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German Pages 1197 [1194] Year 2013
Daniel Casper von Lohenstein Sämtliche Werke
Daniel Casper von Lohenstein Sämtliche Werke Historisch-kritische Ausgabe
Herausgegeben von
Lothar Mundt, Wolfgang Neuber und Thomas Rahn
De Gruyter
Daniel Casper von Lohenstein Sämtliche Werke Abteilung II Dramen Band 3
Ibrahim Sultan Sophonisbe Teilband 1 Text Herausgegeben von
Lothar Mundt
De Gruyter
Die Ausgabe wurde mit Unterstützung der Forschungsstelle für Mittlere Deutsche Literatur, Institut für Deutsche und Niederländische Philologie, Freie Universität Berlin, erarbeitet.
ISBN 978-3-11-028601-4 e-ISBN 978-3-11-029043-1
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© 2013 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen Ü Gedruckt auf säurefreiem Papier. Printed in Germany www.degruyter.com
Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
IX
Ibrahim Sultan (überarbeitete Neuausgabe 1679) . . . . . . . . .
1
Diplomatische Abschrift der Textstücke zum ‚Ibrahim Sultan‘ in der Handschrift R. 3156 der Universitätsbibliothek Wrocł aw . 345 Sophonisbe (1680) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389 Szenar zur ‚Sophonisbe‘ (1669) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 785 Editionsbericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Ibrahim Sultan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1. Gedruckte Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . 1.2. Die Handschrift R. 3156 der Universitätsbibliothek 1.2. Wroc ł aw . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Sophonisbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Textredaktion und Variantenerfassung . . . . . . . . . . . III. Transkriptionsregeln für die den ‚Ibrahim Sultan‘ betreffenden Teile der Handschrift R. 3156 der Universitätsbibliothek Wrocł aw . . . . . . . . . . . . . .
797 799 799 799 813 828 840
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Bildanhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 843 Abbildungsnachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 857
IX
Vorwort Der vorliegende Band, mit dem die Abteilung Dramen unserer historisch-kritischen Gesamtausgabe der Werke Lohensteins abgeschlossen wird, weist zwei Besonderheiten auf, die der Forschung, wie wir hoffen, willkommen und von Nutzen sein werden: – die Editio princeps der den ‚Ibrahim Sultan‘ betreffenden Textstücke (Autographen) in der Breslauer Handschrift R. 3156, nebst einer ausführlichen Beschreibung dieser Handschrift in ihrem Gesamtumfang, – ein Gesamtregister der in allen Dramen Lohensteins vorkommenden Namen historischer und mythischer Personen- und Völkernamen und geographischen Bezeichnungen. Für die Edition der Handschriften-Stücke war mir eine im Nachlaß Gerhard Spellerbergs 1 vorhandene Transkription der gesamten Handschrift (auf kariertem Schreibpapier in blauer Tinte, von unbekannter, wahrscheinlich weiblicher Hand), vermutlich eine von Spellerberg in den 1980er Jahren in Auftrag gegebene Arbeit einer studentischen Hilfskraft, von gutem Nutzen, obwohl sie einige Lücken bei schwer lesbaren Stellen und Lesefehler aufweist (z. T. schon von Spellerberg ergänzt und verbessert). Andere Teile des Spellerberg-Nachlasses waren für die Erarbeitung des vorliegenden Bandes ohne Bedeutung. Bei der textkritischen Überprüfung und Übersetzung der griechischen Zitate im Anmerkungsteil der ‚Sophonisbe‘ war mir wiederum Herr Prof. Dr. Diether R. Reinsch (Byzantinisch-Neugriechisches Seminar, FU Berlin) behilflich. Herr Dr. Klaus Herrmann (Institut für Judaistik, FU Berlin) hat auch diesmal die Überprüfung der hebräischen Zitate übernommen. Beiden Herren danke ich für die aufgewandte Mühe sehr herzlich, ebenso Herrn Dr. Jörg Jungmayr (Forschungsstelle für Mittlere Deutsche Literatur, FU Berlin) für die Überprüfung und 1
S. dazu die Hinweise im Vorwort des Eröffnungsbandes der Abteilung Dramen: Bd. 2,1 (2005), S. IX ff.
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Vorwort
Übersetzung der italienischen Zitate in den Anmerkungen zum ‚Ibrahim Sultan‘. Die elektronische Erfassung der beiden Dramen-Texte, finanziert aus Mitteln der Freien Universität Berlin, wurde auch diesmal wieder von Frau Stefanie Dietzsch M.A. mit der gewohnten Sachkunde, Genauigkeit und technischen Versiertheit ausgeführt. Die Reaktion der Fachwelt auf den zuletzt (2008) erschienenen Band 1 war, soweit sie sich in uns bekannt gewordenen Rezensionen niedergeschlagen hat, eindeutig positiv.1 Die von Pierre Béhar angewandte Argumentationsweise in seiner mit einiger Verspätung im Jahrgang 2010 des ‚Literaturwissenschaftlichen Jahrbuchs‘ veröffentlichten Besprechung2 des schon 2005 erschienenen Bandes 2 erforderte eine Gegendarstellung. Diese ist inzwischen im Folgejahrgang 2011 derselben Zeitschrift erschienen3, so daß sich eine Erörterung an dieser Stelle erübrigt. Berlin-Dahlem, im September 2011
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Lothar Mundt
Christian Wagenknecht (Rez.), Daniel Casper von Lohenstein, Sämtliche Werke […]. In: Germanistik 50 (2009), S. 759 f.; Hartmut Laufhütte (Rez.), Daniel Casper von Lohenstein, Sämtliche Werke […]. In: Editionen in der Kritik. Editionswissenschaftliches Rezensionsorgan. Bd. 3. Hrsg. von Hans-Gert Roloff. Berlin 2009 (= Berliner Beiträge zur Editionswissenschaft 8), S. 255–261. Pierre Béhar (Rez.), Daniel Casper von Lohenstein, Sämtliche Werke. Abteilung II, Dramen. Band 2 […]. In: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch 51 (2010), S. 440–447. Lothar Mundt, Pierre Béhars Rezension der historisch-kritischen Lohenstein-Ausgabe – eine Entgegnung. In: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch 52 (2011), S. 373–380.
Ibrahim Sultan (1679)
Zu¢chrifft
! a2r"
5
Allerdurchlauchtig¢ter Groß-
machtig¢ter/ Unuberwindlich¢ter
Romi¢cher Kay¢er/ auch zu Hungarn und Boheim Konig/
Allergnadig¢ter Kay¢er/ Konig und Herr.
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TUgend und Gluck¢eligkeit ¢ind die zwey Angel-Sterne des Erdbodems. Wer die¢e zwey gro¢¢e Weltge¢tirne mit einander vereinbart/ reichet mit der einen Hand biß an das Ende des Mittags/ mit der andern biß zu der eu¢er¢ten Nord-Spitze. Er behauptet die Herr¢chaft der Welt/ und ubermei¢tert die Ge¢etze der Natur. Die er¢tere wird unter dem Sinnenbilde des Lowen/ von Ew. Kay¢er- und Ko !a2 v" nigl. Maje¢t . die andere durch den Nahmen dero Allerdurchlauchtig¢ten Gemahlin furgebildet; Gleich als wenn es die Freude der Welt uber dero gluck¢elig¢ten Vermahlung zu erwecken nicht genung ware: daß ohne diß die Gluck¢eligkeit nichts minder als die Gutigkeit dem hochloblich¢ten Ertzt-| Hau¢e Oe¢terreich/ wie der ko¢tliche Geruch den Mu¢ch-Ziegen angebohren i¢t/ und man weniger Ertzt-Hertzoge ohne gro¢¢e Tugenden/ als Paradiß-Vogel mit Fu¢¢en ge¢ehen hat; Und deroge¢talt die gott-
vor 1 Hungarn] Hungern C 1–2 Erdbodems] Erdbodens ACD 2 Wer] Wer aber Hs. vereinbart] vereinbaret D 3 Mittags] Mittages CD 6 Ew.] Eur. Hs. Kay¢er-] Kay¢. D Maje¢t.] Mey¢t: Hs. 7 andere] andern C Allerdurchlauchtig¢ten] Allerdurchlauchtig¢ten CD 8 furgebildet] vorgebildet D 10 minder] munder C 11 Ertzt-Hau¢e] Ertz-Hau¢e D Oe¢terreich] Oe¢tereich C Mu¢ch-Ziegen] Mu¢chZeigen CD 12 i¢t] fehlt A Hs. Ertzt-Hertzoge] Ertz-Hertzoge D
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Ibrahim Sultan
liche Ver¢ehung ihre geheime Wei¢¢agungen durch die klaren Buch¢taben ¢o deutlicher Nahmen entziffern wolte. Denn daß auch Nahmen nichts minder Merckmahle kunfftiger Begebenheiten/ als die Ge¢tirne Andeutungen bevor¢tehender Witterung ¢ind/ hat Franckreich von ¢einen ungluck¢eligen Henrichen/ Schottland von ¢einen Jacobern/ Pohlen von ¢einen Ca¢imirn mit Thranen; Oe¢terreich und Spanien aber von ¢einen ruhmwurdig¢ten Ferdinanden mit Gold und Purpur aufgezeichnet. Ja Deut¢chland/ welchem dißfals der ge¢tirnte Himmel mißgonnen muß: daß es an ¢einen Ertzt-Hertzogen eitel Sonnen ohne Fin¢ternu¢¢e gehabt/ hat uber die¢er Vermahlung ¢o vielmehr zu frolocken/ ! a3 r" weil die¢e gluck¢elige CLAUDIA mit ihrem Nahmen die Geheimnu¢¢e auff¢chleu¢t/ die das Verhangniß fur ¢o vielen Jahren in ¢ein Geheim-Buch von die¢er Heyrath aufge¢chrieben/ und den Vor¢chmack der guldnen Zeit verkundigt/ die die Nachwelt mit uns genußen ¢oll. Denn in Wahrheit/ die Vermahlungen hoher Haupter haben auf die Volcker einen nachdrucklichern Einfluß/ als die Vereinbarung gutter oder bo¢er Sterne uber die Welt. Und die Schiffer dorffen ¢ich !¢o" ¢ehr nicht beym Ungewitter uber dem Anblicke der zwey ver¢chwi¢terten Gluck-Sternen/ des Ca¢tors und der Helenæ; als die Welt bey ietzigen Sturmwinden uber die Vereinbarung beider Oe¢terrei! chi"¢chen Sonnen vergnugen. So vieler Volcker frolockendem Zuruffen/ erkuhne/ unuberwindlich¢ter Kay¢er / ich mich nun auch/ nicht ¢o wohl ein wurdiges Opfer/
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gutter] gutter- BC guter D guter- A gutter Hs. !¢o"] fehlt BC ¢o DA Hs. zwey ver¢chwi¢terten] zweyver¢chwi¢terten BCA zwey ver¢chwi¢terten D Hs. Oe¢terrei!chi"¢chen] Oe¢terrei¢chen B Oe¢terreichi¢chen CDA Hs.
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Witterung] Wutterung Hs. Purpur] Purper Hs. aufgezeichnet] aufgezeignet C Ertzt-Hertzogen] Ertz-Hertzogen D Fin¢ternu¢¢e] Fun¢ternu¢¢e C Fin¢terni¢¢e D die¢er] die¢e CD ihrem] ihren Hs. Geheimnu¢¢e] Geheimni¢¢e D Verhangniß] Verhangnus Hs. fur] vor D vielen] viel Hs. guldnen] guldenen Hs. genußen] genie¢¢en D Sterne] Sternen Hs. Anblicke] Anblick A Hs. Anblucke C Gluck-Sternen] Glucks-Sternen D Ca¢tors] Ca¢ters C ietzigen] itzigen D Hs. vieler] viel C frolockendem Zuruffen] frolockenden Zuruffen Hs.
Zu¢chrifft
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als ein unverfal¢chtes Kennzeichen meiner allerunterthanig¢ten Pflicht-| Schuld beyzu¢etzen. Denn/ wie ¢oll ein ¢o gro¢¢er Kay¢er ietzt einen ihm an¢tandigen Redner oder Tichter finden? Da der gro¢¢e Alexander in dem bluhenden Griechen-Lande ¢chon uber den Abgang eines Homerus ge¢euftzet; und un¢erer !un "danckbarern Vorfah !a3v"ren Unwi¢¢enheit der uhralten deut¢chen Helden Wunder-Wercke unter den Staub der Verge¢¢enheit vergraben la¢¢en? Jch uberliefere Fußfallig ein Schau¢piel/ nicht ¢o wohl/ weil die gantze Welt einen Schauplatz/ Men¢chen die Spielenden/ ihr Leben das Spiel/ der Himmel den urtheilenden Zu¢chauer fur¢tellet; als weil Ew. Kay¢erl. Maje¢t. Helden-Thaten in die¢em gro¢¢en Schauplatze ein Bey¢piel aller vollkommenen Fur¢ten/ und ein anbethens-wurdiges Vorbild der Vollkommenheit bey der Nachwelt zu ¢eyn; dero Allerdurchlauchtig¢te Gemahlin aber den vom Kay¢er Augu¢tus der wiederkommenden Gluck¢eligkeit gewiedmeten Tempel/ ja ko¢tlicher Ertzt und einen herrlichern Stand verdienen/ als welches die Heydni¢chen Kay¢er zum Bilde der guldenen Gluck¢eligkeit ver¢chmeltzten/ und in ihr Schlaffgemach zu ihrem Ab-Gotte auff¢etzten. Wiewohl Ew. Kay¢erl. Maje¢t. mehr guldne Gluck¢eligkeit nicht nur dero Schlaffgemach/ ¢ondern ihre eigene Seele zum Heiligthume erlanget. Ein Ertztenes Glucks-Bild wahr¢agte dem traumenden Galba ¢ein kunftiges Kay¢erthum; wie vielmehr haben wir von die¢er Gluck¢eligkeit Ew. Kay¢erl. Maje¢t. Stammes und 40 !un"danckbarern] danckbarern BDA Hs. danckbahrern C 45–46 Ew. Kay¢erl. Maje¢t.] Ew.Kay¢erl.Maje¢t. B Ew. Kay¢erl. Maje¢t. CDA 50 ko¢tlicher Ertzt] ko¢tlicherErtzt B ko¢tlicherErtz C ko¢tlicher Ertz D ko¢tlicher Ertzt A 36 37 38 40 41 44 45 46 48 50 53 54 55 56 57
unverfal¢chtes] verachtliches A Hs. allerunterthanig¢ten] allerunterhanig¢ten A ietzt] itzt D Hs. gro¢¢e] gro¢-| D Vorfahren] Vorfahrer A den] dem D Men¢chen] die Men¢chen Hs. fur¢tellet] vor¢tellet D Ew.] Eur. Hs. Maje¢t.] Mey¢t: Hs. der Nachwelt] den Nachwelt A Allerdurchlauchtig¢te] Allerdurchl. CD gewiedmeten] gewidmeten D Ew. Kay¢erl. Maje¢t.] Eur: Key¢: Mey¢t: Hs. guldne] guldene Hs. ihre eigene] ¢o gar die A Hs. ihre eigne D zum] zu ihrem A Hs. traumenden] traumenden Hs. Ew.] Eur. Hs. Kay¢erl.] Kay¢. CD Key¢: Hs. Maje¢t.] Mey¢t: Hs.
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Ibrahim Sultan
! a4 r" Reiches Außbreitung zu hoffen. Galba ¢etzte ¢olch todtes Bild zu Tusculum fur einen Ab-Gott auf/ und opferte ¢elbtem Monatlich; wie viel Hecatomben werden wir nun nicht der von Ew. Kay¢erl. Maje¢t. aufgethroneten lebendigen Gluck¢eligkeit ¢chuldig werden? Diß Schau¢piel entwirfft die Gemuths-|Flecken und die zu un¢erer Zeit ¢ichtbare Verfin¢terung eines Oßmanni¢chen Mohnden; umb durch Ew. Kay¢erl. Maje¢t. Gegen¢atz der Welt fur Augen zu ¢tellen: wie jene zwar durch ¢tetige Herr¢chens-Sucht ¢ich aufblahen; die Sonnen von Oe¢terreich aber aller Vergro¢¢erung uberlegen ¢ind; und Ew. Kay¢. Maje¢t. nicht nur durch dero Kriegs-Strahlen/ welche die Rabe und Neutra mit ¢o vielem Turcki¢chem und dem Sultan Jbrahim ¢elb¢t nahanverwandtem Blute angerothet/ des Machmets Monden verfin¢tern; ¢ondern auch durch dero reine Flammen jene be¢chamen: daß Liebe nichts minder ohne bo¢e Lu¢t/ als Ro¢en ohne Dornen/ Diamanten ohne Flecken/ und Gold ohne Kupfer ¢eyn konne. Die Corinthier ent¢chuldigten die Kunheit ihres dem gro¢¢en Alexander angebothenen !a4v" Burgerrechts: ¢ie hatten es vorhero niemanden/ als dem Hercules angetragen; ich aber verdecke meine Verma¢¢enheit damit: daß fur mir noch keiner Ew. Kay¢er- und Konigl. Maje¢t. ein ¢o gro¢¢es Ge¢chencke geliefert/ welches nicht ebenfalls fur einen ¢olchen Herrn zu unwurdig gewe¢t/ und daß mehrmals gro¢¢e Konige ¢ich an
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Herr¢chens-Sucht] Herr¢chens Sucht B Herr¢chens-Sucht CDA
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todtes] Todes A Ew.] Eur: Hs. Kay¢erl.] Kay¢er. C Kay¢. D Maje¢t.] Mey¢t: Hs. Oßmanni¢chen] O¢tmanni¢chen A Ottomanni¢chen CD umb] und CD Ew. Kay¢erl. Maje¢t.] Eur: Key¢: Mey¢t: Hs. fur] vor D Ew.] Eur: Hs. Kay¢.] Kay¢erl. A Maje¢t.] Mey¢t: Hs. Kriegs-Strahlen] Krieges-Strahlen Hs. vielem] viel Hs. Turcki¢chem] Turcki¢chen AD Jbrahim] Abrahim C konne] konnen CD vorhero] vorher Hs. damit] darmit Hs. fur] vor D Ew.] Eur Hs. Kay¢er-] Kay¢. CD Key¢: Hs. Konigl.] Kon. D Maje¢t.] Mey¢t: Hs. gro¢¢es] groß Hs. nicht] fehlt D Herrn] Herren Hs.
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Zu¢chrifft
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einer Hand-voll Wa¢¢er/ wie GOTT an einem Lothe Weyrauch vergnuget; zumal wenn das Hertze die Beylage i¢t; als welches ich vielmehr/ als folgende Reymen aufopfere und er¢terbe
Ew. Kay¢er- und Konigl. Maje¢t. Aller-unterthanig¢t-gehor¢am¢ter Knecht
Daniel Ca¢per von Lohen¢tein. !a5r"
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welches] welche Hs. Reymen] Reyme CD Ew.] Eur: Hs. Kay¢er-] Kay¢erl. D Key¢: Hs. Ca¢per] Ca¢par D
Maje¢t.] Mey¢t: Hs.
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Ibrahim Sultan
Jnhalt
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Jnhalt
Des Schau -Spiels.
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DEr vorredende Thraci¢che Bo¢phorus verdammet die Unzucht des Turcki¢chen Sultan Jbrahim/ erhebet die keu¢che Vermahlung des unuberwindlich¢ten Kay¢ers LEOPOLDS/ mit der Allerdurchlauchtig¢ten Ertz-Hertzogin von Oe¢terreich CLAUDIA FELICITAS, wahr¢aget jenem den Untergang/ die¢em die Vermehrung des Reichs.
Die er¢te Abhandlung.
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JBrahim der zwolfte Turcki¢che Kay¢er will ¢eines ver¢torbenen Bruders Kay¢er Amuraths IV. Wittib Si¢igambis nothzuchtigen/ die ¢ich aber mit einem Me¢¢er ¢chutzet. Hierzu kommt ¢eine Mutter Kio¢em/ verwei¢et’s ihm heftig/ fahret auch des Jbrahims Kuplerin Sekierpera ehrenruhrig an; weil ¢ie den Kay¢er zu ¢olchen Uppigkeiten verleite. Hingegen wirfft die¢e jener fur: daß ¢ie die gro¢¢e Armenierin/ eine Buhl¢chaft des Jbrahims mit Gifte hingerichtet habe. Daruber Jbrahim heftig ergrimmet; und nachdem mitlerzeit Si¢igamb ¢ich fluchtet/ befiehlet er dem GroßVi¢ir Achmet die Mutter ins alte Seral oder Schloß einzu¢perren. Sekierpera be¢anftigt hierauff den Kay¢er/ und lobet ihm die uber!a5v"gro¢¢e Schonheit der Ambre des Mufti Tochter.
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Armenierin] Armenerin BCDEA Armenierin Hs.
2 Sultan] Suldan C Sultans DE 3–4 unuberwindlich¢ten] unuberwundlich¢ten C 4 Kay¢ers] Romi¢chen Kay¢ers Hs. Allerdurchlauchtig¢ten] Allerdurchlauchtig¢ten E Hs. 5 Reichs] Reiches Hs. 8 Wittib] Wittwe E 9 kommt] kommet Hs. verwei¢et’s] verweißt es Hs. 12 fur] vor D 13 Jbrahim heftig] ¢ich Jbrahim gewaltig Hs. 14 mitlerzeit] inzwi¢chen A Hs. Si¢igamb ¢ich] Si¢igambis ¢ich AD ¢ich Si¢igambis Hs. 15 Seral] Serail D 16 be¢anftigt] be¢anfftiget E
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Ibrahim Sultan
Mufti, der Ba¢¢a Mehemet und Bectas der Janit¢charen Aga reden von dem ungluck¢eligen Kriege in Candien/ wider die Venetianer/ und des Jbrahims bo¢er Regierung/ wollen ihnen auch den nahen Untergang des Turcki¢chen Reichs vorbilden. Der hierzu kommende Jbrahim ent¢chleu¢t ¢ich in Per¢on nach Candia zu ziehen; begehret hierauff an den Mufti ihm ¢eine Tochter zu ubergeben; welcher ihme zum Scheine gute Vertro¢tung thut. Jm Reyen verhanget die Gottliche Rache auf flehen der Stadt Byzanz: daß die Geilheit den Sultan Jbrahim ¢turtzen ¢olle.
Die andere Abhandlung.
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AMbre erzehlet ihrer Mutter Lalpare einen ungluck¢eligen Traum. Der Mufti erofnet hierauf ¢einer Tochter des Sultans Liebe und Begehren; ¢ie hingegen ver¢chwert ¢ich: nimmermehr nach ¢einem Willen zu leben. Die¢en Schluß erofnet ¢ie auch dem Ba¢¢a Mehemet, und ver¢pricht ihm auf den Fall ihrer Erhaltung die Ehe. Der Mufti berichtet dem Jbrahim die Wider¢pen¢tigkeit ¢einer Tochter; weil ¢ie keine Kinder des Todes gebehren wolte; daruber er ¢ich heftig erzurnet/ und dem Mufti ihm auß den Augen zu gehen/ dem Achmet aber Anfangs ¢einen Kopf zu holen/ hernach: daß er dem Kay¢er nicht ! a6r" mehr ins Ge¢ichte kommen ¢olte/ anzu¢agen befiehlet. Sekierperen aber ¢chickt er/ ¢ich umb der Ambre Liebe in Gute zu bewerben. Der Mufti erzehlt der Lalpare und Ambre des Kay¢ers Ungnade/ und berahtet ¢ich mit ihnen wegen ihrer Sicherheit. Achmet ¢agt hierauf dem Mufti den Befehl des Sultans an. Ambre ¢eufftzet uber der ihr vor¢tehenden Gefahr. Sekierpera bemuhet ¢ich mit Bitten und Dreuen die Ambre zur Liebe des Kay¢ers zu bewe41
Befehl] Bfehl B Befehl CDEA Hs.
20 ihnen] ihn D 21 hierzu] hiezu C 25 Reyen] Reyhen E Byzanz] Byzans CD 30 ver¢chwert] ver¢chweret CD ¢einem] ¢einen CD 33 dem] den CD 34 gebehren] gebaren D gebahren E 38 ¢chickt] heißt Hs. umb] um DE zu] fehlt Hs. 39 erzehlt] erzehlet E Ungnade] Ungenade Hs. 39–40 berahtet] beredet E 40 ¢agt] ¢aget CD
Jnhalt
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gen; die¢e aber beweget jene durch Verehrung eines ko¢tlichen Ringes dahin: daß ¢ie der Ambre ver¢pricht/ dem Sultan ¢eine ge¢chopfte Liebe außzureden. Jm Reyen kampfet die Wollu¢t mit der Begierde/ Schonheit/ Geitze/ Ehr¢ucht/ Schande und Gewalt/ wider die Keu¢chheit und ihre Gefahrten/ als die Ma¢¢igkeit/ die Vernunfft/ die Großmuthigkeit/ die Demuth/ Hoffnung und Gedult. Die Keu¢chheit aber behalt den Sieg.
Die dritte Abhandlung.
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DEr Ba¢¢a Mehemet bittet bey dem Kay¢er fur ¢eine Mutter Kio¢em und erbittet ihre Befreyung. Sekierpera erzehlet dem Sultan ihre vergebene Verrichtung/muhet ¢ich auch durch der Ambre Verkleinerung ihm/ aber vergebens/ die Liebe außzureden. Fatima, Alima und Hagar des Jbrahims Weiber erzehlen der loßgela¢¢enen Kio¢em und Si¢igambis ihre bo¢en Traume/ und alle zu¢am! a6v"men einander ihren gefahrlichen Zu¢tand; in welchem ¢ie Kio¢em tro¢tet. Hierzu kommt der halbra¢ende Kay¢er/ und wil ¢eine funff Sohne hinrichten; damit Ambre keine Ur¢ache mehr habe/ ihm die Liebe zu weigern. Hier wider¢etzen ¢ich die ge¢ammten Sultaninnen/ theils mit Thranen/ theils mit Gewalt/ konnen aber nicht verhindern: daß er neb¢t den Schatradel Aga¢i den jungen Murat durch¢ticht. Endlich kommt Achmet, kundigt ihm den Auf¢tand der Leib-Wache an/ und ver¢pricht ihm Ambren mit Gewalt zu rauben und zu bringen. Sekierpera bemuhet ¢ich den Kay¢er von Nothzuchtigung der Ambre abzuhalten. Ibrahim ¢etzet der Ambre mit den ¢u¢¢e¢ten Worten zu; als 47 48
Begierde] Be/gierde B Begierde CDEA Hs. Schande und] Schande - und BC Schande und D Hs. Schande, und E Schande/ und A
47 Reyen] Reyhen E 52 Kio¢em] Roxanen Hs. 53 Sultan] Key¢er Hs. 57 bo¢en] bo¢e D 60 Ur¢ache mehr] Ur¢ach D ihm] ihme A 61 Hier wieder¢etzen] Hierwieder ¢etzen Hs. 62–63 den Schatradel] Schatradel A Hs. dem Schatradel E 64 kundigt] kundiget D Hs. 64–65 Ambren] die Ambre A Hs. 65 zu bringen] zuzubringen Hs. 67 abzuhalten] abzuhalten, aber umb¢on¢t Hs.
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Ibrahim Sultan
¢ie ¢ich aber von ihm nicht will ku¢¢en la¢¢en/ befiehlet er ¢ie/ ungeachtet ihrer Thranen umb Ermordung/ hinweg zu nehmen und nackt in ¢ein Bette zu werffen. Die badenden Frauen loben die ehliche Liebe und Wollu¢t/ ruhmen auch die Gluck¢eligkeit der Ambre. Die badenden Jungfrauen aber loben die Keu¢chheit/ verdammen die Uppigkeit.
Die vierdte Abhandlung. 75
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DEr Mufti, Ba¢¢a Mehemet, Bectas und andere verfluchen den vom Achmet begangenen Raub der Ambre; be¢chlu¢¢en den Achmet durch Aufruhr von Wurde und Leben zu bringen. Achmet bringet die ge¢chandete Ambre in Hu!a7r"ren-Tracht mit ¢chimpfflichen Worten dem Vater nach Hau¢e. Ambre muntert ¢ie beweglich zur Rache wider den Jbrahim auf/ und er¢ticht ¢ich. Woruber der Mufti ¢ich ebenfals zu todten vor-hat/ der aber hievon abgehalten und endlich be¢chlo¢¢en wird/ nach dem Achmet auch den Jbrahim zu ¢turtzen. Der Mufti ver¢pricht des Kay¢ers Mutter Kio¢em ¢elb¢t mit in ihr Bundniß zu bringen. Kay¢er Amuraths IV. Gei¢t verwei¢et der ¢chlummernden Kio¢em: daß ¢ie wider ¢einem auf dem Todbette gethanen Befehl dem Ibrahim auß dem Kercker auf den Thron geholffen/ und deutet ihr gro¢¢e Gefahr vom Ibrahim an. Daruber ¢ie ¢ich heftig ent¢etzet. Hierzu kommt der Mufti und beredet ¢ie: daß ¢ie ¢o wohl in ihres Sohns Ibrahims (doch daß er beym Leben bleibe) als des Achmets Ab¢etzung ¢timmet/ und hierzu zu helffen angelobet. Jm Reyen verkleidet auf Begehren der Mord-Lu¢t die Li¢t die drey Furien in ein Liebes Kleid/ in Mantel des gemeinen Be¢ten/ in einen Prie¢ter-Rock/ und ¢chicket ¢ie wider den Sultan Jbrahim auß.
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umb] um DE verdammen] und verdammen D Uppigkeit] Üppigkeit Hs. ¢ie] ¢ich C ebenfals] ebensfals A hievon] hiervon Hs. Der Mufti ver¢pricht] Und ver¢pricht der Mufti A Hs. Bundniß] Bundnuß CD Bundnus Hs. ¢einem] ¢einen D Hs. Reyen] Reyhen E
Jnhalt
Die funffte Abhandlung.
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KIo¢em bittet beym Ibrahim: daß er den Mufti wieder begnadigen ¢olle/ aber ohne Frucht. Hieruber dringt der Mufti neb¢t den Cadile¢chieren und Janit¢charen mit Gewalt in das Kay¢erliche Gemach/ und nothigen neb¢t Kio¢ems !a7v" Zuredung den Kay¢er: daß er den Achmet vom Ampte ab¢etzen/ den Ba¢¢a Mehemet aber zum Groß-Vi¢ir machen muß. Bectas erofnet denen in des Mufti Hau¢e ver¢ammleten Janit¢charen/ die Schandung der Ambre, und bewegt ¢ie des Ibrahims und Achmets Untergang zu be¢chlu¢¢en. Und/ als in zwi¢chen der abge¢etzte Achmet ¢ich in des Mufti Haus/ bey die¢em Schutz zu ¢uchen/ fluchtet/ wird er in die Ver¢amlung des Mufti, der Cadile¢chier und Janit¢charen gefuhret und erwurget. Ibrahim bejammert des Achmets Ermorderung/ wird hierauff dreymal fur den Divan/ dem Volcke wegen ¢einer Regierung Rechen¢chafft zu thun/ bey Verlu¢t der Kay¢erlichen Wurde gefodert. Nachdem er aber der Kio¢em Rath: daß er ¢ich dahin ge¢tellen ¢olle/ verwirfft/ die Forder-| Zettel pochende zerrei¢¢t und den Mehemet, welcher ¢ich dem Kay¢er zu gehor¢amen und ¢ich wider den Divan zu ¢etzen verweigert/ todten will/ dringt der Mufti, Bectas, die Cadile¢chier und Janit¢charen zum Kay¢er ein; ¢tellen ¢ich an ihn hinzurichten/ und nachdem ¢ie ihm auf Bitte der Kio¢em das Leben ver¢prechen/ zwingen ¢ie ihn/ ¢ich des Regiments zu enteu¢ern. Welches er ¢o viel leichter willigt/ weil ihm Kio¢em ¢einer Wieder-Ein¢etzung halber noch einige Hoffnung macht. Worauf Ibrahim in Kercker gefuhret/ ¢ein Sohn Machmet aber zum Turcki¢chen Kay¢er gekronet wird. Ibrahim wird im Kercker gantz wut-
111 Forder-Zettel] Forder-Zeckel BC Forder-Zettel DEA Forder Zettel Hs. 196 197 199 100 103 105 107 109 110 111 112 116
begnadigen] begnadigen A Frucht] Furcht C vom] von CD Ampte] Ammte A Amte DE Groß-Vi¢ier] Groß-Vicir D Groß-Ve¢ier Hs. be¢chlu¢¢en] be¢chlie¢¢en D die] der A Ermorderung] Ermordung AE Hs. gefodert] gefordert Hs. ge¢tellen] ¢tellen E zerrei¢¢t] zerreißet Hs. verweigert] verwiegert C Regiments] Regiment C
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Ibrahim Sultan
tend/ lauft mit dem Kopfe/ umb ¢ich in Ermangelung anderer Waffen ¢elb¢t hinzurichten/ wider die Maur. Hieruber er¢cheinet ihm Ambrens Gei¢t/ dreuet ihm Untergang und Hollen-|Pein an. Worauff er von vier Stummen erwurget wird. Jm Reyen wird Sultan Jbrahims ungluck¢elige Geilheit ge¢cholten/ und in die Holle ge¢turtzet/ die gluck¢elig¢te Liebe beyder Kay¢erlicher Maje¢taten Kay¢er LEOPOLDS/ und der Ertz-Hertzogin CLAUDIA FELICITAS aber in Himmel erhoben. ! a8r"
127 FELICITAS] FELICIDAS BC FELICITAS DEA Hs. 120 121 122 124 125
in] im BDE in CA Hs.
umb] um DE anderer] fehlt A Mordlicher Hs. Waffen] fehlt A Gewehre Hs. Maur] Mauer AE Hs. er¢cheinet] er¢cheint CD Hollen-Pein] HellenPein Hs. Reyen] Reyhen E Holle] Helle Hs.
Per¢onen
Per¢onen des Schau¢piels.
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Der Thraci¢che Bo¢phorus. Ibrahim Turcki¢cher Sultan. Machmet. ⎫ Bajazeth. ⎪ Murath. ⎬ Ibrahims Sohne. Orcan. ⎪ Suleiman. ⎭ Kio¢em Ibrahims Mutter. Fatima. ⎫ Alima. ⎬ drey Sultaninnen. Hagar. ⎭ Si¢igambis, des vierdten Amuraths Wittib. Achmet, Groß-Vi¢ier. Mufti. Sekierpera. Mehemet Ba¢¢a Begler-beg in Romania. Bectas Janit¢charen Aga. Kiuperli Ba¢¢a. Kuslir Aga der Ober-Auff¢eher des Frauen-|Zimmers. Kul-Kiahia Janit¢charen Lieutenant. Capachi-Bachi des Sultans Pfortner. Schatradeler Aga¢i der Kay¢erlichen Printzen Hoffmei¢ter. Kara Chiaus. ⎫ ⎬ Haupter der Janit¢charen. Ha¢¢an Ongle. ⎭ Na¢uf Ba¢¢a. Piali Capitan Ba¢¢a ubers Meer. Selictar Aga des Sultans Degentrager. Ambre des Mufti Tochter. !a8v" Lalpare des Mufti Ehweib. Mollah ein Unter-Richter des Mufti. Valide Agasi der Kio¢em Ver¢chnittener.
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Bajazeth] Bejazeth C Wittib] Wittwe E Kul-Kiahia] Kul-Liahia CD Ehweib] Eheweib E der] des C
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Ibrahim Sultan
Drey Cadile¢chier die nech¢ten Richter nach dem Mufti. Sultan Amurathens Gei¢t. Die Ichoglans. Etliche Kadi. Eine Menge Sphahi und Janit¢charen. Die Stummen. Reyen der Gottlichen Rache/ der Stadt Byzanz/ der Schwelgerey/ der Geilheit/ des Geitzes/ des Zorns/ der Hoffart. Reyen der Wollu¢t/ der Begierde/ der Schonheit/ des Geitzes/ der Ehr¢ucht/ der Schande/ der Gewalt/ der Keu¢chheit/ der Ma¢¢igkeit/ der Vernunfft/ der Großmuthigkeit/ der Demuth/ der Hoffnung/ der Gedult. Reyen der badenden Frauen und Jungfrauen. Reyen der Mord-Lu¢t/ der Li¢t/ der Furien. Reyen der Eris, der Geilheit/ der keu¢chen Liebe/ der Gottin Claudia und Felicitas. Ibrahims und Ambrens Gei¢ter/ der helli¢chen Gei¢ter. Der wei¢¢en und ¢chwartzen Liebes-Gotter. Der Schauplatz i¢t die Stadt Con¢tantinopel/ und mei¢tentheils das Seraglio oder die Kay¢erliche Burg. Die Zeit der Ge¢chichte i¢t der 7. und 8. Augu¢ti im 1648¢ten Jahre.
Dem Buchbindern zur Nachricht/ die Per¢ohnen des Schau¢piels mu¢¢en voran gebunden werden. !1"
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Cadile¢chier] Cadile¢cher BCA Cadile¢chier DE Spahi und] Spahi-und BC Spahi und DEA wei¢¢en und] wei¢¢en-und BA wei¢¢en und CDE
38 Reyen] Reyhen E Byzanz] Byzans CD 40 Reyen] Reyhen E 44 Reyen] Reyhen E 45 Reyen] Reyhen E 46 Reyen] Reyhen E 47 helli¢chen] holli¢chen DE 51 der Ge¢chichte] fehlt A 52–53 Die Notiz für den Buchbinder fehlt ACDE
Prolog
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JBRAHJM Schau-Spiel. Der Schauplatz ¢tellet auf einer Seite die Gegend der Kay¢erlichen Haupt -Stadt Wien/ neb¢t dem DonauStrome/ und auf der andern eine Meer-|Enge fur. Der Thraci¢che Bo¢phorus.
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BEfrembdet euch/ ihr Volcker holder Sitten/ Daß des erzurnten Bo¢phors Schlund/ Den Strand verla¢¢t/ wo Thrax und Turcke wutten/ Fur des unwirthbar’n Meeres Mund Der Donau ¢u¢¢e Lipp’ und grune Flut zu ku¢¢en? Es i¢t nichts ¢eltzames/ mein unter-irrdi¢ch Lauf. Es ¢chleu¢t ja die Natur des Abgrunds Rohren auf/ Auch Brunnen: daß ihr Glaß kan unter Meeren flu¢¢en. Jn Ploten-Jn¢eln trinckt man ein Morei¢ch Kwell/ Und in Sultanien rinnt/ was zu Mecha kwillet. Des Alfeus Silber i¢t in Elis nicht ¢o hell/ Als wo er ¢eine Brun¢t mit Arethu¢en ¢tillet. ! 2 " Wie ¢ol der Erde Klufft denn mir ver¢chlo¢¢en ¢eyn/ Mir/ der ich ¢elb¢t das Rohr bin aller Meere? Weil Calpens Meer-Schlund nichts dem Ocean floß’t ein/ Was nicht der Meere Brunn das Schwartze Meer gebehre. Wie aber ¢teht bey euch ein Zweifel an: Was mich fur Trieb durch tau¢end Holen fuhret? 4
unwirthbar’n] unwirthba’rn BE unwirthbarn C unwirthbarn D
vor 1 auf einer Seite] fehlt A neb¢t … Meer-Enge] und bey ¢elber eine Meer-Enge neb¢t dem Donau-Strome A 9 Ploten-Jn¢eln] Ploten-Jn¢uln ACD 17 ein] der A
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Ibrahim Sultan
Kein Felß/ kein Stahl i¢t/ der den hemmen kan/ Den Lieb und Furcht auf ihren Flugeln fuhret. Mein enger Strand/ auf de¢¢en ¢eichtem Rucken Darius baute Brucken/ Durch den Zevs ¢chwam ver¢tellt in eine Kuh/ Wird durch geronnen Blut und Leichen gantz ver¢chwemmet. Der Todten-Knochen La¢t ¢topft meinen Einfluß zu/ Weil ieder Mord-Fur¢t hier darmit den Stuhl umbtammet; Ja heil’ge Thurm’ auß Men¢chen-Hauptern baut/ Darzu man zu Spahan nur Ziegen-Kopffe brauchet. Und meine kalte Fluth vertrocknet und verrauchet/ Weil man in Mich ¢o viel nicht Wa¢¢er rinnen ¢chaut/ Als Geilheits-Oel und Schwefel toller Brun¢t Mit vollem Strom aus den Pala¢ten ¢chi¢¢en/ Die Mord und Unzucht als zwey Pforten ¢chlu¢¢en. Der Grichen La¢ter ¢ind bey ietzigen nur Dun¢t; Wieviel in mir Geburths- und andre Glieder ¢chwimmen/ Und Augen/ die die Mutter ¢elb¢t außrieß/ Wenn ¢ie ihr Kind ins Klo¢ter ¢tieß; Ob man der Fur¢ten Darm’ auf Pfahlen gleich ¢ieht glimmen/ Die Mutter und den Sohn blut¢chandend ¢eyn vermi¢cht; Und bey gekochtem Kind’ ein Hencker-Vater ti¢cht: So gehen doch der Turcken Greuel-Thaten Der Welt und Vorwelt Sunden fur. Byzanz hegt ietzt des Teufels gift’ge Saaten/ Beherbergt nur Wolf/ Schlangen/ Tygerthier! Jch kan mehr den Ge¢tanck der ¢chwartzen Unzucht-Kertzen !3" Des Jbrahims vertragen nicht.
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Wa¢¢er rinnen] Wa¢¢er-Rinnen BCEA Wa¢¢er rinnen D Brun¢t] Brun¢t/B Brun¢t, E Brun¢t CDA Geburths- und] Geburths-und BCEA Geburths- und D Byzanz] By¢anz BCDE Byzanz A Tygerthier!] Tygerthier? BCDEA
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¢eichtem] ¢eichten A umbtammet] umbdammet D gleich] noch ACD den] der CD Und] Ob ACD
Prolog
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Es muß ¢ich mein Cry¢tall von ¢einer Boßheit ¢chwartzen/ Stambuldens Glantz verliehrn ihr Licht. Wie ¢oll ich nun nicht mein Ge¢tade fliehen/ Zu Ruh und Lu¢t an frembdes Ufer ziehen? Doch zeucht ¢o ¢ehr mich nicht diß Grauen Als ein die gantze Welt durchdringend Liebes-Blitz/ Auf die Schmaragd’nen Friedens-Auen/ Wo der gekronte Low hat ¢einen Kay¢er-Sitz; Wo die ¢tarcken Adler ¢ich gutiger als Tauben zeigen/ Und Stambuldens Monden ¢ich fur der Teut¢chen Sonne neigen. Gluck¢elig’s Land! Gluck¢el’ger Fluß! Die kein un¢chuldig Blut beflecket! Wo niemals ein Tyrannen-Fuß Den Palmenreichen Sand bedecket. Wo den Chri¢tallinen-Strom nichts als Lorbern uber¢chatten/ Wo die Spi¢¢e ¢ich in Eegen/ Schwerdter ¢ich in Pflug-|Schaarn kehr’n/ Ja wo Low und Lammer ¢ich in vertrauter Eintracht gatten/ Wo man ¢ieht auf Lantzen wach¢en Trauben und Oliven-|Beern. Gluck¢el’ges Reich! Gluck¢el’ge Stadt! Die ihr gethurmtes Haupt biß durch die Wolcken ¢trecket/ Jn aller Welt den Vor¢itz hat/ Mit Kay¢er-Kronen prangt/ Byzantz und Caffa ¢chrecket: Mit was fur neu und ungewohnten Strahlen Seh’ aber ich Burg/ Stadt und Land gekron’t? Ja einen neuen Stuhl mit Purpur aufgethront? Der Donau Haupt mit Myrten-Krantzen prahlen? Sich ihren Sand in Gold/ ¢ein Schilff in Zucker-Rohr/ Sein Schmeltz in Diamant/ den Schaum in Perlen kehren? Was leuchtet auß Tyroll fur ein Ge¢tirn hervor? Kan ¢ein Ertzt-reich Geburg auch Sonnen nun gebehren? 49 65 68
fliehen/] fliehen. BE fliehen/ CDA Gluck¢el’ges] Gluck¢eliges BCEA Gluck¢elges D Byzantz] By¢antz BCDEA und Caffa] undCaffa BE und Caffa C und Ca¢¢a D und Ca¢fa A
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Schmaragd’nen] Saphiernen A Sand] Saum A Gluck¢el’ge] Gluck¢elige A den] der A
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Ibrahim Sultan
J¢t mir der Himmel ¢o geneigt? !4" Sucht Er mit dem Bo¢phor heute ¢eine Donau zu vermahlen? Weil man minder/ als die Sternen/ kan die Hochzeit-|Fackeln zehlen. Der Himmel gebe/ was er zeigt/ Daß das Schwartz- und Mittel-Meer Wien und ¢einen Adler ehre; Und Stambuldens Kay¢erthum Leopoldens Krone mehre. Ja! ja! ich ¢ehe ¢chon entzuckt; Wie der reinen Liebe Gei¢t ihn mit Myrth- und Lorbern krantzet/ Wenn Jbrahim im Unzucht-Dampf er¢tickt; Wie des Rom¢chen Reiches Low mehr als der ge¢tirnte glantzet. Wie die Neutra und die Rabe ¢ich mit Turck¢chen Leichen ¢chwell’t/ Und ¢elb¢t Jbrahims ¢ein Eydam J¢mael zu Grunde fallt. Durchlauchte¢t-Gro¢¢es Haus; Jn de¢¢en unumbgrantzbarn Reichen Die Sternen nicht erbleichen/ Wie auch die Sonne nie le¢cht ihre Fackel aus; Mein Eiß entglimmt von deinen keu¢chen Flammen/ Durch die der LÖWE weiht Sich der GLÜCKSELJGKEJT/ Und beyder Hertz wie Wachs ¢ich ¢chmeltzt zu¢ammen. Ja ihre Liebe flo¢¢t mir die Begierden ein/ Der Donau Brautigam und Unterthan zu ¢eyn. Jch weiß es: das Verhangniß ¢inne: So oft in Oe¢terreich der keu¢chen Liebe Hand Nur einen Zweig vermahlt/ wie ¢ie das Braut-Gewand Mit mehrern Kronen ¢chmuck’/ und neue Purpur ¢pinne. Der Bo¢phor und der Himmel wund¢cht’s. Wie ¢ol’s nicht krafftig ¢eyn? Denn keu¢che Liebe baut die Thron’/ unkeu¢che rei¢¢t ¢ie ein. ! 5"
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Hertz] Hertz/ BCD Herz, E Hertz A es: ] es BCDE es : A
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Myrth-] Myrrh- A weiht] weicht A flo¢¢t] ¢to¢¢t E
Die er¢te Abhandlung
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Die er¢te Abhandlung. Der Schauplatz ¢tellet eine Oda/ oder ein Gemach des Frauenzimmers im Seraglio fur. Si¢igambis. Ibrahim. Sisigambis. Hilff Himmel! wer erbricht Uns un¢er Schlaffgemach? Ibrahim. Die Sonnenwende folgt ¢tets ihrer Sonnen nach. Sisigambis. Wie? ¢ucht der Kay¢er/ hier die Keu¢chheit zu entweihen? Ibrahim. Nein! Weyrauch aufs Altar dir/ Gottin/ aufzu¢treuen.
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Sisigambis. Ach GOtt! was dreut uns ¢ein hier ungewohnlich Schwerd? Ibrahim. Es lach¢t nach meinem Blut/ wenn ¢ie’s/ mein Licht/ begehrt. Sisigambis. Was ¢ucht der Fur¢t fur Licht in ¢chwartzen Trauer-Zimmern?
1 7
erbricht Uns] erbrichtUns B erbricht Uns CEA erbricht uns D ¢chwartzen] ¢chwartzeu B ¢chwartzen CDEA
vor 1 im] in A fur] fehlt A 3 entweihen] entweichen A 6 Es] Er D
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Ibrahim Sultan
Ibrahim. Man ¢ieht der Sterne Gold bey Nacht am ¢chon¢ten ¢chimmern. Sisigambis. Mit Amurathen fiel mein Stern ¢chon in das Grab.
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Ibrahim. Die Sonne ¢teigt empor/ wenn Stern und Nacht bricht ab. Sisigambis. Mein Gei¢t fleucht neues Licht/ und buhlt mit ¢einem Schatten. Ibrahim. Solch Liebreitz kommt nicht Jhr/ auch Todten nicht zu ¢tatten. Sisigambis. Jn ¢einer A¢ch und Gruft ¢chopft meine Seele Lu¢t. Ibrahim. Schutt’ aus dein Liebes-Oel in eine glimme Bru¢t. !6 "
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Sisigambis. Die Liebe glimmet noch in Amurathens A¢chen. Ibrahim. Der Tod hat/ was ja glam/ wie Lauge weggewa¢chen. Sisigambis. Sein Tod vertilgt in mir/ was Brand und Eitel hei¢¢t. Ibrahim. Wohl! ¢o be¢trahle ¢ie aufs neu/ ein reger Gei¢t. Sisigambis. So Sonn’ als Brun¢t verraucht/ wo Hertz und Luft i¢t trube.
9 10 12
das Grab] die See A Die … ab] Ver¢inckt ein Stern/ ¢o ¢teigt ein ander in die Hoh’ A _ kommt] komt A
Die er¢te Abhandlung
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Ibrahim. Hier brennet Jbrahim mit unverfal¢chter Liebe. Sisigambis. Hat Sonn’ und Fur¢t an Dun¢t und Mir was liebens-werth? Ibrahim. Durch deinen Liebreitz wird mein lodernd Hertz verzehrt. Sisigambis. Wie ¢oll/ die kaltes Leid ent¢eelet/ Feuer zeugen? Ibrahim. Man ¢ieht auß Heclens Eiß- und Schnee-kluft Flammen ¢teigen.
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Sisigambis. Jn meiner Seele glimm’t kein Funcken frembder Brun¢t. Ibrahim. So Blitz als Liebe wird gezeugt aus Kalt’ und Dun¢t.
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Sisigambis. Was ¢oll fur Anmuth bluhn auf die¢en welcken Wangen/ Auff die¢er ¢chlaffen Bru¢t? Ein Garn/ das Lowen fangen Und Rie¢en fa¢¢eln ¢oll/ ja Kay¢er ¢chlingen ein/ Muß nicht aus ¢chlechtem Zeug’ und ird’¢chem Drate ¢eyn. Der Ag¢tein zeucht nur Spreu/ Magnete ziehn nur Ei¢en/ Kweck-Silber ¢chatzbar Gold. Die Flammen die bewei¢en An Cedern ihre Krafft; ¢ind gegen Golde kalt. Und Si¢igambis ¢ol mit welckender Ge¢talt Den gro¢¢en Sultan ziehn? des Kay¢ers Hertze zunden
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unverfal¢chter Liebe] unverfal¢chterLiebe B unverfalschter Liebe CDEA und Mir] undMir B und Mir CEA und mir D lodernd Hertz] loderndHertz B lodernd Hertz CDEA
vor 21 Si¢igambis] Si¢igamgis E 23 Wie … kaltes] Mag/ die das kalte A 32 Kweck-Silber] Nicht ¢chwer und A Flammen die] Flamm’ und Glut A
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Ibrahim Sultan
Durch lauen Liebreitz an? Wir ¢elber/ wir empfinden: Daß un¢er Anmuths-Trieb zu ¢chlechter Weyrauch ¢ey Auff Jbrahims Altar.
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Ibrahim. Die Demuth wohnet bey Vollkommener Gestalt; und die pflegt eigne Sachen/ ! 7" Die gleich un¢chatzbar ¢ind/ im Urtheil klein zu machen. Zwar Si¢igambis kommt Jhr selbst verachtlich fur/ Mein Gei¢t macht aber ¢ie zu einem Abgott mir. Die Marmel/ die von nichts als Kalt und Harte wissen/ Zer¢chmeltzen/ wenn auff ¢ie die Augen Strahlen ¢chussen; Die Bach’ und Krauter ¢ind ehr¢uchtig ihren Fuß Mit Ku¢¢en zu verehr’n. Jch/ Si¢igambis/ muß Jhr Engli¢ch Antlitz nicht nur einen Garten ruhmen/ Da Lilgen Stirn’ und Halß/ die Wangen Ro¢en blumen/ Den Mund Granaten ziern; von dem Verhangnis i¢t Die Si¢igambis uns zum Paradis erkie¢t. Weil wir ja/ au¢¢er Jhr/ nicht Heil/ nicht Ruhe finden. Sisigambis. Mag in Jhm Alima nicht ¢u¢¢ern Brand anzunden? Ja die¢e gantze Burg i¢t ein recht Himmelreich/ Das tau¢end Sonnen hegt.
39 44 49
eigne] einge BCDE eigne A die Augen Strahlen] dieAugen Strahlen B die Augen Strahlen CD die AugenStrahlen E die Augen-Strahlen A ziern] zieren BE ziern CDA
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Anmuths-Trieb] Armuths-Trieb AC Vollkommener Ge¢talt] Mei¢t der Vollkommenheit A Zwar … fur] Sie Si¢igambis ¢pricht die Schonheit ¢chlecht in Jhr A ¢chu¢¢en] ¢chie¢¢en CD ihren] deinen A Jhr] Dein A Verhangnis] Verhangnus A
Die er¢te Abhandlung
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Ibrahim. Ach! keine kein’ i¢t gleich Und reicht den Schatten dir! Die guldnen Himmel werden Von einer Sonn’ erhellt. Der gro¢¢e Kreyß der Erden Hegt einen Fenix nur/ und in Stambuldens Stadt J¢t eine Gottheit nur/ die uns zum Prie¢ter hat. O Sonne meiner Seel’/ und Abgott meines Hertzen. Sisigambis. Man ¢iht ein Jrrlicht an offt fur ge¢tirnte Kertzen. Ibrahim. Wer nicht die Schonheit kenn’t und prufet/ i¢t ¢tockblind; Wer ¢ie nicht preiß’t und lieb’t/ ein Stock/ ein alber Kind. Sie/ Si¢igambis/ i¢t ein Zirckel aller Zierden/ Ein Engel die¢er Welt/ ein Lab¢al der Begierden/ Ein Kleinod un¢rer Zeit/ der Men¢ch und Himmel ¢pricht Den guldnen Apffel zu. Sisigambis. Der Kay¢er kie¢e nicht Fur Demant ¢chlechtes Glaß. Jn wenig Zeit erbleichet Des fal¢chen Purpers Glantz/ den uns Begierde ¢treichet Fur bloden Augen an. Nach ein¢t gebußter Lu¢t/ Wird er ¢chon Eckel fuhl’n fur Si¢igambens Bru¢t; Ja die Vernunfft in Jhm fur Blind- und Thorheit ¢chelten/ Was Ubereilung itzt laßt fur Vergnugung gelten. !8 " Ibrahim. Wahr i¢t’s: daß/ was bald wach¢t/ auch plotzlich ¢ich verliert. Das Thier beym Hyppanis/ das eine Nacht gebiert/ Stirbt mit dem Abende. Ach! aber/ ach du fehle¢t/ Wenn du des Sultans Brand zur Ubereilung zehle¢t. Du kenn’¢t des Kay¢ers Art: wie vieler Frauen Trieb/
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gelten.] gelten BE gelten. CDA
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Fenix] Phonix D
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Ibrahim Sultan
Wie mancher Jahre Reitz bey uns ohnmachtig blieb/ Nur einen ¢u¢¢en Brand in un¢er Hertz zu ¢tecken. Das Feuer war uns kalt/ die Schonheit ¢chien uns Flecken/ Der Liebreitz eckelnd Gifft. So ¢chleuß nun: was fur Blitz Auß deiner Anmuth fahrt. Von eines Funckens Hitz’ Entzundet Weyrauch ¢ich. Viel Flammen aber mu¢¢en Dar wurcken/ wo der Stahl ¢ol gluhn/ das Gold-Ertzt flissen. Als aber Amurath Fur¢t/ ich ein Kind noch war/ Lag meines Bruders Mund auff deinen Bru¢ten zwar/ Du aber baute¢t dir ¢chon Tempel in mein Hertze. Von ¢elbter Zeit brenn’ ich/ und meinem Hellen-Schmertze Hat ieder Tag gefloß’t fri¢ch Oel und Schwefel ein. Sol/ was nun lang¢am wird/ ¢tarck/ fe¢t/ und tauernd ¢eyn/ Soll’n darumb ¢o viel Zeit die Elefanten leben/ Weil ¢ie zehn gantzer Jahr in Mutterleibe ¢chweben/ So ¢aget meine Seel’ ihr Fel¢en-fe¢te Treu’ Und lange Liebe zu. Sisigambis. Sie ¢ey gleich alt/ gleich neu; Es ¢ey gleich Ern¢t/ gleich Schertz: daß mich der Sultan liebet/ Daß mein gewolcktes Aug’ Jhm reine Blicke giebet/ So i¢t in mir doch nichts/ was wieder lieben kan/ Kein Zunder/ welcher Brand und Anmuth mehr nimmt an; Der zart’¢ten Jahre Tacht/ das die¢es Feuer fanget/ J¢t von der Zeit verzehrt/ und durch mein Leid ver¢anget. Ibrahim. Der Sonne Strahlen gehn der Morgenrothe fur. J¢t die¢e von dir weg/ ¢o leuchtet jene mir. Allein’ in Jhr ¢iht man zugleiche Blum’ und Fruchte/ !9" Und Lentz und Sommer ¢piel’n. Dein Schon-¢eyn prangt mit Lichte/ 101 Sonne Strahlen] Sonne-Strahlen BE Sonnen-Strahlen CD Sonnen¢trahlen A
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kalt] kalt A Hellen-Schmertze] hellen Schmertze D tauernd] dauernd E darumb] darum DE i¢t] i¢ts E
Die er¢te Abhandlung 105
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Dein freundlich-¢eyn gebier’t anmuth’gen Morgen-Thau. Ach! aber/ ¢chatze nicht mein Lieben ¢o ¢ehr lau: Daß Jbrahim allein die flucht’ge Mertzen-Blume Der eiteln Schonheit lieb’t. Diß wurde ¢einem Ruhme Viel Flecken brennen an. Wer Farb’ und Haut nur liebt/ Liebt mit den Augen nur. Was meiner Seele giebt Vergnugung/ ¢tecket auch in Si¢igambis Seele. Heißt Schonheit des Gemuths; ¢ind Gaben/ die die Hole Des Grabes nicht ver¢ehrt/ ¢ind Blumwerck/ das ¢tets bluht/ Und Sonnen/ welche man nie untergehen ¢iht. Sisigambis. Was mein Gemuthe regt/ i¢t Tugend/ die verwehret Die Thorheit zu begehn/ die Jbrahim begehret. So le¢che denn der Fur¢t die Flamm’ in er¢ter Glutt. Ibrahim. Die i¢t nicht le¢chbar mehr. Man zundet mit der Flutt Den Kalck/ das Lieben an durch kalt-ge¢innt Ent¢chlußen.
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Sisigambis. Der Fur¢t wird doch umb¢on¢t ¢ein Liebes-|Oel vergiessen Auff meines Hertzens Kalck. Denn Jhm ¢ey einmahl kund: Als Amurath mein Licht ¢chloß ¢terbend ¢einen Mund/ Hab ich durch theuren Eyd die Keu¢chheit ¢einem Gei¢te Biß in den Tod gelobt. Ibrahim. daß man Gelubde lei¢te/ Wenn ¢ie nur lei¢tbar ¢ind/ hei¢cht Tugend/ ¢chaffet Ruhm. Das Lieben aber hat diß Recht und Eigenthum: Daß kein Gelubde nicht auch kein Ge¢etz’ es bindet. Denn hier ¢chafft die Natur/ und die Vernunfft verblindet Durch der Begierden Rauch. Son¢t ¢oll ein ieder zieln Auff Glauben/ aber hier mag man mit Eyden ¢pieln. 121 Hertzens Kalck] Hertzens-Kalck BCEA Hertzens Kalck D 120 umb¢on¢t] um¢on¢t E
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Ibrahim Sultan
Sisigambis. Welch Aberglaube bannt vom Lieben Ehr und Eyde Und des Gewi¢¢ens Trieb? Wo nicht aus Un¢chulds-Seyde !10 " Das Garn der Liebe wird ge¢ponnen/ fre¢¢en ¢ich Die Unglucks-Motten ein. Drumb ¢telle man auff mich Nicht die¢es Fall-Bret auf. Es i¢t der Thorheit Lehre: Verwech¢eln Gold fur Ertzt/ und fur Verlu¢t der Ehre Die Wollu¢t tau¢chen ein. Ibrahim. So ¢chatzt ¢ie fur Verlu¢t/ Wenn ¢ich der Fur¢t ihr ¢chenckt/ und Si¢igambens Bru¢t Zu ¢einem Himmel macht? So urtheil¢tu fur Schande/ Wenn Jbrahim dich ehrt? den man von Ardens Sande Biß wo die Wolge ¢tromm’t/ und Oby ¢ich ergeu¢t/ Dem von Giebraltars Haupt/ biß wo der Oxus fleu¢t/ Die Volcker ¢o wie GOtt fußfallig Ehr’ erzeigen. Fur dem ¢ich J¢pahan/ Wien/ Agra/ Kitay neigen/ Amara/ Pecking buckt. Sisigambis. Die Gotter die¢er Welt Beginnen offt/ was GOtt im Himmel nicht gefallt/ Was Ehr und Tugend ¢tor’t. Ibrahim. Was i¢t an mir zu ¢chelten/ Was iedem Mu¢elman nicht Mahumed laßt gelten?
132 des Gewi¢¢ens Trieb] desGewi¢¢ensTrieb B des Gewi¢¢ens Trieb CDA desGewi¢¢ensTreib E 141 ergeu¢t] ergen¢t B ergeu¢t CDEA 134 138 141 144 148
Drumb] Drum E Si¢igambens] Si¢igambis A Wolge] Welge A J¢pahan] J¢phahan E iedem] ieden E
Die er¢te Abhandlung
Sisigambis. Ver¢tattet Mahumed: daß man Gelubde bricht?
150
Ibrahim. Der Kay¢er der befiehlt’s/ ver¢tattet’s Mufti nicht. Sisigambis. Kein Fur¢t/ kein Jbrahim herr¢cht uber die Gewi¢¢en. Ibrahim. Sein Blitz zermalmt/ die nicht gehorchen ¢einen Schlu¢¢en. Sisigambis. Der Himmel ¢trafft die Seel’n/ die Meyneyd hat befleckt. Ibrahim. Wird die/ die un¢er lacht/ von fernem Blitz’ er¢chreckt?
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Sisigambis. Des hoch¢ten Rach¢chwerd i¢t der Boßheit unentfernet. Ibrahim. Wie? Daß dein Hochmuth nicht auch un¢ers furchten lernet? Sisigambis. Wo mich der Kay¢er liebt/ was i¢t fur Furchte Noth? Ibrahim. Ver¢chmahte Liebe fuhrt im Kocher Haß und Tod. !11 " Sisigambis. Behertzte Tugend laß’t ¢ich Haß und Tod nicht ¢chrecken.
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Ibrahim. Trotz kan auß Sonnen auch Gewolck’ und Blitz erwecken. 150 befiehlt’s] befiehl’ts BCEA befiehlts D 154 fernem] fernen A
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Ibrahim Sultan
Sisigambis. Die Sonne der Vernunfft verklar’t Begierd und Brun¢t. Ibrahim. Wir bitten noch einmal Jhr wied’mend un¢’re Gun¢t. Sisigambis. Wir werden tau¢endmal ihm Lieb und Bitt’ ab¢chlagen. Ibrahim. Laß ¢chaun: was ein frech Weib Uns Macht hat zu ver¢agen.
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Sisigambis. Hilff Himmel! will der Fur¢t durch Noth-|Zwang uns entweyh’n. Ibrahim. Gib dich! Sisigambis. der Kay¢er ruh’/ ich werd’ auf Hulfe ¢chrei’n. Ibrahim. Gib dich! ¢on¢t ¢oll dein Blut hier die¢en Dolch be¢pritzen. Sisigambis. So ¢ol diß Me¢¢er mich fur Dolch und Unzucht ¢chutzen. Ibrahim. Zuck¢tu/ verteufelte/ das Me¢¢er wider mich?
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Sisigambis. Auf einen fernern Tritt erwarte Rach und Stich.
164 Uns Macht] UnsMacht B Uns Macht CEA uns Macht D 167 be¢pritzen] be¢prutzen CD 169 Zuck¢tu] Zuck¢t du D
Die er¢te Abhandlung
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Ibrahim. Hat Weib und Wahn diß ie gewagt auf Oßmans Erben? Sisigambis. Du oder ich ¢ol eh durchbohrt/ als fleckicht ¢terben.
Kio¢em Die Kay¢erliche Mutter. Ibrahim. Si¢igambis. Sekierpera. Achmet. Ku¢lir Aga ein ver¢chnittener Mohr/ der das Frauenzimmer in Obacht hat. !12" Kiosem. Was hat der Fur¢t hier fur? Sisigambis. Er ¢pinnet Nothzucht an! Kiosem. Ha! daß ein Sultan ¢ich ¢o ¢ehr ver¢tellen kan!
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Ibrahim. Steht Weibern frey die Macht des Kay¢ers zu verhohnen? Sisigambis. Wir ¢uchten ¢eine Brun¢t mit Demuth abzulehnen. Ibrahim. Die Demuth reucht nach Trotz/ die Fur¢ten was ¢chlagt ab. Kiosem. Durch ¢olche Schandthat baut er ¢einer Ehr’ ein Grab. Ibrahim. Sol reine Liebe ¢ich hier Schandmal ¢chelten la¢¢en?
vor 173 in Obacht] inObacht B in Obacht CDEA vor 173 Sekierpera] Sechierpera A (entspr. auch die Kurzform bei den Versen 221, 251, 255)
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Ibrahim Sultan
Sisigambis. Die lieben andre nicht/ die ihren Ruhm ¢elb¢t ha¢¢en. Ibrahim. Befleckt der Fur¢ten Ruhm/ was ieden Sclav’ ergetzt?
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Kiosem. Die Wollu¢t i¢t vergonnt/ wenn man ein Ziel ihr ¢etzt; Wo aber Tugend ¢ie und Maaß nicht halt im Zaume/ Befleckt ¢ie Seel’ und Leib mit Gifft und Sunden-|Schaume. Jhr Zucker wird Napell. Dein ¢iecher Leib wird bald/ Ja hat dich ¢chon gelehr’t: daß Jugend ¢elb¢t wird kalt/ Die hier zu hitzig ¢pielt; und daß der Seuchen hecket/ Das Leben ihm verkurtzt; der hier den Bogen ¢trecket Zu vielmal/ und zu hoch. Auch Stahl wird weich gemacht. Du mergel¢t dich des Tag’s/ nicht nur iedwede Nacht Mit ¢o viel Weibern ab; ¢chwimm¢t in den Uppigkeiten/ Wenn du/ gleich einer See/ la¢¢t Zimmer dir bereiten Mit Zobeln uberdielt/ mit Dirnen angefull’t/ Die alle Welt dir zinßt. Wie manch unzuchtig Bild Ver¢tell’t dein Schlafgemach nach ¢chlimmer Heyden-|Wei¢e. Dein Ambra/ dein Zibeth/ der taglich deine Spei¢e Mit Uberflu¢¢e wurtzt/ i¢t zwar ein Saltz der Brun¢t/ Nicht aber Lebens-Oel/ auß welchen du umb¢on¢t !13 " Ver¢chwelgte Kraffte ¢uch¢t. Ibrahim. Was hat ¢ie zu verliehren/ Wenn wir uns ¢elb¢t ver¢pieln?
187 daß] daß/ BCDA daß, E 184 Befleckt … Sunden-Schaume] Flo¢¢t ¢ie in Seel und Leib Gift/ wenn ¢ie Brun¢t und Gaume A 185 Jhr … Napell] Gleich rein¢ten Zucker ¢chatzt A 198 umb¢on¢t] um¢on¢t E 200 ver¢pieln] ver¢pielen E
Die er¢te Abhandlung
Kiosem. Der Mutter wil gebuhren Zu ¢orgen fur das Heil der Kinder biß in Tod. Ibrahim. Nicht ¢ich zuma¢¢en an ein Herri¢ches Gebot. Kiosem. Von Schmach und La¢tern ¢ie vernunfftig abzuleiten. Ibrahim. Wer darff die Fehler zehl’n/ wenn hohe Haupter gleiten?
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Kiosem. Der gantze Welt-Kreiß ¢ieht auf eines Fur¢ten Fall. Man for¢cht mit ¢charffem Aug’ und durch gehohlt Chry¢tall Der Sterne Flecken auß; man ¢chreibt ins Buch der Zeiten Der Sonnen Fin¢terniß auch/ die der andern Seiten Der Welt nur ¢ichtbar ¢ind. Und deine Thorheit halt Un¢ichtbar/ Schand und Fleck der Sonne die¢er Welt? Schmier’t als wohl¢tandig an dem Purpur und der Seide/ Was Woll’ und Haar ver¢tellt; ¢chminckt Wangen mit der Kreide/ Die Fu¢¢e greulich mahlt? So Wurd’ als Helffenbein Muß reiner/ als ¢chlecht Thon und grober Pofel ¢eyn; Weil Fur¢ten/ die das Gift der La¢ter an ¢ich nehmen/ Von ihrem Himmel es auf hundert Volcker ¢amen. Jhr boß’ Exempel ¢ind die Funcken/ die den Brand Auf tau¢end Hau¢er ¢treu’n. Ibrahim. Was mi¢¢t man mit Be¢tand Uns fur Verbrechen bey/ das deinen Fluch verdienet? 203 Von] Vom BE Von CDA 205 206 210 212 213
¢ieht] ¢teht E ¢charffem] ¢charffen E Sonne] Sonnen AC ¢chminckt] ¢chmickt E Helffenbein] Helffenpein A
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Ibrahim Sultan
Sisigambis. Er hat ¢ich mit Gewalt mich zu entweihn erkuhnet. Sekierpera. J¢t ¢olcher Liebes-trieb bey Fur¢ten unerhort? Und zu Stambulden neu? Hartneckigkeit ver¢ehrt Die hohe Maje¢tat/ die ¢tets mit Fug erhebet Durch Zwang/ was Glimpf ver¢pielt. Ja in den Zimmern klebet Durch andre Sultane vorhin ver¢pritztes Blut ! 14" Der Weiber/ die ver¢chmaht aus thorchten Ubermuth Verliebter Herren Gun¢t. Das Schwerdt/ das uns er¢tritten Des Con¢tantinus Reich/ hat ebenfals durch¢chnitten Ein ¢o ver¢tocktes Weib. Kiosem. Wer hat dir Magd erlaubt So keck zu brechen loß? flo¢tu der Erden Haupt So fal¢che Lehren ein? Ja ¢olche Kuplerinnen/ Wie hier der Wech¢elbalg ¢ich zeiget/ ¢ind die Spinnen/ Die auf der Keu¢chheit-Bluth ihr Sunden-Gift ¢chmier’n an/ Die Zirze/ die in Vieh die Men¢chen wandeln kan/ Sind Furien/ die ¢ich mit Liebes-Larven ¢chmucken/ Die Tugend in Verderb/ in Schande Fur¢ten rucken. Sind Motten/ die mit Li¢t und Haucheln unterm Schein Der Seidenwurmer ¢ich in Purpur ni¢ten ein/ Des Reiches Ancker Seil/ des Gluckes Band zerbei¢¢en. Dergleichen Thier bi¢t du. Du wil¢t ja Zucker hei¢¢en/ Doch birgt dein ¢u¢¢er Mund im Hertzen Gall und Gift. Die Jugend i¢t weich Wachs/ in die ¢ich leicht die Schrift Der Wollu¢t pregen la¢¢t. Dir Hur’ i¢t’s zuzu¢chreiben: Daß man den Sultan ¢ieht ¢o freche La¢ter treiben; Daß ietzt ¢ein ei¢icht Hertz und die vor kalte Bru¢t Ein feuricht Etna ¢cheint/ die minder Brand und Lu¢t/
238 Seidenwurmer] Seitenwurmer BC Seidenwurmer DEA 228 Des] Hat A 229 dir] der D 230 flo¢tu] flo¢t du D
Die er¢te Abhandlung
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Als das gefrorne Meer/ ließ anfangs von ¢ich ¢chie¢¢en. Die Frauen auf der Burg/ die uns vor glauben hie¢¢en: Daß Jbrahm von Natur kalt und ohnmachtig ¢ey; Sehn ietzt ¢ich allzu¢chwach fur ¢einer Ra¢erey Der niemals-¢atten Brun¢t. Sekierpera. Kriegt fur getreue Dien¢te Befleißte Redligkeit Ver¢chmahung zu Gewien¢te? So laß ich andern Muh und Sorge willig hin. Kiosem. Was? ruhm¢tu Treu und Dien¢t/ verfluchte Kuplerin?
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Sekierpera. Es ¢chaffet dem mehr Ruhm/ den Volckern mehr Vergnugen/ Dem Reiche mehr Be¢tand/ der nicht das Pfund verliegen !15" Des Landes-Fur¢ten la¢¢t/ und ihren kalten Gei¢t Zu reger Liebe reitzt; als/ der ¢ich ihn beflei¢¢t Wie einen Papegoy ins Keficht einzu¢chlie¢¢en. Sie ¢elb¢t weiß: Jbrah’m hat den Tartar Chivas mu¢¢en Jn Rhodis reiben auf; weil Jbrahms kalter Sinn/ Sein unvererbter Stuhl ihn auf den Wahn trieb hin Fur Oßmans Enckel ¢ich und Erben ¢chon zu ruhmen. Wem wird nun/ außer mir/ zu dancken ¢ich’s geziehmen? Daß ¢ein vor ¢tumpfer Kiel ietzt ¢charffe Pfeile ¢pitzt/ Daß von funff Sohnen i¢t des Oßmans Thron ge¢tutzt. Wormit hab’ aber ich die Sultanin verletzet? Weil ihr zu Liebe nicht von mir ward außge¢chwetzet? Daß nach der Sultanin erdichtetem Bericht
250 ¢einer] ¢eine BCDE ¢einer A 262 unvererbter] unverderbter BCDE unvererbte A 247 254 259 260 262
gefrorne] gefrone E ruhm¢tu] ruhm¢t du D ins] in D Jbrah’m hat] daß der Fur¢t A Sein] Der A den] dem A
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Ibrahim Sultan
Des Kay¢ers Augen-Tro¢t die Perl’ aus Curdi nicht Sey durch den Schlag erbla¢¢t? denn Er/ mein Fur¢t/ mag wi¢¢en: Die Rie¢in habe ja wohl freylich ¢terben mu¢¢en/ Weil ¢ie die Sultanin/ zur Tafel laden ließ/ Und ¢ie durch Eyver¢ucht gereitzt/ erwurgen hieß. Ibrahim. Verfluchter Meuchel-Mord! unartig’s Mutterhertze! Das ¢ich belu¢tiget an ¢eines Kindes Schmertze/ Ja ¢ein Vergnugen ¢tor’t; Schafft Strick und Hencker her! Die leide/ was ¢ie that/ weil ¢ie von Liebe leer Und voll von Rachgier i¢t! Jnzwi¢chen ¢ol¢tu ¢ehen Vor deinen Abgott fall’n dein zartes Schoskind ¢chmehen; Die Ro¢en mit Gewalt ¢chaun die¢er brechen ab/ Die uns fur Anmuth Trotz/ fur Blumen Di¢teln gab. Kiosem. Fleuch/ Si¢igambis/ fleuch! halt Fur¢t! will er ja wutten/ So mag er ¢einen Grimm auf die¢e Bru¢t aus¢chutten/ Die Jhn ge¢auget hat. Ibrahim. Laß mich! Kiosem. Hier i¢t das Ziel/ Das deine Rach’ außtag’t. Denn deine Mutter will Jm angedreuten Strick’ eh ihren Gei¢t außbla¢en/ Und den gezuckten Dolch fuhln in den Darmern ra¢en/ !16" Als die¢e Schand-That ¢ehn.
278 von] vom BE von CDA 279 Rachgier] Rachgier’ BC Rachgier DEA 278 Die] Sie A 279 ¢ol¢tu] ¢ol¢t du D 280 ¢chmehen] ¢chmahen D
Die er¢te Abhandlung
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Ibrahim. Stracks/ Achmet/ ¢chaff ¢ie weg; Eh ihr ver¢pritztes Blut des Sohnes Hand befleck’/ Und laß’ ins alte Schloß die Wuttende ver¢tecken. Achmet. Jch eile den Befehl des Kay¢ers zu voll¢trecken.
Ibrahim. Sekierpera.
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Ibrahim. Jedoch was ¢chlussen wir die/ die den Halß verwurgt/ Die unter’m Mutter-Hertz’ ein Kwall voll Gifft verbirgt/ Er¢t in’s Gefangnis ein? Man ¢undig’t mit Erbarmen. Es ko¢te Kopff und Blut! ha/ ¢olln uns Weiber-Armen Die Beute ringen auß? Und Tauber jagen nicht Dem Adler Tauben ab: Und die¢es Reh entbricht Sich auß des Jagers Garn’ und auß des Lowen Klauen/ Der Stein und Ertzt zermalmt? Auff! laß’ uns ein¢t noch ¢chauen/ Was Si¢igambis gilt/ und was der Kay¢er kan! Sekierpera. Mein Fur¢t/ mein Herr/ mein Haupt/ es ficht mich ¢elber an Der Si¢igambis Trotz/ und Kio¢ems Erkuhnen. Jch auch muß es ge¢tehn: daß ¢ie den Tod verdienen/ Jedoch braucht man mit Nutz bey Straffung klarer Schuld Den Kapzaum der Vernunfft/ den Zugel der Geduld. Wer ¢ich die ¢trenge Flut laß’t der Begierden jagen/ Wird auf die ¢turme See des Untergang’s ver¢chlagen/ Auff der kein Ancker halt. Der Mutter Untergang/ Der Si¢igambis Schimpff und furge¢etzter Zwang Kan wenig Lu¢t und Tro¢t dem grossen Herren geben; Viel Unruh aber ¢ich durch ¢olches Werck erheben/ vor 293 Sekierpera] Sechierpera A (entspr. auch die Kurzform bei den Versen 302, 346, 360, 376) 299 Lowen] Tygers A 304 auch muß es] ¢elber muß A 306 Kapzaum] Kapzaun A
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Ibrahim Sultan
Weil Volck und Janit¢char auf beyder Wincken ¢ieht. Der Kay¢er ¢chaue nur: die Ro¢en ¢ind verbluht/ Die Blatter lang¢t ver¢ang’t an Si¢igambens Zierde/ Durch Amurathens Brun¢t. Vernunfftige Begierde Sucht Blumen/ derer Glantz die Kno¢pe noch ver¢teckt/ Und einen Mund der nicht nach fremden Speigel ¢chmeckt. ! 17 " Jch weiß furs Kay¢ers Seel’ und ¢eine ¢u¢¢e Flammen Was liebens-wurdigers; ein Kind/ in dem bey¢ammen Die gutige Natur hat Jugend und Ver¢tand Schon-reitzend-freundlich-¢eyn verknupfet in ein Band; Ein Kind/ das zarter i¢t/ als die aus Ledens Schalen Ein¢t ¢olln gekrochen ¢eyn; das mit den Anmuths-|Strahlen Der Sterne Glantz be¢chamt/ die Sonne machet blind/ Den Ro¢en ihr Rubin durch Anmuth abgewinnt/ Den Lilgen ihre Perl’n. Der Morgenrothe Prangen Und Scharlach wird entfarbt von ihren Purpur-Wangen/ Fur ihrem Mund erbleicht Granat und Schnecken-|Blutt; Kein Bi¢am-Apfel reucht bey ihrem Athem gutt. Die Flammen kwall’n auß Schnee/ auß Marmel bluhn Corallen/ Zienober kronet Milch auf ihren Liebes-Ballen. Kurtz: die¢e Gottin i¢t der Schonheit Himmelreich/ Der Anmuth Paradiß; ein Engel/ der zugleich Verlangen im Gemuth’/ Ent¢etzung in den Augen/ Jm Hertzen Lu¢t gebiehrt. Auß ihren Lippen ¢augen Die Seelen Honig¢eim und Zucker ¢u¢¢er Hold. Ibrahim. Diß alles/ was du ruhm¢t/ i¢t Kupfer gegen Gold/ Und Schatten gegen Liecht/ wenn ich der Rie¢in Zierde/ Die Perl’ Armeniens mit brennender Begierde Fur mein Gedachtniß zieh’. Jch ¢chwere dir mein Kind: 316 Amurathens Brun¢t] Amurathens-Brun¢t BCE Amurathens Brun¢t DA 318 Speigel] Spiegel BE Speigel CA Speichel D 315 318 322 324 339
Si¢igambens] Si¢igambis A einen … fremden] Lippen/ darauf man nicht frembden A freundlich] freindlich A gekrochen] gebrochen A Liecht] Licht D
Die er¢te Abhandlung
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Daß meine Flammen nicht mit ihr verlo¢chen ¢ind: Das Abuchalid nicht ¢o ¢ehr geliebt Hababen/ Die er ¢chon halb verwe¢t ließ auß der Erde graben/ Und tau¢end Kuß ihr gab/ als meine Seele noch Nach meiner Rie¢in lach¢t. Sekierpera. Der Fur¢t ¢chatzt billich hoch/ Was die Erfahrung preißt/ fur dem/ was andre loben/ Das Auge liegt dem Ohr’ im Lieben allzeit oben. Mein Leben aber ¢ey ver¢pielt/ wo Ambre nicht Des Mufti himmli¢ch Kind ihr gantz Ge¢chlecht ab¢ticht. Der Zunder hei¢¢er Brun¢t i¢t ¢elb¢t in mir entglommen/ ! 18 " Seit dem ich zweymal ¢ie im Bade wahrgenommen. Jhr Mund bepurperte die Chry¢tallinnen-fluth/ Die Bru¢te ¢chneiten Perln/ die Augen blitzten Gluth. Wenn ¢ie ihr Haupt erhob auß ihrer Marmel-Wanne/ Schien ¢ie das Ebenbild der Sonn’ im Wa¢¢er-Manne. Die kwellen kriegten mehr von ihren Strahlen Brand/ Vom Leibe Silber-Well’n/ vom Haare guldnen Sand. Hier will ich im Gemald’ Jhm nur den Schatten zeigen. Ibrahim.
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J¢t Ambre diß? Sekierpera. Jhr Bild. Ibrahim. J¢t ¢ie getroffen? Sekierpera. Eigen. Wiewohl der Himmel geht gemahlten Sternen fur
344 Erde] Erden D 350 ihr gantz Ge¢chlecht] jen’ und auch all’ A
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Ibrahim Sultan
Ibrahim. Hilf Himmel! kwillt das Oel der Lieb’ auch auß Papier? Steckt auch in Farben Glut? kan auch der Schonheit Schatten Begierde zunden an? die Bilder/ die wir hatten Uns in das Hertz gepragt/ auf einmal le¢chen auß? Was neues drucken ein? Ach/ un¢re Seel’ i¢t Graus/ Das Hertze liegt in A¢ch’/ und wir ¢tehn in der Flammen/ Wie brenn’ und lodern wir! Raff’ allen Witz zu¢ammen/ Gebrauche Treu’ und Fleiß/ mein Engel/ und mein Kind; Daß die¢e Sonne ja den Kay¢er lieb gewinnt. Ach! aber/ was fur Sieg la¢¢t Jbrahim ihm traumen Von die¢er Gottin Hold? Fur lang¢t Entweyhte raumen Nichts un¢erm Lieben ein. Und Si¢igambis lacht Des Kay¢ers/ die ¢o weit/ ¢o fern als Tag und Nacht/ So weit als Sonn’ und Mond/ von Ambren i¢t entfernet. Sekierpera. Hat die¢e Narrin gleich Natur und Witz verlernet/ Wenn ¢ie des Sultans Gun¢t mit Fu¢¢en von ¢ich ¢to¢¢t: So lach¢en tau¢end Seel’n nach Bal¢am/ welchen flo¢¢t Die Hold des Kay¢ers ein. Die Keu¢ch- und kalt¢ten brennen/ Wo Fur¢ten-Blicke fall’n. Man gebe zu erkennen Des Kay¢ers reine Glut dem Vater; de¢¢en Eyd Nichts minder ihn verknupft/ auf die Ergetzligkeit !19 " Des Sultans/ als aufs Heil des Reiches vorzu¢innen. Ibrahim. Wohl! wir gehn/ umb alsbald ¢ein Hertze zu gewinnen.
366 Graus] Grans BE Graus CD graus A 370 lieb gewinnt] liebt gewinnt BE lieb-gewinnt CA lieb gewinnt D
Die er¢te Abhandlung
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Der Schauplatz verandert ¢ich in den Saal Ho¢ada/ wo die gro¢¢en Bedienten ¢ich ver¢amlen/ und der Stuel des Sultans ¢teht. Mufti. Mehemet Ba¢¢a. Bectas. Janit¢charen Aga. Kiuperli Ba¢¢a. Kul Kiahia der Unter-Aga der Janit¢charen. 385
Mufti. So trit Venedig noch uns Candien nicht ab? Mehemet Bassa. Die Antwort/ welche mir itzt er¢t Soranzo gab/ J¢t Hochmuth/ Dreuen/ Trotz.
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Bectas. Soll eine Stadt uns pochen? J¢t Oßmanns Witz verfalln/ und Oßmanns Arm zerbrochen? Kan un¢er Fur¢t/ der ja das Haupt der Welt will ¢eyn/ Mit allen Kraften nicht zwey Stadte nehmen ein? Canea/ Retimo ¢ind ja in un¢ern Handen. Mehemet Bassa. Sey ¢icher: daß wir nichts an Candien mehr enden; Auch wurde dort noch ietzt kein Turcki¢ch Segel wehn/ Wenn ¢ich Venedig hatt’ ie Friedenbruchs ver¢ehn. Mit Ungewafneten laßt ¢ich’s ja Streiche wagen. Jetzt/ nun wir auß der See ¢chon zweymal ¢ind ge¢chlagen/ Durch ihren Moro¢in/ nimmt un¢er Sultan wahr: Es dorffe mehr Ver¢tand/ auch ¢chaff’ es mehr Gefahr Mit einer ¢olchen Stadt/ als geilen Weibern kriegen. ! 20 " Jetzt/ nun der Krieg ¢ich ¢chleppt/ la¢¢t ihn der Sultan liegen/ Hengt ¢einer Wollu¢t nach. Dem Divan liegt die La¢t Des Krieges einig ob.
vor 385 Stuel] Stul C 395 ja] leicht A
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Ibrahim Sultan
Bectas. wo nicht ein Fur¢t ¢elb¢t fa¢¢t Das Ruder ¢eines Reichs/ kan keine Fahrt gerathen. GOtt kronet Knechte nicht ¢o/ wie der Fur¢ten Thaten. Als Oßman in den Grund diß Reich geleget hat/ Als Orcan Pru¢ien erobert/ Amurath Die Stadt des Adrian/ und in Europens Hertze Den er¢ten Spiß ge¢teckt; ja un¢ers Glaubens Kertze Jm Nord gezundet an; alß Konig Bajazeth Die Siegs-Stadt Serviens durch neuen Sieg erhoht/ Den Kay¢er Sigismund hat ¢chier in Staub getretten; Als Mahumeth den Strom der Donau ¢chloß in Ketten/ Biß in Wallachen drang; Als Ludwig und ¢ein Land Und ¢ein verzweifelt Heer in Amurathens Hand Be¢iegt bey Varna fiel/ und ¢einer Fal¢chheit Nebel Jn blut’ge Flut zerraan; Als die erhitzte Sebel Des gro¢¢en Mahumeths zwey Kay¢erthumer zwang: Daß zweyer Kay¢er Kopff fur ¢eine Fu¢¢e ¢prang/ Als er zwolff Reich’ einnahm/ zwey hundert Stadt’ er¢tritte/ Wie Selim uberwand Damaßkens groß Gebitte Des Tomonbejus Reich; als Solimans ¢ein Stahl Pe¢t/ Rhodis/ Ofen zwang; ja als noch’s letzte mahl Vom vierdten Amurath ward Bajadeth bezwungen/ Hat die¢er Helden Arm ¢elb¢t durch den Feind gedrungen Und fur des Reiches Heil das Leben feil gemacht. Jtzt nun der Sultan nur auff Uppigkeit hat acht/ Was ¢ol fur Gluck uns bluhn? Mufti. Ja/ leyder! ich befahre: Es nahere ¢ich ietzt das Ende der zwolff Jahre/ Seit dem des Oßmans Hand den rothen Apffel fuhrt Als un¢er Untergang. Und meine Seele ruhrt
420 Selim] Selmi BCDEA 414 Amurathens] Amurethens A 418 Kopff] Kopff D 421 Solimans] Selimans A
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Die gro¢¢e Wa¢¢erflut/ die Mahumeds Gebeine Zu Mecha fort ge¢chwemmt/ und die geweyhten Steine Des Heiligthums ver¢ehrt. Der Per¢’ und Ketzer hat !21 " Fur wenig Zeit uns ¢chon die uns hochheil’ge Stadt Medinen abgerennt. Wie viel i¢t Zeit ver¢trichen: Daß un¢er Kay¢er halb vom Glauben abgewichen? Daß Achmet Bott¢chafften dem Chri¢ten Gratian Neb¢t Landern ubergab? Ja ein recht Greuel kan Fur¢t Fakardin uns ¢eyn/ der Schaum verdammter Chri¢ten. Kein geiles Weib kan nicht nach Buhlern ¢o gelu¢ten/ Nicht ¢o bezaubert ¢eyn/ als den be¢igten Hund Hatt’ Amurathes lieb. Und uns i¢t leyder kund Daß Per¢en Chri¢ten hat zu Feld-Herrn furge¢tellet. Als Facfurs Ehweib ward vom Arcomat gefallet/ Und mit ihr A¢cota; ward er zwar todt und bleich Jn Armen eines Monch’s; Allein Chach Abens Reich Vom Aberglaub’ erfullt; indem er durch ¢ein Bitten Den Schwarmern Lufft erwarb: daß Abubeckers Hutten Jtzt thorchte Chri¢ten fulln. Da die Gewogenheit Zu Chri¢ten ¢terbens werth hieß noch fur wenig Zeit. Als Konig Kataband die Gurgel ab ließ ¢techen Dem er¢tgebohrnen Sohn/ war einig diß Verbrechen Des Anza Menza Schuld. Wie feindlich ¢charff und ¢chwer Fiel vor der Chri¢tenheit der Tartarn fluchtig Heer? Cham Chiran aber hat den Sultan lang¢t verlachet/ Das Turck¢che Heer zer¢treut; verdammten Bund gemachet Mit Polen/ und ¢ein Kind zur Gei¢¢el ihm ver¢etzt/ Ja der Co¢acken Schwarm uns auff den Hals gehetzt; Der Caffa/ Sinope und Trapezunt bezwungen/
441 Hund] Hund/ BCD Hund A Hund, E 447 erfullt;] erfullt BCDE erfullt; A 458 Co¢acken] Cho¢acken BE Co¢acken CDA 433 441 445 446 458 459
Heiligthums] Heyligthumbs A Nicht … ¢eyn] Noch zaubri¢ch ¢chlaffen ein A A¢cota] A¢cata C Abens] Abas A Ja] Und A Caffa] Ca¢¢a CD
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Ibrahim Sultan
Jn Port und Vor¢tadt i¢t Stambuldens eingedrungen. Der Divan weiß ¢elb¢t mehr kein Mittel un¢rer Ruh; Als daß man’s Bo¢phors Mund mit Ketten ¢chlie¢¢e zu. Ja Siebenburgen trotzt den Sultan mit Befehlen: Daß Er zum Fur¢ten den Ragotzy muß erwehlen/ Den J¢tuan thun ab. Noch ¢chlimmer Zufall i¢t: Daß Kay¢er Machmets Sohn Jachias ward ein Chri¢t; Daß er den Groß-Ve¢ier/ das Haupt der Janit¢charen/ Den Mufti/ und die mehr des Reiches Pfeiler waren/ ! 22" Durch Meineyd ¢o nam ein: daß ¢ie ihm hatten ¢chon: Den Bruder Achmet ab/ ihn auf des Oßmans Thron Zu ¢etzen ¢ich ver¢chworn; daß er Ko¢ack und Chri¢ten Und Tartern ¢ich erkuhnt auff un¢ern Fall zu ru¢ten/ Bejammern wir noch itzt. Und hatt ein Un¢tern nicht/ Dem Wall¢tein/ bey dem er am Brette war/ das Licht Zu zeitlich außgele¢ch’t/ ¢o hatt er Oßmans Reiche Be¢orglich noch ver¢atzt viel ¢chadlich-¢chwere Streiche. Doch ach! das arg¢t’ i¢t diß; was mir mein Hertz’ aufritzt: Daß Sultan Jbrahims ¢ein Sohn in Franckreich ¢itzt/ Den der Malthe¢er Macht gefanglich hat be¢tricket/ Als fur drey Jahren er nach Mecha ward ge¢chicket. Auß welchem mit der Zeit der Rauber Aberwitz Ein Werckzeug ¢chnitzen kan/ des Oßmanns hohen Sitz/ Den Glauben Mahumets empfindlich anzufechten; Die Per¢’ und Chri¢ten ¢tets mit uns in Krieg zu flechten Sich durch viel Argli¢t muhn.
467 den] dem BCDEA 473 itzt.] itzt’ B itzt. CDA ietz’t E
hatt] hat B hatt CDE
460 i¢t] ¢ind A 468 Den] Der E Reiches] Reichs E 473–476 hatt … Streiche] hatte Wall¢tein nicht/ | Sein Abgott; durch die auch vergeß’ne Treu und Pflicht | So zeitlich ¢ich ge¢turtz’t/ hett’ er wohl Mittel funden/ | Zu ¢chlagen un¢er Reich mit mehr und gro¢¢ern Wunden A 478 Sultan] Kay¢er A 481 welchem] welchen A
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Mehemet Bassa. Jch ¢pure viel Gefahr/ Und un¢ers Untergang’s ¢ind hundert Zeichen dar. Der Turcken Kay¢erthum ¢teht nicht auf eig’nen Krafften. Wir ¢tehn/ ¢o lange noch die Chri¢tenheit mit Safften Verkaufften Friedens ¢ich laßt ¢icher ¢chlaffen ein; Und ihre Schwerdter ¢elb¢t in eignen Darmern ¢eyn. Jtzt ¢cheint’s: es lehre ¢ie der Schaden ¢ehend werden: Daß wir ¢ie/ wie ein Fluß am Ufer/ Sand und Erden Schier ohn’ Empfindlichkeit/ im Grunde wa¢chen auß; Biß mit durchbohrtem Rand’ auf einmahl Reich und Hauß Ein Raub der Wellen wird. Denn Holland hat durch Frieden Mit Spanien nicht nur den langen Zwi¢t ent¢chieden; T¢chernin ¢pannt auch nunmehr den Bogen hoher an; Sagt: daß ¢ein Kay¢er nichts in Siebenburgen kan Enthengen un¢erm Hei¢ch; trotzt auff des Adlers Klauen/ Wo er in Ungern wurd’ auch min¢ten Eingriff ¢chauen. Weil zwi¢chen Teut¢chland/ Schwed’ und Franckreich auch der Fried/ Auf ¢icherm Fuße ¢teht. Kiuperli. Das Ungluck das uns bluht/ !23 " Komm’t her von un¢er Schuld. Daß Aden i¢t verlohren/ Des Rothen Meeres Mund/ daß Habeleh der Mohren Jhr Kapzaum i¢t ver¢pielt/ daß Baßora noch wanck’t/ Ruhrt her: daß mancher Held wird ¢potti¢ch abgedanckt; Daß man Damaß/ Alcayr und Bagadet vertrauet Dem/ der das mei¢te zahlt; und die am Brete ¢chauet/ Die nur des Sultans Gun¢t erkauffen durch viel Geld; Daß man Verdien¢t und Treu fur arg¢te La¢ter halt/ Ver¢chnittenen raumt ein die Tugenden zu drucken/ Ja ¢ich den Vogeln gleicht/ die nur den Guckug zwicken/ 505 Kapzaum] Kapzaun BA Kapzaum CDE 487 489 494 500 503
Kay¢erthum] Kay¢erthumb A ¢chlaffen] ¢chlaffern D durchbohrtem] durchbohrten A Ungern] Ungarn D Aden] Adem E
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Ibrahim Sultan
Auß Sorg’/ er werde noch als Falcke ¢ie fall’n an; Daß man/ als Sonne nichts erhoben ¢ehen kan/ Und die gleich Sternen ¢ind/ alß Dun¢te druckt zur Erden/ Des Sultans Eydame nun auch la¢t fahig werden Der Wurden die¢es Reichs; daß man die/ die durch Blutt Und vieler Jahre Schweiß ver¢ammlet einig Gutt/ Wie Schwamme drucket auß; des Sultans Tochter zwinget Uns noch als Kinder auff/ und umb’s Vermogen bringet/ Ja uns zu Sclaven macht; daß Jbrahim ver¢ehrt/ Was derer Andacht gleich zum Gottesdien¢t verehrt/ Die niemals ihn verletzt; daß/ was die Kay¢er haben/ Als Schatz und Heiligthum in Thurme tieff vergraben/ Er als wie Sand zer¢treu’t; daß er zu La¢tern lacht/ Auß ¢einer Uppigkeit ein offen Schau-Spiel macht/ Umb daß er ¢eine Brun¢t durch frembdes Oel anzunde/ (Da es vor die¢er Zeit war ¢terbens-werthe Sunde/) Zum Garten/ wo der Fur¢t mit ¢einen Dirnen ¢pielt/ Zu¢chauer ihm be¢tellt. Daß ¢ein Gemuthe zielt/ Des Ketzers Kadaris fur lang¢t verdammte Lehren/ Die des Verhangnu¢¢es Ertzt-fe¢te Schlu¢¢e ¢toren/ Und der Schapme¢tahis ihr halbes Chri¢tenthum Zu bringen in den Schwung. Daß er fur gro¢¢en Ruhm Und Helden-Thaten halt/ wenn er verdiente Ba¢¢en/ Die fur ¢ein Heyl gewacht/ kan nieder¢abeln la¢¢en; Wenn ihr durch Wund’ und Schweiß erworben Erbtheil ihn !24 " Als Bruder lachet an; Wenn/ die die Ramme ziehn Und Brater wenden umb/ ¢o ¢chnell als Erd-Ge¢chwure 519 Schwamme] Schamme BE Swchamme C Schwamme DA
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Eydame nun] Tochter Sohn’ itzt A umb’s] um’s E Heiligthum] Heiligthumb A zer¢treu’t] ver¢treu’t A Umb] Um E frembdes] fremdes E Zu¢chauer ihm be¢tellt] Ein Auge wenden hin A Kadaris] Karadis D Verhangnu¢¢es] Verhangni¢¢es D Schwung] Schwang D Erbtheil] Ertheil E umb] um E
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Auff¢chu¢¢en/ und ¢ich gar ¢tell’n uber die Vi¢ire. Alepo ¢teht hierumb in gro¢¢erer Gefahr/ Als da noch Aba¢¢a ¢ein Haupt des Auffruhrs war; Und Fakardins ¢ein Schwantz/ die ¢chlauen Dru¢en ¢tecken Jn Sidons Holen noch/ und in Saidens Hecken. Diß klagen/ leider! wir/ diß geht uns Haupter an! Das Volck/ das ¢eine La¢t nicht langer tragen kan/ Fuhrt nach viel Seufftzen ietzt bewegliche Be¢chwerden/ Weil nun auch Steinen Schweiß will außgepre¢¢et werden/ Wie vom Abdulmelick. Albanien/ das noch Nicht allerdings gebeug’t den Nacken unters Joch/ Spinnt neuen Auff¢tand an. Kurtz! wir fall’n ubern hauffen/ Und un¢er Glucks-Spiel ¢cheint ietzt ¢o verwirr’t zu lauffen: Daß wo die Chri¢ten uns recht in die Karte ¢ehn/ Und Ferdinand es wagt; ¢o i¢ts umb uns ge¢chehn.
Bectas. Ibrahim. Mufti. Mehemet. Kiuperli. 555
Bectas. Schweig! denn der Sultan kommt. Ibrahim. J¢t der Befehl voll¢trecket? Mehemet. Ja! doch Soranzo bleibt ver¢tockt und uner¢chrecket. Sagt daß Venedig ¢elb¢t eh’ in den Grund wil gehn/ Als auf Dalmatien uns einig recht zu¢tehn; Und eine Spanne Land von Candien entraumen.
549 Abdulmelick] Abdumelick BCDE Abdulmelick A
541 543 548 554 559
hierumb] hierum E Dru¢en] Dru¢en A Steinen Schweiß] Steinen-Schweiß A umb] um E entraumen] einraumen A
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Ibrahim Sultan
Ibrahim. Soll die¢er Sclave noch auf uns den Hochmuth ¢chaumen? Und lachen un¢ers drau’ns? Wol! es ¢oll un¢er Haupt Nicht eher ¢anffte ruhn; als biß Venedig glaubt: Daß Jbrahim nicht mehr mit Wort- als Wercken blitze. !25 " Kiuperli. Der Sultan gebe mir und meinem Aberwitze Genadiges Gehor! Jch ¢orge: daß wir nicht/ Biß daß der Groß-Herr ¢elb¢t nach Candien aufbricht/ Dort werden Mei¢ter ¢piel’n. Wo Gluck’ und Sieg ¢oll bluhen/ Das Kriegsheer hertzhaft ¢eyn/ muß der zu Felde ziehen/ Dem Gluck und Sieg fallt zu. Sein wach¢am Auge ¢chlag’t Oft/ wo ein Heer ver¢pielt; ermuntert und bewegt Die trag und furcht¢am ¢ind. Der Fur¢t hats ¢chon ge¢chauet/ Als von Sili¢trien dem Ba¢¢en anvertrauet Der Zug auf A¢ac ward; wie viel ein Knecht kan fehl’n. Ja Mißgun¢t wagt ¢ich dar mei¢t frembden Ruhm zu ¢tehl’n Den Sieg ¢elb¢t zu ver¢tor’n/ Vernunft und Witz zu blanden. Des Groß-Veziers ¢chal Aug’ entzog uns aus den Handen Den Sieg auf Bagadet. Denn/ als der Lowen-Muth Des Murat Ba¢¢en ¢ich durch Mauern/ Stahl/ und Glut Drang ¢turmend in die Stadt/ ließ er auß blo¢¢em Neiden Vom Sturme bla¢en ab/ ja ihm den Kopff ab¢chneiden: Daß un¢er Heer be¢iegt/ die Fe¢tung Per¢i¢ch blieb/ Biß Amurath ¢elb¢t kam und Heer und Sturm antrieb.
561 drau’ns] draun’s BC drauns D drauns’ E drauns A 565 Gehor!] Gehor? BCDEA 562 567 574 576 577 579
eher ¢anffte] ¢anft und fried¢am A als biß] biß daß A ¢piel’n] ¢pielen A Mißgun¢t] Schal¢ucht A frembden] fremden E ¢chal] ¢chel A Bagadet] Bajadet A blo¢¢em] blo¢¢en A
Die er¢te Abhandlung
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Ibrahim. Wir woll’n in Creta ¢elb¢t die grune Fahn auffuhren. Laß auch noch heute ¢ich dein gantzes Lager ruhren/ Fur un¢er Burg das Haar von Pferden ¢tecken auß. Du aber Mehemed/ laß des Soranzo Haus Noch ¢org¢amer verwahrn/ doch ihm zur Furcht entdecken: Daß wir auf Candien ¢elb¢t wolln die Fahn auf¢tecken. Mufti. Der Schluß i¢t Ruhmes werth; diß i¢t die Tugend-|Bahn/ Dardurch uns Mahumed die Welt macht unterthan/ Die zu den Sternen fuhrt/ die Sterbliche vergottert !26 " Und ein Gedachtnis ¢chafft; daß/ wenn der Himmel wettert/ Die Marmel-Seul’n zermalm’t/ Colo¢¢en ¢chlag’t entzwey/ Und Tempel legt in Graus/ i¢t vom Verwe¢en frey. Ja wenns Verhangniß gleich la¢¢t einen Fur¢ten fallen/ So gleicht ¢ein Grabe¢tein durch¢ichtigen Chri¢tallen/ Durch den man ¢ein Verdien¢t der Tugend ¢chauen kan/ Und de¢¢en Seele nimmt die Art des Fenix an: Daß ¢ein Begrabniß i¢t der Anfang ¢eines Lebens; Und Zeit und Mißgun¢t muht ¢o denn ¢ich nur vergebens Die Fackel ihres Ruhm’s mit Wolcken zu ver¢tell’n/ Den Silber-reinen Kreiß des Mohnden anzubell’n. Ibrahim. Ja wol/ diß ¢chlie¢¢en wir! Ach! aber/ un¢er Hertze Wird ¢elb¢t von Ang¢t bekriegt/ bekampft vom herben Schmertze/ Des Sultans Seele ¢chwimmt in einer wu¢ten See/ Die Flammen auf die Bru¢t ¢trommt/ in die Glieder Schnee/ Verwirrung ins Gehirn’? Und in uns ¢elber wi¢¢en Von keinem Frieden wir; die wir auf andre ¢chlu¢¢en Jetzt gleich Verterb und Krieg.
585 587 589 592 598 603 609
Pferden] Pferdten D verwahrn] verwahren A Tugend-Bahn] Tugends-Bahn A Gedachtnis] Gedachtnus A Fenix] Phonix D ¢chlie¢¢en] ¢chlu¢¢en A Jetzt] Jtzt E Verterb] Verderb ACDE
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Ibrahim Sultan
Mufti. Was ficht den Kay¢er an?
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Ibrahim. Ein Ubel/ das kein Artzt/ als Mufti, heilen kan. Mufti. J¢t es Gewi¢¢ens-Ang¢t? ¢ind’s tieffe Seelen-|Narben? Ibrahim. Nicht Narben/ Wunden ¢ind’s/ doch von viel andern Farben. Mufti. Dem Artzte muß das Kwell der Kranckheit ¢eyn bekand. Ibrahim. Der Uhr¢prung und die Salb’ i¢t in des Mufti Hand.
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Mufti. Stehn ¢ie in meiner Hand/ bin ich bereit zu rathen. Ibrahim. Vertro¢tung lindert’s Weh/ Gene¢ung kommt von Thaten. !27 " Mufti. Der Kay¢er meld’ uns doch/ was Weh und Artzney ¢ind. Ibrahim. Jch bin von Liebe kranck/ das Pfla¢ter i¢t dein Kind. Mufti. Was ¢oll ein Kind/ wie ¢ie/ fur Liebes-Brand entzunden?
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Ibrahim. Wird man im Himmel doch nur ¢olche Kinder finden!
619 entzunden] anzunden A
Die er¢te Abhandlung
Mufti. So Eh’ als Paradis erfordert funfzehn Jahr. Ibrahim. Was furchten Jungere vom Lieben fur Gefahr? Mufti. Sie wird den Kay¢er nicht nach Wund¢ch vergnugen konnen. Ibrahim. Neid tadelt/ was er nicht dem Nech¢ten will vergonnen.
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Mufti. Was ¢ol ein Knecht/ wie ich/ dem Großherrn gonnen nicht? Ibrahim. Wie daß uns Mufti denn die Tochter nicht ver¢pricht? Mufti. Es i¢t mein Wun¢ch: daß ¢ie ¢ich ¢eine Magd darf nennen. Ibrahim. Ver¢ichre ¢ie: daß wir von ihren Strahlen brennen. Ver¢icher¢t aber du uns ihrer Gegenhold?
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Mufti. Jch meyne: daß mein Kind mit beyden Armen ¢olt’ Umbfa¢¢en diß Geluck’/ und ¢ich ietzt ¢eelig ¢chatzen. Ja mit was Gro¢¢erm kan der Sultan mich ergatzen/ Als/ da er auf mein Haus Genad und Auge neigt/ Mein Kind auß Staub auf Gold in Oßmans Bette ¢teigt?
634 ¢teigt?] ¢teigt. BCDEA
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Wund¢ch] Wun¢ch DE dem] den C Wun¢ch] Wund¢ch A Gro¢¢erm] Gro¢¢ern E
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Ibrahim Sultan
Ibrahim. Nimm diß ge¢tuckte Tuch als un¢rer Liebe Zeichen Zu Pfande von uns an. Laß’t Augenblick’s ihr reichen Ein Purpurn Braut-gewand. Mufti. Jch nehm’s in Demut an/ Begierig zu vollzihn/ was ¢eine Liebe kan Vergnugen/ und mein Haus zur hoch¢ten Staffel ¢tellen.
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Ibrahim. Geh/ eile. Denn Verzug ¢chafft Buhlern Pein der Hollen. ! 28"
Reyen. Der Gottlichen Rache/ der Stadt Byzanz/ der Schwalgerey/ der Geilheit/ des Geitzes/ des Zorns/ der Hoffart.
