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German Pages [611] Year 2022
DIE DEUTSCHEN KÖNIGSPFALZEN Band 6.3 Nordrhein-Westfalen Westfalen
Vandenhoeck & Ruprecht
DIE DEUTSCHEN KÖNIGSPFALZEN Repertorium der Pfalzen, Königshöfe und übrigen Aufenthaltsorte der Könige im deutschen Reich des Mittelalters
Herausgegeben vom MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR RECHTSGESCHICHTE UND RECHTSTHEORIE Redaktion CASPAR EHLERS und THOMAS ZOTZ
VANDENHOECK & RUPRECHT GÖTTINGEN · 2023
DIE DEUTSCHEN KÖNIGSPFALZEN
Band 6 NORDRHEIN-WESTFALEN
Teilband 3 WESTFALEN
Herausgegeben von MANFRED BALZER, PETER JOHANEK und ANGELIKA LAMPEN REDAKTION CHRISTIAN HELBICH und CHRISTOF SPANNHOFF
VANDENHOECK & RUPRECHT GÖTTINGEN · 2023
Die Publikation wurde gefördert durch:
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar. © 2023 Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland; Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich) Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei, Brill Schöningh, Brill Fink, Brill mentis, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau, Verlag Antike, V&R unipress und Wageningen Academic. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Satz: textformart, Göttingen Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-666-35225-6
Inhalt Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII Bearbeitungsschemata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XI Hinweise zur Benutzung des Repertoriums . . . . . . . . . . . . . . XVIII Abkürzungsverzeichnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XX Vorwort der Herausgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXVIII Corvey (B) von Karl Heinrich Krüger . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Dortmund (A) von Angelika Lampen . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Eresburg (A) von Karl Heinrich Krüger . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Erwitte (A) von Birgit Studt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Herford (B) von Christof Spannhoff . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 Herstelle (A) von Christof Spannhoff . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 Lippspringe (B) von Christof Spannhoff . . . . . . . . . . . . . . . . 212 Lügde (A) von Peter Johanek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 Minden (B) von Christof Spannhoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 Münster (B) von Christian Helbich . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288 Paderborn (A) von Manfred Balzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325 Rösebeck (A) von Christof Spannhoff . . . . . . . . . . . . . . . . . 424 Soest (B) von Ulrich Löer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 434 Vreden (B) von Volker Tschuschke . . . . . . . . . . . . . . . . . . 464 Wiedenbrück (B) von Karsten Igel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 483 Wege – Orte – Aufenthalte. Eine Zwischenbilanz von Manfred Balzer 496 Verzeichnis der Textabbildungen, Pläne, Tafeln und Tabellen . . . . 539 Abbildungsnachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 541 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542
Einleitung von Thomas Zotz
1. Zur Konzeption des Repertoriums Es gehört zu den Wesensmerkmalen des mittelalterlichen Königtums in Deutschland und damit auch der Verfassungsstruktur des Reiches, dass die Könige über keine feste Residenz verfügten, sondern ihre Herrschaft ausübten, indem sie von Ort zu Ort zogen und bei ihren Aufenthalten, die von unterschiedlicher Dauer waren, die Regierungsgeschäfte wahrnahmen. Diesem Phänomen des mittelalterlichen Reisekönigtums hat die historische Forschung seit langem ihre Aufmerksamkeit zugewandt und sich dabei unter verschiedenen Gesichtspunkten um ein tiefergreifendes Verständnis bemüht: Neben der genauen Rekonstruktion des Reisewegs, des Itinerars, das den Wirkungsbereich eines Herrschers und die jeweiligen Kernlandschaften des Reiches erkennen lässt, geht es der Forschung darum, festzustellen, inwieweit sich der König bei der Ausübung seiner Herrschaft auf Besitzungen der Krone stützen konnte, bzw. in welchem Maße er dabei auf den Dienst kirchlicher und weltlicher Großer (servitium regis) angewiesen war. Vor allem aber gilt das Interesse der Geschichtswissenschaft jenen königlichen Regierungsstätten, denen die mittelalterlichen Quellen das Attribut palatium, also die Bezeichnung für die Residenz(en) der römischen Kaiser, zuerkennen und für die sich im deutschen Sprachraum der Begriff „Pfalz“ herausgebildet hat. Kennzeichen einer Pfalz sind ihre Zugehörigkeit zum Krongut, die häufigen, oft lange dauernden königlichen Aufenthalte, die eine Pfalz zeitweise zur Residenz, zur sedes regni, machen können, ferner die Bedeutung der Regierungsgeschäfte und Ereignisse (Hoftage, Synoden, Feste) und nicht zuletzt die repräsentative Architektur (palatium im engeren Sinne mit Thronsaal, Pfalzkapelle und Wohnräumen des Königs, überdies der Wirtschaftshof und eventuell Befestigungen). Vgl. Gauert, Königspfalzen. Alle drei Ansätze zum Verständnis der Herrschaftspraxis der mittelalterlichen Könige in Deutschland, die Itinerarstudien, die Erforschung des Kronguts und des servitium regis und die Pfalzenforschung, bildeten den Hintergrund und
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Einleitung
die Voraussetzung für den von Wilhelm Berges und Walter Schlesinger auf dem Ulmer Historikertag 1956 vorgestellten Plan, einen Katalog der deutschen Königspfalzen zu erarbeiten. Damit sollte nach der Vorstellung der Initiatoren dieses Vorhabens der verfassungsgeschichtlichen Problematik des Reiches Rechnung getragen und an der „Waltung des Königs im Reiche, soweit diese auf Pfalzen und größere Königshöfe gestützt ist“, gezeigt werden, „wie die Begegnung des Königtums mit den regionalen und lokalen Kräften sich in der Realität abspielt“ (Wilhelm Berges nach Heimpel, Königspfalzen S. 470). Für die katalogartige Untersuchung der königlichen Herrschaftspraxis im MA und ihrer örtlichen Bedingungen wurde von Wilhelm Berges, Peter Classen, Adolf Gauert und Walter Schlesinger ein Schema zur Bearbeitung von Pfalzen entwickelt, das Walter Schlesinger am Beispiel Merseburg erprobte. Es war neben anderen Themen der Pfalzenforschung Gegenstand zweier 1957 und 1958 vom MaxPlanck-Institut für Geschichte veranstalteter Kolloquien, die der Vorbereitung des Repertoriums dienten. Vgl. die beiden Bände Deutsche Königspfalzen 1 und 2. In den Vorüberlegungen spielte von Anfang an auch das Problem eine Rolle, wieweit über die Pfalzen und die durch Königsaufenthalte ausgezeichneten Königshöfe hinaus auch Bischofssitze und Abteien mit Pfalzfunktion in die Untersuchung einzubeziehen seien. Diese Frage ergab sich sowohl aus der Tatsache, dass sich die Herrschaftspraxis der Könige nur zu einem, wenn auch bedeutsamen Teil in der Geschichte der Pfalzen widerspiegelt, als auch aus der Schwierigkeit, die Pfalzen eindeutig zu bestimmen und gegenüber der großen Zahl anderer Aufenthaltsorte der Könige abzugrenzen. Vgl. hierzu im Einzelnen Zotz, Vorbemerkungen. In der Folgezeit wurde das Projekt durch weitere Vorarbeiten gefördert, besonders durch eine Reihe von monographischen Pfalzenstudien aus der Schule von W ilhelm Berges und Walter Schlesinger. Die ausgiebige Diskussion der hierbei gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse auf den vom Max-Planck-Institut 1975, 1976, 1978 und 1980 veranstalteten Tagungen führte zu dem Entschluss, sämtliche Aufenthaltsorte der Könige in die systematische Behandlung des Repertoriums einzubeziehen. Dies bedeutet, dass ein zweites Schema für die Bearbeitung der Regierungsstätten des Königs ohne Pfalz oder Königshof entwickelt werden musste. In der nun gefundenen Form ist es das Anliegen des Repertoriums, die Herrschaftspraxis der mittelalterlichen Könige in Deutschland von den örtlichen Bedingungen her auf breiter Basis in der Vielfalt der Erscheinungsformen sichtbar zu machen. Ausgangspunkt hierfür ist das Itinerar der Herrscher mit allen seinen Stationen, den Pfalzen, Königshöfen, Bischofssitzen und Klöstern. Soweit von Königsaufenthalten betroffen, tritt dabei die Geschichte des Kronguts und der von Kirche und Adel dem König geleisteten Servitialleistungen ins Blickfeld. Vor allem aber geht es darum, in der Verbindung von reichs- und landesgeschichtlichen Methoden die Begegnung des Königtums mit den regionalen und lokalen Kräften zu analysieren und den königlichen Herrschaftsanspruch in den ihn prägenden Rahmenbedingungen zu beleuchten.
Einleitung
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2. Die zeitliche und räumliche Begrenzung In das Repertorium werden alle Orte aufgenommen, an denen sich der König bis 1198 wenigstens einmal aufgehalten hat. Dieser Einschnitt ist gewählt worden, weil seit dem Ende des 12. Jhs. die Zahl der Reichsstädte in solchem Maße zunimmt, dass das Gesamtunternehmen eine allzu starke Ausweitung erfahren hätte. Es kommt hinzu, dass die Versuche der frühen Staufer, ihre Herrschaft durch die Gründung neuer Pfalzen zu intensivieren, bereits der Endphase jener auf Burgen und Höfe gestützten Regierungstätigkeit angehörten, die im Repertorium von vorrangigem Interesse ist. Daher bietet sich das ausgehende 12. Jh. als Abschluss für die Berücksichtigung der aufzunehmenden Plätze an. Allerdings bedeutet diese Zäsur nicht, dass auch die Bearbeitung der bis dahin bezeugten Aufenthaltsorte um diese Zeit abgebrochen wird. Vielmehr werden die Königsaufenthalte bis zum Ende der Stauferzeit um die Mitte des 13. Jhs. detailliert und die späteren summarisch behandelt, und auch das Schicksal einer Pfalz im SpätMA wird noch beleuchtet. Was die räumliche Begrenzung des Werkes angeht, so werden alle vom König besuchten Orte erfasst, die auf dem Boden des mittelalterlichen deutschen Reiches und zwar des regnum Theutonicum lagen; Burgund und Reichsitalien sind ausgenommen. Dabei erscheint es geboten, von den Gebieten der Bundesrepublik Deutschland auszugehen.
3. Die Gliederung des Repertoriums und die Anlage der Bände Das gesamte Bearbeitungsgebiet des Repertoriums verteilt sich nach der Vorgabe moderner regionaler Einheiten auf mehrere Bände, die in der Reihenfolge ihres Erscheinens gezählt werden. Ein Band umfasst in der Regel ein Land der Bundesrepublik Deutschland; kleinere Regionen werden benachbarten größeren zugeordnet, z. B. wird das Saarland gemeinsam mit Rheinland-Pfalz bearbeitet. In jedem Band erscheinen die Artikel der nach einem der beiden Schemata behandelten Orte vermischt in alphabetischer Reihenfolge. Darüber hinaus enthält ein Anhang die Fälle nicht eindeutig oder nur mit hoher Wahrscheinlichkeit identifizierter Örtlichkeiten. Wenn sich die Lokalisierungsversuche über mehrere Regionen erstrecken, so wird das Problem im ersten der in Frage kommenden Bände behandelt.
4. Die Bearbeitungsschemata und ihre Anwendung Die beiden Schemata, die im Laufe der Vorarbeiten für das Repertorium entwickelt worden sind, dienen dazu, die vielfältigen Erscheinungsformen der königlichen Regierungsstätten zu gruppieren, ohne dass dies an eine eng gefasste Typo-
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Einleitung
logie gebunden wäre. Als ein der historischen Fragestellung entsprechendes und weitgehend praktikables Gruppierungsmerkmal erweisen sich die örtlichen Besitzverhältnisse im Zeitraum der Königsaufenthalte. Daher wurden nach Schema A in Erweiterung der Konzeption seiner Vorlage, des Merseburg-Modells von Schlesinger, nicht nur die Pfalzen im engeren Sinne, sondern alle Regierungsstätten bearbeitet, die Eigentum der Krone waren, also auch die Königshöfe, die Reichsburgen und – von einem späteren Zeitpunkt an – die Reichsstädte. Die gemeinsame Behandlung von Pfalzen und Königshöfen nach einem Modell trägt dabei dem fließenden Übergang von der einen Erscheinungsform zur anderen Rechnung. Für jene Plätze hingegen, die in der Herrschaftspraxis der Könige eine Rolle spielten, ohne dass sie Reichsgut waren, gilt das Schema B. Sein Akzent gegenüber A liegt auf der Behandlung der gastgebenden Institution und ihres Verhältnisses zum Königtum. Die Skala der nach B bearbeiteten Örtlichkeiten reicht von den Bischofssitzen und Abteien mit Pfalzfunktion bis hin zu den kleinen kirchlichen und weltlichen Besitzungen, die nur wenige Male vom König aufgesucht wurden. Eine klare Scheidung nach dem Besitzrecht ist allerdings nicht immer möglich. So gibt es Beispiele dafür, dass an einem Ort anfangs eine eigenständige Königspfalz vorhanden war und benutzt wurde, während der König später auf das servitium einer kirchlichen Institution angewiesen war. Trotz dieses Wandels der Aufenthaltsbedingungen werden solche Fälle durchgängig nach Schema A behandelt, ein Verfahren, das durch die weitgehend parallele Anlage der beiden Modelle erleichtert wird. Anders verhält es sich, wenn ehemaliges Reichsgut erst nach seiner Veräußerung dem König zu Regierungszwecken diente: Bei diesen Orten wird das Schema B angewandt.
Bearbeitungsschemata Schema A (Für Königspfalzen, Königshöfe und andere Besitzungen des Reiches zum Zeitpunkt des ersten Aufenthaltes)
I.
Name des Pfalzortes Überlieferte Formen, Bedeutung und unter Umständen Entwicklung, gegebenenfalls mittelalterliche Etymologien / Legenden, sonstiges Vorkommen desselben Namens.
II.
Historisch-geographische Beschreibung 1. Lage des Pfalzortes in der Landschaft Lage des Platzes im größeren Raum zur topographischen Lage der Pfalz vgl. IV. Gegebenenfalls Beschreibung in mittelalterlicher Sicht. 2. Verkehrslage des Pfalzortes Straßen, besonders Königsstraßen, Flussübergänge u. ä. 3. Der Pfalzort in der Wirtschaftsgeographie Markt, Münze, Zoll. Handwerker und Kaufleute. 4. Der Pfalzort in der politischen Geographie Gau, Grafschaft, Landtagsort (gegebenenfalls mit Verweis auf V.4), ehemalige Herzogspfalz usw. mit Jahresangaben. 5. Der Pfalzort in der kirchlichen Geographie Diözese, Archidiakonat.
III.
Siedlungsgeschichte des Pfalzbereiches 1. Frühgeschichte Älteste (archäologische und schriftliche) Nachweise für die Existenz des Ortes, insbesondere auch zusammenfassende Angaben über frühgeschichtliche Siedlung und Befestigung; Kontinuität der Siedlung.
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Bearbeitungsschemata
2. Bezeichnung der Siedlung in den Quellen Z. B. vicus, villa, urbs, oppidum, civitas, curtis usw. Hier ergeben sich Überschneidungen mit IV.1. Soweit die Quellen es zulassen, ist zu scheiden, wann der gesamte Siedlungskomplex oder nur einzelne seiner Teile, etwa die zur Pfalz gehörige Ansiedlung, gemeint sind. Solche Belege, die auch auf die Pfalz zu beziehen sind, werden unter IV.1 wiederholt. 3. Beziehungen zwischen Siedlung und Pfalz Frage nach dem Einfluss der Pfalz, auf die Entwicklung eines Ortes im Allgemeinen (z. B. zur Stadt oder nicht) und auf die topographische Gestaltung der Siedlung im Besonderen oder umgekehrt. IV.
Topographie der Pfalz 1. Bezeichnung der Pfalz in den Quellen Z. B. villa, curtis, palatium, civitas, Burg. Vgl. dazu III.2. 2. Lage der Pfalz in ihren Bestandteilen Z. B. Berglage, Tallage, Spornlage usw.; Lage zur Siedlung. Auf die Pfalz bzw. deren Bestandteile hinweisende Flurnamen. 3. Bauten und Ausstattung Nachrichten zur Baugeschichte. Grabungsgeschichte und Grabungs befunde. Beschreibung der Anlage in ihren zeitlichen Phasen: Anordnung der Bauten zueinander, einschließlich der Kirchen, Innengliederung, Funktion, Ausstattung. Hierher gehören auch Hinweise auf Befestigungen und Tiergärten im Pfalzbereich. Hinweise auf die Möglichkeiten aussichtsreicher Grabungen.
V.
Königtum und Pfalz 1. Aufenthalte der Könige in der Pfalz und am Pfalzort Chronologische Liste bis zur Mitte des 13. Jhs., auch der Belagerungen der Pfalz bzw. des Pfalzortes durch den König. Berücksichtigung der Aufenthalte von (regierenden) Mitgliedern des Königshauses (Königinnen, Königssöhne). Gesichertes Datum des Aufenthaltes, Reiseweg, Ereignis, Liste der Anwesenden, Quellenbelege, Angabe der Regesten-Nummern und der einschlägigen Stellen in den „Jahrbüchern der deutschen Geschichte“. 2. Nichtkönigliche Aufenthalte in der Pfalz und am Pfalzort Chronologische Liste für die Zeit der Pfalzfunktion des Ortes, auch der Belagerungen. Gesichertes Datum des Aufenthaltes, Ereignis, Liste der Anwesenden, Quellenbelege, evtl. die weiteren Angaben wie in V.1.
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3. Königserhebungen, Hoftage, Heeresversammlungen und Synoden in der Pfalz und am Pfalzort Beobachtungen über den Kreis der Teilnehmer (mit Verweis auf V.1). Neben den aufgrund der Quellenformulierung zu vermutenden Versammlungen werden hier auch die geplanten, aber nicht zustande gekommenen Hoftage und Synoden aufgeführt (mit Quellenangaben). 4. Versammlungen und Landtage in der Pfalz und am Pfalzort bei Abwesenheit des Königs (mit Verweis auf V.2). Geplante, aber nicht zustande gekommene Versammlungen und Landtage (mit Quellenangaben). 5. Gerichtstage in der Pfalz Gerichtsbarkeit des Königs selbst (mit Verweis auf V.1). Gerichtsbarkeit von Vertretern des Königs (mit Verweis auf V.2). 6. Empfang von Päpsten, auswärtigen Fürsten und Gesandtschaften durch den König (mit Verweis auf V.1) 7.1 Geistliche Festfeiern in der Pfalz und am Pfalzort Anwesenheit bei der Einweihung von Kirchen am Pfalzort (mit Verweis auf V.1). Berücksichtigung der geplanten, aber nicht durchgeführten Feiern (mit Quellenangabe). 7.2 Weltliche Festfeiern in der Pfalz und am Pfalzort Hochzeiten des Königs oder von Mitgliedern seiner Familie (mit Verweis auf V.1 oder 2). Berücksichtigung der geplanten, aber nicht durchgeführten Feiern (mit Quellenangabe). 8. Kirchliche Funktionen und Handlungen des Königs und seiner Fa milie (Königskanonikat, Buße, Armenfürsorge); kirchliches Zeremoniell und Jahrtagsstiftungen für den König (gegebenenfalls mit Verweis auf V.1) 9. Kirchen am Aufenthaltsort Rechtliche Stellung und Patrozinien der Pfalzkirche(n), Beziehungen zu anderen Kirchen. Reliquien. Kirchen als Begräbnisstätten von Königen und Mitgliedern des königlichen Hauses. Stifter, Klöster und sonstige Kirchen am Ort, soweit sie in Beziehung zum König standen oder zu einer Zeit existierten, in der der Ort Pfalzort war.
XIV VI.
Bearbeitungsschemata
Besitz, Servitien und Aufgaben 1. Königsgut und Pfalz Erwerb und Verlust. Umfang. Verwaltung. Außer dem nachweislich zum Wirtschaftshof gehörigen Besitz ist auch das umliegende Reichsgut zu beschreiben. Angabe der Forsten. Stellung der Königsleute: Amtsträger, Reichsministerialen, Hintersassen. Gab es alten nichtköniglichen Besitz im engeren Pfalzbereich? 2. Auf der Pfalz erhobene Abgaben Nicht aus der zugehörigen Grundherrschaft stammende Leistungen, z. B. Servitien, die von Abteien oder Bischofskirchen entrichtet werden mussten. 3. Besondere Reichsaufgaben der Pfalz Ausstattung für Angehörige des Königshauses. Militärische Aufgaben der Pfalz, Verwahrung von Reichsgefangenen und Reichsklein odien. Königliche Münzstätte.
VII.
Späteres Schicksal der Pfalz Darstellung der Nachgeschichte und Nachwirkung der Pfalz nach Aufgabe der uneingeschränkten Herrschaftsrechte der Zentralgewalt bis zum Ende des Mittelalters. In Fällen, in denen sich dieser Übergang erst lange nach der Mitte des 13. Jhs. vollzieht, wird hier, im Anschluss an V, auch das Verhältnis von Königtum und Pfalz in der Zwischenzeit dargestellt.
VIII.
Bedeutung der Pfalz in den einzelnen Perioden
IX.
Bibliographie und Hilfsmittel 1. Häufig zitierte Quellen, Quellensammlungen und Regestenwerke 2. Bücher und Aufsätze Die Stellen der allgemeinen Literatur über Königsgut und Pfalzen, die über den Ort handeln, und die Spezialliteratur über den Pfalzort in Auswahl. 3. Karten Für die Lage in der Landschaft Nummern des Messtischblattes, der geologischen Karte 1 : 25.000 und der deutschen Grundkarte 1 : 5.000. Nachweis von älteren Landesaufnahmen, alten Stadtplänen, Flurkarten und Grabungsskizzen. Abgebildet werden zu jedem Ort in Bayern die Aufnahme der Urpositionsblätter der Landvermessung in
Bearbeitungsschemata
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Bayern des 19. Jhs. und die moderne Topographische Karte im Maßstab 1 : 25.000. 4. Bilder Nachweis von wichtigen Photographien, insbesondere auch Luftaufnahmen, der Lage, der erhaltenen Bauten, der Ausgrabungen, der Funde, von alten Stichen und Zeichnungen für verlorene oder stark veränderte Baulichkeiten, von Münzbildern, von Rekonstruktionsskizzen.
Schema B (Für Aufenthaltsorte der Könige ohne nachweisbare Existenz einer Königspfalz, eines Königshofes oder anderer Besitzungen des Reiches zum Zeitpunkt des ersten Aufenthaltes)
I.
Name des Ortes Überlieferte Formen, in wichtigen Fällen Etymologie.
II.
Historisch-geographische Beschreibung 1. Lage des Ortes in der Landschaft 2. Verkehrslage 3. Der Ort in der Wirtschaftsgeographie 4. Der Ort in der politischen Geographie 5. Der Ort in der kirchlichen Geographie
III.
Geschichte des Ortes 1. Siedlungsgeschichte 2. Institution oder Person, die den König beherbergt, und ihre Beziehung zum Königtum Nur wenn der Aufenthaltsort zugleich Sitz der Institution war, werden Fragen aus ihrer Geschichte, etwa die Rolle des Königtums bei der Gründung oder die Phasen der Privilegierung, behandelt. Andernfalls erscheint lediglich der Hinweis auf die gastgebende Institution. – Lässt sich keine für den Ort zuständige Institution ausmachen, dann wird die Bezeichnung des Ortes in den Quellen wiedergegeben.
XVI IV.
Bearbeitungsschemata
Örtlichkeit der Königsaufenthalte 1. Bezeichnung 2. Lage 3. Bauten
V.
Königtum und Ort 1. Aufenthalte des Königs am Ort 2. Nichtkönigliche Aufenthalte, soweit sie von reichsgeschichtlicher Bedeutung waren 3. Königserhebungen, Hoftage, Heeresversammlungen und Synoden am Ort in Anwesenheit des Königs (mit Verweis auf V.1); geplante Versammlungen (mit Quellenangaben) 4. Versammlungen und Landtage am Ort bei Abwesenheit des Königs, soweit sie in Beziehung zum Königtum standen (mit Verweis auf V.2); geplante, aber nicht zustande gekommene Versammlungen (mit Quellenangaben) 5. Gerichtstage des Königs (mit Verweis auf V.1) 6. Empfang von Päpsten, auswärtigen Fürsten und Gesandten durch den König (mit Verweis auf V.1) 7.1 Geistliche Festfeiern des Königs am Ort (mit Verweis auf V.1) 7.2 Weltliche Festfeiern des Königs oder von Mitgliedern seiner Familie (mit Verweis auf V.1 oder 2) 8. Kirchliche Funktionen und Handlungen des Königs und seiner Familie, Jahrtagsstiftungen, kirchliches Zeremoniell für den König (gegebenenfalls mit Verweis auf V.1) 9. Kirchen am Ort als Begräbnisstätten von Königen und Mitgliedern des königlichen Hauses; Stifter, Klöster und sonstige Kirchen am Ort, soweit sie in Beziehung zum König standen
VI.
Besitzverhältnisse, Servitien und Reichsaufgaben Besitzgeschichte, soweit sie Königtum und Reichsgut betrifft. Bei strittigen Fällen ist hier der Ort für die Diskussion des Übergangs von Reichsgut in andere Hände.
VII.
Nachwirkung der Funktion des Ortes für das Königtum
Bearbeitungsschemata
VIII.
XVII
Bedeutung als Aufenthaltsort von Königen in den einzelnen Perioden
IX. Bibliographie 1. Häufig zitierte Quellen, Quellensammlungen und Regestenwerke 2. Bücher und Aufsätze 3. Karten 4. Bilder
Hinweise zur Benutzung des Repertoriums 1. Bearbeitungsschemata Die beiden der Bearbeitung des Repertoriums zugrundeliegenden Schemata A und B sind im Eingangsteil eines jeden Bandes wiedergegeben. Trotz seiner größeren Anwendungsbreite enthält das Schema A der Vereinfachung wegen nur die Begriffe Pfalz, Pfalzort u. ä. Bei Reichsstädten ohne Pfalz entfällt Unterabschnitt III.3. Die Nachrichten über die Örtlichkeit(en) der Königsaufenthalte sind in diesen Fällen unter IV (ohne Untergliederung) zusammengestellt. Die Gliederung des Schemas B lehnt sich weitgehend an A an. Soweit Übereinstimmung oder enge inhaltliche Berührung besteht, sind die erläuternden Stichwörter zu den einzelnen Abschnitten weggelassen oder verkürzt wiedergegeben. Schema A ist daher bei der Benutzung von B ergänzend heranzuziehen. Bei dürftiger Quellenlage wird der Abschnitt IV von Schema B ohne Untergliederung bearbeitet.
2. Anlage der Ortsartikel Die Artikel sind nach einem der beiden Schemata A und B bearbeitet. Aus der Angabe im Lemma geht hervor, welches Schema jeweils zugrunde liegt. Der Übersichtlichkeit wegen werden die Nummern aller, auch der nicht besetzten Abschnitte des benutzten Schemas aufgeführt; von dieser Regel ist die letzte Rubrik IX.4 ausgenommen. Verweisungen innerhalb eines Artikels beziehen sich entweder auf denselben Abschnitt des Schemas (oben, unten) oder auf andere Abschnitte (Angabe der Rubrik). Wenn es sich um längere Textpassagen handelt, wird die Seitenzahl hinzugesetzt.
3. Lemmata Die Ortsnamen erscheinen in ihrer heutigen Schreibweise (z. B. Königsdahlum, nicht Dahlum), aber ohne moderne Zusätze (z. B. Gandersheim, nicht Bad Gandersheim). Wenn die Örtlichkeit der Königsaufenthalte heute zu einer anderen
Hinweise zur Benutzung des Repertoriums
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Gemeinde gehört, ihr Name sich aber erhalten hat, wird sie unter ihrem alten Namen eingeordnet (z. B. Biebrich, Stadtteil von Wiesbaden). Hingegen ist der heutige Ortsname für die Lemmatisierung maßgeblich, wenn der alte Ortsname beim Aufgehen der Siedlung in einen anderen Ort außer Gebrauch gekommen ist (z. B. Lentichnova => Riekofen) oder durch einen neuen Namen ersetzt worden ist (z. B. Grebenau statt Cappel, Heiligenberg statt Abirinesberg). Im Falle der Ortsnamen mit unterscheidenden Zusätzen (Ober-, Unter- u. ä.) wird der Zusatz bei der alphabetischen Einordnung berücksichtigt, wenn sich der fragliche Königsaufenthalt mit der erforderlichen Sicherheit lokalisieren lässt, z. B. Herrenbreitungen oder Altötting statt Breitungen oder Ötting; andernfalls wird der Ortsname ohne Zusatz lemmatisiert z. B. Gottern (Alten- oder GroßenGottern).
4. Literaturzitate Die Literatur zu einem Ortsartikel wird entweder unter dessen Rubrik IX aufgeführt, wenn sie in der Darstellung öfters zitiert wird, oder innerhalb bzw. am Ende des betreffenden Abschnitts, wenn sie nur einmal oder vereinzelt herangezogen wird. In diesem Fall wird bei der Wiederholung auf das Erstzitat zurückverwiesen. Für die übrigen Kurztitel sind das allgemeine und das regionale Literaturverzeichnis des Bandes heranzuziehen.
5. Abkürzungen und Sigel von Zeitschriften und Reihen Sie entsprechen den Richtlinien des Dahlmann-Waitz, Quellenkunde der deutschen Geschichte 1. 10. Aufl. Hg. im Max-Planck-Institut für Geschichte von H. Heimpel und H. Geuss. Stuttgart 1969 S. 30–79. Besondere Abkürzung: VeröffMPIG = Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte.
6. Kennzeichnung von Personen mit * In den Aufenthaltsregesten der Abschnitte V.1 und V.2 werden die aus Urkunden bekannten Intervenienten und Petenten mit * gekennzeichnet. Dadurch soll ausgedrückt werden, dass die Anwesenheit dieser Personen nicht gesichert, sondern nur wahrscheinlich ist. Für Urkundenzeugen wird diese Einschränkung nicht geltend gemacht.
Abkürzungsverzeichnisse 1. Abkürzungen und Zeichen Vorbemerkung: Allgemein gebräuchliche Abkürzungen sind hier nicht aufgenommen, auch nicht die um ihre Endung -lich oder -isch gekürzten Adjektive (z. B. westl. für westlich). a. a. a. O. Abb. Abt. ahd. Anm. Ann. Art. as. Aufl. Bd. Bearb. Beih. Beitr. Best. Bez. Bibl. Bl. cap. Cod. Cont. cop. d. i. dipl. Diss. ebd. Ed. ehem. eingel. Erg. erl. ersch. F. Festg. Festschr. Fln. fol. (’)
anno am angegebenen Ort Abbildung, Abbildungen Abteilung althochdeutsch Anmerkung, Anmerkungen Annales, Annalen Artikel altsächsisch Auflage, Auflagen Band Bearbeiter, bearbeitet Beiheft Beitrag Bestand Bezirk Bibliotheca, Bibliothek Blatt capitulum, Kapitel Codex Continuatio copial das ist diplomaticus, diplomatisch Dissertation, Dissertationen ebenda Editor, Edition, ediert ehemals eingeleitet Ergänzung, Ergänzungen erläutert erschienen Folge Festgabe Festschrift Flurname, Flurnamen folio (verso)
Forsch. fortges. Frhr. Gem. germ. H. Hdb. Hg. Hs. i. e. irrt. J. Jg. Jh. korr. Kr. lat. Lfg. Lit. M. MA Masch. mhd. mlat. mnd. Mon. Ms. Nachtr. nd. Ndr. Neubearb. NF. NReihe Nr. NS. ON
Forschung(en) fortgesetzt Freiherr Gemeinde germanisch Heft Handbuch Herausgeber, herausgegeben Handschrift id est irrtümlich Jahr Jahrgang Jahrhundert korrigiert Kreis lateinisch Lieferung Literatur Maßstab Mittelalter Maschinenschrift mittelhochdeutsch mittellateinisch mittelniederdeutsch Monumenta Manuskript Nachtrag niederdeutsch Nachdruck, Neudruck Neubearbeitung, neubearbeitet Neue Folge Neue Reihe Nummer Neue Serie, Nova Series Ortsname, Ortsnamen
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Abkürzungsverzeichnisse o. J. o. O. or. Pak. Photogr. PN
ohne Jahr ohne Ort original Paket Photographie Personenname, Personennamen Rec. Recensio Reg. Regesta, Regesten Reg.Bez. Regierungsbezirk Reg.-Präs. Regierungspräsident s. (mit röm.Zahl) saeculi – ex., in. – exeuntis, ineuntis sc. scilicet Schrr. Schriften Sp. Spalte Spur. Spurium StA Staatsarchiv StadtA Stadtarchiv Suppl. Supplement
s. v. Taf. topogr. Trad. UB u. d. T. Urk. v. v. J. Veröff. Vorbem. Z. Zfr. z. J. * (vor Sprach formen) * (hinter Per sonennamen)
sub voce Tafel topographisch Traditiones, Traditionen Urkundenbuch unter dem Titel Urkunde(n) versum, Vers vom Jahr Veröffentlichung(en) Vorbemerkung Zeile Ziffer zum Jahr erschlossene Form
Anwesenheit wahr scheinlich (vgl. Hinweise zur Benutzung) † (vor Ortsnamen) Wüstung
2. Allgemeine Literatur und Quellensammlungen AA SS Abel-Simson
Alvermann, Otto II.
AUF Bach, Namenkunde Becher, Karl d. Gr. Becher, Karl der Gute
Becher, Macht und Herrschaft Benz, Untersuchungen
Bernhardi, Konrad
Acta Sanctorum. Ed. Jean Bollandus u. a. Antwerpen 1643 ff.; Ndr. Paris 1863–1925 Sigurd Abel, Jahrbücher des fränkischen Reiches unter Karl dem Großen 1: 768–788. 2. Aufl. Bearb. von Bernhard Simson. Leipzig 1888; 2: 788–814. Vollendet von Bernhard Simson. Leipzig 1883 Dirk Alvermann, Königsherrschaft und Reichsintegration. Eine Untersuchung zur politischen Struktur von regna und imperium zur Zeit Kaiser Ottos II. (967) 973–983 = Berliner Hist. Stud. 28. Berlin 1998 Archiv für Urkundenforsch. Adolf Bach, Deutsche Namenkunde. Heidelberg ²1952 ff. Matthias Becher, Karl der Große (Beck’sche Reihe 2120) München 62014 Matthias Becher, Karl der Gute als Thronkandidat im Jahr 1125. Gedanken zur norddeutschen Opposition gegen Heinrich V. (Heinrich V. in seiner Zeit. Herrschen im europäischen Reich des Hochmittelalters. Hg. von Gerhard Lubich = Forschung. zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters 34. Wien u. a. 2013) S. 137–150; jetzt ders. (Macht und Herrschaft) S. 83–98 Matthias Becher, Macht und Herrschaft. Praktiken – Strukturen – Begründungen. Hg. von Linda Dohmen u. a. Göttingen 2019 Karl Josef Benz, Untersuchungen zur politischen Bedeutung der Kirchweihe unter Teilnahme der deutschen Herrscher im hohen Mittelalter. Ein Beitrag zum Studium des Verhältnisses zwischen welt licher Macht und kirchlicher Wirklichkeit unter Otto III. und Heinrich II. = Regensburger Hist. Forsch. 4. Kallmünz 1975 Wilhelm Bernhardi, Konrad III. 1–2 = Jahrbücher der deutschen Geschichte. Leipzig 1883
XXII Bernhardi, Lothar Bernhardt, Itinerant Kingship Bibl. Rer. Germ. Bibl. Rer. Hist. Bigott, Ludwig der Deutsche BlldtLdG BM²
Bresslau Brühl, Fodrum
DA Dasler
D, DD Deutsche Königspfalzen
Diestelkamp, Urkundenregesten 1
Dümmler
Fleckenstein, Hof kapelle Förstemann-Jellinghaus, ON Fried, Karl d. Gr. FrühMAStud. FSA Gallée, Grammatik
Abkürzungsverzeichnisse Wilhelm Bernhardi, Lothar von Supplingenburg = Jahrbücher der deutschen Geschichte. Leipzig 1879 John W. Bernhardt, Itinerant Kingship and Royal Monasteries in Early Medieval Germany c. 936–1075. Cambridge 1993 Bibliotheca rerum Germanicarum. Ed. Philipp Jaffé. Berlin 1864–1873 Bibliotheca rerum historicarum. Ed. Karl August Eckhard. Aalen 1970–1979 Boris Bigott, Ludwig der Deutsche und die Reichskirche im Ostfränkischen Reich (826–876). Husum 2002 Blätter für deutsche Landesgeschichte Johann Friedrich Böhmer, Regesta Imperii I. Die Regesten des Kaiserreiches unter den Karolingern 751–918. Neubearb. von Engelbert Mühlbacher. Vollendet von Johannes Lechner. Innsbruck ²1908; Von Carlrichard Brühl und Hans H. Kaminsky erg. Ndr. Hildesheim 1966 Harry Bresslau, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. 1–2. = Jahrbücher der deutschen Geschichte. Leipzig 1879–1884 Carlrichard Brühl, Fodrum, Gistum, Servitium regis. Studien zu den wirtschaftlichen Grundlagen des Königtums im Frankenreich und in den fränkischen Nachfolgestaaten Deutschland, Frankreich und Italien vom 6. bis zur Mitte des 14.Jahrhunderts 1–2 = KölnHistAbhh 14/ 1–2. Köln 1968 Deutsches Archiv für Erforsch. des Mittelalters Clemens Dasler, Forst- und Wildbann im frühen deutschen Reich. Die königlichen Privilegien für die Reichskirche vom 9. bis zum 12. Jahrhundert = Diss. zur mittelalterlichen Geschichte 10. Köln 2001 s. MGH Deutsche Königspfalzen. Beiträge zu ihrer historischen und archäologischen Erforsch. 1–8 = VeröffMPIG 11/1–8. Göttingen 1963/1965/ 1979/1996/2001/2005/2007 Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts bis 1451. Bd. 1: Die Zeit von Konrad I. bis Heinrich VI. 911–1197. Hg. von Bernhard Diestelkamp = Quellen und Forsch. zur höchsten Gerichtsbarkeit im alten Reich. Sonderreihe 1. Köln u. a. 1988 Ernst Dümmler, Geschichte des ostfränkischen Reiches 1–3 = Jahrbücher der deutschen Geschichte 1–2: Leipzig ²1887; 3: Leipzig ²1888 Josef Fleckenstein, Die Hofkapelle der deutschen Könige 1–2 = SchrrMGH 16/1–2. Stuttgart 1959–66 Ernst Wilhelm Förstemann, Altdeutsches Namenbuch 2: Ortsund sonstige geographische Namen 1–2. Hg. von Hermann Jellinghaus. Bonn 31913; Ndr. Bonn 1967; Hildesheim 1983 Johannes Fried, Karl der Große. Gewalt und Glaube. München 2013. 52016 Frühmittelalterliche Studien Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Frhr. vom Stein-Gedächtsnisausgabe Johan Hendrik Gallée, Altsächsische Grammatik. Mit Berichtigungen und Lit.-Nachträgen von Heinrich Tiefenbach. ³Tübingen 1993
Abkürzungsverzeichnisse Gauert, Karl d. Gr.
XXIII
Adolf Gauert, Zum Itinerar Karls des Großen (Karl der Große. Lebenswerk und Nachleben. Hg. von Wolfgang Braunfels. 1: Persönlichkeit und Geschichte. Hg. von Helmut Beumann. Düsseldorf ³1967) S. 307–321 Gauert, Königspfalzen Adolf Gauert, Zur Struktur und Topographie der Königspfalzen (Deutsche Königspfalzen 2) S. 1–60 Germania Pontificia Germania pontificia sive Repertorium privilegiorum et litterarum a romanis pontificibus ante annum MCLXXXXVIII Germaniae ecclesiis monasteriis civitatibus singulisque personis concessorum Germania Sacra Germania sacra. Historisch-statistische Beschreibung der Kirche des Alten Reiches Glocker, Verwandten Winfried Glocker, Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik: Studien zur Familienpolitik und Genealogie des sächsischen Kaiserhauses = Diss. zur mittelalterlichen Geschichte 5. Köln u. a. 1989 Hägermann, Karl d. Gr. Dieter Hägermann, Karl der Große. Herrscher des Abendlandes. Berlin 2000. Hartmann, Karl d. Gr. Wilfried Hartmann, Karl der Große = Kohlhammer-Urban-Taschenbücher 643. Stuttgart 2010 Hartmann, Ludwig der Wilfried Hartmann, Ludwig der Deutsche = Gestalten des MitDeutsche telalters und der Renaissance. Darmstadt 2002 Hartmann, Synoden Wilfried Hartmann, Die Synoden der Karolingerzeit im Frankenreich und in Italien = Konziliengeschichte. Reihe A. Darstellungen. Paderborn 1989 Hausmann, ReichsFriedrich Hausmann, Reichskanzlei und Hofkapelle unter Heinrich V. und Konrad III. = SchrrMGH 14. Stuttgart 1956 kanzlei Hirsch 1 Siegfried Hirsch, Jahrbücher des deutschen Reiches unter Heinrich II. 1. Leipzig 1862 Hirsch 2 Siegfried Hirsch, Jahrbücher des deutschen Reiches unter Heinrich II. 2. Siegfried Hirsch – Hermann Pabst. Leipzig 1864 Hirsch 3 Siegfried Hirsch, Jahrbücher des deutschen Reiches unter Heinrich II. 3. Siegfried Hirsch – Harry Bresslau. Leipzig 1875 Hucker, Kaiser Otto IV. Bernd Ulrich Hucker, Kaiser Otto IV. = SchrrMGH 34. Hannover 1990 JL Regesta pontificum Romanorum ab condita ecclesia ad annum post Christum natum MCXCVIII. Ed. Philippus Jaffé. Ed. secundam correctam et auctam … curaverunt Samuel Loewenfeld, Ferdinandus Kaltenbrunner, Paulus Ewald 1–2. Leipzig 1885– 1888; Ndr. Graz 1956 Kamp, Moneta regis Norbert Kamp, Moneta regis. Königliche Münzstätten und königliche Münzpolitik in der Stauferzeit = SchrrMGH 55. Hannover 2006 Keller, Reichsstruktur Hagen Keller, Reichsstruktur und Herrschaftsauffassung in ottonisch-frühsalischer Zeit (FrühMAStud. 16. 1982) S. 74–128 Kilian, Heinrich IV. Eugen Kilian, Itinerar Kaiser Heinrichs IV. Karlsruhe 1886 Königspfalzen Die deutschen Königspfalzen. Repertorium der Pfalzen, Königshöfe und übrigen Aufenthaltsorte der Könige im deutschen Reich des Mittelalters. Hg. vom Max-Planck-Institut für Geschichte. Redaktion: Caspar Ehlers, Lutz Fenske (†) und Thomas Zotz. Göttingen 1983 ff. 1: Hessen. Göttingen 1983 ff.; 2: Thüringen. Bearb. von Michael Gockel. Göttingen 2000; 3: Baden-Württemberg. Bearb. von Helmut Maurer. Göttingen 1988 ff.; 4: Niedersachsen.
XXIV
Abkürzungsverzeichnisse
Göttingen 1999 ff. Seit 2007: Hg. vom Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte, nun Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie. Redaktion: Caspar Ehlers und Thomas Zotz Rudolf Anastasius Köpke – Ernst Dümmler, Kaiser Otto der Köpke-Dümmler Große = Jahrbücher der deutschen Geschichte. Leipzig 1876; Ndr. Darmstadt 1962 Metz, Karol. Reichsgut Wolfgang Metz, Das karolingische Reichsgut. Eine verfassungsund verwaltungsgeschichtliche Untersuchung. Berlin 1960 Metz, Quellenstudien Wolfgang Metz, Quellenstudien zum Servitium Regis 1 (Archiv für Diplomatik 22. 1976) S. 187–271; 2 (ebd. 24. 1978) S. 203–291; 3 (ebd. 31. 1985) S. 273–326; 4 (ebd. 38. 1992) S. 17–68 Metz, Servitium Regis Wolfgang Metz, Das Servitium Regis. Zur Erforschung der wirtschaftlichen Grundlagen des hochmittelalterlichen deutschen Königtums = Erträge der Forsch. 89. Darmstadt 1978 MAStud. MittelalterStudien Meyer von Knonau Gerold Meyer von Knonau, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V. 1–7 = Jahrbücher der deutschen Geschichte. Leipzig 1890–1909; Ndr. Berlin 1964–1965 MGH Monumenta Germaniae Historica MGH Capit. MGH Leges. Capitularia regum Francorum MGH Conc. MGH Leges. Concilia MGH Const. MGH Leges. Constitutiones et acta publica imperatorum et regum MGH DD MGH Diplomata Die Urkunden Pippins, Karlmanns und Karls des Großen (Pippini, – DKarol. 1 Carlomanni, Caroli Magni Diplomata). Hg. von Engelbert Mühlbacher unter Mitwirkung von Alfons Dopsch, Johann Lechner und Michael Tangl. Berlin 1906; Ndr. München 1991 – D + Name Einzelne Urkunden. Namensabkürzungen: Arn = Arnulf; F = Friedrich; H = Heinrich; HR = Heinrich Raspe; K = Karl; Karlm = Karlmann; Ko = Konrad; L = Ludwig; LdD = Ludwig der Deutsche; LdF = Ludwig der Fromme; LdK = Ludwig das Kind; Lo = Lothar; O = Otto; Ph = Philipp; W = Wilhelm von Holland; Zw = Zwentibold MGH Dt. Chroniken MGH Scriptores. Deutsche Chroniken und andere Geschichtsbücher des Mittelalters MGH Epp. Karol. MGH Epistolae Karolini aevi MGH Epp. s. XIII MGH Epistolae s. XIII e regestis pontificum Romanorum selectae MGH Epp. sel MGH Epistolae selectae in usum scholarum separatim editae MGH Fontes iuris MGH Fontes iuris Germanici antiqui in usum scholarum separatim editi MGH Fontes iuris NS. MGH Fontes iuris Germanici antiqui, Nova Series MGH Form. MGH Leges. Formulae Merowingici et Karolini aevi MGH Lib. Mem. MGH Libri memoriales MGH Necrol. MGH Necrologia Germaniae MGH Poetae MGH Antiquitates. Poetae latini medii aevi (MGH) SS MGH Scriptores (in folio) (MGH) SS rer. Germ MGH Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi (MGH) SS rer. Germ. NS. MGH Scriptores rerum Germanicarum, Nova Series (MGH) SS rer. Lang. MGH Scriptores rerum Langobardicarum et Italicarum s. VI.–IX. et Ital.
Abkürzungsverzeichnisse (MGH) SS rer. Merov. (MGH) UHdL
Migne PL Moraw, Pfalzstifte Müller, Heinrich III.
Müller-Mertens, Reichsstruktur Müller-MertensHuschner Opll, Friedrich Barbarossa Palais royaux
Reg. Imp. Reinke, Reise geschwindigkeit Rembold, Conquest
Rieckenberg, Königsstraße Die Salier und das Reich Schieffer, Ort
Simonsfeld Simson SS SS rer. Brunsvicensium
St
Steindorff
XXV
MGH Scriptores rerum Merovingicarum Die Urkunden Heinrichs des Löwen, Herzogs von Sachsen und Bayern. Hg. von Karl Jordan = Laienfürsten- und Dynastenurkunden der Kaiserzeit 1. Weimar 1941–1949; Ndr. Stuttgart 1995 Patrologiae Cursus Completus, Series Latina. Ed. Jacques-Paul Migne. Paris 1844 ff. Peter Moraw, Die Pfalzstifte der Salier (Die Salier und das Reich 2) S. 355–372 Ernst Müller, Das Itinerar Kaiser Heinrichs III. (1039 bis 1056) mit besonderer Berücksichtigung seiner Urkunden = Hist. Stud. 26. Berlin 1901 Eckhard Müller-Mertens, Die Reichsstruktur im Spiegel der Herrschaftspraxis Ottos des Großen = ForschMAG 25. Berlin 1980 Eckhard Müller-Mertens – Wolfgang Huschner, Reichsintegration im Spiegel der Herrschaftspraxis Kaiser Konrads II. = ForschMAG 35. Weimar 1992 Ferdinand Opll, Das Itinerar Kaiser Friedrich Barbarossas (1152– 1190) = Forsch. zur Kaiser- und Papstg. des MA.s 1. Wien u. a. 1978 Palais royaux et princiers au moyen age. Actes du colloque international tenu au Mans les 6–7 et 8 octobre 1994. Hg. von Annie Renoux. Le Mans 1996 Johann Friedrich Böhmer, Regesta Imperii 2 ff. Neubearb. Innsbruck 1993 ff. Martina Reinke, Die Reisegeschwindigkeit des deutschen Königshofes im 11. und 12. Jahrhundert nördlich der Alpen (BlldtLdG 123. 1987) S. 225–251 Ingrid Rembold, Conquest and Christianization. Saxony and the Carolingian World. 772–888 = Cambridge studies in medieval life and thought. Fourth series 108. Cambridge 2018 Hans Jürgen Rieckenberg, Königsstraße und Königsgut in liudol fingischer und frühsalischer Zeit (AUF 17. 1941) S. 32–154 und 3 Karten Die Salier und das Reich. Hg. von Stefan Weinfurter, 3 Bde. Sigmaringen 1991–1992 Rudolf Schieffer, Von Ort zu Ort. Aufgaben und Ergebnisse der Erforschung ambulanter Herrschaftspraxis (Orte der Herrschaft; s. u. 3.) S. 11–23 Henry Simonsfeld, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Friedrich I. (1152–1158) Leipzig 1908; Ndr. Berlin 1967 Bernhard von Simson, Jahrbücher des Fränkischen Reichs unter Ludwig dem Frommen 1–2. Leipzig 1874–1876 s. MGH Scriptores rerum Brunsvicensium illustrationi inservientes antiqui omnes et religionis reformatione priores 1–3. Hg. von Gottfried Wilhelm Leibniz. Hannover 1707–1711 Karl Friedrich Stumpf[-Brentano], Die Reichskanzler vornehmlich des X., XI. und XII. Jahrhunderts 1–2. Innsbruck 1865– 1883; Ndr. Aalen 1960 Ernst L. H. Steindorff, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich III. 1–2. Leipzig 1874–1881; Ndr. Leipzig 1969
XXVI
Abkürzungsverzeichnisse
Streich, Burg und Kirche Gerhard Streich, Burg und Kirche während des deutschen Mittelalters. Untersuchungen zur Sakraltopographie von Pfalzen, Burgen und Herrensitzen 1–2 = VortrrForsch. Sonderbd. 29. Sigmaringen 1984 Hans-Jochen Stüllein, Das Itinerar Heinrichs V. in DeutschStüllein, Heinrich V. land. München 1971 Thorau, Heinrich (VII.) Peter Thorau, König Heinrich (VII.), das Reich und die Territorien. Untersuchungen zur Phase der Minderjährigkeit und der „Regentschaften“ Erzbischof Engelberts I. von Köln und Herzog Ludwigs I. von Bayern (1211) 1220–1228 = Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Heinrich (VII.), Teil 1 = Jahrbücher der Deutschen Geschichte 21. Berlin 1998 Tradition als historische Tradition als historische Kraft. Interdisziplinäre Forsch. zur GeKraft schichte des früheren Mittelalters (Festschr. Karl Hauck). Hg. von Norbert Kamp und Joachim Wollasch. Berlin u. a. 1982 Uhlirz, Otto II. Karl Uhlirz, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 1: Otto II. 973–983. Leipzig 1902; Ndr. Berlin 1967 Uhlirz, Otto III. Karl und Mathilde Uhlirz. Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 2: Otto III. 983–1002. Berlin 1954 Waitz Georg Waitz, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I. Leipzig 1885; 4. erg. Aufl. Darmstadt 1963 Heinrich Weber, Die Reichsversammlungen im ostfränkischen Weber, Reichs versammlungen Reich 840–918. Eine entwicklungsgeschichtliche Untersuchung vom karolingischen Großreich zum deutschen Reich. Würzburg 1962 Stefan Weinfurter, Heinrich II., Herrscher am Ende der Zeiten. Weinfurter, Heinrich II. Regensburg 2002 Weinfurter, Karl d. Gr. Stefan Weinfurter, Karl der Große. Der heilige Barbar. München 2013 Eduard Winkelmann, Kaiser Friedrich II. 1: 1218–1228; 2: Winkelmann, Friedrich II. 1228–1233 = Jahrbücher der deutschen Geschichte. Leipzig 1889– 1897; Ndr. Darmstadt 1967 Winkelmann, Otto IV. Eduard Winkelmann, Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig 2: Kaiser Otto IV. von Braunschweig 1208–1218 = Jahrbücher der deutschen Geschichte. Leipzig 1878; Ndr. Darmstadt 1968 Winkelmann, Philipp Eduard Winkelmann, Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig 1: König Philipp von Schwaben 1197–1208 = Jahrbücher der deutschen Geschichte. Leipzig 1873; Ndr. Darmstadt 1968 Zotz, Gegenwart Thomas Zotz, Die Gegenwart des Königs. Zur Herrschaftspraxis Ottos III. und Heinrichs II. (Otto III. – Heinrich II. – eine Wende? Hg. von Bernd Schneidmüller und Stefan Weinfurter = MA-Forsch. 1. Sigmaringen 1997; Stuttgart 22000) S. 349–386 Zotz, Vorbemerkungen Thomas Zotz, Vorbemerkungen zum Repertorium der deutschen Königspfalzen (BlldtLdG 118. 1982) S. 177–203
Abkürzungsverzeichnisse
XXVII
3. Regionale Literatur und Quellensammlungen 805: Liudger wird Bischof
805: Liudger wird Bischof. Spuren eines Heiligen zwischen York, Rom und Münster. Hg. von Gabriele Isenberg und Barbara Rommé. Mainz 2005 1000 Jahre Bartholomäus- 1000 Jahre Bartholomäuskapelle. Geschichte – Liturgie – Denkkapelle malpflege. Hg. von Norbert Börste und Stefan Kopp. Petersberg 2018 AFWL Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe AiWL Archäologie in Westfalen-Lippe Althoff, Ottonen Gerd Althoff, Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. Stuttgart u. a. 2000 Ann. Corbeienses s. Die Corveyer Ann. Die größeren Ann. von Die größeren Annalen von Corvey (Annales Corbeienses maiores). Corvey Bearb. von Franz-Josef Schmale = VeröffHistKommWestf 10,8 = Abhandlungen zur Corveyer Geschichtsschreibung 8. Münster 1996 Ann. Patherbrunnenses Paul Scheffer-Boichorst, Annales Patherbrunnenses. Eine verlorene Quellenschrift des zwölften Jahrhunderts aus Bruchstücken wiederhergestellt von P. Scheffer-Boichorst. Innsbruck 1870 [vgl. jetzt Die größeren Ann. von Corvey] Balzer, Adel Edeltraud Balzer, Adel – Kirche – Stiftung. Studien zur Geschichte des Bistums Münster im 11. Jahrhundert = Westfalia sacra. Quellen und Forsch. zur Kirchengeschichte Westfalens 15. Münster 2006 Balzer, Altarweihen Manfred Balzer, Altarweihen Papst Leos III. 799 in Westfalen? Paderborn – Eresburg / Obermarsberg – Detmold (Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 86. 2017) S. 125–145 Balzer, Barbarossakopf Edeltraud Balzer, Der Cappenberger Barbarossakopf. Vorgeschichte, Geschenkanlass und Funktionen (FrühMAStud. 46. 2012) S. 241–299 Balzer, Bischöfe Manfred Balzer, Westfälische Bischöfe des 10. und 11. Jahrhunderts als Bauherren und Architekten (Bischöfliches Bauen im 11. Jahrhundert) S. 109–136 Balzer, Dorf Manfred Balzer, Dorf – Stift – „stadtähnliche Siedlung“: Geseke vom 8. bis zum 12. Jahrhundert (Geschichte der Stadt Geseke. Hg. von Detlef Grothmann. Bd. 1. Münster 2017) S. 81–120 Balzer, Dortmund und Manfred Balzer, Dortmund und Paderborn. Zwei AufentPaderborn haltsorte der fränkischen und deutschen Könige in Westfalen (8.– 13. Jh.) (WF 32. 1982) S. 1–20 Balzer, Erbauungszeit Manfred Balzer, Erbauungszeit – Patrozinium – Funktionen. Die Bartholomäuskapelle nach den mittelalterlichen Schriftzeugnissen (1000 Jahre Bartholomäuskapelle) S. 12–21 Balzer, Et apostolicus Manfred Balzer, …et apostolicus repetit quoque castra suo rum. Vom Wohnen im Zelt im Mittelalter (FrühMAStud. 26. 1992) S. 208–229 Balzer, Frühe Mission I / I I Edeltraud Balzer, Frühe Mission, adelige Stifter und die Anfänge des Bischofssitzes in Münster. I (WZ 160. 2010) S. 9–50 – II (WZ 161. 2011) S. 9–59 Manfred Balzer, Frühe Stadtbildung in Westfalen. Die Rolle Balzer, Frühe Stadt bildung von Kirchen (Die Pfarre in der Stadt. Hg. von Werner Freitag = Städteforsch. A/82. Köln u. a. 2011) S. 1–62
XXVIII Balzer, Kirchen und Siedlungsgang
Abkürzungsverzeichnisse
Manfred Balzer, Kirchen und Siedlungsgang im westfälischen Mittelalter (Leben bei den Toten. Kirchhöfe in der ländlichen Gesellschaft der Vormoderne. Hg. von Werner Freitag und Jan Brademann. Münster 2007) S. 83–115 Balzer, Neues Edeltraud Balzer, Neues zum Cappenberger Barbarossakopf (Westfalen 93. 2015) S. 5–36 Balzer, Paderborn Manfred Balzer, Paderborn im frühen Mittelalter (776–1050): Sächsische Siedlung – Karolingischer Pfalzort – Ottonisch-salische Bischofsstadt (Paderborn. Geschichte der Stadt in ihrer Region 1. Hg. von Frank Göttmann, Karl Hüser und Jörg Jarnut. Paderborn u. a. 1999) S. 2–118 Balzer, Pfalzenforschung Manfred Balzer, Ergebnisse und Probleme der Pfalzenforschung in Westfalen (BlldtLdG 120. 1984) S. 105–134 Balzer, Pfalzort Manfred Balzer, Paderborn als karolingischer Pfalzort (Deutsche Königspfalzen 3 = VeröffMPIG 11/3. 1979) S. 9–85 Balzer, Siedlungs- und Manfred Balzer, Siedlungs- und Besitzvoraussetzungen für die Gründung von Bischofssitzen im westlichen Sachsen (Westfalen 84. Besitzvoraussetzungen 2006) S. 159–194 Balzer, Vornehm Manfred Balzer, Vornehm – reich – klug. Herkunft, Königsdienst und Güterpolitik Bischof Meinwerks, (Kat. Paderborn 2009) S. 88–99 Balzer, Zentralort Manfred Balzer, Paderborn. Zentralort der Karolinger im Sachsen des späten 8. und frühen 9. Jhs. (Kat. Paderborn 1999) S. 116–123 Bannasch, Bistum Hermann Bannasch, Das Bistum Paderborn unter den Bischöfen Rethar und Meinwerk = Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte 12. Paderborn 1972 Bauermann, Besitz Johannes Bauermann, Vom westfälischen Besitz des Erzstifts Magdeburg (Geschichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg 65. 1930) S. 73–90; Ndr. Bauermann, Elbe S. 159–174 Bauermann, Elbe Johannes Bauermann, Von der Elbe bis zum Rhein. Aus der Landesgeschichte Ostsachsens und Westfalens. Gesammelte Studien = Neue Münstersche Beiträge zur Geschichtsforsch. 11. Münster 1968 Bauermann, ‚herescephe‘ Johannes Bauermann, ‚herescephe‘. Zur Frage der sächsischen Stammesprovinzen (WZ 97,1. 1947) S. 38–68 Berndt, Vita Meinwerci Vita Meinwerci episcopi Patherbrunnensis. Text, Übersetzung, Kommentar. Hg. von Guido M. Berndt = MAStud. 21. Paderborn 2009 Bischöfliches Bauen im 11. Jahrhundert. Archäologisch-historiBischöfliches Bauen im 11. Jahrhundert sches Forum. Hg. von Jörg Jarnut, Ansgar Köb und Matthias Wemhoff = Mittelalter-Studien des Instituts zur Interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens 18. Paderborn 2009 BKW Bau- und Kunstdenkmäler Westfalens BNF Beiträge zur Namenforsch. Brandt-Hengst, Bistum Hans Jürgen Brandt – Karl Hengst, Das Bistum Paderborn im Mittelalter = Geschichte des Erzbistums Paderborn 1. Paderborn 2002 Henriette Brink-Kloke, Dokumentation der Ausgrabungen Brink-Kloke, Dokumentation am Hellweg in Dortmund und Arbeitsgeräte der Archäologen (Zeitreise Hellweg. Spuren einer Straße durch die Jahrtausende. Hg. von Reinhild Stephan-Maaser. Essen 2000) S. 33–34
Abkürzungsverzeichnisse Bruns-Weczerka
Chronik des Dietrich Westhoff
Die Corveyer Ann.
CTW Dehio NRW II Derks, Gerswid
Derks, ON Hildesheim
Derks, „Astnide“
Deutsches Städtebuch 3 DFW DGB
DOB Droege, Fränkische Siedlung DUB Ehlers, Integration Engelbert, Vita Sturmi des Eigil Englisch, Hellweg Erkens, Konrad II. Ferne Welten
Flach, Reichsgut Freise, Frühmittelalter
XXIX
Friedrich Bruns – Hugo Weczerka, Hansische Handelsstraßen = Quellen u. Darstellungen z. hans. Geschichte NF. XIII. Teil 1 Atlas. Köln u. a. 1962. Teil 2 Textbd. Weimar 1967 Chronik des Dietrich Westhoff von 750–1550 (Die Chroniken der westfälischen und rheinischen Städte 1. Dortmund, Neuß. Hg. von Josef Hansen = Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert 20. Leipzig 1887, ND 1969) S. 147–462 Die Corveyer Annalen. Textbearbeitung und Kommentar von Joseph Prinz = VeröffHistKommWestf 10,7 = Abhandlungen zur Corveyer Geschichtschreibung 7. Münster 1982 (Ann. C orbeienses) Codex traditionum Westfalicarum Georg Dehio, Hdb. der Deutschen Kunstdenkmäler NordrheinWestfalen II: Westfalen. Neubearb. München u.a 2011 Paul Derks, Gerswid oder Altfrid. Zur Überlieferung der Gründung des Stiftes Essen (Essener Beiträge. Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 107. 1995) S. 7–190 Paul Derks, Der Ortsname Hildesheim: Seine sprachliche und seine geschichtliche Aussage (Hildesheimer Jahrbuch 70/71. 1998/99) S. 15–57 Paul Derks, „Astnide“ und „Throtmanni“ – „Ascloon“ und „Hundasarsa“. Kritisches zum Zeugnis-Wert der Stammes- und Ortsnamen des Landstrichs Borahtras (Die Herrschaften von Asseln. Ein frühmittelalterliches Gräberfeld am Dortmunder Hellweg im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte. Hg. von Henriette Brink-Kloke. München u. a. 2007) S. 94–99 Deutsches Städtebuch Bd. 3: Nordwest-Deutschland, 2: Westfalen. Hg. von Erich Keyser. Stuttgart 1954 Denkmalpflege und Forsch. in Westfalen Albrecht Greule, Deutsches Gewässernamenbuch. Etymologie der Gewässernamen und der dazugehörigen Gebiets-, Siedlungsund Flurnamen. Berlin u. a. 2014 Deutsches Ortsnamenbuch. Hg von Manfred Niemeyer. Berlin u. a. 2012 Georg Droege, Fränkische Siedlung in Westfalen (FrühMAStud. 4. 1970) S. 271–288 Dortmunder Urkundenbuch. Bearb. von Karl Rübel. Dortmund 1881–1910. Caspar Ehlers, Die Integration Sachsens in das fränkische Reich: 751–1024 = VeröffMPIG 231. Göttingen 2007 Die Vita Sturmi des Eigil von Fulda. Hg. von Pius Engelbert = VeröffHistKomm für Hessen und Waldeck 29. Marburg 1968 Brigitte Englisch, Der Hellweg zwischen Mythos und Realität (Soester Zeitschrift 117. 2005) S. 45–89 Franz-Reiner Erkens, Konrad II. (um 990–1039). Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Regensburg 1998 Ferne Welten – Freie Stadt. Dortmund im Mittelalter. Hg. von Matthias Ohm, Thomas Schilp und Barbara Welzel = Dortmunder Mittelalter-Forsch. 7. Bielefeld 2006 Dietmar Flach, Reichsgut 751–1024 = Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, Beih. 5,17. Bonn 2008 Eckhard Freise, Das Frühmittelalter bis zum Vertrag von Verdun (Westf. Geschichte 1) S. 275–336
XXX Gerking, Alte Wege
Abkürzungsverzeichnisse
Willy Gerking, Alte Wege und neue Straßen in Ostlippe. Eine geographisch-archäologische und historische Studie zur Erforschung alter Wege und zur Entwicklung des Verkehrsnetzes im 19. Jahrhundert. Münster 2013 Grünewald, Archäologie Christoph Grünewald, Archäologie des frühen Mittelalters vom 5. bis zum 9. Jahrhundert in Westfalen – ein Überblick (Ardes frühen Mittelalters chäologie in Ostwestfalen 9. 2005) S. 71–86 Grünewald, Chamaven Christoph Grünewald, Von Chamaven und Brukterern, Franken und Sachsen. Der Raum Vreden zwischen Christi Geburt und Stadtwerdung (Peine-Terhalle, Stift) S. 61–82 Haase, Entstehung Carl Haase, Die Entstehung der westfälischen Städte = VeröffPro vinzialinstitutWestf Landes- und Volkskunde 1,11. Münster 41984 Hauck, Taufpfalzen Karl Hauck, Karolingische Taufpfalzen im Spiegel hofnaher Dichtung. Überlegungen zur Ausmalung von Pfalzkirchen, Pfalzen und Reichsklöstern = Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, I. Phil.-Hist. Kl. Jg. 1985 Nr. 1. S. 1–95 Heilige Helfer Heilige Helfer. Die Reliquien Alexanders und Reginas im Spiegel der Osnabrücker Bistumsgeschichte. Hg. von Hermann Quecken stedt. Osnabrück 2001 Das Herzogtum Westfalen Das Herzogtum Westfalen, Bd. 1: Das kurkölnische Herzogtum Westfalen von den Anfängen der kölnischen Herrschaft im südlichen Westfalen bis zur Säkularisation 1803. Hg. von Harm Klue ting. Münster 2009 Heydel, Itinerar Johannes Heydel, Das Itinerar Heinrichs des Löwen (NiedersJb 6. 1929) S. 1–166 Hist. Stätten NRW2 Hdb. der Historischen Stätten 3: Nordrhein-Westfalen. Hg. von Franz Petri und Georg Droege. Stuttgart ²1970 Hist. Stätten NRW³ Hdb. der Historischen Stätten 3: Nordrhein-Westfalen. Hg. durch Manfred Groten, Peter Johanek, Wilfried Reininghaus und Margret Wensky. Stuttgart ³2006 Hömberg, Probleme Albert Karl Hömberg, Probleme der Reichsgutforschung in Westfalen (BlldtLdG 96. 1960) S. 1–21 Hömberg, Studien Albert Karl Hömberg, Studien zur Entstehung der mittelalterlichen Kirchenorganisation in Westfalen (WF 6. 1943–1952) S. 46–108 Hömberg, Westfalen Albert Karl Hömberg, Westfalen und das sächsische Herzogtum = SchriftHistKommWestf 5. Münster 1963 Hömberg – Kirchhoff, Albert Karl Hömberg – Karl-Heinz Kirchhoff, Die Gaue 800–1100 (Geschichtlicher Handatlas von Westfalen 1. Lfg. MünsGaukarte ter 1975) Honselmann, Reliquien- Klemens Honselmann, Reliquientranslationen nach Sachsen translationen (Das erste Jahrtausend. Kultur und Kunst im werdenden Abendland an Rhein und Ruhr. Hg. von Kurt Böhmer u. a. 1. Düsseldorf 1962) S. 159–193 INA Westf. Inventare der nichtstaatlichen Archive der Provinz Westfalen Jacobsen, Miracula s. Peter Christian Jacobsen, Miracula s. Gorgonii. Studien und Texte zur Gorgonius-Verehrung im 10. Jahrhundert = MGH. StuGorgonii dien und Texte 46. Hannover 2009 Jäschke, Studien Kurt-Ulrich Jäschke, Studien zu Quellen und Geschichte des Osnabrücker Zehntstreits unter Heinrich IV., Teil I (Archiv für Diplomatik 9/10. 1963/64) S. 112–285 – Teil II (Archiv für Diplo matik 11/12. 1965/66) S. 280–402
Abkürzungsverzeichnisse Jellinghaus, ON JHVGR Johanek, Karl IV.
Johanek, Kirchen organisation Johanek – Reininghaus, Hellweg Kaiser und Kalifen
Kaminsky, Studien
Kat. Paderborn 1999
Kat. Paderborn 2006
Kat. Paderborn 2008
Kat. Paderborn 2009
Kat. Paderborn 2013
Kat. Saxones 2019 Kindl, Padaribrunno Klueting, Bistums gründungen
Koch, Verkehrsstraßen
Kohl, Diözese Kölzer, Anfänge Kölzer, Urk.
XXXI
Hermann Jellinghaus, Die westfälischen Ortsnamen nach ihren Grundwörtern. ³Osnabrück 1923 Jahresberichte des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg 1. 1877– Peter Johanek, Karl IV. und Heinrich von Herford (Institution und Charisma. Festschr. für Gert Melville. Hg. von Franz Josef Felten, Annette Kehnel und Stefan Weinfurter. Köln u. a. 2009) S. 229–244 Peter Johanek, Der Ausbau der sächsischen Kirchenorganisation (Kat. Paderborn 1999) S. 494–506 Peter Johanek – Wilfried Reininghaus, Art. Hellweg (Hist. Stätten NRW³) S. 449 Kaiser und Kalifen. Karl der Große und die Mächte am Mittelmeer um 800. Hg. von der Stiftung Deutsches Historisches Museum. Darmstadt 2014 Hans Heinrich Kaminsky, Studien zur Reichsabtei Corvey in der Salierzeit = VeröffHistKommWestf 10,4 = Abhandlungen zur Corveyer Geschichtsschreibung 4. Köln u.a 1972 799 – Kunst und Kultur der Karolingerzeit. Karl der Große und Papst Leo III. in Paderborn. Katalog zur Ausstellung. 3 Bde. Hg. von Christoph Stiegemann und Matthias Wemhoff. Mainz 1999 Canossa 1077 – Erschütterung der Welt. Geschichte, Kunst und Kultur am Aufgang der Romanik. 2 Bde. Hg. von Christoph Stiegemann und Matthias Wemhoff. München 2006 Eine Welt in Bewegung. Unterwegs zu Zentren des frühen Mittel alters. Hg. von Georg Eggenstein und Norbert Börste. München u. a. 2008 Für Königtum und Himmelreich. 1000 Jahre Bischof Meinwerk von Paderborn. Hg. von Christoph Stiegemann und Martin Kroker. Regensburg 2009 CREDO. Christianisierung Europas im Mittelalter. 2 Bde. Hg. von Christoph Stiegemann, Martin Kroker und Wolfgang Walter. Petersberg 2013 Saxones. Niedersächsische Landesausstellung 2019. Hg. von Babette Ludowici = Neue Studie zur Sachsenforsch. 7. 2019 Harald Kindl, Padaribrunno. Ein Versuch zur Deutung des Ortsnamens Paderborn (WZ 115. 1965) S. 283–394 Edeltraud Klueting, Die karolingischen Bistumsgründungen und Bistumsgrenzen in Sachsen (Bistümer und Bistumsgrenzen vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart. Hg. von ders., Harm Klueting und Hans-Joachim Schmidt. Rom u. a. 2006) S. 64–80 Josef Koch, Frühe Verkehrsstraßen in der östlichen Westfä lischen Bucht. Straßengeschichtliche Untersuchung zur Verkehrslage der Stadt Paderborn = Schriftenreihe des Heimatvereins Neuenbeken 3. Paderborn 1977 Wilhelm Kohl, Die Diözese. 1–4 = Das Bistum Münster 7 = Germania Sacra NF. 37. Berlin 1999–2004 Theo Kölzer, Die Anfänge der sächsischen Diözesen in der Karolingerzeit (Archiv für Diplomatik 61. 2015) S. 11–38 Theo Kölzer, Die Urkunden Ludwigs des Frommen für Halberstadt (BM² 535) und Visbek (BM² 702) und ein folgenreiches Missverständnis (Archiv für Diplomatik 58. 2012) S. 103–123
XXXII König Konrad I. Herrschaft und Alltag
Konrad I. Krüger, Straßen
Krüger, Studien
Kunst und Kultur im Weserraum
Kruppa, Billunger
KUW Lagers, Paderborner Stiftsadel
Lammers, Buntmetallhandwerker-Quartier Lampen, Karl IV. Langen, Befestigungen Lasch, Grammatik LAV NRW W Leidinger, Grafen
Leidinger, Hellweg
Leidinger, Mission
Leidinger, Unter suchungen
Abkürzungsverzeichnisse König Konrad I. Herrschaft und Alltag. Begleitbd. zur Ausstellung „911. Königswahl zwischen Karolingern und Ottonen. König Konrad der Erste – Herrschaft und Alltag“. Hg. von Gregor Karl Stasch und Frank Verse. Fulda 2011 Konrad I. – auf dem Weg zum „Deutschen Reich“? Hg. von HansWerner Goetz und Simon Elling. Bochum 2006 Herbert Krüger, Die vorgeschichtlichen Straßen in den Sach senkriegen Karls des Großen (Korrespondenzbl. des Gesamtvereins der dt. Geschichts- und Altertumsvereine 80. 1932) Sp. 223–280 Karl Heinrich Krüger, Studien zur Corveyer Gründungsüberlieferung = VeröffHistKommWestf 10,9 = Abhandlungen zur Corveyer Geschichtsschreibung 9. Münster 2001 Kunst und Kultur im Weserraum 800–1600. Ausstellung Corvey 1966, 1: Beiträge zu Geschichte und Kunst. Münster 41967, 2: Katalog. Münster 31967, 3. Forschungsbd.: Ostwestfälisch-weserländische Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde. Hg. von Heinz Stoob = VeröffProvinzialinstitutWestf Landes- und Volkskunde 1,15. Münster 1970 Natalie Kruppa, Die Billunger und ihre Klöster. Beispiele zu den weitläufigen Verbindungen im frühmittelalterlichen Sachsen (Concilium medii aevi 12. 2009) S. 1–41 Die Kaiserurkunden der Provinz Westfalen 1–2. Bearb. von Roger Wilmans und Friedrich Philippi. Münster 1867–1881 Michael Lagers, Der Paderborner Stiftsadel bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts: Untersuchungen zum Auf- und Ausbau niederadliger Machtstrukturen = Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte 74. Paderborn 2013 Dieter Lammers, Das karolingisch-ottonische Buntmetallhandwerker-Quartier auf dem Plettenberg in Soest = Soester Beiträge zur Archäologie 10. Soest 2009 Angelika Lampen, Karl IV. in Dortmund. Eine Stadt erlebt den Kaiser (Ferne Welten) S. 87–94 Ruth Langen, Die Bedeutung von Befestigungen in den Sachsenkriegen Karls des Großen (WZ 139. 1989) S. 181–211 Agathe Lasch, Mittelniederdeutsche Grammatik, ²Tübingen 1974 Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt. Westfalen Paul Leidinger, Die Grafen von Werl und Werl-Arnsberg (ca. 980–1124): Genealogie und Aspekte ihrer politischen Geschichte in ottonischer und salischer Zeit (Das Herzogtum Westfalen 1) S. 119–170 Paul Leidinger, Der westfälische Hellweg als frühmittelalterliche Etappenstraße zwischen Rhein und Weser (WZ 149. 1999) S. 9–33 – Wiederabdruck: Ders., Mission S. 19–44 Paul Leidinger, Von der karolingischen Mission zur Stauferzeit. Beiträge zur früh- und hochmittelalterlichen Geschichte Westfalens vom 8.–13. Jahrhundert = Quellen und Forsch. zur Geschichte des Kreises Warendorf 50. Warendorf 2012 Paul Leidinger, Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl. Ein Beitrag zur Geschichte des Hochmittelalters = Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte 5. Paderborn 1965
Abkürzungsverzeichnisse Leidinger, Westfalen LexMA Der Liber vitae
Lobbedey, Bistumssitze
Lobbedey, Dom Osnabrück LRNF Menke, Namengut
Metz, Probleme
Moddelmog, Metelen ohne Billunger
Mon. Boica Monastisches Westfalen MUB Nass, Untersuchungen
Nederhoff, Cronica Tremoniensium Neujahrsgruss
NOB
XXXIII
Paul Leidinger, Westfalen im Investiturstreit (WZ 119. 1969) S. 267–314 Lexikon des Mittelalters 1–9. München u. a. 1980–1998 Der Liber vitae der Abtei Corvey. Teil 1: Einleitung, Register, Faksimile. Hg. von Karl Schmid und Joachim Wollasch = VeröffHistKommWestf 40,2 = Westfäl. Gedenkbücher und Nekrologien 2/1. Wiesbaden 1983 – Teil 2: Studien zur Corveyer Gedenküberlieferung und zur Erschließung des Liber vitae. Hg. von Karl Schmid und Joachim Wollasch = VeröffHistKommWestf 40,2 = Westfäl. Gedenkbücher und Nekrologien 2/2. Wiesbaden 1989 Uwe Lobbedey, Die frühen Bistumssitze Sachsens – Einsichten aus der aktuellen Forschung (Mythos Hammaburg. Archäologische Entdeckungen zu den Anfängen Hamburgs. Hg. von RainerMaria Weiss und Anne Klammt = Veröff. des Helms-Museums, Archäologisches Museum Hamburg, Stadtmuseum Harburg 107. Hamburg 2014) S. 391–406 Uwe Lobbedey, Die Ausgrabungen im Dom zu Osnabrück: 1866 bis 2003 = Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens 46. Rahden 2016 Lippische Regesten NF. 1–5. Bearb. von Hans-Peter Wehlt = Lippische Geschichtsquellen 17. Lemgo u. a. 1989–2005 Hubertus Menke, Das Namengut der frühen karolingischen Königsurkunden. Ein Beitrag zur Erforschung des Althochdeutschen = BNF NF. Beih. 19. Heidelberg 1980 Wolfgang Metz, Probleme der fränkischen Reichsgutforschung im sächsischen Stammesgebiet (Niedersächs. Jb für Landesgeschichte 31. 1959) S. 77–126 Claudia Moddelmog, Metelen ohne Billunger – Hauskloster ohne Haus. Zur Beschreibung der frühmittelalterlichen Frauen konvente Sachsens ohne „Geschlecht“ und „Adelshaus“ = Beiträge zur Kirchengeschichte des Scopingaus. Hg. von Thomas Flammer und Jürgen Schmitter. Münster 2014. S. 157–185 Monumenta Boica. Hg. von der Academia scientiarum boica. München 1763 ff. Monastisches Westfalen. Klöster und Stifte 800–1800. Hg. von Géza Jászai. Münster 1982 Mainzer Urkundenbuch 1–2. Bearb. von Manfred Stimming und Peter Acht. Darmstadt 1932–1971 Klaus Nass, Untersuchungen zur Geschichte des Bonifatiusstiftes Hameln. Von den monastischen Anfängen bis zum Hochmittelalter = VeröffMPIG 83 = Studien zur Germania Sacra 16. Göttingen 1986 Des Dominicaners J. Nederhoff Cronica Tremoniensium. Hg. von Eduard Roese = Dortmunder Chroniken 1. Dortmund 1880 Neujahrsgruss. [Jahr]. Jahresbericht für [Vorjahr]. Westf. Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte und Altertumskommission für Westfalen, bzw. Westfälisches Museum für Archäologie. Amt für Bodendenkmalpflege und Altertumskommision für Westfalen, bzw. der LWL-Archäologie für Westfalen und der Altertumskommission für Westfalen Niedersächsisches Ortsnamenbuch. Bielefeld 1998 ff.
XXXIV NRhUB
Abkürzungsverzeichnisse
Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstifts Köln, der Fürstentümer Jülich und Berg, Geldern, Moers, Kleve und Mark, und der Reichsstifte Elten, Essen und Werden 1–4. Hg. von Theodor Josef Lacomblet = Veröff. der staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen C, 10. Essen 1840–1858. Ndr. Aalen 1966 Origines Guelficae Origines Guelficae 1–5. Hg. von Gottfried Wilhelm Leibniz. Hannover 1750–1780 Orte der Herrschaft Orte der Herrschaft. Mittelalterliche Königspfalzen. Hg. von Caspar Ehlers. Göttingen 2002 OsMitt Mittheilungen des Historischen Vereins zu Osnabrück. Osnabrück 1848–1878. Fortges. u. d. T.: Mitt(h)eilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück. Fortges. u. d. T.: Osnabrücker Mitteilungen OUB Osnabrücker Urkundenbuch 1–3. Bearb. von Friedrich Phi lippi. Osnabrück 1892–1899 Stift – Stadt – Land. Vreden im Spiegel der Archäologie. Hg. von Peine-Terhalle, Stift Hans Werner Peine und Hermann Terhalle = Beiträge des Heimatvereins Vreden zur Landes- und Volkskunde 69. Vreden 2005 Peters, Gräberfeld Daniel Peters, Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Soest. Studien zur Gesellschaft in Grenzraum und Epochenumbruch = VeröffAlterKommWestf 19. Münster 2011 Prinz, Mittelalter Joseph Prinz, Das hohe Mittelalter vom Vertrag von Verdun (843) bis zur Schlacht von Worringen (1288) (Westf. Geschichte 1) S. 337–401 Reeb, Königtum Alena Reeb, Das Königtum auf der Durchreise? Westfalen am Übergang von den Ottonen zu den Saliern (Westfalen in der Zeit der Salier) S. 77–99 Reg. B Augsburg Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg 1. Bearb. von Friedrich Zoepfl. Hg. von Wilhelm Volkert. Augsburg 21985 Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter 1. Bearb. REK von Friedrich Wilhelm Oediger. Bonn 1961. 2–3. Bearb. von Richard Knipping. Bonn 1901–1913. 4. Bearb. von Wilhelm Kisky. Bonn 1915 Reininghaus, Wirtschaft Wilfried Reininghaus, Die vorindustrielle Wirtschaft in Westfalen. Ihre Geschichte vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des alten Reiches = VeröffHistKommWestf NF. 32. Münster 2018 Rep. Germ. Repertorium Germanicum 4: Verzeichnis der in den Registern und Kameralakten Martins V. vorkommenden Personen, Kirchen und Orte des Deutschen Reiches, seiner Diözesen und Territorien 1417–1431. 3 Bde. Bearb. von Karl August Fink. Berlin, Tübingen 1943–1958 RGA Reallexikon der germanischen Altertumskunde 1–35, 2 Reg. Hg. von Johannes Hoops und Heinrich Beck. Berlin 1973–2015 RHW Regesta historiae Westfaliae. Accedit Codex diplomaticus. Die Quellen der Geschichte Westfalens in chronologisch geordneten Nachweisungen und Auszügen, begleitet von einem Urkunden buche 1–2. Bearb. und hg. von Heinrich August Erhard, Münster 1847–1851; Ndr. Osnabrück 1972
Abkürzungsverzeichnisse Röckelein, Reliquientranslationen
XXXV
Hedwig Röckelein, Reliquientranslationen nach Sachsen im 9. Jahrhundert. Über Kommunikation, Mobilität und Öffentlichkeit im Frühmittelalter = Beih. der Francia 48. Stuttgart 2002 Rübel, Reichshöfe Karl Rübel, Reichshöfe im Lippe-, Ruhr- und Diemelgebiet und am Hellwege (Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 10. 1901) S. 1–143 Salier–Reich–Niederrhein Die Salier, das Reich und der Niederrhein. Hg. von Tilman Struve. Köln u. a. 2008 Schieffer, Domstifte Rudolf Schieffer, Die Anfänge der westfälischen Domstifte (WZ 138. 1988) S. 175–191 Schilp, Hellweg Thomas Schilp, Art. Hellweg, § 2: Historisches, § 3: Archäologisches (RGA 14. 1999) S. 315–317 Schmale-Ott, Annalium Annalium Corbeiensium continuatio s. XII et Historia CorbeienCorbeiensium cont. sis Monasterii annorum MCXLV–MCXLVII cum additamentis (Chronographus Corbeiensis). Fortsetzung der Corveyer Annalen des 12. Jahrhunderts und die Geschichte des Klosters Corvey der Jahre 1145–1147 mit Zusätzen (Der Corveyer Chronograph). Bearb. von Irene Schmale-Ott = VeröffHistKommWestf 41,2 = Fontes minores 2. Münster 1989 Schütte, WIK Leopold Schütte, WIK. Eine Siedlungsbezeichnung in historischen und sprachlichen Bezügen = Städteforsch. A/2. Köln u. a. 1976 Wolfgang Seegrün, Die ersten hundert Jahre im Bistum OsnaSeegrün, Die ersten hundert Jahre brück (Heilige Helfer) S. 15–43 Springer, Sachsen Matthias Springer, Die Sachsen = Kohlhammer-Urban-Taschenbücher 59. Stuttgart 2004 Stoob, Doppelstädte Heinz Stoob, Doppelstädte, Gründungsfamilien und Stadtwüstungen im engrischen Westfalen (Kunst und Kultur im Weserraum 3) S. 113–148 Heinrich Tiefenbach, Altsächsisches Handwörterbuch – A conTiefenbach, Hand wörterbuch cise old saxon dictionary. Berlin u. a. 2010 Topogr. Atlas NRW Topographischer Atlas Nordrhein-Westfalen, unter der Leitung von Adolf Schüttler. Hg. vom Landesvermessungsamt Nordrhein-Westfalen. O. O. 1968 Trad. Corb. 1 Die alten Mönchslisten und die Traditionen von Corvey. Teil 1. Hg. von Klemens Honselmann = VeröffHistKommWestf 10,6 = Abhandlungen zur Corveyer Geschichtsschreibung 6/1. Paderborn 1982 Die alten Mönchslisten und die Traditionen von Corvey. Teil 2: Trad. Corb. 2 Indices und andere Hilfsmittel. Hg. von Leopold Schütte = VeröffHistKommWestf 10,6 = Abhandlungen zur Corveyer Geschichtsschreibung 6/2. Paderborn 1992 Translatio S. Viti Martyris Translatio Sancti Viti Martyris. Bearb. und übers. von Irene Schmale-Ott = VeröffHistKommWestf 41,1 = Fontes minores 1. Münster 1979 UB Busdorf Die Urkunden des Stifts Busdorf in Paderborn. Bearb. von Joseph Prinz = Westfälische Urkunden 1. Lfg. 1. Paderborn 1975 UB Fulda Urkundenbuch des Klosters Fulda 1. Bearb. von Edmund Ernst Stengel = VeröffHistKomm für Hessen und Waldeck 10,1. Marburg 1958 Hamburgisches Urkundenbuch 1. Hg. von Johann Martin LapUB Hamburg penberg. Hamburg 1842
XXXVI UB Hanse UB Hochstift Hildesheim
UB Magdeburg
Udolph, Fränkische ON
Urb. Werden A
Vergessene Zeiten
VeröffAlterKommWestf VeröffHistKommWestf Vita Sancti Liudgeri Vogtherr, Visbek
Vorabend der Kaiser krönung De Vry, Liborius
VSWG Wemhoff, Zentralität
Werdendes Ruhrgebiet
Westfalen in der Zeit der Salier
Westfalen
Abkürzungsverzeichnisse Hansisches Urkundenbuch 1. Bearb. von Konstantin Höhlbaum. Halle a. d. Saale 1876 Urkundenbuch des Hochstiftes Hildesheim und seiner Bischöfe 1. Bearb. von Karl Janicke = Publicationen aus den KöniglichPreußischen Staatsarchiven 65. Leipzig 1892. 2.–6. Bearb. von Hermann Hoogeweg = Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens 6, 11, 12, 24, 28. Hannover 1900–1911 Urkundenbuch des Erzstifts Magdeburg 1 (937–1192). Hg. von Friedrich Israël und Walter Möllenberg = Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt, NReihe 18. Magdeburg 1937 Jürgen Udolph, Fränkische Ortsnamen in Niedersachsen? (Festg. für Dieter Neitzert zum 65. Geburtstag. Hg. von P. Aufgebauer u. a. = Göttinger Forsch. zur Landesgeschichte 1. Göttingen 1998) S. 1–70 Die Urbare der Abtei Werden a.d. Ruhr. A: Die Urbare vom 9.–13. Jahrhundert. Hg. von Rudolf Kötzschke = Rheinische Urbare 2. Bonn 1906 Vergessene Zeiten. Mittelalter im Ruhrgebiet. Katalog zur Ausstellung im Ruhrlandmuseum Essen 2. Hg. von Ferdinand Seibt, Gudrun Gleba, Heinrich Theodor Grütter und Herbert Lorenz. Essen 1990 Veröffentlichungen der Altertumskommission für Westfalen Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen Die Vita Sancti Liudgeri. Hg. von Wilhelm Diekamp = Die Geschichtsquellen des Bistums Münster 4. Münster 1881 Thomas Vogtherr, Visbek, Münster, Halberstadt: Neue Überlegungen zu Mission und Kirchenorganisation im karolingischen Sachsen (Archiv für Diplomatik 58. 2012) S. 125–146 Am Vorabend der Kaiserkrönung. Das Epos „Karolus Magnus et Leo Papa“ und der Papstbesuch in Paderborn 799. Hg. von Peter Godman, Jörg Jarnut und Peter Johanek. Berlin 2002 Volker De Vry, Liborius. Brückenbauer Europas. Die mittelalterlichen Viten und Translationsberichte. Mit einem Anhang der Manuscripta Liboriana. Paderborn u. a. 1997 (mit Übersetzung) Vierteljahrsschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Matthias Wemhoff, Zentralität, Sakralität, Repräsentativität. Auswirkungen der karolingischen Herrschaft in Sachsen (Kaiser und Kalifen) S. 116–129 Werdendes Ruhrgebiet. Spätantike und Frühmittelalter an Rhein und Ruhr. Katalog zur Ausstellung im Ruhr-Museum. Hg. von Heinrich Theodor Grütter, Patrick Jung und Reinhild Stephan-Maaser. Essen 2015 Westfalen in der Zeit der Salier. Neue Forschungen zur Geschichte einer herrscherfernen Region im römisch-deutschen Reich. Beiträge der Tagung am 22. April 2018 in der Fernuniversität Hagen. Hg. von Stefan Pätzold und Felicitas Schmieder = VeröffHist KommWestf NF. 49. Münster 2020 Westfalen. Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde. Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte und des Landeskonservators von Westfalen-Lippe
Abkürzungsverzeichnisse Westf. Geschichte Westf. Klosterbuch
Westfalia Picta WF Wilschewski, Bischofssitze Winkelmann, Beiträge
WOB Wolfram, Konrad II WUB
WUB Add. WUB Suppl WZ
Zunker, Adel
XXXVII
Westfälische Geschichte 1–3, Bild- und Dokumentarbd. Hg. von Wilhelm Kohl. Düsseldorf 1983–1984 Westfälisches Klosterbuch. Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Klöster von ihrer Gründung bis zur Aufhebung 1–3. Hg. von Karl Hengst = VeröffHistKommWestf 44,2, 1–3 = Quellen und Forschungen zur Kirchen- und Religionsgeschichte 2. Münster 1992–2003 Westfalia Picta. Erfassung westfälischer Ortsansichten vor 1900 1–11. Münster 1987–2007 Westfälische Forschungen. Zeitschrift des Westfälischen Instituts für Regionalgeschichte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe Frank Wilschewski, Die karolingischen Bischofssitze des sächsischen Stammesgebietes (bis 1200) = Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte 46. Petersberg 2007 Wilhelm Winkelmann, Beiträge zur Frühgeschichte Westfalens. Gesammelte Aufsätze = VeröffAlterKommWestf 8. Münster 1990 Westfälisches Ortsnamenbuch 1–19. Bielefeld 2009– Herwig Wolfram, Konrad II. 990–1039. Kaiser dreier Reiche. München ²2016 Westfälisches Urkundenbuch. Fortsetzung von Erhard’s Regestae historiae Westfaliae. Hrsg. von dem Verein für Geschichte und Althertumskunde Westfalens Westfälisches Urkundenbuch. Additamenta. Bearb. von Roger Wilmans. Münster 1877; Ndr. Osnabrück 1975 Westfälisches Urkundenbuch. Suppl. Bearb. von Wilhelm Diekamp. Münster 1885 Westfälische Zeitschrift. Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens. Zuvor u. d. T.: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde Diana Zunker, Adel in Westfalen. Strukturen und Konzepte von Herrschaft (1106–1235) = Historische Studien 472. Husum 2003
Vorwort der Herausgeber I. Wie so viele hat auch dieses Buch eine längere Entstehungsgeschichte, und daher sind die Herausgeber besonders froh und dankbar, dass es nun gedruckt werden kann: In den achtziger Jahren hatte M. Balzer, damals Leiter des Museums in der Kaiserpfalz in Paderborn, dem Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen angeboten, außer Corvey, das K. H. Krüger bearbeiten wollte, sämtliche westfälischen Ortsartikel für den Band Nordrhein-Westfalen des Repertoriums der deutschen Königspfalzen zu übernehmen. Das ließ sich nach seinem Wechsel in die Kulturverwaltung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) dann nicht mehr realisieren. Daher haben es P. Johanek als Inhaber des Lehrstuhls für westfälische Landesgeschichte, der sich schon in seiner Würzburger Zeit in den siebziger Jahren zur Mitarbeit am Pfalzenrepertorium bereiterklärt hatte, K. H. Krüger und M. Balzer bei einem Arbeitstreffen über Pfalzen in Göttingen im März 1992 übernommen, einzelne Ortsart. zu schreiben, weitere Bearbeiter für den damals neu geplanten Teilband Westfalen zu gewinnen und auch sonst als „Kooperationspartner“ der Göttinger Redaktion zu wirken. Ende 1993 standen die Bearbeiter für die ersten beiden Lieferungen fest, und die Arbeit hatte begonnen. Da jedoch der Art. Dortmund nicht fertig wurde, fehlte genügend Material für die erste Lieferung und das Projekt stagnierte. Im Herbst 1998 trat dann A. Lampen dem Kreis der Mitarbeiter am Band Westfalen bei und übernahm u. a. den Art. Dortmund. Darüber referierte sie erstmals in der Vortragssektion „Pfalzenforschung heute“ auf dem Aachener Historikertag im September 2000. Mit der Schließung des Max-Planck-Instituts für Geschichte 2006 war das Repertorium als Projekt der Max-Planck-Gesellschaft beendet. C. Ehlers aber blieb es freigestellt, das „Vorhaben“ – soweit es seine dienstlichen Aufgaben im MaxPlanck-Institut für europäische Rechtsgeschichte, nun Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie. zuließen – „mit einer anderen Finanzierung fortzuführen“. Er, R. Schieffer und M. Wensky gaben daher den Anstoß und trafen Vorbereitungen, die drei Teilbände für NRW (Aachen, Nordrhein und Westfalen) neu in Angriff zu nehmen. M. Balzer und P. Johanek sahen sich trotz Pensionierung noch in der Pflicht und übernahmen in einer Besprechung anlässlich der Frühjahrstagung des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte
Vorwort der Herausgeber
XXXIX
auf der Reichenau 2009 die Herausgeberschaft für „Westfalen“, falls eine Institution für die Trägerschaft des Projektes gefunden und deren Finanzierung durch Drittmittel gesichert werden könnten. Gleichzeitig wurde vereinbart, keine Lieferungen mehr zu publizieren, sondern den Band als Ganzes erscheinen zu lassen. Die erste der notwendigen Voraussetzungen war erfüllt, als W. Freitag, der wissenschaftliche Vorstand des Instituts für vergleichende Städtegeschichte in Münster, seine Bereitschaft erklärte, das Institut als organisatorische und technische Basis für die Arbeiten am Projekt zur Verfügung zu stellen. Dazu gehörten neben der Antragstellung und der Mitherausgeberschaft von A. Lampen als Geschäftsführerin des Instituts vor allem die Einstellung eines wissenschaftlichen Mitarbeiters für Redaktion und Betreuung der Autoren. Im März 2010 wurde ein Schreiben an die bisherigen und an mögliche neue Autoren verschickt und um Mitarbeit gebeten. K. H. Krüger, A. Lampen und B. Studt erklärten sich zur mühsamen Überarbeitung ihrer älteren Texte bereit. Alte und neue Bearbeiter trafen sich am 19. November 2010 in Münster zu einer gemeinsamen Besprechung mit der Diskussion über die Vorgehensweise und über offene Fragen zu den Handreichungen für die Erstellung der Art. Alle vorbereitenden Überlegungen und Arbeiten wären jedoch vergebens gewesen, wenn die LWL-Kulturstiftung nicht mit ihrer Bewilligung vom 2. Dezember 2011 den Antrag des Instituts für vergleichende Städtegeschichte positiv entschieden hätte. Aufgrund dieser Zusage wurde Chr. Helbich zum 1. Januar 2012 als Redakteur eingestellt, der weitere Vorarbeiten leistete und erste Manuskripte redigieren konnte, aber auch den Art. Münster übernahm. Auf ihn folgte mit dem 1. Mai 2013 Chr. Spannhoff, der bis zum Abschluss des Projektes im Institut zur Verfügung stand und neben allen anderen Aufgaben die Art. Herford, Herstelle, Lippspringe, Minden und Rösebeck verfasste. Hinzu kam die Erarbeitung von Detail- und / oder Übersichtkarten zu jedem Ortsart. Hilfreich war immer wieder auch seine ortsnamenkundliche Kompetenz. Dem Kartographen Th. Kaling ist für die Ausführung und Überarbeitung der Karten des Bandes zu danken. C. Ehlers war ständiger Ansprechpartner, las ein erstes Manuskript im Herbst 2016, stellte Fragen, gab Anregungen und verhandelte schließlich mit dem Verlag über die Drucklegung. Allen Beteiligten gilt der Dank für engagierte Mitarbeit, für die Geduld bei Wünschen nach Korrekturen und partieller Überarbeitung, nicht zuletzt auch deshalb, weil der Zeitraum der Fertigstellung erneut länger wurde, als ursprünglich geplant. Dank gilt der Max-Planck-Gesellschaft für einen namhaften Druckkostenzuschuss. Vor allem aber gebührt großer Dank der Kulturstiftung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, die durch ihre Finanzierung dieses Grundlagenwerk zur mittelalterlichen Geschichte – gerade auch Westfalens – erst ermöglicht hat.
XL
Vorwort der Herausgeber
II. Es ist noch Rechenschaft abzulegen über die Nichtaufnahme einzelner Orte in den Westfalenband des Pfalzenrepertoriums. In älteren Listen des Max-PlanckInstituts für Geschichte mit den für die Bearbeitung im Repertorium in Frage kommenden Orten in Westfalen waren über die in diesem nun vorliegenden Teilband berücksichtigten noch Elspe und Rehme aufgeführt. Auf Elspe haben wir verzichtet, weil die Urk. Ottos III. vom 18. Mai 1000 für das Kanonissenstift Oedingen erhebliche Unregelmäßigkeiten aufweist und nicht in das Itinerar passt (DO III 363). Der Kaiser befand sich zu dieser Zeit in Aachen (vgl. dazu auch die Bemerkungen von M. Uhlirz in Reg. Imp. 2/3 Nr. 1370). Rehme (753, 785 – BM² Nrn. 73 a, 267 e) aber sehen wir nur als eine Station auf dem Kriegszug, nicht als „Stätte königlicher Aufenthalte zum Zwecke der Regierung“ an. Ähnliche Statio nen bzw. Orte von Kampfhandlungen und Belagerungen Pippins bzw. Karls d. Gr. waren Bocholt (779 – BM² Nr. 222 f), die Brunsburg bei Höxter (775 – BM² Nr. 192 d), Detmold (783 – BM² Nr. 263 b), die Hohensyburg bei Dortmund (775 – BM² Nr. 192 b), die Iburg bei Bad Driburg (753 – BM² Nr. 73 a), Lübbeke (775 – BM² Nr.192 g / h), Sythen (758 – BM² Nr. 86 c) und Medofulli (779 – BM² Nr. 222 h), von dem bis heute nicht eindeutig geklärt ist, wo es zu verorten ist (dazu Art. Eresburg V.1.4). Dasselbe gilt für Petershagen, wenn es denn mit Huculvi / Hockeleve [?] (784 – BM² Nr. 266 e) identisch ist (dazu Gauert, Karl d. Gr. S. 309 f. – WOB 7 S. 202–204). Die Burg Laer bei Meschede wurde 938 im Zuge des Thankmar-Aufstandes belagert (Reg. Imp. 2/1 Nr. 76b / c – vgl. auch den Art. Eresburg, V.1.10). 1020 versuchte Heinrich II. Hausberge, Porta Westfalica, einzunehmen, das in der Hand des Billungers, Herzog Bernhards II., war (Reg. Imp. 2/4 Nr. 1961a). Die Burg Desenberg (Tesenberg), die Heinrich IV. 1070 in seinem Konflikt mit Otto von Northeim einnahm (Reg. Imp. 3/2,3 Nr. 555), ist ebenfalls unter diese Fälle einzureihen, ebenso der Aufenthalt Ottos IV. in (Burg-)Steinfurt 1204 bei seinem eiligen Aufbruch von Lichtenberg bei Goslar an den Niederrhein, um König Philipp entgegenzutreten (Reg. Imp. 5/1,1). Im Grunde müsste auch Lügde nach diesen Kriterien behandelt und somit ausgeschlossen werden, das während des Winterfeldzugs 784/85 berührt wurde. Es hat jedoch einen eigenen Ortsart. erhalten, da Karl d. Gr. dort das Weihnachtsfest beging und damit durchaus einen politischen Akt königlicher Repräsentation vollzog. Darüber hinaus gab der Ortsart. Lügde Gelegenheit, das spätere Königsgut mit dem Königshof Schieder zu behandeln. Ausgeschlossen wurden zwei Fälle, bei denen die Zugehörigkeit zu Westfalen höchst zweifelhaft und eine endgültige Identifizierung bislang nicht gelungen ist. Der in DO II 187 für Gembloux genannte Ausstellungsort Loneam wurde bislang versuchsweise auf Lünen, Iserlohn oder Lohne bei Soest bezogen, ohne dass überzeugende Argumente dafür beigebracht werden konnten. Dagegen besitzt die Vermutung Johannes Bauermanns, es könne sich um Logne in der belgischen Pro-
Vorwort der Herausgeber
XLI
vinz Lüttich handeln, hohe Plausibilität. Sie sollte weiter diskutiert werden (vgl. Leidinger, Untersuchungen S. 79). Ähnlich kann das 1024 genannte Nivhsse (Reg. Imp. 3/1 Nr. 8) nicht mit Schloß Neuhaus bei Paderborn identifiziert werden; dieses muss westl. von Vreden in den Niederlanden gelegen haben, von wo Konrad II. auf seinem Umritt nach Dortmund weiter zog und danach in Minden Weihnachten feierte (s. die Ortsartikel Vreden V.1.1 – hier auch die Diskussion um die Identifizierung von Nivhsse –, Dortmund V.1.18 und Minden V.1.4). Während in anderen Regionen die Herrschaftsbesuche fortdauern, brechen sie in Westfalen nach dem 12. Jh. ab. Ausnahme ist die Rundreise Karls IV. 1377, der an seinen Namensvorgänger Karl d. Gr. anknüpft und westfälische Orte aufsuchte, die allerdings außerhalb des Untersuchungszeitraums liegen, wenn sie nicht bereits früher als Aufenthaltsorte begegneten (betroffen ist Bielefeld). So weist Westfalen insgesamt lediglich eine vergleichsweise geringe Zahl von königlichen Pfalz- und Aufenthaltsorten auf, wobei die Datierungen von P. Johanek noch einmal überprüft wurden. Das hat zu dem Entschluss geführt, diesem Band abweichend von den übrigen Bänden am Ende einen Versuch beizufügen, der es unternimmt, die Physiognomie dieser „Pfalzenlandschaft“ näher zu umreißen. Diese Zusammenfassung stellt gleichsam die Quintessenz des Lebenswerks von M. Balzer dar. Die Herausgeber danken für steten Zuspruch von R. Schieffer (†) sowie Th. Zotz und wiederholen den Dank an alle, die das Gelingen des Projekts unterstützt haben und fügen diesen Band als neuen Baustein in das Gebäude des Pfalzenwerks ein. Manfred Balzer
Peter Johanek
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Aufenthaltsorte in Westfalen
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bearbeitet nach Schema A bearbeitet nach Schema B Orientierungsort Staatsgrenze (Stand 2021) Landesgrenze (Stand 2021) alte Fernwege (n. A. K. Hömberg) Kartographie: Th. Kaling (2021) © Institut für vergleichende Städtegeschichte
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nach Frankfurt
Abb. 1: Aufenthaltsorte in Westfalen (Schema-Karte A / B)
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10
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CORVEY (B) Stadt Höxter Kr. Höxter I monasterium Corbegiae 823. DLdF 227, or. (Noua) Corbeia 823, 833, 855 usw., 1152. DLdF 226, cop. s. X., DLdF 329, or., DLdD 73, or., usw., DF I 11, or., und in der historiographischen Überlieferung Corbagense monasterium 833. DLdF 328, or. Noua Corbeg(i)a 840, 888. DLdD 26, or., DArn 28, or. Noua Corpeia 889. DArn 59, or. Corbeiensis ecclesia 980 usw., DO II 227, or. usw. abbatia Chorbeia 1065. DH IV 168, or. cenobium Corbeyense 1082, 1145. DHermann 1, cop. s. XV. DKo III 133, cop. s. XV. ecclesia Corbeyensis 1326. Transsumpt zu DLo I 143 monasterium Corbeyense 1349. DK IV (Const. 9) Nr.186, cop. s. XIV. f. Corbia 1252, Corveg(h)e 1321, Corveyge 14. Jh., Korvei(y) 18. Jh. Das Weserkloster erhielt seinen Namen vom Mutterkloster Corbie bei Amiens an der Somme (DLdF 226, cop. s. X., S. 561 Z. 14 f.). Dieses war schon zwischen 657 und 661 als Peterskloster, quod vocatur Corbeia, gestiftet worden (Vita Balthildis [SS rer. Merov. 2] cap. 7 S. 490 f.). Abt Adalhard von Corbie benannte das neue Corbeia „nach dem anderen, damit es ein Merkmal (signum) für die Nachwelt gebe, von wem jenes einmal gegründet sei“ (Radbert, Vita sancti Adalhardi cap. 67 Sp. 1542). Der Name wurde in MA und früher Neuzeit fälschlich auf einen Raben (lat. corvus) bezogen bzw. seit dem 15. Jh. als cor beans oder cor beatum (seliges Herz) gedeutet. Bach, Namenkunde 2,2 S. 192 und S. 405 – Menke, Namengut S. 232 – W. Stüwer, Corvey S. 236 – Die nicht nachgewiesenen Belege ab 1252 nennt M. Sagebiel, Corvey S. 215 – WOB 9 S. 91–93 – Etymologie z. B. bei D. Engelhus, Chronicon. Hg. von G. W. Leibniz (SS rer. Brunsvicensium 2) 1710 S. 977–1143, hier S. 1066 f., sowie bei H. Knaust, Repetitio de philosophica regula iuris (1574), abgedruckt mit kommentierenden Anm. von P. Lehmann, Erforschung des Mittelalters 5. 1962 S. 173–178, hier S. 173
2
Corvey II.1 – II.2
II.1 C. liegt etwa 2 km östl. des Stadtkerns von Höxter. Der heute von dort kommende Besucher erblickt die barocken Klosteranlagen am südöstl. Rand einer weiten Ebene. Sie wird unmittelbar hinter der Abtei begrenzt von der Weser und dem jenseits aufsteigenden Sollingwald. Die Ebene bildet naturräumlich etwa die Mitte der schmalen Holzminder Wesertalung, die im Wesentlichen von Süden nach Norden verläuft. Geologisch befindet sich der Klosterbereich an der Ecke einer Niederterrasse nahe einem Knie des Stromes. Nur 2 m über dem mittleren Hochwasser gelegen, blieb das Areal nicht ganz frei von Überschwemmungen. Die frühmittelalterliche Lagebeschreibung von Radbert, Vita sancti Adalhardi cap. 66 f. (Sp. 1541 f. bzw. SS 2 S. 531 unvollständig), vereinfacht die geographischen Gegebenheiten. Der gelehrte Mönch reiste von Paderborn, das er als fons patris, d. h. Quelle Gottvaters, verstehen wollte, nach Sonnenaufgang zu einem wasserreichen, „kleineren Ägypten“ und zweiten „Paradies“. Er glaubte überdies zwischen der Weser und den auch im Westen begleitenden Bergzügen ein Dreieck zu erblicken, das er wegen seiner trinitarischen Bedeutung ebenfalls mystice, d. h. heilsgeschichtlich, interpretierte. Hdb. der naturräumlichen Gliederung Deutschlands. Hg. von E. Meynen 1. 1953–1962 S. 578 f. – W. Rave, Corvey S. 27 und 30 (Lageskizze) – L. Maasjost, Das Wesertal bei Höxter (Topogr. Atlas NRW) S. 314 f. – H. Kersberg, Höxter. Das Tal der Weser (Nordrhein-Westfalen neu gesehen. Ein Luftbildatlas. Hg. von G. Cordes und D. Glatthaar. 1976) S. 132 f. – Höxter 1 S. 13 – Höxter 2 S. 16–31 – D. von der Nahmer, Über Ideallandschaften und Klostergründungsorte (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens 84. 1973) S. 195–270, hier S. 245 f.
II.2 Im Sammel- und Leitraum der Holzmindener Wesertalung ist die Verkehrslage von C. zunächst durch die wichtige Weserfurt und spätere Brücke von Höxter ausgezeichnet. Diese liegen im Schnittpunkt einer Trasse des Hellweges (Dortmund – Paderborn – Ostsachsen) und dem Wasserweg bzw. der Fernstraße im Wesertal (Minden – Hameln – Herstelle – Kassel usw.). Weil der Hellweg sich bei Paderborn gabelt, konkurriert der Übergang an seinem östl. Ausläufer mit einem nordöstl., der die Weser bei Hameln (zeitweilig auch bei Kirchohsen) überquert und nach Hildesheim führt. Die Fortsetzung über Höxter und Holzminden dagegen leitet über Gandersheim geradliniger nach Goslar und Magdeburg. Unweit südl. des Klosters aber überströmte die Weser zudem eine – in der Neuzeit beseitigte – felsige Barriere, die um 1250 für einen Brückenbau benutzt wurde. Das lässt ebenso wie Altwege in den jenseitigen Hängen des Sollings den Schluss zu, dass es hier einen näher gelegenen alten Flussübergang gab. Jedenfalls befand sich das Kloster durch beide Weserübergänge von vornherein in einer verkehrsgünstigen Situation.
Corvey (Höxter)
Kloster
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250
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1000m
Abb. 2: Corvey. Topogr. Karte 1 : 25.000
Kartographische Grundlage: Digitale Topographische Karte 1:25000, Land NRW 2021 (http://www.govdata.de/dl-de/zero-2-0); © Institut für vergleichende Städtegeschichte, Grafik: Th. Kaling
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Abb. 3: Corvey. Stadtkarte Kloster Corvey
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Entwurf: K.-H. Krüger • Grafik: Th. Kaling Topographische Grundlage: Stand um 2010 © Institut für vergleichende Städtegeschichte, 2021
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St. Stephan und Vitus
mittelalterliche Abtei
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Corvey II.2–II.3
5
So lag C. in der Karolingerzeit am Ende eines der Hauptwege von Nordostfrankreich über das Rheinland bis nach Sachsen und danach an der Hauptverbindung zwischen den sächsischen Zentren der Ottonen und dem ererbten Königsland am Niederrhein. Doch später änderte sich die Bedeutung je nach der wirtschaftlichen Situation in Norddeutschland. Hdb. der naturräumlichen Gliederung (wie II.1) S. 579 – W. Rave, Corvey S. 27 – H. Weczerka, Verkehrsgeschichtliche Grundlagen des Weserraumes (Kunst und Kultur im Weserraum 1) S. 192–202, bes. S. 194 und 200 f. (Kartenskizze) – 2 S. 784 f. Nr. 644 zur größeren Bedeutung der Ost-West-Straßen – Stoob, Doppelstädte S. 141 – Kaminsky, Studien S. 18 – H. Kersberg (wie II.1) – Bernhardt, Itinerant Kingship S. 195 f., postuliert einen Vorrang des Corveyer Überganges seit der Gründung des Klosters bis zum Brückenbau in Höxter im 12. Jh. – Vgl. allgemein und zum Übergang südl. des Klosters H.-G. Stephan, Studien 1 S. 35 ff., 245 ff. und 640 Abb. 10,2 (Wegeskizze), der an zwei Stellen auch Anhaltspunkte für Schiffsländen unterhalb findet, und ders., Stadtarchäologie S. 134 Abb. 10 – Höxter 1 S. 130 Abb. 33 – Westf. Städteatlas Lfg. 9 Nr. 4: Höxter und Corvey. 2006
II.3 Im J. 833 gewährte Kaiser Ludwig d. Fr. dem jungen Kloster, weil die Gegend eines Handelsplatzes (locus mercationis) bedürfe, eine öffentliche Münzstätte (moneta publica) und alle öffentlichen Einkünfte daraus (DLdF 328, or.). Wieweit in C. vor dem 11. Jh. Münzen geprägt wurden, ist bisher wegen der Einheitlichkeit der karolingischen Münzen nicht nachzuweisen. Bereits im 9. Jh. legten die Corveyer Mönche – möglicherweise bereits unter dem ersten Abt Adalhard († 826), dem ingenieurtechnische Befähigungen nachgesagt werden – den 4,7 km langen Grubekanal an, der insbesondere dem Antrieb von Mühlen diente. In der 2. Hälfte des 10. Jhs. war C. an der Buchproduktion im ottonischen Norddeutschland beteiligt. Das ‚Marktprivileg‘ bezieht sich nicht unbedingt auf die Siedlung um die Abtei. Doch scheint es ein frühes Nebeneinander zwischen einem Siedlungsbereich um das Kloster und der in ottonischer Zeit ebenfalls aufstrebenden Siedlung Huxori bzw. Hucxori an der dortigen Furt gegeben zu haben. Es entwickelten sich zwei Nachbarstädte Höxter und C. Die Konkurrenz dauerte bis zur Zerstörung der Stadt C. 1265 und 1340. Münzwesen: J. Weingärtner, Die Gold- und Silber-Münzen der Abtei Corvey. Ndr. der Ausgabe 1883. 1977 – P. Berghaus, Kleine Corveyer Münz- und Geldgeschichte (Zehn Jahre Museum und Kunstausstellung in Corvey. Hg. vom Heimat- und Verkehrsverein der Stadt Höxter 1958) S. 3–9 – Ders., Das Münzwesen (Kunst und Kultur im Weserraum 1) S. 214–218 – 2 S. 837–858 – B. Kluge, Deutsche Münzgeschichte von der späten Karolingerzeit bis zum Ende der Salier. 1991 S. 13, 16, 24, 35, 73, 83 f. sowie Abb. 72 und 409 f. – P. Ilisch, Kleine Corveyer Münzgeschichte – Ders., Corveyer Münzen – H. Bartel, Das Münzprivileg Ludwigs des Frommen für Corvey (BM² 922) (Archiv für Diplomatik 58. 2012) S. 147–168, hier S. 166, meint, das Corveyer Privileg sei „weniger als Münzrechtsprivileg mit Vergabe des Prägerechts zu betrachten, sondern eher als beurkundete Zusage zur Errichtung einer königlichen Münze, deren Nutzen dem Kloster zufallen sollte.“ Zuletzt: P. Ilisch, Überlegungen zur Bedeutung
6
Corvey II.3–II.4
der Münzstätte Corvey im 11. Jahrhundert (Von der Weser in die Welt. Festschr. für Hans-Georg Stephan zum 65. Geburtstag. Hg. von T. Gärtner u. a. 2015) S. 165–170 – Reininghaus, Wirtschaft S. 1067–1074 Grubekanal: M. Koch, Historische Wasserwirtschaft im Umfeld der UNESCO-Welterbestätte Kloster Corvey (AiWL 2014. 2015) S. 265–268 Buchproduktion: H. Usener, Buchmalerei bis 1200 (Kunst und Kultur im Weserraum 2) S. 464–466 – G. Bauer, Corvey oder Hildesheim. Diss. phil. Hamburg 1974 bzw. 1977, bes. 1 S. 343–346 (Resümee) – H. Hoffmann, Buchkunst und Königtum im ottonischen und salischen Reich. 1986 1 S. 2, 127–312 – 2 Abb. 1–26 bzw. 28 – Ders., Bücher und Urkunden S. 47– 66 und Abb. 39–47 zum 11. und 12. Jh. – H. Mayr-Harting, Ottonische Buchmalerei. 1991 S. 347–360 – Reininghaus, Wirtschaft S. 918 Siedlungskonkurrenz: W. Rave, Corvey S. 32–35, ist zu korrigieren nach Stoob, Doppelstädte S. 141–146; vgl. die Belege zu 940 und 1002 unter II.4. S. weiter unter III.1 sowie H.-G. Stephan, Studien S. 149 ff. und Höxter 1 S. 457 ff. – Zu den Anfängen kritisch Balzer, Frühe Stadtbildung S. 20 und bes. S. 22. Balzer, der die bisherigen Meinungen zusammenfasst, vermutet, da bisher nicht erwiesen sei, dass es in C. vor der Stadtgründung einen Markt gegeben habe, dass die Äbte von C. ihr Marktprivileg nicht in C., sondern an der Pfarrkirche St. Kilian in Höxter verwirklichten. Der erste Markt habe dort vermutlich seit der zweiten Hälfte des 9. Jhs. bestanden. Das mache die Aufgabe des südl. Friedhofsareals wahrscheinlich. Für eine frühstädtische Entwicklung in Höxter spreche zudem die ergrabene Befestigung des 9. Jhs., die nicht nur die Kirche, sondern auch den Markt und weitere Siedlungselemente schützen sollte. Die Anfänge des 1115 erstmals erwähnten „Brückenmarktes“ in Höxter gehen also vielleicht bereits auf das Marktprivileg von 833 zurück. Vgl. auch Höxter 1 S. 136 f., Höxter 2 S. 417–422 – Westfälischer Städteatlas Lfg. 9 Nr. 4: Höxter und Corvey. 2006 – W. Ehbrecht, 900 Jahre Brückenmarkturkunde für Höxter. Hg. vom Heimat- und Verkehrsverein Höxter e. V. 2016 – Reininghaus, Wirtschaft S. 974–980
II.4 Im Verlauf der Klostergeschichte präzisieren die Zeugnisse die Lage des Weserklosters bei Höxter. So ersetzte einerseits der Augau die allgemeine Angabe ‚Sachsen‘, andererseits der Hinweis auf die ‚Stadt‘ C. die Stelle des weiter flussaufwärts gelegenen Höxter. 823 liegt C. in provincia S a x o n i c a … super fluvium Uuisera in villa regia in loco nuncupante dudum Hucxori (DLdF 227, or., S. 564 Z. 31 f.) – 840 liegt C. in regione Saxonica usw. (DLdD 27, cop.). Höxter galt zuvor am Hofe Ludwigs d. Fr. als villa regia, in der das Kloster C. errichtet sei. Laut dem 823 parallelen, um 950 cop. überlieferten Diplom (DLdF 226, S. 561) schenkte der Kaiser 823 die villa regia, quae dicitur Hucxori, seiner Stiftung (vgl. unter VI). Nach der Translatio S. Viti Martyris cap. 3 S. 42 lag der Platz super fluvium Wi sera in pago A u g u e n s e und gehörte zu einer villa namens Huxeri. Zwei ebenfalls spät überlieferte Urk. sprechen vom pagus Augensis (DLdF 391 z. J. 838, Spur. s. XII., cop. s. XV., S. 970 Z. 25 und DLo I 143 z. J. 844, Spur. s. XII). Laut DO I 27 z. J. 936–940 (cop. um 950) verlieh Otto den Corveyer Äbten den Bann über Leute aus drei genannten Gauen, die sich ad coenobium und ad civita
Corvey II.4–III.1
7
tem circa illud constructam flüchten und daran arbeiten mussten (confugere et in ea operari), darunter in pago Auga in comitatu Rethardi (vgl. DO I 35 v. J. 940). 1002 liegt das Kloster super fluvium Vuisera in loco qui dicitur N o v a C o r b e i a ; das DH II 12 und mit DKo II 17 v. J. 1025 auch die weiteren Nachfolgeurk. nennen also die Ortschaft C. 1065 lässt sich Erzbischof Adalbert von Hamburg-Bremen abbatiam Chorbeia dictam in pago Angera in ducatu Ottonis (Otto von Northeim, Hz. von Bayern) ducis sitam übertragen (DH IV 168). Zum Augau Kaminsky, Studien S. 26, 64, 73, 160 mit Anm. 9 – Zur civitas W. Rave, Corvey S. 33 und H.-G. Stephan, Stadtarchäologie S. 124 f., auch ders., Studien S. 149 ff., die beide die civitas zunächst auf den ummauerten engeren Klosterbereich beziehen. S. auch oben II.3 und unten IV.2
Landtage des 9. Jhs. im Oberweserraum ergeben sich vielleicht aus Radbert, Epitaphium Arsenii I/16 S. 45: quoddam placitum non multum longe ab eodem loco, und wohl auch aus der Erwähnung eines consilium mit episcopi, comites und no bilissimi viri der Region in der Translatio S. Viti Martyris cap. 3 S. 42. Genauere Ortsangaben – Hoftage fanden 815, 840 und 845 in Paderborn (vgl. Art. Paderborn) statt – fehlen.
II.5 Die Reichsabtei lag im Bistum Paderborn, das zur Erzdiözese Mainz gehörte. Von 1794 bis 1821 war C. selbst Bistum und Hochstift. G. Föllinger, Corvey. Von der Reichsabtei zum Fürstbistum (Paderborner Theolog. Studien 7) 1978 – M. Sagebiel, Corvey S. 215 (exemt 981/1779)
III.1 Von einer Vorbesiedlung des Klosterareals ist nichts Sicheres bekannt. Nimmt man die Corbier Gründungsüberlieferung beim Wort, so gehörte der eigentliche Bauplatz nicht zum königlichen Besitz der villa Höxter, sondern stammte von einem sächsischen Stifter. Denn Radbert, Epitaphium Arsenii I/16 S. 45, spricht vom locus des Klosters als hereditas, die ein ungenannter Freund auf Walas Bitten Gott überlassen habe (libenter tradidit Deo). Die villa Hucxori / Hucsori, die Kaiser Ludwig schenkt, geht aus dem ius des Herrschers in ius et dominatio des Klosters über (DLdF 226, cop. s. X.). Die spätere, vielleicht in das Ende des 9. Jhs. zurückreichende Klostertradition postuliert für die „Mark“ Höxter den Besitzwechsel zwischen einem Grafen Bernhard und Ludwig d. Fr. (s. u.). Da ein Bernhard an der Oberweser für den Anfang des 9. Jhs. in Hameln überliefert ist,
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Corvey III.1–III.2
lassen sich die Corbier und Corveyer Berichte über die Ortswahl im Sinne einer ursprünglichen Besitznachbarschaft interpretieren (vgl. VI a). W. Rave, Corvey S. 27, hat vermutet, „daß das Kloster auf dem Gebiet des Haupthofes des Grafen Bernhard angelegt ist“. Die Mitteilung in der auch zu VI. genannten um 1260 in Herford überlieferten Fundatio (II: SS 15,2 S. 1044) bleibt aber unsicher. Danach hätte ein Graf Bernhard die villa Huxeri mit seinem Steinhaus, das noch bestehe und Bernhards Selicasa heiße, und omnis Huxeri marca dem Kaiser verkauft. Nach ausführlicher Diskussion nimmt B. Kasten, Adalhard von Corbie (Studia humaniora 3) 1986 S. 146–151, die vermittelnde Position der Fundatio (II) ein. Anders M. Sagebiel, Corvey S. 216, der den Erwerb des (Bau-)Platzes von der Privilegierung mit der villa Höxter trennt; so auch H.-G. Stephan, Studien S. 137 f. Mit Besitznachbarschaft rechnet schon M. Meyer, Zur älteren Geschichte Corveys und Höxters. 1893 S. 28–32. – Zu Bernhard s. zuletzt Nass, Untersuchungen S. 99 f. – Zur Überlieferung ausführlich Krüger, Studien – Danach Balzer, Frühe Stadtbildung S. 19 f. – Zu archäologischen Fundstellen des 7. und 8. Jhs. in Höxter und C. siehe Westf. Städteatlas Lfg. 9 Nr. 4: Höxter und Corvey. 2006 Taf. 3a
H.-G. Stephan nimmt zwei alte Siedlungskerne an, deren einer im heutigen Höxter (um die Kilianskirche) gelegen habe und deren zweiter in der Nordostecke des mittelalterlichen Klosterbereiches nachweisbar sei. Jedenfalls bildeten sich auch im Westen und Süden vor der Abtei kleine Siedlungen mit den Kirchen St. Petri und St. Pauli (863). Schon 833 hatte Ludwig d. Fr. dem Kloster zusammen mit einem Markt eine Münzstätte (moneta) gestattet: quia locum mercationis ipsa regio indigebat (DLdF 328, or., S. 812 Z. 39; vgl. II.3). Seit etwa 940 erscheint die Bezeichnung civitas (vgl. in II.4 und IV.2). So standen dem Kloster und dem reisenden Königshof in nächster Nähe die Möglichkeiten einer beachtlichen Ortschaft zur Verfügung. Fundplan zum mittelalterlichen Klosterbereich bei H.-G. Stephan, Archäologische Erkenntnisse zu karolingischen Klosterwerkstätten in der Reichsabtei Corvey (Archäologisches Korrespondenzbl 24. 1994) S. 207–216, hier S. 207 bzw. bei dems., Studien S. 791 Abb. 191 – Die frühe Stadtgeschichte von C. ist auch nach den Zusammenfassungen bei W. Rave, Corvey S. 32–35, Stoob, Doppelstädte S. 141–146 und H.-G. Stephan, Stadtarchäologie, noch nicht völlig geklärt. Vgl. ders., Studien, weiter Höxter 1 sowie Westf. Städteatlas Lfg. 9 Nr. 4: Höxter und Corvey. 2006 Taf. 2 und 3a – Balzer, Frühe Stadtbildung S. 19 f. – Für die Umgebung von C. Höxter 2 S. 32–41
III.2 Das Benediktinerkloster C. entstand in zwei Gründungsanläufen. Eine 815 begonnene, noch nicht ganz sicher lokalisierbare Zelle Hethis wurde 822 an die Weser verlegt (Radbert, Vita sancti Adalhardi cap. 65 – Translatio S. Viti Martyris cap. 3 f.). Die Zweitgründung war im Einvernehmen mit den regionalen Herrschaftsträgern gut vorbereitet und erhielt zusätzlich zu neuen Stiftungen die sächsischen Güter des Mutterklosters Corbie. Fast ungeachtet der Initiativen und Vorarbeiten seiner karolingischen Verwandten Adalhard und Wala, der Äbte des
Corvey III.2
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Mutterklosters, ließ sich Kaiser Ludwig d. Fr. 823 im sog. Fundationsbrief als maßgeblicher Stifter und Reliquienschenker der Neugründung feiern: Er brachte das Mönchtum nach Sachsen, das sein Vater Karl eben christianisiert hatte (DLdF 226 f.; wie II.4). Von Anfang an wie andere fränkische Klöster zum Gebet für die Herrscherfamilie und das Reich verpflichtet (ebd.), verstand sich das weiterhin von den Herrschern mit largitiones und concessiones hoch dotierte Kloster gegen Ende des 9. Jhs. als Memorialstiftung für das ganze Karolingergeschlecht (DArn 3 u. a. Vgl. unter VI.). Zwischen das derart betont ‚karolingische‘ und das später ‚ottonische‘ Kloster ist eine ‚konradinische‘ Übergangsphase einzuschieben. Wie der Ablösungsvorgang im Einzelnen verlief, lässt sich angesichts der schütteren Quellenlage kaum noch ermitteln. Jedenfalls wurde der Tod des comes Otto zu 912 in den Corveyer Ann. vermerkt. Mit dem Vater Heinrichs I., der seine Schwester und eine Tochter mit ostfränkischen Karolingern vermählte, tauschte C. im J. 888 Güter (DArn 28). 900 ließ das Kloster seine Privilegien von Ludwig d. Kind bestätigen (DLdK 6) und 913 von dem nicht mehr karolingischen Nachfolger Konrad I. erneuern (DKo I 14), dessen Vater schon 900 interveniert hatte. Die Corveyer erwarben sich 922 auch die Gunst der nun königlichen Ottonen seit Heinrich I. (DH I 3) – und zwar auf Ersuchen der Königin Mahthildis, des Prinzen Heinrich und des Bischofs Adalward von Verden. Sie bekräftigten die Nähe unter Otto I. 936 – diesmal auf Fürsprache der Königin Edith und des Prinzen Liudolf (DO I 3) – und behielten das königliche Wohlwollen bis etwa 946 (DO I 73, 77). Danach bemühten sie sich 965/966 mit Widukinds Res gestae Saxonicae (I/33 f. [SS rer. Germ. 60] bes. S. 48), die über die jüngere Mathilde deren Vater Otto I. und Bruder Otto II. gewidmet wurden, erneut um die besondere Zuwendung der Dynastie zu ihrem wichtigsten Heiligen Vitus. In Urk. Ottos III. und anfangs noch Heinrichs II. neben der Reichenau und Fulda als Musterkloster genannt (DO III 57 und DH II 25), dann von Heinrich II. 1014/15 gewaltsam reformiert (Thietmar, Chronicon VII/13 [SS rer. Germ. NS. 9] S. 412 u. a.), kam die Abtei unter dem Salier Heinrich IV. 1065/66 für kurze Zeit an Erzbischof Adalbert von Hamburg-Bremen (DH IV 168, aufgehoben mit DH IV 179). Im Sachsenaufstand diente C. 1073 und 1074 zunächst als Verhandlungsort für beide Parteien. Dann aber urteilte der König im Streit um die Zehnten im Sinne seines Verbündeten Bischof Benno II. von Osnabrück. Wohl danach entschied sich das Weserkloster für die sächsischen Gegner und entwickelte sich von Ende 1077 an zu einem „Stützpunkt des Gregorianertums“ (Th. Vogtherr, Reichsklöster S. 430 – Kaminsky, Studien S. 94 und S. 98). 1082 stand es auf Seiten des Gegenkönigs Hermann von Salm (D Herm 1). Um 1100 unter Abt Markward (1081–1107) errang es eine einflussreiche Stellung unter den sächsischen Reformklöstern, von denen etwa acht ihre Äbte aus C. erhielten. So konnte es sich unter dem folgenden Abt Erkembert (1107–1128) mit gewissem Recht als caput et mater der sächsischen Klöster und tocius patrie
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Corvey III.2–IV.2
decus ansehen (Corveyer Version zu Thietmar, Chronicon VII/75 [SS rer. Germ. NS. 9] S. 491). Der neue Abt war von Heinrich V. eingesetzt worden und begleitete diesen 1108 nach Ungarn sowie 1110/11 zur Kaiserkrönung nach Rom. Er führte aber das Kloster 1114 erneut in die sächsische Opposition, d. h. an die Seite des späteren Kaisers Lothar III. 1115 wiederum Verhandlungsort, diente C. 1118 der Weihe des gregorianischen Gegenbischofs für Metz, sah sich aber durch die Königswahl von 1125 in der Nähe des wieder sächsischen Herrschers. In den folgenden Jahrzehnten begann die Abtei unter Nachstellungen seiner adeligen Vögte einerseits und unter Zumutungen seiner Ministerialen andererseits zu leiden. Nach kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Schwalenbergern zog sie der Staufer Konrad III. unter seinem Vertrauten Abt Wibald von Stablo und C. (1146–1158) ein letztes Mal eng an das Herrscherhaus. Die dadurch ermöglichte Reform und Wiederherstellung hat den allmählichen Verfall des Klosters nur zeitweise aufhalten können. Es erlitt Schäden schon in den Kämpfen um Herzog Heinrich den Löwen, schlug sich später zeitweise auf die Seite des Welfenkönigs Ottos IV. und wurde wieder ‚staufisch‘. Dabei verwickelten sich die Äbte als Landesherren zunehmend in regionale Streitigkeiten, so dass sie am Ende Burgen bauten und die klösterlichen Belange vernachlässigten. Mit der schon seit Friedrich II. gegebenen Königsferne des deutschen Nordens erloschen mehr und mehr die Beziehungen zum Königtum. Überblick: W. Stüwer, Corvey – M. Sagebiel, Corvey – Einzelheiten: Kaminsky, Studien bes. S. 23 f., 26, 75, 80, 82 f., 86 f., 108, 120, 123, 129 beobachtet die jeweilige Königsnähe bzw. -ferne – G. Althoff, Corveyer Konvent S. 29–38 – Th. Vogtherr, Die Reichsklöster Corvey, Fulda und Hersfeld (Die Salier und das Reich 2) S. 429–464 – Ders., Die Reichsabteien der Benediktiner und das Königtum im hohen Mittelalter (900–1125) (Mittelalter-Forsch. 5) 2000, geht auf C. nicht eigens ein – H. Seibert, Libertas und Reichsabtei. Zur Klosterpolitik der salischen Herrscher (Die Salier und das Reich 2) S. 503–569, bes. S. 544–546 und 555 f. – E. Freise, Corvey S. 87–106 – F.-J. Jakobi, Wibald – Ders., Ministerialität (wie unter IV.3 d) – Zu Hethis siehe Höxter 1 S. 76 und S. 99 ohne Nachweis
IV.1 Die Datumszeilen der Königsurk. präzisieren den Aufenthaltsort des Königs zu 913 einmal in ipso monasterio (V.1.2) und zu 940 einmal in civitate Corbeiensi (V.1.3).
IV.2 Von den urkundlichen Aussagen zu 913 im Februar und zu 940 im September darf die erste wegen der Winterzeit vielleicht als ein Sonderfall, d. h. als Unterbringung in Klostergebäuden, interpretiert werden. Die civitas lässt sich mit der zeit-
Corvey IV.2
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nahen Mitteilung des DO I 27, das dem Kloster den Burgbann verleiht, genauer bestimmen: coenobium und civitas circa illud werden dort deutlich unterschieden. Was Kloster (nur die engere Klausur?) und was Stadt oder Burg (innerhalb oder außerhalb des Klosterareals?) ist, lässt sich jedoch dem Zeugnis nicht entnehmen. Da die Bewohner der Umgebung, die sich im Gefahrenfall in das Kloster und die civitas flüchten durften, auch zum Burgwerk verpflichtet waren, wird die genannte civitas damals bereits befestigt gewesen sein. Möglicherweise ist hinsichtlich der Befestigung und Verleihung des Burgbanns ein Zusammenhang mit der immer noch schwelenden Ungarngefahr anzunehmen. Das nicht sicher datierbare DO I 27 ist nur abschriftlich, aber schon im Chartular von der Mitte des 10. Jhs. überliefert. Die Interpretation bei W. Rave, Corvey S. 33 und H.-G. Stephan, Studien S. 149 ff., der die erste civitas zu 940 im Klosterbering annimmt und Heinrichs I. Burgenbauordnung bei Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae I/35 (SS rer. Germ. 60) parallelisiert, ist weiter zu diskutieren. Siehe zum Letzten ähnlich Bernhardt, Itinerant Kingship S. 196 f. – Vgl. auch Höxter 1 S. 138–140, besonders S. 139 f. A. König merkt dort an, dass die Angabe circa illud constructam auch als ‚gegenüberliegend‘ oder ‚in der Nähe‘ verstanden werden und somit möglicherweise auch die jüngst ergrabene Befestigung Höxters gemeint gewesen sein könne.
Es ist im Auge zu behalten, dass es für ältere Annahmen, das heutige ummauerte Klosterareal entspreche dem mittelalterlichen, ja schon dem karolingischen, archäologische Argumente gibt. H.-G. Stephan, Studien S. 143 ff., vermerkt Kleinfunde, die in die Karolingerzeit bis „mindestens um 800“ zurückreichen und innerhalb des Klosterberings einigermaßen gleichmäßig verteilt liegen, während sie außerhalb weitgehend fehlen. Allerdings gehören die heute im Norden eingeschlossenen Gärten nicht dazu. Vor allem weist auch ein ehemaliger grabenartiger Teich im Nordosten der rechteckigen barocken Schlossanlage darauf hin, dass die alte Nordmauer des weiteren Klosterbez.s in etwa der Außenmauer des heutigen Nordflügels der Anlage folgte. Insofern stimmt die von W. Rave, Corvey S. 37 ff., angenommene Ausdehnung des Areals, das sich – von Westen her gesehen – aus einem fast quadratischem Rechteck und einem dahinterliegenden rechtwinkligen Dreieck zu einem Trapez zusammensetzt. Dessen unregelmäßige Seite wird vom Lauf der Weser erzwungen. Der damit eingegrenzte befestigte Bereich umfasst eine Fläche von knapp 8 ha. Etwa in der Mitte liegt wohl von Anfang an die Klosterkirche (geweiht 844), die noch im 9. Jh. eine Gesamtlänge von knapp 100 m erreichte. Sie bestand seit den letzten Jahrzehnten dieses Jhs. (Bau II) aus dem fast quadratischen Westwerk, aus einem Langhaus mit nur schmalen Seitenschiffen und einer Art von Querarmen unbekannter Höhe, endlich aus einem Rechteckchor mit Apsis und aus der diesen Chorteil umfassenden Ringkrypta mit drei nach Osten vorspringenden Stollen, von denen der mittlere an seinem Ostende kreuzförmig ausgebildet ist. Die Klausur mit Kreuzgang und zugehörigen Räumen befand sich wie heute im Norden der Kirche. Dem Westwerk, das 873–885 entstand, war noch ein Atrium mit zweigeschossigen Flügeln vorgelagert.
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Corvey IV.2
Abb. 4: Corvey. Aufriss des Westwerks W. Rave, Corvey – H. Busen, Kloster und Klosterkirche zu Corvey (Kunst und Kultur im Weserraum 1) S. 19–42 sind weitgehend überholt durch die Ausgrabungen und Befunde seit 1974/75. Die vorläufigen Publikationen, wie U. Lobbedey, Neue Ausgrabungsergebnisse, weiter ders. – H. Claussen, Corvey, église abbatiale S. 238–240, und auch W. Jacobsen, Corvey. Nachtrag und Korrektur (Vorromanische Kirchenbauten. Katalog der Denkmäler bis zum Ausgang der Ottonen. Hg. vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte 2: Nachtragsbd. 1991) S. 81–84, sind zu ergänzen durch U. Lobbedey, Die karolingische Klosterkirche zu Corvey (Macht des Wortes – Benediktinisches Mönchtum im Spiegel Europas. Hg. von H. Kempkens, G. Sitar und M. Kroker. 2 Tle. 1. 2009) S. 161–169 und die Bände: Die Klosterkirche Corvey 2. 2007, 1.1. 2012 und 1.2. (in Bearbeitung). – Vgl. weiter unter IV.3 a – Zur Klausur H .-G. Stephan, Studien S. 129 und 134 (wie in Corbie)
Ein von Abt Wibald (1146–1158) neu errichtetes Abtshaus (Das Briefbuch Abts Wibald von Stablo und Corvey, Teil 1 Nr. 142) ist nördl. vom Atrium vor dem Westflügel des heutigen Schlosses anzunehmen. In dem Nordostwinkel der Klosterbefestigung an der Weser war durch eine bogenförmige Mauer mit Graben eine Fläche von 0,7 ha abgeteilt. H.-G. Stephan identifiziert sie mit dem von 1288 bis 1327 belegten castrum Werneburg (Vgl. auch IV.3d). Zur Zeit der letzten Königsbesuche bestand es noch nicht. Die Schriftquellen erwähnen weitere Klostergebäude, z. B. ein Krankenhaus und zugehörige Kapellen am Friedhof südl. bzw. südöstl. der Klosterkirche bis in den Bereich der heutigen Wirtschaftsgebäude. Ohne weitere gezielte Grabungen lassen sie sich nicht sicher lokalisieren.
Corvey IV.2–IV.3
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Zusammenfassend und weiterführend, zum Teil noch hypothetisch: H.-G. Stephan, Studien S. 179 f. (Abtshaus), S. 188–190 (Werneburg) u. a. – H.-G. Stephan, Stadtarchäologie S. 124 mit Plan auf S. 127. Siehe auch Höxter 1 S. 106 und 108 f. – H. Claussen, Zum Abtshaus des Wibald von Stablo im Kloster Corvey (Wohn- und Wirtschafstbauten frühmittelalterlicher Klöster. Hg. von H. R. Sennhauser. 1996) S. 27–31
IV.3 Die Klostergebäude erfuhren nach der Mitte des 17. Jhs. eine vollständige Veränderung: Neubau der Klosterkirche ab 1667, der Abteigebäude ab 1699. Erhalten blieb das in seinen unteren Geschossen karolingische Westwerk. Die ursprüngliche Dreiturmanlage mit mittlerem Turm über dem quadratischen Zentralraum und seitlichen Treppentürmen im Westen wurde in ihren oberen Teilen (Glockenhaus, Türme) wohl unter Abt Wibald (1146–1158) umgestaltet. Er schuf die bis heute erhaltene Westfassade mit den ebenfalls erhöhten flankierenden Türmen, die um 1600 noch einmal erneuert wurde. Der gegenwärtige Eindruck der Gesamtanlage mit den großen Freiflächen ist das Ergebnis der Neubauten in der Barockzeit um 1700 herum. Genauere Vorstellungen vom Aussehen des mittelalterlichen Klosters vor den umfassenden Zerstörungen des 30jährigen Krieges sind kaum möglich. Noch nach dem Verfall der umliegenden Civitas wirkte der Klosterbez. selbst wie eine kleine Stadt. – Außer dem bis 1965 restaurierten Westwerk sind hier die Belege für ein „Kaiserhaus“, eine capella regia und eventuell ein regium castrum zu erörtern. F. Sagebiel, Baumeister in und um Corvey unter besonderer Berücksichtigung der Neuzeit. 1973 – U. Lobbedey (wie IV.2), weiter die gleich zu IV.3a genannte Lit. – F.-J. Jakobi, Wibald S. 280 – K. Püttmann, Westfälische Klosterarchitektur der Barockzeit (Monastisches Westfalen) S. 485–498, hier S. 489–493 – Abb. frühneuzeitlicher Bildzeugnisse bei W. Rave, Corvey, und H.-G. Stephan, Studien
(a) Für die Repräsentation bei Herrscherbesuchen, zumindest während der Gottesdienste, bot das Kloster vor allem das 873–875 errichtete W e s t w e r k der Klosterkirche an. Vor der Dreiturmanlage lag im Westen ursprünglich noch ein Atrium mit zweigeschossiger Umbauung. Wer es betrat, konnte in der Mitte der Westfassade auf dem mehrgeschossigen, einachsigen Portalvorbau die alte Inschrifttafel lesen: CIVITATEM ISTAM / TV CIRCVMDA D(omi)NE ET / ANGELI TVI CVSTO / DIANT MVROS EIVS (Herr beschirme diese Stadt und Deine Engel mögen ihre Mauern bewachen). U. Lobbedey, Inschrifttafel vom Westwerk in Corvey: Vergoldeter Buchstabe einer Inschrift (Kat. Paderborn 1999 2) S. 570–572 VIII.52 mit Lit. und VIII.53 – K. H. Krüger, Zur Geschichte S. 30
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Corvey IV.3
Vom Atrium gelangte man durch eine querliegende offene Vorhalle in das kryptenartige Untergeschoss. Es war im Mittelteil über vier Säulen mit sehr qualitätvollen antikisierenden Kompositkapellen gewölbt, während die Seitenschiffe flach gedeckt waren. Ging der Besucher nicht geradeaus in das Kirchenschiff, führten ihn Treppen in den Seitentürmen in das Obergeschoss. Es bestand vor allem aus einem quadratischen Mittelraum von mehr als zweistöckiger Höhe, dessen Länge und Breite gut 10 m (letztere mit Nebenräumen 17 m) betragen. Um diesen herum gruppierten sich im Süden, Westen und Norden doppelstöckige Annexe, die über gewölbten Seitenräumen (heute nur im Westen) ungewölbte Emporen trugen. Im Osten dagegen öffnete sich eine doppelgeschossige Arkadenwand (1952 nach Ansätzen wiederhergestellt) zu einem ohne Zwischendecken durchgehenden, querrechteckigen Raum und einem dahinter befindlichen einzigen großen Bogen, der in das Kirchenschiff überleitet. Zu den unteren Seitenräumen führen jeweils drei torartige, auf Pfeiler gesetzte Rundbögen. Die darüberliegenden Emporenarkaden waren an den drei erhaltenen Seiten, vielleicht auch in der Ostwand, durch eine eingestellte Säule jeweils geteilt. Diese Teilung fehlt in der Mittelöffnung der Westwand. Die letztere ist zusätzlich bis zum Boden der Empore heruntergezogen (Abb. 5). Eine stuckierte Balkendecke aus der Zeit um 1600 lässt den Mittelraum als nahezu würfelförmig erscheinen. Bauspuren weisen jedoch daraufhin, dass die ursprüngliche Decke höher lag. Vor dem mittleren Bogen der Ostarkade befand sich von Anfang an ein Altar. Seit 1481 als Johanneschor belegt, lässt sich das Obergeschoss des Westbaus als ‚Emporenkirche‘ (H. Claussen) bezeichnen. Durch die Öffnungen im Osten war diese auf die Hauptkirche hin ausgerichtet. Die Funktionen solcher ‚Westwerke‘ werden vielfach und kontrovers diskutiert, z. B. als Westchor, Pfarrkirche, Kaiserkirche, Wehrkirche usf. Von den möglichen Zwecken wurde für den Westbau von C. die Verwendung für herrscherliche Repräsentation möglicherweise von vornherein, das heißt im von 873 bis 885 ausgeführten Bauplan, vorgesehen. Die ältere Forschung dokumentierte diese Annahme schon in ihrer Terminologie. Die Westempore als sog. ‚Kaiserlaube‘ weist, wie beschrieben, eine besonders große Mittelöffnung zum Mittelraum auf. Sie weitet sich hier zudem durch Einbeziehung des von außen sichtbaren Portalvorbaus um eine mittelachsige Westnische, den sog. ‚Thronerker‘.
Die letzte Bezeichnung gründet sich auf Analogien zum noch heute erhaltenen Emporenthron im Oktogon der Aachener Pfalzkirche, der allerdings erst zu 936 bzw. 961 nachweisbar ist. In C. ermöglichte die Mittelöffnung der Westempore einen weiten Blick von oben durch die östl. Arkadenwand des Zentralraums und durch die ebenfalls offene Ostwand des Westbaus hindurch auf die Altäre im Mittelschiff und im Chor (J. Letzner). Wie bei den Krönungen am ‚Karlsthron‘ zu Aachen gilt auch für den Zentralraum des Westwerkes von C., dass der Herrscher oder eine ‚hochgestellte‘ Persönlichkeit „von hier aus alle sehen und von allen wiederum gesehen werden konnte“. So notierte es der Corveyer Historiograph Widukind (Res gestae Saxonicae II/1 [SS rer. Germ. 60] S. 66) zur Krönung Ottos I. 936 in Aachen. Der immerhin mögliche zeitweise Gebrauch
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Abb. 5: Corvey. Rekonstruktion des Inneren von Osten als ‚Thronerker‘ ist aber nicht unbedingt der eigentliche Zweck des Bauwerks gewesen. Andere Verwendungen der ‚Emporenkirche‘, z. B. als Versammlungsraum oder Westchor, sind nicht ausgeschlossen. Selbstverständlich eignete sich die Öffnung der Westempore z. B. auch für das – seit 1511 nachweisbare, aber nicht weiter lokalisierte – öffentliche Vorzeigen der Corveyer Reliquien am Vitustag. Der jeweilige Forschungsstand hat sich seit den Rekonstruktionen von W. Effmann, Die Kirche der Abtei Corvey. 1929, über W. Rave, Corvey (1958), F. Kreusch, Beobachtungen an der Westanlage der Klosterkirche zu Corvey (Beih. der Bonner Jahrbücher 9) 1963 und H. Busen (wie unter IV.2) (1966) so verändert, dass W. Stüwer, Corvey S. 281 (1980) von einer detaillierten Zusammenfassung abgesehen hat. – Vgl. aber H. Claussen, Corvey und Höxter (Große Baudenkmäler 61) 1980. Eine weitere Beschreibung geben auch U. Lobbedey – H. Claussen, Corvey, église abbatiale S. 240, 244 f., 249 ff. sowie U. Lobbedey, Westwerke und Westchöre im Kirchenbau der Karolingerzeit (Vorabend der Kaiserkrönung) S. 164–191, hier S. 186–189 und ders., Herrscher im Kloster – H. Busen, Kloster und Klosterkirche zu Corvey (Kunst und Kultur im Weserraum 1) S. 31 rechnete mit Erdgeschoss (‚Westkrypta‘), Obergeschoss (Johanneschor) und mit einer Glockenstube (S. 37) darüber. Die letztere hatte W. Rave, Corvey S. 80 f. als Kaisersaal aufgefasst. – Der Abschnitt IV.3a benutzt dankbar Hinweise und Formulierungshilfen von Uwe Lobbedey. Vgl. künftig auch K. Krüger, Die Klosterkirche Corvey [1.2].
