines besonderen Pommerschen Siegelbuches beabsichtigt ist“.15 Das war 1885. Seit dem hat sich diesbezüglich nichts in der deutschen Forschung getan und das Fehlen eines solchen Bandes wird auch heute noch als Desiderat empfunden.16 Die Bearbeiter der zwischen 1888 und 1907 erschienenen Bände 3 bis 6 des Pommerschen Urkundenbuches teilten offenbar noch den Optimismus von 1885, jedenfalls beließen sie es ebenfalls bei kurzen Angaben über das Vorhandensein von Siegeln und Siegelschnüren ohne eine eigentliche Siegelbeschreibung zu liefern, auch wenn gelegentlich der Siegeltyp genannt
Berlin 1933; Hermann Bier, Die Entwicklung der Siegeltypen der Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg, in: Brandenburgische Siegel und Wappen. Festschrift des Vereins für Geschichte der Mark Brandenburg zur Feier des hundertjährigen Bestehens 1837–1937, hg. von Erich Kittel, Berlin 1937, S. 14–33 mit Abb. im Anhang; Melle Klinkenborg, Die Siegel der Landesherren der Mark Brandenburg von 1415 bis 1688, in: Hohenzollern-Jahrbuch 8 (1904), S. 60–74 und 90 Abb.; Ders., Die Siegel der preußischen Könige, HohenzollernJahrbuch 9 (1905), S. 97–107; Berthold Czok, Siegel der brandenburgisch-preußischen Landesherren. Übersicht ihrer charakteristischen Siegelarten von 1417–1888, in: Numismatische Beiträge 17 (1984), 2, S. 22–31; Ders., Chronologische Synopsis ausgewählter Wappensiegel aller Landesherren von Brandenburg-Preußen von 1417 bis 1918, in: Archivmitteilungen 43 (1994), H. 1, S. 15–28. – In diesem Zusammenhang bemerkenswert ist auch der Aufsatz von Lorenz Friedrich Beck, Zum Urkunden- und Siegelwesen der Kurfürsten und Herzöge von Sachsen im Spätmittelalter, in: Die Historischen Hilfswissenschaften in Forschung und Lehre, hg. von Eckart Henning/Regina Rousavy (Herold-Studien, 6), Berlin/Neustadt an der Aisch 2003, S. 9–37. 14 Codex Pomeraniae diplomaticus (CPD), hg. von Karl Friedrich Wilhelm Hasselbach/Johann Gottfried Ludwig Kosegarten/Friedrich Baron von Medem, Bd. 1, Greifswald 1843–1862. „Ueber … die Siegel ... der Originalurkunden sind Bemerkungen beygefügt“, ebenso „einige Tafeln ... mit Siegelzeichungen“ wie die Herausgeber in ihrer Vorrede von 1843, S. IV, hervorheben. Vgl. insbesondere die Tafeln C nach S. 72, G nach S. 232, H nach S. 260, I nach S. 358, M nach S. 420 und L nach 582. 15 Pommersches Urkundenbuch (im folgenden PUB), Bd. 2, bearb. und hg. von Rodgero Prümers, 1. Abtheilung, Stettin 1881, 2. Abtheilung, 1885 mit Vorwort von 1885, hier S. V. 16 So auch Roderich Schmidt: Geschichte des Pommerschen Urkundenbuches, in: Stand, Aufgaben und Perspektiven territorialer Urkundenbücher im östlichen Mitteleuropa, hg. von Winfrid Irgang/Norbert Kersken (Tagungen zur Ostmitteleuropa-Forschung, 6), Marburg 1998, S. 43–50, hier S. 44f.
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Abb. 1: Tafel mit Siegelzeichnungen pommerscher Herzöge im Codex Pomeraniae diplomaticus 1843.
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wird.17 Während der nun eintretenden Unterbrechung der Editionstätigkeit wurde offenbar endgültig klar, daß das beabsichtigte Siegelwerk in nicht absehbare Ferne gerückt war. Jedenfalls widmen die Bearbeiter des 1934–1940 erschienenen und 1958 nachgedruckten siebenten Bandes, Hans Frederichs und Erich Sandow, den Siegeln größere Aufmerksamkeit als bisher üblich und liefern nunmehr auch eine Beschreibung der Herzogssiegel, die auf Anbringung, Wachsfarbe, Größe, Umschrift und Siegeltyp Bezug nimmt.18 Auch der 1961 erschienene Band 8 folgt diesem Beispiel.19 Bei der Neubearbeitung des ersten Bandes des Pommerschen Urkundenbuches durch Klaus Conrad 1970 fallen die Siegelbeschreibungen z. T. noch detaillierter aus, allerdings ohne die Größe zu benennen.20 Die beiden bisher letzten, ebenfalls von Klaus Conrad bearbeiteten und 1984 und 1990 erschienenen Bände bleiben allerdings weit hinter diesem Stand zurück: „Abweichend von den vorausgehenden Bänden kann Band 10 keine Siegelbeschreibungen bringen, da dafür ausreichende und einheitliche Unterlagen fehlen. Zwar enthalten die Stettiner Vorarbeiten solche Beschreibungen, doch wird dadurch nur ein Teil der Urkunden erfaßt.“21 Immerhin läßt der Band Informationen zu Herzogssiegeln nicht gänzlich vermissen. So wird neben ihrem Nichtvorhandensein bzw. ihrer Existenz mitunter auch die Art der Anbringung und der Siegeltyp erwähnt.22 Auch der Band 11 geht darüber leider nicht hinaus. Obwohl nach Fertigstellung des Manuskriptes 1987 dem Bearbeiter auch DDR-Archivgut zugänglich wurde, was ihm zuvor verwehrt war, konnte dies nur noch für verschiedene Aktualisierungen insbesondere bei den Standortnachweisen der Archivalien genutzt werden. Die Siegelbeschreibung profitierte davon jedoch leider nicht.23 So findet sich z. B. bezüglich einer Urkunde Herzog Barnims III. von 1345 lediglich die Bemerkung: „An Pressel das guterhaltene Reitersiegel des Ausstellers aus weißem Wachs.“24 Hält man sich vor Augen, daß Herzog Barnim nicht nur ein Reitersiegel führte, ist diese Angabe zwar ein wichtiger Hinweis, kann aber den an der Sphragistik der Greifen Interessierten kaum zufriedenstellen. Bezüglich jüngerer Herzogssiegel ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts kann auf die zentrale pommersche Urkundenedition in absehbarer Zeit kaum 17 PUB, Bd. 3, 1. Abtheilung: 1287–1295, bearb. und hg. von Rodgero Prümers, Stettin 1888; PUB, Bd. 3, 2. Abteilung: 1296–1300, bearb. und hg. von Rodgero Prümers, Stettin 1891; PUB, Bd. 4: 1301–1310, bearb. von Georg Winter, Stettin 1903; PUB, Bd. 5: 1311–1320, bearb. von Otto Heinemann, Stettin 1905; PUB, Bd. 6: 1321–1325 nebst Nachträgen und Ergänzungen zu Band 1–6, bearb. von Otto Heinemann, Stettin 1907. 18 PUB, Bd. 7: 1326–1330 mit Nachträgen zu Band 1–7, bearb. von Hans Frederichs und Erich Sandow, Stettin 1934/40, Fotomechanischer Nachdruck Köln/Garz 1958. 19 PUB, Bd. 8: 1331–1335, hg. von Erwin Assmann, Köln/Graz 1961. 20 PUB, Bd. 1: 786–1253, bearb. von Klaus Conrad, Köln/Wien 21970. 21 PUB, Bd. 10, Teil 1: Urkunden 1336–1340, bearb. von Klaus Conrad, Köln/Wien 1984, Einleitung, S. X. 22 „Die Angaben zum Erhaltungszustand und zur Besieglung beruhen zu einem großen Teil auf den Stettiner Vorarbeiten, geben also nur z. T. den heutigen Zustand wieder, der sich vor allem bei Kriegsende in nicht wenigen Fällen geändert haben dürfte.“ Ebenda. 23 PUB, Bd. 11, Teil 1: Urkunden 1341–1345, bearb. von Klaus Conrad, Köln/Wien 1990, Einleitung S. VII. 24 Ebenda, Nr. 6388.
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gezählt werden.25 Vereinzelte Hinweise auf solche Siegel sind in den Urkundeneditionen benachbarter oder anderer Regionen und Länder, mit denen die Greifen in Kontakt standen, zu erwarten bzw. in den Urkundeneditionen für einzelne pommersche Adelsgeschlechter zu finden.26 Werfen wir nunmehr einen Blick auf die außerordentlich, insbesondere was den deutschen Sprachraum betrifft, übersichtliche Literatur zu unserem Thema. In der allgemeinen, übergreifenden sphragistischen Literatur finden pommersche Herzogssiegel hin und wieder Erwähnung, bildeten allerdings verständlicherweise nie einen Schwerpunkt.27 Auch die Arbeit von Friedrich August Vossberg über mittelalterliche Siegel in Polen, Litauen, Schlesien, Pommern und Preußen zeigt nur wenige ausgesuchte pommersche Herzogssiegel (Abb. 2).28 Eine nicht unbedeutende Rolle spielen die Siegel der Greifen naturgemäß in der heraldischen Literatur zum pommerschen Herzogswappen, wobei insbesondere die Arbeiten von Kosegarten 1834, Pyl 1894, Seyler 1909 und Curschmann 1937 zu nennen sind.29 In jüngerer Zeit gingen – ebenfalls im Zusammenhang mit heraldischen Fragen – Buske 1994, Hannes 1994, Schütt 2002 und der 25 Selbst wenn es gelänge, das Urkundenbuch wie das Mecklenburgische bis 1400 weiterzuführen – was allerdings derzeit nicht absehbar ist –, bliebe für die Herzogssiegel noch eine Lücke von 237 Jahren bestehen. 26 Diese sind hier nicht im einzelnen aufzuführen, eine gute Orientierung bieten aber die Literatur- bzw. Quellenverzeichnisse der bisher erschienenen Bände des Pommerschen Urkundenbuches. Gezielte Hinweise auch bei Theodor Pyl, Die Entwicklung des pommerschen Wappens im Zusammenhang mit den Pommerschen Landestheilungen (Pommersche Geschichtsdenkmäler, 7), Greifswald 1894, S. VIf. 27 Z. B. Gustav A. Seyler, Geschichte der Siegel (Illustrierte Bibliothek der Kunst- und Kulturgeschichte), Leipzig 1894, S. 255, vgl. im übrigen dort allgemein zum Thema die Abschnitte „Die Siegel der weltlichen Fürsten und Herren“, S. 245–271, und „Die Wappensiegel“, S. 272–286; Erich Kittel, Siegel (Bibliothek für Kunst- und Antiquitätenfreunde, 11), Braunschweig 1970, S. 201, 246 mit naturgemäß äußerst dürftigen bibliographischen Angaben zu Pommern S. 501, vgl. im übrigen dort allgemein zum Thema den Abschnitt „Hoher Adel und Länder“, S. 246–273; F. Philippi, Siegel (Urkunden und Siegel in Nachbildungen für den akademischen Gebrauch, 4), Leipzig 1914, Taf. IV, Nr. 16 mit Erläuterung S. 14f. Zu Fürstensiegeln allgemein vgl. weiterhin Ewald 1914 (wie Anm. 4), S. 202–208: Die Siegel der adeligen Herren; Egon Freiherr von Berchem, Siegel (Bibliothek für Kunst- und Antiquitätensammler, 11), 2. Aufl., Berlin 1923, S. 104–133: Die Siegel des hohen und niederen Adels, sowie Stieldorf 2004 (wie Anm. 8), S. 78–84: Hochadel. 28 F[riedrich] A[ugust] Vossberg, Siegel des Mittelalters von Polen, Lithauen, Schlesien, Pommern und Preußen. Ein Beitrag zur Förderung diplomatischer, genealogischer, numismatischer und kunstgeschichtlicher Studien über ursprünglich slavische Theile der preussischen Monarchie, Berlin 1854. Siegel des Greifenhauses siehe ebenda, S. 33–36 und Taf. 20 (Abb. 2). 29 Johann Gottfried Ludwig Kosegarten, Von dem diesem Bande beygefügten zehnschildigen Pommerschen Wappen, in: Pommersche und Rügische Geschichtsdenkmäler, Bd. 1, Greifswald 1834, S. 327–352; Pyl 1894 (wie Anm. 26); Gustav A. Seyler, Die Herzogthümer Pommern, das Fürstenthum Rügen, die Grafschaft Gützkow, Westpreussen, in: Ders.: Die Wappen der deutschen Souveraine und Lande (J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch, 1. Band, 1. Abteilung, 2. Teil), Nürnberg 1909, S. 57–82 und Tafeln 63–87; Fritz Curschmann, Das pommersche Wappen, in: Unser Pommernland 22 (1937), S. 11–17.
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Abb. 2: Tafel mit Siegelzeichnungen pommerscher Herzöge in F[riedrich] A[ugust] Vossbergs Sammlung von mittelalterlichen Siegeln in Polen, Litauen, Schlesien, Pommern und Preußen von 1854.
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Werlich 1995 und 2004 auf einzelne Herzogssiegel ein.30 Die meisten der genannten Arbeiten stellen Siegel auch im Bild vor, sei es als Zeichnung oder als Foto, wobei insbesondere die beiden dem Werk Pyls beigegebenen Abbildungstafeln mit verkleinerten Darstellungen von insgesamt 18 Greifensiegeln Erwähnung finden sollen (Abb. 3).31 Eine gezielte und ausschließliche Beschäftigung mit den pommerschen Herzogssiegeln gab es in der deutschen Forschungsliteratur bisher jedoch nicht.32 Es war ein polnischer Historiker, Marian Gumowski, der es 1950 in einem Zeitschriftenaufsatz als erster unternahm, pommersche Herrschersiegel in einer Art Katalog zusammenzustellen.33 Neben den Siegeln der pommerellischen und der Fürsten von Rügen gab er auch eine Beschreibung der ihm bekannten Siegel der Herzöge und Herzoginnen aus dem Greifenhaus. Insgesamt behandelt er 108 Siegel von Angehörigen dieser Dynastie. Im einzelnen sind dies 97 Siegel von 46 pommerschen Herzögen, neun Siegel von neun eingeheirateten Ehefrauen sowie zwei Siegel einer Greifentochter. Neben der Beschreibung des Siegelbildes werden Angaben zur Beschriftung, zur Größe und zur Überlieferung gemacht und obendrein 50 Siegel mit Abbildungen vorgestellt, die eine erste optische Zusammenschau möglich machen. Grundlage seiner Arbeit waren nach eigenem Bekunden Siegel und Siegelabformungen in Lack und Gips aus deutscher Zeit, die sich in Archiven, Museen und Bibliotheken fanden, vor allem aber im Staatsarchiv und im Nationalmuseum in Stettin. Auch seine übrigen Recherchen dürften sich vornehmlich 30 Norbert Buske, Wappen, Farben und Hymnen des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Eine Erläuterung der neuen Hoheitszeichen des Landes verbunden mit einem Gang durch die Geschichte der beiden Landesteile dargestellt an der Entwicklung ihrer Wappenbilder, Bremen 1993; Hellmut Hannes, Die Wappen am Grabmal der Herzogin Sophia von Mecklenburg († 1504) in Wismar. Ein Beitrag zur Frage der ältesten Darstellung des neunfeldigen pommerschen Herzogswappens, in: Baltische Studien NF 80 (1994), S. 7–24; Hans-Heinz Schütt, Auf Schild und Siegel. Die Wappenbilder des Landes Mecklenburg-Vorpommern und seiner Kommunen, Schwerin 2002, die umfassend überarbeitete Neuauflage unter dem Titel: Ders., Auf Schild und Flagge. Die Wappen und Flaggen des Landes Mecklenburg-Vorpommern und seiner Kommunen, Schwerin 2011; Ralf-Gunnar Werlich, Das neunfeldrige Wappen Herzog Bogislaws X. von Pommern, in: Land am Meer. Pommern im Spiegel seiner Geschichte. Roderich Schmidt zum 70. Geburtstag, hg. von Werner Buchholz/Günter Mangelsdorf (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern, Reihe V: Forschungen zur pommerschen Geschichte, 29), Köln/Weimar/Wien 1995, S. 307–334; Ders., Die Umgestaltung der pommerschen Herzogswappen um 1500 und ihre Zusammenstellung in einem neunfeldigen Schild, in: Najnowsze badania nad numizmatyką i sfragistyką Pomorza Zachodniego. Materiały z konferencji 50 lat Działu Numizmatycznego Muzeum Narodowego w Szczecinie, hg. von Genowefa Horoszko (Biblioteka Naukowa Muzeum Narodowego w Szczecinie. Seria: Historia i Kultura Materialna), Szczecin 2004, S. 199–246 und Tab. 27–34. Vgl. auch den Beitrag über die Wappen der Greifen in diesem Band. 31 Pyl 1894 (wie Anm. 26), Taf. II (nach S. XVI) und Taf. III (nach S. 160). 32 Hennig/Jochums 1995 (wie Anm. 3) bestätigen diesen Befund: Sie nennen nicht einen Titel zum Thema. 33 Marian Gumowski, Pieczęcie książat pomorskich, in: Zapiski Towarzystwa Naukowrgo w Toruniu, Torun 16 (1950), S. 23–66 und Tab. I-XXI. Ergebnisse dieser Arbeit sind eingeflossen in sein Handbuch: Ders.: Handbuch der polnischen Siegelkunde, Graz 1966, S. 63–65, 156f. und Taf. XXIXf., Taf. XXX hier als Abb. 4.
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Abb. 3: Tafel mit Siegelzeichnungen pommerscher Herzöge in Theodor Pyls Buch zur Entwicklung des pommerschen Wappens von 1894.
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Abb. 4: Tafel mit Siegelzeichnungen von Angehörigen des Greifenhauses aus Gumowskis Handbuch der polnischen Siegelkunde. Die Abbildungen zeigen im einzelnen nach den Angaben Gumowskis: Nr. 308: Wappensiegel Herzog Kasimirs IV. von Stettin 1370, 22 mm; Nr. 309: Standsiegel Herzog Kasimirs IV. 1373, 80 mm; Nr. 310: Wappensekret Herzog Bogislaws X., 34 mm, 1508; Nr. 311: Helmsiegel Herzog Barnims IV., 43 mm, 1354; Nr. 312: Wappensekret Herzog Bogislaws VIII., 52 mm, 1403; Wappensiegel Herzog Bogislaws XIV., 85 mm, 1625. Es handelt sich zumeist um Herzöge der Wolgaster Linie, die sich allerdings auch des Stettiner Titels bedienten.
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auf die zum damaligen Zeitpunkt erst jüngst unter polnische Verwaltung gekommenen, namentlich nicht genannten Institutionen bezogen haben. Darüber hinausgehende Informationen entnahm er vor allem älterer deutscher Quellenedition und Literatur wie z. B. der Arbeit Pyls über das pommersche Wappen. Dies war zweifellos eine verdienstvolle Initiative, jedoch kann die Arbeit Gumowskis auf Dauer nicht genügen. Zum einen zeigt er sich erstaunlicherweise mit der deutschen heraldischen Literatur nur ungenügend vertraut.34 Zum anderen ist es nötig, die Recherchen auf eine breitere Basis zu stellen und die Befunde zu überprüfen, da sich an der einen oder anderen Stelle auch Fehler eingeschlichen haben.35 Auch die Vollständigkeit der Aufstellung läßt zu wünschen übrig. Gerade in der Neuzeit klaffen einige erstaunliche Lücken. Die Signete, d. h. die sehr kleinen, in der Frühen Neuzeit zumeist als Verschlußsiegel dienenden (in der Regel) Ringsiegel werden von Gumowski z. B. nur ansatzweise behandelt.36 Er betont selbst, daß die zukünftigen Forschungen bisher unbekannte Siegel zutage fördern oder bessere Beispiele für die schon bekannten Fragmente liefern werden.37 Kazimierz Bobowski behandelt in seinem Buch von 1989 „Die alten Siegel in Pommern“ in speziellen Abschnitten auch recht ausführlich die Siegel der Greifenherzöge und -herzoginnen38 und stützt sich dabei vor allem auf das Material Gumowskis, während sich Dariusz Wybranowski den Greifensiegeln unter dem Aspekt der Darstellung pommerscher Herzöge und ihrer militärischen Ausrüstung widmet.39 Damit können wir unseren Literaturüberblick beschließen. 34 So verzichtete er merkwürdigerweise auf die Benutzung des Siebmachers. Dieses Standardwerk müßte ihm als ausgewiesenen Heraldiker bekannt gewesen sein. Seylers (wie Anm. 29) Behandlung des pommerschen Wappens tangiert natürlicherweise auch Sphragistisches. Auch der Aufsatz von Curschmann (wie Anm. 29) entging offenbar Gumowskis Aufmerksamkeit. 35 Z. B. wird das weiter unten noch näher erwähnte kleine Gemeinschaftssiegel der fünf Herzogsbrüder von 1560 in Verkennung der Inschrift nur Herzog Johann Friedrich zugewiesen (Gumowski 1950 [wie Anm. 33], Nr. 99 mit Abb. auf Taf. XII). Das weiter unten ausführlicher behandelte große Gemeinschaftssiegel der Brüder aus dem gleichen Jahr ist ihm im übrigen gänzlich unbekannt, nichtsdesdoweniger jedoch in mehrfacher Hinsicht von nicht unerheblichem Interesse. 36 Auch die Qualität der Abbildungen kann nur bedingt zufriedenstellen. Diese kritischen Bemerkungen sollen Gumowskis Verdienste um die Erfassung der Siegel des Greifenhauses jedoch keineswegs schmälern, zumal sie sich aus den zeitlichen Umständen leicht erklären. Seine Zusammenstellung bietet bis auf den heutigen Tag die beste Möglichkeit, sich einen ersten Eindruck von der Siegeltätigkeit der Greifen zu verschaffen. 37 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), S. 24. 38 Kazimierz Bobowski, Dawne pieczęcie na Pomorzu Zachodnim. Zabytki prawa i kultury z epoki Gryfitów, Szczecin 1989, S. 69–101 und Abbildung von 20 Herzogssiegeln sowie zweier Herzoginnensiegel. 39 Dariusz Wybranowski, Książęta pomorza zachodniego na pieczęciach. Wizerunek Rycerski, Szczecin 1993; Dariusz Wybranowski, Wizerunek Rycerski na pieczęciach książąt zachodniopomorskich, rugijskich i gdańskich, in: Najnowsze badania nad numizmatyką i sfragistyką Pomorza Zachodniego. Materiały z konferencji 50 lat Działu Numizmatycznego Muzeum Narodowego w Szczecinie, hg. von Genowefa Horoszko (Biblioteka Naukowa Muzeum Narodowego w Szczecinie. Seria: Historia i Kultura Materialna), Szczecin 2004, S. 189–197, Taf. 23–26.
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Wenden wir uns nunmehr den Greifensiegeln selbst zu. Der dem Verfasser derzeit bekannte Bestand an pommerschen Herzogsiegeln erlaubt es, nahezu alle der 16 als historisch verbürgt geltenden Greifengenerationen sphragistisch zu dokumentieren.40 Lediglich die erste durch Wartislaw I. und Ratibor I. repräsentierte Generation macht hierin eine Ausnahme. Dies ist wohl in erster Linie dadurch bedingt, daß von diesen Fürsten keine Urkunde im Original auf uns gekommen ist. Andererseits ist bekannt, daß ersterer z. B. das Bistum Pommern und letzterer das Kloster Grobe privilegierte.41 Es spricht nichts dafür, anzunehmen, daß die dafür notwendigen Urkunden keine Siegel getragen hätten. Überliefert sind die ersten Siegel allerdings erst für die zweite Greifengeneration, nämlich für Bogislaw I. und seinen Bruder Kasimir I. Diese können für die 1170er Jahre als gesichert gelten.42 Der zu bearbeitende Bestand an Siegeln ist auf Grund des Aussterbens der Dynastie in männlicher Linie 1637 annähernd überschaubar. Benannte Gumowski 1950 97 Siegel von 46 pommerschen Herzögen, so sind bei den diesem Beitrag zugrunde liegenden Recherchen 51 siegelnde Herzöge43 zuzüglich dreier Gemeinschaftssiegel, nämlich ein Signet der Herzöge Georg I. und Barnim IX. von 1523, sowie ein Signet sowie ein grö40 Zur Zählung und Einordnung der Greifenherzöge vgl. Martin Wehrmann, Genealogie des pommerschen Herzogshauses, Stettin 1937. Abweichend davon ist in diesem Beitrag lediglich die Benennung des 1264 verstorbenen Wartislaws als Wartislaw III., da diese so mehrheitlich in der Literatur und auch in den Europäischen Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten NF 3, Teilbd. 1, hg. von Detlev Schwennicke, Marburg 1984, Tafel 1, zu finden ist. Beibehalten wird die Zählung Wehrmanns bei den Herzögen namens Kasimir, obgleich anzumerken ist, daß ab Kasimir III. auch in der sphragistischen Literatur nicht selten die Ordnungszahl um eine Zahl höher angegeben wird (vgl. z. B. die Zählung auf Abb. 2 und zudem Europäische Stammtafeln NF 3, 1984, Tafel 3, die einen jung verstorbenen Bruder Bogislaws X., bei Wehrmann 1937 ungezählt, als Kasimir VI. einordnen und somit den letzten Vertreter dieses Namens in der Greifendynastie als Kasimir VII. statt wie bei Wehrmann 1937 als Kasimir VI. zählen). Nur am Rande sei an dieser Stelle noch darauf aufmerksam gemacht, daß Wehrmann 1937 die Kinder Wartislaws VI. fälschlicherweise Barnim V. zuschreibt, was in den Europäischen Stammtafeln NF 3, 1984, Tafel 1, berichtigt wurde. 41 Es kann wohl als sicher gelten, daß Wartislaw I. und sein Bruder Ratibor I. Urkunden ausstellten, da z. B. die genannten Privilegien für das Bistum Pommern (PUB 1 21970, Nr. 29a) bzw. für das Kloster Grobe (PUB 1 21970, Nr. 48) in urkundliche Form gefaßt worden sein dürften, auch wenn keine dieser Urkunden erhalten blieb. Vgl. auch PUB 1 21970, Register S. 91, 124. 42 Eine exaktere zeitliche Festlegung ist problematisch. Die einst als ältester Beleg geltende Urkunde von 1170 mit Siegeln des Brüderpaares wurde später als Fälschung – allerdings wohl unter Verwendung von echten Siegeln – erkannt (CPD, Nr. 30/PUB 1 21970, Nr. 54. Vgl. auch CPD, Nr. 36/PUB 1 21970, Nr. 62; CPD, Nr. 40/PUB 1 21970, Nr. 71; CPD, Nr. 50/ PUB 1 21970, Nr. 90; CPD, Nr. 56/PUB 1 21970, Nr. 96). Die Zuordnung der Siegel ist jedoch unbestritten und mit Blick auf das Todesjahr Kasimirs I. 1180 wird eine Verwendung in den 1170er Jahren zwingend. 43 Zu den bei Gumowski 1950 (wie Anm. 33), verzeichneten Herzögen treten Ernst Ludwig (1545–1592), Barnim X. (1549–1603), Kasimir VI. (1557–1605), Georg II. (1582–1617) sowie Philipp Julius (1584–1625), also alles Herzöge der letzten beiden Greifengenerationen. Unter diesen 51 Herzögen befindet sich mit Ratibor II. (Gumowski 1950 [wie Anm. 33],
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ßeres Siegel der fünf Söhne Herzog Philipps I. aus dem Jahre 1560, erfaßt worden.44 Die Zahl der erfaßten Siegel erhöhte sich um mehr als 15. Klingt dies auch etwas nach Zahlenspielerei, so relativiert sich dies durch den Hinweis, daß sich unter den neu erfaßten Siegeln Exemplare befinden, die sowohl für die Entwicklung des Siegelgebrauchs der Greifen bedeutend als auch wappengeschichtlich relevant sind.45 Setzt man diese Zahl ins Verhältnis zu den 72 in der Stammtafel von Wehrmann 1936 genannten männlichen Nachkommen Wartislaws I., so mag sie zunächst klein erscheinen. Bedenkt man jedoch, daß etwa 18 der von Wehrmann in seiner Stammtafel von 1937 aufgeführten männlichen Personen im Kindesalter, als Jugendliche oder, so sie denn das Mannesalter erreicht hatten, doch vor ihrem Vater in jungen Jahren verstarben, verschiebt sich das Bild. Ob letztere – Beispiele wären Ratibor (um 1160–1183) und Wartislaw (nach 1160–1184), zwei Söhne Bogislaws I., oder Kasimir (1494–1518), ein Sohn Bogislaws X. – eigenständig gesiegelt haben, bleibt fraglich, solange uns ein Siegelabdruck nicht eines besseren belehrt. Es verbleiben lediglich drei männliche Nachkommen Wartislaws I., deren Lebensdaten erwarten lassen, daß sie auch gesiegelt haben, von denen einstweilen jedoch kein Siegel bekannt ist. Es sind die Herzöge der Wolgaster Linie Wartislaw VII. († 1395), Barnim V. (1369–1402/03) sowie Swantibor II. (um 1408/10–1432/36). Auch für andere Herzöge, von denen Siegel bekannt sind, liegt auf Grund der Zusammenschau der Siegelgewohnheiten der Greifen die begründete Vermutung nahe, daß weitere Siegel existiert haben oder existieren, die bisher unentdeckt blieben. So ließ sich z. B. bisher nicht ein zu vermutendes großes Wappensiegel des Wolgaster Herzogs Ernst Ludwig finden. Bei gezielter Nachforschung dürfte also durchaus noch das eine oder andere bisher nicht bekannt gewordene Siegel zu Tage treten, insbesondere bei den bis heute schlecht dokumentierten neuzeitlichen Exemplaren. An dieser Stelle sei kurz die Grundlage umrissen, auf der dieser Beitrag entstand. Die hier gemachten Angaben basieren zum einen auf der einschlägigen oben referierten Literatur, zum anderen auf Beobachtungen, die der Verfasser bei verschiedenen Archivaufenthalten machen konnte, die aber nur selten die Möglichkeiten boten, sich speziell und erschöpfend diesem Thema zu widmen.46 Außerordentlich hilfreich war zudem Nr. 10, S. 29) lediglich ein Vertreter der Nachkommen Ratibors I., alle anderen sind den Nachkommen Wartislaws I. zugehörig. 44 Siehe weiter unten Anm. 121. 45 Z. B. die Signete Bogislaws X. von 1518 (Abb. 15) und 1523 (Abb. 16), das große Siegel Philipps I. von 1532 (Abb. 19), das gemeinsame Signet und das Siegel der fünf Söhne Philipps I. von 1560 (Abb. 45 und 50) oder auch das bisher unzureichend publizierte und wahrgenommene große Wappensiegel Bogislaws X. von 1501 (Abb. 13). 46 So wurde grob der Bestand an Herzogssiegeln im Landes-, Universitäts- und Stadtarchiv Greifswald sowie im Stadtarchiv Stralsund gesichtet. Bei Besuchen von weiter entfernter gelegenen Archiven konnte auf Grund anderer Rechercheschwerpunkte nur peripher nach pommerschen Herzogssiegeln Ausschau gehalten werden. Immerhin wurde bei solcher Gelegenheit ein bisher nicht bekannt gewordenes Signet Bogislaws X. zu Tage gefördert, mit dem sich erstmals der Nachweis führen läßt, daß das neunfeldige pommersche Wappen sich nicht nur in der Zeit Bogislaws X. herausbildete, sondern auch von ihm, wenn auch wenig prominent, verwendet wurde, vgl. Werlich 2004 (wie Anm. 30), S. 209 mit Anm. 37 und den Beitrag zu den Greifenwappen in diesem Band, dort Anm. 97 und den zugehörigen Text.
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die Siegelabdrucksammlung des Pommerschen Landesmuseums in Greifswald. Ein Teil der hier gezeigten Abbildungen stammt aus diesem Bestand.47 Mehr war vor allem aus zeitlichen Gründen einstweilen nicht zu leisten. Eine systematische Durchforstung der Bestände etwa in Greifswald, Stralsund und Stettin steht genauso aus, wie gezielte Nachforschungen in Schwerin, Berlin und zahlreichen anderen Archiven, die auswärtige Verbindungen des Greifenhauses dokumentieren. Trotz dieser Einschränkung läßt sich anhand der bisher bekannten Siegel doch einiges zur Sphragistik der Greifen sagen, wenn auch das eine oder andere auf Grund neuer Funde einmal zu modifizieren sein wird. Abb. 5: Siegelring des Herzogs Franz 1618.
47 Nach Auskunft von Fritz Lewandowski, des langjährigen Direktors des Stadtmuseums Greifswald, gehörten die meisten der im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald verwahrten Siegelabdrücke bzw. -kopien zur Siegelsammlung des Herrn von Lepel in Wieck bei Gützkow. Auf Grund von wirtschaftlichen Problemen in den 1920er Jahren gelangte die Sammlung in den Besitz der Sparkasse in Greifswald, die diese wiederum dem Stadtmuseum überließ, dessen Bestände vom Pommerschen Landesmuseum übernommen wurden. Aus der umfangreichen Sammlung stellte Fritz Lewandowski die Siegel der Greifenherzöge zusammen und ordnete diese, ohne daß es bisher zu einer eingehenden Bearbeitung und exakten Verzeichnung des Bestandes kam. Bedauerlich ist es, daß die Abdrücke bzw. Kopien keinerlei Verweis auf ihre exakte Herkunft tragen und lediglich – und auch dies nicht immer – den Siegelinhaber und ein Jahr benennen. Die Sammlung war aber außerordentlich hilfreich, einen anschaulichen Überblick zu gewinnen. Für die Möglichkeit, Aufnahmen anzufertigen und den Bestand vor Ort eingehend zu prüfen, sei an dieser Stelle den verantwortlichen Mitarbeitern und namentlich Fritz Lewandowski ganz herzlich gedankt. Grundsätzlich hat sich der Verfasser – ganz in Übereinstimmung mit dem von Toni Diederich jüngst formulierten „Ehrenkodex“ für sphragistische Publikationen (vgl. Dietrich 2005 [wie Anm. 8], S. 55– 58) – nicht nur bemüht, seine Ausführungen durch Siegelabbildungen zu illustrieren, sondern war zudem auch bestrebt, möglichst Originalsiegel als Vorlage zu benutzen. Dennoch wird an verschiedenen Stellen auf Vorlagen aus der Lepelschen Sammlung zurückgegriffen, so, wenn keine entsprechenden Fotos von Originalen zur Verfügung standen, oder diese auf Grund von Verunreinigungen und Beschädigungen der Vorlage und anderen eine optimale Aufnahme erschwerenden Bedingungen das Siegelbild weniger deutlich zeigen.
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Ist die Zahl der von pommerschen Herzögen überlieferten Siegelabdrücke doch recht beachtlich, so läßt sich dies von den Siegelstempeln keineswegs sagen. Offenbar haben nur zwei die Zeiten überdauert, beide in Form eines Siegelringes, die beide der letzten Greifengeneration zuzuordnen sind. Der eine gehörte einst Herzog Franz (Abb. 5) und Abb. 6: Siegelring Herzogs Bogislaw XIV. um 1620, der wurde zum Antritt seiner Regievom Erben des Greifenhauses, Herzog Ernst Bogislaw rung 1618 wohl von einem Stetti48 von Croy, der Greifswalder Universität vermacht wurde ner Goldschmied gefertigt. Der andere um 1620 entstandene Sieund heute zu den Rektorinsignien zählt. gelring ist der relativ berühmte Rektorring der Universität Greifswald (Abb. 6), einst im Besitz des letzten Greifenherzogs Bogislaw XIV. und von seinem Erben Herzog Ernst Bogislaw von Croy der Almer Mater vermacht.49 Über die Handwerker bzw. Künstler, die die einzelnen Siegelstempel schufen, ist in der Regel nichts bekannt. Eine Ausnahme macht lediglich das von Herzog Philipp II.
48 Barbara Januszkiewicz, Klejnoty i stroje książąt Pomorza Zachodniego XVI–XVII wieku w zbiorach Muzeum Narodowego w Szczecinie, Warszawa 1995, S. 64 und Abb. S. 65. Sie vermutet, daß die Gravur von Gottfried Tabbert, der zu jener Zeit für die herzogliche Münze gearbeitet hätte, stammen könnte. Wolfgang Scheffler, Goldschmiede Mittel- und Nordostdeutschlands von Wernigerode bis Lauenburg in Pommern. Daten – Werke – Zeichen, Berlin/ New York 1980, S. 426, nennt unter den Arbeiten Tabberts den Ring allerdings nicht. 49 Januszkiewicz 1995 (wie Anm. 48), S. 67 mit Abb.; Birgit Dahlenburg, Kulturbesitz und Sammlungen der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Rostock 1995, S. 25 mit Abb. Wenn Curschmann 1937 (wie Anm. 29), ein Silberpetschaft Bogislaws XIV. als Camminer Bischof im Bild vorstellt, so ist das irritierend, gezeigt wird nämlich, wie im übrigen auch bei Tassilo Hoffmann, Die Gnadenpfennige und Schaugroschen des pommerschen Herzogshauses, Stettin 1933, S. 90f., Abb. 15, ein Siegelabdruck, der wohl kaum in Silber erfolgt sein dürfte. Ob Curschmann wirklich ein silberner Stempel bekannt gewesen ist, scheint fraglich. Bleibt noch anzumerken, daß die Wirren um den Tod des letzten Greifenherzogs dazu führten, daß die Originalsiegel bei den Trauerfeierlichkeiten Bogislaws XIV. nicht auffindbar waren und sich so bis in das 19. Jahrhundert erhielten, als sie im Stettiner Archiv wieder zu Tage traten, dann allerdings vernichtet wurden! Vgl. dazu Ulrich Graf Behr Negendank-Semlow/Julius Freiherr von Bohlen-Bohlendorf, Die Personalien und Leichen-Processionen der Herzoge von Pommern und ihrer Angehörigen aus den Jahren 1560–1663, Halle 1869, S. 589f. Wie symbolbeladen und von rechtlicher Relevanz das Zerbrechen der persönlichen Siegel des Inhabers bei dessen Tod war, zeigt der Umstand, daß man eigens zu den Trauerfeierlichkeiten Bogislaws XIV. in Ermanglung der Originale goldene Siegelstempel nachfertigen ließ, nur um sie während der Feierlichkeiten bzw. nach diesen wieder zu zerbrechen. Dieses Verfahren erklärt die geringe Zahl von herzoglichen Siegelstempeln, die auf uns gekommen ist.
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Abb. 7: Signet von Herzog Kasimir VI. an einer Urkunde von 1574, 19 x 16 mm.
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Abb. 8: Mittelgroßes ovales Wappensiegel Bogislaw XIV. 1620, 37 x 33 mm.
bestellte große Prunksiegel, dessen Stempel der kaiserliche Siegelschneider Abraham Schwarz in Wien fertigte und dessen Fertigstellung 1618 belegt ist (Abb. 39a/b).50 Versuchen wir nun anhand der Charakteristika, die ein Siegel bestimmen, einen Eindruck von der Entwicklung der herzoglichen Siegel zu gewinnen. Bezüglich der Form sind es im Mittelalter fast ausschließlich runde Siegel, die uns entgegentreten. Eine Ausnahme bildet ein 1309 belegtes Gemmensiegel Bogislaws IV., welches nicht nur als solches sondern auch durch seine querovale Form mit den Maßen von 25 x 28 mm sowie durch seine Victoriadarstellung eine Sonderstellung einnimmt (vgl. Abb. 3, dort Nr. 5).51 Erst in der Neuzeit finden sich auch ovale, hier ein Siegel von Herzog Kasimir VI. (Abb. 7), und in einigen wenigen Fällen achteckige Formen, wie soeben bei dem Ringsiegel Bogislaws XIV. gesehen (Abb. 6), und zwar fast ausschließlich bei den kleinen Signeten. Eine Ausnahme bilden die weiter unten erwähnten mittelgroßen, ovalen Siegel der Herzöge Philipp Julius von Pommern-Wolgast und Bogislaws XIV. in der letzten Greifengeneration. Abb. 8 zeigt das Siegel Bogislaws XIV. 1620 (siehe auch weiter unten Abb. 44).
50 Hellmuth Bethe, Die Kunst am Hofe der pommerschen Herzöge, Berlin 1937, S. 112f. mit Abb. Vgl. auch weiter unten Anm. 112, 128 und zugehörigen Text sowie den Text nach Anm. 127. 51 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 26 mit Abb., vgl. auch Pyl 1894 (wie Anm. 26), S. 140 und Taf. II, Nr. 5; Bobowski 1989 (wie Anm. 38), S. 76f. Dies ist der einzige bisher bekannte Fall der Verwendung einer Gemme unter den Greifensiegeln, ein Brauch, der in anderen Fürstenhäusern durchaus anzutreffen ist, vgl. Beck 2003 (wie Anm. 13), S. 26–35. Verwiesen sei hier noch – als weitere Ausnahme bezüglich der Siegelform – auf das Siegel Ratibors II., welches die Form eines oben gerundeten Dreiecksschildes zeigt, vgl. Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 10 mit Abb.
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Abb. 9: Reitersiegel Herzog Ottos III. von Stettin, des letzten Herzogs dieser Linie, mit etwa 102 mm Durchmesser zu den größten Greifensiegeln zählend.
Betrachten wir nun im Zusammenhang mit der Siegelart die Größe der Siegel. Die ersten beiden uns bekannten Siegel aus dem 12. Jahrhundert besitzen einen Durchmesser von 68 mm.52 Dieser wächst bei den Hauptsiegeln – in erster Linie Reitersiegel – bis auf 100 mm bei einem Siegel Ottos I. zu Beginn des 14. Jahrhunderts53, wobei die Siegelgröße bis in diese Zeit tendenziell beständig steigt. Das Ansehen des Siegelträgers maß man in jener Zeit offenbar nicht zuletzt an der Repräsentativität, sprich Größe seines Siegels.54 Nachdem die Hauptsiegel Barnims III. von Stettin und auch War-
52 PUB 1 21970 (wie Anm. 20), Nr. 54, 62; Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 1, 3 mit Abb.; Bobowski 1989 (wie Anm. 38), S. 71f. mit Abb. 53 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 29. 54 Vgl. auch Bobowski 1989 (wie Anm. 38), S. 70.
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tislaws IV. und Bogislaws V. von Wolgast wieder etwas kleiner ausfielen,55 erreichten die Siegel der Greifen größenmäßig einen letzten Höhepunkt in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, also gegen Ende des Mittelalters. Die Reitersiegel Ottos III. von Stettin (Abb. 9) und Bogislaws X., dessen Verwendung in den Jahren 1479–1494 nachweisbar ist, maßen etwa 102 mm im Durchmesser56 und wurden auch in der Neuzeit nicht mehr übertroffen. Mitte des 13. Jahrhunderts erscheint – als erstes bei Wartislaw III. von Demmin – mit dem Wappensiegel ein neuer Abb. 10: Das ältere der Wappensiegel Wartislaws III. von Bildtypus unter den Siegeln der Pommern-Demmin an einer Urkunde von 1260, 70 mm. Greifen. Ein solches führte der Zum jüngeren vgl. die Abbildung bei Pyl auf der Abb. 3, Herzog in zwei Ausführungen, Nr. 1. beide runde Schildsiegel mit einem Dreiecksgreifenschild, die sich jedoch u. a. in der Umschrift unterschieden. Er tat dies offenbar an Stelle der bis dahin von ihm benutzten Reitersiegel, man könnte sagen gleichrangig mit diesen. Darauf deutet jedenfalls die erstmals auf einem Greifensiegel zu findende Bezeichnung Sigillvm, die sich bis dahin nur in den Urkundentexten findet, und die Siegelgröße von 70 mm, die etwa der seiner beiden älteren Reitersiegel ent-
55 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 46f., 33, 38f. 56 Das Siegel Ottos III., in der Literatur bisher nicht erwähnt, ist dem Verfasser bisher ausschließlich als Abformung in der Lepelschen Sammlung im Pommerschen Landesmuseum bekannt geworden. Die noch vorhandene Gipsnegativform trägt eine alte Aufschrift 1464 mit dem Vermerk „Reg. Archiv Stettin“ und die Zuweisung an Otto III. Leider ist die Umschrift stark beschädigt. Die Zuweisung erscheint jedoch glaubhaft. Da der Siegelrand nicht vollständig erhalten ist, läßt sich einstweilen keine exakte Angabe zur Größe des Siegels machen. Es dürfte zu seiner Zeit den einstweiligen Größenrekord gehalten haben, der dann lediglich durch die Größe des Siegels Bogislaws X. eingestellt wurde. – Die Größenangaben von Siegeln in der Literatur schwanken bisweilen geringfügig. So nennt Pyl 1894 (wie Anm. 26), Taf. III, Nr. 12 mit Abb., für das Reitersiegel Bogislaws X. einen Durchmesser von 10 cm, während Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 89 mit Abb. von 103 mm spricht. Eine eigene Messung im Stadtarchiv Stralsund (Städtische Urkunden, Nr. 1771) ergab eine Größe von 102 mm.
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spricht (Abb. 10).57 Als großes Hauptsiegel sollte dieses Wappensiegel unter den mittelalterlichen Greifensiegeln jedoch eine Ausnahme bleiben.58 Sein Vetter Barnim I. führte 1265 ebenfalls ein Wappensiegel, welches die Inschrift jedoch als Secretum bezeichnete.59 Dies leitet über zur einer neben den Hauptsiegeln zweiten Art von Siegeln, den sogenannten Sekretsiegeln. Sie traten im deutschen Siegelwesen seit dem Ende des 12. Jahrhunderts auf und wurden zur größeren Sicherheit zunächst dem Hauptsiegel rückwärtig aufgedrückt. Schon seit dem 13. Jahrhundert wurde es jedoch üblich, die Sekretsiegel auch selbständig zu verwenden.60 In der ursprünglichen Verwendungsart, also als Rücksiegel zu einem Hauptsiegel, benutzten z. B. 1327 Otto I. von Stettin61 und 1329 Barnim III.62 ein Sekretsiegel. In der zweiten Hälfte des 14. und der ersten Hälfte des 15. Jahrhundert beherrschten die Sekrete in ihren unterschiedlichen Ausführungen das Bild. Der Durchmesser dieser Siegel lag deutlich unter denen der Hauptsiegel und schwankte zwischen 22 und 50 bzw. maximal 60 mm.63 Eine Tendenz bezüglich der Größe dieser Siegel läßt sich im 14. und 15. Jahrhundert kaum ausmachen. Das Sekret Ottos I. von 1326 hatte mit 34 mm Durchmesser64 etwa die gleiche Größe wie das letzte Sekret Bogislaws X. von 1508 mit 35 mm.65 Während in der sechsten Greifengeneration Wartislaw IV. von Wolgast († 1326) und Barnim III. († 1368) und in der siebenten Greifengeneration Bogislaw V. († 1373/74) und Swantibor I. († 1413) neben ihren Sekretsiegeln auch ein Reitersiegel als Hauptsiegel führten,66 kam dies schon bei den Brüdern der letzteren aus der Mode. Für die Stettiner Herzöge ist uns für den Zeitraum von zwei Generationen und für die Wolgaster Herzöge sogar für den Zeitraum von vier Generationen kein solches Siegel
57 U. a. PUB 1 21970, Nr. 467; Pyl 1894 (wie Anm. 26), S. 131f., Taf. II, Nr. 1; Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 22–23. – Wenn Seyler 1894 (wie Anm. 27), S. 129f., behauptet, 1261 siegelte Wartislaw III. eine Urkunde für das Kloster Ivenack „secreto nostro“, also mit seinem Geheimsiegel, so läßt sich dies anhand des PUB 2 1881/1885 (wie Anm. 15) nicht nachvollziehen. In den dort veröffentlichten Urkunden Wartislaws III. und seines Vetters Barnims I. ist vielmehr von „sigilli nostri“ die Rede, wenn es um die Besieglung geht. 58 Ein ebenfalls großes mittelalterliches Wappensiegel findet sich lediglich noch als Rücksiegel des Münzsiegels Bogislaws V., siehe Abb. 11b. Von dem schlecht überlieferten mehrfeldigen Wappensiegel Erichs II. läßt sich einstweilen nichts Näheres sagen (vgl. weiter unten Anm. 72 und den Text im Umfeld). 59 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 16. 60 Seyler 1894 (wie Anm. 27), S. 129. 61 PUB 7 1934/1940 (wie Anm. 18), Nr. 4339 (16. Oktober 1327). 62 PUB 7 1934/1940 (wie Anm. 18), Nr. 4438 (1. Januar 1339). 63 22 mm bei Kasimir III. von Stettin: Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 59 mit Abb.; 50 mm bei Bogislaw V.: Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 40; 60 mm bei Bogislaw VI.: Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 56. 64 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 32. 65 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 91 mit Abb.; Pyl 1894 (wie Anm. 26), Abb. Taf. III, Nr. 16. 66 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 33, 43f., 46f., 38, 63.
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Abb. 11a: Münzsiegel Bogislaws V. mit dem Reitersiegel auf der Vorderseite an einer Urkunde von 1338, 90 mm.
überliefert. Deren Siegelgebrauch beschränkte sich offenbar lediglich auf Sekrete.67 Erst Otto III. von Stettin und Bogislaw X. führten neben den Sekreten wieder Reitersiegel als Hauptsiegel und ließen diesen alten Brauch noch einmal kurzzeitig aufleben.68 Einzigartig unter den Siegeln der pommerschen Herzöge ist das 90 mm große Münzsiegel Bogislaws V., welches er in den Jahren 1339–1354 verwandte (Abb. 11a/b).69 67 Im Herzogtum Pommern-Stettin die achte und neunte Generation, im Herzogtum Pommern-Wolgast die achte bis elfte Generation, vgl. auch Pyl 1894 (wie Anm. 26), S. 153. 68 Die beiden Siegel sind weiter oben bereits als die größten überlieferten Greifensiegel erwähnt. Vgl. oben Anm 56. 69 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 38f.; Pyl 1894 (wie Anm. 26), S. 149f. mit Abb. Taf. III, Nr. 10a/b. Ein ähnlicher Münzsiegelgebrauch findet sich im Fürstentum Rügen unter Wizlaw II. 1284 bis 1302, wo ein 85 mm großes Reitersiegel auf der Rückseite durch ein gleich großes Greifenschildsiegel ergänzt wird, auch dort in dieser Form eine singuläre Erscheinung, vgl. Scheil 1955 (wie Anm 12), S. 209 und S. 219, Abb. 8f.
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Abb. 11b: Münzsiegel Bogislaws V. mit dem Wappensiegel auf der Rückseite mit dort weiterlaufender Umschrift an einer Urkunde von 1338, 90 mm.
Die Siegelkundler verstehen unter diesem Begriff ein Siegel, welches – wie eine Münze – mit zwei gleichgroßen Stempeln vorder- und rückseitig geprägt wird. Während die Vorderseite den Herzog als geharnischten Reiter zeigt, bildet die Rückseite ein Abdruck des Greifenschildes. Daß sich die beiden Bilder aufeinander beziehen, läßt auch die Legende erkennen, die auf der Vorderseite mit der Reiterabbildung beginnt und sich rückseitig auf der Darstellung des Greifenschildes fortsetzt. Die Wende zur Neuzeit bedeutet auch im Siegelwesen der pommerschen Herzöge einen deutlichen Einschnitt. Während im Spätmittelalter der Dualismus zwischen Haupt- und Sekretsiegel, den zeitweise die Sekrete ganz für sich entschieden, vorherrschend war und sogenannte Signete, also extrem kleine, zumeist als Ring getragene Siegelstempel sich bei den Greifenherzögen in der Überlieferung kaum bemerkbar machen, gehörten, stark verallgemeinernd formuliert, zur kompletten Siegelausstattung eines regierenden neuzeitlichen Herzogs drei Arten von Siegeln: das große Siegel, mitunter auch Majestätssiegel genannt, das mittlere Siegel, welches sozusagen die Tradition der Sekretsiegel fortsetzte, und ein, mitunter auch mehrere Signete.
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Abb. 12: Reitersiegel Herzog Bogislaws X. an einer Urkunde von 1486, 102 mm.
Die Weichen zur Neuzeit stellte auch im Siegelgebrauch Bogislaw X. Nutzte er zunächst – ältere Traditionen aufgreifend – ein Reitersiegel als Hauptsiegel70 (Abb. 12), so führte er 1501 als neues Hauptsiegel ein allerdings nur 55 mm großes Wappensiegel mit einem fünffeldigen, von Schildhaltern präsentierten Wappenschild ein (Abb. 13).71 70 Pyl 1894 (wie Anm. 26), S. 215f., Taf. III, Nr. 12 mit Abb.; Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 89 mit Abb. 71 Das auch heraldisch sehr interessante und offenbar nicht sehr häufig überlieferte Siegel wird hier erstmals in einer seiner Bedeutung entsprechenden Qualität wiedergegeben. Pyl 1894 (wie Anm. 26), S. 217, kennt es nicht, Kosegarten 1834 (wie Anm. 29), S. 352, lediglich von einer Zeichnung in der Oelrichsschen Sammlung. Es wurde erstmals von Curschmann 1937 (wie Anm. 29), S. 13f., publiziert, leider mit einer sehr schlechten Abbildungsqualität. Seyler 1909 (wie Anm. 29), S. 74 und Taf. 70, Nr. 1, bietet lediglich eine Zeichnung, die nur den heraldisch
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Abb. 13: Großes 1501 gefertigtes Wappensiegel Herzog Bogislaws X., welches fortan an Stelle des Reitersiegels Verwendung fand, an einer Urkunde von 1512, 55 mm.
Damit gab er die Vorlage für die späteren großen oder Majestätssiegel seiner Nachfolger bis hin zum letzten Pommernherzog Bogislaw XIV. Inwieweit bereits Bogislaws X. Vater, Erich II., ein fünffeldiges Wappensiegel in Gebrauch nahm, wie es im Oelrichsschen Nachlaß als Zeichnung überliefert (siehe Abb. 7a/b im Beitrag zu den Greifenwappen in diesem Band) und danach in der Literatur berichtet wird,72 ließ sich einstwichtigen Teil des Siegels wiedergibt. Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 93, der mit der Überlieferung in den nunmehr polnischen Archiven recht gut vertraut gewesen sein dürfte, kennt nur Kosegarten 1834, nicht aber Seyler 1909 und Curschmann 1937. Er bezweifelt auf dieser Grundlage unberechtigter Weise die Glaubhaftigkeit der Angaben Kosegartens und damit die der Oelrichsschen Sammlung. Auch Bobowski 1989, S. 93, bezieht sich lediglich auf die Zeichnung in der Oelrichsschen Sammlung. Über ein gut erhaltenes Siegel verfügt das Stadtarchiv Stralsund, Städtische Urkunden, Nr. 1893: Stettin 27. Juli 1512. Zum Siegel und zu weiteren Überlieferungsnachweisen siehe Werlich 2004 (wie Anm. 30), S. 215f mit Anm. 65–67. 72 Grundlage der Angaben in der Literatur ist die Überlieferung in der Oelrichsschen Sammlung (siehe dazu eingehender Anm. 73f. und den zugehörigen Text sowie Abb. 7a/b im Beitrag über die Greifenwappen in diesem Band), auf die sich sowohl Kosegarten 1834 (wie Anm. 29), S. 551f., der von dieser nur über den Maler Asmus erfahren hatte, als auch Seyler 1909 (wie Anm. 29), S. 74, Taf. 69, Nr. 1, der eine Zeichnung vermutlich selbst gesehen hatte, beziehen. Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 86, beruft sich lediglich auf Kosegarten
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Abb. 15: Signet auf einem Schreiben Bogislaws X. von 1518, 10,5 x 8 mm.
Abb. 16: Signet Herzog Bogislaws X. mit dem neunfeldigen pommerschen Herzogswappen auf einem Schreiben von 1523, 20 x 16 mm.
Abb. 14: Wappensekret Herzog Bogislaws X. von Pommern an einer Urkunde des Jahres 1486, 33 mm.
Abb. 17: Signet Herzog Philipps I. 1546, 15 x 14,5 mm.
weilen anhand der Originalquellen nicht verifizieren, da alle dem Verfasser bisher zu Gesicht gekommenen Urkunden das Sekretsiegel Erichs II. tragen. Sollte ein solches fünffeldiges Wappensiegel existiert haben, was nicht auszuschließen ist, war es offenbar nur sehr eingeschränkt im Gebrauch. Zeitlich übergreifend verwendete Bogislaw X. zudem zwei sich sehr ähnelnde Sekretsiegel (Abb. 14)73 und blieb damit der mittelalterlichen Tradition auch über die Jahrhundertwende hinaus treu. Andererseits finden sich Wappensignete im Greifenhaus – zumindest soweit es der heutige Forschungsstand erkennen läßt – erstmals unter diesem Herzog. Bisher von der einschlägigen Literatur unbeachtet, läßt sich dieser Siegelgebrauch bei ihm z. B. an Briefen aus den Jahren 1502, 1504 und 1518 nachweisen (Abb. 15).74 Ein weiteres Siegel dieser Art, diesmal mit dem neunfeldigen pommerschen Herzogswappen, ist für 1523 auf einem Schrei1834 und auch Bobowski 1989 (wie Anm. 38), S. 90, dürfte keine anderen Grundlagen gehabt haben, kennt aber offenbar Seyler 1909. Vgl. Werlich 2004 (wie Anm. 30), S. 213f. und Tab. 30, Nr. 12, die Abb. Seylers wiedergebend. 73 Pyl 1894 (wie Anm. 26), S. 216f. und Taf. 3 Nr. 16; Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 90f. Bei beiden auch eine Abb. des jüngeren Sekrets. 74 Thüringisches Staatsarchiv Meiningen: GHA, Sektion I, Nr. 2641, 1502; Hessisches Staatsarchiv Marburg, 2, Akten Landgraf Wilhelms II., Briefwechsel mit Bogislaw, Herzog von Pommern, Karton 36, Umschlag Pommern 15. Mai und 11. Juni 1504; Stadtarchiv Stralsund, Städtische Urkunden, Nr. 1944, 29. Oktober 1518. Es muß einstweilen offen bleiben, ob dieser Befund in erster Linie dem schlechten Forschungsstand bzw. der schlechten Überlieferung geschuldet ist, da bei anderen Dynastien der Gebrauch derartiger Siegel schon sehr viel früher belegt werden kann. Die Signete waren in erster Linie ganz persönliche Siegel, die vor allem als Briefverschlußsiegel dienten und damit auch von Zerstörung besonders betroffen waren. Diese hauptsächliche Verwendung schließt aber auch bei den Greifen nicht aus,
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ben an Graf Wilhelm IV. von Henneberg belegt (Abb. 16).75 Signete waren künftig aus dem Bestand herzoglicher Siegel nicht mehr wegzudenken. Sie dienten vornehmlich der Besieglung der seit dem Ausgang des Mittelalters stark zunehmenden privaten Korrespondenz und sind bisher kaum Gegenstand einer näheren Untersuchung gewesen, nicht zuletzt vielleicht deswegen, weil sie weniger repräsentativ und auf Grund ihrer Größe mitunter schwer lesbar sind. Die Söhne Bogislaws X., Abb. 18: Mittleres Wappensiegel Herzog Philipps I. 1536, Georg I. und Barnim IX., ver39 mm. fügten bereits kurz nach ihrer Regierungsübernahme über alle drei Siegelarten, die oben für einen neuzeitlichen Greifenherzog als charakteristisch genannt wurden, also über ein großes und ein mittleres Siegel und ein Signet, ebenso der Sohn Georgs I., Philipp I., und wiederum dessen Sohn Johann Friedrich. Dies blieb auch Richtschnur für die folgende Generation.76 Die Abbildungen 17–19 zeigen diese Siegelkollektion exemplarisch für Herzog Philipp I. Die Größen der Hauptsiegel gingen in der Neuzeit zunächst wieder etwas zurück: bei Georg I. (Abb. 36), Barnim IX. (Abb. 37) und Philipp I. (Abb. 19) messen sie 1524 bzw. 1532 etwa 65 bzw. 66 mm, wachsen 1570 bei Johann Friedrich (Abb. 38) auf 70 mm, um dann mit dem architekturgerahmten Prunksiegel Bogislaws XIV. (Abb. 39a und b), welches daß sie mitunter an Urkunden auftauchen, wie dies Abb. 7 veranschaulicht. Zu den Signeten vgl. allgemein Kittel 1970 (wie Anm. 27), S. 156–159. 75 Thüringisches Staatsarchiv Meiningen: GHA, Sektion I, Nr. 2642, vgl. Werlich 2004 (wie Anm. 30), S. 209, und den Beitrag zu den Greifenwappen in diesem Band, dort Anm. 103 und den zugehörigen Text. 76 Dies bedeutet nicht, daß derzeit bereits durch den Verfasser für alle regierenden Herzöge dieser Bestand komplett nachgewiesen werden kann. So fehlt bisher z. B. ein Nachweis eines großen Wappensiegels Ernst Ludwigs. Dies mag zum einen daran liegen, daß die Siegelverluste, z. B. im Landesarchiv Greifswald in der Rep. 2, Ducalia, enorm groß sind, und daß zum anderen Urkunden mitunter auch nur mit Signeten gesiegelt wurden. Es macht aber doch stutzig, wenn an einer Urkunde der fünf herzoglichen Brüder von 1574 (Landesarchiv Greifswald, Rep. 2, Duc. 833) das große Siegel Johann Friedrichs prangt, der zweite regierende Herzog sich jedoch mit dem Siegel begnügt, welches eindeutig der Klasse der mittleren Siegel zuzuordnen ist (vgl. Abb. 42). Ob die anderen drei siegelnden Brüder zu diesem Zeitpunkt überhaupt über größere Siegel als Signete verfügten, scheint fraglich, jedenfalls sehen wir Barnim X. interessanter Weise bei dieser Gelegenheit das mittlere Siegel seines Namensvorgängers Barnim IX. verwenden.
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Abb. 19: Großes Wappensiegel Philipps I. von 1532 an einer Urkunde von 1536, 66 mm.
dieser aber schon von seinen Vorgängern übernommen hatte, mit 83 mm zu enden.77 Die Größe der runden, mittleren Siegel bewegt sich etwa zwischen 34 und 50 mm78, während die Signete etwa in der Größenordnung zwischen 14 x 13 mm und 24 x 21 mm79 schwanken. 77 Siegel Georgs I. und Barnims IX. z. B. Stadtarchiv Greifswald, Rep 2, Nr. 288, 19. März 1524; Siegel Philipps I. z. B. Stadtarchiv Stralsund, Städtische Urkunden, Nr. 2030, 3. Oktober 1541; Siegel Johann Friedrichs z. B. Stadtarchiv Stralsund: Städtische Urkunden, Nr. 2153, 31. März 1574; Siegel Bogislaws XIV. z. B. Universitätsarchiv Greifswald: Urkunden Nr. 123, 15. Februar 1634. Auf die anderslautende Größenangabe im Zusammenhang mit dem Prunksiegel bei Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 102, 106 und ihm folgend Bobowski 1989 (wie Anm. 38), S. 96, ist nichts zu geben, zumal ihre Angaben zu diesem Siegel insgesamt unvollständig und fehlerhaft sind, siehe auch Anm. 112. 78 34 mm: Wappensiegel Herzog Bogislaws XIII. (Stadtarchiv Greifswald: Rep. 2, Nr. 388), 50 mm: Wappensiegel Johann Friedrichs (Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald). 79 14 x 13 mm: Signet Herzog Franz’; 24 x 21 mm: Signet Herzog Johann Friedrichs, gemessen an den Kopien der Lepelschen Sammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald. Deutlich darunter liegt als eine Ausnahme das in Abb. 15 gezeigte Signet Herzog Bogislaws X.
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Betrachten wir nun – wiederum in annähernd chronologischer Abfolge – nach der Form und der Größe sowie der Siegelart die z. T. bereits erwähnten Bildtypen der herzoglichen Siegel etwas eingehender und schauen zu diesem Zwecke zunächst in das hohe Mittelalter zurück. Bereits in der ersten siegelnden Greifengeneration treten uns in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts nebeneinander ein Stand- und ein Reitersiegel entgegen. Ersteres gehörte dem jüngeren der Abb. 20: Bruchstück des Standsiegels Herzog Kasimirs I., beiden herzoglichen Brüder, Größe etwa wie die des Reitersiegels seines Bruders Bo- Kasimir I., und zeigt ihn gislaws I. nach links gewandt als Krieger mit einer Lanze in der Rechten und einen noch wappenlosen mit einem Beschlag geschmückten Schild in der Linken, bekleidet mit einem spitzen Helm normannischen Typs mit Nasal und einem Kettenhemd (Abb. 20, siehe auch Abb. 1, Nr. 2 und Abb. 2 links oben).80 Der ältere Bruder, Bogislaw I., bediente sich hingegen eines Reitersiegels, welches den Fürsten nach heraldisch links reitend in gleicher Ausrüstung zeigt, allerdings statt der Lanze ein Schwert in der Rechten haltend (Abb. 21, siehe auch Abb. 1, Nr. 1 und Abb. 2 rechts oben).81 Eine ähnliche Aufteilung findet sich in der folgenden Generation. An einer Urkunde der Brüder Bogislaw II. und Kasimir II. sowie ihrer Mutter Anastasia, die in die Jahre 1191–1194 datiert wird, uns aber nur ein einer spätmittelalterlichen Beschreibung aus dem Jahr 1384 überliefert ist, befand sich ein Reitersiegel des älteren Bruders, Bogislaw II., und ein Standsiegel des jüngeren, Kasimir II.82 Letzteres ist auch insofern von besonderem Interesse, als Kasimir II. in der Linken einen Greifenschild gehalten haben soll. Es ist dies der früheste Hinweis auf das Greifenwappen der pommerschen Herzöge. Ob die Aufteilung der Siegeltypen zwischen den Brüdern einem bestimmten sich andeutenden Prinzip, nämlich daß dem jüngern das Standsiegel zukam, während der ältere ein Reitersiegel nutze, folgte, läßt sich, da nur zwei Beispiele
80 PUB 1 21970 (wie Anm. 20), Nr. 54, 62, 71; Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 3; Bobowski 1989 (wie Anm. 38), S. 71. 81 PUB 1 21970 (wie Anm. 20), Nr. 54, 90, 96; Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 1f.; Bobowski 1989 (wie Anm. 38), S. 71f. 82 PUB 1 21970 (wie Anm. 20), Nr. 126; Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 6; Bobowski 1989 (wie Anm. 38), S. 72.
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Abb. 21: Reitersiegel Herzog Bogislaws I., ca. 66 mm.
Abb. 22: Siegel Bogislaws II. 1214 mit der ältesten bildlichen Überlieferung des Greifenwappens nach der Zeichnung im Codex Pomeraniae diplomaticus.
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überliefert sind, nicht mit Sicherheit sagen.83 Das Reitersiegel galt offenbar, zumindest dann im 13. Jahrhundert, als das repräsentativere, den fürstlichen Herrschaftsanspruch seines Trägers am besten dokumentierende. 1214 und 1216 sehen wir auch Kasimir II. ein Reitersiegel führen.84 In den späteren Generationen taucht das Standsiegel als Unterscheidungsmerkmal zwischen jüngerem und älterem Bruder nicht mehr auf. Ein solches findet sich unter den Nachkommen Wartislaws I. überhaupt nur noch in einem einzigen Fall, nämlich bei Kasimir IV. aus der Wolgaster Linie, dessen für 1373 belegtes, architekturgerahmtes, 80 mm messendes Abb. 23: Reitersiegel Herzog Bogislaws II. an einer Ur- Hauptsiegel deutlich einer andekunde von 1214 mit der ältesten bildlichen Überliefe- ren Siegeltradition folgt (siehe rung des Greifenwappens, 67 mm, Aufnahme von 2002. Abb. 2 links unten bzw. Abb. 4, Nr. 309).85 Als Enkel König Kasimirs des Großen von Polen erhielt er die Länder Bromberg und Dobrzyn zu Lehen. Letzteres Wappen befindet sich neben dem Greifenschild auch auf dem Siegelbild und macht auch damit die Einflüsse aus diesem Bereich augenscheinlich. Ansonsten verwendeten die Greifenherzöge seit der vierten Greifengeneration als Hauptsiegel ausschließlich Reitersiegel, wobei – wie wir sahen – offenbar im 14. und 15. Jahrhundert längst nicht alle Herzöge ein solches besaßen. Auf dessen Wiederaufleben unter Otto III. von Stettin (Abb. 9) und Bogislaw X. (Abb. 12) zum Ende des Mittelalters wurde bereits im Zusammenhang mit den Siegelgrößen verwiesen. Ein Thronsiegel
83 Vgl. Bobowski 1989 (wie Anm. 38), S. 72. 84 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 7f. – Zu Reitersiegeln siehe auch Wilhelm Strömer, Landesherren als „Ritter“ und Turniergenossen im Mittelalter. Zur Selbstdarstellung und politischen Propaganda in Reitersiegeln, in: Bayern vom Stamm zum Staat. Festschrift für Andreas Kraus zum 80. Geburtstag, Bd. 1, hg. von Konrad Ackermann/Alois Schmid/Wilhelm Volkert, München 2002, S. 113–134. Speziell zu Reitersiegeln pommerscher Herzöge Wybranowski 1993 und 2004 (wie Anm. 39). 85 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 60 mit Abb.; Gumowski 1966 (wie Anm. 33), S. 65, 156 sowie Taf. XXX, Nr. 309; Bobowski 1989 (wie Anm. 38), S. 87f. Verwiesen sei an dieser Stelle noch einmal auf das bereits in Anm. 51 erwähnte Siegel Ratibors II., das einzige Siegel, das wir von dieser Linie kennen, welches eine stehende Figur zeigt: Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 10 mit Abb.
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war bei den Greifenherzögen niemals in Gebrauch. Diese sind lediglich bei einigen für ihre Söhne die Regentschaft führenden Herzoginnen des Mittelalters anzutreffen, die hier aber nicht Gegenstand unserer Betrachtung sind. Überleitend zum nächsten zu behandelnden Siegeltyp sei kurz auf heraldische Elemente in den Reitersiegeln der Herzogshauses eingegangen. Wir hörten von einem Greifen im Siegelbild bereits im Zusammenhang mit dem ersten (Stand)siegel Kasimirs II. Zunächst war der Wappengebrauch auf dem Schild noch schwankend, Abb. 24: Zweites Reitersiegel Herzog Barnims I. mit einem redenn das spätere Reitersie- präsentativen Greifenschild an einer Urkunde von 1270, 65 mm. gel läßt keinen heraldischen Schmuck erkennen. Daß die Präsentation eines Wappenschildes noch nicht wie in späteren Zeiten geradezu zwingend war, belegt auch der Umstand, daß Kasimir II. – ebenso wie sein Vater Bogislaw I. – auf dem Siegel als nach heraldisch links reitend dargestellt wird, eine für die Präsentation des Schildes äußerst ungünstige Richtung für den Künstler. Auch die von ihm neben dem Schild geführte Fahnenlanze ist noch ohne heraldischen Schmuck. Sein Bruder Bogislaw II. reitet auf einem 1214 belegten Siegel jedoch nach rechts und präsentiert neben der Fahnenlanze auf dem nach der Form noch ganz dem normannischen Typ verhafteten Schild eine heraldische Figur, die zum einen schwer zu erkennen ist, zum anderen dem ungeübten Künstler wohl einige Schwierigkeiten bereitet hat. Während Gumowski in dieser einen Löwen erkennen will, spricht Pyl von einem flügellosen Greif.86 Ganz ohne Flügel scheint dieser aber nicht gewesen zu sein, auch wenn diese offenbar etwas weit oben ansetzen. So sah es jedenfalls der Zeichner im Codex Pomeraniae diplomaticus (Abb. 22).87 Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der übrigen Überlieferung dürfen wir das von Bogislaw II. präsentierte Tier wohl zu recht als einen, wenn auch etwas mißratenen Greif ansprechen und haben damit den ältesten bildlichen Beleg für das Greifenwappen vor uns. Bislang galt das Siegel, welches offenbar nur als Unikat überliefert ist, in der deutschen Forschung 86 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 5 mit Abb.; Pyl 1894 (wie Anm. 26), S. 129. Bobowski 1989 (wie Anm. 38), S. 73, führt beide Auslegungen an. 87 Codex Pomeraniae diplomaticus, Bd. 1 (wie Anm. 14), Taf. G, Nr. 1.
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Abb. 25: Drittes Reitersiegel Herzog Barnims I. mit heraldischer Helmzier an einer Urkunde von 1275, 77 mm.
nach der Angabe von Klaus Conrad im 1970 neu bearbeiteten Band 1 des Pommerschen Urkundenbuches als Kriegsverlust.88 Es ist daher besonders erfreulich, dieses für die Geschichte des Greifenhauses so bedeutende Siegel in einem Foto aus dem Jahr 2002 vorstellen zu können (Abb. 23).89 Zwar gibt es in der folgenden Generation bei den frühen Siegeln letztmalig nach heraldisch links reitende Herzöge90, bei späteren Siegeln zeigt der nunmehr in der Dreiecksform des 13. Jahrhunderts erscheinende Schild jedoch bereits eindeutig und klar einen respektablen Greifen, wie auf dem zweiten seit 1235 belegten Reitersiegel Barnims I. (Abb. 24).91 Dieses ist auch ikonographisch äußerst interessant. Der hier auftre88 PUB 1 21970 (wie Anm. 20), Nr. 162. 89 PUB 1 21970 (wie Anm. 20), Nr. 162. Die Urkunde befindet sich nach wie vor im Breslauer Staatsarchiv unter der Signatur Rep. 125. Für die Unterstützung bei der Beschaffung des Fotos sei Winfried Irgang, für dessen Bereitstellung dem Archiv herzlich gedankt. 90 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 13, 19 mit Abb. 91 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 14 mit Abb.; Pyl 1894 (wie Anm. 26), S. 134.
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tende gepunktete Kreis und der Turm – übrigens ein Unikat nicht nur in der pommerschen Sphragistik – sind bis auf den heutigen Tag nicht überzeugend gedeutet und geben Rätsel auf. Das dritte, seit 1253 bekannte Reitersiegel Barnims I. zeigt nunmehr auch über dem für diese Zeit typischen Topfhelm eine heraldische Helmzier (Abb. 25), nämlich sieben Pfauenfedern.92 Deren Anzahl und die Art der Darstellung sollten in den kommenden Generationen zwar schwanken, ein pommerscher Abb. 26: Reitersiegel Ottos I. von Stettin mit vollem heraldischen Herzogshelm ohne Pfau- Schmuck, wie wir ihn auch aus Bildern der zeitnahen Manessienfederhelmzier war in schen Liederhandschrift kennen: Die heraldischen Symbole nicht der Folgezeit jedoch un- mehr nur auf dem Schild und dem Helm sondern auch die Fahdenkbar. Auf dem Reiter- nenlanze schmückend und die Schabracke des Pferdes bedeckend, 78 mm. siegel Ottos I. von Stettin sehen wir neben dem Schild erstmals auch die Fahnenlanze mit dem Greifen geschmückt (Abb. 26, siehe auch Abb. 3, Nr. 6). Zudem prangen vier Greifenschilde auf der Schabracke des Pferdes.93 Mit ähnlich üppigem heraldischem Schmuck warten auch das Reitersiegel Barnims III. von Stettin, welches dem seines Vaters sehr ähnelt, und das Münzsiegel Bogislaws V. (Abb. 11a) von Wolgast auf.94 Die zunehmende Bedeutung heraldischer Repräsentationsformen im 13. Jahrhundert spiegelt auch das Auftreten eines ganz neuen Siegeltyps, des Wappensiegels. Wie bereits weiter oben erwähnt, begegnen wir ihm zuerst 1248 als ein Hauptsiegel Wartislaws III. von Demmin (Abb. 10).95 Ein ebenso eindrucksvolles Beispiel ist das eben92 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 15; Pyl 1894 (wie Anm. 26), S. 134f. 93 Gumowski 1950, Nr. 29; Pyl 1894 (wie Anm. 26), S. 142f. mit Abb. Taf. II, Nr. 6. 94 Gumowski 1950, Nr. 47, 38 mit Abb. Die beiden Greifen auf der Schabracke des Pferdes von Bogislaw V. sind ohne Schild dargestellt, zu dieser Zeit keineswegs ungewöhnlich, vgl. z. B. die Darstellungen der Manessischen Bilderhandschrift: Codex Manesse. Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift, hg. und erläutert von Ingo F. Walther unter Mitarbeit von Gisela Siebert, 5. Aufl., Frankfurt am Main 1992, insbesondere S. 88, 108, 122. 95 U. a. PUB 1 21970, Nr. 467; Pyl 1894 (wie Anm. 26), S. 131f., Taf. II, Nr. 1; Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 22f.
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Abb. 27: Sekretsiegel Herzog Wartislaws IV. mit der Darstellung des herzoglichen Vollwappens, 46 mm. Der Schwerpunkt der Darstellung liegt auf dem Schild.
Abb. 28: Sekretsiegel Bogislaws VIII., 52 mm.
Abb. 29: Sekretsiegel Wartislaws X. an einer Urkunde von 1457, 32 mm.
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Abb. 31: Sekretsiegel Barnims VI. an einer Urkunde von 1395, 31 mm.
Abb. 30: Sekretsiegel Wartislaws VI. an einer Urkunde von 1375, 46 mm.
Abb. 33: Sekretsiegel Herzog Kasimirs V. von Stettin mit schildhaltendem Greif, 36 mm. Abb. 32: Sekretsiegel Barnims IV. an einer Urkunde von 1361, 38 mm.
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Abb. 34: Drei Bildtypen von Wappensekreten der Greifen vereint an einer Urkunde von 1361: Die Siegel der Brüder Bogislaw V., 48 mm, Barnim IV., 38 mm, und Wartislaw V., 39 mm.
Abb. 35: Signet Herzog Franz’ mit einem im Siegelfeld frei stehenden Greifen, 14 x 12 mm.
falls schon vorgestellte Rücksiegel des Münzsiegels Bogislaws V. (Abb. 11b). Der Greifenschild zeigt zunächst die für jene Zeit typische dreieckige Form. Im 14. und 15. Jahrhundert sind Wappen dann das typische Siegelbild der sogenannten Sekret- oder Geheimsiegel. Ein Wappensiegel, welches wir als Sekretsiegel ansprechen dürfen, führte Wartislaw IV.96 Es präsentiert ein Vollwappen (Abb. 27), also den Schild, hier stark gelehnt dargestellt, und darüber den Helm, mittlerweile in Form eines Kübelhelms, mit der Helmzier, die Pfauenfedern nunmehr auf eine Art Schirmbrett montiert. Liegt hier der 96 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), S. 36f., nicht bekannt. Abbildung nach der Lepelschen Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald. Ein Originalsiegelabdruck befindet sich im Landesarchiv Greifswald, Rep. 1, Domkl. Kammin 11.
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Abb. 36: Großes Wappensiegel Herzog Georgs I. aus dem Jahre 1524, 65 mm.
Schwerpunkt eindeutig auf dem Schild und wirkt der Helm mit Helmzier unproportional klein, so konnte sich dieses Verhältnis auch ins Gegenteil verkehren, wie ein Siegel Bogislaws VIII.97 zeigt (Abb. 28). Daß man auch zu ausgewogeneren Formen fand, belegt ein Sekretsiegel Wartislaws X.98 (Abb. 29). In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und im 15. Jahrhundert liebte man es auch, den Schild oder das Vollwappen in einen Drei- oder Sechspaß zu stellen, wie es auf einem Sekret Wartislaws VI. zu sehen ist 97 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 66 mit Abb. 98 Vgl. Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 87; Pyl 1894 (wie Anm. 26), S. 156.
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Abb. 37: Großes Wappensiegel Herzog Barnims IX. aus dem Jahre 1524, 65 mm.
(Abb. 30, siehe auch Abb. 28). Auch in späteren Zeiten finden sich im übrigen Beispiele für die Präsentation nur des Schildes, wie uns dies bei den ersten Wappensiegeln begegnete, so bei einem Sekret Barnims VI., welches den Schild sehr schön in einen Dreipaß faßt (Abb. 31).99 Der einzige Greifenherzog, der ein reines Helmsiegel führte, d. h. ein Siegel, welches als Siegelbild lediglich einen Helm mit der Helmzier enthält, ist nach heutigem Kenntnisstand Barnim IV. († 1365) (Abb. 32).100 Es zeigt in ausgewogenen Proportionen einen Kübelhelm mit abstehender Helmdecke und darüber einen dreireihigen, fächerartigen Pfauenstoß aus einem Wulst wachsend. Ein sehr schönes Siegel und nahezu einzigartig von der Art der 99 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), S. 61, nicht bekannt. 100 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 50 mit Abb.; Pyl 1894 (wie Anm. 26), S. 151.
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Abb. 38: Großes Wappensiegel Herzog Johann Friedrichs aus dem Jahre 1570 an einer Urkunde von 1574, 70 mm.
Darstellung unter den Greifensiegeln ist auch das Sekretsiegel Kasimirs V. von Stettin († 1435).101 Ein behelmter Greif präsentiert den gelehnten Greifenschild, auf dem Helm eine Krone und ein Pfauenstoß (Abb. 33).102 Zusammenfassend können wir feststellen, daß uns der Typ des Wappensiegels bei den Greifenherzögen im Mittelalter im wesentlichen mit vier Bildinhalten begegnet: der Schild allein, das Vollwappen mit Greifenschild und Helmzier, der Helm allein sowie ein
101 Der einzige bisher bekannte Beleg ist eine Kasimir V. zugewiesene Abformung in der Lepelschen Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald. 102 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), S. 61, nicht bekannt, da auch bei Pyl 1894 (wie Anm. 26), S. 146, nicht beschrieben. Dies ist im Mittelalter die nahezu einzige Darstellung eines Wappenschildes mit einem Schildhalter auf einem Siegel der Greifenherzöge. Bezüglich eines schlecht überlieferten Wappens von Erich II. vgl. weiter oben Anm. 72 und Anm. 73f. und den zugehörigen Text sowie Abb. 7a/b im Beitrag über die Greifenwappen in diesem Band.
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Abb. 39a: Großes Wappensiegel Herzog Bogislaws XIV., ursprünglich geschaffen für seinen kunstsinnigen Bruder Philipp II. im Jahre 1618 vom kaiserlichen Wiener Stempelschneider Abraham Schwarz, an einer Urkunde von 1634, 83 mm.
greifenschildhaltender behelmter Greif.103 Abb. 34 zeigt die ersten drei Bildinhalte beispielhaft auf Siegeln an einer Urkunde aus dem Jahre 1361 vereint.
103 Von dem Greifenschild wich man im Mittelalter offenbar nur in wenigen Fällen einer frühen Schildteilung ab. Das erste Beispiel ist das für 1370 belegte Wappensiegel Herzog Kasimirs IV. von Wolgast, welches einen gespaltenen Schild zeigt (Gumowski 1950 [wie Anm. 33], Nr. 59 mit Abb.; Gumowski 1966 [wie Anm. 33], S. 65, Taf. XXX, Nr. 308). Zudem muß an dieser Stelle wiederum auf das schlecht überlieferte Siegel Erichs II., siehe weiter oben Anm. 72 und den Text im Umfeld, verwiesen werden.
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Abb. 39b: Großes Wappensiegel Herzog Bogislaws XIV. nach der Abbildung im Urkundenbuch der 1859–1875 erschienenen Geschichte des Geschlechts von Bohlen.
Wie bereits bemerkt, markiert der Beginn der Neuzeit im Siegelwesen der pommerschen Herzöge eine deutliche Zäsur. Bogislaw X. zeigt sich hier einmal mehr als ein Fürst an der Wende.104 Während sein 1479–1494 nachweisbares Hauptsiegel (Abb. 12) noch einmal den Typus des Reitersiegels in unübertroffener Größe verkörpert und auch seine beiden Sekretsiegel (Abb. 14) nicht von den traditionellen Gestaltungsmustern abweichen, ja sogar die gotische Minuskel mit in das 16. Jahrhundert nehmen, machte er nunmehr unter den Greifensiegeln ein mehrfeldiges Wappensiegel als Hauptsiegel heimisch. Das 1501 gefertigte Siegel zeigt einen von einem Greif und einem Löwen gehaltenen fünffeldigen Schild, der im Herzschild einen Greif und im Hauptschild einen weiteren Greif sowie die Wappen von Rügen, Wolgast und Gützkow zeigt (Abb. 13). Damit schloß er sich einem Siegel- und Wappengebrauch an, der z. B. bei den benachbarten Mecklenbur-
104 Vgl. u. a. den Aufsatz mit dem sicherlich vom aktuell politischen Wortgebrauch nicht unbeeinflußten, schönen Wortspiel von Heidelore Böcker, Slawisches in herzoglich-adliger Tradition: Herzog Bogislaw X. von Pommern (1454–1523). Fürst an der Wende oder WendenFürst?, in: Slawen und Deutsche im südlichen Ostseeraum vom 11. bis zum 16. Jahrhundert, Neumünster 1995, S. 171–200.
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Abb. 40: Mittleres Wappensiegel Herzog Ge- Abb. 41: Mittleres Wappensiegel Herzog Barorgs I. an einer Urkunde von 1529, 38 mm. nims IX. an einer Urkunde von 1529, 37 mm.
Abb. 43: Mittleres Siegel Herzog Philipps II. mit den Wilden Männern als Schildhaltern, 45 mm. Abb. 42: Mittleres Wappensiegel Herzog Ernst Ludwigs an einer Urkunde von 1574, 40 mm.
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ger Fürsten schon seit 1483 anzutreffen ist.105 Bemerkenswert ist es allerdings, daß hier auf eine fünffeldige Wappenform zurückgegriffen wurde, obgleich vieles dafür spricht, daß sich gerade um diese Zeit das neunfeldige pommersche Herzogswappen herausbildete.106 Wegweisend in die Neuzeit ist auch der Gebrauch von Signeten, der sich bei Bogislaw X. erstmals belegen läßt.107 In der Neuzeit reduzierte sich der Bildtypus der Greifensiegel somit endgültig auf eine nahezu einzige Form: das Wappensiegel. Das abgebildete Wappen konnte dabei lediglich als Schild dargestellt sein – naturgemäß bevorzugt bei den nur sehr eingeschränkt Raum bietenden Signeten – , als Vollwappen, d. h. mit einem, in späteren Jahren auch mehreren Helmen – häufig anzutreffen bei den mittleren Siegeln –, oder als Vollwappen mit Prachtstücken, d. h. mit Schildhaltern, eine besonders repräsentative Form, die zumeist, wenn auch nicht ausschließlich, den großen oder Majestätssiegeln vorbehalten blieb. Anzumerken bleibt, daß ganz vereinzelt auch Siegel vorkommen, die einen Greifen frei im Siegelfeld zeigen, so bei einem Signet Herzog Franz’ (Abb. 35).108 Betrachten wir nun die neuzeitlichen Wappensiegel etwas näher und beginnen mit den repräsentativsten, den großen oder Majestätssiegeln. Die Söhne Bogislaws X., Georg I. und Barnim IX., ließen sich diese im Jahr 1524, bald nach dem Tod ihres Vaters, fertigen. Sie zeigen nunmehr das neunfeldige Herzogswappen als Vollwappen und da-rüber hinaus begleitet von Schildhaltern, wobei die Siegelgröße gegenüber dem Wappensiegel des Vaters um 10 mm auf 65 mm zunahm. (Abb. 36 und 37).109 Damit wurden Schildhalter und das behelmte neun- bzw. zehnfeldige Herzogswappen Standard für die künftigen großen Herzogssiegel. Dies unterstreichen die Majestätssiegel sowohl Philipps I. von 1532 (Abb. 19)110 als auch Johann Friedrichs von 1570 (Abb. 38).111 Auf Grund seiner künstlerischen Gestaltung herausragend ist das große von Philipp II. in Auftrag gegebene und 1618 in Wien von Abraham Schwarz fertiggestellte Prunksiegel, welches dann von seinen nachfolgenden 105 Ralf-Gunnar Werlich: Ein koloriertes Wappen der Herzöge von Mecklenburg um 1553 – Bemerkungen zum Umfeld des zugrunde liegenden Cranach-Holzschnittes von 1552 und zur Entwicklungsgeschichte des fünffeldigen mecklenburgischen Herzogwappens bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, in: Mecklenburgische Jahrbücher 119 (2004), S. 105–160, insbesondere S. 118–122. 106 Werlich 2004 (wie Anm. 30). Vgl. im übrigen den Beitrag über die Greifenwappen in diesem Band. 107 Siehe die Ausführungen weiter oben Anm. 74f. und den zugehörigen Text. 108 Lepelsche Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald. Ein weiteres Siegel dieser Art gehörte Bogislaw XIV. (Gumowski 1950 [wie Anm. 33], Nr. 107 mit Abb.). 109 Beide Siegel sind Gumowski 1950 (wie Anm. 33), S. 51f, nicht bekannt. Gute Abdrücke befinden sich u. a. im Greifswalder Stadtarchiv an einer Urkunde vom 19. März 1524: Rep. 2, Nr. 288. 110 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), S. 52, kennt nur das mittlere Siegel Philipps I. Das entwicklungsgeschichtlich höchst interessante und von der Forschung bisher nicht wahrgenommene große Siegel befindet sich unter den Abformungen der Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald. Ein guter Originalabdruck findet sich im Stralsunder Stadtarchiv unter den Städtischen Urkunden, Nr. 2030. 111 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 98 mit Abb.
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Brüdern Franz und Bogislaw XIV. mit jeweils veränderter Inschrift benutzt wurde (Abb. 39a/b).112 Die Schildhalter präsentieren das zehnfeldige Wappen vor einer dreifach gegliederten Renaissancearchitektur auf der Allegorien von Glaube und Gerechtigkeit Platz genommen haben und zwei Putten eine Kartusche mit der Devise Philipps II. tragen. Abb. 44: Ovales Wappensiegel Herzog Philipp Julius’ an einer Die mittelgroßen etwa Urkunde von 1620, 37 x 33 mm. 38 mm messenden Siegel der Brüder Georg I. und Barnim IX. begnügen sich mit dem in seiner Anordnung von Bogislaw X. 1501 vorgegeben fünffeldigen Schild (Abb. 40 und 41),113 der bei Georg I. mit einem Turnierhelm erscheint. Der fünffeldige Schild mit einem Helm ist auch Inhalt des mittleren Siegels Philipps I.114 (Abb. 18) sowie Johann Friedrichs, Ernst Ludwigs (Abb. 42) und Kasimirs VI.115 Das mittlere Siegel Bogislaws XIII.116 durchbricht diese Tradition insofern, als es in dieser Kategorie erstmals mit dem neun- oder zehnfeldigen – auf dem dem Verfasser bekannten Vorlagen ist nicht genau erkennbar, inwieweit als zehntes Feld im Schildfuß noch der Regalienschild angedeutet ist – Wappenschild und 112 Zur Geschichte dieses Siegels, dessen Anfertigung 300 fl. kostete, siehe Julius Freiherr von Bohlen, Geschichte des adlichen, freiherrlichen und gräflichen Geschlechts der Bohlen, Zweiter Theil: Urkundenbuch, Stralsund 1859–1875, S. 146f., mit Quellenauszügen das Siegel betreffend, sowie die Abb. auf Taf. III, Nr. 8, hier Abb. 39b. Vgl. auch Bethe 1937 (wie Anm. 50), S. 112f. mit Abb. des Siegels mit der Umschrift für Herzog Franz. Die Angaben Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 102, 106 und ihm folgend Bobowski 1989 (wie Anm. 38), S. 96, zum Prunksiegel, wie schon in Anm. 77 erwähnt, sind unvollständig und fehlerhaft. Gute Abdrücke u. a. im Landesarchiv Greifswald, Rep. 2, Ducalia, Nr. 1219 und 1223, beide vom 27. September 1621. 113 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 94, 96 mit Abb.; Pyl 1894 (wie Anm. 26), S. 17, 23f., mit Abb. Taf. III, Nr. 17f. 114 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 97 mit Abb. 115 Alle drei Siegel kennt Gumowski 1950 (wie Anm. 33), S. 52f., nicht. Ein abgeschnittener Originalabdruck unbekannter Herkunft des Siegels von Johann Friedrich, welches mit 50 mm im Verhältnis zu den übrigen mittleren Siegeln, deren Größe sich in der Regel um 40 mm bewegt, recht groß ausfällt, befindet sich im Pommerschen Landesmuseum Greifswald, ebenso eine Abformung des Siegels Kasimirs VI. Ein Originalabdruck des mittleren Siegels von Ernst Ludwig findet sich im Stadtarchiv Stralsund, Städtische Urkunden, Nr. 2153. 116 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 101 mit Abb. Ein Originalabdruck von 1601 im Stadtarchiv Greifswald: Rep. 2, Nr. 388. Mit 34 mm fällt dieses Siegel unter den mittleren Siegeln ausgesprochen klein aus.
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drei Helmen aufwartet, eine Darstellung, die sich auch in der folgenden Generation beim mittleren Siegel von Philipp Julius117, auf dem nunmehr ganz klar zehn Felder erkennbar sind, wiederholt.118 Ein Siegel Philipps II.119 fällt aus dem bisher erkennbar gewordenen Prinzip insofern heraus, als es bei einer Größe von 45 mm, die den mittleren Siegeln der Herzöge zuzuordnen wäre, den neun oder zehnfeldigen Wappenschild – wiederum ist nicht klar erkennbar, inwieweit der Regalienschild im Schildfuß angedeutet sein soll – dennoch von zwei behelmten Wilden Männern präsentieren läßt. Abb. 45: Gemeinschaftssiegel der Brüder Johann Über dem stark dominierenden WapFriedrich, Bogislaw XIII., Ernst Ludwig, Barnim X. penschild stehen, künstlerisch ge- und Kasimir VI. aus dem Jahre 1560, 54 mm. schickt gelöst, insgesamt drei Helme. Nur auf den zweiten Blick nimmt man wahr, daß es sich links und rechts des Wappens um besagte Schildhalter handelt und nicht etwa um üppig wuchernde Helmdecken (Abb. 43). Die in der letzten Greifengeneration zu beobachtende Tendenz, die zunächst den Majestätssiegeln vorbehaltenen Schildhalter auch für Siegel kleinerer Größe zu nutzen, läßt sich auch an zwei ovalen, sich in Aufbau und Größe gleichenden Siegeln der Herzöge Philipp Julius und Bogislaw XIV. mit den Abmessungen 37 x 33 bzw. 32 mm belegen (Abb. 8 und 44).120 1560 – inschriftlich datiert – entstanden zwei Gemeinschaftssiegel der fünf Herzogsbrüder Johann Friedrich, Bogislaw XIII., Ernst Ludwig, Barnim X. und Kasimir VI., ein Signet mit dem fünffeldigen Wappen (Abb. 50) und ein größeres Siegel mit dem neunfeldigen Schild, von denen sich letzteres mit einem Durchmesser von 56 mm größenmäßig offenbar bewußt zwischen den bisherigen mittleren und großen Siegeln einordnet (Abb. 45). Der Gebrauch eines Siegels für gleich fünf Brüder ist durchaus eine bemerkenswerte Besonder-
117 Ein Originalabdruck des Siegels, welches bei Gumowski 1950 (wie Anm. 33), S. 54f., nicht erscheint, befindet sich z. B. im Stadtarchiv Stralsund, Städtische Urkunden, Nr. 2242, und im Stadtarchiv Greifswald, Rep. 2, Nr. 388, beide aus dem Jahr 1601. 118 Die ovalen Siegel Bogislaws XIV. und Philipp Julius’ mit der Darstellung des von Wilden Männern präsentierten zehnfeldigen Wappenschildes (Abb. 8 und 44) sind trotz ihres Bildprogramms und der auffälligen Form auf Grund ihrer relativ geringen Größe den mittleren Siegeln zuzuordnen. 119 Abformung in der Lepelschen Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald. 120 Beide Siegel, bei Gumowski 1950 (wie Anm. 33), S. 54f., nicht erwähnt, befinden sich z. B. an einer Urkunde von 1620 im Universitätsarchiv Greifswald: Urkunden, Nr. 117. Vgl. weiter oben den Text nach Anm. 51.
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Abb. 46: Gemeinsames Signet der Herzöge Georg I. und Barnim IX. aus dem Jahr 1523, 19 x 16 mm.
Abb. 48: Camminer Siegel Herzog Ulrichs mit doppelter umlaufender Inschriftenzeile an einer Urkunde von 1620, 47 mm.
Abb. 47: Signet Herzog Ernst Ludwigs zu seinem Regierungsantritt im Herzogtum Pommern-Wolgast 1569, 18 x 16 mm.
heit.121 Auch inhaltlich geht es unbewußt und wohl unfreiwillig – worauf wir später noch einmal zurückkommen – und bewußt neue Wege. Letzteres tut es, indem das bisher gänzlich unbekannte Siegel den neunfeldigen Schild erstmals auf einem Siegel mit drei Helmen präsentiert. Damit ist es auch wappengeschichtlich von Relevanz, zeigt es doch ebenfalls als dritten Helm den rügischen anstatt des Wolgaster Adlerfluges, wie er auf dem aus dem Wolgaster Schloß stammenden Wappenstein von 1551 zu sehen ist, und gibt damit der bereits auf dem Croyteppich anzutreffenden Gestaltungsvariante die offizielle Bestätigung. Diese Darstellungsweise über-
121 Zu den verhältnismäßig seltenen Gemeinschaftssiegeln vgl. allgemein Ewald 1914 (wie Anm. 4), S. 104f.; Kittel 1970 (wie Anm. 27), S. 141–143. – Gumowski 1950 (wie Anm. 33), S. 52f., kennt keine Gemeinschaftssiegel der Greifenherzöge und bezieht das Signet von 1560 in Nr. 99 mit Abb. durch Fehllesung auf Johann Friedrich. – Ein Abdruck des gemeinsamen Signets der Brüder befindet sich in der Lepelschen Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald, ebenso eine Kopie des großen Gemeinschaftssiegels. Originalabdrücke des letzteren im Universitätsarchiv Greifswald, Urkunden, Nr. 104, und im Stadtarchiv Stralsund, Städtische Urkunden, Nr. 2132. Bemerkenswert und bisher unbekannt ist auch ein 19 x 16 mm großes Gemeinschaftssiegel Georgs I. und Barnims IX. (Abb. 46). Es befindet sich auf einem Schreiben der Brüder vom 11. November 1523, also aus der Zeit kurz nach dem Tod ihres Vaters, an König Friedrich I. von Dänemark (Rigsarkivet København, TKMA Pommern 38–1). Die Aufschrift lautet „HHZSP“, wobei die beiden H den mittleren Schaft gemeinsam nutzen, was mit „Herzöge zu Stettin Pommern“ zu übersetzen sein dürfte. Herzlich gedankt sei an dieser Stelle Joachim Krüger, der bei seinen Archivrecherchen im Reichsarchiv Kopenhagen zu Pomeranica auf Bitten des Verfassers den Greifensiegeln ein spezielles Augenmerk widmete, und dem u. a. Kenntnis und Abbildung nicht nur dieses vermutlich ersten Gemeinschaftssiegels pommerscher Herzöge, sondern auch die Kenntnis der bisher ältesten bekannten Darstellungen des Camminer Schildes im pommerschen Herzogswappen sowie der anderen in Anm. 124 genannten Quellenbelege aus dem Kopenhagener Reichsarchiv zu verdanken sind.
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nahm später, wie oben erwähnt, Bogislaw XIII. auf seinem 34 mm messenden Siegel. Die neue Anordnung der Helme blieb in der Folgezeit verbindlich und wurde u. a. auch auf allen folgenden Majestätssiegeln so beibehalten. Als Schildhalter setzten sich nach dem Tode Philipps I. 1560 nunmehr die Wilden Männer Barnims IX. durch.122 Das große Majestätssiegel Johann Friedrichs (Abb. 38) bildet in der Darstellung des herzoglichen Gesamtwappens auf Siegeln bezüglich der Wilden Männer eine Zäsur, indem man ihnen nun die äußeren der drei Helme aufsetze und nur Abb. 49: Camminer Siegel Herzog Bogislaws XIV. an einer den mittleren Helm unmittelbar Urkunde von 1627, 59 mm. über dem Schild plazierte, eine Art der Darstellung, die bis zum Ende der Herzogszeit beibehalten wurde. Zu den großen und mittleren Herzogssiegeln treten als Drittes die Signete. Von diesen besaßen die Herzöge mitunter zwei oder gar noch mehr, wovon häufig eines den fünffeldigen Wappenschild, das andere den zehn- bzw. neunfeldigen zeigte. Bei der Darstellung des fünffeldigen Wappenschildes konnte es dabei durchaus zu Abweichungen vom 1501 festgelegten Kanon kommen (Abb. 7, 47). Typisch für die Signete war es, daß man sich aus Gründen des mangelnden Platzes mit den Initialen der Namen und Titel begnügen mußte. Dennoch verzichtete man mitunter nicht auf die Darstellung der Helme, vereinzelt wurden selbst die Schildhalter noch untergebracht, wie z. B auf einem Signet Johann Friedrichs und Kasimirs VI.123 Zu erwähnen bleiben die Siegel, die die Greifenherzöge als Bischöfe von Cammin führten. Das älteste bisher bekannte, ein Signet, stammt von Johann Friedrich und ist für das Jahr 1570 belegt (siehe Abb. 15 im Beitrag zu den Wappen der Greifen). Aber auch schon 122 Jedenfalls sind nach dem Tod Philipps I. Greif und Löwe als Schildhalter des Herzogswappens bisher nicht belegt, wobei allerdings darauf aufmerksam zu machen ist, daß bisher ein großes Majestätssiegel Ernst Ludwigs wie auch seines Sohnes Philipp Julius’ nicht bekannt sind. U. a. das ovale mittelgroße Siegel des letzteren weist aber darauf hin, daß auch im Wolgaster Teilherzogtum nunmehr die Wilden Männer die repräsentative Präsentation des Wappenschildes zu leisten hatten. Siehe auch die diesbezüglichen Ausführungen im Beitrag über Wappen der Greifen in diesem Band. 123 Die beiden erwähnten Signete Johann Friedrichs und Kasimirs VI. an einer Urkunde von 1577 im Landesarchiv Greifswald Rep 2, Duc. Nr. 869. Zahlreiche weitere Signete, die die Ausführungen belegen, in der Lepelschen Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald.
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Abb. 50: Kleines Gemeinschaftssiegel der Brüder Johann Friedrich, Bogislaw XIII., Ernst Ludwig, Barnim X. und Kasimir VI. aus dem Jahre 1560 mit Jahreszahl und Aufschrift über dem Wappenschild, 20 x 14 mm.
in den Jahren vor der Jasenitzer Erbteilung dürfte er ein entsprechendes Siegel geführt haben. So urkundet er 1564 als Bischof von Cammin und siegelt „mit vnsem Stifftes Ingesegel“. Auch die als Bischöfe von Cammin nachfolgenden Greifenherzöge führten als solche Siegel, in denen das Camminer Kreuz vertreten war. Es findet sich sowohl auf Signeten als auch auf größeren, repräsentativeren Siegeln, die mit Schildhaltern und drei Helmen aufwarten.124 Trotz dieser Ausstattung bleiben sie aber größenmäßig hinter den großen Her124 Die Urkunde Johann Friedrichs vom 19. Januar 1564, der leider das Siegel fehlt, im Landesarchiv Greifswald, Rep. 2, Duc. Nr. 770. Das Siegel Johann Friedrichs, 21 x 18 mm, mit dem Camminer Wappen als Herzschild eines insgesamt fünffeldigen Wappens an einem Schreiben vom 22. August 1570 in Rigsarkivet København, TKUA Pommern, Nr. 38–3 (vgl. Anm. 44). Zu den Nachweisen früher bischöflicher Siegel im Reichsarchiv Kopenhagen siehe jüngst Joachim Krüger, Zwischen dem Reich und Schweden. Die landesherrliche Münzprägung im Herzogtum Pommern und in Schwedisch-Pommern in der frühen Neuzeit (ca. 1580–1715) (Nordische Geschichte, 3), Berlin 2006, S. 288f., Anm. 42f., 46; Maximilian Gritzner, Landesund Wappenkunde der Brandenburgisch-Preußischen Monarchie. Geschichte ihrer einzelnen Landestheile, deren Herrscher und Wappen, Berlin 1894, Abb. nach S. 204, zeigt ein Wappen Kasimirs VI. als Bischof von Cammin, bei dem das Camminer Kreuz im Mittelfeld des von drei Helmen bedeckten und von zwei unbehelmten (!) Wilden Männern gehaltenen zehnfeldigen Schildes den rügischen Löwen ersetzt (vgl. Abb. 16 im Beitrag zu den Wappen der Greifen). Da die Abbildung angeblich nach einem Siegel von 1610 (hier dürfte ein Zahlendreher zu vermuten sein, d. h. es könnte 1601 gemeint sein), also nach dem Tod des Herzogs, gefertigt sein soll, ist diese ganz offensichtlich mit Unsicherheiten behaftet und bedarf besonders dringlich der Verifizierung anhand originaler Quellen. Die Unzuverlässigkeit Gritzners bei der Datierung zeigt auch die Abbildung des großen Wappens von Johann Friedrich, ebenda, nach S. 84, „nach Siegel de 1560“, obgleich inschriftlich feststeht, daß dieses Siegel erst 1570 geschnitten wurde und auch inhaltlich nicht früher denkbar ist. Ein entsprechendes Siegel Kasimirs VI. dürfte Gritzner jedoch vorgelegen haben. Achteckige Signete mit dem elffeldigen Wappen, das Camminer Kreuz über dem rügischen Schild eingeschoben, finden sich von Franz an Schreiben vom 31. August 1603 sowie vom 16. Juni 1611 im Rigsarkivet København, TKUA, Nr. 38–8, ein größeres rundes Siegel, 47 mm, mit dem zehnfeldigen Wappen in der Lepelschen Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald, ein ovales Signet erwähnt Pyl 1894 (wie Anm. 10), S. 39. Von Ulrich sind ein achteckiges Siegel, ein ovales (beide Rigsarkivet København, TKUA 38–8, Schreiben vom 26. November 1619 bzw. vom 23. September 1618) sowie ein größeres rundes, 47 mm, bekannt (vgl. auch Gumowski 1950 [wie Anm. 33], Nr. 105). Originalabdruck des letzteren von 1620 im Universitätsarchiv Greifswald, Urkunden, Nr. 117 (Abb. 48). Ebenda, Urkunden, Nr. 120, befindet sich auch ein Abdruck des großen runden Camminer Siegels Bogislaws XIV. von 1627, 59 mm (Abb. 49). Zudem bekannt ist ein kleineres ovales Siegel des Herzogs als Camminer Bischof, welches bei Hoffmann 1933 (wie Anm. 49) S. 91, abgebildet ist, vgl. Anm. 49. Vgl. auch die Ausführungen im Beitrag zu den Wappen der
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Abb. 51: Reitersiegel Herzog Swantibors I. von Stettin mit der in das Siegelfeld eingefügten Aufschrift, welche den Namen des Herzogs unabhängig von der Umschrift nochmals besonders hervorhebt, ca. 91 mm.
zogssiegeln zurück. Optisch sichtbar wird der spezielle Bezug auf Cammin neben der Umschrift durch das Einfügen des Camminer Kreuzes, im neun- bzw. zehnfeldigen Wappen zumeist oberhalb des Wappenfeldes für Rügen (Abb. 48, 49). Wenden wir uns nunmehr dem letzten Punkt unserer Betrachtungen zu, den Inschriften. Inschriften in Siegeln erscheinen als Umschrift, Aufschrift oder auf Spruchbändern. Die Umschrift ist im Siegelfeld oder/und in einer Randleiste untergebracht und Greifen in diesem Band betreffs der Aufnahme des Camminer Kreuzes in das Gesamtwappen der Greifen, siehe dort Anm. 154ff. und den dazugehörigen Text, sowie jüngst Ralf-Gunnar Werlich, Das Camminer Bustumswappen und sein Auftreten in der Heraldik der Greifenherzöge. Gewidmet Norbert Buske zu seinem 75. Geburtstag, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte, 49 (2011), H. 4, S. 4-13, und Ders., Verschollene Quellen der Camminer Bistumsgeschichte aus Bast und Cammin in alten Fotografien. Anmerkungen zu bischöflichen Wappen und Zeugnissen der Greifenherrschaft, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 50 (2012), H. 2, S. 4–7.
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verläuft in der Regel im Uhrzeigersinn. Sie beginnt zumeist im oberen Bereich des Siegels links der Mitte oder rechts von dieser unmittelbar anschließend bzw. in einem mehr oder weniger großen Abstand, im Bedarfsfall sogar doppelzeilig, wie beim Siegel Herzog Ulrichs (Abb. 48). Die Aufschrift findet sich im Siegelfeld. Abb. 50 zeigt das kleine Gemeinschaftssiegel der Söhne Philipps I. von 1560. Dabei werden die Buchstaben zumeist nebeneinander gestellt, gelegentlich auch übereinander. Aber auch andere Anordnungen kommen vor, wie das Reitersiegel Swantibors I. von Stettin zeigt (Abb. 51), wo der Name noch einmal im Siegelfeld betont wird.125 Während bei den großen und mittleren Siegeln die Umschriften dominieren, treffen wir Aufschriften häufiger bei den Signeten an (vgl. auch Abb. 7). Spruchbänder zeigen z. B. die mittleren Siegel Georgs I. und Barnims IX. von 1524 (Abb. 40, 41). Die Schrift der Siegel besteht zunächst aus der gotischen Majuskel, die typischerweise sowohl kapitale als auch unziale Buchstabenformen kennt (z. B. Abb. 10–12). In Siegeln des 14. und 15. Jahrhunderts, insbesondere den Sekretsiegeln, tritt die gotische Minuskel hinzu (z. B. Abb. 14, 29, 31). In der Neuzeit setzt dann die frühhumanistische Kapitalis ein (z. B. Abb. 36, 37, 40, 41), die dann in die Renaissance-Kapitalis (z. B. Abb. 39, 44, 49) übergeht. Die Sprache ist zumeist Latein, mitunter aber auch Deutsch, so bei den Sekreten Bogislaws X., bei Siegeln Johann Friedrichs und bei vielen Signeten der Neuzeit. Grundsätzlich geben die Siegel Namen und Titel des jeweiligen Herrschers an, der durchaus von dem in der Urkunde selbst verwendeten abweichen kann. Bei Signeten erfolgt dies zumeist nur in Form der Initialen, so daß mitunter etwas Phantasie und vor allem Kenntnis der Umstände vonnöten ist, um die Inschrift richtig zu deuten und zu ergänzen. Aber auch in den Umschriften größerer Siegel versuchte man häufig durch Kürzungen Platz zu sparen. Bogislaw I. nennt sich Herzog von Lutizien, Kasimir I. Fürst der Pommern. Auf Pommern beziehen sich auch die Herrscher der dritten und vierten Greifengeneration, wobei Barnim I. als erster den Herzogstitel auf den Slawennamen (Slavorum) bezieht und später auf Kassuben ausdehnt, während Wartislaw III. sich auf seinen Wappensiegeln 1248 als erster Greifenherzog nach seinem Herrschaftszentrum benennt, nämlich Demmin. Barnim I. folgt ihm darin 1265 in seinem Sekret bezogen auf Stettin. Nach der Landesteilung von 1295 verweist auch Otto I. in seinen Siegeln auf Stettin, der ansonsten auch – wie in jener Zeit üblich – den Slawen- und Kassubennamen im Siegel führt. Interessant ist die Inschrift des 1339–1354 geführten Münzsiegels Bogislaws V. (Abb. 11a/b). Als Wolgaster Herzog bezeichnet er sich dennoch als Stettiner, der Slawen, Kassubens und Pommerns Herzog und Fürst der Rugianer, führt also im Siegel genau jene Titulatur, die in etwas anderer Reihenfolge verbindlich wurde und es bis zum Ende der Greifendynastie blieb.126 In der Stettiner Linie führte man den gleichen Titel, allerdings unter Weglassung des rügischen Fürstentitels. Bei beiden Linien stand der Stettiner Titel an der Spitze, während die anderen häufig notwendigen Verkürzungen zum Opfer fielen, nicht zuletzt 125 Siehe auch Kittel 1970 (wie Anm. 27), S. 201. 126 Zur Titelführung vgl. im übrigen Gerhard Renn, Die Bedeutung des Namens „Pommern“ und die Bezeichnungen für das heutige Pommern in der Geschichte (Greifswalder Abhandlungen zur Geschichte des Mittelalters, 8), Greifswald 1937, u. a. S. 58–62.
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bedingt durch die Größe der Sekretsiegel. Johann Friedrich führt auf seinem großen Siegel von 1570 den Titel „Zu Stettin, Pommern, der Cassuben und Wenden Herzog, Fürst zu Rügen und Graf zu Gützkow“, während u. a. Bogislaw XIV. den Titel noch um den Zusatz „Herr der Lande Lauenburg und Bütow“ ergänzte und die Camminer Bischöfe auf ihren Siegeln zudem auf diesen Titel verweisen. Daß dabei rigorose Abkürzungen bzw. eine doppelzeilige Siegelumschrift notwendig waren, ist nachvollziehbar. In einem Fall enthält eine Umschrift auch einen genealogischen Hinweis. So verweist eines der Siegel Wartislaws III. mit den Worten „Sangvine regis. danor“ auf seine mütterliche Abstammung von den dänischen Königen, worauf Wartislaw III. in seiner Jugend offenbar besonders stolz war.127 Häufig wird das Siegel als solches benannt, zumeist gekürzt mit S, aber mitunter auch als sigillvm oder secretvm bezeichnet, was wir schon im 13. Jahrhundert bei der vierten Greifengeneration beobachten können. Eine Devise taucht nur in einem einzigen Fall auf: Auf dem 1618 in Wien für Philipp II. gefertigten Prunksiegel (Abb. 39a/b) halten zwei Putten über der Architektur eine Kartusche mit dessen Wahlspruch „Christo et rei publicae“. Einmalig ist an diesem Siegel auch der Umstand, daß sich der Siegelschneider, Abraham Schwarz, selbst mit seinem Namen zu Füßen der schildhaltenden Wilden Männer verewigt hat! Auch Jahreszahlen gehören zur Inschrift. Eine solche findet sich erstmalig auf dem Spruchband des Wappensiegels Bogislaws X. von 1501 (auf Abb. 13 deutlich erkennbar). Der Brauch, das Jahr der Siegelentstehung auf dem Siegel selbst zu fixieren, läßt sich auch in den nächsten Generationen verfolgen. So tragen die großen Wappensiegel der Söhne Bogislaws X., Georg I. und Barnim IX., die Jahreszahl 1524 (Abb. 36, 37), das erste Jahr, in dem sie nach dem Tode ihres Vaters 1523 selbständig regierten. Georgs I. Sohn Philipp I. ließ sich in sein großes Wappensiegel (Abb. 19) die Jahreszahl 1532 schneiden, ebenfalls das Jahr nach dem Tode seines Vaters, aber vor allem das Jahr, in dem die Teilung der Herrschaft zwischen seinem Onkel Barnim IX. und ihm erfolgte und er regierender Herzog in Wolgast wurde. 1560 wurde für die fünf Brüder Johann Friedrich, Bogislaw XIII., Ernst Ludwig, Barnim X. und Kasimir VI. – nachdem ihr Vater Philipp I. am 14. Februar verstorben war – sowohl ein größeres Siegel (Abb. 45) als auch ein Signet mit der Jahreszahl 1560 angefertigt (Abb. 50). Die Siegel nennen die Namen aller fünf Brüder, obgleich einige noch im kindlichen Alter waren. In der Gestalt dem gemeinschaftlichen Signet von 1560 stark ähnelnd ist das inschriftlich 1569 datierte Signet Herzog Ernst Ludwigs (Abb. 47). Die Jahreszahl 1569 bezeichnet den Regierungsantritt Ernst Ludwigs als Alleinregent in Wolgast nach dem im gleichen Jahr erfolgten Erbvergleich zu Jasenitz. Das große Wappensiegel Herzog Johann Friedrichs (Abb. 38) trägt die Jahreszahl 1570 und ist damit in gleichem Zusammenhang zu sehen. Das Signet Herzog Kasimirs VI. (Abb. 7), dem seines älteren Bruders Ernst Ludwig von 1569 sehr ähnlich, trägt die Jahreszahl 1573, und bezeichnet damit wohl den Zeitpunkt, seit dem der nunmehr 16jährige in die Beurkundungsgeschäfte mit einbezogen wurde, wie er denn auch im Folgejahr die Nachfolge seines älteren Bruders Johann Friedrich als Camminer Bischof antrat. Auch in der letzten Greifengeneration finden sich vereinzelt Beispiele für den Brauch, das Herstellungs-
127 Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 19 mit Abb.; Pyl 1894 (wie Anm. 26), S. 132.
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Abb. 52: Großes Wappensiegel Herzog Erichs I. von Pommern als König der die nordischen Königreiche Dänemark, Schweden und Norwegen vereinenden Kalmarer Union mit dem pommerschen Greif im vierten Feld als Hinweis auf seine pommersche Abstammung, 100 mm.
jahr des Siegels auf diesem festzuhalten. So trägt ein Wappensiegel von Philipp Julius die Jahreszahl 1604, dem Jahr seiner Belehnung durch Kaiser Rudolf II., nachdem er im November des Vorjahres aus der Vormundschaft seines Onkels, Bogislaws XIII., entlassen worden war. Auch das große von Philipp II. in Auftrag gegebene Prunksiegel (Abb. 39a/b) zeigt eine Jahreszahl unterhalb des Schildfußes, nämlich MDCXVIII, welches auch das Todesjahr des Auftraggebers war, und damit unfreiwillig das Jahr des Regierungsantrittes seines Bruders und Nachfolgers Franz bezeichnet, der sich das Siegel umgravieren ließ. Interessanterweise hat Bogislaw XIV., als er nach dem Tod seines Bruders Franz seinen Namen in den Stempel setzen ließ, an der Jahreszahl nichts verändern lassen.128 128 Das Siegel von Philipp Julius an einer Schenkungsurkunde für seine Frau Agnes vom 1. Mai 1612 im Landesarchiv Greifswald Rep. 2, Ducalia, Nr. 1100. Zum Prunksiegel von 1618 vgl. oben Anm. 112.
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Abb. 53: Alliance-Wappen Herzog Ernsts von Braunschweig-Grubenhagen und seiner Gemahlin Margaretha geb. Herzogin von Pommern am Amtsgericht Osterode, Aufnahme von 1985.
Damit wären wir nahezu am Ende unseres Überblicks zu den Greifensiegeln. Ausgeklammert blieben die Frauensiegel und die Siegel König Erichs von Pommern, der 1412 bis 1437 die in der Kalmarer Union vereinigten nordischen Reiche regierte und seinen Lebensabend – von dort vertrieben – auf Rügenwalde verbrachte. Daß er aber auch als nordischer Unionskönig seine pommersche Abstammung nicht vergaß, zeigt sein Wappensiegel vom Ende des 14. Jahrhunderts, dessen viertes Feld den pommerschen Greif zeigt (Abb. 52).129 Das Wappen ist auch insofern interessant, als es das sogenannte Stammwappen nicht als Herzschild führt, wie das ansonsten häufig und auch bei seinen Nachfolgern auf dem dänischen Königsthron anzutreffen ist, sondern im vierten Feld des Hauptschildes.
129 Zu den Wappen Erichs von Pommern siehe: Danske kongelige sigiller samt sönderjydske hertugers og andre til Danmark knyttede fysters sigiller 1085–1559, gesammelt von Henry Petersen, hg. von A. Thiset, Kjöbenhavn 1917, S. 6–8, Nr. 59–63 mit Abb., das hier abgebildete Siegel dort Nr. 61; Gumowski 1950 (wie Anm. 33), Nr. 67–70, z. T. mit Abb.
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Am Ende der Ausführungen sei auf einen kuriosen Fehler aufmerksam gemacht, der sich auf dem großen Gemeinschaftssiegel der Brüder Johann Friedrich, Bogislaw XIII., Ernst Ludwig, Barnim X. und Kasimir VI. vom Jahre 1560 eingeschlichen hat (Abb. 45). Bei der Darstellung des neunfeldigen Wappens vertauschte der Stempelschneider die erste mit der dritten Spalte, so daß in das vierte Feld der Usedomer Fischgreif und in das siebente Feld der aus dem Schachfeld wachsende Wolgaster Greif rückte. Dies ist auch deshalb erwähnenswert, da dieser Fehler offenbar Folgen bei etwas monumentaleren Kunstwerken zeigte. Als 1561 für die Tante der Brüder, Margaretha, einer Schwester Philipps I., und deren Ehemann Herzog Ernst von Braunschweig-Grubenhagen ein Alliancewappenstein für das Schloß in Osterode (Abb. 53) geschaffen wurde, beging man den gleichen Fehler130 und als man für die 1569 verstorbene Herzogin eine Grabplatte fertigte, wiederholte sich dies.131 Es ist zu vermuten, daß man als Vorlage dieser Steinmetzarbeiten das in jener Zeit aktuelle Siegel ihrer Neffen nutzte: im wahrsten Sinne des Wortes: kleine Ursache – große Wirkung. Kommen wir abschließend zum Ausblick auf eine anzustrebende, künftige Beschäftigung mit dem Thema. Eine modernen Ansprüchen genügende Dokumentation und Edition der Herzogssiegel, ein Corpus Sigillorum Ducum Pomeranorum, erscheint nicht nur in den Augen des Verfassers als ein wünschenswertes Ziel, sondern wird auch von der Historischen Kommission für Pommern befürwortet.132 Eine solche Publikation würde die Forschungen zur pommerschen Geschichte und zum Herzogshaus mit Sicherheit bereichern. Auch angesichts des allgemeinen Erhaltungszustandes vieler Siegel und erfahrungsgemäß unwägbarer, selbst bei großer Sorgfalt bei der Bewahrung nie ganz auszuschließender äußerer, bestandsgefährdender Einwirkungen erscheint es als eine dringliche Aufgabe, diese vor endgültigem Überlieferungsverlust zu bewahren und 130 Ralf-Gunnar Werlich, Denkmale der Greifen. Monumente des Totengedenkens der 14. Greifengeneration, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 40 (2002), H. 3, S. 18– 27, hier S. 21 mit Abb.; Ralf-Gunnar Werlich/Stefan Fassbinder, Ein neunfeldiges pommersches Herzogswappen aus dem 16. Jahrhundert – Bemerkungen zu einem Neuzugang in der ständigen Ausstellung zur Landesgeschichte im Pommerschen Landesmuseum Greifswald. Gewidmet Hellmut Hannes zu seinem 85. Geburtstag, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 48 (2010), H. 2, S. 2–8 und Umschlagseite 2, hier S. 5f. mit Abb. Zum Alliancewappenstein vgl. auch H. E. Giebel, Das Ehewappen am Neuen Schloß, in: Heimatkalender des Kreises Osterode und des Südwestrandes des Harzes 1968, Osterode 1968, S. 48. 131 Werlich 2002 (wie Anm. 130), S. 20f. mit Abb. Auf die ungewöhnliche Darstellung des Wappens auf dem Grabstein macht schon Hellmut Hannes, Auf den Spuren des Greifengeschlechtes jenseits der pommerschen Grenzen, in: Baltische Studien NF 72 (1986), S. 36–82, hier S. 61, aufmerksam: „Das ist eine sonst wohl nirgends beobachtete Abweichung von der gewöhnlichen Anordnung.“ Er hält es für möglich, „daß dem Bildhauer durch einen Übertragungsfehler eine Seitenvertauschung des gesamten Wappenschildes unterlaufen ist.“ In der Art des Fehlers hat Hannes zweifellos recht, nur daß sich der Fehler schon 1560 beim Siegelschneider eingeschlichen hatte. Zum Grabstein vgl. auch Hellmuth Bethe, Die Bildnisse des pommerschen Herzogshauses, in: Baltische Studien NF 39 (1937), S. 71–99, hier S. 88: Grabstein um 1569. 132 Der Verfasser hofft zu einem späteren Zeitpunkt Muße und Mittel zu finden, sich dieser Aufgabe intensiver zu widmen.
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das Wissen um diese Siegel für künftige Generationen zu sichern.133 Das schon verloren geglaubte Siegel Herzog Bogislaws II. von 1214 mit der ältesten überlieferten Greifendarstellung im Zusammenhang mit den pommerschen Herzögen bietet dazu ein mahnendes Beispiel. Sicherlich darf man auch, obgleich man sie anstreben sollte, von einer solchen Edition keine absolute Vollständigkeit erwarten. Aufwand und Ergebnis würden ansonsten unvertretbar weit auseinanderklaffen, da die Quellenzeugnisse zu weit verstreut und die Archivbestände z. T. viel zu wenig aufgearbeitet sind, auch wenn sich in den letzten Jahren durchaus positive Entwicklungen erkennen lassen. Aber schon die systematische Durchforschung einer überschaubaren Zahl von einschlägigen Archiven sowie die Sichtung einiger Siegelsammlungen insbesondere von Museen oder auch Bibliotheken dürften recht nahe an das angestrebte Ziel führen. Ein solches Werk würde einen noch fundierteren Einblick in das Siegelverhalten der Greifenherzöge erlauben, als uns dies heute möglich ist. Auf eine solche Grundlage aufbauen könnten dann weitere Forschungen, sei es ein Vergleich mit Fürstensiegeln anderer Dynastien und deren diesbezüglichem Repräsentationsverhalten, sei es eine Bearbeitung des Materials aus kunsthistorischem Blickwinkel oder eine Analyse des dynastischen Selbstverständnisses der pommerschen Herrschaftsträger anhand des sphragistischen Materials, um hier nur einige Aspekte zu nennen. Die hier gemachten Ausführungen sollen einen – zumindest für den deutschen Sprachraum – ersten etwas umfangreicheren Einblick in den Siegelgebrauch der pommerschen Herzöge geben und tragen hoffentlich dazu bei, Interesse zu wecken für eine historische Quellengattung, deren einzelne Objekte nicht nur in der Lage sind, von historischen Zuständen und Entwicklungen Kenntnis zu geben, sondern mitunter geradezu Kleinkunstwerke darstellen. Sie verdienen eine wesentlich größere Beachtung, als ihnen heute zumeist zuteil wird.
133 Auf diese nicht unbedeutende Aufgabe sphragistischer Publikationen macht mit Nachdruck auch Diederich 2005 (wie Anm. 8), S. 40, aufmerksam. Der hier vorgelegte Beitrag versteht sich, dank der Möglichkeit großzügiger Illustration der Ausführungen, auch als ein Schritt in diese Richtung. Der Weg, den die Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen mit ihrem Projekt „Welfensiegel“ jüngst beschritten hat (vgl. oben Anm. 11 und den zugehörigen Text), sollte auch für die Greifensiegel erwogen werden. Er hätte u. a. den Vorteil, daß ein zunächst noch mehr oder weniger lückenhafter Forschungsstand, den zum Druck zu bringen man sich auf Grund der zu vermutenden Unvollständigkeit erst einmal scheuen würde, von einer breiteren interessierten Öffentlichkeit rezipiert werden kann, und zum anderen, daß die Redaktion einer solchen Datenbank auch von der Rückmeldung forschender Nutzer profitieren könnte, die damit ihrerseits die Möglichkeit und einen Ansprechpartner haben, weitere Kenntnisse zu den Siegeln der Greifen zu sammeln. Nichtsdestoweniger sollte das Ziel einer Drucklegung eines Corpus Sigillorum Ducum Pomeranorum nicht aus dem Auge verloren werden.
„… welches den Greifen führt …“ – Das Geschlecht der Herzöge von Pommern und seine heraldischen Herrschaftssymbole Ralf-Gunnar Werlich1
Die Greifen und der Greif – Einleitende Bemerkungen und Literaturüberblick „… welches den Greifen führt …“ – diese verbale Kennzeichnung des eigenen Geschlechts und seiner Angehörigen wurde von einem Herzog von Pommern, soweit derzeit ersichtlich, erstmals in Urkunden des Jahres 1420 verwandt. Es war der die Länder Dänemark, Norwegen und Schweden regierende Kalmarer Unionskönig Erich von Pommern, der diese Formulierung benutzte.2 Die Urkunden stehen im Zusammenhang mit Erichs Thronfolgeplan, welcher für den zu jenem Zeitpunkt nicht mehr auszuschließenden Fall der Kinderlosigkeit des Königs die Sukzession auf den nordischen Thronen innerhalb des pommerschen Herzogshauses, d. h. seiner angestammten Dynastie, vorsah.3 Auch in späteren Jahren wurde das Greifensymbol nicht nur – wie es in der Natur der Wappen liegt – bildlich, sondern auch verbal bemüht, um den dynasti1
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Der nachfolgende Beitrag ist die überarbeitete Fassung des am 28. September 2002 auf der Jahrestagung der Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst mit dem Thema „Monumenta Ducum Pomeranorum – Denkmale der pommerschen Herzöge“ in Demmin gehaltenen Vortrages über die Wappen der Greifen. Der Artikel wurde in Absprache mit dem damaligen Herausgeber des Sammelbandes, Ludwig Biewer, nach Abschluß der redaktionellen Arbeiten an der Festschrift zum 550. Jahrestag der Universität Greifswald 2006, die zunächst keinen Spielraum ließen, um die in diesem Band behandelten Themen wie gewünscht zu vertiefen, gegenüber der Vortragsfassung umfassend erweitert und, wie auch die anderen Beiträge des Verfassers, im März 2007 an Ludwig Biewer übersandt, wo er bis 2009 verblieb, siehe auch das Vorwort der Herausgeber zu diesem Band. In der Folgezeit wurden in das Manuskript lediglich die Hypothese zur Entstehung des Greifenwappens und Aktualisierungen eingearbeitet, die sich auf Grund der bis zum Redaktionsschluß Ende 2010 neu erschienenen Publikationen bzw. eines neuen wichtigen Quellenfundes notwendig machten. Im Zuge der Umbruchkorrektur konnten noch die bibliographischen Angaben der inzwischen erschienenen Literatur nachgetragen werden. Zwei Dokumente vom 30. Juni 1420 bezüglich der Neuordnung des Wittums der Gemahlin Erichs von Pommern Philippa, ausgestellt vom König und als Erwiderungsbrief durch die Königin: Svenskt diplomatarium, Bd. 3, hg. von C. Silfverstolpe, Stockholm 1885–1902, Nr. 2792f. Erich von Pommern führte in seinem großen Königssiegel auch den Greifen im Wappen, vgl. Abb. 52 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band. Zu den näheren Umständen vgl. Ralf-Gunnar Werlich, Bogislaw IX. von Pommern-Stolp – ein Pommer in den dynastischen Plänen der nordischen Reiche in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, in: Pommern. Geschichte – Kultur – Wissenschaft. 2. Kolloquium zur Pommerschen Geschichte 13. und 14. September 1991, Greifswald 1991, S. 37–58, insbesonde-
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schen Zusammenhang der Familienmitglieder zu betonen, so im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen im Stettiner Erbfolgestreit, als es darum ging, die brandenburgischen Ansprüche auf das Stettiner Teilherzogtum zurückzuweisen. Es waren die Länder, die zum Greifen gehören, welche die Herzöge Erich II. und Wartislaw X. im Stettiner Erbfolgestreit (1464–1472) als ihr Erbe reklamierten4 und damit die Zugehörigkeit zu ihrer Dynastie argumentativ unterstrichen. An den Brandenburger Kurfürsten Friedrich II. schrieben sie am Neujahrstag des Jahres 1465, er möge sie „by unsen Landen und luden, de to dem gripe horen … laten“.5 Auch im allgemeinen Sprachgebrauch jener Zeit stand der Greif für die Dynastie, so wenn in einem Bericht der Stadt Prenzlau im Zusammenhang mit dem Stettiner Erbfolgestreit berichtet wird, „das gemen volk bynnen der Stat zu Stetin sein maist … mer zu dem greiffen geneiget“6 und man damit die Parteinahme für die Wolgaster Herzöge meinte. Im Zusammenhang mit den Beisetzungsfeierlichkeiten des letzten Greifenherzogs Bogislaw XIV. beriet man, inwieweit der Greifenschild „alß ein insigne gentilitium“ mit ins das Grab zu werfen sei.7 Die Identifikation der Angehörigen des pommerschen Herzogshauses mit ihrem Wappentier, dem Greifen, war also eine sehr starke und sucht im deutschen Reichsfürstenstand ihres gleichen.8 Auch im Zuge der Wappenerweiterung an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert blieb der Greif die zentrale Figur unter den Herrschaftssymbolen der Dynastie, der im neunfeldigen Wappen der Herzöge sechs bzw. in modifizierter Form sogar sieben der Felder belegt. Das Greifenwappen war somit nicht nur innerhalb der Dynastie dominant und identitätsstiftend, sondern auch in der Außenwirkung
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re S. 41f. Wörtlich ging es Erich um ein Mitglied „af wor fäterne slächt, som gripen förer“ (Svenskt diplomatarium, Bd. 3 [wie Anm. 2], S. 581, vgl. auch S. 582 und 584). Felix Rachfahl, Der Stettiner Erbfolgestreit (1464–1472). Ein Beitrag zur brandenburgischpommerschen Geschichte des fünfzehnten Jahrhunderts, Breslau 1890, S. 93, 117. Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus. Sammlung ungedruckter Urkunden zur Brandenburgischen Geschichte, hg. von Georg Wilhelm von Raumer, Teil 1, Berlin/Stettin/ Elbing 1831, Nr. CXXXVII, S. 267f., hier S. 268. Zitiert nach Rachfahl 1890 (wie Anm. 4), S. 93, Anm. 2. Ulrich Graf Behr Negendank-Semlow/Julius Freiherr von Bohlen-Bohlendorf, Die Personalien und Leichen-Processionen der Herzoge von Pommern und ihrer Angehörigen aus den Jahren 1560–1663, Halle 1869, S. 542. Wenn der Name der Henneberger ebenfalls durch ihr Wappen – eine Henne auf einem Dreiberg – ausgedrückt wurde, so funktionierte dies genau anders herum. Das Wappen leitete sich – als sogenanntes redendes Wappen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden, wie es in jener Zeit Mode wurde, – vom Namen ihrer Stammburg Henneberg ab und illustrierte diesen, bzw. das, was man sich in jener Zeit unter diesem vorstellte, egal, ob die ethymologischen Ursprünge dem entsprachen oder nicht, vgl. Eckart Henning, Die Veränderungen des Siegel- und Wappenbildes der Grafen von Henneberg vom XII. bis XVI. Jahrhundert, in: Jahrbuch der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft „Adler“ Jg. 1967/70. Der ganzen Reihe dritte Folge, Bd. 7 = Wissenschaftlicher Jubiäumsband 1870–1970, Wien 1970, S. 45–65 und 11 Abb., hier S. 51–54. Bei den Herzögen von Pommern hingegen wurde nicht das Wappen vom Namen des Geschlechtes abgeleitet, sondern umgekehrt der Name der Dynastie vom Wappen.
Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern
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in besonderem Maße charakteristisch, so daß das Geschlecht unter dem Namen der Greifen bekannt war und ist und mit diesem in die Geschichte einging.9 So nimmt es denn auch nicht Wunder, daß aus dem 16. Jahrhundert – ganz dem Zeitgeist entsprechend – verschiedene Dichtungen überliefert sind, die sich mit den Wappen der Greifen befassen. So preist u. a. Martin Marstaller, herzoglicher Rat am Barther Hof Bogislaws XIII., in Versen das Wappentier und die Verdienste seines Herren um den Druck der großen Barther Bibel von 1588. Sie sind einer „Insignia illvstriss: et pervetvstae familiae dvcum Pomeraniae“ überschriebenen repräsentativen Darstellung des zehnfeldigen großen Herzogswappens beigegeben, welche jenes Buch schmückt. Aus der Feder Marstallers stammen auch weitere Dichtungen über das pommersche Wappen aus den Jahren 1591 sowie – in etwas abgewandelter Form – aus dem Jahr 1593.10 Die verstärkte Einbeziehung heraldischer Ausdrucksmittel in die Herrschaftsrepräsentation der Greifendynastie, welche wir an der Wende vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit unter der Herrschaft Bogislaws X. beobachten können, schloß allerdings nicht aus, daß in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts selbst bei regierenden Greifen dringender Informationsbedarf bezüglich des Bedeutungsgehaltes und der Herkunft der verschiedenen Herrschaftssymbole bestand, wie dies aus einer Anfrage Herzog Ernst Ludwigs von Pommern-Wolgast an seinen Kanzler Henning von Rammin und dessen 9 Siehe z. B. die diesbezüglichen Stichworte in der Neuen Deutschen Bibliographie, im Lexikon des Mittelalters und im Residenzenhandbuch: Roderich Schmidt, Greifen, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 7, Berlin 1966, S. 29–33 (mit dem Hinweis auf S. 29, daß der Name zuerst von dem polnischen Chronisten Godesław Baszko überliefert wurde); Roderich Schmidt, Greifen, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 4, München/Zürich 1989, Sp. 1694f.; Ralf-Gunnar Werlich, Greifen, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch, Teilbd. 1: Dynastien und Höfe, hg. von Werner Paravicini, bearb. von Jan Hirschbiegel/Jörg Wettlaufer (Residenzenforschung, 15.1.1), Ostfildern 2003, S. 74–84. Eine eingehendere Studie über Aufkommen und Verwendung des Greifennamens wäre sicherlich eine interessante Aufgabe, die bisher einer Bearbeitung harrt. Auch Rudolf Benl bemerkt in einem der jüngeren Überblickswerke zur Geschichte Pommerns zu diesem Thema nur, daß das Geschlecht selbst die Bezeichnung „Greifen“ seit dem 15. Jahrhundert geführt hätte, Rudolf Benl, Pommern bis zur Teilung von 1368/72, in: Pommern, hg. von Werner Buchholz (Deutsche Geschichte im Osten Europas), Berlin 1999, S. 21–126, hier S. 38. 10 Das Wappen in der Barther Bibel von 1588 und der dazugehörige Text Marstallers wurde jüngst abgebildet im Band: Unter fürstlichem Regiment. Barth als Residenz der pommerschen Herzöge. Ausstellungskatalog, hg. von Melanie Ehler/Matthias Müller, Berlin 2005, S. 111, allerdings nur mit teilweise richtiger Erläuterung. Ebenfalls eine gute Abb. bei Norbert Buske, Wappen, Farben und Hymnen des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Eine Erläuterung der neuen Hoheitszeichen des Landes verbunden mit einem Gang durch die Geschichte der beiden Landesteile dargestellt an der Entwicklung ihrer Wappenbilder, Bremen 1993, S. 65, mit einer Übersetzung des lateinischen Textes S. 50. Zu den Wappendichtungen der Jahre 1591 und 1593 vgl. weiter unten Anm. 114/115 sowie Abb. 25. Weitere Wappengedichte sind abgedruckt bei Johann Gottfried Ludwig Kosegarten, Von dem diesem Bande beygefügten zehnschildigen Pommerschen Wappen, in: Pommersche und Rügische Geschichtsdenkmäler, Bd. 1, Greifswald 1834, S. 327–352, hier S. 346–348.
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Antwort deutlich wird.11 Auch dem heutigen Zeitgenossen, der den Wappen der Greifen an den unterschiedlichsten Stellen begegnen kann, z. B. an Gebäuden, in Kirchen im Zusammenhang mit Grabmälern und herrschaftlichen Stiftungen, auf Siegeln und Münzen sowie in Büchern als Holzschnitt oder Kupferstich, in anderem Schriftgut oder an persönlichen Gegenständen der Greifenherzöge, um nur einige der wichtigsten Orte zu nennen, erschließt sich der Bedeutungsgehalt und die Geschichte der komplexen Bildkomposition, zu der sich das pommersche Herzogswappen bis zum Ende der Greifenherrschaft entwickelt hatte, nur schwer. Es gibt zwar durchaus zahlreiche, einschlägige Literatur, die sich mit der Entwicklung des pommerschen Herzogswappens befaßt.12 Da sich der Kenntnisstand in ver-
11 Das auf ein nicht erhaltenes Schreiben Herzog Ernst Ludwigs bezugnehmende Schreiben Hennings von Rammin vom 17. September 1588 ist abgedruckt bei Julius Heinrich Biesner, Abriß der Geschichte Pommerns und Rügens, nebst angehängter Specialgeschichte des Klosters Eldena, Stralsund 1834, S. 352–353, vgl. Ralf-Gunnar Werlich, Die Umgestaltung der pommerschen Herzogswappen um 1500 und ihre Zusammenstellung in einem neunfeldigen Schild, in: Najnowsze badania nad numizmatyką i sfragistyką Pomorza Zachodniego. Materiały z konferencji 50 lat Działu Numizmatycznego Muzeum Narodowego w Szczecinie, hg. von Genowefa Horoszko (Biblioteka Naukowa Muzeum Narodowego w Szczecinie. Seria: Historia i Kultura Materialna), Szczecin 2004, S. 199–246 und Tab. 27–34, hier S. 201f., Anm. 6f. sowie Gustav A. Seyler, Die Herzogthümer Pommern, das Fürstenthum Rügen, die Grafschaft Gützkow, Westpreussen, in: Ders.: Die Wappen der deutschen Souveraine und Lande (J. Siebmacher´s grosses und allgemeines Wappenbuch, 1. Bd, 1. Abt., 2. Teil), Nürnberg 1909, S. 57–82 und Taf. 63–87, hier S. 75 und 77f. Dem Schreiben waren weitere Notizen beigefügt über die Dinge, die Rammin bei seinen Nachforschungen „in der Canzelei, in den Registraturen und sonst“ in Erfahrung gebracht hatte, sowie Zeichnungen der „Pommerschen Wappen, wie sie einem jeden Lande mit ihren Helm=Zieren und Farben zugeeignet werden“, die Rammin eigens zu diesem Zwecke hatte anfertigen lassen. Von den Zeichnungen scheint sich leider heute nichts mehr erhalten zu haben. 12 In chronologischer Abfolge: Kosegarten 1834 (wie Anm. 10); Theodor Pyl, Die Entwicklung des pommerschen Wappens im Zusammenhang mit den Pommerschen Landestheilungen (Pommersche Geschichtsdenkmäler, 7), Greifswald 1894; Seyler 1909 (wie Anm. 11); G. A. Cloß, Das pommersche Wappen, in: Pommersche Heimatpflege 2 (1931), H. 3, S. 125–134; Fritz Curschmann, Das pommersche Wappen, in: Unser Pommernland 22 (1937), S. 11–17; Hans Heinrich Reclam, Der Pommersche Greif, in: Pommern. Kunst, Geschichte, Volkstum 18 (1980), H. 1, S. 4–10; Johannes Hildisch, Das pommersche Wappen, in: Ders., Die Münzen der pommerschen Herzöge (Veröffentlichungen der Historischen Komission für Pommern, IV.9), Köln/Wien 1980, S. 13–16; Ivo Asmus, Überblick über die Entwicklung des pommerschen Wappens, in: Pommersches Familienarchiv der Pommerschen Landsmannschaft (Pommerscher Zentralverband e.V.), 1992, H. 2, S. 1–30; Buske 1993 (wie Anm. 10); Ludwig Biewer, Die Geschichte des pommerschen Greifenwappens. Ein Beitrag zur Staatssymbolik in den neuen Bundesländern, in: Baltische Studien NF 79 (1993), S. 44–57; Hellmut Hannes, Die Wappen am Grabmal der Herzogin Sophia von Mecklenburg (gest. 1504) in Wismar. Ein Beitrag zur Frage der ältesten Darstellung des neunfeldigen pommerschen Herzogswappens, in: Baltische Studien NF 80 (1994), S. 7–24; Ludwig Biewer, 800 Jahre pommerscher Greif, in: Der Herold. Vierteljahresschrift für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften, Bd. 14, Jg. 38 (1995), H. 9–10, S. 251–257; Ralf-Gunnar Werlich,
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Das neunfeldrige Wappen Herzog Bogislaws X. von Pommern, in: Land am Meer. Pommern im Spiegel seiner Geschichte. Roderich Schmidt zum 70. Geburtstag, hg. von Werner Buchholz/Günter Mangelsdorf (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern, V.29), Köln/Weimar/Wien 1995, S. 307–334; Ders.: Ein neunfeldriges pommersches Herzogswappen im Jahre 1518. Bemerkungen zum Wappen des Titelblattes, zum Erstdruck der Wandalia des Albert Krantz und zu weiteren frühen Zeugnissen der Wappenänderungen unter Bogislaw X., in: Pommern im Reich und in Europa. Pommern – Geschichte, Kultur, Wissenschaft. 3. Kolloquium zur pommerschen Geschichte 1993, hg. von Horst Wernicke/ Ralf-Gunnar Werlich, Greifswald 1996, S. 446–468; Erwin Günther, Bedeutende Territorialwappen und -farben und ihre Einflüsse auf die kommunalen Wappen: Pommern, in: Ders., Wappen und Flaggen der Kreise und Kreisstädte in Pommern. Präsentation zum 9. Deutschen und 1. Tschechisch-Deutschen Vexillologentreffen am 9. und 10. September 2000 in Usti nad Labem, S. 34–39; Hans-Heinz Schütt, Zur Entwicklung des Landesteils Vorpommern und der pommerschen Symbolik, in: Ders., Auf Schild und Siegel. Die Wappenbilder des Landes Mecklenburg-Vorpommern und seiner Kommunen, Schwerin 2002, S. 44–61, die umfassend überarbeite Neuauflage unter dem Titel: Ders., Auf Schild und Flagge. Die Wappen und Flaggen des Landes Mecklenburg-Vorpommern und seiner Kommunen, Schwerin 2011, das entsprechende Kapitel nunmehr S. 64–84; Werlich 2004 (wie Anm. 11); Ralf-Gunnar Werlich, Der Barther Greif – Zur Geschichte eines pommerschen Herrschaftssymbols, in: Stadt Barth 1255–2005. Beiträge zur Stadtgeschichte, hg. von Jörg Scheffelke/ Gerd Garber, Schwerin 2005, S. 101–110; Ders., Der Greif bekennt Farbe – Frühe Farbdarstellungen der pommerschen Herzogswappen, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 46 (2008), H. 2, S. 21–28; Ludwig Biewer, Wolgast – Wappen erzählen Geschichte(n), in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 46 (2008), H. 4, S. 9–15. Jüngst auch Ralf-Gunnar Werlich/Stefan Fassbinder, Ein neunfeldiges pommersches Herzogswappen aus dem 16. Jahrhundert. Bemerkungen zu einem Neuzugang in der ständigen Ausstellung zur Landesgeschichte im Pommerschen Landesmuseum Greifswald. Gewidmet Hellmut Hannes zu seinem 85. Geburtstag, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 48 (2010), H. 2, S. 2–8 und Umschlagseite 2; Ludwig Biewer, Der Greif in der pommerschen Kommunalheraldik, in: Der Herold 53 (2010), NF 18, H. 4, S. 121–135; Ralf-Gunnar Werlich, Herrschaft, Bild, Figur und Farbe. Zur Konstruktion mehrfeldiger reichsfürstlicher Wappen an der Wende vom Mittelalter zur Fürhen Neuzeit, in: Farbe im Mittelalter. Materialität – Medialität – Semantik, Bd. 2, hg. von Ingrid Bennewitz/Andrea Schindler, Berlin 2011, S. 891–918 und Abb. 123–126, zu Pommern S. 908–912 und Abb. 126; Ders., Das Camminer Bistumswappen und sein Auftreten in der Heraldik der Greifenherzöge. Gewidmet Norbert Buske zu seinem 75. Geburtstag, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 49 (2011), H. 4, S. 4–13; Ders., Pommersches im Innsbrucker Wappenbuch des Jörg Rugen – Anmerkungen zu den Darstellungen der Wappen Herzog Bogislaws X. von Pommern, Kurfürst Johanns von Brandenburg und Markgraf Friedrichs von Brandenburg, in: Beiträge zur Kirchen-, Kunst- und Landesgeschichte Pommerns und des Ostseeraums. Festschrift für Norbert Buske, hg. von Michael Lissok/Haik Thomas Porada (Beiträge zur pommerschen Landes-, Kirchen- und Kunstgeschichte, 15), Schwerin 2012 (im Druck). – Da im Verlauf des Stettiner Erbfolgestreites und vertraglicher Vereinbarungen pommersche Herzogswappen auch Bestandteil des Wappens der Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg wurden, ist auch die einschlägige Literatur bezüglich dieser Wappen zur Kenntnis zu nehmen: Leopold von Ledebur, Streifzüge durch die Felder des königlich Preußischen Wappens, Berlin 1842; H. Grote, Geschichte des Königlich Preußischen Wappens. Kritisch historisch und kunsthistorisch, Leipzig 1861; Maximilian Gritzner, Landes- und Wappenkunde der Brandenbur-
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schiedenen Punkten jedoch erweitert hat, auch die eine oder andere Ungenauigkeit bzw. fehlerhafte Aussage zu korrigieren ist, sei hier im Zusammenhang mit der Vorstellung der Monumente der Greifen ein Gesamtüberblick angestrebt, der die Forschungen zur Geschichte der pommerschen Herzogswappen auf dem aktuellen Stand präsentiert und unsere Kenntnis über diese durch die Einbeziehung verschiedener neuer Quellenfunde zu erweitern sucht. Die Darstellung gliedert sich wie folgt: Zunächst werden die im Mittelalter nachweisbaren Wappenschilde der Greifen vorgestellt, um dann auf die Wappenänderungen gisch-Preußischen Monarchie. Geschichte ihrer einzelnen Landestheile, deren Herrscher und Wappen, Berlin 1894; Ders., Das Brandenburgisch-Preußische Wappen. Geschichtliche Darstellung seiner Entwicklung seit dem Jahre 1415, Berlin 1895; Gustav A. Seyler, Das Haus Hohenzollern, in: Die Wappen der deutschen Souveraine und Lande, Neue Folge (J. Siebmacher´s grosses und allgemeines Wappenbuch, 1. Bd., 1. Abt., 3. Teil), Nürnberg 1916, S. 99–109, Taf. 110–122; Ders., Das Haus Hohenzollern. Fortsetzung, in: Die Wappen der deutschen Souveraine und Lande, Neue Folge (J. Siebmacher´s grosses und allgemeines Wappenbuch, 1. Bd., 1. Abt., 4. Teil), Nürnberg 1921, S. 1–22, Taf. 1–23; Hans Heinrich Reclam, Pommern in Wappen und Titel der Hohenzollern, in: Baltische Studien NF 52 (1966), S. 57–66; Günther Schuhmann, Staatssymbole und Herrschaftszeichen, in: Ders., Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Eine Bilddokumentation zur Geschichte der Hohenzollern in Franken. Festschrift des Historischen Vereins für Mittelfranken zur Feier seines einhundertfünfzigjährigen Bestehens 1830–1980 (= Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken, Bd. 90), Ansbach 1980, S. 365-373 mit weiterer Literatur. Desweiteren erschienen ist ein Aufsatz von Harald Drös, Alles unter einem Hut. Die Wappen Albrechts von Brandenburg, in: Der Kardinal. Albrecht von Brandenburg – Renaissancefürst und Mäzen, Bd. 2: Essays, hg. von Andreas Tacke, Regensburg 2006, S. 28–49, vgl. zu diesem auch weiter unten Anm. 68. Siehe auch Ralf-Gunnar Werlich, Altes Medium in neuer Zeit – Beobachtungen zum Formenwandel reichsfürstlicher Wappen an der Wende vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit, in: Fürsten an der Zeitenwende zwischen Gruppenbild und Individualität – Formen fürstlicher Selbstdarstellung und ihre Rezeption (1450–1550). Wissenschaftliche Tagung Landeskulturzentrum Schloß Salzau, 27.–29. März 2008, hg. von Oliver Auge/Ralf-Gunnar Werlich/Gabriel Zeilinger (Residenzenforschung, 22), Ostfildern 2009, S. 145–206 und Abb. S. 466–495, dort das Kapitel „Hohenzollern und Greifen“ S. 173–187 mit den Abb. S. 481–493. – Auf die Bedeutung des heraldischen Auftritts der Greifendynastie im Rahmen der Herrschaftsrepräsentation und des dynastischen Selbstverständnisses verweist in jüngerer Zeit in Arbeiten im Umfeld seiner Habilitationsschrift und in dieser selbst auch Oliver Auge, Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter. Der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit (Mittelalter-Forschungen, 28), Ostfildern 2009, S. 342–345; Ders., Identifikation durch Konflikt. Das Beispiel der pommerschen Greifendynastie, in: Bereit zum Konflikt. Strategien und Medien der Konflikterzeugung und Konfliktbewältigung im europäischen Mittelalter, hg. von Oliver Auge/Felix Biermann/Matthias Müller/Dirk Schultze (Mittelalter-Forschungen, 20), Ostfildern 2008, S. 173–193, hier die Abschnitte I und III; Ders., Selbstverständnis und Erinnerungskultur der Herzöge von Pommern um 1500, in: Baltische Studien NF 93 (2007), S. 7–28, hier S. 12, 16, 18–20; Ders., Die pommerschen Greifen als Fürsten von Rügen und Herzöge von Barth, in: Unter fürstlichem Regiment. Barth als Residenz der pommerschen Herzöge. Ausstellungskatalog, hg. von Melanie Ehler/Matthias Müller, Berlin 2005, S. 13– 30, hier S. 19–24.
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und -erweiterungen an der Wende zur Neuzeit unter Bogislaw X., insbesondere die Entstehung des neunfeldigen Wappens einzugehen. Im Anschluß werden Erweiterungen des Wappenschildes seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts thematisiert. Die Ausführungen zu den Wappenschilden beschließen kurze Anmerkungen zu den vierund fünffeldigen pommerschen Herzogswappen des 16. und 17. Jahrhunderts sowie zum Wandel der Auffassung bezüglich des dynastischen Stammwappens. Es folgen Darlegungen zur Entwicklung der Helmzierden und abschließend die Behandlung der Geschichte der Schildhalter.
Die mittelalterlichen Wappenschilde der Greifen Die zentrale Wappenfigur der Pommernherzöge war seit Anbeginn der Greif – ein sagenhaftes Tier, welches als Mischung von Adler und Löwe, den beliebtesten Wappentieren fürstlich-herrschaftlicher Heraldik, im Mittelalter u. a. als Wächter und Kämpfer gegen das Böse galt.13 Bei den slawischen Stämmen an der Ostseeküste erfreute er sich offenbar besonderer Beliebtheit. Bei den Mecklenburgern14 findet er sich um 1200 zeitlich noch vor dem Stierkopfwappen und hielt sich dort als goldener Greif in Blau für die Herrschaft Rostock über die Jahrhunderte. Noch heute ist er im Stadtwappen Rostocks präsent. Auch Sambor II. aus dem Hause der Herzöge von Pommerellen und die Fürsten von Rügen führten dieses Wappentier, wie Siegel der Fürsten Wizlaw II., Sambor und Wizlaw III. belegen.15 Im östlichen Pommern bediente sich das Geschlecht der Swenzonen mit dem Fischgreif einer abgewandelten Form des Greifen als heraldisches Symbol.16 Jedoch lediglich bei den Nachkommen des pommerschen Herzogs Wartislaw I. war der Greif als Wappentier derartig dominant, daß die ganze Dynastie nach diesem ihren Namen erhielt.
13 Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 50. Zum Greif siehe auch Hugo Brandenburg, Greif, in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 12, Stuttgart 1983, Sp. 951–995; Heinz Mode, Fabeltiere und Dämonen. Die phantastische Welt der Mischwesen, 3. Aufl., Leipzig 1983, S. 120–157 mit dem Kapitel Drachen, Greife und andere Flügeltiere; Gert Oswald, Lexikon der Heraldik, Leipzig 1984, S. 167f.; Christian Hünemörder, Greif, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 4, München/Zürich 1989, Sp. 1693f.; Peter Armour, Greifen, in: Fabeltiere. Von Drachen, Einhörnern und anderen mythischen Wesen, hg. von John Cherry, Stuttgart 1997, S. 112–164; sowie C[hrista] Tuczay, Drache und Greif – Symbole der Ambivalenz, in: Mediaevistik. Internationale Zeitschrift für interdisziplinäre Mittelalterforschung 19 (2006), S. 169–211, insbesondere S. 190–197. 14 Vgl. Carl Teske, Die Wappen des Großherzoglichen Hauses Mecklenburg in geschichtlicher Entwicklung, Güstrow 1893; Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 12–14. 15 Ursula Scheil, Die Siegel der einheimischen wendischen Fürsten von Rügen, in: Festschrift Adolf Hofmeister zum 70. Geburtstag am 9. August 1953 dargebracht von seinen Schülern, Freunden und Fachgenossen, hg. von Ursula Scheil, [Bd. 1], Halle an der Saale 1955, S. 207– 222, insbesondere die Tafeln III-V, S. 219–221; Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 63, 65; Werlich 2005 (wie Anm. 12), S. 101f. 16 Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 56f.
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Wenn wir weiter oben davon sprachen, der Greif sei von Anbeginn das Wappentier der Dynastie gewesen, dann ist zu präzisieren, daß Wartislaw I. und sein Bruder dieses Symbol mit Sicherheit noch nicht geführt haben, da sich im 12. Jahrhundert der Gebrauch von Wappen erst allmählich von Westen nach Osten verbreitete. Auch die Schilde auf den Siegeln der zweiten Greifengeneration weisen noch keinen heraldischen Schmuck auf.17 Bildlich belegt ist der Greif als Wappenbild erstmals in der dritten Greifengeneration auf einem Siegelabdruck Herzog Bogislaws II. aus dem Jahre 1214. Da dieses wichtige Siegel bisher in Abb. 1: Reitersiegel Herzog Bogislaws II. an einer Ur- der deutschen Forschung als kunde von 1214 mit der ältesten bildlichen Überliefe- Kriegsverlust gilt, soll es die Reihe rung des Greifenwappens, 67 mm, Aufnahme von der Illustrationen dieses Beitrages 2002. eröffnen (Abb. 1). Deutlicher zu erkennen ist der Greif auf der Zeichnung im Codex Pomeraniae diplomaticus (siehe Abb. 22 und 23 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band).18 Zeugt die Greifendarstellung von 1214 noch von Unsicherheiten des Stempelschneiders beim Umgang mit diesem Wappentier, so zeigt schon das zweite Reitersiegel Barnims I., welches sich seit 1235 belegen läßt, einen deutlich kräftigeren Greifen.19 Ein Transsumpt aus dem Jahre 1384 einer in die Jahre 1191–1194 datierten Urkunde der Brüder Bogislaw II. und Kasimir II. sowie ihrer 17 Vgl. hier die Ausführungen des Verfassers zu den Siegeln der Greifen in diesem Band. Zu einem Denar mit einer Greifendarstellung, der in die Zeit um 1170 datiert wird, jedoch mit unklarer lokaler Zuordnung, vgl. Hermann Dannenberg, Münzgeschichte Pommerns im Mittelalter, Berlin 1893, S. 26 sowie Taf. 1, Nr. 4. Wie auch Dannenberg betont, kann dieser Greif jedoch nicht ohne weiteres als früher Beleg des Greifen als Wappentier der pommerschen Herzöge angesehen werden. 18 Pommersches Urkundenbuch, Bd. 1: 786–1253, bearb. von Klaus Conrad, 2. Aufl., Köln/ Wien 1970 (PUB 1), Nr. 162; Codex Pomeraniae diplomaticus, hg. von Karl Friedrich Wilhelm Hasselbach/Johann Gottfried Ludwig Kosegarten/Friedrich Baron von Medem, Bd. 1, Greifswald 1843–1862, S. 232f., Taf. G, Nr. 1, und der noch heute gültige Hinweis auf S. 233, daß das Siegel „den bis jetzt ältesten Pommerschen Greif“ zeigt. Vgl. zu diesem Siegel weitere Ausführungen im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band, Anm. 86–89 mit zugehörigem Text. 19 Vgl. Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 134, sowie den Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band, Anm. 91 und zugehörigen Text sowie Abb. 24.
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Mutter Anastasia macht es jedoch wahrscheinlich, daß der Greif bereits in der ersten Hälfte der 1190er Jahre in Pommern als Wappentier gebraucht wurde. Besagte Urkunde soll nämlich nach der im Transsumpt enthaltenen Siegelbeschreibung u. a. mit einem Standsiegel Kasimirs II. besiegelt gewesen sein, dessen Schild ein Greif zierte.20 Damit ist der pommersche Greif ein durchaus früher heraldischer Beleg hochadliger Herrschaft in der Region und bereits über 800 Jahre alt (Abb. 2).21 Den Gebrauch von Wappen dürften die Pommernherzöge bei den Kontakten mit den deutschen Herrschaftsträgern kennengelernt haben, die diese allerdings in jener Zeit selbst noch sparsam verwendeten, wie die Siegel Heinrichs des
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Abb. 2: Gedenkmedaille zum „800-jährigen Greifenjubiläum“, die bildliche Darstellung bezeichnenderweise nach der Zeichnung des Siegels Bogislaws II. von 1214 im Codex Pomeraniae diplomaticus, vgl. Abb. 22 im Beitrag zu den Greifenwappen in diesem Band.
20 PUB 1 (wie Anm. 18), Nr. 126. Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 52, leider mit fehlerhafter Darstellung, den Greifenschild Bogislaw II. zuweisend. Da Buske das aktuelle Standardwerk zum pommerschen Greifen darstellt, droht dieser Fehler ein Dauerbrenner zu werden, wie die Übernahmen bei Lothar Herpich, Die Veränderungen des Wappens der Pommernherzöge vom einfachen Greifen bis zum neunfeldigen Schild, in: Der Wappengreif. Arbeitsmaterial für Heraldik und verwandte Wissenschaften. Heraldische Fachgruppe „Zum Greifen“, H. 13, März 1995, S. 8–18, hier S. 11f.; Biewer 1995 (wie Anm. 12), S. 251, und Günther 2000 (wie Anm. 12), S. 34, belegen. Schütt 2002 (wie Anm. 12), S. 45, zeigt sich davon erfreulicherweise unbeeinflußt. Ludwig Biewer, offenbar unlängst auf den Fehlgriff aufmerksam geworden, hat sich nunmehr „nachdrücklich“ korrigiert: Biewer 2008 (wie Anm. 12), S. 9 und speziell Anm. 3. Der Beitrag von Herpich, im wesentlichen auf der Mitschrift (!) eines Vortrages von Hellmut Hannes (gedruckt Hannes 1994 [wie Anm. 12]) und auf Buske 1993 (wie Anm. 10) basierend, strotzt nur so von Fehlern, so daß er bewußt nicht unter der einschlägigen Literatur in Anm. 12 aufgeführt wurde. 21 Bemühungen, aus diesem Beleg für das Jahr 1994 ein 800-jähriges Jubiläum abzuleiten und dieses mit einer offiziellen Silbermünze zu begehen, waren letztendlich nicht erfolgreich und angesichts der nicht originalen Überlieferung und vagen Datierung der Urkunde auch nicht unproblematisch, vgl. Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 52. Allerdings gab es zwei Prägungen von Gedenkmedaillen aus diesem Anlaß, vgl. Pommern. Kultur und Geschichte 34 (1996), H. 1, S. 40, und hier Abb. 2, sowie vom Datum angeregte Veröffentlichungen, so Biewer 1995 (wie Anm. 12) und Martin Richter, Greif und Michelenburg vor rundem Jubiläum?, in: Zeitschrift Pommern (1994), H. 1, S. 1–4, vgl. auch Werlich 1995 (wie Anm. 12), S. 308f.
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Löwen erkennen lassen, bei dem sich logischerweise ein Löwe als Schildbild findet. Daß der Adler in der Zeit von Kaiser Friedrich I. Barbarossa als Reichssymbol heraldisiert und als „scvtum imperatoris“ das Wappen des Kaisers wurde, zeigt eine Münze aus dieser Zeit. Auch eine Beeinflussung von Seiten Dänemarks läßt sich nicht ausschließen, wo sich das älteste Königswappen – drei übereinander angeordnete Leoparden, d. h. hersehende schreitende Löwen – unter König Knud VI. um 1190 nachweisen läßt, was jedoch nicht ausschließt, daß dieses zu diesem Zeitpunkt bereits einige Jahre alt war. Wie wir weiter oben sahen, findet sich der erste Hinweis auf das Greifenwappen in Pommern für die erste Hälfte der 1190er Jahre. Dies ist der früheste Hinweis auf dieses Wappentier in der Region, auch wenn in späterer Zeit der Greif auch bei den Nachbarn im Westen, Norden und Osten auftaucht. Nachdem sich die Herzöge Bogislaw I. und Kasimir I. von Pommern nach der Schlacht bei Verchen 1164 zunächst dem sächsischen Herzog Heinrich dem Löwen unterwerfen mußten, unterstellte sich Herzog Bogislaw I. 1181 im Feldlager vor Lübeck Kaiser Friedrich Barbarossa, der ihn unter Verwendung symbolischer Fahnen zum Herzog von Slawien erhob. Bereits 1185 hatte sich das Kräfteverhältnis allerdings so gewandelt, daß sich Bogislaw I. gezwungen sah, sein Land vom Dänenkönig zu Lehen zu nehmen. Im Hinblick auf diese politische Situation und den heraldischen Befund bei den involvierten Mächten scheint es durchaus naheliegend, daß sich Bogislaw I. oder seine Nachfolger ein heraldisches Symbol wählten, welches die Stellung zwischen römischem Kaiser und dänischem König, zwischen Adler und Löwe, veranschaulichte aber gleichzeitig den Anspruch auf Eigenständigkeit betonte. Der Greif war dafür das ideale Wappentier.22 Der Greif der pommerschen Herzöge dürfte vom Beginn an rot gewesen sein und in einem silbernen Feld gestanden haben.23 Für das 13. Jahrhundert ist dies bisher allerdings weitgehend Vermutung, denn es sind, sehen wir einmal von den noch zu besprechenden Behrenhoffer Greifen ab, weder schriftliche noch zweifelsfreie bildliche Quellen bekannt, die zu diesem Umstand zuverlässig Auskunft geben. In der Forschung galt bis zur Vorstellung der nachfolgenden Befunde 2002 in Demmin die Darstellung der Fahne Herzog Kasimirs V. von Stettin in der „Banderia Prutenorum“ des Jan Długosz als der älteste Nachweis für den roten pommerschen Greifen.24 Das Werk gibt 22 Vgl. den Überblick über die Siegel Heinrichs des Löwen in: Die Urkunden Heinrichs des Löwen Herzogs von Sachsen und Bayern, bearb. von Karl Jordan, 1. Stück: Texte, Leipzig 1941, S. XLVI–XLVIII, der zeigt, daß der Schild Heinrichs des Löwen noch überwiegend mit einem Strahlenbuckel, also noch keinem heraldischen Zeichen, versehen war, und der Löwe nur kurze Zeit und offenbar singulär im Schild auftaucht. Bezüglich des dänischen Königswappens vgl. z. B. Erling Svane, Det danske rigsvaaben og kongevaaben – udvikling og anvendelse, Odense 1994, S. 15–17; Claus D. Beilsteiner, Der Doppeladler von Kaiser und Reich im Mittelalter, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 109 (2001), H. 1–2, S. 4–52, hier S. 5 mit Angabe der einschlägigen Literatur; Werlich 2005 (wie Anm. 12), S. 101, und ders. 2004 (wie Anm. 124), S. 23 mit Abb. S. 21 zur Rezeption des Ereignisses von 1181 bei den Greifen im 16. Jahrhundert. 23 So auch die Vermutung bei Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 52, und Schütt 2002 (wie Anm. 12), S. 45. 24 Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 137f.; Biewer 1995 (wie Anm. 12), S. 251; Günther 2000 (wie Anm. 12), S. 35; Schütt 2002 (wie Anm. 12), S. 46. – Unter dem speziellen Aspekt, daß es sich hier um die ältesten farbigen Darstellungen des pommerschen Wappentieres handelt,
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in Farbe die Banner wieder, die von Polen in der Schlacht von Tannenberg 1410 erobert wurden (Farbabb. 1).25 Schauen wir uns aber etwas genauer um, dann lassen sich Quellen entdecken, die diesen Befund schon für den Beginn des 14. Jahrhunderts, vielleicht sogar schon für das letzte Viertel des 13. Jahrhunderts bestätigen. Neben Wandmalereien, deren Zeugniswert mitunter durch eventuelle spätere Renovierungen problematisch sein kann, stehen als sichere Quellen eine Tapisserie, ein bemalter Falttisch sowie eine repräsentative Deckfarbenmalerei zur Verfügung. Der einstweilen wichtigste dieser älteren Nachweise für den roten Greifen befindet sich auf dem Tristanteppich des Zisterzienserinnenklosters Wienhausen bei Celle, der um 1300 bzw. in den Anfang des 14. Jahrhunderts datiert wird (Farbabb. 2).26 Der Schild mit dem roten Greifen in Silber befindet sich in der Nachbarschaft von Wappen anderer bedeutender Territorien wie Sachsen, Bayern, Böhmen, Österreich und Schlewurden die nachfolgenden vier Quellen erstmals auf der Jahresversammlung der Gesellschaft für pommersche Geschichte 2002 in Demmin thematisiert und vom Verfasser in Wort und Bild vorgestellt. Siehe auch Werlich 2008 (wie Anm. 12). Es war ursprünglich geplant, diesen langfristig mit der Redaktion der Zeitschrift Pommern abgesprochenen Beitrag erst nach der Veröffentlichung des vorliegenden Sammelbandes erscheinen zu lassen. Verschiedene Gründe führten jedoch 2008 dazu, nicht länger auf dessen Erscheinen zu warten, zumal Ludwig Biewer den neuen Forschungsstand bezüglich der ältesten farbigen Greifendarstellungen zwischenzeitlich auch schon in eigene Publikationen hatte einfließen lassen: Ludwig Biewer, Ungewöhnliche Quellen zur mittelalterlichen Heraldik – einige Beispiele, in: Jahrbuch für Brandenburgische Landesgeschichte 55 (2004) = Collectanea Brandenburgensia. Festschrift für Eckart Henning zum 65. Geburtstag, Berlin 2004, S. 31–40, hier S. 39f.; Ders., „…ohne goldene Fänge.“ – Ein kleiner heraldischer Beitrag zum 550. Geburtstag der Universität Greifswald, einst älteste Universität der Krone Schwedens und in Preussen, in: Liber Amicorum Kjell Åke Modéer, hg. von Bernhard Diestelkamp/Hans-Heinrich Vogel/Nils Jörn/Per Nilsén/Christian Häthén, Lund 2007, S. 65–86, hier S. 69 mit Anm. 14. Jüngst erneut Biewer 2008 (wie Anm. 12), S. 9. Ein Hinweis auf die Behrenhoffer Greifendarstellungen als älteste Farbbelege des pommerschen Wappentieres auch bei Eckhard Oberdörfer, Ostvorpommern: vom Amazonas des Nordens zu den Kaiserbädern. Ein Reise- und Lesebuch, Bremen 2006, S. 164. 25 Sven Ekdahl, Die „Banderia Prutenorum“ des Jan Długosz – eine Quelle zur Schlacht bei Tannenberg 1410. Untersuchungen zu Aufbau, Entstehung und Quellenwert der Handschrift (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Philologisch-historische Klasse, Dritte Folge, 104), Göttingen 1976, S. 252f. mit Abb; Werlich 2008 (wie Anm. 12), S. 21 mit Abb. 1. 26 Ortwin Meier, Die Wappen auf den mittelalterlichen Bildteppichen des Klosters Wienhausen, in: Heraldische Mitteilungen. Heraldischer Verein „Zum Kleeblatt“ 38 (1929), S. 1–3, hier S. 2; Doris Fouquet, Wort und Bild in der mittelalterlichen Tristantradition – Der älteste Tristanteppich von Kloster Wienhausen und die textile Tristanüberlieferung des Mittelalters (Philologische Studien und Quellen, 62), Berlin 1971, Kap. V: Die Wappen, S. 139–149, hier S. 143; Pia Wilhelm, Kloster Wienhausen. Die Bildteppiche (Kloster Wienhausen, 3), Wienhausen o. J., S. 15 mit Abb. S. 8f.; Tristanwandteppich. Kloster Wienhausen. 12 Farbreproduktionen mit einer Einführung von Wiebke Michler, hg. von der Cellschen Zeitung in Zusammenarbeit mit dem Kloster Wienhausen, Celle 1985; Werlich 2008 (wie Anm. 12), S. 21f., 24f., Abb. 6 mit doppelseitiger Abbildung des Wandteppichs.
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sien, um hier nur einige zu nennen. Die Zuordnung zu Pommern dürfte also zweifelsfrei sein. Etwa in die Zeit um 1330 wird ein bemalter Falttisch im Lüneburger Rathaus datiert, der wiederum einen Schild mit dem roten Greifen in der Gesellschaft von Fürstenwappen und zudem die aus Pfauenfedern gebildete Helmzier der pommerschen Herzöge zeigt (Farbabb. 3).27 Ein auf ältere Vorlagen zurückgehendes Thronbild Karls IV., heute im Berliner Kupferstichkabinett und jüngst um 1400 datiert, zeigt u. a. einen sehr schönen roten Greifen in Silber, wo dieser für dessen Frau Elisabeth von Pommern steht.28 Schauen wir uns in Vorpommern um, so treffen wir heutzutage an der östlichen Chorwand in der Kirche von Behrenhoff, dem ehemaligen Bustorf, auf zwei rote Greifen als Teil eines Wappenfrieses, welchen Angehörige der ansässigen Familie Behr gestalten ließen (Farbabb. 4a und b). Diese lassen sich zweifelsfrei auf den Landesherrschaft, also das pommersche Greifengeschlecht beziehen.29 Bisher wurden die Male27 Helmut Reinecke, Zwei bemalte Falttische der Gotik, in: Lüneburger Blätter, Heft 1, Lüneburg 1950, S. 7–14; Ottfried Neubecker, Die Wappen auf dem Falttisch im Fürstensaal des Rathauses zu Lüneburg, in: Lüneburger Blätter, Heft 2, Lüneburg 1951, S. 65–86, hier S. 72; Ottfried Neubecker, Heraldik. Wappen – Ihr Ursprung, Sinn und Wert, Frankfurt/Main 1977, Abb. S. 154f.; Werlich 2008 (wie Anm. 12), S. 22 mit Abb. 2. 28 Jüngst hervorragend in Farbe publiziert in: Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation 962 bis 1806. Von Otto dem Grossen bis zum Ausgang des Mittelalters. Katalog, hg. von Matthias Puhle/Claus-Peter Hasse, Dresden 2006, S. 387–389 mit Abb. S. 389. Siehe auch Werlich 2008 (wie Anm. 12), S. 22f. mit Abb. 5. Zu Darstellungen dieser Art, die ihre Vorlage vermutlich in verlorenen Glasmalereien der Nürnberger Frauenkirche um 1360 haben, siehe auch: Karel Stejska, Karl IV. und die Kultur und Kunst seiner Zeit, Praha 1978, S. 217f., sowie Nürnberg 1399–1550. Kunst der Gotik und Renaissance, München 1986, S. 13. – Es sei hier noch der Hinweis auf einen roten Greifen gegeben, der sich an der Außenseite des Sarkophags des heiligen Grabes im Nonnenchor des Klosters Wienhausen, das 1448 geweiht wurde, befindet, über dessen Authentizität jedoch hier keine genauen Aussagen getroffen werden können, da 1885 offenbar eingreifende Restaurierungen stattfanden, vgl. Konrad Maier, Kloster Wienhausen. Geschichte, Architektur und bildende Kunst. Ein Überblick (Kloster Wienhausen, 1), 7. neubearb. Aufl., Wienhausen 1997, S. 19, 21f. 29 Dies wurde mehrfach unterstrichen. So interpretierte Karl-Heinz Spieß in der Diskussion auf einer Reichenau-Tagung im April 2000 die Behrenhoffer Greifen als die Bezugnahme eines niederadligen Vasallen auf den Lehns- bzw. Landesherren, im Gegensatz zu Michaela Scheibe, der Referentin des leider ungedruckten Vortrages „Kollektive Identität und Landesbewußtsein im spätmittelalterlichen Mecklenburg und Pommern“, die in diesen den Ausdruck eines spätmittelalterlichen Landesbewußtseins erkennen wollte, vgl. Protokoll Nr. 378 über die Arbeitstagung auf der Insel Reichenau vom 11.-14. April 2000 Thema: „Spätmittelalterliches Landesbewußtsein in Deutschland“, hg. vom Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte e. V., S. 54f. Auch Ludwig Biewer, Wappen als Träger von Kommunikation im Mittelalter: Einige ausgewählte Beispiele, in: Medien der Kommunikation im Mittelalter, hg. von Karl-Heinz Spieß (Beiträge zur Kommunikationsgeschichte, 15), Stuttgart 2003, S. 139–154, hier S. 139–141, hat sich mit den Greifendarstellungen in Behrenhoff beschäftigt und sieht in ihnen „Beispiele für den Brauch, daß eine Familie auf ihrem (Lehns-)Besitz und in dem dazu gehörenden Gotteshaus, über das sie das Patronatsrecht ausübte, ihr Wap-
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reien30 in der Literatur in die Zeit um 1300 bzw. in den Beginn des 14. Jahrhunderts datiert und wären damit also etwa zeitgleich mit dem Greifen von Wienhausen. 2009 hat jedoch Tobias Kunz auf Grundlage der Analyse des Behrschen Wappenprogramms für eine Entstehungszeit in den 1270er Jahren plädiert. Damit wären die Greifen in Behrenhoff nunmehr die mit Abstand ältesten bisher bekannten farbigen Darstellungen des pommerschen Wappentieres. Dennoch sind diese als Quelle in diesem Zusammenhang keineswegs unproblematisch. Schon bei ihrer Vorstellung 2002 in Demmin als – zusammen mit dem Wienhäuser Greifen – die ältesten Belege für die Farbigkeit des pommerschen Wappentiers wurde auf den Umstand verwiesen, daß sich nicht sicher sagen läßt, inwieweit der heute sichtbare Farbbefund mit dem der mittelalterlichen Ausmalung identisch ist, da zwischenzeitlich mehrere Restaurierungen stattfanden. Der Aufsatz von Tobias Kunz von 2009 machte auf Andreas Weiß aufmerksam, der seine Diplomarbeit 1993 zu den historischen Wandmalereien und Fassungsabfolpen oder ihre Wappen und das ihrer Lehensherren anbringen ließ.“ Jüngst hat Tobias Kunz auf den Aspekt der bewußten Bezugnahme auf den Landes- und Lehnsherren und deren InSzene-Setzung im Medium der Wandmalerei durch ein niederadliges Geschlecht wie die Behre in Konkurrenz zur benachbarten Macht der Grafen von Gützkow in einer Zeit sich erst herausbildender Herrschaftsstrukturen hingewiesen: Tobias Kunz, Die Chorausstattung der Patronatskirche Behrenhoff bei Greifswald. Ein Beispiel früher Wandmalerei und politischer Bildinhalte in Pommern, in: Die Bischofsresidenz Burg Ziesar und ihre Kapelle. Dokumentation der Wandmalereien im Kontext der spätmittelalterlichen kunst- und Kulturgeschichte der Mark Brandenburg und angrenzender Regionen, hg. von Clemens Bergstedt/Heinz-Dieter Heimann/Hartmut Krohm/Wilfried Sitte, Berlin 2009, S. 274–287. Während die beiden Greifenwappen die Ostwand zieren, findet sich das Wappen der Grafen von Gützkow nur an untergeordneter Stelle an der Nordwand, womit die Greifen insbesondere im Verhältnis zu den Gützkower Grafen eindeutig als der hervorgehobene Bezugspunkt der Behre erscheinen. 30 Siehe zu diesen des weiteren: Bauernfeind: Die Kirche zu Behrenhoff, in: Heimat-Kalender für den Stadt- und Landkreis Greifswald 2 (1916), S. 19–22; Kurt Wilhelm-Kästner, Mittelalterliche Wandmalereien in der Kirche zu Behrenhoff, in: Heimatjahrbuch für Greifswald, Stadt und Land (1938), S. 78f.; Ekhart Berckenhagen, Die mittelalterliche Wandmalerei in Stralsund und im westlichen Pommern mit einem Beitrag zum Meister-Bertram-Problem, maschinenschriftliche Dissertation [in der Universitätsbibliothek Greifswald unter der Signatur 572/NZ 42621 B512], Berlin 1952, S. 103–107; die entsprechenden Passagen bei Berckenhagen auch abgedruckt bei: Marcelle von Behr/Fritz von Behr, Urkunden und Forschungen zur Geschichte des Geschlechts Behr, Gützkower Linie: Die Schwanenhälsigen, Bremen 1989, S. 32–36; Heinrich L. Nickel, Mittelalterliche Wandmalerei in der DDR, Leipzig 1979, S. 237f.; Die Denkmale des Kreises Greifswald, bearb. von Gerd Baier/Horst Ende/Renate Krüger, Leipzig 1973, S. 41; Die Bau- und Kunstdenkmale in MecklenburgVorpommern. Vorpommersche Küstenregion. Mit Stralsund, Greifswald, Rügen und Usedom, bearb. durch Gerd Baier/Horst Ende/Beatrix Dräger/Dirk Handorf/Brigitte Oltmanns mit Aufnahmen von Thomas Helms/Achim Bötefür, Berlin 1995, S. 276f.; Faltblatt Die Kirche zu Behrenhoff. Die mittelalterlichen Wandmalereien und die Probleme ihrer Erhaltung, hg. von der Evangelischen Kirchengemeinde Behrenhoff, Behrenhoff [1993]; Andreas Weiß, Untersuchung der historischen Wandmalereien und Fassungsabfolgen im Chor und Schiff der Kirche zu Behrenhoff (unveröffentlichte Diplomarbeit, HfBK Dresden), Dresden 1993. Letzterem sei für die gewährte wertvolle Unterstützung herzlich gedankt.
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gen im Chor und Schiff der Kirche zu Behrenhoff angefertigt hatte. Es gelang, zu dem heute in Gingst auf Rügen lebenden freiberuflichen Restaurator Kontakt aufzunehmen, der zweifellos auf Grund seiner eigenen Untersuchungen über die einschlägigsten Kenntnisse der Materialität der Behrenhoffer Malereien verfügt, so daß sich bezüglich der Restaurierungen Genaueres sagen läßt. Zu diesem Zweck sei Andreas Weiß, der sich auf die Ergebnisse seiner Diplomarbeit stützt, aus der mit dem Verfasser geführten Korrespondenz hier zitiert: „Das Malereiprogramm ist nicht bauzeitlich, es handelt sich bereits um die 2. Raumfassung, da zunächst eine weiße Tünche aufgebracht wurde. Die mittelalterliche Malerei (2. Raumfassung) wurde 1899 von Seliger und 1948 nochmals von Hoffmann übermalt. Unterhalb der Gewölbeansätze gab es 1979 eine weitere, allerdings laienhafte Überarbeitung, die mit Ausnahme des Höllenschlundes aber auf die Neuauslegung der weißen Fondflächen beschränkt blieb. Dabei ist es vielfach zu Verunklärungen der Malereikonturen gekommen. Davon abgesehen ist das heutige Erscheinungsbild der Malerei ein durch Hoffmann dominiertes Konglomerat der drei Fassungen bis 1948. Bei Freilegungen, die den Übermalungen jeweils vorausgingen, ist es zu Schäden und Verlusten am mittelalterlichen Bestand gekommen. Seliger hat sich augenscheinlich um eine authentische Wiedergabe der mittelalterlichen Befunde bemüht. Dennoch sind ihm partiell Fehlinterpretationen aufgrund von seinerzeit unbekannten Pigmentveränderungen unterlaufen. Hoffmann hat diese nicht nur übernommen, sondern durch eigene, viel weitgehendere Interpretationen wesentlich zur Verfälschung der mittelalterlichen Farbigkeit beigetragen.“ Angesichts dieser Aussage erklärt sich u. U. auch die unterschiedliche Ansprache der Farbigkeit der Greifen in der Literatur. Während nach Auffassung des Verfassers31 und auch der von Andreas Weiß bei den Greifendarstellungen heute recht eindeutig ein roter bzw. rotbräunlicher Farbton vorherrschend ist, nicht jedoch ein dunkelgrauer (siehe die Farbabb. 4a und b), wurden diese auch anders beschrieben. 1916, also nach der ersten Restaurierung von Hans Karl Seliger, sieht Bauernfeind links einen roten, rechts einen schwarzen Greif. Auch Ekhart Berckenhagen, der sich vielleicht noch auf den Befund vor der Übermalung durch Hoffmann bezogen haben könnte, schreibt 1952 von einem roten und dunkelgrauen Greif.32 In jüngerer Zeit, also nach der Übermalung durch Hoffmann, sprechen Ludwig Biewer und Tobias Kunz von einem roten und dunkelgrauen Greif, was angesichts der aktuellen Situation schwer nachzuvollziehen ist.33 Ludwig Biewer erkennt in dem
31 Vgl. Werlich 2008 (wie Anm. 12), S. 22–23 mit Abb. 3 und Carsten Neumann/Ralf-Gunnar Werlich, Der Greifenstammbaum des Cornelius Krommeny, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 47 (2009), H. 1, S. 27–33 und Umschlag, hier S. 32– 33 mit Abb. 13 und Anm. 27. In beiden Publikationen Abbildungen der Greifen aus dem Jahre 1999. 32 Bauernfeind 1916 (wie Anm. 30), S. 21; Berckenhagen 1952 (wie Anm. 30), S. 105. 33 Es stellt sich die Frage, inwieweit diese Aussagen stärker von der Literatur als von der eigenen Anschauung vor Ort geleitet sind: Kunz 2009 (wie Anm. 29), S. 282. Biewer 2003 (wie Anm. 29), S. 140 mit Anm. 6, scheint zwischen den Angaben in der Literatur und dem optischen Befund hin und her gerissen zu sein und schreibt etwas unentschieden: „Das Wappen könnte auch mit ,in Hellgrau ein dunkelgrauer Greif‘ oder ‚in Silber ein brauner Greif‘ beschrieben werden“, ist sich dann aber auf dieser Grundlage sicher, daß es sich eigentlich um den schwarzen Wolgaster Greif handelt. Diese Sicht erneut bei Biewer 2008 (wie Anm. 12),
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„dunkelgrauen“ den Wolgaster Greifen, ein schwarzer Greif, der uns ansonsten in den bekannten Quellen erst ab der Wende zum 15. Jahrhundert begegnet (siehe unten Abb. 3 und Farbabb. 5–10). Diese Interpretation ist nicht nur im Hinblick auf den sich heutzutage bietenden Farbbefund problematisch, auch die jüngst vorgeschlagene frühere Datierung des Wappenfrieses in die 1270er Jahre würde dem entgegenstehen, da ein Wolgaster Greif vor 1295 schlecht denkbar ist. Leider hat Andreas Weiß bezüglich der Greifen bisher keine speziellen Farbuntersuchungen vorgenommen. Jedoch geht er bezüglich des nördlicheren Greifenwappens „… nach Stand des Wissens zu Pigmentveränderungen an Wandmalereien und anhand eigener Erfahrungen mit Hoffmannschen Übermalungen (in Behrenhoff, Mellenthin, Poseritz und in der Marienkirche Stralsund)“ davon aus „daß sich die rote Tinktur auf den mittelalterlichen Befund bezieht“. Sehr viel mehr Vorsicht sei aber bei der Interpretation des südlicheren Greifenwappens angebracht. „Hier kann es sich im Original vorbehaltlich einer Analyse neben Grau/Schwarz sowohl um Ausmischungen von Massicot und Bleimennige (gelb, orange bis rot), als auch um Kupfergrün handeln.“ D. h., ob es sich bei diesem Wappen im Mittelalter tatsächlich um einen roten oder schwarzen Greifen handelte, ist ohne eine genaue Farbanalyse nicht zu entscheiden. Beides ist möglich. Sollte es ehemals ein roter Greif gewesen sein, so ist jedoch zumindest eine andere Farbe verwendet worden als bei dem linken Greif. Diese hätte sich dann im Laufe der Zeit durch Pigmentveränderungen in ein Schwarz gewandelt, so daß die Beobachtungen von Bauernfeind und Berckenhagen durchaus zutreffen dürften. Daß nunmehr beide Greifen rötlich bzw. rotbräunlich erscheinen, sei – soviel scheint klar zu sein – der Hoffmannschen Übermalung geschuldet. Es ist tröstlich, daß Andreas Weiß vermutet, „daß zumindest unter den Übermalungen noch ausreichend mittelalterlicher Bestand für eine analytische Bestimmung der mittelalterlichen Farbigkeit vorhanden ist“. Eine solche Untersuchung wäre äußerst wünschenswert, handelt es sich hier doch, wie schon oben erläutert, um die – so die Überlegungen von Tobias Kunz zutreffend sind – deutlich älteste farbige Darstellung des oder der pommerschen Greifen. Daß man bei den Restaurierungen versucht hat, sich an das Vorgefundene möglichst weitgehend zu halten, zeigt die Form der Schilde und Greifen, die durchaus in die Zeit passen. Wie auch immer eine eventuelle Farbbestimmung ausgeht, es werden Fragen offen bleiben. Sollte es sich um zwei rote Greifen gehandelt haben, stellt sich die Frage, warum dieser Greif gleich zwei Mal erscheint. Sollte es sich ergeben, daß es sich einst tatsächlich um einen roten und einen schwarzen Greifen gehandelt hat, müßte man sich entscheiden, ob man in diesem schwarzen Greifen tatsächlich den späteren Wolgaster Greifen erkennen möchte und in diesem – entgegen dem jüngst vorgebrachten Datierungsvorschlag – ein Indiz für eine Ausmalung ab bzw. nach 1295 sieht, ob man ihn mit der ehemaligen bis 1264 bestehenden Teilung in die Demminer und die Usedom-Stettiner Linie der Greifen in Verbindung bringt, oder ob man noch nach einer weiteren Theorie sucht. Die Behrenhoffer Greifen bleiben also weiter eine spannende Angelegenheit.
S. 10 und Anm. 11. Zu Ludwig Biewers Identifikation des „dunkelgrauen“ Greifen als Wolgaster Greif siehe: Neumann/Werlich 2009 (wie Anm. 31), S. 33, Anm. 27.
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Ob sich die erneute Teilung der Dynastie in die Linien Wolgast und Stettin 1295 unmittelbar auf die Heraldik der Greifen auswirkte, indem die Wolgaster Linie fortan einen schwarzen Greifen in Gold führte, während es die Stettiner Linie bei dem roten Greifen in Silber beließ, läßt sich daher weiterhin nicht mit Sicherheit sagen.34 Einen vermeintlichen Beleg dafür, daß es bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts unterschiedliche Greifen gab, die angeblich auf den Herzogstitel „Herzog zu Stettin, der Pommern, der Wenden (oder Slawen) und der Kassuben“ zu beziehen seien, hat man in einem für 1302 nachgewiesenen Siegel des Stettiner Herzogs Ottos I. sehen wollen (vgl. Abb. 26 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band).35 Dagegen spricht aber einiges. Zum einen paßt die Siegelumschrift, die nur den Slawen- und Kassubennamen sowie Stettin nennt, nicht zu einer solchen Interpretation. Die Nennung der vier oben genannten Herzogstitel setzt sich im übrigen erst in etwas späterer Zeit durch, wird dann allerdings nahezu verbindlich sowohl für die Wolgaster als auch Stettiner Herzöge.36 Zum anderen erfolgt – wie wir weiter unten noch sehen werden – der Wappengebrauch noch nicht einmal in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Übereinstimmung mit dem Herrschertitel, obwohl dies sehr nützlich gewesen wäre, sondern ein solcher wird erst durch die Wappenumgestaltung Bogislaws X. eingeführt. Zudem fehlen uns jegliche bildliche Quellen dafür, daß sich in jener Zeit bereits eine Vielfalt von Greifen entwikkelt hätte. So ist es am naheliegendsten, daß wir uns bei den vier Greifen auf der Schabracke auf dem Reitersiegel Ottos I. eine mehrfache Wiederholung des die Dynastie kennzeichnenden roten Greifen in Silber zu denken haben. Parallelen für derartige Wappenwiederholungen in jener Zeit, die heraldschen Schmuck überaus liebte, gibt es reichlich, nicht zuletzt im Codex Manesse.37 Allerdings wurde die Teilung von 1295 in der Tat die Grundlage einer farblichen Unterscheidung bei dem Greifen der Wolgaster Linie, indem sich den Wolgaster Herzögen, insbesondere jenen westlich der Swine, in spätere Zeit ein schwarzer Greif zuordnen läßt. Es ist vermutet worden, daß der von den Fürsten von Rügen geführte Greif diese Farbe hatte, zumal er sich von dem roten der Herzöge von Pommern unterschieden haben dürfte. Trifft dies zu, so spricht einiges dafür, daß der schwarze Wolgaster Greif im Zusammenhang mit der Erbschaft des Fürstentums Rügen 1325 durch die Wolgaster Herzogslinie steht.38 Dies scheinen auch bildliche Quellen zu belegen, 34 So die nach wie vor unbewiesene Behauptung von Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 53. 35 Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 53f. mit Abb. der Siegelzeichnung S. 52. Norbert Buske findet sich diesbezüglich in Gesellschaft mit Theodor Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 143, der die vier Greifenschilde ebenfalls auf verschiedene Länder, nämlich „1) Stettin, 2) Demmin oder Tollenze, 3) Wolgast, 4) Belgard (Cassubia)“ beziehen möchte, ein Vorschlag der ebensowenig überzeugt wie der von Buske. Zum Siegel siehe auch Anm. 93 mit zugehörigem Text im Beitrag zu den Siegeln der Greifen in diesem Band. 36 Gerhard Renn, Die Bedeutung des Namens „Pommern“ und die Bezeichnungen für das heutige Pommern in der Geschichte (Greifswalder Abhandlungen zur Geschichte des Mittelalters, 8), Greifswald 1937, S. 60f. 37 Vgl. z. B. Codex Manesse. Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift, hg. und erläutert von Ingo F. Walther unter Mitarbeit von Gisela Siebert, 5. Aufl., Frankfurt am Main 1992, S. 19, 27, 37, 38, 45, 89 usw. 38 Werlich 2005 (wie Anm. 12), S. 102f., mit Literaturverweisen.
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die erst jüngst in das Blickfeld der heraldischen Forschung traten,39 und die hier kurz vorzustellen sind. Allerdings reichen sie bisher nicht weiter als bis zum Ende des 14. Jahrhunderts zurück. Sie zeigen in der Regel einen schwarzen Greifen in Gold, den schriftliche Quellen der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts dem Herzogtum Wolgast bzw. Barth zuweisen, worauf weiter unten zurückzukommen sein wird. Wiederum im Kloster Wienhausen befindet sich ein Wandteppich mit Darstellungen aus der Legende des heiligen Thomas, datiert um 1400, der einen goldenen Schild mit einem schwarzer Greifen zeigt, welcher wohl auf den Herzog von Wolgast bezogen werden kann (Farbabb. 5).40 Weitere Hinweise ergeben sich aus zeitnahen Wappenbüchern, die in jener Zeit auch für die pommersche Heraldik interessant zu werden beginnen. So zeigt das sogenannte Uffenbachsche Wappenbuch, welches Ende des 14. bzw. in das erste Viertel des 15. Jahrhunderts datiert wird, das Wappen „Der Hertzoge von Sunde“, einen schwarzen Greif mit roter Bewehrung, allerdings in Silber (Farbabb. 6).41 Für uns besonders aufschlußreich ist auch das Wappenbuch des niederländischen Herolds Beijeren, welches in die Zeit um 1400 gesetzt wird.42 Es zeigt neben dem Wappen von Rügen vier pommersche Greifen und bezeichnet sie durch Beischriften näher: ein schwarzer Greif in Gold für den Herzog von Wolgast, dem zudem noch ein roter Greif in Silber zugewiesen wird. Ein weiterer roter Greif in Silber steht für den Herzog von Pommern, während ein dritter roter Greif, nunmehr mit goldener Bewehrung, dem Herzog von Stettin zugeordnet wird (Abb. 3). Eine weitere erstrangige und einzigartige Quelle zur mittelalterlichen Heraldik der Greifen sind die Wappendarstellungen auf den Glasfenstern der einstigen Wallfahrtskirche in Kenz. Sie enthalten eine Anzahl mittelalterlicher herzoglicher Wappen, die im Zusammenhang mit der Beisetzung des 1405 an der Pest verstorbenen Herzogs Barnim VI. in der Kirche entstanden sein dürften, auf jeden Fall aber nach einhelliger Auffassung der kunsthistorischen Literatur in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zu datieren sind.43 Den heute sichtbaren Bestand zeigen die Farbabb. 7 und 8. Die Wap39 Werlich 2005 (wie Anm. 12), S. 102–105. 40 Meier 1929 (wie Anm. 26), S. 3; Werlich 2005 (wie Anm. 12), S. 103 mit Abb. 103.1; Werlich 2008 (wie Anm. 12), S. 23, 26 mit Abb. 7. 41 P. H. Trummer, Uffenbachsches Wappenbuch, in: Der Deutsche Herold 45 (1914), S. 115f., Abb. nach S. 114; E. Frh. von Berchem/D. L. Galbreath/Otto Hupp, Die Wappenbücher des deutschen Mittelalters, in: Dies.: Beiträge zur Geschichte der Heraldik (Schriftenreihe der Reichsstelle für Sippenforschung, 3), Berlin 1939, S. 1–114, 220f., hier S. 19f.; Oswald 1984 (wie Anm. 13), S. 402; Werlich 2005 (wie Anm. 12), S. 102 mit Abb. 102.1; Werlich 2008 (wie Anm. 12), S. 23, 26 mit Abb. 10. 42 Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 71; von Berchem/Galbreath/Hupp 1939 (wie Anm. 41), S. 26f.; Oswald 1984 (wie Anm. 13), S. 59; Werlich 2004 (wie Anm. 11), S. 210f., Taf. 29 mit Abb. 8; Ders. 2005 (wie Anm. 12), S. 102f. mit Abb. 102.2. 43 E. von Haselberg, Die Baudenkmäler des Regierungs-Bezirks Stralsund, H. 1: Der Kreis Franzburg, Stettin 1881, S. 30; Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR. Mecklenburgische Küstenregion. Mit den Städten Rostock und Wismar, Berlin 1990, S. 461; Karl von Rosen, Der Fensterschmuck der Wallfahrtskirche zu Kentz, in: Baltische Studien 21 (1866), H. 1, Anhang, S. 1–28, hier S. 26; auch Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 78.
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Abb. 3: Der Wolgaster Greif umgeben von anderen pommerscher Wappen im Wappenbuch des Herolds Beijeren um 1400.
pen wurden zuletzt im 19. und 20. Jahrhundert mehrfach in ihrer Anordnung verändert, so daß wir über die ursprüngliche Zuordnung lediglich Vermutungen anstellen können. Bereits in der Herzogszeit wurden sie ergänzt, wie ein zehnfeldiges Wappen von Herzog Philipp Julius zeigt, welches auf unseren Abbildungen allerdings nicht zu sehen ist. 1895 wurden sie zudem bei einer Renovierung durch das Königliche Institut für Glasmalerei Berlin wiederhergestellt, wie eine Inschrift verrät. Die herzoglichen Wappen zeigen uns heute einen roten Greifen in Silber, einen schwarzen Greifen in Gold, einen roten gold gekrönten Greifen in Blau sowie das Wappen von Rügen, jeweils in doppelter Ausführung. Hinzu kommen vier verschiedene Helme, drei davon wiederum in doppelter Ausführung, auf die weiter unten noch näher einzugehen ist. Um diese Wappen richtig zu interpretieren, muß man sich unbedingt darüber Klarheit verschaffen, ob diese Wappen – wie auf den ersten Blick anzunehmen – alle zum mittelalterlichen Bestand gehörten.44 Stimmen der rote und der schwarze Greif mit dem 44 Vgl. auch Werlich 2004 (wie Anm. 11), S. 232f., sowie ders. 2005 (wie Anm. 12), S. 105.
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bisher vorgestellten Befund überein, so mahnt der rote Greif in Blau, nach dem was wir bisher nachweisen konnten, zur Vorsicht. Er wäre der mit Abstand früheste Beleg für den dann im 16. Jahrhundert in dieser Form sicher belegten Stettiner Greifen. Zudem ist in der älteren Literatur zur Kenzer Kirche von einem solchen Greif nicht die Rede.45 Eine Anfrage in der Abteilung Glasmalereiforschung des Corpus Vitrearum Medii Aevi an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sollte diesen Argwohn bestätigen: „... es findet sich kein Hinweis darauf, dass die beiden Stettiner Wappen wie auch die beiden von Löwen gehaltenen Rügen’schen Wappen zum ursprünglichen Bestand der Fenster gehört haben. Nach den ... vorliegenden Aufnahmen dürfte es sich bei den Scheiben um damals [bei der Restaurierung von 1895, der Verfasser] zur Ergänzung des originalen Bestandes neu hergestellte Wappen handeln ... Letzte Gewissheit darüber kann erst die genaue Prüfung der Scheiben bringen.“46 Grundlage dieser Einschätzung sind 1895 im Zusammenhang mit der Restaurierung aufgenommene Fotos der Scheiben, die diese vor und nach der Restaurierung zeigen.47 Das Königliche Institut für Glasmalerei Berlin hat sich also 1895 nicht nur auf die Wiederherstellung der vorgefunden Scheiben beschränkt, sondern diese auch zu Gunsten des Gesamteindrucks in starkem Maße ergänzt.48 Der rote Greif in Blau, der zweifellos den später belegten Stettiner Greifen verkörpert, ist offenbar ein gutes Beispiel dafür, daß man in jener Zeit – so man sich seiner Sache relativ sicher glaubte – ohne großes Bedenken auch ohne Rückendeckung durch einen gesicherten Befund ergänzte und, wie sich nun herausstellt, irrte. Jedenfalls läßt die hier dargelegte Quellenlage für die Zeit um 1400 diesen Schluß zwingend zu. Hingegen dürften die beiden rügischen Wappen wohl zu recht ergänzt worden sein, wie die weiter unten vorgenommene Analyse der Helmzierden vermuten läßt, die nahelegt, daß ursprünglich drei Wappen mit ihren Helmzierden 45 von Rosen 1866 (wie Anm. 43), S. 22–24. 46 Das Zitat ist einem Schreiben von Dr. Eva Fitz vom 9. September 2002 an den Verfasser entnommen, der für ihre wertvolle Unterstützung und die Bereitstellung von Aufnahmen an dieser Stelle herzlich gedankt sei. 47 Die 1895 aufgenommenen Fotos befinden sich heute im Archiv der Universität der Künste in Berlin: Fotoalben des Königlichen Instituts für Glasmalerei, Bd. 2. 48 Die Bau-und Kunstdenkmale Mecklenburgische Küstenregion 1990 (wie Anm. 43), S. 46, weisen darauf zwar hin („Umfangreiche Reste mittelalterlicher Glasmalereien in den Fenstern der fünf Polygonseiten, I. Drittel 15. Jh., 1895 stark ergänzt, 1952 und 1976 restauriert. … dazu zahlreiche Wappen, in der Zusammenstellung verändert.“), in der heraldischen Literatur war dies bisher jedoch kein Anlaß zu kritischer Hinterfragung. Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 56, 78 mit Abb. S. 80f., dem das Verdienst gebührt, mit den hervorragenden Abbildungen diese bedeutende Quelle einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht zu haben, bemerkt nicht den Widerspruch seiner Äußerung, daß „der Greif für das Stettiner Herzogtum … unter Bogislaw X. … seine Krone erhalten zu haben … scheint“ und der von ihm angegebenen Datierung der abgebildeten Scheiben in den Anfang des 15. Jahrhunderts. Schütt 2002 (wie Anm. 12), S. 53, findet daraufhin in den so datierten Scheiben einen Beweis, dafür, daß der Stettiner Schild, also der rote gekrönte Greif in Blau, „schon einige Jahrzehnte früher“, d. h. vor den Umgestaltungen Bogislaws X., nachweisbar ist. Es bleibt zu hoffen, daß die hier bewußt etwas ausführlichere Behandlung dieser einzigartigen heraldischen Quelle einer weiteren zu wenig kritischen Nutzung vorbeugen kann.
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zum mittelalterlichen Bestand gehörten. Das Beispiel zeigt deutlich die Tücken, mit denen der Heraldiker bei der Heranziehung seiner Quellen rechnen muß. Es bleibt festzuhalten, daß wir in den Kenzer Scheiben abermals den roten Greifen in Silber und den schwarzen Greifen in Gold für die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts bestätigt finden, wenn auch bei ihnen Ergänzungen vorgenommen wurden. Nur am Rande sei im Zusammenhang mit Kenz noch erwähnt, daß sich auch am Sarkophag Barnims VI. in der Kenzer Kirche einst ein heute verlorenes Wappenschild mit einem schwarzen Greifen befand.49 Abschließend zu den mittelalterlichen schwarzen Greifenwappen sei noch auf zwei weitere Bildquellen verwiesen: In die Wand des Schmiterlöwschen Hauses in Franzburg ist die Darstellung eines schwarzen Greifen in einem bauchigen, unten spitz zulaufenden Schild eingelassen (Farbabb. 9), welche nach persönlicher Auskunft von Bertram von Schmiterlöw einst in Franzburg gefunden wurde. Sie dürfte mit dem einstigen Zisterzienserkloster Neuenkamp in Verbindung zu bringen sein, welches sowohl mit den Rügenfürsten als auch den betreffenden Greifenherzögen in enger Verbindung stand und von diesen u. a. als Grablege genutzt wurde.50 Ein schwarzer Greif in Gold befindet sich weiterhin im Hohen Chor der Nikolaikirche in Stralsund an der Unterseite der mittelalterlichen Sängerempore (Farbabb. 10). Auch wenn die heutige Farbgebung Resultat einer Restaurierung ist, so lassen doch die näheren Umstände, die Schildform und die Art der Darstellung vermuten, daß die Farben mit den ursprünglichen übereinstimmen und daß die Greifendarstellung in die Zeit um 1500 zu setzen ist.51 Lassen wir die vorgestellten Bildquellen Revue passieren, so kann die Existenz eines roten und eines schwarzen Greifen im Greifenhaus um 1400 als erwiesen gelten. Es ist auffällig, daß sich die schwarzen Greifen, sieht man einmal vom Thomasteppich und der Überlieferung bei Beijeren ab, im Gebiet des ehemaligen Fürstentums Rügen befinden, oder ihm zugeordnet werden.52 Es gibt zudem eine Andeutung, daß sich ein weiterer Greif, nämlich ein mehrfach grün-rot geteilter, um diese Zeit bereits zu diesen beiden Greifen gesellt haben könnte. Sie findet sich im Wappenbuch des Herolds Gelre aus dem letzten Viertel des 14. Jahr-
49 Näheres dazu bei Werlich 2005 (wie Anm. 12), S. 103. 50 Weitere Überlegungen zu dieser Bildquelle bei Werlich 2005 (wie Anm. 12), S. 104f. mit Abb. 104.2, siehe auch ders. 2008 (wie Anm. 12), S. 23, 26 mit Abb. 8. 51 Näheres bei Werlich 2005 (wie Anm. 12), S. 103f. mit Abb. 104.1, siehe auch ders. 2008 (wie Anm. 12), S. 23, 26 mit Abb. 9. 52 Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 160, verweist „als ältestes Beispiel der Darstellung eines schwarzen Greifen“ auf die Kriegsflagge Erichs von Pommern, die von den Hansestädten erobert wurde, und die u. a. einen schwarzen Greifen in Rot zeigte, um dann darzulegen, „daß zu Erichs Zeit (1382–1429) der ihm gehörende Pom. Landestheil, d. h. Belgard (Cassubia) und Schlawe, oder Pom. Wolgast jenseits der Swine, heraldisch durch einen schwarzen Greifen, mit goldener Bewehrung, bezeichnet, und durch diese Tinctur von dem Herzogthum Stettin unterschieden wurde …“ Mangels weiterer eindeutiger Beispiele, die aber vielleicht nur unserem schlechten Kenntnisstand bezüglich der bildlichen Zeugnisse jenseits der Swine geschuldet sein könnten, müssen wir dies dahingestellt sein lassen.
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hunderts.53 Hier begegnet, hinter dem Herzog von Stettin mit einem roten Greifen in Silber, der als frühe Farbdarstellung unserer weiter oben angeführten Zusammenstellung hinzuzufügen wäre, ein „h[er]toge va[n] groetswün“ mit einem fünffach grün-rot geteilten Greif im goldenen Feld (Abb. 4). Das dieser dem Greifenhaus zuzuordnen ist, daran läßt die Darstellung keinerlei Zweifel. Hans Heinrich Reclam hat diesen mit Land und Burg Groswin südlich der Peene westlich von Anklam in Verbindung gebracht.54 Inwieweit die heraldische Ausmalung der Gewölbe des Um- Abb. 4: Wappen des Herzogs von Stettin und des Hergangschores der Petrikirche in zogs von „Groetswün“ im Wappenbuch des Herolds Wolgast,55 bei der sich auch ein Gelre aus dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts. dreifach geteilter Greif anzudeuten scheint, einen weiteren Fingerzeig in diese Richtung gibt, müssen wir dahingestellt sein lassen. Insgesamt erscheinen dort zwei Greifenwappen sowie das rügische und das sächsische Wappen. Das Auftauchen des letzteren verweist auf Agnes von Sachsen-Lauenburg, der 1435 verstorbenen Ehefrau Herzog Wartislaws VIII. von Wolgast, der, 1415 verstorben, als erster der Greifenherzöge in der Wolgaster Petrikirche bestattet wurde. Das bisher wenig beachtete heraldische Programm bezieht sich also zweifelsfrei auf diese beiden Personen und ist der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zuzuordnen. Die Farbabb. 11 zeigt das, was die Restauratoren zu erkennen bzw. nachweisen zu können glaubten. Waren wir bisher in erster Linie auf bildliche Quellen angewiesen, so beginnen in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auch die schriftlichen umfangreicher zu unse-
53 Gelre. B.R. Ms 15652–56, Leuven 1992, S. 356 mit Abb. S. 225. Leider gibt die Edition die beiden pommerschen Wappen nicht in Farbe wieder. Vgl. weiterhin L’armorial universel du Heraut Gelre (1370–1395): Claes Heinen, Roi d’armes des Ruyers, publié et annoté par Paul Adam-Even, in: Schweizer Archiv für Heraldik 75–82 (1961–1968), hier 78 (1964), S. 78, Nr. 1408, unter gleichem Titel auch als eigenständiger Druck erschienen in Neuchatel 1971. 54 Hans Heinrich Reclam, Der Herzog von Groetswün. Pommersche Bemerkungen zu Gelre, in: Archivum Heraldicum 88 (1974), S. 50–53; Ders., Herzogtum Groswin in Vorpommern. Spekulationen über einen pommerschen Fürstensohn des 14. Jahrhunderts, in: Baltische Studien NF 62 (1976), S. 23–27. 55 Siehe auch Norbert Buske/Sabine Bock, Wolgast. Herzogliche Residenz und Schloß, Kirchen und Kapellen, Hafen und Stadt, Schwerin 1995, S. 46f. mit der Abb. eines Ausschnittes der Malereien.
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rem Thema zu fließen. Dies hängt mit den Auseinandersetzungen um das Erbe des 1464 verstorbenen letzten Herzogs der Stettiner Linie, Otto III., dem sogenannten Stettiner Erbfolgestreit, zusammen. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen zwischen den Wolgaster Herzögen und den brandenburgischen Markgrafen, die bestrebt waren, das Stettiner Herzogtum als heimgefallenes Lehen an sich zu bringen, während die Wolgaster es als ihr dynastisches Erbe reklamierten, spielten auch heraldische Fragen eine wichtige Rolle. Deren Erörterung beschert uns heute einen willkommenen Einblick in die herzoglich-pommersche Heraldik vor den grundlegenden Umgestaltungen Bogislaws X., der ansonsten in starkem Maße durch Quellenarmut verstellt wird.56 Zunächst einmal bestätigen die Quellen nachdrücklich – sowohl von Seiten der Brandenburger als auch der Wolgaster – den Gebrauch des roten und schwarzen Greifen, den wir bereits anhand von Bildquellen mehrfach belegen konnten. Die Führung verschiedener Greifenwappen bei den pommerschen Herzögen wurde nämlich zu einem wichtigen Gegenstand propagandistischer Auseinandersetzung. Die Forderung der Wolgaster Herzöge Erich II. und Wartislaws X. an Kurfürst Friedrich II., sie bei ihren Ländern zu belassen, die zum Greifen gehören,57 beantworte dieser mit dem Hinweis, daß er sie wohl bei den Ländern, die zu ihrem Greifen gehören, belassen wolle, er aber die Länder, die zu seinem Greifen gehören, mit Recht behalten wolle: „… wille wy Iw gerne laten by den landen die to Iwen gripe horen, Wann die lant die to unnsem gripe horen wille wy myt gote und rechte wol beholdenn“.58 Welche Auffassung sich dahinter verbirgt, macht ein weiteres Schreiben des Kurfürsten an die Herzöge von Mecklenburg deutlich: Die „Stettinischen hern … horen … tom Roden gripen“, den er nunmehr für sich reklamiert: „… unse wapen dar Stettin pomern etc. under iß, is ein Rot gripe In einem witten felde, er grip iß Swart in einen gelen felde.“59 Der Wolgaster Greif sei also ein schwarzer, auf den allein die Wolgaster Herzöge Anspruch hätten, während der Greif für Stettin und Pommern ein roter sei, den der Kurfürst für sich beanspruchte. Der pommerschen Seite war diese Argumentation vertraut. Matthias von Wedel, der die Ansprüche der pommerschen Herzöge 1465 am Neustädter Hofe Kaiser Friedrichs III. vertrat, kam in seiner wohldurchdachten Rede auch auf die Wappenfrage zu sprechen. Seit uralten Zeiten würden die Greifenherzöge der Stettiner wie der Wolgaster Linie nicht nur denselben Titel führen, sondern mit dem roten Greifen auch dasselbe Wappen. Dem brandenburgischen Argument, daß das Wappen der Wolgaster Herzöge einen schwarzen Greifen in Gold zeige, begegnete er mit dem Hinweis, daß sie dieses Wappen wegen des Wolgaster Territoriums führen würden, welches aber kein
56 Vgl. hierzu Rachfahl 1890 (wie Anm. 4), insbesondere S. 75–86, 112f., 116–118, 146–148, 156f, 159; Kosegarten 1834 (wie Anm. 10), S. 328, 339–341, 349–351; Gustav A. Seyler, Geschichte der Heraldik (J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch, A), Nürnberg 1890, S. 429–430; Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 72. 57 Vgl. oben Anm. 5 und den zugehörigen Text. 58 Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, Teil 1, 1831 (wie Anm. 5), Nr. CXXXVI, hier S. 267. 59 Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, Teil 1, 1831 (wie Anm. 5), Nr. CXXXIX, S. 269f.
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Herzogtum, sondern eine Teilprovinz sei.60 Die Aussage, daß die Wolgaster Herzöge sowohl den roten als auch einen schwarzen Greif führten, bestätigen sowohl die weiter oben vorgestellten Glasmalereien in der Kenzer Kirche als auch das Wappenbuch des Herolds Beijeren eindrücklich (vgl. Abb. 3 und Farbabb. 7 und 8). Die Auffassung Kurfürst Friedrichs II., Erich II. habe sich den roten Greif erst vor kurzem zugelegt auf Grund der Ansprüche, die dessen Frau auf das Erbe der 1459 mit Erich I., dem einstigen Unionskönig, erloschenen Stolper Greifenlinie zu haben glaube, kann somit als irrig eingestuft werden.61 Ebenfalls im Zusammenhang mit dem Stettiner Abb. 5: Das pommersche Wappen nach der Zeichnung Erbfolgestreit steht eine weitere von Seyler 1909, angefertigt nach der Beschreibung der wichtige heraldische Quelle aus pommerschen Gesandten am polnischen Hof 1469. dem Jahre 1469.62 Als pommersche Gesandte unter der Leitung von Dionysius von der Osten eine Stellungnahme in dieser Angelegenheit gegenüber dem König von Polen, der als Vermittler tätig werden sollte, abgaben, bestätigten sie noch einmal die Angaben von Matthias von Wedel, indem erklärt wurde, daß die Landschaft Wolgast als besonderes Wappen den schwarzen 60 „… verum est quod principes et domini mei predicti Griffonem habent nigrum ex territorio Wolgastensi, quod non est ducatus per se sed provincia particularis ducatus Stetinensis et pomoranie etc.“ Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, Teil 1, 1831 (wie Anm. 5), Nr. CXXIII, hier S. 256. Die Rede wurde zunächst in Niederdeutsch gehalten, dann aber auch in Latein einreicht. Sie ist auch überliefert in einer Pergamenthandschrift des Greifswalder Stadtarchivs und wurde von Kosegarten publiziert: Cronica de ducatu Stettinensi et Pomeraniae gestorum inter Marchiones Brandenburgenses et duces Stettinenses. Anno domini Mcccclxiiij. Aus der Pergamenthandschrift des Greifswalder Stadtarchives mitgetheilt von J. G. L. Kosegarten, in: Baltische Studien 16 (1857), H. 2, S. 73–129, die Rede Wedels S. 87–97, zur Wappenfrage speziell S. 94f. Zur Quellenüberlieferung siehe auch Auge 2009 (wie Anm. 12), S. 342, Anm. 282. 61 Kurfürst Friedrich II. äußerte diese Auffassung in einem Schreiben an seinen Bruder Albrecht Achilles vom 18. September 1465, Codex diplomaticus Brandenburgensis, Abt. B, Bd. 5, hg. von Adolph Friedrich Riedel, Berlin 1848, Nr. MDCCCXXXV, hier S. 91. 62 Kosegarten 1834 (wie Anm. 10), S. 349–351; Seyler 1890 (wie Anm. 56), S. 429f.; Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 12f.; Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 73f.; Asmus (wie Anm. 12), S. 17, 21f. Zum politischen Umfeld vgl. auch Rachfahl 1890 (wie Anm. 4), S. 256–264.
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Greif führe, hingegen die Landschaft Stettin – so wurde weiter berichtet – den roten Greif. Gemeinsam würden die Wolgaster und Stettiner Herzöge jedoch ihr vollständiges fünfschildiges Wappen verwenden. Dieses wird wie folgt beschrieben: ein roter Greif mit goldenem Schnabel in Silber für die Länder Stettin und Pommern, ein schwarzer Greif in Gold für die Länder Wolgast und Barth, ein roter Greif mit grünen Flügeln in Silber für das Tollenser-Land, ein wachsender silberner Greif in Rot über geschachtem Feld für Bernstein und als Herzschild ein wachsender Löwe über einem Mauergiebel für das Fürstentum bzw. Land Rügen.63 Abb. 5 zeigt eine von Seyler 1909 veröffentliche Zeichnung dieses Wappens.64 Der Wert der Beschreibung liegt vor allem darin, daß sie uns zeigt, welche Wappen man in Pommern verwandte und wie diese in jener Zeit gedeutet wurden. Unabhängig von ihrer gleich noch zu prüfenden Bestätigung durch andere Bildquellen bleibt festzuhalten, daß diese keine völligen Phantasieprodukte gewesen sein können. Dies ergibt sich schon allein aus dem Umstand, daß sich die Darstellung an einen benachbarten König richtete, bei dem durchaus Kenntnisse des Wappengebrauchs der Greifen zu vermuten waren. Problematischer ist schon die Art der Zusammenstellung bzw. die Zusammenstellung der Wappen in einem Schild an sich. Schon Pyl fiel auf, daß das rügische Wappen im Herzschild und das Fehlen des Gützkower Schildes Anlaß zur Verwunderung bieten.65 Weitere Beobachtungen treten hinzu. So sind bei den Recherchen zum Beitrag über die Greifensiegel von Erich II. und Wartislaw X. bisher immer nur Sekretsiegel mit dem einfachen Greifenschild, nie jedoch mit einem mehrteiligen Schild im Original begegnet. Bis auf den heutigen Tag kennen wir keine originale Bildquelle, die eine Wappenzusammenstellung wie 1469 oder ähnlich in Pommern vor diesem Zeitpunkt belegt, obwohl ein solches Verfahren anderenorts durchaus schon üblich war. Auch in späterer Zeit ist eine Zusammenstellung in genau dieser Form nie wieder anzutreffen. Dies alles berechtigt zu der Annahme, daß die 1469 geschilderten Wappen zwar durchaus existent waren, die Zusammenstellung in einem Schild aber kein Vorbild hatte. Vielmehr dürften wir 63 „… insignia et arma … que sunt griphones quatuor. rubeus in campo albo habens rostrum deauratum ratione terrarum Stettinensium et Pomeranie, nigrum in campo aureo ratione terrarum Wolgastensium et Bardensium. alium rubeum in campo albo cum ala viridi ratione Tollenze, alium album medium in campo rubeo cum mensa scaccorum ratione Bernestein. Et in medio istorum Gryphonum in quodam clipeo medius leo super theuorutum ratione principatus seu terre Rugie“. Zitiert nach Kosegarten 1834 (wie Anm. 10), S. 350, vgl. auch Cronica de ducatu Stettinensi et Pomeraniae gestorum 1857 (wie Anm. 60), zur Wappenfrage speziell S. 108. 64 Seyler 1909 (wie Anm. 11), Taf. 69, Nr. 2. Grob irritierend und geradezu falsch ist es, wenn Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 56f., die Quelle von 1469 nur insoweit zitiert, daß das vollständige pommersche Wappen vier Greifen enthalte, die Spezifik des Bernsteiner Greifen als wachsenden aber übersieht und so als ein vermeintlich gutes Beispiel für eben diese Wappenkombination auf den Holzschnitt von Hans Burkmair von 1523 verweist und diesen abbildet, der im übrigen weniger auf einen korrekten Wappengebrauch als vielmehr auf eine möglichst dekorative Wirkung Wert zu legen scheint. Der Fehler wird von Herpich 1995 (wie Anm. 20), S. 14f., übernommen. Siehe jüngst Werlich 2012 (wie Anm. 12), Anm. 80 und den Text im Umfeld. 65 Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 13.
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es mit einer Art Schnellschuß zu tun haben, der sich aus der politischen Situation heraus ergab und der dementsprechend nicht zu Ende gedacht war. Offensichtlich hatten die vorausgegangen Auseinandersetzungen die pommersche Seite für heraldische Fragen sensibilisiert, und man versuchte nun, Versäumtes nachzuholen.66 Es fällt auf, daß die Beschreibung der Wappen den offiziellen Titel der pommerschen Herzöge, den die pommerschen Gesandten des Jahres 1469 mit „Duces Stettinenses, Pomeranie, Kassubie, Slauie, ac Principes Rugie“ angaben, keineswegs schlüssig illustriert.67 Hätten die Greifen als Herzöge Kassubens und Wendens bereits in jener Zeit eindeutig auf diese Titel bezogene Wappen geführt, wie dies dann die Brandenburger taten, wäre es völlig unverständlich, daß dies 1469 nicht von den pommerschen Gesandten vorgebracht worden wäre, da ein solcher Wappengebrauch die pommersche Argumentation gestützt hätte. Dem Herrschaftstitel heraldisch adäquaten Ausdruck zu verleihen, entsprach zu diesem Zeitpunkt also noch nicht pommerschen Gepflogenheiten und ließ sich offenbar mit den überkommenen Traditionen schlecht vereinbaren. Dieser Umstand und die daraus erwachsenden Konsequenzen bzw. Differenzen zwischen dem pommerschen und brandenburgischen Wappengebrauch blieben von der Forschung bisher weitestgehend unbemerkt.68 Betrachten wir nun die einzelnen 1469 beschriebenen Wappen etwas genauer. Der rote und der schwarze Greif sind uns ja bereits hinreichend bekannt. Interessant ist hier 66 Von einem 1469 in dieser Form neu geschaffenen Wappen geht auch Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 73f., aus. Die ohnehin schon vorsichtige Bemerkung Pyls 1894 (wie Anm. 12), S. 13, die Beschreibung sei „anscheinend nach einem nicht mehr erhaltenen Wappen resp. Siegel der Herzoge Erich II. und Wartislaw X.“ entworfen, scheint wohl nicht das Richtige zu treffen. 67 Wenn Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 12–13, nach der Nennung des vollständigen pommerschen Herzogstitels bemerkt, daß diesen „fünf Landestheilen vier Greifenembleme ... und ein fünfter Schild, mit dem Rügenschen Wappen, in dem vollständigen herz. Pom. Wappen ... entsprachen“, muß dies verwundern, zumal er selbst im Anschluß die in den Verteidigungsschriften angeführte Bedeutung der Wappen zitiert. Für den auffallenden Widerspruch zwischen Titel und Wappenerklärung hatte Pyl offenbar keinen Blick. Dies gilt auch für Schütt 2002 (wie Anm. 12), S. 50, wenn er – offenbar Pyl folgend – schreibt, das Wappen von 1469 „zeigt entsprechend dem herzoglichen Titel ... für die einzelnen Landesteile vier Greifenmotive und den rügischen Löwen“. 68 Reclam 1966 (wie Anm. 12), S. 58, bemerkt lediglich, „daß pommersche Einzelwappen seit 1470 beinahe 200 Jahre lang ... bei den Herzögen in Stettin und gleichzeitig auch bei den Kurfürsten in Berlin erscheinen“. Nur Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 74, merkt an, daß die im pommerschen Titel vertretenen Fürstentümer Kassuben und Wenden in Pommern zunächst über kein Wappen verfügten. Entsprechende Hinweise dann bei Werlich 2004 (wie Anm. 11), S. 212 sowie S. 216–219. Jüngst hat zwar auch Drös 2006 (wie Anm. 12), S. 47, Anm. 6, angemerkt, daß die Zuordnung der Greifenwappen zu den einzelnen pommerschen Herzogtümern im Wappengebrauch der Herzöge von Pommern und der Markgrafen von Brandenburg uneinheitlich war, die Zuordnung sei jedoch „ein problematisches und leidiges Kapitel der Heraldik“. Er bestätigt dies unfreiwillig selbst, indem gerade auch seine Zuordnung insbesondere im großen 15feldigen Wappen Albrechts von Brandenburg erheblich daneben greift. Der Verfasser beabsichtigt sich diesem Thema bei Gelegenheit eingehender zu widmen, vgl. auch weiter unten Anm. 79.
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Abb. 6: Die Wappen des Herzogs von Stettin im Donaueschinger Wappenbuch von 1433.
vor allem die Mitteilung, daß beide auf jeweils zwei Herrschaften bzw. Titel bezogen werden: Stettin und Pommern bzw. Wolgast und Barth. Auch der Gebrauch des rügischen Wappens durch die Greifen vor 1469 ist hinreichend belegt. Wir finden es im entsprechenden Kontext sowohl im Wappenbuch des Herolds Beijeren um 1400 als auch in den Gewölbemalereien der Petrikirche in Wolgast aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die Glasmalereien in der Kenzer Kirche mit gleicher Zeitstellung lassen zumindest vermuten, daß zu ihnen einst das rügische Wappen gehörte.69 Erstmals in der pommerschen Heraldik ist hier von einem roten Greifen mit grünen Flügeln die Rede, und zwar bezogen auf das Land Tollense. Neben dem Umstand, daß dieser Greif als rot-grün geteilter in der Neuzeit für Wenden steht, sei auch an die Beobachtungen erinnert, die weiter oben im Zusammenhang mit der Darstellung eines grün-rot geteilten Greifen im Wappenbuch des Herolds Gelre gemacht werden konnten (vgl. Abb. 4).70 Auch der aus einem geschachten Feld wachsende Greif für Bernstein, ein Land welches zwischen Brandenburg und Pommern strittig war und 1479 an Brandenburg abgetreten wurde, scheint auf den ersten Blick einen gewissen Neuigkeitswert in der Heraldik der Greifen zu besitzen. Äußerst interessant ist in diesem Zusammenhang jedoch das Donaueschinger Wappenbuch von 1433. Es zeigt bereits 69 Vgl. Abb. 3 und Farbabb. 11 sowie den Text zu den Anm. 42 und 55 sowie den Text zwischen Anm. 48 und 49. 70 Siehe oben den Text zu Anm. 53.
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Abb. 7a: Zeichnung eines Siegels Erichs II. im Nachlaß Oelrichs, heute in der Staatsbibliothek zu Berlin.
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Abb. 7b: Von Seyler 1909 veröffentlichte Zeichnung eines Siegels Erichs II. nach der Vorlage einer Zeichnung in der Oelrichsschen Sammlung.
zwei gespaltene Schilde für den Herzog von Stettin, von denen das eine rechts einen wachsenden silbernen Greifen in Schwarz über einem blau-silber geschachten Feld, links einen roten Greif in Silber und das andere rechts einen goldbewehrten schwarzen Greifen in Silber und links einen rot-grün gestreiften Greifen in Silber zeigt (Abb. 6).71 Auch wenn z. T. die Tingierung verwundert und der Zeichner die Wappenbilder nach eigenem Ermessen in den Schilden zusammengestellt haben dürfte,72 so belegen die Zeichnungen doch, daß im Zusammenhang mit den Greifenherzögen das Wappenbild eines mehrfach geteilten und eines aus einem Schachfeld wachsenden Greifen zu dieser Zeit nicht unbekannt war. Die Auseinandersetzungen des Stettiner Erbfolgestreites hatten die pommerschen Herzöge auf die realpolitische Bedeutung heraldischer Repräsentation aufmerksam gemacht. Eine weitere, leider sehr schlecht überlieferte Quelle, könnte sich eventuell daraus erklären. Die Rede ist von einem Siegel Erichs II., welches offenbar lediglich als Zeichnung in der Oelrichsschen Sammlung überliefert ist (Abb. 7a). Kosegarten kannte diese nur nach einer Beschreibung des Malers Asmus. Auf Grundlage von dessen Informationen gibt er an, daß sich das auf dem Siegel abgebildete Wappen wie folgt zusammensetzt: ein quadrierter Schild mit einem Greif mit Schachtafel im ersten, einem 71 Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 73 und Taf. 71, Nr. 1. Die Anordnung insbesondere des roten Greifen ist ganz offensichtlich der heraldischen Courtoisie geschuldet. Inwieweit die Wappendarstellungen des Donaueschinger Wappenbuchs heraldische Darstellungen in den Handschriften der Chronik des Konstanzer Konzils des Ulrich Richental beeinflußt haben oder umgekehrt, wäre noch näher zu untersuchen. 72 Über den Gebrauch zusammengesetzter Schilde bei den Greifenherzögen scheint die Quelle jedenfalls keine verläßliche Auskunft zu geben.
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Greif im zweiten, einem Greif mit Störschwanz im dritten und einem Schrägkreuz mit Rosen für Gützkow im vierten Feld, dem Hauptschild aufgelegt ein Greif als Herzschild. Auch Seyler beschreibt ein von einem behelmten Greifen gehaltenes fünffeldiges Wappen Erichs II. auf einem Siegel – ebenfalls unter Berufung auf eine Zeichnung in der Oelrichsschen Sammlung – und bildet dieses auch ab (Abb. 7b), sieht aber im Unterschied zu den Angaben bei Kosegarten im dritten Feld keinen Greif mit Störschwanz, sondern lediglich einen gewöhnlichen Greif. Zudem wartet er mit der Information auf, daß dieses Siegel einst an einer Urkunde für die Stadt Schlawe aus dem Jahr 1463 gehangen haben soll, zweifelt diese Angabe jedoch an, und glaubt, „daß die Urkunde nicht vor 1465, wahrscheinlich aber erst nach 1469 ausgestellt ist“.73 Auf Grund der großen Bedeutung, der ein solches Siegel in der Heraldik und Sphragistik der Greifen zukommen würde, wurde versucht, die Vorlage dieser Aussagen ausfindig zu machen. Im Nachlaß Oelrichs, der heutzutage in der Handschriftenabteilung der Berliner Staatsbibliothek verwahrt wird, ließ sich tatsächlich eine Siegelzeichnung auffinden, die Erich II. zugewiesen wird (Abb. 7a).74 Die Angaben des Malers Asmus bzw. Kosegartens lassen sich an dieser nachvollziehen. Seyler scheint mit dieser Vorlage – insbesondere was die Darstellung der Helmzier betrifft – sehr frei umgegangen zu sein, wenn wir nicht an eine eventuelle andere Vorlage innerhalb der Oelrichsschen Papiere denken wollen, die von Seyler benutzt worden sein könnte. Bei einer ersten Durchforstung des Nachlasses ließ sich eine solche jedoch nicht aufspüren. Unklar bleibt damit einstweilen auch, wo Seyler die Jahreszahl 1463 entnommen hat, will man dies nicht mit dem Verlust eines der Oelrichsschen Zeichnung eventuell zu seiner Zeit beiliegenden Zettels erklären. Die Überlieferung bleibt also einstweilen mysteriös, zumal sich ein solcher Siegelabdruck Erichs II. im Original trotz gezielter Nachforschungen bisher nirgends nachweisen ließ, und immer nur Sekretsiegel mit einem einfachen Greifenschild begegneten. Wenn wir trotz der Unsicherheiten in der Überlieferung davon ausgehen, daß ein fünffeldiges Wappen Erichs II. tatsächlich existierte, dann ist neben dem Schildhalter der Umstand bemerkenswert, daß dieses das erste Siegel eines pommerschen Herzogs wäre, welches verschiedene Wappen in einem Schild vereint und sich damit dem zeitgemäßen Brauch, die Schilde zu vieren und ggf. auch mit einem Herzschild zu versehen, anschließt. Ebenso bemerkenswert ist es jedoch, daß es nach derzeitigem Kenntnisstand äußerst selten, wenn nicht gar singulär zum Einsatz kam. Wenn hier erstmals auch das Gützkower Wappen erscheint, so ist dies durchaus glaubhaft, war doch die Grafschaft Gützkow nach dem Erlöschen des Grafengeschlechtes, mit dem sich das Wappen verknüpft, in der zweiten Hälfte der 1370er Jahre wieder an die Greifen gefallen.75 Inwieweit sich die Greifen schon früher dieses Wappens bedien73 Kosegarten 1834 (wie Anm. 10), S. 351–352; Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 71, 74 mit Zeichnung Taf. 69, Nr. 1, das Zitat auf S. 74. 74 Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Nachlaß Oelrichs, Nr. 140, Mappe 4, Blatt 1. – Zum Nachlaß von Oelrichs vgl. auch das gedruckte Inventar: Der Nachlaß Johann Karl Konrad Oelrichs, bearb. von Helga Döhn (Deutsche Staatsbibliothek. Handschrifteninventare, 15), Berlin 1990. 75 Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 66–69; Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 54f. – Bezüglich mehrfeldiger Wappen pommerscher Herzöge vgl. allerdings als Sonderfälle die Siegel der Herzöge
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ten, läßt sich derzeit nicht erkennen. Auch der aus dem Schach wachsende Greif ist angesichts der Überlieferung aus dem Jahr 1469 nicht anzuzweifeln. Die Angabe Kosegartens, der für das dritte Feld einen Greif mit Störschwanz nennt, scheint zwar mit der hier veröffentlichten Zeichnung (Abb. 7a) bestätigt. Allerdings kann man – auch im Hinblick auf Züge von zeichnerischer Flüchtigkeit an anderer Stelle und vor allem in Kenntnis des Umstandes, wie schwer es mitunter ist, ein solches Detail auf einem Siegel zu erkennen, – sie wohl nicht als einen sicheren Quellenbeleg für die Verwendung des Fischgreifen im Wappengebrauch der Greifen vor dem Ende des 15. Jahrhunderts ansehen, auch wenn eine Nutzung dieses Wappens im Hinblick auf das Gebiet um Schlawe und Stolp durchaus denkbar wäre. Daß sich Erich II. für die Besiegelung einer Urkunde für die Stadt Schlawe extra ein Siegel anfertigen ließ bzw. ein solches benutzte, welches das ursprüngliche Herrschaftssymbol der ehemaligen Herrschaftsträger dieses Gebietes mit einbezog, es aber sonst nicht verwandte, ist nur schwer vorstellbar. Der Behauptung Pyls, daß mit der Übernahme der Ländereien der Swenzonen die pommerschen Herzöge auch deren Fischgreif als Wappen übernommen hätten, fehlt also weiterhin ein stichhaltiger Beweis. Andererseits läßt es der Umstand, daß sich der Usedomer Fischgreif durch das jüngst für die pommersche Heraldik entdeckte Wappenbuch des Jörg Rugen auch schon unmittelbar im Vorfeld der Schaffung des neunfeldigen pommerschen Herzogswappens belegen läßt (Farbabb. 33), wahrscheinlicher werden, daß dieses Wappenbild auch schon länger eine Rolle in der Heraldik der Greifen gespielt haben könnte.76 Damit haben wir im Zusammenhang mit der Familie der Greifen bisher sechs verschiedene Wappen sicher belegt, die in Verbindung mit acht Herrschaften bzw. Titeln standen: den roten Greifen in Silber, mitunter mit goldener Bewehrung für Stettin, aber wohl noch kaum Stettin von Pommern dadurch zuverlässig unterscheidend, den schwarzen Greifen in Gold für Wolgast und Barth, einen roten Greifen mit grünen Flügeln für Tollense und die Wappen von Rügen, Gützkow und Bernstein. Bis kurz vor der Jahrhundertwende gibt es keine Anzeichen, daß sich etwas Grundlegendes in der herzoglich-pommerschen Heraldik geändert hätte.
Änderungen bei den Wappenschilden der Greifen und die Entstehung des neunfeldigen Wappens unter Herzog Bogislaw X. an der Wende zur Frühen Neuzeit Bogislaw X., der seit 1478 die Länder der Greifen in seiner Hand vereinte, war im Wappen- und Siegelgebrauch zunächst eher konservativ eingestellt, und legte diesen Kasimir III. und Erich I. als Unionskönig im Beitrag zu den Siegeln der Greifen in diesem Band, Abb. 4, Nr. 308 und Abb. 52, zum Gützkower Wappen Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 70–77 sowie jüngst Werlich 2012, Anm. 60–64 und den zugehörigen Text. 76 So Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 175 und ihm folgend Schütt 2002 (wie Anm. 12), S. 48. – Zum Wappenbuch des Jörg Rugen siehe weiter unten Anm. 81/82 mit dem zugehörigen Text.
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auch nach seinen grundlegenden Umgestaltungen um 1500 nicht völlig ab.77 Dies zeigen die zunächst verwendeten Siegel, ein traditionelles Reitersiegel bzw. als Sekret ein einfaches Wappensiegel mit dem Greif (vgl. Abb. 12, 14 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band). Auch das Wappen, welches Bogislaw X. 1496 am Wolgaster Schloß anbringen ließ, zeigte lediglich den einfachen Greifenschild (Abb. 8).78 Angesichts des Vorstoßes von 1469 ist dieser Befund durchaus verwunderlich. Anzeichen für einen Sinneswandel finden sich erst am Ende der 1490er Jahre. Wesentlich aktiver bei der weiteren Ausgestaltung der pommerschen Herrschaftszeichen waren die Brandenburger, ohne daß wir an dieser Stelle darauf detaillierter eingehen können, bietet Abb. 8: Wappenstein Bogislaws X. vom Wolgaster der Gebrauch der pommerschen Schloß 1496 in der Petrikirche von Wolgast vor seiner Wappen durch die Hohenzollern weitgehenden Zerstörung beim Kirchenbrand von doch Stoff genug für einen eigenständigen Beitrag.79 Spätestens 1920. nach dem einstweiligen Ausgleich mit den pommerschen Herzögen im Soldiner Vertrag vom Januar 1466, der es beiden Parteien gestattete, pommersche Titel und Wappen zu führen, nahmen die markgräfli77 Vgl. auch Hannes 1994 (wie Anm. 12), S. 19f. 78 Zum Siegelgebrauch Bogislaws X. siehe eingehender Anm. 56, 65, 70f., 73f. und zugehörigen Text im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band. Der Wappenstein von 1496 (Abb. 8), heute in der Petrikirche in Wolgast, jedoch leider bei deren Brand 1920 stark zerstört, findet sich im ursprünglichen und heutigen Zustand abgebildet bei Buske/Bock 1995 (wie Anm. 55), S. 17, und bei Roderich Schmidt, Wolgast – Residenz und Begräbnisstätte der pommerschen Greifen, in: Pommern. Kultur und Geschichte 34 (1996), H. 3, S. 32–48, hier S. 41. 79 Vgl. Reclam 1966 (wie Anm. 12). Siehe dazu auch Werlich 2004 (wie Anm. 11), S. 216–219, erstmals die Verwendung pommerscher Wappen bei den Brandenburger Markgrafen im Zusammenhang mit der Umgestaltung des pommerschen Wappens unter Bogislaw X. etwas eingehender betrachtend, und ders. 2009 (wie Anm. 12) das Kapitel „Hohenzollern und Greifen“ S. 173–187 mit den Abb. S. 481–49. Eine spezielle Studie des Verfassers zu den pommerschen Wappen bei den Hohenzollern ist geplant.
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chen Brüder Friedrich II. und Albrecht Achilles den roten Greifen in Silber in heraldischen Gebrauch und sorgten bis spätestens 1471 dafür, daß alle fünf im pommerschen Herrschaftstitel enthaltenen Namen bei ihnen auch durch Wappen symbolisiert wurden, wobei sie auf Grund mangelnder pommerscher Vorgaben z. T. selbst schöpferisch tätig werden mußten. Daß diese Wappen bei der feierlichen Belehnung der Brandenburger durch Maximilian I. auf dem Reichstag zu Worms 1495 einer breiten Öffentlichkeit nachdrücklich vor Augen gestellt wurden, dürfte Bogislaw X., dessen persönliche Teilnahme am Reichstag vom brandenburgischen Gegner im Zuge der Auseinandersetzungen um die Lehnsabhängigkeit Pommerns von Brandenburg hintertrieben worden war, keineswegs erfreut haben. Kenntnis dürfte er davon jedenfalls erhalten haben, wurden doch z. B. auch die mecklenburgischen Herzöge bei dieser Gelegenheit belehnt, durch die er sicher informiert wurde. Ob die Zahl der nunmehr von den brandenburgischen Kurfürsten insgesamt benutzen Wappen – neun ohne den Blutschild – auf die Wappenumgestaltung Bogislaws X. inspirierend und anspornend wirkte, ist unsicher aber keineswegs ausgeschlossen. Man könnte sich vorstellen, daß er bezüglich der Anzahl der Wappen nicht hinter der seiner ärgsten Konkurrenten zurückstehen wollte. Möglich wäre es auch, daß er sich durch die eigenmächtigen Festlegungen in der brandenburgischen Heraldik bezüglich der pommerschen Wappen provoziert fühlte. Es sollten aber noch einige wenige Jahre ins Land gehen, bis unter Bogislaw X. die umfangreichste Wappenumgestaltung vollzogen wurde, die es in der Geschichte der Greifen jemals gab, als deren Ergebnis die Schaffung des großen neunfeldigen Herzogswappens hervortritt und die bis zum Ende der Herrschaft des Greifengeschlechts Bestand haben sollte.80 Betrachten wir zunächst wiederum die uns überlieferten bildlichen Quellen. An dieser Stelle sei zunächst auf eine für die Heraldik der Greifen nicht unbedeutende Quelle verwiesen, auf die der Verfasser unlängst aufmerksam wurde, deren auf Pommern bezogene konkrete bildliche Darstellung diesem jedoch erst jüngst bekannt wurde. Auf Grund der Umstände lassen sich die damit verbundenen neuen Erkenntnisse jedoch nicht mehr ohne weiteres in den organisch gewachsenen Text einfügen, so daß es hier genügen muß, wenn an entsprechender Stelle mit knappen Sätzen ergänzend auf diese Quelle und die sich daraus ergebenden Konsequenzen verwiesen wird. Es handelt sich um das in der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol in Innsbruck befindliche Wappenbuch des Jörg Rugen alias Georg Rüxner bzw. Rixner, welches in die Zeit um 1495–1498 datiert wird.81 Dieses enthält auch eine farbige Darstellung mit 80 Vgl. hierzu ausführlich Werlich 2004 (wie Anm. 11), S. 216–220 mit den entsprechenden Nachweisen. 81 Siehe Werlich 2009 (wie Anm. 12), S. 146, Anm. 4, mit entsprechenden Hinweisen bezüglich des Wappenbuches, und jüngst Ders. 2012 (wie Anm. 12), mit der hier angeregten eingehenden kritischen Analyse der pommerschen Wappen. Das Wappenbuch befindet sich in Innsbruck in der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol unter der Signatur Cod. 545. Siehe dazu auch Daniela Mairhofer/Walter Neuhauser/Claudia Schretter/Ursula Stampfer, Katalog der Handschriften der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol in Innsbruck, Teil 6: Cod. 501–600. Katalogband und Registerband (Denkschriften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse = Veröffentlichungen der Kommission für
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den Wappen Herzog Bogislaws X. von Pommern (Farbabb. 33). Die Quelle verdient zweifellos eine eingehendere kritische Behandlung in einem eigenständigen kleineren Beitrag, die an dieser Stelle allerdings nicht geleistet werden kann. Dies umso mehr, als die Wappendarstellungen und ihre Zuordnung keineswegs immer fehlerfrei sind. Dennoch ist die Darstellung der Wappen Bogislaws X. so bedeutsam, daß auf ihre Einbeziehung nicht verzichtet werden kann und soll. Im Mittelpunkt steht ein fünffeldiges pommersches Herzogswappen, das älteste uns bisher bekannte aus der Zeit Bogislaws X. Es zeigt im ersten und zweiten Feld einen roten Greif mit goldenem Schnabel, im ersten Feld zudem mit goldenen Vorderfüßen, im vierten Feld einen schwarzen, rotgezungten Greifen mit silbernem Schnabel in Silber sowie das Wappen von Rügen im dritten Feld und von Gützkow als Herzschild. Während sich die beiden roten Greifen durch die das fünffeldige Wappen umgebenden Einzelschilde eindeutig auf Stettin und Pommern beziehen lassen, läßt sich der schwarze Greif in Silber nicht ohne weiteres identifizieren. Die Darstellung des gleichen Wappens mit der Zuschreibung Wolgast im Wappenbuch unter den Wappen des Markgrafen Friedrich von Brandenburg macht allerdings offensichtlich, daß es sich hier um eine fehlerhafte Darstellung des alten, mittelalterlichen Wolgaster Greifen handelt, wie dieser als Einzelschild auch unter den Wappen Bogislaws X. korrekt am Rand gezeigt wird. In seinem Aufbau unterscheidet sich dieses fünffeldige Wappen sowohl von der Beschreibung des pommerschen Wappens aus dem Jahr 1469 (Abb. 5), von der Zeichnung des Siegels Herzog Erichs II. im Oelrichsschen Nachlaß (Abb. 7a) als auch vom Siegel Bogislaws X. aus dem Jahr 1501 (Abb. 13 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band), welches gleich noch näher zu besprechen sein wird. Es stellt sich daher die Frage, ob es in dieser Form tatsächlich von Bogislaw X. geführt wurde, oder inwieweit hier Jörg Rugen selbst kompositorisch tätig wurde. Angesichts der Zeitstellung des Wappenbuches ist zu betonen, daß wir hier eine – wenn auch nicht ganz unproblematische – Momentaufnahme herzoglich-pommerscher Heraldik vor uns haben, die offenbar kurz vor der Schaffung des großen neunfeldigen pommerschen Herzogswappens liegt. Mit der Darstellung des schwarzen Schrift- und Buchwesen des Mittelalters, II.4.6), Wien 2009, S. 157–163, sowie die Beschreibung von Cod. 545 unter http://manuscripta.at/_scripts/php/msDescription. php?ID=9398, zuletzt eingesehen am 24. Februar 2012. Abbildung zweier Seiten zum Herzog von Sachsen und zum König von Sizilien aus dem leider unedierten Wappenbuch bei Neubecker 1977 (wie Anm. 27), S. 227. Zum Wappenbuch siehe weiterhin von Berchem/ Galbreath/Hupp 1939 (wie Anm. 41), hier S. 77–79; Franz-Heinz Hye, Ausgewählte heraldische Quellen in der Innsbrucker Universitätsbibliothek. Ein Beitrag zu ihrem 250-jäh-rigem Jubiläum, in: Biblos 46 (1997), H. 2, S. 295–305, hier S. 298–300. Zu Jörg Rugen alias Georg Rüxner bzw. Rixner vgl. des weiteren Klaus Graf, Herold mit vielen Namen. Neues zu Georg Rüxner alias Rugen alias Jerusalem alias Brandenburg alias ..., in: Ritterwelten im Spätmittelalter. Höfisch-ritterliche Kultur der Reichen Herzöge von Bayern-Landshut. Katalog zur Ausstellung der Museen der Stadt Landshut in der Spitalkirche Heiliggeist vom 26. Juni bis zum 27. September 2009 (Schriften aus den Museen der Stadt Landshut, 29), Landshut 2009, S. 114–125, sowie ders.: Neues zu Jörg Rugen/Rüxner auf der Internet-seite: http://archiv.twoday.net/stories/4993981/, zuletzt eingesehen am 28. Dezember 2010. Zu Georg Rixners Beschäftigung mit der mecklenburgischen Heraldik siehe Werlich 2004 (wie Anm. 100), S. 123f. mit Anm. 55.
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Barther Greifen mit seinen charakteristischen silbernen Federn und des Usedomer Fischgreifen unter den Einzelschilden an den Rändern, die hier als solche erstmals nachzuweisen sind, enthält sie allerdings bereits Elemente, die als Teil der dann kurze Zeit später stattfindenden Umgestaltungen in der herzoglich-pommerschen Abb. 9: Zeichnung eines 1499 geprägHeraldik gelten. Wenn Jörg Rugen den Barther ten Goldguldens mit dem Fischgreif im Greif und den Usedomer Fischgreif gleichfalls vierten Feld des Herzogswappens. unter den Wappen des Kurfürsten und Markgrafen Johann Cicero von Brandenburg, die an anderer Stelle im Wappenbuch erscheinen, aufführt, wiederspricht dies allem, was wir bisher zur brandenburgischen Heraldik jener Zeit wissen. Es belegt nur, daß Jörg Rugen sich der feinen Unterschiede, die es im Gebrauch pommerscher Wappen bei den Greifen und den Hohenzollern in jener Zeit gibt, nicht bewußt ist.82 Dies manifestiert sich auch in der Darstellung der Wappen für Wenden, Kassuben und Rügen auf dem Blatt mit den Wappen Bogislaws X. Am 4. März 1498 erhielt Bogislaw X. von König Maximilian I. ein Münzprivileg, welches es ihm gestattete, Goldgulden zu prägen. Die Münzen sollten „seine und seiner Fuerstenthum Wapen und Clainod, so er itzo inne hat und besitzet“ zeigen.83 Die Goldgulden und Halbmarkstücke, die er daraufhin anfertigen ließ, schmückte nun erstmals ein sozusagen offizielles und im Original belegbares geviertes Herzogswappen: im ersten und vierten Feld ein Greif, im zweiten und dritten Feld das Wappen von Rügen und Gützkow. Bezüglich der einzelnen Wappenbilder bieten diese Prägungen also nichts Neues. Allerdings ist aus dem Jahr 1499 ein inschriftlich datierter Goldgulden überliefert, der statt des Greifen im vierten Feld einen sogenannten Fischgreif zeigt (Abb. 9). Dieser war, wie bereits erwähnt, einst das Wappentier der Swenzonen im Gebiet von Schlawe und Stolp und findet sich u. a. im Siegel der Stadt Schlawe. Unter Wartislaw IV. gelangten die Gebiete an die Greifen, ohne daß wir einen sicheren Anhaltspunkt dafür haben, daß sich diese in der Folgezeit dieses Wappens bedient hätten.84 Hier deutet sich also offenbar eine Neuerung an und es ist zu vermuten, daß die Verwendung des Fischgreifen bereits in der Bedeutung geschieht, wie sie dieses Wappenbild wenig später nach-
82 Siehe dazu die in Anm. 79 angegebene Literatur. Die hier getroffene Einschätzung findet ihre Bestätigung auch darin, daß selbst noch im Jahre 1521 die brandenburgische Planung für die Belehnungsfeierlichkeiten auf dem Reichstag zu Worms nur fünf pommersche Lehnsfahnen vorsah, nämlich für Stettin, Pommern, Kassuben, Wenden und Rügen, siehe weiter unter Anm. 127f. und den Text im Umfeld dieser Anmerkungen. – Die Wappen Herzog Bogislaws X. von Pommern im Wappenbuch des Jörg Rugen auf fol. 47r, die Wappen von Kurfürst Johann Cicero von Brandenburg auf fol. 36v. und die von Markgraf Friedrich von Brandenburg auf fol. 40r. Ausführlich behandelt werden die pommerschen Wappen im Wappenbuch des Jörg Rugen bei Werlich 2012 (wie Anm. 12). 83 Sammlung gemeiner und besonderer Pommerscher und Rügischer Landes-Urkunden, Gesetze, Privilegien, Verträge, Constitutionen und Ordnungen, hg. von Johann Carl Dähnert, Bd. 1, Stralsund 1765, Nr. 5, vgl. Dannenberg 1893 (wie Anm. 17), S. 140–142 und Taf. 77. 84 Siehe oben Anm. 74–76 und zugehörigen Text.
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weislich im Zuge der Wappenumgestaltung Bogislaws X. erhalten sollte, nämlich bezogen auf eine offenbar neu erfundene Herrschaft Usedom. Diese Vermutung ist nunmehr durch das Wappenbuch des Jörg Rugen zur Gewißheit geworden (vgl. Farbabb. 33).85 Einen weiteren Anhaltspunkt dafür, daß sich am mittelalterlichen Wappengebrauch etwas geändert hat, bietet ein Siegel, welches sich Bogislaw X. 1501 schneiden ließ (vgl. Abb. 13 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band).86 Erstmals zeigt ein auch in originaler Überlieferung bekanntes Greifensiegel ein fünffeldiges Wappen und weist damit für Pommern in eine neue Zeit. AngeAbb. 10: Titelholzschnitt der Tragicocomedia des Johannes von sichts des gleich noch vorKitscher mit den neun neuen pommerschen Wappen, gedruckt zustellenden weiteren 1501 in Leipzig von Melchior Lotter. Quellenbelegs von 1501 muß es allerdings verwundern, daß sich Bogislaw ausgerechnet im selben Jahr ein Siegel schneiden läßt, welches „nur“ fünf Felder aufweist. In erster Linie sind wohl politische Rücksichten anzunehmen. Der Wappenschild des Siegels zeigt im Herzschild einen Greif, im ersten Feld ebenfalls einen Greif, im zweiten das Wappen von Rügen, im dritten den aus dem Schach wachsenden Greif und im vierten das Wappen von Gützkow. Die entscheidende Frage, ob der Greif im Herzschild gekrönt oder ungekrönt erscheint – und damit die heraldischen Neuerungen belegt – läßt sich auch heute noch nicht eindeutig beant-
85 Vgl. Werlich 2004 (wie Anm. 11), S. 215, dort mit versehentlich fehlerhafter Schildbeschreibung, sowie S. 222. Zum Wappenbuch des Jörg Rugen siehe Anm. 81/82 und den zugehörigen Text. 86 Vgl. auch im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band Anm. 71 und den zugehörigen Text sowie den Text vor Anm. 105.
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worten.87 Erfolgte Veränderungen im Wappengebrauch dürfte jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit der aus dem Schach wachsende Greif im dritten Feld belegen, da kaum vorstellbar ist, daß dieser – wie 1469 überliefert – das 1479 an Brandenburg abgetretene Land Bernstein meint. Daß sich dieses Feld bereits auf Wolgast bezieht, legt auch die Beobachtung nahe, daß das fünffeldige Wappen in dieser Anordnung u. a. auch auf den mittleren Siegeln der Söhne Bogislaws X., Georg I. und Barnim IX., erscheint, und dies in einer Zeit, wo – wie wir weiter unten sehen werden – die inhaltliche Zuordnung außer Frage steht. Aus dem gleichen Jahr begegnet uns ein Holzschnitt, der in unserem Zusammenhang wie ein Paukenschlag wirkt. Es ist das Titelblatt der 1501 bei Melchior Lotter in Leipzig gedruckten Tragicocomedia des Johannes von Kitscher,88 die sich mit der Reise Bogislaws X. in das Heilige Land befaßt. Ein Greif präsentiert in drei Schilden neun (!) Felder mit pommerschen Herzogswappen (Abb. 10).89 In Anbetracht der zeitlichen Stellung dieses Holzschnittes möchte man dem Greif die Worte in den Schnabel legen: „Schaut her, dies sind die neuen Wappen des Greifenhauses!“. Dieser Eindruck bestätigt sich bei einem genaueren Blick auf die äußerst differenzierte und die Farbe Schwarz sehr konsequent hervorhebende Darstellung. Dieser Akribie des Zeichners ist es zu verdanken, daß wir trotz der schwarz-weiß Darstellung hier bereits alle Wappenfiguren erkennen können, die später das neunfeldige Wappen ausmachen. Neben den auf den ersten Blick eindeutig identifizierbaren Wappen sehen wir einen nunmehr gekrönten und in seiner Stellung deutlich hervorgehobenen Greifen, der sich damit als der neue Stettiner Greif ausweist. Auch die anderen Greifen lassen sich zuordnen, da sich der eine schwarzgefärbte mit seinen charakteristischen silbernen Federn klar auf Barth beziehen läßt, während der schräg gegenüberliegende Greif im dritten Feld des betreffenden Schildes am linken Fuß sogar die Andeutung einer Teilung aufweist und damit für Wenden stehen dürfte. Es spricht alles dafür, daß die Greifen auf diesem Holzschnitt in 87 Sie wurde in der Literatur unterschiedlich beantwortet. Vgl. dazu und zur Interpretation des Siegels Werlich 2004 (wie Anm. 11), S. 222–224, der auch die Komposition des Wappens mit einbezieht. Wenn der Verfasser ebenda zu der ungekrönten Variante neigte, so scheint auch der Siegelabdruck im Stadtarchiv Stralsund, Städtische Urkunden, Nr. 1893, Urkunde vom 27. Juli 1512, den die Abb. 13 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band wiedergibt, nichts anderes zu belegen. 88 Johannes von Kitscher, Tragicocomedia de iherosolomitana perfectione illustrissimi principis pomeriani etc., Leipzig 1501. Als Vorlage der Abb. 10 diente das Exemplar der Staatsbibliothek Bamberg, Signatur: inc. typ. N. II. 18 (5). 89 Von Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 93, 96 mit Abb. S. 94, der diese Quelle als Kuriosum erstmals in der heraldischen Literatur bekannt machte, jedoch deren zentrale Bedeutung für die Entwicklungsgeschichte des neunfeldigen Herzogswappens nicht weiter beachtet, wird er mit einem Nummerngirl verglichen. Buske glaubt aus der Gestaltung des Holzschnittes entnehmen zu können, daß der Zeichner des Holzschnittes seine Darstellung nicht sehr ernst gemeint hätte. Dem steht allerdings die Akribie entgegen, mit der dieser die einzelnen Wappen ausgeführt hat. – Zu der Wappendarstellung und ihrer Interpretation siehe ausführlich auch Werlich 1996 (wie Anm. 12), S. 458–462 mit Abb. S. 468; Ders. 2004 (wie Anm. 11), S. 224f. und Tab. 32 mit Abb. 18, sowie jüngst ders., 2009 (wie Anm. 12), S. 174 mit Abb. 19.
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einer Tingierung gedacht sind, wie sie uns später von den frühen farbigen Darstellungen des neunfeldigen Herzogswappen überliefert ist und bereits die Herrschaften und Titel verkörpern, die ihnen später im neunfeldigen Wappen zugeschrieben sind. Bezüglich des schwarzen Greifen mit den silbernen Federn findet dies nunmehr wiederum seine Bestätigung durch das Wappenbuch des Jörg Rugen (Farbabb. 33). Erkennt man diese Interpretation90 an, so ist der für 1501 sicher datierte91 Holzschnitt das älteste bisher bekannte, zeitlich exakt fixierte und umfassende Zeugnis der von Bogislaw X. veranlaßten Wappenänderungen! Alle drei soeben hier vorgestellten Quellen aus dem Bereichen der Numismatik, der Sphragistik und der Heraldik weisen also in die Zeit um 1500 für die von Bogislaw X. ins Werk gesetzte Umgestaltung im herzoglichen Wappenwesen, wobei die Darstellungen des Barther Greifen und des Usedomer Fischgreifen im Wappenbuch des Jörg Rugen zeigen, daß diese in ihrer spezifischen Gestaltung und Bedeutung auch schon vorher, wenn auch nicht allzuviel früher, bekannt waren. Schauen wir nun, welche weiteren Hinweise die allgemeine politische Situation und die schriftlichen Quellen geben können. Die Ereignisse auf dem Wormser Reichstag 1495, insbesondere die dort erfolgten Fahnenbelehnungen, dürften Bogislaw X., der selbst eine solche Belehnung für Pommern als Ziel seiner Politik sah, nachdrücklich vor Augen geführt haben, wie wichtig die adäquate Umsetzung der beanspruchten Herrschaften und Titel in die heraldische Sprache für die reale Politik war. Dennoch können wir keine unmittelbare Reaktion erkennen, wie der Wappenstein vom Wolgaster Schloß aus dem Jahr 1496 (vgl. Abb. 8) deutlich zeigt. Vermutlich waren es die Reiseaktivitäten der Jahre 1496–1498, denen die spätere Wappenumgestaltung in Pommern Impulse verdankte. Auch die im Wappenbuch des Jörg Rugen aufscheinenden spezifischen Kenntnisse pommerscher Heraldik könnten hier eine Quelle gehabt haben. Die Reisen führten Bogislaw X. nicht nur an kurfürstliche Höfe in Berlin und Wittenberg sondern auch an den Hof König Maximilians in Innsbruck, wo er sicher reichlich Anregungen für einen verstärkten Einsatz von Wappen als Repräsentationsmittel erhalten haben dürfte. Als Stichworte genannt seien nur das Goldene Dachl und der Innsbrukker Wappenturm.92 Konkretes scheint aber in diesen Jahren noch nicht verhandelt worden zu sein, wenn man auch das eine oder andere angedacht haben mag. Fest steht allerdings, daß Bogislaw X. bei seinen Wappenänderungen nicht aus eigener Machtvollkommenheit handelte, sondern sich Rückendeckung von König Maximilian I. persönlich erbat und diese auch erhielt.93 Das geht aus einem Privileg Kaiser Maximilians I. für den Brandenburger Kurfürsten Joachim I. vom 10. April 1517 hervor, welches letzterem und seinen Erben den Gebrauch pommerscher Wappen, der nunmehr von dem in Pommern üblichen abwich, bestätigte, und versicherte, daß die „ennderung der ob90 Die entsprechenden Argumente noch eingehender bei Werlich 2004 (wie Anm. 11), S. 235– 237. 91 Vgl. Werlich 1996 (wie Anm. 12), S. 458–462, im Gegensatz zu der unsicheren Datierung bei Buske 1993 (wie Anm. 10), S, 93, 96. 92 Ausführlicher dazu, auch Datierungsfragen einbeziehend Werlich 2004 (wie Anm. 11), S. 225–227. 93 Vgl. dazu im Detail Werlich 2004 (wie Anm. 11), S. 220f., 228f.
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gedachten Furstentumb und Lannde Stettin, Pomern, Cassuben, Wennden und Rugen Wappen und Cleinot, die wir [Maximilian, der Verfasser] auf herztzog Poxleven zu Pomern ansuchen wie obsteet getan“, seinen Rechten nicht schaden sollte. Weiterhin lesen wir dort, daß „hertzog Poxleve [Bogislaw, der Verfasser] vor etlichen vorschinen Jaren von uns [Maximilian, der Verfasser] der benanten furstentumb Land, Wappen und Cleinot ettlich Verenderung erlangt und außgebracht“ hat. Das auf Betreiben Joachims I. verfertigte Privileg gibt zugleich einen Anhaltspunkt, den Zeitpunkt „vor etlichen vorschinen Jaren“ etwas einzugrenzen. Nachdem von der Annahme der pommerschen Wappen durch die Brandenburger Markgrafen Friedrich II. und Albrecht Achilles und der Lehennahme Bogislaws X. beim Haus Brandenburg die Rede war, wird darauf verwiesen, daß Bogislaw X. die Veränderungen in den pommerschen Wappen von Maximilian erlangt hätte „unangesehen und ober das alles und an [ohne, der Verfasser] seiner lieb als regierenden herrn und Churfursten des hauß Brandenburg wissen und zugeben“.94 „… an seiner lieb als regierenden herrn und Churfursten“ – damit kann nach Lage der Dinge nur Kurfürst Joachim I. selbst gemeint sein. Da dieser dem am 9. Januar 1499 verstorbenen Kurfürst Johann Cicero nachfolgte, haben wir damit ein Datum post quem. Es drängt sich der Gedanke auf, daß Bogislaw X. die Situation des Regierungswechsels in Brandenburg nutzte, um seine heraldischen Vorstellungen beim König vorzubringen und von diesem bestätigen zu lassen. Erinnern wir uns an die oben vorgestellte Bildquelle, welche die komplette Umgestaltung der pommerschen Wappen 1501 belegt, so könnte die Bestätigung Maximilians zwischen 1499 und 1501 erfolgt sein. Der Regierungswechsel in Brandenburg 1499 spricht dafür, daß es eben dieses Jahr gewesen sein dürfte, in dem Bogislaw X. von König Maximilian I. „der … furstentumb Land, Wappen und Cleinot ettlich Verenderung erlangt“ hat. Noch zwei Beobachtungen weisen in das Jahr 1499. Zum einen gibt es Hinweise darauf, daß Bogislaw auch 1499 noch einmal am Hof Maximilians I. weilte, ein Umstand, von dem die pommersche Chronistik und dementsprechend die Bogislawforschung bisher keinerlei Notiz genommen hat,95 und der weiter zu prüfen wäre. Zum 94 Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus. Sammlung ungedruckter Urkunden zur Brandenburgischen Geschichte, hg. von Georg Wilhelm von Raumer, Teil 2, Berlin/Elbing 1833, Nr. 36, S. 248. 95 Am 16. November 1499 berichtete ein päpstlicher Legat aus Rovereto an Papst Alexander VI., offenbar aus zweiter Hand, daß keine Fürsten bei König Maximilian weilen würden, während vorher u. a. der Herzog von Pommern bei ihm war. Im Mai 1499 hatte ein mailändischer Gesandter gehört, daß Kurfürst Friedrich von Sachsen und der Herzog von Pommern mit Kriegstruppen in Ulm eingetroffen wären und im Juni wußte ein anderer mailändischer Gesandter aus Innsbruck zu berichten, daß die Herzöge von Pommern, Mecklenburg, Braunschweig und Sachsen mit viel Kriegsvolk erwartet würden. Vgl. J. F. Böhmer, Regesta imperii XIV: Ausgewählte Regesten des Kaiserreiches unter Maximilian I. 1493–1519, Bd. 3, 2. Teil: Österreich, Reich und Europa 1499–1501, bearbeitet von Hermann Wiesflecker u. a., Wien/Köln/Weimar 1998, S. 806, Nr. 13840b; S. 692, Nr. 13305; S. 722, Nr. 13455. Entsprechende Hinweise sucht man in der pommerschen Chronistik und Literatur vergebens, siehe z. B. Thomas Kantzow, Chronik von Pommern in hochdeutscher Mundart, letzte Bearbeitung, hg. von G. Gaebel, Stettin 1897, sowie Thomas Kantzow, Chronik von Pommern in hochdeutscher Mundart, 1. Bearbeitung, hg. von G. Gaebel, Stettin 1898, hier insbesondere
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anderen wird genau in dem infragestehenden Jahr am 19. August 1499 Herzog Albrecht von Sachsen als Gubernator und Potestaten der reichsunmittelbaren friesischen Länder von Maximilian I. ein Amtswappen verliehen, welches vom Grundaufbau einen durch zweifache Spaltung und zweifache Teilung neunfeldigen Schild zeigt.96 Angesichts der Tatsache, daß diese Schildaufteilung in jener Zeit ein Novum zu sein scheint – jedenfalls ist dem Verfasser bisher kein älteres Beispiel bekannt geworden – , auf jeden Fall jedoch eine außerordentliche Seltenheit darstellt, ein äußerst bemerkenswerter Umstand! Ein Wappenbrief Maximilians I. für Bogislaw X., der geeignet wäre, den Schleier um die Umstände der Wappenverleihung durch Maximilian I. etwas zu lüften, läßt sich leider bisher nirgends finden. Die Chancen, daß dies in Zukunft geschieht, stehen wohl eher schlecht.97 S. 220; Nicolaus Klemzen, Vom Pommern=Lande und dessen Fuersten Geschlecht=Beschreibung in IV Buechern nach einer alten Handschrift herausgegeben, Stralsund 1771; Pomerania. Eine pommersche Chronik aus dem sechzehnten Jahrhundert, Bd. 2, hg. von G. Gaebel, Stettin 1908. Auch Martin Wehrmann, Geschichte von Pommern, Bd. 1, 2. Aufl., Gotha 1919, weiß von einer solchen Begegnung nichts zu berichten, während F. W. Barthold, Geschichte von Rügen und Pommern, Teil 4.2, Hamburg 1845, S. 31, äußert, die norddeutschen Reichsfürsten hätten sich um den Schweizerkrieg 1499 nicht gekümmert und auch Bogislaw X. wäre daheim geblieben. Am 18. April 1499 war dieser allerdings in der Tat noch in Stettin, siehe Pomorze Zachodnie pod rządami książąt plemiennych i władców z dynastii Gryfitów (990– 1121–1637–1648/1653) (Żrodła do kaszubsko-polskich aspektów dziejów pomorza zachodniego do ruku 1945, 1), hg. von Zygmunt Szultka, Poznań/Gdańsk 2006, Nr. 137, S. 192f. 96 Glaube und Macht. Sachsen im Europa der Reformationszeit. 2. Sächsische Landesausstellung Torgau, Schloß Hartenfels 2004. Katalog, hg. von Harald Marx/Eckhard Kluth, Dresden 2004, Nr. 84, S. 86. Siehe auch Oebele Vries, Het Heilige Roomse Rijk en de Friese vrijheid, Leeuwarden 1986, S. 187, 227, der das Wappen auf der Titelseite abbildet, sowie Saksers yn Fryslân. Saksisch bestuur in Friesland 1498–1515. Catalogus bij de tentoonstelling in het Fries Museum, 30 mei tot 31 augustus 1998, Zusammenstellung des Katalogs von P[aul] Baks/E[gbert] O. van der Werff, Leeuwarden 1998 mit Abb. S. 23. Jüngst zu diesem Wappen auch Werlich 2009 (wie Anm. 12), S. 167f. und Abb. 13. 97 Schon Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 74, stellte fest: „Der Wappenbrief für den Herzog Bogislav befindet sich weder im geh. Staatsarchiv, noch im Staatsarchiv zu Stettin, noch in den Registraturbüchern der kaiserl. Kanzlei, welche im k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien aufbewahrt werden.“ Anfragen beim Österreichischen Staatsarchiv Wien, speziell im Haus-, Hof- und Staatsarchiv und im Finanz- und Hofkammerarchiv, sowie in Innsbruck im Tiroler Landesarchiv hatten das gleiche negative Ergebnis. Sie erbrachten jedoch folgende Information: Der aus den 1830er/1840er Jahren stammende Findbehelf I-30 zu den Confirmationes privilegiorum der deutschen Expedition im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien verzeichnet eine „kaiserliche Declaration wegen des pommerschen Wappens“ ohne Datum, gefolgt von einem Eintrag für eine pommersche Protestation vom 7. Mai 1521 und einen Eintrag für die Wappenänderung des Stettiner Wappens vom 18. Mai 1521. Allerdings befinden sich gerade diese Schriftstücke heute nicht mehr in den entsprechenden Kartons, wurden also nach Anlage des Findbehelfs dem Aktenbestand zu einem unbekannten Zeitpunkt ohne weiteren Vermerk entnommen und sind heute unauffindbar. Daß es sich bei der kaiserlichen Deklaration wegen des pommerschen Wappens um das Privileg für die Brandenburger aus dem Jahr 1517 gehandelt haben könnte, hält der zuständige Archivar auf Grund des Eintrags
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Wann und wie Bogislaw X. im eigenen Land „der … furstentumb Land, Wappen und Cleinot ettlich Verenderung … außgebracht“ hat, wie es so schön im oben genannten Privileg für die Brandenburger von 1517 heißt, müssen wir einstweilen dahingestellt sein lassen, da er sich diesbezüglich offenbar sehr zurückhielt, wie die überlieferten Bildquellen belegen. Jedenfalls benutzte er bis in das Jahr 1522 hinein sein fünf- Abb. 11: Neunfeldiges Wappen der 1504 verstorbenen feldiges Wappensiegel als Haupt- Herzogin Sophia von Mecklenburg, geb. Herzogin von siegel98 und auch das Sekret mit Pommern, auf ihrer Bronzegrabplatte, heute in der Nikolaikirche in Wismar. dem einfachen Greifenschild fand weiter Verwendung. Wenn wir weiter oben formulierten, daß als Ergebnis der Wappenumgestaltung Bogislaws X. die Schaffung des großen neunfeldigen Herzogswappens hervortritt, so ist dies zwar zweifellos korrekt, jedoch müssen wir mit einem gewissen Erstaunen feststellen, daß entsprechende Bildquellen in seiner Herrschaftszeit äußerst rar sind. Den vermutlich ältesten Beleg für dieses bietet die Bronzegrabplatte der Herzogin Sophia von Mecklenburg, eine Tochter Herzog Erichs II. von Pommern und damit Schwester Herzog Bogislaws X., heute in der Nikolaikirche zu Wismar.99 Die Grabplatte zeigt neun einzelne Wappenschilde und das neunfeldige pommersche Herzogswappen lediglich mit der Abwandlung, daß der Greif im ersten Feld gegen den mecklenburgischen Stierkopf ausgewechselt wurde (Abb. 11), um so nicht nur ihre pommersche Herkunft, sondern auch ihre Heirat mit Herzog Magnus II. von Mecklenburg heraldisch zum Ausdruck zu bringen. Sophia starb 1504 und man kann sich im Findbehelf für eher unwahrscheinlich. Dagegen spricht auch, daß für dieses ein genaues Datum überliefert ist. Dementsprechend könnte ev. noch eine andere kaiserliche Deklaration wegen des pommerschen Wappens existiert haben. Ob diese dann dem Jahr 1499 zugeordnet werden könnte, ist wiederum fraglich, schließlich wäre sie dann keine kaiserliche sondern eine königliche Deklaration. Ob diese für die Forschung gänzlich verloren ist, oder ob sie zufälligerweise irgendwann noch einmal aus den Tiefen des Archivs auftaucht, bleibt abzuwarten. Für Auskünfte gedankt sei Dr. Michael Hochedlinger im Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Dr. Herbert Hutterer, der die Bestände Gedenkbücher und Urkunden des Finanz- und Hofkammerarchivs durchsah, sowie Dr. Christian Fornwagner vom Tiroler Landesarchiv. 98 Landeshauptarchiv Schwerin 1.1–12 Verträge mit Pommern Nr. 89: Urkunde vom 30. September 1522. 99 Hannes 1994 (wie Anm. 12), S. 7–11, 17–18, machte die Forschung nachdrücklich auf die Bedeutung dieser wichtigen Quelle aufmerksam, nachdem sie bereits Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 89f., als kunstgeschichtlich besonders wertvolles Grabmal auch im Bild vorstellte und sie nach dem Todesjahr auf 1504 datierte, sonst aber nicht weiter auf sie einging. Vgl. auch Werlich 2004 (wie Anm. 11), S. 205f.
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Abb. 12: Titelblatt des Psalters der Jungfrau Maria von Alanus de Rupe mit dem neunfeldigen pommerschen Herzogswappen, gedruckt 1518 in Rostock von Ludwig Dietz.
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durchaus der von Hannes geäußerten Auffassung anschließen, daß „mit größter Sicherheit davon auszugehen ... ist, daß die Grabplatte, und damit das auf ihr dargestellte neunfeldige Wappen, tatsächlich aus den allerersten Jahren des 16. Jahrhunderts stammt“100, zumal sie in den 1520er Jahren als existent erwähnt wird. Leider fehlt uns die letzte Gewißheit für den Zeitpunkt der Herstellung der Platte, auf deren Gestaltung sicherlich nicht nur ihr Sohn Heinrich V., sondern auch ihr Bruder Bogislaw X. Einfluß genommen haben dürften. Man kann wohl davon auszugehen, daß zu Beginn des 16. Jahrhunderts der Bekanntheitsgrad des neunfeldigen pommerschen Wappens noch nicht allzugroß war. Die Vermittlung des Wappens nach Mecklenburg ist ohne die Beteiligung Bogislaws X. also schwer vorstellbar. Es ist wohl zu Recht vermutet worden, daß dieser außerhalb seines direkten Herrschaftsbereiches gelegene Ort durch ihn sehr bewußt gewählt wurde, um diese Wappenform zu verbreiten.101 Den nächsten interessanten und nunmehr auch datierbaren Beleg für das neunfeldige Wappen bietet ein Holzschnitt, der als Titelblatt in mehrere Exemplare des Erstdrucks der Wandalia des Albert Krantz eingeklebt wurde und der aus dem Jahre 1517 stammen dürfte. Auf der Rückseite trägt er eine Widmung von Albert Krantz an Herzog Bogislaw X. Das Wappen läßt sich zudem anhand eines anderen Druckes, dem Psalter der Jungfrau Maria, der nach dem Titelblatt auf Begehren des Herzogs vom Latein ins Deutsche übertragen wurde, exakt für das Jahr 1518 belegen (Abb. 12).102 Wiederum führt die Spur nach 100 Hannes 1994 (wie Anm. 12), S. 18. Wenn Schütt 2002 (wie Anm. 12), S. 54f., darauf verweist, daß der Stierkopf auf dem Wappen einen Nasenring trägt, der diesem aber in den mecklenburgischen Siegel- und Wappendarstellungen erst nach 1509 hinzugefügt worden sei, und daraus schlußfolgert, die Grabplatte sei kurz nach 1510 geschaffen worden, so ist darauf aufmerksam zu machen, daß sich der Nasenring im Mecklenburger Stierkopfwappen nach jüngstem Forschungstand zufälligerweise erstmals inschriftlich genau in das Todesjahr Sophias 1504 datieren läßt. Und zwar findet er sich im Wappen ihrer nach Sachsen verheirateten Tochter gleichen Namens auf einem vergoldeten Silberkelch in Torgau, der im Zusammenhang mit deren frühem Tod 1503 steht. Hierzu und zu weiteren frühen Darstellungen des Nasenringes im Mecklenburger Stierkopfwappen siehe Ralf-Gunnar Werlich, Ein koloriertes Wappen der Herzöge von Mecklenburg um 1553 – Bemerkungen zum Umfeld des zugrunde liegenden Cranach-Holzschnittes von 1552 und zur Entwicklungsgeschichte des fünffeldigen mecklenburgischen Herzogwappens bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, in: Mecklenburgische Jahrbücher 119 (2004), S. 105–160, hier S. 139–146 und Ders., Das Wappen der Herzogin Sophia von Sachsen geb. von Mecklenburg und Zeugnisse ihrer Memoria in Torgau. Zugleich ein Nachtrag zur Entwicklungsgeschichte des fünffeldigen mecklenburgischen Herzogswappens, in: Mecklenburgische Jahrbücher 120 (2005), S. 21–31 mit der Abb. des Kelchs S. 25. – Siehe im übrigen auch Werlich 2004 (wie Anm. 11), S. 205–207 und Tab. 27 mit Abb. 5, sowie jüngst Ders. 2009 (wie Anm. 12), S. 174 mit Abb. 20. 101 So Hannes 1994 (wie Anm. 12), S. 20, wenn er recht schlüssig anmerkt: „Vielleicht war es auch gar kein Zufall, daß das neue Wappen nicht am pommerschen Herzogshof, sondern an abgelegener Stelle, im ‚Ausland‘ erstmals in Erscheinung trat. Dies war jedenfalls unverfänglicher, als wenn es der Herzog selbst in seinem Siegel geführt hätte, und dort unterlag es auch nicht seiner unmittelbaren Verantwortung.“ 102 Albert Krantz, Wandalia, Köln 1519; Alanus de Rupe, Psalter der Yunkfrouwen Marien, Rostock 1518, das einzige bisher bekannte Exemplar befindet sich in der Königlichen Bibliothek Kopenhagen: Signatur: 4–229. Zu dem Titelwappen Werlich 1995 (wie Anm. 12); Ders.
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Mecklenburg, denn beide Werke wurden von Ludwig Dietz in Rostock gedruckt, und wiederum ist eine direkte Verbindung zu Bogislaw X. gegeben. Das geschmackvoll gestaltete Wappen, auf welches noch später im Zusammenhang mit den Helmen und den Schildhaltern einzugehen ist, und welches erstmals im neunfeldigen Schild auch den Stettiner Greifen im ersten Feld zeigt, leidet allerdings unter einem inhaltlichen Makel. Ganz pommersch im Sinne Bogislaws X. ist es nämlich nicht, zeigt es doch auch im siebenten Feld einen gestreiften Greifen und weist ihn damit als einen pommerschen Greifen brandenburgischer Spielart aus, da die Markgrafen von Brandenburg zwei mehrfach geteilte Greifen für Kassuben und Wenden verwendteten. Der Zeichner, ansonsten mit dem neuen Wappen schon recht gut vertraut, ist hier in Kenntnis der Gepflogenheiten in Brandenburg in der Darstellung der Greifen offenbar in die Irre gegangen, was uns zeigt, daß die Kenntnis des neunfeldigen pommerschen Herzogswappens in jener Zeit noch nicht zum Allgemeingut gehörte. Bogislaw X. wird dieses Detail an dem ansonsten hervorragenden Holzschnitt sicher verdrossen haben. Erst seit kurzem wissen wir, daß Bogislaw X. ganz am Ende seiner Lebenszeit sich auch persönlich des neunfeldigen Wappens bediente, nämlich in einem Signet, welches sich auf einem Brief des Herzogs an den Grafen Wilhelm IV. von Henneberg vom 27. April 1523 befindet, d. h. einem eher privaten Bereich zuzuordnen ist (vgl. die Abb. 16 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band).103 Seine Approbation fand das große neunfeldige Herzogswappen dann offenbar erst beim Regierungsantritt der Söhne Georg I. und Barnim IX. auf deren großen Siegeln, die sie sich 1524 schneiden ließen, und welche der Forschung schon seit langem bekannt sind (vgl. Abb. 36 und 37 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band).104 Auch auf sie wird insbesondere im Zusammenhang mit den Schildhaltern zurückzukommen sein. Farbige Wiedergaben des neunfeldigen Wappens finden sich bisher erst nach dem Tod Herzog Bogislaws X. 1523. In der Genealogie der Herzöge von Mecklenburg aus dem Jahre 1526 erscheint es gleich an drei Stellen: zum einen auf dem Bild, welches Sophia von Pommern mit ihrem Ehemann Herzog Magnus von Mecklenburg zeigt, zum anderen auf der Darstellung, welche ihre Schwester Margaretha von Pommern mit deren Ehemann Herzog Balthasar von Mecklenburg, dem Bruder von Magnus, abbildet, sowie drittens am Ende der Handschrift im Rahmen einer heraldischen Ahnenprobe (Farbabb. 12) für die die Genealogie beschließenden herzoglichen Brüder Hein-
1996 (wie Anm. 12), dort, S. 467, u. a. eine Aufstellung von fünf Exemplaren des Erstdrukkes der Wandalia von 1519, in denen sich das Wappen befindet; Ders. 2004 (wie Anm. 11), S. 207–209, und jüngst ders. 2009 (wie Anm. 12), S. 174f. und Abb. 21. 103 Thüringisches Staatsarchiv Meiningen: GHA, Sektion I, Nr. 2642, siehe Werlich 2004 (wie Anm. 11), S. 209, und im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band Anm. 75 und zugehörigen Text. 104 Im Bild vorgestellt und damit entsprechend ihrer Bedeutung gewürdigt wurden sie erstmals von Hannes 1994 (wie Anm. 12), S. 13f., vgl. Werlich 2004 (wie Anm. 11), S. 204f. und Taf. 27 mit Abb. 3f. sowie ders. 2009 (wie Anm. 12), S. 175 und Abb. 22.
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rich V. und Albrecht VII. von Mecklenburg, Söhne der Herzogin Sophia und des Herzogs Magnus.105 Daß das erste Feld in diesen Wappen den Mecklenburger Stierkopf und nicht den Stettiner Greifen zeigt, wie es bei dem neunfeldigen pommerschen Herzogswappen die Regel ist, ist für die Kenntnis der Farbgebung des Stettiner Wappens nicht weiter problematisch. In einem Privileg Karls V. für Bogislaw X. vom 18. Mai 1521, worin dessen Ansuchen stattgegeben wird, die Farbe des Schildes von Blau in Gold zu verändern, wird dieses nämlich genau beschrieben: „ain plaber, oder Lasur-Farber Schilde, darin ein Roter Greiff, zum Klymen geschihckt, des vordern Fues und Cloen, der hindern Fuesse gelb, mit seinen auffgeworfen Schwantz, auffgethanen Schnabel, und ausgeschlagner Zungen, auff seinem Haupt ein Gelbe oder Goldferbe Crone“.106 Mehrfach wurde festgestellt, daß dieses Privileg nicht umgesetzt wurde.107 Ob dies so stimmt, insbesondere für Bogislaw X., der sich ja um dieses Privileg bemüht hatte, wissen wir nicht, denn für die Zeit zwischen der Ausstellung der Urkunde und dem Tod Bogislaws X. 1523 sind keine Quellen bekannt, die darauf Rückschlüsse zulassen.108 Alle 105 Die Mecklenburger Fürstendynastie und ihre legendären Vorfahren. Die Schweriner Bilderhandschrift von 1526, hg. von Andreas Röpcke, Bremen 1995, S. 117, 119, 124, vgl. auch Hannes 1994 (wie Anm. 12), S. 15–17. Das Blatt mit der Abbildung Sophias und ihres Ehemannes schmückt zudem die Titelseite von Buske 1993 (wie Anm. 10). Siehe auch Werlich 2004 (wie Anm. 11), S. 207 und Taf. 27, Abb. 1 sowie ders. 2008 (wie Anm. 12), S. 26f. mit Abb. 11. 106 Sammlung ... Pommerscher und Rügischer Landes-Urkunden 1765 (wie Anm. 83), Nr. 8, S. 14f. Die Originalurkunde im Landesarchiv Greifswald: Rep. 2 Duc. 526. Sie ist abgebildet in: Zeugnisse pommerscher Geschichte. Herzogtum Pommern 1140–1648, hg. von K. Kozłowski/M. Schöbel (Inventare, Findbücher und kleine Schriften des Landesarchives Greifswald, 1), Szczecin/Greifswald 1999, Nr. 39, S. 117. Die Urkunde trägt die Unterschrift Karls V. Ein Siegel fehlt, vorhanden sind lediglich Einschnitte für die Siegelschnur. Eindrükke oder Verfärbungen auf dem Pergament, die auf das ehemalige Vorhandensein einer Siegelschnur und eines Siegels deuten, lassen sich nicht finden. Die Besieglung könnte – aus Kostengründen? – eventuell unterblieben sein. Das Privileg deswegen für ungültig zu erklären, erscheint angesichts der Unterschrift Karls V. jedoch zweifelhaft. Siehe auch Anm. 97, dort das einstige Vorkommen im Findbehelf 1–30. – Das Zitat zeigt sehr schön, wie die Quellen bezüglich der Benennung der Metalle schwanken. Heute ist es in der Heraldik üblich, bei der Beschreibung von Wappen Gold/Gelb und Silber/Weiß stets als Metalle, d. h. als Gold und Silber, zu benennen (Handbuch der Heraldik. Wappenfibel, begründet durch Adolf Matthias Hildebrandt, bearb. von Ludwig Biewer, 19. Aufl., Neustadt an der Aisch 2002, S. 44), auch wenn die bildlichen Quellen, die diese Metalle auch wirklich zeigen, keineswegs in der Mehrheit sind. Praktische Gründe führen zumeist zur Benutzung von Gelb und Weiß. Dies zeigen auch die Beispiele in diesem Beitrag. 107 Kosegarten 1834 (wie Anm. 10), S. 333–334; Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 44–45; Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 75; Cloß 1931 (wie Anm. 12), S. 130. 108 Norbert Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 58–59, meint, es hätte den Anschein, daß Bogislaw zeitweilig einen roten Greifen im goldenen Feld geführt hat, konstatiert aber ebenso, daß es dafür keine Belege gibt. Man sei in Pommern offenbar recht bald wieder zu den ursprünglichen Farben zurückgekehrt. Worauf Ludwig Biewer 1993 (wie Anm. 12), S. 49, 51 und ders. 1995 (wie Anm. 12), S. 252, seine Auffassung gründet, daß dem Gesuch Bogislaws X., die
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späteren pommerschen Quellen zeigen aber tatsächlich den Stettiner Greifen weiterhin in blauem Feld. Die nächste Quelle, die ein farbiges neunfeldiges pommersches Wappen enthält, ist das Wappenbuch des Caspar Sturm.109 Es zeigt das Wappen Herzog Georgs I. von Pommern im Zusammenhang mit seinem Besuch des Reichstages zu Speyer 1529 (Farbabb. 12a). Der Stettiner Greif steht dort in blauem Feld. Obwohl Sturms Tingierung des pommerschen Herzogswappens nicht immer ganz korrekt ist,110 können wir in diesem Punkt wohl davon ausgehen, daß zumindest seit dieser Zeit der Stettiner Greif wieder in Blau erschien. Möglicherweise liegt der Grund in der Gestaltung des neunfeldigen Wappens, dessen Gesamteindruck man letztendlich nicht verändern wollte. Fraglich bleibt allerdings, was Bogislaw X. überhaupt bewog, sich 1521 um eine Farbänderung von Blau in Gold zu bemühen. Heraldische Regeltreue wird es wohl kaum gewesen sein. Daß ihm Gold plötzlich so viel ehrenwerter erschien, ist auch schwer vorstellbar, zumal man sich beim Entwurf des Wappens ja sicher etwas gedacht hatte, wie die Gesamtkomposition vermuten läßt.111 Eine frühe farbige Darstellung des neunfeldigen Wappens befindet sich im übrigen noch im Sächsischen Stammbuch von 1546 (Farbabb. 12b), also wiederum wie 1526 in einer illustrierten genealogischen Darstellung. Es zeigt die Frau Philipps I., Maria, eb. Herzogin von Sachsen, mit ihrem angeheirateten Wappen, der Stettiner Greif wiederum in Blau, und der Beischrift „Maria. Ich bin geborn aus Sachßen stam In pomern hertzog philps mich nam“.112
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Schildfarbe zu ändern, von Karl V. nicht stattgegeben wurde, bleibt unklar, zumal er die Urkunde – folgt man den Nutzereinträgen im Archiv – offenbar nicht im Original gesehen hat. Das Wappenburch des Reichsherolds Caspar Sturm, bearbeitet von Jürgen Arndt (Wappenbücher des Mittelalters, 1), Neustadt an der Aisch 1984, S. 180 mit Abb. auf S. 181. Bei der Benennung der einzelnen Felder greift übrigens auch Jürgen Arndt daneben, wenn er den schwarzen Greif im dritten Feld als Wolgaster Greif, und den aus dem Schach wachsenden Greifen im neunten Feld als Wappen von Bernstein anspricht. Dies muß bei einem so ausgewiesenen Heraldiker einigermaßen verwundern, zeigt aber einmal mehr, wie notwendig eine Aufarbeitung dieses Themas ist, zumal dies offenbar bis in die jüngste Zeit fortwirkt, wie der Aufsatz von Harald Drös 2006 (wie Anm. 12) zeigt, der auch die Veröffentlichung von Arndt benutzte, auf die er in Anm. 64 verweist. Zu den Fehlern bei der Darstellung des Wappens durch Caspar Sturm siehe Werlich 2008 (wie Anm. 12), S. 26f. mit Abb. 12. Vgl. weiter unten den Text vor Anm. 137. Sächsisches Stammbuch, f. 107v, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden Msc.R 3,20. Vgl. Woldemar Lippert, Das „Sächsische Stammbuch“, eine Sammlung sächsischer Fürstenbildnisse, in: Neues Archiv für sächsische Geschichte 12 (1891), S. 64–85. Schwarz-weiß abgebildet bei Verena Kessel/Johannes Mötsch, Die Grafen von Henneberg: Eine illustrierte Genealogie aus dem Jahre 1567 (Sonderveröffentlichung des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins, 17), Frankfurt am Main 2003, S. 53; Werlich 2008 (wie Anm. 12), S. 26–28 mit Ab. 13. – Der farbig gefaßte Wappenstein von 1538 mit schildhaltenden Wilden Männern und einem Helm im Stettiner Schloßhof (Farbabb. 21), vgl. Hannes 1994 (wie Anm. 12), S. 11–13, 15, 17, wurde hier bewußt negiert, da er nicht die Gewähr für die nötige Authentizität zu bieten scheint. Siehe auch unten Anm. 229.
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Mit drei Helmen tritt uns das große pommersche Herzogswappen farbig erstmals und in gewisser Weise höchst offiziell auf dem Croyteppich von 1554 entgegen, worauf bei den Helmen zurückzukommen ist (Farbabb. 13).113 Nach diesem Überblick über die Bildquellen, wollen wir uns der Frage zuwenden: Welche Veränderungen in den herzoglich-pommerschen Wappen wurden von Bogislaw X. vorgenommen? Sie läßt sich am besten beantworten, wenn wir uns den Schild des neunfeldigen später mitunter durch den Blutschild ergänzten pommerschen Wappens vor Augen halten, wie er mit geringfügigen Abweichungen im gesamten 16. und 17. Jahrhundert von den Pommernherzögen geführt wurde und wie ihn Kosegarten für seinen Beitrag über das pommersche Wappen 1834 von dem Maler Asmus hat darstellen lassen (Farbabb. 14), zumal er auch die Zuordnung der Felder und Helme angibt.114 Der Schild läßt sich dementsprechend wie folgt blasonieren: im ersten blauen Feld ein gold gekrönter und bewehrter roter Greif für Stettin, im zweiten silbernen Feld ein roter Greif für Pommern, im dritten goldenen Feld ein rot gezungter schwarzer Greif für Kassuben, im vierten silbernen Feld ein – zumeist schräg und zumeist dreifach – rot-grün geteilter Greif für Wenden, im fünften geteilten Feld oben in Gold ein wachsender rot gekrönter, gezungter und ebenso bewehrter schwarzer Löwe, unten in Blau ein offener roter Stufengiebel aus in der Regel fünf Steinen für Rügen, im sechsten roten Feld ein silberner Fischgreif für Usedom, im siebenten goldenen Feld ein rot gezungter schwarzer Greif mit mehreren silbernen Federn für Barth, im achten goldenen Feld zwei schräggekreuzte rote Stäbe bewinkelt von vier roten Rosen für Gützkow und im neunten geteilten Feld oben in Rot ein wachsender silberner Greif, darunter ein gold-blaues Schach für Wolgast.
113 Siehe Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 61; Schütt 2002 (wie Anm. 12), S. 57; Werlich 2008 (wie Anm. 12), S. 27–28 mit Ab. 14. 114 Kosegarten 1834 (wie Anm. 10), S. 330–333, nennt als Quellen, die in die seinem Text beigegebene Darstellung eingeflossen seien, die Ehrengedächtnisse und Beschreibungen der Leichenprozessionen für die pommerschen Herzöge (später veröffentlicht durch Behr Negendank-Semlow/von Bohlen-Bohlendorf 1869 [wie Anm. 7]), insbesondere für Ulrich und Bogislaw XIV., des weiteren ein von Kosegarten 1834 (wie Anm. 10), S. 347, selbst abgedrucktes Wappengedicht Martin Marstallers von 1591 – ebenfalls mit etwas anderer Interpunktion abgedruckt in Daniel Cramer, Das Grosse Pomrische Kirchen Chronicon, AltenStettin 1628, zu finden nach dem Gesamttitelblatt, der Widmung und der Vorrede Cramers sowie einer Abbildung des zehnfeldigen Wappens vor der Titelseite des ersten Buches des Kirchen Chronicons (hier Abb. 25) –, und ein Exemplar der Engelbrechtschen Chronik, welches die herzoglichen Wappen wiedergibt und beschreibt (vgl. weiter unten Anm. 200 und zugehörigen Text sowie die Farbabb. 22–32). Abgesehen von dem Umstand, daß die die Scham der Wilden Männer bedeckenden Laubkränze nur sehr vereinzelt erscheinen – z. B. auf dem in der Barther Bibel von 1588 enthaltenen Holzschnitt – und deren Funktion in der Regel von üppig gestalteten Helmdecken übernommen wird, sowie der falschen Tingierung des Wolgaster Helms (vgl. weiter unten den Text vor Anm. 214) haben wir es bei dem von Kosegarten 1834 publizierten Wappen (Farbabb. 14) in der Tat mit einer durch die Quellen gut belegten Darstellung zu tun. Abgebildet ist sie auch bei Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 79.
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Eine zeitgenössische Erläuterung des neunfeldigen Wappens aus der Feder Martin Marstallers in Latein liest sich wie folgt:115 „Haec Pomeraniacae fert Dux insignia gentis, A Gryphis ducit qui genus acre Gothis. Rite nouem Clypeus spaciis distinguitur, in queis Gryphus ouans penna praepete multus inest. Primus coeruleo in campo ruber ille Sedini, Fronte coronatus, stemmata prima notat. Alter ab hoc spacio rubeus, qui fulget in albo Is Gryphus tellus est Pomeranae tuus. In flauo nigrum Clypeo Cassubia Gryphum Confert, haud segni milite terra potens. Hinc rubeum viridi distinctum segmine in albo Ostentas Gryphum Vandala terra suum. Nigrantem in flauo dat Rugia clara Leonem, Quem cum caeruleo moenia rubra fouent. Qui Gryphus formam praefert acipenseris albi, Vsdomia in rubro sufficit ampla solo. In flauo Gryphum confert quoque Barda nigrantem, Cui variat pennas candida penna nigras. Album dat rubro spacio VVolgastia Gryphum, Cum flauis Scacchi coeruleisque notis. Inde Caycorum gens flauo pingit in alueo, Cum quatuor rubeis ligna ea bina rosis.“
115 Sie war einst auf dem heute wohl nur noch als Unikat in der Universitätsbibliothek Greifswald erhaltenen Barther Greifenstammbaum aus dem Jahre 1593 zu lesen. Der heute auf Grund des Erhaltungszustandes nicht mehr vollständige Text, rechts des Stammbaumtitels stehend, wird von den Worten „Origo et fontes insignium ilustr. Pomeraniae ducvm“ eingeleitet. Überliefert wird er glücklicherweise von Johann Carl Conrad Oelrichs, Historische Nachricht von der vortreflichen ehemahligen fürstl. Buchdruckerey zu Bard in Pommern, Alten-Stettin 1756, S. 39–45, hier S. 43. Diese Beschreibung des neunfeldigen Wappens von Marstaller von 1593 ähnelt über weite Strecken der von Kosegarten 1834 (wie Anm. 10), S. 347, und Cramer 1628 (wie Anm. 108), siehe weiter unten Abb. 25, abgedruckten Beschreibung des zehnfeldigen zusätzlich den Blutschild enthaltenden Herzogswappens desselben Autors aus dem Jahr 1591, nur das 1593 das Wolgaster Feld unverständlicherweise vor dem Gützkower genannt wurde. – Zum Barther Stammbaum von 1593 siehe im übrigen Norbert Buske, Der Barther Stammbaum der pommerschen Herzöge, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 39 (2001), H. 1, S. 8–14 mit Abb., sowie Ralf-Gunnar Werlich, Dynastie und Genealogie – Stammbäume der Greifen, in: Unter fürstlichem Regiment. Barth als Residenz der pommerschen Herzöge. Ausstellungskatalog, hg. von Melanie Ehler/Matthias Müller, Berlin 2005, S. 149–191, hier S. 161–168 mit älterer Literatur und Abb. S. 188f.
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Vergleichen wir dieses soeben beschriebene Wappen mit dem oben erhobenen Befund aus den 1460er Jahren, so ergeben sich folgende Veränderungen:116 Die Zahl der insgesamt geführten Wappen wurde auf neun festgelegt und in einem neunfeldigen Schild plaziert. Die Bestandteile des herzoglichen Titels waren nun durchgängig heraldisch illustriert, ein Umstand, auf den Bogislaw X. bei seiner Wappengestaltung besonderen Wert gelegt haben dürfte. Der rote Stettiner Greif wurde nun nicht mehr – in Abgrenzung vom brandenburgischen Gebrauch117 – in einem silbernen sondern in einem blauen Feld dargestellt und zudem gold gekrönt und ebenso bewehrt. Der pommersche Greif blieb unverändert, während der einst Wolgast bezeichnende schwarze Greif in Gold nunmehr offenbar willkürlich auf Kassuben bezogen wurde, wiederum in deutlicher Abgrenzung zu Brandenburg, wo diesen Titel zunächst ein mehrfach grün-rot geteilter Greif symbolisierte, auch wenn dessen Farben später häufig mit den Farben des Wendischen Greifen verwechselt wurden. Hingegen wurde der rote Greif mit grünen Flügeln des Landes Tollense von 1469 leicht modifiziert als mehrfach rot-grün geteilter Greif für Wenden beibehalten. Da dies in gewisser Weise pommerscher Tradition entsprach, verzichtete man an dieser Stelle offenbar darauf, sich vom Wappengebrauch der Markgrafen abzusetzen. Ein schwarzer Greif in Gold galt weiterhin für Barth, sich nunmehr allerdings durch silberne Federn von dem kassubischen Greifen unterscheidend. Den wachsenden Greif des Landes Bernstein bezog man willkürlich auf das Land Wolgast. Die Wappen von Rügen und Gützkow118 wurden beibehalten und traten nicht mehr nur sporadisch auf, sondern wurden im neun- bzw. zehnfeldigen Wappen fester Bestandteil der herzoglichen Heraldik. Der Fischgreif, einst Herrschaftszeichen der Swenzonen im östlichen Pommern, wurde nun fester Bestandteil des Wappengebrauchs, jedoch nunmehr auf eine vorher nicht bekannte Herrschaft Usedom gedeutet. Bei den Wappen wurden also die überlieferten Tinkturen teilweise geändert und einigen Wappenbildern eine neue Bedeutung zuge-
116 Vgl. Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 75; Cloß 1931 (wie Anm. 12), S. 130; Asmus (wie Anm. 12), S. 17f.; Schütt 2002 (wie Anm. 12), S. 53f. 117 Die Brandenburger verblieben im allgemeinen zunächst beim ungekrönten Greif in silbernem Feld. Diese Feststellung schließt gelegentliche Abweichungen jedoch nicht aus. Wenn Schütt 2002 (wie Anm. 12), S. 53, behauptet, daß sich der blaue Stettiner Schild schon vor der Wappenreform Bogislaws X. nachweisen ließe, dann liegt dies vor allem an der weiter oben (vgl. Anm. 48) besprochenen Fehlinterpretation der Kenzer Glasscheiben. Bezüglich seiner weiterhin genannten und keineswegs eindeutigen Beispiele aus dem Brandenburger Umfeld vgl. die Entgegnung bei Werlich 2004 (wie Anm. 11), S. 233f. 118 Inwieweit die Schildfarbe des Gützkower Wappens bei dieser Gelegenheit von Silber in Gold geändert wurde, ist schwer zu beurteilen, da kaum farblich gestaltete Gützkower Wappen aus der Zeit davor existieren. Der älteste Nachweis um 1317, den Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 70, nennt, zeigt einen silbernen Schild, ebenso eine Wappendarstellung in der Kirche von Behrenhoff in dem weiter oben erwähnten Wappenfries aus dem frühen 14. Jahrhundert (vgl. Anm 29 und zugehörigen Text), die auf das Gützkower Grafenwappen zu beziehen sein dürfte, wobei zu beachten ist, das die derzeitige Fassung von späteren Restaurierungen geprägt wird.
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ordnet. Grundlegend neue Wappenbilder in der pommerschen Herrscherheraldik entstanden nicht.119 Es bleibt die Frage zu klären, ob wirklich alle neun Wappenbilder von Anbeginn in der hier geschilderten Bedeutung gebraucht wurden.120 Insbesondere bezüglich des Fischgreifen für Usedom ist bis in die jüngste Zeit hinein behauptet worden, daß dieser sich erst nach 1592 nachweislich auf diese neu postulierte Herrschaft beziehen würde.121 Aufschluß darüber vermögen einige in diesem Zusammenhang bisher nicht beachtete Bild- und Schriftquellen zu geben.122 So zeigt die Pommernkarte in Sebastian Münsters Kosmographie aus dem Jahr 1550 auch die neun Herzogswappen als Einzelschilde.123 Das Besondere ist, daß durch die Beischriften hier erstmals zweifelsfrei deren Bedeutung vermerkt ist, und zwar so, wie wir sie oben dargelegt haben. Ebenfalls in diesem Sinne beschriftet sind die Wappendarstellungen auf dem erst unlängst bekannt
119 Der nunmehr gekrönte Stettiner Greif ist wohl kaum als ein solches zu bezeichnen. Die Anregung für die Krönung bezog man offenbar aus dem Stadtsiegel, wo eine Krone schon früher erscheint, vgl. Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 18f.; Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 56. Wenn Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 75, und mit ihm auch Schütt 2002 (wie Anm. 12), S. 53, der Auffassung sind, daß auch „Neues geschaffen“ wurde, meint dies wohl die neuen Bedeutungszuweisungen und die Zusammenstellung der Einzelwappen in einem Schild. Bezüglich Usedoms vgl. weiter oben Anm. 74–76, 82, 84 und den zugehörigen Text. 120 Vgl. dazu Werlich 2004 (wie Anm. 11), S. 235–239. 121 So Schütt 2002 (wie Anm. 12), S. 54, 58, damit Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 15, 27–31, 57–62, 218, folgend. Richtiger bei Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 55, Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 75, Biewer 1993 (wie Anm. 12), S. 51 und ders. 1995 (wie Anm. 12), S. 252, die die Zuordnung des Fischgreifen zur Herrschaft Usedom im Zusammenhang mit der Neugestaltung der pommerschen Wappen unter Bogislaw X. sehen. Allerdings bleibt zu bemerken, daß im Zusammenhang mit dem Fischgreif, so er nämlich in der Neuzeit in einem vier- bzw. fünffeldigen Greifenwappen auftaucht, durchaus noch Unklarheiten bestehen. Ein solcher ist z.B auf einigen Münzen Ulrichs und Bogislaws XIV. im zweiten Feld zu sehen, siehe z. B. Johannes Hildisch, Die Münzen der pommerschen Herzöge (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern, IV.9), Köln/Wien 1980, Nr. 250, 283–285, vgl. auch Nr. 253, sowie jüngst Joachim Krüger, Zwischen dem Reich und Schweden. Die landesherrliche Münzprägung im Herzogtum Pommern und in Schwedisch-Pommern in der frühen Neuzeit (ca. 1580–1715) (Nordische Geschichte, 3), Berlin 2006, S. 153, 168f., 288. Auch auf einem Signet Georgs I. mit einem fünffeldigen Schild zeigt er sich im ersten Feld (in der Lepelschen Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald dem Jahr 1529 zugeordnet, zur dieser Sammlung vgl. im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band Anm. 47). 122 Sie wurden z. T. erstmals vorgestellt bei Werlich 2004 (wie Anm. 11), S. 237–239. 123 Sebastian Münster, Cosmographei oder beschreibung aller laender, herschafften, fuernemsten stetten, geschichten, gebreuchen, hantierungen etc jezt zum dritten mal trefflich sere durch Sebastianum Munsteru gemeret vnd gebessert, Basel 1550, S. dccccviii-dccccix. Nach einer anderen Ausgabe der Kosmographie auch in Christoph Schley/Helga Wetzel, Die Greifen. Pommersche Herzöge 12. bis 17. Jahrhundert. Katalog zur Ausstellung vom 3. März bis 5. Mai 1996, Kiel 1996, S. 148, nach dieser Vorlage auch bei Werlich 2004 (wie Anm. 11), Tab. 34, Nr. 20.
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gewordenen Stammbaum Philipps I. (vgl. Farbabb. 20).124 Als ältester schriftlicher Hinweis auf den Bedeutungsgehalt der neun neuen pommerschen Wappen galt bislang die Beschreibung der feierlichen Fahnenbelehnung der pommerschen Herzöge auf dem Reichstag zu Augsburg 1530, wo die Überlieferung bezüglich des Gebrauchs der Fahne für Usedom allerdings problematisch ist, was zu den oben genannten anhaltenden Unklarheiten geführt hat.125 Es gibt jedoch eine noch erheblich frühere schriftliche Quelle, die die uns die oben beschriebene Zuordnung geradezu zwingend erkennen läßt, und zwar unter Einschluß von Usedom. Auf dem Reichstag zu Worms 1521 bemühten sich Kurfürst Joachim I. von Brandenburg und Markgraf Kasimir von Brandenburg-Kulmbach auch im Namen ihrer Brüder erfolgreich um Belehnung mit ihren Herrschaften durch Kaiser Karl V. Diese fand in althergebrachter feierlicher Form unter freiem Himmel am 16. Februar statt,126 was wohl soviel besagt, daß die Lehnsfahnen für die einzelnen Titel und Herrschaften übergeben wurden. Der Brandenburger Entwurf für den Aufzug sah für die pommerschen Herrschaften die fünf bei den Brandenburgern seit langem verwendeten Fahnen für Stettin, Pommern, Kassuben, Wenden und Rügen vor.127 Vermutlich wurden diese auch bei der Zeremonie benutzt, da sie sicherlich von den Brandenburgern mitgebracht wurden. Die für diese ausgestellte Belehnungsurkunde vom 16. Februar 1521 nennt nun aber erstaunlicherweise nicht nur diese fünf pommerschen Titel und Herrschaften, sondern ebenso Wolgast, Barth, Usedom und Gützkow. Daß gerade letztere vier in der Belehnung mit inbegriffen sind, wird an anderer Stelle noch einmal ausdrücklich betont.128 Es sind also genau diejenigen Herrschaften, auf die sich die letzten vier Felder im pommerschen Herzogswappen beziehen, die jedoch nicht, sehen wir einmal von Gützkow ab, im Herrschertitel der Greifen vertreten waren. Ebensowenig vertreten waren sie zu diesem Zeitpunkt im brandenbur124 Ralf-Gunnar Werlich, Die Stammlinie und Genealogie des Wolgaster Herzogs Philipp I. Ein Stammbaum des Greifenhauses aus der zweiten Hälfte der 1550er Jahre, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 42 (2004), H. 4, S. 16–27 und 49; auch Werlich 2005 (wie Anm. 115), S. 152–161. Vgl. weiter unten Anm. 205 mit zugehörigem Text. 125 Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 15, 27–31, 57–62, 218. Er bezieht sich auf die Schrift von Melchior Goldast, Politica imperialia, Frankfurt 1614. Eine andere zeitgenössische Quelle, die vom Verfasser jedoch nicht geprüft wurde, nennt Seyler 1890 (wie Anm. 56), S. 517–518 und Anm. 1, vgl. auch Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 76. Die Lehnsurkunde Kaiser Karls V. vom 26. Juli 1530 (Sammlung ... Pommerscher und Rügischer Landes-Urkunden 1765 [wie Anm. 83], Nr. 9, S. 15–17) nennt die einzelnen Herrschaften nicht. Bei Seyler 1890 (wie Anm. 56), S. 518, auch eine Beschreibung der Fahnenbelehnung Herzog Philipps I. zu Regensburg 1541, die allerdings statt der Usedomer eine „Surdonische“ Fahne nennt. 126 Deutsche Reichstagsakten. Jüngere Reihe, Bd. II, bearbeitet von Adolf Wrede, Gotha 1896, Nr. 112, S. 765. 127 Codex diplomaticus Brandenburgensis, Abt. B, Bd. VI, hg. von Adolph Friedrich Riedel, Berlin 1858, Nr. 2493, S. 304–305. 128 Codex diplomaticus Brandenburgensis 1858 (wie Anm. 127), Nr. 2500, S. 318–320, vgl. auch Nr. 2499, S. 315–317. Interessanterweise zählt der am 28. Mai 1521 ebenfalls zu Worms für Bogislaw X. ausgestellte Lehnsbrief Karls V. – im Landesarchiv Greifswald unter der Signatur Rep. 2 Duc. 527 – die einzelnen Herrschaften nicht auf. – Zum Wappenbuch des Jörg Rugen und seiner Darstellung siehe weiter oben Anm. 81/82.
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gischen Herrschertitel und auch nicht unter den brandenburgischen Wappen, auch wenn Jörg Rugen in seinem Wappenbuch dazu andere Angaben macht (Farbabb. 33). Wenn man nun von brandenburgischer Seite Wert darauf legte, daß diese Herrschaften ausdrücklich in die Belehnung mit einbezogen wurden, dann ist dies nur so zu erklären, daß man dort inzwischen von der Bedeutung, die Bogislaw X. mit seinen neuen Wappen verband, Kenntnis erlangt hatte, und sich gegenüber eventuellen späteren Argumenten, man sei nicht mit allen pommerschen Herrschaften belehnt worden, absichern wollte. Die Lehnsurkunde Karls V. für die Brandenburger belegt nicht direkt, aber nichtsdestoweniger eindeutig den oben geschilderten Bedeutungsgehalt der neuen pommerschen Wappen bereits für 1521. Damit ist zweifelsfrei erwiesen, daß die z. T. neue Bedeutung der neun Wappen bereits unter Bogislaw X. festgelegt wurde. Es gibt keinen plausiblen Grund zu vermuten, daß zwischen dem ersten Auftauchen der neun neuen pommerschen Herzogswappen auf dem Holzschnitt von 1501 und dem Jahr 1521 Bogislaw X. sich dazu entschlossen haben sollte, die Bedeutung der Wappen nochmals zu ändern. Dieser hier etwas mühsam und nur indirekt geführte Beweis hat nunmehr durch die jüngst aufgefundene Darstellung der Wappen Bogislaws X. im Wappenbuch des Jörg Rugen seine Bestätigung erfahren (Farbabb. 33). Auf Grund des Holzschnittes von 1501 in der Tragicocomedia, dessen Wappen zweifellos, wie weiter oben dargelegt, bereits in einer Tingierung gedacht sind, wie wir sie später in den Bildquellen bestätigt finden, diese aber nicht in einem Schild vereint, sowie des späten Auftauchens eines neunfeldigen pommerschen Wappens mit sicherer Datierung (1518), sei darüber nachgedacht, ob sich außer der frühen aber eben nicht ganz sicher datierbaren Grabplatte der 1504 verstorbenen Sophia von Mecklenburg in Wismar noch andere Hinweise finden lassen, die darauf hindeuten, daß die neuen Wappen von Anfang an auch als in einem neunfeldigen Schild vereint gedacht und konzipiert waren.129 Auf einen Fingerzeig, das Auftauchen eines von Maximilian verliehenen, in jener Zeit außerordentlich ungewöhnlichen neunfeldigen Wappens im Sommer 1499 an Albrecht von Sachsen, wurde bereits verwiesen.130 129 Die Bemerkung von Schütt 2002 (wie Anm. 12), S. 53, die Zusammenstellung in einem neunfeldigen Schild sei wahrscheinlich zeitgleich mit der Schaffung des fünffeldigen Siegels 1501 geschehen, entbehrt einer Begründung und geschah offenbar nur vor dem Hintergrund der Beobachtung, daß der im Siegel von 1501 auftretende, wachsende Greif nunmehr bereits auf Wolgast zu beziehen sei. Wenn Hannes 1994 (wie Anm. 12), S. 20, unter Verweis auf Asmus 1992 (wie Anm. 12), S. 17, besser 17–18, und Biewer 1993 (wie Anm. 12), S. 49, formuliert „die Annahme, daß die Anordnung des auf neun Felder vermehrten Wappens bereits um 1500, nämlich in der Folge des Vertrages von Pyritz entstanden sei, ist mehrfach, gerade auch von Autoren der jüngsten Zeit geäußert worden“, so stimmt dies nicht ganz. Biewer nennt diese Zeit zwar im Zusammenhang mit den Veränderungen in den pommerschen Wappen, nimmt aber auf die Anordnung der Wappen in einem Schild nicht explizit Bezug. Asmus wiederum, der den Goldgulden von 1499 nicht erwähnt und den Holzschnitt von 1501 noch nicht kennt, spricht von „Änderungen erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts“, betrachtet allerdings das Siegel von 1501 auf Grund des, wie er meint, ungekrönten Greifen als Indiz dafür, daß die Veränderungen noch nicht stattgefunden haben. 130 Vgl. Anm. 96 und den zugehörigen Text.
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Zu Fragen wäre, was in Pommern dafür gesprochen haben könnte, gerade neun Wappen auszuwählen. Daß bei der Anzahl das brandenburgische Vorbild eine Rolle gespielt haben könnte, wurde erwähnt.131 Ob diese Zahl auch durch das von Bogislaw X. vorgefundene heraldische Erbe vorgegeben worden sein könnte, ist derzeit nicht ganz klar erkennbar und hängt davon ab, ob man den Fischgreif zu diesem zählt oder nicht. Sicher belegt ist, wie wir weiter oben sahen, daß zum Ende des Mittelalters in der Heraldik der Greifen sechs verschiedene Wappen acht Herrschaften repräsentierten, der rote und schwarze Greif jeweils in doppelter Funktion, nämlich für Stettin und Pommern bzw. Wolgast und Barth. Hinter diese Zahl zurückzufallen in einer Zeit, in der zunehmend mit heraldischem Schmuck geprunkt wurde, dürfte für Bogislaw X. kaum in Frage gekommen sein. Da Bernstein aus territorialpolitischen Gründen entfiel, andererseits ein Wappen für Kassuben geschaffen werden mußte, wollte man in Pommern den Herrschertitel ebenfalls heraldisch illustrieren, wie es der brandenburgische Gegenspieler schon seit langem vorführte, war man wieder bei der Zahl von acht Wappen angelangt. Dies bot keine Probleme, wenn man diese z. B. bei Belehnungen, bei Beisetzungsfeierlichkeiten und zu Ausschmückungen zu verwenden gedachte. Dachte man aber daran, die Wappen in einem einzigen Schild zu vereinen, so gestaltete sich dies schwierig. Eine Lösung wäre es gewesen, die Felder eines quadrierten Wappens wiederum zu vieren, im ersten und zweiten Feld der ersten Quadrierung die acht Wappen unterzubringen, um dann das erste Feld im vierten und das zweite Feld im dritten zu wiederholen. Dieses Verfahren, obgleich in der Heraldik der frühen Neuzeit insbesondere bei den Habsburgern durchaus anzutreffen, hatte aber den Nachteil, daß die Einzelwappen durch die Dopplung schwer erkennbar wurden. Zudem zeigt das Wappenbuch des Jörg Rugen, daß zumindest im unmittelbaren Vorfeld der Schaffung des neunfeldigen Wappens nicht nur eine Differenzierung des Barther Greifen vom Wolgaster Greifen durch die silbernen Federn stattgefunden hatte, sondern auch der Fischgreif nunmehr von Bogislaw X. als Wappenbild rezipiert worden war (Farbabb. 33). Damit betrug die Anzahl der zu berücksichtigenden pommerschen Wappen neun. Diese hätte sich nun noch schwerer harmonisch in ein Vierungschema integrieren lassen. Das Vierungsschema bei der Gestaltung der Wappen zu verlassen, war um 1500 zwar absolut unüblich, aber keineswegs ausgeschlossen, wie es die Wappen der Wettiner zeigen.132 Ein zweifach gespaltener und zweifach geteilter Wappenschild würde neun Felder schaffen, eine Zahl, die genau derjenigen pommerschen Wappen ent131 Vgl. den Text zwischen Anm. 79 und 80. Die nachfolgenden, bereits in den Beitrag zur Wappenumgestaltung Bogislaws X. eingeflossenen Gedanken (Werlich 2004 [wie Anm. 11], S. 239–243), sollen an dieser Stelle noch einmal in leicht modifizierter Form (auf Grund der erst jüngst gefundenen Wappen Bogislaws X. im Wappenbuch des Jörg Rugen, siehe Anm. 81/82 sowie Farbabb. 33) dargelegt werden, wie sich denn auch generell bei der Behandlung der Veränderungen im Wappengebrauch der Greifen unter Bogislaw X. zwangsweise gewisse thematische Überschneidungen ergeben, will man hier ein abgerundetes Bild dieser Vorgänge vermitteln. 132 Maximilian Gritzner, Geschichte des Sächsischen Wappens: in: Vierteljahresschrift für Wappen-, Siegel und Familienkunde 29 (1901), S. 71–233, hier S. 71, 104–115. Zu den mehr-
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sprach, die es nunmehr zu berücksichtigen galt. Ein neunfeldiger Schild bot zudem die Möglichkeit, ein ausgewogenes, ästhetisch ansprechendes und repräsentatives Wappen zu schaffen.133 Ob die Aktivierung des Bogislaw X. aus seiner Jugendzeit gut bekannten Fischgreifen der Swenzonen für die herzoglich-pommersche Heraldik im Hinblick darauf geschah, die Gesamtzahl herzoglicher Wappen auf neun zu erhöhen, läßt sich nach derzeitiger Quellenlage kaum sicher entscheiden. Rätselhaft bleibt zudem, was dazu geführt hat, diesen nunmehr auf Usedom zu beziehen.134 Schauen wir nach anderen Anhaltspunkten, um der Frage näher zu kommen, wann die Zusammenstellung der neun pommerschen Wappen in einem Schild erfolgt sein könnte. Wenn wir nach den weiter oben vorgenommenen Untersuchungen von der relativ gesicherten Annahme ausgehen können, daß die neun pommerschen Herzogswappen bereits in Gestalt, Tingierung und Bedeutung bei ihrem ersten gemeinsamen Auftreten 1501 festgelegt waren und später keine Änderungen erfolgten bzw. nicht wirksam wurden, dann bietet es sich nunmehr an, das neunfeldige Herzogswappen einmal selbst zu befragen, ob es nicht durch die Art seiner Gestaltung Auskünfte zu geben vermag. Zunächst ist es wichtig festzuhalten, daß sich die Anordnung der neun Felder im großen Wappen in der gesamten Herzogszeit niemals geändert hat und sich bereits bei den frühen Beispielen findet.135 Dies ist durchaus bemerkenswert, da bei anderen Fürstenhäusern die Anordnung der Felder durchaus wechselte, wie z. B. bei den zeitgenössischen vielfeldigen Wappen der Wettiner.136 Die Zusammenstellung der neun Wappen entstand offenbar keineswegs zufällig und vermochte auch noch auf spätere Generationen überzeugend zu wirken, die von den Gründen für die Entstehung der Komposition schon keine Kenntnis mehr hatten. Ziel für den Gestalter des Wappens mußte es sein, die angestrebte inhaltliche Aussage mit einem möglichst repräsentativen Erscheinungsbild des Gesamtwappens in Einklang zu bringen. Schauen wir uns an, ob und ggf. wie
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feldigen Wappen der Wettiner jüngst ausführlich Werlich 2009 (wie Anm. 12), S. 165–173 und Abb. 11–18. Siehe auch Anm. 96 und den zugehörigen Text. Das Verhältnis von Höhe und Breite des Einzelfeldes gestaltet sich dabei wesentlich harmonischer, als wenn man den Schild spaltet und zweifach teilt oder gar zweifach spaltet und dreifach teilt, wie dies die Wettiner taten. Obendrein wirkt es auf den Betrachter bei entsprechender Gestaltung durchaus noch übersichtlich, was man von einem zwölf- und nochmehrfeldigen Wappen nur schwer behaupten kann. Kosegarten 1834 (wie Anm. 10), S. 336, nimmt an, „der Störschwanz bezieht sich wahrscheinlich auf den Fang der Störe bey Uesedom“, eine Überlegung, die schlecht zu widerlegen und nicht so deutlich abzulehnen ist, wie dies Pyl – allerdings aus irrigen Gründen – tut. Vgl. Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 28–29, Anm. 4 und Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 55. Daß der dreifach geteilte Greif im siebenten Feld des für 1518 überlieferten Wappens auf einen Irrtum des Künstlers zurückzuführen ist, der sich aus dem Einfluß des brandenburgischen Gebrauchs pommerscher Wappen erklärt, wurde weiter oben dargelegt. Vgl. Gritzner 1901 (wie Anm. 132), S. 108, sowie Werlich 2009 (wie Anm. 12), S. 165–173 und Abb. 11–18. In diesen Wappen war die Anordnung der einzelnen Felder offenbar nicht derartig zwingend wie in Pommern, was auch damit zusammenhängen könnte, daß man dort bei der Gestaltung des vielfeldigen Wappens auf die überkommenen Wappen mehr Rücksicht nahm.
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dies im neunfeldigen pommerschen Herzogswappen gelungen ist, und welche Schlüsse sich eventuell daraus ziehen lassen. Es fällt auf, daß die ersten fünf Wappen in exakt der Reihenfolge angeordnet sind, wie die Länder bzw. Titel, die sie repräsentieren, im vollständigen Herrschertitel der Greifen erscheinen. Das dies kein Zufall ist, liegt auf der Hand. Weiterhin unterzubringen war das Wappen von Gützkow. Die Grafschaft erschien bisweilen als sechster Titel bei den Greifen. Der folgerichtigen Plazierung im sechsten Feld des Wappens widersprach aber das traditionelle Wappenbild für Gützkow, welches sich von allen anderen Wappenbildern deutlich abhebt, indem es keinen Greifen und auch kein anderes Tier enthält. Wollte der Gestalter des Wappens das Gleichgewicht der Gesamtkomposition nicht stören, so gab es für ihn eigentlich keine andere Möglichkeit, als das Gützkower Wappen in das achte Feld zu setzen. Bis dahin erscheint die Wappengestaltung logisch nachvollziehbar. Von den ersten fünf Wappen erforderte zunächst lediglich das für Kassuben zwingend eine Gestaltung, da ein solches Wappen zuvor vom Greifenhaus nicht geführt wurde. Weil man ganz offensichtlich auf das eingeführte Wappenbild des aus dem Schach wachsenden Greifen nicht verzichten wollte, wäre es eigentlich das Naheliegendste gewesen, diesen als solches zu nutzen. Auch in gestalterischer Hinsicht hätte er im dritten Feld keine schlechte Figur gemacht. Für den traditionellen schwarzen Wolgaster Greif wäre dann das neunte Feld in Frage gekommen. Bogislaw X. bzw. der Gestalter des Wappens war aber offenbar der Auffassung, daß für Kassuben nur ein ganzer Greif in Frage käme. Da aus politischen Gründen eine Tingierung wie bei den Brandenburgern, von denen man sich ja gerade abgrenzen wollte, ausgeschlossen war, griff man letztendlich auf den schwarzen Wolgaster Greifen zurück, während Wolgast nunmehr durch den aus dem Schach wachsenden Greifen vertreten wurde. Es fällt auf, daß das Gesamterscheinungsbild des Wappens auf Grund seiner Zusammenstellung einen sehr ausgewogenen Eindruck hinterläßt. Dieser wird durch mehrere Faktoren erreicht: erstens durch das Metall Gold, das sich durch die von den Feldern drei, fünf und sieben gebildete Diagonale zieht; zweitens durch die einander diagonal gegenüberstehenden schwarzen Greifen in Gold; drittens durch die Farbe Blau, die die andere im Feld 1 beginnende Diagonale bestimmt; viertens durch die Art und Weise, wie die Wappenbilder verteilt wurden, insbesondere die Plazierung der Greifen in der ersten und dritten Spalte des Wappens. Inhaltlich ist noch zu bemerken, daß der Wolgaster wachsende Greif dem Greif von Stettin diagonal gegenüber steht, sich also die Wappen, die mit den in jener Zeit wichtigsten Zentren der Greifenherrschaft in Zusammenhang standen, in besonderer Weise aufeinander beziehen. Es stellt sich die Frage: Hat der Schöpfer des neunfeldigen pommerschen Herzogswappens aus den vorgegebenen Wappen das Beste gemacht, oder hat man bereits bei der Festlegung der Gestalt und der Bedeutung der Einzelwappen darauf Rücksicht genommen, daß ihre Darstellung und Unterbringung im neunfeldigen Gesamtwappen eine angestrebte inhaltliche Aussage und einen weitestgehend harmonischen, ästhetisch ansprechenden und repräsentativen Anblick boten. Angesichts der Tatsache, daß man bei der Gestaltung des Wappens für Kassuben freie Hand hatte und für dieses den schwarzen Greif in Gold wählte, den Stettiner Greifen in ein blaues Feld setzte und den Bernsteiner Greifen auf Wolgast bezog – alles Maßnahmen die uns ansonsten als völlig willkürlich erscheinen – ist man geneigt, Letzteres zu vermuten. Natürlich bewegen wir
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uns hier auf etwas unsicherem Boden. Die Überlegungen werden sich nie sicher beweisen lassen, andererseits auch kaum zu widerlegen sein. Aus jener Zeit einen detaillierten Bericht über die Gründe zu finden, die dafür maßgeblich waren, das Wappen gerade in der vorliegenden Form zu gestalten, ist nicht zu erwarten. Selbst wenn ein Wappenprivileg Maximilians eines Tages doch noch aufgefunden werden sollte, über derartige Details würde auch dieses keine Auskunft geben. Insofern erscheint es legitim, auch einmal derartigen Überlegungen Raum zu geben. Folgt man diesen, so wäre ein weiteres Indiz dafür gefunden, daß das neunfeldige pommersche Herzogswappen bereits um 1500 entstand. Wie dem auch sei. Auf jeden Fall können wir in diesem ein wohldurchdachtes heraldisches Kunstwerk sehen, in seiner Gestaltung bestimmt durch einen gelungenen Kompromiß zwischen angestrebter Aussage und ästhetischer Wirkung. Daß dem Schöpfer des Wappens offenbar ein die Zeitgenossen und nachfolgende Generationen überzeugender Wurf gelungen war, zeigt der nahezu unveränderte Gebrauch des Wappens bis zum Ende der Herzogszeit. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, daß sich die von Bogislaw X. 1421 offenbar angestrebte Änderung der Feldfarbe des Stettiner Greifen nicht durchsetzte.137 Mit diesen zugegebenermaßen etwas spekulativen Erwägungen verlassen wir das große neunfeldige Herzogswappen, zumindest was die Betrachtung des Schildes betrifft, um uns späteren Wappenerweiterungen zuzuwenden.
Veränderungen im Wappenschild der Greifen seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts a) Der Blut- oder Regalienschild im großen Herzogswappen Seit den 1560er Jahren tritt zu den neun Feldern zunächst gelegentlich, dann häufiger als Schildfuß des Wappens der sogenannte Blut- oder Regalienschild hinzu, ohne daß sich eine feste Regel erkennen läßt, wann man ihn verwandte und wann man ihn wegließ.138 Allgemein symbolisiert er die vom König verliehenen Regalien, d. h. die landesherrlichen Rechte, insbesondere den Blutbann, sprich die hohe Gerichtsbarkeit. Bei anderen fürstlichen Wappen tritt er bereits sehr viel früher auf, so z. B. bei den Kurfürsten und Markgrafen von Brandenburg und den Pfalzgrafen bei Rhein.139 Spätestens seit der offiziellen Fahnenbelehnung der pommerschen Herzöge 1530, welche bezüglich der pommerschen Reichsstandschaft endgültig Klarheit schaffte und bei der auch
137 Vgl. oben den Text um und zwischen Anm. 106–111. Zur Thematik jüngst auch Werlich, Herrschaft, 2011 (wie Anm. 12). 138 Zum Regalienfeld im pommerschen Herzogswappen: Kosegarten 1834 (wie Anm. 10), S. 329, 341–344; Julius Mueller, Herzog Johann Friedrich von Pommern und die ReichsHoffahne im Jahre 1566, in: Baltische Studien 32 (1892), S. 49–200; Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 86–96; Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 77f.; Asmus 1992 (wie Anm. 12), S. 19; Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 60. 139 Vgl. das Stichwort Regalienfeld in: Oswald 1984 (wie Anm. 13), S. 325f., allerdings zumeist mit zeitlich zu spätem Ansatz der Erstverwendung.
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die Blutfahne als Belehnungssymbol Verwendung fand,140 könnte man Annehmen, daß der Blutschild als deutlich sichtbares Zeichen auch Einzug in das große pommersche Herzogswappen gehalten hätte, zumal diese Fahnenbelehnung lange Zeit ein Politikum war und gerade auch die Markgrafen von Brandenburg den Blutschild verwandten. In Pommern ist dies aber aus nicht nachvollziehbaren Gründen zunächst nicht erfolgt, wie zahlreiche Darstellungen des neunfeldigen Wappens in den drei Jahrzehnten danach nachdrücklich belegen. Erst 1563 erscheint der Blutschild erstmals im großen pommerschen Herzogswappen, nämlich im repräsentativen Holzschnitt von Jakob Lucius, welcher die in diesem Jahr in Wittenberg gedruckte pommersche Kirchenordnung schmückt (Abb. 13).141 1565 ist er auch als Bestandteil eines Exlibris der fünf Söhne Philipps I. belegt.142 Aus den Jahren 1565 (Abb. 14) und 1568 (Abb. 22) sind Bucheinbände überliefert, welche mit dem großen Herzogswappen geprägt sind, welches wiederum den Blutschild zeigt.143 Die Verwendung des damit zehnfeldigen Wappens hatte also von Anbeginn einen offiziellen Charakter bzw. geschah im unmittelbaren privaten 140 Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 27; Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 76. 141 Kerckenordening Im Lande tho Pomern …, Wittemberg 1563. Ein Exemplar dieses Druckes befindet sich im Landesarchiv Greifswald unter der Signatur Rep 5, Tit. I, Nr. 21. Das Titelblatt mit der Datierung, auf dessen Rückseite sich der 193 x 130 mm große Holzschnitt befindet, ist abgebildet bei Johannes Hinz, Pommernlexikon für alle die Pommern lieben, Würzburg 1994, S. 254, sowie in: Die pommersche Kirchenordnung von Johannes Bugenhagen 1535. Text mit Übersetzung, Erläuterungen und Einleitung, hg. von Norbert Buske, Berlin 1985, S. 67. Dort S. 19 auch der Wappenholzschnitt mit der Datierung 1563. Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 77f., setzt in nicht korrekter Kenntnis dieser Quelle den Erstbeleg zu spät an, vgl. auch ebenda, Taf. 77, Nr. 1. 142 Curschmann 1937 (wie Anm. 12), S. 15, bildet dieses Exlibris ab. Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 50f., 60, verweist auf den 1565 erschienenen Druck „Corpus doctrinae …“ und datiert in der Beischrift zur Abbildung des Holzschnittes diesen auf 1565. Da dies in der mit heraldischen Fragen befaßten Literatur Schule zu machen beginnt – auch Schütt 2002 (wie Anm. 12), S. 58, orientiert sich an Buske, ebenso wird die Datierung im Katalog Unter fürstlichem Regiment, hg. von Ehler/Müller 2005 (wie Anm. 10), S. 22, übernommen – und da der Holzschnitt einstweilen als Erstbeleg des Gebrauchs des Regalienschildes in der pommerschen Heraldik zu gelten hat, sei hier noch einmal nachdrücklich darauf verwiesen, daß dieser bereits 1563 Verwendung fand! Eigentümlicherweise irrt hier auch Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 85, der zwar die Kirchenordnung anspricht, diese aber in das Jahr 1565 setzt. Zum Auftreten des Exlibris der Söhne Philipps I. siehe auch die folgende Anm. 143. 143 Vier solcher Bucheinbände mit eingeprägter Jahreszahl 1565 befinden sich in der Universitätsbibliothek Greifswald unter der Signatur Fh 253 und enthalten den dritten, sechsten, siebenten und achten Teil der „Buecher des Ehrnwirdigen Herrn Doctoris Martini Lutheri“ von verschiedenen Verlegern 1553, 1559, 1561 und 1556 in Wittenberg gedruckt, vgl. auch weiter unten Anm. 231. Diesen Bänden eingeklebt ist zugleich der Wappenholzschnitt von Jakob Lucius als Exlibris der fünf Brüder wie es Curschmann 1937 (wie Anm. 12), S. 15, abbildet. Der Band mit der eingeprägten Jahreszahl 1568 befindet sich ebenfalls im Besitz der Universitätsbibliothek Greifswald unter der Signatur Rb 103 und enthält drei Werke, an vorderster Stelle „Iohannis de Sacro Busto libellvs de sphaera …“, gedruckt zu Wittenberg 1563, Werke Hesiods von Melanchthon herausgegeben und 1566 in Leipzig gedruckt, sowie als letztes die „Musica Nicolai Listenii …“ in Frankfurt an der Oder gedruckt, o. J.
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Bereich der Herzöge. Insofern ist es erstaunlich, daß das große Siegel Johann Friedrichs von 1570 auf diesen verzichtet, und daß sich auf den Siegeldarstellungen der Blutschild erst in der letzten Greifengeneration durchsetzt.144 Dort ist er dann allerdings die Regel, wie das große für Philipp II. gefertigte und von seinen Nachfolgern Franz und Bogislaw XIV. genutzte große Prunksiegel unterstreicht (vgl. Abb. 39 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band). Der Umstand, daß Herzog Johann Friedrich bei einem Kriegszug gegen die Türken im Jahre 1566 von Kaiser Maximilian II. die Ehre zuteil wurde, die Reichshoffahne zu führen und diese am Ende des Feldzuges mit nach Hause brachte, hat schon wenig später und bis in jüngere Zeit hinein zu größerer Verwirrung bei der Deutung des roten Feldes im großen Herzogswappen Abb. 13: Holzschnitt mit dem zehnfeldigen großen geführt. Folgendes scheint sich pommerschen Herzogswappen von Jakob Lucius 1563. aus den widersprüchlichen AngaEr ist der älteste derzeit bekannte Beleg für die Verwenben und Deutungen der Quellen dung des Blutschildes im Wappen der Greifen. und den umfangreichen Erörterungen in der Literatur herauszukristallisieren: Das Aussehen der Reichshoffahne, welche Johann Friedrich im Türkenkrieg 1566 führte, kennen wir nicht. Zwar taucht sie in herzoglichen Inventaren der Jahre 1600 und 1603 auf, verliert sich dann aber im Dunkel der Geschichte.145 Ob Zeitgenossen, die diese auf Grund der Zeitstellung theoretisch gesehen haben könnten, und die sie mit dem zehnten, roten Feld im pommerschen Herzogswappen in Verbindung bringen, sie selbst zu Gesicht bekamen, läßt sich nicht belegen. Ausdrücklich nimmt darauf jedenfalls niemand Bezug. Daß es sich um eine einfache rote Fahne handelte, ist zwar eine begründete Vermutung, aber keineswegs erwiesen. Bereits etwa ein Vierteljahrhundert nach dem Erstbeleg des Regalienfel-
144 Zum großen Siegel Herzog Johann Friedrichs vgl. Anm. 111 und zugehörigen Text sowie Abb. 38 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band. Vgl. dort auch die Abb. 39 und 44 bezüglich der Verwendung des Blutschildes in der letzten Greifengeneration. 145 Mueller 1892 (wie Anm. 138), S. 181.
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Abb. 14: Bucheinband des 8. Teils der Bücher des ehrwürdigen Dr. Martin Luther aus dem Besitz der Söhne Philipps I. von Pommern in der Universitätsbibliothek Greifswald mit dem zehnfeldigen pommerschen Herzogswappen und der Jahreszahl 1565.
des von 1563 und dem Ereignis von 1566 gab es, wie eingangs erwähnt,146 bei Herzog Ernst Ludwig Unklarheiten bezüglich der Bedeutung seiner heraldischen Herrschaftssymbole, die auch den Blutschild betrafen. Sein Kanzler Henning von Rammin berichtete da-raufhin 1588 über dessen Bedeutung: „Das rothe Feld, welches unter diesen 9 [Feldern], ist unserm gnädigen Herrn Johann Friedrich von Römischer Kays. May. wegen der Blutfahne zu Zips anno 1586 verehret worden.“ Im Bericht an Ernst Ludwig sagt er weiterhin: „Die Fahne, so E. F. G. Herr Bruder, Herr Johann Friedreich mein auch gnädiger Fürst und Herr, im Ungarische Zuge geführet betreffend, werde ich berichtet, daß es des Reiches Hof Fahne gewesen.“ Bei der Angabe 1586 dürfte es sich um eine Verschreibung des Jahres 1566 handeln. Zwar bleibt die Nachricht rätselhaft und – wie sich zeigen sollte – verwirrend, daß die Blutfahne speziell 1566 in Zips von Kaiser Maximilian II. verliehen worden sein soll, festzuhalten ist jedoch in erster Linie, daß Rammin bekräftigt, daß es sich bei dem zehnten Feld um die Blutfahne, also um den Regalienschild handele, während er bezüglich der Reichshoffahne lediglich berichtet, daß sie Johann Friedrich im ungarischen Zug geführt hat, jedoch nichts darüber sagt, daß sie in irgendeiner Form Bestandteil des Wappens geworden wäre.147 Dies ist auch bei Martin Marstaller, uns bereits als Verfasser von meh146 Vgl. oben Anm. 11 147 Rammin zitiert nach Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 77f. - Kosegarten 1834 (wie Anm. 10), S. 343; Mueller 1892 (wie Anm. 138), S. 166f. Wenn Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 78, es als
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reren Dichtungen zum pommerschen Herzogswappen bekannt,148 in seinen Versen aus dem Jahr 1591 nicht zu lesen, wenn er bezüglich des zehnten Feldes behauptet, daß dieses durch Johann Friedrich auf kaiserliche Bewilligung hin dem Herzogswappen angefügt wurde: „Ultima vexilli quae subsunt signa cruenti, Caesaris auspicio, Jan-Friderice paras.“149 Daß dies so nicht stimmen kann, jedenfalls wenn man dabei an eine außerordentliche Verleihung des Blutschildes an Johann Friedrich zu Zips denkt, zeigen nicht nur die oben angeführten heraldischen Belege aus den Jahren 1563 und 1565. Ob die verwunderlichen Darstellungen Rammins und Marstallers, dem Wolgaster bzw. Barther Hof zugehörig, auf Fehlinformation von Seiten des Stettiner Hofes oder aber auf mangelhafte Kenntnis zurückgehen, läßt sich nicht entscheiden. Daß die Erläuterung Rammins den Wolgaster Herzog überzeugte, ist fraglich, denn immerhin sollte ihm die gültige Kirchenordnung von 1563, die, als er etwa 18 Jahre alt war, auch in seinem Namen gedruckt wurde, mit ihrem eindrucksvollen Wappenschmuck, der obendrein später noch als persönliches Exlibris der Brüder fungierte, durchaus bekannt gewesen sein. Nichtsdestoweniger zeigten die Angaben Rammins und Marstallers bzw. ihrer Quelle Wirkung. Zwar wird bei der Erläuterung des gemalten Blutschildes in der Chronik Engelbrechts ganz deutlich auf eben den Blutschild Bezug genommen und seine Bedeutung beim Belehnungsakt durch den König unterstrichen. Deutlich als Nachtrag zu erkennen, erfolgt dann jedoch ein Zusatz (vgl. Farbabb. 32), der die Dinge nachdrücklich zu verwirren beginnt, indem das zehnte Feld des Herzogswappens nunmehr direkt mit den Kriegsereignissen von 1566 in Verbindung gebracht wird: „Das rothe Feld, so unter diesen 9 das 10. ist, ist unser. gn. Fürsten u. Herrn, Herrn Johannis Fridrichen, von Röm. Kayserl. Maj. Maximiliano II. wegen der Blutfahnen in Zips wider den Erbfeind der Christenheit dem Türkhen A. 1566 verehret worden.“150 Die Auffassung, das zehnte Feld im herzoglichen Wappen sei ein Reflex auf die militärischen Ereignisse des Jahres 1566, sollte sich nicht nur unter den Zeitgenossen hartnäkkig halten.151 Wenn Mueller am Ende seiner langen Erörterung zu der Auffassung gelangt, die pommerschen Herzöge wären zur Führung von zwei roten Feldern in ihrem
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eine Tatsache erachtet, „daß Herzog Johann Friedrich im Jahre 1586 ein besonderes Diplom zum Gebrauche des Blutfeldes ausgebracht hat“, interpretiert er den von ihm selbst zitierten Rammin falsch. Im übrigen ist auch eine spezielle Verleihung der „Blutfahne“, also der Regalien, durch den Kaiser kaum anzunehmen. Eine solche war gar nicht von Nöten, erfolgte sie doch gemeinsam mit der allgemeinen Fahnenbelehnung. Siehe weiter oben Anm. 140 und den zugehörigen Text. Die Verleihung der Blutfahne war auch Bestandteil der Belehnungsfeierlichkeiten Philipps I. in Regensburg 1541, vgl. dazu Seyler 1890 (wie Anm. 56), S. 518. Vgl. weiter oben Anm. 10, 114, 115 und den zugehörigen Text. Zitiert nach Kosegarten 1834 (wie Anm. 10), S. 347; vgl. auch Mueller 1892 (wie Anm. 138), S. 164f. Zitiert nach dem Original im Staatsarchiv Stettin, Archiwum Państwowego w Szczecinie: Rekopisy i spuścizny 450 (Manuskripte und Nachlässe 450), siehe unten Farbabb. 32 und Anm. 200. Das Zitat in etwas anderer Schreibweise auch bei Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 78. Mueller 1892 (wie Anm. 138), S. 165, mit weiteren Beispielen. Kosegarten 1834 (wie Anm. 10), S. 329, folgt dieser Auffassung vorbehaltlos und selbst Asmus 1992 (wie Anm. 12), S. 19, ist der Auffassung, daß Johann Friedrich das rote Regalienfeld dem Wappen hinzuge-
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Gesamtwappen berechtigt gewesen, einerseits für die Blutfahne, andererseits für die Reichshoffahne, und dies wäre nur auf Grund eines Mißverständnisses unterblieben, so kann auch dies angesichts der vorgeführten Quellenlage nicht überzeugen.152 Der deutlichste Beweis, daß die Nachricht von der kaiserlichen Verleihung des roten Feldes im pommerschen Wappen im Jahre 1566 auf Legendenbildung beruht, ist jedoch der weiter oben bereits angedeutete Umstand, daß gerade Herzog Johann Friedrich, dem dieses Privileg zuteil geworden sein soll, in seinen repräsentativen Siegeln auf dessen Anwendung verzichtet. Auch die Verwendung der roten Fahne bei den Beisetzungsfeierlichkeiten der pommerschen Herzöge und ihre regelmäßige Bezeichnung als Blutfahne153 spricht eine eindeutige Sprache und unterstreicht, daß im 10. Feld des pommerschen Herzogswappens nichts anderes als der Regalien- bzw. Blutschild zu sehen ist.
b) Das Wappen des Bistums Cammin im Wappenschild der Greifen Ebenfalls in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erfolgte eine weitere Wappenerweiterung bei denjenigen Herzögen des Greifenhauses, die den Titel eines Bischofs von Cammin führten und als solcher auftraten.154 Trat das Camminer Wappen – zunächst fügt hätte, da „er … dazu … berechtigt … ist, da er 1566 auf einem kaiserlichen Feldzug in Ungarn die kaiserliche Reichshoffahne geführt hat“. 152 Mueller 1892 (wie Anm. 138), S. 199f. 153 Behr Negendank-Semlow/von Bohlen-Bohlendorf 1869 (wie Anm. 7), S. 102, 131, 159, 176, 202, 261, 298, 353, 392, 462, 519, 581. Als Blutfahne ist sie auch ausdrücklich auf der großen Lubinschen Karte von 1618 bezeichnet. 154 Eine Ausnahme macht lediglich Philipp Julius, welcher nicht den Titel eines Bischofs von Cammin führte sondern den eines Coadjutors, dessen Sarkophag jedoch ebenfalls das große Herzogswappen mit dem Camminer Feld schmückt (vgl. Farbabb. 15 und unten Anm. 168 mit zugehörigem Text). Der Forschungsstand zum Auftreten des Camminer Wappens in der Heraldik der Greifen war bisher äußerst dürftig. Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 96–98, beschäftigt sich zwar mit dem Thema, teilt aber Genaueres nicht mit, sondern begnügt sich mit dem Hinweis, daß „auf den Siegeln, welche die Pom. Herzoge als Bischöfe von Cammin (1556– 1637) führten … ein Schild mit dem Griechischen Kreuze, als 11. Feld, oberhalb des Rügischen Schildes, eingefügt … wird“. Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 64, ist gar der Auffassung, daß erst Bogislaw XIV. als Bischof von Cammin „dem Wappen des Herzogtums als zehntes Feld ein silbernes Tatzenkreuz auf rotem Grund in der mittleren Wappenreihe über dem rügischen Wappen“ hinzufügte, eine Auffassung die sich auch bei Curschmann 1937 (wie Anm. 12), S. 15, und Asmus 1992 (wie Anm. 12), S. 19, 24, findet. Gritzner 1894 (wie Anm. 12), S. 203, äußert, daß das „Wappen von Camin … zuerst auf Siegel von 1602 Casimirs Bischof von Camin, Herzog von Pommern, im Schildfuß erscheint und, von seinen Nachkommen auf dem Bischofsstuhl, a. d. H. Pommern, in der Mittelreihe des Herzoglichen Wappenschildes unterhalb von Stettin, über Rügen geführt wurde …“. Abgesehen von der nicht korrekten Beschreibung der Plazierung unter dem Stettiner Schild stellt sich die Frage, ob Kasimir VI. wirklich im letzten Jahr seiner Bischofswürde ein Siegel geführt hat, welches den Camminer Schild im Schildfuß zeigt. Nachweisen ließ es sich bisher nicht. Allerdings machte in jüngerer Zeit Joachim Krüger im Zusammenhang mit seinen numismatischen
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Abb. 15: Signete Johann Friedrichs als Bischof von Cammin aus den Jahren 1570 (links) und 1571 (rechts), die bisher ältesten Belege für die Aufnahme des Camminer Kreuzes in ein Greifenwappen.
ein rotes Kreuz in silbernem Feld, welches in der Frühen Neuzeit auch in vertauschter Farbfolge dargestellt wurde – hinzu, so konnte die Anzahl der Felder des großen pommerschen Herzogswappens mitunter auf maximal elf anwachsen, wie z. B. Münzen Bogislaws XIV. oder auch das Titelblatt von Cramers 1628 gedruckter Großen Pommerschen Kirchen-Chronik belegen.155 Häufig verzichtete man aber bei der Aufnahme des Camminer Kreuzes in das große Wappen auf die Darstellung des Regalienfeldes, wie es sich an Siegeln Ulrichs und Bogislaws XIV. und an der Mehrzahl der Münzen Bogislaws XIV. ablesen läßt (vgl. u. a. Abb. 48 und 49 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band). Kam es doch zur Darstellung von elf Feldern, wie beim Wappen auf dem Sarkophag von Philipp Julius (Farbabb. 15), so fiel das Regalienfeld in der Regel sehr klein aus. Herzog Johann Friedrich war der erste der Greifenherzöge, der nach der Reformation aus dynastischem Interesse 1556 zum Titularbischof von Cammin gewählt wurde, kaum das er das 14. Lebensjahr vollendet hatte.156 Daß er bereits in jungen Jahren vor dem Jasenitzer Erbvertrag von 1569 ein entsprechendes Siegel führte, ist wahrscheinlich, läßt sich aber bisher nicht belegen.157 Jedoch ist ein solches Siegel für das Jahr 1570 nachweisbar, welches hier im Bild vorgestellt wird (Abb. 15). Es zeigt ein fünffelStudien darauf aufmerksam, daß diese Aussagen nicht haltbar sind, da sich das Camminer Kreuz im herzoglichen Wappen bereits unter den Herzögen Johann Friedrich, Franz und Ulrich nachweisen läßt: Joachim Krüger, Die Zuordnung der Prägungen Herzog Bogislaws XIV. von Pommern zur Münzstätte Köslin, in: Numismatisches Nachrichtenblatt 51 (2002), Juli, S. 253–255, hier S. 254, und Ders. 2006 (wie Anm. 121), S. 162, 287f. Das Thema ausführlich behandelnd jüngst Werlich, Camminer Bistumswappen, 2011 (wie Anm. 12). 155 Vgl. Hildisch 1980 (wie Anm. 12), Nr. 358f., 368–370; Cramer 1628 (wie Anm. 114); Curschmann 1937 (wie Anm. 12), S. 15, der behauptet, daß man über zehn Felder nie hinausgegangen sei, ist entsprechend zu korrigieren. Besser informiert war bereits Kosegarten 1834 (wie Anm. 10), S. 345. 156 Werlich 2004 (wie Anm. 124), S. 19; auch Werlich 2005 (wie Anm. 115), S. 154. 157 So belehnte Johann Friedrich als Bischof von Cammin z. B. am 19. Januar 1564 urkundlich Angehörige der Familie Kameke und siegelte „mit vnsem Stifftes Ingesegel“. Leider fehlt dieses an der entsprechenden Urkunde im Landesarchiv Greifswald, Rep 2 Duc 770.