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Die Gottliche Rache. Erzittert/ Sterbliche/ fur mir! Denn kron’t mein Haupt gleich ein ¢chon Regenbogen; So bricht doch Blitz und Donner fur Auf den/ der GOTT zum Eifer hat bewogen. GOtt zahlet zwar nicht taglich auß; Doch i¢t Er keinem ie was ¢chuldig blieben. Sein lang¢am Zorn druckt gar in Grauß; Und ¢ein Vermerck i¢t in Metall ge¢chrieben.
635 636 637 638 640
Nimm] Nimb A Zu … Augenblick’s] Der Liebe Merckmahl hin. Man ¢ol ¢chnur¢tracks A Purpurn] Purpern A Purpur D vollzihn] vollzihu A Buhlern] Bulen CD
Die er¢te Abhandlung
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Byzanz. Mir Aerm’¢ten bebet iedes Glied/ Das Hertze ¢chlag’t/ das Haar ¢teht mir zu Berge! Ver¢chone der/ die fur dir kniet! Kein Rie¢e ¢ieg’t mit Nachruhm’ uber Zwerge. Hilff mir vielmehr/ weil die Gedult Schon buß’t zweyhundert Jahr die Schuld. Die Rache. Jch habe kein ruchlo¢er Kind; GOTT hatte dich zur Welt-Sonn’ aufge¢tecket/ Und gleichwol i¢t dein Thun ¢tock-blind/ Ja du ha¢t wie ein Mohnde dich beflecket. ! 29" Byzanz. Weil/ Leider! das Verhangniß mich Hat untern Krebs/ des Mohnden Haus/ ge¢etzet; Geht Gluck und Klugheit hinter ¢ich/ Mein Antlitz wird mit Thranen-Thau genetzet; Und Oßmanns bluttig Mohnde dreu’t Mir taglich noch mehr Sturm und Leid. Die Rache. Fur dir i¢t’s Mohnden Wachsthum klein. Was klag¢tu denn? die Welt liegt dir zu Fu¢¢en; Du ¢elb¢t verdu¢ter¢t deinen Schein/ Erlu¢tig¢t dich an Sund- und Fin¢ternu¢¢en.
651 kniet] kniet’ BCE kniet DA Hs. 652 Nachruhm’] Nahruhm’ BCE Nachruhm D Hs. Nachruhm’ A 668 Sund- und] Sund-und BCE Sund- und A Sund und D Sund’ und Hs. 654 656 657 659 666 668
Schon … Jahr] Zwey hundert Jahr ¢chon bußt Hs. aufge¢tecket] aufge¢teckt Hs. Thun] Thau CD Verhangniß] Verhangnus Hs. klag¢tu] klag¢t du D zu] zun A Hs. Fin¢ternu¢¢en] Fin¢terni¢¢en D
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Ibrahim Sultan
Byzanz. Oft ¢tecken Wurm’ in guld’ner Frucht/ Der ¢chlim¢te Stern i¢t ober¢ter Planete; Mein Wachsthum i¢t nur Wa¢¢er¢ucht/ Und meine Sonn’ ein ¢chwantzichter Comete. So hilff nun/ Rache/ Rach’ und nimm Von mir den Bluthund Jbrahim! Die Rache. Brich Abgrund! ofne deine Thur’! Und ¢chicke bald ein Werckzeug meiner Rache! Die Laster. Wir La¢ter ¢tell’n zu Dien¢t’ uns dir. Weil wir der Men¢chen Schoß-Kind ¢ind/ und Drache/ Ja ieder mit uns buhlen will/ J¢ts ¢ie zu fre¢¢en uns ein Spiel. ! 30" Byzanz. Hilff GOtt! ¢oll noch der Schlangen Brutt Jn Jbrahims und meinem Bu¢em ni¢ten? Die Rache. Gift i¢t fur Gift zur Artzney gutt/ Und bo¢e Lu¢t dampft man mit bo¢en Lu¢ten.
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Byzanz. So ru¢te doch nur eines auß; Denn alle ¢turtzen mich in Grauß. Die Schwelgerey. So komm’t mir denn das Vorrecht zu. Weil Men¢chen ¢chon nach meiner Milch gelu¢ten/ Wenn ¢ie in Windeln ¢chopfen Ruh’/ Die Zunge noch ¢augt an den Mutter-Bru¢ten. 682 686 687 690
Bu¢em] Bu¢en A Grauß] Gruß E komm’t] kommt Hs. ¢augt] ¢augt A
Die er¢te Abhandlung
Die Geilheit. Jch bin der Brunn/ der Men¢chen ¢chafft/ Ein Oel/ das Blut und Flei¢ch und Hertz’ anzundet; Der Himmel ¢chmiltzt durch meine Krafft/ Die Gotter zwingt und Stahl wie Wachs zerwindet.
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Der Geitz. Weicht alle mir! ihr ¢ey’t mein Brutt; Denn ich bin ja die Wurtzel alles Argen/ Wenns Alter aller La¢ter Glutt Le¢cht auß/ ¢teig’ ich in Sarg mit meinem Kargen. !31 " Der Zorn. Mein Blitz zermalmet Stahl und Stein. Mein Ziel i¢t’s Grab/ der Uhr¢prung i¢t die Wiege. Wo alle La¢ter bu¢¢en ein/ Erhalt mein Arm durch Mord und Feuer Siege. Die Hoffart. Mein Uhr¢prung ruhr’t vom Himmel her/ Jhr auß der Holl/ und wilder Thiere Holen. Denn ihr herr¢ch’t nur in Schwein und Beer; Jn Adlern ich/ und in vernunfft’gen Seelen. Die Schwelgerey. Jch aber mache durch den Stein/ Durch Schwul¢t und Gicht und Schwind¢ucht bald ein Ende.
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Die Geilheit. Mein Gifft nimmt mehr die Seelen ein/ Und Seuchen ¢ind auch Waffen meiner Hande.
706 vernunfft’gen] vernunfft?gen B vernunfft’gen CEA vernunfftgen D 698 701 704 705
Sarg] Sarch Hs. meinem] meinen Hs. bu¢¢en] bißen Hs. Holl] Hell’ Hs. Thiere] Thure Hs. Beer] Bar D
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Ibrahim Sultan
Der Geitz. Jch henckere ja ¢elber mich; Wie ¢oll ich nicht auch andern’s Licht verkurtzen? Der Zorn. Mein Grimm hat’s Blitzes Flug in ¢ich/ Des Maulwurffs Blindheit/ wie ¢oll er nicht ¢turtzen? !32 "
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Die Hoffart. Die Hoffarth kommt fur’m Fall in’s Hauß/ Und wer hoch fleuch’t/ ¢chmeltzt an der Sonnen-Hitze. Byzanz. Rach’ ube deine Straffen auß; Nur/ daß ich nicht mehr Blutt dabey ver¢prutze; So brauch’ ein La¢ter doch hierzu/ Das mir nicht weh/ ihm ¢u¢¢e thu. Die Rache. Durch Zucker gib’t ¢ich Gifft leicht ein/ Und Schlangen ¢ind in Ro¢en wohl ver¢tecket. Wohlauf denn/ Geilheit! du ¢ol¢t’s ¢eyn/ Die meinen Schluß/ des Bluthund’s Fall voll¢trecket.
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Die Geilheit. Eh’ als die Morgenrothe kan Der Welt zweymal die Augenbranen zeigen/ Soll Jbrahim ¢eyn abgethan/ Durch die¢en Brandt/ ¢ein Lebens-Oel ver¢eigen. Alle. Ja! Unzucht i¢t ¢o todtlich Gifft/ Das Drachen-Eyter ubertrifft. ! 33"
726 Augenbranen] Augenbraunen CD
Die andre Abhandlung
Die andre Abhandlung. Der Schauplatz ¢tellet fur den Vorhof der heiligen Sophien-Kirche/ welche itzt die furnehm¢te Turcki¢che i¢t. Ambre des Mufti Tochter. Lalpare ihre Mutter.
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Ambre. GOtt/ der du ¢ieben Meer’/ der ¢ieben Himmel La¢t/ Neb¢t ¢iebzig tau¢end Schaarn zu deinen Fu¢¢en ha¢t/ Ja Engel/ Ehre/ Perl’n/ Macht/ Gottheit unterm Throne. Wo deine ¢chlechte Magd was bitten darff/ ¢o ¢chone Der¢elben/ die dich ¢tets inbrun¢tig bethet an; Hilff/ daß kein Nebel nicht mein Licht verdu¢tern kan; Wie Gei¢t und Traum mir dreu’t. Jch falle dir zu Fu¢¢en/ Begierig Tag fur Tag der Erde Staub zu ku¢¢en Auß Andacht gegen dich. Die Lampe brennt allhier So ¢ehr nicht/ als mein Leib/ auß Liebe gegen dir. Laß geiler Brun¢te Rauch nur meine Bru¢t nicht ¢chwartzen. Und dir/ O Mahumed/ dir ¢ag’ ich zu vom Hertzen: Daß ich biß in den Halß im Flu¢¢e bu¢¢en will/ Wo Eva Bu¢¢e that; Daß/ wo mein Lebens Ziel Mir nicht der Tod verruckt/ ich fa¢ten Vor¢atz habe Walfahrtende zu zihn nach Mecha/ zu dem Grabe/ Zu ku¢¢en deines Sarg’s hochheil’gen Marmel¢tein/ Der itzt ein Engel i¢t/ und mit der Zeit wird ¢eyn Ein Steig ins Paradiß. Jch will mit bitt’ren Zahren Allmo¢en-Opfer GOtt iedweden Tag gewehren;
vor 1 andre] andere CDE 12 vom] von D 16 Grabe] Gabe D
Lalpare] Calpare A (ebenso in der ganzen Szene)
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Ibrahim Sultan
Er tilge nur in mir ¢ein reines Bildnuß nicht. Denn/ da auch Gabriel das Sonnen-gleiche Licht !34 " Des Monden hat vermocht durch Anruhr’n bleich zu machen; Wie ¢oll/ wenn Gottes Grimm will wider mich erwachen/ Sein Schwefel-Athem mich nicht in Staub/ A¢ch’ und Koth Und ein ¢chlimm Aaß verkehrn? Lalpare. Diß i¢t ein Werck/ das GOtt Und Engeln wohlgefall’t/ ¢tets fur den Tempeln knien; Der¢elben Same muß wie grune Palmen bluhen.
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Ambre. Wie daß der Frommen Fuß denn ¢tets auf Di¢teln tritt? Wenn Bo¢’ auf Ro¢en gehn? und ihr ¢tockblinder Schritt Nie der Dama¢ten fehl’t? Die Welt i¢t wol zu nennen Ein Schau-Platz/ wo man nur die Un¢chuld ¢iht verbrennen/ Und Galg’ und Rad ihr bau’t. Lalpare. Und uns ein Predig¢tul/ Der uns in’s Hertze ¢chreit: Daß Tugend hier den Pful/ Dort ihren Himmel hat; Daß die umbdornten Lilgen Jm Garten die¢er Welt/ die Reiff und Mehlthau tilgen/ Umbblumte Ro¢en ¢oll’n im Paradi¢e ¢eyn. Ambre. Wie ¢chwer geh’t die¢e Gall’/ Ach! un¢ern Lippen ein!
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Lalpare. Creutz-Trager ¢ingen GOTT die angenehm¢ten P¢alme. GOtt ¢chlag’t der Un¢chuld Stein nicht/ daß Er ihn zermalme/ Die Tugend-Funcken ¢olln auß ¢elbtem ¢trahlen fur. GOtt leitet un¢er Schiff auf Klippen/ nicht daß wir Dar ¢olln zu ¢cheutern gehn/ nur/ daß wir beym Gewitter
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Bildnuß] Bildniß D ¢elbtem] ¢elb¢tem C ¢elbem D ¢cheutern] ¢cheitern E
Die andre Abhandlung
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Solln lernen Hertzhafft ¢eyn. Was aber will ¢o bitter/ Mein Kind/ mein Tro¢t dir ein?
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Ambre. Ein hoch¢t-ab¢cheulich Traum Dreu’t Tod und Schande mir. Die Mitternacht war kaum Der Anfang meiner Ruh/ als ich von einer Schlangen/ Mit gift’gem Ja¢chte ward begeifert und umbfangen; Doch/ als ich machte mich von ihrem Schwantze frey/ !35 " Zerbor¢te von ¢ich ¢elb¢t der gro¢¢e Wurm entzwey. Lalpare. Mein Kind/ nicht la¢¢e dich durch ¢olche Schatten ¢chrecken. Ambre. GOtt pflegt/ was kunfftig i¢t/ durch Traume zu entdecken. Lalpare. Mei¢t ¢ind die Traume Dun¢t/ und ein nichts-|deutend Rauch.
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Ambre. So uberredte man den Sultan Oßman auch; Als ¢ich ¢ein groß Kamel gleich als durch Adlers-Flugel Schwang ¢ternwerts in die Hoh/ und ihm der leere Zugel Be¢turtz’t in Handen blieb; Der Außgang aber wieß/ Daß ihm hernach das Reich/ wie vor’s Kamel entrieß. Lalpare. Woher wol hatte¢tu zu furchten Gift und Schlangen?
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Ambre. Des Gluckes Bley-Fuß kommt wie das Thier Ha gegangen; Das Ungluck aber laufft ge¢chwinden Luch¢en fur. Lalpare. GOtt wende die Gefahr/ und der erhalt dich mir!
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nichts-deutend] nichtsdeudend C hatte¢tu] hatte¢t du D
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Ibrahim Sultan
Mufti. Ambre. Lalpare. Mufti. Nun werd’ ich dich/ mein Kind/ ¢o ehr’n als lieben mu¢¢en. Ambre. Jch werd’ in Demuth ¢tets der Eltern Fuß-Pfad ku¢¢en.
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Lalpare. Was wach¢t der Ambre denn fur neue Wurde zu? Mufti. Jhr bluhet Ehr’ und Thron und ewig-fa¢te Ruh. Ambre. Wie daß denn Furcht mein Hertz’ und Ang¢t den Schlaff betrubet? Mufti. Der Sultan i¢t in dich/ mein lieb¢tes Kind/ verliebet/ Und ¢chicket dir hiermit das Zeichen ¢einer Gun¢t.
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Ambre. Hilff Himmel! ich vergeh’: Ach! wie ¢ol tolle Brun¢t Und reine Keu¢chheit ¢ich vermahl’n und mi¢chen la¢¢en? Jn Tenos will ein Brunn nicht Safft auß Reben fa¢¢en/ Und meiner Adern Qvall/ fur dem Chry¢tall nicht rein/ ! 36 " Und Schwanen fleckicht ¢ind/ ¢oll ein Gefa¢¢e ¢eyn/ Darein der geile Heng¢t den Schaum der Unzucht ¢pritze? Lalpare. Was ficht mein Kind dich an? mit was fur Aberwitze Stoßt du des Kay¢ers Hold und dein Gelucke weg?
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Adern Qvall] Adern-Qvall BE Adern-Kwall C Adern-Quall A Adern-Quell D
vor 63 Lalpare] Calpare A (ebenso in der ganzen Szene) 65 neue] neuwe A 66 ewig-fa¢te] ewig-fa¢te E
Die andre Abhandlung
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Ambre. Solch Glucke ¢chafft Verderb/ und ¢eine Brun¢t macht Fleck’. Ach! ich erfahre ¢chon die Deutung meiner Traume! Wie die¢er Wurm das Gifft der Geilheit auf mich ¢chaume! Wie die¢er Ba¢ili¢k’ in Engli¢cher Ge¢talt/ Durch fal¢chen Sonnen¢chein der Liebe mache kalt/ Durch Zucker holder Kuß Ang¢t/ Schand und Tod auߢchutte. Frau Mutter/ wo ihr Hertz heg’t Mutterlich Geblutte/ Wo ihre Bru¢t noch Milch der Kinder-Liebe nehrt/ Wo ein fußfallig Kind je i¢t Erbarmens werth/ Wo meiner Thranen Saltz nur ¢chlechtem Wa¢¢er gleichet/ Das Kie¢el holet aus/ und Marmel¢tein erweichet/ Wo meiner Seufftzer Gei¢t ihr biß zur Seele klimm’t; So leide ¢ie: daß ich zum Opfer ihm be¢timm’t/ Eh als zur Braut ihm werd’/ und daß ich ¢eine Sebel Eh’ als die Lippen kuß/ in dem der Dun¢t und Nebel Des Lebens jener Welt/ darinnen weder wohl Noch ubel uns wird ¢eyn/ Mich mehr ergetzen ¢oll/ Als ¢eines Purpurs Glantz. Wil man mir dis ver¢agen/ So will ich Lebenslang als reine Jungfrau tragen/ Nach der Calender Arth an Ohren Ring’ aus Stahl/ Zu Kleidern Pferde-Haar/ ja tau¢end Ang¢t und Qvaal Geduldig ¢tehen aus; krieg’ ich nur die¢en Segen: Daß ich mich nimmer mehr zum Jbrahim darff legen. Lalpare. Was macht ¢o bitter dir den Liebes-Zucker an?
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Thranen Saltz] Thranen - Saltz BE Thranen-Saltz CA Thranen Saltz D Wil] Weil BCD Will E Wil A
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Durch] Dur E auߢchutte] außsckutte A klimm’t] glimmt D ¢eine] ¢einen D Purpurs] Purpers A Zu] Zum E Geduldig] Gedultig DE
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Ibrahim Sultan
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Ambre. Ach! ¢ie erwege doch: Ob der recht lieben kan/ Und Liebens wurdig i¢t/ der ¢tundlich Lieb und Brun¢te Mit fri¢chem Wech¢el kuhl’t/ der ¢tets durch theure Kun¢te Der Geilheit Oel einfloßt/ der arger brenn’t und gluh’t !37 " Als ein Sardanapal/ als Cajus und Avit; Die Greuel un¢rer Lehr’/ und Scheu¢al’ aller Zeiten. Ja man laß uns vergnug’t in’s Sultans Bette ¢chreiten/ Der Anmuth We¢ten-Wind auf un¢ren Bru¢ten ¢piel’n; Laß’ un¢re Seele gar der Aepfel Vor¢chmack fuhl’n/ Die zweyfach nach dem Bruch’ im Paradi¢e bluhen; So mogen wir doch nicht dem Hertzeleid’ entfliehen: Daß ich fur Grimm und Tod nur Kinder kan gebehrn/ Die auf die Schlachtbanck pflegt der Blutt-Dur¢t zu gewehrn Der Bruder/ wo ¢ie noch der Vater Rach’ entrinnen. Er ¢elb¢t/ Herr Vater/ wird ¢ich un¢chwer noch ent¢innen/ Aufs dritten Machmets Grimm und grau¢e Morderthat; Der mit dem Elt’¢ten Sohn auch de¢¢en Mutter hat Aus ¢chlupfrichem Verdacht recht-henckri¢ch aufgerieben; So ¢u¢¢e Fruchte trag’t der Groß-Herrn gro¢¢es Lieben!
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Mufti. Du mein hertzlieb¢tes Kind/ du meiner Augen Lu¢t/ Jch lobe deinen Schluß. Mir i¢t zu wohl bewu¢t Das Wermuth-bittre Gift/ das die¢er Bie¢am decket; Was fur ein Drachen-Maul in Engel-Larven ¢tecket. Befe¢tige dein Hertz/ auf Zufall/ Tod und Leid.
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fri¢chem] fri¢chen BCDE fri¢chem A vergnug’t] vergnugt’ BCEA vergnugt D Elt’¢ten] El ’¢ten BC Elt’¢ten EA alt¢ten D Schluß.] Schluß BC Schluß. DEA
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Wech¢el] Wech¢eln A Anmuth] Armuth A dem] den A Augen Lust] Augenlust A
Die andre Abhandlung
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Ambre. Ja! ich be¢tetig’ es durch einen theuren Eid: Daß nimmermehr ich nicht den Sultan lieben werde/ Raumt’ er des Oßmans Stul/ den halben Kreiß der Erde Sein gantzes Kay¢erthum mir gleich zum Braut¢chatz’ ein; Ja/ ehe ¢oll der Sarg mein Hochzeit-Bette ¢eyn. Mufti. GOTT wolle dir ¢tehn bey/ und Mahumed dich ¢egnen! Jch eile ¢olchem Brand’ in Zeiten zu begegnen.
Ambre. Mehemet.
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Ambre. Wie/ wenn der Himmel ¢ich in ¢chwartze Wolcken hull’t/ Und die betaubte Welt mit Knall und Blitz erfull’t/ !38 " Die Turteltauben wild’/ er¢chreckt/ und ¢chuchtern werden; So ang¢tig muß auch ich mich furcht¢ame gebehrden Und kein be¢turmtes Schiff wanck’t in den Wellen mehr; Es zittert von dem Nord kein E¢pen-Laub ¢o ¢ehr/ Als meine Seele beb’t! mein ¢chlagend Hertze ¢aget Mir Ach und Jammer wahr! Mehemet. Wie? meine Seele klaget Und blaß’t hier Seuftzer auß? Was ficht/ mein Licht/ ¢ie an? Ambre. Ein Elend/ welchem ¢ich kein Elend gleichen kan. Mehemet. Welch Unmen¢ch/ welch’ wild Thier beleidig’t ¢olche Tugend?
126 be¢tetig’] be¢tatig D 128 Raumt’] Raumt A
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Ibrahim Sultan
Ambre. Der Sultan leider! hei¢cht die Bluthen meiner Jugend/ Die Blumen meiner Zucht zum Opfer ¢einer Brun¢t. Mehemet. Des Purpurs Glantz gebuhr’t und wurtzelt Lieb und Gun¢t.
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Ambre. Gun¢t/ Lieb’ und Hold zerrinn’t/ wie bleiche Wa¢¢er-Gallen/ Wenn ¢tatt des Kernes ihr die Schalen nur gefallen; Und Purpur/ welchen nicht die Tugend bi¢am’t ein/ Gleicht Blumen/ die zwar ¢chon/ doch aber ¢tinckend ¢eyn. Erwage bey dir ¢elb¢t: Ob reines Oel kan glimmen Jn Ampeln/ die im Koth verdammter La¢ter ¢chwimmen? Ob eine Ader ¢ey am Sultan liebens-werth; Der wie ein Schein nur noch/ von Unzucht abgezehr’t/ Von Seuchen laß umb-irr’t? Mein Leib ¢oll Wurmer hecken/ Die Bru¢te Molchen nehr’n/ eh ich mit ihm beflecken Mir Seel und Glieder wil! Mehemet. O Himmel reine Glutt! Der Himmel ¢egne dich/ und ¢tarcke deinen Muth/ Der Helden abgewinnt/ Tyrannen uberwindet! Wie aber? darf ein Hertz/ das reinen Weyrauch zundet Jn deinem Tempel an/ ¢ich tro¢ten deiner Hold? Ambre. Der Ein¢amkeit hab’ ich von Kind auf wol gewolt/ !39 " Mein Alter i¢t auch zwar kaum fahig ¢u¢¢er Flammen; Doch/ wo ¢ie ¢ich vermahl’n mit Tugenden zu¢ammen/
155 umb-irr’t?] umb-irrt’ BC umb-irrt? EA umbirrt D 156 nehr’n] mehr’n BCA mehrn D mehr-n E 146 148 149 153
Purpurs] Purpers A Kernes] Kernen A Purpur] Purper A bi¢am’t] Bi¢an’t A am] an A
Die andre Abhandlung 165
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Wo ¢ie fur’m Sultan mich ¢ind machtig zu bewahrn/ So haben ¢ie Gewalt mit Ambren zu gebahrn/ So ¢teh’t mein Hertze dir/ wie itzt mein Antlitz offen. Mehemet. Jch bin entzuck’t auß mir! darf ich’s/ mein Engel hoffen? Dir an die Kehle fuhl’n/ dich Abgott bethen an? So glaube: daß der Fur¢t dich nicht ver¢ehren kan/ So lange Mehemet nicht i¢t in Staub verkehret. Ambre. Mein Kuß und Hertze ¢ey dir fur mein Heyl gewehret.
Der Schau-Platz verwandelt ¢ich ins Kay¢ers Gemach. Ibrahim. Sekierpera. Mufti. Achmet. Capachi-Bachi.
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Ibrahim. Kein Schif irr’t furcht¢amer in Klippen-reicher See/ Wenn Well und Sturmwind es bald tief/ bald in die Hoh Wie einen Ball umbwirfft; kein bebend Sclave zittert/ Wenn ¢ich auf ¢eine Schuld ¢ein Halßherr hat erbittert/ Jn ¢einen Fe¢¢eln ¢o; auch kein Verbrecher nicht/ Der/ wenn der Richter Rach’ ihm ¢einen Hals ab¢pricht/ Vom Todes-Ang¢t er¢tarrt: als mein be¢turtzt Gemuthe Von Furcht und Hofnung wallt: Ob un¢re rechte Bitte Bey Ambren was verfangt. Sekierpera. Was hat der Sorgens Noth/ Der/ wo kein Liebreitz hilft/ Ver¢tockten durch Geboth Die Liebe ¢chaffen kan? Und was kan die ver¢agen/ Die neb¢t genieß der Lu¢t mag grunen Sammet tragen?
vor 173 Sekierpera] Sechierpera A (entspr. die abgekürzten Formen in der ganzen Szene) 173 furcht¢amer] ¢urcht¢amer A 180 un¢re] un¢er A
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Ibrahim Sultan
Ibrahim. Ach leider! Liebeszwang ¢chafft Gallen-herbe Lu¢t/ ! 40" Floß’t Wermuth auf den Mund/ und Eckel in die Bru¢t. Das Saltz im Lieben i¢t verwech¢elte Begierde/ Vertau¢chte Gegenhold. Die Ro¢en ¢chon¢ter Zierde Verliern den Purpur-Glantz/ ihr Bi¢am der verraucht/ Wenn Gramhafft Eckel ¢ie mit kaltem Gift’ anhaucht. Hartneckigkeit kan auch leicht eine Magd erheben: Daß ¢ie ¢ich einen Korb dem Herren wagt zu geben. Sekierpera. Zu die¢er Thorheit i¢t des Mufti Kind zu zart. Ibrahim. Auf Reben¢tocken wach¢t oft eine Schleen-Arth.
195
Sekierpera. Die Anmuth ¢ieht ihr ¢elb¢t lebendig aus den Augen. Ibrahim. Nicht iede Biene kan aus Krautern Honig ¢augen. Sekierpera. Was geht dem Jbrahim an Hold und Liebreitz ab? Ibrahim. Wie? das uns Si¢igamb ein ¢auer Auge gab? Sekierpera. Die Augen Ambrens zihn ¢elb¢t auf die Jagt nach Liebe.
190 Gramhafft Eckel] Grammhaffts-Eckel BCE Gramhaft Eckel A gramhaffts Eckel D 198 Auge] Ange B Auge CDEA 189 Verliern] Verlieren C 191 erheben] ergeben A 195 ¢ieht] ¢icht A
Purpur-Glantz] Purper-Glantz A
Die andre Abhandlung
200
Ibrahim. Der Himmel i¢t hier dem oft helle/ jenem trube. Sekierpera. Die Niedrigen i¢t feil/ gib’t Fur¢ten leichten Kauf. Capachi. Der Mufti komm’t/ und will dem Kay¢er warten auf. Ibrahim. Fuhr’ ihn herein. Ach! was wird er fur Po¢t uns bringen! Sekierpera. Wer Fur¢ten ¢elb¢t bringt Po¢t/ ¢ag’t mei¢t von gutten Dingen.
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Ibrahim. Wird Jbrahim vergnugt durch deine Bott¢chaft ¢eyn? Mufti. Was uns der Morgen ¢par’t/ bring’t oft der Mittag ein. Ibrahim. Was? will dein Kind die Lieb’ auf fernes Ziel ver¢paren? Mufti. Die Einfalt rath’ ihr diß. Der Witz komm’t nicht fur Jahren. Ibrahim. So ¢chlagt ¢ie ihres Herrn Genade gantz in Wind?
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Mufti. Jch ¢elb¢t betrauer’ es/ daß ¢ie ¢o taub und blind. Ibrahim. Du ha¢t/ verdammter Hund/ ¢ie ¢elb¢t hierzu verhetzet. !41 " Mufti. Jch ¢terbe/ hat ¢ie ihr den Kopff nicht aufge¢etzet. vor 202 Capachi] Capichi BCDEA
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Ibrahim Sultan
Ibrahim. Mit was ent¢chuldig’t ¢ie ¢o trotze Mi¢¢ethat? Mufti. Mit dem: daß ¢chon der Fur¢t funff Sohne lebend hat.
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Ibrahim. Was hat ¢ie uber die ¢ich Ur¢ach zu be¢chweren? Mufti. Sie wurde Kinder doch dem Tode nur gebehren. Ibrahim. Diß Gift hat deine Zung’ ihr ¢elb¢t geflo¢¢et ein. Mufti. Wo diß verfuhrlich i¢t/ ¢o mag’s halß-bruchig ¢eyn. Ibrahim. Wie/ daß du dich nicht muh’¢t den Wahn ihr zu benehmen?
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Mufti. Jch muß des Mahumeds Ge¢atzen mich beqvamen. Ibrahim. Entdecke/ mit was er der Kay¢er Eh verwarf? Mufti. Er ¢etzte: daß ¢ein Kind kein Vater zwingen darf. Ibrahim. Verfluchter Bo¢ewicht! ¢tracks weich’ uns vom Ge¢ichte! Mufti. Be¢chimpfung/ Haß und Schmach ¢ind mei¢t des Hofes Fruchte!
216 wurde] wurde’ B wurde CDEA vor 224 Mufti] Achmet A
Die andre Abhandlung
225
Ibrahim. Verteufelter/ ¢ag’s ¢oll die Sebel lohnen dir? Achmet. Der Sultan ziehe Gnad’ erholter Scharffe fur. Ibrahim. Du ¢elb¢t ¢ol¢t heute noch uns ¢einen Schedel holen. Achmet. Der Kay¢er ¢elb¢t erweg’: Ob’s rath¢am/ was befohlen. Ibrahim. Die Schuld verdient: daß er zer¢tampt im Mor¢el ¢ey.
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Achmet. Die Stats-Be¢chaffenheit laß’t oft Verbrecher frey. Ibrahim. Was i¢t’s/ das uns die Hand halt/ und in Schrancken ¢atzet? Achmet. Weil Volck und Pofel ihn fur gar zu heilig ¢chatzet. Ibrahim. Noch heiliger ¢ind wir der Mu¢elmanner Haupt. Achmet. Diß hat dem Mufti ¢elb¢t den Ober¢itz erlaubt.
235
Ibrahim. Soll un¢er Hoffligkeit be¢chirmen ¢ein Verbrechen? Achmet. Man muß auf groß’re doch ein linder Urtheil ¢prechen. !42 "
225 die] der DE 232 fur] ¢ur A
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Ibrahim Sultan
Ibrahim. Die Wurde groß’t die Schuld/ und ¢charft des Richters Schwerdt. Achmet. Der herr¢chet mit Vernunfft/ der nicht zu ¢charf verfahrt. Ibrahim. So ¢ag’ ihm: daß er nicht ¢oll un¢er Antlitz ¢ehen.
240
Achmet. Was mir der Kay¢er ¢chafft/ ¢ol Augenblicks ge¢chehen. Ibrahim. Ja. Aber was ge¢chiht/ was Oßmann wun¢ch’t und ¢chafft! Dem O¢t und We¢t gehorcht/ dem mangelt Starck und Krafft/ Ein Vierzehn-jahricht Kind liebreitzend zu bezwingen!
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Sekierpera. Zu hohen Gipfeln muß man durch viel Muh ¢ich ¢chwingen/ Die guld’nen Aepfel ¢ind von Drachen mei¢t bewacht! Doch Fleiß/ Gedult und Zeit hat ¢tets zu wege bracht/ Den Lorber-reichen Krantz der Tugend auffzu¢etzen. Ibrahim. Was muh¢tu dich mich noch mit Traumen zu ergetzen?
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Sekierpera. Wie viel i¢t noch ver¢piel’t? des gramen Vaters Wort. Wo wahr i¢t/ was er ruhm’t. Kein Demant wird durchbohrt Durch Amboß-harte Schlag’! Ein Tiger wird gezahmet Durch Glimpf/ mit Fa¢¢eln nicht. Und Liebe wird ge¢amet Mit linden Saften ein. Vergont’s der Kay¢er mir; Trau’ ich mir kuhnlich zu: die Liebes-Pillen ihr Mit Farben ¢chon¢ten Gold’s/ nicht Fruchtloß einzuloben.
251 Schlag’!] Schlag’? BCEA Schlag? D 252 Glimpf/] Glimpf BCE Glimpff D Glimpf/ A 241 ge¢chiht] ge¢chicht AC
Die andre Abhandlung
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Jm Liebes Becher ¢chwimm’t das Oel des Eckels oben Den Lippen/ welche noch ihr Zucker nicht ge¢chmeckt. Was i¢t ¢ie/ als ein Kind/ das noch in Schalen ¢teckt? Ein Baum/ auf dem noch nie der Kitzel hat gebluhet/ Die Anmuth reif gewe¢t. Jch aber bin bemuhet Durch ¢u¢¢e Lehren ihr die Kno¢pen aufzuthun/ Die Einfalts-Kalte ¢chleu¢t. Ibrahim. Auf dir ¢cheint zu beruhn Noch un¢rer Seele Heil. Wir¢tu dis Kind be¢iegen; !43 " Soll Ambre zwar des Nachts in un¢ern Armen liegen/ Mein Hertze Lebenslang dich aber ¢chlu¢¢en ein. Sekierpera. Jch wun¢che ¢o begluck’t als muh¢am hier zu ¢eyn.
Der Schau-Platz ¢tellet fur des Mufti Gemach. Mufti. Ambre. Ein Mollah oder Unter-Richter des Mufti.
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Mufti. So geht’s! ¢o fin¢ter kan ein heller Tag ¢ich ¢chlu¢¢en! Wer ¢ich auf’s Glucke lahn’t/ der ¢teh’t auf ¢chwachen Fu¢¢en/ Das/ wenn des Hochmuths Wahn baut Schlo¢¢er in die Lufft/ Den Grund¢tein zum Verderb legt in des Abgrunds Kluft. Diß i¢t das Eppich-Kraut/ das den zu Bodem rei¢¢et/ Den es umbarm’t und halß’t. Der halbe Weltkreiß hei¢¢et Mich heilig/ klug/ begluckt/ und die¢es alles kan 267 ¢chlu¢¢en!] ¢chlu¢¢en BCDE ¢chlu¢¢en! A 273 Mich] Mich/ BC Mich, E Mich DA 263 265 268 271 273
Seele] Seelen D Wir¢tu] Wir¢t du D ¢chlu¢¢en] ¢chlie¢¢en D lahn’t] lehn’t A lehnt D Bodem] Boden E alles] allen C
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Ibrahim Sultan
Nicht helffen: daß mich nicht Gefahr und Noth ¢toß’t an. Denn Heiligkeit wird mei¢t ein Ziel der Boßheits-Pfeile/ Und kein fur¢ichtig Witz kan des Verhangniß Keile Ja keine Wurde nicht des Hofes Fallbred flihn. Die Wie¢en/ die allhier voll Tulipanen bluhn Sind Jrrwi¢ch-reiche Sumpf’ und Dornrichte Mora¢te. Er¢t ge¢tern ¢tand das Rad noch meines Gluckes fe¢te; Wahr¢agen galt ¢o viel als meine Rede nicht/ Des Sultans Richt¢chnur war mein Rath/ mein Thun ¢ein Licht. Jtzt werd’ ich ¢o be¢chimpft/ von Hofe weg ge¢to¢¢en; Ambre. Herr Vater/ Ach! der Blitz/ wenn Fur¢ten ¢ich erbo¢en/ J¢t todlich und zermalm’t. Wir ¢tehen in Gefahr/ Des Lebens/ und daß ¢ich der grimme Sultan gar ! 44" Was argers wider mich rachgierig darff ent¢chlu¢¢en Doch leider! ¢oll auß mir das Kwell des Unglucks flu¢¢en? Soll Ambre Morderin der holden Eltern ¢eyn? So tauche der Tyrann eh’ in die Adern ein Die vom Blutt fette Fau¢t; und weihe GOtt die Bru¢te/ Eh als der Blutthund ¢ie zum Opfer ¢einer Lu¢te Zu un¢erm Schimpf erkie¢’t. Mufti. Mein hertz-geliebtes Kind/ GOtt grundet Hafen oft/ wo nahe Syrten ¢ind. Gedult heilt die Gefahr/ ja blo¢¢er Zufall machet: Daß ein Verdammter oft noch Richt- und Henckers lachet. Ambre. Ach leider! Elend wird reif/ wenns kaum Kno¢pen krieg’t Und Tugend ¢ih’t ¢ich ¢tets von Boßheit uberwig’t. 276 Verhangniß Keile] Verhangniß-Keile BCE Verhangnuß-Keile A Verhangniß Keile D 275 288 291 293 295
Boßheits-Pfeile] Boßheit-Pfeile CD Kwell] Kuall A vom] von A un¢erm] un¢ern A die] oft A
Die andre Abhandlung
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Mufti. Getro¢t! die Tugend ¢trahl’t mit ihrem Sonnen-|Lichte Tyrannen mehrentheils ¢o krafftig in’s Ge¢ichte: Daß ihr von Rach’ und Grimm entflammtes Auge blind/ Das Antlitz ¢chamroth wird/ ihr Gei¢t Vernunft gewinn’t. Zu dem ¢o muß mein Hauß der Jnfel Wurde ¢chirmen/ Die ¢ich kein Sultan leicht gewagt hat zu be¢turmen; Wohlwi¢¢ende: daß wir der Unterthanen Zaum/ Der Fur¢ten Schutzbild ¢ind. Ambre. es ¢aget mir mein Traum Mein bebend Hertze wahr; wie er auf ihn wird wutten; Denn Rache pfleg’t den Feind mit Flammen zu be¢chutten/ Sol gleich ihr eigen Hauß gerathen in den Brand. Und mir bluht Schimpf und Schmach. Wo ich des Vatern Hand Nicht tro¢tloß ku¢¢en ¢oll/ und ¢eine Knie umbfangen/ Wo ein gehor¢am Kind kan thranend was erlangen/ So trau’/ Herr Vater/ er ¢o truben Wolcken nicht/ So rett’ er mich ¢ein Kind/ eh als der Blitz loß-bricht; So laß’ er heute noch mich nach Medina flihen. Gelubd’ und Andacht laßt ¢ich leicht bey’m Sultan ziehen !45 " Zu ¢cheinbar’m Vorwand an. Mufti. Jch will gleich muh¢am ¢eyn Zu ¢orgen fur dein. Mollah. Herr/ der Groß-Vi¢ier will ein. Mufti. Was bringt der? fuhr ihn her.
302 Gei¢t Vernunft] Gei¢tVernunft BEA Gei¢t Vernunft C Gei¢t Vernunfft D 299 ihrem] ihren A 318 Groß-Vi¢ier] Groß-Ve¢ier A Groß-Vezier CD
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Ibrahim Sultan
Ambre. Dir ach! den Tod/ mir Ketten.
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Mufti. Laß Hertzhaft und erfreu’t uns ihm entgegen tretten.
Achmet. Mufti. Ambre. Achmet. Jch komme Freund/ zu dir ¢orgfaltig fur dein Heil. Mufti. Wer frembdes fordert/ hat am Himmel ¢chon ein Theil. Achmet. Wer ¢eines nicht ver¢chmah’t/ muß guten Rath nicht ha¢¢en Mufti. Der andern rathet/ wird ihm ¢elb¢t ja rathen la¢¢en.
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Achmet. Ein Mittel ware noch fur ¢eine Wolfahrt dar. Mufti. Was i¢t’s/ das helffen ¢oll/ und was i¢t’s fur Gefahr? Achmet. Die hat Fur¢t Jbrahim/ und jenes du in Handen. Mufti. Erofne: was er dreu’t/ und was die Noth kan wenden. Achmet. Be¢tille ¢einen Zorn und liefer’ ihm dein Kind.
320 erfreu’t] er¢reu’t A 326 helffen] Fel¢en A
Die andre Abhandlung
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Ambre. Weiß Achmet/ was zu thun die Vater machtig ¢ind? Achmet. Weiß Ambre Mahumets ¢ein zweytes Grundge¢etze? Ambre. Sey ¢icher: daß ich es fur meine Richt¢chnur ¢chatze. Achmet. Wie daß auf’s Vatern Hei¢ch ¢ie nicht den Sultan lieb’t? Ambre. Weil mein Gelubde mir hier ein Verboth abgibt.
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Achmet. Laß’t durch Gelubde ¢ich Ge¢etz’ und Folg’ aufheben? Mufti. Gelubden durffen nicht die Eltern wider¢treben. ! 46 " Achmet. Starckt bo¢e Kinder man mit ¢olchen Lehren noch? Mufti. Der Eltern Herr¢chafft heg’t kein Sclaven-gleiches Joch. Achmet. Jhr beyde ¢olt alsbald den Eigen-Sinn bereuen.
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Ambre. Wer nach der Tugend wall’t/ darf keinen Donner ¢cheuen. 337 noch?] noch. BE noch C noch? DA 339 den Eigen-Sinn] denEigen-Sinn BE die Eigen-Sinn CD den Eigen-Sinn A 333 337 339 340
Vatern] Vaterr D ¢olchen] ¢olchem AE den] die C darf keinen Donner] laß’t ¢ich kein Donnern A
Donner ¢cheuen] Donneer¢cheuen E
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Ibrahim Sultan
Achmet. Wer Blitz in Streit außtagt/ der wird in Staub geleg’t. Mufti. Oft wird der Keil zer¢chell’t/ wenn er nach Fel¢en ¢chlag’t. Achmet. Mein’t Mufti treuende des Sultans Arm zu pochen? Mufti. Auch der gedultig fallt/ wird oftermals gerochen.
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Achmet. Wenn hohe Haupter fall’n/ ¢o ¢tarr’t des Pofels Muth. Mufti. Auß einer Hutt ent¢pring’t oft eine gro¢¢e Glutt. Achmet. So ¢oll und will dein Kind nicht un¢ern Groß-|Herrn lieben? Mufti. Es i¢t ihr unverwehr’t/ doch nichts nicht furge¢chrieben. Ambre. Der Kay¢er hei¢cht von mir vergebens Lieb und Lu¢t.
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Achmet. So wi¢¢e Mufti denn/ daß du nicht/ bey Verlu¢t Des Kopffes/ iemals ¢ol¢t ins Sultans Antlitz kommen. Mufti. So wird die Wurde mir des Prie¢terthums genommen? Achmet. Be¢cheide ¢elber dich nach deiner Prie¢ter Rath.
343 treuende] dreuende A 344 gedultig] geduldig A
Die andre Abhandlung
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Mufti. Jch eile neben dir diß/ was der Sultan hat Fur Urtheil mir gefallt/ umb¢tandlich zu entdecken. Achmet. Laß ¢ie und die Vernunfft dir be¢¢ern Rath erwecken.
Ambre.
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Wo zielt/ O Himmel/ noch ¢o rauer Sturmwind hin? Solt auch durch die¢en Schlag des Sultans ¢teinern Sinn ! 47 " Enthartet worden ¢eyn? Ach nein! die ¢chlaue Schlange Weiß/ daß ihr Gifft die Kraft zu todten er¢t empfange/ Wenn es durch ¢chnellen Stich mit Blutte wird vermengt. Ein Panther/ der in Sur die Pilgramer an¢prengt/ Raubt nicht den Mantel nur/ er ¢etzet Zahn und Klauen Jn Flei¢ch und Gliedern ein. So werd’ auch ich noch ¢chauen: Daß nach beraub’ter Wurd’ auch un¢er kaltes Blutt Sein Gift wird feuchten an/ und ¢eines Eyfers Glutt Mit un¢ern Leichen kuhl’n. Doch/ das Verhangnuß gebe/ Daß ich ¢o ¢terben konn’/ und nicht zur Schmach ihm lebe. Der Tod i¢t kein Verlu¢t/ wo Tugend/ Ehre/ Ruhm/ Gewien des Lebens i¢t. Der Tod i¢t’s Eigenthumb Und’s Ende der Natur; nicht der Be¢eelten Straffe. Jch lache die¢er Wahn/ die ¢ich fur die¢em Schlaffe Wie fur Ge¢pen¢tern ¢cheu’n/ nicht glauben: daß der Tod Der Leiber Schatten ¢ey/ die un¢re Sterbens-Noth Gleich als vermeidlich fliehn. Mich tro¢tet mein Gewi¢¢en: Den Frommen la¢¢e ¢ich das Fen¢ter nicht ver¢chlu¢¢en/ GOtt auß dem Schatten auch des Grabes anzu¢ehn. Den Bo¢en konne nur im Sarche weh ge¢chehn/ Jhr Leib zerqvet¢chet ¢eyn. Wer die¢e Weißheit fa¢¢et/
355 366 367 370 378
umb¢tandlich] um¢tandlich E entdecken] entnecken E an] an A Verhangnuß] Verhangniß D Gewien] Gewin E Eigenthumb] Eigenthum DE Sarche] Sarge ADE
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Ibrahim Sultan
Sih’t/ wenn er durch den Pfeil des Himmels ¢elb¢t erbla¢¢et/ Ein Wutterich auf ihn !das " Morder-Ei¢en ¢chleifft/ Wenn Fel¢en auf ihn fall’n/ der Abgrund nach ihm greift/ Tod/ Pein und Hencker an mit ¢tarrendem Ge¢ichte. Wohl! Ambre fuhle¢tu/ mit was fur reinem Lichte Des Himmels Gutigkeit die zarte Seel erhell’t? Wer heilig leb’t/ ¢chmeckt ¢chon den Himmel in der Welt. ! 48 "
Ambre. Sekierpera. Sekierpera. Ja! ¢ie kan/ wenn ¢ie wil/ das Paradiß hier ¢chmecken. Ambre. Hilff GOtt! Sekierpera. Sie hat fur mir nicht Ur¢ach zu er¢chrecken. Ambre. Wo komm’t die Gnad’ uns her: daß ¢ie diß Hauß ¢uch’t heim?
390
Sekierpera. Die Biene ¢uchet Klee/ und fleuch’t nach Honig¢eim. Ambre. Was i¢t fur Su¢¢igkeit bey mir fur ¢ie verborgen?
381 !das"] aus BCE das DA 382 greift/] greift BCEA greifft D 380 erbla¢¢et] erbla¢¢en C 384 fuhle¢tu] fuhle¢t du D 385 erhell’t] erhalt D vor 387 (Szenenüberschrift) Sekierpera] Sechierpera A (entspr. die abgekürzten Formen in der ganzen Szene)
Die andre Abhandlung
Sekierpera. Man ¢ih’t die Bienen auch fur ihren Konig ¢orgen. Ambre. Fur wen/ und was hol’t ¢ie fur Bienen-Zucker hier? Sekierpera. Fur un¢ers Sultans Mund/ der ¢o ¢ehr lach¢t nach ihr.
395
Ambre. Kein ¢olch ¢chlecht Magd’gen kan ¢o einen Herrn ergetzen. Sekierpera. Es i¢t der Demuth Arth ¢ich ¢elb¢t verachtlich ¢chatzen. Ambre. Mein blodes Auge weiß von Liebes-Blicken nicht. Sekierpera. Wir: daß auß ihrer Nacht entzundend Blitz außbricht. Ambre. Kein Scharlach blum’t den Mund/ kein Purpur deck’t die Wangen.
400
Sekierpera. Wir ¢ehn’s: daß beyde ja wie Morgen-Ro¢en prangen. Ambre. Dem Athem fehlt Zibeth/ die Bru¢t i¢t Perlen-|leer. Sekierpera. Hier brenn’t lebendig Schnee/ dort qvillet Bi¢am her.
397 Mein] Sein BCE Ein D Mein A 392 394 398 399
ihren] ihrem A lach¢t] lachtzt D Wir:] Wie? D Purpur] Purper A
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Ibrahim Sultan
Ambre. Was ¢oll die/ die der Fur¢t ¢elb¢t nie ge¢eh’n hat/ taugen? !49 " Sekierpera. Die Zung i¢t’s Hertzens Both/ und Leiterin der Augen.
405
Ambre. Welch’ eine leitet denn des Sultans Aug’ auff mich? Sekierpera. Die dich itzt preiß’t/ und ¢ich hat lang¢t verlieb’t in dich. Ambre. Du ha¢t mich ¢choner ihm/ als ich bin/ furgemahlet. Sekierpera. Von dir wird iede Farb’ und Lob-Red’ uber¢trahlet. Ambre. Die Liebe wei¢¢er Haut i¢t ein bald fallend Stern.
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Sekierpera. Jn ¢chonen Gliedern ¢teckt ein ¢choner Seelen-|Kern. Ambre. Wer nur den Augen glaub’t/ umbarm’t oft todte Schatten. Sekierpera. Soll’n Pfau’ und Tauben denn ¢ich mit den Eulen gatten? Ambre. Der Bien’ und Ameiß Fleiß ¢ticht Pfauen-Federn weg. Sekierpera. Sie Ambre ¢ucht in ¢ich vergebens Narb’ und Fleck.
404 Leiterin] Leiter in CD 412 Pfau’] Pfau A
Die andre Abhandlung
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Ambre. Jedweder kenn’t an ¢ich am mei¢ten die Gebrechen. Sekierpera. Jm Lieben darff nur der/ der lieb’t/ den Wahl-|Spruch ¢prechen. Ambre. Man ¢prich’t umb¢on¢t fur die/ die gar nicht lieben kan. Sekierpera. Wie mag ihr’ Ambra wohl dich/ Ambre/ ¢tincken an? Ambre. Wer Tugend-Raute pflantz’t/ laß’t andern Lu¢t-|geblume.
420
Sekierpera. So glaub’¢tu: daß ¢ich’s gar zu lieben nicht gezieme? Ambre. Nicht Ambren/ die ¢ich lang¢t verlob’t der Keu¢chheit hat. Sekierpera. Wer gib’t Einfaltige/ dir die¢en albern Rath !50 " Ambre. Die Tugend hat in mir ¢elb¢t die¢es Ziel ge¢tecket. Sekierpera. Ein Kind wirff’t Zucker weg/ das Zucker nie ge¢chmecket.
425
Ambre. Diß Blumwerck decket Molch/ und die¢es Zucker Gifft. Sekierpera. Was i¢t hier gifftiges; das die Verliebten trifft?
420 glaub’¢tu] glaub’¢tu A glaub’¢t du D 422 die¢en] die¢em A
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Ibrahim Sultan
Ambre. Der Seele Schonheit wird beflecket und verzehret. Sekierpera. Hat nicht die Lieb’ ein Weib in Morgen¢tern verkehret? Ambre. Jhr Buhle Maroth bi¢¢’t in Bebils Pfule noch.
430
Sekierpera. Ko¢t’ einmal ¢u¢¢es Kind/ ¢o ¢u¢¢e Spei¢en doch! Ambre. Diß Gifft i¢t’s todlich¢te; das gar nicht bitter ¢chmecket. Sekierpera. Glaub’s: daß kein Stachel nicht im Wollu¢t-Honig ¢tecket. Ambre. Die Geilheit fri¢t ¢ich ¢elb¢t mit ¢tetem Hunger ab. Sekierpera. Sey ¢icher: daß ¢olch Dur¢t ¢elb¢t Nectar in ¢ich hab’!
435
Ambre. Ein keu¢ches Hertz’ i¢t ihm ¢elb¢t eine ¢u¢¢e Spei¢e. Sekierpera. Du lab’¢t mit Eckel dich/ und warme¢t dich mit Ei¢e. Ambre. Dem ¢chmecket Wermuth-Saltz/ dem andern Fenchel wohl. 429 Maroth] Morath BCDE Maroth A 434 hab’!] hab’? BC hab? DA hab’t? E 427 429 432 436
Seele] Seelen D bi¢¢’t] bu¢¢t D Glaub’s] Glaub’s A Glaubts D warme¢t] warmt¢t E
Die andre Abhandlung
Sekierpera. Du bi¢t fur Wahnwitz blind. Ambre. Jch ¢ehe was ich ¢oll. Sekierpera. Du bi¢t dir ¢elber gram/ und ha¢¢e¢t/ was dich liebet.
440
Ambre. Der lieb’t ¢ich nicht/ der ¢ich der Brun¢t zum Sclaven gibet. Sekierpera. Sag’s/ ob die/ die beherr¢cht den Kay¢er/ Sclavin ¢ey? !51 " Ambre. Die Sultaninnen gehn in guld’nen Fe¢¢eln frey. Sekierpera. So guld’ne Kefichte ¢ind Zierde/ keine Banden. Ambre. Jn meiner Freyheit i¢t un¢chatzbar Gold verhanden.
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Sekierpera. Des Sultans Liebe ¢chenckt ihr eine Kay¢er-|Kron’. Ambre. Mein Haupt prang’t von Natur mit guld’nen Krantzen ¢chon. Sekierpera. Der Ser’ und Syre wird ihr Seid’ und Purpur ¢chicken.
441 den] der BCDE den A 443 So guld’ne Kefichte] Solch gulde Keficht A 447 Ser’] See’ A Purpur] Purper A
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Ibrahim Sultan
Ambre. Genung! daß beyde ¢chon Ge¢talt und Seele ¢chmucken. Sekierpera. Der Sultan/ der ¢ie lieb’t i¢t Seid- und Purpur-|¢chon.
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Ambre. Der Schonheit Augenlu¢t heg’t Blumen/ die vergeh’n. Sekierpera. Sie ¢teh’n im Fruhlinge noch/ und in fri¢chen Bluthen. Ambre. Ja! wenn auch Scham und Zucht auf ¢olchen Ro¢en gluthen. Sekierpera. Was miß’t dem Kay¢er ¢ie fur Liebes-Mangel bey? Ambre. Diß: Daß ¢ein heutig Schatz ¢ein Greuel morgen ¢ey.
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Sekierpera. Er wird dich biß in Tod als Liebes-Gottin ehren. Ambre. Der Wech¢els i¢t gewohn’t/ wird auch bey mir aufhoren. Sekierpera. Er bannet wegen dein ¢on¢t’ all’ auß ¢einer Gun¢t. Ambre. Was ¢altzicht von Natur/ ver¢u¢¢et keine Kun¢t. Sekierpera. Dein eyver-¢uchtig Trieb laufft wider das Ge¢etze.
449 Purpur-¢chon] Purper-¢chon A 459 eyver-¢uchtig] allzu¢cheler A
Die andre Abhandlung
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Ambre. Wer ¢chilt? daß frembde Kuß’ ich mir fur Eckel ¢chatze? ! 52 " Sekierpera. Der Fur¢t hat ¢att¢am Oel zu deiner Ampel noch. Ambre. Einfalt’gen Kindern ¢ind die Reden allzuhoch. Sekierpera. So Kindi¢ch war auch ich. Jtzt kan ich ¢elber lehren. Ambre. Jch wil was zuchtigers in be¢¢ern Schulen horen.
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Sekierpera. Soll keine zuchtig ¢eyn/ die Fur¢ten ¢ich ver¢pricht? Ambre. Sie lieben Geilheit mei¢t/ die Fur¢ten ¢elber nicht. Sekierpera. Dir eckelt fur dem Safft/ der’s Paradiß an¢u¢¢et. Ambre. Ach! daß ihr ihn allhier nur unverfal¢chet lie¢¢et! Sekierpera. Was mi¢chet Jbrahim fur ¢chlimmen Bey¢atz ein?
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Ambre. Sind ¢eine Flammen nicht unfruchtbar Sonnen¢chein? Sekierpera. Du wir¢t von die¢er Sonn’ ein fruchtbar Monde werden.
460 frembde] fremde E
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Ibrahim Sultan
Ambre. Solch fruchtbar-¢eyn gebier’t den Tod und viel Be¢chwerden. Sekierpera. Sih’t eine Mutter nicht an ihren Kindern Lu¢t? Ambre. Die nicht dem Tode ¢aug’t ein Opfer an der Bru¢t.
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Sekierpera. Die in der Wiegen ¢chon Gold/ Sammet/ Purper decket? Ambre. Mit derer Blutte ¢ich der Herr¢chende beflecket. Sekierpera. Die Bruder uben mehr ¢o raue Statt¢ucht nicht. Ambre. Wie/ daß denn Amurath die Kinder ¢elb¢t er¢ticht? Sekierpera. Ließ er den Jbrahim als Bruder nicht beym Leben? !53 "
480
Ambre. Der mu¢te/ biß er ¢tarb/ im fin¢tern Kercker ¢chweben. Sekierpera. Der Bruder Achmet that dem Mu¢tafa kein Leid. Ambre. Des bloden Wahnwitz war des Albern Sicherheit. Sekierpera. Eh’ er blod¢innig ¢chien/ ¢chwur er ihm hold zu ¢terben. 474 475 480 481
¢aug’t] ¢augt D Purper] Purpur C im fin¢tern] in fin¢term A that] that A
Die andre Abhandlung
Ambre. Doch den gezuckten Pfeil ¢olt’ ein¢t ¢ein Blut ¢chon farben.
485
Sekierpera. Vom Himmel ward der Schluß durch Zufall ihm verruck’t. Ambre. Er blieb/ biß Achmet ¢tarb/ ein Dervis und be¢trickt. Sekierpera. Wie daß er dem/ und nicht dem Oßman ließ die Krone? Ambre. Durchs Brudern Thorheit ¢ucht’ er An¢ehn ¢einem Sohne. Sekierpera. Ach! daß in Urtheiln man oft ¢o ¢ehr ferne geh’t!
490
Ambre. Wie lang’ i¢t’s/ als ¢o fiel Orcan und Bajazeth? Sekierpera. Wird diß fur Bruder-Mord des Amuraths geachtet? Ambre. Die Mutter hat ¢ie ihm auf’s Siegsfe¢t abge¢chlachtet. Sekierpera. Du wir¢t als Sultannin der Kinder Schutz-|Frau ¢eyn. Ambre. Die Ohnmacht ¢chleu¢t mich ¢elb¢t un¢ichern Schrancken ein.
495
Sekierpera. Den Sultaninnen muß der Fur¢t oft ¢elb¢t nachgeben. 484 486 488 489
den gezuckten] dem geruckten A be¢trickt] be¢truckt A ¢ucht’] ¢ucht A Urtheiln] Urtheilen D ¢ehr] fehlt CD
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Ibrahim Sultan
Ambre. Halff Amurath nicht ein¢t wohl hunderten vom Leben? Sekierpera. J¢t/ wer im Staube lieg’t/ vor’s Sultans Herr¢chafft frey? Ambre. Der Blitz ¢chlag’t Zedern eh’/ als Myrten¢trauch entzwey. !54 " Sekierpera. Auf dein ver¢tocktes Hertz wird er bald Hagel ¢chneyen.
500
Ambre. Gedult kan Flamm und Eiß/ wie Strau¢¢e Stahl/ verdeien. Sekierpera. Trotz gib’t der Marter nach/ Witz wehl’t fur Ei¢en Gold. Ambre. Lacht’ eine Sclavin nicht des Machmets Schwerd und Hold? Sekierpera. Man ¢iht zu Negropont der Narrin Blut noch kleben. Ambre. Jhr gut Gedachtnuß ¢ich biß zu den Sternen heben.
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Sekierpera. Dein Wahnwitz wird ver¢chmah’t/ dein Lohn ein Sebel ¢eyn.
498 Myrten¢trauch] Myrten¢trauch BCDE Myrten¢trauch A 500 Strau¢¢e Stahl] Strau¢¢eStahl BE Strau¢¢e Stahl CDA 500 verdeien] verdauen D 504 Gedachtnuß] gedachtniß A Gedachtniß D
Die andre Abhandlung
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Ambre. Mein Engel/ rede mir nicht mehr vergebens ein. Jch kan/ und wil/ und ¢oll den Jbrahim nicht lieben. Wil¢t aber du mein Licht/ mit der Erbarmung uben/ Die dich verlieb’t umbhalß’t/ ja dir zu Fu¢¢e fall’t/ Die dich furs Sultans Hertz’/ und ihren Engel halt/ Wir¢tu/ wie du vermag¢t/ die ¢chwermende Begierde Dem Sultan reden auß/ den Schatten meiner Zierde Vernunfftig bilden fur/ ¢o ¢oll die milde Hand Dir hier ¢tets offen ¢tehn. Nimm die¢en Diamant Jtzt nur zum Zeichen an. Ja un¢ers Himmels Segen Wird fur ¢olch heilig Werck dir ewig Heil zulegen! Sekierpera. Mein Kind/ diß i¢t ein Wun¢ch kaum moglich zu vollziehn. Wer ¢ich des Sultans Brun¢t zu dampfen wil bemuhn/ Der geu¢t ins Feuer Oel/ Flutt auf entgluhte Steine. Doch/ weil ich es mit dir ¢o gutt und hertzlich meyne/ Du meiner Seelen Tro¢t/ mein Augen-Apffel bi¢t; So wil ich/ was mir nur Bered¢amkeit und Li¢t Wird rathen/ mit Gefahr ¢elb¢t meiner/ fur dich handeln. Ambre. Vernunfft kan Stahl in Wachs/ und Glut in Schnee verwandeln. ! 55"
508 Wil¢t] Wil¢t’ BCE Wil¢t DA 511 Begierde] Begierde/ BCDA Begierde, E 515 Himmels Segen] Himmels-Segen BCEA Himmels Segen D 511 Wir¢tu] Wir¢t du D 518 Sultans] Suldans A
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Ibrahim Sultan
Der Der Der Des Der Der Der 525
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Reyen. Wollu¢t. Der Keu¢chheit. Begierde. Der Ma¢¢igkeit. Schonheit. Der Vernunfft. Geitzes. Der Großmuthigkeit. Ehr¢ucht. Der Demuth. Schande. Der Hoffnung. Gewalt. Der Gedult.
Die Wollust. Komm’t/ kronet mich mit Palm- und Lorber-Krantzen/ Jhr Heldinnen/ ihr Werckzeug meiner Macht! Nachdem ihr nun die Welt an allen Grantzen Mir unter’s Fahn/ ja untern Fuß gebracht. Wie weit der hei¢¢e Hunds¢tern ¢chwartz’t die Mohren; Der kalte Beer ¢chnee-wei¢¢e Thiere bleicht/ Bin ich zur Seelen-Konigin erkohren/ Fur welcher man die Segel willig ¢treicht. So Pflug als Helm/ ¢o Kron’ als Jnfel mu¢¢en Die Bahne pfla¢tern meinen zarten Fu¢¢en. e
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Die Begierde. Die Scho nheit. Die Schande. Der Geitz. Die ehrsucht. Die Gewalt. !56 " Komm’t/ Schwe¢tern/ krantz’t die Gottin aller Seelen! Baut ihr zu Lieb’ ein ewiges Altar. Die Molche ¢chleppen Gold auß ihren Holen/ Die Schnecke reicht die Purper-Mu¢cheln dar; Die Fi¢che bringen Perlen und Corallen; Der Sand der See zinß’t Demant und Rubin; Die Fel¢en opfern Berg-Blau und Chry¢tallen/ Die Wie¢en geben Ro¢en und Jaßmin;
530 533 537 538
Beer] Bar D Jnfel] Jn¢el ACE Molche] Molchen D Purper-Mu¢cheln] purpur Mu¢cheln A
Die andre Abhandlung
Ja/ ¢eit dem ¢ie der Himmel ¢chmecken lernen; So neig’t er ihr zum Krantze ¢eine Sternen.
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Die Keuschheit. Jhr Tugenden/ ihr himmli¢chen Gefehrten; Seh’t ihr ¢o viel der thor’chten Circe nach? Was ¢tifftet ¢ie mit ihren Zauber-Gerthen Auff meine Schaar fur neues Ungemach? Will ¢ie ihr Haupt mit meiner Krone ¢chmucken? Eilt! brecht den Stab der Zauberin in Stucken! Die Wollust. Was bildet ihr der albern Sclaven Gotze/ Die Henckerin einfalt’ger Seelen ein? Dein Prie¢ter ¢elb¢t fall’t uber dein Ge¢etze/ Und ¢toß’t den Fuß an deiner Taffeln Stein. Wenns eine wagt auß meinen Dienerinnen/ Wird ¢ie dir leicht den Siegs-Preiß abgewinnen. Die Keuschheit. Komm’t/ ru¢tet euch/ die ihr vom An¢ehn Zwerge/ Doch Rie¢en ¢eit in Wercken/ fur mich auß! Komm’t/ Schwe¢tern/ komm’t und lehr’t die ¢toltzen Berge: Daß mei¢t ihr Brut ¢ey Maulwurf oder Mauß. La¢¢t aller Welt durch euren Kampf beybringen: Die Keu¢chheit ¢ey unmoglich zu bezwingen. !57 " Die Begierde. Mein nackter Arm ¢iegt ohne Wehr und Waffen Der Keu¢chheit ab; und nimmt das Hertz ihr ein. Mein Kitzel macht: daß Witz und Gei¢t ent¢chlaffen/ Wenn ¢ie ¢chon mehr als Argos augicht ¢eyn. Mein Sieg i¢t mit der Welt in gleichem Alter. Von Adam her ¢tammt meines Stachels Trieb. Was flei¢chlich i¢t/ i¢t meiner Satzung Halter/ 544 ¢eine] ¢einen BCE ¢eine DA 547 Zauber-Gerthen] Zauber-Gerthen CD
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Ibrahim Sultan
Die die Natur in Flei¢ch und Adern ¢chrieb. Wenn die ¢ich nur durch ¢anften Kitzel regen/ Mu¢tu den Krantz zur Wollu¢t Fu¢¢en legen. e
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Die Ma ssigkeit. Was die Natur mit ihrem Finger preget Und ¢chreibt auf die zwey Taffeln/ Flei¢ch und Blutt; Wenn Boßheit nur nicht giftig Holtz anleget/ J¢t reiner Trieb/ und ungefal¢chte Glutt. Will auch gleichs Flei¢ch/ durch lu¢terne Begierde Zu Brun¢t gereitzt/ ¢ich wider ¢ie emporn/ Die Mutter i¢t und Gottin rein’¢ter Zierde; So wird doch bald/ wenn ich in meinen Rohr’n Dein Gift leit’ ab/ den Zunder bo¢er Brun¢te; Der Wollu¢t Glantz verkehrt in Rauch und Dun¢te. e
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Die Scho nheit. Wo Flei¢ch auß Schnee/ Blut i¢t aus Eis gemachet/ Wo Maaße wiegt die Nahrung tropfen-wei¢’ Und der Natur ihr Reitz wird außgelachet; Zer¢chmeltzt mein Strahl auch Zembla-gleiches Eis. So bald mein Oel ins Auge wird getropffet/ Fuhl’ts Hertze; wie mein Schwefel brennen kan. Wenns Alter auch ¢chon Davids Saft abzopfet; Steckt Bet¢abe doch ihn im Wa¢¢er an. !58" Laß einen Blick nur auf mich Sonne ¢chu¢¢en/ So wird dein Schnee in Liebes-Oel zerfli¢¢en. Die Vernunfft. Die Keu¢chheit ¢ieht fur A¢ch’ und todten Zunder Die Schonheit Strahl’n durch diß mein Schauglaß an. Wohlwi¢¢end: daß ein Außbund aller Wunder 576 Glutt.] Glutt BCE Glut D Glut. A 584 tropfen-wei¢’] tropfen-wei¢’. BC Tropffen-weiß. D tropfen-wei¢ E tropfen-wei¢. A 572 579 590 591
Mu¢tu] Mu¢t du D Wollu¢t Fu¢¢en] Wollu¢t-Fu¢¢en A rein’¢ter] reiner D Bet¢abe] Bath¢eba D Bat¢ebe E ¢chu¢¢en] ¢chie¢¢en D
Die andre Abhandlung
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Bald ein faul’ Aaß und madicht werden kan/ Daß Raupen ! an " Granaten-Aepfeln kleben/ Daß todtend Gifft der Schonheit Mitgift ¢ey. Laß Phrynen buhl’n/ zur Wollu¢t Anlaß geben/ Xenocrates bleibt kalt und keu¢ch und frey. Ja Keu¢chheit ¢ih’t mit Adler-¢charffen Auge: Daß euer Jrrwi¢ch nicht zum Leit-Stern tauge. Der Geitz. Zer¢chmeltzet nicht fur die¢en Anmuths-Blicken Der Unlu¢t Brand- und Honig-leeres Wachs; So wird mein Garn die ¢chlaue doch berucken/ Zu dem mein Arm nimmt Seid’ und guld’nen Flachs. Laß Danaen in Fel¢’ und Thurme ¢chlu¢¢en/ Den keu¢chen Leib mit Schlo¢¢ern ¢perren zu/ Wenn Jupiter laß’t guldne Regen flu¢¢en/ J¢t nichts/ was ¢ie ihm nicht zu Liebe thu’. Wie mag¢tu nun in nackter Unlu¢t leben? Wer kan ¢o viel Geharn¢chten wider¢treben? Die Grossmuthigkeit. Mag¢tu dich wohl/ ohnmacht’ge Feindin wagen/ Der Keu¢chheit Fed’ und Kampf zu bitten an? Laß Ambren Schatz’ und guld’ne Berg’ antragen/ Schau’/ ob dein Reitz an ihr was fruchten kan. Großmuthigkeit lach’t derer/ die ihr wollen Mit Korner-leer- und tauben Hil¢en ¢treu’n. !59 "
597 !an"] und BCE an DA 604 Brand-] Brand BCDE Brand- A 618 Korner-leer- und] Korner-leer-und BCDEA 600 601 604 607 611 613 614 618
Xenocrates] Xenorates A Adler-¢charffen] Adler-¢charffem A Unlu¢t Brand] Unlu¢t-Brand- A Danaen] Dangen E mag¢tu] mag¢t du D Mag¢tu] Mag¢t du D bitten] bieten D Hil¢en] Hul¢en D
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Ibrahim Sultan
Die Beeren / die die Vogel kirren ¢ollen/ Die mu¢¢en voll/ nicht hole Schalen ¢eyn. Drumb ¢teck’ itzt ein die Waffen/ die nur Pfeile Vom Bleye ¢ind/ und wach¢’ne Donner Keile. Die Ehrsucht. Wo Zierd’ und Gold ¢ind gla¢ernes Gewehre/ Da brech’ ich durch mit Lantzen meiner Hand. Mein Ziel-zweck ¢teckt bey dem Ge¢tirnten Beere/ Jch mache Perl’ und Diamand auß Sand. Die Kronen ¢ind mir Bohnen-gleiche Sachen/ Doch zunden ¢ie erfror’ne Seelen an. Jch bin es/ die ge¢tirnte Jungfrau’n machen/ Auß Sclavinnen Fur¢tinnen ¢chaffen kan. Der Werckzeug i¢t der Zunder ¢u¢¢er Flammen. Wil¢tu nun nicht ¢ie ehren/ dich verdammen? Die Demuth. Laß/ Gottin/ mich den Seiden-Wurm vertilgen; Der Seide zwar/ doch nichts als Graber ¢pinn’t/ Entferne dich von un¢er Gottin Lilgen! Weil deine Ko¢t nur Maul-Beer-Blatter ¢ind. Ver¢uche nur an Ambren ihrem Kinde: Ob ihr diß Gifft/ dein Bi¢am bringet ein; Was ¢ie fur Lu¢t am guldnen Pofi¢t finde; Ob Zepter ihr nicht faule Fauden ¢eyn. Ja wo man ¢iht den Stern der Demuth ¢tehen/ Muß Ehren¢ucht und Wollu¢t untergehen. Die Verleumbdung. Ver¢piel’t der Glimpf ¢o holder Buhlerinnen/ So ¢oll mein Blitz dir fahren durch den Sinn. Dein Schnee ¢oll bald befleck’t ¢eyn von den Spinnen/ 639 am] an BCDE am A 620 625 630 632
hole] leere A Beere] Baere A Bare D Fur¢tinnen] Prince¢¢en A Wil¢tu] Wil¢t du D
Die andre Abhandlung
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Ja Kefer Koth ¢chmier’n an den Lilgen hin/ !60" Verla¢¢e dich nicht auf der Un¢chuld Schatten/ Die Krote ¢aug’t auch auß Ja¢minen Ja¢cht. Jch kan die Schmach mit rein¢ter Tugend gatten/ Ja Ehr und Ruhm wird von mir außgele¢ch’t. Hier hab’ ich ¢chon den Pin¢el dich zu ¢chwartzen; Wo du mehr jag’¢t die Wollu¢t auß dem Hertzen. Die Hoffnung. Ein keu¢cher Gei¢t/ ein Schwanen-rein Gewi¢¢en Bleib’t weiß/ wenn ihn Verleumbdung gleich be¢pritz’t. Laß Mißgun¢t Pech/ Neid Unflat auf ¢ie gi¢¢en/ Die Keu¢chheit weiß durch Hofnung ¢ich be¢chutz’t. Ein Jo¢eph jauchz’t in’s geilen Weibes Banden/ Su¢anna lacht des Ehbruchs Schandfleck auß. Die Hofnung i¢t ein Pfla¢ter fur die Schanden; Ja endlich fall’t Verlaumbdung gar in Grauß. Was ¢oll ihr nun grau’n fur gemahlten Flecken? Die Sternen gluh’n/ wenn ¢ie die Nacht will decken. Die Gewalt. Wenn alle Pfeil’ als ¢tumpf zu rucke prellen/ Kein Sturmwind ihr den Ma¢tbaum brechen kan; Soll meine Fau¢t die ¢toltze Zeder fallen. Jhr Hencker/ ¢etzt ihr glimme Zangen an! Ja/ daß ¢ie ¢ich nicht ¢terbend Jungfrau hei¢¢e/ So rei¢¢t ihr Hencker/ ¢ie zur Nothzucht hin/ Acciolin beflecket ¢eine Wei¢¢e/ Brich Jbrahim ¢o auch der Ambre Sinn! Was weiß dein Trotz fur Blumen nun zu ruhmen; Wenn Machtige dich mit Gewalt entblumen?
655 Neid] Neid/ BCD Neid A Neid, E 666 Zangen] Zange BE Zangen CDA 654 ihn] ihm A Verleumbdung] Verleumdung E 667 daß] da E 670 ¢o] fo A Ambre] Ambrens ACD
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Ibrahim Sultan
Die Gedult. Der Hencker brenn’t der Keu¢chheit nur zu gutte. Denn die Gedult verzuckert Gall’ und Gift. !61 " Die Palmen bluhn auß Erichs Tochter Blutte/ Wenn ¢chon ihr Haupt des Machmets Sebel trifft. Ja Keu¢chheit ¢ieg’t durch mich an Ro¢t und Pfale. Wird auch der Leib gleich mit Gewalt entehr’t. Wenn Keu¢chheit i¢t frey von dem Seelen Mahle/ Hat Tyranney kein Haarbreit ¢ie ver¢ehr’t; Der Blutthund zwar kan Ambrens Leib verderben; Doch wird die Seel’ in Ambren Jungfrau ¢terben. e
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Die Ma ssigkeit. Die Vernunft. Die Grossmu thigkeit. Die Demuth. Die Hofnung. Die Gedult. Komm’t/ Schwe¢tern/ krantzt die Gottin reiner Hertzen/ Die Stahl und Gold und Zauberey be¢igt. Brenn’t/ Men¢chen/ ihr in allen Seelen Kertzen/ Bring’t Palmen der/ die Helden uberwigt. Ein Sim¢on kan zwar uber Rie¢en ¢iegen/ Doch bindet ihn der Delila Betrug. Wo Ehren-Pfeil und guldne Kugeln flugen/ Ver¢piel’t offt der/ der ei¢ern Kriegs-Volck ¢chlug/ Die Keu¢chheit aber ¢turtz’t durch un¢re Hande/ Flei¢ch/ Schonheits-Reitz/ Geitz/ Ehr¢ucht/ Schande/ Brande. !62 "
692 Schonheits-Reitz] Schonheit’s-Reitz BCA Schonheits-Reitz D Schonheit s-Reitz E 688 Delila] Delile A 689 flugen] fliegen CD
Die dritte Abhandlung
Die dritte Abhandlung. Der Schau-Platz ¢tellet fur einen Lu¢t Garten. Ibrahim. Mehemet. Ibrahim. Was hat denn Kio¢em bey uns zu bringen an? Mehemet. Sie bittet thranende/ was eine Mutter kan: Der Sultan wolle ¢ie ¢o ¢trenger Haft entla¢¢en. Ibrahim. Nein! es ¢oll Kio¢em ins Kerckers Nacht erbla¢¢en.
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Mehemet. Der Fur¢t behertzige: daß ¢ie die Mutter ¢ey. Ibrahim. Der Fadem des Geblutts reißt durch den Haß entzwey. Mehemet. Sie ¢chwert: daß ¢ie ihn mehr/ als ihre Seele liebet. Ibrahim. Wie/ daß ¢ie uns zur Pein ¢o ¢chlimme La¢ter ubet? Mehemet. Sie ¢agt: Ein gutter Artzt brauch’ offt Pfrim/ Seg’ und Glutt.
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¢trenger] ¢trange E Fadem] Faden A
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Ibrahim Sultan
Ibrahim. Zu was war ihr der Mord der ¢chonen Rie¢in gutt? Mehemet. Den Sultan auß der Hand der Zauberin zu rei¢¢en. Ibrahim. Soll Anmuth Zauberey der Morderin noch hei¢¢en? Mehemet. Wer auß Verdacht verbricht/ kan noch ent¢chuldigt ¢eyn. Ibrahim. Jhr Ehrgeitz bließ diß Gift/ den Meuchel-Mord/ ihr ein.
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Mehemet. Wer muß zu weilen nicht auf die¢em Ei¢e gleiten? Ibrahim. Sie ¢timmt auch wider uns der Si¢igambis Seiten. ! 63 " Mehemet. Vor¢chutzende: ¢ie ¢ey des Kay¢ers Hold nicht werth. Ibrahim. Die Schatzung ¢tehet zu dem/ der den Schatz begehrt. Mehemet. Die na¢¢en Augen ¢ind ein Spiegel ihrer Reue.
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Ibrahim. Glaub’s: daß der Crocodil mit ¢einem Weinen dreue. Mehemet. Die Thran’ Olympiens zwang Alexanders Grimm.
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ent¢chuldigt] ent¢chuldig’t A Vor¢chutzende] Vor¢chatzende A Glaub’s] Glaubts D
Die dritte Abhandlung
Ibrahim. Er eyfert’ Jrrthumb nur/ den Vor¢atz Jbrahim.
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Mehemet. Jch gebe gerne nach: daß ¢ie ¢ich hoch verbrochen/ Daß mind’re Schuld offt ¢ey mit gro¢¢erm Ern¢t gerochen; Daß eure Maje¢tat hier Gnad’ ertheil’t fur Recht: Allein’/ im Fall ¢ich darff ein unvermogend Knecht Un¢trafbar unter¢teh’n den Sultan umb Genade Fußfallig anzuflehn; Glaub’ ich: der Kay¢er ¢chade Sich ¢elb¢t und ¢einer Ruh/ durch allzuharten Spruch; Er pflantz’ ihm Ruhm und Heil/ wenn er fur Schmertz und Fluch Der Mutter Segen wehlt. Die Straffe weicht der Gutte. Die Sonne theilt ihr Licht auch rauen Volckern mitte/ Die ¢ie mit Fluch an¢pru’n/ wenn ¢ie zu Golde geht; Auch regnet’s Schwefel nicht ¢tets/ wo ein Sodom ¢teh’t; So wolle denn der Fur¢t hier auch mein Bitten ¢egnen. Die Wolcken/ die manchmal Blitz/ Hagel/ Schlo¢¢en regnen/ Thau’n doch mei¢t Fruchtbarkeit. Thun Mutter uns ein¢t weh; So i¢t’s ein Leffel Schmertz/ der ihrer Wolthat See Doch nicht er¢chopffen kan. Wie ¢ollen die uns ha¢¢en/ Die ewig uns ins Hertz/ in Leib neun Mohnden fa¢¢en? Die uns zur Spei¢’ ihr Blutt/ ihr Leben in Gefahr Des Todes ¢etzen auf? Sol die/ die ihn gebahr/ !64 " Jn Kercker ¢eyn ge¢perrt? Wil er die Sonn’ umb¢chatten/ Die ihm gab’s er¢te Licht? Wil er nicht Raum ver¢tatten Dem Lorber-Baume/ der fur Blitz ihn hat bedeckt? Der Sultan weiß das Ziel/ das Amurath ge¢teckt Den Baßen hatte fur/ ihr eydliches Ver¢prechen: Sie ¢olten ihm den Halß im fin¢tern Kercker brechen/ Statt ¢ein den Tarter Cham zum Kay¢er ¢etzen ein. Wer kont als Kio¢em alldar ¢ein Ancker ¢eyn?
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Fall] Faß BE Fall CDA
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umb] um E Glaub’] Glaub’ E Bitten] Blitzen D die] ¢ie D
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Ibrahim Sultan
Sie brauchte Bitt und Trotz/ drang durch mit Muh und Witze/ Ja ¢etzte Blutt und Gutt und Leben auf die Spitze/ Biß ¢ie den harten Sinn der mei¢ten Ba¢¢en brach/ Und man dem Jbrahim des Oßmans Stul zu¢prach; Drauff opferte ¢ie ihm des Brudern warme Leiche/ Brach ¢einen Kercker auf/ gebahr ihn ¢o zum Reiche Noch ein¢t/ der vor von ihr zur Welt gebohren war. Ibrahim. Jhr Frey-¢eyn ¢etzt uns ¢elb¢t in Unlu¢t und Gefahr. Mehemet. Jhr itzig Fehler wird forthin zur Lehr’ ihr dienen.
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Ibrahim. So ¢eys denn! doch wird ¢ie ¢ich nur noch ein¢t erkuhnen Vorwitzig zu vergehn/ ¢o ¢oll der Kercker nicht/ Der Strang ihr lohnen ab. Mehemet. Jch burge fur die Pflicht Der Mutter/ und ¢ie ¢elb¢t wird ihm fußfallig dancken.
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Ibrahim. Zwar Kio¢em wird frey! wir aber ¢tehn in Schrancken! Sie mach’t ¢ich loß von uns! und uns be¢trick’t ein Kind! Uns/ die wir zwi¢chen Thur und Angel leider ¢ind! Uns/ die wir voller Furcht nur noch von Hofnung leben; Biß Sekierpera Tro¢t oder Tod wird geben.
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Sekierpera] Sechierpera A
Die dritte Abhandlung
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Ibrahim. Sekierpera. Ibrahim. Was bring’¢tu uns/ mein Tro¢t/ Vergnugung oder Pein?
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Sekierpera. Durch einen Schlag kan nicht ein Baum gefallet ¢eyn. !65 " Ibrahim. So laß’t/ hilff Himmel! ¢ich die raue nicht bewegen? Sekierpera. Des Kindes Wahnwitz wird ¢ich mit der Kindheit legen. Ibrahim. Schlag’t ¢ie mit Trotze denn des Sultans Lieb’ in Wind? Sekierpera. Sie ruhmet ¢eelig die/ die ¢elbter fahig ¢ind.
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Ibrahim. Wie? ¢toß’t ¢ie denn von ¢ich die Seeligkeit mit Fu¢¢en? Sekierpera. Sie will ¢ich Mutter nicht gefahrter Kinder wi¢¢en. Ibrahim. Was mahlet ihr die Furcht fur Todes-Larven fur?
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Sekierpera. Des Sultans Sohne ¢ind ergrimmte Lowen ihr; Die ihrer Kinder Flei¢ch in Stucke rei¢¢en wurden. Darumb ¢o ¢ey ihr Schluß: fur Thron und Gold die Hurden/ Fur Wollu¢t Fe¢¢el/ Strick/ und Sebel zu erwehl’n/ Als neb¢t dem Sultan ihr auch Hencker zu vermahl’n. vor 69 Sekierpera] Sechierpera A (so in der ganzen Szene, entspr. die abgekürzten Formen) 69 bring’¢tu] bring¢t du D 74 ¢elbter] ¢elber DE 80 Darumb] Darum E
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Ibrahim Sultan
Ibrahim. Soll Jbrahim von ihr ¢ich aber henckern la¢¢en? Soll er des Nachts im Traum’ ihr zaubri¢ch Bild umbfa¢¢en/ Des Tages ¢aufftzende wie Sclave fur ihr knien? Mit iedem Athame Hertzklopffen an ¢ich zieh’n? Und durch die Hollen-Pein nicht ihre Gun¢t erwerben? Ja unvergnug’t vergeh’n/ und unbe¢eeligt ¢terben? Sekierpera. Großmacht’ger Herr und Fur¢t. Holtz/ das bald Feuer fang’t/ Halt lange Kohlen nicht. Der Hund’s¢tern/ welcher ¢angt Laub/ Graß und Blumen weg/ hat wenig Fri¢t zu brennen. So wird der Seelenbrand ¢ich auch des Sultans trennen Durch Zeit/ Vernunfft/ und Witz. Jch ¢elber muß ge¢tehn: Auch ¢chlechte Blumen ¢ind den weiten Augen ¢chon. Das Wa¢¢er ¢chein’t Scarlat in fernen Regenbogen; !66 " Der Ambre Schonheit hat entfernt mich mehr gezogen Als ¢ie mich nahe zeucht. Und/ wo ich urtheiln kan/ So ¢tehet Ambre nicht dem gro¢¢en Sultan an. Ibrahim. Ach! leider/ ach! diß i¢t kein Pfla¢ter un¢ern Schmertzen! Die Seiffe tilget nicht das Bildniß auß dem Hertzen/ Die deine Zunge ¢elb¢t preg’t un¢er Seelen ein. Wie mag die Gottin dir nunmehr verachtlich ¢eyn/ Der Weyrauch war zu ¢chlecht/ und Bal¢am zu geringe? Sekierpera. Des Men¢chen Vorwitz fall’t oft auf nichts-werthe Dinge/ Begierde greifft ¢o bald nach Mah’ und Di¢tel-Bluth’ Als Tulipen und Klee. Wenn man zu er¢t er¢iht Auch ein geringes Licht/ verblandet’s das Ge¢ichte. Jch ¢chwere; gro¢¢er Fur¢t: daß itzt mit minderm Lichte 96
entfernt] entfernnt BCEA entfernt D
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Athame] Athem D Hertzklopffen] Hertzklopffer A Hollen-Pein] Hellen-Pein A Bildniß] Bildnuß A verblandet’s] verblendet D
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Mir Ambrens Antlitz ¢piel’t. Der Strahlen Unruh reg’t Der Augen Uhrwerck nicht; Jhr Mund vermahlt und heg’t Mit den Granaten nicht den Anmuths-Reitz zu¢ammen. Der Bru¢te Schneeberg i¢t kein Etna/ weil von Flammen Die Gipfel unbekron’t; ja kein tief Athem ¢chwell’t Die la¢¢en Balg’ empor. Der Wangen Lilgen-Feld J¢t allzu¢ehr mit Roth und Ro¢en uber¢treuet. Ibrahim. Schweig Sekierpera! denn un¢re Seel erfreuet/ Und un¢er Aug entzuck’t viel/ was du Mangel nenn’¢t. Weil du das Zaubern nicht der bloden Augen kenn’¢t/ Den Bal¢am nicht ge¢chmeckt/ der von entflammten Wangen Und ern¢ten Lippen ¢chmiltzt; Du ha¢t uns mehr gefangen/ Mehr un¢er Hertz ver¢trick’t; nun du uns ha¢t vermeint Des Garnes zu befreyn: Welch Un¢tern aber ¢chein’t Von dem Verhangnuß uns? daß un¢rer Seele Brande Bey ihr nur Eiß gebehrn? Auf! laß durch eigne Hande Den Thamm/ an welchem ¢ich ihr Strom der Liebe ¢toß’t/ Von Grund-auß rei¢¢en ein! die Wurtzel/ die uns floß’t Nur Gall’ ein/ rotten auß/ was uns ent¢eelt/ ent¢eelen. ! 67 "
Der Schauplatz verwandelt ¢ich in der Sultaninnen Spatzier-Saal. Fatima. Alima. Hagar. Kio¢em. Si¢igambis. des Ibrahims mit der Fatima und Alima erzeugte funff Sohne/ Machmet. Bajazeth. Murat. Orcan. Suleiman.
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Sisigambis. Schau’t/ Schwe¢tern/ welch ein Licht ¢teig’t auß ¢o fin¢tern Holen Die gro¢¢e Sultanin/ die Jbrahim ver¢chloß/ Weil ¢ie mein Engel war/ i¢t wieder frey und loß.
121 vermeint] vernein’t A 123 Verhangnuß] Verhangniß D 125 Thamm] Damm D
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Ibrahim Sultan
Fatima. Dem Hoch¢ten ¢ey’s gedanckt: Sey tau¢endmal willkommen! Alima. Sey tau¢endmal gekuß’t und in den Arm genommen; Der Himmel woll’ auch uns Ohnmachtigen verleih’n: Daß Kio¢em uns mog ein Schirm/ ein Engel ¢eyn!
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Kiosem. Seyd/ lieb¢ten Kinder auch mir tau¢endmal gegru¢¢et/ Und ihr holdreichen Zweig’ umbhal¢et und geku¢¢et. Doch was ficht euer Hertz fur Furcht und Ohnmacht an? Fatima. Ein Kummer/ welchen kaum die Zunge melden kan.
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Kiosem. Ein Schmertz/ der nebelt auß in Worte/ Sauftzer/ Zehren/ Erleichtert Hertz und Bru¢t. Woll’n ¢ie ¢ich nun be¢chweren Jhr Leid uns zu erzehl’n/ bin ich zu helffen dar. Alima. Ach! die¢e Kinder ¢teh’n in eu¢er¢ter Gefahr. Kiosem. Von welchem Tyger i¢t ihr Unheil zu be¢orgen? !68 " Fatima. Der Himmel weiß es nur/ uns aber i¢t’s verborgen.
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Kiosem. Leg’t mir was deutlicher des Hertzens Kummer auß.
143 be¢orgen?] be¢orgen. BCDEA 145 Hertzens Kummer] Hertzens-Kummer BCE Hertzens Kummer D HertzensKummer A
Die dritte Abhandlung
Alima. Uns beyden hat getraum’t: wie ein erzurnter Strauß Sich mit geharn¢chter Klau uns ¢ie zu rauben muhe. Sisigambis. GOtt gebe: daß ihr Stamm biß zu der Nachwelt bluhe. Kiosem. Hat beyden diß getraumt? Fatima. Diß und zu gleicher Zeit.
150
Kiosem. Gewiß/ der Himmel dreu’t ein unvermeidlich Leid. Alima. Mein Hertze beb’t und ¢chlag’t/ mir zittern alle Glieder. Kiosem. Rieß das erbo¢te Thier von ihnen eines nieder?
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Fatima. Wir hielten ¢eines Grimm’s und hei¢¢en Eyfers Lauf Theils mit demutt’ger Bitt’ und na¢¢er Wehmuth auf; Theils giengen wir behertz’t dem Strauße ¢elb¢t entgegen/ Ver¢etzten ieden Schlag nach eu¢er¢tem Vermogen Mit Armen/ Hals und Bru¢t; ¢o lange daß uns Hertz’ Und Athem ¢chon gebrach/ und von ¢o herbem Schmertz’ Uns hieng die Ohnmacht zu; biß eine frembde Taube/ Noch endlich unver¢ehns dem Thiere ward zu Raube/ Und nach dem es ihr rieß die ¢chonen Federn auß/ Thier/ Traum/ und Schlaf ver¢chwand.
149 getraumt?] getraumt. BCDEA 153 Eyfers Lauf] Eyfers-Lauf BCEA Eifers Lauff D 156 eu¢er¢tem] eu¢er¢ten E 159 hieng] gieng CD
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Ibrahim Sultan
Sisigambis. Ach! leider! die¢er Strauß J¢t un¢er Sultan ¢elb¢t; ich aber leider! werde Die Frembde Taube ¢eyn.
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Kiosem. Die Sultanin gebehrde/ Wo keine Noth nicht i¢t/ ¢ich ¢o kleinmuttig nicht. Alima. Laß’t die¢e Thranen mir; der Hulf’ und Rath gebricht Der Kinder (die fa¢t eh’ un¢eelig als gebohren/) Schutz/ Schirm und Schild zu ¢eyn.
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Kiosem. hab’t ihr den Witz verlohren? Daß ihr euch gutte Traum’ auß thor’chtem Jrrthum leg’t !69 " Zu eurem Unheil’ auß? Wahr i¢t’s: der Himmel pfleg’t Durch Traum’ uns kunftig Gluck und Fall zu offenbaren. Jhr aber zih’t den Traum auf Deutung mit den Haaren. Warumb muß euer Strauß des Sultans Vorbild ¢eyn/ Der ¢einen Kindern ¢elb¢t die Klauen ¢etzet ein? Warumb ¢ol Taub’ und Traum auf Si¢igamben zielen? Fatima. Komm’t es ihr frembde fur/ daß ¢ich die Fur¢ten kuhlen Mit ihrer Kinder Blutt? Wie lang i¢t’s: daß Verdacht Des Mahumets hat Sohn und Mutter umbgebracht? Der gro¢¢e Suleiman hat ¢elb¢t ¢ich hoch beflecket Durch zweyer Sohne Tod. Und we¢¢en Macht ¢on¢t ¢trecket Sich au¢¢er ihm ¢o weit die Kinder zuver¢ehrn?
169 173 175 176 178
Jrrthum] Jrrthumb A Warumb] Warum DE Warumb] Warum E ihr frembde] hier fremde E umbgebracht] umgebracht E
Die dritte Abhandlung
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Kiosem. Daut Ba¢¢ens Mi¢¢ethat kan dich ein anders lehrn: Der unterm Mu¢taffa/ umb ¢ich am hoch¢ten Brette Des Kay¢erthumbs zu ¢eh’n/ lang¢t außgetilget hatte Mit meiner Sohne Fall des Oßmanns gantzes Hauß; Hatt ich dem Hunde nicht das Schwerd gewunden auß. Die Mutter Mu¢taffens nam ¢elb¢t auch Morderthaten Auf ¢ie vergebens fur. Denn mei¢t pfleg’t miß-zu rathen/ Was man auf Fur¢ten ¢pinn’t. Alima. GOtt ¢teh’ auch die¢en bey/ Und helffe/ daß der Traum ein fal¢cher Nebel ¢ey! Kiosem. Nur Muth! der Tugend muß iedweder Zufall weichen. Ein groß Gemuthe muß dem Meere ¢ich vergleichen/ Das nicht die Saltz-Art laßt und ¢eine Grantzen halt/ Worein gleich ¢u¢¢e Flutt auß tau¢end Flu¢¢en fall’t.
Ibrahim. Kio¢em. Fatima. Alima. Hagar. Achmet. Valide Agasi. Die funff Sohne. Schatradeler Aga¢i. !70" 195
Fatima. Hilf GOtt! der Sultan komm’t. Ibrahim. Was habt ihr hie zu ¢chlu¢¢en?
195 komm’t] kommt’ BE komm’t CA kommt D 183 184 190 193
umb] um E Kay¢erthumbs] Kay¢erthums E fal¢cher] blo¢¢er A Saltz-Art] Salß-Art E
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Ibrahim Sultan
Alima. Uns la¢¢et Kio¢em des Kay¢ers Gnade wi¢¢en/ Die ¢ie der Haft macht frey. Ibrahim. Schnur-¢tracks verfuget ihr Jn eure Zimmer euch/ nur laß’t die Kinder hier. Fatima. Ach! die¢er Donner¢chlag durchdringet Seel und Hertze!
200
Alima. Mein Haupt und Gei¢t wird mir verruck’t von Ang¢t und Schmertze. Kiosem. Was ¢oll’n die Kinder ihm alleine? Ibrahim. Wer hat Recht Zu for¢chen/ was wir thun? Kiosem. Ein ¢chlechter Sclav und Knecht Frag’t mehrmals ¢einen Herrn dem Herren ¢elb¢t zu Gutte.
205
Ibrahim. Der Vorwitz ¢oll mir hier mit ¢einem eig’nen Blutte Selb¢t ¢eine Schuld bezahl’n. Fatima. Der Sultan wehre nicht: Daß Muttern/ wie wir ¢ind/ das Mutter-Hertze bricht. Ibrahim. Sind die¢e Kinder hier nicht un¢er mehr als euer?
202 Knecht] Knecht/ BCD Knecht, E Knecht A 203 Herren] Herrn E
Die dritte Abhandlung
Alima. Jn Mutter-Bru¢ten brenn’t ein gro¢¢er Liebes-|Feuer. Ibrahim. Was traum’t euch: daß der Fur¢t wird wieder Liebe thun?
210
Fatima. Wer lieb’t/ der eyfert auch/ und Argwohn laß’t nicht ruhn Ein Hertze/ wo ¢ich ¢chon fur das Ge¢ichte ¢tellet Ein Schatten der Gefahr. Ibrahim. Sag’t: auß was Grund euch fallet Ein Argwohns-Schatten fur?
215
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Alima. Auch eine Henne gib’t Auf ihre Jungen acht/ wenn ¢ich ein Wolcklein trub’t/ Wenn ¢ich ein Sperber laß’t auch nur von ferne blicken. Wir finden uns be¢turtzt. Denn Jbrah’ms Augen ¢chicken Auf ¢eine Zweig’ und uns gewohnte Strahlen nicht Und holden Liebesreitz. Zorn/ Rach’ und Eyfer bricht ! 71" Auß iedem Blick herfur. Ibrahim. Wahr i¢t’s. Sie ¢ollen ¢terben. Jhr aufgeopfert Blutt ¢ol die¢e Sebel farben! Kiosem. Mein Fur¢t/ mein Sohn/ i¢t er bey Witz und bey Vernunfft? Ibrahim. Mißbrauch¢tu frevelnde ¢chon deine Wiederkunft? 215 ein Sperber] einSperber BA ein Sperber CDE 216 Jbrah’ms] Jbrahm’s BCE Jbrahms D Jbrah’ms A 220 ¢ol] ¢o BE ¢ol CA ¢oll D 208 gro¢¢er] gro¢¢es D 222 Mißbrauch¢tu] Mißbrauch¢t du D
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Ibrahim Sultan
Fatima. Alima. Hilff Himmel! halt! ach! halt! Ibrahim. Wolt ihr Gewalt hier uben? Kiosem. Die ¢undigen in nichts/ die ¢o ¢ehr hertzlich lieben.
225
Ibrahim. Laß’t uns mit die¢em frey/ was un¢er i¢t/ gebahr’n. Fatima. Laß uns die Sebel eh durch un¢re Bru¢te fahr’n! Ibrahim. Soll ihr und euer Blutt zu¢ammen ¢ich vermengen?
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Hagar. Ja! meine Glieder ¢oll’n diß Schwerdt mit Lu¢t be¢prengen/ Jch will die Adern mir ¢elb¢t ¢chneiden mor¢ch entzwey: Daß meine Leiche nur ihr Lebens-Pfeiler ¢ey. Der Fur¢t erwage doch: kein Geyer friß’t die Jungen; Und er will/ die von ihm auß ¢einer Huft’ ent¢prungen/ Die Antheil ¢eines Blutt’s/ ja ¢eine Seele ¢ind/ Als Knechte ¢chlachten ab. Was kan ein ¢olches Kind/ Das ¢elb¢t die Un¢chuld i¢t/ und nichts nicht kan verbrechen/ Ja das/ was Sunde ¢ey/ noch nicht weiß außzu¢prechen/ Fur La¢ters ¢chuldig ¢eyn? Ibrahim. Solln wir dir Rechen¢chafft Von un¢erm Rath¢chluß thun?
237 dir] die E
Die dritte Abhandlung
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Fatima. Entfall’t nun alle Krafft Der arm’¢ten Fatima? kan mehr kein Strahl mehr brennen Der Augen/ die der Fur¢t zwey Sonnen pflegt zu nennen? Weil ¢ie fur Liebreitz itzt mit Thranen ¢chwanger geh’n. J¢t der vor ¢chone Mund dem Sultan nicht mehr ¢chon? Weil kein beweglich Wortt ihm kan ¢ein Hertz durch¢chneiden/ J¢t die¢e Bru¢t/ die vor ein Kocher ¢einer Freuden !72" Sein Jrrdi¢ch Himmel war; Gei¢t- Trieb- und Anmuth-leer; Und tau¢end Seufftzer kwall’n auß ihren Klippen her? Der edle Zimmetbaum trag’t de¢to be¢¢ern Zimmet/ Je ofter man von ihm die kraft’ge Rind’ abnimmet: Gall-Aepfel aber bring’t ein Weib das ander Jahr/ Wo gleich die er¢te Frucht Granaten-Bluhte war. Ach! leider! drumb ¢o fall’t/ ihr Kinder/ ihm zu Fu¢¢en! Be¢anftig’t Grimm und Schwerdt mit Thranen-reichen Ku¢¢en! Fall’t! und umbarmt ¢ein Knie/ eh ihr durch’s Schwerdt hinfall’t. Fall’t! bittet! biß ihm auch das Vater-Hertze wall’t! Geh/ ¢chon¢ter Machmet/ geh umb dich ihm außzu¢ohnen! Geh wirff das Haupt/ das man zum Kay¢er noch wird kronen/ Dem Vater unterm Fuß! Geh du auch Bajazeth/ Jn dem Fur¢t Jbrahim ¢elb¢t abgebildet ¢teht! Ibrahim. Wag’t ihr beym Win¢eln euch die Armen uns zu halten? Jch ¢chwer es: daß ihr all auch ¢ollt/ wie ¢ie erkalten/ Wo ihr noch euren Arm/ ja eine Lippe regt.
252 und Schwerdt] undchSwerdt B und Schwerdt CDEA 241 248 251 253 255 257 261
itzt] ietzt E ofter] offterer D von] fehlt CD drumb] drum E umbarmt] umarmt E Schwerdt] Swerdt A umb] um E unterm Fuß] untern-Fuß E euren] eurem C
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Ibrahim Sultan
Kiosem. Der Fur¢t be¢inne ¢ich/ auf wen ¢ein Donner ¢chlagt! Ibrahim. Thun wir/ was unerhohr’t? Du ¢elb¢t ha¢t zuge¢ehen/ Als Amurath den Hals dem Sohne ließ verdrehen.
265
Kiosem. Durch vor verubten Mord hatt’ er den Tod verkerb’t. Ibrahim. Hat kein un¢chuldig Blutt nie deine Fau¢t gefarb’t? Kiosem. Der eig’nen Kinder nie. Ja keinen andern Fur¢ten Hat man ge¢ehn nach Blutt ge¢ammter Kinder dur¢ten. Ibrahim. Wer unter ihnen ¢oll denn außgewehlet ¢eyn?
270
Fatima. Ach! meinen Machmet muß die Er¢t-Geburth befreyn.
275
Alima. Fur meinen Murat kampft der Himmel und die Sternen/ ! 73 " Den in der Wiegen ¢chon die Per¢en furchten lernen/ Den die Wahr¢agung lang¢t zum Wunder hat gemacht/ Weil ich ihn gleich gebahr/ im Mertz/ als Tag und Nacht Recht gleiche Stunden hat. Fatima. Die Sternen werden kampffen
262 ¢chlagt!] ¢chlagt? BCDEA 263 unerhohr’t?] unerhohr’t; BA unerhor’t; C unerhort D unerhohrt; E 263 Du] Da A 275 Fatima] Hagar Hs.
Die dritte Abhandlung
Fur meinen Suleiman/ der alle Feinde dampffen Der Mu¢ulmanner ¢ol.
280
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Hagar. Mein ¢choner Bajazeth Ein Außbund der Natur/ mein Holder Orcan ¢teh’t Jn das Verhangnis-Buch des Himmels einge¢chrieben: Daß/ wer an ihnen wird Gewalt und Grimm auß-uben/ Soll ewig ¢eyn verdammt/ war’s gleich ein Mu¢ulman! Schatradeler Agasi. Den Kinder-Mordern wird kein Blatt nicht kleben an Des heiligen Papier’s/ noch der gefarbten Ro¢en Vom Blutte Mahumeds/ wenn ¢ie die Kwall gelo¢en Und uber gluend Ertzt in’s Paradiß ¢oll’n geh’n. Ibrahim. Will die¢er Kefer auch dem Adler wider¢teh’n? Schatradeler Agasi. Man hat die Kinder mir gebunden auf die Seele. Ibrahim. So fahre denn/ vorher fur ¢ie ins Todes Hole. Fatima. Alima. Hilff Himmel! er vergeh’t.
288 Todes Hole] Todes-Hole BCE Todes Hole DA Hs. 277 Mu¢ulmanner] Mu¢elmanner D 279 Jn] im Hs. 281 Mu¢ulman] Mu¢elman DE vor 282 Agasi] fehlt Hs. 284 Blutte] Schweiße Hs. vor 287 Agasi] fehlt Hs. vor 289 Alima.] Alima. Hagar. Hs.
Hagar] Alima Hs.
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Ibrahim Sultan
Machmet. Herr Vater/ ach! er ¢chon! 290
Jch bin ¢ein treues Kind. Bajazeth. Und ich ¢ein lieb¢ter Sohn/ Der Nichts ge¢undig’t hat. Suleiman. Laß’t uns den Fuß ihm ku¢¢en: Daß Er uns ¢elb¢t nicht wurg’t/ wenn wir ja ¢terben mu¢¢en. Murat. Ach! Mutter helff’t/ ich ¢terb’! Alima. Hilff Himmel! ach! mein Kind! Kiosem. Wei¢t du’s/ du Blutthund/ nicht: daß’s deine Kinder ¢ind!
295
Alima. Du Raben-Vater du/ welch Thier friß’t ¢eine Jungen? Welch Drache ¢eine Frucht? wohl ha¢tu’s Kind ver¢chlungen/ So friß die Mutter auch. Kiosem. Jhr Kinder/ nun i¢t’s Zeit/ ! 74" Daß ihr die Me¢¢er zuck’t. Hagar. Sind deiner Grau¢amkeit Zwey Opfer nicht genung?
297 Kinder/] Kinder BCEA Kinder/D 291 den] dem E 294] daß’s] daß’ Hs. 296 ¢eine] frißt die Hs.
wohl] Wol gestrichen Hs.
Die dritte Abhandlung
300
Ibrahim. Um¢on¢t! ¢ie alle mu¢¢en/ Weil un¢er Leid doch auch auß einem wurde flu¢¢en/ Geopfert werden auf. Kiosem. Der Fur¢t ¢ag’s/ ich be¢chwer’ Jhn bey dem Mahumed/ wo denn ¢ein Leid ruhr’t her?
305
Ibrahim. Jch leide Seelen-Pein umb ihres Lebens wegen/ Weil Ambre ¢ich nicht will in un¢er Bette legen/ Nicht lieben/ den der lieb’t/ umb: daß er Kinder hat.
310
Kiosem. Verteufelt-bo¢er Schluß! verdammte Mi¢¢ethat! Umb eine Handvoll Lu¢t ¢olch Blutt-Bad zu be¢chlu¢¢en! Greifft nur behertz’t ihn an. Jch ließ bald anfangs wi¢¢en Durch meinen Aga¢i das Kriegs-Volck: Oßmans Stamm Steh’ in Gefahr und Noth. Ibrahim. Ang¢t/ Marter/ Pfal und Flamm Sol dir verzweifelten/ dir Raben-Mutter lohnen. Und ihr verruchten drey/ ¢olt nicht des Sultans ¢chonen/ Wag’t ihr an Kay¢er euch die Hand zu legen an/ Der Sud und O¢t und We¢t mit Wincken zahmen kan?
310 Pfal] Pfal’ BC Pfal DEA 299 300 303 305 307 309 310 312
Um¢on¢t] Umb¢on¢t ACD flu¢¢en] flie¢¢en A umb] um E den der] der ¢ie ACD umb] um E Umb] Um E Oßmans] daß der Hs. Steh’ … Noth.] deß Oßmans in Gefahr Hs. des] das E
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Ibrahim Sultan
Fatima. Großmacht’ger Herr und Fur¢t; wenn man verruckten wehret: Daß ihr gezucktes Schwerdt ¢ie ¢elber nicht verzehret; So halts Vernunft und Recht fur Liebe/ nicht fur Zwang. Ja Jbrahim wird ¢elb¢t uns opfern Kuß und Danck: Daß wir itzt ¢einer Brun¢t behertz’t in Ziegel fallen. Ibrahim. Jch ¢chwere Tod und Pein und Untergang euch allen. Achmet. Weg! gro¢¢er Fur¢t/ weg/ weg! Ibrahim. Was i¢t’s? Achmet. Er rette ¢ich. Ibrahim. Traum’t dir? fur wem?
325
Achmet. Die Wach empor’t ¢ich wider mich/ Und wil ¢elb¢t mit Gewalt in’s Kay¢ers Zimmer dringen/ Wo man nicht Augenblicks die Printzen wurde bringen Jn Heeres Gegenwart. Ibrahim. wenn ihnen vor das Licht Hier wird ¢eyn außgele¢ch’t.
317 Liebe] Lieb C 324 wurde] wurde C
Die dritte Abhandlung
Achmet. Der Kay¢er ¢turtze nicht !75" Sich ¢elb¢t/ und ¢einen Stamm. Jedoch welch grimmig Wutten Hat hier dem Murat ¢chon die Gurgel abge¢chnitten? Jch zitter’! ach! ich ¢org’ es ¢ey umb ihn ge¢cheh’n!