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Corvey IV.3
Thronsitz: A. Fuchs, Entstehung und Zweckbestimmung der Westwerke (WZ 100. 1950) S. 227–291, hier S. 261 ff. u. a. – E. E. Stengel, Über Ursprung, Zweck und Bedeutung der karlingischen Westwerke (Ders., Abhandlungen und Untersuchungen. 1960 S. 87–115) S. 92 f., 100 f. – W. Rave, Corvey S. 75 mit Abb. 58 auf S. 66 – F. Kreusch, Beobachtungen (wie oben) S. 32, 60 ff. (Orgelbühne; dafür Verlegung des Thronplatzes herunter in den Johanneschor) – H. Busen, Kloster und Klosterkirche zu Corvey (Kunst und Kultur im Weserraum 1) S. 30 f. (Chorpodest), 36 f. (beweglicher Herrschersitz auf der Mitte der Westempore) – Siehe allgemein die Zusammenfassung von F. Möbius, Westwerkstudien. 1968 – B. Brenk, Wer sitzt auf der Empore? (Sinopien und Stuck im Westwerk) S. 71–86 (Herrscher sind dort nirgendwo nachzuweisen!) – U. Lobbedey, Der Herrscher im Kloster Sichtmöglichkeiten: Rekonstruktion des Aufrisses in Kunst und Kultur im Weserraum 1 nach S. 40 (die Deutung von J. Letzner ist strittig!) – Zu den Texten u. a. von J. Letzner K. H. Krüger, Die Corveyer Patrone S. 331 ff.; dort S. 323 ff. auch zur Heiltumsweisung. Dazu H. Röckelein, Der Corveyer Heiligenkult des Mittelalters im Spiegel frühneuzeitlicher Überlieferung (Heilige – Liturgie – Raum. Hg. von D. R. Bauer u. a. 2010 = Beiträge zur Hagiographie 8) S. 77–98, bes. S. 83–87
Die Innenwände des Westbaues waren bemalt. Außer der Rahmung der Architekturformen z. B. durch Akanthusranken fanden sich fragmentarische Bilddarstellungen an den Gewölben des Westraumes unter der Westempore. Sichtbar sind vor allem ein auf einem Delphin reitender Knabe und ein Odysseus mit dem vielköpfigen Untier der Skylla. Dazu kommen Reste weiterer Meerungeheuer und von Schiffen. Das ganze Ensemble lässt sich erklären als Darstellung des ‚grausigen Meeres der Welt‘, in dem sich der Christ zu bewähren hat. Diesem Ensemble müsste als Gegenbild eine „Darstellung himmlischer Herrlichkeit“ entsprochen haben; es könnte an der Decke das ikonographische Programm vervollständigt haben (H. Claussen – N. Staubach, Odysseus). Erst 1992 entdeckte man zusätzlich über den Kämpferzonen der Pfeiler auf den Innenwänden des Mittelraumes Reste von offensichtlich ursprünglichen figür lichen Zeichnungen, sog. Sinopien. Sie ließen zusammen mit Zapfenlöchern und passenden Stuckfragmenten auf sechs halbplastische, farbig gefasste Stuckfiguren über den jeweils zwei Pfeilern der Süd-, der West- und der Nordwand schließen. An der rekonstruierten Ostwand sind solche Reste natürlich nicht nachzuweisen. Vier der lebensgroßen Gestalten stellten Männer „in gleicher weltlicher Tracht“ dar, zwei mit Tunika und Dalmatika gewandete Gestalten Frauen. Die letzteren befanden sich einander zugewandt an der Westwand und zwar links und rechts etwas unterhalb der großen Mittelöffnung der Westempore, die dadurch noch einmal hervorgehoben ist. Die Herren – vielleicht ähnlich dem Krieger in Mals / Südtirol, doch vielleicht wie karolingische Könige ohne Schwerter dargestellt – standen sich an der Nord- und Südwand gegenüber. Bisherige Deutungsansätze denken an „Könige des alten Testaments oder gar römische Kaiser“ (D. Schümer), an vier Herrschergestalten bzw. karolingische Wohltäter (J. Fried), ein ‚Herrscherquartett im Kirchenraum‘ und vielleicht zwei huldigende Frauen (N. Staubach). Über die zwei weiteren Plätze links und rechts über dem Altar an der rekonstruierten Ostarkade sind nur Vermutungen möglich.
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Die beiden Frauen lassen an höfische Repräsentation beherrschter Regna und damit insgesamt an eine bildliche Erg. des jeweils auftretenden Hofstaates denken; das passt gut in den zeitgenössischen Kontext der Kaiserzeremonielle Karls des Kahlen 875–877 und Karls III. ab 881 (letztere nicht direkt belegt) sowie – nach der Weihe der „drei Türme“ – des Besuches Arnulfs in C. 889. Vgl. unten V.1.1 und V.8.a. Aber es ist doch auch spezifischere Klostererinnerung zu erwägen: z. B. das in der dritten Generation erwachende Gedenken an die königlichen Stifter und Wohltäter. Aus der Selbstbestimmung des Klosters zur Gedächtnisstätte der karolingischen Familie, wie sie in den Urk. aus dem letzten Viertel des 9. Jhs. unter Abt Bovo I. (879–890) sichtbar wird, könnte sich eine bildliche Darstellung dieser Funktion in Königsbildern ergeben haben. Diese schlösse auch eine Einbeziehung der ‚karolingischen‘ Gründeräbte an der Ostwand nicht aus. Wie dem auch sei, die Bedeutung des Raumes für monarchische Repräsentation allgemein – also auch des Abtes – und für eine Präsenz des Herrschers im Kloster wurde durch seine Ausstattung wesentlich gesteigert. Zur Ausmalung H. Claussen, Les Frises d’acanthe et géométriques du Westwerk de Corvey (Edifices et paintures aux IVe –XIe siècles. Hg. von C. SAPIN. 1994) S. 99–113 und dies. u. a., Wandmalerei im Westwerk (Die Klosterkirche Corvey 2) S. 82–323 – D. Schümer, Skylla und Skulptur. Ein karolingischer Fund im Kloster Corvey (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Dezember 1992, Nr. 299 Bilder und Zeiten) – H. Claussen – N. Staubach, Odysseus und Herkules in der karolingischen Kunst (Iconologia sacra. Festschr. K. Hauck. Hg. von H. Keller und N. Staubach. 1994) S. 341–402, zu den Neufunden dort bes. S. 343 f. Anm. 11 und S. 400 mit Anm. 62 – N. Staubach, Das Corveyer Dekorationsprogramm und die spätkarolingische Herrschaftsikonographie (Sinopien und Stuck im Westwerk) S. 87–99 – H. Claussen, Karolingische Stuckfiguren im Corveyer Westwerk. Vorzeichnungen und Stuckfragmente (Kunstchronik 48. 1995) S. 512–534 – Dies., Karolingische Sinopien und Stuckfragmente im Corveyer Westwerk (Sinopien und Stuck im Westwerk) S. 9–48 – Dies., Sinopien und Stuckfiguren im Westwerk (Die Klosterkirche von Corvey 2) S. 354–388 – Zu C. als karolingischer Memorialstiftung J. Fried, Der Weg in die Geschichte. Die Ursprünge Deutschlands bis 1024 (Pro pyläen-Geschichte Deutschlands 1) 1998 S. 514 – K. H. Krüger, Hochgestellte Persönlichkeiten im Corveyer Gedenken (Sinopien und Stuck im Westwerk) S. 101–107 – Dagegen erwägt J. Poeschke, Herrscher oder Heilige? Zur Deutung der Sinopien von Corvey (Sinopien und Stuck im Westwerk) S. 49–58 Heiligengestalten. Eine neue Interpretation bietet Th. Weigel, Erzengel im Johannischor? Überlegungen zur kontroversen Interpretation der Sinopien und Stuckfragmente aus dem Quadrum des Westwerks der ehemaligen Abteikirche zu Corvey (FrühMAStud. 51. 2017) S. 87–139.
(b) Ein K a i s e r h a u s soll in einer „Corveyer Quelle aus dem Anfang“ des 16. Jhs. genannt worden sein (W. Stüwer, Corvey S. 284). Eine Klosterrechnung von 1566 teilt mit: Johann Becker, dem Murer van der Muren by des Kai ßers Huß wenten nach der Weser verdinget by Roden und by siner Kosth: eine Roden lanck, 12 fothe hog = 1 1/2 Daler, 3 Gl. tho Winkope. De Handelegers hebbe wy gestellet unde auch betalet. (LAV NRW W, Corvey, Akten Nr. 1429, nach Mitteilung von M. Sagebiel zitiert bei H.-G. Stephan, Studien S. 388 Nr. 104).
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Ein bekannter Beleg stammt von J. Letzner, Corbeische Chronica, in erster Aufl. 1590, erweitert 1604. Es handelt sich um zwei Stellen. Sie lauten in der 1. Aufl. (fol. C iii): Unnd dieweil für alters die Römischen Keyser sich an diesen Orth offtmahls erfüget, auch vielmahls ihre gesandten dahin abgefertiget haben, ist zu dero behuff daselbst ein sonderlichs Haus, welchs man das Keyserhaus ge nand hat, gebawet und zugerichtet worden, aber nun mehr ist dasselbige in einen abgang kommen, unnd haben daselbst etliche Herren dieses stiffts gantz zierliche und lustige Garten, mit mannicherley gewechs besetzt, zugerichtet, und weiter (fol. F iv’; vgl. 1604 fol. 69): Und dieweil im anfang und lange zeit hernach die Keyser und derselbigen abgesandte in diesen orth offtmahls kommen, auch da selbst ein eigen Hauß, das Keyserhauß genandt, zur herberge gehabt, hat man da bey ein sonderliches fast zierlichs Kirchlin gebawet, worin der Keyser, wan er da gewesen, Abendts und Morgens sein Gebet gethan, und dieselbe ist die Keyser liche Capelle genandt worden, jtziger zeit aber ist dieselbe nicht mehr fürhanden. 1604 erweiterte Letzner die erste Stelle um Andacht und Gottesdienst als Motive des Klosterbesuchs und er fügte ein (1604 fol. 49 f.): (in einen) solchen (abgang kommen,) das Junge Leut davon nicht allein nichts wissen, sondern auch, Wo und an welchem ort es gestanden, nicht zu berichten wissen. Auch an dieser Stelle setzte Letzner noch ausdrücklicher hinzu, dass die Stiftsherren ihre zierlichen Kräutergärten an dem ort, da etwan deß Keisers Hauß soll gestanden haben, eingerichtet hätten. Aus der Rechnung von 1566 und aus Letzner kann man mit H.-G. Stephan schließen, dass dieses Haus südl. des heutigen Friedhofs in den Gärten gestanden hat. Es wäre durch das Südtor des Klosterbez.s vom Corveyer Weserübergang her leicht erreichbar gewesen. Über Ausmaße und das Aussehen sind ohne Grabungen keine Aussagen möglich. Den Argumenten Letzners für das Vorhandensein ist nichts hinzuzufügen. Gegenüber der erkennbaren Skepsis der Klosterherren um 1600 werden sie von der Nachricht zu 1566 gestützt. Doch gehen die Aussagen nicht vor das 16. Jh. zurück. A. Fuchs, Entstehung (wie oben zu a) S. 260 verweist auf Letzners 1. Aufl. – W. Rave, Corvey S. 36 f. bezieht sich auf Letzners 2. Aufl. und A. Fuchs, Entstehung S. 254 – W. Stüwer, Corvey S. 246 und S. 284, dessen früheren Beleg ich nicht verifizieren kann, fasst zusammen. – Letzners Zusatz in der 2. Aufl. wendet sich offensichtlich gegen Leute, die von diesem „sonderlichen“ (besonderen) Kaiserhaus nichts wissen. – Ausführlich H.-G. Stephan, Studien S. 185– 187: ‚Königspalast‘; dazu S. 389 f. Nr. 111 und 113
(c) Für die verschwundene K a p e l l e gibt Letzner kein Patrozinium an. Zum 15. Januar 1335 hören wir von einer Gertrudiskapelle, quae alias capella regia nuncupatur, zum 13. September 1390 von der Kapelle ss. Bartholomei apostoli et Gertrudis virginis innerhalb der Corveyer Immunität. Aber Letzner unterscheidet die nicht mehr vorhandene ‚kaiserliche Kapelle‘ von einer Gertrudiskapelle. Nach ihm (1590 fol. G bzw. variiert 1604 fol. 69) war die letztere auf dem Kirchhof südl. der Hauptkirche so beim Hospital gebaut, dass die Kranken auf den Betten
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den Gottesdienst haben ansehen und hören können. Diese Kapelle war zu seiner Zeit vorhanden, aber öde und wüste. Hospital und Kapelle wurden übrigens 1683 restauriert. Ein methodisch sicherer Schluss aus den zeitlich über zweieinhalb Jahrhunderte gestreuten Belegen ist kaum möglich. 1335: Laut Nachtr. hinter Reg. 440 im Repertorium A 295, I, 2 des LAV NRW W zu 1335 Jan. 15 in Msc. 67 Altertumsverein Paderborn fol. 5’ als Abschrift des 16. Jh. (jetzt Erzbischöfliche Akademische Bibl. Paderborn); der Rektor der Kapelle erhält zwei Hufen in Buga bzw. in monte, qui dicitur mons hospitalis. Damit scheint eine Beziehung zwischen der Kapelle und dem Hospital damals gegeben zu sein. Anders H.-G. Stephan, Studien S. 186, der S. 385 Nr. 70 den Beleg zu kurz zitiert. – 1390: INA Westf. Beibd. II,1: Archiv des Bischöflichen Generalvikariats Paderborn. Bearb. von J. Linneborn, 1920 S. 74 Reg. Nr. 185: Zahlung für ein Jahrgedächtnis an den Rektor der Kapelle. Bei H.-G. Stephan, Studien S. 387 Nr. 86 A. Fuchs, Entstehung (wie oben zu a) S. 261 – W. Stüwer, Corvey S. 283 – Nachweis der Wohnung des Rektors zu 1358 bei H.-G. Stephan, Studien S. 386 Nr. 79 nach H.-J. Brüning – Nachweis zu 1683 bei K. H. Krüger, Die Corveyer Patrone S. 334 Anm. 183 nach H.-J. Brüning Für Bartholomäus vgl. den Königsaufenthalt von 1145 (V.1.23). Der Heilige ist Spital- und Friedhofspatron; M. Zender, Art. Bartholomäus (LexMA 1. 1980) Sp. 1491 – Ein Marienpatrozinium der Kaiserkapelle (W. Stüwer, Corvey S. 284) kann ich nicht verifizieren. – Als ca pella infirmorum konkurrierte eine Ägidiuskapelle, die nicht mit derjenigen im Brückfeld jenseits der Weser identisch sein muss (RHW 2 C 545, 574 – WUB 4 Nr. 612); vgl. W. Leesch, Höxter S. 347, Stoob, Doppelstädte S. 142 mit Anm. 214 und W. Stüwer, Corvey S. 283 Der Ort der Gertrudenkapelle passt zur erschließbaren Lage des Kaiserhauses in den Gärten der Stiftsherren. H.-G. Stephan, Studien S. 172, 174 und 183 f. nimmt östl. von Kreuzgang und Kirche das Mönchskrankenhaus mit einer Aegidiuskapelle und südl. der Kirche bzw. des Friedhofes zwei Laienkrankenhäuser an. Er vermutet, dass ein Hospital als Gästehaus für vornehme Laien mit Gertrud das Patrozinium bzw. auch das Gebäude der Pfalzkapelle übernahm. Anders als er ebd. S. 187 argumentiert, ist das Patrozinium nicht zwingend karolingisch. Es gehört zu den meist verbreiteten des Mittelalters und bietet Schutz für (See-)Reisende, Pilger und Hospitalinsassen. M. van Uytfanghe, Art. Gertrud von Nivelles (LexMA 4. 1989) Sp. 1356
(d) Zum Corveyer Sprachgebrauch gehört auch die Mitteilung, dass im J. 1370 der Abt Bodo von Friedrich von Driburg in oder bei regio castro monasterii überfallen wurde. Zusammen mit dem Beleg für ein castrum Corbeie, das 1340 angezündet wurde, und für ein Hochwasser, das 1343 monasterium et castrum istut überflutete, könnte man an eine königliche Burg im engeren oder weiteren Klosterbez. denken. Zwar musste sich schon 1150 Abt Wibald mit Hilfe Konrads III. und des königlichen Ministerialengerichts seines Ministerialen Rabano erwehren, der intra muros Corbeiensis monasterii ein Präfektenamt beanspruchte, sich burk gravius nannte, einen burgban ausübte und zu unpassenden Zeiten das Gesinde zum burgdink zusammenrief (DKo III 221 S. 393). Der Bezugsraum für diese Versammlung intra muros dürfte der Klosterbez. gewesen sein. Das castrum des 14. Jhs. ist darum besser auf die von 1288 bis 1327 belegte Werneburg oder Werrenberg zu beziehen, die H.-G. Stephan mit Befunden im Nordostwinkel der Klostermauern verbindet. Vgl. IV.2.
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castrum-Belege bei F. Philippi – O. Grotefend, Neue Quellen zur Geschichte Westfalens in Handschrift 861 [s. XV.] der Leipziger Universitätsbibliothek (WZ 60,1. 1902) S. 108–146, hier S. 136, 144 (f), 144 (g) – Zum regium castrum A. Fuchs (wie oben zu a) S. 260: „eine königliche Burg oder ein königlicher Palast“ – W. Rave, Corvey S. 40 sieht die gesamte Klosteranlage als nach Art eines antiken castrum geplante ummauerte civitas – W. Stüwer, Corvey S. 246 und 284: Kaiserhaus gleich castrum regium „oder ein weiterer selbständiger Teil der Klosterpfalz“ – Zum Überfall hält H.-G. Stephan, Studien S. 186 und 189 mit M. Sagebiel (eine Verschreibung und) die Übersetzung „in der Gegend der Burg“ für „in der Interpretation unproblematischer“. Zu Rabano: Art. Burgbann (Deutsches Rechtswörterbuch 2. 1932–1935) Sp. 577 f. mit Corveyer Belegen ohne Erklärung; zuletzt F.-J. Jakobi, Ministerialität und ‚ius ministerialium‘ in Reichsabteien der frühen Stauferzeit (Sprache und Recht. Beiträge zur Kulturgeschichte des Mittelalters. Festschr. für R. Schmidt-Wiegand. Hg. von K. Hauck u. a. 1986 1 S. 321–352) S. 327 ff. mit Lit. – H.-G. Stephan, Studien S. 173 denkt für Rabano an eine Behausung am Rand des ummauerten Friedhofs.
Alle Belege zu Kaiserhaus (ab 1566), zur capella regia (1335) und besonders die Verschreibung regium castrum zu 1370 [bzw. 1393] gehören in die Jahrhunderte nach den letzten nachweisbaren oder wahrscheinlichen Herrscherbesuchen von 1145, 1152 und 1203. Sie spiegeln somit Vergangenheitsvorstellungen der Klosterbewohner. Die bestimmteren Aussagen denken an eine Beherbergung des reisenden Königs im Süd- bzw. Südostteil des Klosterbez.s.
V.1 889 August 16 1 Zuletzt am 21. Juli in Fulda, danach am 20. August in Portanaha (DArn 60); von dort gegen die Abodriten. Arnulf urkundet für die Sanktimoniale Friduwi und ihre in Metelen geplante Klostergründung. Anwesend: die religiosa bzw. sanctimonialis femina Friduuui*, Kanzler Aspert. et arnulfus rex uenit ad nouam corbeiam. Die Corveyer Ann. S. 108. actum Noua Corpeia. DArn 59, or. BM 2 1826 – Dümmler 3 S. 335 Der ON Portanaha ist vielfach mit Portenhagen bei Dassel identifiziert worden (so auch C. Ehlers, Art. Gandersheim, Bad, [Königspfalzen 4] S. 247–333, hier S. 271). Allerdings hat bereits J. Prinz aufgrund geographischer Bedenken berechtigte Zweifel erhoben und den Ort mit Bordenau bei Wunstorf verbunden (Die Corveyer Ann. S. 108 Anm. 401). Diese Verortung wird nun auch von sprachwissenschaftlich-namenkundlicher Seite unterstützt (NOB V S. 304–306 – NOB I S. 58–60, hier auch mit knapper Zusammenfassung des Forschungsstandes S. 58 f.).
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913 Februar 3 2 Zuletzt am 28. November 912 in Weilburg / Lahn, danach am 18. Februar in Kassel. Konrad I. urkundet für das Kloster C. auf Bitte des Abtes Bovo (II.). Anwesend: Abt Bovo, Kanzler Salomon. actum in ipso monasterio Corbeia. DKo I 14, or. BM 2 2084 – Dümmler 3 S. 585 Auf diesen Aufenthalt wird Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae III/2 (SS rer. Germ. 60) S. 106 bezogen, wonach Abt Bovo II. dem König griechische Briefe vorlas. Dümmler 3 S. 585 Anm. 1.
940 September 25 3 Rückkehr vom Frankreichfeldzug. Zuletzt am 15. September in Büllingen (Bul lange) östl. von Malmedy, danach im November neuer Zug nach Lothringen. Otto I. urkundet für das Kloster Schildesche auf Bitte der Dame Marcsvit. Anwesend: Bischof Dudo von Paderborn*, die matrona Marcsvit, Kanzler Brun. actum in civitate Corbeiensi. DO I 35, cop. s. XV. Reg. Imp. 2/1 Nr. 91 – Köpke-Dümmler S. 107 Zu diesem Aufenthalt gehört wohl die Stiftung der Goldfibel, von der Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae II/25 (SS rer. Germ. 60) S. 94 f. berichtet.
984 Februar bzw. Anfang März Zuletzt in Frankreich (Reims), danach im östl. Sachsen.
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Der in Verona zum Mitkönig gewählte und Weihnachten 983 in Aachen geweihte dreijährige Otto III. wird in Begleitung kirchlicher Würdenträger und des Grafen Egbert nach C. gebracht und später von seinem legalis patronus Heinrich dem Zänker nach Ostsachsen mitgeführt. Anwesend: Heinrich der Zänker, die Erzbischöfe Warin von Köln und Egbert von Trier, Bischof Folkmar (Poppo) von Utrecht, die Grafen Egbert der Einäugige, Dietrich und Sigebert.
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… dux ad Corbeiam cum eis venit ibique Thiedricum et Sicconem comites ac confratres nudis pedibus veniam postulantes dedignatur suscipere. Quod hii egre ferentes abierunt, cognatos suimet et amicos a ducis ministerio toto mentis nisu amovere studentes. Thietmar, Chronicon IV/1 (SS rer. Germ. NS. 9) S. 132. Reg. Imp. 2/3 Nr. 956 g/1 – Uhlirz, Otto III. S. 15 – Siehe hierzu genauer V.2.1. Uhlirz nennt als Reistestationen Dortmund und Paderborn, allerdings ohne Belege. 987 Mai 27 5 Zuletzt am 21. Mai in Allstedt, danach weiter nach Westen und am 7. August in Frankfurt. Otto III. urkundet für das Kloster C. auf Veranlassung des Abtes Thietmar. Anwesend: Die Königinmutter Kaiserin Theophanu*, Erzbischof Willigis von Mainz*, Abt Thietmar, Kanzler Bischof Hildibald (von Worms). actum Corbeia. DO III 37, or. Reg. Imp. 2/3 Nr. 995 – Uhlirz, Otto III. S. 86 (1002 August) 6 Zuletzt am 28. Juli in Merseburg und 4. August in Grone, danach am 10. August in Paderborn Heinrich II. trifft seine Gemahlin Kunigunde vielleicht in C. Dispositis itaque omnibus, prout tempus tunc erat, regnum Luithariorum pe tere contendit. Veniente autem eo ad urbem, que Nova Corbeia vocatur, ab ea nomen sortita, unde cepit, scilicet ab illa Francorum Latinorum Corbeia, ubi requiescit sanctus Vitus infans et martir, inclita Cunegundis sua coniunx ei oc currit; ubi ambo a venerabili abbate Thietmaro cum omni honore suscipiuntur, et ibi divinis et humanis honorati, ad Patherbrunnon leti proficiscuntur. Thietmar, Chronicon V/19 (SS rer. Germ. NS. 9) S. 243. Danach Annalista Saxo z. J. 1002 (SS 37) S. 288 Z. 10–12 Reg. Imp. 2/4 Nr. 1494b und 1499 – Hirsch 1 S. 225 f. C. als Treffpunkt ist lediglich belegt in der Corveyer Version von Thietmar, Chronicon V/19 (SS rer. germ. NS. 9) S. 243 und danach bei dem Annalista Saxo (SS 37) S. 288 Z. 10 f. Da der Text von Thietmars Autograph hier verloren ist, als Treffpunkt Grone konkurriert und der Abtname nicht stimmt, lässt sich nicht entscheiden, ob das Paar in C. feierlich empfangen und verabschiedet wurde und „fröhlich“ nach Paderborn zog. Am 10. August wird Kunigunde dort gekrönt. Der Corveyer Abt Hosed aber geleitet den König bis Nimwegen, wo er am 24. August das DH II 12 empfängt. W. Görich, Listen von Itineraren fränkischer und deutscher Könige.
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Masch. 1958 S. 116 erwähnt C. nicht. Kaminsky, Studien S. 28 notiert den Aufenthalt als nachweisbar. D. Göbel, Reisewege und Aufenthalte der Kaiserin Kunigunde (1002–1024) (Kunigunde. Eine Kaiserin an der Jahrtausendwende. Hg. von I. Baumgärtner. 1997) S. 47–76, hier S. 54, entscheidet sich mit der Quellenlage für Grone.
1005 Juli 18 7 Zuletzt in Dortmund am 6. und 7. Juli und Paderborn am 17. Juli, danach in Nienburg am 13. und Magdeburg am 15. August. Heinrich II. urkundet für das Nonnenkloster Schildesche. Anwesend: Bischof Rethar von Paderborn*, Kanzler Brun. Actum Corueie. DH II 101, cop. s. XV. Reg. Imp. 2/4 Nr. 1600 – Hirsch 1 S. 366 f. Anm. 2 1006 Oktober 24 8 Vom Feldzug gegen Flandern (Valenciennes) im September, danach am 7. Dezember in Merseburg. Heinrich II. urkundet für Bischof Rethar von Paderborn. Anwesend: Königin Kunigunde*, Bischof Rethar von Paderborn*; Kanzler Eberhard und wohl der Kapellan Meinwerk (Bischof von Paderborn 1009–1036). octava kal. Nov. (25. Oktober) venit episcopus ad regem in loco, qui dicitur Cor beia, et ecclesię penuriam nimium conquerens et regii solatii opem suppliciter deposcens. Vita Meinwerci (SS rer. Germ. 59) cap. 10 S. 16 f. bzw. Berndt, Vita Meinwerci S. 82 f. actum Corpheie. DH II 121, or. Reg. Imp. 2/4 Nr. 1621b, 1622 – Hirsch 1 S. 227 Anm. 4 Das in der Urk. genannte Gut Bökenförde stammte wohl aus dem Besitz des anwesenden späteren Bischofs Meinwerk. Bannasch, Bistum S. 16 mit Anm. 20.
1011 Februar 7 9 Zuletzt in Frankfurt, wo er Weihnachten feiert, danach am 10. April in Tribur. Heinrich II. trifft zu Beginn der Fastenzeit in C. ein, wo Herzog Bernhard I. von Sachsen (973–1011) am 9. Februar stirbt.
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Rex natalem Domini Frankenavord celebravit, et in capite ieiunii Corbeiam venit; ibi Bernhardus pius dux 5. Id. Februarii obiit, et in Luniburg cenobio beati Michahelis magno exequiarum planctu sepultus. Ann. Hildesheimenses (SS rer. Germ. 8) S. 30. Danach Annalista Saxo z. J. 1011 (SS 37) S. 319 Z. 7–9 Reg. Imp. 2/4 Nr. 1737b – Hirsch 2 S. 302 1014 (August bis ca. Mitte September) 10 Vorher am 5. Juli in Regensburg, am 29. Juli in Mörfelden, in Dortmund, in Sohlingen (Stadt Uslar, Landkr. Northeim), danach am 17. September in Halberstadt. Kaiser Heinrich II. visitiert – auf Betreiben Bischof Meinwerks von Paderborn – C. Die Mönche rebellieren gegen eine Reform. 17 von ihnen werden gefangen gesetzt. Der Abt Walh wird suspendiert. Hoc anno imperator Corbeiam venit ad visitandos fratres, quorum vita sibi dis plicuit, et eam imperiali autoritate corrigere voluit. Unde plures illorum insti tuta patrum defendentes et plus iusto contra ius imperii saevientes, heu, misere desipiunt, cum percussi in maxillam, non praebent alteram, ut monachi, sed sine consilio rebelles male parant pugnam. Quid deinceps actum sit, nostris tempori bus magis est stupendum quam stilo commendandum. XVII tamen ex illis capti custodiae traduntur, caeteri vero imperatoris iussa sectantur. Ann. Quedlinburgenses (SS rer. Germ. 72) S. 543 Z. 4–13. Danach Annalista Saxo z. J. 1014 (SS 37) S. 333 f. Z. 26 ff. Vgl. auch Berndt, Vita Meinwerci cap. 142 S. 176 Reg. Imp. 2/4 Nr. 1849a – Hirsch 3 S. 7 f. Thietmar, Chronicon VII/13 (SS rer. Germ. NS. 9) S. 412 erwähnt z. J. 1015 die frühere Suspension Walhs. Ein Annalist fasst die Vorgänge von 1014 und 1015 schon zu 1014 zusammen. Die Corveyer Ann. S. 123. Von J. Prinz, Die Corveyer Ann. S. 68 erst dem Corveyer Chronographen zugeschrieben, gehört der Eintrag nach Schmale-Ott, Annalium Corbeiensium cont. S. 3 f. doch „eher zu den übrigen Einträgen auf diesem Blatt“. Vgl. auch Kaminsky, Studien S. 51 – Bannasch, Bistum S. 171 f. Die Texte zur Reform vergleicht Krüger, Studien S. 179–194
1015 Woche nach Pfingsten 11 Vorher am 11. Mai und am 16. bis 18. Mai in Kaufungen, zu Pfingsten am 28. und 29. Mai in Imbshausen, danach am 24. Juni in Goslar. Heinrich II. reformiert C. und führt nach Absetzung des Abtes Walh dort den Druhtmar aus Lorsch als Reformabt ein. Imperator igitur iterum Corbeienses invisens privilegia et consuetudines aliquas priorum … potestative mutavit et amoto monasterii patre ignotum et bonum fortasse illis adduxit, qui quasi doctior errata corrigeret et devios sanctae regu
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lae tramitem cautius incedere doceret. Ann. Quedlinburgenses (SS rer. Germ. 72) S. 546 Z. 3–8 Reg. Imp. 2/4 Nr. 1866c (Der Eintrag betrifft nicht C., sondern Imbsheim [Imbshausen?]. C. wird dort aber im Regest erwähnt, nicht aber, dass auch der Kaiser selbst nach C. kam) – Hirsch 3 S. 8 und 18 Thietmar, Chronicon VII/13 (SS rer. Germ. NS. 9) S. 412, der das übrige Itinerar belegt, berichtet für das Pfingstfest bei Bischof Meinwerk in Imbshausen die Deposition Walhs und die Bestellung Druhtmars aus Lorsch zum Nachfolger. Er spricht dann von Druhtmar: Quo ad sedem suam in hac venienti ebdomada, omnis congregatio exceptis VIIII flens abiit et … locum hunc pene vacuum non sponte reliquid. Indem um 1120 herum oder später die Corveyer ThietmarRezension (ebd. S. 413) den Text ändert (Rege manente Ymmedeshusen), erläutert sie ein illic bei Thietmar und bezieht sich auf die Nachfolgeregelung selbst. – Mit Heinrichs II. Besuch in C. rechnen Kaminsky, Studien S. 52 – W. Stüwer, Corvey und Lorsch (Die Reichsabtei Lorsch. Festschr. zum Gedenken an ihre Stiftung 764. Hg. von F. Knöpp. 1973 1 S. 269–300) S. 273 – Bannasch, Bistum S. 221 mit Anm. 59 – Balzer, Dortmund und Paderborn S. 4 Anm. 13. Vgl. auch H.-P. Wehlt, Reichsabtei und König dargestellt am Beispiel der Abtei Lorsch mit Ausblicken auf Hersfeld, Stablo und Fulda (VeröffMPIG 28. 1970) S. 48 f. und Krüger, Studien S. 179–187
1019 Juni 15 12 Zuletzt am 20. Mai in Magdeburg, danach Zug gegen die Söhne des Grafen Hermann von Werl und am 1. Juli in Köln. Heinrich II. feiert mit großem Aufwand das Fest des Corveyer Hauptheiligen Vitus. Anwesend: Kaiserin Kunigunde. Hoc anno imperator (in natali sancti) uiti corbeia f(uit) cum multa ambitione. Die Corveyer Ann. S. 124. Reg. Imp. 2/4 Nr. 1951a – Hirsch 3 S. 112 Die Anwesenheit der Kaiserin ergibt sich aus ihrer Rolle als Intervenientin in Urk. vorher und nachher; datiert in den DH II 409 und 413. – Zur Bedeutung von multa ambitio Hirsch 3 S. 112: „mit großem, wie es scheint reisigem Gefolge“ – Die Corveyer Ann. S. 48 Anm. 175: mit „eifrigem Bemühen“.
1025 Januar 6–12 13 Zuvor Weihnachten in Minden und vom 1.–3. Januar in Paderborn, danach am 18. Januar in Hildesheim. Konrad II. feiert Epiphanias und urkundet am 10. Januar für C. und Herford, am 12. Januar mehrfach für das Bistum Bamberg und für das Kloster Fischbeck.
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Anwesend: Königin Gisela*, die Erzbischöfe Aribo von Mainz*, Pilgrim von Köln*, die Bischöfe Eberhard von Bamberg, Sigebert von Minden*, die Äbtissin Abug von Fischbeck, Herzog Bernhard (II.) von Sachsen* und ceteri fideles*, Kanzler Oudalrich. Hic regali more provincias regionesque circuiens, Mindo natalem Domini anno videlicet 1025 celebravit, octobas Domini Patherbrunne, aepiphanias vero Cor beie egit, inde Hildenesheim adiit. Wolfher, Vita Godehardi prior (SS 11) cap. 26 S. 186 Z. 50 ff. actum Corbeie. DKo II 10–15, alle or. Reg. Imp. 3/1,1 Nr. 10–15 – Bresslau 1 S. 45 f. 1040 September 29 14 Zuletzt in Bamberg am 8. September, danach in Hohnstedt nördl. Northeim am 13. November. Heinrich III. besucht C. am Michaelisfest. Rex vero nativitatem sancte Marie Babenberch celebravit, hinc Saxoniam repe tens, festum sancti Michahelis Corbeie resedit. Annalista Saxo z. J. 1040 (SS 37) S. 383 Z. 3 f. Steindorff 1 S. 98 – Müller, Heinrich III. S. 30 1046 Februar 23 15 Zuletzt in Wallhausen am 19. Februar (?), danach in Dortmund am 2. März. In Gegenwart Heinrichs III. wählt der Konvent Rothard zum Abt, der eine Woche später in Dortmund eingesetzt wird. Domnus Druthmarus xv. kalendas Martii obiit statimque vii. kalendas mensis eiusdem domno heinrico tunc rege Corbeiam ueniente ipsa die, quę dominica fuit, unanimiter rege in conuentu fratrum residente Rothardus in abbatem eli gitur, sequenti dominica, hoc est vi. Nonas martii, Trotmanni abbas constitui tur … Die Corveyer Ann. S. 128. Steindorff 1 S. 292 f. – Müller, Heinrich III. S. 56
Corvey V.1
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1057 Mai 26–28 16 Zuvor in Kaiserswerth am 25./26. April, danach in Merseburg am 29. Juni. Heinrich IV. urkundet für den Bischof Benno von Osnabrück und den königlichen Ministerialen Kuno. Anwesend: Königinmutter Kaiserin Agnes*, Bischof Benno von Osnabrück*, Kanzler Winither. actum Corbeie. DH IV 20, or. actum Correbeye. DH IV 21, cop. s. XV. Reg. Imp. 3/2,3 Nr. 111 und 112 – Meyer von Knonau 1 S. 40 – Die Annahme, Heinrich IV. habe auf dem Weg nach C. das am 18. Mai des Jahres stattfindende Pfingstfest in Paderborn begangen, lässt sich durch den dipl. Befund von DH IV 52 nicht bestätigen (vgl. die Vorbem. zu DH IV 52 sowie Reg. Imp. 3/2,3 Nr. 110 und 165). 1060 Juni 21/22 Zuletzt in Eschwege am 11. Juni, danach in Worms am 15. August.
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Heinrich IV. urkundet (in der Vitusoktav) für das Erzbistum Magdeburg und für das Bistum Würzburg. Anwesend: Königinmutter Kaiserin Agnes*, die Erzbischöfe Engelhard von Magdeburg* und Siegfried von Mainz, Abt Widerad von Fulda, Kanzler Friderich. actum Chorebeie. DH IV 65, or. actum Chorbeie. DH IV 66, or. Reg. Imp. 3/2,3 Nr. 197 und 198 – Meyer von Knonau 1 S. 185 f. 1065 November 19 bis Dezember 8 18 Zuletzt in Goslar am 1. November, danach Mitte Dezember in Ingelheim und in Mainz zur Weihnachtsfeier. Heinrich IV. urkundet für Bischof Wolfram von Treviso und für das Erzbistum Hamburg-Bremen. Anwesend: Erzbischof Adalbert von Bremen*, Bischof Ebbo (Eberhard) von Naumburg*, Kanzler Gregor. actum Chorbeie. DH IV 174 und 175, cop. s. XIV.
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Corvey V.1
Reg. Imp. 3/2,3 Nr. 425 und 426 – St. 2688 und 2689 – Meyer von Knonau 1 S. 481 f. 1107 Frühjahr 19 Zuvor in Quedlinburg am 2. Februar, dann noch in Magdeburg und Goslar, danach in Paderborn und am 7. April in Köln. Heinrich V. setzt für den am 18. Januar verstorbenen Corveyer Abt Markward den Erkenbert ein. Marcwardus Corbeiensis abbas moritur, cui rex Erkenbertum Merseburgensem abbatem adveniens substituit. (Inde Patherbrunnum veniens, Westfaliam trans meat, Coloniae festum palmarum agit, Magontiae pascha celebrat). Ann. Patherbrunnenses S. 117 bzw. Die größeren Ann. von Corvey S. 41 und Annalista Saxo (SS 37) S. 533 Z. 5, beide ohne den geklammerten Teil. Meyer von Knonau 6 S. 39 f. Zur Datierung Kaminsky, Studien S. 109 f. und 245 f. – Die Corveyer Ann. S. 134 Anm. 550 – Trad. Corb. 1 S. 43 und 48 – Schmale-Ott, Annalium Corbeiensium cont. S. 9 und 52 f. mit Anm. 38
1107 September 30 20 Zuletzt in Goslar am 8. September, danach in Köln am 2. November zum Feldzug gegen Flandern. Heinrich V. bestätigt das Urteil eines Corveyer Ministerialengerichts. Anwesend: Erzbischof Friedrich von Köln*, die Bischöfe Burchard von Münster*, Eberhard von Eichstätt*, Benedikt von Modena*, die Grafen Hermann (von Winzenburg)*, Gottfried (von Calw)*, Siegfried (III. von Northeim) als Vogt*, Ludwig (der Springer, von Thüringen)*, ein Wigbert (Graf Wiprecht von Groitzsch?)*, andere fideles* und als Petent zuletzt genannt Abt Erkenbert von C.*, Kanzler Adalbert. Actum est Corbeie. KUW 2 Nr. 213, cop. s. XV. St. 3018 – Meyer von Knonau 6 S. 61 Kaminsky, Studien S. 111 identifiziert von den anwesenden Grafen nur den Northeimer. Die übrigen erklärt das Register bei Meyer von Knonau 7 S. 383 ff.
Corvey V.1
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1129 Mai 16 21 Zuletzt in Goslar am 14. April, danach am 2. Juni zu Pfingsten in Quedlinburg. Lothar III. versöhnt sich auf einer großen Fürstenversammlung mit Erzbischof Friedrich von Köln. 17 kal. iun. frequens conventus principum fit apud Corbeiam praesente etiam rege; ubi Frithericus Coloniensis archiepiscopus interventu principum regi re conciliatur. Ann. Patherbrunnenses S. 153 bzw. Die größeren Ann. von Corvey S. 60. Vgl. Annalista Saxo (SS 37) S. 591 Z. 10 f. Reg. Imp. 4/1,1 Nr. 189 – Bernhardi, Lothar S. 217 f. Ein Aufenthalt in Stohka – Stöckey westl. von Nordhausen oder Stocka bei Mallersdorf – im Anschluss an C. am 26. Mai ist fraglich, da die betreffende Urk. (Reg. Imp. 4/1,1 Nr. 191) zugunsten des bayerischen Klosters Mallersdorf eine Fälschung ist.
1136 August 4 22 Zuletzt in Königslutter am 15. Juli, danach in Osterode am 7. August, weiter zum Reichstag in Würzburg am 15.–17. August. Lothar III. bestätigt die (1128 erfolgte) Gründung des nahen Klosters Marienmünster. Anwesend: Bischof Bernhard von Paderborn, Widukind von Schwalenberg, Rekognoszent Bertolf. Actum Corbeye. DLo III 89, cop. s. XV. Reg. Imp. 4/1,1 Nr. 491 – Bernhardi, Lothar S. 603 W. Görich, Listen von Itineraren fränkischer und deutscher Könige. o. J. [1958] S. 205 erwägt die Reihenfolge Osterode–Corvey. W. Petke, Reg. Imp. 4/1,1 S. 315 ff. nimmt nicht Stellung. – Als an der Stiftung Marienmünster beteiligt sind im DLo III 89 Widukind (von Schwalenberg, seit 1116 Corveyer Vizevogt) und Bischof Bernhard von Paderborn genannt. Kaminsky, Studien S. 163 f.
1145 August 24
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Zuvor in Würzburg am 10. August und dann noch in Fulda, danach vermutlich über Fritzlar (31. August) und Dortmund (September) nach Werden und Kaiserswerth.
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Corvey V.1
Konrad III. hält einen Hoftag am Bartholomäus-Fest. Er stützt den Corveyer Abt Heinrich I. gegen seine Opponenten, urkundet für C. und verfügt vielleicht erneut über den Rechtsweg im Stader Erbstreit. Anwesend: Der päpstliche Legat Bischof Dietwin von St. Rufina, der Kardinal Thomas von St. Vestina, Erzbischof Friedrich von Magdeburg, die Bischöfe Bernhard von Paderborn, Rudolf von Halberstadt, Bernhard von Hildesheim, Philipp von Osnabrück, Heinrich von Minden, Thietmar von Verden, Anselm von Havelberg, Heinrich von Olmütz, die Äbte Wibald (von Stablo), Heinrich von C.*, Propst Heinrich von C.*, Herzog Heinrich (der Löwe) von Sachsen, Markgraf Adelbert (d. i. Albrecht von Brandenburg), sein Sohn Otto, Pfalzgraf Friedrich (von Sommerschenburg), Graf Hermann von Winzenburg und sein Bruder Heinrich (von Asle), Kanzler Arnold (von Selenhofen). nobis apud Corbeiam sollempnem curiam celebrantibus. DKo III 133 S. 242 Z. 35 f. (ohne Tag). curia, quę Corbeię … in festo sancti Bartholomei apostoli a domino rege Cu onrado celebrata est. Das Briefbuch Abts Wibald von Stablo und Corvey, Teil 1 Nr. 124. data apud Corbeiam. DKo III 133, cop. s. XV. Reg. Imp. 4/1,2 Nr. 346 und 347 – Bernhardi, Konrad S. 428 ff. 1152 (Anfang Mai) 24 Zuvor in Köln (Ostern 30. März und noch am 20. April), dann über Dortmund, Soest und Paderborn, danach in Goslar (am 8. und 9. Mai). Friedrich I. besucht auf seinem Weg vom Rhein nach Ostsachsen C. Abt Wibald von Stablo und C. schickt an den König und an den Notar Heinrich im April 1152 einen Bediensteten (puer), um unverzüglich Auskunft über den Reiseweg des Königs zu erhalten: ut nobis absque retardatione remandes, utrum dominus noster per Corbeiam transitum sit habiturus. Das Briefbuch Abts Wibald von Stablo und Corvey, Teil 1 Nr. 351 Reg. Imp. 4/2,1 Nr. 82 – Simonsfeld S. 74 – Opll, Friedrich Barbarossa S. 8 mit Anm. 6
Corvey V.1–V.2
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1203 Juli 27 25 Kehrt vom Rhein zurück nach Sachsen, geht wohl über Northeim und Herzberg (Harz), wendet sich nach Thüringen gegen König Philipp und ist am 24. August in Merseburg. Otto IV. besucht C. zusammen mit Kardinallegat Guido von Praeneste. Reg. Imp. 5/1 Nr. 228b und 5/2 Nr. 9981 – Winkelmann, Philipp S. 289 f. Anm. 2 Nachdem H. F. O. Abel, König Philipp der Hohenstaufe. 1852 S. 361 und Winkelmann (wie oben) festgestellt hatten, dass Guido am 27. Juli in C. für St. Andreas in Hildesheim urkundete (UB Hochstift Hildesheim 1 S. 554 f. Nr. 579), folgerte J. Ficker in den Reg. Imp. (wie oben) Ottos IV. Anwesenheit als „höchst wahrscheinlich“, weil Guido den König nach Thüringen begleitete und das Itinerar die Möglichkeit bietet. – Hucker, Kaiser Otto IV. S. 438 nimmt einen Hoftag in C. für 1201 an. Siehe dazu jedoch unten V.2.9!
V.2 830/8311 Im Winter und Frühj. 830/31 verbannte Kaiser Ludwig d. Fr. den Abt Hilduin von Saint-Denis (gest. 855/61), nachdem er zur Reichsversammlung in Nimwegen entgegen kaiserlichem Befehl mit größerer militärischer Begleitung erschienen war, zunächst in ein Zelt vor Paderborn (vgl. Art. Paderborn V.2.1) und dann nach C. Illo vero in tempore venerabilis abbas Hilduinus in eodem monasterio iussu habitabat imperatoris eratque omnibus carus atque dilectissimus. Quis enim se continere posset ab amore eius, qui Deum summo desiderio amabat et in eius cultu assiduus erat? Hic cum cognovisset desiderium praefati abbatis et fratrum, quia volebant ob augmentum christiani cultus aliquem sanctorum in mona sterium suum transferre, promisit quod, si se Dominus in honorem pristinum collocaret, absque retractatione aliquem eorum, qui sub ditione sua erant, eis daret, statimque post aliquot dies honori pristino restitutus est. Post haec im perator etiam venerabilem abbatem Warinum ampliavit honore eique monaste rium Rasbacis cognomento Hierusalem ad gubernandum tradidit. Tunc accessit ad venerabilem virum Hilduinum et rogavit eum, ut memor esset promissionis suae et daret ei corpus beatissimi pueri et martyris Viti. Qualiter autem vel quo tempore hoc corpus sancti Viti in Saxoniam translatum sit et in monasterio, quod Corbeia Nova dicitur, collocatum, intimare curavimus. Translatio S. Viti Martyris cap. 4 S. 46.
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Corvey V.2
Hilduinus etiam religiosus quondam et famosus abbas monasterii S[ancti]. Dio nysii martyris et sacri palatii ea tempestate archicapellanus: B[eati]. Sebastiani martyris a memorata regione, et S[ancti]. Tiburtii, ut ferunt, sed et SS. mar tyrum Cucufatis et Innocentii, qui fuerant B[eati]. Mauritii socii, ab Hispanis Burgundiaque cum honore summo transferre curavit. Qui postea divino nutu, exigentibus, quamquam non satis in imperatorem Luduwicum manifestis cul pis, in Saxonicam regionem exilio condemnatus est; et primo quidem ad Pa tebrunnam aliquamdiu commoratus; postea defervescente furore principis ad Corbeiam Novam positus est. Ubi multa suae humilitatis et benignitatis docu menta praebens, tam ipsi abbati, quam omnibus factus est carus et venerandus. Unde processit familiaritas magna, ut vere fieri solet, cum ingenti fiducia, qua non dubitarent ab eo expetere S[ancti]. Viti martyris pretiosissimi corpus; quod idem venerabilis abbas, ut erat fama, sub iure monasterii, quod regebat, quando vim expertus est imperatoris, esse credebat; sed profecto, quo in loco haberetur, ignorabat: concessit tamen revocatus in pristinam dignitatem, maiestate impe ratoria annuente. Translatio S. Pusinnae Virginis cap. 4 (KUW 1) S. 539–546, hier S. 543. Simson 1 S. 360 mit Anm. 7, 2 S. 3 und 9 Die Vita Hludowici [SS 2] cap. 45 S. 633 bzw. [SS rer. Germ. 54] S. 463 nennt nur Paderborn.
9392 Nach der Schlacht von Andernach verbannte Otto I. den Bischof Ruthard von Straßburg (933–950) nach C. Defectionis causam edicere et regalia misteria pandere super nos est, verum historiae satisfaciendum arbitramur; quicquid in hac parte peccemus, venia bile sit. Summus pontifex missus ad Evurhardum pro concordia et pace, cum esset earum rerum desiderantissimus, pacto mutuo suum interposuit iuramen tum, et ideo ab eo non posse desipere fertur narrasse. Rex autem per pontificem officio suo congruentia dirigens responsa, nil ad se pertinere voluit, quicquid episcopus egisset sine suo imperio. Quare quia contra auctoritatem regi quasi precellenti noluit subici, sed recessit ab eo, in Hammaburgensem urbem quasi in exilium destinavit, Rothardum vero episcopum Novam Corbeiam direxit. In brevi vero utrisque clementer ignoscit, in sui gratiam suscipit et honori pristino reddidit. Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae II/25 (SS rer. Germ. 60) S. 87 f. Fridericus archiepiscopus ad Fuldam monasterium mittitur et Ruodhardus Strazburgensis Corbeiae monasterio destinatur. Adalbert, Cont. Reginonis [SS rer. Germ. 50] S. 161 Z. 27 f.
Corvey V.2
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Rothardus Strazburgensis episcopus Corbeiam dirigitur, in brevi vero utrisque clementer ignoscens in gratia recepit et honori pristino reddidit. – Annalista Saxo [SS 37] S. 163 Z. 22 f. z. J. 942. Köpke-Dümmler S. 93 f. (974)3 Otto II. verbannte den Bischof Abraham von Freising vielleicht nach C. Nach Aufdeckung der Verschwörung des Herzogs Heinrich II. (des Zänkers) von Bayern heißt es in den Ann. Altahenses maiores ad 974 (SS rer. Germ. 4) S. 12: Continuo transmisit ducem Ingelemheim atque Abrahamum episcopum Coro biae, alios quoque huc et illuc. Reg. Imp. 2/2 Nr. 667b – Uhlirz, Otto II. S. 54 v. Oefele, der Hg. des Annalentextes, versieht die Identifizierung mit C. im Register mit einem Fragezeichen. Ebenso vorsichtig sind die Lexika, z. B. K. F. Werner, Abraham, Bf. von Freising (LexMA 1. 1980) Sp. 50. – Für C. ohne Einschränkung R. Holtzmann, Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. 1941 bzw. 1961 S. 255 – Kaminsky, Studien S. 27 Anm. 94 und W. Stüwer, Corvey S. 245 sowie Althoff, Ottonen S. 139
984 Februar bzw. März Anfang 4 Der Thronprätendent Heinrich der Zänker, Herzog von Bayern, verweigert die Begnadigung der sächsischen Grafen Dietrich und Sigebert. V.1.4. Anwesend: Otto III., die Erzbischöfe Warin von Köln und Egbert von Trier, Bischof Folkmar (Poppo) von Utrecht, die Grafen Egbert der Einäugige, Dietrich und Sigebert. Prefatus vero dux (Heinricus) cum Poppone venerabili episcopo, sub cuius otestate diu tenetur, et cum Ekberto comite uniòculo Agripinam veniens, re p gem (Ottonem) patronus legalis de Warino, ut predixi, archipresule suscepit, eiusdemque auxilium cum omnibus, quos ad sui gratiam convertere poterat, firmiter est adeptus. Dispositis autem, prout sibi placuit, cunctis dux ad Cor beiam cum eis venit, ibique Thiedricum et Sicconem comites ac confratres nudis pedibus veniam postulantes dedignatur suscipere. Thietmar, Chronicon IV/1 (SS rer. Germ. NS. 9) S. 130/132. Danach Annalista Saxo z. J. 984 (SS 37) S. 239 f. Z. 29 ff. Reg. Imp. 2/3 Nr. 956 g/1 S. 424 – Uhlirz, Otto III. S. 15 Folkmar (Poppo) befand sich noch weiter im Gefolge des Herzogs laut Thietmar, Chronicon IV/3 (SS rer. Germ. NS. 9) S. 134. Egbert von Trier wird bei Uhlirz, Otto III. S. 15 nicht mehr genannt. – Dietrich erscheint im DO III 81 vom 6. Ja-
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Corvey V.2
nuar 992 als Deodericus palatinus comes, sein Bruder als Sigebert. Uhlirz, Otto III. S. 151 1011 Februar 9 Tod des Herzogs Bernhard I. von Sachsen. V.1.9.
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1073 August 24 6 Der Erzbischof Siegfried von Mainz verhandelt mit sächsischen Fürsten über einen Frieden mit Heinrich IV. Man verabredet den Austausch von Bürgen und weitere Verhandlungen. Anwesend: Erzbischof Siegfried von Mainz, Gesandte des Erzbischofs von Köln und principes Saxoniae. (rex) rogavit Mogontinum et Coloniensem archiepiscopos, ut Saxones conveni rent et turbatis rebus aliquod remedium invenire conarentur. Qui dicto obtempe rantes mandaverunt principibus Saxoniae, ut sibi monasterio Corbeiensi VIIII. Kalendas Septembris occurrerent de communi commodo tractaturis. Episcopus Coloniensis … die statuto non venit; nuncios tamen misit … Mogontinus archi episcopus residens cum Saxonibus, qui occurrerant, sedulo nitebatur pacare eos regique reconciliare. Lampert von Hersfeld, Ann. (SS rer. Germ. 38) S. 162. Meyer von Knonau 2 S. 270 f. und 811 f. – Kaminsky, Studien S. 81 f. 1074 Januar 12–18 7 Die Erzbischöfe Siegfried von Mainz und Anno II. von Köln verhandeln mit den Sachsen wegen der Belagerung von Burgen um Waffenstillstand und verabreden weitere Beratungen für den 3.–8. Februar in Fritzlar. Anwesend: Die Erzbischöfe Siegfried von Mainz und Anno II. von Köln sowie principes Saxoniae. Rex Mogontinum et Coloniensem archiepiscopos ad colloquium evocans obnixe rogavit, ut Saxones convenirent agerentque cum eis, ut oppugnatione castello rum, datis saltem ad modicum tempus induciis, recederent. Illi … statimque missis legatis mandaverunt principibus Saxoniae, ut sibi proxima ebdomada post epiphaniam Corbeiae ad colloquium occurrerent. … Moguntinus et Co loniensis archiepiscopi die statuta Corbeiam iuxta condictum venientes, sicut in mandatis a rege habebant, rogabant Saxones, qui ibidem occurrerant, ut ab obpugnatione castellorum exercitum abducerent. Lampert von Hersfeld, Ann. (SS rer. Germ. 38) S. 172 f. Meyer von Knonau 2 S. 298, 309 und 823 – Kaminsky, Studien S. 82
Corvey V.2
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1077 gegen Jahresende 8 Die Bischöfe Adalbero von Würzburg und Eilbert von Minden lösen im Auftrag Gregors VII. Bischof Hezilo von Hildesheim vom Bann. Si quis autem obiciat, pro eo (Hezilo) non orandum quem excommunicationis poena diximus innodatum, certissime sciat, Adalberonem Werzeburgensem epi scopo cum Eilberto Mindensi episcopo auctoritate apostolica Corbeiae absol visse, … Chronicon Hildesheimense (SS 7) cap. 17 S. 854 Z. 36 ff. Meyer von Knonau 3 S. 231 – Kaminsky, Studien S. 86 1115 (nach Februar 11) 9 Herzog Lothar von Sachsen verhandelt mit Herzog Welf V. und Bischof Erlung von Würzburg über den Frieden mit Heinrich V. Anwesend: Die Herzöge Lothar von Sachsen (Lothar III. von Süpplingenburg) und Welf V. von Bayern, Bischof Erlung von Würzburg. Sicque pace facta Corbeiam tendunt. Ibi Uuelfo dux Sueuorum et episcopus Uuirceburgensis ex parte inperatoris de pace et concordia regni acturi veniunt. Ann. Patherbrunnenses S. 130 bzw. Annalista Saxo (SS 37) S. 552 Z. 6 f. Reg. Imp. 4/1,1 Nr. 41 – Meyer von Knonau 6 S. 328 – Kaminsky, Studien S. 120 Beteiligt war vielleicht auch Bischof Burchard von Münster nach Aufhebung der Belagerung Münsters. – Die zitierte Passage ist nicht aufgenommen in Die größeren Ann. von Corvey S. 48.
1118 Juli 7 10 Treffen führender Gregorianer aus dem deutschen Episkopat. Der Kardinallegat Hugo von Praeneste weiht den Abt Dietger / Theoger von St. Georgen im Schwarzwald zum Bischof von Metz. Anwesend: Der Kardinallegat Hugo von Praeneste, die Erzbischöfe Konrad von Salzburg und Adelgot von Magdeburg, die Bischöfe Reinhard von Halberstadt, Dietrich von Naumburg, Herwig von Meißen, Leodegar von Viviers und Theoger von Metz. Iamque apud monasterium beati Viti martiris, cui Corbeia vocabulum est, ubi tunc cardinalis morabatur, episcopi nonnulli convenerant. Aderat dies, quem eo anno beatorum apostolorum Petri et Pauli faceret octava sollempnem, et quia dominica instabat, visum est omnibus, ut ipso potissimum die episcopalis elec tio compleretur. Quo die venerabilis Praenestinus episcopus cardinalis legatus
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Corvey V.2
apostolicae sedis Theogerum Metensem electum … sustentantibus eum hinc inde duobus archiepiscopis, Iuvaviensi scilicet metropolitano Bavariae et Magde burgico metropolitano Saxoniae, in episcopum sollempniter ordinavit, aliis duo bus episcopis adstantibus … Wolfger, Vita sancti Theogerii II/17 (SS 12) S. 474 f. Vgl. Vita Gebehardi, Thimonis, Chunradi, Eberhardi, Chunradi II archiepiscoporum cum Chronico Admuntensi (SS 11) cap. 14 S. 42 Z. 16–19. Meyer von Knonau S. 80 – Kaminsky, Studien S. 123 – J. Wollasch, Die Corveyer Bruderschaften im hohen Mittelalter (Der Liber vitae 2) S. 107–123, hier S. 112 mit Anm. 59 Die Anwesenden waren 1118 an ungenanntem Ort Zeugen der Wahl der Hedwig zur Äbtissin von Gernrode laut deren Urk. von „um 1149“. Cod. dipl. Anhaltinus 1. Hg. von O. v. Heinemann. 1867–1873 Nr. 354 1120 formulierte der Archidiakon von Trier in einem Brief an Erzbischof Bruno: Corveia, quo in loco frequentem Saxoniae proceres conventum habituri sunt. Antiquitatum et Annalium Trev. lib. II/14. Hg. von Ch. Brower und I. Masen. 1670. Zitiert von H. Feierabend, Die politische Stellung der deutschen Reichsabteien während des Investiturstreites. 1913; Ndr. 1971 S. 146 Anm. 5; aufgegriffen von Kaminsky, Studien S. 120 Anm. 5
1129 Mai 16 11 Ein frequens conventus principum wird durch die Anwesenheit des Königs Lothar III. (praesente etiam rege) zum Hoftag (s. V.1.21). 1157 Mai 6–8 12 Heinrich d. Löwe hält in C. über den Grafen Widukind von Schwalenberg Gericht (Bericht an Friedrich I.). Anwesend: Heinrich d. Löwe, Bischof (Bernhard I.) von Paderborn, Widukind und Volkwin von Schwalenberg. in placito, quod Corbeie in rogationibus habui. D HdL 35, cop. s. XII. Z. 26. Heydel, Itinerar S. 42 – K. Jordan, Heinrich der Löwe. Eine Biographie. 1979 S. 113 1162 Februar 3 13 Heinrich der Löwe stellt in C. eine Urk. für den Abt (Konrad) von Riddagshausen aus und bestätigt den Verkauf von Gütern in Höckelheim durch das Kloster Bursfelde an das Kloster Riddagshausen. Anwesend: Heinrich d. Löwe, Abt (Konrad) von Riddagshausen, Abt Konrad von C., Abt Gerhard von Hardehausen (nordwestl. von Warburg), die Grafen Otto und Heinrich von Ravensberg, Heinrich und Friedrich von Arnsberg, Albert von
Corvey V.2–V.4
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Everstein (nördl. von Holzminden), Liudolf von Dassel und drei weitere genannte Herren. Acta apud Corbeiam. D HdL 51, or. Heydel, Itinerar S. 52 1201 (August) 14 Versammlung von Bischöfen der welfischen Partei, ausgeschrieben vom Kardinallegaten Guido von Praeneste. Bischof Hartbert von Hildesheim wird von Bischof Bernhard von Paderborn geweiht. aliud colloquium apud Corbeiam indiximus. Bericht des Legaten Guido: Regestum Innocentii III papae super negotio Romani imperii Nr. 51. Hg. von F. Kempf (Miscellanea Historiae Pontificiae 12) 1947 S. 139. Notum fieri volumus, quod consecratio venerabilis fratris nostri Hildeshei mensis, que, in Corbeiensi monasterio facta est a dilecto fratre nostro episcopo Patherbornensi, nostra est facta auctoritate et iussione. Revers des Legaten Guido für das Kloster Corvey. Hg. von R. Wilmans (WUB Additamenta) Nr. 86. Reg. Imp. 5/1 Nr. 217e (Anwesenheit Ottos IV. unwahrscheinlich) und 5/2 Nr. 9974 – Winkelmann, Philipp S. 220 Anm. 3, 228 mit Anm. 1 Die bei H. F. O. Abel (wie V.1.25) S. 278 f. mitgeteilte Datumszeile (Datum Corbeie) mit dem 23. August geht wahrscheinlich auf den Corveyer Fälscher Falke zurück. Die Mitteilung über eine Corveyer Wahl Ottos IV. in den gefälschten Ann. Corbeienses. Hg. von G. W. Leibniz (SS rer. Brunsvicensium 2) 1710 S. 309 beruht auf einer Spekulation ihres Verfassers C. F. Paullini. Vgl. zum Datum WUB Additamenta (wie oben) S. 72 Anm. 2 und F. Kempf (wie oben) S. 139 Anm. 12 – Vgl. auch oben V.1.25
V.3 1129 Mai 16 Hoftag? – Lothar III. versöhnt sich mit Erzbischof Friedrich von Köln. Vgl. V.1.21 und V.2.8. 1145 August 14 Hoftag – Konrad III. verhandelt wahrscheinlich erneut über den Stader Erbstreit. V.1.23.
V.4 984 (Februar bzw. März Anfang) Der Thronprätendent Heinrich der Zänker, Herzog von Bayern, trifft zwei sächsische Grafen. V.2.1.
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Corvey V.4–V.7.1
1073 August 24 Erzbischof Siegfried von Mainz verhandelt für Heinrich IV. mit den aufständischen Sachsen. V.2.3. 1074 Januar 12–18 Die Erzbischöfe Siegfried von Mainz und Anno II. von Köln verhandeln für Heinrich IV. mit den aufständischen Sachsen. V.2.4. 1115 (nach Februar 11) Bischof Erlung von Würzburg und Herzog Welf V. verhandeln für Heinrich V. mit Herzog Lothar von Sachsen. V.2.6. 1118 Juli 7 Treffen führender Gregorianer aus dem deutschen Episkopat. V.2.7. 1201 (August) Versammlung von Bischöfen der welfischen Partei. V.2.9.
V.7.1 1019 Juni 15 Heinrich II. feiert mit großem Aufwand das Fest des Corveyer Hauptheiligen Vitus. V.1.12. 1028: Unter zahlreichen durch die Hellwegbenutzung möglichen weiteren Aufenthalten in C. (dazu Kaminsky, Studien; dazu VIII unten) erscheint ein Besuch Konrads II. am Vitusfest als wahrscheinlich. Der König urkundete am 26. Mai in Dortmund, an einem ungenannten Tag in Paderborn und erreichte am 1. Juli oder etwas später Magdeburg, wo er für den Abt Druhtmar und C. einen Vergleich bezeugte (aber Reg. Imp. 3/1 Nr. 125–127 ohne Erwägung Corveys). 1051: Ein möglicher Besuch Heinrichs III. am Vitusfest ergibt sich aus dem Weserweg im Itinerar. Am 14. Juni 1051, einem Freitag, urkundete der König in Minden, am 17. Juli in Kaufungen (vgl. Müller, Heinrich III. S. 88 ff. mit Steindorff evtl. über Goslar, aber ohne Erwägung Corveys). 1060: Für Heinrich IV. liegt der 15. Juni acht Tage vor dem für Juni 21–23 nachgewiesenen Aufenthalt (V.1.17).
Andere Heiligenfeste: Konrad I. urkundete 913 am Tag des hl. Ansgar (V.1.2), Konrad II. ‚verbrachte‘ 1025 Epiphanias (V.1.13), Heinrich III. ‚residierte‘ 1040 am Michaelisfest (V.1.14) und Konrad III. ‚feierte‘ einen Hoftag 1145 am Bar tholomäusfest in C. (V.1.23). Bernhardt, Itinerant Kingship S. 197 f. vermutet als weitere Feste Pfingsten 978 (Otto II.), die Vitusfeste 1015 und 1017 (Heinrich II.), 1028 und 1033 (Konrad II.).
Corvey V.8
39
V.8 In zwei Fällen lässt sich die Beteiligung der Herrscher an gottesdienstlichen Handlungen in C. genauer bestimmen: 889 haben die Mönche für Arnulf die Laudes gesungen (V.1.1); 940 dürfte Otto I. persönlich seine Gabe auf dem Hauptaltar niedergelegt haben (V.1.3). Nachweislich besaß das Kloster auch die für den König üblichen liturgischen Formeln in Gebrauchshandschriften. Jahresgedächtnisse für die herrscherlichen Gründer und Stifter sind nicht mehr zu belegen. Allgemeine Gebetsverpflichtungen wie in den Gründungsurkunden Ludwigs d. Fr. von 823 (vgl. II.4) und das besondere Corveyer Selbstverständnis als Stiftung pro ęterna ipsius omnisque generis sui memoria, bezogen auf Ludwig d. Fr., und in nostram ac totius generis nostri perennem mercedem, bezogen auf Arnulf (beides im DArn 3 zu 887), weisen auf ein regelmäßiges Gedenken. Die Erinnerungen an vielerlei Schenkungen von Anfang an trugen dazu bei. In diesen Zusammenhang gehören auch direkte Berufungen auf Vitus, den Hauptheiligen des Klosters, z. B. auch anlässlich der Erneuerung von Privilegien. (a) Unter vier in C. aufbewahrten karolingischen G e b e t s l i t a n e i e n gehört eine in die Zeit Ludwigs d. Fr. (827/40). Eine weitere erfleht ‚Heil und Leben‘ für Papst Stephan VI. (885–891), bittet um Leben und Sieg für König Arnulf (887–899, Kaiser 896) und begehrt ‚Heil und Leben‘ für Abt Bovo I. (879–890) und seinen Konvent. Derart zeitlich einzugrenzen auf die Jahre 887–890 passt diese Litanei, die dann auch den Erzmärtyrer Stephan und Vitus als Heilige anruft, zu Arnulfs Corveyer Aufenthalt um den 16. August 889 (V.1.1). P. Lehmann, Corveyer Studien (1919). Ndr. ders., Erforschung des Mittelalters 5. 1962 S. 94– 178, hier S. 169, S. 172 f. Text – W. Stüwer, Corvey S. 244 – P. M. Hermes – A. Schmid, Corveyer Litaneien (Kat. Paderborn 1999 2) S. 512–514 VIII.5 – K. H. Krüger, Die älteren Sachsen als Franken. Zum Besuch des Kaisers Arnulf 889 im Kloster C. (WZ 151/152. 2001/2002) S. 227–244, hier S. 234 f.
Erwähnenswert ist weiter die im 10. Jh. zusammengestellte Corveyer Sammelhs. LAV NRW W, Mscr. I, 5201, die u. a. als das erste Corveyer Chartular bekannt und als Hdb. von Corveyer Äbten beschrieben ist. Denn sie enthält am Ende auf dem letzten Bl. der Lex Saxonum eine missa pro rege. KUW 1 S. 502. Dem Liber vitae des 12. Jhs. (LAV NRW W, Mscr. I, 133) ist ein P o n t i f i k a l e angebunden, das S. 288–307 – wie üblich – auch einen ‚Ordo ad regem benedicendum‘, einen ‚Ordo Romanus ad benedicendum imperatorem‘ (gedruckt MGH Leges 2 S. 97) und eine ‚Benedictio regine‘ enthält. Zum Pontifikale E. Krüger, Die Schreib- und Malwerkstatt der Abtei Helmarshausen bis in die Zeit Heinrichs des Löwen (Quellen und ForschHessG 21) 2. 1972 S. 874–876, hier S. 875. Vgl. auch P. Rück, Kodikologisch-paläographische Bemerkungen zum Liber vitae von Corvey (Der Liber vitae 2) S. 135–150, hier S. 141 mit der Zuordnung auch des Pontifikale zur Abtszeit des Wibald, und H. Hoffmann, Bücher und Urkunden S. 35
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Corvey V.8
(b) Zur Erstaustattung der an die Weser verlegten Neugründung gehörte eine Reliquiengabe des Stifters. Kaiser Ludwig d. Fr. sandte Stephansreliquien aus seiner Pfalzkapelle (Aachen): ex sacro palatio nostro a capella nostra misimus venera biles ac sacrosanctas reliquias beati Stephani prothomartyris. (DLdF 226, cop. s. X.). Dazu gehörte wohl auch – obgleich spät überliefert – ein Kreuzreliquiar der Kaiserin Judith: Item tho dem ersten schal hy tonen edder wysen dath heylige Cruce, dath die keyserinne Judith heft gegeven. (LAV NRW W, Mscr. VI, 103 vol. IX, Ordnung des Vorzeigens der Reliquien von 1511/14, fol. 6). Es folgt eine Aufzählung der darin enthaltenen Reliquien. Dazu K. H. Krüger, Die Corveyer Patrone S. 323 ff. Otto I. stiftete nach einem Burgund- bzw. Frankreichfeldzug 940 eine edelsteinbesetzte fibula aurea, die er von einem „anderen Hugo“ erhalten hatte, für den Corveyer Hauptaltar: in altari protomatryris Stephani (Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae II/25 [SS rer. Germ. 60] S. 94 f. – Reg. Imp. 2 Nr. 91). Vgl. V.1.3 Köpke-Dümmler S. 107 Anm. 1 identifizieren den genannten Hugo mit Hugo dem Schwarzen, Herzog von Burgund, danach auch P. Hirsch, Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae (SS rer. Germ. 60) S. 94 Anm. 7; vgl. aber noch ders., Nachträge (ebd.) S. 167
(c) Verschiedentlich ist auch die Zuwendung der Monarchen zu den Corveyer Heiligen, besonders zu Vitus, ausdrücklich belegt. Schon Heinrich I. ließ 922 beide Märtyrer Stephan und Vitus als nostri advocati et intercessores bezeichnen, was Ottos Kapelläne in seinem dem DH I 3 folgenden DO I 3 nicht wiederholten. Eine besondere Nähe Ottos I. zum heiligen Vitus behauptet aber Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae III/62 (SS rer. Germ. 60) S. 137, für die durch Krankheit des Königs 958 hervorgerufene Krise: Der leidende Herrscher gesundete durch die Verdienste der Heiligen, denen er getreulich gehorchte, insbesondere aber durch die Hilfe des Märtyrers Vitus, dem er „seinen Mund auftat“. 1002 bekannte sich Heinrich II. zum divinus amor und zur veneratio beatorum marty rum. Diese Formulierung ging aus dem DH II 12 in Nachurk. wie DKo II 17 und DLo III 13 über. (d) Der Catalogus donatorum im Corveyer Liber vitae weiß um 1155 von der Altarstiftung eines Kaisers (!) Heinrich und seiner Gemahlin Mathilde: Heinricus imperator pius cum uxore Mahtilde dedit inpensas auri gemmarum ad fabre faciendum altare sancti Viti. (Der Liber vitae 1 S. 104 unter f bzw. p. 93 Sp. 3). Eine Interpolation der Corveyer Thietmarrezension ordnet an einem unbekannten Zeitpunkt (ab etwa 1120 bis zum 14. Jh.) diese Nachricht zu König Heinrich I. ein, der auch im Corveyer Incipit des 1. Buches als imperator bezeichnet ist (Thietmar, Chronicon I/18 [SS rer. Germ. NS. 9] S. 25). Der Annalista Saxo (1148/52) zieht diese Stelle wohl wegen des DH I 3, wo in Quedlinburg unter anderen Königin Mathilde für C. interveniert, in das J. 922 ([SS 37] S. 137 Z. 29 f.).
Corvey V.8–VI
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Dazu Waitz S. 107 Anm. 3. Anders als K. H. Krüger, Die Corveyer Patrone S. 317, 318 f. und 340 (zu Heinrich V., weil der Vitusaltar erst spät belegt ist) jetzt G. Althoff, Corveyer Konvent S. 34 f., der darin das Zeugnis für einen Königsbesuch sieht, und K. Schmid, Über die Eigenart der mittelalterlichen Gedenküberlieferung von Corvey (Der Liber vitae 2) S. 178–190, hier S. 183 zu Heinrich I. Vorsichtig auch Krüger, Studien S. 266–268, wo das DH I 3 und das DH II 12 noch nachzutragen sind. Siehe auch ders., Zur Geschichte S. 58–60 und M. Balzer, Schriftzeugnisse über die Ausstattung von Kirchen des Bistums Paderborn im 11. und frühen 12. Jh. (Schatzkunst am Aufgang der Romanik. Hg. von Chr. Stiegemann und H. Westermann-Angerhausen. 2006) S. 41–68, hier S. 41–44 und 61
(e) In einer am 26. Januar 1349 in Bonn ausgestellten Urk. über Gerichtsrechte für Abt Theoderich von C. bekennt sich Karl IV. zum gemeinsamen Patron Vitus und er begründet das mit seiner böhmischen Herkunft (Reg. Imp. 8 Nr. 842 – MGH Const. 9 Nr. 136 S. 92 Z. 5 f.).
VI Die Corveyer Grundherrschaft gehörte zu den größten in Norddeutschland. Sie umfasste um die erste Jahrtausendwende etwa 2.000 Hufen Land. Auf altem Königs- oder Reichsgut beruhte sie nur insoweit, wie die Herrscher bei Gelegenheit Landgüter geschenkt hatten. Ihre Gaben lassen sich von der Gründungsdotation an im erhaltenen Corveyer Urkundenbest. verfolgen, die aber zum Teil interpoliert sind. W. Rösener, Zur Struktur und Entwicklung der Grundherrschaft in Sachsen in karolingischer und ottonischer Zeit (Le grand domaine aux époques mérovingienne et carolingienne. Hg. von A. Verhulst. 1985) S. 173–207, hier S. 196–203 mit Lit. S. jetzt ders., Das Kloster Corvey und die Christianisierung im westlichen Sachsen (Nieders. Jb. für Landesgeschichte 87. 2015) S. 8–32, bes. 24–32 Zu den Interpolationen und Fälschungen s. jetzt Kölzer, Urk. S. 103–123 – Ders., Zum angeblichen Immunitätsprivileg Ludwigs des Frommen für das Bistum Hildesheim (ebd. 59. 2013) S. 11–24 – Ders., Die Anfänge der sächsischen Diözesen in der Karolingerzeit (ebd. 61. 2015) S. 11–37 – Vogtherr, Visbek S. 125–145
Die Karolinger verfügten dabei über Besitz ‚aus eigenem Recht‘ in der villa Höxter (DLdF 226, cop. s. X.; s. dazu unten), über die von Karl d. Gr. in der Eresburg gebaute capella nebst Zubehör, Rechte an einer Salzquelle, villae im Landesteil Engern, die cella in Meppen an der Ems mit allen Pertinenzien (DLdF 255, 329, 337, 346), elf Hufen im Leinegau (DLdD 29), die cellula Visbek zwischen Hase und Hunte mit allen gottesdienstlichen Aufgaben (DLdD 73), ein Weingut an der Mosel (DLdD 132), zehn Höfe bei Herford und in Hessen (DK III 158) und eine Fischerei (DArn 3). Aus ursprünglich königlichem Besitz kamen auch Goddelsheim (Stadt Lichtenfels, Landkr. Waldeck-Frankenberg), das C. 888 vom Grafen Otto, dem Vater Heinrichs I., eintauschte (DArn 28), sowie 25 Höfe im Weitagau, darunter der alte Königshof Schieder (DArn 60; vgl. Art. Lügde). Dazu gehörten von 823 an die sächsischen Besitzungen des Mutterklosters Corbie und
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Corvey VI
zahlreiche Schenkungen von Grundbesitzern, die in den Corveyer Traditionen verzeichnet sind. Trad. Corb 1/2. Vgl. dazu Richtigstellungen in Lippische Mitteilungen 52. 1983 S. 423–426, BNF NF. 19. 1984 S. 415–419, Westfalen 63. 1985 S. 134–138, u. v. a. – W. Metz, Corveyer Studien 1 und 2 – P. Johanek, Die Corveyer Traditionen als Gedenküberlieferung (Der Liber vitae 2) S. 124–134
Als wichtigste Güter aber galten neben Höxter die Besitzkomplexe um die Eresburg, Meppen und Visbek. Von den gottesdienstlichen Aufgaben im DLdD 73 abgesehen (die ähnlich auch für Eresburg und Meppen vorauszusetzen sind), verpflichteten die Karolinger das Kloster nur auf die üblichen Gebete für die Herrscher, ihre Familie und das Reich (vgl. aber unten zur Heerfolge). Ausgerechnet in den Zeiten hoher und höchster Beanspruchung durch Aufenthalte der Ottonen und besonders der Salier erhielt C. nur wenige herrscherliche Stiftungen. Otto I. schenkte 942 auf Intervention und zum Seelenheil seines Bruders Brun, der damals noch Diakon war, 43 Hofstellen in Hessen (DO I 48). Im Übrigen beschränkten sich die Herrscher schon von Ludwig d. Kind an, bei dem der Vater Konrads I. für C. intervenierte, auf die Bestätigung der Corveyer Vorrechte – hinsichtlich der Zehnten aber nur, soweit sie das jeweils den Bischöfen von Paderborn und Osnabrück zumuten konnten oder wollten. Das blieb auch zu Zeiten Lothars III. und der Königsdienste des Abtes Erkenbert (1107–1128) so, der sich mit Hilfe neu erstellter Güterverzeichnisse intensiv um die Corveyer Einkünfte kümmerte. Das schien sich zu ändern, als der erste Staufer mit der Einsetzung des Wibald von Stablo 1146 das Kloster wieder eng mit dem Königtum verband. Konrad III. belohnte und belastete C. durch die Inkorporation der ‚reformbedürftigen‘ Klöster Kemnade und Fischbeck, von denen das zweite niemals wirklicher Besitz wurde. Dabei erwähnte der König nicht nur in der Arenga den Lohn für politische Dienste des Abtes. Er hielt vielmehr fest, dass zwar die einverleibten Klöster neque militia neque ullum servitium nobis aut regno, dem König und dem Reich also weder Heeresfolge noch sonst einen Dienst schuldeten; er betonte aber zugleich, dass dem Kloster C. tam in militia quam in servitio ad ho norem regni et defensionem sancte ecclesie eine besondere dignitas auferlegt sei (DKo III 182). Derselbe Staufer gewährte 1150 das Bergrecht im Berg Eresburg (heute Marsberg), ut tanto melius possit Corbeiensis ecclesia tam divinis quam regni rebus subservire (DKo III 232). Die Dienste für Kirche und Reich bezogen sich tatsächlich auf die zahlreichen kostspieligen Hoffahrten und Gesandtschaftsreisen, die Abt Wibald auf sich nehmen musste. Dennoch beschränkte Friedrich I. Barbarossa – über eine zusammenfassende Bestätigung der Corveyer Vorrechte im DF I 11 von 1152 hinaus – seine Unterstützung auf die Vermittlung im letztmalig aufflammenden Streit um Zehntrechte mit dem Bistum Osnabrück (DF I 155, 175 u. a.).
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Zu Wibald: F.-J. Jakobi, Wibald – F. Stephan-Kühn, Wibald als Abt von Stablo und Corvey und im Dienste Konrads III. Masch. Köln 1973 – K. H. Krüger, Corveys Anspruch auf Rügen im 12. Jh. (Fälschungen im Mittelalter 3,1 [SchrrMGH 33]) 1988 S. 373–396 – H. Rabe, Die Übertragung der Abteien Fischbeck und Kemnade an Corvey (WZ 142. 1992) S. 211–242 – R. Oldermann, Stift Fischbeck. Eine geistliche Frauengemeinschaft in mehr als tausendjähriger Kontinuität. ²2010 S. 19–22 – K. H. Krüger, Das DF I 11 von 1152 als ‚Magna Charta‘ für das Kloster Corvey (Herrscherurkunden für Empfänger in Lothringen, Oberitalien und Sachsen [9.–12. Jahrhundert]. Hg. von W. Huschner und Th. Kölzer. 2020) S. 349–362. C. war, obgleich das über die oben zitierten, vom König bestimmten Dienstpflichten hinaus nicht genauer ausgedrückt wurde, in staufischer Zeit ein Reichskloster.
Güter hatte das Königtum von der Stauferzeit an im Norden nicht mehr zu vergeben. Heinrich VI. erließ 1190 den Zoll in Kaiserswerth und verlieh 1192 ein umfassendes Bergwerksregal für alle Corveyer Besitzungen (Reg. Imp. 4/3 Nr. 97, 256 – KUW 2 Nr. 245, 247). Otto IV. belehnte gleich nach seiner Krönung 1198 den Abt Widukind mit dem Jagdrecht und Wildbann im nahen Solling (KUW 2 Nr. 257). Der Sohn Friedrichs II., König Heinrich (VII.), unterstützte den neuen Abt Hermann 1223 gegenüber den Ministerialen. Er gestand dann aber zu, dass die Eresburg an Köln kam; das ließ ihn sein Vater 1228 rückgängig machen (KUW 2 Nr. 266, 273). Von Corveyer Diensten sprechen die letzten Herrscherdiplome nicht mehr. Zu drei Gesichtspunkten ist Genaueres zu berichten: (a) Ein Jahr nach der Neugründung an der Weser galt der Klosterbereich einschließlich Höxters als villa regia, also als königlicher bzw. kaiserlicher Besitz (vgl. II.4). Mitteilungen aus dem Mutterkloster Corbie setzen einen anderen ungenannten Eigner des K l o s t e r b a u p l a t z e s voraus: Dieser sei Wala als fa miliarissimus verbunden gewesen und hätte sein Erbe nulli alteri omnino eingeräumt, etiam (ut ita fatear) nec regi (Radbert, Epitaphium Arsenii I/16 S. 45). Die spätere Klosterüberlieferung Corveys, die in das 10. Jh. zurückreichen kann, benennt den Vorbesitzer als einen sächsischen Grafen Bernhard (in Hameln?) und erklärt die Besitznachbarschaft als Eigentumsnachfolge durch kaiserlichen Kauf (die Fundatio II [SS 15] S. 1044 ist älter als die Fundatio I, ebd. S. 1043; vgl. auch III.1 Anm.). Ein Königshof wird für das engere Areal Höxters angenommen (vgl. die Argumentationen bei Krüger, Studien S. 64–76, bes. 71 f., S. 201–219; Höxter 1 2003 S. 76–79 und Westf. Städteatlas Lfg. 9 Nr. 4: Höxter und Corvey. 2006). (b) Kaiser Ludwig d. Fr. hat den Mönchen des Mutterklosters Corbie Anfang 815 ihre Privilegien erneuert (DLdF 52 – L. Levillain, Examen critique des chartes mérovingiennes et carolingiennes de l’abbaye de Corbie. 1902 Nr. 23). Die Corveyer versuchten nun ziemlich bald, vermeintliche oder wirkliche Vergünstigungen der Anfänge auf Dauer zu behalten. So teilt die Translatio S. Viti Martyris cap. 3 S. 40 mit, dass dem Corbier Abt Adalhard d. J. auf dem Reichstag in Paderborn 815 zugunsten des frommen Werkes omne servitium erlassen sei (vgl.
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Corvey VI
BM 2 587a). Im Juni 833 wehrte sich Abt Warin gegen das Aufgebot der Corveyer liberi und lati zum Heeresdienst (DLdF 330, or.). Später versuchte Abt Bovo I., die mit der Kriegsnot wegen der Normanneneinfälle begründeten neuen Auflagen Karls III. im D 158 von Mai 887 durch den Hinweis auf die alten Gewährungen noch im gleichen Jahr beim Nachfolger rückgängig zu machen. Der Abt, der seine Pflicht zum missaticum regium im DK III 158 als Entschuldigung hatte anführen lassen, wollte überhaupt nicht in hostem ire (DArn 3 von 887 Dezember). Seine nobiles sollten wieder alle frei sein von profectiones, von extra patriam legatio (DK III 158) bzw. von expeditiones (DArn 3 und DArn 155), die inferiores aber sollten je nach Bedarf für die königliche legatio oder zum Nutzen des Klosters verwendet werden. König Ludwig d. Kind hob die Pflicht zur expeditio für alle Leute des Klosters, liti et coloni et rectores, auf (DLdK 6 von 900). In späteren Privilegbestätigungen wird die Heerbannbefreiung nicht ausdrücklich angesprochen (D Ko I 14 – DH I 3 – DO I 3 – DO II 81 – DO III 169), aber wohl mit dem Verweis auf die früheren Privilegien abgedeckt. Sie wurden durch Nichterwähnung in Frage gestellt durch das DH II 12 von 1002, das zudem servitia und mansionatica für den Diözesanbischof einschärft, und sie wurden anlässlich der Reform 1014/15 aufgehoben (vgl. V.1.10). Zu den Pflichten des Corveyer Abtes gehörte zu Beginn des 11. Jhs. die Reise zu Hoftagen nach Goslar. König Konrad III. spricht im D Ko III 245 von 1147 von einem debitum regis servitium der Abtei, das sich um 6 Mark oder Leistungen in Höhe dieses Wertes erhöht. 1149 erwähnt Abt Wibald (Das Briefbuch Abts Wibald von Stablo und Corvey, Teil 1 Nr. 124) ein servitium regis tam in expedi tione quam in curia adeunda et in hospiciis procurandis, an dem die ministeria les des Klosters beteiligt sind. Weitere allgemeine Hinweise finden sich in einem etwas späteren Kurienverzeichnis zu expeditio und servicium regis. Auf dem Corveyer Amt Scherfede lagen noch im J. 1250 Lasten ad servitium abbatis sive ad iter regis. Eine Höhe der Leistungen an den König „ist im gesamten Corveyer Material … nirgends zu erkennen“. Vgl. die Belege 2.142–145 bei Metz, Quellenstudien 1 S. 250–252, und ebd. 208–210, S. 210 (Zitat); siehe auch Kaminsky, Studien S. 147 f. Zum Tagesservitium, das dem Abt zukam, und zusammenfassend Bernhardt, Itinerant Kingship S. 200–203, der S. 201 in Fortführung von Metz das servitium regis im Kloster Werden mit dem servitium abbatis in C. haushaltstechnisch gleichsetzt.
(c) Mehrfach wurden in C. Reichsgefangene verwahrt. Siehe dazu im Einzelnen V.2.1–3
Corvey VII
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VII Einen Nachglanz der Herrscheraufenthalte im Kloster bietet der prunkvolle Kaisersaal über der heutigen Westdurchfahrt. Der Saal durchzieht das erste und zweite Obergeschoss. Die Gemälde an der Decke zeigen die Hochzeit zu Kana und vier andere biblische Bewirtungsszenen. Die Bilder auf der Mittelzone der Wände porträtieren – angeführt von Karl d. Gr. und Ludwig d. Fr. über den Kaminen – 20 Herrscher, „die durch ihren Besuch oder die Ausstellung von Privilegien in enger Beziehung zu C. standen“. Der Kaisersaal kann im barocken Neubau der Abteigebäude seit dem 8. April 1699 genauer datiert werden. Die Ankunft eines Stukkateurs im Oktober 1700 und eine für den 14. Juni 1704 am Vorabend des Vitusfestes erstmalig erfolgte Bewirtung von Gästen lässt den Abschluss der Arbeiten um das letzte Datum herum vermuten. A. Fuchs (wie in IV.3) S. 260 f. – W. Altmeier – H.-J. Brüning u. a., Corvey. Ein Wegweiser durch seine Geschichte und die heutige Anlage. 1996. S. 18 (Zitat). Abb. ebd. S. 19, auch bei BKW 37 Taf. 48,1, bei K. Püttmann (wie IV.3) S. 490 und K. H. Krüger, Das Kloster Corvey Dia 12 – K. Püttmann (wie IV.3) S. 489 und 491 nennt auch die neuen Daten, die H.-J. Brüning, Zur Kunst- und Baugeschichte der Abtei Corvey in der Barockzeit (Westfalen 62. 1984) S. 129–152, hier S. 148 nachweist.
Corveys lange Verbindung mit dem deutschen König- und Kaisertum gründete nicht nur auf seiner geographischen Lage im Zeitalter des periodischen Umritts. Das Kloster sonnte sich von Anfang an und auf die Dauer in seinem Glanz als ‚Kaiserliche Gründung‘ Karls d. Gr. und Ludwigs d. Fr. Der Vater galt früh als eigentlicher Initiator. Schon in der Gründungsurk. feierte sich Ludwig als Nachfolger im väterlichen Missionsprogramm. Vorausschauend hatte Karl das Personal in fränkischen Klöstern vorbereitet. Die Überführungsgeschichte des Eigenheiligen Vitus lobte den Vater als ‚Gründer der Absicht nach‘. Das Kloster schmückte sich mit den Kriegergestalten im Westwerk als Gedächtnisstätte des karolingischen Herrschergeschlechts, pries seinen Vitus als ottonischen Königsheiligen und in der Stauferzeit als Sieghelfer in Rügen. Krüger, Studien – Ders., Hochgestellte Persönlichkeiten (wie IV.3a)
Noch nach dem Ende der königsnahen Zeit erinnerte man an das ‚Kaiserhaus‘ in der Abtei. Zudem machte man die Klostergründung zu einem Dankopfer Karls d. Gr. für einen Sieg am Weserübergang bei dem unweit nördl. gelegenen Brunsberg (J. Letzner, Corbeische Chronica. 1590). Auch der zeitweise als Klosterhistoriograph wirkende Christian Franz Paullini griff diese Verknüpfung der Schlacht am Brunsberg und der Gründung Corveys auf. Er veröffentlichte 1698 ein „Carmen de Brunsburgo“. Darin lässt der Verfasser Karl d. Gr. vor der Schlacht niederfallen und für den Fall des Sieges die Gründung eines Klosters versprechen, dem er den Namen C. geben wolle.
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Corvey VII–VIII
An Stelle der Klostergründung, die vorerst unterbleibt, stattet Karl d. Gr. Höxter und die Kilianskirche mit Zuwendungen aus. Im Zuge dessen ruft der Kaiser den Bürgern Höxters zu, die Nacht sei nun vorbei und herrliches Licht folge ihr. Die Vorstellung von Karl d. Gr. als geistigem ‚Erstgründer‘ geht letztlich auf die Darstellung der Translatio S. Viti Martyris zurück; sie wirkte bis in P. Wigands Geschichte Corveys (s. u.) nach. Zudem prägte sie auch die bildliche Darstellung Corveys, wie Karls Visualisierung im Kaisersaal (s. o.), in der Abtgalerie und zur Statue neben dem Tor zum Hauptgebäude in der Inschrift zeigt. Auch auf einem Gemälde des Lamspringer Benediktiner-Laienbruders Hieronymus Sies aus Antwerpen, das von 1704 datiert und die Schlacht am Brunsberg darstellt, wird die Gründung Corveys mit dem Sieg Karls d. Gr. verbunden, indem „am oberen rechten Bildrand die Silhouetten der Stadt Höxter und der Abtei Corvey“ erscheinen. „Auf ihnen liegt der Lichteinfall des Bildes, vielleicht in Anlehnung an das Carmen Paullinis“ (s. o.). J. Letzner, Corbeische Chronica … 1590 fol. B II – C. F. Paullini, Rerum Et Antiquitatum Germanicarum Syntagma … 1698 S. 595 ff. – P. Wigand, Geschichte der gefürsteten ReichsAbtey Corvey und der Städte Corvey und Höxter. 1819 – Ausführlich dazu: P. Johanek, Der Brunsberg und die Karte von Johannes Gigas (Westf. Städteatlas Lfg. 9 Nr. 4: Höxter und Corvey. 2006) Kommentar zu den Abb. der Taf. 6–8 (Zitat) – Vgl. auch M. Koch – A. König, Die Brunsburg bei Höxter-Godelheim, Kreis Höxter. ²2015 (Frühe Burgen in Westfalen 29) S. 3–13. Bild auch in Höxter 1 S. 42
VIII Gegründet zur Einführung des Mönchtums in Sachsen, wird C. erst von der späten Karolingerzeit an Aufenthaltsort der ‚reisenden‘ Könige. Denn sein Stifter Ludwig d. Fr. kam als Kaiser nur einmal nach Sachsen: 815 zum Reichstag in Paderborn. Da C. sich 840 Ludwig d. Dt. offenbar zögernd anschloss, zog dieser zwischen dem 10. und 14. Dezember wohl weiter südl. vorbei (vgl. Art. Röse beck). So sind die einmaligen Besuche Arnulfs 889 und Konrads 913 die ersten bezeugten Aufenthalte. Noch die Ottonen lassen sich dort selten nachweisen. Doch C. lag für den reisenden König im werdenden deutschen Reich zwischen der wichtigen altkarolingischen Königslandschaft im Westen (Aachen) und den neuen ottonisch-salischen Reichsgutkomplexen im sächsisch-thüringischen Osten. Das Kloster diente gleichwohl nicht nur als Durchgangsstation zwischen Osten und Westen oder Süden und Osten und umgekehrt. Gelegenheiten, an denen C. als Endpunkt einer Reise eigens aufgesucht wurde, zeigen von 913 an das Eigengewicht der Abtei. Heinrich I., der sich durchaus um das Vitusheiligtum sorgte (V.8), ist dort aber gar nicht nachzuweisen. Auch sein Sohn Otto I. ist nur einmal 940 in C. belegt, obwohl er in seinen deutschen Jahren ‚periodisch‘, d. h. etwa 28-mal, die Region
Corvey VIII
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durchzog. Heinrich II. aber und die Salier nutzten das Kloster bei 8 von 15 nachweisbaren Besuchen als Station am Hellweg, die auch mehrere Tage belegt werden konnte (1011, 1025, 1051, 1060). Im Zusammenhang der Vergabe Corveys an Bremen sind Heinrich IV. und Erzbischof Adalbert im Spätj. 1065 im Abstand von drei Wochen nur hier nachweisbar, so dass ein sehr langer Aufenthalt möglich ist. Schon von Heinrich II. wurde das Fest des Corveyer Hauptheiligen Vitus bei der Itinerarplanung berücksichtigt (1019). Vielleicht ist damit ebenfalls der Abstecher Heinrichs IV. nach Norden 1060 zu erklären. Salier feierten aber in C. auch andere Heiligenfeste (vgl. V.7.1). Lothars III. Aufenthalt 1136 könnte mit seiner Beteiligung an der Stiftung des nahen Klosters Marienmünster zusammenhängen. Von drei Corveyer Abtsnachfolgen, in die Herrscher am Ort eingriffen, liegen zwei im Zug des periodischen Itinerars (1046, 1107). Als situationsbedingte Abstecher erweisen sich die Besuche Heinrichs II. beim Tod des Herzogs Bernhard von Sachsen 1011 und anlässlich der Reform 1015. Während der Sachsenkriege Heinrichs IV. diente das Kloster als Treffpunkt bei Verhandlungen von Königsvertretern mit den Sachsen (1073, 1074). Auch in der Folge bleibt eine sächsische Landtagstradition in C. deutlich (1077, 1115, 1118). Eine Trierer Notiz von 1120 könnte einen Brauch andeuten (vgl. V.2.7 Anm.). Jedenfalls besuchte Lothar III. 1129 in C. einen Fürstentag, um sich mit dem Kölner Erzbischof zu versöhnen, und Konrad III. kam offenbar 1145 eigens hierher, um sich mit den Sachsen zu beraten. 1157 und 1162 sehen wir den Corveyer Hochvogt Heinrich den Löwen ohne den Staufer in C., das erste Mal in Sachen des Klosters, das zweite Mal mit Gästen aus größerer Entfernung. Seit der Verlagerung der königlichen Reisetätigkeit unter den Staufern geriet C. unter die nördl. Randstationen des deutschen Königsitinerars. Sogar ein Besuch des Welfenkönigs Otto IV. ist nur zu erschließen, obwohl hier 1201 und 1203 kirchliche Akte stattfanden (vgl. V.1.25 und V.2.9). Auch Karl IV. ist trotz seiner Vitusverehrung (V.8) bei seiner schnellen Winterreise 1349 von Eisenach über Kassel nach Bonn offenbar nicht in C. eingekehrt. Insbesondere während des hohen Mittelalters aber hatte das Weserkloster der reisend ausgeübten Königsherrschaft als ein überdurchschnittlich wichtiger Stützpunkt gedient. Die Zahl zusätzlich angenommener Königsbesuche ist bei C. wegen des periodischen Itinerars besonders hoch: Kaminsky, Studien S. 26 Anm. 89 (28 für Otto I.), 54 (8 für Heinrich II.), 59 (8 für Konrad II.), 65 (11 für Heinrich III.), 71 und 78 (15 für Heinrich IV.), 80: „18 bezeugte und 92 wahrscheinliche Königsbesuche“ bis 1073 (Kaminsky zählt offenbar August 1002 und 984 mit), 88 (Rudolf von Schwaben), 105, 115 (Heinrich V.), 125, 132 und 134 (Lothar III.), 147: Aufenthalt bis 1073 „wohl über hundertmal“. Vgl. auch Bernhardt, Itinerant Kingship S. 196–200, mit der Folgerung, C. sei in ottonisch-salischer Zeit jährlich belegt worden, soweit die Herrscher nicht durch Italienzüge oder Kriege verhindert waren. Zu bedenken bleibt bei der Argumentation mit dem Hellweg als Reiseroute aber die Mehrzahl der östl. Hellwegausläufer. – Allgemeine Überlegungen auch bei A. Gerke, Die Besuche S. 12–14
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Abb. 6: Corvey. Zeitstrahl Königsbesuche IX.1 Annalista Saxo, s. Die Reichschronik Chronographus Corbeiensis, s. Schmale-Ott, Annalium Corbeiensium cont. Die Reichschronik des Annalista Saxo. Hg. von K. Nass (SS 37) 2006. Zitiert: Annalista Saxo J. Letzner, Corbeische Chronica. Von Ankunfft, Zunemung, Gelegenheit, zu sampt den Gedenckwirdigsten Geschichten, des Keyserlichen freyen Stiffts Corbey… 1590 Ders., Chronica. Und historische Beschreibung, Des Lebens, der Hendel und Thaten des … teutschen Röm. Keys. Lodowici Pii und des Keyserlichen freien Stiffts Corbei… 1604 Paschasius Radbertus, Vita sancti Adalhardi abbatis Corbeiensis (Migne PL 120) Sp. 1507–1555 Radbert’s Epitaphium Arsenii [Vita Walae abbatis Corbeiensis]. Hg. von E. Dümmler (AbhandlAkadBerlin 1899 und 1900. Philos.-Hist. Classe Abhandlungen II) 1900 Registrum Erkenberti Corbeiensis abbatis. Hg. von Kaminsky, Studien S. 223–239. Zitiert: Registrum Erkenberti Das Briefbuch Abt Wibalds von Stablo und Corvey. Hg. von M. Hartmann (MGH Briefe der deutschen Kaiserzeit 9) 3 Teile. 2012 Vgl. zur Urkundenüberlieferung Kaminsky, Studien S. 174 und überhaupt dessen Quellenregister, ebd. S. 174–179. Einen Überblick der gesamten archivalischen Überlieferung, die sich vor allem im LAV NRW W (Münster) befindet, gibt M. Sagebiel, Corvey S. 218–220.
IX.2 G. Althoff, Der Corveyer Konvent im Kontakt mit weltlichen und geistlichen Herrschaftsträgern des 9. und 10. Jhs. (Der Liber vitae 2) S. 29–38 P. Berghaus, Das Münzwesen (Kunst und Kultur im Weserraum 1) S. 214–222 – 2 S. 837–858 R. Bergmann, Die Stadtwüstung Corvey (AiWL 2009. 2010) S. 157–160 H. Claussen – A. Skriver, Die Klosterkirche Corvey 2: Wandmalerei und Stuck aus karolingischer Zeit (Bd. 2 = DFW 43.2) 2007. Zitiert: Die Klosterkirche Corvey 2 Die Klosterkirche Corvey 1.1: Siehe S. Gai – K. H. Krüger – B. Thier Die Klosterkirche Corvey 2: Siehe H. Claussen, A. Skriver W. Effmann, Die Kirche der Abtei Corvey. Aus dem Nachlass des Verfassers hg. von A. Fuchs. 1929 B. Fahlbusch, Corvey, [3] Stadt (LexMA 3. 1986) Sp. 296 f. E. Freise, Corvey im hochmittelalterlichen Reformmönchtum (Der Liber vitae 2) S. 87–106
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Corvey IX.2
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nuierliche Dynastie
S. Gai, Projekt „Kloster Corvey“: Archäologie und Baugeschichte der karolingischen Anlage (AiWL 2009. 2010) S. 130–134 Dies. – K. H. Krüger – B. Thier, Die Klosterkirche Corvey 1.1: Bauforschung und Ausgrabungen (DFW 43.2) 2013. Zitiert: Die Klosterkirche Corvey 1.1 A. Gerke, Die Besuche der deutschen Könige und Kaiser in der Reichsabtei Corvey. 1995 H. Hoffmann, Bücher und Urkunden aus Helmarshausen und Corvey (MGH Studien und Texte 4) 1992 Höxter. Geschichte einer westfälischen Stadt 1: Höxter und Corvey im Früh- und Hochmittelalter. Hg. im Auftrag der Stadt Höxter von A. König, H. Rabe, G. Streich. 2003. Zitiert: Höxter 1 Höxter. Geschichte einer westfälischen Stadt 2: Höxter und Corvey im Spätmittelalter. Hg. im Auftrag der Stadt Höxter von A. König, H. Rabe, G. Streich. 2015. Zitiert: Höxter 2 P. Ilisch, Corveyer Münzen des Mittelalters (Höxter 1) S. 170–184 Ders., Kleine Corveyer Münzgeschichte (Heimatkundliche Schriftenreihe / Volksbank Paderborn 30). 1999 F.-J. Jakobi, Neue Forschungen zur Geschichte der Abtei Corvey im Mittelalter (WF 34. 1984) S. 159–174 Lit.bericht Ders., Wibald von Stablo und Corvey (1098–1158). Benediktinischer Abt in der frühen Stauferzeit (VeröffHistKommWestf 10,5 = Abhandlungen zur Corveyer Geschichtsschreibung 5) 1979 H. H. Kaminsky, Corvey, [1] Abtei, [2] Bibl. (LexMA 3. 1986) Sp. 295 f. K. Krüger, Die Klosterkirche Corvey [1.2]: Bauuntersuchung und Baugeschichte des Westbaus (in Bearbeitung) K. H. Krüger, Die Corveyer Patrone und ihre Altäre nach den Schriftzeugnissen (Westfalen 55. 1977) S. 309–345 Ders., Das Kloster Corvey (Westfalen im Bild. Reihe Westf. Kulturgeschichte 13) 1996 Ders., Art. Höxter, Corvey (Hist. Stätten NRW3) S. 480–483 Ders., Zur Geschichte des Klosters Corvey (Die Klosterkirche Corvey 1.1) S. 19–104 W. Leesch, Art. Corvey (Hist. Stätten NRW2) S. 146–149 Ders., Art. Höxter (Hist. Stätten NRW2) S. 346–349 U. Lobbedey, Neue Ausgrabungsergebnisse zur Baugeschichte der Corveyer Abteikirche (Westfalen 55. 1977) S. 285–297 Ders., Der Herrscher im Kloster. Corvey und die Westwerke. Bemerkungen zum Stand der Forschung in der Frage der Zweckbestimmung (Pfalz – Kloster – Klosterpfalz. St. Johann in Müstair. Historische und archäologische Fragen. Hg. von H. R. Sennhauser = Acta Müstair Kloster St. Johann 2. 2010) S. 163–182
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Corvey IX.2–IX.3
Ders. – H. Claussen, Corvey, église abbatiale (Saint-Germain d’Auxerre. Intellectuels et artistes dans l’Europe carolingienne IXe –XIe siècles. 1990) S. 238–252 W. Metz, Corveyer Studien 1 (Archiv für Diplomatik 34. 1988) S. 157–230 – 2 (ebd. 35. 1989) S. 255–296 – 3 (ebd. 36. 1990) S. 11–44 W. Rave, Corvey. Geschichtlicher Überblick. Kulturelle Würdigung, Die Barockanlage. Stadt und Vorstadt. Die Mauern der Freiheit. Erneuerungsarbeiten. Das Westwerk. Der Kaisersaal. Die alte Abteikirche. 1958 M. Sagebiel, Corvey – Benediktiner (Westf. Klosterbuch 1) S. 215–224 Sinopien und Stuck im Westwerk der karolingischen Klosterkirche von Corvey. Hg. von J. Poeschk e. 2002 H.-G. Stephan, Stadtarchäologie in Höxter und Corvey: die Siedlungsgeschichte (ZfArchäol. 28, 1994) S. 123–137 Ders., Studien zur Siedlungsentwicklung von Stadt und Reichskloster Corvey, 3 Bde. (G ött SchrrVor- und Frühgesch. 26) 2000 Ders., Die Reichsabtei Corvey – Geschichte und Archäologie (Höxter 1) S. 80–120 Ders., Grundzüge und Entwicklung Corveys vom Markt zur Stadt vom 11. bis 13. Jh. (Höxter 1) S. 280–305 W. Stüwer, Corvey (Germania Benedictina 8: Die Benediktinerklöster in Nordrhein-Westfalen. Hg. von H. Haacke) 1980 S. 236–293 Westf. Städteatlas Lfg. 9 Nr. 4: Höxter und Corvey. 2006
IX.3 Topogr. Karte 1 : 25 000 Bl. 4222 Höxter (verkleinert bei H.-G. Stephan, Studien 3 S. 632 Abb. 2) Geologische Karte von Preußen 1 : 25 000 Bl. 4222 (Höxter) Topogr. Atlas NRW Bl. 137 = Ausschnitt aus der Topogr. Karte 1 : 50 000 L 4322 Höxter Lageplan: Die Umgebung von Höxter und Corvey: W. Rave, Corvey S. 30 Abb. 25 Katasterkarte von Corvey. Umzeichnung von Paul Reintal (Westfalen 25. 1940) S. 52 Ausschnitt aus der Übersichtskarte zum Urkataster der Gemarkung Höxter von 1831: H.G. Stephan, Studien 3 S. 643 Abb. 13 Ausschnitt aus einer Flurkarte von 1795: W. Rave, Corvey S. 43 Abb. 39 Plan des Klosterbez.s von 1795: H.-G. Stephan, Studien 3 S. 766 Abb. 164 Schlachtenpläne von 1640 nach Merian und von 1757 nach Du Bois: W. Rave, Corvey S. 42 Abb. 36 f. – H.-G. Stephan, Studien 3 S. 772 Abb. 171 mit Belagerungsplan von 1646 und S. 774 Abb. 173,2 von 1772 von Le Coq Plan des Stiftsgebiets von 1650 nach Gigas: W. Rave, Corvey S. 43 Abb. 38 – H.-G. Stephan, Studien 3 Abb. 173,3 mit Erg. des Verfassers Skizze: Die Mauern, Tore und Türme der Klosterfreiheit: W. Rave, Corvey S. 39 Abb. 33 Landwehr der Stadt Höxter. 1 : 15 000: H. Krüger, Zur älteren Geschichte Höxters und Corveys (WZ 86. 1929, 2. Abt. S. 213–235) gegenüber S. 216 Skizze der Feldmark Höxters: H. Rüthing, Höxter um 1500. 1986 S. 52 Karte 5 Weitere Skizzen bei H.-G. Stephan, Studien 3, in Höxter 1 und in Höxter und Corvey Westf. Städteatlas Lfg. 9 Nr. 4: Höxter und Corvey. 2006 Deutsche Grundkarte 1 : 5000 Bll. 4222,01 Höxter Nordwest, 4222,02 Höxter Nordost, 4222,03 Corvey, 4222,06 Höxter Südwest, 4222,07 Höxter Südost, 4222,08 Noellenhof
Corvey IX.4
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IX.4 Luftaufnahme von Höxter 1973. Ca. 1 : 15 000: Nordrhein-Westfalen neu gesehen. Ein Luftbildatlas in Farb-Senkrechtaufnahmen. Hg. von G. Cordes und D. Glatthaar. 1976 S. 133 Nr. 63 Luftaufnahme (des Klosters) von West-Nordwest: W. Rave, Corvey S. 41 Abb. 35 Luftaufnahme des Klosters ca. 1995: K. H. Krüger, Das Kloster Corvey S. 11 Dia 1 Die Wasserburg Corvey, Vergrößerung aus dem Schlachtenplan von 1640: W. Rave, Corvey S. 44 Abb. 40 Darstellung Höxters aus dem 17. Jh. (StA Wolfenbüttel Karte 2504): H. Rüthing, Höxter um 1500. 1986 S. 47 Abb. 2 Weitere Abb. bei K. H. Krüger, Das Kloster Corvey und bei H.-G. Stephan, Studien 3
Karl Heinrich Krüger
DORTMUND (A) kreisfrei Vorbemerkungen D. war in ottonischer Zeit mit 17 Aufenthalten der wichtigste Pfalzort in Westfalen. Ausgangspunkt war der umfangreiche königliche Besitz in und um D. sowie die verkehrsgünstige Lage am Hellweg. Doch trotz zahlreicher belegter Aufenthalte ist in den Quellen weder der Begriff palatium überliefert, noch gibt es Beschreibungen, die Hinweise über das Aussehen oder die Lage der Pfalzgebäude zulassen. Und auch die aktive Stadtarchäologie konnte bisher keinerlei Reste von Pfalzbauten nachweisen. Diese besondere Problemlage führte in der Forschung immer wieder zu Diskussionen über den Pfalzcharakter von D. Mittlerweile ist jedoch unstrittig, dass D. als wichtiger Aufenthaltsort vor allem in ottonischer Zeit auch entsprechende Baulichkeiten und die notwendige Infrastruktur besessen haben muss. Als einer der ersten Vertreter dieser Ansicht ist der Privatgelehrte und Brauereibesitzer August Meininghaus zu nennen, der schon 1908 die königliche Pfalz behandelte (A. Meininghaus, Königshof und Königspfalz. 1908). Diese nun über 100 Jahre andauernde ‚Suche nach der Pfalz‘ führte zu verschiedenen Lokalisierungen innerhalb und außerhalb der späteren Stadt. Auch an dieser Stelle kann keine eindeutige Verortung erfolgen, es sollen vielmehr die verschiedenen möglichen Standorte und die für diese sprechenden Argumente vorgestellt werden. Doch regt das Dortmunder Beispiel vielleicht dazu an, die Vorstellung einer festen Pfalzanlage, die über Jahrhunderte immer wieder aufgesucht und genutzt wurde, zu modifizieren. Möglicherweise wurden die Herrscher – je nach Anlass und Hintergrund des Besuchs – auch an unterschiedlichen Stellen im Stadtraum beherbergt: Während entsprechende Gebäude für die ottonischen Aufenthalte angenommen werden müssen, können die späteren Besuche auch an anderen Orten – in der erzbischöflichen Pfalz (vgl. VIII), in ephemeren Gebäuden oder Zelten oder später auch in Bürgerhäusern – stattgefunden haben. Genauere Aussagen sind für D. auf jeden Fall nur durch weitere Erkenntnisse auf Basis archäologischer Untersuchungen zu treffen. Neben dieser besonderen Quellen- und Überlieferungssituation, die neue methodische Herangehensweisen erfordert, ist D. auch in anderer Hinsicht ‚einzigartig‘.
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Kartographische Grundlage: Digitale Topographische Karte 1:25000, Land NRW 2021 (http://www.govdata.de/dl-de/zero-2-0); © Institut für vergleichende Städtegeschichte, Grafik: Th. Kaling
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Dortmund Vorbemerkungen
D. ist unter den westfälischen Aufenthaltsorten die einzige Reichsstadt: 1232 wird die Stadt in einem Diplom Heinrichs (VII.) erstmals civitas imperialis genannt (DUB I Nr. 71 – Reg. Imp. 5/1 Nr. 4253). Auch wenn dieses Privileg nach der klassischen Pfalzenzeit und damit außerhalb unseres Betrachtungszeitraums liegt, so ist der Umstand dennoch bedeutend, beleuchtet er doch das Zusammenspiel von Pfalzfunktion und Stadtwerdung. Bei den anderen westfälischen Aufenthaltsorten, die nach der Klassifikation des Pfalzenrepertoriums als ‚Königspfalzen‘ (Schema A) anzusprechen sind, handelt es sich mit Ausnahme Paderborns (mit Lippspringe) um nichtstädtische Siedlungen: Eresburg, Erwitte, Herstelle, Lügde oder Rösebeck. Die übrigen Aufenthaltsorte in Westfalen wurden vom Königtum im Rahmen der bischöflichen bzw. kirchlichen Gastungspflicht genutzt – es handelte sich um Bischofsstädte bzw. bischöfliche Städte oder um Klöster und Stifte (Corvey, Herford, Minden, Münster, Soest, Vreden, Wiedenbrück). D. ist damit besonders geeignet, das Verhältnis zwischen Pfalz und Stadtwerdung zu beobachten. Das Ende der Nutzung Dortmunds als königlicher Aufenthaltsort – Heinrich (VII.) ist zuletzt im J. 1224 in D. – fällt mit der erstarkenden Autonomiebewegung der Dortmunder Bürger zusammen: 1241 nennt die Urk., die u. a. die Übergabe des gräflichen Richthauses an die Bürgergemeinde festhält, in der Zeugenreihe erstmals einen kommunalen Rat (vgl. DUB I Nr. 78: burgensibus et civitati … consules). Die Stadt bzw. ihre Körperschaften treten sukzessive in die königlichen Rechte ein und lösen den Grafen als Verwalter der königlichen Besitzungen und Rechte ab. Ein weiterer Aspekt, der sich nur schwer im Rahmen des vorgegebenen Handbuchschemas fassen lässt, ist die Bedeutung des Dortmunder Raums in karolingischer Zeit, genauer während der Sachsenkriege Karls d. Gr. ab 775 n. Chr. Bei den verschiedenen Kriegszügen wird der karolingische Herrscher sicherlich deutlich mehr Orte in Westfalen berührt haben, als in diesem Hdb. erwähnt werden (vgl. die Zwischenbilanz „Wege – Orte – Aufenthalte“ am Ende dieses Bd.s). Diese aufgrund der Wegeführung und Topographie zu erschließenden Orte sind aber entweder nicht durch Quellen belegt oder waren – und dies ist das Kriterium für eine Aufnahme – nicht Orte von Regierungshandlungen. Ein solcher Ort ist hinsichtlich des Dortmunder Raumes die Syburg (Hohensyburg), die rund 10 km südl. der Stadt D. auf dem Syberg oberhalb des Zusammenflusses von Ruhr und Lenne lag. Auch für diesen Ort gibt es keine sicher nachgewiesenen Aufenthalte des Königs; trotzdem ist die Rolle der Befestigung in der ersten Phase der Sachsenkriege für den späteren Pfalzort D. bedeutend. Denn die militärisch motivierten Aufenthalte Karls d. Gr. in den Jahren 775/776 belegen die königliche Präsenz in diesem Raum, die letztendlich Grundlage für die kriegsbedingte Aneignung des Dortmunder Besitzes war (vgl. Balzer, Frühe Stadtbildung S. 34–37 – Ausführlich zur Syburg siehe II.4).
Dortmund I
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I Throtmanni (mit Varianten) 880/84–1046. Zuerst: Urb. Werden A S. 69 Throtmannici 962. DO I 444, Fälschung s. X./XI. Trutmannia (mit Varianten) 899–1052. Zuerst: DUB Ergbd. Nr. 2 Trumannin 1059. DH IV 53, cop. s. XIV. Trutmenni (mit Varianten) 928–1030. Zuerst: DH I 18, or. Trutmonnia 979–1024. Zuerst: Ann. Lobienses (SS 2) S. 211 Throtmunni zu 1005. Thietmar von Merseburg, Chronicon VI/18 (SS rer. Germ. NS. 9) S. 294 f. (Entstehungszeit) Trutmundi 997. DO I 243, or. Throtmunde zu 1114/15. Zuerst: Ann. Patherbrunnenses S. 128 Drutmunde (mit Varianten) 939–1066. Zuerst: DO I 439, unecht, s. XIII. Durtmunde 1144. DUB Ergbd. Nr. 61 (Durtmundenses) Dritmunden 1241. Reichssteuerliste (MGH Const. 3) S. 2 Drutmunne (mit Varianten) 1074–1208. Zuerst: DH IV 267, or. Drotmanni (mit Varianten) 953–1068. Zuerst: Alberti Cont. Reginonis (SS 1) S. 622 Drodminne 966. DO I 328, or. [nach N. Reimann Identifizierung mit D. unsicher] Tremonia ab 1152. DF I 59, or. Tramonie 1184. DF I 853, or. Wichtigste Namensform für die Frühzeit ist das seit Ende des 9. Jhs. belegte Throtmanni, das in verschiedenen Varianten in den Quellen auftaucht. Ausnahmen bilden die DDKo II 121, 122 und 144 aus der Zeit 1028/30, in denen die Namensform Tru(y)timanni verwendet wird, und die chronikalischen Belege in den Ann. Lobienses, im Annalista Saxo und in den Ann. Quedlinburgenses bzw. das DKo III 117, in denen die Form Trutmonnia bzw. Trudmonie vorkommt. Auf die spätere mnd. Namensform Dorpmunde, die auf einen unorganischen Einschub des d im Zweitglied -mund zurückgeht, weisen bereits die seit dem 10./11. Jh. vereinzelt verwendeten Formen Trutmunde / Drutmunde hin (z. B. in DO III 243 und in DH IV 178). Der neue Name Tremonia, der seit dem 12. Jh. alle anderen Namensformen in den lat. Texten verdrängt und bis ins 14. Jh. verbindlich bleibt, taucht erstmals in DF I 59 auf, das sich auf einen Aufenthalt in D. 1152 bezieht, und findet sich auch in der Zeugenreihe einer 1152 in Soest ausgestellten Urk. Friedrichs für die Klöster Liesborn und St. Maria Überwasser in Münster (vgl. DF I 7: Philippus de Tremonia; vgl. zur Namensänderung N. Reimann, In burgo Tremonia S. 87 ff. und ders., Vom Königshof zur Reichsstadt S. 47 f.). Diese Neuschöpfung, wohl ein bewusster administrativer Akt Friedrich Barbarossas, wird bereits im 18. Jh. als tres oder tria moenia gedeutet und mit der Ummauerung der Stadt in Zusammenhang gebracht (N. Reimann, In burgo Tremonia S. 89). Nach P. Derks verweisen die beiden Bestandteile des früh belegten Ortsnamens Throtmanni auf einen primären Gewässernamen, der namengebend für die an
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Dortmund I
ihm entstandene Siedlung wurde. Das erste Glied führt er auf as. *throt- ‚Kehle, Gurgel, Schlund‘ (erschlossen aus ahd. drozza, ae. throtu ‚Kehle, Gurgel‘) zurück, während das zweite Glied -manni oder -menni als Grundwort ein fließendes Gewässer (urverwandt mit lat. manare ‚fließen‘) bezeichne. Zusammengesetzt habe das Kompositum die Bedeutung ‚Kehlbach‘ oder ‚Gurgelbach‘, wohl wegen des „gurgelnden“ Fließgeräusches (P. Derks, Dortmund S. 186). Als namengebenden Bach vermutet Derks die spätere Kuckelke, den wichtigsten Wasserlieferanten der Stadt (Derks, Astnide S. 98). M. Balzer hingegen nimmt als namengebendes Fließgewässer einen Bachlauf an, der sich entlang der Balken- und Brückstraße rekonstruieren lässt (Balzer, Frühe Stadtbildung S. 29 Anm. 146). J. Udolph, der der Erklärung des Erstgliedes zustimmt, kann sich dagegen einer Deutung von -mund bzw. -manni oder -menni als Bach nicht anschließen. Im Vergleich mit anderen Orten, insbesondere des nd. Sprachraumes, die den Namensbestandteil -mund, -munt, -menni oder -manni aufweisen, führt er diese auf germ. *mond-, *mend- mit Ablauterscheinungen (angeblich verwandt mit lat. mons, montis) zurück und plädiert somit für eine Deutung als ‚Hang, Berg, Erhebung, Hügel, Anhöhe‘. Da er das Bestimmungswort as. *throt- mit ‚Kerbe, Einschnitt‘ ansetzt, habe das Kompositum daher die Bedeutung ‚Berg / Hügel mit einem Einschnitt / einer Kerbe‘ und verweise entweder auf die geographische Hanglage Dortmunds im Allgemeinen oder auf die auf einem Hügel nördl. der späteren Stadtbefestigung gelegene Burg (IV.2) im Besonderen (J. Udolph, Dortmund S. 28–32 und 34). Gegen Udolphs Deutung spricht, dass die vorauszusetzende Ausgangsform *Throtmend- in der Überlieferung nicht erscheint. Belegt sind für die Frühzeit lediglich Formen ohne Dental im Grundwort, wenn man von zwei Belegen des 10. Jhs. (952; DO I 439, Fälschung vermutlich des 13. Jhs. – 997; DO III 243, or.) absieht (umfassende Liste bis 1005 bei P. Derks, Dortmund S. 192 f.). Gegen J. Udolphs Ablehnung eines verschollenen Gewässerwortes *manni, umgelautet *menni, *minni ist zudem einzuwenden, dass die Gewässernamen Holzminde und Dürre Holzminde (9. Jh. Holtesmynne), die erst dem Ort Holzminden seinen Namen gaben, sowie Volme (1160 Voleminna) ein solches voraussetzen, weil Orte zwar vielfach ihren Namen von einem Gewässer erhalten können, diese aber umgekehrt kaum ihren Namen sekundär von einem ON beziehen. Die Gewässernamen Holzminde und Volme sind also als primär anzusehen, die ON Holzminden und Vollme (Hof zw. Kirspe und Lüdenscheid; im 12. Jh. de Volumanniu) von ihnen abgeleitet und damit sekundär (mit den Altformen P. Derks, Dortmund S. 183 – Ders., Astnide S. 98 – Zu den Gewässernamen Holzminde und Volme vgl. auch DGB S. 228 und 565). In einem primären Gewässernamen ergibt aber ein Grundwort germ. *mond-, *mend- ‚Hang, Berg, Erhebung, Hügel, Anhöhe‘ keinen Sinn. Die primären Gewässernamen Holzminde und Volme sind daher der Beweis für ein ansonsten nicht belegtes Gewässerwort *manni, umgelautet *menni, *minni, das auch im ON D. enthalten ist. Es bleibt also für den ON D. nur eine Erklärung als ‚Kehl- bzw. Gurgelbach‘. Auch L. Schütte erklärt den ON D. als primären Gewässernamen; allerdings möchte er das Bestimmungswort
Dortmund I–II.1
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as. *throt- ‚Kehle, Gurgel, Schlund‘ durch die „kehlenartige Geländeform (vgl. ‚Hohlkehle‘)“ motiviert erklären und nicht durch das „gurgelnde“ Fließgeräusch des Gewässers wie Derks. Es habe sich also ursprünglich um einen Bach gehandelt, der durch ein Gelände mit Vertiefungen, Kehlungen floss. Auch Derks übersetzt den Namen D. neuerdings als „Bach aus einer als Kehle vorgestellten Quelle“ (Derks, Astnide S. 98 – so schon A. Meininghaus, Die Entstehung von Stadt und Grafschaft Dortmund. Vortrag. 1920 S. 6). P. Derks, Der Ortsname Dortmund. Ein Forschungsbericht (Beiträge Dortmund 78. 1987) S. 173–203, bes. S. 186 (hier auch die ältere Lit.) – Ders., „Astnide“ S. 98 – J. Udolph, Dortmund – Neues zu einem alten Namen (Beiträge Dortmund 100/101. 2009/2010) S. 9–40 – L. Schütte, Art. Dortmund (DOB) S. 135 f. Zur Deutung des Ortsnamens im 18. Jh. siehe auch J. Chr. Beurhaus, Summarischer Entwurf S. 19 – Dieser Abschnitt zur Erklärung des Namens zusammengefasst von Chr. Spannhoff.
II.1 D. liegt als westl. Teil des Hellwegtals im Südwesten der Westfälischen Bucht. Im Norden stößt D. an die Münsterländer Tieflandsbucht, im Süden an das Ardeygebirge und das untere Sauerland, nach Westen wird D. begrenzt durch den Bochumer Landrücken, nach Osten durch die Soester Börde. Hydrologisch umschlossen wird der Dortmunder Raum im Norden durch die Lippe, im Süden durch die Emscher. Südl. der Emscher fließt die Ruhr, in die südl. von D. die Lenne mündet. W. Müller-Wille, Die Naturlandschaften Westfalens (WF 5. 1942) S. 1–78, hier S. 63 ff. – Ders., Bodenplastik und Naturräume Westfalens. Festbd. zum 60. Geburtstag des Verfassers am 20. Okt. 1966 (Spieker 14) 1966 – Westf. Städteatlas, Lfg. 1 Nr 6: Dortmund. 1975 – F. W. Achilles, Dortmund und das östliche Ruhrgebiet. Landeskundliche Einführung und Exkursionsführer. 1983 S. 4–9 – Deutscher Hist. Städteatlas 5: Dortmund. 2017 S. 3
Wie die anderen Hellwegorte zwischen Dorstfeld (westl. von D.) und Unna liegt D. auf einer nördl. des Hellweges verlaufenden 80 m-Höhenlinie, die die Grenzlinie zwischen der unfruchtbaren Ebene im Norden und dem zum Dortmunder Rücken hin leicht ansteigenden fruchtbaren Gebiet im Süden markiert. Auf dieser Isohypse entspringt ein Quellhorizont, der die Wasserversorgung bis zum Beginn der Industrialisierung unproblematisch machte. Das Gebiet der ursprünglichen Siedlung stellt sich als relativ ebene Fläche dar, da hier die ansonsten parallel verlaufenden 80 m- und 90 m-Höhenlinien auf einer Länge von 500 m auseinandertreten. F. Eulenstein, Die Besiedlung des Dortmunder Raumes in vorkarolingischer Zeit. Eine geographische Untersuchung (Beiträge Dortmund 51. 1954) S. 5–27, hier S. 10
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Dortmund II.2–II.3
II.2 D. liegt an der Kreuzung zweier wichtiger Fernwege: a) Durch den Ort verläuft der Hellweg, der bereits in vorgeschichtlicher Zeit siedlungsbildend wirkte und seit dem FrühMA die wichtigste politische, wirtschaftliche und kulturelle West-Ost-Verbindung zwischen Rhein und Weser darstellte. Seit spätrömischer Zeit entstanden entlang dieser am Nordrand des Mittelgebirges verlaufenden Verbindung dörfliche Strukturen, die seit merowingischer Zeit durch Gräberfelder und später durch Kirchorte erkennbar werden. Im Zuge der Sachsenkriege Karls d. Gr. erhielt der sicherlich in mehreren Trassen verlaufende Hellweg neue militärstrategische und herrschaftssichernde Bedeutung. Frühe Kirchengründungen, Befestigungen und Königshöfe bildeten den Ausgangspunkt für den Ausbau bereits bestehender Siedlungen bzw. für neue Siedlungskerne zum Zweck der politischen und kirchlichen Durchdringung. Orte wie Duisburg, Essen, D., Soest, Erwitte, Geseke und Paderborn haben hier ihren Ursprung. In D. war der Hellweg, der durch das Westentor entlang der Straßen Osten- und Westenhellweg hin zum Ostentor verlieft, siedlungsbestimmend. b) Bei D. kreuzte dieser Weg einen in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Fernweg, der den Kölner Raum mit Münster, Osnabrück und Norddeutschland verband und bei der Syburg die Ruhr überquerte. Diese Verbindung gewann vor allem ab dem 12. Jh. immer größere Bedeutung, erschloss sie doch den hansischen Nordund Ostseeraum. In D. verlief die Verbindung in einem auffälligen Bogen entlang der Wiß- und der Brückstraße, während der Hellweg in den heutigen Straßen zügen Westen- und Ostenhellweg noch erkennbar ist. Die Kreuzung beider Wege lag vermutlich nahe der frühen Marktsiedlung südwestl. der heutigen Reinoldikirche. A. K. Hömberg, Der Hellweg. Sein Werden und seine Bedeutung (Ders., Zwischen Rhein und Weser. Aufsätze und Vorträge. 1967) S. 196–207, hier S. 198 f. – P. Leidinger, Art. Hellweg (LexMA 4. 1989) Sp. 2122 f. – Ders., Der westfälische Hellweg als Verkehrsweg und Landschaftsbezeichnung (Vergessene Zeiten 2) S. 72–79 – Schilp, Hellweg S. 315–317 – Englisch, Hellweg S. 45–75 (mit weiterer Lit.) – Johanek – Reininghaus, Hellweg S. 449 – Leidinger, Hellweg. Zur vorgeschichtlichen Besiedlung am Hellweg vgl. H. Brink-Kloke, Auf dem Hellweg durch Dortmund. Eine archäologische Spurensuche (Heimat Dortmund 1. 2002) S. 30– 32 – D. Winger, Grenzgesellschaft
II.3 Die schon früh deutlich werdende Bedeutung D. als Markt- und später Hanseort geht auf das umfangreiche Königsgut und die königlichen Herrschaftsrechte vor Ort seit der fränkischen Eingliederung zurück. Spätestens im 10. Jh. gab es in D. eine Gruppe von überregional tätigen Kaufleuten, deren Rechtsstellung als Vorbild für andere Marktorte diente: 990 gewährte Otto III. der Äbtissin von
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Dortmund II.3
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Dortmund
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1:15000
300m
Entwurf: A. Lampen • Grafik: Th. Kaling Topographische Grundlage: Stand um 2010 © Institut für vergleichende Städtegeschichte, 2021
Abb. 8: Dortmund. Stadtkarte
Gandersheim für die dortigen Bewohner das Recht der Dortmunder Kaufleute (emptores Trotmannie, vgl. DO III 66) und im J. 1000 stattete er den Markt von Helmarshausen mit dem gleichen Recht aus, das in Mainz, Köln und D. wirksam war (DO III 357; Bestätigung durch DKo II 19 und DKo III 117). Auch eine Fälschung aus dem 10./11. Jh. (DO I 444), in der die Bewohner von Marsberg mit dem Dortmunder Recht bewidmet werden, zeigt die Bedeutung Dortmunds als Rechtsvorbild. Am Beginn des 11. Jhs. müssen die Dortmunder Verhältnisse und die Stellung des dortigen Marktes eine solche Strahlkraft besessen haben, dass die Fälschung plausibel schien. Offensichtlich im Zusammenhang mit dem Ausbau dieses Marktes unter Otto III. wurde in den Jahren 983–996 eine königliche Münze in D. eingerichtet. P. Berghaus, Münzgeschichte der Stadt Dortmund (Dortmunder Münzgeschichte) 1958 S. 10 ff.; ders., Die Münzen von Dortmund 1. 1978 S. 9 ff.
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Dortmund II.3
Während die ersten Münzen Ottos III., die an den Kölner Pfennig angelehnt waren, die Umschrift THERTMANNI zeigen, tragen die Prägungen nach der Kaiserkrönung 996 als eigene Münzbilder schlichte Kreuzdarstellungen. Unter Heinrich II. entwickelte sich ein Bildnistyp, der bis in das 14. Jh. verbindlich blieb. Die Dortmunder Währung wird verschiedentlich im 12. Jh. erwähnt, so 1144 und 1166 in Urk. der Erzbischöfe von Köln (DUB Ergbd. Nr. 61 und 66; NRhUB 1 Nr. 413) und in dem Güterverzeichnis des Domstiftes Goslar aus der Zeit von 1174–1195 (DUB Ergbd. Nr. 67). 1190 ist die königliche Münze in D. in einem Diplom Heinrichs VI. für den Erzbischof von Köln bezeugt, in dem D. neben Duisburg als einziger königlicher Prägeort im Erzbistum Köln genannt wird (DUB Ergbd. Nr. 73; NRhUB 1 Nr. 524; Reg. Imp. 4/3 Nr. 94; vgl. Kamp, Moneta regis S. 227–231). Die Bedeutung von D. als Handelsplatz gründete sich auf der Lage im Kreuzungsbereich zweier Handelswege, die durch den Sog des Nordund Ostseeraums gefördert wurde. Dies zeigt sich 1074, als D. neben Frankfurt, Boppard, Hammerstein, Goslar und Angeren/NL, zu den Plätzen gehörte, in denen Heinrich IV. den Wormsern Zollfreiheit verlieh (DUB Ergbd. Nr. 57; DH IV 267; Bestätigungen DH V 108; DF I 853, DO IV; Reg. Imp. 5/1 Nr. 248) – Vgl. F. Pfeiffer, Rheinische Transitzölle im Mittelalter. 1997 S. 235–239). Spätestens am Beginn des 13. Jhs. besaß D. eine jährliche Messe, die von Christi Himmel fahrt bis Pfingsten, also 10 Tage, dauerte. Diese Messe wird erstmals 1232 in einem Diplom Heinrichs (VII.) (DUB I Nr. 71; Reg. Imp. 5/1 Nr. 4253) erwähnt, in dem dieser den Dortmundern wegen des verheerenden Stadtbrandes von 1231/32 zusätzlich eine zweite 14-tägige Messe beginnend am Michaelistag (29. September) gewährte. Zugleich wird D. in diesem Privileg erstmals Reichsstadt, civitas imperialis, genannt. Die Rolle von D. als Fernhandelsplatz zeigt sich darüber hinaus in dem Diplom von 1236 (DUB I Nr. 74 = DUB Ergbd. Nr. 115), in dem Friedrich II. sein in dem erwähnten Brand zerstörtes Privileg von 1220 und die Privilegien Konrads III. und Friedrichs I. erneuert. Den Dortmunder Bürgern werden darin verschiedene Rechte bestätigt, u. a. der Schutz vor fremder Gerichtsbarkeit und vor ungerechtfertigtem Zweikampf sowie die Zollfreiheit im ganzen Reich. F.-J. Schmale, Die soziale Führungsschicht – Th. Schilp, Consules S. 61 f.
Die Marktsiedlung des 10./11. Jhs. ist im Kreuzungsbereich der beiden Fernhandelswege zu vermuten; dies wird gestützt durch archäologische Grabungen im Bereich des Marktes sowie nordöstl. und südl. der heutigen Reinoldikirche. Zur Zeit der ersten Münzprägung unter Otto III. wurde das Gebiet des Marktes mit Kies befestigt (C14-Datierung um 1006 +/- 16 Jahre. Vgl. B. Sicherl – H. BrinkKloke, Dortmund vor 1200 Abb. 2 und S. 231). Bei einem östl. der Kirche ergrabenen Häuserrest konnten im Keller drei übereinanderliegende Pflasterungen festgestellt werden (Kuckelke, AFWL 5. 1987 S. 579–583). Der älteste Horizont befand sich auf dem gewachsenen Boden und trug zahlreiche organische Funde, wie Schuhsohlen, Leder- und Keramikreste. Ebenfalls konnten in diesem Hori-
Dortmund II.3
61
zont verschiedene Fahrspuren gesichert werden, die zeigen, dass dieser Boden regelmäßig als Fahrweg genutzt wurde. D. Meyer, Dortmund (Friedhof) S. 165 – K. H. Deutmann, Die Ausgrabungen an der Reinoldikirche und an der Kuckelke. Ein Zwischenbericht (Beiträge Dortmund 76/77. 1984/85) S. 363 f. – Ders., Dortmund (Friedhof / Kuckelke) S. 582 – Neujahrsgruß 2009 S. 119 – B. Sicherl – H. Brink-Kloke, Dortmund vor 1200 S. 228–232
Die zahlreichen archäologischen Nachweise von Buntmetallschlacke sowie von Gusstiegeln und sekundären Resten der Buntmetallproduktion und -weiterverarbeitung (z. B. Areale Grafenhof, Adlerturm und um St. Reinoldi) belegen für D. eine intensive Buntmetallherstellung seit der Wende vom 8. zum 9. Jh., also parallel zur fränkischen Eingliederung des Gebietes. Dabei scheint aufgrund fehlender Funde von Bleisilikatschlacke im Zentrum der späteren Stadt (um St. Reinoldi) vor allem Buntmetallguss betrieben worden zu sein, während die Messingproduktion nach den bisherigen Fundergebnissen im Süden der Stadt angesiedelt war. Als Initiator und Träger dieser Produktion muss analog zu Orten wie Soest-Plettenberg (vgl. Art. Soest II.3 und VIII) oder Schwerte-Kückshausen – letzteres liegt nur wenige Kilometer vom heutigen Westhofen und der Syburg entfernt – sicherlich das Königtum angesprochen werden. Für alle drei Orte sind karolingische Königshöfe belegt; archäologisch beginnt die Buntmetallproduktion an diesen Orten mit dem Ende des 8. bzw. dem 9 Jh. und damit zeitgleich zur fränkischen Eingliederung des Gebietes. Die wirtschaftliche Bedeutung von D., die in den Privilegien und Münzen seit dem 10. Jh. deutlich wird, beruhte somit neben seiner Relevanz als Verkehrsknotenpunkt auf einer wohl überregional wichtigen Buntmetallerzeugung (vgl. III.3). Th. Rehren – E. Lietz – A. Hauptmann – K. H. Deutmann, Schlacken und Tiegel – H. Brink-Kloke – A. von Bohlen – Chr. Althoff, „Das bisschen Dreck“… Untersuchungen mittelalterlicher Erdschichten aus der Dortmunder Innenstadt (Zwischen Münchshöfen und Windberg. Gedenkschr. für Karl Böhm. Hg. von L. Husty, M. M. Rind und K. Schmotz. 2009) S. 501–506 –Sicherl, Dortmund – Ein Zentrum herrschaftlicher Buntmetallproduktion S. 205 f. Vgl zu Soest-Plettenberg und Schwerte-Kückshausen (beim karolingischen Reichshof Westhofen) ferner: Lammers, Buntmetallhandwerker-Quartier S. 67–79 – T. Capelle, Bronzegießereisiedlung S. 294–302 – Westf. Städteatlas, Lfg. 6 Nr 5: Westhofen. 1999)
D. war ein wichtiges Mitglied der Hanse. Dortige Kaufleute waren an dem Smolensker Vertrag von 1229 beteiligt, der den Handel mit Russland regelte (UB Hanse 1 Nr. 232 – Th. Schilp, Art. Novgorod [Ferne Welten] S. 343–345). Seit dem 14. Jh. nahm es eine Vorrangstellung unter den westfälischen Städten ein. Dortmunder Fernkaufleute brachten Waren aus dem gesamten Hanseraum nach D.; im Gegenzug wurden lokale Handwerksprodukte, vor allem wohl Metallarbeiten, in den Hanseraum exportiert. In Brügge stellten sie zwischen 1376 und 1405 einen der beiden Oldermänner des preußisch-westfälischen Drittels (vgl. G. Luntowski, Dortmund und die Hanse S. 134). Dortmunder Kaufleute waren vor allem in London und außerdem in Venedig aktiv (Th. Schilp, Dort-
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Dortmund II.3–II.4
mund als Hansestadt S. 72 ff.). Wichtige Familien, die im 14. und 15. Jh. am Hansehandel beteiligt waren, waren die Swartes, die Wickedes und die Sudermanns (Th. Schilp, Dortmund als Hansestadt S. 318 – Ders., Die Dortmunder Familie Sudermann in Krakau S. 360 – B. Meyer, Die Sudermanns von Dortmund. Ein hansisches Kaufmannsgeschlecht [Beiträge Dortmund 38. 1930] S. 1–77 hier 64–70). Mit der Ausbildung der Hansedrittel im 15. Jh. verlor D. diese Vormachtstellung und wurde zu einer unmittelbaren Hansestadt des Kölner Drittels bzw. Viertels. D. war bis ca. 1260 Sitz eines Hansegrafen (DUB I Nr. 109 = DUB Ergbd. Nr. 174) und einer Schonenfahrergesellschaft. L. von Winterfeld, Dortmunds Stellung in der Hanse (Pfingstblätter des Hansischen Geschichtsvereins 23. 1932) S. 1–88 – Dies., Dortmund, Stadtkreis S. 111 – G. Luntowski, Dortmunder Kaufleute in England im 13. und 14. Jahrhundert (Beiträge Dortmund 66. 1970) S. 83– 196 – Ders., Dortmund und die Hanse (Dortmund Festschr. 1982) S. 129–149 – Th. Schilp, Die Dortmunder Familie Sudermann in Krakau (Ferne Welten) S. 360 – Ders., Dortmund als Hansestadt (Dortmund und die Hanse: Fernhandel und Kulturtransfer. Hg. von Th. Schilp – B. Welzel = Dortmunder Mittelalter-Forsch. 15) 2012 S. 57–94
II.4 Das Gebiet des späteren D. gehörte wohl zum früheren Siedlungsbereich der fränkischen Brukterer („Bruktuarier“). Im Werdener Urbar aus der Zeit um 890 wird der Ort D. (in Throtmanni) mit dem Hinweis in pago Borahtron versehen. Möglicherweise lag D. zu Beginn des 10. Jhs. in der Grafschaft eines Friedrich (in co mitatu Fridarici), denn 928 übertrug Heinrich I. seiner Ministerialen Williburg (Vuilliburg), die als in dieser Grafschaft wohnhaft genannt wird, Besitzungen in villa Enchoua (?) und villa Mengide (Mengede) (DH I 18; siehe V.1). Wenn Williburg also Besitzungen in der Nähe ihres Wohnortes verliehen bekam, könnte auch D. zur Grafschaft des Friedrich gehört haben. Die Urbare der Abtei Werden (wie oben unter I) S. 69 – Hierzu auch E. Wisplinghoff, Dortmund in der Überlieferung des Klosters Werden. Zur Frage der frühesten Erwähnung im ältesten Werdener Urbar (Dortmund Festschr. 1982) S. 7–19, der das Urbar auf die Jahre 881/884 datiert. Siehe dazu jetzt Chr. Spannhoff, Miszellen S. 8–15, der es allgemeiner in die Zeit um 890 einordnet. Zur Identifizierung von in pago Borahtron mit dem Brukterergau vgl. N. Reimann, Das Werden der Stadt S. 19 f., differenzierend P. Derks, In pago Borahtron. Zu einigen Ortsnamen der Hellweg- und Emscherzone (Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 99. 1984) S. 1–78, hier bes. S. 37–46
775 war das Gebiet um D. erstmals Schauplatz von Auseinandersetzungen im Rahmen der Sachsenkriege Karls d. Gr. Nach den fränkischen Berichten zur ersten Phase der Sachsenkriege besaß die Syburg ähnlich wie die Eresburg eine ‚Schlüsselfunktion‘ für Sachsen wie für Franken. Wichtigste Aufgabe war sicher-
Dortmund II.4
63
lich die Sicherung der Verkehrswege, hier vor allem des Hellwegs und der von Köln kommenden Straße (Süd-Nord-Verbindung) sowie der Ruhr. Die Ann. Regni Francorum berichten für das J. 775 neben dem Wiederaufbau der Eresburg von der Eroberung der sächsischen Syburg (Ann. regni Franc. zu 775 [SS rer. Germ. 6] S. 40). Für das folgende Jahr erwähnen die Quellen – eingerahmt in einen Wunderbericht – einen Kirchenbau in der nunmehr fränkischen Wallburganlage: Die Rückeroberung der Anlage durch die Sachsen sei nur durch die Hilfe einer Erscheinung auf dem Dach der Kirche vereitelt worden (domus ecclesiae, quae est infra ipsum castrum …[SS rer. Germ. 6] S. 44). Inwieweit dieser Bericht zeitgenössisch ist oder einen späteren Einschub darstellt (vgl. Langen, Befestigungen S. 202), ob also tatsächlich bereits im J. 776 eine Kirche in der Anlage bestanden hat, ist nicht gesichert. Ein möglichweise merowingerzeitlicher (Mitte 7. Jh.) Grabstein mit einem Diagonalkreuz, heute im Inneren der Kirche St. Peter, könnte für eine bereits vorkarolingische Mission an diesem Ort sprechen. L. von Winterfeld, Geschichte S. 5 f. – N. Reimann, Das Werden der Stadt S. 15–26 – Ph. R. Hömberg, Die Hohensyburg, kreisfreie Stadt Dortmund (Frühe Burgen in Westfalen 15) 2000 – H. Brink-Kloke, Art. Hohensyburg (Burgen AufRuhr. Unterwegs zu 100 Burgen, Schlössern und Herrensitzen in der Ruhrregion. Hg. vom Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen. 2010) S. 58–61 Zum Grabstein: W. Kuhlmann, Die ältesten Grabsteine Dortmunds? Frühe Grabenkmale auf dem Friedhof und in der Kirche St. Peter in Dortmund-Syburg (Heimat Dortmund 2. 1995) S. 24–26 – H. Brink-Kloke, Angeblich merowingischer Grabstein aus St. Peter zu Syburg (Werdendes Ruhrgebiet) S. 239 Nr. 274 – V. Brieske – Chr. Grünewald – B. Ludowici, Bodenfunde legen Zeugnis ab. Frühe Christen am Hellweg (Kat. Saxones 2019) S. 254–264, hier S. 258
Bis zum Ende der Stauferzeit in der 1. Hälfte des 13. Jhs., als sich D. zur Reichsstadt entwickelte, hatten die wohl ursprünglich als Verwalter des Königsgutes und Vertreter des Königs (iudex) eingesetzten Grafen von D. verschiedene Herrschaftsrechte in ihren Händen vereint (Gerichtsbarkeit, Markt-, Münz-, Zoll- und Brauregalien). Ein Albertus comes Tremoniensis wird erstmals 1189 als Zeuge in einer Urk. des Kölner Erzbischofs Philipp von Heinsberg genannt (RHW 2 Nr. 491). 1504 stirbt mit Johann Stecke der letzte Dortmunder Graf. Im Anschluss erhielt die Stadt D. auch die letzte noch bei den Grafen verbliebene Hälfte der Grafschaft (A. Meininghaus, Grafen S. 85). Sitz des Grafen in D. war der sogenannte Grafenhof bei der Martinskapelle, die als Eigenkirche und Grablege der Grafen fungierte (A. Meininghaus, Grafen S. 39, S. 129). Jüngere Grabungen im Gebiet der bereits 1622 abgerissenen Kapelle, die der neuzeitlichen Überlieferung nach und aufgrund des Patroziniums als ältester Kirchenbau Dortmunds gilt, erlauben Rückschlüsse auf eine vermutlich christliche Separatnekropole aus der 1. Hälfte des 7. Jhs. (Ost-West-Grabausrichtung, Beigabenarmut), die dann einen zeitgleichen Vorgängerbau von St. Martin voraussetzen würde (vgl. III.1). Möglichwerweise gehörten die hier Bestatteten und schon im
64
Dortmund II.4
←
n. Dortmund n. Kirchdorf Syburg
Frühmittelalter Hoch-/Spätmittelalter 19./fr. 20. Jh.
Wall-Graben-Befestigung Verlauf nachweisbar Verlauf vermutet Kammertor ergraben
←n.
Kammertor vermutet histor. Wegeführung, vermutet Witten,
Herdecke
? Petersbrunnen mittelalt. Wallfahrt
Entwurf: D. Stracke Quellen: Handbuch der historischen Stätten NRW, Stuttgart 2006, S. 245f.; P. R. Hömberg, Die Hohensyburg, Münster 2000. Kartengrundlage: Geobasisdaten der Kommunen u. des Landes NRW © Geobasis NRW, 2016. Deutsche Grundkarte 1 : 5 000, DGM-Schummerung. 0
50
[?]
Kirche St. Peter 775/76 erw., um 1100 roman. Neubau, E. 12. Jh. Turmbau
100 m
1:5000
Vorburg
sächs. Wallburg-Anlage []
7./8. Jh. erbaut, 775 fränkisch (Sigiburgus)
Hauptburg Vincketurm 1857 erbaut Kaiser-Wilhelm-Denkmal 1893/1902 erbaut, 1935/36 Umbau
← Ruhr
Kriegerdenkmal 1930 errichtet Burg Syburg 12./13. Jh. erbaut, 1287 teilw. zerstört, Wiederaufbau, um 1600 aufgegeben
Zusammenfluss Lenne-Ruhr
←
←
n. Köln, Hagen
n. Westhofen
←
[] [?]
Abb. 9: Dortmund. Grundriss der Hohensyburg 7 Jh. dem christlichen Glauben nahestehenden Personen zu einer lokalen Elite, die bereits vor der fränkischen Eroberung Herrschaftsrechte am Ort besaß. Auf Grundlage dieser Ergebnisse kann die These diskutiert werden, ob in dieser Gruppe möglicherweise die Ursprünge der späteren Grafen zu suchen bzw. – vorsichtiger augedrückt – Kontinuitäten politischer Raumbildung zu erkennen sind (B. Sicherl). Inwieweit die Ortskontinuität und -stabilität auf Verbindungslinien
Dortmund II.4–III.1
65
zum karolingischen iudex, Verwalter bzw. Grafen zulässt, muss letztendlich Spekulation bleiben. Zumindest geht aber die Forschung für das 8. Jh. durchaus von einheimischen Großen als Träger des comes-Titels aus (M. Borgolte, Art. Graf [LexMA 4. 1989] Sp. 1633). Die Bündelung verschiedener Hoheitsrechte war die Grundlage zur Bildung eines eigenen Territoriums der Dortmunder Grafen (siehe auch VI.1). Diese Grafschaft, die die Stadt D. vollständig umgab und nach dem Tod des letzten Dortmunder Grafen 1504 gänzlich an diese überging, grenzte im Osten, Süden und Westen an die Grafschaft Mark und im Norden an das Bistum Münster; im Westen lag ferner mit Huckarde-Dorstfeld eine Exklave des Stiftes Essen. Th. Schilp, Reichsstadt S. 92–95 – Deutscher Hist. Städteatlas 5: Dortmund. 2017 Taf. 8.2.1.c: Reichsstadt und Grafschaft Dortmund in Mittelalter und Früher Neuzeit – D. Winger, Grenzgesellschaft – B. Sicherl – H. Bakko, Merowingerzeitliche Gräber
II.5 D. bildete innerhalb der Erzdiözese Köln ein eigenes Archidiakonat, das sich im Süden von der rheinischen Grenze (Emscher und Ruhr) bis zur Lippe im Norden und zum Werler Salzbach im Osten erstreckte. Wahrscheinlich wurde es unter Erzbischof Anno II. von Köln (1056–1075) mit dem Amt des Dekans des Stifts Mariengraden in Köln verbunden. Ein Dortmunder Archidiakon am Stift Mariengraden wird erstmals 1269 erwähnt (DUB I Nr. 130 = DUB Ergbd. Nr. 201). Der Liber Valoris, das vermutlich 1308 auf der Basis älterer Listen erstellte Steuerverzeichnis des Erzbistums Köln, nennt für das Dekanat D. neben der Reinoldikirche und den drei „Kapellen“ St. Marien, St. Nicolai und St. Martin 40 weitere Pfarreien. Das Dekanat D. gehörte damit zu den größten Dekanaten im kölnischen Westfalen. Liber Valoris. Hg. von F. W. Oediger (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde XII,1) 1967 S. 89 ff. – J. Mooren, Das Dortmunder Archidiakonat. 1853 – A. Rüschenschmidt, Entstehung und Entwicklung S. 90–95 – A.-D. von den Brincken, Das Stift St. Mariengraden zu Köln (Urkunden und Akten 1059–1817). 1969
III.1 Reste eines jungsteinzeitlichen Dorfes (Anfang 5. Jt. v. Chr.) sowie ein darüber liegendes Gräberfeld mit Hügelgräbern aus der Bronzezeit (Spätbronzezeit oder Urnenfelderzeit, ca. 1300–800 v. Chr.), die 1991 ca. 6 km südwestl. von D. bei Oespel gefunden wurden, weisen darauf hin, dass der Dortmunder Raum früh besiedelt war. Wichtigster Anziehungspunkt für Siedlungen war der Hellweg, der
66
Dortmund III.1
schon in vorrömischer Zeit als Verkehrsverbindung benutzt wurde (vgl. II.2.). So konnten südl. von diesem bei archäologischen Untersuchungen im Bereich zwischen Hövel- und Silberstraße (ehemalige Thier-Brauerei) mehrere Brandgräber der frühen Eisenzeit (8.–5. Jh. v. Chr.) zutage gefördert werden. Dass das Gebiet auch in der römischen Kaiserzeit besiedelt war, belegen neben Altfunden jüngste Grabungen am Burgwall 11–13. Pfosten-, Gruben- und Keramikreste sowie zahlreiche Tierknochen sprechen für eine Niederlassung entlang der Südostflanke des ehemaligen Burgsporns vom 2.–5. Jh. Als zugehörig zu dieser Siedlung erweist sich ein zeitgleicher Bestattungsplatz auf dem Gelände der ehemaligen Thier-Brauerei westl. der heutigen Hövelstraße. Grabungen haben ein mehrperiodisches Gräberfeld erbracht, das mehrere kaiserzeitliche Brandbestattungen des 2.–3. Jhs. und verlagerte Knochenbrandstücke des 4./5. Jhs. aufweist. In der Nähe war schon 1854 bei Ausschachtungsarbeiten der Brauereikeller neben anderen „römischen“ Funden eine Urne aus Terra Sigillata aus dem 2. bis 3. Jh. n. Chr. zutage getreten. L. von Winterfeld, Untersuchungen S. 56 ff. – Dies., Entstehung S. 78 ff. – H. BrinkKloke – H. Heinrich, Die ersten Bauern. Jungsteinzeit in Dortmund-Oespel / Marten (Heimat Dortmund 2. 1995) S. 11–18 – H. Brink-Kloke – R. Machhaus – E. Schneider, In die Erde geschrieben. Archäologische Spuren durch die Stadt (Denkmalpflege in Dortmund 1) 2003 S. 20–33 – B. Sicherl – H. Brink-Kloke, Zwischen Urt(h)ier und Thier-Galerie S. 6 f. – B. Sicherl – H. Neidhardt, Burgwall 11–13 – ein neuer Baustein zur frühgeschichtlichen Topografie Dortmund (AiWL 2018. 2019) S. 219–222 Zur römischen Urne, die sich heute im Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt D. befindet, vgl. L. von Winterfeld, Geschichte S. 5 f. – N. Reimann, Das Werden der Stadt S. 18 f.
Auch der bekannteste Fund der Dortmunder Frühgeschichte gehört zeitlich in diesen Zusammenhang: An der Ritterstraße / E cke Übelgönne, auf dem Gebiet der Ritter-Brauerei, fand man 1907 einen der größten Funde spätrömischer Münzen nördl. der Alpen. In einem mit drei goldenen Halsreifen bedeckten römischen Tonkrug befanden sich 444 römische Goldmünzen aus der Zeit zwischen 335 und 407/11 sowie 16 fragmentierte Silbermünzen. Zusammen mit den Siedlungsbefunden nördl. der Stadtmauer und den Bestattungen im Gebiet der ehemaligen Thier-Brauerei spricht dies für eine Siedlungsstruktur des 2.–5. Jhs. n. Chr., die vergleichbar mit dem nur knapp 10 km östl., ebenfalls am Hellweg situierten D.-Asseln ist. Der Dortmunder Fund römischer Goldmünzen. Bearb. von K. Regeling. 1908 – Chr. A lbrecht, Der Dortmunder Schatzfund römischer Goldmünzen. o. J. [1957] – H. BrinkKloke, Archäologie in Dortmund. Spuren in der Erde. 10 Jahre Bodendenkmalpflege in Dortmund. 1993 S. 13 f. Zu den Münzen vgl. P. Berghaus, Dortmund (RGA 6. 1986) S. 124–127 – P. Könemann, Das Gräberfeld der römsichen Kaiserzeit und frühen Völkerwanderungszeit von Dortmund-Asseln (AFWL 12. 2015) S. 200–275.
Die sich zeitlich anschließenden archäologischen Belege für das 7.–9. Jh. zeigen, dass für D. nicht von einem einzigen, homogen wachsenden Siedlungskern ausge-
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gangen werden kann, der schließlich durch den Bau der Stadtmauer umschlossen wurde. Funde sind vielmehr an verschiedenen Stellen innerhalb und außerhalb der späteren Stadtbefestigung belegt. So sprechen neuzeitliche Chronikberichte von Funden insbesondere im Süden der Stadt (Adlerturm, Balkenstraße, Windmühlenhügel). Anno 1524 berichtet z. B. Dietrich Westhoff (Chronik des Dietrich Westhoff S. 418), anläßlich des Einsturzes und Wiederaufbaus der Stadtmauer im Gebiet um den Adlerturm über Skelettreste, die älter als die Befestung gewesen sein müssen. (Vgl. zu den Altmeldungen L. von Winterfeld, Chronologisches Verzeichnis der Ausgrabungsfunde in Dortmund S. 56 ff.). In das 7. Jh. zu datierende Holzkohleproben, die aus einem jüngeren Fundhorizont im Bereich Adlerturm stammen, werden mit jenem Bericht Westhoffs in Verbindung gebracht und als verlagertes Material einer vorchristlichen Begräbnisstätte gedeutet (vgl. Deutscher Hist. Städteatlas 5: Dortmund. 2017 S. 42 Anm. 6). Weitere frühmittelalterliche Funde wurden im Bereich Brückstraße und Kleppingstraße identifiziert. Ebenso haben archäologische Grabungen mehrere frühmittelalterliche Körpergräber u. a. im Bereich nördl. der ehemaligen Martinskapelle, auf dem Gelände des heutigen Gesundheitsamtes, gebracht. Es handelt sich dabei um west-östl. orientierte, sehr beigabenarme und wohl als christlich anzusprechende Kammergräber aus der Zeit um 600/1. Hälfte 7. Jh. (vgl. B. Sicherl – H. Bakko, Merowingerzeitliche Gräber, Abb. 3). Diese merowingerzeitlichen Gräber könnten möglicherweise in Abgrenzung zu den sonst üblichen Brandbestattungen als Separatnekropole einer lokalen, anscheinend linksrheinisch beeinflussten Elite interpretiert werden und stehen in einer Reihe mit ähnlichen Befunden von der Wallburg Gaulskopf bei Warburg. Auch für Soest werden immer wieder Argumente für eine christliche Prägung bereits in vorkarolingischer Zeit diskutiert (vgl. Art. Soest II.4 und II.5: „vorkarolingische Begegnung mit christlicher Mission“). Der dann anzunehmende zugehörige Kirchen- oder Memorialbau war am ehesten ein Vorgängerbau der 1241 erwähnten und bereits 1662 abgebrochenen Martinskapelle. Bereits L. von Winterfeld, Entstehung S. 12 ff., hatte aufgrund des Martinspatroziniums eine vorkarolingische Entstehung der Kapelle vermutet. L. von Winterfeld, Entstehung S. 78 f. – Dies., Untersuchungen S. 10 und S. 56 ff.: Chronologisches Verzeichnis der Ausgrabungsfunde in Dortmund – B. Sicherl – H. Brink-Kloke, Zwischen Urt(h)ier und Thier-Galerie S. 6 f. – B. Sicherl – H. Brink-Kloke, Dortmund vor 1200 S. 230 Abb. 2 Zu vergleichbaren Entwicklungen: H. W. Böhme, Adelsgräber im Frankenreich. Archäologische Zeugnisse zur Herausbildung einer Herrenschicht unter den merowingerzeitlichen Königen (Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 40. 1993 [1995]) S. 397–534, hier S. 521 – V. Brieske, Das Goldkreuz vom Gaulskopf – christliche Symbole im merowingerzeitlichen Westfalen (AiWL 2016. 2017) S. 217–220 und zuletzt dies. – Chr. Grünewald – B. Ludowici, Bodenfunde legen Zeugnis ab (wie II.4) S. 254–264 – D. Winger, Grenzgesellschaft
Der Chronik der Pseudorektoren (S. 513 f.) aus dem 14. Jh. zufolge soll es im Bereich Dortmunds zwei frühgeschichtliche Dörfer gegeben haben, das ‚alte‘ und
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Dortmund III.1–III.3
das ‚neue‘ Dorf (Iuxta quod castrum [sc. Monde, Munde] duae erant villae situa tae, quarum una vocabatur Nova villa et reliqua Antiqua villa vocabatur). Der Realitätsgehalt dieser Nachricht und Verortung dieser villae ist in der Forschung nach wie vor strittig: Während L. von Winterfeld das alte Dorf aufgrund des Goldmünzenschatzfundes und des nahen Urnengräberfeldes westl. des späteren Mauerrings lokalisierte, bringt es Th. Schilp dagegen mit dem späteren Grafenhof und der Martinskapelle im Südwesten der Stadt (vgl. IV.2) in Zusammenhang. Andere Akzente setzt Balzer, Frühe Stadtbildung S. 27–29, der die beiden Dörfer aufgrund der Langstreifenfluren westl. und östl. außerhalb der Stadt verortet. Der Grafenhof läge damit am östl. Rand des ‚alten Dorfes‘, der Siedlungskomplex um die spätere Reinoldikirche am Westrand des östl. Flurkomplexes des ‚neuen Dorfes‘. Möglicherweise beziehen sich die Bezeichnungen ‚alt‘ und ‚neu‘ aber auch auf den Wandel der Besitz- und Feld- bzw. Anbaustrukturen, der aus der fränkischen Eingliederung und damit verbundenen Herrschaftsumstrukturierung resultierte (B. Sicherl – H. Bakko, Merowingerzeitliche Gräber). L. von Winterfeld, Entstehung S. 12 und 16 f. – Th. Schilp, Consules S. 58 Anm. 31 – B. Sicherl – H. Brink-Kloke, Dortmund vor 1200 S. 231 – Deutscher Hist. Städteatlas 5: Dortmund. 2017 Taf. 4.1.a – Skeptisch hinsichtlich einer Identifizierung der archäologischen Siedlungsfunde mit den spätmittelalterlich überlieferten Dörfern äußert sich dagegen N. Reimann, Vom Königshof zur Reichsstadt S. 25 f., der die frühgeschichtlichen Dörfer eher westl. und östl. der späteren Stadt verortet.
III.2 928 (vgl. V.1.1) und z. J. 1005 (vgl. V.1.13) wird D. mit dem Zusatz locus genannt. Z. J. 939 bezeichnet Widukind von Corvey die Stätte als urbs (vgl. V.1.2), wobei hier wohl urbs im Sinne von befestigtem Ort gemeint ist. 953 wird das Gebiet als vicus benannt (vgl. V.1.5). 978 (vgl. V.1.8), 1218 (vgl. DUB I Nr. 59), 1224 (vgl. V.1.30) und 1236 (vgl. DUB I Nr. 74) wird für die Gesamtanlage der Begriff oppi dum gebraucht, wobei die Urk. von 1236 eine Bestätigung älterer Rechte darstellt und zugleich erstmals den Begriff cives enthält. 1152 wird der Begriff burgus verwendet (vgl. V.1.8), und 1232 taucht erstmals die Bezeichnung civitas imperialis (DUB I Nr. 71 = DUB Ergbd. Nr. 112) auf.
III.3 Da die Lage der Pfalz im engeren Sinne der Repräsentationsbauten nicht sicher bestimmt werden kann (s. IV.2), ist es notwendig, hier zunächst die frühe Entwicklung der Siedlung seit karolingischer Zeit zu verfolgen. Die archäologischen Ergebnisse zeigen, dass für die Stadt D. eine extensive Siedlungstätigkeit angenommen werden muss, die sowohl innerhalb als auch außer-
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halb der späteren Stadtbefestigung zu verorten ist. Dichtere Fundkonzentrationen sind dabei – wohl bedingt durch die bisherigen Grabungsaktivitäten – entlang des Hellwegs, im Bereich des Marktes / St. Reinoldi, im Areal um die Martinskapelle / ehemalige Thier-Brauerei (das Gebiet zwischen Westenhellweg, Silberund Hövelstraße und Grafenhof) sowie am Adlerturm festzustellen. Zudem ist zumindest für das mehrperiodische Gräberfeld bei der Martinskapelle bzw. Thier-Brauerei eine kontinuierliche Belegung von der römischen Kaiserzeit bis in das 8./9. Jh. anzunehmen (mit einer bisherigen Fundlücke im 6. Jh.) und damit vielleicht auch von einer Siedlungskontinuität auszugehen. Eine intensive Buntmetallverarbeitung und -produktion an verschiedenen Orten im späteren Stadtgebiet setzt nach den Funden hingegen erst um die Wende des 8./9. Jhs., verstärkt dann im 9./10. Jh. ein, parallel zur karolingischen Aneignung des Gebietes. B. Sicherl, Tausend Jahre Stadtentwicklung – Infrastruktur und Metallgewerbe in Dortmund (AiWL 2009. 2010) S. 101–105 – Ders. – H. Brink-Kloke, Dortmund vor 1200 S. 229–232 – Ders., Dortmund – Ein Zentrum herrschaftlicher Buntmetallproduktion S. 207 f. – Ders. – H. Brink-Kloke, Zwischen Urt(h)ier und Thier-Galerie S. 23
Bereits seit Beginn des 9. Jhs. wurde das Kreuzungsgebiet der beiden Fernwege, der Bereich der Dortmunder Hauptkirche St. Reinoldi, intensiv genutzt. Grabungen der 1940er Jahre haben einen Vorgängerbau der heutigen Kirche aus der 2. Hälfte des 10. Jhs. erbracht. Überlegungen zu einem weiteren Vorgängerbau aus dem 9. Jh., der dann auch Schauplatz des Aufenthalts Heinrichs I. zu Ostern 928 gewesen sein könnte, wurden zuletzt von M. Balzer noch einmal überzeugend formuliert. Balzer datiert die Kirche aufgrund ihres großen Pfarrsprengels in die Missionszeit und deutet sie als Gründung der Kölner Diözese. Dies würde auch das Nebeneinander von Reinoldikirche und Martinskapelle als parallele Gründungen erklären. St. Reinoldi wäre somit im Ursprung keine königliche Pfalzkapelle, sondern eine erzbischöfliche Kirche des 8./9. Jhs., die im 10. Jh., möglicherweise auf Initiative des Kölner Erzbischofs Brun, Bruder Ottos I., zur repräsentativen Pfalzkapelle ausgebaut wurde. Buntmetallgussreste in diesem Gebiet, die über Begleitfunde in das späte 8. und frühe 9. Jh. datiert werden, stützen die frühe Ansetzung von St. Reinoldi und belegen eine intensive wirtschaftliche Nutzung dieses Areals bereits in karolingischer Zeit. K. Lange, St. Reinoldi vor 1232 S. 73 f. – Balzer, Frühe Stadtbildung S. 38 ff. – B. Sicherl, Dortmund – Ein Zentrum herrschaftlicher Buntmetallproduktion S. 205 f.
Durch großflächige Grabungen konnte auch für den Bereich der ehemaligen Thier-Brauerei sowie des heutigen Gesundheitsamtes, zwischen Westenhellweg, Silber- und Hövelstraße und Grafenhof, eine intensive Nutzung in karolingischer Zeit nachgewiesen werden. Hier lagen die spätere Martinskapelle wie auch der sogenannte Grafenhof, der Hof des königlichen Verwalters in D. Während zeitgleiche Siedlungsbefunde bisher fehlen, konnte eine intensive wirtschaftliche Nutzung dieses Areals bereits im 9./10. Jh. nachgewiesen werden (Tiegel- und Schlackefunde und planmäßige Straßenbefestigungen).
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Dortmund III.3
Zur Lage des Grafenhofes A. Meininghaus, Grafen S. 33–37 und zuletzt Deutscher Hist. Städteatlas 5: Dortmund. 2017 S. 6 – Zu den Tiegel- und Schlackefunden und den Straßenbaumaßnamen B. Sicherl, Dortmund – Ein Zentrum herrschaftlicher Buntmetallproduktion S. 205 f. – Ders. – H. Brink-Kloke, Tausend Jahre Stadtentwicklung
Auch für das Gebiet im Südosten der späteren Stadt – im Bereich des Adlerturms – kann eine intensive Messingproduktion gesichert für das 11./12. Jh. nachgewiesen, wahrscheinlich sogar bereits für das FrühMA angenommen werden. Vergleiche mit anderen Buntmetallproduktionsstätten in der Hellwegzone (Schwerte-Kückshausen und Soest-Plettenberg) lassen die karolingisch / ottonische Messingverarbeitung und Buntmetallherstellung in D. als königlich organisiert erscheinen. Grund dafür war sicherlich die verkehrsgünstige Lage am Hellweg, das dort konzentrierte Königsgut sowie die sichernde Funktion der nahe gelegenen Syburg. Woher die Rohstoffe kamen, ist nicht sicher zu bestimmen. Naheliegend ist eine Herkunft aus dem nördl. Sauerlaund / Brilon (Galmei) sowie aus der Umgebung von Marsberg (Kupfer; vgl. Art. Eresburg II.3 und III.1). Th. Rehren – E. Lietz – A. Hauptmann – K. H. Deutmann, Schlacken und Tiegel – Lammers, Buntmetallhandwerker-Quartier S. 67–79 sowie Abb. 75 – T. Capelle, Bronzegießereisiedlung S. 294–302 – Reininghaus, Wirtschaft S. 471 f. (Galmei) und S. 477 f. (Kupfer), zur Buntmetallherstellung S. 547 f.
Neben diesen Fundschwerpunkten weisen weitere Funde bereits für das 9. und 10. Jh. auf eine lockere Besiedlung innerhalb (und außerhalb) des gesamten späteren Stadtbereichs hin. Ausgenommen bleibt lediglich das nordwestl. Stadtgebiet, der Königskamp, auf dem seit 1193 das spätere Katharinenkloster gegründet wurde. Dieser bisher auffällig fundleere Bereich, wohl Teil des königlichen Sallandes, war nach Süden durch eine mächtige Wallgrabenanlage abgegrenzt, die im Bereich der heutigen Kampstraße in Höhe der Petrikirche archäologisch nachgewiesen werden konnte. Nach neueren Überlegungen wird der seit dem 13. Jh. sukkzessiv und am Beginn des 14. Jhs. aktiv verfüllte Graben – die ihn überlagernde Kampstraße wird 1311 erstmals genannt – als Abgrenzung des Königsbesitzes vom frühstädtischen Areal interpretiert. Der nördl. an den Graben angrenzende Königskamp könnte als Lagerplatz (heribergum, curticula) für den königlichen Tross gedient haben (vgl. Art. Lippspringe). Deutscher Hist. Städteatlas 5: Dortmund 2017 Taf. 8.1: Archäologische Funde und Befunde Nr. 87 – H. Brink-Kloke – M. Austermann, Königskamp und Kampstraße
Auf dem Areal des ehemaligen Kuckelketores im Nordosten unterhalb der späteren Stadtmauer konnte ein hölzerner Kastenbrunnen ergraben werden, der den drochronologisch in die Zeit um 930 datiert wird Chr. Althoff, Befestigung S. 43 – B. Sicherl – H. Brink-Kloke, Dortmund vor 1200 S. 230
Der Ausbau bzw. die Befestigung von Straßen durch Gräben und Kies im 9. und 10. Jh. (Lütge Brückstraße, Silber- und Hövelstraße) belegt die zunehmende wirt-
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schaftliche Bedeutung von D., die dann am Ende des 10. Jhs. mit den königlichen Privilegien und der Prägung von Dortmunder Münzen auch historisch fassbar wird (vgl. II.3). Dieser lockere Siedlungsverbund scheint um 1000 befestigt worden zu sein: Gräben am Adlerturm im Süden der Stadt, die in die Zeit um 1000 bzw. um 1070 datiert werden, zeigen, dass einfachere Wall-Graben-Anlagen die Siedlung schützten. Um 1200 wurden diese wachsenden Siedlungen schließlich mit einer Mauer umschlossen und befestigt. Chr. Althoff, Befestigung – B. Sicherl – H. Brink-Kloke, Dortmund vor 1200 S. 229 f. – B. Sicherl – H. Brink-Kloke, Zwischen Urt(h)ier und Thier-Galerie S. 8 – Deutscher Hist. Städteatlas 5: Dortmund. 2017 S. 6, Abb. 6 und 7 und Anm. 51
Die aus karolingischer Zeit herrührenden königlichen Rechte am Ort, die in der Verwaltung der Grafen von D. lagen, wurden seit der Zeit um 1230 immer stärker von der Stadt beansprucht. 1241 kam es zu einem Vertrag zwischen dem Dortmunder Grafen Konrad II. und den Bürgern über den Verkauf eines gräflichen Hauses am Markt, das spätere Rathaus, seiner Rechte an verschiedenen Fleischund Schuhbänken dortselbst und über die Übergabe des gräflichen Richthauses (vgl. DUB I Nr. 78). Diese Emanzipationsbestrebungen der Stadt in der ersten Hälfte des 13. Jhs. liefen zeitlich parallel mit einer zunehmenden Privilegierung durch die Herrscher. Das wohl älteste Privileg gewährte den Bürgern den Gerichtsstand vor dem gräflichen Gericht, Zollfreiheit im Reich und den Schutz vor Zweikampf. Gesichert sind diese Formulierungen für die Zeit Friedrichs II. (1236), der in der Urk. jedoch verlorene Vorurk. Konrads III. und Friedrich Barbarossas nennt. Allgemein wird das verlorene Privileg Konrads im Zusammenhang mit einem vermuteten Aufenthalt des Herrschers im September 1145 in D. gesehen (vgl. DKo III 134 und V.1.[27]), der aufgrund des Itinerars erschlossen werden kann. In welchem Maße jedoch die Urk. Friedrichs II. von 1220 bzw. 1236 den Wortlaut des Privilegs Konrads wiedergibt – inwieweit D. diese Rechte also bereits 1145 besaß –, muss offenbleiben. In die gleiche Zeit fällt auch die erste Nennung von D. als Reichsstadt. In dem Privileg Heinrichs (VII.) von 1232 wird der Stadt als Ausgleich für die Zerstörungen durch den vorrausgegangenen Stadtbrand ein zweiter jährlicher Markt gewährt und sie erstmals als Reichsstadt (civitati nostre Tremo niensi imperiali, vgl. DUB I Nr. 71 = DUB Ergbd. Nr. 112) bezeichnet. Der Emanzipationsprozess der Stadt muss in der Mitte des Jhs. weitgehend abgeschlossen gewesen sein; die ältesten städtischen Statuten von 1252–1256 belegen als Aussteller allein Rat und Bürgermeister; der Graf von D. wird nicht mehr genannt. Letzterer verkauft dann auch 1320 die Hälfte der Grafschaft an die Stadt. Ausgenommen waren lediglich die Eigenleute, die Martinskapelle und das gräfliche Wohnhaus, der sog. Grafenhof (vgl. DUB Ergbd. Nr. 548 = DUB I Nr. 385). Die letzten Reste der gräflichen Besitzrechte gingen schließlich 1504 nach Aussterben der Dortmunder Grafen in den Besitz der Stadt über.
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Dortmund III.3–IV.1
Zu Inhalt und Bedeutung des ältesten Herrscherprivilegs vgl. F.-J. Schmale, Die soziale Führungsschicht S. 63 f. – Th. Schilp, Aspekte S. 28–30 – Ders., Consules S. 65 ff. und zuletzt ders., Städte zwischen Ruhr und Lippe im Kontext der Territorialisierung des 13. Jahrhunderts (AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen. Das Mittelalter an Rhein und Ruhr. 2010) S. 147– 158, hier S. 150 ff.
IV.1 In den Quellen werden für D. als Pfalzort vier Begriffe verwendet: Z. J. 939 benennt Widukind von Corvey D. als urbs / Burg (SS rer. Germ. 60 S. 80), die von Anhängern Heinrichs gegen Otto I. gehalten wurde (vgl. V.1.2). Auch für 1114/1115 wird D. als Befestigung erwähnt: Im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen Heinrich V. und den Sachsen befestigt der Herrscher den Ort erneut, nachdem D. von den Königsfeinden zerstört worden war, und hinterlässt eine Besatzung (vgl. V.1.26). Die Belege erlauben keine Hinweise zu Aussehen, Lokalisierung oder Funktion der Burg. Deutlich wird aber, dass es sich um eine für Westfalen wichtige Befestigung handelte, inklusive – zumindest zeitweiliger – königlicher Besatzung. In einer Urk. Ottos I. von 960 – allerdings wohl eine Fälschung aus der Zeit um 1000 – wird D. als curtis regia ausgewiesen (DO I 212). Die Verwendung dieses Begriffs, der seit der 2. Hälfte des 9. Jhs. synonym für palatium verwendet wurde (vgl. Th. Zotz, Basilica in villa Helibrunna … cum appendiciis suis. Zur regionalen Verteilung und zu den Funktionen von Königshöfen im Frankenreich am Beispiel von Heilbronn [Region und Reich. Zur Einbeziehung des Neckar-Raumes in das Karolinger-Reich und zu ihren Parallelen und Folgen. Hg. von Chr. Schrenk = Quellen und Forsch. zur Geschichte der Stadt Heilbronn 1. 1992] S. 193–215, hier S. 194 ff.), zeigt, dass D. um 1000 als königlicher Aufenthaltsort bekannt und eingeführt gewesen sein muss (A. Lampen, Königshof S. 183 f.). Nicht im Sinne von palatium, sondern von Königshof/-gut findet sich der Terminus curtis in zwei weiteren Urk., in denen es um Abgaben des Dortmunder Königsgutes geht. In einer Urk. des Jahres 1059 (DH IV 53) bestätigt Heinrich IV. Abgaben aus den Höfen (curtes) D. und Tiel. In der Reichssteuerliste (Notitia de precariis civitatum et villarum) z. J. 1241 (MGH Const. 3 S. 2 Nr. 19) werden hingegen die Abgaben der vier Königsgutkomplexe Westhofen, Brackel, Elmenhorst und eben D. aufgelistet (quatuor curtis [!] circa Dritmvnden). Die Bezeichnung burgus fand Verwendung in einer Urk. Friedrichs I. von 1152 (DF I 59). Die später übliche Benennung von D. als civitas hat ihren Ursprung im Privileg Heinrichs (VII.) aus dem J. 1232 (DUB I Nr. 71 – DUB Ergbd. Nr. 112 – Reg. Imp. 5/1 Nr. 4253). Der Begriff palatium findet sich in den Quellen dagegen nicht; was W. Schlesinger, Friedrich Barbarossa S. 45 veranlasste, D. den Charakter einer „Pfalzstadt“
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73
abzusprechen. Allerdings sind für das 13. Jh. die Familiennamen Palas und de Palatio überliefert (vgl. VI.1.).
IV.2 Aufgrund der Häufigkeit und Art königlicher Aufenthalte kann für D. eine Pfalz im engeren Sinne zumindest für das 10. und 11. Jh. angenommen werden – auch wenn sie bisher archäologisch nicht nachgewiesen werden konnte. In den Schriftquellen ist sie allenfalls angedeutet in dem curtis regia-Beleg zu 960/1000 und den späteren Familiennamen Palas und de Palatio (s. o.). Deshalb werden im Folgenden die Orte königlicher Herrschaftsrechte und möglicher Präsenz der Herrscher in D. vorgestellt: der königliche Wirtschaftshof / Königshof, die Burg, St. Reinoldi als mögliche Pfalzkapelle sowie der Grafenhof (vgl. Abb. 10). Die eigentliche Pfalz wurde in der älteren Forschung weitgehend einhellig nördl. von St. Reinoldi im erzbischöflichen Hof vermutet; in der jüngeren Forschung wird wieder verstärkt das Gebiet nordöstl. der späteren Stadt, der Burgbereich, hervorgehoben. Orte königlicher Präsenz: (1) Nordwestl. der späteren Stadt / Königshof: A. Meininghaus ging noch von einer Einheit von Wirtschaftshof und Pfalz aus. Ihm zufolge bestand seit der Karolingerzeit die Pfalz D. aus einem Hof („Königshof“), dem palatium und dem zugehörigen „Königskamp“ (zur möglichen Funktion des Königskamps vgl. III.3). Der zuerst um 960 als curtis regia (DUB I Nr. 9 – DUB Ergbd. Nr. 11) erwähnte und um 1335 anlässlich der Belehnung eines Freigrafen mit dem Dortmunder Freistuhl erstmals lokalisierte Königshof (DUB Ergbd. Nr. 692: op des Koninghes hove bi der Bůrhporten) wird von Meininghaus nordwestl. des 1257 als porta urbis (DUB I Nr. 105), später als porta castri (DUB I Nr. 260) oder Borchporte bezeugten Burgtores, d. h. in etwa im Bereich zwischen den heutigen Straßen Königswall und Königshof und somit außerhalb der späteren Stadtbefestigung, verortet. Südl. davon, d. h. innerhalb der späteren Umwallung, befand sich der Teil des Königskamps, auf dessen Gelände 1193 das königliche Katharinenkloster gegründet wurde (DUB Ergbd. Nr. 74: terram curie nostre Tremonie adiacentem, que vulgariter Koningescamp nuncupatur; vgl. auch V.8). Das Kloster wurde nach seiner Gründung in die neue Befestigung einbezogen. An dieser Stelle lokalisieren auch H. Stoob (Westf. Städteatlas, Lfg. 1 Nr 6: Dortmund. 1975 Wachstumsphasenkarte) und zuletzt Balzer, Frühe Stadtbildung S. 34 f. (mit ausführlichen Belegen) den königlichen Wirtschaftshof. Aufgrund der Quellenbelege, der Anlage des Katharinenklosters auf dem Königskamp und dem noch im 19. Jh. bestehenden Fln. „Im Königshofe“ (vgl. Kataster von 1826/27, Deutscher Hist. Städteatlas 5: Dortmund 2017 Taf. 1.1) ist die Lokalisierung des Königshofes nordwestl. der späteren Stadt plausibel. Ein agrarisch geprägtes Areal an dieser Stelle würde auch das weitgehende Fehlen früher archäologischer
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Dortmund IV.2
Funde im Nordwesten der späteren Stadt erklären. Reste einer Wallgrabenanlage im Bereich der heutigen Kampstraße / Petrikirche werden als Abrenzung des Königshofes nach Süden interpretiert (vgl. III.3.). A. Meininghaus, Königshof und Königspfalz S. 24–36 – Westf. Städteatlas, Lfg. 1 Nr. 6: Dortmund. 1975 – Balzer, Frühe Stadtbildung S. 39–42 – N. Reimann, Vom Königshof zur Reichsstadt S. 39 f. – Mit „des Keysers Hus“, das in einer Urk. des Jahres 1343 (DUB I Nr. 569) genannt ist, wurde kein Königsbesitz bezeichnet, sondern es handelte sich um ein Haus der Dortmunder Ratsherrenfamilie Keyser (s. dazu A. Meininghaus, Grafen S. 15) – H. BrinkKloke – M. Austermann, Königskamp und Kampstraße – Deutscher Hist. Städteatlas 5: Dortmund 2017 Taf. 8.1: Archäologische Funde und Befunde Nr. 87
2) Nordöstl. der späteren Stadt / Burg: Die Existenz einer Burg wird vom Terminus urbs abgeleitet, den Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae II/15 (SS rer. Germ. 60) S. 80, bei der Beschreibung des königlichen Aufenthalts in D. im J. 939 verwendet. Nach A. Meininghaus diente die Burg seit dem 10. Jh. zur Sicherung von Königshof und Pfalz (A. Meininghaus, Königshof und Königspfalz S. 24–36, hier S. 29). Über die Lage einer solchen Burg geben erst spätmittelalterliche Quellen näher Auskunft. 1298 wird das nördl. Stadttor als Burgpforte, porta castri, bezeichnet (DUB I Nr. 260). 1393 heißt es im Schatzungsbuch der Borgbauerschaft, dass die Burg, die sich zu dieser Zeit im Besitz der Dortmunder Patrizierfamilie Wickede befand, außerhalb der Burgpforte (dey Borgh buten der Borghporten) lag (vgl. K. Rübel, Dortmunder Finanz- und Steuerwesen. 1 S. 272). Akten zum Rechtsstreit um Besitz- und Hoheitsrechte zwischen der Stadt D. und der brandenburgischen Grafschaft Mark aus dem J. 1705 (vgl. L. Schütte, Burg S. 44–46) lokalisieren die Burg nordöstl. des Burgtores auf einer ca. 120 × 70 m bis 180 × 100 m großen Erhebung, die in der beigefügten Karte als „Burg, jetzt Gärten“ bezeichnet wird. 1705 sollen auf dem „Burgplatz“ genannten Areal noch Mauern vorhanden gewesen sein. Dass diese Erhebung bereits vor dem Stadt mauerbau um 1200 vorhanden war und nicht erst für den Bau einer Windmühle im 15. Jh. aufgeschüttet wurde, wie N. Reimann, Vom Königshof zur Reichsstadt S. 42, meint, dafür spricht neben dem Namen des Stadttores und den Belegen aus dem 13. und 14. Jh. auch der auffällig gebogene Verlauf der Befestigung im Bereich zwischen Burgtor und Kuckelketor (Abb. 10; analog zur Einbuchtung der nördl. Stadtmauer in Mühlhausen / Thüringen südl. der dortigen Burg. Vgl. M. Gockel, Art. Mühlhausen [Königspfalzen 2] S. 258–318, hier S. 270 und I. Fiedler, Königspfalz S. 32 f.). Bisher relativ unbeachtet blieb ein Detail aus dem Rosenkranzretabel der Dortmunder Propsteikirche von 1523, das ebenfalls in den Akten von 1705 erwähnt wird. Im Vordergrund der Stadtsilhouette, die D. relativ detailgetreu von Norden her zeigt, ist vor dem Burgtor eine massive Burganlage zu erkennen. Die dort wiedergegebene mittelalterliche Anlage mit hohem Palas lässt keineswegs auf tatsächliche Gegebenheiten rückschließen. Auffällig ist jedoch in diesem Zusammenhang die Verortung der Burg im Nordosten vor der Stadt.
Dortmund IV.2
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Erstmals dazu L. Schütte, Burg S. 46. Eine detaillierte Beschreibung des Retabels in: Tore, Türme, Mauer. Stadtansichten erzählen Geschichte. Eine Ausstellung des Stadtarchives Dortmund und der Kolpingsfamilie Dortmund-Brackel in Verbindung mit der St.-Clemens-Gemeinde, hg. von Th. Schilp. 2014 S. 13 f. Vgl. zur Lage der Burg Deutscher Hist. Städteatlas 5: Dortmund. 2017 S. 5, Abb. 6 und S. 40 Taf 3.1 und Taf. 8.3
Zwei Altfunde unterstützen die These von einer Burg mit zugehöriger Kirche an dieser Stelle. 1874 wurde bei Bauarbeiten am Nordhang des ehemaligen Hügels (Mühlenstraße 9) ein heute verlorener Bleisarg gehoben, in dessen Umgebung „Reste von altem Gemäuer“ beobachtet wurden. Bereits einige Jahre zuvor waren in der Nähe bei dem Neubau einer Kapelle menschliche Überreste zu Tage getreten (Dortmunder Zeitung Jg. 47 Nr. 160, Dienstag 6.10.1874 S. 2). Der Bleisarg, der zwei Kinderskelette und einen kleinen Ring enthielt, zeigte auf der Innenseite ¯N ¯ F¯R ¯ LIVHART ET SVANEHILT des Sargdeckels die Inschrift „QVARTA N OB(IERV[N]T)“ (zitiert nach der Karteikarte des 1887 erworbenen Bleisargs im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund [Inventarbuch I 61 / 14C]). Anhand von Vergleichen der Versalien der Inschrift mit Dortmunder Münzen wurde der Sarg in die ottonische oder frühsalische Zeit (Ende 10. oder 1. Hälfte 11. Jh.) datiert. Ähnlich zeitlich einzuordnen dürfte ein 1909 entdecktes Gräberfeld mit 20 beigabenlosen, christlichen Bestattungen am Osthang der vermuteten Burg (Ecke Leuthardstraße / Kapellenstraße) sein. Bei den in der Grabfüllung gefundenen „karolingischen und sächsischen Scherben“ (L. von Winterfeld, Untersuchungen S. 68) handelte es sich wohl um Pingsdorfer Keramik (vgl. B. Sicherl – H. Brink-Kloke, Dortmund vor 1200 S. 229 Abb. 1, mit der Einzeichnung von Pingsdorfer Keramik südöstl. des Bleisargfundes). Bei jüngsten Grabungen auf dem Areal Burgwall 11–13, also im Süden des Burgbereichs, waren ebenfalls Pingsdorfer und vereinzelt Badorfer Keramikreste vertreten, die in das 9.–11. Jh. zu datieren sind, sowie Reste von Messingtiegeln. Die Reste eines Brunnenschachtes, dessen Abbruch und Schleifung durch Keramikfunde in die 1. Hälfte / M itte des 12. Jhs. datiert werden kann, lässt vermuten, dass die Anlage zu dieser Zeit aufgegeben wurde. Jüngere mittelalterliche Funde fehlen (B. Sicherl – H. Neidhardt, Burgwall 11–13 S. 221). Die frühen Funde, die zusammen mit den spätmittelalterlichen Schriftquellen bereits in der älteren Forschung als Belege für eine bedeutende Burganlage mit zugehöriger Kapelle angesehen wurden, sind von der späteren Forschung wenig berücksichtigt worden. Die Lokalisierung einer Burg / Pfalzanlage nördl. der späteren Stadt D. wurde erst jüngst wieder aufgegriffen und um weitere Argumente ergänzt. Da Bleisärge in nachrömischer Zeit nur für äußerst hochrangige Verstorbene – so sind beispielsweise die Abtissinnen Mathilde, Adelheid I. und Adelheid II. im 10./11. Jh. ebenfalls innerhalb der Quedlinburger Stiftskirche in Bleisärgen bestattet worden – verwendet wurden, wurde der Fund im Zusammenhang mit den belegten Herrscheraufenthalten dieses Zeitraums diskutiert. Die Inschrift, die die Verstorbenen Liuthart und Svanehilt identifiziert, nennt als Todes-
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Dortmund IV.2
datum den 2. Februar, Mariä Lichtmess. Als mögliche Herrscheraufenthalte, in deren Zusammenhang die Bestattung interpretiert werden könnte, kämen damit in Frage der Aufenthalt Ottos III. 993 (Januar 20–27, danach am 5. Februar in Essen) zusammen mit zahlreichen Erzbischöfen und Bischöfen sowie dem sächsischen Herzog Bernhard, der Besuch Heinrichs II. anlässlich der Synode 1016 (Januar 10–14, danach am 25. März in Würzburg) wie auch der Aufenthalt Konrads II. 1030 (Januar 17, danach Mitte März in Ingelheim). Sowohl 993 als auch 1016 waren in D. neben der Herrscherfamillie zahlreiche Adelige anwesend. Der eher selten belegte Name Svanehilt könnte nach Chr. Spannhoff vielleicht auf billungische Zusammenhänge hinweisen und damit im Zusammenhang mit dem Aufenthalt Ottos III. 993 gedeutet werden. Die ältere Forschung vertritt A. Meininghaus, Wo lag die „Burg Dortmund“? S. 18–23 mit einem Lageplan der „Burg“ – Ders., Burg Dortmund – Ders., Königshof – Ders., Burgtor und Brückstraße im ältesten Dortmund (Aus Stadt und Grafschaft Dortmund. 1917) S. 15–17 – Ders., Grafen S. 12 ff. Zur Lage der Burg siehe auch I. Fiedler, Königspfalz S. 32–34 – A. Lampen, Königshof S. 195 f. – K. Neuhoff, Eine Burg nördlich vom Burgtor? (Heimat Dortmund. 1996 H. 2) S. 39–42 und zuletzt Balzer, Frühe Stadtbildung S. 41 f. Im Katalog Aufruhr 1225! Das Mittelalter an Rhein und Ruhr. 2010 S. 237, Karte „Befestigungen und Adelssitze in der Ruhrregion“ ist die Burg D. als nicht erhalten kartiert; in dem Führer Burgen AufRuhr. Unterwegs zu 100 Schlössern und Herrensitzen in der Ruhrregion. 2010 S. 436, DO 22, steht „Dortmunder Burg (Pfalz?)“. Zu den beiden Begräbnisstätten siehe auch DUB Ergbd. Nr. 49 – K. Rübel, Geschichte S. 69 f. Zum Bleisarg: K. Rübel, Dortmunder Finanz- und Steuerwesen. 1 S. 97 f. – L. von Winterfeld, Untersuchung S. 63 f. Zum Rechtsstreit, der eine längere Vorgeschichte hatte und 1710 im Sande verlief, vgl. Kl. Löffler, Die preußischen Ansprüche auf den Königshof in Dortmund 1705–1710 (Beiträge Dortmund 17. 1909) S. 331–353, bes. S. 336 f. und L. Schütte, Burg S. 44–46. – Siehe auch Balzer, Dortmund und Paderborn S. 10 f. und J. Udolph, Dortmund (wie I) S. 36–40. Neuere Forschungen: B. Sicherl – H. Brink-Kloke, Dortmund vor 1200 – Chr. Spannhoff, Miszellen S. 16–22 – B. Sicherl, Der Dortmunder Bleisarg – Fundgeschichte und sozialer Kontext (Beiträge Dortmund 110. 2020) S. 11–37
Es bleibt zu betonen, dass die genannten Funde als Altfunde archäologisch nicht dokumentiert sind und auch die zeitliche Einordnung der Deckelinschrift heute nicht mehr überprüfbar ist. Eine Zuordnung der Grabfunde zu einzelnen Herrscheraufenthalten bleibt damit letzlich Spekulation. Im Zusammenhang mit den schriftlichen Belegen zur Burganlage im Nord-Osten der späteren Stadt und den aktuellen Grabungsergebnissen erlauben sie es jedoch, diesen Bereich als Aufenthaltsort der Herrscher zumindest im 10. und 11. Jh. wahrscheinlich zu machen.
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Dortmund IV.2 1 2
Kuckelkemühle
Fundplatz des Bleisargs mit zwei Kinderskeletten (1. Viertel 11. Jh.) Fundplatz beigabenloser Körpergräber (sp. 9./13. Jh.?) Grundriss 1826/27 mit Gebäuden Gewässer 1826/27 heutige Situation ma. Fernweg ma. Stadtmauer ma. Stadttor
1
Höhe [m] 76 – 77 77 – 78 78 – 79 79 – 80 80 – 81 81 – 82 82 – 83 83 – 84 84 – 85
vermuteter 2 Burgstandort ehem. Königsĸhof?
Burgtor 1257 porta urbis
Kuckelketor
Quellen: A. MEININGHAUS, Wo lag die „Burg Dortmund“, in: Beiträge 22 (1913), S. 24–36; L. SCHÜTTE, Die Burg vor der Burgpforte, in: Heimat Dortmund 2/1997, S. 44–46. Kartengrundlage: Geobasisdaten der Kommunen u. des Landes NRW © Geobasis NRW, 2016. Deutsche Grundkarte Karte 1 :5000; Grundriss 1826/27, s.Tafel 1.1 Entwurf: D. Stracke 0
50
100 m
1 : 5 000
Abb. 10: Dortmund. Lage der Burg (3) Areal nördl. von St. Reinoldi: Auch L. von Winterfeld spricht sich für eine Burg nördl. des späteren Burgtores aus; aufgrund der wenig zentralen Lage vermutet sie aber ein weiteres befestigtes Zentrum mit der Pfalz um Kirche und Marktsiedlung (siehe II.3 und III.3) in unmittelbarer Nähe der Kreuzung der beiden wichtigsten Verkehrstraßen, dem Hellweg und der Nord-Süd-Trasse (vgl. II.2). Sie identifiziert die Pfalz erstmals mit dem späteren Hof des Kölner Erzbischofs. N. Reimann, Vom Königshof zur Reichsstadt S. 37, folgt dieser Lokalisierung und vermutet hier zusammen mit der Pfalz die Keimzelle der späteren Stadt D. M. Balzer sieht den Ursprung dieser Burg in der 2. Hälfte des 9. Jhs. und deutet sie analog zu Münster, Minden, Soest und Höxter als Sicherungsmaßname für den wichtigen Kirchort (vgl. Balzer, Frühe Stadtbildung S. 42 und Art. Paderborn III.3). Dabei wurden die Repräsentationsbauten zumeist auf einem nahezu rechteckigen Gelände nördl. der Reinoldikirche (ca. 100 × 130 m) vermutet, das im Westen durch die Brückstraße / A n der Brückstraße, im Osten durch die Kuckelke begrenzt wird. Als Argumente für eine solche Lokalisierung werden seit L. von Winterfeld die nur sehr lückenhaft dargestellte Bebauung dieses Geländes auf dem sog. Mulher-Plan von 1610 (vgl. Mulher-Plan von 1610: Westfäl. Städteatlas, Lfg. 1 Nr 6: Dortmund. 1975 Abb. 1 – H. Scholle, Dortmund im Jahre 1610 S. 235 – Deutscher Hist. Städteatlas 5: Dortmund. 2017 Taf. 2.1) sowie die ange-
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Dortmund IV.2
nommene Nähe des ältesten Marktes Dortmunds an der Brückstraße gegenüber dem Vrithof genannt. Ein wichtiges Argument ist zudem die Nähe des Areals zur Reinoldikirche, deren archäologisch gesicherter Vorgängerbau aus dem 10. Jh. als Pfalzkapelle gedient haben könnte (vgl. IV.3). 1316 ist das Areal nördl. der Kirche als Hof in erzbischöflichem Besitz nachgewiesen (vgl. DUB II Nr. 432 = Ergbd. Nr. 508). Auf dem der städtischen Gerichtsbarkeit entzogenen Hof wurde eine Margarethenkapelle errichtet, über die J. Chr. Beurhaus, Summarischer Entwurf S. 69, schreibt, dass diese angeblich im 11. Jh. durch Erzbischof Anno II. von Köln gestiftet worden sein soll (vgl. VII.). Die archäologischen Ergebnisse belegen für dieses Areal, das aufgrund der Bebauungssituation nicht großflächig untersucht werden konnte, eine handwerkliche und wirtschaftliche Nutzung seit dem 9./10. Jh.; jedoch gibt es keine Hinweise, die auf eine Pfalzanlage hindeuten. Vgl. L. von Winterfeld, Untersuchungen S. 26 ff. – Dies., Entstehung S. 18 ff., 67 f., 71 – Dies., Geschichte S. 19 – B. Sicherl, Dortmund – Ein Zentrum herrschaftlicher Buntmetallproduktion S. 205. Das Original des Mulher-Planes mit beiliegender Legende befindet sich in der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibl. Hannover, Ms XXII, 1353 Bl. 23.
(4) Grafenhof: In der Frühen Neuzeit galt der sog. Grafenhof im Westen der mittelalterlichen Stadt als Ort der königlichen Pfalz. Hier vermutete der Dekan von St. Mariengraden in Köln, Georg Braun, die Königspfalz zusammen mit der (schriftlich erst seit 1241 belegten) Martinskapelle als Pfalzkapelle: nam aedes seu sacellum divi Martini imperatorum hic commorantium seu his succedentium comitum peculiare … tum ab antiquitate tum a veteri structurae genere imo et regii pallatii vicinitate. Diese Annahme findet in der Forschung allerdings keine Bestätigung. Stattdessen lokalisiert hier N. Reimann einen seit karolingischer Zeit bestehenden Wirtschaftshof. Die Entstehung des Hofes in der Karolingerzeit begründet er mit dem fränkischen Martinspatrozinium der hier befindlichen Kapelle. Später habe sich aus dem königlichen Wirtschaftshof der Grafenhof und aus der Kapelle die Eigenkirche der Grafen von D. entwickelt. G. Braun, Urbium totius mundi Theatrum. 1616, zitiert bei L. von Winterfeld, Entstehung S. 18 f., die sich bereits gegen die Deutung des Grafenhofes als Pfalz ausspricht und für die Martinskapelle sogar eine vorkarolingische Entstehung für möglich hält (S. 12 f.). – Zur Deutung als Wirtschaftshof vgl. N. Reimann, Vom Königshof zur Reichsstadt S. 28 ff. und ders., Das Werden der Stadt S. 22 f. sowie ähnlich auch Th. Schilp, Consules S. 58
Spätmittelalterliche Quellen geben nur einen ungefähren Hinweis auf die Lage des 1241 erstmals erwähnten Grafenhofes südl. des Westenhellwegs. So soll das dort befindliche, Mitte des 14. Jhs. gegründete „Neue Gasthaus“ by des Greven hove uppe der osterzide errichtet worden sein (1410 September 6, vgl. DUB III,1 Nr. 455). Allerdings konnte die genaue Lage des Hofes bisher nicht lokalisiert werden; vermutet wurde er bereits von A. Meininghaus westl. der Martinstraße, auf dem Areal des späteren Postgiroamtes, heute Gesundheitsamt (A. Meining-
Dortmund IV.2–IV.3
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haus, Grafen S. 36 f.). Archäologische Grabungen auf dem Gelände der ThierBrauerei sowie auf dem Areal des heutigen Gesundheitsamtes haben zum Hof selbst keine neuen Erkenntnisse erbringen können. Zwar wurde zwischen Hövelund Silberstraße ein 7 × 6,5 m großer Kellerraum entdeckt, der in die Zeit um 1200 datiert wird, zu einem urkundlich 1286 genannten Steingebäude (domus lapidea) des Grafenhofes kann dieser nach Ansicht von H. Brink-Kloke und B. Sicherl aber kaum gehören, sondern wohl eher zu einem Schwellbalkenbau eines Wirtschaftshofes des Reichsgutes D. Nachgewiesen werden konnte allerdings eine intensive Nutzung des Areals als mehrperiodischer Bestattungsplatz, der spätestens seit der römischen Kaiserzeit bis in merowingische und karolingische Zeit genutzt wurde. Möglicherweise als christlich Bestattungen anzusprechende Gräber aus der 1. Hälfte des 7. Jhs. lassen einen bereits vorkarolingischen Vorgängerbau der Martinskapelle vermuten (vgl. III.1). Das Areal wurde auch nach der karolingischen Eroberung intensiv genutzt. Funde von Tiegeln und Bleisilikatschlacke aus dem 9./10. Jh. belegen eine in karolingischer Zeit einsetzende, wohl herrschaftlich organisierte Buntmetallproduktion. Straßenbefestigungen in Form von Kiesdecken und Quergräben belegen zudem frühe infrastrukturelle Maßnahmen. Inwieweit stabile Besitzverhältnisse für die Martinskapelle angenommen werden können, muss offenbleiben. Zumindest war die vermutlich bereits merowingerzeitliche Martinskapelle spätestens Mitte des 13. Jhs. Eigenkirche der Dortmunder Grafen (vgl. III.1). Zum Grafenhof siehe A. Meininghaus, Wo lag der „Grafenhof“ im alten Dortmund? (Aus Stadt und Grafschaft Dortmund. 1917) S. 32–34 – Ders., Grafen S. 33–39 und zusammenfassend I. Fiedler, Königspfalz S. 34 – Zu den archäologischen Ergebnissen der aktuellen Grabungen vgl. B. Sicherl – H. Brink-Kloke, Tausend Jahre Stadtentwicklung – B. Sicherl, Dortmund – Ein Zentrum herrschaftlicher Buntmetallproduktion – Ders. – H. Brink-Kloke, Zwischen Urt(h)ier und Thier-Galerie S. 14 f. – B. Sicherl – H. Bakko, Merowingerzeitliche Gräber
IV.3 Ein königliches palatium, d. h. ein besonderer Wohn- und Repräsentationsbau, wird in den Schriftquellen nicht explizit genannt. Auch archäologisch konnte bisher eine Pfalz nicht nachgewiesen werden. Zwar wurden 1953 ergrabene Mauern nördl. der Reinoldikirche unterhalb der Kampstraße aufgrund ihrer altertümlichen Bauweise und des Verlaufes, der von der späteren Nordmauer der Kirche geschnitten wurde, als Reste des palas gedeutet (Albrecht 1954 S. 135; Albrecht 1956 S. 66 f.); weitere Untersuchungen zwischen 1983 und 1985 haben diese Interpretation jedoch widerlegt (vgl. D. Meyer, Dortmund [Friedhof] S. 164). Aufgrund der hohen Anzahl an Aufenthalten (30 belegte Besuche zwischen 928 und 1224) und deren teils besonderer Qualität (fünf Hoftage, zwei Synoden und drei Osterfeste) kann jedoch von einer entsprechenden Anlage mit
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Dortmund IV.3
repräsentativem Charakter und einem begleitenden Kirchenbau für die Feiern der kirchlichen Hochfeste und Synoden ausgegangen werden. Anzunehmen ist, dass eine wohl seit karolingischer Zeit bestehende Anlage unter Otto I. ausgebaut bzw. ergänzt worden ist. Aufgrund der fehlenden archäologischen Befunde können im Folgenden nur frühe Kirchenbauten, die möglicherweise als Pfalzkapelle zu vermuten sind, vorgestellt werden. Als mögliche Pfalzkapelle ist zu allererst die 1238 erstmals erwähnte Reinoldi kirche anzusprechen. Der in der Nachkriegszeit ergrabene Vorgängerbau des zwischen 1250 und 1270/80 errichteten heutigen Gebäudes bot auch für größere Versammlungen wie die belegten Hoftage und Synoden ein entsprechendes Gotteshaus. Der in das 10. Jh. datierte Vorgängerbau war den Grabungen zufolge ein Saalbau mit Querhaus und eingezogener halbrunder Apsis, unter der sich nach der Deutung des Ausgräbers Reste einer Krypta befanden (vgl. Albrecht 1954 S. 133 f.; Albrecht 1956 S. 64 f. Siehe auch H. Thümmler, Neue Funde zur mittelalterlichen Baukunst Westfalens [Westfalen 31. 1953] S. 274–303, hier S. 278). Die neuere Forschung folgt Albrecht bezüglich der generellen Datierung des Langhauses in das 10. Jh., ordnet die Befunde im Ostteil der Kirche jedoch verschiedenen Bauphasen des 10. und 11. Jhs. zu. K. Lange datiert die T-förmige Saalkirche vor 953, als Otto I. das Osterfest in D. feierte (K. Lange, St. Reinoldi vor 1232 S. 74). Die deutlich abgesetzten Ostteile stellen nach Lange dann einen repräsentativeren Umbau des letzten Drittels des 10. Jhs. dar und tragen dem Ausbau der Pfalz als Aufenthaltsort der ottonischen Herrscher Rechnung. Die Krypta, die Albrecht ins 10. Jh. datiert hatte, sieht Lange als Produkt des 11. Jhs. Im Zusammenhang mit der Übertragung des Patroziniums und wohl auch der dortigen Kanoniker nach Köln und der Translation der neuen Reinold-Reliquien nach D., wurde – so Lange – die großräumige Krypta angelegt (vgl. V.9). Bei aller Unsicherheit aufgrund der unzureichend dokumentierten Grabungsbefunde kann somit davon ausgegangen werden, dass im 10. Jh. an diesem Ort eine große Saalkirche mit Querhaus und wahrscheinlich halbrunder Apsis existierte. Der Ausbau der Kirche steht möglicherweise in einem zeitlichen Zusammenhang mit der verstärkten Herrscherpräsenz seit Otto I., und dies macht die Deutung der Kirche als Pfalzkapelle der ottonischen Könige wahrscheinlich. Inwieweit vor dem Bau des 10. Jhs. ein noch älterer, möglicherweise karolingischer Bau existierte, ist nicht gesichert. K. Lange bezeichnet den ergrabenen Vorgängerbau als „n +1“ und macht damit weitere Vorgängerbauten möglich. M. Balzer weist als zusätzliches Argument für einen Vorgängerbau der ergrabenen Bauten auf den Osteraufenthalt Heinrichs I. 928 hin, der Kirche und Pfalz voraussetze. F. Mühlberg, Köln: St. Pantaleon und sein Ort in der karolingischen und ottonischen Baukunst. 1989 S. 90 – Stadtführer Dortmund im Mittelalter. Hg. von Th. Schilp – B. Welzel (Dortmunder Mittelalter-Forsch. 6) 2006 S. 47. Zuletzt zusammenfassend Chr. Bellot, Art. Dortmund (Dehio NRW II: Westfalen. 2011) S. 248–269, hier S. 259; ausführlich dazu K. Lange, St. Reinoldi vor 1232 S. 66 f., S. 74, mit weiterer Lit. – Balzer, Frühe Stadtbildung S. 37 f.
Dortmund IV.3–V.1
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Neben der Reinoldikirche werden in der Forschung auch die Marienkirche bzw. die Margarethenkapelle als mögliche Pfalzkapellen diskutiert. Von der Margarethenkapelle, nördl. von Reinoldi gelegen und im 17. Jh. bereits zerstört, haben sich keine archäologischen Reste erhalten. Die Marienkirche südl. der Reinoldikirche wurde von L. von Winterfeld und K. Lange als Pfalzkapelle gedeutet, da sie in der Pseudorektorenchronik als capella regis bezeichnet wird und um 1170/80 als Pfalzkapelle unter Friedrich I. erbaut worden sein soll (V.9). Grabungen in der Marienkirche haben jedoch keine eindeutigen oder datierbaren Befunde ergeben. Vgl. N. Reimann, Das Werden der Stadt S. 55 – H. Kessemeier, Die Ausgrabungen in der St.-Marien-Kirche (Die St.-Marien-Kirche zu Dortmund. Hg. von K. Lorenz. 1957; Ndr. 1981) S. 40–46 – K. Lange, Capella regis S. 65–107, der auch die ältesten Nachrichten zur Marienkirche zusammenstellt. Zusammenfassend A. Lampen, Königshof S. 197–204
V.1 928 April 13 (Ostern) 1 Zuletzt am 29. Dezember 927 in Mainz, danach in Durofostum (Doveren bei ’s-Hertogenbosch), später (vor September) in Maastricht (Traiectum). Heinrich I. urkundet für seine Ministeriale Williburg. Er schenkt ihr u. a. Besitz in der Umgebung von D. (villa Mengede). Anwesend: Königin Mathilde*. actum in loco Trutmenni nuncupato. DH I 18, or. (DUB Ergbd. Nr. 5). Reg. Imp. 2/1 Nr. 22 – Waitz S. 120 9392 Zuletzt im Winter 938/39 in Sachsen, danach vermutlich im März am Rhein. Otto I. zieht gegen das von den Anhängern seines Bruders Heinrich besetzte D., die daraufhin die Burg verlassen und sich Otto ergeben. Der im Dienste Heinrichs stehende Befehlshaber Agina wird als Bote zu Ottos Bruder geschickt. Et ut appropiat urbi presidiis fratris munitae quae dicitur Throtmanni, milites qui erant in ea, non inmemores fortunae Thancmari, nequaquam sunt ausi inibi regem expectare, sed egressi urbe tradiderunt se ipsos regi. Erat autem Agina, qui illam urbem ad manum Heinrici procurare deberet. Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae II/15 (SS rer. Germ. 60) S. 80 – DUB Ergbd. Nr. 6.
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Dortmund V.1
Ut appropiavit urbi nomine Trotmanni, milites Heinrici, qui erant in ea, memo res fortune Thancmari non ausi regem expectare, sed egressi urbe tradiderunt se ipsos regi. Erat autem Agina procurator urbis, qui a rege vehementi iuramento constrictus, quatenus, si posset, dominum suum ad pacem revocaret vel certe ad regem ipse reverteretur, dimissus est. Annalista Saxo z. J. 940 (SS 37) S. 159 Z. 2–6. Reg. Imp. 2/1 Nr. 76k – Köpke-Dümmler S. 82 941 November 25 Zuletzt am 6. August in Magdeburg, danach am 5. Dezember in Grone.
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Otto I. urkundet für die Brüder der Pfalzkapelle in Aachen. actum Trotmannie. DO I 42, cop. s. XII. (DUB Ergbd. Nr. 7). Reg. Imp. 2/1 Nr. 100 – Köpke-Dümmler S. 119 (D. nicht erwähnt) 947 Juli 14 4 Zuletzt am 12. Juni in Magdeburg, danach am 3./4. August in Tuzacha (vermutlich Douzy bei Sedan und nicht Tusey bei Vaucouleurs). Otto I. urkundet für das Stift Enger. Anwesend: Königin Mathilde*, Königin Edgid*. actum Throtmennia. DO I 91, or. (DUB Ergbd. Nr. 8). Reg. Imp. 2/1 Nr. 154 – Köpke-Dümmler S. 156 (D. nicht erwähnt) 953 April 3 (Ostern) Zuletzt im März in Köln, danach am 21. April in Quedlinburg.
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Otto I. feiert das Osterfest in D. Anwesend: Die Anwesenheit der Königin Mathilde ist nach Müller-Mertens, Reichsstruktur S. 129 f., auszuschließen (s. u.). Tunc Liutolfus et Chuonradus ibi facta ad eum humilitate, ut post claruit, ve nientes, nihil talium se in eius contrarietatem egisse dicebant, sed si Heinricus, frater eius, in pascha Inglenheim veniret, illum se comprehensuros non negabant; quod rex tranquille ac modeste suscipiens, navigio Coloniam attigit, indeque progrediens Drotmanni vico pascha celebravit. Alberti Cont. Reginonis (SS 1) S. 622. Vgl. Annalista Saxo (SS 37) S. 179 (DUB Ergbd. Nr. 10).
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Et cum apparatus paschalis apud Aquas fieri oporteret, comperit, quia nihil sibi dignum ibi paratum esset; maternis gaudiis et officiis decenter curatur, regem que, quem in Francia pene perdidit, in patria magnifice recepit. 15. Nam con fortatus amicorum gentisque propriae presentia, irritum fecit pactum, quod co actus inire confessus est… Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae (SS rer. Germ. 60) III 14 f. S. 111 f. Die Textstelle bei Widukind wurde E. Dümmler und E. v. Ottenthal folgend bisher meistens auf den Aufenthalt Ottos in D. bezogen. Danach sei Otto bei dem Osteraufenthalt in D. mit seiner Mutter Mathilde zusammengetroffen (maternis). Doch bezeugt ist für D. nur die Osterfeier. Die von Widukind überlieferte Begegnung mit Mathilde und die Aufkündigung des Mainzer Vertrages sind hingegen nicht mit einer Ortsangabe versehen. Die Wahl Dortmunds als Aufenthaltsort für das Osterfest 953 war der historischen Situation geschuldet. Otto entschied sich aufgrund der unsicheren Lage im Zuge des Aufstandes Liudolfs und Konrads d. Roten gegen die Feier des Osterfests im fränkischen Ingelheim und im lothringischen Aachen. Müller-Mertens, Reichsstruktur S. 129 f., weist darauf hin, dass die Zeit zu knapp gewesen sei, Mathilde und die maßgebenden sächsischen Großen nach D. zu laden und sie anreisen zu lassen. Eher sei davon auszugehen, dass Otto mit seiner Mutter erst später, vermutlich im Harzraum, zusammentraf, wo er am 21. April in Quedlinburg urkundete. Reg. Imp. 2/1 Nr. 227d – Köpke-Dümmler S. 216 f. – Reeb, Königtum S. 80 (960 Juni 13) Zuletzt am 3./4. Juni in Köln, danach am 13. Juli in Magdeburg.
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Otto I. urkundet für die Kirche von Osnabrück. Anwesend: Königin Mathilde*, Königin Adelheid* und Bischof Drogo von Osnabrück* (s. u.). actum Throtmanni curte regia. DO I 212, Fälschung s. XI. (DUB Ergbd. Nr. 11). Reg. Imp. 2/1 Nr. 284 – Köpke-Dümmler S. 312 Fälschung Bischof Bennos II. von Osnabrück (* um 1020; † 27. Juli 1088) nach echter Vorlage (s. Vorbemerkungen DO I 212) im Zusammenhang mit dem sog. Osnabrücker Zehntstreit des Bistums mit den Klöstern Corvey und Herford. Datierung und Ausstellungsort würden gut in das Itinerar Ottos passen, der sich zu dieser Zeit auf dem Weg von Köln (Juni 4) nach Magdeburg (Juli 13) befand. Es ist davon auszugehen, dass Königin Adelheid in Köln anwesend war (Reg. Imp. 2/1 Nr. 283). Vgl. zum Zehntstreit Jäschke, Studien – Seegrün, Die ersten hundert Jahre S. 32–38
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975 Januar 25 Zuletzt am 6. Januar in Werla, danach am 16. Februar in Nimwegen.
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Otto II. bestätigt der Kirche von Mainz ihre Besitzungen. Anwesend: Kaiserin Theophanu* und Erzbischof Willigis von Mainz*. actum Trótmenni. DO II 95, or. (DUB Ergbd. Nr. 14). Reg. Imp. 2/2 Nr. 676 – Uhlirz, Otto II. S. 60 Die Datierung der Urk. auf den 25. Januar 974 (2. Indiktion, 7. Regierungs- und 8. Kaiserjahr) ist fehlerhaft und auf das J. 975 zu berichtigen, da sich Otto am 21. Januar 974 noch im Hennegau bei Mons (in Boussu bzw. Boussoit) befand und zudem Willigis erst im Januar 975 zum Erzbischof von Mainz erhoben worden ist.
978 Juli 14 8 Zuletzt in Köln nach der Flucht aus Aachen; danach Frankreichzug, zum Weihnachtsfest in Frankfurt und am 15. Januar 979 in Erstein. Otto II. hält einen Hoftag in D. ab, auf dem ein Kriegszug gegen Frankreich beschlossen wird. Otto II. urkundet für die Edle Gerbirin sowie deren Tochter Liutgart und entlässt Bischof Heinrich I. von Augsburg aus der Werdener Gefangenschaft. Anwesend: Markgraf Thietmar von Merseburg und Meißen*, Herzog Otto von Bayern und Schwaben, Propst Gerhard von Augsburg und der Priester Anamot von Augsburg; Kaiserin Adelheid*, Äbtissin Mathilde von Quedlinburg*. Cumque ibi (Werden) de pascha usque post nativitatem sancti Iohannis baptis tae cum magna cautela custodiretur (Bischof Heinrich I. von Augsburg), factum est imperiale colloquium in oppido quod dicitur Trutmanna. Illuc venerunt duo presbiteri Gerhardus et Anamotus de Augusta, et cum interventu Ottonis ducis et episcoporum ibi inventorum, supplicaverunt non solum se semet ipsis, sed de omnibus clericis in eodem episcopatu habitantibus, ne diu episcopali custodia privarentur. Vita Oudalrici cap. 28 (SS 4) S. 417. Convocatis itaque cunctis principibus, de illatis sibi iniuriis a rege conquestus est. Hii omnes, consilio dato, armis illi obviandum esse dicebant. Quorum om nium consensu suscipit negotium, et ex omni parte imperii sui, etiam ex Italia, innumerabilis multitudinis cogit exercitum, usque Parisius perrexit, et vastata regione, sine ullius congressione rediit. Alperti de episcopis Mettensibus libellus a. 978 (SS 4) S. 697.
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actum Thrutmanniu. DO II 180, or. (DUB Ergbd. Nr. 15). Reg. Imp. 2/1 Nr. 771, 771a und 771b – Reg. B Augsburg 1 Nr. 168 – Uhlirz, Otto II. S. 109 f. – Reeb, Königtum S. 81 Otto wird durch den Überfall des französischen Königs Ende Juni / A nfang Juli 978 aus Aachen vertrieben und begibt sich über Köln nach D. (vgl. Reg. Imp. 770a und Uhlirz, Otto II. S. 104 ff., besonders S. 107 ff.). Obwohl in den Metzer Ann. der Fürstenbeschluss zum Kriegszug gegen Frankreich nicht lokalisiert wird, ist dieses Ereigniss nach den Hinweisen aus der Vita Oudalrici auf den Dortmunder Aufenthalt zu beziehen.
979 (April 20) (Ostern) 9 Zuletzt am 19. März in Treben bei Weißenfels und am 3. April in Loneam, danach am 27. April in Duisburg. Otto II. feiert das Osterfest in D. und urkundet für Herzog Otto von Bayern und Schwaben. Anwesend: Herzog Otto von Bayern und Schwaben*. Hoc anno natale Domini in Franconofort, pascha in Trutmonnia celebravit. Ann. Lobienses (SS 2) S. 211 und (SS 13) S. 235; vgl. Annalista Saxo (SS 37) S. 226 (DUB Ergbd. Nr. 17). actum Drutmanni. DO II 188, cop. s. XIII. (DUB Ergbd. Nr. 18). Reg. Imp. 2/1 Nr. 778a und 779 – Uhlirz, Otto II. S. 122 Die Datierung der mit der Jahresangabe 982 versehenen Urk. bleibt unsicher; hier eingereiht unter der Vermutung, dass die Handlung im Frühj. 979 in D., die Beurkundung dagegen erst im J. 982 stattgefunden hat. Vgl. Th. Sickel (DO II 188 S. 214 f.), L. Mikoletzky (Reg. Imp.) sowie Uhlirz, Otto II. S. 122 Anm. 11 und S. 245 Loneam als Aufenthaltsort Ottos II. am 3. April wird in der Forschung unterschiedlich als Iserlohn, Lünen oder Lohne (bei Soest) gedeutet (vgl. Alvermann, Otto II. S. 299, der sich für Iserlohn ausspricht – ohne Entscheidung Reeb, Königtum S. 82). Leidinger, Untersuchungen S. 79 Anm. 30, identifiziert mit Loneam das belgische Logne (Ardennen), da dieser ON um 1100 als Lonia erscheint sowie aufgrund des Empfängers der Urk. Diese Identifizierung ist allerdings unwahrscheinlich, da der Zeitraum für die Strecke Treben (Thüringen) – Logne – D. zu gering ist. Nach jetzigem Forschungsstand muss eine Identifizierung von Loneam offen bleiben (vgl. auch das Vorwort der Hg.).
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986 Dezember 8 [November] Zuletzt am 25. Oktober in Grone, danach am 29. November in Duisburg.
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Otto III. urkundet für das Kanonissenstift Geseke. Anwesend: Kaiserin Theophanu* und Herzog Heinrich von Bayern*. actum Thrutmannia. DO III 29, or. (DUB Ergbd. Nr. 20). Reg. Imp. 2/3 Nr. 986 – Uhlirz, Otto III. S. 75 Anm. 34 Nach M. Uhlirz (Reg. Imp.) fand der Aufenthalt in D. bereits im November auf dem Weg von Grone nach Duisburg statt, die Urk. wurde jedoch erst am 8. Dezember fertiggestellt und mit dem Tagesdatum versehen.
993 (Januar ca. 20–27) 11 Zuletzt am 31. Dezember in Pöhlde, dann wahrscheinlich am 15. Januar in Hildesheim, danach am 5. Februar in Essen. Otto III. hält eine Versammlung mit zahlreichen Großen in D. ab und urkundet für das Kloster Metelen, für die Kirche von Passau und für seinen Kämmerer Ermenold. Anwesend: die Erzbischöfe Willigis von Mainz, Giselher von Magdeburg und Everger von Köln, die Bischöfe Hildibald von Worms und Christian von Passau, Herzog Bernhard I. von Sachsen, Graf Egbert der Einäugige und Äbtissin Godesdiu von Metelen. actum Trotmannie. DO III 111, or. (verloren) (DUB Ergbd. Nr. 22). actum Trotmannie. DO III 112, or. (DUB Ergbd. Nr. 23). actum Trotmannie. DO III 113, or. Reg. Imp. 2/3 Nr. 1078e und 1079–1081 – Uhlirz, Otto III. S. 162 f. 997 April 18–20 Zuletzt am 9. April in Aachen, danach am 18. Mai in Merseburg.
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Otto III. urkundet für das Stift Essen und den Bischof von Halberstadt. Anwesend: Äbtissin Mathilde von Essen* und Bischof Arnulf von Halberstadt* sowie viele sächsische Große. actum Trutmannie. DO III 242, or. (DUB Ergbd. Nr. 24).
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actum Trutmundi. DO III 243, or. (DUB Ergbd. Nr. 25). Reg. Imp. 2/3 Nr. 1224 und 1225 – Uhlirz, Otto III. S. 237 f. 1005 Juli 6/7 13 Zuletzt am 31. Mai in Utrecht, danach am 17. Juli in Paderborn und am 18. Juli in Corvey. Heinrich II. hält eine Synode in D. ab. Er urkundet für das Marienstift zu Aachen und für das Adalbertstift zu Aachen. Letzteres erhält u. a. den Zehnten aller königlichen Einkünfte aus D. Während der Synode wird am 6. Juli 1005 ein Gebetsbund geschlossen, an dem neben dem Herrscherpaar Heinrich II. und Kunigunde der Billungerherzog Bernhard von Sachsen sowie 15 überwiegend sächsische bzw. norddeutsche Erzbischöfe und Bischöfe beteiligt sind (s. u.). Auffällig am Dortmunder Gebetsbund ist zum einen die unmittelbare Beteiligung des Kaiserpaares und des sächsischen Herzogs, zum anderen die besonders umfangreichen Leistungen, die vereinbart wurden. Neben den im Todesfall vereinbarten Gebetsdiensten erwähnt Thietmar von Merseburg gestaffelte sozialkaritative Leistungen, vor allem Geldleistungen und Armenspeisungen. Diese Vereinbarungen waren verbunden mit Bestimmungen über verschärfte Fastenregeln. In der Forschung wird der Gebetsbund im Zusammenhang mit dem anstehenden Polenfeldzug gegen Bolesław Chrobry gesehen, durch den Heinrich II. sich des Rückhalts der sächsischen Bischöfe und vor allem des Sachsenherzogs versichern wollte. Darüber hinaus sieht J. Wollasch einen Zusammenhang mit den belegten Hungersnöten dieser Jahre, denen sowohl durch die institutionalisierten Armenspeisungen als auch durch verschärfte Fastenregeln entgegengewirkt werden sollte. Anwesend: Königin Kunigunde, die Erzbischöfe Heribert von Köln, Libentius I. (Lievizo) von Bremen und Tagino von Magdeburg, die Bischöfe Notger von Lüttich, Suitger (Swidger) von Münster, Ansfrid von Utrecht, Dietrich II. (Thiederich) von Metz, Thietmar von Osnabrück, Bernhard (II.) von Verden, Bernward von Hildesheim, Burchard I. von Worms, Rethar von Paderborn, Wigbert von Merseburg, Ekkehard von Schleswig und Othinkerd (Odinkar) d. J. von Ripen sowie Herzog Bernhard I. von Sachsen. Posita est etiam in loco, qui Throtmunni dicitur, magna sinodus, ubi rex coepis copis presentibusque cunctis plurima questus est sanctae aecclesiae inconve nientia et communi eorundem consilio haec statuit deinceps prohiberi et optimo novae institutionis decreto gravem peccatorum suimet sarcinam relevari: ’Anno dom. incarn. MV., anno autem domni Heinrici secundi regnantis IIII° in die Non. Iulii actum est in Throtmunni hoc decretum gloriosissimi eiusdem regis et contectalis suae Chungundae reginae necnon et archiepiscoporum Heriberti
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Coloniensis, Lievizonis Bremensis, Daginonis Magadeburgensis archipresulis tertii; episcoporum autem Notgeri Leodicensis, Suithgeri [M.], Ansfridi [T.], Thiederici [M.], Thietmari [A.], Berenharii [F.], Berenwardi [H.], Burchardi [W.], Retharii [P.], Wigberti [M.], Ekkihardi [S.], Othinkerdi. Thietmar von Merseburg, Chronicon VI/18 (SS rer. Germ. NS. 9) S. 294 ff.; vgl. Annalista Saxo (SS 37) S. 303 f. (DUB Ergbd. Nr. 32). Actum est Trutmannie. DH II 98, cop. s. XII. (DUB Ergbd. Nr. 30). Actum Trutmannie. DH II 99, cop. s. XII. (DUB Ergbd. Nr. 31). Reg. Imp. 2/4 Nr. 1597, 1597a und 1598 – Hirsch 1 S. 361 f. – Reeb, Königtum S. 86 Zu dem in D. geschlossenen Gebetsbund (siehe V.3) vgl. J. Wollasch, Geistliche Hintergründe S. 55–69
1005 November 27 Zuletzt am 22. November in Duisburg, danach zu Weihnachten in Pöhlde.
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Heinrich II. urkundet für seine Gattin Kunigunde. Anwesend: Königin Kunigunde. actum Throtmanniae. DH II 105, or. (DUB Ergbd. Nr. 33). Reg. Imp. 2/4 Nr. 1605 – Hirsch 1 S. 370 1009 März 12 Zuletzt Anfang (9.) März in Goslar, danach am 17. März in Duisburg.
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Heinrich II. urkundet für die Kirche von Minden. actum Drutmannie. DH II 189, cop. s. XVIII. (DUB Ergbd. Nr. 34). Reg. Imp. 2/4 Nr. 1697 – Hirsch 2 S. 210–212 Unklar bleibt die Datierung der Urk. und die Einreihung in das Itinerar: Nach H. Bresslau, Erläuterungen zu den Diplomen Heinrichs II. (Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 22. 1897) S. 137–221, hier S. 177 f., Th. Graff (Reg. Imp.) und Hirsch 2 S. 212, bezieht sich das Tagesdatum auf ein früheres Stadium der Beurkundung, der ON jedoch auf die Vollziehung der Urk., da die Autoren davon ausgehen, dass Heinrich bei der Weihe Bischof Meinwerks in Paderborn am 13. März anwesend gewesen sei. Berndt, Vita Meinwerci S. 39–44 interpretiert den zeitlichen Ablauf anders und weist richtig darauf hin, dass die Anwesenheit des Königs bei der Weihe Meinwerks nicht nachzuweisen ist: Nach dem Tod Bischof Rethars am 6. März 1009 habe sich demnach eine Paderborner Delega-
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tion in Goslar eingefunden, um den dort anwesenden König Heinrich II. um einen Nachfolger zu bitten. Der König entsprach der Bitte am 9. März nach eingehender Beratung über die Nachfolge mit der Investitur des neuen Paderborner Bischofs. Die Weihe Meinwerks spendete Erzbischof Willigis von Mainz am 13. März ebenfalls in Goslar. Heinrich sei jedoch bei der Weihe nicht mehr anwesend gewesen und bereits nach Westen weitergezogen, sodass er am 12. März in D. für die Mindener Kirche urkunden konnte. Für diese Rekonstruktion des Itinerars spricht nach Berndt auch die Angabe in der in D. ausgestellten Urk. in der Rekognitionszeile: Gun therius cancellarius vice Uuilligisi archicappellani recognovi. Der Mainzer Erzbischof Willigis war also zur Weihe Meinwerks in Goslar geblieben und nicht mit nach D. gereist, sondern hatte seinen Stellvertreter mitgeschickt. Berndt weist selbst darauf hin, dass die „verhältnismäßig knappe Reisedauer … sicherlich ein Schwachpunkt“ dieses ansonsten überzeugenden Lösungsansatzes sei (ebd. S. 42). Die Reise von Goslar nach D., immerhin knapp 250 km, war in drei Tagen (9. bis 12. März) wohl nicht zu bewältigen. Nach H. Keller, „Der König bat und befahl“. Über die Einsetzung der Bischöfe im ottonisch-frühsalischen Reich (Kat. Paderborn 2009) S. 40–57, hier S. 46 und 48, bleiben Ort der Nominierung und Weihe Meinwerks weiter ungewiss. Siehe auch Reeb, Königtum S. 87 f. Es muss demnach weiterhin davon ausgegangen werden, dass Tagesdatum und Austellungsort des Diploms auseinanderfallen. Möglich wäre z. B. eine Einordnung eines Dortmunder Aufenthalts mit der Aushändigung der Urk. zwischen den Aufenthalten in Magdeburg (nach dem 9. Juni) und Frankfurt (7. Juli).
1014 (August) 16 Zuletzt am 29. Juli in Mörfelden (bei Darmstadt), danach in Sohlingen (Solling) sowie im August bis Mitte September in Corvey und am 17. September in Halberstadt. Heinrich II. urkundet für die Kirche von Novara. Anwesend: Bischof Petrus III. von Novara*. actum Thrutmane. DH II 320, Transsumpt DH VII von 1311 April 3 (DUB Ergbd. Nr. 35). Reg. Imp. 2/4 Nr. 1846 – Hirsch 2 S. 439 Anm. 2 – Reeb, Königtum S. 80 Zur Identifizierung dieses Ortes mit Sohlingen (Solling) gegen Söllingen (bei Helmstedt) wie in den MGH siehe auch W. Kramer, Der Name Solling. Mit einer Bemerkung zu den südniedersächsischen -ingen-Namen (BNF NF. 6. 1971) S. 130–150, hier S. 138 Fn. 65.
1016 Januar 10–14 17 Zuletzt zu Weihnachten 1015 in Paderborn, danach am 25. März in Würzburg. Heinrich II. hält eine Synode in D. ab. – Heinrich II. urkundet für die Kirche von Paderborn.
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Anwesend: Kaiserin Kunigunde, die Erzbischöfe Heribert von Köln und Erkanbald von Mainz, die Bischöfe Dietrich I. (Theoderich) von Münster, Adalbald II. (Adalbold) von Utrecht, Dietrich II. (Theoderich) von Metz, Wigger von Verden, Dietmar (Thietmar) von Osnabrück, Erich von Havelberg, Meinwerk von Paderborn, Heinrich I. von Würzburg, Arnulf von Halberstadt, Bernward von Hildesheim und Hildeward von Zeitz sowie die Römer Gregor und Azzo. Vita Meinwerci cap. 132 f. (SS rer Germ 59) S. 64–69 – Berndt, Vita Meinwerci S. 164–166. actum Drodmannia. DH II 341, or. (DUB Ergbd. Nr. 37). actum Drodmannia. DH II 342, cop. s. XIV. (DUB Ergbd. Nr. 38). actum Drodmannie. DH II 343, cop. s. XIV. (DUB Ergbd. Nr. 39). actum Drodmannia. DH II 344, or. (DUB Ergbd. Nr. 40). Reg. Imp. 2/4 Nr. 1874–1877 – Hirsch 3 S. 34 und 312–314 1024 (ca. 1. Hälfte Dezember) Zuletzt im November in Vreden, danach zu Weihnachten in Minden.
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Konrad II. hält einen Hoftag in D. ab und trifft mit westsächsischen Großen und Bischöfen zusammen. Anwesend: Königin Gisela sowie sächsische und insbesondere westfälische Bischöfe und Große. Inde Trutmoniam pervenientes, convenientibus ibidem occidentalibus episcopis ac primoribus, aliquantum temporis peragunt. Ann. Quedlinburgenses (SS rer. Germ. 72) S. 577. Reg. Imp. 3/1 Nr. 8b – Bresslau 1 S. 40 f. Vgl. R. Schmidt, Königsumritt und Huldigung (Vorträge und Forsch. 6. 1961) S. 97–233, bes. S. 150 f. und 163 – Erkens, Konrad II. S. 58 f. – Wolfram, Konrad II. S. 76 f.
1028 Mai 24–26 19 Zuletzt zu Ostern (14. April) und bis Anfang Mai in Aachen, danach in Paderborn und evtl. Corvey (vgl. Art. Corvey, V.7.1), am 1. Juli in Magdeburg. Konrad II. bestätigt dem Stift Essen seine Privilegien und urkundet für seinen Getreuen Dirsico. Anwesend: Kaiserin Gisela, König Heinrich III., Erzbischof Pilgrim von Köln und Markgraf Hermann von Meißen; Äbtissin Sophia von Essen*.
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actum Trutimanni. DKo II 121, or. (verloren) (DUB Ergbd. Nr. 42). actum Trutimanni. DKo II 122, or. (DUB Ergbd. Nr. 43). Reg. Imp. 3/1 Nr. 124 und 125 – Bresslau 1 S. 245 f. 1030 Januar 17 20 Zuletzt zu Weihnachten 1029 in Paderborn, danach Mitte März in Ingelheim und am 18. März in Basel. Konrad II. urkundet für Graf Manigold von (Donau-)Wörth. Anwesend: Kaiserin Gisela und König Heinrich III. actum Trutemanne. DKo II 144, or. und cop. s. XVI. (DUB Ergbd. Nr. 44). Reg. Imp. 3/1 Nr. 150 – Bresslau 1 S. 285 Zu den nachfolgenden Aufenthalten in Ingelheim und Basel vgl. DKo II 145 und Reg. Imp. 3/1 Nr. 151.
1046 März 2 21 Zuletzt am 23. Februar in Corvey, danach am 30. März (Ostern) in Utrecht. Heinrich III. investiert in D. den vorher in seiner Gegenwart in Corvey gewählten Abt Rothard als Nachfolger des verstorbenen Druthmar. Domnus Druthmarus 15 Kal. Mart. obiit, statimque 7 Kal. mensis eiusdem domno Heinrico tunc rege Corbeiam veniente, ipsa die, quae dominica fuit, unanimiter, rege in conventu fratrum residente, Rothardus in abbatem eligitur; sequenti dominica, hoc est 6 Non. Mart. Trotmanni abbas constituitur. Ann. Corbeienses (SS 3) S. 6 (DUB Ergb. Nr. 48) – Die Corveyer Ann. S. 128. Steindorff 1 S. 293 – Müller, Heinrich III. S. 56 1051 (Mai 25?) 22 Zuletzt am 30. April in Kaiserswerth, dann zu Pfingsten (19. Mai) in Paderborn, danach am 14. Juni in Minden. Heinrich III. urkundet für den Bischof Alberich von Osnabrück. actum Trvthmannie. DH III 269, or. (DUB Ergbd. Nr. 50). St. 2404 – Steindorff 2 S. 144 und 150 (D. nicht erwähnt) – Müller, Heinrich III. S. 88
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Weil sich Heinrich III. zu Pfingsten (19. Mai) in Paderborn (vgl. Lamperti Ann. a. 1051 [SS rer. Germ. 38] S. 63: Imperator pentecostem celebravit Podelbrunnum) und am 14. Juni in Minden aufhielt, vermuten die Bearb. von DH III 269, H. Bresslau und P. Kehr, mit Müller, Heinrich III. S. 88 f., dass „Heinrich Dortmund bereits auf der Reise von Köln nach Paderborn berührt hat und daß daher die Datierung nicht einheitlich ist, was zu dem Befund der Datierungszeile“ stimme. Das Tagesdatum der Dortmunder Urk. scheint daher erst später hinzu gefügt worden zu sein.
1052 März 2 Zuletzt am 17. Januar in Hasselfelde, danach am 5. März in Kaiserswerth.
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Heinrich III. urkundet für die Kirche Hildesheim. actum Trutmanne. DH III 282, or. (verloren) (DUB Ergbd. Nr. 51). St. 2419 – Steindorff 2 S. 167 – Müller, Heinrich III. S. 92 1066 (Mitte Mai) 24 Zuletzt zu Ostern (16. April) in Utrecht, danach im Mai in Fritzlar und am 5. Juni in Hersfeld. Heinrich IV. unterfertigt eine Urk. des Bischofs von Cambrai für das Chorherrenstift St. Aubert in Cambrai. actum Trvtmunde. DH IV 178, or. (DUB Ergbd. Nr. 55). Reg. Imp. 3/2 Nr. 440 – St. 2692 – Meyer von Knonau 1 S. 498 Anm. 16 Nach D. von Gladiss und A. Gawlik (DH IV 178) S. 233 fand der Aufenthalt in D. wahrscheinlich Mitte Mai statt. Ebenfalls in den Mai datiert Kilian, Heinrich IV. S. 38, den Besuch Heinrichs. Der Einwand von Meyer von Knonau 1 S. 498 Anm. 16 gegen D. als Aufenthaltsort ist bedingt durch die damals noch falsche Lesung des Ortsnamens (Triremunde, von ihm mit dem zwischen Gent und Antwerpen gelegenen Dendermonde identifiziert).
1068 Mai 14 25 Zuletzt vom 11. November 1067 bis wahrscheinlich kurz vor Pfingsten (11. Mai) in Goslar, danach am 29. Mai in Soest. Heinrich IV. bestätigt die Privilegien der Halberstädter Kaufleute. Anwesend: Königin Bertha (unsicher), die Erzbischöfe Anno II. von Köln* und Werner (Wezilin) von Magdeburg*, die Bischöfe Hezilo von Hildesheim*, Fried rich I. von Münster*, Heinrich I. von Speyer* und Burchard II. von Halberstadt* sowie Herzog Ordulf (Otto) von Sachsen (Otto Dux Bardangorum)*.
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actum Drotmanni. DH IV 203, or. (DUB Ergbd. Nr. 56). Reg. Imp. 3/2 Nr. 491 – St. 2714 – Meyer von Knonau 1 S. 591–593 1113 August 15 Zuletzt nach Ostern in Goslar, danach am 29. August in Speyer.
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Aufenthalt Heinrichs V. in D. und Unterwerfung des Grafen Ludwig (des Springers) von Thüringen. Ludewigus comes die assumpcionis sancte Marie in villa Trutmundi in potesta tem Heinrici imperatoris pro acquirenda gracia illius sponte se contradidit. Cronica S. Petri Erfordensis moderna (SS rer. Germ. 42) S. 160. Meyer von Knonau 6 S. 276–278 Im folgenden Jahr erwähnen die Ann. Patherbrunnenses S. 128 und die Chronica regia Coloniensis (SS rer. Germ. 18) S. 54 f. den Überfall und die Brandschatzung von Trotmunde durch die Königsfeinde sowie die erneute Befestigung durch Heinrich und die Stationierung eines prae sidium imperatoris (1114 September 22): Imperator Trothmunde munit, ubi et presidium col locat. Post hec regreditur. Eine weitere Zerstörung der Stadt durch Lothar von Süpplingenburg nach dem 11. Februar 1115 vermelden die Ann Patherbrunnenses S. 129 f. und der Annalista Saxo (SS 37) S. 551. Hierzu auch Balzer, Dortmund und Paderborn S. 18 f.; Meyer von Knonau 6 S. 301, 306 und 327 sowie Stüllein, Heinrich V. S. 58 f. und 66 f.; P. Leidinger, Der Heerzug Kaiser Heinrichs V. gegen Westfalen 1114 (Soester Zeitschrift 78. 1964) S. 10–21, hier S. 16 (Wiederabdruck in: Ders., Mission S. 362–373, hier S. 368), deutet den Zug gegen D. als eine Hilfeleistung Lothars für seine westfälischen Verbündeten.
(1145 September) 27 Zuletzt am 24. August in Corvey und am 31. August in Fritzlar, danach im September in Werden und Kaiserswerth. Konrad III. gewährt den Bürgern von D. Privilegien. DKo III *134, Transsumpt aus DF II von Mai 1236 (DUB I Nr. 74; DUB Ergbd. Nr. 115). Reg. Imp. 4/1,2 Nr. *348 – Bernhardi, Konrad S. 432 (D. nicht erwähnt) Der Aufenthalt Konrads in D. kann nur aus der Urk. Friedrichs II. für D. von 1236, die die Vorurk. Konrads III. und Friedrichs I. nennt, erschlossen werden. Nach Hausmann, Reichskanzlei S. 243 f., ist der Aufenthalt in den September zu datieren, auf der Reise von Fritzlar nach Werden.
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1152 Ende April 28 Zuletzt am 20. April in Köln, danach in Soest, Paderborn und am 8./9. Mai in Goslar. Friedrich I. hält einen Hoftag in D. ab, auf dem ein Fürstenspruch zugunsten des Erzbischofs Arnold II. von Köln gefällt wird. Anwesend: Erzbischof Arnold II. von Köln. Primo vero nostri principatus anno in burgo Tremonia a multis principibus in nostro conspectu antefato Arnoldo secundo venerabili Coloniensi archiepiscopo iudicatum est, quatenus omnia bona, que Fredericus quondam Coloniensis archiepiscopus in eo bellorum tumultu, quod graciam inperatorie maiestatis offendit, inbeneficiavit, ad potestatem archiepiscopi redire debere nec tales do nationes, que contra pacem regni facte dinoscuntur, aliquam vim iuris habere. DF I 59, or. (DUB Ergbd. Nr. 64). Reg. Imp. 4/2 Nr. 79 – Simonsfeld S. 71 Der Aufenthalt Friedrichs I. in D. ist nur durch den Bericht in DF I 59 von 1153 bekannt. Die zeitliche Einordnung erfolgte anhand des Itinerars. Vgl. Opll, Friedrich Barbarossa S. 8, 127 und 165
1154 Juni 17–23 Zuletzt Ende Mai / A nfang Juni in Goslar, danach im Juni / Juli in Aachen.
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Friedrich I. hält eine Versammlung mit zahlreichen Großen in D. ab, urkundet für Herzog Gottfried von Löwen und das Stift Parc und befreit die Prämonstratenser in seinem Reich von allen Zollabgaben. Anwesend: die Erzbischöfe Arnold von Mainz und Arnold II. von Köln, Propst Albert von Aachen, Herzog Heinrich der Löwe, die Grafen Dietrich von Kleve, Heinrich von Tecklenburg, Adolf (Albertus) und Eberhard von Berg, Bernhard von Horst, Heinrich von Arnsberg und Siegfried von Vianden, die Herren Hermann von Kuick, Markward von Grumbach, Gerhard von Grimberge, Arnold von Rotselaer, Gerhard von Huldenberg und Daniel von Orden sowie der Erzieher Heinrich von Wilsele. datum Tremonie. DF I 81a, or. (DUB Ergb. Nr. 65). datum Tremonie. DF I 81b, or. (DUB Ergb. Nr. 65). datum Tremonie. DF I 82, cop. s. XVII. Reg. Imp. 4/2 Nr. 225–227 – Simonsfeld S. 229 f.
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1224 September 4 Zuletzt am 14. August in Köln, danach am 9. September in Soest.
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Heinrich (VII.) bestätigt die Privilegien des Katharinenklosters in D. in wört licher Wiederholung des Schutzbriefes Friedrichs II. vom 20. Juni 1218 (DF II 441 = DUB I Nr. 59). Anwesend: Erzbischof Engelbert I. von Köln, die Grafen Gerhard von Dietz, Friedrich der Streitbare (iunior dux Austrie et Styrie), Friedrich von Isenberg, Adolf von Altena und Konrad von D. sowie Ulrich Edelherr von Beka und Konrad Kämmerer von Werden. apud Tremoniam. WUB 7 Nr. 249 (Regest) und DUB I Nr. 63, or. Reg. Imp. 5/1 Nr. 3937 – Thorau, Heinrich (VII.) S. 223
V.2 9391 Besetzung von D. durch Anhänger Heinrichs, des Bruders Ottos I., unter dem Befehlshaber Agina. V.1.2. 1114/11152 Belagerungen von D. durch Lothar von Süpplingenburg. V.1.26.
V.3 978 Juli 14 Hoftag (imperiale colloquium) Ottos II., auf dem ein Kriegszug gegen Frankreich beschlossen wird. V.1.8. 993 Januar 20–27 Erschlossener Hoftag Ottos III. V.1.11. 1005 Juli 6 Synode (magna sinodus) Heinrichs II., auf der ein Gebetsbund zwischen dem Kaiserpaar, dem Herzog Bernhard I. von Sachsen und verschiedenen Erzbischöfen und Bischöfen begründet wird. V.1.13 und V. 8. 1016 Januar 10–14 Erschlossene Synode Heinrichs II. V.1.17. 1024 Dezember Hoftag (conventus) Konrads II. mit den sächsischen Bischöfen und Großen. V.1.18.
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1152 Ende April Hoftag Friedrichs I., auf dem ein Fürstenspruch (iudicatum est) zugunsten des Erzbischofs Arnold II. von Köln gefällt wird. V.1.28. 1154 Juni 17–23 Erschlossener Hoftag Friedrichs I. V.1.29.
V.4 939 Die Anhänger Heinrichs, des Bruders Ottos I., halten die Dortmunder Burg besetzt. Sie ergeben sich aber dem näher rückenden König. Der Befehlshaber Agina wird von Otto als Bote zu Heinrich geschickt. V.1.2.
V.5 960 Juni 13 Gerichtstag in D., auf dem durch Fürstenspruch in Anwesenheit Ottos I. der bischöflichen Kirche von Osnabrück der Zehnt zugestanden und die Immunität bestätigt wird. V.1.6. Diestelkamp, Urkundenregesten 1 Nr. 17
993 Januar 25 Otto III. entscheidet einen Streit zwischen dem Kloster Metelen und Bischof Dodo von Münster um die Wahl der Äbtissin und die Einsetzung des Vogtes. Er gibt dem Kloster Godesdiu zur Äbtissin und Wichmann zum Vogt und bestätigt dem Kloster Wahlrecht, Besitz und Immunität. V.1.11. Diestelkamp, Urkundenregesten 1 Nr. 46
1051 Mai 25 Heinrich III. entscheidet in einem Streit zwischen Bischof Alberich von Osnabrück und Graf Bernhard zugunsten des Bischofs. Er verbietet, dass das Gericht über die Freien der Kirche von jemand anderem als dem Vogt ausgeübt wird. V.1.22. Diestelkamp, Urkundenregesten 1 Nr. 98
1152 Ende April In Anwesenheit Friedrichs I. entscheidet ein Fürstenspruch über die Rückgabe der von dem einstigen Erzbischof Friedrich I. von Köln ausgegebenen Lehen. Der Vorgang war bereits 1151 auf einem Hoftag in Köln durch Konrad III. und die versammelten Reichsfürsten zugunsten der Kölner Kirche entschieden, jedoch nicht umgesetzt worden. Überliefert ist der Vorgang in einer in Worms ausgestellten Urk. Friedrichs I. vom 14. Juni 1153, in der die genannten Verfügungen durch königliche Autorität bestätigt werden. V.1.28.
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Diestelkamp, Urkundenregesten 1 Nr. 319 (hier S. 246) – Nach spätmittelalterlicher Überlieferung soll Friedrich I. zudem 1154 das königliche Hofgericht für zwei Jahre nach D. verlegt haben, vgl. J. Kerkhörde, Chronik von 1405–1465. Hg. von J. Franck – J. Hansen (Die Chroniken der westfälischen und niederrheinischen Städte 1. 21887, ND 1969) S. 1–146, hier S. 118. Skeptisch hierzu N. Reimann, In burgo Tremonia S. 90–92 und Th. Schilp, Consules S. 71
V.7.1 928 April 13 Heinrich I. feiert das Osterfest. V.1.1. 953 April 3 Otto I. feiert das Osterfest (indeque progrediens Drotmanni vico pascha celebravit). V.1.5. 979 April 20 Otto II. feiert das Osterfest (pascha in Trutmonnia celebravit). V.1.9. 1113 August 15 Heinrich V. feiert das Fest Mariä Himmelfahrt. V.1.26.
V.8 1005 Juli 6 Während der Synode (magna sinodus, Thietmar von Merseburg, Chronicon VI/18 (SS rer. Germ. NS. 9) S. 294 ff. und VII/33 (24) S. 438) am 6. Juli 1005 wird ein Gebetsbund geschlossen, an dem neben dem Kaiserpaar Heinrich II. und Kunigunde der Billungerherzog Bernhard von Sachsen sowie 15 überwiegend sächsische bzw. norddeutsche Erzbischöfe und Bischöfe beteiligt sind (vgl. V.1.13: die Erzbischöfe Heribert von Köln, Libentius I. (Lievizo) von Bremen und Tagino von Magdeburg, die Bischöfe Notger von Lüttich, Suitger (Swidger) von Münster, Ansfrid von Utrecht, Dietrich II. (Thiederich) von Metz, Thietmar von Osnabrück, Bernhard (II.) von Verden, Bernward von Hildesheim, Burchard I. von Worms, Rethar von Paderborn, Wigbert von Merseburg, Ekkehard von Schleswig und Othinkerd (Odinkar) d. J. von Ripen). Zu dem in D. geschlossenen Gebetsbund (siehe V.1.13 und V.3); vgl. J. Wollasch, Geistliche Hintergründe S. 55–69
1193 März 23 Am 23. März 1193 gründete Heinrich VI. das erste Kloster in D. und stattete es mit dem sog. Königskamp aus, der an den königlichen Hof angrenzte: terram curie nostre Tremonie adiacentem, que vulgariter Konin gescamp nuncupatur, libere dedimus ad constructionem officinarum monaste rii, quod ibidem duximus construendum et ad religisiosarum personarum, que ibi devotum deo exhibebunt obsequium, sustentacionem. (DUB Ergbd. Nr. 74 =
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KUW 2 Nr. 249). Der Bau erfolgte wohl erst einige Jahre später, sodass die Anlage nun an die um 1200 errichtete Stadtmauer grenzte. Die Weihe der Kirche fand 1215 durch Bischof Dietrich / Theoderich (von Thorreide) von Estland statt (DUB Ergbd. Nr. 85). Am 20. Juni 1218 bestätigte König Friedrich II. die von seinem Vater gemachte Stiftung (terram curie nostre et imperii in opido Tremonie adiacentem dedimus ad constructionem officinarum monasterii, quod ibidem ad honorem sanctis sime virginis et martiris Katerine est constructum). Er unterstellt das nun nach der hl. Katharina benannte Kloster (volumus siquidem, ut ordo canonicus, qui secundum dei timorem et beati Augustini [in der ersten Ausfertigung A steht Benedicti] regulam ibi deo auctore institutus esse dinoscitur, perpetuis ibi dem temporibus inviolabiliter observetur) seinem Schutz, erlaubte die Übertragung von Reichsgut an das Kloster (curia nostra debita pensione privetur) und schenkte den dortigen ‚Mägden Christi‘ die Nutzung des Holzes von vier Hufen im dortigen Reichswald (ligna etiam IIIIor hubarum in regio nemorę ad usus ancillarum Christi). Die direkte Vogtei über die Klostergüter verblieb hingegen beim Herrscher (nur in A1: advocatiam bonorum ipsius ecclesie nobis successo ribusque nostris, nulla persona media, imperpetuum reservantes. – DF II 441 = DUB I Nr. 59 = KUW 2 Nr. 263; Reg. Imp. 5/1 Nr. 937; zu den zwei Ausfertigungen des Diploms vgl. nun ausführlich W. Koch (DF II 441 S. 35 f.); ähnlich schon S. Penth, Prämonstratenser S. 49 f.). Die Bestätigung dieser Privilegien durch Erzbischof Engelbert I. von Köln aus dem J. 1219 nennt erstmals weibliche Religiose als Klosterinsassen (in quo sanctimoniales monasticam vitam professu ras colligere proponit, …). Die eigentliche Regelfestlegung scheint zu dieser Zeit noch nicht ganz eindeutig gewesen zu sein, wird in der Urk. Engelberts und in der ersten Ausfertigung des Diploms Friedrichs II. doch die Benediktsregel als Observanz genannt (DUB I Nr. 60: nulli omnio [!] hominum liceat secundum beati Benedicti regulam in eadem ecclesia ordinem commutare; vgl. dazu auch S. Penth, Prämonstratenser S. 51 f.). Erst in der insgesamt korrigierten zweiten Ausfertigung des Diploms Friedrichs II. (A1) steht richtig Augustini. Zwei Jahre später, am 16. April 1220, übergab Friedrich das Kloster in den Schutz (protectio) des Erzbischofs Engelbert I. von Köln, wobei erneut die königliche Vogtei betont wurde (vgl. Reg. Imp. 5/1 Nr. 1099 – DF II 605 = DUB I Nr. 62). Die inserierte Urk. Friedrichs II. von 1218 bestätigte auch König Heinrich (VII.) 1224 (DUB I Nr. 63). Im gleichen Jahr erhielt das Kloster eine Bestätigung durch den päpstlichen Legaten, wobei die Festschreibung auf den Prämonstratenserorden erfolgte (DUB II Nr. 390). Das Kloster, dessen Insassen bis zur Reformation überwiegend aus dem Dortmunder Stadtpatriziat stammten (Th. Schilp, Reichsstadt S. 158), blieb auch in den folgenden Jahrhunderten eng mit den Herrschern verbunden. 1377 beim Einzug Karls IV. gebührte den Katharinenschwestern beispielsweise die erste Position in der geistlichen Empfangsprozession, erst nach den Schwestern folgten die Brüder des Franziskaner- und des Dominikanerklosters, danach die weltlichen
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Kleriker und die Schüler der Stadt (Chronik des Dietrich Westhoff S. 229–236, hier S. 231). Der kaiserliche Schutz, der auch nach Heinrich (VII.) immer wieder von den Herrschern erneuert wurde, sicherte den Fortbestand dieses reichsten Klosters der Stadt über die Reformation hinaus. Fr. W. Saal, Das Dortmunder Katharinenkloster. Geschichte eines westfälischen Prämonstra tenserinnen-Stiftes (Beiträge Dortmund 60. 1983) S. 1–99 – N. Reimann, Art. Dortmund. Prämonstratenserinnen, gen. das Katharinenkloster (Westf. Klosterbuch 1) S. 252–255 – Th. Schilp, Reichsstadt S. 157–159 – Lampen, Karl IV.
V.9 Älteste Kirche in D. ist nach spätmittelalterlicher Überlieferung die Martinskapelle beim Grafenhof (J. Nedderhoff, Chronica Tremoniensia S. 37 und Chronik des Dietrich Westhoff S. 183 nennen 1021 als Weihedatum des Johannisaltars): Der Vorsteher der Kirche wird erstmals 1241 als plebanus s. Martini, 1255 als sacerdos erwähnt (DUB I Nr. 79 [1241] und Nr. 103 [1255]; vgl. L. von Winterfeld, Entstehung S. 92 f.). Die Urk. von 1255 zeigt die Martinskapelle zudem als Besitz des Dortmunder Grafen (domino Herbordo comite domino meo collaudante et ratificante factum meum). Die Kirche, deren Pfarrrechte unklar sind (A. Rüschenschmidt, Entstehung und Entwicklung S. 62 ff. spricht ihr ausdrücklich Pfarrechte zu und macht dies an dem frühen Friedhof fest; L. von Winterfeld, Entstehung S. 15 nennt sie eine „Personalpfarre“; N. Reimann, Königshof S. 30 Anm. 50b bezeichnet sie als „Nichtpfarrkirche“), besaß Einkünfte innerhalb und außerhalb der Stadt, so aus Häusern am Alten Markt und am Westenhellweg, die wohl auf alten Besitz des Dortmunder Grafen zurückgehen (vgl. L. von Winterfeld, Entstehung S. 14 und 47 f.). In ihren Zuständigkeitsbereich fielen die Familie des Grafen und dessen Eigenleute, die in D. ansässigen Reichsleute, die Unfreien und Hörigen und alle Personen, über die der Graf von D. verfügen konnte (vgl. DUB I Nr. 568 – D. Thier, Melius Here ditati S. 31 ff.). Nach jüngeren Forschungen (N. Reimann, Königshof S. 30 und Th. Schilp, Reichsstadt S. 151) gehörte die Martinskapelle zum benachbarten Grafenhof, der in karolingischer Zeit als Sitz des örtlichen königlichen Beamten neben dem eigentlichen Königshof, dem Haupthof der Villikation, bestand. L. von Winterfeld vermutet für die Kapelle aufgrund des Martinspatroziniums bereits eine vorkarolingische Gründung (L. von Winterfeld, Entstehung S. 12 ff.; anders F.-J. Schmale, Führungsschicht S. 75 Anm. 106, der auf die Langlebigkeit des Martinspatroziniums verweist; bei P. Ilisch – Chr. Kösters, Die Patrozinien Westfalens von den Anfängen bis zum Ende des alten Reiches [Westfalia Sacra 11] 1992 S. 502, „vermutlich karolingischer Ursprung“). Für das hohe Alter der Kapelle sprechen frühmittelalterliche, wohl christliche Bestattungen des 7. und des 8./9. Jhs., die bei Grabungen an der Martinstraße, also in der Nähe der
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ehemaligen Martinskapelle, gefunden wurden (B. Sicherl – H. Brink-Kloke, Zwischen Urt(h)ier und Thier-Galerie S. 6 f. – B. Sicherl – H. Bakko, Merowingerzeitliche Gräber). Reste von Brandbestattungen des 2.–5. Jhs. belegen zudem, dass das Areal bereits seit der römischen Eisenzeit bzw. Kaiserzeit als Bestattungsplatz genutzt wurde (Vgl. III.1). Die Chronik des Dietrich Westhoff S. 179 berichtet, dass die Martinskapelle an der Stelle eines heidnischen Tempels erbaut sei. Ob es sich bei diesem Hinweis Westhoffs um den durchaus üblichen Topos eines Heidentempels handelt, oder tatsächlich ältere Traditionen wirksam sind, ist nicht zu entscheiden (vgl. dazu auch P. Derks, Trigla Dea und ihre Genossen. Drüggelte und sein angeblicher Heidentempel. Ein Literaturbericht mit Ausblicken nach Ense, Bremen und Wormbach [Soester Zeitschrift 101. 1989] S. 5–78; ders., „Cenobium Herreke“ und die „Hertha-Eiche“. Eine Nachlese zum Herdecker Stadtjubiläum [Der Märker. Landeskundliche Zeitschrift für den Bereich der ehem. Grafschaft Mark und den Märkischen Kreis 41. 1992] S. 207–223). Die Kapelle gelangte 1504 nach dem Aussterben der Grafenfamilie in den Besitz der Stadt, wurde später dem städtischen Armenhaus zugesprochen und 1662 abgebrochen. Auf dem Plan Detmar Mulhers von 1611 ist die Kapelle als einschiffiges kleines Gebäude wiedergegeben, mit einem Turm und einer westl. Vorhalle (vgl. H. Scholle, Dortmund im Jahre 1610 S. 110). Ein zur Pfalz gehörendes Stift ist für D. nicht belegt. Die heutige Hauptkirche St. Reinoldi, die mit diesem Patrozinium urkundlich erstmals 1238 erwähnt wird (DUB I Nr. 75: et magistri Johannis sacerdotis ecclesie beati Reynoldi), galt jedoch im MA ursprünglich als Stiftskirche St. Pantaleon, bis Erzbischof Anno II. von Köln (1056–1075) sowohl das Patrozinium als auch die Stiftsherren an die Kirche St. Mariengraden in Köln verlegte (vgl. Chronik der Pseudorektoren S. 517 und 519 f.). Als Beleg für die Translation diente eine heute als Fälschung erkannte Urk. Annos von 1065, in der dieser dem Stift St. Mariengraden neben anderen Schenkungen auch die Mutterkirche (ecclesia matrix) in D. übereignete (DUB Ergbd. Nr. 54). Hinweise über einen Patrozinienwechsel sind aus den Streitschrr. des sog. Patronatsstreits um die Besetzung der Rektorenstelle der Reinoldikirche, der fast dreißig Jahre (1262–1290) währte, überliefert. Die neue Forschung ist sich hinsichtlich der ursprünglichen Stiftsfunktion und des Patrozinienwechsels zu St. Reinold weitgehend einig, umstritten bleibt jedoch das Datum dieser Übertragung. Für eine genaue zeitliche Einordnung der Translation der Gebeine des hl. Reinold von Köln nach D. müssen spätere Belege herangezogen werden, da Quellen für die Zeit vor dem Stadtbrand 1232/32 nur äußerst lückenhaft überliefert sind. Am wahrscheinlichsten ist jedoch ein möglicher Wechsel des Patroziniums im 11. oder 12. Jh., also zu dem Zeitpunkt, den auch die mittelalterlichen Quellen nahelegen. Zum Patronatsstreit allgemein vgl. K. Rübel, Der Patronatsstreit über die Dortmunder Kirchen 1262–1287 und die Pseudorectoren der Benedictskapelle (Beiträge Dortmund 2/3. 1878) S. 288–303. Die Streitschrift De iure patronatus, die aus der Zeit des Streits selbst stammt, nennt als Grund für diesen Wechsel im 11. Jh. die unsichere Lage der weder durch Wall noch
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Graben gesicherten Siedlung; vgl. G. Knörich, Das manuscriptum de iure patronatus des Dortmunder Rates (13. Jahrhundert) (Beiträge Dortmund 34. 1927) S. 172–182, hier S. 178 f. Die These von einer Translation im 11./12. Jh. vertreten F.-J. Schmale, Führungsschicht S. 75 Anm. 105 und K. Lange, St. Reinoldi vor 1232 S. 71 f. – Anders H. J. Brandt, St. Reinoldus in Dortmund. Zur Bedeutung des „Heiligen Patrons“ in der kommunalen Geschichte (Dortmund Festschr. 1982) S. 81–105, hier bes. S. 90 f., der die Translation in die 2. Hälfte des 10. Jhs. rückt. – Vgl. dazu zuletzt zusammenfassend Th. Schilp, Reinoldus, unser stat overster patroen und beschermer (Die mittelalterliche Stadt) S. 35–49, hier S. 35 f.
Der heutige Kirchenbau, der aus der Zeit nach dem Stadtbrand 1231/32 datiert, besaß Vorgängerbauten aus der 2. Hälfte des 10. Jhs. (vgl. IV.3). Soweit die Grabungsbefunde Rekonstruktionen zulassen, handelte es sich um eine große Saalkirche mit einem 12 m breiten und 33 m langen Schiff, einem Querhaus und einer eingezogenen halbrunden Apsis. Inwieweit die ebenfalls ergrabene Krypta zeitgleich mit dem Vorgängerbau (Albrecht 1954 S. 133 f.) oder später im 11. Jh. angelegt wurde (K. Lange, St. Reinoldi vor 1232 S. 65), ist unklar. Teile dieser Anlage können möglicherweise bereits vor 953, also vor dem ersten Osteraufenthalt Ottos I., bestanden haben. Albrecht 1954 – Albrecht 1956 – K. Lange, St. Reinoldi vor 1232
Den steigenden Bevölkerungszahlen trugen nach 1231 zwei weitere Pfarrkirchen, St. Marien und St. Nicolai, Rechnung, die an bereits bestehenden Kapellen eingerichtet wurden. Die ältesten erhaltenen Teile der erstmals 1267 erwähnten Marienkirche (DUB I Nr. 124 = DUB Ergbd. Nr. 192), die nach Aussage der Pseudorektorenchronik aus dem 14. Jh. die capella regis war (Chronik der Pseudorektoren S. 526), stammen aus der 2. Hälfte des 12. Jhs. (um 1170/80). K. Lange deutet die bei dem Neubau der Kirche verwendeten untypischen Stilelemente als bewussten Bezug auf ihren Status als ehemalige Königskapelle. P. Bühner ordnet die dreischiffige, querschifflose Gewölbebasilika mit ehem. drei Apsiden und Doppelturmfassade im Westen zusammen mit den vergleichbaren Marienkirchen in Mühlhausen / Thüringen und Friedberg / Hessen in ein überregionales Bauprogramm staufischer Königskirchen ein, die nach ähnlichen Konstruktionsprinzipien und unter Nutzung geometrischer Grundfiguren geplant und auf königliche Initiative hin errichtet wurden. Th. Schilp versteht die Marienkirche, in der bis in das 19. Jh. die Gerichtsglocke hing und der Gerichtsgottesdienst stattfand, ursprünglich als Kirche der königlichen Ministerialen. Diese stellten auch die schöffenbaren Familien der Stadt, aus denen sich zusammen mit den bürgerlichen Führungsschichten die ratsfähigen Familien entwickelten (erste Erwähnung eines consilium um 1240, vgl. DUB I Nr. 77). Chronikalischen Nachrichten zufolge (Chronik des Dietrich Westhoff S. 187 f.) wurde auch die im Süden der Stadt gelegene Kirche St. Nicolai gegen Ende des 12. Jhs. erbaut; urkundlich genannt wird sie zusammen mit dem Friedhof jedoch zuerst 1238 (DUB Ergbd. 116: in cimiterio beati Nicolai), ihr Pfarrer 1241 (DUB I Nr. 79). Als einzige der Pfarrkirchen innerhalb der Stadtmauer existiert sie heute
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nach dem Abriss 1812 nicht mehr, sodass allein zwei maßstabsgetreue Grundrisse des Gebäudes von 1788 sowie frühneuzeitliche Ansichten Hinweise auf die Größe und Gestalt der Kirche geben können. Aufgrund des Patroziniums wird allgemein vermutet, dass die Nicolaikirche nicht auf eine königliche, sondern auf eine Stiftung durch Kaufleute zurückgeht. Der ursprüngliche Bau war wohl eine kleine Saalkirche, die zwischen 1235 und 1250 zu einer größeren dreischiffigen frühgotischen Hallenkirche erweitert wurde. Allgemein zum Dortmunder Pfarrsystem vgl. A. Rüschenschmidt, Entstehung und Entwicklung S. 73 ff. – Zur Marienkirche vgl. K. Lange, Capella regis S. 65–107, der auch die ältesten Nachrichten zur Marienkirche zusammenfasst, P. Bühner, Die Dortmunder Marienkirche – eine typische Königskirche der frühen Stauferzeit? (Beiträge Dortmund 96/97. 2005/2006) S. 7–22, und Th. Schilp, Reichsstadt S. 154 f. – Ders., Die Marienkirche in Dortmund. Hg. von Th. Schilp – B. Welzel. 2012 S. 14–21 sowie Deutscher Hist. Städteatlas 5: Dortmund. 2017 S. 8, vor allem Abb. 16 – Zur Nicolaikirche vgl. insb. H. Scholle, Die alte St. Nicolaikirche an der Wißstraße in Dortmund (1193–1812) (Beiträge Dortmund 74/75. 1982/83) S. 249–296, daneben auch N. Reimann, Das Werden der Stadt S. 56 f. und Th. Schilp, Reichsstadt S. 155 f.
Das seit dem Anfang des 13. Jhs. als Katharinenkloster bezeichnete erste Kloster in D. entstand 1193 durch eine Stiftung Heinrichs VI. Der Besitz des Klosters wurde 1218 durch Friedrich II. bestätigt und um zusätzliche Rechte erweitert; vgl. V.8. Außer dem Katharinenkloster entstand in der 1. Hälfte des 13. Jhs. ein Franziskanerkloster, für das ein Weihedatum aus der Mitte des 13. Jhs. überliefert ist. Ein Dominikanerkloster konnte sich nach längeren Auseinandersetzungen endgültig erst um 1330 etablieren. Zum Katharinenkloster vgl. Fr. W. Saal, Das Dortmunder Katharinenkloster. Geschichte eines westfälischen Prämonstratenserinnen-Stiftes (Beiträge Dortmund 60. 1963) S. 1–90 – N. Reimann, Dortmund – Prämonstratenserinnen, gen. das Katharinenkloster (Westf. Klosterbuch 1) S. 252–255 – Zu den Minoriten s. R. Nickel, Minoriten und Franziskaner in Westfalen vom 13. bis zum 17. Jahrhundert – Darstellung und Bibliographie (Franziskanische Studien 69. 1987) S. 233–360, hier S. 287–305 – N. Reimann, Dortmund – Minoriten (Westf. Klosterbuch 1) S. 255–260 – Zum Dominikanerkloster vgl. Th. Rensing, Das Dortmunder Dominikanerkloster (1309–1816). 1936 – N. Reimann, Dortmund – Dominikaner (Westf. Klosterbuch 1) S. 261–268; zu dessen Gründung bes. U. El-Akramy, Eine verworrene Geschichte. Die Gründung des Dominikanerklosters in Dortmund (Die Dortmunder Dominikaner und die Propsteikirche als Erinnerungsort. Hg. von Th. Schilp – B. Welzel [Dortmunder Mittelalter-Forsch. 8] 2006) S. 99–122 sowie U. Overhage, Konflikt und Konsens. Die Gründung der Dominikanerklöster in der Teutonia. 2014 S. 234–265
VI.1 Der Dortmunder Königsgutkomplex war Mittelpunkt und Haupthof des westfälischen Reichsgutes am Hellweg (zuletzt Balzer, Frühe Stadtbildung S. 34 ff. – Ders., Dortmund und Paderborn S. 10). Auch wenn die konkrete Nutzung durch königliche Aufenthalte erst mit den ottonischen Herrschern 928 einsetzt, ist da-
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von auszugehen, dass dieser umfangreiche Güterkomplex auf karolingische Zeit zurückgeht. Mit Westhofen (südl. – Westf. Städteatlas, Lfg. 1 Nr 6: Dortmund. 1975: Westhofen), Brackel (östl. – P. Greiser, Der Reichshof Brackel. Eine siedlungs- und agrargeschichtliche Untersuchung [Beiträge Dortmund 76/77. 1984/85] S. 109–154) und Elmenhorst (nördl. – Hist. Stätten NRW³ S. 1044) lagen insgesamt drei weitere Reichshöfe in unmittelbarer Nachbarschaft zu D. Die ursprüngliche Größe des Dortmunder „Reichshofes“ wurde vielfach zu rekonstruieren versucht; nach K. Rübel, Dortmunder Finanz- und Steuerwesen. 1 S. 87 ff., hat Balzer zuletzt die Größe plausibel mit 180 preuß. Morgen für den Haupthof und ca. 1400 preuß. Morgen für die abhängigen Hufen veranschlagt (vgl. dazu Balzer, Frühe Stadtbildung S. 35 ff., Anm. 171). Dieser königliche Besitz in und um D. bildete die wirtschaftliche Grundlage für die intensive Nutzung Dortmunds als königlicher Aufenthaltsort. Die Verwaltung des Reichshofes, d. h. die Wahrung der königlichen Rechte vor Ort, oblag dem Reichsschultheißen (erstmals 1248 erwähnt, vgl. dazu A. Meininghaus, Vom Dortmunder Reichsschultheißen [Aus Stadt und Grafschaft Dortmund. 1917] S. 122–125), Vertreter des Königs war der comes. Als ehemalige Reichsministeriale konnten die Grafen später mit der Grafschaft D. ein eigenes geschlossenes, die Stadt vollständig umschließendes Territorium aufbauen (II.4), das zwischen 1320/30 (DUB I Nr. 385) und 1343 (DUB I Nr. 569) zunächst zur Hälfte, 1504 zusammen mit dem Grafenhof schließlich vollständig an die Reichsstadt fiel. Vermutlich seit dem 12. Jh. besaßen die Grafen die Gerichtsbarkeit in D. als Vertreter des königlichen Stadtherrn und saßen dem städtischen Gericht vor. Nach der Mitte des 13. Jhs. verloren sie jedoch zunehmend die Kontrolle über das Gericht, nachdem sie seit 1267 nur noch ein Bestätigungsrecht für den von den Bürgern gewählten Richter besaßen (DUB I Nr. 123) und zudem 1286 (DUB I Nr. 176) und 1312/13 (DUB I Nr. 326) Anteile am Gericht an die Stadt D. veräußerten, sodass sich aus dem zunächst herrschaftlichen Stadtgericht der Grafen ein „autonomes Ratsgericht“ (Th. Schilp) entwickeln konnte. Neben dem städtischen Gericht verfügten die Grafen zunächst allein, später gemeinsam mit der Stadt auch über das für die Bauern der Grafschaft zuständige, an verschiedenen Orten zusammenkommende Freigericht, das sich in der Folge zum rechtlichen Oberhof für weite Teile Norddeutschlands entwickeln sollte. Urkundlich sind für das späte 12. und das 13. Jh. mehrere Grafen belegt, etwa 1189 der co mes Tremoniensis Albertus als Zeuge einer Urk. Erzbischof Philipps I. von Köln (DUB Ergbd. Nr. 72) und Graf Konrad (I.) de Tremonia als Zeuge bei Otto IV. 1202 (DUB Ergbd. Nr. 81), letzterer kämpfte 1214 an der Seite Ottos IV. in der Schlacht von Bouvines, bei der er in Gefangenschaft geriet (DUB Ergbd. Nr. 84). Aus der königlichen familia sind einige weitere Königsleute bekannt: Im ersten Herrscherdiplom, das in D. ausgefertigt wurde (vgl. V.1.1, a. 928), wird die Ministeriale (ministerialis) Williburg erwähnt, der Heinrich I. u. a. Güter in der villa Mengede (nordwestl. von D.) zu freiem Eigen gibt (s. auch II.4). Mitglieder einer Familie „von Dortmund“ werden seit dem Ende des 11. Jhs. vor allem in Zeugen
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reihen gennant: 1092 Sigefridus de Throdmannia (DUB Ergbd. Nr. 58), 1152 Philippus de Tremonia (DF I 7 – DUB Ergbd. Nr. 63) und 1178 Heribordus de Tremonie (DUB Ergbd. Nr. 68). Auch die münsterischen Kanoniker Heinricus de Tremonia (1196; RHW 2 C 549) und Franko de Tremonia (1212; WUB 3 Nr. 69) dürften dieser Familie, die auch die Grafen stellte, angehört haben. Der soziale Rang der königlichen Dienstmannen zeigt sich am deutlichsten innerhalb der sich neu konstituierenden Führungsschicht der Stadt. Namen wie Johannes Thelonearii und Godefridus Palatium, die die Liste der Konsuln in einer Urk. von 1261 eröffnen (DUB Ergb. Nr. 176 und DUB I Nr. 110), beleuchten die Herkunft zumindest eines Teils der ratsfähigen Familien der Stadt. Die consu les gingen aus der Gruppe der gräflichen, d. h. herrschaftlichen Schöffen hervor, die mit dem Grafen zu Gericht saßen. In der Urk. von 1241, in der der Rat erstmals erwähnt wird, erscheinen die Konsuln denn auch nicht unter Vorsitz eines Bürgermeisters; in der Zeugenreihe genannt wird stattdessen der gräfliche iudex (DUB I Nr. 78; vgl. F.-J. Schmale, Führungsschicht S. 66). Weitere Hinweise auf einstige Beziehungen zum Königsgut um Burg und Pfalz geben Familiennamen wie Palas bzw. de Palatio (Godefridus 1249, 1261 und 1263, vgl. DUB I Nr. 110, 114 und 132 mit falschem Datum; Thilemannus 1268 und 1281/82, vgl. DUB Ergbd. Nr. 125, 140, 158) oder Opperborgh bzw. super Castro (zuerst 1304, vgl. DUB I Nr. 295c). P. Baedeker, Richter und Gericht im alten Dortmund (Beiträge Dortmund 17. 1909) S. 217– 276 – A. Lampen, Königshof S. 190–192 – A. Meininghaus, Zur Genealogie des Dortmunder Grafengeschlechts ‚von Dortmund‘ (Beiträge Dortmund 20. 1911) S. 306–313 – Ders., Grafen S. 1 ff., 16 ff., 69 ff., 104 ff., 114 ff. – Ders., Burg Dortmund S. 5 f. – Ders., Königshof S. 33–36 – Ders., Zur Standesgeschichte der Grafen von Dortmund (Beiträge Dortmund 25. 1918) S. 169– 191 – Ders., Die Entstehung des Dortmunder Grafenamtes und Grafschaftslehens (ebd.) S. 192– 203 – K. Rübel, Geschichte S. 61 ff. – Ders., Grafenamt und Grafschaft in Dortmund (Beiträge Dortmund 21. 1912) S. 73–166, bes. S. 74 ff., 79 ff. und S. 101 ff. – Th. Schilp, Reichsstadt S. 118–121 – D. Thier, Melius Hereditati S. 55–66 und S. 201–207 – L. von Winterfeld, Reichsleute, Erbsassen und Grundeigentum in Dortmund. 1917 – F.-J. Schmale, Führungsschicht S. 55–78, hier S. 67 f. und zuletzt M. Fehse, Dortmund um 1400. Hausbesitz, Wohnverhältnisse und Arbeitsstätten in der spätmittelalterlichen Stadt. 2005 S. 73–81 – Zum Freigericht vgl. A. Meininghaus, Richter und Richtstätten im ältesten Dortmund (Aus Stadt und Grafschaft Dortmund. 1917) S. 96–99 und ders., Vom Dortmunder Freigericht (ebd.) S. 100–105
Im Unterschied zu anderen Pfalzorten wie etwa Paderborn blieb das Dortmunder Königsgut weitgehend im Besitz des Königs (vgl. auch II.3; III.3). Die spärlichen Erwähnungen in den Quellen lassen darauf schließen, dass es bis 1200 Vergabungen von Reichsgut nur an wenige kirchliche Institutionen gab. Dies kann als Beleg für nur geringe Eingriffe und Veränderungen in den königlichen Besitz angesehen werden. Zwar trat Otto III. erstmals Dortmunder Königsgut am 12. Oktober 997 an das Aachener Marienstift ab (DO III 257: nostre proprietatis locum Throtmanniae), doch scheint diese Abtretung nicht wirksam geworden zu sein, da eine Bestätigung durch den Nachfolger Heinrich II. nicht überliefert ist. Im Unterschied dazu wurde die Übertragung von drei Mansen in Trutmannia an die
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Kirche von Paderborn durch Otto III. am 1. Januar 1001 (DO III 387) von Heinrich zwei Jahre später bestätigt (1003 April 2: DH II 45 und DUB Ergbd. Nr. 29), der seinerseits dem Aachener Adalbertstift den zehnten Teil der königlichen Einkünfte in D. überließ (1005 Juli 7: DH II 99 – DUB Ergbd. Nr. 31). Von den Salierkaisern bestätigte Heinrich IV. der Abtei Deutz eine Rente aus dem Reichshof D. (1059 April 7: DH IV 53). Die erste klar belegte Abtretung von Königsgut erfolgte erst durch eine Stiftung Heinrichs VI. 1193 an das spätere Katharinenkloster (DUB Ergbd. Nr. 74). Wurden bis in die Stauferzeit nur geringe Teile des Königsgutes verschenkt, so diente die Reichsstadt D. seit dem 13. Jh. als Pfandobjekt vor allem an die Erzbischöfe von Köln. Eine erste Verpfändung der Stadt ist für das J. 1202 unter Otto IV. belegt (MGH Const. 2 Nr. 24 – Reg. Imp 5/1 Nr. 227 – DUB I Nr. 57 – DUB Ergbd. Nr. 80), allerdings blieb diese wohl wirkungslos. In der Folge wurde D. unter Wilhelm von Holland für 1200 Mark (1248: Reg. Imp. 5/1 Nr. 4953 – DUB Ergbd. Nr. 138), Rudolf von Habsburg (1273: DUB I Nr. 144 = DUB Ergbd. Nr. 220) und Adolf von Nassau (1292: DUB I Nr. 232 – DUB II Nr. 409 – DUB Ergbd. Nr. 345) an den Kölner Erzbischof verpfändet bzw. ältere Verpfändungen bestätigt. Die Verpfändung durch Albrecht von Habsburg 1298 scheint nicht unwidersprochen geblieben zu sein, haben sich doch neben der eigentlichen Übertragung vor allem Mahnungen an die Dortmunder erhalten, dem Kölner Erzbischof den Gehorsam zu leisten (DUB I Nr. 256, 258, 259, 265, 266, 268–270 – DUB Ergbd. Nr. 384, 385, 395–397, 402). Insbesondere scheint Graf Eberhard I. von der Mark, dem Albrecht im J. 1300 dann auch die Einkünfte der Höfe D., Westhofen, Elmenhorst und Brackel gegen 1400 Mark verpfändete, diese Rechte beansprucht zu haben (DUB I Nr. 271 = DUB Ergbd. Nr. 406). Im Besitz der Grafen von der Mark blieb der Königshof dann bis 1376, als der Graf den Hof für 6800 Gulden an den Rat der Stadt verpfändete und ihn anschließend mit Zustimmung König Wenzels an die Stadt D. (DUB II Nr. 58–64) übertrug. A. Lampen, Königshof S. 192–194 – Th. Schilp, Aspekte S. 30–32 – ausführlich dazu D. Thier, Melius Hereditati S. 26–49 – Balzer, Frühe Stadtbildung S. 35 f.
VII Da die Pfalz weder archäologisch noch durch schriftliche Belege eindeutig lokalisiert werden kann, liegt auch das spätere Schicksal der Pfalzanlagen im Dunkeln. Sicher ist, dass die Stadt am Hellweg nach 1068 nur noch selten und 1224 letztmalig im Itinerar der Könige und Kaiser vorkommt – wie für Nordwestdeutschland üblich. Seit der Mitte des 13. Jhs. diente das Königsgut dem Königtum als Gut für Verpfändungen an die Erzbischöfe von Köln und die Grafen von der Mark. Sucht man die Pfalzanlagen nördl. der Reinoldikirche, mag der Stadtbrand von 1231/32 die Anlage zerstört oder in Mitleidenschaft gezogen haben. Zumindest
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war die benachbarte Kirche so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass ein Neubau notwendig wurde. L. von Winterfeld, die die Pfalz an dieser Stelle lokalisierte, vermutete, dass die Anlage bereits unter Erzbischof Anno II. (1056–1075), also während der Minderjährigkeit Heinrichs IV., in Kölner Besitz überging. Spätestens 1316 ist das infrage kommende Gebiet dann im Besitz des Kölner Erzbischofs nachweisbar, der in einer Urk. dem Pfarrer von St. Reinoldi aufgrund der hohen Sterblichkeit gestattet, den Friedhof (simiterium; sic) bis zu den angrenzenden Buden beim bischöflichen Hof und bei der Margarethenkapelle auszudehnen (DUB II Nr. 432 = DUB Ergbd. Nr. 508). Die Margarethenkapelle, über deren Entstehungszeit nichts bekannt ist, war die Hauskapelle der Erzbischöfe, die im 14. Jh. an dieser Stelle ihren Wohnsitz hatten (Die Chronik der Pseudorektoren S. 518 f.: Et propter devotionem, quae in populo et clero vigebat, archiepiscopi Colonienses et saepius in villa Trotmannorum residebant, quia propriam habita tionem et curiam ibi habebant, quae erat sita iuxta capellam beatae Margarethae virginis, quae dicitur capella archiepiscopi, quia illam semper episcopus pro se et suis quo ad missas celebrandas habebat.). Um 1550 war nach der Chronik des Dietrich Westhoff der Hof nicht mehr in Kölner Besitz (S. 183). L. von Winterfeld, Untersuchungen S. 26 f. und dies., Entstehung S. 19 f. – N. Reimann, Königshof S. 46
Geht man davon aus, dass die Herrscher bei ihren Besuchen im 10. und 11. Jh. in oder im Umfeld der Burg nördl. des Burgtores residierten, so erlauben lediglich einige wenige achäologische Funde sowie spätere Quellen, wie die klevischen Akten zum Rechtsstreit zwischen der Stadt D. und Brandenburg-Preußen aus dem J. 1705, einige Rückschlüsse auf das spätere Schicksal der Burg / Pfalz. Die wenigen Funde aus dem Bereich des Burghügels belegen eine Nutzung für die Zeit vom 9.–11 Jh. (B. Sicherl – H. Neidhardt, Burgwall 11–13 S. 221). Jüngere mittelalterliche Funde fehlen. Zudem konnte für einen wohl im 11. Jh. angelegten Brunnen eine Schleifung bzw. Zerstörung anhand der Keramik für die 1. Hälfte des 12. Jhs. wahrscheinlich gemacht werden. Möglicherweise stehen diese Hinweise im Zusammenhang mit den Angriffen bzw. Zerstörungen der Stadt 1114/1115 durch sächsische Große und Lothar von Süpplingenburg (vgl. V.1.26). Quellenbelege zeigen, dass das Areal der Burg spätestens seit dem Ende des 14. Jhs. als Garten und Ackerfläche genutzt wurde: 1393 hatte ein Johann upper Borgh nach dem Schatzbuch der Borgbauerschaft einen Garten „upper Borg“ (K. Rübel, Finanz- und Steuerwesen. 1 S. 226). Eigentümer des Burgareals war die Familie Wickede, die mit Hildebrand und Johann Wickede die Reichsschultheißen stellte und ebenfalls Eigentümer der halben Stegerepshufe (dey half steghe repeshove; K. Rübel, Dortmunder Finanz- und Steuerwesen. 1 S. 272) war (s. u.). Anlässlich der Begehung durch die preußischen Beamten 1705 wird berichtet, dass der ‚Burgplatz‘ genannte Ort hoch erhoben, von ziemlicher Weite, rund und mit Mauern versehen sei. Der Platz, der nunmehr als Garten- und Ackerfläche
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genutzt werde, sei deutlich von anderen Äckern ‚abgesondert‘ (L. Schütte, Burg S. 46); die ehemalige Burg sei verfallen und abgebrannt. Der Bericht der klevischen Beamten und die als Augenschein aufgenommene Karte werden durch die Befunde der frühen Katasteraufnahmen dieses Bereichs vor der Stadt ergänzt. Innerhalb der relativ regelmäßig strukturierten Ackerfluren fallen langovale Wegestrukturen auf (Parzellar-Plan der Flur No. XII genannt Auf dem Berge; vgl. Deutscher Hist. Städteatlas 5: Dortmund. 2017 Taf. 1.1, Taf. 4.1.b und Taf. 8.3.a). An dieser Stelle wurde 1874 bei Ausschachtungsarbeiten der oben beschriebene Bleisarg mit zwei Kinderskeletten in situ gefunden (vgl. die Karte bei A. Meininghaus, Wo lag die „Burg Dortmund“? zwischen S. 22 und 23. S. o. IV.2 [2]); ein Fund, der auf die herrscherliche bzw. adelige Präsenz zumindest Ende des 10./Anfang des 11. Jhs. an dieser Stelle verweist. Nicht mehr in einer Pfalz, sondern im Wohnhof des Bürgermeisters Johann Wickede (Markt / Wißstraße) residierte Karl IV. bei seinem Besuch vom 22. bis 24. November 1377 während seiner Reise durch Westfalen nach Paris. Mit der Reiseroute durch die königsferne Landschaft Westfalen wurde der Herrschaftsanspruch des Kaisers hervorgehoben, der zudem seinen mitreisenden Sohn Wenzel als designierten Nachfolger präsentieren konnte. Ausführlich und als repräsentatives Ereignis wird der Aufenthalt in der deutschen Chronik des Dietrich Westhoff (um 1550) beschrieben; der rund 100 Jahre ältere lat. Bericht des Dominikaners J. Nederhoff gibt eine kürzere, aber grundsätzlich vergleichbare Schilderung des Geschehens (vgl. zum Verhältnis der beiden Geschichtswerke die Einleitung in: Nederhoff, Cronica Tremoniensium S. XXV f.). Nach dem Empfang des von Unna kommenden Kaisers durch die beiden Bürgermeister Detmar Klepping und Johann Wickede am Steinernen Kreuz bei Körne, gut 2 km vor dem Ostentor der Stadt, wo sie ihm die Schlüssel der Stadt überreichten, wurde dieser in einer Prozession (u. a. mit den Reliquien des Stadthei ligen Reinoldus) nach D. geleitet. Am Ostentor leisteten die Bürgermeister den Zügeldienst, d. h. sie führten das Pferd des Herrschers in die Stadt. Den Abschluss des Adventus bildete eine Messe in der Reinoldikirche. Am folgenden Tag ließ sich Karl IV. nach der Messe in der Reinoldikirche zwei Reliquien des Stadtheiligen zur Erweiterung seines persönlichen Reliquienschatzes sowie die Hs. des Reinoldus-Offiziums vermutlich mit dem Ziel schenken, „dass der Kult des Stadtpatrons in D. und in Prag beim Kaiser in gleicher Weise gepflegt werden konnte“ (Johanek, Karl IV. S. 237). Auf Bitten des Rates erneuerte der Kaiser die Privilegien und Reichsfreiheit der Stadt und verpflichtete urkundlich bisherige Gegner der städtischen Freiheit (den Erzbischof von Köln sowie die Grafen von der Mark und von Berg), eben diese künftig zu schützen (DUB II Nr. 83–85). Am Morgen des 24. November verließ er D. in Richtung Essen. Karls Gemahlin, Kaiserin Elisabeth, kam knapp zwei Monate später, am 16. Januar 1378 nach D. Sie blieb ebenfalls zwei Nächte in der Stadt, war Ehrengast eines repräsentativen Festes im Rathaus und erhielt wie der Kaiser nach der Messe in St. Reinoldi Reliquien des Stadtheiligen.
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Sowohl Karl IV. als auch Elisabeth residierten im Hause des Bürgermeisters Johann Wickede an der Wißstraße am Markt (Chronik des Dietrich Westhoff S. 232 f.; dazu auch H. Scholle, Dortmund im Jahre 1610 S. 225). Nach L. von Winterfeld, Geschichte der Reichs- und Hansestadt Dortmund S. 63, leistete Johann diesen Dienst als Besitzer der Stegerepshufe (mnd. stegerêp ‚Steigbügel, Stegreif‘) und in Ausübung alter Privilegien (Balzer, Frühe Stadtbildung S. 36 mit Anm. 175). Tatsächlich bezeichnen D. Westhoff und J. Nederhoff am Ende ihrer Einzugsberichte das Herbergsrecht sowie das Recht auf das kaiserliche Reitpferd der Wickedes als altes Privileg der Familie (Chronik des Dietrich Westhoff S. 235 f.; Nederhoff, Cronica Tremoniensium S. 66). Bei der geringen Frequenz von Herrscherbesuchen – der letzte Besuch war über 150 Jahre her – ist die Vorstellung eines regelmäßig ausgeübten und tradierten Rechts der Familie Wickede sicherlich Fiktion. Tatsächlich gehörte die Stegerepshove, außerhalb der Stadt vor dem Kuckelketor gelegen (K. Rübel, Dortmunder Finanz- und Steuerwesen. 1 S. 267), Ende des 14. Jhs. jedoch zur Hälfte dem Johann Wickede, Hildebrands Sohn, sowie zur anderen Hälfte Johann Wickede d. Ä. (K. Rübel, Finanz- und Steuerwesen. 1 S. 267 und S. 272). Die Familie Wickede ist seit dem 13. Jh. als ratsfähige Familie belegt (1253/54 Lambertus de Wickede, ebd. S. 251); seit dem 14. Jh. sind dann regelmäßig Mitglieder der Familie im Bürgermeisteramt (ebd. S. 252) und unter den Grafen von der Mark auch als Reichsschultheißen und märkische Amtmänner nachgewiesen (DUB I Nr. 736; zu der Familie Wickede vgl. K. Rübel, Westfälische und niederrheinische Reichshöfe mit einem Versuche über die Verfassung der Reichsstadt Dortmund [Beiträge Dortmund 2/3. 1878] S. 140–287, hier S. 235 f. – A. Meininghaus, Zur Geschichte der Dortmunder Geschlechter von Wickede [Beiträge Dortmund 18. 1910] S. 256). Das Recht des Bürgermeisters Johann Wickede auf das königliche Reitpferd ist im Zusammenhang des Adventusrituals zu sehen; üblicherweise erhielt der Reichserbmarschall das Reitpferd des Herrschers beim Herrschafts- und Krönungsumritt (vgl. G. J. Schenk, Zeremoniell und Politik. Herrschereinzüge im spätmittelalterlichen Reich. 2003 S. 479). Mit Johann Wickede zeichnet Karl IV. ein dem Königstum besonders verbundenes Mitglied der ehemaligen Reichsministerialität und Dortmunder Führungsschicht aus (ebd. S. 484). Nederhoff, Cronica Tremoniensium S. 58–60 – Chronik des Dietrich Westhoff S. 229–236 und S. 243 f. Eine weitere Einzugsschilderung findet sich in der lat. Chronik der Pseudorektoren der Benediktskapelle, eine Fälschung des dortigen Rektors Heinrich von Broke, wohl Ende des 14. Jhs. und damit zeitlich vor J. Nederhoff und D. Westhoff. Die Chronik, die im Zusammenhang mit einem Rechtsstreit mit der Stadt D. um die Verlegung der Kapelle entstanden ist, schildert den Einzug Karls IV. in verkürzter Form. Die zentralen Angaben wie Dauer des Aufenthalts, Einzugsprozession und Reliquienschenkung stimmen aber mit den späteren Beschreibungen überein. Auch hier vermutet J. Hansen als Quellen offiziöse Niederschrr., vgl. J. Hansen, Chronik der Pseudorektoren der Benediktskapelle zu Dortmund (Neues A rchiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 11. 1886) S. 491–550, hier S. 540 und Chronik des Dietrich Westhoff S. XIV f.) – B. Franke, Kaiser Karl IV. und Kaiserin Elisabeth in Dortmund 1377 und
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1378 (Städtische Repräsentation. St. Reinoldi und das Rathaus als Schauplätze des Dortmunder Mittelalters. Hg. von N. Büttner u. a. 2005 = Dortmunder Mittelalter-Forsch. 5) S. 275–295 – Lampen, Karl IV. – Johanek, Karl IV.
Als Reichsstadt (civitas imperialis, zuerst 1232 [DUB I Nr. 71]) blieb D. weiterhin eng mit Reich und Königtum verbunden, auch wenn die Stadt nur selten an Reichstagen teilnahm. Die Reichsfreiheit, die die Bürger über Jahrhunderte als Garant ihrer städtischen Freiheiten betonten, musste die Stadt im SpätMA und in der Frühen Neuzeit immer wieder sowohl juristisch als auch militärisch verteidigen. Vor allem die Kölner Erzbischöfe und die benachbarten Landesherren, insbesondere die Grafen von der Mark sowie ab 1609 die Kurfürsten von Brandenburg-Preußen, zielten darauf ab, D. in ihr Territorium einzugliedern. In der Großen Fehde 1388/89 versuchten der Kölner Erzbischofs und der Graf von der Mark ihre Verpfändungsrechte gegenüber D. militärisch durchzusetzen und forderten die Huldigung der Stadt. D., das fast zwei Jahre belagert wurde, konnte seine Reichsstandschaft und Unabhängigkeit gegen die Leistung größerer Geldzahlungen jedoch behaupten (C. Garnier, Symbole der Konfliktführung im 14. Jahrhundert: die Dortmunder Fehde von 1388/89 [WZ 151/152. 2001/2002] S. 23–46). Mehrere Könige und Kaiser bestätigten die Reichsunmittelbarkeit der Stadt, so u. a. Rudolf von Habsburg 1273 (DUB I Nr. 145), Ludwig der Bayer 1332 (DUB I Nr. 489 und 492), Karl IV. 1349 (DUB I Nr. 655) und 1377 (DUB II Nr. 83 und 84), Wenzel 1379 (DUB II Nr. 107), Ruprecht 1403 (Fahne UB Nr. 181), Sigismund 1414 (Fahne UB Nr. 196) und Leopold I. 1659 (Fahne UB Nr. 291). Der Niedergang der nunmehr lutherischen Reichsstadt setzte im 17. Jh. vor allem im Zuge des Dreißigjährigen Krieges mit dem damit verbundenen Bevölkerungsverlust und der hohen finanziellen Belastung der Stadt ein. Endgültig verlor D. den Status als Reichsstadt durch den Reichsdeputationshauptschluss mit der Ein gliederung in das Fürstentum Oranien-Nassau (1802–1806), das Großherzogtum Berg (1808–1813/15) und schließlich in die preußische Provinz Westfalen (seit 1815). Th. Schilp, Reichsstadt S. 70–92 und 200–203 – Ders., Vom Bürger der Reichsstadt zum oranien-nassauischen Untertanen: Dortmund 1802–1806 („Wachse hoch, Oranien!“. Auf dem Weg zum ersten König der Niederlande: Erbprinz Wilhelm Friedrich als regierender deutscher Fürst 1802–1806: Fulda + Corvey + Dortmund + Weingarten. Hg. von der Bürgerschaftlichen Initiative = Studien zur Geschichte und Kultur Nordwesteuropas 24. 2013) S. 111–130 – Ders., Vom Bürger der Reichsstadt zum Untertan des Fürsten: Dortmund unter oranien-nassauischer Herrschaft 1802–1806 (Klostersturm und Fürstenrevolution: Staat und Kirche zwischen Rhein und Weser 1794/1803. Hg. von U. Gärtner u. a. = Veröff. der staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen: Reihe D: Ausstellungskataloge staatlicher Archive 31. 2003) S. 154– 163 – Ders., Die Reichsstadt Dortmund im 18. Jahrhundert (ebd.) S. 28–37 – G. Luntowski, Das Jahrhundert der Industrialisierung (Geschichte Dortmund) S. 213–352, hier S. 215–218 – F. W. Saal, Die drei Dortmunder Stadtklöster (Die Säkularisation im Ruhrgebiet. Hg. von B. Hermans. 2004) S. 309–328
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VIII D. ist neben Paderborn der zweitwichtigste königliche Aufenthaltsort in Westfalen. Während letzterer einen ersten Höhepunkt bereits in karolingischer Zeit erlebt, kann D. mit 17 Aufenthalten als die ottonische Pfalz in Westfalen angesprochen werden. Beginnend mit Heinrich I., der 928 erstmals (aber nur einmal) in D. weilte, besuchten alle ottonisch-salischen Herrscher bis einschließlich Heinrich IV. (1068) die westfälische Stadt regelmäßig und mehrmals. Höhepunkte bildeten die Itinerare Ottos I. und Heinrichs II. mit jeweils fünf Besuchen. Otto II., Otto III., Konrad II. und Heinrich III. machten jeweils dreimal Station in D. (vgl. jetzt auch Reeb, Königtum). Unter Heinrich IV., der 1066 und 1068 in D. war, brechen aufgrund der Konflikte mit den sächsischen Großen die Besuche der Herrscher in D. ab; D. verliert seine Rolle als wichtiger Pfalzort in Westfalen. Heinrich V. kam 1113/14 im Rahmen der kriegerischen Auseinandersetzung mit den sächsischen Großen nach D.; hier wird eher, vor allem nach der Zerstörung der Stadt durch Lothar von Süpplingenburg, eine Beherbergung im Feld zu vermuten sein. Friedrich I. besuchte D. 1152 und 1154 im Rahmen seines Herrschaftsantritts bzw. in Vorbereitung des ersten Romzuges. Der Aufenthalt 1152 ist nicht direkt, sondern nur indirekt über ein späteres Diplom belegt (DF I. 59). D. wurde bei diesen Reisen, ähnlich wie die ebenfalls besuchten Orte Soest, Paderborn und Corvey, als Rastpunkt an der wichtigsten west-östl. Verbindungsstraße, dem Hellweg, genutzt. Ob der Hinweis zu 1152, in burgo Tremonia, auf die Burg als Aufenthaltsort hindeutet oder allgemein auf die zugehörige, befestigte Siedlung verweist, muss offenbleiben (vgl. G. Köbler, burg und stat – Burg und Stadt? [Historisches Jahrbuch 87. 1967] S. 305–325, hier S. 325); auf jeden Fall führten die beiden Besuche Friedrichs I. nicht zu einer Wiederbelebung von D. als königlichem Pfalzort. 70 Jahre später besucht dann letztmals der vierzehnjährige Heinrich (VII.) D. Zielpunkt dieser selten gewordenen Reise durch Westfalen waren die Orte Bardowick und Bleckede, um die Freilassung des dänischen Königs zu bewirken. Er reiste zusammen mit seinem Vormund, dem Kölner Erzbischof Engelbert I. von Berg, und wird vermutlich ebenso wie an dem nächsten Aufenthaltsort Soest in der erzbischöflichen Pfalz gewohnt haben. Die Funktion des Platzes D. ist dabei klar: Mit insgesamt rund 30 belegten Aufenthalten, darunter Osterfeste, Hoftage und Synoden, war D. wichtigster Haltepunkt auf dem Weg zwischen Ostsachsen und dem Rheinland. Grundlage dieser Bedeutung war zum einen die verkehrsgünstige Lage am Hellweg und an einer nordsüdl. verlaufenden Straße wie auch die früh belegte Marktfunktion des Ortes sowie seine Bedeutung als Platz der Metallverarbeitung. Zum anderen bot der umfangreiche königliche Besitz vor Ort – vier Reichshöfe sind im Dortmunder Raum zu belegen – die ökonomische Basis zur Versorgung des Herrschers und seiner Begleitung (vgl. dazu Balzer, Frühe Stadtbildung S. 34–37). Das Königsgut wurde von einem Wirtschaftshof aus verwaltet, der als curia allerdings erst deutlich später, 960, genannt wird.
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Nach wie vor ist die Lokalisierung der Pfalz bzw. der königlichen Unterkünfte unsicher. Hier können nur archäologische Untersuchungen weitere Aufschlüsse ergeben. Vielleicht muss aber für D. die Vorstellung einer festen Pfalzanlage nach dem Vorbild von Duisburg, Ingelheim oder auch Paderborn korrigiert werden. D. ist auf jeden Fall ein Beispiel für einen Pfalzort mit über das spätere Stadtgebiet verteilten Funktionseinheiten: Königlicher Wirtschaftshof, Grafenhof als Sitz des herrscherlichen Verwalters, sichernder Burg mit Burgkapelle, Pfalzkirche sowie ggf. Pfalzgebäude. Möglicherweise wohnten die Herrscher auch an unterschiedlichen Orten, zum Teil in Gebäuden vor Ort, so in der Burg im Norden der Stadt, in einer noch nicht lokalisierten königlichen Pfalz oder dann später im Hof des Kölner Erzbischofs nördl. von St. Reinoldi (s. III.3 und IV.2 [3]). Hinsichtlich der Identifizierung des Kölner Hofes als möglichem Aufenthaltsort in nachottonsicher Zeit ist auffällig, dass bei allen Herrscheraufenthalten seit 1068 – mit Ausnahme des militärisch bedingten Aufenthalts Heinrichs V. 1115 (vgl. V.1.26) – der Kölner Erzbischof anwesend war. Ebenfalls vorstellbar ist auch – gerade bei Aufenthalten im Zusammenhang mit Kriegszügen oder größeren Umritten und Hoftagen – eine Beherbergung in Zeltlagern oder ephemeren Anlagen (Balzer, …et apostolicus). Die abnehmende königliche Präsenz in D. seit der 2. Hälfte des 11. Jhs. ist in den größeren politischen Zusammenhängen der Zeit zu sehen. Zuerst sind dies die Auseinandersetzungen Heinrichs IV. mit den sächsischen Großen und die Verlagerung der Herrschaftspräsenz ins Rhein-Main-Gebiet und nach Süddeutschland. Die Hellwegzone und Westfalen insgesamt treten seit der späteren Stauferzeit in den Herrscheritineraren deutlich zurück, neben Heinrich (VII.) besucht lediglich noch einmal der Welfe Otto IV. zwischen 1200 und 1204 den Raum zwischen Ems und Weser.
IX.1 J. Chr. Beurhaus, Summarischer Entwurf der Freien Reichs-Stadt Dortmund Weltlichen und Geistlichen Verfassung sammt dahin gehörigen Geschichten. Entworfen 1759 und vermehrt 1782, gedruckt in: Die Grafschaft und freie Reichsstadt Dortmund. Bearb. von A. Fahne. 4: Die verschiedenen Geschlechter Stecke, Beurhaus’ Entwurf, Niederhof’s Memorabilien, Nachträge zu Chronik und Urkundenbuch betreffend die Freie Reichsstadt Dortmund. 1859 S. 1–88 Chronik der Pseudorektoren der Benediktskapelle zu Dortmund. Ed. von J. Hansen (Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 11. 1886) S. 491–550 A. Fahne, UB der freien Reichsstadt Dortmund (Die Grafschaft und freie Reichsstadt Dortmund 2) Ndr. 1974. Zitiert: Fahne UB
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Abb. 11: Dortmund. Zeitstrahl Königsbesuche
IX.2 Chr. Albrecht, Die Ausgrabungen in der Reinoldikirche und in der Peterskirche auf der Hohensyburg (Beiträge Dortmund 51. 1954) S. 127–135. Zitiert: Albrecht 1954 Ders., Die Ausgrabungen in der Reinoldikirche (St. Reinoldi in Dortmund. Hg. von H. Lindemann. 1956) S. 61–67. Zitiert: Albrecht 1956 Chr. Althoff, Die Befestigung der Stadt Dortmund. Ergebnisse der Stadtkernarchäologie. 1996. Zitiert: Chr. Althoff, Befestigung Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark. Zitiert: Beiträge Dortmund H. Brink-Kloke – M. Austermann, Königskamp und Kampstraße – Bausteine der frühstädtischen Entwicklung Dortmunds (AiWL 2017. 2018) S. 95–98 T. Capelle, Die karolingisch-ottonische Bronzegießereisiedlung bei Kückshausen (FrühMA Stud. 8. 1974) S. 294–302 K. H. Deutmann, Dortmund (Friedhof / Kuckelke) (AFWL 5. 1987) S. 580–583 Dortmund. 1100 Jahre Stadtgeschichte. Festschr. Hg. von G. Luntowski und N. Reimann. 1982. Zitiert: Dortmund Festschr. 1982 I. Fiedler, Wo lag die Königspfalz? Ein Plädoyer für ein offenes Weitersuchen (Heimat Dortmund. 1995 H. 2) S. 29–36 Geschichte der Stadt Dortmund. Hg. von G. Luntowski u. a. 1994. Zitiert: Geschichte Dortmund A. Lampen, Der Königshof Dortmund – Von der Pfalz zur Reichsstadt (Orte der Herrschaft) S. 183–215 K. Lange, St. Reinoldi vor 1232. Bau- und kirchengeschichtliche Überlegungen zur Trans lationszeit des Dortmunder Stadtpatrons (Die mittelalterliche Stadt) S. 63–75 Ders., Capella regis. Zum Bauprogramm der Dortmunder Marienkirche (Beiträge Dortmund 83/84. 1992/93) S. 65–107 A. Meininghaus, Wo lag die „Burg Dortmund“? (Beiträge Dortmund 22. 1913) S. 18–23 Ders., Die Grafen von Dortmund. Ein Beitr. zur Geschichte Dortmunds (Beiträge Dortmund 24. 2 1915) S. 1–348 Ders., Von der Burg Dortmund (Aus Stadt und Grafschaft Dortmund. 1917) S. 1–7 Ders., Königshof und Königspfalz Dortmund (Beiträge Dortmund 22. 1913) S. 24–36 D. Meyer, Dortmund (Friedhof) (AFWL 3. 1985) S. 159–171 Die mittelalterliche Stadt und ihr heiliger Patron. Reinoldus und die Dortmunder Stadtgemeinde. Hg. von Th. Schilp und B. Weifenbach (Veröff. des Stadtarchivs Dortmund 15) 2000. Zitiert: Die mittelalterliche Stadt
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S. Penth, Prämonstratenser und Staufer. Zur Rolle des Reformordens in der staufischen Reichsund Territorialpolitik (Historische Studien 478) 2003 Th. Rehren – E. Lietz – A. Hauptmann – K. H. Deutmann, Schlacken und Tiegel aus dem Adlerturm in Dortmund: Zeugen einer mittelalterlichen Messingproduktion (Montanarchäologie in Europa. Hg. von H. Steuer und U. Zimmermann = Freiburger Forsch. zum ersten Jahrtausend in Südwestdeutschland 4. 1993) S. 303–314 N. Reimann, Vom Königshof zur Reichsstadt. Untersuchungen zur Dortmunder Topographie im Früh- und Hochmittelalter (Dortmund Festschr. 1982) S. 21–51 Ders., In burgo Tremonia. Pfalz und Reichsstadt Dortmund in der Stauferzeit (BlldtLdG 120. 1984) S. 79–104 Ders., Die Entwicklung des Dortmunder Stadtbildes im Mittelalter (H. Scholle, Dortmund im Jahre 1610. Maßstäbliche Rekonstruktion des Stadtbildes. 1987) S. 9–23 Ders., Das Werden der Stadt (Geschichte Dortmund) S. 13–66 K. Rübel, Dortmunder Finanz- und Steuerwesen. 1: Das vierzehnte Jahrhundert. 1892 Ders., Geschichte der Grafschaft und freien Reichsstadt Dortmund, Bd. 1: Von den ersten Anfängen bis zum Jahr 1400. 1917 A. Rüschenschmidt, Entstehung und Entwicklung des Dortmunder Pfarrsystems, sein Dekanat und Archidiakonat bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts (Beiträge Dortmund 33. 1926) S. 54–128 Th. Schilp, „Civitas Tremoniensis imperialis“. Aspekte der Geschichte Dortmunds im Wandel des Königtums (Vergessene Zeiten 2) S. 28–33. Zitiert: Schilp, Aspekte Ders., Die Reichsstadt (1250 bis 1802) (Geschichte Dortmund) S. 67–211 Ders., Consules rempublicam Tremoniensem gubernantes. Die Entwicklung der reichsstädtischen Autonomie Dortmunds im Jahrhundert der staufischen Königsherrschaft (BlldtLdG 131. 1995) S. 51–111 F.-J. Schmale, Die soziale Führungsschicht des älteren Dortmunds. Beobachtungen und Überlegungen zur hochmittelalterlichen Stadtgeschichte (Dortmund Festschr. 1982) S. 53–78 H. Scholle, Dortmund im Jahre 1610. Maßstäbliche Rekonstruktion des Stadtbildes. 1987 L. Schütte, Die Burg vor der Burgpforte (Heimat Dortmund. 1997 H. 2) S. 44–46 B. Sicherl – H. Brink-Kloke, Tausend Jahre Stadtentwicklung – Infrastruktur und Metallgewerbe in Dortmund (AiWL 2009. 2010) S. 101–105 Ders., Dortmund – Ein Zentrum herrschaftlicher Buntmetallproduktion (König Konrad I. Herrschaft und Alltag) S. 197–210 Ders. – H. Brink-Kloke, Zwischen Urt(h)ier und Thier-Galerie. Eine Zeitreise durch ein Stadtquartier (Bausteine und Fundstücke – Dortmunder Denkmalhefte 2) 2012 Ders. – H. Brink-Kloke, Dortmund vor 1200 – ein neuer Blick auf die alte Stadt (AiWL 2012. 2013) S. 228–232
114
Dortmund IX.2–IX.4
Ders. – H. Bakko, nicht alders kann ich finden – merowingerzeitliche Gräber bei St. Martin in Dortmund (AiWL 2019. 2020) S. 90–94 G. E. Sollbach, Autonomie und Selbstverwaltung der Reichsstadt Dortmund im Mittelalter (Jahrbuch des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark 73. 1975) S. 1–161 Chr. Spannhoff, Zwei Miszellen zur Geschichte Dortmunds im frühen Mittelalter [Beiträge Dortmund 109. 2018] S. 8–22 D. Thier, Melius Hereditati. Untersuchungen zur Dortmunder Führungsschicht im 13. und 14. Jahrhundert (Bochumer historische Studien, Mittelalterliche Geschichte 8) 1987. D. Winger, Grenzgesellschaft im Wandel. Die westfälische Hellwegelite im 6. und 7. Jahrhundert (Kat. Saxones 2019) S. 230–239 L. von Winterfeld, Untersuchungen zur ältesten Geschichte Dortmunds (Beiträge Dortmund 31. 1924) S. 7–76 Dies., Die Entstehung der Stadt Dortmund (Beiträge Dortmund 48. 1950) S. 5–97 Dies., Dortmund, Stadtkreis (Deutsches Städtebuch 3) S. 108–117 Dies., Geschichte der freien Reichs- und Hansestadt Dortmund. 71981 J. Wollasch, Geistliche Hintergründe der Dortmunder Versammlung des Jahres 1005 (Westfalen 59. 1981) S. 55–69
IX.3 Topogr. Karte 1 : 25000 Bl. 4410 Dortmund Deutsche Grundkarte 1 : 5000 Bll. 4410,23 Dortmund Nord, 4410,24 Dortmund, Hoesch Süd, 4410/29 Dortmund Mitte, 4410/30 Dortmund Ost Deutscher Hist. Städteatlas 5: Dortmund. 2017
IX.4 Westfalia Picta 9: Westfälisches Ruhrgebiet. 2005 S. 112–202
Angelika Lampen
Ich danke Dr. Henriette Brink-Kloke, Dr. Bernhard Sicherl und vor allem Prof. Dr. Thomas Schilp (†) für Diskussion, Anregungen und Kritik.
ERESBURG (A) Stadt Marsberg Hochsauerlandkr. I Eresburg(um) castrum z. J. 772. Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) cop. s. IX. (C1, D1, E1) S. 32, vgl. V.1.1. Erisburgo z. J. 772. Ann. Petaviani (SS 1) S. 16, vgl. V.1.1. Aeresburgum z. J. 775. Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) cop. s. IX. (C1, D1, E1 und z. J. 785 auch B1, aber nicht E1 zu 784) S. 40, vgl. V.1.2. Herisburgo z. J. 784. Ann. Petaviani (SS 1) S. 17, vgl. V.1.6b. Herisburg, ca. 850. Anonymi vita Hludowici 4 (SS rer. Germ. 64) S. 296, vgl. V.1.7. Merespurg bzw. Merespurch z. J. 785 (784). Ann. Sangallenses maiores (SS 1) S. 75, Cod. Sang. 915 S. 200 (s. X.) bzw. Cod. Sang. 453 S. 214 (s. XII.) Heresburg z. J. 826. DLdF 255, cop. s. X. Heresburg z. J. 915. Ann. Corbeienses, vgl. V.2.3. Heresburc 1025. DKo II 10, or. und Nachurk. Eresburg 900. DLdK 6, cop. s. X. Eresburg (est Arisburg bzw. Arispolis) z. J. 1145. Chronographus Corbeiensis 1145–1147 S. 60 mit Note b Eresbvrg 1147. DKo III 179, or. und Nachurk. Eresburch ca. 1013. Thietmar, Chronicon II/1 (SS rer. Germ. N. S. 9) S. 40 Eresbvrch 1147. DKo III 182, or. und Nachurk. Eresberg 1082–1088. Urk. Marsberg Nr. 2 S. 31, or. Eresberch 1158/60, 1176. Der Liber Vitae 1 S. 17 – UB des Herzogtums Westfalen II, Addenda S. 53 Der Abdruck der Reichsann. von F. Kurze (SS rer. Germ. 6) normalisiert die Namenschreibung zum Teil gegen die Übereinstimmung der ältesten Hss. Von Anfang an kommt die Namensform praktisch in allen möglichen Varianten vor. Zu beachten ist z. B. auch, dass die Sachsengeschichte Widukinds in jüngeren Hss. überliefert ist als die im Autograph erhaltene Chronik des Thietmar von Merseburg (vgl. V.1.10). Die älteren Deutungen des Namens als ‚Heeresburg‘, ‚Burg
116
Eresburg I
der Hera‘ oder ‚des Gottes Er‘, ‚Volksburg‘ u. a. werden in jüngeren Bearbeitungen von J. Udolph und M. Flöer als „sprachlich unbegründet oder nicht zu den Belegen passend“ verworfen. Über die auffällige Lage des Berges und ein von J. Pokorny erschlossenes Wort indogerm. *eros, ‚Erhebung‘ (abtönend gr. *oros ‚Berg‘) kommt Udolph zu einer Deutung als ‚Bergburg‘, weil er meint, im Deutschen und im Germanischen finde sich kein sicherer Anschluss. Udolph zieht mit A. Bach die Realprobe vor (S. 248): „Der Beweis aus der Sache schlägt den aus der sprachlichen Form.“ Dabei unterschätzt er gegenüber der Berggestalt die Eigenschaft als Erzberg. Bereits Förstemann-Jellinghaus, ON Sp. 829 hat darauf verwiesen, der Berg habe seinen Namen „wahrscheinlich von ahd. ‚êr‘“, das Erz, was sich auch mit den neuen Befunden zur Metallverarbeitung in der Umgebung gut abstützen lässt. – Siehe auch Hist. Stätten NRW2 S. 496 und H.-G. Stephan, Siedlungsgeschichte S. 16 Die wissenschaftliche Namenkunde lehnt einen Anschluss des Ortsnamens an as. ēr ‚Erz‘ ab, weil das Bestimmungswort des Namens dann im Genitiv Singular vorliegen müsste, was bei einem ON dieses Alters nicht zu erwarten sei (WOB 6 S. 329 – P. Derks, Gobelin Persons BuhlGeist Goldemer, die Burg-Gespenster und die Gespenster-Burgen an der Ruhr. Von den Verwandlungen einer westfälischen Sage [Exemplar. Festschr. Kurt Otto Seidel. Hg. von Rüdiger Brandt und Dieter Lau. 2008] S. 139–199, hier S. 155, Anm. 59). Allerdings gibt es Gegenbeispiele: Bergeshövede bei Hörstel, a. 965 Bergashauid ‚des Berges Haupt‘ (DO I 302); Seeshaupt am Starnberger See, a. 1056 Seshopten ‚des Sees Spitze[n]‘ (W.-A. v. Reitzenstein, Lexikon S. 356); Haarzopf bei Essen, a. 1215 in villa Hartzappe ‚des Waldes Bach‘ (P. Derks, Die Siedlungsnamen der Stadt Essen. Sprachliche und geschichtliche Untersuchungen. 1985 S. 38–42). Damit ist ein Anschluss des Namens E. an as. ēr ‚Erz‘ durchaus möglich (‚des Erzes Berg‘). M. Flöer (WOB 6 S. 326–331) diskutiert noch weitere sprachgeschichtliche Hypothesen. So gehe G. Neumann von dem ursprünglichen Grundwort -burg aus und nehme für das Bestimmungswort den Superlativ ēristo, ēreste ‚der erste, bedeutendste‘ an – mit gelegentlichem Ausfall des Dentals in der Konsonantengruppe -stb-. Der Name habe somit „auf den Rang der Wehranlage hingewiesen“. H. Tiefenbach und N. Wagner vermuten im Bestimmungswort hingegen einen stark flektierten PN *Er(i) (erhalten im got. PN Eriulfus) im Genitiv Singular (Eres). „Beide verweisen zum Vergleich auf den ON Eersel bei Eindhoven / Niederlande (a. 712/13 Eresloch), der ebenfalls dieses Erstglied“ enthalte. M. Flöer selbst hält wegen eines von ihm angeführten Belegs z. J. 785 Meresburg (mit Verweis auf die Ann. Sangallenses maiores [SS 1] S. 75) aus grammatikalischen Gründen ein bereits mit Beginn der Überlieferung bestehendes Nebeneinander der Grundwörter -burg und -berg für wahrscheinlich, auch wenn die Formen mit -berg erst seit dem 11. Jh. belegt sind (S. 329). Denn sowohl die Form Meresburg als auch der heutige ON (Ober-)Marsberg können nur durch eine Agglutination des Artikelteils m, etwa aus der Form t(h)o dem Eresberge, entstanden sein, worauf schon E. Schröder hingewiesen hat. Voraussetzung für dieses Syntagma ist das maskuline Grundwort -berg, weshalb es neben -burg vermutlich bereits für das 9. Jh., sicher aber für das 10. Jh. (siehe unten) angenommen werden darf. Zu M. Flöers Beleg z. J. 785 Meresburg ist allerdings anzumerken, dass es sich in der von ihm angegebenen Form um eine Verschreibung handelt, denn die Ann. Sangallenses maiores (SS 1) S. 75 z. J. 785 (784) haben die Form Merespurg – mit stimmlosem bilabialem Plosiv. Auch in den beiden Handschriften der Ann. Sangallenses maiores finden sich nur die Formen Merespurg bzw. Merespurch (Cod. Sang. 915 S. 200 [s. X.] bzw. Cod. Sang. 453 S. 214 [s. XII.]). In der Frage nach dem Bestimmungswort weist M. Flöer auf die Probleme aller bisher gemachten Erklärungen hin und schlägt den Anschluss an einen rekonstruierten Gewässernamen *Eri sa (zu indogerm. *er-/*or- ‚in Bewegung setzen, erregen‘ mit dem in Gewässernamen häufig ver-
Eresburg (Marsberg)
Horhusen?
Eresburg
1:25000 0
250
500
750
1000m
Abb. 12: Eresburg. Topogr. Karte 1 : 25.000
Kartographische Grundlage: Digitale Topographische Karte 1:25000, Land NRW 2021 (http://www.govdata.de/dl-de/zero-2-0); © Institut für vergleichende Städtegeschichte, Grafik: Th. Kaling
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Eresburg I–II.1
tretenen s-Suffix) als älteren Namen oder früheren Abschnittsnamen der Diemel vor, an den sekundär das Grundwort -berg/-burg angehängt wurde (WOB 6 S. 330 f.). Der ON E. (und somit die daraus entstandene heutige Form Marsberg; C. S.) sei „somit als ‚Burg / B erg an der *Eri sa‘ zu erklären“ (ebd. S. 331). Einigkeit besteht hingegen darin, dass die Formen des Namens mit anlautendem H- auf eine Umdeutung des Bestimmungswortes zu as. heri ‚Heer‘ hindeuten. Zum Forschungsüberblick: WOB 6 S. 326–331; im Vorangehenden ergänzt, zitiert und zusammengefasst von Chr. Spannhoff.
Von der sprachgeschichtlichen Herleitung des Namens sind die mittelalterlichen Deutungen zu unterscheiden. Beispielsweise scheint Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae II/11 (siehe V.2.4), mit der Sammlung von Thankmars Scharen z. J. 938 auf eine Heeresburg anzuspielen. Der Corveyer Chronograph oder sein gleichzeitiger Abschreiber postulierte etwa 1147, der Anlaut des Namens sei verdorben. Als nämlich Julius Caesar die Burg unterworfen habe, soll sie von ihm den Namen Arispolis erhalten haben, benannt nach Ares, dem griechischen Namen für den lat. Gott Mars. Diese ‚wissenschaftliche‘ Deutung aus der Amtszeit des Wibald als Abt von Corvey parallelisiert anschließend noch Ermis mit Hermes bzw. Merkur und behauptet, dass die civitas derart zwei Gottheiten (idolis) geweiht gewesen sei. Daneben ist ein Beleg aus dem 13. Jh. erwähnenswert, der trotz gleicher Deutung die sprachgeschichtliche Herleitung des anlautenden m stützt. Die Herforder Vita Waltgeri-Hs. enthält neben anderem Corveyer Material eine Corveyer Gründungsgeschichte. Diese ist – nach 1260 – gleich zweimal eingetragen und referiert in der 2. Fassung die Schenkung der E. durch Kaiser Ludwig mit einer zusätzlichen Erklärung: (tradidit) abbatiam mersberg (1. Fassung in eres burg) hoc est in monte martis (LAV NRW W, Msc. VII Nr. 5208 fol. 34 bzw. 17; nicht aufgenommen in der Ed. von C. M. Raddatz, Vita Waltgeri). Förstemann-Jellinghaus, ON 1 Sp. 828 f., 2 Sp. 1527 – Bach, Namenkunde 2 S. 170 § 484 – J. Udolph, Art. Eresburg. § 1: Namenkundliches (RGA 7. 1989) S. 475–477 – Zeugnisse: Annalium Corbeiensium cont. s. XII S. 60 Note b – KUW 1 S. 508 Note k – Vgl. noch consules in Montemartis 1326. Transsumpt zu KUW 1 Nr. 27 S. 94 (DLo III 143 sp.) und Dietrich von Nieheim, Cronica (von 1413/14) (MGH Staatsschrr. 5,2) S. 177: in opido Montismartis, ubi antiqui Saxones Martem pro deo coluerunt. (Weitere Belege zu Marsberg bis 1859 im WOB 6 S. 326 f.)
II.1 Der über 405 m hohe Eresberg gilt als nordöstl. Bastion des rheinischen Schiefergebirges im Sauerland, das im Diemel-Oberland ausläuft. Hier liegt der erzhaltige sauerländische Karbonschiefer unter einer Decke von Zechsteinkalk. Die Bergkuppe beherrscht einen Winkel zwischen dem Flusstal der Diemel und dem Bachtal der Glinde. Denn die Erosion hat hier einen von Süden nach Norden ansteigenden Bergsporn so herauspräpariert, dass er nach Norden, Westen und Osten steil abfällt. Besonders mächtig erscheint seine bis etwa 150 m über die Tal-
Eresburg II.1–II.3
119
sohle aufragende Spitze, wenn man sie von Norden erblickt. Dann wird sie noch gekrönt von der an der höchsten Stelle errichteten Peterskirche. Hdb. der naturräuml. Gliederung Deutschlands. Hg. von E. Meynen, Bd.1, 1953–1963 S. 504 f. (W. Hartnack) – Ders. – L. Maasjost, Der Bergkopf von Obermarsberg (Topogr. Atlas NRW) S. 62 – Westf. Städteatlas Lfg. 2 Nr. 10: Marsberg. 1981 – K. Engelhard, Niedermarsberg, Obermarsberg (Nordrhein-Westfalen neu gesehen. Ein Luftbildatlas. Hg. von G. Cordes und D. Glatthaar. 1976) S. 77
II.2 Die E. liegt an dem von Frankfurt ausgehenden Fernweg über Fritzlar, Korbach und Marsberg, der bei Paderborn auf den Hellweg trifft. Als weniger bedeutend erscheint ein West-Ost-Fernweg von Soest über (Nieder-)Marsberg und Warburg nach Kassel, der sich nördl. unterhalb des Bergsporns über eine Diemelfurt mit der Süd-Nordstraße verbindet und etwas flussabwärts wieder von ihr abzweigt. H. Weczerka, Verkehrsgeschichtliche Grundlagen des Weserraumes (Kunst und Kultur im Weserraum 1) S. 192–202, hier S. 199 und 200 f. (Kartenskizze) – H. Stoob, Vom Städtewesen im oberen Weserlande (ebd. 1) S. 203–213, hier S. 205 und 207 (Kartenskizze) – Ebd. 2 S. 791 Nr. 657 – Ders., Doppelstädte S. 117 – Westf. Städteatlas Lfg. 2 Nr. 10: Marsberg. 1981 – Kaminsky, Studien S. 19 f. und 56 – Hist. Stätten NRW3 S. 704
II.3 Aufgrund der Topographie war die Geschichte des späteren Marsberg seit dem letzten Viertel des 8. Jhs. stets von zwei Siedlungskernen bestimmt: dem kultischherrschaftlichen Zentrum auf der E. und dem wirtschaftlichen Schwerpunkt in Horhusen auf der Ostseite des Burgberges im Glindetal an einer Diemelfurt. Im J. 900 gewährte König Ludwig d. Kind dem Corveyer Abt Bovo II. innerhalb der ‚Abtei‘ intra ipsam abbatiam in der villa Horohusun einen öffentlichen Markt und eine Münze sowie das Recht, durch ihren Vogt von denen, die des Handelns wegen dorthin kommen, Steuern einzunehmen (DLdK 6, cop. s. X.). Die Verleihung von Markt und Münze bezog sich auf die hier erstmals genannte Siedlung Horhusen (heute Niedermarsberg) im Talgrund unterhalb der E.; das Steuerrecht des Vogtes aber sollte im Umfeld, der ‚Mark‘, der genannten villa und des Berges E. gelten. Damit ist ein nennenswertes wirtschaftliches Leben bezeugt. Einzelne (H)eresburger Münzen sind wie die Corveyer Münzen erst im 11. Jh. nachweisbar. Ungefähr um die Jahrtausendwende fälschte man in Corvey eine Urk. auf das J. 962, die den Einwohnern von Horhusen das Dortmunder Kaufmannsrecht sichern sollte (DO I 444 Spur.). Zu 1036 wird ein Horhuser (Hohl-) Maß erwähnt (horusscepel – Verzeichniß der Güter und Einkünfte des Stifts SS. Petri et Andreae zu Paderborn [WZ 4. 1841] S. 115–135, hier S. 125).
120
Eresburg II.3
Eresburg (Marsberg) Niedermarsberg Buttenturm
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Stiftskirche St. Petrus und Paulus (gegr. 784/85, 826 an Kl. Corvey)
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ehem. Mauer (Ende 13. Jh.; erstmals 1324 erw.) ehem. Stiftsfreiheit vermuteter Bereich Gebäude nicht erhalten Gebäude erhalten
Abb. 13: Eresburg. Stadtkarte
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1:10000
300m
Entwurf: Ch. Spannhoff • Grafik: T. Kniep Topographische Grundlage: Stand um 2019 © Institut für vergleichende Städtegeschichte, 2021
Eresburg II.3
121
Genauere Auskunft über Handel und Wandel – nun auch an der E. selbst, also in Obermarsberg – gibt das ‚Registrum Erkenberti‘, ein Corveyer Güterverzeichnis aus dem ersten Viertel des 12. Jhs. Besonders seine Paragraphen 21–24 betreffen Horhusen, (H)eresburg und ihre Umgebung. Maßgeblicher Grundherr war das Kloster Corvey. Neben dessen Besitz lässt sich ein Haupthof des Stiftes Neuenheerse nachweisen, der vielleicht auf Paderborner Besitzungen und Berechtigungen zurückgeht. Neben dem klösterlichen Grundbesitz und den zwei Kirchen St. Magnus und St. Dionysius sowie zwei Kapellen St. Nikolaus und St. Gertrud mit ihrer ökonomischen Ausstattung erwähnt das Registrum insgesamt 147 Corveyer Hausgrundstücke, aus denen sich ca. 900 Einwohner errechnen lassen. Bereits 1082/88 ist ein Bäcker Hameco von Horhusen belegt. Es gab außer den Bauernhöfen zwei Mühlen, Brot- und Stoffhändler, Bierverkäuferinnen, Schuster, Weber und advenae (Kaminsky, Studien, S. 230 [Registrum Erkenberti] § 24; nach H. Stoob „Fernhandelsgäste“). Zu den Abgaben aus Niedermarsberg gehörten 50 Stück Messer, Rasiermesser und Zangen (§ 31c). Das weist auf ein Metallhandwerk und -gewerbe hin, das archäologisch seit dem 10. Jh. nachgewiesen ist. König Konrad III. gewährte dann 1150 den Corveyer Äbten das Bergregal intra montem Eresburch, der dem Kloster bekanntlich gehörte: Sie erhielten alle Metalladern (venas metalli) von Gold, Silber, Kupfer, Blei und Zinn unter Einschluss aller pecunia sive rudis sive formata; sie durften die Erze graben, schürfen und schmelzen, um Gott und König umso besser zu dienen (DKo III 232, cop. s. XV.). Das Bergregal wurde 1192 ohne Ortsbestimmung für alle Besitzungen des Corveyer Abtes von Kaiser Heinrich VI. wiederholt. Dabei werden übrigens die Goldvorkommen deutlicher unterschieden, als utrius … auri fodine vel auri fluente, d. h. auch Goldwäscherei ist pauschal mit eingeschlossen (St. 4745 – KUW 2 S. 344 Nr. 247). Von dem im 12. Jh. erreichten Stand kann man vorsichtig auf die Zeit um 900 zurückschließen. Mit der Umsiedlung zahlreicher Bewohner auf den Burgberg mit Anlage einer Stadt mit Befestigung sowie einer Nikolaikirche vor 1229 wurde der Stadtbildungsprozess in Horhusen unterbrochen. Vgl. im Einzelnen Registrum Erkenberti S. 223–239 und Westf. Städteatlas Lfg. 2 Nr. 10: Marsberg. 1981 – B. Kluge, Deutsche Münzgeschichte. 1991 S. 260 f. Nr. 411 – P. Ilisch, Münzgeschichte – A. Grothe, villa Twesine S. 80/82 (siehe weiter III.1) – Balzer, Frühe Stadtbildung S. 53–57 – L. Schütte, Die Corveyer Herrschaft über Horhusen / Marsberg (Marsberg-Horhusen. Stadtgeschichte aus 11 Jahrhunderten. Hg. vom Marsberger Heimatbund e. V. 2000) S. 87–108, hier S. 90–93 – W. Reininghaus, Eisengruben, -hütten und -hämmer um Marsberg vor 1816 im Spiegel der schriftlichen Überlieferung (Marsberg [wie oben]) S. 479–499, hier S. 479 f. – Ders. – R. Köhne, Berg-, Hütten- und Hammerwerke im Herzogtum Westfalen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. 2008 S. 281–315, hier S. 281–288 – G. Dethlefs, Marsberger Münzwesen – Reininghaus, Wirtschaft S. 498–503, S. 974–80
122
Eresburg II.4–II.5
II.4 Die Kaiser Ludwig und Lothar schenkten 826 dem Kloster Corvey die capella, die Karl d. Gr. in castello, quod dicitur Heresburg, hatte erbauen lassen, mit allem Besitz, Hörigen und Zehnten, die Karl ihr zugewiesen habe (DLdF 255, cop. s. X.). In einer Fälschung auf Ludwig d. Dt. z. J. 853 beanspruchten die Corveyer als der ecclesia E. in Saxonia zugehörig die Zehnten circumquaque habitan tium per duas Saxonicas rastas (DLdD 178 Spur., cop. s. XI. aus Herford, S. 256 Z. 16 f). Die oben schon zitierte Bestimmung über die Steuereinnahmen fasst das Dorf Horhusen und den Berg darüber schon im J. 900 als ‚Mark‘ zusammen (DLdK 6 S. 103 Z. 23 f.): intra marcam memorate villę et montis Eresburg nun cupate. Die Corveyer schufen sich daraus ein Territorium, wie es 1150 auch das DKo III 232 andeutet (vgl. II.3). Eine umfassendere geographische Einheit wird nicht angegeben. In Konkurrenz zum Corveyer Landesherrn traten der Bischof von Paderborn, die Padberger (bis 1113), Arnsberger (1115) und Schwalenberger Grafen (1145) und früh auch der Erzbischof von Köln (ab 1120). 1230 musste eine Hälfte dem Kölner überlassen werden, der 1507 auch die zweite Hälfte erwarb. Westf. Städteatlas Lfg. 2 Nr. 10: Marsberg. 1981 – G. Engel, Corvey und der Weserraum in der Politik der Erzbischöfe von Köln (Kunst und Kultur im Weserraum 3) S. 149–158 – Hist. Stätten NRW² – Hist. Stätten NRW³ – E. E. Stengel nimmt an, die E. und Horhusen hätten zum Ittergau gehört. Belegt ist die Zugehörigkeit allerdings nicht (E. E. Stengel, Die Frühzeit [U. Bockshammer, Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck 1. 1958] S. 4–44, hier S. 23).
II.5 In dem unterhalb der E. gelegenen Horhusen war die Dionysius-Kirche Archidiakonatssitz des Bistums Paderborn. Die Zugehörigkeit zur Diözese wurde zeitweise infrage gestellt, als das Kloster Corvey die 1208 erwirkte Exemtion auch für seine Propstei auf der E. in Anspruch nahm. Die auf dem Berg entstehende Stadt geriet jedoch 1229 wieder unter die kirchliche Jurisdiktion des Bistums. Beide Teile Marsbergs blieben im Paderborner Diözesanverband, als der übrige Archidiakonatssprengel 1733 an das Erzbistum Köln kam. Hist. Stätten NRW² S. 496 – W. Leesch, Die Pfarrorganisation der Diözese Paderborn (Kunst und Kultur im Weserraum 3) S. 304–376, hier S. 336 (Horhusen), 342 (Obermarsberg) – Hist. Stätten NRW³ S. 706 f. – M. Wolf, Horhusen / Niedermarsberg S. 9–27 – H. D. Tönsmeyer, Eresburg S. 8–41
Eresburg III.1
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III.1 Zu unterscheiden sind drei örtliche Komplexe: Die Talsiedlung nordöstl. unterhalb der Burg an der Glinde, der engere Burgbez. auf der höchsten Stelle im Norden des Sporns und, ihm auf etwas niedrigerem Niveau südl. vorgelagert, die Bergsiedlung. Bisher gab es an keiner Stelle sichere Nachweise für eine anzunehmende Besiedlung vor der fränkischen Eroberung, aber 2015 wurde an der Münzstraße, 90 m östl. der Stiftskirche und ca. 37 m unter ihr liegend, ein Bauplatz abgeschoben, wobei großflächig umgelagerte Schichtpakete festgestellt werden konnten. Oberhalb eines Paketes aus verziegeltem Rotlehm fand sich eine Holzkohlekonzentration und unterhalb eine Schuttschicht aus dunkelbraunem Schluff mit hohem Kalksteinanteil und wenigen Knochen, die zwei datierbare Proben enthielten: Für die untere Schicht konnte ein Alter von 667–771 n. Chr., für die Holzkohlekonzentration eines von 777–890 festgestellt werden. Möglicherweise stehen diese Befunde im Zusammenhang mit den schriftlich überlieferten Zerstörungen der E. bis 776. Auf jeden Fall stellen diese unter- bzw. außerhalb der mittelalterlichen Befestigung verlagerten Befunde und Sedimente die ersten Nachweise für eine frühmittelalterliche Aktivität im Bereich der E. dar (E. Cichy, Eresburg S. 24 f.). Im Tal rechnete H. Stoob mit locker gestreuten Höfen einer Furtsiedlung und suchte im „Flussdreieck“ zwischen Glinde und Diemel einen Haupthof. Auf der Kuppe ergab die 1990–1992 und 1998 von G. Isenberg durchgeführte Grabung im Turmbereich der Eresburgkirche Hinweise auf eine vorgeschichtliche Besiedlung. Jüngere Scherben wiesen auf Soester Werkstätten; eigentlich sächsisches bzw. engrisches Material fand sich in der Kirche nicht. Inzwischen zeichnen sich Erkenntnisse weiterer Siedlungsforschung ab. Feldbegehungen und teilweise Sondierungen zeigen zusätzlich zu den ON den Raum um die E. bereits in vorkarolingischer Zeit fränkisch beeinflusst. Zugleich tritt die Bedeutung von Abbau- und Verarbeitungsanlagen für die am Berg und in der Umgebung erreichbaren Grundstoffe und für die Kupfererzeugung hervor. Das betrifft besonders die Entdeckung der 1046 urkundlich erwähnten villa Twesine als Kupferverhüttungsplatz, ca. 3 km nordöstl. gelegen in der Wüstung Twiste am westl. Diemelufer zwischen Niedermarsberg (früher Horhusen) und Westheim im Norden. So zeigen sich der Berg und sein weiterer Raum als im frühen 8. Jh. begehrtes Siedlungsgebiet. Der Name Twesine steht in einer Aufzählung von Orten, deren Pfarrrechte Bischof Rotho von Paderborn 1046 anlässlich der Kirchweihe der Magnuskirche in Niedermarsberg zuwies (Urk. Marsberg Nr. 1 S. 31). Neuerdings erwecken auch Hinweise auf eine „Nutzung des Bergs in römischer Zeit“ die Aufmerksamkeit. „Die Fundumstände sind jedoch nicht ganz eindeutig.“ Westf. Städteatlas Lfg. 2 Nr. 10: Marsberg. 1981 – F. B. Fahlbusch, Art. Eresburg (LexMA 3. 1986) Sp. 2129 f. – Ders., Art. Marsberg (LexMA 6. 1993) Sp. 324 – G. Mildenberger, Eresburg – G. Isenberg, Marsberg-Obermarsberg 1997 und 2007 – A. Grothe, villa Twesine – R. Bergmann, Projekt – E. Cichy, Eresburg S. 9 f. (Zitate) – D. Bérenger, Die eisenzeitliche Höhenbefestigung von Obermarsberg (Archäologie in Ostwestfalen 6. 2001) S. 28–32
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Eresburg IV.1–IV.2
Abb. 14: Eresburg. Grabungsplan Peterskirche IV.1 Die Befestigungsanlage auf dem Eresberg erscheint in den karolingerzeitlichen Ann. rückblickend auf die Eroberung 772 als castrum und auf 776 als castellum. Wie schon das DLdF 255, cop. s. X. verwenden auch jüngere erzählende Texte die Form castellum. Häufig wird aber allein der sprechende Name E. in seinen Varianten gebraucht (vgl. I). Die handschriftlich nur bis 1200 zurückgehenden Versionen der vor 800 verfassten Vita Sturmi sprechen von einer urbs. Auch die Texte der Sachsenzeit, Widukind von Corvey und nach ihm Thietmar von Merseburg, bezeichnen die E. als urbs. Diese schließt die Peterskirche mit ein (vgl. die Belege unter V).
IV.2 Befestigungen der Burg sind bisher nur an einer Stelle zutage getreten. 100 m südl. der Stiftskirche fand sich 1979 bei Bauarbeiten ein Felsausbruch. Dieser ließ sich als Graben deuten. Eine daraufhin eingeleitete kleine Grabung ergab Reste einer wahrscheinlich viermal hintereinander aufgeführten Befestigung: Einer hinterschütteten Pfostenwand folgten eine Erneuerung derselben, weiter Pfosten einer Holz-Erde-Mauer und endlich das Fundament einer Steinmauer. Im Schutt fand sich eine Scherbe des 9. Jhs. Sonst gibt es keine Datierungsanhalte. Sollte die Deutung zutreffen, so könnten Wall und Graben dem leicht gebogenen Verlauf heuti-
Eresburg IV.2–IV.3
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ger Straßen entsprechend vom Westrand zum Osten geführt und so den höheren Nordteil des Berges gegen den viermal größeren Südteil des Plateaus abgeriegelt haben. Der so abgegrenzte Nordteil würde nach A. Doms die Kuppe mit etwa 4,5 ha umfassen. Dagegen rechnet H. Stoob mit einer ursprünglich kleineren Befestigung von etwa 2,2 ha. Der Südteil des insgesamt 900 m langen und bis zu 350 m breiten Plateaus könnte mit seinen verbleibenden etwa 23 ha die Funktion einer großen Vorburg erfüllt haben. Zur Grabung A. Doms, Marsberg-Obermarsberg. Leicht unterschiedliche Auswertungen und Maße bei H. Stoob (Westf. Städteatlas Lfg. 2 Nr. 10: Marsberg. 1981) und G. Mildenberger, Eresburg. Vgl. noch Ph. R. Hömberg, Eresburg S. 332–340, hier S. 335: „keine archäologischen Befunde“. – Der Burgenforscher C. Schuchardt, Die Frühgeschichtliche Befestigungen in Niedersachsen, o. J. [1924] S. 35 Abb. 15, S. 37 und 39–42 nahm eine „alte sächsische“ Umwehrung unter der mittelalterlichen Stadtmauer an, die das ganze Plateau von etwa 28 ha begrenzt und Platz wie für 1½ röm. Legionen, „also bei bequemer Lagerung für ein Heer von 10000 Mann“, geboten habe. – Vgl. jetzt oben III.1 und die behutsame Zusammenfassung von E. Cichy, Eresburg (2015)
IV.3 Über einzelne Befestigungen und etwaige Bauten im engeren Bereich der späteren Stiftsimmunität und der ihr südl. vorgelagerten Siedlung unterrichten nur die Schriftquellen. Deren Wortlaut ist eher allgemein, provoziert aber immer wieder Schlussfolgerungen. Die auf den Feldzug von 772 zurückblickenden Ann. setzen eine sächsische Befestigung (castrum) voraus, die von Karl eingenommen wurde. Frühere Nachrichten zur Hohensyburg können das bestätigen. In einem Zuge erreichte Karl damals auch das Irminsulheiligtum. E. und Irminsul erscheinen in den Texten aber deutlich getrennt (siehe V.1.1). Die sog. Einhardann. verkürzen die drei Monate des Feldzugs; der gedrängte Wortlaut unterstreicht Karls cäsarische Tatkraft. Erst Thietmar (gest. 1018) identifiziert den Platz der Peterskirche mit dem Ort der Irminsul (siehe unter V.1.10). Nimmt man Widukinds zeitnäheren Bericht zu 938 hinzu, so deutet sich ein längerer Fluchtweg Thankmars von den Burgtoren zur Peterskirche an. Dürfte man dies auf die Situation von 772 zurückbeziehen, so wären eine – damals sächsische – Burg im topographisch ungeschützteren Süden und das zerstörte Irminsulheiligtum im erhöhten Norden des Plateaus anzunehmen (siehe V.1.10). Zum Irminsulheiligtum auf der E. siehe Hauck, Taufpfalzen S. 75–77 – E. Karpf, Art. Irminsul (LexMA 5. 1991) Sp. 663 – M. Springer, Art. Irminsul. § 1: Historisches (RGA 15. 2000) S. 504 f. – B. Maier, Art. Irminsul. § 2: Sprachliche Deutung. § 3: Religionsgeschichtliche Interpretation (RGA 15. 2000) S. 505 f. – Springer, Sachsen S. 162–165, 180 f. – P. Derks, Die Siedlungsnamen der Stadt Lüdenscheid. Sprachliche und geschichtliche Untersuchungen. 2004 S. 141–151 (ausführlich zur Bezeichnung Irminsul) – E. Cichy, Eresburg S. 2
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Eresburg IV.3
Die Texte zu 774/75 sprechen von Wiederaufbau, Befestigung und Stationierung einer Besatzung (praesidium) in Analogie zur vorher vertriebenen sächsischen Besatzung der Hohensyburg. Erst anlässlich des erzwungenen Abzugs 776 ist von Mauern und Schanz- oder Bauwerken (muri et opera) die Rede. Für die nun dorthin verlegten Eingreiftruppen (scarae) sind ebenfalls U n t e r k ü n f t e vorauszusetzen. 779 sollte der kranke Abt Sturmi von Fulda die Burg während eines Sachsenzuges und nach Karls Rückkehr einige weitere Tage mit seinen eigenen Leuten halten (siehe V.1.4 und V.2.1). Das lässt auf eine zumutbare Unterkunft und eine Kapelle schließen, wie sie auf der Hohensyburg ein Nachtr. zu den Reichsann. schon für 776 als domus ecclesiae, quae est infra ipsum cas trum, voraussetzt (vgl. SS rer. Germ. 6 S. 44 mit Note z). Winterfeste Behausungen erforderte der lange königliche Aufenthalt im J. 785. Karl ließ auch seine Familie hierher kommen. Ein Annalist sieht Karl in der E. und seine Franken ringsherum ‚residieren‘: et Franci sederunt in gyrum per borderes (an den Rändern des Plateaus?). Dann bricht das Heer de ipis tentoriis auf (Ann. Petaviani z. J. 784/85 [SS 1] S. 17). Der Großteil der Unterkünfte bestand demnach aus Zelten. Die Texte erwähnen auch die Feier des Osterfestes (3. April). Entsprechend notieren die älteren Ann. nicht nur einen Neubau des castellum, sondern auch die Errichtung einer basilica (siehe V.1.6 c). Zur Ausstattung der Pfalz Balzer, Pfalzenforschung S. 114 f., der die borderes mit Krüger, Straßen Sp. 267 Anm. 36, als Baracken deutet. Vgl. auch F. Schwind, Art. Eresburg, § 3: Historisches (RGA 7. 1989) S. 478–482, hier S. 480, der mit festen Unterkünften für das Heer rechnet; siehe aber auch die „Zelte“ (tentoria) in V.1.6 b. Vgl. weiter jetzt Balzer, Et apostolicus
Die hier zu 785 erstmalig eigens erwähnte K i r c h e kam als capella, quam du dum … Karolus … imperator in castello, quod dicitur Heresburg, construi iussit, 826 an das Kloster Corvey (DLdF 255, cop. s. X.); 938 wurde die Kirche Schauplatz der Ermordung von Thankmar, dem Halbbruder Ottos I. Sie galt dem Corveyer Geschichtsschreiber Widukind damals als ecclesia sancti Petri, deren Weihe er dem Papst Leo III. zuschreibt (vgl. V.1.10 und 2.3). Die Untersuchungen von G. Isenberg bestätigen die Kontinuität des Kirchenbaus auf dem Gipfel des Bergsporns. Karl d. Gr. hat in der E. tatsächlich eine Kirche aus Stein errichten lassen. Das ist ein Ergebnis der in der Kirche durchgeführten Grabung von 1990 bis 1992 und 1998. Im Boden des heutigen Turms aus dem Beginn des 15. bzw. unter den ersten Jochen des bestehenden Schiffes aus dem 13. Jh. ließen sich nämlich fünf Bauphasen bis zurück ins 12. Jh. genauer dokumentieren (Bau III–VII), dazu noch zwei aus dem 9. Jh. (vgl. Abb. 14). Denn der Bau III überlappt seinerseits Gräber, die sich vor einem Vorgängerbau (II) dicht gruppieren. Des Weiteren finden sich in der Füllung der Grabgruben außerhalb der Gräber Putzreste und Mörtelstücke von einem noch älteren Steinbau (I). Von den drei so nachgewiesenen und erschließbaren ältesten Bauten kann Bau III als Westerweiterung eines schon dreischiffigen Baues II angesprochen werden.
Eresburg IV.3–V.1
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Der Bau III lag wie alle nachfolgenden schon auf der heutigen Mittelachse der Kirche. Er war um ein Drittel schmaler als der heutige Innenraum und dürfte mit seiner ganzen Länge hineingepasst haben. Seine östl. Hälfte kann jedoch wegen des anstehenden Felsens wiederum nur erschlossen werden. Soweit die Fundamentreste eine Rekonstruktion erlauben, handelte es sich um eine 15,20 m breite dreischiffige Basilika mit Innenmaßen von etwa 6,40 und zweimal 2,80 m Breite. Im Westen war eine quergelagerte Vorhalle bzw. ein quadratischer Eingangsraum mit zwei Nebenkammern abgetrennt. Wenn man Proportionen wie in Einhards Basilika in Steinbach (um 827) annehmen darf, mag der Bau insgesamt etwa 30 m lang gewesen sein. Er wäre damit größer als die erste Paderborner Salvatorkirche von 777, aber kleiner als der wegen seiner Größe bewunderte dortige Dom von 799 gewesen. Zu datieren ist Bau III nur architekturgeschichtlich. Er gehört wie Inden, Steinbach und andere zu einem bisher von 815 bis 835 nachgewiesenen ‚Reichseinheitstyp‘. Wenn man sich von dieser zeitlichen Eingrenzung leiten lässt, kann man den Bau III zunächst mit Kaiser Ludwigs einzigem Aufenthalt in Sachsen 815 zu Paderborn in Verbindung bringen. Wahrscheinlicher und mit einem auf die E. selbst bezüglichen Anhaltspunkt in den Schriftzeugnissen ist er wohl als eine erste Maßnahme der Corveyer anzusehen. So wäre er mithilfe der Schenkung von Juni 826 zu datieren. In jedem Fall handelte es sich um eine schon durchaus ansehnliche capella. Sie wurde dann im späteren 9. Jh. noch einmal mit der Errichtung eines westwerkähnlichen Baukörpers erweitert (Bau IV). Zur Kirche: Mündliche Auskünfte und Pläne von G. Isenberg – Vgl. die Vorberichte dies., Marsberg-Obermarsberg 1997 und 2007, weiter dies., Fragmente S. 540 mit Plan, der einer 1 : 200 Rekonstruktion von Juli 1994 entspricht und mit den ersten fünf Farben die Phasen III bis VII zeigt. – E. Cichy, Eresburg S. 9–12 mit dem Plan S. 20 f.
V.1 7721 Zuletzt auf einer Reichsversammlung in Worms (nach 5. Juli), danach Zerstörung der Irminsul und Zug zur Weser; 20. Oktober in Herstal. Karl d. Gr. erobert auf seiner ersten Heerfahrt gegen die Sachsen die E., gelangt dann zur Irminsul und zerstört dieses Heiligtum. 772. Domnus rex perrexit in Saxoniam, et conquisivit Erisburgo, et pervenit ad locum qui dicitur Ermensul et succendit ea loca. Ann. Petavianorum pars secunda (SS 1) S. 16.
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772. Tunc domnus Carolus mitissimus rex sinodum tenuit ad Warmatiam. Et inde perrexit partibus Saxoniae prima vice, Eresburgum castrum coepit, ad Er mensul usque pervenit et ipsum fanum destruxit et aurum vel argentum, quod ibi repperit, abstulit. (Es folgt ein Quellwunder.) Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) S. 32/34. Danach Annalista Saxo z. J. 772 (SS 37) S. 18. 772 … Rex vero Karlus … Eresburgum castrum cepit, idolum, quod Irminsul a Saxonibus vocabatur, evertit. (Es folgt das Quellwunder.) Ann. qui dicuntur Einhardi (SS rer. Germ. 6) S. 33/35. Hanc igitur Carolus statuit sibi subdere gentem; Nec mora, cum totis Francorum viribus ipsam Aggressus late ferro vastavit et igni. Castellum naturali munimine forte Valde, manu quoque firmatum, quod barbara lingua Nominat Eresburg, valido cum robore cepit. Gens eadem coluit simulacrum quod vocitabant Irminsul, cuius similis factura columne Non operis parvi fuerat pariterque decoris. Hoc rex evertens mansit tribus ipse diebus In castris iuxta positis. Tum continuatio Aestatis fervore diu caeloque sereno Arebant agri nec in ipsis fontibus humor Ullus erat, multo squalebant pulvere rivi; Iamque fatigabat graviter regalia castra Aucta calore sitis: sed vis dedit omnipotentis, Cui placuit fani subversio iusta profani, Ut mediante die subito per concava sicci Cuiusdam torrentis, erat qui proximus illis, Sufficiens exercitui prorumperet unda. His gestis, cum rex Wisuram venisset ad amnem, Obsidibus bis sex ipsa de gente receptis, Ad patriam rediit magna cum prosperitate. Poetae Saxonis Annalium de gestis Caroli Magni imperatoris liber I v. 58–80 (MGH Poetae IV,1) S. 8 f. BM² 149c – Abel-Simson 1 S. 125–128
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7752 Von Düren (August 3) und der eroberten Hohensyburg, danach zur Brunsburg an der Weser und weiter ins östl. Sachsen, am 25. Oktober wieder in Düren. Karl d. Gr. lässt die im Vorjahr umkämpfte bzw. zerstörte E. wieder aufbauen bzw. befestigen, legt eine Besatzung hinein und erzwingt bei der Brunsburg den Übergang über die Weser. 775. Tunc pius atque praeclarus domnus Carolus rex habuit synodum in villa, quae dicitur Duria. Et inde iter peragens partibus Saxoniae Sigiburgum castrum coepit, Eresburgum reaedificavit, super Wisoram fluvium venit in loco, qui di citur Brunisberg. Et ibi praeparabant Saxones bellum… Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) S. 40. 775. … Habitoque apud Duriam villam generali conventu, Rheno quoque trans misso cum totis regni viribus Saxoniam petiit et primo statim impetu Sigiburgum castrum, in quo Saxonum praesidium erat, pugnando cepit. Eresburgum aliud castrum a Saxonibus destructum munivit et in eo Francorum praesidium posuit. Inde ad Wisuram fluvium veniens… Ann. qui dicuntur Einhardi (SS rer. Germ. 6) S. 41. Vgl. Poetae Saxonis Annalium de gestis Caroli Magni imperatoris liber I v. 203–213 (MGH Poetae IV,1) S. 12 – Annalista Saxo z. J. 775 (SS 37) S. 20. BM² 192c – Abel-Simson 1 S. 224–225 Die Nachricht zu 775 steht in den Ann. Petaviani z. J. 774 (SS 1) S. 16: Karl aus Italien alacer ve nit in Franciam, et eodem anno bellum habuit contra Saxones in loco qui dicitur Herisburgo. Zu 775 wird allein die Sigiburg erwähnt.
7763 Von Worms nach Lippspringe und zur Karlsburg (Paderborn), danach zu Weihnachten nach Herstal. Karl d. Gr. lässt die im Frühjahr von den Franken aufgegebene und von den Sachsen zerstörte Burg nach seiner Rückkehr aus Italien wieder aufbauen und legt Eingreiftruppen hinein. 776. … Tunc nuntius veniens, qui dixit Saxones rebellatos et omnes obsides suos dulgtos et sacramenta rupta et Eresburgum castrum per mala ingenia et iniqua placita Francos exinde suadentes exiendo; sic Eresburgum a Francis derelictum, muros et opera destruxerunt. … Et tunc domnus Carolus rex una cum Francis reaedificavit Eresburgum castrum denuo et alium castrum super Lippiam … Et perfecta supradicta castella et disposita per Francos scaras resedentes et ipsa cus todientes reversus est domnus Carolus rex in Franciam. Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) S. 44, 46 und 48.
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776 … Eresburgo castro, quod dirutum erat, restaurato alioque castello super Lippiam constructo et in utroque non modico praesidio relicto ipse in Gallia re versus in villa Heristallio hiemavit. Ann. qui dicuntur Einhardi (SS rer. Germ. 6) S. 47/49. Vgl zur Aufgabe der Burg ausführlich ebd., weiter Poetae Saxonis Annalium de gestis Caroli Magni imperatoris liber I v. 282–287; 312 (MGH Poetae IV,1) S. 13 f. – Annalista Saxo z. J. 776 (SS 37) S. 21 f. BM² 203e – Abel-Simson 1 S. 262 f. E. Mühlbacher setzt keinen Aufenthaltsort ein. Abel-Simson nehmen beide Orte ohne Diskussion an. Zur Frage der Lokalisierung der Karlsburg siehe Balzer, Pfalzort S. 67–70.
(779)4 Von Medofulli an der Weser vielleicht über E. nach Herstal (24. September) oder direkt Worms (Weihnachten). Siehe V.2.1. Karl d. Gr. unterwirft die Sachsen westl. der Weser; sie stellen Geiseln und geloben Treue. 779. … Hoc anno rex inclytus Karolus, commoto magno exercitu, venit in Sa xoniam; iterum vastantes et incendentes omnia usque flumen Viseram, et tunc obsides multitudine acceptis, redieruntque in Franciam. Ann. Petaviani z. J. 779 (SS 1) S. 16. 779. … Et Francis aperta est via, et introeuntes in Westfalaos et conquisierunt eos omnes; reliqui, qui ultra Wisora fuerunt, cum se iunxisset domnus Carolus rex ad locum, qui dicitur Medofulli, ibi dederunt obsides et deinde sacramenta firmantes. Et tunc reversus est suprascriptus gloriosus rex in Francia. Ann. regni Francorum z. J. 779 (SS. rer. Germ. 6) S. 54. 779. … Inde ad Wisuram veniens castris positis in loco nomine Midufulli stativa per aliquot dies habuit. Ibi Angrarii et Ostfalai venientes et obsides dederunt et sacramenta iuraverunt. Quibus peractis rex trans Rhenum Wormaciam civita tem in hiberna se recepit. Ann. qui dicuntur Einhardi z. J. 779 (SS rer. Germ. 6) S. 55. Aus der Vita Sturmi kann geschlossen werden, dass Karl den Abt in dessen Todesjahr auf der E. besucht hat. Engelbert, Vita Sturmi des Eigil cap. 25 S. 160 f. S. den Text unter V.2.1
BM² 222h – Abel-Simson 1 S. 334 f., mit S. 335 Anm. 4 Die Lage des Ortes Medofulli ist unbekannt. Nach der Überlieferung dürfte er links der Weser gelegen haben. Eine Verbindung mit Bad Salzuflen (Kr. Lippe) und anderen Uflen-Orten ist aus philologischen Gründen abzulehnen (WOB 2 S. 418 – WOB 4 S. 15). J. Bauermann, Medofulli = Uffeln oder Salzuflen? (Ravensberger Blätter 1971) S. 145–148 weist vorsichtig auf die
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Flur Medefeld bei Rehme als möglichen Fortsetzer des Namens hin. Zu den Problemen des weiteren Reisewegs Karls d. Gr. bis nach Worms (Weihnachten 779) vgl. BM² 222i–226a, zu Herstal 223: D Karol. (1) 126, cop. s. XII. (Chr. Spannhoff)
7805 Zuletzt in Worms am 26. März, danach in Lippspringe am 28. Juli. 780. Tunc domnus Carolus rex iter peragens ad disponendam Saxoniam ad Eres burgum pervenit et inde ad locum ubi Lippia consurgit, ibique synodum tenens. Ann. regni Francorum (SS. rer. Germ. 6) S. 54/56. Vgl. Annalista Saxo z. J. 780 (SS 37) S. 23. Inde movens oportuno sua tempore castra Saxonum rursus properaverat in regionem. Eresburg primo petiit; post hęc, ubi fontes Lyppia flumen habet, perplurima dispositurus In castris aliquot fertur mansisse diebus. Poetae Saxonis Annalium de gestis Caroli Magni imperatoris liber I v. 450–454 (MGH Poetae IV,1) S. 17. BM² 228c – Abel-Simson 1 S. 345 785 Ende Januar bis 785 Anfang Juni 6 Zuletzt in Lügde am 25. Dezember 784 bzw. Anfang 785 in Rehme, weitere Überwinterung auf der E., im Juni Aufbruch nach Paderborn. Karl d. Gr. verbringt den Rest des Winters auf der E. Er lässt seine Frau Fastrada nebst Söhnen und Töchtern dorthin kommen, feiert hier Ostern (3. April) und vermutlich auch Pfingsten (22. Mai) und instruiert Gesandte an Papst Hadrian (MGH Capit. 1 S. 225). Während des ganzen Aufenthaltes schickt er scarae zu kriegerischen Unternehmungen gegen die Sachsen und zieht auch selbst aus. Eine zurückbleibende Besatzung schützt die Familie. Anwesend: Königin Fastrada, später König Ludwig und Bischof Willehad von Bremen. 785. Tunc domnus rex Carolus supradictum iter peragens usque ad Rimee per venit super fluvium Wisora, ubi confluit Waharna. Et propter nimiam inunda tiones aquarum inde reversus est Eresburgum; uxorem suam domnam Fastra danem reginam una cum filiis et filiabus suis ad se venire iussit. Ibi tota hieme residens et ibi pascha iam fatus excellentissimus rex celebravit. Et dum ibi resi deret, multotiens scaras misit et per semetipsum iter peregit; Saxones, qui rebel
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les fuerunt, depraedavit et castra cepit et loca eorum munita intervenit et vias mundavit, ut dum tempus congruum venisset. Sinodum vero publicum tenuit ad Paderbrunnen; … Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) S. 68. Danach auch Poetae Saxonis Annalium de gestis Caroli Magni imperatoris liber II v. 158–160 (MGH Poetae IV,1) S. 22 – Annalista Saxo z. J. 785 (SS 37) S. 27. (a) Vgl. zur Besatzung (relictoque cum eis in eodem castro satis fido ac firmo praesidio) und zur Versorgung (advectis ex Francia commeatibus vor dem Aufbruch nach Paderborn) Ann. qui dicuntur Einhardi z. J. 785 (SS rer. Germ. 6) S. 69 (b) Zur Unterbringung der Truppen: … Et eodem anno inverni temporis sedit domnus rex Karolus Herisburgo, et Franci sederunt in gyrum per borderes. 785. Tunc domnus rex Karolus commoto exercitu de ipsis tentoriis, … Ann. Petaviani z. J. 784 f. (SS 1) S. 17. (c) Zur Errichtung von Bauten: 785. rex Karlus demoratus est in Saxonia ad He resburg de natale Domini usque in mense Iunio et edificavit ipsum castellum a novo, sed et basilicam ibidem construxit. Ann. Mosellani (SS 16) S. 497, textgleich auch die Ann. Laureshamenses (SS 1) S. 32. BM² 267 f, g, 268 – Abel-Simson 1 S. 492 f. Eine Instruktion von Gesandten, die weder Ort noch Datum enthält, setzen BM² 268 hierher, weil die Königin und Geschenke aus Sachsen für den Papst erwähnt sind.
7857 Im Herbst vom Bardengau, danach am 25. Dezember in Attigny. Zu dem Reichstag in Paderborn im Juni kommt auch Karls Sohn Ludwig, bleibt bei dem Vater, geht mit ihm zur E. und hält sich dort bis weit in den Herbst auf. Wahrscheinlich gehört auch der Besuch Willehads in dieses Jahr; der erste Bischof von Bremen erhält von Karl die cella Justina in den Ardennen und wird in den Wesergau Wigmodia zurückgeschickt. Cui filius Hludouuicus … occurrit ad Patrisbrunam, … Mansit ergo cum patre, inde usque ad Herisburg cum eo vadens, usquequo sol ab alto declinans axe ar dorem aestivum autumnali condescensione temperaret. Cuius extremo tempore licentia a patre accepta, hiematum Aquitaniam rediit. Astronomus, Vita Hludowici imperatoris (SS rer. Germ. 64) cap. 4 S. 294, 296 – W. Tenberken, Die Vita Hludowici Pii auctore Astronomo. Einleitung und Ed. Phil. Diss Freiburg i. Br. 1982 S. 17 f. Post haec autem iterum venerandus Domini sacerdos Willehadus regem adiit Karolum, qui tunc forte in castello consederat Saxoniae Eresburch, praeponens voluntatis suae devotissimam in praeparatione euuangelii pacis affectionem, at que ipsius in hoc aequissimam requirens praeceptionem. Qui pro consolatione
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laboris ac praesidio subsequentium eius, dedit ei in benefitium quandam cellam in Frantia quae appellatur Iustina, praecepitque ei, ut iterum pro nomine Christi coeptam repeteret parrochiam. Quod ille gratanter ac religiose suscipiens, rur sus venit Wigmodiam, et fidem Domini publice ac strenue gentibus praedicabat. Anskar, Vita sancti Willehadi (SS 2) cap. 8 S. 382 f. BM² 268 f, g – Abel-Simson 1 S. 497 f. 7948 Von Frankfurt (10. August Tod der Fastrada) über Mainz (Beerdigung der Königin in St. Alban) zum Sintfeld / E ., danach am 25. Dezember in Aachen. Karl d. Gr. nimmt die Unterwerfung der auf dem nahen Sintfeld eingeschlossenen Sachsen an. 794. … Et rex inde (von Bayern) iterum perrexit in Saxonia, et Saxones venerunt ei obviam ad Aeresburg iterum promittentes christianitatem et iurantes, quod saepe fecerunt, et tunc rex credidit eis, et dedit eis presbyteros; … Ann. Laureshamenses (SS 1) S. 36. Diese erwähnen den Aufenthalt in Frankfurt und die dort stattfindende Synode nicht. Vgl. dazu die nachfolgenden Texte. 794. … Ibi (Frankfurt) obiit Fastrada regina et in sancto Albano honorifice se pulta est. … Inde motus est exercitus partibus Saxoniae per duas turmas: in unam fuit domnus Carolus gloriosissimus rex; in aliam misit domnum Carolum nobilissimum filium suum per Coloniam. Saxones autem congregantes se in campo, qui dicitur Sinistfeld, praeparantes se quasi ad pugnam; cum vero audis sent se ex duabus partibus esse circumdatos, dissipavit Deus consilia eorum, et quamvis fraudulenter et christianos se et fideles domno regi fore promiserunt. Rex ad palatium, quod Aquis vocatur, rediit ibique natalem Domini celebravit et pascha. Ann. regni Francorum z. J. 794 (SS. rer. Germ. 6) S. 94–96. Ähnlich Ann. qui dicuntur Einhardi z. J. 794 (SS rer. Germ. 6) S. 95–97. BM² 327a–c – Abel-Simson 2 S. 87 795 im Herbst 9 Vorher Reichsversammlung in Kostheim bei Mainz, danach zur Elbe und nach Wigmodien. DCCXCV quando sedebat rex Karolus ad Eresburg. Ann. Fuldenses antiquissimi (SS rer. Germ. 7) S. 138; der Abdruck von F. Kurze ebd. ist zu korrigieren mit E. Freise, Die Anfänge der Geschichtsschreibung im Kloster Fulda. Phil. Diss. Münster 1979 S. 39.
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Inde (rex Karolus) autem in Saxoniam pergens eamque latius vastando pera grans, iterum prospere tempore autumni ad Aquis venit et usque ad terminum praesentis anni tranquillus resedit. Ann. Mosellani z. J. 795 (SS 16) S. 498. BM² 328e – Abel-Simson 2 S. 87 Danach Balzer, Pfalzenforschung S. 115 und Hist. Stätten NRW³ S. 704 – Dagegen setzen Abel-Simson 2 S. 87 Anm. 2, P. Engelbert (wie zu V.2.1) S. 19 und nach Autopsie der Überlieferung E. Freise (wie oben) S. 41, 44 und 48, dazu Abb. 4, 13 und 17, diese Notiz zu 794.
938 Juli 28 10 Zuletzt am 18. Mai auf einem Reichstag in Steele bei Essen, danach (über einen nicht eindeutig zu lokalisierenden Ort namens Larun – mit den Varianten Laerun / Larum / Laras – ) nach Bayern. König Otto I. belagert seinen rebellischen Halbbruder Thankmar. Dieser zieht sich vor dem eindringenden Heer in die Peterskirche zurück und fällt am Altar (vgl. V.2.4). Anwesend: König Otto I., Thankmar, Thiadbold, Maincia, Thiadricus. In hac eadem tempestate Dancmar, frater regis ex concubina, rebellans in Eres burgo castello occiditur, aliique sequaces eius truncantur aut suspenduntur. Haec tempestas non in una solum, sed in omnibus Saxoniae et Franciae provin ciis huc et illuc versabatur. Adalbert, Cont. Reginonis [SS rer. Germ. 50] S. 161. Post haec (Thancmar) cepit urbem quae dicitur Heresburg et collecta valida mul titudine sedit in ea, multa inde exercens latrocinia. …. Rex autem, licet invitus, videns rem ad tam ingens periculum procedere, ad edomandam Thancmari in solentiam cum multo comitatu perrexit ad Heresburg. Cives autem urbis illius cognoscentes de rege, quia super se cum valida manu appropinquasset, apertis portis introduxerunt exercitum, qui obsederat urbem. Thancmarus autem fugit in ecclesiam a Leone papa beato Petro apostolo dedicatam. Exercitus autem persecutus est eum usque in templum, et maxime satellites Heinrici, dolentes ac vindicare contendentes iniuriam domini sui. Nec veriti ianuas ferro incidere, cum armis ingressi sunt sacram aedem. Thancmarus autem stabat iuxta altare, depositis desuper armis cum torque aurea. Cumque ex adverso telis urgeretur, Thiatboldus quidam, notus Cobbonis, cum conviciis vulnus ei inflixit, ilicoque ab eo recepit, quo vita cum terribili insania in brevi caruisset. Quidam autem militum Maincia vocabulo per fenestram altari contiguam lancea a tergo perfos sum ibi secus aram extinxit Thancmarum. … Earum rerum rex ignarus et absens cum audisset, super temeritate militum dedignatus est, sed fervente adhuc bello civili non potuit eos contristari. Miseratus autem fratris fortunam suique ingenii
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ostendens clementiam, pro laude eius ac industria pauca locutus, Thiadricum et tres amitae illius filios, qui Thancmaro manus iunxerant, lege Francorum damp natos strangulo fecit deficere. Inde vertit militem avidum pugnae et preda ur bis ditatum in Laras. Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae II/11 (SS rer. Germ. 60) S. 76 f. Vgl. Annalista Saxo z. J. 938 (SS 37) S. 156. Hunc rex in Eresburch obsedit filiumque ab iniqua presumptione terroribus et blandiciis amovere curavit. Sed exercitus capta urbe ingressus, iuvenem prefatum usque in ecclesiam sancti Petri, ubi prius ab antiquis Irminsul colebatur, bello defatigatum depulit. Ad ultimum autem Maginzonis hasta de fenestra tyro per fossus a tergo, secus aram oppeciit; … Thietmar von Merseburg, Chronicon II/2 (SS rer. Germ. N. S. 9) S. 40. Der Ort Larun (mit den Namenvarianten Laerun / Larum / Laras) kann nicht sicher identifiziert werden. Neben Laer an der Ruhr bei Meschede könnte es sich theoretisch auch um Laar bei Herford, einige Osnabrücker Laer-Orte oder Laar bei Zierenberg handeln, wo sich auch eine karolingische Wallburg findet. WOB 4 S. 170 f. entscheidet sich mit Förstemann-Jellinghaus, ON II Sp. 38 für Laar bei Herford. W. Lange, Laar. Die Burg des Herzogs Eberhard von Franken (Korrespondenzbl. d. Gesamtvereins d. Deutschen Geschichts- und Alterthums-Vereine 61. 1913) Sp. 345–352 lokalisiert den Ort mit Gründen mit Laar bei Zierenberg, ebenso A. K. Hömberg, Die karolingisch-ottonischen Wallburgen des Sauerlandes in historischer Sicht (Ders., Zwischen Rhein und Weser. Aufsätze und Vorträge zur Geschichte Westfalens = Schrr. der Historischen Kommission für Westfalen 7. 1967) S. 80–113 Anm. 75, allerdings ohne nähere Begründung. P. Derks, ham- und hlâr-. Zaun und Hegung in westfälischen Ortsnamen [Nordmünsterland-Studien 2] 2019 behandelt den Namen nicht. Reeb, Königtum S. 80 schließt sich den Reg. Imp. mit der Verortung bei Meschede an. (Dieser Abschnitt zusammengefasst von Chr. Spannhoff).
Reg. Imp. 2,1 Nr. 76b / c – Köpke-Dümmler S. 74 f., zum Datum S. 75 Anm. 1
V.2 7791 Abt Sturmi von Fulda hält die E. im Auftrag Karls d. Gr. besetzt, wird dort krank und möglicherweise von Karl besucht. Anwesend: Abt Sturmi von Fulda, Karls Leibarzt Wintar. Tunc iterum rex Karolus ad confirmationem inchoatae fidei christianae cum exer citu ad illam terram perrexit et venerandum Sturmen infirmum, iam senectute fessum, in Heresburc ad tuendam urbem cum sociis suis sedere iussit. Dispositis secundum voluntatem suam universis rex cum rediret, sanctum virum paucos dies post reditum suum in supradicta urbe sedere imperavit. Quo expleto ad monaste rium vir dei rediit, habito secum medico domini regis Karoli cui nomen Wintar, qui eius subveniret infirmitati. Engelbert, Vita Sturmi des Eigil cap. 25 S. 160 f. (W).
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BM² 222i – Abel-Simson 1 S. 335 mit Anm. 4 Ein Besuch Karls auf der E. lässt sich nur erschließen (vgl. V.1.4). Das Jahr ergibt sich aus dem danach folgenden Tod des Abtes Sturmi am 17. Dez. 779. Vgl. Engelbert, Vita Sturmi des Eigil S. 109 f. – Balzer, Pfalzenforschung S. 114 f.
7992 Papst Leo III. weiht den Altar in der Peterskirche. Die zuerst bei Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae II/11 (siehe unter V.2.4) anzutreffende Corveyer Meinung, Papst Leo III. (795–816) habe die Kirche dem heiligen Apostel Petrus geweiht, wurde gestützt durch eine Fälschung auf Papst Leo III. (JL †2502). Diese ist in ältester Form erhalten als undatiertes Transsumpt (Beglaubigungsurk.) des Papstes Innozenz IV. vom 11. Juni 1247 (LAV NRW W, Fürstabtei Corvey, Urk. Nr. 96 – KUW 1 S. 132 – WUB 5,1 Nr. 3 S. 2). Anachronistisch gefasst als Privileg für „Karl den großen Kaiser der Römer“ erweist sich die Leo-Urk. auch durch ihre Datierung auf den 24. Dezember 799, den „Weihetag der Kapelle“, als Fälschung: Data Eresburg per manus Johannis bibliothecarii et cancellarii ecclesie Romane, VIIII Kal. Januarii, anno domini Leonis III quarto, indictione VII. die dedicacionis capelle in Eresburg. Der Papst wendet sich gegen die Behinderung der dort zum Dienst für Christus vereinigten Fratres und gegen jegliche Eindringlinge bzw. Rebellen gegen das Reich. Darum verbietet er unter dem Anathem des Petrus jegliche militärische Besatzung und Entfremdung der zugewiesenen Güter und Zehnten in der Umgebung. In einem Indulgenzbrief für Propst und Kapitel von St. Peter in Marsberg vom 15. Mai 1246 (KUW 1 S. 133 – WUB 4 Nr. 365 S. 241 – Reg. WUB 5,1 Nr. 457 – Urk. Marsberg Nr. 14 S. 39) geht Innozenz IV. selbst zwar auf eine von den Mönchen behauptete Altarweihe durch seinen Vorgänger Leo III., aber nicht ausdrücklich auf das Privileg ein: Auf dass ecclesia vestra, que in honore apostolorum Petri et Pauli, sicut asseritis [!], est constructa et eius altare decora tum plurimorum sanctorum reliquiis per felicis recordationis LEONEM Papam predecesso rem nostrum in vigilia natalis Domini dedicatum estitit, congruis honoribus frequentetur, erhalten die Besucher am Weihetag und an den Petrusfesten einen Ablass von 40 Tagen der ihnen auferlegten Buße in jedem Jahr. Um 1355 verlegt der Chronist Heinrich von Herford den Papstbesuch mit der Weihe der capella in das J. 809 und zitiert das in Eresborge, quod nunc Mersbergh dicitur, zurückgelassene Privileg mit abweichender Datierung. Liber de rebus memorabilioribus sive Chronicon Heinrici de Hervordia. Hg. von A. Potthast 1859 S. 42: Ubi et hoc privilegium reliquit. Die Behauptung der Weihe hält H. Stoob (Westf. Städteatlas Lfg. 2 Nr. 10: Marsberg. 1981, bei Anm. 5) für richtig: „Papst Leo III. dürfte auf dem Wege nach Paderborn um Petri Kettenfeier [Aug. 1] 799 in M. gewesen sein, woran vielleicht das Petri-Patrozinium der Stiftskirche erinnert.“ W. Honselmann (Westf. Klosterbuch 1 S. 575) spricht von einer „schriftlich jedoch nicht belegten Marsberger Tradition“. Freise, Frühmittelalter S. 303 hält die Weihe eines StephanAltars in Paderborn im Juli 799 für gegeben, aber meint zu weiteren Weihenachrichten auch für
Eresburg V.2
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Hohensyburg, Bergkirchen, Hameln u. a.: „Die Authentizität dieser Nachrichten darf in den allermeisten Fällen in Zweifel gezogen werden.“ Vgl. noch Balzer, Pfalzort S. 32 Anm. 164 (auf der Rückreise?) und S. 47 f. zu Paderborn mit Lit. (vgl. Art. Paderborn, V.1.5). Jetzt ders., Altarweihen S. 132–135. Zur späteren Erinnerungstradition in Marsberg an Leo III., die sich in der Inschrift in der Krypta (CCXL dies indulgentiarum hic sunt. Dedic[avit?] P[a]p[a] Leo) und in den Plastiken von Leo und Karl d. Gr. aus dem 13. Jh. im Chor der Stiftskirche sowie im aus dem 14. Jh. stammenden Stiftssiegel, das zu beiden Seiten des Patrons Petrus Leo und Karl zeigt, manifestiert, siehe J. Prinz, Vom mittelalterlichen Ablaßwesen in Westfalen (WF 23. 1971) S. 107–171, hier S. 117 f.
9153 Sachsen des Herzogs Heinrich besiegen vor der E. ein Heer König Konrads I., das dessen Bruder Eberhard von Franken führt. Rex autem misit fratrem cum exercitu in Saxoniam eam devastandam. Qui ap propians urbi quae dicitur Heresburg, superbe locutum tradunt, quia nichil ei maioris curae esset, quam quod Saxones pro muris se ostendere non auderent, quo cum eis dimicare potuisset. Adhuc sermo in ore eius erat, et ecce Saxones ei occurrerunt miliario uno ab urbe, et inito certamine tanta caede Francos multati sunt, ut a mimis declamaretur, ubi tantus ille infernus esset, qui tantam multitu dinem caesorum capere posset. Frater autem regis Evurhardus liberatus a timore absentiae Saxonum – nam eos presentes vidit – et ab ipsis turpiter fugatus disces sit. Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae I/23 (SS rer. Germ. 60) S. 35 f. Danach Annalista Saxo z. J. 915 (SS 37) S. 131. Das Jahr ergibt sich aus: Deuastacio hungariorum in valun / et bellum in heres burg. Die Corveyer Ann. S. 111 (z. J. 915). Reg. Imp. 2,1 Nr. l – Dümmler 3 S. 597 – Waitz S. 23 f. – K. H. Krüger, Konrad I. im sächsisch-fränkischen Grenzraum (Konrad I.) S. 199–214, hier S. 202–204 und Register 938 Juli 4 Thankmar, der Halbbruder Ottos I., besetzt im Aufstand gegen den König die Burg mit seinen Mannen und benutzt sie als Stützpunkt. Nach dem Einlass von Ottos Heer flüchtet er in die Peterskirche, legt am Altar seinen goldenen Halsring ab und fällt (vgl. auch V.1.10). Tantis igitur spoliis Thancmari milites ditati iam ad omnia parabantur. Post haec cepit urbem quae dicitur Heresburg et collecta valida multitudine sedit in ea, multa inde exercens latrocinia. … Thancmarus autem fugit in ecclesiam a Leone papa beato Petro apostolo dedicatam. … stabat iuxta altare, depositis desuper armis cum torque aurea. Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae II/11 (SS rer. Germ. 60) S. 75–77.
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Eresburg V.2–VI.2
Reg. Imp. 2,1 Nr. 76b / c – Köpke-Dümmler S. 73–75 – K. Hauck, Halsring und Ahnenstab als herrscherliche Würdezeichen (Herrschaftszeichen und Staatssymbolik. Beiträge zu ihrer Geschichte vom dritten bis zum sechzehnten Jahrhundert 1. Hg. von P. E. Schramm = SchrrMGH 13,1. 1954) 145–212 – J. Laudage, Konrad I. in der früh- und hochmittelalterlichen Geschichtsschreibung (Konrad I.) S. 339–352, hier S. 345 f. mit Lit.
V.7.1 785 April 3 Karl d. Gr. feiert mit seiner Familie das Osterfest. V.1.6.
V.9 An der Peterskirche auf der Burg entstand nach 826 eine Corveyer Propstei. Ein Propst ist aber erst 1146 nachzuweisen. Um 1160 gab es dort einen Propst und fünf Brüder, 1295 einen Propst und acht Priester. Die Propstei bestand bis zu ihrer Aufhebung 1803. Vor 1046 wurde in Horhusen eine Corveyer Magnus-Kirche errichtet, die vom Paderborner Bischof mit den Pfarrrechten in Horhusen und sechs weiteren Orten der Umgebung ausgestattet wurde. Im Registrum Erkenberti (1106–1128) werden zudem zwei Kapellen in Corveyer Besitz, St. Gertrudis und St. Nikolai, genannt. Während die Gertrudenkirche nicht zu lokalisieren ist und ihre Funktion ungewiss bleibt – möglicherweise handelte es sich um eine Hospitalkapelle –, lag die Nikolauskapelle nach spätmittelalterlichen Belegen auf dem Bühl an der Straße nach Obermarsberg und stellte ursprünglich wohl eine Kapelle für die Bergleute am Eresberg dar. Das Alter der Dionysiuskirche in Horhusen wird in der Forschung kontrovers diskutiert. Allerdings berücksichtigen die Befürworter einer Frühdatierung in karoligische Zeit aufgrund des Patroziniums nicht, dass es sich – wie M. Balzer anmerkt – um eine Paderborner, keine Corveyer Kirche handelt. Kaminsky, Studien S. 229 (Registrum Erkenberti) § 21 – Propstei: Westf. Klosterbuch 1 – Siehe auch H. K. L. Schulze, Klöster und Stifte S. 309–445, hier S. 410 f. mit Abb. und Plänen – Weitere Kirchen: Westf. Städteatlas Lfg. 2 Nr. 10: Marsberg. 1981 – H.-G. Stephan, Siedlungsgeschichte S. 15–39 – Balzer, Frühe Stadtbildung S. 53–57 – M. Wolf, Horhusen / Niedermarsberg S. 9–27 – H. D. Tönsmeyer, Eresburg S. 8–41
VI.2 Die E. kam endgültig im Herbst 776 in fränkischen Besitz. Ludwig d. Fr. verfügte 826 über die capella in der E. zugunsten des 822 an der Weser gegründeten Klosters Corvey. Er verschenkte sie cum omnibus rebus et mancipiis (ac decimis) ad eam pertinentibus, quantumque … genitor noster eidem capellae pia devotione
Eresburg VI.2–VII
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contulisse dinoscitur. (DLdF 255, cop. s. X. [Zehnte wohl interpoliert]). Corveyer Fälschungen auf Ludwig d. Dt. vor 890 und auf Papst Leo III. (V.2.2) beanspruchten von Karl d. Gr. zugewiesene Zehnten im Umkreis per duas S axonicas rastas, d. h. von etwa 18 km (DLdD 178 spur. zu 853; bestätigt im DKo II 10 von 1025). Ein Wirtschaftshof im seit 900 erwähnten, für vorkarolingisch geltenden und jetzt zur Marktsiedlung aufstrebenden Horhusen unterhalb der Burg ist allenfalls erschließbar. H. Stoob lokalisiert einen „Haupthof nebst Domanialsiedlung“ im Flussdreieck zwischen Diemel und Glinde. Nachweisbar ist ein dominicale mit zugeordneten Hof- und Hausstätten erst durch das Corveyer Registrum Erkenberti (S. 229 § 21) vom Anfang des 12. Jhs. Nach dem langen Aufenthalt im Frühj. 785 mussten – laut den Einhardsann. vor dem Aufbruch des Königs nach Paderborn – Vorräte ex Francia zugeführt werden (V.1.6). Sicher konnten auch nordhessische Königsgüter etwa aus der Umgebung von Fritzlar zur Versorgung beitragen. Näher, vor allem an der Diemel abwärts, lassen sich noch weitere Orte erschließen, über deren Erträge der Herrscher verfügte. Denn spätere Karolinger verschenkten dort Orte, namentlich Hesperinghausen, Welda, Großeneder und Bühne, an geistliche Einrichtungen. Offenbleibt, ob damit der Rückgang der Pfalzenfunktion in Zusammenhang steht. Westf. Städteatlas Lfg. 2 Nr. 10: Marsberg. 1981 – Königsgut: Droege, Fränkische Siedlung S. 274 zum karolingischen Königsgut und S. 284 zum Corveyer Besitz westl. der Weser. Vgl. noch II.5 abbatia um 900 als ‚Abtsgut‘.
VI.3 Mit der Eingliederung der Sachsen in das fränkische Reich verlor die E. auch ihre Hauptaufgaben, nämlich zuerst Grenzfestung der jeweils überlegenen Seite und dann Stützpunkt für Karls Einmärsche und militärische Demonstrationen zu sein, soweit diese von Süden erfolgten. Als die Einheit von (Ost-)Franken und Sachsen unter König Konrad I. auf dem Spiel stand, übernahm die Burg prompt ihre alte Funktion. V.2.3. Hist. Stätten NRW² S. 495 vermerkt ab 1036 drei Jahre des Exils von Herzog Adalbero von Kärnten. Der aber zog sich nach dem Ebersberg zurück.
VII 826 schon hatten die Kaiser Ludwig d. Fr. und sein Sohn Lothar I. die capella auf der E. nebst Zubehör an das Kloster Corvey geschenkt. Über die geistliche Verfassung, nämlich als Corveyer Propstei, haben sich deutliche Zeugnisse erst
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Eresburg VII–VIII
aus dem 12. Jh. erhalten. Allerdings verzeichnet der 1081 Papst Gregor VII. wohl vorliegende Text der gefälschten Bulle Leos III. (V.2.2) fratres inibi ad Christi servitium adunati (JL 5212 – KUW 1 S. 132 und 135 f. – Reg. WUB 5,1 Nr. 33 zu 1081 Ende April). Zu 1146 starb ein Propst Herimann (Chronographus Corbeiensis S. 67 f. mit Anm. 26). Sein dritter Nachfolger Bruningus ist mit fünf Brüdern auf der E.-Seite des Corveyer Liber vitae (1158/60, S. 17 von anlegender Hand B 1 bzw. B) eingetragen. Er wird auch zu 1176 urkundlich aufgeführt (WUB Additamenta Nr. 59). Der Konvent umfasste bis ins 16. Jh. in der Regel acht bis zehn Mitglieder. H. Richtering, Stifte und Klöster im Weserraum bis in das 16. Jh. (Kunst und Kultur im Weserraum 3) S. 377–412, hier S. 400 – Westf. Klosterbuch 1 S. 575 f. unter 1.3 und 2.2.4
Die unterhalb der Stiftsimmunität liegende Ansiedlung auf dem Berg blieb als urbs attraktiv. Das zeigt ihre Rolle 915 (V.2.3) und 938 (V.2.4). Seit einem unbekannten Zeitpunkt versuchten die Corveyer Äbte, eine Befestigung der E. zu verhindern. Ne quis umquam bellica in ipso monte presidia collocare (audeat), lassen sie durch Papst Leo III. in der oben schon angeführten Fälschung verbieten (KUW 1 S. 132 und 137). Seitdem die regionalen Dynastengeschlechter ebenso wie die Inhaber der Bischofssitze im 12. Jh. Landesherrschaften zu gewinnen versuchten, wurde die Burg Zankapfel sowohl zwischen den umliegenden Grafen von Padberg, Arnsberg, Schwalenberg und den Corveyer Hochvögten von Northeim und ihren Nachfolgern, als auch zwischen dem Corveyer Abt, dem Bischof von Paderborn und später auch dem Kölner Erzbischof (II.4). Um 1228/29 sollte den konkurrierenden Bestrebungen offenbar durch die Verlegung der nördl. Talsiedlung, der villa Horhusen, auf den Berg ein endgültiger Riegel vorgeschoben werden. Mit dem sich verselbständigenden Handeln der consules et universitas Montis qui dicitur Heresberg (WUB 4 Nr. 168 von 1229) beginnt jetzt auch die eigentliche Stadtgeschichte von Obermarsberg.
VIII Die königliche Benutzung der E. beschränkte sich auf die Zeit der Sachsenzüge Karls d. Gr. Die erstmals 772 eroberte Burg diente ihm als Grenzfeste und von 775 bis 795 etwa achtmal als Marsch- bzw. Etappenstation sowie 785 als „Winterpfalz“. Angesichts der Versammlungsorte Paderborn und Lippspringe blieb sie eine Pfalz im Aufbau. Insbesondere der lange Aufenthalt von Karls Familie vom Winter bis zum Frühsommer 785 belegt das. Trotz der in ihr 785 aufgeführten Bauten zog Karl 797 das neu errichtete Lager Herstelle – diemelabwärts an der Weser gelegen – der E. sogar für einen Winteraufenthalt vor (vgl. den Art. Herstelle). Die Ereignisse von 915 zeigten noch einmal die Funktion als Feste im Grenzgebiet zwischen Sachsen und Ostfranken. Die Belagerung und Einnahme durch Otto I.
Eresburg VIII–IX.2
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938 hängt allein mit der Besetzung westfälischer Burgen durch seinen rebellierenden Halbbruder Thankmar zusammen. So erreichte die E. insgesamt gesehen nur den Status einer karolingischen Pfalz auf Zeit.
IX.1 Chronographus Corbeiensis, s. Schmale-Ott, Annalium Corbeiensium cont. Registrum Erkenberti Corbeiensis abbatis (Kaminsky, Studien) S. 223–239. Zitiert: Registrum Erkenberti Urkunden der Propstei Marsberg. Bearb. von H. Müller (VeröffHistKommWestf 37,8 = Westfälische Urk. 8) 1998. Zitiert: Urk. Marsberg Siehe weiter unter Corvey!
IX.2 R. Bergmann, Das Projekt „Wüstungen und Kulturlandschaft im östlichen Hochsauerlandkreis“ (AiWL 2009. 2010) S. 216–219 E. Cichy, Die Eresburg, Marsberg-Obermarsberg, Hochsauerlandkreis (Frühe Burgen in Westfalen H. 36) ²2015 G. Dethlefs, Das Marsberger Münzwesen im Mittelalter. Zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte einer südwestfälischen Stadt um 900–1300. 2000 A. Doms, Marsberg-Obermarsberg, Hochsauerlandkreis (Neujahrsgruß 1980) S. 41–43 Ders., [Referat über die Grabung in Obermarsberg] (Niederschrift über die Hauptversammlung der Altertumskommission für Westfalen am 10. und 11. Juni 1977 im westf. Landeskrankenhaus in Marsberg) W. Ehbrecht, Zwischen Köln, Paderborn und Hessen: Die Stadt- und Gemeindebildung Marsbergs bis zum Anfang des 14. Jhs. (Marsberg-Horhusen. 2000) S. 145–170 A. Grothe, Die villa Twesine: Mittelalterlicher Verhüttungsplatz und frühmittelalterliche Siedlung vor den Toren der Stadt Marsberg (Marsberg-Horhusen. 2000) S. 80–86 M. Hoberg, Eresburg und Obermarsberg in der Überlieferung des 8.–14. Jhs. (Niederschrift über die Hauptversammlung der Altertumskommission für Westfalen am 10. und 11. Juni 1977 im westf. Landeskrankenhaus in Marsberg) S. 25–38 nebst Quellenanhang Ph. R. Hömberg, Eresburg und Sigiburg (W. Best, R. Gensen, Ph. R. Hömberg, Burgenbau in einer Grenzregion [Kat. Paderborn 1999 3] S. 332–340 P. Ilisch, Münzgeschichte Marsbergs (11.–17. Jh.) (Marsberg-Horhusen. 2000) S. 194–205 G. Isenberg, Marsberg-Obermarsberg (Stiftskirche St. Peter und Paul) (AFWL 9A. 1997) S. 216–218 und (10. 2007) S. 56 f. Dies., Fragment eines Zungenblattkapitells mit zwei Blattkränzen (Kat. Paderborn 1999 2) S. 539 f. VIII. 24 C. Kneppe, Integration und Abgrenzung: Die Entwicklung des Stadtgebietes von Marsberg im Mittelalter (Marsberg-Horhusen. 2000) S. 171–193 Marsberg-Horhusen. Stadtgeschichte aus 11 Jahrhunderten. Hg. vom Marsberger Heimatbund e. V. 2000. Zitiert: Marsberg-Horhusen. 2000 G. Mildenberger, Art. Eresburg, § 2: Archäologisches (RGA 7. 1989) S. 477 f. W.-A. v. Reitzenstein, Lexikon bayrischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. ²1991 L. Schütte, Die Corveyer Herrschaft über Horhusen (Marsberg-Horhusen. 2000), S. 87–108 H. K. L. Schulze, Klöster und Stifte in Westfalen (Monastisches Westfalen) S. 410 f.
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Eresburg IX.2–IX.4
H.-G. Stephan, Die Siedlungsgeschichte von Marsberg-Horhusen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit (Marsberg-Horhusen. 2000) S. 15–79 H. D. Tönsmeyer, Die Eresburg und der Königshof Horohusen mit der Kirche Sankt Dionysius (SüdWestfalen Archiv 15. 2015) S. 8–41 M. Wolf, Horhusen / Niedermarsberg und die Kirche St. Dionysius (SüdWestfalen Archiv 11. 2011) S. 9–27
IX.3 Topogr. Karte 1 : 25 000 Bl. 4519 Marsberg Deutsche Grundkarte 1 : 5000 Bll. 4519,13 Niedermarsberg, 4519,14 Niedermarsberg Ost, 4519,19 Obermarsberg, 4519,20 Glindegrund Geologische Karte von Preußen 1 : 10 000 Lfg. 341, 1936 Ausschnitt aus der Topogr. Karte 1 : 25 000 4518 Madfeld, 4519 Niedermarsberg (Topogr. Atlas NRW) Nr. 20 S. 63 Ausschnitt aus der Topogr. Übersichtskarte 1 : 200 000 4718 Kassel (ebd.) Nr. 129 S. 297 Lagepläne: Westf. Städteatlas Lfg. 2 Nr. 10: Marsberg. 1981 – Urk. Marsberg S. 12: Grundriss der Stiftskirche, der Propstei und der Scheune um 1810. M. etwa 1 : 700 (LAV NRW W, Kartensammlung, A7292) (H. K. L. Schulze, Klöster und Stifte S. 411)
IX.4 Abb. des 17. bzw. 18. Jhs.: Westf. Städteatlas Lfg. 2 Nr. 10: Marsberg. 1981 – Vgl. Hauck, Taufpfalzen S. 75 f. mit Taf. 1 Abb. 1 und Hinweis in Westf. Klosterbuch 1 S. 576 unter 3.5.1 Luftaufnahme Niedermarsberg-Obermarsberg vom 22.8.1973. Ca. 1 : 9500 (Nordrhein-Westfalen neu gesehen. Ein Luftbildatlas in Farb-Senkrechtaufnahmen. Hg. G. Cordes und D. Glatthaar. 1976) S. 76 Nr. 34 Luftaufnahme Obermarsberg von Südosten: Ph. R. Hömberg, Eresburg S. 335 Abb. 7 Abb. und verkleinerte Pläne (20): E. Cichy, Eresburg
Karl Heinrich Krüger
ERWITTE (A) Kr. Soest I Arwitti um 870. Trad. Corbeienses, cop. s. XV. nach einer Vorlage s. XI. Trad. Corb. 1 S. 121 Nr. 226 (vgl. III.1) Arueite 935. DH I 37, or. Aruiti 974. DO II 88, Nachzeichnung vom Anfang s. XI. Arvita 976. DO II 142, or. Aruite 989. DO III 52, or. Aruitdi 1002. DH II 10, or. Ervete zu 1015, 1022, 1027. Berndt, Vita Meinwerci cap. 27, 179, 198 Erveta 1147. WUB 5 Nr. 64, cop. Der Name ist einmalig im deutschen Sprachgebiet; sein Ursprung nicht gesichert. Die Literatur bietet unterschiedliche Erklärungsmodelle an. H. Jellinghaus leitet die erste Silbe aus ahd. aro ‚Adler‘ ab und bringt dies mit dem FlN-Element wede (ahd. witu, as. *widu ‚Wald‘) zusammen, der in westfälischen ON allerdings auch mit dem Vokal i vorkommt und daher schwer von wîde (ahd. wîda, as. *wîđa) ‚Weide (Salix)‘ zu trennen ist. In der Erg. zu E. Förstemann wird die zweite Silbe hingegen auf ahd. wîti ‚Strafe‘ zurückgeführt. Plausibler erscheint demgegenüber jedoch die Deutung als theriophorer ON, da die überwiegende Zahl der deutschen ON als Konkreta gebildet sind, die durch die Bezeichnung nach Bodengestalt, Farben, Gewässern, Pflanzen (Bach, Namenkunde § 322: Nutzpflanzen wie Hülsenfrüchte, z. B. Erbsen), Tieren (Bach, Namenkunde § 328: Tiere, z. B. Adler) etc. ihre verschiedenen Bedeutungsgruppen bilden (Bach, Namenkunde § 286). Daher ist auch die von K. Christ vorgeschlagene Erklärung ‚Erbsenfeld‘ in Betracht zu ziehen, das aus *arw(a)-(a)ito, as. er(iw)it, ahd. araw(e)iz, mhd. erbiz, areweiz, arwiz, arwis u. ä., und mnd. (a)erwete, arwete abgeleitet werden kann (F. Kluge, Wörterbuch – W. Pfeifer, Wörterbuch). Diese Annahme wird neuerdings auch von M. Flöer und C. M. Korsmeier (WOB 1 S. 162–165) bestätigt. Es handelt sich bei E. um eine Suffix-Ableitung (zur Bildung eines ON) von as. erwita < *arwita ‚Erbse‘. Der ON benannte also ursprünglich eine ‚Stelle, an der Erbsen vorkommen / wachsen‘.
144
Erwitte I–II.2
K. Christ, Die Lippegegenden und Aliso (Monatsschrift für die Geschichte Westdeutschlands 7. 1881) S. 185–217, hier S. 216 – H. Jellinghaus, Die westfälischen Ortsnamen nach ihren Grundwörtern. 21902 S. 129 und 171 (Reg.) –Förstemann-Jellinghaus 1 Sp. 206 – H. Schneider, Die Ortschaften der Provinz Westfalen bis zum Jahre 1300. 1936 S. 44 – Bach, Namenkunde 2,1 S. 254, 312 und 322 – F. Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 252011 S. 253 – W. Pfeifer, Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 1. 21993 S. 292 – WOB 1 S. 162–165 – M. Flöer, Art. Erwitte (DOB) S. 165
II.1 E. liegt 7 km südl. von Lippstadt in der Hellwegbördenlandschaft im Südosten der Westfälischen Bucht, die im Osten an die Paderborner Hochfläche grenzt, im Norden vom Lippetal und im Süden von der den Übergang zum Süderbergland bildenden Haarhöhe begrenzt wird. Am quellenreichen Fuß der flachen, wasserarmen nördl. Haarstrangabdachung schmiegt sich der Ortskern in die flache Quellmulde der ergiebigen „Spring“-Quelle. Im Norden liegen weite Wiesenflächen, die an die lehmig-sandige Talaue der Lippe stoßen. Hier liegt in der Nähe von Westernkotten ein weiterer Quellhorizont, dessen salzhaltiges Wasser aus der münsterländischen Bucht stammt. Nach Süden breitet sich auf dem Lößlehmstreifen eine weite, flach ansteigende Ackerflur aus. F. Walter, Siedlung S. 524–527 – H. Schulte, Die geologischen Verhältnisse der Gegend von Erwitte (1100 Jahre Erwitte) S. 1–10, hier S. 7 f. – H. Linden, Naturräumliche Kleingliederung S. 31 – S. Meisel, Art. Hellwegbörden (Hdb. der naturräumlichen Gliederung Deutschlands. Hg. von E. Meynen. 2. 1959/62) S. 813–816 – W. Müller-Wille, Westfalen. Landschaftliche Ordnung und Bindungen eines Landes. 21981 S. 62 – H.-J. Sauerland, Quellen am Hellweg. Geologisch-hydrographische Überlegungen zum Quellhorizont am Hellweg im Kreise Lippstadt. 1969 S. 50–54 – R. Bergmann, Wüstungen S. 18 f. – R. Pieper, Erwitte 2 S. 173 f. – R. Pieper, Königshof S. 8
II.2 Südwestl. des Ortes kreuzen sich zwei wichtige Fernstraßen, die E. eine gute Einbindung in das mittelalterliche Verkehrsnetz sicherten. a) Von Westen nach Osten verlief der Hellweg südl. um den Ort herum, der von Duisburg über Dortmund und Soest nach Paderborn führte. Durch die Eingliederung Sachsens ins Fränkische Reich erfuhr die alte Landstraße eine große Bedeutungssteigerung, da sie die kürzeste und bequemste Verbindung zwischen dem Niederrhein und Paderborn, dem wichtigsten Stützpunkt der Franken in Sachsen, darstellte. Als eine der wichtigsten Nachschublinien des fränkischen Heeres gewann der Hellweg, gestützt auf konfisziertes Königsgut erhöhte Bedeutung. Spätestens jetzt hatte er der alten Höhenstraße auf dem Haarstrang den Vorrang abgelaufen.
Erwitte
St. Laurentius Königshof (mit ehem. Königsteich)
1:25000 0
250
500
750
1000m
Abb. 15: Erwitte. Topogr. Karte 1 : 25.000
Kartographische Grundlage: Digitale Topographische Karte 1:25000, Land NRW 2021 (http://www.govdata.de/dl-de/zero-2-0); © Institut für vergleichende Städtegeschichte, Grafik: Th. Kaling
146
Erwitte II.2–II.3
In Paderborn gabelte sich der Hellweg in einen westöstl. und einen nordöstl. Zug. Der erste überquerte die Weser bei Höxter und erschloss den Nordraum des Harzes. Der zweite schwenkte nach Norden ins Weserbergland, nahm bei Hameln den Weserübergang und führte über Hildesheim und Braunschweig in die Magdeburger Börde. Unter den Liudolfingern wurde der Hellweg zu einer wichtigen Königsstraße, da er nun den Kernraum der ottonischen Herrscher, die ihre Hausgüter im Umkreis des Harzes besaßen, mit den alten karolingischen Pfalzen an Rhein und Maas verband. b) In nord-südl. Richtung führte westl. vom Ort der „Lipperweg“ vorbei, der den Hellweg unmittelbar südl. des Ortes kreuzte. Diese Landstraße verband Köln durch mehrere quer durch die Höhen des Sauerlands verlaufende Verbindungen mit den Niederungen des Lippetals. Nach ihrer Gabelung bei Arnsberg verlief eine Linie über Soest und E., während die andere direkt über den Haarhof und E. nach Lippstadt führte. Die letztere schwenkte in E. gleichzeitig auf die große Ost-West-Verbindung des Hellwegs ein. c) Ein dritter Verkehrsweg, der von Arnsberg über Berge nach Geseke weiter nach Paderborn verlief, schnitt die Erwitter Feldmark. F. Herberhold, Erwitte S. 33 – A. K. Hömberg, Der Hellweg. Sein Werden und seine Bedeutung (1960) (A. K. Hömberg, Zwischen Rhein und Weser. Aufsätze und Vorträge zur Geschichte Westfalens = Schrr. der Historischen Kommission Westfalens 7. 1967) S. 196–207, hier S. 199 – Rübel, Reichshöfe S. 1–143, hier S. 28 f. – Rieckenberg, Königsstraße bes. S. 51 und 144 (Tab. VIII) – Leidinger, Hellweg – Vgl. Brink-Kloke, Dokumentation, die S. 33, Kat.Nr. 39 für den Raum Dortmund betont, „dass spätestens seit der Bronzezeit der Hellweg mitverantwortlich war für die Anziehungskraft auf die frühen Siedler“.
II.3 1027 wird erstmals ein Markt genannt, der beim Königshof stattfand (cum … mercato eciam, quod apud eandem curtem solet haberi, DKo II 82, vgl. VI.1). Offensichtlich auf den Königshof beschränkt, war er bis ins 17. Jh. der einzige Markt, der in E. abgehalten wurde. Trotz der guten Verkehrslage konnte er wegen der Konkurrenz von Soest, dem Mittelpunkt des kölnischen Handels in Westfalen, und seit dem 12. Jh. durch das nahe Lippstadt nicht als Ansatzpunkt zu einer städtischen Entwicklung dienen. J. Tochtrop, Erwitte S. 232 ff. – F. Herberhold, Erwitte S. 132 – Reininghaus, Wirtschaft S. 974–980
Erwitte II.4–II.5
147
II.4 Die Zugehörigkeit Erwittes zur Landschaft (pagus) Engern wird in einer Urk. Konrads II. von 1027 bestätigt, die den Königshof E. in pago Engere in comitatu Marcwardi lokalisiert (DKo II 82. Vgl. VI.1). Graf Markward war ein Mitglied der anscheinend weitläufig mit den Haholden verwandten Esikonen, der die Nachfolge des Grafen Ludolf angetreten hatte. Offenbar beschränkte sich der Erwerb der Grafenrechte Ludolfs durch Bischof Meinwerk von Paderborn im J. 1021 auf das Gebiet innerhalb seiner Diözese, da zu Ludolfs Grafschaft auch der nur wenige Kilometer von E. entfernte und im Kölner Diözesangebiet liegende immedingische Hof Bökenförde gehörte, den Meinwerk an König Heinrich II. und dieser 1006 an die Paderborner Kirche weitergeschenkt hatte. In der Vita Meinwerci (cap. 198) wird die Lokalisierung nach dem Wortlaut der Schenkungsurk. Konrads II. wiedergegeben, während der Verfasser der Vita z. J. 1022 E. aufgrund einer Verwechslung mit dem in jenem Jahr an Paderborn geschenkten Ort Hohunseli (DH II 285) fälschlich in pago Westfalon angesiedelt hatte (Berndt, Vita Meinwerci cap. 179; zur Verwechslung mit Hohunseli, wohl Honsel bei Lüdenscheid, vgl. die Vorbem. zu DH II 484; siehe auch Reg. Imp. 2/4 Nr. 2034). In einer Urk. Erzbischof Sigewins von Köln (1079–1089) wird E. ebenfalls Engern (in regione Angria) zugerechnet (REK I 1190). Bannasch, Bistum S. 77 f. und 86
II.5 E. liegt im nordöstlichsten Teil der Erzdiözese Köln. Mit der Gründung der Pfarrei St. Laurentius in E., die aufgrund ihres in karolingischer Zeit häufig für Missionskirchen belegten Patroziniums noch ins 8./9. Jh. datiert wird, schob sich deren rechtsrheinischer Sprengel weit gegen das Bistum Paderborn vor. Erzbischof Sigewin schenkte die kölnische Kirche zu E. (quandam mei iuris et dominationis) dem 964/65 gegründeten Patroklistift zu Soest. Der Propst des Soester Patrokli stifts besaß die Dekanats- und spätestens ab 1472 die Archidiakonatsrechte. A. Wand, Pfarrei S. 273 – W. Stüwer, Die Patrozinien im Kölner Großarchidiakonat Xanten. 1938 S. 93 f. –Hömberg, Studien S. 59 – F. W. Oediger, Die bischöflichen Pfarrkirchen des Erzbistums Köln (Düsseldorfer Jahrbuch 48. 1956) S. 1–37, hier S. 34 – A. K. Hömberg, Kirchliche und weltliche Landesorganisation (Pfarrsystem und Gerichtsverfassung) in den Urpfarrgebieten des südlichen Westfalen. 1965 S. 120 f. – Bannasch, Bistum S. 23 – R. Pieper, Erwitte 2 S. 174 f.
148
Erwitte III.1
III.1 Der fruchtbare Lößlehmboden und der durch den Quellhorizont gesicherte Wasserreichtum bieten günstige Siedlungsvoraussetzungen. Obwohl es keine zusammenfassende Übersicht über prähistorische Funde im Erwitter Hellweggebiet gibt, ist eine Besiedlung während der vorrömischen Eisenzeit und der Kaiserzeit aufgrund von Neufunden relativ sicher anzunehmen. Durch keramische Fundinventare konnten sowohl fränkisch-merowingerzeitliche Siedlungen als auch solche aus der sächsisch-vorkarolingischen Besiedlungsphase im Bereich der Wüstungen Apsen und Glashem östl. bzw. westl. von E. sowie Hocelhem in E.Bad Westernkotten (Neujahrsgruß 2007 S. 80, 2008 S. 86 f., 2009 S. 104 f. – A.H. Schubert u. a., Forschungen in früh- und hochmittelalterlichen Siedlungen Westfalens – Eine Fallstudie [Fundgeschichten – Archäologie in Nordrhein-Westfalen. Hg. von Th. Otten u. a. 2010]. S. 250–256, hier S. 250–252) nachgewiesen werden. In der Nähe der Kirche in Bad Westernkotten wurden zudem mittelalterliche Pfostengruben sowie ein Ofen gefunden (Neujahrsgruß 2008 S. 88). Hinzu treten noch in den letzten Jahren gemachte merowingische und karolingische Metallfunde „im Raum Erwitte“ (s. u.). Daher ist entlang des Hellweg-Dauerquellhorizonts in hydrographisch und topographisch bevorzugten Lagen eine bestehende und überdauernde Besiedlung in Form von größeren Höfegruppen oder Dörfern anzunehmen, als die Sachsen mit ihren bis zum Ende des 7. Jhs. vorgenommenen Vorstößen ins boruktuarische Hellweggebiet südl. der Lippe einen intensiven Siedlungsausbau durch Rodung und Neugründung entfalteten. Für E. liegen gesicherte Nachrichten allerdings erst seit der ersten schriftlichen Nennung des Ortes in karolingischer Zeit vor, dessen schwer zu deutender Name jedoch bereits der sächsisch-vorkarolingischen Siedlungsperiode zuzurechnen ist (vgl. I). In einer auf die Jahre um 868–870 zu datierenden Traditionsnotiz des Klosters Corvey wird ein Hof in E. genannt, den ein Reddag bei Übergabe seines gleichnamigen Sohnes an das Kloster schenkte (mansum I cum familia in Arwitti). Chr. Albrecht, Landschaft – F. Walter, Siedlung S. 524–527 – Fundchronik Nr. 1249 – Trad. Corb. 1 S. 121 Nr. 226, S. 28 Nr. 104 mit Anm. – zur Datierung vgl. ebd. S. 77 f. – W. Winkelmann, Frühgeschichte und Frühmittelalter (Westf. Geschichte 1) S. 187–230, bes. S. 189 und 226 f. – M. Balzer, Grundzüge der Siedlungsgeschichte (Westf. Geschichte 1) 231–274, hier S. 232 f. und 238 – R. Bergmann, Wüstungen S. 164–168 – J. Kemper, Hellwegraum S. 41 f. – Ph. R. Hömberg, Die Vor- und Frühgeschichte von Bad Westernkotten (Bad Westernkotten 1987) S. 26–31 – Zu neolithischen Gräbern in Schmerlecke vgl. K. Schierhold u. a., Spätneolithischen Großsteingräbern auf der Spur – Geomagnetik in Erwitte-Schmerlecke (Fundgeschichten – Archäologie in Nordrhein-Westfalen. Hg. von Th. Otten u. a. 2010) S. 74–77 – Zu aktuellen Metallfunden im Raum E., insbes. römische, keltische, merowingische und karolingische Schmuckstücke (Fibeln, Schnallen, Beschläge) und Münzen vgl. Neujahrsgruß 2000 S. 45 f., 2001 S. 54–56, 2003 S. 49 f., 2007 S. 91, 2008 S. 93, 2009 S. 115 (u. a. Fragment eines Beschlages, dessen „sehr einfache Ausführung auf eine einheimische Produktion, möglicherweise direkt vor Ort, hindeutet“) – J. F. Fischer, Münzfunde. Ein Merowingertriens des Teudulfus aus Autun (Frankreich), gefunden in Erwitte-Bad Westernkotten, Kreis Soest (AFWL 10. 2007) S. 353–355 sowie T. Capelle, Karolingische Buntmetallminiaturen aus dem
Erwitte III.1–IV.2
149
Raum Erwitte (AiWL 2010.2011) S. 112–114 und A.-H. Schubert, Original oder Imitation? Zwei karolingische Fibeln aus dem Raum Erwitte (ebd.) S. 124–126
III.2 In der Sigewin-Urk. begegnet der Terminus villa als Bezeichnung für die gesamte Ansiedlung (REK I 1190. Vgl. II.5).
III.3 Das Bild des Urkatasters zeigt deutlich, dass die Verdichtung der dörflichen Siedlung ihren Ausgangspunkt an der Pfarrkirche genommen haben dürfte. Daher blieb das südl. an die Kirchenburg um die Pfarrkirche St. Laurentius anschließende Königshofgelände (vgl. IV.2) ohne großen Einfluss auf die topographische Entwicklung des Ortskerns, der sich aus einem erzbischöflichen Ministerialensitz und einer kleinen Siedlung von teilweise bewohnten Speichern gebildet hat. Vermutlich in der zweiten Hälfte des 12. Jhs. wurde die Kirchenanlage umgebaut und der Adelssitz aufgegeben. Die Herren von E. verließen die Siedlung und errichteten nördl. davon eine Wasserburg. R. Pieper, Erwitte 1 S. 17 f.
IV.1 Der erste Hinweis auf die ‚curtis regalis‘ Ervete findet sich erst z. J. 1022 (Berndt, Vita Meinwerci cap. 179), während alle königlichen Besuche vorher und ohne präzisierende Angaben hinsichtlich der Qualität des königlichen Aufenthaltsortes belegt sind. In der Urk. Konrads II. von 1027 wird der Königshof mit curtem nomine Eruete ad nostrum imperiale ius pertinentem bezeichnet (DKo II 82, danach Berndt, Vita Meinwerci cap. 179. Vgl. VI.1).
IV.2 Der frühmittelalterliche Königshof ist auf dem großen freien Gelände und einem einzelnen darauf stehenden Fachwerkgebäude südl. des engen Kirchenbez.s zu suchen, an denen in der lokalen Überlieferung der Name „Königshof“ haftet. Der topographische Befund des Urkatasters stützt diese Annahme, da sich das Königshofgelände in das alte Straßennetz einfügt. Das Kartenbild zeigt ein großes Hofgebiet in Form eines Rechtecks, dessen lange Seiten von Westen nach Osten
150
Erwitte IV.2–IV.3
laufen. Die nördl. Langseite bildet der Kirchgraben, die südl. die Königshofgasse. Die östl. Schmalseite wird von der Straße begrenzt, die auf den Hellweg führt, während die Grenze der westl. Schmalseite vermutlich die Straße bildet, die auf den Markt führt. Letzter sichtbarer Überrest des alten Geländes war der sog. Königsteich, der 1908 zugeschüttet wurde. Eine Mauer zum Markt hin wird erst im 17. Jh. erwähnt und darf daher nicht mit einer alten Umfriedung des Hofgebietes zusammengebracht werden. J. Tochtrop vermutete, dass sich der auf einer Anhöhe liegende Königshofbez. bis zum alten Hellweg erstreckte, zu dem das Gelände nach Süden hin abfällt. Als Begrenzung im Süden und Westen und zum großen Teil auch im Norden sah er den Küttelbach an, der heute kanalisiert ist. Notgrabungen in den Jahren 1938 und 1940 sollten diese erstmals von Tochtrop vertretene Lagevermutung bestätigen. Sie beschränkten sich aber auf den nordwestl. Abschnitt des gesamten Bez.s, wo man die Überreste der curtis vermutete. Mehrere Suchschnitte förderten Spitzgräben zutage, die in südwestl. und nordöstl. Richtung verliefen. Im südöstl. Teil des heutigen Königshofgebäudes stieß man auf schlammige Reste eines ehemaligen Bachlaufs, dessen Fortsetzung nach Osten im früheren Königsteich zu suchen ist. J. Tochtrop, Erwitte S. 216–218 – F. Herberhold, Erwitte S. 103 f. – Fundchronik Nr. 1248 und 1250 f. – W. Mues, Königshof S. 82 f. – R. Pieper, Erwitte 1 S. 20 f. – J. Kemper, Hellwegraum S. 43–46 – Westf. Städteatlas, Lfg. 6 Nr. 2: Geseke mit Störmede und Erwitte. 1999 – Ausführlich zu den Notgrabungen: R. Pieper, Königshof
IV.3 Über die bauliche Ausstattung des Königshofes fehlen jegliche Quellen. Die bei den Grabungen von 1938 und 1940 vorgenommenen Suchschnitte förderten Schotter, Reste einer Bruchsteinmauer und Pfostenlöcher zutage, ohne dass eine Systematik von Gebäuden erkennbar geworden wäre. Damals suchte man allerdings aufgrund der Annahmen Tochtrops nur nach massiven Steinmauern, so dass sich durch diese Methodik keine einfachen Holzbauten nachweisen ließen. Ein Spitzgraben, der schräg unter der südl. Giebelwand des Fachwerkgebäudes mit einem massiven Erdgeschoss aus Bruchsteinmauerwerk gefunden wurde, lässt das Königshofgebäude über die angenommene Südgrenze der Anlage hinaus ragen. Daher darf es ohne nähere baugeschichtliche Untersuchungen vorerst nicht mit alten Vorgängerbauten auf dem Gelände zusammengebracht werden. Eine am Königsteich lokalisierte Kapelle, die Johannes dem Täufer geweiht war, ist bereits im J. 1750 eingestürzt; sichtbare Überreste des endgültig 1796 abgerissenen Gebäudes, an dessen Stelle ein Fachwerkhaus für eine Mädchenschule errichtet wurde, sind nicht erhalten. Ohne neue archäologische Untersuchungen und Funde bleiben alle bereits angestellten Vermutungen und weiteren Aussagen über die frühe Topographie des Ge-
Erwitte IV.3–V.1
151
ländes, seine Befestigung sowie über seine bauliche Ausstattung für die Versorgung und Unterbringung des reisenden Königs und seines Gefolges nur hypothetisch. J. Tochtrop, Erwitte S. 215–218 – A. Klein, Bericht über die Grabung „Karolingischer Königshof Erwitte“, durchgeführt vom 20. Juni bis 22. Juli 1938 [mit Nachtr. von H. Beck zu April 1940] im Auftrag des Landesmuseums der Provinz Westfalen für Vor- und Frühgeschichte Münster. 1940 = Anhang zu A. Klein, Königshof – Fundchronik Nr. 1250 – BKW 35 S. 44 Anm. 2 – R. Pieper, Erwitte 1 S. 20 f. – R. Pieper, Fundsache – R. Pieper, Erwitte 2 S. 176 f. – J. Kemper, Hellwegraum S. 44 f. – R. Pieper, Königshof S. 22–51
V.1 935 Mai 9 1 Zuletzt am 25. Juni 934 in Nordhausen sowie wohl anschließend auf Feldzügen gegen die Vukrani in der Uckermark und die Dänen, danach am 24. Mai 935 in Duisburg. Heinrich I. bestätigt der Kirche in Paderborn die freie Bischofswahl und Immunität. Anwesend: Heinrichs gleichnamiger Sohn* und seine Tochter Hadewig*, Kanzler Poppo. actum in Arueite. DH I 37, or. Reg. Imp. 2/1 Nr. 47 – Waitz S. 165 Möglicherweise ist Heinrich noch in E., als er zwei Tage später auf Bitten seiner Gemahlin Mathilde und Bischof Unwans von Paderborn für das Kloster Neuenheerse urkundet (vgl. DH I 38 sowie Reg. Imp. 2/1 Nr. 48).
974 August 19 Zuletzt am 13. August in Memleben, danach am 30. August in Frohse.
2
Otto II. verleiht dem Kloster Werden Markt- und Münzrecht zu Lüdinghausen und Werden. Anwesend: Kaiserin Theophanu*, Folkmar als Sachwalter des Klosters, Kanzler Willigis. actum Aruiti. DO II 88, cop. s. XI. Reg. Imp. 2/2 Nr. 669 – Uhlirz, Otto II. S. 55 (ohne E.)
152
Erwitte V.1
Ehlers, Integration, Anhang 4 S. 478 und Anhang 7 S. 556, verlegt wegen der Plausibilität des Itinerars den Aufenthalt in E. auf den 20. Januar 975. Seiner Ansicht nach sehe der Reiseweg wie folgt aus: Memleben 13.8.974 – Allstedt 25.8.974 [Datierung 30.8.] – Frohse 30.8.974 – Dänenfeldzug Sommer / Herbst 974 – Pöhlde 25.12.974 – Werla 6.1.975 – E. 20.1.975 [Datierung 19.8.974] – Dortmund 25.1.975 – Nimwegen 16.2.975. Alternativ könnte es möglich sei, dass die Handlung auf dem Weg von Utrecht (25.12.973) und Boussu (21.01.974) in das östl. Sachsen im Frühj. 974 (Quedlinburg 01.04.794) zu E. vorgenommen und die Urk. am 19.8.974 ausgehändigt wurde.
976 November 7 Zuletzt am 29. September in Frohse, danach am 15. November in Duisburg.
3
Otto II. verleiht dem Kloster Herzebrock Immunität und das Recht der freien Vogts- und Äbtissinnenwahl. Anwesend: Kaiserin Theophanu*, Kanzler Egbert. actum Arvita. DO II 142, or. Reg. Imp. 2/2 Nr. 727 – Uhlirz, Otto II. S. 83 Auf dem Weg zum Rhein muss Otto II. den nördl. Weg (Hellweg vor dem Sandforde) genommen haben, um zunächst in Lingen im Emsland tätig zu werden. Dort schenkte er am 29. Oktober dem königlichen Getreuen Herigisus Besitzungen. Die Beurkundung der Rechtshandlung verzögerte sich bis zum darauffolgenden Jahr (vgl. DO II 169 sowie Reg. Imp. 2/2 Nr. 726a – Ehlers, Integration S. 48, 557). Das actum ist evtl. nachgetragen.
989 Februar 9 4 Zuletzt am 28. Dezember 988 in Köln, danach am 5. April in Quedlinburg, wo er das Osterfest feierte. Otto III. beurkundet den in seiner Gegenwart getroffenen Vergleich zwischen der Bertheid von Borghorst und Erzbischof Giselher von Magdeburg über die Rückgabe eines Teils der Ausstattungsgüter, die Bertha, die Mutter der Bertheid, dem von ihr gestifteten Kanonissenstift Borghorst geschenkt hatte. Anwesend: Erzbischof Willigis von Mainz, Erzbischof Giselher von Magdeburg*, Bischof Hildebald von Worms, Bischof Rethar von Paderborn, Graf Wichmann (III.)* als Vogt des Stiftes, Bertheid und ihre Söhne Bernhard und Thuring*, zahlreiche ungenannte Ratgeber. actum Aruite. DO III 52, or. Reg. Imp. 2/3 Nr. 1010 – Uhlirz, Otto III. S. 111 f. – Balzer, Pfalzenforschung S. 123
Erwitte V.1
153
1002 August 12 5 Zuletzt am 10. August in Paderborn, wo Kunigunde von Erzbischof Willigis von Mainz gekrönt wurde, danach am 18. August in Duisburg. Heinrich II. bestätigt dem Stift Herford die Inkorporation der Kirchen Rheine, Wettringen und Stockum und die Immunität. Anwesend: Königin Kunigunde*, Erzbischof Willigis von Mainz*, Herzog Bernhard (I.) von Sachsen*, Äbtissin Godestu*, Kanzler Egilbert. actum Aruitdi. DH II 10, or. Reg. Imp. 2/4 Nr. 1497 – Hirsch 1 S. 226 f. (ohne E.) 1012 Februar 1 Zuletzt am 21. Januar in Magdeburg, danach im März in Nimwegen.
6
Heinrich II. überträgt seinem Kaplan Gerard das umstrittene Bistum Cambrai. Anwesend: der kaiserliche Kaplan Gerard sowie ungenannte Fürsten. Dominus imperator Heinricus, ut superius diximus, suorum principum unanimi consilio usus, Gerardo suo capellano, adhuc diacono, non infimis parentibus Lothariensium atque Karlensium edito, apud Arvitam villam Saxonie Kalendis Februarii donum largitus est episcopii z. J. 1012. Gesta episcopum Cameracensium III,1 (SS 7) S. 465. Reg. Imp. 2/4 Nr. 1755a – Hirsch 1 S. 317 – Balzer, Pfalzenforschung S. 123 – Reeb, Königtum S. 88 f. Die Entfernung von Magdeburg nach E. scheint mit ca. 330 km eine Distanz zu sein, die im Winter nicht innerhalb von ca. 10 Tagen zu bewältigen war. Ehlers, Integration S. 577 löst das Problem insofern, indem er den Aufenthalt in E. nur mit Februar 1012 angibt, was jedoch den Datumsangaben der Gesta nicht gerecht wird.
MXII. Obiit Erluinus Camerinus episcopus, cuius loco ordinatur Gerhardus. Ann. Quedlinburgenses (SS rer. Germ. 72) S. 532. Reg. Imp. 2/4 Nr. 1755a – Th. Schieffer, Ein deutscher Bischof des 11. Jahrhunderts. Gerhard I. von Cambrai (1012–1051) (DA 1. 1937) S. 324–360 – T. Struve, Gerhard I. (LexMA 4. 1989) Sp. 1311 f. Gerards Vorgänger, Bischof Erlwin, war nach den Gesta I, cap. 118 erst am 3. Februar gestorben. Die vorzeitige Ernennung des Nachfolgers war bedingt durch das gespannte Verhältnis des Bischofs zu den Burggrafen von Cambrai.
154
Erwitte V.3
V.3 989 (um Februar 9) (erschlossener) Hoftag in E., der ersten belegten Station auf dem Weg nach Sachsen, zu dem die Kaiserin Theophanu mit ihrem Sohn erst in den ersten Februartagen von Köln aus aufgebrochen zu sein scheint. Reg. Imp. 2/3 Nr. 1009e – K. Uhlirz, Die Intervention in den Urkunden des Königs Otto III. bis zum Tode der Kaiserin Theophanu (Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 21. 1896) S. 115–137, hier S. 118 Nach dem Tod Erzbischof Adalberos von Reims am 23. Januar, der tiefgreifende Veränderungen in der vom französischen Thronstreit bestimmten politischen Szenerie bedeutete, sind hier auch Beratungen weitreichender Pläne der Reichspolitik zu vermuten. Urkundlich belegt ist jedoch nur die Entscheidung Ottos III. im Streit um die Gründungsausstattung von Borghorst, der den Rat (pium consilium) der Genannten sowie vieler anderer einholte (aliorumque quam plurium rectas suasiones sequentes). Neben Erzbischof Willigis von Mainz und Bischof Rethar von Paderborn traten zahlreiche andere Vermittler auf (ceterisque perplurimis intercedentibus) (vgl. V.1.4).
1012 (um Februar 1–3) (erschlossener) Hoftag, auf dem Heinrich II. mit Zustimmung der Fürsten (suorum principum unanimi consilio usus. Gesta episcopum Cameracensium III,1 [SS 7] S. 465) am Vorabend des Festes Mariae Reinigung das Bistum Cambrai seinem Kaplan Gerard verlieh. Als dieser am 3. Februar in sein Bistum abreiste, begleiteten ihn auf Befehl des Königs die Äbte Richard von St. Vanne, Berthold von Kornelimünster und Graf Hermann von Eenham (vgl. V.1.6). Dass es sich hier um mehr als eine kurze Rast handelte, legt die Angabe der Gesta (s. o.) nahe. Ob es allerdings gerechtfertigt ist, aus der Angabe der Gesta einen Hoftag zu erschließen, muss unsicher bleiben. Episcopali vero munere infulatum ipso quidem die et crastino, purificationis scilicet gloriosae Dei genitricis Mariae, secum imperator detinuit; tertio vero die licentiam discedendi accommodans, abbatibus videlicet Richardo, et Berthaldo Endensi, sed et Herimanno comiti, per legationem precepit, ut Gerardum comi tantes ad urbem commissam usque deducerent. Gesta episcopum Cameracensium III,1 (SS 7) S. 465 f. Hirsch 2, S. 317 ff. – R. Holtzmann, Geschichte der sächsischen Kaiserzeit (900–1024). 1979 S. 422 – E. Laehns, Bischofswahlen in Deutschland. 1909 S. 31, 42 Th. Schieffer DA. 1 (1937) 332 Anm. 1 möchte das Datum in III. nonas ianuarii emendieren (vgl. Reg Imp. 2/4 Nr. 1755b, c).
Erwitte V.9–VI.1
155
V.9 Eine auf dem bis 1750/96 auf dem Gelände des Königshofes stehende Kapelle Johannes des Täufers gilt nach der erst am Ende des 18. Jhs. aufgezeichneten Lokaltradition als die älteste Kirche am Ort. Die vermutlich aus Bruchstein gebaute und flach gedeckte Kapelle hatte wohl eine Größe von etwa 8,75 m mal 11,65 m. An ihr Patrozinium (vgl. II.5.) lagerte sich die mündliche Überlieferung, dass im naheliegenden „Königsteich“ die ersten Christen getauft worden seien. Pfarrechte besaß jedoch nicht diese Kapelle, sondern die Laurentiuskirche. A. Wand, Pfarrei S. 269 – R. Pieper, Fundsache – R. Pieper, Erwitte 2 S. 176 – Dehio NRW II S. 317–320 – Zu einem vermutlich aus der 2. Hälfte des 11. Jhs. stammenden Vorgängerbau der in der 2. Hälfte des 12. Jhs. neuerrichteten Laurentiuskirche siehe H. Thümmler, Neue Forschungen zur romanischen Baukunst in Westfalen (Westfalen 43. 1965) S. 3–56, hier S. 46–56, bes. S. 48 – R. Pieper, Königshof S. 12 f.
VI.1 E. gehört in die Reihe der Königshöfe, mit denen der Hellweg ausgebaut ist, die K. Rübel zu dem Entwurf seiner Theorie der Etappenstationen veranlasste. Da es keine Hinweise auf älteren liudolfingischen Besitz im Raum E. gibt – als Erz bischof Brun von Köln 965 dem Soester Patroklistift ein Gut in E. zur Gründungsausstattung testamentarisch vermachte, hatte er es zuvor durch einen Getreuen eigens dafür erwerben lassen (REK I Nr. 476) –, ist anzunehmen, dass das dortige Königsgut aus der Karolingerzeit stammt. In der Zeit Ludwigs d. Fr. jedenfalls war Königsgut am Hellweg unweit von E. vorhanden, aus dem der König 833 seinem Getreuen, dem Grafen Rihdac / Rihdag – der möglicherweise mit dem Corveyer Tradenten Reddag verwandt ist (vgl. III.1 – M. Balzer vermutet, dass Reddag ein Sohn Rihdags gewesen sei. M. Balzer, Geseke [wie unten] S. 87) – einige Höfe in Schmerlecke, Ampen und Geiske schenken konnte (BM² 920 – DLdF 326 – KUW 1 Nr. 12 S. 36 f.). Da vermutlich manches des in den Corveyer Trad. genannten gräflichen Besitztums auf entfremdete Lehen oder Amtsgut, das sich in Allodialbesitz verwandelt hatte, zurückgehen dürfte, könnte auch der von Rih dag / Ricdag – vermutlich demselben wie dem von Ludwig d. Fr. Begünstigten – dem Corveyer Kloster geschenkte Hof in Benninghausen (Trad. Corb. 1 Nr. 201, S. 117) oder jener in E. (vgl. III.1) auf ehemaliges Königsgut zurückgehen. Die Verortung des 833 genannten Ortsnamens Geiske ist bis heute strittig. Er ist auf Altengeseke bezogen worden (DLdF 326 – KUW 1 Nr. 12 S. 36 – H. Müller, Anröchte, Bd. 1: Geschichte seiner Ortschaften von den Anfängen bis um 1800. 1993 S. 43 f.). Begründet wurde diese Identifizierung einmal mit der geographischen Nähe der ebenfalls in der Urk. genannten Orte Schmerlecke und Ampen sowie mit dem Umstand, dass die Urk. Ludwigs d. Fr. zum Best. des Mescheder Stiftsarchivs gehörte und somit die 833 dem Grafen Rihdag geschenkten Güter später zur Ausstattung des Stifts Meschede dienten. Da Besitz dieses Stiftes in allen drei Orten der Urk. – also auch in Altengeseke – nachzuweisen sei, in Geseke jedoch bezeichnenderweise
156
Erwitte VI.1
nicht, sei Geiske nach H. Müller nicht mit Geseke zu identifizieren, sondern mit Altengeseke. Müller vermutet, dass es sich um altes Reichsgut handeln könnte, das in Verbindung mit dem Königshof in E. zu sehen sei. Allerdings scheint der festzustellende Mescheder Besitz in Altengeseke nicht in karolingische Zeit zurückzureichen, sondern wesentlich jünger zu sein (Quellen zur Geschichte von Stift und Freiheit Meschede. Bearb. von M. Wolf. 1981 Nr. 91 und 105). Hingegen verbindet A. K. Hömberg Geiske – vor allem auf Basis genealogischer Argumente – mit Geseke. Er betrachtet die in der Urk. von 833 geschenkten Güter als Ausstattungsgüter des etwa Mitte des 10. Jhs. gegründeten Geseker Cyriakusstifts. Den Übergang der Güter führt er auf die Verwandtschaftsverhältnisse des 833 beschenkten Grafen Rihdag und der Ha(h)oldSippe zurück, als deren „Familienstift“ Hömberg das Cyriakusstift ansieht, während Meschede in Beziehung zu den Werler Grafen gestanden habe. Hömberg setzt also eine Teilung der 833 geschenkten Güter voraus, bei der die Besitzungen in Geiske an das Cyriakusstift, die übrigen an Meschede gegangen seien (A. K. Hömberg, Geschichte der Comitate des Werler Grafenhauses [WZ 100.1950] S. 9–134, hier S. 114–118). Der von Hömberg vertretenen Hypothese ist auch Ehlers, Integration S. 171 gefolgt. Nach Ehlers identifiziert zudem DLdFr 326 Geiske mit G eseke. Eine Gleichsetzung von Geiske und Geseke vertritt auch H. D. Tönsmeyer, Graf Ricdag und die älteren Liudolfinger an Hellweg und Lippe (Lippische Heimatblätter 66. 1986) S. 127–144, ebenfalls auf genealogisch-besitzgeschichtlicher Grundlage. Allerdings ist Tönsmeyers Methodik der Rekonstruktion von Besitzschwerpunkten auf Basis von in ON enthaltenen PN nicht unproblematisch, vor allem dann, wenn es nicht eindeutig ist, ob in einem ON überhaupt ein PN vorliegt (vgl. dazu auch die entsprechenden Art. in WOB 1). Tönsmeyers Ansicht folgt auch W. Ehbrecht (Westf. Städtealtlas Lfg. 6 Nr. 2: Geseke mit Störmede und Erwitte. 1999 Anm. 4), der Geiske ebenfalls mit Geseke identifiziert. Ein Überblick über die Argumente findet sich in WOB 1 S. 191 f. Sprachlich spricht für eine Gleichsetzung von Geiske mit Geseke, dass die historischen Belege für Geseke durchgehend im Singular erscheinen, während die Namenformen für Altengeseke und Neuengeseke stets als Plural zu bestimmen sind (WOB 1 S. 193). Zuletzt schließt sich Balzer, Dorf S. 81, 85 der Argumentation A. K. Hömbergs an. Rübel, Reichshöfe S. 28 f. – Rieckenberg, Königsstraße S. 130 – F. Herberhold, Erwitte S. 101 –Metz, Probleme S. 111, 117 und Karte 1 – J. Kemper, Hellwegraum S. 43
Im J. 1027 schenkte Konrad II. auf Intervention der Kaiserin Kunigunde, die ihrem verstorbenen Gemahl die außerordentlichen Leistungen Bischof Meinwerks für das Reich unablässig ins Gedächtnis gerufen hatte, den Königshof E. der Paderborner Kirche (DKo II 82; danach Berndt, Vita Meinwerci cap. 179). Der Meinwerk-Biograph berichtet von wiederholten und hartnäckigen Versuchen des Bischofs, bereits von Konrads Vorgänger Heinrich II. den Königshof am Hellweg zu erhalten (Berndt, Vita Meinwerci cap. 27 und 179), der für Paderborn besonders erstrebenswert war. Das Zögern Heinrichs II., sich von diesem alten Reichsgutkomplex zu trennen, wurde vermutlich auch von politischen Rücksichten auf den Kölner Erzbischof bestimmt, mit dem Paderborn bei der Aneignung der zerfallenden Grafschaft der Haholde in diesem Raum konkurrierte. Bannasch, Bistum S. 172–174, 184 und 223 – W. Marcus, „Für Königtum und Himmelreich“ (Lippstädter Heimatblätter 90. 2010) S. 17–20
Für die gesamte Zeit seiner Zugehörigkeit zum Reich liegen keine Quellen über den Umfang und die Verwaltung des Königshofes vor. Die Paderborner Überlie-
Erwitte VI.1–VII
157
ferung des 13. Jhs. deutet allerdings darauf hin, dass die 1027 genannte curtis, die cum mancipiis utriusque sexus omnibus ad hanc iure pertinentibus an die Paderborner Kirche geschenkt worden ist, durchaus als Haupthof einer Villikation königlichen Grundbesitzes zu verstehen ist (vgl. VII). Aus Quellen des 16. und 17. Jhs. geht nämlich hervor, dass zu dem ehemaligen Fronhof eine Reihe abhängiger Höfe gehört hatten, die teils in E., teils in Westernkotten – wo seit dem 13. Jh. ein regius puteus (apud Aspe) (WUB 4 Nr. 878), der spätere Konings Zod, belegt ist – lokalisiert wurden. Möglicherweise stammten weitere Höfe in Paderborner Besitz, die über Eikeloh, Berge und Stirpe verstreut lagen, aus der ehemaligen königlichen Grundherrschaft, deren zuweisbarer Gesamtumfang am Ende des 17. Jhs. noch ca. 1.000 Morgen umfasste. F. Herberhold, Erwitte S. 107 f. – J. Bauermann, Art. (Bad) Westernkotten (Hist. Stätten NRW²) S. 49 f. – R. Bergmann, Wüstungen S. 128 – U. Dalhoff, Der Raum Westernkotten im Hochmittelalter bis zum Reichstag von Gelnhausen (700–1180 n. Chr.) (Bad Western kotten 1987) S. 38–46, bes. S. 40 f. – L. Schütte, Art. Bad Westernkotten (Historische Stätten NRW³) S. 329 f.
VII Mit der Schenkung des Königshofes samt Markt und Bann an die Paderborner Kirche befand sich in E. ein eigenständiger Rechtsbez. in unmittelbarer Nachbarschaft zur kölnischen Kirchenanlage. Als sich im 13. Jh. die Beziehungen zwischen Köln und Paderborn verschlechterten, wurde der ehemalige Königshof zu einem Streitobjekt, da dessen Verwaltung in die Hände eines Kölner Parteigängers geraten war. Aus den Bestimmungen eines Vergleichs, der 1277 zwischen dem Paderborner Domkapitel und dem Ritter Albert von Störmede und seinem Sohn geschlossen wurde, geht hervor, dass die Herren von Störmede an der Spitze des Paderborner grundherrlichen Villikationsverbandes in E. standen. Damals sollten sie auf alle Rechte, die sie an der Verwaltung der Grundherrschaft hatten oder beanspruchten, zugunsten ihrer Bewegungsfreiheit im Bistum Paderborn und der Erlaubnis, ihre in den Auseinandersetzungen mit dem Kölner Erzbischof von Bischof Simon zerstörten Burg Störmede wiederaufzubauen, verzichten (WUB 4 Nr. 1481 S. 708 f.). Offenbar wollte der Bischof von Paderborn dem Bestreben des Paderborner Ministerialen zuvorkommen, als erblich begriffene Amtslehen der Paderborner Kirche zu entfremden. Da sich die Herren von Störmede im Kampf zwischen Köln und Paderborn schon früh auf die Kölner Seite geschlagen hatten, scheint sich die Paderborner Kirche damit gleichzeitig eines Amtsträgers entledigt zu haben, der auf einem so umstrittenen Gebiet für sie untragbar geworden war. Spätestens im 14. Jh., möglicherweise bereits seit der Absetzung Alberts von Störmede, wurde der grundherrliche Villikationsverband aufgelöst. Der Königshof war als Haupthof aus dem Verband ausgeschieden worden und wurde 1370 vom
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Erwitte VII–VIII
Bischof an Hermann von Hörde vergeben. Die ehem. abhängigen Höfe blieben als gesonderter Güterkomplex und eigener Rechtskreis bestehen, der unter der Leitung und Verwaltung eines Paderborner Amtmanns stand. Im 17. Jh. wurde dieses Amt erblich und gelangte in den Besitz der Herren von Landsberg zu E. Teilverkäufe, Rentenverkäufe und Teilverpfändungen seit dem späteren MA zeigten den ehemaligen Königshofkomplex lediglich als einträgliches Kapitalobjekt der Paderborner Bischöfe, die bis 1668 nach und nach fast alle Hoheitsrechte, die mit dem Königshof verbunden waren, an den kölnischen Landesherrn verloren hatten. J. Tochtrop, Erwitte S. 244–252 – F. Herberhold, Erwitte S. 44 f. und 105 f. – R. Pieper, Erwitte 1 S. 19 f. – R. Pieper, Erwitte 2 S. 175–177
VIII Bereits 15 Jahre vor der Entlassung des Königshofes aus der unmittelbaren Verwaltung des Reiches endete die dichte Reihe der überlieferten Herrscheraufenthalte, die sich allerdings auf das 10. und frühe 11. Jh. beschränkten. Daher stellt sich die Frage, ob der Königshof E. nach seiner Übertragung an die Paderborner Kirche weiterhin vom Königtum aufgesucht worden ist. Da aber zu dieser Zeit gleichfalls Dortmund seltener genannt wird, ist anzunehmen, dass Paderborn, das wohl seit 1013 über eine neue Pfalz verfügte, eine neue Führungsrolle bei der Beherbergung des Königs übernahm (Vgl. Art. Paderborn). Mit der Schenkung von Königsgut an die Kirche, bei der Konrad II. erheblich weiter ging als sein ottonischer Vorgänger, indem er sich auch von alten Reichsgutresten trennte, zeichnet sich eine Veränderung der königlichen Gastungspolitik durch die Salier ab. Diese konzentrierten sich zunehmend auf die Bischofsitze. Die Übertragung von Krongut an die Reichskirche ist daher als neue Form der Reichsgutverwaltung und deren Beanspruchung durch das reisende Königtum anzusehen. Damit bestätigt die Betrachtung des Königshofes E. allgemeine Tendenzen des königlichen Itinerars. Der häufige Besuch Erwittes durch die ottonischen Herrscher deutet auf eine intensive Nutzung der günstigen Raststation am Hellweg für ihre regelmäßigen Reisen vom Rhein nach Ostsachsen und umgekehrt. Zwei größere Zusammenkünfte, die sich bei der Durchreise ergaben, lassen vermuten, dass der auf karolingischen Grundlagen entstandene Königshof in E. in begrenztem Rahmen für die Bedürfnisse der reisenden Herrschaftsausübung ausgebaut worden war, sodass er Zwecken königlicher Politik dienen konnte. Balzer, Pfalzenforschung S. 123–125
Erwitte IX.1–IX.3
159
IX.1 Fundchronik für Westfalen und Lippe über die Jahre 1937–1947. Hg. von A. Stieren (Bodenaltertümer Westfalens 7) 1950
IX.2 1100 Jahre Erwitte. 1936 Chr. Albrecht, Die Landschaft um Erwitte in vor- und frühgeschichtlicher Zeit (1100 Jahre Erwitte) S. 20–30 Bad Westernkotten. Altes Sälzerdorf am Hellweg. Eine Ortsgeschichte in Wort und Bild. Hg. von W. Marcus. 1987. Zitiert: Bad Westernkotten 1987 R. Bergmann, Die Wüstungen des Geseker Hellwegraumes. Studien zur mittelalterlichen Siedlungsgenese einer westfälischen Getreidelandschaft (Bodenaltertümer Westfalens 23) 1989 F. Herberhold, Die politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse der Gemeinde Erwitte bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts (1100 Jahre Erwitte) S. 31–266 J. Kemper, Hellwegraum und der Königshof in Erwitte. Zur Zeit der Sachsenkriege Karls des Großen, 768–814 (Lippstädter Heimatblätter 64. 1984) S. 41–46 A. Klein, Der Königshof Erwitte im Rahmen sächsischer und karolingischer Wehranlagen Westfalens und der angrenzenden Gebiete um 800 [o. J.] (Ms. im StadtA Erwitte) H. Linden, Naturräumliche Kleingliederung und Agrarstruktur an der Grenze des westfälischen Hellwegs gegen das Sandmünsterland (Forsch. zur deutschen Landeskunde 106) 1958 W. Mues, 1200 Jahre Königshof Erwitte (Heimatkalender des Kreises Soest. 1984) S. 82–85 R. Pieper, Erwitte: Kirchburg – Adelssitz – Pfalzort. Beobachtungen zur topographischen Entwicklung im Mittelalter (Lippstädter Heimatblätter 73. 1993) S. 17–26. Zitiert: R. Pieper, Erwitte 1 Ders., Fundsache: Die Johanneskapelle auf dem „Königshof“ in Erwitte (Lippstädter Heimatblätter 75. 1995) S. 171–174 Ders., Erwitte: Kirchhof, Königshof und Burganlagen (Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland 39: Der Kreis Soest 2001) S. 173–177. Zitiert: R. Pieper, Erwitte 2 Ders., Der Königshof zu Erwitte. Eine umstrittene These und die archäologischen Untersuchungen 1938 und 1940, Erwitte 2017 J. Tochtrop, Der Königshof Erwitte bis zum Ende des 17. Jahrhunderts (WZ 68,2. 1910) S. 209–267 A. Wand, Aus der Geschichte der Pfarrei Erwitte und des Erwitter Schulwesens (1100 Jahre Erwitte) S. 267–421 F. Walter, Die Siedlung Erwitte und ihre Bauernhöfe (1100 Jahre Erwitte) S. 524–579
IX.3 Deutsche Grundkarte 1 : 5.000, Bll. 4315/30 Stirpe, 4315/36 Glasmerhof, 4316/25 Erwitte, 4316/31 Erwitte-Süd Topogr. Karte 1 : 25.000, Bll. 4315 Benninghausen, 4316 Lippstadt Topogr. Karte 1 : 100.000, Bl. C 4314 Gütersloh Geologische Karte 1 : 25.000, Bll. 4315 Benninghausen, 4316 Lippstadt Siedlungen und Wegenetz der Umgebung von Erwitte 1828 1 : 50.000 (in: H. Linden, Naturräumliche Kleingliederung Karte 9; nach F. Walter, Siedlung S. 547)
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Erwitte IX.3–IX.4
Kirchhofsiedlung Erwitte (nach der Katasteraufnahme von Ende 1828, ergänzt durch Unterlagen von 1824 und 1819) 1 : 1.000 (F. Walter, Siedlung S. 531 – vgl. R. Pieper, Erwitte 1 Abb. 3 S. 19) Urkatasterplan Erwittes von 1829 (vereinfachte Umzeichnung) mit Eintrag der Teilbereiche und Entwicklungsphasen (R. Pieper, Erwitte 1 Abb. 1 S. 17 und R. Pieper, Erwitte 2 S. 173) Kernbereich der Grabungen 1938/40 mit Eintrag der Schnitte und Befunde (Grabungsakten); vgl. Ausschnitt bei R. Pieper, Erwitte 1 Abb. 5 S. 21 R. Pieper, Königshof S. 38 f. Westf. Städteatlas, Lfg. 6 Nr. 2: Geseke mit Störmede und Erwitte. 1999
IX.4 Königshoff und Dorff Ervette … Anno 1665. Ölgemälde des Paderborner Malers F. Woltemate, 1785, nach einem Original des C. Fabritius; Theologische Fakultät Paderborn; vgl. Westfalia Picta. 4: Kreis Soest, Kreis Unna, Stadt Hamm. 1989 S. 43
Birgit Studt
HERFORD (B) Kr. Herford Vorbemerkungen Obwohl sich in der näheren Umgebung von H. Königsgut in Gestalt der 972 genannten imperatoria curtis (DO II 21) nachweisen lässt, wird der Aufenthaltsort H. nach dem Schema B bearbeitet. Der Grund besteht darin, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass während der nachweisbaren Königsaufenthalte nicht der besagte Königshof, der mit dem später in Herforder Besitz stehenden Hof Adon husa / Odenhausen identifiziert wird, als Herberge gedient hat, sondern die Könige stets im Stift H. ihren Aufenthalt nahmen. Dies lässt sich erschließen, weil die Könige bei ihren frühen Besuchen (852, 1040) im bzw. für das Stift H. urkundeten. Im 13. Jh. findet sich der Hof Adonhusa / Odenhausen dann bereits in Stiftsbesitz (CTW IV S. 66 – Vgl. auch VIII).
I Heriuurte s. IX. Das Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau. Hg. von J. Autenrieth u. a. (Libri memoriales et necrologia NS. 1) 1979, Faksimile S. 87 D5 ad quoddam monasterium vocabulo Heriuurth, quod in ducatu Saxoniae 838. DLdF 383 – KUW 1 Nr. 17, or. ad monasterium quod dicitur Herifurd 852. DLdD 61, or. ad monasterium quod dicitur Heriford 852. DLdD 61, cop. s. X. ad monasterium quod dicitur Heriuord 852. DLdD 61, cop. s. XII. ad monasterium quod dicitur Heriuurt 858. DLdD 93, or. Heriuurd 859. DLdD 95, or. Herifurt 862–875. Translatio S. Pusinnae Virginis (KUW 1 S. 542), cop. s. XVII. puellas Herivordenses 890/891. OUB 1 Nr. 60, cop. s. XIII. de sanctis Heriuurdensis monasterii monialibus 927. DH I 13, or. imperatorias quoque curtes nostras […] Thiela, Heriuurde […] 972. DO II 21, or. venerabilis abbatissa Hefordensis [!] monasterii 973. DO I 430, or. aecclesiae Herofordensi [!] 973. DO I 430, or. monasterium Heriuurtense 995. DO III 168, or. primatum concederemus, qualem […] Heriuurti tenere uidentur 1004. DH II 87, or.
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Herford I–II.1
Es handelt sich um eine Bildung mit dem Grundwort as. -ford ‚Furt‘, die Bezeich nung für eine Übergangsstelle. Das Bestimmungswort des Namens ist an as. heri(-), mnd. her(e) ‚Heer, Volk‘ (< germ. *harja, got. harjis, ae. here) anzuschließen. Das germ. Stammbildungselement -ja- (*har-ja) ist in den Belegen des Namens bis in das 11. Jh. hinein in der Kompositionsfuge -i- vertreten. Erst seit dem 12. Jh. setzt sich die synkopierte Form Her- durch. Die Formen des Bestimmungswortes Hiri- sind dadurch zu erklären, dass alle e-Laute, die aus umgelautetem -a- entstanden sind, auch als -i- erscheinen können (Gallée, Grammatik § 54 – Lasch, Grammatik §§ 138–140). Als Benennungsmotiv ist eine besonders breite Furt anzusetzen, die für die Passage eines Heeresverbandes oder einer größeren Menschenmenge im Verlauf einer Hauptverkehrsstraße geeignet war. Die Prägung des Namens muss demnach nicht unbedingt mit den „Sachsenkriegen“ Karls d. Gr. (772–804) in Zusammenhang stehen, sondern kann bereits älter sein und in die Zeit vor der Christianisierung Westfalens zurückreichen. Das zeigen auch die genauen Entsprechungen in England in den ON Harraton, Harvington, Harford, Hartford und Hereford, für die altenglisch *hereford anzusetzen ist. WOB 4 S. 128–133 (hier auch die ausführliche Diskussion der bisher vorgebrachten und teilweise abweichenden Erklärungen)
II.1 H. liegt im sogenannten „Ravensberger Hügelland“ zwischen dem Wiehengebirge im Norden und dem Teutoburger Wald im Süden. Östl. und nördl. der Stadt erstreckt sich als Ausläufer des Lippischen Berglandes der Herforder Keuper vorsprung. Dieser nach Westen immer flacher werdende Bergzug wird zwischen dem Homberg (201 m NN) und dem Schweichler Berg (168 m NN) vom Tal der Werre (55 m NN) durchschnitten. Südl. des Keupervorsprungs schließt sich eine Liasrumpflandschaft (100 bis 120 m NN) an. Mit dem Pleistozän (Diluvium) bildete sich eine fruchtbare Lehm- und Lößbodenschicht heraus, die gegenwärtig eine Stärke von 4 bis 6 m aufweist. Die Talsohlen sind häufig feucht, sumpfig oder sogar anmoorig. Wegen der Undurchlässigkeit der wasserstauenden Liastone entwässern die Liasgebiete an der Oberfläche, wodurch zahlreiche kleine Flüsse und Bäche entstanden sind. Die heutige Stadt H. liegt im Mündungsgebiet der Aa in die Werre. Südl. und westl. von H. schließen sich dann zwei Höhengebiete an, die in Richtung H. an Höhe verlieren. Die sandigen Aufschüttungsterrassen in den größeren Tälern stammen aus der letzten Eiszeit. An ihnen finden sich die ersten Siedlungsspuren. In diese sandigen Diluvialterrassen haben sich die Alluvialtäler eingelagert, sodass auch die „untere Terrasse“ (2 m) durchgehend flutfrei ist. M. Kroker, Kaiser S. 79 – R. Pape, Herfords frühe Verkehrslage S. 78–108 – Westf. Städteatlas Lfg. 1 Nr. 8: Herford. 1975 Sp. 1 – W. Brünger, Herford
Herford
Stift
1:25000 0
250
500
750
1000m
Abb. 16: Herford. Topogr. Karte 1 : 25.000
Kartographische Grundlage: Digitale Topographische Karte 1:25000, Land NRW 2021 (http://www.govdata.de/dl-de/zero-2-0); © Institut für vergleichende Städtegeschichte, Grafik: Th. Kaling
164
Herford II.2
II.2 Die Landschaft um H. war äußerst verkehrsgünstig. H. lag zwischen den Überbzw. Durchgängen des Wiehengebirges (bei Minden) und des Teutoburger Waldes (bei Bielefeld) an der beide Höhenübergänge verbindenden Straße mit mehreren Trassen. Archäologische Funde lassen ein Vorhandensein dieses Verkehrsweges bereits in der Jungsteinzeit vermuten. In der Zeit der „Sachsenkriege“ diente die Straße wiederholt dem Durchmarsch fränkischer Truppen (vgl. I). Der Weg war zudem Handelsroute. Über ihn erreichten das Stift H. auch die Weinfuhren aus dem Koblenzer Gebiet (M. Koch, Die mittelalterliche Weinreise der westfälischen Reichsabteien Corvey und Herford [Von der Weser in die Welt. Festschr. für Hans-Georg Stephan zum 65. Geburtstag. Hg. von T. Gärtner u. a. 2015] S. 181–196). H. als sogenannte Doppelfurt entwickelte sich im Knotenpunkt einer weiteren Fernverkehrsstraße, die sich von Nordwesten nach Südosten erstreckte. Durch diese Fernwege wurde H. mit bedeutenden Handelszentren im Norden, Nordosten und am Rhein, aber auch in Ost-West-Richtung mit dem Niederrhein und dem ostfälischen und östl. mitteldeutschen Raum verbunden. Neben den beiden großen Fernwegen gab es wohl bereits seit dem FrühMA vier weitere Anschlussstraßen: eine Verbindung zwischen H. und Paderborn, ein Weg zur Weserfurt Vlotho-Uffeln, eine Straße, die zum Wiehengebirgspass bei Lübbecke und damit in die Norddeutsche Tiefebene in Richtung Bremen führte, und eine Verbindung über den Teutoburger-Wald-Pass zwischen Werther und Halle ins Münsterland. Durch diese zentrale Lage im frühmittelalterlichen Wegenetz war H. an die großen Fernverkehrswege angeschlossen. R. Pape, Herfords frühe Verkehrslage S. 81 f.
Die für die Entstehung Herfords so wichtige Doppelfurt durch Aa und Werre, zu deren Überwindung sich die Wege an dieser Stelle zu einem gemeinsamen Strang verdichteten, wird im Bereich des Hofes Herivurth, später Oldenhervorde, zu suchen sein (R. Pape, Herfords frühe Verkehrslage S. 89). Die Lage des Hofes Herivurth ist von R. Pape allerdings nur aus der Interpretation von Fln. erschlossen worden (R. Pape, Sancta Herfordia S. 15). Nach H. Stoob soll der Hof in der Nähe des alten Marktes gelegen haben (Westf. Städteatlas Lfg. 1 Nr. 8: Herford. 1975). Der Hof wird jedoch im Bereich des späteren Renntores im südl. Bereich der mittelalterlichen Stadt gesucht werden müssen (vgl. dazu den Beleg von 1502: „itlich land horende in den hoff to Oldenhervorde, belegen buten der Renne porten vor Hervorde“, CTW IV S. 298 – WOB 4 S. 128). Bereits im FrühMA soll die Werre mit kleineren Booten (Einbäumen) schiffbar gewesen und für regionalen Transport und Fischerei genutzt worden sein (R. Pape, Herfords frühe Verkehrslage und Besiedlung S. 87 f.). Diese Annahme wurde von A. K. Hömberg bestritten. Jedoch wird heute von der Forschung wieder mit der Schiffbarkeit auch kleinerer Fließgewässer gerechnet.
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Herford II.2
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1:10000 ehem. Mauer Mitte 13. Jh. 0 200m ehem. Klosterbezirk (nach F. Kaspar) Entwurf: Chr. Spannhoff • Grafik: Th. Kaling Gebäude nicht erhalten Topographische Grundlage: Stand um 2010 © Institut für vergleichende Städtegeschichte, 2021 Gebäude erhalten
Abb. 17: Herford. Stadtkarte
A. K. Hömberg, Rez. R. Pape, Über die Anfänge Herfords S. 119–122, hier S. 119 – Dazu auch: S. Rothe, Reichsstift S. 194 – Zur Schiffbarkeit von Fließgewässern im Mittelalter: D. Ellmers, Techniken und Organisationsformen zur Nutzung der Binnenwasserstraßen im hohen und späten Mittelalter (Straßen- und Verkehrswesen im hohen und späten Mittelalter. Hg. von R. Chr. Schwinges. 2007) S. 161–183
Somit erfolgte die Gründung des Stifts H. – wie auch für andere sächsische Stifte typisch – in zentraler, verkehrsgeographisch günstiger Lage (M. Kroker, Kaiser S. 79 – W. Kohl, Bemerkungen zur Typologie sächsischer Frauenklöster in karolingischer Zeit [Untersuchungen zu Kloster und Stift. Hg. von Max-Planck-Institut für Geschichte. 1980] S. 112–139, hier 133–135).
166
Herford II.3
II.3 Die verkehrsgünstige Lage von H. im Mündungswinkel von Aa und Werre und die Kreuzung wichtiger Fernhandelswege an dieser Stelle bildeten eine gute Voraussetzung für die Entstehung eines auf Fernhandel basierenden Marktes. 973 bestätigte Otto I. der Äbtissin von H. Markt-, Münz- und Zollrechte (DO I 430). Der Markt (mercatum) wird damals als in Adonhusa (Odenhausen) gelegen bezeichnet. Nach archäologischen Erkenntnissen handelte es sich bei dem 973 genannten Markt nicht um den heutigen Alten Markt, der südl. der Stiftsimmunität gelegen hat. Dieser entstand erst im Verbund mit einer Kaufleutesiedlung und der Nikolaikirche um 1100 (das Patrozinium lässt auf eine Funktion als Kaufmannskirche schließen; 1261 ist sie als solche überliefert: U. Lobbedey, Baugeschichte S. 147 f. – A. Doms, Ausgrabung S. 119–126, der allerdings die Entstehung erst um 1200 ansetzt – E. Sandow, Marktkirche – K. Blaschke – U. U. Jäschke, Nikolaikirchen und Stadtentstehung in Europa. Von der Kaufmannssiedlung zur Stadt. 2013 S. 34–43). Der 973 genannte Markt dürfte wohl eher auf dem Gelände des Königshofes Odenhausen zu suchen sein, der sich westl. der Aa im späteren Stadtteil Radewig befand. Da in der Urk. von 973 das Marktprivileg bestätigt wird, das das Stift H. zuvor von einem nicht näher benannten König Ludwig erhalten hat, ist als sicher anzunehmen, dass bereits im 9. Jh. hier ein Markt bestand. Die königlichen Marktrechte für das Stift H., verbunden mit Jurisdiktion und Aufsichtsrecht über die angesiedelten Kaufleute, waren die Grundlage der späteren Herrschaft der Äbtissin über die Siedlung und die aus dieser entstehenden Stadt (Chr. Laue, Art. Herford [Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Hdb.. Bearb. von J. Hirschbiegel und J. Wettlaufer. Hg. von W. Paravicini, Bd. 15.I. 2003] S. 714–716 – Reininghaus, Wirtschaft S. 974–980). Für Ludwig d. Fr. als Aussteller des Marktprivilegs könnte sprechen, dass von ihm auch eine solche Verleihung 833 für Corvey überliefert ist (DLdF 328 – KUW 1 Nr. 13; so auch Hist. Stätten NRW³ S. 454); gegen ihn allerdings die fehlende Kaiserbetitelung im Diplom von 973 (DO I 430). Auch Th. Kölzer, Frühe Kirchen S. 68 lehnt ihn als Aussteller ab. Ludwig d. Dt. kommt in Betracht wegen der Fülle der übrigen für H. ausgestellten Urk. und des Verbots von 868 (DLdD 128) gegenüber dem öffentlichen Richter im Hinblick auf Eingriffe in die Zolleinkünfte des Stifts, die mit einem Markt in Zusammenhang stehen könnten. Ludwig d. Kind gestattete Corvey 900 einen Markt in Marsberg (DLdK 6). Somit könnte auch er H. mit Marktprivilegien ausgestattet haben (M. Kroker, Kaiser S. 96 – Balzer, Frühe Stadtbildung S. 48 Fn. 232).
In der Folge siedelten sich in der Nähe des Odenhauser Marktes in der Radewig am Verbindungsweg Osnabrück-Bielefeld Kaufleute an. Anhalt hat diese Annahme aufgrund des Patroziniums der Jakobikirche, das auf eine Kaufleutekirche älteren Typs hindeutet. Diese Kaufleutesiedlung soll sich auch im Stadtteilnamen Radewig widerspiegeln, der als fränkische Kaufleuteherberge mit Stapelplatz erklärt wird (R. Pape, Rote Wik – ablehnend: A. K. Hömberg, Rez. R. Pape, Über die Anfänge Herfords S. 119–122, hier S. 121; Schütte, WIK S. 17 Anm. 134,
Herford II.3
167
S. 88 f. – zustimmend: WOB 4 S. 222–224). Eine Kaufleutesiedlung spätkarolingischer und ottonischer Zeit wird daher in unmittelbarer Nachbarschaft zum Königshof Odenhausen (973: Adonhusa DO I 430) anzusetzen sein, der Schutz und Nachfrage bot. Ein weiterer früher Siedlungsschwerpunkt mit Markt wird auch im Gebiet der Altstadt in der unmittelbaren Nachbarschaft zum Hof Oldenhervorde am Schnittpunkt von Renn- und Johannisstraße angenommen. Im 11. Jh. gab es also vermutlich zwei durch einen von Fernhändlern bewohnten Straßenzug miteinander verbundene Marktsiedlungen, bevor Anfang des 12. Jhs. nördl. des letzteren der Alte Markt im Süden der Stiftsimmunität planmäßig angelegt wurde. Eine überlokale Bedeutung Herfords als Marktort ist allerdings nicht nachzuweisen. Weder spezielle Produkte wurden hier gehandelt, noch gab es ein vornehmliches Gewerbe (M. Kroker, Kaiser S. 96 f. – S. Rothe, Reichsstift S. 202–206). Neben dem Königshof in Odenhausen und dem Marienstift auf dem Berge ab Anfang des 11. Jhs. war es vor allem das Stift H., das durch Nachfrage an Handelsgütern und Dienstleistungen (etwa Bau-/Handwerker) Impulse für die Wirtschaftsstruktur gab. Wirtschaftsfördernd wirkte sicherlich die Übertragung der Gebeine der hl. Pusinna (860) und die „Vision“, ein Jahrmarkt zur Erinnerung an eine bereits im 12. Jh. dokumentierte Marienvision, die ein Schäfer auf dem Luttenberg erfahren und die zur Gründung des Stifts auf dem Berge als Tochterkloster geführt haben soll. H. war am westfälischen Städtebund 1246 in Ladbergen beteiligt (WUB 6 Nr. 3) und gehörte dem hansischen Bund an (R. Pape, Sancta Herfordia S. 96). Neben dem Marktrecht bestätigte Otto I. auch das Münzprivileg, das somit ebenfalls in das 9. Jh. zurückreicht. Erste in H. geprägte Pfennige sind allerdings erst für das 11. Jh. nachweisbar. Die Fundorte Herforder Pfennige aus dem 11./12. Jh. erstreckten sich über Gotland bis nach Estland, Finnland und Russland (R. Pape, Sancta Herfordia S. 98 f. – P. Berghaus, Münzgeschichte). Bei der Gründung der Herforder Neustadt 1224 gelang es dem Kölner Erzbischof, einen Anspruch auf die Hälfte des Herforder Münzrechts durchzusetzen (WUB 4 Nr. 135). Die ebenfalls 973 bestätigten Zollrechte lassen sich bereits 868 fassen, als Ludwig d. Dt. dem örtlichen Richter u. a. Eingriffe in die Zolleinkünfte des Stifts verbot (DLdD 128). P. Berghaus, Münzgeschichte – CTW IV – B. Gedderth, Sancta Herfordia – Translatio S. Pusinnae Virginis S. 541–546 – K. Honselmann, Berichte S. 74 – Ders., Herforder Marienvision – Stoob, Doppelstädte S. 125 – G. Engel, Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte – S. Rothe, Reichsstift. Zur Grundherrschaft des Stiftes H. siehe jetzt auch ausführlich B. Suermann, Pusinnastift
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Herford II.4
II.4 Lediglich 838 und 858 wird H. mit einer näheren politisch-geographischen Angabe als im „Herzogtum“ Sachsen gelegen versehen: in ducatu Saxoniae (DLdF 383 – KUW 1 Nr. 17) bzw. situm in ducatu Saxonico (DLdD 93 – KUW 1 Nr. 31). Zu den älteren Konkurrenten im Territorialisierungsprozess, den Bistümern Osnabrück und Paderborn, kamen im 12. Jh. die neu entstandenen weltlichen Herrschaften hinzu. Im Herforder Raum gehörten dazu vornehmlich die Grafen von Schwalenberg, die Grafen von Ravensberg und die Herren zur Lippe. Vor allem die fehlende militärische Ausstattung des Stifts ermöglichte den neuen Herren einen Ausbau ihrer Stellung auf Kosten des Stifts. Zudem erwuchs dem Stift ein Mitbewerber in der in seinem Schatten entstehenden Stadt. Die kleine Kaufmannssiedlung war im 11. Jh. schnell gewachsen. Die Entwicklung der Altstadt mit Markt und Nikolaikapelle war wohl am Ende des 12. Jhs. abgeschlossen. Die Kaufleute hatten die Radewig bis zum Stift hin ausgedehnt, sodass die Kaufmannssiedlung mit der stiftischen Siedlung zusammengewachsen war (Westf. Städteatlas Lfg. 1 Nr. 8: Herford. 1975 Sp. 1). Seit 1191 sind die Anfänge einer städtischen Verfassung mit plebis tribunus und magister civium bezeugt (WUB 4 Nr. 72 Anm.). Die auf dem Gelände des abteilichen Hofes Oldenhervorde entstandene Altstadt und die auf den Gründen des Königshofes Odenhausen erwachsene Kaufleutesiedlung Radewig unterstanden der Stadtherrschaft und der Rechtsprechung (im sogenannten „Burggericht“) der Herforder Äbtissin (Th. Ilgen, Zur Herforder Stadt- und Gerichtsverfassung – F. Overmann, Kanonissenstift S. 1–3). Die aufstrebende Bürgerschaft versuchte sich allerdings von der Herrschaft der Äbtissin zu befreien. 1256 konnte sie das Burggericht erwerben (R. Pape, Sancta Herfordia S. 81). Ende des 12. Jhs. verlor das Stift H. dann kurzzeitig seine Reichsunmittelbarkeit. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen und der Übertragung der westfälischen Teile des Herzogtums an den Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg kam es zwischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa und dem Erzbischof zum Tausch Herfords und Vredens (vgl. Art. Vreden) gegen das Allod Saalfeld an der Saale (DF I *1243 – M. Kroker, Kaiser S. 114). H. unterstand nun dem Kölner Erzbischof. Später wurde der Tausch zwar in Teilen rückgängig gemacht und H. wieder als reichsunmittelbares Stift angesehen. Dem Kölner Erzbischof verblieben aber Rechte und Grundbesitz in der Stadt H. (Th. Ilgen, Zur Herforder Stadt- und Gerichtsverfassung S. 41 – F. Korte, Stellung S. 151 f. – M. Kroker, Kaiser S. 115). Sichtbar wurden diese Rechte unter Erzbischof Engelbert von Berg, der an der Gründung der Herforder Neustadt zusammen mit der Herforder Äbtissin Gertrud II. zur Lippe maßgeblich beteiligt war (M. Kroker, Kaiser S. 115). Die Reichsabtei H. konnte bis auf einen geschlossenen Besitz um H. kein eigenes Territorium und keine Landesherrschaft ausbilden. Bereits seit 1150 setzten Verluste an Besitzungen, Rechten und Einkünften ein, die diesem Prozess hätten die-
Herford II.4–II.5
169
nen können (M. Pohl, Ministerialität S. 12). Die Grundherrschaft des Stifts war im 12. Jh. in 39 Villikationen mit etwa 800 Hufen gegliedert (S. Rothe, Reichsstift S. 206), 1333 in 49 Villikationen und 770 Hufen, wobei es über 200 Lehnsträger verfügte. Damit war das Reichsstift im Vergleich zu anderen geistlichen Institutionen und weltlichen Herrschaften Westfalens recht gut situiert (M. Pohl, Ministerialität S. 12 f.). Es war eine mittlere Kraft im ostwestfälischen Raum. Der Machtverlust, der den Aufbau einer Landesherrschaft verhinderte, war durch eine großzügige Vergabe von Lehen an die Dienstmannschaft des Stiftes begründet. Die weitgehende Herauslösung dieser Lehen aus dem Herrschaftsbereich der Äbtissinnen war die Folge dieser Politik, die den Versuch darstellte, zwischen den traditionellen Formen von Herrschaft und Verwaltung und einer sich wandelnden feudalen Gesellschaftsstruktur mit der Etablierung einer Dienstmannschaft zu vermitteln (dazu auch: B. Suermann, Besitzungen S. 271–273 – Ders., Pusinnastift S. 315–346). G. Engel, Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte – M. Kroker, Kaiser S. 115 f. – M. Pohl, Ministerialität S. 14 – B. Suermann, Besitzungen S. 256–276 – Ders., Pusinnastift
II.5 Die Stadt H. und ihr Umland gehörten zur Diözese Paderborn, Archidiakonat (1231) des Domthesaurars / L emgo (F. Gerlach, Der Archidiakonat Lemgo in der mittelalterlichen Diözese Paderborn. 1932 S. 27–34 – Brandt-Hengst, Bistum S. 73 f.). Doch bereits 852 entzog Ludwig d. Dt. H. jeder öffentlichen Gerichtsbarkeit (DLdD 61). 868 verlieh er dem Stift das Recht der freien Äbtissinnenwahl (DLdD 128). 887 bestätigte Arnulf H. die von Ludwig d. Fr. und seinen Nachfolgern verliehenen Rechte wie Immunität, Königsschutz, freie Äbtissinnenwahl (DArn 3; der angebliche Papstschutz [quod defensionem et confirmationem rerum suarum a potestate beati Petri per precepta sedis apostolice consequi me ruerunt.] ist interpoliert; die Urk. von 853 [DLdD 178], in der H. quasi bischöfliche Rechte hinsichtlich der Ernennung von Priestern und der Sakramentenspendung eingeräumt wurden, ist eine Fälschung Mitte des 10. oder spätestens Anfang des 11. Jhs.) und Heerbannbefreiung – der Passus über die Zehntrechte und kirchenrechtlichen Bestimmungen gilt jedoch als späterer Einschub. 888 wurden die Rechte des Paderborner Bischofs in Corvey und H. durch den Erzbischof von Mainz als Ergebnis einer vorausgegangenen Synode weitgehend beschränkt. Die Urk. beinhaltet u. a. die Bestätigung der von den Königen erteilten Rechte, die Exemtion von der bischöflichen Jurisdiktion und die Möglichkeit der Appellation an den Papst (MUB 1 Nr. 167 or. – OUB 1 Nr. 53 [unvollständig] – M. Kroker, Kaiser S. 85 mit weiterer Lit.). Das Stift war nachweislich bereits vor 1155 exemt, denn damals bestätigte Papst Hadrian IV. schon bestehende Exemtionsrechte (M. von Fürstenberg, „Ordinaria loci“ S. 62–68 – B. Suermann, Pusinna
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Herford II.5–III.1
stift S. 80 f.). Das freie Wahlrecht der Äbtissin und die Immunität der Stiftsgüter wurde H. bereits 868 durch Ludwig d. Dt. verliehen (DLdD 128).
III.1 In der Herforder Feldmark weisen Keramik- und Siedlungsfunde auf verschiedene Siedlungen von der Jungsteinzeit bis zur jüngeren Eisenzeit (ca. 2000 v. Chr. bis Christi Geburt) hin. Archäologische Befunde auf der eiszeitlichen Niederterrasse im Mündungswinkel von Aa und Werre belegen eine kontinuierliche Siedlung auf dem Gelände der heutigen Stadt H. seit vorkarolingischer Zeit (R. Pape, Über die Anfänge Herfords S. 54–138 – R. Pape, Sancta Herfordia S. 13. Kartierung der Funde ebd. S. 14). Allerdings konnten vorfränkische Besiedlungsspuren im Bereich des Abteigeländes bisher nicht nachgewiesen werden. H. J. Warnecke vermutet – allerdings lediglich auf Basis der Vita Waltgeri (cap. 16; zum Quellenwert s. u.) und wenig überzeugend – an dem Ort der Stiftsgründung ein paganes Heiligtum des germ. Gottes Wodan (H. J. Warnecke, Wodan und die Heeresfurt – Ders., 789 – gegen Warnecke: C. M. Raddatz, Vita Waltgeri S. 32–34 – Derks, Gerswid S. 48 Anm. 161). Aufgrund des unter der Münsterkirche ergrabenen älteren Friedhofs (M. Wemhoff, Damenstift I S. 12–17 f.) darf die Annahme Warneckes jedoch stark in Zweifel gezogen werden. Die Frühgeschichte des Stifts H. ist immer noch dunkel und wird weiter unten problematisiert. Zu den ursprünglichen Siedlungskernen der späteren Stadt H. dürfte neben dem Hof Herivurth bzw. Oldenhervorde (nach R. Pape, Herfords frühe Verkehrslage S. 92 im Winkel zwischen Elverdisser Straße und Lippischer Bahn gelegen) auch die Herforder curtis Libbere gehört haben (Lage zwischen dem alten Mindener Hellweg [Mindener Str.] und dem Lübberlindenweg in unmittelbarer Nähe der Lübberlinde. R. Pape, Lage des Lübberhofes S. 1–10 – Ders., Herfords frühe Verkehrslage S. 91). Im Bereich der Hoffläche der letzteren wurde nach 1224 teilweise die Herforder Neustadt erbaut. Nach neueren archäologischen Erkenntnissen (2015) im Bereich der Komturstraße 27–29 konnten neun Phasen der Siedlungsentwicklung der Neustadt festgestellt werden. Auf die Aufschüttung einer feuchten Senke folgten im 13. und 14. Jh. in rascher Abfolge fünf Holzbauwechsel und eine Steinbauphase (S. Spiong – J. Hallenkamp-Lumpe, Herforder Alt- und Neustadt S. 90–92). Einen weiteren Siedlungskern stellte der Königshof Odenhausen (Adonhusa) westl. der Aa dar (M. Kroker, Kaiser S. 80. Nach WOB 4 S. 206 lag die Hofanlage im Bereich des Technischen Rathauses zwischen Steinstraße, Janup und Steintorwall). 2015 wurde zudem bei Ausgrabungen ca. 400 m. südl. der Münsterkirche an der Clarenstraße 7–9 ein weiterer Siedlungskomplex gefunden. Die Untersuchungen ließen zwei Siedlungsphasen erkennen: Für die ältere Phase konnten aufgrund
Herford III.1
171
eines Grabens zwei Hofstellen erschlossen werden, die in das 8. Jh. zu datieren sind. Die zweite Phase ließ ebenfalls zwei Hofstätten erkennen, die vom 9.–12. Jh. bestanden. Die ergrabene Bebauung ist „dem frühmittelalterlichen Siedlungskern Herfords vor der Gründung des Damenstiftes zuzuordnen.“ In der zweiten Hälfte des 12. Jhs. wurde dieses Siedlungsareal „im Zuge der Stadtgründung neu strukturiert und in das nun ummauerte Stadtgebiet einbezogen.“ (S. Spiong – J. Hallenkamp-Lumpe, Herforder Alt- und Neustadt S. 88 f.; Zitate S. 89). Als weitere Siedlungspunkte in der Herforder Feldmark werden von R. Pape Markwardingtorp, dessen Lage südl. des Flachsbachs am Viehtriftenweg vermutet wird, und evtl. ein Hof tom Worden, zwischen Deichtor (Bielefelder Straße) und Steintor (Engerstraße) gelegen, angesehen. Die 1331 erstmals erwähnte Fischerstraße, die ein Stück des Salzufler Hellwegs zwischen dem Stift auf dem Berge und der späteren Stadtmauer gewesen zu sein scheint, soll auf eine direkt am Werre-Ufer gelegene Fischersiedlung hindeuten, die spätestens mit der Gründung der Neustadt 1224 verschwunden sei (R. Pape, Über die Anfänge Herfords S. 107–109). Unklar sind bislang auch die Anfänge des Frauenstifts H. Nach der in einer Hs. des 13. Jhs. überlieferten Vita beati Waltgeri confessoris (im Folgenden: Vita Waltgeri), deren Entstehungszeit Ende des 12. Jhs. angesetzt wird, habe ein sächsischer Edler namens Waltger von Dornberg, der in der Herforder Überlieferung auch als Wolderus erscheint, zur Zeit der Christianisierung der Sachsen die Gemeinschaft gegründet. Die Angabe eines genauen Gründungsjahres angeblich 789 findet sich allerdings erst bei Heinrich von H. († 1370). Der endgültige Standort des Stifts sei nach den Angaben der Vita eine dritte Gründung gewesen, der Fundationsversuche nordöstl. von Dornberg, in Müdehorst (hier wurden die Reste einer Kirche ergraben), und auf den Besitzungen des Hofes Oldenhervorde vorausgegangen sein sollen. C. Dahm, Anfänge – M. Wemhoff, Zentralität S. 122 – M. Wemhoff, Damenstift I S. 12– 17 – U. Lobbedey, Erforschung – C. M. Raddatz, Vita Waltgeri S. 44–49, sieht allerdings in diesem Gründungsdreischritt eine topische Verbindung mit der Missionsreise des hl. Paulus, wie sie in der Apostelgeschichte [16, 6–10] geschildert wird. Vgl. dazu ausführlich B. Suermann, Pusinnastift S. 45–59: Suermann geht von einem längeren Entstehungsprozess mit mehreren Gründungsbeteiligten aus. Die Gründungsversuche Waltgers wertet er als Einrichtungen von später wieder zerstörten Eigenkirchen. Die schließlich bei H. an der Doppelfurt durch Aa und Werre errichtete Eigenkirche könnte bereits von Waltger zum Stift ausgebaut worden sein, das dann um 820 dem Schutz Ludwigs d. Fr. übertragen wurde, der es zusätzlich ausstattete. Jüngst hat auch U. Andermann diese Version der Gründungsgeschichte zusammengefasst: U. Andermann, Entwicklung S. 25–32
Neben dem natürlichen Lagevorteil an der Doppelfurt durch Aa und Werre sei der dritte Gründungsversuch Waltgers in unmittelbarer Nähe des Königshofes Odenhausen (973: Adonhusa DO I 430), möglicherweise zum Schutz vor Zerstörung, vorgenommen worden (eine andere Interpretation der räumlichen Beziehung zum Königshof s. u.).
172
Herford III.1
Es ist zu überlegen, ob der angebliche Gründungsdreischritt der Vita Waltgeri durch den ON Oldenhervorde motiviert wurde, da der Zusatz Alden-/Olden- (zu as. ald, old, mnd. ôlt ‚alt‘; erstmals belegt Ende 12. Jh. WOB 4 S. 128) als Hinweis auf einen Funktionswandel im Zuge der Stiftsgründung aufgefasst worden sein könnte (nach dem Muster z. B. Altenmelle vs. Kirchenstandort Melle usw. Dazu: NOB III S. 495–504 – Chr. Spannhoff, Orientierungswechsel durch Funktionswandel. Überlegungen zur Entstehung von orientierten Ortsnamen am Beispiel Westladbergen [Nordmünsterland. Forsch. und Funde 5. 2018] S. 296–301). Der ON verweist somit auf eine Zentralitätsverschiebung von Oldenhervorde nach H., möglicherweise im Zuge der Kirchen- und Stiftsgründung. Die Vita Waltgeri gibt selbst in cap. 26 einen wichtigen Hinweis: „…Novam Corbeiam ad instar Veteris Corbeie exstruxit, ita istam secundum iura Suessionis in Gallia constituit“. Aus der Gründungsgeschichte Corveys hatte der Vitenschreiber Wigand also einen solchen Vorgang vor Augen, den er durch den ON Oldenhervorde auf Herforder Verhältnisse übertragen konnte. Für den topischen Dreischritt könnte dann schließlich noch die Kirchenruine in Müdehorst ausschlaggebend geworden sein, die der Autor der Vita Waltgeri ausdrücklich kannte (C. M. Raddatz, Vita Waltgeri S. 68 f.). Die Ruine weckte evtl. das Interesse des Vitenschreibers und regte die Idee der Standortverlagerung an. Die Angaben der Lebensbeschreibung haben zudem massiv die archäologische Forschung beeinflusst. Denn außer dem Kirchengrundriss in Müdehorst gibt es keinerlei Hinweise oder Funde zu einer näheren Datierung des Sakralbaus. So muss auch C. Dahm zugeben, der 1966 über die „Anfänge des Stiftes Herford und die Fundamente von Müdehorst“ gehandelt hat, dass „Saalkirchen mit eingezogenem viereckigem Altarhaus als bescheidene Landkirchen auch noch in viel späterer Zeit errichtet worden sind.“ (C. Dahm, Anfänge S. 13) Gleiches gilt für die Kirche in Dornberg, dem angeblichen Herkunftsort Waltgers, deren vermeintliches Gründungsdatum in karolingischer Zeit ebenfalls nur auf Basis des Grundrisses eines Vorgängerbaus datiert worden ist (Dehio NRW II S. 117). Die Müdehorster Fundamente könnten also auch zu einem späteren Kirchenbau gehören und müssen nicht zwingend in die Missionszeit Westfalens zurückgehen. Dass in Müdehorst keine Beifunde und keine Gräber gemacht wurden, was von M. Wemhoff und M. Beer als Belege für eine nicht erfolgte Nutzung der Kirche angeführt wird (M. Beer, Waltger S. 88), liegt aber wohl daran, dass hier bisher keine professionellen Grabungen durchgeführt wurden und lediglich nach den Fundamenten gesucht wurde. Vgl. dazu jetzt auch Th. Kölzer, Frühe Kirchen S. 59–61.
An der Stelle der späteren Münsterkirche befand sich nach archäologischen Erkenntnissen zuvor ein vorausgehender Friedhof, für den ein (hölzerner) kirch licher Vorgängerbau angesetzt wird, der aber im archäologischen Befund nicht in Erscheinung getreten ist. U. Lobbedey, Wolderuskapelle – M. Wemhoff, Damenstift I S. 12–17 – U. Lobbedey, Rez. M. Wemhoff S. 732 – M. Wemhoff, Zentralität S. 122 mit Grabungsskizze Abb. 81 S. 121 – Ob allerdings eine zum Bestattungsplatz gehörige Kirche zwingend vorausgesetzt werden muss, ist aufgrund neuerer archäologischer Ergebnisse fraglich, die auch christlich anmutende Gräberfelder ohne Kirche bzw. die Weiternutzung vorchristlicher Friedhöfe in christlicher Zeit festgestellt haben. Möglicherweise ist daher ein solches Phänomen ebenfalls für H. anzunehmen. W. Schlüter, Das frühmittelalterliche Gräberfeld vom Schölerberg in Osnabrück. Befunde und Funde (Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 51. 1982) S. 117–126 – Chr. Grünewald, Grab und Friedhof: Zur Bestattungskultur in Westfalen im frühen Mittelalter nach den archäologischen Quellen (Erinnerungskultur im Bestattungsritual. Archäologisch-Historisches Forum. Hg. von J. Jarnut und M. Wemhoff. 2003) S. 9–26 – Vgl. dazu auch Art. Dortmund III.1. Hier legen Bestattungen des 4./5. und 7./8. Jhs. n. Chr. nahe, dass die Martinskapelle und der zugehörige Friedhof auf einem älteren, nichtchristlichen Bestattungsplatz angelegt wurden, der bis ins FrühMA benutzt worden ist.
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Seine Stiftung habe Waltger laut Vita seiner Verwandten Suala übergeben, die die erste Äbtissin gewesen sein soll. Auch nach deren Tode sei die Leitung des Stifts aus den Reihen seiner weiblichen Verwandten besetzt worden. Die Herforder Gründungsgeschichte ist immer noch nicht zweifelsfrei geklärt. Deshalb sollen an dieser Stelle einige wenige kritische Anm. gegeben werden: Das in der Literatur oft anzutreffende vermeintliche Gründungsj. 789 ist erst eine Festlegung der spätmittelalterlichen Haustradition (so etwa Heinrich von H., † 1370 – Derks, Gerswid S. 48 f. – C. M. Raddatz, Vertraute Interpretationen S. 17 f. – Th. Kölzer, Frühe Kirchen S. 59 mit Anm. 59). Auch der Quellenwert der Vita Waltgeri, die sich ausführlich mit den Vorgängen der Stiftsgründung befasst, ist bis heute umstritten (zur Forschungsgeschichte: C. M. Raddatz, Vita Waltgeri S. 1–15). Die Lebensbeschreibung ist in einer Hs. des 13. Jhs. überliefert. Der Autor Wigand dürfte Kleriker in H. gewesen sein. Seine Schrift entstand vor dem Hintergrund des Herforder Exemtionsstreits mit dem Paderborner Bischof. F. Flaskamp vermutet eine Zusammenstellung der Hs. in der Zeit kurz vor dem 28. Februar 1262 (F. Flaskamp, Bonifatiusbrief – Zur Funktion der Verbindung des Stifts H. mit Bonifatius durch die Vita Waltgeri siehe neben den Ausführungen von Flaskamp auch Nass, Untersuchungen S. 36–47). Einen vermeintlichen Hinweis auf die Belastbarkeit der Gründungsangaben in der Vita brachte K. Honselmann 1981 bei, der im historischen Archiv der Stadt Köln einen Bericht über die Herforder Marienvision entdeckte. In dem nach Honselmann aus dem 10. Jh. stammenden Text wird Waltger als erster Stiftsgründer genannt, während Ludwig d. Fr. als Neubegründer ausgewiesen wird (K. Honselmann, Die Herforder Marienvision – Zur Forschungsgeschichte: M. Kroker, Kaiser S. 80). Allerdings wird Honselmanns Frühdatierung heute verworfen und die Entstehung der Vision ebenfalls erst im 12. Jh. und im gleichen Kontext wie die Vita Waltgeri angenommen (C. M. Raddatz, Vita Waltgeri S. 47 f. – Dies., Vertraute Interpretationen S. 13–15 – K. Bodarwé, Die Visitatio. Ein Herforder Bericht über die Marienvision des 10. Jahrhunderts [Historisches Jahrbuch für den Kreis Herford 19. 2012] S. 229–253). Für eine „Validität“ der Vita Waltgeri sprechen sich allerdings wieder B. Suer mann, Hof zu Müdehorst, M. Beer, Waltger, sowie U. Andermann, Entwicklung S. 25–32, aus, der allerdings nicht die Forschungslage um die Vita erörtert, sondern sie als unproblematisch ansieht (S. 26). Kritisch zur Vita jetzt auch Th. Kölzer, Frühe Kirchen S. 58–68. Neben der Kirchenruine in Müdehorst (s. o.) waren dem Verfasser der Vita, Wigand, allerdings auch die Grundlagen der anderen Argumente, die für die erneut vertretene Teilgültigkeit der Vita angeführt werden (B. Suermann, Hof zu Müdehorst), bekannt: In einem Herforder Register des 13. Jhs. ist die Abgabe einer Kuh zum Festtag des heiligen Waltgers wechselnd von den Meierhöfen in Müdehorst und zum Gottesberge verzeichnet. Dies sei nach Suermann als Memoria zu werten, denn laut Vita offenbarte eine Kuh mit brennenden Kerzen auf den
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Hörnern Waltger den finalen Kirchenstandort. Indes ist die Lieferung einer Kuh, allerdings ohne Verweis auf Waltger, bereits im ältesten Herforder Register aus der zweiten Hälfte des 12. Jhs. verzeichnet, und zwar nicht nur aus Müdehorst, sondern auch aus mehreren anderen Villikationen (CTW IV S. 21–51). Der Viten schreiber könnte also diese Viehabgabe als Vorlage für sein Motiv der himm lischen Kuh benutzt haben, um die Verbindung zu den Kirchenruinen in Müdehorst zu untermauern. Insgesamt erscheint der Name Waltger / Wolderus in den Herforder Registern nicht vor dem 13. Jh. Seine angebliche kultische Verehrung schon im 11. Jh. geht nur aus der Vita selbst hervor und ist somit ebenfalls mit einem deutlichen Fragezeichen zu versehen (vgl. schon R. Wilmans, Die Gründung Herfords und die vita Waltgeri [KUW 1] S. 275–318, hier S. 308 f.). Nachzuweisen ist seine Verehrung erst in einer Urkunde von 1146 (RHW 2 Nr. 257). Auch der Vorgang der angeblichen Beschaffung der Reliquien des hl. Oswald, die Waltger angeblich aus England geholt sowie in der Peterskirche in Kirchdornberg niedergelegt habe (C. M. Raddatz, Vita Waltgeri cap. 18) und die deshalb ebenfalls ein Hinweis für die Glaubwürdigkeit der Gründungsvorgänge in der Vita seien, ist kritisch zu hinterfragen: Die Forschung ist sich seit K. Honselmann einig, dass keine frühe Translation der Oswald-Gebeine aus England im 9. Jh. stattgefunden hat. H. Röckelein spricht neuerdings sogar von „Fälschung“ und betont, dass ein nennenswerter Kult in Sachsen erst im 12. Jh. eingesetzt habe. Erstmals belegt sind die Reliquien für Dornberg Ende des 15. Jhs. durch Werner Rolevincks „Westfalenlob“ (Honselmann, Reliquientranslationen S. 171 f. – H. Röckelein, Kulturtransfer – Heiligenverehrung und Reliquien im 10. Jahrhundert [Dome – Gräber – Grabungen. Winchester und Magdeburg. Zwei Kulturlandschaften des 10. Jahrhunderts im Vergleich. Hg. von St. Freund und G. Köster. 2016] S. 155–178, hier S. 156–158 – Dies., Christliche Stiftungen sächsischer Adeliger und der Reliquientransfer nach Sachsen [Kat. Saxones 2019] S. 330–341, hier S. 340, dazu auch Th. Kölzer, Frühe Kirchen S. 62 f.). In diesem Fall wird Wigands Vorgehensweise deutlich: Er fand seinerzeit in Dornberg Reliquien des Oswald vor und konnte dieses Faktum daher in seine Lebensbeschreibung einbauen. Durch die Reliquienfahrt und Verknüpfung mit dem hl. Oswald vermochte er, seinen Protagonisten Waltger als miles christianus und frühen Bekehrer der Sachsen auszuweisen (C. M. Raddatz, Vita Waltgeri S. 28 f., 34 f.). Wigands Vita zeigt also ein typisches Vorgehen, das auch aus der Untersuchung von Urkundenfälschungen bekannt ist. Bestehende Verhältnisse, die als Tatsache von den Zeitgenossen nicht geleugnet werden konnten, werden weit in die Vergangenheit zurückdatiert, um ihnen altes Herkommen und damit Rechtssicherheit zu verschaffen. Die bestehenden Verhältnisse halfen wiederum dabei, der Fälschung Glaubwürdigkeit zu verleihen. Alles in allem gibt es für Waltger / Wolderus keine belastbaren schriftlichen Nachweise vor 1146. Es bewahrheitet sich somit, was A. K. Hömberg bereist 1963 feststellte: „Die Vita Waltgeri gibt uns … nicht die Geschichte der Gründung der Abtei Herford, sondern spiegelt lediglich das Bild wider, das man sich 300 Jahre später in Herford von der Gründung des
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Stifts machte. Was die Vita erzählt, ist eine Legende, die sich im 11. und 12. Jh. ausgebildet hatte.“ (A. K. Hömberg, Unbekannte Klausen und Klöster Westfalens [Dona Westfalica. Georg Schreiber zum 80. Geburtstag dargebracht. 1963] S. 102–127, hier S. 125). Festzuhalten bleibt zudem, dass auch die Archäologie für die Frühzeit keine eindeutig datierbaren Ergebnisse zu bieten vermag (U. Lobbedey, Rez. M. Wemhoff S. 732) und die erste schriftliche Erwähnung des Stifts H. sich in einer Urk. Ludwigs d. Fr. für H. a. 838 findet (DLdF 383 – KUW 1 Nr. 17). Die neueren Überlegungen zur Missionierung und Christianisierung Altsachsens (Kölzer, Anfänge, hier mit dem Zitat S. 35: „Wenn aber Corvey tatsächlich die erste Klostergründung im Sächsischen war, wäre analog zu den übrigen Verschiebungen auch die Liste der in der Literatur früher angesetzten Gründungen, darunter auch Frauenklöster, sogar noch während der Sachsenkriege [damit ist H. gemeint; C. S.], noch einmal kritisch zu prüfen!“ – Diese Prüfung erfolgte dann 2020 mit Th. Kölzer, Frühe Kirchen) und die unmittelbare räumliche Nähe zum Königshof Adonhusa (DO I 430) könnte wieder dafür sprechen, dass das Stift H. erst eine königliche Gründung der 820er Jahre gewesen ist. So beschreibt auch die zeitnähere, zwischen 862 und 875 in H. oder Corvey entstandene Translatio S. Pusinnae Virginis, dass H. unter Ludwig d. Fr. von Adalhard und Wala als Parallelgründung zu Corvey erbaut worden ist (KUW I S. 542 – C. M. Raddatz, Vita Waltgeri S. 51–53 – Dies., Vertraute Interpretationen S. 12 f.). Adalhard und Wala lassen sich auch im Epitaphium Arsenii des Paschasius Radbertus als Gründer Herfords erschließen (C. M. Raddatz, Vita Waltgeri S. 51–53 – Dies., Vertraute Interpretationen S. 9 f.). Zudem stand auch für König Arnolf 887 fest, dass Ludwig d. Fr. neben Corvey auch H. zuerst erbaut habe (primum constructa; DArn 3 im nicht verunechteten Teil). Auch dass das Stift H. anfangs ein Benediktinerinnen-Kloster gewesen sei, ist lediglich eine Vermutung der Forschung (J. Semmler, Corvey und Herford), die aus der inneren und äußeren Nähe zu Corvey geschlossen worden ist (dazu kritisch: Derks, Gerswid S. 48 f. – M. Kroker, Kaiser S. 82 – U. Lobbedey, Erforschung – M. von Fürstenberg, „Ordinaria loci“ S. 23–45 – C. M. Raddatz, Vertraute Interpretationen S. 9–20 – U. Andermann, Entwicklung S. 34–39). Über die ersten Stiftskirchenbauten herrscht hinsichtlich Grundriss und Datierung ebenfalls noch Uneinigkeit (U. Lobbedey, Rez. M. Wemhoff). Bei den Ungarneinfällen von 926 sollen die kompletten Stiftsgebäude durch Brand zerstört und Wohngebäude sowie Münster in der Folgezeit wieder neu errichtet worden sein (M. Wemhoff, Damenstift I S. 20 – U. Lobbedey, Ausgrabungen, S. 111 f.). Die Stiftsimmunität war im 10. Jh. im Osten durch die Werre begrenzt, bis ihr Lauf bei der späteren Errichtung der Stadtmauer im 13. Jh. verlegt wurde. An den übrigen Seiten grenzte eine Mauer den Stiftsbez. von der Umgebung ab (Westf. Städteatlas Lfg. 1 Nr. 8: Herford. 1975 Sp. 2). In seinem Diplom aus dem J. 940 sicherte Otto I. dem Stift die Immunität für alle Angehörigen der Institu-
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tion zu (DO I 24). Es hat somit den Anschein, dass die Siedlung der Stiftshörigen und das spätere Mühlengericht südöstl. der Münsterkirche in den Friedensbez. mit einbezogen worden waren. Möglicherweise war das Gebiet durch einen Holz-Erde-Wall umgeben (A. Cohausz, Die Höferolle, S. 33 f. – M. Kroker, Kaiser S. 95). Die Freiheit erstreckte sich später im Westen bis zur Aa und bis an die Stadtmauer im Norden. In diesem Bereich entstanden Häuser der Stiftsministerialen und der Geistlichen. Der alte Stiftsbereich als Wohnbereich der Stiftsdamen findet sich später als sogenannte „Binnenborg“ (M. Kroker, Kaiser S. 95 – R. Pape, Über die Anfänge Herfords S. 169 und 231–233 – Dazu jetzt ausführlich: U. Andermann – F. Kaspar, Leben im Reichsstift Herford). Neben der Münsterkirche und der nach der Vita Waltgeri (cap. 35) erst Mitte des 11. Jhs. errichteten Wolderuskapelle gehörten zu diesem Gebiet die Konviktgebäude und ein Friedhof im Süden der Kirche. Ein größeres Gebäude, das vielleicht als Wohnung der Äbtissin genutzt wurde, entstand im 12. Jh. im Westen der inneren Immunität (M. Wemhoff, Damenstift I S. 28–30). 1224 wurde die Neustadt auf dem Areal des abteilichen Hofes Libbere am östl. Werre-Ufer gegründet (WUB 4 Nr. 135). Archäologische Funde haben ergeben, dass das Gebiet bereits zuvor besiedelt gewesen sein muss (M. Wemhoff, Pfarrkirche St. Johannis). Das etwa 17 Hektar große Areal mit ovalem Grundriss wurde vermutlich zunächst gesondert geschützt. Mit der Anlage einer Alt- und Neustadt umfassenden Befestigung musste die Werre außen um die Neustadt herum geleitet werden. Der alte Verlauf wurde nun „Bowerre“ genannt und trennte nur noch den Abteibez. von der Neustadt. Die Gebäude des abteilichen Hofes Libbere wurden auf Anordnung der Äbtissin in die Neustadt verlegt. Gegen eine jährlich zu entrichtende Abgabe an den Verwalter (villicus) durften die Einwohner der Neustadt die Weideplätze des Hofes nutzen. Für weitere Erträge war ein spezieller Zins fällig. Äbtissin und Kölner Erzbischof teilten sich die Einkünfte aus der Stadtgründung, die aus Gerichtsbarkeit sowie Zoll und Münze anfielen. (Th. Ilgen, Zur Herforder Stadt- und Gerichtsverfassung, S. 7–9 – M. Kroker, Kaiser S. 117).
III.2 Die zeitgenössisch belegbare Geschichte des Stifts H. beginnt nach den in III.1 gemachten Ausführungen mit der ersten schriftlichen Erwähnung am 7. Juni 838. Damals erhielt H. Zehntzuweisungen und zusätzliche Besitzschenkungen durch Ludwig d. Fr. Dem Stift wurden die Kirchen in Rheine, Wettringen und Schöppingen / Stockum mit den zugehörigen Eigenkirchen, Zehnten, Gütern und Hörigen übertragen (DLdF 383 – KUW 1 Nr. 17). Nach einer neuzeitlichen Inschrift im Lehnssaal der Abtei soll Bischof Badurad von Paderborn (815–862) die neue Herforder Kirche bereits 832 geweiht haben (A. Cohausz, Der heilige Waltger, S. 419 – H. J. Warnecke, 789 S. 589). Die Nachricht über die Weihe findet sich
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erstmals in der Lebensbeschreibung des späteren Paderborner Bischofs Meinwerk aus der Mitte des 12. Jhs. (Berndt, Vita Meinwerci cap. 141, 155). Von Anfang an war H. eng mit dem Kloster Corvey verbunden. Bis in das 12. Jh. hinein besaßen die Äbte von Corvey zudem das Aufsichtsrecht über H. Ferner übernahmen die Corveyer Mönche bis in das 12 Jh. die Propstei von H. Diese Verbindung und die königlichen Zehntzuwendungen von 838 führte im 11. Jh. zum „Osnabrücker Zehntstreit“ zwischen dem Osnabrücker Bischof Benno II. und dem Kloster Corvey sowie dem Stift H. um die Zehntrechte im Bistum Osnabrück, die Corvey vor allem im Osnabrücker Nordland, H. aber im Süden der Diözese besaß (s. u.). Ludwig d. Dt. erweiterte die Schenkung von 838 a. 852 (s. u.) um Besitzrechte in Kilver, Laer (heute Bad Laer, Landkr. Osnabrück) und Erpen mit der dazugehörigen Immunitätsverleihung (DLdD 61). In einer nur in Abschriften erhaltenen und als Fälschung erkannten Urk. (Mitte 10.–Anfang 11. Jh), die auf das J. 853 datiert ist, soll Ludwig d. Dt. dem Kloster Corvey und Stift H. zum Nachteil der Bistümer Osnabrück, Münster und Paderborn den Besitz der Kirchen von Rheine bestätigt und die Kirche von Bünde im Bistum Osnabrück mit den von ihr abhängigen Kirchen und einschließlich der Zehntbez. dieser Kirchensprengel übertragen haben. Hinzu trat für H. die Privilegierung mit gleichsam bischöflichen Rechten bei der Ernennung von Priestern und bei der Sakramenten-Spendung (DLdD 178; der Zeitpunkt der Fälschung ist in der Forschung umstritten: P. Kehr, Vorbemerkung zum Diplom – M. Kroker, Kaiser S. 83 – M. Pohl, Ministerialität S. 20). Eine Synode unter der Leitung des Mainzer Erzbischofs Hrabanus Maurus soll die kirchenrechtlichen Bestimmungen gebilligt haben (ebenfalls aus DLdD 178). In der Urk. wird zudem die enge Verbindung Herfords mit Corvey sichtbar, denn Abt Warin von Corvey wird als provisor et patronus (Aufseher und Beschützer) bezeichnet. Diese Übertragung umfangreicher Besitzungen und Rechte lässt sich interpretieren als das Ergebnis familiärer Kooperation der Geschwister aus dem Geschlecht der Ekbertiner / Cobbonen, Warins von Corvey, Addilas von H. und des Grafen Cobbo, der zu dieser Zeit die Diözese Osnabrück nach der 833 erfolgten Verbannung Bischof Gefwins durch Ludwig d. Fr. verwaltete (M. Kroker, Kaiser S. 84). Der Aufstieg Herfords ist dann auch mit dem guten Verhältnis der Ekbertiner mit den Karolingern zu erklären. Die Überweisung ganzer Kirchensprengel durch Ludwig d. Dt. an H. und Corvey ist aber auch ein Hinweis auf die Ausgestaltung der Kirchenorganisation beider Institutionen (J. Semmler, Corvey und Herford S. 304–306). 858 schenkte Ludwig d. Dt. Besitz in Selm und Stockum a. d. Lippe. Der Äbtissin wurde untersagt, diesen Besitz zu Lehen auszugeben (DLdD 93). Diese Güter zählten zu den größten und ertragsreichsten des Stifts (M. Pohl, Ministeralität S. 114–116). 859 wurden der Äbtissin Haduwig Güter in den westfälischen Landstrichen Grainga und Threcuuiti gegeben (DLdD 95) und schließlich erfolgte 868 die Schenkung der Höfe Arenberg und Leutesdorf am Rhein bei Koblenz durch Ludwig d. Dt. zur Sicherung der Versorgung des Stifts mit Wein (DLdD 128). In derselben Urk. verlieh Ludwig auf Bitten seiner Gattin Hemma dem Stift auch
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die freie Äbtissinnenwahl und die Sicherung der Immunität für alle Güter Herfords. Dem öffentlichen Richter (iudex publicus) wurde jedes Eingreifen in die Besitz- und Zollrechte des Stifts untersagt. 887 bestätigte König Arnulf H. und Corvey alle von Ludwig d. Fr. und seinen Nachfolgern verliehenen Rechte, also Immunität, Königsschutz, freie Äbtissinnenwahl und Heerbannbefreiung sowie die Zehntrechte (allerdings gilt letzterer Teil als späterer Einschub in die nicht im Original überlieferte Urk.: DArn 3 – Kaminsky, Studien S. 19 – M. Kroker, Kaiser S. 85). Eine weitere Urk. Arnulfs von 892 bestätigte ebenfalls die freie Äbtissinnenwahl und alle Privilegien seiner Vorgänger (DArn 105). 860 wurden unter Äbtissin Haduwig die Reliquien der hl. Pusinna aus Binson an der Marne nach H. überführt (Translatio S. Pusinnae Virginis S. 541–546). Dies zeigt auch Beziehungen des Stifts zum westfränkischen Königshof (M. Kroker, Kaiser S. 86), denn die Äbtissin berief sich bei ihrer Bitte an Karl den Kahlen, ihr bei der Auslieferung der Reliquien behilflich zu sein, auf ihre Verwandtschaft mit dem König in 3. bzw. 4. Grade (Röckelein, Reliquientranslationen S. 65 – Balzer, Frühe Mission I und II – Honselmann, Reliquientranslationen, S. 159–193 – R. Schieffer, Reliquientranslationen nach Sachsen [Kat. Paderborn 1999] S. 484–497, zur Pusinna-Translation S. 493 f). Schon vorher soll Waltger Reliquien des hl. Oswald aus England nach H. geholt haben (Vita Waltgeri, cap. 18 – H. J. Warnecke, 789 S. 594–596 – kritisch dazu: M. Beer, Waltger S. 92 und oben). 909 besuchte der spätere (912) sächsische Herzog Heinrich mit großem Gefolge bei seiner Brautwerbung das Stift H., verlobte sich mit Mathilde, Tochter des westfälischen Grafen Thiadrich, die im Stift erzogen wurde und deren Großmutter hier Äbtissin war (V.2.1). Eine erste Zäsur in der Stiftsgeschichte stellten die Zerstörung Herfords durch die Ungarn im J. 926 und der sich anschließende Wiederaufbau dar. Die Urk. Heinrichs I. vom 18. März 927 bestätigt den Ungarnüberfall (DH I 13). Durch den Brand der Stiftsgebäude wurde sicherlich auch ein Teil des Urkundenbestandes vernichtet, weshalb die Erlaubnis erteilt wurde, die Privilegien neu aufzeichnen zu lassen (M. Kroker, Kaiser S. 92). Otto I. bestätigte 940 die Urk. seines Vaters Heinrich I. Daneben sicherte er erneut die freie Äbtissinenwahl und Immunität für alle Angehörigen des Stifts zu (DO I 24). Die Zerstörungen des Jahres 926 sind auch archäologisch wahrscheinlich gemacht worden. Eine starke Brandschicht, die sich auf das 10. Jh. datieren lässt, erstreckt sich über den gesamten Wohnbereich des Stifts. Deshalb mussten Münsterkirche und Wohngebäude im 10. Jh. neu errichtet werden (M. Wemhoff, Damenstift I S. 20–22; siehe auch III.1). 952 bestätigte Otto I. in einer Urk., die als verfälscht gilt und lediglich in sehr späten Abschriften überliefert ist, die Kirchenzehnten und kirchlichen Rechte in Bünde und Rheine (DO I 153). Eine weitere Urk. aus dem J. 973 (DO I 430) bestätigte das bereits angeblich von einem König Ludwig verliehene Marktrecht sowie das Münz- und Zollrecht zu Odenhausen (Adonhusa) (s. II.3). 980 bekräftigte Otto II. die rheinischen Besitzungen, die freie Wahl der Äbtissin und die Immu-
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nität mit dem Recht der Äbtissin, den Stiftsvogt selbst auszuwählen (DO II 234). 995 wurde der von Ludwig d. Fr. 838 geschenkte Güterbez. um Rheine bestätigt, nachdem der sächsische Herzog Bernhard I. für die Äbtissin Imma (seine Schwester) darum gebeten hatte (DO III 168). Die gleiche Bestätigung erging erneut 1002 durch Heinrich II. (DH II 10). Unter Otto II. und Otto III. verlagerten sich die königlichen Herrschaftssinteressen nach Italien, sodass in dieser Zeit die Familie der Billunger große Teile Sachsens in ihre Hand brachte. Neben der Übernahme gräflicher Rechte war vor allem die Besetzung von Abts- und Äbtissinnenstellen mit Mitgliedern der Familie ein wichtiges Element des Herrschaftsausbaus. In H. wurde um 970 die Billungerin Imma, die Schwester Herzog Bernhards I., Äbtissin (Prinz, Mittelalter S. 356 – H.-J. Freytag, Die Herrschaft der Billunger in Sachsen [Studien und Vorarbeiten zum historischen Atlas Niedersachsens 20] 1951 S. 48 – G. Althoff, Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen [Münstersche Mittelalter-Schrr. 47] 1984 S. 361). Ihr Bruder scheint in dieser Zeit auch in den Besitz der Vogteirechte gekommen zu sein (R. Hildebrand, Der sächsische „Staat“ Heinrichs des Löwen [Historische Studien 302] 1937 S. 95). Eine Tochter des Herzogs und Nichte Immas war ihre Nachfolgerin, die Herforder Äbtissin Godesdiu (G. Althoff, Adels- und Königsfamilien S. 49 und S. 353 [wie oben]). Godesdiu entschloss sich, auf dem Herforder Luttenberg einen Tochterkonvent zu gründen – und zwar an der Stelle, an der im 10. Jh. sich eine Marienerscheinung ereignet haben soll („Vision“, siehe oben). Diesen stattete sie mit ihrem Erbgut aus. Die Gründung der Kirche soll nach einer nicht mehr vorhandenen Inschrift, die in Nikolaus Schatens „Annales Paderbornenses“ überliefert ist, im J. 1011 erfolgt sein. Die Weihe kann in diesem Fall nur von Bischof Meinwerk von Paderborn vorgenommen worden sein (Westf. Klosterbuch 1 S. 412–417, hier S. 413 – M. Kroker, Kaiser S. 99 – B. Suermann, Pusinnastift S. 81–86; zur Überlieferung des Gründungsjahres Bannasch, Bistum S. 49 f.). Godesdiu erhielt durch die salischen Könige weitgehende Bestätigungen der älteren Privilegien. Neben dem Recht auf die freie Wahl der Äbtissin sowie der eigenen Wahl des Vogtes und der Entlassung aus der öffentlichen Gerichtsbarkeit, Privilegien also, die bereits auf Otto I. zurückgingen, gestand Konrad II. 1025 dem Stift die strittigen Zehnten in den angrenzenden Diözesen zu (DKo II 10). Eine Urk. gleichen Inhalts für Corvey und H. stellte Heinrich III. 1039 aus (DH III 5). Vor Weihnachten 1040 machte Heinrich III. in H. Station und bestätigte die Urk. Ludwigs d. Dt. von 853 und Konrads II. von 1025 (DH III 67). Trotz dieser Bestätigungen verloren H. und Corvey im sogenannten „Osnabrücker Zehntstreit“ unter Heinrich IV. die strittigen Zehnten und somit einen wesentlichen Teil ihrer Einkünfte (für H. ausführlich: M. Kroker, Kaiser S. 102–106; B. Suermann, Pusinnastift S. 72–79 – allgemein: Jäschke, Studien –Seegrün, Die ersten hundert Jahre S. 32–38). Durch zahlreiche von Bischof Benno II. von Osnabrück in Auftrag gegebene Urkundenfälschungen kam es im Oktober 1076 zu einer ungünstigen Entscheidung für H. durch die Wormser
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Synode. Diese Rechtslage wurde von Heinrich IV. bestätigt, nachdem sich beide Abteien dem Sachsenaufstand angeschlossen hatten (M. Pohl, Ministerialität S. 23–26). Unter Konrad III. versuchte dann der Corveyer Abt Wibald die alten Zustände wieder herzustellen. Durch seine Beziehungen zu Konrad III. und Papst Eugen III. bewirkte er die 1147 ausgestellte Urk. für H., in der die umstrittenen Rechte wieder dem Stift zugewiesen wurden (DKo III 179). Genannt werden die Besitzungen in Rheine, Wettringen, Schöppingen, Ibbenbüren, Lengerich, Lienen, Bünde, Rödinghausen, [Sca]paharda, Vmlo, Burde, Bekinminden (zur Identifizierung der letzten vier Orte: G. Engel, Geschichte der Stadt Bünde [Bünde im Widukindsland. Hg. von K. Paetow. 1953] S. 23–160 hier S. 31 f.). Ebenfalls 1147 wurde das Aufsichtsrecht Corveys erneuert (DKo III 180). Durch die Urk. Konrads III. wurden aber H. auch die Grundlagen der Reichsunmittelbarkeit bestätigt. Der König stellte das Stift unter seinen Schutz und gewährte ihm ewige Freiheit. Dieses Privileg war die Grundlage der später immer wieder behaupteten Reichsunmittelbarkeit gegenüber den Diözesanbischöfen und weltlichen Herren. Doch entgegen den Bestätigungen Konrads III. und Friedrichs I. blieben die Zehnten und weitere Besitzungen in den strittigen Gebieten bei Osnabrück (Jäschke, Studien II S. 390–392 – M. Pohl, Ministerialität, S. 23–26 – Westf. Klosterbuch 1 S. 405 – M. Kroker, Kaiser S. 106 f. – B. Suermann, Pusinnastift S. 72–79). 1155 stellte auch Papst Hadrian IV. das Stift H. mitsamt seinen Besitzungen unter seinen Schutz. Zudem wurden dadurch die Jurisdiktionsansprüche des Paderborner Bischofs über das Stift abgewiesen. Lediglich das Recht des Paderborners, Messen im Stift H. zu lesen und eine neue Äbtissin einzuführen, wurde bestätigt. Weihen durfte der Bischof nur vornehmen, wenn er zuvor von der Äbtissin eingeladen worden war. (WUB 5 Nr. 106 – M. von Fürstenberg, „Ordinaria loci“ S. 62–64). Auch das Aufsichtsrecht des Corveyer Abtes über das Stift H. wurde vom Papst 1155 bestätigt (WUB 5 Nr. 112). Mit den Privilegien Konrads III. von 1147 und Friedrichs I. von 1152 endet die Reihe der Königsurk. für H. zunächst für einige Jahrzehnte. Anscheinend nahm das Interesse des Königtums am Stift in dieser Zeit ab, weil – wie M. Kroker vermutet – H. nur wenig Ertrag aufgrund der geringen Abgabenleistungen erbrachte. Zudem lagen Westfalen und Sachsen in dieser Zeit abseits der Reichspolitik (M. Kroker, Kaiser S. 111). Seit karolingischer Zeit war das Stift H. durch Immunitätsprivilegien aus der öffentlichen Gerichtsbarkeit herausgenommen. Da aber die Äbtissin als geistliche Fürstin nicht zur Ausübung der höheren Blutgerichtsbarkeit berechtigt war, besaß das Stift seit dieser Zeit einen Vogt, der diese Aufgabe wahrnahm. Im 12. Jh. wurde diese von weltlichen Herren ausgeübte Vogtei allerdings zunehmend problematisch, weil dieses Amt zur Ausübung der Herrschaft über das Stift genutzt wurde. In H. bemächtigten sich bereits im 9. Jh. die Ekbertiner der Vogtei über H. Erstmals nachweisen lässt sich ein Herforder Vogt im Privileg Ludwigs d. Dt. von 868 (DLdD 128). Im 12. Jh. wurde das Vogteiwesen jedoch komplexer, denn die sächsischen Herzöge, die in der Tradition als Vögte des Stifts angese-
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hen wurden, setzten nun niedrigere Adelige als Vize-, Unter- oder Teilvögte ein (G. Engel, Lehen, Pfandschaft, Vogtei S. 55–57 – Hömberg, Westfalen S. 29 – F. Korte, Stellung S. 11). Für die Zeit Heinrichs des Löwen ist Borchardus de Lukke, advocatus belegt (WUB Add. Nr. 53). 1191 befand sich die Vogtei in der Hand des Grafen Widukind von Schwalenberg (WUB 4 Nr. 72 Anm. – M. Kroker, Kaiser S. 110). Die Schwalenberger behielten sie bis in das 13. Jh. hinein als kölnisches Lehen (M. Kroker, Kaiser S. 111). Danach bestand das Bestreben der Kölner Erzbischöfe darin, die Schwalenberger aus der Stiftsvogtei zu verdrängen, was auch über einen längeren Zeitraum hinweg gelang, in dem die Schwalenberger stückweise ihre Rechte an Stift und Stadt H. verloren (F. Forwick, Die staatsrechtliche Stellung der ehemaligen Grafen von Schwalenberg [Geschicht liche Arbeiten zur westfälischen Landesforsch. 5 = VeröffHistKommWestf 22,5. 1963] S. 44). Vor allem hatte das Stift sich gegenüber den Ravensberger Grafen zu behaupten, die in unmittelbarer Nachbarschaft ein Territorium zu etablieren begannen. 1214 gründeten sie als Zentrum ihres Herrschaftsbereichs die Stadt Bielefeld, womit sie formal gegen Herforder Rechte verstießen (R. Vogelsang, Geschichte der Stadt Bielefeld 1. 1980 S. 39). Die Ravensberger hatten nämlich zur Ausstattung ihrer Stadt die Nutzung von Herforder Wäldern und Weiden in Beschlag genommen. Herforder Ministerialen und Bürger zogen daraufhin aus, eroberten Bielefeld und richteten Zerstörungen an. In einem Vergleich Äbtissin Gertruds II. mit den Grafen Otto und Ludwig von Ravensberg einigten sich beide Parteien: Die Ravensberger verpflichteten sich, für die Übergriffe der Herforder auf Bielefeld keine Rache zu üben. Zudem wurde den Bielefeldern untersagt, Zölle auf Herforder Waren zu erheben (WUB 4 Nr. 91 – G. Engel, Der Streit der Herforder Äbtissin – S. Sigler – F. Korte, Bielefeld und die Grafen von Ravensberg. Die Gründungsepoche von 1214 bis 1346. 2014 S. 53–60). Unterstützung gegen die Ravensberger erhielt die Herforder Äbtissin durch die Bürger der Stadt H. und ihren Vater, Bernhard zur Lippe (M. Kroker, Kaiser S. 117). Im Anschluss an den Vergleich bestand ein recht einvernehmliches Verhältnis zu den Ravens bergern. 1224 fand in H. die Belehnung der Gräfin Sophie von Ravensberg mit einem Reichslehen durch Heinrich (VII.) statt (KUW 2 Nr. 272 – WUB 3 Nr. 198) und 1226 erkannten Otto und Ludwig die Äbtissin sogar als Schiedsrichterin im Streit um ihr Erbe an („Herforder Teilung“ – WUB 3 Nr. 229). Trotz der o.g. Libertas-Privilegien verlor H. kurzzeitig um die Wende zwischen dem 12. und 13. Jh. die stets beanspruchte Königsnähe und wurde im Tausch dem Kölner Erzbischof unterstellt (vgl. Art. Vreden). Zwar galt H. später wieder als reichsunmittelbares Stift; dem Erzbischof verblieben aber Rechte und Besitzungen in der Stadt H. (M. Kroker, Kaiser S. 111–115). Unter der Äbtissin Gertrud II. (reg. um 1215–um 1238), einer Tochter Bernhards II. zur Lippe, wurde dieses Verhältnis zum Kölner Erzbischof ausgebaut. Erzbischof Engelbert von Köln, Reichsverweser und Vormund des jungen Königs Heinrichs (VII.), setzte dem Herrschaftsausbau des lokalen Adels Grenzen, der
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Herford III.2
auch zu H. in Konkurrenz stand. Somit deckten sich stiftische und erzbischöfliche Interessen (M. Kroker, Kaiser S. 115). Diese Annäherung Herfords an Köln nutzten die Nachfolger Engelberts, um ihre Rechte in der Herforder Neustadt auch auf den Bereich der Altstadt auszudehnen (F. Korte, Stellung S. 14 f. – F. Overmann, Kanonissenstift S. 24 f.). Als Erzbischof Konrad von Hochstaden versuchte, die kölnische Landeshoheit über H. unter dem Herforder Abbatiat seiner Verwandten Ida zu erreichen, kam es anlässlich seines Besuches 1244 in H. zum Aufruhr der Bürgerschaft, der in einen tätlichen Angriff auf den Erz bischof mündete (R. Pape, Sancta Herfordia S. 79 f – Prinz, Mittelalter S. 396). Der Protest richtete sich gegen die Übernahme stadtherrlicher Rechte in der Herforder Altstadt durch den Metropoliten. Die Bürgerschaft musste zwar danach den Erzbischof um Verzeihung bitten, erreichte durch ihren Einspruch aber die Wahrung der Eigenständigkeit. Die enge Beziehung des Stifts zu Köln sicherte im 13. Jh. seinen Bestand gegen die sich ausbildenden territorialen Nachbarn. Hinsichtlich der entstehenden Neustadt versuchte die Äbtissin als Stadtherrin und größte Grundbesitzerin ihren Einfluss zu festigen, indem sie stiftische Ministerialen in den Rat der Stadt einbrachte (R. Pape, Sancta Herfordia S. 74 f.). Bis Ende des 12. Jhs. hatte sich eine starke Herfordische Ministerialität ausgebildet, die sich aus der stiftischen adeligen Ritterschaft und den unfreien Meiern der Villikationen zusammensetzte (M. Pohl, Ministerialität S. 138–147). Diese starke Stellung der Ministerialität des Stiftes H. sollte aber auch die Ursache seines Niedergangs sein. Die im Stadtrat sitzenden Ministerialen identifizierten sich aus ökonomischen Gründen zunehmend mehr mit den Interessen der Stadtgemeinde als mit denen des Stifts. Die die stiftischen Güter verwaltenden Dienstleute versuchten größtmögliche Unabhängigkeit von der Abtei durch die familiäre Weitervererbung der Lehen zu erlangen. Durch diese Entwicklung wurde es für die Äbtissin zunehmend schwieriger, den Güterbesitz zu kontrollieren. Große Teile der Besitzungen wurden aus dem direkten Besitz des Stifts gelöst und gelangten durch Weiterverlehnung nicht selten in die Hände der größeren Territorialherren. Ende des 14. Jhs. waren dem Stift große Teile seiner Besitzungen bereits verloren gegangen (F. Darpe, Herford und Rheine S. 191–193 – G. Engel, Lehen, Pfandschaft und Vogtei S. 56–58. – M. Kroker, Kaiser S. 118 f. – B. Suermann, Besitzungen S. 256–276). Die umfangreiche Dienstmannschaft des Stiftes hat nicht zu einer effektiveren Verwaltung der Abteigüter beigetragen, sondern im Gegenteil den Ausbau einer Landesherrschaft verhindert (M. Pohl, Ministerialität S. 203–209 – J. Gerchow, Äbtissinnen). Mit zunehmendem Einfluss der Stadt H. und dem Rückzug des Kölner Erzbischofs übertrug Äbtissin Ida der Bürgerschaft den Schutz von Stift und Stadt, indem sie den Bürgern das der Abtei zustehende Stadtgericht übertrug und die Stadt die Vogteifunktion über das Stift wahrnahm (WUB 4 Nr. 641 und 642 – UB Herford Nr. 6 und Nr. 7). Daraufhin regierten Äbtissin und Rat die Stadt H. gemeinsam, die mit einem 3,5 km langen Mauerring umgeben wurde (H. Rüthing,
Herford III.2–IV.2
183
Herford im 14. Jahrhundert S. 134). Bis in das 16. Jh. hinein bestand diese Symbiose, die in der Forschung als „Kondominat“ bezeichnet wird (A. Cohausz, Herford als Reichsstadt S. 47). Der kölnische Einfluss ging nach der Niederlage Erzbischof Siegfrieds von Westerburg in der Schlacht von Worringen merklich zurück (M. Jansen, Die Herzogsgewalt der Erzbischöfe von Köln in Westfalen seit dem Jahre 1180 bis zum Ausgange des 14. Jahrhunderts. Eine verfassungsgeschichtliche Studie [Historische Abhandlungen 7] 1895 S. 19). Äbtissin und Bürgerschaft Herfords unterstrichen die Reichsfreiheit von Stadt und Stift. Das Stift konnte diese – im Gegensatz zur Stadt – auch bis zur Säkularisation sichern (M. Kroker, Kaiser S. 121).
IV.1 Die durchgängige Bezeichnung als monasterium (vgl. I) gibt keine Hinweise auf die innere Einrichtung der Institution. Es lässt sich nicht entscheiden, ob es sich von Anfang an um ein Damenstift oder um ein Benediktinerinnenkloster handelte. Auch die archäologischen Ergebnisse geben keine eindeutigen Anhaltspunkte zur Beantwortung dieser Frage. Sie stehen der Annahme eines benediktinischen Großkonventes aber auch nicht entgegen (M. Wemhoff, Damenstift I S. 179–181 – ausführlich: M. von Fürstenberg, „Ordinaria loci“ S. 23–45 – U. Andermann, Entwicklung S. 34–39). Im 10. Jh. war H. dann nachweislich als Kanonissenstift organisiert (J. Semmler, Corvey und Herford S. 299).
IV.2 Das Stift H. wurde auf einem flachen Geländerücken des Flussniederungsgebietes im Mündungsbereich von Aa und Werre angelegt. Der Geländerücken ragte weit in das sumpfige Überschwemmungsumland. Eine steil abfallende Geländekante, die heute noch an der Topographie östl. der Münsterkirche abzulesen ist, bildete eine Siedlungsgrenze. Zur Aa hin fiel das Gelände flacher ab. In südl. Richtung zur Altstadt hin bildete der Geländerücken eine gleichmäßige Fläche. Um das zentrale Stiftsareal, das heute bis auf die Münsterkirche verschwunden ist, entwickelte sich später die Stadt H. An der Stelle des Anfang des 20. Jhs. abgebrochenen Abteigebäudes befinden sich seit 1917 das Rathaus und die Markthalle. Durch die Verläufe der Gewässer Aa und Werre mit ihren Nebenkanälen sind die ehemalige Stiftsfreiheit und die drei Ortsteile Altstadt mit Altem Markt, Radewig mit St. Jakobi-Kirche und Gänsemarkt und die Neustadt mit der Pfarrkirche St. Johannis, Neuem Markt und Rathaus klar voneinander getrennt. Dehio NRW II S. 424 f. – Westf. Städteatlas Lfg. 1 Nr. 8: Herford. 1975 – S. Rothe, Reichsstift
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Herford IV.3
IV.3 Die Herforder Münsterkirche hatte zahlreiche Funktionen. Sie war Stiftskirche des Reichstifts und erste Herforder Pfarrkirche. Im 12. Jh. sollen zur Münsterpfarrei neben dem Pfarrgebiet der Stadt noch 16 weitere Dörfer und mehrere Einzelhöfe gehört haben. Das heutige, ab etwa 1215/20 bis 1290 errichtete Gebäude stellt eine der ersten westfälischen Hallenkirchen dar. Die Chorwinkeltürme, von denen nur der nördl. erhalten geblieben ist, gehörten wohl nicht zur ursprünglichen Planung des zweiten Viertels des 13. Jhs. Das Langhaus dürfte Mitte des 13. Jhs. fertiggestellt worden sein. Es handelt sich um eine spätromanische Hallenkirche mit zweitürmiger Westfassade, Querhaus und einschiffigem gestreckten Chor. Im Zuge des Münsterneubaus wurden auch die übrigen Stiftsgebäude neugestaltet. Die Residenz der Äbtissin wurde von den übrigen Stiftsgebäuden getrennt und im Bereich der erweiterten Immunität (heutiger Rathausplatz) neu aufgebaut. Zudem erhielten die Stiftsdamen eigene und voneinander getrennte Kurien. (M. Wemhoff, Damenstift I S. 39–41 f. – M. Kroker, Kaiser S. 119 – F. Kaspar, Freiheit, S. 249–288, zudem die Karte auf S. 146 f.). Die Münsterkirche war ursprünglich außer dem Erlöser der Jungfrau Maria und der hl. Pusinna geweiht. Über ihre Frühzeit ist wenig bekannt (siehe dazu III.1). Der direkte Vorgängerbau der heutigen Münsterkirche wurde nach dem Überfall und der vollständigen Zerstörung der Stiftsgebäude durch die Ungarn ab 926 begonnen, an dem vermutlich im 12. Jh. größere Umbaumaßnahmen vorgenommen wurden. Für die heutige Münsterkirche, die ab 1215/20 vermutlich unter sukzessiver Aufgabe des Vorgängerbaus errichtet wurde, konnten fünf Bauphasen rekonstruiert werden: Zwischen 1215/20 und den 1220er Jahren wurden zunächst das Sanktuarium und die östl. Querhauswände errichtet (Phase 1). Um 1230 entstand dann der Klausurostflügel (nach einem Brand) und es wurde mit dem Bau der Westfassade begonnen (Phase 2). Im Zeitraum von vor 1230 und den 1230er Jahren vollendete man das Querhaus (Phase 3). Um 1250 wurde das Hallenlanghaus fertig gestellt (Phase 4). Schließlich erfolgte zwischen ca. 1250 und vermutlich 1282 der Ausbau der Westtürme (Phase 5). Der bestehende Bau wurde z. T. auf den Fundamenten der Vorgängerkirche errichtet. Unter dem bestehenden barocken Bau der Wolderuskapelle sind mehrere Vorgängergebäude ausgegraben worden. Bei dem ältesten handelt es sich um einen kleinen, im Innern nur 2 × 2 m großen Bau, der im Osten einen Durchgang besaß. M. Wemhoff, Damenstift I – M. von Fürstenberg, „Ordinaria loci“ S. 156–162 – Dehio NRW II S. 425 f. – R. Dorn, St. Marien und Pusinna
Herford V.1
185
V.1 852 (wohl November) Zuletzt in Köln und Sachsen, danach in Minden.
1
König Ludwig d. Dt. urkundet für das monasterium H. Er überträgt ihm ein Gut in Kilver mit Zubehör, das er dem Lehen des aufständischen sächsischen Grafen Hrodrad entzogen hatte, und weiteren Besitz in Laer und Erpen und entzieht das Stift der öffentlichen Gerichtsbarkeit, mit Ausnahme der des eigenen Vogtes. Die Fuldaer Ann. nennen als Grund für die Reise nach Minden, dass Ludwig erbrechtliche Entscheidungen über Besitzungen aus dem Eigentum des Vaters und Großvaters treffen musste (SS rer. Germ. 7 S. 42). Anwesend: Comeatus notarius advicem Radleici. Actum in eodem monasterio Herifurd. DLdD 61, or. sowie cop. s. X. und XII. BM 2 1403 – Dümmler 1 S. 367 f. DLdD 61 datiert die Urk. unter Vorbehalt in das Vorjahr, der Vorgang passt allerdings eher in das Itinerar des Jahres 852, auch wenn der zeitliche Abstand zwischen dem Aufenthalt in H. und dem anschließend datierten in Regensburg (Weihnachten) sehr eng ist (dazu auch: Weber, Reichsversammlungen S. 124–126 – Ehlers, Integration S. 201, 531 – vgl. auch den Art. Minden). Zur Datierung wird man sich den Ausführungen BM 2 1403 anschließen müssen. Vgl. dazu aber Art. Minden V.1.2
1040 Dezember 22 2 Zuvor am 5. Dezember in Allstedt, danach zu Weihnachten in Münster, wo Heinrich an der Einweihung des neugegründete Damenstift Liebfrauen Überwasser teilnahm. König Heinrich III. urkundet für das Stift H. Er bestätigt ihm und Corvey nach dem Vorbild der gefälschten Urk. auf Ludwig d. Dt. von 853 (DLdD 178) und der Urk. Konrads II. von 1025 (DKo II 10) die Bestimmungen über den Zehnten aus den Kirchen zu Meppen, Marsberg, Bünde und Rheine sowie über die Rechte der Priester des Stifts und die den Bischöfen zu entrichtenden Leistungen. Zudem bestätigt er die Immunität und die freie Äbtissinnenwahl. Anwesend: Eberhardus cancellarius vice Bardonis archicancellarii. Actum Herivorte. DH III 67, or. Der Zeitraum für den Reiseweg von H. nach Münster erscheint zu knapp bemessen und das Tagesdatum ist nachgetragen, sodass die Übergabe der Urk. vermutlich erst in Münster erfolgte.
186
Herford V.1
Müller, Heinrich III. S. 30 – R. Schulze, Das adlige Damenstift und die Pfarre Liebfrauen (Überwasser) zu Münster. Ihre Verhältnisse und Schicksale 1040–1926. 1926 – E. Balzer, Das Stift St. Marien Überwasser von 1040 und seine Vorgängerkirche (Die Stadt Münster 2: Ausgrabungen an der Pfarrkirche Liebfrauen-Überwasser. Bearb. von M. Austermann = DFW 41. 2013) S. 13–39
12183 Nach der Chronik des Albert von Stade z. J. 1218 soll Friedrich II. einen Hoftag in H. gehalten haben (Rex Fridericus Hervordiae celebrata curia in imperio con firmatur). Ann. Stadenses (SS 16) S. 357. J. F. Böhmer dachte an eine vorbereitende Versammlung der sächsischen Fürsten ohne den König. Auch nach dem Itinerar Friedrichs II. für das J. 1218 ist dieser Hoftag in H. sehr unwahrscheinlich (Reg. Imp. 5/1 Nr. 1023a). Winkelmann, Friedrich II. S. 12 glaubt an eine Verwechslung mit Fulda, J. Ficker an eine Verwechslung mit Erfurt. Kroker sieht diese Zusammenkunft allerdings als vorbereitende Versammlung für den Hoftag in Goslar 1219. Trotz der Anzweiflung der Angaben durch die Forschung, hält er H. als Tagungsort zwischen Kölner Gebiet und Sachsen für möglich. Zumindest die Anwesenheit des Reichsverwesers möchte er annehmen (M. Kroker, Kaiser S. 115, hier auch die Zweifel der Forschung Anm. 329). Auch R. Pape, Die Abtei Herford S. 168, ist der Meinung, dass das Itinerar Friedrichs eine Beteiligung zulässt.
Reg. Imp. 5/1 Nr. 922–969 1224 September 20 4 Zuvor am 9. September in Soest, danach in Lüneburg und am 29. September zum Hoftag in Bardowiek. Heinrich (VII.) urkundet für Sophia von Oldenburg, Ehefrau des Grafen Otto II. von Ravensberg. Er überträgt ihr die Grafschaft im Emsgo und bestätigt alle Lehen, die auch ihr Gemahl Otto besitzt. Anwesend: Erzbischof Engelbert von Köln, Herzog Walram IV. von Limburg und sein Sohn Heinrich (IV.), die Grafen Gerhard (IV.) von Wassenberg, Gerhard von Dietz, Adolf I. von Altena-Mark und Gottfried II. von Arnsberg, Hermann Vogt von Köln, Eberhard Truchsess von Waldburg, die Herren Gerlach II. von Büdingen, Hermann von Alfter, Hermann und Gottschalk von Loen, Reinold von Ressen und Sweder von Dingden. Apud Hervordiam. KUW 2 Nr. 272, ex. or. Reg. Imp. 5/1,2 Nr. 3939 Die Urk. wurde erst nach dem Tod Erzbischof Engelberts (7. November 1225) ausgefertigt. J. Ficker, Beiträge zur Urkundenlehre 1. 1877 S. 161 f., S. 252 f., S. 358
Herford V.1–V.9
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D. Zunker vermutet, dass Heinrich (VII.) im Zuge der Belehnung Sophias von Oldenburg auch Otto II. von Ravensberg mit der Grafschaft im Emsgo neu belehnte (Zunker, Adel S. 264).
V.2 9091 Heinrich, der spätere Herzog von Sachsen, besucht mit großem Gefolge bei seiner Brautwerbung das Stift H., verlobt sich mit Mathilde, Tochter des westfälischen Grafen Thiadrich, und verlässt mit ihr am folgenden Tag das Stift. Vita Mathildis reginae antiquior cap. 1–4 (SS rer. Germ. 66) S. 111–122 – Vita Mathildis reginae posterior cap. 1–4 (SS rer. Germ. 66) S. 147–153– Thietmar, Chronicon I/9 (SS rer. Germ. NS. 9) S. 14 f. Reg. Imp. 2/1 Nr. e – C. Moddelmog, Ein ideales Paar? Heinrich I. und Königin Mathilde und aristokratische Polygynie in der Vita Mathildis antiquior, bei Widukind von Corvey und Thietmar von Merseburg (919 – Plötzlich König. Heinrich I. und Quedlinburg, Hg. von St. Freund und G. Köster. 2019) S. 195–207 Der Bericht der Brautwerbung Heinrichs in H. wird allerdings in der Forschung nicht als historischer Bericht, sondern eher als schriftstellerische Fiktion gewertet (Glocker, Verwandten S. 7–9 – M. Kroker, Kaiser S. 91).
V.3 Nach der Chronik des Albert von Stade z. J. 1218 soll unter Friedrich II. in H. ein Hoftag abgehalten worden sein (Rex Fridericus Hervordiae celebrata curia in imperio confirmatur, Ann. Stadenses [SS 16] S. 357). Es handelte sich möglicherweise um eine vorbereitende Versammlung für den Hoftag in Goslar 1219. Nach dem Itinerar Friedrichs II. für das J. 1218 ist dieser Hoftag in H. allerdings sehr unwahrscheinlich (vgl. V.1.3).
V.9 Neben der Münsterkirche (siehe IV.3) lassen sich für das mittelalterliche H. folgende Kirchen feststellen: Die Kirche des Stifts St. Marien auf dem Berge wurde um das J. 1011 gegründet. Sie war zugleich Pfarrkirche einer größeren ländlichen Gemeinde. Das Damenstift, in dem im Gegensatz zum Reichsstift die Töchter des niederen Adels
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Herford V.9
Aufnahme finden sollten, wurde an dem Ort auf dem Herforder Luttenberg gegründet, an dem im 10. Jh. ein Knabe eine Marienvision gehabt haben soll. Die Herforder Äbtissin Godesdiu aus der Familie der Billunger stattete den Tochterkonvent Anfang des 11. Jhs. mit familieneigenem Erbgut aus. Bischof Bernhard von Paderborn bestätigte am 10. März 1151 die Stiftung. Die Bestätigungsurk. liegt nicht mehr im Original, sondern nur noch in Abschrift Ende des 14. Jhs. im Stiftsarchiv vor. Der Konvent wurde von der jeweiligen Äbtissin des Reichsstifts geleitet. Das Stift St. Marien auf dem Berge hatte aber eine eigene Dechantin, Pröpstin und Küsterin. In der Regel bestand der Konvent zudem aus weiteren neun ritterbürtigen Kanonissen. M. von Fürstenberg, „Ordinaria loci“ S. 162–167 – Westf. Klosterbuch 1 S. 413 – Dehio NRW II S. 433–435 – H. Prollius, Stiftskirche – L. Schütte, Das Marienstift auf dem Berge vor Herford von den Anfängen bis zur Aufhebung (1000 Jahre Stift Berg Herford. Bearb. von W. Otto. 2011) S. 17–62 – Chr. Laue, 1000 Jahre Marienstift auf dem Berge vor Herford: der Stiftsberg in 10 mal 100 Jahren (Historisches Jahrbuch für den Kreis Herford 19. 2012) S. 188–208
Die heutige Kirche der Neustadt (ev. Johanniskirche), die Johannes dem Täufer geweiht war, entstand um 1250. 1268 wird sie noch als Kapelle bezeichnet, 1294 war sie aber Pfarrkirche. 1412 wurde die Pfarrkirche zur Stiftskirche erhoben, indem das Kanonikerstift St. Dionysius von Enger nach H. verlegt und mit der Pfarrkirche zum Stift „St. Johannis et Dionisii“ zusammengelegt wurde. Die Kanoniker wurden der Jurisdiktion des Reichsstifts unterstellt. 1414 war die Zusammenlegung abgeschlossen. 1418 wurde das Kanonikerstift an die Münsterkirche, 1422 wieder zurück an die Pfarrkirche St. Johannis verlegt. M. von Fürstenberg, „Ordinaria loci“ S. 167–172 – Dehio NRW II S. 431–433 – Westf. Klosterbuch 1 S. 288–294 (Enger)
Nachdem in der ersten Hälfte des 13. Jhs. der Herforder Stadtteil Radewig mit einer Mauer umgeben worden war, gründete hier die Äbtissin vermutlich eine Kirche. Allerdings liegen über diesen Vorgang keine Urk. vor. Erstmals erwähnt wird die capella S. Jacobi im J. 1335. Noch 1509/1510 wird die Kirche als Kapelle bezeichnet, hatte also nicht von Anfang an Pfarrrechte. Nach neueren Untersuchungen wurde die erste Kirche in mehreren, von Baupausen unterbrochenen Bauphasen im Zeitraum von ca. 1240 bis 1420 errichtet, wobei der Turm als letztes Element Anfang des 15. Jhs. fertiggestellt wurde. Nach einer Nachricht vom Anfang des 17. Jhs. diente die Kirche ursprünglich als Kapelle für die Pilger auf dem Jakobsweg. M. von Fürstenberg, „Ordinaria loci“ S. 172 f. – M. Polster, Basilika? – Saalkirche – Hallenkirche. Zur Baugeschichte der Jakobi-Kirche in Herford (Historisches Jahrbuch für den Kreis Herford 21. 2014) S. 207–231
Herford V.9
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1288 wird erstmals eine Niederlassung der Augustinereremiten erwähnt. Sie lag zwischen der heutigen Brüderstraße und der Werre an der Grenze zwischen Altund Neustadt. Bei seinem Besuch 1377 bestätigte Karl IV. in diesem Augustinerkloster die Reichsunmittelbarkeit des Stifts H. Er scheint also hier Quartier bezogen zu haben. M. von Fürstenberg, „Ordinaria loci“ S. 174 f. – Westf. Klosterbuch 1 S. 424–429
Kurz nach dem Amtsantritt der Äbtissin Gertrud II. zur Lippe 1215 scheint eine Niederlassung der Franziskaner in H. gegründet worden zu sein, nach anderer Angabe erst nach 1223. 1286 wird sie erstmals urkundlich erwähnt (R. Pape, Sancta Herfordia S. 109). Das Kloster wurde in der Reformationszeit aufgelöst. M. von Fürstenberg, „Ordinaria loci“ S. 175 – R. Pape, Sancta Herfordia S. 109 – Westf. Klosterbuch 1 S. 421–424
Eine Herforder Johanniter-Kommende entstand mit Unterstützung der Äbtissin Gertrud II. zur Lippe um 1231. 1326 wurde die Kommende in geistlichen Angelegenheiten dem Einfluss der Äbtissin entzogen. M. von Fürstenberg, „Ordinaria loci“ S. 181 f. – Dehio NRW II S. 431
An der Stelle der Grabkapelle des hl. Waltger erbaute die Herforder Äbtissin Swanhild (1051–1076) angeblich eine basilica aus Stein, die durch Bischof Imad von Paderborn geweiht worden sein soll (siehe III.1). 1735 wurde die Wolderus kapelle als „Petrikapelle“ der reformierten Gemeinde in H. übergeben und ein neuer Saalbau anstelle eines gotischen Vorläufers von 1356 errichtet. Im 19. Jh. wurde die Kapelle nach Westen erweitert. Durch Ausgrabungen konnte eine kleine über zwei Vorgängerbauten errichtete Saalkirche mit eingezogener Apsis des 11. Jhs. nachgewiesen werden. M. von Fürstenberg, „Ordinaria loci“ S. 186 – Dehio NRW II S. 435 – Westf. Klosterbuch 1 S. 408 f.
Die Nikolaikirche, deren Patrozinium mit der Kaufleuteansiedlung in Verbindung gebracht wird, gehörte ursprünglich zur Münsterpfarrei. Sie war die Marktkirche der Stadt H. Die Baulast für die Kirche trug die Herforder Kaufmannschaft. 1261 wird ein rector der ecclesia forensis und 1295 ein plebanus erwähnt, die von der Äbtissin aus dem Münsterklerus ernannt wurden. Es handelt sich um eine Hallenkirche auf quadratischem Grundriss mit eingezogenem Westturm und Chor aus der 1. Hälfte des 14. Jh. Es wurde ein Vorgängerbau vom Ende des 11. / Anfang des 12. Jhs. ergraben. Der Vorgängerbau des 1546 abgebrannten und ein Jahr
190
Herford V.9–VI
später wiedererrichteten Turmes lässt sich in die Mitte bzw. 2. Hälfte des 12. Jhs. datieren. U. Lobbedey setzt daher begründet eine Entstehung um 1100 an. U. Lobbedey, Baugeschichte – A. Doms, Ausgrabung S. 119–126, der allerdings die Entstehung der Nikolaikirche erst um 1200 ansetzt. – M. von Fürstenberg, „Ordinaria loci“ S. 187 – Dehio NRW II S. 430 f. – K. Blaschke – U. U. Jäschke, Nikolaikirchen (wie unter II.3) S. 144
VI Königlicher Besitz in H. findet sich im „Königshof Odenhausen“ (973: in loco Adonhusa nominato DO I 430). Dieser wurde wahrscheinlich 972 als imperato ria curtis … Heriuurde bezeichnet und zusammen mit weiteren Gütern der späteren Kaiserin Theophanu vom Thronfolger Otto II. als Morgengabe geschenkt. Die Güter gehörten laut Text der Urk. bereits zur Witwenausstattung der Königin Mathilde (DO II 21). Daraus ergibt sich, dass der Königsbesitz in Heriuurde entweder bereits Reichsgut aus karolingischer Zeit war (W. Deeters, Zur Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu [Braunschweigisches Jahrbuch 54. 1973] S. 9–23, hier S. 20 f.) oder aber aus liudolfingischem, keinesfalls aber aus Mathildes eigenem widukindischem Erbe stammte (so A. Eggers, Der königliche Grundbesitz im 10. und beginnenden 11. Jahrhundert. 1909 S. 80 f.; dagegen G. Rotthoff, Studien [wie unten] S. 89 f. Anm. 458). Die imperatoria curtis Odenhausen war sehr wahrscheinlich der Haupthof der königlichen Güter um H. Einen weiteren Königshof oder gar ein eigenes Pfalzgebäude für H. zu unterstellen, wie R. Pape, angeregt durch eine Vermutung U. Lobbedeys über einen karolingischen Profanbau unter der Münsterkirche (U. Lobbedey, Ausgabungen S. 117), dies unternimmt (R. Pape, Königshof S. 117 f.), ist somit nicht notwendig. A. K. Hömberg, Rez. R. Pape, Über die Anfänge Herfords S. 119–122, hier S. 120 f. bezweifelt allerdings eine Gleichsetzung von Hof Odenhausen und der imperatoria curtis (s. Vorbem.), weil „Otto II., wäre Odenhausen königlich und im Besitz der Theophanu gewesen, den Markt Odenhausen 973 kaum ohne Bewilligung der Theophanu dem Stift Herford bestätigt haben würde.“ Hömberg setzt hier allerdings eine rechtliche Verbindung von Königshof und Markt voraus, die jedoch nicht gegeben gewesen sein muss. Auffällig ist vielmehr, dass sich das Stift seine alten Marktrechte nur kurze Zeit nach der Übertragung des Hofes an Theophanu bestätigen ließ, damit diese auch durch die neuen rechtlichen Verhältnisse gewahrt blieben. Dieser Vorgang ist aber ein starkes Argument für die Gleichsetzung von Adonhusa mit der imperatoria curtis. Zudem ist bezweifelt worden, ob es sich bei dem 972 genannten Heriuurde überhaupt um Herford gehandelt habe oder nicht vielmehr um Heerewarden zwischen Waal und Maas (DO III 240 [999–1002] Heriuuarda; DKo II 6 [1024] Heruarde. Für Heerewarden: R. Zimmermann, Die Witwenausstattung der Kaiserin Theophanu. Ein Beitr. zur Geschichte des Reichsgutes in Deutschland und Italien. 1924 S. 69 ff. mit der älteren Literatur zu den Identifizierungsversuchen. Danach auch Brühl, Fodrum 1 S. 194 Anm. 310). Allerdings weisen die historischen Formen der ON verbindlich darauf, dass es sich bei Heriuurde um Herford handelt (G. Rotthoff,
Herford VI–VIII
191
Studien zur Geschichte des Reichsguts in Niederlothringen und Friesland während der sächsisch-salischen Kaiserzeit. Das Reichsgut in den heutigen Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Nordfrankreich [Rheinisches Archiv 44] 1953 S. 89 f. Anm. 458. Vgl. auch WUB Suppl Nr. 484 S. 78 – WOB 4 S. 130).
VIII Nach dem Tod Ludwigs d. Fr. bis in das 13. Jh. hinein blieb das erste sächsische Frauenstift auch eines der bedeutendsten der Region. Der wirtschaftliche Aufstieg und die Sicherung von Privilegien und Herrschaft wurden durch die Verbindung mit dem regionalen Adel über die Vogtei erreicht. Nach der Ausstattung durch Ludwig d. Fr. und Ludwig d. Dt. waren dies im 9. Jh. vor allem die Ekbertiner. Aus dieser Familie stammten auch die Äbtissinen Addila und Haduwig. Aufgrund der nahen Verwandtschaft zwischen Ekbertinern und Karolingern kann der Besuch Ludwigs d. Dt. 852 als Verwandtenbesuch auf dem Weg zum Reichstag nach Minden betrachtet werden (Röckelein, Reliquientranslationen S. 65, 260 f.). Durch die Erziehung Mathildes, der Nachfahrin Widukinds und späteren Königin, im Stift rückte H. auch unter den Liudolfingern in Königsnähe (Vita Mathildis reginae (posterior) [SS 4 S. 284 f.] – Prinz, Mittelalter S. 349). Im 10. Jh. waren es vor allem die Ottonen, die die Abtei großzügig förderten. Unter der Äbtissin Godesdiu (1002–1040), in deren Abbatiat auch der Besuch Heinrichs III. 1040 fiel, zeichnete sich das Stift durch eine gehobene Exklusivität aus, was sich an der Gründung des Tochterkonventes St. Marien auf dem Berge für Damen niederen Adels ablesen lässt (M. Wemhoff, Damenstift I S. 37 – M. Kroker, Kaiser S. 38). Während der Aufenthalte in H. werden die Könige im Stift residiert haben, da es sich stets um Verwandtenbesuche oder um Beurkundungen für H. handelte. Mit dem Schwinden des königlichen Interesses an Sachsen avancierten die Billunger als Herzöge von Sachsen zu Förderern des Stifts. Stets blieb H. aber – durch königliche Urk. bestätigt – reichsunmittelbares Stift. Die enge Verbindung zum Kloster Corvey und später zum Erzbischof von Köln bewirkte, dass Äbte und Erzbischöfe die stiftischen Interessen gegenüber dem Reich vertraten. Dadurch gelang es den Äbtissinen von H., ihre königlichen Rechte und Schenkungen in der Verfügungsgewalt zu behalten. Die neuen Entwicklungen des 12. Jhs. bremsten dann den Aufstieg Herfords. Der Osnabrücker Zehntstreit, die entstehenden Territorien in unmittelbarere Nähe, die Familienpolitik der Stiftsvögte auf Kosten der Abtei, der Aufstieg der Stadt H. mit einem selbstbewussten Bürgertum und die Entfremdung der Lehen durch die Ministerialität zwangen das Stift H. dazu, Kompromisse mit der Stadt und den Bürgern Herfords einzugehen, die schließlich im Kondominat von Stadt und Stift (siehe oben) mündeten. Eine Anknüpfung an die früheren königlichen Aufenthalte in H. mag die Station Karls IV. am 18. November 1377 auf seiner Parisreise in H. gewesen sein. Von
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Herford VIII–IX.2
Minden kommend machte er in H. Halt, wo er dem Stift H. seine Reichsunmittelbarkeit bestätigte. Seinen Aufenthalt nahm er allerdings wohl nicht im Stift, sondern im Augustinerkloster. Am darauffolgenden Tag zog er weiter nach Enger, um das Grab des Sachsenherzogs Widukind aufzusuchen (zu Reise und Verlauf ausführlich: M. Last, Der Besuch Karls IV. am Grabmal Widukinds in Enger [BlldtLdG 114. 1978] S. 307–341 – Johanek, Karl IV.) Der Niedergang des Stifts H. setzte mit der Reformation ein. 1547 stellte sich das Stift unter den Schutz der Herzöge von Jülich-Kleve-Berg. Dadurch wurden die herrschaftlichen Funktionen der Äbtissin weiter geschwächt. H. wurde zu einer Versorgungsanstalt ohne Präsenzpflicht der Stiftsdamen. Das Stift H. wurde 1810, zwei Jahre nach dem Tod der letzten Äbtissin, aufgehoben. Die Münsterkirche erklärte man zur evangelischen Pfarrkirche (R. Dorn, St. Marien und Pusinna S. 12). In den säkularisierten Abteigebäuden war ab 1810 eine Spinnerei untergebracht (Hist. Stätten NRW3 S. 458). Als Erinnerung an die königlichen Besuche im MA könnte das „Königs-Zimmer“ zu interpretieren sein, das auf einem Grundriss der ersten Etage des Hauptgebäudes des Stifts aus dem J. 1808 neben dem „Lehn-Saal“ eingezeichnet ist (Abb. bei H. J. Warnecke, 789 S. 587).
IX.1 Translatio S. Pusinnae Virginis. Hg. von R. Wilmans (KUW 1) S. 541–546 UB der Stadt Herford 1: Urkunden von 1224–1450. Bearb. von R. Pape (Herforder Geschichtsquellen 1) 1968. Zitiert: UB Herford Vita sancti Waltgeri. Die Klostergründungsgeschichte der Reichsabtei Herford. Bearb. und übers. von C. M. Raddatz (Fontes minores 3 = VeröffHistKommWestf 41,3) 1994
IX.2 1200 Jahre Herford. Spuren der Geschichte. Hg. von Th. Helmert-Corvey (Herforder Forsch. 2) 1989 U. Andermann, Entwicklung, Ansprüche und Wirklichkeit des Herforder Kanonissenstiftes (Ders. – F. Kaspar, Leben) S. 13–175 Ders. – F. Kaspar, Leben im Reichsstift Herford. Stiftsfrauen, Priester, Vikare und Bürger. 2019 M. Beer, Waltger und die Anfänge Herfords. Die Vita sancti Waltgeri neu betrachtet (Historisches Jahrbuch für den Kreis Herford 27. 2020) S. 81–99 P. Berghaus, Münzgeschichte Herfords. 1971 W. Brünger, Herford. Eine siedlungsgeschichtliche Untersuchung (Beiträge zur westfälischen Landeskunde 3) 1936 A. Cohausz, Die Höferolle „De Rulle“ oder über welche Teile unserer Stadt die Äbtissin die Gerichtsbarkeit ausübte (Herforder Heimatblätter 7. 1928) S. 33–34 Ders., Herford als Reichsstadt und papstunmittelbares Stift am Ausgang des Mittelalters. Ein Beitr. zur Geschichte der Landeshoheit in den westfälischen Reichsstiftsstädten (JHVGR 42) 1928 Ders., Der heilige Waltger von Herford (Herforder Jahrbuch 24. 1988) S. 20–48
Herford IX.2
193
C. Dahm, Die Anfänge des Stiftes Herford und die Fundamente von Müdehorst (Herforder Jahrbuch 7. 1966) S. 7–18 F. Darpe, Herford und Rheine – Politik der Bischöfe von Münster zur Begründung und Befestigung ihrer Herrschaft über Rheine (WZ 48. 1890) S. 181–208 A. Doms, Zur Ausgrabung der ehemaligen Marktkirche St. Nikolai in Herford (Westfalen 50. 1972) S. 119–126 R. Dorn, Die Kirche des ehemaligen Damenstifts St. Marien und Pusinna in Herford. Architektur unter den Edelherren zur Lippe. 2006 G. Engel, Der Streit der Herforder Äbtissin mit den Grafen Otto und Ludwig von Ravensberg und seine staatsrechtlichen Hintergründe (Ravensberger Blätter 3. 1964) S. 33–36 Ders., Lehen, Pfandschaft, Vogtei (JHVGR 72. 1979) S. 55–90 Ders., Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte des Stifts Herford im Mittelalter (JHVGR 79. 1991) S. 27–139 F. Flaskamp, Der Bonifatiusbrief von Herford. Ein angebliches Zeugnis zur Sachsenmission (Archiv für Kulturgeschichte 44. 1962) S. 315–344 M. von Fürstenberg, „Ordinaria loci“ oder „Monstrum Westphaliae“? Zur kirchlichen Rechtsstellung der Äbtissin von Herford im europäischen Vergleich (Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte 29) 1995 B. Gedderth, Sancta Herfordia. Die geistlichen Gemeinschaften als Wirtschaftsfaktoren in der mittelalterlichen Stadt Herford (Historisches Jahrbuch für den Kreis Herford 14. 2007) S. 226–241 J. Gerchow, Äbtissinnen auf dem Weg zur Landesherrschaft im 13. Jahrhundert. Das Beispiel der Frauenstifte Essen und Herford (Reform – Reformation – Säkularisation. Hg. von Th. Schilp) 2004 S. 67–88 A. K. Hömberg, Rez. R. Pape, Über die Anfänge Herfords (Ravensberger Blätter 10. 1955) S. 119–122 K. Honselmann, Die Herforder Marienvision (WZ 131/132. 1981/82) S. 243–248 Ders., Berichte des 9. Jahrhunderts über Wunder am Grab der heiligen Pusinna in Herford (Herforder Jahrbuch 24. 1988) S. 70–77 Th. Ilgen, Zur Herforder Stadt- und Gerichtsverfassung (WZ 49. 1891) S. 1–58 F. Kaspar, Die Freiheit Herford. Topografie, Bau- und Besitzgeschichte (U. Andermann – Ders., Leben) S. 177–369 Th. Kölzer, Frühe Kirchen und Klöster in Sachsen – eine Nachlese (Perspektiven der Landesgeschichte. FS für Thomas Vogtherr. Hg. von Chr. v. d. Heuvel u. a. = VeröffHistKomm für Niedersachsen und Bremen 312. 2020) S. 47–80 F. Korte, Die staatsrechtliche Stellung von Stift und Stadt Herford vom 14. bis zum 17. Jahrhundert (JHVGR 58. 1955) S. 1–172 M. Kroker, Kaiser, Könige und fromme Frauen. Das Reichsstift Herford in ottonischer, salischer und staufischer Zeit (Fromme Frauen und Ordensmänner. Klöster und Stifte im heiligen Herford. Hg. von O. Schirmeister [Herforder Forsch. 10 = Religion in der Geschichte 3] 2000) S. 77–126 U. Lobbedey, Zur Baugeschichte der Herforder Nikolaikirche (Herforder Jahrbuch 10. 1969) S. 7–16 Ders., Zur archäologischen Erforschung westfälischer Frauenklöster des 9. Jahrhunderts (Freckenhorst, Vreden, Meschede, Herford) (FrühMAStud. 4. 1970) S. 335–340 Ders., Die Ausgrabungen im Münster zu Herford 1965 und 1966. Vorbericht (Westfalen 50. 1972) S. 110–118 Ders., Münsterkreuzgang und Wolderuskapelle zu Herford nach Grabungsbefunden 1972/75. Vorbericht (Westfalen 55. 1977) S. 371–378 Ders., Rez. M. Wemhoff, Das Damenstift Herford (Bonner Jahrbücher 194. 1994) S. 731–736 F. Overmann, Das Kanonissenstift Herford in seinem Verhältnis zur Stadt Herford von der Gründung bis zum Anfall der Stadt an Brandenburg. Diss. Münster 1915 R. Pape, Über die Anfänge Herfords. Diss. phil. Kiel 1955 (Masch.)
194
Herford IX.2
Ders., Zur Lage des Lübberhofes von Herford (Herforder Jahrbuch 5. 1964) S. 1–10 Ders., Der rote Wik in Herford (Herforder Jahrbuch 7. 1966) S. 40–47 Ders., Sancta Herfordia. Geschichte Herfords von den Anfängen bis zur Gegenwart. 1979 Ders., Die Abtei Herford (Köln – Westfalen 1180–1980. Landesgeschichte zwischen Rhein und Weser. Ausstellung Westfälisches Landesmuseum Münster und Stadtmuseum Köln 1. 1980) S. 168–170 Ders., Vom Königshof Odenhausen zum Reichshof Herford (Herforder Jahrbuch 24. 1988) S. 109–120 Ders., Herfords frühe Verkehrslage und Besiedlung (Herforder Jahrbuch 24. 1988) S. 78–108 M. Pohl, Ministerialität und Landesherrschaft. Untersuchungen zur Bedeutung der sozialen Mobilität für die Entwicklung des Territorialstaates am Beispiel der mißlungenen Herrschaftsbildung der Reichsabtei Herford. Diss. phil. Berlin 1979 (Masch.) H. Prollius, Die Stiftskirche St. Marien auf dem Berge zu Herford. Von der vorromanischen Wallfahrtskapelle zur gotischen Hallenkirche des 14. Jahrhunderts. Untersuchung ihrer Baugeschichte und Raumgestalt. 1991 C. M. Raddatz, Vertraute Interpretationen neu bedacht. Die Überlieferung zur Gründung des Frauenstifts Herford (Historisches Jahrbuch für den Kreis Herford 10. 2002/03) S. 9–20 S. Rothe, Das Reichsstift zu Herford – Keimzelle der Stadt? (Historisches Jahrbuch für den Kreis Herford 18. 2011) S. 192–212 H. Rüthing, Herford im 14. Jahrhundert (Rechtsbuch der Stadt Herford. Vollständige Faksimile-Ausgabe im Originalformat der illuminierten Handschrift aus dem 14. Jahrhundert. Hg. von Th. Helmert-Corvey. 1989) S. 131–140 E. Sandow, Die Marktkirche St. Nikolai in Herford und ihre Funktion (Herforder Jahrbuch 2. 1961) S. 27–52 J. Semmler, Corvey und Herford in der benediktinischen Reformbewegung des 9. Jahrhunderts (FrühMAStud. 4. 1970) S. 289–319 S. Spiong – J. Hallenkamp-Lumpe, Auf Sand gebaut – die Anfänge der Herforder Alt- und Neustadt [AiWL 2015. 2016] S. 88–92 B. Suermann, Besitzungen der Reichsabtei Herford in der Mindener Diözese vornehmlich im 14., 15. und 16. Jahrhundert – unter besonderer Berücksichtigung des Lehnswesens (Histo risches Jahrbuch für den Kreis Herford 17. 2010) S. 256–276 Ders., Das Pusinnastift zu Herford. Aspekte einer mittelalterlichen Grundherrschaft in Westfalen (Westfalen in der Vormoderne 24) 2015 Ders., Der mittelalterliche Hof zu Müdehorst als Gründungsort und Wirtschaftszentrum des Pusinnastiftes zu Herford (Ravensberger Blätter 1. 2017) S. 46–55 H. J. Warnecke, Wodan und die Heeresfurt. Die Vorgeschichte der Gründung des Stiftes Herford und der Kirche in Dornberg (Beiträge zu Geschichte und Struktur der mittelalterlichen Germania Sacra. Hg. von Irene Crusius. 1989) S. 70–94 Ders., 789 und wie alles begann (1200 Jahre Herford. Spuren der Geschichte. Hg. von Th. Helmert-Corvey [Herforder Forsch. 2] 1989) S. 585–611 M. Wemhoff, Das Damenstift Herford. Die archäologischen Ergebnisse zur Geschichte der Profan- und Sakralbauten seit dem späten 8. Jahrhundert. 1–3 (DFW 24) 1993 Ders., Zentralität, Sakralität, Repräsentativität. Auswirkungen der karolingischen Herrschaft in Sachsen (Kaiser und Kalifen) S. 116–129. Ders., Archäologische Beobachtungen in der ev.-luth. Pfarrkirche St. Johannis in Herford (AFWL 8 B. 1993) S. 53–62
Herford IX.3–IX.4
195
IX.3 Topogr. Karte 1 : 25000 Bll. 3817 Bünde, 3818 Herford Deutsche Grundkarte 1 : 5000 Bll. 3817/30 Herford Nord, 3817/36 Herford Süd, 3818/21 Neustädter Feldmark, 3818/26 Herforder Friedenstal Situations Plan von der Abtey zu Herford (1808), LAV NRW W, Kartensammlung A 12583 Grundriss und Längsschnitt der Kirche (Mon. West. 363) Zeichnung der Kanonissenwohnungen und des Backhauses (1803/04), LAV NRW W, KDK Minden 3869 Bl. 11 Westf. Städteatlas Lfg. 1 Nr. 8: Herford. 1975 Dehio NRW II S. 423 Hist. Stätten NRW³ S. 455. Grabungspläne: M. Wemhoff, Damenstift M. Wemhoff, Zentralität S. 121 Abb. 81
IX.4 R. Pape, Herford im Bild. ³1981 Westfalia Picta 7: Minden-Ravensberg. 2002
Christof Spannhoff
HERSTELLE (A) Kr. Höxter I ad locum quendam, cui nomen imposuit Niwi Haristalli z. J. 796. Ann. Mosellani (SS 16) S. 499 iuxta locum ubi Timella fluit in Wisaraha, quem etiam Heristelli appellavit z. J. 797. Ann. Laureshamenses (SS 1) S. 37 in loco qui vocatur Haristello [Haristalio] z. J. 797. Ann. Petaviani (SS 1) S. 18 castrum Heristelle z. J. 797. Ann. Maximiani (SS 13) S. 22 locum castrorum Heristelli [Heristeh] vocari z. J. 797. Ann. Regni Francorum (SS rer. Germ. 6) S. 102 locum castrorum Heristelli [Heristalli] vocari z. J. 797. Ann. Einhardi (SS 1) S. 183 – (SS rer. Germ. 6) S. 103 apud Haristallio-novo z. J. 798. Ann. Laureshamenses (SS 1) S. 37 de Haristalli [Haristallio, Heristelli, Aristalli, Aristelli, Haristelli, Haristellio] z. J. 798. Ann. Regni Francorum (SS rer. Germ. 6) S. 102 Heristelle, Heristelli, Heristalli, Hiristalli zu 1015–1036. Berndt, Vita Meinwerci cap. 49, cap. 72, cap. 110, cap. 215, siehe IX.1. ad Heristelli 1015–20. RHW 1 C 95, or. Herstelle 1036, 1158, 1192, 1210, 1238, 1243, 1253, 1258, 1276, 1277, 1290, 1297, 1310. RHW 1 C 127, cop., RHW 2 C 316, cop., WUB 5 Nr. 155, cop., WUB 4 Nr. 41, or., WUB 4 Nr. 277, cop., WUB 4 Nr. 318, or., WUB 4 Nr. 527, or., WUB 4 Nr. 747, or., WUB 4 Nr. 1447 or., WUB 4 Nr. 1472, or., WUB 4 Nr. 2084, 2058 = WUB 7 Nr. 2158, or., WUB 4 Nr. 2447, cop., WUB 9 Nr. 784, or. Heristelle 1163. RHW 2 C 329, or. ęcclesiam in Herstelli 1171. RHW 2 C 351, or. datum Herstelle 1293. WUB 4 Nr. 2250, or. Actum apud Herstele 1307. WUB 9 Nr. 539, or. Bei dem ON handelt es sich um ein Kompositum mit dem Grundwort as. *stal ‚Ort, Stelle, Standort, Wohnplatz, Platz‘ und dem Erstglied as. heri ‚Schar, Leute, Heer‘ (WOB 9 S. 187 f.). Der Name bezeichnete also ursprünglich einen Heer-Lagerplatz. Die o.a. Ann. belegen, dass das Benennungsmotiv des Ortsnamens ein-
Herstelle (Beverungen)
Burg
1:25000 0
250
500
750
1000m
Abb. 18: Herstelle. Topogr. Karte 1 : 25.000
Kartographische Grundlage: Digitale Topographische Karte 1:25000, Land NRW 2021 (http://www.govdata.de/dl-de/zero-2-0); © Institut für vergleichende Städtegeschichte, Grafik: Th. Kaling
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Herstelle I–II.1
deutig der Winteraufenthalt Karls d. Gr. 797 im Gebiet zwischen Diemel und Weser war. Namengeber soll nach diesen angeblich Karl d. Gr. selbst gewesen sein, der verfügte, den Ort Haristalli bzw. (mit Umlaut) Heristelli zu nennen, „weil die Wohnungen, in denen man sich aufhielt, von seinem Heer gebaut worden waren“ (Übersetzung; Ann. Laureshamenses [SS 1] S. 37). Es handelt sich hier also um einen der wenigen nachweisbaren herrschaftlichen Ortsnamengebungsakte. Die Namenformen Haristallio-novo und Niwi Haristalli zeigen zudem, dass es sich um eine Namenübertragung vom pippinidischen Hausgut Herstal bei Lüttich handelte (vgl. Art. Corvey). Diese Namenübertragung (nomen imposuit. Ann. Mosellani [SS 16] S. 499), eine für diese Zeit sehr selten nachzuweisende Handlung, zeigt in einem Akt symbolischer Kommunikation die Ausdehnung fränkischer Herrschaft von der Maas bis an die Weser. Der Name H. bezeichnete zum Zeitpunkt seiner Entstehung also nicht nur die Funktion des Ortes als Heer-Lager, sondern stellte einen Bezug zum gleichnamigen Sitz Karls und seiner Vorfahren her. Dadurch wurde dem Ort durch seinen Namen eine besondere Bedeutung zugeschrieben. Da der Name H. der traditionellen karolingischen Winterpfalz Herstal nachgebildet worden ist, kann vielleicht vermutet werden, dass auch H. von Anfang an als Winteraufenthaltsort geplant war (Balzer, Pfalzenforschung S. 116). W. Haubrichs, Verortung in Namen. Deskriptive Namengebung, Königsgut und das Interessenspektrum des agrarischen Menschen des frühen Mittelalters (Tätigkeitfelder und Erfahrungshorizonte des ländlichen Menschen in der frühmittelalterlichen Grundherrschaft [bis ca. 1000]. Festschr. Dieter Hägermann zum 65. Geburtstag. Hg von B. Kasten. 2006) S. 3–36, hier S. 9 – R. Linde, Ortsnamen und Grundherrschaft im Frühmittelalter. Das Beispiel des Tafelgutes der Bischöfe von Paderborn (Total regional. Studien zur frühneuzeitlichen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Festschr. Frank Göttmann zum 65. Geburtstag. Hg. von M. Menne und M. Ströhmer. 2011) S. 33–51, hier S. 33 – WOB 9 S. 187 f.
II.1 H. liegt im Südosten des oberen Weserberglandes an der linken Weserseite und gehört heute zur Stadt Beverungen. Der Weserabschnitt bei H. stellt den westl. Teil des Weserdurchbruchs durch die Buntsandsteingewölbe von Solling und Reinhardswald dar. Der Fluss Weser trennt hier auch zwei Mittelgebirgsregionen, den Solling im Osten und das etwa 40 km entfernte Eggegebirge. H. liegt somit im Übergangsbereich von Buntsandstein- zu Muschelkalkuntergrund. Durch dieses Aufeinandertreffen zweier geologischer Formationen bildeten sich zwei unterschiedliche Uferlandschaften aus: auf der einen Seite der breite Hangfuß des Sollings, auf der anderen Seite des Flusses die scharf in das Wesertal hineinreichenden Schichtstufen des Muschelkalkplateaus. Nördl. und südl. Herstelles erstreckt sich ein kulturfreundlicher Talraum, der mit fruchtbaren Auenlehmen und an den Talflanken oft bis über 200 m hinauf mit mächtigen Lößlehmschich-
Herstelle II.1–II.3
199
ten bedeckt ist. Die Böden der westl. Muschelkalkhöhen sind zwar flachgründig und konnten im Sommer schnell trockenfallen, sie eigneten sich aber aufgrund ihres Nährstoffgehaltes trotzdem bereits früh zur Besiedlung. W. Brünger, Länderkundliche Gliederung der Oberweserlandschaft (Veröff. des Niedersächsischen Instituts für Landeskunde und Landesentwicklung an der Universität Göttingen. Reihe A: Forsch. zur Landes- und Volkskunde 1, Natur, Wirtschaft, Siedlung und Planung 100 = Schrr. der Wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft zum Studium Niedersachsens e. V. NF. 100. 1973) S. 40–47 und S. 81 – H. Barth, Naturraum S. 356–367
II.2 H. lag an einer natürlichen Furt über die Weser. Derartige Übergänge waren zwischen Münden und Hameln selten. Lediglich in Höxter / Corvey (vgl. Art. Corvey), Beverungen und H. konnte der Fluss einigermaßen bequem überquert werden. Durch diese Furt bei H. führte wohl auch eine Trasse des Wegeabschnitts Höxter-Kassel der sogenannten Nord-Süd-Verbindung „Bremer Weg“. Diese Gunst der Lage begründete die Wahl des Platzes; sie bestimmt auch die herrschaftsgeschichtliche Entwicklung im SpätMA (vgl. II.4). Möglicherweise konnte die Oberweser zudem im MA zur Schifffahrt genutzt werden und könnte somit als eigener Verkehrsweg mit wirtschaftlicher Bedeutung angesprochen werden. Bruns-Weczerka S. 330 – R. Günther, Von den Anfängen bis zum Ende der fürstbischöflichen Zeit (Geschichte der Stadt Beverungen. Hg. von R. Günther 1993) S. 16–151, hier S. 23–25 – Zur Schiffbarkeit von Fließgewässern im Mittelalter: D. Ellmers, Techniken und Organisationsformen zur Nutzung der Binnenwasserstraßen im hohen und späten Mittelalter (Straßen- und Verkehrswesen im hohen und späten Mittelalter. Hg. von R. Chr. Schwinges. 2007) S. 161–183
II.3 Als wichtiger Weserübergang gehörte H. wahrscheinlich schon zur karolingischen Gründungsausstattung des Bistums Paderborn (W. Leesch – P. Schubert, Höxter S. 40 – Bannasch, Bistum S. 290 f.). Diese Annahme wird dadurch gestützt, dass der Hof H. mit seinen Vorwerken 1036 zum bischöflichen Tafelgut gehörte, das nach M. Balzer auf ursprüngliches Königsgut zurückgeht, das dann zur Einrichtung des Bistums übertragen wurde (Balzer, Pfalzort S. 74–84 – Reininghaus, Wirtschaft S. 134 f.). Letztlich nachweisen lässt sich Paderborner Besitz in H. allerdings erst zur Zeit Bischof Meinwerks Anfang des 11. Jhs.: Vermutlich im J. 1018 schenkte die edle Witwe Fretherun dem Paderboner Bischof einige Güter (RHW 1 R 886 – dort Datierung auf die ersten beiden Monate des Jahres 1018). Der Bischof setzte
200
Herstelle II.3
ihr im Gegenzug eine Leibrente aus dem Haupthof Haldungen mit allem Zubehör und dem Haupthof H. mit fünf Pferden, sechs Ochsen, 30 Schafen und Lämmern, 30 Schweinen sowie 20 Liten und 20 Morgen Ackerland aus (vor 1015 belegt, Berndt, Vita Meinwerci cap. 75 und 110). Zum Haupthof H. gehörten die fünf Vorwerke Wergis (Würgassen), Thesle (Deisel), Brecal (Brakel), Heinria dassen (Hembsen) und Buffesen (Boffzen) (1036. RHW 1 C 127 – UB Busdorf 1 Nr. 1). H. Bannasch meint, der Vertrag mit Fretherun sei wenig später revidiert worden. Der Tradentin seien in einem zweiten Vertrag wesentlich höhere Einnahmen zugesichert worden, allerdings sei der Hof H. nicht mehr Gegenstand gewesen. Er vermutet, Bischof Meinwerk habe den Hof H. „offensichtlich wieder in seine unmittelbare Verwaltung zurückgenommen. Die zweite Vereinbarung scheint dann von Dauer gewesen zu sein. Denn die Quellen schweigen in der Folgezeit über H., bis wir im J. 1036 erfahren, daß dort der Haupthof einer der neunzehn innerhalb der Diözese befindlichen Villikationen gelegen war.“ (Bannasch, Bistum S. 291). Bannasch bezieht sich für seine Annahme einzig auf eine Angabe in der Vita Meinwerci, die allerdings ausdrücklich vermerkt, dass es sich um „eine andere vornehme Dame namens Fretherun“ (Alia quedam matrona nomine Fretherun) als die erste gehandelt habe (Berndt, Vita Meinwerci cap. 111).
Im Kapitel 48 der Vita Meinwerci ist ferner von zwei Familien als bischöfliches Lehen die Rede, die in Wepel wohnten, aber zu H. gehörten (in Weplithi habi tantibus et ad Heristelli pertinentibus RHW 1 R 815, RHW 1 C 95, datiert auf 1018 – Berndt, Vita Meinwerci cap. 48). Möglicherweise gehörten diese beiden Familien als Hufenbauern zum bischöflichen Haupthof H. In diesem Prekarievertrag des Grafen Dodiko wird auch erwähnt, dass drei in Hohenwepel wohnhafte Ministerialen von H. abhängig waren. Sie wurden von der Verleihung an Dodiko, dessen Prekarie Hohenwepel einschloss, ausgenommen. Der Personenverband des Hofes H. sollte also nicht angetastet werden (Bannasch, Bistum S. 290 mit Anm. 383). Nach Kapitel 72 verlieh Bischof Meinwerk eine Hufe und zwei Morgen Ackerland in H. als Lehen. 1036 stattete Meinwerk das Busdorfstift u. a. mit dem Zehnten von Haupthof H. und seinen fünf Vorwerken (s. o.) aus (cap. 215 – RHW 1 C 127 – UB Busdorf 1 Nr. 1). In einem Einkünfteverzeichnis des Busdorfstiftes vom Anfang des 13. Jhs. ist der Haupthof in H. nicht mehr aufgeführt (J. Meier, Das Einkünfteverzeichnis des Busdorfstiftes zu Paderborn, aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts [WZ 119. 1969] S. 315–352). 1253 kaufte Bischof Simon von Paderborn von Ritter Albero von H. und seinem Bruder Bertold die Vogtei- und übrigen Rechte in mehreren Orten, darunter auch das ius locationis et conductionis … et omnia iura, que in villicatione Herstelle, also das Ein- und Entsetzungsrecht der Hufenbauern und alle übrigen Rechte im Hofverband H. (WUB 4 Nr. 527). Möglicherweis handelte es sich hier um einen Rückkauf. Die Brüder Bertold, Heinrich und Ricold von H. treten bereits 1158 auf (RHW 2 C 316). Im J. 1100 verlieh Bischof Heinrich von Paderborn dem Kloster Helmarshausen den Bann der Kapelle im Ort Helmarshausen mit sieben umliegenden Kirchen als Erstattung für die Fischerei in H. (RHW 1 R 1291 – N. Schaten, Annales Pa-
Herstelle II.3–II.4
201
derbornenses. Complectens Inprimis Fusiorem Episcoporum Paderbornensium, Deinde Succinctiorem Historiam Reliquorum Per Westphaliam I. 1774 S. 449 f.). Den Zehnten ad capellam nostram Herstelle übertrug Bischof Simon von Paderborn 1276 dem Kloster Brenkhausen (WUB 4 Nr. 1447). Der Zehnte der Paderborner Kirche vom Haupthof H., der in räumlicher Nähe zur Hersteller Kirche lag (in curiam iuxta illam sitam ecclesie Herstelle), wird 1277 im Testament Bischof Simons von Paderborn genannt (WUB 4 Nr. 1472).
II.4 Das auf der anderen Seite der Weser liegende Würgassen wird als im „Augau“ (in pago Auga) gelegen bezeichnet (Berndt, Vita Meinwerci cap. 74). Möglicherweise ist also auch H. diesem Landstrich zuzurechnen (W. Leesch – P. Schubert, Höxter S. 29). H.-G. Stephan verortet H. im „Sächsischen Hessengau“ (S. 158, wie unten im Lit.-Block, nach BKW 37 S. 103). Diese Verortung geht vermutlich auf eine Urk. Heinrichs II. für Paderborn aus dem J. 1021 zurück, in der erwähnt wird, dass die Grafschaft des Dodiko von Warburg in den Landschaften Hessiga, Netga und Nihterga gelegen habe. Da Dodiko in der Umgebung von H. Besitz hatte, ist möglicherweise der Schluss gezogen worden, H. sei dem Hessiga zuzurechnen (Bannasch, Bistum S. 58–60 – F. Irsigler, Bischof Meinwerk, Graf Dodiko und Warburg [WZ 126/127. 1976/77] S. 181–200, hier S. 187 und Karte 1). Gleichzeitig dürfte H. zur Grafschaft des Dodiko von Warburg gehört haben, dessen Rechte Bischof Meinwerk von Paderborn nach Dodikos Tod durch Kaiser Heinrich II. 1021 verliehen bekam (DH II 439). In der Umgebung von H. finden sich Besitzungen und Rechte mehrerer Adliger. 1210 übertrugen die Edlen von Nienover / Dassel ihren Allodialbesitz in parrochia Herstelle dem Paderborner Bischof Bernhard III. und empfingen die Besitzungen als Lehen zurück. Diese Übertragung erfolgte, weil die Edlen von Nienover / Dassel unerlaubt Rodungen an einem Wald vorgenommen hatten, an dem die Leute des Bischofs das echtwort, also einen Nutzungsanspruch hatten (WUB 4 Nr. 41 – N. Kruppa, Die Grafen von Dassel [1097–1337/38]. 2002 S. 246–256; Reg. 115 S. 384 – Zu den Grafen von Dassel auch: Der Solling im Mittelalter. Hg. von H.-G. Stephan. 2010 S. 144–171, S. 575–597). Ferner gab es im 12. und 13. Jh. eine Familie von H., die mit den Brüdern Bertold, Heinrich und Ricold von H. 1158 erscheint (RHW 2 C 316 – s. auch WUB 4 Nr. 527). Ferner erscheinen Mitglieder der Familie im zwischen 1260 und 1270 entstandenen Lehnsregister der Familie von Driburg (H. W. Wichert, Ein Lehnsregister der Familie von Driburg aus dem 13. Jahrhundert [WZ 119. 1969] S. 353–376 Nr. 30 und 31). Als Grenzort zwischen Westfalen und Hessen gelegen und wegen der wichtigen Weserfurt hatte H. für die Bischöfe von Paderborn als Landes- und Grundherrn Bedeutung. In den 1290er Jahren ist eine bischöfliche Burg (castrum nostrum
202
Herstelle II.4–II.5
Herstelle) erstmals urkundlich genannt, die Bischof Otto von Paderborn einem Ludwig (von Rostorpe?) neben weiteren Gütern übertrug (WUB 4 Nr. 2595 – Die Urk. ist stark beschädigt, weshalb auch Datierung und Lehnsnehmer nicht präzise bestimmt werden können). 1310 werden Henricus de Heldersen, Johannes de Wellede, Bertoldus Bittersole und Johannes de Messenhosen als Burgmänner (castellani) in H. bezeichnet (WUB 9 Nr. 784). 1315 wurde die Burg (castrum Herstelle) dann erstmals vom Paderborner Bischof Dietrich II. (1310–1321) und dem Domkapitel mit allen dazugehörigen Ländereien an den Ritter Raveno von Kalenberg und den Knappen Konrad von Itter verpfändet (WUB 9 Nr. 1343). 1318 ist die Stiftsburg H. (castrum Herstelle) dann für 500 Mark dem Ritter Arnold von Haversforde versetzt (WUB 9 Nr. 1702, Nr. 1707). 1385 löste Bischof Simon II. (1380–1389) die bischöfliche Burg H. wieder aus (Herstelle an der Weser 797–1997 S. 27), um sie den Herren von Falkenberg zu übertragen, an die die Burg dann von 1385 bis 1608 verpfändet war (W. Leesch – P. Schubert, Höxter S. 96 und 108). Aufgrund seiner Grenzlage war H. sowohl in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. als auch während des 30jährigen Krieges immer wieder in militärische Auseinandersetzungen und Fehden einbezogen. BKW 37 S. 104 – H.-G. Stephan, Im Spannungsfeld von Corvey, Brunsburg, Herstelle und Nienover. Die Dorfwüstung Smedersen und die Entstehung von Burg und Flecken Lauenförde. Frühmittelalterliche bis neuzeitliche Kulturlandschaftsentwicklung im Weserbergland (Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 35. 2007) S. 121–183 – Generell wird in der neueren Forschung die Frage kontrovers diskutiert, ob unter den frühmittelalterlichen pagus-Termini politische bzw. administrative Gliederungsstrukturen zu verstehen sind oder ob damit lediglich ein (unpolitischer) geographischer Landschaftsname gemeint war. Vgl. zu dieser Problematik u. a. Chr. Spannhoff, In pago qui dicitur Bursibant – Bemerkungen zu einem frühmittelalterlichen Landschaftsnamen im nördlichen Westfalen (Rheine – gestern, heute, morgen 70/2. 2013) S. 74–87, bes. S. 75–81 – Ders., „in alio autem pago quod dicitur Sutherbergi“. Neue Überlegungen zu einem Landschaftsnamen des 9. Jahrhunderts (Heimat-Jahrbuch Osnabrücker Land 2016) S. 86–96 und Springer, Sachsen S. 219–261
II.5 H. gehörte nach dessen Einrichtung zum Bistum Paderborn und ab 1231 zum Archidiakonat des Domkämmerers. Die Missionierung des Gebietes um H. ging vermutlich vom Bischofssitz Paderborn aus. Die Kirche zu H. (St. Bartholomäus) könnte bereits eine Gründung des 8. Jhs. sein und im Zusammenhang mit dem Aufenthalt Karls d. Gr. 797 in H. stehen. Spätere Quellen berichten, Karl habe in H. sowie in Paderborn, Corvey, Minden und Hildesheim je eine Kirche erbauen lassen und für diese auch Bischofssitze vorgesehen (11. Jh. Chronicon Hildesheimense [SS 7] S. 851 – dazu auch: Herstelle an der Weser [1950] S. 20 – Herstelle an der Weser 797–1997 S. 19). Der Paderborner Bischof Poppo (1076–1083) verlieh dem Abt von Helmarshausen den Archidiakonat über die Pfarreien Beverungen, H., Wahmbeck, Deisel und
Herstelle II.5–III
203
Sielen sowie die Kapelle zu Helmarshausen (H. B. Wenck, Hessische Landesgeschichte. UB zum zweiten Band der Hessischen Landesgeschichte. 1789 Nr. 87 – G. Meier, Die Bischöfe von Paderborn und ihr Bistum im Hochmittelalter [Paderborner theologische Studien 17] 1987 S. 53). 1231 wurde dieser Archidiakonat dem des Domkämmerers mit der Peterskirche auf der Iburg als Hauptkirche, an deren Stelle später die Brakeler Pfarrkirche trat, zugewiesen (WUB 4 Nr. 204 – W. Leesch – P. Schubert, Höxter S. 39 f. und 160).
III Im Wesertal finden sich bereits Siedlungsspuren aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit. Zahlreiche römische Funde im Raum H. zeugen von Kontakten zum Römischen Reich. Kontinuierlich besiedelt ist H. sicherlich seit dem FrühMA (7. Jh.) gewesen. Es gliedert sich somit in die Kulturlandschaft des oberen Wesertales ein. Die Wehranlage Hasselburg ist nur sehr vage in das FrühMA zu datieren, weshalb ihr Zusammenhang mit den Sachsenkriegen unsicher ist (A. Sander, Wesertal S. 376 – St. Kötz – A. König, Aus Karls Geldbeutel gefallen? S. 82 f. – Zur Hasselburg: A. Doms, Wallburgen im Paderborner und Corveyer Land. 1989 S. 32 f.). Ob die Burg H. ursprünglich auf eine sächsisch-frühmittelalterliche Anlage zurückgeht, wie vermutet wurde, bleibt äußerst fraglich. Archäologisch ist eine solche Befestigung bisher nicht nachgewiesen worden (Herstelle an der Weser [1950] S 17). Feststellen ließen sich lediglich mehrere übereinander gebaute Fundamente verschiedener Bauphasen im östl. Bereich der Burg, die allerdings nicht in die Zeit vor der schriftlichen Überlieferung zurückreichen (Neujahrsgruß 1998 S. 91 – M. Salesch, Herstelle S. 167–174). Im Bereich der Burg fanden sich Keramikfragmente aus der Zeit zwischen dem 10. Jh. und der Neuzeit (Neujahrsgruß 1998 S. 91). Die eigentliche Burg H. ist wohl erst im 13. Jh. auf dem Areal des bischöflichen Haupthofes als Landesburg und Amtssitz neu erbaut worden (W. Leesch – P. Schubert, Höxter S. 86 und 95 f.). Mit dem Aufenthalt Karls d. Gr. wird auch eine erste Kirche neben den weiteren Wohn- und Nutzbauten in H. errichtet worden sein, da der König hier mehrere Monate verbrachte und zwei hohe Kirchenfeste (Weihnachten und Ostern) feierte (Herstelle an der Weser [1950] S. 17). Ob diese Kirche zunächst ein Petrus-Patrozinium gehabt hat, wie aufgrund der anderen Kirchengründungen Karls (Syburg, Eresburg, Iburg) vermutet wurde (Brandt-Hengst, Bistum S. 66–69), muss offenbleiben. Nachweisbar ist nur das Bartholomäus-Patrozinium (W. Leesch – P. Schubert, Höxter S. 40). Für das vermutete hohe Alter der Hersteller Kirche wird auch auf das Patrozinium der benachbarten Arnulfskapelle in Würgassen hingewiesen, das ebenfalls mit den Karolingern in Verbindung gebracht wird (Herstelle an der Weser [1950] S. 58). Die älteste Kirche in H. soll auf dem Burgberg gestanden haben. Das immer wieder erweiterte Gotteshaus wurde erst im J. 1700 abgebrochen. Eine neue Pfarr-
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Herstelle III–IV
kirche errichtete man anschließend im Dorf H. (BKW 37 S. 104 – Herstelle an der Weser [1950] S. 58–60). Daher wird angenommen, dass sich auf dem Berg auch die karolingische Pfalz befand. Nachweisen lässt sich diese Vermutung bislang jedoch nicht, denn archäologische Funde fehlen. Neuerdings könnte allerdings der im September 2014 ca. 800 m südwestl. der Burg gemachte Fund eines karolingischen Denars aus der dritten Prägeperiode Karls d. Gr. (von 793/94 bis 812/813) dafür sprechen (St. Kötz – A. König, Aus Karls Geldbeutel gefallen? S. 82–84). Bevor Baumaßnahmen zum Ausbau als karolingischer Pfalzort vorgenommen wurden, wird H. stets als locus bezeichnet (Ann. Moselliani [SS 16] S. 499 – Ann. Laureshamenses [SS 1] S. 37 – Ann. Petaviani [SS 1] S. 18). Einen Siedlungsausbau erfuhr H. dann spätestens in der zweiten Hälfte des 12. Jhs. 1163 gestattete der Paderborner Bischof Evergis, den Wald beim Haupthof (curtis) H. zu roden, zu kultivieren und zu besiedeln. Die Abgaben, die vom Neubruchland fällig wurden, gingen an den Bischof (RHW 1 R 1894 – RHW 2 C 329 – W. Leesch – P. Schubert, Höxter S. 108). Die königliche Pfalz bzw. der spätere Paderborner Haupthof H. mit der Kirche war also das prägende Zentrum der Besiedlung der Umgebung von H. seit karolingischer Zeit. A. Sander, Wesertal S. 368–379 – St. Kötz – A. König, Aus Karls Geldbeutel gefallen? S. 82–84
IV H. wird 797 als Winterlager und als Ort der Weihnachts- und Osterfeierlichkeiten Karls d. Gr. während der Sachsenkriege (772–804) genannt. Deshalb muss von einer gewissen Infrastruktur ausgegangen werden, wenn der König mit seinem Gefolge mehrere Monate in H. verbrachte und zwei kirchliche Hochfeste (Weihnachten und Ostern) beging. Somit ist sicherlich vom Bau einer Kirche und eines königlichen Wohngebäudes sowie vermutlich von weiteren Bauten auszugehen (K. Schoppe, Paderborn, S. 67–69 – Brandt-Hengst, Bistum S. 66–69). Die Pfalz H. wird in den Quellen als locus (Ann. Mosellani [SS 16] S. 499), sedes (Ann. Laureshamenses [SS 1] S. 37), aedificia magna (Ann. Petaviani [SS 1] S. 18) und castrum (Ann. Maximiani [SS 13] S. 22) bzw castra (Ann. Regni Francorum [SS rer. Germ. 6] S. 102 – Ann. Einhardi [SS 1] S. 183, [SS rer. Germ. 6] S. 103) bezeichnet (dazu auch Balzer, Pfalzenforschung S. 116 f.). K. Schoppe hält einen Pfalzenbau in H. ab Winter 797 aufgrund der Bezeichnung des Ortes als nova sedes und wegen der Verwendung des Verbs residere für ‚wohnen‘, das in den Annalenwerken bei Aufenthalten Karls in den Pfalzen gebraucht werde, für gewiss (K. Schoppe, Das karolingische Paderborn. 1967 S. 67–69).
Herstelle V.1
205
V.1 797 November bis mindestens 798 April 8 (Ostern) Zuvor in Aachen, danach in Minden.
1
Karl d. Gr. feiert in H. das Weihnachtsfest 797 und das Osterfest 798 und baut währenddessen den Standort aus. Anwesend: siehe V.6. Et Novembrio mense mediante ad hibernandum cum exercitu Saxoniam intra vit positisque castris apud Wisoram fluvium locum castrorum Heristelli vocari iussit. Illuc legati gentis Avarorum cum muneribus magnis venerunt. Inde Ab dellam Sarracenum cum filio suo Hludowico in Hispanias reverti fecit et filium suum Pippinum ad Italiam misit; ipse ad disponendam Saxoniam totum hiemis tempus inpendens ibi natalem Domini, ibi pascha celebravit z. J. 797. Ann. Regni Francorum (SS rer. Germ. 6) S. 102. DCCXCVIII. Venit etiam et legatus Hadefonsi regis Galleciae et Asturiae, no mine Froia, papilionem mirae pulchritudinis praesentans. Sed in ipso paschae tempore Nordliudi trans Albim sedentes seditione commota legatos regios, qui tunc ad iustitias faciendas apud eos conversabantur, conpre hendunt, quosdam ex eis statim trucidantes, ceteros ad redimendum reservant; ex quibus aliqui effugerunt, ceteri redempti sunt. Rex collecto exercitu de Ha ristalli [Haristallio, Heristelli, Aristalli, Aristelli, Haristelli, Haristellio] ad lo cum, qui Mimda dicitur, perrexit; et facto consilio in desertores arma corripuit et totam inter Albim et Wisuram Saxoniam populando peragravit z. J. 798. Ann. Regni Francorum (SS rer. Germ. 6) S. 102. Inde vero reversus ad Aquis palacium et inde iterum eodem anno tempore au tumni porrexit in Saxoniam usque ad locum quendam, cui nomen imposuit Niwi Haristalli, ibique usque ad terminum eiusdem anni permansit z. J. 796. Ann. Mosellani (SS 16) S. 499. Et post aliquantas ebdomadas [rex Carolus] iterum introivit in Saxonia, et ibi habitavit ipsum hiemem, et fecit sedem suam iuxta locum ubi Timella fluit in Wisaraha, quem etiam Heristelli appellavit, eo quod ab exercitu suo fuerant con structae ipsae mansiones, ubi habitabant z. J. 797. Ann. Laureshamenses (SS 1) S. 37. Ipso anno fuit rex Carolus in Saxonia, et apud Haristallio-novo ipsum hiemem ibi resedit, et ibi celebravit pascha: quem locum, ut nos audivimus, ipse rex ita appellavit, quia ab hoste ipso ipsae mansiones in quibus habitabant constructi sunt z. J. 798. Ann. Laureshamenses (SS 1) S. 37.
206
Herstelle V.1
Domnus rex Karolus, moto exercitu, iterum venit in Saxoniam usque Wigmo dinga secus mare, et sequenti tempore inverni resedit Saxones, fecitque aedificia magna super fluvium Wisera, in loco qui vocatur Haristello [Haristalio] z. J. 797. Ann. Petaviani (SS 1) S. 18. Domnus rex in Saxonia castrum Heristelle construxit z. J. 797. Ann. Maximiani (SS 13) S. 22. Sumpto igitur secum comitatu suo Saxoniam petiit castrisque super Wisuram positis consedit et locum castrorum Heristelli [Heristalli] vocari iussit, qui locus ab incolis usque in praesens ita nominatur z. J. 797. Ann. Einhardi (SS 1) S. 183 – (SS rer. Germ. 6) S. 103. Cumque rediret, Aquisgrani devotus adivit Regis Abinmage Maurorum filius illum, Abdelle cui nomen erat. Quem rex ibi clemens Cum suscepisset, collegerat inde senatum Et, quo conficeret tandem Saxonica bella, Consilium prudens iniit, quo tempore toto Instantis brumae regione maneret in ipsa. Ergo, suo secum comitatu protinus omni Assumpto, Wisurae positis in litore castris Sedit Heristellique locum iussit vocitari; Hactenus hoc et habet nomen. Terramque per ipsam Adductos secum populos diviserat, atque Indigenas licet invitos dare compulit ipsis Hibernas sedes simul et stipendia cunctis. Huc ex Italia venit Pippinus ad ipsum, Hispanis etiam rediens Hludowicus ab horis. Hunorum quoque legati necnon Hadefonsi Asturiae regis quam maxima dona ferentes Ex tam longinquis Carolum terris adierunt. Hinc est in regnum proprium dimissus uterque Regalis natus; misit quoque cum Hludowico Abdellam, qui post patriam deductus et illis Est commissus, ad hoc quos tunc elegerat ipse Et quorum fidei se credere non dubitavit. Rex autem residens in Saxonum regione Prefatoque loco sanctissima festa peregit, In quibus indutus processit corpore Christus Et posuit carnem moriens sumpsitque resurgens… Veris in initio facinus commiserat atrox Saxonum populus quidam, quos claudit ab austro
Herstelle V.1
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Albia seiunctim positos aquilonis ad axem; Hos Northalbingos patrio sermone vocamus. Nam, pro iustitia legali more gerenda Cum rex legatos illuc transmitteret, ipsos Impia foedifrage iugulavit factio gentis. Cumque Godescalcus, regis legatus et ipse Ante dies missus paucos ad regna tenentem Danorum, Sigifridus erat cui nomen, in ipso Tempore regrediens foret interceptus ab Hunis, Auctores huius fuerant qui seditionis, Pertulerat mortem pariter pro crimine nullo. Poetae Saxonis Annalium de gestis Caroli Magni imperatoris liber III v. 340 ff. (MGH Poetae IV,1) S. 39 f. Ipse vero mediante Novenbri (!) mense ad hiemandum cum exercitu Saxoniam intravit. Positisque castris iuxta Uuisaram fluvium locum castrorum Heristel lium vocari iussit. Illuc legati gentis Auarum cum magnis muneribus venerunt. Indeque Abdellam Sarracenum cum filio suo Lodouuico in Hispanias ire iussit et filium suum Pippinum in Italiam remisit. Ipse vero ad disponendam Saxoniam totum hiemis tempus inpendens ibi natale Domini celebravit et pasca similiter. Hoc anno Geroldus comes et Bauuarie prefectus conmisso cum Auaris bello in terficitur cum duobus tantum, qui cum obequitantem ac singulos cohortantem sequebantur. De quo in visione Uuictini monachi legitur, quod inter martires sit annumeratus. Anno dominice incarnationis DCCXCVIII. Venit ad regem legatus Hoddifonsi regis Gallicie et Asturie nomine Frola papilionem mire magnitudinis portans. In ipso pasche tempore Nortliudi trans Albiam sedentes sedicione conmota legatos regios, qui tunc ad iusticias faciendas apud eos conversabantur, conprehende runt, quosdam ex eis trucidantes, quosdam ad redimentum servantes. Annalista Saxo z. J. 797 (SS 37) S. 35 f. Z. 26 ff. BM² 340 a–346 a – Abel-Simson 2 S. 139–145 Nicht um H., wie von T. Classen vermutet wurde (T. Classen, Niederaula. Von der karolingischen Schenkung zur Großgemeinde. Untersuchende Darstellung zur 1200-Jahrfeier. 1979 S. 36), sondern um Herstal bei Lüttich handelt es sich bei dem Ausstellungsort einer Urk. Karls d. Gr. für das Benediktinerkloster Hersfeld aus dem J. 779 (D Kar. 1 126), weil zum einen H. erst im J. 797 angelegt wurde, zum anderen Herstal / Lüttich besser in das Itinerar des Jahres 779 passt (BM² 223). Springer, Sachsen S. 205 f. – Hartmann, Karl d. Gr. S. 118 – Hägermann, Karl d. Gr. S. 383–387 – Becher, Karl d. Gr. S. 71
208
Herstelle V.6–V.9
V.6 797 November / Dezember Gesandte des Awarenvolkes (legati gentis Avarorum) kommen mit reichen Geschenken (cum muneribus magnis) nach H. (Ann. Regni Francorum [SS rer. Germ. 6] S. 102) (siehe V.1). 797/8 Empfang der Söhne Karls d. Gr., Pippin aus Italien und Ludwig aus Spanien, in H. (Ann. Regni Francorum [SS rer. Germ. 6] S. 102) (siehe V.1). 797/8 Der Sarrazene Abdellah, Sohn des Königs Ibin-Maugus (Ann. Maximiani [SS 13] S. 22 – Ann. Einhardi [SS 1] S. 183 f., [SS rer. Germ. 6] S. 101), reist mit Karl d. Gr. von Aachen nach H. und wird dort verabschiedet (siehe V.1). 798 Froia / Frola, ein Gesandter des Königs Alfons von Galicien und Asturien, weilt in H. und überbringt ein Zelt von „wunderbarer Schönheit“ (mirae pulchri tudinis Ann. Maximiani [SS 13] S. 22 – Ann. Einhardi [SS 1] S. 183 f., [SS rer. Germ. 6] S. 101 f.) (siehe V.1).
V.7.1 797 Dezember 25 Karl d Gr. feiert das Weihnachtsfest in H. (BM² 340a). 798 April 8 Karl d. Gr. feiert das Osterfest in H. (BM² 346a).
V.9 Die Kirche zu H. (St. Bartholomäus) könnte bereits eine Gründung des 8. Jhs. sein und im Zusammenhang mit dem Aufenthalt Karls d. Gr. 797 stehen. Auf jeden Fall wird eine erste Kirche in H. während des Aufenthalts des Königs errichtet worden sein, in der der König mit seinem Gefolge (cum exercitu in Saxonia cum omni domo sua z. J. 797. Ann. Alamannici [SS 1] S. 48) das Weihnachtsfest 797 und Ostern 798 beging. Urkundlich greifbar wird eine Kirche (ęcclesia) in H. erstmals 1171 (RHW 2 C 351), eine zusätzliche Burgkapelle 1276 (WUB 4 Nr. 1447). Seit 1210 als parrochia Her stelle belegt (WUB 4 Nr. 41), wird ein Pfarrer (plebanus) Conradus für H. erstmals 1290 in einer Zeugenreihe genannt (WUB 4 Nr. 2084). Möglicherweise lässt sich aber bereits aus der Vita Meinwerci (Berndt, Vita Meinwerci cap. 48) das Bestehen eines Kirchspiels H. für die Zeit Bischof Meinwerks von Paderborn († 1036) erschließen. Dort wird erwähnt, dass zwei in Wepel wohnende Familien zu H. gehörten (in Weplithi habitantibus et ad Heristelli pertinentibus), wodurch die kirchliche Zugehörigkeit ausgedrückt sein kann (zur anderen Möglichkeit siehe II.3).
Herstelle VI–VIII
209
VI Die Bischöfe von Paderborn erhalten H. als königliche Schenkung wahrscheinlich schon als Grundausstattung bei der Bistumsgründung. Sie sind das ganze MA hindurch als Grund-, Lehns- und Landesherrn für H. belegt (s. II).
VIII H. war für die Zeit Karls d. Gr. ein bedeutender Ort königlichen Aufenthalts. Später, mit dem Ende der Sachsenkriege und der Gründung des Bistums Paderborn, dem H. als königliche Schenkung zur Ausstattung übereignet wird (s. II), verliert der Ort diese Funktion an den neuen Bischofssitz. C. Ehlers hingegen geht neben anderen Orten auch für H. davon aus, dass die Veränderungen der Aufenthaltsorte mit dem Wechsel der jeweiligen Dynastie einhergehen (Ehlers, Integration S. 116 f.). Allerdings ist für H. zu bedenken, dass sich am Beispiel dieses Ortes die veränderten Akzentsetzungen der Raumordnung ablesen lassen. H. war ein wichtiger Ort in der Zeit der karolingischen Eroberung Westfalens, also wohl vorrangig ein in militärischer Hinsicht günstig gelegener Platz. Seine nicht zu unterschätzende Bedeutung wird auch durch die symbolische Übertragung des Ortsnamens von der alten karolingischen Hauptpfalz Herstal bei Lüttich angezeigt. So betont auch P. Classen bereits 1963: „auch die Winterlager Karls in Sachsen 784/85 und 797/98 waren nicht nur eine militärische Maßnahme, sondern zugleich Zeichen der Besitzergreifung“ (P. Classen, Bemerkungen zur Pfalzenforschung am Mittelrhein [Deutsche Königspfalzen 1. 1963] S. 75–96, hier S. 79). Später, mit der erfolgreichen Eingliederung Sachsens in das fränkische Reich, veränderten sich die Herrschaftsakzente, weshalb H. als Herrschaftsstützpunkt aufgegeben wurde. Diese Veränderung zeigt sich auch daran, dass das in H. und Umgebung vorhandene Königsgut der Paderborner Kirche übertragen wurde, weil man es für unmittelbare Herrschaftszwecke nicht mehr benötigte. Die ursprüngliche Planung wurde aufgegeben. Die Bedeutung der Pfalz H. für das karolingische Königtum scheint in der Paderborner Überlieferung des 11. Jh. noch einmal auf, nach der H. ursprünglich als Ort für den kurze Zeit später in der Paderborner Karlsburg eingerichteten Bischofssitz angegeben wird (vgl. II.5). Nachdem H. nicht das Zentrum des Bistums geworden war, wurde der Königsbesitz in H. verfügbar und konnte zur Gründungsausstattung der Paderborner Kirche genutzt werden. Diese Basis ermöglichte es den Paderborner Bischöfen später, hier ein Herrschafts- und Besitzzentrum mit landesherrlicher Burg auszubauen. Die Erinnerung an den mehrmonatigen Königsaufenthalt in H. mag sich im „Karlsstein“ mit dem sogenannten Bonifatiuskreuz, dessen Standort allerdings nicht der originäre sein dürfte, erhalten haben, über dessen Ursprünge jedoch nichts weiter bekannt ist (Herstelle an der Weser [1950] S. 14 f. – W. Brockpäh-
210
Herstelle VIII–IX.2
ler, Steinkreuze in Westfalen. ²1983 S. 63 f. – dazu auch: Herstelle an der Weser 797–1997 S. 15–18. Die Sage zu diesem Ensemble ist erstmals bei P. Wigand, Geschichte der gefürsteten Reichs-Abtei Corvey und der Städte Corvey und Höxter I. 1819 S. 14 überliefert). Auch eine Flur namens Rasteplan bzw. die Rast wurde seit dem 19. Jh. nachweisbar als „Rastplatz“ Karls interpretiert (P. Wigand, Geschichte I [wie oben] S. 14 – Herstelle an der Weser. 1950 S. 22). Es dürfte sich dabei aber lediglich um eine neuzeitliche Umdeutung eines vorhandenen, aber jüngeren Örtlichkeitsnamens aufgrund gleicher oder ähnlicher Lautgestalt, aber gänzlich anderem ursprünglichen Benennungsmotiv handeln. In der frühen Neuzeit wurde der Aufenthalt Karls d. Gr. in H. auch in den in mehreren Aufl. seit 1669 erschienenen „Monumenta Paderbornensia“ des Pader borner Bischofs Ferdinands II. von Fürstenberg thematisiert (Monumenta Paderbornensia ex historia romana, francica, saxonica eruta, novis inscriptionibus, figuris, tabulis geographicis ac notis posthumis Ferdinandi Principis, Episcopi Paderbornensis. 1669 S. 121–127 – dazu auch: Herstelle an der Weser 797–1997 S. 7–12). Auch die Inschrift über der Eingangspforte der heutigen Benediktinerinnenabtei H. aus den 1720er und 1730er Jahren (BKW 37 S. 105) erinnert an den Herrscheraufenthalt: Quae quondam Caroli illustrat praesentia Magni, Nunc Benedictus habet summi palatia Regis. Virgineosque choros praeit cui semper adhaerent Agnus cui sit laus, honor, imperiumque per aevum. (Herstelle an der Weser. 1950 S. 23).
IX.2 H. Barth, Der Beverunger Naturraum (Geschichte der Stadt Beverungen. Hg. von R. Günther 1993) S. 356–367 F.-W. Brandt, Herstelle – ein Fährort mit Tradition. 1997 H. Coen, Herstelle an der Weser. Dorf, Burg und Kloster in Vergangenheit und Gegenwart. 2. überarb. Aufl. 1986 Herstelle an der Weser. Bilder aus der Geschichte eines Weserdorfes. Hg. von der Abtei vom Heiligen Kreuz zu Herstelle. 1950 St. Kötz – A. König, Aus Karls Geldbeutel gefallen? Ein karolingischer Denar aus BeverungenHerstelle (AiWL 2014. 2015) S. 82–84 W. Leesch – P. Schubert, Heimatchronik des Kreises Höxter (Heimatchroniken der Städte und Kreise des Bundesgebietes 29) 1966 H. Multhaupt, Herstelle an der Weser, 797–1997, ein Dorf im Wandel der Zeit. 1997 A. Sander, Das Beverunger Wesertal aus archäologischer Sicht (Geschichte der Stadt Beverungen. Hg. von R. Günther 1993) S. 368–379 M. Salesch, Ausgrabung auf der Burg Herstelle bei Beverungen, Kreis Höxter (AFWL 9c. 1999) S. 167–174
Herstelle IX.3
211
IX.3 Topogr. Karte 1 : 25000 Bl. 4322 Bad Karlshafen Deutsche Grundkarte 1 : 5000 Bl. 4322/18 Herstelle
Christof Spannhoff
LIPPSPRINGE (B) Kr. Paderborn Vorbemerkungen Die zeitgenössische Überlieferung unterscheidet für die Zeit von 776 bis 804 immer deutlich und konsequent zwischen Aufenthalten Karls d. Gr. in ‚Paderborn‘ und solchen an der / den Lippequelle(n) bzw. in ‚L.‘. Das hat seit dem 15. Jh. Paderborner Historiker fragen lassen, ob damit tatsächlich das nur gut 8 km von Paderborn entfernte L. gemeint war oder nicht doch in allen Fällen die Nachrichten auf Paderborn zu beziehen seien. Die Lösung wurde immer wieder in der Annahme gesucht, dass die Pader ursprünglich auch Lippe geheißen habe und in der Karolingerzeit umbenannt worden sei. In seinem 1418 erschienenen „Cosmidromius“ berichtet der 1358 vermutlich in Paderborn geborene Gobelin Person, der Fluss Pader habe einmal Lippe geheißen. Der Kleriker versuchte mit dieser Angabe die mündliche Tradition zu erklären, Karl d. Gr. habe den Ort Paderborn nach dem Fluss Pader, der ihn – „oder schon die Sachsen“ – an den italienischen Fluss Po (Padus) erinnerte, benannt. Gobelin betont allerdings, dass er den angeblich älteren Flußnamen erschlossen habe, und zwar auf der Grundlage, dass der heutige Lippeabschnitt zwischen der Lippe quelle und der Vereinigung mit Alme und Pader bei Schloß Neuhaus zu seiner Zeit stricta Lippa – schmale Lippe – genannt worden sei. Damit impliziert er – denn er führt diesen Gedanken nicht explizit aus –, dass es auch eine „breite Lippe“ gegeben habe. Dieser Name – so kann man schließen – müsse dann der ältere Name der Pader vor der angeblichen Umbenennung nach dem italienischen Vorbild gewesen sein. Er vernachlässigt dabei, dass die Lippe – zumindest noch im frühen 19. Jh. – östl. von Neuhaus in zwei Arme geteilt war, deren einer ‚schmale‘ Lippe hieß (Balzer, Pfalzort S. 20 Anm. 76). Diese von Gobelin mitgeteilte, angebliche relatio … seniorum, deren Alter nicht näher bestimmt wird und vermutlich – wenn überhaupt – frühestens in das 13. Jh. gehört, hat nach der Entdeckung der Pfalz in Paderborn zu der Annahme einiger moderner Historiker (vor allem K. Honselmann, H. Kindl u. a. so auch noch 2002 Brandt-Hengst, Bistum S. 27–29) geführt, alle für die Lippequelle berichteten Nachrichten seien auf Paderborn zu beziehen (Vgl. dazu Balzer, Pfalzort S. 20 und Anm. 74). Allerdings konnten die Verfechter dieser These kein einleuchten-
Stroth
e
Bad Lippspringe
Jordanquelle
Lippequelle
1:25000 0
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500
750
1000m
Abb. 19: Lippspringe, Bad. Topogr. Karte 1 : 25.000
Kartographische Grundlage: Digitale Topographische Karte 1:25000, Land NRW 2021 (http://www.govdata.de/dl-de/zero-2-0); © Institut für vergleichende Städtegeschichte, Grafik: Th. Kaling
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des Argument beibringen, warum Ann. und urkundliche Zeugnisse so ausdrücklich zwischen Paderborn und einem Ort an den / der Lippequelle(n) unterscheiden (Balzer, Pfalzort S. 21 – Ders., Lippiagyspringiae S. 64). Es bleibt zudem festzustellen, dass es sich sowohl bei Paderborn als auch bei L. um zwei alte ON handelt, die mindestens aus as. Zeit stammen und zum Zeitpunkt der Ankunft Karls d. Gr. im Paderborner Raum sicherlich bereits bestanden haben (Vgl. I). Aufgrund dieses Befundes müsste entweder angenommen werden, dass ein Ort zwei unterschiedliche Namen getragen hat, oder aber, was sehr viel wahrscheinlicher ist, dass es sich um zwei von einander zu unterscheidende Orte handelte (M. Balzer, Lippiagyspringiae S. 64). Hinzu kommt die Tatsache, dass eine Örtlichkeit L. 780 urkundlich erwähnt wird. Wenn aber ab 1235 nachweisbar wiederum ein Ort L. bis heute vorkommt, führt kein Weg daran vorbei, auch den Beleg von 780 auf diese Örtlichkeit zu beziehen. M. Balzer, der sich in mehreren Arbeiten intensiv mit der Frage nach dem Nebeneinander zweier räumlich eng beieinander gelegener königlicher Aufenthaltsorte auseinandergesetzt hat, konnte dann auch eine überzeugende Lösung des Problems zum Verhältnis beider Örtlichkeiten vorlegen. Die Situation zwischen Paderborn und L. folgt dem Muster der Königspfalzen in Mainz, Worms, Regensburg oder oberitalienischen Aufenthaltsorten, die sämtlich große Areale zur Abhaltung von Reichsversammlungen aufwiesen, etwa die Roncalischen Felder oder die Marauen von Kostheim und Mainz, die Loubwiesen bei Worms und die Barbinger Wiesen bei Regensburg. Aus diesem Grund ist ein eigener Art. für L. gerechtfertigt. Allerdings muss der Aufenthaltsort L. immer in enger Beziehung zu und in Abhängigkeit von Paderborn betrachtet werden. Es gab also sowohl Lagermöglichkeiten in unmittelbarer Nachbarschaft der Pfalz in Paderborn und es gab einen zweiten korrespondierenden Versammlungsplatz an der Lippequelle / L . (siehe Art. Paderborn II.1).
I ad locum, ubi Lippia consurgit z. J. 776. Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) S. 46 ad fontem Lippiae z. J. 776. Ann. q. d. Einhardi (SS rer. Germ. 6) S. 47 Nam fontes adiens, ubi Lyppia nascitur amnis z. J. 776. Poetae Saxonis Annalium de gestis Caroli Magni imperatoris liber I v. 302 (MGH Poetae IV,1) S. 14 Actum Lippiagyspringae in Saxonia 780. DKarol. 1 131, or. ad locum, ubi Lippia consurgit z. J. 780. Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) S. 56 ad fontem Lippiae z. J. 780. Ann. q. d. Einhardi (SS rer. Germ. 6) S. 57 ubi fontes Lyppia flumen habet z. J. 780. Poetae Saxonis Annalium de gestis Caroli Magni imperatoris liber I v. 452 f. (MGH Poetae IV,1) S. 17 actum haribergo publico, ubi Lippia confluit 782. DKarol. 1 143, cop. s. XIII.
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ubi Lippia consurgit z. J. 782. Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) S. 58 ad fontem Lippiae z. J. 782. Ann. q. d. Einhardi (SS rer. Germ. 6) S. 59 ad Lippebrunem z. J. 782. Chronicon Moissiacense (SS 1) S. 297 in loco, ubi Lippia oritur z. J. 782. Ann. Fuldenses pars I (SS. rer. Germ. 7) S. 10 in Saxonia super flumen Lippia z. J. 782. Ann. Petaviani (SS 1) S. 17 in Saxonia ad Lippuibrunnen z. J. 782. Ann. Laureshamenses (SS 1) S. 32 ad Lippiaebronnom z. J. 782. Ann. Maximiniani (SS 13) S. 21 ad Lippiabrunnen z. J. 782. Ann. Mosellani (SS 16) S. 497 in Saxonia super fontem qui Lippia dicitur z. J. 782. Wandalberti Miracula S. Goaris (SS 15,1) S. 373 ad fontes fluvii, cui Lyppia nomen z. J. 782. Poetae Saxonis Annalium de gestis Caroli Magni imperatoris liber II v. 19 (MGH Poetae IV,1) S. 19 iuxta Lippiae fontem z. J. 804. Ann. Mettenses priores (SS rer. Germ. 10) S. 91 iuxta Lippie fontem z. J. 804. Ann. Mettenses posteriores (SS rer. Germ. 10) S. 103 de Lipsprinke 1235. WUB 3 Nr. 329 or. de Lipespringe 1240. WUB 4 Nr. 292, or. de Lippespringe 1249. WUB 4 Nr. 407, or. de Lippespringe 1256. WUB 4 Nr. 666, or. de Lippesprigge 1267. WUB 3 Nr. 789, or. de Lippespringen 1281. WUB 4 Nr. 1618, cop. de Lippesprincge 1300. WUB 4 Nr. 2622, or. de Lippespringe 1302. WUB 9 Nr. 130, or. de Lyppespringe 1311. WUB 9 Nr. 899, or. de Lyppespringe 1312. WUB 9 Nr. 1054, or. ex munitione nostra Lippespringe 1312. WUB 9 Nr. 1059, or. Lyppespringe 1315. WUB 9 Nr. 1316, or. Es handelt sich um eine Bildung mit dem Grundwort as. gispring, *spring ‚Quelle, Brunnen‘ (vgl. as. ahaspring ‚Wasserquelle‘, zu as. aha ‚Wasser‘ – Tiefenbach, Handwörterbuch S. 367, S. 4, S. 3) im lokativischen Dat. Sg. und dem Gewässer namen der Lippe im Gen. Sg. im Bestimmungswort (B. Meineke, Art. Lipp springe [DOB] S. 370). Der Gewässername erscheint in der Antike als Lupia, seit dem 8. Jh. als Lippia, Lippa (WOB 1 S. 299 f. [zu Lippstadt] – DGB S. 317 f.). Der Gewässername gilt wegen außergerm. Entsprechungen als alteurop.-indogerm. Eine eindeutige Erklärung ist bislang noch nicht gefunden worden. A. Greule (DGB) erschließt eine Grundform germ. *Lipjō, mit Gemination Lipp(i)a, und stellt sie zu den germ. Wortfeldern um (*s)leup-a- ‚schlüpfen, schleichen‘ oder germ. (*s)leipa ‚gleiten, schleifen, glatt, schlüpfrig‘ mit Schwund des anlautenden /s-/ zur Sprecherleichterung. M. Flöer hingegen nimmt mit J. Udolph einen Anschluss an die semantisch schlecht zu fassende Basis indogerm. *leu-p (die beide zu indogerm. *leu ‚Schmutz, beschmutzen‘ stellen) mit Labialwechsel im Stammauslaut an (M. Flöer, Art. Lippstadt [DOB], S. 370 f. Vgl. auch: WOB 1 S. 297 f. Eine Verbindung mit indogerm. *leup-, *leubh- ‚abschälen, entrinden,
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abbrechen, beschädigen‘ hatte Udolph aus lautlichen und semantischen Gründen verworfen. J. Udolph, Die Stellung der Gewässernamen Polens innerhalb der alteuropäischen Hydronomie [BNF NF. Beih. 31] 1990, S. 137 f.). Gegen den von Udolph konstatierten Labialwechsel hat sich N. Wagner ausgesprochen und als Basis indogerm. *leip-/lip- (‚beschmieren, kleben‘?, wohl Erweiterung zu indogerm. *lei ‚schleimig‘; C. S.) angesetzt (N. Wagner, Rez. J. Udolph, Namenkundliche Studien zum Germanenproblem. 1994 [BNF NF. 29/30. 1994/95] S. 184–193, hier S. 188). D. Schmidt weist begründet ältere Deutungen des Namens zurück, erläutert die Schwierigkeiten der Beleglage (Lupia vs. Lipp[i]a) und stellt weitere parallele Bildungen zusammen. Sie enthält sich ob der lautlichen Schwierigkeiten einer eigenen Erklärung, stellt aber fest, dass der Gewässername zu den indogerm. Gewässernamen gehört (D. Schmidt, Die Namen der rechtsrheinischen Zuflüsse zwischen Wupper und Lippe, unter besonderer Berücksichtigung der älteren Bildungen, Diss. 1970 S. 65–67). Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass der Name L. ursprünglich den ‚Quellort der Lippe‘ benannte. Zu der hier vorgestellten Belegreihe ist ferner Folgendes zu bemerken: 1) Die latinisierte Form Lippiagyspringae des Belegs von 780 ist entweder als Lokativ, Dat. Sg. oder Nom. Pl. aufzufassen. Der Kasus kann allerdings durch das vorausgehende actum regiert worden sein. Da das Wort gispring ‚Quelle, Brunnen‘ im As. ein Maskulinum oder Neutrum ist und nach der as. a-Deklination flektiert (nicht wie Kindl meint, ein ja-Stamm ist – H. Kindl, Bad Lippspringe S. 236), in der Urk. aber nach der lat. a-Deklination wie ein Femininum gebeugt wird, ist von einer Form *Lippiagyspringa auszugehen, die der Urkundenschreiber vermutlich als Femininum im Nominativ auffasste und daher nach der lat. a-Deklination flektierte. *Lippiagyspringa ist aber im As. der Dat. Sg. zu *Lippiagyspring in lokativischer Funktion, also mit der Wendung „bei der Lippe quelle“ wiederzugeben. Damit entspricht gegen H. Kindl, Bad Lippspringe S. 236 *Lippiagyspringa mit Ausfall des Präfix gy-, ge- und Nebentonabschwächung (auch beim Gewässernamen Lipp[i]a > Lippe) exakt der späteren Namenform Lip(p)espringe, wodurch Kontinuität der Namenformen *Lippiagyspringa > Lip(p)espringe gegeben ist. Es ist zudem bereits für a. 780 von einem Toponym auszugehen, das das Quellgebiet der Lippe benannte, nicht von einer bloßen Bezeichnung für die Lippequelle selbst. Die zu erschließende Ausgangsform ist daher ein Sg., kein Pl. Diese Erkenntnis ist aber wiederum ein Beweis gegen die Argumentation Kindls, mit Lippiagyspringae könne nicht L. gemeint sein (sondern Paderborn), da es sich angeblich um mehrere Lippequellen handele und es in L. nur eine Lippequelle gebe. Hinzu kommt, dass aufgrund der hier erschlossenen Ausgangsform Kindls Lesung Lippia gyspringiae mit dem i vor der Flektionsendung ae unwahrscheinlich ist. 2) Die Argumentation H. Kindls, wegen der von ihm erschlossenen angeblichen Kollektiv-Bildung as. *gispringi müsse es sich um mehrere Quellen handeln, wes-
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halb der ON nicht L. benennen könne, weil es hier angeblich nur eine Quelle gebe, hält auch deswegen nicht Stand, weil etwa in den Prudentiusglossen Düsseldorf F 1 das Wort gispring mit lat. ‚fons‘, also im Sg. übersetzt wird (Tiefenbach, Handwörterbuch S. 367). Nimmt man zudem den Beispring, also die später so genannte Jordanquelle, der sich schon durch seinen älteren Namen als Nebenquelle der Lippe zu erkennen gibt, hinzu, ist der gesamte Einwand gegenstandslos (M. Balzer, Lippiagyspringiae S. 64 f.). Es ist an dieser Stelle aber darauf hinzuweisen, dass einzig der Poeta Saxo eindeutig und im Unterschied zu seiner Vorlage, den sog. Einhardsann., von mehreren Quellen der Lippe spricht: nam fontes adiens, ubi Lyppia nascitur amnis (Poetae Saxonis Annalium de gestis Caroli Magni imperatoris liber I v. 302 [MGH Poetae IV,1] S. 14). Die Formen der Ann. Laureshamenses, Mosellani und Maximiani Lippuibrunnen, Lippiabrunnen und Lippiaebronnom (s. o.) als volkssprachliche Bezeichnungen, können, da das Grundwort as. brunno ‚Brunnen, Quellwasser‘ zu den maskulinen n-Stämmen gehört, zwar Pluralformen (Nom., Akk. oder Dat.), sie können aber ebenfalls Gen.-, Dat.- oder Akk.-Formen des Sg. sein. Somit ist die von Kindl geführte Argumentation hinsichtlich einer oder mehrerer Lippequellen auch aus sprachlicher Sicht hinfällig. 3) M. Balzer interpretiert die Form Lippiagyspringae bzw. *Lippiagyspringa als ON, weil er richtig ihre sprachliche Fortführung im späteren ON L. erkennt. Die übrigen Belege möchte er allerdings nicht als ON, sondern als Ortsangaben ‚bei den Lippequellen‘ auffassen (Balzer, Pfalzort S. 22). Wenn man aber davon ausgeht, dass es – mit Ausnahme der Formen des Poeta Saxo – durchgehend um sowohl lat. als auch as. Singularformen handelt, stehen die Formen der Ann. nicht im Gegensatz zu den urkundlichen Belegen. *Lippiagyspringa entspricht sprachlich – mit Wechsel des Grundwortes der Zusammensetzung (partieller Namenwechsel) von as. gispring ‚Quelle, Brunnen‘ zu as. brunno ‚Brunnen, Quell wasser‘ – exakt Lippuibrunnen, Lippiabrunnen und Lippiaebronnom oder auch ad fontem Lippiae. Das Bestimmungswort Lippia- / Lippui- der volkssprach lichen Komposita dürfte als Gen. Sg. aufzufassen sein, wie etwa die hybride Form Lippiaebronnom zeigt. 4) Wichtig für die Argumentation, die Quellenbelege für L. seien auf Paderborn zu beziehen, weil die Pader zuvor den älteren Namen Lippe getragen habe, ist zudem die Beurteilung der Namen Paderborn und Pader (zu den Belegen vgl. Art. Paderborn). Bereits bei Gobelin Person findet sich die Annahme, der Name Pader sei durch die Franken vom italienischen Po (Padus) auf das Gewässer übertragen worden und habe den älteren Namen Lippe verdrängt. H. Kindl stellte daher die These auf, dass zunächst einmal der Name Paderborn, den er als ‚Brunnen an einem Ort der vielen Pfade‘ (as. pad ‚Pfad‘ + Kollektivsuffix ar / al + as. brunno ‚Brunnen‘) deutete, von den Franken vergeben worden sei. Von diesem ON aus sei dann wenig
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später der Gewässername Pader missverständlich abgeleitet und auf das vormals angeblich Lippe genannte Gewässer übertragen worden. Sowohl der ON Paderborn als auch der Gewässername Pader seien also fränkische Neuschöpfungen (Kindl, Padaribrunno S. 283–394). F. Walter hat diese Annahme ebenfalls zu erweisen versucht, indem er anhand rezenter Mundartverbreitungskarten für die Wörter Brunnen und Quelle zu erkennen glaubte, dass das Namengrundwort -born ‚Quelle‘ im Raum Paderborn ortsfremd gewesen sei (und deshalb von den Franken mitgeführt worden sein müsse), da in Paderborn und Umgebung zum Zeitpunkt der Erhebung (1959!) ausschließlich die Appellative saut ‚Brunnen‘ und spring ‚Quelle‘, nicht aber born ‚Quelle‘ gebraucht wurden (F. Walter, Der Ortsname Paderborn. Ergebnisse mundartlicher Landesforschung [WZ 119. 1969] S. 179–188). Dazu ist allerdings methodisch zu bemerken, dass man den gegenwärtigen Verbreitungsraum von Wörtern keinesfalls als identisch mit ihrer Verbreitung vor über 1200 Jahren voraussetzen kann. Der Verbreitungsraum von Appellativen hat sich im Gegenteil im Laufe der Zeit stark verändert und war von bestimmten Faktoren abhängig (W. Foerste, Der wortgeographische Aufbau des Westfälischen [Der Raum Westfalen 4,1. 1958] S. 1–117 – G. Müller, Wortgeographie und Wortgeschichte [Der Raum Westfalen 6,1. 1989] S. 32–92). Es bleibt daher festzuhalten, dass es ein as. Wort brunno ‚Brunnen, Quellwasser‘ gibt (Tiefenbach, Handwörterbuch S. 45), aus dem sich erst in mnd. Zeit (1200–1650) das Wort born durch Metathese -ru > -or entwickelte (vgl. got. brusts, ahd. brust, mnd. borst ‚Brust‘). Dieses as. Wort erscheint als Grundwort des Namens Paderborn. Das zeigt also, dass das Namengrundwort -born ‚Quelle‘ im Raum Paderborn ursprünglich keinesfalls ortsfremd gewesen ist, und der Name Paderborn somit durchaus eine eigenständige as. Bildung sein kann, die nicht von den Franken mitgebracht wurde. Daher dürfte auch der Gewässername Pader im Bestimmungswort des Ortsnamens keine Übertragung, sondern bereits vor der Ankunft der Franken vorhanden gewesen sein, wie es auch der Poeta Saxo im 9. Jh. bestätigt, wenn er den ON Paderborn als alt und volkssprachlich charakterisiert (Balzer, Pfalzort S. 20–24). Hinzu tritt, dass der Name Paderborn bereits 777 in einer or. überlieferten Urk. als Patrisbrunna erscheint (D Karol. 1 118). Hier begegnet der Gewässername im Bestimmungswort bereits missverstanden bzw. umgedeutet (zu lat. pater ‚Vater‘ – DGB S. 397 f.). Wenn der Name Pader aber erst zu dieser Zeit von den Franken übertragen worden sein soll, ist die missverstandene bzw. erneut umgedeutete Form Patrisbrunna doch recht unwahrscheinlich und unglaubhaft. Der Gewässername Pader ist also bereits als vorfränkisch anzusehen, wobei noch nicht geklärt ist, ob er als alteuropäische oder germ. Bildung einzustufen ist (B. Meineke, Art. Paderborn [DOB] S. 485 – Zur Kritik an Kindl: G. Müller – J. Hartig, Literaturchronik Namenforschung [Niederdeutsches Wort 8. 1968] S. 32–110, hier S. 100–102 und [Niederdeutsches Wort 10. 1970] S. 129–156, hier S. 155 f.). Daraus ergibt sich aber zwingend, dass sich die Quellenbelege zu L. nicht auf Paderborn beziehen können und es sich deshalb auch
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aus sprachwissenschaftlich-namenkundlicher Sicht um zwei Örtlichkeiten handeln muss. 5) Die von Kindl bevorzugte Lesart Lippio gyspringiae (H. Kindl, Bad Lippspringe S. 225 f.) dürfte sich seiner These verdanken, im zweiten Teil des Namens L. sei ein Kollektivum *gispringi zu finden. Allerdings ist diese Annahme falsch, wie oben gezeigt werden konnte. Das Grundwort des Namens ist das Appellativ as. gispring ‚Quelle, Brunnen‘. Auch in die von M. Balzer in seinen neueren Arbeiten verwendete Form Lippiagyspringiae scheint sich dieser Fehlschluss Kindls eingeschlichen zu haben (M. Balzer, Lippiagyspringiae S. 64 – Ders., Paderborn S. 26). Belegt ist ausschließlich die Form a. 780 Lippiagyspringae.
II.1 Das Gebiet der heutigen Stadt Bad L. erstreckt sich über drei unterschiedliche Naturräume. Es liegt im Übergangsbereich von Paderborner Hochfläche im Osten, Senne im Westen und Marienloher Schotterebene zwischen diesen beiden, die von den aus der Paderborner Hochfläche kommenden Fließgewässern aufgeschüttet wurde und sich in südwestl. Richtung verbreitert. Die Senne ist geprägt durch den Sand, die Dünen und Flugsanddecken sowie die nährstoffarmen podsoligen Böden, die von Kiefernforsten und Heideflächen oder Eichen-Birken-Wäldern bestanden sind. Dieser kaum intensiv landwirtschaftlich beackerte Bereich unterscheidet sich in dieser Hinsicht von der sich anschließenden Schotterfläche, die aufgrund ihrer sandig-lehmigen Böden und der geringen Reliefenergie vorwiegend als Ackerland genutzt wird. Die Paderborner Hochfläche hingegen ist wegen ihres Untergrundes von Buchenwäldern bestanden. Die mesozoischen Kalksteinschichten mit den meist nur flachgründigen, mit Kalkscherben durchsetzten lehmig-tonigen Verwitterungsböden und die stärkere Zertalung sind für diese ein idealer Standort. Im Übergangsbereich zwischen Senne und Schotter liegt der Grundwasserspiegel dicht unter der Oberfläche, weshalb an dieser Stelle mehrere Süß- und Mineralwasserquellen zutage treten. Von den stark schüttenden Süßwasserquellen im Quelltopf bei der Burgruine im heutigen Ortszentrum, die als Lippequellen angesehen werden, hat L. seinen Namen erhalten. Wenige Meter westl. der Lippequellen findet sich die sogenannte „Arminius-Heilquelle“, die allerdings erst durch künstliche Bohrung entstanden ist, und gut 500 m nördl. die Jordan-Quelle oder älter der Beispring. Der Wasserreichtum des Gebietes zeigt sich zudem an den Wasserläufen der Strothe (später Thune genannt) und des Thunebachs. Letzterer vereinigt sich mit dem Wasser der Beispring-Quelle zum heutigen Jordan, der – wie die übrigen Bäche in L. – in die Lippe mündet (vgl. I.). Durch diese natürliche Ausstattung ergibt sich für das Gebiet Lippspringes, dass sich im Westen vor allem Böden aus Sand, Lehm und Kies sowie Quellbäche
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Lippspringe II.1–II.2
finden, während der östl. Bereich als Karstlandschaft von Trockentälern und Wasserarmut sowie Kalkgestein und aus Kalkverwitterungslehm entstandenen Braunerden geprägt ist. Durch seine Lage im südöstl. Winkel der Westfälischen Bucht mit dem Teutoburger Wald im Norden und dem Eggegebirge im Osten ist das Gebiet Bad Lippspringes klimatisch relativ gut geschützt. E. Th. Seraphim, Bad Lippspringe S. 9–28 – H. Mertens, Böden S. 29–43 – M. Hofmann, Bad Lippspringe S. 39–51
II.2 Der Paderborner Raum, zu dem auch L. gehört, zeichnet sich durch seine verkehrsgeographisch günstige Lage aus. Bereits für die frühmittelalterliche Zeit lassen sich mehrere Überlandwege fassen. Zu den wichtigen Straßen, die das Gebiet um Paderborn / L . erschlossen, gehört vor allem der Große und Kleine (oder Haar)-Hellweg, über den Verkehr von Westen von Köln über Duisburg, Dortmund, Soest, Erwitte, Geseke bzw. Rüthen, Hemmern, Wewer nach Paderborn führte, nachdem sich die Trassen im Westen der Stadt vereinigt hatten. Östl. von Paderborn gabelte sich der Hellweg wieder zu den Pässen von Eggegebirge und Teutoburger Wald, von wo die Trassen nach Hildesheim, Braunschweig, Magdeburg oder Lüneburg, Lübeck und Magdeburg führten. Der Hellweg war die wichtigste Straße, die den Paderborner Raum nachweislich seit der Zeit um Christi Geburt von Westen erschloss. In den Sachsenkriegen Karls d. Gr. stellte der Hellweg die wesentlichste Heerstraße dar. Eine weitere zentrale Nord-Süd-Verbindung der Karolingerzeit war die Strecke (via regia), die von Mainz und Worms über Mars berg (Eresburg) nach Paderborn führte, ebenfalls als Heerweg diente und über Herford nach Bremen führte. Eine weitere Strecke, die sogenannte „Holländische Straße“, verlief im Bogen von Münster, Warendorf, Rheda / Wiedenbrück und Delbrück über Paderborn nach Kassel und Würzburg. Sie wird vor allem im Zuge der Christianisierung und Missionierung der Umgebung Paderborns von Würzburg aus von Bedeutung gewesen sein. Die überaus gute Verkehrsanbindung dürfte für die fränkischen Eroberer bei der Wahl des Standortes Paderborn / L . eine maßgebliche Rolle gespielt haben. Balzer, Pfalzort S. 18 f. – Ders., Paderborn S. 2–118, hier S. 10–12 – Bruns-Weczerka S. 406–410, 437 – Koch, Verkehrsstraßen, S. 34, 39 f., 74 f., 95–101, 127–129, 190 f., 193–195, 204–207
Lippspringe II.4–III.1
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II.4 Der Ort L. wird als in Saxonia gelegen bezeichnet (vgl. V.1). Pagus- oder Comitatsangaben fehlen. Der Ort wird aber zur Landschaft Pathergo gehört haben, die sich etwa im Bereich der als zu ihr gehörig bezeichneten Orte Oesterholz, Kohlstädt, Schlangen (nördl. an L. angrenzend), Wewer sowie Alfen und Etteln erstreckt haben dürfte (Balzer, Pfalzort, S. 12 mit Anm. 22). Später gehörte L. zum Hochstift Paderborn. L. erhielt allerdings seine Wigboldrechte 1445 nicht mehr vom Paderborner Bischof verliehen, sondern vom Domkapitel, das im SpätMA seine wirtschaftliche und besitzrechtliche Stellung gegenüber dem Bischof im Paderborner Raum erheblich ausbauen konnte (siehe ferner VI). Brandt-Hengst, Bistum S. 27–29, S. 62–64 – M. Pavlicic, Lippspringe als Paderborner Landstadt 1445–1803, S. 227 f. und Quellenanhang Nr. 1 (Übersetzung der Urk. über die Verleihung des Wigboldrechts)
II.5 L. gehörte zum Bistum Paderborn und spätestens um 1450 zum Archidiakonat des Dompropstes (praepositura ecclesiae Padeburnensis), später (um 1530) zum Archidiakonat des Domdechanten. Da der Ort bei der Neuaufteilung des Bistums in Archidiakonatsbez. 1231 nicht genannt wird (WUB 4 Nr. 199), ist zu vermuten, dass eine eigenständige Pfarrei erst nach diesem Zeitpunkt eingerichtet wurde. 1360 (nicht erst 1434) ist mit der Nennung eines plebanus in L. eine Pfarrei nachweisbar. Die Kirche hatte das Patrozinium St. Martin, das erstmals 1491 belegt ist (K. Hengst, Kirche und Stadt des Domkapitels S. 95–155, hier S. 97–108). K. Honselmann, Die spätmittelalterlichen Archidiakonatslisten des Bistums Paderborn (WZ 109. 1959) S. 243–256, hier S. 249 – Brandt-Hengst, Bistum S. 73, 157
III.1 Auf dem Gebiet der heutigen Stadt Bad L. fanden sich bereits menschliche Hinterlassenschaften der Stein- und Bronzezeit. Neben zahlreichen mesolithischen Fundplätzen, die sich auf der hochwasserfreien Terrasse entlang der Lippe erstreckten, wurde dort ebenfalls (am Pfingstuhlweg) ein spätmittelpaläolithischer Fund (Faustkeil und Klinge aus Feuerstein) entdeckt (H.-O. Pollmann, Neandertaler in Bad Lippspringe [Westfalen in der Alt- und Mittelsteinzeit. Hg. von M. Baales u. a. 2013] S. 93–95). Aufgrund bronzezeitlicher Gräber (Neujahrs gruß 1998 S. 55–57) darf wohl auch eine dazugehörige Siedlung angenommen
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Lippspringe III.1
werden. Auch für die vorrömische Eisenseit ließen sich Siedlungsspuren entdecken. Die Funde aus der römischen Kaiserzeit beschränkten sich bisher auf römische Münzen und Keramikscherben (Neujahrsgruß 2000 S. 58) sowie eine Handmühle aus Basaltlava, die aus der Eifel stammen dürfte und somit ebenfalls die weitreichenden Handelsbeziehungen für den Raum L. dokumentiert. Im J. 2000 wurde allerdings südl. des Pfingststuhlweges der Randbereich einer Siedlung der römischen Kaiserzeit mit zwei Grubenhäusern ergraben (Neujahrsgruß 2001 S. 66). Für das frühe 5. Jh. sind zwei Skelettbestattungen (Körpergräber von Frauen) mit reichen Beigaben belegt, die auf Verbindungen mit Norddeutschland, aber auch ins Rheinland hindeuten. Da zuvor weitere Gräber in der betreffenden Kiesgrube angeschnitten wurden, ist von einem größeren Gräberfeld mit dazugehöriger Siedlung auszugehen (A. Doms – W. Hagemann, Archäologische Funde S. 53–55). Aufgrund der archäologischen Ergebnisse ist für den Raum Lippspringes wie auch für das Paderborner Land insgesamt in der Folgezeit eine Siedlungsdepression, ein Rückgang der Besiedlung anzunehmen, die sich zeitlich vom Ende des 5. Jhs. bis zum Beginn der Neubesiedlung Ende des 7. Jhs. erstreckt (Grünewald, Archäologie des frühen Mittelalters – S. Spiong, Neue Funde S. 106–109 – Ders., Karolingische Funde S. 99–101 – Ders., Entdeckung S. 237–239). Für den engeren Bereich der Lippequellen konnten bisher keine karolingischen Siedlungsspuren ausgemacht werden, die einen Hinweis auf ein Nebeneinander von zwei Handlungsorten (Paderborn und L.) hätten geben können. Allerdings gab es in sächsischer Zeit in der näheren Umgebung von L. sächsische Siedlungen. Bei der Anlage des Sportplatzes am Kurwald wurden Gefäßscherben, Knochen, eiserne Schwerter und Lanzenspitzen aus dem 8. Jh. gefunden, die auf ein Gräber feld hindeuten. Die Lage der zugehörigen Siedlung ließ sich allerdings nicht klären. Durch Lesefunde konnten die später wüstgefallenen Siedlungen Deding hausen und Wietheim (beide im 11. Jh. erstmals schriftlich erwähnt) für die Zeit um 800 und später nachgewiesen werden. Bei den 2011 gemachten Begehungs funden handelt es sich u. a. um Militaria von berittenen Kriegern, die zu Fibeln für zivile Zwecke umgearbeitet worden waren. Die Umarbeitung der Kriegerausrüstung zu Schmuckgegenständen dürfte in der ersten Hälfte des 9. Jh. erfolgt sein. Diese Funde gesellen sich zu einer großen Anzahl an teilweise umgearbeiteten Schwertgurtbeschlägen aus der Zeit zwischen 776 und 845, die in den länd lichen Siedlungen des Gebietes zwischen Alme und Lippequelle gefunden wurden. Alle diese Objekte sind mit den Königsbesuchen und Heeresaufenthalten in der Region Paderborn im letzten Viertel des 8. und der ersten Hälfte des 9. Jh. in Zusammenhang zu bringen. Die Funde werden als Indiz gedeutet, dass die Gründung der Paderborner Königspfalz nach einer Phase des Siedlungsabbruchs von ca. 250 Jahren einen neuen Impuls zu einem verstärkten Landesausbau in der Umgebung gab (S. Spiong, Neue Funde S. 106–109 – Ders., Karolingische Funde S. 99–101 – Ders., Entdeckung).
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Darauf, dass die Bevölkerung bereits mit dem Christentum in Kontakt gekommen war, könnte der Umstand hinweisen, dass ein aufgefundenes Sporenende, das zu einer Fibel umgearbeitet worden ist, derart um- bzw. aufgearbeitet wurde, dass sich aus der zuvor ornamentalen Tauschierung ein Kreuzsymbol ergab. Wenn aber davon auszugehen ist, dass der Bereich um die Lippequelle(n) herum ein zur Paderborner Königspfalz gehöriger Versammlungs- und Lagerplatz war, dann ist an dieser Stelle vielleicht überhaupt keine sächsische Siedlung zu vermuten. Die Versorgung erfolgte dann aus den umliegenden Siedlungen, die sich östl. von Lippequellen und Lippe nachweisen lassen, und evtl. Überreste aus den Lagern wurden von der in der Umgebung wohnenden Bevölkerung geborgen und fortgebracht, so dass sich auch die Fundleere erklären ließe. Neben den Wüstungen † Dedinghausen (partiell) und † Wietheim gab es vier weitere mittelalterliche Siedlungen im heutigen Stadtgebiet von L.: † Weringhausen, † Redinghausen, † Susse und † Hilmaringhausen. Als Beginn der Ortswüstungsperiode (die Fluren wurden weiter bewirtschaftet) kann man mit guten Gründen den Anfang des 14. Jhs. ansetzen (M. Balzer, Wüstungen S. 73–93). Es bleibt insgesamt für den Paderborner Raum festzuhalten, dass vor der spätmittelalterlichen Wüstungsperiode, die die Ausbildung von Großsiedlungen mit ausgedehnten Gemarkungen zur Folge hatte, die Siedlungslandschaft von zahlreichen Einzelhöfen und kleineren Gehöftgruppen bestimmt war. Größere Dörfer (wie z. B. Balhorn bei Paderborn) waren selten (Balzer, Paderborn S. 4–10). Spätestens mit der Erwähnung eines Geschlechtes von L. ab 1235 (WUB 3 Nr. 329) kann dann eine kontinuierliche Besiedlung Lippspringes bis heute angenommen werden. Im 14. Jh. besaß das Paderborner Domkapitel Obereigentumsrechte an einer curtis, die zu diesem Zeitpunkt bereits geteilt war (1344: eynen halven hof to Lippespringe dat de niederhof gheheten ist – 1346: Nederenhoff in villa Lippe sprunge – M. Balzer, Wüstungen S. 87) und die eine Hälfte als Lehen, die andere noch im Besitz des Domkapitels war. Auf dieser Basis plante das Domkapitel bereits 1346 die Gründung einer Stadt. Daraus und aus weiteren Hinweisen hat M. Balzer gezeigt, dass es bereits vor der Gründung der Stadt L. eine Siedlung L. mit einer Gemarkung gab, die sich größtenteils im Obereigentum des Paderborner Domkapitels befand. Diese Siedlung muss bereits 1235 – also vor dem Beginn des Ortswüstungsprozesses – bestanden haben (M. Balzer, Wüstungen S. 87–90 – H. Schoppmeyer, Gründung S. 217–226). Nach ihr nannte sich die Familie von L. (WUB 3 Nr. 329). M. Balzer geht allerdings davon aus, dass die Anfänge dieser Siedlung L. in die karolingische Zeit zurückreichen und dass die Siedlung bereits in der Urk. des Jahres 780 (DKarol. 1 131) genannt wird. Dazu stützt er sich auf seine Rekon struktion der frühmittelalterlichen Siedlungslandschaft, die ihm für den Paderborner Raum – vor allem wegen der zahlreichen Siedlungsnamen und deren gemutmaßten Alters, aber auch wegen der Angaben am Anfang der jüngeren
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Translatio S. Liborii – als sehr dicht erscheint (Balzer, Pfalzort S. 14 f. – Ders., Paderborn S. 4–10). Speziell für L. ist ihm zum einen der angeblich fränkische Name Wietheim ein Beleg. Allerdings wird neuerdings von der wissenschaftlichen Namenforschung bestritten, dass sämtliche Siedlungsnamen mit dem Grundwort -heim auf fränkische Gründungen hindeuten (Udolph, Fränkische ON – Derks, ON Hildesheim). Der Nachweis von Königsgut und ein orientiertes Bestimmungswort (Nord-, Süd-, Ost-, West-), das einen geographischen Bezug zu einem administrativen Zentrum erkennen lässt, sind dafür notwendige Voraussetzungen (Chr. Jochum-Godglück, Die orientierten Siedlungsnamen auf -heim, -hausen, -hofen und -dorf im frühdeutschen Sprachraum und ihr Verhältnis zur fränkischen Fiskalorganisation. 1995). Zum anderen stützt sich M. Balzer auf die in sächsisch-vorkarolingische Zeit datierten Keramikfunde in Dedinghausen, um seine Vermutung einer (vor-)karolingischen Siedlung auch in L. zu untermauern, die allerdings in dieser Hinsicht wenig Beweiskraft haben. Die entscheidende Frage, die auch M. Balzer stellt, die sich aber wohl kaum beantworten lassen dürfte, ist, ob die bei L. nachweisbare domkapitularische curtis ursprünglich auf Königsgut zurückgeht. Nach der Translatio S. Liborii gelangte Königsgut im Paderborner Raum durch Schenkung Karls d. Gr. in den Besitz der Paderborner Kirche (M. Balzer, Wüstungen S. 87–90 – Zum Königsgut im Paderborner Raum: Balzer, Pfalzort S. 74–84 – Ders., Paderborn S. 19–22). Gegen Balzers Vermutung einer kontinuierlichen Siedlung ist eingewandt worden, dass sich zwischen 780 (DKarol. 1 131) und 1235 (WUB 3 Nr. 329) keine weitere Erwähnung Lippspringes finden lässt (H. Kindl, Bad Lippspringe S. 234–236). Das Fehlen schriftlicher Nachrichten in diesem Zeitraum hindert allerdings diese Annahme nach M. Balzers Meinung mit Blick auf die Siedlung † Wietheim nicht, die Anfang des 11. Jhs. erstmals genannt und dann erst wieder 1303 erwähnt wird. K. Honselmanns hat zu dieser Frage eingewandt, dass L. nicht in der Vita Meinwerci erscheint, die ansonsten fast alle ON des Paderborner Landes überliefert (K. Honselmann, Der Beginn der Sachsenkriege in neuerer Sicht und die Reichsversammlung, zit. n. H. Kindl, Bad Lippspringe S. 234). Allerdings ist Honselmann entgangen, dass in der Vita Meinwerci nur bischöflicher Besitz erwähnt wird. Das Gebiet von L. befand sich aber später ausschließlich im Besitz des Domkapitels (Vgl. M. Balzer, Wüstungen S. 85–90). Es bleibt also die Frage zu stellen, was mit dem Namen L. vor 1235 (WUB 3 Nr. 329), dem terminus post quem, seit dem man eine Siedlung mindestens vorraussetzen kann, benannt wurde: eine durchgängig vorhandene Siedlung seit mindestens 780 oder eine unbesiedelte Flur, die erst später aufgesiedelt wurde. Ob bereits also 780 von einer Siedlung mit dem Namen *Lippiagyspring (Vgl. I.) ausgegangen werden kann, hängt eben davon ab, ob man den Namen als Sied lungs- oder Fln. betrachtet. Zunächst einmal ist der Name Lippiagyspringae / L.
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ein Fln., der sich auf die Lippequelle und deren Umgebung bezieht (vgl. I). Dieser Fln. wurde dann später auf eine Siedlung an dieser Stelle metonymisch übertragen, die sich spätestens 1235 (WUB 3 Nr. 329) indirekt fassen lässt. Die Ansicht M. Balzers, dass aufgrund des Ortsnamens *Lippiagyspring bereit 780 eine Siedlung vorauszusetzen sei, ist deshalb nicht zwingend. *Lippiagyspring kann möglicherweise zunächst auch einen siedlungsfreien Flurort – wie etwa die Senne – benannt haben. Es stellt sich die Frage, wo der eigentliche Lagerplatz gelegen haben könnte. Wenn man – wie Balzer dies begründet tut – die ältesten Ackerflächen Lippspringes östl. an die heutige Stadt angrenzend annimmt, so ergäbe sich – für den Fall, dass diese bereits um 800 vorhanden waren – der Schluss, dass sich der Versammlungs- und Lagerplatz westl. von L. zwischen Lippe und Strothe befand. Hier dürfte ein weites und freies Areal zur Verfügung gestanden haben, dass mit seinen vielen Quellen sowie Wald- und Hudeflächen eine ausreichende Versorgung für die Reit- und Zugtiere bot (M. Balzer, Lippiagyspringiae S. 89 f.). Nachdem also spätestens 1235 (WUB 3 Nr. 329) mindestens eine Behausung anzunehmen ist, nach der sich die Familie von L. nannte, dürfte um 1300 dann unmittelbar östl. der Lippequellen eine Burg auf diesem domkapitularischen Besitz errichtet worden sein, die auch nachweislich 1312 dem Paderborner Domkapitel gehörte (WUB 9 Nr. 1059 – Zur Geschichte der Burg mit der begründeten Zurückweisung älterer Überlieferungen zu ihrer Entstehung: W. Hagemann, Die Burg Lippspringe S. 197–224). 1346 plante das Domkapitel auf den Ländereien der curtis, an der es das Obereigentum besaß, die Gründung einer Stadt. Die im Umfeld der Burg sich entwickelnde Siedlung, die spätestens seit 1416 durch Mauer und Graben geschützt war, besaß seit 1445 vom Domkapitel verliehene Wigbold rechte. Die Bewohner der benachbarten Siedlungen Dedinghausen, Wietheim und Helmeringhausen gaben ihre Ansiedlungen auf und zogen in die befestigte Stadt. 1360 wird bereits ein plebanus in L. erstmals erwähnt, der eine Pfarrei und Pfarrkirche erschließen lässt. Das 1491 erwähnte St. Martin-Patrozinium könnte im Hinblick auf die Kirchengründung zwar in die karolingische Zeit weisen, allerdings fehlen hierfür zur Absicherung archäologische Nachweise (K. Hengst, Kirche und Stadt des Domkapitels S. 95–155, hier S. 97–108). Das heutige neugotische Kirchengebäude wurde erst zwischen 1898 und 1900 errichtet (Dehio NRW II S. 69). A. Doms – W. Hagemann, Archäologische Funde S. 45–62 – M. Balzer, Wüstungen S. 73–94 – H. Kröger, Rätsel S. 29–32 – M. Pavlicic, Lippspringe als Paderborner Landstadt 1445–1803 S. 225–319 – H. Schoppmeyer, Gründung S. 217–226
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Lippspringe III.2
III.2 Nach den Überlegungen von M. Balzer handelte es sich bei L. um einen Versammlungs- und Lagerplatz, der zur Paderborner Königspfalz gehörte. Untermauert wird diese These dadurch, dass der Ort 782 als haribergum publicum bezeichnet wird (s. IV.1). Es stellt sich also die Frage, was mit dieser Angabe gemeint war. Handelte es sich damals lediglich um ein königliches Heerlager / Feldlager oder war mit diesem Terminus eine bestimmte Infrastruktur verbunden? Balzer macht aufgrund seines Hinweises auf das heribergum nostrum im Edictum Pistense Karls d. Kahlen von 864 (cap. 37 – MGH Capit. II S. 327 f.) gewisse bauliche Anlagen wahrscheinlich, denn dort wird weiter ausgeführt: Et quoniam fideles nostri in istis, quae in Sequana fiunt, et in aliis operibus laborant et heribergum nostrum, quod praeterito anno hic fieri iussimus, homines de illa parte Sequanae in istas partes venientes et de istis partibus in illas partes euntes destruxerunt per occasionem, quia in illo contra debitam reverentiam manere coeperunt; et nunc istud heribergum non sine labore et dispendio fidelium nostrorum fieri fecimus: volumus et expresse mandamus, ut, sicut nec in nostro palatio, ita nec in isto heribergo aliquis alius sine nostra iussione manere praesumat nec illud aliquis destruat. Quodsi aliquis praesumpserit et a custodibus, quos ad hoc deputatos habemus, nobis notum factum fuerit, non sine debita vindicta praesumptor eva det… In Pîtres war der Begriff heribergum also eindeutig mit baulichen Anlagen verbunden. Auf das Edictum Pistense von 864 im Zusammenhang mit einer Befestigung von fränkischen Heerlagern wies – wie Balzer anmerkt – wohl als erster bereits K. Rübel hin (K. Rübel, Die Franken, ihr Eroberungs- und Siedlungs system im deutschen Volkslande. 1904 S. 298 f.). T. Capelle macht für Pîtres aufgrund der Eintragungen in den Ann. Bertiniani zu den Jahren 862, 864 und 866 (Ann. Bertiniani [SS 1] S. 456–459, 462–467, 470–474) auf den Kontext der Normannen-Einfälle in dieser Zeit aufmerksam (T. Capelle, Art. Pîtres [RGA 23. 2003] S. 202). Es ist also zu fragen, ob diese Merkmale des heribergum nostrum in Pîtres auch für das haribergum publicum in L. anzunehmen sind. Ferner ist weiter zu fragen, ob es sich bei der Anlage in L. dann um königliches Eigentum gehandelt hat. Möglicherweise war dieses die Grundlage des späteren domkapitularischen Besitzes in L. (s. III.1 – M. Balzer, Lippiagyspringiae S. 89) Balzer, Pfalzort S. 23 und 34 f. – Ders., Lippiagyspringiae S. 68 f.
Lippspringe IV.1–V.1
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IV.1 Neben der allgemeinen Örtlichkeitsbezeichnung ‚Lippequelle‘ (bzw. Lippequellen beim Poeta Saxo) oder ‚Lippezusammenfluss‘ begegnen die Bezeichnungen: locus z. J. 776 (Ann. q. d. Einhardi [SS rer. Germ. 6] S. 47), z. J. 780 (Ann. regni Francorum [SS rer. Germ. 6] S. 56), z. J. 782 (Ann. Fuldenses pars I [SS. rer. Germ. 7] S. 10) (in) castris / castra z. J. 780 (Poetae Saxonis Annalium de gestis Caroli Magni imperatoris liber I v. 454 [MGH Poetae IV,1] S. 17 – Ann. q. d. Einhardi [SS rer. Germ. 6] S. 57), z. J. 782 (Ann. q. d. Einhardi [SS rer. Germ. 6] S. 59) haribergo publico 782. DKarol. 1 143, cop. s. XIII. Vgl. dazu III.2 Die Bezeichnung alium castrum super Lippiam z. J. 776 (Ann. regni Francorum [SS rer. Germ. 6] S. 46/48) dürfte sich auf die Karlsburg in Paderborn beziehen (Balzer, Pfalzort S. 67–70).
IV.2 Der Versammlungs- und Lagerplatz wird wegen der Versorgung von Menschen und Tieren unmittelbar in der Nähe der Lippequelle zu suchen sein. M. Balzer hält es aufgrund des von ihm rekonstruierten Siedlungsbildes für sehr wahrscheinlich, dass die Örtlichkeit im Westen des heutigen L. zwischen Lippe und Strothe im Übergangsbereich zur Senne zu suchen ist (vgl. III.1 – M. Balzer, Lippiagyspringiae S. 89 f.).
V.1 776 August 1 Zuletzt in Worms, wo die Heerfahrt nach Sachsen beschlossen wurde, danach in Paderborn. Nachdem sich die Sachsen 776 erneut erhoben hatten, berief Karl d. Gr. eine Versammlung in Worms ein, auf der der sofortige Kriegszug gegen sie beschlossen wurde. Nach den fränkischen Quellen sollen die Sachsen ob dieser schnellen Gegenmaßnahmen „überrascht“ gewesen sein, so dass sie zu der Stelle kamen, wo die Lippe entspringt; dort verpfändeten sie Karl ihr „Vaterland“ (patria) (Springer, Sachsen S. 183 f. deutet patria hier als Freiheit und Grundeigentum / Eigengut) und versprachen, Christen zu werden. Die Taufen sollen dann allerdings nach heutiger Forschungsmeinung in der urbs Karoli, in der „Karlesburg“, stattgefunden haben, die heute in Paderborn lokalisiert wird (Zusammenfassung bei Balzer, Pfalzort S. 67–70).
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Lippspringe V.1
Die Karlsburg soll super fluvio Lippiae, super Lippiam, infra flumen Lipiam, also „an“ oder „unterhalb“ der Lippe gelegen haben. Diese Ortsangabe hat zu mehreren Lokalisierungsversuchen geführt. Für die heute favorisierte Verortung der Karlsburg in Paderborn sprechen vor allem die archäologische Entdeckung einer karolingischen und – in ihrer Nachfolge – einer ottonisch-salischen Königspfalz durch W. Winkelmann seit 1964 sowie, dass auch noch das Paderborner Epos Paderborn als an Pader und Lippe gelegen nennt (Balzer, Pfalzort S. 67–70 – Ders., Paderborn S. 13–15 – Vgl. auch den Art. Paderborn). Et cum pervenisset domnus Carolus rex Wormatiam, et omnes istas causas audiens, coniunxit synodum ad eandem civitatem. Et ibi placitum publicum tenens, et consilio facto cum Dei adiutorio sub celeritate et nimia festinatione Saxonum caesas seu firmitates subito introivit. Et Saxones perterriti omnes ad locum, ubi Lippia consurgit, venientes ex omni parte et reddiderunt patriam per wadium omnes manibus eorum et spoponderunt se esse christianos et sub dicione domni Caroli regis et Francorum subdiderunt. Et tunc domnus Carolus rex una cum Francis reaedificavit Eresburgum castrum denuo et alium castrum super Lippiam, ibique venientes Saxones una cum uxoribus et infantibus innu merabilis multitudo baptizati sunt et obsides, quantos iamdictus domnus rex eis quaesivit, dederunt. Et perfecta supradicta castella et disposita per Francos scaras resedentes et ipsa custodientes reversus est domnus Carolus rex in Fran ciam. Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) S. 46/48. Haec cum regi adlata fuissent, conventu apud Wormaciam habito Saxoniam sine mora statuit cum exercitu esse petendam contractisque ingentibus copiis tanta celeritate ad destinatum a se in Saxonia locum pervenit, ut omnes hostium co natus, quibus ei resistere parabant, illa festinatione praeverteret. Nam ad fontem Lippiae veniens inmensam illius perfidi populi multitudinem velut devotam ac supplicem, et quam erroris sui paeniteret, veniam poscentem invenit. Cui cum et misericorditer ignovisset et eos, qui se christianos fieri velle adfirmabant, bapti zari fecisset, datis et acceptis pro fide servanda fraudulentis eorundem promis sionibus, obsidibus quoque, quos imperaverat, receptis, Eresburgo castro, quod dirutum erat, restaurato alioque castello super Lippiam constructo et in utroque non modico praesidio relicto ipse in Galliam reversus in villa Heristallio hiema vit. Ann. q. d. Einhardi (SS rer. Germ. 6) S. 47/49. Et inde revertens conquesivit maximam partem Saxonie; et conversi sunt Saxo nes ad fidem Christi, et baptizata est eorum innumera multitudo. Et (Karolus) aedificavit civitatem super fluvio Lippiae, que appellatur Karlesburg. Ann. Mosellani (SS 16) S. 496. Nam fontes adiens, ubi Lyppia nascitur amnis, Repperit ex ipsa numerosas gente catervas
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Illic collectas humiles veniamque precantes, Quod non servassent anno promissa priori. Cum vero Carolus clemens ignosceret illis, Complures domino se Christo credere velle Spondentes simulacrorumque relinquere cultus Purgari iussit sacri baptismatis unda; Servandeque iterum fidei promissa recepit Obsidibus firmata datis, quibus ipse volebat. Eresburg iterum firmat munimine forti; Et iuxta fluvium, quem Lyppia diximus ante, Castellum condens aliud complevit utrumque Militibus lectis. Poetae Saxonis Annalium de gestis Caroli Magni imperatoris liber I v. 295–315 (MGH Poetae IV,1) S. 14. Hinsichtlich des Königsaufenthaltes 776 besteht ein Problem, das nicht verschwiegen werden darf. H. Kindl deutet die Angabe der fränkischen Reichsann., die Zusammenkunft der Sachsen und die Massentaufen, die nach heutiger Forschungsmeinung in der urbs Karoli, also in Paderborn, durchgeführt worden sind, hätten super Lippiam stattgefunden, dahingehend, dass die Ann. später in gezielter Verschleierungsabsicht des genauen Standorts überarbeitet worden seien, um die Zerstörung der urbs Karoli 778 verschweigen zu können. Somit hätten aber sowohl die Zusammenkunft der Sachsen als auch die Massentaufen in Paderborn stattgefunden und keines der beiden Ereignisse in L. (Kindl, Padaribrunno S. 307–312 – so auch: Brandt-Hengst, Bistum S. 27–29 – Dagegen: Hauck, Taufpfalzen, der die Angabe super Lippiam u. ä. als „vereinfachende Lagebezeichnung“ ansieht und weitere einleuchtende politisch-dipl. Gründe anführt, warum in den Ann. zwischen Lippequelle, Karlsburg und Paderborn unterschieden wird). Insgesamt ist festzustellen, dass etwa die Reichsann. und die Einhardsann. sowie der Poeta Saxo deutlich zwischen dem Ort der Zusammenkunft der Sachsen (ad locum, ubi Lippia consurgit) und dem Standort der von Karl errichteten Burg (alium castrum super Lippiam) unterscheiden, also von zwei Örtlichkeiten ausgegangen werden muss (M. Balzer, Lippiagyspringiae S. 66). BM² Nr. 203b–d – Abel-Simson I S. 261–263 – Balzer, Pfalzort S. 25, 67–70 – Ders., Paderborn S. 14 – Springer, Sachsen S. 183 f. 780 Juli 28 2 Zuvor in Worms (März 8) und auf der Eresburg, danach in Ohrum (Orhaim). Karl d. Gr. hält eine Reichsversammlung (synodus) in L. ab und bestätigt u. a. dem Kloster Nonantola Besitz. Der König war mit einem großen Heer von Worms nach Sachsen aufgebrochen, „um die Verhältnisse dort zu regeln“ (ad disponendam Saxoniam – Ann. regni
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Francorum [SS rer. Germ. 6] S. 54). Mit Aufenthalt in der Eresburg gelangte er nach L., wo er einige Tage lagerte (Einhardsann.). Möglicherweise wurde auf dieser Versammlung die Einteilung von Missionssprengeln vorgenommen, wie die Ann. Petaviani (SS 1 S. 16) und die Ann. Laureshamenses (SS 1 S. 31) nahelegen. Dass es sich bei der Reichsversammlung an der Lippequelle nicht nur um eine Sachsen betreffende Zusammenkunft handelte, sondern dass sie das reguläre fränkische Maifeld war, auf dem Angelegenheiten des gesamten Frankenreiches verhandelt wurden, lässt sich aus der Tatsache erschließen, dass der italienische Abt Anselm von Nonantola eigens nach L. gereist war, um hier eine von ihm erbetene Besitzbestätigung für sein Kloster durch Karl entgegenzunehmen. Die Anwesenheit des langobardischen Abtes an der Lippequelle ist aber lediglich mit einer urkundlichen Besitzbestätigung nicht ausreichend zu erklären. Der Abt war wohl vielmehr nach Sachsen gereist, um an der Vorbereitung des dritten Italienzuges im Herbst 780 teilzunehmen (K. Schmid, Anselm von Nonantola. Olim dux militum – nunc dux monachorum [Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 47. 1967] S. 1–122, hier S. 115 – Balzer, Pfalzort S. 27 – Ders., Lippiagyspringiae S. 67). Balzer (Pfalzort S. 27) konstatiert eine ähnliche Situation wie im J. 777, als sich die Franken am Ziel der Unterwerfung der Sachsen glaubten, und M. Springer sieht im Verschweigen der kirchlichen Einteilung Sachsens in den großen Annalenwerken, die nach erneuten Aufständen der Sachsen 782 vermutlich wieder hinfällig geworden war, ebenfalls Parallelen zur Tilgung des Namens urbs Karoli / Karlsburg nach deren Zerstörung 778 (Springer, Sachsen S. 187). Auf dieser Zusammenkunft in L. könnte auch das Kapitular Nr. 21 Capitulare Epis coporum (Capit. I S. 51 f.) erlassen worden sein (Hartmann, Synoden S. 101 f.). Zum Begriff synodus ‚Reichsversammlung‘ vgl. ebd. S. 97–99. Anwesend: Anselm von Nonantola, Giltbertus. Actum Lippiagyspringae in Saxonia. DKarol. 1 131, or. Die Rasur der Signumzeile der Urk. hat zu Diskussion und Spekulation Anlass gegeben. Zu erkennen waren laut Erläuterungen der MGH zu DKarol. 1 131 nur noch die Spitzen zweier Oberlängen. Th. Sickel las 1867 „Lippiegesprin… curte in Saxonia“. Allerdings kennen die frühen Drucke der Urk. aus dem 16. und 18. Jh. das Wort curte an dieser Stelle nicht. Es scheint sich hier um eine unzulässige Vermutung und Erg. Sickels zu handeln (Th. Sickel, Acta regum et imperatorum Karolinorum digesta et enarrata. 1867, Bd. 2, S. 38 Nr. 77 – W. Wegener, Die Urkunde von 780 [Die Warte 13. 1977] S. 13–16, hier S. 14). Um die richtige Form des Ortsnamens stritten H. Kindl und M. Balzer, die die jeweiligen Formen aus Fotografien der stark beschädigten und schlecht erhaltenen Originalurk. von 1980 bzw. 1926 entnahmen. Kindl glaubte, die Form Lippia gyspringiae erkennen zu können (vgl. I), die er als adjektivischen Genitiv ansah, der einen Ablativus loci, nämlich das von Sickel vorgeschlagene curte verlange. Da man aber keine curtis in L. ergraben habe, sei diese auf Paderborn zu beziehen, wodurch Kindl einen weiteren Beweis gefunden haben wollte, dass mit der / den Lippequelle(n) Paderborn gemeint gewesen sei und nicht L. Andernfalls entlarve seiner Meinung
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nach die Form Lippia gyspringiae ohne Ablativus loci die Urk. als Fälschung (H. Kindl, Bad Lippspringe S. 236–242). Balzer hingegen las die Form Lippiagyspringae, die er als ON auffasste (Balzer, Pfalzort S. 22 – s. III.1). Die eigene Einsichtnahme durch den Verfasser (16.04.2014) anhand von Fotographien aus dem StadtA Bad L., die dankenswerterweise durch Herrn Stadtarchivar Michael Pavlicic ermöglicht wurde, ergab die Lesung Lippia gy springae. Vgl. auch die Abb. in Chartae Latinae Antiquiores. Facsimile-Ed. of the Latin Charters prior to the ninth century. Hg. von A. Bruckner u. a., Bd. L. Italy 22. Cava dei Tirreni. 1997 Nr. 883 S. 108–111. Die Lücken in der Datumszeile, die zu der Spekulation Anlass gegeben haben, dass in diesen noch weitere Wörter gestanden haben könnten, erklären sich vielmehr durch die gedehnte Schreibung der Datumszeile (freundlicher Hinweis von M. Balzer).
Tunc domnus Carolus rex iter peragens ad disponendam Saxoniam ad Eresbur gum pervenit et inde ad locum, ubi Lippia consurgit, ibique synodum tenens. Inde iter peragens partibus Albiae fluvii, et in ipso itinere omnes Bardongavenses et multi de Nordleudi baptizati sunt in loco, qui dicitur Orhaim, ultra Obacro fluvio. Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) S. 54/56. Inde, cum primum temporis oportunitas adridere visa est, iterum cum magno exercitu Saxoniam profectus est transiensque per castrum Eresburgum ad fon tem Lippiae venit, ubi castrametatus per aliquot dies moratus est. Inde ad orien tem itinere converso ad Ovaccrum fluvium accessit. Ann. q. d. Einhardi (SS rer. Germ. 6) S. 55/57. Inde movens oportuno sua tempore castra Saxonum rursus properaverat in regionem. Eresburg primo petiit; post hęc, ubi fontes Lyppia flumen habet, perplurima dispositurus In castris aliquot fertur manisse diebus. Poetae Saxonis Annalium de gestis Caroli Magni imperatoris liber I v. 450–454 (MGH Poetae IV,1) S. 17. BM² Nr. 228b–229 – Abel-Simson I S. 339–371 – Balzer, Pfalzort S. 27 – Ders., Paderborn S. 26 – Springer, Sachsen S. 186 f. 782 Juli 25 Zuvor in Düren (Juli 4) und Köln, danach in Hersfeld (Juli 28).
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Karl d. Gr. bestätigt auf der Reichsversammlung, auf der alle sächsischen Großen mit Ausnahme Widukinds erschienen waren, u. a. der Kirche von Speyer die Erlassung von Fiskalabgaben (DKarol. 1 143). Vermutlich bestätigte Karl dem Kloster Prüm nach eidlicher Vernehmung des Klostervogtes Ra(t)bert und zwölf weiterer Anwesender die dem Kloster von Erbischof Weomad von Trier bestrittene Zelle St. Goar (Wandalberti Miracula S. Goaris [SS 15,1] S. 373 – BM² Nr. 253). B. Isphording, Prüm. Studien zur Geschichte der Abtei von ihrer Gründung bis zum Tod Kaiser Lothars I. (721–855) (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte
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Lippspringe V.1
116) 2005 S. 219 f., weist mit Recht darauf hin, dass die königliche Schenkung der St. Goarer Zelle an die Abtei Prüm bei Wandalbert nicht genau datiert ist. Wandalbert erwähnt lediglich, dass das königliche Urteil über die Besitzverhältnisse St. Goars auf einer Reichsversammlung in L. erfolgte. B. Isphording ist allerdings der Meinung, dass dieser Vorgang aufgrund der von ihm vorgeschlagenen Datierung der St. Goarer Kirchweihe und Translation (780 – zu dieser Datierung: ebd. S. 210–216) nicht in das J. 782, sondern ebenfalls in das J. 780 zu setzen ist, wodurch ein zeitlicher und inhaltlicher Zusammenhang der Ereignisse gegeben wäre. Diese Frage kann hier nicht entschieden werden. Zum Streit um den Besitz der St. Goarer Zelle insgesamt vgl. ebd. S. 216–224. Ob auf dieser Zusammenkunft auch die sog. „Grafschaftsverfassung“ (Vgl. Ann. Laureshamenses [SS 1] S. 32 – Ann. Mosellani [SS 16] S. 497 – Chronicon Moissiacense [SS 1] S. 297) und die Capitulatio de partibus Saxoniae verabschiedet wurde, wird heute – vor allem vor dem unklaren Entstehungszusammenhang der Capitulatio – kontrovers diskutiert: Nach herrschender Forschungsmeinung wurde damals vermutlich die „Grafschaftsverfassung“ in Sachsen eingeführt, also die fränkische Gerichts-, Heeres- und Verwaltungsorganisation. Um diese Einrichtung durchzusetzen, soll die Capitulatio de partibus Saxoniae mit ihren Vorgaben zur neuen Rechts- und Kultordnung und ihren scharfen Strafandrohungen erlassen worden sein. Diese Entscheidungen hätten dann wiederum den Grund für die erneute Erhebung der Sachsen dargestellt, die das Strafgericht von Verden (Aller) nach sich zog. Die dort beschlossenen Massenhinrichtungen werden in Zusammenhang mit den in L. erlassenen Sondergesetzen des Sommers 782 gesehen.
BM² Nr. 254 – G. Spreckelmeyer, Art. Lippspringe, Hoftag (782) (LexMA 5. 1991) Sp. 2006 – M. Balzer, Lippiagyspringiae S. 69 – Ders., Zentralort S. 116–123 – Ders., Paderborn S. 27 f. – Springer, Sachsen S. 221–230 Anders Y. Hen, Charlemagne’s Jihad (Viator 37. 2006) S. 33–51, der die üblichen Datierungen der Capitulatio (782 oder 785) zurückweist und für eine Entstehung „um 795“ plädiert, den Text also erst in die letzte Phase der Sachsenkriege setzt. Ablehnend J. L. Nelson, Religion and Politics in the Reign of Charlemagne (Religion und Politik im Mittelalter. Deutschland und England im Vergleich. Hg. von L. Körntgen und D. Wassenhoven = Prinz-Albert-Studien 29. 2013) S. 17–29, hier S. 23; für 782 „vielleicht in Lippspringe“ R. McKitterick, Karl der Große. 2008 S. 222, die Hen zitiert, aber nicht kommentiert. Zu 782 auch (aber nach Verden?) M. Becher, Gewaltmission. Karl der Große und die Sachsen (Kat. Paderborn 2013 I) S. 321–329, hier S. 325 f.
Anwesend: Neben den führenden Sachsen (mit Ausnahme Widukinds) Bischof Fraido von Speyer, Ra(t)bert, Klostervogt von Prüm, mit zwölf Schwurhelfern, Gesandte der Dänen (Halptani und Genossen) und Awaren, die vom awarischen Khagan und Jugurr (Iugurrus) (awarische Herrscher-Doppelspitze – W. Pohl, Die Awaren. Ein Steppenvolk in Mitteleuropa 567–822 n. Chr. ²2002 S. 293–300) „des Friedens wegen“ (pacis causa) geschickt worden waren. actum haribergo publico, ubi Lippia confluit. DKarol. 1 143, cop. s. XIII. Diskutiert wird das Tagesdatum der Urk. (25. Juli), weil es als zeitlich zu nah zum folgenden Aufenthalt in Hersfeld angesehen wird. Angenommen wird daher entweder eine Verschreibung oder eine spätere Beurkundung (BM² Nr. 254 – DKarol. 1 143 S. 194 f.). Die Angabe per dies non paucos verrät einen längeren Aufenthalt. Zum haribergum oben III.2
Lippspringe V.1
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Tunc domnus Carolus rex iter peragens, Renum transiens ad Coloniam et syn odum tenuit, ubi Lippia consurgit; ibique omnes Saxones venientes, excepto re bellis Widochindus. Etiam illuc convenerunt Nordmanni missi Sigifridi regis, id est Halptani cum sociis suis; similiter et Avari illuc convenerunt, missi a cagano et iugurro. Ibi peracto placito reversus est domnus Carolus rex in Franciam. Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) S. 58/60. Aestatis initio, cum iam propter pabuli copiam exercitus duci poterat, in Saxo niam eundum et ibi, ut in Francia quotannis solebat, generalem conventum habendum censuit. Traiectoque apud Coloniam Rheno, cum omni Francorum exercitu ad fontem Lippiae venit, et castris positis, per dies non paucos ibidem moratus est. Ubi inter cetera negotia etiam legatos Sigifridi regis Danorum, et quos ad se Caganus et Iugurrus principes Hunorum velut pacis causa miserunt, et audivit et absolvit. Ann. q. d. Einhardi (SS rer. Germ. 6) S. 59/61. Rex Karolus cum Francis ad Libiam absque bello, et postea Saxones mentiti sunt, et quosdam de Francis occisi; et iterum Franci super Saxones. Ann. Alamannici (SS 1) S. 40. Vgl. Ann. Guelferbytani (SS 1) S. 40 und Ann. Nazariani (SS 1) S. 40. Anno 782 habuit rex Karolus conventum magnum exercitus sui in Saxonia ad Lippebrunem; et constituit super eam comites ex nobilissimo Saxonum genere. Et cum eos cognovisset a fide dilapsos et ad rebellandum esse adunatos, et quod nonulli suorum in hac seditione interiissent, rursum abiit in Saxoniam et vasta vit eam, et ingentem Saxonum turbam atroci confodit gladio. Chronicon Moissiacense (SS 1) S. 297. Carlus habuit conventum in loco, ubi Lippia oritur, cum omnibus primatibus Saxonum, excepto Widukindo rebelle et eis, qui cum eo erant. Ubi ad eum venerunt missi Sigifridi regis Danorum, Halpdani videlicet cum sociis suis, missi quoque Hunorum Cagani et Iugurri. Ann. Fuldenses pars I (SS. rer. Germ. 7) S. 10. 782. Hoc anno domnus et religiosus rex Karolus habuit magnum placitum in Saxonia super flumen Lippia: et ibi venerunt legationes Unorum ad praesentiam principis. Ann. Petaviani (SS 1) S. 17. 782. Habuit Carlus rex conventum magnum exercitus sui in Saxonia ad Lippui brunnen, et constituit super eam ex nobilissimis Saxones genere comites. Et cum eos iterum cognovisset a fide dilapsos et cum Widuchindo ad rebellandum esse adunatos, rursum abiit in Saxoniam, et vastavit eam, et ingentem Saxonum tur bam atroci confodit gladio. Ann. Laureshamenses (SS 1) S. 32.
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Lippspringe V.1
Anno 782. Carolus iterum cum Saxonibus conventum magnum habuit ad Lip piaebronnom, et constituit super eos comites ex nobilibus Francis atque Saxo nibus. Ann. Maximiniani (SS 13) S. 21. 782. habuit Karlus rex conventum magnum exercitus sui in Saxonia ad Lippia brunnen et constituit super eam comites ex nobilissimis Saxonum genere. Et cum eos cognovisset iterum a fide dilapsos et cum Widunchindo ad rebellandum esse adunatos et quod nonnulli suorum in hac seditione interissent, rursum abiit in Saxoniam, et vastavit eam, et ingentem Saxonum turbam atroci confodit gladio. Ann. Mosellani (SS 16) S. 497. (Keine Datierung) Sed cum episcopo haec nequaquam sufficerent, famosissimus princeps, habito in Saxonia super fontem, qui Lippia dicitur, generali conventu, sub praesentia totius prope regni primatum et utrisque ordinis clarissimorum virorum rem per se examinandam suscepit omniumque, qui tum adfuere, iudi cio iurisiurandi condicio causidico monasterii tunc Ratberto nomine est cons tituta, qua ille postea cum aliis duodecim firmavit, possessionem saepedictam non ecclesiae Trevirorum, sed dominio regio tantum competere. Hoc ergo modo re definita et episcopo tandem adquiescente famosissimus rex cum suorum con sensu cellam sancti viri monasterio Prumiae tradidit edito traditionis eiusdem privilegio, quo firmavit testatusque est se pro amore Christi et elemosina pa rentum suorum, Pippini videlicet regis et reginae Bertradae, cellam ipsam hac lege iamdicto monasterio subdere, ut omni deinceps tempore rectores monaste rii eiusdem eam tenere et rebus eius libera condicione in usus suorum Deoque servientium fratrum necessarios uti ac sine ulla cuiusquam contradictione, quae utilitati communi competerent de ea facere et ordinare deberent, neque rebus solummodo, quas tempore eodem cellae dominium retineret, sed et illis, quae futuris successionibus adquisisset, iure firmissimo uterentur. Wandalberti Mira cula S. Goaris (SS 15,1) S. 373 – Der Text folgt der Ed. von H. E. Stiene, Wandalbert von Prüm. Vita et Miracula sancti Goaris (Lateinische Sprache und Literatur des Mittelalters 11) 1981 S. 87 f., allerdings mit Wiedergabe des Lautwertes u durch v. Exoriens aestas ubi primum gramine pulcro Vestierat terras poteratque exercitus apte Educi, quoniam molles animalibus herbę Dultia praebuerant florentis pabula foeni, Innumeris fultus populis et milite claro Saxonum rursus rex inclitus in regionem Venit et ad fontes fluvii, cui Lyppia nomen, Conventum fieri procerum iussit generalem. Illic, disponens complura negotia regni, Danorum regis Sigifridi nomine missos
Lippspringe V.1
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Et quos Iugurus pariterque Caganus ad ipsum Hunorum misere duces pro pace petenda, Audiit absolvitque, datis prudenter eisdem Responsis… Poetae Saxonis Annalium de gestis Caroli Magni imperatoris liber II v. 13–26 (MGH Poetae IV,1) S. 19. BM² Nr. 251b–254 – Abel-Simson I S. 415–428 – Balzer, Pfalzort S. 27 f. – Ders., Paderborn S. 26–28 – Springer, Sachsen S. 187 – W. Pohl, Awaren (wie oben V.1.3) S. 312–315 804 Frühjahr Zuvor in Aachen und Köln, danach in Hollenstedt.
4
Karl hält eine Reichsversammlung „bei der Lippequelle“ ab. Die Gegenstände der Beratungen sind nicht überliefert. Incipienteque estatis tempore ad palacium quod Aquis dicitur regrediens exer citum in Saxoniam proficisci iussit. Transitoque Reno apud Coloniam urbem, generalem conventum Francorum habuit iuxta Lippiae fontem. Sumptoque inde itinere per Saxoniam profectus castrametatus est in loco qui vocatur Holdonstat. Ann. Mettenses priores (SS rer. Germ. 10) S. 91. Incipienteque estatis tempore ad Aquis palacium revertens exercitum in Saxo niam misit. Transitoque Reno generalem conventum Francorum habuit iuxta Lippie fontem. Sumptoque inde itinere per Saxoniam profectus, castra metatus est in loco qui dicitur Boldonstat. Ann. Mettenses posteriores (SS rer. Germ. 10) S. 103. H. Kindl bezweifelt diesen Aufenthalt und die Abhaltung einer Reichsversammlung aufgrund der singulären Überlieferung und des Itinerars Karls d. Gr., nach dem sich dieser im J. 804 gar nicht in Sachsen aufgehalten haben könne (H. Kindl, Reichsversammlung S. 85–153, bes. Taf. 154 – dagegen Balzer, Pfalzort, S. 34 – Ders., Lippiagyspringiae S. 63–71, bes. S. 65 und 68 f. – Ders., Paderborn, bes. S. 30. Zu Bedenken ist in dieser Frage die Hofnähe der Metzer Ann. N. Schröer, Die Annales Mettenses priores. Literarische Form und politische Intentio (Geschichtsschreibung und geistiges Leben im Mittelalter. Festschr. für Heinz Löwe zum 65. Geburtstag. Hg. von K. Hauck und H. Mordek. 1978) S. 139–158 – I. Hasselbach, Aufstieg und Herrschaft der Karlinger in der Darstellung der sogenannten Annales Mettenses priores. 1970 – H. Hoffmann, Studien zur karolingischen Annalistik. 1954
BM² Nr. 406e–f – Abel-Simson II S. 300–314 – Balzer, Pfalzort S. 34 f. – Springer, Sachsen S. 210
236
Lippspringe V.3–VI
V.3 780 Juli Reichsversammlung (synodus). Vgl. V.1.2. 782 Juli 25 Reichsversammlung (synodum, conventum, magnum placitum, con ventum magnum, generalem conventum, generali conventu). Vgl. V.1.3. 804 Frühjahr Reichsversammlung (generalem conventum Francorum). Vgl. V.1.4.
V.6 782 Juli 25 An dem Reichstag nehmen neben der sächsischen Oberschicht (mit Ausnahme Widukinds) auch Gesandte der Dänen, die von König Siegfried entsandt worden waren, und Awaren, die vom Kagan und Jugurr geschickt worden waren, teil. Vgl. V.1.3.
V.9 Die St. Martinskirche in L. und eine Pfarrei lassen sich erstmals indirekt 1360 (nicht erst 1434) mit der Nennung eines plebanus nachweisen. Da der Ort bei der Neuaufteilung des Bistums in Archidiakonatsbez. 1231 nicht genannt wird (WUB 4 Nr. 199), ist zu vermuten, dass eine eigenständige Pfarrei erst nach diesem Zeitpunkt eingerichtet wurde. Das Patrozinium St. Martin ist erstmals 1491 genannt (K. Hengst, Kirche und Stadt des Domkapitels S. 95–155, hier S. 97–108).
VI Die Burg und spätere Stadt L. wurden zu großen Teilen auf Besitz des Paderborner Domkapitels gegründet. Neben dem Kapitel lassen sich in der näheren Umgebung Lippspringes Tafelgüter des Paderborner Bischofs und Besitzungen des Klosters Corvey (Wietheim, Weringhausen – Heberolle 11. Jh.), die sich allerdings später nicht mehr fassen lassen, der Edelherren zur Lippe (und von diesen und anderen der Familie von Westphalen), des Paderborner Busdorfstifts (1303 genannt), des Stiftes Neuenheerse (1403 genannt) und des Klosters Hardehausen (1447 erwähnt) nachweisen. Seit 1235 ist eine bischöfliche Ministerialenfamilie von L. zu belegen, die sich nach ihrem Besitz benannte (WUB 3 Nr. 329 – R. Decker, Adelsfamilien im Raum Lippspringe S. 174 und S. 175–178). M. Balzer, Wüstungen S. 73–94 – Zur Ministerialenfamilie von L.: R. Decker, Adelsfamilien im Raum Lippspringe S. 173–196, hier S. 175–178
Lippspringe VIII
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VIII Mit den insgesamt acht Königsaufenthalten im Paderborner Raum in den Jahren 776 bis 804, von denen allein vier in L. zu lokalisieren sind (776, 780, 782, 804), nimmt dieser eine besondere Stellung im Sachsen der fränkischen Eroberungszeit ein. Hinzu tritt neben die Quantität der Aufenthalte zudem die Qualität der dort stattfindenden Ereignisse und getroffenen Entscheidungen (Balzer, Pfalzort S. 20–37, bes. S. 25). Die Pfalz in Paderborn mit ihrem Umland war in karolingischer Zeit (mindestens seit 776 bis in die Zeit Ludwigs d. Dt.) der Mittelpunkt fränkischer Königsherrschaft im sächsischen Eroberungsgebiet. Die Lage des Zentralorts Paderborn-L. im Süden Sachsens mag gewissen Sicherheitsvorkehrungen in der Periode der Sachsenkriege geschuldet gewesen sein. Von hier aus war ein relativ schneller Rückzug in fränkisches Gebiet möglich. Allerdings lag der Standort auch sehr verkehrsgünstig, kreuzten sich hier doch die wichtige Nord-Süd-Verbindung aus dem Raum Worms-Mainz über Frankfurt, Korbach, Eresburg mit der von Westen kommenden Fernstraße, dem Hellweg, der am Rande der Westfälischen Tieflandsbucht entlang führte (Balzer, Zentralort S. 116–123). Vor diesem Hintergrund ist auch L. als Aufenthaltsort zu betrachten. In L., dem Ort an der Lippequelle, existierte, ähnlich anderen großen Versammlungspfalzen des Frankenreiches, ein weiträumiges Areal für große Versammlungen und Heerlager in der Nachbarschaft zur Pfalz Paderborn. Pfalz sowie Versammlungs- und Lagerplatz in L. gehörten eng zusammen, wie schon aus der räumlichen Nähe geschlossen werden kann. Bauten für die königliche Haus- und Hofhaltung dürften sich in L. nicht befunden haben (M. Balzer, Lippiagyspringiae S. 69 f.), allenfalls die für einen Versammlungsplatz zweckdienliche Infrastruktur, worauf die Erwähnung eines könig lichen Heerlagers 782 (actum haribergo publico) hindeuten könnte (Vgl. III.3 – Balzer, Pfalzort S. 23). Ausschlaggebend für die Wahl des Ortes dürften die Quellen im Quelltopf der Lippe, der Jordan / Beispring und die Strothe sowie die Weidegebiete der Senne gewesen sein, die das Lagern und die Versorgung von großen Menschenansammlungen und mitgeführten Nutztieren überhaupt erst möglich machten. Doch warum wurde 776, 780, 782 und 804 L. als weiterer Versammlungsort neben dem nahe gelegenen Paderborn gewählt? Zur Erklärung wurden Bauarbeiten an der Paderborner Königspfalz erwogen. Diese Möglichkeit begründet allerdings nicht den Besuch im J. 804, als erneut die fränkische Reichsversammlung in L. abgehalten wurde. Eine auch nur annähernd vergleichbare Infrastruktur zur Aufnahme der königlichen Haus- und Hofhaltung wie in Paderborn wird es in L. – zumal im J. 804 – nicht gegeben haben. Der Aufenthalt 804 zeigt, dass die Stationen in L. nicht einer in der Entwicklung oder im Aufbau begriffenen Anfangsphase geschuldet waren. Vielmehr hatte sie funktionale Gründe. So wird in den Einhardsann. z. J. 780 und 782 sowie in der Urk. des Jahres 782
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Lippspringe VIII–IX.2
vom Aufschlagen eines Lagers berichtet. Die Lager waren aber kein Notbehelf in Kriegszeiten, sondern erfüllten einen bestimmten Zweck. Große Veranstaltungen fanden im MA vielfach unter freiem Himmel statt, die Teilnehmer wohnten in Zelten (Balzer, Et apostolicus). Paderborn war Kirchenstandort, weshalb hier die kirchlich-kultischen Handlungen abgehalten wurden. Die Paderborner Burg bot Schutz, die Pfalz hatte Wohnfunktion. Große Versammlungen aber, vor allem, wenn sie als Stationen im Zuge militärischer Operationen stattfanden, bedurften einer weiträumigen Fläche mit Versorgungsmöglichkeiten für die mitgeführten Tiere. Das Zusammenspiel der Paderborner Pfalz mit dem Versammlungs- und Lagerplatz in L. macht deutlich, dass Paderborn die maßgebliche Versammlungspfalz in Sachsen war. Während Eresburg und Herstelle als Wohnpfalzen vornehmlich den Winteraufenthalten dienten, lässt sich Paderborn in die Reihe der bedeutenden karolingischen und ottonischen Königspfalzen wie Mainz, Worms, Regensburg oder die oberitalienischen Aufenthaltsorte stellen, die alle einen gesonderten Versammlungs- und Lagerplatz aufwiesen, etwa die Ronkalischen Felder bei Piacenza oder die Marauen bei Kostheim gegenüber von Mainz und gegenüber von Worms sowie dem Geländestreifen östl. von Regensburg (Balzer, Pfalzort S. 23 f., 34 f. – Ders., Lippiagyspringiae S. 68 f.). Ob dabei im Fall Lippspringes als Versammlungsort an vorkarolingische Traditionen angeknüpft wurde, wie die Ereignisse des Jahres 776 vermuten lassen könnten, oder es sich erst um eine fränkische Einrichtung handelt, für deren Standort die Quellen zur Wasserversorgung ausschlaggebend waren, muss unentschieden bleiben. IX.2 M. Balzer, „Lippiagyspringiae in Saxonia“. Der Quellbereich der Lippe in den Sachsenkriegen Karls des Großen (Lippspringe. Beiträge zur Geschichte) S. 63–71 Ders., Die spätmittelalterlichen Wüstungen im Stadtgebiet (Lippspringe. Beiträge zur Geschichte) S. 73–93 R. Decker, Adelsfamilien im Raum Lippspringe (Lippspringe. Beiträge zur Geschichte) S. 173–196 A. Doms – W. Hagemann, Archäologische Funde und Denkmäler in der Stadt und der Feldmark Bad Lippspringe (Lippspringe. Beiträge zur Geschichte) S. 45–62 W. Hagemann, Die Burg Lippspringe (Lippspringe. Beiträge zur Geschichte) S. 197–224 K. Hengst, Kirche und Stadt des Domkapitels. Geschichte der Pfarrgemeinden St. Martin und St. Marien in Bad Lippspringe (Lippspringe. Beiträge zur Geschichte) S. 95–155 M. Hofmann, Bad Lippspringe, Stadt (Der Kreis Paderborn. Hg. von H. Heineberg u. a. 1997) S. 39–51 H. Kindl, 1200 Jahre Bad Lippspringe (WZ 131/132. 1981/1982) S. 217–242 Ders., Die Reichsversammlung in Lippspringe in der Quellenkritik (WZ 117. 1967) S. 85–153 H. Kröger, Das Rätsel um den Ring im Feld. Die Untersuchung einer Luftbildspur in Bad Lippspringe, Kreis Paderborn (Archäologie in Ostwestfalen 5. 2000) S. 29–32 Lippspringe. Beiträge zur Geschichte. Bearb. von M. Pavlicic. 1995 H. Mertens, Die Böden des Raumes Bad Lippspringe (Lippspringe. Beiträge zur Geschichte) S. 29–43
239
Lippspringe IX.2–IX.4
M. Pavlicic, Lippspringe als Paderborner Landstadt 1445–1803 (Lippspringe. Beiträge zur Geschichte) S. 225–319 H. Schoppmeyer, Die Gründung Lippspringes und das Hochstift Paderborn (WZ 153. 2003) S. 217–226 E. Th. Seraphim, Bad Lippspringe im Rahmen seiner natürlichen Bedingungen (Lippspringe. Beiträge zur Geschichte) S 9–28 S. Spiong, Karolingische Funde aus zwei Wüstungen bei Bad Lippspringe (AiWL 2011. 2012) S. 99–101 Ders., Neue Funde zur Völkerwanderungszeit bei Bad Lippspringe (AiWL 2010. 2011) S. 106– 109 Ders., Entdeckung mit der Sonde. Zu aktuellen Metallfunden aus den Siedlungen Wietheim und Dedinghausen bei Bad Lippspringe (Archäologische Rückblicke. Festschr. für Daniel Bérenger. Hg. von Hans-Otto Pollmann. 2014) S. 237–251
IX.3 Topogr. Karte 1 : 25000 Bll. 4218 Paderborn, 4219 Altenbeken Deutsche Grundkarte 1 : 5000 Bll. 4218/05 Bad Lippspringe, 4218/10 Bad Lippspringe Süd, 4219/01 Bad Lippspringe Ost Lippspringe. Beiträge zur Geschichte
IX.4 Lippspringe. Beiträge zur Geschichte Westfalia Picta 5: Kreis Höxter, Kreis Paderborn. 1995 S. 100–126
Christof Spannhoff
LÜGDE (A) Kr. Lippe I super fluuium Ambra in uilla Liuhidi z. J. 784. Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) cop. s. IX. (D1) S. 68, vgl. Abb. bei E. Schlieker, Geschichte. Bd. 2 S. 15 in villa Liudihi z. J. 784. Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) cop. s. IX. (B1) S. 68 in villa, quae dicitur Liuhidi z. J. 784. Reginonis Chronicon (SS rer. Germ. 50) cop. s. X./XI. S. 54 in villa Liudihi z. J. 784. Ann. Laurissenses (SS 1) cop. s. X. S. 166 in villa Liuchidi z. J. 784. Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) cop. s. X. (C3) S. 68 in villa Leuthidi z. J. 784. Ann. Mettenses priores (SS rer. Germ. 10) cop. s. X. (A4) S. 72 in villa Leutidi z. J. 784. Ann. Mettenses priores (SS rer. Germ. 10) cop. s. X. (B1) S. 72 in villa Leuhidi z. J. 784. Ann. Mettenses priores (SS rer. Germ. 10) cop. s. XII. (A1) S. 72 in villa Liudi z. J. 784. Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) cop. s. XI. (B4) S. 68 in villa Liuthildi z. J. 784. Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) cop. s. XI. (D3) S. 68 in Liuithi 826–876. Trad. Corb. 1, cop. 1479 Nr. 215 S. 119 Luthithe z. J. 1036. Vita Meinwerci, um 1160, cap. 215 S. 248 Lugete 1036. UB Busdorf 1 Nr. 1 S. 3a, cop. um 1408 Lugete 1036. UB Busdorf 1 Nr. 1 S. 3a, Transsumpt 1416 quę est in Liuithi 1051–1076. RHW 1 C 145 dat Dorp Oldenlüde 1437. E. Schlieker, Geschichte. Bd. 2 S. 38 im Oldenluder Felde 1528. LRNF 1528.07.20 – WOB 2 S. 335 Bildung mit dem Kollektivsuffix -ithi, das in ON zur Kennzeichnung von Stellen gebraucht wurde, an denen das vorkommt, was in der Basis genannt wird. Da es sich bei den Namensformvarianten der karolingischen Ann. wie Liudihi oder Liuthildi um Entstellungen handeln dürfte, lässt sich aufgrund der übrigen historischen Belege eine Ableitungsbasis Liuh- bzw. *Liuht- erkennen, die
Lügde
Burg Schell-Pyrmont
Hünenburg
villa Liuhidi
Schildburg
Kilianskirche Herlingsburg
Warte Bomhof
Barkhof
Alt-Schieder
1:60000 0
600
1200
1800
2400m
Abb. 20: Lügde. Topogr. Karte 1 : 25.000
Kartographische Grundlage: Digitale Topographische Karte 1:50000, Land NRW 2017 (http://www.govdata.de/dl-de/zero-2-0); © Institut für vergleichende Städtegeschichte, Grafik: Th. Kaling
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Lügde I
zu einem Konsonantenstamm germ. *leuh(t)- ‚hell‘ zu stellen ist. Es ist also von einer ursprünglichen Form *Liuh-ithi oder *Liuht-ithi (mit sekundärem Ausfall des Dentals zur Vereinfachung der Mehrfachkonsonanz: (*Liuhtithi > *Liuhithi) auszugehen. Im As. begegnet das Wort der Ableitungsbasis als Adjektiv lioht ‚hell, glänzend, klar‘ und als Substantiv lioht ‚Licht, Lichtglanz‘ (Tiefenbach, Handwörterbuch S. 244 f.). Der as. Vokal iu entstand durch das nachfolgende i des Suffixes -ithi aus dem germ. Diphthong eu, der ansonsten zu eo, ie, ia, io (wie in as. lioht) geworden ist (Gallée, Grammatik § 102). Der ON ist demnach als ‚Stelle, an der es hell ist‘ zu erklären. Das Benennungsmotiv könnte also eine Waldlichtung oder die sich nach Norden öffnende Ebene entlang der Emmer gewesen sein, die dann als ‚lichter, offener Raum‘ begriffen worden wäre. B. Meineke, Art. Lügde (DOB) S. 379 f. – Ausführlich (mit begründeter Zurückweisung alternativer Erklärungen): WOB 2 S. 334–339; dort auch die weitere lautliche Entwicklung zur heutigen Form L., die hier ausgespart bleiben kann. Dieser Abschnitt zur Erklärung des Namens zusammengefasst von Chr. Spannhoff.
Schieder in pago Hwetigo super fluuium Embrine in uilla nuncupata Scitrai 822–826. Trad. Corb. 1, cop. 1479 Nr. 4 S. 83 Schidara 889. DArn 60, or. in Scidiri marcu um 970–972. Trad. Corb. 1, cop. 1479 Nr. 333 S. 136 curtem Sidri 997. DO III 245, or. civitatem Scidere 1005. DH II 100, or. de Scithri 11. Jh. UB Magdeburg I Nr. 111, Dorsalvermerk Scithiri 11./12. Jh. UB Magdeburg I Nr. 122, Dorsalvermerk Amelunghus de Schitere 1250. WUB 4 Nr. 422, cop. s. XV. / X VI. Amelungus de Scidere 1265. WUB 4 Nr. 1035 dem olden hoff tho Schyder 1484. LRNF 1484.10.16; WOB 2 S. 422 Skidrioburg iuxta Skidrioburg in pago Waizzagawi super fluvium Ambra in villa Liuhidi z. J. 784. Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) S. 68 super Ambram fluvium in pago Huettagoe, iuxta castrum Saxonum quod dicitur Skidroburg z. J. 784. Ann. Laurissenses (SS 1) S. 167 iuxta Skidrioburg in pago Waizzagawi z. J. 784. Ann. Laurissenses (SS 1) S. 166 Skiđronburg z. J. 784. Poeta Saxo (MGH Poetae IV,1) S. 22 iuxta Kidrioburh Uuizzagauui super fluvium Ambra in loco, qui dicitur Liuhidi um 1150. Annalista Saxo (SS 37) S. 27 Der heutige ON Schieder lässt sich auf zweierlei Weise erklären: 1) Der ON kann auf einen alten Gewässernamen *Skidara zurückgehen. Eine entsprechende Form Schidara ist a. 889 belegt. Auf Basis dieses Gewässernamens könnte dann die
Lügde I–II.1
243
Form Scitrai, wohl entstanden aus *Skithr-ahi, als -ahi-Bildung (< germ. *agwj-ō‚Insel, Land im Wasser‘) gebildet worden sein. Mit Scitrai / *Skithr-ahi könnte ein Werder zwischen zwei Flussarmen, wie er an der Stelle des späteren Barkhofes in der Emmertalaue vorkommt, benannt worden sein. *Skidara könnte also ein alter Abschnittsname der Emmer gewesen sein. 2) Die Belege des 10. Jhs. und a. 1005 lassen auch eine Interpretation als Gebietsbezeichnung bzw. Raumname *Skidiri zu (vgl. die ON Burgiri, Helderi, Balgeri), der aber wiederum seinen Namen von dem Gewässer erhalten haben kann. Grundlage sowohl des Gewässernamens als auch der Gebietsbezeichnung bzw. des Raumnamens ist germ. *skidra- ‚getrennt, unterschieden‘. Im Fall des Gewässernamens wäre dann wohl ein Teil der Emmer benannt worden, der den langgezogenen Gebirgsrücken bei Schieder durchschneidet. Im Falle eines ursprünglichen Raumnamens ist entweder eine Erklärung als ‚Gebiet am Fluss *Skidara‘ oder ‚Gebiet mit Spalten, Einkerbungen‘, aber auch ‚Grenzgebiet‘ anzunehmen. Das Erstglied des Burgennamens Skidrioburg ist wohl als Genitiv Plural eines -ja-Stammes *Skid(i)ri aufzufassen und als Bewohner- oder Insassenname zu erklären, der sich auf den Emmerraum bezieht. Die Skidrioburg ist also die ‚Burg der *Skid(i)ri, der Leute im Gebiet an dem Fluss *Skidara oder dem Gebiet Ski diri, dem Grenzgebiet oder dem Gebiet mit Spalten, Einkerbungen‘ gewesen. Mit *Skid(i)ri wurden also zur Zeit Karls d. Gr. die im Gebiet der Emmer lebenden Menschen benannt. B. Meineke, Art. Schieder-Schwalenberg (DOB) S. 558 f. – Ausführlich: WOB 2 S. 45–48, S. 227–229, S. 422–425. Dieser Abschnitt zur Erklärung des Namens zusammengefasst von Chr. Spannhoff.
II.1 Die heutige Stadt L. liegt östl. der Emmer in der weiten, sich nach Norden öffnenden Ebene der Emmertalung zwischen dem nördl. Ende des Emmerstausees, dem Durchbruch zwischen Herlingsburg und Harzberg und der Pyrmonter Pforte. Der Fluss Emmer, der diese Talung unter starker Schleifenbildung durchfließt, wird begleitet von bewaldeten Höhenzügen, die auf dem linken Ufer der Hügellandschaft des Lipper Berglandes zugehören und auf dem rechten von der Nordabdachung der Ottensteiner Hochebene gebildet werden. Diese Höhenzüge treten kurz unterhalb des Ortes nahe an die Flussufer heran und das Stadtgebiet wird im Nordosten durch den Schildberg (356 m ü. N. N.) beherrscht. R. Springhorn, Geologie und Böden in Lippe (Der Kreis Lippe. Teil 1 = Führer zu archäol. Denkmälern in Deutschland 10. 1985) S. 11–24 – Gerking, Alte Wege S. 3–10
244
Lügde II.2–II.4
II.2 L. liegt im späteren MA und in der frühen Neuzeit an keiner wichtigen Fernstraße. Die so genannte „Cölnische Straße“ zwischen Paderborn und Hameln (identisch mit der Straßenführung der heutigen B 1) berührte in ihrem Verlauf nach schriftlichen und kartographischen Quellen (Brügger Itinerar ca. 1380; Kölner Gesandtschaftsrechnung 1399; Erhard Etzlaub-Karte 1501, vgl. Bruns-Weczerka S. 435–38 – Itinerarium Orbis Christiani ca. 1579/80 S. 33, vgl. Gerking, Alte Wege S. 11–24, 97) L. nicht, sondern führte über das weiter westl. gelegene Blomberg. Auch die „Bremische Straße“, die von Höxter aus nach Norden über L. führte, kann nicht als bedeutende Verkehrsverbindung gelten. Die politische Entwicklung des 17. Jhs., in der L. zur territorialen Exklave des Stifts Paderborn wurde, drängte den Ort endgültig ins verkehrspolitische Abseits, das erst durch den Eisenbahnbau von 1875 beendet wurde (Strecke Altenbeken – Hannover). Für das frühe und hohe MA wird jedoch entgegen Krüger, Straßen Sp. 246 die Verkehrsbedeutung des Emmertals höher einzuschätzen sein (Nass, Unter suchungen S. 70 – Hömberg, Studien S. 101 – H.-P. Wehlt, Königshof S. 45 f. – F. Hohenschwert, Befestigungen Beilage 24). Jedenfalls lassen die Bemühun gen seit der mittleren Latènezeit bis zum Ende des 12. Jhs., das Emmertal zwischen Schieder und Pyrmont durch Befestigungen zu sichern (vgl. III.1), sowie die Gründung der Stadt L. (um 1240) auch auf eine nicht unbedeutende Verkehrswichtigkeit schließen, wenn es um den Zugang zu den Weserübergängen bei Ohsen und Hameln ging. Zudem bereitete der Übergang über den Höhenzug nördl. von Blomberg offenbar beträchtliche Schwierigkeiten (vgl. Gerking, Alte Wege S. 18 f.). Hier im Bereich des Emmertals ist demnach der frühe Verlauf des nördl. Hellwegzweiges anzunehmen, der bei Paderborn vom Streckenverlauf Paderborn – Höxter abzweigte. Möglicherweise ist eine Verschiebung der Fernverbindung durch das Emmertal zum späteren Verlauf der „Cölnischen Straße“ anzunehmen, bedingt durch Bemühungen der Edelherren zur Lippe, den Verkehr auf diesen Zweig des Hellwegs nach der Gründung ihrer Stadt Blomberg (1240/80) auf ihr Herrschaftsgebiet zu ziehen. Der Aufenthalt des fränkischen Heeres im Raum L. 784 deutet darauf hin, dass ein Übergang über die Weser bei Kirchohsen geplant war, was sich gut mit dem späteren Versuch einer Weserüberquerung bei Rehme vereinbaren lässt.
II.4 L. gehörte zur Landschaft Wetigau (in pago Waizzagawi / Huetagoe). Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) S. 68 bzw. Ann. q. d. Einhardi (SS rer. Germ. 6) S. 69; vgl. I). Hömberg-Kirchhoff, Gaukarte – H.-P. Wehlt, Königshof S. 51 mit älterer Lit.
Lügde II.5–III.1
245
II.5 Diözese Paderborn, Archidiakonat Steinheim. Aufgrund des Kilian-Patroziniums dürfte es sich bei L. um eine frühe Kirche der Würzburger Mission gehandelt haben (vgl. III.1). Brandt-Hengst, Bistum S. 36–39, S. 42–44, S. 618
III.1 Zur Klärung der Siedlungsgeschichte Lügdes, insbesondere in ihrer frühen Phase, ist es notwendig, den gesamten Raum des Emmertales zwischen Schieder und Pyrmont ins Auge zu fassen. Nur dann kann der Versuch unternommen werden, die in den ältesten Quellenbelegen genannten ON topographisch einzuordnen und aufeinander zu beziehen. Die archäologischen Befunde lassen erkennen, dass in diesem Raum von der Latènezeit bis in das frühe 13. Jh. eine rege Befestigungs tätigkeit stattfand. Im Süden findet sich östl. des heutigen Ortsrandes von Schieder auf einer Geländeterrasse am Westhang des Kahlenberges auf 180–200 m ü. N. N. und 74 m über der Talaue der Emmer die zweiteilige Befestigungsanlage „Altschieder“ mit 1,7 ha (sog. „Vorburg“) und 4,2 ha (sog. „Hauptburg“) Flächeninhalt, mit einer Kirche und Grundrissen von zwei Steingebäuden in der „Hauptburg“. Die Anlage hat seit den Forschungen Karl Rübels und Carl Schuchhardts eine wichtige Rolle in der Diskussion um die karolingischen Königshöfe gespielt (dazu zusammenfassend zuletzt K. Niederhöfer, Alt Schieder S. 97–102); wobei in der Regel die Gesamtanlage in die Karolingerzeit datiert und gelegentlich mit der Skidrioburg identifiziert wurde. Das datierbare Fundmaterial der „Hauptburg“ lässt sich hauptsächlich dem 10./11.–13. Jh. zuweisen und endet im 13. Jh. Karolingerzeitl. Material ist nicht erhalten. Zwar sind Keramikfunde aus der „Vorburg“ verlorengegangen (vgl. H.-P. Wehlt, 1200 Jahre S. 177), doch sind inzwischen wiederentdeckte Stücke aus diesem Zusammenhang ebenfalls nicht der Karolingerzeit zuzuordnen (Mitteilung K. Niederhöfer 2013). Allerdings haben die Grabungen klargelegt, dass die „Vorburg“ älter sein muss als die „Hauptburg“, da ein Teil des Walles der ersteren beim Bau der letzteren zerstört wurde. Es handelt sich demnach bei Altschieder um eine mehrphasige Anlage (zuletzt K. Niederhöfer, Alt Schieder S. 99–102 – R. Linde, Alt-Schieder S. 140 f.). Die Kirche, die bis ins 15. Jh. hinein als Pfarrkirche bestand, war wahrscheinlich dem hl. Laurentius geweiht (H.-P. Wehlt, Königshof S. 59–62). Damit ist ein Indiz gegeben, dass der Ausbau zur zweiteiligen Siedlung in der zweiten Hälfte des 10. Jhs. und vor dem Übergang an Magdeburg erfolgt ist (s. u.). In den schriftlichen Quellen findet (Alt)Schieder seine früheste Erwähnung in einer Güterübertragung an Corvey nach 822 (mansum I in pago Hwetigo super
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Lügde III.1
fluuium Embrine in uilla nuncupata Scitrai, Trad. Corb. 1 Nr. 4 S. 83), dann sind 889 verschiedene Hufen in Schidara (DArn 60), hier als locus bezeichnet, und schließlich ca. 970/72 I familiam in Scidiri marcu (Trad. Corb. 1 Nr. 333 S. 136) genannt. Keine dieser Nennungen lässt sich zwingend auf die Befestigung beziehen, sie bezeugen jedoch, dass im Emmertal ein offenbar größerer Siedlungskomplex nach dem Personalverband der „Skid(i)ri“ (s. o.) benannt wurde, die auch der Skidrioburg den Namen gaben, und in dem auch der König über Besitz verfügte. Im J. 997 jedenfalls vertauschte Kaiser Otto III. seinen Hof Schieder (curtem Sidri dictam) mit allem Zubehör an das Erzbistum Magdeburg (DO III 245). Er wird 1005 und 1009 als civitas Scidere bzw. Scideri benannt (DH II 100 bzw. 210). Diese letzten Belege beziehen sich auf „Altschieder“, wobei offenbleibt, wie weit dieses Königsgut zurückreicht, ob es bereits unter Karl d. Gr. durch Konfiskationen geschaffen wurde oder erst später, etwa unter Otto d. Gr., an den König kam. Jedenfalls ist die Dopplung der Benennung mit curtis und civitas auch sonst im Zusammenhang mit Pfalzorten belegt (M. Gockel, Art. Mühlhausen [Königspfalzen 2] S. 269 – R. Linde, Alt-Schieder S. 146). „Altschieder“ ist demnach mit Sicherheit als Königshof anzusprechen, für den jedoch kein Herrscheraufenthalt nachzuweisen ist. Der Magdeburger Besitzkomplex ist im Laufe des 13. und 14. Jhs. über die Grafen von Schwalenberg an die Edelherren zur Lippe gelangt (H.-P. Wehlt, Königshof S. 57–60), die hier fortan den entscheidenden Einfluss ausübten. 1350 übertrug Heinrich VIII. von Schwalenberg Otto zur Lippe dat dorp to Schydere (dazu R. Linde, Alt-Schieder S. 148). Zu diesem Komplex gehörte auch der „Barkhof“ westl. der Emmer, der offenbar in enger Verbindung mit Altschieder zu sehen ist. Er lag auf einer von zwei Emmerarmen gebildeten Insel im westl. Bereich des heutigen Emmersees, wo archäologisch eine aus mehr als 35 Häusergruppen bestehende, überwiegend nichtagrarische Siedlung mit Funden von der Mitte des 13. bis zum Beginn des 15. Jhs. nachgewiesen worden ist, die sich im Anschluss an einen Haupthof entwickelte und die 1304 als oppidum Barchove bezeichnet wird. (R. Linde, Alt-Schieder S. 148 f.). Ob es sich um eine Verlagerung der Haupthoffunktionen von „Altschieder“ an diesen Platz handelte, muss unsicher bleiben (R. Linde, Alt-Schieder). Nördl. von Altschieder (ca. 4 km) findet sich auf dem westl. Emmerufer auf dem Plateau eines gegen die Emmer vorgeschobenen isolierten Berges (335/345 m über NN) eine 7,4 ha große, seit 1463 unter dem Namen „Herlingsburg“ bekannte Wallanlage, die sich der mittleren Latènezeit zuweisen lässt. Allerdings ist der Wall in späterer Zeit erneuert worden. Eine Wallschüttung mit Material der älteren Latènezeit hat Anlass zur Vermutung einer Neunutzung in sächsischer Zeit gegeben (F. Hohenschwert, Befestigungen S 97–106, bes. S. 102 f. – Ders., Art. Herlingsburg bei Schieder S. 182–185), ohne dass es dafür datierbare Funde gäbe. Gründliche Grabungen sind bislang nicht erfolgt. Etwa 900 m südostwärts der Herlingsburg liegt der kleine Ringwall „Bomhof“ (Flächeninhalt 0.04 ha), der als Befestigung des 9./frühen 10. Jhs. angesprochen
Lügde III.1
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wird und möglicherweise mit einem Wegesystem unterhalb der Herlingsburg in Beziehung zu setzen ist, das auf die Kilianskirche in L. ausgerichtet ist. Unmittelbar am Fuß der Herlingsburg befinden sich eine umfangreiche Wüstung sowie eine Warte, die zeitlich nicht einzuordnen sind (F. Hohenschwert, Befestigungen S 148–152; ders., Art. Bomhof bei Lügde S. 199–201). Oberhalb der heutigen Stadt L. auf der Bergnase des Schildberges (250–255 m über NN) befindet sich eine Burganlage von 0,7 ha Flächeninhalt, die vermutlich ins 11./frühe 12. Jh. gehört und wohl Kontrollfunktion für das bereits erwähnte Wegenetz ausübte (dazu jetzt auch J. Müller-Kissing, Bau- und Kriegshandwerk Mitte des 13. Jahrhunderts – die Burg auf dem Schildberg bei Lügde [AiWL 2018. 2019] S. 130–133). Schließlich befinden sich auch nördl. der Pyr monter Pforte und westl. der Emmer zwei Befestigungsanlagen, die das Emmertal beherrschen. Die ältere, die sog. „Kleine Hünenburg“ (Flächeninhalt insgesamt 50 × 30 m) liegt auf dem Königsberg oberhalb Bad Pyrmont. Ihren Kern stellt ein 9 × 9 m großer Wohnturm dar. Sie wurde in der älteren Literatur ins 9./10. Jh. datiert und in Parallele zu „Altschieder“ gesetzt (J. Waldhoff, Die Emmer. Landschaft – Geschichte – Volkstum. ³1996 S. 101–108 – L. Stemler, Geschichte der Stadt Bad Pyrmont [Chronik von Bad Pyrmont. Hg. von der Stadt Pyrmont. 1967] S. 289–536, hier S. 302 f.). Neuerdings werden die Funde dem 12. Jh. zugewiesen, eine Erbauungszeit um 1140 und ein Ende der Besiedlung in der zweiten Hälfte des 12. Jhs. angenommen sowie die Anlage unter die „Burgen vom Typ Motte und Turmburgen“ eingereiht (H.-W. Heine, Die ur- und frühgeschicht lichen Burgwälle im Reg.Bez. Hannover. 2000 S. 57–59 – H .-W. Heine, „Heidenwall“ S. 77 f.). Etwa 1,7 km nordnordostwärts, ebenfalls auf der westl. Seite der Emmer, auf der Höhe des Schellenberges errichtete der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg zwischen 1180 und 1184 nach dem Erwerb von Gütern bei Oesdorf zur Verteidigung und zum besseren Schutz seines Herzogtums in Westfalen (ducatus nostri in Westfalia) eine Burg, die er petri mons = Pyrmont nannte und dem Grafen Widukind von Schwalenberg, dem Bruder des Volquin von Perimunt, der sich bereits nach dieser neuen Burg nannte, zu Lehen gab (REK I Nr. 1221 S. 234 f. – J. A. Th. L. Varnhagen, Grundlage der Waldeckischen Landes- und Regentengeschichte. UB. 1825 S. 10 Nr. IV zu 1184 April 2). Diese Burg wurde zum Herrschaftsmittelpunkt der Pyrmonter Linie der Grafen von Schwalenberg und in den Auseinandersetzungen der Herren zur Lippe mit den Kölner Erzbischöfen zwischen 1276/77 und 1284 zerstört (G. Engel, Corvey S. 149–158 – H.-W. Heine, „Heidenwall“ S. 78). Sie verfiel seit dem 14. Jh. völlig; aus den Trümmern der Ruine wurde 1824 ein Ausssichtsturm errichtet. Die kontinuierliche Besiedlung des Emmergebietes seit vorgeschichtlicher Zeit belegt auch der Gewässername Emmer selbst (vgl. DGB S. 35 und S. 126). Die dichte Folge von Befestigungen verschiedener Zeitstellung in diesem Abschnitt des Emmertales zwischen Schieder und Pyrmont und insbesondere zwischen Herlingsburg und Pyrmonter Pforte belegt die besondere Bedeutung dieses Talabschnittes mit günstigen Möglichkeiten herrschaftlicher Kontrolle, die ver-
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Lügde III.1
mutlich auf die ältesten Fernwege zu den Weserübergängen bei Kirchohsen und Hameln gerichtet war (vgl. dazu II.1). In diesem Abschnitt besteht auf dem Gemeindegebiet der heutigen Stadt L. eine hohe Siedlungsdichte, und es finden sich mehrere Wüstungen (vgl. W. Gerking, Siedlungen bes. S. 67 f. – Ders., Wüstungen S. 77–132). Die bedeutendste liegt auf einem ebenen Lößgelände 150 m westl. der Emmer ostwärts der Hohenborner Straße nordwestl. der heutigen Kernstadt L. (Messtischbl. 4021 35163/57595). Sie weist Besiedlungsspuren des Neolithikums und der römischen Kaiserzeit auf, mit einer anschließenden Wüstungsperiode bis ins 8. Jh sowie anschließender kontinuierlicher Besiedlung vom 8./9. bis ins 14. Jh. Die Flurbezeichnungen im Oldenluder felde (zuerst 1528) oder Ollelüder Feld (WOB 2 S. 335 – W. Gerking, Siedlungen S. 68) sprechen für eine Identifizierung dieser wüstgefallenen Reihensiedlung mit dem 1437 als Besitztitel genannten dorp Oldenlüde (E. Schlieker, Geschichte 2 S. 38) und der villa Liuhidi von 784. Auf diese Siedlung sind auch die Namenbelege für L. vom 9.–11. Jh. zu beziehen (zusammengestellt WOB 2 S. 335 f.), von denen eine Urk. die Abpfarrung des Kirchspiels Ösdorf (Odistorph) durch Bischof Imad von Paderborn (1051–1076) betrifft (undatiert, RHW 1 C 145 S. 114), eine andere eine dominicalis curtis des Bistums Paderborn erwähnt, deren Zehnt Bischof Meinwerk 1036 zur Ausstattung des neugegründeten Busdorftstifts verwendete (UB Busdorf 1 Nr. 1, S. 3). Ob dieser Paderborner Haupthof aus Königsgut hervorgegangen ist, das in der Eroberungsphase aus Königshand an die Paderborner Kirche gelangte und ob dort bereits 784 ein Königshof bestand, muss offenbleiben, da Belege fehlen (dazu Gauert, Karl d. Gr. S. 317 – H.-P. Wehlt, Königshof S. 43 f. – Balzer, Pfalzenforschung S. 112 mit Anm. 35). Auffallend bleibt allerdings, dass Liuhidi als einzige Örtlichkeit im Sachsenland in den Reichsann. als villa bezeichnet wird (Langen, Befestigung S. 188 – R. Linde, Alt-Schieder S. 144). Die für die Zeit Bischof Imads erwähnte Pfarrkirche ist gleichzusetzen mit dem Gründungsbau der Kilianskirche südl. der heutigen Stadt L., gelegen auf einem von Ost nach West abfallenden Hügelsporn. Dieser Gründungsbau wurde errichtet auf einem Areal, für das prähistorische Siedlungstätigkeit, näherhin der mittleren Latènezeit sowie der frühgeschichtlichen Perioden bezeugt ist, ohne dass die Ergebnisse der Grabungen von 1972, die innerhalb der heute bestehenden Kirche erfolgten, eine genauere Rekonstruktion dieser Siedlungstätigkeit erlauben (F. Schmaedecke – U. Lobbedey, St. Kilian in Lügde S. 27). Diese Pfarrkirche blieb auch außerhalb einer in der ersten Hälfte des 13. Jhs. von den Grafen von Pyrmont angelegten Siedlung, die sich zur Stadt L. entwickelte. Sie wurde auf einem stark hochwassergefährdeten Gelände mit hohem Grundwassserspiegel ostwärts der Emmer angelegt, vermutlich, weil hier die Eigentumsverhältnisse für die Grafen von Pyrmont günstiger lagen als in Oldenlüde, wo das Busdorfstift seinen Haupthof besaß. Die Auslegung der Stadt mit ihrem „lippischen“ Dreistraßengrundriss (12 ha) ist vermutlich in die Jahre zwischen 1240 und 1246 zu setzen (Haase, Entstehung S. 92). Ob die Pyrmonter und Kölner Münzprä-
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gungen, die L. für die Zeit von etwa 1195 an zugeordnet werden (H. Krusy, Die Münzen der Grafen von Schwalenberg und ihrer Seitenlinien Pyrmont, Sternberg und Waldeck [letztere bis etwa 1228, der endgültigen Entstehung der Grafschaft Waldeck]. 1986 S. 56–63 – E. Schlieker, Geschichte 2 S. 261–265), noch auf Oldenlüde zu beziehen sind oder bereits dem Platz der Stadtgründung ange hören, muss unsicher bleiben. Jedenfalls ist diese Stadtanlage, die die Pyrmonter seit 1255 mit dem Erzbischof von Köln teilen mussten, im Zusammenhang mit dem Versuch einer Sicherung gegen die Expansionsbestrebungen der Herren zur Lippe zu sehen, die etwa zur gleichen Zeit Blomberg zur Stadt ausbauten (Haase, Entstehung S. 89; P. Johanek, Lippe). Dagegen erfuhr die weitgehend nichtagrarische Siedlung Barkhof (s. o.), die damals wohl noch unter Schwalenberger Einfluss stand, keinen solchen Ausbau, obwohl der Ausgräber in der Anordnung der aufgedeckten Bauten das „lippische Dreistraßenschema“ zu erkennen meinte. Die Präsenz der Grafen von Pyrmont in der Stadt L. verstärkte sich nach der Zerstörung der Burg Pyrmont, so dass man dem Platz Residenzcharakter zugeschrieben hat (G. Engel, Corvey S. 94–96), doch ist bislang die Lokalisierung eines Hauses der Grafen in L. nicht gelungen. Insgesamt blieb L. jedoch als Stadt im SpätMA auch nach dem Übergang der Herrschaftsrechte an den Bischof von Paderborn 1360 und 1370 unbedeutend und wird in der lokalgeschichtlichen Literatur als „Ackerbürgerstadt“ bezeichnet. Die Pfarrrechte der Kilianskirche gingen wohl noch im 13. Jh. auf die in der Planstadt errichtete Marienkirche über; die Beerdigungsrechte verblieben aber bei der Kilianskirche (siehe III.2). Vor dem Hintergrund dieser Grundzüge der Siedlungs- und Herrschaftsentwicklung ist die Nachricht der Reichsann. für die Topographie des einzigen Königsaufenthalts am Ort zu interpretieren. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Jahresbericht zu 784/85 zum Grundbest. der Ann. gehört, der aus der Retrospektive in einem Zuge niedergeschrieben wurde, dessen Abfassung jedoch außerordentlich zeitnah erfolgte und damit die Perspektive der Zeit unmittelbar nach den Ereignissen vermittelt. Die sog. Einhardsann. bieten eine Bearbeitung der Zeit um den Tod Karls d. Gr. Nach einer Generation war die Erinnerung noch lebendig, doch erschienen Details offenbar erläuterungsbedürftig. Das betrifft vor allem die Bemerkung, dass es sich bei der Skidrioburg um ein castrum Saxonum gehandelt habe (Ann. q. d. Einhardi [SS rer. Germ. 6] S. 69). Die Skidrioburg ist der Fixpunkt für die Lokalisierung der Weihnachtsfeier, die iuxta Skidrioburg stattfindet, und diese ist mit hoher Wahrscheinlichkeit mit der Herlingsburg zu identifizieren, selbst wenn die Aussagen der archäologischen Befunde nur kärgliche Hinweise ergeben. Eine gleichartige Situation ergibt sich bei der häufig als Alternative diskutierten „Vorburg“ der Anlage „Altschieder“. Gegen diese letztere Interpretation spricht jedoch der geringe Flächeninhalt (1,7 ha) sowie die größere Entfernung von L., die kaum die Bezeichnung iuxta rechtfertigt. Altschieder liegt zudem auf einer Geländeterrasse unterhalb einer Bergkuppe, wogegen die
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Herlingsburg als Höhenbefestigung dem Typ der übrigen in der karolingischen Annalistik genannten sächsischen Burgen entspricht (Hohensyburg, Eresburg, Brunsburg). Wie die letztere schützt sie eine wichtige Wegesituation im Vorfeld eines Flussüberganges, die lange Zeit von Bedeutung war (Langen, Befestigung S. 194 – WOB 2 S. 227). Die villa Liuhidi ist vermutlich mit der archäologisch belegten Siedlung im Oldenluder Feld zu identifizieren, wie häufig beobachtet werden kann, möglicherweise kommt auch der Siedlungsplatz im Bereich der späteren Kilianskirche in Betracht, doch spricht der Fln. für die Wüstung westl. der Emmer als Lokalisierung von Liuhidi. Eine Kirche bestand 784 an beiden Plätzen vermutlich nicht (siehe V.9). Die Bezeichnung villa hat Anlass gegeben in L. einen Königshof zu vermuten. Für diese Ansicht spricht, dass sich zu Beginn des 11. Jhs. dort eine dominicalis cur tis befand, die aus Paderborner Bistumsbesitz an Busdorf kam (s.o). Es ist nicht auszuschliessen, dass sich in Liuhidi bereits vor der Eroberung ein sächsischer Haupthof befand, der der Konfiskation verfiel, aus Königshand bei der Gründung des Bistums zur Ausstattung an Paderborn gelangte und deswegen aus der Sicht der Niederschriftszeit der Reichsann. als villa bezeichnet wurde. Jedenfalls ist in späterer Zeit im Tal von L. und Pyrmont kein Königsgut nachweisbar. Dagegen scheint Karl südl. der Herlingsburg größere Gebiete in eigener Hand behalten zu haben., die parallel zur Skidrioburg als „Schiedermark“ bezeichnet wurden (s. o.) und für die sich Altschieder als königlicher Haupthof entwickelte, wie dies für die Zeit Kaiser Arnulfs bezeugt ist. Ob die „Vorburg“ bis in die Zeit Karls zurückreicht, muss weiter unsicher bleiben. Die für Schieder bezeugten Schenkungen an Corvey im 9. Jh. stehen zu dieser Deutung nicht im Widerspruch, da in einer Mark Güter verschiedener Besitzer liegen konnten, wie die Würzburger Markbeschreibung bezeugt (Ióh chirihsahha sancti Kilianes, ióh frono, ióh friero Franchhono erbi – E. von Steinmeyer, Die kleineren althochdeutschen Sprachdenkmäler. 1916 S. 116). Als Ergebnis wird man festhalten dürfen, dass das Königtum offenbar bereits zur Zeit Karls d. Gr. darauf verzichtete, das castrum Saxonum der Skidrioburg zu einem Herrschaftszentrum auszubauen und das nördl. Vorfeld der Herlingsburg weitgehend dem Bistum Paderborn überließ, das in Liuhidi auf der Basis des Haupthofes einen wirtschaftlichen und religiösen Zentralort einrichtete, allerdings der spätere Archidiakonatssitz nicht an der Lügder Kilianskirche, sondern in Steinheim errichtet wurde. Dagegen dominierte das Königtum ganz offensichtlich in der Schiedermark südl. der Herlingsburg und stärkte seinen Einfluss durch den Ausbau von „Altschieder“ bis in die Ottonenzeit hinein, wobei das Laurentiuspatrozinum einen gewissen Höhepunkt in der Zeit nach 955, nach der Schlacht auf dem Lechfeld, vermuten lässt (s. o.) Man wird Altschieder daher als Königshof ansprechen dürfen, allerdings ist ein Herrscheraufenthalt nicht bezeugt. Das ist auch als Hinweis darauf zu verstehen, dass das untere Emmertal zunehmend für das Königtum bedeutungslos wurde und der offenbar substantielle königliche Besitzkomplex um Schieder an Magdeburg verschenkt wurde.
Lügde III.1–V.1
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In jedem Fall hat die Feier des Weihnachtsfestes 784 in der villa Liuhidi keine Tradition königlicher Präsenz begründet und nicht zur Herausbildung eines Pfalzortes in L. geführt.
IV.2 Die Bezeichnung villa (vgl. I) lässt die Existenz eines Herrenhofes vermuten, zu dem vielleicht einige größere Wohnbauten gehörten. Dafür fehlen jedoch archäologische Belege. Die Formulierung der Einhardsann. in castris deutet auf ein Zeltlager. R. Linde, Alt-Schieder S. 142–144
V.1 784 Dezember 25 (Weihnachten) 1 Zuvor in Worms, dann Heerfahrt nach Sachsen, danach in Rehme, wo Karl d. Gr. wegen Hochwassers nicht über die Weser gelangt, dann zurück zur Eresburg. Karl d. Gr. feiert das Weihnachtsfest in L. Ibique inito consilio cum Francis, ut iterum hieme tempore iter fecisset supra dictus domnus rex in Saxoniam; quod ita et factum est. Et celebravit natalem Domini iuxta Skidrioburg in pago Waizzaggawi super fluvium Ambra in villa Liuhidi. Ann. regni Franc. (SS rer. Germ. 6) S. 68. Rex autem congregato iterum exercitu in Saxoniam profectus est celebratoque in castris natalicio Domini die super Ambram in fluvium in pago Huettagoe iuxta castrum Saxonum, quod dicitur Skidroburg, ad locum vocabulo Rimi, in quo Wisura et Waharna confluunt, populabundus accessit. Ann. q. d. Einhardi (SS rer. Germ. 6) S. 69. Qui valida comitante manu Saxonica statim Arva petens, iuxta fluvium consederat Ambram, Est ubi castellum quod Skiđronburg vocitatur. In castris ibidem votis sollempnibus actis Natalis domini, processit ad hostia Warnac, Qua fluit Wisuram. Nec iam fuit ulla facultas Longius ad boream sicut cupiebat eundi: Temporis obstabat simul asperitas hiemalis, Atque iugis pluvię, cursus vehementer inundans;
252
Lügde V.1–V.9
Ob hoc in Eresburg rediens se contulit urbem. Poetae Saxonis Annalium de gestis Caroli Magni imperatoris liber II v. 151–160 (MGH Poetae IV,1) S. 22. Rex consultis fidelibus suis iterato hiemis tempore Saxoniam intravit. Et celebra vit natale Domini iuxta Kidrioburh Uuizzagauui super fluvium Ambra in loco, qui dicitur Liuhidi. Annalista Saxo ad a. 785 (SS 37) S. 27 Z. 4–6. BM² 267d – Abel-Simson S. 475 f.
V.7.1 785 Dezember 25 Feier des Weihnachtsfestes (vgl. V.1).
V.9 Für die heutige Kilianskirche lässt sich einigermaßen deutlich der Vorgängerbau der romanischen Kirche des 11./12. Jhs. fassen, der spätestens ins frühe 9. Jh. und damit in die Phase der Gründungsbauten der Missionszeit einzuordnen ist (F. Schmaedecke – U. Lobbedey, St. Kilian in Lügde S. 50 f.). Eine präzise Datierung der Kirchengründung ist jedoch nicht möglich und damit auch keine Entscheidung darüber, ob sie 784 bereits bestand und von Karl d. Gr. für die Feier des Weihnachtsfestes genutzt wurde, ja vielleicht den Grund für den Aufenthalt in L. abgab, wie häufig vermutet wurde. Auch das Kilianspatrozinium gibt keine sichere Grundlage für eine Datierung ab, da nicht festzulegen ist, wann der Würzburger Einfluss bei der Ausgestaltung der Missionszone des künftigen Bistums Paderborn nach den Beschlüssen von 777 und 780 zur kirchlichen Gliederung des Sachsenlandes auf breiter Front einsetzte. Es fragt sich, ob der Kilianskult bereits vor der Translation der Kiliansreliquien in den neuen Würzburger Salvatordom 788 unter Beteiligung Karls d. Gr. in das Missionsgebiet auszustrahlen vermochte (J. Dienemann, Der Kult des Heiligen Kilian im 8. und 9. Jh. Beiträge zur geistigen und politischen Entwicklung der Karolingerzeit. 1955 S. 93–100 – Ehlers, Integration S. 279–284 –Brandt-Hengst, Bistum S. 43 f.). So wird man damit rechnen müssen, dass die Weihnachtsfeier nicht in einer Kirche abgehalten wurde, sondern dass die Nachricht der Einardsann. wörtlich zu nehmen ist und sie in c astris, also im Zelt, stattfand, was als Unikum für die Zeit Karls d. Gr. zu werten wäre. Der Entschluss, hier eine Kirche und einen Pfarrsprengel zu errichten, wäre dann erst später gefallen. Ob dabei die Erinnerung an die Vorgänge von 784 eine Rolle spielte, lässt sich nicht entscheiden. Für die Annahme, dass 784 noch keine Kirche im Talkessel von L. existierte, spricht auch, dass die Region nach den Annalenberichten für 783 und 784 noch als Kampfgebiet betrachtet werden muss. Der Pfarrsprengel erfasste, wie die Imad-Urk. zeigt, ein verhältnismäßig großes
Lügde V.9–VIII
253
Gebiet, dessen kirchliches Zentrum nicht in der verhältnismäßig ausgedehnten Siedlung Liuhidi lag, was jedoch nicht als ungewöhnlich anzusehen ist.
VI.1 Vermutlich gelangte spätestens während des Winterfeldzugs von 784/85 der Raum beiderseits der Emmer zwischen Schieder und Pyrmont durch Konfiskation in die Hand des Königs. Während er das Gebiet von L. offenbar schon bald danach an das neugegründete Bistum Paderborn abgab, verblieb das Gebiet um Schieder bis in die Ottonenzeit in königlichem Besitz, als der Königshof Schieder an Magdeburg verschenkt wurde. Von dieser Zeit an hat der Raum für das Königtum keine Rolle mehr gespielt. R. Linde, Alt-Schieder
VIII Für L. ist lediglich ein königlicher Aufenthalt belegt, der ganz offenkundig in einer Ausnahmesituation erfolgte. Es handelt sich um den ersten Winteraufenthalt im Sachsenland, und die Feier des Weihnachtsfestes erfolgt im Verlauf eines Kriegszuges in castris, was sonst für Karl nicht belegt ist. Das Itinerar des Jahres 784 lässt sich im Grunde von der Feier des Osterfestes in Herstal (April 11) an zeitlich nicht präzise rekonstruieren. Es ist gekennzeichnet durch zwei wahrscheinlich einigermaßen parallel geführte Operationen gegen die Sachsen während des Sommers, von denen die eine vom Königssohn Karl gegen die Westfalen gerichtet war, während die andere vom König selbst geleitet, im Norden des östl. Sachsenlandes stattfinden sollte. An der Überschreitung der Weser bei Huculvi (vermutlich die spätere Wüstung † Hockel[e]ve im südl. Bereich der Altstadt von Petershagen; s. zur Lokalisierung WOB 7 S. 202–204) gehindert, wählte Karl einen Anmarsch über Thüringen und stieß bis ins Elbe-Saalegebiet vor (Ann. regni Franc. [SS rer. Germ. 6] S. 66. – Ann. q. d. Einhardi [SS rer. Germ. 6] S. 67). Vater und Sohn trafen nach Abschluss der Feldzüge zu einem nicht bekannten Zeitpunkt in Worms zusammen, wo ein Winterfeldzug beschlossen und das Heer versammelt wurde, um die Erfolge der Sommeraktionen fortzusetzen. Möglicherweise war das ursprünglich ins Auge gefasste Operationsgebiet jenseits der Weser im Norden des Sachsenlandes das eigentliche Ziel und der Übergang über die Weser bei Ohsen geplant. Zeitliche Angaben für Aufenthalt und Vorgänge in Worms sind nicht überliefert, doch sind sie sicher für das Spätjahr anzusetzen. Ob es zu Kämpfen bei der Skidrioburg kam, ist ebenfalls nicht zu belegen, doch sind eher kleinere Kämpfe anzunehmen, wie die Bemerkung der Einhardsann. nahelegt, Karl sei populabundus nach Rehme gezogen. Eine Belagerung der Skidrioburg oder eine
254
Lügde VIII–IX.2
größere Schlacht wie bei der Brunsburg hätte wohl in den Ann. Erwähnung gefunden. Es scheint jedoch, als sei bei Ohsen ein Weserübergang wiederum nicht möglich gewesen, denn unmittelbar nach der Feier des Weihnachtsfestes brach der König nach Rehme auf, wo er ebenfalls durch Überschwemmungen am Überschreiten der Weser gehindert wurde. Daraufhin wurde der Feldzug unterbrochen und die Eresburg zum Winterquartier bestimmt (vgl. Art. Eresburg). Obwohl es den ganzen Winter zu Kampfhandlungen kam, wurde der eigentliche Feldzug erst im Juni wiederaufgenommen und dann in der Tat im Norden des Sachsenlandes im Bardengau durch Verhandlungen abgeschlossen, die letztlich zur Unterwerfung und Taufe Widukinds führten. Zum Zeitpunkt der Entscheidung für Winteraufenthalt und Feldzug, spätestens beim Aufbruch des Heeres war abzusehen, dass das Weihnachtsfest im Sachsenland gefeiert werden musste. Es ist vorauszusetzen, dass der Wahl des Ortes einige Bedeutung zukam. Dazu hätte sich ein Aufenthalt in Paderborn angeboten, doch entschied sich Karl für die etwa zwei Tagemärsche entfernte villa Liuhidi unweit des Ohsener Weserübergangs als wichtiges Zwischenziel und in unmittelbarer Nachbarschaft einer sächsischen Burg. Möglicherweise liegt der Grund für diese Entscheidung darin, dass Karl damit zu demonstrieren versuchte, dass die Franken in der Lage waren, sich ungehindert im Lande zu bewegen und über wichtige Befestigungen verfügen zu können. Die retrospektiv erläuternden Einhardsann. unterstreichen das durch die Bemerkung, die Feier habe in castris und in der Nähe der Skidrioburg stattgefunden. Ob zu diesem Zeitpunkt bereits ein Kirchenbau, wenigstens in Ansätzen, existierte oder ein größerer Herrenhof für den Aufenthalt zur Verfügung stand, muss, wie dargelegt (s. o.), unsicher bleiben, ebenso ob dies Karls Entscheidung beeinflusst hätte. Von Wichtigkeit war sicherlich, dass der Talkessel von L. das Lager einer größeren Heeresformation aufnehmen konnte. Traditionen für Königsaufenthalte an diesem Ort haben sich aus der Weihnachtsfeier nicht ergeben. L. war für das fränkische Königtum ausschließlich im Zusammenhang mit dem Feldzugkomplex 784/85 von Bedeutung, der eine der entscheidenden, vielleicht die entscheidendste Kraftanstrengung der Sachsenkriege darstellt. IX.2 G. Engel, Corvey und der Weserraum in der Politik der Erzbischöfe von Köln (Kunst und Kultur im Weserraum 3) S. 149–158 W. Gerking, Die mittelalterlichen Siedlungen der Großgemeinde Lügde. Eine historisch-ar chäologische Studie zur Wüstungsforschung (Schrr. des Lippischen Landesmuseums 2) 1986 Ders., Die Wüstungen des Kreises Lippe. Eine historisch-archäologische und geographische Studie zum spätmittelalterlichen Wüstungsgeschehen in Lippe (VeröffAlterKommWestf 10) 1995 H.-W. Heine, Der „Heidenwall“ in Oldenburg: ein archäologischer Beitr. zur Ersterwähnung Oldenburgs 1108. 2007
Lügde IX.2–IX.4
255
F. Hohenschwert, Ur- und frühgeschichtliche Befestigungen in Lippe (Lippische Studien 4) 1978 Ders., Art. Herlingsburg bei Schieder (Der Kreis Lippe. Teil 2 = Führer zu archäol. Denkmälern in Deutschland 11. 1985) S. 182–185 Ders., Art. Bomhof bei Lügde (Der Kreis Lippe. Teil 2 = Führer zu archäol. Denkmälern in Deutschland 11. 1985) S. 199–201 P. Johanek, Art. Lippe (Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Grafen und Herren. Teil 1. Hg. von W. Paravicini. 2012) S. 870–898 R. Linde, Alt-Schieder und Barkhof: Neue Überlegungen zur mittelalterlichen Herrschaft und Siedlung im Raum Schieder (Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 79. 2010) S. 139–151 Lippische Geschichte. Hg. von H. Barmeyer, H. Niebuhr und M. Zelle, 2 Bde. (Lippische Studien 24) 2019 K. Niederhöfer, Alt Schieder. Eine mittelalterliche Befestigungsanlage im Emmertal (Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 71. 2002) S. 93–148 E. Schlieker, Aus der Geschichte der Stadt Lügde. Neu bearb. und fortgeführt von J. Friese. Hg. von d. Stadt Lügde. 1983 F. Schmaedecke – U. Lobbedey, St. Kilian in Lügde. Die Baugeschichte anhand der Grabungsbefunde (Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 69. 2000) S. 13–120 H.-P. Wehlt, Der Königshof Schieder (Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 41. 1972) S. 42–62 Ders., 1200 Jahre kirchliches Leben in Schieder (Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 74. 2005) S. 155–180
IX.3 Topogr. Karte 1 : 25000 Bl. 4021 Schieder-Schwalenberg Deutsche Grundkarte 1 : 5000 Bll. 4021,08 Lügde, 4021,13 Lügde Süd
IX.4 Westfalia Picta 10: Lippe. 2007
Peter Johanek
MINDEN (B) Kr. Minden-Lübbecke I ad locum, qui Mimda dicitur z. J. 798. Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) S. 102 in loco qui nuncupatur Mimthum 798. D. P. Blok, De oudste particuliere oorkonden van het Klooster Werden. Een diplomatische studie met enige uitweidingen over het ontstaan van dit soort oorkonden in het algemeen. 1960 Nr. 11 – NRhUB I Nr. 10 (Kopie 10. Jh.) in loco […] Mimida super amnem […] Wisuraha 852. Ann. Fuldenses (SS rer. Germ. 7) S. 42 Mimidensis episcopus 853. Ann. Fuldenses (SS rer. Germ. 7) S. 44 Mimidonensi episcopo 874. UB Hochstift Hildesheim I Nr. 15 (Fälschung s. X.) Mimidomensis [episcopus] 895. UB Hamburg I Nr. 25 Mind[un] 961. DO I 227, cop. s. XVII. Mindun 973. DO II 48, cop. s. XVII. Mindunensis ecclesię 1033. DKo II 192, or. Mindon 1055–1059. RHW 1 C 148, or. Minde 1168. DHdL 77, cop. s. XVII. in Minda 1220/21. WUB 6 Nr. 93, or. Minden 1230. WUB 7 Nr. 353, or. Das bei Ptolemaios genannte Mουѵίτιοѵ (lat. transkribiert Munitium bzw. Mouni tion) kann nicht sicher mit dem ON M. verbunden werden, weshalb es für die Beurteilung des Namens außer Betracht bleiben muss (WOB 7 S. 284 f.). Es handelt sich bei dem ON M. um einen sehr altertümlichen Namen. Eine eindeutige Erklärung ist bislang noch nicht gefunden worden. Dies liegt vor allem an den bereits mit Beginn der Überlieferung erscheinenden divergierenden Belegformen. Am Wahrscheinlichsten ist die Annahme von G. Müller, dass dem ON ein älterer Gewässername *Miminda (< germ. *Mimundō / *Mimindō) zuvor liegt. Der metonymisch zum Namen der Siedlung gewordene Gewässername beruhte dann auf einer im lokativischen Dativ Singular oder Plural stark flektierenden Stellenbezeichnung *bī / to theru / thero Miminda / Mimindō bzw. Mimindon / Mimindun
Minden
Bischofspalast
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Abb. 21: Minden. Topogr. Karte 1 : 25.000
Kartographische Grundlage: Digitale Topographische Karte 1:25000, Land NRW 2021 (http://www.govdata.de/dl-de/zero-2-0); © Institut für vergleichende Städtegeschichte, Grafik: Th. Kaling
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Minden I
‚bei / an (dem Ufer) der Miminda‘. Der Gewässername wäre somit eine Bildung mit einem Dentalsuffix zu einem Wortstamm *mim-, mit dem in verschiedenen indogerm. Sprachen Schall- und Lautbezeichnungen gebildet worden sind. Semantisch ist dieser Anschluss recht einleuchtend, da viele Gewässernamen durch ihr Fließgeräusch motiviert wurden. M. Balzer schließt als ursprünglich namengebendes Fließgewässer die Bastau aus und vermutet vielmehr, dass der ON M. auf den älteren Namen der heutigen Stadtbeke – auch Mindenbeke genannt – zurückgeht (Balzer, Siedlungs- und Besitzvoraussetzungen S. 178 Anm. 94). Gegen G. Müller hat J. Udolph eingewandt, dass Namenparallelen zu dem Schallwortansatz G. Müllers fehlten. Deshalb schlägt er eine reduplizierende Wurzel indogerm. *me-me(n)th- ‚mischen, vermengen, quirlen‘ vor. Allerdings sei die einfache Wurzel indogerm. *me(n)th-/*mo(n)th- zwar einzelsprachlich bezeugt, aber nicht im Germ. Hier lässt sich nur eine Variante *mendh- aus anord. und aisl. mo˛ndull ‚Drehholz der Handmühle‘, nhd. Mandel, Mandelholz ‚Rollholz, walzenförmiges Holz‘ nachweisen. Dieser Ansatz deutet weniger auf den akustischen Eindruck des Wassers, sondern auf dessen strudelartige Bewegung hin (WOB 7 S. 288 f.). Ein früherer Vorschlag von B. Meineke, den sie aber aktuell nicht mehr vertritt, der Name könne vielleicht an eine germ. Basis *mend-/*mund- mnd. wedem, wedeme ‚Brautgabe, Morgengabe‘, in der kirchenrechtlichen Sprache auch übertragen auf die ‚Ausstattung einer Pfarre‘ oder das ‚Pfarrhaus‘ selbst), zweitens ebenfalls den as. Zahnreibelaut th enthält, der in den frühen Ortsnamenbelegen noch hätte erscheinen müssen (s. o.). Das Benennungsmotiv der Siedlung ist also der Brückendamm als Übergang über die Ems. Chr. Hoffmann, Markt – Lasch, Grammatik – DOB – Tiefenbach, Handwörterbuch. Dieser Abschnitt zur Erklärung des Namens zusammengefasst von Chr. Spannhoff.
II.1 W. liegt in der Niederung der oberen Ems im östl. Teil der Westfälischen Bucht zwischen Teutoburger Wald im Nordosten und Beckumer Bergen im Südwesten. Die Morphologie des Raumes wurde vor allem von den letzten Eiszeiten und dem Holozän geprägt. Entsprechend sind eiszeitliche Sandablagerungen und Flugsande bestimmend, die von der Ems und vom Teutoburger Wald der Ems zufließenden Bächen durchzogen werden. W. selbst entstand auf einer Sand-Niederterrasse, die eine Höhe von 74 m erreicht. Das Gebiet der Altstadt wird von der Ems und einem Nebenarm, dem so genannten Kalten Teich, umgrenzt.
(Rheda-) Wiedenbrück
Königshof ?
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Abb. 47: Wiedenbrück. Topogr. Karte 1 : 25.000
Kartographische Grundlage: Digitale Topographische Karte 1:25000, Land NRW 2021 (http://www.govdata.de/dl-de/zero-2-0); © Institut für vergleichende Städtegeschichte, Grafik: Th. Kaling
486
Wiedenbrück II.1–II.4
R. Lindemann, Der Kreis Gütersloh – Lage und Naturraum (Der Kreis Gütersloh. Hg. von R. Grothues u. a. = Städte und Gem. in Westfalen 11. 2009) S. 1–25 – K. Lynch, Stadtgeschichte S. 7 f.
II.2 W. entstand am namengebenden Emsübergang eines nach Nordosten verlaufenden Abzweigs des mittleren Hellwegs, der von Beckum und Stromberg kommend weiter über den Bielefelder Pass zur Porta Westfalica führte und dort den Anschluss an die Route von Minden in Richtung Magdeburg oder auch nach Norden fand. Über Beckum war W. zudem an die alte Straße von Osnabrück nach Soest angebunden. Von Norden querte ein Weg von Osnabrück bei W. die Ems, der weiter nach Paderborn bzw. – ohne den Fluss zu queren – auf dem westl. Emsufer bleibend über Lippstadt, Erwitte und Meschede nach Siegen verlief. Letzterer war vermutlich Teil eines in früher Zeit bedeutenderen Weges, der bei W. ebenfalls die Ems überschritt und von dort wie beschrieben nach Minden führte. Bruns-Weczerka, S. 402–419 sowie Karten 12 und 18.
II.3 Vergleichsweise früh erhält der Osnabrücker Bischof Drogo für W. 952 von Otto I. ein Markt-, Münz- und Zollprivileg (DO I Nr. 150). Wie weit das Privileg in unmittelbarer Folge nutzbar gemacht wurde, ist nicht festzustellen; eine Münzprägung der Osnabrücker Bischöfe in W. ist erst in den 1230er Jahren belegt. K. Kennepohl, Die Münzen von Osnabrück. Die Prägungen des Bistums und des Domkapitels Osnabrück, der Stadt Osnabrück sowie des Kollegiatstiftes und der Stadt Wiedenbrück (Veröff. des Museums der Stadt Osnabrück 1) 1938; Ndr. 1967, S. 3–6, S. 364 – P. Ilisch, Osnabrücker Münzen des Mittelalters. Mit einem Anhang von Bernd Kluge (Mercatum et Monetam. 1000 Jahre Markt-, Münz und Zollrecht in Osnabrück. Hg. von W. Schlüter = Schrr. zur Archäologie des Osnabrücker Landes 3. 2002) S. 235–250, hier S. 239 – Chr. Hoffmann, Markt – Reininghaus, Wirtschaft S. 974–980
II.4 Alte Komitats- und Pagusangaben fehlen. J. Prinz ordnete den Raum von W. einem von ihm nach F. Philippi als „Sinithi-Gau“ benannten, in der Überlieferung allerdings nicht belegten Pagus zu. A. K. Hömberg lehnte die These eines eigenen Pagus um W. dagegen ab. Die Verleihung des Forstbannes an Bischof Drogo durch Otto I. im J. 965 scheint den Raum um W. nicht umfasst zu haben. Grundlage für die
Wiedenbrück II.4–III.1
487
Herrschaftsbildung durch die Osnabrücker Bischöfe bildete das 1225 von Heinrich (VII.) an Bischof Engelbert von Isenberg verliehene Recht unter anderem auch das Wiedenbrücker Gogericht selbst mit einem Gografen zu besetzen (OUB 2 Nr. 200). J. Prinz, Territorium S. 42 f. – J. König, Reckenberg S. 1–3, 29–31 – Hömberg, Studien S. 78 – W. Seegrün, Anfänge S. 43 f. – Dasler S. 163–166
II.5 W. wird in der Forschung als Missionszelle des ausgehenden 8. Jhs. angesehen; sichere archäologische Hinweise für einen Kirchenbau datieren allerdings erst in das späte 9. Jh. Da insgesamt sichere archäologische Belege für eine Nutzung des Ortes im ausgehenden 8. Jh. bzw. frühen 9. Jh. fehlen, muss die Interpretation als Missionszelle zumindest als fragwürdig gesehen werden. Ebenso umstritten ist, ob W. ursprünglich zum Bistum Osnabrück gehörte oder erst im Laufe der ersten Hälfte des 9. Jhs. an dieses gelangte. Dies fügt sich durchaus zu neueren Überlegungen zur Entstehung der sächsischen Bistümer, die deren feste Etablierung ohnehin erst im Verlauf der ersten Hälfte des 9. Jhs. sehen. Als gesichert gilt dagegen, dass W. seit der Mitte des 9. Jhs. zu den vier bischöflichen Kapla neien des Bistums zählte, deren Pfarrstellen Domherren vorbehalten waren, die hier seit dem HochMA auch die Archidiakonatsrechte wahrnahmen. Auf die Zugehörigkeit des Raumes um W. zum Bistum Osnabrück in der zweiten Hälfte des 9. Jhs. verweist auch die Gründung des Kanonissenstiftes Herzebrock im J. 860 oder bald darauf, das dem Schutz des Osnabrücker Bischofs unterstellt wurde. J. Prinz, Territorium S. 49 f. – J. König, Reckenberg S. 2 f. – Hömberg, Studien S. 78 – W. Seegrün, Anfänge S. 43 f. – B. Schmidt-Czaia, Kollegiatstift S. 20–23 – U. Lobbedey, Frühgeschichte S. 210–212 – E. Klueting, Herzebrock S. 47–52 – Kölzer, Anfänge – Vogtherr, Visbek
III.1 Aus dem unmittelbaren Stadtgebiet von W. liegen keine Hinweise für eine vorund frühgeschichtliche Besiedlung vor, die auf eine Siedlungskontinuität bis in vorkarolingische Zeit verweisen könnten. Für die in das J. 785 gesetzte Gründung einer Missionskirche in W. liegen weder archäologische noch schriftliche Belege vor. Insgesamt ist die schriftliche Überlieferung für W. bis zum Ende des 12. Jhs. ausgesprochen dünn, so dass sich Aussagen zur Entwicklung des Ortes praktisch nur auf die archäologischen Befunde gründen lassen. Die bislang ältesten datierbaren Funde innerhalb des späteren Stadtgebietes reichen in das 9. Jh.
488
Wiedenbrück III.1
zurück. Für eine frühe Entstehung noch im ausgehenden 8. Jh. könnte zwar die strategische Lage am Emsübergang sprechen, dies allein ist aber kaum eine hinreichende Begründung. Der älteste archäologische Befund ist ein gerader ostwestl. verlaufender Spitzgraben nördl. des Kirchplatzes von 5 m Breite und 1,3–1,4 m Tiefe, der auf einer Länge von 50 m erfasst wurde und anhand von Keramikfunden in das 9. Jh. datiert wird, vielleicht aber noch aus dem ausgehenden 8. Jh. stammen könnte. Seine Aufgabe erfolgte spätestens im 10. Jh., als er von einem Baumsargfriedhof überlagert wurde. U. Lobbedey, Basilika – Ders., Aegidiuskirche S. 17–32 – Ders., St. Aegidius S. 6–10 – K. Lynch, Stadtgeschichte S. 8–12 –Hömberg, Studien S. 78 – G. Isenberg, Rheda-Wiedenbrück (Kirchplatz) (AFWL 2. 1984) S. 233–235 – U. Lobbedey, Der Kirchenbau im sächsischen Missionsgebiet (Kat. Paderborn 1999) S. 498–511 – M. Wintergerst, Franconofurd 1 S. 67–72
Auf die weitere Entwicklung von W. verweist ein jüngerer Spitzgraben, der den Baumsargfriedhof durchschnitt und wohl noch im ausgehenden 11. Jh. aufgegeben wurde. Die Anlage des 5,5–6 m breiten und 1,5 m tiefen und wohl wenigstens einmal erneuerten Grabens wäre demnach stratigraphisch noch in das 10. Jh. oder in das 11. Jh. einzuordnen. Wie für den älteren Spitzgraben liegen keine Befunde für eine zusätzliche Befestigung in Form eines Walles oder einer Palisade vor. Auffällig ist der Verlauf des Grabens entlang der viertelkreisförmigen Nordgrenze des Kirchhofes. Nach seiner Verfüllung fiel die südl. Grabenhälfte an den Friedhof, während der nördl. überbaut wurde. Der auf über 50 m Länge erfasste Grabenverlauf lebte als eine dauerhafte Rechtsgrenze zwischen geistlichem und weltlichem Bereich fort. Der dem Verlauf nach zu erwartende Anschluss des Grabens an den „Kalten Teich“ östl. der Aegidiuskirche war allerdings nicht zu fassen. Ein Gegenstück zu dem Graben nördl. des Kirchhofes könnte ein in einer Baugrube südl. des Marktes beobachteter Spitzgraben von gut 6 m Breite gebildet haben, der mangels Kooperation des Bauträgers aber nicht untersucht werden konnte. Der umfriedete Bereich hätte dann eine Nord-Süd-Ausdehnung von gut 150 m umfasst, östl. hätte der als „Kalter Teich“ bezeichnete Emsarm eine natürliche Grenze geboten, wie die Ems auf der Westseite. Schon der Baumsargfriedhof des 10. Jhs. reichte westl. bis wenigstens zur Westseite der Langen Straße. Jünger als die Anlage des Friedhofes ist ein massives Steinfundament von 1 m Stärke, das auf Höhe der Aegidiuskirche und in deren Flucht die Lange Straße vermutlich vollständig querte und eine Länge von 17 m aufgewiesen haben könnte. Dazu gehörte möglicherweise eine 1980 bei Bauarbeiten einige Meter weiter nördl. beobachtete Mauer vergleichbarer Art. Das frühestens im Verlauf des 10. Jhs. errichtete, anscheinend auffällig große Bauwerk ist also älter als der wohl noch im 12. Jh. angelegte heutige Verlauf der Langen Straße. Die bislang nur groben Datierungen lassen es kaum zu, den Ausbau und die Befestigung des Ortes mit der Verleihung des Markt-, Münz- und Zollrechtes an den Osnabrücker Bischof Drogo durch Otto I. im J. 952 zu verbinden. Die im
Wiedenbrück III.1
489
Vergleich zu den zeitgenössischen Pfarr- und adligen Eigenkirchen herausragende Ausführung von St. Aegidius als dreischiffige Basilika, das auffällig frühe Marktprivileg sowie die in den Jahren oder Jahrzehnten darauf folgende Befestigung mit einem Spitzgraben verweisen aber insgesamt auf einen auffälligen Ausbau des Ortes und damit auf eine zentralörtliche Funktion von W. im 10. Jh. Spätestens seit der Mitte des 10. Jhs. steht der Osnabrücker Bischof hinter dem Ausbau, während seine Rolle bzw. die Mitwirkung anderer für den ersten Kirchenbau bzw. eine mögliche Stiftsgründung offenbleiben muss. Unklar bleibt die Lage und Ausdehnung der zu dem großen Friedhofsbereich gehörenden Siedlung, da bislang Befunde zu einer frühen Bebauung fehlen. Der den Friedhof durchschneidende Spitzgraben des 10. Jhs. wird nur den engeren Bereich um die Kirche (und bischöflichen Hof?) gesichert haben. Ein früher Siedlungsbereich wird traditionell am Emsübergang vermutet, archäologische Hinweise darauf fehlen aber mangels dortiger Grabungen; anzunehmen ist – auch im Vergleich zu anderen frühen Zentren – eine eher offene Siedlungsstruktur. Die schriftliche Überlieferung zu W. fällt nach dem Besuch von Otto III. im J. 985 für zwei Jahrhunderte aus, die archäologischen Befunde lassen eine weitere Entwicklung aber in ausreichender Deutlichkeit erkennen. Nach der Aufgabe des Spitzgrabens im ausgehenden 11. oder spätestens im frühen 12. Jh. kann von einer Ausdehnung des Siedlungsbereiches nach Norden bis zum Kalten Teich hin ausgegangen werden. Südl. des Marktes zeigte sich entlang der Ostseite der Langen Straße auf halber Länge bis zum Klingelbrink eine lehmige Abfall- / Auffüllschicht mit Fundgut des späten 11. / frühen 12. Jhs. Ebenfalls in diesen Zeitraum fällt eine westl. davon beobachtete Brandschicht am Mühlenwall in Nähe zur Emsniederung. Unklar bleibt für den Bereich südl. des Marktes, ob hier eine Planierung für eine Siedlungserweiterung oder ein Wiederaufbau nach einer Zerstörung bzw. eine Neustrukturierung im bestehenden Siedlungsareal erfolgte. Zeitlich könnten diese Maßnahmen mit einer Brandzerstörung der Basilika von St. Aegidius zusammenfallen, die ebenfalls in das ausgehende 11. oder frühe 12. Jh. gesetzt wird. Zu bedenken ist aber, dass die Ablagerung von Abfall- / Auffüllschichten nicht notwendig eine direkt folgende Bebauung bedeuten muss. Sicher erst in das 12. Jh. fallen Keramikfunde aus Verfüllungen an der östl. Ecke von Klingelbrink und Kirchstraße von einer Hausstätte, die später als Klosterhof des Zisterzienserklosters Marienfeld diente. Spuren einer hochmittelalterlichen Nutzung fanden sich im Südosten der Altstadt W. auf dem Gelände des ehemaligen Ravensbergischen Haupthofes Schönhof, der vermutlich erst mit der Anlage der Burg Reckenberg vor 1250 in die Befestigung integriert wurde. Die Datierung fällt aber wiederum nur grob zwischen das späte 10. oder frühe 12. Jh. In die Jahre kurz vor 1250 dürfte auch die Anlage einer ebenfalls durch Graben befestigte Neustadt im Nordosten der Altstadt um die Kirche herum angesetzt werden. Eine Befestigung der Gesamtstadt W. ist dann für die zweite Hälfte des 13. Jhs. anzunehmen, wie archäologische Funde zeigen.
490
Wiedenbrück III.1–III.2
Eine nur in Abschrift des 18. Jhs. überlieferte Urk. nennt erstmals für 1185 cives in W. (F. Flaskamp, Alter S. 353 f.), 1189 werden die Schöffen des dortigen Gerichtes erwähnt (OUB 1 Nr. 398), 1212 dann sicher cives (OUB 2 Nr. 51) sowie 1213 judices, scabini et cives (OUB 2 Nr. 56); 1216 wird W. als oppidum bezeichnet (OUB 2 Nr. 68), ein Stadtsiegel ist für 1219 belegt (Die Westfälischen Siegel des Mittelalters II.2. Bearb. von G. Tumbült. 1887 S. 8, Taf. 74,5). G. Isenberg, Rheda-Wiedenbrück (Ratsherrenwiese) (AFWL 4. 1986) S. 350–366 – H.W. Peine, Rheda-Wiedenbrück (Wiedenbrück-Mühlenwall) (AFWL 5. 1987) S. 662–665 – O. Ellger, Rheda-Wiedenbrück (ehem. Schönhofgelände) (AFWL 6A. 1990) S. 257–260 – Ders., Rheda-Wiedenbrück (Wiedenbrück, Kirchstraße) (AFWL 7. 1992) S. 188 f. – Ders., Lange Straße 39 (AFWL 7. 1992) S. 189 f. – W. Melzer, Rheda-Wiedenbrück (Wiedenbrück) (AFWL 8A. 1992) S. 190 – O. Ellger, Rheda-Wiedenbrück (Klingelbrink 10) (AFWL 9A. 1997) S. 286 f. – Ders., Archäologische Untersuchungen auf dem Geländes des Schönhofes in Wiedenbrück (Beiträge zur Volkskunde und Hausforsch. 3. 1988) S. 97–112, hier S. 107–110 – B. Schmidt-Czaia, Kollegiatstift S. 23–34 – U. Lobbedey, Basilika – Ders., Aegidiuskirche S. 19–23 – Ders., St. Aegidius S. 4–6 – Ders., Frühgeschichte – K. Lynch, Stadtgeschichte S. 7–17 – Th. Pogarell – C. Kneppe, Die Stadtbefestigung von Wiedenbrück im Fokus archäologischer Untersuchungen (AiWL 2016. 2017) S. 127–131
III.2 Von Teilen der Forschung wird die Existenz eines Königshofes in W. erwogen, für den jedoch allein der Aufenthalt Ottos III. und Theophanus im J. 985 als Beleg herangezogen werden kann. Ausgehend von dem Markt-, Münz- und Zollprivilegs von 952 ist dagegen ein Hof des Osnabrücker Bischofs in W. anzunehmen. Angesichts der dünnen Überlieferung sind Aufenthalte der Osnabrücker Bischöfe in W. allerdings erst 1212 für Gerhard von Oldenburg (OUB 2 Nr. 51), 1219 für Adolf von Tecklenburg (OUB 2 Nr. 107: in W i s k e juxta Widenbrug) sowie 1233 und 1236 für Konrad von Velber belegt (OUB 2 Nr. 300: Widenbrugge in atrio ecclesie, Nr. 344, 345). In den 1230er Jahren könnte aber die 1250 erstmals genannte Osnabrücker Stiftsburg Reckenberg bereits in W. bestanden haben. Für den Besuch Ottos III. und Theophanus im J. 985 ist daher von einer Gastung seitens des Osnabrücker Bischofs Dodo II. (978–996) auszugehen. F. Flaskamp, Otto III. S. 457 – U. Lobbedey, Frühgeschichte S. 212 – B. Schmidt-Czaia, Kollegiatstift S. 22 – J. Hallenkamp-Lumpe, Mit dem Fahrstuhl in die Stadtgeschichte. Grabung im Alten Rathaus von Wiedenbrück (AiWL 2016. 2017) S. 187–190
Wiedenbrück IV–V.1
491
IV Belege für einen bischöflichen Hof oder eine Pfalz, die zu Beherbergung gedient haben könnte, liegen nicht vor. Wie weit die auf einen massiven und großen, grob in das 10. bis 12. Jh. zu datierenden Bau verweisenden Befunde in der Langen Straße westl. von St. Aegidius zu einem bischöflichen Gebäudekomplex gehört haben könnten, ist zur Zeit nicht zu bestimmen. O. Ellger, Lange Straße 39 S. 189 f. – U. Lobbedey, Frühgeschichte S. 212
V.1 985 September 2 1 Zuletzt am 25. August in Nimwegen, dann vermutlich über Soest nach W., danach Ende September zum Hoftag in Bamberg. Otto III. bestätigt auf Wunsch der Kaiserin Theophanu dem Frauenkloster Meschede auf Grund der Verfügungen seiner Vorgänger das Wahlrecht und verleiht ihm die Immunität. Nur der von der Äbtissin erwählte Vogt soll die Gerichtsbarkeit ausüben. … qualiter nos dilecta genitrix nostra Theophanu imperatrix augusta pro so roribus Messchete … adiit, rogatura quatenus per cartam ex nostre maiestatis auctoritate conscriptam potestates ac iura a serenissimis impertoribus, avo vi delicet nostro … Ottone et a equivoco eius parente nostro, sibimet perdonata … concederemus. Cuius iuste peticioni … consentientes hoc … preceptum … notari iussimus, quo … quotienscumque … sors mortis ordinem prefecture mutaverit, liberam inter se habeant dignam quamcumque eligendi potestatem. Insuper … tale beneficium concedimus ut nullus iudex … in predicte ecclesie loca … iudi tiariam exercere presumat severitatem, nisi quem ipsa prelibati monasterii ab batissa elegerit advocatum. Anwesend: König Otto III. und Kaiserin Theophanu. actum Widenbrugga DO III 20, cop. s. XVI. Reg. Imp. 2/3 Nr. 976 – Uhlirz, Otto III S. 63 F. Flaskamp rekonstruierte – allerdings ohne nähere Belege – einen Weg von Nimwegen über Emmerich, Münster und Warendorf nach W. und von dort über Erwitte und Paderborn weiter Richtung Bamberg. Angesichts der Urkundenausstellung zugunsten des Stiftes Meschede ging er auch von einem längeren Aufenthalt aus. Ein Zug über Osnabrück erscheint aufgrund des deutlich längeren Weges innerhalb der verfügbaren Reisezeit eher unwahrscheinlich. F. Flaskamp, Otto III. S. 456
492
Wiedenbrück V.9
V.9 Die Aegidiuskirche in W. ist vermutlich schon 1185 über Nennung eines Daniel decanus in Wiedenbrügge in einer Abschrift des 18. Jhs. (F. Flaskamp, Alter S. 353 f.), sicher aber 1201 wiederum mit dem Dechanten Daniel von W. sowie dem Kaplan Andreas bezeugt (OUB 2 Nr. 8). Das Aegidien-Patronat ist erst 1259 zusammen mit dem Nebenpatron Karl d. Gr. anlässlich der Erhebung zum Kollegiatstift belegt (OUB 3 Nr. 214). Archäologische Untersuchungen unter der Leitung von U. Lobbedey erbrachten 1970 wesentliche Einblicke in die Baugeschichte. Der älteste im Grundriss nachgewiesene Bau ist eine dreischiffige Basilika, an deren Langhaus ein ebenso breites Querhaus anschloss. Den östl. Abschluss bildeten drei Apsiden, von denen die mittlere größer und nach außen hin rechteckig gestaltet war. Mit einer Länge von 29 m und einer Breite von 14,5 m war der Bau nicht auffällig groß, hob sich in seiner Gestalt als Querhausbasilika aber deutlich von bekannten und vergleichbaren zeitgenössischen Kirchen jenseits der Bischofssitze und bedeutenderen Stiftskirchen ab. Mit dem durchgeschobenen Querhaus und fehlendem Chorraum ähnelt der Bau der Basilika von St. Laurentius in der Pfalz Tribur und deren Vorbild St. Salvator (geweiht 855) als Stiftskirche der Frankfurter Pfalz. Dazu fügt sich, dass die Datierung der Basilika in W. angesichts der Bauausführung frühestens in die zweite Hälfte des 9. Jhs. gesetzt wird. Da zwei unmittelbar an ihre Nordwestecke anschließende Baumsarg gräber dendrochronologisch um 915 bzw. um 935 datieren, wird die Kirche aber spätestens um 900 errichtet worden sein. Wohl noch im Verlauf des 10. Jhs. ist die dreischiffige Kirche, möglicherweise nach einer Brandzerstörung, abgetragen und in gleicher Form wieder aufgebaut worden. Ein Neubau in veränderter Form folgte, nachdem die Basilika Ende des 11. Jhs. oder im 12. Jh. durch Brand zerstört worden war. Errichtet wurde nun eine einschiffige Saalkirche von 34,5 m Länge und 12,5 m Breite, deren Chor um Mauerstärke eingezogen war. Hinzu kam noch ein etwa 8 m Weite messender Westturm. Der Neubau entsprach in seiner Gestalt den zeitgenössischen Landkirchen, übertraf sie aber in der Größe. Um die Mitte des 13. Jhs. wurde im Zusammenhang mit der Einrichtung des Kollegiatstiftes der Chor abgebrochen und das noch heute bestehende Querhaus mit einem langen Chor errichtet. Das Langhaus wurde ab 1502 durch einen spätgotischen Hallenbau ersetzt. Unklar bleibt die Frage nach einer älteren, bis in das ausgehende 8. Jh. zurückreichenden Vorgängerkirche, die mit der Identifizierung von W. als karolingischer Missionszelle postuliert wird. Ihre Existenz im Bereich der heutigen Aegidienkirche ist zwar nicht auszuschließen, das Fehlen von eindeutigen Funden des ausgehenden 8. oder frühen 9. Jhs. lässt die These der frühen Missionskirche aber als schwach begründet erscheinen. Infrage gestellt wäre damit auch die Überlegung, W. sei als ursprüngliches Missionsgebiet eines der frühen Bischöfe im Verlauf der ersten Hälfte des 9. Jhs. an das Bistum Osnabrück gelangt. Umso auffälliger und bislang noch erklärungsbedürftig ist angesichts der unklaren Frühzeit der Bau
Wiedenbrück V.9–IX.2
493
der dreischiffigen Basilika des ausgehenden 9. Jhs., die von U. Lobbedey in den Kontext eines Königshofes gestellt wurde. Gerade im Vergleich zu anderen zeitgenössischen Stiftskirchen, auch in der näheren westfälischen Umgebung, wirft der archäologische Befund aber eher noch die Frage einer fehlgeschlagenen bzw. später eingegangenen Stiftsgründung in W. auf. U. Lobbedey, Basilika – Ders., Aegidiuskirche S. 17–32 – Ders., St. Aegidius S. 6–10 – K. Lynch, Stadtgeschichte S. 8–12 – B. Schmidt-Czaia, Kollegiatstift S. 20–23 – Hömberg, Studien S. 78 – G. Isenberg, Rheda-Wiedenbrück (Kirchplatz) (AFWL 2. 1984) S. 233–235 – U. Lobbedey, Der Kirchenbau im sächsischen Missionsgebiet (Kat. Paderborn 1999) S. 498– 511 – M. Wintergerst, Franconofurd 1 S. 67–72
VIII Die Verkehrslage lässt eine Nutzung von W. als Station des Hofes zwar möglich erscheinen, vorher und nachher sind aber keine königlichen Aufenthalte belegt. F. Flaskamp, Otto III.
IX.1 F. Jostes, Die Kaiser- und Königs-Urkunden des Osnabrücker Landes in Lichtdruck hg. 1899
IX.2 O. Ellger, Rheda-Wiedenbrück (Wiedenbrück, Lange Straße 39) (AFWL 7. 1992) S. 189 f. F. Flaskamp, Das Alter der Stadt Wiedenbrück (WZ 110. 1960) S. 351–356 Ders., König Otto III. in Wiedenbrück. Ein Beitrag zur Liste der westfälischen Königshöfe (WZ 113. 1963) S. 455–458 Chr. Hoffmann, Markt, Münze und Zoll zu Wiedenbrück. Die Urkunde König Ottos I. für den Osnabrücker Bischof Drogo vom 7. Juni 952 (OsMitt 108. 2003) S. 11–31 E. Klueting, Das Bistum Osnabrück. 1: Das Kanonissenstift und Benediktinerinnenklosters Herzebrock (Germania Sacra NF. 21) 1986 J. König, Das Fürstbischöflich-Osnabrückische Amt Reckenberg in seiner territorialen Entwicklung und inneren Gestaltung. 1939 U. Lobbedey, Eine spätkarolingische Basilika unter der Aegidiuskirche in Wiedenbrück / Westfalen (Kunstchronik 25. 1972) S. 270 f. Ders., Zur Frühgeschichte der Stadt Wiedenbrück. Eine Skizze anhand von Grabungsbefunden 1978/1979 (Westfalen 61. 1983) S. 210–215 Ders., So entstand die Aegidiuskirche (1200 Jahre Christengemeinde in Wiedenbrück. Hg. von der Pfarrgemeinde St. Aegidius zu Wiedenbrück) 1985 S. 14–39 Ders., St. Aegidius zu Wiedenbrück (Westfälische Kunststätten 49) 1987 K. Lynch, Stadtgeschichte anhand archäologischer Fundstellen (Archäologische Bestandserhebung im historischen Stadtkern Wiedenbrück. Hg. von J. Eberhardt und N. Schönde-
494
Wiedenbrück IX.2–IX.4
ling = Angemerkt – Thesen, Skizzen und Zwischenberichte zur Baugeschichte und Denkmalpflege 6. 2002) S. 7–17 B. Meineke, Art. Rheda-Wiedenbrück (DOB) S. 521 J. Prinz, Das Territorium des Bistums Osnabrück (Studien und Vorarbeiten zum historischen Atlas Niedersachsen 15) 1934 B. Schmidt-Czaia, Das Kollegiatstift St. Aegidii et Caroli Magni zu Wiedenbrück ( 1265–1650) (Osnabrücker Geschichtsquellen und Forsch. 33) 1994 W. Seegrün, Die Anfänge des Bistums Osnabrück im Lichte neuerer Forschungen (OsMitt 85. 1979) S. 25–48 M. Wintergerst, Franconofurd 1. Die Befunde der karolingisch-ottonischen Pfalz aus den Frankfurter Altstadtgrabungen 1953–1993 (Schrr. des Archäologischen Museums Frankfurt 22/1) 2007
IX.3 Topogr. Karte 1 : 25.000 Bl. 4115 Rheda-Wiedenbrück Deutsche Grundkarte 1 : 5000 Bl. 4115,24 Wiedenbrück J. W. du Plat, Die Landesvermessung des Fürstbistums Osnabrück 1784–1790 Bd. 7: Das Amt Reckenberg. Bearb. von G. Wrede (Osnabrücker Geschichtsquellen 6) 1966 C. L. Reinhold, Plan und Gesamtbild der Fürstbischöflich-Osnabrücker Residenzstadt Wiedenbrück. Ihre Festungswerke und Tore, Straßen und Plätze, Kirchen und Klöster, Kapellen und Bildstöcke, öffentliche Gebäude und Bürgerhäuser, des Amtshauses Reckenberg mit zugehörigem Grundbesitz, die Fürstbischöfl.-Osnabrücker Renthäuser, Rentgärten und Rentäcker, die Osnabrücker, Ravensberger, Tecklenburger Lehenshäuser und Lehensgüter, sowie die gesamten Feldmark, auch die angrenzenden Gebiete des Kirchspiels St. Vit, die Bauerschaften Steppentrup, Batenhorst, Röckinghausen, Lintel und die Stadt Rheda, aufgenommen im Sommer 1766. Hg. von F. Flaskamp (Quellen und Forsch. zur Natur und Geschichte des Kreises Wiedenbrück) 1938 Urkataster Stadt Wiedenbrück (Kreisarchiv Gütersloh) 1822
IX.4 M. Merian, Topographia Westphaliae. 1647 Nr. 572 C. L. Reinhold, Plan Nr. 579 Westfalia Picta 7: Minden-Ravensberg. 2002 S. 400–408
Karsten Igel
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Anzahl der Königsaufenthalte in Westfalen Niedersachsen Ha se
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bearbeitet nach Schema A Königsgut bearbeitet nach Schema B Bischofssitz / Bischofsgut Orientierungsort Kloster / Stift (Stand 2014) Staatsgrenze Staatsgrenze Landesgrenze(Stand (Stand2021) 2014) Landesgrenze (Stand alte Fernwege (n. A. K.2021) Hömberg) vermutete Kartographie: Th. KalingReisewege (2014) Kartographie: Th. Kaling (2021) © Institut für vergleichende Städtegeschichte © Institut für vergleichende Städtegeschichte
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Abb. 48: Zwischenbilanz. Übersichtskarte zu den Königsaufenthalten in Westfalen
Wege – Orte – Aufenthalte Eine Zwischenbilanz von Manfred Balzer1
Einleitung Der Abschluss des Teilbandes Westfalen des Repertoriums der deutschen Königspfalzen gibt Anlass, einige der Ergebnisse der Ortsartikel über die 15 für Westfalen bezeugten königlichen Aufenthaltsorte zu vergleichen und in einer ersten Auswertung zusammenfassend darzustellen. Vorab sei generell festgehalten, dass bei der Bewertung dem Großen Hellweg eine besondere Bedeutung zukommt; denn diese alte Verbindungsachse vom Rhein zur Weser und weiter zur Elbe besaß fast ein Alleinstellungsmerkmal als Reiseweg für die Könige in Westfalen. Darüber hinaus ist für die Aufenthaltsstatistik an den einzelnen Itinerarorten der Wandel in der königlichen Gastungspolitik wesentlich. Es ist der auch andernorts beobachtete Wechsel von einer Dominanz des Königsgutes bei der Versorgung des Hofes bis zum Ende des 10. Jhs. zu einer Politik, bei der seit dem 11. Jh. die Reichskirche einen großen Teil der Lasten übernahm, so dass in Westfalen mit seinem relativ geringen Königsgut Bischofssitze und Abteien im Itinerar in den Vordergrund treten. Metz, Servitium Regis bes. S. 87 ff. – Brühl, Fodrum 1 S. 124–130 – Zotz, Gegenwart S. 355 hat mit Verweis auf J. Fleckenstein den Beginn intensiverer Nutzung des Reichskirchengutes schon für Otto III. angesetzt. Ebenso schon Keller, Reichsstruktur S. 86 bzw. S. 57, der „die Verlagerung der Regierungstätigkeit und Herrschaftsrepräsentation auf die Bischofsstädte schon durch Otto III.“ betont. Müller-Mertens-Huschner S. 352 f. bestätigen für die Zeit Konrads II. den generellen „Wandel der Gastungsgewohnheiten“ hin zu einer Verlagerung der 1 Teile des Textes wurden bereits am 6. Februar 2015 im Freitagskolloquium des Instituts für vergleichende Städtegeschichte in Münster zur Diskussion gestellt. – Ich bin dankbar und froh, dass mit diesem Text, dem Art. Paderborn und der Mitherausgeberschaft an diesem Bd. meine mehr als 50jährige Beschäftigung mit Paderborn und den anderen Aufenthaltsorten in Westfalen einen beglückenden Abschluss findet.
Wege – Orte – Aufenthalte
497
Regierungstätigkeit auf die Bischofsstädte, differenzieren aber dahingehend, dass in den alten „Zentralräumen“, z. B. „Ostsachen-Thüringen“, die Pfalzen Hauptorte vor den Bischofssitzen blieben.
Grundlegend und für die weiteren Abläufe entscheidend ist die Phase von Eroberung und Missionierung Sachsens durch Karl d. Gr. im letzten Viertel des 8. Jhs. Sie diente dem Aufbau königlicher Machtgrundlagen in einem bis dahin kaum herrschaftlich strukturierten heidnisch-archaischen Gebiet und der Schaffung neuer Zentren, vor allem des Pfalzortes und Bischofssitzes Paderborn, aber auch der übrigen westfälischen Bistümer. Im 10. Jh. nutzten die Ottonen, wie gesagt, bevorzugt das noch vorhandene Königsgut, wodurch vor allem Dortmund der wichtigste Aufenthaltsort wurde. Erst mit dem Regierungsantritt Heinrichs II. im J. 1002 wurden dann die Bischofssitze Minden, Münster und erneut Paderborn sowie weiterhin das Reichskloster Corvey und das Reichsstift Herford stärker in das Itinerar eingebunden, d. h. das servitium regis der Reichskirche war jetzt für den reisenden Hof die wichtigste Grundlage der Regierungstätigkeit in Westfalen. Seit der späteren Salierzeit tritt aufgrund der Sachsenkriege Heinrichs IV., der Parteiungen des Investiturstreits und der Auseinandersetzungen in den Anfängen der Regierungszeit Heinrichs V. Westfalen – außer Münster – in der Aufenthaltsstatistik deutlich zurück. Lothar III., zugleich Herzog von Sachsen, begegnet als König auffallenderweise nur in Corvey, d. h. an der ‚neuen‘ Wesergrenze zwischen Westfalen und dem übrigen Sachsen. Selten bleiben die Aufenthalte der Staufer. S. Tab. 1 – Zur Bedeutung der Kirchenorganisation hier nur J. Ehlers, Das früh- und hochmittelalterliche Sachsen als historische Landschaft (Papstgeschichte und Landesgeschichte. Festschr. für Hermann Jakobs zum 65. Geb. Hg. von J. Dahlhaus und A. Kohnle. 1995) S. 17–36, S. 25–28, S. 30 f., S. 36 – Ehlers, Integration passim – Ders., Totam provinciam illam in parochias episcopales divisit. Erschließung des Raumes durch die Kirche am Beispiel Sachsens (Kat. Paderborn 2013 1) S. 330–340, bes. S. 333 f. Als Örtlichkeiten mit zentraleren Funktionen – sieht man von dem umstrittenen Marklo ab – sind bisher nur einzelne Burgen erkennbar: Langen, Befestigungen S. 181–211 – M. Becher, Glück und Unglück der Sachsen: Marklo an der Weser und Verden an der Aller (Erinnerungsorte – Erinnerungsbrüche. Mittelalterliche Orte, die Geschichte mach(t)en. Hg. von F. Meier und R. H. Schneider. 2013) S. 179–192, S. 184–188. Für M. Springer, Fragen an das altsächsische Recht S. 290, dem ich bei der völligen Negation nicht zustimmen kann, „bildet die jährliche Versammlung der sächsischen Satrapen zu Marklo eine Erdichtung“ seitens „des Schöpfers des Lebuin-Lebens“. Siehe auch die abwägende Darstellung bei A. Lampen, Fränkische Expansion und sächsischer Widerstand – Westfalen im 8. und 9. Jahrhundert (805: Liudger wird Bischof) S. 21–28, S. 23 – C. Ehlers, Between Marklo and Merseburg: Assemblies and their Sites in Saxony from the Beginning of Christianization and the Time of the Ottonian Kings (Journal of the north atlantic. Special volume 8. 2015) S. 134–140, hier S. 134–136 rechnet mit sächsischen Versammlungen vor der Eroberung, „yet the exact location remains unidentified“ (S. 135). – Rembold, Conquest S. 134–137 folgt Springer (s. o.). Zur Diskussion über ältere „Vororte“ / „zentrale Orte“ H. Steuer, Zur Archäologie der Städte in Nordwestdeutschland westl. der Elbe. Grundlagen und Anfänge der Stadtentwicklung (Stadtarchäologie in Norddeutschland westlich der Elbe. Hg. von dems. und G. Biegel = Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters. Beih. 14. 2002) S. 9–35, hier bes. S. 16 f., S. 27 – Ders., The Beginnings of Urban Economies among the Saxons (The Continental Saxons) S. 159–181 – Balzer, Siedlungs- und Besitzvoraussetzungen S. 161 f. – Ders., Frühe Stadtbildung S. 59. Vgl. die
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Wege – Orte – Aufenthalte
Diskussion zwischen B. Ludowici, Overland routes as markers for central places: The Hellweg between Rhine and Elbe (Trade and communication Networks of the First Millenium AD in the northern part of Central Europe: Central Places, Beach Markets and Trading Centers. Hg. von ders. u. a. = Neue Studien zur Sachsenforsch. 1. 2010) S. 335–340 und V. Hilberg, Overland routes, transport and power. Some comments on: Overland routes as markers for central places. The Hellweg between Rhine and Elbe (ebd.) S. 341–344, der widerspricht. Zu den Itinerarorten des westl. Hellwegabschnitts R. Kaiser, Das Ruhrgebiet im Itinerar der früh- und hochmittelalterlichen Könige (Vergessene Zeiten 2) S. 12–19 und ders., Der Hoftag in Steele (938) (ebd.) S. 20–22 – E. Müller-Mertens, Wege der Mächtigen S. 140–144, betont S. 141, dass der Hellweg seit 1138 nicht mehr „Reichsachse“ war, man sei von Süden an den Niederrhein und zurück bzw. durch Hessen direkt nach Ostsachsen gereist.
1. „Westfalen“ als Bezugsrahmen für die Interpretation Der räumliche Zuschnitt der Bände des Repertoriums ist orientiert an den Grenzen der modernen Bundesländer. Der Landesteil Westfalen, das Verwaltungsgebiet des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe im Land Nordrhein-Westfalen, verdankt seine festen Grenzen weitestgehend der gleichnamigen preußischen Provinz, die 1815 nach dem Wiener Kongress gebildet wurde. Damals war „erstmals im geschichtlichen Verlauf überhaupt ein politisches Gebilde geschaffen, das den größten Teil der Landschaft Westfalens umfasste und den Namen Westfalen trug“. Daher sei zunächst gefragt, ob überhaupt und gegebenenfalls unter welchen Vorbehalten eine Auswertung allein der für diesen Landesteil erhobenen Daten sinnvoll und legitim sein kann. K. Ditt, Einleitung (Westfalen in der Moderne. 1815–2015. Geschichte einer Region. ³2015) S. 13 ff. – W. Kohl, Vorwort (Westf. Geschichte 1) S. VIII (Zitat)
Von historisch längster Dauer war in diesem Gebiet die kirchliche Organisation. Der Hellwegraum südl. der Lippe und das Mittelgebirge gehörten zum rechtsrheinischen Teil der Diözese Köln. Die Bistümer Münster, Osnabrück, das heute zu Niedersachsen zählt, und Minden – ebenfalls mit dem Teil östl. der Weser niedersächsisch – waren Kölner Suffragane. Paderborn im Südosten war als einziges der westfälischen Bistümer Suffragan von Mainz. Klueting, Bistumsgründungen S. 64–80; kommentierte Karten in Atlas zur Kirche in Geschichte und Gegenwart. Heiliges Römisches Reich – Deutschsprachige Länder. Hg. von E. Gatz. 2009 S. 88 f. (Köln), S. 106 (Minden), S. 107 f. (Münster), S. 112 (Osnabrück), S. 113 (Paderborn) und 1700 Jahre Christentum in Nordrhein-Westfalen. Ein Atlas zur Kirchengeschichte. Hg. von dems. und M. Albert. 2013 S. 24 f. („Mission“; mit farbiger Hervorhebung des „sächsischen Siedlungsgebietes in karolingischer Zeit“), S. 52 f. (Köln), S. 56 ff. (Minden), S. 60 f. (Paderborn)
Der Westfalen-Name galt nicht von vornherein für das gesamte heutige Westfalen. Im 8. Jh. waren die Westfalen die westlichste der drei sächsischen ‚Heerschaften‘ (herescephe, exercitus) der Westfalen, Engern und Ostfalen. Sie grenzten im
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Westen mit gewissem Abstand zu Issel bzw. Oude Ijssel und Rhein an das fränkische Niederrheingebiet bzw. Friesland. Die ebenfalls von Norden nach Süden orientierte Grenze zu den Engern, die auf beiden Seiten der Weser saßen, verlief so mitten durch das Untersuchungsgebiet, dass sie den Hellwegraum bei Werl schnitt und Soest, Paderborn, Herford, Minden, Corvey und die Eresburg engrisch waren, während Osnabrück, Münster und Dortmund in der westl. Heerschaft lagen. Bauermann, ‚herescephe‘ S. 38–68 mit drei Karten (S. 42, 43, 49), die im Ndr. fehlen: Bauermann, Elbe S. 1–23 – Hömberg, Westfalen S. 1–12 (mit der Karte S. 135) – J. Prinz, Der Zerfall Engerns S. 75–89 (Karte nach S. 112); auch die Kartenbeilage 2 bei Müller-Mertens, Reichsstruktur. Ausführliche weiterführende Diskussion dieser Dreiteilung bei M. Becher, Non enim habent S. 4, S. 18–31 bzw. S. 152–169; vgl. ders., Die Sachsen im 7. und 8. Jahrhundert. Verfassung und Ethnogenese (Kat. Paderborn 1999. 1) S. 188–194, hier S. 190–193. Weitestgehend zustimmend, aber mit eigenen Akzenten I. Wood, Beyond Satraps and Ostriches – R. Schieffer, Die Zeit des karolingischen Großreichs S. 55–57. Als Westgrenze werden die Grenzen der Bistümer Münster und Osnabrück zu der des Bistums Utrecht angenommen: Hömberg-Kirchhoff, Gaukarte; vgl. dazu für den Westteil Westfalens – bewusst ohne Eintragung kirchlicher Grenzen – Th. Bauer, Die mittelalterlichen Gaue (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande IV/9) 2000. Archäologisch ist die Westgrenze Sachsens im westl. Münsterland nicht zu fassen: Grünewald, Chamaven S. 72. Zum Problem ethnischer Deutung archäologischer Funde und Befunde (‚sächsisch‘ oder ‚fränkisch‘?) gerade in einem „Grenzraum wechselseitiger Einflüsse“ Peters, Gräberfeld S. 329 (Zitat), S. 337, S. 358–360. M. Becher vertritt im Anschluss an H. Aubin, Ursprung und ältester Begriff S. 18, 22 f., 27 die These, die Aufgliederung sei seit dem frühen 8. Jh. in der Auseinandersetzung mit den Franken entwickelt worden (S. 29 bzw. S. 166); auch R. Flierman, Saxon Identities. AD 150–900. 2017 S. 96 rechnet mit dem Zusammenschluss unter fränkischem Druck im 8. Jh. C. Ehlers, Wirkungsgeschichte S. 55, auch S. 76, formuliert zuletzt sogar: „Diese – wohlgemerkt fränkische! – ‚Dreiteilung‘ in den normativen Quellen wird im Jahr 775 erstmals in den Überlieferungssträngen der ‚Reichsannalen‘ sichtbar. Die dort wiedergegebene Einteilung dürfte auf Karl den Großen zurückgehen.“ Im vierten Kriegsjahr ist das allerdings höchst unwahrscheinlich, und generell ist zu betonen, dass die Dreiteilung älter gewesen sein muss und nicht rein militärisch begründet gewesen sein kann. Das eindeutig höhere Alter wird unterstrichen durch die Orientierung des West- bzw. Ostfalennamens an den Engern in der Mitte auf beiden Seiten der Weser und vor allem durch Differenzen im Recht, wie der in der Lex Saxonum (802) betonte Unterschied beim Erbrecht und der Zugewinngemeinschaft bei den Westfalen im Vergleich mit den beiden anderen zeigt (Lex Saxonum [MGH Fontes iuris 4] cap. 47 f., S. 29 f; relativierend M. Becher, Non enim habent S. 25 bzw. S. 161). Das eigene Recht als unterscheidendes Merkmal erscheint vielmehr als konstitutiv, wenn bis zum Ende des 12. Jhs. in Privaturk. zwischen westfälischem und engrischem Recht unterschieden wird: J. Prinz, Der Zerfall Engerns S. 81 f., 85, 107 mit Anm. 246 – G. Theuerkauf, Sachsenrecht im Übergang von der Lex Saxonum zum Sachsenspiegel (Die Salier und das Reich 3) S. 415–423, S. 416–418 (Belege), S. 421 f. (eheliches Güterrecht, Schuld- und Sachenrecht: „Die durch Widukind von Corvey nur angedeuteten Unterschiede des Rechts der sächsischen Heerschaften sind in der Lex Saxonum hinsichtlich der Mitgift ausgeführt“ [S. 421]); zu Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae I/14 auch I. Wood, Satraps and Ostriches S. 284 f. Auf „den weiten Komplex der Stammesgewohnheiten beim Grund- und Bodenrecht“ und seine Bedeutung im 10. und 11. Jh. verweist W. Giese, Reichsstrukturprobleme unter den Saliern – der Adel in Ostsachsen (Die Salier und das Reich 1) S. 273–308, S. 292 f. Distanzierter M. Becher, Die Auseinandersetzungen Heinrichs IV. mit den Sachsen. Freiheitskampf oder Adelsrevolte (Vom Umbruch zur Erneuerung? Das 11. und beginnende 12. Jahrhundert – Positionen der Forschung. Hg. von J. Jarnut und M. Wemhoff = MAStud. 13. 2006) S. 357–378, hier S. 360 f. – Zuletzt Springer, Sachsen S. 250–257, ders., Die Einteilung des alten Sachsens (Imperium und comitatus) S. 131–147 und
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ders., Fragen um das altsächsische Recht, der S. 298 f. mit Verweis auf die eherechtlichen Unterschiede einräumt: „Wir dürfen daraus (sc. der fehlenden politischen Einheit Sachsens vor der Eroberung) folgern, dass vor 772 nicht alle Sachsen nach demselben Recht lebten. Landschaftliche (!) Verschiedenheiten werden noch im Eherecht der Lex Saxonum fassbar“. Auch K. Kroeschell, recht unde unrecht der Sassen. Rechtsgeschichte Niedersachsens. 2005 S. 21 spricht von „Landschaften“: In den Sätzen zum Erb- und Ehegüterrecht werden „Rechtsunterschiede zwischen den einzelnen Landschaften und damit möglicherweise ältere Rechtszustände sichtbar“. – Wie wichtig einem Sachsen Bewahrung und Gebrauch der „ererbten Gesetze“ waren, unterstreichen die Verse des Poeta Saxo (MGH Poetae IV,1) S. 48, v. 18 ff., wenn er im Zusammenhang mit dem (fiktionalen) Frieden von Salz formuliert: Tum sub iudicibus, quos rex in poneret ipsis, / Legatisque suis permissi l e g i b u s uti / Saxones p a t r i i s et libertate honore … Zu dieser Stelle und der Lex Saxonum Th. Faulkner, Law and Authority in the Early Middle Ages. The Frankish Leges in the Carolingian Period. 2016 S. 61 f., S. 70–79; wegen des besonderen Eherechts bei den Westfalen rechnet er mit möglichem Einfluss grenzüberschreitenden Konnubiums zwischen Sachsen und Franken (S. 77); so auch Rembold, Conquest S. 113–116, S. 133. C. Ehlers, Recht und Raum. Das Beispiel Sachsens im frühen Mittelalter (Rechtsgeschichte 13. 2008) S. 12–24, hier S. 14 f. legt den Akzent nicht auf die ‚väterlichen Rechte‘, sondern auf die Verleihung durch Karl d. Gr. – Zuletzt haben D. Nösler und M. Kuhnert in ihrer breit angelegten Rezension zu Kat. Saxones 2019 (Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 88. 2019) S. 319–332 nicht nur Kritik an Ausstellungskonzept und Teilen des Katalogs geübt. Gestützt auf profunde archäologische Kenntnisse und mit dem Blick zu den Angelsachsen auf der britischen Insel sowie der Einbeziehung von Religion und Sprachzeugnissen, haben sie auch betont, dass „ein Ansatz, der die Existenz eines historischen sächsischen Stammes als ethnisch und kulturell abgrenzbaren Sozialverband negiert, als postmodernes Elaborat erscheint“ (S. 324). „Die ethnischen Bezeichnungen wie Thüringer oder Franken werden … häufig und ohne Identitätsdiskurs verwendet, man beschränkt sich nur darauf, den Sachsenbegriff zu dekonstruieren“ (S. 320).
Es darf allerdings bezweifelt werden, dass die sächsischen Heerschaften noch eine Relevanz für die Planung der Reisewege hatten und daher bei der Auswertung der Aufenthaltsstatistik zwischen den beiden Stammesprovinzen der Westfalen und Engern links der Weser zu unterscheiden ist. Denn wie die urkundlichen Zeugnisse belegen, bestanden sie zwar als Bereiche unterschiedener Landrechte durchaus noch bis in das späte 12. Jh. fort (s. o.), hatten aber schon im 9. Jh. angesichts der neuen Macht- und Organisationsstrukturen, vor allem der Grafschaftsverfassung, wohl keine politische Bedeutung mehr. Der Poeta Saxo betonte gegen Ende des Jhs. bei der Nennung der drei Heerschaften z. J. 772, mit der sein Text beginnt, dass zu seiner Zeit nur die Namen geblieben seien, während die „alte Kraft“ verging, wenn er dichtete: Nomina nunc remanent, virtus antiqua recessit (Poeta Saxo [MGH Poetae IV,1] S. 8 v. 28). Widukind von Corvey ging in seiner Sachsengeschichte ebenfalls nur noch im Rahmen der origo gentis, der Entstehung des Sachsenstammes, auf diese Personenverbände ein. Nach den Untersuchungen von J. Prinz „hat sich Engern schon im Hochmittelalter aufgelöst, … während Westfalen sich sogar bis zur Weser ausdehnen konnte“. Der „Name der Engern“ verschwand „und Westfalen wurde das Land zwischen Rhein und Weser“. Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae I/14 S. 23 f.: A tribus etiam principibus totius gen tis ducatus administrabatur, certis terminis exercitus congregandi potestate contenti, quos suis locis ac vocabulis novimus signatos, in orientales scilicet populos, Angarios atque Westfalos.
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„Auch wurde die militärische Führung des ganzen Stammes von drei Fürsten verwaltet, die sich mit der Macht, das Heer innerhalb bestimmter Fristen zusammenzurufen, begnügten; wir wissen, dass sie nach ihren Wohnorten und Namen als Ostfalen, Engern und Westfalen bezeichnet wurden“ (Übersetzung: E. Rotter – B. Schneidmüller, Widukind von Corvey. Res gestae Saxoniae. Die Sachsengeschichte = Reclams Universalbibl. 7699. 1981 S. 51). – J. Prinz, Der Zerfall Engerns S. 759 (Zitat) – P. Johanek, Auf der Suche nach Westfalen. Wandlungen im Bild einer historischen Landschaft. 1995 S. 19–24 (Zitat S. 23 f.) – Ders., Westfalen (LexMA 9. 1998) Sp. 22 f. Zuletzt ders., Landesbewußtsein S. 276 ff. Springer, Sachsen S. 250–257. Zu Widukind A. Plassmann, Origo gentis. Identitäts- und Legitimitätsstiftung in früh- und hochmittelalterlichen Herkunftserzählungen (Orbis mediaevalis 7) 2006 S. 267–289, S. 277: Bei Widukind „findet sich lediglich eine Zustandsbeschreibung der Gesetze, die nicht in den weiteren Rahmen der Ursprungs- und Entstehungsgeschichte gebettet wird. Ob die auffällige Dreiteilung der Sachsen in drei Stämme unter drei Fürsten und in drei Stände eine tiefergehende Bedeutung über die Erklärung des momentanen Zustandes hinaus hat, ist unklar“. – Von Müller-Mertens, Reichsstruktur S. 265 und Müller-Mertens-Huschner S. 379 wird die Dreiteilung zugrundegelegt; es sind aber für „Engern“ in beiden Fällen nur ‚westfälische‘ Orte subsumiert, und zwar bei Otto I. Corvey, Eresburg und Paderborn und für Konrad II. Corvey, Minden und Paderborn. Huschner, ebd. S. 29, hat gesehen, dass Engern westl. der Weser „allmählich“ an Westfalen „angegliedert“ wurde, behält aber die Trennung in seinen Aufstellungen bei. Dazu auch unten.
Die „Absonderung Westfalens von Sachsen“ (E. Schubert, Geschichte Niedersachsens S. 173) wird nach dem bisherigen Forschungsstand manifest in der Zeit der Sachsenkriege Heinrichs IV., als sich die westfälischen Großen 1074/75 nicht dem Kampf gegen den König anschlossen. Bruno von Merseburg klagt in seinem „Buch vom Sachsenkrieg“, dass die Aufständischen „auf ihrer Seite nur ein knappes Drittel von Sachsen (fanden), weil die Westfalen und die Bewohner des Gebietes von Meißen, vom König durch Gold bestochen, von uns abgefallen waren. … Ebenso waren auch die Bischöfe mit Ausnahme der vier von Magdeburg, Halberstadt, Merseburg und Paderborn (Imad, 1051–1076 [M. B.]) entweder offen zum König übergegangen oder standen nur mit halbem Herzen auf unserer Seite, …“ (hinc vero non nisi Saxoniae vix tertiam partem inveniunt, quia omnes Westfali et omnes circa Misnam habitantes, regis auro corrupti, a nobis defece runt. … Omnes etiam episcopi praeter quatuor, Magedaburgensem, Halbersta densem, Merseburgensem, Patherbrunnensem, aut aperte ad regem transierunt aut animo nutanti nobiscum steterunt, …). Ähnlich formuliert das prokönigliche „Lied vom Sachsenkrieg“ bei der Aufzählung der Teilnehmer von Heinrichs Aufgebot: „Auch der Westfalen, Friesen und Böhmen / Scharen zogen auf das Geheiß des Königs in freudigem Eifer aus, / viele Tausend geschmückt mit glänzenden Waffen“ (Et Westvalorum, Fresonum, Poiemiorum / Exibant acies accitu regis alacres, / Milia multa nimis decorata nitentibus armis). Zeitgleich, nämlich seit 1073, wurde das Kloster Corvey an der Weser immer wieder als Ort für Ausgleichsverhandlungen gewählt. Brunonis Saxonicum bellum cap. 39, hier nach: Quellen zur Geschichte Heinrichs IV. Übers. von F. J. Schmale (FSA 12) 1963 S. 244 f. – Carmen de bello Saxonico III, V. 88–90 (ebd.) S. 176 f. – Art. Corvey V.4. Wie sehr die „Westfalen“ sich weiterhin – entgegen der Formulie-
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rung von E. Schubert – als die „(eigentlichen) Sachsen“ sahen, zeigt P. Johanek, Fränkische Eroberung und westfälische Identität (Westfalens Geschichte und die Fremden = Schrr. der Historischen Kommission für Westfalen 14. 1994) S. 23–40; jetzt ders., Was weiter wirkt… Recht und Geschichte in Überlieferung und Schriftkultur des Mittelalters. Hg. von A. Sander-Berke und B. Studt. 1997 S. 381–398, hier S. 390 (zu W. Rolevinck) – Ders., Landesbewußtsein S. 269 f.
P. Leidinger hat die Auffassung vertreten, dass diese Trennung in den Auseinandersetzungen und Parteiungen des Investiturstreites und dann den wechselnden Allianzen gegen Heinrich V. noch vertieft wurde. Seine Kritiker stellen dies mit dem Argument in Frage, dass von einer durchgehenden prokaiserlichen Mehrheit der westfälischen Bischöfe nicht gesprochen werden könne. Leidinger, Westfalen S. 289–308, S. 314 – H.-W. Goetz, Die Politik in Westfalen und ihre historiographische Legitimierung während des Investiturstreites (WZ 141. 1991) S. 307–325, bes. S. 324 f. – Vgl. Th. Vogtherr, Handlungsspielräume bischöflicher Parteinahme in Westfalen während des Investiturstreits (Vom Umbruch zur Erneuerung? Das 11. und beginnende 12. Jahrhundert – Positionen der Forschung. Hg. von J. Jarnut und M. Wemhoff = M AStud. 13. 2006) S. 417–425. Erneut P. Leidinger, Zur Geschichte von Burg und Burggrafschaft Stromberg. Eine um 1082 im salischen Reichsinteresse erbaute Landesfeste? (WZ 157. 2007) S. 9–36, S. 12–17, S. 30 ff. Zu wechselnden Konstellationen und Koalitionen auch im östl. Sachsen jüngst F. Hartmann, Die Billunger und die Stader Grafen in den Sachsenkriegen Heinrichs IV. Adlige Handlungsstrategien im Vergleich (Stader Jahrbuch 105. 2015) S. 199–216. Zum Forschungsstand mit weiterer Diskussion vornehmlich zum späten 11. Jh. jetzt St. Pätzold, Das sächsische Westfalen; C. Ehlers, Wirkungsgeschichte (gestzützt auf die „wichtigsten zeitgenössischen Belege, in erster Linie anhand der Königsurkunden“ des 8. bis 12. Jhs.) und A. Bihrer, Westfalia Salica
Für die Orientierung des ursprünglich „engrischen“ Bistums Paderborn nach Westfalen ist das Wirken der Grafen von Werl(-Arnsberg) wichtig gewesen, deren Macht- und Einflussgebiet in einem breiten Streifen vom südl. Westfalen über das Bistum Osnabrück bis in den Emsgau bei Emden (dort bis 1092) reichte. Sie waren gleichzeitig Vögte des Bistums Paderborn, in dem Friedrich der Streitbare (1096–1124) u. a. die Wewelsburg ausbaute und die Arnsberger und Paderborner Dienstmannschaften enger zusammenschloss. In der Schlacht am Welfesholz, wo Heinrich V. am 11. Februar 1115 gegen den Sachsenherzog Lothar von Süpplingenburg unterlag, führte Friedrich das westfälische Aufgebot. Die Vita Meinwerci (um 1160) nennt seinen Urgroßvater Hermann (II.) (997–1024) zweimal mit einem Namenszusatz: Hermannus de Werla (cap. 55) und Hermann(us) de Westfalan (cap. 192). 1084 hatte Heinrich IV. nach seiner Kaiserkrönung Friedrichs Onkel, Heinrich von Werl († 1127), in Rom zum Bischof von Paderborn eingesetzt, der sich gegen den Kandidaten des Domkapitels, Heinrich von Assel, spätestens 1090 durchgesetzt hatte. Berndt, Vita Meinwerci S. 128 und S. 222 – J. Prinz, Der Zerfall Engerns S. 97 ff., S. 102 – Leidinger, Untersuchungen S. 129 ff., die „Zusammenfassung“ zu den „Herrschaftsrechten“ mit der Karte (S. 131) und zwei Stammtafeln – Ders., Grafen S. 149–155, S. 160, S. 165 – Ders., Westfalen S. 297 f. – Brandt-Hengst, Bistum S. 140–142
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Lothar von Süpplingenburg hat noch versucht – u. a. durch den Bau von Burgen –, seinen Einfluss in Westfalen zu sichern, aber es gelang ihm nicht mehr, weder als Herzog noch als König, so E. Schubert, die Bildung eines Landes „Westfalen“ und seine Trennung von „Sachsen“ rückgängig zu machen. Er „sah – und fand dabei keinen Nachfolger –, dass der Schwerpunkt von Königs- und Herzogsherrschaft im östl. Sachsen, allenfalls noch Teile Engerns umfassend, zu einer Verselbständigung Westfalens dergestalt führen musste, dass auch die Großen dieses Gebietes sich nicht mehr an sächsischen Unternehmen beteiligten, dass Westfalen ein eigenständiger Personenverband werden würde. Genau wie Bruno fürchtete er darin eine Schwächung der Aktionsfähigkeit der Sachsen. Er spricht von Westfalen als seinem Land (terra nostra) und betont hier auch während seines Königtums die herzoglichen Rechte. Dass Heinrich der Löwe seinem Großvater in dieser Politik nicht nachfolgte, hat dann endgültig für Barbarossa die Möglichkeit geschaffen, im J. 1180 mit der Errichtung eines ducatus Westfaliae die Verselbständigung auch reichsrechtlich abzusichern“. E. Schubert, Geschichte Niedersachsens S. 356; vgl. ebd. S. 173 f. Detailliert zu Lothars poli tischen Bemühungen und den wachsenden Koalitionen H. Stoob, Westfalen und Nieder lothringen in der Politik Lothars III. (Tradition als historische Kraft) S. 350–371; Zunker, Adel S. 313–318; P. Leidinger, Liesborn 1019 S. 17–28 – Auffällig ist angesichts der Überlegungen Leidingers der Name der Burg: Sassenberg. Sie war eine Burg des sächsischen Herzogs in Westfalen (so auch bereits WOB 3 S. 336 f.).
Rechtsförmlich wollte man allerdings auf den Begriff Engern nicht verzichten, denn in der Gelnhäuser Urk. Friedrichs I. ist formell noch vom ducatus West falie et Angarie die Rede, der geteilt wurde, wobei der Kaiser den in den Bistümern Köln und Paderborn gelegenen Teil der Kölner Kirche schenkte und dem Erzbischof Phillipp (von Heinsberg) zu Lehen gab (D FI 795, 1180, April 13). Aber schon in dem 1158 vorliegenden zweiten Buch der Gesta Friderici hatte Otto von Freising Friedrichs Umritt im J. 1152 wie folgt beschrieben: Ostern (20. März) feierte er in Köln. „Darauf zog er durch Westfalen nach Sachsen“ (Inde per Guesfaliam transiens Saxoniam intravit. Gesta Friderici II,4. Hg. von F.-J. Schmale = FSA 17. 1965 S. 290 f.). Selbst für den bairischen Bischof waren damals „Westfalen“ und „Sachsen“ unterschieden. Ähnlich, aber nicht so eindeutig, hatten schon die Paderborner Ann. zu 1107 formuliert: Heinrich V. kam von Osten nach Paderborn und zog nach Westen durch Westfalen (Westfaliam transmeat; Art. Paderborn V.1.31). Der räumlich erweiterte ältere Personengruppenname ‚die Westfalen‘ ist zum entsprechenden neuen Raumnamen geworden; er wurde von „Sachsen“ unterschieden, wobei festzuhalten ist, dass die Westfalen sich weiterhin als Sachsen verstanden (s. o.; St. Pätzold, Das salische Westfalen S. 19; in den Texten des späten 11. Jhs. hat A. Bihrer, Westfalica Salica z. B. S. 128 f., S. 139 f., den Raumnamen noch vergeblich gesucht). Die Herausbildung der Wesergrenze und die Verselbständigung des westl. Sachsens unter dem Westfalen-Namen müssen, so ist zu zeigen, bereits im späten
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10. Jh. eingesetzt haben. Denn als Otto II. im J. 973 Schenkungen seines Vaters an das Erzbistum Magdeburg bestätigte, wurde der Besitz in Rösebeck, in Uffeln südl. von Geismar, bei Brilon, Ostönnen und im Arpesfeld bei Rüthen ohne nähere Kennzeichnung als westl. der Weser gelegen bezeichnet: quicquid ex oc cidentali parte Uuisorae fluminis … optulerat. Von Magdeburg aus konnte die Weser geographisch als Grenze wahrgenommen werden (DO II 29: 973 Juni 4, Magdeburg; Lokalisierungen bei Bauermannn, Besitz S. 159–163. Anders akzentuiert bei J. Prinz, Der Zerfall Engerns S. 78 Anm. 26). Die beiden Lebensbeschreibungen der Königin Mathilde – die ältere, Vita antiquior, 973/74 entweder in Nordhausen oder in Quedlinburg entstanden, und die jüngere, Vita posterior, ebenfalls von einem sächsischen Autor für König Heinrich II. zu Beginn seiner Regierung verfasst (1002/03) – sprechen, wenn sie das westl. Sachsen meinen, nicht von Westfalen oder Engern, sondern einheitlich und ausschließlich von der regio occidentalis, dem westl. Gebiet: Die Gemahlin Heinrichs I. stammte aus dem Geschlecht Widukinds, qui in occidentali regione dux fuerat (Vita posterior cap. 1 S. 148,7), ihr Vater Dietrich war in occidentali regione comes (ebd. cap. 2 S. 149,22 f.). Mathilde verzichtete auf ihr Heiratsgut und zog sich auf das väterliche Erbe in die Zelle Enger, ihrem vor 947 gegründeten Kanonikerstift zurück (… patrimoniumque requirens Aggerinensem cellam in occidentali regione adiit… Vita antiquior cap. 5 S. 123,19–124,1; vgl. Vita posterior cap. 11 S. 169,5). Nach dem Tod seiner Mutter (14. März 968) bestätigte Otto I. ihre Schenkungen an das von ihr gegründete Kloster Nordhausen (Perfe cit vero statim et aliqua Northusensi cenobii tradita parte matrimonii materni in occidentali regione misit et illuc privilegium a Romano papa datum… Vita antiquior cap. 15 S. 140,9–12). Im cap. 2. hatte die Autorin / der Autor ein deutliches Zeichen (ost-sächsischen) Eigenbewusstseins abgelegt, wenn es im Anschluss an Heinrichs I. Brautwerbung in Herford heißt, dass Mathilde ‚von dort in allen Ehren nach der Sachsen Heimat geleitet wurde‘ (ebd. S. 116,5 f.: … clam lectis principum maniplis toto inde Saxonum in patriam ducebatur honore …; Übersetzung und Interpretation bei G. Althoff, Kanonissenstift Borghorst S. 169 f.). Die Lebensbeschreibungen der Königin Mathilde. Hg. von B. Schütte (MGH SS rer. Germ. in usum schol. 66) 1994 S. 9–12 bzw. 42–44 zu Entstehungszeit und Verfasserfrage. B. Schütte, Untersuchungen zu den Lebensbeschreibungen der Königin Mathilde (MGH Studien und Texte 9) 1994 S. 7 f., S. 35–38 – J. Prinz, Die parochia des heiligen Liudger. Die räumlichen Grundlagen des Bistums Münster (Liudger und sein Erbe 1 = Westfalia Sacra 1. 1948) S. 1–83, hier S. 1 f. (auch zum Nordhausener Besitz in den Bistümern Münster und Osnabrück)
In den Quedlinburger Ann. wird der Billunger Wichmann III., der Enkel Wichmanns I. und Sohn Egberts des Einäugigen, der eine mächtige Position mit Vogtei- und Besitzrechten auch im Münsterland einnahm, als comes occidentalis Sa xoniae bezeichnet. Er war in den Auseinandersetzungen um das niederrheinische Erbe seines Schwiegervaters, des Präfekten Gottfried, unter Bruch des Gastrech-
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tes auf Anstiften des Grafen Balderich und seiner Gemahlin Adela am 2. Oktober 1016 ermordet und in Vreden beigesetzt worden. Ann. Quedlinburgenses (SS rer. Germ. 72) ad a. 1016, S. 549 f. Die Karte von G. Pischke, Herrschaftsbereiche – Balzer, Adel S. 55–73 – G. Althoff, Das nordwestliche Münsterland im frühen Mittelalter. Schlaglichter einer Epoche (Tecklenburg im Mittelalter. Hg. vom Geschichts- und Heimatverein Tecklenburg. 2013) S. 5–13, bes. S. 6 ff. Auch Kruppa, Billunger S. 7, S. 10, S. 16–22, S. 29–32. Zuletzt zur Stellung der Billunger im westl. Sachsen G. Althoff, Kanonissenstift Borghorst S. 173–178 und F. Hartmann, Westalen – ein Hinterland der Billunger in salischer Zeit? (Westfalen in der Zeit der Salier) S. 109–113 – Art. Vreden III.2. Relativierend zuletzt Moddelmog, Metelen ohne Billunger S. 157–185
Dieselben Ann. berichten dann zu 1019/20, dass Herzog Bernhard II., als er zusammen mit seinem Bruder Thietmar und den Grafen von Werl im Aufstand gegen Kaiser Heinrich II. war, die „westliche Heerschaft“ aufgeboten habe (congregato occidentali exercitu). Thietmar fühlte sich benachteiligt wegen der Übertragung der Abtei Helmarshausen an Paderborn, der Werler wegen der Schenkung Liesborns an Bischof Dietrich von Münster und Bernhard stritt u. a. für ein beneficium patris, um das er sich betrogen sah. Er wurde von Heinrich in der Schalksburg (Hausberge südl. von Minden) belagert und musste sich unterwerfen. Als Vermittler werden die Kaiserin Kunigunde und die Bischöfe Meinwerk von Paderborn und Unwan von Bremen genannt. Ann. Quedlinburgenses (SS rer. Germ. 72) S. 551–555 (ad a. 1018/1020) – Balzer, Adel S. 78–81 – Leidinger, Grafen S. 130–135 – Ders., Liesborn 1019 S. 11 f. – Kruppa, Billunger S. 23–26
Hier begegnet der alte Begriff der „Heerschaft“ zwar ohne die Unterscheidung von Westfalen oder Engern, aber erneut mit deutlichem Bezug auf West-Sachsen. Vor diesem Hintergrund ist dann jedoch weiter zu fragen, ob der Nachricht dieser Ann. z. J. 997, als Otto III. einen Zug gegen die Heveller unternahm und die Sicherung der provincia (sc. Sachsens) den Westfali übertragen hatte, nicht bereits ähnlich ein erweiterter Westfalenbegriff zugrunde lag. Sie hätten die Lutizen, die in den Bardengau eingefallen waren, zurückgeschlagen und überreiche Beute gemacht (Quod videntes Westfali, quos praefatus imperator in expeditio nem pergens ad custodiendam reliquerat provinciam, celeriter Luticos fortiter que excipiunt ipsique, cum pauci essent, innumeram paganorum multitudinem tanta caede prosternunt tantamque ab iis praedam diripiunt, ut nec caedis illius nec praedae numerus ullo modo humano possit explicari sermone). Thietmar von Merseburg bestätigt diese Sicht, wenn er Bischof Ramward von Minden (992–1002) als einen der Anführer nennt: „Von den Trägern der Feldzeichen gefolgt, war er den Gefährten mit dem Kreuze in der Hand voraufgeritten und hatte sie machtvoll zum Kampf ermutigt“. Ann. Quedlinburgenses (SS rer. Germ. 72) S. 493 (ad a. 997) – Thietmar, Chronicon IV, 29 S. 167: In illo certamine Ramwardus Mindensis episcopus fuit, qui socios, accepta in mani bus cruce sua, sequentibus signiferis precessit et ad hec facienda potenter consolidavit. Über
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setzung W. Trillmich (FSA 9. 2011) S. 147 – Chr. Lübke, Regesten zur Geschichte der Slaven an Elbe und Oder (v. J. 900 an), Teil III (Gießener Abhandlungen zur Agrar- und Wirtschaftsforschung des europäischen Ostens 134) 1986 Nr. 325 S. 162 f.
Zu diesen östl. Sichtweisen gibt es eine bestätigende westl. Variante. Der Werdener Mönch Uffing, der nach 980 seine Vita S. Idae verfasste und das Vertrauensverhältnis zwischen Idas sächsischem Gemahl Ekbert und Karl d. Gr. hervorhob, betonte, der Kaiser habe Eccebertus bei der Heirat mit Besitz in Idas fränkischer Heimat ausgestattet. „Außerdem gab er ihn allen Sachsen, die zwischen den großen Flüssen Rhein und Weser saßen, zum Herzog“ (Insuper etiam cunctis Saxo nibus, qui inter Hrenum et Wisaram maxima flumina inhabitant, ducem prae fecit). Das ist eine Vorstellung, die nicht in das 8./9. Jh. gehört, sondern erst am Ende des 10. unter den sich ändernden Verhältnissen im Westen Sachsens formuliert werden konnte. Der Westfalen-Name wird aber auch von Uffing noch nicht für dieses Gebiet als Raumname gebraucht: die Entwicklung hatte erst begonnen. Vita S. Idae (KUW 1) S. 469–488, hier cap. 2, S. 472, dazu U. Kühne, Uffing von Werden (Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon 9. 1996) Sp. 1221 f. Zur Stelle M. Becher, Rex S. 113, 121, 123. So auch schon H. Aubin, Ursprung und ältester Begriff S. 31 und S. 35 sowie P. Johanek, Landesbewußtsein S. 277. Über die Besitz- und Adelskonstellation F .-J. Jakobi, Die Liudolfinger / Ottonen S. 286–291 („Die Liudolfinger und die Ekbertiner / Cobbonen“) – Zu Ekberts Ausstattung mit Grundbesitz in der Francia ist auf zwei Kapitularien von 802 zu verweisen, in denen es um den Anteil an bebautem Land bei königlichen Lehen von Sachsen dort geht (MGH Cap. 1 Nr. 34 cap. 11 S. 100: De illis Saxonibus qui beneficia nostra in Francia habent, quomodo an qualiter habent condricta; ähnlich ebd. Nr. 35 cap. 50 S. 104); vgl. Rembold, Conquest S. 63.
Die Tendenz zur politischen Verselbständigung Westsachsens bereits am Ende des 10. Jhs. zeigt sich besonders im Rahmen der Königserhebung und des Umritts Konrads II. mit ihren deutlichen ‚westfälischen‘ Akzenten. Denn nach einer ersten Versammlung in Werla bereits kurz nach Heinrichs II. Tod in der Pfalz Grone († 13. Juli 1024) sowie Wahl und Krönung Konrads II. in Kamba (4. September) bzw. Mainz (8. September) fand am 13./14. September eine zweite sächsische Fürstenversammlung, diesmal in Herzfeld an der Lippe und erneut unter Leitung des sächsischen Herzogs, Bernhards II., statt. Bischof Meinwerk von Paderborn nahm an beiden Versammlungen teil. In Werla nutzte er das Interregnum, um seine Streitigkeiten mit dem Billunger Thietmar – vor allem über Helmarshausen – beizulegen. Als Vermittler werden Thietmars Onkel Siegfried sowie die Grafen Hermann von Westfalen (das ist Hermann II. von Werl), Benno und Amulung genannt. In Herzfeld nutzte er die Gelegenheit zum Vergleich über Besitzstreitigkeiten, einerseits mit der Äbtissin Hildegund von Geseke und andererseits mit einem Grafen Brun und seiner Frau Ida. An der Spitze der Zeugen werden Herzog Bernhard und erneut Hermann II. von Werl zusammen mit seinen vier Söhnen Heinrich, Konrad, Adalbert und Bernhard genannt. Die Werler dürften entschieden Partei für den neuen König ergriffen haben, denn sie waren mit Konrads Gemahlin Gisela verwandt, die am 21. September in Köln gekrönt wurde.
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Auf seinem Umritt betrat Konrad, von Nimwegen (17. Oktober) kommend, westfälisches Gebiet in Vreden, wo die beiden ottonischen Äbtissinnen Adelheid und Sophia, Schwestern Ottos III., ihn feierlich in das dortige Damenstift einholten. Anschließend nahm er längeren Aufenthalt in der Pfalz Dortmund, wohin nach den Quedlinburger Ann. occidental(es) episcop(i) et primor(es) kamen; es wird ein Hoftag angenommen, auf dem westsächsische Bischöfe und Große dem neuen Herrscher huldigten. Auch das Weihnachtsfest feierte Konrad II. noch westl. der Weser, in Minden. Hier, wo der sächsische Herzog Rechte (Vogtei?) hatte, fand dann die allgemeine Huldigung der Sachsen statt, und der König bestätigte ihnen – wie 1002 Heinrich II. in Merseburg – ihr Stammesrecht. Erst nach weiteren Stationen in Paderborn und Corvey erreichte der Hof Sachsen östl. der Weser, wo der König erstmals am 18. Januar 1025 in Hildesheim nachweisbar ist. In Ostsachsen verweilte Konrad II. dann allerdings, das ist ebenfalls zu betonen, fast drei Monate. Er nahm diesen „Kern-“ oder „Zentralraum“ des Königtums im 10. und 11. Jh. mit Besuchen der Bischofssitze, Reichsstifte und Pfalzen in Besitz; denn erst am 29. März 1025 ist er auf dem Weg zum Osterfest in Augsburg (18. April) erstmals wieder außerhalb Sachsens im Kloster Fulda zu Gast. S. die Ortsartikel – Zum „sächsischen Verhalten“ 1002 und 1024 knapp W. Giese, Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. 1979 S. 26–32 – Zu den Ausgleichsverhandlungen und Gütergeschäften Bischof Meinwerks am Rande der Versammlungen in Werla und Herzfeld und den dabei anwesenden Vermittlern und Zeugen Berndt, Vita Meinwerci cap. 192 S. 222/223, cap. 194 S. 224/225 und cap. 200 S. 230/31 (vom Autor fälschlich zu 1029 gesetzt) und Bannasch, Bistum S. 194–196 – P. Leidinger, Liesborn 1019 S. 14 f. Zum Umritt die instruktive Karte mit den Daten bei H. Keller, Zwischen regionaler Begrenzung und universalem Horizont. Deutschland im Imperium der Salier und Staufer. 1024 bis 1250 (Propyläen Geschichte Deutschlands 2) 1986 S. 76. Zur Verwandtschaft Giselas mit den Werlern über Adelheid von Burgund und ihre Favorisierung Konrads Leidinger, Grafen S. 135–137, die Stammtaf. S. 123. Wolfram, Konrad II. S. 55 f., S. 60–66, S. 76–77. Zu Gisela und ihrer Bedeutung für Machtgewinn und -erhalt Konrads II. L. Körntgen, Gisela (Die Kaiserinnen des Mittelalters. Hg. von A. Fössel. 2011) S. 100–122. St. Freund, Die ostfränkisch-deutsche Königserhebung im frühen und hohen Mittelalter: zeitgenössische Quellenaussagen und retrospektive Forschungskonstrukte (Kaisertum, Papsttum und Volkssouveränität im hohen und späten Mittelalter. Studien zu Ehren von Helmut G. Walther. Hg. von dems. und K. Krüger. 2017) S. 9–59, hier S. 32–34. G. Pischke, Herrschaftsbereiche S. 17 Nr. 200, Minden („eventuell schon 991 K[omitatsrechte]“) – Kruppa, Billunger S. 35, S. 39 f. zur Vogtei – Herzfeld war in der Mitte des 9. Jhs. im Erbgang von den Ekbertinern an die Liudolfinger gekommen, und der Werdener Abt Hoger hatte den Hof 898/899 von Herzog Otto von Sachsen im Tausch erworben (F.-J. Jakobi, Die Liudolfinger / Ottonen S. 287 f. – Uffing bezeichnet den Hof in der Vita S. Idae (KUW 1) S. 482 als regia curtis (vgl. Flach, Reichsgut S. 71).
Es ist somit legitim, und die zusammenfassende Analyse der Aufenthalte wird das bestätigen, Westfalen bis zur Weser vom späten 10. Jh. an bei der Auswertung der Aufenthaltsstatistik als Bezugsrahmen zu nehmen. Dabei fällt nicht ins Gewicht, dass Osnabrück mit dem einen bezeugten Aufenthalt Friedrich Barbarossas im Juni 1157 in diesem Bd. nicht bearbeitet wurde. Der Kaiser war von Nimwegen (3. Juni) nach Goslar (23.–25. Juni) höchstwahrscheinlich auf dem Hellweg vor dem Sandforde unterwegs (Opll, Friedrich Barbarossa S. 21). Es ist vielmehr
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Abb. 49: Zwischenbilanz. Orte und Herrscher 1
weitergehend genereller zu fragen, ob die intensivere Nutzung der Bischofssitze Paderborn und Minden sowie später Münsters seit dieser Zeit und ihre Förderung durch die Könige nicht zusätzliche Impulse zur Sonderung der Gebiete westl. der Weser innerhalb Sachsens gaben. Denn die königlichen Aufenthalte und der entsprechende Ausbau der geistlichen Zentren erhöhten den Rang der Bischofsstädte und die politische Stellung der Ortsbischöfe – auch in der Region. Die königlichen Privilegien und Schenkungen, insbesondere von Grafschaften und Forsten, stärkten ihre weltliche Macht und bildeten später wichtige Grundlagen für die Territorienbildung, die in Westfalen letztlich zur Dominanz der geistlichen Fürstentümer gegenüber weltlichen Herrschaftsbildungen geführt hat. Für die älteren königlichen Nutzungsphasen des Gebietes zwischen Rhein und Weser galten allerdings noch andere Rahmenbedingungen. H. Hoffmann, Grafschaften in Bischofshand (DA 46. 1990) S. 375–480, S. 426–430, S. 478 – Bannasch, Bistum S. 305 f.: Beginn des „Prozesses der Territorialisierung“ – Balzer, Vornehm S. 92 ff., mit den Tabellen S. 96 f. und 99 – Nach der „Übersicht über die Verleihungen und Bestätigungen von staatlichen Hoheitsrechten für die deutsche Kirche bis zum Jahre 1106“ bei L. Santifaller, Zur Geschichte des ottonisch-salischen Reichskirchensystems (Österreichische Akademie der Wissenschaften. Phil.-Hist. Kl. Sitzungsberichte 229) 1964 S. 78 ff. fehlt jegliche Überlieferung für das Bistum Münster. Es sind belegt „Immunität“ für Paderborn, Minden und Osnabrück (S. 82 f.), Zoll, Münze und Markt für Paderborn, Minden und Osnabrück (S. 98 f.). Die Verleihung von Grafschaften und Forstrechten kennt er nur für Paderborn (S. 113 f.); anders Dasler S. 147–151 (Minden), S. 163–166 (Osnabrück), S. 166–172 (Paderborn) – H. Klueting, Geschichte Westfalens. Das Land zwischen Rhein und Weser vom 8. bis zum 20. Jahrhundert. 1998, S. 41–45
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Abb. 50: Zwischenbilanz. Orte und Herrscher 2 2. Nutzungsphasen a) Das späte 8. und frühe 9. Jh. Wie einleitend bereits hervorgehoben wurde, waren die fränkischen Maßnahmen im letzten Viertel des 8. Jhs. grundlegend für die weitere Entwicklung in Westfalen. Karl d. Gr. und die Franken übertrugen das System der Unterscheidung von Versammlungs- und Winterpfalzen spätestens 776 mit den Baumaßnahmen in Paderborn und an der Eresburg in das Eroberungsgebiet: Die Eresburg und Herstelle begegnen als Winterpfalzen. Dagegen war Paderborn mit dem zweiten Versammlungsplatz in Lippspringe eindeutig die fränkische Versammlungspfalz in Sachsen. Die Pfalz in der Burg wurde zum fränkischen Zentrum für die neu gewonnene Provinz. Dorthin wurden immer wieder Reichsversammlungen einberufen, und 799 wurde der Ort im Eroberungs- und Missionsgebiet demonstrativ für das Treffen mit Papst Leo III. ausgewählt. Ludwig d. Fr. und Ludwig d. Dt. setzten diese Tradition ihres Vaters bzw. Großvaters fort und nahmen mit ihren Aufenthalten und Versammlungen von 815 und 840 – jeweils nach Übernahme der Regierungsgewalt – den neuen Reichsteil symbolisch in Besitz. S. die Ortsartikel – Balzer, Pfalzenforschung S. 109–111
Auch Minden begegnet als Ort von Versammlungen, sowohl 798 unter Karl d. Gr. als auch 852 unter Ludwig d. Dt. 840 urkundete Ludwig d. Dt. nach seinem Paderbornaufenthalt auf dem Königshof in Rösebeck. Die Konzentration der Aufenthaltsorte westl. der Weser und im südl. Engern dürfte der Verkehrslage, dem königlichen Sicherheitsbedürfnis und Notwendigkeiten der Versorgung geschuldet gewesen sein. Von hier war jederzeit ein schneller Rückzug nach Süden in fränkisch-hessisches Gebiet oder nach Westen zum Rhein möglich.
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H.-D. Kahl, Karl der Große und die Sachsen. Stufen und Motive einer historischen „Eskalation“ (Politik, Gesellschaft, Geschichtsschreibung. Giessener Festg. für Frantisek Graus. Hg. von H. Ludat und R. Chr. Schwinges = Beih. zum Archiv für Kulturgeschichte 18. 1982) S. 49–130, jetzt in ders., Heidenfrage und Slawenfrage im deutschen Mittelalter. Ausgewählte Studien 1953–2008 (East Central and Eastern Europe in the Middle Ages, 450–1450 4) 2011 S. 343–407 hatte erwogen, ob der Frankenkönig zunächst nur eine Grenzmark bis zur Weser geplant hatte (bes. S. 68 und 73 bzw. 366 und 373: „Sachsenmark“); auch Freise, Frühmittelalter S. 297 f. Davon ist nach den Forschungen von A. Stieldorf, Marken und Markgrafen. Studien zur Grenzsicherung durch die fränkisch-deutschen Herrscher (SchrrMGH 64). 2012, z. B. S. 46 ff., bes. S. 50 f., S. 85 nicht mehr auszugehen. Es ist und bleibt aber eine wichtige Frage, welche regionalen Verzögerungen und Verschiebungen es beim fränkischen Ausbau Sachsens gegeben hat.
Zur Versorgung des Hofes, der königlichen Amtsträger und vermutlich auch ausgewählter Missionare muss schon früh sächsischer Grundbesitz iure belli, wie der Autor der Translatio S. Liborii betont, konfisziert und fränkisch organisiert worden sein. Denn bereits zu 777 ist von einem fiscus Paderborn die Rede (Art. Paderborn VI.1 – M. Becher, Rex S. 113). Die Karte, die G. Dröge aufgrund der „durch Diplom bezeugten Schenkungen von Königsgut“ unter dem Aspekt der „fränkischen Siedlung in Westfalen“ entworfen hat, zeigt eine breite Streuung von Balve und Goddelsheim im Süden bis Rheine und Stockum bei Osnabrück im Norden. Dabei ist zu bedenken, dass die urkundliche Nennung der ON wenig über den tatsächlichen Umfang der geschenkten Besitzkomplexe aussagt. Da außerdem z. B. die vier Villikationen in und um Dortmund nie verschenkt wurden, sondern Reichsgut blieben, fehlen sie auf solchen Karten. Sie müssen aber trotz ihrer relativ späten Nennung aus der Karolingerzeit stammen, denn die Enteignung von Grundbesitz in solchem Umfang ist später nicht mehr denkbar. H.-J. Nitz hat die Langstreifenfluren von Dortmund-Brackel und Dortmund als Zeugnisse „fränkischer Staatskolonisation“ angesehen, da sie die Einführung des schollenwenden Pfluges und den Umbau älterer quadratischer Celtic Fields, die mit Hakenpflügen bearbeitet wurden, voraussetzen. Demnach hatten die Franken nicht nur sächsischen Grundbesitz und – vermutlich – die darauf sitzenden abhängigen Bauern übernommen und in Villikationen organisiert, sondern auch in die Agrarstruktur eingegriffen. Droege, Fränkische Siedlung S. 274 f. Statt für Alten-Geseke dort plädiere ich mit A. K. Hömberg für die spätere Stadt Geseke: Balzer, Dorf S. 85 f. Hömberg, Probleme S. 5 f. hat betont, dass beim Zeichnen einer Karte des Königsbesitzes ein einzelner Punkt erscheint, wenn in der Tradition nur der Villikationshaupthof genannt wird, während spätere Register, wie im Fall Stockum und Selm, bis zu 70 Höfe als Zubehör nennen, die in einem Umkreis von bis zu 35 km gestreut lagen. Kartierung auch bei Metz, Probleme Karte 1 S. 112; die von ihm behauptete Konzentrierung an den Anmarschstraßen nach Krüger hat er nicht erwiesen (S. 111 ff.). Kritisch dazu auch Droege, Fränkische Siedlung S. 272. Das südl. Westfalen bis Herzfeld und Soest im Osten erfasst auch die Karte von Flach, Reichsgut, der im Beih. S. 5 ebenfalls betont, dass die Karte nur die Veräußerung, nicht den „Bestand“ darstellt. Art. Paderborn VI.1, Art. Dortmund VI.1; Balzer, Frühe Stadtbildung S. 27–29, S. 34–37 mit Verweis auf H.-J. Nitz, Regelmäßige Langstreifenfluren und fränkische Staatskolonisation. Untersuchungen ihrer Zusammenhänge im westlichen Oberrheingebiet und anderen deutschen Landschaften (Geographische
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Rundschau 13. 1961) S. 350–365, jetzt in ders., Historisch-genetische Siedlungsforschung (Wege der Forsch. 300) 1974 S. 334–360, S. 355 ff. Ders., Siedlungsstrukturen der königlichen und adeligen Grundherrschaft der Karolingerzeit – der Beitr. der historisch-genetischen Siedlungsgeographie (Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter. Hg. von W. Rö sener = VeröffMPIG 92. 1989) S. 411–482, S. 443–458 („Siedlungen am Hellweg bei Dortmund“) – Ich kann mich daher Rembold, Conquest S. 162 nicht anschließen, wenn sie im Kapitel ‚Fiscal Lands and Religious Patronage‘ behauptet: „… in Saxony, the Carolingians were poor“ (vgl. Art. Paderborn VI.1). Zum archäologischen Nachweis von Flurumbau Chr. Grünewald, Die Siedlungsgeschichte des Münsterlandes vom 7. –10. Jahrhundert aus archäologischer Sicht (805: Liudger wird Bischof) S. 31–42, hier S. 35 f. – Ders., Archäologie des frühen Mittelalters S. 82 – Ders., Chamaven S. 79 f. Generell die knappen Charakterisierungen der Neustrukturierungen von E. J. Goldberg, Popular Revolt, Dynastic Politics and Aristocratic Factionalism in the Early Middle Ages: The Saxon Stellinga Reconsidered (Speculum 70. 1995) S. 468–501, S. 476 ff. Zuletzt ausführlich zu den Einflüssen der politischen und sozialen Veränderungen sowie den neuen Aspekten zum Aufstand der Stellinga – u. a. Negierung einer heidnischen Reaktion (S. 107–110) – Rembold, Conquest S. 85–125 – Bei Schenkungen des 10. und 11. Jhs. müsste neu geprüft werden, ob es sich im Einzelfall um karolingisches Königsgut, liudolfingisches Hausgut oder jüngere Erwerbungen handelte. S. die Listen bei F. Ranzi, Königsgut und Königsforst im Zeitalter der Karolinger und Ludolfinger und ihre Bedeutung für den Landesausbau (Volk in der Geschichte 3) 1939 S. 8 ff., S. 58 ff.; zum Problemkreis Bannasch, Bistum S. 20–22.
Wie schnell solche Umstrukturierungen fortschritten und ab wann die Betriebe Überschüsse erwirtschafteten, muss völlig offenbleiben. Auch ist nicht bekannt, in welchem Umfang die spätestens 782 in Sachsen amtierenden fränkischen und sächsischen Grafen zur Versorgung des Hofes beitragen mussten. Dass das alles für längere Aufenthalte nicht ausreichte, belegen die Einhardsann., wenn sie – allerdings nach dem Krisenwinter – zu 785 vermelden, Karl sei erst dann von der Eresburg nach Paderborn gezogen, als aus der Francia Nachschub eingetroffen war (Ann. q. d. Einhardi [SS rer. Germ. 6] S. 69: advectis ex Francia commea tibus). Die Bemühungen Ludwigs d. Dt. um Feststellung bzw. Rückgewinnung königlicher Eigentumsrechte 852 in Minden zeigen außerdem, dass und wie königliche Besitzrechte schon in der Mitte des 9. Jhs. nicht nur durch Schenkung, sondern von Entfremdung bedroht waren (Art. Minden V.1.2; zur Einsetzung von Grafen M. Becher, Rex S. 110–116).
b) Spätes 9. und 10. Jh. Wenn man von den bezeugten Aufenthalten ausgeht, war Westfalen seit der Mitte des 9. Jhs. eine königsferne Landschaft. Nur das Reichskloster Corvey ist zweimal als Aufenthaltsort genannt. 889 urkundete König Arnulf auf dem Zug gegen die Abodriten im Weserkloster. 913 war es Zielort Konrads I., der dort eine Urk. für das Kloster ausstellte (Art. Corvey V. 1 und 2). In beiden Fällen wurde Corvey von Süden, nicht von Osten oder Westen angesteuert. Das blieb auch später noch gelegentlich so, aber dominant wurde seit dem Herrschaftsantritt Heinrichs I. die Bewegung des reisenden Königs von Ost nach West oder umgekehrt durch
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Westfalen. Es war eine gegenüber der Karolingerzeit völlig neue Gesamtsituation entstanden. Von der „Vernachlässigung Sachsens“ in der 2. Hälfte des 9. Jhs. spricht R. Deutinger, Königsherrschaft im ostfränkischen Reich. Eine pragmatische Verfassungsgeschichte der späten Karolingerzeit (Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters 20) 2006 S. 333 (im Hinblick auf Paderborn), vgl. S. 346, 363, 365, 370 f. Gleichzeitig mahnte B. Kasten, Der Kampf um die wirtschaftlichen Ressourcen zur Zeit König Konrads I. (Konrad I.) S. 151–168, hier S. 160 zur Vorsicht: „Wenn nach 852 für 37 Jahre kein Sachsenaufenthalt eines Königs bezeugt ist, bedeutet das keineswegs eine mangelnde königliche Präsenz, denn König Ludwig der Deutsche vertraute diese Region seinem gleichnamigen Sohn als primäres Aufgabengebiet an. Die Aufenthaltsorte von Herrschersöhnen sind jedoch bei routinemäßigen, rebellionsfreien Herrschaftsverhältnissen kaum dokumentiert.“
Die Liudolfinger hatten sich im 9. Jh. in Ostsachsen und Thüringen eine Machtbasis geschaffen, deren Gewicht letztlich zur Königserhebung Heinrichs I. (919) führte. Als dieser dann 925 auch Lotharingien für das ostfränkische Reich gewann und damit die Verfügung über das karolingische Reichsgut an Rhein und Maas mit Köln, Aachen, Utrecht und Nimwegen erhielt, wurde Westfalen mit dem noch vorhandenen karolingischen Königsgut zum Bindeglied zwischen diesen beiden Zentralräumen seiner Königsmacht. Da die Gesamtzahl der überhaupt nachgewiesenen Itinerarorte Heinrichs I. relativ gering ist, fällt es besonders auf, dass er erstmals 927 mit einem Essener Aufenthalt im Hellweggebiet war – also nach der Angliederung Lotharingiens – und 928 Ostern in Dortmund feierte. Vermutlich wurden unter ihm die Königshöfe Dortmund und Duisburg mit Pfalzen ausgebaut. Die Aufhebung der Randlage Westfalens im ostfränkischen Reich und die neue verbindende Funktion wurden später noch verstärkt, nachdem Otto I. mit dem Tod des Konradiners Eberhard, des Bruders König Konrads I., in der Schlacht bei Andernach (2. Oktober 939) die uneingeschränkte Verfügung auch über das Königsgut im Rhein-Main-Gebiet mit den wichtigen karolingischen Pfalzen Frankfurt und Ingelheim erlangte. Denn jetzt lag Westfalen zwischen drei Kernräumen königlicher Herrschaft und allein schon deshalb auf den Reiserouten des Hofes. Das galt sowohl für die Ottonen und Salier als auch noch – bedingt – für die Staufer, wenn man nur an die Bedeutung von Goslar denkt. M. Becher, Rex S. 40, S. 50, S. 159–161, S. 195–197, S. 220, S. 233, S. 246–248, S. 299 – Ders, Otto d. Große. Kaiser und Reich. Eine Biographie. 2012 S. 52–58, S. 69–78, S. 90, S. 129–132 – W. Giese, Heinrich I. Begründer der ottonischen Herrschaft. 2008, S. 60 f., S. 79 f., S. 87–89 – H. Keller – G. Althoff, Zeit S. 115–119, S. 124–130, bes. S. 127 (zur Anerkennung 925) – E. Müller-Mertens, Reich und Hauptorte der Salier S. 146 f. – Zur Bedeutung und Struktur Ostsachsen-Nordthüringens jetzt P. Fütterer, Wege und Herrschaft, passim – Ausbau der beiden Königshöfe zu Pfalzen: Art. Dortmund IV.3 – G. Krause, Die Duisburger Königspfalz (Verortete Herrschaft) S. 107–131, S. 112: „Der Ausbau des Königshofs zur Pfalz ist danach in das 1. Drittel des 10. Jahrhunderts zu datieren“.
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c) Die Situation im 11. und 12. Jh. Seit der Regierungszeit Heinrichs II. geht die Nutzung des noch vorhandenen Königsgutes – außer in Dortmund – weiter zurück. Der Königshof Erwitte, bis dahin einer der bezeugten Itinerarorte am Hellweg, wird von Konrad II. sogar aufgegeben und mit seinem Markt an die Paderborner Kirche geschenkt (Art. Erwitte VI.1). Als Aufenthaltsorte treten jetzt die Bischofssitze Paderborn, Minden und Münster und auch – als kölnisches Machtzentrum in Westfalen – die Stiftsstadt Soest neben dem Reichskloster Corvey und dem Reichsstift Herford in den Vordergrund. Grundlegend für die Versorgung des reisenden Hofes in Westfalen muss das Servitium regis der Reichskirche geworden sein. Die Bischöfe schufen darüber hinaus durch neue Architekturen besondere Rahmenbedingungen für Repräsentation, Liturgie und die Feier der kirchlichen Hochfeste, was ihre Sitze in der Aufenthaltsstatistik deutlich nach vorne brachte. Erkennbar wird mehrfach die Bedeutung der persönlichen Beziehung zwischen Herrscher und Bischof für die spezielle Reiseplanung des Hofes.
3. Wege a) Das Netz der wichtigsten Straßen In den Ortsartikeln wurden aufs Ganze gesehen keine neuen Entdeckungen zur Wegeforschung gemacht. Vielmehr erklären sich die meisten Routen des reisenden Hofes leicht mit den Straßen und Verbindungslinien, die auch die Allgemeinheit nutzte und die als hansische Handelsstraßen von Bruns und Weczerka in großen Teilen beschrieben und kartiert sind (Bruns-Weczerka, Atlas, Textbd.; Abb. 48). P. Johanek hat allerdings im Art. Lügde dafür plädiert, den nordöstl. Hellweg-Arm über Blomberg als jünger anzusehen und für den Weihnachtsaufenthalt Karls 784 von einer Straße durch das Emmertal auszugehen, wo in der Nachbarschaft auch der Königshof Schieder bezeugt ist (Art. Lügde II.2). Bei der Gewichtung der durch die Könige benutzten Wegestrecken tritt die Dominanz des Westfälischen oder Großen Hellwegs in einer Weise hervor, die schon H. J. Rieckenberg 1941 dazu veranlasste, ihn zu den „Königsstraßen“ zu rechnen (Rieckenberg, Königsstraße, der die Hauptrouten von 919 bis 1056 ermittelte und als Königsstraßen bezeichnete). Denn von den, wie gesagt, 15 bis 1225 bezeugten königlichen Aufenthaltsorten in Westfalen liegen Dortmund, Soest, Erwitte und Paderborn am Hellweg vor seiner Gabelung in Paderborn sowie Lippspringe und Lügde auf dem nordöstl. Strang, der bei Hameln die Weser querte, und Corvey auf dem südl., der den Gebirgskamm der Egge bei der Iburg und den Fluss bei Höxter bzw. beim Kloster selbst überschritt. Das sind mit sieben knapp die Hälfte der bekannten Reisestationen. Fragt man aber weiter nach den ins gesamt bezeugten 141 Aufenthalten in Westfalen, tritt diese Linie noch entschiedener hervor: auf die Orte am Hellweg entfallen 106 von ihnen, also ungefähr drei Viertel, genau 75,2 % (Abb. 48 und Tab. 1).
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Diese Zahlen für die Hellwegorte täuschen allerdings insofern, als einige von ihnen als Knotenpunkte nicht nur für den West-Ost-, sondern auch für den SüdNord-Verkehr von Bedeutung waren. Das hat für die Phase der Sachsenkriege bereits H. Krüger 1932 herausgearbeitet. Wenn die fränkischen Aufgebote sich im Raum Worms oder Mainz sammelten, was 772, 776, 780, 784 und z. T. auch 794 der Fall war, erreichten sie Paderborn bzw. Lippspringe über Frankfurt und die Weinstraße durch die Wetterau und schließlich über die Eresburg. Bei Zügen von Westen her war nicht, wie dann seit dem 10. Jh., Duisburg mit seiner Pfalz ein wichtiger Ausgangs- bzw. Endpunkt der Hellwegnutzung, sondern einerseits die Süd-Nord-Straße von Köln über Wermelskirchen durch das Bergische Land Richtung Dortmund bzw. der Versammlungsort Lippeham an der Lippemündung bei Wesel. Im letzteren Fall zogen die Franken vermutlich zunächst bis Dorsten auf dem Nordufer der Lippe und dann auf Dortmund zu und von dort weiter über den Hellweg nach Paderborn. Dazu sei schon hier darauf hingewiesen, dass in den Kämpfen zwar die Sigiburg / Hohensyburg nahe Dortmund genannt wird, nicht jedoch Dortmund selbst, das erst ab 928 als Aufenthaltsort erscheint. Die Verkehrslage von Dortmund und Paderborn unterstreicht aber, warum beide Orte bereits in der Karolingerzeit durch die Franken besonders ausgebaut wurden. Krüger, Straßen; diese zusammengefasst bei H. Aubin, Ursprung und ältester Begriff, Karte 3 nach S. 22; wieder abgedruckt bei K. Hauck, Die fränkisch-deutsche Monarchie und der Weserraum (Kunst und Kultur im Weserraum 1) S. 97–121, S. 98, Ndr. in: Die Eingliederung der Sachsen in das Frankenreich. Hg. von W. Lammers (Wege der Forsch. 185) 1970 S. 416– 450, S. 418. Zu Lippeham I. Runde, Xanten im frühen und hohen Mittelalter. Sagentradition – Stiftsgeschichte – Stadtwerdung (Rheinisches Archiv 147) 2003 S. 236–240 mit der Karte Abb. 24, und P. Derks, Uuisilli – Lippeham – Matena. Beiträge zur Geschichte und Namenkunde der Stadt Wesel (Ecclesia Wesele. Beiträge zur Ortsnamenforschung und Kirchengeschichte. Hg. von M. W. Roelen = Studien und Quellen zur Geschichte von Wesel 28. 2005) S. 9–73, hier S. 47–54: Bedeutung des Namens „gehegter [Wohn-]Platz an der Lippe“ (S. 47); die Örtlichkeit wird bei Bislich rechts des Rheins gesucht. M. W. Roelen, Wesel (Hist. Stätten NRW³) S. 1079: „Aus Reichsgut schenkte Karl Martell 719–39 dem Kl(oster) Echternach in W(esel) einen Salhof“. – Auffallend ist, dass für Ludwig d. Fr. anlässlich der Reichsversammlung in Lippeham 799 Friemersheim als Aufenthaltsort genannt ist (BM² 350b), dessen Königshof zwischen 809 und 814 an Kloster Werden geschenkt wurde (H. G. Krause, Duisburg-Rheinhausen [Hist. Stätten NRW³] S. 265). Vielleicht reisten Ludwig und seine Begleitung daher über Duisburg und den Hellweg nach Paderborn. – B. S. Bachrach, Charlemagne’s Early Campaigns ‚ignoriert‘ gleichsam den Hellweg, weil er davon ausgeht, dass die Franken in römischer Tradition für ihren Vormarsch von Westen die Lippe und Lippeseitenwege nutzten, z. B. S. 546 f., S. 552–558, S. 602 f., S. 618.
Seit November 797 bis nach Ostern 798 residierte Karl d. Gr. in Herstelle an der Weser, hoch über dem Fluss und nicht weit von der Einmündung der Diemel. Anschließend treffen wir ihn in Minden. Der König muss auf einer Süd-Nord-Straße über Höxter an den späteren Bischofssitz an der Weserfurt zur Reichsversammlung gekommen sein – wenn man nicht auch Boote benutzte, denn der Feldzug des Jahres führte zunächst weiter nach Norden in den Bardengau.
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Über den Einsatz von Schiffen 792 und 793 BM² Nr. 317 b und 328 b–d – Krüger, Straßen Sp. 269 – Th. Szabó, Die Infrastruktur des Karolingerreichs (Karl der Große / Charlemagne. Essays) S. 48–57, S. 50 zur Schiffsbenutzung Karls, S. 55 mit der Betonung der Dominanz des Landverkehrs, S. 57 zu den Schiffsdiensten der Grundherrschaften – B. S. Bachrach, Charlemagne’s Early Champagnes S. 235 f. postuliert den Ausbau Herstelles und die Nutzung der Weser nach der Eroberung der Eresburg bereits für 772. Zurückhaltung ist auch bei dessen Schilderungen zu 776 geboten, weil er die Überlieferung der Vita Sturmi cap. 24 zu 778 einbezieht, ebd. S. 512 ff., S. 522 mit Anm. 34 (!), S. 533–535 u. ö. Zu Kontext und Datierung Engelbert, Vita Sturmi des Eigil S. 109, S. 159 f.
Zur hervorragenden Verkehrslage Mindens an der Weserfurt gehörte der sog. Hellweg vor dem Sandforde, der, von Westen aus den Niederlanden kommend, weiter auf Hannover bzw. nach Hildesheim, Braunschweig und Magdeburg führte. Heinrich II. könnte im Frühj. 1003 diese Verbindung, deren hohes Alter seit den Grabungen in Kalkriese erwiesen ist, benutzt haben, als er von Nim wegen (28. Februar) kommend am 10. oder 13. März in Minden war und von dort über Hildesheim nach Magdeburg zog, wo er den Palmsonntag feierte. Wer jedoch von Westen über den Großen Hellweg kam, erreichte Minden, wenn er in Soest oder Erwitte abbog und über Wiedenbrück, das 985 mit einem Aufenthalt Ottos III. bezeugt ist, und weiter über Bielefeld und Herford reiste, wie das für Ludwig d. Dt. 852 anzunehmen ist (Art. Wiedenbrück V.1.1, Herford V.1.1 und Minden V.1.2). Vgl. auch die Karte „Frühgeschichtliche Land- und Wasserwege in Nordwestdeutschland“ bei W. Schlüter, Die Translatio S. Alexandri und die Verkehrswege des frühen Mittelalters in Nordwestdeutschland (Heilige Helfer) S. 65–80, hier S. 66 – Ders., Archäologische Forschungen zur Varusschlacht in der Kalkrieser-Niewedder Senke im Osnabrücker Land (Transit Brügge–Novgorod) S. 88–94. Ferner die Kartierungen der historischen Wegeverläufe in U. Spichal, Jakobswege. Wege der Jakobspilger in Westfalen 10: In 7 Etappen von Minden über Bielefeld und Lippstadt nach Soest. 2013
Von Paderborn aus, das ist hier noch festzuhalten, bewegte der Hof sich – wohl schon 840, als Ludwig d. Dt. auf dem Königshof in Rösebeck urkundete, vor allem aber im 11. Jh. – auch nach Südosten, über Warburg auf Kassel und Kaufungen zu und erst von dort weiter nach Osten oder Süden. Für Corvey ist zu betonen, dass das Kloster im späten 9. und frühen 10. Jh. direkt von Süden angesteuert wurde, von Konrad I. sogar als Zielort – ein Zeichen, dass es damals im Machtbereich der Konradiner lag. K. H. Krüger, Konrad I. im sächsisch-fränkischen Grenzraum (Konrad I.) S. 199–213, hier S. 205–208
Wie aber waren Münster und Vreden an- bzw. eingebunden? – Anders als Paderborn oder Minden besaß der Bischofssitz an der Aa, das hebt Chr. Helbich erneut hervor, zunächst, d. h. vor der Entwicklung der Hansestadt, wohl keine herausragende Stellung in einem überregionalen Verkehrsnetz. Die sechs Aufenthalte von Heinrich III. (1040) bis zu Heinrich VI. (1189) hatten andere als reisetechnische
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Gründe – darauf ist im Kapitel über die Aufenthalte zurückzukommen. Die Anreise erfolgte 1040 von Herford aus, also wohl über Bielefeld und Warendorf. Bei voraufgehenden Aufenthalten des Hofes im Westen ist die Nutzung des Großen Hellwegs bis Dortmund und dann über Lünen bzw. der Straße von Wesel über Borken und Coesfeld zu vermuten. Vgl. U. Steinkrüger, Die mittelalterliche Fernhandelsstraße von Bielefeld nach Wesel (Dies., Jakobswege. Wege der Jakobspilger in Westfalen 11: In 10 Etappen von Bielefeld über Münster nach Wesel. 2015) S. 30–42
Der einzige für das Damenstift Vreden bezeugte Aufenthalt war in mehrfacher Hinsicht, auch darauf ist zurückzukommen, exzeptionell. Konrad II. kam 1024 auf seinem Umritt von Nimwegen und war anschließend in Dortmund. Wenn der Ausstellungsort seines Diploms Nr. 8 mit Huissen bei Arnheim richtig identifiziert ist, zog der Hof von dort Richtung Zutphen und vermutlich über Vorsten und Groenlo nach Vreden. Von Vreden ging der Umritt dann wohl über Coesfeld, Dülmen, Lüdinghausen und weiter nach Dortmund.
b) Der Hellweg, eine „Etappenstraße“? In einem Exkurs sei noch zur Bezeichnung „Etappenstraße“ für den Hellweg und zur Frage des Alters dieser Straße Stellung genommen. Im Katalog zur Paderborner Karls-Ausstellung hat H.-D. Heimann davon gesprochen, dass es ein „Mythos“ sei, wenn Karl d. Gr. als „Straßenbauer“ in Sachsen angesehen werde. Er zielte damit auf K. Rübel, der sich im Sinne seiner These vom Ausbau des Hellwegs durch den Franken eine Fehlinterpretation von Reichsann. und Metzer Ann. geleistet hatte. Wenn es dort nämlich nach dem verheerenden Winterkrieg 784/85, der ja auch Widukind zum Aufgeben zwang, heißt, der König habe im Winter „die Wege gereinigt“, so dass sie im Frühsommer „offen“ waren, dann bedeutet das nach den Kontexten nicht winterlichen Straßenbau, sondern in zynischer Weise vielmehr, dass er jeglichen Widerstand gebrochen hatte. So schon BM² 268 c: „nur in dem Sinne richtig, dass der König jeden Widerstand niederwarf und sich dadurch offene Wege schuf“. H.-D. Heimann, Verkehrswege, S. 417 –Rübel, Reichshöfe S. 94–98 – Ann. regni Francorum (SS rer. Germ. 6) S. 68/69 ad a. 785: Et dum ibi (sc. Eres burgo) resideret, multotiens scaras misit et per semetipsum iter peregit; Saxones, qui rebelles fuerunt, depraedavit et castra cepit et loca eorum munita intervenit et vias mundavit, … et inde (sc. Paderbrunnen) iter peragens vias apertas nemini contradicente per totam Saxoniam quocumque voluit. Fehlt beim Einhardsannalisten! Ann. Mettenses priores (SS rer. Germ. 10) ad a. 785: Sed dum in eodem castro resedisset, frequentissimis expeditionibus Saxones protri vit et firmitates eorum ac castella destruxit et vias exercitui suo preparavit. … Inde (sc. Pa trebrunna) itinere accepto per vias planas, nemine contradicente, totam Saxoniam peragra vit. Noch 1968 war Brühl, Fodrum 1 S. 63 uneingeschränkt Rübel gefolgt. Auch Th. Szabo, Die Straßen in Deutschland und Italien im Mittelalter (Straßen und Verkehrswesen im hohen und späten Mittelalter. Hg. von R. Chr. Schwinges = Vorträge und Forsch. 66. 2007) S. 71–118, hier S. 77 interpretiert die Texte als Belege für die Fortdauer der antiken „Straßenund Brückenbaupflicht der Untertanen“; sie berichteten davon, „dass Karl der Große zur Vor-
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bereitung seines Sommerfeldzuges nach Sachsen die Wege reinigen und für sein Heer präparieren ließ“.
Heimann hielt jedoch – wie z. B. auch Th. Schilp im Anschluss an P. Leidinger – an Rübels Thesen, die u. a. auch auf einer inzwischen überholten curtis-Theorie beruhten, insofern fest, als er betonte, dass der Frankenkönig entlang des Hellwegs Initiativen zur Anlage von Königshöfen und Pfalzen ergriffen hätte, und zwar im Abstand von „Tagesreisedistanzen“. A. Gauert, Art. Curtis (RGA 5. 1981) S. 105–112
Der Text von P. Leidinger ist allerdings ambivalent. Er benennt das Vorwiegen von „zurückhaltenden Beurteilungen“ (S. 11 f.), betont und beschreibt den „individuellen Charakter … und die spezielle Funktion der Hellwegorte“ (S. 19), bezeichnet dann aber die im Abstand von bis zu 50 km liegenden „Zentralorte“ Duisburg, Dortmund, Soest, Paderborn und Höxter als „karolingische Etappenstationen“ (S. 13). „Zwischenstationen“ sind für ihn die ca. 15 bis 20 km von einander bzw. von den „Zentralorten“ entfernten Orte Essen, Bochum, Unna, Werl, Erwitte, Geseke, die Iburg bei Bad Driburg und Brakel. Es war daher konsequent, wenn R. Stephan-Maaser 2015 daraus erneut zusammenfassend folgerte, dass der „seit der Jungsteinzeit genutzte“ Hellweg „mit den Sachsenkriegen einen systematischen Ausbau als Etappenstraße“ erfuhr. Karl ließ, „teilweise unter Nutzung älterer Burgen und Siedlungsstrukturen, zwischen dem Rhein und seiner Pfalz in Paderborn Königshöfe mit ausgedehntem Landbesitz als Versorgungsstationen anlegen. Ihnen gehörte meist auch eine erste Kirche an. Etwa 50 km – das Tagespensum eines geübten Reiters – betrug die Entfernung zwischen den vier größeren Stützpunkten, aus denen später die Städte Duisburg, Dortmund, Soest und Paderborn hervorgingen. Dazwischen lagen im Abstand von etwa 16 bis 18 km, die der zu Fuß reisende königliche Tross jeweils in einer Tagereise bewältigen konnte, die Vorläufer der späteren Ruhrgebietsstädte Essen und Bochum, Unna und Werl sowie weiter östlich Erwitte und Geseke“. H.-D. Heimann, Verkehrswege S. 420 f. – Schilp, Hellweg S. 315–317 – Leidinger, Hellweg S. 9–33 – R. Stephan-Maaser, Sicherung der Herrschaft am Hellweg (Werdendes Ruhrgebiet) S. 164 f. – Brühl, Fodrum 1 S. 63 verteidigte Rübel auch in der Frage des „Etappensystems“ gegen die zahlreichen von ihm zitierten Kritiker.
Bei der Kritik an Rübel und anderen ist als erstes festzuhalten, dass durch archäologische Forschung und Interpretation inzwischen gesichert ist, dass der Hellweg nicht erst im 8. Jh. entstand, sondern dass er als Naturweg am Rande der Tieflandsbucht südl. oberhalb des Quellhorizontes mindestens seit der Bronzezeit genutzt wurde. H. Brink-Kloke hat für den Raum Dortmund betont, „dass spätestens seit der Bronzezeit der Hellweg mitverantwortlich war für die Anziehungskraft auf die frühen Siedler“. In Paderborn ist in jungbronzezeitlichen Urnengrä-
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bern ein Fundspektrum beobachtet, das M. Koopmann dazu veranlasst hat, die gleichzeitigen Einflüsse aus Thüringen und dem Westen mit der Fernverbindung über den Hellweg zu begründen (s. Art. Paderborn II.2). Unbestritten ist, dass es am Hellweg umfangreiches karolingisches Königsgut gab, aber eben nicht nur dort, wie oben betont wurde. Als Aufenthaltsorte mit Königsgut am Ort sind nur Dortmund und Erwitte sowie für die Frühzeit Paderborn belegt. Soest aber begegnet überhaupt erst mit einem Aufenthalt Ottos III. im Itinerar. Das ist ‚konsequent‘, wenn man diese früh bedeutende Stadt mit dem Patrokli-Stift als kölnisch ansieht. Der Kontrast wird besonders deutlich vor dem Hintergrund, dass bei Reliquienübertragungen des 9. und 12. Jhs. Soest als wichtige Station begegnet. Zwar fehlen in der Translatio S. Liborii nach der Rheinüberquerung bis zur Ankunft in Paderborn am Pfingstfest (28. Mai 836) außer über die Messe an der Heder bei Salzkotten Ortsangaben, aber wenig später heißt es bei der Übertragung der Vitusreliquien, dass sie in der villa, quae Sosat vo catur, „von einer großen Schar Sachsen“ empfangen wurden. Die Begleiter übernachteten dort und erlebten drei Wunder. Der nächste genannte Ort – fehlt die Nennung Paderborns wegen der Kult-Konkurrenz? – ist erst wieder Brakel, und an der Vigil des Vitusfestes, am 13. Juni 836, traf man in Corvey ein. Sehr ausführlich wird dann wieder zu Beginn des 12. Jhs. in der Translatio S. Modoaldi der feierliche Empfang der Helmarshausener Mönche mit ihrem neuen Heiligen und die Messfeier in der Patroklus-Stiftskirche am 21. April 1107, dem Weißen Sonntag, in Soest geschildert. Art. Soest IV.1 – de Vry, Liborius S. 218–220, cap. 38–40 – Translatio S. Viti Martyris cap. 22–27 S. 59–61 – Translatio S. Modoaldi (SS 12) cap. 37 S. 306. H. Röckelein, „Wunder auf dem Weg“. Die Funktion von Mirakeln in den Translationsberichten des hl. Liborius (WZ 188. 2016) S. 194–212, mit zwei Karten (S. 198, S. 211: „Vitustranslatio und Liboriustranslation 836“), S. 210, S. 212 zur Konkurrenz zwischen Bischofssitz und Kloster
Festzuhalten ist aber vor allem, dass von den „Zentralorten“ und „Zwischenstationen“ nur Dortmund, Soest, Erwitte, Paderborn und Corvey überhaupt als Itinerarorte belegt sind und dass Erwitte im 10. und frühen 11. Jh. keineswegs als „Zwischenstation“ bezeichnet werden kann. Wir wissen einfach nicht, mit welchen Distanzen und Zwischenaufenthalten der Hof auf dem Hellweg unterwegs war und ob der König z. B. bei den Grafen von Werl oder – wie vermutet (s. u.) – bei den Stiftsdamen in Geseke Rast machte oder gar Aufenthalt nahm. Einige „Itineraretappen“ auf der Hellweglinie mit den variierenden Reisedauern seien hier zur Illustration herausgegriffen. Für Otto d. Gr. nach Müller-Mertens, Reichsstruktur S. 270 ff.: Nr. 44, 941 Dortmund – Grone 10 Tage (204 bzw. 301 km); Nr. 178, 958 Köln – Paderborn 12 Tage (230 km); Nr. 193, 960 Köln – Dortmund 9 Tage (131 km) – Für Otto II. nach Alver mann, Otto II. S. 383 ff.: Nr. 51, 976 Erwitte – Duisburg 8 Tage (125 km); Nr. 70, 979 Dortmund – Duisburg 7 Tage (56 km) – Für Konrad II. nach Müller-Mertens-Huschner S. 384 ff.: Nr. 12, 1025 Paderborn – Corvey 3 Tage (55 km); Nr. 76, 1028 Dortmund – Paderborn 6 Tage (98 km); Nr. 95, 1030 Paderborn – Dortmund 16 Tage (98 km); Nr. 171, 1036 Paderborn – Nimwegen 9 Tage (255 km)
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Ich bezweifle daher, dass die Lage der Hellwegorte mit ihren Distanzen auf königliche Planung zurückgeht. Näherliegend ist vielmehr die Erklärung, dass die Ursache für die Hervorhebung von Orten an der Straße innerhalb des ländlichen Gefüges mit seiner Streusiedlung und ihre je eigene Entwicklung die Gründung einer (Pfarr-)Kirche war. Bei den ältesten Gründungen rechnete A. K. Hömberg mit einem Einzugsgebiet im Umkreis von bis zu 15 km, was in der Addition der Radien den Abstand von maximal 30 km ergibt, also etwas mehr als die genannten Distanzen der hervorgehobenen Hellwegorte. Das entspricht auch – und darin liegt die Suggestion – der in der Forschung angenommenen durchschnittlichen Tagesleistung des reisenden Hofes. Am Hellweg lag daher eine Reihe von Orten, die sich als Reisestationen anboten; gerade deshalb ist es signifikant, welche von ihnen in den unterschiedenen Nutzungsphasen jeweils überhaupt als Aufenthaltsorte in der Überlieferung begegnen. Zu Kirchen als Siedlungskernen schon Balzer, Kirchen und Siedlungsgang S. 91, auch zur Verkehrslage der Standorte früher Kirchen – Ders., Frühe Stadtbildung, passim zu den unter schiedlichen Entwicklungsvoraussetzungen von Dortmund, Soest, Paderborn und Höxter – Zur Reisegeschwindigkeit Reinke, Reisegeschwindigkeit S. 225–251 – Müller-Mertens -Huschner S. 123 ff., S. 134: 22–23 km – P. Fütterer, Wege und Herrschaft, z. B. S. 425– 429, S. 452
Der Hellweg war einfach für lange Zeit die wichtigste Verkehrsachse vom Rhein zur Elbe; daher nutzten ihn auch die Könige auf ihren Reisen von West nach Ost und umgekehrt. Er war aber nicht, um es zu wiederholen, vom Königtum als Etappenstraße konzipiert, dafür sind die Aufenthaltsorte und die übrigen Orte an der Straße – auch in ihrer Genese und den zugrundeliegenden Besitzverhältnissen – zu unterschiedlich. Der Hellweg war Königsstraße im Hinblick auf seine vornehmsten Nutzer und das geltende Recht; doch ebenso – und nach der Frequenz häufiger – war er Kaufmannsstraße, wurde er bei Reliquientranslationen genutzt, war er Pilgerweg und eben einfach Straße für alle im Nah- oder Fernverkehr. Begriffe wie „Etappenstraße“ und ähnliche sollten daher vermieden werden, weil sie wegen des Gangs der Forschung noch immer Vorstellungen von Raumplanung und Straßenbau der Karolinger evozieren. P. Johanek, Die Straße im Recht und in der Herrschaftsausübung des Mittelalters (Die Vielschichtigkeit der Straße. Kontinuität und Wandel in Mittelalter und früher Neuzeit. Hg. von K. Holzner-Tobisch u. a. = Veröff. des Instituts für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit 22. 2012) S. 233–262, hier S. 259: „Die Rechtsfigur der Königsstraße, der via publica, ist der zentrale Begriff, der immer wieder als Rechtsgrund beschworen und zitiert wird, wenn es um die Legitimierung von Handlungen zur Sicherung des Straßenfriedens und damit um eine der wichtigsten Grundlagen des Systems des ökonomischen Austauschs, nämlich des Handels, ging.“ Johanek – Reininghaus, Hellweg S. 449. Die Kurzbeiträge von C. Kneppe – U. Spichal, Archäologisch-historische Begleitung des Weges (S. 8–17), U. Spichal, Der Hellweg als historische Handels- und Pilgerstraße (S. 18–25), K. Niederhöfer, Auf der Suche nach dem Hellweg – Wegeforschung im Archiv (S. 26–31) und H. Gerbaulet, Kulturlandschaften zwischen Höxter und Dortmund (S. 32–41) in: U. Spichal, Jakobswege. Wege der Jakobspilger in Westfalen 8: In 9 Etappen von Höxter über Paderborn und Soest nach Dortmund.
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2010 – Zum westfälischen Hellweg als frühgeschichtlich-frühmittelalterlicher Handelsstraße für Rohstoffe aus dem Sauerland und Salz aus dem eigenen Nahbereich zusammenfassend G. Isenberg, Die Entstehung und Entwicklung der Kirchenlandschaft im Ruhr-Hellweg-Raum (Pro cura animarum. Mittelalterliche Pfarreien und Pfarrkirchen an Rhein und Ruhr. Hg. von St. Pätzold und Raimund Haas. 2016) S. 45–58, hier S. 45–47
4. Orte und Aufenthalte – Westfalen als „Durchzugsgebiet“? a) Vorbemerkungen Basis des Repertoriums sind die königlichen Itinerare, sind die bezeugten Auf enthalte der Könige an bestimmten Orten. Auf den Versuch, für das Repertorium Aufenthalte zu erschließen, wird daher bewusst verzichtet, obschon es z. B. auffallend ist, dass das um 946 gegründete Damenstift Geseke der Haholde, das Otto I. gezielt gefördert hat und das 13 km westl. von Paderborn am Hellweg liegt, mit keinem einzigen Aufenthalt begegnet. Denn es ist so gut wie sicher, dass z. B. Otto I. dort war: auf dem Weg vom Westen (Köln) nach Osten stellte er am 25. Juni 958 in Paderborn eine Urk. für das Stift aus. Die Bitte wegen der Überlassung von Gerichtsgebühren in der Mark Geseke dürfte von der Äbtissin vor Ort in Geseke ausgesprochen worden sein, die Ausfertigung erfolgte dann auf der nächsten Reisestation in Paderborn, und zwar bei dem einzigen für diesen Pfalzort und Bischofssitz überlieferten Aufenthalt des 10. Jhs. Ähnlich dürfte es 986 gewesen sein, als die vormundschaftliche Regierung mit Otto III. auf dem Weg von Grone bei Göttingen (25. Oktober) nach Duisburg (29. November) war und diesmal in Dortmund für Geseke urkundete. Denn ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass die Kanzlei durchaus erst auf der nächsten Reisestation tätig wurde, ist die Ausstellung von vier Urk. für Paderborn an drei Tagen nacheinander vom 14. bis 16. Januar 1016 in Dortmund nach dem Weihnachtsfest Heinrichs II. 1015 in Paderborn. Ähnlich wurden im Januar 1025 nach dem Mindener Weihnachtsfest in Corvey sechs Diplome Konrads II. ausgestellt – in klösterlicher Ruhe im dortigen Scriptorium. Art. Paderborn V.1.9, Art. Corvey V.1.13 – Balzer, Dorf S. 92 f. – Art. Dortmund V.1.10 und V.1.17 – U. Löer, Das adlige Kanonissenstift St. Cyriacus zu Geseke (Germania Sacra NF. 50,6) 2007 S. 68 formuliert: „Der sächsische König garantiert die dynastische Stiftsgründung nach außen, schafft sich aber auch selbst eine Stätte herrscherlicher Präsenz an der Königsstraße des Hellwegs“. Vgl. zur ‚nachträglichen‘ Ausfertigung schon Rieckenberg, Königsstraße S. 9 und S. 22
Aus solchen Beobachtungen ergibt sich erneut, dass wir aufgrund der Überlieferung nur Bruchstücke des Itinerars erfassen; Rückschlüsse sind daher für die Ortsgeschichte durchaus erhellend und legitim, für die statistischen Zwecke des Repertoriums müssen sie unterbleiben. Deshalb wurde z. B. auch das Stift Freckenhorst nicht aufgenommen: P. Leidinger, Ein Besuch Kaiser Heinrichs V. 1119/1120 in Freckenhorst? Zur Datierung der Freckenhorster Hebe-
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rolle (Münsterland. Jahrbuch des Kreises Warendorf 57. 2008) S. 125–130 – O. Hermann, Lothar III. S. 245–247, erschließt überzeugend für Lothar III. zwölf Hellwegbenutzungen, für die es aber sämtlich keine Belege gibt.
A. K. Hömberg hat 1960 betont, dass Westfalen nur im 10. und 11. Jh. bis zu den Sachsenkriegen Heinrichs IV. Bedeutung für das Reisekönigtum gehabt habe, und zwar – wegen fehlenden Königsguts mit Ausnahme der vier Villikationen im Raum Dortmund – eher als Durchzugsraum mit relativ kurzen Aufenthaltsdauern am Ort. Ähnlich sprach J. W. Bernhardt von „Westphalia as a transit zone“. E. Müller-Mertens, sein Schüler W. Huschner und der mit ihrer Methode arbeitende D. Alvermann unterschieden bei ihren Untersuchungen aufgrund des Itinerars und der Praxis der Urkundenvergabe für die Regierungszeiten Ottos I., Ottos II. und Kornrads II. „politische Zentralräume“ von „Durchzugsgebieten“ als „politischen Integrationssträngen“ sowie „Fern“- und „Nahzonen“ der Königsherrschaft. „Zentralräume“ waren mit unterschiedlicher Intensität z. B. „Ostsachsen-Thüringen“ und das „Rhein-Main-Gebiet“. „Westfalen / Engern“ galt als „Durchzugsgebiet“, allerdings für die Zeit Konrads II. „Engern“ mit den Bischofs sitzen Paderborn und Minden auch als „Nahzone“. Diese Auffassungen sind angesichts der für Westfalen überlieferten Regierungshandlungen, geschilderten Ereignisse und Begebenheiten zu diskutieren. Hömberg, Probleme S. 1 f.: „Westfalen hat niemals zu jenen Gebieten des alten Reiches gehört, die dem deutschen Königtum des Hochmittelalters als Grundlage eigener Königsmacht dienten. Unsere Kaiser und Könige haben sich deshalb niemals längere Zeit, etwa mehrere Wochen oder gar Monate lang auf westfälischem Boden aufgehalten, sondern diesen Raum auf ihren Zügen durch das Reich relativ schnell und ohne längeren Aufenthalt durchzogen. … Durch Westfalen zogen die Königsstraßen von den Pfalzen im Umkreis des Harzes zu den Metropolen und Pfalzen am Niederrhein, … An den großen Straßen, die das östliche Sachsen mit dem Rhein verbanden, liegen deshalb all jene Orte, die uns in den Königsitineraren entgegentreten“. Müller-Mertens, Reichsstruktur, S. 140–145 – Vgl. Ders., Reich S. 144 f. und MüllerMertens-Huschner S. 13 u. ö. – Alvermann, Otto II. S. 15–19 – Bernhardt, Itinerant Kingship S. 177–181: „Westphalia as a transit zone – the ‚Hellweg‘“.
b) Westfälische Aufenthaltsorte als „Zielorte“ Beim Vergleich von Dortmund und Paderborn habe ich vor mehr als dreißig Jahren u. a. herausarbeiten können, dass die Nutzung dieser beiden Pfalzorte exakt die Gastungsgewohnheiten des 10. und 11. Jhs. abbildet. Von Heinrich I. bis in die Anfänge Heinrichs II. war Dortmund der bevorzugte Aufenthaltsort in Westfalen, während Paderborn, wie gesagt, im 10. Jh. nur einmal bezeugt ist, und zwar obschon die karolingische Pfalz dort weiter bestand. Man wird das daher wohl nicht so auffassen dürfen, dass Paderborn sonst gar nicht aufgesucht worden wäre. Wohl aber fehlen – wegen der Kürze des Verweilens dort? – Nachrichten darüber. Denn das Königtum hatte sich, wie die Aufenthalte in Erwitte zusätzlich unterstreichen, auch in Westfalen noch vorwiegend auf das vorhandene Königsgut gestützt. Im 11. Jh. aber tritt dann das Servitium regis der Reichskirche mit
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seiner Gastungspflicht in den Vordergrund, was in Westfalen die Bischofssitze Paderborn, Minden und Münster belegen – allen voran Paderborn unter Bischof Meinwerk, der seinen Sitz seit 1009 in besonderer Weise baulich ausgestaltete und sich so sehr im Reichsdienst einsetzte, dass das Lob seiner Mühen den Weg sogar in die sonst eher spröden Texte der Diplome fand. Balzer, Dortmund und Paderborn – Ders., Pfalzenforschung, S. 119–125 – Keller, Reichsstruktur S. 56 f. – Balzer, Vornehm S. 94
Diese Beobachtungen sind wichtig. Für die Beantwortung der Frage jedoch, ob Westfalen ‚nur‘ ein Durchzugsgebiet war, ist nicht die durch die Hellwegnutzung bedingte Quantität, sondern die Qualität der Herrscheraufenthalte an einzelnen Orten bedeutsam. Beginnen wir bei dem notwendigerweise knappen Überblick mit Dortmund. Der erste bezeugte Aufenthalt dort ist die Feier des Osterfestes durch Heinrich I. im J. 928. 953 feiert Otto I. in der schweren Regierungskrise des Liudolfaufstandes erneut das Osterfest in Dortmund. Gescheitert waren Versuche, die Feierlichkeiten in Ingelheim oder Aachen zu begehen. 1005 leitet Heinrich II. in Dortmund eine Synode. Höhepunkt ist vor dem anstehenden Polenfeldzug die Verabredung einer Gebetsverbrüderung mit der Verpflichtung, beim Tode eines der Beteiligten eine bestimmte Anzahl Messen zu lesen. Eine weitere Synode ist für Januar 1016 belegt. 1024 wurden nach der in Vreden vollzogenen Anerkennung des Saliers Konrads II. durch die ottonischen Äbtissinnen Adelheid und Sophia anschließend in Dortmund die Modalitäten der bevorstehenden Huldigung in Minden verhandelt. – Das waren jeweils längerfristig geplante bzw. gründlich vorbereitete Hoheitsakte, die eben nicht zufällig auf der Durchreise vollzogen wurden (Art. Dortmund V.1.1, 5, 13, 17, 18). In Paderborn hat Erzbischof Willigis von Mainz, der Königsmacher, auf dem Umritt Heinrichs II. – nicht im voraufliegenden Corvey, sondern gezielt am ehemaligen Ort Karls d. Gr. und trotz der Schäden des Großbrandes v. J. 1000 – Kunigunde zur Königin und Sophia zur Äbtissin von Gandersheim geweiht, und zwar bevor die Herrschaft endgültig gewonnen war, denn schwierige Verhandlungen mit den Lothringern standen in Duisburg noch bevor. Insgesamt einmal zu Ostern und dreimal zu Weihnachten weilte Heinrich II. seit 1013 in Paderborn. Der Osteraufenthalt 1013 war so neu, dass die Damen im Stift Quedlinburg mit ihrer Tradition königlicher Osterfeiern den Vorgang als bis dahin nicht dagewesen kommentierten; Thietmar begründete die Wahl Paderborns in seiner Chronik mit der Königsnähe Meinwerks und hob hervor, dass der König dann Pfingsten bei ihm in Merseburg verbrachte (Art. Paderborn V.1.12). Während Heinrich die Domweihe im September 1015 wegen eines neuen Polenfeldzugs zwar versäumte und dann Weihnachten mit anschließender Weihe Erzbischof Poppos von Trier in Paderborn beging, nahm er an der Weihe der Abdinghofkrypta 1023 teil. Auch Konrad II. feierte die Hochfeste in Paderborn (1029 und 1030 Weihnachten, 1035 Ostern), 1036 war er bei der Weihe der Busdorfkirche anwesend. Sein
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Sohn, Heinrich III., beging 1043 und 1051 Pfingsten sowie 1056 Ostern an der Pader. Der Bischofssitz war also eine der Festtagspfalzen der Könige in der ersten Hälfte des 11. Jhs. Mit insgesamt acht Aufenthalten Konrads II. war Paderborn sogar der am häufigsten nachweisbare Aufenthaltsort dieses Herrschers im Reich (Metz, Servitium regis S. 126). Diese Position kennzeichnete im 12. Jh. Erinher in seiner Paraphrase der Vita Heimeradi mit der Wendung von Paderborn als sedes regalis et episcopalis, als ‚Sitz‘, Residenz, von König und Bischof (Art. Paderborn, Vorbem.). Beim einzigen Aufenthalt Heinrichs II. in Minden im J. 1003 wirkt der Ort auf den ersten Blick wie eine einfache Reisestation auf dem Weg nach Magdeburg. Weiß man jedoch, dass der König damals im zweiten Jahr seiner Regierung auf einem „Kirchenumritt“ war, wie St. Weinfurter gezeigt hat, dann lässt das Aufenthaltsdatum 10. oder 13. März aufhorchen, denn am 11. März feierte man in Minden das Fest der Einholung der Gorgoniusreliquien. Der Patron von Dom und Bistum aber hatte unter Bischof Milo (969–996) wegen der Konkurrenz zu Gorze nicht geringe Aufmerksamkeit im Reich erfahren. Beim Huldigungsumritt Konrads II. war Minden nach Vreden und Dortmund die dritte Station in Sachsen, und zwar mit Weihnachtsfeier, Huldigungsakten und der Bestätigung sächsischen Rechts durch den neuen König. Dann ‚litt‘ es zunächst vermutlich unter der Konkurrenz Meinwerks von Paderborn und dessen neuer Nähe zum Kaiser seit dem Romzug von 1027. Es ist aber festzuhalten, dass Konrad 1033 erneut in Minden Weihnachten feierte. Vor diesem Hintergrund ist die Folge von vier Aufenthalten Heinrichs III. und zweien Heinrichs IV. bis 1062 erstaunlich dicht, und zwar zuletzt noch einmal mit der Feier des Pfingstfestes. Art. Minden V.1.3 u. ö. – Weinfurter, Heinrich II. S. 127 f. (mit Karte) –Jacobsen, Miracula s. Gorgonii, bes. S. 28–68
Für das ‚abgelegene‘ Münster ist offensichtlich, dass der Bischofssitz an der Aa ein Zielort war, der bewusst aufgesucht wurde, bei dem die Könige auf eine längerfristige Einladung reagierten. Das gilt für den ersten, den Weihnachtsaufenthalt und Hoftag Heinrichs III. von 1040, bei dem nach dem Hochfest Suitger, der zweite Bischof von Bamberg und spätere Papst Clemens, geweiht wurde und am Davidstag (29. Dezember) in Anwesenheit des Königs die vier Altäre in der Kirche des neugegründeten Stiftes St. Marien Überwasser von jeweils drei, also insgesamt 12 Reichsbischöfen, die in ihrer Zahl die Apostel abbildeten und unter denen drei Erzbischöfe waren, konsekriert wurden. Von den politischen Handlungen und Verhandlungen sei hier nur noch erwähnt, dass man in Münster eine „neue Strategie für die Auseinandersetzung mit Herzog Břetislav“ von Böhmen entwickelte, dessen Sohn in Münster aus der Geiselhaft entlassen wurde (Balzer, Adel S. 412 ff., Zitat S. 417). Besondere Bedeutung hatten ebenfalls die drei Aufenthalte Heinrichs V. in Münster, der 1106 seinen Vertrauten und späteren Kanzler für Italien (1110–1117), Bischof Burchard den Roten, selbst wieder an
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Wege – Orte – Aufenthalte Corvey
Dortmund
Karl d. Gr. (768–814)
Eresburg
Erwitte
Herford
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Herstelle
Lippspringe
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Ludwig d. Fr. (814–840) Ludwig d. Dt. (843–876)
1
Arnulf (887–899)
1
Konrad I. (911–918)
1
Heinrich I (919–936) Otto I. (936–973)
1 1
Otto II. (973–983)
5
1 1
3
2
Otto III. (983–1002)
2
3
1
Heinrich II. (1002–1024)
7
5
2
Konrad II. (1024–1039)
1
3
Heinrich III. (1039–1056)
2
3
Heinrich IV. (1056–1106)
3
2
Heinrich V. (1106–1125)
2
1
Lothar III. (1125–1137)
2
Konrad III. (1137–1152)
1
1
Friedrich I. (1152–1190)
1
2
1
Heinrich VI. (1190–1197) Friedrich II. (1212–1250) Otto IV. (1198–1218))
1 1
Heinrich (VII.) (1220–1242)
1 25
30
1 10
6
Tab. 1: Zwischenbilanz. Aufenthalte von Königen
4
525
Wege – Orte – Aufenthalte Lügde 1
Minden
Münster
1
1
Paderborn
Rösebeck
Soest
Vreden
Wiedenbrück
Sa.
5
21
1
1
2
1
5 1 1 2
1
8 5 1
1
9
2
8
4
1
2 3
1
8 24
1
15
3
1
15
1
1
9
1
7 2 2
1
1
1
6
1
1 1 2
1
11
6
34
1
1
4
1
3
6
1
1
141
526
Wege – Orte – Aufenthalte
seinen Bischofssitz zurückführte. 1112 feierte er mit Burchard Ostern dort. Beim Weihnachtsaufenthalt 1119 in Münster wurde der neu gewählte Bischof Dietrich II. abgesetzt und aus der Stadt vertrieben; es waren jeweils Machtdemonstrationen des letzten Saliers mit dem Ziel, sich in Sachsen zu behaupten. Art. Münster V.1.1, 2, 3, 4 – W. Kohl, Überlegungen zur Herkunft Burchards des Roten, Bischofs zu Münster (Ecclesia Monasteriensis. Festschr. für Alois Schröer. Hg. von R. Haas. 1992) S. 11–21, hier S. 15
Wie E. Balzer jüngst gezeigt hat, galt der Besuch Friedrich Barbarossas 1156 nicht nur der Feier des Osterfestes mit seinem Namensvetter, Bischof Friedrich II. von Münster, der am Tag der Königskrönung und Thronsetzung in Aachen (9. März 1152) dort die Bischofsweihe empfangen hatte. Durch die Übergabe der silbernen Vota-Schale mit der Darstellung der Taufe Friedrichs und der Kaiserbüste an seinen Paten, Propst Otto von Cappenberg, wurde auch besonders feierlich im 33. Jahr an die Taufe des Kaisers erinnert, und zwar am Ort des größten Vergehens Ottos, seiner Mitschuld am Dombrand vom 2. Februar 1121 (Balzer, Barbarossakopf S. 280–283 – Dies., Neues S. 20–24 und S. 34 – Art. Münster V.1.5). Mit diesen hervorgehobenen Besuchen an den Bischofssitzen waren öffentliche Demonstrationen der Herrschaft, etwa das Zeremoniell der Festkrönung mit dem ‚Unter-der-Krone-Gehen‘, für das in Paderborn die Bartholomäuskapelle der Pfalz durch griechische Bauleute errichtet worden war, verbunden; sie dienten der Betonung von Herrschaftsansprüchen, Kirchen- und Bischofsweihen und waren zugleich Ausdruck der Königsnähe und Dank des Herrschers gegenüber getreuen Parteigängern und Helfern. Sigebert, Brun und Eilbert von Minden, Meinwerk von Paderborn oder Hermann I., Burchard und Friedrich II. von Münster waren hervorragende Vertreter der Reichskirche des 11. und 12. Jhs. So erstaunt es dann auch nicht, dass für diese Aufenthalte nachweislich mehrere Tage oder sogar Wochen eingeplant worden waren (Keller, Reichsstruktur S. 58 f. – Zotz, Gegenwart S. 359–366 und die Anhänge S. 383–386. Zu erschließbaren Paderborner Festkrönungen Balzer, Erbauungszeit S. 17 f.). Die Tab. 2 und 3 unterstreichen diese Befunde. Es entfielen von den insgesamt 108 in Westfalen ausgestellten Diplomen etwas mehr als die Hälfte, genau 55, auf westfälische Empfänger, aber z. B. auch acht auf solche aus Italien, und zwar mit dem Schwerpunkt (fünf) aus der Zeit Heinrichs II. und Konrads II. Empfänger aus dem östl. Sachsen, aus Franken und Lothringen waren ebenfalls mit jeweils acht bis zehn Stücken vertreten. Der hohe Anteil westfälischer Empfänger entspricht der von H. Keller herausgestellten „Regionalisierung der Herrschaftsausübung“ seit der Regierungszeit Heinrichs II. Umso bemerkenswerter ist dann aber vor diesem Hintergrund der Anteil Auswärtiger; er bestätigt die Bedeutung der Aufenthalte (Keller, Reichsstruktur S. 98 bzw. S. 60 f.). Die Tab. 3 mit weltlichen und kirchlichen Ereignissen unterstreicht den Rang und die Sonderstellung des westl. Sachsens für Karl d. Gr., seinen Sohn und seinen Enkel. Doch auch für das 10. bis 13. Jh. sind immerhin noch zehn Hoftage und
Wege – Orte – Aufenthalte
527
zwei Synoden bezeugt. Die Stellung der westfälischen Bischofssitze im Itinerar springt besonders dann ins Auge, wenn man nach den Hochfesten – Weihnachten, Ostern, Pfingsten – mit ihren besonderen liturgischen Ansprüchen und Möglichkeiten fragt. Von Heinrich II. bis zu Friedrich I. sind 18 Festfeiern nachweisbar, in Münster und Paderborn verbunden mit und im Rang zusätzlich gesteigert durch Kirchweihen. Denn die Herrscher konnten dabei immer ihr Gottesgnadentum in besonderer Weise öffentlich demonstrieren.
c) „Richtungswechsel“ im Itinerar Ein neben der Dauer und Qualität der Aufenthalte wichtiges Argument gegen die These von Westfalen als bloßem Durchzugsgebiet, auf das ich erst jetzt aufmerksam geworden bin, liefern die „Richtungswechsel“, wie ich sie nennen will, d. h. auffallende Änderungen der Reiseroute oder scharfes Abknicken derselben: In diesen Fällen sind die betroffenen Aufenthaltsorte eindeutig als Ziel der Reise zu identifizieren, sie waren keineswegs nur notwendige Halte auf dem Zug des Hofes, Stationen auf der Durchreise. Wegen der manchmal großen Lücken im Itinerar sind solche Wechsel nicht immer sicher zu ermitteln; es gibt für sie jedoch eine größere Zahl sicherer Belege in Westfalen. Sehr illustrativ für dieses Phänomen ist die Karte des Reiseweges Ottos III. im November / Dezember 994 bei Zotz, Gegenwart S. 370 mit drei Richtungswechseln innerhalb kürzester Frist: Wären die Aufenthalte in Baden-Baden (11. November), auf dem Hohentwiel (14. November), in Bruchsal (23. November) und Sasbach (22. Dezember) unbekannt, wäre die Route von Ingelheim (4. November) über Straßburg (?) und dann wieder nach Norden rekonstruiert worden, diesmal mit nur einem Richtungswechsel in Erstein. – Müller-Mertens, Reichsstruktur S. 144 spricht in solchen Fällen von „Umkehrfiguren“; vgl. Alvermann, Otto II. S. 200
1013 war Heinrich II. durch Krankheit daran gehindert, Ostern (5. April) wie geplant in Aachen zu feiern. Er reiste daher nur von Grone (13. März) nach Paderborn und war am 24. April wieder in Grone. Zum Weihnachtsaufenthalt 1015 kam der Kaiser von Westen, von Nimwegen (28. September) und war nachher in Dortmund (10. Januar) und Würzburg (25. März). Zu Heinrichs letztem, mindestens drei Wochen dauernden Weihnachtsaufenthalt in Paderborn 1022/23 kam der Hof von Ermschwerd (11. Dezember) und war dann zu Mariä Reinigung (2. Februar) in Hildesheim. Ähnliches lässt sich in Paderborn für Konrad II. und Heinrich III. beobachten: Konrad war am 26. November 1030 in Wallhausen, feierte Weihnachten bei Meinwerk und war am 20. Januar 1031 in Allstedt. Im Mai 1036 kam er von Tribur (9. Mai), war bei der Weihe der Busdorfkirche und am Fest Christ Himmelfahrt (27. Mai) in Paderborn anwesend und anschließend vom 6. bis 29. Juni in Nimwegen, d. h. er ist nicht direkt rheinabwärts nach dort gefahren, sondern hat den Umweg über Paderborn gemacht, wo Meinwerk wenig später, am 5. Juni 1036, starb. – Das ist anrührend, obschon wir nicht sicher wissen, ob und wie krank der Bischof bereits bei der Planung der Kirchweihe
528 Aussteller
Wege – Orte – Aufenthalte Westfalen
Östl. Sachsen
Karl d. Gr. (768–814)
Franken
Lothringen
1
1
Ludwig d. Fr. (814–840) Ludwig d. Dt. (843–876)
5
Arnulf (887–899)
1
Konrad I. (911–918)
1
Heinrich I (919–936)
1
Otto I. (936–973)
4
Otto II. (973–983)
2
Otto III. (983–1002)
5
2
Heinrich II. (1002–1024)
14
1
Konrad II. (1024–1039)
6
Heinrich III. (1039–1056)
6
2
Heinrich IV. (1056–1106)
2
3
Heinrich V. (1106–1125)
1
Lothar III. (1125–1137)
1
Konrad III. (1137–1152)
1
Friedrich I. (1152–1190)
1
Heinrich VI. (1190–1197)
1
1 1 1 2
3
3
2 1
1
1
1
Friedrich II. (1212–1250) Otto IV. (1198–1218)) Heinrich (VII.) (1220–1242) Sa 108
3 55
8
9
10
Tab. 2: Herkunftsregionen der Empfänger von Diplomen, ausgestellt in Westfalen
529
Wege – Orte – Aufenthalte Westfrankenreich
Schwaben
Bayern
Italien
Einzelpersonen
1 1
1
1
1
1
1
1
1
3
1
2
2
1 1
1
1
3
6
1
1
1
3
8
8
530
Wege – Orte – Aufenthalte
war. Sie war allerdings keine Schluss-, sondern eine Gründungsweihe, was dafür spricht, dass sie wegen der Schwäche des Bischofs vorgezogen wurde (Art. Paderborn V.1.26; ähnlich schon Benz, Untersuchungen S. 303). 1051 hatte Heinrich III. in Köln Ostern gefeiert (31. März). Einen Monat später war er in Kaiserswerth (30. April) und beging dann am 19. Mai in Paderborn das Pfingstfest. Anschließend urkundete er am 25. Mai in Dortmund für das Bistum Osnabrück, und ein erneuter Richtungswechsel führte ihn zum 14. Juni nach Minden (Art. Dortmund V.1.22, Art. Paderborn V.1.28, Art. Minden V.1.8). Beim Umritt Konrads II. 1024 wirkt der Besuch in Minden wie ein Abstecher von der Hellwegroute: Der Ort war bewusst für die Weihnachtstage mit Bischof Sigebert und der Huldigung von Sachsen ausgewählt (Dortmund [1. Dezemberhälfte], Minden [25. Dezember], Paderborn [1.–3. Januar], Corvey [6.–12. Januar], Hildesheim [18. Januar]). Für Heinrich III. und Heinrich IV. fällt auf, dass sie 1049 und 1053 bzw. 1058 von Goslar nach Minden kamen und zurück nach Hildesheim (1049), nach Goslar (1053) und Magdeburg (1058) reisten, d. h. der Bischofssitz an der Weserfurt war gezielt und punktuell vom östl. Sachsen her angesteuert worden, wie es schon 1030 der Vater bzw. Großvater in Paderborn gehandhabt hatte. 1051 war Heinrich III. nach dem Paderborner Pfingstfest (19. Mai) am 25. Mai in Dortmund und am 14. Juni in Minden; danach „vielleicht in Goslar“ und am 17. Juli in Kaufungen. Ähnlich begegnet der Bischofssitz 1062 als nördl. Zielpunkt, wenn Heinrich IV., von Köln kommend, am 19. Mai in Minden Pfingsten feiert und am 13. Juli in Hersfeld bezeugt ist (Art. Minden V.1.4, 7, 8, 9, 10, 11). Angesichts dieser Ergebnisse überrascht es nicht mehr, dass Münster bei dreien der insgesamt sechs Aufenthalte 1106, 1112 und 1189 deutlich als Zielort hervortritt (Art. Münster V.1.1, 2, 3, 6). Selbst für Dortmund und Corvey sind solche ‚Richtungswechsel‘ zu beobachten. 978 ist Otto II. am 17. oder 27. Juni in Maastricht, am 14. Juli in Dortmund und anschließend auf einem Frankreichfeldzug. 1068 ist Heinrich IV. „bis Pfingsten“ (11. Mai) in Goslar, am 14. Mai in Dortmund, dann am 29. Mai (wieder?) in Soest und am 23. Juni in Mainz (Art. Dortmund V.1.25 und Soest V.1.3). Es ist bereits hervorgehoben worden, dass Corvey 913 Zielort Konrads I. war. 1010 feiert Heinrich II. Weihnachten in Frankfurt, am 7. Februar 1011 war er in Corvey und dann – mit größerer zeitlicher Differenz – am 10. April wieder im Rhein-Main-Gebiet in Tribur. Vor der Reform des Klosters im J. 1014, als Heinrich sich ca. einen Monat dort aufhielt, war er am 29. Juli in Mörfelden östl. von Rüsselsheim, im August in Dortmund, dann in Sohlingen bei Uslar, also südöstl. von Corvey, und erst danach an der Weser; nachher am 17. September in Halberstadt. Ähnlich verhielt es sich 1015, als der Kaiser in Imbshausen bei Northeim auf dem Familiengut Bischof Meinwerks Pfingsten (28/29. Mai) feierte, in der Woche danach in Corvey Druhtmar als Nachfolger Walhs zum Abt einsetzte und anschließend am 24. Juni in Goslar bezeugt ist (Art. Corvey V.1.2, 9, 10, 11).
Wege – Orte – Aufenthalte
531
Zweimal war Corvey Zielort des von Osten kommenden Lothar von Süpplingenburgs: er weilte am 14. April 1129 noch in Goslar, versöhnte sich am 16. Mai auf einer großen Fürstenversammlung in Corvey mit Erzbischof Friedrich von Köln und feierte anschließend am 2. Juni Pfingsten in Quedlinburg. Am 4. August 1136 bestätigte er in Corvey, nachdem er am 15. Juli noch in Königslutter bezeugt ist, die 1128 erfolgte Gründung des nahen Klosters Marienmünster. Danach war er am 7. August wieder im Osten, in Osterode am Harz (Art. Corvey V.1. 21, 22; auch O. Hermann, Lothar III, S. 247 betont die Grenzlage Corveys und beide „Umkehrfiguren“). Der Aufenthalt Lothars 1128 unterstreicht – das wird im Rahmen des Bearbeitungsschemas ganz deutlich –, dass das Reichskloster, an der inzwischen ja ausgeprägteren Wesergrenze zwischen Westfalen und Ostsachsen liegend, in den Sachsenkriegen Heinrichs IV., im Investiturstreit und auch später noch so etwas wie ein neutraler Ort war, der für Ausgleichs- und Friedensverhandlungen genutzt wurde. K. H. Krüger kann für die Zeit von August 1073 bis August 1201 fünf wichtige Fürstentreffen dort nachweisen; zuletzt hatte der Kardinallegat Guido von Praeneste die Bischöfe der welfischen Partei nach Corvey eingeladen. Damals weihte Bischof Bernhard II. von Paderborn dort auch Hartbert zum Bischof von Hildesheim (Art. Corvey V.4). Ein letzter Hinweis zu den Aufenthalten in Corvey – nicht mehr unter dem Stichwort Richtungswechsel – gilt einem kostbaren, weil seltenen Zeugnis für die Abstimmung zwischen Hof und Gastgeber, auf das K. H. Krüger aufmerksam macht. Im April 1152, also nach Friedrichs I. Krönung am 2. März in Aachen, schickte der erfahrene Berater Konrads III. und dann auch Friedrich Barbarossas, Abt Wibald von Stablo und Corvey, einen Boten an den Hof, genauer an den Notar Heinrich, „um unverzüglich Auskunft über den Reiseweg des Königs zu erhalten“: ut nobis absque retardatione remandes, utrum dominus noster per Corbeiam trans itum sit habiturus. Wenn ein Aufenthalt dort geplant war, so darf man folgern, wollte der Abt Vorsorge für einen adäquaten Empfang und Aufenthalt dort treffen und vermutlich selbst dort anwesend sein. Tatsächlich ist Friedrich auf seinem Umritt von Westen kommend Anfang Mai auch in Corvey, bevor er an Christi Himmelfahrt und am Tag danach (8. und 9. Mai) in Goslar nachweisbar ist (ebd.). Art. Corvey V. 1. 24; zur Planung des Reisewegs im 10. und 11. Jh. mit Beispielen für entsprechende Benachrichtigungen A. Kränzle, Der abwesende König. Überlegungen zur ottonischen Königsherrschaft (FrühMAStud. 31. 1997) S. 120–157, hier S. 151–153
d) Orte der Herrschaft – Orte der Gefahr Die neuerliche Betonung, dass Pfalzen „Orte der Herrschaft“ oder „Orte der Macht“ waren (Titel bzw. Untertitel bei C. Ehlers, Orte der Herrschaft bzw. Karl der Große / Charlemagne), gilt auch für Westfalen, vor allem für Paderborn
532 König / Kaiser – Itinerarorte Karl d. Gr. Eresburg Herstelle Lippspringe Lügde Minden Paderborn Ludwig d. Fr. Paderborn Ludwig d. Dt. Minden Paderborn Heinrich I. Dortmund Otto I. Dortmund Otto II. Dortmund Otto III. Dortmund Heinrich II. Dortmund Paderborn
Konrad II. Dortmund Minden Paderborn Heinrich III. Münster Paderborn Heinrich IV. Minden Heinrich V. Münster Konrad III. Corvey Friedrich I. Dortmund Münster Otto IV. Paderborn Soest
Wege – Orte – Aufenthalte Reichsversammlungen / Hoftage
Synoden
Hochfeste
Kirchweihen
Besonderes
1 2 3 1 1 2
1
2
Papstaufenthalt 799
4
1
Krönung Kunigundes / Weihe Sophias (1002); Weihe Erzbischof Poppos von Trier (1016)
2 4
1
1 1 2 1 1 1
1
1 2
1 1
1 3
1
1 2 1 2 1 1 1
Tab. 3: Weltliche und kirchliche Ereignisse von besonderer Bedeutung
Wege – Orte – Aufenthalte
533
in der Karolingerzeit. Sie waren aber auch Orte erst der Herrschaftsgewinnung. Anfang Dezember 840, noch keine fünf Monate nach dem Tod seines Vaters (20. Juni 840), suchte Ludwig d. Dt. Paderborn zur Sicherung seiner Macht in Sachsen auf. Als er dort am 10. Dezember für Corvey urkundete, wird als Vertreter des Klosters nur der Propst Wala genannt, während der Abt, Warin, offensichtlich nicht anwesend war. Dieser begegnet erst am 14. Dezember in Rösebeck am Hofe, als er für Corvey das eingezogene Lehen von Ludwigs Gegner Banzleib erhielt. Vermutlich fehlte auch der Ortsbischof Badurad – beide treue Parteigänger Ludwigs d. Fr. und dann vermutlich zunächst noch Lothars I. (Art. Paderborn V.1.7; Balzer, Pfalzort S. 36 mit Anm. 195; Art. Rösebeck V.1.1). Auf ihren Umritten zum Herrschaftsantritt wurden von Heinrich II. Corvey, Paderborn und Erwitte bzw. von Konrad II. Vreden, Dortmund, Minden, Pader born und Corvey aufgesucht. Welches Signal davon ausgegangen sein muss, dass die Schwestern Adelheid und Sophia, „die noch weit bis in die salische Zeit hinein als Vorsteherinnen zentraler sächsischer Frauenstifte die ottonisch-imperiale Tradition repräsentierten“, den Vertreter der neuen salischen Königsdynastie beim ersten Betreten Sachsens in Vreden empfingen, kann man gar nicht überschätzen. Diese Erwägung wird noch zusätzlich bestärkt durch den Hinweis auf die Bedeutung, die schon Heinrich II. der Teilnahme seiner Cousinen bei der Bamberger Domweihe 1012 beigemessen haben soll, und auf den feierlichen Adventus, den die beiden ihm am 24. September 1021 anlässlich der Quedlinburger Kirchweihe bereitet hatten (Zotz, Gegenwart S. 367 [Zitat], S. 381). Neben den reichsgeschichtlichen tritt in Vreden der sächsische Aspekt, denn in der Stiftskirche war der 1016 ermordete Billunger Graf Wichmann III. durch den Bischof von Münster beigesetzt worden (Art. Vreden III.2). Jedenfalls scheinen auf Konrads weiterem Zug in Westfalen keine Schwierigkeiten aufgetaucht zu sein, was nicht zuletzt auf die Fürstenversammlung in Herzfeld zurückgehen dürfte (s. o.). Die Aufenthaltsorte in Westfalen waren auch Schauplätze von Krise und Gefährdung der Herrschaft: Zeichen der tiefsten Krise und des Neuanfangs war Ottos I. Osteraufenthalt 953 in Dortmund (Art. Dortmund V.1.5). Sehr bedrohlich mit zahlreichen Toten, unter ihnen der königliche Truchsess Heinrich, waren die Kämpfe Einheimischer gegen das fouragierende bairische Aufgebot Heinrichs II. 1002 – ausgerechnet am Tag der Krönung Kunigundes in Paderborn. Thietmar berichtet abfällig und mit antibairischem Affekt, die Bayern, zu Hause mit wenigem zufrieden, seien in der Fremde unersättlich. Die Schenkung des Hofes Bökenförde im J. 1006 interpretiert er als Entschädigungszahlung an Bischof Rethar von Paderborn (Art. Paderborn V.1.10). Ähnlich wurde die Mindener Kirche 1063 entschädigt, weil am Freitag nach dem Pfingstfest 1062, das Heinrich IV. mit Erzbischof Anno II. von Köln in Minden gefeiert hatte, ein Großfeuer ausgebrochen war, welches den Dom und die Johanneskirche am Markt erfasste, weil es Streit zwischen cives und imperii officiales gegeben hatte (Art. Minden V.1.11). – Man darf spekulieren, ob der Hof deshalb den Ort nicht mehr aufgesucht hat; denn
534
Wege – Orte – Aufenthalte
die Auseinandersetzungen mit den Sachsen, die Sachsenkriege Heinrichs IV., begannen erst zehn Jahre später.
5. Schluss Versuchen wir nach diesen Hinweisen zu Qualität und Relevanz der Königsaufenthalte des 8. bis 12. Jhs. in Westfalen ein Fazit zu dessen Stellung im königlichen Itinerar zu ziehen, dann wird man mit A. K. Hömberg und E. Müller-Mertens festhalten müssen, dass der Raum zwischen Rhein und Weser – außer in der Karolingerzeit – kein „Zentralraum“ des Königtums war. Das zeigt schon eine Karte der für das Repertorium insgesamt vorgesehenen Aufenthaltsorte bei C. Ehlers, das belegt auch die Tabelle „Die wichtigsten Aufenthaltsorte von Otto I. bis zu Friedrich I.“ bei W. Metz. In ihr ist für die Zeit von Otto I. bis Otto III. überhaupt nur Dortmund mit fünf bzw. jeweils drei Aufenthalten aufgeführt, und zwar hinter Spitzenreitern wie Magdeburg (Otto I.: 22), Allstedt (Otto II.: 11) oder Ingelheim (Otto III.: 11). Unter Heinrich II. steht Paderborn mit 10 hinter 26 Aufenthalten des führenden Merseburg an achter Stelle, Corvey mit sieben auf Platz 13 und Dortmund mit wieder fünf auf Platz 18. Nur unter Konrad II. hält Paderborn, wie erwähnt, mit acht Aufenthalten die Spitzenposition, gefolgt von Straßburg mit sieben sowie Augsburg, Worms, Nimwegen und Tribur mit je fünf Aufenthalten. – Mit dem Dynastiewechsel zu den Saliern trat der Harzraum, abgesehen von Goslar, das unter Heinrich III. mit 21 Nachweisen Spitzenreiter war und unter Heinrich IV. hinter Mainz (41) und Regensburg (36) noch mit 32 Aufenthalten rangierte, deutlich zurück, was dann auch Konsequenzen für Westfalen hatte. C. Ehlers, Pfalzenforschung heute S. 33; vgl. die Karten 1–3 und die Tab. bei dems., Einführung: Zentren der Macht. Fragen an die Erforschung der Aufenthaltsorte mittelalterlicher Könige (Deutsche Königspfalzen 7) S. 9–23, S. 20–23 – Metz, Servitium Regis S. 126 f.
C. Ehlers hat für das „Rheinland“ insgesamt 528 „dokumentierte … Königsaufenthalte“ ermittelt, von denen allein 240 auf Aachen entfielen. Die Herrscher weilten dabei überwiegend auf Reichsbesitz. „Gastung auf Kirchenbesitz“ tritt mit 150 Belegen (ca. 28 %) dahinter deutlich zurück, wobei noch festzuhalten ist, dass von diesen Fällen zwei Drittel Köln betreffen. Dabei ist zusätzlich festzuhalten, dass die beiden heute in den Niederlanden liegenden Zielorte, der Bischofssitz Utrecht und die Pfalz Nimwegen, nicht einmal mitgezählt sind. C. Ehlers, Königliche Pfalzen und Aufenthaltsorte im Rheinland bis 1250 (Rheinische Vierteljahrsblätter 68. 2004) S. 36–63, S. 58 f. – Vgl. ders., Ein peripheres Zentrum? Zur Funktion Niederlothringens für das deutsche Königtum bis 1250 (Verortete Herrschaft) S. 29–50, S. 39 zur Bedeutung Nimwegens (20 Aufenthalte zwischen 949 und 1021) und Utrechts (21 von Otto II. bis Heinrich V.; am 4. Juni 1039 starb dort Konrad II., am 23. Mai 1125 Heinrich V.). Schon bei R. Schieffer, Die Salier in den Rheinlanden (Salier–Reich–Niederrhein) S. 327–
Wege – Orte – Aufenthalte
535
339, hier S. 337 f. der abschließende Vergleich mit anderen Kernlandschaften z. B. Rheinfranken und Sachsen. B. Thissen, Die Königspfalz Nimwegen. Funktion – Topographie – Ausstattung (Verortete Herrschaft) S. 53–106, S. 71 Tabelle mit dem Nachweis von 53 Aufenthalten von Karl d. Gr. bis zu Otto IV., S. 74 mit der Betonung, „dass diese Pfalz wirklich als Residenz und nicht lediglich als Etappenstation auf der Durchreise diente“. K. van Vliet, Het Utrechtse paltskomplex van keizer en bischop (Verortete Herrschaft) S. 133–152, S. 150 zwei Tabellen: 1. Bezoeken van de Duitse keizer aan Utrecht, Deventer en Tiel: je drei Aufenthalten in Deventer und Tiel stehen 30 sicher belegte Aufentthalte von Otto II. bis Friedrich I. gegenüber. 2. Bezoeken van de Duitse keizer naar soort (Hoftage, Hochfeste, Kirchweihen usf.) – Zur Frage nach der Existenz einer eigenen Königspfalz in Köln, die negativ beantwortet wird, Chr. Hillen – M. Trier, Zur Geschichte der Kölner Königspfalz (Geschichte in Köln 59. 2012) S. 5–42
R. Schieffer hat bei seiner Analyse von Heinrichs II. Itinerar im J. 1017 betont – um noch diese Zahlen zu nennen –, dass Frankfurt damals seit 794 121 und Allstedt seit 935 30 Aufenthalte zählten. C. Ehlers hob hervor, dass Heinrich II. in der Pfalz Pöhlde am Südrand des Harzes zehnmal Weihnachten feierte – im Vergleich dazu seine ‚nur‘ drei Weihnachtsfeste in Paderborn! Schieffer, Ort S. 18 – C. Ehlers, Pfalzenforschung heute S. 29. Zum Rhein-Main-Raum darf an den grundlegenden Beitrag von W. Schlesinger mit seinen schematischen Nutzungsdiagrammen erinnert werden: W. Schlesinger, Die Pfalzen im Rhein-Main-Gebiet (Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 16. 1965) S. 487–504
Das alles sind Zahlen, die die Orte in Westfalen nicht erreichen. Wenn wir jedoch, wie geschehen, auf die Qualität einzelner Aufenthalte abheben und die aufgewiesenen ‚Richtungswechsel‘ in die Beurteilung einbeziehen, wird deutlich, dass die bloße Statistik täuscht, weil sie die situativen und individuellen Aspekte bei der Gestaltung der Reisewege nicht erfasst. Wegen seiner Pfalz und der Ausstattung mit reichem Königsgut war Dortmund eben nicht nur Reisestation, sondern immer wieder auch Zielort. Bei den Bischofssitzen, der Reichsabtei und den Reichsstiften Herford und Vreden tritt neben der geänderten Gastungspolitik die Stellung einzelner Bischöfe bzw. von Äbten oder Äbtissinnen im Reich und das „Element der persönlichen Verbundenheit“ mit dem jeweiligen Herrscher deutlich hervor und bestimmte so die Aufenthalte des 11. und 12. Jhs. (Schieffer, Ort S. 21). Westfalen war also – trotz der vordergründigen Suggestion, die die intensive Hellwegnutzung hervorruft – nicht nur Durchzugsgebiet; treffender erscheint schon der Begriff „Integrationsraum“, den E. Müller-Mertens vorgeschlagen hat – wenn man neben der verbindenden Funktion zwischen den westl. und östl. „Zentralräumen“ das bestehende Eigengewicht der Aufenthalte und Aufenthaltsorte nicht verkennt. Denn die Besucher und Bewohner der nachgewiesenen westfälischen Itinerarorte erlebten immer wieder mit aufwendig gestalteten Kirchenfesten und zur Schau gestellten Regierungshandlungen Schwerpunkte der praesentia regis, von Königsherrschaft und ihrer repräsentativen Darstellung in der Öffentlichkeit; die hervorgehobenen Orte waren besondere Ziele im königlichen Itinerar, die sicher in der Regel längerfristig geplant angesteuert wurden. Zudem ist nach den
536
Wege – Orte – Aufenthalte
Nutzungsphasen zu unterscheiden: Die zentrale Funktion des südöstl. Westfalen in der Karolingerzeit konnte A. K. Hömberg vor der Paderborner Pfalzengrabung noch gar nicht im Blick haben. Die Klassifizierung „Engerns“ als „Nahzone“ des Königtums durch E. Müller-Mertens und W. Huschner für die Zeit Konrads II. gilt analog für die Regierungszeit Heinrichs II., für den auch Dortmund noch seine eigene Bedeutung hatte. Das erschließt sich aber nur, wenn man den Raum bis zur Weser als Einheit auffasst. Denn nur bei einer vergleichenden Betrachtung der Königshöfe Dortmund mit seiner Pfalz und Erwittes mit den Bischofssitzen tritt der Wandel der Gastungspolitik und seine Bedeutung für die Hervorhebung einzelner Itinerarorte in dieser Geschichtslandschaft so deutlich hervor. E. Müller-Mertens, Reich S. 145–147 – Müller-Mertens-Huschner S. 160 – Zu dem Ergebnis, dass Westfalen trotz der intensiven Hellwegnutzung nicht „auf ein reines Durchzugsgebiet“ reduziert werden kann, kommt jetzt auch Reeb, Königtum S. 99. Vgl. St. Pätzold, Einführung (Westfalen in der Zeit der Salier) S. 11 f., hier S. 11
Schon die wenigen Linien, die im Voranstehenden ausgezogen wurden, können belegen, dass auch der Bd. Westfalen des Repertoriums der deutschen Königspfalzen ein wichtiges Grundlagenwerk ist: Die mit landesgeschichtlichen Methoden interdisziplinär bearbeiteten Ortsartikel stellen Material bereit, das offen für vielfältige regional- und reichsgeschichtliche Fragestellungen ist. Dazu Th. Zotz, Pfalzenforschung in Deutschland (Verortete Herrschaft) S. 11–27, S. 18 f.
Gerade wegen der sorgfältigen Aufbereitung des Forschungsstandes in den Ortsartikeln werden an mehreren Stellen auch Forschungslücken erkennbar. Sie betreffen z. B. die Struktur der Aufenthaltsorte bzw. die genauere Kenntnis der Voraussetzungen für die Beherbergung des Königs und seines Hofes. Hier richten sich die Erwartungen insbesondere an weitere archäologische Forschungen, denn deren Bedeutung und Quellenwert ist nicht nur im Art. Paderborn positiv hervorgetreten. Wie schmerzlich das Fehlen entsprechender Ergebnisse ist, zeigt vielmehr negativ der Art. Dortmund überdeutlich. Für Einsichten in die Versorgung des reisenden Königs, insbesondere im 8./9. und 10. Jh., sind rückschreitende besitzgeschichtliche Untersuchungen zum Königsgut in Westfalen bis auf die Ebene der Hofverbände und Höfe weiterhin ein Desiderat. Sie sind zwar in Geschichtswissenschaft und Siedlungsforschung derzeit nicht aktuell, gäben aber vermutlich einerseits vertiefte Einblicke in den Strukturwandel der Karolingerzeit in Westfalen und zeigten andererseits, wer wann von Veräußerungen und Besitznahmen profitierte.
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Mehrfach zitierte Lit. G. Althoff, Das Kanonissenstift Borghorst im Spiegel seines Necrologs (968–1048) (Westfalen in der Zeit der Salier) S. 165–183 H. Aubin, Ursprung und ältester Begriff von Westfalen (Der Raum Westfalen II,1. 1955) S. 1–35 B. S. Bachrach, Charlemagne’s Early Campaigns (768–777). A Diplomatic and Military Analysis (History of Warfare 82) 2013 M. Becher, Rex, Dux und Gens. Untersuchungen zur Entstehung des sächsischen Herzogtums im 9. und 10. Jahrhundert (Historische Studien 444) 1996 Ders., Non enim habent regem idem Antiqui Saxones. Verfassung und Ethnogenese in Sachsen während des 8. Jahrhunderts (Sachsen und Franken in Westfalen. Zur Komplexität der ethnischen Deutung und Abgrenzung zweier frühmittelalterlicher Stämme = Studien zur Sachsenforsch. 12. 1999) S. 1–31 – jetzt in: Ders., Macht und Herrschaft S. 129–169 A. Bihrer, Westfalica Salica – Westfalia Sacra? Bischöfe, ihre Diözese und die Entstehung Westfalens im 11. und 12. Jahrhundert (Westfalen in der Zeit der Salier) S. 117–142 The Continental Saxons from the Migration Period to the Tenth Century: An Ethnographic Perspective. Hg. von D. H. Green und F. Siegmund (Studies in Historical Archaeoethnology 6) 2003 C. Ehlers, Pfalzenforschung heute: Eine Einführung in das Repertorium der deutschen Königspfalzen (Orte der Herrschaft) S. 25–53 Ders., Zur Wirkungsgeschichte eines Ordnungsbegriffes: Westfalen zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert (Westfalen in der Zeit der Salier) S. 51–76 P. Fütterer, Wege und Herrschaft. Untersuchungen zu Raumerschließung und Raumerfassung in Ostsachsen und Thüringen im 10. und 11. Jahrhundert (Palatium. Studien zur Pfalzenforsch. in Sachsen-Anhalt 2) 2016 (2 Bde. und CD-Rom) H. D. Heimann, Verkehrswege und Reisen im frühen Mittelalter (Kat. Paderborn 1999 3) S. 417–423 O. Hermann, Lothar III. und sein Wirkungsbereich. Räumliche Bezüge königlichen Handelns im hochmittelalterlichen Reich (1125–1137) (Europa in der Geschichte 5) 2000 Imperium et Comitatus. Hg. von P. Nitschke und M. Feuerle. 2009 F.-J. Jakobi, Die Liudolfinger / Ottonen und Westfalen (Der weite Blick des Historikers. Einsichten in Kultur-, Landes- und Stadtgeschichte. Peter Johanek zum 65. Geburtstag. Hg. von W. Ehbrecht. 2002) S. 283–299 P. Johanek, Landesbewußtsein in Westfalen im Mittelalter (Spätmittelalterliches Landesbewußtsein in Deutschland. Hg. von M. Werner = Vorträge und Forsch. 61. 2005) S. 265– 292 Karl der Große / Charlemagne. Orte der Macht. Hg. von F. Pohle. 3 Bde. 2014 H. Keller – G. Althoff, Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen. Krisen und Konsolidierungen (Gebhardt. Hdb. der deutschen Geschichte 3) 2008 P. Leidinger, Liesborn 1019 und Sassenberg 1121. Die Übertragung der Abtei Liesborn an das Bistum Münster vor 1000 Jahren und die Gründung des „Sassenberg“ an der Hessel 1121. Das Ostmünsterland und Münster in der Reichspolitik des 11. und 12. Jahrhunderts (Münsterland. Jahrbuch des Kreises Warendorf 2019) S. 11–30 E. Müller-Mertens, Reich und Hauptorte der Salier. Probleme und Fragen (Die Salier und das Reich 1) S. 139–158 Ders., Wege der Mächtigen. Herrscher-Itinerare auf der Straße Brügge–Nowgorod in den mittelalterlichen Jahrhunderten (Transit Brügge–Novgorod) S. 140–144 St. Pätzold, Das salische Westfalen – ein Aufriss (Westfalen in der Zeit der Salier) S. 13–31 G. Pischke, Herrschaftsbereiche der Billunger, der Grafen von Stade, der Grafen von Northeim und Lothars von Süpplingenburg (Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens H. 29) 1984 J. Prinz, Der Zerfall Engerns und die Schlacht am Welfesholz (1115) (Kunst und Kultur im Weserraum 3) S. 75–112
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R. Schieffer, Die Zeit des karolingischen Großreichs (714–887) (Gebhardt. Hdb. der deutschen Geschichte 2) 2005 E. Schubert, Geschichte Niedersachsens vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert (Geschichte Niedersachsens. Politik, Verfassung, Wirtschaft vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert. Hg. von dems. = VeröffHistKomm für Niedersachsen und Bremen 36. 1997) S. 3–904 M. Springer, Fragen um das altsächsische Recht (Grundlagen für ein neues Europa. Das Magdeburger und Lübecker Recht in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Hg. von H. Lück, M. Puhle und A. Ranft = Quellen und Forsch. zur Geschichte Sachsen-Anhalts 6. 2009) S. 283–304 Transit Brügge–Novgorod. Eine Straße durch die europäische Geschichte. Hg. von F. Seibt u. a. 1997 Verortete Herrschaft. Königspfalzen, Adelsburgen und Herrschaftsbildung in Niederlothringen während des frühen und hohen Mittelalters. Hg. von J. Lieven, B. Thissen und R. Wientjes (Schrr. der Heresbach-Stiftung Kalkar 16) 2014 I. Wood, Beyond Satraps and Ostriches. Political and Social Structures of the Saxons in the Early Carolingian Period (The Continental Saxons) S. 271–290
Verzeichnis der Textabbildungen, Pläne, Tafeln und Tabellen Abb. 1: Abb. 2: Abb. 3: Abb. 4: Abb. 5: Abb. 6: Abb. 7: Abb. 8: Abb. 9: Abb. 10: Abb. 11: Abb. 12: Abb. 13: Abb. 14: Abb. 15: Abb. 16: Abb. 17: Abb. 18: Abb. 19: Abb. 20: Abb. 21: Abb. 22: Abb. 23: Abb. 24: Abb. 25: Abb. 26: Abb. 27: Abb. 28: Abb. 29: Abb. 30: Abb. 31: Abb. 32: Abb. 33:
Aufenthaltsorte in Westfalen (Schema-Karte A / B) Corvey. Topogr. Karte 1 : 25.000 Corvey. Stadtkarte Corvey. Aufriss des Westwerks Corvey. Rekonstruktion des Inneren von Osten Corvey. Zeitstrahl Königsbesuche Dortmund. Topogr. Karte 1 : 25.000 Dortmund. Stadtkarte Dortmund. Grundriss der Hohensyburg Dortmund. Lage der Burg Dortmund. Zeitstrahl Königsbesuche Eresburg. Topogr. Karte 1 : 25.000 Eresburg. Stadtkarte Eresburg. Grabungsplan Peterskirche Erwitte. Topogr. Karte 1 : 25.000 Herford. Topogr. Karte 1 : 25.000 Herford. Stadtkarte Herstelle. Topogr. Karte 1 : 25.000 Lippspringe, Bad. Topogr. Karte 1 : 25.000 Lügde. Topogr. Karte 1 : 25.000 Minden. Topogr. Karte 1 : 25.000 Minden. Stadtkarte Münster. Topogr. Karte 1 : 25.000 Münster. Stadtkarte Münster. Grabungsplan Dom Münster. Grabungsplan Überwasserkirche Paderborn. Topogr. Karte 1 : 25.000 Paderborn. Stadtkarte Paderborn. Topographie im späten 8./9. Jh. Paderborn. Topographie vom späten 10. bis zum späten 11. Jh. Paderborn. Topographie im 12. Jh. Paderborn. Karolingische Pfalz mit Aula und Salvatorkirche (Phase I) Paderborn. Karolingische Pfalz mit Aula und Wohntrakt, Dom und Domkloster sowie Brigidenkapelle (Phase II) Abb. 34: Paderborn. Karolingische Pfalz mit der im Westen erweiterten Aula und dem Ostbau am Verbindungstrakt sowie der Dom mit neuem Westquerhaus und Umgangskrypta (Phase III) Abb. 35: Paderborn. Karolingische Pfalz mit dem Ansatz der Osterweiterung der Aula, der neuen Zugangstreppe zum Westquerhaus und den Veränderungen im Klausurbereich (Phase IV)
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Verzeichnis der Textabbildungen, Pläne, Tafeln und Tabellen
Abb. 36: Paderborn. Letzte Phase der karolingischen Pfalz mit den Erweiterungen im Westen, vor allem dem Verbingungstrakt zum Nordturm des Rethar-Domes; dieser Dom mit neuem Westbau und Ostkrypta sowie neuem Domkloster mit Kapelle (Phase V) Abb. 37: Paderborn. Nordwesten der Paderborner Domburg nach den Baumaßnahmen Bischof Meinwerks (1009–1036) Abb. 38: Paderborn. Gesamtansicht des Grabungsareals. Fotomontage aus Fotos der 1960er und 1970er Jahre Abb. 39: Paderborn. Museum in der Kaiserpfalz. Blick von Südwesten Abb. 40: Paderborn in der ersten Hälfte des 11. Jhs. (Modell im Museum in der Kaiserpfalz) Abb. 41: Paderborn. Zeitstrahl Königsbesuche Abb. 42: Rösebeck. Topogr. Karte 1 : 25.000 Abb. 43: Soest. Topogr. Karte 1 : 25.000 Abb. 44: Soest. Stadtkarte Abb. 45: Vreden. Topogr. Karte 1 : 25.000 Abb. 46: Vreden. Urkatasterplan 1827 (Ausschnitt) Abb. 47: Wiedenbrück. Topogr. Karte 1 : 25.000 Abb. 48: Zwischenbilanz. Übersichtskarte zu den Königsaufenthalten in Westfalen Abb. 49: Zwischenbilanz. Orte und Herrscher 1 Abb. 50: Zwischenbilanz. Orte und Herrscher 2 Tab. 1: Tab. 2: Tab. 3:
Zwischenbilanz. Aufenthalte von Königen Zwischenbilanz. Herkunftsregionen Zwischenbilanz. Weltliche und kirchliche Ereignisse
Abbildungsnachweise Abb. 1–3, 6–8, 11–13, 15–24, 27–28, 41–45, 47–50 mit Genehmigung des Instituts für vergleichende Städtegeschichte, Münster Abb. 4–5 nach H. Busen, Kloster und Klosterkirche zu Corvey (Kunst und Kultur im Weserraum 1) S. 19–42 Abb. 9–10 mit Genehmigung aus dem Deutschen Hist. Städteatlas 5: Dortmund. 2017, Abb. 3 und Tafel 4.1b Abb. 14 mit Genehmigung aus E. Cichy, Eresburg Abb. 14 Abb. 25 mit Genehmigung aus DFW 26,1 Abb. 11 Abb. 26 mit Genehmigung von Ulrich Haarlammert, maßwerke münster Abb. 29–40 mit Genehmigung des LWL-Museums in der Kaiserpfalz Abb. 46 mit Genehmigung aus Westf. Städteatlas Lfg. 2 Nr. 14: Vreden. 1981 Tafel 1
Register Dieses Register enthält in alphabetischer Reihenfolge sowohl Orts- als auch Personennamen. Personen werden unter ihrem Rufnamen geführt. Alternative Schreibformen sind jeweils angegeben. Die Sortierung der Personen wurde in hierarchischer Gliederung nach folgendem Muster vorgenommen: Päpste, Herrscher (Ks./Kg.), geistliche Amts- und Würdenträger (Ebf., Bf., Äbt., Pröpste etc.), weltliche Amts- und Würdenträger, wobei diese jeweils unter ihrem Vornamen eingeordnet wurden und unter den zugehörigen Orten Verweise gesetzt sind. Den größeren bzw. für die Pfalzen bedeutenderen Orten sind Personen sowie „Orte im Ort“ zugewiesen, wobei zunächst alle allgemeinen Einträge zu dem entsprechenden Ort gelistet werden; hierauf folgen die zugehörigen Personen(-gruppen), die der Systematik entsprechend nach ihren Funktionen gegliedert sind. An diese schließen sich in alphabetischer Reihung die den Ort sowohl topographisch als auch funktional kennzeichnenden Kriterien an, z. B. Herrschafts- und Verwaltungseinheiten (z. B. Btm., Hzgt., Gft.), Gebäude, Kirchen (St. …), Straßen, Plätze und Stadtteile). Dabei sind die Kaiser-/Königspfalzen nicht noch einmal vermerkt, da sich diese aus dem Werk ergeben. Nicht aufgenommen wurden Autorinnen und Autoren und Chronisten, Gruppen- und Stammesnamen sowie Flurnamen, Gaue, Gewässer/Flüsse, Landschaften/Landstriche, Regionen und Täler.
Abkürzungen Äbt. Äbtissin Bf. Bischof Br. Bruder Burggf. Burggraf Btm. Bistum d. Ä. der Ältere d. Gr. der Große d. J. der Jüngere Ebf. Erzbischof Ebtm. Erzbistum Edelf. Edelfreier F. Freier Gf(n). Graf(en) / Gräfin
Gft. Grafschaft Hl. Heilige(r) Hzg(n). Herzog(in) Kg(n). König(in) Kl. Kloster Ks(n). Kaiser(in) Mgf. Markgraf Min. Ministeriale Pf. Pfarrer Pfgf. Pfalzgraf S. Sohn St. Sankt/Saint T. Tochter
Register Aachen XL 14, 21, 46, 82–86, 90, 94, 133, 205, 208, 235, 273, 308, 310, 352, 368, 371, 373, 383, 389, 408, 453 f., 460, 512, 522, 526 f., 531, 534 – Propst: Albert – kgl. Gesandter: Richer von St. Adalbert – Kämmerer: Simon – St. Adalbert, Stift 87, 105 – St. Marien, Stift (Pfalzkapelle) 14, 40, 82, 87, 104, 460 ‘Abd-ar-Rahman, Omayyaden-Emir 407 Abdellah, Sarazene, S. von Kg. Ibin-Magnus 208 Abraham, Bf. von Freising 33 Abug, Äbt. von Fischbeck 26 Adalbald / Adalbold II., Bf. von Utrecht 90 Adalbero, Ebf. von Reims 154 Adalbero, Bf. von Würzburg 35 Adalbero, Hzg. von Kärnten 139 Adalbert I., Ebf. von Hamburg-Bremen 7, 9, 27, 47, 278, 280 Adalbert I. von Saarbrücken, Ebf. von Mainz 310 Adalbert, Gf. von Metz 430 Adalbert, Gf. von Werl 506 Adalbert, Kanzler 28 Adalbert, Zeuge 371 Adalhard, Abt von Corbie und Corvey 1, 5, 8, 43, 175, 373, 379 Adalhard (d. J.), Abt von Corbie 384 f. Adalhard, Getreuer 452 Adalleod, Diakon 430 Adalrih / A sig / E sik, Gf. 427 f., 430 f. Adalward, Bf. von Verden 9 Addila, Äbt. von Herford 177, 191 Adela, Gemahlin von Gf. Balderich 505 Adelgot, Ebf. von Magdeburg 35 Adelheid, Ksn. 83 f., 387, 507 Adelheid I., Äbt. von Gandersheim, Quedlinburg, Gernrode und Vreden 75, 387 f., 437, 473, 475–477, 480, 507, 522, 533 Adelheid II., Äbt. von Gandersheim, Quedlinburg und Vreden 75, 473 Adelheid III. von Saffenberg, Äbt. von Vreden 467 Adolf von Nassau, Kg. 105 Adolf I. von Altena, Ebf. von Köln 405–407, 413, 450, 454, 474 Adolf von Tecklenburg, Bf. von Osnabrück 490 Adolf I., Gf. von Altena 405 Adolf / A lbertus II., Gf. von Berg 94 Adolf III., Gf. von Berg 405 f.
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Adolf, Gf. von Dassel 406 Adolf I., Gf. von der Mark 95, 186 Adolf von Gorzenich / G örzenich, Min. 453 Agina, Verwalter 81 f., 95 f. Agnes, Ksn. 27, 279 f., 400, 460, 473 Alberich, Bf. von Osnabrück 91, 96, 309 Albero von Herstelle, Ritter 200 Albert von Aachen, Propst 94, 453 Albert, Domdekan von Köln 453 Albert, Gf. von Dortmund 63, 103 Albert / Adalbert III., Gf. von Everstein 36 f., 405 Albert, Gf. von Norvenech (Nörvenich) 453 Albert von Störmede, Ritter 157 Albrecht I. von Habsburg, Kg. 105 Albrecht / Adelbert I. (d. Bär), Mgf. von Brandenburg 30, 401, 453 Albuinstein (Pottenstein), Burg 310 Alderich von Neuhaus, Villicus 397 Aldricus, Einw. von Soest 447 Alfen 221, 334, 414 Alfons / Hadefons, Kg. von Galicien und A sturien 205 f., 208 Alkuin, Berater Karls d. Gr. 373, 379 Allstedt 22, 152, 185, 308, 395, 527, 534 f. Almarus, Domdekan in Paderborn 405 Altena – Ebf.: Adolf I. von Köln – Gf.: Adolf I., Arnold (Altena-Isenberg), Friedrich (Altena-Mark), Eberhard (BergAltena) Altenbeken 244 Altengeseke 155 f., 510 Altmann, Domkanoniker in Paderborn 405 Altmann, Tötungsopfer 277 Altschieder – Schieder Amalricus von Wormersdorf / Vurmestorp, Min. 453 Amelung, Gf. von Paderborn 406 Amiens, FR 1 – Bf.: Jesse Ampen 155, 457 Amplidi / Empelde 429 Amulung, Gf., Hochvogt von Paderborn 394, 506 Anamot von Augsburg, Priester 84 Andernach 32, 312, 512 Andreas, Kaplan in Wiedenbrück 492 Andreas von Stapel, Min. 405 Angeren, NL 60 Angilram, Bf. von Metz 368 Angraria, Gft. 427, 431
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Register
Anno II., Ebf. von Köln 34, 38, 65, 78, 92, 100, 106, 268, 280, 286, 442, 452 f., 460, 533 Anselm, Bf. von Havelberg 30 Anselm, Abt von Nonantola 230 Ansfrid, Bf. von Utrecht 87 f., 97 Antwerpen, BE 92, 311 Apsen, Wüstung 148 Aquitanien – Kg.: Pippin Are – Bf.: Friedrich II. von Münster Arenberg, Hof (bei Koblenz) 177 Aribo, Ebf. von Mainz 26, 276, 394 f. Arn, Ebf. von Salzburg 373, 384 Arnold I., Ebf. von Köln 441, 457 Arnold II. von Wied, Ebf. von Köln 94, 96, 401, 453 Arnold von Selenhofen, Ebf. von Mainz, Kanzler 30, 94, 401 Arnold, Gf. von Altena-Isenberg 405 Arnold von Haversforde, Ritter 202 Arnold von Rotselar, Herr 94 Arnold, S. von Hildelin 394 Arnsberg 146, 439 – Gfn. 122, 140, 502, 505, 518 – Gf.: Friedrich (d. Streitbare), Gottfried II., Heinrich Arnulf / A rnolf, Ks. 17, 20, 39, 46, 48, 169, 175, 178, 250, 511, 524 f., 528 f. Arnulf, Bf. von Halberstadt 86, 90 Ascarich, Gf. 373 Ascoli, IT – Bf.: Bernhard – Btm. 396 Asle – Gf.: Heinrich Aspe 157 Aspel 479 Aspert, Kanzler 20 Assel – Bf.: Heinrich I. von Paderborn Asseln (Dortmund) 66 Asturien – Kg.: Alfons Atenulf, Abt von Montecassino 407 Attendorn 439 Attigny, FR 132 Atto, Bf. von Freising 373, 376 Augsburg 507, 534 – Bfe. 282 – Bf.: Brun(o), Heinrich I., Heinrich II., U lrich
– Propst: Gerhard – Priester: Anamot – Btm. 400 Autun, FR 384 – Bf.: Modoin Azzo, Römer 90 Bachem / Bacheim 273 Bad Kreuznach 372 Baden – Mgf.: Hermann Baden-Baden 527 Badurad, Bf. von Paderborn 176, 353, 361, 403, 533 Balderich, Gf. 505 Balderich, Legat 384 Balduin, Gf. von Flandern 310 Balduin von Esbeck 401 Balhorn, Wüstung – Paderborn Balve 439, 510 Bamberg 26, 491 – Bf.: Eberhard I., Otto I., Suitger / Suidger von Morsleben – Dompropst: Poppo – Btm. 25 Banzleib, Gf. in Sachsen 429, 533 Barbarossa – Ks.: Friedrich I. (Barbarossa) Barcelona, ES – Gouverneur: Sulaiman ibn Yuqzan alA’rabi Bardo, Ebf. von Mainz 185, 278 f., 309, 397, 399, 452 Bardowick 110, 273 Basel, CH 91 Basilius von Osterode, Edelherr 402 Baugulf, Abt von Fulda 262, 372 Bayern – Hzg. / H zgn.: Heinrich I., Heinrich II. (d. Zänker), Heinrich d. Löwe (Bayern und Sachsen), Mathilde von England (Bayern und Sachsen), Otto I., Otto II. von Northeim, Welf V. Beatrix I., Äbt. von Gandersheim, Quedlinburg und Vreden 473 Beatrix, Gemahlin d. Werner von Brach 405 Becelin / A lebrand, Ebf. von Hamburg- Bremen 309 Becelin, Kämmerer von Paderborn 397 Becker – Maurer: Johann Beckum 261, 439, 486
Register Beka – Edelherr: Ulrich Bekinminden 180 Belle 404 Benedikt, Bf. von Modena 28 Benedikt, Abt von San Salvatore in Sesto 279 Bennaka, Zeuge 394 Benninghausen 155 Benno II., Bf. von Osnabrück 9, 27, 83, 177, 179 Benno, Gf. 506 Beornrad, Missionar 298 Beranher, Zeuge 372 Berengar I., Gf. von Sulzbach 310 Berg – Ebf.: Engelbert I. von Köln (Gf.: Engelbert II.) – Gfn. 107 – Gf.: Adolf / A lbertus II., Adolf III., Eberhard (Berg-Altena), Engelbert I. – Hzgt. (Großhzgt.) 109 Berge 146, 157 Bergeshövede (bei Hörstel) 116 Bergkirchen 137 Bernger, Zeuge, Gefolgsmann Karls d. Gr. 273 Bernhard, Kg. von Italien 384 Bernhard, Bf. von Ascoli 396 Bernhard, Bf. von Halberstadt 86 Bernhard I., Bf. von Hildesheim 30 Bernhard I., Bf. von Paderborn 29 f., 36, 88, 401, 431 Bernhard II., Bf. von Paderborn 37, 402, 531 Bernhard III., Bf. von Paderborn 201 Bernhard V., Bf. von Paderborn 416 Bernhard II., Bf. von Verden 87 f., 97 Bernhard, Bf. von Worms Bernhard, Domkanoniker in Paderborn 405 Bernhard I., Hzg. von Sachsen 23 f., 34, 47, 76, 86 f., 95, 97, 153, 179, 275, 387, 452 Bernhard II., Hzg. von Sachsen XL, 26, 276, 278, 282, 505 f. Bernhard, Gf. von Hameln 7 f., 43, 262 Bernhard, Gf. von Horst 94 Bernhard II., Gf. von Werl 96, 506 Bernhard II., Gf. von Wölpe 402 Bernhard, Gf. 280 Bernhard II. zur Lippe, Edelherr 181, 405 f. Bernhard, S. d. Bertheid von Borghorst 152 Bernward, Bf. von Hildesheim 87 f., 90, 97, 387 f., 460
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Berowelf, Bf. von Würzburg 373, 408 Bertha, Kgn. 92 Bertha, Mutter d. Bertheid von Borghorst 152 Bertheid, Äbt. von Möllenbeck 275 Bertheid von Borghorst 152 Berthild, Gemahlin d. Hahold 384 Berthold, Abt von Kornelimünster 154 Bertold von Herstelle, Ritter 200 f. Bertold, Br. d. Konrad, Min. 405 Bertoldus Bittersole, Burgmann in Herstelle 202 Bertolf, Rekognoszent 29 Bertrada, Kgn. 234 Beverungen XlII, 197–199, 202 Bielefeld XLI, XLII, 164, 166, 181, 261, 423, 458, 486, 515 f. Billunger 179, 188, 191, 281, 286, 337, 471, 473, 505 – Äbt.: Godesdiu, Imma II. – Hzg.: Bernhard I., Bernhard II. – Gf.: Egbert d. Einäugige, Thietmar, Wichmann I., Wichmann III. Binson (Binson-et-Orquigny), FR 178 Bislich 514 Biso, Bf. von Paderborn 431 Biva, Gemahlin d. Eiliko, F. 404 Bleckede 110 Blomberg 244, 249, 331, 427, 513 Bochum XLII, 57, 517 Bodo, Abt von Corvey 19 Boffzen 200 Böhmen – Hzg.: Břetislav Bökenförde, Hof 23, 147, 387, 409, 533 Boleslaw I. Chrobry, Kg. von Polen 87 Bonifatius, Missionsebf. 173, 209, 443 Bonn 41, 47, 444 Boppard 60 Borchardus de Lukke, Vogt 181 Bordenau 20 Borgeln 457 Borgentreich 424–427 Borghorst – Bertheid – Stift 152, 154, 471 Borken 464, 516 Bouvines, FR 103 Bovo I., Abt von Corvey 17, 39, 44 Bovo II., Abt von Corvey 21, 119 Bovo, Propst von Busdorf (Paderborn) 397 f. Brackel (Dortmund) 72, 103, 105, 510 Brakel 200, 203, 331, 426 f., 517 f.
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Register
Brandenburg – Bf.: Luizo – Mgf.: Albrecht / Adelbert I. (d. Bär), Otto I. Brandenburg-Preußen 106 – Kurfürsten 109 – Kurfürst: Friedrich Wilhelm Branthog, Bf. von Halberstadt 277 Braunschweig 146, 220, 261, 454, 515 – Heinrich (V.) d. Ä., Pfgf. bei Rhein Brauweiler, Kl. 399, 407 Bremen 47, 164 – Ebf.: Adalbert I., Becelin / A lebrand, Libentius / Lievizo I., Liemar, Unwan, – Bf.: Willehad – Ebtm.: Hamburg-Bremen Bremische Straße 199, 244 Brenkhausen, Kl. 201 Břetislav, Hzg. von Böhmen 523 Bretten – Ebf.: Bruno von Trier Brilon 70, 440, 504 Bruchsal 527 Brügge, BE 61 Brun, Ebf. von Köln, Kanzler 21, 42, 69, 155, 387, 434, 450, 459 Bruno von Bretten, Ebf. von Trier 36, 310 Brun / Bruno, Bf. von Augsburg, Kanzler 23, 276, 389, 395 Brun / Bruno von Waldeck, Bf. von Minden 266, 278, 286, 309, 526 Bruno, Bf. von Würzburg 397 Bruno, Kanzler 395 f. Brun, Gf. 506 Brun, Zeuge 394 Bruningus, Propst von Corvey 140 Brunsburg XL, 129, 250, 254 Brunsten Sconekint 406 Büdingen – Herr: Gerlach II. Bühne 139, 432 Bulemast-Stapel, Familie 348 Büllingen (Bullange), BE 21 Bünde 177 f., 180, 185 Bünichheim (bei Hofgeismar) 431 Burchard II., Bf. von Halberstadt 92, 280, 452 Burchard (d. Rote), Bf. von Münster 28, 35, 294, 297, 302, 307 f., 310–312, 316 f., 523, 526 Burchard von Lechsgemünd, Bf. von Utrecht 310 Burchard I., Bf. von Worms 87 f., 97, 434 Burde 180
Burguffeln 431 Burgund IX, 40 – Hzg.: Hugo (d. Schwarze) Bursfelde, Kl. 36 Calw – Gf.: Gottfried Cambrai, FR – Bfe. 92 – Bf.: Erlwin, Gerhard I. – Burggfn. 153 – Btm. 153 f. – St. Aubert, Stift 92 Canstein, Familie 432 Cappenberg – Gf.: Gottfried, Otto (Propst) – Burg 312 – Kl. 312 Capua, Fürstentum 392, 407 Carlsdorf 431 Chlothar I., Kg. 442 Christian, Bf. von Passau 86 Clemens II., Papst 309, 523 Cluny, FR 412 Cobbo (d. Ä.), Gf. 177 Cobbonen – Ekbertiner Coerde (Münster) 291 Coesfeld 292, 466, 516 Corbie, FR – Abt: Adalhard, Adalhard (d. J.), Wala – Kl. 1, 7 f., 12, 41, 43, 447 Corvey – Äbte: 121, 140, 177, 180 – Abt: Adalhard, Bodo, Bovo I., Bovo II., Druthmar / Druthmar, Erkenbert, Heinrich I., Heinrich V., Hermann, Hosed, Hugold, Konrad, Markward, Rothard / Ruthard, Theoderich, Thietmar, Wala, Walh, Warin, Wibald, Widukind – Propst: Bruningus, Heinrich, Herimann, Wala – Hochvögte 140 – Maurer: Johann Becker – Tradent: Reddag – Kl. XXXVIII, XLII, 1–51, 54, 83, 87, 89, 90 f., 93, 110, 118–122, 126 f., 138–140, 148, 155, 164, 166, 169, 172, 175, 177–180, 185, 191, 198 f., 202, 236, 245, 250, 322, 326, 384 f., 389, 391, 393 f., 400, 403, 418, 429, 441, 447, 453 f., 495, 497, 499, 501, 507, 511, 513, 515, 518, 520, 522, 524, 530–534
Register – St. Petri 8 – Werneburg 12 f., 19 Craph de Groven, Edelf. 405 Dagobert I., Kg. 442 f., 446 Dalheim 432 Dänemark – Kg. / Kgn.: Göttrik, Harald, Kunigunde / Gunhild, Siegfried I. – Gesandter: Halptan Daniel von Orden, Herr 94 Daniel, Gesandter der Ksn. Irene von Byzanz 373 Daniel, Dekan in Wiedenbrück 492 Daseburg 428, 432 Dassel / Nienover – Ebf.: Rainald von Köln – Gf.: Adolf, Liudolf – Gft. 20, 201 Dedinghausen, Wüstung 222–225 Dedo / Dedi I., Mgf. der Lausitz 452 Deiringsen (Ruploh) 445 Deisel 200, 202 Delbrück 220 Dendermonde, BE 92 Detmar Klepping, Bürgermeister von Dortmund 107 Detmold XL, 371, 382 Deutz, Kl. 105, 393 Deventer, NL 292, 453, 466, 535 Dietrich II. von Moers, Ebf. von Köln 458, 479 Dietrich / T heoderich, Bf. von Estland 98 Dietrich / Dietger / T hiederich / T heoger II., Bf. von Metz, Abt von St. Georgen 35 f., 87 f., 90, 97, 390 Dietrich / T heoderich I., Bf. von Minden 268 Dietrich II., Bf. von Minden 275 Dietrich / T heoderich I., Bf. von Münster 90, 321, 505 Dietrich II. von Winzenburg, Bf. von Münster 303, 311 f., 526 Dietrich I., Bf. von Naumburg 35 Dietrich II., Bf. von Paderborn 202 Dietrich / T hiedricus, Pfgf. von Sachsen 21 f., 33 f. Dietrich II. / I V., Gf. von Kleve 94 Dietrich, Gf. 394 Dietrich / T hiadrich, Gf., Vater von Mathilde, Kgn. 178, 187, 504 Dietrich von Hachen, Edelf. 453 Dietrich, Kanzler 392 Dietrich, Zeuge 394
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Dietwin, päpstl. Legat 30 Dietz – Gf.: Gerhard Dingden – Herr: Sweder Dirsico, Getreuer 90 Dodico, Domdekan in Paderborn 397 Dodiko (von Warburg), Gf. 200 f., 392, 431 Dodo, Bf. von Münster 96, 294, 307 Dodo II., Bf. von Osnabrück 490 Dominicus, Notar Ludwigs d. Deutschen 385 Dornberg, Kirchdornberg 171 f., 174 – Edler: Waltger / Wolderus – St. Peter 174 Dorsten 514 Dorstfeld 57, 65 Dortmund XXXVIII, XL–XLII, 2, 22–24, 26, 29 f., 38, 52–114, 119, 144, 146, 152, 158, 220, 276, 279, 282, 285, 292, 294, 303, 311, 322, 331, 334, 344, 389 f., 394 f., 399, 401, 418, 434, 440 f., 444, 452–455, 458 f., 475, 480, 495, 497, 499, 507, 510–514, 516–524, 527, 530, 532– 536 – Pf.: Johannes – Gf.: Albert, Herbord, Johann Stecke, Konrad I., Konrad II. – Edelf.: Herbord, Philipp, Sigefridus – Bürger(-meister) / Konsuln: Detmar Klepping, Godefridus Palatium, Johannes Thelonearii, Johann Wickede, Johann Wickede d. Ä., Thilemannus de Palatio – Adlerturm 61, 67, 69–71 – Burg 53, 56, 59, 72–77, 81, 96, 104, 106 f., 110 f. – Dominikaner, Kl. (Propsteikirche) 74, 98, 102 – Franziskaner, Kl. 98, 102 – Grafenhof 53, 61, 63, 68–71, 73, 78 f., 99, 103, 111 – Hof des Ebf. von Köln 77 f. – Königshof 53, 61, 72–74, 99, 105 – Kuckelketor 59, 70, 74, 77, 108 – Margarethenkapelle 78, 81, 106 – Markt 60, 69, 71, 78, 99, 107 f. – Neues Gasthaus 59, 78 – Ostentor 58 f., 107 – Rathaus 71, 107 – Richthaus 54, 71 – St. Katharina, Kl. 59, 70, 73, 95, 98, 102, 105 – St. Marien 59, 65, 81, 101
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Register
– St. Martin (Martinskapelle) 59, 63, 65, 67–69, 71, 78 f., 99, 100, 172 – St. Nicolai 59, 65, 101 f. – St. Petri 59, 70, 74 – St. Reinoldi 58–61, 65, 68 f., 73, 77–81, 100, 105–107, 111 – Thier-Brauerei 66, 69, 79 – Vrithof 78 Douzy (Tuzacha?), FR 82 Driburg (Bad) XL, 383, 517 – Familie 201 – Herr: Friedrich – Iburg Drogo, Bf. von Osnabrück 83, 486, 488 Druthmar / Druhtmar, Abt von Corvey 24– 26, 38, 91, 530 Dudo, Bf. von Paderborn 21 Dudo, S. d. Eue, Mundschenk in Paderborn 397 f. Duisburg 58, 60, 85 f., 88, 111, 144, 151– 153, 220, 404, 512, 514, 517 f., 520, 522 Dülmen 516 Durandus, Kaplan 384 Düren 129, 231 Durofostum / Doveren, NL 81 Ebbo / Eberhard, Bf. von Naumburg 27 Ebergis, Bf. von Minden 263, 270 Eberhard I., Bf. von Bamberg 26 Eberhard I., Bf. von Eichstätt 28 Eberhard (von Franken), Br. Konrads I. 32, 137, 512 Eberhard, Gf. von Berg-Altena 94 Eberhard I., Gf. von der Mark 105 Eberhard, Kanzler 23, 185 Eberhard, Truchsess von Waldburg 186 Eberhard, Zeuge 371 Edgid, Kgn. 9, 82 Eenham – Gf.: Hermann Egbert, Ebf. von Trier 21, 33 Egbert, Bf. von Münster 315 Egbert (d. Einäugige), Gf., Vogt von Münster 21, 33, 86, 504 Egbert, Kanzler 152 Egilbert / Eilbert, Bf. von Freising, Kanzler 153, 275, 387, 396 Egilbert / Eilbert, Bf. von Minden 35, 262, 268, 280, 526 Eichstätt – Bf.: Eberhard I. Eid, Bf. von Meißen 390 Eikeloh 157
Eilhart von Oberg, Herr 402 Eiliko, F. 404 Eisenach 47 Ekbert, Domkanoniker in Paderborn 405 Ekbert, Gf. 506 Ekbert, Zeuge 394 Ekbertiner 177, 180, 191 Ekkehard, Bf. von Schleswig 87 f., 97 Ekkehard I., Mgf. von Meißen 345, 403 Elfsen 457 Elisabeth, Ksn. 107 f. Elli, Gf. 424, 428, 431 Elmenhorst 72, 103, 105 Emden 291, 502 Emmerich 491 Engelhard, Ebf. von Magdeburg 27, 280 Engelbert I. von Berg, Ebf. von Köln, Gf. (Engelbert II.) 95, 98, 110, 168, 181, 186, 444, 451, 454, 458 Engelbert I. von Isenberg, Bf. von Osnabrück 487 Engelbert, Propst von St. Mauritz (Münster) 316 Engelbert I., Gf. von Berg 405 f. Enger, Stift 82, 188, 192, 284, 504 Enger-Besenkamp 472 England – Kg.: Heinrich II., Johann – Hzgn.: Mathilde von Bayern und Sachsen Eppo, Truchsess in Paderborn 397 f. Erenfrid / Ezzo, Pfgf. 407 Eresburg (Marsberg) XLII, 41–43, 54, 62 f., 115–142, 203, 220, 228–231, 237 f., 250– 252, 254, 331, 367 f., 371 f., 382, 417, 440, 495, 499, 501, 509, 511, 514–516, 524, 532 Erfurt 186, 274 Erhart, Schreiber 371 Erich, Bf. von Havelberg 90 Erich, Hzg. von Friaul 373 Erkanbald, Ebf. von Mainz 90, 390 f. Erkanbert, Bf. von Minden 262 Erkenbert, Abt von Corvey 28, 42 Erlung, Bf. von Würzburg 35, 38, 310 Erlwin, Bf. von Cambrai 153 Ermenold, Kämmerer 86 Ermschwerd 392, 527 Erp, Bf. von Verden 452 Erp, Zeuge 394 Erpen 177, 185 Erpho, Bf. von Münster 294, 306, 316 Erpho, Gf. 392 Erstein 84, 527
Register Erwitte XLII, 54, 58, 143–160, 220, 331, 334, 387, 393, 415, 418, 434, 457, 486, 491, 495, 513, 515, 517 f., 521, 524, 533 – Johanniskapelle 150, 155 – St. Laurentius 145, 147, 149, 155 Esbeck – Balduin, Ludolf Eschmar 452 Eschwege 27 Esikonen 147 Essen 58, 76, 86, 107, 116, 134, 271, 517 – Äbt.: Mathilde, Sophia, Theophanu – Stift (Münsterkirche) 65, 86, 90, 472, 477 Estland 167 – Bf.: Dietrich / T heoderich Etteln 221, 334, 414 Eue 397 f. Eue, S. d. Eue 397 Eugen III., Papst 180 Everger, Ebf. von Köln 86 Evergis, Bf. von Paderborn 405 Everschutte, Gut 452 Everstein – Gf.: Albert / Adalbert III. Ewalde, Missionare 439, 443 Eyzo, Mundschenk in Paderborn 397 f. Falkenberg, Herren 202 Fastrada, Kgn. 131, 133 Ferdinand II. von Fürstenberg, Bf. von Paderborn 210, 428 Finnland 167 Fischbeck – Äbt.: Abug – Kl. 25, 42 f. Flaccus, Electus 373 Flandern, BE 23, 28 – Gf.: Balduin, Karl d. Gute Florentius, Abt von Marienfeld 405 Folchard, Zeuge 394 Folkbert, Domkanoniker in Paderborn 405 Folkmar / Poppo, Bf. von Utrecht 21, 33 Folkmar, Domherr in Hildesheim 268 f. Folkmar, Provisor von Werden, Kl. 151 Fraido, Bf. von Speyer 232 Franken – Eberhard Frankfurt a. M. 22–24, 60, 84 f., 89, 119, 133, 237, 261, 331, 352, 383, 386, 427, 492, 495, 512, 514, 530, 535 Frankfurter Weg XLII, 261, 331, 341 Franko, Abt von Liesborn 405
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Franko von Dortmund, Kanoniker in Münster 104 Franko von Wettringen, Edler 318 Freckenhorst 363, 449 – Stift 520 Freden, Kreis Hildesheim 472 Freising – Bf.: Abraham, Atto, Egilbert / Eilbert Fretherun, Witwe 199 f. Friaul, IT – Hzg.: Erich – Mgfn. 384 Friduwi, Äbt. von Metelen 20 Friedberg / Hessen, St. Marien 101 Friedrich I. (Barbarossa), Ks. 30, 36, 42, 49, 55, 60, 71 f., 81, 93 f., 110, 113, 168, 180, 186 f., 312 f., 322, 401, 407, 411, 413, 421, 443, 453, 457 f., 473 f., 503, 507, 524, 526–528, 531 f., 534 f. Friedrich II., Ks. 10, 43, 60, 71, 93, 95, 98, 102, 303, 524, 528 Friedrich I. von Schwarzenburg, Ebf. von Köln 28 f., 37, 96, 310, 531 Friedrich, Ebf. von Magdeburg 30 Friedrich, Ebf. von Mainz 32 Friedrich I., Bf. von Münster 92, 294, 316 Friedrich II. von Are, Bf. von Münster 302 f., 321, 526 Friedrich / Friderich, Kanzler 27, 400 Friedrich II. (d. Streitbare), Hzg. von Österreich und Steiermark 95 Friedrich, Hzg. von Schwaben 310 Friedrich Wilhelm von Brandenburg, (Großer) Kurfürst 451 Friedrich von Sommerschenburg, Pfgf. von Sachsen 30 Friedrich, Gf. von Altena-Mark 405 Friedrich (d. Streitbare), Gf. von Arnsberg, Hochvogt des Btm. Paderborn 36, 310, 404, 502 Friedrich, Gf. von Isenberg 95, 451 Friedrich, Gf. 62 Friedrich, Gf. 394 Friedrich von Volkmarode, Marschall 402 Friedrich von Driburg, Herr 19 Friemersheim 514 Friesische Straße 291 Fritzlar 29, 34, 92 f., 119, 139, 396, 427, 441 Frohse 151 f. Froia / Frola, Gesandter 205, 207 f. Fulda 20, 29, 32, 185 f., 263, 454 – Äbte: Baugulf, Sturmi, Widerad – Kl. 9, 262 f., 371, 424, 427, 430 f., 507
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Register
Fulrad, Abt von Saint-Denis 368 Fürstenberg – Bf.: Ferdinand II. von Paderborn Galicien – Kg.: Alfons Gandersheim – Äbtn. 59 – Äbt.: Beatrix I., Adelheid I., Adelheid II., Sophia – Stift 2, 59 Gaulskopf, Wallburg 67 Gauze, Wüstung 431 Gefwin, Bf. von Osnabrück 177 Gehrden, Kl. 405 Geiske – Geseke Geismar 504 Gelmen – Hof 457 – Wüstung 446 Gent, BE 92 Gerard, Kaplan 153 f. Gerbert, Gf. 394 Gerbirin, Edle 84 Gerhard I., Bf. von Cambrai 153 Gerhard von der Mark, Bf. von Münster 322 Gerhard I. von Oldenburg, Bf. von Osnabrück 490 Gerhard, Abt von Hardehausen 36 Gerhard von Augsburg, Propst 84 Gerhard, Gf. von Dietz 95, 186 Gerhard (IV.), Gf. von Wassenberg 186 Gerhard, Gf. 467 Gerhard von Grimberge, Herr 94 Gerhard von Huldenberg, Herr 94 Gerhard, Vogt 399 Gerlach II. von Büdingen, Herr 186 Germar, Gf. 373, 376 Gernrode 473 – Äbt.: Adelheid I., Hedwig – St. Cyriakus, Stift 473 Gernsheim 274 Gerold (d. J.), Gf. / Mgf. der Awarenmark, Schwager Karls d. Gr. 207, 352 f., 375, 381 Gertrud II. zur Lippe, Äbt. von Herford 168, 181, 189 Geseke 58, 146, 155 f., 220, 328, 331, 517 f., 520 – Äbt.: Hildegund – Mark 386, 520 – Neuengeseke 156
– St. Cyriakus, Damenstift 86, 156, 386, 520 Geylo, Mundschenk in Paderborn 397 f. Giltbertus, Zeuge 230 Gisela von Schwaben, Ksn. 26, 90 f., 276 f., 394, 396, 474 f., 506 f. Giselher, Ebf. von Magdeburg 86, 152 Glashem / Glasheim, Wüstung 148 Goddelsheim 41, 510 Godebald, Zeuge 394 Godefridus Palatium, Konsul in Dortmund 104 Godesdiu, Äbt. von Metelen und Herford 86, 96, 153, 179, 188, 191 Gorze, BE 270, 523 Gorzenich / G örzenich – Adolf Goslar 2, 24, 27–30, 37 f., 44, 60, 88 f., 92– 94, 186 f., 278–280, 286, 310 f., 391, 396, 400 f., 453, 507, 512, 530 f., 534 Goswin, Vogt 407 Gottfried von Löwen, Hzg. 94 Gottfried II., Gf. von Arnsberg 186 Gottfried, Gf. von Calw 28, 310 Gottfried, Gf. von Cappenberg 312 Gottfried, Präfekt im Hattuariergau 504 Göttingen 387, 520 Göttrik, Kg. von Dänemark 383 Gottschalk / G odschalk, Bf. von Minden 269, 310 Gottschalk / G odschalk, Bf. von Osnabrück 310 Gottschalk, Domkanoniker in Paderborn 405 Gottschalk I., Gf. von Pyrmont 406 Gottschalk von Loen, Herr 186 Gottschalk von Paderborn, Min. 453 Gottschalk, Zeuge 394 Gozmar, Bf. von Osnabrück 394 Grafschaft, Kl. 460 Gregor VII., Papst 10, 35, 140, 368 Gregor, Kanzler 27 Gregor, Römer 90 Greven 292, 295 Grevenbrück 439 Grimberg, BE – Herr: Gerhard Groenlo, NL 516 Groitzsch – Gf.: Wiprecht Grone 22 f., 82, 86, 387, 389, 506, 518, 520, 527 Großeneder 139, 431 Grundsteinheim 427
Register Guido I., Kardinallegat, Bf. von Praeneste 31, 37, 531 Gumpert, Abt von Abdinghof (Paderborn) 411 Gundhold, Zeuge, Gefolgsmann Karls d. Gr. 273 Gunhild – Kgn.: Kunigunde Gunther, Kanzler 89, 391 f. Haaren 331 Haarzopf 116 Habsburg – Kg.: Albrecht I., Rudolf Hachen 439 – Edelf.: Dietrich Hadefons – Alfons / Hadefons Hadewig, T. Heinrichs I. 151 Hadrian I., Papst 131, 349, 368 Hadrian IV., Papst 169, 180 Hadupraht, Zeuge 372 Haduwig, Äbt. von Herford 177 f., 191 Hadwart, Bf. von Minden 268 Hahold, Verwandter von Arn, Bf. von Salzburg 384 Haholde, Gfn. 147, 156, 520 Haicho, Zeuge 371 Hahold, Zeuge 394 Haimerich, Zeuge 371 Halberstadt 24, 89, 92, 270, 277, 312, 510, 530 – Bf.: Arnulf, Bernhard, Branthog, Burchard II., Reinhard, Rudolf Haldungen 200 Halle / Westf. 164 Halptan, Gesandter der Dänen 232 f. Hamburg 32 Hamburg-Bremen 164, 220, 261, 291, 294, 401, 427, 441, 452 – Ebfe. 282, 468 – Ebf.: Adalbert I., Becelin / A lebrand, Libentius / Lievizo I., Liemar, Unwan – Ebtm. 27, 47, 278 Hameco von Horhusen, Bäcker 121 Hameln 2, 7, 43, 137, 146, 199, 244, 248, 261–263, 331, 427, 513 – Gf.: Bernhard Hammerstein 60 Hampenhausen 405 Hannover 244, 515 Harald, Kg. von Dänemark 383 Hardehausen 427
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– Abt: Gerhard – Kl. 236, 431 Harford, GB 162 Harlungenberg 453 Harraton, GB 162 Hartbert, Bf. von Hildesheim 37, 402, 531 Hartford, GB 162 Hartung von Rotenkirchen 402 Hartwicus, Vertreter des Kanzlers des Ebf. Bardo von Mainz 452 Hartwig von Wilstorf 402 Harvia, Hof in Herve 309, 314 Harvington, GB 162 Harz 31, 83, 146, 168, 439, 521, 531, 534 f. Harzberg 243 Hasselburg 203 Hasselfelde 92 Hathubald, Zeuge, Gefolgsmann Karls d. Gr. 273 Hathumar, Bf. von Paderborn 332, 337, 384 f., 415 Hatto, Gf. und Zeuge 372 Hattrop 457 Havelberg – Bf.: Anselm, Erich Haversforde – Ritter: Arnold Hedwig, Äbt. von Gernrode 36 Heerewarden, NL 190 Heidenstraße XLII, 439, 495 Heilwig, Gemahlin Welfs I. 307 Heimo, Bf. von Verdun 390 Heinrich I., Kg. 11, 40 f., 46, 62, 69, 80 f., 97, 103, 110, 112, 137, 151, 178, 187, 297, 504, 511 f., 521 f., 524, 532 Heinrich II., Ks. XL, 9, 22–25, 38, 40 f., 47 f., 60, 76, 87–89, 95, 97, 104 f., 110, 112, 147, 153 f., 156, 179, 201, 268, 275 f., 282, 286, 337, 344, 360, 363–366, 387, 389–392, 404, 407–409, 412, 414 f., 418 f., 421, 431, 439, 472 f., 497, 504– 507, 513, 515, 520–524, 526–528, 530, 532–536 Heinrich III., Ks. 26, 38, 47–49, 90–92, 96, 110, 112, 179, 185, 191, 278–280, 286, 302, 309, 313 f., 322, 394, 396, 398–400, 407, 413, 419, 421, 439, 452, 473, 515, 523 f., 527 f., 530, 532 f. Heinrich IV., Ks. 9, 27, 34, 38, 47, 49, 72, 92, 105 f., 110–113, 179 f., 268, 280, 286, 302, 400, 413, 419, 421, 450, 452 f., 460, 473, 477, 497, 499, 501 f., 521, 523 f., 528, 530–534
552
Register
Heinrich V., Ks. 10, 28, 35, 37, 41, 47, 49, 72, 93, 97, 110 f., 113, 269, 302 f., 310 f., 313, 322, 400, 411, 413, 421, 448, 450, 457, 497, 502 f., 523 f., 528, 532, 534 Heinrich VI., Ks. 43, 60, 97, 102, 105, 121, 269, 312 f., 515, 524, 528 Heinrich (VII.), Kg. 43, 54, 60, 71 f., 95, 98 f., 110 f., 113, 181, 186 f., 454, 472, 487, 524, 528 Heinrich II., Kg. von England 269, 281 Heinrich I. von Molenark, Ebf. von Köln 451 Heinrich II. von Virneburg, Ebf. von Köln 458 Heinrich I., Bf. von Augsburg 84 Heinrich II., Bf. von Augsburg 400 Heinrich von Verdun, Bf. von Lüttich 306 Heinrich, Bf. von Minden 30 Heinrich II. Zdik, Bf. von Olmütz 30 Heinrich I. von Assel, Bf. von Paderborn 502 Heinrich II. von Werl, Bf. von Paderborn 200, 404, 411, 502, 506 Heinrich I., Bf. von Speyer 92 Heinrich I., Bf. von Würzburg 90 Heinrich, Abt von Abdinghof (Paderborn) 405 Heinrich I., Abt von Corvey 30 Heinrich V., Abt von Corvey 10 Heinrich, Propst von Corvey 30 Heinrich von Herford, Dominikaner 284, 449 Heinrich I., Hzg. von Bayern 72, 81, 95 f., 151 Heinrich II. (d. Zänker), Hzg. von Bayern 21, 33, 37, 86 Heinrich d. Löwe, Hzg. von Bayern und Sachsen 10, 30, 36, 47, 94, 168, 179, 181, 269, 275, 281, 295, 321, 405, 413, 431, 441, 443, 454, 545 Heinrich IV., Hzg. von Limburg 186 Heinrich (V.) d. Ä. von Braunschweig, Pfgf. bei Rhein 454 Heinrich von Lüneburg, Pfgf. 401 Heinrich, Gf. von Asle 30 Heinrich, Gf. von Ravensberg 36 Heinrich I., Gf. von Schwalenberg und Waldeck 405, 407 Heinrich VIII., Gf. von Schwalenberg 246 Heinrich, Gf. von Tecklenburg 94 Heinrich, Gf. von Werl 36, 94, 453, 506 Heinrich von Danne, Edelherr 402 Heinrich von Stumpenhusen, Edelherr 402 Heinrich, Truchsess, Br. Bfs. Egilbert / Eilbert von Freising 387, 533
Heinrich von Volmarstein 453 Heinrich von Herstelle, Ritter 200 f. Heinrich von Wilsele, Erzieher 94 Heinrich, (Kanzlei-)Notar 30, 453, 531 Heinricus von Dortmund, Kanoniker in Münster 104 Heinsberg – Ebf.: Phillip I. von Köln Hellweg XLII, 2, 38, 47, 52, 57–59, 62 f., 65 f., 69 f., 77 f., 102, 105, 110 f., 119, 144, 146, 148, 150, 155 f., 158, 170 f., 220, 237, 244, 261, 275, 286, 322, 331– 334, 341 f., 344, 350, 418, 437, 439 f., 442 f., 449, 454, 458 f., 486, 495 f., 498 f., 507, 511–518 Hellweg vor dem Sandforde 152, 257, 261, 507, 515 Helmarshausen – Abt: Thietmar, Wino – Kl. 39, 59, 200, 202 f., 334, 448, 505 f., 518 Helmward, Bf. von Minden 271 Hembsen 200 Hemma, Kgn. 177, 307 Hemmern 220 Henricus de Heldersen, Burgmann in Herstelle 202 Herbord von Dortmund, Edelf. 104 Herbord, Gf. von Dortmund 99 Herbsen 431 Hereford, GB 162 Herford XXXIX, XLII, 8, 25, 41, 54, 118, 122, 135, 161–195, 220, 331, 495, 515 f., 524 – Äbt.: Addila, Gertrud II. zur Lippe, Godesdiu, Haduwig, Ida, Imma II., Suala, Swanhild – Dominikaner: Heinrich – Alter Markt 164–168, 183 – Altstadt 165, 167 f., 171, 176, 182 f. – Augustinereremiten, Kl. 189, 192 – Binnenborg 176 – Deichtor 165, 171 – Franziskaner, Kl. 189 – Gänsemarkt 183 – Gottesberge, Hof 173 – Herivurth / Oldenhervorde, Hof 164, 167 f., 170–172 – Johanniter-Kommende 189 – Libbere, Hof 170, 176 – Luttenberg 179, 188 – Markwardingtorp 171 – Neuer Markt 183
Register – Neustadt 165, 167 f., 170 f., 176, 182 f., 188 f. – Odenhausen / Adonhusa 161, 165–167, 170 f., 175, 178, 190 – Radewig, Stadtteil 165 f., 168, 183, 188 – Rathaus 170, 183 – Renntor 164 f. – Stift – St. Marien auf dem Berge – St. Marien und Pusinna – St. Jakobi 165 f., 183, 188 – St. Johannis 165, 167, 183, 188 – St. Marien auf dem Berge, Stift 167, 171, 187 f., 190 f. – St. Marien und Pusinna, Kl., Stift (Münsterkirche) 54, 83, 153, 161, 163–185, 187–192, 497, 513, 535 – St. Nikolai 165 f., 168, 189 f. – St. Petri (Petrikapelle) 169, 189 – Steintor 165, 170 f. – Wolderuskapelle 165, 176, 184, 189 – Worden, tom, Hof 171 Heribert, Ebf. von Köln 87, 90, 97 Heribert, Abt von Werden 402 Heribert, Domkanoniker in Paderborn 405 Hericher, Zeuge 371 Herigisus, kgl. Getreuer 152 Herimann, Propst von Corvey 140 Heringhausen, Gut 392 Herlingsburg (Lügde) 241, 243, 246 f., 249 f. Hermann von Salm, Kg. 9 Hermann II., Ebf. von Köln, Erzkanzler 279, 309, 397–399, 406 Hermann III. von Hochstaden, Ebf. von Köln 306 Hermann, Bf. von Hildesheim 281 Hermann I., Bf. von Münster 298, 302, 309, 313 f., 316 f., 526 Hermann II. von Katzenelnbogen, Bf. von Münster 294–296, 302 f., 306, 314, 316, 318 f., 321 Hermann, Abt von Corvey 43 Hermann von Soest, Propst 405 Hermannus de Roma, Vikar in Soest 451 Hermann, Mgf. von Baden 310 Hermann, Mgf. von Meißen 90, 390 Hermann, Gf. von Eenham 154 Hermann I., Gf. von Schwalenberg und Waldeck 406 Hermann II., Gf. von Werl 25, 502, 506 Hermann, Gf. von Winzenburg 28, 30, 310 f., 405 Hermann, Gf. 276, 282
553
Hermann II. zur Lippe, Edelherr 402, 406 Hermann II. von Rüdenberg, Edelf. 406 Hermann von Hörde, Herr 158 Hermann von Kuick, Herr 94 Hermann von Loen, Herr 186 Hermann I. von Stapel, Min. 405 Hermann Spiegel jun., Ritter 431 Hermann, Vogt von Köln 186, 406, 453 Hermann Biercule 406 Hermann Boliko 406 Hermann, Villicus von Soest 406 Hermann, S. Hermanns von Soest 406 Hersfeld 25, 34, 92, 231 f., 280, 399 f., 530 – Benediktiner, Kl. 207 Herstal, BE 127, 129–131, 198, 207, 209, 253, 367 Herstelle XXXIX, XLII, 2, 54, 140, 196– 211, 238, 273, 417, 495, 509, 514 f., 524, 532 – Pf.: Conradus – Ritter: Albero, Bertold, Heinrich, Ricold – Burgmannen: Bertoldus Bittersole, Henricus de Heldersen, Johannes de Messenhosen, Johannes de Wellede – Burg 202 – St. Bartholomäus 208 Herve / Harvia, BE, Hof 309, 314 Herwig, Bf. v. Meißen 35 Herwig von Uelze 402 Herzberg 31 Herzebrock, Stift 152, 426, 487 Herzfeld 439 – Gfn.: Ida Hesperinghausen 139 Hessa, Gft. 427, 431 Hethis, Zelle 8, 10, 384 Hezilo, Bf. von Hildesheim 35, 92 Hiddingsen 445 Hildbot, Zeuge 372 Hildebold, Ebf. von Köln 373 Hildebrand Wickede, Reichsschultheiß in Dortmund 106, 108 Hildegerus, Richter 441 Hildegund, Äbt. von Geseke 506 Hildelin 394 Hilderich, Begnadigter 277 Hildesheim 2, 25 f., 31, 86, 92, 146, 202, 220, 224, 261, 275, 278, 281, 389, 392, 507, 515, 527, 530 – Bf.: Bernhard I., Bernward, Hartbert, Hermann, Hezilo, Thietmar – Domherr: Folkmar – Btm. 41, 92
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Register
– St. Andreas 31 – St. Mariä Himmelfahrt (Dom) 270 Hildeward, Bf. von Zeitz 90, 394 Hildibald, Bf. von Worms, Kanzler 22, 86, 152, 452 Hildibrand, Zeuge, Gefolgsmann Karls d. Gr. 273 Hilduin, Abt von Saint-Denis 31 f., 403, 415 Hilmaringhausen, Wüstung 223 Hilwartshausen 396 Hocelheim (Erwitte) 148 Hochstaden – Ebf.: Hermann III. von Köln, Konrad von Köln Höckelheim 36 Hodagessen 431 Hoger, Abt von Werden 507 Hohenseli (bei Paderborn) 414 Hohensyburg (Syburg, Sigiburg) XL, 54, 64, 125 f., 129, 137, 250, 459, 514 Hohentwiel 527 Hohenwepel 200 Hohnstedt 26 Hohunseli (bei Lippetal) 147 Hoinkhausen 441 Holland – Kg.: Wilhelm Holländische Straße 220, 331 Hollenstedt 235 Holte – Ebf.: Wigbolt von Köln – Bf.: Ludolf von Münster Holzminden 2, 56 Honsel 147, 392 Hörde – Edelherr: Hermann Horhusen – Marsberg Horich, Kg. der Normannen 386, 407 Horkenhausen, Wüstung 431 Horn 331 Horst – Gf.: Bernhard Hosad, Dompropst in Paderborn 397 f. Hosed, Abt von Corvey 22 Hovestadt / Herzfeld 439, 449 Höxter XLII, 1–8, 11, 41–43, 46, 77, 146, 199, 244, 331, 344, 513 f., 517 – St. Kilian 6, 8, 46 – St. Petri 8 Hrabanus Maurus, Ebf. von Mainz 177 Hrodrad, Gf. 185 Hruodfried, Zeuge 371
Hruodlind, Gemahlin Ratbodos 372 Huch, Schenker 371 Huckarde-Dorstfeld 65 Huculvi / Hockel[e]ve, Wüstung XL, 253 Hugbald, Zeuge, Gefolgsmann Karls d. Gr. 273, 372 Hugo, Kardinallegat, Bf. von Praeneste 35 Hugo d. Schwarze, Hzg. von Burgund 40 Hugo Lombart, Min. 405 Hugo, Min. 405 Hugold, Abt von Corvey 454 Huissen, NL 60, 475, 516 Huldenberg – Herr: Gerhard Hunfried, Ebf. von Magdeburg 309, 394 Ibbenbüren 180 Ibin-Maugus, Kg. 208 Ibrāhīm ibn Ya’qūb, Reisender 436, 440, 447 Iburg (Bad Driburg) XL, 203, 331, 383, 513, 517 – St. Peter 203 Ida, Äbt. von Herford 182 Ida von Herzfeld, Gemahlin Gf. Ekberts 448, 506 f. Ida, Gemahlin Gf. Bruns 506 Imad, Bf. von Paderborn 189, 248, 346, 410 f., 413, 501 Imbshausen 24 f., 392, 530 Imbsheim 25 Imma II., Äbt. von Herford 179 Ingelheim 27, 33, 76, 82 f., 91, 111, 294, 322, 352, 512, 522, 527, 534 Innozenz III., Papst 454, 458 Innozenz IV., Papst 136 Ionatas von Volmarstein 453 Irene, Ksn. 373, 407 Irminsul 125, 127 f., 135, 382 Irpingus, Verkäufer, Gefolgsmann Karls d. Gr. 273 Isenberg – Bf.: Engelbert I. von Osnabrück – Gf.: Arnold (Altena-Isenberg), Friedrich Iserlohn XL, 85 Isseith de Groven, Edelf. 6 Italien 47, 84, 129, 179, 205–208, 212, 214, 217, 230, 238, 302, 318, 361, 384, 400 – Kg.: Bernhard, Pippin Ivois, FR 398 Jesse, Bf. von Amiens 373
Register Johann, Kg. von England 454 Johann Stecke, Gf. von Dortmund 63 Johann Swane, Kanoniker in Vreden 472 Johann Lüttecke, Rektor in Soest 451 Johann von Plettenberg, Marschall von Westfalen 457 Johann Becker, Maurer in Corvey 17 Johann upper Borgh 106 Johann Wickede, Reichsschultheiß, Bürgermeister in Dortmund 106–108 Johann Wickede d. Ä. 108 Johannes, Pf. in Dortmund 100 Johannes, Gf. von Teano 392, 407 Johannes de Messenhosen, Burgmann in Herstelle 202 Johannes de Wellede, Burgmann in Herstelle 202 Johannes Thelonearii, Konsul in Dortmund 104 Johannis, päpstl. Kanzler 136 Judith, Ksn. 40, 307 Jülich – Ebf.: Walram von Köln Jülich-Kleve-Berg, Hzge. 192 Kadeloh, Bf. von Naumburg 309 Kaiserswerth 27, 29, 43, 91–93, 268, 280, 312, 399–441, 530 Kalenberg – Ritter: Raveno Kalkriese 261, 515 Kamba 276, 282, 506 Karl d. Gr., Ks. XL, 9, 41, 45 f., 54, 58, 62, 122, 125–133, 135–140, 162, 198, 202– 205, 207–210, 212, 214, 220, 224, 227, 229–231, 234 f., 243, 246, 249–254, 258, 263 f., 273, 283, 285, 295, 307, 320, 325, 328, 331, 340–342, 344, 360, 368 f., 373, 379, 382 f., 407, 414, 417 f., 420, 439 f., 442, 444, 446, 492, 497, 499 f., 506, 509, 511, 513 f., 516 f., 522, 524, 526, 528, 531 f., 535 Karl II. (d. Kahle), Ks. 17, 178, 226 Karl III., Ks. 17, 44, 431 Karl IV., Ks. XLI, 41, 47, 98, 107–109, 189, 191 f., 284 f., 449, 451, 458 Karl d. Gute, Gf. von Flandern 404 Karl d. J., S. Karls d. Gr. 253, 373, 375 Karl Martell 442, 514 Karlsburg (Paderborn) 129 f., 209, 227–230, 343, 345, 349, 351, 367, 417 Kärnten – Hzg.: Adalbero
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Karolinger 5, 9, 11, 15, 41 f., 46, 48, 72 f., 78, 124, 139, 155, 177, 191, 203, 212, 220, 245, 300, 334, 346, 350, 360, 417, 431, 469, 510, 512, 514, 519, 533 f., 536 Kassel 2, 21, 47, 119, 199, 220, 331, 427, 439, 515 Katzenelnbogen – Bf.: Hermann II. von Münster, Philipp I. von Osnabrück Kaufungen 24, 38, 279, 391 f., 399, 407, 515, 530 – Kl. 391 f. Kemme, Gut 276 Kemnade, Kl. 42 f. Kidrioburh – Skidrioburg Kilver 177, 185, 472 Kinderhaus (Münster) 291 Kirchdornberg – Dornberg Kirchohsen 2, 244, 248, 331 Kleine Hünenburg – Lügde, Burganlage Kleinenberg 427 Kleve – Gf.: Dietrich II. / I V. Klingenburg 432 Koblenz 164, 177, 391 – St. Florin, Stift Kohlstädt 221, 334 Köln 25, 28, 30, 58–60, 62 f., 65, 78, 80, 82–85, 92, 94–96, 100, 146, 152, 154, 157, 173, 185, 220, 231, 235, 244, 248, 274 f., 279 f., 291, 310 f., 386, 391 f., 399– 401, 439, 441, 450, 453 f., 457, 459 f., 503, 506, 512, 514, 518, 520, 530, 534 f. – Ebfe. 34, 47, 60, 65, 69, 77, 105–107, 109, 111, 122, 140, 156–158, 167, 168, 176, 181–183, 191, 247, 249, 282, 441, 443 f., 446, 448, 450 f., 457 f., 460, 467 f., 474, 479 – Ebf.: Adolf I. von Altena, Anno II., Arnold I., Arnold II. von Wied, Brun, Dietrich II. von Moers, Engelbert I. von Berg, Everger, Friedrich I. von Schwarzenburg, Heinrich I. von Molenark, Heinrich II. von Virneburg, Heribert, Hermann II., Hermann III. von Hochstaden, Hildebold, Konrad von Hochstaden, Philipp I. von Heinsberg, Pilgrim, Rainald von Dassel, Siegfried von Westerburg, Sigewin, Walram von Jülich, Warin, Wigbolt von Holte – Bf.: Kunibert
556 – – – – –
Register
Dompropst 444, 455 Domdechant 444 Domdekan: Albert Vogt: Hermann Ebtm. 43, 60, 65, 69, 96, 106, 111 f., 122, 147, 157, 181–183, 186, 263, 296, 319, 434, 443 f., 448, 450, 458, 468, 479, 498, 503, 513, 518 – Mariengraden, Stift 65, 78, 100, 453 – St. Aposteln, Stift 441 – St. Georg 453 – St. Kunibert (Stift) 442 f. – St. Pantaleon 100, 450, 459 f. Kölnische Straße 292 Königslutter 29, 531 Konrad II., Ks. XLI, 25, 38, 47 f., 76, 90 f., 95, 110, 112, 147, 149, 156, 158, 179, 275–278, 282, 286, 309, 314, 334, 393– 397, 408, 414, 419, 421, 439, 457, 472, 474–476, 479 f., 496, 501, 506 f., 513, 516, 518, 520–524, 526–528, 530, 532– 534, 536 Konrad I., Kg. 9, 21, 38, 42, 46, 48, 137, 139, 511 f., 515, 524, 528, 530 Konrad III., Kg. 10, 19, 30, 37 f., 42, 44, 47, 49, 60, 71, 93, 96, 113, 121, 180, 405, 453, 524, 528, 531 f. Konrad von Hochstaden, Ebf. von Köln 182, 431 Konrad I., Ebf. von Salzburg 35 Konrad I. von Velber, Bf. von Osnabrück 490 Konrad, Abt von Corvey 36, 405 Konrad, Abt von Riddagshausen 36 Konrad / Conradus, Pf. in Herstelle 208 Konrad d. Rote, Hzg. von Lothringen 83 Konrad I. , Gf. von Dortmund 95, 103 Konrad II., Gf. von Dortmund 71 Konrad, Gf. von Werl 25, 506 Konrad, Gf. 427, 431 Konrad von Dyk, Edelherr 402 Konrad I. von Stapel, Min. 405 Konrad III. von Stapel, Min. 405 Konrad von Wijlre, Truchsess 402 Konrad, Kämmerer von Werden 95 Konrad von Itter, Knappe 202 Konstantin, Ks. 349 Konstantinopel 312 Konstanz – Bf.: Udalrich I. Korbach 119, 237, 439 Körbecke 428, 432 Körne 107
Kornelimünster – Abt: Berthold Kostheim 133, 214, 238 Kückshausen 61, 70, 459 Kunibert, Bf. von Köln 442 Kunibert, Zeuge 373 Kunigunde von Luxemburg, Ksn. 22 f., 25, 87 f., 90, 97, 153, 156, 360, 387 f., 391 f., 408 f., 505, 522, 532 f. Kunigunde / Gunhild von Dänemark, Kgn. 314, 473 Kuno, Min. 27 Kuno 392 Laach, Kl. 310 f. Laar 135 Ladbergen 167 Laer (bei Meschede) XL, 135 Laer (bei Osnabrück) 177, 185 Lambertus de Wickede 108 Landicus, S. von Eue, Mundschenk in Paderborn 397, 398 Landsberg, Herren 158 Landward von Minden, Bf. 268 Langobarden 340, 375 f., 384 Lara / Laras / Larun 134 f. Lausitz – Mgf.: Dedo / Dedi I. Lechfeld 250, 387 Lechsgemünd – Bf.: Burchard von Utrecht Lengerich 180 Lenzburg – Gf.: Ulrich IV. Leo III., Papst 126, 136 f., 139 f., 329, 344, 349, 373–383, 407 f., 509 Leodegar, Bf. von Viviers 35 Leopold I., Ks. 109 Lesum 452 Leutesdorf, Hof 177 Libentius / Lievizo I., Ebf. von Hamburg- Bremen 87 f., 97 Lichtenau 427 Lichtenfels 41 Liemar, Ebf. von Hamburg-Bremen 467, 473, 477 Lienen 180 Liesborn – Abt: Franko – Kl. 55, 453, 505 Limburg – Hzg.: Heinrich IV., Walram IV. Lingen 152
Register Lippe, Edelherren 168, 236, 244, 246 f., 249 – Bf.: Simon I. von Paderborn – Äbt.: Gertrud II. von Herford – Edelherr: Bernhard II., Hermann II., Otto Lippeham 373, 375, 514 Lipperweg 146 Lippspringe (Bad) XXXIX, XLII, 54, 70, 129, 131, 140, 212–239, 326, 330, 367, 417, 495, 509, 513 f., 524, 532 – St. Martin 221, 225, 236 Lippspringe, Ministerialenfamilie / Geschlecht 223, 225, 236 Lippstadt 144, 146, 215, 334, 486 Liudger, Bf. von Münster, Abt von Werden 273, 290, 295 f., 298, 306–308, 317 f., 320, 447 Liudolfinger 146, 155, 190 f., 511 f. Liudolf, Hzg. von Schwaben 9, 82 f. Liudolf, Gf. von Dassel 37 Liudolf, Kanzler 387 Liupold, Erzkaplan 280 Liutbert, Ebf. von Mainz 169 Liutgart, T. Gerbirins, Edle 84 Liuthart 75 Loen – Herr: Gottschalk, Hermann Logne, BE XL, 85 Lohne XL, 85 London, GB 61 Loneam XL, 85 Lorsch, Kl. 24 f., 263, 274 f. Losa (Loose, Tecklenburg) 280 Lothar I., Ks. 122, 139, 274, 384, 406, 430, 533 Lothar III., Ks. 10, 29, 35–38, 42, 47, 49, 93, 95, 106, 110, 303, 311–313, 404, 457, 497, 502 f., 521, 524, 528, 531 Lothar, Bf. von Minden 263 Löwen, BE – Hzg.: Gottfried Lübbecke XL, 164, 266 Lübeck 220, 334, 441 Lüdenscheid 56, 147, 439 Lüdinghausen 151, 516 Ludolf von Holte, Bf. von Münster 305 Ludolf von Bortfeld, Edelherr 402 Ludolf von Esbeck, Edelherr 402 Ludolf, Gf. 147 Ludwig I. (d. Fromme), Ks. 5–9, 31 f., 39 f., 43, 45 f., 118, 122, 127, 131 f., 138 f., 155, 166, 169, 171, 173, 175–179, 191, 205 f., 208, 263, 306, 334, 371, 373, 383 f., 403,
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406, 418, 420, 457, 509, 514, 524, 528, 532 f. Ludwig II. (d. Deutsche), Kg. 46, 122, 139, 166 f., 169 f., 177, 179 f., 185, 191, 237, 263, 268, 274 f., 282 f., 285, 385 f., 406 f., 418, 420, 429 f., 432, 472, 509, 511 f., 515, 524, 528, 532 f. Ludwig III. (d. J.), Kg. 268 Ludwig IV. (d. Kind), Kg. 9, 42, 44, 119, 166 Ludwig IV. (d. Bayer), Ks. 109 Ludwig I., Bf. von Münster 303, 318, 321 Ludwig, Gf. von Ravensberg 181 Ludwig (d. Springer), Gf. von Thüringen 28, 93 Ludwig von Rostorpe 202 Lügde XL, XLII, 41, 54, 131, 240–255, 331, 495, 513, 525, 532 – Barkhof 241, 243, 246, 249 – Bomhof 241, 246 f. – Burganlage (Kleine Hünenburg) 247 – St. Kilian 245, 247–250, 252 – St. Marien 249 Luizo, Bf. von Brandenburg 394 Lüneburg 24, 186, 220, 401, 454 – Pfgf.: Heinrich, Wilhelm Lünen 85 Lütgeneder 432 Lüttich, BE XLI, 198, 207, 209, 309, 312, 314, 391, 401 – Bf.: Heinrich von Verdun, Nithard, Notger Maastricht, NL 81, 233, 279, 530 – St. Servatiusstift 279 Macelinus, Marschall 401 Magdeburg 2, 23, 25, 28, 38, 82 f., 89 f., 153, 220, 261, 273, 275, 280, 294, 316, 331, 394, 486, 504, 515, 523, 530, 534 – Ebfe. 282, 501 – Ebf.: Adelgot, Engelhard, Friedrich, Giselher, Hunfried, Tagino, Werner / Wicelinus – Ebtm. 27, 36, 245 f., 250, 253, 389, 428– 432, 460, 504 Maincia, Zeuge 134 f. Mainz 27, 59, 81, 84, 133, 214, 220, 237 f., 274 f., 307, 385, 452, 506, 514, 530, 534 – Ebfe. 169, 282 – Ebf.: Adalbert I. von Saarbrücken, Aribo, Arnold von Selenhofen, Bardo, Erkanbald, Friedrich, Hrabanus Maurus, Liutbert, Richulf, Siegfried I., Willigis – Ebtm. 7, 263, 337, 498 Mallersdorf, Kl. 29
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Register
Malmedy, BE 21 Mals, IT 16 Manegold von Stapel, Min. 405 Manigold, Gf. von Wörth 91 Manrode 432 Marcsvit, Stifterin 21 Marienfeld – Abt: Florentius – Kl. 405, 489 – Klosterhof 489 Mariengraden, Stift – Köln Marienmünster, Kl. 29, 47, 531 Mark – Bf.: Gerhard von Münster – Gfn. 105, 107–109 – Gf.: Eberhard I. – Gft. 65, 74 Marklo, Versammlungsort der Sachsen 497 Markward, Abt von Corvey 9, 28 Markward, Gf., Mitglied der Esikonen 147 Markwart von Grumbach, Herr 94, 401 Marsberg XLII, 42, 59, 70, 115–142, 166, 185, 220, 331, 440, 495 – Bäcker: Hameco – Eresburg – Horhusen 117, 119, 121–123, 138–140 – Niedermarsberg 119–121, 123 – Obermarsberg 120 f., 138, 140, 440 – St. Dionysius 121 f., 138 – St. Gertrud (Kapelle) 121, 138 – St. Magnus 121, 123, 138 – St. Nikolaus (Kapelle) 121, 138 – St. Peter und Paul (Peterskirche) 119, 124 f., 134, 136–138 Marsilius von Soest, Min. 453 Mathilde, Ksn. 40 Mathilde, Kgn. 9, 40, 81–83, 151, 178, 187, 190 f., 472, 504 Mathilde, Kgn., Gemahlin Rudolphs von Rheinfelden 473 Mathilde, Äbt. von Essen 86 Mathilde, Äbt. von Quedlinburg 9, 75, 84 Mathilde, Hzgn. von Bayern und Sachsen, Gemahlin Heinrichs d. Löwen 269, 281 Mathilde, Gemahlin von Erenfrid (Ezzo), Pfgf. 407 Mazo, Bf. von Verden 310 Mecklenbeck (Münster) 291 Medebach 441, 460 Medefeld (bei Rehme) 131 Mederich, Wüstung 431 Medofulli an der Weser XL, 130–132
Meerssen, Hof 401, 407 Megingaud, Ebf. von Trier 390 Meinricus, Domkanoniker in Paderborn 405 Meinwerk, Bf. von Paderborn 23–25, 88–90, 147, 156, 177, 179, 199–201, 208, 248, 282, 325, 332, 344 f., 347, 350, 358, 360–363, 366 f., 389, 392, 394, 397, 408–410, 412–414, 417–419, 431, 457, 505–507, 522 f., 526 f., 530 Meißen 501 – Bf.: Eid, Herwig – Mgf.: Ekkehard I., Hermann, Thietmar Memleben 151 f. Mengede 62, 81, 103 Meppen 40, 42, 185, 296 Merseburg VIII, X, 22 f., 27 f., 31, 86, 276, 282, 390, 398, 400, 453, 501, 507, 522, 534 – Bf.: Thietmar, Wigbert Meschede XL, 135, 156, 449, 486 – Kl. 155 f., 491 Metelen – Äbt.: Friduwi, Godesdiu – Vogt: Wichmann III. – Stift 20, 86, 96, 471 Metz, FR 35 – Bfe 10, 368 – Bf.: Angilram, Dietrich II. / Dietger / Thiederich / T heoger (Abt von St. Georgen) – Gf.: Adalbert Michael, Statthalter von Sizilien 373, 407 Milo, Bf. von Minden 261, 266, 268, 523 Mimigernaford – Münster Minden XXXIX, XLI, XLII, 2, 25, 38, 54, 77, 90–92, 164, 170, 185, 191 f., 202, 205, 291, 393, 396, 419, 458, 475, 480, 486, 495, 499, 501, 505, 507, 509, 511, 514 f., 520–523, 525, 530, 532 f. – Bfe. 256–287, 451 – Bf.: Brun / Bruno von Waldeck, Dietrich / Theoderich I., Dietrich II., Ebergis, Egilbert / Eilbert, Erkanbert, Gottschalk / Godschalk, Hadwart, Heinrich, Helmward, Landward, Lothar, Milo, Ramward, Reinhard, Sigebert, Sigwart, Volkwin von Schwalenberg, Widelo, Wolfher – Beldersen, Familie – Bischofspalast (Bischofspfalz) 257, 260, 271 f. – Btm. 88 f., 202, 256–287, 294, 497 f., 508, 513, 522, 533
Register – Brückenkapelle – St. Marien – Brühl 259 f., 264 f., 272, 283 f. – Dom 259–267, 269–272, 280, 282–285, 533 – Domburg 259 f., 262, 264, 267, 271 – Dominikaner, Kl. 266 f., 283 f. – Fischerstadt 260, 264 f., 267 – Hasle, Hof 266 – Jodokus-Kapelle 265 – Marienberg 262 – Marienvorstadt 265, 272, 284 – Markt 260–262, 265, 267, 280, 283 – Michaelistor 267 – Oberstadt 259 – Rosental, Webersiedlung 265 – Schalksburg 505 – Simeonsvorstadt 266 f. – Spenthof, Hof 265 – St. Ägidien 260, 264–266, 283 – St. Georg 283 – St. Johannes 280, 533 – St. Johannis, Stift 262, 265 f., 283 – St. Marien (Brückenkapelle) 260, 262, 265–267, 283 – St. Martin, Stift 260, 266, 283, 286 – St. Mauritius, Kl. 260 f., 266, 283 – St. Nicolai, Leprosenhaus 266 – St. Pauli – Dominikaner – St. Petrus und Gorgonius, Domstift 270, 276, 283 – St. Simeon 260, 266, 283 – St. Spiritus, Hospital 283 – Unterstadt 259, 266 Modena, IT – Bf.: Benedikt Modoin, Bf. von Autun 384 Moers – Ebf.: Dietrich II. von Köln Molenark – Ebf.: Heinrich I. von Köln Möllenbeck, Stift 275 f. – Äbt.: Bertheid Montecassino, IT – Abt: Atenulf, Theobald – Kl. 392, 407 Mörfelden 24, 89, 530 Moudon, CH 271 Muddenhagen 432 Müdehorst 171–174 Mühlhausen 74, 246 – St. Marien 101
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Münden 199 Münster XXXIX, XLII, 35, 54 f., 58, 77, 185 f., 220, 264, 288–324, 331, 334, 347, 441, 453, 491, 495, 497–499, 515 f., 523, 525–527, 530, 532 – Bfe. 288–324, 467 f., 533 – Bf.: Burchard (d. Rote), Dietrich / Theoderich I., Dietrich II. von Winzenburg, Dodo, Egbert, Erpho, Friedrich I., Friedrich II. von Are, G erhard von der Mark, Hermann I., Hermann II. von Katzenelnbogen, Liudger, Ludolf von Holte, Ludwig I., Otto I. von Oldenburg, Suitger, Werner von Steußlingen – Kanoniker: Franko von Dortmund, Heinricus von Dortmund – Vogt: Egbert (d. Einäugige) – Alter Fischmarkt 291, 294, 299, 317 – Bischofspalast 289, 293, 304 f. – Bispinghof 292 f., 298, 300, 304, 320 – Brockhof 301 f., 320 – Btm. 65, 104, 177, 288–324, 468, 508, 513, 522 f. – Domburg 290–294, 297–305, 308, 314, 316–320, 347 – Drubbel 294 – Eschhues, Hof 300 – Gremmendorf 291 – Liebfrauen – St. Marien / Ü berwasser – Michaelistor 299, 305 – Mimigernaford 288, 290, 294–296, 298, 300, 303, 309 f., 320 – Nerdinck, Hof 300 – Roggenmarkt 294 – Spiekerhof 292 – St. Aegidii 293, 319 – St. Lamberti 291–294, 299 f., 317 f. – St. Ludgeri 293, 318–320 – St. Marien / Ü berwasser, Stift 55, 185 f., 290, 293, 296–300, 302, 307, 309, 313–315, 317 – St. Martini 293, 319 f. – St. Mauritz, Stift (Blasiuskapelle, Erphokapelle) 293, 305, 316 – St. Paulus, Dom 296, 298, 301, 305 f., 308 f., 311, 314, 317, 322 – St. Paulus (Alter Dom), Stift 301, 305–308 – St. Servatii 293, 320 – Ubbonberg, Niederungsburg 298 – Überwasser – St. Marien / Ü berwasser
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Register
Nassau – Kg.: Adolf Naumburg – Bf.: Dietrich I., Ebbo / Eberhard, Kadeloh Neuenheerse, Stift 121, 151, 236, 279, 383, 431 Neuhaus – Villicus: Alderich – Schloß Neuhaus (bei Paderborn) Neuss 444, 475 Niederelsungen 431 Niederlande XLI, 60, 116, 261, 515, 534 Nienberge (Münster) 291 Nienburg 23 Nienover / Dassel – Dassel / Nienover Nimwegen, NL 22, 31, 60, 84, 152 f., 275, 368, 390, 397, 403, 452, 475, 491, 507, 512, 515 f., 518, 527, 534 f. Nithard, Bf. von Lüttich 309 Nonantola, IT – Abt: Anselm – Kl. 229 f. Nordhausen 29, 151, 504 – Kl. 504 Northeim 24, 26, 31, 530 – Hzg.: Otto II. von Bayern – Gf.: Siegfried III. Nörvenich – Gf.: Albert Notger, Bf. von Lüttich 87 f., 97, 434, 460 Novara, IT – Bf.: Petrus – Btm. 89 Oaticho, Zeuge 371 Oberelsungen 431 Oberg – Herr: Eilhart Obermarsberg – Marsberg Oda, Gemahlin Hildelins 394 Odenhausen 161, 166–168, 171, 178, 190 Oedingen XL, 442 Oelde 295 Oerlinghausen 331 Oesdorf 247 f. Oespel 65 Oesterholz 221, 334 Oestinghausen 457 Ohrum 229 Ohsen 244, 253 f.
Oldenburg – Bf.: Gerhard I. von Osnabrück, Otto I. von Münster Oldenhervorde 164, 167 f., 170–172 Oldenlüde (Lügde) 240, 248–250 Olmütz – Bf.: Heinrich II. Zdik Opizo, Kanzler 279 Oranien-Nassau 109 Orden – Herr: Daniel Ordulf / Otto, Hzg. von Sachsen 92, 452, 507 Osnabrück 58, 83, 96, 135, 166, 168, 177, 179 f., 191 f., 294, 334, 439, 466, 486, 491, 499, 510, 515 – Bfe. 42, 269, 486 f., 489 f., 530 – Bf.: Adolf von Tecklenburg, Alberich, Benno II., Dodo II., Drogo, Engelbert I. von Isenberg, Gefwin, Gerhard I. von Oldenburg, Gottschalk, Gozmar, Konrad I. von Velber, Philipp, Thietmar – Btm. 42, 83, 96, 177, 291, 294, 296, 394, 487, 492, 498 f., 502, 504, 507 f. – Reckenberg, Stiftsburg 489 f. Osterode 29, 531 – Edelherr: Basilius Österreich – Hzg.: Friedrich II. (d. Streitbare) Ostönnen 504 Othinkerd / Odinkar, Bf. von Ripen 87 f., 97 Otraven von Rottorf, Herr 402 Ottenstein 472 Ottonen 5 f., 9, 42, 45 f., 48, 52, 70, 75, 102, 110, 112, 146, 158, 179, 191, 228, 238, 250, 253, 266, 268, 272, 284, 297, 325, 335, 345, 353, 361–363, 365, 416, 420, 440, 448–450, 455–457, 459 f., 476 f., 480, 497, 507, 512, 522, 533 Otto I., Ks. 6, 9, 14, 21, 32, 39 f., 42, 46, 48, 69, 72, 80–83, 85, 95–97, 101, 110, 112, 126, 134, 137, 140, 166 f., 175, 178 f., 246, 263, 268, 294, 386 f., 418, 420, 428 f., 431 f., 434, 459, 472, 486, 488, 501, 504, 512, 518, 520–522, 524, 528, 532–534 Otto II., Ks. 9, 33, 38, 84 f., 95, 97, 110, 112, 151 f., 178 f., 190, 261, 268, 428 f., 431 f., 472, 480, 504, 518, 521, 524, 528, 530, 532, 534 f. Otto III., Ks. XL, 9, 21, 22, 33 f., 48, 58– 60, 76, 86 f., 95 f., 104 f., 110, 112, 152, 154, 179, 246, 268, 294, 322, 337, 364, 387, 389, 403, 414, 452, 480, 489–491,
Register 496, 505, 507, 515, 518, 520, 524, 527 f., 532, 534 Otto IV., Ks. XL, 10, 31, 37, 43, 47, 49, 103, 105, 111, 401 f., 413, 421, 449, 453–455, 474, 524, 528, 532, 535 Otto I., Bf. von Bamberg 310 Otto I. von Oldenburg, Bf. von Münster 319 Otto, Bf. von Paderborn 202 Otto I. (d. Erlauchte), Hzg. / Gf. von Sachsen 9, 41 Otto I., Hzg. von Bayern und Schwaben 84 f. Otto II. von Northeim, Hzg. von Bayern XL, 7 Otto I., Mgf. von Brandenburg 30 Otto I., Gf. von Ravensberg 36 Otto II., Gf. von Ravensberg 181, 186 f. Otto von Cappenberg, Gf., Propst des K losters Cappenberg 312, 526 Otto zur Lippe, Edelherr 246 Padberg 414 – Gfn. 122, 140 Paderborn XXXVIII, XLI, XLII, 2, 7, 22 f., 25, 27 f., 30–32, 38, 42 f., 46, 54, 58, 87–92, 94, 104, 110 f., 119, 121, 127, 129, 131 f., 136, 138, 140, 144, 146 f., 151, 153, 156, 158, 164, 168 f., 201, 212, 214, 216–218, 220, 222–224, 226–231, 237 f., 244, 254, 264, 276, 279, 282, 292, 325–423, 427, 429 f., 432, 434, 439, 441, 452 f., 475, 486, 491, 495 f., 499, 501, 509–511, 515, 517–523, 525–527, 530–536 – Bfe. 42, 89, 122, 158, 169, 173, 180, 209, 236, 249, 269, 325–423, 337, 348, 353, 415 f., 458 – Bf.: Badurad, Bernhard I., Bernhard II., Bernhard III., Bernhard V., Biso, Dietrich II., Dudo, Evergis, Ferdinand II. von Fürstenberg, Hathumar, Heinrich I. von Assel, Heinrich II. von Werl, Imad, Meinwerk, Otto, Poppo, Rethar, Rotho, Simon I. zur Lippe, Simon II. von Sternberg – Dompropst: Hosad, Siegfried – Domdekan: Almarus, Dodico – Domkanoniker: Altmann, Bernhard, Ekbert, Folkbert, Gottschalk, Heribert, Meinricus, Reinher, Rembert (Propst von Busdorf), Uffo – Abt von Abdinghof: Gumpert, Heinrich, Sigehard – Propst von Busdorf: Bovo, Rembert
561
– Hochvogt: Amulung, Friedrich (d. Streitbare) von Arnsberg – Gf.: Amelung – Truchsess: Eppo – Mundschenk: Eyzo, Geylo – Kämmerer: Becelin – Min.: Gottschalk – Villicus: Tydman – Zeuge: Gottschalk – Abdinghof, Kl. (Benediktskapelle) 330, 333, 335, 339, 341, 347, 361, 392 f., 396 f., 404 f., 408, 411–413, 418 – Alexiuskapelle 350 – Altstadt 328 f., 338–341, 412 – Aspethera, Siedlung / Stadtteil 333, 340–343, 347 f., 412 – Balhorn, Wüstung 223, 331, 337, 341 f., 404 – Bartholomäuskapelle 345 f., 353, 362–365 – Bischofspalast 345 f., 362, 366 f. – Btm. 7, 89, 105, 122, 147, 151, 156–158, 168 f., 177, 199, 201 f., 209, 221, 245, 248, 250, 252 f., 286, 291, 294, 325–423, 428, 432, 457, 497 f., 502 f., 505, 507 f., 513–515, 521 – Brenkenhof 339 f., 348 – Brigidenkapelle 335 f., 355, 362 – Dom – St. Marien – Domburg 325, 330–335, 340, 343, 347 f., 350, 361–363, 365, 367, 410–413, 418 – Busdorf – St. Peter und Andreas – Enenhus, Wüstung 347 f., 397 f., 414 – Gaukirche – St. Ulrich – Ikenbergkapelle 345, 353, 362–364, 416 – Johannes-Kapelle 350 – Karlsburg – Kasseler Straße 350 – Lon, Villikation 348 – Markt 330, 332, 334, 346, 348 – Marktkirche – St. Pankratius – Rathaus 332, 334 – Rosenkranz, Gut 338 – Schildern 350 – St. Marien, St. Liborius, St. Kilian (Dom) 325, 327, 330–335, 337–341, 343, 345–348, 350–353, 355 f., 358–366, 373, 390 f., 408–416, 418
562
Register
– St. Pankratius (Marktkirche) 332, 335, 347 – St. Peter und Andreas (Busdorf), Stift 200, 236, 248, 250, 330, 335, 338, 347, 397, 408, 412 f., 418, 522, 527 – St. Salvator 127, 337, 351 f., 354, 368 f., 373, 408 – St. Ulrich (Gokirche / Gaukirche), Kl. 330, 346 f., 413 – Stadelhof 348 – Stadtheide 338 Pandulf, Gf. von Teano 392, 407 Paris, FR 107, 191, 284, 458 Parma, IT – Btm. 395 – Gft. 395 Passau – Bf.: Christian – Btm. 86 Petershagen XL, 253 Petrus, Bf. von Novara 89 Philipp, Kg. XL, 31, 453 f., 474 Philipp I. von Heinsberg, Ebf. von Köln 63, 103, 168, 247, 441, 443 f., 449 f., 455– 457, 474 Philipp I. von Katzenelnbogen, Bf. von Osnabrück 30 Philipp von Dortmund, Edelf. 55, 104, 453 Piacenza, IT 238 Pilgrim, Ebf. von Köln 26, 90, 276, 392, 394–398 Pippin, Kg. XL, 198, 331, 442 Pippin, Kg. von Aquitanien 384, 406 Pippin, Kg. von Italien 205–208, 234, 373, 377 f. Pîtres, FR 226 Plettenberg, Familie 451 – Marschall: Johann Pöhlde 86, 88, 152, 278, 535 Polen 87, 390, 395, 408, 522 – Kgn.: Richeza Poppo, Ebf. von Trier 390 f., 408, 522, 532 Poppo, Bf. von Paderborn 202, 412 Poppo, Dompropst in Bamberg 390 Poppo, Kanzler 151 Portanaha (Bordenau) 20 Portenhagen (bei Dassel) 20 Pottenstein – Albuinstein Praeneste – Bf. / Kardinallegat: Guido I., Hugo Prüm – Vogt: Ra(t)bert
– Kl. 231 f. Puiflijk – Äbt.: Sophia von Vreden Pyrmont (Bad) 244 f., 247–250, 253 – Gfn. 247–249 – Gf.: Gottschalk I., Widukind II. – Burg 247, 249 Queden, Wüstung 414 Quedlinburg 28 f., 40, 82 f., 152, 275, 504, 531, 533 – Äbt.: Adelheid I., Adelheid II., Beatrix I., Mathilde – Stift 522 – Stiftskirche 75 Rabano, Min. 19 f. Rado, Kaplan 371 Rainald von Dassel, Ebf. von Köln, Kanzler 443, 456 f. Ramward, Bf. von Minden 266, 505 Ra(t)bert, Vogt von Prüm 231 f., 234 Ratboto, Schenker 371 Rathard von Rüdenberg, Edelfr. 453 Rathuboda, Zeuge 394 Ratleic / R athleic / R adleic, Kanzler Ludwigs d. Deutschen 185, 385, 430 Raveno von Kalenberg, Ritter 202 Ravensberg – Äbt.: Sophie / Sophia – Gfn. 168, 181 – Gf.: Heinrich, Ludwig, Otto I., Otto II. Rebais, FR – Kl. 31 Reckenberg, Burg 489 f. Reddag, Tradent in Corvey 148, 155 Redinghausen 223 Regensburg 24, 185, 214, 238, 274, 276, 534 – Barbinger Wiesen 214 – St. Emmeram 274 Rehme XL, 131, 244, 251, 253 f. Reichenau, Kl. 9 Reims, FR 21 – Ebf.: Adalbero – St. Remi, Kl. 401, 407 Reinhard, Bf. von Halberstadt 35 Reinhard, Bf. von Minden 268 f. Reinhardswald 198 Reinher, Domkanoniker in Paderborn 405 Reinold, Hl. 80, 100, 107, 285 Reinold von Ressen, Herr 186 Rellinghausen 472 Remagen 453
Register Rembert, Domkanoniker in Paderborn, Propst von Busdorf 405 Rethar, Bf. von Paderborn 23, 87 f., 97, 152, 154, 345 f., 353, 358, 363, 387, 403, 409 f. Rethard, Gf. 7 Rheda-Wiedenbrück 220 – Wiedenbrück Rheine 153, 176–180, 185, 510 Rheinfelden – Kg.: Rudolf / Rudolph von Schwaben Rheinische Straße 291 Richard, Abt von St. Vanne 154 Richeza von Polen, Kgn. 399, 407 Richer von St. Adalbert (Aachen), kgl. Gesandter 401 Richulf, Ebf. von Mainz 373 Ricold von Herstelle, Ritter 200 f. Riddagshausen – Abt: Konrad – Kl. 36 Riga, LV 441 Rihdag / R ihdac, Gf. 155 f., 457 Rinteln 269 Ripen, DNK – Bf: Othinkerd / Odinkar d. J. Rödinghausen 180, 472 Rom, IT 10, 270, 373, 375 f., 379, 384, 393, 395, 407 f., 460, 502 Rösebeck XLII, 54, 385, 424–433, 495, 504, 509, 515, 525, 533 – St. Mauritius 428–430, 432 Rothard / Ruthard, Bf. von Straßburg 32 f. Rothard / Ruthard, Abt von Corvey 26, 91 Rothenburg, Rittergut (bei Warburg) 432 Rotho, Bf. von Paderborn 123, 413 Rottecar, Gf. 373 Roxel (Münster) 291 Rüdenberg, Freigft. 458 – Edelf.: Hermann II., Rathard Rudolf von Habsburg, Kg. 105, 109 Rudolf / Rudolph von Schwaben / von Rheinfelden, Kg. 47, 452, 473 Rudolf, Bf. von Halberstadt 30 Rudolf, Bf. von Schleswig 309 Rudolph von Stapel, Min. 405 Rumbeck, Kl. 454 Ruotger, Vogt 399 Ruploh 445 Ruprecht von der Pfalz, Kg. 109 Rüsselsheim 530 Russland 61, 167 Rüthen 220, 331, 451, 504
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Saalfeld / Saale – Herrschaft 168, 474 – Kl. 453 Saarbrücken – Ebf.: Adalbert I. von Mainz Sachsen – Anführer der Sachsen in den Sachsenkriegen: Widukind – Hzg.: Bernhard I., Bernhard II., Heinrich d. Löwe, Otto I. (d. Erlauchte), Ordulf / Otto – Hzgn.: Mathilde – Pfgf.: Dietrich / T hiedricus, Friedrich von Sommerschenburg – Gf.: Banzleib – Hzgt. 161, 168, 480 Saffenberg – Äbt.: Adelheid III. von Vreden Saint-Denis, FR – Abt: Fulrad, Hilduin – Kl. 368 Salier 42, 47–49, 112 f., 158, 286, 421, 480, 512, 534 Salm – Kg.: Hermann Salomon, Kanzler 21 Salonne, FR, Kl. 368 Salzburg, AUT – Ebfe. 454 – Ebf.: Arn, Konrad I. – Ebt. 384 Salzkotten 518 Salzuflen (Bad) 130 Salzwedel 310 San Salvatore di Sesto, IT – Abt: Benedikt – Kl. 279 Sasbach 527 Sassenberg 503 Schabbehard / [Sca]paharda 180 Scherfede 44, 427 Schieder XL, 41, 241–250, 253, 331, 389, 513 – Skidrioburg Schildberg, Burg (bei Lügde) 247 Schildesche, Stift 21, 23 Schlangen 221, 334 Schleswig – Bf.: Ekkehard, Rudolf Schloß Neuhaus (Ortsteil von Paderborn) XLI, 212, 328, 331, 338, 414, 475 Schmerlecke 148, 155, 457 Schöneberg 431
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Register
Schönhof – Hof: Wiedenbrück Schöppingen 176, 180 Schulze Wissing – Hof: Vreden Schwaben – Kg.: Rudolf / Rudolph – Hzg.: Friedrich, Otto I. Schwalenberg – Bf.: Volkwin von Minden – Gfn. 10, 122, 140, 168, 181, 246 f., 249 – Gf.: Heinrich I., Heinrich VIII., Hermann I., Volkwin / Volquin II., Widukind I., Widukind II. Schwarzenburg – Ebf.: Friedrich I. von Köln Schwenningdorf 472 Schwerte-Kückshausen 61, 70 Seeshaupt 116 Selenhofen – Kanzler: Arnold Seligenstadt 396 Selm 177, 510 Sennestadt 337 Sens, FR – Ebf.: Wilchar Sigebert, Gf. 21 f., 33 f. Sidag 326 Siegburg, Kl. 452 f., 460 Siegen 486 Siegfried von Westerburg, Ebf. von Köln 183, 451 Siegfried I., Ebf. von Mainz 27, 34, 38, 452 Siegfried, Dompropst in Paderborn 405 Siegfried III., Gf. von Northeim 28 Siegfried II., Gf. von Stade 506 Siegfried, Gf. von Vianden 94 Siegfried, Gf. 276, 282 Sigebert, Bf. von Minden 26, 262, 266, 268, 276 f., 286, 394, 526, 530 Sigefridus von Dortmund 104 Sigehard, Abt von Abdinghof (Paderborn) 397 f. Sigewin, Ebf. von Köln 147, 149 Sigibert I., Kg. 443 Sigiburg – Hohensyburg Sigismund von Luxemburg, Kg. 109 Siegfried I., Kg. von Dänemark 207, 233 f., 236, 368 f. Sigwart, Bf. von Minden 269 Simon I. zur Lippe, Bf. von Paderborn 157, 200 f.
Simon II. von Sternberg, Bf. von Paderborn 202 Simon, Gf. von Tecklenburg 402, 405 Simon von Aachen, Kämmerer 402 Sixtus II., Papst 469 Sizilien, IT – Gesandter: Daniel – Statthalter: Michael Skidrioburg 242 f., 245 f., 249–251, 253 f. Soest XLII, 30, 54 f., 58, 61, 67, 70, 77, 92, 94 f., 110, 119, 123, 144, 146 f., 186, 220, 292, 322, 331, 334, 344, 401, 418, 434– 463, 486, 491, 495, 499, 510, 513, 515, 517 f., 525, 530, 532 – Propst: Hermann, Ulrich – Rektor: Johann Lüttecke – Vikar: Hermannus de Roma – Vogt: Walter – Villicus: Hermann – Min.: Marsilius, Tiemo / T hiemo – Aldericus – Augustinerinnen, Kl. (St. Walburgis) 438, 451, 456 – Dominikaner, Kl. 456 – Dominikanerinnen, Kl. (Paradiese) 456 – Franziskaner, Kl. 456 – Motte (Turmhügelburg) Hinderking 447 – Pfalz der Ebf. von Köln, Alte Pfalz (später Hospital zum Hl. Geist) 435, 443, 4 47–450, 455, 458 f. – Pfalz der Ebf. von Köln, Neue Pfalz 435, 449–451 – Plettenberg (Quartier) 61, 70, 440, 459 – St. Bonifatius-Kapelle 451 – St. Georg 438, 442 – St. Maria zur Höhe (Hohnekirche) 438, 456, 460 – St. Maria zur Wiese (Wiesenkirche) 437 f., 456 – St. Matthias-Kapelle 460 – St. Patrokli, Stift 147, 155, 438, 441, 443 f., 447–450, 455 f., 459 f., 518 – St. Pauli 456 – St. Petri 438, 442–445, 449 f., 455, 458, 460 – St. Thomä 438, 444, 449, 456 – St. Vinzenzkapelle 459 Sohlingen (Stadt Uslar) 24, 89, 530 Söllingen (bei Helmstedt) 89 Sommerschenburg – Pfgf.: Friedrich Sophia van Puiflijk, Äbt. von Vreden 467
Register Sophia, Äbt. von Gandersheim und Essen 90, 360, 387 f., 408, 473, 475, 480, 507, 522, 532 f. Sophie / Sophia, Gfn. von Ravensberg 181, 186 f. Spenge-Klein Aschen 472 Speyer 93 – Bf.: Fraido, Heinrich I. Spiegel, Herren / Familie 428, 430–432 – Ritter: Hermann (jun.) Spoleto, IT – Hzg.: Welf VI., Mgf. von Tuscien St. Florin, Kl. 391 St. Georgen, Kl. – Abt: Dietrich II. / Dietger / T hiederich / Theoger (Bf. von Metz) St. Goar, Zelle 231 f. St. Vanne, FR – Abt: Richard Stablo, BE, Kl. – Abt: Wibald Stade – Gf.: Siegried II. Stadtlohn-Wessendorf 470 Stapel – Min.: Andreas, Hermann I., Konrad I., Konrad III., Manegold, Rudolph, Widerold Stapelage (bei Lage) 405 Staufer IX, 47, 49, 113, 269, 303, 421, 497, 512 Steele (Essen) 134 Steiermark – Hzg.: Friedrich II. (d. Streitbare) Steinen, Gut 392 Steinheim 245 Stephan VI., Papst 39 Sternberg – Bf.: Simon II. von Paderborn Steußlingen – Bf.: Werner von Münster Stirpe (Erwitte) 157 Stocka (bei Mallersdorf) 29 Stöckey (bei Nordhausen) 29 Stockum (Schöppingen) 153, 176 Stockum a. d. Lippe (Werne) 177 Stockum (bei Osnabrück) 510 Störmede – Ritter: Albert – Burg 157 Straßburg, FR 278, 396, 408, 527, 534 – Bf.: Rothard / Ruthard Stromberg 261, 486
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Stumpenhusen – Edelherr: Heinrich Sturmi, Abt von Fulda 126, 130, 135 f., 262, 370 Suala, Äbt. von Herford 173 Suitbert, Hl., Missionar 439 Suitger / Suidger von Morsleben, Bf. von Bamberg, später Papst Clemens II. 309, 313, 523 Suitger, Bf. von Münster 87 f., 97 Sulaiman ibn Yuqzan al-A’rabi, Gouverneur von Barcelona 368, 407 Sulithe, Wüstung 412 Sulzbach – Gf.: Berengar I. Susse, Wüstung 223 Svanehilt 75 f. Swanhild, Äbt. von Herford 189 Sweder von Dingden, Herr 186 Swisttal-Ollheim 472 Syburg – Hohensyburg Tagino, Ebf. von Magdeburg 87 f., 97, 389 Teano, IT – Gf.: Pandulf, Johannes Tecklenburg 280 – Bf.: Adolf von Osnabrück – Gfn. 321 – Gf.: Heinrich, Simon Terzatto, IT 373 Tha’laba ibn ’Ubaid, Feldherr 368 Thankmar, Halbbrunder Ottos I. XL, 81 f., 118, 125 f., 134 f., 137, 141 Theobald, Abt von Montecassino 392, 407 Theoderich, Abt von Corvey 41 Theophanu, Ksn. 22, 84, 86, 151 f., 154, 190, 436, 452, 460, 490 f. Theophanu, Äbt. von Essen 399, 407 Thiadbold, Zeuge 134 Thiadricus, Zeuge 134 f. Thiatbald, Presbyter, Zeuge, Gefolgsmann Karls d. Gr. 273 Thietmar, Bf. von Hildesheim 309 Thietmar, Bf. von Merseburg 124 Thietmar, Bf. von Osnabrück 87 f., 90, 97 Thietmar, Bf. von Verden 30 Thietmar, Abt von Corvey 22 Thietmar, Abt von Helmarshausen 411 Thietmar, Mgf. von Meißen 84 Thietmar, Gf. 505 f. Thilemannus de Palatio 104 Thomas, päpstl. Legat 30
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Register
Thuring, S. der Bertheidvon Borghorst 152 Thüringen – Gf.: Ludwig d. Springer Tiel, NL 72, 535 Tiemo von Ebelinchusen 406 Tiemo / T hiemo von Soest, Min. 406, 453 Tilleda 396 Treben (bei Weißenfels) 85 Trebur – St. Laurentius 492 Treviso, IT – Bf.: Wolfram Tribur 397, 527, 530, 534 Trier 36 – Ebf.: Bruno von Bretten, Egbert, Megingaud, Modoald von Trier, Poppo, Weomad – Archidiakon 36 – Ebtm. 391 – aula regis 460 Tuscien, IT – Mgf.: Welf VI., Hzg. von Spoleto Tusey, FR 82 Tuzacha / vermutlich Douzy, FR 82 Twiste, Wüstung 123 Tydman von Enenhus, Villicus 397 f. Übelngönne 432 Uchte 259 Udalrich I., Bf. von Konstanz 310 Udalrich, Kanzler 394, 396 Udo, Gf. 278 Uffa, Zeuge 394 Uffeln (bei Vlotho) 164 Uffeln (bei Geismar) 427 Uffeln (zw. Warburg und Kassel) 427 Uffing, Mönch im Kl. Werden 448, 506 f. Uffo, Br. Hosads, Dompropst in Paderborn 397 f. Uffo, Domkanoniker in Paderborn 405 Ulrich, Bf. von Augsburg, 434, 460 Ulrich von Soest, Propst 453 Ulrich IV., Gf. von Lenzburg 401 Ulrich von Beka, Edelherr 95 Ungarn 10 Unna 57, 107, 458, 517 Unwan, Ebf. von Hamburg-Bremen 276, 505 Uslar 24, 530 Utrecht, NL 87, 91 f., 152, 312, 400, 453, 512 – Bf.: Adalbald / Adalbold II., Ansfrid, Burchard von Lechsgemünd, Folkmar / Poppo – Btm. 499, 543
Vechta 296 Venedig, IT 61 Verden (Aller) 232, 281 f., 401 – Bf.: Adalward, Bernhard II., Erp, Mazo, Thietmar, Wigger Verdun, FR – Bf.: Heinrich von Lüttich, Heimo Verona, IT 21 Vianden – Gf.: Siegfried Virneburg – Ebf.: Heinrich II. von Köln Visbek 41 f. Viviers, FR – Bf.: Leodegar Vmlo 180 Volkmarode – Marschall: Friedrich Volkmarsen 431 Volkwin von Schwalenberg, Bf. von Minden 272 Volkwin / Volquin II., Gf. von Schwalenberg 36, 247, 405 Volmarstein – Heinrich, Ionatas Vorsten, NL 516 Vreden XLI, XLII, 54, 90, 168, 464–482, 495, 505, 507, 515 f., 522 f., 525, 533, 535 – Äbt.: Adelheid I., Adelheid II., Adelheid III. von Saffenberg, Beatrix I., Sophia van Puiflijk – Kanoniker: Johann Swane – Gf.: Walbert – Franziskaner, Kl. 479 – Hünenburg, Wallburg (bei Vreden) – Kapelle des Gasthauses zum Hl. Geist 479 – Klarissen, Kl. 479 – Schulze Wissing, Hof 468 – St. Felicitas, Stift (Ursulakapelle) 465– 474, 476–480, 507, 516, 533, 535 – St. Georg 469 f., 474–478 Wadenheim 279 Wahmbeck 202 Wala, Abt von Corbie und Corvey 7 f., 43, 175 Wala, Propst von Corvey 385 f., 533 Walbert, Gf. 469 f. Waldbert, Zeuge 371 Waldburg – Truchsess: Eberhard Waldeck 41
Register – Bf.: Brun / Bruno von Minden – Gf.: Heinrich I., Hermann I. – Gft.: 249 Walh, Abt von Corvey 24, 530 Wallhausen 26, 395, 527 Walram von Jülich, Ebf. von Köln 479 Walram IV., Hzg. von Limburg 186 Walter von Soest, Vogt 453 Waltger / Wolderus von Dornberg, Edler 171– 173 Waluram, Vater Baugulfs, Abt von Fulda 372 Wanbert / U Uanbert, Zeuge, Gefolgsmann Karls d. Gr. 273 Warburg 36, 67, 119, 331, 392, 427, 515 – Archidiakonat 428 – Gf.: Dodico Warendorf 220, 292, 439, 491, 516 Warin, Ebf. von Köln 21, 33 Warin, Abt von Corvey 31, 44, 177, 403, 430, 533 Warmunt, Zeuge 372 Wassenberg – Gf.: Gerhard IV. Weilburg / Lahn 21 Welda (bei Warburg) 139 Welf V., Hzg. von Bayern 35, 38, 401 Welf VI., Hzg. von Spoleto, Mgf. von Tuscien 401 Welfesholz 502 Wenzel, Kg. 105, 107, 109 Weomad, Ebf. von Trier 231 Wepel (bei Herstelle) 200, 208 Werben a. d. Elbe 277 Werden a. d. Ruhr 29, 84, 93, 391 – Abt: Heribert, Hoger, Liudger – Kämmerer: Conrad – Provisor: Folkmar – Kl. 29, 44, 151, 474, 514 Weringhausen, Wüstung 223, 236 Werl XLII, 444, 499, 517 – Bf.: Heinrich II. von Paderborn – Gf.: Adalbert, Bernhard II., Heinrich, Hermann II., Konrad Werla 84, 152, 506 f. Wermelskirchen XLII, 514 Werne 295 Werner / Wicelinus, Ebf. von Magdeburg 92, 452 Werner von Steußlingen, Bf. von Münster 305, 316 Werner von Brach 405 Werther 164
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Westerburg – Ebf.: Siegfried von Köln Westernkotten (Bad) 144, 148, 157 Westfalen, Hzgt. 65, 247, 443 f., 457 – Marschall: Johann von Plettenberg Westheim 123 Westhofen 61, 64, 72, 103, 105 Westuffeln 431 Wetterau 331, 514 Wettringen 153, 176 Wewelsburg 502 Wewer 220 f., 334 Wibald, Abt v. Stablo u. Corvey 10–13, 19, 30, 39, 42–44, 118, 180, 531 Wichmann I., Gf. 504 Wichmann III., Gf., Vogt des Kl. Metelen 96, 152, 467, 470 f., 473, 504, 533 Wickede, Fam. 62, 74, 106, 108 – Hildebrand, Johann, Johann d. Ä., Lambertus Widelo, Bf. von Minden 269 Widerad, Abt von Fulda 27 Widerich, Zeuge 371 Widerold von Stapel, Min. 405 Widukind, Abt von Corvey 43, 402, 405 Widukind, Anführer der Sachsen in den Sachsenkriegen 191 f., 231–233, 236, 254, 258, 264, 272, 284 f., 368, 471, 504, 516 Widukind, Gf. von Schwalenberg 181 Widukind I., Gf. von Schwalenberg 29 Widukind II., Gf. von Schwalenberg und Pyrmont 36, 247, 405 Wied – Ebf.: Arnold II. von Köln Wiedenbrück XLII, 54, 220, 452, 483–495, 525 – Dekan: Daniel – Kaplan: Andreas – Altstadt 484, 489 – Markt 488 f. – Mühlenwall 489 – Schönhof, Hof 489 – St. Aegidius 488 f., 491 f. Wietheim, Wüstung 222–225, 236, 414 Wigbert, Bf. von Merseburg 87 f., 97 Wigbert 28 Wigbolt von Holte, Ebf. von Köln 451 Wigger, Bf. von Verden 90, 276 Wikin, Zeuge 394 Wilchar, Ebf. von Sens 368 Wildeshausen 294, 322 Wilhelm von Holland, Kg. 105 Wilhelm von Lüneburg, Pfgf. 401
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Register
Willehad, Bf. von Bremen 131 f. Willibrord, Missionar 443 Williburg, Min. 62, 81, 103 Willigis, Ebf. von Mainz 22, 84, 86, 89, 151–154, 275, 360, 387, 408, 434, 522 Wilo, Zeuge 371 Wilstorf, Hartwig 402 Winihard, Zeuge 371 Winither, Kanzler 27, 278–280 Wino, Abt von Helmarshausen 397, 413 Wintar, Leibarzt Karls d. Gr. 135 Winterberg 439 Winzenburg – Bf.: Dietrich II. von Münster – Gf.: Hermann Wiprecht, Gf. von Groitzsch 28 Witenchusen, Hof 442 Wolbeck (Münster) 291 Wolfhagen 427 Wolfhard, Min., Stifter von St. Aegidii 319 Wolfher, Bf. von Minden 268 Wolfram, Bf. von Treviso 27 Wölpe – Gf.: Bernhard II.
Wormersdorf – Min.: Amalricus Worms 27, 96, 127, 129–131, 214, 220, 227, 229, 237 f., 251, 253, 268, 277, 331, 396, 514, 534 – Bf.: Bernhard, Burchard I., Hildibald Wörth – Gf.: Manigold Würgassen 200 f., 203 – Arnulfskapelle 203 Würzburg 29, 76, 89, 220, 245, 250, 373, 527 – Bf.: Adalbero, Berowelf, Bruno, Erlung, Heinrich I. – Btm. 27, 337, 351 – St. Salvator (Dom) 252 Xanten 444, 450, 452 Zeitz – Bf.: Hildeward Zierenberg 135, 431 Zutphen, NL 466, 516 Zwillbrock 466, 468