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Abb. 16: Zeichnung eines Siegels Kasimirs VI. als Bischof von Cammin nach Maximilian Gritzner 1894.
diges Wappen mit dem Camminer Kreuz als Herzschild. Während dieses Wappen im ersten, zweiten und vierten Feld je einen Greifen führt und das dritte Feld vom wachsenden Wolgaster Greif eingenommen wird, veränderte Johann Friedrich in einer anderen Variante, die sich für 1571 nachweisen läßt (Abb. 15), dieses Programm: Während das Camminer Kreuz wiederum den Herzschild bildet, stehen nunmehr im ersten bis dritten Feld jeweils ein Greif, im vierten hingegen erscheint der rügische Löwe über dem Stufengiebel.158 1574 trat Herzog Johann Friedrich seine Stellung als Camminer Bischof in Folge innerdynastischer Regelungen an seinen jüngeren Bruder Kasimir VI. ab. Laut Gritzner führte dieser ein Siegel, welches nunmehr den Camminer Schild an Stelle des rügischen Wappens in der Mitte des zehnfeldigen großen Herzogswappens zeigt, das von drei
158 Krüger 2006 (wie Anm. 121), S. 288f., Anm. 46. Schreiben Johann Friedrichs vom 22. August 1570 im Reichsarchiv Kopenhagen, TKUA Pommern, Nr. 38–3, sowie Schreiben vom 6. August 1571 ebenda. Auch an dieser Stelle sei Joachim Krüger gedankt, der die Abbildungen dieser frühen Camminer Siegel zur Verfügung stellte, vgl. auch Anm. 121 und 124 im Beitrag zu den Siegeln der Greifen in diesem Band.
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Helmen bedeckt von zwei unbehelmten (!) Wilden Männern gehalten wird (Abb. 16).159 Wenn man Gritzners Angaben Glauben schenken kann, daß Kasimir zudem über ein Siegel verfügte, in dem das Camminer Kreuz im Schildfuß untergebracht wurde, dann scheint dies darauf hinzudeuten, daß man unter Kasimir bezüglich der Einordnung des Camminer Feldes in das Gesamtwappen noch experimentierte. Leider ließen sich Siegel Kasimirs VI. mit einem Camminer Kreuz bisher nicht finden.160 Sehr nachdrücklich scheint Kasimir VI. auf dessen Verwendung offenbar nicht gedrungen zu haben. Jedenfalls findet sich auf der Burg Rheinstein eine, in der pommerschen Literatur bisher gänzlich unbekannte, farbige Wappenscheibe Kasimirs VI. aus dem Jahre 1599 mit dem zehnfeldigen Wappen, deren Beschriftung zwar den Bischofstitel Kasimirs VI. enthält, auf das Camminer Kreuz im Wappen selbst jedoch verzichtet (Farbabb. 16 und Titelbild des Bandes).161 Offenbar in der Zeit, als Herzog Franz Titularbischof von Cammin war (1602– 1618), setzte sich die Plazierung des Camminer Kreuzes unterhalb des pommerschen Greifen und über dem rügischen Löwen im Gesamtwappen durch. Sicher nachweisen läßt sich diese Anordnung erstmals auf einem Signet aus dem Jahr 1603 mit einem elffeldigen Wappen. Auch ein weiteres Siegel von 1611 zeigt diese Einordnung des 159 Gritzner 1894 (wie Anm. 12), Abb. nach S. 204. Zur Fehldatierung bei Gritzner in das Jahr 1610 vgl. auch Anm. 124 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band. Zu einem weiteren von Gritzner erwähnten Camminer Siegel Kasimirs VI. siehe weiter oben Anm. 154. 160 Bekannt von Kasimir VI. sind ein inschriftlich 1573 – also vor der Übernahme des Bischofsamtes – datiertes Signet, ein mittleres Siegel in der Lepelschen Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald, beide mit einem fünffeldigen Wappen, allerdings mit abweichender Felderverteilung und ohne das Camminer Kreuz, sowie ein Signet mit einem behelmten neunfeldigen von zwei behelmten Männern gehaltenen Schild, welches sich in den Jahren 1584 und 1595 nachweisen läßt. Letzteres verweist in der Umschrift C D S P E C klar auf seine Camminer Bischofswürde, war offenbar längere Zeit in Gebrauch und verzichtet interessanter Weise auf das Camminer Kreuz! Das Signet mit dem neunfeldigen Wappen im Reichsarchiv Kopenhagen, TKUA Pommern 38–4, Schreiben Kasimirs VI. an das dänische Königshaus vom 12. Juni 1584, sowie ebenda, Schreiben desselben an dasselbe vom 24. September 1595. Vgl. auch Abb. 7 und Anm. 115 und 123 sowie den zugehörigen Text im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band. 161 Die Burg Rheinstein wurde 1823 vom Hohenzollern Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen erworben, der sie im Geiste der Burgen- und Rheinromantik des 19. Jahrhunderts ausbauen und ausstatten ließ. Die guterhaltene Glasmalerei mit dem Wappen Kasimirs VI. dürfte einst im Zusammenhang mit der Ausgestaltung eines Kirchengebäudes oder eines herzoglichen Wohnsitzes im hinterpommerschen Stiftsgebiet gestanden haben, bevor sie in den Privatbesitz der Hohenzollern, der neuen Landesherren, überging. Der Eigentümer der Burg Rheinstein, Herrmann Hecher, konnte 1997 leider keine näheren Angaben über die Herkunft der Wappenscheibe machen, und auch vom derzeitigen Burgherrn, seinem Sohn Markus Hecher, war 2006 bei einem erneuten Besuch der Burg nichts Näheres in Erfahrung zu bringen. – Auch das Wappen Kasimirs VI. am von ihm 1588 gestifteten Baster Altar verzichtet auf das Camminer Kreuz. Siehe Ralf-Gunnar Werlich, Verschollene Quellen der Camminer Bistumsgeschichte aus Bast und Cammin in alten Fotografien. Anmerkungen zu bischöflichen Wappen und Zeugnissen der Greifenherrschaft, in: Pommern. Zeitschirft für Kultur und Geschichte 50 (2012), H. 2, S. 4–7, hier S. 5f.
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Camminer Kreuzes.162 Aus dem Jahre 1608 datieren Münzentwürfe von Herzog Franz, die ebenfalls das Camminer Kreuz innerhalb des großen elffeldigen Wappens an besagter Stelle zeigen, allerdings nicht zur Ausführung kamen.163 Unter seinen Nachfolgern als Bischof von Cammin, den Herzögen Ulrich (1618– 1622) und Bogislaw XIV. (bis zu seinem Tod 1637) veränderte sich die Stellung des Camminer Kreuzes im großen Wappen nicht mehr, wie es die Siegel der Herzöge zeigen (vgl. Abb. 48 und 49 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band). Die zentrale Plazierung des Camminer Kreuzes innerhalb des Gesamtwappens unter Franz und Ulrich ist insofern folgerichtig, als sowohl Franz als auch Ulrich als Bischöfen das Stiftsgebiet unterstand, aus dem sie ihre Einkünfte zogen, sie jedoch nicht regierende Herzöge in Stettin oder Wolgast waren und dieses für sie daher eine besondere Bedeutung hatte.164 Bogislaw XIV., der seit dem Tode seines Bruders Ulrich 1622 das gesamte Herzogtum einschließlich des Stiftsgebietes unter seiner Herrschaft vereinte, sah offenbar keinerlei Veranlassung, an dem mittlerweile eingebürgerten Erscheinungsbild etwas zu ändern. Das zeigen auch die Münzen, die er im Stiftsgebiet in Köslin im Gegensatz zu Stettin mit dem Camminer Kreuz im Wappen prägen ließ.165 Das große Herzogswappen mit dem Camminer Kreuz findet sich weiterhin auf einigen Gebrauchsgegenständen jener Zeit.166 Lediglich bei Ulrich und Bogislaw XIV., also bei den Herzögen, die als Inhaber des Bischofstitels verstarben und diesen nicht vor ihrem Tod an ein anderes Mitglied der Familie weitergegeben hatten, enthält das große Herzogswappen, welches die überlieferten Sarkophage der Greifen schmückt, auch das Camminer Kreuz.167 Eine Ausnahme bildet allerdings das bereits vorgestellte Wappen auf dem Sarkophag von Philipp Julius in der Petrikirche in Wolgast (Farbabb. 15). Er stand seinem Vetter Bogislaw XIV. von 1623 bis zu seinem Tod 1625 als Coadjutor des Camminer Stiftes zur Seite, ein Umstand der auch auf seiner Sarkophaginschrift vermerkt wird. Daß auch das Wappen Philipp Julius’ an dieser Stelle das Camminer Kreuz auf162 Zu den Nachweisen und weiteren Angaben siehe Anm. 124 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band, sowie Werlich, Camminer Bistumswappen, 2011 (wie Anm. 12), S. 9. 163 Joachim Krüger, Die herzogliche Münzstätte in Köslin, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 39 (2001), H. 4, S. 13–19, hier S. 13–15; Krüger 2002 (wie Anm. 154), S. 253f.; Krüger 2006 (wie Anm. 121), S. 162. 164 Münzen mit einem fünffeldigen Wappen, die unter Ulrich geprägt wurden, zeigen als Herzschild das Camminer Kreuz, vgl. Hildisch 1980 (wie Anm. 12), Nr. 250f. 165 Hildisch 1980 (wie Anm. 12), Nr. 290f., 294, 297–302, 310, 318f., 322–324, 326–333, 359, 368–370. Siehe auch die in Anm. 163 genannte Literatur 166 Vgl. Hellmuth Bethe, Die Kunst am Hofe der pommerschen Herzöge, Berlin 1937, S. 116, 118, 120. 167 Die beiden Sarkophage sind heute im Ostflügel des Stettiner Schlosses ausgestellt. Ulrich ist im übrigen der einzige Herzog, bei dem das Camminer Wappen auch bei den Bestattungsfeierlichkeiten vertreten war. In der zweiten aus diesem Anlaß getragenen Fahne befand sich, von der älteren Überlieferung eines roten Kreuzes in Silber abweichend, „des Stifftes Cammin Wappen, ein weiß Creutz im roten felde“. Behr Negendank-Semlow/von Bohlen-Bohlendorf 1869 (wie Anm. 7), S. 392. Bei der Beisetzung Bogislaw XIV. wurde das Bistum lediglich durch Bischofshut, -stab und -siegel vertreten (ebenda, S. 583), siehe auch Werlich, Camminer Bistumswappen, 2011 (wie Anm. 12), Abb. 24f.
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weist, ist durchaus bemerkenswert, zumal bisher nicht bekannt ist, daß er selbst das Wappen jemals in dieser Form in seinen Siegeln geführt hat, und es offenbar nicht Bestandteil der Bestattungsfeierlichkeiten war.168 Abschließend sei noch eine Darstellung des großen Herzogswappens mit dem Camminer Schild angeführt, die in der Gestaltung einstweilen einzigartig ist (Farbabb. 17). Herzog Franz’ ließ diese in das Stammbuch seines Bruders Philipp II. einmalen. Das Camminer Kreuz wurde hier nicht unter dem rügischen Wappen plaziert, sondern diesem als winziger Herzschild aufgelegt.169
Vier- und fünffeldige Greifenwappen in der Frühen Neuzeit Bezüglich des Wappenschildes sei noch darauf verwiesen, daß, auch nachdem die neunbzw. zehnfeldige Darstellung die dominierende Art der heraldischen Repräsentation der Greifen geworden war, sich die pommerschen Herzöge auch weiterhin eines fünfgelegentlich sogar nur vierfeldigen Schildes bzw. eines Schildes mit nur einem Greifen bedienten. Wir sehen dies z. B. auf verschiedenen Münzen sowie auf ihren Signeten und mittleren Siegeln.170 Bei den fünffeldigen Varianten bevorzugte man in der Regel die durch Bogislaw X. in seinem Siegel von 1501 vorgegebene Verteilung, aber auch andere Kombinationen kommen vor, z. B. mit dem rügischen Wappen als Herzschild.171
168 Vgl. Behr Negendank-Semlow/von Bohlen-Bohlendorf 1869 (wie Anm. 7), S. 482–484). Vergleicht man die beiden Wappen auf den Sarkophagen von Philipp Julius und dem nicht allzulange vor ihm verstorbenen Ulrich, so fällt auf, daß sich diese auf den ersten Blick sehr ähneln, so daß man an eine Nachnutzung der Form oder zumindest der Vorlage denken möchte. Gegen die nochmalige Verwendung der Form spricht allerdings die durch den Wolgaster Metallrestaurator Wolfgang Hofmann auf Nachfrage geäußerte Vermutung, daß diese Wappen im Wachsausschmelzverfahren hergestellt wurden, was bedeuten würde, daß eine zweimalige Nutzung derselben Form ausgeschlossen wäre. Näheren Aufschluß kann nur eine genauere Untersuchung bieten, die Wolfgang Hofmann freundlicherweise ins Auge gefaßt hat. Die Abbildung des restaurierten Wappens auf dem Sarkophag von Philipp Julius u. a. bei Wolfgang Hofmann, Restaurierung der Sarkophage der Herzöge von Pommern-Wolgast. Frischer Wind in der Gruft der Pfarrkirche St. Petri zu Wolgast, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte, 41 (2003), H. 3, S. 6–9, hier S. 6, und Ders., Die Sarkophage der Herzöge von Pommern-Wolgast in der Greifenkapelle von St. Petri zu Wolgast, Restaurierungsbericht, Teil 1, [Wolgast] 2006, Titelbild. 169 Das Stammbuch Herzog Philipps II. von Pommern, hg. von Dirk Schleinert (Findbücher, Inventare und kleine Schriften des Landeshauptarchivs Schwerin, 10), Schwerin 2004, S. 42 mit Abb. S. 43. Der Camminer Schild ist so winzig, daß der Herausgeber es bei seiner Wappenbeschreibung nicht zur Kenntnis nahm. 170 Vgl. z. B. Hildisch 1980 (wie Anm. 12) sowie den Beitrag über die Greifensiegel in diesem Band. 171 Vgl. auch die in Anm. 121 erwähnten seltenen Varianten, die den Fischgreif mit einbeziehen.
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Das Stammwappen der Greifendynastie im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit Interessant ist es zu bemerken, daß sich das die Dynastie übergreifend repräsentierende Greifensymbol in der Neuzeit offenbar mit der Umgestaltung der Wappen ebenfalls veränderte. Während im Mittelalter der rote Greif in silbernem Feld zweifellos diese Funktion innehatte und in den Darlegungen von 1464 und 1469 als das allen Zweigen der Dynastie eigene Symbol beschworen wurde, zudem gemeinsam die Titel bzw. Herrschaften Stettin und Pommern verkörperte, scheint in der Neuzeit dem neuen Stettiner Greif, also dem gold bewehrten und gekrönten roten Greif im blauen Feld, diese Funktion zugewachsen zu sein. Er stand gemäß dem Titel im neunfeldigen Wappen zwar im ersten Feld, wurde aber ansonsten bis auf die Krone dort nicht besonders hervorgehoben. Anders war dies schon bei den fünffeldigen Wappen, wo er zumeist den Herzschild besetzte, in dem häufig das Stammwappen untergebracht wurde. Augenfällig wird dies jedoch besonders im Stammbaum Philipps I., wo der Stettiner Schild in direkter Verlängerung des Stammbaumstammes geradezu über diesem thront, während die anderen acht Schilde diesen im oberen Bereich, aber doch in deutlich untergeordneter Stellung rechts und links flankieren. Daß dies nicht nur eine zufällige Darstellungsvariante ist, zeigt sich auch an anderer Stelle, nämlich in der Nähe der Stammbaumwurzel, wenn dort die Söhne Wartislaws I., Kasimir I. und Bogislaw I. mit einer Lehensfahne erscheinen, die den roten Greifen in Blau zeigt. Abgesehen davon, daß die Darstellung ahistorisch ist, allein was die Frage der Belehnung mit einer heraldischen Fahne betrifft, so ist an einer solchen Stelle das dynastische und Symbol des Landes zu erwarten. Im Verständnis des in der zweiten Hälfte der 1550er Jahre tätigen Künstlers und sicher auch seines Auftraggebers ist dies nun der Stettiner Greif, indem man, wie bei derartigen Darstellungen häufig anzutreffen, die Verhältnisse der Gegenwart in die Vergangenheit zurückprojizierte. Dies ist besonders auffällig, wenn wir in Rechnung stellen, daß Philipp I. nicht der Regent im Teilherzogtum Stettin sondern in Wolgast war. Auch bei seiner Fahnenbelehnung 1541 in Regensburg spielte das Stettiner Wappen eine besondere Rolle. Es wurde vom Hofgesinde Philipps I. an den Köpfen der Pferde bzw. an den Hüten geführt. Ein weiterer Beleg für diese Beobachtung ist der Greifenstammbaum des Cornelius Krommeny aus dem Jahre 1598. Der von einem Greifen gehaltene Stettiner Schild ist direkt oberhalb des Hauptes des Greifenstammvaters auf einem Sockel plaziert und steht damit deutlich für die gesamte Dynastie.172
172 Zum Stammbaum Philipps I.: Werlich 2004 (wie Anm. 124) mit der Abbildung des gesamten Stammbaumes S. 24f., siehe auch S. 21 und S. 22 bezüglich der Darstellung des Stettiner Wappens, bzw. Werlich 2005 (wie Anm. 115), S. 157f. und S. 186f. mit der Gesamtdarstellung des Stammbaumes; zur Belehnung von 1541 Seyler 1890 (wie Anm. 56), S. 518; zum Greifenstammbaum des Cornelius Krommeny Werlich 2005 (wie Anm. 115), S. 190f., sowie Neumann/Werlich 2009 (wie Anm. 31).
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Die Helmzierden der Greifenwappen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit Die bisherigen Ausführungen haben sich bei der Behandlung der Wappen nahezu ausschließlich auf den Schild als den in der deutschen Heraldik wesentlichsten Teil des Wappens bezogen. Aber natürlich führten die pommerschen Herzöge auch Vollwappen, d. h. zum jeweiligen Schild einen heraldischen Helm.173 Die ältesten überlieferten Zeugnisse bieten wiederum die Siegel der Greifenherzöge. Das dritte Reitersiegel Barnims I., seit 1253 belegt, zeigt auf dem Topfhelm sieben Pfauenfedern als Helmzier.174 Auch in späterer Zeit sind die Siegel die beste Quelle für den Gebrauch der Helmzierden. Außerhalb des sphragistischen Materials tauchen Helmzierden der Greifenherzöge in verschiedenen Wappenbüchern auf, verändern aber nicht das auf den Siegeln gebotene Bild, geben jedoch Hinweise auf die Farbgestaltung. Die älteste bisher bekannte Darstellung einer pommerschen Helmzier außerhalb von Siegeldarstellungen befindet sich auf dem bereits weiter oben erwähnten Lüneburger Falttisch aus der Zeit um 1330, gefolgt von den Darstellungen im Wappenbuch des Herolds Gelre (vgl. Farbabb. 3 und Abb. 4).175 Die Zahl der Pfauenfedern, die wir schon in den ältesten Zeugnissen antreffen, änderte sich im Mittelalter häufig, genauso wie ihre Darstellung. Zumeist bildeten sie einen Pfauenstoß, waren auf ein Schirmbrett montiert bzw. gemalt, entsprangen einem Köcher, einem Wulst, einer Helmkrone, oder besteckten einen Hut bzw. Spitzhut. Abb. 17 zeigt eine Auswahl dieser mittelalterlichen Helmzierden auf der Grundlage sphragistischer Quellen. Ob ein flacher Herzogshut, wie ihn Seyler in seiner Zeichnung zeigt, jemals als Helmzier Erichs II. diente, scheint einstweilen sehr fraglich (vgl. Abb. 7a/b und 17, Nr. 9). Während die ältesten Helmzierden einzelne Federn zeigen, wurde bald die Kombination mit einem Schirmbrett modern. In der Stettiner Linie finden sich später, je nach Siegelart, unterschiedliche Helmzierden. Während bei den Reitersiegeln ein schmaler Pfauenstoß aus einem extrem schmalen Köcher wächst, so bei den Siegeln von Swantibor I. und Otto III. (vgl. Abb. 51 und 9 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band), entspringt bei den Sekreten der breiter gestaltete Pfauenstoß zumeist allein einer Helmkrone.176 In der Wolgaster Linie tritt die Nachfolge 173 Zu den Helmzierden vgl. Kosegarten 1834 (wie Anm. 10), S. 334–342; Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 45–50, 53–58, 63, 72, 79, 86; Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 70f., 77 und Taf. 66–74. Die Angaben von Cloß 1931 (wie Anm. 12), S. 126f. beruhen auf Seyler 1909 und auch seine Zeichnungen, die hier in Abb. 17 wiedergegeben werden, fassen diejenigen Seylers zusammen. Siehe auch Cloß 1931 (wie Anm. 12), S. 128f. zu den neuzeitlichen Helmzierden. Nach Cloß 1931 in Auszügen die Abbildungen bei Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 62f., 59, der aber nur auf die neuzeitlichen Helmzierden näher eingeht. Desweiteren Biewer 1993 (wie Anm. 12), S. 52. 174 Siehe im Beitrag über die Siegel der Greifen in diesem Band Abb. 25 sowie Anm. 92 und den zugehörigen Text. 175 Siehe weiter oben Farbabb. 3 und Anm. 27 mit zugehörigem Text, sowie Abb. 4 mit Anm. 53f. und zugehörigen Text. 176 Vgl. die etwas andere Interpretation bei Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 70. In der Tat ist der hier geschilderte Befund erstaunlich. Bei den Reitersiegeln läßt sich aber beim besten Willen
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der Schirmbretter gegen Ende des 14. Jahrhunderts ein hoher, spitzer Hut an, zunächst beim Zweig östlich der Swine, später auch bei dem westlich der Swine. Der Spitze entspringt, meist vermittelt durch eine Kugel oder einen Knopf, der obligatorische Pfauenstoß. Wie auch immer im Mittelalter die Vermittlung zum Helm aussah, entscheidendes Kriterium aller Greifenhelmzierden blieben die Pfauenfedern. Eine Ausnahme macht lediglich Kasimir IV., in dessen Siegel der Greifenschild mit einem Brackenkopf geziert ist (vgl. Abb. 2 unten links und Abb. 4, Nr. 309 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band sowie hier Abb. 17, 6). Da er ohne Nachkommen blieb, hat sich auch die Helmzier nicht weiter vererbt. Die Helmformen wechselten im Verlauf des Mittelalters der allgemeinen Entwicklung entsprechend vom einfachen Topfhelm über den Kübelhelm zum Stechhelm, mitunter in ganz spezieller Ausformung, wie Abb. 17 gut veranschaulicht. Kommen wir noch einmal auf die Farbgestaltung der mittelalterlichen Helmzierden zurück. Wappenbücher zeigen die Pfauenfedern mehrfach in ihren natürlichen Farben, die Helmkrone in Gold. Der wohl seit Anbeginn hermelinverbrämt zu denkende Spitzhut erscheint im Grünwaldschen Wappenbuch in Rot und ist somit als fürstliches Statussymbol zu verstehen.177 Diese Annahme wird auch von den bereits ausführlicher besprochenen heraldischen Glasmalereien in Kenz bestätigt (vgl. Farbabb. 8). Zwei aus dem alten Bestand vor der Restaurierung 1895 stammende Glasscheiben zeigen einen roten Spitzhut mit breitem Hermelinbesatz. Der Helm ist zweifellos dem Schild mit dem roten Greifen zuzuordnen. Zwei weitere auf den Kenzer Scheiben dargestellte Helmzierden, jeweils in doppelter Ausführung, lassen sich ebenfalls der Zeit vor der Restaurierung zuordnen und damit wohl der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die eine zeigt einen einem hermelinverbrämten Köcher entspringenden schirmbrettförmigen Pfauenstoß, hinter dem ein wachsender Greif erscheint, den Pfauenstoß haltend. Die andere zeigt einen bekrönten Helm, aus dem sechs Stangen entsprießen, an ihren Enden ein schwer bestimmbarer Gegenstand, wohl eine Art Blüte. Die Zuweisung ist nicht sicher vorzunehmen. Insbesondere die Helmzier mit dem wachsenden Greifen gibt Rätsel auf, da sie nur an dieser Stelle überliefert ist. Die Restauratoren von 1895 ordneten sie dem von ihnen neu erfundenen Stettiner Greifen in Blau zu und verbanden die sechs Stangen mit dem von ihnen ebenfalls neu geschaffenen und im alten Bestand nicht belegbaren rügischen Löwenwappen. Für den schwarzen Greif schufen sie hingegen eine Helmzier mit drei aus einem Fürstenhut wachsenden Stangen. Dies keine Helmkrone erkennen, überhaupt weicht die Art der Darstellung der Helmzier auf den genannten Reitersiegeln sehr deutlich von der auf den Sekretsiegeln ab. 177 Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 71 und Taf. 71, Nr. 3. Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 24f., verweist auf die Bestätigung des Rechtes, einen Fürstenhut (Ducale biretum) zu tragen, durch Kaiser Karls IV. 1357 für Barnim III. von Stettin mit dem Hinweis, daß schon dessen Vorfahren einen solchen Hut geführt hätten. Auch wenn sich kein unmittelbarer Zusammenhang zur Einführung des Spitzhutes in den deutlich späteren Siegeln zudem einer anderen Linie erkennen läßt, so unterstützt der Fakt doch die Interpretation dieser Helmzier als fürstliche Insignie. Wenn Pyl jedoch auf den Siegeln Ottos I., Barnims III. und Bogislaws V. statt der Schirmbretter einen flachen Hut zu erkennen glaubt, so ist dies gewiß eine Fehlinterpretation.
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Abb. 17: Mittelalterliche Helmzierden von Greifenherzögen nach der Zusammenstellung bei Cloß 1931 auf Grundlage der Zeichnungen und Angaben bei Seyler 1909: Abb. 2: Bogislaw IV. 1291; Abb. 3: Barnim III. 1338; Abb. 4: Kasimir V. 1423; Abb. 5: Bogislaw VIII. 1399; Abb. 6: Kasimir IV. 1373; Abb. 7: Barnim IV. 1362; Abb. 8: Erich II. 1459; Abb. 9: Erich II. 1463 [fraglich].
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ergibt sich aus Abbildungen, die die Ordnung der Scheiben unmittelbar nach der Restaurierung zeigen. Die derzeitige Anordnung (vgl. Farbabb. 7 und 8) weicht davon erneut ab und ist einer weiteren späteren Restaurierung geschuldet, welche zwar auch der Annahme folgt, daß die Helmzier mit den sechs Stangen dem rügischen Löwenwappen zugehörig ist und den Spitzhut auf das rote Greifenwappen bezieht, ansonsten jedoch ihre Unsicherheit bei der Zuordnung der Helmzierden offen zugibt. Da drei Helmzierden für die Zeit vor der Restaurierung von 1895 überliefert sind, ist der Verlust eines mittelalterlichen Wappenschildes sicher anzunehmen. Die Vermutung liegt nahe, daß es sich um das rügische Löwenwappen handelt. Versuchen wir nunmehr eine eigene Interpretation des Befundes. Die ursprüngliche Helmzier des rügischen Löwenwappens waren vermutlich Pfauenfedern auf eine halbkreisförmige Vorrichtung gesteckt oder direkt auf dem Helm befestigt.178 Sie läßt sich auf dem Münzsiegel Wizlaws II. und einem Siegel seiner Frau nachweisen. Erst als Wizlaw III. den bei Wizlaw II. die Rückseite des Münzsiegels bildenden Greifenschild – ein zweites Wappen der Rügenfürsten – auf die Vorderseite holte, taucht als Rücksiegel ein Stempel mit der dazugehörigen Helmzier auf: vier Lilienstangen rechts und links begleitet von einem kleinen abstehenden Pfauenstoß. Vergleichen wir diesen Befund mit den Kenzer Scheiben, so ließe sich vermuten, daß sich die nunmehr sechs Stangen, auch wenn sie nun aus einer Krone wachsen und ohne Pfauenstöße auskommen, weiterhin auf ein Greifenwappen beziehen. Nach Lage der Dinge käme dafür nur der schwarze Greif in Gold in Frage. Für die Vermutung spräche auch die weiter oben angesprochene Möglichkeit, daß der rügische Greif mit dem schwarzen Wolgaster Greif in Verbindung steht und in ihm weiterlebt. Für die rügische Löwenwappenhelmzier bliebe dann nur noch der schirmbrettförmige vom Greifen gehaltene Pfauenstoß. Auch das scheint möglich, ist der Pfauenstoß doch gar nicht allzuweit entfernt von dem Pfauenstoß Wizlaws II. Der ihn fassende Greif könnte vielleicht symbolisch den rügischen Pfauenstoß für die Greifenherzöge in Besitz nehmen.179 Wir bewegen uns hier zugegebenermaßen auf spekulativem Boden. Die Restauratoren von 1895 sahen dies – wie weiter oben geschildert – denn auch gänzlich anders. 178 So jedenfalls die Interpretation des Münzsiegels von Fürst Wizlaw II. von Rügen durch Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 65 und Taf. 64, Nr. 3a. Eine andere Lesart findet sich bei Scheil 1955 (wie Anm. 15), S. 209 mit Anm. 38 und Abb. 8, die mit Verweis auf ältere Literatur je vier Pfauenfedern rechts und links und vier Lilienstengel in der Mitte nennt. Eine Klärung kann hoffentlich eine eingehendere Betrachtung von Originalabdrücken bringen. Im Hinblick auf die Abb. 8 bei Scheil neigt der Verfasser einstweilen eher der Auffassung von Seyler zu, zumal auch das Siegel der Gemahlin von Wizlaw II., Agnes von Braunschweig-Lüneburg, den rügischen Löwenschild deutlich mit Pfauenfedern zeigt. Zur rügischen Helmzier siehe weiterhin Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 53–55 und Taf. IV, nach S. 176, Nr. 28a, 30b; Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 65 und Taf. 65, Nr. 2; Scheil 1955 (wie Anm. 15), S. 210f. und Abb. 10, 15f. 179 Der Vollständigkeit halber sei bemerkt, daß in der Aufnahme, die den Zustand vor der Restaurierung 1895 wiedergibt, die Helmzierden mit den die Pfauenfedern haltenden Greifen über den schwarzen Greifen erscheinen. Da dort unmittelbar über diesen Helmzierden die Helmzierden mit den sechs Stangen angeordnet sind, wird deutlich, daß auch schon zuvor Umstellungen vorgenommen wurden, bei denen es äußerst fraglich ist, ob man sich an vorgefundene Zuordnungen gehalten hat. 1895 hat man dies jedenfalls nur teilweise getan.
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Eine Helmzier des rügischen Löwenwappens ist auch in der Petrikirche zu Wolgast zu sehen (Farbabb. 11),180 eine weitere der wenigen Quellen zu den pommerschen Helmzierden außerhalb der Überlieferung der Siegel und Wappenbücher. Diese rügische Helmzier, ein schirmförmiger Pfauenstoß aus einem hermelinbesetzten, geschlitzten Köcher wachsend, unterscheidet sich nicht von der des ebenfalls dort dargestellten Wappens mit einem einfarbigen Greifen. Andererseits bestätigt sie jedoch, daß zu dieser Zeit dem rügischen Löwenwappen immer noch der Pfauenstoß zugeordnet wurde und nicht etwa Lilienstangen, wie dies in der Neuzeit geschah. Im übrigen überrascht die Helmzier des zweiten dargestellten Greifenwappens, der Greif offenbar dreifach geteilt, mit einem hermelinverbrämten und von einem Wulst umgebenen Köcher, aus dem ein gurkenartiges, schwer zu interpretierendes Gebilde wächst. Haben wir nun die bekannten mittelalterlichen Helmzierden im Zusammenhang mit den Greifenschilden und die Helmzier des rügischen Löwenwappens behandelt, so bleibt zu ergänzen, daß die Gützkower Grafen ebenfalls Pfauenfedern als Helmzier führten.181 Ein Gebrauch eines Gützkower Helms im Mittelalter durch die Greifenherzöge ist jedoch bisher nicht nachweisbar. Ebenso ist für das 1469 erwähnte Land Bernstein kein Helm bekannt. Betrachten wir nun den Übergang zur Neuzeit bezüglich des Helmgebrauchs etwas genauer. Das Reitersiegel Bogislaws X. zeigt sich eng angelehnt an das Reitersiegel Ottos III. (vgl. Abb. 9 und 12 des Beitrages über die Greifensiegel in diesem Band), d. h. der Stettiner Linie, nicht nur in der Größe sondern auch in der Form der Helmzier. Der Pfauenstoß entspringt einem fast nur zu erahnenden schmalen Köcher, ähnlich wie wir dies bei anderen Stettiner Reitersiegeln beobachten konnten.182 Man geht sicher nicht fehl in der Annahme, die Siegelgestaltung als eine ganz bewußte politische Demonstration zu verstehen. Bei seinen Sekretsiegeln hingegen pflegte Bogislaw X. die Tradition der Wolgaster Linie, indem er den pfauenfederbesteckten Spitzhut weiter verwandte (vgl. Abb. 14 des Beitrages über die Greifensiegel in diesem Band). Den Übergang zur Neuzeit markiert u. a. die Einführung des Turnierhelms. Er begegnet uns im Wappenbuch des Jörg Rugen (Farbabb. 33), auf dem Wappenstein, den Bogislaw X. für das Wolgaster Schloß 1496 anfertigen ließ (Abb. 8), sodann auf dem Titelblatt der Tragicocomedia des Johannes von Kitscher 1501 (Abb. 10)183 und wiederum auf dem für 1518 belegten Wappenholzschnitt (Abb. 12).184 Die beiden letzteren sind auch die Quellenbelege für einen neuen Helmschmuck, der in der Folgezeit unter Bogislaw X. konkrete Gestalt gewann und sich durchsetzte. Das Wappen Bogislaws X. im Wappenbuch des Jörg Rugen zeigt einen breiten Stoß von Pfauenfedern, der direkt aus dem bekrönten Helm wächst. Auch der Wappenstein von 1496 scheint sich einst noch so präsentiert zu haben. Ob sich innerhalb der Helmkrone bereits ein sehr flacher Hut befand, läßt sich anhand des zur Verfügung stehenden Fotos nicht mit 180 181 182 183 184
Siehe weiter oben Anm. 55 und zugehörigen Text. Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 72,. Taf. IV, Nr. 40f.; Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 68. Siehe auch Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 71. Vgl. dazu die Ausführungen oben Anm. 88f. und den zugehörigen Text. Vgl. oben Anm. 102 mit zugehörigem Text. Werlich 1995 (wie Anm. 12), S. 334, ist bezüglich des Erstauftretens des Turnierhelms zu korrigieren.
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letzter Sicherheit entscheiden, es sieht aber eher nicht danach aus. Richtig deutlich zeigt sich ein neuer Hut in der Helmzier auf dem Holzschnitt von 1501. Nunmehr erwächst aus diesem der obligatorische Pfauenstoß. In voller Pracht ist die neue Helmzier dann auf dem für 1518 verbürgten Holzschnitt zu sehen: ein flacher Hut, den der Hermelinbesatz des Aufschlages als Fürstenhut kennzeichnet, aus dem Aufschlag hervorschauend die Spitzen einer Krone und über dem Hut ein opulenter Pfauenstoß.185 Dies ist der neue Helmschmuck, der fortan das pommersche Gesamtwappen schmückt. Der Fürstenhut konnte dabei mitunter auch innerhalb der Krone plaziert werden. Wir treffen das neue Oberwappen u. a. auf den großen repräsentativen Siegeln aller folgenden Greifenherzöge an von Georg I. und Barnim IX. sowie Philipp I. (vgl. Abb. 19, 36 und 37 des Beitrages über die Greifensiegel in diesem Band) bis in die letzte Greifengeneration, ab dem Gemeinschaftssiegel der Söhne Philipps I. dann allerdings explizit auf Stettin bezogen. Die auffälligen Bemühungen Herzog Bogislaws X. um eine repräsentativere Gestaltung des heraldischen Auftritts seines Hauses zeigen sich also nicht nur in der Schaffung des neunfeldigen Schildes, sondern – bisher nicht weiter beachtet – auch in der Kreation einer neuen Helmzier, die mit flachem Fürstenhut, Krone und dem dynastieeigenen Pfauenstoß den angestrebten reichsfürstlichen Stand nachdrücklich repräsentieren konnte.186 Zu einer weiteren wichtigen Veränderung im Gebrauch heraldischer Helme kam es zum Beginn der 1550er Jahre unter Philipp I., indem nunmehr nicht nur ein sondern fortan meist drei Helme über dem neunfeldigen Schild plaziert wurden. Damit folgten die Greifen einer allgemein zu beobachtenden Tendenz relativ spät.187 Ein konkreter politischer Anstoß, der gerade zu diesem Zeitpunkt Anlaß zum Handeln bot, läßt sich nicht erkennen, wenn man nicht die Anfertigung einer dynastischen Markierung für sein Residenzschloß, die sich sicher auf der Höhe der Zeit zeigen sollte, als einen solchen verstehen will. Das erste Zeugnis dieser neuen Art der heraldischen Darstellung ist nämlich der 1551 vom Bildhauer Paul van Hove für das Wolgaster Schloß geschaffene Wappenstein,188 der sich glücklicherweise erhalten hat, jahrzehntelang den Aufgang zur 185 Ob das bereits angesprochene und leider so schlecht überlieferte Siegel Erichs II. (vgl. Anm. 73 und Abb. 7a und b) diesbezüglich eine Vorreiterrolle einnimmt, wie die Angaben und die Darstellung (vgl. Abb. 7b) Seylers 1909 (wie Anm. 11), S. 71 und Taf. 69, Nr. 1, nahelegen, indem der behelmte schildhaltende Greif bereits einen solchen Fürstenhut getragen haben soll, muß einstweilen fraglich bleiben. Aus der hier beigegebenen Zeichnung in der Oelrichsschen Sammlung (vgl. Abb. 7a) ist dies jedenfalls nicht zu ersehen, vielmehr dürfte dort wohl nach wie vor der Wolgaster Spitzhut dargestellt sein. 186 Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 71, schreibt diese Entwicklung in Unkenntnis der betreffenden Quellen erst Georg I. zu. 187 Für das benachbarte Mecklenburg läßt sich dieser Brauch erstmals für das Jahr 1518 belegen, vgl. Werlich 2004 (wie Anm. 100), S. 136 mit Abb. S. 138. 188 Auch Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 77, äußert, daß Philipp I. zuerst den neunfeldigen Schild mit drei Helmen versah. Die Aufstellung neunfeldiger pommerscher Wappen des 16. Jahrhunderts von Hannes 1994 (wie Anm. 12) vermag dies eindrucksvoll zu unterstreichen und ist in diesem Punkte auch heute noch zutreffend, auch wenn sie inzwischen mit einigen hochrangigen und qualitätsvollen Darstellungen zu ergänzen wäre, wie z. B. dem großen Siegel Philipps I., dem großen Gemeinschaftssiegel seiner fünf Söhne und dem großen Siegel Johann Friedrichs. Auch die Totentafel für Maria von Holstein-Schaumburg, geb. von Pom-
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Abb. 18: Der älteste bekannte Nachweis für die Verwendung dreier Helme beim pommerschen Vollwappen: Der Wappenstein von Paul van Hove aus dem Jahr 1551, einst geschaffen für das Wolgaster Schloß Herzog Philipps I., heute im Hauptgebäude der Universität Greifswald, Aufnahme 2006.
Aula der Greifswalder Universität zierte und nunmehr im Zuge der grundlegenden Sanierung des Hauptgebäudes 2005/2006 einen Aufgang weiter nach Westen versetzt wurde (Abb. 18).189 Wir sehen in der Mitte die bekannte Helmzier des neunfeldigen Herzogswappens, hier nunmehr auf Stettin bezogen. Dies ergibt sich nicht nur aus den späteren Quellen, sondern deutet sich auch dadurch an, daß der gekrönte Stettiner Greif – sonst nahezu ausnahmslos im ersten Feld anzutreffen – hier direkt unter dem Stettiner Helm im zweiten Feld steht. Heraldisch zur Rechten begegnet uns der spitze Fürstenhut, den wir im Mittelalter bereits in der Wolgaster Linie, zuerst bei der Stolper, beobachten konnten. Er bezieht sich – in Übereinstimmung mit der späteren Überlieferung – logischerweise auf Pommern. Zur Linken findet sich ein bisher in der pommerschen Heraldik völlig neuer Helmschmuck, ein offener Adlerflug, der nach dem Zeugnis einer zeitnahen Quelle (vgl. Farbabb. 20) Wolgast vertritt.190 Offenbar ließ sich
mern, in der Martinikirche von Stadthagen (vgl, Farbabb. 18) gehört zweifellos in diese Reihe. Zu dieser auch Werlich/Fassbinder 2010 (wie Anm. 12), S. 4f. 189 Pyl 1894 (wie Anm. 12) stellt eine Abbildung des Wappensteins an die vorderste Stelle seines Werkes über das pommersche Wappen. Vgl. auch Hellmut Hannes, Auf den Spuren der Greifenherzöge in Pommern. Ein Bericht aus unseren Tagen, in: Baltische Studien NF 67 (1981), S. 7–25 und 16 Abb., hier S. 21; Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 78, 82f. mit Abb.; Buske/Bock 1995 (wie Anm. 55), S. 18f. mit Abb.; Schmidt 1996 (wie Anm. 78), S. 44 mit Abb. S. 42. 190 Wenn Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 78, 82 mit Abb. S. 83, schreibt „der rechts [gemeint ist heraldisch links, der Verfasser] plazierte rügische Wappenhelm ist durch den Wappenhelm
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Philipp I. bei der Gestaltung der neuen Wappenform von dem Wunsch leiten, seinen Residenzort mit im Oberwappen vertreten zu sehen, zumal der Wappenstein für das Wolgaster Schloß bestimmt war. Diese Art der Darstellung des pommerschen Wappens sollte jedoch ein Unikat bleiben. Für die zukünftige Gestaltung des gesamtpommerschen Wappens – immerhin beinhaltete der Teilungsvertrag von 1541 die Bestimmung, man wolle „derselben [gemeint sind Besitztümer und Herrschaftsrechte, der Verfasser] Namen, Tituln und Wapen vor uns und unsern Erben samt und sonderlich … gebrauchen“191 – scheinen aber doch Bedenken gekommen zu sein. Vielleicht intervenierte auch sein Onkel Barnim IX., dem ein offenbar völlig neu geschaffener Helm für Wolgast im Oberwappen des gemeinsamen Wappens wenig einleuchten mochte. Zwar war auch Stettin im Oberwappen vertreten, und zwar an erster Stelle, also in der Mitte. Aber dies entsprach seiner Plazierung im Gesamtwappen, und diese wiederum der Plazierung im herzoglichen Titel. Wolgast hingegen war im Gesamtwappen Stettin diagonal gegenüber gestellt und stand im neunten Feld. Vor allem aber, und das dürfte entscheidend gewesen sein, war es kein Bestandteil des herzoglichen Titels. Gerade diesen sollte das Herzogswappen aber, wie wir sahen, illustrieren. Insofern verwundert es nicht, daß man letztendlich auf Rügen verfiel, um das Oberwappen zu komplettieren. Das Fürstentum war fester Bestandteil des Herzogstitels, bezeichnete eine klar umrissene traditionelle Herrschaft und verfügte schon vor der Übernahme durch die Greifenherzöge sogar über zwei traditionelle Helmzierden, einmal den Pfauenstoß in Verbindung mit dem Löwenwappen sowie Lilienstangen in Verbindung mit einem Greif. Daß man sich nun für das rügische Löwenwappen der Lilienstangen bediente, ist wohl kaum einem Zufall zu verdanken, sondern zeugt von beachtlicher historischer Kenntnis, die nach Lage der Dinge wohl nur im Archiv anhand des sphragistischen Materials erlangt worden sein kann. Die Entscheidung für die Tradition, allerdings in abgewandelter Form, mag darin begründet gewesen sein, daß im Oberwappen sowieso schon die Pfauenfedern reichlich präsent waren und man die Lilienstangen wählte, um ein prägnanteres Bild zu schaffen und die Helme klarer voneinander unterscheiden zu können, was zweifelsohne gelungen ist. Das Ergebnis der Überlegungen sehen wir jedenfalls auf dem Croyteppich von 1554, der nun erstmals das neue Wappen und dieses zugleich auch in Farbe zeigt (Farbabb. 13). Daß es an diesem Ort geschieht, zeigt zudem, daß es auf jeden Fall mit Einverständnis Philipps I. geschah, der dieses herausragende Kunstwerk selbst in Auftrag gab.192 Die offizielle Bestätigung – wenn wir den für das Herzogtum Wolgast … ausgetauscht worden“ so ist diese Formulierung zumindest mißverständlich. Da keine älteren Herzogswappen mit drei Helmen bekannt sind und wohl auch nicht existieren, schon gar nicht mit dem rügischen Helm, kann von einem Austausch nicht die Rede sein. Vielmehr dürfte die 1551 ausgehauene Wappenform das Ergebnis erster Überlegungen sein, wie ein Wappen mit drei Helmen zu gestalten sei, die jedoch kurze Zeit später revidiert wurden. 191 Hier zitiert nach Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 77. 192 Die Darstellung Seylers 1909 (wie Anm. 11), S. 77, daß Barnim IX. als Vormund seiner Neffen nach dem Tod Philipps I. die Entfernung des Wolgaster Helms zu verantworten habe, ist durch den Croyteppich ad absurdum geführt, wie überhaupt seine Ausführungen im Umfeld dieser Äußerung fehlerhaft sind, in erster Linie bedingt durch seine Unkenntnis der Siegel
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Abb. 19: Wappenstein von 1563 aus dem ehemaligen Wolgaster Schloß, heute in der Petrikirche in Wolgast, Aufnahme 2000.
Croyteppich nicht als solche gelten lassen wollen, obwohl die Wappengestaltung dort gewiß nicht dem Zufall überlassen wurde – erhielt das neue Wappen, als für die fünf Söhne Philipps I. nach dessen Tod 1560 noch im gleichen Jahr ein gemeinsames größeres Siegel angefertigt wurde, welches nun erstmals auf einem solchen über dem neunfeldigen Schild drei Helme zeigt (vgl. Abb. 45 des Beitrages über die Greifensiegel in diesem Band). Daß dieses Siegel durchaus Außenwirkung entfaltete, läßt sich im Beitrag über die Greifensiegel in diesem Band nachlesen.193 Die offiziellen Darstellungen des Wappens in Pommern blieben bis zum Ende der 1560er Jahre bei den drei Helmen Stettin, Pommern und Rügen über dem Schild, wie der bereits erwähnte Holzschnitt von Jakob Lucius 1563 (Abb. 13), ein Wappenstein aus dem Wolgaster Schloß aus dem gleichen Jahr in der Petrikirche zu Wolgast (Abb. 19)194 sowie Bucheinbände für BüBarnims IX. Ähnlich ist es bei Cloß 1931 (wie Anm. 12), S. 131f., zu lesen, wobei auch dort gleich noch eine Reihe weiterer Fehler auftreten. 193 Vgl. Anm. 130f. und den zugehörigen Text im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band. 194 Hannes 1981 (wie Anm. 189), S. 19 und Abb. 8; Buske/Bock 1995 (wie Anm. 55), S. 12 mit Abb.; Schmidt 1996 (wie Anm. 78), S. 45 und Abb. S. 42.
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cher im persönlichen Besitz der Herzöge aus den Jahren 1565 und 1568195 belegen. Damit waren die Helme des großen pommerschen Herzogswappens bis zum Ende der Herzogszeit festgelegt. In den 1550er Jahren war das neue Wappen jedoch noch nicht so populär, und so konnte es geschehen, daß im nicht allzu fernen Wittenberg 1555 ein Wappen gedruckt wurde, welches die Abb. 20 zeigt.196 Ist es auch ein Unikat, welches von heraldischer Unkenntnis zeugt, so zeigt es doch andererseits, wie sehr der Pfauenstoß als die dominierende Helmzier der Greifen im allgemeinen Bewußtsein stand. Auswärts verblieb man ansonsten einstweilen bei der Darstellung nur eines pommerschen Helms, d. h. des Abb. 20: Holzschnitt mit Phantasiehelmzierden auf dem Stettiners, wie Denkmale in Bük- pommerschen Herzogswappen in der 1555 in Wittenkeburg 1552 und um 1560, Mar- berg gedruckten Historia de profectione in terram sancburg 1553, Osterode aus den tam illvstrissimi principis ac domini, domini Bvgislai X. 1560er Jahren, Stadthagen um 1570 (Farbabb. 18) und selbst noch 1581 belegen. Dabei traf man nicht immer ganz die aktuelle Form, wie die Beispiele in Osterode, die den Fürstenhut weglassen, zeigen (siehe u. a. Abb. 53 im Beitrag zu den Greifensiegel in diesem Band).197 Bis zum Ende des Jahrhunderts hatte es sich dann allerdings herumgesprochen, daß das pommersche Vollwappen mit drei Helmen darzustellen sei. Davon zeugen Beispiele in Eisleben,
195 Vgl. Anm. 143, sowie die Abb. 14 und 22. 196 Der Holzschnitt schmückt die Geschichte der Reise Bogislaws X. ins Heilige Land, welche 1555 in Wittenberg gedruckt wurde: Historia de profectione in terram sanctam illvstrissimi principis ac domini, domini Bvgislai X. Ducis Stetini, Pomeraniae, Cassuborum etc. uetustae gentis Henetae, Principis Rugianorum etc. Comitis Caycorum etc. scripta a M. Christiano Kalen, Witebergae. 1555. 197 Vgl. die Aufstellung bei Hannes 1994 (wie Anm. 12), S. 23f. sowie im Detail Hellmut Hannes, Auf den Spuren des Greifengeschlechtes jenseits der pommerschen Grenzen, in: Baltische Studien NF 72 (1986), S. 36–82, hier S. 46–64; Ralf-Gunnar Werlich, Denkmale der Greifen. Monumente des Totengedenkens der 14. Greifengeneration, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 40 (2002), H. 3, S. 18–27, hier S. 20–23, sowie jüngst Werlich/ Fassbinder 2010 (wie Anm. 12), insbesondere S. 7, die Abb. auf der zweiten Umschlagseite und die Abb. 9, 10a und 10b.
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Barby198 und Güstrow.199 Dabei ist das Wappen im sogenannten Ritter- oder Wappensaal im ehemaligen Eislebener Stadtsitz der Grafen von Mansfeld-Hinterort, welches an Dorothea, eine Tochter Herzog Barnims IX., erinnert, von besonderem Interesse. Da der dritte Helm fehlerhaft dargestellt ist, zeigt es uns – so paradox es klingt – wie das Wappen eigentlich im Hinblick auf die mittelalterliche Überlieferung historisch richtiger hätte aussehen können: mit einem Pfauenstoß auch auf dem dritten Helm für Rügen (Farbabb. 19). Daß man hier bewußt „nachbesserte“ kann man wohl mit Sicherheit ausschließen. Nach diesem Kuriosum kehren wir wieder nach Pommern zurück. Ende der 1560er Jahre wurde abermals ein Wandel im Helmgebrauch eingeleitet, indem die beiden äußeren Helme nunmehr den schildhaltenden Wilden Männern aufgesetzt wurden. Da dies für die Helmzierden selbst jedoch keine Veränderung mit sich brachte, wollen wir die näheren Umstände weiter unten bei der Behandlung der Schildhalter erörtern. Am Ende der Herzogszeit existierten nicht nur für Stettin, Pommern und Rügen sondern für alle Felder des Herzogswappens heraldische Helme, die allerdings nicht allzuhäufig in Erscheinung traten und dementsprechend selten überliefert sind. Bekannt waren sie bisher in erster Linie von den farbigen Zeichnungen, die sich in einer undatierten aber wohl zeitnahen Abschrift der „Genealogia oder Geburts-Linie ... der Hertzogen Zue Stettin Pommern ...“ des Johann Engelbrecht von 1591, ehemals im Besitz der Landschaftsbibliothek zu Stettin, befinden. Die elf Aquarelle (Farbabb. 22– 32), welche neben den neun Einzelschilden auch den Blutschild und das große Wappen zeigen, entstanden vermutlich in Anlehnung an die Wappendarstellungen, die Henning von Rammin seinen Ausführungen zum pommerschen Wappen für Herzog Ernst Ludwig mitgegeben hatte, über deren Verbleib jedoch nichts bekannt ist.200 Wir finden neun herzogliche Vollwappen weiterhin auf dem Stammbaum der pommerschen Herzöge von Cornelius Krommeny aus dem Jahre 1598201, sowie – wiederum ergänzt durch das Blutfahnen-Wappen – auf einem Holzschnitt von 1614202 sowie auf der großen Lubinschen Karte von 1618.203 Es stellt sich die Frage, wann die neun Vollwappen 198 Werlich 2002 (wie Anm. 197), S. 25–27. 199 Hannes 1986 (wie Anm. 197), S. 70–74 mit Abb. bei Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 86. Es bleibt zu ergänzen, daß das Wappen der pommerschen Herzogstochter Anna im 1599 fertiggestellten Aufsatz über ihrem Bereich des Grabdenkmals noch ein zweites Mal erscheint. 200 Kosegarten 1834 (wie Anm. 10), S. 332; Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 31f., 40f.; Curschmann 1937 (wie Anm. 12), S. 15. Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 75–78 und Taf. 80–85, nimmt sie als Grundlage seiner Beschreibungen und schwarz-weiß Zeichnungen. Diese wertvolle Quelle, welche unterhalb der Wappenabbildungen das jeweilige Wappen auch beschreibt und erläutert (Farbabb. 22–32), hat glücklicherweise die Wirren des Zweiten Weltkrieges überlebt und befindet sich heute im Staatsarchiv Stettin: Archiwum Państwowego w Szczecinie: Rekopisy i spuścizny 450 (Manuskripte und Nachlässe 450). Zur Chronik Engelbrechts allgemein vgl. auch W. Böhmer, Uebersicht der allgemeinen Chroniken und Geschichten Pommerns seit Kantzow, in: Baltische Studien 3 (1835), H. 1, S. 66–171, zu Engelbrecht S. 86–89. 201 Vgl. Werlich 2005 (wie Anm. 115), S. 170–173 mit Abb. des Stammbaumes S. 190f., sowie Neumann/Werlich 2009 (wie Anm. 31), Abb. 6–7 und Umschlagseite. 202 Curschmann 1937 (wie Anm. 12), S. 11 mit Abb. 203 Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 62f. mit Abb.
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vollzählig geschaffen wurden. Bisher nahm man an, daß dies im Zusammenhang mit dem Interesse Herzog Ernst Ludwigs für seine Wappen stand, dies also um 1588 geschah.204 Ein neuer Quellenfund belegt nun jedoch eindeutig, daß die Helme bereits in der Zeit Philipps I. existent waren. Der handgemalte Stammbaum des Herzogs, heute in der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, stammt wohl aus dem Jahre 1559 und zeigt sie farbig und in aller Deutlichkeit.205 Farbabb. 20 gibt eine Zusammenstellung der darauf enthaltenen Wappen gemäß ihres Erscheinens im neunfeldigen Wappen.206 Dennoch bleibt die Frage, wann die Helme geschaffen wurden. Um dem näher zu kommen, müssen wir uns vor Augen führen, welchem Zweck diese Vollwappen in ihrer Gesamtheit dienen konnten. Während man im 15. und im 16. Jahrhundert bei feierlichen Belehnungen mit heraldischen Fahnen wohl nur die Schildinhalte für die einzelnen Herrschaften auf diesen zeigte, war es durchaus üblich, bei Beisetzungsfeierlichkeiten im Trauerzug Titel und Herrschaften eines Territorialherren symbolisieren zu lassen, indem man nicht nur entsprechende heraldische Fahnen mitführte, sondern ebenso entsprechende Schilde und auch Helme tragen ließ. Dies ist uns jedenfalls für die Brandenburger Markgrafen seit 1464 überliefert, allerdings im fernen Heilsbronn. Im hohen Norden des Reiches war dieser Wappengebrauch offenbar zunächst noch nicht verbreitet. Als der 1503 verstorbene Herzog Magnus von Mecklenburg beigesetzt wurde, waren neben dem Gesamtwappen auch die fünf Einzelwappen des unter der Herrschaft Magnus’ in dieser Form geschaffenen Mecklenburger Wappens in verschiedener Weise im Trauerzug präsent. Daß die Helme der Einzelwappen extra getragen wurden, wie bei den Brandenburgern üblich, wird allerdings von Albert Krantz nicht erwähnt, so daß wir davon ausgehen können, daß dies auch nicht erfolgt ist. Die Art des Trauerzuges war offenbar etwas Neues, was den Chronisten zu einer ausführlichen Schilderung der Feierlichkeiten und dem Kommentar veranlaßte, daß man so etwas bisher in Mecklenburg nicht gesehen hätte.207 Daß er dabei auch den heraldischen Auftritt im Auge hatte, ist durchaus wahrscheinlich. In Pommern hören wir leider über die Beisetzung Bogislaws X., der 1523 verstarb, diesbezüglich nichts. Offenbar gab es aber keine derart spektakulären Zeremonien, sonst hätte sich sicher ein Niederschlag davon in der Chronik von Thomas Kantzow gefunden. Die ersten näheren Angaben,
204 Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 75, 77. 205 Werlich 2004 (wie Anm. 124), zur Datierung speziell S. 18f., sowie Werlich 2005 (wie Anm. 115), S. 152–161 mit Abb. S. 186f. Zur Datierung und den ausführenden Künstler siehe auch Dirk Schleinert, Der Schloßbrand von 1557 und seine Folgen. Zur Baugeschichte der Wolgaster Residenz unter Herzog Philipp I., in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 45 (2007), H. 2. S. 20–27, hier den Nachsatz auf S. 26. 206 Da die heraldischen Figuren auf dem Stammbaum dem Stamm zugewandt sind, ergibt sich bei der künstlichen Zusammenstellung auf der Farbabb. 20 leider ein etwas uneinheitliches Bild. Über dem Stammbaum prangt deutlich als dynastisches Hauptwappen der Stettiner Greif, dem bis zum Wappen von Rügen die weiteren Symbole gemäß des herzoglichen Titels jeweils rechts und links des Stammes folgen, während die Abfolge der weiteren Wappen kein System erkennen läßt. Zur Anordnung vgl. Werlich 2004 (wie Anm. 124), S. 22 und die Abb. S. 24f. bzw. Werlich 2005 (wie Anm. 115), die Abb. S. 186f. 207 Werlich 2004 (wie Anm. 100), S. 128f. mit den entsprechenden Nachweisen.
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die wir in diesem Zusammenhang haben, betreffen Philipp I., der 1560 verstarb.208 Bei seiner Beisetzung wurden die Blutfahne und eine Trauerfahne mit allen pommerschen Wappen mitgeführt. Ob diese auch die Helmzierden zeigten, ist ungewiß. Auch bei der nächsten Gelegenheit, der Beisetzung des 1573 verstorbenen Barnim IX., wurden nur diese beiden Fahnen mitgeführt. Zudem verordnete Herzog Johann Friedrich, daß die Trauerfahne die Wappen zu zeigen hätte, jedoch ausdrücklich ohne Helme! Erst ab der Beisetzung des 1592 verstorbenen Wolgaster Herzogs Ernst Ludwig ist überliefert, daß nun – dem allgemeinen Brauch im Reich folgend – auch die einzelnen Titel bzw. Herrschaften mit heraldischen Fahnen im Trauerzug vertreten waren. Wenn bei dieser Gelegenheit die Wappen beschrieben wurden, was in der Folgezeit nicht immer der Fall war, dann jedoch immer nur die Schilde, niemals die Helme. Den Auftakt machte bei allen überlieferten Trauerzügen die Blutfahne, es folgten die einzelnen Titel und Herrschaften bis am Ende die große Trauer- oder auch Hoffahne, auf der alle herzoglichen Wappen vereint waren, den Reigen beschloß. Inwieweit und ggf. ab wann dabei die Helme eine Rolle spielten, ist auf Grund dieser Überlieferungslage schwer zu entscheiden. Dem äußeren Anschein nach ist dies nicht der Fall gewesen. Wenn Curschmann einen Holzschnitt des Jahres 1614 vorstellt, der nach seinen Angaben zur Zeit Philipps II. mehrfach für die Ausgestaltung von Personalschriften verwandt wurde und der die zehn pommerschen Vollwappen und das große pommersche Wappen als Randgestaltung zeigt, und wenn er dabei behauptet, dieser Holzschnitt stelle die große Hofund Trauerfahne der pommerschen Herzöge dar,209 dann sind zumindest in dem hier relevanten Punkt Zweifel anzumelden. Zwar hat Curschmann durchaus recht, daß uns bezüglich der Anordnung der Wappen am Rande die Hof- bzw. Trauerfahne in dieser Art in den Überlieferungen zu den Leichenprozessionen beschrieben wird. Inwieweit auf dem Holzschnitt die Helme jedoch vielleicht lediglich aus dekorativen Gründen hinzugefügt wurden – offenbar wird in den Quellen nirgends explizit behauptet, daß die Hofund Trauerfahne dargestellt sei – muß offen bleiben. Jedenfalls ist der Befund nicht eindeutig genug, um sicher zu behaupten, am Ende der Herzogszeit wären alle Helme Bestandteil der heraldischen Herrschaftsrepräsentation bei Trauerzügen gewesen, auch wenn es eigentlich verwundert, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre. Kommen wir vor diesem Hintergrund auf die gestellte Frage zurück. Einen konkreten Bedarf für die Verwendung sämtlicher Herrschaftswappen als einzelne Vollwappen hat man bei Trauerfeierlichkeiten des Greifenhauses offenbar bis hin zur Beisetzung von Barnim IX. nicht verspürt. Ob dies danach der Fall war, läßt sich einstweilen nicht sicher beurteilen. Da es auch anderweitig keinerlei Hinweise dafür gibt, daß mit der Schaffung des neunfeldigen Wappens um 1500 auch bereits Helme für jedes einzelne der darin enthaltenen Wappen festgelegt wurden, ist damit nicht unbedingt zu rech-
208 Zu dem folgenden siehe Behr Negendank-Semlow/von Bohlen-Bohlendorf 1869 (wie Anm. 7), deren Werk die nachfolgenden Informationen entnommen sind. 209 Curschmann 1937 (wie Anm. 12), S. 11, 15, ohne genaue Quellenangabe. Leider konnte die Vorlage dieser Abbildung bisher nicht ausfindig gemacht werden. Bei Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 103, Abb. 110, hat sich beim Abbildungsnachweis ein Druckfehler eingeschlichen, so daß er offenbar lediglich auf Curschmann 1937 verweist.
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nen.210 Daß wir sie auf der Pommernkarte des Sebastian Münster von 1550 noch nicht finden,211 könnte ein Fingerzeig sein, sie erst in die folgende Zeit einzuordnen. Damit wären wir bei dem ersten Versuch, ein Herzogswappen mit drei Helmen zu kreieren, dem Wappenstein von 1551. Er zeigte uns einen Helm für Wolgast, der nach Lage der Dinge zu diesem Zeitpunkt wohl neu geschaffen werden mußte. Es liegt also nahe anzunehmen, daß in diesem Zusammenhang auch die übrigen Helme, die der Stammbaum Philipps I. zeigt, geschaffen wurden. Der Helm des Blutschildes dürfte dann in den 1560er Jahren mit der Aufnahme des Regalien- bzw. Blutfeldes in das große Wappen mit hinzugetreten sein. Bleibt am Schluß dieses Abschnittes, die Helme auch verbal vorzustellen. Überschaut man die bisher in der heraldischen Literatur gegebenen Blasonierungen,212 dann sieht man, daß diese z. T. recht unpräzise ausfallen, auf jeden Fall durchaus nicht immer zur gleichen Auffassung kommen, ja sogar offensichtliche Fehler enthalten.213 Hier sei nun ein neuer Versuch gewagt, der – auf die Vorgänger aufbauend – sich in erster Linie an den farbigen Primärbildquellen orientiert: dem Croyteppich, dem Stammbaum Philipps I., einer kolorierten Fassung des Herzogswappens in der Barther Bibel von 1588 sowie den Aquarellen im Engelbrechtschen Manuskript. Da wäre zunächst der Stettiner Helm, wie wir ihn von der Form her schon aus der Zeit Bogislaws X. kennen: ein flacher roter Herzogshut mit Hermelinaufschlag, zumeist aus diesem hervorschauend eine goldene Krone, darüber der Pfauenstoß, die Helmdecken rot-blau. Der pommersche Helm zeigt sich gegenüber dem Mittelalter in farblich modifizierter Form. Haben wir dort durch die Kenzer Glasscheiben den Eindruck eines spitzen roten Fürstenhutes mit breitem Hermelinaufschlag, so zeigen uns die neuzeitlichen Quellen einen flachen roten Fürstenhut mit Hermelinaufschlag, darauf ein silberner spitzer Hut, an dessen Spitze eine rote Kugel besteckt mit einem gegenüber dem Stettiner Helm 210 Vgl. den vor Anm. 204 stehenden Text. Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 59, bleibt sehr vage, bemerkt lediglich, daß, „wurden die Wappen der Landesteile einzeln geführt, auch die anderen sechs Wappen entsprechende Helme mit ihrem Zierrat zeigten“ und beschreibt diese kurz mit dem Hinweis, sie hätten eine längere Entwicklung hinter sich. Als Beispiel der Darstellung nennt er die Lubinsche Karte. 211 Vgl. Anm. 123 mit zugehörigem Text. 212 Vgl. die Beschreibungen auf den Farbabb. 23–32, des weiteren Kosegarten 1834 (wie Anm. 10), S. 334–342; Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 44–79; Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 78; Cloß 1931 (wie Anm. 12), S. 128f.; Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 59. 213 Ein ziemliches Durcheinander herrscht z. B. bei der Beschreibung der Helmdecken. Dies liegt zum einen offenbar daran, daß man sich nicht immer konsequent an die heraldische Regel hält, die äußere vor der inneren Helmdecke zu beschreiben. Setzen wir diese Regel bereits für die Zeit der auszuwertenden Wappen voraus, so widersprechen sich die Angaben im Engelbrechtschen Manuskript selbst. Soweit vorhanden, werden dort Metalle wie Gold und Silber entgegen der heraldischen Regel auf den Außendecken dargestellt, in der verbalen Erläuterung dann aber das Metall als zweites genannt, also z. B. für Kassuben „schwartz und gelb“. Die spätere Literatur hat sich dann mehr an die verbalen Beschreibungen gehalten, und nicht so sehr an die Zeichnungen. Unsere früheste Quelle für die Gesamtzahl der Helme, der Stammbaum Philipps I., entspricht der heraldischen Regel, indem Rot und Schwarz die Außenseite der Helmdecken schmücken.
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etwas kleineren Pfauenstoß, die Helmdecken rot-silber. Daß der spitze Hut silbern ist, daran lassen die frühen Quellen, wie der Croyteppich, der Stammbaum Philipps I., die kolorierte Fassung des Wappens in der Barther Bibel von 1588 wie auch die Abbildung in der Engelbrechtschen Chronik keinerlei Zweifel. Auch zwei der pommerschen Wappen im Stammbuch Philipps II. sowie ein Widmungsblatt Philipp Hainhofers an Herzog Philipp II. aus dem Jahr 1616 bestätigen dies. Die bekannte Darstellung des pommerschen Herzogswappens durch den Maler Asmus von 1834, welche den Ausführungen Kosegartens beigegeben wurde und den spitzen Hut rot darstellt (Farbabb. 14), ist in diesem Punkt also nicht korrekt.214 Die beiden nächsten Helme waren neu zu gestalten, wobei man beim kassubischen Helm offenbar Anleihen bei mittelalterlichen Helmzierden aufnahm, wo uns bereits köcherförmige Gebilde begegnen. Der kassubische Helm trägt wiederum einen flachen roten Fürstenhut mit Hermelinaufschlag, darauf ein abwechselnd mit rotem Samt, Hermelin und wieder rotem Samt umhüllter Köcher aus dem ein Pfauenstoß wächst, die Helmdecken schwarz-gold. Der wendische Helm trägt ein undefinierbares Gebilde, welches von der Form am ehesten einer bauchigen Vase ähnelt, welches mehrfach in den Farben Grün, Rot und Silber geteilt ist215, darauf eine mit einem kleinen Pfauenstoß besteckte rote Kugel, die Helmdecken rotsilbern.216 Den rügischen Helm, dessen historische Verankerung wir bereits behandelt haben, bedeckt ein Wulst, dessen Tingierung stark wechselt: auf dem Croyteppich ist er silbern, auf dem Stammbaum Philipps I. rot, wie auch auf dem kolorierten Holzschnitt
214 Kosegarten 1834 (wie Anm. 10), ebenso fehlerhaft Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 77. Die Darstellung des Malers Asmus bei Kosegarten 1834 auch abgebildet bei Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 79. Dort, S. 65, auch die hier angezogene kolorierte Fassung des Wappens aus der Barther Bibel von 1588. Vgl. auch: Das Stammbuch Herzog Philipps II. von Pommern 2004 (wie Anm. 169), dort die Wappen der Herzöge Ulrich und Georg II. S. 41 und 75, nicht korrekt mit rotem Spitzhut allerdings bei Herzog Franz, ebenda, S. 43, wie auch bei Anna von Croy. Letztere Miniatur aus einer süddeutschen Privatsammlung ist in der Publikation des Stammbuches nicht enthalten und wurde in der Ausstellung des Pommerschen Landesmuseums „Prächtige Wappen, feine Miniaturen. Das Stammbuch Herzog Philipps II. von Pommern von 1618“ vom 8.12.2006–28.1.2007 in Greifswald gezeigt und von Gode Krämer, Drei neu aufgetauchte Wappenminiaturen zum Stammbuch Herzog Philipps II. von Pommern, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 46 (2008), H. 2, S. 29–36, hier S. 34, in Wort und Bild vorgestellt. Die Wappenminiatur einer weiteren Herzogin Anna von Pommern, der Tochter Philipps I., zeigt den Spitzhut jedoch wiederum in Silber, ebenda, S. 35. In Silber findet er sich auch auf dem Widmungsblatt Philipp Hainhofers an Herzog Philipp II. aus dem Jahr 1616, gedruckt als Frontispiz in: Barbara Mundt, Der Pommersche Kunstschrank des Augsburger Unternehmers Philipp Hainhofer für den gelehrten Herzog Philipp II. von Pommern, München 2009. Die falsche Darstellung bei Kosegarten 1834 blieb nicht ohne Folgen, wie die Gestaltung eines Glasfensters für die Demminer Kirche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts belegt, vgl. die Abb. bei Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 73. 215 So im Engelbrechtschen Manuskript, die Tingierung auf dem Stammbaum Philipps I. weicht davon jedoch deutlich ab, vgl. Farbabb. 20 und 26. Bei Engelbrecht wird die Helmzier als „ain alter heydnischer Hut, fast wie ain Krug“ angesprochen. 216 Auf dem Stammbaum Philipps I. hingegen auf der linken Seite rot-grün.
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der Barther Bibel, um dann im Engelbrechtschen Manuskript als schwarz-goldener Bund bezeichnet zu werden, einer Tingierung, der man sich fortan in der Literatur angeschlossen hat. Aus diesem wachsen vier silberne Lilienstengel zwischen zwei kleineren Pfauenstößen, die Helmdecken schwarz-gold.217 Auf dem Helm für Usedom erhebt sich die Schildfigur, ein silberner Greif mit Störschwanz, auf dem Stammbaum Philipps I. über einer goldenen Krone, die Helmdecken rot-silbern. Auf dem Barther Helm treffen wir einmal mehr einen flachen roten Fürstenhut mit Hermelinaufschlag, darüber ein blaues Schirmbrett von zwei kleineren Pfauenstößen begleitet, darauf drei silberne Stangen in einer Kugel endend, auf denen sich jeweils zwei weitere Kugeln verteilen, die Helmdecken schwarz-gold. Da der Barther Greif vermutlich in Verbindung mit dem Greifen der Fürsten von Rügen steht, das Barther Land jedenfalls unbedingt zum rügischen Erbe gehörte, nimmt es nicht Wunder, daß man diese Helmzier, der Helmzier des rügischen Helms ähneln ließ, um so eine gewisse Verwandtschaft erkennen zu lassen. Auch ähnelt die Barther Helmzier damit der unter Wizlaw III. von Rügen belegten, zu seinem Greifenwappen gehörenden Helmzier.218 Die Gützkower Helmzier bildet, der mittelalterlichen Tradition entsprechend, ein großer Pfauenstoß, die Helmdecken rot-gold. Der Wolgaster Helm zeigt, wie erstmals auf dem Wappenstein von 1551 zu sehen, einen offenen Adlerflug. Im Engelbrechtschen Manuskript ist der rechte Flügel silbern-rot geteilt, der linke Flügel blau-gold geschacht, die Helmdekken rechts rot-silbern, links blau-gold, und dementsprechend ist der Wolgaster Helm später beschrieben worden. Allerdings ist darauf aufmerksam zu machen, daß die ältere Quelle, der Stammbaum Philipps I., die beiden Flügel vertauscht. Heraldisch richtiger erscheint allerdings die Darstellung bei Engelbrecht. Auch der Regalien- oder Blutschild bekam einen Helm zugeordnet. Im Hinblick auf das Symbol der vom Reichsoberhaupt verliehenen Territorialrechte und Gerichtsbarkeiten ist die Wahl eines offenen Adlerfluges, der vom Reichsadler abgeleitet sein dürfte, folgerichtig. Die Tingierung erfolgt, wie bei der Blutfahne und dem Blutschild, entsprechend in Rot (Farbabb. 32). Abschließend bleibt zu bemerken, daß ganz am Ende der Herzogszeit unter Bogislaw XIV. auf einigen Münzen, der neuen Mode huldigend, statt der Helme auch ein flacher Herzogshut direkt auf den nunmehr ovalen Schild gesetzt wurde.219
Die Schildhalter der Greifenwappen Haben wir nunmehr die Schilde und Helme der herzoglichen Wappen behandelt, so bleibt abschließend noch ein Wort zu den Schildhaltern zu sagen, die vor allem im 15. Jahrhundert in Mode kamen. 217 So in der Beschreibung im Engelbrechtschen Manuskript (vgl. Farbabb. 27) und auf dem Croyteppich, auf dem Stammbaum Philipps I. die Helmdecken hingegen zur rechten Seite rot-gold, zur linken Seite rot-blau. 218 Vgl. oben Anm. 178 und zugehörigen Text sowie die Abb. bei Seyler 1909 (wie Anm. 11), Taf. 65, Nr. 2, ebenso und nach diesem bei Werlich 2005 (wie Anm. 12), S. 101. 219 Vgl. Hildisch 1980 (wie Anm. 12), Nr. 310f., 330–333, 359. Siehe im übrigen auch den Siegelring von Herzog Franz (Abb. 5 im Beitrag über die Greifensiegel in diesem Band).
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Sehr schöne und frühe Beispiele bieten die heraldischen Glasmalereien in Kenz aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts (vgl. Farbabb. 7 und 8). Während zwei Greifen die Helmzier des roten Greifen, den spitzen Fürstenhut halten, präsentieren jeweils zwei Löwen sowohl den Schild mit dem roten als auch den mit dem schwarzen Greifen. Sphragistische Belege finden sich erstmals auf einem Siegel Kasimirs V. (gest. 1435) und wohl auch Erichs II., wo diese Funktion ein behelmter Greif übernimmt (vgl. Abb. 33 des Beitrages über die Greifensiegel in diesem Band und Abb. 7a/b).220 Zwei Schildhalter auf Siegeln begegnen uns erstmals auf dem großen Wappensiegel Bogislaws X. aus dem Jahre 1501, wo sich der Greif zur heraldisch Rechten die Aufgabe mit einem Löwen zur Linken des Schildes teilt (vgl. Abb. 13 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band). Sie ergaben sich ganz natürlich aus den in dem Wappen vorkommenden Tieren.221 Löwe und Greif – die von Bogislaw X. erkorenen Schildhalter – halten den neunfeldigen Schild auch auf dem Holzschnitt mit dem Wappen des Herzogs, eingefügt in einigen Exemplaren des Drucks der Wandalia des Albert Krantz von 1519 bzw. das 1518 gedruckte Titelblatt des Psalters der Jungfrau Maria schmückend (Abb. 12).222 Allerdings haben hier im Vergleich zum Siegel die Schildhalter die Seiten getauscht, was doch etwas verwundern muß, spielt doch zweifellos der Greif die entscheidendere Rolle für die Dynastie, so daß ihm weiterhin die gewichtigere heraldisch rechte Seite zustehen müßte. Während der ältere der Söhne Bogislaws X., Georg I., die Schildhalter des Vaters übernahm, wobei jedoch der Löwe unverständlicherweise wiederum zur Rechten des Schildes plaziert wurde, hielt es der jüngere Sohn Barnim IX. offenbar für angebracht, sein Wappen von dem des Bruders dadurch deutlich zu unterscheiden, daß er erstmals in der herzoglich-pommerschen Heraldik die in jener Zeit populären Wilden Männer als Schildhalter wählte.223 Wir finden die Schildhalter der beiden Brüder auf den beiden sehr schönen inschriftlich 1524 datierten Majestätssiegeln, die sich Georg I. und Barnim IX. nach ihrem Regierungsantritt anfertigen ließen (Abb. 36 und 37 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band).224 Den nächsten bisher unbekannten Beleg für die Verwendung von Schildhaltern bietet das große Siegel Philipps I., welches dieser – wiederum inschriftlich gesichert – 1532 schneiden ließ (vgl. Abb. 19 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band).
220 Seyler 1909 (wie Anm. 11), S. 70f., 74 und Abb. Taf. 67, Nr. 3 sowie Taf. 69, Nr. 1. Vgl. Anm. 101f. und den dazugehörigen Text im Beitrag über die Greifensiegel in diesem Band sowie weiterhin oben Anm. 73f. und den zugehörigen Text. 221 Bei der Übermacht der Greifen im pommerschen Wappen wären allerdings auch zwei Greifen denkbar gewesen. 222 Vgl. oben Anm. 102 und zugehörigen Text. 223 Die Formulierung bei Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 59, daß „sich bereits bei seinem Sohn Barnim die sogenannten Wilden Männer als Symbole urtümlicher Kraft endgültig durchsetzten“, läßt vermuten, daß es bereits ältere Vorbilder in der herzoglichen Heraldik gab, was allerdings kaum der Fall gewesen sein dürfte. 224 Von Hannes 1994 (wie Anm. 12), S. 13f., wurden sie erstmals im Foto vorgestellt und so in ihrer Bedeutung gebührend gewürdigt. Verweise auf diese wichtigen Quellen finden sich bereits bei Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 16, und bei Curschmann 1937 (wie Anm. 12), S. 15.
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Auch er übernahm die Schildhalter seines Vaters, nunmehr in unveränderter Anordnung, d. h. auch in seinem Siegel steht der Löwe zur heraldisch Rechten des Schildes. Allerdings scheint Philipp I. im Gebrauch der Schildhalter schwankend geworden zu sein. Als 1537 Umbauarbeiten am Wolgaster Schloß abgeschlossen wurden, ließ er einen heute nur noch teilweise erhaltenen Wappenstein setzten, der aber noch den neunfeldigen Schild und einen Wilden Mann zur Linken des Schildes zeigt und erkennen läßt, daß sich ein Helm über dem Schild befand.225 Auch Philipps Schloßbau in Ueckermünde wurde 1546 mit einem datierten Gedenkstein geschmückt. Über seinem Porträt befindet sich das neunfeldige Abb. 21: Heute im Stettiner Nationalmuseum befindliVollwappen begleitet von zwei cher Porträtstein Philipps I. vom Ueckermünder Schloß Wilden Männern226, die aller- von 1546, darüber sein Wappen mit Wilden Männern. dings nicht dazu kommen den Wappenschild zu halten, da sie damit beschäftigt sind, in große geschwungene Hörner zu stoßen, was wohl mit der Funktion des Baus als Jagdschloß zu erklären sein dürfte. Ist dies schon eine einzigartige Beschäftigung für die Schildhalter, so ist ebenso bemerkenswert, daß sie sich auf – wenn auch schwach ausgebildete – Keulen stützen, die hier eher wie große Stecken wirken (Abb. 21), aber dennoch bereits einen Vorgeschmack auf eine später übliche Gestaltungsvariante bieten. Die Gestaltungsweise hängt hier wohl in besonderem Maße mit dem Künstler Hans Schenck-Scheußlich zusammen, der seit 1545 sowohl im Dienst Philipps I. als auch seines Onkels, Barnims IX., stand, und von dem nicht nur diese Bildhauerarbeit überliefert ist, sondern auch ein Schaugroschen und zwei Medaillen existieren, die in unserem Zusammenhang Erwähnung finden müssen. Zwei Stücke für Barnim IX. von 1545 zeigen auf der Rückseite den Schild haltende behelmte Wilde Männer mit einer Lanze, wobei diese Helme jedoch nicht heraldischer Art sind.227 Das trifft wohl auch auf das 1546 datierte Stück für Philipp I. 225 Buske/Bock 1995 (wie Anm. 55), S. 8–10 mit Abb.; Schmidt 1996 (wie Anm. 78), Abb. S. 35. 226 Bethe 1937 (wie Anm. 166), S. 36–38 mit Abb. S. 38. 227 Tassilo Hoffmann, Die Gnadepfennige und Schaugroschen des pommerschen Herzogshauses, Stettin 1933, Nr. 1f., S. 30f. mit Abb. auf Taf. I, tippt bei dem zweiten Stück fragend auf eine Hellebarde.
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zu, welches Ähnlichkeiten mit dem Stein des Ueckermünder Schlosses aufweist, und auf dem die Wilden Männer sich selbst lässig auf den neunfeldigen Schild lehnen, auf den Köpfen mit gekrönten Greifen gezierte Helme,228 die aber durch Form und Auffassung nicht als Wappenhelme zu betrachten sind. In der Hand halten die Männer diesmal in Wellen geschwungene Knüppel. Wir sehen also, daß der Künstler bei seinen Arbeiten mit der Gestaltung der Schildhalter spielt, ohne die Absicht zu haben, sie einer festen Gestaltung zu unterwerfen. Auch Philipps I. Onkel, Barnim IX., dokumentierte seine Bautätigkeit in Stettin mit einem noch heute sehr gut erhaltenen und inschriftlich auf 1538 datierten Wappenstein, welcher sogar farbig gefaßt ist (Farbabb. 21).229 Hier konnte es natürlich nicht darum gehen, mit den Formen des Wappens zu spielen, und so halten die beiden Wilden Männer den Schild ganz ähnlich wie auf dem Wolgaster Stein vom Vorjahr. Der Gedenkstein für Herzog Barnim III., von Barnim IX. 1543 gestiftet, heute im Schloßhof von Stettin,230 mag hier kurz erwähnt sein, da der gerüstete Herzog selbst den neunfeldigen Schild abstützt. Für die weitere Entwicklung der Schildhalter spielt er jedoch keine Rolle. In der Folgezeit sollten sich die Wilden Männer als alleinige Schildhalter durchsetzen, vielleicht begünstigt durch den Umstand, daß Barnim IX. nicht nur seinen Bruder, sondern auch dessen Sohn Philipp I. überlebte, und dadurch sein Wappengebrauch für die kommende Generation, obgleich Kinder Philipps I., prägend wirkte. Andererseits waren die Wilden Männer bereits von Philipp I. selbst an prestigeträchtiger Stelle in Wolgast und Ueckermünde zum Einsatz gebracht worden. Heraldische Denkmäler aus der Zeit nach dem Tod Philipps I. 1560 bis zur Erbteilung unter seinen Söhnen 1569, die durch den Herrschaftsverzicht Barnims IX. möglich wurde, zeigen die Wilden 228 Hoffmann 1933 (wie Anm. 227), Nr. 9, S. 36f. und Abb. auf Taf. I. 229 Vgl. Hannes 1994 (wie Anm. 12), S. 11–13 mit Abb. S. 12; Werlich 2008 (wie Anm. 12), S. 26, 28 mit Abb. 15. Als frühe Quelle für die farbliche Gestaltung des neunfeldigen Herzogswappens erscheint er allerdings untauglich, da wir nicht wissen, inwieweit die verschiedenen Übermalungen das zeigen, was ursprünglich vorhanden war. Wenn wir im ersten Feld den gekrönten und damit Stettiner roten Greif im silbernen und im zweiten Feld einen roten nicht gekrönten Greif im blauen Feld sehen, dann wird der Verdacht, daß hier unsachgemäß übermalt wurde, geradezu zur Gewißheit, widerspricht eine solche Farbfassung doch jeglicher Überlieferung. Farbabbildungen in: Janina Kochanowska, Das Herzogsschloß in Stettin, Stettin o. J., S. 1; Das Schloß der Pommernherzöge in Szczecin, Szcecin 1993, dort auf der Rückseite des Titels. 230 Vgl. Bethe 1937 (wie Anm. 166), S. 25 mit Abb.; Hugo Lemcke, Das königliche Schloss in Stettin (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Stettin, XIV.1), Stettin 1909, Zeichnung S. 19, ein jüngers Farbfoto in Kochanowska o. J. (wie Anm. 229), S. 10. Zu diesem Gedenkstein auch Oliver Auge, Zwischen Innovation und Tradition – Epigraphische Zeugnisse fürstlicher Selbstdarstellung in Mecklenburg und Pommern im 16. Jahrhundert nebst einem Exkurs zu Alter und Entstehungshintergrund des sogenannten Ratiborsteins in der Usedomer Marienkirche, in: Traditionen, Zäsuren, Umbrüche. Inschriften des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit im historischen Kontext, hg. von Christine Magin/Ulrich Schindel/Christine Wulf, Wiesbaden 2008, S. 55–75, hier S. 64–67, und Bildteil Taf. 8–15, hier Taf. 15.
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Männer als Schildhalter des großen Herzogswappens mehrheitlich in der gewohnten Form, so auf dem schon weiter oben im Verbindung mit dem Blutschild eingehender besprochenen sehr schönen Holzschnitt von Jakob Lucius 1563 (Abb. 13), der – wie erwähnt – auch als Exlibris der fünf Söhne Philipps I. diente. Ebenfalls inschriftlich ausdrücklich auf diese bezogen ist die entsprechende Wappenprägung auf mehreren Bucheinbänden aus dem Jahre 1565 im Besitz der Universitätsbibliothek Greifswald (Abb. 14).231 Die etwas kleinere Wappenprägung von 1568, auf der die Wilden Männer den zehnfeldigen Schild wie gewohnt halten, schmückt einen Einband, welchen die Initialen I. I. F. (Insignia Iohanni Friderici) als Johann Friedrich gehörig ausweisen (Abb. 22).232 Allerdings gibt es eine gravie- Abb. 22: Einband mehrerer Druckschriften aus dem Berende Ausnahme, die deutlich von sitz Johann Friedrichs mit seinem von Wilden Männern diesen Darstellungen abweicht. gehaltenen zehnfeldigen Wappen und der Jahreszahl 1568, ein Jahr bevor uns die Schildhalter erstmals beEs handelt sich um den gut erhalhelmt begegnen. tenen Wappenstein des Wolgaster Schlosses von 1563 (Abb. 19).233 Im gleichen Jahr in dem Jakob Lucius den Holzschnitt mit dem zehnfeldigen Schild und den Schildhaltern entsprechend der traditionellen Form schuf, fertigte ein unbekannter Bildhauer den Stein, der nunmehr den Schildhaltern richtige Keulen in die Hand gab, die nicht mehr den Charakter eines Wanderstabes hatten. Er leitete damit eine Darstellungsform ein, die bald die bestimmende werden sollte. Inwieweit dies auf Vorgabe der Auftraggeber geschah, läßt sich leider nicht sagen.
231 Vgl. oben Anm. 143. Die darunter stehende Inschrift lautet: „INSIGNIA ILLVSTRIS DVCVM: STET. POM: CASS: ET VAN. PRIN. RVGI. COM GVTZ“, also ins Deutsche übertragen „Wappen der erlauchten Herzöge von Stettin, Pommern, der Cassuben und Wenden, Fürsten von Rügen und Grafen von Gützkow“. 232 Vgl. oben Anm. 143. 233 Vgl. oben Anm. 194.
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Auswärts erscheinen pommersche Wappen in Verbindung mit Schildhaltern höchst selten. Interessant ist es allerdings zu beobachten, wie die pommersche Heraldik diesbezüglich von der Tochter Barnims IX., Maria, und ihrem Ehemann, Graf Otto IV. von Holstein-Schaumburg, rezipiert wurde. Die Wappen der beiden über dem Schloßtor in Stadthagen aus dem Jahr 1544 werden von einem bärtigen und barfüßigen Herrn gehalten, der durchaus geeignet ist, an die pommerschen Wilden Männer zu erinnern. Deutlicher wird der Bezugspunkt zu den Schildhaltern ihres Vaters allerdings auf der Totentafel für Maria in der Martinikirche in Stadthagen (Farbabb. 18) wohl aus den 1570er Jahren. Interessanterweise wird auch das Wappen ihres 1572 verstorbenen Sohnes auf einer ähnlichen Tafel in der Martinikirche von derartigen Wilden Männern gehalten. Allerdings scheint man sich in der Grafschaft auch der Tradition des pommerschen Greifen als Schildhalter bewußt gewesen zu sein. Jedenfalls präsentieren Greif zur Rechten und Löwe zur Linken den Wappenschild Marias wie auch ihres Ehemannes am Tugendbrunnen im Hof des Schlosses von Bückeburg, einst in Stadthagen, aus dem Jahr 1552.234 Der Tugendbrunnen in Bückeburg ist damit das letzte der bisher bekannten Beispiele, bei dem sich die ursprünglichen pommerschen Schildhalter Greif und Löwe diese Aufgabe teilen. Bei der nächsten wesentlichen Veränderung im Auftreten der Schildhalter ist eine aktive Einflußnahme, und zwar insbesondere Johann Friedrichs, zumindest zu vermuten, auch wenn sie sich nicht beweisen läßt. Das erste Zeugnis dieser Veränderung ist
234 Vgl. Werlich 2002 (wie Anm. 197), S. 21–23 mit Abb. der Wappen über dem Schloßtor von Stadthagen sowie des pommerschen Wappens am Tugendbrunnen in Bückeburg. – Im Innenhof des Schlosses Bückeburg befindet sich zudem ein aus zwei Teilen bestehender Wappenstein mit den Wappen Pommerns und Braunschweigs gehalten von zwei sich gegenüberstehenden Löwen, von dem wohl zu Recht vermutet wird, daß er sich auf die beiden Frauen Ottos IV. von Holstein-Schaumburg, Maria geb. Herzogin von Pommern und Elisabeth Ursula geb. Herzogin von Braunschweig-Lüneburg, bezieht, die auch Cousinen ersten Grades waren. Zur Überlieferung in Stadthagen und Bückeburg sowie speziell zu diesem Wappenstein vgl. Hannes 1986 (wie Anm. 197), S. 46–55, der u. a. den Wappenstein S. 54 abbildet. Neubecker 1977 (wie Anm. 27), S. 194 und S. 261 Kommentar im Abbildungsverzeichnis, der den Wappenstein ebenfalls zeigt, bezieht ihn allerdings auf die 1592 geschlossene Ehe zwischen Herzog Bogislaw XIII. von Pommern und Klara von Braunschweig. Allerdings läßt sich bei dieser Zuordnung nicht erklären, wie der Stein nach Bückeburg gelangt sein sollte. Siehe auch jüngst Werlich/Fassbinder 2010 (wie Anm. 12), S. 6, 8 mit Abb. 12 und Anm. 19– 21. Der Beitrag stellt eine geschnitzte Holztafel mit dem pommerschen Wappen vor, die seit dem Juni 2010 im Pommerschen Landesmuseum Greifswald als Teil der Dauerausstellung zu sehen ist, und bemüht sich, diese in die heraldische Überlieferung einzuordnen. Die Besonderheit der Tafel besteht vor allem darin, daß – in dem hier behandelten Zusammenhang von besonderem Interesse – auf dieser das neunfeldige Herzogswappen von zwei Löwen gehalten wird. Indizien könnten darauf verweisen, daß die Tafel einst im Zusammenhang mit Margaretha geb. Herzogin von Pommern stand, die mit dem in Osterode residierenden Herzog Ernst von Braunschweig-Grubenhagen verheiratet war. Sollte dem so sein, erklären sich die beiden Löwen als Schildhalter des pommerschen Wappens, nach bisherigem Kenntnisstand in dieser Form ein Einzelfall, eventuell auch aus dem braunschweigischen Wappen, welches in starkem Maße von Löwen dominiert wird.
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ein Holzschnitt, der nach derzeitigem Kenntnisstand erstmals in Drucken des Jahres 1569 erscheint,235 die in Stettin gefertigt wurden, so in der pommerschen Gerichtsordnung und in der Verkündung des kaiserlichen Landfriedens (Abb. 23).236 Er zeigt die den neunfeldigen Schild haltenden Wilden Männer mit abwärts gerichteten Keulen, nunmehr jedoch ihre Köpfe verborgen in den beiden äußeren der drei Helme! Mitte des Jahres war es zum Abschluß des Jasenitzer Erbvertrags zwischen den fünf Söhnen Philipps I. gekommen, in deren Folge Barnim IX. auf die Herrschaft im Stettiner Teilherzogtum verzichtete, die nun auf Johann Friedrich überging, während im Wolgaster Teilherzogtum der drittälteste Bruder Ernst Ludwig die Regierung antrat. Zwar tragen die beiden mit dem neuen Wappen geschmückten Drucke keinen Vermerk über den Monat der Herstellung und gingen dem Titel gemäß von Barnim IX. und den fünf Brüdern gemeinsam aus, dennoch liegt es nahe anzunehmen, daß der zur Regierung kommende oder gekommene Stettiner Herzog die Gelegenheit nutzte, um persönliche Vorstellungen durchzusetzen. Anregungen dazu mochte er bei seinen vorausgegangenen Auslandsaufenthalten erhalten haben, aber auch die vorgestellten Arbeiten des Hans Schenck-Scheußlich könnten eine Rolle gespielt haben. Als er sich 1570 ein großes Siegel anfertigen ließ (vgl. Abb. 38 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band), wählte er jedenfalls genau diese Form der Darstellung und unterstrich damit ihren offiziellen Charakter, der durch das Auftreten in landesherrlichen Drucken ohnehin schon gegeben war. Die neue Darstellungsvariante scheint, wie schon einmal die Wahl der Schildhalter durch Barnim IX. 1524, eine Entscheidung gewesen zu sein, die in erster Linie durch den persönlichen Geschmack des regierenden Herzogs beeinflußt wurde, weniger durch tiefschürfende politische Erwägungen. Die neue Form des Wappens, mit der sich Johann Friedrich – an seinem Siegel ablesbar – identifizierte, stieß offenbar nicht bei allen Brüdern auf ungeteilte Zustim-
235 Die noch jüngst bei Schütt 2002 (wie Anm. 12), S. 58, anzutreffende Datierung auf 1588 (mit Druckfehler 1688) nach Pyl 1894 (wie Anm. 12), S. 99, und Hannes 1994 (wie Anm. 12), S. 23, ist entsprechend zu korrigieren, ebenso die falsche Angabe bei Seyler 1909 (wie Anm. 11), Tafel 77, Nr. 1. 236 Zur Verwendung des Holzschnitts: Behr Negendank-Semlow/von Bohlen-Bohlendorf 1869 (wie Anm. 7), S. 115. In der Universitätsbibliothek Greifswald befinden sich unter der Signatur Io 326a drei Bände, die mehrere Druckwerke des Jahres 1569 zusammenfassen, darunter den Druck „Vnser von Gotts gnaden Barnims des Eltern / Johans Friderichs / Bugslaffs / Ernst Ludwigs Barnims des Jüngern vnd Casimirs / Geuettern vnd Gebrüdere / Hertzogen zu Stettin Pommern / der Cassuben vnd Wenden / Fürsten zu Rügen vnd Graffen zu Gutzkow / Gerichts Ordnung wie es in unsern Fürstlichen Hoffgerichten des Stettinischen und Wolgastischen orts zuhalten. … Gedruckt zu Alten Stettin in Johann Eichhorns Druckerey, Anno 1569“, sowie den Druck „Vnser von Gottes gnaden Barnims des Eltern vnnd Philips Geuettern … ausschreiben vnnd vorkündigung des keyserlichen Landfriedens / nach inhalt. Einer vorgleichung / deren wir vns mit den Chur vnd Fürsten /Brandenburg vnd Mechelnburg … zu halten entschlossen haben M.D.L. Gedruckt zu Alten Stettin in Johann Eichorns Druckerey Anno M.D.LXIX.“ In beiden Drucken befindet sich jeweils auf der Rückseite des Titelblattes der besagte Wappenholzschnitt.
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mung. Zwar kennen wir einstweilen nicht das große Siegel Ernst Ludwigs,237 welches darüber verbindlich Auskunft geben könnte, jedoch stand der regierende Wolgaster Herzog der Neuerung seines Bruders offenbar zunächst nicht allzu aufgeschlossen gegenüber. Davon zeugen nicht nur das prachtvolle Wappen, welches er am Witwensitz seiner Mutter am Pudaglaer Schloß auf Usedom 1574 anbringen ließ (Abb. 24)238, sondern ebenso ein Wappenholzschnitt, welcher die Rückseite des Titelblattes der 1592 gedruckten Leichenpredigt des Jacob Runge für den Herzog ziert.239 In die gleiche Richtung weist ein undatierter Gnadenpfennig des Herzogs. Von zwei weiteren Ernst Ludwig zuzuordnenden Gnadenpfennigen, die die Wilden MänAbb. 23: Wappenholzschnitt aus der pommerschen Ge- ner behelmt zeigen, ist einer 1589 richtsordnung von 1569 mit den erstmals behelmten von Heinrich Rapusch d. Ä. geWilden Männern. fertigt, der bereits 1579 ein Stück für Johann Friedrich mit einer ganz ähnlichen Wappendarstellung geschaffen hatte, und insofern an diese Wappenform gewöhnt war, ohne vielleicht die individuellen Gepflogenheiten der Herzöge zu kennen. Das andere 1592 datierte Stück wird mit dem Tod Ernst Ludwigs in Verbindung gebracht, und eignet sich daher auch nicht als Beleg dafür, daß dieser seine Vorliebe bezüglich der Darstellung der Schildhalter geändert hätte.240 Barnim X. und Bogislaw XIII. entschieden sich offenbar für die behelmten Wilden Männer als Schildhalter, soweit dies die nicht sehr umfangreiche Quellengrundlage er-
237 Vgl. Anm. 76 im Beitrag zu den Greifensiegeln in diesem Band. 238 Robert Burkhardt, Chronik der Insel Usedom, III. Abschnitt: Seit der Reformation, Swinemünde 1912, mit Zeichnung S. 11; Hannes 1981 (wie Amm. 189), S. 22 mit Abb. 11. 239 Behr Negendank-Semlow/von Bohlen-Bohlendorf 1869 (wie Anm. 7), S. 83f., als Faksimile gedruckt S. 82. Eine spätere Verwendung läßt sich noch bei der in Greifswald gedruckten Leichenpredigt der 1606 verstorbenen Tochter Ernst Ludwigs, Hedwig Maria, nachweisen, vgl. ebenda, S. 211. Das heißt, der Holzschnitt gehörte ganz deutlich in den Wolgaster Einflußbereich. 240 Hoffmann 1933 (wie Anm. 227), Nr. 12, 19–21 mit Abb. Taf. II und IV.
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Abb. 24: Wappenstein am Schloß von Pudagla auf Usedom von 1574, Aufnahme 1996.
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kennen läßt.241 Bei Kasimir VI. ist die Situation nicht eindeutig. Während die Zeichnung seines bisher nicht im Original nachgewiesenen großen Siegels unbehelmte Schildhalter zeigt (Abb. 16), verfügte er auch über ein Signet, welches mit den behelmten Wilden Männern ausgestattet war, wie diese ebenso behelmt auf der 1599 datierten Glasscheibe heute auf Burg Rheinstein erscheinen (Farbabb. 16 und Titelbild dieses Bandes).242 In der nächsten, letzten Greifengeneration setzten sich die behelmten Wilden Männer allerdings vorbehaltlos durch, wie vor allem Siegel, Münzen und Schaumünzen der Herzöge belegen.243 Selbst der Sohn Ernst Ludwigs, Philipp Julius, ging zu dieser Darstellungsform über, wie sein mittelgroßes ovales Siegel (vgl. Abb. 44 im Beitrag über die Greifensiegel in diesem Band) und eine Wappenscheibe in der Kenzer Kirche belegen. Bezüglich der Schildhalter fand man also erstmals in der Greifendynastie zu einer einheitliAbb. 25: Wappendichtung Martin Marstallers aus dem chen Darstellungsform. Eine weiJahr 1591, veröffentlicht in Daniel Cramers Großer tere Entwicklung durch nachfolPommerscher Kirchenchronik aus dem Jahre 1628. gende Greifengenerationen war ihnen nicht beschieden. Dennoch war den Wilden Männern ein außerordentlich langes Leben vergönnt. Vom pommerschen Wappen wanderten sie unter dem Großen Kurfürst um 1650 in das kurbrandenburgische und von dort in das königlich preußische Wappen, wo sie noch 1873 bestätigt wurden. Mit einem Ritter zur Linken schaffte einer der Wilden Männer auch den 241 Hoffmann 1933 (wie Anm. 227), Nr. 15–18, 23 mit Abb. Taf. III und IV. 242 Vgl. oben Anm. 159 und 161. Das betreffende Signet Kasimirs VI. befindet sich an einer Urkunde von 1577 im Landesarchiv Greifswald, Rep. 2, Duc. Nr. 869. Das Wappen Kasimirs VI. am Baster Altar zeigte die Wilden Männer unbehelmt, vgl. Werlich 2012 (wie Anm. 161). 243 Vgl. vor allem Hildisch 1980 (wie Anm. 12) und Hoffmann 1933 (wie Anm. 227).
Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern
Sprung in das Wappen der preußischen Provinz Pommern, wo er über die wilhelminische Zeit hinaus noch bis 1945 seinen Dienst versah.244 Damit wollen wir die Ausführungen zur Geschichte der Greifenwappen beenden. Schauen wir zurück, so läßt sich feststellen, daß die sich bereits im 15. Jahrhundert andeutende besonders enge Identifikation der herrschenden Dynastie in Pommern mit ihrem Wappenbild, dem Greifen, auch in der Neuzeit fortsetzte. Das große pommersche Herzogswappen wird eindeutig von diesem wohl bereits aus dem 12. Jahrhundert stammenden, ursprünglichen Wappentier dominiert. In dem in der Herrschaftszeit Bogislaws X. um 1500 neu geschaffenen neunfeldigen Wappen tummeln sich insgesamt sieben Greifen, einer davon wachsend, ein anderer mit einem Fischschwanz ausgestattet. Dieser Wappenaufbau, der eine grundlegende Neuordnung und Umgestaltung des mittelalterlichen herzoglich-pommerschenWappengebrauchs verkörpert, hielt sich in im wesentlichen unveränderter Form bis zum Aussterben des Greifenhauses 1637 und darüber hinaus.245 Abb. 25 sowie die
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Abb. 26: Titelblatt des ehemals im Besitz der Landschaftsbibliothek zu Stettin befindlichen Exemplars der Genealogie oder Geburtslinie der pommerschen Herzöge von Johann Engelbrecht.
244 Buske 1993 (wie Anm. 10), S. 70f., 74–77 mit zahlreichen Abb.; Ralf-Gunnar Werlich, Die Wappen König Friedrichs I. in Preußen. Pommersche Bezüge und preußische Staatsheraldik in Hinterpommern im Jahre 1709, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 39 (2001), H. 4, S. 3–12. – Auch in der Schwedenzeit dienten die Wilden Männer als Wappenhalter des pommerschen Wappens, wie u. a. das große pommersche Wappen an der Südseite des Hauptgebäudes der Universität Greifswald anschaulich belegt. 245 Verglichen mit anderen Fürstenwappen des 16. und 17. Jahrhunderts ist dies eher eine Ausnahme. Dies liegt keineswegs daran, daß für eine Wappenerweiterung keine Möglichkeiten bestanden hätten. Denkbar wäre z. B. die Aufnahme von Wappen für Lauenburg und Bütow,
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Farbabb. 22–32 stellen die Wappen der pommerschen Herzöge vor, wie sie zeitgenössisch in Wort und Bild beschrieben und bis zum Ende der Herzogszeit verwendet wurden. Sie sind zum einen entnommen der Cramerschen Großen Pommerschen Kirchenchronik von 1628, zum anderen einer ehemals im Besitz der Landschaftsbibliothek zu Stettin befindlichen Abschrift der Genealogie oder Geburtslinie der pommerschen Herzöge von Johann Engelbrecht (Abb. 26). Beide Texte datieren ursprünglich in das Jahr 1591. Die für die Geschichte der herzoglich-pommerschen Wappen und deren Erforschung wichtigen Wappendarstellungen werden hier erstmals und ihrer Bedeutung entsprechend in Farbe und mit dem dazugehörigen Text publiziert und sollen den Beitrag bildlich ergänzen und abrunden.246 Der Greif, insbesondere der ursprüngliche rote, gilt auch heute noch gut 800 Jahre nach seinem ersten Auftreten als das Symbol Pommerns schlechthin. So lange Pommern ein Begriff ist, wird dies wohl auch so bleiben, ein Grund mehr, sich gelegentlich mit seiner Geschichte etwas ausführlicher zu befassen247, so wie wir dies soeben getan haben.
zumal diese Herrschaften auch im Titel der Herzöge geführt wurden. Die Bestimmung des Grimnitzer Vertrages von 1529, daß hinfort keine Veränderungen mehr in den pommerschen Wappen vorgenommen werden sollten, dürfte als Erklärung dieses Traditionsbewußtseins nicht ausreichend sein, zumal man keine Veränderung in den pommerschen Wappen vorgenommen, sondern diese nur ergänzt hätte. 246 Vgl. weiter oben die Anm. 114 und 200 mit den entsprechenden Nachweisen. Der Verfasser dankt dem Staatsarchiv Stettin für die Bereitstellung der Aufnahmen. Auch den anderen in den Abbildungsnachweisen genannten Institutionen, die die Illustration des Beitrages unterstützt haben, sei dafür herzlich gedankt. 247 Auch zukünftig bietet die Heraldik der Greifen dem Forscher noch Ansatzpunkte. Näherer Untersuchung wert wären z. B. die zahlreichen fünf- mitunter auch vierfeldigen Schilde des 16. und 17. Jahrhunderts, die zwar zumeist der im Wappensiegel Bogislaws X. 1501 vorgegebenen Anordnung folgen, allerdings keineswegs immer. Die Verwendung des Fischgreifen außerhalb des sechsten Feldes des großen Herzogswappens ist eine Problematik für sich. Ein Teil der hier vorgenommenen Präzisierungen zur Entwicklung der pommerschen Wappen geht auf sphragistisches Material zurück und unterstreicht erneut den Wert, den ein Corpus Sigillorum Ducum Pomeranorum auch für andere geschichtswissenschaftliche Zweige hätte. Mit Hilfe neuer Quellenfunde, vor allem im Bereich der Siegel weiterhin nicht unwahrscheinlich, wird man sicherlich auch zukünftig noch in der Lage sein, das hier gezeichnete Bild zu konkretisieren und in dem einen oder anderen Punkt auch zu korrigieren.
Herrschaftszentren und Residenzen der Greifen Ralf-Gunnar Werlich1 Der nachfolgende Beitrag ist die Verschriftlichung eines Vortrages mit dem etwas abweichenden Titel „Residenzen der Greifen“. Dies bedarf einer kurzen Erläuterung. In den letzten Jahrzehnten hat die Residenzenforschung bedeutende Fortschritte gemacht. Deutlichster Ausdruck dafür sind die Residenzen-Kommission an der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und ihre Aktivitäten. Mit ihr wurde eine Institution geschaffen, die nicht nur regelmäßig Tagungen um die Themen Hof und Residenz organisiert, sondern auch mit einer beeindruckenden Anzahl von Publikationen hervorgetreten ist. Verwiesen sei zum einen auf die Reihe „Residenzenforschung“, seit 1990 mit bisher 24 Bänden erschienen, von denen die mehrbändige Publikation „Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich“ speziell erwähnt sei,2 und zum anderen auf die „Mitteilungen der Residenzenkommission“, deren 20. Jahrgang 2010 erschien. Diese bieten einen aktuellen, weit gefaßten Überblick zu Aktivitäten im Hinblick auf den Forschungsgegenstand sowie eine zumeist umfangreiche das Thema tangierende Bibliographie von Neuerscheinungen, wobei zudem innerhalb der unregelmäßig erscheinenden, diese begleitenden Sonderhefte bisher vier dieser Hefte spezielle Auswahl-
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Es handelt sich um die erweiterte und mit Anmerkungen versehene Fassung des am 29. September 2001 auf der Jahrestagung der Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst mit dem Thema „Monumenta Ducum Pomeranorum – Denkmale der pommerschen Herzöge“ in Pasewalk gehaltenen Vortrages. Der Beitrag wurde 2007 zum Druck eingereicht und im Dezember 2010 noch einmal unter Berücksichtigung der in der Zwischenzeit erschienenen Literatur aktualisiert. Bisher erschienen: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch, Teilbd. 1: Dynastien und Höfe, hg. von Werner Paravicini, bearb. von Jan Hirschbiegel/Jörg Wettlaufer (Residenzenforschung, 15.1.1), Ostfildern 2003, Teilbd. 2: Residenzen, hg. von Werner Paravicini, bearb. von Jan Hirschbiegel/Jörg Wettlaufer (Residenzenforschung, 15.1.2), Ostfildern 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Bilder und Begriffe, Teilbd. 1: Begriffe, hg. von Werner Paravicini, bearb. von Jan Hirschbiegel/Jörg Wettlaufer (Residenzenforschung, 15.2.1), Ostfildern 2005, Teilbd. 2: Bilder, hg. von Werner Paravicini, bearb. von Jan Hirschbiegel/Jörg Wettlaufer (Residenzenforschung, 15.2.2), Ostfildern 2005; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Hof und Schrift, hg. von Werner Paravicini, bearb. von Jan Hirschbiegel/Jörg Wettlaufer (Residenzenforschung, 15.3), Ostfildern 2007. Jüngst folgten die letzten Bände dieser Publikation: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Grafen und Herren, 2 Teilbde., hg. von Werner Paravicini, bearb. von Jan Hirschbiegel/Anna Paulina Orlowska/ Jörg Wettlaufer (Residenzenforschung, 15.4), Ostfildern 2012. Zur Arbeit der ResidenzenKommission und weiteren Publikationen siehe ihre Internetseite http://resikom.adw-goettingen.gwdg.de/index.php, zuletzt eingesehen am 8. Dezember 2010.
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bibliographien zum Thema „Residenz und Hof“ beinhalten.3 Die Forschungen der letzten Jahrzehnte4 haben zu einer Sensibilisierung bei dem Umgang mit dem Begriff 3
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Mitteilungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Sonderheft 1: Auswahlbibliographie von Neuerscheinungen zu Residenz und Hof 1991–1995, erstellt von Christian Halm/Jan Hirschbiegel, Kiel 1995; Sonderheft 4: Dynastie – Hof – Residenz. Fürstliche Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Allgemeine Auswahlbibliographie zu einem Projekt der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, zusammengestellt von Jan Hirschbiegel, Kiel 2000; Sonderheft 5: Auswahlbibliographie von Neuerscheinungen zu Residenz und Hof 1995–2000, zusammengestellt von Jan Hirschbiegel, Kiel 2000; Sonderheft 8: Auswahlbibliographie von Neuerscheinungen zu Residenz und Hof 2001–2005, zusammengestellt von Jan Hirschbiegel/Silke Meier, Kiel 2006. Vgl. neben dem Residenzenhandbuch (siehe Anm. 2) u. a. Hans Patze, Die Bildung der landesherrlichen Residenzen im Reich während des 14. Jahrhunderts, in: Stadt und Stadtherr im 14. Jahrhundert. Entwicklungen und Funktionen, hg. von Wilhelm Rausch (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas, 2), Linz 1972, S. 1–54; Hans Patze/Gerhard Streich, Die landesherrlichen Residenzen im spätmittelalterlichen Deutschen Reich, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 118 (1982), S. 205–220; Klaus Neitmann, Was ist eine Residenz? Methodische Überlegungen zur Erforschung der spätmittelalterlichen Residenzbildung, in: Vorträge und Forschungen zur Residenzfrage, hg. von Peter Johanek (Residenzenforschung, 1), Sigmaringen 1990, S. 11–43; Peter Moraw, Was war eine Residenz im deutschen Spätmittelalter?, in: Zeitschrift für Historische Forschung 18 (1991), S. 461–468; Karl-Heinz Ahrens, Herrschaftsvorort – Residenz – Hauptstadt. Zentren der Herrschaftsausübung in Spätmittelalter und früher Neuzeit. Phänomene und Begrifflichkeit, in: Residenzstädte und ihre Bedeutung im Territorialstaat des 17. und 18. Jahrhunderts. Vorträge des Kolloquiums vom 22. und 23. Juni 1990 im Spiegelsaal der Forschungs- und Landesbibliothek Gotha Schloß Friedenstein (Veröffentlichungen der Forschungs- und Landesbibliothek Gotha, 29), Gotha 1991, S. 43–54; Fürstliche Residenzen im spätmittelalterlichen Europa, hg. von Hans Patze/ Werner Paravicini (Vorträge und Forschungen, 36), Sigmaringen 1991; Residenzen. Aspekte hauptstädtischer Zentralität von der Frühen Neuzeit bis zum Ende der Monarchie, hg. von Kurt Andermann (Oberrheinische Studien, 10), Sigmaringen 1992 sowie die Überblicksartikel zum Thema Residenz von Birgit Studt, Residenz, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. VII, München 1995, Sp. 755–757, und Andreas Ranft, Residenz und Stadt, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Bilder und Begriffe, Teilbd. 1: Begriffe, hg. von Werner Paravicini, bearb. von Jan Hirschbiegel/Jörg Wettlaufer (Residenzenforschung, 15.2.1), Ostfildern 2005, S. 27–32 sowie zum Thema Hof von Werner Rösner, Hof, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. V, München 1991, Sp. 66f., und Oliver Auge/Karl-Heinz Spieß, Hof und Herrscher, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Bilder und Begriffe, Teilbd. 1: Begriffe, hg. von Werner Paravicini, bearb. von Jan Hirschbiegel/Jörg Wettlaufer (Residenzenforschung, 15.2.1), Ostfildern 2005, S. 3–15. Zum Thema Hof jüngst auch Oliver Auge, Unfaßliche Erscheinungen? Mittelalterliche und frühneuzeitliche Höfe als Forschungsthema, in: Hofkultur um 1600. Die Hofmusik Herzog Friedrichs I. von Württemberg und ihr kulturelles Umfeld, hg. von Joachim Kremer/Sönke Lorenz/Peter Rückert (Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte, 15), Ostfildern 2010, S. 25–59, und Jan Hirschbiegel, Hof – Zur Überzeitlichkeit eines zeitgebundenen Phänomens, in: Der Achämenidenhof – The Achaemenid Court. Akten des 2. Internationalen Kolloquiums zum Thema „Vorderasien im Spannungsfeld klassischer und altorientalischer Überlieferungen“. Landgut Castelen bei Basel, 23.–25. Mai 2007, hg. von Bruno Jacobs/Robert Rollinger, Wiesbaden 2010, S. 13–37, mit
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„Residenz“ geführt. Die Herausbildung von Residenzen sieht man heute zumeist als einen im Spätmittelalter beginnenden und zum Teil bereits zum Abschluß kommenden Prozeß im Zuge der territorialstaatlichen Entwicklung. Ein Bündel von Kriterien – von Klaus Neitmann 1990 in seinem grundlegenden Aufsatz „Was ist eine Residenz?“5 diskutiert – gibt Hinweise auf diese Entwicklung. Zu diesem gehören z. B. die Terminologie in den Schriftquellen, Herrscheritinerare, bauliche und künstlerische Ausgestaltung der Herrschaftsarchitektur, das Vorhandensein von Herrschaftskirchen und Grablegen, die Verbindung zur städtischen Siedlung sowie ortsfeste Zentralbehörden. Roderich Schmidt hat – die neuen Forschungen rezipierend – zu Recht darauf hingewiesen, daß man in Pommern selbst Wolgast und Stettin zum Zeitpunkt der Teilung von 1295 noch nicht ohne weiteres als Residenzen ansprechen kann.6 Ein Aufsatz wie „Demmin als Residenz der Greifenherzöge“ aus dem Jahre 19377 erscheint unter diesem Aspekt daher problematisch. Andererseits wird auch in der jüngeren Literatur zu Pommern der Residenzbegriff wiederum weiter gefaßt, so z. B. wenn Norbert Buske 1995 formuliert: „Bei der Teilung des Herzogtums Pommern 1295 ... war Wolgast bereits Herzogsresidenz.“8 Wie sich an zahlreichen weiteren, auch pommerschen Beispielen9 belegen ließe, wird die Bezeichnung Residenz im allgemeinen Sprachgebrauch nicht nur im engeren Sinne verwandt, sondern vielmehr auch für Orte, an denen zwar verstärkt Herrschaft ausgeübt wurde, die jedoch nicht unbedingt eine Vielzahl der oben angedeuteten Kriterien hinreichend erfüllen, um den modernen Forschungsbegriff „Residenz“ zu rechtfertigen, und bei denen man heute eher von Herrschaftsmittelpunkten, Herrschaftsvororten, Herrschaftsschwerpunkten oder ähnlichem sprechen
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weiterer jüngst erschienener Literatur zum Thema. Unlängst gerieten auch die Residenzen geistlicher Fürsten verstärkt in den Focus der Forschung, wovon zwei Sammelbände Zeugnis ablegen: Spätmittelalterliche Residenzbildung in geistlichen Territorien Mittel- und Nordostdeutschlands, hg. von Klaus Neitmann/Heinz-Dieter Heimann (Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgeschichte, 2 = Veröffentlichungen des Museums für Brandenburgische Kirchen- und Kulturgeschichte des Mittelalters, 3), Berlin 2009; Höfe und Residenzen geistlicher Fürsten. Strukturen, Regionen und Salzburgs Beispiel in Mittelalter und Neuzeit. Ergebnisse der internationalen und interdisziplinären Tagung in der Salzburger Residenz 19.–22. Februar 2009, hg. von Gerhard Ammerer/Ingonda Hannesschläger/Jan Paul Niederkorn/Wolfgang Wüst (Residenzenforschung, 24), Ostfildern 2010. Neitmann 1990 (wie Anm. 4). Roderich Schmidt, Wolgast – Residenz und Begräbnisstätte der pommerschen Greifen, in: Pommern. Kultur und Geschichte 34 (1996), H. 3, S. 32–48, hier S. 35. Willi Finger, Demmin als Residenz der Greifenherzöge, in: Unser Pommernland 22 (1937), H. 1: Die pommerschen Herzöge, S. 80–82. Norbert Buske/Sabine Bock, Wolgast. Herzogliche Residenz und Schloß, Kirchen und Kapellen, Hafen und Stadt, Schwerin 1995, S. 7. Zur Aussage selbst vgl. weiter unten Anm. 70. So bezeichnet z. B. Johannes Hildisch, Die Münzen der pommerschen Herzöge (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern, IV.9), Köln/Wien 1980, S. 4, Kolberg als die Residenz der beiden Brüder Bogislaw I. und Kasimir I., wo vermutlich der erste bekannte pommersche Pfennig von ihnen gemeinsam geprägt wurde. Vgl. auch weiter unten in Anm. 57 die Formulierung von Dirk Schleinert.
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würde.10 Sich der wissenschaftlichen Diskussion, aber auch der allgemein im Sprachgebrauch verbreiteten Verwendung des Residenzbegriffs bewußt, entschied sich der Verfasser, den Vortrag unter den oben genannten kurzen und griffigen Titel zu stellen. Dies tat er, obwohl der Inhalt weiter griff und nicht nur die Entwicklung am Ende des Spätmittelalters und zu Beginn der Frühen Neuzeit thematisierte, eine Zeit, in der sich auch in Pommern die festen Residenzorte herausbildeten, die oben genannten Kriterien für eine Residenz im engeren Sinne zu genügen vermögen. Für die schriftliche Fassung scheint es jedoch angebracht, bereits im Titel zu signalisieren, daß es nicht nur um die ortsfesten Residenzen am Ausgang des Mittelalters und zu Beginn der Frühen Neuzeit geht, sondern sehr wohl die Entwicklung zu diesen seit dem Beginn der Greifenherrschaft ins Auge gefaßt wird. Überblickt man die Literatur zur Geschichte Pommerns, so fällt auf, daß eine umfassende Untersuchung zur Entwicklung zentraler Orte politischer Machtausübung im pommerschen Herzogtum bzw. in den pommerschen Herzogtümern bisher fehlt.11 Arbeiten, wie sie für Brandenburg12, Mecklenburg13 und auch Sachsen14 vorliegen, sucht man für Pommern vergebens. Mit dem Residenzaspekt einzelner Orte beschäftigten sich bisher vornehmlich die Lokalhistoriker.15 Ein Beitrag wie der von Roderich Schmidt über Wolgast als Residenz und Begräbnisstätte der pommerschen Greifen von 199616 ist eher die Ausnahme. Allerdings wurde jüngst anläßlich des Barther Stadtjubiläums 2005 gerade der Residenzaspekt der Stadtgeschichte in den Mittelpunkt einer
10 Neitmann 1990 (wie Anm. 4), S. 19, Anm. 34. 11 Daran ändert auch der Umstand nichts, daß fünf pommersche Herrschaftszentren Eingang in das aktuelle Handbuch der Residenzen-Kommission (wie Anm. 2), einem Überblick zur Thematik der Residenzbildung im Alten Reich, gefunden haben: Ralf-Gunnar Werlich, Barth, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch, Teilbd. 2: Residenzen, hg. von Werner Paravicini, bearb. von Jan Hirschbiegel/Jörg Wettlaufer (Residenzenforschung, 15.1.2), Ostfildern 2003, S. 37–39; Ders., Rügenwalde, in: ebenda, S. 503–505; Ders., Stettin, in: ebenda, S. 554–556; Ders., Stolp, in: ebenda, S. 557–559, Ders., Wolgast, in: ebenda, S. 642–643, jeweils mit Angabe der einschlägigen Literatur. 12 Eckhard Müller-Mertens, Die landesherrliche Residenz in Berlin und Kölln 1280–1486. Markgrafenhof, Herrschaftsschwerpunkt, Residenzstadt, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 36 (1988), S. 138–154; Karl-Heinz Ahrens, Residenz und Herrschaft. Studien zur Herrschaftsorganisation, Herrschaftspraxis und Residenzbildung der Markgrafen von Brandenburg im späten Mittelalter (Europäische Hochschulschriften, III.427), Frankfurt am Main u. a. 1990; Ders., Bemerkungen zur Mittelpunktsfunktion Berlins und Tangermündes im 14. und 15. Jahrhundert, in: Vorträge und Forschungen zur Residenzfrage, hg. von Peter Johanek (Residenzenforschung, 1), Sigmaringen 1990, S. 147–184. 13 Steffen Stuth, Höfe und Residenzen. Untersuchungen zu den Höfen der Herzöge von Mecklenburg im 16. und 17. Jahrhundert (Quellen und Studien aus den Landesarchiven Mecklenburg-Vorpommerns, 4), Bremen 2001. 14 Brigitte Streich, Zwischen Reiseherrschaft und Residenzbildung. Der wettinische Hof im späten Mittelalter (Mitteldeutsche Forschungen, 101), Köln/Wien 1989. 15 Vgl. die Literaturangaben in den in Anm. 11 genannten Artikeln des Residenzenhandbuches. 16 Schmidt 1996 (wie Anm. 6).
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aus diesem Anlaß veranstalteten Sonderausstellung des Stadtmuseums und des zu dieser Ausstellung erschienenen Katalogs gestellt, so daß auch Pommern von der Konjunktur residenzgeschichtlicher Forschung nicht gänzlich unberührt geblieben ist.17 Daß dennoch die Residenzenforschung für Pommern verglichen mit anderen Territorien noch sehr unterentwickelt ist, dürfte verschiede Gründe haben. Neben den generell aus den politischen Verhältnissen der Nachkriegsjahrzehnte resultierenden Defiziten in der Pommernforschung sind konkret vor allem der lange Zeit schwierige Zugang zu den Quellen und der Stand der Quellenedition, insbesondere der Urkunden, zu nennen, die hinderlich wirkten. So bedürfte es z. B. umfangreicher Recherchen, um die Herzogsurkunden nach 1345 als Grundlage einer Itinerarforschung komplett zu erfassen. Mit der Aufgabe befaßt, sich zu den Residenzen der Greifen zu äußern, überlegte der Verfasser, wie man sich einem solchen Thema nähern sollte: Greift man z. B. die beiden wichtigsten Residenzen Stettin und Wolgast heraus, um deren Entwicklung als Zentralorte vergleichend zu betrachten? Letztendlich fiel die Entscheidung, einen doch etwas weiteren, über die beiden genannten Orte hinausgehenden Überblick zu geben und zwar über die Entwicklung und Ausgestaltung der zentralen Herrschaftsorte der Greifendynastie im gesamten Zeitraum ihrer Existenz, zumal ein solcher bisher fehlt. Selbstredend kann ein Überblick in diesem Rahmen nur ein sehr grober sein, der auf Grundlage des aktuellen Forschungsstandes, gespeist von der landesgeschichtlichen und lokalhistorischen Literatur und publizierten Quellen nur auf die wichtigsten Orte eingeht, d. h. auf jene Orte, die für die Herrschaftsausübung der regierenden Greifenherzöge zeitweise eine deutlich herausgehobene Bedeutung besaßen. Nicht ausführlicher berücksichtigt werden daher z. B. die frühneuzeitlichen Residenzen der apanagierten Greifenherzöge im Camminer Stiftsgebiet und Witwensitze, wie z. B. der Sophia Hedwigs in Loitz, obwohl sich auch an solchen Orten fürstliche Herrschaft manifestierte und präsentierte. Diese müssen sich mit einem kursorischen Überblick am Ende des Beitrages begnügen.
17 Unter fürstlichem Regiment. Barth als Residenz der pommerschen Herzöge, hg. von Melanie Ehler/Matthias Müller, Berlin 2005. Darin speziell die Geschichte Barths als Herrschaftsmittelpunkt behandelnd: Ralf-Gunnar Werlich, Barth als Herrschaftssitz, ebenda 2005, S. 35– 55. Bei dem Aufsatz handelt es sich um eine dem Katalog angepaßte Fassung des Beitrages zur kurz zuvor erschienenen Festschrift der Stadt Barth, die auf Bitten der Katalogherausgeber in diesen aufgenommen wurde: vgl. Ralf-Gunnar Werlich, Barth als Herrschaftszentrum und Residenz, in: Stadt Barth 1255–2005. Beiträge zur Stadtgeschichte, hg. von Jörg Scheffelke/Gerd Garber, Schwerin 2005, S. 75–90. Siehe im übrigen auch das Kapitel „Das Beispiel der Residenzen“ bei Oliver Auge, Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter. Der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit (Mittelalter-Forschungen, 28), Ostfildern 2009, hier S. 155–160. Die dortigen Verweise auf „Werlich 2007“, im Literaturverzeichnis „Werlich (2009)“, beziehen sich auf den hier nunmehr vorliegenden im Jahr 2007 fertiggestellten Beitrag, dessen Manuskript der Verfasser Oliver Auge zur Verfügung gestellt hatte, und von dem man einst annahm, daß er noch 2007 erscheinen würde. Die Korrektur auf 2009 erreichte dann nur noch das Literaturverzeichnis, und sollte sich ebenso als unrealistisch erweisen.
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Die Entwicklung von weltlichen Herrschaftszentren im Mittelalter ist nicht nur verbunden mit naturräumlichen, wirtschaftlichen und nicht zuletzt machtpolitischen Faktoren, sondern wurde in nicht unerheblichem Maße auch von dynastischen Zufällen beeinflußt. Im pommerschen Herzogtum waren grundsätzlich alle Herzogssöhne erbberechtigt und an der Herrschaft zu beteiligen. Bei mehreren Söhnen wurde die Herrschaft häufig geteilt. Diese Zustände lassen sich bis in die Frühzeit der Greifenherrschaft im 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Die neuen Teilherrschaften bildeten eigene Herrschaftsschwerpunkte heraus, insbesondere, wenn der traditionelle Vorort nicht in ihren Herrschaftsbereich fiel. Pommern mit seinen zahlreichen Teilherzogtümern, von denen im Spätmittelalter kurzzeitig bis zu fünf nebeneinander bestanden und die Greifenherrschaft zersplitterten, ist dafür ein klassisches Beispiel.18 Das Teilungsprinzip galt bei den Greifen bis in die Frühe Neuzeit hinein. Noch 1532/1541 teilte man das zuvor durch dynastischen Zufall unter Bogislaw X. seit 1478 geeinte Herzogtum erneut zwischen den beiden zu diesem Zeitpunkt regierenden männlichen Greifen, Herzog Barnim IX. und seinem Neffen, Herzog Philipp I. Allerdings zeigte es sich, daß man bei dieser Teilung bemüht war, die Zahl der Teilherzogtümer nicht noch weiter zu vergrößern, indem man festlegte, daß zukünftig die Zahl der Teilherrschaften nicht über zwei hinaus weiter ansteigen dürfe.19 Dies bedeutete vor allem eine Hypothek für die männliche Nachkommenschaft Philipps I., deren große Zahl zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht absehbar war. Um so bemerkenswerter ist es, daß man sich bei der Erbauseinandersetzung von 1569 an diesen Grundsatz hielt und sich ein Teil der Söhne Philipps I. mit Apanagen abfinden ließ, ein Verfahren, welches auch in der nächsten Generation bei den Söhnen Bogislaws XIII. zur Anwendung kam. Die Zahl der vor diesem Hintergrund näher anzusprechenden Herrschaftszentren mehr oder weniger eigenständiger Teilherzogtümer der Greifen beläuft sich auf sieben: Usedom, Demmin, Stettin, Wolgast, Stolp, Rügenwalde und Barth. Diese sollen jedoch nicht einzeln abgehandelt, sondern vielmehr in vier Zeitschnitten betrachtet werden, die sich notwendigerweise an den pommerschen Teilungen orientieren: die Zeit bis zur Teilung von 1295, die Zeit von 1295 bis zur Wiedervereinigung der pommerschen Herzogtümer 1478, die Zeit Bogislaws X., die neuzeitlichen Residenzen der Greifen.
18 Ein knapper Überblick über die Teilungen in: Ralf-Gunnar Werlich, Greifen, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch, Teilbd. 1: Dynastien und Höfe, hg. von Werner Paravicini, bearb. von Jan Hirschbiegel/Jörg Wettlaufer (Residenzenforschung, 15.1.1), Ostfildern 2003, S. 74–84, hier S. 79–82. 19 Günter Linke, Die pommerschen Landesteilungen des 16. Jahrhunderts, in: Baltische Studien NF 37 (1935), S. 1-70, hier S. 67.
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Die Zeit bis zur Teilung von 1295 Als frühes Zentrum pommerscher Herrschaft wird Kolberg vermutet, wo 1107 und 1108 ein uns nicht mit Namen bekannter Pommernherzog bezeugt ist.20 Im Zusammenhang mit der Mission Ottos von Bamberg 1124 nennt Herbord bezogen auf Wartislaw I. – dem ersten historisch verbürgten Angehörigen des Greifenhauses – Cammin als civitas ducis, wo dieser offenbar den meisten Einfluß besaß. Dort hielt sich auch die Herzogin auf.21 Mit dem Ausgreifen der Landesherrschaft der Pommernherzöge weit über die Oder verlagerte sich deren Herrschaftsschwerpunkt nach Westen in den Oderraum und darüber hinaus. Aus dem Itinerar der Herzöge in slawischer Zeit zeichnen sich nun vor allem Demmin und Usedom als Vororte ab, in denen sich diese häufiger aufhielten.22 Offenbar fiel es den Herzögen in den neu erworbenen Gebieten leichter, landesherrliche Ansprüche zur Geltung zu bringen und über die Burgen zu verfügen.23 Bereits in der zweiten Greifengeneration kam es zwischen den Brüdern Bogislaw I. und Kasimir I. zu einer Landesteilung, wobei Bogislaw I. u. a. über Usedom und Stettin und Kasimir I. u. a. über Demmin und Cammin gebot. Das Prinzip dieser Teilung kam auch in der folgenden Generation zur Anwendung, so daß bezüglich der oben genannten Kastellaneien Bogislaw II. und sein Sohn Barnim I. über Usedom und Stettin und Kasimir II. und sein Sohn Wartislaw III. über Demmin verfügten.24 Die überregionale Bedeutung der Burg Usedom25 im 12. und zu Beginn des 13. Jahrhunderts, in deren unmittelbarer Nähe die Siedlung Grobe lag, belegt neben dem 20 Hermann Bollnow, Burg und Stadt in Pommern bis zum Beginn der Kolonisationszeit, in: Baltische Studien NF 38 (1936), S. 48–96, hier S. 68; Hermann Bollnow, Studien zur Geschichte der pommerschen Burgen und Städte im 12. und 13. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern, V.7), Köln/Graz 1964, S. 102; Ernst Bahr/ Roderich Schmidt, Altstadt-Kolberg, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 151f. 21 Bollnow 1936, Burg und Stadt (wie Anm. 20), S. 61; Bollnow 1964 (wie Anm. 20), S. 107f., umfassender zu Cammin im 12. und 13. Jahrhundert ebenda, S. 170–211; Ernst Bahr/Klaus Conrad, Kammin, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 211–213. 22 Bollnow 1936, Burg und Stadt (wie Anm. 20), S. 70f. „Aus dem Itinerar der Herzöge würden wir für die Slavenzeit als Herzogssitze erschließen: Kammin, Demmin und Usedom, in zweiter Linie Wollin und Kolberg …“ (ebenda, S. 70). Eine Übersicht über „Die pommerschen Aufenthaltsorte der Herzöge, Herzoginnen und Fürsten bis 1255“ ebenda, S. 91–95. 23 Vgl. Bollnow 1936, Burg und Stadt (wie Anm. 20), S. 71. 24 L. Quandt, Die Landestheilungen in Pommern vor 1295, in: Baltische Studien 11 (1845), H. 2, S. 118–142, hier S. 121; Gerhard Renn, Die Bedeutung des Namens „Pommern“ und die Bezeichnungen für das heutige Pommern in der Geschichte (Greifswalder Abhandlungen zur Geschichte des Mittelalters, 8), Greifswald 1937, S. 57. 25 Zu Usedom siehe u. a. Bollnow 1964 (wie Anm. 20), S. 212–261; Jürgen Petersohn, Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert. Mission – Kirchenorganisation – Kultpolitik (Ostmitteleuropa in Vergangenheit und Gegenwart, 17), Köln/Wien 1979, zu Usedom und Grobe siehe die
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herzoglichen Itinerar26 auch die Tatsache, daß sich hier 1128 die pommerschen Großen unter herzoglicher Leitung versammelten, um über die Annahme des Christentums zu entscheiden. Seit den 1120er Jahren war Usedom durch die Erweiterung der Greifenherrschaft in den Peeneraum in den Mittelpunkt des pommerschen Herzogtums gerückt, ein Mittelpunkt, der mit der seit 1140 auch in der schriftlichen Überlieferung faßbaren Burg ein Herrschaftszentrum bildete, dem zudem ein Wirtschaftszentrum mit frühstädtischem Charakter unmittelbar benachbart war.27 Der Bruder und Nachfolger Verweise im Ortsregister S. 611, 625; Jürgen Petersohn, Grobe – Marienberg – Usedom. Die Aussagen der Urkunden zur Entwicklung und Topographie des Usedomer Prämonstratenserstifts im 12. und 13. Jahrhundert, in: Die Insel Usedom in slawisch-frühdeutscher Zeit, hg. von Günter Mangelsdort (Greifswalder Mitteilungen. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie, 1), Frankfurt am Main u. a. 1995, S. 137–149; Winfried Schich, Usedom-Grobe und Brandenburg-Parduin, in: Die Insel Usedom in slawisch-frühdeutscher Zeit, hg. von Günter Mangelsdorf (Greifswalder Mitteilungen. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie, 1), Frankfurt am Main u. a. 1995, S. 151–161; Jürgen Petersohn, Anfänge und Frühzeit der Greifenmemoria, in: Land am Meer. Pommern im Spiegel seiner Geschichte. Roderich Schmidt zum 70. Geburtstag, hg. von Werner Buchholz/ Günter Mangelsdorf (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern, V.29), Köln/Weimar/Wien 1995, S. 85–110, hier S. 92–98; Ernst Bahr/Klaus Conrad, Usedom, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 309–311; Jürgen Petersohn, Usedom im frühpommerschen Herzogsstaat, in: Tausend Jahre pommersche Geschichte, hg. von Roderich Schmidt, Köln/Weimar/Wien 1999, S. 27–65; Günter Mangelsdorf, Kloster Grobe bei Usedom – Bericht über die Ergebnisse einer Ausgrabung, in: Von der Steinzeit zum Mittelalter, hg. von Günter Mangelsdorf (Greifswalder Mitteilungen. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie, 3), Frankfurt am Main u. a. 1999, S. 155–190; Hans Georg Thümmel, Zur Erforschung des Prämonstratenserklosters Grobe/Usedom – Ergebnisse und Fragen, in: Aus der Frühgeschichte des südwestlichen Ostseegebietes, hg. von Günter Mangelsdorf (Greifswalder Mitteilungen, 5), Frankfurt am Main u. a. 2002, S. 33–50 und jüngst Günter Mangelsdorf/Norbert Benecke/Felix Biermann mit einem Beitrag von Jörg Ansorge, Untersuchungen zum frühgeschichtlichen Wirtschafts- und Herrschaftszentrum Usedom II. Die spätslawische Siedlung am „Priesterkamp“, in: Bodendenkmalpflege in Mecklenburg Vorpommern. Jahrbuch 52/2004 (2005), S. 397–544 sowie F[elix] Biermann, Usedom, in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Bd. 31, Berlin/New York 2006, S. 567– 572, jeweils mit umfangreichem Literaturverzeichnis. 26 Vgl. wiederum die Zusammenstellung der Aufenthaltsorte der Herzöge bei Bollnow 1936, Burg und Stadt (wie Anm. 20), S. 91–95 sowie Bollnow 1964 (wie Anm. 20) mit dem Teilkapitel „Usedom als Aufenthaltsort der Herzöge“, S. 245–247. „Man möchte aus den Aufenthaltsorten schließen, daß Usedom in dieser Zeit eine der Hauptburgen der Pommernherzöge und während der Jahre 1216 bis 1233 geradezu Residenz der ‚Stettin-Usedomer’ Linie gewesen ist.“ (ebenda, S. 245f.). An anderem Ort konstatiert Bollnow 1936, Burg und Stadt (wie Anm. 20), S. 70, „Seit 1215/16 verlegen die jungen Herzöge [Bogislaw II. und Kasimir II., der Verf.] ihren Hauptsitz von Kammin nach Demmin und Usedom. Das hat seinen Grund in den politischen Verhältnissen.“ 27 Petersohn 1999 (wie Anm. 25), S. 30–36, insbesondere auch zur Rolle, welche Usedom zu diesem Zeitpunkt bereits „als Hauptort des lutizischen Herrschaftsbereiches Wartislaws I.“ spielte.
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Wartislaws I., Herzog Ratibor I., erhöhte die Bedeutung des Ortes für das Herrscherhaus weiter, indem er mit seiner Gattin Pribislawa zu Beginn der zweiten Hälfe des 12. Jahrhunderts in Grobe ein Prämonstratenserkloster gründete, welches zur Grablege des Stifterpaares wurde.28 Ein Gedenkstein aus dem späten Mittelalter in der Marienkirche in Usedom erinnert noch heute an das Stifterpaar (Abb. 1).29 Unter dem pommerschen Bischof Konrad I. (1163/64–1186) war Usedom zeitweilig sogar Bischofssitz und der Prämonstratenserkonvent erfüllte die Funktionen eines Domkapitels, bis man sich auf Grund politischer Überlegungen entschloß, das Bistum in Cammin ortsfest werden zu lassen.30 Man hat vermutet, daß Herzog und Bischof in jener Zeit in Usedom gemeinsam Münzen schlagen ließen.31 Usedom/Grobe hob sich als herzoglicher Zentralort vor allen anderen zeitgenössischen Orten hervor: Er verfügte über eine herzogliche Klosterstiftung, ein herzogliches Stiftergrab und herzogliche Präsenz in Gestalt des castrums. Bogislaw I., Neffe und Nachfolger Ratibors I., in dessen Herrschaftsbereich Usedom nach der Teilung mit seinem Bruder Kasimir I. lag, ließ nicht nur das in den unruhigen
28 Zur Bedeutung des Prämonstratenserklosters Grobe für die Greifenherzöge und ihre Herrschaft vgl. Petersohn 1999 (wie Anm. 25), S. 37–47, speziell als Grablege S. 42f. Zu den Grablegen der Greifen vgl. grundsätzlich Martin Wehrmann, Die Begräbnisstätten der Angehörigen des pommerschen Herzogshauses, in: Baltische Studien NF 39 (1937), S. 100–118, bezüglich Grobe S. 105, sowie den Beitrag von Arthur Behn in diesem Band. 29 Hugo Lemcke, Der Kreis Usedom-Wollin (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Pommern, Teil 2: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Stettin, 1.4), Stettin 1900, S. 395f., 425; Robert Burkhardt, Chronik der Insel Usedom. I. Abschnitt: Bis zum Schlusse des dreizehnten Jahrhunderts, Swinemünde 1909, S. 56; Usedom. Geschichte und Geschichten. 700 Jahre Stadt Usedom, hg. von Brigitte Metz, Ostklüne 1998, S. 47; Vorpommersche Küstenregion. Mit Stralsund, Greifswald, Rügen und Usedom (Die Bau- und Kunstdenkmale in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin 1995, S. 354; Thümmel 2002 (wie Anm. 25), S. 45f. Zum Gedenkstein jüngst ausführlicher Oliver Auge, Zwischen Innovation und Tradition – Epigraphische Zeugnisse fürstlicher Selbstdarstellung in Mecklenburg und Pommern im 16. Jahrhundert nebst einem Exkurs zu Alter und Entstehungshintergrund des sogenannten Ratiborsteins in der Usedomer Marienkirche, in: Traditionen, Zäsuren, Umbrüche. Inschriften des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit im historischen Kontext, hg. von Christine Magin/Ulrich Schindel/Christine Wulf, Wiesbaden 2008, S. 55–75, hier S. 67– 74, und Bildteil Taf. 8–15, hier Taf. 12–14, sowie Ders., Der so genannte Ratiborstein in der Usedomer Marienkirche – neue Erkenntnisse zum frühesten epigraphischen Zeugnis einer Greifenmemoria, in: „Die Dinge beobachten ...“. Archäologische und historische Forschungen zur frühen Geschichte Mittel- und Nordeuropas. Festschrift für Günter Mangelsdorf zum 60. Geburtstag, hg. von Felix Biermann/Ulrich Müller/Thomas Terberger (Archäologie und Geschichte im Ostseeraum, 2), Rahden-Westfalen 2008, S. 347–355. 30 Petersohn 1979 (wie Anm. 25), S. 311, 359f.; Petersohn 1999 (wie Anm. 25), S. 48–52. 31 Petersohn 1999 (wie Anm. 25), S. 55f. Vgl. auch jüngst Joachim Krüger, Zwischen dem Reich und Schweden. Die landesherrliche Münzprägung im Herzogtum Pommern und in Schwedisch-Pommern in der frühen Neuzeit (ca. 1580–1715) (Nordische Geschichte, 3), Berlin 2006, S. 29, Anm. 5, vgl. auch den Beitrag zur Münzprägung der pommerschen Herzöge in diesem Band, Anm. 5.
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Zeiten verlassene Kloster 1177 erneut mit Mönchen besetzten32, sondern plante auch eine Verlegung auf den Marienberg und dort eine regelrechte Familiengrablege, die er mit seinem früh verstorbenen Sohn Wartislaw beginnen ließ. Die jüngste Forschung – seit 1991 trägt das von der Historischen Kommission für Pommern initiierte Forschungsprojekt „Usedom im frühpommerschen Herzogsstaat – seine historische und archäologische Erforschung“ der Bedeutung des Ortes Rechnung – hat jedoch wahrscheinlich gemacht, daß es zu dieser Verlegung nicht gekommen ist.33 Ob Bogislaw I. wie sein Sohn auf dem Marienberg bestattet wurde oder in Grobe, bleibt einstweilen offen. Bereits der Bestattungsort Bogislaws II. († 1220), seines Sohnes und Nachfolgers im Herrschaftsgebiet, in dessen Itinerar ebenfalls Usedom/Grobe hervortritt34, verweist jedoch mit der Abb. 1a: Gedenkstein für Herzog Ratibor I. und seine Jakobikirche in Stettin auf den Gemahlin Pribislawa, die Stifter des Klosters Grobe, in Ort, der Usedom in seiner Vorortder Marienkirche zu Usedom, 2007. funktion für diesen Herrschaftszweig der Greifen während der Herrschaft Barnims I., Sohn Bogislaws II., ablösen sollte. Diese Ablösung wird besonders im Itinerar Herzog Barnims I. deutlich, in dem seit der Mitte der 1230er Jahre Usedom deutlich hinter dem als herzoglicher Aufenthaltsort neu erscheinenden Stettin zurücktritt, so daß Bollnow davon spricht, „daß Stettin die eigentliche Residenz Bar32 Pommersches Urkundenbuch (PUB), Bd. 1: 786–1253, Erster Teil: Urkunden, neu bearb. von Klaus Conrad, 2. Aufl., Köln/Wien 1970 (im folgenden PUB 1), Nr. 72. 33 Petersohn 1995, Grobe (wie Anm. 25), S. 143; Petersohn 1995, Anfänge (wie Anm. 25), S. 97; Mangelsdorf/Benecke/Biermann/Ansorge 2005 (wie Anm. 25), S. 397, mit dem Hinweis, daß dies nicht unwidersprochen blieb. 34 Vgl. Anm. 26. Die Quellenlage ist etwas dünn, da der Aufenthaltsort Bogislaws II. in Pommern ab 1216 lediglich drei Mal belegt ist, wobei zwei der Erwähnungen allerdings Usedom bzw. Grobe betreffen: Bollnow 1936, Burg und Stadt (wie Anm. 20), S. 92; Bollnow 1964 (wie Anm. 20), S. 245, siehe auch PUB 1, Nr. 170, 181.
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nims wurde“. Über die konkreten Ursachen für diese Entwicklung lassen sich lediglich Vermutungen anstellen. Bollnow hat den Ortswechsel mit dem Erlöschen der slawischen Kastellaneiverfassung und dem Vordringen des deutschen Elements sowie einer „Schwenkung von der dänischen zur deutschen Politik Barnims“ in Zusammenhang gebracht.35 Man kann sie wohl auch in den unsicheren Machtverhältnissen im Usedomer Umfeld vermuten – Wolgast war z. B. lange Zeit in auswärtiger Hand, bis es von Barnim I. wiedergewonnen und in Verbindung mit der Abtretung der Uckermark im Vertrag zu Hohenlandin 1250 dauerhaft für Pommern gesichert werden konnte.36 Auch dürften für Barnim I. die Vorzüge einer aufstrebenden Stadt für einen Herrschaftssitz von Interesse gewesen sein.37 Stettin38 war schon zu Zeiten Ottos von Bamberg die bedeutendste frühstädtische Siedlung Abb. 1b: Skizze des Gedenksteins für Herzog Ratibor I. im pommerschen Raum und und seine Gemahlin Pribislawa, die Stifter des Klosters Grobe, in der Marienkirche zu Usedom. wurde von dessen Biographen als Mutter der pommerschen Städte 35 Bollnow 1936, Burg und Stadt (wie Anm. 20), S. 70, 92, Bollnow 1964 (wie Anm. 20), S. 246f. Die Zitate S. 247. 36 So belehnte König Erich IV. von Dänemark 1235 den Rügenfürsten Wizlaw I. mit dem halben Land Wolgast (PUB 1, Nr. 317), während die andere Hälfte offenbar als Aussteuer Sophias von Dänemark an deren Gatten, Markgraf Johann I. von Brandenburg gelangte, vgl. Werlich 2003, Wolgast (wie Anm. 11), S. 642. 37 Bollnow 1936, Burg und Stadt (wie Anm. 20), S. 70, konstatiert: „Von der vierziger Jahren an leben die Herzöge vorwiegend in Städten …“. 38 Als Überblick siehe Werlich 2003, Stettin (wie Anm. 11), zudem Gustav Kratz, Die Städte der Provinz Pommern, Berlin 1865, ND Vaduz 1991, Stettin: S. 376–412; Braun, Stettin, in: Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte, Bd. 1: Nordostdeutschland, Stuttgart/Berlin 1939, S. 235–242; Ernst Bahr/Klaus Conrad, Stettin, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 280–287.
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und Hauptstadt des Landes bezeichnet. Nach dem Entschluß der Stettiner wollten sich die Wolliner richten. Der Einfluß des Herzogs in Stettin, der dort über einen Hof verfügte, war zunächst eher gering, dürfte allerdings im Zuge des allgemeinen Ausbaus der Herzogsmacht und mit dem von herzoglicher Seite geförderten Zugzug deutscher Bevölkerungselemente gestiegen sein.39 Schon unter Bogislaw I. war der Ort herzogliche Münzstätte, wo der Herzog Pfennige mit seinem Namen prägen ließ.40 Spielte Stettin in der herzoglichen Herrschaftsausübung bis zur Mitte der 1230er Jahre – sieht man einmal davon ab, daß Herzog Ratibor I. 1147 an der Abwehr des Kreuzfahrerheeres, welches vor Stettin stand, beteiligt war – keine erkennbare Rolle, so änderte sich dies nunmehr nachhaltig. In den 1240er Jahren ist Stettin der Ort, für den die meisten Aufenthalte Barnims I. belegt sind.41 Barnim I. förderte nicht nur die Entwicklung der deutschrechtlichen Stadt – 1237 erhielten die Deutschen die Gerichtsbarkeit über alle Bewohner Stettins – sondern verlieh Stettin 1243 auch das Magdeburger Stadtrecht und weitere Vergünstigungen.42 1243 stifteten der Herzog und seine Gemahlin, Marianne von Schweden, ein Zisterzienserinnenkloster. Dieses wurde zur Grablege der beiden Frauen Barnims I.43 Seit 1244 bezeichnete sich Barnim I. in Urkunden als Herzog von Stettin, ein untrügliches Indiz für die neue Rolle, die Stettin in jener Zeit für das Herzogshaus zu spielen begann.44 Zwar ließ Barnim I. 1249 auf Bitten der Bürger die Burg niederreißen und übereignete ihnen den Burgplatz, dennoch behielt er offenbar einen Hof, den er vermutlich erweiterte.45 Es ist jedenfalls schlecht denkbar, daß sich der Herzog nicht schon zum damaligen Zeitpunkt eine gewisse Fläche reserviert haben sollte. Die Fürstenmacht blieb in der Stadt präsent. Dies zeigen die Ereignisse 1261–1263, als der Herzog auf dem ehemaligen Burggelände im Einvernehmen mit der Stadt das Marienstift errichten ließ, dem er das Burggelände übertrug. Dabei reservierte er sich ausdrücklich eine curia und den Hof eines Ritters zur eigenen Verfü39 Jan M. Piskorski/Bogdan Wachowiak/Edward Włodarczyk, Stettin. Kurze Stadtgeschichte, Poznań 1994, S. 18, 22; Martin Wehrmann, Geschichte der Stadt Stettin, Stettin 1911, S. 12, 17. 40 Hermann Dannenberg, Münzgeschichte Pommerns im Mittelalter, Berlin 1893, S. 27f.; KarlOtto Konow, Die Münzstätten und Prägezeiten der frühen Denare des Herzogtums Pommern, in: Baltische Studien NF 85 (1999), S. 7–18; Krüger 2006 (wie Anm. 31), S. 29, und dessen Beitrag in diesem Band. 41 Zu 1147 vgl. Petersohn 1999 (wie Anm. 25), S. 37, ansonsten Bollnow 1936 (wie Anm. 20), S. 92f. 42 Piskorski/Wachowiak/Włodarczyk 1994 (wie Anm. 39), S. 24f.; Wehrmann 1911 (wie Anm. 39), S. 24–28; PUB 1, Nr. 348, 417. 43 PUB 1, Nr. 414–416; Piskorski/Wachowiak/Włodarczyk 1994 (wie Anm. 39), S. 47; Wehrmann 1911 (wie Anm. 39), S. 25f.; Siegfried Buboltz, Herzog Barnim III. von Pommern und seine Kirchenstiftungen. Ein Beitrag zur Stettiner Kirchenbauforschung, Würzburg 1934, S. 6–15. 44 Renn 1937 (wie Anm. 24), S. 57; PUB 1, Nr. 429, 451, 540, 542f., 559, 566. 45 Eugeniusz Cnotliwy, Początki i rozwój średniowiecznej siedziby książęcej w Szczecinie, in: Zamek książęcy w Szczecinie, Szczecin 1992, S. 9–32 mit deutscher Zusammenfassung, hier S. 31; Wehrmann 1911 (wie Anm. 39), S. 33, 39; Piskorski/Wachowiak/Włodarczyk 1994 (wie Anm. 39), S. 26f.; PUB 1, Nr. 484.
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gung.46 Das Stift übernahm in der Folgezeit die Funktion einer zentralen Grablegeund Memorialkirche der Herzöge und erfüllte diese über zwei Generationen. Kleriker des Stiftes standen in engstem Kontakt zum fürstlichen Hof und leisteten dort als Notare und Kapläne Dienste. „Die Mehrzahl der herzoglichen Urkunden, die keine Empfängerausfertigungen waren, sind in der Zeit nach der Gründung des Marienstiftes von den dortigen Kanonikern besorgt worden.“47 Über das Aussehen des fürstlichen Hofes in der Stadt in jener Zeit liegen uns keinerlei Informationen vor. Wenn wir erfahren, daß die Präsenz des Herzogs in der Stadt in den 1240er Jahren zunahm und zudem der örtliche Bezug sogar in der Titulatur hergestellt wurde, andererseits jedoch auf Bitten der Bürger die Burg abgerissen wurde, muß dies auf den ersten Blick verwundern. Offenbar handelte es sich um eine nicht mehr zeitgemäße Anlage, die als Schutz des herzoglichen Hofes nur von geringem Wert war und derer Umfang das Maß dessen, was für den herzoglichen Bedarf notwendig war, weit überstieg, ließen sich doch später das Marienstift, das Ottenstift und der Herzogshof auf dem Gelände unterbringen. Das am weitesten nach Westen vorgeschobene Herrschaftszentrum war Demmin.48 Schon 1128 empfing hier Wartislaw I. den zu seiner zweiten Missionsreise eintreffenden Otto von Bamberg. Die herausragende strategische Bedeutung des Ortes, den schon Adam von Bremen im 11. Jahrhundert civitas maxima nannte, belegen die zahlreichen Kämpfe des 12. und 13. Jahrhunderts. Daß unter den Herzögen Kasimir I., Kasimir II. und Wartislaw III. Demmin zugleich das hervorgehobene Herrschaftszentrum war, belegen die Itinerare Kasimirs II. und Wartislaws III., das Auftreten als früher Münzort49 sowie die Aufnahme des Namens Demmin in den Herzogstitel. So nannten sich alle drei Herzöge u. a. Herzöge von Demmin. Erstmals wird Kasimir I. 1171 als 46 PUB, Bd. 2, 1. Abtheilung: 1254–1278, bearb. und hg. von Rodgero Prümers, Stettin 1881, Nr. 698f., 710, 740; Martin Wehrmann, Die Gründung des Domstiftes zu St. Marien in Stettin, in: Baltische Studien 36 (1886), S. 125–157, vgl. auch Dirk Alvermann, Domstift, Hofkapelle und Kanzlei. Das Urkundenwesen der Herzöge von Pommern-Stettin von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, in: Baltische Studien NF 85 (1999), S. 19– 38, hier S. 20–22; Piskorski/Wachowiak/Włodarczyk 1994 (wie Anm. 39), S. 46; Wehrmann 1911 (wie Anm. 39), S. 33f. 47 Alvermann 1999 (wie Anm. 46), S. 22. 48 Als Überblick vgl. Kratz 1865 (wie Anm. 38), S. 114–124; Bellée, Demmin, in: Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte, Bd. 1: Nordostdeutschland, Stuttgart/Berlin 1939, S. 153f.; Ernst Bahr/Klaus Conrad, Demmin, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 175–177. Des weiteren Wilhelm Carl Stolle, Beschreibung und Geschichte der Hansestadt Demmin, Greifswald 1772; Karl Goetze, Geschichte der Stadt Demmin, Demmin 1903; Roderich Schmidt, Demmin – historische Grenzregion zwischen Pommern und Mecklenburg, in: Grenzregion zwischen Pommern und Mecklenburg. Vorträge 1997–1999 (Schriften des Fördervereins Kreisheimatmuseum Demmin, 1), Schwerin 2000, S. 13–20. 49 Bezüglich der Itinerare vgl. Bollnow 1936, Burg und Stadt (wie Anm. 20), S. 91–94, bezüglich der Rolle Demmins als früher landesherrlicher Münzort Dannenberg 1893 (wie Anm. 40), S. 27–30; Konow 1999 (wie Anm. 40), Krüger 2006 (wie Anm. 31), S. 29, und dessen Beitrag in diesem Band.
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Urkundenzeuge Cazimarus de Dimin genannt, später nennen sie sich in der Intitulatio selbst dux Dyminensis/de Demin.50 Über die Lage der herzoglichen Burg gibt es in der Literatur unterschiedliche Auffassungen.51 Die ältere Annahme der Existenz einer Burg am unmittelbaren Rand der civitas Demmin (Abb. 2) wird in der jüngeren Literatur nicht mehr vertreten. Vielmehr ist allgemein die Auffassung akzeptiert, daß die Lage der Herzogsburg mit dem sogenannten Haus Demmin identisch ist. Hatte man zunächst vermutet, daß diese Burganlage in der Zeit der pommerschen Westexpansion errichtet wurde, so nimmt man heute an, daß sie bereits aus dem 10. Jahrhundert stammt.52 Der Kernbau des backsteinernen Turmes wurde auf Grund moderner bauhistorischer Begutachtungen auf die Zeit um 1200 datiert und die Burg laut dänischer chronikalischer Überlieferung 1211 erneuert.53 Am Zusammenfluß von Tollense und Peene strategisch herausragend positioniert, konnten sich letztendlich die Pommern50 Renn 1937 (wie Anm. 24), S. 57 mit Nachweisen in Anm. 211; Kratz 1895 (wie Anm. 38), S. 114; Vgl. u. a. PUB 1, Nr. 55 auf S. 69, 62, 193, 227, 248f., 334, 467 (Urkunde von 1248 mit einem Siegel des Herzogs, welches in der Umschrift ebenfalls auf Demmin als Herrschaftssitz verweist), 478, 492, 498f., 540, 562, 573, 579. 51 Zur Burg siehe Gustav von Boenigk, Die Lage der Burg Demmin in wendischer und frühchristlicher Zeit, in: Baltische Studien 33 (1883), S. 148–160 mit einer Lageskizze im Anschluß, hier als Abb. 2; Hugo Lemcke, Der Kreis Demmin (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Pommern, Teil 2: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Stettin, 1.1), Stettin 1898, S. 17f.; Hermann Bollnow, Die deutschen Anfänge Demmins, in: Monatsblätter der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Alterthumskunde 50 (1936), S. 77–83, hier S. 77f.; Finger 1937, Demmin als Residenz (wie Anm. 7); Hermann Bollnow, Die pommersche Burg im 13. Jahrhundert, in: Monatsblätter der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Alterthumskunde 54 (1940), S. 85–92, hier S. 85–89; Volker Schmidt, Die Befestigungsanlagen im Siedlungsgebiet der Wilzen/Lutizen, in: Zur slawischen Besiedlung zwischen Elbe und Oder, hg. von Werner Budesheim (Beiträge für Wissenschaft und Kultur, 1), Neumünster 1994, S. 73–83, hier S. 80f.; Gunnar Möller, Die Anfänge „deutschen“ Burgenbaus in Vorpommern, in: Ethnographisch-archäologische Zeitschrift 39 (1998), H. 2, S. 217–228, hier S. 119–221; Gunnar Möller, Adlige Burgen und Befestigungen im Raum Demmin, in: Grenzregion zwischen Pommern und Mecklenburg. Vorträge 1997–1999 (Schriften des Fördervereins Kreisheimatmuseum Demmin, 1), Schwerin 2000, S. 47–54, hier S. 49f.; Dirk Schleinert, Haus Demmin im Wandel der Zeiten. Zur Geschichte einer Herrenhausanlage in Pommern, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 40 (2002), H. 1, S. 2–9, hier S. 2f. 52 Die spätere bei Bollnow 1936, Die deutschen Anfänge (wie Anm. 51), S. 78, die frühere bei Volker Schmidt 1994 (wie Anm. 51), S. 80f. Roderich Schmidt 2000 (wie Anm. 48), S. 14, läßt die Frage nach dem Zeitpunkt der Entstehung der Burg betont offen. 53 Möller 2000 (wie Anm. 51), S. 49. Damit sei dieser der älteste pommersche Profanbau. Daß „steinern“ mitzudenken ist, versteht sich von selbst. Hinzugesetzt werden sollte aber ‚nach unserer heutigen administrativen Einteilung‘, da, wie Möller 1998 (wie Anm. 51), S. 221– 223, selbst ausführlich erläutert, die Entstehung der heute noch erhaltenen Turmburg in Stolpe an der Oder bei Angermünde vermutlich in die gleiche Zeit zu datieren ist und damals zum pommerschen Gebiet und Machtbereich Dänemarks gehörte. Die chronikalische Überlieferung bezüglich Demmins: Pommersches Urkundenbuch, Bd. 1, Abt. 1: 786–1253, bearb. und hg. von Robert Klempin, Stettin 1868, Nr. 155, vgl. auch PUB 1, Nr. 155.
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Abb. 2: Die Karte von Boenigks von 1883 zeigt die Befestigungen und Straßen zwischen 1000 und 1200 um Demmin. Auch wenn seine Auffassung von einer landesherrlichen Burg im Südosten der civitas (auf der Abb. d) heute nicht mehr geteilt wird, so zeigt die Darstellung doch sehr anschaulich die topographische Situation.
herzöge im Besitz der Burg behaupten. Über die Baugeschichte – insbesondere in der Herzogszeit – ist wenig bekannt. Lediglich ein Stich Merians aus dem 17. Jahrhundert zeigt den Turm vor und nach seiner Sprengung durch die Schweden 1648 (Abb. 3). Obwohl eine Gründungsurkunde für die deutschrechtliche Stadt Demmin fehlt, weisen spätere Stadtrechtsbestätigungen der pommerschen Herzöge klar daraufhin, daß Demmin das lübische Recht unter den Herzögen Wartislaw III. und Barnim I. erhielt. Dies dürfte am Ende der 1230er oder in den 1240er Jahren geschehen sein, jedenfalls nachdem seit 1236 auf Burg Demmin deutsche Ritter die Geschäfte des Her-
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Abb. 3: Der Burgturm von Demmin in der Darstellung von Merian 1652 vor und nach der Sprengung.
zogs wahrnahmen. Eine Urkunde des Herzogs Wartislaw III. von 1249 läßt die Vermutung zu, daß die Stadt bereits zu dieser Zeit einen eigenen Rechtsbezirk bildete. 1265 sind dann „advocatus, consules et universitas burgensium de Dimin“ urkundlich bezeugt.54 Auch an diesem Herrschaftszentrum entwickelte sich also aus der slawischen civitas eine deutschrechtliche Stadt, ähnlich wie dies zeitnah weiter östlich in Stettin geschah. Die Zeit Demmins als herzoglicher Herrschaftsmittelpunkt endete mit dem Tod Wartislaws III. 1264. Kurz zuvor hatte Barnim I. mit der Gründung des Marienstiftes in Stettin einen deutlichen Schwerpunkt für die erbende Greifenlinie gesetzt. Zum Abbruch der Entwicklung Demmins als herzogliches Herrschaftszentrum dürften auch in erheblichem Maße die Gebietsverluste der Greifen beigetragen haben, die Demmin an die Peripherie der Greifenherrschaft rücken ließen. Als unter den Stiefbrüdern Bogislaw IV. und Otto I. 1295 die Herrschaft erneut geteilt wurde, geschah dies unter gänzlich anderen Rücksichten. Nichts macht dies anschaulicher als der Umstand, daß Demmin nun selbst Gegenstand der Teilung wurde. Während die nördlich der Burg gelegene Stadt an das Herzogtum Pommern-Wolgast fiel, gelangten Burg und 54 PUB 1, Nr. 86, S. 64; PUB 2, Nr. 789, siehe auch Bollnow 1936, Die deutschen Anfänge (wie Anm. 51).
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Vogtei Demmin an die Stettiner Linie. Immerhin blieb Demmin herzogliche Burg, bevor sie 1495 an das Geschlecht der von Podewils zunächst verpfändet und 1512 zu Lehen ausgegeben wurde. Es bleibt – entgegen Darstellungen, die schon für das 12. Jahrhundert von einem Herzogtum Demmin und einem Herzogtum Stettin sprechen55 – für die Zeit bis 1295 zusammenfassend zu betonen: Die herausgehobenen Herrschaftszentren der Greifen seit der Mitte des 12. Jahrhunderts lagen in Demmin und Usedom. Stettin begann erst seit den 1230er und 1240er Jahren als herzoglicher Herrschaftsort hervorzutreten. Die ihm nun rasch zuwachsende Rolle als Herrschaftszentrum der Greifenlinie, welcher Barnim I. angehörte, übernahm Stettin ganz eindeutig von Usedom.56 Dies geschah in einer Zeit, in der die andere Greifenlinie, deren letzter männlicher Vertreter Wartislaw III. war, ihren namengebenden Herrschaftsschwerpunkt weiterhin in Demmin hatte. Die Betonung dieser Orte darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, daß bis zum Ende des Mittelalters die Herrschaft von einem Herzogshof ausgeübt wurde, der im Lande umherzog und seinen Aufenthalt vornehmlich in den Landesburgen, Klöstern und Städten nahm.
Die Zeit von 1295 bis zur Wiedervereinigung der pommerschen Herzogtümer 1478 Die Landesteilung von 1295 gliederte die Greifenherrschaft in ein nördliches Herzogtum mit dem Vorort Wolgast und ein südliches mit dem Vorort Stettin. Betrachten wir zunächst die Weiterentwicklung Stettins, welches als Herrschaftszentrum der Greifen bereits eingeführt war. Die ältere Literatur formuliert frei von terminologischen Bedenken „… die Stadt war von da ab die Haupt- und Residenzstadt des nach ihr benannten Herzogthums Stettin“57, obgleich sich selbst die architektonische Präsenz des Herzogs in der Stadt noch sehr bescheiden ausgenommen haben dürfte. Näheres wissen wir darüber jedoch nicht. Bekannt ist lediglich, daß Herzog Barnim III. von Pommern-Stettin 1345 mit dem Bau eines steinernen Hauses begann. 55 Z. B. Renn 1937 (wie Anm. 24), S. 57; Linke 1935 (wie Anm. 19), S. 2. 56 Dies unterstreichen auch deutlich die genealogischen Zusammenhänge. Sowohl Kasimir II. wie auch sein Sohn Wartislaw III. († 1264) nannten sich nach ihrem Herrschaftszentrum Herzöge von Demmin. Hingegen begann Barnim I. – Sohn Bogislaws II., dessen Herrschaftszentrum noch in Usedom lag (vgl. weiter oben Anm. 26 und 34) – sich in seinem Herzogstitel seit 1244 nach Stettin zu benennen. Die Auffassung Thümmels 2002 (wie Anm. 25), S. 35, „Seit dem späten 12. Jahrhundert verlagerte sich das herzögliche Zentrum [von Usedom, der Verf.] nach Wolgast …“ findet in den Quellen keinerlei Belege und ihr muß daher deutlich widersprochen werden, ebenso wie der in die gleiche Richtung zielenden Aussage Buskes (Buske/Bock 1995 [wie Anm. 8], S. 67, der genaue Wortlaut weiter unten in Anm. 79). Vgl. auch weiter unten Anm. 68 und 69 und den zugehörigen Text. 57 Kratz 1865 (wie Anm. 38), S. 384. Auch in der jüngeren Literatur lesen wir z. B. bei Schleinert 2002 (wie Anm. 51), S. 3: „Nach dem Tod Wartislaws III. wurde Haus Demmin als Herzogsresidenz aufgegeben. Bei der Landesteilung von 1295 wurden Stettin und Wolgast zu den Hauptresidenzen.“
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Abb. 4: Hof Barnims III. nach 1347: 1 Steinhaus, 2 gemauertes Schloßgebäude, 3 Stiftskirche St. Otten, 4 Wehrmauer, 5 Hoflatrinen, 6 vermutete Größe des Hofes.
Die Stadt schritt umgehend und nachdrücklich dagegen ein, indem sie die Arbeiter verjagte und die begonnenen Bauten zerstören ließ, da eine Verstärkung der herzoglichen Präsenz in der Stadt ihren Interessen entgegenstand und ganz offensichtlich der beim Abriß der Burg 1249 durch Barnim I. gegebenen Zusage, daß auch zukünftig keine herzogliche Burg in der Stadt errichtet werden solle, widersprach. Im folgenden Jahr mußte sie sich jedoch dem Urteil eines Schiedsgerichtes fügen und sich dazu verpflichten, dem Herzog nun selbst ein steinernes Haus nebst Kapelle und Mauer zu errichten.58 Sowohl das Steinhaus als auch die Kirche ließen sich bei archäologischen Untersuchungen nachweisen (Abb. 4). Letztere ließ Barnim III. 1346 dem Pommernmissionar Otto von Bamberg weihen und gründete zugleich an der Ottenkirche ein
58 Die Festlegungen in einer Urkunde vom 24. August 1346: Das feste Haus sollte 100 Fuß lang, 30 Fuß breit und 25 Fuß hoch sein, vgl. Wehrmann 1911 (wie Anm. 39), S. 39f.; Piskorski/Wachowiak/Włodarczyk 1994 (wie Anm. 39), S. 29; Hugo Lemcke, Das königliche Schloss in Stettin (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Regierungsbezirks Stettin, 14.1), Stettin 1909, S. 11f.
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zwölf Kanonikate umfassendes Stift,59 welches nunmehr die Funktionen übernahm, die bisher das Marienstift für das Herzogshaus als Grablege, Memorialort und beim Hofdienst wahrgenommen hatte. Wenig später wurde die Kirche durch einen Rundgang erweitert, der dem Bau den Charakter einer Basilika verlieh. Barnims III. Nachfolger setzten an den Chor einen fünfeckigen unterkellerten Bau an, vermutlich eine Gruft, und ließen bis zum Ende des 15. Jahrhunderts ein weiteres Wohnhaus sowie Wirtschaftsgebäude errichten.60 Kasimir V. († 1435) sah sich gezwungen, eine begonnene Wehrmauer auf Grund von Protesten wieder abreißen zu lassen.61 Der Kirchenbau trug den Charakter einer Herrschaftskirche. Darauf verweist nicht zuletzt die Figur des heiligen Otto von Bamberg, die sich als einzige von dem sicher einst reichhaltigen Skulpturenschmuck der Kirche aus jener Zeit erhalten hat. Auch wenn das ikonographische Programm nicht eindeutig zu klären ist, wird eine Darstellung der herzoglichen Stifter an der Konsole in Erwägung gezogen. Den Bezug zum Greifenhaus und dessen Verdienste um die Christianisierung der Pommern stellt die Greifenagraffe her, die die Figur des heiligen Otto trägt.62 Herzogliche Begräbniskirche und Memorialstätte blieb die Ottenkirche – in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Neubau fest in den Baukörper der Schlosses integriert – bis zum Aussterben der Dynastie. Nach der Landesteilung von 1295 führten zunächst nur die Herzöge von Stettin diesen Namen in ihrem Titel. Im Rahmen der sich für beide Linien in der Mitte des 14. Jahrhunderts herausbildenden gleichen Titulatur wurde Stettin jedoch auch Bestandteil des Titels der Wolgaster Herzöge und später stets an der Spitze genannt.63 So erklärt es sich, daß selbst eine hervortretende Angehörige des Wolgaster Herzogshauses, wie die der hinterpommerschen Linie entstammende Gemahlin Kaiser Karls IV., Elisabeth, 59 Wehrmann 1911 (wie Anm. 39), S. 40f.; Buboltz 1934 (wie Anm. 43), S. 16–24. 60 Krystyna Kroman, Dzieje szczecińskiego zamku za panowania książąt pomorza zachodniego, in: Mecenat artystyczny książąt pomorza zachodniego. Materiały z sesji oddziału szczecińskiego stowarzyszenia historyków sztuki w zamku królewskim w Warszawie 21–22 listopada 1986 R., Szczecin 1990, S. 49–61 mit deutscher Zusammenfassung, hier S. 60; Cnotliwy 1992 (wie Anm. 45), S. 31f. 61 Kroman 1990 (wie Anm. 60), S. 60; Cnotliwy 1992 (wie Anm. 45), S. 23–26, 32, vgl. dazu Lemcke 1909 (wie Anm. 58), S. 12; Wehrmann 1911 (wie Anm. 39), S. 77. 62 Inwieweit auch der an der Konsole angebrachte Schild einst das Herzogswappen zeigte, wie von Zofia Krzymuska-Fafius, Rola kultu św. Ottona bamberskiego w fundacjach Barnima III, in: Mecenat artystyczny książąt pomorza zachodniego. Materiały z sesji oddziału szczecińskiego stowarzyszenia historyków sztuki w zamku królewskim w Warszawie 21–22 listopada 1986 R., Szczecin 1990, S. 7–27 mit deutscher Zusammenfassung, S. 27, äußert, kann hier nicht geklärt werden. Jedenfalls zeigt ein Foto der Kopie der Figur und ihrer Konsole bei Janina Kochanowska, Das Herzogsschloß in Stettin, Stettin o. J., S. 6f., auf dem Schild ganz deutlich einen Löwen. Vgl. des weiteren zur Figur des heiligen Otto von Bamberg: Zofia KrzymuskaFafius, Figura świętego Ottona z kościoła zamkowego – jej rola i charakter, in: Zamek książęcy w Szczecinie, Szczecin 1992, S. 175–184 mit deutscher Zusammenfassung, und Lemcke 1909 (wie Anm. 58), S. 68. Zur Baugestalt der mittelalterlichen Ottenkirche siehe Ryszard Rogosz, Zamkowy kościół świętego Ottona w świetle badań archeologicznych, in: Zamek książęcy w Szczecinie, Szczecin 1992, S. 33–79 mit deutscher Zusammenfassung. 63 Vgl. Renn 1937 (wie Anm. 24), S. 60–62.
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auf einer prominenten Darstellung als Elisabeth von Stettin bezeichnet wurde.64 Im Gegensatz dazu wurde der Name Wolgast nie Bestandteil des Herzogstitels, auch nicht bei der Wolgaster Linie selbst.65 Dem entspricht auch die Entwicklung des heraldischen Auftritts des Greifenhauses. Der schwarze Wolgaster Greif des Mittelalters, der neben dem roten Stettiner Greif, der gleichzeitig Pommern symbolisierte, von den Wolgaster Herzögen geführt wurde, verlor bei der Wappenumgestaltung um 1500 seine Bedeutung als Symbol für Wolgast. An seine Stelle trat ein völlig anders gestaltetes Wappenbild, welches in das letzte Feld des neunfeldigen Herzogswappens gesetzt wurde. Der rote Stettiner Greif hingegen wurde im Zuge der Umgestaltung durch die blaue Farbe des Schildes und die goldene Krone zwar modifiziert und damit besonders kenntlich gemacht, erhielt aber nunmehr den ersten Platz im neunfeldigen Wappen, ja wurde sogar als das Stammwappen der Dynastie verstanden.66 Kommen wir nunmehr zu Wolgast, dem Ort, der mit der Teilung von 1295 neu in der Reihe der Herrschaftszentren der Greifen auftaucht.67 Neben einer im Peenestrom gelegenen, strategisch wichtigen Burg, die im Verlauf des 12. und 13. Jahrhunderts hart umkämpft war und mehrfach den Besitzer wechselte – erst seit 1250 konnten die Greifen den Ort unangefochten behaupten – hatte sich am Ufer eine städtische Siedlung gebildet, die von Barnim I. und Wartislaw III. privilegiert wurde und für die 1282 lü64 Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation 962 bis 1806. Von Otto dem Grossen bis zum Ausgang des Mittelalters. Katalog, hg. von Matthias Puhle/Claus-Peter Hasse, Dresden 2006, Abb. S. 389. Abgebildet auch bei Ralf-Gunnar Werlich, Der Greif bekennt Farbe – Frühe Farbdarstellungen der pommerschen Herzogswappen, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 46 (2008), H. 2, S. 21–28, hier S. 23. Näheres dazu in Anm. 28 im Beitrag zu den Greifenwappen in diesem Band. 65 Lediglich als volkstümlicher Titel kommt in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts die Bezeichnung Herzog von Wolgast auf, um die einzelnen Linien besser nach ihren Vororten unterscheiden zu können. Daß sich die Herzöge selbst so benennen, kommt zwar vor, ist aber eine seltene Ausnahme. Eine solche ist z. B. 1387 die Eigenbezeichnung Bogislaws VI. als „Buggheslaf wonachtich to Wolgast van Godes gnaden to Stetyn, der Wende, der Cassuben, der Pomeren hertoghe vnde vorste to Ruyen“. Die Formulierung macht zum einen nachdrücklich deutlich, wo der Herzog seinen zentralen Aufenthaltsort sah, zum anderen unterstreicht sie jedoch den dann folgenden offiziellen Herzogstitel, vgl. Renn 1937 (wie Anm. 24), S. 62–67. 66 Vgl. die Ausführungen zu den Greifenwappen in diesem Band. 67 Als Überblick siehe Werlich 2003, Wolgast (wie Anm. 11); des weiteren Kratz 1865 (wie Anm. 38), S. 541–547; Altermann, Wolgast, in: Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte, Bd. 1: Nordostdeutschland, Stuttgart/Berlin 1939, S. 262f.; Ernst Bahr/ Klaus Conrad, Wolgast, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 317–320; Roderich Schmidt, Wolgast, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. IX, München/Zürich 1998, Sp. 317; im übrigen Carl Heller, Chronik der Stadt Wolgast, Greifswald 1829; E. von Haselberg, Der Kreis Greifswald (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Pommern, Teil 1: Die Baudenkmäler des Regierungs-Bezirks Stralsund, 2), Stettin 1885, S. 173–183; B[erthold] Heberlein, Beiträge zur Geschichte der Burg und Stadt Wolgast, Wolgast 1892; Festschrift zur 700–Jahrfeier der Stadt Wolgast vom 5. bis 14. Juli 1957, hg. vom Rat der Stadt Wolgast, Wolgast 1957; Buske/Bock 1995 (wie Anm. 8); Schmidt 1996 (wie Anm. 6).
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bisches Recht bezeugt ist. Die Greifenherzöge lassen sich in Wolgast vor 1295 nur selten nachweisen.68 Jedenfalls ist dies das Bild, welches die zugegebenermaßen in den frühen Jahren sehr fragmentarische Überlieferung bietet. Erst nach der Teilung 1295 verstärkt sich die Bedeutung Wolgasts im herzoglichen Itinerar sichtbar. Roderich Schmidt hat für Bogislaw IV., den Herrscher im Wolgaster Herzogtum, vor der Teilung nicht eine urkundliche Erwähnung in Wolgast gefunden, nach der Teilung in 14 Jahren immerhin 14.69 Dies spricht eine deutliche Sprache.70 Für Wartislaw IV. sind 1309 bis 1326 zwölf in Wolgast ausgestellte Urkunden belegbar.71 Wie wichtig gerade Wolgast – offenbar der gewöhnliche Aufenthaltsort für die zunächst unmündigen Söhne Wartislaws IV. und ihre Mutter – war, zeigt der Verlauf des Rügischen Erbfolgekrieges, in dem die Städte Anklam und Demmin Truppen in die Wolgaster Burg verlegten, um diese für ihre unmündigen Herren zu halten.72 Die Anfänge der steinernen Burg hat man bisher um 1300 gesehen.73 Dies paßt zu der Wolgast neu zuwachsenden Rolle als fürstliches Herrschaftszentrum. Über das Aussehen slawischer und dänischer Vorgängerbauten ist bisher nichts Näheres bekannt.74 Unter den Söhnen Wartislaws IV., d. h. 68 Vgl. auch Bollnow 1936, Burg und Stadt (wie Anm. 20), S. 91–94 ; Schmidt 1996 (wie Anm. 6), S. 38. 69 Schmidt 1996 (wie Anm. 6), S. 38. 70 Wenn Norbert Buske der Meinung ist, „bei der Teilung des Herzogtums Pommern 1295 in die Linien Pommern-Wolgast und Pommern-Stettin war Wolgast bereits Herzogsresidenz“ (Buske/ Bock 1995 [wie Anm. 8], S. 7), bliebe dies zu beweisen. Das herzogliche Itinerar scheint jedoch dagegen zu sprechen. Siehe auch weiter unten Anm. 79 und den zugehörigen Text. 71 Schmidt 1996 (wie Anm. 6), S. 39. 72 Host-Diether Schroeder, Der Erste Rügische Erbfolgekrieg – Ursachen, Verlauf und Ergebnisse, in: Beiträge zur Geschichte Vorpommerns. Die Demminer Kolloquien 1985–1994, hg. von Haik Thomas Porada, Schwerin 1997, S. 129–139, hier S. 134f.; vgl. auch Schmidt 1996 (wie Anm. 6), S. 39f. 73 Über die Anfänge der steinernen Burg finden sich in der Literatur unterschiedliche Angaben: Hellmuth Bethe, Zur Baugeschichte des ehemaligen Herzogsschlosses in Wolgast, in: Baltische Studien NF 40 (1938), S. 87–95, hier S. 87: um 1300 (vor 1298); Hans-Joachim Reff, Entwicklung und Baugeschichte des ehemaligen Herzogsschlosses, in: Festschrift zur 700– Jahrfeier der Stadt Wolgast vom 5. bis 14. Juli 1957, hg. vom Rat der Stadt Wolgast, Wolgast 1957, S. 29-32, hier S. 29: „Der Ursprung war eine slawische Burg, die wegen der Insellage mit der günstigen Abriegelung der Peene entstanden sein mag. Um 1200 wurde daraus eine dänische Burg, neben der sich in der Mitte des 13. Jahrhunderts die Stadt entwickelte. Vor 1295 wurde erst die deutsche Herzogsburg Wolgast aus Stein angelegt. Barnim IV. baute sie 1330 zur Residenz weiter aus.“ Buske/Bock 1995 (wie Anm. 8), S. 7: „Noch vor 1298 war unmittelbar vor Wolgast eine Burg nach dem Vorbild deutscher Fürstenburgen errichtet worden.“ Herbert Ewe, Das alte Bild der vorpommerschen Städte, Weimar 1996, Wolgast: S. 134–138, hier S. 134: „der nach 1300 begonnene Steinbau“. 74 Bei Bethe 1938 (wie Anm. 73), S. 87, findet sich die Angabe, daß um 1200 in Wolgast der slawischen eine dänische Burg folgte. Er bezieht sich dabei auf eine mündliche Auskunft von Hermann Bollnow. Im Aufsatz von Bollnow 1940 (wie Anm. 51) findet sich allerdings kein diesbezüglicher Hinweis. Nähere geplante Ausführungen Bollnows zu „Burg, Stadt und Schloß Wolgast“ (vgl. Bollnow 1940 [wie Anm. 51], S. 85, Anm. 1), sind dann durch die Kriegsereignisse nicht mehr zur Veröffentlichung gelangt. Sollte die Angabe Bethes nicht auf
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unter der Regie ihres Vormundes Barnim III. von Stettin, wurde die Burg 1330, sozusagen als Konsequenz aus den jüngsten Ereignissen, ausgebaut. Wohl in Anlehnung an den slawischen Burgwall errichtete man eine Anzahl von steinernen Gebäuden, so daß die Bebauung ein Halbrund bildete. Diese mittelalterliche Struktur läßt noch sehr gut ein Grundriß aus dem Jahre 1676 erkennen, der sogenannte Fahrnowsche Plan (Abb. 5). Am westlichen Ende des Halbrunds lag die Burgkapelle, im südöstlichen Bereich eine Tordurchfahrt, zu der eine den Burggraben überspannende Brücke führte. Die Petrikirche, einzige Pfarrkirche der Stadt, übernahm auch die Funktion einer fürstlichen Hofkirche. Diese Doppelfunktion spiegelt sich auch in der Besetzung der Pfarrstelle. Seit 1308 waren die Pfarrer vielfach auch herzogliche Kapläne. 1288 verkauften die Herzöge ihr Patronatsrecht an der Petrikirche dem Kloster Stolpe an der Peene, wobei sie sich Präsentationsrechte vorbehielten. Erst nach der Reformation fiel das Recht wieder an diese zurück.75 Daß der Verkauf sieben Jahre vor der Teilung von 1295 geschah, scheint ein Indiz dafür zu sein, daß man zu diesem Zeitpunkt noch keine feste Vorstellung von Wolgast als einem eventuellen künftigen Herrschaftszentrum hatte. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde die Kirche als dreischiffige Basilika mit einem fünfseitigen Chorumgang unter Einbeziehung älterer Teile neu errichtet und zu Beginn des 15. Jahrhunderts fertiggestellt. Dies hing wohl in erster Linie mit dem gewachsenen fürstlichen Repräsentationsbedürfnis zusammen76, eventuell auch dem Wunsch nach einer repräsentativen Grablege. Ein Vorbild dürfte Stettin geboten haben, wo – wie wir sahen – in der Mitte des 14. Jahrhunderts die Ottenkirche und in dieser eine neue herzogliche Grablege entstanden war.77 Wurde der erste Wolgaster einem Mißverständnis beruhen, bleibt unklar, auf welcher Quellengrundlage Bollnow seine Auskunft gab. Ein Hinweis auf die Errichtung einer Burg 1184 findet sich in den Annales Slesuicenses: Annales Danici medii aevi, hg. von Ellen Jörgensen, København 1920, S. 132– 135, hier S. 134: „1184. Expeditio in Pomeraniam. Aedificatum est castrum Volgast.“ Von dem dänischen Zug nach Pommern 1184 berichten auch andere Annalenwerke, siehe Oskar Eggert, Die Wendenzüge Waldemars I. und Knuts VI. von Dänemark nach Pommern und Mecklenburg, in: Baltische Studien NF 29 (1927), S. 1–149, hier S. 91. Die Annahme einer steinernen, dänischen Burg scheint angesichts der politischen Situation keineswegs unberechtigt. Denken wir an jüngere Forschungen, die die Entstehung der gewaltigen Burgtürme von Demmin und Stolpe an der Oder bei Angermünde in die Zeit um 1200 datieren und in Verbindung mit der dänischen Präsenz in diesem Raum sehen, so scheint auch ein dänischer Steinbau in Wolgast nicht ausgeschlossen. Genaueres können jedoch nur außerordentlich wünschenswerte archäologische Untersuchungen zu Tage fördern. Zu den neueren Forschungen vgl. Möller 1998 (wie Anm. 51). 75 Buske/Bock 1995 (wie Anm. 8), S. 27f.; Schmidt 1996 (wie Anm. 6), S. 39. 76 Buske/Bock 1995 (wie Anm. 8), S. 29f. 77 Norbert Buske (Buske/Bock 1995 [wie Anm. 8], S. 8) vermutet vor dem Hintergrund der Anwartschaft Herzog Erichs I. von Pommern-Stolp auf königliche Würden im Norden die beiden „Residenzen Stolp und Wolgast“ miteinander beim weiteren Ausbau wetteifernd. Im Hinblick auf den Stand der Forschung bleibt dies spekulativ. Denkt man in diese Richtung, ist zudem zu fragen, ob in einem solchen Zusammenhang nicht eher Rügenwalde als Stolp in Erwägung gezogen werden müßte, wo Herzog Erich I. später seinen Alterssitz nahm, vgl. weiter unten die Ausführungen zu Stolp und Rügenwalde.
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Abb. 5a und b: Der sogenannte Fahrnowsche Plan von 1676 (Ausschnitt) zeigt die Bebauung des Wolgaster Schloßareals. Am westlichen Ende des Halbrunds befand sich die Burgkapelle (9). Die beigegebene Skizze von Hellmuth Bethe kennzeichnet die einzelnen Bauphasen der Burg bzw. des Schlosses.
Herzog Bogislaw IV. († 1309) noch in der Stettiner Marienkirche beigesetzt, so ging man danach eigene Wege. In den nächsten beiden Generationen wählte man die Bischofskirche in Cammin (Wartislaw IV., Barnim IV.) und in der folgenden das Kloster Eldena (Bogislaw VI., Wartislaw VI.) als Begräbnisort. Eine Grablegetradition in Wol-
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gast bildete sich also zunächst nicht heraus. Erst nach Abschluß der Umbauarbeiten an der Wolgaster Petrikirche wurde mit der Bestattung Wartislaws VIII. († 1415) ein solcher Ansatz gemacht. Zwar wurde dieser mit Wartislaw IX. († 1457) und seinem früh verstorbenen Sohn Christoph fortgesetzt, eine Tradition wie in Stettin bildete sich aber im Mittelalter nicht heraus. Erich II. († 1474) wurde wieder im Kloster Eldena, Wartislaw X. († 1478) im Kloster Neuenkamp beigesetzt (siehe auch den Beitrag von Arthur Behn und dessen Übersichten in diesem Band). Über die Lage der mittelalterlichen herzoglichen Grabstätten in der Petrikirche ist nichts bekannt, außer daß man sie im Chorbereich zu vermuten hat. An die herrschaftliche Funktion der Petrikirche im Mittelalter erinnern heute neben ihrer Baugestalt lediglich noch auf Wartislaw VIII. und seine Gemahlin verweisende heraldische Deckenmalerein im Chorgewölbe (vgl. Farbabb. 11 im Beitrag zu den Greifenwappen in diesem Band). In Wolgast gab es im 15. Jahrhundert nicht nur eine herzogliche Grablege, sondern auch eine herzogliche Münze.78 Lassen wir das Gesagte Revue passieren, so hat es den Anschein, daß die Entscheidung zugunsten Wolgasts als Herrschaftszentrum erst mit der Herrschaftsteilung von 1295 zusammenfällt, als es notwendig wurde, erneut ein solches zu finden. Während Stettin seine von Usedom übernommene Vorortfunktion im Rahmen der Herrschaftsausübung der Greifen beibehielt, war diese Funktion für Demmin mit dem Tod Wartislaws III. und dem Abbrechen dieser Greifenlinie 1264 erloschen. Natürlich dürfte man sich 1295 noch der einstigen Rolle Demmins erinnert haben. Eine Kontinuität der Vororte hatte es schon bei den früheren Herrschaftsteilungen der Greifen gegeben. Dennoch entschied man sich im Zuge der Teilung von 1295 offenbar ganz bewußt für Wolgast und gegen Demmin, wie die Teilung von Burg und Stadt Demmin in die unterschiedlichen Herrschaftsbereiche erkennen läßt. Schon ein Blick auf eine historische Karte macht dies plausibel. Wolgast bot sich an mit einer sehr viel zentraleren Lage in dem zu beherrschenden Territorium, einer günstigen verkehrsgeographischen und fortifikatorischen Situation und einer in der Nähe der Burg gelegenen sich entwickelnden deutschrechtlichen Stadt. Die Profilierung Wolgasts als Herrschaftszentrum der Grei78 Martin Wehrmann, Kammin als Begräbnisstätte pommerscher Herzöge, in: Monatsblätter der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde 48 (1934), Nr. 6, S. 81– 83; Wehrmann 1937 (wie Anm. 28). – Joachim Krüger, Kleine Münzgeschichte der Stadt Wolgast, in: Festschrift 750 Jahre Stadt Wolgast 1257–2007. Geschichte und Geschichten aus unserer Stadt, Wolgast 2007, S. 61–67, hier S. 61f. Weitere Beiträge in der Wolgaster Festschrift von 2007, die die hier behandelte Thematik tangieren, seien kurz genannt: Birgit Dahlenburg, Der Croy-Teppich an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, S. 39–46; Regina Scherping, Die Bestattungen der Wolgaster Herzöge in der Kirche St. Petri, S. 56–60, und ein Beitrag von Norbert Buske, Die Petrikirche in Wolgast – Bilder zur Kirchengeschichte, S. 48–55, mit einem Abschnitt „Die Petrikirche als Hofkirche der Herzöge von PommernWolgast“, S. 50–52, in dem man allerdings einen Verweis auf die heraldischen Deckenmalereien im Chorumgang vermißt, wie überhaupt die mittelalterliche Zeit etwas zu kurz kommt. Bei dem Beitrag von Roderich Schmidt, Wolgast – Residenz der Greifenherzöge, S. 30–38, handelt es sich um eine gekürzte Übernahme seines Aufsatzes in der Zeitschrift Pommern von 1996 (vgl. Anm. 6), dessen Lektüre man nicht nur wegen der dort sehr viel besseren Illustrationen den Vorzug geben sollte.
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fen gestaltete sich offenbar weniger als ein längerer Prozeß im 13. Jahrhundert als vielmehr die Konsequenz einer politischen Entscheidung im Zusammenhang mit der Landesteilung von 1295, die natürlich ihre Voraussetzung in der allgemeinen Entwicklung des Ortes im 13. Jahrhundert hatte.79 Bei weiteren Teilungen des Wolgaster Herzogtums unter den Angehörigen der Greifendynastie wie 1368/1372, 1376 und 142580 blieb Wolgast stets Hauptort des jeweiligen Teilherzogtums. Längerfristig wirksam war dabei die erste Teilung von 1368/1372, die das Herzogtum Wolgast in einen Teil diesseits (westlich) und jenseits (östlich) der Swine teilte. Letzteres kam an Bogislaw V. und seine Nachkommen und hatte über drei Generationen bestand. Nach dem Tod Erichs I. 1459 wurde es von den überlebenden Angehörigen des Greifenhauses beerbt. Als der in erster Linie hervortretende Residenzort gilt bis heute Stolp81, so daß in der Literatur zumeist vom Herzogtum PommernStolp gesprochen wird, um diese Teilherrschaft der Greifen zu bezeichnen.82 Ähnlich 79 Vor diesem Hintergrund kann man der Darstellung von Norbert Buske nicht ohne weiteres beipflichten, wenn dieser schreibt: „In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gewann Wolgast überregionale Bedeutung, trat an die Stelle der pommerschen Fürstenburg Usedom und löste im Verlauf des 13. Jahrhunderts auch das neue westpommersche Zentrum Demmin in seiner Bedeutung als herzogliche Residenz ab.“ Buske/Bock 1995 (wie Anm. 8), S. 67. Zur Frage der Nachfolge Usedoms vgl. weiter oben Anm. 56 und den zugehörigen Text. 80 Vgl. Werlich 2003, Greifen (wie Anm. 18). 81 Als Überblick zu Stolp siehe Werlich 2003, Stolp (wie Anm. 11) sowie Kratz 1865 (wie Anm. 38), S. 413–433; M. Thilo, Stolp, in: Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte, Bd. 1: Nordostdeutschland, Stuttgart/Berlin 1939, S. 242–244; Ernst Bahr/ Klaus Conrad, Stolp, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der Historischen Stätten, 12), Stuttgart 1996, S. 287–290; R[oderich] Schmidt, Stolp, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. VIII, München/Zürich 1997, Sp. 192; des weiteren Werner Reinhold, Chronik der Stadt Stolp, Stolp 1861; „O Stolpa, du bist ehrenreich“. Kulturgeschichtliche Beiträge zur Kirchen- und Stadtgeschichte von Stolp. Zum 600jährigen Jubelfeste der Stadt und der Marienkirche, hg. von Walter Bartholdy, Stolp 1910; Rudolf Bonin, Geschichte der Stadt Stolp bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, Teil 1, Stolp 1910 mit einem Kapitel „Die Zeit der Herzöge von Pommern-Stolp 1372–1446, S. 27–41, welches einen guten Überblick bietet; Karl-Heinz Pagel, Stolp in Pommern – eine ostdeutsche Stadt, Lübeck 1977; Historia Słupska, Poznan 1981; Ludwig Biewer, Die Geschichte der Herzogtums Pommern-Stolp. Ein Streifzug durch die Geschichte Hinterpommerns bis zum Jahre 1459, in: Die Anfänge der Stadt Stolp. Neue Forschungsergebnisse aus Deutschland und aus Polen. Materialien einer Tagung in Külz, 6.-8. November 1998 (Külzer Hefte 1/1999), Kulice 1999, S. 101–126. 82 Kratz 1865 (wie Anm. 38), S. 419: „Bogislaw’s V. Söhne und Nachfolger Casimir V., Wartislaw VII. und Bogislaw VIII., sowie seine Enkel Bogislaw IX. und Erich I. wurden nun, da sie zu Stolp residirten, von den Nachbarn, namentlich dem Deutschen Orden und den Königen von Polen als ‚Herzoge von der Stolpe‘ (duces Stolpenses), und das ganze Land ‚jenseits der Swine‘ als ‚Herzogthum zur Stolpe‘ bezeichnet.“ Nach ihm auch Dannenberg 1893 (wie Anm. 40), S. 101. Vgl. desweiteren Pagel 1977 (wie Anm. 81), S. 29, und Renn 1937 (wie Anm. 24), S. 64, der formuliert: „die ‚pommerschen‘ Herzöge“ wurden in den Quellen des Deutschen Ordens häufig „nach ihrer Residenz“ als Herzöge von Stolp bezeichnet. Pagel 1977 (wie Anm. 81), S. 74, spricht von „der Residenz der Herzöge in Stolp bzw. Rügenwal-
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stellte sich dies seinerzeit wohl aus der Sicht der Nachbarn dar. Jedenfalls sprechen zeitgenössische Quellen aus dem Bereich des Deutschen Ordens häufig und Polens bisweilen von den Nachfahren Bogislaws V. als „Herzöge von Stolp“.83 Offenbar in erster Linie auf dieser Grundlage entwickelte sich der heutige Sprachgebrauch. Interessanterweise fand diese Bezeichnung in Pommern selbst und in anderen Regionen in jener Zeit keine Verwendung, was einigermaßen verwundern muß, wurden doch die anderen Greifenlinien außerhalb der offiziellen Titulatur sehr wohl auch nach ihren Vororten, wie Wolgast oder Barth, unterschieden. Die Nachkommen Bogislaws V. hingegen, die sich der gleichen Titelführung wie die anderen Linien bedienten, wurden als „Herzöge von Pommern“ bezeichnet. Es hat den Anschein, als ob für die Zeitgenossen, die dieser Sprachregelung folgten, die Rolle Stolps als das Herrschaftszentrum des hinterpommerschen Herzogtums keineswegs so eindeutig war, wie man dies auf Grund der Bezeichnungen aus dem Bereich des Deutschen Ordens und Polens und dem heutigen Sprachgebrauch annehmen könnte.84 Werfen wir nach diesen Vorbemerkungen einen Blick auf die Gegebenheiten in Stolp selbst. Das Land Stolp gelangte erst um 1317 dauerhaft an die Greifendynastie, als es nach einer bewegten Besitzgeschichte mit den Ländern Rügenwalde und Schlawe an den Wolgaster Herzog Wartislaw IV. abgetreten wurde. Die Verpfändung an den Deutschen Orden 1329–1341 blieb Episode. Der Herzog übernahm u. a. eine Siedlung am linken Ufer der Stolpe, die seit 1310 lübisches Stadtrecht besaß und die das Zentrum des Landes bildende Burg. Über deren Aussehen ist nichts weiter bekannt. Wir wissen nur, daß sie sich auf dem rechten Ufer der Stolpe befand in der Gegend, in der sehr viel später die Katholische Kirche gebaut wurde (Abb. 6).85 Bei der Landesteilung von 1372 wurde Bogislaw V. alleiniger Stadtherr, für dessen über drei Generationen bestehende Linie Stolp namengebend wurde. Bemühungen Bogislaws VIII. um einen Schloßneubau am Stadtrand von Stolp auf dem herzoglichen Mühlenhof scheiterten am Widerstand der Stadt. 1392 mußte er sich im Zusammenhang mit finanziellen Zuwendungen von dieser verpflichten, die bereits begonnenen Bauarbeiten einzustelde“. Dementsprechend zurückhaltend äußert Schmidt 1997, Stolp (wie Anm. 81), Sp. 192: „Nach der Teilung des Hzm.s Pommern-Wolgast 1372 wurde S. ztw. Residenz des als Pommern-S. bezeichneten hinterpommerschen Landesteils.“ Auch Biewer 1999 (wie Anm. 81) stellt die Bezeichnung Herzogtum Pommern-Stolp nicht in Frage, bemerkt aber S. 113 knapp: „Residenzen waren Stolp und Rügenwalde“. 83 Zu den Bezeichnungen der hinterpommerschen Herzöge Renn 1937 (wie Anm. 24), S. 63– 65, mit Nachweisen. 84 Eine solche Sicht scheint auch bei Bonin 1910 (wie Anm. 81), S. 28, durch, wenn er in einer Nebenbemerkung äußert, Stolp war „nicht beherrschende Hauptstadt des Landes“. Die Bezeichnung Herzog von Pommern bzw. pommerscher Herzog erscheint im übrigen auch auf zwei Schillingen, die in Nachahmung von Schillingen des Deutschen Ordens unter Bogislaw IX. geprägt wurden. Dies geschah interessanterweise in Stolp. Siehe Dannenberg 1893 (wie Anm. 40), S. 136, Nr. 368f.; Krüger 2006 (wie Anm. 31), S. 36f. 85 Stolp (Pommern) und seine Umgebung [Führer durch Stadt und Umgebung], hg. von Oskar Eulitz, Stolp 1926, S. 66. Zur Lage auch Ludwig Böttger, Kreis Stolp (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Pommern, Teil 3: Die Bau- und Kunstdenkmäler des RegierungsBezirks Köslin, 2.1), Stettin 1894, S. 36–98, hier S. 44.
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len und künftig keinerlei neue Befestigungen in Stadt und Land anzulegen.86 Dennoch blieb das Thema aktuell. 1477 versicherte Bogislaw X. im Zusammenhang mit einem großen Stadtbrand, daß er entgegen anders lautenden Gerüchten nicht daran denke, ein neues Schloß in der Stadt zu bauen, da er an seinem einen dort genug habe,87 was ihn jedoch nicht daran hinderte, dies 1507 dennoch zu tun.88 In welchem unmittelbaren architektonischen Umfeld die Angehörigen der hinterpommerschen Linie des Greifenhauses in Stolp residierten, bleibt also gänzlich offen. Man hat angenommen, daß das alte Schloß bis in das 16. Jahrhundert vollständig bewohnbar blieb und dies aus dem Umstand gefolgert, daß 1454 Bogislaw X. in diesem geboren wurde und seine Mutter Sophia bis 1497 dort ihren Witwensitz hatte.89 Beides ist jedoch nicht über jeden Zweifel erhaben. So wird als Geburtsort Bogislaws X. auch Rügenwalde genannt.90 Die Auffassung, Sophia hätte ihren Witwensitz in der alten Burg gehabt, wird zwar mehrheitlich in der Literatur vertreten,91 jedoch gibt es auch die Vermutung, daß Sophia ein herrschaftliches Haus auf dem Mühlenhof, also in der Stadt, bewohnte.92 Fest zu stehen scheint lediglich, daß die alte Burg 1477 noch in Benutzung war, was die oben angeführte Äußerung Bogislaws X. gegenüber der Stadt belegt.93 Wenn das gänzliche Verschwinden der mittelalterlichen Burganlage auch nicht unbedingt etwas über deren einstige Bedeutung aussagt – denken wir nur an Wolgast – , so gibt doch der auffallende Mangel an anderen Quellen zu denken. Fraglich erscheint, ob die Herzogsburg in Stolp bezüglich ihrer Wohn- und Repräsentationsqualitäten einem Vergleich mit jener in Rügenwalde standhielt. Die wiederholten Bemühungen der Herzöge, ein
86 Christian Schoettgen/Georg Christoph Kreysig, Diplomataria et Scriptores Historiae Germanicae Medii Aevi, Tomvs III, Altenburg 1760, Nr. CX, S. 68f.; Kratz 1865 (wie Anm. 38), S. 420f.; Böttger 1894 (wie Anm. 85), S. 46; Bonin 1910 (wie Anm. 81), S. 35. – Daß diese Stellung des Herzogs zur Stadt nicht gut zu einem Herrschaftszentrum paßt, klingt auch bei Bahr/Conrad 1996, Stolp (wie Anm. 81), S. 289, an, wenn diese formulieren: „Obwohl seit den Teilungen des Hzt. Pommern-Wolgast in der 2. H. 14. Jh. St[olp] für die hinterpomm. Linie des Hz.-Hauses namengebend wurde, konnte sich die Stadt lange Zeit erfolgreich gegen Versuche des Hzz. wehren, innerhalb der Stadtmauern eine Burg zu bauen.“ 87 Christian Wilhelm Haken, Erster Beytrag zur Erläuterung der Stadtgeschichte von Stolp, Danzig 1775, S. 16f.; Kratz 1865 (wie Anm. 38), S. 422f.; Böttger 1894 (wie Anm. 85), S. 47; Pagel 1977 (wie Anm. 81), S. 29. 88 Schoettgen/Kreysig 1760 (wie Anm. 86), Nr. CCLX, S. 231; Kratz 1865 (wie Anm. 38), S. 424; Böttger 1894 (wie Anm. 85), S. 47; Bonin 1910 (wie Anm. 81), S. 74f.; Pagel 1977 (wie Anm. 81), S. 30. 89 Böttger 1894 (wie Anm. 85), S. 45. 90 Martin Wehrmann, Die Herzogin Sophia von Pommern und ihr Sohn Bogislaw X., in Baltische Studien NF 5 (1901), S. 131–175, hier S. 144: der Geburtsort Stolp zuerst bei Nikolaus von Klempzen, Rügenwalde bei Petrus Chelopoeus. 91 Kratz 1865 (wie Anm. 38), S. 423; Pagel 1977 (wie Anm. 81), S. 30; Bahr/Conrad 1996, Stolp (wie Anm. 81), S. 289. 92 Bonin 1910 (wie Anm. 81), S. 71f. Bonin schließt dieses vermutlich aus den Regelungen des 1485 geschlossenen Vergleichs zwischen Bogislaw X. und seiner Mutter, vgl. Wehrmann 1901 (wie Anm. 90), S. 169f. 93 Vgl. Anm. 87.
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Abb. 6: Der Plan zeigt das mittelalterliche Stolp. Eingezeichnet sind u. a. der Standort der alten Burg (1) und des Dominikanerklosters (5), in dessen Nähe 1507 der Schloßbau Bogislaws X. erfolgte.
zweites Schloß in den Stadtmauern der Stadt zu errichten, könnten nicht nur dem Bestreben geschuldet sein, näher an die Stadt heranzurücken, um diese besser kontrollieren und von dieser im alltäglichen Leben profitieren zu können, sondern ebenso wenig befriedigenden Verhältnissen in der alten Burg.94 Offen bleibt auch, wie häufig 94 Der Aussage Bogislaws X. von 1477 ist angesichts der späteren Entwicklung wenig Wert beizumessen (siehe Anm. 87f.).
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sich die Angehörigen der hinterpommerschen Linie in Stolp aufhielten. Detaillierte Untersuchungen darüber, welche Rolle Stolp für ihre Herrschaftsausübung spielte, stehen noch aus. Ein weiteres Kriterium, welches geeignet ist, die Funktion Stolps als Herrschaftszentrum im Mittelalter zu hinterfragen, ist die Existenz einer Herrschaftsgrablege. Eine Beisetzung eines Greifenherzogs in Stolp hat es allerdings nicht gegeben.95 Daß keiner der regierenden Herzöge in Stolp bestattet wurde,96 mag mit daran liegen, daß es den Herzögen nicht gelang, mit einem Repräsentationsbau in die mittelalterliche Stadt vorzudringen und in der Folge eine der Stadtkirchen bzw. Klosterkirchen für ihre Zwecke nutzbar zu machen, da die Stadt zunächst offenbar nachdrücklich und erfolgreich darauf bedacht war, die unmittelbare Präsenz der Herzöge innerhalb der Stadtmauern so gering wie möglich zu halten. Hintergrund waren vor allem die äußerst bescheidenen finanziellen und machtpolitischen Möglichkeiten der Landesherren. Am Ende des eigenständigen hinterpommerschen Herzogtums stand ganz klar Rügenwalde an erster Stelle in der Gunst des Herrschers, wie der Aufenthalt Erichs I., des entthronten nordischen Unionskönigs, an diesem Ort nachdrücklich belegt, ein weiteres Indiz dafür, daß die herzoglichen Bauten in Stolp einem Vergleich mit denen in Rügenwalde nicht standhielten. Selbst Sophia († 1497), die Tochter Bogislaws IX. († 1446) und zugleich Erbtochter der hinterpommerschen Linie, innerdynastisch verheiratet mit dem Wolgaster Herzog Erich II., hatte zunächst Rügenwalde als Witwensitz. Erst nach der endgültigen Beilegung des Streites mit ihrem Sohn Bogislaw X. durch den Vergleich von 1485 wechselte sie nach Stolp97, wo sie als einzige Angehörige des Greifenhauses vor der Wende zur Neuzeit bei den Dominikanern ihre letzte Ruhe fand. Mit dem nun schon mehrfach genannten Rügenwalde98 gab es einen weiteren Vorort im Herzogtum der hinterpommerschen Linie, für den sich mittelalterliche Resi95 Wehrmann 1937 (wie Anm. 28), S. 115. 96 Bogislaw V. († 1373/1374) wurde nach einer sehr späten Nachricht des 16. Jahrhunderts im Kloster Belbuck beigesetzt, sein Sohn Bogislaw VIII. († 1418) im Kloster Marienkron bei Rügenwalde oder im Camminer Dom (vgl. weiter unten Anm. 104) und dessen Sohn Bogislaw IX. († 1446) im Kloster Marienkron. Erich I. fand seine letzte Ruhestätte in der Marienkirche zu Rügenwalde. Während man die polnische Königstochter und erste Gemahlin Bogislaws V., Elisabeth († 1361, also noch vor der Herrschaftsteilung), im Kloster Marienthron bei Neustettin beisetzte, wurde seine zweite Gemahlin Adelheid von BraunschweigGrubenhagen im von ihr gestifteten Kloster Marienkron bei Rügenwalde bestattet, vgl. Wehrmann 1937 (wie Anm. 28), und den Beitrag zu den Grablegen der Greifen in diesem Band. 97 Wehrmann 1901 (wie Anm. 90), S. 169–171; Martin Wehrmann, Geschichte Pommerns, 2. Aufl., Gotha 1919, S. 230f. 98 Als Überblick siehe Werlich 2003, Rügenwalde (wie Anm. 11) sowie Kratz 1865 (wie Anm. 38), S. 327–338; [Karl] Rosenow, Rügenwalde, in: Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte, Bd. 1: Nordostdeutschland, Stuttgart/Berlin 1939, S. 221–223; Ernst Bahr/Klaus Conrad, Rügenwalde, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/ Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 262–264. Des weiteren F[elix] Boehmer, Geschichte der Stadt Rügenwalde bis zur Aufhebung der alten Stadtverfassung 1720, Stettin 1900; Karl Rosenow, Rügenwalde. Zur 600jährigen Jubelfeier der alten Hansestadt am 21. Mai 1912, Rügenwalde [1912]; Carlheinz Rosenow, Chronik der Hansestadt Rügenwalde in Pommern. Geschichte einer deutschen Stadt,
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denzfunktionen weitaus besser belegen lassen, als für Stolp. Auch die materielle Überlieferung bezüglich der Burganlage ist dort sehr viel günstiger. Bogislaw V. von Pommern gelang es, die das Land Rügenwalde zunächst beherrschenden Swenzonen 1347 zur Anerkennung seiner Lehnsoberhoheit zu veranlassen und in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts die Herrschaft über das Land unmittelbar zu übernehmen. Obgleich die Stadt – 1312 von den Swenzonen neu gegründet – von diesen 1327 die nahegelegene Burg zum Abriß erworben und 1333 von Jasco von Rügenwalde die Zusicherung erhalten hatte, daß weder er noch seine Nachfolger die alte Burg wieder aufbauen noch eine neue in der Stadt errichten würden, vermochten es die Greifenherzöge – vermutlich auf den Resten der slawischen Burg Dirlow – im Südosten der Stadt, der Stadtbefestigung vorgelagert, dennoch eine neue, steinerne Burg zu erbauen (Abb. 7). Dies geschah offensichtlich in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.99 In den Besitz des entsprechenden Grund und Bodens kamen die Herzöge vermutlich, als sie 1352 die neue Mühle kauften.100 1372 urkundeten die Greifenherzöge in Rügenwalde. Die Burg war wiederholt Witwensitz, zunächst für Herzogin Adelheid von Braunschweig († 1406), die Witwe des 1373/74 verstorbenen Bogislaw V. Um die Jahrhundertwende stiftete sie gemeinsam mit ihren Söhnen zunächst im Dorf Körlin in der Nähe von Rügenwalde das Kartäuserkloster Marienkron, welches 1407 vor die Stadt verlegt wurde. Man kann vermuten, daß die zeitweise Regierungsgeschäfte im hinterpommerschen Herzogtum wahrnehmende Witwe des 1418 verstorbenen Bogislaws VIII., So-
Rottenburg am Neckar 1980; Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch, Bd. 2, hg. von Manfred Vollack, Husum 1989, Rügenwalde: S. 683–729. 99 Zum Schloß siehe Ludwig Böttger, Kreis Schlawe (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Pommern, Teil 3: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungs-Bezirks Köslin, 1.3), Stettin 1892, S. 76–100, zum Schloß speziell S. 80–83; Kurd Wrede, Das Schloß der Herzöge von Pommern in Rügenwalde, in: Zeitschrift für Bauwesen 53 (1903), S. 387–410; [Bernhard] Schmidt, Denkschrift über das Schloß in Rügenwalde, in: Schlawer Zeitung 1924, Nr. 219, Beilage, S. 192f.; Karl Rosenow, Herzogsschloß und Fürstengruft. Rügenwalder Bau- und Kunstdenkmäler, Rügenwalde [1925]; Karl Rosenow, Herzogsschloß und Kreisheimatmuseum zu Rügenwalde. Sonderveröffentlichung zum 100. Geburtstag von Karl Rosenow am 17. Januar 1973 (Heimat Rügenwalde, Sonderheft 2), Rottenburg am Neckar [1973]; Karl Rosenow, Das Herzogsschloß zu Rügenwalde, in: Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch, Bd. 2, hg. von Manfred Vollack, Husum 1989, S. 698–712; Janusz Nekanda-Trepka, Zamek w Darłowie – Przyczynek do badań nad działalnoscią budowlaną książąt zachodniopomorskich, in: Mecenat artystyczny książąt pomorza zachodniego. Materiały z sesji oddziału szczecińskiego stowarzyszenia historyków sztuki w zamku królewskim w Warszawie 21–22 listopada 1986 R., Szczecin 1990, S. 63–73. Zum Zeitpunkt der Errichtung der Burg gibt es unterschiedliche Angaben. Die jüngere polnische Publikation nennt auf Grund bauhistorischer Untersuchungen die Jahre 1350–1372. 100 Boehmer 1900 (wie Anm. 98), S. 21f., meint, der Bau der Burg könne kaum gegen den Willen der Stadt geschehen sein, auf deren finanzielle Unterstützung die Herzöge beständig zurückgreifen mußten, und hält es für denkbar, daß der Stadt für ihre Zustimmung Rechte überlassen wurden, in deren Besitz sie sich später befand, und nennt als Beispiel die Bestellung des Stadtvogtes durch die Stadt. Immerhin übernahm der Rügenwalder Rat – nicht ohne Gegenleistung – die Bürgschaft für die Kaufsumme der neuen Mühle.
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phia von Holstein († nach 1448), dies von Rügenwalde aus tat.101 Als sich 1449 der aus den skandinavischen Reichen und zuletzt von Gotland vertriebene nordische Unionskönig Erich, ein Enkel Bogislaws V. und Sohn Wartislaws VII., entschloß, in sein angestammtes pommersches Herzogtum zurückzukehren, da wählte er bezeichnenderweise nicht Stolp als seine Residenz, sondern Rügenwalde, obwohl er als einziger noch lebender männlicher Angehöriger dieser Linie, sein Vetter Bogislaw IX. war 1446 verstorben, durchaus die Wahl hatte. Hier hielt er in seinem letzten Lebensjahrzehnt Hof, bevor er 1459 in hohem Alter verstarb. Nach dem Tode seines Nachfolgers Erich II. aus der Wolgaster Linie 1474 war die Burg erneut Witwensitz für dessen Gemahlin Sophia von Pommern († 1497), bevor diese 1485 nach Stolp wechselte.102 Bogislaw X., der die pommerschen Herzogtümer wieder in seiner Hand vereinigte, hielt sich in seiner Jugend und später wiederholt in Rügenwalde auf. Die eigentliche Burg bestand bzw. besteht aus mehreren mehrstöckigen Bauteilen, die einen viereckigen Hof von rund 23 x 18 m umschlossen. Der Zugang von Süden erfolgt durch den mächtigen viereckigen Hauptturm. Ihm gegenüber liegt der nördliche Torbau, der die Verbindung zur Stadt herstellt. Dem einstigen West- oder Wipperflügel gegenüber befindet sich der Ostoder Kirchenflügel. Dies bildete schon im Mittelalter das Grundschema der Anlage. Nach jüngeren bauhistorischer Untersuchungen wurde am mittelalterlichen Schloß sowohl unter Erich I. als auch um 1480 unter Bogislaw X. gebaut.103 Erst in der Frühen Neuzeit wurden die beiden Treppentürme im Schloßhof im Norden und Süden – letzterer läßt sich auf das Jahr 1538 datieren – hinzugefügt und die Obergeschosse des Nord- und Ostflügels um- und ausgebaut. Erhalten haben sich wesentliche Teile des Nord-, Ost- und Südflügels, die Treppentürme und der Hauptturm, während der Westflügel 1833 abgebrochen wurde (Abb. 8). Ansätze zu einer Familiengrablege finden sich in dem von Adelheid von Braunschweig und ihren Kindern gestifteten Kartäuserkloster Marienkron. Bestattet wurden dort sowohl die Stifterin als auch ihr Enkel Bogislaw IX., dessen Tochter Alexandra († 1451), seine Gemahlin Maria von Masowien 101 Karl Rosenow [1925] (wie Anm. 99), S. 8, nennt drei Herzoginnen, die in Rügenwalde urkundeten und Hof hielten und Amt und Schloß als Leibgedinge innehatten: Adelheid von Braunschweig-Grubenhagen, Sophia von Pommern und Elisabeth von Schleswig-Holstein. Anderenorts, Karl Rosenow [1973] (wie Anm. 99), S. 8, spricht er von vier Herzogswitwen, die das Schloß zum Witwensitz wählten, ohne sie jedoch namentlich aufzuführen. Dabei kann er eigentlich nur an Sophia von Holstein gedacht haben. Zur Rolle Sophias von Holstein vgl. Boehmer 1900 (wie Anm. 98), S. 34f. Ein urkundlicher Beleg von ihr aus Rügenwalde ist nicht bekannt, jedoch schreibt sie an den Hochmeister des Deutschen Ordens im Juni 1422 aus Rügenwalde u. a. um Frieden für die Städte Rügenwalde, Stolp und Schlawe. Da wir bei einer verwitweten, mit Regierungsgeschäften befaßten Herzogin vielleicht eine nicht ganz so intensive Reisetätigkeit vermuten können, wie dies in jener Zeit bei männlichen Herrschern gewöhnlich war, so könnte man darin vielleicht eine Andeutung sehen, daß auch ihr gewöhnlicher Aufenthaltsort Rügenwalde war. Vgl. zu 1422: Die Recesse und andere Akten der Hansetage von 1256–1430, Bd. VII, Leipzig 1893, Nr. 508, S. 321. Wenn Wehrmann 1937 (wie Anm. 28), S. 106, und 1934 (wie Anm. 78), S. 83, Cammin als ihren Begräbnisort vermutet, ist dies ebenso unsicher wie für ihren Gemahl, vgl. weiter unten Anm. 104. 102 Vgl. weiter oben Anm. 97. 103 Nekanda-Trepka 1990 (wie Anm. 99), S. 73.
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Abb. 7: Stadt und Schloß Rügenwalde um 1500.
(† wohl 1454) und ein Sohn Erichs II. namens Kasimir († 1474). Vermutlich wurde auch der zu den Stiftern zählende Bogislaw VIII. († 1418), Sohn Adelheids und regierender Herzog, dort begraben. Zu einer ausgeprägten Familiengrablege der hinterpommerschen Linie entwickelte sich das Kloster allerdings nicht, nicht zuletzt, weil diese bald darauf erlosch. Wie bereits erwähnt, fand Erich I., einst Unionskönig der skandinavischen Reiche, in der Rügenwalder Stadtkirche seine letzte Ruhestätte.104 104 Vgl. Anm. 96; Wehrmann 1937 (wie Anm. 28), S. 107, 109. Vor der Wende zur Neuzeit wurden vermutlich in Rügenwalde auch noch zwei dort 1474 und 1475 jung verstorbene
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Abb. 8: Das Schloß in Rügenwalde in einer Abbildung aus der Festschrift zur 600-Jahrfeier der Stadt aus dem Jahre 1912.
Betrachtet man die beiden Vororte der hinterpommerschen Greifenlinie bezüglich ihrer Residenzfunktionen vergleichend, so erscheint es nach den dargelegten Fakten naheliegender, für die hinterpommersche Greifenherrschaft von einem Herzogtum Pommern-Rügenwalde statt Pommern-Stolp zu sprechen. Die Beobachtung, daß Rügenwalde bis 1459 vermutlich zweimal Witwensitz war, muß dem nicht unbedingt widersprechen, auch wenn Witwensitze von Fürstinnen im allgemeinen zumeist etwas abseits des eigentlichen Herrschaftszentrums lagen. Dies gilt es festzuhalten, vor allem wenn wir bedenken, daß die betreffenden hinterpommerschen Witwen zeitweise durchaus Herrschaftsfunktionen wahrnahmen. Man denke an die Stiftung des Klosters Marienkron durch Adelheid von Braunschweig und die Aktivitäten Sophias von Holstein. Andererseits ist natürlich die Sicht von Seiten der Nachbarmächte, die zudem enge Beziehungen zu den Greifenherzögen unterhielten, auf den Vorort Stolp ein nicht wegzudiskutierendes Argument, auch wenn diese Sicht von vielen anderen Zeitgenossen – zudem in Pommern – nicht geteilt wurde. Eine endgültige Entscheidung darüber, ob einer und wenn ja welcher der beiden Orte für die Herrschaftsausübung und -darSöhne Erichs II. beigesetzt. Bezüglich Bogislaws VIII. ist zu bemerken, daß dieser nach einer Notiz vom Anfang des 16. Jahrhunderts als Gründer des Klosters dort begraben sein soll (Boehmer 1900 [wie Anm. 98], S. 34), während Wehrmann 1937 (wie Anm. 28), S. 105f. und 1934 (wie Anm. 78), S. 83, sich mehr auf die die Angabe bei W. Jobst, Genealogie oder Stamm- und Geburtslinie der Herzoge in Pommern …, Frankfurt an der Oder 1573, verläßt und mit diesem Cammin als wahrscheinlichen Bestattungsort angibt.
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stellung der Herzöge von größerer Bedeutung war, läßt sich wohl nur anhand einer eingehenden Untersuchung der Herrscheritinerare der hinterpommerschen Herzöge treffen und wäre eine Aufgabe zukünftiger Forschung. Die in der Literatur verbreitete Bezeichnung Herzogtum Pommern-Stolp ist also nicht ganz unproblematisch und es wäre zu überlegen, ob man nicht besser vom Herzogtum (Hinter-)Pommern spräche.105 Es bleibt für das Mittelalter noch auf Barth106 einzugehen. Mit dem Aussterben der Rügenfürsten war das Fürstentum und mit ihm die Stadt Barth 1325 an Wartislaw IV. von Pommern-Wolgast gelangt, konnte aber erst 1354 im Frieden von Stralsund endgültig gegen mecklenburgische Ansprüche behauptet werden. Bei der abermaligen Teilung des nach der Teilung von 1372 verbleibenden Herzogtums Pommern-Wolgast westlich der Swine im Jahre 1376 trat es als Vorort der Herrschaft Wartislaws VI. († 1394) in Erscheinung. Als Herrschaftszentrum hatte Barth durchaus Tradition. Schon um 1315 105 Auch dies ist natürlich ein Notbehelf, da der eingeklammerte Teil in den zeitgenössischen Quellen nicht vorkommt. Nur vom Herzogtum Pommern zu sprechen, wie es Zeitgenossen taten, verbietet jedoch der heutige Sprachgebrauch, da nicht eindeutig klar würde, welche der damaligen Greifenherrschaften gemeint ist. 106 Speziell zur Residenzgeschichte Barths siehe Werlich 2005, Barth als Herrschaftszentrum (wie Anm. 17) bzw. Werlich 2005, Barth als Herrschaftssitz (wie Anm. 17), als Überblick Werlich 2003, Barth (wie Anm. 11); des weiteren Kratz 1865 (wie Anm. 38), S. 25–31; [Erich] Gülzow, Barth, in: Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte, Bd. 1: Nordostdeutschland, Stuttgart/Berlin 1939, S. 142–144; Ernst Bahr/Roderich Schmidt, Barth, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 160–162. Des weiteren Friedrich Oom, Chronik der Stadt Barth, Barth 1851; Wilhelm Bülow, Chronik der Stadt Barth, Barth 1922; Barth in Pommern, hg. vom Magistrat der Stadt, Hamburg 21928; P[aul] Gadow, Die Stadt Barth im Wandel der Zeiten, in: Der Kreis Franzburg-Barth, Magdeburg 1933, Reprint Stralsund 1992, S. 16–24; Festschrift zur 700–Jahrfeier der Stadt Barth vom 1.–10.7.1955, Barth 1955; Th[eodor] Meinhold, Das herzogliche Schloß, jetzt „Adeliges Jungfrauenkloster“ zu Barth, in: Unser Pommernland 7 (1922), S. 348–352; [Paul] Gadow, Barth als Residenz, Teil 1–6, in: Unsere Heimat 82 (1929), Nr. 202, 214, 233, 245, 262, 279; Erich Gülzow, Vom Barther Herzogsschloß, in: Unser Pommernland 22 (1937), S. 242–245; Martin Afheldt, Das Barther Kloster: ein historischer Abriß, in: Kulturgeschichtliches Jahrbuch ... für den Landkreis Ribnitz-Damgarten (1993), S. 9–18; Matthias Müller, Kein Phönix aus der Asche. Anmerkungen zur historischen Gestalt des pommerschen Residenzschlosses in Barth und zu seiner Rekonstruktion im Architekturmodell, in: Unter fürstlichem Regiment. Barth als Residenz der pommerschen Herzöge, hg. von Melanie Ehler/Matthias Müller, Berlin 2005, S. 67–77; E. von Haselberg, Der Kreis Franzburg (Die Baudenkmäler der Provinz Pommern, Teil 1: Die Baudenkmäler des Regierungs-Bezirks Stralsund, 1), Stettin 1881, S. 10– 17; Norbert Buske, Kirchen in Barth, Schwerin 1997; Tilo Schöfbeck/Detlef Witt, Die Kirchen von Kenz, Bodstedt und Flemendorf (Schnell. Kunstführer, 2530), Regensburg 2003; Die Halbinsel Fischland-Darss-Zingst und das Barther Land. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Wustrow, Prerow, Zingst und Barth, hg. von Konrad Billwitz/ Haik Thomas Porada (Landschaften in Deutschland. Werte der deutschen Heimat, 71), Köln/Weimar/Wien 2009, darin insbesondere Dirk Schleinert, Historische Entwicklung vom 12. Jahrhundert bis 1945, S. 73–77, und Joachim Krüger/Jörg Scheffelke, D8 Barth, S. 265– 279.
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Abb. 9: Ansicht der Stadt Barth im Druck „Civitates orbis terrarum“ von Georg Braun und Franz Hogenberg aus den 1590er Jahren. Am Standort des neuzeitlichen Schlosses dürfte sich auch der mittelalterliche Herzogshof befunden haben.
ließ der letzte Fürst von Rügen, Wizlaw III., einen Fürstenhof anlegen, vermutlich am nordöstlichen Stadtrand, wo sich im 16. Jahrhundert das Schloß Bogislaws XIII. erhob (Abb. 9). Dieser bildete den Rahmen für die Hofhaltung dieses literarisch interessierten und als Minnesänger über die Grenzen seines Fürstentums hinaus bekannten Fürsten, die einen frühen kulturellen Höhepunkt in der Barther Residenzgeschichte bezeichnet. Über das Aussehen dieses Hofes und seine Weiterentwicklung unter den mittelalterlichen Greifenherrschern wissen wir nichts. Für die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts ist eine herzogliche Münzprägung in Barth überliefert und spätestens Mitte des 15. Jahrhunderts legte man eine fürstliche Gruft im Chor der Barther Marienkirche an, wo früh verstorbene Kinder des Herzogs Wartislaw X. und später Bogislaws XIII. beigesetzt wurden. Die Bestattung eines regierenden Greifenherzogs ist nicht überliefert. Barther Herzöge fanden ihre letzte Ruhe im Zisterzienserkloster Eldena (Wartislaw VI., † 1394), in der Wallfahrtskirche in Kenz (Barnim VI., † 1405) und im nahe gelegenen Zisterzienserkloster Neuenkamp (Barnim VIII., † 1451, und seine Gemahlin), wo einst bereits die Rügenfürsten Wizlaw I., Sambor und Wizlaw III. bestattet worden waren. Auch Wartislaw X. wurde in diesem Kloster beigesetzt.107 Eine eigene Linie konnte sich nicht 107 Zur herzoglichen Münze in Barth siehe Joachim Krüger, Kleine Münzgeschichte der Stadt Barth, in: Stadt Barth 1255–2005. Beiträge zur Stadtgeschichte, hg. von Jörg Scheffelke/Gerd
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ausbilden, da schon unter Barnim VI. († 1405) und seinem Bruder Wartislaw VIII. († 1415) das Wolgaster Herzogtum westlich der Swine wieder vereint war. Auch eine erneute Teilung unter deren Söhnen 1425 hatte keinen allzu langen Bestand, da von diesen Wartislaw IX. († 1457) alle seine Brüder und Vettern, die selbst keine männlichen Nachkommen hatten, überlebte und sein Vetter Barnim VIII., der als letzter die Barther Herrschaft innehatte, 1451 starb. Bis zu diesem Zeitpunkt blieb Barth Herrschaftszentrum eines eigenständigen Herzogtums. Die Quellen spiegeln diese Funktion, indem die entsprechenden Herzöge im allgemeinen Sprachgebrauch auch Herzöge von Barth genannt werden.108 Auch Wartislaw X. war häufiger in Barth anzutreffen. Erst sein Tod 1478, er starb in Barth und wurde, wie erwähnt, in Neuenkamp begraben, bedeutete einen Einschnitt bezüglich herzoglicher Präsenz, da Bogislaw X. offenbar kein vordergründiges Interesse für Barth zeigte, welches sich in einem wiedervereinten Herzogtum Pommern in peripherer Lage befand.
Die Zeit Bogislaws X. Bogislaw X., aus der Linie Pommern-Wolgast stammend, vereinte nach dem Tod seines Onkels Wartislaw X. 1478 seit langer Zeit wieder alle Herrschaften der Greifen in einer Hand. Ihm standen daher mehrere eingeführte Herrschaftszentren zur Verfügung. Obgleich auch Bogislaw X. viel im Lande umherreiste und dabei Schlösser wie Wolgast, Rügenwalde und Ueckermünde zu schätzen wußte, verlangte die Landesverwaltung zunehmend nach einem Mittelpunkt, deren Reorganisation und Zentralisation gerade unter seiner Herrschaft erfolgreich begonnen wurde.109 Bogislaw X. ging daran, eine feste Residenz zu schaffen,110 die nunmehr diesen Namen auch im engeren Sinne verGarber, Schwerin 2005, S. 111–114, hier S. 111–113, zu den herzoglichen Grabstätten Wehrmann 1937 (wie Anm. 28), S. 102–104, 108, sowie den Beitrag von Arthur Behn in diesem Band. 108 Kratz 1865 (wie Anm. 38), S. 28; Renn 1937 (wie Anm. 24), S. 63–67; Oliver Auge, Die pommerschen Greifen als Fürsten von Rügen und Herzöge von Barth, in: Unter fürstlichem Regiment. Barth als Residenz der pommerschen Herzöge, hg. von Melanie Ehler/Matthias Müller, Berlin 2005, S. 13–30, hier S. 19, Anm. 52–54. 109 Vgl. dazu Wehrmann 1919 (wie Anm. 97), S. 234–240; Willi Finger, Herzog Bogislaw der Große, in: Unser Pommernland 22 (1937), H. 1: Die pommerschen Herzöge, S. 26–38, hier S. 28; Heidelore Böcker, Bogislaw X., Herzog von Pommern (1474–1523), in: Deutsche Fürsten des Mittelalters, hg. von Eberhard Holtz/Wolfgang Huschner, Leipzig 1995, S. 383–408, hier S. 391–394; Hans Branig, Geschichte Pommerns, Teil 1: Vom Werden des neuzeitlichen Staates bis zum Verlust der staatlichen Selbständigkeit 1300–1648 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern, V.22), Köln/Weimar/Wien 1997, S. 64–69; Martin Schoebel, Städtepolitik und Gerichtsverfassung unter Bogislaw X., in: Verwaltung und Verfassung Pommerns in der Neuzeit, hg. von Henning Rischer/Martin Schoebel (Inventare, Findbücher und kleine Schriften des Landesarchivs Greifswald, 2), Bremen o. J., S. 13–28. 110 Wehrmann 1911 (wie Anm. 39), S. 123f.; Finger 1937, Herzog Bogislaw (wie Anm. 109), S. 28f.; Branig 1997 (wie Anm. 109), S. 68f.; Lucyna Turek-Kwiatkowska, Organizacja dworu książecego w Szczecinie, in: Mecenat artystyczny książąt pomorza zachodniego. Materiały z
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dient. Anregungen zu einem solchen Schritt könnte er aus Brandenburg bekommen haben, zu dem auf Grund seiner ersten Heirat und den Lehnsstreitigkeiten enge Kontakte bestanden. Dort hat Eckhard Müller-Mertens auf Grund einer Itineraranalyse feststellen können, daß bis 1470 die Hofhaltung in Kölln unter Kurfürst Friedrich II. ortsfest, die Reiseherrschaft durch die Residenzherrschaft abgelöst wurde. Auch künftig hielt man daran fest, so Markgraf Johann Cicero, auch wenn es in den 1470er und 1480er Jahren dagegen noch Einsprüche von verschiedenen Seiten gab.111 Ein Indiz dafür, daß eine ähnliche Entwicklung in Pommern unter Bogislaw X. stattfand, ist der Umstand, daß er die Pflicht der Klöster und Städte zum Einlager, d. h. den Herzog bei seinen Reisen durch das Land zu beherbergen, durch Geldzahlungen ablösen ließ. Dies tat er z. B. 1494 in Verträgen mit vorpommerschen Klöstern.112 Bogislaws X. Wahl fiel auf Stettin als Hauptresidenz. Dafür dürfte es mehrere Gründe gegeben haben. Zum einen lag der Ort – verglichen mit Rügenwalde, Stolp, Wolgast und Barth – in seinem Herrschaftsgebiet am meisten zentral.113 Zudem konnte er auf die älteste Tradition als Herrschaftszentrum der Greifen zurückblicken, war er doch allein weit über 150 Jahre Vorort des Herzogtums Pommern-Stettin. Und er verfügte nicht nur über eine herzogliche Burganlage, sondern ebenso über eine Stiftskirche und in dieser über eine traditionsreiche über fünf Generationen reichende herzogliche Grablege. Die Grablegetradition in Stettin selbst reichte sogar noch drei weitere Generationen zurück. Mit der nicht unbedeutenden Handelsstadt war eine weitere Voraussetzung für eine erfolgreiche Residenzbildung gegeben. Kein anderes pommersches Herrschaftszentrum konnte solche Voraussetzungen bieten. Die Wahl Bogislaws X. war also durchaus folgerichtig. Ein erster Vorstoß, das herzogliche Territorium in der Stadt zu erweitern, läßt sich 1489 erkennen. Bogislaw X. verlangte von der Stadt den Abbruch von Bürgerhäusern, die auf dem Gebiet der sogenannten Herrenfreiheit errichtet worden waren. Der daraufhin ausbrechende Streit um deren Ausdehnung wurde einstweilen am 12. Januar 1491 mit einem Vergleich beigelegt, der diese näher bestimmte und festhielt, daß dazu u. a. die Ottenkirche, der befestigte herzogliche Hof und die als Friedhof bestimmte Stelle gehören würden.114 Kurz darauf verlegte der Herzog eine von seinem Vater 1472 gestiftete adlige Marienbruderschaft, eine Art Hausorden, an das Ottenstift und steigerte damit dessen Bedeutung für die Greifen noch weiter.115 Wenig
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sesji oddziału szczecińskiego stowarzyszenia historyków sztuki w zamku królewskim w Warszawie 21–22 listopada 1986 R., Szczecin 1990, S. 165–176, hier S. 176. Müller-Mertens 1988 (wie Anm. 12), insbesondere S. 151f. Wehrmann 1911 (wie Anm. 39), S. 123; Wehrmann 21919 (wie Anm. 97), S. 239; Finger 1937, Herzog Bogislaw (wie Anm. 109), S. 28; Branig 1997 (wie Anm. 109), S. 68f.; Böcker 1995 (wie Anm. 109), S. 393. Branig 1997 (wie Anm. 109), S. 69. Karl Otto Grotefend, Regestenbuch der Urkundensammlung der Stadt Stettin 1243–1856, Teil 1: Regesten, hg. von Bogdan Frankiewicz/Jerzy Grzelak, Szczecin 1996, Nr. 212; Wehrmann 1911 (wie Anm. 39), S. 123f.; Wehrmann 1919 (wie Anm. 97), S. 243; Schoebel o. J. (wie Anm. 109), S. 15–18. Wehrmann 1911 (wie Anm. 39), S. 126. Jüngst dazu Jürgen Petersohn, Eine übersehene fürstliche Adelsbruderschaft des späten Mittelalters – Die pommersche „Fraternitas illustrium et nobilium ad honorem Annunciacionis beate Marie“ in Buckow (1473) bzw. Stettin (1491),
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später, am 2. Februar 1501, feierte Bogislaw X. in Stettin mit Anna von Polen prachtvoll Hochzeit. 1503 konnte Bogislaw X. die Stadt vertraglich binden, an den herzoglichen Hof angrenzende Häuser am Altböterberg abzureißen und die Besitzer zu entschädigen. Während man früher davon ausging, daß Bogislaw X. in jener Zeit bzw. auf der Grundlage der von ihm der Stadt aufgezwungenen Abmachungen bezüglich des Schloßareals das sogenannte Große Haus, von dem sich Teile im heutigen Südflügel erhalten haben, neu aufführen ließ, hat die jüngere Bauforschung ergeben, daß Bogislaw X. lediglich den bereits bestehenden Bau um eine Etage erhöhte, den Uhrenturm anbauen und im Inneren neue Einwölbungen vornehmen ließ.116 Mit diesem Bau, dem alten Herzogshaus im Norden, der Ottenkirche und den verschiedenen Nebengebäuden, die im Verlauf des späten Mittelalters entstanden waren, verfügte Bogislaw X. in Stettin über einen Gebäudekomplex, der dem herzoglichen Hof, für den wir erstmals in Pommern eine wenn auch kurzgefaßte Hofordnung aus dem Jahre 1487 überliefert haben,117 einen repräsentativen Rahmen bot und der auch Institutionen der Landesverwaltung, wie Kanzlei und Kämmerei, beherbergen konnte.118 Einen gewissen Eindruck von der Situation vermag eine Zeichnung von 1607 zu bieten, die jedoch noch den Zustand vor den großen neuzeitlichen Umbauten unter Herzog Johann Friedrich zeigt (Abb. 10).119 In Stettin tagte das fürstliche Hofgericht und auch eine landesherrliche Münzstätte nahm unter Bogislaw X. ihre Arbeit auf.120
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in: Herrschaftspraxis und soziale Ordnungen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Ernst Schubert zum Gedenken, hg. von Peter Aufgebauer/Christine van den Heuvel unter Mitarbeit von Brage bei der Wieden/Sabine Graf/Gerhard Streich (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, 232), Hannover 2006, S. 391–403. Lemcke 1909 (wie Anm. 58), S. 12; Wehrmann 1911 (wie Anm. 39), S. 130f.; Cnotliwy 1992 (wie Anm. 45), S. 32; Kroman 1990 (wie Anm. 60), S. 60; Krystyna Kroman, Dzieje architektury zamku od schyłku średniowiecza po czasy współczesne, in: Zamek książęcy w Szczecinie, Szczecin 1992, S. 81–115, hier S. 112. Diplomatische Beiträge zur Geschichte Pommerns aus der Zeit Bogislaws X., hg. von R. Klempin, Berlin 1859, S. 489–491; Fritz Hasenritter, Die pommerschen Hofordnungen als Quellen für die Hof- und Landesverwaltung, in: Baltische Studien NF 36 (1937), S. 147– 182, hier S. 149. Kochanowska o. J. (wie Anm. 62), S. 9; Wehrmann 1911 (wie Anm. 39), S. 134, mit dem Hinweis auf das hier tagende Hofgericht. Lemcke 1909 (wie Anm. 58), S. 12 und Fig. 1 mit Erläuterungen zur Zeichnung von 1607 S. 16f. Wehrmann 1911 (wie Anm. 39), S. 129, 134. Zur Münzpolitik Bogislaws X. siehe u. a. Karl Otto Konow, Die pommersche Münzordnung von 1489, in: Baltische Studien NF 75 (1989), S. 7–26; jüngst Krüger 2006 (wie Anm. 31), S. 37–39, mit Verweis auf weitere Literatur. Während die Münzordnung von 1489 Gartz an der Oder als einzige landesherrliche Münzstätte im Herzogtum vorsah, traten später Altdamm und Stettin hinzu. Zuletzt, bis zur einstweiligen Einstellung der herzoglichen Münzprägung im Jahr 1524, wurde nur noch in Stettin gemünzt; siehe auch den Beitrag von Joachim Krüger in diesem Band.
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Abb. 10: Das Stettiner Schloß von Süden gesehen vor den großen Umgestaltungen der Jahre 1575–1577 unter Johann Friedrich nach einer Zeichnung aus dem Jahre 1607.
Wolgast blieb unter Bogislaw X. eine wichtige Nebenresidenz mit regionaler Vorortfunktion.121 Dies lassen schon die Bauaktivitäten des Herzogs erkennen. Die Wolgaster Burg wurde von Bogislaw X. mit einem repräsentativen Neubau ausgestattet.122 Der sogenannte Bogislawbau des Wolgaster Schlosses wurde 1496 abgeschlossen und enthielt vermutlich mehrere übereinanderliegende zweischiffige Remter und einen vorspringenden Treppenturm. Überliefert ist der heute leider stark zerstörte Wappenstein von 1496 (vgl. Abb. 8 im Beitrag über die Wappen der Greifen in diesem Band). Schaut man auf den schon erwähnten Fahrnowschen Plan (Abb. 5), auf dem der Bogislawbau gut erkennbar ist, wird deutlich, wie dieser noch in den Formen der Gotik gehaltene Schloßbau mit der mittelalterlichen Bautradition bricht. „Im Vollgefühl seiner fürstlichen Würde und seiner über ganz Pommern ausgedehnten Herrschaft“ – so Hellmuth Bethe123 – stellte Bogislaw X. den repräsentativen Bau quer in die gewachsene Anlage. Auch in Stolp war Bogislaw X. als Bauherr aktiv. Von der alten herzoglichen Burg hören wir nichts mehr, jedoch gelang es Bogislaw X., ähnlich wie in Stettin, seine Befugnisse auf dem herzoglichen Mühlenhof 1493 auszudehnen und 1499 angrenzendes Land zu erwerben.124 Obwohl er der Stadt nach dem großen Brand von 1477 versichert 121 So fand das Gerichtsverfahren gegen Berndt von Maltzahn auf Schloß Wolde 1490 in Wolgast statt, vgl. Branig 1997 (wie Anm. 109), S. 67. 122 Bethe 1938 (wie. Anm. 73), S. 88; Buske/Bock 1995 (wie Anm. 8), S. 9; Schmidt 1996 (wie Anm. 6), S. 43. 123 Bethe 1938 (wie Anm. 73), S. 88. 124 Bonin 1910 (wie Anm. 81), S. 74f.
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hatte, daß er in dieser kein Schloß bauen wolle, errichtete er dort am südöstlichen Stadtrand 1507 ein herzogliches „wanhus“, welches in Teilen in den späteren Schloßbau Herzog Johann Friedrichs einging. Die Stadt mußte sich mit der Versicherung begnügen, daß keine Brücken oder Wehre von diesem ins Freie führen sollten.125 In Rügenwalde haben jüngere Bauforschungen Baumaßnahmen um 1480 festgestellt.126 Das Schloß, in dem Bogislaw X. ein Teil seiner Jugend verbrachte, erfreute sich auch später größerer Beliebtheit beim Herzog und diente z. B. seiner zweiten Gemahlin, der polnischen Königstochter Anna, während seiner Pilgerreise in das Heilige Land als Aufenthaltsort. Auch wenn Bogislaw X. selbst noch häufig im Lande umherreiste, so kann man doch die Herausbildung einer festen Residenz in Pommern, von der aus das Land regiert wurde, in seiner Regierungszeit konstatieren, eine Residenz, die auch im engeren Sinne nach Kriterien der modernen Residenzenforschung diese Bezeichnung verdient. Dafür ein exaktes Jahr anzugeben, wie man es gelegentlich in der Literatur getan hat,127 ist sicher problematisch, da es sich auch hier um einen Prozeß handelte, der sich über einen gewissen Zeitraum erstreckte, der aber zweifellos unter Bogislaw X. die entscheidenden Fortschritte machte. Es muß jedoch betont werden, daß eine genauere Untersuchung für den Übergang von der Reise- zur Residenzherrschaft für Pommern bisher fehlt.
Die neuzeitlichen Residenzen der Greifen Zu einer erneuten Landesteilung Pommerns kam es 1532/1541 zwischen dem Sohn Bogislaws X., Barnim IX., und dessen Neffen Philipp I. Wiederum entstanden ein Stettiner und ein Wolgaster Teilherzogtum, welche die Greifenherrschaft jedoch nun in ein westliches und ein östliches Gebiet gliederten, mit einer Trennlinie, die sich – grob betrachtet – an der Oder orientierte. Damit unterschied sich diese Teilung grundsätzlich von der einstigen mittelalterlichen. Der Umstand, daß das westlich der Oder gelegene Stettin, welches bei der neuen Einteilung im Hinblick auf das zu diesem Teilherzogtum gehörende Gebiet in eine sehr periphere Lage geriet, dennoch seine Residenzfunktion beibehielt, zeigt, daß nunmehr die Tradition schwerer wog als die zentrale geographische Lage im Herrschaftsbereich und sich die Residenzfunktion Stettins für die Greifenherrschaft unumkehrbar gefestigt hatte. Auch als 1569 die Herrschaftsaufteilung der Greifen unter den Söhnen Philipps I. neu geregelt wurde, blieb die Teilung
125 Vgl. oben die Anm. 87 und 88 und den zugehörigen Text. 126 Nekanda-Trepka 1990 (wie Anm. 99), S. 73. 127 So wurden die Jahre 1487 und 1491 genannt, wobei man offensichtlich an Bogislaws X. Hofordnung und an seinen Vergleich mit der Stadt bezüglich der Ausdehnung der Herrenfreiheit dachte, vgl. z. B. Braun 1939 (wie Anm. 38), S. 239: „1491 ständige hzgl. Residenz“; Schmidt 1996 (wie Anm. 6), S. 43: „Stettin, das er [Bogislaw X.] seit 1491 zu seiner Hauptresidenz gemacht hatte“; Hermann Bollnow, Die pommerschen Herzöge und die heimische Geschichtsschreibung, in: Baltische Studien NF 39 (1937), S. 1-35, hier S. 5: „Er [Bogislaw X.] erhebt 1487 Stettin zur festen Residenz und begründet ein geregeltes Hofleben mit einem Kreise von Beamten.“
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in ein Wolgaster und ein Stettiner Teilherzogtum bestehen. Die Teilung von 1532/1541 ließ Wolgast wieder zur Hauptresidenz aufsteigen, eine Stellung, die bis zum Tod des letzten Wolgaster Herzogs Philipp Julius 1625 erhalten blieb. Ein in der Frühen Neuzeit allgemein zu beobachtendes gesteigertes fürstliches Repräsentationsbedürfnis und die sich stärker ausprägenden fürstlichen Verwaltungsstrukturen führten in Pommern im 16. und 17. Jahrhundert zum weiteren Ausbau der beiden Hauptresidenzen und – auch bedingt durch die große Zahl von Angehörigen des Greifenhauses und der Notwendigkeit ihrer standesgemäßen Versorgung – zum Bau bzw. Ausbau einer Vielzahl von Nebenresidenzen apanagierter Herzöge, von Witwensitzen und Jagdschlössern. Daneben nutzen die Herzöge die in der Reformationszeit zu herzoglichen Ämtern umgewandelten Klöster als fürstliches Quartier, wie sich dies z. B. für Eldena belegen läßt, wenn diese nicht gar – wie mehrfach z. B. in Neuenkamp und Kolbatz geschehen – Ausgangspunkt fürstlicher Profanbauten wurden. Dabei nahmen die Herzöge, deren Horizont sich durch Reisen, sich verbessernde Kommunikationsmittel aber auch durch verwandtschaftliche und nachbarschaftliche Beziehungen beträchtlich erweiterte, in immer stärkerem Maße Anregungen von außen auf. Wir können hier lediglich einen kurzen Blick auf die Weiterentwicklung der Hauptresidenzen werfen, um abschließend einen kleinen und sicherlich nicht vollständigen Eindruck von der Vielfalt der pommerschen Residenzenlandschaft im 16. und 17. Jahrhundert zu gewinnen. Sowohl Stettin als auch Wolgast erlebten im 16. und zum Anfang des 17. Jahrhunderts ihre Blütezeit als Residenzen. Das Leben am Hofe regelten Hofordnungen, die wir für Pommern-Stettin und Pommern-Wolgast seit den 1540er Jahren überliefert finden, sieht man einmal von der sehr knappen Hofordnung Bogislaws X. von 1487 ab.128 Nur wenige sind davon ediert, so daß sie sich als Gegenstand künftiger Forschung geradezu anbieten. Für beide Hauptresidenzen ist deutlich spürbar, wie jede Generation versuchte, dem Gebäudeensemble ihren eigenen Stempel aufzudrücken und dies in Wappen- und Bildnissteinen, dem Brauch der Zeit folgend, zu dokumentieren. Werfen wir zunächst einen Blick auf Stettin.129 An Baumaßnahmen am Schloß unter Barnim IX. erinnert dort eine Gedenktafel aus dem Jahre 1538 (vgl. Farbabb. 21 im Beitrag zu den Greifenwappen in diesem Band). Nach einem Brand 1530 ließ der Herzog den bereits unter Bogislaw X. vergrößerten Südflügel, das sogenannte Große Haus, weiter ausbauen, an dem nach einem Brand 1551 erneut Arbeiten notwendig wurden. Zudem wurde ein Flügel an der Ostseite des Schloßareals begonnen. Seine heutige Gestalt erhielt der Stettiner Schloßkomplex im wesentlichen während einer tiefgreifenden Um- und Ausbauphase unter Herzog Johann Friedrich 1575–1577 durch den Baumeister Wilhelm Zacharias. Bis auf den gerade erst wiederhergestellten Süd- und Ostflügel wurden sämtliche Vorgängerbauten einschließlich der Ottenkirche niedergelegt, um einer Neubebauung im Stil der italienischen Renaissance Platz zu machen. Das Resultat war ein geschlossenes Ensemble um einen viereckigen, nach Westen beträcht128 Hasenritter 1937 (wie Anm. 117), S. 149. 129 Lemcke 1909 (wie Anm. 58), S. 15–30; Kroman 1990 (wie Anm. 60), S. 60f.; Kroman 1992 (wie Anm. 118), S. 112f.
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lich erweiterten Hof. Die neu errichtete Schloßkirche mit der herzoglichen Grablege und ihr Turm schlossen dabei den Nordflügel im Westen ab. Herzog Philipp II. ließ 1616 westlich des Westflügels, der nun zum Mittelflügel wurde, nicht ganz parallel zu diesem einen fünften Schloßflügel für seine umfangreichen Sammlungen errichten, der allerdings erst 1619 unter seinem Bruder Franz fertiggestellt wurde, wovon eine Gedenktafel Zeugnis gibt. Einen guten Eindruck der neuentstandenen Anlage gibt ein Stich von Merian (Abb. 11), während der Reisebericht Philipp Hainhofers aus dem Jahre 1617 einen guten Einblick in das Hofleben jener Zeit gewährt.130 Der erste Wolgaster Herzog Philipp I. ließ seine Residenz131 zunächst im Zusammenhang mit seiner Heirat mit Maria von Sachsen ausbauen. Ende der 1540er Jahre schuf der sächsische Festungsbaumeister Enderlein Heß Abb. 11: Das Stettiner Schloß nach einem Stich von Pläne für eine zeitgemäße BefestiMerian um 1650. gung des Schlosses, deren Ausführung jedoch fraglich ist. Bauarbei-
130 Philipp Hainhofers Reise-Tagebuch enthaltend Schilderungen aus Franken, Sachsen, der Mark Brandenburg und Pommern im Jahre 1617, hg. von Fr. L. Baron von Medem, in: Baltische Studien 2 (1834), H. 2. Zur Organisation des Hofes vgl. auch Hasenritter 1937 (wie Anm. 117); Turek-Kwiatkowska 1990 (wie Anm. 110). 131 Bethe 1938 (wie. Anm. 73), S. 88–91; Reff 1957 (wie Anm. 73), S. 29–32; Buske/Bock 1995 (wie Anm. 8), S. 9–14; Schmidt 1996 (wie Anm. 6), S. 43–47; Norbert Buske, Das herzogliche Schloß in Wolgast während des 17. Jahrhunderts, das Wolgaster Stadtwappen, in: Pommern. Kultur und Geschichte 35 (1997), H. 4, S. 29–33; Werlich 2003, Wolgst (wie Anm. 11), S. 643; Jürgen Petersohn, Stockholmer Fund bringt Licht ins Wolgaster Dunkel. Ein Detailplan des Wolgaster Herzogsschlosses aus dem 16. Jahrhundert, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 45 (2007), H. 1, S. 20–27; Dirk Schleinert, Der Schloßbrand von 1557 und seine Folgen. Zur Baugeschichte der Wolgaster Residenz unter Herzog Philipp I., in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 45 (2007), H. 2. S. 20–27.
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Abb. 12: Schloß und Stadt Wolgast um die Mitte des 17. Jahrhunderts nach einem Stich von Merian.
ten dürften jedoch in dieser Zeit stattgefunden haben, da ein Wappenstein vom Wolgaster Schloß aus dem Jahr 1551 existiert (vgl. Abb. 18 im Beitrag zu den Greifenwappen in diesem Band). Die Behebung der Schäden eines Schloßbrandes von 1557 konnten erst die Söhne Philipps I. 1563 abschließen. Philipp I. war es auch, der in der Petrikirche die fürstliche Gruft anlegen ließ, die sein Sohn Ernst Ludwig in den 1580er Jahren erweiterte. Sie wurde die Grablege der gesamten Wolgaster Linie. Ernst Ludwig ließ 1577 anstelle mittelalterlicher Bebauung an der Nordseite das Neue Haus nach dem Vorbild des gerade entstehenden Johann-Friedrich-Baus in Stettin errichten und sein Sohn Philipp Julius, der letzte der Wolgaster Herzöge († 1625), verschönerte die Residenz mit Portalen und einem Säulengang. Von den baulichen Aktivitäten zeugen noch erhaltene Bauherrentafeln aus den Jahren 1537, 1551, 1563 und 1577. Wenn auch das Schloß vollständig verloren ist, so lassen doch Abbildungen (Abb. 12) und Inventare einen Eindruck von der Pracht der Wolgaster Residenz entstehen, die 1560 neben zahlreichen Gemälden allein 50 Tapisserien beinhaltete, von denen uns als bekanntestes Beispiel der sogenannte Croyteppich überliefert ist.132 Überhaupt sind von
132 Horst-Diether Schröder, Der Croy-Teppich der Universität Greifswald und seine Geschichte, Greifswald 2000. Einen knappen Überblick zu weiterer jüngerer Literatur zu diesem Kunstwerk bei Ralf-Gunnar Werlich, Die Stammlinie und Genealogie des Wolgaster Herzogs Philipp I. Ein Stammbaum des Greifenhauses aus der zweiten Hälfte der 1550er Jahre, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 42 (2004), H. 4, S. 16–27, hier S. 27, Anm. 22. Der Beitrag stellt im übrigen ein Kunstwerk genealogischen Inhaltes des Wolgaster Hofes vor, welches einmal mehr bezeugt, daß sich die Hofkultur der Greifen durchaus mit der anderer Fürstenhöfe im Reich messen konnte. Siehe neben der in Anm. 131 genannte Literatur auch den Hinweis bei Joachim Krüger, Zwischen dem Reich und Schweden. Die landesherrliche Münzprägung im Herzogtum Pommern und in Schwedisch-Pommern in der frühen Neuzeit (ca. 1580–1715) (Nordische Geschichte, 3), Berlin 2006, S. 81, auf ein Inventar des herzoglichen Schlosses, welches kurz nach dem am 17. Juni 1592 erfolgten Tod von Herzog Ernst Ludwig angelegt wurde und leider noch einer Edition harrt.
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der materiellen Hofkultur der Greifenherzöge in der Frühen Neuzeit lediglich Bruchstücke auf uns gekommen, die es dementsprechend zu bewahren gilt.133 Schauen wird nun abschließend von den Hauptresidenzen hinaus ins Land, wo es im 16. und 17. Jahrhundert zum Bau oder Ausbau zahlreicher Nebenresidenzen, Jagdschlösser und Witwensitze kam, was sich schon auf Grund der großen Zahl von Angehörigen des Herzogshauses und der Notwendigkeit ihrer standesgemäßen Unterbringung ergab (Farbabb. 1 und Abb. 13).134 Im Herzogtum Pommern-Stettin baute Bar-
133 Einen Eindruck von dieser materiellen Hofkultur vermitteln u. a. Hellmuth Bethe, Die Kunst am Hofe der pommerschen Herzöge, Berlin 1937; Sonderausstellung alter Kunstwerke, Urkunden und Drucke zum Gedächtnis an das 1637 erloschene Greifengeschlecht. Kunstpflege in Pommern. 15. März bis 15. Juli 1937, Stettin [1937]; Sztuka na dworze książąt pomorza zachodniego w XVI-XVII wieku. Katalog wystawy (Arts at the court of west pomeranian dukes in the 16th and 17th centuries. Exibition Catalogue), Warszawa/Szczecin 1986; Mecenat artystyczny książąt pomorza zachodniego. Materiały z sesji oddziału szczecińskiego stowarzyszenia historyków sztuki w zamku królewskim w Warszawie 21–22 listopada 1986 R., Szczecin 1990; Barbara Januszkiewicz, Klejnoty i stroje książąt Pomorza Zachodniego XVIXVII wieku w zbiorach Muzeum Narodowego w Szczecinie, Warszawa 1995; Janina Kochanowska, Kultura artystyczna na dworze książąt szczecińskich w XVI w., Szczecin 1996; Unter fürstlichem Regiment 2005 (wie Anm. 17); Barbara Mundt, Der Pommersche Kunstschrank des Augsburger Unternehmers Philipp Hainhofer für den gelehrten Herzog Philipp II. von Pommern, München 2009. 134 Der folgende Überblick kann nur ein sehr knapper sein, der nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Vgl. auch den Überblick von Hellmuth Bethe, Pommersche Herzogsschlösser, in: Ostdeutsche Monatshefte. Blätter des Deutschen Heimatbundes Danzig 15 (1934), H. 2, S. 79–84; Ralf-Gunnar Werlich, Pommern, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch, Teilbd. 1: Dynastien und Höfe, hg. von Werner Paravicini, bearb. von Jan Hirschbiegel/Jörg Wettlaufer (Residenzenforschung, 15.1.1), Ostfildern 2003, S. 871–880, hier S. 876f.; die Karte „Verbreitung der Herzogsschlösser in Pommern um 1630“ von Willi Grube, in: Christoph Schley/Helga Wetzel, Die Greifen. Pommersche Herzöge 12. bis 17. Jahrhundert. Katalog zur Ausstellung 3. März bis 5. Mai 1996, Kiel Schloß Rantzaubau, Kiel 1996, S. 137, hier in diesem Beitrag Abb. 13, sowie die Karte „Die Landesteilungen im Herzogtum Pommern 1532/41 und 1569 und die Lage der landesherrlichen Haupt- und Nebenresidenzen des 16. und 17. Jahrhunderts“, die Haik Thomas Porada in anderem Zusammenhang erarbeitet und jüngst veröffentlicht hat: Haik Thomas Porada, Das pommersche Bergwerk. Die Boden, Haffe und Strandseen Pommerns in der fürstlichen Herrschaftspraxis vom 15. bis zum frühen 17. Jahrhundert (Beiträge zur pommerschen Landes-, Kirchen- und Kunstgeschichte, 13), Schwerin 2009, beiliegend als Abb. 31. Für die Möglichkeit, die Karte auch zur Illustration dieses Beitrages zu nutzen (Farbbabb. 1), sei Haik Thomas Porada und Thomas Helms herzlich gedankt. Einen bildlichen Eindruck vieler Residenzen zur Zeit der letzten Greifengeneration (siehe Abb. 14–22) vermittelt auch die berühmte Lubinsche Karte aus dem Jahre 1618: Die grosse Lubinsche Karte von Pommern aus dem Jahr 1618, hg. von Eckhard Jäger/Roderich Schmidt mit beschreibendem Text von Alfred Haas (1926) und einer Einführung von Manfred Vollack (Quellen zur Geschichte der deutschen Kartographie, 2), Lüneburg 1980. Zahlreiche in unserem Zusammenhang interessante historische Abbildungen auch in Herbert Ewe, Das alte Bild der vorpommerschen Städte, Weimar 1996.
Abb. 13: Karte zur Verbreitung der Herzogsschlösser in Pommern um 1630 von Willi Grube um 1930.
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Abb. 14: Schloß und Stadt Rügenwalde auf der Lubinschen Karte von 1618.
nim IX. in den 1530er Jahren neben der Hauptresidenz die Burg Rügenwalde135 aus und nutzte sie gelegentlich als Wintersitz (Abb. 14). Eine Sommerresidenz ließ er am Zisterzienserkloster Kolbatz136 errichten. Veranlaßt durch die durch den Brand von 1551 in Stettin notwendig gewordenen umfangreichen Wiederaufbauarbeiten am Schloß, schuf sich Barnim IX. in den 1550er und 1560er Jahren ganz in der Nähe mit dem Umbau des Kartäuserklosters Gottesgnade zu einer Schloßanlage eine zweite Residenz mit dem Namen Oderburg, die er als Alterssitz nutzte, welche aber nach seinem Tod rasch an Bedeutung verlor.137 Barnims IX. Nachfolger in Stettin, Johann Friedrich, baute nicht nur 1575–1577 die Stettiner Residenz grundlegend um und aus. Zuvor hatte er, der 1556–1574 Titularbischof von Cammin war, in Köslin138 auf dem Gelände 135 Böttger 1892 (wie Anm. 99), S. 82; Rosenow [1925] (wie Anm. 99), S. 10; Bethe 1937 (wie Anm. 133), S. 26. 136 Hugo Lemcke, Der Kreis Greifenhagen (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Pommern, Teil 2: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Stettin, 2.6), Stettin 1902, S. 251f.; Bethe 1937 (wie Anm. 133), S. 28; Ernst Bahr/Klaus Conrad, Kolbatz, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 219f. 137 Bethe 1937 (wie Anm. 133), S. 31; Buboltz 1934 (wie Anm. 43), S. 25–36, 92–96; M.W., Herzog Barnim IX. und die Oderburg, in: Unser Pommernland 22 (1937), S. 85; Eckhard Wendt, Die Kartause Gottesgnade oder die Oderburg, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 39 (2001), H. 1, S. 18–21. 138 Rudolf Hanncke, Cöslin und die letzten Caminer Bischöfe aus herzoglichem Stamme, in: Baltische Studien 30 (1880), S. 1–56, hier S. 10, 17; Ludwig Böttger, Die Kreise Köslin und Colberg-Körlin (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Pommern, Teil 3: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungs-Bezirks Köslin, 1.1), Stettin 1889, S. 61, 64, 70f.; Bethe 1937 (wie Anm. 133), S. 48, 68; Ernst Bahr/Klaus Conrad, Köslin, in: Mecklenburg Pommern, hg.
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Abb. 15: Schloß und Stadt Köslin auf der Lubinschen Karte von 1618.
des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters seit dem Ende der 1560er Jahre einen Residenzbau errichten lassen, den sein Bruder Kasimir VI. als sein Nachfolger im Camminer Bischofsamt (1574–1602) vollendete und 1582 noch einmal um einen Turm ergänzen ließ (Abb. 15). Aufenthalt nahm dieser aber zumeist nicht dort oder im Schloß Körlin139, sondern in Bast und Kasimirsburg bei Köslin, wo das dort durch ihn errichtete Schloß nach ihm benannte wurde.140 Seine Nachfolger als Bischöfe, Franz (1602– von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 216–219; Dietmar Lucht, 1575 – Fertigstellung des Kösliner Schlosses, in: Ostdeutsche Gedenktage 2000, Bonn 1999, S. 339–343. Zu den neuzeitlichen Residenzen im Camminer Stiftsgebiet siehe den knappen Überblick bei Werner Buchholz, Die Residenzen geistlicher Reichsfürsten im Norden des Sacrum Imperium Romanum zwischen Ausbau und Gefährdung 1500–1806, in: Höfe und Residenzen geistlicher Fürsten. Strukturen, Regionen und Salzburgs Beispiel in Mittelalter und Neuzeit. Ergebnisse der internationalen und interdisziplinären Tagung in der Salzburger Residenz 19.-22. Februar 2009, hg. von Gerhard Ammerer/Ingonda Hannesschläger/Jan Paul Niederkorn/Wolfgang Wüst (Residenzenforschung, 24), Ostfildern 2010, S. 303–343, hier S. 305, 328–333. 139 Böttger 1889 (wie Anm. 139), S. 58; Ernst Bahr/Klaus Conrad, Körlin, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 215f. 140 Bethe 1937 (wie Anm. 133), S. 68, spricht von Lustschlössern in Bast und Kasimirsburg, einer Formulierung der Werlich 2003, Pommern (wie Anm. 134), S. 877, folgt. Hanncke 1880 (wie Anm. 138), S. 18, 25, geht ebenfalls von zwei Schlössern aus, auch wenn sich heute anhand der topographischen Verhältnisse die Lage eines herrschaftlichen Hauses in Bast nicht ohne weiteres nachvollziehen läßt. Rita Scheller, Familienwappen auf den Fenstern pommerscher Dorfkirchen – dargestellt am Beispiel Bast/Kreis Köslin, 1. Teil, in: Pommern.
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Abb. 16: Schloß und Stadt Neustettin auf der Lubinschen Karte von 1618.
1618) und Ulrich (1618–1622), residierten in Köslin, letzterer seit 1619 auch in Neustettin141, wo er ein stattliches Schloß errichten ließ, welches seiner Witwe, Hedwig von Braunschweig-Wolfenbüttel bis zu ihrem Tode 1650 als Witwensitz diente (Abb. 16). Witwensitz war Neustettin auch schon einmal zuvor, nämlich für die zweite Gemahlin Herzog Bogislaws XIII., Anna von Schleswig-Holstein, wobei ihr Stiefsohn als regieKunst – Geschichte –Volkstum 24 (1986), H. 2, S. 19–25, hier S. 19, meint, im Laufe seiner Regentschaft sei Kasimir von Bast nach Kasimirsburg umgezogen und Johannes Hinz, Pommern Lexikon. Geographie – Geschichte – Kultur, Augsburg 1996, S. 45, gibt an, daß die Bischöfe sich in Bast ein Jagdschloß bauten, in dem 1544 der Bischof von Cammin Erasmus von Manteuffel starb. Vier Jahre zuvor bezeichnete Johannes Hinz den Bau noch als Jagdhaus (Johannes Hinz, Pommern – Wegweiser durch ein unvergessenes Land, 3. Aufl., Würzburg 1992, S. 51). Eine zuverlässige Quellengrundlage läßt sich bei all diesen Angaben nicht erkennen. Anderer Meinung ist Buchholz 2010 (wie Anm. 138), S. 305, Anm. 9. Nach seiner Auffassung meinen Bast und Kasimirsburg als Aufenthaltsort des Herzogs dieselbe Örtlichkeit am Baster See, nämlich ein Amtshaus, welches Kasimir zunächst als Absteigequartier nutzte. Nachdem dort das Schloß errichtet worden war, sei die Örtlichkeit in Kasimirsburg umbenannt worden. Leider finden sich auch bei Buchholz keine Quellenbelege für seine Darlegungen. – Zu Neuhausen, einem Fischerhaus, welches Kasimir noch kurz vor seinem Tod für seine ganz persönliche Bedürfnisse errichten ließ, siehe Porada 2009 (wie Anm. 134), S. 139. 141 Julius Kohte, Die Kreise Schivelbein, Dramburg, Neustettin, Bublitz und Rummelsburg (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Pommern, Teil 3: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Köslin, 3), Stettin 1934, S. 84f.; Bethe 1937 (wie Anm. 133), S. 67, 116; Ernst Bahr, Neustettin, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 140–142.
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Abb. 17: Das Jagdschloß Friedrichswalde auf der Lubinschen Karte von 1618.
render Stettiner Herzog 1606–1610 für die Schaffung der notwendigen Baulichkeiten sorgte. 1583 wurde Johann Friedrichs Jagdschloß Friedrichswalde142 in der Stettiner Heide fertig (Abb. 17). Daneben verfügte er über Jagdsitze in Haffhausen bei Köpitz, Ihnaburg, Warnow, auf dem Grasberg bei Stepenitz und ein Quartier in Altdamm.143 In Stolp144, dem Leibgedinge seiner Frau Erdmute von Brandenburg, errichtete der Herzog 1580–1587 unter Einbeziehung von Teilen des Vorgängerbaus Bogislaws X. einen neuen Schloßbau, den diese bis zu ihrem Tode 1623 als Witwensitz nutzte (Abb. 18). Sie ließ die nahegelegene, inzwischen verfallene Dominikanerkirche neu ausbauen und zu Ehren ihres verstorbenen Gemahls als Johanniskirche 1620 neu weihen. Als Witwensitz diente das Stolper Schloß bis zu ihrem Ableben 1660 auch der Herzogin Anna von Croy, einer Tochter Bogislaws XIII. Beide Herzoginnen nutzten zudem auch Schmolsin145 als Witwensitz. Nach dem Tod Johann Friedrichs 1600 übernahm sein 142 Wendt 2001 (wie Anm. 137), S. 20. 143 Bethe 1937 (wie Anm. 133), S. 58; Ernst Bahr/Roderich Schmidt, Altdamm, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 145–147. 144 Kratz 1865 (wie Anm. 38), S. 428; Böttger 1894 (wie Anm. 85), S. 47; E. Rutz, Die Denkmäler in der Schloßkirche, in: Hinterpommerscher Haus- und Familien-Kalender 1911, S. 65–70; Julius Kothe, Die Baudenkmäler der Stadt Stolp, ihre Geschichte und ihre Pflege, in: Unser Pommernland 10 (1925), S. 284–286; Bethe 1937 (wie Anm. 133), S. 58; Bahr/ Conrad 1996, Stolp (wie Anm. 81), S. 289. 145 Böttger 1894 (wie Anm. 85), S. 24–30; Ernst Bahr/Klaus Conrad, Schmolsin, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen
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Abb. 18: Schloß und Stadt Stolp auf der Lubinschen Karte von 1618.
Bruder Barnim X. die Nachfolge in Stettin. 1569 mit den Ämtern Rügenwalde und Bütow apanagiert, hatte er nicht nur in den 1570er Jahren in Rügenwalde das Schloß weiter ausbauen146, sondern auch in Bütow147 die alte Burg des Deutschen Ordens erneuern lassen. Seine Witwe, Anna Maria von Brandenburg, hatte bis 1618 als Leibgedinge Wollin148 inne. Später gehörte das Schloß zum Leibgedinge der Witwe von Herzog Franz, Sophia von Sachsen, war aber in einem so schlechten Zustand, daß es abgeStätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 271f. An die Zeit Annas von Croy erinnert heute noch der von ihr und ihrem Sohn gestiftete Altar in der Schmolsiner Kirche. Die beiden Stifterporträts sind jüngst abgebildet bei: Haik Thomas Porada, Finstingen an der Saar – Auf pommerschen Spuren in Lothringen (Teil I), in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 46 (2008), H. 4. S. 2–8. 146 Rosenow [1925] (wie Anm. 99), S. 10. 147 Hugo Lemcke, Die Kreise Bütow und Lauenburg (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Pommern, Teil 3: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Köslin, 2.5), Stettin 1911, S. 159f.; Bethe 1937 (wie Anm. 133), S. 68, 114; Gerhard Bronisch/Walter Ohle/Hans Teichmüller, Kreis Bütow (Die Kunst- und Kulturdenkmäler der Provinz Pommern), 2. Aufl., Stettin 1939, S. 144–146, 167–171; Ernst Bahr/Klaus Conrad, Bütow, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 171–173. 148 Lemcke 1900, Der Kreis Usedom-Wollin (wie Anm. 29), S. 416–420; Bethe 1937 (wie Anm. 133), S. 68; Ernst Bahr/Klaus Conrad, Wollin, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 320–322.
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Abb. 19: Das Schloß in Franzburg mit deutlicher Einbeziehung der Reste des ehemaligen Klosters Neuenkamp auf der Lubinschen Karte von 1618.
brochen und neuerrichtet wurde. Bis zu ihrem Tode 1635 war es in einem noch unfertigen Zustand, so daß es nicht Wunder nimmt, daß Bogislaw XIV. für sie die Burg Bütow weiter ausbauen ließ. Wie schon der 1603 verstorbene Barnim X. regierte auch sein Bruder und Nachfolger Bogislaw XIII. in Stettin nur noch kurze Zeit. Der Zweitgeborene unter den Söhnen Philipps I. hatte sich einst mit den im Wolgaster Herzogtum gelegenen Ämtern Barth und Neuenkamp abfinden lassen, die er allerdings zugunsten seines Neffen, Philipp Julius, aufgeben mußte, als ihn der Tod seines Bruders nach Stettin berief. In Barth149 war 1573/74 ein repräsentatives Schloß entstanden, indem Bogislaw XIII. fortan residierte (Abb. 9), so daß Barth in der Neuzeit noch einmal an seine mittelalterliche Funktion als Herrschaftszentrum der Greifenherzöge anknüpfen konnte, wenn auch nur als Residenz eines apanagierten Herzogs. Dennoch bildete diese Zeit einen Höhepunkt in der städtischen Geschichte. Herzog Bogislaw XIII. ließ zudem ab 1580 in Neuenkamp/Franzburg150 im Anschluß an das Zisterzienserkloster ein weiteres Schloß bauen (Abb. 19). Mit ihm starb 1606 der letzte männliche Vertreter der vorletzten Greifengeneration. Sein ältester Sohn Philipp II., der die Regierung in Stettin übernahm, baute für seine Sammlungen nicht nur einen neuen Flügel am Stet149 Werlich 2005, Barth als Herrschaftszentrum (wie Anm. 17), S. 80–89, sowie die weitere einschlägige in Anm. 106 angegebene Literatur. 150 von Haselberg 1881 (wie Anm. 106), S. 25; Bethe 1937 (wie Anm. 133), S. 63f.; Ernst Bahr/ Klaus Conrad, Neuenkamp, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 238– 240; Werlich 2005, Barth als Herrschaftszentrum (wie Anm. 17), S. 87f., mit weiteren Literaturangaben.
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Abb. 20: Schloß und Stadt Ueckermünde auf der Lubinschen Karte von 1618.
tiner Stadtschloß an, der unter seinem ihm 1618–1620 in der Regierung folgenden Bruder Franz vollendet wurde (Abb. 11), sondern ließ von 1612 bis ca. 1617 auch ein Lusthaus am Rande von Stettin errichten.151 Philipps II. Witwe Sophia von SchleswigHolstein-Sonderburg hatte ihren Witwensitz bis zu ihrem Tod 1658 in Treptow an der Rega.152 Die Gattin des letzten, vor seiner Regierungsübernahme in Stettin in Rügenwalde apanagierten Greifenherzogs Bogislaw XIV., Elisabeth von Schleswig-HolsteinSonderburg, nutzte Rügenwalde bis zu ihrem Tode 1653 als Witwensitz und sorgte für die prachtvolle Ausgestaltung der Schloßkirche, u. a. mit dem berühmten Rügenwalder Silberaltar.153 Im Herzogtum Pommern-Wolgast entstand unter Philipp I. 1446 Schloß Ueckermünde154 als Jagdschloß (Abb. 20), woran ein Sandsteinrelief mit dem Porträt und 151 Bethe 1937 (wie Anm. 133), S. 86. Als ein Beispiel der Hofkunst, wie sie unter Herzog Philipp II. in Stettin gepflegt wurde, sei auf den berühmten, leider nur in Relikten erhaltenen pommerschen Kunstschrank verwiesen, der jüngst eine opulent ausgestattete Publikation erfahren hat: Mundt 2009 (wie Anm. 133). 152 Hugo Lemcke, Kreis Greifenberg (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Pommern, Teil 2: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Stettin, 4.11), Stettin 1914, S. 225– 227. 153 Böttger 1892 (wie Anm. 99), S. 82f.; Rosenow [1925] ( wie Anm. 99), S. 11f. Zum Silberaltar jüngst Dorota Szymczak: Srebrny Ołtarz Darłowski – Der Rügenwalder Silberaltar, Słupsk 2007 und ihre Anzeige des Bandes in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 47 (2009), H. 2, S. 43. 154 Hugo Lemcke, Der Kreis Ückermünde (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Pommern, Teil 2: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Stettin, 2.3), Stettin 1900, S. 320, 334–337; Bethe 1937 (wie Anm. 133), S. 26, 36; Ernst Bahr/Klaus Conrad,
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Abb. 21: Schloß und Stadt Loitz auf der Lubinschen Karte von 1618.
Wappen des Bauherrn erinnert (vgl. Abb. 21 im Beitrag über die Greifenwappen in diesem Band). In Jasenitz155 wurden nach 1535 die Gebäude des ehemaligen AugustinerChorherrenstifts zum herzoglichen Schloß ausgebaut. Ein Jagdschloß der Herzöge gab es auch in Pasewalk156, welches auch heute noch in sehr verbautem Zustand existiert. Philipps I. Sohn Ernst Ludwig ließ auf dem Gelände des ehemaligen Prämonstratenserklosters Pudagla157 auf Usedom einen Witwensitz für seine Mutter errichten, den eine prächtige Wappentafel auf das Jahr 1574 datiert (vgl. Abb. 24 im Beitrag über die GreiUeckermünde, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 307–309; Haik Thomas Porada, Stadt und Schloß Ueckermünde innerhalb des Herzogtums Pommern in der ausgehenden Herzogszeit 1523–1637, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 38 (2000), H. 4, S. 20–25, insbesondere S. 23f. 155 Hugo Lemcke, Der Kreis Randow (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Pommern, Teil 2: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Stettin, 2.5), Stettin 1901, S. 54; Carl Rittershausen, Wilhelm Zacharias’ Tätigkeit am Schloß zu Jasenitz, in: Monatsblätter der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde 53 (1939), S. 192–196; Ernst Bahr/Klaus Conrad, Jasenitz, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 209f. 156 Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR. Bezirk Neubrandenburg, bearb. von Gerd Baier u. a., Berlin 1982, S. 261; Manfred Vollack, Der Kreis Ückermünde bis 1945. Ein pommersches Heimatbuch, Husum 21992, S. 480. 157 Lemcke 1900 (wie Anm. 29), S. 381–385; Bethe 1937 (wie Anm. 133), S. 60; Ernst Bahr/ Klaus Conrad, Pudagla, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 252f.
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Ralf-Gunnar Werlich
Abb. 22: Schloß und Stadt Bergen auf der Lubinschen Karte von 1618.
fenwappen in diesem Band). Ein weiteres Schloß wurde in Darsim, später Ludwigsburg158 genannt, für seine Frau Sophia Hedwig von Braunschweig-Wolfenbüttel gebaut, für die zudem in den 1580er Jahren das Schloß Loitz159 als Leibgedinge um- und ausgebaut wurde, welches ihr bis zu ihrem Tode 1631 als Witwensitz diente (Abb. 21). Philipp Julius, der letzte Herzog der Wolgaster Linie, errichtete 1605–1611 in Ber-
158 von Haselberg 1885 (wie Anm. 67), S. 153–155; Bethe 1937 (wie Anm. 133), S. 62; Dirk Schleinert, Zur frühen Geschichte von Schloß und Gut Ludwigsburg, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 38 (2000), H. 3, S. 14–16. 159 E. von Haselberg, Der Kreis Grimmen (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Pommern, Teil 1: Die Baudenkmäler des Regierungs-Bezirks Stralsund, 3), Stettin 1888, S. 225– 228; Ernst Bahr/Klaus Conrad, Loitz, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 232–234; Dirk Schleinert, Zur Geschichte des Loitzer Schlosses, in: Pommern. Kultur und Geschichte 36 (1998), H. 3, S. 10–15 und Nachtrag in 37 (1999), H. 1, S. 29; Loitz – Stadt an der Peene. Beiträge zur Geschichte und zu ihren Bau- und Kunstdenkmalen, hg. von Dirk Schleinert/Ralf-Gunnar Werlich (Beiträge zur pommerschen Landes-, Kirchen- und Kunstgeschichte, 10), Schwerin 2008, darin insbesondere: Dirk Schleinert, Zur Geschichte des Loitzer Schlosses, S. 33–46; Ders., Herzogin Sophia Hedwig von PommernWolgast. Ein Lebensbild, S. 101–113; Ralf-Gunnar Werlich, Die heraldische Ahnengalerie der Herzogin Sophia Hedwig von Pommern-Wolgast in der Loitzer Pfarrkirche St. Marien, S. 126–166.
Herrschaftszentren und Residenzen der Greifen
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gen160 auf Rügen ein Jagdschloß (Abb. 22) und ein weiteres um 1615 in Spandowerhagen.161 Zum Ende der Greifendynastie existierten eine Vielzahl herzoglicher Schlösser, die von den Angehörigen des Greifenhauses als Haupt- und Nebenresidenzen, Witwenund Jagdsitze genutzt worden waren bzw. genutzt wurden und an denen sich zeitweise neben den Haupthöfen in Stettin und Wolgast Hofhaltungen der apanagierten Herzöge und der Herzogswitwen etabliert hatten. Die Brüder Bogislaw XIV. und Georg II., die mit dem Amt Rügenwalde und der Abtei Buckow ausgestattet worden waren, unterhielten z. B. Hofmarschall, Hofrat, Stallmeister, Kämmerer, Sekretär, Untermarschall, Jägermeister, fünf Edelknaben und noch eine große Zahl weiterer Diener an ihrem Hof.162 Auch in jener Zeit weilte der Fürst nicht immer in seiner Hauptresidenz. So wurde z. B. unter Johann Friedrich kritisch vermerkt, daß er sich häufig mit großem Gefolge zur Jagd in Friedrichswalde aufhalte, wobei man insbesondere die durch die doppelte Hofhaltung in Stettin und Friedrichswalde entstandenen Kosten und Schulden beklagte.163 Bei dem Ausmaß fürstlicher Repräsentation, die auch in Pommern entfaltet wurde – die Verpflegungskosten des Wolgaster Hofes für ein Jahr veranschlagte man 1612 auf knapp 52.000 Gulden164 – verwundert es kaum, daß der herzogliche Haushalt mitunter bedeutende Defizite aufwies, was verglichen mit anderen Fürstenhäusern allerdings nichts Ungewöhnliches darstellte.165 Schauen wir zurück, so müssen wir konstatieren, daß wir über das Aussehen der frühen Herrschaftszentren zumeist recht wenig Informationen besitzen. Frühestens im 14. Jahrhundert zeichnen sich nähere Umrisse des baulichen Rahmens für Stettin, Wolgast und Rügenwalde ab. Bei Stolp und Barth tappen wir bis zum Beginn der Neuzeit im Dunkeln. Archäologische Untersuchungen, z. B. in Usedom, Demmin und Wolgast, wo z. T. recht günstige Voraussetzungen im Hinblick auf die derzeitige Bebauung 160 Bethe 1937 (wie Anm. 133), S. 107f.; Ernst Bahr/Roderich Schmidt, Bergen auf Rügen, in: Mecklenburg Pommern, hg. von Helge bei der Wieden/Roderich Schmidt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 12), Stuttgart 1996, S. 166–168. 161 Während Bethe 1937 (wie Anm. 133), S. 109, diesen Bau in Freesendorf auf der Insel Struck im Greifswalder Bodden verortet, hat jüngst Ivo Asmus wahrscheinlich gemacht, daß sich dieser Bau in Spandowerhagen befand, vgl. Ivo Asmus, Gustav II. Adolf „kompt in Pommern an“ – bei Peenemünde auf Usedom oder doch zuerst bei Göhren auf Rügen?, in: Baltische Studien NF 91 (2005), S. 79–96, hier S. 89–91. 162 Franz H. Viergutz, Von Finanzwesen und Hofhaltung der pommerschen Herzöge, in: Unser Pommernland 22 (1937), H. 1/2, S. 51–58, hier S. 52. 163 Viergutz 1937 (wie Anm. 162), S. 54. 164 Dirk Schleinert, Die Hochzeit des Herzogs Ernst Ludwig von Pommern mit Sophia Hedwig von Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahre 1574, in: Pommern 37 (1999), H. 4, S. 7–15, hier S. 12. 165 Die Verschuldung des Stettiner Herzogshauses beim Tode Johann Friedrichs wurde mit weit über 100.000 Talern bzw. 200.000 Talern beziffert, Viergutz 1937 (wie Anm. 162), S. 52, vgl. auch S. 55, während man im Wolgaster Herzogtum 1602 von 44.381 Gulden Schulden sprach. Hinzu traten dort Forderungen Bogislaws XIII. für Ausgaben in den 1605 an den Wolgaster Herzog zurückgegebenen Ämtern Barth und Franzburg in Höhe von 110.000 Gulden, vgl. Schleinert 1999 (wie Anm. 164), S. 11.
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Ralf-Gunnar Werlich
bestehen, könnten sicherlich weitere Aufschlüsse bringen und wären aus Sicht der Residenzenforschung wünschenswert. Aber auch für den Historiker bleibt noch einiges zur tun. Wie einleitend und an anderen Stellen angedeutet wurde, steckt die Residenzenforschung für Pommern noch in ihren Anfängen. Die Entwicklung des Herzogshofes, der Herzogsitinerare und der Residenzen bedarf einer noch eingehenderen Untersuchung, will man für das pommersche Territorium nicht hinter dem Stand der allgemeinen Residenzenforschung zurückbleiben. Dabei müßte auch den Nebenresidenzen und Witwensitzen eine stärkere Aufmerksamkeit als bisher zukommen. Schauen wir noch einmal auf die Karten (Farbabb. 1 und Abb. 13), dann wird eines deutlich: Von der einst außerordentlich reichen Residenzenlandschaft am Ende der Greifenzeit ist nur ein Bruchteil auf uns gekommen, zudem zumeist in einem stark veränderten baulichen Zustand. Der Beitrag versteht sich daher auch als ein Appell, diese wenigen Überreste entsprechend ihrer Bedeutung für die Landesgeschichte zu erforschen und zu erhalten und im Bewußtsein auch der breiteren Öffentlichkeit zu verankern. Zudem möchte er Anregung geben zur weiteren Beschäftigung mit dieser Thematik.
Inschriften der pommerschen Herzöge Joachim Zdrenka1
I. Die deutsche Epigraphik benutzt die pragmatische Definition des Begriffs ‚Inschriften‘, die vom Heidelberger Germanisten Rudolf M. Kloss dargelegt wurde. Seiner Meinung nach sind Inschriften Beschriftungen verschiedener Materialien – wie Stein, Holz, Metall, Leder, Stoff, Email, Glas, Mosaik usw. –, die von Kräften und mit Methoden hergestellt sind, die nicht dem Schreibschul- und Kanzleibetrieb angehören.2 Diese Definition hat sich in der Praxis bewahrheitet und mußte nur in einigen Details ergänzt bzw. korrigiert werden. Im Widerspruch zu Kloss werden nämlich mittlerweile auch solche Texte als Inschriften behandelt, die mit einer Feder auf Pergament oder Papier ausgeführt wurden, durch ihren Öffentlichkeitsgrad aber den Charakter von Inschriften innehaben, etwa Texte auf Pergamentblättern, die auf Holztafeln aufgezogen und in Kirchen und Rathäusern ausgehängt wurden. Hinsichtlich ihrer Funktion und Wirkungsabsicht weisen sie gegenüber Inschriften keine Unterschiede auf. Eine Ausnahme bilden hingegen Schriftzüge auf Münzen, Petschaften und Waffen, die generell nicht als Inschriften betrachtet und deshalb der Numismatik, Siegel- und Waffenkunde überlassen werden. Die auf dauerhaftem Material wie Stein, Holz, Metall, Textilien, Leder, Glas usw. angebrachten Inschriften bieten eine wesentliche Ergänzung der handschriftlichen und gedruckten Überlieferung. Die Mehrzahl der Inschriften zeichnet sich durch einen höheren Grad an Öffentlichkeit aus, der Konzeption und Ausführung der Texte bestimmt hat. Dies gilt vor allem für Inschriften auf Grabdenkmälern, Bauinschriften an öffentlichen Gebäuden, Inschriften an Bürgerhäusern, Stiftungsinschriften auf kirchlichen Ausstattungsgegenständen sowie Beischriften zu bildlichen Darstellungen. Es steht fest, daß Inschriften zu allen Zeiten eine wichtige Rolle im Leben der Menschen gespielt haben und auch weiterhin spielen werden. Vor allem halten Inschriften die Erinnerung an Verstorbene wach, erklären und deuten bildliche Darstellungen, weisen den Weg, nennen die Entstehungszeit von Bauwerken und ihrer Ausstattung, und sie bewahren die Namen von Stiftern, Künstlern und Eigentümern. Auf diese Weise sind sie in vielen Fällen sehr eng mit dem Ereignis, das sie überliefern, verbunden. Denn ein Grabdenk1
2
Leicht überarbeitete Fassung des bei der Jahreshauptversammlung der Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst im September 2003 in Celle gehaltenen Vortrages. Änderungen beziehen sich auf die Anpassung des mündlichen Vortrags an die gedruckte Form und das Einfügen von Anmerkungen und Belegen. Für den Hinweis auf die Veröffentlichung von 2008 in Anm. 18 sei der Redaktion herzlich gedankt. Rudolf M. Kloos, Einführung in die Epigraphik des Mittelalters und der frühren Neuzeit, Darmstadt 1980, S. 2.
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Joachim Zdrenka
mal ist in der Regel direkt nach dem Tod eines Menschen hergestellt, ein Kunstwerk im Zuge seiner Entstehung signiert worden, Glockeninschriften werden beim Guß der Glocke angebracht. Inschriften vermitteln also – anders als rückschauend aufgezeichnete Chroniken – ein unmittelbares und authentisches Bild historischer Geschehnisse. Oft steht eine Inschrift in enger inhaltlicher Beziehung zu ihrem Inschriftenträger, und häufig bestimmt erst dieser die eigentliche Aussage der Inschrift, wie dies bei den in der Ich-Form von sich selbst erzählenden Glocken und Geschützen der Fall ist („Dorch dat fur bin ick geflaten“) („durch das Feuer bin ich geflossen“).3 Die Inschriften bieten eine wesentliche Ergänzung zu der geschriebenen und gedruckten urkundlichen und chronikalischen Überlieferung. Viele Personen des Mittelalters und der frühen Neuzeit sind uns nur deshalb bekannt, weil sich ihr Grabdenkmal mit einer im günstigsten Fall ausführlichen biographischen Inschrift erhalten hat. Eine große Zahl von Kunstwerken kann man nur aufgrund der auf ihnen angebrachten Jahreszahlen und Künstlersignaturen exakt datieren oder einem bestimmten Meister zuweisen. Die Mehrzahl der Inschriften unterscheidet sich von der auf Pergament oder Papier geschriebenen und gedruckten Überlieferung nicht allein durch ihre größere Dauerhaftigkeit, sondern auch durch einen ganz anderen Grad an Öffentlichkeit. Alle Inschriften, die noch an Ort und Stelle vorhanden sind, die nicht beschädigt oder abgetragen wurden, sind jedem des Lesens kundigen Betrachter in ihrer originalen Form und am originalen Ort präsent. Diese spezifische Art der Öffentlichkeit hat auch die Gestalt der Inschriften vielfältig bestimmt. Zum einen sind sie oft in besonders schönen Buchstaben ausgeführt, wie es die zahlreichen schmückenden Inschriften auf Fachwerkhäusern zeigen. Zum anderen boten sie ihrem Auftraggeber die Möglichkeit, sich nach außen in einer Form zu präsentieren, wie er sich oder seine Familie darstellen wollte. So haben viele Hausbesitzer im 16. Jahrhundert ihre protestantische Gesinnung dokumentiert, indem sie „Das Wort unsers Gottes bleibet ewiglich“ (Jesaja 40,8), einen der Kernsprüche der Reformation, als Inschrift an ihre Häuser setzen ließen.4 Wenn man bei der Untersuchung nur den reinen Inschriftentext berücksichtigt, würde das in vielen Fällen bedeuten, die Aussagekraft der Quelle zu reduzieren. Daher setzt sich die Epigraphik als Ziel, neben der originalgetreuen Abschrift des Textes auch dessen Überlieferungszusammenhang zu bewahren. Nur so kann gewährleistet werden, daß das gesamte Bedeutungsspektrum einer Inschrift erfaßt wird. Entsprechend der Unterschiedlichkeit von Inschriften und Inschriftenträgern sind hierfür differenzierte Fragestellungen notwendig, die selbst für einschlägig Vorgebildete oft nur schwer zu überblikken sind.5 Gerade in letzter Zeit ist die Erfassung der Inschriften noch aus einem anderen Grund besonders dringlich geworden: Die oft im Freien befindlichen Denkmäler aus Stein, Metall und Holz sind in weit stärkerem Maße schädigenden Umwelteinflüssen ausgesetzt, als gemeinhin angenommen wird. Der saure Regen greift die Steine an und bringt chemische Prozesse mit sich, die oft zu einem Abbröckeln der Oberfläche und 3
4 5
Sabine Wehking/Christine Wulf, Leitfaden für die Arbeit mit historischen Inschriften. Bausteine zur Heimat- und Regionalgeschichte (Veröffentlichungen des Niedersächsischen Heimatbundes, 10), Melle 1997, S. 9. Wehking/Wulf 1997 (wie Anm. 3), S. 9f. Wehking/Wulf 1997 (wie Anm. 3), S. 10f.
Inschriften der pommerschen Herzöge
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damit zu einer Schädigung oder gar völligen Zerstörung der Inschriften führen. Paradoxerweise muß inzwischen der vergängliche Beschreibstoff Papier bewahren, was einst auf vermeintlich dauerhaften Materialien für ewige Zeiten angebracht wurde.6 Für die wissenschaftliche Auswertung der Inschriften ist es wichtig, ob man es mit einer erhaltenen oder nur kopial überlieferten Inschrift zu tun hat, denn der Erhaltungszustand entscheidet über deren Aussagekraft, die sehr unterschiedlich sein kann. Eine Inschrift des inzwischen verlorengegangenen Inschriftenträgers, dessen Photo, Zeichnung oder genaue Beschreibung nicht vorliegt, übermittelt nur einen reinen Textinhalt ohne das gesamte Bedeutungsspektrum des Objekts darzustellen. Eine erhaltene Inschrift dagegen bietet hier viel mehr an. Dementsprechend fällt auch der wissenschaftliche Wert der Inschriften aus. Es gibt Inschriften, deren Inhalt aus anderen Quellen bekannt ist. In diesem Fall dienen sie als Ergänzung und eine Art der Bestätigung für die Richtigkeit der geschriebenen und gedruckten urkundlichen und chronikalischen Überlieferungen. In dieser Gruppe unterscheidet man zwischen den Inschriften, die nur allgemein bekannte Tatsachen übermitteln (z. B. ein Ehebündnis in Form eines Allianzwappens) und solchen, die einen ausführlichen, unmittelbaren und authentischen Text mit Bild beinhalten (z. B. Grabplatten, Epitaphien). Es gibt aber auch Inschriften, die Informationen übermitteln, die in keinen anderen Quellen vorkommen. Diese Inschriften haben für die Forschung die größte Bedeutung. Der Rang der Inschrift hängt auch davon ab, ob diese von den Mitgliedern der Dynastie, hier des pommerschen Herzogshauses, veranlaßt oder nachträglich zum Andenken an diese Dynastie und deren Taten durch Andere angebracht wurde.
II. Es ist unmöglich, in einem Vortrag alle Inschriften und Inschriftenträger, die sich auf das pommersche Herzogshaus beziehen, sowohl zu erwähnen als auch zu bewerten. Das war auch nicht mein Ziel. Ich werde mich nur auf ein paar Beispiele begrenzen. Davor möchte ich auf einige Arbeiten aus der letzten Zeit kurz hinweisen, die das herzoglichpommersche Inschriftenmaterial erwähnt und teilweise ausgewertet haben. Es handelt sich hier um zwei Aufsätze von Hellmut Hannes: „Auf den Spuren der Greifenherzöge in Pommern“7 und „Auf den Spuren des Greifengeschlechts jenseits der pommerschen Grenzen“8 sowie um die Arbeit von Edward Rymar, „Rodowód książąt pomorskich“ (Genealogie der pommerschen Herzöge)9. Auch meine letzten Arbeiten über die pom-
6 7 8 9
Vgl. die Werbebroschüre des Dr. Ludwig Reichert Verlages aus Wiesbaden: Die Deutschen Inschriften, Wiesbaden 1998, S. 4. Hellmut Hannes, Auf den Spuren der Greifenherzöge in Pommern, in: Baltische Studien NF 67 (1981), S. 7–25. Hellmut Hannes, Auf den Spuren des Greifengeschlechtes jenseits der pommerschen Grenzen, in: Baltische Studien NF 72 (1986), S. 36–82. Edward Rymar, Rodowód książąt pomorskich (Genealogie der pommerschen Herzöge), 2. Aufl., Szczecin 2005 (die erste Aufl. besprochen in Baltische Studien NF 83 [1997], S. 126– 128) und Supplement, Gdańsk 2003.
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Joachim Zdrenka
merschen und rügischen Inschriften sind hier zu erwähnen.10 Die tabellarische Zusammenfassung von Grabmalen, Bildwerken und Wappensteinen als Denkmäler des pommerschen Greifengeschlechts von Hellmut Hannes zeigt, wie verstreut das gesamte Material ist. Erfreulicherweise findet man immer wieder neue Spuren des Greifengeschlechts und das nicht nur in kopialen Überlieferungen, wie zuletzt die nicht mehr existierende Orgel im Dom zu Güstrow, die die Wappen von Herzog Ulrich III. von Mecklenburg und seiner Gattin Anna, geborene Herzogin von Pommern, mit den zugehörigen Inschriften von 1590 enthielt,11 sondern auch im Original, wie das Epitaph des Herzogs Franz von Pommern († 1620) im Merseburger Dom, das von der Wissenschaft erst 1968 entdeckt wurde.12 Viele Fragen, die einige kopiale Überlieferungen von Inschriften stellen, kann man nicht zufriedenstellend beantworten. Dies betrifft u. a. die verlorenen Glasmalereien und Inschriften aus der Kirche zu Gnevezow im Kreis Demmin.13 Dort befanden sich zwei herzogliche Wappenscheiben des Ehepaars Ernst Ludwig von Pommern-Wolgast († 1592) und Sophia Hedwig von Braunschweig-Wolfenbüttel († 1631) mit Beischriften, die leider keine Erklärung geben, wann, durch wen und aus welchem Anlaß sie dort angebracht wurden. Es bleibt also weiterer Forschung vorbehalten, diese Geheimnisse der Gnevezower Kirche zu enträtseln. Ähnliche Fragen stellt die Wappenscheibe des Herzogs Philipp Julius von Pommern-Wolgast († 1625) in der Pfarrkirche zu Kasnevitz auf Rügen. Die runde Wappenscheibe mit Prunkwappen und darunter die aufgemalte vierzeilige Inschrift in Kapitalis V(ON) · G(OTTES) G(NADEN) · PHILIPPVS / IVLIVS · HERTZOG / ZV · STATTIN / VND · PONM(ERN) sagt nichts über den Anlaß für die Stiftung der Scheibe.14 Durch die Inschriftenforschung gewinnt man auch Erkenntnisse anderer Art, wie die Feststellung, daß der Zinksarg des Christoph Karl von Jasmund auf Spycker und Ruschvitz auf Rügen († 1649) aus der gleichen Werkstatt stammt wie der Sarg der Herzogin Elisabeth († 1653), der Witwe des letzten pommerschen Herzogs Bogislaw XIV. in der Pfarrkirche zu Rügenwalde in Hinterpommern.15 Die Inschriften haben auch große Bedeutung für die genealogischen Untersuchungen, vor allem aus der vorreformatorischen Zeit, für die der Wissenschaft sehr wenig 10 Joachim Zdrenka, Die verlorenen Glasmalereien und Inschriften des 16. Jahrhunderts aus der Kirche zu Gnevezow/Kreis Demmin, in: Baltische Studien NF 85 (1999), S. 39–48; Ders., Inskrypcje na zabytkach Rugii do końca XVIII wieku (Inschriften auf den Kunstdenkmälern Rügens bis Ende des 18. Jahrhunderts), Gdańsk 2001 und Die Inschriften des Landkreises Rügen (bis 1650), gesammelt und bearb. von Joachim Zdrenka (Die Deutschen Inschriften, 55), Berlin 2002. 11 Georg Christian Friedrich Lisch, Die Domkirche zu Güstrow, in: Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 35 (1870), S. 192–194. 12 Die Inschriften der Stadt Merseburg, gesammelt und bearb. von Ernst Schubert/Peter Ramm (Die Deutschen Inschriften, 11), Berlin 1968, Nr. 165; Barbara Januszewicz, Nieznany portret Franciszka księcia szczecińskiego (Unbekanntes Porträt des Stettiner Herzogs Franz I.), Materiały Zachodniopomorskie 44 (1998), S. 343–351. 13 Siehe Anm. 10. 14 Die Inschriften des Landkreises Rügen 2002 (wie Anm. 10), Nr. 152. 15 Die Inschriften des Landkreises Rügen 2002 (wie Anm. 10), Nr. 181.
Inschriften der pommerschen Herzöge
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zuverlässige Angaben zur Verfügung stehen. Die aus den Urkunden, Chroniken und anderen schriftlichen Überlieferungen gewonnenen genealogischen Kenntnisse können durch Inschriftenforschung auf ihre Richtigkeit geprüft werden. Alle bisher der Wissenschaft bekannten Fälle kann man der schon erwähnten Arbeit von Edward Rymar entnehmen. Hier möchte ich nur ein Beispiel davon nennen. In der Marienkirche zu Bergen auf Rügen, an der linken Ostwand der westlichen Vorhalle, ist die KalksteinGrabplatte der Elisabeth, Herzogin von Pommern, Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters zu Bergen, aufgestellt, die ursprünglich im Chorraum vor dem Altar eingelassen war. Im Mittelfeld in Ritzzeichnung unter einem Baldachin ist die stehende Gestalt der Verstorbenen in Nonnentracht, mit Krummstab in der rechten Hand und einem Beutelbuch in der Linken, dargestellt. In den vier Ecken befinden sich Medaillons mit den Evangelistensymbolen: Engel, Adler, Stier und Löwe. Die Umschrift verläuft in vertieftem Band zwischen zwei Leisten, oben links beginnend. Die Worttrenner sind als Quadrangel ausgeführt. Der untere Teil des Steins samt der Inschrift in gotischer Minuskel mit Versalien in gotischer Majuskel ist teilweise abgetreten. Aus diesem Grund hat man bis jetzt die Inschrift unterschiedlich gelesen. Nach neuesten Untersuchungen ist sie wie folgt zu lesen: Anno d(omi)ni / m cccc lxxiii fe(r)ia q(ua)rta post iudica obiit / Jllust(ri)s p(ri)nceps / et do(min)a d(omi)na Elisabet abbatissa i(n) berg(en) ora p(ro) ea. Übersetzung: Im Jahr des Herrn 1473 am Mittwoch nach Judica (= 7. April) starb die erlauchte Fürstin und Herrin, Frau Elisabeth, Äbtissin in Bergen, bete für sie. Diese Grabplatte deckte früher das Grab der Elisabeth, Herzogin von Pommern, einer Tochter des Herzogs Wartislaw IX. (†1457) und Schwester Herzog Erichs II. († 1474). Elisabeth wurde um 1420 geboren. Wann sie ins Kloster kam, ist nicht bekannt. Als Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters in Bergen ist sie zum ersten Mal am 5. Januar 1460 bezeugt, sie blieb bis zu ihrem Tod in diesem Amt. Viel mehr wissen wir über sie nicht. Sie wurde oft mit der gleichnamigen Äbtissin des Klosters Krummin, einer angeblichen Tochter Barnims VI. und Schwester Wartislaws IX., die zwischen dem 30. März 1455 und dem 9. Februar 1461 gestorben sein soll, identifiziert.16 Dank dieser Grabplatte in Bergen und gewonnenen Erkenntnissen aus der jetzt endgültig entzifferten Inschrift (vor allem im Bereich der Titulatur, die der von den Herzögen benutzten ähnelt: „dux/princeps et dominus, dominus ...“ oder „herzoge und herr(e), herr ...“) sowie anderen Angaben ist auch Rymar neuerlich bereit, in den beiden Elisabeths nur eine, die Tochter Wartislaws IX. zu sehen, die in den Jahren 1442–1455 Äbtissin in Krummin und später bis 1473 Äbtissin in Bergen war17. Es gibt mehrere solcher Beispiele. Zum Schluß möchte ich auf einen noch spektakuläreren Fall hinweisen, auf den ich bei meiner Forschung über den fränkischen Besitz des Stettiner Herzogs Swantibor I. in den Jahren 1374–1400 gestoßen bin. Er betrifft eine Eheverbindung zwischen dem pommerschen und hohenzollernschen Haus, die völlig im Dunkel liegt. Niemand weiß so richtig, was damit anzufangen ist. Auch hier ist die Epigraphik wesentlich beteiligt. Ein großes Rätsel für die Genealogen stellt die Inschrift des Grabdenkmals des Herzogs Barnim VI. († 22./23. September 1405), Sohn Wartislaws VI., Herzog von Pom16 Vgl. Rymar 2005 (wie Anm. 9), S. 370f., Nr. 133 und S. 376f., Nr. 138. 17 Rymar 2005 (wie Anm. 9), S. 370f., Nr. 133, jedoch immer noch mit einem Fragezeichen.
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Joachim Zdrenka
mern-Wolgast auf Rügen und in Barth in der Wallfahrts- und Ablaßkirche zu Kenz bei Barth dar. Dieses Denkmal wurde oft in der Fachliteratur behandelt, die jedoch die rätselhafte Inschrift nicht endgültig klären konnte.18 Vor dem Altarraum rechts steht ein Sarg mit steilem Dach. Im Sarginnern ist die 1,96 m lange Gestalt des verstorbenen Herzogs auf dem Totenbett liegend in der fürstlichen Tracht des angehenden 15. Jahrhunderts dargestellt. Der Kern des Bildwerks ist aus Holz, die Bemalung auf Kreidegrund aufgetragen. Die Giebelstücke sind auf den Schrägen und auf dem sie verbindenden First mit gotischen Kantenblumen besetzt, ihre Innenseiten mit gemalten, einschildigen Greifenwappen geziert. Das Denkmal hat bereits dreimal eine eingreifende Restaurierung erfahren. Die erste fällt in die Zeit des Herzogs Philipp II. († 1618), der sie im Jahre 1603 vornehmen ließ. Sie wird bezeugt durch die in Form eines Epitaphs gehaltene Inschriftentafel, die an einem Pfeiler der Nordseite hängt (Abb. 1). Die zweite Erneuerung des Grabdenkmals wurde 1728 (siehe unten) und die dritte 1903 Abb. 1: 1603 von seinem Nachfahren Herzog Philipp II. durchgeführt. Dabei wurde bei von Pommern gestiftetes Epitaph für Herzog Barnim VI. der letzteren in den Wappenvon Pommern in der Wallfahrtskirche zu Kenz.
18 Rymar 2005 (wie Anm. 9), S. 355–359, Nr. 125; hier auch die ganze Literatur. Das Kenzer Epitaph behandelt jüngst auch Oliver Auge, Zwischen Innovation und Tradition – Epigraphische Zeugnisse fürstlicher Selbstdarstellung in Mecklenburg und Pommern im 16. Jahrhundert nebst einem Exkurs zu Alter und Entstehungshintergrund des sogenannten Ratiborsteins in der Usedomer Marienkirche, in: Traditionen, Zäsuren, Umbrüche. Inschriften des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit im historischen Kontext, hg. von Christine Magin/Ulrich Schindel/Christine Wulf, Wiesbaden 2008, S. 55–75, hier S. 67–74, und Bildteil Taf. 8–15, hier S. 57–60.
Inschriften der pommerschen Herzöge
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schmuck der äußeren Stirnseite das Wappen der Witwe des Herzogs, Veronika aus dem Hause Hohenzollern, aufgenommen. Zum Epitaph gehört ein Hängestück mit einem herzoglichen Wappen, Todesemblemen und Engelskopf. Der Mittelteil ist mit einer großen Inschriftentafel zwischen Pilastern mit Putten besetzt. Die Seitenteile sind mit Greifenköpfen geschmückt (Abb. 2). Der Architrav enthält ein Chronogramm: sVb frIDerICo barnIMVs nVnC est renoVatVs, das sich nur auf die zweite Erneuerung dieses Epitaphs selbst bezieht, die 1728 unter dem König Friedrich von Schweden stattgefunden hat. Im ädikulaartigen Aufsatz wurde die Büste Barnims eingebaut und auf Abb. 2: Ausschnitt aus dem Epitaph für Herzog Bardem Giebelscheitel die Sitzfigur nim VI. von Pommern in der Wallfahrtskirche zu Kenz einer Temperentia aufgesetzt. Die mit der von Herzog Philipp II. veranlaßten Inschrift. Hauptinschrift wurde in Kapitalis ausgeführt (Abb. 2) und lautet:19 D(EO) O(PITMO) M(AXIMO) SANCTISQVE ET PIIS MANIBVS BARNIMI VI POMERANORVM DVCIS QVI PATRE WARTISLAO VI MATREQVE ANNA IOHANNIS MEGAPOLENSIVM DVCIS FILIA AVSPICATO NATVS, REGIA= QVE DISCIPLINA EDVCATVS MAGNO PATRIAE BONO VNICO CVM FRATRE WARTISLAO VII. VNANIMITER QVAM PROVINCIAE PATRIAE PARTEM TENVIT, GVBERNAVIT: INQVE POSTERORVM SPEM, SALVTEMQVE PATRIAE FILIOS BARNIMVM VII. ET WARTISLAVM IX SORORE AVCTOS DIVA ELYSABETA COENOBII 19 Vgl. die nicht korrekte Lesung bei Daniel Cramer, Das Grosse Pomrische Kirchen Chronicon D. Danielis Crameri. Das ist Beschreibung Und Außführlicher Bericht, was sich fürnemblich in Religions Sachen von Enderung der Heydenschafft her im Land zu Pomren und zugehörigem Fürstenthumb Rügen auch Graff- und Herrschafften bey noch wehrendem Christenthumb und dabey verlauffener Evangelischer Reformation biß auff kegenwertige Zeit begeben und zugetragen hat: Auß vielen Glaubwürdigen Alten und Newen Scribenten, Uhrkunden Archiven und andern Denckwürdigen Nachrichtungen fleissig zusammen getragen und in richtige Jahrzeit verfasset, Bd. 2, Alten Stettin 1628, S. 80.
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CRVMMINENSIS ABBATISSA EX VERONICA FRIDERICI BVRGGRABII NVRIMBERGENSIS FILIA, ET FRIDERICI QVI PRIMVS BRANDE= BVRGENSIS FAMILIAE ELECTORALI DIGNITATE DECORVS FVIT SORORE SVSCEPTOS RELIQVIT QVIQVE DVM ANTE LVBECAM VRBEM IMPERIALEM BALTHASARO AFFINI HERVLORVM DOMINO SVPPE[=] TIAS FERRET FORTITER ADVERSI ETIAM VVLNERIS IN DICIO PVGNAVIT PAVLO POST PESTE CORREPTVS WOLGASTI, DVM AD AEDEM HANC DIVAE VIRGINIS MIRACVLIS, ID AETATIS, HOC EST ANNO CIư CCCC.V. FAMOSAM CONTENDIT IN ITINERE PVTENITII MORTVVS HOC LOCO TERRAE EST MANDATVS MAGNO PATRIAE LVCTV, QVAE PRVDENTIAE ET TEMPERANTIAE IMPRIMIS RARA LAVDE CONSPICVI PRINCIPIS IACTVRAM FACILE SENSIT MONVMENTVM HOC EPITAPHIVM GRATVS MAIORVMQVE LAVDI MAXIME FAVENS AT NEPOS PHILIPPVS II. BOGISLAI XIII. EX CLARA DVCE LVNEBVRGICA FILIVS PRIMOGENI-TVS POMERANORVM DVX PIETATIS IN MAIORES EXEMPLO PER QVAM ILLVSTRI EXCINDI ORNARI, ET HVC APPONI FECIT. ANNO SALVTIS CIư. D. CIII. QVO PATRIS IN STETINENSI GVBERNATIONE VICES GESTRVRVS CHRISTO IMPERIORVM MODERATORE PROPICIO BARDO STETINVM PROFI= CISCEBATVR Aus dem Satz „ex Veronica, Friderici Burggrabii Nurimbergensis filia, et Friderici qui primus brandeburgensis familiae electorali dignitate decorus fuit sorore susceptos reliquit“ ergibt sich, daß Barnim VI. mit Veronika, Tochter des Burggrafen Friedrich V. von Nürnberg aus dem Hause Zollern und Schwester des Kurfürsten Friedrich I. von Brandenburg verheiratet war. Hier stellt sich die Frage, ob die Angaben aus der Epitaphienschrift (wegen mehrerer Restaurierungen?) der historischen Wahrheit entsprechen (auch bezüglich der Bezeichnung der Äbtissin Elisabeth als Schwester statt Tochter des Herzogs Wartislaws IX.). Aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ist eine andere Ehe eines pommerschen Herzogs mit einer Tochter des Nürnberger Burggrafen bestens belegt, nämlich die Ehe zwischen Swantibor I., dem mittleren Sohn Barnims III. († 24. August 1368) mit Anna, Tochter Albrechts des Schönen, Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Zollern († 5. April 1361).20 Diese Ehe wurde am 17. September 1374 wahrscheinlich in Nürnberg geschlossen. Laut der Teilungsurkunde vom 20. Oktober 1374 erhielten Anna († 1391 zwischen dem 18. April und dem 17. Oktober) und Swantibor († 21. Juni 1413) folgende Burgen und Städte samt Zugehörigkeiten: Königsberg (nordwestlich von Bamberg), Schildeck (nordwestlich von Bad Kissingen), Kissingen (nördlich von Würzburg), Nüdlingen (nordöstlich von Bad Kissingen), Altdorf (nordöstlich von Nürnberg), Heroldsberg (nördlich von Nürnberg) und Bruck (nordwestlich von Heroldsberg). Die Bedachten mußten jedoch alle Schulden und Verpflichtungen der erhaltenen Gebiete in Höhe von 7.144 Pfund Heller übernehmen. Die ältere Schwester von Anna, Margaretha († um 1390), und ihr Mann 20 Cramer 1628, Bd. 2 (wie Anm. 19), S. 130–132, Nr. 161.
Inschriften der pommerschen Herzöge
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Markgraf Balthasar von Meißen († 18. Mai 1406) bekamen dagegen Heldburg (westlich von Coburg), Hildburghausen (nordwestlich von Coburg), Eisfeld (nördlich von Coburg), Ermershausen (südwestlich von Coburg) und Ummerstadt (südwestlich von Coburg).21 Was hat diese Ehe mit der von Barnim VI. und Veronika zu tun? Am 1. Mai 1476 erwähnte Kurfürst Albrecht Achilles von Brandenburg in einem Brief an den Stadtrat von Ansbach die fränkischen Landgüter, die vor 84 Jahren (1393) der bayerische Herzog und Pfalzgraf bei Rhein (Ruprecht III., der Jüngere) vom Stettiner Herzog erworben hatte, die aber erneut vor 80 Jahren (1396) als Mitgift vergeben worden waren. Darüber hinaus erwähnte er, daß sein Vorfahre (Burggraf Friedrich V. von Nürnberg) acht Töchter hatte. Eine von ihnen, nicht mit Namen genannt, heiratete einen ebenfalls nicht namentlich genannten Herzog aus Stettin (auch die Wolgaster Herzöge führten den Stettiner Titel) und brachte ihm als Mitgift die Güter Altdorf, Heldburg, Hildburghausen, Eisfeld, Roth sowie die verpfändeten Städte Schwabach und Tann ein.22 Es ist leicht festzustellen, daß diese Güter (außer Altdorf, das Anna bekam, und Roth sowie die verpfändeten Städte Schwabach und Tann) laut des erwähnten Teilungsvertrags vom 20. Oktober 1374 Margaretha, die Ehefrau des Thüringer Landgrafen und Markgrafen von Meißen Balthasar, erhielt. Das Gut Altdorf dagegen erwarb der bayerische Herzog und Pfalzgraf bei Rhein, der zukünftige König des Reiches Ruprecht (1400– 1410) von Swantibor im Jahre 1393. Seit dieser Zeit blieb es in bayerischen Händen. Die Behauptung des brandenburgischen Kurfürsten stimmt in diesem Punkt mit der Wahrheit also nicht überein. Sollten wirklich im Jahre 1396 alle genannten Ortschaften (außer Altdorf ) als Mitgift einer der Töchter des Nürnberger Burggrafen Friedrich V. von (Hohen-)Zollern (1333–1398) in die Hände des Herzogs von PommernWolgast übergegangen sein, müßte man annehmen, daß Burggraf Friedrich V. Heldburg, Hildburghausen und Eisfeld nach dem Tod von Margaretha († um 1390) zurückgewonnen und dann der neuen Mitgift Roth und die verpfändeten Städte Schwabach und Tann hinzugefügt hat.23 Die Tochter, von der hier die Rede ist, könnte die nicht näher bekannte Veronika gewesen sein, die angeblich mit Barnim VI. von PommernWolgast verheiratet war. Nach dem Tod der verwitweten Veronika († vor 1415, höchstwahrscheinlich schon vor dem 22. September 1408) kehrten die Güter aus ihrer Mitgift auf uns bis jetzt unbekanntem Wege ins Haus Hohenzollern zurück.24 Die ganze Verwirrung um die angebliche Ehe Barnims VI. mit Veronika von Zollern wird durch eine weitere Tatsache noch komplizierter, nämlich durch die Verlobung Wartislaws IX. mit Magdalena, der Tochter des Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg, des späteren 21 Vgl. Joachim Zdrenka, Włości szczecińskie we Frankonii 1374–1400. Historia i dokumenty (Stettiner Landbesitz in Franken 1374–1400. Geschichte und Urkunden), Gdańsk 2004. 22 Walther Priebatsch, Politische Correspondenz des Kurfürsten Albrecht Achilles, Bd. 2 (Publicationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven, 67), Leipzig 1896, S. 220f. 23 Anna († 1391): Königsberg, Schildeck, Kissingen, Altdorf, Nüdlingen, Heroldsberg, Bruck. Margaretha († um 1390): Heldburg, Hildburghausen, Eisfeld, Ermershausen, Ummerstadt. Veronika († vor 22. September 1408): Heldburg, Hildburghausen, Eisfeld, Altdorf, Roth, Schwabach, Tann. 24 Vgl. Rymar 2005 (wie Anm. 9), S. 355–359, Nr. 125.
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Kurfürsten Friedrich I. von Brandenburg, im Jahre 1415. Sollte Veronika mit Barnim VI. wirklich verheiratet gewesen sein und aus dieser Ehe ein Sohn Namens Wartislaw IX. stammen, würde es bedeuten, daß dieser mit seiner direkten Cousine (im zweiten Verwandtschaftsgrad) verlobt wurde. Vermutlich aus diesem Grund kam die Ehe letztendlich nicht zu Stande. Dieses Beispiel zeigt uns nicht nur die Bedeutung von Inschriften und Inschriftenforschung für die dynastische Genealogie, es zeigt auch, daß die wissenschaftliche Forschung auf gegenseitige Bestätigungen ständig angewiesen ist. Deswegen verdienen die Inschriften viel mehr Aufmerksamkeit und müssen – aus erwähnten Gründen – so schnell wie möglich erfaßt und bearbeitet werden.
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Einführende Bemerkungen Im Jahre 1637, in den Wirren des 30jährigen Krieges, starb das Geschlecht der Greifenherzöge mit Bogislaw XIV. im männlichen Stamme aus, nachdem es in 16 Generationen von Wartislaw I. bis zum genannten Bogislaw das Land am Meer regiert hatte. Das Jahr 1937 war ein Anlaß, sich in Pommern an das alte Herzogshaus zu erinnern, das drei Jahrhunderte vorher sein Ende fand. Dies geschah u. a. durch eine Ausstellung alter Kunstwerke, Urkunden und Drucke zum Gedächtnis an das 1637 erloschene Greifengeschlecht mit der Sonderausstellung „Kunstpflege in Pommern“ des Pommerschen Landesmuseums in Stettin2 und durch wichtige Veröffentlichungen.3 In den Baltischen Studien allein erschienen zehn Aufsätze zum pommerschen Herzogshaus. Zu den letzten Veröffentlichungen Martin Wehrmanns – er starb am 29. September 1937 in Stargard – gehört seine ebenfalls 1937 in den Baltischen Studien vorgelegte Zusammenstellung „Die Begräbnisstätten der Angehörigen des pommerschen Herzogshauses“.4 Verdanken wir dem Jahr 1937 grundlegende Veröffentlichungen zur Geschichte der Greifendynastie, so ist dieses Jahr für uns jedoch auch immer mit dem Andenken an den Heimgang des Altmeisters der pommerschen Geschichtsschreibung, Martin Wehrmann, verbunden. Vor Martin Wehrmann hatte 1759 der Stettiner Gymnasialprofessor und Geschichtsforscher Johann Karl Conrad Oelrichs eine kleine Arbeit über die Graborte der pommerschen Herzöge und Fürsten von Rügen veröffentlicht. Ihr wissenschaftlicher Wert ist allerdings gering, da Oelrichs auf einen Quellennachweis verzichtet hatte.5
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Leicht überarbeitete Fassung des am 28. September 2002 in Demmin gehaltenen Vortrages. Änderungen beziehen sich auf die Anpassung des mündlichen Vortrags an die gedruckte Form, das Einfügen von Anmerkungen und Belegen sowie den Verweis auf das Thema tangierende Literatur, die in der Zeit der Fertigstellung des Beitragsmanuskripts und der Drucklegung erschienen ist. Für letzteres sei den redaktionellen Bearbeitern herzlich gedankt. Kunstpflege in Pommern. Sonderausstellung alter Kunstwerke, Urkunden und Drucke zum Gedächtnis an das 1637 erloschene Greifengeschlecht, 15. März bis 15. Juli, Katalog, Pommersches Landesmuseum, Stettin 1937. Genannt seien hier Martin Wehrmann, Genealogie des pommerschen Herzogshauses (Veröffentlichung der Landesgeschichtlichen Forschungsstelle für Pommern, I.5), Stettin 1937; Hellmuth Bethe, Die Kunst am Hofe der pommerschen Herzöge, Berlin 1937. Martin Wehrmann, Die Begräbnisstätten der Angehörigen des pommerschen Herzogshauses, in: Baltische Studien NF 39 (1937), S. 100–118. Johann Carl Konrad Oelrichs, De Pomeraniae Ducum Rugiaeque Principum sepulcris libellus, Rostock 1759.
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Die richtige Feststellung der Begräbnisorte der Greifen (gemeint ist hier die Stadt, der Ort oder das Kloster, in der sich die Grabstätte befindet) ist die Voraussetzung für die Suche nach ihren Grablegen. Allerdings läßt die Quellenlage bzw. die fehlende Drucklegung der in Betracht kommenden Quellen die richtige Feststellung der Begräbnisorte in vielen Fällen nicht ohne weiteres zu. So kann es gar nicht verwundern, daß der sonst so vorsichtige und kritische Forscher Martin Wehrmann auch Vermutungen über Begräbnisorte, wo sie ihm sehr wahrscheinlich erschienen, aussprach6 oder auch Angaben zu Begräbnisorten von Robert Klempin ungeprüft übernahm, was Adolf Hofmeister 1940 zu der Feststellung veranlaßte: „Die Begräbnisstätten der pommerschen Herzöge bedürfen dringend einer neuen kritischen Bearbeitung.“7 Zu den wichtigsten Quellen für die Lokalisierung der Begräbnisorte mußte Wehrmann zwangsläufig auch die Fassungen von Kantzows Pommerscher Chronik zählen. Weniger Gewicht schien der Pomerania zufallen zu müssen, sah Wehrmann doch, wie alle bis zum Jahr 1973, die Pomerania nicht als ein Werk Kantzows an, sondern hielt diese für eine durch seinen Mitstreiter Nikolaus von Klempzen überarbeitete Fassung. Die Identifikation der Handschrift Nr. 644 in der Sammlung Thott in der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen durch Jürgen Petersohn hat aber nun gezeigt, daß die Pomerania im Wesentlichen, wie die von Klempzen eingetragene Widmung an Philipp I. aussagt, „Auß Thomas Kantzowen seliger eigen handschrifft“ besteht.8 Die Zusätze Klempzens sind teilweise Abschriften von Konzepten Kantzows und bei weiten nicht so umfangreich, wie bisher angenommen. Wenn man sich nun zwischen unterschiedlichen Angaben in den älteren Fassungen der Pommerschen Chronik und der Pomerania entscheiden will, wird man wohl, wie es auch Wehrmann tat, der Pomerania den Vorzug geben müssen. Allerdings ist Kantzow für die ältere Zeit auch keine in jedem einzelnen Falle zuverlässige Quelle. Nach seiner Angabe wurde der 1344 verstorbene Herzog Otto I. in Kolbatz bestattet, nach der durch Daniel Cramer in seinem Pommerschen Kirchen-Chronikon überlieferten Inschrift ist er jedoch in der Marienkirche in Stettin begraben worden.9 Falsch sind auch die Angaben Kantzows zum Tod Wartislaws VII.10 Ob alle anderen Angaben Kantzows und auch die Angaben Bugenhagens in seiner Pomerania zutreffend sind, ist noch nicht tatsächlich geprüft.11 Eine solche Prüfung kann natürlich auch nicht erfolgen, solange die Chroniken von Bugenhagen und Kantzow die einzigen ohne weiteres zugänglichen Quellen sind. Es ist daher zu fragen, ob es überhaupt zulässig ist, ungeprüfte bzw. nicht durch andere Quellen bestätigte Angaben Bugenhagens 6 Wehrmann 1937, Begräbnisse (wie Anm. 4), S. 101. 7 Adolf Hofmeister, Die Töchter Herzog Bogislaws VI. von Wolgast, in: Pommersche Jahrbücher 34 (1940), S. 47–57, hier S. 47 Anm. 3. 8 Jürgen Petersohn, Die dritte hochdeutsche Fassung von Kantzows Pommerscher Chronik, in: Baltische Studien NF 59 (1973), S. 27–41. 9 Wehrmann 1937, Begräbnisstätten (wie Anm. 4), S. 111. 10 Wehrmann 1937, Genealogie (wie Anm. 3), S. 84. 11 Die Pomerania Bugenhagens wurde kürzlich neu herausgegeben und übersetzt, siehe Johannes Bugenhagen, Pomerania. Faksimiledruck und Übersetzung der Handschrift von 1517/18, hg. von Norbert Buske, übersetzt von Lore Poelchau, Schwerin 2009.
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und Kantzows als zutreffend anzunehmen. Würde man Bugenhagen und Kantzow als Quellen für die Zeit des 12. bis 15. Jahrhunderts völlig außer Acht lassen, würde sich die Zahl der bekannten herzoglichen Grabstätten für diesen Zeitraum fast halbieren, nämlich von 59 auf 28. Dies würde dem tatsächlichen hohen und unersetzbaren Quellenwert der Arbeiten Bugenhagens und Kantzows natürlich überhaupt nicht gerecht werden. Wenn auch viele Vermutungen Wehrmanns richtig sein werden, und Bugenhagen und Kantzow sicherlich uns heute nicht mehr zur Verfügung stehende Quellen nutzen konnten und ihre Angaben in den meisten Fällen ebenfalls richtig sein werden, bleibt letztendlich doch die Schwierigkeit, die richtigen Vermutungen Wehrmanns und die richtigen Angaben Bugenhagens und Kantzows von den falschen zu trennen. Die 1940 von Adolf Hofmeister geäußerte Feststellung, nach der die Begräbnisstätten der pommerschen Herzöge dringend einer kritischen Bearbeitung bedürfen, ist wohlbegründet. Sie blieb bisher aber leider ohne Wirkung. Eine möglichst umfassende und genaue Kenntnis der einzelnen herzoglichen Grablegen ist für ihre Erhaltung, ihren Schutz und ihre Pflege die wichtigste Voraussetzung. Es können nur die herzoglichen Grablegen unter den Schutz unseres Denkmalschutzgesetzes gestellt werden, die nachgewiesen werden können. Dazu ist es zunächst einmal ausreichend, die betreffende Kirche zu kennen. Dies ist insbesondere auch deshalb erforderlich, weil die Zeugnisse und Denkmale der Pommernherzöge über der Erde bis auf wenige Reste beseitigt oder zerstört worden sind und neue, bisher nicht bekannte Zeugnisse und Denkmale wohl nur noch im Boden ruhen. Dort droht diesen letzten Zeugnissen aber ebenfalls ihre Beseitigung und Zerstörung. Die dringend notwendige kritische Bearbeitung der Begräbnisstätten fällt in das Fach des Historikers und sollte tatsächlich dringend in Angriff genommen werden. Dies ist allerdings eine sehr schwierige und zeitaufwendige Aufgabe, die auch wohl nur durch mehrere Bearbeiter bewältigt werden kann, stellt doch Hofmeister schon 1936 mit Blick auf die u. a. auch dafür notwendigen Voraussetzungen fest: „Um vieles sicherer werden wir urteilen, um vieles klarer sehen können, wenn die Mengen des ungedruckten Stoffes, besonders die Urkunden auch des 15. Jh. im Zusammenhang angegriffen und wenigstens in ausführlichen Regesten zum Druck gebracht sind. Neben der beschleunigten Fortführung des Pommerschen Urkundenbuches für das 14. Jahrhundert über 1330 hinaus, die im Gange ist, ist dies eine der dringendsten Arbeiten, die von unserer Wissenschaft für Pommern gefordert werden müssen“.12 Leider hat sich die Zugänglichkeit der Quellen seit 1936 nur wenig verbessert. Das Pommersche Urkundenbuch geht heute bis 1345 herauf. Die Herausgabe der Fortsetzung bis 1350 ist ungewiß und die Drucklegung der Urkundenbestände des 15. Jahrhunderts in der von Hofmeister geforderten Form ist weder begonnen noch in Aussicht. Dieser Beitrag kann daher keine Neubearbeitung der Begräbnisorte liefern, sondern wird unter Ausschluß der von Wehrmann vermuteten bzw. von Klempin nicht belegten Begräbnisorte eine mit Zusätzen versehene Zusammenstellung der von Wehrmann ermittelten Begräbnisorte geben und dann insbesondere näher auf die wichtigsten Grablegen in Pommern 12 Adolf Hofmeister, Herzog Swantibor von Barth und Rügen und die angebliche Teilung von 1435, in: Pommersche Jahrbücher 30 (1936), S. 127–157, hier S. 150.
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eingehen.13 Die Begräbnisorte der Swantiboriden und Ratiboriden wie auch die der Rügischen Fürstenfamilie bleiben dabei unberücksichtigt. Die Lebensdaten und Verwandtschaftsverhältnisse der Bestatteten sind der dritten Lieferung der von Wilhelm Wegener herausgegebenen Genealogischen Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte entnommen.14 In diesem Beitrag soll eine Trennung zwischen den pommerschen und den Grablegen anderer Fürstenhäuser vorgenommen werden. Zahlreiche weibliche Angehörige des pommerschen Herzogshauses ruhen außerhalb Pommerns in den Grablegen anderer Fürstenhäuser. Ebenfalls außerhalb Pommerns ruhen Töchter der pommerschen Herzöge in Klöstern. Eine detaillierte Übersicht der außerhalb Pommerns bestatteten Angehörigen des pommerschen Herzogshauses soll hier nicht gegeben werden. Außerhalb Pommerns sind nach heutigem Kenntnisstand an 25 Orten 31 meist weibliche Mitglieder des pommerschen Herzogshauses bestattet. Diese Grablegen befinden sich u. a. in Mecklenburg, Niedersachsen, Sachsen, Polen, Schlesien, Lettland, Dänemark, Österreich und in Prag. Innerhalb Pommerns sind 23 Begräbnisorte mit 30 Grablegen und 99 bestatteten herzoglichen Familienmitgliedern nachgewiesen, wenn man davon ausgeht, daß die Angaben Bugenhagens und Kantzows zutreffend sind. Die Begräbnisorte in Pommern (Abb. 1) Barth, Marienkirche15 1464: Swantibor und Ertmar, die etwa zehn- und neunjährigen einzigen Söhne Wartislaws X. 1577: Katharina, eine elfjährige Tochter Bogislaws XIII. 1583: Erdmute, eine fünfjährige Tochter Bogislaws XIII. 1590: Johann Ernst, ein dreijähriger Sohn Bogislaws XIII. 1591: Sophia Hedwig, eine zweijährige Tochter Bogislaws XIII. 13 Die Angaben sind von Martin Wehrmann übernommen, vgl. Wehrmann 1937, Begräbnisstätten (wie Anm. 4); Berichtigende Daten gehen zurück auf Wilhelm Wegener, Genealogische Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte, 3. Lieferung: Die Herzöge von Pommern aus dem Greifenhause ca. 1100–1637 mit einer Einleitung, Göttingen 1969; Ergänzt durch Verwandtschaftshinweise, Angabe zu Grabdenkmälern u. a. Aus Platzgründen wurde auf die von Wehrmann angeführten Quellenangaben für die Begräbnisorte, wie auch auf die Angaben über die Ehen verzichtet. Dafür sei generell hier verwiesen auf: Wehrmann 1937, Begräbnisstätten (wie Anm. 4); Ders. 1937, Genealogie (wie Anm. 3). 14 Es sei darauf hingewiesen, daß auf den Wolgaster Sarkophagen folgende von Wegener abweichende Daten vorhanden sind: Sophia Hedwig, geboren am 30. November 1561 (nach Wegener am 1. Dezember 1561); Amalia, gestorben am 16. September 1580 (nach Wegener am 16. März 1580); Maria, gestorben am 7. Januar 1583 (nach Wegener am 5. Januar 1583), vgl. Wegener 1969 (wie Anm. 13), S. 34–35, Taf. 7. 15 Im Inventarband: Mecklenburgische Küstenregion. Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, hg. vom Institut für Denkmalpflege Schwerin, Berlin 1990, S. 450f., wird auf ein Epitaph einer Herzogin Klara von Pommern von 1579 hingewiesen (mit Abbildung). Tatsächlich handelt es sich dabei um die Schwiegermutter Herzog Bogislaws XIII., Klara von Braunschweig-Lüneburg, also nicht um eine geborene oder angeheiratete Angehörige des pommerschen Herzogshauses.
Abb. 1: Herzogliche Begräbnisorte in Pommern.
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Belbuck, Prämonstratenserkloster 1373/1374: Bogislaw V. von Hinterpommern-Stolp Bergen auf Rügen, Zisterzienserinnenkloster 1473: Elisabeth, Tochter Wartislaws IX., Äbtissin des Klosters in Bergen16 Eldena, Zisterzienserkloster17 1388: Jutta, die erste Gemahlin Bogislaws VI. 1393: Bogislaw VI. 1394: Wartislaw VI. 1474: Erich II. 1503: Anna, die zweite Gemahlin Bogislaws X. Grobe, Prämonstratenserkloster 1156: Ratibor I. nach 1156: Pribislawa, die Gemahlin Ratibors I. 1187: Bogislaw I. (Grobe/Marienberg?) 1229: Woislawa, eine Tochter Bogislaws II. (Grobe/Marienberg?) Marienberg bei Usedom 1184: Wartislaw, ein Sohn Bogislaws I. Gützkow, Nikolaikirche 1449/1450: Barnim VII., ein Sohn Barnims VI. Cammin, Dom 1326: Wartislaw VI., der Sohn Bogislaws IV. um 1318: Margaretha, die zweite Gemahlin Bogislaws IV.
16 Der Grabstein, eine 2,37 x 1,24 m große Kalksteinplatte mit lebensgroßer Darstellung der Äbtissin Elisabeth ist in der Marienkirche erhalten, eine Abb. in: Ernst von Haselberg, Kreis Rügen (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Pommern, Teil 1: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungs-Bezirks Stralsund, 4 ), Stettin 1897, S. 276. Bei der Aufnahme durch Haselberg (vgl. S. 275) lag die Grabplatte noch im Chor vor dem Altar und vermutlich wohl über der Grabstelle. Sie wurde 1896 im Zuge der Restaurierung der Marienkirche aufgenommen und in der Westhalle aufgestellt, vgl. Walter Ohle/Gerd Baier, Die Kunstdenkmale des Kreises Rügen, Leipzig 1963, S. 131; eine Umzeichnung der Grabplatte in Sven Wichert, Zur Geschichte des Klosters, in: Der Klosterhof und die Kirche St. Marien in Bergen auf Rügen, hg. von der Stadt Bergen, Bergen 2005, S. 4–16, hier S. 6; siehe auch die Beiträge von Hellmut Hannes zu den Bildnissen der Herzoginnen und Joachim Zdrenka zu den Inschriften in diesem Band. 17 Zu den möglichen herzoglichen Bestattungen im Kloster Eldena und den dortigen archäologischen Untersuchungen siehe Günter Mangelsdorf, Neue Ausgrabungen in der Klosterruine von Eldena bei Greifswald, in: Von der Steinzeit zum Mittelalter, hg. von Günter Mangelsdorf (Greifswalder Mitteilungen, Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie, 3), Frankfurt am Main 1999, S. 225–291, hier S. 254–256.
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1365: Barnim IV. von Wolgast und Rügen 1418: Bogislaw VIII. von Hinterpommern Kenz, Kirche18 1405: Barnim VI. Kolbatz, Zisterzienserkloster 1564: Sybilla, eine unvermählte Tochter Barnims IX. Krummin, Zisterzienserinnenkloster 1336: Jutta, eine Tochter Bogislaws IV., Äbtissin des Klosters Marienkron, Kartäuserkloster bei Rügenwalde 1406: Adelheid, die zweite Gemahlin Bogislaws V. 1446: Bogislaw IX. von Hinterpommern 1451: Alexandra, eine junge, unvermählte Tochter Bogislaws IX. um 1454: Maria, die Gemahlin Bogislaws IX. von Hinterpommern 1474: Kasimir VI., ein Sohn Erichs II. Marienthron, Augustiner-Eremitenkloster bei Neustettin 1361: Elisabeth, erste Gemahlin Bogislaws V. von Pommern-Stolp 1364: Sophia, die Gemahlin Barnims IV. von Wolgast und Rügen
18 Das hölzerne Kenotaph für Barnim VI. ist das älteste erhaltene herzogliche Grabdenkmal in Pommern, daneben gibt es noch ein Epitaph aus dem Jahre 1602, eine Abbildung in: Deutsche Lande/Deutsche Kunst: Westpommern, hg. von Burkhard Meier, Berlin 1927, Taf. 55; Ralf-Gunnar Werlich, Der Barther Greif. Zur Geschichte eines pommerschen Herrschaftssymbols, in: Stadt Barh 1255–2005. Beiträge zur Stadtgeschichte, hg. von Jörg Scheffelke/ Gerd Garber, Schwerin 2005, S. 101–110, hier S. 103; Ders., Barth als Herrschaftsitz, in: Unter fürstlichem Regiment. Barth als Residenz der pommerschen Herzöge, hg. von Melanie Ehler/Mathias Müller, Berlin 2005, S. 35–55, hier S. 40; zuletzt in: D 14 Kenz-Küstrow mit Dabitz, Rubitz und Zipke, in: Die Halbinsel Fischland-Darss-Zingst und das Barther Land. Eine landeskundliche Bestandaufnahme im Raum Wustrow, Prerow, Zingst und Barth, hg. von Konrad Billwitz/Haik Thomas Porada (Landschaften in Deutschland/Werte der Deutschen Heimat, 71), Köln/Weimar/Wien 2009, S. 308–313, hier S. 310. Siehe auch Karl von Rosen, Das Grabmahl Herzog Barnims VI. von Pommern in der Wallfahrtskirche zu Kenz, in: Baltische Studien 20 (1864), S. 84–167; Hellmuth Bethe, Die Bildnisse des pommerschen Herzogshauses, in: Baltische Studien NF 39 (1937), S. 71–99, hier S. 81f.; Ders., Die Bildnisse des pommersches Herzogshauses II, in: Baltische Studien NF 41 (1939), S. 9–102, hier S. 100; Paul Viering, Pommersche Denkmalpflege 1938/1939, in: Baltische Studien NF 41 (1939), S. 344–348, hier S. 346; Ders., Denkmalpflege in Pommern 1936–1945, in: Baltische Studien NF 46 (1959), S. 119–145, hier S. 131; Mecklenburgische Küstenregion 1990 (wie Anm. 15), S. 462, mit Abbildung. Zur Diskussion über das tatsächliche Alter und die Restaurierungen am Kenotaph Barnims VI. siehe auch die Beiträge von Hellmut Hannes zu den Bildnissen der pommerschen Herzöge und von Joachim Zdrenka in diesem Band.
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Neuenkamp, Zisterzienserkloster 1451: Barnim VIII. nach 1451: Anna, die Gemahlin Barnims VIII. 1478: Wartislaw X. 1598: Klara, die erste Gemahlin Bogislaws XIII. Pudagla, Prämonstratenserkloster (ehemals Grobe) 1390: Wartislaw V., ein Sohn Wartislaws IV. 1435: Agnes, die Gemahlin Wartislaws VIII. Rügenwalde, Marienkirche 1459: Erich I. von Pommern, König von Dänemark, Norwegen und Schweden 1654: Hedwig, die Gemahlin Ulrichs, Bischof von Cammin 1653: Elisabeth, Gemahlin Bogislaws XIV. Stettin, Jakobikirche 1220: Bogislaw II. um 1240: Miroslawa, die Gemahlin Bogislaws II. Stettin, Zisterzienserinnenkloster zwischen 1243–1252: Marianne, die erste Gemahlin Barnims I. vor dem 25. Mai 1261: Margaretha, die zweite Gemahlin Barnims I. Stettin, Marienkirche 1278: Barnim I. 1295: Barnim II. 1309: Bogislaw IV. 1316: Mechthild, dritte Gemahlin Barnims I. 1318/1319: Elisabeth, Gemahlin Ottos I. 1344: Otto I. 1573: Barnim IX. Stettin, Ottenkirche nach 1346: Otto, ein Sohn Barnims III. im Kindesalter 1368: Barnim III. 1371: Agnes, die Gemahlin Barnims III. 1372: Kasimir III., ein unvermählter Sohn Barnims III. 1404: Bogislaw VII., ein vermutlich unvermählter Sohn Barnims III. 1428: Otto II. 1435: Kasimir V. 1464: Otto III., der unvermählte Sohn Joachims des Jüngeren 1518: Kasimir, ein Sohn Bogislaws X. 1523: Bogislaw X. 1525: Amalia, die erste Gemahlin Georgs I.
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1531: Georg I. 1568: Anna, die Gemahlin Barnims IX. Stettin, neue Schloßkirche 1577: Barnim IX.19 1600: Johann Friedrich, ein Sohn Philipps I. 1603: Barnim X. 1605: Kasimir VI., Bischof von Cammin 1606: Bogislaw XIII. 1616: Anna, die zweite Gemahlin Bogislaws XIII. 1617: Georg II., ein unvermählter Sohn Bogislaws XIII. 1618: Philipp II. 1618: Anna Maria, die Gemahlin Barnims X. 1620: Franz 1622: Ulrich, Bischof von Cammin 1623: Erdmute, die Gemahlin Johann Friedrichs 1653: Bogislaw XIV. Stolp, Dominikanerkloster, spätere Schloß- bzw. Johanniskirche 1497: Sophia, die Gemahlin Erichs II. von Pommern-Wolgast 1660: Anna von Croy und Arschott, die Schwester Bogislaws XIV. Stolpe an der Peene zwischen 1136–1147/48: Wartislaw I. (an unbekannter Stelle) 1183: Ratibor (im Benediktinerkloster) vor 1222: Elisabeth, eine unvermählte Tochter Kasimirs II. (im Benediktinerkloster) Treptow an der Rega, Marienkirche 1658: Sophia, die Gemahlin Philipps II. Verchen, Benediktinerinnenkloster 1516: Elisabeth, als Priorin des Klosters Wolgast, Petrikirche 1415: Wartislaw VIII. 1544: Georg, ein vierjähriger Sohn Philipps I. 1551: Erich, ein knapp vier Monate alter Sohn Philipps I. 1560: Philipp I. 1580: Amalia, eine Tochter Philipps I. 19 Barnim IX. war 1573 wegen des bevorstehenden Neubaus der Schloßkirche (1575–1577) zuerst in der Stettiner Marienkirche bestattet worden. Cramer teilt dazu Folgendes mit: „In St. Marienkirche zu Stettin (daraus doch folgends die Leiche wieder genommen und in die neue gebaute Schloßkirche gebracht worden) schlecht ohn sonder Gepränge zur Erden bestätigt“, vgl. Daniel Cramer, Das große pomrische Kirchen Chronikon III, Alten Stettin 1628, S. 191.
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1583: Maria, die Gemahlin Philipps I. 1592: Ernst Ludwig 1606: Hedwig Maria, eine unvermählte Tochter Ernst Ludwigs 1625: Philipp Julius 1632: Sophia Hedwig, die Gemahlin Ernst Ludwigs in Wolgast 1457: Wartislaw IX. 1462: Sophia, die Gemahlin Wartislaws IX. 1489: Margaretha, die erste Gemahlin Bogislaws X. Wollin, Zisterzienserinnenkloster 1512: Maria, Äbtissin des Klosters Die ältesten Grablegen Zwischen 1134/35 und 1147/48 ist der erste sicher nachweisbare pommersche Herzog, Wartislaw I., in Stolpe an der Peene ums Leben gekommen. Dies bezeugt die Bestätigungsurkunde für das Kloster Stolpe20 und der Chronist Helmold von Bosau, der ausdrücklich sagt, daß „Wartislaw dort erschlagen und begraben wurde“.21 Die Bestätigungsurkunde erwähnt eine zu seinem Gedächtnis errichtete Kirche. Daß Wartislaw I. in Stolpe auch begraben wurde, weiß man nur von Helmold. Die Gründung der Gedächtniskirche gibt allerdings der Vermutung Raum, daß der Herzog in dieser Kirche auch bestattet wurde. Die Lage und das Aussehen der Gedächtniskirche sind bisher unbekannt. Nach Bischof Adalbert und Helmold lag sie in Stolpe. Ob der spätere Klosterbau aus den 1150er Jahren an der Stelle der Gedächtniskirche, wie es trotz des Fehlens jeglicher Belege dafür häufig vermutet wurde, oder nur in deren Nähe erfolgte, ist keineswegs geklärt. Bemerkenswert ist die Kenntnis von einem Friedhof am Ende des 17. Jahrhunderts außerhalb der eigentlichen Ortslage und des Klosters (Farbabb. 1). Bereits 1881 hat Friedrich Schultz in den Baltischen Studien auf diesen Friedhof aufmerksam gemacht und ihn als möglichen Standort der Gedächtniskirche angesehen.22 Dieser Friedhof hat eine eigentümliche Lage. Er befindet sich außerhalb des Dorfes an einem Hang zur Peene und zwar so, daß ein Teil des Friedhofes am Fuße des Hanges liegt, der andere Teil aber auf der Anhöhe in einer fast majestätischen Lage. Als Standort der Gedächtniskirche käme dieser Teil des Friedhofes auf Grund seiner Position durchaus in Frage, allerdings sind tatsächliche Belege, Spuren oder Hinweise für die Existenz eines Kirchenbaus an diesem Platz bisher nicht entdeckt worden. Es bleibt also festzuhalten, daß 20 Pommersches Urkundenbuch (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern, II), 11 Bde., 1877–1990 (Bd. 1 Neudruck 1970), hier PUB 1, Nr. 43. 21 Helmold von Bosau, Chronica Slavorum – Slawenchronik, neu übersetzt und erläutert von Heinz Stoob (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters/Freiherr vom Stein Gedächtnisausgabe, 29), Darmstadt 1967, S. 352. 22 Friedrich Schulz, Die Gründung des Klosters Stolpe an der Peene, in: Baltische Studien 31 (1881), S. 1–70.
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wir die Grablege des ersten pommerschen Herzogs in Stolpe an der Peene weiterhin noch suchen müssen. Im Kloster Stolpe sind 1183 Ratibor, ein Sohn Bogislaws I., und vor 1222 Elisabeth, eine unvermählte Tochter Kasimirs II., bestattet worden (Farbabb. 2). Um 1155 gründeten der Bruder Wartislaws I., Herzog Ratibor I., und seine Gemahlin Pribislawa das Prämonstratenserkloster Grobe bei Usedom. Ein wichtiger Teilerfolg des von der Historischen Kommission für Pommern initiierten Forschungsprojektes „Usedom im frühpommerschen Herzogsstaat“ war die Lokalisierung des Klosterstandortes. Die erneute Auswertung der Grober Urkunden durch Jürgen Petersohn,23 die Ergebnisse der im Auftrag des Landesamtes für Bodendenkmalpflege (heute Landesamt für Kultur und Denkmalpflege) Mecklenburg-Vorpommern durchgeführten Luftbildflüge von Otto Braasch, die geophysikalischen Messungen durch Gerald Peschel24 und das Landesamt für Bodendenkmalpflege, die Lokalisierung des Bischofsgrabens25 und des Klosterstandortes an Hand der Besitzgeschichte durch den Verfasser26 sowie die Grabungen von Günter Mangelsdorf27 und Felix Biermann28 im Klosterbereich haben ausreichende Belege dafür erbracht.29 23 Jürgen Petersohn, Grobe – Marienberg – Usedom. Die Aussagen der Urkunden zur Entwicklung und Topographie des Usedomer Prämonstratenserstifts, in: Die Insel Usedom in slawisch-frühdeutscher Zeit, hg. von Günter Mangelsdorf (Greifswalder Mitteilungen. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie, 1), Frankfurt am Main 1995, S. 137–149. Einige der späteren Urkunden zum Problem Grobe-Usedom wurden kürzlich publiziert von Hans-Georg Thümmel, Usedomer Urkunden, in: „Die Dinge beobachten“. Archäologische und historische Forschungen zur frühen Geschichte Nord- und Mitteleuropas. Festschrift für Günter Mangelsdorf zum 60. Geburtstag, hg. von Felix Biermann/Ulrich Müller/Thomas Terberger (Archäologie und Geschichte im Ostseeraum, 2), Rahden-Westfalen 2008, S. 247–256. 24 Gerald Peschel, Einsatz naturwissenschaftlicher Prospektionsmethoden zur Auffindung des Prämonstratenserklosters Grobe im Bereich des „Priesterkamp“ südlich von Usedom, in: Die Insel Usedom in slawisch-frühdeutscher Zeit, hg. von Günter Mangelsdorf (Greifswalder Mitteilungen. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie, 1), Frankfurt am Main 1995, S. 203–225. 25 Arthur Behn, Schwarzer See, Alter Graben und Bischofsgraben. Zur Lage von Gewässern im Umkreis von Usedom, in: Die Insel Usedom in slawisch-frühddeutscher Zeit, hg. von Günter Mangelsdorf (Greifswalder Mitteilungen. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie, 1), Frankfurt am Main 1995, S. 197–202. 26 Arthur Behn, Zur Lage des Olden Klosters bei Usedom, in: Baltische Studien NF 83 (1997), S. 7–16. 27 Günter Mangelsdorf, Kloster Grobe bei Usedom. Bericht über die Ergebnisse einer Ausgrabung, in: Von der Steinzeit zum Mittelalter, hg. von Günter Mangelsdorf (Greifswalder Mitteilungen. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie, 3), Frankfurt am Main 1999, S. 155–190. 28 Felix Biermann, Handwerk und Handel am Prämonstratenserstift Grobe, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 40 (2002), H. 1, S. 16–19. 29 Allerdings gibt es auch kritische Anmerkungen zur Lokalisierung des Klosters, siehe HansGeorg Thümmel, Zur Erforschung des Prämonstratenserklosters Grobe/Usedom – Ergebnisse und Fragen, in: Aus der Frühgeschichte des südwestlichen Ostseegebietes, hg. von Günter
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Vom Kloster sind heute obertägig keine Baureste mehr vorhanden, sieht man von den Bodenfunden wie Keramik, Skelettresten, Feldsteinen, mittelalterlichem Ziegelschutt, Mörtelresten, eisernen Nägeln u. a. einmal ab. Der Chronist der Insel Usedom, Robert Burkhardt, schreibt 1909 in seiner Chronik: „Heute noch ist der Umfang des Klosters an dem Stand der Feldfrüchte deutlich erkennbar.“30 Auch heute noch ist der Klosterstandort bei günstigen Bedingungen im Luftbild „an dem Stand der Feldfrüchte“ sehr deutlich erkennbar (Farbabb. 3).31 Die Struktur zeigt die Lage und Ausdehnung der Klosterbauten (Fundamente und Bauschutt), in denen (vermutlich im Chorbereich der Klosterkirche) auch die vielleicht noch vorhandenen herzoglichen Grablegen lagen. Das ehemalige Klostergelände wird heute als Ackerland genutzt. Das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, die Stadt Usedom und die untere Denkmalsschutzbehörde suchen nach Möglichkeiten, die Beackerung des Klostergeländes einzustellen, ohne den dadurch betroffenen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb ernsthaft zu gefährden. In der Grober Klosterkirche sind ihre um 1156 gestorbenen Stifter, Herzog Ratibor I. und seine Gemahlin Pribislawa, bestattet. 1184 beabsichtigte Herzog Bogislaw I., das Kloster Grobe auf den Marienberg zu verlegen. Dort wurde am 20. Februar 1184 von Bischof Konrad ein Friedhof geweiht und Wartislaw, ein Sohn Bogislaws I., bestattet. Als Bogislaw am 18. März 1187 starb, waren erst einige Wirtschaftsgebäude errichtet, mit dem Bau der Klosterkirche war „aber noch nicht richtig begonnen worden.“32 Die geplante Verlegung hat nicht stattgefunden. Erst 1307/09 wurde das Kloster von seinem Gründungsort Grobe nach Pudagla verlegt, worauf Jürgen Petersohn bereits 1979 hinwies.33 Damit war gleichzeitig auch der Schlüssel zur Lokalisierung des tatsächlichen Standortes des Klosters Grobe gefunden, denn der tatsächliche Standort wurde bis dahin einmütig als der Marienberg, d. h. als der Platz angesehen, auf den das Kloster verlegt sein sollte. Hierbei handelt es sich um eine veraltete Auffassung, die bereits im 14. oder am Beginn des 15. Jahrhunderts im Kloster Pudagla entstanden ist. Die Mönche von Pudagla vermuteten Grobe am Haff. Sie hielten den tatsächlichen
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Mangelsdorf (Greifswalder Mitteilungen. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie, 5), Frankfurt am Main 2002, S. 33–50. Zu neueren archäologischen Untersuchungen in dem fraglichen Gebiet siehe Günter Mangelsdorf/Norbert Bennecke/Felix Biermann, Untersuchungen zum frühgeschichtlichen Wirtschafts- und Herrschaftszentrum Usedom II. Die spätslawische Siedlung am Priesterkamp, in: Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern, Jahrbuch 52/2004 (2005), S. 397–545. Robert Burkhardt, Chronik der Insel Usedom, Bd. 1, Swinemünde 1909, S. 65. Burkhardt hält diesen Platz für den Marienberg. Aufnahme: Otto Braasch Landesamt für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern (heute Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern) vom 8. August 1996, Bild 43. Petersohn 1995 (wie Anm. 23), S. 142. Jürgen Petersohn, Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reiches, Polens und Dänemarks vom 10. bis 12. Jahrhundert (Osteuropa in Vergangenheit und Gegenwart, 17), Köln/Wien 1979, S. 361f.
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und einzigen Klosterstandort in Grobe für den Marienberg und gingen von einer Verlegung des Klosters von Grobe auf den Marienberg aus.34 Der Marienberg liegt vermutlich am Haff, vielleicht ist es der heutige Gruppenberg. Es ist möglich, daß die Karte der schwedischen Landesaufnahme Usedoms von 1693 die Lage des geplanten Verlegungsortes und damit auch die Lage des 1184 geweihten Friedhofs mit dem Grab von Wartislaw zeigt. Die Lage des Klosters Grobe ist auf der Matrikelkarte richtig dargestellt (Farbabb. 4).35 Für weitere Bestattungen auf dem Marienberg gibt es keine Belege. 1187 wurde Bogislaw I. in Grobe bestattet, 1229 seine Enkelin Woislawa. Beide Bestattungen sind wohl eher in der Grober Klosterkirche als auf dem Marienberg zu suchen, denn von einem Kirchenbau aus dieser Zeit auf dem Marienberg gibt es keine Spuren oder weitere Nachrichten. Damit endet nach heutigem Kenntnisstand die Funktion des Klosters Grobe als Grablege der pommerschen Herzöge. Das weitere Schicksal der herzoglichen Grabstätten in der Grober Kirche ist bisher nicht untersucht worden. Im 12. Jahrhundert befanden sich die herzoglichen Grablegen in den Klöstern Grobe und auf dem Marienberg bei Usedom und Stolpe an der Peene, wo letztmalig, nach heutigem Kenntnisstand 1229 in Grobe und 1222 in Stolpe, fürstliche Personen bestattet wurden. Die Lage der Grabstätte des 1180 verstorbenen Kasimir I. ist unbekannt. Im 13. Jahrhundert wurde dann Stettin der wichtigste herzogliche Begräbnisort im Lande.
Die Grablegen in Stettin und Wolgast Die Anfänge Stettins als Begräbnisort der Greifenherzöge reichen weit in das 13. Jahrhundert zurück. Bereits 1220 wurde Herzog Bogislaw II. in der in den 1180er Jahren von Beringer aus Bamberg gegründeten und 1187 geweihten Jakobikirche bestattet, um 1240 seine Gemahlin Miroslawa. Der Jakobikirche als Ort der Grablege folgte das von Barnim I. und seiner ersten Gemahlin Marianne um 1240 gestiftete Zisterzienserinnenkloster. Zwischen 1243 und 1252 wurden hier Marianne, die Mitgründerin des Klosters, und 1261 die zweite Gemahlin Barnims I., Margaretha, begraben. Herzog Barnim I. wurde 1278 in der von ihm gegründeten Marienkirche beigesetzt. Ihm folgten 1295 und 1309 seine Söhne Barnim I. und Bogislaw IV. 1316 wurde Barnims I. dritte Gemahlin, Mechthild, hier bestattet und 1318 oder 1319 die Gemahlin Ottos I. und 1344 Otto I. selbst. Über die herzogliche Gruft machte Karl Fredrich 1918 nachfolgende Angaben: „Mit dem Bau der Marienkirche war um 1263 begonnen worden. 1278 war zumindest der Chor mit der als Fürstengruft bestimmten Krypta fertiggestellt. Die Krypta war etwa 10 m breit und vielleicht auch so lang. Ihre Decke wurde von 6 Säulen getragen und ragte etwa 1,5 m über den Fußboden der Kirche. 1573 wurde in dieser Fürstengruft Barnim IX. beigesetzt, denn 1541 war beschlossen worden, die Ottenkirche zu erneuern und die ‚Fürstlichen Sepulturen inn Marienkirche zu transferieren‘. Dies er34 Behn 1997 (wie Anm. 26). 35 Urkarte im Landesarchiv Greifswald, Rep. 6a CIb21, Blatt Usedom. Die Abbildung zeigt einen Ausschnitt aus der besser erhaltenen Reinkarte aus dem Reichsarchiv Stockholm.
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folgte 1575, in dieser Krypta standen damals mindestens 20 Sarkophage. Wieviel Sarkophage oder fürstliche Gebeine dann in die neuerbaute Schloßkirche zurückgebracht wurden, ist nicht bekannt. Ab 1628 lassen sich zahlreiche Beisetzungen nichtfürstlicher Personen in der Fürstengruft nachweisen. 1677 suchte man ohne Erfolg in der Krypta nach fürstlichen Leichen. Auf Grund zahlreicher Baumängel wurde auf Empfehlung des Geheimen Ober-Baurats Gilly und durch eine abschließende Ordre des Königs vom 20. Oktober 1791 der Abbruch der Kirche bis auf eine Wandhöhe von 16 Fuß beschlossen und dieser Abbruch im Juni 1793 vollendet. Am 23. Mai 1830 begann der vollständige Abbruch der Kirchenruine bis in 9 Fuß Tiefe. Die Krypta ist dabei vermutlich auch vollständig beseitigt worden.“36 Auf eine besondere Weise entstand die wichtigste Grablege der Stettiner Herzöge. 1249 brach Barnim I. seine Burg innerhalb der Stadt auf Bitten derselben ab und schenkte den Burgplatz der Stadt.37 1346 begann sein Enkel Barnim III., ein Haus auf diesem Burgplatz zu errichten. Die Stadt jagte allerdings seine Bauleute aus der Stadt, und der Vorfall kam vor ein Schiedsgericht. Die Stadt Stettin wurde am 24. August 1346, da sie Barnim III. „vorunrechtet und vorweldet hebben. und sine tymmerlude dar af gedreven hebben. vor die smaheit. unde vor den broke“ verurteilt, Barnim III. daselbst ein Steinhaus zu bauen und „eyne capelle buwen van steyne, also lang. hooch unde wit. Als die kerke tu sunte Jurgien. vor stetyn is.“38 Des weiteren hatte die Stadt einen Kirchhof um die ganze Kapelle herum anzulegen und darum eine fünf Fuß hohe Mauer aus Stein zu errichten. Mit dem Bau des neuen herzoglichen Hauses wurde also auch eine Schloßkirche errichtet, die Ottenkirche, die, auch nach ihrem 1577 erfolgten Neubau, bis zum Aussterben der Pommernherzöge nun als Stettiner Grablege fungierte. In der alten Fürstengruft der Schloßkirche sind mindestens 13 Herzöge, deren Frauen und Kinder bestattet worden, darunter auch Bogislaw X. Bei Ausgrabungen auf dem Stettiner Schloß in den Jahren 1947/48, 1973 und 1976 wurden Reste der Ottenkirche entdeckt und freigelegt. Die erste Schloßkirche hatte nach den Grabungsbefunden einen rechteckigen, Ost-West ausgerichteten Grundriß und war ca. 37 x 17 m groß. Der ursprünglich als Hallenkirche errichtete einschiffige Bau mit kräftigen Strebepfeilern und fünfseitigem polygonalem Chorabschluß wurde noch in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts durch einen 5 m breiten Umgang in eine Basilika umgebaut und erhielt um 1400 einen Kapellenanbau an der Nord-West-Ecke. Er war auf der höchsten Stelle des Schloßberges errichtet worden. Der Umgang wurde für Bestattungen genutzt. Reste der ersten herzoglichen Gruft wurden nicht gefunden.39 Die Gruft in der alten Ottenkirche ist bei der Errichtung der 36 Karl Fredrich, Die ehemalige Marienkirche zu Stettin und ihr Besitz, in: Baltische Studien NF 21 (1918), S. 143–226. 37 PUB 1 (wie Anm. 20), Nr. 484. 38 Die Urkunde ist abgedruckt in: H. Hering, Beiträge zur Topographie Stettins, in: Baltische Studien 10 (1844), H. 1, S. 1–86, hier S. 84–86. 39 Eugenusz Cnotliwy, Początki i rozwój średniowiecznej siedziby ksiaźecej w Szczecinie [Anfänge und Entwicklung der herzoglichen Residenz in Stettin], in: Zamek Ksiązęcy w Szczinie [Das Herzogsschloß in Stettin], Szczecin 1992, S. 9–30, mit deutscher Zusammenfassung S. 31f.; Ryszard Rogosz, Zamkowy Kościół Śiętego Ottona w Świetle Badan archeologicznych
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Keller des Westflügels des Schloßneubaus zerstört und ihre Überreste sind beseitigt worden.40 1575 wurden die herzoglichen Gebeine in die Fürstengruft der Marienkirche gebracht. Joachim von Wedel berichtet in seinem Hausbuch: „Nach geendigter huldigung hat hertzog Johann Friedrich sanct Otten oder die schloß-kirche und das alte haus in Stettin in den grund brechen und die reliquias der verstorbenen fürsten in sant. Marien Kirche daselbst bringen lassen, die anderen gebeine aber, darunter ohne zweiffel viel ehrlicher leute gewesen (denn weil man sich nicht anders vermuthet, diese Kirche werde zum längsten dauren, haben alle vornehme ihre todten dahin bestätigen wollen) sind mehrentheil unachtsam verschüttet, salpeter daraus gesammelet, die gräben damit erhöhet und die gesümpffe ausgefüllet worden.“41 Um 1577 war die neue Schloßkirche fertig. In der neuen Fürstengruft wurden mindestens 14 herzogliche Personen bestattet. Als letzte wurde am 25. Mai 1653 die Leiche des am 10. März 1637 verstorbenen letzten Pommernherzogs Bogislaw XIV. in die Gruft gebracht. In der Literatur wird mit Verweis auf Philipp Hainhofer davon ausgegangen, daß die sterblichen Überreste Bogislaws X. und Georgs I. aus der Marienkirche wieder entnommen und in der neuen Gruft beigesetzt wurden. Philipp Hainhofer berichtet in seinem Reisetagebuch: „Bei der Kanzel ist das Gewölbe zu den Fürstlichen Begräbnissen, in welchem bereits liegen. Bugislaw X. der a. 1523 gestorben, Georg I., welcher 1531 gestorben, Barnim XI. der gestorben 1573. Diesen drei Fürsten ist an den Pilern in der Höhe ein Küraß gesetzt, und die Hof- und Blutfahne darneben gesteckt worden. Johan Friedrich ist gestorben a. 1600, Barnim XII. ist gestorben a. 1603, Casimir IX. gestorben 1605, Bugislaw XIII. gestorben 1606. Diese vier sein Brüder gewesen, und nach einander regierende Fürsten. Ist iedlichem an Pilern ein Küraß gesetzt, mit der Hof- und Blutfahne. ... Georg, Bogislaus’ Sohn, Bruder Philipp II., ein abgetheilter Herr, ist gestorben a. 1617, welchem noch nicht gesetzt, und deswegen man noch bei Hof in der Trauer ist.“42 Meines Erachtens beschreibt Hainhofer 1617 hier die Grabdenkmäler an den Pfeilern in der Kirche und schließt von diesen auf die Belegung der wohl doch verschlossenen Gruft. Dafür spricht, daß der Kunstfreund Hainhofer keine Beschreibung der [Die Schloßkirche des Heiligen Otto im Lichte archäologischer Untersuchungen], in: Zamek Ksiązęcy w Szczinie [Das Herzogsschloß in Stettin], Szczecin 1992, S. 33–77, mit deutscher Zusammenfassung S. 78f. 40 Zu den Neubauten Johann Friedrichs siehe Hugo Lemcke, Das königliche Schloß in Stettin (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Stettin, XIV.I), Stettin 1909, S. 21– 27; Krystyna Kroman, Dzieje architektyry zamku od schyłku średniowiecza po czsay współczesne [Die Geschichte der Architektur des Schlosses vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart], in: Zamek Ksiązęcy w Szczinie [Das Herzogsschloß in Stettin], Szczecin 1992, S. 81–111, mit deutscher Zusammenfassung S. 112–115. 41 Hausbuch des Herrn Joachim von Wedel auf Krempzow Schloß und Blumberg erbgesessen, hg. von Julius von Bohlen (Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart, 161), Tübingen 1882, S. 265. 42 Philipp Hainhofers Reise-Tagebuch enthaltend Schilderungen aus Franken, Sachsen, der Mark Brandenburg und Pommern im Jahre 1617, hg. von Friedrich Ludwig Baron von Medem, in: Baltische Studien 2 (1834), H. 2, S. 1–160, hier S. 18–20.
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Gruft und insbesondere der darin stehenden Sarkophage gibt. Seine Schilderungen des am pommerschen Herzogshofe Erlebten und Gesehenen sind sehr detailreich, so daß die kunstvollen Zinnsarkophage wohl auch seine Aufmerksamkeit geweckt hätten.43 Auch erwähnt er die bereits in der Fürstengruft ruhende, am 30. Januar 1616 verstorbene, zweite Gemahlin Bogislaws XIII., Anna, nicht. Als älteste Beschreibung der Gruft konnte der Verfasser bisher den Bericht über die Öffnung der Gruft im Jahre 1862 ermitteln. Am 28. November 1862 wurde die Gruft anläßlich von Bauarbeiten durch den Bauleiter, Regierungs- und Baurat Homann, den Grafen von Stillfried-Alcántara und den Vorstandsmitgliedern der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde, Prof. Dr. Hering und Rentier F. F. Schiffmann, besichtigt. Es wurden 16 Sarkophage vorgefunden, 14 in drei Reihen auf kleinen Untermauerungen stehende Zinnsarkophage und zwei auf den Sarkophagen stehende Holzsärge. Die meisten der Sarkophage waren offen und wohl schon vor längerer Zeit beraubt worden. Auf diese Besichtigung gehen die verschiedenen Berichte in der Literatur zurück, die teilweise auch Angaben über ältere Öffnungen und Beraubungen der Gruft enthalten.44 Bis zum letzten Weltkrieg blieb die Gruft dann vermutlich verschlossen und ohne Besucher. Bei den Aufräumarbeiten im Bereich des durch alliierte Luftangriffe zerstörten Schlosses wurde 1946 die Krypta wieder aufgefunden. In ihr befanden sich die bereits 1862 festgestellten 14 herzoglichen Sarkophage, meist in sehr schlechtem Zustand. Im gut erhaltenen Sarkophag Franz’ fand sich reicher Schmuck, ein Stirnband, ein Armband und Ringe sowie Reste seiner Kleidung. Zwischen 1948 und 1954 wurden die sechs am besten erhaltenen Sarkophage restauriert.45 Als Ausstellungsort wurde der Keller im Ostflügel des Schlosses gewählt. Die dort herrschenden ungünstigen Bedingungen wie eine hohe Luftfeuchtigkeit und niedrige Temperaturen machten erneute Konservierungen 1966 und 1980–1986 erforderlich.46 Eine gründliche und umfas43 So beschreibt Hainhofer detailliert ein für ihn angefertigtes Trinkglas. 44 Die Gruft der Pommerschen Herzöge in Stettin, in: Neue Stettiner Zeitung, Nr. 561, 30. November 1862; Bericht über die Besichtigung, in: Vierzigster Jahresbericht, in: Baltische Studien 28 (1878), S. 433–442; W. H. Meyer, Stettin in alter und neuer Zeit, Stettin 1887, S. 27f.; Album Pommerscher Bau- und Kunstdenkmäler, Stettin 1899, S. 27f. Ob die hier gemachten Angaben zu früheren Öffnungen der Gruft zutreffend sind, muß noch geprüft werden. Insbesondere liegen bisher keine gesicherten Erkenntnisse über die (wie in Wolgast) in Stettin erfolgten Öffnungen und Beraubungen der Sarkophage vor der Besichtigung im Jahre 1862 vor, vgl. Lemcke 1909 (wie Anm. 34), S. 93–97; F. Lommatzsch, Die Gruft der Herzöge in der Stettiner Schloßkirche, in: Das Bollwerk 8 (1937), H. 3, S. 91. 45 Restauriert wurden die Sarkophage von Bogislaw XIII., Philipp II., Anna Maria, Franz, Ulrich und Bogislaw XIV. 46 Vgl. insbesondere Janina Kochanowska, Sarkofagi książęce z krypty zamkowej [Die herzoglichen Särge in der Totengruft des Schlosses], in: Zamek Ksiązęcy w Szczinie [Das Herzogsschloß in Stettin], Szczecin 1992, S. 225–241, mit deutscher Zusammenfassung S. 242; Barbara Januszkiewicz, Klejnoty i stroje książęce z krypty grobowej w zamku szczecińskim [Die aus der Gruft des Stettiner Schlosses herausgenommenen Kleinodien und Kleidungen der Herzöge], in: Zamek Ksiązęcy w Szczinie [Das Herzogsschloß in Stettin], Szczecin 1992, S. 243–264, mit deutscher Zusammenfassung S. 265; Janina Kochanowska, Herzogliche
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sende Untersuchung zu den einzelnen herzoglichen Grablegen in Stettin und ihren Schicksalen ist auf Grund ihrer besonderen Bedeutung dringend erforderlich. Mit der Landesteilung von 1295 kam es zur Bildung der Teilherrschaft von Pommern-Wolgast. Im Gegensatz zu Stettin lassen sich in Wolgast erst im 15. Jahrhundert herzogliche Bestattungen nachweisen. Der erste regierende Fürst von Pommern-Wolgast, Bogislaw IV., wurde 1309 in der Marienkirche in Stettin bestattet, seine Gemahlin im Camminer Dom. Die ihm in der Regierung folgenden Herzöge Wartislaw IV. und Barnim IV. wurden ebenfalls im Camminer Dom begraben. Im Wolgaster Landesteil wurden erst am Ende des 14. Jahrhunderts wieder herzogliche Bestattungen vorgenommen. Im Kloster Eldena wurden Bogislaw VI. (1393) und seine erste Gemahlin Jutta (1388) sowie Wartislaw VI. (1394) begraben. 1405 starb Barnim VI. Sein Grabmahl in der ehemaligen Wallfahrtskirche Kenz ist das älteste erhaltene herzogliche Grabdenkmal Pommerns. Nach Kantzow ist der 1415 verstorbene Wartislaw VIII. in der Wolgaster Petrikirche bestattet worden, in Wolgast dann auch 1457 Wartislaw IX., 1462 Sophia, die Gemahlin Wartislaws IX., und 1489 Margaretha, die erste Gemahlin Bogislaws X. Nur für Wartislaw VIII. gibt Kantzow einen genauen Bestattungsort in Wolgast an, die Petrikirche. Wo genau die anderen bestattet worden sind, sagt er nicht. Auf der Schloßinsel in Wolgast war in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ein Schloßbau entstanden, zu dem auch eine Schloßkirche gehörte. Es ist auffallend, daß es keine Hinweise auf Bestattungen in dieser Schloßkirche gibt, vor allem, da in Stettin die Schloßkirche als Grabkirche genutzt wurde. Im 16. und 17. Jahrhundert fungierte die Wolgaster Petrikirche als Grablege der in Wolgast residierenden Herzöge. Im Altarbereich befindet sich die baulich gut erhaltene jüngste Gruft. Wie eine Inschrift zeigt, ist die ca. 20 m² große, annähernd quadratische Gruft 1587 angelegt worden. Gegen die Echtheit der Inschrift „CE 1587 ICH CHRISTOFFEL EIRICH HA TAS FIRSCHLICH BEKREV/NIS GEMIER[T]“ bestehen keine Bedenken, denn im Wolgaster Amtsbuch findet sich unter dem 18. November 1562 ein Eintrag über die Bestallung des Maurermeisters Christoff Eiserich für acht Jahre ab Ostern 1563.47 In dieser Gruft standen die Sarkophage von: 1. Philipp I. (1560) 2. seiner Tochter Amalia (1580) 3. seiner Gemahlin Maria (1583) 4. Ernst Ludwig (1592) 5. seiner Tochter Hedwig Maria (1606) 6. Philipp Julius (1625) 7. Sophia Hedwig, der Gemahlin Ernst Ludwigs (1632). Krypta. Das Schloß der pommerschen Herzöge Szczecin, Szczecin o. J., mit Abbildungen der sechs restaurierten Sarkophage. Die Standorte der Originaldokumentationen der archäologischen Untersuchungen, Bauaufnahmen und Restaurierungen der Sarkophage und der Gewänder sind verzeichnet in: Katalog der PKZ-Dokumentationen der Denkmäler West- und Nordpolens 1951–1993, Warszawa 1995, S. 739f. und S. 752. 47 Landesarchiv Greifswald, Rep. 40 II, Nr. 46, Bl. 87 und 87R.
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In der Gruft wurden auch die 1644 und 1647 verstorbenen Kinder des schwedischen Generals Friedrich VI. Markgraf von Baden-Durlach, Friedrich Kasimir und Katharina Eleonora, bestattet. 1688 sind die Gruft und die herzoglichen Sarkophage aufgebrochen und beraubt worden.48 Der Zugang in die Gruft ist heute über eine moderne Treppe und durch einen gewölbten Gang möglich. Eine im Auftrag der unteren Denkmalschutzbehörde von Dipl.-Ing. Jens Christian Holst durchgeführte bauhistorische Untersuchung des Gruftvorraumes im Dezember 1999 bestätigte die Annahme des Verfassers, wonach die an die Gruft grenzenden mittelalterlich/frühneuzeitlichen Teile dieses gewölbten Ganges ältere Grufträume sind (Farbabb. 5).49 Die Untersuchung erbrachte folgende Ergebnisse: 1. Der an die jetzige Gruft grenzende Teil des Gruftvorraumes ist eine ältere Gruft von von 2,57 m Länge, 1,73 m Breite und 1,70 m lichter Höhe, die um oder nach 1500 angelegt worden ist. 2. Der westliche, daran anschließende Teil des Gruftvorraumes ist eine 1,75 m lange Grufterweiterung aus der Zeit zwischen ca. 1550 und 1587, dem Baujahr der jetzigen Gruft. 3. Die Lage vor bzw. unter dem Altar, der bauliche Zusammenhang mit der jetzigen Gruft und auch das deutlich sichtbare Bestreben, die älteren Grüfte zu erhalten, machen es sehr wahrscheinlich, daß hier die Vorgänger der jetzigen Gruft identifiziert werden konnten. Es stellt sich die Frage, für wen die erste Gruft angelegt worden ist. Nach Gantzer wurde der am 20. Februar 1542 verstorbene Jobst von Dewitz auf Befehl des dankbaren Herzogs in der fürstlichen Gruft zu Wolgast beigesetzt.50 1544 wurden Georg, ein vierjähriger Sohn Philipps I., und 1551 Erich, ein knapp vier Monate alter Sohn desselben Herzogs in der Petrikirche begraben. 1560 folgte dann Philipp I. selbst nach. Es könnte also die Gruft bei der Bestattung der beiden Kinder Philipps I. schon bestanden haben, und die Grufterweiterung dürfte dann für Philipp I. oder für seine 1580 gestorbene Tochter Amalia oder auch für seine 1583 verstorbene Gemahlin Maria vorgenommen worden sein. Die verlängerte Gruft hätte ausreichend Platz für die beiden Kindersärge und die drei anderen Sarkophage geboten. Im Nordischen Krieg steckten 1713 russische Truppen die Stadt Wolgast in Brand und äscherten sie fast vollständig ein. Die Petrikirche erlitt große Schäden. Von den
48 Landesarchiv Greifswald, Rep. 6, Tit. 108, Nr. 103 I: „Wegen der Kirchendiebe, die das Fürstl. Begräbnis zu Wolgast bestohlen. 1688“, Nr. 103 II dto, 1688–1694. Eine kritische Untersuchung der Öffnung und Beraubung der herzoglichen Sarkophage an Hand dieser Originalakten ist bisher nicht erfolgt. Die jüngere Literatur bezieht sich auf die Angaben von Heller und Heberlein, vgl. Carl Heller, Chronik der Stadt Wolgast, Wolgast 1829, S. 344f.; Berthold Heberlein, Beiträge zur Geschichte der Burg und Stadt Wolgast, Wolgast 1892, S. 80–84. 49 Bauhistorischer Befundbericht vom 9. Dezember 1999 und Ergänzungen vom 15. November 2001. Ortsakte untere Denkmalschutzbehörde Landkreis Vorpommern-Greifswald, Anklam, Leipziger Allee 26. 50 Geschichte der Familie von Dewitz, Bd. 1: Urkunden und Quellen bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges, hg. von Paul Gantzer, Halle 1912, S. 254.
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ehemals im Altarraum befindlichen herzoglichen Grabdenkmälern51 ist nur das bronzene Epitaph Philipps I. erhalten geblieben. Ob die gefühlvolle Schilderung eines Besuches der Gruft im Jahre 1840 vom Pastor und Dichter Wilhelm Meinhold tatsächlich Erlebtes oder nur Erdichtetes schildert, ist nicht genau bekannt.52 Am 9. April 1920 abends gegen acht Uhr wurde der Kirchturm der Petrikirche von einem Blitz getroffen und in Brand gesetzt. In der Nacht brannte der Turm, der Dachstuhl sowie die Ausstattung der Kirche bis auf die geretteten Altargeräte, zwei Kronleuchter, zwei Ölgemälde und die Totentanzbilder vollständig ab. Die herzogliche Gruft blieb, wie auch schon bei den großen Kirchenbränden von 1628 und 1713, unversehrt. Durch die Wiederherstellungsarbeiten wurde die Gruft wieder zugänglich.53 Am 14. Mai 1920 wurde die Gruft geöffnet, von den Mitgliedern des Gemeindekirchenrates besichtigt und auf Beschluß der kirchlichen Körperschaften der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (Abb. 2).54 Damals ist auch der heutige Zugang angelegt worden. Die schwere hölzerne geschnitzte Deckeltür, die nun den Zugang zur Gruft statt eines Steines abschließt, wurde vom Wolgaster Bildhauer Walpurius angefertigt.55 Vermutlich anläßlich seines 300. Sterbetages wurden aus dem Sarkophag von Philipp Julius ein Kleidungsrest und sein Degen entnommen und mit einer eichenen Jubiläumstafel an der Nordwand der Kirche angebracht.56 In den 1930er Jahren war die Gruft für die Öffentlichkeit weiterhin zugänglich, wie eine Festlegung des Gemeindekirchenrates über die Verwendung der Eintrittsgelder aus dem Jahre 1931 belegt.57
51 „Das herzogliche Gewölbe des regierenden Hauses Pomern-Wolgast wurde nicht, …, von der Flamme ergriffen. Aber wohl die Alabaster ausgearbeiteten Statuen Herzog Philipps I. und seiner Gemahlin Maria und auch das köstliche Herzog Ernst Ludwig’s …. Der Stein, welcher über dem Eingang in die Ruhekammer gewälzet war, lag in Trümmern“, Dietrich Hermann Biederstädt, Beyträge zur Geschichte der Kirchen und Prediger in Neu-Vorpommern, Dritter Theil, Greifswald 1818, S. 36. Zur Zerstörung Wolgasts im Jahre 1713 siehe zuletzt Joachim Krüger, Wolgast in der Asche. Ausgewählte Quellen zur Lustration der Stadt in der Dänenzeit (1715–1721) (Publikationen des Lehrstuhls für Nordische Geschichte, 8), Greifswald 2007, S. 28–33, mit einer Beschreibung des Kirchhofs und der zerstörten Kirche von 1717, S. 130–133. 52 „Von den Särgen eröffnete der des starken Philippus primus oben den traurigen Reigen. Ein Herr hielt mir seinen Schädel hin, in dem fast kein einziger Zahn fehlte. Gleich suchte ich daneben in dem Sarge seiner Gemahlin Maria, der weit aufklaffte, den Schädel meiner gnädigen Frauen, fand ihn, nahm ihn in die andere Hand und kann das wunderbare Gefühl nicht beschreiben, welches mich bei dem Gedanken durchdrang: siehe, auf eben diese Schädel legte einst Dr. Luther vor 304 Jahren sein Hände, als er dies Paar traute. Dann legte ich die ehrwürdigen Reliquien wieder an ihre Stelle und trat an den Sarg Ernesti Luduvici, des unglücklichen Geliebten der unglücklichen Sidona von Borck,“ in: H. von der Dollen, Streifzüge durch Pommern 2, Anklam 1885, S. 167. 53 Reyher, Die kirchlichen Gebäude in Wolgast, in: Unser Pommerland 9 (1924), H. 10/11, S. 373f. 54 Albert Schlüter, Die St. Petri-Kirche zu Wolgast, Wolgast 1933, S. 11. 55 Schlüter 1933 (wie Anm. 54), S. 18. 56 Schlüter 1933 (wie Anm. 54), S. 18. Vgl. auch den Beitrag von Regina Ströbl in diesem Band. 57 Kirchenarchiv St. Petri-Kirche, Wolgast, Abschrift aus dem Protokoll der Sitzung des Gemeindekirchenrates vom 20. April 1931 (ohne Sign.).
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Am 4. Oktober 1999 fand im Konsistorium der Pommerschen Evangelischen Kirche in Greifswald eine erste Beratung zu einem neuen Forschungsprojekt der Historischen Kommission für Pommern, „Denkmale und Zeugnisse der Pommerschen Herzöge“, statt. Als ein erster und wichtiger Schwerpunkt des neuen Projektes wurde die Sicherung und Restaurierung der Sarkophage in der Wolgaster Herzogsgruft benannt. Die Historische Kommission erarbeitete eine Empfehlung zum Umgang mit der Wolgaster Grablege.58 In den Jahren 1999/2000 erfolgte eine erste Bestandserfassung und Schadenskartierung, womit die notwendige Voraussetzung für die Restaurierung der Wolgaster Sarkophage geschaffen wurde. Am 9. September 2007 fand in der Wolgaster Petrikirche unter großer öffentlicher Teilnahme der Festgottesdienst zur feierlichen Wiederbeisetzung der vollständigen und konservierten herzoglichen Sarkophage statt. Im Jahre 2010 wurde das Restaurierungsprojekt mit dem EUROPA NOSTRA AWARD ausgezeichnet. Neben der zerstörten Grablege in Stettin ist die Wolgaster Fürstengruft die bedeutendste in Pommern.59
Zusammenfassende Betrachtungen Die zahlenmäßige Verteilung der herzoglichen Gräber weist zwischen Vorpommern und Hinterpommern keine sehr großen Unterschiede auf. Aus Vorpommern sind 43 Bestattungen und aus Hinterpommern 56 Bestattungen bekannt. Die tatsächliche Zahl herzoglicher Gräber ist natürlich weit größer. Auffallend ist, daß nur wenige Grablegen über mehrere Generationen hinweg belegt worden sind. Setzt man dafür mindestens drei Bestattungen in zusammenhängenden Zeiträumen voraus, so kommt man zu folgendem Ergebnis: 1156–1229 Kloster Grobe mit vier Bestattungen, 1278–1344 Marienkirche in Stettin mit sechs Bestattungen, 1346–1653 Otten- und neue Schloßkirche in Stettin mit 26 Bestattungen, 1406–1474 Kloster Marienkron bei Rügenwalde mit fünf Bestattungen, 1415–1631 Petrikirche in Wolgast mit (mindestens) zehn Bestattungen, 1577–1591 Marienkirche in Barth mit vier Bestattungen (nur Kinderbestattungen).
58 Vgl. dazu Norbert Buske, Dokumentation erhalten gebliebener Denkmale und Zeugnisse der Pommerschen Herzöge, in: Baltische Studien NF 90 (2004), S. 77–86; Ders., Dokumentation zur Grablege der pommerschen Herzöge in der Petrikirche in Wolgast, in: Mitteldeutsches Jahrbuch für Kultur und Geschichte 10 (2003), S. 47–56. 59 Die finanziellen Mittel für die Restaurierung trugen vor allem das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, die Sparkasse Vorpommern, die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Kirchengemeinde Loitz; Wolfgang Hofmann, Die Sarkophage der Herzöge von Pommern-Wolgast in der Gruft der Pfarrkirche St. Petri zu Wolgast, in: Baltische Studien NF 90 (2004), S. 53–76, mit Abbildungen der Sarkophagdeckel und Wiedergabe der Inschriften; siehe dazu auch die Beiträge von Klaus Winands und Regina Ströbl in diesem Band.
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Abb. 2: Aufnahme der Gruft in der Petrikirche in Wolgast (1920).
Die Dominanz von Stettin und Wolgast als wichtigste Begräbnisorte wird deutlich, was aber nicht weiter verwundert. Betrachtet man die Begräbnisorte der regierenden Fürsten, so wird die Bedeutung von Stettin und Wolgast als Begräbnisorte der Greifen besonders deutlich (Abb. 3). Stettin besitzt dabei eine herausragende Bedeutung. Umso bedauerlicher ist deshalb der heutige Zustand der Stettiner Grablegen. Ob die ältesten Gräber in der Jakobikirche und die Grablegen im ehemaligen Zisterzienserinnenkloster noch erhalten sind und in welchem Zustand sich diese befinden, ist unbekannt. Die mittelalterlichen Gräber in der ehemaligen Marienkirche und in der ersten Schloßkirche, darunter auch das Grab Bogislaws X., sind unwiederbringlich zerstört. Von den in der neuen Schloßkirche 1948 aufgefundenen 14 herzoglichen Sarkophagen sind heute nur noch die Sarkophage Bogislaws XIII., Philipps II., Anna Marias, Franz’, Ulrichs und Bogislaws XIV. erhalten und restauriert. Die Sarginhalte sind ausgeräumt, Reste der Kleidung und des Totenschmuckes sind gegenwärtig Ausstellungsgegenstände im Stettiner Nationalmuseum bzw. befinden in dessen Sammlung. Die Gebeine der Bestatteten sind, soweit sie erhalten waren, in der Jakobikirche in einem Sammelgrab beigesetzt worden, wo auch eine Seitenkapelle als Gedächtnisort eingerichtet wurde. Die leeren Sarkophage sind im Keller des Ostflügels des Stettiner Schlosses ausgestellt.60 Sieht man von den noch nicht aufgedeckten oder noch nicht genau lokalisierten herzoglichen und vielleicht in situ erhaltenen Gräbern in den noch stehenden Kirchen 60 Kochanowska o. J., Herzogliche Krypta (wie Anm. 46).
342 Bogislaw IV. Wartislaw IV. Barnim IV. Bogislaw VI. Wartislaw VIII. Wartislaw IX. Barnim VII.
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Marienkirche Stettin Dom Kammin Dom Kammin Kloster Eldena Petrikirche Wolgast Petrikirche Wolgast Nikolaikirche Gützkow
Erich II. Bogislaw X. Georg I. Barnim IX. Philipp I. Petrikirche Wolgast Ernst Ludwig Petrikirche Wolgast Philipp Julius Petrikirche Wolgast
Bogislaw XIV.
Marienkirche Stettin Ottenkirche Stettin Ottenkirche Stettin Ottenkirche Stettin Ottenkirche Stettin Ottenkirche Stettin Ottenkirche Stettin Ottenkirche Stettin Ottenkirche Stettin Kloster Eldena Ottenkirche Stettin Ottenkirche Stettin Ottenkirche Stettin Ottenkirche Stettin Barnim IX. Ottenkirche Stettin Johann Friedrich Ottenkirche Stettin Barnim X. Ottenkirche Stettin Philipp II. Ottenkirche Stettin Franz Ottenkirche Stettin Otto I. Barnim III. Kasimir III. Swantibor I. Bogislaw VII. Otto II. Kasimir V. Joachim d. J. Otto III.
Abb. 3: Begräbnisse pommerscher Herzöge.
oder an den Standorten nicht mehr vorhandener Kirchen (z. B. Stolpe und Grobe) ab, sind nur noch die Wolgaster Herzogsgruft und das Grab Barnims VI. in Kenz im originalen Bestand erhalten (auch wenn die Wolgaster Sarkophage beraubt worden sind). Die von Adolf Hofmeister vor 62 Jahren geforderte kritische Neubearbeitung der Begräbnisstätten sollte möglichst bald in Angriff genommen werden, um bisher nicht bekannte Grablegen zu ermitteln, ihren Zustand feststellen und ihren Schutz veranlassen zu können.
Die Bestattungen der pommerschen Herzöge in der Wolgaster Petrikirche – Grabinhalte und Rekonstruktion Regina Ströbl 1 Die Gruft in der Petrikirche zu Wolgast unterhalb des Altares wurde in ihrer jetzigen Größe im Jahre 1587 zur Aufnahme der Sarkophage der herzoglichen Familie von Pommern-Wolgast fertiggestellt (Abb. 1). Beigesetzt wurden dort in sieben prunkvollen Zinnsärgen Angehörige der letzten drei Generationen dieses Zweiges des Greifengeschlechts:2 Philipp I., Herzog von Pommern, † 1560, Maria von Sachsen, Herzogin von Pommern, † 1583, seine Gattin, Amalia, Prinzessin von Pommern, † 1580, beider Tochter, Ernst Ludwig, Herzog von Pommern, † 1592, beider Sohn, Sophia Hedwig von Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzogin von Pommern, † 1631, seine Gattin, Hedwig Maria, Prinzessin von Pommern † 1606, beider Tochter, Philipp Julius, Herzog von Pommern, † 1625, beider Sohn und letzter regierender Fürst der Wolgaster Linie. Bereits 1688 wurde die Gruft aufgebrochen.3 Dabei sind die Zinn- und die innen stehenden Holzsärge geöffnet, durchwühlt und der meisten Metallbeigaben, vor allem des Schmuckes, beraubt worden. Auch in den folgenden Jahrhunderten öffnete man die Gruft immer wieder und suchte die Särge nach möglicherweise übersehenen Schätzen ab. Nicht nur die Sargmöbel sind dadurch stark beschädigt worden. Skeletteile und Fragmente der Totenausstattung lagen nur noch zum Teil in den ursprünglich dafür 1
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Der vorliegende Beitrag, der im September 2010 etwas erweitert und aktualisiert wurde, ist am 26. Oktober 2006 in Wolgast auf der deutsch-polnischen Tagung „Grablegen der pommerschen Herzöge“ dankenswerterweise durch Prof. Dr. Friedrich Lüth in Vertretung der leider verhinderten Verfasserin vorgetragen worden. Siehe zum Thema auch, teilweise noch unter dem Geburtsnamen der Verfasserin: Regina Scherping, Die Bestattungen der Wolgaster Herzöge in der Kirche St. Petri, in: Festschrift 750 Jahre Stadt Wolgast 1257–2007, Wolgast 2007, S. 56–60; Regina Ströbl, Die Gruft der Herzöge von Pommern-Wolgast in der Kirche St. Petri zu Wolgast, in: KulturERBE in Mecklenburg-Vorpommern 4 (2008), Schwerin 2009, S. 119–126; Dies., Wolgast – Schwerin – Mirow: Die drei großen Herzogsgrüfte in Mecklenburg-Vorpommern, in: Ohlsdorf – Zeitschrift für Trauerkultur 107 (2009), H. 4, S. 10–14. Ebenfalls dort bestattet sind Katharina Eleonora († 1647) und Friedrich Kasimir († 1644), im Säuglingsalter verstorbene Kinder des Markgrafen Friedrich VI. von Baden-Durlach. Dieser stand während des Dreißigjährigen Krieges als General im Dienst der schwedischen Krone. Ihre Zinnsärge waren bereits in den 1970er Jahren restauriert worden und somit nicht in dieses Projekt einbezogen. Berthold Heberlein, Beiträge zur Geschichte der Burg und Stadt Wolgast, Wolgast 1892, S. 79.
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Abb. 1: Zustand der Gruft unter dem Altar der Wolgaster Petrikirche im Jahre 1995. Deutlich sichtbar ist die Inschrift von 1587. Darunter stehen die Särge von Herzogin Sophia Hedwig, Prinzessin Amalia über dem von Herzog Philipp I. und Herzog Philipp Julius (von links nach rechts).
vorgesehenen Särgen. Ebenso sind viele textile Sargausstattungen und auch Bekleidungsteile entwendet oder aufgerissen und aufgeschnitten worden, man vermutete dort wohl eingenähten Schmuck oder Münzen. Die Zerstörung über die Jahre dokumentiert sich z. B. in der Bestattung von Prinzessin Hedwig Maria. Dort befanden sich Knochen von fünf Individuen. Der Sarg von Herzogin Maria hingegen war leer, ein Teil des Inhaltes lag auf dem Gruftboden in der Nordwestecke. Um die dringend notwendige Restaurierung der Zinnsärge durchführen zu können, sind in den Jahren 2001–2003 die Inhalte und auch die verschütteten Bestattungsreste vollständig geborgen worden.4 Damit bot sich die seltene Möglichkeit, das gesamte 4
Die Bergung, die wissenschaftliche Untersuchung und die Rückbestattung im September 2007 wurden von der Verfasserin durchgeführt. Die Restaurierung der Zinnsärge oblag Wolfgang Hofmann, Wolgast. Ihm und seiner Frau Brigitte danke ich herzlichst für die vertrauensvolle Zusammenarbeit während der gesamten Maßnahme, bei den Bergungsarbeiten und der Rückbestattung. Zu den Restaurierungsarbeiten siehe auch: Wolfgang Hofmann, Restaurierung der Sarkophage der Herzöge von Pommern-Wolgast. Frischer Wind in der Gruft der Pfarrkirche St. Petri zu Wolgast, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 41 (2003), H. 3, S. 6–9; Ders., Die Sarkophage der Herzöge von Pommern-Wolgast in der Gruft der Pfarrkirche St. Petri zu Wolgast. Beschreibung der Sarkophage unter vorwiegend handwerklichen und technischen Aspekten, in: Baltische Studien NF 90 (2004), S. 53–76; Ders.,
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Material mit modernen wissenschaftlichen Methoden im Labor unter dem Mikroskop eingehend zu untersuchen. Dadurch konnten die Fragen zur Totenkleidung, Sargausstattung und zu Beigaben detailliert beantwortet werden, so daß die Situation zum Zeitpunkt der Bestattung jedes Individuums trotz der starken Zerstörungen bestmöglich rekonstruiert wurde. Die einzeln oder als Block, in zwei Fällen sogar als Totenbrett im Ganzen, geborgenen Funde bestehen überwiegend aus Knochen, Leder, Holz und hervorragend erhaltenen Textilien aus Samt und Seide. Dazu kommen große Mengen von Abraum mit Sand, Mörtel, Pflanzen- und Insektenfragmenten sowie verschiedene Kleinteile wie Blattgoldspuren, Perlen und Bronzereste. Im Laufe der Untersuchung zeigte sich, daß das geborgene Knochenmaterial von mehr als sieben Personen stammt. Die anthropologische Auswertung ergab, daß zwölf Individuen, darunter zwei Kinder und ein Säugling sowie vermutlich ein Mann von ca. 25–35 Jahren und eine Frau von Anfang 20, bestattet worden waren.5 Während die Kinder wahrscheinlich früh verstorbene Nachkommen von Herzog Philipp I. und seiner Gemahlin Herzogin Maria von Sachsen sind,6 ist die Identität der beiden Erwachsenen nicht geklärt. Ein Teil der Knochen stammt ganz offensichtlich aus Erdgräbern, andere wiederum waren ursprünglich im Kirchenraum bestattet. In einigen Särgen befanden sich viele Tierknochen von Mäusen, Erdkröten, Ratten und verschiedenen Fledermausarten, die dort einige Zeit gelebt haben. Unklar ist jedoch noch die Bedeutung eines Gänse- und eines Schweineknochens.7 Zu den weiteren Funden gehören Zeitungsschnipsel, Reste vom Anspitzen eines Bleistiftes, Kerzenreste und Zigarettenfilter. Im Folgenden sollen nun die Sarginhalte gezeigt und die Rekonstruktion der einzelnen Bestattungen vorgestellt werden. Die Reihenfolge orientiert sich dabei am Stammbaum.
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Die Sarkophage der Herzöge von Pommern-Wolgast in der Greifenkapelle von St. Petri zu Wolgast, Restaurierungsbericht, Teil 1, [Wolgast] 2006. Das Projekt ist maßgeblich durch die Ostdeutsche Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Stiftung der Sparkasse Vorpommern und dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege gefördert worden. Auch etliche große und kleine Spenden trugen zum erfolgreichen Abschluß des Projektes bei. Die anthropologische Sichtung und Auswertung übernahm Dr. Svenja Weise, Max-PlanckInstitut Rostock. Dafür sei ihr an dieser Stelle herzlich gedankt. Die Auswertung ist nahezu abgeschlossen. Geplant ist eine Gesamtveröffentlichung im Rahmen einer Publikation über alle von der Verfasserin in Mecklenburg-Vorpommern bearbeiteten Grüfte. Man nimmt an, daß der heutige Gang zur Gruft der Standort der Bestattungen vor 1587 gewesen ist. Die Särge der bis dahin Verstorbenen, u. a. der von Herzog Philipp I. und die der Kinder, sind dann in den neuen Raum überführt worden. Die Altersdiagnose der Kinderknochen deckt sich mit den im Stammbaum eingetragenen drei früh verstorbenen Nachkommen von Herzog Philipp I. und seiner Gemahlin, Herzogin Maria. Für die Bestimmung der Knochen danke ich Ursula Lehmkuhl, Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, Schwerin.
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Herzog Philipp I., 1515–1560 Die Zerstörungen sowohl an den Särgen als auch am Inhalt dieser Bestattung waren erheblich. Die abgelöste und in zwei Teile gerissene Deckplatte sowie der verbogene Corpus des Metallsarges zeigen die Gewalteinwirkungen bei der Öffnung und den späteren Umplazierungen. Der Holzsarg, offenbar zerschlagen, war nur noch in kleineren Einzelteilen vorhanden, die im und um den Zinnsarg herum verstreut lagen. An einigen haften noch Reste einer dicken Schicht aus Reisig und Pech, mit der das Holzmöbel zur Verhinderung von Flüssigkeitsaustritt ausgelegt war. Die Oberkörperhälfte des Sarges war nahezu fundleer, im Fußbereich lagen Knochen, Holz, Textilien und Kleinteile durcheinander. Einige der Funde, vor allem Gewebe, sind aus dem lange Zeit darüber stehenden Sarg der Prinzessin Amalia, der noch stärker in Mitleidenschaft gezogen worden ist, hinuntergefallen. Zu den wenigen erhaltenen Stücken gehören zwei kleine Bandreste, Bronzenadelfragmente und eine halbe Flußperle. Ob sie jedoch wirklich zur Ausstattung des Herzogs gehörten, ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Viele der Knochen gehören aufgrund ihres Alters nicht in diesen Sarg und passen zu Teilen aus der oberen Schicht der Bestattung Herzogs Ernst Ludwig. Einige Gewandstücke, ein Wamsfragment und vergoldete Silberborten, hingegen gehören eindeutig zur Bekleidung von Herzog Philipp Julius. Die restlichen, möglicherweise Herzog Philipp I. zuzuweisenden Kleinteile lassen jedoch kaum eine wirkliche Aussage über die eigentliche Bestattung zu.
Herzogin Maria, 1516–1583 Der Zinnsarg der Herzogin war völlig leer, Teile des Holzmöbels und des Inhaltes konnten aus der Nordwestecke der Gruft geborgen werden. Im Gegensatz zu den hier sonst ausschließlich aus Eichenholz gearbeiteten Särgen bestand dieser aus hellem, weichem Lindenholz8. Der fast komplett erhaltene Sargdeckel ist auf der Außenseite im Oberkörperbereich mit einem großen, aufgemalten Kreuz verziert (Abb. 2). Es handelt sich dabei um ein lateinisches Kreuz mit konkav eingezogenen Balkenenden, ähnlich einem Malteserkreuz; die Maße betragen ca. 46 x 22 cm. Ein ähnliches Kreuz, allerdings mit leicht konvex ausgezogenen Querbalkenenden befindet sich an gleicher Stelle auch auf der Deckplatte ihres Zinnsarges. Die hölzerne Sargwanne war mit einer feinen Gips-Leinenmasse belegt, damit keine Flüssigkeit austreten konnte. Die wenigen Funde zum Grab der Herzogin lassen einige Aussagen zur ursprünglichen Ausstattung zu. Eine aus Bronzedraht und Perlen gearbeitete Blüte ist wohl das Fragment einer sogenannten Französischen Haube, die im 16. Jahrhundert von adeli-
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Proben der botanischen Reste aus der Wolgaster Gruft befinden sich zusammen mit allen Proben aus den von der Verfasserin bearbeiteten Grüften zur Zeit am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christians-Albrechts-Universität Kiel und werden dort im Rahmen einer Diplomarbeit von Caroline Wehr bestimmt und ausgewertet. Für diese Möglichkeit der Bearbeitung bin ich Prof. Dr. Wiebke Kirleis und Prof. Dr. Ulrich Müller zu großem Dank verpflichtet.
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gen Damen getragen wurde (Farbabb. 1). Mehrere Teile eines nach unten ausgestellten A-förmigen Mantels aus jetzt9 dunkelbraunem Samt, den sie einst trug, lag in den oberen Schichten des Sarges von Herzog Ernst Julius. Es handelt sich dabei um die ungemusterten Vorderteile, jeweils mit eisernen Haken und Ösen zum Verschließen versehen, sowie um einen Ärmel. Wie an den Nahtspuren des rundovalen Ausschnittes erkennbar, war dort eine inzwischen abgetrennte Verzierung, vielleicht ein Pelzkragen, angebracht (Abb. 3). Derartige Kleidungsstücke trugen adelige Damen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Zu dieser Bestattung gehören auch einige Knochen, speziell ein Unterkiefer, dessen Molaren einen enorm hohen Abrasionsgrad aufweisen. Die Herzogin war im Alter von 67 Jahren gestorben; sie hatte elf Kinder zur Welt gebracht, von de- Abb. 2: Bestattung der Herzogin Maria von Pommernnen acht das Erwachsenenalter Wolgast, geb. von Sachsen. Deckelplatte des inneren Holzsarges mit aufgemaltem Kreuz. erreichten.
Prinzessin Amalia, 1547–1580 Die Zerstörung durch die Beraubungen ist auch bei dieser Bestattung besonders stark. Die Deckelplatte des Zinnsarges war bereits entfernt, der Holzdeckel darunter war zerbrochen und lag lose diagonal im Sarg. Vom hölzernen Boden hatte man die Bestattungsreste auf die untere, bereits vollständig abkorrodierte Zinnplatte geschüttet und das Brett darüber gelegt. Der Metallboden selbst wies etliche Löcher auf, durch die verschiedene Teile in den darunter stehenden Sarg von Herzog Philipp I. gerutscht waren. 9
Durch das Austreten der Körperflüssigkeiten nach dem Tod und die Lagerung im Sarg haben sich die Textilien mitunter stark verfärbt. Vielfach sind sie fleckig und nicht immer ist eindeutig, ob die nun überwiegende braune Farbe ursprünglich oder verfärbt ist. Farbanalysen liegen nicht vor.
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Abb. 3: Bestattung der Herzogin Maria. Oberer Teil des A-förmigen Mantels mit Halskante und Eisenhaken. Innenseite des Vorderteils.
Der Fußbereich war nahezu fundleer, Knochen, Textilien und Holzreste lagen weiter in Richtung Kopfende in einer Schicht aus Sand, Mörtel und weiteren Kleinteilen. Bei den Geweben handelt es sich überwiegend um Fragmente der ehemaligen Sarg-innenbespannung, Bekleidung ist kaum erhalten. Auf eine recht grob und offenbar in Eile hergestellte Dichtungsschicht aus Leinen und Gips, die den Boden und vermutlich nur den unteren Bereich der Sargseiten bedeckte, war eine Verkleidung aus schlichtem Seidentaft aufgebracht. Ungleichmäßig abgeschnittene Stoffbahnen sind mit groben Heftstichen aneinandergenäht worden. Die nicht versäuberten Oberkanten waren einfach umgelegt, mit einer schlichten Borte bedeckt und durch Eisennägel in unregelmäßigem Abstand fixiert. Auch dies zeigt deutlich, daß der hölzerne Corpus mit seiner Innenausstattung in kurzer Zeit fertiggestellt worden sein muß. Der Tod der Prinzessin kam offenbar gänzlich unerwartet. Weitere Fragmente dieser Bespannung befanden sich sowohl in der Nordwest- als auch in der Südostecke der Gruft. Bei der Bestattung lag auf dem Sargboden zunächst eine dünne, vermutlich mit Federn gefüllte Matte. Ein in der Nordwestecke gefundenes Seidenfragment gehört aufgrund der Übereinstimmung in Material und Bindung mit Sicherheit ebenfalls in diese Bestattung. Die starken Verfärbungen, ihre Form und die anhaftenden Körperreste lassen darauf schließen, daß dieses Stück als Kopfkissen im Sarg lag. Reste der filzartigen Füllung hafteten noch an der Innenseite, weitere Reste waren durch die Störungen in die Nordwestecke gelangt. Von der Bekleidung der Toten ist so gut wie nichts erhalten. Zur Unterwäsche dürften die Reste eines geknoteten Bandes gehört haben, das fast völlig mit Insektenresten
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Abb. 4: Bestattung der Prinzessin Amalia. Schleier (oben) und Kragen (unten) aus Drehergewebe bei der Rückbettung.
bedeckt war. Abdrücke eines schlichten leinwandbindigen Gewebes auf vielen Hautpartikeln und an mehreren Rippen belegen das Tragen eines längeren Untergewandes, das möglicherweise mit kleinen Brettchenborten, die in der südöstlichen Gruftecke lagen, verziert war. Das nicht mehr vorhandene Kleid der Prinzessin hatte einen kleinen Kragen aus einem feinen Drehergewebe10, der mit einer Schleife verziert war (Abb. 4). Ein rechteckiges Gewebe gleicher Machart aus der Nordwestecke und eine dort gefundene passende Schleife gehörten dazu. Über das Gesicht hatte man einen Schleier, ebenfalls aus einem Drehergewebe, gelegt (Abb. 4). Er war offenbar in einigen Partien angekräuselt und somit der Kopfform angepaßt worden. Eine halbkreisförmige Verfärbung im oberen Bereich deutet darauf hin, daß ein Gegenstand an dieser Stelle den Schleier an die Stirn gedrückt hat. Es dürfte sich dabei um eine bronzene Totenkrone gehandelt haben, von der sich wenige Fragmente im Sarg erhalten haben. Passende Teile dazu befanden sich auch in der Nordwestecke der Gruft. Über die weitere Schmuckausstattung lassen sich nur Vermutungen anstellen; die Fragmente von Bronzenadeln waren sicher Bestandteil der Bekleidung. Wenige Blattgoldreste weisen auf vergoldete Gegenstände hin; zwei winzige Flußperlen waren wohl Teile von Perlenschnüren, mit denen auch die Kleidung verziert war. Drei polyedrische 10 Bei einem Drehergewebe umschlingen sich jeweils zwei nebeneinander liegende Kettfäden ein- oder mehrfach, bevor sie wieder einen Schußfaden binden. Dadurch entsteht ein lockeres, schleierartiges Gewebe.
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und zwei runde Jettperlen lassen sich schon aufgrund der schwarzen Farbe eher als Trauer- oder Totenschmuck bezeichnen; sie waren vermutlich Teile einer Kette oder eines Armbandes.11 Zwei Fragmente von blauem Papier mit Seidenfäden und Bronzeresten, in der Südostecke gefunden, sind möglicherweise Bestandteile künstlicher Blumen, vielleicht ein Rosettenpaar, mit denen die Schuhe auf dem Spann aufwendig verziert wurden. In der Mehrzahl benutzte man dafür jedoch Spitze; der Nachweis von Seide und Bronze am Papier zeigt dennoch, daß es sich hierbei um ein Zierelement der Bekleidung gehandelt haben dürfte (Farbabb. 2). Das erhaltene Skelettmaterial war unvollständig, es fehlten vor allem Schädel- und Beckenknochen, aber auch Arm- und Beinknochen. Es lassen sich aber einige Knochen aus der Nordwestecke hier zuordnen.
Herzog Ernst Ludwig, 1545–1592 Der Zinnsarg war ursprünglich mit einem von der Kopfseite eingeschobenen Deckel verschlossen und trug in Kopfhöhe ein kleines Schiebefenster. Der hölzerne Sargdeckel, mit einem mehrteiligen Bleiglasfenster in gleicher Höhe, war in den Sarg gestürzt. Auf diesem lagen viele Funde, die nicht zu dieser Bestattung gehörten: ein großes Lederfragment, die bereits erwähnten Teile eines Frauenmantels aus Samt, eine große, zusammenhängende Menge vergoldeter Silberborten, die zu einem Kleidungsstück gehören, sowie Knochen von verschiedenen Individuen und mumifizierte Körperreste (Abb. 5). Die Bestattung des Herzogs selbst lag teilweise unberührt unter dem verstürzten Holzsargdeckel; die Grabräuber haben offenbar immer nur durch das eingedrückte Glasfenster in den Sarg gegriffen und den Inhalt lediglich im Kopf- und Oberkörperbereich durchsucht. Der gesamte Unterkörper lag noch in situ und konnte, da das Bodenbrett vollständig als Block geborgen wurde, gänzlich im Labor unter dem Mikroskop untersucht werden. Der verstorbene Herzog war für die Bestattung ganz besonders hergerichtet worden. Den hölzernen Sargboden hatte man mit einer Pechschicht und einer Reisigpakkung abgedichtet. Darüber war ein großes, ungemustertes Samttuch mit dem Flor nach außen gelegt worden, das allerdings Kopf- und Fußende freiließ. Das Textil wurde gleichfalls mit einer dicken, auffallend groben Reisigschicht bedeckt, auf die man den toten Körper bettete. Der Kopf war durch die Fenster in den Sargdeckeln sichtbar, der Herzog trug eine heute nicht mehr erhaltene Samtmütze.12 Im Bauchbereich hatte man den Leichnam auf der linken Seite bis zum Rücken aufgeschnitten, die Weichteile entfernt und durch mehrere Lehmbrocken ersetzt. Anschließend wurde der Körper mit einem dicken gezwirnten Faden wieder verschlossen (Abb. 6). Erhalten ist ein großes 11 Es ist nicht gänzlich auszuschließen, dass es sich bei den schwarzen Perlen um Reste eines Rosenkranzes handelt. Zwar lebte die Herzogsfamilie nach der lutherischen Glaubenslehre, doch kann es nicht ausgeschlossen werden, daß sich noch Rosenkränze in ihrem Besitz befanden. 12 Bei der Sichtung der Grabinhalte nach der großen Beraubung wird die Bekleidung mit einem „Talar“ und einer Mütze aus violettem Samt angegeben: Heberlein 1892 (wie Anm. 3), S. 81.
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Lehmstück, auf dem der mit Haut verklebte Faden auflag. Darüber war deutlich ein Stück Leinenstoff zu erkennen; weitere kleine Reste hafteten noch an den Oberschenkelknochen gleich unterhalb des Gelenkes. Der Tote ist also mit einer Art von Unterwäsche oder Leibbinde bekleidet gewesen. Der gesamte Unterkörper war ungestört, die Knochen sind zum Teil schon in Brushit13 übergegangen, unter den Beinen hafteten allerdings Hautschollen am großen Samttuch. Eine Hose oder eine ähnliche Bekleidung konnte auch unter dem Mikroskop nicht nachgewiesen werden. Die Füße steckten in Samtstiefelchen, die bis zur Wade reichten. Diese waren ungemustert und aus mehreren Teilen mit ungleichmäßigen groben Stichen zusammengenäht. Nach der Niederlegung des Leichnams wurde der Körper mit dem großen Samttuch, dessen Flor nun nach außen zeigte, zuge- Abb. 5: Bestattung des Herzogs Ernst Ludwig. Knochen deckt. Kopf und Füße sahen dabei und Textilien aus verschiedenen Bestattungen, durch heraus, Knochenleimreste an den zahlreiche „Begehungen“ der Gruft während der verganSohlen der Stiefelchen und an der genen Jahrhunderte auf den inneren Sargdeckel gelangt. Sargwand zeigen, daß die Füße in aufrechter Position dort festgeklebt worden waren. Beim Blick in den Sarg konnte man den Körper des Herzogs erkennen. Nicht sichtbar war, daß er, aus welchen Gründen auch immer, nahezu unbekleidet bestattet worden war.
13 Die Erhaltung von Knochen hängt vom jeweiligen Boden- bzw. Liegemilieu ab. In saurem Milieu wird mit der Zeit die Knochenstruktur gesprengt und es entstehen kristalline, weißglänzende Ausblühungen, die in der Fachsprache Brushit genannt werden. Vgl. Bernd Herrmann u. a., Prähistorische Anthropologie. Leitfaden der Feld- und Labormethoden, Berlin/ Heidelberg 1990, S. 8f.
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Abb. 6: Bestattung des Herzogs Ernst Ludwig. Verfüllung des Bauchraumes mit reisig-durchsetzten Lehmbrocken nach Organentnahme. Deutlich sichtbar der gezwirnte Faden zum Zusammennähen der Hautlappen.
Herzogin Sophia Hedwig, 1561–1631 Die hölzerne Sargwanne im stark verbogenen Zinnsarg war vollständig und zusammenhängend erhalten. In ihr befanden sich sehr viele verschiedene Stoffreste aus Samt und Seide, von denen diverse in Streifen geschnitten, gerissen oder zerbissen waren (Abb. 7). An mehreren Stellen hatten Ratten und Mäuse daraus Nester gebaut. Der Boden und die inneren Seitenwände des hölzernen Sarges waren bis zu einer Höhe von ca. 10 cm mit einer wasserundurchlässigen Masse bestrichen. Zudem hatte man das Bodenbrett mit einer dicken Strohlage gepolstert. An den Seitenwänden war mittels Nägeln dunkelbrauner Samt angebracht, der an vielen Stellen abgerissen war. Auch hier hatten die Räuber vermutlich nach verstecktem Schmuck gesucht. Den Boden bedeckte eine mehrere Zentimeter starke Seidenmatratze, die mit weichen und sicherlich zur Zeit der Bestattung duftenden Blütenblättern und Kräutern gefüllt war. Im Oberkörperbereich lag ein großes Kissen aus prachtvollem italienischem Samt mit Granatapfelmuster (Abb. 8), am Fußende ein kleines, ebenfalls mit Blüten und Kräutern gefülltes, schlichtes Samtkissen. Von der Bekleidung gibt es so gut wie nichts mehr, ein schmuckverziertes Kleid ist möglicherweise als Ganzes aus dem Sarg entwendet worden. Einzig ein Haubenfragment aus verschiedenen Tüllstoffen und Bändern blieb erhalten, Teile da-
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Abb. 7: Bestattung der Herzogin Sophia Hedwig von Pommern-Wolgast, geb. von BraunschweigWolfenbüttel. In Brushit übergegangene Knochen, Textilfragmente und Bronzenadeln in situ.
Abb. 8: Bestattung der Herzogin Sophia Hedwig. Granatapfelmuster des Kopfkissens aus italienischem Samt.
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von haften auch zusammen mit Körperresten und Bronzenadeln an dem großen Samtkissen. Das Knochenmaterial war weitgehend zerfallen, die wenigen Reste zeigten eine durch Aspergillus versicolor, einen Pilz, der sich häufig in Gruftbestattungen ansiedelt,14 verursachte violette Verfärbung. Außer Bronzenadeln und Blattgoldresten gab es viele bronzierte und vergoldete Nußschalen, Blüten und Gewürznelken, die teilweise miteinander verdrahtet waren. Sie bildeten offenbar einen duftenden Strauß oder Kranz, den die Tote vermutlich in den Händen hielt bzw. an den Handgelenken trug, da die meisten Fragmente im Brust- bzw. Bauchbereich gefunden wurden (Farbabb. 3).
Prinzessin Hedwig Maria, 1579–1606 Im seit längerem offen stehenden Zinnsarg befand sich der auch durch Würfelbruch bereits sehr beschädigte Holzsarg. An seinen äußeren Seitenwänden war er mit dunkelbraunem, floral gemustertem Samt umhüllt. Dabei hatte man den Stoff an die Unterkante des Holzes geklebt und an die Oberkante zusammen mit einer schmalen Zierborte angenagelt. Der hölzerne Deckel war in die Wanne gestürzt, viele Reste aus mehreren verschiedenen Bestattungen lagen darauf, vor allem Sargteile und Knochen von fünf Individuen unterschiedlichen, meist kindlichen Alters. Die darunter liegende Restbestattung war sehr stark zerstört und zeigte deutliche Spuren vielfacher Durchsuchungen. Es gab vor allem Skelettmaterial in verschiedenen Erhaltungszuständen, dazu diverse Textilreste, Bronzefragmente, Perlen und zwei nicht zusammenpassende, lederne Schuhsohlen. Der Holzsargdeckel trug ein Fenster. Glasscherben und Teile des Rahmens befanden sich im Brustbereich. Die Bodenplatte wurde mit den Funden als Block geborgen und unter dem Mikroskop untersucht (Abb. 9). Auch bei dieser Bestattung sind Vorkehrungen gegen das Austreten von Flüssigkeiten getroffen worden; die hölzerne Bodenplatte war auf der Innenseite mit Pech bestrichen. Darüber befand sich eine wenige Zentimeter starke Seidenmatratze, die mit grobem Reisig verfüllt war. Ein gleichartig gearbeitetes Kissen lag im Oberkörperbereich, beide Stücke zeigten deutliche Liegespuren des Körpers. Über die Bekleidung der Bestatteten läßt sich kaum etwas sagen, zugeschnittene Textilreste fehlen. Vom Fußende stammt eine Bronzeborte, die spiralartig mit Flußperlen verziert ist. Am Bortenende gibt es Abdrücke von Federn, dort setzt auch beidseitig ein Seidenband an, das zur Schleife gebunden worden war (Abb. 10). Die Tote trug offenbar ein kleines Hütchen mit Zierband und Federbusch, wie es der damaligen Mode entsprach. Außer einem einfachen Armband aus kleinen schwarzen Glas- oder Jettperlen lassen zahlreiche Reste von Bronzenadeln, Flußperlen und Blattgold auf eine Bekleidung mit üppiger Schmuckausstattung schließen. Vermutlich wurde auch hier das ganze Kleid aus dem Sarg entwendet. Nur geringe Reste in Form kleiner, gefaßter Edelsteine geben noch Zeugnis davon, wie prachtvoll die Grabbekleidung der Prinzessin ursprünglich war (Farbabb. 4). 14 Herrmann u. a. 1990 (wie Anm. 13), S. 13.
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Abb. 9: Bestattung der Prinzessin Hedwig Maria. Laboruntersuchungen im Oberkörperbereich auf der Bodenplatte.
Abb. 10: Bestattung der Prinzessin Hedwig Maria. Fragmente des Hutbandes aus Bronzedraht, aufgesetzte Flußperlen und Seidenschleife.
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Über die Tote hatte man eine gemusterte Decke aus einem Mischgewebe aus Seide und Leinen gelegt und die Ränder an den Kanten des hölzernen Bodenbrettes festgenagelt. Das Leinen hat sich bis auf geringe Reste aufgelöst, die übrig gebliebenen Seidenfäden lagen nun wie ein Netz über den Bestattungsresten. An mehreren Stellen war die Decke an der Seite mit kleinen, posamentartigen Gebilden verziert.
Herzog Philipp Julius, 1584–1625 Der Zinnsarg des Herzogs war nur ca. 80 Zentimeter an der linken Längsseite aufgerissen und aufgebogen worden. Die Grabräuber hatten dann den Holzdeckel zerstört und den Sarginhalt durchwühlt. Mehr als ein Drittel des hölzernen Sargdeckels bestand im Bereich des Oberkörpers aus einem Glasfenster, dessen Verfugung mit Goldfarbe bestrichen war. Die Innenseite der Abdeckung und die Sargwanne waren mit schwarzem Samt bespannt. Vergoldete Bronzeniete fixierten den Stoff am Deckel, an den Seiten war er mit Bronzenägeln befestigt. Im Sarg befanden sich u. a. das nahezu vollständige, aber nicht mehr zusammenhängende Skelett, sehr viele zerrissene Textilien aus Samt und Seide, Glasreste und Holz, dazu etliche kleine Perlen, Pailletten, Goldknöpfe und Kleinteile aus Golddraht, vergoldetem Eisen oder Bronze (Abb. 11). Bereits 1925 waren aus der Bestattung außer einem Eisendegen ein vollständiges, mit vergoldeten Silberborten besetztes braunes Samtwams sowie ein Paar sehr fein gestrickter Seidenstrümpfe mit ankorrodierten Resten vergoldeter Eisensporen entnommen und separat verwahrt worden (Abb. 12). Unter Einbeziehung einiger Funde aus den anderen Gräbern, die aber eindeutig aus dem Sarg von Herzog Philipp Julius stammen, läßt sich die Situation bei der Bestattung 1625 nahezu vollständig rekonstruieren. Auf einer Schicht aus Reisig und Stroh lag zunächst im Kopfbereich ein Lederkissen15, darüber eine dünne Unterlage aus Seide. Drei große Kissen aus ungemustertem Seidentaft mit schwarzen und dunkelbraunen Posamenten an den Ecken polsterten den Sarg aus. Je eins befand sich an Kopf- und Fußende, auf dem dritten lag möglicherweise der bereits 1925 dem Sarg entnommene Degen16 mit weiteren Insignien wie z. B. die im Protokoll von 1688 erwähnten Handschuhe.17 Der Herzog war über der – nunmehr vergangenen – Unterbekleidung aus Leinen mit einem Satinwams bekleidet (Abb. 13). Darüber lag ein nahezu vollständig erhalte-
15 Auf der Unterseite des Leders hatten sich Reste des botanischen Materials sowie Abdrücke davon erhalten. 16 Er befindet sich seitdem zusammen mit einem abgetrennten Zierstück des Samtwamses in einem Rahmen, der im nördlichen Seitenschiff der Petrikirche hängt (Abb. 12). Teile des Ortbandes und der Griffstange lagen im Sarg. 17 Bei Heberlein 1892 (wie Anm. 3), S. 81. Ebenda, S. 64, ist von einem Bildnis des dänischen Königs Christian IV. die Rede, das der Tote um den Hals getragen haben soll. Da sich die Beschreibung der Grabausstattung nicht ganz mit den Funden deckt, könnte das Bildnis durchaus auch auf dem Kissen gelegen haben.
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nes, mit Goldborten prächtig verziertes zweites Samtwams.18 Es war zusätzlich mit gestickten Verzierungen aus dünnen Goldblechstreifen, vergoldetem Bronzedraht und Seidenfäden aufwendig geschmückt. An der Unterkante der Innenseite waren rundum dicht an dicht Streifen der vergoldeten Silberborte angebracht. Sie gehörten, zusammen mit einem schlichten Seidenfutter, zu einer Hose. Viele weitere abgetrennte Bortenstreifen lagen in einigen der anderen Särge, auch sie waren Bestandteil dieses Beinkleides. Das 1925 entnommene Paar gestrickter Seidenstrümpfe wies nur im Bereich der Fersen Beschädigungen durch die anhaftenden Korrosionsprodukte eiserner Fersenkappen oder Sporen mit partieller Vergoldung auf. Zwei lederne Schuhsohlen unterschiedlicher Form paßten zu denen aus dem Sarg der Prinzessin Hedwig Maria, so daß daraus zwei Paar Abb. 11: Bestattung des Herzog Philipp Julius. Blick in Schuhe zu rekonstruieren sind. den Sarg direkt nach Abnahme des Sargdeckels. Eines davon ergänzte sicherlich die Bekleidung des Herzogs. Der bei Heberlein19 beschriebene große Hut war verschwunden, von den dort erwähnten schwarzen Reiherfedern konnten aber einige Reste nachgewiesen werden. Die ebenfalls dort angeführten weißen Stiefel haben sich nicht erhalten, ihr ehemaliges Vorhandensein muß aber aufgrund der an den Strümpfen durch den direkten Kontakt mit dem Eisen entstandenen Schäden in Frage gestellt werden. Die ehemals üppige Ausstattung mit Schmuck belegen die vielen Flußperlen, Goldund Bronzereste sowie drei geschliffene Bergkristalle (Abb. 14).
18 Dieses Wams hatte man auf den Leichnam gelegt. Auf der seidenen Sargunterlage waren deutlich Abdrücke der schräg angesetzten Borten des anderen Wamsfragmentes sichtbar. An diesem Bekleidungsstück hafteten an mehreren Stellen Reste des vergehenden Leichnams auf. Das Samtgewand hingegen war nahezu vollständig, auch innen, frei von postmortalen Körperresten. 19 Heberlein 1892 (wie Anm. 3), S. 80.
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Abb. 12: Reste des Degens und des Gewandes aus der Bestattung des Herzogs Philipp Julius auf einer Gedenktafel im nördlichen Seitenschiff der Petrikirche mit der Inschrift: „Das Schwert des seligen Herzogs von Pommern=Wolgast, Philipp=Julius, 16.2.1625, und ein Stück von seinem Prunkgewande. Aus Anlaß der 300jähr. Wiederkehr des Sterbetages dieses frommen und gerechten Fürsten gewidmet von der dankbaren Gemeinde Wolgast, anno 1925.“
Die Wolgaster Fürstengruft beherbergte sieben Zinnsärge, in denen die sterblichen Überreste einiger Familienangehöriger der letzten drei Generationen und Teile ihrer Grabausstattung lagen. Im Verlauf der archäologischen Untersuchung wurde deutlich, daß dort nicht, wie ursprünglich angenommen, sieben, sondern zwölf Personen ihre letzte Ruhe gefunden hatten, von denen nicht alle als Angehörige der Fürstenfamilie identifiziert werden konnten. Die Knochen aller waren durch die seit 1688 immer wieder stattgefundenen Durchsuchungen der Gräber wahllos in die offenen Särge verteilt worden. Von der Bekleidung und den Beigaben der sieben herzoglichen Familienmitglieder, wie Schmuck und Waffen, haben sich nur wenige Reste erhalten. Sie geben einen Einblick in die ehemals recht prachtvolle Ausstattung der Toten. Die Bekleidung, überwiegend aus Samt und Seide, war schlicht gehalten und, soweit vorhanden, ungemustert. Die Gewänder wie auch die Accessoires – zu nennen sind das kleine Hütchen und die Französische Haube – entsprechen der damaligen Mode des Adels.20 20 Dieser Text bezieht sich nur auf die Darstellung der Sarginhalte der Wolgaster Fürstengruft. Vergleichsmaterial aus anderen Grüften zur Aus- und Bewertung der Funde ist in dieser Abhandlung nicht berücksichtigt. Für vergleichende Untersuchungen bieten sich u. a. die Grabfunde der Herzöge von Pommern-Stettin und die Bestattungen aus der Lauinger Fürsten-
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Der nur noch in wenigen Teilen verbliebene Schmuck bestand aus Edel- und Halbedelsteinen in Goldfassungen, Applikationen aus kleinen perlmuttfarbenen Flußperlen und Schmuckstücken aus schwarzen Perlen unterschiedlicher Form. Auch ein Degen weist daraufhin, daß die Fürstenfamilie nicht in spezieller Totentracht, sondern in im Leben getragener, repräsentativer Kleidung und mit großzügiger Schmuckausstattung bestattet worden war. Im September 2007 sind die sieben Familienmitglieder wieder in ihren restaurierten Särgen zur letzten Ruhe gebettet worden. Dabei wurde die ursprüngliche Bestattung der einzelnen Begräbnisse soweit wie möglich rekonstruiert. Die Gebeine der Kinder und die der nicht identifizierten Erwachsenen liegen nun in zwei Abb. 13: Bestattung des Herzogs Philipp Julius. Fragment eines Satinwams’ mit vergoldeten Silberborten. nach alten Vorbildern neu gefertigten Holzsärgen. In der ehemaligen Taufkapelle an der Nordseite der Kirche wurden die Zinnsärge der drei letzten regierenden Herzöge sowie der Herzogin Maria21 aufgestellt. Die anderen drei Särge sowie die Behältnisse der Knochen befinden sich in der Gruft unterhalb des Altars.22 Im Juni 2010 ist das Restaurierungsprojekt „Die Sarkophage der Herzöge von Pommern-Wolgast“ in Istanbul mit dem Europäischen Denkmalschutzpreis „Europa Nostra Award“ ausgezeichnet worden, den Wolfgang Hofmann und die Verfasserin stellvertretend für alle am Projekt Beteiligten entgegennehmen konnten. Angegliedert an die Europäische Union kümmert sich die Organisation Europa Nostra um Schutz und Erhalt von europäischen Kulturdenkmälern. Eine internationale Fachjury wählt alljährlich aus den eingereichten Projekten die Preisträger aus. Im Rahmen eines Festaktes in Wolgast wurde am 9. September 2010 der Gemeinde der Petrikirche die Auszeichgruft an. Vgl. dazu: Barbara Januszkiewicz, Klejnoty i stroje książąt Pomorza Zachodniego XVI–XVII wieku w zbiorach Muzeum Narodowego w Szczecinie, Warszawa 1995; Karen Stolleis, Die Gewänder aus der Lauinger Fürstengruft, München 1977. 21 Die 1536 von Martin Luther getrauten Eheleute Herzog Philipp I. und Herzogin Maria sollten nicht getrennt werden. 22 Dort stehen auch weiterhin die beiden Särge der Kinder von Markgraf Friedrich VI. von Baden-Durlach (siehe Anm. 2).
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Abb. 14: Bestattung des Herzogs Philipp Julius. Teile der Gewandverzierungen aus Golddraht, geschliffener Bergkristall, Flußperlen und Pailletten.
nung in Form einer Bronzeplakette übergeben. Sie befindet sich nunmehr in einer Glasstele am Eingang zur Greifenkapelle.
Zusammenfassung In der 1587 erweiterten Gruft unter dem Altar der Petrikirche in Wolgast wurden bis 1631 sieben Angehörige des Herzoghauses Pommern-Wolgast in zum Teil opulent verzierten Zinnsärgen bestattet. Unter ihnen befinden sich die drei letzten regierenden Herzöge des Landes sowie deren Ehefrauen bzw. Schwestern. Bereits 1688 sind die Grablege zum ersten Mal aufgebrochen, die Metall- und die innen stehenden Holzsärge geöffnet und der Schmuck entwendet worden. In den folgenden Jahrhunderten wurden die Särge immer wieder nach Wertgegenständen durchsucht. Knochen und erhaltene Beigaben aus allen Bestattungen gerieten völlig durcheinander und die Särge wurden stark beschädigt. Um die Zinnsärge zu restaurieren, wurden die Inhalte mit archäologischen Methoden geborgen und im Labor wissenschaftlich untersucht. Ziel war es, nach der Untersuchung und dem Sortieren der erhaltenen Knochen und Beigaben die Situation zum Zeitpunkt der Bestattung zu rekonstruieren und das Material entsprechend wieder in die restaurierten Särge zurückzuführen.
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Die anthropologische Untersuchung ergab, daß wesentlich mehr als sieben Tote hier beerdigt worden waren. Knochen von zwölf Personen konnten unterschieden werden, darunter drei Kleinkinder. Sie sind wahrscheinlich früh verstorbene Nachkommen von Herzog Philipp I. und seiner Gattin Herzogin Maria. Das weitere Skelettmaterial gehörte zu zwei Erwachsenen, die jedoch nicht identifiziert werden konnten. Außer Knochen enthielten die Särge viele, mitunter stark beschädigte Textilfragmente, überwiegend aus ungemusterter Seide und Samt, und wenige Reste der ehemaligen Schmuckausstattung. Sie gewähren einen Eindruck von der ehemaligen Pracht, mit der fast alle Mitglieder der Fürstenfamilie einst bestattet wurden. Allerdings lassen sich nur wenige Stoffteile Kleidungsstücken zuordnen. Von den Grabinhalten der sieben Särge konnten sechs relativ gut rekonstruiert werden. Einzig die Grablege von Herzog Philipp I. war so zerstört, daß über seine Ausstattung keine Aussagen gemacht werden können. Teile des ehemaligen Sarginhaltes seiner Gattin, Herzogin Maria, lagen in der Nordwestecke auf dem Gruftboden. Sie war u. a. mit einem samtenen Mantel und einer Französischen Haube bestattet worden. Ihrer Tochter, Prinzessin Amalia, hatte man bei der Bestattung einen Schleier über das Gesicht gelegt und ihr dann eine bronzene Totenkrone aufgesetzt. Sowohl der Außen- als auch der Innensarg ihres Bruders, Herzog Ernst Ludwig, hatte in Kopfhöhe ein Fenster. Durch dieses griffen die Grabräuber in die Bestattung, ließen dabei aber die untere Körperhälfte unversehrt. Die Untersuchung ergab, daß der Tote lediglich mit einer Art Leibbinde um die Hüfte bekleidet und dann in ein großes Samttuch gewickelt worden war. Große, mit Stroh durchsetzte Tonklumpen lagen im Bauchraum; darüber und darunter hatte sich ein dicker, gezwirnter Faden mit zahlreichen Hautanhaftungen erhalten. Die Organe waren dem Verstorbenen entnommen, der Bauchraum verfüllt und danach wieder zugenäht worden. Seine Frau, Herzogin Sophia Hedwig, lag auf einer mit Blütenblättern gefüllten Seidenmatte und einem großen Samtkissen mit Granatapfelmuster. Sie trug eine Haube aus verschiedenen Geweben; vermutlich hatte sie in den Händen ein kleines Sträußchen oder einen Kranz aus bronzierten und anschließend vergoldeten Gewürznelken und Nüssen. Aus dem Sarg ihrer Tochter, Prinzessin Hedwig Maria, konnten noch diverse Reste der ehemaligen Schmuckausstattung geborgen werden. Überwiegend waren es Flußperlen, von denen einige sicher zum Muster am bronzierten Hutband gehörten, das zudem mit Federn geschmückt war. Aber auch kleine Edelsteine in emaillierter Goldfassung sind erhalten. Die Tote lag unter einer Decke aus Halbseide, deren Seiten an die Kanten des Sargbodens genagelt worden waren. Von der Ausstattung des letzten Herzogs, Philipp Julius, hatte sich am meisten erhalten. Sie vermittelt u. a. mit dem nahezu vollständigen Samtwams, das reich mit vergoldeten Silberborten bestickt war, den gestrickten Seidenstrümpfen und den schwarzen Reiherfedern, die den Hut schmückten, einen Eindruck der prächtigen Bekleidung des Toten. Reste des Degens, viele Perlen, Schmucksteine, Pailletten, Goldspiralen und diverse Knöpfe aus Goldblechstreifen vervollständigen das Bild. Die Angehörigen der Herzogsfamilie von Pommern-Wolgast, die zwischen 1560 und 1631 in der Gruft der Petrikirche in Wolgast zu Grabe getragen wurden, sind in der höfischen Mode ihrer Zeit bestattet worden. Nach der schweren Zerstörung ihrer Gräber im Laufe der Jahrhunderte haben sie im September 2007 in den restaurierten Zinnsärgen nun wieder eine würdige Ruhestätte erhalten.
Die Neugestaltung der Grablege der pommerschen Herzöge in der Wolgaster Petrikirche Klaus Winands1 Nachdem bereits 2006 die Tagung der Arbeitsgemeinschaft für pommersche Kirchengeschichte den Grablegen der pommerschen Herzöge besondere Aufmerksamkeit gewidmet hatte, ist am 10. Juni 2010 die Restaurierung der Sarkophage in der Wolgaster Petrikirche zu einem rühmlichen Abschluß gekommen. An diesem Tage wurde das Restaurierungsprojekt mit dem „Europa Nostra Award – European Union Prize for Culture Heritage“ ausgezeichnet. In Würdigung ihres maßgeblichen Anteils an den Untersuchungen der Bestattungen der Angehörigen des Herzogshauses bzw. der Restaurierung der Zinnsarkophage und ihres sensiblen Umganges mit den sterblichen Überresten in den Särgen konnten Dr. Regina Ströbl, Archäologin beim Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, und der Metallrestaurator Wolfgang Hofmann aus Wolgast den Preis stellvertretend für alle am Projekt Beteiligten in Istanbul entgegen nehmen.2 Vier prachtvolle Sarkophage haben nach vielen Diskussionen in der Kirchengemeinde den Weg aus der Gruft in die ehemalige Sakristei und spätere Taufkapelle gefunden, wo sie restauriert wurden und würdig aufgestellt sind. Sie ist jetzt die Grabstätte der Herzöge Philipp I. (1515–1560), Ernst Ludwig (1545–1592) und Philipp Julius (1584–1625) sowie der Gattin von Philipp I., Maria von Sachsen (1516–1583) (Abb. 1). Für die Einrichtung der neuen Grablege, die nunmehr Greifenkapelle genannt wird, sind Voruntersuchungen und Zeichnungen vom Architekturbüro Asmussen und Partner (Flensburg, Stralsund) und verschiedenen beauftragten Gutachtern erstellt und zahlreiche Überlegungen in der Kirchengemeinde angestellt worden. Die Denkmalpflege war bei vielen Entscheidungen wichtiger Partner und sowohl in die Restaurierung der Sarkophage als auch in die Sanierung der Taufkapelle einbezogen.3 Zu Beginn der Restaurierungsarbeiten gab es langwierige Beratungen über einen möglichen Aufstellungsort der Sarkophage. Es wurden die Kirchenschiffe begangen, der Chorumgang betrachtet, die große, sich zum Kirchenschiff öffnende Nordwestkapelle begutachtet, doch gab es vor allem aus der Kirchengemeinde kritische Stimmen mit der Meinung, daß die Sarkophage im Kirchenraum zu sehr an den Tod erinnerten und im Gottesdienstraum mit der frohen Botschaft nicht vereinbar wären. 1
2 3
Der Aufsatz ist eine aktualisierte und leicht erweiterte Fassung des Vortrages, der auf der Tagung der Arbeitsgemeinschaft für pommersche Kirchengeschichte „Grablegen der pommerschen Herzöge“ am 27. Oktober 2006 in Wolgast gehalten wurde. http://www.europanostra.org/projects/12/, zuletzt eingesehen am 30. Januar 2012. Regina Ströbl, Die Gruft der Herzöge von Pommern-Wolgast in der Kirche St. Petri zu Wolgast, in: Kulturerbe in Mecklenburg und Vorpommern 4 (2008), S. 119–126; Jens Amelung/ Frank Hösel, Wolgast, Lkr. Ostvorpommern, Kirche St. Petri, in: Kulturerbe in Mecklenburg und Vorpommern 1 (2004/2005), S. 141–142.
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Abb. 1: Wolgast, Petrikirche, Greifenkapelle, 2010.
Die Petrikirche ist ein einheitlicher Bau, der in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts begonnen wurde, nachdem vermutlich der durch Bischof Otto von Bamberg bereits 1128 geweihte und ein späterer Kirchbau wohl aus dem frühen 13. Jahrhundert nicht mehr vorhanden oder abgerissen worden waren (Abb. 2).4 Der vorhandene Bau steht in der Tradition hansischer Repräsentationsbauten und ist eine der späten Basiliken der Backsteingotik, wobei die Seitenschiffe als fünfseitiger Chorumgang weitergeführt werden. Die Kirche war bei der Beisetzung von Herzog Wartislaw VIII. (1373–1415), wohl in der Nähe des Altares, weitgehend vollendet. Die herzogliche Grablege war somit ein sehr bevorzugter Platz, der in früheren Zeiten eher den Gebeinen von Heiligen zugewiesen worden wäre.5 Das Selbstverständnis Herzog Wartislaws VIII. hat wohl zur 4
5
Norbert Buske, Die Petrikirche in Wolgast – Bilder zur Kirchengeschichte, in: Wolgast. Festschrift 750 Jahre Stadt Wolgast 1257–2007, Wolgast 2007, S. 48–55; Norbert Buske/Sabine Bock, Wolgast. Herzogliche Residenz und Schloß Kirchen und Kapellen Hafen und Stadt, Schwerin 1995; Georg Dehio, Mecklenburg-Vorpommern, bearb. von Hans-Christian Feldmann, München/Berlin 2000, S. 709–713; Gerd Baier u. a., Vorpommersche Küstenregion (Die Bau- und Kunstdenkmale in Mecklenburg-Vorpommern), Berlin 1995, S. 360–362; Fritz Wochnik, Sankt Peter in Wolgast, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 57 (1994), H. 2, S. 252–261; A. Schlüter, Die Petrikirche in Wolgast, Wolgast 1933. Günter Bandmann, Mittelalterliche Architektur als Bedeutungsträger, Berlin 1951, S. 185– 190.
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Abb. 2: Wolgast, Petrikirche, Grundriß.
Wahl dieses Ortes geführt, konnte doch so für sein Seelenheil in unmittelbarer Nähe gebetet werden. Die erste Gruft unter dem Altar ist um 1500 angelegt worden und hat um 1550 eine Erweiterung erfahren. Um 1560 wurde der große Gruftraum für Herzog Philipp I. angelegt und unter Ernst Ludwig nach Osten durch Hinzufügung eines größeren Raumes durch den Baumeister am Fürstenhof Christoff Eiserich erweitert.6 Eine Inschrift in der Gruft erinnert noch heute an ihn (Abb. 3). Insgesamt sieben Mitglieder des pommerschen Herzoghauses sind in der Gruft bestattet worden: Herzog Philipp I. (1515–1560), seine Gemahlin Maria von Sachsen (1516–1583); Herzog Ernst Ludwig (1545–1592), seine Gemahlin Sophia Hedwig von Braunschweig-Wolfenbüttel (1561–1631); Herzog Philipp Julius (1584–1625) und als weitere Mitglieder des herzoglichen Hauses eine Tochter Philipps I., Prinzessin Amalia (1547–1580), sowie eine Tochter Ernst Ludwigs, Prinzessin Hedwig Maria (1579–1606). Grabräuber suchten die Gruft im Jahre 1688 heim, beschädigten die Sarkophage schwer und entwendeten die wertvollen Grabbeigaben aus Gold und Edelsteinen. Im 6
Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, Abteilung Archäologie und Denkmalpflege: Objektakten: Ulrike und Jens Christian Holst: Stadt Wolgast/Peene, Kirche St. Petri, Gruft der Herzöge von Pommern-Wolgast. Bauhistorischer Befundbericht (Stufe 1: Vorraum), 9. Dezember 1999, unveröffentlichtes Manuskript.
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Abb. 3: Wolgast, Petrikirche, Fürstengruft, Inschrift.
Jahr 1729 wurde die Grabstätte auf Ansuchen zweier Offiziere geöffnet. Man fand sieben zinnerne Särge und zwei kleine, die auf den großen standen, vor. Daraufhin wurde die Gruft zugemauert und nur zu Inspektionszwecken geöffnet. Bei diesen Gelegenheiten fanden Umräumarbeiten statt, die zu weiteren Zerstörungen der Särge führten. Erst seit 1929 wird die Gruft mit Einschränkungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.7 Die Taufkapelle an der Nordseite der Petrikirche befand sich in einem schlechten baulichen Zustand. Dennoch fiel die Entscheidung, die Arbeiten an den großen Sarkophagen hier ausführen zu lassen, da die Restaurierungsarbeiten in der Gruft nur sehr beengt zu bewerkstelligen waren. Währenddessen reifte der Entschluß, in der Kapelle die endgültige Präsentation der bedeutendsten Sarkophage mit den Gebeinen vorzusehen (Abb. 4). Der Kapellenbau ist vermutlich zusammen mit der Petrikirche im späten 14. Jahrhundert entstanden und mehrfach umgestaltet worden, wie die Baufugen am Äußeren zeigen. Die verschiedenen Brände 1512 und 1713 mögen dazu beigetragen haben, daß auch Fenster- und Türöffnungen verändert und zugemauert wurden. Die Kapelle er7
Wolfgang Hofmann, Die Sarkophage der Herzöge von Pommern-Wolgast in der Greifenkapelle in St. Petri zu Wolgast, Restaurierungsbericht, Teil 1, [Wolgast] 2006, siehe auch: http://www.evangelischer-kirchenbauverein.de/Sarkophage.htm, zuletzt eingesehen am 30. Januar 2012.
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Abb. 4: Wolgast, Petrikirche, Greifenkapelle, 2005.
hebt sich auf Feldsteinen und wird durch ein Sockelgesims mit karniesgestuften glasierten Ziegeln im unteren Bereich horizontal gegliedert. Hauptmerkmal ist der Pfeilergiebel auf der Nordseite mit spitzen Maßwerkblenden, der von märkischer Architektur beeinflußt ist. Das Satteldach wird durch eine Kronendeckung geschlossen (Abb. 5). Die Kapelle ist ein zweijochiger Raum mit leicht gebustem Kreuzrippengewölbe. Im Innern sieht man die Umbauten nicht, denn sie sind durch Kalktünchen verdeckt. Zu Beginn der Instandsetzungsarbeiten fand im Jahr 2004 eine restauratorische Befunduntersuchung der Gewölbe- und Wandflächen statt, die verschiedene Fassungsbefunde ergab. Spektakuläres wurde nicht gefunden:8 Mit Errichtung der Kapelle wurden die Gewölbeund Wandflächen mit einer weißen Kalktünche versehen. Die Gewölberippen waren mit Rotocker abgesetzt, was durch punktuelle Einzelbefunde nachgewiesen werden konnte. Weitere polychrome Bemalungen sind nicht nachvollziehbar, wenn auch ein blaugrüner Farbspritzer auf der Nordwand ein Anhaltspunkt dafür sein könnte. Auf die Erstfassung folgen sieben weiße Austünchungen, bis nach dem Brand 1713 bei den Wiederherstellungsarbeiten erstmals Grautöne verwandt wurden. In der ersten Hälfte 8
Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, Abteilung Archäologie und Denkmalpflege: Objektakten: Joachim P. Gürke, St. Petri-Kirche zu Wolgast, ehemalige Taufkapelle, Architekturfarbigkeit des 16.-20. Jahrhunderts, Restauratorische Voruntersuchung 2004, unveröffentlichtes Manuskript.
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des 19. Jahrhunderts kam ein dunkleres Grau für die Wände zur Anwendung. Die Rippen wurden etwas heller abgesetzt. Ende des 19. Jahrhunderts drehte man die Helligkeiten um: Die Wände zeigten nun ein helleres Grau als die Rippen. Erst im 20. Jahrhundert wurde man farbenfroher. Um 1920 hat man eine kräftige Rosafassung über alle Architekturteile gezogen, die 1955 durch die bis vor kurzem sichtbare Gestaltung ersetzt wurde. Gewölbeund Wandflächen waren nun mit einem gelblichen Farbton bedeckt, Wandpfeiler und Rippen dazu in einem hellen Rosaton abgesetzt und durch gelblich weiße Striche gegliedert (Abb. 4). Der Restaurator Joachim-Paul Gürke konnte keine Reste figürlicher oder ornamentaler Malerei feststellen. Für die Wände konnAbb. 5: Wolgast, Petrikirche, Greifenkapelle, 2010. ten sie ausgeschlossen werden, in den Gewölbekappen könnten ehemals Malereien vorhanden gewesen sein, die bei den Reinigungsmaßnahmen für die letzten drei Ausmalungen abgespachtelt worden sein können. Bei den Restaurierungsarbeiten fanden sich dann doch an der Nordwand Reste von einem Kreuz, die abgedeckt unter der neuen Tünche erhalten sind (Abb. 6). Die neue Farbfassung des Raumes in gebrochen weißer Farbe geht somit auch auf die ersten Farbbefunde zurück und ist denkmalpflegerisch angemessen. Die sogenannte Taufkapelle ist nicht als solche errichtet worden. Im Nordosten des Chores befand sich ursprünglich die Sakristei in nicht großer Entfernung zum Hauptaltar. Der Klerus versammelte sich hier vor dem Gottesdienst oder vor Prozessionen zu den zahlreichen Altären, die sich als Ausdruck frommer Stiftungen auch in der Petrikirche befanden. Diente die Sakristei der Vorbereitung der Liturgie und als Schatzkammer, so kamen die übrigen Kapellenanbauten der Petrikirche der Häufung der Meßfeiern in den letzten Jahrhunderten des Mittelalters entgegen. Votiv- und Totenmessen waren vom Volke am meisten begehrt.9
9
Josef Andreas Jungmann, Missarum Sollemnia 1, Wien 1948, S. 166; Klaus Winands, Zur Geschichte und Architektur des Chores und der Kapellenbauten des Aachener Münsters, Recklinghausen 1989, S. 110–111, 293.
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Abb. 6: Wolgast, Petrikirche, Greifenkapelle, 2005.
Eine zusammenfassende Definition der Sakristei aus dem 19. Jahrhundert sei hier zitiert: „Sakristeien (secretaria, sacrataria, sacraria), hie und da auch Almereien (armaria), Garvehäuser (paratoria), Gerkammern (vestiaria) oder Treskammern (gazaphylacia) genannt, sind gewöhnlich spätere Ein- oder Anbauten, oft an der Nordseite der Kirche und regelmäßig in der Nähe des Hochaltars belegen, ihre Bestimmung als Aufenthaltsort (mediatorium, salutatorium) der Geistlichen, als Schatz-, Bücher- und Kleiderkammer ist bekannt und die seit dem XIII. Jahrh. vorkommende Einrichtung von Altären in denselben lässt sie zugleich als oratorium erkennen. – Auch ist hier der abgesonderten festen Gemächer zu gedenken, die… zur Aufbewahrung der Kirchenschätze (Reliquien, Urkunden und Kleider) dienten.“10 Die zuletzt vorhandene Einrichtung der ehemaligen Sakristei als Taufkapelle ist wohl in den 1950er Jahren erfolgt. An der Nordwand standen auf einem aus flachen Ziegeln gemauerten Altar qualitätvolle Schnitzfiguren von einem Altar aus Mönchow aus dem späten 15. Jahrhundert. Die zentrale Figurengruppe bestand aus der Mondsichelmadonna zwischen zwei Bischöfen. Sie wurden von je sechs kleinen Heiligenfiguren in zwei Reihen begleitet (Abb. 7). Unterhalb der Mensa befand sich ein Relief mit einem 10 Heinrich Otte, Handbuch der kirchlichen Kunst-Archäologie des deutschen Mittelalters 1, 5. Aufl., Leipzig 1883, S. 104.
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Anker und zwei sich darum windenden Fischen sowie den Buchstaben I H S, Symbole für die Hoffnung und Jesus Christus (Abb. 8). Eine Taufschale war in einem auf kreuzförmigen Grundriß gemauerten Sockel eingebettet. Vor der Restaurierung wurden die Figuren eingelagert, der Altar wurde abgebrochen. Die Aufstellung der Sarkophage in der Greifenkapelle ist durch das Architekturbüro Asmussen und Partner geplant und durchgeführt worden. Mit dieser Maßnahme ist ein würdiger, zeitgemäßer Rahmen für die vier unterschiedlich großen Sarkophage gefunden worden. Durch die statisch begrenzte Belastbarkeit des Fußbodens, unter dem sich ein ehemaliger Heizraum befindet, der von der Westseite begehbar ist, und den Wunsch, eine Abb. 7: Wolgast, Petrikirche, Greifenkapelle, 2005. Temperierung in dem Raum zu ermöglichen, ist dem Architekturbüro eine interessante Lösung eingefallen. Als Unterlage für eine 32 cm starke 5 x 3,10 m große, glatte Sichtbetonplatte wurde ein Trapezblech gewählt, dessen Zwischenräume für die Warmluftzufuhr von unten benutzt werden können, die von einer Gastherme erzeugt werden kann. Auf der Betonplatte liegen Platten aus Ölandstein, auf denen die Sarkophage leicht angeschrägt aufgestellt sind. Die der beiden Eheleute stehen im nördlichen Bereich enger zusammen als die der Herzöge Ernst Ludwig und Philipp Julius (Abb. 9). Die Beleuchtung des Raumes Abb. 8: Wolgast, Petrikirche, Greifenkapelle, Mensare- erfolgt durch Glasfasern, die nur lief, 2005. einen Leuchtkörper erfordern.
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Abb. 9: Wolgast, Petrikirche, Greifenkapelle, Aufstellung der Sarkophage, Grundriß und Schnitte.
Abb. 10: Wolgast, Petrikirche, Greifenkapelle, Aufstellung der Sarkophage, Grundriß und Schnitte.
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Unter den Ölandplatten sind Hohlräume, in denen Dokumente zur Restaurierung aufbewahrt werden sollen, ansatzweise ist somit eine Wiedernutzung als „secretaria“ geplant (Abb. 10). Durch die große Betonplatte ist beim Begehen des Raumes eine Berührung der Sarkophage erschwert. Außerdem ist die niedrige neugotische Tür zur neuen Grablege leicht zu schließen, so dass bei Bedarf auch eine ruhige Atmosphäre im Raum geschaffen werden kann. Nach Rückführung der sterblichen Überreste wurde somit eine angemessene Grablege für vier Mitglieder des pommerschen Fürstenhauses geschaffen. Der Nutzungswandel von der Sakristei über die Taufkapelle zur Greifenkapelle ist abgeschlossen und hoffentlich für viele Jahrzehnte von Dauer.
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
Arthur Behn, geb. 1951; 1986–1990 ehrenamtlicher, ab 1991 hauptamtlicher Kreisbodendenkmalpfleger für den Kreis Wolgast; ab 1994 Leiter der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Ostvorpommern; Arbeiten und Veröffentlichungen zu Einzelthemen der Ur- und Frühgeschichte und Landesgeschichte Pommerns; Mitglied der Historischen Kommission für Pommern. Hellmut Hannes, geb. 1925; nach Militärdienst und Kriegsgefangenschaft (1943– 1945) Studium der Physik und Mathematik in Tübingen und Freiburg; Promotion 1955; von 1957 bis 1985 Tätigkeit als Industriephysiker, ca. 35 Publikationen in Fachzeitschriften und Handbüchern; seit 1974 intensive Beschäftigung mit der pommerschen Geschichte und seit 1977 Mitglied der Gesellschaft für Pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst, 1982 Aufnahme in den Vorstand, 1986–1993 Vorsitzender, 1994 Ehrenmitglied; Vortrags- und Publikationstätigkeit mit den Schwerpunkten „Geschichte der pommerschen Herzöge“ und „Geschichte der Stadt Swinemünde“; seit 1985 Mitglied der Historischen Kommission für Pommern. Joachim Krüger, geb. 1971; Studium der Geschichte, Vor- und Frühgeschichte, Evangelischen Theologie und Schwedischen Sprache in Greifswald und Heidelberg, Abschluß Geschichte/Vor- und Frühgeschichte, Magister 2000; Promotionsstipendiat der Landesgraduiertenförderung Mecklenburg-Vorpommern; Promotion 2004; seit 2004 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, seit 2007 Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Nordische Geschichte am Historischen Institut der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald; Mitglied der Historischen Kommission für Pommern; Arbeiten zur Münz-, Geld- und Wirtschaftsgeschichte Pommerns und Schwedisch Pommerns in der Frühen Neuzeit, zum Kampf um das Dominium maris baltici, zur skandinavischen und norddeutschen Geschichte des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit, zur Archivkunde Dänemarks. Haik Thomas Porada, geb. 1972; Studium der Geschichte, Geographie und Skandinavistik in Greifswald, Marburg/Lahn und Stockholm; Stipendiat der Konrad-AdenauerStiftung; Promotion 2006 mit einer Arbeit zur pommerschen Fischereigeschichte in der Frühen Neuzeit; seit 2002 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Leibniz-Institut für Länderkunde Leipzig; Mitglied der Historischen Kommission für Pommern; Forschungsschwerpunkte: Landeskunde und Landesgeschichte, Kulturlandschaftsanalyse, historische Geographie. Regina Ströbl, geb. 1964; Studium der Ur-und Frühgeschichte, Kunstgeschichte und Skandinavistik in Göttingen und Kiel; Promotion 2001 über liturgische Gewandung des 11. Jahrhunderts am Beispiel eines Kölner Bischofsgrabes; freie Mitarbeiterin im Forschungslabor des Archäologischen Landesmuseums Schleswig, Schloß Gottorf; seit
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Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
2003 Projekt „Wolgast – Schwerin – Mirow. Die drei großen Herzogsgrüfte Mecklenburg-Vorpommerns“ am Landesamt für Kultur und Denkmalpflege; Forschungsschwerpunkte: Textilarchäologie, neuzeitliche Sepulkralkultur, insbesondere Gruftbestattungen. Ralf-Gunnar Werlich, geb. 1958; Studium der Nordeuropawissenschaften mit tragendem Fach Geschichte in Greifswald; Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte in Greifswald 1984–1989; Promotion bei Konrad Fritze 1989 über „Königtum und Städte in Dänemark 1340–1439“; Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte seit 1989 bzw. am Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte des Mittelalters und Historische Hilfswissenschaften in Greifswald seit 1994; Mitglied der Historischen Kommission für Pommern; Arbeiten zur skandinavischen und norddeutschen Geschichte des Spätmittelalters, zur Hansegeschichte, zur pommerschen Regionalgeschichte, zum pommerschen Herzogshaus, zur Sphragistik, Heraldik und Genealogie. Klaus Winands, geb. 1954; Studium der Baugeschichte, Kunstgeschichte, Germanistik und Romanistik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH); 1978 bis 1987 Mitarbeiter beim Domkapitel Aachen; 1987 Promotion in Aachen „Zur Geschichte und Architektur der Kapellenbauten des Aachener Münsters“; 1987–1991 Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Baugeschichte und Denkmalpflege der RWTH Aachen; ab 1992 Mitarbeiter beim Landesamt für Denkmalpflege als Abteilungsleiter für Vorpommern in Stralsund, seit 2006 Dezernatsleiter im Landesamt für Kultur und Denkmalpflege in Schwerin; Mitglied der Dehio-Vereinigung; Publikationen zur Baugeschichte und Denkmalpflege. Joachim Zdrenka, geb. 1952; Studium der Geschichte und Archivwissenschaft in Thorn bis 1976; dort 1979 Promotion; 1986–1987 Stipendiat der Humboldt-Stiftung an der Universität Bonn; 1993 Habilitation in Danzig; Wissenschaftlicher Mitarbeiter, 1995–2002 Leiter der Arbeitsstelle „Die Deutschen Inschriften“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften; 1994 Lehrstuhlinhaber für mittelalterlichen Geschichte an der Pädagogischen Hochschule (jetzt Universität) in Grünberg (Zielona Góra/Polen), seit 2002 ordentlicher Professor.
Abbildungsnachweise
Abbildungsnachweise zum Beitrag von Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzöge Abb. 1: Foto: Hellmut Hannes, nach: Hellmuth Bethe, Die Bildnisse des pommerschen Herzogshauses, in: Baltische Studien NF 39 (1937), S. 71–99 und Abb. 1–20 im Bildanhang des Bandes, hier Abb. 2; Abb. 2, 5: Foto: Hellmut Hannes, nach Original im Besitz der Familie von BismarckOsten; Abb. 3: Foto: Hellmut Hannes, nach: Julius Lessing, Der Croyteppich im Besitz der königlichen Universität Greifswald, in: Jahrbuch der königlich preußischen Kunstsammlungen 13 (1892), S. 159; Abb. 4: Foto: Hellmut Hannes, nach: Hellmuth Bethe, Die Kunst am Hofe der pommerschen Herzöge, Berlin 1937, S. 36; Abb. 6: Foto: Hellmut Hannes, nach: Die grosse Lubinsche Karte von Pommern aus dem Jahr 1618, hg. von Eckhard Jäger/Roderich Schmidt mit beschreibendem Text von Alfred Haas (1926) und einer Einführung von Manfred Vollack (Quellen zur Geschichte der deutschen Kartographie, 2), Lüneburg 1980; Abb. 7: Foto: Hellmut Hannes, nach Original im Besitz des Verfassers; Farbabb. 1, 2, 8: Foto: Hellmut Hannes; Farbabb. 3–6, 9, 14–15: Pommersches Landesmuseum Greifswald, veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Familie von Bismarck-Osten; Farbabb. 7: Foto: Hellmut Hannes, nach Original im Besitz des Verfassers; Farbabb. 10: Foto: Hellmut Hannes, nach: Hellmuth Bethe, Die Kunst am Hofe der pommerschen Herzöge, Berlin 1937, Frontispiz. Farbabb. 11, 13: Foto: Hellmut Hannes, nach Original im Besitz der Familie von Bismarck-Osten; Farbabb. 12: Foto im Besitz von Hellmut Hannes.
Abbildungsnachweise zum Beitrag von Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzoginnen Abb. 1, 3, 4: Hellmut Hannes; Abb. 2: Thomas Helms; Abb. 5–7: Foto: Hellmut Hannes, nach: Hellmuth Bethe, Die Bildnisse des pommerschen Herzogshauses, in: Baltische Studien NF 39 (1937), S. 71–99 und Abb. 1–20 im Bildanhang des Bandes, hier Abb. 3, 5, 14; Abb. 8: Foto: Hellmut Hannes, zur Verfügung gestellt vom Historischen Arbeitskreis Stettin, Dr. Hans Günter Cnotka;
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Abbildungsnachweise
Abb. 9: Foto: Hellmut Hannes, nach Original im Besitz der Familie von BismarckOsten; Farbabb. 1–11, 13: Foto: Hellmut Hannes; Farbabb. 12: Foto: Jutta Grudziecki, veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Kulturhistorischen Museums der Hansestadt Stralsund.
Abbildungsnachweise zum Beitrag von Joachim Krüger: Die Münzprägung der pommerschen Herzöge Abb. 1, 4, 10, 14, 17, 19, 21: Pommersches Landesmuseum Greifswald; Abb. 6: Staatliches Museum Schwerin, Münzkabinett; Abb. 13: Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin; Abb. 2–3, 5, 7–8, 9, 11–12, 15, 16, 18, 20, 22: Joachim Krüger; Farbabb. 1–4: Pommersches Landesmuseum Greifswald.
Abbildungsnachweise zum Beitrag von Ralf-GunnarWerlich: Die Siegel der pommerschen Greifenherzöge Abb. 1: nach: Codex Pomeraniae diplomaticus, hg. von Karl Friedrich Wilhelm Hasselbach/Johann Gottfried Ludwig Kosegarten/Friedrich Baron von Medem, Bd. 1, Greifswald 1843–1862, Taf. C; Ab. 2: nach: F[riedrich] A[ugust] Vossberg, Siegel des Mittelalters von Polen, Lithauen, Schlesien, Pommern und Preußen. Ein Beitrag zur Förderung diplomatischer, genealogischer, numismatischer und kunstgeschichtlicher Studien über ursprünglich slavische Theile der preussischen Monarchie, Berlin 1854, Taf. 20; Abb. 3: nach: Theodor Pyl, Die Entwicklung des pommerschen Wappens im Zusammenhang mit den Pommerschen Landestheilungen (Pommersche Geschichtsdenkmäler, Bd. 7), Greifswald 1894, Taf. II; Abb. 4: nach: Marian Gumowski: Handbuch der polnischen Siegelkunde, Graz 1966, Taf. XXX mit Erläuterung S. 156f.; Abb. 5: nach: Barbara Januszkiewicz: Klejnoty i stroje książąt Pomorza Zachodniego XVI-XVII wieku w zbiorach Muzeum Narodowego w Szczecinie, Warszawa 1995, S. 65; Abb. 6: Foto: Grzegorz Solecki und Zbigniew Ryngwelski, Kustodie der Ernst-MoritzArndt-Universität Greifswald; Abb. 7: Foto: Stadtarchiv Stralsund: Städtische Urkunden 2153; Abb. 8: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Universitätsarchiv Greifswald: UAG Urk. 117; Abb. 9: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Lepelsche Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald; Abb. 10: Foto: Stadtarchiv Stralsund: Städtische Urkunden, Nr. 7; Abb. 11a: Foto: Stadtarchiv Stralsund: Städtische Urkunden 248; Abb. 11b: Foto: Stadtarchiv Stralsund: Städtische Urkunden 248; Abb. 12: Foto: Stadtarchiv Stralsund: Städtische Urkunden, Nr. 1771;
Abbildungsnachweise
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Abb. 13: Foto: Stadtarchiv Stralsund: Städtische Urkunden, Nr. 1893; Abb. 14: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Universitätsarchiv Greifswald: Urkunden 71; Abb. 15: Foto: Stadtarchiv Stralsund: Städtische Urkunden, Nr. 1944; Abb. 16: Foto: Thüringisches Staatsarchiv Meiningen: GHA, Sektion I, Nr. 2642; Abb. 17: Foto: Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, Ernestinisches Gesamtarchiv, Urkunde Nr. 647; Abb. 18: Foto: Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, Ernestinisches Gesamtarchiv, Urkunde Nr. 637; Abb. 19: Foto: Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, Ernestinisches Gesamtarchiv, Urkunde Nr. 641; Abb. 20: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Lepelsche Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald; Abb. 21: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Lepelsche Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald; Abb. 22: nach: Codex Pomeraniae diplomaticus, hg. von Karl Friedrich Wilhelm Hasselbach/Johann Gottfried Ludwig Kosegarten/Friedrich Baron von Medem, Bd. 1, Greifswald 1843–1862, Taf. G, Nr. 2; Abb. 23: Foto: Archiwum Państwowe Wrocław: Rep. 125; Abb. 24: Foto: Stadtarchiv Greifswald: Rep 2, Nr. 8; Abb. 25: Foto: Stadtarchiv Greifswald: Rep 2, Nr. 13; Abb. 26: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Lepelsche Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald; Abb. 27: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Lepelsche Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald; Abb. 28: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Lepelsche Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald; Abb. 29: Foto: Stadtarchiv Stralsund: Städtische Urkunden, Nr. 1323; Abb. 30: Foto: Stadtarchiv Greifswald: Rep 2, Nr. 148; Abb. 31: Foto: Stadtarchiv Stralsund: Städtische Urkunden, Nr. 545; Abb. 32: Foto: Stadtarchiv Greifswald: Rep 2, Nr. 124; Abb. 33: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Lepelsche Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald; Abb. 34: Foto: Stadtarchiv Greifswald: Rep 2, Nr. 124; Abb. 35: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Lepelsche Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald; Abb. 36: Foto: Stadtarchiv Greifswald: Rep 2, Nr. 288; Abb. 37: Foto: Stadtarchiv Greifswald: Rep 2, Nr. 288; Abb. 38: Foto: Stadtarchiv Stralsund: Städtische Urkunden, Nr. 2153; Abb. 39a: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Universitätsarchiv Greifswald: Urkunden Nr. 123; Abb. 39b: nach: Julius Freiherr von Bohlen, Geschichte des adlichen, freiherrlichen und gräflichen Geschlechts der Bohlen, Zweiter Theil: Urkundenbuch, Stralsund 1859– 1875, Taf. III, Nr. 8; Abb. 40: Foto: Stadtarchiv Stralsund: Städtische Urkunden, Nr. 1978;
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Abbildungsnachweise
Abb. 41: Foto: Stadtarchiv Stralsund: Städtische Urkunden, Nr. 1978; Abb. 42: Foto: Stadtarchiv Stralsund: Städtische Urkunden, Nr. 2153; Abb. 43: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Lepelsche Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald; Abb. 44: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Universitätsarchiv Greifswald: Urkunden, Nr. 117; Abb. 45: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Lepelsche Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald; Abb. 46: Foto: Joachim Krüger, Rigsarkiv København, TKMA 38-1; Abb. 47: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Lepelsche Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald; Abb. 48: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Universitätsarchiv Greifswald: Urkunden, Nr. 117; Abb. 49: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Universitätsarchiv Greifswald: Urkunden, Nr. 120; Abb. 50: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Lepelsche Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald; Abb. 51: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Lepelsche Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald; Abb. 52: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Lepelsche Siegelsammlung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald; Abb. 53: Foto: Stadtarchiv Osterode Foto 10-01-170-19.
Abbildungsnachweise zum Beitrag von Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern Abb. 1: Foto: Archiwum Państwowe Wrocław: Rep. 125; Abb. 2: Kopie vom Original; Abb. 3: nach: Gustav A. Seyler, Die Herzogthümer Pommern, das Fürstenthum Rügen, die Grafschaft Gützkow, Westpreussen, in: Ders.: Die Wappen der deutschen Souveraine und Lande (J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch, 1. Band, 1. Abteilung, 2. Teil), Nürnberg 1909, Taf. 70; Abb. 4: nach: Gelre. B.R. Ms 15652–56, Leuven 1992, S. 225; Abb. 5: nach: Gustav A. Seyler, Die Herzogthümer Pommern, das Fürstenthum Rügen, die Grafschaft Gützkow, Westpreussen, in: Ders.: Die Wappen der deutschen Souveraine und Lande (J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch, 1. Band, 1. Abteilung, 2. Teil), Nürnberg 1909, Taf. 69, Nr. 2; Abb. 6: nach: Gustav A. Seyler, Die Herzogthümer Pommern, das Fürstenthum Rügen, die Grafschaft Gützkow, Westpreussen, in: Ders.: Die Wappen der deutschen Souveraine und Lande (J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch, 1. Band, 1. Abteilung, 2. Teil), Nürnberg 1909, Taf. 71, Nr. 1; Abb. 7a: Foto: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, ebenda, Handschriftenabteilung, Nachlaß Oelrichs, Nr. 140, Mappe 4, Blatt 1;
Abbildungsnachweise
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Abb. 7b: nach: Gustav A. Seyler, Die Herzogthümer Pommern, das Fürstenthum Rügen, die Grafschaft Gützkow, Westpreussen, in: Ders.: Die Wappen der deutschen Souveraine und Lande (J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch, 1. Band, 1. Abteilung, 2. Teil), Nürnberg 1909, Taf. 69, Nr. 1; Abb. 8: Foto: Thomas Helms, siehe auch: Norbert Buske, Wappen, Farben und Hymnen des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Eine Erläuterung der neuen Hoheitszeichen des Landes verbunden mit einem Gang durch die Geschichte der beiden Landesteile dargestellt an der Entwicklung ihrer Wappenbilder, Bremen 1993, S. 82; Abb. 9: nach: Hermann Dannenberg, Münzgeschichte Pommerns im Mittelalter, Berlin 1893, Nr. 371; Abb. 10: Johannes von Kitscher, Tragicocomedia de iherosolomitana perfectione illustrissimi principis pomeriani etc., Leipzig 1501; Abb. 11: nach: Hellmut Hannes, Die Wappen am Grabmal der Herzogin Sophia von Mecklenburg (gest. 1504) in Wismar. Ein Beitrag zur Frage der ältesten Darstellung des neunfeldigen pommerschen Herzogswappens, in: Baltische Studien NF 80 (1994), S. 10; Abb. 12: Alanus de Rupe, Psalter der Yunkfrouwen Marien, Rostock 1518; Abb. 13: Foto: Thomas Helms, siehe auch: Norbert Buske, Wappen, Farben und Hymnen des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Eine Erläuterung der neuen Hoheitszeichen des Landes verbunden mit einem Gang durch die Geschichte der beiden Landesteile dargestellt an der Entwicklung ihrer Wappenbilder, Bremen 1993, S. 51; Abb. 14: Foto: Universitätsbibliothek Greifswald, Der Achte Teil der Buecher des Ehrnwirdigen Herrn D. Martini Lutheri …, Wittemberg 1556, in der Universitätsbibliothek Greifswald unter der Signatur Fh 253; Abb. 15: Fotos: Joachim Krüger, Riksarkiv København, TKUA Pommern, Nr. 38–3: Schreiben Johann Friedrichs vom 22. August 1570 und vom 6. August 1571; Abb. 16: nach: Maximilian Gritzner, Landes- und Wappenkunde der BrandenburgischPreußischen Monarchie. Geschichte ihrer einzelnen Landestheile, deren Herrscher und Wappen, Berlin 1894, Abb. nach S. 204; Abb. 17: nach: G. A. Cloß, Das pommersche Wappen, in: Pommersche Heimatpflege 2 (1931), H. 3, S. 127; Abb. 18: Foto: Ralf-Gunnar Werlich; Abb. 19: Foto: Ralf-Gunnar Werlich; Abb. 20: Historia de profectione in terram sanctam illvstrissimi principis ac domini, domini Bvgislai X. Ducis Stetini, Pomeraniae, Cassuborum etc. uetustae gentis Henetae, Principis Rugianorum etc. Comitis Caycorum etc. scripta a M. Christiano Kalen, Witebergae. 1555; Abb. 21: nach: Sztuka na dworze książąt pomorza zachodniego w XVI-XVII wieku, Katalog wystawy (Arts at the court of west pomeranian dukes in the 16th and 17th centuries. Exibition Catalogue), Warszawa/Szczecin 1986, Farbabb. Nr. II; Abb. 22: Foto: Universitätsbibliothek Greifswald, ebenda, Signatur Rb 103;
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Abbildungsnachweise
Abb. 23: Vnser von Gotts gnaden Barnims des Eltern / Johans Friderichs / Bugslaffs / Ernst Ludwigs Barnims des Jüngern vnd Casimirs / Geuettern vnd Gebrüdere / Hertzogen zu Stettin Pommern / der Cassuben vnd Wenden / Fürsten zu Rügen vnd Graffen zu Gutzkow / Gerichts Ordnung wie es in unsern Fürstlichen Hoffgerichten des Stettinischen und Wolgastischen orts zuhalten. … Gedruckt zu Alten Stettin in Johann Eichhorns Druckerey, Anno 1569; Abb. 24: Foto: Ralf-Gunnar Werlich; Abb. 25: Foto: Universitätsbibliothek Greifswald, nach: Daniel Cramer, Das Grosse Pomrische Kirchen Chronicon, Alten-Stettin 1628, die Wappendichtung nach dem Gesamttitelblatt, der Widmung und der Vorrede Cramers sowie einer Abbildung des zehnfeldigen pommerschen Herzogswappens; Abb. 26: Foto: Archiwum Państwowego w Szczecinie (Staatsarchiv Stettin), ebenda, Rekopisy i spuścizny 450 (Manuskripte und Nachlässe 450). Farbabb. 1: nach: Sven Ekdahl, Die „Banderia Prutenorum“ des Jan Długosz – eine Quelle zur Schlacht bei Tannenberg 1410. Untersuchungen zu Aufbau, Entstehung und Quellenwert der Handschrift (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Philologisch-historische Klasse, Dritte Folge, Nr. 104), Göttingen 1976, S. 253f.; Farbabb. 2: nach: Tristanwandteppich. Kloster Wienhausen. 12 Farbreproduktionen mit einer Einführung von Wiebke Michler, hg. von der Cellschen Zeitung in Zusammenarbeit mit dem Kloster Wienhausen, Celle 1985; Farbabb. 3: nach: Ottfried Neubecker, Heraldik. Wappen - Ihr Ursprung, Sinn und Wert, Frankfurt/Main 1977, S. 155; Farbabb. 4a und 4b: Foto: Ralf-Gunnar Werlich; Farbabb. 5: Foto: Kloster Wienhausen; Farbabb. 6: nach: P. H. Trummer: Uffenbachsches Wappenbuch, in: Der Deutsche Herold 45 (1914), S. 115f., Abb. nach S. 114; Farbabb. 7 und 8: Fotos: Thomas Helms; Farbabb. 9: Foto: Ralf-Gunnar Werlich; Farbabb. 10: Foto: Jürgen Herold; Farbabb. 11: Foto: Ralf-Gunnar Werlich; Farbabb. 12: nach: Die Mecklenburger Fürstendynastie und ihre legendären Vorfahren. Die Schweriner Bilderhandschrift von 1526, hg. von Andreas Röpcke, Bremen 1995, S. 124; Farbabb. 12a: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Archiv des Vereins Herold e.V., Berlin. Farbabb. 12b: Foto: Regine Richter, Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden/Deutsche Fotothek, Sächsisches Stammbuch, Msc. R 3,2°, f. 107v; Farbabb. 13: Foto: Thomas Helms, Croyteppich der Universität Greifswald; Farbabb. 14: nach: Pommersche und Rügische Geschichtsdenkmäler, Bd. 1, Greifswald 1834. Dort als Illustration zu Johann Gottfried Ludwig Kosegarten, Von dem diesem Bande beygefügten zehnschildigen Pommerschen Wappen, in: ebenda, S. 327– 352; Farbabb. 15: Foto: Wolfgang Hofmann; Farbabb. 16: Foto: Ralf-Gunnar Werlich;
Abbildungsnachweise
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Farbabb. 17: nach: Das Stammbuch Herzog Philipps II. von Pommern, hg. von Dirk Schleinert (Findbücher, Inventare und kleine Schriften des Landeshauptarchivs Schwerin, 10), Schwerin 2004, S. 43; Farbabb. 18–19: Foto: Ralf-Gunnar Werlich; Farbabb. 20: Foto: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Zusammenstellung: RalfGunnar Werlich; Farbabb. 21: nach: Janina Kochanowska, Das Herzogsschloß in Stettin, Stettin o. J., S. 1; Farbabb. 22–32: Foto: Archiwum Państwowego w Szczecinie (Staatsarchiv Stettin), ebenda, Rekopisy i spuścizny 450 (Manuskripte und Nachlässe 450); Farbabb. 33: Foto: Universitäts- und Landesbibliothek Tirol in Innsbruck, Das Wappenbuch des Jörg Rugen, fol. 47r, ebenda, Signatur Hs. 545.
Abbildungsnachweise zum Beitrag von Ralf-Gunnar Werlich: Herrschaftszentren und Residenzen der Greifen Farbabb. 1: nach: Haik Thomas Porada, Das pommersche Bergwerk. Die Boden, Haffe und Strandseen Pommerns in der fürstlichen Herrschaftspraxis vom 15. bis zum frühen 17. Jahrhundert (Beiträge zur pommerschen Landes-, Kirchen- und Kunstgeschichte, 13), Schwerin 2009, beiliegend als Abb. 31; Abb. 1a: Foto: Jürgen Herold 2007; Abb. 1b: nach: Hugo Lemcke, Der Kreis Usedom-Wollin (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Pommern, Teil 2: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Stettin, 1.4), Stettin 1900, S. 396; Abb. 2: nach: Gustav von Boenigk, Die Lage der Burg Demmin in wendischer und frühchristlicher Zeit, in: Baltische Studien 33 (1883), S. 148–160, Karte nach S. 160; Abb. 3: nach: Hugo Lemcke, Der Kreis Demmin (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Pommern, Teil 2: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Stettin, Bd. 1, H. 1), Stettin 1898, Fig. 7 nach S. 10; Abb. 4: nach: Eugeniusz Cnotliwy, Początki i rozwój średniowiecznej siedziby książęcej w Szczecinie, in: Zamek książęcy w Szczecinie, Szczecin 1992, S. 9–32, hier S. 21; Abb. 5a und b: nach: Hellmuth Bethe, Zur Baugeschichte des ehemaligen Herzogsschlosses in Wolgast, in: Baltische Studien NF 40 (1938), S. 87–95, hier S. 90 und Abb. 3; Abb. 6: nach: Historia Słupska, Poznan 1981, S. 52; Abb. 7: nach: Karl Rosenow, Das Stadtbild von Rügenwalde, 2. Aufl., o. O. [1930], S. 5; Abb. 8: nach: Karl Rosenow, Zur 600jährigen Jubelfeier der alten Hansestadt am 21. Mai 1912, Rügenwalde [1912], S. VIII; Abb. 9: nach: Stadt Barth 1255–2005. Beiträge zur Stadtgeschichte, hg. von Jörg Scheffelke/Gerd Garber, Schwerin 2005, S. 62; Abb. 10: nach: Martin Wehrmann, Geschichte der Stadt Stettin, Stettin 1911, nach S. 128;
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Abbildungsnachweise
Abb. 11: nach: Martin Wehrmann, Geschichte der Stadt Stettin, Stettin 1911, S. 203; Abb. 12: nach: Herbert Ewe, Das alte Bild der vorpommerschen Städte, Weimar 1996, S. 137, Abb. 100; Abb. 13: nach: Christoph Schley/Helga Wetzel, Die Greifen. Pommersche Herzöge 12. bis 17. Jahrhundert. Katalog zur Ausstellung 3. März bis 5. Mai 1996, Kiel Schloß Rantzaubau, Kiel 1996, S. 137; Abb. 14–22: nach: Die grosse Lubinsche Karte von Pommern aus dem Jahr 1618, hg. von Eckhard Jäger/Roderich Schmidt mit beschreibendem Text von Alfred Haas (1926) und einer Einführung von Manfred Vollack (Quellen zur Geschichte der deutschen Kartographie, 2), Lüneburg 1980.
Abbildungsnachweise zum Beitrag von Joachim Zdrenka: Inschriften der pommerschen Herzöge Abb. 1 und 2: Foto: Joachim Zdrenka.
Abbildungsnachweise zum Beitrag von Arthur Behn: Grablegen der Greifenherzöge Abb. 1, 3: Arthur Behn; Abb. 2: Foto: Robert Heß, Museum Wolgast; Farbabb. 1, 4: Landesarchiv Greifswald; Farbabb. 2: Foto: Arthur Behn; Farbabb. 3: Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern; Farbabb. 5: nach: E. v. Haselberg, Der Kreis Greifswald (Die Baudenkmäler des Regierungs-Bezirks Stralsund, 2), Stettin 1895, Fig. 26, S. 175. Eintragungen Arthur Behn.
Abbildungsnachweise zum Beitrag von Regina Ströbl: Die Bestattungen der pommerschen Herzöge in Wolgast Abb. 1: Foto: Wolfgang Hofmann, Wolgast; Abb. 2–11: Fotos: Landesamt für Kultur und Denkmalpflege des Landes MecklenburgVorpommern; Abb. 12: Foto: Ralf-Gunnar Werlich, Greifswald/Berlin; Abb. 13 und 14: Fotos: Landesamt für Kultur und Denkmalpflege des Landes Mecklenburg-Vorpommern; Farbabb. 1–3: Fotos: Landesamt für Kultur und Denkmalpflege des Landes Mecklenburg-Vorpommern; Farbabb. 4: Foto: Wolfgang Hofmann, Wolgast.
Abbildungsnachweise
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Abbildungsnachweise zum Beitrag von Klaus Winands: Die Neugestaltung der Grablege der pommerschen Herzöge in Wolgast Abb. 1: Foto: Klaus Winands; Abb. 2: Zeichnung: Architekturbüro Asmussen und Partner, Bearbeitung: Klaus Winands; Abb. 3: Foto: Klaus Winands; Abb. 4: Foto: Architekturbüro Asmussen und Partner; Abb. 5: Foto: Klaus Winands; Abb. 6–8: Foto: Architekturbüro Asmussen und Partner; Abb. 9–10: Architekturbüro Asmussen und Partner.
Orts- und Personenregister Haik Thomas Porada A Adalbert, Bischof von Pommern 330 Adam von Bremen 267 Adelheid von Braunschweig-Grubenhagen, Herzogin von Pommern 283, 284, 285, 286, 287, 327 Adolf Friedrich I., Herzog von Mecklenburg 80, 90 Agnes von Brandenburg, Herzogin von Pommern, nachmalige Herzogin von SachsenLauenburg 44, 45, 88, 158 Agnes von Braunschweig-Grubenhagen, Herzogin von Pommern 328 Agnes von Braunschweig-Lüneburg, Fürstin von Rügen 231 Agnes von Sachsen-Lauenburg, Herzogin von Pommern 183, 328, 434 Albertiner. Siehe Wettiner Albrecht Achilles, Kurfürst von Brandenburg, Markgraf von Ansbach und Kulmbach 185, 193, 199, 319 Albrecht, gen. der Schöne, Burggraf von Nürnberg 318 Albrecht III., gen. der Beherzte, Herzog von Sachsen, Gubernator von Friesland 200, 212 Albrecht VII., Herzog von Mecklenburg 205 Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Magdeburg und Mainz, Kurfürst und Kardinal, Apostolischer Administrator des Bistums Halberstadt 187 Alexander VI., Papst 199 Alexandra von Pommern 285, 327 Altdamm Jagdhaus 303 Münzstätte 65, 292 Altdorf Burg und Stadt 318, 319 Amalia von der Pfalz, Herzogin von Pommern 36, 37, 38, 328, 419 Amalia von Pommern 39, 42, 324, 329, 337, 338, 343, 344, 347, 349, 361, 365, 420, 455
Anastasia, Herzogin von Pommern 134, 171 Angermünde Stadt 268, 276 Anhalt Fürstentum, Fürsten von 70, 71 Anklam Münzstätte 55, 101 Rathaus 17, 18, 19, 20, 21, 25 Stadt 57, 60, 76, 79, 81, 83, 183, 275, 338 Anna Maria von Brandenburg, Herzogin von Pommern 304, 329, 336, 341 Anna von Braunschweig-Lüneburg, Herzogin von Pommern 37, 38, 329, 419 Anna von Mecklenburg(-Stargard), Herzogin von Pommern 317 Anna von Nürnberg, Herzogin von Pommern 318, 319 Anna von Polen, Herzogin von Pommern 17, 36, 41, 292, 294, 326, 423 Anna von Pommern, Herzogin von Croy 16, 46, 47, 242, 303, 329, 424 Anna von Pommern, Herzogin von Liegnitz und Brieg 17, 36 Anna von Pommern, Herzogin von Mecklenburg 41, 42, 238, 242, 314, 422 Anna von Schleswig-Holstein, Herzogin von Pommern 302, 329, 336 Anna von Wunstorf, Herzogin von Pommern 328 Ansbach Stadt 319 Arkona Tempelburg 50 Arndt, Berndt 75 Arndt, Jürgen 206 Asmus, Heinrich Ernst 130, 189, 190, 207, 242, 437 Asmus, Ivo 212, 309 Asmussen und Partner, Architekturbüro 363, 370 Auge, Oliver 259
Orts- und Personenregister Augsburg Ort des Reichstags 69, 70, 85, 211 Stadt 18, 28, 43, 92 August II., gen. der Jüngere, Herzog von Braunschweig-Lüneburg, Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel 43 August, Kurfürst von Sachsen 70, 71 B Balthasar, Herzog von Mecklenburg 63, 204 Balthasar, Landgraf von Thüringen und Markgraf von Meißen 318, 319 Balthasar und Magnus von Mecklenburg 42 Bamberg Staatsbibliothek 197 Stadt 318 Barby Kirche 48, 238 Barnim I., Herzog von Pommern 50, 54, 126, 137, 138, 139, 156, 170, 228, 261, 264, 265, 266, 269, 270, 271, 272, 274, 328, 333, 334 Barnim II., Herzog von Pommern 55, 328 Barnim III., Herzog von Pommern 112, 124, 126, 139, 229, 230, 246, 271, 272, 273, 276, 318, 328, 334 Barnim IV., Herzog von Pommern 117, 141, 142, 144, 230, 275, 277, 327, 337 Barnim V., Herzog von Pommern 119, 120 Barnim VI., Herzog von Pommern 15, 16, 34, 141, 144, 179, 182, 289, 290, 315, 316, 317, 318, 319, 320, 326, 327, 337, 342, 407, 408 Barnim VII., Herzog von Pommern 317, 326 Barnim VIII., Herzog von Pommern 60, 289, 290, 328 Barnim IX., Herzog von Pommern 17, 20, 25, 37, 38, 39, 48, 66, 67, 119, 132, 133, 144, 148, 149, 150, 152, 153, 156, 157, 197, 204, 233, 235, 236, 238, 240, 244, 245, 246, 248, 249, 260, 295, 298, 300, 327, 328, 329, 333, 335, 412, 415, 419, 421, 442, 444 Barnim X., Herzog von Pommern 22, 25, 39, 119, 132, 151, 154, 157, 160, 249, 250, 304, 305, 329, 335, 420 Barth Druckerei 22, 23, 165, 207, 208, 241, 242, 243
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(Titular-)Herrschaft, Teilherzogtum, Herzöge von 58, 59, 179, 188, 191, 195, 197, 198, 207, 208, 209, 211, 213, 243, 289, 290, 316, 448 Land, Amt 78, 186, 243, 305, 309 Marienkirche 289, 324, 340 Münzstätte 58, 59, 76, 78, 79, 80, 81, 289 Residenz, Schloß, Hof 22, 46, 79, 80, 165, 220, 260, 280, 288, 289, 290, 291, 305, 309, 318 Stadt 15, 258, 288, 289, 305, 316 Bast Jagdschloß 301, 302 Kirche 224, 252 Baster See 302 Baszko, Godesław 165 Bauernfeind, Otto 176, 177 Bayern Herzogtum, bayerisch 173, 319 Reichskreis 99 Behn, Arthur 263, 278, 290 Behr(e), Familie 174, 175 Behrenhoff Kirche 172, 174, 175, 176, 177, 209, 428 Behrens, Ludwig 78 Behr, Hugold 80 Beijeren, Herold 179, 180, 182, 185, 188 Belbuck Prämonstratenserkloster 283, 326 Belgard Land 178, 182 Benl, Rudolf 165 Benninger, Oswalt 76 Berckenhagen, Ekhart 175, 176, 177 Bergen auf Rügen Marienkirche 33, 34, 315, 326 Schloß 308 Stadt 308 Zisterzienserinnenkloster 315, 326 Beringer, Bürger aus Bamberg 333 Berlin Abteilung der Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst 11, 29 Archiv der Universität der Künste 181 Geheimes Staatsarchiv 121, 200 Königliches Institut für Glasmalerei 180, 181 Münzstätte 70, 71, 80
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Orts- und Personenregister
Ostdeutsche Sparkassenstiftung 340, 345 Residenz, Schloß, Hof 187, 198. Siehe auch Kölln, Residenz Staatsbibliothek 189, 190 Stadt 19 Bernstein Land 186, 188, 191, 197, 206, 209, 213, 215 Bethe, Hellmuth 11, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 21, 25, 29, 30, 33, 39, 44, 46, 47, 275, 277, 293 Biener, Christoph 81, 87 Biermann, Felix 331 Biewer, Ludwig 163, 171, 173, 176, 177, 212 Bischofsgraben 331 Bismarck-Osten, Familie von 16, 19, 24, 415 Bismarck-Osten, Ferdinand Graf von 24, 25, 415 Bismarck-Osten, Karl Graf von 21, 23 Blankensee, Egidius von 80, 85 Bloth, Hugo Gotthard 11, 29, 45 Bobowski, Kazimierz 118 Boenigk, Gustav von 269 Bogislaw I., Herzog von Pommern 49, 50, 51, 53, 119, 120, 134, 135, 137, 156, 172, 227, 257, 261, 263, 264, 266, 326, 331, 332, 333 Bogislaw II., Herzog von Pommern 51, 52, 134, 135, 136, 137, 161, 170, 171, 261, 262, 264, 271, 326, 328, 333 Bogislaw III., Herzog von Pommern 52 Bogislaw IV., Herzog von Pommern 32, 48, 55, 123, 230, 270, 275, 276, 277, 326, 327, 328, 333, 337 Bogislaw V., Herzog von Pommern 14, 31, 44, 48, 125, 126, 127, 128, 139, 142, 156, 229, 279, 280, 283, 284, 285, 326, 327 Bogislaw VI., Herzog von Pommern 126, 274, 277, 326, 337 Bogislaw VII., Herzog von Pommern 328 Bogislaw VIII., Herzog von Pommern 117, 140, 143, 230, 279, 280, 283, 284, 286, 287, 327 Bogislaw IX., Herzog von Pommern 63, 279, 280, 283, 285, 327 Bogislaw X., Herzog von Pommern 13, 14, 17, 18, 19, 20, 25, 30, 36, 41, 42, 60, 62, 63, 64, 65, 66, 117, 119, 120, 125, 126,
127, 129, 130, 131, 132, 133, 136, 147, 149, 150, 156, 157, 165, 169, 178, 181, 184, 191, 192, 193, 194, 195, 196, 197, 198, 199, 200, 201, 203, 204, 205, 206, 207, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 215, 216, 226, 233, 237, 239, 241, 244, 253, 254, 260, 281, 282, 283, 285, 290, 291, 292, 293, 294, 295, 303, 326, 328, 330, 334, 335, 337, 341, 411, 423, 425, 450 Bogislaw XIII., Herzog von Pommern 20, 21, 22, 23, 25, 26, 39, 42, 43, 46, 78, 79, 80, 81, 83, 133, 150, 151, 153, 154, 157, 158, 160, 165, 248, 249, 250, 260, 289, 302, 303, 305, 309, 318, 324, 328, 329, 335, 336, 341, 412, 420, 424 Bogislaw XIV., Herzog von Pommern, Bischof von Cammin 16, 25, 26, 27, 45, 46, 90, 91, 93, 94, 95, 96, 97, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 117, 122, 123, 130, 132, 133, 146, 147, 149, 150, 151, 153, 154, 157, 164, 207, 210, 218, 221, 222, 225, 243, 305, 306, 309, 314, 321, 328, 329, 335, 336, 341, 408, 417, 424, 426 Bohlen, Familie von 147 Böhmen Königreich 173 Boizenburg Münzstätte 86 Bollnow, Hermann 264, 265, 275, 276 Bonn Abteilung der Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst 11, 29 Stadt 24, 25, 415 Borcke, Sidonia von 339 Bornholm Insel 62 Braasch, Otto 331 Brandenburg Haus, Markgrafschaft, Kurfürstentum, Markgraf, Kurfürst von, (kur-)brandenburgisch, markgräflich, kurfürstlich 45, 54, 65, 66, 70, 71, 105, 109, 164, 167, 184, 187, 188, 192, 193, 195, 197, 198, 199, 200, 201, 204, 209, 211, 212, 213, 214, 215, 216, 217, 239, 249, 252, 258, 291, 319. Siehe auch Hohenzollern
Orts- und Personenregister Brandenburgisch-Pommern Herzogtum, Herrschaftsgebiet, brandenburgisch-pommersch 105. Siehe auch Hinterpommern Brandin, Philipp 41 Bratring, Paul 67, 69 Braun, Georg 289 Braunschweig Anton-Ulrich-Museum 43 Braunschweig und Lüneburg Herzogtum, Herzöge von, braunschweigisch 35, 109, 199, 248. Siehe auch Welfen Bremen Stadt 109, 161 Breslau Staatsarchiv 138 Bromberg Land 136 Bruck Burg und Stadt 318, 319 Buchholz, Werner 302 Bückeburg Schloß 39, 40, 48, 237, 248, 421, 422 Stadt 40 Buckow Zisterzienserkloster, Amt 309 Bugenhagen, Johannes 20, 322, 323, 324, 419 Burkhardt, Robert 332 Buske, Norbert 113, 171, 178, 257, 271, 275, 279 Bütkow, Ulrich 101, 102 Bütow Burg 304, 305 Land, Amt 157, 253, 304 C Cammin Bistum, Bischöfe von 50, 51, 52, 122, 152, 153, 154, 155, 157, 221, 222, 223, 224, 225, 226, 263, 300, 301, 302, 438, 440. Siehe auch Pommern, Bistum Burg 261, 262 Dom 277, 283, 285, 287, 326, 337 Hochstift 97, 105, 224, 225, 259, 301, 438 Land 51 Münzstätte 50, 51
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Stadt 51 Celle Stadt 107, 173, 311 Chelopoeus, Petrus 281 Christian IV., König von Dänemark 90, 356 Christoph, Herzog von Pommern 278 Christoph I., König von Dänemark 33 Christoph II., König von Dänemark 32, 48, 418 Christoph von Bayern, als Christoph III. König von Dänemark, Norwegen und Schweden 53 Cloß, Gustav Adolf 230 Cnotka, Hans-Günter 43 Coburg Stadt 319 Conrad, Klaus 112, 138 Cradell, Philipp 72, 73, 75 Cramer, Daniel 207, 222, 252, 254, 322, 329 Cranach d.J., Lucas 21, 22, 37, 39, 413 Curschmann, Fritz 113, 118, 122, 240 D Dadler, Sebastian 103 Dänemark Königreich, Könige von, dänisch 15, 32, 33, 41, 42, 48, 53, 58, 61, 95, 157, 158, 159, 163, 172, 224, 265, 268, 275, 276, 324, 328, 418 Dannenberg, Hermann 50, 51, 52, 53, 54, 57, 170 Danzig Stadt 97, 99 Darsim Dorf 308. Siehe auch Ludwigsburg Demmin Bartholomäuskirche 242 Burg, Haus 156, 257, 260, 261, 262, 267, 268, 269, 270, 271, 276, 278, 279 Kreis 314 Land 178 Münzstätte 50, 54, 55 Stadt 29, 49, 55, 60, 79, 81, 83, 163, 172, 173, 175, 268, 269, 270, 275, 278, 309, 321 Teilherzogtum, Herzöge von 177, 267, 268, 271 Vogtei 271
388
Orts- und Personenregister
Deutsche Demokratische Republik (DDR) 24, 112 Deutscher Orden Deutschordensstaat Preußen 62, 63, 113, 114, 172, 279, 280, 285, 304 Deutschland Deutsche, deutsch 51, 107, 109, 110, 113, 115, 118, 137, 161, 170, 171, 228, 265, 266, 269, 270, 275, 278, 311 Dewitz, Jobst von 338 Diederich, Toni 121 Dietz, Ludwig 202, 204 Dirlow Burg 284. Siehe auch Rügenwalde Długosz, Jan 172 Dobbertin Benediktinerinnenkloster, Damenstift 101 Doberan Zisterzienserkloster 33 Dobrzyn Land 136 Dölitz Dorf 63 Donaueschingen Stadt 188, 189 Dorothea von Pommern, Gräfin von Mansfeld 48, 238, 442 Dresden Münzstätte 88 Dürer, Albrecht 37 E Eilbert, Münzmeister 50 Eiserich, Christoff 337, 365 Eisfeld Burg und Stadt 319 Eisleben Annenkirche 48 Stadtschloß 237, 238, 442 Eldena Zisterzienserkloster, Schloß 277, 278, 289, 295, 326, 337 Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg, Gräfin von Schaumburg und HolsteinPinneberg 248 Elisabeth von Dänemark, Herzogin von Mecklenburg 41 Elisabeth von Polen, Herzogin von Pommern 44, 283, 327
Elisabeth von Pommern, Äbtissin des Zisterziensernonnenklosters Krummin, später Bergen 33, 34, 315, 317, 318, 326 Elisabeth von Pommern, Königin von Böhmen, Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 13, 14, 15, 31, 32, 33, 48, 174, 273, 274, 418 Elisabeth von Pommern, Priorin des Klosters Verchen 329 Elisabeth von Pommern, Tochter Bogislaws X. 17, 36 Elisabeth von Pommern, Tochter Kasimirs II. 329, 331 Elisabeth von Schleswig-Holstein-Sonderburg, Herzogin von Pommern 46, 285, 306, 314, 328, 424 Elisabeth von Schwerin, Herzogin von Pommern 328 Engelbrecht, Johann 207, 220, 238, 241, 242, 243, 253, 254, 444, 445, 446, 447, 448, 449 Erdmute von Brandenburg, Herzogin von Pommern 42, 45, 303, 329 Erdmute von Pommern 324 Erfurt Stadt 91 Erich, Herzog von Pommern 329 Erich I. (eigentlich Bogislaw), Herzog von Pommern, als Erik VII. König von Dänemark, als Eirik III. König von Norwegen, als Erik XIII. König von Schweden 15, 59, 62, 158, 159, 163, 164, 182, 185, 191, 276, 279, 283, 285, 286, 328, 407 Erich II., Herzog von Pommern 16, 17, 33, 35, 126, 130, 131, 145, 146, 164, 184, 185, 186, 187, 189, 190, 191, 194, 201, 228, 230, 233, 244, 278, 283, 285, 286, 287, 315, 326, 327, 329, 410 Erich IV., König von Dänemark 265 Ermershausen Burg und Stadt 319 Ernestiner. Siehe Wettiner Ernst Bogislaw, Herzog von Croy, Bischof von Cammin 14, 19, 20, 21, 22, 37, 38, 39, 41, 42, 46, 47, 122, 152, 235, 236, 241, 242, 243, 297, 304, 412, 419, 420, 436 Ernst, Herzog von Croy 46 Ernst III., Herzog von Braunschweig-Grubenhagen 39, 159, 160, 248, 420
Orts- und Personenregister Ernst Ludwig, Herzog von Pommern 20, 21, 22, 28, 42, 45, 72, 73, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 119, 120, 132, 148, 150, 151, 152, 153, 154, 157, 160, 165, 166, 219, 238, 239, 240, 249, 250, 252, 297, 307, 314, 330, 337, 339, 343, 346, 347, 350, 351, 352, 361, 363, 365, 370, 412, 420 Ertmar, Herzog von Pommern 324 Eufemia von Pommern, Königin von Dänemark 32, 33, 48, 418 Europa Europäische Union, europäisch 359, 363 Ewald, Wilhelm 108 Ewe, Herbert 44 F Fahrnow, Johann 276, 277, 293 Ferber, Helena 73 Fitz, Eva 181 Flensburg Stadt 363 Fornwagner, Christian 201 Franken Landschaft, fränkisch 319 Reichskreis 99 Frankfurt an der Oder Stadt 79, 91, 217 Frankreich Königreich, französisch 358, 455 Franzburg. Siehe auch Neuenkamp Amt 85, 309 Münzstätte 79, 80, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 93, 97 Schloß 305 Schmiterlöwsches Haus 182, 432 Stadt 182 Franz, Herzog von Pommern, Bischof von Cammin 12, 25, 26, 27, 44, 92, 93, 97, 99, 121, 122, 142, 149, 150, 154, 158, 218, 222, 224, 225, 226, 242, 243, 296, 301, 304, 306, 314, 329, 336, 341, 416, 440 Frederich, Hans 112 Fredrich, Karl 333 Freesendorf Dorf 309 Friedrich I., gen. Barbarossa, römisch-deutscher König und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation 53, 172
389
Friedrich I., Herzog von Schleswig-Holstein und König von Dänemark 36, 41, 152, 423 Friedrich I., Landgraf von Hessen-Kassel und König von Schweden 317 Friedrich II., gen. der Ältere, Markgraf von Brandenburg-Ansbach und -Kulmbach 194, 195 Friedrich II., gen. der Eiserne, Kurfürst von Brandenburg 164, 184, 185, 193, 199, 291 Friedrich II., König von Dänemark 41 Friedrich II., König von Preußen 105 Friedrich III., gen. der Weise, Kurfürst von Sachsen 199 Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg, später als Friedrich I. König in Preußen 105 Friedrich III., römisch-deutscher König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches 184 Friedrich V., Burggraf von Nürnberg 318, 319 Friedrich VI., Burggraf von Nürnberg, später als Friedrich I. Kurfürst von Brandenburg 318, 319, 320 Friedrich VI., Markgraf von Baden-Durlach 338, 343, 359 Friedrich Kasimir, Markgraf von BadenDurlach 338, 343 Friedrich Wilhelm, gen. der Große Kurfürst, Kurfürst von Brandenburg 252 Friedrich Wilhelm II., König von Preußen 334 Friedrich Wilhelm Ludwig, Prinz von Preußen 224 Friedrichswalde Jagdschloß 303, 309 Friesland Land, friesisch 200 Fuchs, Samuel 27 G Gantzer, Paul 338 Gartz an der Oder Münzstätte 55, 65, 292 Gelre, Herold 182, 183, 188, 228 Georg, Herzog von Pommern 329, 338
390
Orts- und Personenregister
Georg I., Herzog von Pommern 17, 20, 21, 36, 37, 38, 39, 66, 119, 132, 133, 143, 148, 149, 150, 152, 156, 157, 197, 204, 206, 210, 233, 244, 328, 329, 335, 412, 419, 420, 435 Georg II., Herzog von Pommern 44, 97, 119, 242, 309, 329, 335 Gilly, David 334 Gingst auf Rügen Dorf 176 Gnevezow Kirche 314 Gnoien Münzstätte 86 Goten germanisches Volk 208 Gotland Insel 285 Gottesgnade Kartäuserkloster 300. Siehe auch Oderburg Gottfried, Münzmeister 50 Göttingen Akademie der Wissenschaften 255 Grasberg Jagdschloß 303 Greifen, Fürstenfamilie, Wappen 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 19, 22, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 36, 37, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 46, 47, 49, 52, 55, 66, 69, 70, 71, 72, 82, 97, 105, 107, 109, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 117, 118, 119, 120, 121, 122, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 130, 131, 132, 134, 135, 136, 137, 139, 142, 144, 145, 147, 149, 151, 152, 153, 154, 155, 156, 157, 158, 159, 161, 163, 164, 165, 166, 168, 169, 170, 171, 172, 173, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 180, 181, 182, 183, 184, 185, 186, 187, 188, 189, 190, 191, 192, 193, 194, 195, 196, 197, 198, 201, 204, 205, 207, 208, 209, 210, 211, 213, 215, 216, 218, 220, 221, 222, 223, 224, 225, 226, 227, 228, 229, 230, 231, 233, 235, 236, 237, 238, 240, 243, 244, 248, 249, 250, 252, 253, 254, 255, 257, 258, 259, 260, 261, 262, 263, 264, 269, 270, 271, 273, 274, 275, 278, 279, 280, 281, 283, 284, 287, 288, 289, 290, 291, 293, 294, 295, 297, 298, 305, 306, 307, 309, 310, 313, 314, 315, 318, 321, 322,
323, 324, 327, 333, 336, 340, 341, 342, 343, 360, 363, 364, 365, 367, 368, 369, 370, 371, 372, 428, 444, 445, 446, 447, 448, 449. Siehe auch Pommern, Herzogtum Greifswald Druckerei 250 Konsistorium der Pommerschen Evangelischen Kirche 340 Landesarchiv 120, 132, 153, 154, 211, 217, 222, 252, 333 Münzstätte 55, 57, 102 Pommersches Landesmuseum 25, 121, 125, 133, 142, 145, 149, 150, 151, 152, 153, 154, 210, 224, 242, 248 Sparkasse 121 Stadt 58, 60, 79, 81, 83, 101, 102 Stadtarchiv 120, 149, 150, 151, 185 Stadtmuseum 25, 121 Universität 16, 44, 46, 47, 122, 163, 234, 253 Universitätsarchiv 120, 151, 152 Universitätsbibliothek 16, 208, 217, 219, 247, 249 Greifswalder Bodden 309 Griechenland griechisch 221 Grimnitz Burg 66, 105, 254 Gritzner, Maximilian 154, 223, 224 Grobe Prämonstratenserkloster 51, 119, 261, 263, 264, 265, 326, 328, 331, 332, 333, 340, 342, 453. Siehe auch Pudagla und Marienberg bei Usedom Groswin Burg und Land, Herzog von 183 Grube, Willi 299 Grünwald, Herold 229 Gruppenberg 333. Siehe auch Marienberg bei Usedom Guesnet von Thadden, Astrid 24 Gumowski, Marian 115, 117, 118, 119, 137 Gürke, Joachim-Paul 368 Gustav II. Adolf, König von Schweden 26, 103, 417 Güstrow Dom 41, 42, 238, 314, 422 Residenz, Schloß, Hof 41 Stadt 66, 67
Orts- und Personenregister Gützkow Grafschaft, Grafen von 147, 157, 175, 186, 190, 191, 194, 195, 196, 207, 208, 209, 211, 215, 243, 247, 448 Nikolaikirche 326 Stadt 121 H Habsburger, Fürstenfamilie 213. Siehe auch Österreich Haffhausen Jagdschloß 303 Hainhofer, Philipp 18, 19, 27, 28, 92, 242, 296, 335, 336 Hamburg Stadt 57, 58, 66, 70, 90, 91, 96, 97 Hannes, Hellmut 11, 29, 113, 160, 171, 203, 313, 314, 326, 327 Hartmann, Münzmeister 50 Harz Gebirge 39, 70 Haselberg, Ernst von 326 Heberlein, Berthold 357 Hecher, Herrmann 224 Hecher, Markus 224 Hedwig Maria von Pommern 250, 330, 337, 343, 344, 354, 355, 357, 361, 365, 456 Hedwig von Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzogin von Pommern 44, 45, 46, 48, 302, 328 Heidelberg Universität 311 Heiliges Land Palästina 197, 237, 294 Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation, deutsche Könige, römische Kaiser 32, 49, 65, 66, 69, 70, 72, 75, 79, 81, 82, 83, 85, 88, 89, 91, 92, 93, 95, 97, 99, 100, 101, 102, 104, 107, 109, 123, 146, 164, 172, 193, 195, 198, 200, 201, 206, 211, 216, 218, 219, 220, 221, 233, 239, 240, 243, 249, 255, 258, 297, 425, 435 Heilsbronn Stadt 239 Heinrich, gen. der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern 57, 171, 172 Heinrich I., gen. der Milde, Herzog von Braunschweig-Lüneburg 34, 48, 419
391
Heinrich V., Herzog von Mecklenburg 203, 204 Heldburg Burg und Stadt 319 Helmold von Bosau, Chronist 330 Helms, Thomas 298 Henneberg Grafschaft, Grafen von 164 Henneberger, Grafenfamilie 164 Herbord, Chronist 261 Hering, Hermann Konrad Wilhelm 336 Heroldsberg Burg und Stadt 318, 319 Herpich, Lothar 171 Hesiod, Dichter 217 Heß, Enderlein 296 Hettstedt Münzstätte 71 Heymans, Peter 19, 20 Hildburghausen Burg und Stadt 319 Hildisch, Johannes 65, 67, 76, 91, 97 Hinterpommern Teilherzogtum, Landesteil, hinterpommersch 23, 60, 62, 63, 224, 273, 280, 281, 283, 284, 286, 287, 288, 314, 340. Siehe auch Pommern-Stettin und Brandenburgisch-Pommern Hinz, Johannes 302 Hochedlinger, Michael 201 Hoeffke, Lilli 19 Hoffmann, Maler 176, 177 Hoffmann, Tassilo 99 Hofmann, Brigitte 344 Hofmann, Wolfgang 226, 344, 359, 363 Hofmeister, Adolf 322, 323, 342 Hogenberg, Franz 289 Hohenlandin Burg 265 Hohenzollern, Fürstenfamilie 109, 192, 195, 224, 315, 318, 319. Siehe auch Brandenburg und Preußen Holstein Grafschaft, Herzogtum 67 Holst, Jens Christian 338 Homann, Regierungs- und Baurat 336 Hove, Paul van 233, 234 Hutterer, Herbert 201
392
Orts- und Personenregister
I Ihnaburg Jagdschloß 303 Innsbruck Landesarchiv 200 Residenz, Hof 198, 199 Universitäts- und Landesbibliothek 193 Irgang, Winfried 138 Istanbul Stadt 359, 363 Italien Königreich, italienisch 295 Ivenack Zisterzienserinnenkloster 126 J Jaromar I., Fürst von Rügen 51, 52, 53 Jasco, Herr von Rügenwalde 284 Jasenitz Augustiner-Chorherrenstift, Schloß 72, 78, 97, 154, 157, 222, 249, 307 Jasmund, Christoph Karl von 314 Jesse, Wilhelm 54, 57 Joachim, gen. der Jüngere, Herzog von Pommern 328 Joachim I., gen. Nestor, Kurfürst von Brandenburg 198, 199, 211 Johann I., Graf von Mansfeld-Hinterort 48 Johann I., Herzog von Mecklenburg(-Stargard) 317 Johann I., Markgraf von Brandenburg 265 Johann III., gen. der Jüngere, Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg 46 Johann Albrecht II., Herzog von Mecklenburg 86 Johann Cicero, Kurfürst von Brandenburg 195, 199, 291 Johann Ernst, Herzog von Pommern 324 Johann Friedrich, Herzog von Pommern, Bischof von Cammin 20, 22, 28, 42, 45, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 81, 82, 83, 88, 118, 132, 133, 145, 149, 150, 151, 152, 153, 154, 156, 157, 160, 218, 219, 220, 221, 222, 223, 233, 240, 247, 248, 249, 250, 292, 293, 294, 295, 300, 303, 309, 329, 335, 412 Johann Georg, Kurfürst von Brandenburg 42 Johann Georg I., Kurfürst von Sachsen 88, 90
Jüterbog Stadt 71, 80 Jutta von Pommern, Äbtissin des Klosters Krummin 327 Jutta von Sachsen-Lauenburg, Herzogin von Pommern 326, 337 K Kalmarer Union 15, 158, 159, 163, 283, 285 Kameke, Familie von 222 Kantzow, Thomas 239, 322, 323, 324, 337 Karl IV., römisch-deutscher König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches 13, 31, 32, 48, 174, 229, 273, 418 Karl V., römisch-deutscher König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches 205, 206, 211, 212 Karl XI., König von Schweden 106 Kasimir, Herzog von Pommern, Sohn Bogislaws X. 17, 120, 328 Kasimir, Herzog von Pommern, Sohn Erichs II. 286 Kasimir, Markgraf von Brandenburg-Kulmbach 211 Kasimir I., gen. der Große, König von Polen 44, 136 Kasimir I., Herzog von Pommern 49, 50, 119, 134, 156, 172, 227, 257, 261, 263, 267, 268, 333 Kasimir II., Herzog von Pommern 50, 134, 136, 137, 170, 171, 261, 262, 267, 271, 329, 331 Kasimir III., Herzog von Pommern 117, 119, 126, 190, 328 Kasimir IV., Herzog von Pommern 117, 136, 146, 229, 230, 279 Kasimir V., Herzog von Pommern 60, 141, 145, 172, 230, 244, 273, 328, 427 Kasimir VI., Herzog von Pommern, Bischof von Cammin 22, 119, 123, 150, 151, 153, 154, 157, 160, 221, 223, 224, 249, 252, 301, 302, 327, 329, 335, 439 Kasimirsburg Schloß 301, 302 Kasnevitz auf Rügen Kirche 314 Kassuben (Titular-)Herrschaft, Teilherzogtum, Herzöge von, kassubisch 156, 157, 178,
Orts- und Personenregister 182, 187, 195, 199, 204, 207, 208, 209, 211, 213, 215, 241, 242, 247, 446 Katharina Eleonora von Baden-Durlach 338, 343 Katharina von Pommern 324 Kenz Wallfahrtskirche 15, 16, 34, 179, 181, 182, 185, 188, 209, 229, 231, 241, 244, 252, 289, 316, 317, 327, 337, 342, 407, 430, 431 Keyser, Hermannus 52 Kiel Christians-Albrechts-Universität 346 Stadt 43 Stiftung Pommern 25, 43 Kiersnowski, Ryszard 49, 50, 51, 53 Kilian, Lucas 27, 43 Kirleis, Wiebke 346 Kissingen Burg und Stadt 318, 319 Kitscher, Johannes von 196, 197 Klara Maria, Herzogin von Mecklenburg, nachmalige Herzogin von BraunschweigLüneburg 43, 44 Klara von Braunschweig-Lüneburg, Herzogin von Pommern 248, 318, 324, 328 Klempin, Robert 65, 322, 323 Klempzen, Nikolaus von 281, 322 Kloss, Rudolf M. 311 Knud VI., König von Dänemark 53, 172 Kolbatz Zisterzienserkloster, Schloß 37, 38, 295, 300, 322, 327 Kolberg Frühstadt 261 Münzstätte 50, 51, 257 Kölln Residenz, Schloß, Hof 291. Siehe auch Berlin, Residenz Köln Erzbistum und Kurfürstentum, Erzbischöfe und Kurfürsten von 65 Könecke, Joachim 85, 86, 87 Königsberg in Bayern Burg und Stadt 318, 319 Konow, Karl-Otto 11, 17, 19, 29, 32, 49, 53 Konrad I., Bischof von Cammin 263, 332 Konrad IV., Bischof von Cammin 51
393
Konstanz Stadt 189 Kopenhagen Königliche Bibliothek 203, 322 Nationalmuseum 15, 407 Reichsarchiv 152, 154, 223, 224 Kopicki, Edmund 67, 76 Köpitz Jagdschloß 303 Körlin Schloß 301 Körlin bei Rügenwalde Dorf 284. Siehe auch Marienkron Kosegarten, Johann Gottfried Ludwig 113, 130, 185, 189, 190, 191, 242 Köslin Münzstätte 92, 97, 98, 99, 101, 102, 103, 104, 225, 426 Residenz, Schloß, Hof 97, 300, 301, 302 Stadt 97, 301 Zisterzienserinnenkloster 301 Krantz, Albert 203, 239, 244 Krien Dorf 67 Krommeny, Cornelius 227, 238 Krüger, Joachim 152, 221, 223, 292 Krummin Zisterzienserinnenkloster 315, 318, 327 Kunz, Tobias 175, 176, 177 L Lauenburg Land 157, 253 Lauingen an der Donau Martinskirche 358 Lehmkuhl, Ursula 345 Leipzig Stadt 70, 71, 73, 80, 85, 88, 196, 197, 217 Lepel, Familie von 121, 125, 133, 142, 145, 149, 151, 152, 153, 154, 210, 224 Lepel, Wilo von 121 Lettland Republik 324 Lewandowski, Fritz 25, 121 Litauen Großfürstentum 113, 114 Loitz Marienkirche 42, 340
394
Orts- und Personenregister
Schloß 259, 307, 308 Stadt 307 Loitz, Familie 72 London Hampton Court Palace 45, 48 Lothringen Herzogtum 46 Lotter, Melchior 196, 197 Lübben (Lubinus), Eilhard 26, 27, 221, 238, 241, 298, 300, 301, 302, 303, 304, 305, 306, 307, 308 Lübeck Münzstätte, Währungssystem, lübisch 55, 57, 58, 60, 61, 64, 65, 66, 69, 73, 75, 81, 85, 91, 97 Recht, lübisch 269, 274, 280 Stadt 57, 58, 70, 90, 172, 318 Lucius, Jakob 217, 218, 236, 247 Ludwig, Ernst 339 Ludwigsburg Schloß 308 Lüneburg Münzstätte, 58, 66, 70 Rathaus 34, 35, 48, 174, 228, 419, 428 Stadt 58, 67, 70 Luther, Martin 219, 339, 350, 359 Lüth, Friedrich 343 Lutizien Stammesgebiet, Herzogtum, Herzog von, lutizisch 156, 262 Lützen Stadt, Schlachtfeld 26, 103 M Macht, Bernhard 73 Magdalena von Mecklenburg, Herzogin von Pommern 48 Magdalena von Nürnberg, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg 319 Magdeburg Recht 266 Magnus II., Herzog von Mecklenburg 35, 36, 42, 63, 201, 204, 205, 239 Mailand Herzogtum, mailändisch 199 Mainz Erzbistum und Kurfürstentum, Erzbischöfe und Kurfürsten von 65
Malteser Orden 346 Maltzahn, Berndt von 293 Manesse, Familie 139, 178 Mangelsdorf, Günter 331 Mansfeld Grafschaft, Grafen von 70, 71, 76 Revier 70 Mansfeld-Hinterort Grafschaft, Grafen von 238, 442 Manteuffel, Erasmus von 302 Marburg Schloß 237 Margaretha Sambiria von Pommerellen, Königin von Dänemark 30, 31, 33 Margaretha von Brandenburg, Herzogin von Pommern 330, 337 Margaretha von Braunschweig-Lüneburg, Herzogin von Pommern 328, 333 Margaretha von Nürnberg, Landgräfin von Thüringen und Markgräfin von Meißen 318, 319 Margaretha von Pommern, Herzogin von Braunschweig-Grubenhagen 39, 159, 160, 248, 420 Margaretha von Pommern, Herzogin von Mecklenburg 42, 204 Margaretha von Rügen, Herzogin von Pommern 326 Marianne von Schweden, Herzogin von Pommern 266, 328, 333 Maria von Masowien, Herzogin von Pommern 285, 327 Maria von Pommern, Äbtissin des Klosters Wollin 330 Maria von Pommern, Gräfin von Schaumburg und Holstein-Pinneberg 39, 48, 233, 248, 421, 422, 441 Maria von Pommern, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg 39, 40, 41 Maria von Sachsen, Herzogin von Pommern 38, 42, 206, 296, 324, 330, 337, 338, 339, 343, 344, 345, 346, 347, 348, 359, 361, 363, 365, 419, 436, 455 Marienberg bei Usedom 264, 326, 332, 333. Siehe auch Grobe und Usedom Marienkron Kartäuserkloster 283, 284, 285, 287, 327, 340
Orts- und Personenregister Marienthron Augustiner-Eremitenkloster 283, 327 Marstaller, Martin 165, 207, 208, 219, 220, 252 Martens, Familie 88 Martens, Heinrich 103 Martens, Johann 93, 95, 101 Martens, Michael 88, 89, 93 Martinus, Münzmeister 51 Matthias, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches 88 Maximilian I., römisch-deutscher König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches 193, 195, 198, 199, 200, 212, 216 Maximilian II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches 218, 219, 220 Mechthild von Brandenburg, Herzogin von Pommern 328, 333 Mecklenburg Fürstentum, Herzogtum, Großherzogtum, Fürsten von, Herzöge zu, Großherzöge zu, mecklenburgisch 35, 36, 41, 53, 57, 58, 66, 67, 87, 95, 101, 109, 113, 147, 169, 174, 184, 193, 199, 201, 203, 204, 205, 233, 239, 249, 258, 288, 324, 435 Mecklenburg-Vorpommern Archäologisches Landesmuseum 76, 101 Land 331, 345 Landesamt für Kultur und Denkmalpflege 340, 345 Meinhold, Wilhelm 339 Meischenstorf in Holstein Dorf 67 Melanchthon, Philipp 217 Mellenthin Kirche 177 Merian, Matthäus 269, 270, 296, 297 Merseburg Dom 314 Mildenitz, Christoph von 21 Miroslawa von Pommerellen, Herzogin von Pommern 50, 328 Mitteleuropa mitteleuropäisch 324 Mönchow Kirche 369 Mueller, Julius 220 Mühlhausen Marienkirche 48
395
Müller-Mertens, Eckhard 291 Müller, Ulrich 346 Münster in Westfalen Münzstätte 69 Münster, Sebastian 210, 241 N Neitmann, Klaus 257 Neuenkamp. Siehe auch Franzburg Land, Amt 78, 305 Zisterzienserkloster, Schloß 182, 278, 289, 290, 295, 305, 328, 432 Neuhausen Fischerhaus 302 Neustettin Fürstin-Hedwig-Gymnasium 44 Schloß 44, 46, 302 Stadt 283, 302, 327 Niederlande Generalstaaten, Königreich, niederländisch 41 Niedersachsen Land 109, 161, 324 Reichskreis 69, 70, 90, 93 Norddeutschland Region, nordeutsch 55, 66, 67, 88, 90 Nordeuropa Norden, nordeuropäisch 15, 55. Siehe auch Skandinavien und Kalmarer Union Normandie Herzogtum, normannisch 134, 137 Norwegen Königreich 53, 158, 163, 328 Nüdlingen Burg und Stadt 318, 319 Nürnberg Frauenkirche 174 Stadt 69, 85, 318 Nyköbing auf Falster Klosterkirche 41, 423 O Obersachsen Reichskreis 66, 70, 71, 73, 75, 76, 79, 80, 81, 83, 84, 85, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 99 Oder Fluß 261, 294
396
Orts- und Personenregister
Oderburg Schloß 300 Oderraum 261 Oelrichs, Johann Karl Conrad 129, 130, 189, 190, 194, 233, 321 Olaf II., König von Dänemark, als Olaf IV. König von Norwegen 15 Öland Insel 370, 372 Öresundregion 61 Osten, Dionysius von der 185 Osten, Familie von der 23 Osten, Friedrich Wilhelm von der 23 Osterode Aegidienkirche 39, 420 Schloß, Amtsgericht 159, 160, 237, 248 Stadt 39 Österreich (Erz-)Herzogtum, Republik 173, 324 Ostseeküste 53, 169 Otto, Herzog von Pommern 328 Otto I., Bischof von Bamberg 261, 265, 267, 272, 273, 364 Otto I., Herzog von Pommern 54, 55, 124, 126, 139, 156, 178, 229, 270, 322, 328, 333 Otto II., Herzog von Pommern 328 Otto III., Herzog von Pommern 124, 125, 127, 136, 184, 228, 328 Otto IV., Graf von Schaumburg und von Holstein-Pinneberg 39, 40, 48, 248, 421 P Parler, Peter 14, 31, 32, 33 Parowe, Bürger 52 Pasewalk Jagdschloß 307 Stadt 11, 67, 76, 255 Peene Fluß 183, 268, 275, 330 Peeneraum 262 Peenestrom Meeresarm, Fluß 274 Perussi, Francesco Ludovico di 102 Peschel, Gerald 331 Petersohn, Jürgen 322, 331, 332 Peuß, Paul 97
Pfalz Kurfürstentum, Pfalzgrafen bei Rhein 65, 216, 319 Philippa von England, Königin von Dänemark, Norwegen und Schweden sowie Herzogin von Pommern 58, 163 Philipp I., Herzog von Pommern 20, 21, 22, 38, 39, 41, 42, 66, 67, 120, 131, 132, 133, 149, 150, 153, 156, 157, 160, 206, 211, 217, 219, 220, 227, 233, 234, 235, 236, 239, 240, 241, 242, 243, 244, 245, 246, 247, 249, 260, 294, 296, 297, 305, 306, 307, 322, 329, 330, 337, 338, 339, 343, 344, 345, 346, 347, 359, 361, 363, 365, 412, 413, 419, 420, 422, 436, 443 Philipp II., Herzog von Pommern 14, 15, 17, 18, 21, 25, 26, 27, 28, 37, 42, 43, 44, 88, 91, 92, 97, 99, 122, 146, 148, 149, 150, 151, 157, 158, 218, 226, 240, 242, 296, 305, 306, 316, 317, 318, 329, 335, 336, 341, 425, 440 Philipp Julius, Herzog von Pommern 25, 26, 27, 42, 44, 45, 46, 78, 79, 80, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 93, 95, 96, 99, 119, 123, 150, 151, 153, 158, 180, 221, 222, 225, 226, 252, 295, 297, 305, 308, 309, 314, 330, 337, 339, 343, 344, 346, 356, 357, 358, 359, 360, 361, 363, 365, 370, 438 Piniński, Jerzy 67, 69 Plathe Bismarck-Ostensches Schloß 16, 17, 18, 19, 21, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 44, 45, 408, 409, 410, 411, 412, 414, 415, 416, 417 Herrschaft 23 Podewils, Familie von 271 Pogge, Carl Friedrich 67, 69 Polen Königreich, Republik, Könige von, polnisch 46, 67, 72, 96, 107, 113, 114, 115, 118, 130, 165, 173, 185, 279, 280, 284, 324 Pollex, Axel 49, 50, 52, 55 Pommerellen Herzogtum, Herzöge von, pommerellisch 30, 33, 115, 169 Pommern Bistum 119. Siehe auch Cammin
Orts- und Personenregister (Titular-)Herrschaft, Herzogtum, Herzöge von, pommersch 14, 15, 19, 20, 21, 25, 26, 27, 28, 29, 31, 34, 35, 36, 39, 40, 46, 47, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 57, 58, 60, 63, 64, 65, 66, 67, 69, 70, 71, 72, 75, 76, 79, 81, 82, 84, 85, 88, 89, 90, 91, 96, 99, 101, 102, 105, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 116, 118, 119, 120, 131, 135, 137, 138, 139, 149, 152, 156, 157, 158, 159, 160, 161, 163, 164, 165, 166, 167, 168, 169, 170, 171, 172, 174, 175, 178, 179, 180, 182, 183, 184, 185, 186, 187, 188, 191, 192, 193, 194, 195, 196, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 203, 204, 205, 206, 207, 208, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 215, 216, 217, 218, 219, 220, 221, 222, 224, 227, 228, 233, 234, 235, 236, 237, 238, 239, 240, 241, 242, 244, 248, 249, 250, 252, 253, 254, 257, 258, 259, 260, 261, 262, 264, 265, 268, 271, 272, 273, 274, 275, 276, 280, 285, 287, 288, 290, 291, 292, 293, 294, 295, 299, 306, 309, 310, 313, 321, 322, 323, 324, 325, 327, 331, 334, 337, 340, 363, 427, 436, 437, 444, 445, 451. Siehe auch Greifen preußische Provinz 253, 340 Pommern-Rügenwalde Teilherzogtum 287 Pommern-Stettin Teilherzogtum, Herzöge von 25, 44, 45, 72, 76, 80, 81, 85, 91, 92, 93, 96, 97, 105, 117, 126, 127, 156, 164, 167, 177, 178, 184, 185, 186, 189, 227, 249, 262, 266, 271, 273, 275, 291, 294, 295, 298, 300, 304, 305, 306, 309, 319, 334, 358. Siehe auch Hinterpommern Pommern-Stolp Teilherzogtum, Herzöge von 185, 234, 279, 280, 281, 287, 288 Pommern-Wolgast Teilherzogtum, Herzöge von 15, 32, 76, 78, 79, 80, 81, 83, 84, 85, 88, 89, 90, 91, 96, 97, 101, 105, 117, 120, 126, 127, 136, 152, 153, 157, 164, 178, 179, 182, 184, 185, 186, 225, 227, 228, 234, 235, 249, 250, 270, 271, 273, 274, 275, 279, 280, 281, 285, 288, 290, 294, 295, 297, 305, 306, 308, 309, 319, 337, 339,
397
343, 359, 360, 361. Siehe auch Vorpommern Porada, Haik Thomas 298, 451 Poseritz Kirche 177 Posse, Otto 108 Potsdam Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften 181 Prag Hradschin 31 Veitsdom 13, 14, 15, 31, 32, 33, 48, 324, 418 Prenzlau Münzstätte 50 Sabinuskirche 51 Stadt 164 Preußen Königreich, Könige von 252. Siehe auch Deutscher Orden und Hohenzollern Pribislawa von Polen, Herzogin von Pommern 263, 264, 265, 326, 331, 332 Prümers, Rodgero 110 Pudagla Prämonstratenserkloster, Schloß 250, 251, 307, 328, 332. Siehe auch Grobe Puls, Hans 89 Pütnitz Hof 15 Pyl, Theodor 113, 115, 116, 118, 125, 137, 186, 187, 191, 229 Pyritz Münzstätte 55 Stadt 212 R Rammin, Henning von 165, 166, 219, 220, 238 Rapusch d.Ä., Heinrich 250 Ratibor, Herzog von Pommern 120, 329, 331 Ratibor I., Herzog von Pommern 119, 120, 263, 264, 265, 266, 326, 331, 332 Ratibor II., Herzog von Pommern 119, 123, 136 Ratiboriden, Fürstenfamilie 324. Siehe auch Greifen Reclam, Hans Heinrich 183
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Orts- und Personenregister
Regensburg Stadt 99, 211, 220, 227 Regenwalde Kreis 23 Reichenau Insel 174 Reims Museum Saint Denis 21 Rentzsch, Tobias 89, 99 Rhein Fluß 224, 439 Rheinland rheinisch 64, 81, 85, 92, 101, 108 Rheinstein Burg 224, 252, 439 Richental, Ulrich 189 Riehl d.J., Andreas 42, 45 Rixner, Georg. Siehe Rugen, Jörg Rosenwater, Münzmeister 52 Rostock Druckerei 202, 204 Herrschaft 169 Max-Planck-Institut 345 Münzstätte 55, 57, 80, 81, 85 Stadt 33, 57, 58, 64, 67, 75, 169 Rotermund, Caspar 85, 86, 87, 88, 89, 90 Roth Burg und Stadt 319 Rovereto Stadt 199 Rudolf II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches 158 Rügen Fürstentum, Fürsten von, rügisch 51, 52, 53, 54, 109, 115, 127, 147, 152, 154, 155, 156, 157, 169, 178, 179, 180, 181, 182, 183, 186, 187, 188, 191, 194, 195, 196, 199, 207, 208, 209, 211, 221, 223, 224, 226, 229, 231, 234, 235, 236, 238, 239, 242, 243, 247, 275, 288, 321, 324, 442, 447 Insel, rügisch 50, 53, 314, 315, 316 Rugen, Jörg, alias Georg Rixner bzw. Rüxner 191, 193, 194, 195, 196, 198, 211, 212, 213, 450 Rügenwalde Burg, Schloß 159, 260, 276, 279, 280, 281, 283, 284, 285, 286, 287, 290, 291, 294, 300, 304, 306, 309
Land, Amt 93, 97, 280, 284, 304, 306, 309 Marienkirche 283, 286, 314, 328 Münzstätte 97, 99 Schloßkirche 306 Stadt 99, 283, 284, 285, 286, 300, 327 Runge, Daniel 88 Runge, Jacob 250 Rupe, Alanus de 202 Ruprecht, römisch-deutscher König, als Ruprecht III., gen. der Jüngere, Herzog von Bayern und Pfalzgraf bei Rhein 319 Ruschvitz Dorf 314 Rymar, Edward 313, 315 S Saalfeld Münzstätte 71, 75 Sachsen Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich, Land, Freistaat, Herzöge von, Kurfürsten von, sächsisch 21, 24, 70, 71, 88, 173, 183, 194, 199, 203, 206, 258, 296, 324, 434, 436. Siehe auch Wettiner Sailer, Daniel 92 Sale, Henneko de 52 Sambor, Fürst von Rügen 169, 289 Sambor II., Herzog von Pommerellen 33, 169 Samboriden, Fürstenfamilie 33. Siehe auch Greifen Sandow, Erich 112 Saxo Grammaticus, Chronist 53 Schambach, Johann (Hans) 91, 93, 97 Schaumburg Grafschaft, Grafen von 39, 40, 41 Schaumburg-Lippe Fürstentum, Fürsten von 40 Scheibe, Michaela 174 Scheil, Ursula 231 Schenck-Scheußlich, Hans 37, 245, 249 Schiffmann, F. F. 336 Schildeck Burg und Stadt 318, 319 Schlawe Burg 52 Land 182, 280 Stadt 190, 191, 195, 285
Orts- und Personenregister Schlawe-Stolp Herrschaft, Herren von 52, 191, 195. Siehe auch Swenzonen Schleinert, Dirk 257 Schlesien Herzogtum 113, 114, 173, 324 Schmidt, Heinrich 80 Schmidt, Roderich 11, 25, 257, 258, 275 Schmiterlöw, Bertram von 182 Schmiterlöw, Erik von 182, 432 Schmolsin Schloß 303 Schneider, Konrad 69 Schneider, Manfred 46 Schonen Landschaft, Märkte, schonisch 61, 62 Schoras, Sebastian 73, 75, 76, 84 Schörbrot, Johann (Hans) 97, 99 Schultz, Friedrich 330 Schutte, Jacobus 52 Schütt, Hans-Heinz 113 Schwabach Stadt 319 Schwaben Reichskreis 99 Schwarz, Abraham 123, 146, 149, 157 Schweden Königreich, Könige von, schwedisch 53, 75, 91, 102, 103, 105, 158, 163, 253, 269, 328, 333, 338, 452, 453 Schwedisch-Pommern Herzogtum, Herrschaftsgebiet, schwedischpommersch 105. Siehe auch Vorpommern Schweiz Eidgenossenschaft 200 Schwerin Landeshauptarchiv 42, 121 Seeland Insel 32, 48 Seliger, Hans Karl 176 Sermar, Johann 69 Seyler, Gustav A. 113, 118, 131, 185, 186, 189, 190, 228, 230, 231 Siebmacher, Johann Ambrosius 118 Siegfried II., Bischof von Cammin 50, 51 Sigismund II. August, König von Polen 72 Sigismund III. Wasa, König von Polen 75
399
Sizilien Königreich, König von 194 Skandinavien skandinavisch 36, 61, 285, 286. Siehe auch Nordeuropa und Kalmarer Union Slawen Völkergruppe, slawisch 53, 156, 169, 172, 178, 187, 261, 265, 270, 275, 276, 284 Soldin Stadt 192 Sophia Hedwig von Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzogin von Pommern 42, 259, 308, 314, 324, 330, 337, 343, 344, 352, 353, 361, 365, 456 Sophia Hedwig von Pommern 324 Sophia von Dänemark, Markgräfin von Brandenburg 265 Sophia von Holstein, Herzogin von Pommern 284, 285, 287 Sophia von Mecklenburg, Herzogin von Sachsen 203 Sophia von Mecklenburg, Königin von Dänemark 41 Sophia von Pommern, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg 34, 35, 48, 419 Sophia von Pommern, Herzogin von Mecklenburg 35, 36, 42, 201, 203, 204, 205, 212, 435 Sophia von Pommern, Herzogin von Pommern 281, 283, 285, 329 Sophia von Pommern, Herzogin von Schleswig-Holstein und Königin von Dänemark 17, 36, 41, 423 Sophia von Sachsen, Herzogin von Pommern 304 Sophia von Sachsen-Lauenburg, Herzogin von Pommern 330, 337 Sophia von Schleswig-Holstein-Sonderburg, Herzogin von Pommern 43, 306, 329 Sophia von Werle-Güstrow, Herzogin von Pommern 327 Sorø Zisterzienserkloster 32, 48, 418 Sowjetunion sowjetisch 24 Spandowerhagen Jagdschloß 309
400
Orts- und Personenregister
Speyer Ort des Reichstags 69, 206, 435 Spieß, Karl-Heinz 174 Sprandel, Rolf 65 Spycker Dorf 314 Stadthagen Martinikirche 39, 40, 41, 48, 234, 237, 248, 421, 441 Schloß 39, 40, 41, 248 Stargard in Pommern Münzstätte 51, 60, 105 Stadt 321 Stefke, Gerald 57, 65 Stege, Georg (auch Jürgen) 73, 81 Stepenitz Dorf 303 Stettin Altböterberg 292 Börse 27 Druckerei 249 Georgenkapelle 334 Historischer Arbeitskreis 43 Hofgericht 292 Jakobikirche 264, 328, 333, 337, 341 Kastellanei 261 Landschaftsbibliothek 238, 253, 254, 444, 445, 446, 447, 448, 449 Lusthaus 306 Marienstiftskirche, -gymnasium 266, 267, 270, 273, 277, 321, 322, 328, 329, 333, 335, 337, 340, 341 Münzstätte 50, 54, 55, 60, 62, 63, 64, 65, 66, 70, 72, 73, 74, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 88, 91, 92, 93, 94, 95, 97, 99, 100, 101, 102, 103, 105, 106, 225, 292, 425 Nationalmuseum 21, 37, 40, 43, 115, 245, 341 Ottenstifts-, spätere Schloßkirche 17, 27, 36, 267, 272, 273, 276, 291, 292, 295, 296, 328, 329, 333, 334, 335, 336, 337, 340, 341 Pommersches Landesmuseum 11, 21, 37, 42, 43, 321 Residenz, Schloß, Hof 18, 19, 28, 37, 40, 41, 73, 187, 200, 206, 220, 225, 246, 257, 259, 260, 264, 266, 271, 291, 292,
293, 294, 295, 296, 297, 300, 305, 306, 309, 334, 335, 336, 341, 444 Staatsarchiv 64, 72, 110, 112, 115, 121, 122, 125, 200, 220, 238, 254 Stadt 19, 21, 24, 27, 38, 54, 55, 56, 60, 61, 64, 67, 72, 76, 90, 91, 105, 122, 164, 265, 266, 270, 278, 291, 292, 333, 334, 341 (Titular-)Herrschaft, Teilherzogtum, Herzöge von 152, 156, 157, 178, 179, 181, 182, 183, 184, 185, 186, 187, 188, 189, 191, 194, 195, 197, 199, 200, 204, 205, 206, 207, 208, 209, 210, 211, 213, 215, 216, 221, 225, 227, 229, 234, 235, 236, 237, 238, 239, 241, 246, 247, 271, 273, 274, 318, 319, 445. Siehe auch Pommern-Stettin Zisterzienserinnenkloster 328, 333, 337, 341 Stettiner Haff 332, 333 Stettiner Heide Wald 303 Stieldorf, Andrea 108 Stillfried-Alcántara, Rudolf Graf von 336 Stockholm Münzstätte 103 Reichsarchiv 333 Riddarholmskirche 103 Stolberg Grafschaft, Grafen von 70 Stolp Burg 15, 47, 260, 276, 279, 280, 281, 283, 284, 285, 309 Dominikanerkloster, -kirche, spätere Johannis- bzw. Schloßkirche 46, 47, 282, 283, 303, 329 Land 280 Münzstätte 280 Schloß 46, 281, 283, 285, 291, 293, 303, 304 Stadt 280, 282, 283, 285, 304 Stolpe Fluß 280 Stolpe an der Oder Burg 268, 276 Stolpe an der Peene Benediktiner-, später Zisterzienserkloster 276, 329, 330, 331, 333, 342, 452
Orts- und Personenregister Stralsund Kulturhistorisches Museum der Hansestadt 46 Marienkirche 177 Münzstätte, Währungssystem, sundisch 52, 54, 55, 57, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 73, 75, 81, 84, 96, 97, 102, 105 Nikolaikirche 182, 433 Rathaus 18, 20, 21 Stadt 52, 55, 57, 58, 60, 64, 66, 68, 79, 81, 83, 84, 101, 288, 363 Stadtarchiv 44, 120, 121, 125, 130, 149, 150, 151, 197 Straßburg im Elsaß Stadt 27 Straßburgk, Martin 91 Ströbl, Regina 339, 340, 363 Struck Insel 309 Sturm, Caspar 206, 435 Suhle, Arthur 50, 51, 52, 55 Sunde (Titulatur-)Herrschaft, Teilherzogtum, Herzog von 179, 429 Surdonische Fahne 211 Swantibor, Herzog von Pommern 324 Swantibor I., Herzog von Pommern 60, 126, 155, 156, 228, 315, 318, 319 Swantibor II., Herzog von Pommern 120 Swantiboriden, Fürstenfamilie 324. Siehe auch Greifen Swenzonen, Fürstenfamilie 169, 191, 195, 209, 214, 284. Siehe auch SchlaweStolp Swine Meeresarm, Fluß 182, 229, 279 Swinemünde Stadt 24 Sybilla von Pommern 327 T Tabbert, Gottfried 122 Tann Stadt 319 Tannenberg Dorf, Schlachtfeld 173, 427 Thadden, Familie von 23 Theoderich, Münzmeister 50
401
Thorn Münzstätte 75 Thott, Otto Graf 322 Thüringen Landgrafschaft, Land 23, 24, 70 Tirol Bundesland 193, 201 Tollense Fluß 268 Land 178, 186, 188, 191, 209 Torgau Marienkirche 203 Treptow an der Rega Marienkirche 329 Schloß 306 Tribsees Münzstätte 52 Trier Erzbistum und Kurfürstentum, Erzbischöfe und Kurfürsten von 65 Türken Osmanisches Reich 218, 220 U Uckermark Landschaft 265 Ueckermünde Schloß 245, 246, 290, 306 Stadt 306 Uffenbach, Herold 179, 429 Ulm Stadt 199 Ulrich, Herzog von Pommern, Bischof von Cammin 25, 26, 27, 44, 45, 46, 48, 97, 98, 99, 152, 154, 156, 207, 210, 222, 225, 226, 242, 302, 328, 329, 336, 341 Ulrich III., Herzog von Mecklenburg 41, 314, 422 Ummerstadt Burg und Stadt 319 Ungarn Königreich, ungarisch 81, 219, 221 Usedom Bischofssitz 263 Burg, Schloß 260, 261, 262, 263, 264, 265, 271, 278, 279, 331 Insel 250, 251, 307, 332 Marienkirche 263, 264, 265 Münzstätte 263
402
Orts- und Personenregister
Stadt 214, 264, 309, 331, 332, 333 Titularherrschaft 160, 191, 195, 196, 198, 207, 208, 209, 210, 211, 213, 214, 243, 447 V Vahnerow Dorf 23 Velinx, Adrian 86, 88, 89 Verchen Benediktinerinnenkloster 329 Dorf, Schlachtfeld 172 Veronika von Nürnberg, Herzogin von Pommern 317, 318, 319, 320 Vingherhot, Bürger 52 Vorpommern Sparkasse 340, 345 Teilherzogtum, Landesteil, vorpommersch 174, 291, 340, 428. Siehe auch Pommern-Wolgast und Schwedisch-Pommern Vorpommern-Greifswald Landkreis 338 Vos, Jan de 43 Vossberg, Friedrich August 113, 114 W Wakenitz, Albrecht 79 Waldemar I., gen. der Große, König von Dänemark 53 Waldemar IV., gen. Atterdag, König von Dänemark 15, 32 Walpurius, Bildhauer 339 Walter, Münzmeister 50 Wandalen germanisches Volk, in der Renaissance gleichgesetzt mit den Wenden 203, 208, 244. Siehe auch Slawen Warnow auf Wollin Schloß 303 Warschau Schloß 40 Wartislaw, Herzog von Pommern 120, 264, 326, 332, 333 Wartislaw I., Herzog von Pommern 119, 120, 136, 169, 170, 227, 261, 262, 263, 267, 321, 329, 330, 331 Wartislaw III., Herzog von Pommern 119, 125, 126, 139, 156, 157, 261, 267, 269, 270, 271, 274, 278
Wartislaw IV., Herzog von Pommern 54, 124, 126, 140, 142, 195, 275, 277, 280, 288, 328, 337 Wartislaw V., Herzog von Pommern 142, 328 Wartislaw VI., Herzog von Pommern 15, 34, 48, 119, 141, 143, 277, 288, 315, 317, 326, 337, 419 Wartislaw VII., Herzog von Pommern 15, 120, 279, 285, 322 Wartislaw VIII., Herzog von Pommern 183, 278, 290, 317, 328, 329, 337, 364, 434 Wartislaw IX., Herzog von Pommern 16, 33, 34, 60, 278, 290, 315, 317, 318, 319, 320, 330, 337, 409 Wartislaw X., Herzog von Pommern 48, 140, 143, 164, 184, 186, 187, 278, 289, 290, 324, 328 Wedel, Joachim von 78, 335 Wedel, Matthias von 184, 185 Wegener, Wilhelm 324 Wehr, Caroline 346 Wehrmann, Martin 39, 40, 119, 120, 321, 322, 323, 324 Weise, Svenja 345 Weiß, Andreas 175, 176, 177 Welfen, Fürstenfamilie 34, 109, 161. Siehe auch Braunschweig und Lüneburg Wenden (Titular-)Herrschaft, Teilherzogtum, Herzöge von 157, 178, 187, 195, 199, 204, 207, 209, 211, 247, 444, 446 Wendische Hansestädte 59, 62, 66 Wendischer Münzverein 57, 58, 59, 60, 64, 66 Werlich, Ralf-Gunnar 11, 29, 39, 115 Westphahl, Gregor 76, 81 Wettiner, Fürstenfamilie (Albertiner und Ernestiner) 35, 70, 71, 109, 213, 214. Siehe auch Sachsen Wida, Anton de 21, 38 Wieck bei Gützkow Dorf 121 Wieden, Helge bei der 40 Wien Haus-, Hof- und Staatsarchiv 200, 201 Österreichisches Staatsarchiv 200 Stadt 123, 146, 149, 157
Orts- und Personenregister Wiener Neustadt Residenz, Schloß, Hof 184 Wienhausen Zisterzienserinnenkloster 173, 174, 175, 179, 427, 429 Wilcke, Christian 97, 101 Wilhelm II., König von Preußen und deutscher Kaiser 253 Wilhelm II., Landgraf von Hessen 131 Wilhelm IV., Graf von Henneberg 132, 204 Wiligrad Schloß 101 Winands, Klaus 340 Wipper Fluß 285 Wismar Münzstätte 66, 88, 93, 103 Nikolaikirche 35, 201, 212 Stadt 57, 58 Wittelsbacher, Fürstenfamilie 109. Siehe auch Bayern, Herzogtum Wittenberg Druckerei 217, 237 Residenz, Schloß, Hof 198 Wizlaw I., Fürst von Rügen 265, 289 Wizlaw II., Fürst von Rügen 127, 169, 231 Wizlaw III., Fürst von Rügen 52, 54, 169, 231, 243, 289 Woislawa von Pommern 326, 333 Wolde Schloß 293 Wolfenbüttel Herzog-August-Bibliothek 43, 239 Wolgast Land, Amt 265, 337 Münzstätte 76, 77, 79, 80, 81, 82, 103, 105, 278 Petrikirche 183, 188, 192, 225, 236, 276, 278, 297, 324, 329, 336, 337, 338, 339, 340, 341, 342, 343, 344, 346, 356, 358,
403
359, 360, 361, 363, 364, 365, 366, 367, 368, 369, 370, 371, 434, 438, 454 Residenz, Burg, Schloß, Hof 33, 35, 37, 39, 41, 73, 79, 87, 89, 152, 192, 198, 220, 233, 234, 235, 236, 245, 246, 247, 257, 258, 259, 260, 265, 271, 274, 275, 276, 277, 278, 279, 281, 290, 291, 293, 295, 297, 309, 337 Schloßinsel 309, 337 Schloßkirche 337 Stadt 77, 84, 101, 103, 226, 277, 297, 318, 330, 333, 338, 339, 341, 343, 344, 363 (Titular-)Herrschaft, Teilherzogtum, Herzöge von 147, 152, 160, 176, 177, 178, 180, 184, 185, 186, 188, 191, 194, 197, 206, 207, 208, 209, 211, 212, 213, 215, 223, 233, 234, 235, 241, 243, 274, 429, 449. Siehe auch Pommern-Wolgast Wollin Bischofssitz 51 Burg 261 Münzstätte 60 Stadt 266 Zisterzienserinnenkloster, Schloß 71, 304, 330 Worms Ort des Reichstags 193, 195, 198, 211 Würzburg Stadt 318 Wybranowski, Dariusz 118 Z Zacharias, Wilhelm 295 Zdrenka, Joachim 326, 327 Zips Burg 219, 220 Zitzewitz, Jakob von 69 Zuckau Prämonstratenserinnenkloster 50
FARBABBILDUNGEN ZU EINZELNEN BEITRÄGEN
Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzöge
Farbabb. 1: Herzog Erich I. von Pommern († 1439), König von Dänemark, Schweden und Norwegen. Wandgobelin in Kopenhagen, um 1584 (Teilansicht).
Farbabb. 2: Herzog Barnim VI. († 1405). Holzschnitzwerk am Grabmal in Kenz.
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Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzöge
Farbabb. 3: Herzog Barnim VI. († 1405). Ölgemälde um 1635. Entgegen der Beschriftung trägt der Herzog die Züge Bogislaws XIV. Ehemals Sammlung Schloß Plathe.
Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzöge
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Farbabb. 4: Herzog Wartislaw IX. († 1457). Ölgemälde 1776. Ehemals Sammlung Schloß Plathe.
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Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzöge
Farbabb. 5: Herzog Erich II. († 1474). Ölgemälde um 1650. Ehemals Sammlung Schloß Plathe.
Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzöge
Farbabb. 6: Herzog Bogislaw X. († 1523). Ölgemälde um 1650. Ehemals Sammlung Schloß Plathe.
Farbabb. 7: Herzog Bogislaw X. († 1523). Kopie nach der Lithographie in Abb. 2, Farben nach dem Gemälde aus der Plather Sammlung (Farbabb. 6). Öl auf Leinwand 1980.
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Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzöge
Farbabb. 8: Die Herzöge Georg I., Barnim IX. und Philipp I. auf dem Croyteppich (Teilansicht). Vorn von Philipps Kindern: Johann Friedrich, Bogislaw XIII. und Ernst Ludwig.
Farbabb. 9: Herzog Georg I. († 1531). Ölgemälde um 1750. Ehemals Sammlung Schloß Plathe.
Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzöge
Farbabb. 10: Herzog Philipp I. († 1560). Ölgemälde von Lucas Cranach 1541.
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Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzöge
Farbabb. 11: Ex Libris der ehemaligen Bibliothek im Schloß Plathe.
Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzöge
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Farbabb. 12: Drei Herzogsbildnisse aus der Plather Sammlung im Hause der Familie von Bismarck-Osten in Bonn 1980 (im Bild: Dr. Ferdinand von Bismarck-Osten und der Verfasser).
Farbabb. 13: Herzog Barnim IX. († 1573). Ölgemälde um 1650 (Ausschnitt). Ehemals Sammlung Schloß Plathe.
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Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzöge
Farbabb. 14: Herzog Franz († 1620). Ölgemälde um 1620. Ehemals Sammlung Schloß Plathe.
Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzöge
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Farbabb. 15: Herzog Bogislaw XIV. († 1637) und König Gustav Adolf. Ölgemälde um 1637. Ehemals Sammlung Schloß Plathe.
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Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzoginnen
Farbabb. 1: Glasmosaik über dem Südportal des Prager Doms (Teilansicht). In den Zwickeln des Spitzbogens Kaiser Karl IV. und seine Gemahlin Elisabeth, um 1372.
Farbabb. 2: Doppelgrabmal in Sorø/Dänemark für König Christoph II. und seine Gemahlin Eufemia von Pommern-Wolgast († 1330). Teilansicht der Kopfpartie, rechts eine Greifenfigur, Bronzebildwerk um 1350.
Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzoginnen
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Farbabb. 3: Sophia von Pommern-Wolgast († 1406), Tochter Wartislaws VI., Gemahlin Heinrichs des Milden von Braunschweig. Tafelgemälde im Rathaus zu Lüneburg aus dem späten 15. Jahrhundert, neu übermalt um 1600.
Farbabb. 4: Teilansicht des Croyteppichs von 1554. Die Frauen der Herzöge Georg I., Barnim IX. und Philipp I.: Amalia von der Pfalz, Anna von Braunschweig und Maria von Sachsen. Links Johannes Bugenhagen und Philipp I.
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Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzoginnen
Farbabb. 5: Teilansicht des Croyteppichs von 1554: Amalia, Tochter Philipps I., mit ihren Brüdern Bogislaw XIII., Ernst Ludwig und Barnim X.
Farbabb. 6: Grabplatte der Margaretha von Pommern († 1567), Tochter Georgs I., Gemahlin des Herzogs Ernst von BraunschweigGrubenhagen. Teilansicht. Osterode, Aegidienkirche.
Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzoginnen
Farbabb. 7: Maria von Pommern († 1554), Tochter Barnims IX., Gemahlin Ottos IV. Graf von HolsteinSchaumburg. Teilansicht des Epitaphs in Stadthagen, Martinikirche.
Farbabb. 8: Maria von Pommern. Ölgemälde 1541. Sammlung von Fürstenporträts im Schloß zu Bückeburg.
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Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzoginnen
Farbabb. 9: Maria von Pommern. Ölgemälde 1550 (Teilansicht). Sammlung von Fürstenporträts im Schloß zu Bückeburg.
Farbabb. 10: Anna von Pommern († 1626), Tochter Philipps I., Gemahlin des Herzogs Ulrich III. von Mecklenburg. Epitaph im Dom zu Güstrow um 1590. Teilansicht.
Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzoginnen
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Farbabb. 11: Ausschnitt aus der Ahnentafel in Nyköbing/Falster von 1527 mit apokryphen Bildnissen der Sophia von Pommern († 1568), Gemahlin Friedrichs I. von Dänemark, und ihrer Eltern Bogislaw X. und Anna von Polen.
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Hellmut Hannes: Bildnisse der pommerschen Herzoginnen
Farbabb. 12: Bogislaw XIV. und seine Gemahlin Elisabeth von Schleswig-Holstein († 1653). Ölgemälde um 1615.
Farbabb. 13: Anna von Croy († 1660), Tochter Bogislaws XIII. Ölgemälde um 1680.
Joachim Krüger: Die Münzprägung der pommerschen Herzöge
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Farbabb. 1: Herzog Bogislaw X., Münzstätte Stettin, Rheinischer Gulden, ca. 1499–1505, Dannenberg 1893, Nr. 373 Var.
Farbabb. 2: Herzog Philipp II., Münzstätte Stettin, Rheinischer Gulden, 1617, Hildisch 1980, Nr. 35.
Farbabb. 3: Herzog Philipp II., Münzstätte Stettin, Doppelter Reichstaler, 1616, Hildisch 1980, Nr. 48.
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Joachim Krüger: Die Münzprägung der pommerschen Herzöge
Farbabb. 4: Herzog Bogislaw XIV., Münzstätte Köslin, Dukat, 1636, Hildisch 1980, Nr. 300.
Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern 427
Farbabb. 1: Banner Herzog Kasimirs V. von Stettin, der in der Schlacht bei Tannenberg 1410 gefangengenommen wurde.
Farbabb. 2: Ausschnitt aus dem Tristanteppich im Kloster Wienhausen mit dem roten pommerschen Greifen, um 1300.
428 Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern
Farbabb. 3: Ausschnitt aus dem Falttisch im Lüneburger Rathaus mit dem roten pommerschen Greifen, um 1330.
Farbabb. 4a und 4b: Greifendarstellungen an der östlichen Chorwand in der Kirche von Behrenhoff in Vorpommern, oben der nördlichere, unten der südlichere Greif, Aufnahmen 2009.
Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern 429
Farbabb. 5: Der schwarze Wolgaster Greif auf dem Thomasteppich im Kloster Wienhausen, um 1400.
Farbabb. 6: Wappen des Herzogs vom Sunde im Uffenbachschen Wappenbuch, Ende des 14./Anfang des 15. Jahrhunderts.
430 Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern
Farbabb. 7: Wappenfenster in der ehemaligen Wallfahrtskirche in Kenz.
Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern 431
Farbabb. 8: Wappenfenster in der ehemaligen Wallfahrtskirche in Kenz.
432 Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern
Farbabb. 9: Schwarzer Greif im Schmiterlöwschen Haus in Franzburg, vermutlich aus dem Kloster Neuenkamp stammend, Aufnahme 1996.
Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern 433
Farbabb. 10: Schwarzer Greif an der Sängerempore im hohen Chor der Nikolaikirche in Stralsund, vermutlich um 1500, Aufnahme 2004.
434 Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern
Farbabb. 11: Heraldische Ausmalung im Gewölbe des Chorumganges in der Wolgaster Petrikirche mit den Wappen Herzog Wartislaws VIII. von Wolgast und mit dem sächsischen Wappen als Hinweis auf seine Frau Agnes von Sachsen-Lauenburg, erste Hälfte des 15. Jahrhunderts, Aufnahme aus dem Jahr 2000.
Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern 435
Farbabb. 12: Neunfeldiges Wappen der Herzogin Sophia von Mecklenburg, geb. Herzogin von Pommern, in der Genealogie der Herzöge von Mecklenburg von 1526.
Farbabb. 12a: Das Wappen Herzog Georgs I. von Pommern als Teilnehmer des Reichstages von Speyer 1529 im Wappenbuch des Reichsherolds Caspar Sturm.
436 Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern
Farbabb. 12b: Wappen Marias, geb. Herzogin von Sachsen, bzw. ihres Ehemannes, Herzog Philipp I. von Pommern, dessen Wappen zu führen die Ehefrau berechtigt war, im 1546 abgeschlossenen Sächsischen Stammbuch.
Farbabb. 13: Die erste farbige Darstellung des großen pommerschen Herzogswappens mit drei Helmen auf dem sogenannten Croyteppich von 1554.
Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern 437
Farbabb. 14: Wappen der Herzöge von Pommern in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis 1637, vom Maler Asmus 1834 nach historischen Vorbildern gefertigt, allerdings mit falscher Tingierung des pommerschen Helmes, dessen Spitzhut silbern sein müßte.
438 Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern
Farbabb. 15: Wappen auf dem Sarkophag von Philipp Julius in der Wolgaster Petrikirche mit dem Camminer Kreuz, der Coadjutor, aber nicht Bischof des Camminer Stiftes war.
Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern 439
Farbabb. 16: Wappenscheibe Kasimirs VI. aus dem Jahr 1599, heute auf der Burg Rheinstein am Rhein, Aufnahme 2006.
440 Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern
Farbabb. 17: Wappen Franz’ als Bischof von Cammin im Stammbuch seines Bruders Philipp II.
Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern 441
Farbabb. 18: Totentafel für Maria von Holstein-Schaumburg geb. Herzogin von Pommern in der Martinikirche in Stadthagen, Aufnahme 2004.
442 Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern
Farbabb. 19: Wappen im sogenannten Ritter- oder Wappensaal im ehemaligen Eislebener Stadtsitz der Grafen von Mansfeld-Hinterort, welches an Dorothea, eine Tochter Herzog Barnims IX., erinnert. Das Wappen zeigt fälschlicherweise aber „historisch richtig“ auf dem rügischen Helm einen Pfauenstoß, Aufnahme 2002.
Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern 443
Farbabb. 20: Zusammenstellung der auf dem Stammbaum Philipps I. dargestellten Vollwappen, diese wohl 1559.
444 Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern
Farbabb. 21: Wappenstein Barnims IX. am Stettiner Schloß von 1538.
Farbabb. 22: Das große zehnfeldige pommersche Herzogswappen im ehemals im Besitz der Landschaftsbibliothek zu Stettin befindlichen Exemplar der Genealogie oder Geburtslinie der pommerschen Herzöge von Johann Engelbrecht. Fehlerhaft dargestellt ist der wendische Greif im vierten Feld, dem die rot-grüne Teilung fehlt.
Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern 445
Farbabb. 23: Stettiner Wappen im ehemals im Besitz der Landschaftsbibliothek zu Stettin befindlichen Exemplar der Genealogie oder Geburtslinie der pommerschen Herzöge von Johann Engelbrecht.
Farbabb. 24: Pommersches Wappen im ehemals im Besitz der Landschaftsbibliothek zu Stettin befindlichen Exemplar der Genealogie oder Geburtslinie der pommerschen Herzöge von Johann Engelbrecht.
446 Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern
Farbabb. 25: Kassubisches Wappen im ehemals im Besitz der Landschaftsbibliothek zu Stettin befindlichen Exemplar der Genealogie oder Geburtslinie der pommerschen Herzöge von Johann Engelbrecht.
Farbabb. 26: Wendisches Wappen im ehemals im Besitz der Landschaftsbibliothek zu Stettin befindlichen Exemplar der Genealogie oder Geburtslinie der pommerschen Herzöge von Johann Engelbrecht.
Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern 447
Farbabb. 27: Rügener Wappen im ehemals im Besitz der Landschaftsbibliothek zu Stettin befindlichen Exemplar der Genealogie oder Geburtslinie der pommerschen Herzöge von Johann Engelbrecht.
Farbabb. 28: Usedomer Wappen im ehemals im Besitz der Landschaftsbibliothek zu Stettin befindlichen Exemplar der Genealogie oder Geburtslinie der pommerschen Herzöge von Johann Engelbrecht.
448 Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern
Farbabb. 29: Barther Wappen im ehemals im Besitz der Landschaftsbibliothek zu Stettin befindlichen Exemplar der Genealogie oder Geburtslinie der pommerschen Herzöge von Johann Engelbrecht.
Farbabb. 30: Gützkower Wappen im ehemals im Besitz der Landschaftsbibliothek zu Stettin befindlichen Exemplar der Genealogie oder Geburtslinie der pommerschen Herzöge von Johann Engelbrecht.
Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern 449
Farbabb. 31: Wolgaster Wappen im ehemals im Besitz der Landschaftsbibliothek zu Stettin befindlichen Exemplar der Genealogie oder Geburtslinie der pommerschen Herzöge von Johann Engelbrecht.
Farbabb. 32: Das Wappen mit dem Regalienbzw. Blutschild im ehemals im Besitz der Landschaftsbibliothek zu Stettin befindlichen Exemplar der Genealogie oder Geburtslinie der pommerschen Herzöge von Johann Engelbrecht.
450 Ralf-Gunnar Werlich: Heraldische Herrschaftssymbole der Herzöge von Pommern
Farbabb. 33: Die Herzog Bogislaw X. im Wappenbuch des Jörg Rugen zugeordneten Wappen, ca. 1495–1498.
Farbabb. 1: Karte zu den Landesteilungen im Herzogtum Pommern 1532/41 und 1569 und zur Lage der landesherrlichen Haupt- und Nebenresidenzen des 16. und 17. Jahrhunderts von Haik Thomas Porada, 2009.
Ralf-Gunnar Werlich: Herrschaftszentren und Residenzen der Greifen
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Arthur Behn: Grablegen der Greifenherzöge
Farbabb. 1: Karte der schwedischen Landesvermessung von Stolpe an der Peene aus dem Jahre 1697.
Farbabb. 2: Der Friedhof von Stolpe (1996).
Arthur Behn: Grablegen der Greifenherzöge
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Farbabb. 3: Luftbild vom Standort des Klosters Grobe (8. August 1996).
Farbabb. 4: Karte der schwedischen Landesvermessung von der Stadt Usedom aus dem Jahre 1693.
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Arthur Behn: Grablegen der Greifenherzöge
Farbabb. 5: Grundriß der Wolgaster Petrikirche mit eingezeichneter Gruft.
Regina Ströbl: Die Bestattungen der pommerschen Herzöge in Wolgast
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Farbabb. 1: Bestattung der Herzogin Maria. Fragment der Verzierung einer Französischen Haube. Blüte aus leonischen Drähten mit Seidenfäden umwickelt, dazu auf Draht gefädelte Flußperlen.
Farbabb. 2: Bestattung der Prinzessin Amalia. Hellblaue Papierblumen mit Seidenbändern.
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Regina Ströbl: Die Bestattungen der pommerschen Herzöge in Wolgast
Farbabb. 3: Bestattung der Herzogin Sophia Hedwig. Fragmente der bronzierten und anschließend vergoldeten Gewürznelken, Nüsse und Blüten, verdrahtet. Ursprünglich zu einem kleinen Strauß oder Kranz gebunden.
Farbabb. 4: Bestattung der Prinzessin Hedwig Maria. Quadratisch gefaßter Brilliant als Mittelpunkt einer Blüte aus goldenen, mit farbiger Emaille überzogenen Blättern. Auf der Rückseite ein kleines Gewinde zum Aufschrauben.