330
Alima. Ja! laß das Kriegs-Volck ein/ den Greuel anzu¢ehn/ Und Rache zu vollzieh’n. Ibrahim. Wil¢tu von meinen Klauen Auch deinen Suleiman hier noch zerflei¢chet ¢chauen?
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Achmet. Nicht bring’t ihn noch mehr auf durch Fluch; laß’t euer Leid Sich nicht in Wahnwitz kehr’n. Eil’t/ bring’t in Sicherheit Die Kinder/ die euch noch des Himmels Gun¢t laß’t leben. Der Sultan la¢¢e ¢ie ¢ich in ihr Zimmer heben; Daß die vier Lebenden das Kriegs-Volck ¢ehen kan/ Wil er ¢ich ¢elb¢t nicht fall’n. Was aber reitz’t ihn an Sein eigen Flei¢ch und Blutt ¢elb¢thandig aufzureiben? Ibrahim. Daß Ambre mich ver¢chmah’t/ wenn ¢ie bey’m Leben bleiben; Die/ weil ¢ie Kinder nicht dem Tode will gebahr’n/ Mir Lieb’ und Eh’ ab¢chlagt.
334 Eil’t/] Eil’t BCEA Eilt D 327 329 331 338 340
grimmig] grimmes Hs. ach! … ¢ey] ich erbeb’! Es i¢t Hs. umb] um E Wil¢tu] Wil¢t du D fall’n] fall’n Hs. ver¢chmah’t] nicht liebt Hs. wenn] weil A Hs.
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Ibrahim Sultan
Achmet. Will ¢ich der Fur¢t be¢chwer’n/ Der Albern zu gefall’n mit GOtt- und Men¢chen-Rache/ Durch blut’gen Kinder-Mord? da ja wohl die¢e Sache Noch and’re Hulff’ annimm’t. Ibrahim. Was wei¢t denn du fur Rath?
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Achmet. Man nehme mit Gewalt/ was ¢ie verweigert hat. Der Fur¢t kan mit mehr Fug Gewalt auf Sclaven uben/ Daß: die in Gutte nicht wil/ ihn auß Zwang muß lieben; Als von des Oßmans Stamm all’ edle Zweig’ abhau’n/ Den mit genauer Noth wir itzo bluhend ¢chau’n. Mit ¢einer Straffe bleib’t der Nachwelt unverge¢¢en/ Wie ¢ich Cham Chivas ihm das Erbrecht zuzume¢¢en Hoch frevelnd unter¢tand/ als Oßmans Stamm nicht war Von die¢en Zweigen reich. Noch argere Gefahr Und Her¢ch¢ucht dorffte ¢ich in ¢einem Reich’ erregen Durch die¢er Pfeiler Fall. So edle Zedern pflegen !76" Jn iedem Erdreich nicht bekleibend aufzugeh’n. Ibrahim. Wer wird die Ambre ¢ich zu rauben unter¢tehn? Achmet. Jch will ¢chnur-¢tracks ¢ie auß dem Bad’ in’s Zimmer ¢chaffen.
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Ibrahim. Laß’/ umb uns zu erfreu’n nichts nicht am Flei¢¢e ¢chlaffen:
343 GOtt- und] GOtt-und BC GOtt- und DA GOtt und E 349 350 355 357 360
edle] edl E Den] Denn E wir] wie E Her¢ch¢ucht] Her¢chafft CD Jn iedem] Jn dem C Ja in dem D umb] um E erfreu’n] erfrey’n E
Die dritte Abhandlung
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Der Schau-Platz ¢tellet fur des Kay¢ers geheimes Zimmer. Sekierpera. Ibrahim. Sekierpera. Auf was fur Strudel renn’t ¢ein halbverzweifelt Sinn? Ibrahim. Wo der Begierdens-Sturm des Hertzens Schiff ¢chlag’t hin. Sekierpera. Wird beydes aber auch des Abgrund’s Opfer werden?
365
Ibrahim. Ein Artzt brauch’t Seg’ und Glutt/ wo Pfla¢ter den Be¢chwerden Zu linde Mittel ¢ind. Sekierpera. Verzweifelt’ Artzney macht: Daß offt ein heilbar Leib wird in den Sarch gebracht. Ibrahim. Ach! es i¢t ja durch Glimpf nichts nicht von ihr zu hoffen!
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Sekierpera. Wird durch den er¢ten Pfeil ¢tets iedes Ziel getroffen? Die Ramme ¢toß’t den Pfal auf einmal nicht in Grund. Jm lieben mach’t ein Blick nicht bald die Seele wund. Das Gift muß durch das Aug’ er¢t zu dem Hertzen dringen. Jtzt/ nun der Fur¢t vom Glimpf’ auf Ern¢t und Grimm wil ¢pringen;
362 Hertzens Schiff] Hertzens-Schiff BCDEA vor 361 Sekierpera] Sechierpera A (ebenso in der ganzen Szene, entspr. die abgekürzten Formen) 366 wird] wurd E Sarch] Sarg D 372 vom] von E
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Ibrahim Sultan
Reiß’t Er den vor von mir gebau’ten Grund¢tein ein/ Und ¢ein Genuß wird nichts als herber Hunger ¢eyn.
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Ibrahim. Es ¢ey dem/ wie es woll’. Es bleib’t bey un¢erm Schluße: Daß die auff un¢er Bru¢t nicht ruh’n will/ unterm Fu¢¢e !77 " Wie Sclavin lach¢en ¢ol. Der Baum muß abge¢eg’t Der Bluthen ¢eyn beraub’t/ der ¢ie zur Hoffart trag’t/ Nicht Lu¢t und Nutzen ¢chaff’t. Sie ¢oll noch heut’ erfahren/ Daß Jbrahim mit ihr Gewalt hat zu gebahren/ Daß ihre Jungfrau¢chafft kein unverwelcklich Blatt/ Ein ¢chwindend Wachs-Licht ¢ey. Sekierpera. Der gro¢¢e Sultan hat Zwar unver¢chrenckte Macht in allen ¢einen Wercken: Allein er ¢elb¢t/ mein Fur¢t/ wird er¢t die Unlu¢t mercken: Und wie die Liebligkeit hier ¢o ver¢altzen ¢ey/ Wenn ¢trenge Nothzucht ¢chlaff’t bethranten Wangen bey. Ibrahim. Ach! leider/ du weißt nicht: worauß Vergnugung kwillet! Die Ro¢e/ die ihr Haupt in fa¢te Kno¢pen hullet/ Reucht fri¢cher/ als die uns die Blatter breitet auß/ Und/ wenn der Mittag brenn’t/ fall’t welck in Sand und Grauß. Jedoch wir woll’n noch ein¢t der Wortte Zucker brauchen. Wo aber ¢ie umb¢on¢t den Weyrauch laß’t verrauchen/ Den un¢er lodernd Hertz der Kalten zundet an; So glaube: daß ¢o denn uns nichts nicht halten kan/ Die uns ver¢agte Bluth’ ihr ¢chimpflich abzubrechen/ Und der Bethorten Trotz durch ihre Schmach zu rechen.
373 vor] fehlt E 377 lach¢en] lachtzen D 386 ¢chlaff’t] ¢chleff’t E
Die dritte Abhandlung
Ibrahim. Ambre. Achmet. Sekierpera.
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Ibrahim. Stell’t meiner Seele Zweck/ mein Licht/ mein Engel ¢ich/ Mein Augen-Apfel ein? Ach! daß ich/ Sonne/ dich Nach Wurde/ nach Verdien¢t hier wußte zu empfangen! Kan wohl das Paradiß mit ¢chonern Engeln prangen? Der guld’ne Himmel pral’t mit edlern Sternen nicht! Doch/ wie? daß Thranen-Saltz auß ihren Sonnen bricht/ Die in uns Glutt gebehr’n/ und uns mit Flammen ¢augen? ! 78 " Des Mohnden waßricht Schein weiß ja nur Thau zu zeugen. Mein Kind/ die Thrane ¢chwemm’t der Anmuth Perlen weg/ Und ¢altzicht Wa¢¢er mach’t in Schonheits-Scharlach Fleck’. Umb was betrub’t ¢ich die/ umb was wolckt die’s Ge¢ichte/ Der Lieb’ und Glucke ¢chein’t mit unverfal¢chtem Lichte? Stamboldens Kay¢er zeucht ihr ¢einen Purper an/ Und opfert ihr ¢ein Hertz. Was fur Be¢turtzung kan An ¢tatt der Gegengun¢t in ihr ¢olch Leid erwecken? Laß’ uns die Schalen nur von deiner Anmuth ¢chmecken/ Und ko¢te ¢elb¢t einmal den Vor¢chmack ¢u¢¢er Lu¢t Des Zuckers die¢er Welt. Mein Kind/ Mund/ Augen/ Bru¢t Be¢cheiden ¢elber dich: daß ¢ie zu wilden Stammen GOtt nicht erkie¢et hat. Wil¢tu den Trieb denn hemmen/ Durch welchen die Natur auch Fels- und Hecken reg’t/ Die Crocodile kirr’t/ und Hold in Drachen heg’t? Sie ¢auftzet/ ¢ie erblaß’t/ ¢ie ¢chauet auf die Erden! Laß un¢er Antlitz doch dein Ziel des An¢chau’ns werden! Laß’ un¢ern Mund an ¢ich den ¢u¢¢en Athem zih’n/ Den deine Kehl’ außlaß’t; Schau un¢er Antlitz gluh’n/ 397 ¢ich/] ¢ich BCDEA 422 Kehl’] Keh’l BCA Kehl DE vor 397 Sekierpera] Sechierpera A 398 Augen-Apfel] Augen-Apfeln C 409 Purper] Purpur CD 416 hat] fehlt C Wil¢tu] Wil¢t du D 417 Fels-] Felß D 421 un¢ern] un¢er CD 422 auslaß’t] ausblaßt D auslaß’t E
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Ibrahim Sultan
Schau/ wie diß Hertze koch’t/ wie un¢er Seele lach¢et/ Nach Lab¢al/ das allein auf deinen Lippen wach¢et/ Auß deiner Anmuth kwill’t! Antworte¢tu mir nicht? Die Fel¢en/ denen doch Empfindligkeit gebricht/ Antworten Fragenden mit hellem Wieder-Schalle. Ambre. Der Wollu¢t-Zucker i¢t/ mein Fur¢t/ mir Gifft und Galle; Und meine Kindheit i¢t nicht fahig noch zur Zeit Zu ¢pielen auf dem Ei¢’ erwehnter Uppigkeit. Mein An¢ehn viel zu ¢chlecht/ des Kay¢ers Hand zu ku¢¢en/ Die’s Zepter tragt der Welt; zu kurtzweiln mit den Fu¢¢en/ Worfur die Erde bebt. Die Magd i¢t thumm und blind/ Die ¢ich zur Gottin macht. Zu hohe Wurden ¢ind Die Spei¢e voll von Glutt/ die in den bloden Magen ! 79 " Die Warmbde vollends tilg’t. Er la¢¢e Purper tragen/ Die/ derer groß Verdien¢t mehr Liebes-Zunder nehr’t. Der Glutt-vermahlte Schnee wird Augenblicks verzehr’t; So wurd’ auch mein kalt Hertz und ich ver¢chmeltzen mu¢¢en/ Wenn er als Sonn’ auf mich be¢tandig lie¢¢e ¢chie¢¢en Die Stralen ¢einer Hold. Was Feuer halten ¢oll/ Muß ¢elber Feurig ¢eyn; ¢ol es nicht ¢tracks zu Kohl’ Und A¢che ¢eyn verbrenn’t/ Hold-¢eyn in Haß zerronnen; Zumal da Fur¢ten ¢tets als niemals mude Sonnen Zu neuen Sternen eil’n. Jedoch ich bin vergnug’t: Daß mein bethrantes Aug’ in Staub und Sarche lig’t/ Darff ich der Wollu¢t nur nicht in ihr Netze fallen.
432 Die’s] Dies BCDE Die’s A 438 wird Augenblicks] wirdAugenblicks BE wird Augenblicks CDA 441 ¢oll/] ¢oll. B ¢oll CDE ¢ol A 425 430 436 440 443 446
Antworte¢tu] Antworte¢t du D mir] uns A ¢pielen] ¢pielem E Purper] Purpur CD ¢chie¢¢en] ¢chu¢¢en A A¢che] A¢chen AC zerronnen] zerrunnen E Sarche] Sarge D
Die dritte Abhandlung
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Ibrahim. So halt dein Eckel diß fur Wermuth/ Gifft und Gallen/ Was nichterne Vernunft fur ko¢tlich Himmel-Brodt Und Sonnen-Saamen preißt? Was Mahumeds Geboth Den Außerwehlten ¢ag’t als ewiges Vergnugen Des Paradi¢es zu? Wer ¢chwatz’t dir grame Lugen Fur ¢u¢¢e Warheit ein: daß deiner Jahre Mey/ Der voller Kno¢pen ¢teh’t/ nicht Liebes fahig ¢ey? Daß/ die auf Wang’ und Mund heg’t reiffende Granaten/ Und Aepfel auf der Bru¢t/ des Sultans Liebes-Saaten Nicht pflantz- noch pflegen konn’. Jhr Schon-¢eyn hat ¢ie ¢chon Gepfropff’t in’s Sultans Hertz/ ver¢etz’t auf Oßmans Thron. Und ¢ie ¢olt’ un¢rer Hand/ nicht un¢ern Fu¢¢en taugen? Die Liebe blitzet ¢elb¢t ihr ¢ichtbar auß den Augen/ Zer¢chmeltz’t der Hertzen Ertzt/ und mach’t auch Seelen wund. Der Herb¢t bekron’t die Bru¢t/ der Fruling blum’t den Mund/ Des Sommers Zierde pral’t auf den benelckten Wangen; Wie hat des Winters Eiß denn nur ihr Hertz umbfangen? Der Liebreitz gurtet ihr den Anmuths-Kocher an; Wie daß der Haß ¢ich denn mit ihr vermahlen kan? Und Schatten tummer Traum’ ihr in’s Gehirne pregen? !80 " Jch will die Hande dir/ mein Engel/ unterlegen/ Wie einem Papegoy nur Zucker geben ein/ Ja meine Seele ¢elb¢t ¢oll deine Spei¢e ¢eyn. Jch wun¢chte: daß in mir noch hundert Hertzen waren/ Mehr Seelen walleten/ mehr Flammen zu gebehren Und Liebe gegen dich. Fur¢t Jbrahim/ mein Kind/ Betrauret: daß er nicht in Liebe gantz zerrinn’t Und dir zum Lab¢al ¢ich in deine Seele flo¢¢et. Wie daß denn Ambre den ¢o ¢chimpflich von ¢ich ¢to¢¢et? Der ¢ie ¢o hertzlich lieb’t? Wie oder ¢chilt mein Licht: Daß wir in Worten heiß/ in Wercken aber nicht? Laß’ uns durch einen Kuß der Lippen Honig ¢chmecken.
457 pflantz- noch] pflantz-noch BCE pflantz- noch D pflantz- und A 449 nichterne] nuchterne CD 458 Gepfropff’t] Gepfroff’t A 459 Hand] Hand A
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Ibrahim Sultan
Ambre. Die i¢t nicht keu¢ch/ die ihr ¢chon laß’t den Mund beflecken; Die aber nicht bey Witz/ die der Begierden Dun¢t/ Den Kitzel/ der ent¢pring’t auß geiler Augen Brun¢t/ Jhr Haupt umbnebeln laß’t; und doch bald ¢chmertzlich fuhlet: Daß endlich die¢er Dampff mit Donnerkeilen ¢pielet/ Jn Schmertz und Schimpff zerfleußt. Ibrahim. Hat iemals eine Magd Dem Kay¢er einen Kuß/ dem Herren diß ver¢ag’t/ Wornach die Edel¢ten und tau¢end Seelen lach¢en?
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Ambre. Ja! ein ¢chon Garten wird von wilden Feld-Gewach¢en Entehret und ver¢tell’t. Jch Magd bin auch nicht werth: Daß/ wenn mein Herr/ mein Fur¢t zu ku¢¢en mich begehr’t/ Er ¢einen Stand mißbraucht/ und ¢einen Ruhm beleidig’t. Ibrahim. Hor’t/ wie die Albere ¢o honi¢ch ¢ich vertheidig’t! Nein! hohe Seulen mach’t ihr niedrig Stand nicht klein/ Die Sonne gib’t auch Erd- und Nebeln Glantz und Schein/ Ein Fur¢t kan auch auß Nichts was/ Gold auß Staube machen. Stracks ¢ag’s mit einem Wort’: Ob du des Sultans lachen/ ! 81 " Ob du dir ¢einen Grimm wil¢t fur die Hold vermahl’n. Ambre. Zwar Welten konnen ihm/ nicht aber Weiber fehl’n/ Die Er/ mein Fur¢t/ be¢iegt; was ¢uch’t Er denn auß Steinen/ Die Schnee/ nicht Feuer nehr’n/ auß Kindern/ die zum Weinen/ Nicht Liebes-fahig ¢ind/ zu pre¢¢en Lieb’ und Glutt? Die fur die Jungfrau¢chafft aufopfern Gei¢t und Blutt/ Eh ihre Bluthen ¢olln gebehren ¢olche Fruchte/ Die kunftig mu¢¢en ¢eyn der Hencker Schau-Gerichte/ Die Ko¢t der Tyranney.
483 fuhlet] fuhlet E 497 vermahl’n] vermahln E
Die dritte Abhandlung
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Ibrahim. Du ¢ol¢t den trotzen Sinn Dir bald gebrochen ¢ehn. Stracks/ Achmet/ nimm ¢ie hin/ Und laß ¢ie fingernackt in un¢er Bette werffen. Wo Gutte nicht vermag des Liebes-Pfeil zu ¢charffen/ Muß Zwang der Wetz¢tein ¢eyn. Die Bluthen/ die ¢ie ruhm’t Als unverwelcklich Laub/ ¢oll’n Augenblicks entblum’t/ Welck/ durr und fleckicht ¢eyn. Ambre. Jch falle dir zu Fu¢¢en/ Und ¢aufftze/ gro¢¢er Fur¢t; daß/ wo mein Trotz ¢oll bu¢¢en/ Wo meine Einfalt Schuld/ ja Straffen hat verkerb’t: Mein unentweihter Leib die ¢charf¢ten Sebel farb’t. Laß ¢o viel Thranen doch dir durch die Seele ¢chneiden Der Ambre/ die behertzt will hundert Tode leiden/ Ja die den Hencker¢trick mit Lachen ku¢¢en wil/ Da ¢ie nur Jungfrau ¢tirbt. Gib die¢er doch ¢o viel/ Die deines Glaubens i¢t/ und die dich zu ver¢ohnen Mit ¢o viel Thranen ¢uch’t/ was Mahumed Jrenen/ Auch Erichs Tochter nicht als Chri¢ten hat ver¢ag’t. Ver¢uche Schwerd und Streich/ hier kniet die arm¢te Magd/ Die nichts vermag/ als nur den Wun¢ch/ die Lu¢t zu ¢terben. Ibrahim. Fort mir ihr! Weiber-Blutt ¢oll keinen Sebel farben. !82 "
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meine] meiner BCDEA Jrenen/] Jrenen BCDEA ver¢ag’t.] ver¢ag’t/ B ver¢agt/ CD ver¢ag’t, E ver¢ag’t. A keinen Sebel] keinenSebel B keinen Sebel CDEA
508 Gutte] Gutte E 518 ¢tirbt] ¢tribt C
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Ibrahim Sultan
Der Schau-Platz ¢tellet fur ein warmes Bad. Reyen Des badenden Frauen-Zimmers. 525
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Die Frauen. Wie ¢eelig ¢ind! die GOtt in zarte Seide Ge¢chickter Glieder hullet ein! Denn Schonheit ¢chein’t ja ¢elb¢t des Himmels Kreide/ Ein Brunkwall des Geluck’s zu ¢eyn. Sie i¢t der Lieb’ und der Vergnugung Wiege/ Die Wollu¢t ¢chlafft auff ihrer Bru¢t. Die Kinder fuhr’n auch wider Kay¢er Kriege/ Bekampfen ¢ie durch ¢u¢¢e Lu¢t. Der Fur¢t muß la¢¢en Ambren holen/ Weil ihr bloß Ruhm ihms Hertz ge¢tolen. Die Jungfrauen. Jhr Thorichten! preiß’t ihr fur ein Gelucke/ Wenn reiner Keu¢chheit Einfalt fall’t Jns Wollu¢t-Garn/ in geiler Jager Stricke? Die Keu¢chheit i¢t der Schatz der Welt/ Die Jungfrau¢chafft gantz unbefleckte Sonnen/ Die Lieb ein Jrrwi¢ch/ der auß Tacht Unreiner Seel- und Hertzen wird ge¢ponnen; Ein Wurm/ der nur glantz’t bey der Nacht. So laß’t uns denn von gantzem Hertzen/ Der Ambre Raub und Fall be¢chmertzen. !83 " Die Frauen. Einfaltige! die ihr auß leeren Krugen Nur Lufft ¢tatt un¢ers Nectars trinck’t; Was nutzt ein Feld/ das ¢tets muß brache liegen? Ein Kwall/ der in den Sand ver¢inck’t? vor 535 Jungfrauen] Junfrauen B Jungfrauen CDA Jnngfrauen E 541 Seel- und ] Seel-und BCE Seel und D Seel- und A ge¢ponnen] be¢ponnen BE ge¢ponnen CDA 542 glantz’t] glantz t B glantz’t CA glantzt DE 525 zarte] zarter E
Die dritte Abhandlung
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Ein Bal¢am/ der in Wu¢teney verrauchet? Die Ro¢e/ die der Wind verheert? Wenn Ei¢en nicht und Schonheit wird gebrauchet/ Verlieren ¢ie durch Ro¢t den Werth; Und Schatzen/ die vergraben bleiben/ Kan niemand Ruhm und Preiß zu¢chreiben. Die Jungfrauen. Die Jungfrau¢chafft i¢t von ¢o edlen Steinen/ Die kein geil Auge ¢chatzen kan. Die Sternen/ die am allermei¢ten ¢cheinen/ Stehn in den Himmel oben an. Der Sonne Gold/ fur der ¢ich Stern’ entrothen/ Heckt mehr/ als des Saturnus Bley/ Ge¢chwantzte Stern und ¢chadliche Cometen. Und Schonheit ¢chlafft mehr La¢tern bey/ Ja ihr’ auch Schwanen-reine Wangen Gebehren Feuer/ hecken Schlangen. Die Frauen. Ein Mund/ der nie hat Wein und Milch ge¢chmecket/ Kan leicht als bitter ¢ie ver¢chmeh’n. Geh’t ¢chaut: wie ¢ie ¢o Gold als Purpur decket/ Wie ¢ie beym Sultan i¢t ge¢ehn; Wie ¢eine Seel auf ihre Bru¢t zerrinnet/ Und ¢ie mit Bal¢am uberthaut/ Wie er ¢ich als ein Seiden-Wurm ver¢pinnet/ Und in ¢ein Hertz Altar ihr baut. ! 84" Denn Schonheit kriegt auch Kay¢er-Hertzen Zum Opfer/ und zu Liebes-Kertzen. 559 Stern’] Stern BCDE Stern’ A 563 ihr’] ihr BCDE ihr’ A 563 566 567 572 573 574
Schwanen-reine] Schwanen-reinen ACD ver¢chmeh’n] ver¢chmah’n D Purpur] Purper A Altar] Altar CD Denn] Den E zu] fehlt E
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Ibrahim Sultan
Die Jungfrauen. Verdammte Lu¢t! geku¢¢eten Jrenen Muß endlichs Schwerdt ein Braut¢chatz ¢eyn; Ja Liebe ¢chleu¢t als Sclavinnen die Schonen Jn ein verguldet Keficht ein/ Auß denen ¢tets die Hirn¢en Honig ¢augen: Daß der Ge¢talt gemahlter Dun¢t Nur bleibt leer Wachs/ ein Zunder geiler Augen/ Ein Talg zu Fackeln bo¢er Brun¢t. Wohl uns! die wir in rauen Schalen Mit Perlen reiner Keu¢chheit pralen! Die Frauen. Der Wahnwitz hat euch Prillen furgerucket/ Daß ihr fur Perlen Grauß ¢eht an. Der Einfalt Eiß hat euer Hertz be¢tricket: Daß euch kein Liebreitz ziehen kan. Doch wenn euch wird des Witzes Licht aufgehen/ Wird Traum und Jrrlicht ¢eyn vorbey; Denn werdet ihr recht ¢chmecken und ver¢tehen: Was Liebe fur ein Lab¢al ¢ey; Ja! daß entzunden und ¢elb¢t brennen Des Himmels Vor¢chmack ¢ey zu nennen. Die Jungfrauen. Laß’t/ Schwe¢tern/ uns fur den Sirenen fliehen/ Eh uns ihr Zauber-Lied ¢chlafft ein. Wir werden Brand aus die¢en Kwallen ziehen/ Die von den Schlangen gifftig ¢eyn. Wir werden uns be¢udeln durch diß Wa¢chen. !85 " Jn geile Wurmer uns verkehr’n. Weil/ ¢ichert euch/ der Keu¢chheit Fenix-A¢chen Nur Nacht-Eul’n arg¢ter Schmach gebehr’n; Die Jungfraun aber hier auf Erden Sollns Paradie¢es Schwanen werden. 585 589 595 599 601
Prillen] Brillen D Doch] Dochch E Sirenen] Stirnen E Wa¢chen] Wach¢chen E Fenix-A¢chen] Phonix-A¢chen D
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Die vierdte Abhandlung. Der Schau-Platz ¢tellet fur des Mufti Gemach. Mufti. Mehemet. Bectas. Kiuperli. Kul-Kiahia. Mollah.
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Mufti. Daß Mi¢¢ethat in ¢ich wie Ketten ¢ey ver¢chrenck’t/ Da eine bo¢e That ¢tracks an der andern henck’t/ Wie Glied am Gliede folg’t/ lehrt uns des Sultans Wutten. Wie lang’ i¢t’s: daß er mir ¢ein Antlitz ließ verbitten/ Mir/ der ich wider’n Hei¢ch des trauten Amurath/ Jhm zu dem Zepter half? Jtzt folg’t die Greuel-That Schon auf der Fer¢e nach. Wirds wol die Nachwelt glauben? Daß Oßmans Enckel ließ zur Noth- und Unzucht rauben Des hoch¢ten Prie¢ters Kind? Mehemet. Ja/ diß i¢t unerhor’t! Kein Sultan hat noch nie die Jnfel ¢o ver¢ehr’t/ So ¢cheutzlich ¢ich befleck’t. Und wer i¢t/ dem nicht grauet: Daß Achmet/ dem das Heft des Reiches i¢t vertrauet/ Zum Dieb und Kupler wird? Was wird fur La¢ter nicht Noch die¢er Wurm gebehr’n? Und keinen Men¢chen ficht Doch min¢te Vor¢org an dem Tiger zu begegnen/ Der Schimpf und Tod uns dreut.
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dem] den BCEA dem D Oßmans] Oßman s B Oßmans CEA Oßmanns D ¢cheutzlich] ¢cheußlich D
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Bectas. GOtt wird die Seele ¢egnen/ Die ihr des Reiches Heil/ des Volckes Zentner-La¢t !86" Laß’t zu Gemuthe geh’n/ die ihr das Hertze faß’t Den geilen Huren-Heng¢t/ in de¢¢en Adern ¢tecket Kein Tropffen Fur¢tlich Blutt/ der ¢tundlich ¢ich beflecket/ Wie ein gemeines Weib/ zu ¢turtzen in den Grund. Euch i¢t zu wohl bekand: wie den itzt grimmen Hund Ein furcht¢am ¢chaff be¢cham’t; wie ihm das Hertze fehlte/ Den Kercker auf zu thun/ als un¢er Schluß ihn wahlte Zum Haupte die¢es Reichs; wie ¢ein Schlimm Einritt ¢chon Des Volcks Gelachter war; wie er des Oßmans Thron/ Der keine Weiber tragt/ be¢chimpfet und entehret/ Wenn er fur Tart¢ch und Schwerdt/ das Konigen gehoret/ Mit Perlen ¢chmuckt den Hals/ mit Diamant den Leib/ Die Nagel gulden farb’t/ und auf viel Arth ein Weib Sich em¢iget zu ¢eyn. Was halt uns denn zurucke: Daß man diß Weib erwurgt mit dem verdienten Stricke? Wo ihr die Armen mir in die¢em Wercke reicht/ So fehlt’s drey Stunden noch/ biß Jbrahim erbleicht/ Und Achmet i¢t zerflei¢cht der Werckzeug ¢einer La¢ter. Mehemet. Jch weiß fur die¢e Pe¢t kein mehr bewehrtes Pfla¢ter. Und wo ich urtheiln kan/ hat Achmet allermei¢t Ans Kay¢ers La¢tern Schuld/ der ihm ¢tets Aepfel wei¢’t Der Wollu¢t: daß der Fur¢t des Herr¢chens ¢ich ent¢chlaget/ Daß Achmet Heft und Stab/ der Fur¢t den Tittel traget. Gewiß ein bo¢er Knecht i¢t ¢chadlicher furs Reich/ Als ein nichts gultig Fur¢t. Mufti. Laß’t beyden uns zugleich Außle¢chen ihr fal¢ch Licht. Wir haben hier mehr Grunde/ Den Jbrahim zu fall’n. Die gro¢te Schuld und Sunde/ Da man zu ¢turtzen ¢chloß den trauten Amurath/
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Kercker] Rercker E Ans] Aus E
Die vierdte Abhandlung
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War: daß er das Verboth des Weines ubertrat. Der muh’t Ge¢atz und Volck und Tugend ¢ich zu dampfen. Auch fehlt’s an Krafften nicht diß Unthier zu bekampfen; Die Cadi ¢ehn auf mich/ der Janit¢char folgt dir/ Jedweder Ba¢¢a wun¢ch’t den Mehmet zum Ve¢ier. !87 " Bectas. Dem Achmet muß zu er¢t ¢ein Athem ¢eyn verkurtzet. Ein Schif und Reichs Haupt i¢t ¢chon mehr als halb ge¢turtzet/ Wenn diß der Diener- wird und jenes Ancker-loß. Der Britten Haupte fehl’t nur noch der zehnde Stoß Zum Schiffbruch/ ¢eit daß er den Pfeiler eingebu¢¢et Durch Strafforts treuen Kopf. Mufti. Jch lobe/ was ihr ¢chlu¢¢et. Man ¢age mehrern Sold den Janit¢charen zu; Auff derer Willkuhr ¢teht des Sultans Fall und Ruh. Jch will/ Mollah. Herr/ Achmet bring’t gleich Ambren ¢elb¢t zurucke.
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Mufti. Ja/ leider! Uns noch mehr zu ¢tell’n Verderbens-|Stricke. Weicht ihr ins Beygemach. Jch will/ was Ambre klag’t/ Und Achmet bringt/ hor’n an/
Achmet. Mufti. Ambre.
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Achmet. Was eine geile Magd Durch wilden Trotz gewinnt/ mag dir dis Bey¢piel zeigen. Die/ die bekronet ¢olt ins Sultans Bette ¢teigen/ Doch Gnade/ Wurd und Hold mit Fu¢¢en von ¢ich ¢tieß/
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ge¢turtzet] ge¢turcket E derer] deren A des] fehlt C
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Ver¢toß’t der Fur¢t itzt ¢elb¢t. Die vor hochmuthig prieß Den Krantz der Jungfrau¢chafft/ ihr ihre flucht’ge Blume Zum Abgott ¢tell’te fur/ und uns zum Heiligthume: Die zeige dir nun ¢elb¢t die welcken Blatter dar; Und meld; Ob ihre Lilg unwelckbar an ihr war; Ob’s be¢¢er ¢ey be¢chimpfft/ befleckt/ entbloßt/ ver¢peiet/ Zerri¢¢en/ außgelach’t/ ge¢chandet und entweihet/ Die Bluthen er¢ter Scham wie Hure bu¢¢en ein/ Als eines Kay¢ers Brautt in Seid’ und Purpur ¢eyn? Doch kan¢tu die¢es noch fur hoch¢te Gnad erheben: ! 88 " Daß die Be¢udelte nicht Knechten frey gegeben Und Sclaven ward entdeck’t. Wer Gold¢tuck fleckicht ¢chilt/ Dama¢ten von ¢ich wirfft/ der wird mit Fug gehull’t Jn Sacke/ Stroh und Haar. Nimm in dem Huren-|Kleide Dir deinen Balg nun hin. Ein Seiden-Wurm/ der Seide Nicht mehr kan ¢pinnen/ wird in Molcken-Dieb verkehr’t. Dir aber wird noch ein¢t ¢o Fur¢t als Hof verwehr’t. Mufti. Mein Freund/ hat zwar mein Kind/ die Schmach fur Ehr’ erwehlet/ So ¢ehr auß Vorwitz nicht als Unver¢tand gefehlet/ So hat ¢ie doch hieran mehr als der Sultan Schuld. Was GOtt ¢chafft und der Fur¢t/ ertrag ich mit Geduld. Drumb meld ihm: daß ich auch vom Hofe weit entfernet Dem Kay¢er treu zu ¢eyn von Jugend-auf gelernet; Ja wo Fur¢t Jbrahim des Mufti Kopf begehr’t/ Soll er ihm heute noch zum Opfer ¢eyn gewehr’t. Achmet. Du ¢atze¢t weißlich ab vom er¢ten Aberwitze. Doch ¢pate Vor¢icht i¢t nichts nach dem Fallen nutze.
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ver¢peiet] ver¢pielt E Purpur] Purper A kan¢tu] kan¢t du D erheben] eeheben E
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Ambre. Mufti. Mehemet. Bectas. Kiuperli. Kul-Kiahia.
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Mufti. Wie lange ¢oll der Schwarm des Bluthund’s bluhend ¢eyn? Jedoch/ je langer GOtt den Donnerkeil tauch’t ein Jn das Erbarmungs-Oel/ ie ¢charffer ¢ind die Schlage. Die Vater-Ruthe kehr’t er dem in eine Sege/ Ja reiß’t mit Strumpff und Stiel den Ubelthater auß/ Den er ¢o lang¢am ¢traff’t. Wir woll’n in Koth und Grauß Noch un¢ern Todfeind ¢eh’n! be¢anffte dein Gemuthe/ Ver¢ichert: daß die Kwall auch auß des Himmels Gutte Vom Gnaden-Kwell herrinn’t. Wir ¢eh’n der Sonne Licht/ !89 " Weil wir von Arth ¢ind blind/ nur ohne Blandung nicht. Und un¢er Aberwitz faß’t nicht des Himmels Schlu¢¢e. Die werden noch verleih’n: daß deiner Un¢chuld mu¢¢e Des Blutthund’s kaltes Blutt/ Seiff’ und Zinober ¢eyn/ Das dich entweihte wa¢ch’t von allen Flecken rein/ Das dein entfarbte Zucht und Ro¢en deiner Ehre Mit fri¢chem Purper mahl’t. Ambre. Gerechter Himmel/ hore Die Saufftzer meiner Seel’/ indem das ¢tumme Leid Mir Red’ und Zunge knupft! Schaut! die¢es Huren-|Kleid Der Keu¢chheit Purper ¢eyn! dem Himmel ¢tell’ ich ¢chwache Des La¢ters Straffen heim; weil die¢e doch zur Rache Niemanden bringen wird; die ihres Schanders Hertz Durch keine Demuth zwang. Und was noch Schmach und Schmertz Mir arm¢ten ¢charffer wurtz’t; ¢o muß ich hier erfahren: Daß die¢er Heng¢t hier laß’t noch ruhmbar offenbaren Sein La¢ter/ meinen Schimpf; den Raub der Jungfrau¢chafft/ Den Dieb¢tal meiner Perl! Jch traure: daß die Krafft Der Rache mir gebricht. Weil in des Schanders Wunden
100 Himmels Gutte] Himmels-Gutte BCA Himmels Gutte D HimmelsGutte E 97 Ja] a E 108 fri¢chem] fri¢chen E Purper] Purpur CD 111 Purper] Purpur CD
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Fur Ehren-Beulen doch nur Salbe wird gefunden/ Die Weh und Schande tilg’t. Wer Unrecht ¢chlag’t in Wind/ Verletzungen vergiß’t/ die nur an Gliedern ¢ind/ Und nur den Leib ver¢ehr’n/ der heg’t ein Helden Hertze. Der aber wird mit Fug beleg’t von Schmach und Schmertze/ Der Ehren-Narben trag’t. Die mu¢¢en nicht in Stein/ Nein/ ¢ondern nur in Staub ge¢chrieben werden ein: Daß ¢ie die Rache ¢tracks ver¢treich’- und tilgen konne. Des Himmels rechte Rach’ und eure Hulffe gonne/ Daß an dem Blutthund’ ich mich bald gerochen ¢chau! Ach! aber: daß ich doch auf die¢en Trub¢and bau’/ !90 " Und mein Gene¢en ¢uch’ auß Jbrahims Verderben? Kan iede Tugend gleich ¢on¢t den Verlu¢t erwerben/ So hilfft kein Auf¢teh’n doch nicht nach der Keu¢chheit Fall’/ Und Kun¢t hat keine Kun¢t/ die ein er¢chell’t Chry¢tall Der Ehr und Zucht ergantz’t. Man heil’t mit frembden Narben Die eignen Schwere nicht; und keine blutt’ge Farben Ver¢chmier’n den Fleck/ den Brun¢t in die¢en Purper mach’t. Ach! wo hat/ Ambre/ dich dein Ungluck hingebracht? Wie heßlich hat der Firns der Schonheit dich ver¢tellet! Die Schonheit i¢t ein Aaß/ das Geyern mei¢t gefallet/ Ein Aaß/ das ¢tets Ge¢tanck der La¢ter von ¢ich haucht/ Der Wollu¢t gifft’gen Dampf ¢tatt ¢u¢¢en Bal¢ams braucht/ Und Raben an ¢ich lockt/ die Ehr und Zucht uns fre¢¢en/ Und ihren Geilheits-Koth ¢chmier’n auff ihr lu¢tern E¢¢en. Die Schonheit i¢t ein Stern/ der mit dem Schwantz allzeit Auff neues Unheil weiß’t/ ein Abgott/ der entweih’t Von derer Andacht wird/ die ¢ich zum Opfer finden/ Weil ¢ie fur Weyrauch ihm mei¢t ¢tinckend Hartzt anzunden.
121 Unrecht] unrecht BCE Unrecht DA 128 gonne/] gonne! BCDEA 137 Ver¢chmier’n] Ver¢chmier’n/ BC Ver¢chmiern D Ver¢chmier’n, E Ver¢chmier’n A 129 130 135 137 138 148
dem] den CD Trub¢and] Trieb¢and D Narben] Narben A Purper] Purpur E Ungluck] Ungluch E Hartzt] Hartzt E
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Diß/ Ambre/ fuhl’¢t du ja; wie dich der Hund befleck’t/ Der ¢eine Seele dir zum Opfer ange¢teck’t/ Der dich begierig war fußfallig anzubethen. Hor’t aber/ wie in mir der Schmertz ra¢’t! dem Ver¢chmahten Kleb’t keine Schonheit an/ die auch den Lowen halt Die Klauen; und den Trotz der grim¢ten Rie¢en fall’t. Doch nein! der Blutthund i¢t mehr wild als Low und Beeren/ Mehr hart als Kie¢el¢tein; ¢on¢t hatten meine Zehren Sein ¢teinern Hertz durchholt; als Demant/ weil mein Blutt !91 " Der Seel ihn nicht erweich’t/ als Ei¢en; weil die Glutt Der hei¢¢en Seufftzer nicht hat ¢einen Grimm zer¢chmeltzet. So werde nun der Felß vom Hal¢e weg geweltzet/ Der Leib und Flei¢ch zerqvet¢ch’t und auch der Seelen preß’t So Blutt als Thranen auß! Die gro¢¢e Schandthat laß’t Euch reine Rache zu. Das Band der Treue horet Bey Unterthanen auf/ ¢o bald ein Fur¢t ver¢ehret/ Durch La¢ter/ Ehr und Zucht. So tilg’t denn durch ¢ein Blutt Die Schmach ab/ die der Hund euch auch in mir anthut! Denn ich bin ¢o befleck’t: Daß auch mit ¢einer A¢chen Der Schandfleck ¢ich nicht laßt von meinem Leibe wa¢chen; Den Faul’ und Tod nur kan im Grabe machen rein. Tauch’t die¢en edlen Dolch ins Blutthund’s Adern ein/ Den ich/ doch ohne Schuld/ mit meinem Blutte farbe. Fur Helden i¢t’s genung! Zu gutter Nacht/ ich ¢terbe! Mufti. Hilff Himmel! Ach mein Kind! mein Engel/ und mein Tro¢t; Hat das Verhangnis ¢ich ¢o gar auf mich erboß’t; Daß mir mein Ancker muß zur Schiffbruchs-Klippe werden? Scharr’t mit der Todten mich lebendig in die Erden. Weil mir das Leben doch nur einen Tod gib’t ab/ Und ieder Athem lach¢t nach Freyheit in das Grab.
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Beeren] Baren D als] fehlt C Seelen] Seele A Ehr] Ehre E tilg’t] tilge’t E Blutte] Blutte E Verhangnis] Verhangnuß A lach¢t] lachtzt D
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Gewiß der Sultan laß’t mich nur zur Marter leben/ Auß Gun¢t und Sanfftmuth nicht. Die Ertz-Tyrannen heben Durch Auff¢chub un¢ers Tod’s uns doch zu langer Kwall Und ¢trenger Marter auff. Nimm die¢en heil’gen Stahl/ Und ¢toß ihn/ Mufti/ dir nun auch in Brunn des Lebens. Bectas. Halt bi¢tu bey Vernunfft?
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Mufti. Jhr wehret dem vergebens !92 " Das Sterben/ de¢¢en Tod ¢elb¢t das Verhangnis ¢chleu¢t.
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Kiuperli. Der ¢teck’t voll Aberwitz/ der Gall und Leid außgeu¢t Auf ¢einen eignen Hals/ und Feind und Hencker ¢chonet. Mit Dolch und Stricke ¢oll das Unthier ¢eyn belohnet/ Das die¢es Leid uns ¢chaff’t. Weil er durch die¢e That An deiner Tochter nur den Hals verwurget hat.
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Mehemet. Mein Rath i¢t auch: daß man das Me¢¢er auf ihn wetze Fur¢t Mahumed hat ¢chon ver¢iegelt diß Ge¢etze Durch ¢eines Sohnes Blutt! als Mu¢tafa verdien’t Den Gei¢t am Strang’ außbließ/ nachdem er ¢ich erkuhn’t/ Des Ba¢¢en Achmets Weib auß toller Brun¢t zu ¢chanden. Und der ¢oll unge¢traff’t an’s Mufti Tochter enden Den Muthwill’n ¢einer Brun¢t/ die Bu¢¢ung ¢einer Lu¢t? Ja ihm ¢ein Muthlein kuhl’n/ wenn er ¢o reine Bru¢t Mit ¢einer Schandthat ¢chwartz’t. Sich kitzeln in Gedancken: Daß er die Tugend ¢ih’t in Ang¢t-erfullten Schrancken/ Die Boßheit in der Bluth’ und auf den Ro¢en geh’n? Wie aber kan man mehr der La¢ter Flug erhohn/
199 Gedancken] d auf dem Kopf stehend B Gedancken CDEA 184 bi¢tu] bi¢t du D 185 Verhangnis] Verhangnuß A 199 kitzeln] kutzeln A
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Den Blutthund in der Schand’ und in dem Grimme ¢tarcken/ Als wenn die/ die Gott ¢atz’t zu Richtern ¢einen Wercken/ Jhm durch die Finger ¢ehn? an ¢ich durch eigne Hand Sein Wutten uben auß? dir ¢elb¢t wird dein Ver¢tand Den itzt der Schmertz verwirr’t/ nach er¢tem Sturme lehren: Daß: da wir die Gewalt des Ungluck’s gleich ver¢toren/ Durch eigenhand’gen Tod/ der Tyranney entflieh’n/ Wir bo¢en Nachruhm doch uns in das Grab nachzieh’n/ Dem Himmel fur die Gun¢t des Lebens Undanck geben; Ja daß der/ welcher nicht kan ungluck¢elig leben/ Nur ungluck¢elig ¢ey. Mufti. Ach ja! du urtheil’¢t recht! !93 " Jch wurde durch mein Thun nur des Tyrannen Knecht Der Boßheit Werckzeug ¢eyn. Doch/ wie bald kan der fehlen/ Der ¢eine Menge nicht des Elends weiß zu zehlen? Ein Amboß-hartes Hertz/ wird weich und krumm beweg’t/ Auff daß ¢o offt und ¢ehr des Unglucks Hammer ¢chlag’t. Bectas. Die Glutt der Rache kan es harten und geraden/ Und des Verletzers Blutt heil’t des Verletzten Schaden. Zeuch den befleckten Dolch der Ambren auß der Bru¢t/ Und ¢toß ihn ihm in’s Hertz; Nimm’s Merckmal ¢einer Lu¢t Das Gold-ge¢tuckte Tuch/ das er zum Liebes-Zeichen Der Aerm¢ten ¢chickte zu. An dem ¢oll er erbleichen! Jch ¢chwer es! wo kein Fall das Leben mir verkurtz’t. Rom lehr’t uns am Tarqvin: daß/ wenn man Schander ¢turtz’t/ Die un¢er Haupt gleich ¢ind/ Gott pfleg’t das Werck zu ¢egnen. Jch ¢eh’ auß Ambrens Bru¢t Lucretzens Blut¢chaum regnen/ Ja eine Sundfluth kwell’n/ ein rothes Meer ent¢tehn Jn dem der Pharao wird ¢chrecklich untergehn. Mufti. Es bleibe/ ja/ bey dem/ was wir ¢chon vor ge¢chlo¢¢en: Daß ¢ein und Achmets Blutt als Vihi¢ch ¢oll vergo¢¢en/
207 itzt] ietzt E
er¢tem] er¢ten C
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Jhr Grimm verkurtzet ¢eyn. Jch will mich ¢tracks bemuh’n Des Sultans Mutter ¢elb¢t in un¢ern Bund zu zih’n.
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Mehemet. Wird mit der Mutter ¢ich dis ¢icher wagen la¢¢en? Mufti. Glaub’t: daß die Mutter mehr/ als Schlang und Spinnen/ ha¢¢en/ Die die Verletzung reitz’t. Sie kehr’n in Gall und Gifft Die ¢u¢¢e Mutter-Milch. Jhr Eyver ubertrifft Jm Munde Natter-Zahn’/ in den Ergrimmten Augen Der Ba¢ilisken Blitz. Die arg¢ten Drachen taugen ! 94" So wol zur Rache nicht in unver¢ohnbarn Rath/ Als wenn ¢ich eine Taub’ erboo¢t entru¢tet hat. Bectas. Er und die Mutter i¢t bereit ver¢ohn’t zu¢ammen.
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Mufti. Die arg¢te Rache deck’t mit A¢che Zorn und Flammen. Und Zuckert ¢chlimm¢tes Gifft durch Bi¢am an und Wein/ Ja hull’t ihr Schlangen Maul in Engel-Lippen ein. Laß mich in die¢em Stuck’ umb un¢ern Vor¢chlag ¢orgen. Mehemet. Des Abends An¢chlag kron’ ein wohl aus¢chlagend Morgen!
Der Schau-Platz verwandelt ¢ich in Kio¢ems Gemach. Amuratens Gei¢t. Kio¢em.
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!Amuratens Geist. " Auf! Mutter/ auff! es i¢t nicht ¢chlaffens Zeit/ Wenn Strang und Tod auf ihr Verderben wachet. Ein fal¢ches Hertz koch’t Gifft und Hertzeleid/
vor 249 !Amuratens Geist."] fehlt BCDEA
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Wenn Lipp’ und Mund mit Zucker-Ro¢en lachet. Ver¢ohnung i¢t die A¢che/ die die Flammen Der Rache nur verdeck’t/ ¢ie aber nicht la¢cht aus. Ein Nebel/ den ein Lufftlein theil’t von ¢ammen; Worauf die fri¢che Glutt gebieret Brand und Grauß. Denn Liebe gleich’t ¢ich zarten Berg-Chry¢tallen/ Die keine Kun¢t nicht zu ergantzen weiß/ Wenn ¢ie ¢ind ein¢t zer¢chellet und zerfallen. So bau’t ¢ie nur auf Spiegel-glattes Eiß/ Wirf’t Ancker in den Trub¢and/ Grund¢tein’ in Mora¢te/ Wo ¢ie vermeynt; ¢ie ¢teh’ itzt hoch und fa¢te. Man miß’t mit Bley des tieffen Meeres Grund/ Durch Glaß erfor¢ch’t man’s Himmels Heimligkeiten; Kein Schau-Glaß nur/ kein Bley-Maaß i¢t uns kund/ Die Nachwelt wird auch keines nicht bereiten/ ! 95 " Das der Men¢chlichen Gemuther tieffes Welt-Meer grunden kan; Kein Compaß/ der ¢ich’re Farth in der Hofe Strudeln zeiget/ Keine Kette/ die die Rader des Geluckes hemmet an. Keine Sonne gehet auf/ die die Zeit nicht We¢t-werts neiget; Ja/ Jbrahims Genad i¢t wie ein Rohr bewand/ Das den/ der ¢ich drauff lehn’t/ be¢chadigt in die Hand. Jch ¢elb¢t muß in der Gruft be¢turtz’t erfahren: Daß Affen grimmiger als edle Lowen ¢ind; Daß wenn Gewalt und Aberwitz ¢ich paaren; Jhr Grimm mehr Mord/ als klugen Eyfer ¢pinn’t. Es kranck’t mich Todten noch/ und meinen Schatten reuet: Daß ich ¢tatt Bajazeths und fur den Orcan nicht Dem thorchten Jbrahim hab’ außgele¢cht ¢ein Licht/ Als jener Helden Mund die Seel hat außge¢peyet.
252 lachet.] lachet- B lachet. CDEA 273 erfahren] erfahrn BCDE erfahren A 254 261 265 267 270 272 279
la¢cht] lo¢cht A Trub¢and] Trieb¢and D Mora¢te] Mora¢te C Kein … Bley-Maaß] Kein Bleymaaß, nur kein Schauglaß Hs. der … Welt-Meer] dz tieffe Meer des Hertzens in den Men¢chen Hs. gehet auf/] keine Gun¢t Hs. We¢t-werts] abwerts Hs. die] der Hs. Dem] Den E
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Ja/ ware¢t du nicht noch ¢ein Schirm gewe¢t/ Als ich ¢chon ¢tarb auf meinen Todten Bette; So ¢ich’re dich: Fur¢t Amurathes hatte Halb-tod ihm noch gegeben ¢einen Re¢t. Auch wurd’ ich noch mit Lu¢t be¢eelen Sarch und A¢chen/ Kont ich noch Dolch und Fau¢t in’s Brudern Blutte wa¢chen. Doch du ha¢t ¢elb¢t dir’s Leichenbrett gefall’t/ Die Natter dir in Bu¢em ¢elb¢t ge¢etzet/ Als du gewann¢t der Ba¢¢en Gun¢t durch Geld; Daß ¢ie an mir meineydig ¢ich verletzet; Als wider ihren Schwur/ fur den be¢timmten Cham Der Tartarn/ Jbrahim des Oßmans Stul einnam. Wil¢t aber du auff deiner Wolthat Grund Den Pfeiler deines Heil’s/ und Hofnungs-Schlo¢¢er bauen? Ein Zentner wig’t Tyrannen kein halb Pfund/ Die Berge-gro¢¢en Din¢t fur Sonnen¢taub an¢chauen. !96 " Denn ihre Augen ¢ind ein Schauglaß/ das macht klein/ Weil frembde Wercke ¢ie dadurch von hinten ¢ehen; Wenn aber ¢ie fur ¢ich es recht und vorwerts drehen/ Schein’t ihnen auch ein Floch ein Elefant zu ¢eyn. Ja mindert auch ihr Aug ihr nicht die Wurde La¢cht ¢ie Verge¢¢enheit der Schwamm der Zeit nicht auß/ So ¢turm’t und tilg’t ¢ie gar der Wolthats-¢tiffter Hauß. Weil Undanck halt fur Dien¢tbarkeit und Burde/ Sich Schuldner ¢olcher Wolthat ¢chauen. Denn kleine Schuld ¢pinn’t Gun¢t/ die gro¢¢e Feind¢chafft an; Be¢onders i¢t kein Haar-breit nicht zu trauen; Wenn keine Schatzbarkeit die Wolthat zahlen kan. Auff die¢en Strudel wir¢t du auch noch Schiffbruch leiden/ Wo deine Seel itzt nur des Sohnes Sturm entgeh’t. Denn deinen Lebens-Drat wird ein frech Weib zer¢chneiden; Ob ¢chon ihr Sohn durch dich zum Kay¢er wird erhoh’t.
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meinen] meinem A Sarch] Sarg D Tartarn] Tartern A Din¢t] Dun¢t CD zahlen] zehlen E die¢en] die¢em D zer¢chneiden] ab¢chneiden D
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Ja Mufti kan durch Gun¢t und Recht Der Janit¢charen Heer nicht durch ¢ein Schwerdt verhutten: Daß dich nicht wurg’t ein Sclav und Knecht/ Daß deinen Ohren nicht wird ¢chimpflich abge¢chnitten/ Was Liebes dir dein holder Achmet gab. Allein itzt bluht dir ¢chon dein Grab/ Denn’s Reich/ das dir hat Jbrahim zu dancken/ Reich’t uber der Vergeltung enge Schrancken. Auff! Mutter auf! ¢ey fur dein Heyl doch wache/ Weil ¢ich dein Sohn in eine Natter kehr’t/ Dein Wolthun heck’t in ¢einem Hertzen Rache/ Weil alles Oel der Liebe lang¢t verzehr’t. Fleuch! Mutter/ fleuch! eh du des Sohnes Schwerdt mu¢t farben. Denn Vor¢icht ¢chaffet Ruh/ die Sicherheit verderben. !97 " Kiosem. Mein Kind! mein Amurath! halt! ach/ wo fleuch¢tu hin? Halt! ach! was fleuch¢tu mich? wie? oder wird mein Sinn Durch einen Traum verruck’t und durch Ge¢pen¢t’ er¢chrecket? Wie/ oder hat die Gun¢t des Himmels mir entdecket Vor¢tehende Gefahr? hat mein hertzlieb¢tes Kind/ Umb den noch ieden Tag die Thran’ auf’s Antlitz rinn’t/ Auß Liebe/ welche noch in Sarch und A¢che glimmet/ Umb was Verhangnis/ Sohn und Zeit auff mich be¢timmet/ Mir zu erofnen/ ¢ich auß ¢einer Grufft gemacht? Ach Himmel! kan kein Tag bey Hofe zugebracht Nicht ohne Zittern ¢eyn? und ohne Furcht ver¢chwinden? J¢t hier kein Ro¢en-Blat nicht ohne Dorn zu finden? Muß iede Perle ¢ich in Thranen-Tropfen kehr’n? Ja iede Morgenroth uns eine Nacht gebahr’n/ Die ¢chwartz von Schrecken i¢t? Muß unter guld’nen Decken 334 mich be¢timmet] michbe¢timmet BE mich be¢timmet CDA 341 Decken] Decken/ BCDA Decken, E 314 327 328 333 334
Heer] Herr A fleuch¢tu] fleuch¢t du D fleuch¢tu] fleuch¢t du D wie?] fehlt C halt! D Sarch] Sarg DE Verhangnis] Verhangnuß A Verhangnus C
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Sich ¢tets der Sorgen-Wurm/ die Kummer-Mutte hecken/ Die Seel und Marck außnag’t? Ja ¢eit des Gluckes Rad Bald hoch/ bald niedrig mich herumbgeweltzet hat; Hat mein gantz kringlicht Haupt der Wahnwitz gantz verwirret: Daß es kaum noch ver¢teh’t/ dem Vogel/ der gekirret Mit ¢chonen Beeren wird/ ¢ey Tod und Strick ge¢tell’t. Der Gun¢t-Strahl/ der auff mich von’s Sultans Augen fall’t/ Wil mich ein Sterbe-Licht und Todten-Fackel deuchten/ Die mir lebendigen voran zu Grabe leuchten. So tieff bin ich gefall’n! So geht’s; wer in die Lufft Leg’t Schlo¢¢er in den Grund/ der bau’t in tieff¢ter Klufft !100 " Jhm Fall-Bruck und Verterb. Ach! Kio¢em/ itzt lerne: Der Erde Sonnen ¢ind Jrrlichter/ keine Sterne.
Kio¢em. Mufti. 355
Mufti. Wie treff’ ich ¢o be¢turtz’t die gro¢¢e Kay¢erin So ¢till’ und ein¢am an? Kiosem. Ach! wirff den Tittel hin/ Und dencke: daß dis nur mehr durch das Hertze ¢chneidet/ Wenn/ was man war/ nicht ¢ey/ der Tittel uns be¢cheidet.
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Mufti. Sie la¢¢e die¢es Ach und die¢e Klage mir/ Den Jbrahim/ der doch la¢¢’t ieden Sclaven fur/ Dem gleich ¢ein Kopff nicht ¢o/ wie mir mein Hertze brennet/
342 Sorgen-Wurm/] Sorgen-Wurm BCDEA 346 ver¢teh’t/] ver¢teh’t BCEA ver¢teht D 351 geht’s] gehet’s BC geht’s EA gehts D 342 344 353 361
Kummer-Mutte] Kummer-Motte D herumbgeweltzet] herumgeweltzet E Verterb] Verderb ACD wie] mie A
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Von ¢einem Antlitz ¢to¢¢’t; mich Hund und Ketzer nennet/ Mir Strick und Mor¢el dreu’t. Doch gib’t der Tod der Schmach Und un¢er eigen Leid der Kinder Unfall nach. Es gram’t mich: daß ¢olch Schimpff nicht bleiben kan verdecket: Wie Jbrahim mein Kind durch Noth-Zwang hat beflecket/ Auff die Ge¢chandete ¢o Fluch und Unflat ¢pei’t/ Ja ¢ie als Hur’ und Magd zu meinem Hertzeleid’ Halb-nackt nach Hau¢e ¢chick’t. Solch Elend geh’t durch’s Hertze/ Fri¢¢’t Marck und Adern auß! Mit was fur einem Schmertze Kwal’t ¢ich denn Kio¢em? Jhr Bild und An¢ehn gleich’t Pompejens Seule ja/ die keinem Wetter weich’t/ See/ Well’ und Nord verlach’t. Jch ¢ehe ja vergnuget: Daß sie vom Sultan hat die Freyheit wieder krieget. Kiosem. Die Freyheit? leider ja! man la¢¢’t ein wenig frey !101" Ein angefa¢¢elt Wild/ wenn’s Jagers Tyranney Zu ¢einer Kurtzweil wil den wuttenden Molo¢¢en Sein Leben opfern auf. Der ¢o viel Blut vergo¢¢en/ Der ¢olche Greuelthat an’s Mufti Hau¢’ außub’t/ Der ¢eine Mutter offt biß auff den Tod betrub’t/ Der/ die die Kron ihm gab/ in Kefichte ver¢tricket/ Sein eigen Flei¢ch und Blutt ¢ich zu ermorden ¢chicket/ Wird nur ¢o lange noch mit meinem Jammer ¢piel’n; Biß ich den Blutt-Zahn werd’ in meinen Darmern fuhl’n. Mufti. Geduld und Hofnung mach’t des Unglucks ¢charffe Pfeile/ Des Grimmes Klingen ¢tumpff; Ja reiß’t die Donner-|Keile Tyrannen auß der Hand. Der Tugend Eigen¢chafft Gleich’t Palmen/ denen gib’t die Unterdruckung Krafft/ Mehr als des Gluckes We¢t. Die wird mit ihr noch bluhen/ Und alles Wetter ¢ich in Sonnen¢chein verziehen. Ja/ weil mein Stranden ¢ie nur trifft am Ufer an/ Nicht zweifelnd: daß ein Wort von ihr mir helffen kan; Geruhe ¢ie mich doch beym Sultan einzulieben.
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Kiosem. Wen ¢oll die ¢etzen ein/ die ¢elber wird vertrieben? Ach Trub¢and-voller Grund! weil mir mein Amurath Schon meinen Untergang be¢turtz’t erofnet hat. Mufti. Jhr lang¢t-entbla¢ter Sohn? Kiosem. Der kaum von mir entwichen/ Als du in’s Zimmer trat’¢t.
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Mufti. wahr i¢t’s: wenn/ die erblichen/ Durchbrechen Sarch und Gruft/ uns Warnung bringen bey; So glaub ich: daß das Beil ¢chon auf dem Nacken ¢ey. Und denn i¢t’s Wachens-Zeit und auff ¢ein Heil zu ¢innen. Der edle Mu¢tafa hatt’ allzu wohl entrinnen Des Ru¢tans Li¢t gekonn’t; hatt’ er nicht außer Acht !102" Ge¢chlagen; was ein Gei¢t im Traum ihm zugebracht/ Sein Prie¢ter außgeleg’t. Jm fall Jhr nur zu rathen/ So komme ¢ie ¢elb¢t fur des Sultans Morderthaten. Kiosem. Zeig’ uns fur die Gefahr ein ¢icher Mittel an. Mufti. Wer ¢icher geh’t/ erdruck’t den Wurm/ der ¢chaden kan. Kiosem. Solt’ ich in’s Sohnes Blutt die Mutter-Hande tauchen?
398 wenn/] wenn BE wenn/ CDA 402 edle] edele BE edle CDA 395 Trub¢and-voller] Trieb¢and-voller D 399 Sarch] Sarg D 400 dem] den AE
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Mufti. Der i¢t kein Sohn/ der vor laß’t Lieb und Hold verrauchen. Kiosem. Fur die¢er That ent¢etz’t ¢ich die Natur in mir. Mufti. Die eig’ne Wolfahrt geht der Kinder-Liebe fur. Kiosem. Wer hat ¢o jammerlich ie auff ¢ein Flei¢ch gewuttet? Mufti. Wie viel hat Suleiman nicht Kinderblutt ver¢chuttet?
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Kiosem. Er that diß nicht ¢o wohl als Roxelanens Li¢t. Mufti. Chach Abens Sohn hat nech¢t des Vatern Stahl gekuß’t/ Der dritte Mahumed ließ Sohn und Mutter todten.
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Kiosem. Diß gib’t ein Bey¢piel mir: daß/ die die Armen rothen Jn Fur¢ten-Blutte woll’n; der Rache fall’n ins Schwerdt. Zu dem ¢teh’t diß/ wormit ein Vater ¢chon verfahr’t/ Nicht holden Muttern an. Mufti. Wer wider Mutter ¢undig’t/ Dem wird vom Mahumed mehr Unheil angekundig’t; Als welcher wider’s Haupt des Vatern ¢ich empor’t. Auch hat offt Oßmanns Reich der Mutter Blitz gehor’t Auf wilde Kinder fahr’n. Doch will ¢ie ¢ich nicht achten/ So geb’ ich ihr das Heil der Enckel zu betrachten. Die er ¢elb¢thandig ¢chon zu ¢chlachten hat begehr’t. ! 103"
416 Abens] Abas ACD 423 wider’s] wider’ C
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Wer ¢olch ein Unmen¢ch i¢t/ i¢t nicht Erbarmens werth. Die/ und des Reiches Heil bind’ ich ihr auf die Seele.
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Kiosem. Furcht/ Lieb’ und Rache kampff’t in meines Hertzens Hole/ Voll Zweifel: was allhier gutt zu ent¢chlu¢¢en ¢ey. Jedoch den Fall ge¢atz’t: Jch pflichtete dir bey/ Wurd’ un¢er Ohnmacht uns den Vor¢atz nicht verkurtzen/ Stambuldens gro¢¢en Herrn/ das Haupt der Welt zu ¢turtzen; Weil ¢ein be¢chirmend Heer iedweden An¢chlag dampff’t Ja Stern und Himmel ¢elb¢t furs Heil der Fur¢ten kampff’t. Mufti. Die Sorge la¢¢e mir. Das Heer der Janit¢charen Wird wider’n Jbrahim/ wie ¢ie befiehlt/ verfahren. Denn ich ver¢chweig’ ihr nicht: daß mir ihr Aga ¢chon Und Ba¢¢a Mehemet/ den Sultan von dem Thron Zu ¢turtzen/ angelob’t; in welcher beyder Handen Das Heft der Krieg’s-Macht i¢t. Kiosem. Laß’t euch den Dun¢t nicht blenden/ Durch den die Rache mei¢t umbnebelt Haupt und Witz. Denn die¢e Wolcke zeugt mei¢t in ¢ich ¢olchen Blitz/ Der ¢elb¢t die Mutter trifft. Ja/ wenn ¢chon neb¢t dem Reiche Ein Fur¢t den Halß einbiß’t/ komm’t auß der kalten Leiche/ Verfaulten Todten-A¢ch’ ein Recher noch herfur. Daut Ba¢¢ens Untergang und Gebegi mahl’t dir Ein fri¢ches Bey¢piel ab/ wie Oßmanns keck ermorden Vom Folger Mu¢tafa ¢o ¢charff ge¢trafft ¢ey worden/ Dem Oßmanns Leiche doch die Staffel war zum Thron? Jedoch euch darzuthun: daß Liebe/ Blutt und Sohn So viel als Reich und Recht bey Kio¢em nicht gelte/ Daß an den Kindern ¢ie die La¢ter ¢traff’ und ¢chelte/ Will eurem Schlu¢¢e ¢ie ¢o ferne ¢timmen ein: Daß Jbrahim ent¢etz’t vom Throne moge ¢eyn. !104"
444 zeugt] zeucht A 446 einbiß’t] einbu¢¢t D
Leiche] Leriche E
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Doch: daß das Leben ihm zur Außbeut’ ubrig bleibe/ Er ¢einer Jahre Re¢t in’s Kerckers Nacht vertreibe/ Jn dem ihn Amurath vor ¢chon gefangen hielt/ Und daß Printz Mahumeth der Tugend Ebenbild Des Vaters Thron betret’. Mufti. Hierumb ¢ind wir vergnuget/ Und gonnen/ wenn der Sohn nur ¢einen Zepter krieget/ Jhm leicht ¢ein Athemhohl’n. GOtt aber wird hierfur Jhr gro¢¢en Lohn verleih’n. Jnzwi¢chen ¢tell ich ihr Und ihrer Klugheit heim/ wie ¢ie zu un¢erm Schlu¢¢e Vernunfftig helffen wird. Der Witz miß’t nach dem Fu¢¢e Des Zufall’s/ wie der komm’t/ ¢o Rath als Wurckung auß. Jedoch des Werckes Grund i¢t diß: daß Achmet Grauß/ Und Machmet ¢ey Vi¢ier/ eh wir das Hauptwerck wagen. Kiosem. Sey ¢icher! Klugen i¢t nicht nothig viel zu ¢agen. !105"
Reyen. Der Mord-Lu¢t. Der Furien. Der Li¢t.
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Die Mord-Lust. Jch bin der Mord/ das Kind der Hellen/ Das Leichen heck’t/ und nur trinck’t Blutt/ Das ¢ich nur lab’t an Feuer-Kwellen. Hor’t mich/ ihr Magde/ nehm’t die Glutt/ Eil’t/ ¢chleiffet Schwerdter/ ¢charffet Klingen/ Den grimmen Sultan umbzubringen!
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Hierumb] Hierum E Hellen] Hollen D an] aus Hs. umbzubringen] umzubringen E
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Die Furien. Hier ¢teh’n mit Drachen-Zahnen wir Mit Renn-Thier-Fu¢¢en außgeru¢tet. Begierig zu verrichten dir Nach was fur Rache dich gelu¢tet. Doch ¢agen wir: daß Gifft/ Stahl/ Feuer/ Stein Den Hund zu fall’n zu plumpe Waffen ¢eyn. Die Mord-Lust. Ja! Boßheit hat itzt Luch¢en-Augen/ Daß kein erzurnte Mordgewehr’ Jhr einig’s Leid zu thun nicht taugen. Komm meine jung¢te Tochter her. Komm! du mu¢t mir ein Garn bereiten/ Den ¢chlimmen Blutthund zu be¢treiten. !106 " Die List. Der Men¢chen Witz i¢t Mutter neuer Tucke. Wenn ¢chlaues Wild trau’t ¢chlechten Garnen nicht/ So ¢inn’t die Li¢t auf neue Netz und Stricke. Hier hab ich nun drey Larven zugericht; Durch die trau ich nun Himmel/ Erde/ Hollen Zu offen/ zu beleidigen/ zu fallen. Die Furien. Wir geben/ Schwe¢ter/ dir den Preiß Die Junger zwar/ als wir/ von Jahren/ Doch vielmehr ¢tifftet und mehr weiß. Wo Blitz und Grimm nicht hin kan fahren/ Da trage¢tu als arme Kuplerin Mord/ Brand und Gift im Einfalts-Mantel hin. 482 plumpe] Plumpe BE plumpe CDA 478 482 491 493 494 499
außgeru¢tet] außgeri¢tet E Waffen] Waffen A Netz] Retz E die] dir A Hollen] Hellen AC offen] offnen DE trage¢tu] trage¢t du D
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Die List. Megere/ greiff hier zu dem Liebes-Kleide/ Heng den mit Gold bedeckten Kocher an. Wer glaubte? daß in die¢er zarten Seide Ein Tiger-Hertz/ ein Wolffs-Zahn ¢tecken kan. Hiermit kan¢tu/ Wurm/ Ba¢ili¢chken/ Drachen Zu treuen Dienern/ Freund und Muttern machen. Nim du den Rock des allgemeinen Heiles/ Gurt uber ihn des rechten Eyfers Schwerdt. Wer meynte? daß der Aufruhr mei¢tentheiles Gekronte Kopfe ¢o-vermummt verzehr’t? Hierinnen kan ein Stiffter Mord- und Brandes Ein Schutzherr ¢eyn/ ein Vater’s Vaterlandes. !107 " Ti¢iphone/ zeuch an die Prie¢ter-Kutte/ Nim die geweihte Fackel in die Hand. Wer dachte? daß die Jnfell ¢chwer von Blutte/ Diß Rauchfaß war’ ein Kwell voll Gifft und Brand. Diß Mummwerck kan als heilig dich erheben. Wir¢tu gleich Gift im Himmelbrodt eingeben. Die Mord-Lust. Nicht ¢aumt euch Stahl und Strick zu fa¢¢en! Druck’t Jbrahim in A¢ch’ und Grauß. Geb’t euch fur den getreu’¢ten Ba¢¢en/ Fur’n Mufti/ fur die Mutter auß. Wer frag’t: ob Argli¢t oder Degen Tyrannen in die Sarche legen?
505 kan¢tu] kan¢t du D Ba¢ili¢chken] Ba¢ilißken D 518 Wir¢tu] Wir¢t du D 524 Sarche] Sarge DE
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Die List und die Furien. Wir eil’n und fall’n den Blutthund an! Wer Stadte baut und Fur¢ten A¢chen Mit Andacht Mord verblumen kan/ Des Henckers ¢pielt auß Freund¢chaffts-Ta¢chen/ Fur dem be¢chirmt der gro¢te Fur¢t ¢ich nicht/ Den Witz/ und Macht/ und Treue gleich verficht. !108 "
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Die funffte Abhandlung. Der Schau-Platz ¢tellet fur des Kay¢ers Zimmer. Kio¢em. Ibrahim. Capachi-Bachi. Kiosem. So fleh’t die Mutter dich/ mein Kind/ vergebens an? Ibrahim. Wer Bitt-loß nicht will ¢eyn/ hei¢ch’t/ was man geben kan. Kiosem. Begnadigung i¢t ja das Kleinod gro¢¢er Fur¢ten. Ibrahim. Die ¢ind der Knechte Knecht/ die nie nach Rache dur¢ten.
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Kiosem. Die Gutte ¢tutz’t den Thron/ die Scharffe rei¢t ihn ein. Ibrahim. Der Boßheit Straffe muß der Zepter Seule ¢eyn. Kiosem. Wer allzu ¢trenge ¢traff’t/ krieg’t eines Wuttrich’s Nahmen. Ibrahim. Wer durch die Finger ¢ih’t/ pflantzt ¢elb¢t der La¢ter Saamen.
vor 1 Capachi-Bachi.] Capachi. Bachi. BE Capachi-Bachi. CDA
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Kiosem. Der Himmel ¢amet Frucht durch linden Thau auf’s Land.
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Ibrahim. Der Reiff und Schnee gebiehr’t Erhaltung und Be¢tand. Kiosem. Ein Fur¢t muß wie ein Strauß offt Schuld und Stahl verdeien. Ibrahim. Offt/ wie ein Adler thut/ mit Aug und Klauen drauen. !109 " Kiosem. Ja drau’n/ doch den nicht bald zermalmen/ der wo irr’t. Ibrahim. Durch Blitzen ohne Schlag/ wird Boßheit nur gekirr’t.
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Kiosem. Ein Fur¢t mach’t ¢ich hierdurch bey Bo¢en ¢elb¢t beliebet. Ibrahim. Schaff’t: daß man ¢onder Furcht noch arg’re Thaten ubet. Kiosem. Fur¢t Amurath gewann viel durch verzieh’ne Schuld. Ibrahim. Er ¢traffte Mi¢¢ethat mit mehrer Ungeduld. Kiosem. Er ¢chickte ¢tatt des Strick’s dem Mechmet Gerci Gaben.
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Ibrahim. Weil die¢en Tarter Er zum Freunde mu¢te haben.
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verdeien] verdauen D Tarter] Tartar D
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Kiosem. Der Aba¢¢a bekam fur Aufruhr Schwerdt und Kleid. Ibrahim. Er druck’t ein Auge zu ¢ich ¢chickend in die Zeit. Kiosem. Mein einig Wortt erbat des Caimecan Leben. Ibrahim. Bu¢taims ¢chlechte Schuld mu¢t Hals und Kopf hergeben.
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Kiosem. Des Mufti Fehler gleich’t Bu¢taims Dieb¢tal nicht. Ibrahim. Sag’: ob/ wer die Per¢on verletz’t/ nicht mehr verbricht? Kiosem. Sein ¢chon-ge¢trafftes Kind hat mehr/ als er verbrochen. Ibrahim. Wir haben uber ihn zu wenig noch ge¢prochen. Kiosem. Die Wurde ¢eines Ampt’s macht’s Urtheil allzu ¢charff.
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Ibrahim. Was nimmt’s ihm: daß er nicht den Kay¢er ¢ehen darff? Kiosem. Der Pofel lern’t hierdurch ¢ein Ampt verachtlich halten. ! 110 "
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Caimecan] Caineran BE Cainecan CDA
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fur] fur E Urtheil] Urthel A Ampt] Amt E
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Ibrahim. Die Mufti haben ¢chon offt mu¢¢en gar erkalten. Kiosem. Wie hoch ent¢chuldigte beym Sultan Amurath Der Cham des Mufti Tod?
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Ibrahim. Fur¢t Amurath ¢elb¢t hat Des Mufti Sohn/ als er des Vaters Au¢¢enbleiben Ent¢chuldig’t/ Augenblicks befohlen aufzureiben; Hierauf den Mufti ¢elb¢t ohn and’re Schuld erwurg’t/ Kurtz: eines Fur¢ten Heil wird ¢icher nicht verburg’t Als durch der Gro¢¢en Tod/ die ¢ich be¢chuldig’t achten. Die/ wo ¢ie ¢elb¢t gleich nicht auf Rach und Eyfer trachten/ Doch in des Fur¢ten Bru¢t Verdacht und Furcht gebahr’n. Zu dem laß’t ¢ich im Statt der kalte Brand nicht wehr’n/ Der ¢chon ein Glied ¢teck’t an. Man muß das Glied ab¢egen/ Eh ¢ich Muthma¢¢ung nur des Kreb¢es wil erregen; Furnemlich/ wo diß Gifft will Glieder ¢tecken an/ Die nah am Hertzen ¢ind. Ein gifftig Mah-Haupt kan Ein¢chlaffen ein gantz Reich/ ¢ein Haupt gantz uber¢teigen Jm Fall ¢ich’s zeitlich nicht muß fur der Sichel neigen. Die Richt¢chnur leitet uns nun auff den fe¢ten Schluß Daß heute die¢en Tag noch Mufti ¢terben muß. Capachi. Der Mufti/ gro¢¢er Fur¢t/ dring’t mit geharn¢chten Schaaren Des Sultans Zimmer zu. Ibrahim. Gib’t von den Janit¢charen Jhm keiner nicht den Re¢t? daß man den Hund abthu!
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ent¢chuldigte] ent¢chuldigte A gebahr’n] gebehr’n A
Die funffte Abhandlung
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Capachi. Die Janit¢charen fall’n dem Mufti ¢elber zu; Ja lei¢ten willig ihm Gehor¢am auf ¢ein Wincken. Ibrahim. Die Hunde ¢amtlich ¢oll’n ¢o tieff in Kwal ver¢incken/ !111 " So hoch ihr Frevel i¢t! was aber ¢ucht der Hund? Capachi. Er ¢elb¢t will ¢ein Begehr’n dem Sultan machen kund. !Ibrahim. " Jch ¢chwer’s bey’m Mahumed; er ¢oll am Strang’ er¢ticken.
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Kiosem. Man muß ¢ich in die Zeit vernunfftig lernen ¢chicken.
Mufti. Ibrahim. Kio¢em. Achmet. Selictar Aga. Na¢uf. Piali Ba¢¢a. Kara Chiaus. Drey Cadile¢chier. Janit¢charen. Ibrahim. Wer gib’t dir Hund die Macht zu dringen in’s Gemach? J¢t dir’s Verbott entfall’n? Mufti. Der Sultan gebe nach: Daß ich fur Reich und Volck mog’ ihre Noth furtragen. Ibrahim. Daß un¢er Blitz euch nicht ¢tracks ¢oll in Abgrund ¢chlagen!
vor 59 !Ibrahim." ] Mufti. BCDA Mufti E vor 61 Na¢uf. Piali] Nahuf. Piali. BCDEA 58
dem] den E
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Ibrahim Sultan
Kara. Der Kay¢er zaume ¢ich/ es i¢t des Divans Schluß/ Der Janit¢charen Heiß diß/ was er reden muß. Ibrahim. Was hat der Thoren¢chaum dem Kay¢er fur zu ¢chwatzen?
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Mufti. Daß er den Groß-Vi¢ier den Achmet ab ¢oll ¢etzen. Auff Sekierperen/ die nur durch Mi¢¢ethat Und ¢chlimme Kuplerey ¢o viel ge¢ammlet hat/ Als kaum ein Fur¢t vermag/ Ge¢etz’ und Straffe ¢charffen/ Jhr Raub-Gutt ziehen ein/ ¢ie ¢elb¢t in’s Meer wegwerffen. Ibrahim. So heb’t die Fer¢e ¢ich itzt ubers Haupt empor? !112 " Cadileschier. Kein Fur¢t ver¢ag’t mit Fug dem Volcke nicht ¢ein Ohr.
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Ibrahim. Mit minderm Ruhm laß’t er den Pofel ihm gebitten. Mufti. Uns i¢t fur’s Reiches Heil zu ¢orgen unver¢chnitten. Ibrahim. Des Volckes blinde Folg’ i¢t un¢ers Reiches Heil. Cadileschier. Der Divan hat neb¢t dir im Herr¢chen auch ein Theil. Ibrahim. Ein Knecht kan andre Knecht’/ und Diener nicht verwerffen.
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Thoren¢chaum] Thoren Schaum D ge¢ammlet] ge¢ammelt C itzt] ietzt C
Die funffte Abhandlung
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Mufti. Ein Sclave mag fur’s Heil des Volckes Schwerdter ¢charffen. Ibrahim. Was i¢t das man mit Fug am Achmet ¢chelten kan? Cadileschier. Er fuhr’t den Jbrahim zu bo¢en Lu¢ten an. Ibrahim. Welch Sclave wirft ¢ich auf zum Richter un¢er Sitten? Mufti. Das Volck ¢chillt den/ der macht: daß offt der Fur¢t geglitten.
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Ibrahim. Der’s Reiches Grund¢tein i¢t/ dem miß’t man Gleiten bey? Mufti. Mein Kind lehr’t: wie der Fur¢t ¢o ¢ehr gefallen ¢ey. Ibrahim. Hab’ ich/ du Hund/ hier Schuld/ warumb ¢oll Achmet bi¢¢en? Mufti. Weil Achmet hat mein Kind zur Unzucht weggeri¢¢en. Ibrahim. Wer/ was ¢ein Herr heiß’t/ thut/ i¢t Lohn- nicht Straffens werth.
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Cadileschier. Des Strick’s/ wer ¢einen Sinn zu geiler Unzucht kehr’t.
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Des Strick’s] DesStrick’s B Des Strick’s CA Des Stricks D Des Strick s E
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warumb] warum E
bi¢¢en] bu¢¢en D
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Ibrahim Sultan
Ibrahim. Er ¢oll/ trotz Heer und Volck/ ¢o Wurd’ als Ampt behalten. Cadileschier. So ¢oll er mit mehr Schimpf in Wurd’ und Ampt erkalten. ! 113" Ibrahim. Seyd ihr’s/ ihr Hunde/ die ihr off’nen Auffruhr ¢pinn’t.
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Kiosem. Der Kay¢er nehme wahr: daß ¢ie nur Bothen ¢ind/ Die/ was ¢o Heer als Volck begehr’t/ erofnen mu¢¢en/ Jnzwi¢chen dienet nicht ¢olch eyfriges Ent¢chlu¢¢en Wenn Rath und Janit¢char und Pofel ¢ich lehn’t auff Der Pofel i¢t ein Strom/ der durch unhaltbar’n Lauff Durch Fel¢en-Ufer bohrt/ und dar am mei¢ten wuttet/ Wo man umb ¢eine Flutt zu hemmen Thamme ¢chuttet. Der Aufruhr i¢t ein Dampff/ der Aug und Ohr ver¢ehr’t: Daß man kein heil¢am Wort nicht ¢eines Schutzherrn hor’t/ Des Fur¢ten Gottlich Bild fur einen Wolff an¢ihet/ Der uns durch ¢einen Schirm zu fre¢¢en ¢ey bemuhet. Hierwider kan nun nichts als Sanftmuth Pfla¢ter ¢eyn. Denn/ wer hier Ern¢t gebrauch’t/ floß’t Oel ins Feuer ein. Ibrahim. Soll Ra¢- und Wuttenden ein Fur¢t noch Pflaumen ¢treichen?
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Kiosem. Wer halt fur Klugheit nicht des Feindes Pfeil außweichen? Du kenn’¢t den Janit¢char und ¢eine Ra¢erey. Und daß der Schwarm das Blutt in’s Reiches Korper ¢ey/ Das/ wenn es ¢iedet auf/ den gantzen Leib anzundet/ Ja Hertz und Haupt er¢teck’t.
91 ¢oll/ trotz Heer] ¢oll Trotz/ Herr BCD ¢oll Trotz, Herr E ¢ol Trotz Herr A 95 Heer] Herr BCDEA 99 Fel¢en-Ufer] Fel¢en-Ufer’ B Fel¢en-Ufer CDEA 100 Thamme] Damme D
Die funffte Abhandlung
Ibrahim. Soll/ wenn ein Knecht ¢ich findet/ Den Aberwitz verwirr’t/ ¢ein Herr ihm geben nach?
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Kiosem. Wenn viel/ nicht einer tob’t/ muß man des Aufruhr’s Bach Jn kleine Rinnen theil’n/ ein Theil auf ¢eine Seite/ Vor bringen/ eh man ¢traff’t. Der Sultan Machmet leite Dich auf den rechten Weg; der ihnen liefern ließ Des Capi Aga Kopff/ die Mutter ¢elb¢t ver¢tieß ! 114 " Nur die¢en Schwarm zu ¢till’n. Ibrahim. Halt’¢tu fur keine Sunden So lohnen Treu und Dien¢t/ die uns die Hande binden. Kiosem. Denn komm’t des Dieners Treu er¢t zur Vollkommenheit/ Wenn er fur’s Fur¢ten Heil ¢ein Blutt zum Opfer weiht. Fur¢t Amurath mu¢t auch von dem erzurnten Hauffen Mein/ ¢einer Mutter/ Haupt ¢o wohl mit Golde kauffen/ Als ¢einen treu¢ten Knecht den Machmet Gurguin Den wilden Janit¢char’n zur Kuhlung geben hin/ Ja ¢elb¢t be¢turtz’t ¢chau’n an/ wie auß ergrimmten Wutten Jhm Aug’/ Ohr/ Na¢e/ Zung und Kopff ward abge¢chnitten. Ibrahim. Muß Jbrahim auch irr’n/ wie Amurath gefehl’t?
116 leite] leite. BCE leite DA 117 der] den BCEA der D 128 Ohr] Ohr’ B Ohr CDEA 117 den] der A 125 den] dem E
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Ibrahim Sultan
Kiosem. Wie unvor¢ichtig hat Fur¢t Oßmann nicht gewehl’t/ Zu einem Untergang ihm ¢elb¢t den Sarch gebettet/ Und durch den Dilaver den Chißler nicht errettet/ Als er den Janit¢char’n hat beyder Kopff ver¢ag’t. Ibrahim. Er hatte durch was mehr in Harni¢ch ¢ie gejag’t/ Sie gantz zu tilgen auß/ ¢ich nach Alcayr zu heben/ Forthin den Arabern ¢ich in den Schutz zu geben/ Bey ihm den Schluß gemach’t. Kiosem. So blindes Volck ¢ih’t nicht/ Ob ein be¢turmmter Fur¢t viel oder nichts verbricht.
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Ibrahim. Wo treue Diener fall’n/ die Ancker eines Fur¢ten/ Fall’t auch der Fur¢t leicht nach. Ja grimme Buben dur¢ten Nach Fur¢ten-Blutte ¢tracks/ die anders ¢chon ge¢chmeck’t. Fur¢t Oßmann hat den Stahl den Mordern ¢elb¢t gereck’t/ !115 " Als Dilaver ward ab- Ußaim einge¢atzet. Ja/ da der Groß-Vi¢ier ¢o ¢chlecht ¢oll ¢eyn ge¢chatzet/ Daß ihn des Pofels Schaum mit Fu¢¢en treten kan; Wer wird die Hoheit mehr des Sultans beten an? Kiosem. Mein Sohn; Der Blitz ¢chlag’t ! mei¢t" in hoher Berge Gipfel/ Der Sturm-Wind bricht entzwey der langen Zedern Wipfel; Und gro¢¢e Diener ¢ind am nech¢ten der Gefahr. Ob Na¢uf Ba¢¢a ¢chon des Achmets Eydam war/ Hat Sultan Achmet doch ¢elb¢thandig ihn er¢tochen.
139 fall’n/ die] fall’n. Die BCEA falln. Die D 144 ge¢chatzet/] ge¢chatzet. BCDEA 147 !mei¢t "] fehlt BE mei¢t CDA 131 Sarch] Sarg DE 140 Ja] Ka A
Die funffte Abhandlung
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Hier hat’s Verhangnis ¢elb¢t auf den den Stab gebrochen/ Den Heer und Volck verdamm’t. Der Schaffer Einfalt weich’t Von ¢chon¢ten Eichen weg/ die ¢chon der Blitz be¢treicht; So muß ein kluger Fur¢t der Diener ¢ich entfernen/ Nach denen’s Ungluck ¢chlag’t. Sie ¢ind ge¢chwantzte Sternen Und melden der Vernunfft mit ¢tummen Zungen an; Daß/ wer an ihnen kleb’t/ nicht lange ¢tehen kan. Verwirff¢tu aber/ Sohn/ des Himmels Warnungs-Zeichen; So la¢¢e dich/ mein Kind/ die Thranen doch erweichen Der Mutter/ die fur dich mit mehrer Sorge wach’t/ Als ¢ie fur ihre Seel und auf ihr Heil hat Acht. Ibrahim. So ¢ey’s denn! laß’t ¢chnur¢tracks den Achmet hier er¢cheinen. Jhr/ zeuget: wie ¢o gutt wir’s mit dem Volcke meynen; Daß wir uns ihm zu Lieb’ an Augen-Apfel ruhr’n/ Ja un¢ren treu’¢ten Knecht ab¢etzen und verliehr’n. Mufti. Es bringt dem keinen Schimpf/ wenn es die Zeit ¢o ¢chicket/ Der zu der Niedriegen von hoher Staffel rucket. Denn Treue/ nicht die Wurd’ erwirbt den Dienern Ruhm/ !116 " Und der Gehor¢am i¢t ihr be¢tes Eigenthum. Ibrahim. Wem aber werden wir nun Achmets Ampt vertrauen? Mufti. Den Mehemet wil’s Volck an Achmets Stelle ¢chauen. Ibrahim. Was? mahl’t der Hunde Trotz uns noch mehr Richt¢chnur’n fur?
153 Heer] Herr BCDEA 161 wach’t] mach’t E 164 zeuget] zeuge A 171 Wem] Wenn E
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Ibrahim Sultan
Kiosem. Nimm fur bekand diß an/ mein Kind/ und ¢chaffe dir Durch ¢ein’ Erhohung Gun¢t. Denn keiner untern Baßen Wird ¢ich zum Groß Vi¢ier ¢o ¢icher machen la¢¢en Als Ba¢¢a Mehemed. Der Sultan hat bereit Erfor¢chet ¢eine Treu. Ibrahim. Ha! thor’chte Furcht¢amkeit! Wenn Fur¢ten zu Geboth auff Knechti¢ch Wincken ¢tehen! Jedoch wir wollen diß ihr noch zu Lieb eingehen. Beruff’t den Mehemet. Mufti. Des Sultans kluger Schluß Befe¢tig’t Reich und Thron. Ein kluger Schiffer muß Vernunfft’ge Bootsge¢ell’n/ ein Fur¢t ihm Rath’ erwehlen Die Zeit und Noth gepruff’t. Die Haupter/ die hier fehlen/ Verlier’n beym Sturme leicht Schiff’/ Ancker/ Ruder/ Ma¢t. Diß ¢chloß den Mu¢tafa (weil er des Reiches La¢t Nur Thoren ubergab/ die Marmel nur zu glatten Und Mahrlein zu erzehl’n gelehr’t war’n) in die Ketten/ Jn’s er¢tern Kerckers Nacht; daß/ der vor Kay¢er hieß/ Sich affen einen Mohr/ zwey Weiber henckern ließ. Achmet. Fur¢t/ hier ¢tell’t ¢ich ¢ein Knecht. Was ¢chafft Stambuldens Kay¢er? Ibrahim. Daß Achmet ¢eines Ampt’s und Siegel ¢ich enteu¢er’. !117"
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Achmet. Jch leg’s gehor¢am¢t ab; und ku¢¢e Knie und Fuß/ Aufopfernd auch diß Haupt/ wo Treue bu¢¢en muß Und Un¢chuld untergeh’n. 175 184 190 194
¢ein’ Erhohung Gun¢t] ¢ein Erhohungs-Gun¢t CD geprufft] geprief’t A henckern] hencken D Aufopfernd] Aufopfern E
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Ibrahim. Laß Achmet dich’s nicht ¢chrecken. Man kan der Fur¢ten Gnad auch noch erniedrig’t ¢chmecken. Du/ Ba¢¢a Mehemet/ nimm’s gro¢¢e Siegel hin. Mehemet. Jch dancke fur die Gnad/ und ¢chwere: daß ich bin Begierig fur das Heil des Reiches zu erbla¢¢en.
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Ibrahim. Du wir¢t diß hohe Ampt dir ¢o befohl’n ¢eyn la¢¢en/ Daß die¢es Siegel ¢ey ein Spiegel treuer Pflicht. Mehemet. Die Wercke werden ¢eyn der Worte Kern und Licht. Ibrahim. Geh’t nun und ¢ag’t: was uns hat Heer und Volck zu dancken. Du aber halt hinfort dich be¢¢er in den Schrancken.
Der Schauplatz ¢tellet fur einen Saal in des Mufti Palla¢t. Bectas. Kul-Kiahia. Kara Chiaus. Kiuperli Ba¢¢a. Ha¢¢an-Ongle. und eine Menge der Janit¢charen. Achmet. Mufti. Die Cadile¢chieri. Ein Mollah. 205
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Bectas. Jhr Helden/ derer Arm den Grund¢tein hat geleg’t Zu Oßmanns Stul und Reich/ die ihr die La¢t beweg’t ! 118 " Des Grich’¢chen Kay¢erthum’s/ und zu des Machmets Fu¢¢en Sein Zepter abge¢enck’t/ die ihr den Zaum zerri¢¢en Des ¢trengen J¢ters hab’t/ auf Selims Haupt ge¢atz’t Der Mammelucken Kron/ und euren Ruhm geetz’t
197 Ba¢¢a] Ba¢¢e BCEA Ba¢¢a D 203 Heer] Herr BCEA Heer D vor 205 (Szenenüberschrift) Bectas.] Bectas, BE Bectas. CDA perli CDA
Kiuperli] Kiuperli. B Kiu-
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Ibrahim Sultan
Jn’s Nilus Sonnenthurm’; in Arzirums Gemauer Jn Tebris A¢ch und Grauß/ mit Schwefel/ Blut und Feuer Den Nahmen hab’t gepreg’t der Janit¢charen ein; Jhr Helden/ ¢ag’ ich/ ¢oll hier euer Kirchhof ¢eyn? Wo ihr die Siegs-Panier in’s Sultans Hand gewehret. Soll hier des Heeres Kern durch Hunger ¢eyn verzehret/ Der Ardens Mangel offt gelucklich uber¢tand? Der Muth/ mit welchem ihr bekampft der Per¢er Land/ Die Tugend/ die ihr ließ’t bey Ravans Sturmung ¢chauen/ Mit der ihr Bagadet rie¢t auß Chach Sefi Klauen/ Die Brandmal auf der Stirn und Wunden auf der Bru¢t/ Die Aba¢¢a euch ¢chlug/ der Hencker/ welcher Lu¢t Auß euren Martern ¢oog/ der auß den Eingeweiden Der Mutter/ fur der Zeit ließ eure Kinder ¢chneiden Die Narben/ die ihr noch von A¢¢acs Sturmen trag’t/ Die der Ko¢acken Trotz hat in die Flucht gejagt. Das Blutt/ das neulich noch wie Strom auß euch geronnen Als Retimo ge¢turm’t/ Canea ward genommen/ Verwundet meine Seel/ und ¢chneidet mir durch’s Hertz/ Wenn ich er¢taun’t hor’ an; wie Jbrah’m Schimpff und Schertz Auß euren Klagen mach’t; und euch als Sclaven ¢chatzet. Nachdem er uns das Geld zu Schaden abge¢etzet/ Euch bettel-arm gemach’t/ ver¢chmalert er nun gar ! 119" Den ¢chlechten Kriegs-Sold euch/ die ihr mit viel Gefahr Umb wenig A¢per muß’t iedweden Tag das Leben Verkauffen/ ja fur ihm in gro¢¢ern Sorgen ¢chweben/ Als wenn ¢o Per¢’ als Chri¢t auf euch die Schwerdter wetz’t. Wir haben Mu¢taffen des Kay¢erthums ent¢etz’t/ Jn Oßmanns Blutt die Fau¢t’ und Sebeln eingetauchet Umb ihre mindre Schuld. Und un¢er Grimm verrauchet Jtzt/ nun ein zartlich Weib und ein ohnmachtig Kind Uns auf die Fer¢en tritt; die/ die geneigt uns ¢ind/ Als Feinde rottet auß/ und derer Kinder ¢chandet/
225 trag’t] trag’t BE trag’t CA tragt D 233 gemach’t] gemacht’ B gemach’t CEA gemacht D 235 Umb] Um E 240 Umb] Um E
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Die uns der Mahumed zu Hohen-Prie¢tern ¢endet. Jhr Helden/ hor’t und ¢tarrt ob die¢er grau¢en That: Daß un¢ers Mufti Kind ¢ich ¢elb¢t ermordet hat; Weil ¢ie vom Jbrahim durch Noth-Zucht ward beflecket. Jn ihren Bru¢ten hat hier die¢er Dolch ge¢tecket; Sag’t: ob hier mit mehr Fug die Thran’ ihr Blut abwi¢ch’t; Als man mit’s Thaters Blutt der Todten Leich’ aufffri¢ch’t. Kiuperli. Verfluchte Greuelthat! woll’n nicht die Wolcken blitzen? Kan’s Mufti Heiligkeit nicht Haus und Tochter ¢chutzen/ Wer wird uns einen Tag fur un¢’re Burge ¢eyn? Tyrannen bilden ¢ich/ ihr Bruder/ glaub’t es/ ein; Daß ihre Haupter ¢ind die hohen Rie¢en-Berge/ Auf derer Gipfel wir als Ohnmachts-volle Zwerge Mit rechten Straffen nicht zu klimmen machtig ¢ind/ Die uber Wolck’ und Lufft ¢ich ¢trecken: daß kein Wind Kein Schnee/ kein Hagel kan auch ihren Staub verwehen. Allein im Fall ihr ¢timm’t/ ¢oll bald der Blutthund ¢ehen: !120" Daß hohen Eichen ¢ey der ¢chnelle Blitz verwand; Sein Leben und ¢ein Tod be¢teh’ in un¢er Hand; Kul- Kiahia. Jch ¢timme ¢einen Fall. Kan er auf ¢chlecht Verbrechen/ Ja offt der Un¢chuld ¢elb¢t Gutt/ Ehr/ und Hals ab¢prechen; So ¢oll des Blutthund’s Schuld/ der die Ge¢atze brauch’t/ Wie eine Schlang’ ihr Gift/ das/ wenn ¢ie Frembd’ anhauch’t/ J¢t todlich/ aber ihr zu ¢u¢¢er Nahrung dienet/ Un¢traffbar nicht mehr ¢eyn. Hat ¢ich der Hund erkuhnet Auf der Polacken Hei¢ch uns zu Schmach/ Trotz und Hohn/ Ein ihm fa¢t gleiches Haupt den Tarter Cham vom Thron’
248 hat] hat/ BCD hat, E hat A 249 Thran’] Thran’/ BCA Thran D Thran’, E 252 254 266 269
Heiligkeit] Heuligkeit E glaub’t] glaub’t AC glaubt D Frembd’] Fremd’ E Polacken] Bolacken E
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Ibrahim Sultan
Und Zepter abzuthun/ ¢o dunck’s ihn auch nicht frembde/ Wenn ihm ¢ein Purper-Kleid ein hanffen Sclaven-Hambde Sein Halsband auß Rubin/ auß Perl’ und Diamant/ Damit er wie ein Weib beheng’t Haupt/ Hals und Hand/ Ein haren Strick wird ¢eyn/ und ihm die Kehl’ ein¢chlingen: Daß Seel’ und Bluttja¢cht muß auß Mund und Na¢e ¢pringen. Kara Chiaus. Jch lobe/ was ihr ¢chluß’t. Er hat an uns allein Den arg¢ten Tod verdien’t; der/ was das Reich trag’t ein/ Was ¢einer Vorfahr’n Witz hat in den Schatz geleget/ Ver¢chwendende wirfft weg. Der Schweiß der Lander traget Kaum/ was an Narden/ Mo¢ch/ Oel/ Bal¢am und Zibeth/ Als Wurtzen ¢einer Brun¢t und Geilheit/ auf ihn geh’t. ! 121" Das Gold/ das Tunis zinßt/ ¢chick’t er fur Zobel-fahle/ Wormit er uberzeucht die Bodem gantzer Sale/ Den Mo¢cowitern heim. Der Held Abdalla nam Ein gantz Pfund Mo¢ch in ¢ich/ wenn es zum Treffen kam/ Und er an ¢einen Feind die Kraffte ¢olte ¢trecken: Der Sultan/ umb nur Brun¢t und Geilheit zu erwecken/ Schluckt taglich ¢o viel Mo¢ch und Ambra in ¢ich ein/ Als Honam uns kaum ¢chickt. Kein ko¢tbar Edel¢tein J¢t fur ein geiles Weib dem Jbrahim zu theuer. Uns aber/ derer Spiel muß Feind/ Sturm/ Welle/ Feuer/ Schwerdt/ Hitze/ Kalte ¢eyn/ entzeucht er und verkurtz’t Das ¢au’re Brodt/ den Sold. So werd’ er denn ge¢turtz’t/ Und das ver¢chrenckte Recht durch eigne Fau¢t erhalten.
272 hanffen] hauffen BCEA Hauffen D 271 272 275 282 284
dunck’s] dunck’s CEA duncks D Purper-Kleid] Purpur-Kleid CD Kehl’] Rehl’ E Wurtzen] Muntzen A Bodem] Boden ACD
frembde] fremde E
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Hassan- Ongle. Mein Wun¢ch nichts minder i¢t: der Blutthund ¢oll erkalten; Und nicht mehr Kay¢er ¢eyn. Allein i¢t un¢re Hand Gewach¢en die¢em Werck? Euch Brudern i¢t bekand/ Wie viel ihr außer uns auf’s Sultans Seite ¢tehen/ Wie Achmet keinen leicht in’s inn’re Schloß laß’t gehen/ Der nicht i¢t ¢ein Ge¢chopf’ und Werckzeug bo¢er That/ Wie er die Spahi mei¢t in ¢einen Handen hat/ Wie vielen unter uns ¢ey Hertz und Muth gebrochen/ Seit Oßmanns Tod an uns ¢o grau¢am ward gerochen. Ja wagt er ¢ich den Schwarm des Pofels anzufleh’n/ Wird morgen man von uns kein gantz Gebeine ¢eh’n. Bectas. Welch Traum mag in dir Furcht/ welch Schatten Zagheit hecken? Laß’t ¢ich ein Janit¢char ¢o ¢chlechte Blendung ¢chrecken/ Fur dem die Welt erbeb’t? Und ein erboo¢t Croat Er¢tach den Amurath. Den Ach- und Machmet hat !122 " Ein Dervis ange¢preng’t. Laß’ ihn den Pofel ¢chutzen/ Die Spahi bey ihm ¢teh’n; wenn un¢re Wolcken blitzen/ Wird/ durch was un¢er Strahl nicht unverhindert fahr’t/ Ob’s Stein und Ertzt ¢chon i¢t/ in A¢ch und Staub verkehr’t. Allein euch ¢ey entdeck’t: daß neb¢t den Janit¢charen Die Spahi guttentheils auff un¢er Ku¢te fahren/ Die durch des Mufti Dreu’n/ der Cadile¢chier Mund Dem Sultan ¢etzen zu: daß er ¢chnur-¢tracks den Hund/ Den Achmet ¢eines Ampt’s und Dien¢tes ledig zehle/ Und un¢ern Mehemet zum Groß-Vezier erwehle. Die Janitscharen. Es bluhe Mehemet/ den Achmet rottet auß!
298 die¢em] die¢en BCE die¢em DA 311 ange¢preng’t.] ange¢preng’t BE ange¢preng’t. CA ange¢prengt. D 301 Werckzeug] Werzeug E 316 un¢er] un¢re D unfer E
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Mollah. Mein Herr/ der Groß Vi¢ier komm’t zitternd in das Hauß/ Und bittet: daß wir ihn in ein Gemach ver¢tecken/ Biß daß der Mufti komm’t. Kul- Kiahia. Was wahr ¢ag’t uns ¢ein Schrecken?
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Bectas. J¢t diß wohl Fragens werth? Erweg’t/ was ich erzehl’t. Hassan- Ongle. J¢t Mehemet vielleicht in ¢eine Stell erwehl’t? Bectas. Dem Hund unzweifelbar !die" Wurde ¢chon genommen. Kara- chiaus. Was i¢t zu thun?
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Bectas. Ver¢chweig’: wer hier zu¢ammen kommen. Gib ihm mit Hofligkeit ein ¢chones Zimmer ein. Biß Mufti komm’t/ und wir des Aus¢chlag’s kundig ¢eyn.
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Kiuperli. Scheint das Verhangnus uns die Armen nicht zu reichen? Was wart- und zweifeln wir? Behertzt- und Ruhmbarn Streichen/ Die einen Bo¢en falln/ ¢chreib’t keinmal man mit Recht Nicht Ubereilung zu. Jhr Bruder/ komm’t und brech’t Dem Bo¢ewicht den Hals/ den GOtt und Himmel blanden: !123" 327 !die"] in BCDE die A 330 ¢eyn.] ¢eyn? BCDEA 334 zu.] zu BE zu. CDA 322 324 330 331
Groß Vi¢ier] Groß-Vezier CD Kul-Kiahia] Kol Kiahia E komm’t] komm’t A Verhangnus] Verhangniß D
Die funffte Abhandlung
Daß er in’s Garn ¢elb¢t renn’t ¢ich liefernd un¢ern Handen. Wenn die¢e That vollbracht/ ¢o renn’t mit gleichem Muth Auch ¢elb¢t den Blutthund an/ ¢toß’t die durch Achmets Blutt Erwarmte Sebel ihm durch ¢ein verzweifelt Hertze.
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Janitschar. Wir folgen. Weißt den Weg durch euers Bey¢piels Kertze. Mufti. Wo eilt ihr Helden zu? Kara- Chiaus. Den Achmet abzuthun. Mufti. Weil er ¢chon abgethan/ laß’t euren Eyfer ruh’n. Bectas. Laßt ¢ich der kluge Schluß durch guten Aus¢chlag loben? Cadileschier. Der Achmet i¢t ent¢etzt/ und Mehemet erhoben.
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Hassan- Ongle. Doch i¢t dem Hunde nicht das Leben noch geraub’t.
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Mufti. Von Eichen/ die gefall’n/ i¢t Zwergen auch erlaub’t Zu ¢amlen Brennholtz ein. Wer aber wird ergrunden/ Wohin die Flucht ihn trieb? denn wenn Cometen ¢chwinden/ Und Luft-Ge¢tirne falln/ nimm’t Spur und Pfad auch nicht Ein Luch¢en-Auge wahr.
338] an/] an? BCDEA 342 euren] eurem E
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Ibrahim Sultan
Kul- Kiahia. Die Mutte ¢uch’t das Liecht/ Doch findet ¢ie den Sarch in den beliebten Flammen. Und Achmet hat dein Haus/ weil wir hier ¢ind bey¢ammen/ Zu ¢einen Schirm’ erkie¢t. Mufti. Der Hund? bey mir? mein Hauß? Kara- Chiaus. So i¢t es. Mufti. Jagt mir ¢tracks den Bo¢ewicht hinauß.
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Bectas. Laß’t uns den Hund allhier vorher zu Rede ¢etzen. Kiuperli. Jn ¢einem Blutte vor die kalten Schwerdter netzen. Mufti. Geh meld’ ihm: daß ich ihn allhier empfangen will.
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2. Cadileschier. Wie kan’s Verhangnus nicht des Gluckes ¢u¢¢es Spiel/ !124" Der Boßheit Freuden Klang/ der La¢ter Lied ver¢timmen! Der Fruh vom Bal¢am trof/ ¢oll itzt im Blutte ¢chwimmen!
350 Mutte] Mutter BCDE Mutte A vor 358 2.] 2 BA 2. CDE 350 351 352 353 358
Liecht] Licht E Sarch] Sarg D hier] hie E bey¢ammen] be¢ammen A ¢einen] ¢einem AD Verhangnus] Verhangniß D
Die funffte Abhandlung
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Bectas. Ja ¢icher bald erfahr’n: daß/ wer auf La¢ter thurm’t Sein Glucks-Rad/ ¢ich bald ¢ih’t mit ihm in Grund ge¢turm’t.
Achmet. Mufti. ! Bectas. " Drey Cadile¢chieri. Kiuperli. Kul-Kiahia. Kara-Chiaus. Die Janit¢charen. Ha¢¢an-Ongle. Vier Stummen. Achmet. Hilff Himmel! traumet mir? wo werd’ ich hingefuhret?
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Mufti. Willkommen gro¢¢er Freund/ willkommen! woher ruhret Diß ¢ein Ent¢etzen her? Bectas. Der/ den’s Gewi¢¢en ¢chreck’t/ Meyn’t: daß auch klare Lufft voll Donnerkeile ¢teck’t. Mufti. Erofne/ was du ¢uch’¢t? Was i¢t’s? wir woll’n es horen. Achmet. Der/ den’s Verhangnus druck’t/ muß hohe Schutz-Saul’n ehren/ Zu Gnaden-Bildern flih’n.
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Mufti. Hort/ was itzt Mufti gilt! Den er vor ange¢pien/ i¢t itzt ¢ein Gnaden-Bild/ Dem er die Tochter nam/ der ¢oll ihn itzt be¢chirmen! vor 363 !Bectas. "] fehlt BCDEA 365 Ent¢etzen] Ein¢etzen BE Ent¢etzen CDA 361 362 368 369
Ja] Jn C wer] der A ge¢turm’t] ge¢tirm’t E Verhangnus] Verhangniß D flih’n] fuhr’n C fuhrn D
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Ibrahim Sultan
Achmet. Diß lehre dich mein Freund: daß auß Coloß- und Thurmen/ Grauß/ A¢che/ Thal und Pful/ auß Rie¢en einen Zwerg Der Abend machen kan. Der ge¢tern-gro¢¢e Berg !125" Such’t Schatten itzt bey dir; und der Gefall’ne bittet; Weil Gluck und Himmel mei¢t nicht einen Keil aus¢chuttet; Er woll’ ein Lorberbaum ihm fur mehr Blitzen ¢eyn. 1. Cadileschier. Hor’t: was fur Furcht ihm ¢chon jag’t ¢eine Boßheit ein!
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Achmet. Jhr Freunde/ ¢ag’t: was i¢t des Achmets groß Verbrechen? Wolt ihr nach’s Pofels Arth auff mich ein Urtheil ¢prechen? Der ¢eines Abgott’s Bild am er¢ten/ ohne Grund Und Ur¢ach ¢chlag’t entzwey/ ¢o bald ihm nur wird kund: Daß es der Fur¢t verwirff’t/ nach de¢¢en Ungun¢t-Schatten/ Ja wie weit Hauchler ihn auß Neid verfin¢tert hatten/ Gefallter Fehltritt miß’t. Kiuperli. Hor’t! wie der Bo¢ewicht/ So rein ¢ich brennen will!
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Achmet. Jch leugn’ ihr Freunde nicht: Daß ich des Mufti Kind gewalt¢am weg hieß holen. Doch! wen ent¢chuldig’t nicht? Der Sultan hat’s befohlen. Steh’t Fur¢tlichen Befehl zu weigern/ Knechten frey? Zu grubeln: Ob ¢ein Thun recht/ oder unrecht ¢ey. Jhr kenn’t des Sultans Arth und ¢einen Trieb im Lieben. J¢t einer unbe¢chimpff’t/ ja unerwurget blieben/ Der ihm im Lieben ein zu reden ¢ich erkeck’t? 383 Ungun¢t-Schatten] Ungun¢t Schatten BCDE Ungun¢t-Schatten A 386 nicht:] nicht. BCD nicht E nicht: A 393 erkeck’t?] erkeck’t. BCA erkeckt. D erkeck’t E 378 Furcht] Furcht ACD 388 ent¢chuldig’t] ent¢chuldig’t A
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Bectas. Merck’t! wie er ¢eine Wurm’ ins Sultans Kleid ver¢teck’t! Sich den/ den er vor ¢elb¢t verfuhr’t/ itzt la¢ternd ¢chmahet! Ha¢t du nicht Wachs ge¢chaff’t/ die Tachte ¢elb¢t gedrehet Zun Fackeln/ die der Fur¢t der Geilheit zundet an? Doch laß’t uns hor’n; mit was der Hund be¢chonen kan/ Daß der verkurtzte Sold uns noch zu rucke bleibet? Achmet. Mit was Gewi¢¢en ihr mir die¢e Schuld zu¢chreibet/ !126" Erweget mit Vernunfft; indem euch wohl bekand: Daß in dem Schatze nicht hat Achmet ¢eine Hand/ Noch ¢o viel Macht gehabt in noth’gen Geld-Außgaben/ Als Sekierpera und andre Weiber haben. 2. Cadileschier. Jtzt wandelt ¢ich der Hund in einen todten Stein/ Und ein unnutzes Holtz. Wer will im Ampte ¢eyn/ Muß wo/ und was das Ampt hei¢ch’t/ reden/ ¢orgen/ wachen. Ja wer die Niedriegen ¢ich laß’t zum Gotzen machen/ J¢t Wurd- und Amptes nicht/ mehr aber Straffens werth/ Als der aus Vorwitz offt auß ¢einem Zirckel fahr’t. Bectas. Wie zittert nun der Hund? So gehts: Die La¢t der Sunde Mach’t das Gewi¢¢en ¢chwer. Ja/ wenn die Zwirbel-|Winde Der La¢ter nehmen ¢chon Seel und Begierden ein/ Muß’s Hertze voller Furcht/ der Kopff voll Schwindel ¢eyn. Die La¢ter haben zwar Granaten-Aepffel-Schalen/ Jnwendig ¢ind ¢ie Schlee und Wermuth. Jhre Strahlen Sind glantzend/ aber Gifft und Ba¢ilisken-Arth. Drumb traum’t dir nicht umb¢on¢t vom Fall und Hellenfahrt. 398 kan/] kan. BCA kan/ D kam E 408 machen/] machen. BCDEA 410 fahr’t] fah’rt BE fahr’t CA fahrt D 404 Sekierpera] Sechierpera A 418 Drumb] Drum E traum’t] traum’t DE lenfahrt DE
umb¢on¢t] um¢on¢t E
Hellenfahrt] Hol-
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Ibrahim Sultan
Stracks ¢toß’t den Hund zum Hau¢’ hinauß. Doch an der Schwelle Faß’t ihn/ ihr Stummen/ an; ¢chick’t ¢einen Gei¢t der Helle Durch ein paar Stricke zu. Achmet. Behertzigt/ was ihr thut! Be¢udelt euren Ruhm nicht durch un¢chuldig Blutt! Glaub’t: daß der Ehre Schatz/ den Schweiß und Blutt erwirbet/ Auch durch Gedancken nur/ die unrein ¢ind/ vertirbet; Vielmehr wird euer Glantz verfall’n in Schmach und Nacht/ !127 " Da ihr auß Helden euch zu Un¢chulds-Henckern macht. Die Nachwelt wurd euch ¢chmahn/ der Vorfahr’n Todten-Knochen Ge¢pen¢ter geben ab/ und euch/ was ihr verbrochen/ Verweißlich ¢tellen fur. Doch trau’ ich ¢olchen Grimm Nicht eu’rer Tugend zu. Die Zagheit raa¢t ¢o ¢chlimm Auf unbewehrte nur. Großmutt’ge Hertzen tragen Mitleiden mehr mit dem/ den Neid und Zufall ¢chlagen; Ja konnen Schuldige nicht ein¢t verderben ¢eh’n/ Wenn ¢ie fußfallig ¢ich ¢eh’n umb Genad’ anfleh’n. Bectas. Schleppt den verzagten Hund weg von des Mufti Fu¢¢en. Gerechte Rache wird durch Knie und Erde-ku¢¢en Und Fuß-Fall nicht gehemm’t. Wer auch ¢ich/ wenn er fall’t/ So win¢elnd/ ¢o verzag’t/ ¢o Weib- und Knechti¢ch ¢tell’t/ J¢t nicht erbarmens werth. Mufti. Stracks/ ¢chlinget ihm die Stricke Umb den verdammten Hals.
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Helle] Holle D vertirbet] verdirbet ACD wurd] wird D Stricke] Sricke A
Die funffte Abhandlung
Achmet. Gerechter Himmel ¢chicke Doch Recher die¢es Mord’s! Jndem fa¢t unerhor’t; Das angeflehter Schirm ¢elb¢t Flehende ver¢ehr’t. Kara Chiaus. Wenn Nattern man ertritt/ woll’n ¢ie die Zung’ er¢t ¢charffen.
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Bectas. Laß’t den er¢tickten Hund zu offnem Schau¢piel werffen Fur’s neue Kirchen-Thor: daß alles Volck ¢chau’ an: Wie hoch ein gro¢¢er Baum durch La¢ter fallen kan. Kul- Kiahia. Diß lehrt: daß GOtt zerbricht Hoffartige wie Scherben/ Daß Men¢ch und Ameis nur zum eigenen Verderben So Ehr als Flugel krieg’t; daß der wie Glaß zerfall’t/ Der nur der Boßheit Nichts fur einen Grund¢tein halt. Doch diß i¢t’s Vorbild nur des rechten Trauer-Spieles. Sag’t: auf was Arth nunmehr der Mittelpunckt des Zieles Sich ¢icher treffen laß’t. Mufti. man hei¢ch’ ihn fur den Rath !128" Des Divans/ mit Befehl: daß wegen ¢einer That Er Red’ und Rechen¢chaft ¢oll Heer’ und Volcke geben. Bectas. Wol! wir woll’n Augenblicks in Divan uns erheben.
441 unerhor’t] unerehr’t BE unerhor’t CA unerhort D 448 Verderben] Verterben Hs. 455 Heer’] Herr A
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Ibrahim Sultan
Der Schau-Platz ¢tellet fur des Kay¢ers Ha¢oda. Ibrahim. Kio¢em. Mehemet. Na¢uf. Piali Ba¢¢a. Capachi-Bachi. Etliche andere Ba¢¢en. Etliche Cadi. Seli¢tar Aga. Ibrahim. So i¢t durch Meuchel-Mord mein lieb¢ter Achmet todt? Nasuf. Ja/ ¢eine Leiche lig’t geworffen in den Koth! Den Hunden zu der Ko¢t/ dem Pofel zum Ge¢potte.
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Ibrahim. Verteufelt-Bo¢e That! Ach! daß ich/ Achmet/ hatte Den Stiffter deines Mord’s den Mufti/ vor erdruck’t! Eh’ es an dir den Muth zu kuhlen ihm geluck’t. Ha! wie hat Jbrahim ¢o ¢chandlich ¢ich vergangen? So heßlich ¢ich befleck’t? als er ihr ¢chlimm Verlangen So liederlich verhieng. Ja Jbrahim ¢elb¢t gab Den Henckern Muth und Strick/ als wir dich ¢etzten ab! Denn/ wer die Nattern ¢chon laß’t unterm Haupte ni¢ten/ Der lockt ¢ie ¢elb¢t in’s Flei¢ch/ zum Hertzen/ zu den Bru¢ten. Wer eines Nagelsbreit der Aufruhrs-Glutt raum’t ein/ Dem wird ein flammend Brand bald unterm Dache ¢eyn; Der muß den Wind bald ¢eh’n mit ¢einer A¢che ¢pielen. !129" Ja/ der le¢ch’t Glutt mit Oel/ meyn’t Kalck mit Flutt zu kuhlen/ Wer ein aufruhri¢ch Volck mit linden Fingern ¢treich’t. Doch/ hat kein Men¢ch als ¢ie Schuld: daß mit !ihm" erbleich’t Des Sultans rechter Arm.
465 gab] gab/ BCDA gab, E 471 ¢eh’n] ¢ehtn B ¢eh’n CA ¢ehn D ¢ehen E 474 !ihm"] fehlt BCE ihm DA vor 457 Ha¢oda] Ho¢ada A 461 Den] Dem A
Die funffte Abhandlung
Kiosem. Mein Sohn/ ¢oll ich’s entgelten? Laß’t wegen Zufall ¢ich ein gutter Rath¢chluß ¢chelten? Wer Redligkeit und Witz auff’s Rath-Haus mit ¢ich trag’t/ J¢t Ruhms-werth/ wenn ¢ein Rath gleich mit Verlu¢t auߢchlag’t.
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Ibrahim. Ja mit Verlu¢t des Ruhms; wo wir ¢chnur-|¢tracks nicht wa¢chen Durch Blutt diß Brandmal ab. Eil’t! opfert Achmets A¢chen Das Flei¢ch der Morder auf. Wer eilet al¢obald/ Erbricht des Mufti Haus des Henckers mit Gewalt/ Und liefert uns hieher den kalten Kopf des Hundes? Kiosem. Erwege noch einmal den Auߢpruch deines Mundes; Und wie man mit Gefahr ein Ne¢t voll We¢pen ¢tor’t. Ibrahim. Was Sanfftmuth ¢chaden thut/ hat Achmet uns gelehr’t. 1. Cadi. Großmacht’ger Herr und Fur¢t; Jch muß umb Gnade bitten: Und daß man uber den nicht moge Grimm auߢchutten/ Der auf der Obern Heiß muß bo¢er Bothe ¢eyn. Ibrahim.
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Was i¢t’s? 1. Cadi. Der Sultan ¢oll in Divan ¢ich ¢tell’n ein. Dem Volcke werden recht/ und außfuhr’n ¢eine Thaten. Ibrahim. Wer ¢chickt dich?
477 Rath-Haus] Rath-Hans B Rath-Haus CDE Rath-Hauß A 487 Großmacht’ger] Großmuthger D
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Ibrahim Sultan
1. Cadi. Mufti zwar; doch Burger und Soldaten Ver¢amlen fur der Burg neb¢t ihm in Tempel ¢ich.
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Ibrahim. Hor’t: was der thor’chte Schwarm der Sclaven wider mich Hochfrevelnd ¢ich erkuhn’t! Soll’n wir der Narrheit lachen? ! 130 " Wie? oder al¢obald mit Donner auf ¢ie krachen? Geh’ und bring’ ihnen noch die Gnaden-Warnung bey: Daß ¢chnelle Buß ihr Heil/ Trotz ihr Verderben ¢ey. Doch warumb la¢¢en wir nicht bald den Schwarm zertrennen? Es muß ein gluend Stahl den kalten Brand verbrennen/ Der durch ein Glied ¢ich ¢chleich’t in gantzen Corper ein; Denn/ da die A¢che nicht ¢oll neuer Saame ¢eyn/ Auch nicht mehr Drachen-Kopf’ auß ihren Strimpfeln bluhen/ Muß’s Me¢¢er/ welches kerb’t/ von Pein und Rache gluen. Kiosem. Mein Kind/ wenn Klugheit wil was Fruchtbar’s geben an/ So pruf’t ¢ie vor die Zeit. Die be¢te Salbe kan Zur Unzeit werden Gift/ entzunden Beul- und Wunden. Ge¢atzt: daß E¢¢ig muß auff Schware ¢eyn gebunden/ Die Meineyd hat gezeug’t: ¢o taug diß noch nicht itzt/ Da die Ver¢amleten die Mange reitz’t und ¢chutz’t. 2. Cadi. Mein Fur¢t/ der Mufti heißt mich ihm diß Te¢¢a bringen. Ibrahim. Wohin wird ¢ich der Hund noch durch den Hochmuth ¢chwingen? Doch laß’t uns ¢chau’n: was uns der Meineyds-¢tiffter ¢chreib’t. 495 Hochfrevelnd] Hochfrevenlt BE Hochfrevelnt C Hochfrevelnd DA 509 taug] Laug BCE dreu’t A taug D 492 Burger] Burger A 499 warumb] warum E 501 ¢chleich’t] ¢chlech’t C vor 505 Kio¢em] fehlt A 508 Schware] Schwere A
Die funffte Abhandlung
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„Jm Fall Fur¢t Jbrahim ver¢tock’t und außen bleib’t/ „Sich wider das Ge¢etz und’s Divans Rath auflehnet; „Sey er hierdurch des Reichs verlu¢tig und entkrohnet. Verdammte La¢terung! Be¢org¢tu Bube nicht Ein bluttig Bothen-Lohn? 2. Cadi. Der Fur¢t weiß meine Pflicht.
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Ibrahim. Blutt¢tiffter/ Morder/ Hund/ Aufwickler/ Ubelthater! Liß dir die Stuck hier auf zur Antwort/ Ertzverrather! Wo renn’t dein Frevelmuth ¢o blind und Ra¢end hin? Welch Teufel ruhr’t dein Hertz/ bezaubert deinen Sinn? Ein Sclave wag’t ¢ichs Reich dem Kay¢er abzu¢prechen? !131 " Wie blitz’t der Himmel nicht/ ¢o mag der Abgrund brechen! Und die¢en gift’gen Schaum der Erde ¢chlingen ein! Sind noch nicht Hencker dar/ die ¢chon ge¢chaftig ¢eyn Den Ertz-Dieb abzuthun/ den Schadel uns zu holen; Kiosem. Mein Kind/ ja/ ich ge¢teh’s: daß gluend-hei¢¢e Kohlen/ Pfal/ Schwefel/ ¢iedend Oel fur die¢e grau¢e Schuld/ Zu linde Straffen ¢ind. Witz aber brauch’t Geduld/ Wo unbe¢onnen Zorn und Eyfer mehr kan ¢chaden. Ibrahim. Will ¢ie zum Untergang’ uns noch mit Schimpf beladen? Soll ein behertzer Rie¢’ auch wachend ¢chau’n/ und fuhl’n: Wie Zwerg’ ihm umb die Na¢’ und auf den Schultern ¢piel’n; Soll ein lebendig Beer empfinden ohne Rache: Daß ihm ein Ameiß-Heer im Munde Ne¢ter mache? Ein Ha¢e rauff’t den Zopf nur todten Lowen auß. Nein/ ¢icher! Jbrahim leb’t/ und wird noch in Grauß Zertreten/ der ihn tritt; zermalmen/ die ihn necken.
535 Beer] Bar D
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Ibrahim Sultan
Mehemet. Mein Fur¢t/ des Divans Dreu’n i¢t nicht verachtlich Schrecken. Das Bey¢piel Mu¢tafens lehr’t: daß des Divans Rath Die gro¢¢en Sultane Macht abzu¢etzen hat. Doch hatt’ Er ¢icher ihm den Zepter nicht genommen/ War er auff gleichen Heiß/ nur fur’s Gerichte kommen. Ibrahim. Soll’n/ was die Mutter ¢elb¢t dem Bruder widerrieht/ Wir mit mehr Schimpf itzt thun? Kiosem. Mein Sohn/ er ¢elber ¢ih’t Und ¢ie hat offt be¢chmertz’t: daß ¢ie ihm ¢chlimm gerathen.
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Ibrahim. Meß’t einen Jbrahim nicht nach der Arth und Thaten Des bloden Mu¢tafa. Der Tauben Sanfftmuth ¢teh’t Nicht edlen Adlern an. Ja ¢ie/ Frau Mutter/ geh’t !132 " Mir mit was Ruhmbar’m fur/ als ¢ie umb ¢chlecht Verbrechen Den Hals dem Mu¢tafa dem Groß Vi¢ier ließ brechen. So warf auch Amurath vom Haupte die Gefahr Mit’s Regep Ba¢¢a Kopf’/ als er ent¢chlo¢¢en war/ Statt un¢ers Bruders uns auf Oßmans Stul zu heben. Mehemet. Die ¢amptlich konnen ihm hier keine Richt¢chnur geben/ Weil er hier mit Gewalt werck¢tellig machen will Auf ein gewafnet Volck; diß/ was dort/ da das Ziel Der Rache war ein Kopff/ mit Li¢t ward außgeubet.
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Ibrahim. Wenn wider Fur¢ten ¢ich der Pofel auflehn’t/ giebet Dem Fur¢ten nichts mehr Sieg/ dem Aufruhr gro¢¢ern Stoß; Als wenn ein Fur¢t behertz’t dring’t auf den Hauffen loß. 560 auflehn’t] aufleh’nt BEA auflehn’t C auflehnt D 544 gleichen] gleichem C 551 Ruhmbar’m] Ruhmbar’n A
Die funffte Abhandlung
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Den Sultan Oßman hat nichts als die Furcht gefallet/ Denn hatt’ er als ein Held zur Wehre ¢ich ge¢tellet/ Die Maje¢tat nicht weg geleget und befleck’t/ Jn eines Spahi Kleid in Winckeln ¢ich ver¢teck’t; Kein Morder hatte nicht ihn Mordri¢ch zu be¢pringen Meineydig ¢ich erkuhn’t. 3. Cadi. Jch ¢oll dem Kay¢er bringen Vom Divan die¢e Schrifft.
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Ibrahim. Hor’t die verdammte Schaar Nicht von dem Wahnwitz’ auf? Sind keine Schergen dar/ Die Schrifft/ die nicht i¢t werth des Le¢ens/ zu verbrennen? Kiosem. Man le¢’ er¢t/ was ¢ie ¢uch’t.
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Ibrahim. „Der Divan muß erkennen: „Wer das Ge¢atz und Recht des Divans nicht nimmt an/ „Der i¢t kein Sultan mehr/ ja auch kein Mu¢ulman. Verfluchte Bo¢ewicht’! Hier bringe die¢e Stucke/ Den Aberwitzigen zur Antworts-Schrifft zu rucke; Der aufgepfalte Kopf des Mufti ¢oll ¢ie bald Lehr’n: ob wir Kay¢er ¢ind. Stracks dringe mit Gewalt Der Leibwach’ auf den Schwarm der Ra¢enden Gemeine; !133 " Mit Dreuung: daß von ihr ¢oll kommen kein Gebeine/ Wo ¢ie die Kopf’ uns nicht der Redelsfuhrer ¢chick’t. Stell’t ¢ie ¢ich trotzig an; ¢o werd’ er¢teck’t/ erdruck’t/ Ver¢timmelt und zerflei¢ch’t/ was einen Finger ruhret.
568 erkuhn’t] erkuh’nt BEA erkuhn’t C erkuhnt D 563 Den] Dem A 574 Mu¢ulman] Mu¢elman E 575 Verfluchte Bo¢ewicht’] Verfluchter Bo¢ewicht E
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Ibrahim Sultan
Mehemet. Jch weiß: daß Knechten wohl zu grubeln nicht gebuhret/ Ob moglich zu vollzih’n ¢ey/ was ein Fur¢t befiehl’t. Gehor¢am i¢t die Schuld auch/ wenn das Ab¢ehn ziehl’t Aufs Dieners Untergang. Die Nachwelt wird ¢tets mu¢¢en Die ruhmen/ welche ¢ich ¢tatt Rei¢ichts binden lie¢¢en/ Durch ihrer Leiber Berg und ihrer Leichen Grauß Zur Sturmung Bagadets die Graben fullten auß. So i¢t’s auch ruhmlicher behertz’t alsbald erbleichen/ Als fur dem Feinde zwey drey Spannen ruckwerts weichen/ Und ¢eines Lebens Ziel er¢trecken auf viel Jahr’. Und al¢o wolt’ auch ich auf die ver¢chworne Schaar Großmuthig ¢turmen loß/ ¢olt’ es gleich Sterbens gelten. Alleine/ nachdem die ihn fur unglaubig ¢chelten/ Die das Ge¢etze lehr’n/ das Mahumed gebracht/ Hab ich fur’s Sultans Heil kein Glied zu ruhren Macht. Ibrahim. Wil¢tu/ verzweifelter/ nun auch zum Schelmen werden?
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Mehemet. Mein treuer Dien¢t verdien’t vernunftiger Gebehrden Ibrahim. Bewehre deine Treu’ itzt durch befohl’ne That. Mehemet. Nein! weil der Sultan nicht mehr zu befehlen hat. Ibrahim. Welch Knecht hat ie den Herr’n in’s Antlitz ¢o verhohnet? Mehemet. Der i¢t mein Herr nicht mehr/ den das Ge¢etz’ entkronet.
589 Leiber] Corper A 598 ruhren] ruhr’n mehr A 599 Wil¢tu] Wil¢t du D
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Ibrahim. Meineydige! Zuck’t noch kein Sclav auf ihn das Schwerdt? Wir ¢ind verrathen! Ach! wie irr’t/ wer Diener werth/ Hofheuchler redlich ¢chatz’t; und Treu’ in Knechten ¢uchet! ! 134 " An dir ¢ey un¢er Brodt und un¢er Saltz verfluchet! Was aber hindert uns? daß wir durch eig’ne Hand Nicht un¢er Recht außfuhr’n? und die¢es Aufruhr’s Brand Am Haupte le¢chen auß? Mehemet. Was will man mir ¢o lohnen? Halt! oder Mehemet wird Jbrahims nicht ¢chonen.
Mufti. Bectas. Ibrahim. Kio¢em. Mehemet. Kul-Kiahia. Kara Chiaus. Ha¢¢an-Ongle. Die zwey Cadile¢chier von Romania und Natolien. Etliche Ba¢¢en/ darunter Kiuperli, Piali, Na¢uf, und eine Menge der Janit¢charen. Machmet des Jbrahims alte¢ter Printz. Bajazeth. Orcan. Suleiman.
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Bectas. Halt! was ¢oll die¢es ¢eyn? will noch der Wutterich/ Den Heer und Volck verdamm’t/ durch noch mehr Mordthat ¢ich An Hauptern die¢es Reich’s verme¢¢entlich vergreiffen? Laß’t den Tyrannen ¢tracks fur Hund und Pofel ¢chleiffen! Ibrahim. Hilff Himmel! was hab’t ihr auf eu’ren Kay¢er fur?
vor 613 darunter] darunter/ BCD darunter, E darunter A 614 verdamm’t] d auf dem Kopf stehend B verdamm’t CA verdammt D verdamm t E vor 613 Ha¢¢an-Ongle] Ha¢¢en. Ongle E
zwey … Natolien] drey Cadile¢chier A
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Ibrahim Sultan
Mufti. Du bi¢t kein Kay¢er mehr. Des Divans Schluß hat dir Hals/ Ehre/ Kay¢erthum rechtma¢¢ig abge¢prochen. !135 "
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Ibrahim. Ach! was hat Jbrahim ¢o gro¢¢es denn verbrochen? Mufti. Nothzuchtiger! ¢ind dir die La¢ter nicht bewu¢t; Und daß der Himmel ¢chick’t Pein auff verdammte Lu¢t? Bectas. Greiff’t den Tyrannen an! und hau’t den Hund in Stucke. Mehemet. Er i¢t nicht Schwerdter werth. Hier brauchet die¢e Strucke.
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Ibrahim. Frau Mutter/ ach! wil ¢ie nun nicht mein Schutz-Bild ¢eyn? Mufti. Faßt ihn. Ibrahim. Ach! ¢chrencke mich mit deinen Armen ein. Kiosem. Jhr Helden thut gemach. Bedenck’t/ was ihr beginnet! Wer der ¢ey/ welchen ihr hier zu ermorden ¢innet.
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Kul- Kiahia. Ein Blutthund/ ein Tyrann’! ein Morder; der nicht werth/ Daß ihm die Sonne ¢chein’t. Kiosem. Ein Fur¢t/ den ihr erklar’t Zu eu’rem Sultan hab’t/ dem/ als er ward erkohren/ Jhr Treue/ Liebe/ Pflicht/ Gehohr¢am habt ge¢chworen. 624 Strucke] Stricke D
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1. Cadileschier. Ein Schander/ de¢¢en That uns laß’t des Eydes loß. Kara Chiaus. Fort mit ihm! reiß’t den Hund der Mutter auß der Schooß.
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Kiosem. Jhr Helden/ la¢¢et euch die Mutter doch erbitten! Laß’t ¢o viel Thranen ¢ie vergebens nicht ver¢chutten! Und ¢anftig’t mit Vernunfft und Gnade ¢trenges Recht. Ein Herr ermordet nicht ¢tracks/ wenn er fehl’t/ den Knecht. Wie/ daß denn euer Haupt/ dafern es was verbrochen/ Stracks ¢oll zermalmet ¢eyn? GOtt hat auch ¢tets gerochen Verubten Fur¢ten-Mord. Nicht einer/ der durch Blutt Des Oßmanns ¢ich befleck’t/ ja der nur ¢einen Muth Und Muthwill’n hat gekuhl’t an ¢einer Todten Leiche/ Bla¢’t mehr den Athem auß. Der ¢elber/ der im Reiche Dem Sultan folgen wird/ wird ¢trenger Recher ¢eyn. !136 " Denn durch diß ¢etzt ein Fur¢t ¢ich fe¢t in Bugel ein Mufti. Umb¢on¢t! der Blutthund kan/ wo uns des Himmels Rache Nicht ¢elber ¢turtzen ¢oll/ mit ¢einer bo¢en Sache Der Straffe nicht entgeh’n. Bectas. Fort mit ihm! greiff’t ihn an!
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Kiosem. Jhr Helden/ wo er ja nicht unge¢trafft ¢eyn kan; So ¢trafft nicht uber’s Maaß; und ¢chon’t des Fur¢ten-|Bluttes.
644 Bla¢’t] Bla¢¢’ BE Blaß’t C Blaßt D Bla¢¢’t A 635 erbitten] er bitten E 644 Athem] Athen E 647 Umb¢on¢t] Um¢on¢t E
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Mehemet. Kein furcht¢am Mittel ¢chaff’t im Straffen etwas Guttes. Die Wa¢¢erwolcke/ die der Fur¢ten Aug’ einhull’t/ Steck’t voller Donnerkeil’/ und i¢t mit Rach’ erfull’t. Ja wer ein hohes Haupt beleidiget/ nicht fallet/ Thut thor’chter/ als der ¢ich nach der Verletzung ¢tellet Dem Lowen Wehrloß fur/ ja ¢onder ein Ge¢chooß Ein grimmes Wald¢chwein neck’t. Kiosem. Jhr ¢eyt des Kummers loß/ Wenn Jbrahim gib’t Hefft und Waffen auß den Handen.
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2. Cadileschier. Laß’t euch durch ¢olchen Dun¢t nicht Hertz’ und Augen blanden. Weil ¢ich die Schlange ruhr’t/ ver¢uch’t ¢ie Gifft und Stich. Kiosem. Vielleicht i¢t Jbrahim zu lencken: daß er ¢ich Des Zepters ¢elb¢t entzeucht. Ibrahim. Ha! laß uns lieber ¢terben!
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Kiosem. Nimm Zeit und Noth¢tand wahr. Der Abend kan erwerben/ Was uns der Mittag raub’t. Als Mu¢tafa gleich fiel Jn Kercker von dem Thron/ erlangt’ er doch das Ziel Des Herr¢chens durch den Tod des Sultans Oßmanns wieder. Auch leg’t Geduld und Zeit den gro¢ten Eyfer nieder. Ibrahim. Wer wurde denn nach mir des Oßmanns Zepter fuhr’n?
666 erlangt’] erlang’t BCEA erlangt D 669 fuhr’n] fuh’rn BE fuhr’n CA fuhrn D
Die funffte Abhandlung
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Kiosem. Wer? als dein Sohn. Hierumb darff¢tu kein Wort verlier’n. !137 " Ibrahim. Sie mach’s denn/ wie ¢ie kan.
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Kiosem. Euch Helden wird bewegen: Daß ¢ich der Fur¢t ent¢chleu¢t den Zepter abzulegen. Solch hoher Fall wird euch ja Straffe ¢eyn genung. Wer Fur¢tlich i¢t gezeug’t/ im Purper worden jung/ Das Herr¢chen hat ge¢chmeck’t; kan arger nicht erbla¢¢en/ Der i¢t ¢chon lebend todt/ der’s Reich muß fahren la¢¢en. Mehemet. Betrug und Stachel i¢t von Su¢¢igkeit nicht fern’. Ibrahim. Ach! moget ihr mich doch in er¢ten Kercker ¢perr’n.
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Mufti. Ob mich der Blutthund gleich am arg¢ten hat verletzet/ So ware doch mein Rath: daß er wurd’ einge¢etzet Jn Kercker/ wo ihn Sonn’ und Monde nicht be¢chein’t. Bectas. Er hat zwar mehr verkerb’t; doch weil es Mufti meyn’t/ Die Sultanin fur ihn ¢o gar beweglich bittet/ Soll er nicht nach Verdien¢t mit Rache ¢eyn be¢chuttet. Geh’t aber ¢chlepp’t ihn bald in’s er¢ten Kerckers Loch. Mufti. Erofnet durch die Stadt: des Blutthunds ¢trenges Joch Sey glucklich abgeweltz’t; und daß von ¢einen Sohnen Man itzt den Elt¢ten wird zum Turck’¢chen Sultan kronen. Printz Machmet werd’ alsbald hieher ins Zimmer bracht. 670 Hierumb] Hierum E darff¢tu] darff¢t du D 674 Purper] Purpur CD 689 hieher] hier C hierher D
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Ibrahim Sultan
Kiosem. Verwirrtes Trauer¢piel! verkehrte Mitter-|Nacht! Da ich den Sohn vergeh’n/ den Enckel wach¢en ¢chaue. Leb’t iemand/ welchem nicht fur die¢em Zucker graue Des Herr¢chens/ der zu letzt als Gall und E¢¢ig ¢chmeckt? Wie/ daß Regier¢ucht denn fa¢t iede Seel’ an¢teck’t? Mufti. Daß man den gro¢¢en Printz auf Oßmans Stul erhebe! 1. Cadileschier. Daß ein Schneeweiß Gewand des Printzen Leib umbgebe. 2. Cadileschier. Heng’t ihm den Mantel umb von Gold und Karmo¢in. Mufti. Reich’t ihm den grunen Bund/ die Reiger-Federn hin. !138 " 1. Cadileschier. Die Sabel gurtet ihm des Oßmanns umb die Lenden.
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2. Cadileschier. Erhebt und tragt nunmehr den Machmet auf den Handen. Mehemet. Das Volck erklare ¢ich: Soll Machmet Kay¢er ¢eyn? Alle. Der Sultan Machmet herr¢ch! Jedweder ¢timmet ein.
694 denn] den A 698 Reiger-Federn] Seiger-Federn A Reger-Federn E
Die funffte Abhandlung
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1. Cadileschier. Diß Jahr/ das ¢einen Lauff fuhr’t nach der Arth des Lowen/ Wei¢¢ag’t: daß ihn die Welt als ein ¢olch Thier wird ¢cheuen. Daß die¢en Lowen Rom als Schutz-¢tern ¢oll verehr’n/ Ja Sonnen untern Mohnd’ und in den Krebs gehor’n. Mufti. Gott woll ihm Segen/ Heil/ Ver¢tand/ Sieg/ Erben geben.
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Mehemet. Will mit gewohnter Pracht der Sultan ¢ich erheben Jn Hiobs Heiligthumb den Eyd zu legen ab: Daß er Ge¢etz und Recht/ das Mahumed uns gab/ Durch’s Schwerdt be¢chirmen will? Kiuperli. Laß’t doch vorher uns ku¢¢en Des Rockes guld’nen Saum/ den Staub von ¢einen Fu¢¢en. Mufti. Reicht ihm zum Kuß auch hin den heil’gen Alcoran. 2. Cadileschier. Es werde Per¢’ und Chri¢t des Sultans Unterthan!
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Piali. Laß’t die drey Printzen auch des Brudern Knie umbfa¢¢en: Daß ¢ie durch Grimm und Strick nicht fur der Zeit erbla¢¢en.
711 ku¢¢en] ku¢¢en. BCDE ku¢¢en A kußen, Hs. 703 des Lowen] fehlt C des Leuen D 706 untern] unterm A 707 geben] gebne A 710 gab] grab Hs. vor 714 2. Cadile¢chier.] 3. Cadile¢ch. A 716 nicht fur der Zeit] ¢o zeitlich nicht Hs.
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Ibrahim Sultan
Machmet. Wir nehmen danckbar an/ und uns hat hoch ergetz’t: Daß uns das Reich ¢o jung zum herr¢chen wurdig ¢chatz’t. Wir werden ohne Blutt zu herr¢chen uns bemuhen. Was aber uns die Jahr’ an Klugheit noch entziehen/ Wird Mehemets Ver¢tand/ der Witz der Sultanin So lange bringen ein. Jhr ¢olt das Taraqvin !139 " Und den vertagten Sold noch heute baar erheben. Alle. Daß Sultan Machmet muß’ unendlich bluhn und leben!
Der Schau-Platz ¢tellet fur einen Kercker. Ibrahim. Der Ambre Gei¢t. Vier Stummen. Sechs Gei¢ter ermordeter Ba¢¢en. 725
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Ibrahim. So ¢enck’t Stamboldens Sonn’ hieher den ¢toltzen Lauf; Schleu¢t niemand uns die Nacht des bangen Kerckers auff? Soll’n wir lebendig ¢eyn in die¢en Sarch vergraben/ Wo wir Ge¢pen¢ter nur zu Mitgefehrten haben? Wo Ang¢t das Hertz uns fri¢t; und ein ¢tets-wehrend Traum Den Kopff uns wu¢te mach’t. Schau’t: wie der Zeder-|Baum/ Der Haupt und Gipffel hatt im Himmel/ de¢¢en Fu¢¢e Jm Abgrund wurtzelten; von einem Schlage mu¢¢e Zermalm’t in die¢es Thal ¢o einer Helle fall’n! Doch! Jbrahim i¢t’s werth: daß er ein blindes Knall’n/ Ein fal¢ches Dreuen ihm ließ Aug und Hertze blanden; Daß er die Knechte nicht mit Waffen in den Handen/ Mit Feuer im Ge¢icht/ als Low’ und Beer fiel an! 717 ergetz’t:] ergetz’t BC ergetzt. D ergetz’t. E ergetz’t: A 723 724 727 733 737
den] der A muß’] muß A Sarch] Sarg DE Helle] Holle D Beer] Bar D
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Weil Zagheit doch nur Schimpff und Elend hecken kan. Ach! daß wir Hoffnung uns zum Auff¢teh’n mogen fa¢¢en/ Und uns der Mutter Gifft bezaubern haben la¢¢en? Die der Verratherey furnehm¢tes Mitglied war. Die Mutter/ die darumb uns Kinder nur gebahr: Daß ¢ie die Klauen konn’ im Kinder-Blutte farben. !140 " Wie aber woll’n wir hier als Sclav’ als Knecht verterben? Ja un¢ern Sohn mit uns ¢o ¢chimpflich ¢eh’n gebahr’n/ Wie leider Bajazeth von Selim hat erfahr’n? Der nach geraubtem Reich und Knecht’¢chen Fu¢¢e-|Ku¢¢en Doch durch des Sohnes Gifft zu letzt erbla¢¢en mu¢¢en. Jedoch/ was bilden wir/ die wir gekerckert ¢eyn/ Vom Machmet uns nur diß/ was dort vom Selim ein? Denn Machmets Mutter wird uns ¢elb¢t erwurgen la¢¢en. Sie i¢t ja ein frech Kind der grau¢amen Circa¢¢en/ Die nur ein bluttig Tuch auß Blutt-Lu¢t bethen an. Drum ¢tirb mit minder Pein/ weil man noch ¢terben kan! Auf! Jbrahim/ laß uns ergreiffen Strick und Me¢¢er! Ein ¢elb¢t-erkie¢ter Tod i¢t ruhmlicher und be¢¢er/ Als der Tyrannen Spiel/ der Hencker Opffer ¢eyn. Stoß einen ¢charffen Dolch/ großmuthig in dich ein! Doch es i¢t weder Strick noch Me¢¢er hier verhanden. Verdammte Ra¢erey! die denen/ die in Banden Ver¢chmachtend ¢terben/ nicht des Todes Wergzeug laß’t Daß er ¢tets ¢terbende doch nicht die Seel’ außblaßt. Allein umb¢on¢t! der Tod laß’t keinem ¢ich ver¢chlu¢¢en. Die Kleider werden uns zum Stricke dienen mu¢¢en. Doch nein! laß uns die Nacht bepurpern durch diß Blutt. Die Pfo¢ten ¢ind hier ¢chon zu Sterbens-Pforten gutt.
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Und uns der Mutter] Der Mutter ¢u¢¢es A darumb] darum E verterben] verderben ACDE von] vom CD Denn] Ja A ¢elb¢t] ¢el¢t A Sie i¢t ja] Denn ¢ie i¢t A Drum] Drumb AD verhanden] vorhanden D Wergzeug] Werckzeug D umb¢on¢t] um¢on¢t E
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Laß’/ eh auff un¢ern Hals die Hencker ¢ich erbo¢¢en/ An die¢en Mauren uns behertzt den Kopff zer¢to¢¢en.
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Ambrens Geist. Halt! Blutthund/ halt! Es ¢teh’t ein ander Schluß Jn des Verhangnu¢¢es ge¢tirntes Buch ge¢chrieben. Erzitter¢tu? was kan die fur Verdruß Dir ¢chaffen/ da du ¢chwur’¢t auch ihren Gei¢t zu lieben. Urtheil’¢tu Hund? daß Ambre ¢ich ¢tell’t ein/ Begierig durch die Seiffe deiner A¢chen Das Brandmal ihrer Keu¢chheit abzuwa¢chen? Du fehl’¢t und irr’¢t! Ertzt-Schander/ nein/ Ach! nein! !141" Denn gib’t die Kohle gleich den Spiegeln Glantz und Schein; So beitz’t dein Geilheits-Oel/ weil ja der Keu¢chheit Lilgen Sind zarter als Chry¢tall/ und mehr als Spiegel rein/ Uns Flecken/ welche nicht dein ¢chwartzes Blutt kan tilgen. Dir ¢elber ¢ag’t ¢chon dein Gewi¢¢en wahr: Daß Rache mich hieher mit Fackeln traget. Schau’t: wie ihm ¢chon zu Berge ¢teh’t das Haar! Wie ihm kein Puls/ wie ¢chnell’ ihm’s Hertze ¢chlaget/ Wie als gefror’n jedwedes Glied er¢itz’t! Wie Na¢’ und Mund/ der vor nur Ra¢ungs-Ja¢cht ge¢chaumet/ Und Dreuens-Rauch gedampf’t/ der Furcht ietzt Platz einraumet/ Die Stirn er¢tirb’t/ und kalten Ang¢t¢chweiß ¢chwitzt; Nachdem er mich den Abgott ¢einer Brun¢te Jn ¢einen Hencker ¢ich ¢o bald verwandeln ¢ih’t. Lern’ itzt: daß Ro¢’ und Dorn auf einem Zweige bluh’t/ Daß eine Glutt zeug’t Flammen/ Rauch und Dun¢te; Daß offt ein ¢charffes Schwerd in Sammet-Scheiden ¢teck’t. Die Biene/ welcher Grimm du wider dich erweck’t/ Als du ihr’s Jungfraun-Wachs/ den Keu¢chheits-Honig ¢tahle¢t/ Verfolg’t nunmehr mit Rach und Stachel dich.
787 gedampf’t] gedampft’ BCA gedampfft D gedampft’ E 795 Jungfraun-Wachs/] Jungfraun-Wachs BCDEA 770 Verhangnu¢¢es] Verhangni¢¢es D 771 Erzitter¢tu] Erzitter¢t du D 778 beitz’t] blitzt D
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Die Taube kehr’t in einen Adler ¢ich: Daß du ihr durch dein Flei¢ch und Blutt den Raub bezahle¢t Auf! Blutthund auf! nim nunmehr wahr: Daß/ wie der Hencker dir ¢chon nach der Kehle greiff’t/ Der Abgrund auch ¢ein Schwerdt auf deine Seele ¢chleiff’t. Auf! Stumme/ fallet ihm ins Haar/ Greiff’t den Verzweifelten an/ werff’t ihn zu der Erden/ Die nur von Blutt¢chuld kan durch Blutt gereinig’t werden. Ibrahim. Jch zitter! ich er¢tarr’! ich weiß nicht/ wo ich bin! Jch beb’; ach ich vergeh’! Ach! wo ver¢inck’ ich hin? Bin ich im Abgrund? in der Helle? bey den Teuffeln? !142 " Ja/ leider/ Ach! ich muß verdamm’t ¢eyn und verzweifeln! Wie viel ¢ind Hencker und Ge¢pen¢ter umb mich her? Jch wat’ in tieffem Sand/ und ¢chwimm’ im ¢chwartzen Meer! Jhr Stummen/ ja umb¢chling’t den Hals mit euren Stricken; Eh als die Gei¢ter mich mit mehrer Kwall erdrucken. Lernt Sterblichen: wie ¢charff des hoch¢ten Pfeile ¢eyn/ Wenn er ¢ie lange Zeit in Langmuths-Oel weich’t ein!
807 Teuffeln?] Teuffeln: BCDE Teuffeln? A 798 802 803 807 809 810 811 814
und] u. E ihm] ihn E werff’t … der] und werfft ihn zur D Helle] Holle DE umb] um E tieffem] tieffen CD umb¢chling’t] um¢chling’t E in] ins A
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Reyen. Die Eris. Die Geilheit. Die keu¢che Liebe. Die Gottin. Claudia und Felicitas. Ibrahims und Ambrens Gei¢t. Die holli¢chen Gei¢ter. Sechs wei¢¢e/ und ¢echs ¢chwartze Liebes-|Gotter. Eris. 815
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Dione hat mit Fug ge¢ieget. Da ¢ie den Schonheits-Apfel hat Zu ihrem edlen Kleinod krieget. Nun aber der Verhangnus-Drat Jn meine Hand noch die¢en ¢choner’n giebet/ So ¢teh’ ich billich an/ Wem ich ihn geben kan? Doch ¢chenck’ ich ihn der/ die am be¢ten liebet.
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Geilheit. Jst diß wohl Frag- und Zweifelns werth; Denn bin ich nicht die Tochter ¢chon¢ter Zierden? !143 " Gebehrerin der hefftig¢ten Begierden? Ein Feuer/ das wie Blitz durchfahr’t; Das Ertz zer¢chmeltz’t und Eyß ¢teck’t an; Das Fel¢en a¢chert ein/ und Rie¢en zwingen kan.
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Keusche Liebe. Verkreuch dich du unechtes Kind. Jch Gottin bin von der Natur gezeuget/ Mich hat ja Milch/ dich Schlangen-Gifft ge¢euget. Mein ewig Oel/ dein Rauch und Wind
821 ihn] ihm BCDE ihn A Hs. 824 Denn] Deun B Denn CDEA vor 815 Gottin. Claudia] Gottin Claudia A Hs. 815 Dione] Die Venus A Hs. 818 Verhangnus-Drat] Verhangniß-Drat D 821 Wem] Wenn D
holli¢chen] helli¢chen Hs.
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Zeigt: daß mein Pfeil Gold/ deiner Bley/ Dein Glantz ein Schwantz-Ge¢tirn’/ ich eine Sonne ¢ey.
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Geilheit. Du bi¢t iedwedem/ der dich kenn’t/ Ein Reitz/ der ¢ich vergnug’t mit Schal- und Schleen/ Ein Trieb/ der nichts gebiehr’t/ als Wind und Wehen/ Ein Zunder/ der nur glimm’t/ nicht brenn’t/ Ein Stein/ der Stahl/ kein Gold nicht zeucht/ Der vom anmuth’gen Sud zum kalten Nord abweich’t. Die Keusche Liebe. Du bi¢t die ¢chlimme Zauberin/ Die’s Hertz in A¢ch’/ in Vieh die Men¢chen kehret/ Die Seel er¢teck’t/ den Leib kranck’t und verzehret. Jch aber labe Seel’ und Sinn/ Jch mache: daß der Zahn der Zeit Nicht alle Welt friß’t auf/ durch meine Fruchtbarkeit. Die Geilheit. Bin ich doch fruchtbarer/ als du. Komm’t/ Kinder/ bahn’t den Weg mit Tulipanen.
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Die Keusche Liebe. Die Kinder ¢ind nur Raben/ meine Schwanen !144 " Auch deck’t dein Blumwerck Nattern zu. Jhr meine Kinder/ kommt herbey/ Und zeug’t: daß kein Napel in meinen Ro¢en ¢ey. Die Geilheit. Der Dorn kleb’t allen Ro¢en an;
836 Schal-] Schall- BCDE Schal- A Hs. 833 835 837 839
Zeigt] zeugt Hs. iedwedem] jedweden A gebiehr’t] gebuhr’t Hs. zeucht] zeicht Hs.
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Die keusche Liebe. An Tulpen i¢t kein Bie¢am nicht zu ¢chmecken.
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Die Geilheit. Dein Lu¢thauß ¢teh’t bey durr- und wilden Stocken/ Die keusche Liebe. Das ¢ich gar bald verwandeln kan Jn’s ¢chon¢te Paradiß der Welt/ Wenn deine Sternen Pracht in ¢chwartzen Abgrund fall’t.
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Claudia. Jch bin des Hoch¢ten Pfortnerin/ Die Macht hat Hell und Sternen aufzu¢chlu¢¢en. Komm Kind/ die Lu¢t des Himmels zu genu¢¢en. Nim die¢en guldnen Apfel hin. Geneuß diß edle Paradiß/ Das ¢chon der keu¢che GOtt in Eden ¢chauen liß. Kein Bi¢am/ Bal¢am/ trinckbar Gold Gleich’t keu¢cher Seelen Zucker-¢u¢¢er Liebe. Jhr ¢chein’t die Sonn’/ i¢t gleich der Himmel trube. Den gro¢¢en Kay¢er Leopold Mach’ ich vom Leid und Dornen frey; Zu lehrn: daß keu¢che Lieb’ auch nicht ¢tets dornricht ¢ey. Was aber traum’t dir geilen Magd/ Gelu¢tet dich der Liebe Preiß zu haben? Den Schinder-Karn der Unzucht zieh’n die Raben/ Der geile Sultan wird betag’t !145 " Von Teufeln/ in den Hellen-Schlund. Jhr Teufel greiff’t und plag’t den Huren-Heng¢t und Hund.
858 ¢chwartzen Abgrund] ¢chwartzenAbgrund BE ¢chwartzen Abgrund CDA 868 Leopold] Leopold/ BCDA Leopold, E 856 860 861 865 870 875
verwandeln] wandeln Hs. Hell] Holl D aufzu¢chlu¢¢en] auffzu¢chlie¢¢en D genu¢¢en] genie¢¢en D Kein] Rein E dornricht] dornicht D Hellen-Schlund] Hollen-Schlund D
Die funffte Abhandlung
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Ibrahims Geist. Soll meine Schuld hier ¢chon gepeinig’t ¢eyn? Sind ¢chon vertag’t die dreymal viertzig Jahre? Da allerer¢t denn ¢ollen Flei¢ch und Bein Und Seelen ¢ich vereinbahr’n nach der Baare. Wie daß mein Mund denn itzt ¢chon ko¢ten muß Zer¢chmoltzen Ertzt/ entflammte Schwefel-Trancke? Schau’t wie ihr Grimm mir ¢chon umb Hand und Fuß Bruh-hei¢¢e Ketten/ glimme Fe¢¢el ¢chrancke! Wird nun die Pein wohl moglich ¢eyn zu tragen; Da nur die Furcht hier’s Vorbild mahl’t der Plagen? Ambrens Geist. Schreib’t/ Gei¢ter/ ihm den Nahmen an die Stirn’; Wie ich die Zahl der La¢ter ihm an Rucken. Die dir dein Haupt ¢oll/ Blutthund/ ¢o verwirr’n: Daß du nach GOtt wir¢t keinen Saufftzer ¢chicken. Und al¢o wird nach tau¢end Jahren auch Der Blutthund noch im Feuer-Pfule braten. Nimm hin indeß die Aepfel/ die mehr Rauch Und Schwefel fullt/ als Kerne die Granaten. Dort wird der Baum der Bitterkeit mit Fruchten Die Ko¢t nach Arth der Teufels-Kopff’ anrichten. Die Hollischen Geister. Jß! Blutthund/ iß! ¢chmeck’t dir der Vor¢chmack nicht? So ¢ihe wie durch Teufel dort von ferne Dir wird die rechte Taffel angericht! Diß ¢ind nur Hul¢en/ jenes ¢ind die Kerne. Jhr Teufel komm’t! ¢etz’t ¢tracks ihn auff den Stuhl/ Der in dem Hartzt/ wie ¢einer ¢chwam im Blutte. Komm’t Teufel/ werff’t ihn in den lichten Pful!
886 Plagen?] Plagen! BCDEA 879 880 885 887
denn] ¢ich Hs. Seelen] Seele Hs. moglich] muglich D ihm] ihn A
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Peit¢ch’t ewig ihn mit eurer Schlangen-Rutte. !146 " Denn wer durch Brun¢t dem Teufel ¢ich vermahlet; Dem wird die Glutt zum Braut-Bett’ außerwahlet; Claudia. So kehr’t ¢ich geiler Liebe Pracht Jn Wa¢¢er Perl’n/ ihr Oel in Hollenbrande! Gluck¢eeligkeit reich’t aber der die Hande/ Die bo¢e Lu¢t nicht fleckicht mach’t. Ja keu¢cher Liebe Wagen muh’n Schnewei¢¢e Schwanen ¢ich in’s Paradiß zu zieh’n. Felicitas. Jhr reinen Seelen nahert euch! Wo Keu¢chheit ¢ich und Liebe leg’t zu¢ammen/ Da kronet Lu¢t die all’zeit-hellen Flammen. Jhr Eh’-Bett’ i¢t ein Himmelreich; Die Fruchtbarkeit kehr’t reichlich ein/ Und holde Sternen woll’n ¢elb¢t Hochzeit-Fackeln ¢eyn. Jhr keu¢chen Seelen/ kommt und ¢chau’t/ Was das Verhangnus guttes hat ge¢ponnen/ Fur Oe¢terreichs gekronete zwey Sonnen.
Gluck¢eeligkeit i¢ts Lowen Braut; 925
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Da aber kan kein An¢chlag fehl’n/ Wo Tugend und Geluck einander ¢ich vermahl’n. Es komm’t der guldnen Erndte Zeit/ Der Mohnde muß in tieff¢ten Zirckel weichen/ So offt die Sonn i¢t in des Lowen Zeichen. Und ich ¢eh’ Oe¢terreich bereit Mit Kay¢er-Fruchten fruchtbar ¢teh’n/ Mit Sonnen pral’n/ wofur die Monden untergeh’n. Steht gleich ein einig Zweig nur noch; 906 908 918 920 921 923 925
außerwahlet] außerwehlet D Hollenbrande] Hellenbrande Hs. Sternen] Sterne D Verhangnus] Verhangniß D gekronete] rekronete E Da] dar Hs. komm’t] komm’t A Hs.
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Die Welt kan auch bey einer Sonne bleiben. Ob Aloen nur einen Stengel treiben/ So ziehr’n ihn tau¢end Blumen doch/ Und un¢ers LEOPOLDS ¢ein Haus Wird ¢ich in hundert Zweig’ und Ae¢te breiten auß. FINIS. !a r"
935 LEOPOLDS ¢ein] LEOPOLD ¢einS B LEOPOLDS ¢ein CDA LEOPOLD ¢ein E Haus] Haus. BCE Hauß DA
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Nothige Erklar - und Anmerckungen. Zum Vorredner. 5
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V. 9. Jn Ploten-Jn¢eln trinckt man ein Morei¢ch Kwell.) Daß in die¢en oder ¢on¢t genennten Strofadi¢chen Jn¢eln ein Brunn ¢ey/ de¢¢en guttes und fri¢ches Wa¢¢er in Morea ent¢pringe/ und unter dem Meere ¢echzig Meilen weit durchkrieche/ auch offt von dem Uhr¢prunge her unter¢chiedene Sachen in die¢en Jn¢eln heraußbracht habe/ berichtet Pietro della Valle nell. part. 1 de’ Viaggi lett. 1. da Con¢tantinop. p. 8. Von den Flu¢¢en Niger, Tigris, Anas, Alpheus und andern/ welche alle ¢ich ver¢chlingen/ und anderwerts wieder hervor kommen/ be¢iehe Kircher. in Mundo Subterran. lib. 2. cap. 13. Con¢ect. 2. p. 89. & cap. 20. p. 120. V. 10. Und in Sultanien rinnt/ was zu Mecha kwillet.) Eben die¢er berichtet lett. 5. da Spahan. n. 15. p. 522. daß in einer Meskite zu Sultania ein Brunn ¢ey/ von dem die Per¢ier glauben: daß er zu Mecha ent¢pringe/ und unter der Erden ¢o weit durchkriche. Tavernier im 20. Capitel ¢eines Serrail pag. 275. berichtet: Daß achzehn Tagerei¢en weit nach Medina ein Wa¢¢er durch ein unterirrdi¢ches Rohr zu flu¢¢en/ und noch dazu geglaubt wurde: daß es anfangs bitter gewe¢t/ hernach aber auff Mahumeds Befehl ¢u¢¢e worden ware/ Jhn und ¢ein dur¢tiges Kriegs-Volck zu trancken. ! av" V. 13. 14. 15. 16. Der ich ¢elb¢t das Rohr bin aller Meere.) Daß das ¢chwartze Meer oder Pontus Euxinus der Uhr¢prung aller Meere ¢ey/ auß die¢em allezeit ohne einigen Ruckfluß eine gro¢¢e Menge Wa¢¢ers durch den Bo¢phor und Helle¢pont in das Mittel-Meer/ und von dar durch die Meer-Enge bey Gibraltar ins gro¢¢e Meer flie¢¢e/ dahero auch bey der gro¢ten See¢tille auff dem ¢chwartzen Meere und in Propontide ein Schiff von ¢ich ¢elb¢t in einem Tage mehr denn zehen tau¢end Schritte weit gegen das Mittel-Meer abweiche; erhartet nicht allein Petr. Bellonius Ob¢ervat. Itiner. Oriental. lib. 1. cap. 24. ¢ondern: 22
Meere.)] Meere.] B Meere.) CDA
13–14 berichtet … p. 522.] lett. 5. da Spahan. n. 15. p. 522. berichtet A 16–21 Tavernier … trancken.] fehlt A 17 Tagerei¢en] Tagrei¢en D 21 dur¢tiges] dur¢tiges D 24 einigen] einigem ACD
Anmerckungen zum Vorredner
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Nothige Erklar- und Anmerckungen. Zum Vorredner. V. 9. Jn Ploten-Jn¢eln trinckt man ein Morei¢ch Kwell] P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 1: La Turchia, Lettera 1. da Costantinopoli, § 3, S. 6 f. – A. Kircher, Mundus subterraneus (Amsterdam 1665), lib. 2, cap. 13, consectarium 2, S. 89; cap. 20, S. 120. V. 10. Und in Sultanien rinnt/ was zu Mecha kwillet] P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 5. da Spahàn, § 15, S. 432. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 20, S. 270. V. 13. 14. 15. 16. Der ich ¢elb¢t das Rohr bin aller Meere] P. Bellonius, Observationes (Antwerpen 1589), lib. 1, cap. 24 (S. 58 f.); hier auch S. 58 Zitat der im folgenden von L. angeführten Plinius-Stelle, die L. sich allerdings verkehrt herum notiert hat (bei Bellonius steht: „13. cap. 4. libri“). – Plinius, Nat. hist. 4,93.
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daß diß auch die Alten ¢chon angemercket/ i¢t auß Plinii lib. 13. c. 4. zu ¢ehen. V. 27. Ja heil’ge Thurm’ auß Men¢chen-Hauptern macht.) Die¢es i¢t eine Arth bey den Barbarn. Daher ward ! von " dem Janit¢charen-Aga Bectas, nach der Kio¢em und ¢einer Erwurgung/ in vielen Briefen ge¢chrieben: Sehet hier das Haar des Verrathers Bectas, der ¢ich ruhmte/ ehe er ¢einen Kopff verlieren ¢olte/ traute er Jhm von frembden einen ¢o hohen Berg/ als die Sophien-|Kirche hoch ware/ uber einander zu ¢ehen. M. Ricaut. l’E¢tat pre¢ent d’Empire Ottoman. livr. 1. chap. 4. p. 83. V. 28. Darzu man zu Spahan nur Ziegen-Kopffe brauchet.) Daß zu Spahan in Per¢ien ein Konig von einer uberaus gro¢¢en Menge wilder Ziegen-Kopffe und etlicher anderer Thiere/ die er in einer Jagt ge¢chlagen/ einen Thurm Minari Kiellè genennet/ gebauet/ bezeuget P. della Valle. lett. 1. da Spahan. p. 12. Tavernier im er¢ten Theile ¢einer Rei¢en pag. 429. berichtet: Chach-Sefi habe ¢einen Baumei¢ter von den Kopffen ¢eines auff einer Jagt gefallten Wildes zu Spahan einen ¢olchen Thurm bauen/ und als die¢er gemeldet: daß auff die Spitze nur eines gro¢¢en Thieres Kopff mangelte/ des Baumei¢ters eigenen/ als den ge¢chick¢ten darauff ¢atzen la¢¢en. V. 88. Selb¢t Jbrahims ¢ein Eydam J¢mael:) Des Kay¢ers Jbrahims Tochter Ghealier Han Sultan hat in ihrer zarte¢ten Kindheit ¢echs Ba¢¢en/ unter denen¢elben das funffte mahl den Ba¢¢a J¢mael geheyrathet/ welcher ! a2r" in der blutigen Schlacht an der Rabe/ da im 1664¢ten Jahre die unuberwindliche Waffen des itzigen Großmachtig¢ten Kay¢ers Leopold dem Turcki¢chen Machmet herrlich obge¢ieget/ neb¢t dem Chima Kam von Con¢tantinopel/ und der Spahi Ober¢ten Lar Aga¢i er¢chlagen worden. Nach ihm i¢t ¢ie dem Vi¢ir zu Ofen Gurgi vermah-
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macht.)] macht.] B macht.) CDA !von"] fehlt BCDA brauchet.)] brauchet.] B brauchet.) CDA uberaus gro¢¢en] uberausgro¢¢en B uberaus gro¢¢en CD uberaußgro¢¢en A J¢mael:)] J¢mael:] B J¢mael:) CA J¢mael.) D
39 livr.] libr. A 44 P.] B. A 45–50 Tavernier … la¢¢en.] fehlt A
Anmerckungen zum Vorredner
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V. 27. Ja heil’ge Thurm’ auß Men¢chen-Hauptern macht] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 4, S. 83. V. 28. Darzu man zu Spahan nur Ziegen-Kopffe brauchet] P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 1. da Spahàn, § 6, S. 47. – J. B. Tavernier, Les six voyages (Paris 1679), 1. Tl., S. 429. V. 88. Selb¢t Jbrahims ¢ein Eydam J¢mael] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 9, S. 132; livre 3, chap. 11, S. 698.
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Ibrahim Sultan
let worden. Ricaut. l’Hi¢toire de l’ E¢tat pre¢ent de l’Empire Ottoman. livr. 1. chapitr. 9. pag. 132. & livr. 3. chap. 11. pag. 698.
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Zur Er¢ten Abhandlung.
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V. 5. Sein ungewohnlich Schwerd.) Graff Majolino Bi¢accioni im Leben Sultan Oßmans auff der 290. Seite erzehlt: daß die Turcki¢chen Kay¢er im Seraglio keine Sebel tragen. Die Janit¢charen/ (oder/ wie Petr. della Valle p. 1. nell. letter. 5. de Viaggi p. 140. erinnert/) rechter/ die Jenghizzeri, pflegen auch nur zum Kriege Waffen zutragen/ ¢on¢t aber zum Zeichen ihres Gehor¢ams die Hande Kreutzweiß zu¢ammen zu¢chlagen. Petr. Bellonius Ob¢erv. Var. Itiner. Orient. l. 2. c. 73. p. 318. & l. 3. c. 17. p. 436. Deroge¢talt muß fur dem Sultan auch der Groß-| Vi¢ier er¢cheinen zum Zeichen ¢einer tieffen Erniedrigung. Der einige Janit¢charen Aga aber/ wie er in vielen Dingen gro¢¢e Gewalt hat/ al¢o i¢t er der einige/ welcher fur dem Sultan mit freyen Armen ¢tehet. Tavernier. im Serrail. pag. 14. V. 77. 245. 246. Wie vieler Frauen Trieb/ ¢eqq.) Bi¢accioni im Ibrahim. pag. 486. und 490. erzehlt: daß das Frauenzimmer im Seraglio den Jbrahim fur unfruchtbar und unmachtig anfangs außge¢chrien: al¢o: daß/ als den 2. Jenner im 1642. Jahre ihm ¢ein er¢ter Sohn Machmet/ itziger Turcki¢cher Kay¢er gebohren worden/ viel ihn fur ein unterge¢tecktes Kind gehalten/ der Tarter Cham ¢ich auch erklaret/ daß er ihn fur keinen Stuhl-Erben des Turcki¢chen Reiches erkennen wolte.
59 62 64 67 76
E¢tat pre¢ent] E¢tat. pre¢ent. BCA E¢tat pre¢ent D Schwerd.)] Schwerd.] B Schwerd.) CA Schwerdt.) D (oder] [oder B (oder CD oder A aber] uber BC aber DA fur] fur B fur CDA
59 Hi¢toire de l’] Hi¢torie de’ D 60 livr.] libr. C pag. 132.] p. 132. A livr.] libr. C 63 Turcki¢chen] Turck¢chen A 67 Gehor¢ams] Gehor¢ambs A 68 Bellonius] Bellon. D Itiner.] Itin C Itin. D 69–73 Deroge¢talt … pag. 14.] fehlt A 73 pag.] p. D 77 itziger] ietziger C 79 Tarter] Tartar CD
pag. 698.] p. 698. A
Anmerckungen zu I
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Zur Er¢ten Abhandlung. V. 5. Sein ungewohnlich Schwerd] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 290. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 1: La Turchia, Lettera 5. da Costantinopoli, § 2, S. 115. – P. Bellonius, Observationes (Antwerpen 1589), lib. 2, cap. 73, S. 318; lib. 3, cap. 17, S. 436. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), S. 13. V. 77. 245. 246. Wie vieler Frauen Trieb/ ¢eqq.] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 486 u. 490.
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V. 123. Hab ich durch theuren Eyd.) Daß die¢e Sultanin ¢ich gegen des Jbrahims Liebes-Muthungen ent!a2 v"¢chuldigt: Sie hatte dem Amurath/ Wittib zu bleiben/ gelobet/ erzehlet Bi¢accioni p. 517. V. 168. Son¢t ¢oll diß Me¢¢er mich.) Eben da¢elb¢t erzehlet er: daß als Jbrahim an die¢e Sultanin Hand legen wollen/ ¢ie zu einem Ei¢en/ derogleichen die hohen Frauen zu tragen pflegten/ gegriffen/ und/ ihn zu ¢to¢¢en/ gedrauet habe; al¢o: daß des Sultans Mutter zu die¢em Zwi¢t kommende/ dem Jbrahim es verwie¢en/ der Sultanin aber Gelegenheit zu entkommen gemacht habe. V. 185. Dein ¢iecher Leib hat dich ¢chon gelehrt.) Wie Jbrahim im BrachMonat des 1641. Jahres von einem ¢chweren Schlag Flu¢¢e wegen ebenma¢¢iger Geilheit ¢ey befallen worden/ berichtet Bi¢accioni p. 486. V. 192. 193. Laßt Zimmer zubereiten mit Zobeln uberthielt.) Daß er zu ¢einer Uppigkeit ihm Zimmer mit eitel Zobeln uberziehen la¢¢en/ und da¢elb¢t mit ¢einen Bey¢chlafferinnen ge¢pielet und getantzet/ erzehlt er pag. 505. V. 195. Nach ¢chlimmer Heyden Wei¢e.) Die Turcken halten die Mahlerey und Abbildungen der Men¢chen und Thiere fur eine Erfindung des Teuffels. M. Franc. San¢ovin. von Uhr¢prung und Kriegen der Turcken cap. 45. folio m. 101. Dahero ¢ie im Gewolbe der Kirchen S. Sophiæ alle Bildnu¢¢e außgekratzet. Pietro della Valle p. 1. nell. 2. lettere de Viaggi pag. 37. Weil die Turcken auch in ihren Me¢kiten keine haben dorffen. Theodor. Spandugino dei Co¢tumi de Turchi fol. 126. Wie auch in der Kay¢erlichen Burg. Tavernier. im Serrail. c. 8. p. 129. Jedoch pflegen die Sultane mei¢tentheils ¢ehr von ihres Aberglaubens Sitten abzu¢chreitten. Dahero Bi¢accioni vom Amurath IV. p. 443. 475. erzehlet/ daß er nicht alleine wider das Mahumeti¢che Ge¢atze
193 192. 193.] 193. 194. BCDA 100 45.] 35. BCDA 101 Valle] Valla BA Valle CD 191 Jahres] fehlt A 191–92 ebenma¢¢iger] ubermaßiger D 195 ¢einen] ¢einem A 196 pag.] p. A 198 Abbildungen] Abbildung D 199 von] vom A 101 Bildnu¢¢e] Bildni¢¢e D 104 Wie auch … p. 129.] fehlt A
Anmerckungen zu I
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V. 123. Hab ich durch theuren Eyd] Ebd., S. 517. V. 168. Son¢t ¢oll diß Me¢¢er mich] Ebd. V. 185. Dein ¢iecher Leib hat dich ¢chon gelehrt] Ebd., S. 486. V. 192. 193. Laßt Zimmer zubereiten mit Zobeln uberthielt] Ebd., S. 505. V. 195. Nach ¢chlimmer Heyden Wei¢e] F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), cap. 45, Bl. 101 r. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 1: La Turchia, Lettera 2. da Costantinopoli, § 2, S. 30. – Th. Spanduginos, De’ costumi de’ Turchi (Venedig 1654), Bl. 126. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 8, S. 126 f. – M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 443 f. u. 475. – Tavernier,
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viel Wein getruncken/ ¢ondern auch fa¢t alles wider ¢einer Vorfahren Gewohnheiten furgenommen habe. Amurath aber tranck keinen andern Wein/ als den von Tenodos/ und brachte mit einem Per¢en/ der Jhm die Stadt Erivan ubergab/ mehrmals gantze Nachte auf einem in den Seralli¢chen Garten gebauten Lu¢thau¢e mit Trincken durch/ ! a3r" den er aber hernach auf des Chach Sephi begehren erwurgen ließ. Tavernier. cap. 15. p. 220. Außer dem ¢ind bey den auch Mahumeti¢chen Per¢ianern die Men¢chen-Gemalde nicht ungemein. Und erzehlet Pietro della Valle nell. letter. 1. da Spahàn. n. 6. p. 60. Daß in des Schach Abas Gemachern viel geile Bilder/ welche nichts als die Venus und den Bacchus in allerhand Stellungen abgebildet/ zu ¢chauen gewe¢en ¢ind. Jn¢onderheit nell. lett. 4. di Per¢ia da Ferhabàd n. 26. p. 412. 413. berichtet er/ daß er in des Konigs Cháh-Abas Zimmer unter einer Menge Frauen-Zimmer auch des Teimuraàz Chan Mutter Catarina auß Georgien/ wie ¢ie weinende den Konig/ ihr Land nicht zu verwu¢ten/ angeflehet/ abgemahlet ge¢ehen habe. Dahero auch der Spani¢che Bott¢chaffter im 1619. Jahre dem Konige in Per¢ien das Bildnus der damals neuen Konigin in Franckreich verehret. Pietro della Valle nell. lett. 5. da Spahàn. n. 6. p. 488. Und im !vier "ten Briefe berichtet er: daß Chach Abàs ins gemein den Alcoran ubertreten/ und ¢o gar auch Schweine mit ¢ich nach Ferhabàd gefuhret/ ¢on¢t auch allezeit viel Wein getruncken habe. Welchem viel Per¢ianer darinnen gefolget/ und ¢ich Muhammed Tahir Beius er¢tochen/ weil ihm der Konig den Wein verwehret. Wiewol die Per¢ianer ihn deßwegen verdammet zu ¢eyn/ glauben. Pietro della Valle lett. 4. da Ferhabàd. n. 18. p. 231. 232. Und dahero umb Ardebil kein Wein/ auff Ordnung der Sceichavènd 118 120 125 126
allerhand Stellungen] allerhandStellungen B allerhand Stellungen CDA Konigs] Konig BCD Konigs A neuen] ueuen B neuen CDA Valle] Valla B Valle CDA !vier" ten] dritten BCDA
109–114 Amurath aber … p. 220.] fehlt A 110 Tenodos] Tenedos D 114 Außer dem ¢ind] Maßen A 115 ungemein] ungemein ¢ind A 117 Schach] Sciach A 120 Cháh-Abas Zimmer] Zimmer Chah-Abbàs A 121 Teimuraàz] Teimuraz A 122 nicht] fehlt D 124–125 Bildnus] Bildniß D
Anmerckungen zu I
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a.a.O., chap. 15, S. 215 f. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 1. da Spahàn, § 6, S. 51. – Ebd., Lettera 4. da Ferhabàd, § 26, S. 342. – Ebd., Lettera 5. da Spahàn, § 6, S. 404. – Ebd., Lettera 4. da Ferhabàd, § 8, S. 212. – Ebd.,
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(welches des Ali Nachkommen ¢ind.) gepflantzet wird/ weil ¢ie wegen des alldar begrabenen Sciach Sofì die¢en Orth nach Meka fa¢t fur den Heilig¢ten halten. Valle lett. 5. da Spahàn. n. 24. p. 585. Nichts de¢to weniger wer wacker hat trincken konnen/ i¢t beym Chach Abas ein ¢tattlicher Mann gewe¢t. Valle. !Lettera 4. da Ferhabàd." n. 30. p. 434.c. nell. lett. 5. da Spahàn. n. 1. p. 472.c. nell. lett. 5. da Spahàn. n. 19. p. 547. berichtet er: daß Chach Abas, der Tarter Chan, Ha¢àn Chan und andere Gro¢¢e ¢o voll vom Weine gewe¢t: daß ¢ie von des Konigs Mahle haben mu¢¢en weggetragen werden/ nach Arth der alten Per¢ianer beym Xenophonte in Cyropæd. lib. 8. Ob auch wohl ein¢t Chach Abas den ! a3v" Mahometanern den Wein bey Straffe des Lebens verboth/ al¢o: daß dem/ der ihn verkauffte oder weggab/ der Bauch aufge¢chnitten/ der ihn tranck/ rinnend Bley in Hals gela¢¢en ward/ P. della Valle lett. 12. da Spahan. p. 232. 233. ¢o ward doch diß Ge¢etze kurtz hernach wieder auffgehoben; nell. lett. 14. da Spahan. p. 341. Worbey anzumercken wurdig i¢t; wie die Turcki¢chen Sultane von Alters her derge¢talt zur Maßigkeit angewohnet worden: daß wenn ¢ie außer der Mahlzeit auch nur Wa¢¢er trincken/ ¢ie ieden Trunck mit zehn Ducaten bezahlen mu¢¢en. Tavernier. im Serrail. cap. 13. p. 186. V. 196. Dein Ambra/ der taglich deine Spei¢e.) Jbrahim hat taglich an Ambra und derogleichen Geilheits-Wurtzen wohl fur zehen Scudi in ¢einen Leib verbraucht. Bi¢accioni im Ibrahim p. 506. Son¢t befinden ¢ich in dem Schatze des Sultans viel mit Ambra/ Mu¢ch/ Aloe und Sandal-Holtz gefullte Ki¢ten. Ein Pfund des fette¢ten Aloeholtzes gult tau¢end Reichsthaler/ welches ¢ie in einer Toback-Pfeiffe zu Beraucherung ihres Bundes/ Antlitzes/ Haares und Barthes/ die ¢ie vorher im be¢ten Ro¢enwa¢¢er gewa¢chen/ verbrauchen/ und hernach mit aufgehobenen Handen ruffen: El-mendela, oder GOtt ¢ey danck. Tavernier. cap. 8. p. 134. 135. 138 Valle. ! Lettera 4. da Ferhabàd."] Valle. BCDA 154 196.] 169. B 196. CDA 158 Ki¢ten] Ki¢¢en BC Ki¢ten D 141 Weine] Wein D 144 Chach] Chiah A 149–153 Worbey … p. 186.] fehlt A 153 p.] pag. CD 156–163 Son¢t … p. 134. 135.] fehlt A 158 Aloeholtzes gult] Aloeholtzels golt D
Anmerckungen zu I
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§ 18, S. 275. – Ebd., Lettera 5. da Spahàn, § 24, S. 484. – Ebd., Lettera 4. da Ferhabàd, § 30, S. 359. – Ebd., Lettera 5. da Spahàn, § 1, S. 391; § 19, S. 453. – Xenophon, Cyropaedia 8,8,10. – DellaValle, a.a.O., Bd. 2.2: La Persia, Parte seconda, Lettera 12. da Spahàn, § 3, S. 194. – Ebd., Lettera 14. da Spahàn, § 4, S. 282. – Tavernier, a.a.O., chap. 13, S. 182. V. 196. Dein Ambra/ der taglich deine Spei¢e] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 506. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 8, S. 131 f.
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V. 228. Hat ebenfals durch¢chnitten ein ¢o ver¢tocktes Weib.) Welcher Ge¢talt nach Eroberung der Stadt Negroponte Mahumed II. des Venedi¢chen Stadhalters Pauli Erici ¢chone Tochter/ welche in ¢einen Willen nicht einwilligen wollen/ zerhauen/ be¢chreibet umb¢tandlich P. Pierre de Moyne en ¢a Galerie des femmes fortes. pag. 394. ¢eqq. V. 240. Du wil¢t ja Zucker hei¢¢en.) Der Nahme Sekierpera, welche des Jbrahims Kuplerin und Werckzeug ¢einer Uppigkeiten gewe¢t/ heißt ein Stucke Zucker. Bi¢accioni p. 517. Dergleichen machtige Liebes Kuplerin Dellala Chizi hatte auch Chach Abàs. Valle. lett. 8. da Spahàn. p. 231. und beym itzigen Turcki¢chen Kay¢er Machmet hatte ¢eine Mutter ein Weib Mulki Kadin derge¢talt eingeliebt: daß in ihren Handen die gantze Herr¢chafft !a4r" be¢tand; und alle Befehle durch die ver¢chnittene Mohren/ die die Auff¢icht uber das Frauenzimmer haben/ außgetheilet wurden. Des Sultan Kriegs-Volck aber nahm die¢es weibliche An¢chaffen ¢o ubel auff: daß es ra¢ende fur den Kay¢er lieff/ und anfangs die Ver¢chnittenen/ hernach die Mulki mit ihrem Ehmanne Scaban Kalfa foderten und todteten. L’Empire Ottoman. de Ricaut. livr. 1. chap. 3. p. 33.–35. V. 260. Den Tarter Chivas mu¢¢en in Rhodis reiben auff.) Jbrahim ließ durch den Mu¢tafa Ba¢¢a den Tarter Cham Chivas/ welcher ¢ich nach Rhodis vorher begeben gehabt/ erwurgen; weil er ge¢agt: Wenn Amurath oder Jbrahim ohne Mannliche Erben ¢turben/ gehorete ihm die Erb¢chafft des Turcki¢chen Reiches. Bi¢accioni p. 483. Derogleichen Erb¢chaffts-An¢pruch hat auch ein ander Tarter¢cher Chan ihm im 1619. Jahre eingebildet. P. della Valle lett. 5. da Spahàn. n. 32. pag. 646. Son¢ten muß allezeit der Tarter Cham ¢einen Sohn dem Turcki¢chen Kay¢er zur Geißel liefern; wie denn auch der itzige Cham Mahomet Chirei lange Jahr zu Jamboli in Thracien und zu Rhodis
164 durch¢chnitten] durch¢chnitttn B durch¢chnitt’n C durch¢chnittn D durch¢chnitten A 188 Valle] valle BCDA 168 169 177 183 184 185 187 188
en ¢a] la A pag.] p. CD Sekierpera] Sechierpera A Sultan] Sultans D Tarter] Tartar D begeben] gefluchtet A Mannliche] Mannigliche A Erb¢chaffts-An¢pruch] Erb¢chaffts-Aus¢pruch CD pag.] p. A
Anmerckungen zu I
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V. 228. Hat ebenfalls durch¢chnitten ein ¢o ver¢tocktes Weib] P. LeMoyne, La gallerie des femmes fortes (Paris 1667), Tl. 2, S. 178–192. V. 240. Du wil¢t ja Zucker hei¢¢en] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 517. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.2: La Persia, Parte seconda, Lettera 8. da Spahàn, § 11, S. 119. – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 3, S. 33–35. V. 260. Den Tarter Chivas mu¢¢en in Rhodis reiben auff] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 483. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 5. da Spahàn, § 32,
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¢chlecht und harte gehalten worden. Welches auch verur¢acht: daß/ als er gleich nach ¢eines Vaters Tode zur Herr¢chafft kommen/ dem diß verlangenden Groß-Vi¢ier Kiuperli ¢einen Sohn/ ¢onderlich auf Einreden der Pohlen und der benachbarten Tartern niemahls einliefern wollen: Ob ¢chon die Turcken die Tartern ihre Bruder hei¢¢en/ auch mit ihnen ¢ich verbunden haben: daß/ wenn der Oßmanni¢che Manns-| Stamm ab¢terben mochte/ der Tartari¢che Cham Turcki¢cher Stuhl-Erbe ¢eyn ¢olte. L’Empir. Ottoman. de Ricaut. livr. 1. chapitr. 13. p. 196. Tavernier im Serrail. cap. 6. p. 114. 115. be¢chreibet die Holdigung des Tarter¢chen Chams al¢o: Er er¢cheinet auff einem Saale fur dem Sultan/ ku¢¢et ihm den Rock/ hernach tritt er zuruck und ¢atzt ¢ich mit gekreutzten Beinen auff einen Teppicht. Der Capi Aga nimmt hierauff den auff der rechte des Sultans liegenden Alcoran/ nach dem er ¢ich gewa¢chen und ihn gekußt/ auffs Haupt/ lie¢et daraus etwas/ ku¢¢et ! a4 v" die Schrifft/ und reicht ihn hernach dem Cham/ der ihn gleichfals ku¢¢et/ und damit ¢ein Haupt beruhret; hernach al¢o ¢chweret: Bey der Warheit die¢es Buches/ will ich alle von meinen Herrn kommende Befehle vollziehen. Die dem Turcken unterworffenen Chri¢tlichen Fur¢ten aber ¢chweren eben dis/ aber bey der Warheit JE¢u Chri¢ti. V. 266. Daß von funff Sohnen i¢t des Oßmanns Thron ge¢tutzt.) Und V. 291. laß ins alte Schloß die Wuttende ver¢tecken.) Daß dem Sultan Jbrahim funff Sohne gebohren worden/ lehret Bi¢accioni p. 497. wovon ihrer neb¢t dem Sultan noch drey/ Bajazeth/ Orcan und Solimann leben/ auf welchen letztern die Turcken ihre gro¢te Hoffnung ¢etzen. Der er¢tern zweyen Mutter i¢t ins alte Schloß oder Seraglio einge¢perret/ welches gleich¢am ein Gefangnus derer in Ungnade verfallenen Mutter und Frauenzimmers i¢t; darauß ¢ie nicht erlo¢et werden/ als biß etwan einer ihrer Sohne Kay¢er wird/ oder ¢tirbet. L’Empire Ottoman. de Ricaut. livr. 1. chap. 9. p. 123. Ma¢¢en denn auch/ wenn ein Sultan ¢tirbt/ zwar die Mutter/ mit denen er Tochter gezeuget/ auß dem Frauenzimmer ¢ich wegbegeben/ und nach Belieben wieder 212 ge¢tutzt.)] ge¢tutzt.] B ge¢tutzt.) CDA 200–211 Tavernier … JE¢u Chri¢ti] fehlt A 200–201 Holdigung] Huldigung D Tarter¢chen] Tarteri¢chen D 208 meinen] meinem D 217 er¢tern] er¢ten D 218 Gefangnus] Gefangniß D Ungnade] Ungenade A
Anmerckungen zu I
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S. 534 f. – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 13, S. 196. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 6, S. 111 f. V. 266. Daß von funff Sohnen i¢t des Oßmanns Thron ge¢tutzt / Und V. 291. laß ins alte Schloß die Wuttende ver¢tecken] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 497. – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 9, S. 123. – Ebd., S. 132.
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verheyrathen mogen; die aber/ welche ihm Sohne gebohren/ mu¢¢en ¢ich ins alte Schloß verriegeln la¢¢en. Ricaut. p. 132. V. 272. 273. 274. Die Rie¢in habe ja wohl ¢terben mu¢¢en.) Bi¢accioni p. 506. erzehlt: Jbrahim habe ein¢t dem Groß-Vi¢ier befohlen/ ihm ein wohlgebildetes Weib/ ¢o groß ¢ie moglich zu finden ware/ zu ¢chaffen. Darauff habe man ihm eine Armenierin an Ge¢talt gleich¢am eine Rie¢in/ von gutter Ge¢talt und Sitten/ auffs ko¢tlich¢te gekleidet/ zubracht/ in welche ¢ich Jbrahim ¢o ¢ehr verliebet; daß er ¢ie alsbald zur Turckin gemacht/ (welches mit Aufreckung eines Fingers und Auߢprechung weniger Worte ge¢chiehet) und keines andern FrauenZimmers geachtet/ ja alles Jhr zur Liebe gewilligt. Daruber denn des Sultans Mutter eyfer¢uchtig worden/ und als Sie ¢ie zu ihrer Taffel eingeladen/ erwurgen la¢¢en/ !a5r" den Jbrahim uberredende: daß ¢ie von einem plotzlichen Zufalle ge¢torben were. V. 343. Hababen.) Jezid Abuchalid der Saracener Fur¢t ¢oll ein Magdgen/ Hababa genennt/ ¢o ¢ehr geliebet haben: daß er ¢ie ihm wieder außgraben/ und die Todte/ ¢o lang er den Ge¢tanck vertragen konnen/ bey ihm behalten. Elmacin. Hi¢t. Saracen. l. 1. c. 14. 15. 16. 17. Periander Konig zu Corinth/ hat ¢ein Weib ¢o hefftig geliebet: daß er auch der Todten beyge¢chlaffen. V. 351. 352. Der Zunder hei¢¢er Brun¢t i¢t ¢elb¢t in mir entglommen.) Bey den Turcken i¢t eine unreine Liebe einerley Ge¢chlechts unter dem Nahmen der Platoni¢chen Liebe und einer Lobwurdigen Tugend einge¢chlichen/ da der Men¢ch durch Betrachtung des gottlichen Ebenbildes in ¢einen Ge¢chopffen zu der Liebe GOttes ¢ich empor ¢chwinget. Aber es i¢t eine blo¢¢e Larve eines unzuchtigen Feuers. Jn¢onderheit i¢t ¢ie gemein unter den Jchoglans/ oder des Sultans Edel-Knaben. Ja die Sultane ¢elb¢t ¢ind mei¢t die¢er Begierde unterworffen. Amurath verliebte ¢ich in einen Armeni¢chen Knaben Mu¢a auffs hefftig¢te; und in noch einen andern von Galata: daß er ihn gar zum Seligdar Aga, der allezeit dem Kay¢er den Degen traget/ machte. 237 Zufalle] Zufalle B Zufalle CDA 227 234 237 238 241 254
Groß-Vi¢ier] Groß-Ve¢ier CD gewilligt] gewillige A were] ¢ey A Jezid] Jezio A Saracen.] Sarecen. A Seligdar] Silahtar A
Anmerckungen zu I
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V. 272. 273. 274. Die Rie¢in habe ja wohl ¢terben mu¢¢en] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 506. V. 343. Hababen] G. Elmacinus, Historia Saracenica (Leiden 1625), lib. 1, cap. 16, S. 79 (L.s Angaben zu Kapitelzahlen sind abwegig; die Episode findet sich nur an der von mir nachgewiesenen Stelle). V. 351. 352. Der Zunder hei¢¢er Brun¢t i¢t ¢elb¢t in mir entglommen] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 7 (S. 111–115 [recte 121–125]). – Ebd., livre 1, chap. 9, S. 127. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 17, S. 248 f.
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Ibrahim Sultan
Der itzige Sultan Machmet liebte einen Namens Kulogli ¢o ¢ehr: daß er keinmahl nicht ohne ihm ¢eyn konte/ er ihn/ wie ¢ich ¢elb¢t/ kleiden/ und an ¢einer Seiten reiten ließ. Jederman mu¢te ihn als ¢einen Reichs-Gefahrten verehren und be¢chencken. Dergleichen unnaturliche Liebe i¢t auch zwi¢chen dem Frauenzimmer/ ¢o gar/ daß etliche davon ¢terben. Jn¢onderheit brennen die alten gegen junge Dirnen/ denen ¢ie vielmahls ihr gantz Vermogen ¢chencken/ und ihnen in alle Bader nachlauffen. L’Empire Ottoman. de Ricaut. livr. 1. chapitr. 7. Daher jedes Frauenzimmer des Sultans in ihren zwey Odas oder Gemachern alleine ¢chlaffen muß/ und zwi¢chen funffen liegt allezeit eine Kadune oder verlobte Frau/ welche auff ¢ie genaue Auff¢icht hat: daß ¢ie nichts unerbahres reden oder furnehmen. Ricaut. l. 1. chap. 9. p. 127. Be¢iehe hiervon Tavernier. cap. 17. p. 253. 254. !a5v" V. 378. So lech¢en tau¢end Seel’n.) Wie in das Turcki¢che Frauenzimmer fa¢t auß der gantzen Welt Magdchen/ welche aber uberauß ¢chon und Jungfern ¢eyn mu¢¢en/ mit gro¢¢er Menge gebracht/ taglich aufs ko¢tlich¢te gekleidet/ und mit Edelge¢teinen außgeputzt werden; al¢o i¢t eine Kadan Kahia oder Hoffmei¢terin uber ¢ie be¢tellet/ welche ¢ie in den Hofe-Sitten unterrichtet. Jhr eigen gantzes Leben be¢tehet in der Beflei¢¢ung durch Ge¢chick- und Annehmligkeit zu verdienen: daß der Sultan ¢ie ¢eines Bettes wurdige. Die Valida oder Mutter des Sultans i¢t hierinnen ¢orgfaltig/ und ¢tellt eine nach der andern/ welche ¢ie in die¢en Schulen vor die Vollkommen¢te halt/ dem Sultan fur. Ricaut. livr. 1. chap. 9. p. 125.–128. Tavern. c. 17. p. 252. 255. V. 381. 382. De¢¢en Eyd ihn verknupfft auf die Ergotzligkeit des Sultans:) Fur Zeiten verehrten die Sultane den Mufti als einen heiligen Mann/ ent¢chlo¢¢en ohne ¢ein Einrathen nichts wichtiges in Reichsund Krieges-Sachen. Jtzt wird er zwar auch noch zu weilen zu Rathe gezogen/ aber wenn er nach ¢einem Gewi¢¢en/ und nicht zum Liebko¢en des Sultans rathet/ wird einer nach dem andern ¢eines Ambts ent¢etzet. Ricaut. livr. 2. chap. 4. p. 373. 374. Gleichwol aber i¢t auch
257 Seiten] Seite A 267 Be¢iehe … 254.] fehlt A 273 Hofe-Sitten] Hof-Sitten D 274 Beflei¢¢ung] Befleißigung D 276 ¢tellt] ¢tellt nach und nach A 278 125.–128.] 125. 128. D Tavern. … 255.] fehlt A 282 Krieges-Sachen] Kriegs-Sachen D 285–287 Gleichwol … pag. 38.] fehlt A
c.] cap. CD
Anmerckungen zu I
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V. 378. So lech¢en tau¢end Seel’n] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 9, S. 125–128. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 17, S. 247 f. V. 381. 382. De¢¢en Eyd ihn verknupfft auf die Ergotzligkeit des Sultans] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 2, chap. 4, S. 373 f. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), S. 38.
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noch der Mufti der einige Men¢ch/ fur welchem der Groß-Sultan auf¢teht Jhn zu empfangen. Tavernier. pag. 38. V. 394. Wenn ¢ich Venedig hatt’ ie Friedenbruchs ver¢ehn.) Als Jbrahim auff Candia ¢ich zum Kriege ru¢tete/ gab er zum Scheine fur: daß er die Jn¢el Malta erobern wolte; weil ¢elbige Ritter ein reiches Schiff/ ¢o nach Mecha ¢egelte/ und darauff gar einen vermeineten Sohn des Jbrahims weggenommen. Wie die¢es Bi¢accioni p. 497. ¢eqq. weitlaufftig be¢chreibet. V. 401. Dem Divan liegt die La¢t des Krieges einig ob.) Bi¢accioni p. 517. erzehlet: daß Jbrahim/ als ¢ich der Krieg in Candia ge¢chleppt/ ¢elbten der Willkuhr des Divans uberla¢¢en/ und ¢einen Wollu¢ten auffs eußer¢te nachgehangen. Von die¢em Gerichte/ und wie der Sul!a6r"tan da¢elb¢t einem ieden ¢o ¢chleunig recht verhelffen la¢¢e/ be¢iehe den Tavernier. cap. 4. V. 423. Vom vierdten Amurath ward Bajadet bezwungen.) Nachdem etliche mahl die¢e Stadt durch Turck¢che Kriegs-Haupter vergebens belagert ward/ zohe endlich Amurath in Per¢on dafur/ lo¢ete das er¢te Stuck ¢elb¢t/ und gewan ¢ie den Per¢ianern ab. Bi¢accioni im Amurath. p. 469. ¢eqq. Bey die¢er Belagerung zeugte Amurath ein merckwurdiges Bey¢piel ¢einer Starcke und Tapferkeit. Denn er machte ¢ich mit dem blo¢¢en Sebel an einen außfallenden Per¢ianer/ und ungeachtet er vom Kopffe biß auff den Fuß gepantzert war/ hieb er Jhn von der Ach¢el biß mitten in Leib durch. Etliche Merckmale hiervon werden noch im Serrail gewie¢en. Tavernier. cap. ! !". V. 428. 643. 647. 648. 649. Es nahere ¢ich ietzt das Ende der zwolff Jahre.) Die Turcken haben eine beruhmte Wei¢¢agung vom Untergange des Turcki¢chen Reichs; deut¢ch al¢o lautende: Un¢er Konig kommt/ nimmt eines Unglaubigen Reich ein/ empfanget einen rothen Apffel/ und bringet ihn unter ¢ein Joch. Wird nun im ¢iebenden Jahre
310 643. 647. 648. 649.] 647. 651. 652. 653. BCDA 291 vermeineten] vermeynten A 292 p.] pag. C 295 Candia] Candien D ¢elbten] ¢elben D 297–299 Von … cap. 4.] fehlt A 301 Turck¢che] Turcki¢che D 304–309 Bey … Tavernier cap.] fehlt A 304 zeugte] zeigte D 313 Unglaubigen] Unglaubigen A empfanget] empfangat A
Anmerckungen zu I
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V. 394. Wenn ¢ich Venedig hatt’ ie Friedenbruchs ver¢ehn] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 497 ff. V. 401. Dem Divan liegt die La¢t des Krieges einig ob] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 517. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 4 (S. 81–98). V. 423. Vom vierdten Amurath ward Bajadet bezwungen] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 469 ff. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678): Hier fehlen bei L. die üblichen Kapitel- und Seitenangaben; die von L. gemeinte Stelle war nicht zu ermitteln. V. 428. 643. 647. 648. 649. Es nahere ¢ich ietzt das Ende der zwolff Jahre] F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), Bl. 61v–63v. –
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nicht ein Unglaubiger ¢ein Schwerdt wider ihn außziehen/ ¢o wird er biß ins zwolffte Jahr ihr Herr ¢eyn/ Hau¢er bauen/ Weinberge pflantzen/ Garte umbzaunen/ Kinder zeugen. Nachdem er aber zwolff Jahr den rothen Apffel in ¢einer Gewalt wird gehabt haben/ wird der Chri¢ten Schwerd ¢ich hervor thun/ und den Turcken in die Flucht jagen. Die¢es be¢chreibet und leget auß San¢ovin. dell’Origine de Turchi. fol. 61. 62. Olearius im Ende ¢eines Schich Sadi. Was den rothen Apffel anreicht/ wird Rom ¢o wohl von Turcken als Per¢iern Chizil almà oder der rothe Apffel genannt. Pietro della Valle nell. lett. 4 di Per¢ia da Ferhab. n. 24. p. 381. Von der Turcken Untergange aber haben auch die Aby¢¢iner eine beruhmte Wei¢¢agung. Qu’il ¢era un temps, que les villes de la Mecque, Medine, Caras, Sicabe, Jambut, Zidem, Fara, Aden & autres, qui ¢ont en Arabie heureu¢e, ¢eroient de¢truictes, ne demeurant en icelles pierre ¢ur pierre. Que le tombeau de Mahomed ¢eroit demoli, de fonds en ! a6v" comble, & la poudre de ¢es os e¢par¢e, & qu’autant en aviendroit à Oclan, Homar, Hubachar, Zeid, Abdalla, Motalif, A¢¢erus, Halean¢erus, Huphea, & Ali tous Compagnons ou di¢ciples du ¢udit Mahomet. Ils adjou¢tent, que tout cela ¢e fera par la force & vaillance d’un gran Roy ou Prince Chre¢tien, natif des parties ¢eptentrionales, entre les mains & ¢ous la pui¢¢ance duquel demeurerà la Judée, Ægypte, & le Royaume & ville de Jeru¢alem. M. Duret. Tre¢or des Langu. chap. 51. p. 57. Die Chri¢ten in Morgenland glauben auch fe¢te gewi¢¢en Wei¢¢agungen: daß durch fromme Europeer der Turcke
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un] ùn BA ùo C un D Fara] Para BCD Fara A Que le] Quele BCA Que le D de fonds] de fonos BC defonos A de fonds D Mahomet.] Mahomet, BCA Mahomet. D mains] maius BA matus C mains D Judée] Judêe BC Judée DA Langu.] Lanogu. BC Lanqu. A Langu. D
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Turcken] Turcken A Jambut] Jambat A ¢eroient de¢truictes] ¢ervient de ¢truictes A ¢eroit] ¢ervit A e¢par¢e] e¢par¢ D Zeid] Feid A tout] tour C demeurerà] de meurerà A p.] pag. D
Anmerckungen zu I
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Schich Saadi, Persianischer Rosenthal (übers. von A. Olearius, Schleswig 1660), Bl. Ddiij4r/v (letztes Blatt, noch hinter dem Register!). – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 4. da Ferhabàd, § 24, S. 315. – C. Duret, Thrésor de l’histoire des langues (Cologny 1613), chap. 51, S. 575: „!…" daß eine Zeit kommen werde, in der die Städte Mekka, Medina, Caras, Sicabe, Jambut, Zidem, Fara, Aden und andere, die sich im Glücklichen Arabien [= Arabia Felix, der Süden der Arabischen Halbinsel] befinden, zerstört sein würden und in ihnen kein Stein auf dem anderen bleiben würde. Daß das Grab Mohammeds ganz und gar geschleift und der Staub seiner Gebeine zerstreut werden und das gleiche geschehen würde mit Oclan, Homar [= Omar], Hubachar [= Abu Bakr?], Zeid, Abdalla, Motalif, Asserus, Haleanserus, Huphea und Ali, die alle Gefährten oder Schüler des besagten Mohammed waren. Sie fügen hinzu, daß all dies sich zutragen werde durch die Macht und den Heldenmut eines großen christlichen Königs oder Fürsten, der in nördlichen Regionen beheimatet ist und in dessen Gewalt und unter dessen Herrschaft Judäa, Ägypten sowie Königreich und Stadt Jerusalem bleiben würden.“ – DellaValle, a.a.O., § 12, S. 240.
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werde ge¢turtzet werden. Pietro della Valle nell. lett. 4. di Per¢ia da Ferhabad. n. 12. p. 209. V. 431. 432. Die gro¢¢e Wa¢¢erfluth/ die Mahumeds Gebeine zu Mecha fortge¢chwemmt.) Bi¢accioni im Amurath. IV. erzehlet die¢es: daß im Herb¢tMonath des 1631. Jahres zu Mecha ein Erdbeben/ hernach derogleichen gro¢¢e Ergie¢¢ung des Wa¢¢ers gewe¢en ¢ey: daß des Mahumeds Sarch darvon ein gut Stuck ¢ey wegge¢chwemmet worden: welches die Turcken damahls ¢elb¢t fur einen Vorboten ihres Untergangs gehalten und außgelegt. V. 433. Die Per¢’ und Ketzer.) Die Mahumedi¢ten haben unter ¢ich auch Secten/ derer ¢ie ins gemein ¢iebentzig zehlen; welche Zahl aber weder fur die Alten noch Neuen genug i¢t/ wie Ricaut. l. 2. c. 9. 11. 12. weitlaufftig ¢elb¢t erzehlet. Ma¢¢en zwar alle den Alcoran/ die Turcken aber des Hanife, die Per¢er des Aaly und Trafer Saduc, die Jndianer des Hiembeli und Maleki, die U¢beki¢chen Tartern des Schafei Außlegung annehmen. Olear. Itin. Mandelslo. Ind. Orient. lib. 1. chap. 35. pag. 106. & Itin. Per¢. c. 39. Dahero die Turcken die Per¢er als Ketzer/ mehr als uns Chri¢ten ha¢¢en. Busbeqv. Ep. 3. p. 217. 218. ja ¢elbte fur allzu unwurdig ¢chatzen: daß ¢ie in die Schulen des Seraglio ¢olten eingenommen/ oder nur fur Knechte und Lebenswerth geachtet werden. Diß und die grau¢amen Fluche wider ¢ie erzehlet Ricaut. l. 2. c. 10. ! Der" furnehm¢te Zweytrachts-Ur¢prung aber der Turcken und ! a7r" Per¢ier i¢t: daß die¢e den Ali fur den rechtmaßigen Nachfolger des Mahumeds achten/ weil die¢er ihn ein¢t in einer Rede fur einen Veli (welch Wort einen Propheten und auch ein Schoß-Kind bedeutet) erklaret. Jene aber verfechten den Abu-bekir, welchen Mahumed im Te¢tament (dazu ihn ¢ein letztes Weib Aisce des Abu-bekir Tochter beredet haben ¢oll) zum Nachfolger be¢timmet/ und der ihm wurcklich gefolget. Valle lett. 8. da Spahàn. p. 119–123.
338 della] dellà BC delle A della D 358 !Der "] die BCDA 364 Nachfolger] Nachfolge BC Nachfolger DA 341 343 354 357 358 362 365
fortge¢chwemmt] fortge¢chwemmet D Sarch] Sarg D Bu¢beqv. Ep. 3.] Bu¢beq. Ep. D p.] pag. CD ¢elbte] ¢elbe D die] der C Zweytrachts-Ur¢prung] Zwytrachts-Uhr¢prung A Abu-bekir] Abu beku C Abu-beku D 119–123.] 119. 123. D
Anmerckungen zu I
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V. 431. 432. Die gro¢¢e Wa¢¢erfluth/ die Mahumeds Gebeine zu Mecha fortge¢chwemmt] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 404. V. 433. Die Per¢’ und Ketzer] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 2, chap. 9 (S. 406–412), 11 (S. 428–447) u. 12 (S. 447–478). – J. A. v. Mandelslo, Morgenländische ReyseBeschreibung (Schleswig 1658), Buch 1, Kap. 35, S. 106. – A. Olearius, Vermehrte Newe Beschreibung Der Muscowitischen und Persischen Reyse (Schleswig 1656; Reprint Tübingen 1971), Buch 5, Kap. 39 (S. 675–680). – A. G. Busbequius, Epistolae (Hanau 1629), Epist. 3, S. 142. – Rycaut, a.a.O., chap. 10 (S. 412–427). – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd, 2.2: La Persia, Parte seconda, Lettera 8. da Spahàn, § 6, S. 100–104.
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V. 435. Medinen abgerennt.) Jm 1624. Jahre hat Chah Abàs Konig in Per¢ien Ba¢¢ora und Medina, wo des Mahumeds Begrabnus i¢t/ den Turcken abgenommen. Bi¢acc. da¢elb¢t p. 362. V. 437. Daß Achmet Bott¢chafften dem Chri¢ten Gratian neb¢t Landern ubergab.) Sultan Achmet machte den Ca¢per Gratiani zum Fur¢ten von den Jn¢eln Naxia und Pariß/ ja zum Bott¢chaffter an den Romi¢chen Kay¢er/ Bi¢accioni im Achmet. p. 265. 266. Die¢em aber haben hernach unterm Sultan Oßmann die Turcken ubel lohnen und durch den Bethlen Gabor, durch den Scander Ba¢¢a in Moldau hinrichten wollen/ welcher aber dem Chiaus/ der auß Jrrthumb ihm den an den Scander Ba¢¢a gerichteten Mord-Brieff eingehandigt/ neb¢t allen Turcken in Jaffa zerhauen hat. Endlich/ wie er nach verlohrner Schlacht gegen den Turcken uber den Fluß Tirus ge¢chwemmet/ in Meynung nach Con¢tantinopel zu gehen/ und durch Ge¢chencke ¢ich wieder einzulieben/ von ¢einem Cammer-Diener in einem Pu¢che ¢chlaffende beraubet/ ermordet/ und der Kopff nach Con¢tantinopel gebracht worden/ erzehlet neb¢t vielen Umb¢tanden Bi¢acc. im O¢man. p. 293. 294. 295. V. 439. Ein Fakardin.) Die¢er/ oder/ wie ihn P. della Valle lett. 6. da Spahàn p. 61. nennet: Emir. Fachr. addin, war ein Fur¢t auß Gottfried von Bouillons Geblute; welcher in Syrien als ein Chri¢t ¢ich wider den Sultan Achmet und Amurath auflehnete/ endlich verrathen und gefangen ward/ gleichwohl aber in Amuraths gro¢¢e Gnade kam/ biß er endlich doch durch Verlaumbdung ¢o ! a7v" weit gebracht ward/ daß ihn Amurath erwurgen/ ¢einen Kopff abhauen/ und ¢elbten in der Stadt herumb tragen/ den Leib/ auf welchem man ein guldenes
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den] dem BCDA 265.] 26. BCD 265. A Ba¢¢a] Ba¢ta B Ba¢¢a CDA Jaffa] Ja¢¢a BCDA
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Begrabnus] Begrabniß D Gratian] Grotian A Die¢em aber haben] Wie ihm aber A und] und ihm A hat] fehlt A neb¢t] mit D endlich] endltch A ¢elbten] ¢elben D
Anmerckungen zu I
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V. 435. Medinen abgerennt] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 362. V. 437. Daß Achmet Bott¢chafften dem Chri¢ten Gratian neb¢t Landern ubergab] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 265 f. – Ebd., S. 293–295. V. 439. Ein Fakardin] P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd, 2.2: La Persia, Parte seconda, Lettera 6. da Spahàn, § 15, S. 52. – M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 248 f. u. 414–425.
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Creutz fand/ auf offentlichen Platz werffen ließ. Bi¢acc. p. 248. 249. 414–425. V. 444. Als Facfurs Ehweib ward vom Arcomat gefallet.) Die Einwohner der Jn¢el Magna lehnten ¢ich wider den Chach Abas auff/ und erwehlten einen/ des Nahmens Facfur zu ihrem Konige. Wider die¢e ¢chickte er den Arcomat ¢einen Feld-Obri¢ten/ welcher alle Stadte ¢chleunig und darunter auch die Haupt-Stadt A¢cothà einnahm/ welche letztere ihm nach ¢tattlicher Gegenwehr des Facfurs tapfere Gemahlin einraumete/ weil in den Stadt-Buchern von Altershero verzeichnet befunden ward: wurde ¢ich die Stadt/ wenn ¢ie einer Nahmens Arcomat belagern mochte/ nicht ergeben/ ¢o wurde ¢ie gantzlich zer¢toret werden. Hernach ¢chlug er auch durch einen li¢tigen Hinterhalt (welchen er einem bekehrten Chri¢ten Arco¢an zu fuhren anvertraute/) den Facfur und die zu Hulffe geruffenen Turcken/ ward aber ¢o verwundet: daß er kurtz hierauf in den Armen eines Augu¢tiner Monches (welchen Chach Abas die Chri¢tliche Glaubens-Ubung in Per¢ien ver¢tattete) gleichfals als ein Chri¢t ver¢chied. Bi¢acc. im Achmet. p. 252–254. Und Pietro della Valle nella letter. 4. di Per¢ia da Ferhabàd. n. 12. p. 187. meldet: daß Chah Abas den Chri¢ten nicht unhold gewe¢t/ ¢elbte auch in Per¢ien ¢o viel Kirchen als ¢ie gewolt haben/ bauen la¢¢en/ dahingegen die andern Mahumetaner ohne Geld nicht einen Stein an einer alten Chri¢ten-Kirche einmauren lie¢¢en/ n. 25. p. 407. gedenckt er auch: daß des Chach Abàs furnehm¢te Gemahlin eine Gurgi¢tani¢che Chri¢tin gewe¢en ¢ey. d. nell. lett. 5. da Spahàn. n. 14. p. 515. erzehlt er: daß Chach Abàs von einem Carmeliter Monche in Per¢i¢cher Sprache die P¢almen und Evangelia bekommen/ ¢elbte gekußt/ und mit gro¢¢er Ehrerbietung aufs Haupt gelegt/ ja gemeldet habe: daß der/ welcher nicht alles darinnen glaubte/ ein Unglaubiger ¢ey/ n. 16. p. 528. 529. daß der furnehm¢te Fur¢t in !a8r" Per¢ien Iman cula Chan
409 letter.] litter. BA litt. C lett. D 392 393 410 413 416 417 419 420
Ferhabàd] Farhabàd BCDA
Bi¢acc.] Bi¢accioni CD 290 414–425.] 414. 425. D ¢elbte] ¢elbe D gedenckt] gedencket C Chach] Chiàh A ¢elbte] ¢elbe D glaubte] glaubte A Iman] Imàm A Imau CD cula] culè A
Anmerckungen zu I
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V. 444. Als Facfurs Ehweib ward vom Arcomat gefallet] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 252–254. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 4. da Ferhabàd, § 12, S. 238. – Ebd., § 25, S. 337. – Ebd., Lettera 5. da Spahàn, § 14, S. 426 f. – Ebd., § 16, S. 437 f.
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zu Sciràz den Chri¢ten ¢ehr geneigt gewe¢t/ auch zweyen Sohnen des Teimuràz Chan auß Georgien (welche er ¢amt der Konigin ¢einer Mutter in Verwahrung gehalten) das Leben beym Chach Abàs etliche mahl erbethen habe. V. 451. 452. 453. Als Konig Cataband:) Konig Catabanda ließ ¢einem elte¢ten Sohn Anza Menza durch ¢einen Barbier die Gurgel ab¢chneiden; weil er dem Chri¢tl. Glauben beyzupflichten ¢chiene/ dahero der Jungere Chach Abàs zur Krone kam. Bi¢acc. im Amurath. p. 386. Die¢er Tod i¢t des Nachts/ als der Printz ge¢chlaffen/ ge¢chehen/ dahero Chàch Abàs allezeit ihm 7. oder 8. Bette zubereiten ließ/ und bald in die¢em/ bald in jenem Sicherheit wegen zu ¢chlaffen pflegte. Pietro della Valle nell. lett. 3. da Spahàn. n. 6. p. 130. nell. lett. 5. da Spahàn. n. 21. p. 559. berichtet er: daß Chàch Abàs den Chizil-|Ba¢ci ¢ehr feind gewe¢t/ weil durch ¢ie ¢ein Elte¢ter Bruder Hamzà Mirzà bey Lebzeiten des Vaters/ ¢o wie auch ¢eine Mutter ware ermordet worden. Al¢o ließ auch Abas Myr¢a ¢einem Bruder I¢maël III. Konige in Per¢ien durch den Barbier Chudi Telak die Gurgel ab¢chneiden: daß er zur Krone kam. Erasm. Franci¢c. Trauer-Saal. Hi¢tor. 28. p. 505. ¢eqq. V. 455. 456. 457. 458. Cham Chiran.) Die Tartern hatten die¢en zu ihrem Haupte erwehlet/ und den vorigen Cham Cantimiro Laidira verjaget/ der ¢ich auff der Jn¢el Rhodis aufhielt/ biß im 1628. Jahre Sultan Amurath ihn wieder mit Gewalt ein¢etzen wolte; Als nun aber viel Tartern von obigem Cham Mehémet Chirah ab- und zum Cantimir fielen/ jener auch ge¢chlagen und neb¢t ¢einem Bruder Cham Chiran in dem Tartari¢chen Sitze Balteza belagert ward/ machte er mit dem Konige in Pohlen wider den Turcken ein Bundnuß/ gab ihm auch ¢eine Tochter zur Gei¢¢el/ welche durch die Co¢acken den Cantimiro zwungen/ auß der Tartarey ¢ich nach Sinope zu fluchten/ und dem andern das Reich zu la¢¢en; Bi¢accion. p. 384. Dergleichen Zwi¢tigkeiten haben die 425 431 432 444 449
Catabanda] Cadabanda BC Catabanda DA die¢em/] die¢em- BC die¢em/ A die¢em D jenem] jenem in BC jenem DA 3. da] 3. dà BA da CD Cham] Chain BCDA Bi¢accion.] Bi¢acrion. B Bi¢accion. CDA
421 433 443 446 449
Sciràz] Scitaz CD zweyen] zween D Chàch] Chiàh A Chirah] Chiran A Bundnuß] Bundniß D Dergleichen] Derogleichen D
Anmerckungen zu I
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V. 451. 452. 453. Als Konig Cataband] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 386. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 3. da Spahàn, § 6, S. 109. – Ebd., Lettera 5. da Spahàn, § 21, S. 462 f. – E. Francisci, Der hohe Traur-Saal, Tl. 1 (Nürnberg 1665), 28. Geschichte (S. 505–507). V. 455. 456. 457. 458. Cham Chiran] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 384. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 5. da Spahàn, § 19, S. 449 f. – Ebd., § 31, S. 532 f.; § 32, S. 534 f. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), S. 36.
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Ibrahim Sultan
Turcken mit den Tarter¢chen Chan mehr gehabt. Pietro della Valle ! a8v" lett. 5. da Spahàn. n. 19. pag. 543. Und vom Scihinghire Chan, welcher ¢ich im 1619. Jahre zum Chàch Abàs gefluchtet/ erzehlet er n. 31. pag. 644.c. n. 32. p. 646. 647. Son¢t berichtet Tavernier im Serrail. p. 36. daß weil die Tarter¢chen Cham nur guttwillich dem Turcki¢chen Kay¢er gehor¢amten/ die¢er ihnen ver¢prechen mu¢te/ daß er niemanden au¢¢er ihrem Ge¢chlechte zum Cham ein¢atzen wolte. Die¢es Ge¢chlechtes aber weren zwey Zweige/ derer einer immer/ wenn !der " andere herr¢chete/ ¢ich auff dem Eylande Rhodis aufhalten mu¢te/ biß der Sultan etwan jenen ab¢atzte. V. 459. Der Caffa Sinope und Trapezunt bezwungen.) Wie die Co¢acken dem Turcken auf dem ¢chwartzen Meere gro¢¢en Schaden gethan/ die Stadte Sinope/ Trapezunt und Caffa eingenommen/ ja biß an eine Meile an Con¢tantinopel geplundert und angezundet/ i¢t auß Bi¢acc. p. 265. 363. und Pietro della Valle nell. lett. 4. da Ferhabàd. n. 16. p. 310–312. zu ¢ehen. V. 462. Daß man’s Bo¢phors Mund mit Ketten ¢chlie¢¢e zu.) Daß vor alten Zeiten bey den Thurmen des ¢chwartzen Meeres von Europa biß in A¢ien uber die Enge des Meeres eine Kette gezogen worden/ man auch noch im Meere Seulen ¢ehe/ welche die Kette gehalten/ bezeugt P. della Valle p. 1. lett. 2. da Con¢tantinop. p. 45. V. 464. 465. Daß er zum Fur¢ten den Ragotzy muß erwehlen.) Nach Bethlen Gabors Tode ward er¢tlich ¢eine Wittib/ hernach ¢ein Bruder I¢tuan zum Fur¢ten in Siebenburgen erwehlet/ und vom Sultan Amurath be¢tatigt. Alleine wie die¢er durch Li¢t das Hefft erlanget/ al¢o verworffen ihn die Stande bald wieder/ und erwehlten den George Ragotzy. Ob nun wohl die¢er dem Amurath: daß er es mit dem Romi¢chen Kay¢er halten durffte/ weil er viel Guter in Ungarn hatte/
450 457 458 459 460 462
Valle] Valla BC Valle DA einer] eine BCD !der"] die BCD jenen] jene BCD Caffa] Ca¢¢a BCD Caffa A Caffa] Ca¢¢a BCD Caffa A
451 pag.] p. CD 452 Chàch] Chiàh A 453–459 Son¢t … ab¢atzte.] fehlt A 465 310–312.] 310. 312. D
Anmerckungen zu I
235
V. 459. Der Caffa Sinope und Trapezunt bezwungen] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 265 u. 363. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 4. da Ferhabàd, § 16, S. 257 f. V. 462. Daß man’s Bo¢phors Mund mit Ketten ¢chlie¢¢e zu] P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 1: La Turchia, Lettera 2. da Costantinopoli, § 3, S. 37. V. 464. 465. Daß er zum Fur¢ten den Ragotzy muß erwehlen] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 400 f.
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Ibrahim Sultan
verdachtig war; ¢o durffte er es doch nicht wagen ¢ich den Siebenburgern zu wider¢etzen/ ¢ondern be¢tatigte den Ragotzy an ¢tatt des I¢tuans, welcher auß Liebe des Vaterlands das Fur¢tenthumb gutwillig abtrat. Bi¢acc. p. 400. 401. !br" V. 466. ¢eqq. Daß Sultan Machmets Sohn Jachias ward ein Chri¢t.) Kay¢er Mahumed III. hatte vier Sohne. Den Selim/ welchen er neb¢t ¢einer Mutter todten ließ. Den Jachias/ welchen er von einer uberauß ¢chonen Griechin Helena/ die er Lalpare nennte/ erzeuget. Den Achmet und Mu¢tafa. Als Jachias den 26. Wein-Monats-Tag im 1585. Jahre auff dem Felde unter einem Gezelte (dahin ¢ie ¢ich wegen eines Erdbebens begeben) gebohren worden/ ¢chickte Sultan Mahumet die Helena mit ihrem Vater/ Mutter und Kinde in Magne¢ia und gab ihr einen be¢chnittenen Bulgar Namens Ha¢ta Mehemed zu/ mit der Verordnung/ daß/ wenn ¢ein des Sultans Mahumeds damahls noch lebender und regierender Vater ge¢torben ¢eyn wurde/ ¢ie wieder nach Con¢tantinopel kommen ¢olte. Als aber ¢ie von dem zum Regiment gekommenen Mahumed horeten/ daß er alle ¢eine Bruder umbbracht hatte; be¢orgten ¢ie: daß auch die¢es Kind Jachias/ weil es nicht der Er¢tgebohrne Sohn ware/ nur zum ermorden auferzogen wurde; dahero ¢tellten ¢ie ¢ich an: als wenn das Kind in Blattern ge¢torben ware/ und gaben es nahe an der Stadt/ nach zum Schein gehaltenen Leichbegangni¢¢e/ einer Griechin zu verpflegen; endlich entflohen ¢ie gar heimlich in Griechi¢cher Kleidung neb¢t dem Be¢chnittenen nach Calamata in Morea; durch welche Flucht/ die Fal¢chheit des außge¢prengten Todes offenbahr ward. Nach vielem umbziehen ward das Kind von dem Bi¢choff zu Nilo und Abte St. Michaelis zu Atomatos eine Tagerei¢e von The¢¢alonica im ¢iebenden Jahre getaufft/ und Simon nach dem Tauf-|Tage genennet/ zum Scheine aber hies man ihn Con¢tantinus, und ward die¢er Simon da¢elb¢t bis ins funffzehende Jahr vom Be¢chnittenen in ritterlichen Ubungen/ vom Abte aber im Studieren unterwie¢en. Hierauff verkleidete ¢ich der Be¢chnittene in einen Dervis und zohe mit ihm in klein A¢ien/ in Meynung durch die Aufruhrer da¢elb¢t was nutzliches außzurichten. Weil ¢ie aber da¢elb¢t den
478 durffte] durffte BCD durffte A 490 Mehemed] Hehemed D 502 vielem] vielen A 504 Tagerei¢e] Tagrei¢e D
Anmerckungen zu I
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V. 466. ¢eqq. Daß Sultan Machmets Sohn Jachias ward ein Chri¢t] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 263–265. – Th. Spanduginos, Dell’origine de’ prencipi Turchi (Venedig 1654), Bl. 198 r (die Abkürzung „f.m.“ = „folio mihi“ oder „folio meo“, d. h. „bei mir auf Blatt !… "“, belegt, daß L. dieses Buch besessen hat).
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Ibrahim Sultan
Mord des alte¢ten Bruders Selim/ und bald darauff des Vaters Mahumed/ wie auch: daß des Be¢chnittenen !bv" vertrauter Bruder Dervis Ba¢¢a unter dem Sultan Achmet ware Groß-Vi¢ier worden/ erfuhren/ zohe der Ha¢ta nach Con¢tantinopel/ lies den Jachias zu Cogna in einem Dervis-Klo¢ter und brachte den Groß-Vi¢ier/ den Mufti/ den Janit¢charen Aga/ die Beglerbei von Griechenland und andere auf ¢eine Seite/ und zu die¢em Schlu¢¢e/ daß ¢ie den Sultan Achmet umbbringen/ und dafur den Jachias erwehlen wolten. Die¢er An¢chlag aber ward verkund¢chafft/ und von einer Ebreerin dem Achmet offenbaret. Als nun die¢er ¢ich mit ihm zu berahten/ den Groß-Vi¢ier Dervis zu ¢ich fordern ließ/ und anfing: Lebet der Hund (den Jachias meynende/) noch? meynte Dervis: er ware verrahten/ grieff al¢o zum Sebel den Achmet zu todten; allein es wurden ihm von den Umb¢tehenden alsbald die Schenckel verhauen/ er aber vom Sultan ¢elb¢t erwurget. Durch die¢en Tod blieben die Mitver¢chwornen ver¢chwiegen/ und Jachias flohe noch ¢elbigen Tag von Con¢tantinopel/ kam auch nach langen umbziehen nach Prage/ und hernach nach Florentz; allwo er von dem Romi¢chen Kay¢er/ von Spanien/ Pohlen/ Franckreich/ ja gar in A¢ien mit Rath des Groß-Hertzogs zu Florentz Hulffe ¢uchte; aber vergebens/ biß er endlich ¢elbte von den Co¢acken und Tartern (welche ihn Alexander hie¢¢en) erlangte/ und mit ihnen Sinope und Trapezunt angrieff/ die Turcki¢chen Schiffe anzundete/ aber endlich ge¢chlagen/ und anfangs in die Ukrayne/ hernach gar in Wel¢chland zu kehren/ veranla¢¢et ward; Endlich nahm der Wall¢tein ¢ich ¢einer ern¢tlich an/ ¢chickte ihn auch nach Neapolis. Bi¢ac. im Achmet. p. 263. 264. 265. Son¢ten erzehlet auch Spandugino f. m. 198. daß Mahumet II. kurtz vor ¢einem Tode auch ¢ich auf den Chri¢tl.
531 hie¢¢en)] hie¢¢en] B hie¢¢en) CDA 513 514 516 517 518 527 529 530 533 537
ware] ware CD Ha¢ta] Ha¢¢a CD Jachias] Jacchia A Beglerbei] Beglerbi D zu die¢em Schlu¢¢e] die¢en Schluß A Jachias] Jacchia A umbziehen] umziehen C zu Florentz] fehlt A ¢elbte] ¢elbe D die Ukrayne] Zaporovia A Chri¢tl.] Chri¢tlichen D
Anmerckungen zu I
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Ibrahim Sultan
Glauben gewendet habe/ durch Unterwei¢ung eines Monchs/ welcher Scolario gehei¢¢en. V. 478. Daß Kay¢er Jbrahims ¢ein Sohn in Franckreich i¢t.) Nehmlich das Kind/ welches auf einer Galee von den Malte¢er Rittern bekommen worden; we¢¢entwegen viel ¢tarcke Muthma¢¢ungen gewe¢t: daß es des Sultans Sohn ¢ey/ und von ihm nach Arabien auß dem ! b2r" Seraglio durch den Ki¢ter Aga zu ¢ein und ¢einer Mutter Sicherheit ver¢chickt ! wurde". Die¢es Kind i¢t einem getaufften Juden und furnehmen Kauffmanne zu Lion zu erziehen anvertrauet worden. Bi¢accioni im Ibrahim. p. 500. 501. V. 503. 504. Daß Aden i¢t verlohren/ daß Habeleh ver¢pielt:) Wie die Stadt Aden im glucklichen Arabien am Munde des rothen Meeres auf Sultan Solymanns Befehl vom Solyman Beglerbeg zu Alcayr durch Betrug eingenommen/ und der Arabi¢che Konig an einen Ma¢t-Baum gehencket worden; be¢chreibet Era¢m. Francisci im er¢ten Theil des Trauer-Saals/ in der 31. Ge¢chicht. Daß aber die Arabier ¢elbte Stadt/ ¢o wie auch die Abyßiner die Stadt Habeleh oder Hu¢trebit den Turcken wieder abgenommen; bezeugt Ricaut. livr. 1. chap. 12. p. 186. 187. V. 507. 508. Alcayr und Bajadet vertrauet dem/ der das mei¢te zahlt:) Der Turcki¢che Kay¢er andert die hohen Aempter ¢ehr offt/ das zu Alcayr alle drey Jahr/ und verkaufft ¢elbte andern uberauß theuer. Fur Alcayr und Bajadet muß jeder drey oder vier Tonnen Goldes Reichsthl. zahlen; ohne mit was noch des Sultans Mutter und die Ver¢chnittenen be¢tochen werden mu¢¢en. Ricaut. l. 1. c. 17. p. 260. 261. Ja Tavernier in ¢einem Serrail rechnet cap. 10. p. 156. aus: daß der 545 !wurde"] habe BCDA 560 Tonnen Goldes] Tonuen - Goldes B Tonnen - Goldes C Tonnen Goldes DA Hs. 541 Malte¢er] Malte¢ern D 543 ¢ey] fehlt A 552 gehencket worden] gehenckt Hs. be¢chreibet] be¢chreibt Hs. Theil] Theile Hs. 553 Ge¢chicht] ge¢chichte Hs. Arabier] Araber A Hs. ¢elbte] ¢elbe D 557 Bajadet] Bagadet Hs. 558 Turcki¢che] Turck¢che Hs. 559 ¢elbte] ¢elbe D 560 Bajadet] Bagadet Hs. 561 Reichsthl.] Reichsthaler Hs. 562 l. 1. c.] livr. 1. chap. Hs. 563–567 Ja … muß.] fehlt A Hs.
Anmerckungen zu I
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V. 478. Daß Kay¢er Jbrahims ¢ein Sohn in Franckreich i¢t] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 500 f. V. 503. 504. Daß Aden i¢t verlohren/ daß Habeleh ver¢pielt] E. Francisci, Der hohe Traur-Saal, Tl. 1 (Nürnberg 1665), 31. Geschichte (S. 517–525). – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 12, S. 186 f. V. 507. 508. Alcayr und Bajadet vertrauet dem/ der das mei¢te zahlt] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 17, S. 260 f. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 10, S. 152.
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Ibrahim Sultan
Ba¢¢a von Alcayr zu ge¢chencken und ferner Ausru¢tung drey Millionen und ¢echsmal hundert tau¢end Pfund von nothen habe/ welche der hierzu erwehlte/ weil er es ¢elten ¢elb¢t vermag/ von ¢einen Freunden oder Juden aufborgen muß. V. 516. Des Sultans Tochter Sohn ietzt auch laßt fahig werden der Wurden:) Son¢t haben die Turcken ein Grund-Ge¢etze: daß keiner Sultanin von einem Ba¢¢a gezeugte Kinder einigen hohen Reichs-Ampts fahig ¢ind; denn ihre hoch¢te Staffel i¢t die Auff¢icht uber des Sultans Pforte des Capagi-bachi. Ja wenn ¢ie ¢ich ihrer Kay¢erlichen Ankunfft ruhmeten/ wurden ¢ie als Auffruhrer ge¢trafft. Ricaut. l. 1. ch. 16. p. 243. 244. ! b2v" V. 519. Wie Schwamme drucket auß.) Und V. 537. 538. Wenn ihr Erbtheil ihn als Bruder lachet an:) Die Sultane la¢¢en niemanden eine reiche Erb¢chafft zufallen/ und daher nennen ¢ie ¢ich die alteren Bruder aller hohen Per¢onen/ umb bey ihrem Ab¢terben ¢ich zu ihrer Erb¢chafft zu ziehen. Hiernech¢t gebrauchen ¢ie tau¢end Kun¢te den Ba¢¢en ihre Federn außzupflucken/ ¢o gar daß ¢ie den Vi¢ier zu Alcayr/ als den reiche¢ten unter allen/ ins gemein todten/ und ¢ein Vermogen einziehen la¢¢en. Unter die¢en Erfindungen i¢t nun in¢onderheit die Vermahlung der Kay¢erlichen Tochter an die Ba¢¢en und Beglerbecken/ welche ¢elbte/ wenn ¢ie ¢chon nur 4. oder 5. Jahr alt ¢ind/ alsbald in ko¢tlichen Palla¢ten aufs ko¢tbahr¢te unterhalten mu¢¢en; und wenn jene ¢terben/ nimmt ¢eine oft noch unberuhrte Wittib eine Tonne Goldes Reichsthaler zu ihrem Kabin oder Ab¢tattung/ das ubrige der Sultan weg. Ricaut. livr. 1. chap. 9. pag. 131. chap. 16. pag. 242. chap. 17. pag. 267. Die Ba¢¢en machen durch ¢olche Heyrathen ¢ich zu volligen Sclaven ihrer Weiber/ denn ¢ie durffen kein ander Frauenzimmer mehr ¢ehen; ihre vorige Weiber/ mit denen
566 ¢elten] ¢elben BC ¢elten D 568 573 575 579 581 584 588 589 590
Sohn] Sohn D ietzt] itzt D Hs. l. 1. ch.] livr. 1. chap. Hs. 1.] 2. D Und] et Hs. Hiernech¢t] Hierneb¢t Hs. reiche¢ten] reich¢ten Hs. ¢elbte] ¢elbe D 5.] funf Hs. pag.] p. Hs. pag. 242.] p. 242. Hs. pag. 267.] p. 267. Hs. durffen] dorffen Hs.
Anmerckungen zu I
243
V. 516. Des Sultans Tochter Sohn ietzt auch laßt fahig werden der Wurden] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 16, S. 243 f. V. 519. Wie Schwamme drucket auß] und V. 537. 538. Wenn ihr Erbtheil ihn als Bruder lachet an] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 9, S. 131; chap. 16, S. 242; chap. 17, S. 267. – Ebd., chap. 16, S. 245. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 10 (S. 151–159). L.s Angabe scheint irrig (zur Sache nichts in diesem Kapitel).
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Ibrahim Sultan
¢ie gleich Kinder gezeuget/ mu¢¢en ¢ie ver¢to¢¢en/ und ihnen mehr als Knechte verachtliche Ehrerbietung bezeigen; dahero ¢ie mei¢t wider ihren Willen ¢olche Ehen belieben. Ricaut. livr. 1. chap. 16. p. 245. Be¢iehe den Tavernier. cap. 10. V. 522. 523. Was derer Andacht gleich zum Gottesdien¢t verehrt:) Jn gantz Turckey hat kein Men¢ch nichts eigenthumliches/ alle Grunde und Guter ¢ind des Sultans/ außer die gei¢tlichen Guter. Die¢e ruhret der Sultan durchaus nicht an/ al¢o gar: daß/ wenn gleich ein ¢chon wegen verletzter Maje¢tat uberwie¢ener Ba¢¢a etwas zu einer Mosquée verehret/ der Sultan nichts davon entziehen kan. Dahero wohl das dritte Theil des Kay¢erthumbs in gei¢tlichen Gutern be¢tehet/ und die gefundenen Chri¢tlichen Stifftungen haben die Sultane noch vermehret. Ja ungeachtet ¢ie ¢on¢t alle Zin¢en von vorgeliehenem Gelde verfluchen; ¢o mogen ¢ie doch die Kirchen und Way¢en nehmen. Ricaut. livr. 1. chap. 2. p. 11. 12. & livr. !b3r" 2. chap. 7. p. 390. 399. Was aber Turcken und Per¢en fur Unter¢chleiff brauchen vom hundert zwolff oder funffzehn Zin¢e zu nehmen/ be¢chreibet Tavernier. c. 10. p. 162. V. 523. 524. Was die Kay¢er haben als Schatz und Heiligthumb in Thurme tieff vergraben.) Es i¢t fa¢t kein Sultan gewe¢t/ der nicht bey ¢einer Herr¢chafft einen neuen Schatz ge¢ammlet/ und uber das Behaltnuß Gemach mit guldnen Buch¢taben habe ¢chreiben la¢¢en: Hier i¢t der Schatz die¢es Sultans. Ricaut. livr. 1. chap. 12. pag. 193. Die¢e Schatze werden als eine heilige Sache vom Haznadar Bachi oder OberSchatz-Mei¢ter verwahrt/ und außer der außer¢ten Noth nicht
611 Herr¢chafft] Heer¢chafft B Herr¢chafft CDA Herr¢chaft Hs. 592 gezeuget] gezeugt Hs. 593 bezeigen] bezeugen Hs. dahero] daher Hs. 594 p.] pag. A 595 Be¢iehe … cap. 10.] fehlt A Hs. 596 verehrt] verehret D 601 davon] darvon Hs. Dahero] Daher Hs. 602 be¢tehet] be¢teht Hs. 606–608 Was … p. 162.] fehlt A Hs. 609 haben] habe Hs. Heiligthumb] Heyligthum Hs. 611–612 Behaltnuß Gemach] Behaltniß-Gemach D 612 guldnen] guldenen Hs. 613 pag.] p. Hs. 615 verwahrt] verwahret Hs.
Anmerckungen zu I
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V. 522. 523. Was derer Andacht gleich zum Gottesdien¢t verehrt] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 2, S. 11 f.; livre 2, chap. 7, S. 390 u. 399. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 10, S. 158 f. V. 523. 524. Was die Kay¢er haben als Schatz und Heyligthumb in Thurme tieff vergraben] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 12, S. 193. – Ebd., chap. 9, S. 120. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 9 (S. 145–151).
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Ibrahim Sultan
angeruhret. Da hingegen uber den gemeinen Schatz/ worauß die nothigen Außgaben und der Kriegs-Sold genommen wird/ der Tefterdar ge¢etzt i¢t. Ricaut. l. 1. c. 9. p. 120. Jener Schatz wird dem Caspi¢chen Meere verglichen/ welches zwar viel Ein- aber keinen Ausfluß hat. Es kommet nichts als Gold hinein; Amurath hat bey ¢einen Tode/ vier tau¢end lederne Sacke/ derer ieder funffzehntau¢end Ducaten in ¢ich hat/ und von denen Turcki¢chen Sultanen ¢elb¢t ver¢iegelt worden/ verla¢¢en. Gleichwol aber ¢oll der ver¢chwenderi¢che Jbrahim beym Candi¢chen Kriege wider das Turcki¢che Grund-Ge¢atze die¢en Schatz angegriffen haben/ der ¢on¢t nicht/ als wenn dem Reiche der Untergang zuhangt/ angeruhret werden ¢oll. Wenn in dem gemeinen Schatze zweyhundert Kizes, oder drey Millionen Ducaten ubrig ¢ind/ macht es der Groß-Vi¢ier dem Sultan kund/ welcher diß Gold hernach mit gro¢¢em Geprange ¢eine ¢echzig Ichoglans in den unterirrdi¢chen Schatz tragen laßt. Die¢en la¢¢et er hernach aus dem ordentlichen Schatze zwantzig bis dreißig Sacke/ in derer iedem 500. Rthl. ¢ind/ austheilen. Tavernier. cap. 9. V. 528. 529. War ¢terbens-werthe Sunde/ zum Garten &c.) Wenn ¢ich der Sultan in ¢einen Garten mit ¢einen Dirnen/ die ¢o denn durch allerley unzuchtige Geberden und Stellungen ¢ich bey ihm einlieben wollen/ ergetzen will/ rufft man im Schlo¢¢e: Helvet; alßdenn entau¢¢ern ¢ich alle Men¢chen der Garte: und verwurget !b3v" der¢elbe den Kopff/ der ¢ich der Garten-Mauer nahert. Ricaut. p. 128. Die Garte
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gro¢¢em Geprange] gro¢¢emGeprange B gro¢¢em Geprange CD iedem] indem B iedem CD Schlo¢¢e] Schlaffe BC Schlo¢¢e DA Schloße Hs. der¢elbe] eer¢elbe B der¢elbe CDA Hs.
616 angeruhret] angeruhrt Hs. 617 der] der der C 618 l. 1. c.] livr. 1. chap. A Hs. 618–632 Jener … cap. 9.] fehlt A Hs. 620 kommet] kommt D 628 Groß-Vi¢ier] Groß-Ve¢ier D 632 Tavernier.] Taverniert. D cap.] c. CD 633 ¢ich] fehlt Hs. 634 ¢einen] fehlt Hs. 635–636 wollen/] wollen, ¢ich Hs. 637 Garte] Garten D verwurget] verwurget ¢o denn Hs. 638–645 Die Garte … hatte.] fehlt A Hs.
Anmerckungen zu I
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V. 528. 529. War ¢terbens-werthe Sunde/ zum Garten &c.] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 9, S. 128. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 19 (S. 257–262).
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des Serraglio be¢chreibt Tavernier cap. 19. Allwo er furnemlich die darinnen wach¢enden ge¢unden Gurcken ruhmet/ welche fa¢t in gantz Morgenland an ¢tatt des Brodtes gege¢¢en werden. Mahumed der andere ¢chatzte ¢ie ¢o hoch; daß er ¢ieben Ichoglans oder Cammer-Knaben die Magen auf¢chneiden ließ/ umb den Thater zu finden/ der ihm etliche fruhzeitige Gurcken wider ¢einen Befehl abgebrochen und verzehret hatte. V. 531. 533. Des Ketzers Kadaris. Und der Schapme¢tahis.) Die Turcken glauben: daß nichts vom Men¢chlichen freyen Willen/ ¢ondern alles von der unveranderlichen Ver¢ehung Gottes herruhre. Worauß ¢ie ferner erzwingen: daß ihre Gluck¢eligkeit ein Zeichen des wahren Glaubens ¢ey; und das Kriegs-Volck/ gleich¢am blind in den Augen¢cheinlichen Tod zu rennen/ anfri¢chen. Ricaut. livr. 2. chap. 8. Hierwider aber hat Kadaris ein Araber eine gantz widrige Lehre/ welche den gantzen freyen Willen des Men¢chen wider die Ver¢ehung behauptet/ aufbracht. Und des Schapme¢tahis gantz neue aber allerbe¢te Secte erkennet un¢ern Heyland fur den warhafftigen Erlo¢er der Welt; welchem fa¢t alle/ die weiße Bunde tragen/ beypflichten/ und bereit ihrer viel hieruber Marterer worden ¢ind. Ricaut. livr. 2. chap. 11. pag. 437. 438. & chap. 12. pag. 453. 454. V. 541. Alepo ¢teht hierumb in gro¢¢erer Gefahr:) Wie nach Sultan Jbrahims Tode der Ba¢¢a zu Alepo Ha¢¢an Aaga ¢ich wider itzigen Sultan/ und in¢onderheit wider den hier redenden Kiuperli oder Kupriuli emporet/ hierdurch ¢eine An¢chlage in Siebenburgen verhindert/ und biß nach Scutari ¢ein Kriegs-Heer angefuhret/ hernach aber durch den 657 2.] 1. BCDA Hs. 660 Ha¢¢an] Ha¢tan BCD Ha¢¢an A Has¢an Hs. 639 645 646 648 651 653 654 655 657 658 660
cap.] c. CD hatte] hatten C Schapme¢tahis] Schopmeßahis Hs. herruhre.] herruhre; ja eines ieden Men¢chen Gluck und Ungluck auf Gottes Stirne, die ¢ie Nar¢ip, oder Tactir, und ein Buch des Himmels heißen, ge¢chrieben ¢ey. Hs. 2.] fehlt D gantzen] gantz Hs. des Schapme¢tahis] der Chapme¢ahis Hs. un¢ern] un¢eren Hs. warhafftigen] warhaften Hs. livr.] liv. Hs. pag.] p. Hs. pag.] p. Hs. Tode] Tode ¢ich Hs.
Anmerckungen zu I
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V. 531. 533. Das Ketzers Kadaris. Und der Schapme¢tahis] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 2, chap. 8 (S. 400–405). – Ebd., chap. 11, S. 437 f.; chap. 12, S. 453 f. V. 541. Alepo ¢teht hierumb in gro¢¢erer Gefahr] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 3, chap. 6, S. 639 ff.
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Ba¢¢a zu Bagadet Mortaza ¢ein Leben eingebu¢¢et habe/ be¢chreibt Ricaut. livr. 3. chap. 6. pag. 639. ¢eqq. V. 542. Als da noch Aba¢¢a:) Die¢er auffruhri¢che Ba¢¢a machte im Jahr 1624. und folgendes/ unter dem Schein: daß ihm der Prophet Mahumed er¢chienen wa! b4r"re/ und ihm des Sultan Oßmanns Tod zu rachen anbefohlen hatte/ dem Turcki¢chen Reiche gro¢¢e Handel/ und wutete grau¢am wider die Janit¢charen/ biß er ¢ich endlich mit dem Amurath IV. auߢohnte/ und zum Captàn und Haupte Boßniens gemacht ward. Bi¢acc. im Amurat. p. 359. ¢eqq. p. 383. 384. V. 543. Die ¢chlauen Dru¢en ¢tecken in Sidons Holen noch.) Die¢es ¢ind die uberbliebenen Chri¢ten in Syrien. Wiewohl das Wider¢piel/ und daß fur dem zer¢torten Chri¢tlichen Reiche zu Jeru¢alem unter dem Guido Lu¢ignan da¢elb¢t die Dru¢en oder Tru¢ken gewe¢en/ Horn. Arc. Noæ p. 274. behauptet; wie mit denen ¢ich Fur¢t Fakardin in die Holen gezogen/ endlich aber auff gewi¢¢e Bedingung ¢ich den Turcken ergeben/ be¢chreibt Bi¢acc. p. 420. 421. V. 548. Weil nun auch Steinen Schweiß will außgepre¢¢et werden/ wie vom Abdulmelick:) Die¢er Saraceni¢che Fur¢t/ zu Zeiten Con¢tantini Pogonati, i¢t wegen Geitzes der Schweiß der Steine genennet worden. Elmacin. Hi¢tor. Saracen. l. 1. c. !12 ". V. 549. 550. Albanien/ das noch nicht allerdings gebeugt:) Die Albani¢chen Geburge ¢ind ¢o ¢chwer zu er¢teigen: daß die Turcken noch zur Zeit ihre Einwohner noch nicht gar uberwaltigen konnen. Ricaut. livr. 1. cap. 4. p. 83. V. 572. 573. Als von Sili¢trien dem Ba¢¢en anvertrauet der Zug auf A¢ac ward:) Wie Jbrahim durch die¢en Ba¢¢a im 1641. Jahre die¢e an der Meoti¢chen Pfutze gelegene und von den Co¢acken ritterlich be¢chirmte Fe¢tung ¢o ungluck¢elig belagert; al¢o: daß dafur 7000. Janit¢charen/ 7000. Tartern und 3000. Spahi/ und ¢on¢t viel Walachen und Moldauer/ zu¢ammen uber 20 000. Mann ¢itzen blieben/ und der Ba¢¢a ¢ich nicht ein¢t in Con¢tantinopel zu kehren/ getrauet; be¢chrei-
683 Elmacin.] Elmazin. BC Elmacin. DA 664 665 674 683 687
! 12 " ] 8 BCDA
eingebu¢¢et] eingebißt Hs. livr. 3. chap.] l. 3. c. A pag.] p. D Hs. uberbliebenen] uberblienen D c.] cap. CD livr.] l. A liv. Hs. cap.] c. A chap. Hs.
Anmerckungen zu I
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V. 542. Als da noch Aba¢¢a] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 359 ff. u. 383 f. V. 543. Die ¢chlauen Dru¢en ¢tecken in Sidons Holen noch] G. Hornius, Arca Noae (Leiden, Rotterdam 1666), S. 274. – M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 420 f. V. 548. Weil nun auch Steinen Schweiß will außgepre¢¢et werden/ wie vom Abdulmelick] G. Elmacinus, Historia Saracenica (Leiden 1625), lib. 1, cap. 12, S. 67. V. 549. 550. Albanien/ das noch nicht allerdings gebeugt] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 4, S. 83. V. 572. 573. Als von Sili¢trien dem Ba¢¢en anvertrauet der Zug auf A¢ac ward] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 487 f. – Ebd., S. 491 f.
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bet Bi¢acc. im Ibrahim pag. 487. 488. Als aber das folgende Jahr ein ander Ba¢¢a ¢ich mit einem gro¢¢ern Krieges-|Heere wider A¢ac ru¢tete/ die Co¢acken aber vergebens bey Moscau Hulffe ¢uchten/ der GroßHertzog auch den Frie!b4v"den mit dem Turcken nicht brechen wolte/ ob ¢chon die Co¢acken ihm die¢e Fe¢tung in ¢eine Hande zu liefern gedachten/ plunderten und a¢cherten ¢ie ¢elb¢t die Stadt ein/ welche aber von den Turcken alsbald wieder be¢etzt und befe¢tigt ward. Bi¢acc. p. 491. 492. V. 577. Denn als der Lowen Muth des Murat Ba¢¢en.) Als im 1627. Jahre Sultan Amurath durch ¢einen Groß-Vi¢ier Afis Mehemed die Stadt Babylon oder Baghdad belagerte/ kam der Ba¢¢a von Alepo Murat durch Sturm ¢chon in die Stadt. Der Groß-Vi¢ier aber ließ auß Scheel¢ucht: daß die¢er nicht den Ruhm der Eroberung haben mochte/ vom Sturme abbla¢en/ vorwendende: es ¢ey ¢eines Kay¢ers Befehl/ die Stadt nicht zu verderben; ja er ließ hernach die¢em Ba¢¢a den Kopff/ mit Be¢chuldigung: Er habe ¢ich ¢elb¢t zum Vi¢ier machen wollen/ ab¢chlagen. Bi¢acc. im Amurat. pag. 378. 379. V. 582. Biß Amurath ¢elb¢t kam.) Amurath belagerte den 9. Novembr. Baghdad/ und eroberte ¢ie den 22. Decembr. im 1638. Jahre durch Sturm/ in welchem er ¢elb¢t die Soldaten biß an Graben anfuhrete/ der Groß-| Vi¢ier Mehemet und der Janit¢charen Aga ¢elb¢t blieben dafur todt. Bi¢acc. 469. 470. V. 583. Wir wolln in Creta ¢elb¢t die grune Fahn auf¢tecken.) Die grunen Fahnen werden vom Turcken fur ein be¢onder Heiligthum gehalten/ und in wichtig¢ten Feldzugen gebraucht/ als welche noch von ihrem Propheten Mahumet herkommen ¢ollen. Derogleichen haben die Chri¢ten in Ungern im 1594. Jahre dem Simon Ba¢¢a mit der Turcken hoch¢ter Verbitterung abgenommen. Vita Mahometi III. præmi¢¢a Vitis Bi¢acc. p. 99. Die¢e Fahne des Mahumets wird mit gro¢¢em Aberglauben getragen/ ¢iehet gantz anders auß als andere/ und wie eine zu721 Ba¢¢a] Bi¢¢a BCA Ba¢¢a D 695 698 704 711 718 721 722
pag.] p. A dem] den D Afis] A¢is D pag.] p. A Heiligthum] Heyligthumb A Simon] Sinan D Vitis] Viris D
Anmerckungen zu I
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V. 577. Denn als der Lowen Muth des Murat Ba¢¢en] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 378 f. V. 582. Biß Amurath ¢elb¢t kam] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 469 f. V. 583. Wir wolln in Creta ¢elb¢t die grune Fahn auf¢tecken] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 99. – P. DellaValle, Viaggi (Bolo-
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ge¢pitzte Seule mit allerhand Zierrahten. P. della Valle nella lett. 6. da Con¢tantin. §. 2. p. 186. Ja auf der Spitze die¢er Seule und Stange ¢oll ein ¢ilbern Hertze ¢eyn/ in welchem die Haare vom Barthe Mahumeds aufgehoben werden. Della Valle §. 4. p. 108. Sie nennen ¢ie eine ! b5r" himmli¢che Fahne/ weil ¢ie der Engel Gabriel dem Mahumed zum Zeichen ¢eines unfehlbaren Sieges wider die Chri¢ten gebracht haben ¢oll. Welch Aberglaube auch ¢o gar die Kinder/ und die auf der Grube gehenden Turcken/ ja die Weiber veranla¢¢et/ fur die Be¢chutzung einer ¢o heiligen Sache zu ¢terben. M. Ricaut. l. 1. c. 4. pag. 77. 78. Jn die¢er Fahne ¢teht ge¢chrieben: Na¢rum min Allah, oder/ die Hulffe i¢t von GOtt. Die¢e war fur Zeiten der Sultane bewehrte¢tes Mittel ieden Auffruhr damit zu ¢tillen. Ma¢¢en/ wenn die Mollahs rufften: Dis i¢t des Propheten Fahn/ alle die ihm treu und gehor¢am ¢ind/ mu¢¢en die¢em zu Fu¢¢e fallen. Die aber nicht kommen/ ¢ind als unglaubige zu todten; iederman zu bodem fiel. Nach der Zeit aber i¢t die¢e Andacht und Ehrerbietigkeit erkaltet/ und die¢e Fahn verachtet/ auch im 1658. Jahre vom Has¢an-Ba¢¢a die¢er der Rucken gekehrt worden. Tavernier. c. 15. p. 223. 224. V. 585. Fur un¢er Burg das Haar von Pferden ¢tecken auß:) Wenn der Turcki¢che Kay¢er ¢elb¢t zu Felde ziehen will/ ¢o ¢tecken ¢ie einen Pu¢ch Haare/ welches ein Pferde Schwantz ¢eyn ¢oll/ auff; wie diß ge¢chehen/ als Oßmann wider Pohlen zog. Bi¢acc. im O¢mann. pag. 301. Als Jbrahim wider Malta im Jahr 1645. den Krieg erofnete/ und hernach Candien anfiel/ wiewohl Jbrahim ¢elb¢t nicht mit zu Felde zog. Bi¢acc. im Ibrahim. p. 503. San¢ouin. fol. 101. am Ende cap. 48. meldet: daß/ wenn der Sultan ¢elb¢t zu Felde zeucht/ ¢ieben Fahnen mitgenommen werden/ an welchen ¢tatt des Zeuges/ eine weiße Sache/ wie ein Pferde-Schwantz/ angemachet i¢t; welches aber von
728 Della] De la BCDA 735 Sultane] Sultane/ BCD 743 auß:)] auß:] B auß:) CA aus.) D 726 Con¢tantin.] Con¢tant. CD 733 pag.] p. A 734–742 Jn die¢er … p. 223. 234.] fehlt A 739 bodem] Boden D 741 gekehrt] gekehret D 746 pag.] p. A
Anmerckungen zu I
255
gna 1677), Bd. 1: La Turchia, Lettera 6. da Costantinopoli, § 2, S. 153. – Ebd., § 4, S. 163. – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 4, S. 77 f. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 15, S. 218 f. V. 585. Fur un¢er Burg das Haar von Pferden ¢tecken auß] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 301. – Ebd., S. 503. – F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), cap. 48, Bl. 101v. – J. B. Tavernier,
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einem Fi¢che ¢eyn ¢oll; auff der Spitze der Stangen aber ¢ind Monden/ ¢ie brauchen aber Sieben Fahnen/ weil die Turcken die Welt in ¢ieben Theil theilen/ derer HErr ihr Sultan ware. Tavernier. im Serrail. pag. 8. Pietro della Valle nella lett. 6. da Con¢tantin. §. 2. p. 185. meldet in Be¢chreibung des Feld-Zuges im 1615. Jahre wider Per¢ien: daß ¢olcher drey Fahnen dem Groß-Vi¢ier Mahumed furgefuhret/ und daß die¢e Arth daher ruhrte/ weil einsmahls ein Soldat in einer ! b5v" Schlacht/ da die Fahne verlohren worden/ den Schweiff abgehauen/ und ¢elbten ¢tatt der Fahne auf eine Lantze ge¢teckt habe. Eben diß be¢tetigt Tavernier in ¢einem Serrail, pag. 7. zugleich meldende: Daß alle Vi¢ier drey Fahnen mit daran hangenden Pferde-Schwantzen fuhrten/ welche ¢ie nach ihrem belieben/ nur aber nicht grun/ farben lie¢¢en; wiewol die Stange der Fahnen grun ¢eyn mochte. Alle andere Ba¢¢en fuhren nur zwey Fahnen/ aber ohne Pferde-Schwantze. Andere wollen diß fur eine Ge¢chicht der Romer halten/ und daß die¢es die Turcken nur nachthun. V. Horn. Arc. Noæ. p. 470. V. 620. Wird man im Himmel doch nur ¢olche Kinder finden:) San¢ovin. fol. 34. pr. meldet: daß die Mahumeti¢ten im kunfftigen Leben/ ihrem Glauben nach/ Frauen von 15. oder 20. Jahren zu ihrer Lu¢t haben wurden/ welche niemals alter/ auch alle Tage Jungfrauen ¢eyn wurden/ die¢e nennen ¢ie URI, oder glantzende Frauen. Die Manner wurden gleichfalls immer im 30. Jahre bleiben/ und von einem Angel¢terne zum andern ¢ehen konnen. Noch mehr erzehlt hiervon Bellon. l. 3. c. 9. p. 417. v. Horn. Arc. Noæ. p. 466. V. 635. Nim diß ge¢tuckte Tuch als un¢er Liebe Zeichen:) Wenn der Turcki¢che Kay¢er ins Seraglio kommt/ werden alle ¢eine Weiber (al¢o hei¢¢et er alle ¢eine Bey¢chlafferinnen. Busbeqv. Epi¢t. 2. p. 144.) in 777 635.] 535. BCDA Hs. 754–756 ¢ie brauchen … pag. 8.] fehlt A 756 8. … p.] fehlt CD 758 Groß-Vi¢ier] Groß-Ve¢ier CD 761 ¢elbten] ¢elben D 761–766 Eben diß … Pferde-Schwantze] fehlt A 762 pag.] p. CD 772 welche] welche auch A 774 gleichfalls] auch A 777 ge¢tuckte] ge¢tickte D 778 kommt] kommt Hs. 779 Busbeqv.] Bu¢bequius Hs.
Anmerckungen zu I
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Nouvelle relation (Amsterdam 1678), S. 7. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 1: La Turchia, Lettera 6. da Costantinopoli, § 2, S. 152 f. – Tavernier, a.a.O., S. 6. – Die Angabe zu Hornius, Arca Noae, ist obskur. Auf der angegebenen Seite 470 der sonst stets benutzten Ausgabe von 1666 findet sich hierzu nichts; eine andere einschlägige Stelle war nicht zu ermitteln. V. 620. Wird man im Himmel doch nur ¢olche Kinder finden] F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), Bl. 34r. – P. Bellonius, Observationes (Antwerpen 1589), lib. 3, cap. 9, S. 417. – Die Angabe zu Hornius, Arca Noae, ist obskur. Auf der angegebenen Seite 466 der sonst stets benutzten Ausgabe von 1666 findet sich hierzu nichts; eine andere einschlägige Stelle war nicht zu ermitteln. V. 635. Nim diß ge¢tuckte Tuch als un¢er Liebe Zeichen] A. G. Busbequius, Epistolae (Hanau 1629), Epist. 2, S. 91. – F. Sansovino, Histo-
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Ordnung ge¢tellet/ welche ihm nun gefallt/ der legt er ein Tuch auf die Ach¢el. Die¢e muß hernach kommen/ ihm das Tuch wiederbringen/ und ihm bey¢chlaffen. San¢ov. f. 49. pag. 1. in fin. wie die derge¢talt Begluckte ¢olch Tuch gleich¢am fur Freuden entzuckt und fur dem Sultan auf die Knie fallende empfange/ ¢olch Liebes Pfand tau¢endmal ku¢¢e; wie das ander Frauenzimmer ¢ie hieruber ¢elig prei¢e/ ¢ie wa¢che/ bade/ einbal¢ame/ mit dem ko¢tlich¢ten Schmucke ziere/ und mit unzehlbaren Freuden-Gethone in des Sultans Schlaffgemach begleite/ ein Ver¢chnittener ¢ie an der Thur bewillkomme/ ¢ie aber auf dem Bodeme ins Bette krieche; hernach ¢ie in die Hande der Kadan Kahia oder Hoffmei¢terin wieder geliefert/ gebadet/ ihr ein an!b6 r" ¢tandiges Gemach eingeraumet/ und der Tittel Hunkiar A¢aKi¢i oder des Sultans Bey¢chlafferin gegeben/ wenn ¢ie aber ¢o gluck¢elig i¢t/ einen Sohn zu gebahren/ ¢ie Ha¢aki Sultana genennet/ und mit einer guldenen Krone ge¢chmucket werde/ be¢chreibet umb¢tandlich Ricaut. livr. 1. chapitr. 9. p. 129. 130. V. 659. 660. Das Verhangnuß mich hat untern Krebs des Mohnden Hauß gethan:) Die Stern¢eher ¢etzen die Stadt Con¢tantinopel unter den Krebs. Jm Kreb¢e aber lauffet die Sonne zurucke/ al¢o: daß die Lange des Tages bey uns abnimmet. V. 663. Und Oßmanns blutig Monde:) Der Turcken einiges Zeichen i¢t der Monde/ welches ¢ie auff ihre Kirchen/ Thurne/ Schiffe/ Fahnen/ 790 ihr] ihr/ BCA ihr D 796 659. 660.] 663. 664. BCDA Hs. 800 663.] 666. BCDA Hs. Monde:)] Monde:] B Monde/) C Mohnde:) A Monde.) D Mohnde.) Hs. 782 785 786 787 788 790 791 794 795 796 798 799 800 801
San¢ov. f.] San¢ovin. fol. Hs. pag.] p. AD Hs. derge¢talt] deroge¢talt Hs. ander] andere A Hs. ko¢tlich¢ten] ko¢tlichen D unzehlbaren] unzehlbarem Hs. Thur] Thure Hs. Hoffmei¢terin] Hofmei¢terin ihn D ein] ein ihr A Hs. und] und ihr A be¢chreibet] be¢chreibt Hs. chapitr.] chap. Hs. p.] pag. D Verhangnuß] Verhangniß D lauffet] lauffet Hs. abnimmet] abnimmt Hs. einiges] einig CD Thurne] Thurme D Hs.
Anmerckungen zu I
259
ria universale (Venedig 1654), Bl. 49r unten. – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 9, S. 129 f. V. 663. Und Oßmanns blutig Monde] F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), cap. 48, Bl. 101 v.
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und andere Orthe zu ¢etzen pflegen. Die¢en aber ¢ollen ¢ie er¢t nach Eroberung Boßniens gebraucht haben/ als de¢¢en Konige vorhin ¢chon den Monden und einen Stern zum Wapen gefuhret. San¢ovin. c. 48. fol. 101. circ. fin.
Zur Andern Abhandlung.
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V. 1. 2. 3. GOtt der du ¢ieben Meer/ der ¢ieben Himmel La¢t.) Die¢e Zueignungen der Gottlichen Maje¢tat/ wie ¢ie der Engel Gabriel dem Mahumed offenbaret haben ¢olle/ neb¢t andern Aberglaubi¢chen Thorheiten erzehlet San¢ovin. fol. 11. Petr. Bellon. lib. 3. cap. 7. Son¢t i¢t den Turcken nachzuruhmen: daß auch die furnehm¢ten/ ja der Sultan ¢elb¢t im Baden/ im funffachen bethen alle Tage/ im Fa¢ten/ im Allmo¢en geben/ und in Walfahrten/ (als/ in welchen funff Stucken ihr gantzer Gottesdien¢t be¢teht) uber aus genauen Fleiß anwenden/ und ¢ich davon nichts abwendig machen la¢¢en. Jm bethen brauchen ¢ie die Hand zu nichts anderm/ ja Feind und Feuer machet ¢ie darinnen nicht irre. Tavernier. c. 16. p. 227. 228. 231. V. 8. Der Erde Staub zu ku¢¢en:) Welcher Ge¢talt die Turcken gegen Mittage außge¢chuhet/ gebadet/ gegen !b6v" GOtt mit Ku¢¢ung der Erde oder Teppichte ihr Gebete verrichten/ erzehlet Theodoro Spandugino fol. 125. pag. 2. Wenn ¢ie aber in Wa¢¢er-mangelnden Orten rei¢en/ hat Mahumed ihnen ver¢tattet/ Haupt/ Hande und Fu¢¢e/ an ¢tatt des Wa¢¢ers mit Staube der Erden zu be¢prengen. Bellon. l. 3. c. 31. p. 459. Die gro¢¢e Reinligkeit der Turcken/ noch mehr aber der Per¢en/ welche keinen un¢aubern Men¢chen in ihr Hauß la¢¢en umb von ihrer Anruhrung nicht unrein zu werden/ ja beym Regenwetter nicht außer gro¢¢er Noth außgehen/ be¢chreibet neb¢t denen Badern im Seraglio Tavernier. c. 7.
810 Petr.] Perr. BA Petr. CD 818 ku¢¢en:)] ku¢¢en:] B ku¢¢en:) CA ku¢¢en.) D 802 er¢t] allerer¢t Hs. 804 c.] cap. CD 810–817 Son¢t … p. 227.228.231.] fehlt A 814 be¢teht] be¢tehet D 816 anderm] anders D 821 pag.] p. A 824–828 Die gro¢¢e … c. 7.] fehlt A
Anmerckungen zu II
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Zur Andern Abhandlung. V. 1. 2. 3. GOtt der du ¢ieben Meer/ der ¢ieben Himmel La¢t] F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), Bl. 12. – P. Bellonius, Observationes (Antwerpen 1589), lib. 3, cap. 7 (S. 411–415). – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 16, S. 222 f. u. 225 f. V. 8. Der Erde Staub zu ku¢¢en] Th. Spanduginos, De’ costumi de’ Turchi (Venedig 1654), Bl. 125v. – P. Bellonius, Observationes (Antwerpen 1589), lib. 3, cap. 31, S. 459. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 7 (S. 113–125).
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V. 13. Daß ich biß in den Hals im Flu¢¢e bu¢¢en will.) Die Turcki¢chen Pilgramme nach Mecha pflegen ¢ich vorhero/ ehe ¢ie des Mahumeds Grab be¢uchen/ auf dem Berge Arcfatagi gantz nackend zu entkleiden/ hernach ¢ich biß in den Hals in dem nahen Flu¢¢e einzutauchen/ vorgebende: daß Adam da¢elb¢t auch eben ¢olche Bu¢¢e gethan/ als ihm hernach GOtt Vergebung ertheilet habe. San¢ovin. fol. 30. pag. 2. Ma¢¢en ¢ie denn auch ¢on¢t ¢ich durchs baden in gemein von Sunden zu reinigen vermeynen. Bellonius lib. 2. c. 71. p. 316. & lib. 3. cap. 16. p. 434. Gleicher Ge¢talt pflegen auch die Benianen in Jndien/ wenn ¢ie beten wollen/ ¢ich zu baden. Pietro della Valle lett. 3. da Spahàn. n. 3. p. 114. und die Per¢ianer meynen/ mit vierfacher Wa¢¢er-Be¢prutzung alle Sunden abzuwa¢chen. Pietro della Valle lett. 3. da Spahàn. n. 16. pag. 164. Von einem Volcke in America erzehlet Hornius in Arca Noæ. p. 530. daß ¢elbte ihr Ychuiri ¢o lange mit einem Stein auf den Rucken ¢chlage/ biß ¢ie ihre Sunden bekennen/ hernach treten ¢ie in ein FlußWa¢¢er/ und beten: Lieber Fluß/ nimm meine Sunden mit ins Meer: daß ¢ie nicht mehr er¢cheinen; endlich werden ¢ie von einem Pucklichten mit Ne¢¢eln gepeit¢cht. V. 16. Walfahrtende zu zihn nach Mecha/ zu dem Grabe.) Weil Mecha der Orth ¢ein ¢oll/ wo Gott dem Abraham ein Haus zu bauen befohlen/ wo Mahumed gebohren/ wo er den Alcoran vom Himmel empfangen zu haben getichtet/ ¢o i¢t die Walfahrt dahin/ und nach !b7r" Medina zu ¢einem Grabe/ wie wol dis letztere nicht ¢o gar nothig i¢t/ der Mahumedaner gro¢¢er Gottesdien¢t/ al¢o daß derer jahrlich zum wenig¢ten ¢iebenzig tau¢end dahin kommen. Ja ¢ie glauben/ wenn ihrer ungefahr weniger da¢elb¢t ¢ich einfinden ¢olten/ wurden die Engel vom Himmel in men¢chlicher Ge¢talt er¢cheinen/ und den Abgang die¢er Zahl er¢atzen. Der Turcki¢che Sultan verwendet alle Jahr von ¢einen zwolff Millionen Pfunden des Egypti¢chen Einkommens den vierdten Theil zu die¢er Walfahrt. Welch Geld der Vi¢ier theils fur
847 Walfahrtende] Walfahrdente BC Walfahrtende D 836 cap.] c. A 837 p.] pag. CD Benianen] Banianen D 841 pag.] p. A 842 ¢elbte] ¢elbe D 847–877 Diese Anm. fehlt A 850 getichtet] gedichtet CD
Grabe.)] Grabe.] B Grabe.) CD
Anmerckungen zu II
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V. 13. Daß ich biß in den Hals im Flu¢¢e bu¢¢en wil] F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), Bl. 30 v. – P. Bellonius, Observationes (Antwerpen 1589), lib. 2, cap. 71, S. 316; lib. 3, cap. 16, S. 434. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 3. da Spahàn, § 3, S. 95. – Ebd., § 16, S. 137. – G. Hornius, Arca Noae (Leiden, Rotterdam 1666), S. 529 f. V. 16. Walfahrtende zu zihn nach Mecha/ zu dem Grabe] J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 12 (S. 174–181); chap. 20, S. 266 f.
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ko¢tliche Tapezereyen und ein ko¢tbar Zelt/ (die des Mahumeds Grab damit zu ¢chmucken dem Chek/ welchen alle Secten der Mahumedi¢ten fur ihren Ober¢ten Prie¢ter erkennen/ ge¢chickt werden) außgibt/ theils fur den Unterhalt der dahin gehenden Caravana/ von welcher ihr Fuhrer der Caravan-bachi ihm iedesmal uber zweyhundert tau¢end Reichsthaler Gewien zuzeucht/ und zu Be¢chenckung der Prie¢ter und anderer Diener des Gottes-Dien¢tes zu Mecha verwenden laßt. Gleicher Ge¢talt ¢chickt der gro¢¢e Mogol alle Jahr einen ko¢tbaren Teppicht zu Bedeckung des Grabes/ und ein herrliches Zelt fur den Check/ welcher ¢iebzehn Tage mit unaufhorlicher Andacht in der Mo¢chee zu Mecha zubringt; Son¢t aber aus theuerer Verkauffung der Lebens-Mittel an die Walfahrtenden/ und durch Ver¢chickung etlicher Stucke von denen alten Zelten an Mahumedani¢che Fur¢ten gro¢¢e Schatze ¢ammlet/ weil ¢ie ihm die¢e ¢chlechten Heyligthumer theuer bezahlen mu¢¢en. Tavernier in ¢einem Serrail. cap. 12. und im cap. 20. erzehlet er: Daß der gro¢¢e Mogol zu ¢einer Zeit wegen wieder erlangter Ge¢undheit einen auff vier Tonnen Goldes Reichsthaler ge¢chatzten Alcoran/ der mitten im Bande einen hundert und drey Karat wiegenden Demant gehabt/ nach Mecha ge¢chickt habe. V. 17. 18. 19. Deines Sarchs hochheilgen Marmel¢tein.) Die Turcken dichten: daß Adam auf Gottes Befehl das Grab Mahumeds zu Trotz des Teufels gebauet/ und darauff einen Marmel¢tein gefunden habe/ welcher ¢ich von ¢ich ¢elb¢t zu ¢olchem Grabe verfuget. Die!b7v"¢en ruhren mit den Augen an und ku¢¢en die Mahumedi¢chen Pilgramme/ vorgebende: daß er auf den Jung¢ten Tag der Steig in Himmel ¢eyn wurde/ auch ein anfangs dem Adam und Eva zugegebener Engel gewe¢t ware; welcher ¢ich nach ihrer Verbrechung in einen Stein verwandelt hatte. San¢ovin. fol. 31. p. 2.
859 Tapezereyen] Tapereyen B Tapezereyen CD 862 Caravana] Camana BC Caravana D 868 Check] Eheck BC Chek D 863 868 869 872 873 878
Caravan-bachi] Catavan-bachi D ¢iebzehn] ¢iebenzehn D theuerer] theurer D ¢chlechten] ¢chlechte D cap.] c. CD Sarchs] Sargs D hochheilgen] hochheiligen CD
Anmerckungen zu II
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V. 17. 18. 19. Deines Sarchs hochheilgen Marmel¢tein] F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), Bl. 31v.
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V. 20. Allmo¢en Opffer.) Der Turcken Opffer werden nicht verbrennet/ ¢ondern ¢ie geben von einem ge¢chlachteten Thiere das Fell/ den Kopff/ die Fu¢¢e/ und das vierdte Theil des Flei¢ches dem Prie¢ter/ das ander Theil den Armen/ das dritte den Nachbarn. San¢ovin. fol. 71. p. 1. Furnemlich aber ¢chlachten ¢ie in ihren O¢tern oder Bairan viel Wieder zum Opffer/ glaubende: daß ¢olche Wieder alle am Jung¢ten Tage ins Paradiß kommen/ und fur die Opffernden beten wurden. Bellon. l. 3. cap. 6. pag. 409. An ¢tatt der Wieder oder Lammer ¢chlachten die Per¢ianer an ihren O¢tern mit vielen Ceremonien ein Cameel/ weil ¢ie glauben: daß Abraham an ¢tatt ¢eines Sohnes J¢mael/ (denn die¢en/ nicht den ! J¢aac" hatte er opffern wollen/) ein Cameel geopffert habe. Pietr. della Valle nell. lett. 3. da Spahàn. n. 22. p. 183–188. Furnehmlich aber ¢ind die Opffer der nach Medina Walfahrtenden Pilgrame bey der Arabi¢chen Berg-Stadt Gebel-Araffe beruhmt; wo Adam funffhundert Jahr nach der Schopffung ¢eine Eva wieder gefunden haben ¢oll. Jeder vermogender Pilgram muß da¢elb¢t einen Wieder kauffen und unter die Armen vertheilen. Fur ¢ich darff er davon mehr nicht/ als zum hoch¢ten/ zwey Pfund behalten. Wer hierwieder ¢undigt/ darff ¢ein lebtage nicht mehr das Haupt bescheren/ noch die Nagel ab¢chneiden. Von ¢olchen Opffern werden zu Medina alle zu Lande ankommende Pilgrame ¢iebzehn Tage/ die uber Meer anlendenden aber/ ¢o lange ¢ie es begehren/ und ¢o gar ihr lebtage unterhalten. Tavernier. cap. 20. pag. 276. 277. Son¢t halten die Mahumedi¢ten fur gro¢¢e Sunde die Nagel mit einer Schare ab¢chneiden/ brauchen al¢o eine gewi¢¢e Zange dazu? Tavernier. cap. 7. pag. 119. Die Kamele aber fur heilige Thiere. Dahero !b8r" Mahumed auch verbothen ¢ie mit Weine zu beladen. Tavernier im er¢ten theile ¢einer Rei¢en. pag. 120. V. 22. Da auch Gabriel das Sonnen-helle Licht des Monden.) Mahumet hat gedichtet: GOtt habe Sonn und Monden in gleichem Glantze ge¢chaffen/ der Engel Gabriel aber habe hernach mit einem Flugel an 897 ! J¢aac" ] Jacob BCA J¢aak D 898 22.] 27. BCDA 892 Wieder (beide)] Widder ACD 894 pag.] p. A Wieder] Widder ACD 898 3.] 2. D 899–914 Furnehmlich … pag. 120.] fehlt A 903 Wieder] Widder CD
Anmerckungen zu II
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V. 20. Allmo¢en Opffer] F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), Bl. 70 v-71 r. – P. Bellonius, Observationes (Antwerpen 1589), lib. 3, cap. 6, S. 409 f. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 3. da Spahàn, § 22, S. 152–156. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 20, S. 270 f. – Ebd., chap. 7, S. 116. – J. B. Tavernier, Les six voyages (Paris 1679), Tl. 1, S. 120 f. V. 22. Da auch Gabriel das Sonnen-helle Licht des Monden] F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), Bl. 12r.
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den Monden ange¢trichen/ und ¢elbten auf einer Seite verfin¢tert. San¢ovin. fol. 12. p. 1. V. 54. 55. 56. 57. 58. Den Sultan Oßman.) Die Turcken halten ¢o viel von Traumen: daß ¢ie auch wachende ihnen glauben. Einen Monat fur ¢einem Falle traumete dem Sultan Oßmann: daß er auff einen Kamel nach Mecha rei¢ete/ die¢es Thier aber fluge ihm unterm Leibe weg: daß ihm der leere Zaum in Handen blieb. Die¢er Traum ward ihm derge¢talt außgeleget: Das Kamel ware ¢ein Reich/ welches ihn abwerffen/ und ein ander Kay¢er fur ihn erwehlet werden wurde. Bi¢acc. im Mu¢tafa p. 346. 347. V. 60. Des Gluckes Bley-Fuß kommt wie das Thier Ha gegangen.) Perillo leggiero. Wie die¢es lang¢ame Thier in den Ka¢ten Noæ kommen/ be¢ihe Hornium Arc. Noæ p. 22. 23. V. 72. Jn Tenos will ein Brunn nicht Safft auß Reben fa¢¢en.) Athenæus ¢chreibet: daß auf der Jn¢el Tenos oder Hydru¢a ein Brunn ¢ey/ de¢¢en Wa¢¢er ¢ich mit dem Weine nicht mi¢chen la¢¢e. V. 93. 94. Darinnen weder wol noch ubel uns wird ¢eyn.) Die Turcken halten dafur: daß kein Weib ins Paradiß kommen werde/ ¢ondern/ die wohl gelebet/ wurden in einem Ort/ wo ihnen weder wohl noch ubel ware/ die Bo¢en aber ins holli¢che Feuer kommen. Spandugino fol. 127. p. 1. Wiewohl Ricaut. livr. 2. chap. 21. p. 527. meldet/ daß die Turcki¢chen Weiber wegen ihrer bo¢en Thaten im andern Leben keine Be¢traffung furchteten/ und daher in der Wollu¢t ihre gantze Vergnugung ¢uchten. Deßwegen denn auch bey den Turcken die Weiber ¢o verachtet: daß ¢ie nicht ein¢t bey ordentlichem Gottesdien¢te in den Kirchen/ ¢ondern nur fur den Thuren liegen und !b8v" beten/ in andern Stunden aber wohl in ¢elbte gehen durffen. Pietro della Valle p. 1. nell. lett. 2. da Con¢tantin. p. 39. de¢¢en Ur¢ache hat Mahumed gegeben: weil ¢ie unbe¢chnitten waren. Bellon. l. 3. c. 16. p. 432. dahero
920 928 938 946
Den] Denn BCD Den A gegangen.)] gegangen.] B gegangen) C gegangen.) DA 527.] 27. BCD 527. A 432.] 4322. BCDA
918 922 926 935 944
¢elbten] ¢elben D einen] einem D ihn] ihm A dafur] darfur A ¢elbte] ¢elbe D
Anmerckungen zu II
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V. 54. 55. 56. 57. 58. Den Sultan Oßman] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 346 f. V. 60. Des Gluckes Bley-Fuß kommt wie das Thier Ha gegangen] Perillo leggiero = Italienische Form des spanischen ‚perillo ligero‘: im 17. Jh. in Europa verbreiteter Name für das gemeine Faultier (Bradypus tridactylus); s. Ersch/Gruber, Section 3, Tl. 17 (1842), S. 27 s.v. – G. Hornius, Arca Noae (Leiden, Rotterdam 1666), S. 22 f. V. 72. Jn Tenos will ein Brunn nicht Safft auß Reben fa¢¢en] Athenaeus, Deipnosophistae 2,43c. V. 93. 94. Darinnen weder wol noch ubel uns wird ¢eyn] Th. Spanduginos, De’ costumi de’ Turchi (Venedig 1654), Bl. 127r. – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 2, chap. 21, S. 527. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 1: La Turchia, Lettera 2. da Costantinopoli, § 2, S. 32. – P. Bellonius, Observationes (Antwerpen 1589), lib. 3, cap. 16, S. 432. – Ebd., cap. 28, S. 451. –
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auch die Be¢chneidung der Turcken nicht in ! den" Meßkiten ge¢chehen kan. Bellon. l. 3. c. 28. p. 451. bey den Per¢iern aber werden die Weiber auch be¢chnitten/ und durffen dahero in ihre Kirchen gehen. Ja auch die Aby¢¢iner/ welche doch Chri¢ten ¢ind/ be¢chneiden den Magdchen die Hymenæa. Bellon. d. l. 3. c. 28. p. 452. Claude Duret Tre¢or des Langues. chap. 51. p. 575. Be¢iehe auch Pietro della Valle lett. 5. da Spahan. n. 24. p. 590. 591. Nichts de¢to weniger pflegen die Per¢ianer auch das Frauenzimmer Haram, das i¢t/ Verfluchung/ zu nennen/ weil ¢ie den Mannern zu ¢undigen die gro¢te Ur¢ache waren. Pietr. della Valle nell. lett. 3. da Spahàn. n. 16. p. 163. 164. V. 97. Nach der Calender Arth.) Ob wohl die Turcken ins gemein die Monche und Nonnen/ daß ¢ie nicht heyrathen/ verlachen/ auch die Wider¢trebung dem Ge¢etze: Wach¢et und mehret euch/ fur einen gro¢¢en Jrrthumb halten/ und dahero ¢o viel Weiber/ als ihnen beliebet/ nehmen; Spandug. d. l. ¢o hat es doch unter ihnen eine gewi¢¢e Secte der Calender. Die¢er Regel i¢t: Caedanormac, dil re¢in cu¢ciunce, alchachecciur. Wer in die¢en heiligen Orden treten will/ muß in der Jungfrau¢chafft leben. Die¢e tragen nur Pferdehaarne Kleider/ ¢ind auff dem Kopffe kahl/ haben an den Ohren/ umb den Hals und Armen/ ei¢erne/ an der Vorhaut ¢ilberne Ringe. San¢ovin. fol. 28. p. 2. Phil. Lonicer tom. 1. lib. 2. part. 2. c. 11. Jhr Uhrheber i¢t gewe¢en Santon Kalenderi, ein Arabi¢cher Ein¢iedler/ der Tag und Nacht nach dem Schalle ¢einer Flote (ungeachtet ¢on¢t alle Mu¢ic beym Gottesdien¢te im Alcoran verboten i¢t) den Nahmen Gottes nennte. Seine Nachfolger aber ¢ollen unter dem Schein der Heiligkeit rechte Schuler des Epicurus ¢eyn/ und ihre Vergnugung in allerley Uppigkeit ¢uchen. M. Ricaut. livr. 2. chap. 17. !cr" V. 100. Daß ich mich nimmermehr zum Jbrahim darff legen.) P. Alvaro Semedo nella Cina berichtet auch p. 152. 153. 154. daß niemand von An¢ehn in dem Konigreiche China dem Konige gerne ¢eine Tochter
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!den"] die BCD den A 163.] 153. BCD 163. A Turcken] Turchen B Turcken CDA 152.] 151. BCDA
948 28. p. 451.] 8. p. 45. D 951 l.] l. l. D 956 lett.] fehlt D
Anmerckungen zu II
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Ebd., S. 452. – C. Duret, Thrésor de l’histoire des langues (Cologny 1613), chap. 51, S. 575. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 5. da Spahàn, § 24, S. 489 f.( ? ). – Ebd., Lettera 3. da Spahàn, § 16, S. 135 f. V. 97. Nach der Calender Arth] Th. Spanduginos, De’ costumi de’ Turchi (Venedig 1654), Bl. 127r. – F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), Bl. 28 v. – Ph. Lonicerus, Chronica Turcica (Frankfurt a. M. 1584), tom. 1, lib. 2, pars 2, cap. 11: De religione eorum, quos Calender vocant (S. 108 f.). – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 2, chap. 17 (S. 506–510). V. 100. Daß ich mich nimmermehr zum Jbrahim darff legen] A. Semedo, Relatione (Rom 1643), S. 152–154.
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verheyrathe; weil ¢elbte zu vorhero von zwey Frauen am gantzen Leibe mu¢¢en be¢ichtiget/ und ohne einigen Fleck befunden werden. Dahero die Koniginnen offtmals gemeiner Handwercker Tochter waren. V. 111. Die zwey fach nach dem Bruch im Paradiße bluhen.) Die Turcken glauben: GOtt werde den Außerwehlten da¢elb¢t ¢u¢¢e Aepffel zu e¢¢en geben: da an ¢tatt eines abgebrochenen zwey andere wach¢en wurden/ nach Arth des guldenen Zweyges beym Marone l. 6. Æneid. da¢elb¢t wurden ¢ie auch auß Cry¢tallen-hellen und Zukker-| ¢u¢¢en Bachen trincken; worvon ihnen Augen und Ver¢tand al¢o wurde ge¢charffet werden: daß ¢ie von einem Ende des Himmels biß zum andern wurden ¢ehen konnen. San¢ov. in fol. 33. in fin. V. 113. 114. 115. 472. 474. 476. 478. 479. 480. 481. 482. Daß ich fur Grimm und Tod nur Kinder kan gebehren.) Daß des Mufti Tochter auß die¢er Ur¢ache dem Jbrahim Lieb und Heyrath abge¢chlagen/ bezeuget Bi¢acc. im Ibrahim p. 517. 518. daß aber der zum Reich kommende alte¢te Bruder die andern ins gemein hinrichte/ i¢t auß hundert Exempeln bekand/ auß welcher Furcht denn Giangir des Suleiman Sohn ¢oll kranck worden und ge¢torben ¢eyn; als er ¢eines Brudern Mu¢tafa Tod gehoret. Busbequ. Epi¢t. 2. p. 145. und Pietr. della Valle nell. lett. 2. da’ Viaggi erzehlt p. 61. daß in des Sultan Murat Begrabnu¢¢e 17. ¢einer Sohne legen/ welche von ihrem alte¢ten Bruder ermordet/ und auff einen Tag mit dem Vater begraben worden. Die¢e Grau¢amkeit hat Bajazeth angefangen/ wiewohl ¢ie bey den letztern Kay¢ern etwas nachgela¢¢en. Ma¢¢en nach dem Achmet/ ¢ein Bruder Mu¢tafa, nach dem Amurath ¢ein Bruder Jbrahim zum Regiment kommen. Achmet aber gleichwohl/ der dem Mu¢tafa ge¢chworen hatte: Er wolte ihn nicht todten/ ¢etzte ihn in Kercker/ ja er hatte ihn auch erwurget/ ! cv" wenn er nicht theils durch ¢chreckliche Traume/ theils durch ihn uberfallende Ohnmacht der Hand/ als er auff ihn 982 glauben] glabuen B glauben CDA 989 472. 474. 476.] 473. 475. 477. _ BCA 475. 477. D 994 denn] den BC denn D den A 977 ¢elbte] ¢elbe D 987 ge¢charffet] ge¢charfft A 988 33.] 3. D 996 p.] pag. D 997–998 Begrabnu¢¢e] Begrabni¢¢e D
Anmerckungen zu II
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V. 111. Die zwey fach nach dem Bruch im Paradiße blühen] Vergil, Aeneis 6,136–138.183–211. – F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), Bl. 33v-34 r. V. 113. 114. 115. 472. 474. 476. 478. 479. 480. 481. 482. Daß ich fur Grimm und Tod nur Kinder kan gebehren] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 517 f. – A. G. Busbequius, Epistolae (Hanau 1629), Epist. 2, S. 92. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 1: La Turchia, Lettera 2. da Costantinopoli, § 5, S. 50 f. – Bisaccioni, a.a.O.,
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¢chon ein¢t den Bogen gezogen/ ware abgehalten worden. Darauff Mu¢tafa auch ein Dervis worden. Bi¢acc. im O¢man. p. 284. 285. des ietzigen Turcki¢chen Kay¢ers Mahumeds drey Bruder ¢ind auch noch lebend; aber ¢o unbekand/ als wenn ¢ie nicht in der Welt waren. Ricaut. livr. 1. chap. 16. p. 255. 256. be¢iehe den Tavernier. cap. 16. V. 117. 118. Auf’s dritten Machmets Grimm.) Als Mahumed III. alleine den Wollu¢ten nachhing/ unterwand ¢ich ¢eines alte¢ten Sohnes Mutter fur der Zeit ihren Sohn auff den Stuhl zu bringen/ und von des Mahumeds Regimente ubel zu reden. Mahumed die¢es wahrnehmende/ ließ alsbald in ¢einer Gegenwart die Mutter todten/ den Sohn erwurgen/ und noch andere vierzehen Per¢onen enthaupten/ hernach vorgeben: der Sohn ware nicht ge¢chickt gewe¢t Kinder zu zeugen. Vita Mahumedis III. præmi¢¢. Bi¢acc. p. 197. 198. V. 129. Sein Kay¢erthumb zum Braut¢chatz:) Bey den Turcken geben die Manner den Weibern ein gewiß Heyrath Gutt. San¢ovin. f. 20. p. 2. Hingegen bringen die Weiber in Morgenland nichts zu/ al¢o: daß es fur ein gro¢¢es gehalten wird/ wenn der Konig in Per¢ien mit einem ¢einer Weiber/ wenn er ¢ie nach Gewohnheit einem andern verheyrathet/ 1000. oder 2000. Ducaten mit giebt. Pietr. della Valle nell. lett. 4. di Per¢. da Cazuin. n. 26. p. 417. V. 167. So ¢teht mein Hertze dir wie ietzt mein Antlitz offen.) Daß das Frauenzimmer in Morgenland allezeit mit verdecktem Ge¢ichte gehe/ i¢t gemein. Ob nun wohl diß ins gemein dafur gehalten wird: daß es auß Schamhafftigkeit/ oder: daß es wegen der Manner Eyfer¢ucht ge¢chehe/ ¢o i¢t doch vielmehr wahr: daß ¢ie ¢ich mehr auß Hochmuth verdecken/ und ¢ich nicht iederman wollen be¢chauen la¢¢en; nach der Arth der alten Adelichen Frauen in Arabien/ und der Grichi¢chen. Dahero die Mahumedi¢chen Weiber ¢ich auch fur einer hohern Per¢on als ¢ie ¢ind/ zu entdecken pflegen. P. della Valle !c2r" lett. 3. da Spa-
1008 worden.] worden B worden. CDA 1019 præmi¢¢.] promiff. BCA promi¢¢. D 1020 129.] 128. BCDA 1009 1011 1013 1018 1034
ietzigen] itzigen A Mahumeds] Mahumed A be¢iehe … cap. 16.] fehlt A nachhing] nachhieng D vorgeben] vorgebende A Mahumedi¢chen] Mahumeti¢chen A
Anmerckungen zu II
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S. 284 f. – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 16, S. 255 f. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 16 (S. 220–237). V. 117. 118. Auf’s dritten Machmets Grimm] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 197 f. V. 129. Sein Kay¢erthumb zum Braut¢chatz] F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), Bl. 20v. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 4. da Ferhabàd (NB: Der 2. Teil des Briefes ist aus Cazuin geschrieben!), § 26, S. 345. V. 167. So ¢teht mein Hertze dir wie ietzt mein Antlitz offen] P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 3. da
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hàn. p. 165.–167. Wiewohl: daß die¢e Entblo¢¢ung auch fur dem Sultan nicht allemal ge¢chehen mu¢¢e/ auß der Todes-Ge¢chichte des Jbrahims Mutter Kio¢em zu ¢ehen i¢t; denn des itzigen Sultans Mahumets Mutter ward im Zimmer des Sultans von denen Jchoglans fur die Kio¢em gehalten und angefallen/ al¢o daß ¢ie ihr Ge¢ichte entdecken/ ihrem Sohne zu Fu¢¢e fallen und ruffen mußte: Sie ware nicht Jbrahims/ ¢ondern Machmets Mutter. Ricaut. livr. 1. chap. 4. pag. 67. 68. Jm Seraglio i¢t des Sultans Frauen-Zimmer ¢o ¢orgfaltig verwahret/ als keine gei¢tliche Jungfrau in einem Klo¢ter. Au¢er dem Sultan und dem Artzte kommt kein Mann iemals hinein. Die¢er letztere auch nur bey eu¢er¢ter Noth/ wiewol er weder die Krancke/ noch die krancke ihn zu Ge¢ichte kriegt. Ja auch kein Weib/ das nicht ihr lebtage darinnen bleibt/ wird hinein gela¢¢en. Wenn eine Sultane verrei¢et/ tragen vier ¢chwartze ver¢chnittene ein Zelt/ aus dem nur der Kopff des Pferdes/ darauff ¢ie reitet/ vorragt. Tavern. cap. 17. p. 244. 245. V. 169. 172. Dir an die Kehle fuhln.) Wenn ein Turcke einem Frauenzimmer ¢eine Liebe und Begierde ¢ie zu heyrathen/ erofnen will/ fuhlet er ihr an die Gurgel/ denn dadurch bekennet er ¢ich ihr Sclave zu ¢eyn. Und da ¢ie hierein willigt/ bleibt ¢ie ¢tehen oder ku¢¢et ihm die Hand. Bellon. ob¢erv. lib. 3. c. 16. p. 432. V. 184. Mag grunen Sammet tragen.) Die grune Farbe i¢t bey den Turcken die furnehm¢te und heilig¢te/ als ein Wapen und Gedachtnus des Mahumeds. San¢ovin. fol. 91. p. 2. dahero allein die Sultane und des Mahumeds Anverwandte ¢elbten tragen durffen/ weßwegen ¢ich Suleimann auch noch im Alter damit bekleidet. Hingegen i¢t bey ihnen die ¢chwartze Farbe verhaßt und ¢chimpflich. Busbeqv. Ep. 1. p. 100. Wiewohl Bellon. l. 3. c. 24. p. 447. auch berichtet: daß die/ 1053 ihr] uhr B ihr CDA 1058 91.] 90. BCDA 1036 165.–167.] 165. 167. D 1038–1039 Mahumets] Mehemet A 1042 pag.] p. A 1043–1050 Jm Seraglio … p. 244.245.] fehlt A 1046 krancke] Ge¢unde D 1050 cap.] c. CD 1055 lib. 3. c.] libr. 3. cap. CD 1057 Gedachtnus] Gedachtniß D 1059 ¢elbten] ¢elben D 1062 p. 100.] pag. 100. CD
Anmerckungen zu II
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Spahàn, § 16, S. 138. – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 4, S. 67 f. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 17, S. 238 f. V. 169. 172. Dir an die Kehle fuhln] P. Bellonius, Observationes (Antwerpen 1589), lib. 3, cap. 16, S. 432. V. 184. Mag grunen Sammet tragen] F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), Bl. 91v. – A. G. Busbequius, Epistolae (Hanau 1629), Epist. 1, S. 62 f. – P. Bellonius, Observationes (Antwerpen 1589), lib. 3, cap. 24, S. 447. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 1:
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welche zwey oder dreymahl nach Mecha gewalfahrt hatten/ auch grune Farbe tragen mochten. Die¢e Mahumeds-Anverwandten fuhren auch in Feldzugen die grune Fahne. !c2 v" P. della Valle nell. lett. 6. de Viaggi §. 2. p. 184. Sie ¢ind daher ¢o verehrt; daß wer Hand an ¢ie legt/ ¢ie verlieret. Jhr Obri¢ter Nakib Eschrel aber hat uber ihr Leben und Tod Gewalt. Der nech¢te nach ihm hei¢t Alemdar, der ¢tets die grune Fahne tragt/ wenn der Sultan wo auff zeucht. Ricaut. livr. 2. ch. 6. Al¢o i¢t Morgenroth die eigene Farbe der Konige in China/ die niemand anders tragen darff/ und des Konigs Kleider ¢ind mit Drachen ge¢tuckt. Alvaro Semedo nella Cina. part. 1. c. 22. p. 151. Deßhalben hei¢¢en ihn die Tartern Altun Chan, das i¢t den guldnen Konig. Hornius Arca Noæ pag. 248. Son¢t durffen auch allein die Turcken umb ihre Bunde weiße Binden tragen/ als ein Zeichen ihres Glaubens/ al¢o: daß wenn ein Jude oder Chri¢t dergleichen truge/ er entweder ¢terben/ oder Turcki¢ch werden mu¢te. Pietro della Valle pag. 1. lett. 5. pag. 150.e. part. 2. lett. 4. pag. 208. Bellonius lib. 2. c. 35. pag. 248. Hingegen mogen in Per¢ien alle Chri¢ten und andere Glaubens-Geno¢¢en wie die Mahometi¢ten mit Bunden gehen/ und die grune Farbe ¢o gar an Schenckeln tragen. Pietro della Valle. nell. lett. 4. di Per¢ia da Ferhabad. n. 5. pag. 235. die Jndiani¢chen Mahumeti¢ten aber gebrauchen die grune Farbe unter ¢ich auch/ fur ein Zeichen des Mahumeds Nachkommen. Valle nell. lett. 5. da Spahàn. n. 7. p. 493. Der Benjanen ihre Bunde auff dem Haupte ¢ind Saffran-farbicht/ und in ihren Fe¢ten tragen ¢ie weiße Kleider/ auff der Bru¢t und Rucken mit gelber und rother Farbe einge¢prengt. Pietro della Valle nell. lett. 3. da Spahàn. n. 2. p. 110. Zu Xeguaguara einem Lande Americæ farbet ¢ich allein der Konig mit ¢chwartzer/ andere aber mit rother Farbe. Horn. ibid. p. 506.
1065 1068 1069 1078 1080
della] de la BCA della D Tod Gewalt] TodGewalt B Tod Gewalt CDA auff zeucht.] auff zeucht BC aufzeucht. A auffzeucht. D 150.] 1520. BCA 150. D 35.] 36. BCDA Bunden] Bunden B Bunden CDA
1066 1073 1078 1082 1088
verehrt] verehret CD Tartern] Tarten C pag. 208.] p. 208. A pag. 248.] p. 248. A pag.] p. A Xeguaguara] Xoguaguara D
Anmerckungen zu II
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La Turchia, Lettera 6. da Costantinopoli, § 2, S. 152. – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 2, chap. 6, S. 388 f. – A. Semedo, Relatione (Rom 1643), parte 1, cap. 22, S. 151. – G. Hornius, Arca Noae (Leiden, Rotterdam 1666), S. 248. – DellaValle, a.a.O., Lettera 5. da Costantinopoli, § 3, S. 125. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 4. da Ferhabàd, § 5, S. 198 f.( ? ). – Bellonius, a.a.O., lib. 2, cap. 35, S. 248. – DellaValle, Viaggi, Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 4. da Ferhabàd, § 5, S. 199. – Ebd., Lettera 5. da Spahàn, § 7, S. 408. – Ebd., Lettera 3. da Spahàn, § 2, S. 92. – Hornius, a.a.O., S. 506.
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V. 227. Uns ¢einen Schadel holen:) Bey die¢en Barbari¢chen Volckern i¢t es gemein: daß auff ihres Fur¢ten Befehl die ! in" Ungnade fallende ¢elb¢t die Kopffe darreichen/ und uber¢chicken mu¢¢en. Wie Horn. Arcâ Noæ pag. 496. von denen Canariern bezeuget: daß !c3r" ¢ie !¢ie " auff ¢olchen Befehl ohne einige Einwendung ab¢turtzen. Jn Japan mu¢¢en auff die¢e Arth auch die Gro¢¢e¢ten ihren Bauch auff¢chneiden. Jm Turcki¢chen Seraglio verrichtet die¢en Todes-Befehl allezeit der Ober¢te Gartner Bo¢tangi-Bachi. Jn andere Lander aber ¢chickt der Sultan einen ihm lieben Bo¢tangis, oder Kapigi-Bachi: Die¢er nimmt funff Capigi zu ¢ich/ und mei¢t die Gelegenheit in acht an den be¢timmten Orth zu kommen/ wenn Rath gehalten wird; oder der Ba¢¢a muß alsbald seinen im Unter-Ba¢¢a/ dem Mufti/ dem Cadi/ und dem Ober¢ten der Janit¢charen be¢tehenden Rath ver¢amlen. Fur die¢em ubergibt der Abge¢chickte des Sultans Brieff dem Ba¢¢a/ welcher ihn mit gro¢¢er Ehrerbietigkeit annimmt/ und dreymal zur Stirne halt/ hernach lie¢et/ und wenn er die Abforderung ¢eines Kopffes darinnen befindet/ ¢agt: Der Wille meines Kay¢ers werde vollbracht/ la¢¢t mich nur vor beten. Wenn dis vollbracht/ lo¢et der Abge¢chickte ¢einen Gurtel auff/ darmit zwey Capigis ihn auff der Stelle erwurgen. Der Kopff/ wenn ihn der Sultan zu ¢ehn verlanget/ wird dem Todten allerer¢t/ wenn die Leiche gantz erkaltet/ abge¢chnitten/ weil der Turcken Ge¢etze/ au¢erhalb im Kriege/ keines Mu¢ulmanns Blutt zu vergi¢¢en ver¢tattet. Aus dem Kopffe wird das Gehirne genommen/ und mit Heu gefullt. Die Lebenden reden von dem Todten hernach nicht anders/ als von einem Hunde. Tavernier. cap. 11. pag. 170. ¢eqq. V. 229. Daß er zer¢tampt im Mor¢el ¢ey:) Ob wohl des Mufti altes An¢ehen/ da nehmlich von ihm/ wie auß der Dodoni¢chen Eiche/ Wahr¢agungen geholt worden; Busbeqv. Ep. 3. pag. 264. ¢ehr gefallen/ ¢o wird er doch ¢elten getodtet/ oder/ wenn diß ja wegen Verratherey ge¢chehen ¢oll/ vorhero abge¢etzt/ und ¢o denn in einem Mor¢el/ der zu dem Ende im Gefangnu¢¢e der ¢ieben Thurme mit Fleiß auffgehoben wird/ Flei¢ch und Beine ! c3v" zu einem Muß zer¢tampet. Ricaut. 1092 1094 1116
!in"] fehlt B in CDA !¢ie"] fehlt BCDA V.] T. B V. CDA
1094 496.] 596. D 1097–1115 Jm Turcki¢chen … pag. 170. ¢eqq.] fehlt A 1121 Gefangnu¢¢e] Gefangni¢¢e D
Anmerckungen zu II
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V. 227. Uns ¢einen Schadel holen] G. Hornius, Arca Noae (Leiden, Rotterdam 1666), S. 496. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 11, S. 166–169. V. 229. Daß er zer¢tampt im Mor¢el ¢ey] A. G. Busbequius, Epistolae (Hanau 1629), Epist. 3, S. 174. – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 2, chap. 4, S. 378 (auf S. 371 nichts Hierhergehöriges!). – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 4, S. 89–96.
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livr. 2. chap. 4. p. 371. 378. Bey dem Thore des Divans i¢t auch ein Steinerner Mor¢el zu ¢ehen; darinnen der vierdte Amurath einen Hoggia oder Lehrer des Ge¢atzes/ welcher einem Pilgrame ¢ein anvertrautes Gutt leugnete/ zer¢tampen ließ. Die Ge¢chichte/ und was Amurath fur Fleiß und Scharff¢innigkeit gebraucht die Warheit in die¢er Sache zu ergrunden/ i¢t wurdig zu le¢en beym Tavernier. c. 4. pag. 91. ¢eqq. V. 234. Diß hat dem Mufti ¢elb¢t den Ober¢itz erlaubt.) Spandugino fol. 113. p. 2. lehret: daß des Mufti Wurde die allergro¢¢e¢te ¢ey; ja: das wenn der Mufti den Kay¢er be¢uche/ er ihm entgegen gehe/ empfange und ihm im Sitzen die Ober-Stelle gebe. V. 331. Mahumeds zweytes Grund-Ge¢atze.) Die¢es i¢t: daß die Kinder ihre Eltern ehren/ und ihnen niemals wider¢prechen ¢ollen. San¢ovin. fol. 17. p. 2. V. 361. Wenn es durch ¢chnellen Stich mit Blute wird vermengt:) Frantz Redi hat zu Florentz angemerckt: daß das Gifft der Nattern weder in Zahnen noch im Schwantze/ noch in der Galle/ ¢ondern in zwey Blaßgen an den Zahnen ¢tecke; auß welchen eine gelbe Feuchtigkeit ¢prutze/ wenn ¢ie bei¢¢en. Jn¢onderheit: daß an der Natter oder Vipern nichts todte/ wenn es gleich ver¢chlungen werde/ ¢ondern nur wenn der gifftig¢ten Thiere Safft in die Wunden kommt/ und ¢ich mit Blute vermi¢che. Wozu er anzieht den Orth des Lucani: Noxia ¢erpentum e¢t admi¢to ¢angvine pe¢tis, Mor¢u virus habent, & fatum dente minantur, Pocula morte carent. Die Eygpti¢chen Vipern ¢ollen die be¢ten ¢eyn/ daher ¢ie auch alleine zum Theriac in Seraglio genommen/ alle andere nichts geachtet werden. Tavern. c. 13. p. 189. V. 376. 377. 379. Den Frommen la¢¢e ¢ich das Fen¢ter nicht ver¢chlu¢¢en.) Die Turcken ¢ind zwar zwi¢tig/ wo der ver¢torbenen Seelen bis zum Gerichts-Tage ¢ind/ iedoch glauben ¢ie: daß kein Mahumedi¢t ewig in der Holle ¢eyn werde. Sie ¢etzen aber den Gottlo¢en eine ! c4r" Straffe des Grabes auß/ die ¢ie Azabe-Kabari hei¢¢en; da nehmlich der Todten Leib und Gebeine gantz und gar ¢ollen zerquet¢cht/ alle Ritze des 1150 Den] Denn BCD Den A 1123–1128 Bey dem … pag. 91. ¢eqq.] fehlt A 1143 Wozu] Wo D 1147–1149 Die Egypti¢chen … p. 189.] fehlt A 1149 189.] 180. D
Anmerckungen zu II
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V. 234. Diß hat dem Mufti ¢elb¢t den Ober¢itz erlaubt] Th. Spanduginos, De’ costumi de’ Turchi (Venedig 1654), Bl. 113v. V. 331. Mahumeds zweytes Grund-Ge¢atze] F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), Bl. 17 v. V. 361. Wenn es durch ¢chnellen Stich mit Blute wird vermengt] F. Redi, Osservazioni intorno alle vipere (Paris 1666), S. 15–18. – Lukan, Bellum civile 9,614–616: „Schlangengift ist nur schädlich, wenn es mit dem Blut vermischt wird. Schlangen fügen nur durch ihren Biß Vergiftung zu, nur mit dem Zahn drohen sie den Tod an. Das Trinken bringt keine Todesgefahr.“ (Auch zit. in AnmL. zu C2 V 473.) – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 13, S. 185. V. 376. 377. 379. Den Frommen la¢¢e ¢ich das Fen¢ter nicht ver¢chlu¢¢en] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 2, chap. 12, S. 451 f.
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Grabes ver¢topffet werden. Hier entgegen ¢ollen die Frommen auß ihren Grabern ein Fen¢ter haben ins Paradiß umb GOtt in ¢einer Herrligkeit zu ¢chauen. Ricaut. livr. 2. chap. 12. p. 452. 453. V. 406. Und ¢ich hat lang¢t verliebt in dich.) Busbequius Epi¢t. 3. p. 211. erzehlet: daß die miteinander badende Weiber bey den Turcken ¢ich offt in einander hefftig verlieben/ da¢elb¢t meldende: daß ein Weib zu Con¢tantinopel auß hefftiger Liebe gegen ein Magdgen ¢ich fur einen Chiaus verkleidet und ¢elbte geheyrathet: weßwegen ¢ie aber der Janit¢charen Aga er¢auffen la¢¢en. Tavernier. c. 17. pag. 254. V. 410. Jn ¢chonen Gliedern ¢teckt ein ¢choner Seelen-Kern.) Die Platoni¢chen Welt-Wei¢en haben gelehret: es konne ein ¢choner Leib ¢o wenig ohne einen herrlichen Gei¢t/ als ein Zirckel ohne Mittel-Punct ¢eyn. Und al¢o halten auch die Turcken fur unmoglich: daß eine Knechti¢che Seele in einem ¢chonen Leibe wohnen ¢olte. Weßwegen ¢ie die ¢chon¢ten Knaben dem Sultan zu ¢einen Jchoglans außle¢en. Ricaut. livr. 1. chap. 5. p. 93. 94. V. 428. Hat nicht die Lieb’ ein Weib in Morgen¢tern verkehrt?) Die Mahumedi¢ten dichten: GOtt habe zwey Engel Haroth und Marot deßhalben auff die Erde ge¢chickt/ die Men¢chen zu lehren: daß ¢ie nicht todten/ nicht unrecht richten/ nicht Wein trincken ¢ollen. Die¢e habe eine mit ihrem Manne ¢trittige Frau als Richter zu ¢ich erbeten/ und in Spei¢en ihnen Wein einbracht/ davon ¢ie truncken worden: daß ¢ie der Frauen beyge¢chlaffen/ und auß Liebe ¢ie die¢elben Worte gelehret/ mit derer Hulffe man in Himmel und wieder herab fliegen kan. Hiermit habe ¢ie ¢ich alsbald in Himmel erhoben/ darauff ¢ie GOtt in Morgen¢tern verwandelt/ die Engel aber fur Gerichte gefodert/ und ihnen entweder die¢er oder kunfftiger Zeit Straffe zu erwehlen aufferlegt. Darauff die Engel jene erkie¢et/ al¢o: daß ¢ie biß zum jung¢ten Ge-
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452. 453.] 4552.43. BC 452. 453. DA Seelen-Kern.)] Seelen Kern.] B SeelenKern.) C Seelen-Kern.) DA 5.] 3. BCD 5. A 428.] 426. BCD 428. A verkehrt?)] verkehrt?] B verkehrt?) CDA Die¢e] Die|¢e B Die¢e CDA einbracht/] einbracht/- B einbracht/ CDA
1163 ¢elbte] ¢elbe D 1164 Tavernier … 254.] fehlt A 1182 aufferlegt] aufferleget D
Anmerckungen zu II
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V. 406. Und ¢ich hat lang¢t verliebt in dich] A. G. Busbequius, Epistolae (Hanau 1629), Epist. 3, S. 137–139. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 17, S. 248 f. V. 410. Jn ¢chonen Gliedern ¢teckt ein ¢choner Seelen-Kern] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 5, S. 93 f. V. 428. Hat nicht die Lieb’ ein Weib in Morgen¢tern verkehrt?] F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), Bl. 15r. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 1: La Turchia, Lettera 17. da Baghdad, § 8, S. 503 f. – P. Bellonius, Observationes (Antwerpen 1589), lib. 3, cap. 6, S. 410.
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richte an ei¢ernen Ketten im Pful-Bebil mit dem !c4v" Kopffe ¢tecken mu¢¢en. San¢ovin. f. 15. p. 1. Die¢en Traum der Mahumedi¢ten erzehlet auch Pietr. della Valle nell. lett. 17. de Viaggi p. 614. meldet aber dabey: daß die zwey Engel bey dem eingefallenen Thurme zu Babylon in eine Hole waren einge¢perret/ und biß zum Tage des Gerichts mit den Haaren der Augenlieder aufgehencket worden. Und neb¢t andern Bellonius lib. 3. c. 6. V. 455. Als Liebes-Gottin ehrn.) Die Turcken dichten ihnen auch eine Gottin der Liebe/ die ¢ie A¢¢ih nennen. San¢ovin. fol. 70. p. 1. Fur des Mahumeds Zeit haben die Saracenen die Venus, welche ¢ie Kabar genennet/ angebetet. Kirch. Oedip. Ægypt. tom. 1. Syntagm. 4. c. 16. §. 3. pag. 346. ¢eqq. Selden. Synt. 2. c. 4. Horn. Hi¢tor. Philo¢. lib. 1. cap. 9. pag. 51. Ja pag. 349. meldet Kircherus, daß die Turcken noch heute zu Tage den Stein Brachta, auff den ein Venus-Bild eingehauen/ anbeten/ entweder: daß Abraham auff ¢elbtem die Agar be¢chlaffen/ oder daran ¢ein Kamel angebunden haben ¢olle/ als er den J¢aac opffern wollen. V. 459. Dein allzu¢cheeler Trieb laufft wider die Ge¢etze.) Die Freyheit viel Weiber zu nehmen/ i¢t von dem Mahumed ver¢tattet; wie auch au¢¢er den Ehweibern ¢ich anderer Bey¢chlafferinnen zu gebrauchen. Bellon. l. 3. cap. 8. pag. 415. Gleichwohl i¢t die Zahl der Weiber biß auff vier einge¢chrenckt/ und wird es nur fur eine Freyheit der Heiligen gehalten: daß Mahumed ihrer neun/ Hali vierzehn gehabt. Ricaut. livr. 2. chap. 21. p. 524. 525. Son¢ten pflegen die Turcki¢chen Kay¢er keine mehr recht zu ehlichen; maßen/ au¢¢er dem Suleimann (welcher von Roxelanen durch Zaubereyen deroge¢talt eingenommen
1194 Oedip.] Oédip. BCA Oedip. D 1205 vierzehn] verzehn B vierzehn CDA 1206 2.] 1. BCDA 1184 Pful-Bebil] Pfal-Bebil C 1186 Pietr.] Pietro D 614.] 624. CD 1193 Kabar] Kabat CD 1195 pag.] p. D Hi¢tor.] Hi¢t. CD 1195–1196 cap. … 349.] c. 9. p. 51. Ja p. 349. CD 1198 ¢elbtem] ¢elbten A ¢elbem D 1203 cap.] c. A 415.] 41. A 1206 livr.] libr. CD p.] pag. CD 1207 ehlichen] ehligen A 1208 deroge¢talt] derge¢talt CD
Anmerckungen zu II
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V. 455. Als Liebes-Gottin ehrn] F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), Bl. 70r. – A. Kircher, Oedipus Aegyptiacus, tom. 1 (Rom 1652), syntagma 4, cap. 16, § 3, S. 346 ff. – J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 2, cap. 4 (S. 280–297). – G. Hornius, Historiae philosophicae libri septem (Leiden 1655), lib. 1, cap. 9, S. 51. – Kircher, a.a.O., S. 349. V. 459. Dein allzu¢cheeler Trieb laufft wider die Ge¢etze] P. Bellonius, Observationes (Antwerpen 1589), lib. 3, cap. 8, S. 415. – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 2, chap. 21,
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worden: daß er ihr ein Heyrath Gut/ als das Kennzeichen der Eh außge¢etzt/ auch hernach keinem andern Weibe mehr beyge¢chlaffen hat) ¢eit dem Bajazeth keiner eine geheyrathet/ weil ¢elbter in des Tamerlanes Gefangnu¢¢e allzugro¢¢e Schmach an ¢einer Gemahlin De¢pina ¢ehen mu¢¢en. Ricaut. livr. 2. chap. 21. pag. 533. 534. Pietro della Valle nelle lettere 2. p. 85. meldet: Es ge¢chehe die gro¢¢e Ko¢ten/ die eine geehlichte Kay¢erin erfordern !c5 r" wurde/ zu er¢paren. Wiewohl mei¢t die Sultane eine einige fur den andern hochhielten/ wie Sultan Achmet die Kio¢em. Daß aber Sultan Oßmann wider die¢es Grund-| Ge¢etze ein Weib geheyrathet/ ¢oll eine der furnehm¢ten Ur¢achen ¢einer Ermordung gewe¢en ¢eyn. Ricaut. livr. 2. c. 21. p. 535. Son¢ten haben die unehlichen Kinder bey den Turcken eben die Wurde und Erbrecht/ als die Ehligen. Busbeqvius Ep. 1. p. 58. 59. 122. Jedoch lehret Ricaut. l. 2. c. 21. p. 530. daß wenn ein Vater ¢eine mit einer Bey¢chlafferin gezeugte Kinder im letzten Willen nicht freylaßt und ab¢tattet/ ¢ie Knechti¢ch und unter der Gewalt ¢einer ehligen Kinder bleiben. V. 467. Saft der’s Paradiß an¢u¢¢et.) Der Alcoran be¢chreibet das ewige Leben mit eitel ¢olchen irrdi¢chen Wollu¢ten. Die Secte der E¢chraki legt aber alles diß verblumter Wei¢e auß/ und lehrt: daß die ewige Freude allein im An¢chauen der Gottlichen Maje¢tat be¢tehen werde. Ricaut. livr. 2. chap. 12. pag. 471. V. 478. Wie daß denn Amurath die Kinder ¢elb¢t er¢ticht:) Daß Amurath IV. im 1637. Jahre ¢einen Sohn erwurgen la¢¢en/ weil er beym Seraglio einen Tarter getodtet/ und ¢elb¢t ¢einen noch ubrigen einigen Sohn von drey Jahren umbbracht/ lehret Bi¢acc. im Amurath. p. 455. 458. V. 487. 488. Wie/ daß er dem und nicht dem Oßman ließ die Krone:) Sultan Achmet verordnete im Te¢tament: daß ihm nicht ¢ein zwolffjahriger
1219 ¢eyn.] ¢eyn B ¢eyn. CDA _ 21.] 22. BCD 21. A 1231 denn] den BC denn D den A er¢ticht:)] er¢ticht:] B er¢ticht:) CA er¢ticht.) D 1211 ¢elbter] ¢elber D 1212 Gefangnu¢¢e] Gefangni¢¢e D 1213 pag.] p. A 1219 c.] ch. A 1220 unehlichen] unehligen A 1222 c.] chap. A 1227 E¢chraki] Elchraki CD
Anmerckungen zu II
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S. 524 f. – Ebd., S. 533 f. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 1: La Turchia, Lettera 2. da Costantinopoli, § 11, S. 70. – Rycaut, a.a.O., S. 535. – A. G. Busbequius, Epistolae (Hanau 1629), Epist. 1, S. 36 u. 72( ? ). – Rycaut, a.a.O., S. 530. V. 467. Saft der’s Paradiß an¢u¢¢et] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 2, chap. 12, S. 471. V. 478. Wie daß denn Amurath die Kinder ¢elb¢t er¢ticht] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 455 u. 458. V. 487. 488. Wie/ daß er dem und nicht dem Oßman ließ die Krone] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 283.
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Sohn Oßmann/ ¢ondern ¢ein Bruder Mu¢tafa im Reiche folgen ¢olte; umb hierdurch entweder ¢einem Bruder die lang erdultete Gefangnus zu belohnen/ oder durch de¢¢en Thorheit de¢to gro¢¢ere Liebe gegen ¢einem Sohne Oßmann zu wege zu bringen. Bi¢acc. im O¢man. p. 283. V. 490. 492. Wie lang i¢t’s/ als ¢o fiel Orcan und Bajazeth.) Als Amurath IV. Bagadet eingenommen hatte/ ¢chlachtete ¢eine Mutter die¢e ¢eine zwey von einer andern Mutter gebohrne Bruder ihm auff ¢ein Siegs-| Fe¢t ab. Bi¢accion. im Amurath. p. 442. !c5v" V. 495. Den Sultaninnen muß der Fur¢t offt ¢elb¢t nachgeben.) Daß bey den Turcki¢chen Kay¢ern die Schwe¢tern wenig/ die Mutter aber viel gelten/ gleichwol aber auch offt auff Hei¢ch der Soldaten/ ins alte Seraglio ge¢perret werden/ lehret Bi¢accion. im Amurath. p. 387. Wie viel aber auch des Suleimans Gemahlin Roxelana gegolten/ i¢t weitlaufftig zu ¢ehen beym Busbequio Epi¢t. 1. pag. 61. 67. 145. 156. So gro¢¢e Gewalt hat auch eine Weile gehabt des Chach Abas er¢te Gemahlin/ Zeinèb Begùm eine Tochter des Chàch Tahamàsp ¢eines Groß-Vaters. Pietr. della Valle lett. 5. da Spahàn. n. 38. pag. 683. n. 48. pag. 729. Und als Sultan Jbrahim erwurgt/ Machmet erhoben worden/ hat Kio¢em als Groß-|Mutter das gantze Turcki¢che Reich nach ihrem Willen beherr¢cht. Ricaut. livr. 1. c. 4. p. 37. V. 669. Acciolin beflecket ¢eine Weiße.) Acciolin nahm in Wel¢chland Ba¢¢ano ein/ todtete das Haupt Johan. Bapti¢ta de la Porta, und kriegte darinnen Bianca de Ro¢¢y ¢eine Gemahlin gefangen. Als die¢er nun lange vergebens umb den Genuß ihrer Liebe An¢uchung gethan/ wolte er ¢ie nothzuchtigen; aber ¢ie erreichte das Fen¢ter/ ¢prang hinunter/ fiel ihr eine Schulter auß/ und brach den Arm. Der Tyrann lies ¢ie heilen/ und 1244 1253 1257 1260
gebohrne] gebohren BC gebohrne DA Tahamàsp] Tanamàsp BCDA livr.] libr. BC livr. DA Bianca] Biaca BCD Biaaca A
1239 Gefangnus] Gefangniß D 1241 Bi¢acc.] Bi¢accioni A 1247den] dem A 1249 p.] pag. A 1252 Chach] Chiàh A 1253 Chàch] Chiàh A 1256 Turcki¢che] Turck¢che A 1257 c.] chap. A 1259 todtete] todtete darinnen A
kriegte] krieget D
Anmerckungen zu II
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V. 490. 492. Wie lang i¢t’s/ als ¢o fiel Orcan und Bajazeth] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 442. V. 495. Den Sultaninnen muß der Fur¢t offt ¢elb¢t nachgeben] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 387. – A. G. Busbequius, Epistolae (Hanau 1629), Epist. 1, S. 37 f., 41 f., 91 u. 99. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 5. da Spahàn, § 38, S. 565; § 48, S. 603. – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 4, S. 37. V. 669. Acciolin beflecket ¢eine Weiße] P. LeMoyne, La gallerie des femmes fortes (Paris 1667), Tl. 2, S. 83–88.
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ver¢uchte nochmals alle Mittel/ ¢ie zur Liebe zu bewegen; endlich lies er ¢ie an eine Tafel an binden/ und nothzuchtigte ¢ie. Hierauff lieff ¢ie auff ihres Ehgemahls Grab/ und gab darauff auß Betrubnuß ihren Gei¢t auff. P. Pierre de Moyne la Galerie des femmes fortes. p. 317.–320.
Zur Dritten Abhandlung. 1270
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V. 46. 48. Das Amurath ge¢tecket.) Als Amurath IV. auf dem Todbette lag/ bereuete er: daß er ¢eine zwey Bruder Orcan und Bajazeth hatte todten la¢¢en; befahl hierauff auch zwar: daß man den Bruder auß dem Kercker fur ihn bringen ¢olte/ alleine ¢eine Mutter verhinderte es/ be¢orgende: daß dem Jbrahim auß ¢einer Gegen! c6 r"wart der Tod begegnen dorffte. Hierauff ließ Amurath die Mutter vom Bette weg/ die Ba¢¢en zu ¢ich kommen/ und weil er nicht wolte: daß einem tapffern Amurath ein ¢chlimmer Jbrahim folgen ¢olte/ mu¢ten ¢ie ihm eydlich ver¢prechen: daß nach ¢einem Tode nicht ¢ein Bruder/ ¢ondern der Tarter Cham Stuhl-Erbe ¢eyn ¢olte. Allein ¢o bald Amurath die Augen zudruckte/ bewegte ¢ie die Ba¢¢en (welche ohne diß keine Lu¢t zum Tarter hatten/) theils durch gute/ theils herbe Worte: daß ¢ie den Jbrahim zum Kay¢er erwehlten. Bi¢acc. p. 475. !476. " 479. 480. V. 55. Opferte ¢ie ihm des Brudern warme Leiche:) Hierauff giengen die Ba¢¢en nun fur des Jbrahims Kercker. Alleine er verriegelte ¢ich inwendig/ und wolte durchauß nicht aufmachen/ ¢ich des Lebens be¢orgende/ und auf Anbietung des Reichs allezeit antwortete: daß er zu herr¢chen nie gedacht hatte/ er ware ein Sclave ¢eines Bruders Amurath/ biß endlich ¢eine Mutter ¢elb¢t fur den Kercker kam/ ihm zuredete/ und ihm des Amuraths Leiche zeigete. Bi¢acc. 480. V. 179. 180. Der gro¢¢e Suleimann.) Suleimann ließ ¢einen alte¢ten Sohn Mu¢tafa auff An¢tifften und Be¢chuldigung der Roxelana: daß er dem Vater nach dem Regiment ¢tunde/ erwurgen: damit ¢ie hierdurch ih-
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nothzuchtigte] nothzuchtige BC nothzuchtigte DA Galerie] Calerie BC Galerie DA Als Amurath] Als Amurath. BCA Als Amurath D !476. " ] fehlt BCD 476. A 480] 486 BCDA
1266 Betrubnuß] Betrubniß D 1273 Tod] Tod oder ander Unheil A 1289 179.] 170. CD
Anmerckungen zu III
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Zur Dritten Abhandlung. V. 46. 48. Das Amurath ge¢tecket] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 475 f. u. 479 f. V. 55. Opferte ¢ie ihm des Brudern warme Leiche] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 480. V. 179. 180. Der gro¢¢e Suleimann] A. G. Busbequius, Epistolae (Hanau 1629), Epist. 1, S. 35–40. – Ebd., Epist. 4, S. 264 f.
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Ibrahim Sultan
ren lang¢amer gebohrnen Kindern auf den Thron hulffe. Busbequius Epi¢t. 1. pag. 58.–65. Den Sohn Bajazeth/ (welcher ¢ich auff An¢tifften ¢einer Mutter Roxelana und Ru¢tans/ dem altern Sohne Selim furzuckte/ mit ¢elbtem/ nach er¢ter Auߢohnung beym Vater/ ¢chlug/ hernach ¢ich in Per¢ien fluchtete/) erkauffte er von dem Konige in Per¢ien/ und ließ ihn durch ¢einen dahin ge¢endeten Ba¢¢a Ha¢¢an erwurgen; al¢o: daß er nicht ein¢t zuvor ¢eine 4. Sohne ku¢¢en durffte/ welche/ wie des Mu¢tafa Sohn/ auch ¢amtlich erwurget worden. Busbequ. Ep. 4. p. 408.–410. V. 182.–188. Daut Ba¢¢ens Mi¢¢ethat.) Daut Ba¢¢a/ der den Sultan Oßmann zu todten Befehl ertheilet/ und des Sultan Mu¢tafa Schwe¢ter zur Eh hatte/ ward ¢chlußig/ den Mu¢tafa und das gantze Oßmanni¢che Ge !c6v"¢chlechte aufzureiben. Dahero befahl er dem Capi Aga den Amurath IV. in ein ander Gefangnus zu bringen/ umb ¢elbten zu todten. Aber die¢er ward auff Schreyen und Weigern des Mißtrauenden Amuraths von den Zulauffenden getodtet; Daut aber ¢ich weg zu fluchten genothigt; endlich auch an eben dem Orthe/ wo Oßmann/ erwurget; Hierauff wigelte des Amuraths Mutter die Soldaten auff: daß ¢ie den Mu¢tafa ab¢etzen mochten. Die¢em zu begegnen/ gieng des Mu¢tafa Mutter neb¢t andern den Amurath umbzubringen/ der aber ¢chon an einen ¢ichern Orth gebracht war; daruber ¢ie ¢ich verzweiffelnde ¢elb¢t erhencken wolte: ¢ie ward aber von einem Ver¢chnittenen verhindert. Bi¢acc. im Mu¢tafa p. 347.–354. V. 271. 275. Fur meinen Murat kampfft der Himmel und die Sternen:) Die¢er dritte Sohn ward dem Jbrahim den 22. Mertz im 1642. Jahre/ als gleich Tag und Nacht gleiche waren/ gebohren; daher die Per¢er und andere von ihme wahr¢agten/ daß er ¢ehr glucklich ¢eyn wurde. 1294 Roxelana] Roxolana B Roxelana CDA 1298 durffte] durffte BCD durffte A 1310 den] von BCD den A 1295 1297 1299 1300 1301 1305 1306 1309 1314
¢elbtem] ¢elbem D ge¢endeten] gelendeten CD ¢amtlich] ¢amptlich A 408.–410.] 408. 410. D 182.–188.] 182. 188. D Gefangnus] Gefangniß D ¢elbten] ¢elben D ward] wurd CD wigelte] wickelte A Soldaten] Soltaten C 347.–354.] 347. 354. D
Anmerckungen zu III
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V. 182.–188. Daut Ba¢¢ens Mi¢¢ethat] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 347–354. V. 271. 275. Fur meinen Murat kampfft der Himmel und die Sternen] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 494. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 16, S. 229–232.
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Ibrahim Sultan
Bi¢acc. im Ibrahim p. 494. Tavernier im Serrail. cap. 16. p. 235. berichtet: Daß Suleiman/ de¢¢en Mutter zeitlich ge¢torben/ der andere Sohn des Jbrahims/ und bey dem Kriegs-Volcke der angenehm¢te/ hingegen der herr¢chende Machmet/ weil er zu geitzig/ der Jagt all zu ¢ehr ergeben/ und ¢o wunderlich/ daß ¢ich niemand in ihn ¢chicken konne/ ¢ehr verhaßt ¢ey. Die¢er hat nur einen Sohn/ der mit gro¢¢em Geprange bereit be¢chnitten worden. V. 279. Jn das VerhangnußBuch des Himmels einge¢chrieben:) Die Mahumedi¢ten glauben: daß Gott eines jeden Men¢chen Verhangnuß auff ¢eine Stirne/ oder in ein im Himmel verwahrtes Buch Nar¢ip oder Tactir alles/ was ihm Gutes oder Bo¢es begegnen ¢oll/ und er durch keine Klugheit oder Wider¢trebung vermeiden kan/ auffge¢chrieben habe. Ricaut. livr. 2. chap. 8. p. 402. V. 281. Soll ewig ¢eyn verdammt/ war’s gleich ein Mu¢elmann:) Jm Alcoran redet Mahumed al¢o hiervon: Meine Vorbitte wird gehen fur die jenigen auß ! c7r" meinem Volcke/ die ¢chwer ge¢undigt haben/ womit ¢ie zwar nach der Große ihres Unrechts ge¢trafft/ aber hernach auß Barmhertzigkeit ins Paradiß mogen auffgenommen werden; weil es unmoglich i¢t: daß ¢ie mit den Unglaubigen in den ewigen Flammen immer bleiben ¢ollen. Denn es i¢t uns offenbahret: daß wer nur vom Glauben einen Sonnen¢taub im Hertzen behalten wird/ nach außge¢tandener Feuer-Straffe doch werde erlo¢et werden. Ricaut. livr. 2. chap. 11. p. 442. V. 282. Kein Blatt nicht kleben an des heiligen Papiers/ noch der gefarbten Ro¢en:) Sie glauben: daß/ wenn ¢ie auß dem Feuer uber eine gluende Brucke in Himmel gehen werden/ wurden ihren Fuߢolen alle auffgehobene Papiere und Ro¢en-Blatter/ welche von dem Schweiße des Mahumeds allerer¢t ¢ollen ent¢pro¢¢en oder bepurpert ¢eyn/ ankleben/ und ¢ie fur allem Brande behuten. Ricaut. d. l. p. 443. 444.
1346 bepurpert] pepurpert BA pepurpurt CD 1319–1325 Tavernier … worden.] fehlt A 1326 VerhangnußBuch] Verhangniß Buch D 1327 Verhangnuß] Verhangniß D 1337 unmoglich] unmuglich A 1341 2.] 4. D 1345 Papiere] Papier CD
Anmerckungen zu III
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V. 279. Jn das VerhangnußBuch des Himmels einge¢chrieben] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 2, chap. 8, S. 402. V. 281. Soll ewig ¢eyn verdammt/ war’s gleich ein Mu¢elmann] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 2, chap. 11, S. 442. – Die nach Rycaut zitierte Äußerung Mohammeds stammt nicht aus dem Koran, sondern gehört späterer Überlieferung an. Der Begriff ‚Fürbitte‘ bzw. ‚Fürsprache‘ (Shafa>a) wird im Koran in der Regel – im Kontext des Jüngsten Gerichts – im negativen Sinne gebraucht (z. B. 2,48.254). Vgl. A. J. Wensinck, Shafa>a. In: Enzyklopädie des Islam 4 (1934), S. 268–270. V. 282. Kein Blatt nicht kleben an des heiligen Papiers/ noch der gefarbten Ro¢en] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1,
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Ibrahim Sultan
Bal¢ac. Entretien. 5. chap. 2. p. 134. Daher die Mahumedaner auch fur die gro¢te Sunde halten/ Papier zur Sauberung oder unreinen Sachen zu gebrauchen. Tavernier. c. 7. p. 122. V. 450. Fur Sonnen-Samen preißt:) Arabi¢ch Tochm-e¢cens i¢t eine wohlriechende und ¢u¢¢e Frucht bey den Morgen-Landern. Pietr. della Valle lett. 3. da Spahàn. p. 137. V. 560. Heckt mehr als des Saturnus Bley ge¢chwantzte Stern:) P. Athana¢. Kircher. fuhret in Itiner. Ex¢tat. Itinere in Solem, auß: daß zwar alle bewegliche und unbewegliche Sterne durch ihre Außdampfungen Cometen/ die Sonne aber die mei¢ten hecke. V. 575. 576. Geku¢¢eten Jrenen muß endlich’s Schwerd der Braut-Schatz ¢eyn:) Bey Eroberung der Stadt Con¢tantinopel ward eine Griechin/ Irene genannt/ gefangen/ die¢e aber fieng wegen ihrer Schonheit durch Liebe derge¢talt den Mahumed II. daß ¢ie ihn gantzlich beherr¢chete. Als er aber merckte: daß ¢eine Soldaten ¢olche Liebe ubel empfunden/ hieb er ¢ie aufs ko¢tlich¢te gekleidet fur dem gantzen Kriegs-Heer in Stu !c7 v" cke; zu bezeugen: daß er nichts weniger ¢eine Begierden als ¢eine Feinde uberwinden konte. Pierre de Moyne la Galerie des Femmes fortes. p. 399.
Zu der Vierdten Abhandlung.
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V. 25. 26. Wie ¢ein ¢chlimm Eintritt ¢chon des Volcks Gelachter war:) Wenn einer zum Sultan erklaret wird/ begiebt er ¢ich fur die Stadt in die Kirche Ejub, oder Jobyian Sarai, in der ihm der Degen umbgegurtet wird. Von darauß halt er ¢einen Eintritt; in welchem der lange Zeit gefangen ge¢e¢¢ene Jbrahim ¢ich allen Zu¢chauern mehr zum Gelachter als Frolocken fur¢tellete. Bi¢acc. p. 481. Ricaut. livr. 1. chap. 4. p. 36. 1348 1351 1354 1358 1365
Bal¢ac.] Bal¢acc. BC Bal¢ac. DA 450.] 258. BCD 458. A Tochm-e¢cens] Tochmefcens BCD Tochm-|e¢cens A 560.] 559. BCD 558. A 575. 576.] 573. 574. BCDA Jrenen] Sirenen BCDA muß] muß B muß CDA Galerie] Galeriè BA Galerie CD
1348–1350 Daher … p. 122.] fehlt A 1356 Außdampfungen] Ausdampffungen D 1367 Zu der Vierdten] Die vierdte Hs. 1368 Eintritt] Einritt Hs. 1371 Eintritt] Einritt A Hs. 1373 fur¢tellete. Bi¢acc.] fur¢tellte. Bi¢accioni. Hs.
p. 481.] pag. 481. C
Anmerckungen zu IV
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livre 2, chap. 11, S. 443 f. – J. L. Guez de Balzac, Les entretiens (Leiden 1659), Entretien 5, chap. 2, S. 134. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 7, S. 119. V. 450. Fur Sonnen-Samen preißt] P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 3. da Spahàn, § 10, S. 115. V. 560. Heckt mehr als des Saturnus Bley ge¢chwantzte Stern] A. Kircher, Itinerarium exstaticum (Rom 1656), cap. 5 (De itinere ex globo Mercurii in Solem et de mirabili Solis structura), § 3: De cometarum solarium aliorumque genesi, motu, dissolutione (S. 159–184). V. 575. 576. Geku¢¢eten Jrenen muß endlich’s Schwerd der Braut-Schatz ¢eyn] P. LeMoyne, La gallerie des femmes fortes (Paris 1667), Tl. 2, S. 185.
Zur Vierdten Abhandlung. V. 25. 26. Wie ¢ein ¢chlimm Eintritt ¢chon des Volcks Gelachter war] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 481. – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 4, S. 36.
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V. 30. Auff viel Arth ein Weib ¢ich em¢iget zu ¢eyn:) Jbrahim ließ ¢ich wie ein Weib von Weibern putzen/ ¢chminckte ihm das Ge¢ichte/ und horete am lieb¢ten; wann er fur einen ¢chonen Mann geruhmet ward. Bi¢acc. p. 506. V. 45. 46. Da man zu ¢turtzen ¢chloß den trauten Amurath:) Der Mufti berath¢chlagte mit den Cadi den Amurath IV. abzu¢etzen/ weil er ver¢tattete: daß der Caimecan ¢ich in die Ge¢etz-Sachen einmi¢chte/ und ¢on¢t viel wider das Ge¢etze handelte/ furnehmlich/ daß er ¢o viel Muscateller-Wein tranck. Die¢er Rath¢chluß aber konte deßwegen nicht werck¢tellig gemachet werden/ weil kein Geld im Schatze war/ umb nach Gewohnheit bey Veranderung der Kay¢er damit die Soldaten zu be¢chencken. Bi¢acc. im Amurath p. 396. Warumb aber das Weintrincken den Turcken ¢o ein Greuel ¢ey/ ¢ol daher ruhren: daß Mahumed anfangs zwar/ als er auff einem Ga¢tgebott ge¢ehen: daß die ¢elbten getruncken/ ¢o freundlich mit einander umbgegangen/ ihn ge¢egnet/ hernach aber als er erfahren/ daß die davon truncken worden/ einander verwundet/ verflucht habe. Busbeqv. Ep. 3. p. 300. Ricaut. l. 2. c. 25. p. 570. 571. Am allermei¢ten aber i¢t in ihrer Fa¢ten/ und in Feldzugen das Weintrincken verbothen/ al¢o: daß beym er¢ten die Sunde fur unvergeblich !c8 r" geachtet/ im letzten aber der Verbrecher getodtet wird. Ricaut. d. l. livr. 2. c. 23. p. 552. & l. 3. cap. 11. pag. 688. Gleichwohl verwehren ¢ie den Chri¢ten den Wein nicht/ pflegen auch ¢elb¢t Weintrauben und Mo¢t zulaßig zu gebrauchen. Busbeqv. Ep. 4. p. 346. 347. Ja wenn ¢ie ¢chon ein¢t den Wein geko¢tet/ ¢auffen ¢ich die Turcken gantz voll/ weil ¢ie es doch fur eine und gleiche Sunde halten/ viel oder wenig trincken. Busbeqv. Ep. 1. p. 28. 29. allwo er von einem alten Turcken die¢es lacherliche erzehlet: daß als er Wein trincken wollen/ er die Seele mit gro¢¢em Ge¢chrey ermahnet:
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geruhmet] geruhmet Hs. Caimecan] Caimecam Hs. furnehmlich] furnehmlich aber A gemachet] gemacht Hs. Bi¢acc.] Bi¢accion. Hs. ¢elbten] ¢elben D freundlich] freindlich Hs. ihn] fehlt Hs. l. 2. c.] livr. 2 chap. Hs. ihrer] ihrem Romazan [Ramazan Hs.], oder der A Hs. (hier ohne Komma) 1394 c.] chap. Hs. l. 3.] livr. 3. Hs. cap.] c. A chap. Hs. 1395 pag.] p. ACD Hs. 1396 zulaßig] zulaßlich Hs.
Anmerckungen zu IV
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V. 30. Auff viel Arth ein Weib ¢ich em¢iget zu ¢eyn] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 506. V. 45. 46. Da man zu ¢turtzen ¢chloß den trauten Amurath] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 396. – A. G. Busbequius, Epistolae (Hanau 1629), Epist. 3, S. 191 f. – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 2, chap. 25, S. 570 f. – Ebd., chap. 23, S. 552; livre 3, chap. 11, S. 668. – Busbequius, a.a.O., Epist. 4, S. 222 f. – Ebd., Epist. 1, S. 15 f.
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Ibrahim Sultan
daß ¢ie ¢ich/ umb nicht vom Weine befleckt zu werden/ entweder in einen Winckel des Leibes verfugen/ oder gar auß dem Leibe weichen ¢olle. V. 71. Entblo¢¢t zerri¢¢en.) Es i¢t die gro¢te Unehre/ mit zerri¢¢enen Kleidern auß dem Seraglio ge¢to¢¢en werden. Ricaut. l. 1. c. 7. p. 113. Und Mahumed hat den Fluch ge¢prochen uber die/ welche ¢ich nackt zeigen/ oder ¢elbte ¢ehen. Dahero auch bey den Turcken ¢ich iederman ¢einer Haare ¢elbst ohne andere Hulffe enteu¢ert. Tavernier. c. 7. pag. 126. V. 89. 90. Jbrahim des Mufti Kopff begehrt:) Nicht nur die Turcken/ ¢ondern die mei¢ten Morgenlandi¢chen Volcker haben derogleichen blinden Gehor¢am: daß ¢ie auf Befehl der Konige ihre Kopffe ohne einige Wider-|Rede ¢chicken. Und erzehlet Alvaro Semedo nella Cina part. 1. c. 22. p. 148. daß die furnehm¢ten Chine¢i¢chen Herren auf derogleichen Befehl ihnen ¢elb¢t die Ketten/ gleich als ob ¢ie gulden waren/ umb den Hals legten. Ja der Turcken Gehor¢am i¢t gegen ihren Sultan ¢o blind: daß ¢ie mit nichts eine herrlichere Marterer-Krone/ welche ¢ie geraden Weges ins Paradiß ver¢etze/ zu erwerben vermeynen/ als wenn ¢ie entweder eigenhandig oder auff des Sultans Befehl/ ¢terben. Ricaut. l. 1. c. 3. p. 25. 26. Die Ur¢ache die¢es blinden Gehor¢ams aber i¢t/ daß die Turcken ein unveranderliches Verhangnus glauben/ und daß die/ welche auff Befehl des Sultans ¢terben/ geraden Weges ins Paradiß kommen. Tavernier. chap. 11. p. 175. !c8v" V. 193. 194. 195. Als Mu¢tafa verdient den Gei¢t am Strang’ außblies:) Welcher Ge¢talt Sultan Mahumed darumb: daß er des Groß-Vi¢ier Achmets Frau genothzuchtiget/ ¢einen eignen Sohn Mu¢tafa habe erwurgen la¢¢en; erzehlet Theodor. Spandugino fol. 198. p. 2.
1404 zerri¢¢en.)] zerri¢¢en.] B zerri¢¢en.) CD Zerri¢¢en.) A Zerrißen.) Hs. 1423 193. 194. 195.] 192. 193. 194. BCDA Hs. 1402 Weine] Wein D einen] einem Hs. 1404 Entblo¢¢t] fehlt A Hs. 1405 l. 1. c.] livr. 1. chap. Hs. 1405–1408 Und … pag. 126.] fehlt A Hs. 1406 nackt] nacket CD 1407 ¢elbte] ¢elbe D 1419 l. 1. c.] livr. 1. chap. Hs. 1419–1422 Die Ur¢ache … p. 175.] fehlt A 1420 Verhangnus] Verhangniß D 1425 eignen] eigenen D 1426 Spandugino] Spandugin. Hs. p.] pag. CD
Anmerckungen zu IV
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V. 71. Entblo¢¢t zerri¢¢en] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 7, S. 113. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 7, S. 123. V. 89. 90. Jbrahim des Mufti Kopff begehrt] A. Semedo, Relatione (Rom 1643), parte 1, cap. 22, S. 148. – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 3, S. 25 f. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 11, S. 171. V. 193. 194. 195. Als Mu¢tafa verdient den Gei¢t am Strang’ außblies] Th. Spanduginos, Dell’ origine de’ prencipi Turchi (Venedig 1654), Bl. 198 v.
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Ibrahim Sultan
V. 311.–317. Denn deinen Lebensdrat wird ein frech Weib zer¢chneiden:) Als Jbrahim todt und ¢ein kleiner Sohn Machmet Kay¢er ward/ maaßte ¢ich Kio¢em Jbrahims Mutter der Herr¢chafft alleine an. Die¢e Gewalt/ und in¢onderheit ihre Bundnus mit den Janit¢charen/ kam des Machmets Mutter/ die ihres erwurgten Ehe-|Mannes Bey¢piel taglich fur Augen hatte/ ¢ehr verdachtig fur/ al¢o daß ¢ie auch fur des Machmets Leben in Sorge ¢tand. Dahero verband ¢ie ¢ich mit den Spahis/ Ba¢¢en und Bejis/ wider die Janit¢charen; verur¢achte auch: daß die Spahi in A¢ien unter dem George Nebi mit ziemlicher Macht gegen Scutari anruckten/ und die Kopffe der¢elben foderten/ die an Jbrahims Tode Schuld hatten. Der Groß-Vi¢ier Morat, als ein Freund der Janit¢charen/ und der ¢elb¢t zu Jbrahims Tode geholffen/ zohe den Spahi entgegen; die Gerichts-Haupter aber brachten es theils durch gute Worte/ theils durch Bedreuen: man wurde durch ein Ne¢iraum alle Turcken wider ¢ie in die Waffen bringen/ ¢o weit: daß ¢ich die Spahi zertrenneten. Worauff Bectas, der Janit¢charen Aga, der KulKiahia und ¢ein Anhang alles nach Belieben anordneten/ und den Nebi vom Ba¢¢a in Natolien durch einen Pi¢tol-Schuß ermorden lie¢¢en. Die¢es erregte abermals die Spahi/ viel Ba¢¢en/ einen Circas¢ier Ip¢ir: daß ¢ie in A¢ien allen Janit¢charen Armen und Na¢en ab¢chnitten/ und des Bectas Verfal¢chung der Muntze brachte das Volck zu einem Auff¢tande; woruber der Groß-|Vi¢ier Melek Ahmet ab- und Siaus Bacha an ¢eine Stelle ge¢etzt ward. Die¢er trachtete den Bectas, als fur welchem der Groß-Vi¢ier Morat ¢ich in Griechenland hatte fluchten mu¢¢en/ mit ¢einem gefahrlichen Anhange außzurotten; die Kio¢em hingegen warnete die Janit¢charen/ gab alle Schuld des Machmets Mutter/ und rieth an ! d r" ¢tatt des ¢chwachen und unge¢unden 1431 Ehe-Mannes Bey¢piel] Ehe-Mannes-Bey¢piel BC Ehe-MannesBey¢piel DA Ehmanns Bey¢piel Hs. 1437 Tode Schuld] TodeSchuld B Tode Schuld CDA Hs. 1429 1430 1431 1433 1434 1436 1437 1442 1452
alleine] allein Hs. Bundnus] Bundniß D Bindnus Hs. die] die aus Circaßien war und Hs. Dahero] Daher Hs. Bejis] Beys Hs. foderten] forderten Hs. Freund] Freind Hs. zertrenneten] zertrennten Hs. warnete] warnigte Hs.
Anmerckungen zu IV
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V. 311.–317. Denn deinen Lebensdrat wird ein frech Weib zer¢chneiden] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 4 (S. 36–90).
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Ibrahim Sultan
Machmets den wohlge¢talten Suleiman zum Sultan zu machen. Bectas ver¢ammlete al¢obald die Janit¢charen in ihrer Kirche Orta-|giami, dahin ¢ie auch den Groß-Vi¢ier berufften/ welchem er nach ¢chlechter Ehrerbietung andeutete: Suleimann ¢olte Kay¢er ¢eyn. Der GroßVi¢ier pflichtete mit großer Ver¢chwerung allen bey; kehrte aber ins Seraglio, de¢¢en ei¢erne Pforte er auff Befehl der Kio¢em eroffnet fand/ weil ¢ie ¢ich darauß fluchten wollen. Der Vi¢ier entdeckte alles alsbald dem Ober¢ten ver¢chnittenen Soliman Aga, und andern; welche der Kio¢em Ober¢ten Cammerer Capa-Oglar einen Dolch in Leib ¢ti¢¢en/ die andern Ver¢chnittenen verjagten/ und die Kio¢em durch des Sultans ver¢chnittene verwahren lie¢¢en. Hierauff weckten ¢ie des Sultans Mutter auff/ welche dem Machmet zulieff/ ¢chreyende: Wir ¢ind verlohren! Die¢er fiel dem Solyman Aga zu Fu¢¢en/ mit Bitte/ ihn zu retten; welcher den Sultan in die Ho¢ada fuhrte/ ihn auf den Thron ¢etzte/ und allen Gro¢¢en die Gefahr eroffnete. Die¢e lie¢¢en den Sultan alsbald einen Befehl unter¢chreiben: daß der Bo¢tangis-Ba¢¢a, der als ein Verrahter das Seraglio offen gela¢¢en/ abge¢etzt ¢eyn ¢olte/ weckten die Ichoglans auff/ und ¢tellten ¢ie in Waffen. Unterde¢¢en hatte der Groß-Vi¢ier An¢talt gemacht: daß alle Ba¢¢en und Beglerbegs ¢ich mit einer gro¢¢en Menge Gewaffneter herbey fugten/ ja die Stadt allenthalben voller Kriegs-Volck war/ wiewohl auch die Janit¢charen ¢ich und ihren Anhang ru¢teten. Auf den Morgen drungen die Ichoglans und Baltagis in des Sultans Zimmer/ mit Begehren: daß man die Feindin des Sultans und Mahomets Kio¢em todten ¢olte; einer auß ihnen Jalche Saferli zer¢paltete auch dem Ver¢chnittenen/ der ¢ie daran hindern wolte/ den Kopff. Nach die¢em drangen ¢ie auff den neuen Mufti: daß er uber Kio¢em ein Todes-Urthel ¢chreiben mu¢te; welches der Sultan be¢iegelte. Ob nun zwar verordnet ward/ ¢ie durch die Vogel-Pforte auß dem Seraglio zu fuhren/ und da¢elb¢t hinzurichten/ ¢o
1473 fugten] fugten B fugten CDA Hs. 1455 1457 1458 1467 1475 1480 1482
al¢obald] alsbald Hs. Kay¢er] Sultan Hs. allen] allem Hs. kehrte] kehrete Hs. fuhrte] fuhrete Hs. Ichoglans] Ichoglaus C Todes-Urthel] Todes-Urtheil D da¢elb¢t] da¢elb¢t ¢ie Hs.
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Ibrahim Sultan
lieffen doch die Ichoglans in das dißmahl wider Gewohnheit alles ! dv" Lichtes beraubete Frauenzimmer; wo¢elb¢t ¢ie anfangs die ihnen mit einem Pi¢tol begegnende und ¢ich fur die Sultanin außgebende Narrin anfielen/ hernach die Kio¢em lange vergebens ¢uchten/ biß endlich einer Delli Dogangi ¢ie in einer Almer ver¢teckt fand; und ungeachtet ¢ie iedem Ichoglans dreytau¢end Reichsthaler/ Jhme aber gro¢¢ere Ge¢chencke fur ihr Leben ver¢prach; auch viel Gold unter ¢ie auߢchuttete/ ¢ie mit den Fu¢¢en herauß zog. Ali Bo¢tangi riß ihr ihre Ohrgehancke/ welches zwey einer Nuß groß Diamanten mit einem unter¢etzten Rubin/ ein Ge¢chencke Sultan Achmets und eines jahrlichen Einkommens von Alcayr werth ge¢chatzt waren/ von Ohren/ welcher ¢ie aber fur 16. Ducaten dem Solyman Aga einhandigte. Die andern beraubten ¢ie/ zeri¢¢en ihre Zobel in tau¢end Stucke/ und ¢chleppten ¢ie nackend biß zur Vogel-Pforte/ da¢elb¢t hielt ¢ie Dogangi/ daß die andern ihr den Strick umb¢chlingeten/ welche/ ob ¢ie zwar als ein uber achtzig Jahr altes Weib keinen Zahn mehr hatte/ ihn mit den Glaven in ¢einen lincken Daumen ¢o lange hefftig bieß/ biß er ihr mit dem Dolche einen Stich ubers Auge ver¢etzte. Vier andere wurgten an ihr; wie ¢ie aber ¢chon geruffen hatten: Sie ware todt/ reckte ¢ie noch er¢t den Kopff empor; worauff ¢ie denn ¢ie endlich muh¢am er¢teckten/ die ver¢chnittenen Mohren aber ihren Leib mit gro¢¢er Ehrerbietung in die Konigliche Mo¢chée trugen. Vierhundert ihrer Sclaven begleiteten ¢ie mit viel Thranen/ und ri¢¢en ihnen die Haare auß. Der Groß-|Vi¢ier ¢teckte des Mahomets Fahne oben auff. Ob nun wohl Bectas die Janit¢charen unter dem Vorwand: daß man ¢ie gar außrotten wolte/ zu Anzundung der Stadt und Gegenwehr bereden wolte/ ¢o waren ¢ie doch untereinander gantz zwi¢tig. Hieruber
1490 auߢchuttete] auߢchuttee B auߢchuttet C auߢchuttete A aus¢chuttet D aus¢chuttete Hs. 1483 1484 1488 1491 1495 1497 1498 1502 1506
dißmahl] dißmals Hs. Lichtes beraubete] Lichts beraubte Hs. Jhme] Jhm Hs. groß] große Hs. andern] anderen Hs. umb¢chlingeten] umb¢chlingten Hs. achtzig] achzig Hs. ¢ie denn ¢ie] ¢ie denn C ¢ie ¢ie denn D Mahomets] Mahumets C Mahumeds D
Anmerckungen zu IV
309
310 1510
1515
1520
1525
1530
1535
Ibrahim Sultan
kam einer vom Sultan/ ruffende: Wer ¢ich nicht unter die Fahne ¢tellt/ i¢t ein Heyde; warff auch einen Brieff unter ¢ie/ des Jnnhalts: Bectas i¢t zum Ba¢¢a von Boßnien/ Kara Chiaus zum Ober¢ten ubers Meer/ KulKiahia zum Ba¢¢a in Teme¢war/ und Kara Ha¢¢an Ongle zum Janit¢charen Aga gemacht. Kurtz hierauff zohen die Spahi und Jebegis mit ! d2r" gro¢¢en Stucken gegen die Janit¢charen; welche aber mit ihrem neuen Aga ¢ich zu der Fahne verfugten. Bectas verkleidete ¢ich in einen Albanier/ ward aber folgenden Tag erkennet/ auf einem MaulE¢el ¢chimpfflich herum gefuhret und erwurget. Kul-Kiahia flohe in Albanien/ ward aber durch Verwech¢elung einer guldenen Muntze verrahten/ er¢cho¢¢en und ¢ein Kopff dem Sultan ge¢chickt; Kara Chiaus erwurget. Ricaut. l. 1. chap. 4. V. 361. Dem gleich ¢ein Kopff nicht ¢o brennet.) Wenn der Groß-Vi¢ier oder ¢on¢t ein Machtiger iemanden gro¢¢es Unrecht thut/ die¢er al¢o ¢eine Sache an den Sultan ziehen will/ legt er Feuer auff den Kopff/ und laufft hiermit ins Seraglio zum Sultan. Da ihn denn kein Men¢ch fur ihn zu kommen und ¢eine Noth zu klagen/ auffhalten darff. Welches Mittels ¢ich ¢o gar der Engli¢che Ge¢andte Thomas Bendysh bedienet. Die Per¢ier pflegen bey ¢olchen Fallen in einem weißen Papiernen Kleide fur ihren Konig zu gehen/ gleich als daß ihnen angethane Unrecht ¢ich auff ¢olch Papier nicht ¢chreiben lie¢¢e. Ricaut. l. 1. c. 11. p. 151. 152. Tavernier. c. 16. p. 232. berichtet: Daß die uber ¢o gro¢¢e Ungerechtigkeit klagenden eine brennende Fackel ubers Haupt nehmen/ und hierdurch andeuten: Daß/ wo der Fur¢t ihnen nicht recht verhulffe/ ¢eine Seele in der andern Welt/ wie ¢olche Fackel/ brennen wurde. Die¢es geschicht mei¢tentheils/ wenn der Sultan am er¢ten 1518 und] and B und CDA Hs. 1520 er¢cho¢¢en] er¢chlo¢¢en B er¢cho¢¢en CDA er¢choßen Hs. 1532 Haupt] Hgupt B Haupt CD 1510 Fahne] Fahnen D 1517 erkennet] erkennt Hs. 1518 herum] herumb ACD Hs. gefuhret] gefuhrt Hs. erwurget] erwurgt Hs. floh Hs. 1519 guldenen] goldenen Hs. 1521 l.] livr. Hs. 1524 legt] lagt Hs. 1528–1529 Papiernen] Papierenen Hs. 1530 l. 1. c.] livr. 1. chap. Hs. 1531–1539 Tavernier … moge.] fehlt A Hs. 232.] 212. D
flohe]
Anmerckungen zu IV
311
V. 361. Dem gleich ¢ein Kopff nicht ¢o brennet] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 11, S. 151 f. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 16, S. 227.
312
1540
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1555
1560
1565
Ibrahim Sultan
Freytage des Neu-Mohnden ¢ich in die neue Mo¢chee verfugt; des Sultans Mutter/ Schwe¢tern und Sultaninnen aber von der gro¢¢en Pforte des Serraglio viel Geld den Armen auswerffen/ umb fur den Sultan zu bitten: daß ¢ein Gebethe erhoret werden moge. V. 372. Pompejens Seule:) Jm Munde des Bo¢phors gegen dem ¢chwartzen Meere ¢tehet auff einem Fel¢en noch heute zu Tage eine Seule von weißen Marmel¢teine/ des Pompejus Seule genennet; in der von Zeit und Wellen verwi¢chten Uber¢chrifft i¢t gleichwol ! d2v" noch der Nahme des Kay¢ers Cajus zu le¢en. P. della Valle. p. 1. lett. 2. da Con¢tantinop. p. 43. V. 402. Der edle Mu¢tafa:) Der Trauer-Saal Erasmi Franci¢ci p. 392. 393. erzehlet: Mu¢tafa habe im Traum einen Propheten in weiß-glantzenden Kleidern ge¢ehen/ welcher ihn mit der Hand in einen lu¢tigen Pala¢t gefuhret/ meldende: allhier haben die reinen Seelen ihren Wohnplatz/ die in ihrem Leben eine Ab¢cheu fur Blutt¢turtzung und Sunden gehabt/ und genu¢¢en al¢o der ewigen Seeligkeit. Gleicherge¢talt zeigete er ihm die Bo¢en und Gottlo¢en/ welche in Pech-Flu¢¢en getaucht und endlich er¢teckt wurden. Ob nun wohl ¢ein Gei¢tlicher den Traum als bo¢e außdeutete/ und ihn/ ¢ich vorzu¢ehen/ warnete/ ¢o trauete er doch ¢einer Un¢chuld/ rei¢ete zum Vater/ und ward erwurget. V. 416. Chach Abens Sohn hat nech¢t des Vaters Stahl gekußt.) Daß Chach Abas ¢einem eigenen Sohne habe la¢¢en den Kopff abhauen/ erzehlet Bi¢acc. im Amurath. p. 386. und mit mehrern Umb¢tanden Olearius in ¢einer Per¢i¢chen Rei¢e l. 5. c. 32. wie auch Pietro della Valle nell. lett. 4. di Per¢ia da Ferhabad. n. 25. p. 405. ¢eqq. V. 448. Daut Ba¢¢ens Untergang und Gebegi.) Ob wohl Daut Ba¢¢a einen Zettel furbracht: Krafft de¢¢en er ware befehlichet worden vom Sultan Mu¢tafa, den Oßman hinzurichten/ ¢o i¢t er doch/ weil er ¢olchen Zettel durch die Sultanin erlangt/ von den Vi¢ieren zum Tode verutheilet worden. Als die¢er nun am Rande eines Brunnes ¢aß/ den Streich/ der ihm den Kopff ab¢chlagen ¢olte/ erwartende/ kam eine Menge der
1563 Sultan] Saltan B Sultan CDA 1547 1550 1557 1566
erzehlet] erzehlt A eine] ein A Abens] Abas A Vaters] Vatern A worden] werden D
Anmerckungen zu IV
313
V. 372. Pompejens Seule] P. Della Valle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 1: La Turchia, Lettera 2. da Costantinopoli, § 3, S. 35 f. V. 402. Der edle Mu¢tafa] E. Francisci, Der hohe Traur-Saal, Tl. 1 (Nürnberg 1665), 22. Geschichte, S. 392 f. V. 416. Chach Abens Sohn hat nech¢t des Vaters Stahl gekußt] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 386. – A. Olearius, Vermehrte newe Beschreibung der Muscowitischen vnd Persischen Reyse (Schleswig 1656, Reprint Tübingen 1971), Buch 5, Kap. 32 (S. 649–654). – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 4. da Ferhabàd, § 25, S. 335 ff. V. 448. Daut Ba¢¢ens Untergang und Gebegi] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 351.
314
1570
Ibrahim Sultan
Spahi/ und befahl dem Hencker inne zu halten. Hierauff ward er auff eben dem Wagen/ worauff man den Oßmann gefuhret/ in das Gefangnus zu den ¢ieben Thurmen ge¢chleppet/ und den folgenden Tag eben an dem¢elben Orthe/ wo Oßmann/ erwurget. Gebegi Ba¢¢a aber/ der dem Oßmann ein Ohr abge¢chnitten hatte/ enthauptet. Bi¢acc. im Mu¢tafa. p. 351. !d3r"
Zur F unften Abhandlung. 1575
1580
1585
1590
V. 19. Er ¢chickte ¢tatt des Stricks dem Machmet Gerci Gaben.) Amurath IV. wolte im 1625. Jahre die¢en Cham der kleinen Tartern/ weil er ¢einem Befehle nicht gehor¢amet/ ab- und einen andern ein¢etzen/ ¢chickte auch einen Ba¢¢a mit drey¢¢ig Galeen dahin. Alleine die Tartern/ welche den Machmet Gerci lieb hatten/ wolten ¢ie weder anlenden noch auߢteigen la¢¢en/ ob ¢ich ¢chon der Ba¢¢a zu Caffa darumb ¢ehr bearbeitete. Die¢em nach ¢chickte Amurath die¢em Mahemet ein Kleid und einen Sebel/ zum Zeichen: daß er ihn in ¢einer Wurde be¢tetigte. Alleine er wolte die¢es/ ihm auß wenig guten Gemuthe kommende Ge¢chencke/ unter dem Vorwand: daß es ihm nur durch einen ¢chlechten Galeen-Hauptmann ge¢chickt wurde/ nicht annehmen/ ließ auch den Uberbringer ins Gefangnus werffen/ und drauete/ ¢ich mit den Pohlen zu verbinden. Bi¢acc. im Amurath. p. 370. V. 21. Der Aba¢¢a bekam fur Auffruhr Schwerd und Kleid.) Als Amurath IV. zum Reiche kam/ und horte: daß Aba¢¢a fa¢t alle Janit¢charen habe umbbringen la¢¢en/ die Stadt Carai¢ar eingenommen/ und mit 40 000. ¢treitenden Mannern/ 25. Stuck Ge¢chutz recht auff Con¢tantinopel zu zog/ both er ihm einen Sebel und Kleid/ auch ein hohes Vi¢ier-Ampt an/ dafern er ¢ich beruhigen wolte. Dardurch denn auch fur dißmal er in Natolien ¢tille ¢tehen blieb. Bi¢acc. p. 357.
1582 Wurde] Wurd BC Wurde DA 1588 Kleid.)] Kleid ) B Kleid.) CDA 1569–1570 Gefangnus] Gefangniß D 1582 Sebel] SeSebel D 1583 be¢tetigte] be¢tatigte D 1586 Gefangnus] Gefangniß D 1592 einen] eine A
Anmerckungen zu V
315
Zur F unften Abhandlung. V. 19. Er ¢chickte ¢tatt des Stricks dem Machmet Gerci Gaben] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 370. V. 21. Der Aba¢¢a bekam fur Auffruhr Schwerd und Kleid] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 357.
316 1595
1600
1605
1610
1615
1620
1625
Ibrahim Sultan
V. 23. Mein einig Wort erbath des Caimecan Leben.) Als Amurath IV. vernahm: daß die Co¢acken ¢o machtig an den Grantzen des Euxini¢chen Meeres wurden/ verdroß es ihn ¢o hefftig: daß er den Caimecan in die Augen ¢chlug/ worvon ihm die Na¢e blutete; befahl auch: Man ¢olte den Hencker holen/ ihn zu wurgen. Die Kay¢erliche Mutter aber erbat ihm das Leben. Bi¢acc. p. 394. !d3 v" V. 24. Bu¢taims ¢chlechte Schuld mu¢t’ Hals und Kopff hergeben.) Amurath IV. ließ neb¢t andern dem Mehemet Bu¢taim Ba¢¢a von Cairo den Kopff ab¢chlagen/ weil ¢ie von den Unterthanen viel Geld erpre¢¢et. Bi¢acc. p. 357. V. 33. 34. Wie hoch ent¢chuldigte beym Sultan Amurath der Cham des Mufti Tod.) Weil der Ba¢¢a von Caffa/ der Tartari¢che Mufti und der Cadi da¢elb¢t dem Tarter Cham verwie¢en: daß er dem Turcken zu gefallen im 1636. Jahre nicht wider den Per¢ier mit wolte zu Felde ziehen/ ließ er ¢ie alle 3. erwurgen. Die¢es aber umb bey der Ottomanni¢chen Pforte nicht zu ¢ehr anzu¢to¢¢en/ ent¢chuldigte er darmit: daß ¢ie diß wegen ihrer Ungerechtigkeit und GeldAußpre¢¢ungen gelitten hatten. Bi¢acc. p. 452. 453. V. 34. 35. 36. 37. Fur¢t Amurath ¢elb¢t hat des Mufti Sohn.) Jm 1633. Jahre ließ Amurath IV. ein¢t den Mufti wegen wichtiger Sachen zu ¢ich fordern. Weil die¢er aber ¢ich: daß er wegen Alters und Kranckheit nicht kommen konte/ durch ¢einen Sohn ent¢chuldigte/ ließ Amurath anfangs den Sohn/ hernach den Mufti erwurgen. V. 69. 71. Auff Sekierperen Ge¢etz’ und Straffe ¢charffen.) Von die¢em Weibe Chequer Paré erzehlet M. de Monconys in ¢einen Rei¢en p. 391. 392. daß der junge Sultan Machmet durch ¢einen Groß-Vi¢ir ihr Vermogen einziehen la¢¢en; darunter ¢ich funffzehen Tonnen Goldes Reichsthaler/ ein gantz guldener Ti¢ch/ und unzehlbare Ko¢tlichkeiten befunden hatten. Von ihr habe man zwar ge¢agt/ ¢ie ware erwurget und ins Meer geworffen worden; es habe ¢ich aber hernach ereignet: daß man ¢ie nach Cairo verwie¢en/ ¢ie aber hernach zuruck kommen. 1606 Caffa/] Caffa BCDA 1610 anzu¢to¢¢en/] anzu¢to¢¢en BCD anzu¢to¢¢en/ A 1597 1599 1608 1609 1621
wurden] worden A ihn] ihm CD wurgen] erwurgen A 1636.] 16 6. C 1616. D umb] fehlt A ¢ich] fehlt CD
Anmerckungen zu V
317
V. 23. Mein einig Wort erbath des Caimecan Leben] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 394. V. 24. Bu¢taims ¢chlechte Schuld mu¢t’ Hals und Kopff hergeben] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 357. V. 33. 34. Wie hoch ent¢chuldigte beym Sultan Amurath der Cham des Mufti Tod] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 452 f. V. 69. 71. Auf Sekierperen Ge¢etz’ und Straffe ¢charffen] B. de Monconys, Iournal des voyages, Première partie (Lyon 1665), S. 391 f.
318
1630
1635
1640
1645
1650
Ibrahim Sultan
V. 118. Des Capi Aga Kopff/ die Mutter ¢elb¢t ver¢tieß.) Als unterm Mahumet III. das Regiment allenthalben ¢o ubel be¢tellet ward/ ver¢amleten ¢ich im 1603. Jahre Janit¢charen/ Spahi/ und eine gro¢¢e Menge ! d4r" Volcks/ drangen in des Sultans Burg/ und nachdem ¢ie vom A¢¢an Ba¢¢a ver¢tandiget wurden: daß daran des Sultans Mutter/ der Capi Aga und der ober¢te Ver¢chnittene/ Schuld trugen/ begehrten ¢ie mit dem Kay¢er ¢elb¢t zu reden/ hielten ihm auch ¢eine nachla¢¢ige Regierung fur. Der Kay¢er ent¢chuldigte ¢ich: daß er von denen ubelen Zu¢tanden im Reich von niemanden einige Nachricht erlanget hatte. Hierauff forderten ¢ie den Orologier Ba¢¢a fur/ die¢er berichtete: der Capi Aga hatte ihm verwehret/ dem Kay¢er die verdrießlichen Sachen furzutragen/ es wurde auch die¢en Unordnungen anders nicht/ als durch Hinrichtung der Sultanin/ des Capi Aga und ober¢ten Ver¢chnittenen abzuhelffen ¢eyn. Hierauff begehrten ¢ie: der Kay¢er ¢olte ihnen die¢er dreyer Kopffe liefern/ oder ¢ie wolten ihnen ¢elb¢t helffen/ und gar einen andern Kay¢er machen. Ob nun wohl Mahumet ¢ie be¢cheidete: es ¢olte uber ¢ie erkennet/ und/ was recht er¢chiene/ vollzogen werden; ¢o antworteten ¢ie ihm doch: hatte er ¢eine un¢chuldige Bruder ohne Erkantnus hingerichtet/ mu¢ten es die¢e Schuldige nicht be¢¢er haben. Ward al¢o der Kay¢er gezwungen/ des Capi Aga/ des A¢¢an Ba¢¢a/ und des obri¢ten Ver¢chnittenen Kopffe ihnen zu gewehren und zu ver¢prechen: daß er die Mutter verwei¢en wolte. Vita Mahumetis III. præmi¢¢. Bi¢accion. p. 195. 196. Son¢t i¢t des GroßVi¢iers Ampt/ dem Sultan alle Sachen von Wichtigkeit furzutragen; iedoch muß er ¢ich genau in acht nehmen/ daß er ihm nichts mißfalliges ¢age; weil er ¢on¢t al¢ofort erwurget wurde. Tavernier. p. 11. 12. gleicher ge¢talt darff ¢ich beym Per¢i¢chen Konige niemand erkuhnen fur einen im Gefangnu¢¢e ¢ich befindenden etwas vortragliches zu reden. Tavernier. im er¢ten Theile der Rei¢en. pag. 276.
1646 obri¢ten Ver¢chnittenen] Obri¢ten ver¢chnitten BCA Obri¢ten ver¢chnittenen D 1636 1644 1648 1652 1653 1654
verdrießlichen] verdrußlichen A Erkantnus] Erkantniß D p.] pag. CD darff] fehlt CD Gefangnu¢¢e] Gefangni¢¢e D befindenden] befinden C pag.] p. CD
Anmerckungen zu V
319
V. 118. Des Capi Aga Kopff/ die Mutter ¢elb¢t ver¢tieß] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 195 f. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), S. 11. – J. B. Tavernier, Les six voyages (Paris 1679), Tl. 1, S. 276.
320 1655
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1675
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Ibrahim Sultan
V. 121. Denn kommt des Dieners Treu er¢t zur Voll! kom"menheit.) Als die Freunde des Groß-Vi¢irs Kara Mu¢tafa einsmals ¢eine gro¢¢e Gluck¢eligkeit prei¢eten; ¢agte er: Ja/ er habe ¢ein Gelucke zur hoch¢ten Staffel bracht/ es mangelte ihm aber noch zur Vollkommenheit der Kay ! d4v"¢erlichen Gnade und ¢einer Ehren der heilige Marterer-| Krantz und das Gelucke: daß er auf des Sultans Befehl ¢ein Leben auffopferte. Ricaut. l. 1. c. 3. p. 25. 26. V. 123. 124. 125. 126. 127. 128. Fur¢t Amurath mu¢t auch.) Jm 1626. Jahre emporten ¢ich die Janit¢charen/ nothigten den Mufti: daß er ¢ich ins Seraglio nach Scutari begeben mu¢te/ und begehrten von Amurath IV. die Kopffe ¢einer Mutter und des Caimecan Mehemed Gorguin. Amurath meynte ¢ie zu be¢tillen/ ließ von die¢em die Siegel (die er in Abwe¢enheit des Groß-Vi¢ier verwahrte) abfordern/ (welches die Ent¢etzung des Amptes bedeutet Pietr. della Valle nell. lett. 2. p. 87.) und gab ¢ein Ampt dem Regel Ba¢¢a; ins Regels Ampt aber ¢etzte er den Imrahul Ba¢¢a. Alleine ¢ie be¢tillten ¢ich hiermit gar nicht/ ob ¢chon er ihnen 200 000. Sultaninen/ und des Kay¢ers Mutter auch ¢o viel verehrete. Denn hierdurch errettete die¢e zwar das Leben; Amurath aber ¢ich ¢elb¢t zu erhalten/ mu¢te ¢einen 68. jahrigen treuen Diener/ welcher dreymahl die Groß-Vi¢ier-Stelle vertreten hatte/ erwurgen/ und fur das Seraglio werffen la¢¢en/ allwo ¢ie ihm noch Na¢e/ Ohren/ Augen und Zunge auߢchnitten. Bi¢accioni p. 373. V. 132. 133. 134. 135. 146. 147. Und doch den Dilaver.) Sultan Oßmann ent¢chloß ¢ich die Janit¢charen (als welche ¢ich nicht wohl im Kriege wider Polen gehalten hatten/) außzurotten/ und ¢tatt ihrer Araber anzunehmen. Weil aber der Groß-Vi¢ier Dilaver meynte: daß diß zu Con¢tantinopel ¢ich nicht wurde thun la¢¢en/ wolte er den Kay¢erl. Sitz entweder nach Dama¢co oder Alcayr verlegen/ gab al¢o fur: Er hatte ein Gelubde gethan/ nach Mecha zu rei¢en. Als aber auff die Galeen der Kay¢erliche Schatz/ ja ¢o gar die Kleinodien auß der Grufft 1655 Voll ! kom"menheit] Vollmenheit B Vollkommenheit CDA 1667 (welches] [welches BCA (welches D 1671 Sultaninen] Sultaninnen BCD Sultaninen A 1661 1669 1670 1681 1684
l. 1. c. 3. p.] libr. 1. cap. 3. pag. CD dem] den A den] fehlt A Kay¢erl.] Kay¢erlichen D Kay¢erliche] Kay¢erl. A
Anmerckungen zu V
321
V. 121. Denn kommt des Dieners Treu er¢t zur Voll!kom"menheit] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 3, S. 25 f. V. 123. 124. 125. 126. 127. 128. Fur¢t Amurath mu¢t auch] P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 1: La Turchia, Lettera 2. da Costantinopoli, § 11, S. 72. – M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 373. V. 132. 133. 134. 135. 146. 147. Und doch den Dilaver] Th. Spanduginos, De’ costumi de’ Turchi (Venedig 1654), Bl. 111r/v. – M. Bisac-
322 1685
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1710
Ibrahim Sultan
von dem Bunde ¢eines Vaters auffge¢chiffet wurden/ muthmaßten ¢ie ein viel anders; lie¢¢en al¢o durch die Cadile¢chier (derer ¢ind drey/ einer uber Europa/der ander uber Natolien, der dritte uber Africa, und die ¢ind bey den Turcken diß/ was bey den Chri¢ten die Pa!d5r"triarchen. Spandugin. fol. 111. p. 1. 2.) den Oßmann/ aber vergebens/ abmahnen/ als welche er ¢chimpfflich von ¢ich ließ. Hernach ¢chrieben ¢ie ihm durch den Mufti einen Zettel/ darinnen enthalten war: daß er ohne Gefahr des Reiches/ ohne Verletzung des Ge¢etzes/ nicht nach Mecha ziehen konte. Alleine Oßmann zerriß ihn. Hierauff ver¢amleten ¢ich die Janit¢charen und Spahi/ brachten auch einen Brieff herfur/ worauß zu ¢ehen war: daß Oßmann den Sitz nach Alcayr verlegen wolte/ zwangen hierauff den Mufti: daß er vom Sultan die Kopffe derer/ die ihm zur Rei¢e gerathen/ fordern ¢olte. Wiewol er nun verhieß: daß die Rei¢e nachbleiben wurde/ ¢chryen ¢ie doch nach den Kopffen des Dilaver/ des Chisler Aga/ des Kay¢ers ¢eines Hoffmei¢ters/ und des Tefterdar; vergnugten ¢ich auch nicht daran: daß Oßmann den Dilaver ab/ und in ¢eine Stelle den U¢¢aim Ba¢¢a ¢etzte; ¢ondern ¢ie ¢chnitten dem Dilaver und Chisler Aga die Kopffe ab/ erbrachen den Kercker/ zogen den halbtodten Mu¢tafa mit Strangen herauß/ und erklarten ihn zum Kay¢er. Die¢em nach nahmen ¢ie den Oßmann/ (welcher ¢ich in einen Spahi verkleidet/ und in des Chisler Aga Hauß ver¢tecket hatte/) ¢etzten ihn auff einen Wagen neb¢t den Ober¢ten Hencker/ und fuhrten ihn in das Gefangnuß zu den ¢ieben Thurmen. Endlich befahl der Groß-Vi¢ier des Mu¢tafa Daut Ba¢¢en/ ihn zu erwurgen/ und ihm ein Ohr abzu¢chneiden/ welches er als ein Zeichen ¢eines Todes dem Mu¢tafa einhandigte. Bi¢accioni im O¢man. p. 336.–344. Die¢es alles ¢oll furnehmlich durch den Halil Ba¢cià Ser1689 111.] 11. BCDA 1704–1705 (welcher] [welcher B (welcher CDA 1708 Mu¢tafa Daut Ba¢¢en/] Mu¢tafa, Daut Ba¢¢en BCD Mu¢tafa, daut Ba¢¢a A 1685 1688 1693 1695 1700 1703 1707 1710 1711
auffge¢chiffet] ausge¢chiffet D die] die¢e A Alleine] Allein CD den] ¢einen D Tefterdar] Fe¢tarda A den] dem A Gefangnuß] Gefangniß D Bi¢accioni] Bi¢acc. D 336.–344.] 336. 344. D furnehmlich] furnemblich A
Anmerckungen zu V
323
cioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 336–344. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 5. da Spahàn, § 45, S. 598.
324
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1735
Ibrahim Sultan
dár und den Chan von Caffà des Mu¢tafa gro¢¢e Freunde verur¢achet worden ¢eyn. P. della Valle lett. 5. da Spahàn. n. 45. p. 723. 724. V. 150. 151. Ob Na¢uf Ba¢¢a ¢chon des Achmets Eydam war.) Wie Sultan Achmet die¢en ¢einen Eydam verdacht: daß er mit dem Konige in Per¢ien zuhielte/ und mit eigner Fau¢t umbbracht/ erzehlet Bi¢accioni im Achmet p. 257. Noch außfuhrlicher be¢chreibet die¢es Groß-Vi¢iers Lebens-Lauff und Tod Pietro della Valle !d5v" ne Viaggi in lettera 2. da Con¢tantinopoli §. 11. pag. 83.–100. V. 167. 168. Es bringt dem keinen Schimpff/ der zu den niedrigen von hoher Staffel rucket.) Die¢es i¢t die Arth bey den Turcken. Jn¢onderheit mu¢¢en die Groß-|Vi¢ier offt vom Berge in ein Thal herunter rucken. Wie denn der Vorfahr des Groß-Vi¢iers Kiuperli (der des jetzigen Vi¢iers Achmet Vater war/) nur zum Ba¢¢a in Cani¢cha/ welches die niedrig¢te Verwaltung i¢t/ gemacht ward. Ricaut. livr. 1. chap. 11. p. 155. V. 186. 187. 188. 189. 190. Diß ¢chloß den Mu¢tafa.) Sultan Mu¢tafa machte den Selictar Agà ¢einen Degentrager zum Ba¢¢a von Alcayr/ und ¢einen Manteltrager zum Ba¢¢a von Dama¢co/ ob ¢chon die¢e im Seraglio waren erzogen/ und nichts anders/ als Marmol zu glatten/ und Mahrlein zu erzehlen/ gelehret worden. Ja er wolte den GroßVi¢ier ab¢etzen/ und ¢elbige Wurde ¢einem hierzu gantz unge¢chickten Verwandten geben; er verkauffte auch das Ampt des Capitan Ba¢¢a. Hierauff emporte ¢ich der Ba¢¢a uber das Meer/ brachte den Mufti auff ¢eine Seite/ und ¢o viel zu wege: daß Sultan Mu¢tafa/ als er im Seraglio ¢eine Mutter be¢uchte/ darinnen ver¢chlo¢¢en/ Oßmann zum Sultan erwehlet/ und Mu¢tafa in ¢einem alten Gefangnu¢¢e von zwey alten Weibern und einem Mohren als ¢einen Auffwartern verwahret ward. Bi¢accioni im O¢man. p. 289. 290.
1725 p.] v. BCDA 1726 den] der BCDA 1728 im] in BCEA im D 1712 1716 1719 1720 1723 1730 1732 1736
verur¢achet] verur¢acht A eigner] eigener A pag.] p. A von] vom A der Vorfahr] fehlt CD gelehret] waren gelehret A Capitan] Capitain CD Gefangnu¢¢e] Gefangni¢¢e D
Anmerckungen zu V
325
V. 150. 151. Ob Na¢uf Ba¢¢a ¢chon des Achmets Eydam war] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 257. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 1: La Turchia, Lettera 2. da Costantinopoli, § 11, S. 69 ff. V. 167. 168. Es bringt dem keinen Schimpff/ der zu den niedrigen von hoher Staffel rucket] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 11, S. 155. V. 186. 187. 188. 189. 190. Diß ¢chloß den Mu¢tafa] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 289 f.
326
1740
1745
1750
1755
1760
1765
Ibrahim Sultan
V. 192. Des Siegels ¢ich enteu¢¢er. V. 197. nimms gro¢¢e Siegel hin.) Das Siegel/ in das der Nahme des Sultans ge¢tochen/ i¢t das eigentliche Kennzeichen des Groß-Vi¢iers/ der das Haupt des Divans und Krieges i¢t/ und unterm dritten Amurath mit dem Lala Schabin auffkommen i¢t. Jn das Siegel des vierdten Amurath war eingegraben: GOttes Hulffe i¢t uber ¢einen Knecht den Kay¢er Amurath. Tavernier. c. 9. p. 152. Son¢t tragt der Groß-Vi¢ier auch zwey mit Diamanten ver¢etzte Reiger-Federn auff dem Bunde; wie der Sultan drey. Und fur ihm tragt man auff langen Stangen unter ei ! d6r"nem guldenen Knopffe drey Pferde-Schwantze fur; derer zwey aber auch die Vi¢iere zu Alcayr/ Bagadet und Ofen in ihrem Gebiete ihnen mogen furtragen la¢¢en. Ricaut. livr. 1. chap. 11. p. 142.–146. Jn die¢en Dingen/ wie auch in Titeln und Ehrerbietungen machen die Turcken uberauß genauen Unter¢chied; in welchen allen der Sultan des Groß-Vi¢iers Anleitung folget. Sonderlich wird unter¢chieden/ wer dem Sultan die Hand/ oder den Saum des Kleides/ oder den Ermel/ und dergleichen ku¢¢en durffe. Ricaut. l. 2. chap. 24. p. 562. Wegen der Reyger-Federn aber i¢t merckwurdig: daß die rechten ¢chwartzen nur in Candia gefunden werden/ alle andern aber weiß oder ¢checkicht ¢ind. Wenn der Turcki¢che Sultan drey Pu¢che davon tragt/ i¢t es ein Zeichen: daß der Groß-Vi¢ier zu Felde ¢ey. Denn ¢on¢t tragt er in ¢einer Anwe¢enheit nur zwey Pu¢che. Ma¢¢en denn/ wenn gleich der Sultan dem Groß-Vi¢ier das Kriegs-|Heer ubergiebt/ die¢es gegen ihm keine Ehre bezeugt/ biß der Sultan einen von ¢einen Reiger-Pu¢chen auff des Vi¢iers Bund hefften laßt. So denn wird er von allen als ihr Haupt verehrt. Tavernier. p. 8. 9. V. 222. 223. 224. Die Aba¢¢a euch ¢chlug.) Die¢er auffruhri¢che Ba¢¢a gab fur: Es ware ihm der Prophet Mahumet er¢chienen/ habe den ermordeten Sultan Oßmann bey den Handen gehalten/ ihm befehlende:
1746 Reiger-Federn] Regier-Federn BC Reiger-Federn A Reyger-Federn D 1748–1749 Bagadet] Bagachet BCA Bagadet D 1751 Ehrerbietungen] Ehrenbietungen B Eherbietung C Ehrenbittungen A Ehrerbietung D 1743–1755 Jn … p. 152.] fehlt A 1744 p.] pag. CD 1745 der Groß-Vi¢ier] er A 1750 142.–146.] 142. 146. 1755–1763 Wegen … p. 8.9.] fehlt A 1764 auffruhri¢che] auffruhri¢che AC
Anmerckungen zu V
327
V. 192. Des Siegels ¢ich enteu¢¢er. V. 197. nimms gro¢¢e Siegel hin] J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 9, S. 148 f. – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 11, S. 142–146. – Ebd., livre 2, chap. 24, S. 562. – Tavernier, a.a.O., S. 8 f. V. 222. 223. 224. Die Aba¢¢a euch ¢chlug] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 359 f.
328
1770
1775
1780
1785
1790
Ibrahim Sultan
daß er des Oßmanns Tod rachen ¢olte. Dahero er auffs grau¢am¢te auff die Janit¢charen gewutet/ und wo er eine ¢chwangere Frau eines Janit¢charen oder Spahi bekommen/ ihr die Frucht auß dem Leibe ¢chneiden la¢¢en. Bi¢accioni p. 359. 360. V. 232. Nachdem er uns das Geld zu Schaden abge¢etzet.) Nachdem im 1640. Jahre der Divan wahrgenommen: daß zur Kriegs-Zeit die Goldund ¢ilberne Muntze biß uber die Helffte ihres er¢ten Werths ge¢tiegen/ ¢etzte ¢elbter das Geld wieder in den er¢ten Werth/ al¢o: daß das Volck und die Soldaten (wiewol die¢en das Geld allezeit in unveranderten Prei¢e bezahlet wer !d6v"den muß) umbs dritte Theil gefahret worden. Bi¢accioni im Ibrahim p. 484. Den Unter¢chied und den Werth des Turcki¢chen Geldes be¢chreibet außfuhrlich Tavernier. pag. 41.–54. V. 235. Umb funffzehn A¢per mu¢t.) Unter die¢er Vor¢tellung des geringen Soldes reitzete Percennius auch die Romi¢chen Legiones in Pannonien zum Auffruhr an. Tac. 1. Annal. 17. denis in diem a¢¢ibus animam & corpus æ¢timari, hinc ve¢tem, arma, tentoria, hinc ¢ævitiam Centurionum & vacationes munerum redimi. V. 270. 271. Den Tarter Cham vom Thron und Zepter abzuthun.) Sultan Jbrahim ¢etzte im 1645. Jahre die¢en ab/ dem Konige in Pohlen zu gefallen/ weil er der Tartern Raubereyen in Pohlen nicht verwehret hatte/ der Konig in Pohlen aber ihm mit ¢einem eigenen Sebel Recht verhalff. Bi¢accion. im Ibrahim p. 497. V. 283. Das Gold/ das Tunis zinßt.) Ali Ba¢¢a der Konig zu Tunis ¢chickte dem Sultan Jbrahim 40 000. Dublonen/ und 20 000. Ducaten; die er in dem Grauße der Fe¢tung Goletta gefunden hatte/ und noch von der Zeit des Großmachtigen Kay¢ers Carls des funfften da¢elb¢t ver¢teckt blieben waren. Bi¢acc. p. 507.
1779 235.] 236. BCDA 1792 Carls] Caris BC Carls DA 1767 rachen] rechnen A 1770 Bi¢accioni] Bi¢acconi C 1774 ¢elbter] ¢elbte C ¢elbe D 1775 unveranderten] unverandertem D 1777–1778 Den Unter¢chied … pag. 41.–54.] fehlt A 1778 pag. 41.–54.] p. 41. 54. D 1779 funffzehn] funffzehn D 1782 æ¢timari] æ¢tumari CD ¢ævitiam] fævitiam D 1788 Ibrahim] Ibrah. CD
Anmerckungen zu V
329
V. 232. Nachdem er uns das Geld zu Schaden abge¢etzet] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 484. – J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), S. 40–51. V. 235. Umb funffzehn A¢per mu¢t] Tacitus, Annales 1,17,4: „Auf zehn As pro Tag werde Leib und Leben taxiert; hiervon müsse man Kleidung, Waffen, Zelte kaufen, hiervon auch Schutzgeld gegen die Grausamkeit der Zenturionen bezahlen und Dienstbefreiung erkaufen.“ V. 270. 271. Den Tarter Cham vom Thron und Zepter abzuthun] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 497. V. 283. Das Gold/ das Tunis zinßt] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 507.
330
1795
1800
1805
1810
1815
Ibrahim Sultan
V. 285. 286. Der Held Abdalla nahm ein gantz Pfund Mu¢ch in ¢ich.) Daß die¢er Saraceni¢che Fur¢t/ als er in die Schlacht geritten/ ein gantz Pfund Mu¢ch außgetrunken/ berichtet Elmacin. Hi¢t. Saracen. lib. 1. cap. 12. V. 290. Als Honam uns kaum ¢chickt.) Alvaro Semedo nella Cina part. 1. c. 1. p. 23. 24. meldet hiervon die¢es: La Provincia di Honam hà per proprio il Mu¢chio. Qve¢to è umbilico d’un Animale come piccolo Cervio, la cui carne ¢erve per cibo, è ¢olamente quella parte ¢i toglie con quella pretio¢a materia. Von des Ambra und Mu¢ch Be¢chaffenheit be¢iehe Olearium in des Mandelslo O¢t-Jndi¢chen Rei¢e p. 1. c. 19. V. 309. Ein erboo¢t Croat er¢tach den Amurath.) Die¢er treue Diener ¢eines Herren Lazari Fur¢ten in ! d7 r" Servien er¢tach im 1373. Jahre bey erlangter Verhor den Amurath dritten Turcki¢chen Konig. Wolg. Dresler. in Chron. Sarac. Leuenclau. Annal. Turc. c. 47. p. 15. der Thater hieß Vilvo, und des Sultans Hoff-Prediger/ welcher hernach einen ab¢ondern gei¢tlichen Orden ge¢tifftet/ warnete ihn vorher/ aber vergebens. Ricaut. l. 2. chap. 19. p. 513. 514. Von ¢elbter Zeit an werden alle Abge¢andten mit den Armen gehalten und zu den Turcki¢chen Kay¢ern gefuhret. Busbeqv. Epi¢t. 1. p. 112. V. 310. 311. Den Ach- und Machmet hat ein Dervis.) Daß ein Dervis den Mahumed II. todten wollen/ und den Kay¢er Achmet mit einem Steine geworffen/ erzehlet Bi¢accioni im Achmet. p. 235. 236. daß ein Dervis auß der Secte der Calender im Jahr 1492. den Kay¢er Bajazeth mit einen Sebel auff dem Wege von Mana¢trio nach Adrianopel angeta¢tet habe/ aber von dem I¢chender Ba¢¢a mit einem Pußdigan zu Bodem ge¢chlagen/ hernach in Stucke zerhauen worden/ erzehlet Leuenclau. Annal. Turc. c. 171. 172. p. 56. 1794 1797 1803 1805 1806 1812
¢ich.)] ¢ich.] B ¢ich.) CDA 290.] 294. BCDA Cina] Gina BCA Cina D 309.] 313. BCDA Amurath.)] Amurath.] B Amurath.) CDA Konig] Konige BC Konig DA Dresler.] Dresdet. BC Dreder. A Dresler. D 310. 311.] 314. 315. BCDA
1796 1802 1805 1806 1809 1811 1816
cap.] c. A O¢t-Jndi¢chen] O¢t-Jndi¢che CD c.] cap. CD Wolg.] Wolf. D Leuenclau.] Leuenclan. C ¢elbter] ¢elber D Kay¢ern] Kay¢er CD Busbeqv.] Bu¢teqv. A Mana¢trio] Man¢tiro A
Anmerckungen zu V
331
V. 285. 286. Der Held Abdalla nahm ein gantz Pfund Mu¢ch in ¢ich] G. Elmacinus, Historia Saracenica (Leiden 1625), lib. 1, cap. 12, S. 62. V. 290. Als Honam uns kaum ¢chickt] A. Semedo, Relatione (Rom 1643), parte 1, cap. 3, S. 23 f. (Zitat leicht gekürzt): „Zu den Eigentümlichkeiten der Provinz Honam gehört der Moschus. Es handelt sich dabei um den Bauchnabel eines Tieres, das so aussieht wie ein kleiner Hirsch. Sein Fleisch dient als Nahrung, und man entfernt lediglich dieses Teil mit dem edlen Stoff.“ – J. A. v. Mandelslo, Morgenländische Reyse-Beschreibung (Schleswig 1658), Buch 1, Kap. 19 (S. 68–71). V. 309. Ein erboo¢t Croat er¢tach den Amurath] W. Drechsler, De Sarracenis et Turcis chronicon (Frankfurt a. M. 1596), S. 82 (zum Jahr 1373). Die Verwendung der Namensform „Dresler“ deutet darauf hin, daß L. die folgende italienische Übersetzung von Sansovino benutzt hat: W. Dresler ! i.e. Drechsler" , Cronico della cose de’ Saracini et de’ Turchi (Venedig 1654), Bl. 212 v (zum Jahr 1373). – I. Leunclavius, Annales Sultanorum (Frankfurt a. M. 1588), cap. 47, S. 15 f. – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 2, chap. 19, S. 513 f. – A. G. Busbequius, Epistolae (Hanau 1629), Epist. 1, S. 71. V. 310. 311. Den Ach- und Machmet hat ein Dervis] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 235 f. – I. Leunclavius, Annales Sultanorum (Frankfurt a. M. 1588), cap. 171–172, S. 56.
332 1820
1825
1830
1835
1840
1845
Ibrahim Sultan
V. 448. Daß Men¢ch und Ameis nur zu eigenem Verderben ¢o Ehr als Flugel kriegt.) Die Turcken haben von der hohen Wurde der GroßVi¢iere ein Sprichwort: Sie waren den Ameißen gleich/ welchen GOtt nur zu dem Ende Flugel gebe/ daß ¢ie darmit ihren Untergang be¢chleunigten. Ricaut. l. 1. chap. 11. p. 161. V. 511. Diß Te¢pa bringen.) Dis i¢t bey den Turcken ¢o viel als ein Zwang des Ge¢etzes/ welches den Sultan ¢elb¢t verknupffet ¢ich fur den Richter¢tul zu ¢tellen. Bi¢ac. im Ibrahim. p. 520. V. 541. 542. Das Bey¢piel Mu¢tafens.) Der Mufti/ der Vi¢ier und die andern hohen Haupter lie¢¢en gleicher Ge¢talt im 1623. Jahre im Herb¢t-Monat den Kay¢er Mu¢tafa in Divan fordern umb den Unterthanen Rechen¢chafft zu thun. Als ihm aber ¢eine Mutter ¢olches zu thun verwehrete/ ¢chrie das Volck: Es lebe Sultan Amurath/ Mu¢tafa ward auch hierauff in ¢ein altes Gefangnuß gefuhret. Bi¢acc. im Amurath. p. 356. 357. !d7 v" V. 552. Den Hals dem Mu¢tafa den Groß-Vi¢ir ließ brechen.) Die¢es: daß des Jbrahims Mutter die¢en guten und wach¢amen Diener erwurgen la¢¢en/ weil er ihr wenig Leides gethan/ berichtet Bi¢accion. im Ibrahim p. 496. V. 554. 555. Mit’s Regep Ba¢¢a Kopff.) Die¢er Groß-Vi¢ier kam beym Sultan Amurath in Verdacht: daß er durch Emporung der Janit¢charen dem Jbrahim den Zepter zu¢chantzen wolte: ward dahero in ein Garten-Zimmer beruffen: Allwo von ihm Anfangs der gro¢¢e Siegel-Ring abgefordert/ hernach er von dreyen erwurget ward. Viel aber meynten/ es ¢ey nur umb einen gro¢¢en Schatz auff drey Millionen Golds zu bekommen ge¢chehen. Bi¢acc. im Amurath. p. 410.
1835 552.] 551. BCDA 1839 554. 555.] 553. 554. BCDA 1825 1828 1833 1837 1841
Te¢pa] Te¢fa A Dis] Die A 542.] 541. C Gefangnuß] Gefangniß D Bi¢accion.] Bi¢acc. A Zepter] Scepter CD
ein] fehlt CD
Anmerckungen zu V
333
V. 448. Daß Men¢ch und Ameis nur zu eigenem Verderben ¢o Ehr als Flugel kriegt] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 11, S. 161. V. 511. Diß Te¢pa bringen] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 520. V. 541. 542. Das Bey¢piel Mu¢tafens] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 356 f. V. 552. Den Hals dem Mu¢tafa den Groß-Vi¢ir ließ brechen] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 496. V. 554. 555. Mit’s Regep Ba¢¢a Kopff] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 410.
334
1850
1855
1860
1865
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Ibrahim Sultan
V. 590. Zu Sturmung Bajadets die Graben fullen auß.) Als im 1638. Jahre Amurath IV. Bagadet belagerte/ und er weder genug Wollen¢acke noch Rei¢icht/ die Stadt-Graben außzufullen/ hatte/ ließ er auß ieder Fahne durchs Loß drey Soldaten nehmen/ und ¢ie in Graben werffen. Bi¢ac. p. 469. 470. V. 591. 592. 593. Fur dem Feinde zwey drey Spannen ruckwerts weichen.) Beym Guicciardini l. 6. fol. 169. redet der Spani¢che FeldHauptmann Con¢alvus al¢o: De¢idera l’huom magnanimo più to¢to d’haver al pre¢ente la ¢epultura un palmo di terreno piu avanti, che col ritirar¢i à dietro poche braccia allungar la vita cento anni. V. 608. An dir ¢ey un¢er Brod und un¢er Saltz verfluchet.) Diß i¢t in Morgenlandern eine gemeine Arth iemanden zu fluchen. Pietr. della Valle lett. 5. da Spahàn. p. 593. V. 695.–702. Alle hier be¢chriebene Ceremonien ¢ind auch bey Erwehlung des Amuraths IV. im 1623. Jahre derge¢talt verrichtet worden. Bi¢ac. p. 356. V. 698. Die Reiger-Federn hin.) Die¢e werden von den Turcken ins gemein/ wie bey den Chri¢ten die Strauß-Federn zur Pracht getragen. Der Sultan tragt ihrer drey/ weil es/ der Turcken Meinung nach/ ! d8r" nur drey Kay¢erthumer in der Welt gabe/ nemlich Con¢tantinopel/ Trapezunt/ und Babylon. Tavernier. Serrail. pag. 8. der GroßVi¢ier zwey. Ricaut. l. 1. c. 11. p. 145. welcher in allem fa¢t wie der Sultan verehret wird/ und eben wie die¢er fur niemanden als dem Mufti auff¢tehet. Tavern. p. 11. Der Stiffter des Mogoli¢chen Reiches Zingiz Chan gab unter andern ¢einen Tartern ein Ge¢etze: daß ¢ie mu¢ten Nacht-Eulen-Federn als ein Zeichen der Gluck¢eeligkeit tragen. Haitho. c. 16. 1849 1852 1862 1868
in Graben] inGraben B in Graben CDA Guicciardini] Guicciardiini B Guicciardini CDA 698.] 696. BCDA und] und und B und CD
1846 Bajadets] Bagadets D 1854 piu] pru A 1855 cento] centa A 1859 695.–702.] 695. 702. D 1864–1866 weil … pag. 8.] fehlt A 1867–1869 welcher … p. 11.] fehlt A 1869 Mogoli¢chen] Magoli¢chen C 1870 Tartern] Tartarn CD
Anmerckungen zu V
335
V. 590. Zu Sturmung Bajadets die Graben fullen auß] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 469 f. V. 591. 592. 593. Fur dem Feinde zwey drey Spannen ruckwerts weichen] F. Guicciardini, La historia d’Italia (Venedig 1640), lib. 6, Bl. 169r: „Ein großmütiger Mensch möchte lieber hier und jetzt eine Handbreit Erde zum Grab haben, als sich um wenige Ellen zurückzuziehen und sein Leben noch um hundert Jahre zu verlängern.“ (Das gleiche Zitat in etwas abweichendem Wortlaut mit gleicher Quellenangabe schon in AnmL. zu C V 310; dort von L. selbst übersetzt). V. 608. An dir ¢ey un¢er Brod und un¢er Saltz verfluchet] P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 5. da Spahàn, § 25, S. 491. V. 695.–702.] M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 356. V. 698. Die Reiger-Federn hin] J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), S. 7 f. – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 11, S. 145. – Tavernier, a.a.O., S. 10 f. – Haithonus Armenus, Historia orientalis (Kölln a.d. Spree 1671), cap. 16, S. 29.
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1875
1880
1885
1890
1895
1900
Ibrahim Sultan
V. 703.–706. Diß Jahr/ das ¢einen Lauff fuhrt nach der Arth des Lowen.) Die klugen Per¢ier und andere Mahumedi¢ten eignen ieden zwolff Jahren/ zwolff gewi¢¢e Thiere zu/ nach derer Eigen¢chafft iedes Jahres Zufalle ¢ich begeben ¢ollen. Das 1618. Jahr hat das Pferd ihm zugeeignet gehabt. P. della Valle. lett. 3. da Spahàn. n. 24. p. 196. Son¢t ¢etzen die Stern¢eher Rom unter das Zeichen des Lowen. Daß aber der Lowe das Hauß der Sonne/ der Krebs das Haus des Monden ¢ey/ i¢t zu ¢ehen auß Kircher. Oedip. Ægypt. tom. 2. cla¢¢. 7. c. 5. p. 189. V. 707.–712. GOtt woll’ ihm Segen.) Daß der Mufti den neu-erwehlten Sultan umbarme und ¢egne; daß die¢er ¢ich in die Vor¢tadt zu Con¢tantinopel an einen alten Heiligen dem Hiob gewidmeten Orth verfuge/ da¢elb¢t das Mahumedi¢che Ge¢etze zu be¢chirmen/ ¢chwere/ die Ba¢¢en die Erde und ¢eines Rocks Saum ku¢¢en/ lehret Ricaut. l. 1. c. 2. p. 18. 19. allwo er lacherlich anmerckt: daß die ungelehrten Turcken den Hiob fur Salomons Hoferichter/ den gro¢¢en Alexander fur ¢einen Feldhauptmann halten. V. 746. Wie leider! Bajazeth vom Selim hat erfahren.) Selim I. der jung¢te Sohn Sultan Bajazeths emporte ¢ich wider die¢en ¢einen alten Vater/ ließ ¢eine Bruder und ihre Kinder erwurgen. Und ob er zwar Anfangs bey Chiurli aufs Haupt ge¢chlagen ward: daß er mit Noth auff ¢einem Pferde (das er Carobouluk oder ¢chwartze Wolcke nennte) entkam/ und zu ¢einem Schweher dem Tarter Cham fliehen mu¢te. Busbequ. Epi¢t. 1. p. 53. 54. ! d8v" zwang er doch endlich ¢einen Vater: daß er fur ihm fußfallig werden/ und ihm das Reich abtreten mu¢te/ ließ ihn auch nach fal¢chen Liebes-Bezeugungen endlich auff dem Wege nach Adrianopel durch einen Juden mit Gifte hinrichten. Cambini dell’origine de Turchi. lib. 3. nel fine. Wolffgang. Dre¢ler. Chronic. de reb. Saracen. & Turcar. Anno 1511. 1874 1880 1885 1899
eignen] einen BC eignen DA Kircher.] Kirchner. B Kirchn. CD Kircher. A Rocks Saum] Rocks- Saum BC Rocks Saum A RocksSaum D 3.] 5. BCD 3. A
1873 1877 1880 1881 1887 1894 1896 1899
703.–706.] 703. 706. D 196.] 296. D tom.] tom. tom. C 707.–712.] 707. 712. D Hoferichter] Hofrichter D Tarter] Tartar CD ihn] ihm A Wolffgang.] Wolgang. A
Anmerckungen zu V
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V. 703.–706. Diß Jahr/ das ¢einen Lauff fuhrt nach der Arth des Lowen] P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, Lettera 3. da Spahàn, § 24, S. 163. – A. Kircher, Oedipus Aegyptiacus, tom. 2 (Rom 1653), pars 2, classis 7, pars 1, cap. 5, S. 189. V. 707.–712. GOtt woll’ ihm Segen] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 2, S. 18 f. V. 746. Wie leider! Bajazeth vom Selim hat erfahren] A. G. Busbequius, Epistolae (Hanau 1629), Epist. 1, S. 32. – A. Cambini, Della origine de Turchi (Florenz 1537), lib. 3, Bl. 59r. L. hat wahrscheinlich den Nachdruck bei Sansovino benutzt: F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), Bl. 171 v. – W. Drechsler, De Sarracenis et Turcis chronicon (Frankfurt a. M. 1596), S. 87 (zum Jahr 1511). Die Verwendung der Namensform „Dresler“ deutet darauf hin, daß L. die folgende italienische Übersetzung von Sansovino benutzt hat: W. Dresler ! i.e. Drechsler" , Cronico della cose de’ Saracini et de’ Turchi (Venedig 1654), Bl. 216r (zum Jahr 1511).
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1905
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Ibrahim Sultan
V. 752. 753. Ein Kind der grau¢amen Circa¢¢en.) Daß des itzigen Sultans Mutter eine von den Tartern gefangene Circaßierin ¢ey/ berichtet Ricaut. l. 1. c. 3. p. 30. daß ¢ie aber ein erhobenes rothes Tuch gottlich verehren. Schult. Geogr. l. 2. c. 2. p. 386. V. 811. Jhr Stummen.) Die Turcken pflegen die Stummen zu ihrer Ergotzlichkeit zu haben. Jm Seraglio ¢ind ihrer ins gemein vierzig/ die des Nachts in denen zwey Kammern der Jchoglans/ des Tages ¢ich bey ihrer Kirche auffhalten. Ob ¢ie ¢chon mei¢t ¢tumm und taub/ konnen ¢ie doch durch die ¢tille Sprache ihrer Gebehrden alles einander zu ver¢tehen geben/ ja einander gantze Ge¢chicht erzehlen. Die¢e Sprache der Stummen ver¢tehen die Turcki¢chen Sultane iederzeit ¢ehr wohl. Daher aus die¢er der vierdte Amurath erfuhr: Daß ein beruhmter Moscowiti¢cher Ringer ohne ¢ein Wi¢¢en ¢chon im Seraglio gewe¢t ware. Daher er auff unter¢chiedene grau¢ame Straffen auß ubte. Tavernier. c. 17. pag. 246. ¢eqq. der Stummen neun Elte¢ten wachen in der Ho¢ada des Sultans. Ricaut. l. 1. c. 8. p. 116. furnehmlich aber werden ¢ie zu Erwurgung gro¢¢er Herren gebrauchet/ wie Suleimann durch ¢ie ¢einen Sohn Mu¢tafa erwurgen la¢¢en. Busbequ. Ep. 1. p. 64. 65. und hier dem Jbrahim ge¢chehen. Bi¢acc. p. 521. V. 878. 879. 880. Die dreymal viertzig Jahre.) Die Aberglaubi¢chen Mahumedi¢ten tichten: daß am Ende der Welt Seraphiel auff Befehl Gottes zu Jeru¢alem mit einer Po¢aune bla¢en werde. Bey dem er¢ten bla¢en wurden alle Seelen in der Welt herumb ¢chwermen/ und ihre Leiber ¢uchen/ als zu welcher Zeit ¢ich auch alle ! er" Beine der Ver¢torbenen ver¢amlen mu¢ten. Nach viertzig Jahren bey dem andern bla¢en wurden die Todten Knochen wieder Flei¢ch und Adern bekommen. Nach viertzig Jahren beym dritten bla¢en wurden alle Seelen in ihre Leiber kehren/ und ein Feuer auß dem Niedergange ¢ie alle nach Jeru¢alem treiben/ alldar ¢ie 40. Jahr in ihrem Schweiße wurden ¢chwimmen mu¢¢en; biß endlich/ nachdem ¢ie Adam/ Noe/ Abra1903 ein] eine BC ein DA 1904 Geogr.] Georg. BCD Geogr. A 1910 Ge¢chicht] Ge¢chichte CD 1910–1915 Die¢e … pag. 246. ¢eqq.] fehlt A 1914 auff] auch D 1915 Tavernier.] Tavern. CD der Stummen] Die A 1920–1921 Mahumedi¢ten] Mahumeti¢ten A 1921 tichten] dichten ACD
Anmerckungen zu V
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V. 752. 753. Ein Kind der grau¢amen Circa¢¢en] P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 3, S. 30. – E. Schulthesius, Synopsis geographiae (Tübingen 1654), lib. 2, cap. 6, S. 306 (Seitenangabe „386“ bei L. vermutlich Druckfehler). V. 811. Jhr Stummen] J. B. Tavernier, Nouvelle relation (Amsterdam 1678), chap. 17, S. 241–245. – P. Rycaut, Histoire de l’état present (Amsterdam 1672), Tl. 1, livre 1, chap. 8, S. 116. – A. G. Busbequius, Epistolae (Hanau 1629), Epist. 1, S. 39 f. – M. Bisaccioni, Vite e fatti (Venedig 1654), S. 521. V. 878. 879. 880. Die dreymal viertzig Jahre] F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), Bl. 16. – J. A. v. Mandelslo, Morgenländische Reyse-Beschreibung (Schleswig 1658), Buch 3, S. 235.
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1935
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Ibrahim Sultan
ham/ Mo¢en/ JE¢um Chri¢tum (den ¢ie fur den Gei¢t/ das Wort und Krafft Gottes halten) vergebens/ den Mahumed aber als den letzten Propheten fruchtbarlich umb Erlo¢ung angeflehet/ durch den Engel Gabriel fur das Antlitz Gottes wurden gefuhret/ hernach auff einer uber die Holle gehenden Brucke iedes Men¢chen Thaten auff einer Wage gewogen/ die Frommen daruber geleitet/ die Bo¢en aber in die Holle ge¢turtzet werden. San¢ovin. fol. 16. Oberwehnte HollenBrucke glauben auch die Einwohner der Jn¢el Formo¢a, uber welche die Frommen ins Paradieß giengen/ die Bo¢en aber von der Brucke/ welche auß dickem Reht gemacht/ rund ware/ und ¢ich umbdrehete/ in einen ¢chrecklichen Pful geworffen wurden. Olear. in Itin. Ind. orient. Mandelslo l. 3. p. 235. V. 882. Zer¢chmoltzen Ertzt.) Die Mahumedi¢ten glauben: daß die Verdammten in der Holle derogleichen ¢iedende Pech- und FeuerTrancke werden zur Spei¢e haben. San¢ovin. fol. 15. p. 2. Bellon. l. 3. c. ! 8." in fin. V. 887.–894. Ferner dichten ¢ie: daß ieder Verdamter ¢einen Namen auff der Stirne ge¢chrieben haben/ und ¢eine Sunden auff dem Rucken tragen/ auch uber eine ei¢erne drei¢¢ig Meilen lange Brucke in die Holle (bey welcher Eingange eine grau¢ame Schlange liege) wandern werde. Jn der Mitte der Holle ¢tunde ein reicher Baum/ welcher Aepffel wie Teuffels-Kopffe truge/ und Zoaccum Agacci oder der Baum der Bitterkeit hie¢¢e/ und im Feuer allezeit grun bliebe. Von die¢en Fruchten labeten ¢ich die Verdammten/ welche von den Teufeln in gluenden Ketten herumb ge¢chleppet und gepeiniget !e v" wurden. Jedoch ¢olten nur die Verzweifelnden in der Holle immer bleiben/ die Seelen aber/ welche einmal den Namen Gottes zur Hulffe ruffeten/ wurden nach vielen Jahren auch ins Paradiß kommen. San¢ouin. f. 34. p. 1. Und f. 15. p. 2. erzehlet er die¢e Fabel des Mahumeds: GOtt wurde nach tau¢end Jahren die Verdammten/ welche ihn in der Holle anrufften/ und auff ihn hofften/ fur ¢ich fordern und fragen: warumb ¢ie ihn mit ihrem Ruffen beunruhigten? Hierauff wurden ¢ie ihn umb Barmhert1932 halten)] halten] B halten) CDA 1937–1938 Hollen-Brucke] Hollen-Brucke/ BCDA 1946 !8. "] 7. BCDA 1943 Mahumedi¢ten] Mahumeti¢ten A 1944 derogleichen] dergleichen CD Pech-] Peche A 1947 887.–894.] 887. 894. D
Anmerckungen zu V
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V. 882. Zer¢chmoltzen Ertzt] F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), Bl. 15 v. – P. Bellonius, Observationes (Antwerpen 1589), lib. 3, cap. 8, S. 415. V. 887.–894.] F. Sansovino, Historia universale (Venedig 1654), Bl. 34r. – Ebd., Bl. 15 v. – A. G. Busbequius, Epistolae (Hanau 1629), Epist. 1,
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Ibrahim Sultan
zigkeit ferner anflehen/ aber doch wieder in die Holle ver¢to¢¢en werden; darinnen ¢ie ihn noch immer anbethen wurden; biß GOtt endlich ¢ie die Engel wurde in einem Brunnen wa¢chen hei¢¢en/ darvon ¢ie au¢¢er an der Stirne gantz weiß werden/ aber im Paradi¢e von den Außerwehlten verachtlich gehalten werden wurden. Endlich wurde auff ihre Klage GOtt befehlen: daß ¢ie die Engel noch funffmahl im Brunnen wa¢chen ¢olten/ und hierauff die Stirne weiß/ und ¢ie den andern Außerwehlten gantz gleiche werden. Son¢t erzehlet von den Turcken Busbequ. Ep. 1. p. 94. 95. Solent Turcæ procul comportatis ingentibus Saxis ¢epulchra ¢uorum alioqvi inania, nullâ injectâ terrâ tegere; eâ qvidem de cau¢â: ut malo Dæmone accu¢ante & rationem vitæ à mortuo exigente (nam ita credunt) defendente verò bono Geniô, locus ¢it, ubi mortuus ¢edere & ¢e cau¢¢æ commodiùs dicendæ po¢¢it erigere.
1974 bono] hono] B bono CDA
Anmerckungen zu V
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S. 59: „Die Türken pflegen die im übrigen leeren Gräber ihrer Angehörigen mit Felssteinen zu bedecken, die sie von weither herbeigeschafft haben, ohne Erde hineinzuwerfen, und zwar aus folgendem Grund: damit der Verstorbene sitzen und sich aufrichten und [so] seine Sache bequemer vertreten kann, wenn der böse Dämon ihn (entsprechend ihrem Glauben) anklagt und Rechenschaft für sein Leben verlangt, der gute Geist ihn aber verteidigt.“
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Diplomatische Abschrift der Textstücke zum ‚Ibrahim Sultan‘ in der Handschrift R. 3156 der Universitätsbibliothek Wrocł aw
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Ibrahim Sultan
Textstücke aus Hs. R. 3156 der UB Wrocław
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I. Stück (Bl. 1 r)) Castus Amor Cygnis vehitur, Venus improba Corvis.
IBRAHIM SULTAN Schau-Spiel [auf die glück¢eelige [auf] Vermählung] [der Unüberwi Röm: Key¢: Mey¢: LEOPOLDS] auf die glück¢eelig¢te Vermählung der Röm: Key¢: und Königl. Mey¢t: LEOPOLDS und CLAUDIA FELICITAS gewiedmet von D. C. v. L.
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CLAUDIA. FELICITAS. der Röm: Key¢: und Königl: Maje¢täten *FELICI TAS*
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[v. 22.]
Die vierdte Abhandlung.
v. 25. 26. Wie [er beym] F¢ein ¢chlimF Einritt ¢chon des Volcks Gelächter war.) Wenn einer zum Sultan erkläret wird, begibt er ¢ich für die Stadt in die Kirche Ejub, oder Jobyian Sarai, in der ihm der degen umbgegürthet wird. Von dar aus hält er ¢einen Einritt; in welchem der lange Zeit gefangen ge¢eßene Jbrahim ¢ich allen Zu¢chauern mehr zum Gelächter als Frolocken für¢tellte. Bi¢accioni. p. 481. Ricaut. livr. 1. chap. 4. p. 36. v. 30. [und] auf viel Arth ein Weib ¢ich em¢iget zu ¢ein.) etc:
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[auf]] Das Wort sollte, wie aus der Hs. deutlich zu ersehen, ursprünglich präzise zentriert allein auf einer Zeile stehen und mit dem gestrichenen Text der nächsten Zeile fortgesetzt werden. Es wurde durchgestrichen, darauf durch die links und rechts von ihm stehenden, später ebenfalls gestrichenen Wörter ersetzt. LEOPOLDS] Zuerst Leopolds, dann mit Majuskeln überschrieben.
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Jch bin d’ Mord [Hier ¢tellt ¢ich ein] dz Kind der Hellen, das [blutt nur trinc Leichen nur A¢che nur und Leichen heckt] dz ¢ich nur [wä¢cht] FlabtF aus Feuer-Kwällen, [dem Men¢chen-Flei¢ch und blutt nur ¢chmeckt.] dz Leichen heckt, und nur trinckt blutt [Komm höre Mich, mein] Hört Mich ihr Mägde, nehmt die Glutt, II. Stück (Bl. 2 r–4v)
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v. 269. [270. 271. 27] 273. Für meinen Murat kämpft der Himmel und die Sternen, etc: ||– v. 277. Jn dz Verhängnüs Buch des Himmels einge¢chrieben.) Die Mahumedi¢ten glauben: daß Gott eines ieden Men¢chen Verhängnis auf ¢eine Stirne, oder in ein im Himmel verwahrtes Buch Nar¢ip oder Tactir alles, wz Jhm Gutts oder Bö¢es begegnen ¢ol, und durch keine Klugheit oder Wieder¢trebung vermeiden kan, aufge¢chrieben habe. Ricaut. livr. 2. chap. 8. p. 402. v. 279. ¢ol ewig ¢eyn verdammt, wär’s gleich ein Mu¢ulman.) Jm Alcoran redet Mahumed [redet] al¢o hiervon: Meine Vorbitte wird gehen für diejenigen aus meinem Volcke, die ¢chwer ge¢ündig’t haben, wormit ¢ie zwar nach der Größe ihres Unrechts ge¢traft, aber hernach aus barmhertzigkeit ins Paradis mögen aufgenommen werden. *weil* [denn] es [ i¢t] unmöglich i¢t: daß ¢ie mit den Ungläubigen in den ewigen Flammen immer bleiben ¢ollen. Denn es i¢t unß offenbart: daß wer nur [den k] vom Glauben einen Sonnen¢taub im Hertzen behalten wird, nach ausge¢tandener Feuer¢traffe doch werde erlö¢et werden. *Ricaut. livr. 2. chap. 11. p. 442.* v. 280. Kein Blatt nicht kleben an des heiligen Papiers, noch der gefärbten Ro¢en.) Sie gläuben: daß wenn ¢ie aus dem Feuer über eine glüende Brücke in Himmel gehen werden, werden [an] ihren Fuß-Solen alle aufgehobene Papiere und Ro¢enbletter; welche von dem Schweiße des Mahumeds allerer¢t ¢ollen ent¢proßen oder bepurpert ¢ein, ankleben, und ¢ie für allem brande behütten werden. Ricaut. d. l. p. 443. 444. Bal¢ac. Entretien. 5. chap. 2. p. 134. v. 458. für Sonnen-Saamen [ hält.)] prei¢’t.) Arabi¢ch [ Toc] Tochme¢cens i¢t eine wohlrüchende und ¢üße Frucht bey den Morgenländern. Pietr. della Valle lett: 3. da Spahan. p. 137.
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v. 558. Heckt mehr als des Saturnus bley.) etc: v. 573. 574. geküßeten Sirenen muß endlich’ Schwerd.) etc v. 46. war daß er dz Verboth des Weines übertrat. vid. p. 553. 571. 688. 689. v. 89. 90. dz Kopf ¢chicken, bauch zer¢chneiden –||
des Sultans Gnad’ i¢t ein zerbrechlich rohr, dz, [wenn es bricht, verletzt den der darauf ¢ich lehnt] den der ¢ich drauf lehnt, be¢chädigt, wenn es bricht. dz bley, und glaß [glaub’s: daß des Sultans Gun¢t ¢ich einem Rohre gleicht,]
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[weil Für¢ten Gun¢t ¢ich doch dem Rohre gleicht,] [i¢t wie ein Rohr bewand,] [dz wenn es bricht be¢chädigt un¢re Hand.] Man mißt mit Bley [dz] des FtieffenF Meeres Grund *durch* [dz] glaß erfor¢cht [des] Fman’sF Himmels Heimligkeiten; Kein Bleymaaß, [auch] FnurF kein Schauglaß [un¢ren Zeiten] i¢t uns kund, die Nachwelt wird auch keines nicht bereiten; [dz [des] G[eines]G Men¢chen Hertze [gründet Meer]] dz dz tieffe Meer des Hertzens [eines] Fin denF Men¢chen gründen kan, [Ja] kein Compaß, der ¢ichre Farth in der Höfe Strudeln zeiget; Keine Kette die die Räder [Zeit und] FdesF Gelückes hemmet an; Keine Sonne keine Gun¢t die [Z]die Zeit nicht abwerts neiget Ja Jbrahims Gena’d i¢t wie ein Rohr bewand, dz den der ¢ich drauf lehnt, be¢chädigt in die Hand ! 2 v"
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Am linken Rand vor dieser Zeile: AZ. (oder auch: HZ.). dz] Links vom d geht eine nach unten geschwungene Linie aus, die auf den Zwischenraum zwischen Z. 38/39 verweist. bley … glaß] Vom b geht eine nach oben geschwungene Linie aus, die bei dem Komma hinter dem dz von Z. 35 endet und offensichtlich eine Einfügung dieses Textteils an dieser Stelle signalisiert. wenn es] Streichung hier unterpungiert.
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v. 311–317. Denn deinen Lebensdrat wird ein frech Weib zer¢chneiden.) Als Jbrahim tod, und ¢ein kleiner Sohn Machmet Key¢er ward, maaßte ¢ich Kio¢em Jbrahims Mutter der Herr¢chaft allein an. Die¢e[s war des Machmets Mutt] Gewalt, und in¢onderheit ihre Bindnüs mit den Janit¢charen war f kam des Machmets Mutter, die aus Circaßien FwarF und [wegen] ihres er[mordeten]würgten Ehmanns Bey¢piel täglich für Augen hatte, ¢ehr verdächtig FfürF al¢o daß ¢ie auch für des Machmets Leben in Sorge ¢tand. Daher verband F¢ieF ¢ich [die¢e] mit den Spahis, Baßen, und Beys wieder die Janit¢charen; veruhr¢achte auch: daß die Spahi in A¢ien unter dem George Nebi mit ziemlicher Macht gegen Scutari anrückten, und die Köpfe der¢elben forderten, die an Jbrahims Tode Schuld hetten. Der Groß-Vi¢ier Morat [aber] als ein Freind der Janit¢charen, und der ¢elb¢t zu Jbrahims Tode geholffen, zohe den Spahi entgegen; die Gerichts-Häupter aber brachten es theils durch gutte Wortte, theils durch Bedreuen:; [es würde] man würde durch ein Ne¢iraum alle Türcken wieder ¢ie in die Waffen bringen, ¢o weit: daß ¢ich die Spahi zertrennten. Worauf Bectas der Janit¢charen Aga, der Kul-Kiahia und ¢ein Anhang alles nach belieben anordneten, und den Nebi vom Baßa in Natolien durch einen Pi¢tolSchuß ermorden ließen. Die¢es erregte abermals die Spahi, viel Baßen, einen Circaßier Ipsir: daß ¢ie in A¢ien allen Janit¢charen Armen und Na¢en ab¢chnitten, und [die] des Bectas Verfäl¢chung der Müntze *brachte* dz Volck zu einem Auf¢tande; worüber [auch] der GroßVi¢ir Melek Ahmet ab- und Siaus Bacha an ¢eine Stelle ge¢etzt ward. Die¢er trachtete den Bectas, als für welchem der Groß-Vi¢ir Morat ¢ich in Grichenland FhatteF flüchten müßen, mit ¢einem *gefährlichen* Anhange auszurotten; die Kio¢em hingegen warnigte die Janit¢charen, gab alle Schuld des Machmets Mutter, und rieth an ¢tatt des ¢chwachen und unge¢unden Machmets den wolge¢talten Suleiman zum Sultan zu machen. Bectas ver¢amlete alsbald die Janit¢charen in ihrer Kirche Orta-giami, dahin ¢ie auch den Groß-Vi¢ir berufften, welchem er nach ¢chlechter Ehrerbittung andeutete: Suleiman ¢olte Sultan ¢ein. Der Groß-Vi¢ir pflichtete mit großer Ver¢chwerung allem bey; kehrete [er¢t ! ?" ] aber ins Seraglio; deßen ey¢erne Pforte er auf Befehl der Kio¢em eröfnet fand, weil Sie ¢ich darauß flüchten wollen. Der Vi¢ir entdeckte alles alsbald dem Ober¢ten Ver¢chnittenen Soliman Aga und andern; welche der Kio¢em Ober¢ten Cämmerer Kapa-Oglar einen Dolch in Leib ¢tießen, die andern Ver¢chnittenen verjagten, und die Kio¢em durch des Sultans Ver¢chnittene verwahren ließen. Hierauf weckten ¢ie des Sultans Mutter auf; welche dem Machmet zulieff[e],
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¢chreyende: Wir ¢ind verlohren! die¢er fiel dem Solyman Aga zu Füßen, mit Bitte Jhn zu retten; welcher den Sultan in die Ho¢ada führete, Jhn auf den Thron ¢etzte; und allen Großen die Gefahr eröfnete. Die¢e ließen den Sultan alsbald einen Befehl unter¢chreiben: daß der Bo¢tangis Baßa, der als ein Verräther dz Seraglio offen gelaßen, abge¢etzt ¢ein ¢olte, weckten die Ichoglans auf, und ¢tellten ¢ie in Waffen. [Als auch] Unterdeßen hatte der GroßVi¢ir An¢talt gemacht: daß alle Baßen FundF, Beglerbegs ¢ich mit einer großen Menge Gewafneter herbeyfügten, ja die Stadt allenthalben voller KriegsVolck war; wiewol auch die Janit¢charen ¢ich und ihren Anhang rü¢teten. Auf ! 3 r" Auf den Morgen drungen die Ichoglans und Baltagis in des Sultans Zimmer, mit Begehren: daß man die Feindin des Sultans und Mahomets Kio¢em tödten ¢olte[n], einer aus ihnen Jalche Saferli zer¢paltete auch dem Ver¢chnittenen, der ¢ie daran hindern wolte, den Kopf. Nach die¢em drangen ¢ie auf den neuen Mufti: daß er über Kio¢em ein Todes Urthel ¢chreiben mußte; welches der Sultan [un] be¢iegelte. Ob nun zwar verordnet ward Sie durch die Vogel-Pforte aus dem Seraglio zu führen, und da¢elb¢t ¢ie hinzurichten, ¢o lieffen doch die Ichoglans in dz *dißmals wieder Gewohnheit alles Lichts beraubte* Frauenzimmer; wo ¢elb¢t ¢ie [die Kio¢em lange] anfangs die Jhnen mit einem Pi¢tol begegnende *und ¢ich für die Sultanin ausgebende* Närrin anfiellen, hernach die Kio¢em lange vergebens ¢uchten, bis [¢ie] endlich einer Delli Dogangi FSieF in einer Almer ver¢teckt fand; und, ungeachtet ¢ie iedem Ichoglans dreytau¢end Reichsthaler, Jhm aber größere Ge¢chencke für ihr Leben ver¢prach; auch viel Gold unter ¢ie aus¢chüttete, Sie mit den Füßen herauszog. [E] Ali Bostangi rieß ihr [die Ohr] ihre Ohrgehencke, welches zwey *einer Nuß große* Diamanten mit einem unter¢etzten Rubin, ein Ge¢chencke Sultan Achmets und eines jährlichen Einkommens von Alcayr werth ge¢chätzt waren, von Ohren, welcher ¢ie aber für 16. Ducaten dem Soliman Aga einhändigte. Die anderen beraubten ¢ie, zerrißen ihre Zobel in tau¢end ¢tücke, und ¢chleppten ¢ie nackend bis zur Vogel Pforte. 3
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FDa¢elb¢tF Dogangi hielt ¢ie; daß die andern ihr den Strick umb¢chlingten, welche ob ¢ie zwar als ein über achzig Jahr altes Weib keinen Zahn mehr hatte FJhnF mit den Gläwen FinF ¢einen lincken Daumen ¢o lange heftig bieß, bis er ihr mit dem dolche einen ¢tich übers Auge ver¢etzte. Vier andere würgten an Jhr; wie ¢ie aber ¢chon geruffen hatten: Sie were todt, reckte ¢ie noch er¢t den Kopf empor; worauf ¢ie denn ¢ie endlich müh¢am er[würgten]F¢tecktenF; die ver¢chnitte-
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nen Mohren aber ihren Leib mit großer Ehrerbittung in die Königliche Mo¢chée trugen. Vierhundert ihrer Sclaven begleiteten ¢ie mit viel Thränen, und rießen ihnen die Haare aus. Der Groß-Vi¢ir ¢teckte des Mahomets Fahne oben auf. Ob nun wol Bectas die Janit¢charen [bere] unter dem Vorwand: daß man ¢ie gar ausrotten wolte, [d] zu Anzündung der Stadt und Gegenwehr bereden wolte, ¢o waren ¢ie doch untereinander gantz zwi¢tig. Hierüber kam einer vom Sultan, ruffende: Wer ¢ich nicht unter die Fahne ¢tellt, i¢t ein Heyde; warf auch einen Brief unter Sie, des Jnnhalts: Bectas i¢t zum Baßa von Bo¢nien, Kara Chiaus zum Ober¢ten übers Meer, Kul-Kiahia zum Baßa in Teme¢war, und Kara Haslan Ongle zum Janit¢charen-Aga gemacht. Kurtz hierauf zohen die Spahi und Jebegis mit großen Stücken gegen die Janit¢charen; welche aber mit ihrem neuen Aga ¢ich zu der Fahne verfügten. Bectas verkleidete ¢ich in einen Albanier, ward aber *folgenden tag* erkennt, auf einem MaulE¢el ¢chimpflich herumb geführt und erwürgt. Kul-Kiahia floh in Albanien, ward aber durch Verwech¢elung einer goldenen Müntze verrathen, er¢choßen, und ¢ein Kopf dem Sultan ge¢chickt; Kara Chiaus erwürget. Ricaut. livr. 1. chap. 4. ! 3 v"
||– Dem gleich ¢ein Kopf nie ¢o, wie Mir mein Hertze brennet,
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von ¢einem Antlitz ¢tößt; Mich Hund und [ Per¢ ! ?"] Ketzer nennet. [ Sie ¢elb¢t behertzige] Mir Strick und Mör¢el dreut. Doch gibt der Tod der Schmach und un¢er eigen Leid der Kinder Unfall nach. [ Die Zunge ¢tarrt, die that [[wün¢cht]] verlangt zu ¢ein verdecket:] Jch traure: daß der Simpf nicht bleiben kan verdecket; wie Jbrahim mein Kind durch NothZwang hat beflecket –|| v. 361. Dem gleich ¢ein Kopf nicht ¢o brennet.) Wenn der Groß-Vi¢ir oder ¢on¢t ein Mächtiger iemanden großes Unrecht thut, die¢er al¢o ¢eine Sache an den Sultan ziehen wil, lägt er Feuer auf den Kopf, und lauft hiermit ins Seraglio zum Sultan. Da ihn denn kein Men¢ch für Jhn zu kommen und ¢eine Noth zu klagen aufhalten darf. Welches Mittels ¢ich ¢o gar der [K] Engli¢che Ge¢andte Thomas Bendysh bedienet. Die Per¢ier pflegen bey ¢olchen Fällen in einem weißen Papierenen Kleide für ihren König zu gehen, gleich als dz ihnen angethane Unrecht ¢ich auf ¢olch Papier nicht ¢chreiben ließe. Ricaut. livre 1. chap. 11. p. 151. 152. ! 4 r" *I. Akt:* v. 503. 504. Dz Aden i¢t verlohren/ daß Habeleh ver¢pielt.) Wie die Stadt Aden im glücklichen Arabien am Munde des rothen
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Meeres auf Sultan Solymanns Befehl vom Soliman Beglerbeg zu Alcayr durch Betrug eingenommen, und den Arabi¢chen König an einen Ma¢tbaum gehenckt; be¢chreibt Era¢m. Francisci im er¢ten Theile des TrauerSaals in der 31. ge¢chichte. Daß aber die Araber ¢elbte[s] Stadt, ¢o wie auch die Abyßiner die Stadt Habeleh oder Hustrebit den Türcken wieder abgenommen; bezeugt Ricaut. livr. 1. chap. 12. p. 186. 187. v. 507. 508. [Ca] Alcayr und Bagadet vertrauet dem der dz mei¢te zahlt.) der Türck¢che Key¢er endert die hohen Ämpter ¢ehr oft, [u] dz zu Alcayr alle drey Jahr, und verkaufft ¢elbte andern überaus theuer. Für Alcayr und Bagadet muß ieder drey oder vier Tonnen Goldes Reichsthaler zahlen; ohne [wz noch] mit wz noch des Sultans Mutter und die Ver¢chnittenen be¢tochen werden müßen. Ricaut. livr. 1. chap. 17. p. 260. 261. v. 516. des Sultans [Eydame nun] GTochter-Söhn’ itzt G auch läßt fähig werden der Würden) Son¢t haben die Türcken ein Grund Ge¢etze: [ken] daß keiner Sultanin von einem Baßa gezeugte Kinder einigen hohes f hohen Reichs-Ampts fähig ¢ind; [ih] denn ihre höch¢te Staffel i¢t die Auf¢icht über des Sultans Pforte des Capagi-bachi. Ja wenn ¢ie ¢ich [der] ihrer Key¢erlichen Ankunft rühmeten würden ¢ie als Aufrührer ge¢trafft. Ricaut. livr. 1. chap. 16. p. 243. 244. V. 519. wie Schwämme drücket aus.) [die Türck¢chen] et v. 537. 538. wenn ihr Erbtheil Jhn als bruder lachet an.) Die Sultane laßen Niemanden eine reiche Erb¢chafft zufallen; und daher nennen ¢ie ¢ich die älteren brüder aller Hohen Per¢onen, umb [¢ich] bey ihrem Ab¢terben ¢ich zu ihrer Erb¢chaft zu ziehen. Hierneb¢t gebrauchen ¢ie tau¢end Kün¢te den Baßen ihre Federn auszupflücken, ¢o gar daß ¢ie den Vi¢ir zu Alcayr, als den reich¢ten unter allen, ins gemein tödten, und ¢ein Vermögen einziehen laßen. [Ricaut. livr. 1. chap. 16. p. 242. et chap. 17. p. 267.] Unter die¢en Erfindungen i¢t nun in¢onderheit die Vermählung der Key¢erlichen Töchter, [welche, ob ¢ie] an die Baßen und Beglerbecken, welche ¢elbte, wenn ¢ie ¢chon nur 4. oder fünf Jahr alt ¢ind, alsbald [¢ie] in kö¢tlichen Palä¢ten aufs ko¢tbar¢te unterhalten müßen; und wenn jene ¢terben nimmt ¢eine [W] oft noch unberührte Wittib eine Tonne Goldes Reichsthaler zu ihrem Kabin oder Ab¢tattung, dz übrige der Sultan weg. Ricaut. livr. 1. chap. 9. p. 131. chap. 16. p. 242. chap. 17. p. 267. *Die Baßen machenF[ten]F durch ¢olche Heyrathen ¢ich zu völligen Sklaven ihrer Weiber, denn ¢ie dörffen kein ander Frauenzimmer mehr ¢ehen; ihre vorige Weiber, mit denen ¢ie gleich Kinder gezeugt, müßen ¢ie ver¢toßen, und Jhnen mehr als
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Knechte verächtliche Ehrerbittung bezeugen; daher ¢ie mei¢t wieder ihren Wille ¢olche Ehen belieben. Ricaut. livr. 1. chap. 16. p. 245.* v. 522. 523. wz derer Andacht gleich zum Gottesdien¢t verehrt) Jn [k] gantz Türckey hat kein Men¢ch nichts eigenthümliches, alle Gründe und Gütter ¢ind des Sultans, au¢er die gei¢tlichen Gütter. Die¢e rühret der Sultan durchaus nicht an, al¢o gar: daß wenn gleich ein ¢chon wegen verletzter Maje¢tät überwie¢ener Baßa etwz zu einer Mosquée verehret, der Sultan nichts darvon entziehen kan. *Daher wol dz dritte theil des Key¢erthumbs in gei¢tlichen Güttern be¢teht; und die gefundenen Chri¢tlichen Stiftungen haben die Sultane noch vermehret. Ja ungeachtet ¢ie ¢on¢t alle Zin¢en von vorgeliehenem Gelde verfluchen; ¢o [¢ind] mögen ¢ie doch die Kirchen und Wey¢en nehmen.* Ricaut. livr. 1. chap. 2. p. 11. 12. et livr. 2. chap. 7. p. 390. 399. v. 523. 524. wz die Key¢er habe als Schatz und Heyligthum in Thürme tief vergraben.) [die von den Spi] Es i¢t fa¢t kein Sultan gewe¢t, der nicht bey ¢einer Herr¢chaft einen neuen Schatz ge¢amlet, und über dz Behältnüs Gemach mit güldenen Buch¢taben habe ¢chreiben laßen: Hier i¢t der Schatz die¢es Sultans. Ricaut. livr. 1. chap. 12. p. 193. Die¢e Schätze werden als eine heylige Sache vom Haznadar Bachi oder Ober-Schatzmei¢ter verwahret, und au¢er der eu¢er¢ten Noth nicht angerührt. Dahingegen über den gemeinen Schatz, ! 4 v" woraus die nöthigen Ausgaben und der Kriegs-Sold genommen wird, der Tefterdar ge¢etzt i¢t. Ricaut. livr. 1. chap. 9. p. 120. v. 528. 529. war ¢terbens-werthe Sünde zum Garten etc:) Wenn der Sultan in Gärten [¢ ] mit ¢einen Dirnen, [durch allerh] die ¢o denn [alle] durch allerley unzüchtige Gebehrden und Stellungen ¢ich bey ihm einlieben wollen, ¢ich ergetzen wil, rufft man im Schloße: Helvet; alß denn ent[ze]eu¢ern ¢ich alle Men¢chen der Gärte; und verwürget ¢o denn der¢elbe den Kopf, der ¢ich der Garten-Mauer nähert. Ricaut. p. 128. v. 531. 532. 533. des Ketzers Kadaris. Und der Schopmeßahis.) Die Türcken glauben: daß nichts vom Men¢chlichen freyen Willen; ¢ondern alles von der unveränderlichen Ver¢ehung Gottes herrühre; [ein] ja eines ieden Men¢chen Glück und Unglück auf Gottes Stirne, die ¢ie Nar¢ip, oder Tactir, und ein Buch des Himmels heißen, ge¢chrieben ¢ey. Woraus ¢ie ferner erzwingen: daß ihre Glück¢eeligkeit ein Zeichen des wahren Glaubens ¢ey; und dz Kriegs-Volck gleich¢am blind in den Augen¢cheinlichen Tod zu rennen, anfri¢chen. Ricaut. livr. 2. chap. 8. Hierwieder aber hat Kadaris ein Araber eine gantz wiedrige Lehre, welche den gantz freyen Willen des Men¢chen *wieder die Ver¢ehung*
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behauptet, aufbracht. Und d’ Chapmes[!…"is]¢ahis *gantz neue [Secte] aber allerbe¢te Secte* erkennen f erkennet un¢eren Heyland für den wahrhaften Erlö¢er der Welt; welchem fa¢t alle, die weiße Bünde tragen beypflichten, und bereit ihrer viel hierüber Märterer worden ¢ind. Ricaut. liv. 1. chap. 11. p. 437. 438. et chap. 12. p. 453. 454. v. 541. Alepo ¢teht hierumb in größerer Gefahr.) Wie nach Sultan Jbrahims Tode ¢ich [die¢er] FderF Baßa zu Alepo Has¢an Aaga ¢ich wieder itzigen Sultan, und in¢onderheit wieder den hier redenden Kiuperli oder Kupriuli [B! … " ] empöret, hierdurch ¢eine An¢chläge in Siebenbürgen verhindert, und bis nach Scutari ¢ein Kriegs-Heer angeführet, hernach aber durch den Baßa zu Bagadet Mortaza ¢ein Leben eingebißt habe, be¢chreibt. Ricaut. livr. 3. chap. 6. p. 639. ¢eqq. v. 542. als da noch Abaßa v. 543. die ¢chlauen Dru¢en ¢tecken v. 548. weil nun auch Steinen Schweiß v. 549. 550. Albanien, dz noch nicht allerdings gebeugt) Die Albani¢chen Gebürge ¢ind ¢o ¢chwer zu er¢teigen: daß die Türcken noch zur Zeit ihre Einwohner noch nicht gar überwältigen können. Ricaut. liv. 1. chap. 4. p. 83. III. Stück (Bl. 5r–6r)
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Tugend und Glück¢eeligkeit ¢ind die zwey Angel-Sterne des Erdbodems.; [und die] *Wer* [¢] aber [¢ich] die¢e zwey große Weltge¢tirne mit einander vereinbart, *reichet* [kan ¢ich rühmen. daß er] mit der einen Hand bis an den f das [heißen] FEnde desF Mittag f Mittags, mit der andern bis zu der [kalten Mitter-Nacht reiche]Feu¢er¢ten Nord-SpitzeF. *Er behau! ptet d " ie Herr¢chafft der welt, und übermei¢tert die Ge¢etze der Natur.* Die er¢tere FwirdF [bildet] [¦unter dem¦] F[durch] dzF Sinnenbildt f Sinnenbilde des Löwen FvonF Eur: Key¢: und Königl: Mey¢t: [Helden-Nahmen], die andere Fdurch den NahmenF dero Allerdurchlauchtig¢ten Gemahlin *[ausdrücklichen Nahmen] fürgebildet;* [mit dem Jhrigen für; und hiermit für]; gleich[¢am] als wenn es die Freude *d’ Welt* über dero glück¢eelig¢ten Vermählung zu erwecken nicht genung were: daß Fohne disF die Glück¢eeligkeit *nichts minder als die
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behau!ptet d "ie] behau
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Güttigkeit,* dem Hochlöblich¢ten Ertzt-Hau¢e Oe¢terreich wie der kö¢tliche Geruch den Mu¢ch-[dz] Ziegen angebohren F[were]F, und man weniger Ertzthertzoge ohne große Tugenden, als Paradis-Vögel mit Füßen ge¢ehen habe f hat; *Und deroge¢talt* [Alß auch] die göttliche Ver¢ehung ihre geheime Wei¢¢agungen durch die klaren Buch¢taben ¢o deutlicher Nahmen entziffern wolte. Denn daß auch [die¢e Mer] Nahmen nichts minder Merckmale künftiger Begebenheiten, als die Ge¢tirne *Andeutungen* bevor¢tehender Wütterung ¢ind, hat Frankreich [an] FvonF ¢einen unglück¢eeligen Henrichen Schotland [an] FvonF ¢einen Jacobern, Pohlen [an] FvonF ¢einen Ca¢imirn [erfahren] mit thränen, [aufgezeichnet.] *[Deutschland] FOe¢terreichF und Spanien aber [an] FvonF ¢einen Fruhmwürdig¢tenF Ferdinanden mit [güldener Schrifft] GGold und PurperG aufgezeichnet. Ja Deut¢ch* Deut¢chland [aber, welches an den ErtzHerzogen von Oe¢terreich eitel Sonnen ohne Verfin¢terung] welchem dißfalls der ge¢tirnte Himmel mißgönnen muß: daß es an ¢einen ErtztHerzogen eitel Sonnen ohne Fin¢ternüße gehabt, hat über die¢er Vermählung ¢o viel mehr zu frolocken, weil [der Himmel Uns *[dz Gutte]* nur mit den eigenen Nahmen [augen¢cheinlich] F¢o deutlichF le¢en läßt, was *[dz Verhängnüs]* ¢elbter] *die¢e glück¢eelige CLAUDIA mit ihren Nahmen die Geheimnüße auf¢chleußt, die der f das [Himmel] Verhängnüs* für ¢o viel Jahren in ¢ein Geheimbuch von die¢er Heyrath aufge¢chrieben, [und nicht nur wir, ¢ondern die Nachwelt genüßen [wird] *[ ¢ol] *.] *[dz Gutte uns leget], und den Vor¢chmack der Güldenen Zeit verkündigt, [wz] FdieF die Nachwelt mit Unß genüßen ¢ol.* Denn in Wahrheit die Vermählungen hoher Häupter [ziehen nach ¢ich mehr Heil – oder Unglück] *haben auf* die Völcker, *einen nachdrücklichern Einfluß* als die Vereinbarung butter f gutter oder bö¢er Sternen [in] GüberG die Welt ! 5v " Und die Schiffer [haben nicht Uhr¢ache] FdörffenF ¢ich ¢o ¢ehr FnichtF beym Ungewitter über [die] *den Anblick d’ zwey* [erblicketen] Gver¢chwi¢tertenG FglückFSternen, des Ca¢tors und der Helenæ; als die Welt bey itzigen Sturmwinden über die Vereinbarung [zweyer] *beyder* Oe¢terreichi¢chen Sonnen [zuver freude entzücken] vergnügen. [Unter] ¢o f So vieler Völcker frolockendes f frolockenden Zurüffen, erkühne [ich Mich nun auch] Unüberwindlich¢ter Key¢er FichF mich nun auch nicht ¢o wol ein würdiges Opfer, als ein verächtliches [Merckmal] *Kennzeichen* meiner allerunterthänig¢ten Pflicht-Schuld[igkeit] [einzumi¢chen] Fbeyzu¢etzenF. Denn wie ¢ol ein ¢o großer Key¢er FitztF einen [würdi] Jhn f Jhm [vergnügenden] *an¢tändigen* Redner oder Dichter f Tichter finden? da [¢chon A] der große Alexander
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*in dem blühenden Grichenlande* ¢chon über den Abgang eines Homerus ge¢eufzet [hat]; und *un¢erer FdanckbarernF Vorfahren Unwißenheit der* [un¢eren] uhralten deut¢chen Helden Wunderwercke unter den Staub der Vergeßenheit vergraben [hat?] laßen? Jch überliefere fußfällig ein Schau¢piel nicht ¢o wol weil die gantze Welt einen Schauplatz, die Men¢chen die Spielenden, ihr Leben dz Spiel, der Himmel den [Zu] urtheilenden Zu¢chauer für[bildet]F¢telletF; als weil Eur: Key¢erl: Mey¢t: Helden-Thaten [ein Vorbi] in die¢em großen Schauplatze ein [Vorbild] FBey¢pielF aller vollkommenen [Beher¢cher zu ¢ein verdienen] *Für¢ten*, und ein anbethens-würdiges [Scha A] Vorbild der Vollkommenheit bey der Nachwelt zu ¢ein; dero Allerdurchlauchtig¢te Gemahlin aber [mehr] den vom Key¢er Augu¢tus der wiederkommenden Glück¢eeligkeit gewiedmeten Tempel [verdienen] *ja kö¢tlicher Ertzt und einen herrlichern Stand verdienen, [w] als welches [zu dem Bilde] die Heidni¢chen Key¢er zum Bilde [ihres Abgotts] der güldenen Glück¢eeligkeit ver¢chmeltzten, und in dz f ihr Schlafgemach zu ihrem AbGotte auf¢etzten. Wiewol Eur: Key¢: Mey¢t: mehr güldene Glück¢eeligkeit nicht nur dero Schlafgemach, ¢ondern ¢o gar die Seele zu ihrem Heyligthume erlanget. [den Ke] Ein[e] Ertztenes Glücks-| Bild [er] wahr¢agte dem traumenden Galba ¢ein künftiges Key¢erthum; wie vil mehr haben wir von die¢er Glück¢eeligkeit Eur: Key¢: Mey¢t: Stammes und [Löw Rö] Reiches Ausbreitung [wahr] zu hoffen. Galba [ver]¢etzte ¢olch FtodtesF Bild zu Tusculum [als zu ¢einem] Gfür einenG Abgott[e] auf; und [verehrte es]Fopferte ¢elbtemF Monatlich; wie viel [größere und öftere Bedienung verdienet nun nicht] Hecatomben werden wir nun nicht der von Eur: Key¢erl: Mey¢t: aufgethröneten lebendigen Glück¢eeligkeit ¢chuldig werden?* ||– Dz Schau¢piel entwirfft die *[ la¢terhaften Geilheits]*-Flecken [des] *[eines bey un¢erer Zeit verfin¢terten]* Oßmanni¢chen Mohnden; wormit [man aus den reinen Liebes-Strahlen Eur: Key¢erl: Mey¢t:] *[der 72–80 [den Ke] … werden?] Dieser Passus steht, als Fortführung der unten am linken Rand von Bl. 5v stehenden Textergänzung, mit der er durch einen langen Strich verbunden ist, unten auf Bl. 6 r. Eine mit zwei Vertikalstrichen getilgte Alternativfassung dieses Passus steht oben am linken Rand von Bl. 6 r, mit folgendem Wortlaut: Key¢er Galba ward durch einen Traum veranlaßet ein[e] aus Ertzt gegoßenes Bild der Glück¢eeligkeit in ¢ein Tu¢culum zu ver¢etzen; und ¢elbtes mit Monatlich- und Jährlicher Bedienung zu verehren; aber Eur: Key¢: und d Königl: Mey¢t: haben durch des Himmels und ihre[n] hochvernünftige Wahl nicht nur aus todtem Ertzte gebildete sondern die lebendige Glück¢eeligkeit erkie¢et. welcher wir tägliche [Opffer zu bringen ihr] Hecatomben zu bringen ¢chuldig ¢ind.
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Tugend durch [[die]] Eur: Key¢erl: Mey¢t: Gegen¢atz]* der Welt für Augen ¢telle; wie [ Sonnen in man in Sonnen viel] die [ Sonnen Z!… " eines ¢o reinen Kay¢ers Jhre] die unveränderlichen Sonnen die abnehmenden 3
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Ge¢tirne verdü¢tere; und daß [es] ¢o wol FdieF Liebe ohne [ Geilheit] *Tadel*; als Ro¢en ohne Dornen, und Gold ohne Kupfer [geben] G¢einG könne. –|| ! 6 r" Dis Schau¢piel [¢tellet] entwirfft die Gemüths-Flecken und die zu un¢erer Zeit ¢ichtbare Verfin¢terung eines Oßmanni¢chen Mohnden; umb durch Eur: Key¢: Mey¢t: Gegen¢atz der Welt für Augen zu ¢tellen: wie [die u! … " ] jene zwar durch ¢tetige [Herr¢ch]FHerr¢chens [ens]F¢ucht ¢ich aufblähen; [aber nicht nur dur] die Sonnen von Oe¢terreich aber aller Vergrößerung überlegen ¢ind; und *Eur: Key¢: Mey¢t:* nicht nur durch dero Krieges-Strahlen, welche [an] der f die Rabe und Neutra mit ¢o viel Türcki¢chem und dem FSultanF Jbrahim ¢elb¢t nah-anverwandtem Blutte angeröthet, des Machmets Mohnden verfin¢tert f verfin¢tern; ¢ondern auch durch dero reine [Liebes]-Flammen jene be¢chämen: daß [ !…"] Liebe nichts’ minder ohne bö¢e Lu¢t, als Ro¢en ohne Dornen, Diamanten ohne Flecken, und [Ku] Gold ohn Kupffer ¢ein könne. ||– Die Sonne [ kan gerin] würdiget geringe dün¢te auch aus ¢tinckenden Sie ! ?" empor zu ziehen/ [und] ¢ie ¢o gar in Regenbogen *zu verwandeln, und* mit ihrem Purper zu bekleiden; –|| Die Corinthier ent¢chuldigten [ihre/ dem] FdieF Kühnheit [des wegen] ihres dem großen Alexander angebothenen Bürgerrechts [vernünftig darmit: daß]: F¢ie hettenF es vorher Niemanden als dem Hercules [were] angetragen, [worden FhettenF]; ich aber verdecke meine Vermäßenheit darmit: daß für Mir noch keiner Eur Key¢: und Königl: Mey¢t: ein ¢o groß Ge¢chencke [üb] geliefert, welches nicht [durch ihre hohe Verdien¢te vielfach überwogen hetten, FwordenF] *ebenfalls für einen ¢olchen Herren zu unwürdig gewe¢t,* und daß mehrmals *große* Könige ¢ich an einer Handvoll Waßer [vergnüget], wie Gott an einer f einem [Handvoll] *Lothe* Weyrauch vergnügen f vergnüget; Zumal wenn dz Hertze die Beylage i¢t; als welche ich [und Mich gar. Eur: G Ke liefere, und] *ich vielmehr als folgende Reymen aufopfere* FundF er¢terbe Eur: Key¢: und Königl: Mey¢t:
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IV. Stück (Bl. 9 r–9v; 11r–12v)
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Recht gleiche Stunden hat. Hagar. [Dz ¢chön¢te Kind auf Erden] GDie Sternen werden kämpfenG für meinen Suleiman, der alle [Völcker] GFeindeG dämpfen der Mu¢ulmänner ¢ol. Alima. Mein ¢chöner Bajazeth, [mein dz Mu¢ter] Gder AusbundG der Natur, mein holder Orcan ¢teht im [Nar¢ip einge] dz Verhängnüs Buch des Himmels einge¢chrieben: daß [der ¢ol ¢ein verflucht] wer an Jhnen wird Gewalt und Grim ausüben, [todt und verflucht ¢ein ¢ol. Kein Heiliges Papier] ¢ol ewig ¢ein verdammt. – wär’s gleich ein Mu¢ulman. Schatradeler. Den Kindermördern wird kein Blatt nicht kleben an des Heiligen Papiers, noch der ge[weihten]FfärbtenF Ro¢en vom Schweiße Mahumets, wenn ¢ie die Kwal gelo¢en und über glüend Ertzt in’s Paradis ¢oll’n gehn. Ibrahim. Wil die¢er Kefer auch dem Adler wieder¢tehn? Schatradeler. Man hat die Kinder mir gebunden auf die Seele. Ibrahim. So fahre denn vorher für ¢ie in’s Todes Höle. Fatima, Alima, Hagar. Hilf Himmel! er vergeht. ||– [Ibrah.] GKio¢em.G Jhr Kinder, nun i¢t’s Zeit daß ihr die Meßer zückt. Hagar. [ J¢t] FSind F deiner Grau¢amkeit *zwey* [dis] Opfer nicht genug? –|| Machmet. Herr Vater, ach! er ¢chon’. Jch bin ¢ein [leiblichs] GtreuesG Kind. Bajazeth. Und ich ¢ein lieb¢ter Sohn; der nichts ge¢ündigt hat. [Murat. wenn wir ja ¢terben mü] Suleiman. laßt unß den Fuß Jhm küßen; daß er Uns ¢elb¢t nicht würgt, wenn wir ja ¢terben müßen. Murat. Ach! Mutter helft/ ich ¢terb’. ||– Kio¢em. Jhr Kinder itzt i¢t’s Zeit daß ihr die Meßer zückt. Hagar. Sind den Alima. Ha¢tu, du Hund, vergeßen daß du der Vater bi¢t, ¢o mag¢tu mich auch freßen. du Kinder-Mörder treib, nun den verdammten Stahl auch durch der Mutter Hertz; dar itzt dz –||
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Machmet.] Von dem Anfang dieses Sprechernamens läuft ein vertikaler Strich aufwärts zum Ende von vergeht. in Z. 18, um anzuzeigen, daß das folgende Textstück hier anzuschließen ist.
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Alim. Hilf Himmel! ach mein Kind! Kio¢em. Wei¢tu’s du Blutthund nicht: daß’ deine Kind’ ¢ind? Alima. Du Raben-Vater du, [ha¢tu dein Kind] welch Thier frißt ¢eine Jungen? welch drache frißt die frucht. [Wol] Ha¢tu’s Kind ver¢chlungen, ¢o friß die Mutter auch. Kio¢em. Jhr Kinder, nun i¢t’s Zeit daß ihr die Meßer zückt. Hagar. Sind deiner Grau¢amkeit zwey Opfer nicht genung.
anzu¢t[iften] ¢chlüßen Greift nur behertzt Jhn an. Jch ließ bald anfangs wißen durch meinen Aga¢i dz KriegsVolck: daß der Stamm des Oßmans in Gefahr.
Jedoch [wz] welch grimmes wütten [Zu retten Oßmanns Stamm] hat hier dem Murat ¢chon die Gurgel abge¢chnitten? Jch zitter’! ich erbeb’! Es i¢t umb Jhn ge¢chehn’. Alima. Ja! Laß dz KriegsVolck ein den Greuel anzu¢ehn; [Auf Murats Mordthat] und Rache zu vollziehn. Jbrahim. Wil¢tu von meinen Klauen auch deinen Suleiman hier noch zerflei¢chet ¢chauen? ! Mit der letzten Zeile des vorstehenden Abschnittes ist Blatt 9 r gefüllt. Die beiden folgenden Abschnitte stehen auf dem linken Rand; die Schreibrichtung ist um 90° nach unten gedreht, verläuft also parallel zur linken Seitenkante des Blattes."
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Achmet. [Scho Nicht wütte, ¢orge nur für dein noch übrig Kind.] geht [Jhr] Mütter [nicht wüttet], ¢orgt vielmehr für euer Kinder Heil die noch im Leben ¢ind.
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Alim.] Von dem Anfang dieses Sprechernamens läuft ein vertikaler Strich aufwärts zum Ende von ¢terb’. in Z. 28, um anzuzeigen, daß das folgende Textstück hier anzuschließen ist. Achmet.] Durch eine geschweifte Linie hinter bzw. unter diesem Sprechernamen wird angezeigt, daß er vor der folgenden, mit geht beginnenden Zeile stehen soll.
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Achm. Nicht bringt ihn noch mehr auf [Geht Mütter, ¢orgt vielmehr] durch Fluch; [zah!… "lt] GlaßtG euer Leid [fein] ¢ich nicht in Wahnwitz kehrn. Eilt bring’t in Sicherheit die Kinder, die euch noch des Himmels [Gütte gönnet] Gun¢t läßt leben der Sultan laße ¢ie ¢ich in ihr Zimmer heben, daß [¢ie d] die vier Lebenden dz KriegsVolck ¢ehen kan, wil er ¢ich ¢elb¢t nicht fall’n. Was aber [ficht] GreitztG Jhn an ! 9 v" ¢ein eigen Flei¢ch und Blutt ¢elb¢thändig aufzureiben. Jbrah. [weil] GdaßG GdieG Ambre mich nicht liebt, weil ¢ie beym leben bleiben,
Haßan Ongle. [dis Bey¢piel lehret unß: daß Men¢ch und Ameiß] [krieget rennet] dis lehrt: daß Gott zerbricht Hoffärtige wie Scherben, daß Men¢ch’ und Ameis nur zum eigenen Verterben ¢o Ehr als Flügel krieg’t; daß, der f den [in grund] wie Glaß zerfällt, [ein hauch umb¢chlägt] der nur der Boßheit Nichts für einen Grund¢tein hält
Mufti. [Gott woll] Mehemet. ______________ _____________________ den Eyd zulegen ab. daß er Ge¢etz’ und Recht, dz Mahumed uns grab ! ! " durchs Schwerd be¢chirmen wil. [Kiuperli.] [Bectas. die edlen] [Baßen müßen] [vor ¢eines Rockes Staub, den Staub der Füße küßen] Kiuperli: Laßt doch vorher uns küßen, des [heilgen] Rockes FgüldnenF Saum, den Staub von ¢einen Füßen. 58 61 66
durch] Davor geschweifte Linie, die den Anschluß an das auf der vorangehenden Zeile festlegt. läßt leben] Darüber als Alternative: erhalten nicht] Sinngemäßer Ersatz für das hier von L. verwendete Kürzel für das lateinische non – ein o mit einer darüberstehenden nach oben gekrümmten Linie, die einen Punkt einschließt.
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Mufti. Reicht [auch den] Jhm zum Kuß’ auch hin den heil’gen Alcoran. 3 Cadile¢ch. Es werde Per¢’ und Chri¢t des Sultans Unterthan. Piali. Laßt die drey Printzen auch des Brudern Knie umbfaßen: daß ¢ie [nicht] durch [den] Ggrim undG Strick [¢o f ] ¢o zeitlich nicht erblaßen.
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[daß ¢elb¢t der Sonnen Haus der Löw Rom worauf der Löw] [er be¢chützt,] dz Sonnen Hauß der Löw’ und Rom, dz Jhm geweiht der Krebs dz Mohnden Hauß, dz
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[dem der Sternen-Löwe ¢teh’ itzt ¢elb¢t dem Mohnden bey], dz Sonnen hauß der Low [¢teh’] itzt FbeyF dem Mohnden [bey] G¢teh’G [ja daß] und Rom itzt daß Rom, dz [die Natur] Rom deßen Schutz¢tern i¢t der Löwe, werde noch der Schutz¢tern Rom’s der Löw’ und [’s ruhbet So] auch d’ Sonn’ ihr Hauß, daß die¢en Löwen Rom als Schutz[Hern]¢tern ¢ol verehrn; daß Sonnen [in den] untern Mohnd’ und in den Krebs gehör’n. *uns nur dis, wz von dem Selim ein.*
[Sein Uhr¢prung rühr’t ja her von grau¢amen Circaßen,] die Mutter, [wenn] FwoF nicht Er, wird unß bald würgen laßen, denn ¢ie i¢t ja gezeugt von grau¢amen Circaßen, die blutt für Gott [ein bluttig tuch verehrn] nur ein bluttig tuch aus Bluttlu¢t bethen an. [Cadile¢ch !?" von Hernckern m ! ?" 89 nicht] Hierfür gilt dasselbe wie für das nicht in Z. 66. 105 uns nur … ein.] Dieses am Rand, links neben Z. 104, stehende Teilstück von V 750 (Vom Machmet uns nur diß/ was dort vom Selim ein?) gehört zu dem unter dem folgenden Trennungsstrich stehenden Textstück: Entwurf für die Verse V 751–754.
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die Mutter i¢t ein Kind d’ grau¢amen Circaßer,] drumb ¢tirb’ mit minder Pein, weil man noch ¢terben kan. ! 11r" ||– Der Geitz. Jch henckere ja ¢elber mich; wie ¢ol ich nicht auch [meine Buhler ¢türtzen?] andern ’s Licht verkürtzen? Der Zorn. Mein [ blinden] Grim hat’s Blitzes Flug in ¢ich des Maulwurfs [ Licht] FBlindheitF, wie ¢ol [ in] er [ Jhn] nicht ¢türtzen? Die Hoffart. [ fallen] Die Hoffart komm’t [ ¢tets] für [dem] Fm’F Fall’, ins Hauß und wer hoch fleucht [zer]¢chmeltzt [¦an der Sonnen¦]Hitze. Byzanz. Rach! übe deine Straffen aus; *nur* daß FichF nicht mehr Blutt [aus meinen Adern] Gdarbey verG¢pritze; So brauche [ ja nur dis] Fein La¢ter dochF hierzu; dz mir nicht weh, ihm ¢üße thu. Die Rache. Durch Zucker gibt ¢ich Gift leicht ein, [bey,] [ bringt] man Und Schlangen ¢ind in Ro¢en wol ver¢tecket. Wol auf denn Geilheit; du ¢ol¢t’s ¢ein, die meinen Schluß, [und Jbrahms] Gdes BlutthundsG Fall vol¢trecket. Die Geilheit. Eh als die Morgenröthe kan der Welt zweymal die Augenbranen zeigen, Sol Jbrahim ¢ein ab gethan durch [meinen] Gdie¢enG Brand ¢ein Lebens-Oel ver¢eigen. Alle. *Ja!* [Die] Unzucht i¢t ¢o tödlich Gifft, dz drachen-Eyter übertrifft. –|| v. 535. Wie die [dz] deroge¢talt beglückte ¢olch tuch gleich¢am für Freuden entzückt [empfangen] und für dem Sultan auf die Knie fallende empfange; *¢olch LiebesPfand tau¢endmal küße,* wie dz andere FrauenZimmer ¢ie hierüber ¢eelig prei¢e, ¢ie wa¢che, bade, [¢chmü] einbal¢ame, mit dem kö¢tlich¢ten Schmucke ziere, und mit unzehlbarem FreudenGethöne in des Sultans Schlafgemach begleite, [d] ein Ver¢chnittener ¢ie an der Thüre bewillkomme, Sie aber auf dem Bodeme ins Bette krieche; her143 v. 535.] Davor am linken Rand Doppelkreuz als Verweiszeichen, nicht zuordenbar.
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nach ¢ie [von] Fin die händeF der Kadan Kahia oder Hofmei¢terin wieder geliefert, gebadet, [in] F[mit]F GJhrGein [treflich] ihr an¢tändiges Gemach eingeräumet, und ihr der Tittel Hunkiar A¢a-Ki¢i oder des Sultans Bey¢chläfferin, *gegeben,* wenn ¢ie aber ¢o glück¢eelig i¢t einen Sohn zugebehren, Sie Ha¢aki Sultana genennet, und mit einer güldenen Krone ge¢chmücket [; ¢on¢t aber, da ¢ie eine Tochter [a] gebieret, Ha¢aki] werde, be¢chreibt umb¢tändlich Ricaut livr. 1. chap. 9. p. 129. 130. ! 11 v: leer / 12r "
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wann er vor f für einen ¢chönen Mann geruhmet ward. Bi¢accioni. p. 506. Da man zu ¢türtzen ¢chloß den trauten Amurath.) der Mufti berath¢chlagte mit den Cadi den Amurath IV. abzu¢etzen; weil er ver¢tattete: daß der Caimecam ¢ich in die Ge¢etz¢achen einmi¢chte und ¢on¢t viel wieder das ge¢etze handelte, fürnehmlich aber daß er ¢o viel Muscatellerwein tranck. Die¢er Rath¢chluß aber könte f konte deßwegen nicht werck¢tellig gemacht werden, weil kein geld im Schatze war, umb nach Gewohnheit Bey Verenderung der Key¢er damit die Soldaten zube¢chencken. Bi¢accion. im Amurath. p. 396. Warumb aber das Weintrincken den Türcken ¢o ein Greuel ¢ey ¢ol daher rühren: daß Mahumed anfangs zwar, als er auf einem Ga¢tgeboth ge¢ehen: daß die ¢elbten getruncken, ¢o freindlich mit einander umbgegangen, ge¢egnet, hernach aber als er erfahren: daß die davon truncken worden, einander verwundet, verfluchet habe. Busbequ. Ep. 3. p. 300. *Ricaut. livr. 2 chap. 25. p. 570. 571. Am allermei¢ten aber i¢t in ihrem Ramazan oder der Fa¢ten, und in Feldzügen dz Weintrincken verbothen, al¢o: daß beym er¢ten die Sünde für unvergeblich geachtet, im letzten aber der Verbrecher getödtet wird. Ricaut. d. l. livr. 2. chap. 23. p. 552. et livr. 3. chap. 11. p. 688.* Gleichwol verwehren ¢ie den Chri¢ten den Wein nicht, pflegen auch ¢elb¢t Weintrauben und Mo¢t zuläßlich zu gebrauchen. FBusbequ.F Ep. 4. p. 346. 347. [Wenn !…" ] Ja wenn ¢ie ¢chon ein¢t
184 ¢chon ein¢t] Von diesen unterstrichenen, als Kustos anzusehenden beiden Wörtern ausgehend verläuft am rechten Rand entlang eine Linie, die zu der ebenfalls mit unterstrichenem ¢chon ein¢t in Z. 204 beginnenden Textergänzung im unteren Teil von Bl. 12r führt.
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*v. 71. Zerrißen.) Es i¢t die größte Unehre mit zerrißenen Kleidern aus dem Seraglio ge¢toßen werden. Ricaut. livr. 1. chap. 7. p. 113. * v. 89. 90._____ Jbrahim des Mufti Kopf begehrt.) Nicht nur die Türcken, ¢ondern die mei¢ten Morgenländi¢chen Völcker haben derogleichen blinden gehohr¢am: daß ¢ie auf Befehl der Könige ihre Köpffe ohne einige Wiederrede ¢chicken. Und erzehlet Alvaro Semedo nella Cina part. 1. c. 22. p. 148. daß die fürnehm¢ten Chine¢i¢chen Herren auf derogleichen Befehl ihnen ¢elb¢t die Ketten, gleich als ob ¢ie golden weren, umb den Halß legten. *Ja der Türcken Gehohr¢am i¢t gegen ihren Sultan ¢o blind: daß ¢ie mit nichts eine herrlichere MärtererKrone, welche ¢ie geraden weges ins Paradis ver¢etze, zu erwerben vermeinen, als wenn ¢ie entweder eygenhändig oder auf des Sultans Befehl ¢terben. Ricaut. livr. 1. chap. 3. p. 25. 26.* [Jn Japan wird es auch für eine genade erkennet, *Wenn einem Macht gegeben wird ¢ich ¢elb¢t den Bauch aufzu¢chneiden. Olear. in Mandelslo Itiner. Ind. Orient. lib. 3. p. 247 !? ".* [Wenn ¢ie aber] ¢chon ein¢t den Wein geko¢tet ¢auffen ¢ich die Türcken gantz voll, weil ¢ie es doch für eine und gleiche Sünde halten viel oder wenig trincken. Bu¢bequ ! 12v" Busbequ. Ep. 1. p. 28. 29. allwo er von einem alten Türcken die¢es Lächerliche erzehlet: daß als er Wein trincken wollen, Er die Seele mit großem Ge¢chrey ermahnet: daß ¢ie ¢ich, umb nicht vom Weine befleckt zu werden, entweder in einem Winckel des Leibes verfügen oder FgarF aus dem Leibe weichen ¢olle. v. 192. 193. 194. … als Mu¢tafa verdient den Gei¢t am ¢trang’ ausblies.) Welcherge¢talt Sultan Mahumed darumb: daß er des Groß- |Vi¢ier Achmets Frau genothzüchtiget, ¢einen eigenen Sohn Mu¢tafa habe erwürgen laßen; erzehlet Theodor. Spandugin. fol. 198. p. 2. ||– v. 278. 279. dem thörchten Jbrahim hab’ ausgele¢cht ¢ein Licht.) den Amurath IV. reuete auf dem Todtbette: daß er durch ¢eine Mutter ¢eine zwei Brüder Orcan und Bajazeth hinrichten, hingegen den Jbrahim leben laßen. Bi¢accioni im Jbrahim. p. 426. –|| ||–v. 345. ob ich ¢chon Prie¢ter bin.) das An¢ehn des Mufti bey den Türcken i¢t zu urtheiln aus den Worten Bu¢bequii
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Epi¢t. 3. p. 264. A Mufti ¢upremo ¢acris Antistite in rebus dubiis tanquam à quercu Dodoneâ re¢pon¢a petuntur. –|| Pompejens Seule.) Jm Munde des Bo¢phors gegen dem ¢chwartzen Meere ¢tehet auff einem Fel¢en noch heute zu tage eine Seule von weißem Marmel¢teine, des Pompejus Seule genennet; in der von Zeit und Wellen verwi¢chten Über¢chrift i¢t gleichwol noch der Nahme des Käy¢ers Cajus zu le¢en. P. della Valle. p. 1. lett. 2. da Constantinop. p. 43 –|| der edle Mu¢tafa.) der Trauer-Saal Era¢mi Francisci p. 392. 393. erzehlt: Mu¢tafa habe im Traum ein Propheten in weiß gläntzenden Kleidern ge¢ehen, welcher ihn mit der Hand in einen Lu¢tigen Pala¢t geführet, meldende: Allhier haben die reinen Seelen ihren Wohnplatz, die in ihrem Leben eine Ab¢cheu für Blutt¢türtzung und Sünden gehabt, und genüßen al¢o der ewigen Seeligkeit. Gleicherge¢talt zeugte er –||
V. Stück (Bl. 10 r–10 v) v. 583. die grüne fahn’ auf-führen. v. 585. Laß des Soranzo Haus noch ¢org¢amer verwahrn.) p. 292. 300. v. 595. Nimm dis ge¢tückte tuch.
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1. Schwelgerey. 2. Unzucht. Infernus emittit. 3. Geitz. Fatum eligit. 4. Hoffarth. 5. Lügen. Ibrahim omnes vincit. Cupido ex Sagittis aquam spumat et explodit. Criticon. 107. Sus Plantas son todo flor, y nada fruto. Libido est Sextus Sensus. Criticon. 112. Byzantium cui omnes quinque ¢erviunt. petit ruinam. 242 er] Kustos, der den Beginn des Textes auf einer nicht mehr vorhandenen Seite anzeigt.
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qui omnes extingvit. Ibrahimi. hediondenz tiene por fragrancia, y el mas sucio albañar por Paradi¢o.
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Constantinopolis sub Cancro, igitur Fortuna retrorsum Domus Lunae. Virtus Roma sub Leone, qui e¢t Domus Solis. Die Göttliche Rache. Erzittert, Sterbliche, für mir, ! denn krönt mein Haupt gleich ein ¢chön Regenbogen; ¢o bricht doch Blitz und Donner für, auf [die die] Gden, derG Gott zur f zum [Rache] GEyferG hat bewogen. [ Jch] GGottG zahle f zahlet zwar nicht täglich aus; doch i¢t er [nichts imanden] Fkeinem ie wasF ¢chuldig blieben. Sein lang¢am Zorn drückt gar in FdenF Graus; und ¢ein Vermerck i¢t in Metall ge¢chrieben. Byzantz. Mir ärm¢ten bebet iedes glied, dz Hertze ¢chlägt, dz Haar ¢teht mir zu Berge! Ver¢chone der, die für dir kniet, ! Kein Rie¢e ¢iegt mit Nachruhm über Zwerge. *Hilf mir,* [zumal auch meine Mißethat] F[weil] viel mehr weilF die Geduld 3 4 5 1 2 *Zwey* [weil] hundert Jahr [gebüßet hat.] ¢chon büßt die Schuld. Die Rache. Jch habe kein [befleckter Kind] ruchlo¢er Kind; [¢o ferne ¢ich der Sonnen-Zirckel ¢trecket.] *Gott* [ich machte] FhatteF dich zu f zur [einer Erden-Sonnen]; WeltSonn’aufge¢teckt [zum Gutten aber bi¢tu blind, den] Und gleichwol i¢t dein Thun ¢tokblind [und] ja du ha¢t [dich mehr als der Mohnd] Fwie [der] ein Mohnde dichF beflecket. Byzanz. Weil, leider! dz Verhängnüs mich Hat untern Krebs des Mohnden Haus ge[¢tellet]¢etzet; Geht [alles] glücke f glück’ [hi] und Klugheit hinter ¢ich [ja wen! ?" ] Mein Antlitz wird mit thränen- [¢tets] GthauG genetzet;
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Und Oßmanns bluttig Mohnde dreut Mir täglich [Unglücks-wind] Fnoch mehr SturmF und Neid f Leid. Die Rache. So [brich nun Abgrund] [Bey] Für dir i¢t’s Mohnden Wachsthum klein, *wz klag¢tu denn?* Die [halbe] Welt liegt [für] dir [auf den] FzunF Füßen; du [aber] ¢elb¢t ver[hält¢t]Fdü¢ter¢tF deinen Schein, [und] er[getze¢t] Glu¢tig¢tG dich an F[mi]F Sünd’ und Fin¢ternüßen. Byzanz. Oft ¢tecken Würm’ in güldner Frucht, Deer ¢chlimm¢te Stern i¢t Ober¢ter Planete; Mein Wachsthum i¢t nur Waßer¢ucht Und meine Sonn’ ein !¢ch" wäntzichter Comete. ! 10v" So hilf nun, Rache, Rach’, und nimm von mir den Blutthund Jbrahim. Die Rache. Brich Abgrund, [auf und ¢chleuße auf dein Thor] Föfne deine Thür’F und ¢chicke [ein Theil] F[mir]baldF [zum] FeinF Werckzeug meiner Rache; [den Schwarm. theil der ¢tärck¢ten la¢ter vor.] [den Schwarm der ¢tärck¢ten La¢ter vor.] Die La¢ter [Hier ¢tellen Geitz wir] F[wir !…"] wir unsF [La¢ter für]. *Wir La¢ter ¢tell[e]’n [uns] zu dien¢t’ uns dir* Weil wir der Men¢chen Schoßkind F¢indF und [ihr] drache, ja [und] ieder mit unß buhlen wil i¢t’s ¢ie zu freßen uns ein Spiel. Byzanz. Hilf [Himmel].FGott!F ¢oll[en] [die] Fnoch d’F Schlangen [noch] Brutt in Jbrahims und meinem Bu¢em ni¢ten! Die Rache. [Für Gif] Gift i¢t für Gift zur Artzney gutt und bö¢e Lu¢t dämpft man mit bö¢en Lü¢ten. Byzanz. So rü¢te doch nur eines [gra] aus; denn alle ¢türtzen mich in Graus. 63 68
!¢ch"wäntzichter] Anfang des Wortes fehlt wegen Papierabrisses am unteren Rand des Blattes. ein Theil] Zweimal horizontal durchgestrichen; erste Streichung (oder beide?) durch Unterpungieren aufgehoben.
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Die Schwelgerey. So kommt mir denn der f das Vor[zug zu;]recht zu weil Men¢chen ¢chon nach meiner Milch gelü¢ten, weil ¢ie in Windeln ¢chöpffen Ruh die Zunge noch ¢augt an den Mutterbrü¢ten. Die Geilheit. Jch bin der brunn dz f d’ Men¢chen ¢chafft, *Ein* [dz] Oel, [aus dem Geblütt’ und Flei¢ch] dz Blutt und Flei¢ch und Hertz anzündet; [die Götter falln durch meine Krafft], [die Ertzt wie Wachs, und Stein wie] der Himmel [brenn] ¢chmiltzt durch meine Kraft, die Götter zwingt, und Stahl wie wachs zerwindet. Der Geitz. [Jhr ¢eit mein Br] [5
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Weicht alle mir, ihr ¢eit mein Brutt; denn ich bin ja die Wurtzel alles [Bö¢en] Argen [Die Hoffart.] [Mein Adel [ ¢etzt] ¢tellt mich allen für,] wenns Alter[,] aller La¢ter Glutt le¢cht aus, ¢teig ich in Sarch mit meinen Karge ! n" Der Zorn. [Mein Blitz] [Jch her¢ch’ ! … " FSo Grab alsF Wiege, in und Grab] [mein Strahl i¢t Blitz, der Stahl zermalmmt und Stein]. Mein Blitz zermalmet Stahl und ¢tein, mein Ziel i¢t’s Grab, der Uhr¢prung i¢t die Wiege. wo alle La¢ter bißen ein, erhält mein Arm durch Mord und Feuer Siege. Die Hoffarth. [der Himmel zeugt Mich, euch die Hell’] [die f der Men¢ch[en] dient Mir, euch nur die wilden Thüre.] Mein Uhr¢prung rührt vom Himmel her, ihr aus der Hell’ [. Und wo w] und wilder Thüre Hölen. denn ihr her¢cht nur [Hund], FinF Schwein und Beer, im [Men¢chen] GAdlernG ich und in vernünftgen Seelen. 106 Karge! n" ] Letzter Buchstabe fehlt wegen Papierabrisses am rechten Rand von Bl. 10v.
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Die Schwelgerey. Jch aber [kan durch] FmacheF [Schwind¢ucht, Feber] Fdurch denF Stein durch Schwul¢t und Gicht, und Schwind¢ucht bald ein Ende. Die Geilheit. Mein’ Gift nimmt [Leib] mehr die Seelen ein, Und S !euchen" ¢ind auch Waffen meiner Hände. VI. Stück (Bl. 13r–17 r) v. [531.] 535.
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„Nimm dis ge¢tückte Tuch als un¢er Liebe Zeichen.) Wenn der Türcki¢che Key¢er ins Seraglio kommt, werden alle ¢eine Weiber (.al¢o heißet er alle ¢eine Bey¢chläfferinnen. Bu¢bequius. Epi¢t. 2. p. 144.) in Ordnung ge¢tellt, welche ihm nun gefällt, der legt er ein Tuch auf die Ach¢el. Die¢e muß hernach kommen, ihm das Tuch wiederbringen, und ihm bey¢chlaffen. San¢ovin. fol. 49. p. 1. in fin. ||– „auch bin ich durch Zwölf Zeichen ¢chon [v. 604. 605. 606.] gerennet.) Hierdurch wird gezielet auf die bies dahin herr¢chenden zwölf Türck¢chen Key¢er Mahumed II. Bajazeth. Selim I. Suleiman. Selim II. Amurath III. Mahumed III. Achmet. Mustafa. Osman II. Amurath IV. Jbrahim. –|| v. [607. 633. 646. 647.] [Doch hat mein Licht ¢ein Monde ¢o verdeckt.)] *666. Und Oßmanns bluttig Mohnde.)* Der Türcken einiges Zeichen i¢t der Monde, welches Sie auff ihre Kirchen, Thürme, Schiffe Fahnen und andere Orthe zu¢etzen pflegen. Die¢en aber ¢ollen Sie allerer¢t nach Eroberung Bo¢niens gebraucht haben, als deßen Könige vorhin ¢chon den Monden und einen Stern zum Wapen geführet. San¢ovin. c. 48. fol. 101. circ. fin. v. [611. 612.] 663. 664. [„Daß, weils] FdzF verhängnüs f Verhängnüs Mich hat untern Krebs *des Mohnden Hauß*
127 S !euchen"] Nach dem S Textlücke wegen Papierabrisses am unteren Rand des Blattes.
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v. [511.] 585.
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gethan.) Die Stern¢eher ¢etzen die Stadt Con¢tantinopel unter den Krebs. Jm Kreb¢e aber lauffet die Sonne zurücke, al¢o: daß die Länge des Tages bey unß abnimmt. ||– „Der Löw i¢ts rechte Hauß der Sonnen, der über Rom Gewalt und Würckung ha !t.)" Die Stern¢eher ¢etzen Rom unters Zeich!en" des Löwen. Daß aber der Löw das Hauß der Sonne, der Krebs das Hauß des Mohnden ¢ey, i¢t zu¢ehn aus Kircheri Oedip. Ægypt. tom. 2. clas¢. 7. cap. 5. p. 18. –|| ||– „Der Adler Furcht für deinen Cranche kriegen.) Die Adler werden der Sonne, die Kranche dem Mohnden zugeeignet. Kircher. Oed. Ægypt. 16. c. 5. p. 180. Der zwölfte Stern.) Jbrahim der zwölfte Key¢e ! r" –|| v. 65 ! 13 v" M. Ricaut. livr. 1, chap. 4. p. 77. 78. ||– für un¢er Burg das Haar von Pferden ¢tecken aus.) Wenn der Türck¢che Key¢er ¢elb¢t zufelde ziehen wil, ¢tecken ¢ie einen Pu¢ch Haare, welches ein Pferde¢chwantz ¢ein ¢ol, auf. Wie dis ge¢chehen als O¢man wieder Pohlen zog. Bi¢accioni im Osman. p. 301. Welches auch ge¢chehen als Ibrahim wieder Malta im Jahr 1645. den Krieg eröfnete, und hernach Candien anfiel, wie wol Ibrahim ¢elb¢t nicht mit zu felde zog. Bi¢accioni im Ibrahim. p. 503. San¢ouin. fol. 101. am Ende c. 48. meldet: daß, wenn der Sultan ¢elb¢t zu felde zeucht, ¢ieben Fahnen mit
ha!t.)" ] Der Schlußteil des Lemmas fehlt wegen Beschneidung des rechten Randes von Bl. 13. Zeich!en"] Die letzten beiden Buchstaben des Wortes fehlen wegen Beschneidung des rechten Randes von Bl. 13. Key ¢e!r "] Der letzte Buchstabe des Wortes fehlt wegen Beschneidung des rechten Randes von Bl. 13. v. 65] Diese Verszahl, deren letzte (dritte) Ziffer der Beschneidung des rechten Randes von Bl. 13 zum Opfer gefallen ist, fungiert als Kustos für den Beginn eines nicht mehr erhaltenen Blattes, auf dem die Anmerkungen zur ersten Abhandlung fortgesetzt wurden.
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v. [576. 577.] 620.
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genommen werden, an welchen ¢tatt des Zeuges, eine weiße Sache, wie ein PferdeSchwantz, angemachet i¢t; welches aber von einem Fi¢che ¢ein ¢ol; auf der Spitze der Stangen aber ¢ind Monden. Pietro della Valle nella litter. 6. da Constantin. §. 2. p. 185. meldet in Be¢chreibung des Feldzuges im 1615.¢ten Jahr wieder Per¢ien: daß ¢olcher drey Fahnen dem GroßVe¢ier Mahumed fürgeführet worden, und daß die¢e Arth dahero rührte, weil einsmal ein Soldat in einer Schlacht, da die Fahne verlohren worden, den Schweif abgehauen, und ¢elbten ¢tatt der Fahne auf eine Lantze ge¢teckt habe. Andre wollen dis für eine Ge¢chichte der Römer halten, und daß die¢es die Türcken nur nachthun. *V. Horn. Arc. Noæ. p. 470.* –|| ||– Wird man im Himmel doch nur ¢olche Kinder finden.) San¢ouin. fol. 34. p 2. meldet: daß die Mahometi¢ten im künftigen Leben, ihrem Glauben nach, Frauen von 15. oder 20. Jahren zu ihrer Lu¢t haben würden, welche auch niemals Elter, auch alle tage Jungfraun ¢ein würden, die¢e nennen ¢ie URI oder gläntzende Frauen. Die Männer würden auch immer im 30¢ten Jahre bleiben und von einem Pol¢tern zum andern ¢ehen können. Noch mehr erzehlet hiervon Bellon. l. 3. c. 9. p. 417. V. Horn. Arc. Noæ. p. 466. –|| !14r"
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Jnnhalt Des [Trauer]FSchauF-Spiels. 90
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Der vorredende Thraci¢che Bo¢phorus verdammet die Unzucht des Türcki¢chen [Key¢ers] FSultanF Jbrahim, erhebet die keu¢che Vermählung des Unüberwindlich¢ten Römi¢chen Käy¢ers Leopolds mit der Allerdurchlauchtig¢ten [Infantin aus Spanien Margarithen Marien] *Ertztherzogin von Oe¢terreich Claudia Felicitas*; wahr¢aget jenem den Untergang, die¢em die Vermehrung des Reiches.
Die Er¢te Abhandlung. Jbrahim der zwölfte Türcki¢che Key¢er wil ¢eines ver¢torbenen Bruders Key¢ers Amuraths IV. Wittib Si¢igambis nothzüchtigen, die ¢ich aber mit einem Meßer ¢chützet. Hierzu kommet ¢eine Mutter [Roxane] *Kio¢em*, [und] verweißt es ihm heftig; fähret auch des Jbrahims Kuplerin Sechierpera f Sekierpera Ehrenrührig an; weil ¢ie den Key¢er zu ¢olchen Üppigkeiten verleite. Hingegen wirft die¢e jener für: daß ¢ie die große Armenierin eine Buhl¢chaft des Jbrahims mit Gifte hingerichtet habe. Darüber ¢ich Jbrahim gewaltig ergrimmet; und, nach dem inzwischen ¢ich Si¢igambis flüchtet, befiehlet er dem Groß-Vi¢ier Achmet die Mutter ins alte [Seraglio] Seral *oder Schloß* einzu¢perren. Sechierpera f Sekierpera be¢änftigt hierauf den Key¢er, und lobet ihm die übergroße Schönheit der Ambre des Mufti Tochter. Mufti, der Bas¢a Mehemet, und GBectasG der Janit¢charen Aga ! 14 v" [Abdalla] reden von dem unglück¢eeligen Kriege in Candien wieder die Venetianer, und des Jbrahims bö¢er Regierung, wollen ihnen auch den nahen Untergang des Türcki¢chen Reichs vorbilden. Der hierzukommende Jbrahim ent¢chleu¢t ¢ich in Per¢on nach Candia zuziehen; begehret hierauf an den Mufti Jhm ¢eine Tochter zu übergeben, welcher ihme zum ¢cheine gutte Vertrö¢tung thut. ||– Jm Reyen erhebet das Schwartze und Weiße Meer die Key¢erliche würde und glücklichen Siege der Stadt Constantinopel unter dem Türcki¢chen Reiche; die¢e aber legt dis als ihr Elend aus. Das Verhängnüs wahr¢agt den Teut¢chen Frieden, und hierauf den Türcken den Untergang, wenn ein[e] Löwe würde Römi¢cher Key¢er ¢ein, und eine Löwin heyrathen. –|| *Jm Reyen verhenget die Göttliche Rache auf Flehen der Stadt Byzanz, [oder Stambulda]: daß die Geilheit den Sultan Jbrahim ¢türtzen ¢olle.*
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Die Andere Abhandlung. 125
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Ambre erzehlet ihrer Mutter Lalpare einen unglück¢eeligen Traum. Der Mufti eröfnet hierauf ¢einer Tochter des [Key¢ers] FSultansF Liebe und Begehren; ¢ich f ¢ie hingegen ver¢chwert ¢ich: nimmermehr nach ¢einem Willen zuleben Die¢en Schluß eröfnet ¢ie auch dem Bas¢a Mehemet, und ver¢pricht ihm auf den Fall ihrer Erhaltung die Ehe Der Mufti berichtet dem Jbrahim die Wieder¢pen¢tigkeit ¢einer Tochter; weil ¢ie keine Kinder des Todes gebehren wolte, darauf f darüber er ¢ich heftig erzürnet, und dem Mufti ihm aus den Augen zugehen, dem Achmet aber anfangs ¢einen Kopf zuholen, hernach: daß er dem Key¢er nicht mehr ins Ge¢ichte kommen ¢olle ! 15 r" anzu¢agen befiehlet; Sechierperen f Sekierperen aber heißt er ¢ich umb der Ambre Liebe in Gütte bewerben. Der Mufti erzehlt der Lalpare und Ambre des Key¢ers Ungenade, und beräthet ¢ich mit Jhnen wegen ihrer Sicherheit. Achmet ¢agt hierauf dem Mufti den Befehl des [Key¢ers] FSultansF an. Ambre ¢eufzet über der ihr vor¢tehenden Gefahr. Sechierpera f Sekierpera bemühet ¢ich mit Bitten und Dreuen die Ambre zur Liebe des Key¢ers zubewegen; die¢e aber beweget jene durch Verehrung eines kö¢tlichen Ringes dahin: daß ¢ie der Ambre ver¢pricht dem [Key¢er] FSultanF ¢eine ge¢chöpfte Liebe auszureden. Jm Reyen kämpfet die Wollu¢t mit der Begierde, Schönheit, Geitze, Ehr¢ucht, Schande und Gewalt, wieder die Keu¢chheit und ihre Gefärthen, als die Mäßigkeit, die Vernunft, die Großmüttigkeit, die Demuth, Hofnung, und Geduld. Die Keu¢chheit aber behält den Sieg.
Die Dritte Abhandlung. 150
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Der Bas¢a Mehemet bittet bey dem Key¢er für ¢eine Mutter Roxanen, und erbittet ihre Befreyung. Sechierpera f Sekierpera erzehlet dem Key¢er ihre vergebene Verrichtung, mühet ¢ich auch durch der Ambre Verkleinerung ihm, aber vergebens, die Liebe auszureden. Fatima [und] Alima Fund HagarF des Jbrahims Weiber erzehlen der ! 15v" loßgela¢¢enen [Roxane] FKio¢emF und Si¢igambis ihre bö¢en Träume, und alle zu¢ammen einander ihren gefährlichen Zu¢tand; in welchem ¢ie [Roxane] FKio¢emF trö¢tet. Hierzu kommet der halbra¢ende Key¢er, und wil ¢eine fünf Söhne hinrichten; damit Ambre keine Uhr¢ache mehr habe ihm die Liebe zuweigern. Hierwieder ¢etzen ¢ich die ge¢ammten Sultaninnen, theils mit Thränen, theils mit Gewalt; *können aber nicht verhindern: daß er
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neb¢t Schatradel Agasi den jungen Murat durch¢ticht. Endlich kommet Achmet, kündiget Jhm den Auf¢tand der Leibwache an und ver¢pricht Jhm* [bis Achmet ihm den Aufruhr der Leib[!…"be] FwacheF andreuet, und] ihm die Ambre mit Gewalt zurauben und zuzubringen. [ver¢pricht.] Sechierpera f Sekierpera bemühet ¢ich den Key¢er von Nothzüchtigung der Ambre abzuhalten, aber umb¢on¢t. Jbrahim ¢etzet der Ambre mit den ¢üße¢ten Wortten zu; als ¢ie ¢ich aber von ihm nicht wil küßen laßen, befiehlet er die f ¢ie, ungeachtet ihrer Thränen umb Ermordung, hinweg zunehmen, und nackt in ¢ein Bette zu werffen. Die Badenden Frauen Loben die Ehliche Liebe und Wollu¢t, rühmen auch die Gelück¢eeligkeit der Ambre. Die Badenden Jungfrauen aber Loben die Keu¢chheit, verdammen die Üppigkeit.
Die Vierdte Abhandlung 175
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Der Mufti, Bas¢a Mehemet [und Abdalla] FBectas und andereF verfluchen den vom Achmet begangenen Raub der Ambre, be¢chlüßen den ! 16 r" den Achmet durch Aufruhr von Würde und Leben zu bringen. Achmet bringet die ge¢chändete Ambre in Hurentracht mit ¢chimpflichen Wortten *dem Vater* nach Hau¢e. Ambre muntert Sie beweglich zur Rache wieder den Jbrahim auf, und er¢ticht ¢ich. Worüber der Mufti ¢ich ebenfalls zu tödten vor hat, der aber hiervon abgehalten, und endtlich be¢chloßen wird, nach dem Achmet auch den Jbrahim zu¢türtzen. Und ver¢pricht der Mufti des Key¢ers Mutter [Roxanen] FKio¢emF ¢elb¢t mit in ihr Bündnüs zu bringen. Key¢er Amuraths IV. Gei¢t verwei¢et der ¢chlummernden [Roxane] FKio¢emF: daß ¢ie wieder ¢einen auf dem Todtbette gethanen Befehl [den] FdemF Jbrahim aus dem Kercker auf den Thron geholffen, und deutet ihr große gefahr vom Jbrahim an. Darüber Sie ¢ich heftig ent¢etzet. Hierzu kommt der Mufti und beredet ¢ie: daß Sie ¢o wol in ihres Sohnes Ibrahims (.doch daß er beym Leben bleibe.) als des Achmets Ab¢etzung ¢timmet; und hierzu zu helffen FanFgelobet. Jm Reyen verkleidet auf begehren der [Rache] FMord-Lu¢tF die Li¢t die drey Furien in ein LiebesKleid, in Mantel des Gemeinen Be¢ten, in einen Prie¢ter-Rock, und ¢chicket Sie wieder den [Key¢er] GSultanG Jbrahim aus. ! 16v"
Die F ünffte Abhandlung. [Roxane] FKio¢emF bittet beym Ibrahim: daß er den Mufti wieder begnadigen ¢olle, aber ohne Frucht. Hierüber dringet der Mufti neb¢t den Ca-
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Ibrahim Sultan
dile¢chieren und Janit¢charen mit Gewalt in das Key¢erliche Gemach, und nöthigen f nöthiget neb¢t [der] [Roxane] FKio¢emsF Zuredung den Key¢er: daß er den Achmet vom Ampte ab¢etzen den Bas¢a Mehemet aber zum Groß-Ve¢ier machen muß. *Bectas* [Abdalla] eröfnet denen in des Mufti Hau¢e ver¢amleten Janit¢charen die Schändung der Ambre; und bewegt Sie des Jbrahims und Achmets Untergang zube¢chlüßen; Und, als inzwi¢chen der abge¢etzte Achmet ¢ich in des Mufti Hauß bey die¢em Schutz zu ¢uchen, flüchtet, wird er in die Ver¢amlung des Mufti, der Cadile¢chier und Janit¢charen geführet und erwürget. Jbrahim bejammert des Achmets Ermordung, wird hierauf dreymal für den Divan, dem Volcke wegen ¢einer Regierung Rechen¢chaft zuthun, bey Verlu¢t der Key¢erlichen Würde gefordert. Nach dem er aber der [Roxanen] FKio¢emF Rath, daß er ¢ich dahin ge¢tellen ¢olle, verwirft, die Forder Zettel pochende zerreißet, und den Mehemet, welcher ¢ich dem Key¢er zugehohr¢amen und ¢ich wieder den Divan zu¢etzen verweigert, tödten wil, dringt der Mufti, [Abdalla], FBectasF die Cadile¢chier und Janit¢charen zum Key¢er ein; ¢tellen ¢ich an ihn hinzurichten, und ! 17r" und, nach dem Sie ihm auf Bitte [Roxanens] F[der] Kio¢emsF das Leben ver¢prechen, zwingen ¢ie ihn ¢ich des Regiments zuenteu¢ern. Welches er ¢o viel leichter willigt, weil ihm [Roxane] FKio¢emF [von] ¢einer wieder-Ein¢etzung halber noch einige Hofnung macht. Worauf Ibrahim in Kercker geführet, ¢ein Sohn Machmet aber zum Türcki¢chen Key¢er gekrönet wird. [¦Jbrahim wird im Kercker gantz wüttende, lauffet mit dem Kopfe, umb ¢ich in Ermangelung Mörd-|*licher*deri¢cher Gewehre ¢elb¢t hinzurichten¦], wieder die Mauer. Hierüber er¢cheinet ihm Ambrens Gei¢t, dreuet ihm Untergang und HellenPein an. Worauf er von Vier Stummen erwürget wird. [Jbrahims Gei¢t wird im Reyen von der Ambre und ander Ermordeten Gei¢tern helli¢ch gepeinigt.] ||– Jm Reyen ¢treiten die keu¢che und geile Liebe umb den Vorzug; die¢e [aber] wird mit FRaben neb¢tF Jbrahims Gei¢te in den Abgrund zur Plage der helli¢chen Gei¢ter, jene [v] aber von Schwanen in Himmel geführet, und von der Glück¢eeligkeit bewillkommt. –|| Jm Reyen [¢tellet die Geile Liebe f Geilheit] FwirdF Sultan Jbrahims unglück¢eelige [Begierden] Geilheit [, und die] ge¢cholten und in die Helle ge¢türtzet, die glück¢eelig¢te Liebe beyder Key¢erl: Maje¢täten *Key¢er* [aber] Leopolds, und der ErtzHerzogin CLAUDIA FELICITAS [aber in Himmel] aber in Himmel erhoben.
Textstücke aus Hs. R. 3156 der UB Wrocław
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VII. Stück (Bl. 7 r–8v)
||– Vide Spicilegia ex primo Choro. Sub Sole Roma. Solis Domus Leo e¢t. –||
Naranja esprimida.
[Eris.]
||– Mein Apfel ward der Schönheit Kleinod zwar;
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Mein güldner Apfel [ i¢t] Fward;F ja wol der Schönheit edles Kleinod worden; –|| *Reyen Die Eris. Die Geilheit. Die keu¢che Liebe. Die Göttin Claudia, und Felicitas. Jbrahims und Ambrens Gei¢t. Die helli¢chen Gei¢ter. Sechs weiße, und ¢echs ¢chwartze Liebesgötter.* Eris. Die [Si Lieb] Venus hat mit fug ge¢ieget; Da ¢ie den Schönheits-Apfel hat Zu ihrem edlen Kleinod krieget. Nun aber der Verhängnüs Drat 5. in meine Hand noch [einen] Fdie¢enF ¢chönern [reichet ¢encket] gibet, ¢o ¢teh’ ich billich an, wem ich ihn geben kan; doch ¢chenck ich Jhn der, die am [¢tärck¢ten] Fbe¢tenF liebet. Geilheit. Jst dis wol frag- und zweifelns werth; 10.
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*denn* Jch bin GnichtG die Tochter ¢chön¢ter Zierden, [Und [nur] Mei¢terin] FGebehrerinFder heftig¢ten Begierden? Ein Feuer, dz wie Blitz durchfährt; [dz Eiß ¢teckt an, und Fel¢en ¢chmeltzt zu] dz [Fel¢en] G[Klippen] Ertzt zerG¢chmeltzt, und Eiß ¢teckt an; dz Fel¢en ä¢chert ein, und Rie¢en [fällen] FzwingenF kan. Keu¢che Liebe. Verkreuch [¦dich du¦] Fdich duF unechtes [¦Kind¦] FKindF [FrühKind dich,]
9–11 Dieses Personenverzeichnis mit der Überschrift Reyen steht am linken Rand, beginnend neben dem ersten gestrichenen Vers der Eris: Mein Apfel …
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Ibrahim Sultan
[du Mißgeburth] Jch [bin dz Kind], FGöttin binF von der Natur gezeuget, Mich hat ¢[tets]FeinF GjaG Milch, dich [aber] FSchlangenF Gift ge¢euget, [dein Feuer frißt ¢ich ¢elb¢t in ¢ich;] [Mein Feuer labt und] [brand nehrt ewig Oel in ¢ich;] [dein blitz [raucht ! ?" ] Augenblicke] [nur rauchs,] Mein ewig Oel, dein Rauch und Wind; *zeugt daß mein Pfeil Gold, deiner Bley* [die unter¢cheiden recht Unß zwey.] 20 [daß du] Gdein glantzG ein Schwantz Ge¢tirn’, ich eine Sonne ¢ey. Geilheit. [Ein FeuerZunder, der nur glimmt nicht brennt,] [Ein Saft, der netzt, doch nicht den Dur¢t kan le¢chen,] [den dur¢t nicht le¢cht, Je¢cht.] [ein Zunder der nur glimmt, nicht aber brennet,] *du bi¢t iedwedem, d’ dich kenn’t* [Ein Zunder der nur glimmt, nicht brennt,] Ein Reitz der ¢ich vergnügt mit Schal- und Schleen, [25.] Ein Trieb der [¢ich] nichts gebühr’t als Wind und Wehen, [heißt ieder dich, der dich recht kennt] Ein Zunder, der nur glimm’t, nicht brenn’t, 25. ein Stein der Stahl, kein Gold nicht zeicht, *der* vom an[genehmen]Gmuth’genG Sud zum kalten Nord abweicht Die keu¢che Liebe. *Du bi¢t die ¢chlimme* [Du Mißgeburth, du] F[bi¢t die tolle !?" brun¢t]F Zauberin, die’s Hertz in A¢ch’, in Vieh die Men¢chen kehret, die Seel’ er¢teckt, den Leib kränckt und verzehret. 30. Jch [la] aber labe Seel’ und Sinn, Jch mache: daß der Zahn der Zeit nicht alle Welt fri¢t auf, durch meine Fruchtbarkeit. ! 7v" Die Geilheit.
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le¢chen] Über der Endung en ein t zur Herstellung eines potentiellen Reims mit dem in Erwägung gezogenen Je¢cht am Ende von Z. 49.
Textstücke aus Hs. R. 3156 der UB Wrocław
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Bin ich doch fruchtbarer, als du. Kommt Kinder bähnt den Weg mit Tulipanen. Die keu¢che Liebe. Die Kinder ¢ind nur Raben, meine Schwanen. *Auch deckt* [dem]FdeinF Blumwerck [deckt nur] [Schlangen] GNatternG zu. Jhr meine Kinder kommt herbey, und [lehrt]: GzeugtG daß kein Napel in meinen Ro¢en ¢ey. Die Geilheit. der dorn klebt allen Ro¢en an. [dein Lu¢thaus i¢t mit Di¢teln rings umb¢chrencket.] Die keu¢che Liebe. An Tulpen i¢t kein Bi¢am nicht zu [röchen.] ¢chmeck[k]en. Die Geilheit. dein Lu¢thaus ¢teht bey dürr’ und wilden Stöcken. Die keu¢che Liebe. dz [eine Göttin] F¢ich gar baldF wandeln kan, in’s [ein] ¢chön¢te Paradis der Welt, wenn deine SternenPracht in ¢chwartzen Abgrund fällt. Claudia. Jch bin des Höch¢ten Pförtnerin, die Macht hat Hell’ und [Himmel] GSternenG aufzu¢chlüßen. Komm Kind, die Lu¢t des Himmels zu genüßen. [fleuch in den güldnen gar] Nimm die¢en güldnen Apfel hin. Geneuß dis edle Paradis das [¢chon] F[dich]F G¢chonG der keu¢che Gott in Eden [bau] ¢chauen ließ. Kein Bi¢am, Bal¢am, [Gold Oele und Gold] Gtrinckbar GoldG gleicht [rein] keu¢cher Seelen Zucker-¢üßer-Liebe. Jhr ¢chein’t die Sonn’ [auch wenn] Fi¢t gleichF der Himmel trübe. der f den große f großen Key¢er Leopold, [Legt Leid und Trauren] mach[t] [¢]ich von leid und dornen frey; zu lehrn: daß keu¢che Lieb’ auch nicht ¢tets dörnricht ¢ey. [die weißen Schwanen werden bald] [wiewol nun w] [in Himmel zihn der reinen Liebe Wagen.] was aber träum’t dir [Mißgeburth;] geilen Magd, *Gelü¢tet dich* [¦Gelü¢tet dich¦] der Liebe Preiß zu haben?
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Ibrahim Sultan
[du bi¢t nicht werth] den Schinder-Karn [zu] der Unzucht zihn die Raben, [in Sumpf, wo] der geile Sultan wird betagt, von Teufeln in den Hellen-[Schlund Pful] Schlund. [Nehmt] Jhr [Unholdinnen kommt, ergreift den und plag’t] Teufel greifft und plagt den Hurenheng¢t und [den] Hund. Jbrahims Gei¢t *Sol meine Schuld hier ¢chon gepeinigt ¢ein?* [Mein La¢ter bißt ja Reich und Leben ein.] *Sind ¢chon vertagt* [biß’ ich auch hier]? ¢ind f die dreymal vierzig Jahre *da allerer¢t ¢ich ¢ollen* [doch nicht vertagt, in denen] Flei¢ch und Bein und Seele ¢ich vereinbar’n nach der Baare. wie daß [ich denn ¢chon itzt erhalten] Fmein Mund denn itzt ¢chonF ko¢ten muß zer¢chmoltzen Ertzt entflammte Schwefelträncke? _____________________ __________________ ________________ ! 8r" Ambrens Gei¢t. Die Teufel.
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Claudia. So [wird der] Fkehrt ¢ichF geilen f geiler Liebe Pracht *in* [zu] Waßer[gall]Perl’n, [und bluttigen Rubinen!] ihr Oel [zu] GinG Hellenbrände[n]. Glück¢eeligkeit [trägt] GreichtG aber [auf] GderG den f die Hände[n], die [kein geil] bö¢e Lu¢t nicht fleckicht macht. Ja keu¢cher Liebe Wagen mühn ¢chneeweiße Schwanen ¢ich in’s Paradis zu zihn. FELICITAS. Jhr reinen Seelen, [¢chwingt euch her,] nähert euch. wo Keu¢chheit ¢ich und Liebe legt zu¢ammen, da [¢egnet Gott und Himmel ihre] Fkrönet Lu¢t die allzeit hellenF Flammen, 128 Ambrens Gei¢t] Dreimal unterstrichen. 129 Die Teufel] Dreimal unterstrichen.
Textstücke aus Hs. R. 3156 der UB Wrocław
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*[du geiler Balg]* [dz hau die fruchtbarkeit läßt’s haus nicht leer,] Jhr Eh-bett’ i¢t ein Himmelreich; die Fruchtbarkeit kehrt reichlich ein, und holde Sternen wolln ¢elb¢t hochzeitfackeln ¢ein. Jhr keu¢chen Seelen, kommt und ¢chaut, [Auf] FfürF Oe¢terreichs [¦gekrönete¦]F[verliebete]F zwey Sonnen;! [der Himmel hat ¢elb¢t li ¢ie mehr lieb gewonnen] [als ¢ie] ¢ich [¢elb¢t. Jch Und ich wil braut] wz dz Verhängnüs Guttes hat ge¢ponnen. Glück¢eeligkeit i¢t’s Löwen Braut; [Und des geneigten !? " Himmels !?" Hauß] [wir¢ts !? "] dar aber kan kein An¢chlag fehln, wo Tugend und Gelück ein ander ¢ich vermähln. ||– [der Löw’ i¢t’s rechte Sonnen Hauß,] [wenn die¢er nun in s Löwen Zirckel rennet] [der Erden Schoos ¢teht voller Frucht] wenn [ ¢ich] GmanG [die Sonn’ ins f in Sternen-Löwen [[machet]]. G¢iehet.G] [ *An* Jch ¢ehe ¢chon: Und Oe¢te] [ Mein Auge ¢i] [ Jhr aber ¢chaut; wie [[Oe¢tereich]] wie beyder ErtzHaus blühet glüht] [ So bald] wenn man F¢chonF die Sonn’ im Löwen ¢iht, tritt [muß ¢ich dz Licht des Mohn] [ ¢eine muß ¢ich der Mohnd’ in tief¢ten Zirckel neigen,] [¢o ¢chnell d’ Mohnd’ in tief¢ten] ¢teht die Schoos der Erde voller Früchte; Jch ¢eh’ auch ¢chon mit freudigem Ge¢ichte, [wie Oe¢terreich mit Zweigen] [mit wieviel Key¢er-Zweigen FblühtF Es kommt der güldnen Erndte Zeit,] –|| *Es komm’t d’ güld’nen* Erndte Zeit [der f die Erde F[ Schos !?"]F ¢teht von Früchten reich ¢chwer] der Mohnde muß in tief¢ten Zirckel [weichen] Gweichen/G rennen ¢o [bald] GoftG die Sonn’ i¢t [Löwen] in des Löwen-Zeichen. Und ich ¢eh’ [ietzt ¢chon] Oe¢terreich bereit mit Key¢er-[Zweigen] FFrüchtenF fruchtbar [¢ein] ¢tehn, mit Sonnen pral’n, worfür die Mohnden untergehn. ! 8v"
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Ibrahim Sultan
||– Auf die¢em Strudel wir¢t[u noch] du auch noch Schifbruch leiden,
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[ach! Kio¢em, [[von]] des Lebens Schifbruch finden.] 3
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[wo dich dein Sohn nicht itzt ¢chon ¢türtzt in Grund.] [die Mutter, welcher [[ Sohn]] Kind] [denn durch ein Weib wird dir der Gei¢t verkürtzt;] wo deine Seel’ itzt [noch] Fnur F des Sohnes Sturm’ entgeht. [ Ein Weib wird, welcher Sohn zum Key¢er wird erhöht] [dir den Drat des] denn deines Lebens Drat wird ein frech Weib zer¢chneiden, ob ¢chon ihr Sohn durch dich zum Key¢er wird erhöht, *Ja* [ Ob ¢ch] Mufti [ ¢chon] F¢elb¢t [ i¢t mag] kanF dich durch f durchs [dz] Recht der Jantit¢charen Herr durch f durchs [ Schwerd meint zu] GWaffen nichtG [ be¢chützen:] GverhüttenG daß dich nicht würgt ein ¢chlechter Knecht, [und deinen Ohren raubt des holden Achmets Gaben.] daß [Achmets Brauto] [ ihren] GdeinenG Ohren [nicht] wird verächtlich abge¢chnitten; wz [dir die] Gdeines Achmets G Hold [des Achmets] Fdir F gab. Jedoch itzt blüht dir ¢chon dein Grab, [der Zepter den] Gdenn ’s Reich, dzG dir GhatG Jbrahim zu dancken etc: –||
||– So tief als Jbrahim verfällt, durch tolle brun¢t und bluttiges beginnen. So hoch ¢chwingt ¢ich bis zu den Himmels Zinnen Für¢t Leopold, dz Haupt der Welt. [wie lan] die reiche Frucht der Aloe bringt [ lang¢a] reichlich ein die ¢päten Fruchtbarkeiten.
195–196 Neben der Zeile am äußersten linken Rand: bb. bn. – vielleicht auch zu lesen als: Cb. Cn.
Textstücke aus Hs. R. 3156 der UB Wrocław
wie lang¢am blüht die Aloë, wie [ üb] ¢chnell’ und reich ¢ind aber ihre Früchte. Frühzeitig’ ding wird zeitlich auch zu nichte. –||
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¢teht gleich [ein ein itzt nur ein Stengel] noch; ein einig Zweich f Zweig nur [die welt] [J¢t die d’ welt] kan auch bey einer Sonne bleiben. die welt [vergnügt ein Fenix, eine Sonne.] Ob Aloën [gleich] nur einen Stengel treiben, ¢o ziern [¢ie tau¢] Jhn tau¢end Blumen doch, Und un¢ers F[mein]F [Fenix] Leopolds ¢ein Hauß wird ¢ich in hundert Zweig’ und Ä¢te breiten aus.
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VIII. Stück (Bl. 18 r–18v)
5
605.
J¢t irgendswo was Herrlichers zu ¢chauen? Es rühme Rom ¢ein ewigs Haupt der welt; Laßt Per¢en Säuln und Sonnen-Tempel bauen, Dem Auge, das ¢o Stern’ als Erd’ erhell’t. Wir müßen dir im Waßer Opfer brennen Dichs Haupt der Welt, der Länder Sonne nennen.
Constantinopel
10
610.
15
615.
Jch habe ja der Sonnen Außen¢chein. Auch bin ich durch Zwölf Zeichen ¢chon gerennet, die ärger als Zwölf Scorpionen ¢ein, ¢eit Mahumed der Griechen Reich zertrennet. Doch haben f hat mein Licht ¢ein Monde ¢o verdeckt: daß Jch itzt ¢teck’ in ¢tetem Fin¢ternüße; und mein ¢chwartz Strahl euch und die Welt er¢chreckt, Wer lernt nun nicht des Himmels Wunder ¢chlüße: daß, weil’s Verhängnüs Mich hat untern Krebs gethan in Mir ¢o Sonn’ als Glück nur rückwerts lauffen kan?
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Ibrahim Sultan
Die Meere. 20
620.
Wahr i¢t’s der Löw’ i¢t’s rechte Hauß der Sonnen, der über Rom gewalt und würckung hat. Auch i¢t alsbald das Röm’¢che Reich zerronnen, als eine Sonn’ in deinen Krebs eintrat. Doch wie ¢o hoch hat ¢ich dein Mond’ erhöhet, ¢eit er [mein] im Krebs’ als ¢einem Hau¢e ¢tehet?
Constantinopel
25
625. 30
630. 35
Ja, wie der Mond’ im Sternen-Kreb¢e macht: daß alles ¢ich von Feuchtigkeit aufblehet: ¢o hat, ¢eit Mich der Türck¢che Mond’ anlacht, mein Zepter ja der Glückswind angewehet. Lar, Niger, Nil, Rha, Wolge, Donau, Phrat bückt ¢ich nicht nur für meines Bo¢phors Enge. die Ströme, die dis Meer ge¢chmeckt nie hat, die ¢uchen euch durch unterirrd’¢che Gänge. Doch leider! die¢es ¢chafft Mir weder Lu¢t noch Frucht. Denn die¢es Wachsthumb i¢t Mir eine Waßer¢ucht. ! 18 v"
Die Meere
635. 40
Mag, Göttin, dich nicht innerlich ergetzen: daß Sonn und Löw für Mond’ und Krebs erbleicht? daß ¢ich für dir Rom muß ohnmächtig ¢chätzen, der Ocean für Uns die Segel ¢treicht; ja: daß wo man ¢iht Oßmanns Monden fliegen, die Adler Furcht für deinen Kranchen kriegen?
Constantinopel. 45
640.
40
– Vergnügung i¢t nicht Würden ¢tets vermählt. – der ¢chlimm¢te Stern i¢t ober¢ter Planete. – das Hertze wird von Schmertzen oft gekwält, – wenn’s Antlitz brennt mit Purper-¢chöner röthe. Die Ehr¢ucht, die die Glieder Mir ¢chwemmt auf, fri¢t Blutt und Marck aus Adern und den Beinen.
Ocean] Zwischen O und c ein vertikal mehrmals durchgestrichener Buchstabe.
Textstücke aus Hs. R. 3156 der UB Wrocław 50
645.
385
Die Tiranney hegt in Mir ihren lauf, – Jch ¢eh in Mir nichts als Cometen ¢cheinen. Doch, weil der Zwölfte Stern bald wird ver¢chwunden ¢ein, Hoff’ ich der Himmel ¢ol Mir beßer Licht verleihn!
Die Meere 55
650.
60
Ach ja! wir ¢ehn ¢chon die Verhängnüs-Hände den Sternen Kreiß verdrehn, die Mohnden fälln. 1 Es neigen ¢ich die Zwölf Jahr itzt zu Ende, 3. der Chri¢ten Schwerd ¢chlägt Oßmanns Sebeln nieder, 2 als die Uns für Zwölf Türck’¢che Key¢er ¢telln und nimmet Jhm den Rothen Apfel wieder.
Das Verhängnüs 655.
65
660.
Saturn und Mars ¢ind ¢elber bald bemüht der Chri¢ten Zwi¢t zu Oßmanns Fall zu ¢chlichten. der Sultan fällt, nun dort der Friede blüht. dis alles ¢olln drey Mohnden-Jahr’ ausrichten. Wenn aber Rom des Löwen Sitz und Hauß denn Löwen wird zu ¢einer Sonne kriegen wird er ein Horn dem Monden le¢chen aus; Ja
IX. Stück (Bl. 19 r–19v)
Der Geist Jbrahims.
5
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Jch gebe nach: daß ich Verbrecher bin. Die Helle straft die Sünden-¢chwangre Seele. Ja Ambrens Gei¢t i¢t meine Henckerin; Verfolget Mich bis in des Abgrunds Höle. doch rühr’t mein fall mehr vom Verhängnüs her. Viel blüh’ten lang’ in Wollu¢t, weit von Nöthen, die von mehr Blutt und La¢tern waren ¢chwer. Die Sonn’ erhellet Sternen und Cometen mit einem Licht’. Und doch, wenn die ver¢chwinden, wird jene man am Himmel brennend finden. 68
Ja] Offenbar Kustos für das erste Wort des nicht mehr vorhandenen folgenden Blattes.
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Ibrahim Sultan
Ambrens Geist.
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Wahr i¢t’s; man ¢ih’t oft die Tyrannen blühn, die durch viel Blutt der Un¢chuld ¢ich beflecket. Kein Sultan würd’ acht Stunden Athem zihn, wenn ihnen wehr’ hieher ihr Ziel ge¢tecket. Wie lang’ habt ihr umb Rache ¢chon ge¢chrien, doch hat ¢ein Ohr der Himmel euch ver¢topfet, Mir aber hat er Hülfe bald verliehn, ¢o bald bey Jhm mein Win¢eln angeklopffet. Weil ja der dampf der Nothzucht Gott ¢o ¢tincket, daß ihm zur Straf’ auch Blitz zu lang¢am dünckt f düncket.
Der Ermordeten Geister. 25
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Ja wol! ¢o ¢chwer i¢t die¢es La¢ters la¢t; daß ¢ie ¢chnur ¢tracks in Klumpen drückt die Throne. Sobald Tarquin mit bö¢er Lu¢t umbfa¢t Lucrezens Bru¢t, verlier’t er Würd’ und Krone. doch lig’t das Blutt, das Tyranney ver¢pritz’t, dem Himmel unaufhörlich in den Ohren, bis endlich er mit ¢olchen Keilen blitz’t, durch welche Leib und Seele geht verlohren. Ja wird der Hencker gleich des Blutthunds Mei¢ter krieg’t doch ¢ein Gei¢t zu Henckern noch die Gei¢ter.
Jbrahims Geist. 35
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Nicht Hencker! nein! ihr mögt Mir Teufel ¢ein! Ja ärger noch! weil dreymal Vierzig Jahre noch nicht vertagt: in denen Flei¢ch und Bein ! 19v" und Seele ¢ich vereinbarn nach der Baare. Und ich itzt ¢chon im Schatten ko¢ten muß Zer¢chmoltzen Ertzt, entflammte Schwefel-träncke. Schaut wie Jhr Grimm Mir ¢chon umb Hand und Fuß entflammte Ketten, glimme Feßel ¢chräncke! Wird nun die Pein wol möglich ¢ein zu tragen; da nur die Furcht hier’s Vorbild mahl’t der Plagen!
Textstücke aus Hs. R. 3156 der UB Wrocław
Ambrens Geist.
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Schreibt, Gei¢ter, ihm den Nahmen an die Stirn’; wie ich die Zahl der La¢ter ihm an Rücken. die dir dein Haupt ¢ol, Blutthund, ¢o verwirrn: daß du nach Gott wir¢t keinen Säufzer ¢chicken. Und al¢o wird nach tau¢end Jahren auch der Blutthund noch im Feuer-Pfule braten; Nimm hin in des die Äpfel die mehr Rauch und Schwefel füllt, als Kerne die Granaten. Dort wird der Baum der Bitterkeit mit Früchten, die Ko¢t nach Arth der Teufels-Köpf’ anrichten.
Die Gesammten Geister.
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Jß! Blutthund, iß: ¢chmeckt dir der Vor¢chmack nicht. ¢o ¢iehe wie durch Teufel dort von ferne dir wird die rechte Taffel angericht. Dis ¢ind nur Hil¢en, jenes ¢ind die Kerne. Jhr Teufel kommt! ¢etzt ¢tracks ihn auf den Stul, der in dem Hartzt, wie ¢einer ¢chwam im Blutte. Kommt Teufel, werft ihn in den [letzten] lichten Pful! Peit¢cht’ ewig ihn mit eurer Schlangen-Rutte Denn wer durch Brun¢t dem Teufel ¢ich vermählet; dem wird die Glutt zum Brauttbett’ auserwehlet.
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auserwehlet] Darunter Schlußschnörkel.
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Ibrahim Sultan
Sophonisbe (1680)
Widmungsgedicht
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Dem Hoch und Wolgebohrnen
Herren
Herren Frantz
Freyherren von Ne¢¢elrode/ Und der freyen Standes-Herr¢chafft Drachenberg/ Herren zu Stein/ Ehren¢tein/ Herten und Praußnitz etc. etc. Der Rom. Key¢. May¢t. wurcklichen Cammerern/ Chur-Fur¢tl. Collni¢chen Erb-Mar¢chall/ Geheimen Rathe/ Fur¢tlichem Bergi¢chen Erb-Cammerern/ wie auch Statthaltern im Ve¢t Recklingshau¢en.
5
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Meinem Genadigen Herren.
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NJmm die¢es Trauer¢piel zum Opfer von mir an/ Du ander Cyneas und Ne¢tor un¢er Zeiten/ ! a3 v" Nachdem mein Armuth dir nichts be¢¢ers liefern kan; Vergnugt ¢ich doch ¢elb¢t Gott an ¢chlechten Kleinigkeiten. Zudem/ dein hoher Gei¢t halt ¢elb¢t von Mu¢en viel/ Und regt mit eigner Hand des Fobus Seiten-Spiel. Jhr Nymfen umb die Lipp’ und den beliebten Rhein/
8 12 5
2 3 4 6 8 9 10 13 2 4 7
May¢t.] Mey¢t. AB Maje¢t. C im Ve¢t] imVe¢t A im Ve¢t BC hoher Gei¢t] hoherGei¢t A hoher Gei¢t BC BC Herren] Herrn C Herren] Herrn C Freyherren] Freyherrn C Herren] Herrn C Rom. Key¢.] Romi¢. Kay¢erl. C Erb-Mar¢chall] Crb-Mar¢chall B Fur¢tlichem] Fur¢tl. C Genadigen Herren] gnadigen Herrn C ander] andrer C un¢er] un¢rer C ¢elb¢t Gott] GOtt ¢elb¢t C umb] um B um C
von Mu¢en] vonMu¢en A von Mu¢en
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Sophonisbe
Die ihr vor Freude hupfft/ wenn euer Orpheus ¢pielet/ Mußt auf den Oder-Strom nicht eyfer¢ichtig ¢eyn/ Wenn die¢er ¢einen Gei¢t und Regung in ¢ich fuhlet. Sind doch zehn Jahre ¢chon vom Leben abgemeyht; Seitdem er ihm und uns die Leyer hat geweiht. Seitdem ihm Schle¢ien vergnugter/ als Corinth Alciden hat das Recht der Burger angetragen. So viel umb un¢ern Strand gelehrte Schwanen ¢ind/ Die hort man inge¢ambt viel ¢eines Ruhmes ¢agen. Was ihm nun wird gewehrt durch meine ¢chwache Hand/ J¢t ein geringer Zinß fur un¢er Vaterland. Jch liefer nur ein Spiel. Jedoch welch Cato mag Nur immer ern¢thaft ¢eyn/ und alle Spiele ¢chelten? Die Weißheit bildet ¢ich nicht ¢tets auf einen Schlag; Ja Tugend muß oft ¢elb¢t nur in der Larve gelten. ! a4r" Wer Schertz und Ern¢t vermi¢cht/ und mit der Klugheit ¢pielt/ Hat oftermals zu er¢t den rechten Zweck erzielt. J¢t der Natur ihr Werck nicht ¢elb¢t ein ¢tetig Spiel? Der Sterne Lauf be¢chamt den Klang der ¢u¢¢en Seiten. Der Thier-Kreiß ¢teckt ¢o wol der Sonne nicht ein Ziel/ Als er ihr Lu¢thauß i¢t/ darinnen ¢ich zu breiten. Bald kußt ¢ie Fi¢ch und Krebs/ bald Bock und Wa¢¢ermann/ Henckt Wiedern Tulipen/ dem Lowen Eeren an. Bald ¢cheint der Mohnde rund/ bald ¢atzt er Horner auf/ Bald i¢t er Silber-weiß/ bald rothet er die Flecken/ Bald richtet er nach Sud/ bald Nordwerts ¢einen Lauf/ Heckt in den Mu¢cheln Perln/ und Purper in den Schnecken.
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vor Freude] vorFreude A vor Freude BC euer Orpheus] euerOrpheus A euer Orpheus BC ¢einen Gei¢t] ¢einenGei¢t A ¢einen Gei¢t BC _ inge¢ambt] inge¢amt AB insge¢amt C
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vor] fur C eyfer¢ichtig] eifer¢uchtig C umb] um C gewehrt] gewahrt C liefer] liefre C Wiedern] Widdern C Eeren] Aehren C Purper] Purpur C
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Bald ¢chwellet er das Meer/ bald trancket er das Land; Sein We¢en und ¢ein Thun i¢t Spiel und Unbe¢tand. Auch hat die Luft ihr Spiel mit Sternen/ die vergehn; Mit Dun¢ten/ die ¢ie hat aus Thal und See gezogen. Apellens Pin¢el mahlt nichts in der Welt ¢o ¢chon/ Als Titans Ro¢en-Hand die feuchten Regenbogen. !a4v" Was ¢tellen Wolcken nicht fur Bilder an den Tag? Jhr Spiel und Zeit-Vertrieb i¢t Blitz und Donner¢chlag. Was treibt der Wind fur Spiel nicht mit der wilden Flutt? Der Sturm mit Well und Meer/ und die¢e mit den Schiffen? So daß der Abgrund ¢elb¢t bald ¢einen Schlund aufthut; Bald muß des Himmels Dach von Saltz und Schaume trieffen. Es wech¢elt Flutt und Epp’/ und bald ver¢chlingt die See/ Was ¢ie vor alter Zeit hob prachtig in die Hoh. Dort uber¢chuttet ¢ie mit Perlen ihre Schoos; Hier ¢pielt ¢ie Ag¢tein ab/ und kurtzweilt mit Korallen. Wer ¢chatzt die Wa¢¢er-Kun¢t’ in Brunnen nicht fur groß? Wem liebko¢’t nicht ihr Spiel/ wenn ¢ie von Bergen fallen/ Durch Klippen brechen durch/ wenn ¢ie mit Ertzt und Glutt Ver¢chwi¢tern ihren Schnee/ vermahlen ihre Flutt? Wie ¢pielt nicht die Natur auf Erden? Nicht ein Blatt Des einen Baumes gleicht des andern Laub und Rinden. !a5r" Kein Vogel i¢t/ der nicht gantz andre Federn hat; Was i¢t fur Unter¢cheid in Fruchten nicht zu finden? Was ¢ind fur Bildungen nicht Steinen eingedruckt? Mit wie viel Farben ¢ind die Blumen nicht ge¢chmuckt? Ein Nacht-Wurm ¢pielt ¢o ¢chon als Gold und Flamme nicht/ Kein Zeuxes kan nicht nach der Raupe Rucken mahlen. Be¢chamt ein Kefer doch der Edel¢teine Licht; Wiewol auch die¢e ¢pieln mit Blitz und Sonnen-|Strahlen. Kurtz: die Natur hat nie nichts an das Licht gebracht/ Sie hat mit ¢elbigem ihr auch ein Spiel gemacht. 36 38 62
und Unbe¢tand] uñUnbe¢tand A undUnbe¢tands B undUnbe¢tand C aus Thal und See] ausThal undSee AB aus Thal und See C Kein Zeuxes] KeinZevxes A Kein Zevxes BC der Raupe] derRaupe A der Raupe B der Raupen C
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Zeit-Vertrieb] Zeit-Vertreib B Zeitvertreib C ¢pielt] ¢piel C nicht] bricht D
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Der wilden Thiere Thun i¢t nichts nicht als ein Spiel; Der Wallfi¢ch la¢¢et ¢ich das Meer¢chwein nicht be¢chamen/ Er ¢pielt/ wie die¢es ¢tets mit Men¢chen ¢pielen wil. Was pflegt fur Spiel nicht Aff’ und Eichhorn furzunehmen? Der Elefant hat’s Spiel ¢o wol als Gem¢en lieb; Der Bien’ und Ameis Muh’ i¢t nur ihr Zeit-Vertrieb. Fur allen aber i¢t der Men¢ch ein Spiel der Zeit. Das Glucke ¢pielt mit ihm/ und er mit allen Sachen. So bald der Himmel uns das Tagelicht verleiht/ Pflegt Amm’ und Mutter ihr aus ihm ein Spiel zu machen. ! a5v" So bald man ihm nicht mehr die Armen windelt ein/ Muß Tocken-Spiel ¢ein Thun/ die Wieg’ ein Schauplatz ¢eyn. Er lernt mit Spielen gehn/ wenn ihm ein holzern Pferd/ Ein Gangelwagen dient zur Kurtzweil und zur Stutze. Der Wolfs-Zahn wird ihm auch zum Spiele mehr gewehrt/ Als daß er ihm ¢oll ¢eyn zum Zahne-Hecken nutze. Man bringt mit Kurtzweil ihm das er¢te Lallen bey/ Und zeugt ihm: daß ein Spiel ¢ein gantzes Leben ¢ey. Des Men¢chen Spiel nimmt auch ¢tets mit dem Alter zu/ Der Ball/ die Kuglichen/ ge¢eiffte Wa¢¢er-Bla¢en/ Der Triebe-Kugel Schertz/ mit ¢amt der blinden Kuh/ Das Springen ubern Hutt/ das Schauen durch die Gla¢en/ J¢t ein un¢chuldig Spiel/ ja ¢elb¢t der Einfalt Kind/ Dem bo¢e Lu¢t und Li¢t nicht eingemi¢chet ¢ind. Das er¢te Trauer¢piel/ das ihm Verdruß erweckt/ Hegt das verhaßte Hauß/ das man die Schule nennet/ Wo Kun¢t und Tugend ihm ein weites Ziel aus¢teckt/ Wol dem! der hier mit Lu¢t und hurtig darnach rennet! !a6 r" Denn der erreicht es nicht/ der ihm zur Zentner-La¢t Der Weißheit Lehren macht/ ¢ie ¢pielende nicht fa¢¢t. Der Kegel/ Karte/ Brett und Wurffel hoher halt/ Als das ¢o ¢u¢¢e Spiel der holden Ca¢talinnen; 70 73 74
furzunehmen] fur-|zu nehmen AB vorzu-|nehmen C der Zeit] derZeit A der Zeit BC Das Glucke] DasGlucke A Das Glucke BC
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Zeit-Vertrieb] Zeit-Vertreib B gewehrt] gewahrt C zur] zum B
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Der mit der theuren Zeit ver¢pielet Seel und Geld/ Und ohne Frucht das Oel des Lebens laßt verrinnen. Das Spiel der Schule wei¢t vergnuglicher uns an; Wie ieder in der Welt vernunftig ¢pielen kan. Wiewol auch derer viel/ die ihnen bilden ein: Daß ¢ie das be¢te Spiel gefaßter Kun¢te machen; Daß ¢ie der Weißheit Hertz/ der Klugheit Mei¢ter ¢eyn/ Mit ihrer Gauckeley ¢ind wurdig zu verlachen. Wer niemals thoricht ¢pielt/ die Klugheit oft ver¢tellt/ Aus Thorheit Vortheil macht/ i¢t Mei¢ter in der Welt. Was fur ein blindes Spiel fangt aber mit uns an Der Jugend er¢ter Trieb/ ihr wallendes Geblutte? Die Lu¢t/ die man mit Fug auch Marter nennen kan/ Verrucket die Vernunft/ ver¢tellet das Gemutte. Man ¢tellt kein Schau¢piel auf/ daß nicht die Ra¢erey Der Liebe Mei¢terin im gantzen Spiele ¢ey. Denn die¢e Narrin macht ihr alle Larven fur; Sie wandelt ¢ich in Hund/ in Aff’/ in Fuchs/ in Pfauen. !a6v" Die Wollu¢t i¢t die Cirz’/ und auch ein Abgott ihr/ Doch pflegt ihr leicht fur dem/ was ¢ie gekußt/ zu grauen. Ja unter allen i¢t kein lacherlicher Spiel/ Als wenn ein Sauer-Topf und Graubarth buhlen wil. ! Die " Ehr ! ¢ucht " folgt der Lieb’ auf hohen Steltzen nach/ Und ang¢tiget die Welt mit blutt’gen Trauer-Spielen. Sie halt fur Zeit-Vertrieb Raub/ Morden/ Brand und Ach/ Wenn ¢ie ihr Ab¢ehn nur des Herr¢chens kan erzielen; Der Krieg/ dem doch der Tod ¢tets aus den Augen ¢ieht/ J¢t ¢elber in ein Spiel ¢ich zu ver¢telln bemuht.
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blindes Spiel] blindesSpiel AB blindes Spiel C Ra¢erey] Ra¢erey/ ABC Mei¢terin] Mei¢terin/ ABC !Die " Ehr! ¢ucht"] Der Ehrgeitz ABC den] dem AB den C
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Frucht] Furcht D verrinnen] verinnen B derer] deren BC Vortheil] Vorthel B Zeit-Vertrieb] Zeit-Vertreib B Zeitvertreib C
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Wer Lieb’ und Ehr¢ucht wil aufs grimm¢te ¢pielen ¢ehn/ Betrachte Ma¢aniß’ und Sophonisbens Thaten; Sie zeucht die Mutter aus das Glucks¢piel zu verdrehn/ Und wil ihr eigen Kind auf glimmen Ro¢ten braten; Vermina wird ein Weib/ ¢ie ein geharn¢chter Mann/ Weil keines unvermummt ¢ein Spiel vollenden kan. Die fur dem Ehmann itzt aus Liebe ¢terben wil/ Hat in zwey Stunden ¢ein’ und ihrer Hold verge¢¢en. Und Ma¢ani¢¢ens Brun¢t i¢t nur ein Gauckel¢piel/ Wenn er der/ die er fruh fur Liebe meint zu fre¢¢en/ !a7r" Den Abend todtlich Gift als ein Ge¢chencke ¢chickt/ Und/ der er¢t Buhler war/ als Hencker ¢ie erdruckt. So ¢pielet die Begierd’ und Ehrgeitz in der Welt! Alleine ¢ucht man nicht ¢elb¢t Ehr¢ucht aus den Spielen? Wie prangt ein Fechter nicht/ wenn er den Sieg erhalt/ Und todt¢chlagt nur zur Lu¢t/ nicht Gall’ und Zorn zu kuhlen? Ja/ wer ¢ich nicht zu Rom in hohen Wurden ¢chaut/ Dem kan die Auf¢icht nicht der Spiele ¢ein vertraut. Man legt den Spielen Recht und gro¢¢e Freyheit bey/ Der Schauplatz prangt von Gold’ und Helffenbein und Seide. Ja Nero ¢elber ¢pielt und laßt es Edlen frey/ Ein Rathsherr mag ¢ehn zu in eines Burgers Kleide. Wer bey den Griechen nie in Spielen hat ge¢iegt/ Der hat kein Ehren-Ampt ie zu verwalten kriegt. Kein Ga¢tmahl kan zu Rom ¢ein prachtig ange¢tellt/ Ob Erde/ Meer und Luft hierzu ihr Vieh gleich ¢chlachten/ Wenn Men¢chenLeichen ihm nicht werden zu ge¢ellt/ Und nicht der Fechter Blutt be¢udelt ihre Trachten. Doch ¢pielt die Wollu¢t nicht nur/ wenn ¢ie e¢¢en wil/ Gebrauchet doch der Geitz den Hunger fur ein Spiel. !a7v" Man duldet Dur¢t und Fro¢t/ laufft durch das wu¢te Meer/
139 und Ehrgeitz] undEhrgeitz A und Ehrgeitz BC 156 Geitz] Gei¢t A Geitz A(Errata)BC 128 Ma¢aniß’] Ma¢iniß- C 133 dem] den C 150 Ehren-Ampt] Ehren-Amt C
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Ver¢pielet ¢elber ¢ich umb nichts nicht zu gewinnen/ Hohlt aus zwey Jndien unnutze Wahren her/ Und Steine/ daß wir uns zum Spiele putzen konnen/ Jn dem die Eitelkeit der Hoffart Pflaumen ¢treicht/ Ver¢chwendungen die Hand/ der Wollu¢t Zunder reicht. Das Rathhauß ¢elber i¢t der Eitelkeiten Sitz/ Auf dem die Boßheit ¢ich vermummet mit Ge¢atzen. Man ¢charfft mehr auf Betrug als Rechte ¢einen Witz/ Und der/ der uns ¢teht bey/ ¢trebt ¢elb¢t nach un¢ern Schatzen. Man mittet fremden Zorn umb ein geringes Geld/ Das der Gerechtigkeit vielmal die Wage halt. Kein Leben aber ¢tellt mehr Spiel und Schauplatz dar/ Als derer/ die den Hof furs Element erkohren. Wer heute mehr als Fur¢t/ des Konigs Schoos-|Kind war/ Hat gegen Abende ¢chon Wurd und Gun¢t verlohren. Gold/ Purper/ Lorber-Krantz verfallt in Staub und Grauß/ Man ¢ticht die Augen gar des Key¢ers Vater aus. Des Hofes Schau-Geru¢t’ i¢t auswerts zwar Rubin/ Man ¢pielt wie Diamant/ tragt ko¢tbar Wurm-|Ge¢pin¢te. !b r" Gelu¢tet aber dich den Vorhang weg zu ziehn/ J¢t dis Geprange nichts/ als Schmuncke/ Nebel/ Dun¢te. Oft i¢t ein madicht Leib in Purper eingehullt/ Und weniger als Nichts/ was Ohr und Augen fullt. Doch ¢pielt bey Hofe nicht nur Gluck und Eitelkeit/ Wenn ¢ie wie Ball’ und Wind die albern Men¢chen handeln. Die La¢ter ¢ind verlarvt hier in der Tugend Kleid; Und Raupen ¢ieht man ¢ich in Seiden-Wurmer wandeln. 158 164 165 173 181
nichts nicht] nichtsnicht A nichts nicht BC mit Ge¢atzen] mitGe¢atzen A mit Ge¢atzen B mit Ge¢etzen C auf Betrug als Rechte] aufBetrug alsRechte AB auf Betrug als Rechte C in Staub] inStaub AB in Staub C _ nur Gluck und Eitelkeit] nurGluck un Eitelkeit A nurGluck undEitelkeit BC
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umb] um C die] der C umb] um C Purper] Purpur C ziehn] ziehen B Schmuncke] Schmincke C Purper] Purpur C
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Sophonisbe
Die Heucheley floßt Gift fur Milch und Honig ein/ Verlaumdung aber wirfft die Un¢chuld ubers Bein. Dein Bey¢piel aber hat/ Mecænas/ uns gelehrt: Daß auch der Hof Ge¢tirn’ und ¢olche Lichter leide; Die’s Glucke nicht verruckt/ kein Fin¢ternus ver¢ehrt/ Daß Tugend unbefleckt be¢teh’ in Wurd’ und Seide; Daß Hofligkeit nicht ¢teck’ aufricht’ge Seelen an/ Daß Spiel und Weißheit ¢ich gar ¢chicklich paaren kan. Die Mo¢el und die Maaß/ der J¢ter und der Rhein/ Die Waal/ der Friedens-Platz/ wird auch der Nachwelt ¢agen/ Ein Redner deines Ruhms/ der Klugheit Zeuge ¢eyn; Was zu gemeiner Ruh du Guttes beygetragen; Wie klug und tapfer du die Both¢chafft furge¢tellt; Umb Deut¢chland dich verdient/ und umb die halbe Welt. !b v" Zwey Dinge ¢ind in dir/ O Ne¢tor! Wunders werth; Daß Klugheit ¢ich in dir mit Redligkeit vermahlet/ Daß ¢ie ¢ich mit Betrug nie zu verhulln begehrt; Daß Vor¢icht ohne Fal¢ch nie ihren Zweck verfehlet. Da Argli¢t insgemein itzt Staats-Ver¢tandig hei¢t/ Und ¢chlimm zu ¢pielen ¢ich die gantze Welt beflei¢t. Was wunderts aber uns? Daß ¢ich der Men¢ch ver¢tellt/ Unmen¢chliche Begierd’ und wilde Regung fuhlet? Furcht/ Hofnung/ Freude/ Zorn fur ¢chone Larven halt?
186 Verlaumdung] Verlaudmung A Verlaumbdung B Verleumdung C dieUn¢chuld AC die Un¢chuld B 190 und Seide] undSeide AB und Seide C 192 Daß Spiel] DaßSpiel A Daß Spiel BC 195 Klugheit Zeuge] KlugheitZeuge AB Klugheit Zeuge C 202 ihren Zweck] ihrenZweck A ihren Zweck BC 187 189 191 192 193 197 198 199 200 202
Mecænas] Macanas C Fin¢ternus] Fin¢terniß C Hofligkeit] Hoflichkeit C und] u. C und der] u. der C furge¢tellt] vorge¢tellt C Umb Deut¢chland] Um Teut¢chland C Wunders] Wunderns C Redligkeit] Redlichkeit C Vor¢icht] Vor¢ich B
umb] um C
die Un¢chuld]
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Nach dem man auch ¢o gar mit Gott und Andacht ¢pielet/ Den heil’gen Gottes-Dien¢t zu einer Kurtzweil macht; Beym Opfer Tantze hegt/ und zum Gebete lacht. Wenn Elis Jupitern ¢ehr hoch verehren wil/ So muß gantz Griechenland ihm fechten/ rennen/ ringen/ Sein allergro¢tes Fe¢t i¢t ein Olympi¢ch Spiel; Apollo wird verehrt im Pythi¢chen mit Springen. Rom hat dem Pluto gar den Schauplatz eingeweiht/ Dianens Feyer i¢t der Fechter Grau¢amkeit. Des Bachchus Heiligthum und des Neptun Altar War in der Rennebahn aufs prachtig¢te gebauet. Weil beyder Gottes-Dien¢t ¢o Lauf als Schau¢piel war; Und die¢er Auf¢icht ward mei¢t Prie¢tern anvertrauet. !b2r" Wenn auch die grimme Pe¢t die Romer uberfiel/ Ver¢ohnete man Gott durch ein kurtzweilig Spiel. Nicht anders ward Mercur von Gallien verehrt; Pan von Arcadien/ Saturnus von den Mohren. Wie itzt die Herr¢chens¢ucht noch bluttig ¢pielen lehrt/ Wie manches Reich durch Schein der Andacht geht verlohren/ Wie man mit Eyden ¢pielt/ mit Gottes-Dien¢te ¢chertzt/ Hat Jlium erfahrn/ und Deut¢chland nicht ver¢chmertzt. Wie nun der Sterblichen ihr gantzer Lebens-Lauf Sich in der Kindheit pflegt mit Spielen anzufangen/ So hort das Leben auch mit eitel Spielen auf. Wie Rom den¢elben Tag mit Spielen hat begangen/ An dem Augu¢t gebohrn; ¢o wird mit Spiel und Pracht Auch des Entleibten Leib in ¢ein Begrabnus bracht. Ja Rom hat gar den Tod ¢elb¢t in ein Spiel verkehrt/ Wenn Knechte durch Gefecht aufopfern Blutt und Leben/ Wo durch die Glutt der Leib der Key¢er wird verzehrt/ 215 den Schauplatz] denSchauplatz A den Schauplatz BC 217 Des Bachchus Heiligthum] DesBachchusHeiligthum A DesBachchus Heiligthum B Des Bacchus Heiligthum C 220 anvertrauet.] anvertrauet? ABC 234 des] der AB des C Begrabnus] Vegrabnus A Begrabnus B Begrabniß C 220 mei¢t] mehr BC 228 Deut¢chland] Teut¢chland C 234 Begrabnus] Begrabniß C
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Und wenn der Rath dem Volck ein Mahl und Spiel wil geben. !b2 v" Doch hat Aca¢tus ¢chon Begrabnus-Spiel erdacht/ Und The¢eus in den Schwung die Trauer-Lu¢t gebracht. Der blinde Sim¢on bringt ¢ich ¢pielend in das Grab; Und un¢re kurtze Zeit i¢t nichts als ein Getichte. Ein Spiel/ in dem bald der trit auf/ bald jener ab; Mit Thranen fangt es an/ mit Weinen wirds zu nichte. Ja nach dem Tode pflegt mit uns die Zeit zu ¢pieln/ Wenn Faule/ Mad’ und Wurm in un¢ern Leichen wuhln. Ein Spiel i¢t ubrig noch/ das Ruhm und Nachwelt halt Den Todten/ die ihr Spiel des Lebens wol vollendet. Wenn man ihr ertzten Bild in einen Schauplatz ¢tellt/ Sie zu verewigen der Berge Marck ver¢chwendet; Wenn Cimon nach Athen des The¢eus Beine bringt/ Und Sophocles ¢ein Lob in Trauer-Spielen ¢ingt; Wenn ¢ich Themi¢tocles ¢elb¢t nicht zu ¢pielen ¢chamt/ Und ¢eine Tapferkeit auf Schau-Geru¢ten prei¢et. Der Vorwelt Tugend wird nicht be¢¢er einge¢amt Der Jugend/ als wenn man ihr ein ¢chon Bey¢piel wei¢et; Denn kein Porphyren Bild/ kein Alaba¢tern Grab Mahlt/ wie Euripides/ die alten Helden ab. !b3r" Wer kein Empfinden hat/ wird durch ein Spiel geregt; Wil Alexandern nicht ¢o Aug’ als Hertz zerflu¢¢en? Dem Pheræ niemals hat ¢ein ei¢ern Hertz bewegt/ Wenn er Polixenen ¢oll ¢ehn ihr Blutt vergu¢¢en. Wenn der/ der nichts nicht fuhlt/ ¢ich uber Pein be¢chwert/ Als Hecuba fur Leid in einen Hund ¢ich kehrt.
238 der Rath] derRath A der Rath BC ein Mahl und Spiel] einMahl undSpiel A ein Mahl undSpiel B ein Mahl und Spiel C 254 auf Schau-Geru¢ten] aufSchau-Geru¢ten A auf Schau-Geru¢ten BC 259 ein Spiel] einSpiel A ein Spiel BC 261 ei¢ern] eigen A ei¢ern A(Errata)BC 239 248 260 262
Begrabnus-Spiel] Begrabniß-Spiel C des Lebens] das Leben BC zerflu¢¢en] zerflie¢¢en C vergu¢¢en] vergie¢¢en C
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Was wendete nicht Rom auf Schau¢piel’ und Athen? Wie wol hat ¢ie bedacht Lycurgus in Ge¢atzen? Das Bild des Ae¢chylus hieß er zur Schaue ¢tehn; Den Sieg des Sophocles ließ er in Marmel etzen. Kein Krieg in Griechenland der ko¢tete ¢o viel/ Als Ari¢tophanens ¢ein Fro¢ch- und Wolcken-Spiel. Zwar Sophonisben fehlt ¢o Glantz als Ko¢tbarkeit; Doch Ne¢¢elrodens Ruhm kan ¢ie ¢o ¢chatzbar machen: Daß ihr Gedachtnus wird be¢tehn fur Neid und Zeit; Und dis mein Trauer¢piel wird der Verlaumbder lachen. Denn ¢eine Tugend wird der Nachwelt Bey¢piel ¢eyn; Europa ¢ich ihm ¢elb¢t zum Schau-Platz weihen ein. !b3 v"
266 Wie wol] Wiewol AB Wie wohl C 267 Aeschylus] Aechylus A ae¢chylus A(Errata) Ae¢chylus BC 268 272 273 274
in] fehlt B Ne¢¢elrodens] Ne¢¢elredens B Ne¢¢elrodens C Gedachtnus] Gedachtniß C Verlaumbder] Verleumder C
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Jnnhalt Der er¢ten Abhandlung.
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[1] Konig Ma¢ani¢¢a wei¢et fur der belagerten Haupt-Stadt in Numidien Cyrtha in ¢einem Zelte denen Abge¢andten der Konigin Sophonisbe den gefangenen Konig Syphax in Band und Ei¢en/ ¢ie bedreuende: daß/ da ¢ich die Stadt nicht Augenblicks ergeben wurde/ er ihm den Kopf ab¢chlagen la¢¢en wolte. Worvon aber Syphax uner¢chrocken die Seinigen abmahnet. Ma¢ani¢¢a heißt hierauf den Himilco und Micip¢a der Konigin ihres Koniges Noth¢tand erofnen/ und behalt als eine Gei¢¢el den Hiemp¢al an ¢tatt des in die Stadt abge¢endeten Bomilcars bey ¢ich. [2] Hier! b4r" auf beredet Ma¢ani¢¢a den Hiemp¢al durch Erzehlung des Syphax bo¢er Thaten: Daß er ihm die Stadt Cyrtha zu ubergeben ver¢pricht. [3] Als Sophonisbe im Tempel kniende den Verlu¢t der Schlacht beklaget/ kommet ihr aus der Schlacht entkommener Stief-Sohn Vermina/ und erzehlet: Daß er nicht wi¢¢e: Wo der Konig hinkommen. Hieruber aber kommen Himilco und Micip¢a und berichten ¢ie: [4] Daß Ma¢ani¢¢a den Konig Syphax gefangen habe/ und dafern ¢ich Cyrtha nicht ergebe/ ihm den Tod dreue. Wordurch Sophonisbe ¢ich anfangs zu todten/ hernach Cyrtha aufzugeben/ endlich alles eu¢er¢te zu erleiden ent¢chleu¢t/ und ihr Helm und Harni¢ch anlegen la¢t. [5] Hingegen muß Vermina umb fahig zu ¢eyn dem Mohnden zu opfern/ der Sophonisbe Weiber-Kleider anziehen. Sophonisbe laßt hierauf ihre zwey Sohne den Adherbal und Hierba loo¢¢en/ welcher unter ihnen geopfert werden ! b4 v" ¢ol fur den Wol¢tand des Reiches/ und als Hierba gewinnet/ wird
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Hiemp¢al] Hiemp¢a A1 _ Hiemp¢al A2BC entkommener] entkomene A entkommene BC
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fur] vor C hierauf] hieranf B la¢t] la¢¢et C umb] um C Reiches] Reichs C
und] u. B
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er zwar von Sophonisben nach erbarmlichen Ab¢chiede in die gluenden Armen des Abgotts gelegt/ aber von dem hierzukommenden und ¢ich durch Be¢techung der Wache gefluchteten Syphax weggeri¢¢en/ Er ! wird" von allen/ von ihm Vermina frolockend bewillkommet/ und verordnet: Daß ¢tatt des Hierba zwey gefangene Romer aufgeopfert werden. Endlich ¢chweren Adherbal und Hierba fur dem Altare der Romer Todfeinde zu er¢terben. [6] Jm Reyen wirft die Zwytracht unter die Men¢chlichen Gemutts-Regungen einen guldenen Apfel/ welcher von der Seele der Sophonisben der Rache als Uberwinderin zuerkennet wird.
Der andern Abhandlung.
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[1] DEr bluttige Himilco berichtet dem Syphax und der Sophonisbe: Daß Hiemp¢al durch Verratherey die !b5r" Stadt dem Feinde erofnet; Micip¢a: Daß der Feind ¢chon in die Burg eindringe; worauf Syphax den Vermina ¢ich Romi¢ch verkleiden und ieden fliehen hei¢¢et. [2] Ma¢ani¢¢a dringet mit den Seinigen in die Burg/ nimmet den Syphax gefangen/ Sophonisbe neb¢t ihren Sohnen Adherbal und Hierba fallet ihm zun Fu¢¢en/ bittend und erlangend: Daß ¢ie nicht in der Romer Hande gegeben werden ¢ollen. [3] Ma¢ani¢¢ens Gemuths-Regungen werden von inbrun¢tiger Liebe gegen Sophonisben uberwunden/ worauf er den Syphax im Kercker zu ermorden ¢chlußig wird. [4] Syphax bejammert im Kercker ¢eine Fe¢¢el und wil ¢ich verzweifelnde todten/ hierzu kommet 28 29 30 31 41 42 43
!wird" ] fehlt ABC gefangene Romer] gefangeneRomer A gefangene Romer BC dem Altare] demAltare A dem Altare BC Romer Todfeinde] RomerTodfeinde A Romer Todfeinde B Romer Tod-Feinde C zun] zum AB zun C Romer Hande] RomerHande A Romer Hande BC Ma¢ani¢¢ens] Ma¢ani¢¢en AB Ma¢ini¢¢ens C
25 27 30 31 33 41
Ab¢chiede] Ab¢cheide B gefluchteten Syphax] ge¢tuchteten Syyhax B fur] vor C Reyen] Reyhen C Seele] Seelen C ihm] ihnen C
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die in einen Romi¢chen Kriegs-Knecht verkleidete Sophonisbe und windet ihm das Me¢¢er aus/ entdecket ¢ich ihm/ zeucht ihn aus den Banden/ verwech¢elt mit ihm die Kleider/ la¢¢et ¢ich fur ihn in die Fe¢¢el ¢chlu¢¢en/ und erweget bey ¢ich des Ma¢ani¢! b5v"¢ens nachdenckliche Worte. [5] Ma¢ani¢¢a kommet hieruber in den Kercker/ und als er Sophonißben/ Sie fur den Syphax haltende/ umbbringen wil/ entblo¢¢et ¢ie ihre Bru¢te/ daruber er er¢taunet/ den Dolch fallen la¢¢et/ und nachdem ¢ie ihm erofnet: daß ¢ie den Syphax zu erlo¢en ¢ich an ¢eine Stelle hette ein ¢chlu¢¢en la¢¢en; offenbaret er ihr ¢eine heftige Liebe/ worauf ¢ie beyde den Schluß machen einander al¢obald zu ehlichen. [6] Jm Reyen be¢ieget die Liebe Himmel/ Holle/ Erde/ Meer/ Jupiter/ Pluto/ Hercules und Ja¢on/ die Regier¢ucht/ die Grau¢amkeit/ die Tugend ! /die Ehre "; und bildet im guldenen Flu¢¢e des Ja¢ons die gluck¢eelige Vermahlung des Unuberwundlich¢ten Key¢ers Leopolds und der Durchlauchtig¢ten Infantin aus Spanien fur.
Der dritten Abhandlung.
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[1] BOmilcar und Mana¢tabal bemuhen ¢ich vergebens Ma¢ani¢¢en !b6r" von der Heyrath der Sophonisbe abzuhalten. [2] Ma¢ani¢¢a und Sophonisbe werden einander vermahlet/ Bogudes aber ¢iehet aus denen der A¢tarte geopferten Tauben: Daß die¢er Eh¢tand nicht werde be¢tandig ¢eyn. [3] Lelius dringet mit einer Menge Romer in Tempel/ und wil dem Ma¢ani¢¢a Sophonisben wegrei¢¢en/ daruber ¢ie nach Wortwech¢elung 48 55 58 68
ihn] ihm A jhn A(Errata) ihn BC heftige Liebe] heftigeLiebe AB hefftige Liebe C Tugend ! /die Ehre";] Tugend; ABC Ma¢ani¢¢a Sophonisben] Ma¢ani¢¢aSophonisben A Ma¢ani¢¢a Sophonisben B Ma¢ini¢¢a Sophonisben C
49 ¢chlu¢¢en] ¢chlie¢¢en C 52 umbbringen] umbringen C 53 und] nnd B 54 ein ¢chlu¢¢en] ein¢chlie¢¢en C 56 Reyen] Reyhen C 59–60 Unuberwundlich¢ten] Unuberwundlichen B unuberwindlichen C 61 fur] vor C 66 Eh¢tand] Ehe¢tand BC
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Sophonisbe
beyder¢eits zun Waffen kommen/ aber endlich durch den Bomilcar vereinbaret werden. Lelius aber entru¢tet ¢ich wieder uber Aufopferung des Torquatus. [4] Als Bogudes ¢ich weigert auf Befehl des Lelius die drey gefangenen Mohren zu opfern/ erbeut ¢ich Sophonisbe dis ¢elb¢t zu thun; Als ¢ie aber einem die Bru¢t erofnet ihn aufzu¢chneiden/ wird ¢ie gewahr: Daß die¢er Gefangene der verkleidete Syphax ¢ey/ daruber ¢ie fur Schrecken das Me¢¢er fallen la¢¢et/ welches Syphax aufhebet/ und darmit Sophonisben !b6v" wegen ihrer Untreu er¢techen wil. Woran ihn anfangs Ma¢ani¢¢a verhindert/ Sophonisbe aber ihn durch beweglich Zureden in die Verzweiffelung: Daß er ¢ich ¢elb¢t ermorden wil/ bringet. [5] Jm Reyen mahlet die Einbildung der Eyver¢ucht allerhand ¢eltzame Blandungen des Ehbruchs fur; und ob die Vernunft zwar ihr darthut: Daß die¢es alles blaue Dun¢te ¢eyn/ ¢o uberredet ¢ie doch die Narrheit ¢tets eines andern/ biß die Verzweifelung der Eyver¢ucht Strick und Me¢¢er ¢ich zu erhencken und zu er¢techen darreichet.
Der vierdten Abhandlung. 85
[1] LElius erzehlet dem Scipio den Sieg der Schlacht/ und die Eroberung Cyrthens/ und ubergiebet ihm den gefangenen Syphax; Welcher dem Scipio ¢ein Ungeluck und die Heyrath Ma¢ani¢¢ens mit Sophonisben erofnet. [2] Ma¢ani¢¢a bewillkommt den Scipio/ ubergiebet ihm die gefangenen Numidier/ wie auch Zepter und Krone des eroberten Reichs
72 77 79 89
Sophonisbe dis ¢elb¢t] dis ¢elb¢t Sophonisbe AB diß ¢elb¢t Sophonisbe CSs anfangs Ma¢ani¢¢a] anfangsMa¢ani¢¢a A anfangs Ma¢ani¢¢a B Anfangs Ma¢ini¢¢a C Einbildung der Eyver¢ucht] Eyver¢ucht der Einbildung AB Eifer¢ucht der Einbildung C Einbildung der Eyfer¢ucht Ss gefangenen Numidier] gefangenenNumidier A gefangenen Numidier BC
69 72 79 80 85 88 89
zun] zum BC erbeut] entbeut BC Reyen] Reyhen C Ehbruchs fur] Ehebruchs vor C und] u. B bewillkommt] bewillkommet C Zepter] Scepter C
Jnnhalt 90
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Numidien/ Scipio aber ¢tel! b7 r"let Zepter und Krone ihm wieder zu. [3] Scipio verwei¢et Ma¢ani¢¢en ern¢tlich ¢eine unbe¢onnene Heyrath/ und bringet ihn zum Erkantnus ¢eines Fehlers. [4] Jn Ma¢ani¢¢ens Hertze kampfen Liebe und Vernunft heftig/ endlich ent¢chleu¢t er ¢ich doch Sophonisben fahren zu la¢¢en. [5] Ma¢ani¢¢a wird noch immer von der Begierde beunruhiget/ endlich ¢chickt er durch Disalcen der Sophonisben ein Glaß vol Gift/ ¢ie dardurch ¢einem Ver¢prechen nach aus der Romer Handen zu erretten. [6] Jm Reyen wird Herkules auf dem Scheidewege von der Wollu¢t mit allerhand Scheinbarkeiten auf ihren Pfad gelocket/ von der Tugend aber zu rucke behalten/ welche/ nach dem ¢ie entdekket: Daß unter dem Gold¢tucke der Wollu¢t Lumpen/ Unflatt/ Seuchen und Aas ver¢tecket liegen/ ihr goldenes Unterkleid nach weggeworffenem ¢chlechten Oberkleide entdecket/ und den Herkules den Thron der Ehren be¢teigen laßt/ welcher aber ¢elbten dem Gei¢te Key¢er Leopolds abtritt.
Der funften Abhandlung. [1] DEr Dido Gei¢t verkundigt Sophonisben ihren und Carthagens Untergang/ erofnet ferner: Wie des Ma¢ani¢¢ens Nach! b7 v"kommen in Numidien nicht lange bluhen/ die Gothen und Wenden/ hernach die Saracenen und Araber Africa und Spanien einnehmen/ die¢e aber von Ferdinanden dem andern/ Philippen dem Ertzhertzoge/ Carln dem funften/ Philippen dem andern/ und endlich Key¢er Leopolden werden be¢iegt/ und nach und nach vertrieben werden. [2] Sophonisbe wird
101 und Aas] undAas A und Aas B und Aaß C 90 Zepter] Scepter C 92 Erkantnus] Erkanntniß C Hertze] Hertzen C 95 ¢chickt] ¢chicket C 96 dardurch] dadurch BC 97 Reyen] Reyhen C 101 goldenes] goldenes C 101–102 weggeworffenem] weggeworffenen C 103 laßt] la¢¢et C 106 verkundigt] verkundiget C 107 ferner] fener B
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Sophonisbe
hieruber gantz verzweifelnd/ und wil umb das be¢agte Joch der Romer zu verhutten/ neb¢t ihren zweyen Sohnen ¢ich in dem Tempel der Sonnen verbrennen/ wird aber von der Pri¢terin verhindert. [3] Hieruber bringet ihr Di¢alces Ma¢ani¢¢ens Gift-Glaß/ welches ¢ie freudig annimmt und alleine beklaget: Daß ¢ie zum andern mal ¢o thoricht geheyrathet habe. [4] Himilco und Micip¢a bemuhen ¢ich vergebens Sophonisben zu bereden: Daß ¢ie Ma¢ani¢¢ens Gift nicht trincken ¢olle. Denn nach dem ¢ie von ihnen/ ihren Kindern/ und dem Frauenzimmer beweglichen Ab¢chied genommen/ ihren Kindern ¢ie zur Rache ermahnende zwey Schwerdter umbgegurtet/ trincket ¢ie/ und zwar der Romer Dien¢tbarkeit zu entkommen/ auch ihren Kindern das Gift zu/ worauf ¢ie drey in einander ver¢chren!b8r"cket todt zur Erde fallen; Himilco und Micip¢a reiben einander ¢elber auf. [5] Ma¢ani¢¢a kommt hierzu ¢einen er¢ten Schluß bereuende gelauffen; nach dem er aber Sophonisben ¢chon todt findet/ wil er nach ihrer klaglichen Bejammerung ihm ¢elb¢t das Schwerd in Leib ¢to¢¢en. [6] Scipio aber eilet darzu/ laßt ihm das Schwerdt auswinden/ und beruhigt ihn endlich durch bewegliche Zuredung; Ver¢tattet Ma¢ani¢¢en die Sophonisbe nach ¢einem Belieben zu begraben/ ¢chikket den Lelium mit dem gefangenen Syphax nach Rom/ und ¢etzet Ma¢ani¢¢en des Syphax Krone auf. [7] Die vier Monarchien bemuhen ¢ich im Reyen mit denen von ihnen be¢iegten Theilen der Welt/ den von dem Verhangnu¢¢e aufge¢etzten Lorber-Krantz zu gewinnnen/ ¢elbter aber wird von denen vier Theilen der Welt/ furnemlich durch Beyhulffe des neu erfundenen America dem Hau¢e Oe¢terreich aufge¢etzet. !b8v"
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dem] den AB dem C 3] 4 A 3 BC Di¢alces Ma¢ani¢¢ens] Di¢alcesMa¢ani¢¢ens AB Di¢alces Ma¢ini¢¢ens C 4] 3 A 4 BC ¢ie Ma¢ani¢¢ens] ¢ieMa¢ani¢¢ens A ¢ie Ma¢ani¢¢ens B ¢ie Ma¢ini¢¢ens C und Micip¢a] undMicip¢a A und Micip¢a BC die Sophonisbe] dieSophonisbe A die Sophonisbe BC den Lelium] denLelium AB den Lalium C
113 117 122 124 133 134
umb] um BC geheyrathet] geheyratht B umbgegurtet] umgegurtet C und] nnd B fallen] nieder fallen C Reyen] Reyhen C Verhangnu¢¢e] Verhangni¢¢e C
Per¢onen
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Per¢onen des Trauer¢piels.
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SOphonisbe Orithia Masanissa Hippolite Syphax Menalippe Scipio Elenisse Vermina Mamercus Lælius Elagabal eine Prie¢terin Amilcar Der Dido Gei¢t. Juba Tychaeus Adherbal ⎫ Sophonisbens Eine Menge Rom. ⎬ ⎭ Sohne. Hierba Kriegs-Ober¢ten Hiempsal und Soldaten. Himilco Konigl. Frauenzimmer. Micipsa Ein Theil Numidi¢cher Fur¢ten Bomilcar ⎫ und Hauptleute Des Ma¢ani¢¢a Manastabel ⎬ Eine Menge Ma¢ani¢i¢che Soldaten. Vertraute. Disalces 12. Cupidines. ⎭ Bogudes ein Prie¢ter. Torquatus ⎫ zwey gefangene ⎬ Flaminius ⎭ Romer. Reyen der Zwytracht/ Liebe/ !Rache/" des Haßes/ der Freude/ des Schreckens/ der Begierde/ des Neides/ !der" Furcht/ Sophonisbens Seele. Reyen der Liebe/ des Himmels/ der Regier¢ucht unter der Per¢on des Jupiters. Des Abgrunds/ der Grau¢amkeit unter der Per¢on des Pluto. 8 9 20 21
Tychaeus] Tychoeus A Tychœus B Tychæus C Eine] Ein AB Eine C !Rache/"] fehlt ABC !der"] die ABC
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Rom.] Romi¢cher C und] u. B Konigl.] Das Konigl. C und] u. B zwey] 2. C Reyen] Reyhen C Reyen] Reyhen C
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Sophonisbe
Der Erde/ der Tugend unter der Per¢on des Hercules. Des Wa¢¢ers/ der Ehre unter der Per¢on des Ja¢on. Reyen der Eyfer¢ucht/ der Vernunfft/ des Neides/ der Narrheit/ der Verzweifelung ¢amt der Schonheit und Einbildung/ welche mit ihren Bildungen ¢tumm furge¢tellt werden. Reyen des Hercules, der Wollu¢t und Tugend/ Key¢ers Leopolds Gei¢t. Reyen des Verhangnu¢¢es/ der vier Monarchien. ! 1"
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Reyen] Retzen (mit tz-Ligatur!) A Reyhen A(Errata)C Reyen B Verhangnu¢¢es/] Verhangnu¢¢es A Verhangni¢¢es B Verhangni¢¢es/ C
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Der] Die B Reyen] Reihen C furge¢tellt] vorge¢tellt C Gei¢t] Geill B Reyen] Reyhen C Auf das Personenverz. folgt in B und C ein den Rest der Seite füllender „Bericht wegen der Kupffer an den Buchbinder“ (s. u. Editionsbericht, S. 835 f. u. 837).
Porträts
Abb. 1 (zu AnmL. I 503)
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Sophonisbe
Abb. 2 (zu AnmL. III 18)
Porträts
Abb. 3 (zu AnmL. V 613)
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Sophonisbe
Die er¢te Abhandlung
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Die er¢te Abhandlung. Der Schauplatz ¢tellet fur des Konigs Ma¢ini¢¢a Zelt. Ma¢ini¢¢a. Bomilcar. Hiemp¢al. Himilco. Micip¢a. Syphax. Eine Menge Romi¢cher Soldaten.
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Masinissa. DJe Schuld ¢chwermt umb Verterb/ wie Mutten umb das Licht/ Der ¢tell’t Jhm’s Fallbrett ¢elb¢t/ wer Eyd und Bundnus bricht. So ¢turtzt ¢ich Sophoni¢b’ und Syphax geht verlohren/ Weil ¢ie den Frieden-bruch gezeuget/ Er gebohren. Nun mogt ihr ¢elber euch an Fingern rechnen aus: Ob ihr’s umb uns verdien’t: daß wir uns euer Haus/ Das in der Flamme kracht/ zu le¢chen ¢olln bemuhen/ Und die bedrangte Stadt aus Brand und Blutte ziehen. Der Bienen Stachel i¢t zugleich ihr Honig-Rohr. Doch ¢augt ein Leidender aus Rache noch was mehr Als Zucker in ¢ein Hertz. Denn nichts kan ¢u¢¢er ¢chmecken/ Als/ was den Eyver kuhlt. Kein Thau erfri¢cht die Schnecken/ Wie die Beleidigten der Feinde Blutt erkwickt. Mit die¢em Lab¢al hat der Himmel mich begluckt. Europa ¢chlaget Jhm die Fe¢¢el ab der Mohren. Sicilien i¢t weg/ Hi¢panien verlohren. Ja Hannibal i¢t ¢elb¢t umbgarnet und verwebt/
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verdien’t] verdient’ AB verdient C
vor 1 fur] vor C 1 umb (beide)] um BC Verterb] Verderb C 2 Bundnus] Bundniß C 6 umb] um BC 17 umbgarnet] umgarnet BC
Mutten] Motten C
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Sophonisbe
Schaut: daß an un¢er Fau¢t des Hanno Blutt noch klebt/ !2 " Die Flott’ i¢t in die Luft ge¢chwefelt aufgefahren/ Das Lager Asdrubals/ des Syphax freche Schaaren Hat brennend Schilf vertilgt. Und was dort Flamm und Schwerdt Den Feinden ubrig ließ/ hat itzt mein Arm verzehrt. Die Funcken ¢tieben ¢elb¢t ¢chon auf Carthagens Zinnen. Jedoch kan treuer Rath noch euren Trotz gewinnen/ Macht Schad und Zeit euch klug/ ¢o ¢ol die Gnade gehn So Rach’ als Scharffe fur. Dis/ wo uns offen ¢tehn Stadt/ Schlo¢¢er und Pala¢t. Wollt ihr denn Trotz uns ¢prechen Bis eure Mauern wir zermalmen und zerbrechen/ Sol auch kein Kind ver¢chont in Mutterleibe ¢ein. Hiempsal. Man jagt mit Wortten Furcht nur feigen Ha¢en ein/ Das rauhe Jagerhorn ¢chreckt Gem¢en/ keine Lowen/ Die Welle keinen Fels; uns kein erhitztes Dreuen. Der Fur¢t urtheile ¢elb¢t: ob eine ¢olche Stadt/ Die drey¢¢ig tau¢end Mann in’s Feld zu ¢tellen hat/ Von Mannern/ die ein Hertz in ihrem Bu¢em fuhlen/ Sich ohne Meineyd laß’ ins Feindes Hande ¢pielen? Fur’s Haupt des Reiches muß den letzten Tropffen Blutt Auf¢atzen jedes Glied. Masinissa. Hat euer Helden Muth Bey letzter Ohnmacht er¢t in Creis der ¢chwachen Mauern So enge ¢ich ver¢perrt? Wo euch die Haut ¢ol ¢chauern/ Die Glieder ¢olln er¢tarrn/ be¢chaut den Rubricat/ Wie ¢ich ¢ein Strom ge¢chwellt von euren Leichen hat/ Wie er durch euer Blutt die wei¢¢e See der Mohren 33
¢elb¢t] ¢el¢t A ¢elb¢t BC
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un¢er] un¢rer C denn] den BC Mauern] Mauren BC in] im C Lowen] Leuen C ihrem] ihren B
Die er¢te Abhandlung
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Zum rothen Meere macht. Wie bald ging nicht verlohren Das nie be¢igte Haupt und Wunder Syracus’? Und neu Carthago fiel/ als Scipio den Fus Kaum an ihr Land ge¢atzt. Wie oft hat ¢ich er¢chuttert Fur uns ¢chon Utica? Ja/ nun Carthago zittert/ Was i¢t’s fur Aberwitz: daß Cyrtha pocht und hohnt Die/ die’s Verhangnis ¢elb¢t mit Palm- und Lorbern kront? Was hoft ihr fur Ent¢atz euch aus der Noth zu winden? Himilco. Kan Er der Gotter Hulf und ihre Hande binden? Masinissa. Die Gotter ¢tehen uns nicht ohne Mittel bey.
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Micipsa. Glaubt: daß die Spinnenweb’ ein ei¢ern Bollwerck ¢ey/ Wenn Gotter helffen wolln/ der Himmel uns be¢chirmen. Die/ eure Armen nicht/ ¢ind’s/ die mit Regen/ Sturmen !3" Fur Hannibals Gewalt/ der funfmal hat geblitzt/ Daß Rom und Reich erbebt/ hat’s Capitol be¢chutzt. Es naget Hannibal noch itzt an Wel¢chlands Kerne/ Saugt an der Romer Bru¢t.
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Masinissa. Er ¢iehet ¢chon von ferne Jm Spiegel/ und an euch/ wie ¢ein Carthago brennt/ Nach dem er Capua ver¢pielt hat/ und Tarent. Des Brudern bluttig Haupt mit ¢einen Thranen netzet/ Jn Wel¢chlands Winckel ¢teckt umbgarnet und be¢etzet. Und der i¢t euer Tro¢t.
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Palm- und] Palm-und AB Palm- und C Bollwerck ¢ey] Bollwerck¢ey A Bollwerck ¢ey BC
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Spinnenweb’] Spinneweb’ B Spinneweb C umbgarnet] umgarnet BC
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Sophonisbe
Himilco. Wir traun auf Gott/ und Jhn. Masinissa. Ein Straus meint ¢o wie Jhr dem Jager zu entfliehn/ Wenn er aus Furcht den Hals hat in ein Loch ver¢tecket.
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Hiempsal. Carthagens Glucks-Fahn hat oft hoher ¢ich er¢trecket/ Als Hannibal Natur und Alpen uber¢tieg/ Bey Trebia/ Ticin/ und Tra¢imen durch Sieg Die Adler nieder¢chlug/ bey Canna Rom erlegte; Ja ¢elb¢t Tarpejens Fels er¢chutternde bewegte. Masinissa. Das Spiel i¢t itzt verkehrt. Micipsa. Es kan noch ein¢t ge¢chehn. Masinissa. Wenn man Carthago wird in Feuer krachen ¢ehn?
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Himilco. Wenn noch ein Regulus wird dort den Kopf zer¢to¢¢en! Masinissa. Wenn ¢ich das Ameis-Ne¢t auf Lowen wird erbo¢¢en? Hiempsal. Wenn Syphax in die Schlacht gantz Africa wird fuhrn.
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Tra¢imen] Trami¢en ABC
vor 73 Ma¢ini¢¢a] Mani¢i¢¢. C 74 in] im BC
Die er¢te Abhandlung
Masinissa. Wer? Syphax? Micipsa. Syphax/ ja! Masinissa. Der kaum die Glieder ruhrn Jn un¢ern Fe¢¢eln kan? Micipsa. Jn Fe¢¢eln ¢u¢¢er Traume!
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Masinissa. Daß man der Trotzigen hartnecki¢ch Hohnen zaume! Stracks! fuhrt den Syphax uns in Band und Ei¢en her. Himilco. Ach! i¢t dis glaubens werth? wil uns das Unglucks-|Meer/ Und Rom die gantze Welt er¢auffen und ver¢chwemmen? Rom/ de¢¢en Siege Witz und Starcke nicht kan hemmen/ Wenn Sonne/ Staub/ und Wind uns gleich zu Hulf’ er¢cheint/ Ja Drach und Elefant Rom zu vertilgen meint. Masinissa. Schaut! ¢ol der Cyrthens Burg/ und Byr¢ens Schlos erretten? Hiempsal. Himilco. Micipsa. Jhr Gotter! traumet uns? tragt un¢er Konig Ketten/ !4" Der ¢chwer von Kronen war? Bomilcar. Die durch Betrug und Li¢t
90
Er Ma¢ini¢¢en ¢tahl? Hiempsal. J¢t’s moglich? daß er’s i¢t? Der Konig/ un¢er Fur¢t? den man laßt ¢clavi¢ch ¢chlu¢¢en?
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Sophonisbe
Himilco. Laßt uns des Syphax Knie und Fus und Banden ku¢¢en. Bomilcar. Fallt Ma¢ini¢¢en dort dem Sieger unterm Fuß; Der i¢t nicht Fusfall’s werth/ der ¢elber knien muß.
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Syphax. Dis i¢t des Gluckes Spiel. Jch habe noch fur ge¢tern Mehr/ als du itzt geprangt. Gewalt und Fall ¢ind Schwe¢tern. So Jch als Crœ¢us kan dir ein ¢chon Bey¢piel ¢ein: Daß niemand fur der Gruft ¢ein Gluck ihm darf be¢chrein. Dis und ein Solon kan dich kluglich unterwei¢en: Daß Sieger fur¢tlich ¢olln be¢iegte Fur¢ten ¢pei¢en. Masinissa. Wo du ¢chnur¢tracks ver¢chaf¢t: daß Cyrtha ¢ich ergib’t. Syphax. Dis ¢chafft kein fallend Fur¢t der ¢eine Lander liebt. Masinissa. Der nicht ¢ein Volck mit ¢ich verlangt in Grund zurei¢¢en. Syphax. Wir werden nimmermehr ¢ie knecht’¢che Zagheit hei¢¢en.
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Masinissa. So ¢ol dein bluttig Kopf bald auf den Pfal gedein. Syphax. Er wird mein Ehren-Mahl/ dir nur ein Schandfleck ¢eyn Masinissa. Stracks Kriegs-Knecht/ laß das Beil des trotzen Hals durchhauen. 95 97
Gluckes] Glucks A Gluckes B Gluckes- C Crœ¢us] Cr ¢us A Cræ¢us B Cra¢us C
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kluglich] kluglig B
Die er¢te Abhandlung
Syphax. Uns kan in die¢er Nacht fur keinem Tode grauen. Masinissa. Fahrt fort!
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Micipsa. Ach! gro¢¢er Fur¢t/ ach! Er erwege doch: Daß Seul’ und Fur¢ten ja die gleich verfallen/ noch Der Gotter Bilder ¢ind. Die That i¢t unerhoret. Masinissa. Daß man den Frevler ¢traft der Kefer trotzen lehret? Hiempsal. Daß man umb Tapferkeit ein Fur¢tlich Haupt ¢chlagt ab. Masinissa. Das wenig Fur¢tliches auf Thron und Reich an gab.
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Himilco. Wir wolln das eu¢er¢te fur’s Konigs Heil voll¢trecken. Syphax. Wolt ihr mit Untreu’ er¢t den alten Ruhm beflecken? Den Hencker la¢¢en euch verzweifeln jagen ein? Wird/ wenn gleich Cyrtha fallt/ der Morder milder ¢ein? Denn kan er nicht nur mir/ auch euch den Kopf ab¢chlagen. Laßt uns behertzt und froh den letzten Schlag ertragen. ! 5" Es ¢chafft mehr Ehre todt/ als Sclave ¢ein alhier. Sagunt und A¢tapa mahlt euch ein Bey¢piel fur: Daß Tugend mit mehr Lu¢t ¢ich ¢turtz’t in Flamm und Brande/ Als Romern ¢ich ergeb’ und fall in Feindes Hande.
123 ¢turtz’t] ¢turtzt’ A ¢turtzt BC vor 113 Hiempsal.] Hiemo¢. B 113 umb] um BC
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Sophonisbe
Micipsa. J¢t un¢ern Konig denn zu retten gar kein Rath? Masinissa. Schaft fort den Thorchten/ bis er ausgera¢et hat. Wir wolln euch und der Stadt noch Gnad’ und Fri¢t vergonnen Bis ihr des Syphax Stand erofnen werdet konnen. Bomilcar ¢ol neb¢t euch der Konigin den Schluß Vortragen/ ihren hor’n. Hiemp¢al aber muß Als Gei¢¢el hier in des in un¢erm Lager leben. Wo in drey Stunden ¢ich nicht Stadt und Burg ergeben/ Solt ihr des Syphax Kopf ge¢pißt am Pfale ¢chaun.
Ma¢ini¢¢a. Hiemp¢al.
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Masinissa. Auf was vor Grund-Eis wil nun wol Hiemp¢al baun? Hiemp¢al/ welchem ich ¢elb¢t wun¢che be¢¢er Glucke/ Ja einen treuern Herrn; weil er in’s Syphax Tucke Nicht mit i¢t eingemi¢cht. Bekweme dich der Zeit/ Vertraue mit der Stadt dich un¢er Tapferkeit/ So ¢ol Hiemp¢al ¢ein ein Auge Ma¢ini¢¢en/ Und ¢eine Tugend ¢ich in hohern Wurden wi¢¢en. Hiempsal. Der Konig muthe mir Verratherey nicht zu/
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Masinissa. Der ubt kein La¢ter nicht/ der’s Vaterland in Ruh Aus dem Verterben ¢etzt; noch der/ eh er ertrincket/ Ein frembdes Brett ergreift; und/ wenn das Schif ver¢incket/ An’s Feindes Ufer ¢chwimmt.
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vor] fur C un¢er] un¢rer C Verterben] Verderben BC frembdes] fremdes BC
Die er¢te Abhandlung
Hiempsal. Man ¢ol den Herren treu Auch bis in Abgrund ¢ein. Masinissa. Ein Knecht wird los und frey/ So bald ein Herr vergeht und ¢elb¢t mus Sclave werden. Hiempsal. Verrather mu¢¢en ¢tets ein Greuel auf der Erden/ Ja dem ¢elb¢t/ der ¢ie hegt/ ein Dorn in Augen ¢ein.
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Masinissa. Nicht bilde dir von uns ¢o ¢chlimmen Undanck ein. Du/ leider! kenn¢t nur nicht des Syphax grau¢e Thaten; Wie viel er Fur¢ten hat betrogen und verrathen/ Wie er der Romer Bund meineydi¢ch hat verletzt/ Wie er verrathri¢ch mich des Reiches hat ent¢etzt. ! 6" Laß dir nur uberhin die Schelm¢tuck’ offenbaren. Mein Vater Gala war kaum aus der Welt gefahren/ Als durch des Syphax Gift mein alter Bruder ¢chon De¢alces unterging. So bald ¢ein zarter Sohn Capu¢a Konig wird/ hetzt er zum Aufruhrs-Brande Den Mezetulus auf: daß er mit hoch¢ter Schande Jn ¢eines Konigs Blutt ¢o Hand’ als Seele wa¢cht; Mit des De¢alces Frau die geile Brun¢t ausla¢cht/ Sie in ¢ein Bette raubt; des Reiches Haupter ¢chlachtet/ Den Printz Lucumacen auch aufzureiben trachtet/ Und ¢ich in Thron zu ¢pieln. Als aber un¢re Fau¢t Gereitzt durch Schand und Mord/ fur den den Unthiern grau¢t/ Mit Konig Bochars Hulff im vaterlichen Reiche Den Rauber uberfiel/ und mit beglucktem Streiche
158 De¢alces] De¢alees A De¢alces BC 162 De¢alces] De¢alees A De¢alces BC 148 auf der] ¢eyn auf C 149 in] im C Augen] Auge BC 154 verrathri¢ch] verratheri¢ch C
Reiches] Reichs C
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Sophonisbe
Bey Tap¢us Sieger ward; ¢chickt Syphax wider mich Ein ¢tarckes Lager aus; und als der Rauber ¢ich Zutrennt durch meinen Arm mus fluchten aus dem Lande/ Laßt Syphax Asdrubaln zu einem neuen Bande Sich reitzen wider mich; bringt eilends auf den Fuß Die Krafte ¢eines Reich’s/ ¢o: daß ich anfangs muß Auf Balbus Klippen flihn und dar vom Raube leben; Doch mich bald vom Geburg’ in ofne Flucht begeben/ Ja/ als bey Clupea ¢elb¢t funf’ ich kaum entkam/ Mich ¢turtzen in den Flus; aus dem ich zwar ent¢chwam/ Doch Bocharn glauben lies: ich ¢ey im Strom’ er¢offen/ Bis ich den ¢chwachen Leib/ den funfzen Wunden troffen/ Jn einer Hole mir mit Krautern ausgeheilt. Da¢elb¢ten le¢’ ich noch vom Heere/ das zertheilt/ Kaum viertzig Reuter auf/ zih’ ein neu Heer zu¢ammen; Ja treibe wie ein Wind des Krieges glimme Flammen Bis an des Syphax Burg; nahm Hippons Fel¢en ein. Der Himmel aber ¢chien mein Todt-Feind ¢elb¢t zu ¢ein/ So Syphax als ¢ein Sohn der Fur¢t Vermina fuhren Zwey Lager auf mich an. Jch muß die Schlacht verlieren/ Und kan Verminen kaum durch ¢chnell¢te Flucht entflihn/ Muß Tro¢t-loos und ver¢teckt zun Garamanten zihn; Bis Syphax ¢ich ¢o weit laßt Asdrubaln bethoren Durch ¢einer Tochter Eh; daß er ¢ich zu ver¢ehren ! 7 " Der Romer Bundnus wagt. Drauf faßt’ ich Rath und Muth Dem gro¢¢en Scipio zu opffern Hertz und Blutt; Der ¢chon durch Wolthat mich vermocht hat zu be¢treiten/ Als ich ¢ein Feind gleich noch ¢tand auf Carthagens Seiten/ Und er der Schwe¢ter Sohn Maßiven mir gab frey/ Doch ohne Lo¢egeld. So bald ich Rom ¢teh bey/ Sinnt Syphax/ wie er mir ein Bein konn’ unter¢chlagen/ Laßt ¢eine Tochter mir mit meinem Reich’ antragen/ 174 ¢o:] ¢o · A ¢o: B ¢o/ C 185 Syphax Burg] Syphax-Burg A Syphax Burg BC 184 190 192 193
treibe] triebe C glimme] grimme BC zun] zum C Tochter] Tochter C Bundnus] Bundniß C
Die er¢te Abhandlung
205
Und als mein Fuß nicht wil in Fall-Strick treten ein/ Be¢ticht er einen Knecht mir Gifft zu thun in Wein. Urtheil’ Hiemp¢al nun: ob Syphax treuer Dien¢te/ Der Liebe wurdig ¢ey; ob nicht mit mehr Gewin¢te/ Mit mehrer Ehr’ und Ruhm man auf die Romer traut/ Durch welcher Bey¢tand ihr mich itzt gene¢en ¢chaut. Hiempsal. Mir grau¢et/ ich ge¢teh’s/ fur’s Syphax ¢chlimmen Tucken. Allein’.
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Masinissa. Ein Kluger mus ¢ich in’s Verhangnus ¢chicken/ Das leite dich/ wie mich/ durch deines Feindes Hand Auf deiner Vorfahrn Thron. Hiempsal. Mehr als zu harter Stand/ Wo Treu/ und Heil/ und Furcht in einer Seele kampfen! Masinissa. Die Sonne der Vernunft mus ¢olche Nebel dampfen. Ent¢chleus behertzt/ was Ruhm und Wolfarth ¢amlet ein. Hiempsal. Es ¢ey denn! Cyrtha ¢ol noch heute deine ¢ein.
208 Verhangnus] Verhangniß C
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Sophonisbe
Der Schauplatz ¢tellet fur einen Tempel. Sophonisbe. Amilcar. Vermina. Juba. Das Konigliche Frauenzimmer. 215
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Sophonisbe. Jhr Schutz-Herrn Afrikens/ ihr mehr als leichten Gotter! Trift ¢chon Numidien ein fri¢ches Unglucks-Wetter? Gibt’s Beel¢amen nach/ laßt’s Adad aus der acht: Daß Rom Carthagens Haupt und uns zu Magden macht? !8 " Mein Syphax i¢t aufs Haupt zum andern mal ge¢chlagen. Und Cyrtha wird berennt. Doch/ was i¢t’s/ daß wir klagen? Die Trauer-Wolcken ¢ind noch nicht von Keilen leer; Es prau¢t ein neuer Sturm von allen Ecken her. Jhr Gotter! denen wir uns hier zu Fu¢¢en legen/ Laßt un¢re Sauftzer doch/ die Thranen euch bewegen. Kan euer feurig Zorn uns denn vorbey nicht gehn/ So laßt den freyen Leib Schwerd/ Pfal und Brand aus¢tehn/ So laßt den Donnerkeil ¢o Bru¢t’ als Hertz zerflei¢chen/ So laßt der Glieder Oel auf glimmen Ro¢ten krei¢chen/ So ¢chenckt der Lach¢enden Ertzt/ Pech und Schwefel ein/ Darf Sophonisbe nur der Romer Magd nicht ¢ein! Vermina. Daß Sie/ Durchlauchtig¢te/ der Himmel mog’ erhoren! Sophonisbe. Hilf Himmel! wie? mein Sohn? Vermina. Der ewig ¢ie wird ehren/ Und ihr zu Fu¢¢en legt ¢ein von Blutt triffend Schwerd.
vor 215 fur] vor C einen] einem B 222 prau¢t] brau¢t C 229 Lach¢enden] Lechzenden C Ertzt] Ertz C
Die er¢te Abhandlung
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Sophonisbe. Mein Kind/ der Himmel hat des Wun¢ches uns gewehrt/ Der dich uns wieder ¢chenckt. Komm la¢¢e dich uns ku¢¢en! Wie/ aber/ ¢eh’ ich Blutt von allen Gliedern flu¢¢en? Vermina. Theils das der Feind auf uns/ theils das wir ¢elb¢t ver¢pritzt. Sophonisbe. Wo bleibt der Konig denn?
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Vermina. Die Schlacht war ¢o erhitzt/ Die Schaaren ¢o vermengt: daß ich nicht wahr genommen/ Wo der behertzte Fur¢t im Treffen hin ¢ey kommen! Jch/ dem das lincke Horn vom Vater ward vertraut/ Gerieth auf’s dritte Pferd; und ¢tand/ bis daß ich ¢chaut’ Jedweden in der Flucht. Jch bin mit Noth entronnen. Sophonisbe. Jhr Gotter ich vergeh! J¢t’s gantze Heer zerronnen/ Der Konig noch nicht hier/ ¢o kan/ ach leider! Er Nicht ungetodtet ¢ein? Amilcar. Der Kummer i¢t zwar ¢chwer/ Doch muß bey’m Unfall man noch ¢tets ein be¢¢ers hoffen. Sophonisbe. Die kan nichts hoffen mehr/ die ¢o viel Blitz getroffen. Ach leider/ wir ¢ind hin! Vermina. Der Flucht’gen gro¢tes Theil
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Floh dem Geburge zu. 242 auf’s] auf s A auffs B aufs C 234 gewehrt] gewahrt C 250 Geburge] Gebirge C
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Sophonisbe
Amilcar. Vermuthlich hat ¢ein Heil !9 " Der Fur¢t dort auch ge¢ucht.
Sagt mir was argers wahr.
Sophonisbe. Ach nein! mein bebend Hertze
Amilcar. Sie halte Maas im Schmertze. Die Gotter ¢chencken uns keinmal nicht Wermuth ein: Daß nicht Grosmuttigkeit darein kan Zucker ¢treu’n!
Sophonisbe. Himilco. Micipsa. Vermina. Amilcar. 255
Sophonisbe. Kommt ihr/ ihr treu¢ten Zwey/ von Ma¢ini¢¢en wieder? Himilco. Wir kommen. Aber ach! Vermina. Was zittern eure Glieder? Micipsa. Voll ¢chrecken; doch erfreut: daß wir Verminen ¢ehn! Sophonisbe. Wo bleibt Hiemp¢al denn/ i¢t ihm ein Leid ge¢chehn? Himilco. Ach nein! das Ungluck i¢t unmoglich auszu¢prechen.
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Amilcar. Sagt’s. Jhr ¢ucht’s ohne Frucht mit Wortten zu verbrechen. Micipsa. Fur¢t Syphax.
Die er¢te Abhandlung
Sophonisbe. Jch vergeh! Micipsa. J¢t in des Feindes Hand. Sophonisbe. Tod? Himilco. Nein! Lebendig. Sophonisbe. Ach! i¢t mein erbarmlich Stand/ J¢t meines Elends Meer wol moglich zu ergrunden?
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Amilcar. Habt ihr gewi¢¢en Grund? oft meint ein Feind zu finden Durch ein verfal¢cht Ge¢chrey den Schlu¢¢el in die Stadt/ Fur die ¢ein Arm zu ¢chwach. Micipsa. Der Feind/ Ach leider! hat Uns un¢ern Konig ¢elb¢t gezeugt in Band und Ei¢en.
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Vermina. Darf ihm der tolle Hund ¢o knecht’¢che Schmach bewei¢en? Laßt/ weil ein Tropffen Blutt uns noch in Adern rinnt/ Verfechten Stadt und Burg. Wo ihr/ wie ich/ ge¢innt/ Wolln wir ge¢chwefelt eh mit die¢er Burg auffliegen/ Eh Ma¢ini¢¢ens Fau¢t ein Haar von uns ¢ol kriegen. Himilco. Jch ruhme Muth und Schlus; ich wil Gefarthe ¢ein. Das Ungluck aber ¢chlagt uns unter noch ein Bein.
267 gezeugt] gezeigt BC 273 Gefarthe] Gefehrte C
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Sophonisbe
Amilcar. 275
Erofne/ was uns druckt. Himilco. Der Feind hat hoch betheuert: Daß/ wo drey Stunden ¢ie mit der Ergebung feyert/ !10" Jhm Cyrtha nicht ¢chleu¢t auf/ wir’s Konigs Kopf ge¢pißt Solln auf dem Pfale ¢ehn.
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Sophonisbe. Welch Drach’ und Tyger i¢t Dem Ma¢ini¢¢a gleich? Jhr Wolcken ber¢tet/ blitzet! Brich Abgrund! wo der Hund/ ¢o ra¢end/ ¢o erhitzet An un¢re Seele ¢etzt. Ohnmacht’ge Konigin! Jn was Verzweifelung fallt Sophonisbe hin? Solln wir des Hauptes Haupt ¢ehn auf dem Pfale ¢tecken? Sol ¢olch ein Schaugericht’ uns Aug’ und Hertz beflecken? Mag wol ein Greuel ¢ein/ der mehr durch’s Hertze bricht? Nein! Sophonisbe fuhrt Thye¢tens Augen nicht! Nein! Laßt uns vor den Dolch durch Hertz und Bru¢te ¢to¢¢en! Vermina. Frau Mutter/ laßt uns nicht mehr auf uns ¢elb¢t erbo¢¢en/ Als auf des Feindes Bru¢t. Man ¢charffe Witz und Schwerd: Daß ihm der Donnerkeil ¢elb¢t durch die Seele fahrt! Sophonisbe. Mein Kopf i¢t gantz verwirrt! die Augen gantz umbnebelt! Laßt Sophonisbe zu: daß man den Eh-Schatz ¢ebelt? Laßt Sophonisbe zu: daß man zur Magd ¢ie macht? Daß ihr mit Cyrtha ¢eit in’s Rom¢che Joch gebracht? Nein! Blutt-Hund/ ra¢e fort! Du mag¢t den Syphax ¢chinden; Dein Dreun und Greuel ¢ol die Stad nicht uberwinden; Doch nein! Micip¢a geh’/ erofne Thor und Stadt. Geh/ trags dem Feinde fur: daß er zur Magd mich hat;
291 umbnebelt] umnebelt BC 293 ¢ie] ¢ich C 298 fur] vor C
Die er¢te Abhandlung
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Daß er uns mag nach Rom zum Siegs-Geprange fuhren/ Wo nur mein Eh-Schatz nicht darf Hals und Kopf verlieren! Amilcar. Auf was fur Aberwitz verleitet ¢ie der Schmertz? Hat Sophonisbe mehr kein A¢drubali¢ch Hertz? Wil ¢ie dem Todt-Feind’ uns und ¢ich in Rachen ¢turtzen? Kan ihm der Hund ¢o denn nicht auch den Gei¢t verkurtzen? Und arger mit ihm ¢pieln/ wenn alles i¢t ver¢pielt? Kein Schluß kan ¢icher ¢ein/ der auf die Zagheit zielt. Sophonisbe. Solln wir durch Trotz das Beil ¢elb¢t auf den Eh-Schatz wetzen? Amilcar. Solln wir durch Furcht das Beil uns ¢elb¢t an Nacken ¢etzen? ! 11 " Sophonisbe. Die Demuth reißt das Schwerd Tyrannen aus der Fau¢t.
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Vermina. Wie/ daß ihr itzt nicht mehr fur Ma¢ini¢¢en grau¢t? Sophonisbe. Mein Hertze ¢chmeltzt fur Lieb’/ und wun¢cht fur ihn zu bu¢¢en. Amilcar. Die Feinde dreun oft mehr/ als ¢ie hernach ent¢chlu¢¢en. Himilco. Wir ¢ahn an’s Syphax Hals bereit das Beil ge¢etzt. Vermina. Doch hat es noch zur Zeit kein Haarbreit ihn verletzt.
311 ihn] ihm ABC 303 dem] den BC
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Sophonisbe
Micipsa. Der Grim i¢t nicht verkuhlt/ der Schlag nur aufge¢choben. Amilcar. Solch Auf¢chub machet lau auch ra¢end-tolles Toben. Sophonisbe. Nicht/ wo ein alter Feind durch Auf¢chub zielt auf Nutz. Vermina. Großmuttigkeit ¢chafft Ruhm/ Furcht i¢t der Ha¢en Schutz. Sophonisbe. Ach leider! Jhr fuhlt nicht die ang¢t’gen Hertzens-Bi¢¢e.
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Amilcar. Ge¢atzt auch: daß der Feind den Syphax todten lie¢¢e/ Was hatten wir und er mehr als bereit verlohrn? Die Fur¢ten/ denen i¢t der Purper angebohrn/ Sind ohne Zepter kranck/ und mehr als todt in Ketten. Verlangt der Fur¢t und Held das Leben ihm zu retten? Maßt un¢erm Konige nicht ¢olche Kleinmuth bey: Daß ihm der Hals nicht feil fur Reich und Kinder ¢ey. Himilco. Wahr i¢t’s; dis was man hier itzt auf die Wage leget/ Verdammet Syphax ¢elb¢t; und heißt uns unbeweget Fur un¢re Wolfahrt ¢tehn; betheuernde: Sein Tod Sey uns mehr kein Verlu¢t/ doch’s Ende ¢einer Noth. Ja als der Feind nahm wahr; wie ihn kein Dreuen ¢chreckte/ Wie hertzhafft er den Hals bis unters Richtbeil ¢teckte/ Zoch ¢elb¢t die Tyranney die ¢teilen Horner ein. Amilcar. Auch un¢re Tugend wird des Feindes An¢toß ¢ein. 319 322 323 329
Hertzens-Bi¢¢e] Hertzen-Bi¢¢e C Purper] Purpur C Zepter] Scepter C betheuernde] betheurende BC
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Himilco. Bomilcar aber dringt auf Cyrthens Ubergabe. Sophonisbe. Wol! nun ich die¢en Schluß von meinem Syphax habe/ Liegt mir kein Centner mehr des Zweifels auf der Bru¢t/ Und Sophonisbe ¢chopft auch aus dem Elend Lu¢t. Weil Athem meine Bru¢t’/ und Blutt die Adern ¢chwellet/ Wolln wir den Degen fuhrn/ wenn Syphax zwolfmal fallet. Micip¢a geh’ und ¢chaf’ itzt bald Bomilcarn heim; Der nicht mehr horens werth. Des Feindes Honig¢eim !12" Floßt uns nur Spisglas ein; dem man mehr/ wenn er dreuet/ Mag traun/ als wenn er A¢ch’ auf glimme Kohlen ¢treuet. Auf! laßt der treuen Stadt zum Vorbild uns ¢telln fur! Legt uns den Harni¢ch an. Den Helm her! ¢chneidet mir Nun das unnutze Haar zu Seenen auf die Bogen Von Stirn und Scheutel ab. Welch Weib uns i¢t bewogen/ Welch uner¢chrocken Weib das Vaterland nicht haßt/ Sol nachthun/ was ihr ¢eht. Wir wolln des Krieges La¢t Mit unverzagter Fau¢t neb¢t euch/ ihr Helden/ tragen; Der Stadt Be¢chirmer ¢ein/ den Feind in Ausfall’n ¢chlagen. Lagt euch/ ihr Lieb¢ten/ ¢tracks auch Helm und Kuras bey. Der Himmel kan verleihn: daß Sophonisbe ¢ey Des Feindes Tomyris/ ihr mehr als Amazonen; Die dem Bluttdur¢tigen mit eignem Blutte lohnen. Himilco nimm der Stadt ¢tatt des Hiemp¢als wahr/ Und ruhm’ ihr un¢ern Schlus. Jhr ¢chafft fur dis Altar Stracks un¢re Kinder her. Mein eigen Blutt bezeuge Mit was fur Liebes-Milch’ ich Reich’ und Volcker ¢auge.
343 344 348 353
dem] den BC Mag] Mach C Scheutel] Scheitel C Lagt] Legt C
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Sophonisbe
Amilcar. Sophonisbe. Vermina. Adherbal. Hierba. Syphax. Bogudes der Prie¢ter. Torquatus. Flaminius, zwey gefangene Romer. Das Konigliche Frauenzimmer/ und darunter Orythia, Hippolite, Menalippe.
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Amilcar. Unuberwindlich Zweig des gro¢¢en A¢drubal! Behertzte Konigin! die kein er¢chrecklich Knall Des Unglucks nicht er¢chreckt mit tau¢end Donnerwettern/ Die alle Welt verehrn/ Carthago wird vergottern; Die Rom fur Afrikens Penthe¢ilea ¢chilt. Schutz-Gottin un¢ers Reichs/ ja Cyrthens Pallas-Bild! Nun ¢chopf’ ich Luft und Muth! weil ¢olch behertzt Ent¢chlu¢¢en Mus vom Verhangnu¢¢e/ von un¢ern Gottern flu¢¢en. !13" Nur Muth! die Konigin wird uns Xanthippus ¢ein Die die¢en Regulus wird Fa¢¢eln ¢chlu¢¢en ein; Und lehrn: daß wenn man meint Carthago lieg im Staube/ Sein Drache Ruhm und Sieg der Romer Adlern raube. Sophonisbe. Die Gotter machen wahr dis/ was mein Wun¢ch begehrt! Kommt/ gurtet umb den Leib hier meines Konigs Schwerdt. Vermina ¢chmucke dich mit un¢erm Frauen-Kleide/ Die Andacht macht: daß ¢ich ein Held mit un¢er Seide Hier nicht ver¢tellt und fleckt. Zeuch meinen Rock auch an; Daß ich in Helden-Tracht dem Mohnden opfern kan/ Und du dis heil’ge Bild in Weiber-Kleidern ehren; Weil ¢on¢t die Gottin nicht pflegt Betende zu horen.
365 Penthe¢ilea] Pentha¢ilea ABC 372 Drache] Drache/ AB Drache C vor 361 Orythia] Orithia C 362 er¢chrecklich] er¢chrocklich B 368 Verhangnu¢¢e] Verhangni¢¢e C 370 ¢chlu¢¢en] ¢chlie¢¢en C 371 lieg] liegt C 374 umb] um BC 376 un¢er] un¢rer C
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Errette Kabar uns/ du Schutz¢tern die¢er Stadt! Baaltis hore mich/ weil man dir allzeit hat Hochedles Men¢chen-Blutt und Kinder-Flei¢ch gewehret: Daß es dein gluend Bild verbrennt hat und verzehret. Schau/ Gottin/ gleich ¢ich dir zwey meiner Kinder ¢telln. Jm fall ihr ¢chmeltzend Leib ¢ol deine Flamm’ erhelln/ Erofne deinen Hei¢ch mit den gewohnten Strahlen. Ja/ ja! Jch ¢ehe ¢chon die Glutt ¢ich rother mahlen. Die Flamme kront dein Haupt. Kommt her/ ihr Kinder looßt/ Wer wurdig unter euch ¢ey auf den glimmen Roo¢t Als Opfer fur das Heil des Vaterlands zu ¢teigen. Kommt! denn ¢ie ¢cheint euch ¢chon die Armen zuzuneigen. Durch ¢olch ein Opfer hat auch Anobreta ¢chon Die Kriegsla¢t abgeweltzt von der Phonizer Thron/ Als ¢ie ihr einigs Kind den Gottern hat gebraten. Bu¢ir hat den O¢ir/ die Druiden Teutaten/ Und Creta den Saturn durch gleiches Blutt ver¢ohnt/ Und Ammon Molochs Bild mit ¢olcher Glutt gekront/ Auch Sparta Men¢chen-Hertz’ auf’s Mars Altar ge¢chlachtet. Adherbal. Wie ¢eelig/ der fur’s Heil des Vaterland’s ver¢chmachtet! Frau Mutter/ es bedarf hier keines Loo¢es nicht. Das Recht der Er¢tgeburth/ das Hertze/ das mir bricht Fur das gemeine Heil/ be¢timmen mir die Wurde Daß ich ¢ol’s Opfer ¢ein. Hierba. Mein¢t du: daß ich fur Burde !14" Der Mutter Spruch nehm’ an? Jch habe ¢o viel Muth Als du/ fur un¢er Reich zu opfern Hertz und Blutt/ Den Stahl ¢o auf mich ¢elb¢t/ als auff den Feind/ zu ¢chleiffen. Hier ¢teht der Gluckstopf ¢chon. Laß nach dem Preiß’ uns greiffen.
397 gleiches Blutt] gleichesBlutt A gleiches Blutt B gleiches Blut C 407 als auff] als auch A als auff B als auf C 396 Druiden] Druiten BC
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Sophonisbe
Vermina. Mein Blutt und Hertze wallt fur Schmertz-vermahlter Lu¢t! Der Kinder gro¢¢er Gei¢t regt meine kalte Bru¢t. Die Gotter wandeln euch/ ihr Sternen/ in zwey Sonnen! Hierba. Gluck zu! Hierba hat das Vorzugs-Recht gewonnen! Frau Mutter nehmt von mir die irrd’¢chen Kleider hin. Sophonisbe. Sol ich/ hilf Himmel! ¢ein die blutt’ge Prie¢terin?
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Hierba. Vermina gurte mir den Gurtel von den Lenden. Vermina. So Gold als Tugend wird verklart in Flamm’ und Branden. Hierba. Amilcar ¢ol umb mich die Opfer-Binde zihn. Amilcar. Aus deiner A¢che wird der Wolfahrt Phenix bluhn.
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Vermina. Numidien wird dich mit mehrern Lorbern kronen/ Wir mehr Altare dir baun/ als den zwey Philenen Carthago wiedmete/ die in Cyrener Sand Sich lebend lie¢¢en ¢charr’n: wormit ihr Vaterland Auf ihrer edlen Grufft ein ewig’s Grantzmal hette Vergro¢¢erter Gewalt.
414 blutt’ge] blutt ge A blutge BC 415 Lenden.] Lenden A Lenden. BC 416 Branden] Brauden A1 Branden A2BC 417 umb] um BC 418 Phenix] Phonix BC
Die er¢te Abhandlung
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Adherbal. Mus Decius errette Sich opfernde/ ¢ein Heer; hier i¢t mehr Helden-That Bey Kindern/ als jemals verubt ein Romer hat. Hierba. Adherbal krone mich mit Lorbern und Cypre¢¢en. Adherbal. Jch und die Nachwelt wird nicht deinen Ruhm verge¢¢en. Hierba. Nun lege/ Mutter/ mich der Baal in die Schoos.
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Sophonisbe Nimm die¢en Kuß noch hin. Er¢chrecklich Hertzens-|Stos! Jedoch nur fort! das Heil des Reiches geht fur Kinder. Gott mache dich zum Stern’ und uns zum Uberwinder! Vermina. Hilf Gott! was ¢prut das Bild fur grau¢e Flammen aus. Welch Blitz ¢chlagt aufs Altar? Erbebt der Gotter Haus? Er¢chuttert ¢ich die Erd’? und wil der Grund verfallen? Syphax. Was habt ihr thorchtes fur: daß auch die Gotter knallen Auf euren Aberwitz? Wie? ¢ol Hierbens Blutt Hier ¢chnodes Opfer ¢ein? Weg mit ihm! de¢¢en Muth !15" Numidien zur Zeit in Freyheit ¢ol ver¢etzen. Man mus bey ¢olcher Noth mit andrem Blutte netzen Der Gotter gluend Bild. J¢t ¢on¢t kein Opfer dar? So Sonn’ und Monde wolln auf ihr umbflammt Altar
442 Altar] Altar/ AB Altar C 424 428 435 442
Mus] Muß C wird] werd C verfallen] verfalln C umbflammt] umflammt C
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Sophonisbe
Zum Opfer Er¢tlinge von den Gefang’nen haben/ Stracks/ ¢chafft ihr zwey hieher. Die werden ¢ußre Gaben Den gro¢¢en Gottern ¢ein. Sophonisbe. Jhr leichten Gotter ihr! Verzuckt Grimm oder Gun¢t den gro¢¢en Vor¢atz mir? Vermina. O Blindheit der Vernunft/ die nur hat Maulwurffs-Augen/ Wenn ¢ie ¢chon Luchs wil ¢ein. Wir albern Gotzen taugen Nicht fur’s Verhangnu¢¢es umbwolckten Richter¢tul!
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Sophonisbe. Jhr Gotter? traumet mir? leb’ ich? hat mich der Pful Der Todten ¢chon umb¢chrenckt? i¢t Syphax dis? ¢ein Schatten? Der Konig? den die Feind’ in Band und Ei¢en hatten? Syphax. Jch werde/ lieb¢ter Schatz/ ja wol dein Syphax ¢ein. Sophonisbe. Komm ¢chleuß mein Schutz-Gott mich in Seel’ und Armen ein.
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Adherbal. Darf ich/ Herr Vater ihm/ Hand/ Knie und Fu¢¢e ku¢¢en? Syphax. Laß’/ allerlieb¢tes Kind/ dich in mein Hertze ¢chlu¢¢en. Hierba. Hier zeuget ¢ich mein Gott/ dem opfer’ ich mein Hertz.
443 haben/] haben. ABC 446 449 451 457
Verzuckt] Verzuckt BC Verhangnu¢¢es umbwolckten] Verhangni¢¢es umhullten C umb¢chrenckt] um¢chranckt C zeuget] zeiget C opfer’] opffre C
Die er¢te Abhandlung
Syphax. Es kampft in meiner Seel’ Ang¢t/ Zweifel/ Freude/ Schmertz. Vermina. Mit was bezeug’ ich ihm/ Herr Vater/ meine Freude?
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Syphax. J¢t dis mein Kind? mein Sohn? Vermin? in Weiber-Kleide? Vermina. Jch fleh’ in die¢er Tracht fur ihn die Gotter an.
465
Syphax. Jtzt ¢terb ich froh/ nun ich nur dich umbarmen kan/ Die Seule meines Throns/ mit de¢¢en fal¢chem Sterben Die Feinde kitzeln ¢ich/ doch Ehren-Fahnen farben Aus deinen Wunden dir; weil Feind und La¢ter doch Nicht kan die Tugend ¢chmehn. Sophonisbe. Mein Schatz erofne noch: Wie er ¢o glucklich ¢ich der Fe¢¢el hat entbunden? Syphax. Zu was fur Schlo¢¢ern hat nicht Gold den Schlu¢¢el funden? Hierdurch hab ich erkauft der Mohren-Wache Treu.
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Sophonisbe. Jn meinem Leibe wird Gei¢t/ Athem/ Hertze neu/ Und ¢agt den Gottern Danck.
460 J¢t] J¢t’ AB J¢t C 468 den Schlu¢¢el] denSchlu¢¢el A den Schlu¢¢el BC 461 462 463 464 466
ihn] ihm C umbarmen] umarmen C fal¢chem] fal¢chen BC kitzeln] kutzeln C ¢chmehn] ¢chmahn C
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Sophonisbe
Amilcar. Ach! daß Carthago wu¢te Des gro¢¢en Konigs Heil/ und un¢re Freud’ und Lu¢te! ! 16" Vermina. Der Prie¢ter fuhret zwey Gefang’ne gleich herein.
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Syphax. Recht! Gott und Andacht muß keinmal verge¢¢en ¢ein. Den ¢chlachte/ Bogudes/ dem Mohnden/ den der Sonnen. Bogudes. Durch Opfer wird gewis der Gotter Hertz gewonnen. Ziht die Gefangenen bis auf die Hambder aus. Torquatus. Verdammter Gottes-Dien¢t! verteufelt Gotzen-Haus!
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Bogudes. Man wird euch ¢iedend Ertzt auf Bru¢t und Glieder ¢peien/ Wo ihr das Heiligthumb meint fluchend zu entweihen. Da ihr ein Wort noch ¢precht/ er¢auft euch Hellen-Kwal. Laßt euch mit Meyen-Thau be¢prengen ¢ieben mal. Laßt euch Stirn’/ Augen/ Mund aus die¢em Weine wa¢chen. Nun laßt euch’s Haupt be¢treun mit die¢er Todten-A¢chen. Schlußt hintern Rucken Bein’ und Armen in ein Band. Werfft der Gefangnen Pfeil und Weyrauch in den Brand; Daß Nabatheens Hartzt die heilge Glutt erfri¢che. Nun hebt ¢ie alle zwey auf die zwey Opfer-Ti¢che. Kehrt beyder Ange¢icht’ A¢tartens Bilde zu. So ¢charffen Schnitt ich hier durch beyder Bru¢te thu/ So wolle Baal auch der Feinde Macht zertrennen.
479 Man] Mann A Man BC 477 479 480 481
Hambder] Hemder C Ertzt] Ertz C Heiligthumb] Heiligthum BC Hellen-Kwal] Hollen-Qual C
Die er¢te Abhandlung
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Dis Hertze ¢ol dir/ Sonn’/ und dis dir/ Mohnde/ brennen. Nimm gro¢¢er Schutz-Gott an/ was Andacht dir gewehrt/ Das Flei¢ch ¢ey von der Glutt/ der Feind von dir verzehrt. Hier ha¢tu/ Derceto/ zum Opffer ihr Gehirne; Sey un¢rem Feind’ ein bo¢’/ uns ein geneigt Ge¢tirne. Wie dis erhitzte Beil durch beyder Hal¢e fahrt/ So falle Rom und Feind auch durch der Mohren Schwerdt. Daß man der Todten Kopf’ auf un¢re Thurme ¢tecke. Der Feind fur ihnen mehr als Gorgons Schild’ er¢chrecke. Sophonisbe. Das Opfer i¢t vollbracht: Noch eines aber fehlt. Jhr Kinder/ die zur Rach’ uns das Verhangnus wehlt; Kommt laßt wie Hannibaln euch einen Eyd vorle¢en; Dafern ihr Rom ge¢turtzt/ Carthago wun¢cht gene¢en.
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Adherbal. Wo uns in Adern ¢teckt ein Tropffen Romi¢ch Blutt/ Vertilg’ ihn und mein Hertz die arg¢te Schwefel-Glutt! Bogudes. Jhr mußt’s Altar anruhrn/ auf’s Schwerd die Finger legen. Hierba. Jch fuhl in meiner Bru¢t ¢ich Rach’ und Eyfer regen. !17 "
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Bogudes. Adherbal. Hierba. Wir/ un¢er Stamm/ und Reich ¢ei ewiglich verflucht/ Wo einer unter uns nicht Todfeind ¢tirbt/ und ¢ucht Der Romer Untergang/ und Ma¢ini¢¢ens Ende. Wir ¢agens eydlich zu euch Gottern in die Hande.
492 dir/ Sonn’] dir Sonn’ AB dir/ Sonn’ C 495 ha¢tu] ha¢t du C 496 un¢rem] un¢erm BC 502 Verhangnus] Verhangniß C
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Sophonisbe
Reyen Darinnen die Zwytracht. Liebe. ! Rache. " Haß. Freude. Schrecken. Begierde. Neid. Furcht. Die Seele der Sophonisbe.
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Die Zwytracht. Kommt/ ¢chaut/ wie hier der Helle Prie¢terin/ Des Himmels Furcht/ die Konigin der Erden/ Des Abgrunds Kind/ der Lander Henckerin; Durch welche Welt und Himmel zwi¢tig werden/ Durch die Sagunth und Troja kam in Brand/ Die auf Carthago Rom/ auf Rom den Syphax hetzet/ Wirft einen guldnen Apfel aus der Hand/ Der Starck¢ten unter euch ¢ey er hier aufge¢etzet. Die Liebe. Kein Streit i¢t noth; ob mir der Preiß gehort/ Weil tau¢endfacher Sieg mir Kron’ und Zeugnus gibt/ Pygmalions ¢ein Bild und Bey¢piel lehrt: Daß Lieb’ auch Helffenbein be¢eelt macht und verliebt.
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Die Rache. Was Liebe ruhmt/ hat Rache lang¢t verubt. Des Cadmus Saate kan dir meine Macht bewehrn: Daß Todesbein oft meinen Trieb ausubt; Daß ich kan Drachenzahn’ in Morderhauffen kehrn. !18 "
vor 513 ! Rache. "] fehlt ABC 513 516 522 527
Helle] Holle BC welche] fehlt C Zeugnus] Zeugniß C Todesbein] Todes-Pein C
Die er¢te Abhandlung
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Der Hass. Jm Men¢chen i¢t der Haß der gro¢te Trieb/ Der Teufels-Larven ¢tets fur Engel-Augen halt. Welch Unmen¢ch hat ¢on¢t nicht den Vater lieb? Doch ¢chaut: wie dort ein Sohn fur ihm in Ohnmacht fallt. Die Rache. Die Ohnmacht i¢t der Rache Kinder¢piel/ Es raa¢t in eignes Flei¢ch die bluttbegier’ge Hand. Schaut: wie der Grimm Medeens dort ¢ich kuhl’. Wie ¢ie der Kinder Haupt ¢elb¢t ¢chmetter an die Wand. Die Freude. Die Rach’ er¢tickt von blo¢¢en Eyfer nicht/ Wie wenn mein ¢tarcker Trieb Geblutt’ und Hertze ¢chwellt. Der Mutter Hertz und Lebens-Glas zerbricht/ Wenn ¢ie der Sohn umbarmt/ den ¢ie er¢chlagen halt. Die Rache. Die Rache raubt Vernunft und Sinnen weg; Daß Ajax einen Stier fur den Ulyß er¢ticht. Ja ¢chaut: wie er ¢ein Schwerdt ¢elb¢t in ¢ich ¢teck’/ Als in Atridens Blutt’ er ¢ich kan kuhlen nicht.
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Die Begierde. Nichts i¢t ¢o ¢tarck/ als der Begierde Brand; Sie opfert Seel’ und Leib fur Wurde/ Gold und Lu¢t/ Wenn ¢ie gewinnt beym Satyr Oberhand/ Umbarmt er Flamm’ und Tod fur eine Schwanen Bru¢t.
546 fur Wurde] furWurde A fur Wurde BC 548 eine] einen A eine BC 537 blo¢¢en] blo¢¢em BC 540 umbarmt] umarmt C 548 Umbarmt] Umarmt C
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Sophonisbe
Die Rache. Die Rache ¢chont noch minder ihrer Haut. Wenn A¢tapa ¢ich nicht der Romer mehr erwehrt/ Siht man: daß ¢ie ihr ¢elb¢t den Holtz¢tos baut/ Die Stadt ¢turtzt in die Glutt/ und Leib und Gutt verzehrt. Das Schrecken. Das Schrecken kehrt den Men¢chen gar in Stein. Als Phœbens Hir¢ch itzt ¢ol Jphigenia zahln/ Nimmt ¢olch ein Schmertz den Agamemnon ein: Daß kein Timantes kan ¢ein todtes Antlitz mahln. ! 19 " Die Rache. Schaut: wo mein Grimm hin Sophonisben reißt? Sie opfert ¢elb¢t ihr Kind. Kan grimmers was ge¢chehn? Ja ich tag’ aus der Gruft Achillens Gei¢t: Daß er Polyxenen ihm kan ge¢chlachtet ¢ehn. Der Neid. Kein wuttend Hund/ kein Molch/ kein Scorpion J¢t/ der mehr giftig ¢ich als meine Fau¢t bewei¢t. Denn ¢ie ver¢timmt des Orpheus ¢u¢¢en Thon; Daß ihn der Bachchen Grimm in tau¢end ¢tucke reißt.
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Die Rache. Aus Ba¢ilißk- und Drachen-Augen fahrt Kein ¢olch vergiftet Blitz/ als wenn mein Eyfer krei¢cht. Actæon wird durch mich in Hir¢ch verkehrt/ Und meiner Hunde Grimm i¢t’s/ der ihn ¢o zerflei¢cht.
565 Ba¢ilißk- und] Ba¢ilißk-und AB Ba¢ilisk- und C 549 minder] mindrer C 559 tag’] trag’ BC (nach A [Errata])
Die er¢te Abhandlung
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Die Furcht. Die Furcht la¢cht aus der Seele ¢elb¢t ihr Licht. Daß Daphne wird ein Baum/ die Syrinx ¢chilficht Rohr. Andromedens gebrauntes Ange¢icht Wird Perlen-weiß/ ¢o bald der Wallfi¢ch ¢chwimmt empor. Die Rache. Mein Werckzeug i¢t auch Drach’ und Crocodil/ Der Juno Schlangen zihn Alciden in den Streit; Ja mir tantzt nach/ wenn ich in Reyen wil/ Furcht/ Freude/ Schrecken/ Haß/ Begierde/ Liebe/ Neid. Die Seele der Sophonisbe. Ja! alle die beherbergt meine Bru¢t/ Seit mein verletzter Gei¢t fur Rach’ und Eyfer gluhet. Die Liebe ¢chopft an meinen Kindern Lu¢t/ Wenn ¢ie die Mordlu¢t ¢ich in ihnen wittern ¢iehet. Jch ha¢¢e Rom/ und furchte ¢eine Macht. Mich tro¢tet Syphaxs Flucht/ ich neide’s Feindes Glucke. Mich ¢chreckt die ¢chon zweymal verlohrne Schlacht. Nimm/ Rache/ dir den Preiß. Doch Blitz zerbrich die Stricke! !20 "
582 neide’s] meide’s AB meid’ des C 569 570 572 582
la¢cht] lo¢cht C ¢chilficht] ¢chilffigt C Perlen-weiß] Perlens-weiß C Syphaxs] Syphax C
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Sophonisbe
Die andre Abhandlung. Der Schauplatz ¢tellet fur den innern Platz des Koniglichen Pala¢ts. Sophonisbe. Syphax. Vermina. Juba. Himilco. Micip¢a. Orythia. Eleni¢¢e. Menalippe. Ein Theil der Numidi¢chen Fur¢ten und Hauptleute. Sophonisbe. SO i¢t/ hilf Himmel! ¢chon die Stadt in’s Feindes Hand? Himilco. Ja leider! wir ¢ind hin! Syphax. Erbarmlich Unbe¢tand Des Gluckes! das mit uns ¢pielt/ als mit Wa¢¢erbla¢en. Sophonisbe. Ach! wie wird nicht der Feind auf uns und Cyrtha ra¢en!
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Vermina. Sag’s: wie im Augenblick die Stadt erobert ¢ey? Himilco. Wir fall’n durch eignes Schwerd/ und durch Verratherey. Hiemp¢als Meyneyd hat die Fe¢tung aufgebrochen/ Nach dem er guldne Berg’ uns thorchten hat ver¢prochen/ Uns albern und der Stadt betheuernd weiß gemacht: Er habe Frieden uns von Ma¢ini¢¢en bracht. vor 1 andre] andere C fur] vor C 9 betheuernd] betheurend C
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Die andre Abhandlung
Sophonisbe. Verteufelt-fal¢cher Hund! ¢ind ¢olcher Heuchler Motten Aus zartem Wurm-Ge¢pun¢t’ und Purper nicht zu rotten?
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Himilco. Als nun das frohe Volck von Po¢ten ¢ich verlier’t/ Ja viel der Vorwitz gar in’s Feindes Lager fuhr’t/ Das voller Jauchtzen bebt/ mit Freuden-Feuern glantzet/ Jn dem jedwedes Fahn ein gruner Oelzweig krantzet/ !21 " Nimmt unver¢ehns der Feind mit einer ¢chwachen Schaar/ Die ¢elb¢t Hiemp¢al fuhrt/ das Thor ein/ die Gefahr Hieß mich und andre zwar zur Gegenwehr’ uns ¢chicken. Doch bald ¢iht man auf uns die gantze Macht losdrucken; Und als Mandre¢tal fallt/ Hiarba bleibet todt/ Jch die¢e Wunden kriegt/ fleucht alles: daß mit Noth Jch auf die Burg entkam. Syphax. Jch ¢eh’ es: das Verhangnus Be¢telt Numidien und uns das Leichbegangnus! Auch Hannibal hat ¢chon Carthagens Fall erkennt. Juba. Ach! Fur¢t/ die Burg i¢t ¢chon mit Feinden rings umbrennt. Ja die Be¢atzung laßt Thor/ Mauern/ Waffen fahren/ Springt uber zu dem Feind! Es ¢ind von allen Schaaren Nicht hundert/ welche treu in Konigs Dien¢ten ¢tehn.
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Vermina. Laßt uns dem Feinde noch behertzt entgegen gehn.
12 22 23 24 26 27
zartem] zarten B Wurm-Ge¢pun¢t’] Wurm-Ge¢pinn¢t C fleucht] fleugt C Verhangnus] Verhangniß C Leichbegangnus] Leichbegangniß C umbrennt] umrennt C Mauern] Mauren BC
Purper] Purpur C
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Sophonisbe
Sophonisbe. Ja! wir wolln biß in Todt mit euch in Kampfplatz zihen. Syphax. Umb¢on¢t! Ach konte nur Vermina noch entfliehen! An dem des Reiches Heil/ Carthagens Hofnung liegt; Mein Tro¢t/ wenn alles ¢on¢t ver¢pielt i¢t und be¢iegt.
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Vermina. Wie? und ¢ol ich allein durch Flucht und Furcht mir rathen? Syphax. Zeuch an ein Romi¢ch Kleid; und mi¢che den Soldaten Dich als ein Kriegs-Knecht ein. Der Feind wird/ wenn nur ich Gefangen/ ¢ich ¢o ¢ehr bekummern nicht umb dich. Auch ihr/ ihr Freunde/ fliht/ wo ihr entkommen konnet: Weil Syphax/ ! nun" das Schiff zerber¢tet/ jeden gonnet Daß er ein Brett ergreift/ und Tod’ und Ach ent¢chwimmt. Vermina. Herr Vater/ einen Kuß dem der nun Ab¢chied nimmt; Die Gotter wollen euch mit be¢¢erm Glucke ¢egnen! Himilco. Wir woll’n ¢tehn aus was euch/ Durchlauch¢te/ wird begegnen/
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Micipsa. Fur¢t Ma¢ini¢¢a ¢elb¢t bricht neb¢t des Heeres Kraft Schon durch das Burg-Thor ein.
40
!nun" ] und AB nun C
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Kampfplatz] Kamfplatz B Umb¢on¢t] Um¢on¢t C umb] um C
Die andre Abhandlung
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Sophonisbe. Laßt was der Himmel ¢chaft/ Was das Verhangnus ¢chickt/ behertzt thun und erfullen. Geduld verzuckert auch die Wermuth-bittren Pillen. !22 "
Ma¢ini¢¢a. Syphax. Sophonisbe. Bomilcar. Juba. Himilco. Micip¢a. Adherbal. Hierba. Mana¢tabal. Das Frauenzimmer. Eine Menge Ma¢in! i¢¢ "i¢cher Soldaten.
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Masinissa. Trift den Entlauffenen mit ¢einem Schwarme man Jn die¢em Kefichte vergifter Schlangen an? Stracks! daß man inge¢ambt ¢ie in die Ketten ¢chlu¢¢e. Syphax. Dein Schimmer ¢piegel ¢ich in meinem Fin¢ternu¢¢e.
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Masinissa. Dein Meineyd ¢turtz’t dich ¢elb¢t. Wer Gottern Eyde bricht/ Verdient bey Sterblichen Gun¢t und Erbarmung nicht. Laßt Bein und Armen ihm in enge Fa¢¢el ¢chrauben. Syphax. Wil man die Hand’ uns nicht zum min¢ten frey erlauben? Gerechte Gotter! Ach! Masinissa. Ja wol! ¢ie ¢ind gerecht; Dein Bey¢piel lehr’ts; denn der wird itzt der Straffe Knecht Jn dem die Boßheit herr¢cht.
vor 49 Ma¢in !i¢¢" i¢cher] _ Ma¢ini¢cher ABC (vgl. Pers.-Verz., 411,15, u. vor IV 156) 51 inge¢ambt] inge¢amt AB insge¢amt C 47 48 52
Verhangnus] Verhangniß C bittren] bittern C ¢piegel] ¢piegle C
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Sophonisbe
Syphax. Du wir¢t der Gotter Rache Noch allzu zeitlich fuhln. Du eben bi¢t der Drache Der Africa ver¢chlingt; und ¢eine Freyheit legt Den Romern unters Joch; der eine Wolfin hegt Jn ¢einer eignen Schos/ die ihn bald ¢elb¢t wird fre¢¢en. Bomilcar. Gefangne reden nicht mit Siegern ¢o verme¢¢en.
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Syphax. Verletzt die Wahrheit ¢o der Heuchler zartes Ohr? Bomilcar. Du ¢elb¢t ha¢t hin und her gewancket wie ein Rohr. Syphax. Jch nie in’s Vaterland ein frembdes Volck gefuhret. Masinissa. Was nutzt euch: daß ihr hier ¢o Wortt’ als Zeit verlieret? Stracks fuhrt den Syphax hin/ ¢chlußt ihn in Kercker ein.
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Syphax. Des Syphax Gei¢t wird frey auch in den Banden ¢ein. Masinissa. Bomilcar/ laß’ alsbald rings-umb die Burg verwachen: Daß niemand/ wer der ¢ey/ ¢ich auf die Flucht kan machen; Sucht neb¢t Verminen auf die ¢toltze Konigin Die die¢en Brand gebohrn. Die ¢chleppt in Kercker hin! !23 "
vor 67 Syphax] Sypcax B 67 frembdes] fremdes C 71 rings-umb] rings um C
Die andre Abhandlung
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Sophonisbe. Durchlauchtig¢t-gro¢¢er Fur¢t; Großmacht’ger Uberwinder/ Erbarm dich deiner Magd und ihrer armen Kinder; Die ¢ich fußfallig dir zu deinen Fu¢¢en legt. Masinissa. Was? i¢t dis eine Magd die Helm und Harni¢ch tragt?
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Sophonisbe. Ja! es i¢t Sophonisb’/ ein Haß der leichten Gotter/ Ein Ball des fal¢chen Glucks/ ein Ziel der Unglucks-Wetter; Vor eine Konigin/ itzt deine ¢chlechte Magd; Der das Verhangnus hat ¢on¢t allen Tro¢t ver¢agt/ Als die¢en: daß ¢ie fallt in Ma¢ani¢¢ens Hande; Daß mein ge¢cheutert Schif an einen Fel¢en lende/ Auf dem der Tugenden ¢tern-heller Pharos ¢teht. Vergib mir: daß ein Weib ¢o ferne ¢ich vergeht/ Die deine Sclavin i¢t: daß ¢ie dein Knie anruhret/ Daß ¢ie zu Fu¢¢e fallt dem Herren/ welcher fuhret Jm Kocher Gnad’ und Tod/ Gewalt auf Hals und Haupt. Wo deine Siegs-Hand mir zu ku¢¢en i¢t erlaubt/ Wo ein gefangen Weib darf Sieger etwas bitten/ Jch Mohrin auf dein Knie darf reine Thranen ¢chutten/ So fleh’ ich durch den Glantz der Krone/ die dich ¢chmuckt/ Bey aller Gotter Gun¢t/ die dir den Sieg zu¢chickt/ So fleh’ ich dich beym Ruhm und Nahmen der Numiden/ Das du und Syphax bi¢t/ nicht umb geneigten Frieden/ Umb Leben/ Kron und Reich/ nicht umb die Freyheit an. Nein! Sophonisbe ¢tirbt begierig/ wo ¢ie kan. Die Krantze/ die uns ziern/ ¢ind Pfeile voller Spitzen/ Die uns durch’s Hertze fahrn/ und un¢er Haupt zerritzen. Das Elend nagt an uns/ das Glucke macht uns blind/ Da Mohren doch beruhmt ¢on¢t von vier Augen ¢ind.
76 82 84 88 96 97
Magd] Macht B Verhangnus] Verhangniß C ge¢cheutert] ge¢cheitert C Herren] Herrn B umb] um C Umb] Um C umb] um C
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Sophonisbe
Das Reich war mir nur La¢t/ die Krone trug nur Dorner; Drumb ¢chatzt’ ich alles diß nur fur gemahlte Korner/ Darmit das Gluck’ uns ¢treut/ und in’s Verterben lockt. Der Himmel i¢t zu ¢chwartz/ das Glucke zu ver¢tockt: Daß ich mir noch hiervon was ¢u¢¢es traumen la¢¢e. Jch ¢chwere gro¢¢er Fur¢t: daß ich mit Lu¢t erbla¢¢e. Mich ¢tinckt das Aloe des ¢auern Lebens an/ Das das Verhangnus ¢elb¢t mir nicht verzuckern kan/ !24 " Weil ja kein Kurbskern mag Granaten-Aepfel zeugen. Masinissa. Auf! ¢chon¢te Konigin/ ¢ie darf kein Knie hier beugen/ Sie melde: was ¢ie druckt. Was hat ¢ie zu befehln?
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Sophonisbe. Jhr Gotter! kan ich wol fur Hertzens-Lu¢t erzehln Das bange Seelen-Ach! Mein Fur¢t/ der Romer Ketten Beang¢tigen mein Hertz. Kan mich der Fur¢t erretten Aus die¢er Stoltzen Schimpff’/ und ¢olcher Wolffe Klau’/ Erlang’ ich Wun¢ch und Heil. Daß ich des Syphax Frau/ Der deines Bluttes i¢t/ ¢o lange bin gewe¢en/ Daß ich ¢o wol als du in Africa gene¢en/ Senckt meiner Seele Tro¢t und Hofnungs-Ancker ein: Du konn¢t ¢o grimmig nicht als frembde Romer ¢ein. J¢t aber die¢e Macht dir/ gro¢¢er Fur¢t/ ver¢chnitten/ So la¢¢e dich mich Magd/ mich Sclavin doch erbitten; So treib dis ¢chone Schwerdt (ich ¢chmecke ¢chon die Lu¢t!) Durch meiner Kinder Leib in Sophonisbens Bru¢t. Bringt uns die Kinder her; hier durch fußfallig flehen
123 Macht] Macht/ AB Macht C 104 105 107 109 110 121 122
Drumb] Drum C Verterben] Verderben C noch] nur C ¢auern] bittern C Verhangnus] Verhangniß C Seele] Seel B Seelen C frembde] fremde C
Die andre Abhandlung
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Sich ¢trenger Dien¢tbarkeit der Romer auszudrehen. J¢t auch der Wun¢ch umb¢on¢t; ¢o wil als Prie¢terin Jch dir ihr ¢pritzend Blutt zum Opfer liefern hin.
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Masinissa. Durchlauch¢te Sophonisb’/ ich fuhle deine Schmertzen. Das Gift fleu¢t dir in Mund/ und wurckt in meinem Hertzen. Jedoch/ ¢ie ¢chopffe Luft und gebe ¢ich zur Ruh. Oft wirft der Sturm in Port. Mein Licht/ ich ¢ag’ ihr zu/ Hier hat ¢ie Treu und Hand/ ihr billiges Begehren.
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Sophonisbe. Jhr Gotter! was werd’ ich/ als Freuden-¢chwangre Zehren/ Mein Schutz-Gott/ dir zum Danck’ und Opfer gelten ab? Mein Antlitz/ das zur Zeit dem Syphax Anmuth gab/ Vermag nur Thranen noch; und meine ¢chnellen Bru¢te/ Die vor zwey Kocher war’n/ und Brunnen ¢u¢¢er Lu¢te/ Sind nur von Seuftzern reich. Die Seele die kaum kan Noch recheln/ zundet ihm der Andacht Weyrauch an. Ja! laß’ auch dich nunmehr anbethen die zwey Knaben. Ver¢chmehe/ ¢o wie Gott/ nicht die geringen Gaben. Das Hertze/ nicht ihr Preiß gibt Opfern ihren Werth/ Geht/ lieb¢ten Kinder/ fallt dem Sieger in das Schwerdt. ! 25 " Adherbal. Großmacht’ger Herr und Fur¢t! Wir fallen ihm zu Fu¢¢en/ Verpflichten ewig uns zu Sclaven Ma¢ani¢¢en. Er ¢pann’ uns Aerm¢te nur nicht in der Romer Joch.
134 in] im AB in C 129 130 136 143 144
umb¢on¢t] um¢on¢t C ihr] itzt C Zehren] Zahren C Ja!] Jch C Ver¢chmehe] Ver¢chmahe C
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Sophonisbe
Hierba. Wir wun¢chen uns den Todt und tau¢end Martern noch/ Wir wolln furs Henckers Klotz mit frohem Lachen knien; Wir wolln in Lowen-Holn/ in Drachen-Ne¢ter ziehen/ Wo uns der Fur¢t nur nicht nach Rom als Sclaven ¢chickt. Masinissa. Jhr edlen Fur¢ten/ auf! Aus die¢en Kno¢pen bluckt Die Trefligkeit des Stamm’s/ die Wurde kunft’ger Fruchte. Durchlauch¢te/ ¢ie entwolck’ ihr himmli¢ches Ge¢ichte; Mana¢tabal nimm ihr und ihrer Treuen wahr. Die Stille folgt auf Sturm/ Erkwickung nach Gefahr.
Ma¢ini¢¢a. 160
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Ach! aber Ach! bin ich Be¢igter oder Sieger? Den Jager zwar erlegt oft ein gehetzter Tyger/ Nicht aber ein ¢chwach Reh. Und Sophonisbe ¢chlagt Jn Band und Ei¢en mich! wir ¢iegen! und ¢ie tragt Die Lorber-Krantze weg! wir ¢chneiden/ und fuhln Schmertzen! Wir herr¢chen in der Burg/ ¢ie aber uns im Hertzen! Wir ¢ind Herr die¢es Reichs/ ¢ie Hencker un¢er Lu¢t! Tyrann in un¢er Seel’/ und Natter in der Bru¢t! Gleicht Sophonisbe ¢ich der zaubernden Medeen? Sol ich Creu¢æ Brand des Creon Ach aus¢tehen? Steckt ¢ie durch blo¢¢en Blick wie Ba¢ili¢chken an? Werd’ ich gea¢chert ein/ eh ich den Zunder kan So gro¢¢er Flammen ¢ehn? Jch loder! ich verbrenne! Mein Abgott/ Sophonisb’! Auf! Fur¢tin/ ich erkenne
152 Lowen-Holn/] Lowenholn A Lowen-Holn A(Errata)B Lowen-Holln/ C 168 ich] ich der ABC ich A(Errata) Creu¢æ] Creu¢e ABC 154 155 165 166 169 170
bluckt] blickt C Trefligkeit] Trefflichkeit C un¢er] un¢rer C un¢er] un¢rer C Ba¢ili¢chken] Ba¢ili¢ken C gea¢chert] gea¢chet B
Die andre Abhandlung
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Fur den Gefangenen/ fur deinen Sclaven mich! Wie/ Ma¢ini¢¢a/ was begin¢t du? geh’ in dich! Sol die¢e Spinne dir anmuth’gen Honig geben? Sol die¢er Seidenwurm dir ein Begrabnus weben? Sturtz¢t du vor¢etzlich dich wie Mutten in die Glutt? Kenn¢t du die Schlange nicht noch A¢drubals ¢ein Blutt/ Die Gift nur athmet aus/ ja nichts als Sterben hauchet? Die Flamme/ durch die itzt Numidien verrauchet? !26 " Der Molch/ der’s Syphax Bru¢t durch Ehrgeitz neckt und ¢tach/ Bis er vom Reich uns ¢ties/ der Romer Bundnus brach? Und Ma¢ini¢¢a wil ¢ich gatten mit den Drachen/ Umbarmen die¢en Wurm/ mit Nattern Freund¢chaft machen? Schleuß die¢e Zauberin in ein Gefangnus ein; Stoß ¢ie aus Schoos und Bru¢t. Nein! Ma¢ini¢¢a/ nein! Der Ehrgeitz blandet dich/ du renn¢t in ¢chnoden Schrancken/ Die Rach’ und Eyfer ¢etzt; du frevel¢t mit Gedancken/ Wenn du des Syphax Schuld auf ihre Schultern lag¢t; Die Un¢chuld mit Verdacht- und Neides-Peit¢chen ¢chlag¢t. Ge¢etzt: daß ¢ie auf Rom verbittert ihn verhetzet; Welch Lamm erbo¢t ¢ich nicht auf den/ der es verletzet? Die Schneck’/ ein Kefer ¢preu¢t auf jeden/ der ¢ie neckt/ Die ¢chwachen Horner aus. Dis/ Sophonisbe/ ¢teckt Mich mehr mit Flammen an: daß deine Schonheits-Strahlen Nicht tumme Steine ¢ind und Perlen-leere Schalen: Daß du von A¢drubaln dem Helden ¢tamme¢t her/ Der neu Carthago baut’/ ein Herr war zweyer Meer’/ Und ¢tets voll Tapferkeit zum Kampffe war gegurtet;
190 Verdacht- und] Verdacht-und A Verdacht- und BC 176 177 181 182 184 185 189 195 197
Begrabnus] Begrabniß C Mutten] Motten C der’s] der C Bundnus] Bundniß C Umbarmen] Umarmen C Gefangnus] Gefangniß C lag¢t] leg¢t C Schonheits-Strahlen] Schonheit-Strahlen C dem] den C
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Sophonisbe
Daß deine Lilgenbru¢t Alcidens Hertz bewirthet; Daß Blitz be¢eelt dein Aug’ und Anmuth die Ge¢talt. Jch brenn! Ach! aber/ ach! mein Hertze wird mir kalt/ Wenn es an Rom gedenckt/ an Scipions Ge¢ichte. Ge¢chwinde Brun¢t gebiehrt der Reue ¢aure Fruchte. Wie wurd’ es Ma¢aniß’/ umb Reich und Zepter ¢tehn? Ach ja! es laßt ¢ich nicht in jeden Tempel gehn Mit unver¢chloßner Lipp’ und aufgelo¢ter Stimme. Und Ma¢ani¢¢a darf nicht ¢agen: daß er glimme; Mus legen/ wenn er dich/ o Sonne/ betet an/ Den Finger auf den Mund. Doch nein! ¢olch Feuer kan Ver¢charrt nicht unter A¢ch’ er¢tickter Furcht verliegen. Rom mag erbittert ¢ein/ mein Zepter An¢tos kriegen/ Die Gun¢t in Haß ¢ich kehrn/ mein Zepter Gluck’ und Land/ Mein Lebens-Faden hengt in Sophonisbens Hand; Mein Puls ¢chlagt/ wie in ihr/ mein Hertz in ihren Bru¢ten! Wird aber Syphax nicht noch un¢ern ¢u¢¢en Lu¢ten Schal¢ichtig ihrer Gun¢t und Lieb’ am Wege ¢tehn? Nein! Syphax ¢ol ¢chnur¢tracks durch die¢e Fau¢t vergehn! ! 27"
Der Schauplatz bildet ab einen Kercker. Syphax. Sophonisbe.
220
Syphax. J¢t der Verlu¢t des Reichs/ Rachgotter/ euch zu wenig? So ¢ol Numidiens gekrontes Haupt und Konig/ Der Schutz-Herr Afrikens in die¢es Kerckers Nacht Vermodern und verfauln? lernt/ die ihr euch die Pracht
200 203 205 208 212 213 217 218
Lilgenbru¢t] Liljen-Bru¢t C Wenn] Wenns C wurd’] wird C umb] um C Ma¢ani¢¢a] Ma¢ini¢¢a BC Zepter] Scepter C Zepter] Scepter C Schal¢ichtig] Scheel¢ichtig C die¢e] die B
Zepter] Scepter C
Die andre Abhandlung
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Des Purpers blanden laßt/ aufs Zepters Rohr¢tab ¢tutzet: Daß der in Banden heut’ und auf den Pfalen ¢itzet Der ge¢tern Crœ¢us war. Ach! was war Syphax nicht? Ein Stern in Mohren Land; itzt ein verlo¢chen Licht; Der Volcker Schiedes-Mann/ ein Richter gro¢¢er Herren; Jtzt ein verdammter Knecht; den man wie Sclaven ¢perren Jn ¢chwere Fa¢¢el laßt. Rom und Carthago war Umb meine Gun¢t bemuht; der Helden gro¢tes Paar/ Der Romer Scipio und A¢drubal der Mohren Bedienten meine Hand/ liebko¢ten meinen Ohren/ Bewarben auf einmal umb meine Freund¢chafft ¢ich. Ach! daß ich/ Scipio/ du Unglucks-Vogel/ dich Mit der ergrimmten Fau¢t zu todten nicht gewaget/ Als du und A¢drubal in einem Bette laget! Drumb/ Syphax/ ru¢te dich/ er¢etze/ was ver¢ehn! Es i¢t ¢o ¢chrecklich nicht den grau¢en Tod an¢ehn/ Als in der Fin¢ternus kaum Maulwurfs-Augen haben. Auf! ru¢te dich in’s Hertz dis Me¢¢er zu vergraben! Sophonisbe. Halt Syphax! Syphax. Steht uns auch zu ¢terben nicht mehr frey? Sophonisbe. Nicht ube wider dich ¢elb¢t grimme Tyranney. Syphax. Ach! hett’ ich dis beginnt ¢chon in der zarten Jugend! 224 den] dem A den BC 225 Crœ¢us] Cræ¢us AB Cra¢us C 236 laget!] laget? A laget! BC 223 230 233 237 239
Purpers] Purpurs C Zepters] Scepters C Umb] Um C umb] um C Drumb] Drum C Fin¢ternus] Fin¢terniß C
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Sophonisbe
Sophonisbe. Bey Ungluck Ungeduld i¢t Zagheit/ keine Tugend.
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Syphax. Sol ich in ¢teter Furcht noch fur mehr Schimpffe ¢tehn? Sophonisbe. Die Sonne kan nach Blitz noch ¢chon zu Golde gehn. !28 " Syphax. Jch hoffe nun nichts mehr von Men¢chen oder Gottern. Sophonisbe. Dir blickt ein Sonnen¢trahl ¢chon nach ¢o grau¢en Wettern. Syphax. Ein Sonnen¢trahl? von wem? Sophonisbe. Von Mir.
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Syphax. Ach! fal¢ches Liecht! Elende Sonne! gib’ mir’s Me¢¢er! Sophonisbe. Kenn¢t du nicht Mehr deine Sophonisb’. Syphax. Jhr Gotter! Sophonisbe. Deine Sonne/ Die die¢e Nacht durch¢trahlt/ des Kerckers Ang¢t in Wonne/ Die Band’ in Freyheit kehrt.
249 Liecht] Licht C
Die andre Abhandlung
Syphax. Wie? Syphax traumet dir? Hohnt ein Ge¢pen¢te dich?
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Sophonisbe. Mein Fur¢t/ nein! glaube mir. Die Sorge fur dein Heil fuhrt mich zu deinen Ketten. Syphax. Kommt Sophonisbens Gei¢t hieher? Sophonisbe. Jch dich zu retten. Syphax. Jch hore meinen Schatz/ ¢chau aber einen Mann. Sophonisbe. Schau: in was Treu’ und Noth ¢ich nicht vermummen kan! Syphax. Wie? i¢t/ mein Engel/ ¢ie ein Romi¢ch Kriegs-Knecht worden?
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Sophonisbe. Die Liebe/ lieb¢tes Haupt/ i¢t aus des Proteus Orden/ Die ¢ich zu allen macht/ nimbt jede Farb’ an ