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German Pages 366 [376] Year 1815
D i e
H a r f t.
Herausgegeben von
Friedrich Kind.
Zweites Vtndchen.
E* I 9 i i 9 bet Beors Joachim Göschen igrz.
Inhalt.
I.
Die
Genien
der
Instrumente.
Comala. II.
.
Der Liebesring.
.
Jugend.
Don
Gramberg. Hl.
Die
Ähnlichkeit.
drei
i
—
53
—
72
—
73
noch
—
77
G. A. H. .
Erzählung
Friederike Lohmann. Rebst
S.
Romantisches Idyll
von z Kind. Die
Don
nie
von .
gedruckten
Briefen von Geliert und einer Abzeichnung seiner Handschrift. JY. Palmenvlatter.
Don Fr. Kuhn.
— J83
h V. Die Liebe auf dem Dache.
Erzählung
von Theodor Hclt. VI.
.
S. 207
Minncfahrt und Frauenlob. Don F. Krug von Nidda.
.
— 271
vir. Ennge Zuge aus meinem Leben, in Beziehung auf Novalis. Don Louise Brachmann. VIH.
— 291
Denkmale. An einen jungen Ehemann.
Reli
quie von Herder. 3m S - er Thäte.
— 313
Reliquie von
Hauswald.
.
An Tina's Geburtstage. von Meißner.
— 315 Reliquie .
— 31&
An Heyne. Von Ne uff er.
— 321
An Comala. Reliquie von Herder. — 323 An Dieselbe.
Reliquie von
Klinger. Unter der Linde.
3E.
.
.
— 32^
Von Arthur
von Nordstern.
.
— 326
in Todlenklage um Johanna Sophia Amalia Constantia Hitzig.
Don
Fouque.
.
.
Die Gedächtniß-Lampe.
S. 328
Don L.
M. Büschenthal.
— 330
AnBüschenthat. VonFr. Kuhn. — 333 An Friedrich Kuhn. Don Th. Hell. — 337 An Minna Hartwig, als Ariadne. Don demselben.
♦
An Dieselbe, als Johanna. F. tiinb.
Von
.
Brautrose für. . . selben.
— 338
— 341 Don Dem
♦
.
— 343
An seines Freunde-, St. Schütze, Dermahlungstage. Don H a u g. — 345 An Minna Schütze, zum 15. Decbr. I8i4* Don F. Kind. Der vermahlte Dichter. Schütze.
— 347
Don St.
.
.
— 351
Blatter aus Tina's Stammbuche. 1.
Reliquie von Herder.
—354
2. Von Carolrna Herder,
S. 355
3. Reliquie von MoseS Men
delssohn.
.
4. Don Goekingk.
. .
— 357
5. Von Amalia Goekingk. 6. Das Gesicht. Ramler.
— 356
— 353
Reliquie von . . — 359
7. Reliquie von Johann von
Müller.
.
•
— 3§i
8. Impromptu, in Tharands Rui nen geschrieben. Von Wer ner. (Vers, der Söhne des Thales u. s. w.) —
302
1.
Die Genien der Instrumente.
Don
(Tomate.
Q?on
früher Kindheit
leidenschaftlich.
on
liebte
ich Musik
Doch nicht, gleich den Meisten,
Menschensttmme und Gesang. mich fü|;c Lieder;
aber,
Wohl ergöhten
stctS untergeordnete
Dienerin der Poesie ist, meinem Gefühl nach, in ihnen die Musik.
Wett tiefer und inniger
ward meine Seele ergriffen durch die manntchfaltigen Stimmen der Instrumente.
Zu met-
nem Herzen redeten diese eine wunderbare Gei stersprache, welche rein und mächtig daS wette Reich der Phantasie umfaßt, namenlosen
Gefühl
jedem leisesten,
überirdische
Worte leiht,
jedem Volk verständlich ist; alles, vom heilig sten Zdcenschwung bis zum kindlich tändelnden Spie! der Einbildungskraft, auszudrücken ver mag,
nur Bosheit,
brechen nicht! —
Verworfenheit und Ver
Eben fö gern
lauschte ich auf den Klang
elncS einzelnen Instrumentes,
ale ich entzückt
mich fortreißen ließ von dem Strom her Töne, wenn viele vereinigt, mit durchdringender Kraft, ein harmonisches Ganzes bildeten.
Ein gehei
mer Schauer durchbebte meine Nerven, ich in stilles Nachdenken wußte wohl,
wenn
darüber versank:
ich
daß Menschenhände diese tönen
den Körper erbauten, und daß nur Menschen hände ihnen die Zaubersprache entlocken konn ten, welche mir aud andern Welten herüber zu tönen
schien,
und
dennoch
konnte sich meine
Phantasie nicht daran gewöhnen, nur Holz oder Metall in ihnen zn finden! — So, wie in dem Dlüthenalter des Menschengeschlechtes, die Grie chen die ganze Natur mit Dryaden, Oreaden, Najaden und Nymphen, und
Pcrt,
die
die Perser mit Diven
Ealedonter
mit
Nebel - und
Dunstgestalten, bevölkerten, so zauberte meine reizbare Einbildunaskrase 6cf jedem Instrument sich
die
Geistes
Idee hervor.
der Charakter
eines
lebendigen
inwohnendcn
Wie verschieden erschien mir und
der Wirkungskreis dieser,
zwar verwandten, aber doch so ungleichartigen Genien! wie durchschnitt eS meine Seele, wenn ich oft hörte, daß Menschen, jene höhcrn Wesen mißverstehend,
sie
durch
künstliche Fertigkeit
zwingen wollten, eine Sprache zu reden, welche nicht
für
ihren
eigenthümlichen
Charakter
paßte! — Schlummernd ruhten diese dunkeln Gefühle in meiner Brust. Einst, an einem schönen Som merabend, saß ich einsam in einer blühenden Laube; die sinkende Sonne vergoldete den west lichen Himmel;
erröthenv und glühend schim
merte die Erde, ein
Abglanz de- Himmels;
Vögel riefen laut der scheidenden Sonne ein fröhliches Lebewohl nach,
und wiederholten e-
hundertmal, sich immer höher schwingend, um noch einen Strahl,
und wieder einen Strahl
zu erhaschen, bis sie endlich ermüdet, in wir belnden Kreisen sich vereinigten, und mit trau lichem Geschwätz heimziehend, in den friedlichen Laubgewölben ihre Nester aussuchten; Dienen summten, und nickten,
berauscht von Honig,
in den sich schließenden Blumenkelchen ein; die
ganze
Nttur
spielte
hinreißende Adagio
eines magisch schonen Abends ren
Akkorden! —
Abendwlud
da
in
immer tiefe
berührte der
die Saiten
meiner
tu
säuselnde der Laube
Hangenden Aeolkharfe: zitternd und schwach fing sie an zu tönen; M: Töne
doch bald erklang sie starker,
schwangen
Harmonien,
und
sich
jubelnd
durch kühne
verhallten endlich mit leisem
Neben in den reinsten Akkorden; alle jene Bil der wachten in meiner Seele aus, Sehnsucht
zog
mich
und innige
zu den geistigen
hin, welche mein Herz ahnete.
Wesen
Da Hörteich
ein Klingen in der Ferne, es näherte sich, und wellengletch umrauschten mich himmlische Melo dien; in rosigen Schimmer halbverhüllt, stand eine holde, juaendliche Gestalt vor mir.
Milde
und Hohheit leuchtete aus ihren Blicken, azurnes Gewand
ein
umflcst das Ebenmaasi ihrer
Glieder, ein Kranz von Sternen schwebte über ihrem Haupte.
Sie reichte mir die Hand, und
rief mit super Stimme:
..Komm, folge mir;
dein Ahnen betrog dich nickt, und dein Glaube macht dich werth,
die erste Sterbliche zu sevn.
welche mein Reich betritt; der Harmonie.
ich bin die Göttin
Lerne sie kennen, die unsterb
lichen Wesen, welche daS Schicksal zu meinen Unterthanen bestimmte, und nach welchen deine ahnende Seele höherer
Art;
sich
sehnt.
ES sind Geister
mit der schönsten Kürperhülle,
auS dem reinsten Stoffe gebildet." Schauer der Wonne ergriff mich, ich ver mochte weder zu sprechen, noch zu danken; ich wollte auf meine Kniee sinken; sie
mich freundlich,
da umschlang
zog mich an sich,
leichte Wolken hoben uns beide.
und
Töne umweh
ten mich; die Strahlen der Sonne, welche für EuropenS Bewohner schon untergegangen war, vergoldeten die weißen Schwingen der lieblichen Göttin,
in
deren Armen ich ruhte.
schwindelnder ward die Höhe,
Immer
zu der wir flo
gen : die auf der Erde verstreuten Städte sahen aus wie hinabgeworfene versteinerte Blumen, und die
Ströme glichen einem
gewebten
Rehe
von
über den
Silberfäden.
Erdball Zitternd
schmiegte ich mich an das höhere Wesen, wel ches schürend mich festhielt.
»Stehst du dort,
im sonnigen Aethcr schwebend, wölkchen?" wo meine
tief die Göttin, .,dies; ist die Zusel, Geliebten wohnen;
sie erblicken, ten,
daS Purpur
dort wirst du
in ihren eigenthümlichen
Gestal
die Geister der Instrumente, welche auf
wunderbare Herzen
der
Weise
ihre innigsten Gefühle den
eingeweihten
thcUen wissen,
Sterblichen
mitzu-
und welche die Phantasie der
hohen Meister ihrer himmlischen Kunst erwär men,
durchdringen,
leihen,
durch die
machen können.
sie
und
ihnen
Werkzeuge
ihre Ideen verständlich
Ich geleite dich zu diesen ewig
jugendlichen Geistern; unsichtbar wollen wir sie umschweben und beobachten. Wir schwangen uns höher,
und das Pur
purwölkchen verwandelte sich, als wir näher ka men,
in
eine reizende Insel,
Luftmeer zu schwimmen schien, liebliche Melodien herübertönten. ten wir sie,
welche in dem und von welcher Endlich betra
und buntfarbige fremde Blumen,
üppigwachsendc duftende Kräuter,
welche den
Boden bedeckten, zogen zuerst meine Blicke auf sich;
doch
bald bemerkte ich,
nahe vor mir,
rtnen prächtigen Tempel:
achatsarbene durch
sichtige Säulen trugen hohe Gewölbe von Re genbogen. Wir traten ein in den magischen Bezirk; alle nur erdenkliche Instrumente, mit Perlen, Gold und Elfenbein geschmückt, verzierten das Innere dieses Tempels.
Eine weiße Tafel war
der Eingangspforte gegenüber befestigt; farbige Strahlen bewegten sich langsam auf ihr, und schlangen sich bald ln
einander,
den Namen
Ccciita bildend, bald verschmolzen sie so, daß sie dem erstaunten Auge das Bild dieser Heili gen im verklärten Glanze, darstellten. - Zn An dacht vertieft, kniete eine majestätische weibliche Gestalt vor diesem zauberischen Gemälde; ernst und vielumfaffend war ihr Blick, wenn sie ihr dunkles Auge langsam empor hob; eine goldene Prtesterbinde umwand ihre Stirne, ein Talar von Silberstoff wallte bis auf ihre Füße herab; betend faltete sie ihre Hände; ich wagte kaum z» athmen, um ihr sinnendes Nachdenken und die heilige Stille um sie her nicht zu stören; fragend sah ich meine Begleiterin an, da sprach
IO die Göttin: beliebtesten
, Du erblickest hier eine meiner Töchter,
ist ihre Lumme, Charakter.
die Orgel.
Mächtig
tiefovntmb und ernst
ihr
Die vereinigten menschlichen Stim-
inen begleitend,
erhebt der schwellende Strom
ihrer Töne jedes fühlende Gemüth; kunstvollsten
Verkettungen
ihrer
in
den
Gedanken
spricht ihre gründliche Gelehrsamkeit sich nud; donnernd erschüttert sic betet
den Sünder, feurig
sie mit dem Gläubigen,
klagend spricht
sie mit dem Traurigen, wehmüthig leise seufzet sie mit dem beklommenen, reuigen Verbrecher; aber
zürnend
verachtet
welcher sich erkühnt,
sie
den Sterblichen,
sie zu gemeinem tändeln
den Spiel Herabwürdigen zu wollen! — Heilig fromme Mädchen, mit
schwärmerischer
die Sterblichen mit
an
Andacht ihr
jetzt ihre Ruhe ehren,
Jenes
bereit Bilde sie Hängt,
bekannt.
machte
Last uns
und still zur andern
Psorte deö Tempels hinaustreten, bis wir in kurzem die meisten der verschwisterun Geister, festlich
versammelt
hier wiederfinden werden."
Sie öffnete die Pforte, und drei Jungfrauen
faßen hier auf den Stufen de- Tempels; un sichtbar und betrachtend blieben wir hinter ihnen sieben.
Die jüngste und schönste von ihnen
hatte einen Kranz vop vielfarbigen, duftenden Blumen durch ihre schwarzen Locken geschlungen, ein weißes Untergewand, und ein brauner gold gestickter Mantel schmückte ihre jugendlich blü süßer Ernst
sprach aus ihrem
großen, dunkelblauen Auge;
hende Gestalt;
sinnend stützte sie
ihren Kopf auf den Arm;
die beiden ältern
waren
ihr
zwar
schwesterlich
ähnlich,
nur
schmuckloser war ihr Aeußeres, weniger anzie hend ihre Physiognomie.
Die älteste blickte
lebhaft und schnell um sich her,
aber gefühl
lose Kälte lag in
sanfter und
ihren
Mienen;
zärtlicher war der Ausdruck der kleineren zwei ten Schwester, aber blaß ihre Farbe,
schwach
iftr Körper, und schüchtern ihr ganzes Wesen; keiner Energie schien dieß zarte Geschöpf fähig: statt daß Lebensfülle an der Jüngsten entzückte. - Erkenne die
in
Geister
pflegt:
diesen jener
Flügel,
schwesterlichen Instrumente,
Gestalten, welche
ihr
Klavier, und Piano-
forte zu nennen,- sagte mir sanft die tin. Jetzt nahte sich ein Zug reizender Gestal ten: Jünglinge und Mädchen, mit Corbeerrt und Myrten bekränzt, gingen in der Mitte; kraftvolle Männer von stattlicher Größe mit edlem Blick und kühnen Heldenzügen, führten und begleiteten jene; blondgelockte Kinder voll Engelsunschuld hüpften um sie her; an der Spitze des Zuges stand ein holder Jüngling, schwärmerisch hob er sein seelenvolleS Auge gen Himmel, braune Locken umwehten seine edle Stirne, ein sanftes, halb schwermüthigeS Lä cheln wohnte auf seinen Lippen; seine Tracht war orientalisch; in der Hand hielt er einen Palmzweig und eine Lotosblume. Freundlich eilte ihnen die liebenswürdige Jungfrau entge gen, begrüßte sie alle, und hieß sie herzlich willkommen; doch als sie den Jüngling mit dem Palmzweig erblickte, da flog eine lebhafte Röthe über ihre Wangen, sie schlug die Augen nieder, und neigte sich schweigend; sein spre chendes Auge hing unverwandt an ihr, aber bescheiden und ehrerbietig blieb er entfernt
stehen. Unthcilnehmrnd lehnten sich ihre älte ren Schwestern an di« Pforte des TempelS; alle übrigen lagerten sich zn den Füßen der edlen Jungfrau, und sie allein begann zu spre chen. — Mit welchen Worten vermag ich die Fülle der Derebsamketl zu schildern, die ihren Lippen entströmte? nur ernsten, hohen Dingen war ihr Mund geweiht: sie beschrieb das Entstehen, Blühen, Sinken, und ln Trüm^ mer Zerfallen von Dblkern und Welten; liebend verweilte sie erst bet den angenehmen, fröhlichen Schilderungen; muthlg hob bann sich ihr« Stimme: von der sanften Einfachheit ihrer ersten Reden, ging sie zu leidenschaftlicher, kraftvoller Darstellung über. Verwirrung, Entsetzen und Verzweiflung schilderte sie nun, unruhig und käm pfend waren jetzt Natur und Elemente, und doch zügelte weise Ordnung und Mäßigung stetck wieder das Feuer ihrer Rede; endlich be schrieb sie, wie die Menschheit dem Kampf mit dem Schicksal« unterlag, immer schwächer wurde ihre Stimme, und verhallte zulrtzt mit einem bebenden Seufzer. — Noch lange horchte»
alle schweigend, bis sic selbst mit sanftem Wmk die andern aufforderte, den Wechsilgesang zu beginnen: da sprachen erst, im Chore vereint, Züngltnge, Mädchen und Männer; alle lobten entzückt ihre kluggeordncte Rede, und meinten: näher so hohe Dinge vermöchten sie nicht zu sprechen ! - — Den Schicksalen einzelner Wesen widmeten sie ihre Gefühle; und mit Lebhaftig keit und anziehendem Interesse erzählten sie nun die Begebenheiten ihrer Lieblinge unter den Sterblichen. Bald sprachen sie vereinigt, bald einzeln, schilderten bald das harmlose Leben stiller, fühlender Gemüther, bald beschrieben sie mit wachsendem Feuer die abenthcuerlichen Ver» kettungen sonderbarer Schicksale. ..Wer sind diese?" fragte ich neugierig die Göttin. -Die Genien der Violinen, Violen, Violonccllo'6 und Kontrabasse, antwortete sie; aber noch schweigt der eigent liche Urgeist der Violine; jener Jüngling mit dem Palmzwcigc ist ee. Doch beobachte auch die Ktnder in griechischen Gewändern, deren süße Stimmen du jet: hören wirst: cö sind die
Geister der Flöten."
Diese hüpften
nun
kosend um die edle Jungfrau her; sie blickten hell und unbefangen mit ihren klaren Kinderäugen in die Welt, und dennoch lag ein wunder bar sinniges Wesen in ihnen, welches mir from me Ehrfurcht einflößte.
Die holden
kleinen
Geschöpfe begannen Mahrchen ju erzählen, auS der Feen - und Elsenwelt;
sie schilderten die rit
terlichen Thaten und die Ltebeeabenteuer dieser luftigen Gefilde der Phantasie; sie sprachen so thellnehmend, so süß schmelzend, leitet wurde, glauben!
daß man ver
an die lieblichen Gaukeleien zu
Nun schwiegen sie,
faßten einander
bet den Händen, und drehten sich im fröhlichen Reihentanz; AbcndwtndeS, Rasen. sang:
leicht,
wie der leise Hauch de-
berührten ihre Füße kaum den
Sie begannen einen zweiten Rundge,,Denkst du wohl noch zurück," rief der
erste der freundlichen kleinen Geister den andern zu,
„an die ehemaligen schönen Zeiten, wo wir
Lieblingsbegleiter der Sterblichen waren ! an jene Zeiten, wo kein feierliches Opfer, kein Spiel, kein fröhliches Gastmahl,
ohne uns vollzogen
wurde; wo wtr aber auch dankbar, selbst bet Gelegenheiten tiefer Trauer, von unserm geliebten Volke nicht schieden, sondern mit hinschmelzenden Tönen, die Sterblichen bis zur stillen Gruft geleiteten." -.Wohl gedenke ich gern unsers lieben Morgenlandes!" antwortete der zweite; ,.es war ja auch die Wiege unsers irdi schen Daseyns! erinnerst du dich noch der Sage aus grauem Alterthum, in welcher der gött liche Pindar den Menschen erzählte, wodurch ihre Vorfahren aus den Einfall gcriethcn, uns auö dem Geisterreiche zu wecken? es waren Töne der Trauer; denn als Perseus die Medusa getüdtet hatte, da zischten die Schlangen so kläglich auf den Häuptern der Gorgonen Slheuo und Euryale, Medusens Schwestern, daß Pallas, um diese ausdrucksvollen Töne der Wehmut!) nachzuahmen, die Flöte erfand." , Und dann aus weiblicher Eitelkeit uns ver stieß, und in den Mäander warf! " rief der dritte der kleinen Geister; ,.o gedenke nicht dieser kränkenden Fabel! — Nein, Töne der Liebe waren e6, welche die Sterblichen mit uns bekannt
nurfjtrn.
Pa» liebte die schöne Syrinx;
floh vor ihn« bis an
sie
den Fluß Labon, hier
«ahnte er sie zu erreichen, aber di« Angstgebete des
schüchternen Mädchen- waren erhbrr, sie
war in Schilfrohr verwandelt'.
Lispelnd und
seufzend ertinte dieß Schilf bet der Berührung des Winde-,
da fügte Pan, welcher wenig
stens
diese
immer
wünschte,
geliebten Tine
zu
hiren
sieben der Rihre zusammen und er
fand die Hirtenflöte, und mit ihr zugleich die sieben Haupttöne der Musik/' ist
«S,
du
hast Recht!'-
-Bacchus nahm
u»S
„So ist «S, so
riefen alle übrigen,
dann auf seinem Zug nach
dem Orient mit, und wir wurden auch gern hei« misch bet den zartempfindendrn Zndiern.
Lang»
Zeit, blieben wir LieblingSgefährtcn und Gespie len der jungen Athener, bi» durch die Wettstreite unsrer Priester die einfache, ungekünstelte Spra che,
welche wir vorher
zu
dem Herzen eines
jeden redeten, so künstlich verfeinert wurde, baß nur diejenigen eS
wagten
vertraut mit unS
zu seyn, welche ihr ganze» Leben uns widmen konnten.
Die Athener wurden nun gleichgültig
ZMf Harfe. JI.
2
and entfremdet gegen uns, bewunderten zwar unsere Priester, spotteten aber über das lange Studium, welches erforderlich sei, um mit unS reden zu lernen, und verfolgten mit muthwilligen, bittern Neckereien ihre Nachbarn, die Thebaner, welche uns ehrten, und den Um gang mit uns, im Spiel und Ernst, zum Gesetz gemacht hatten!" — Ernst und nachdenkend blieben jetzt die holden Genien stehen, da eilten zwei jugendlich reizende Mädchen herbei, die längst von ferne gelauscht hatten. „Welche freundlichen Töne auö ferner Hei« mach erklingen hier?" riefen sic; „seyd ihr eS, traute Geschwister, welche endlich einmal wieder Lieder vom lieben Vaterlande singen? Laßt unsere Stimmen sich mit den eurtgen vermi schen ; ihr und wir sind ja ohnehin die ältesten Freunde de6 Menschengeschlechtes! — Kaum werdet ihr unö noch kennen; denn die Sterb lichen suchten durch thörichte Erziehung unsern Charakter zu verwandeln, und uns mit Modetand zu schmücken! Statt daß wir sonst nur unter den Händen von Göttern und Helden
erklangen, spielt jetzt jede- schwach« Mädchen mit un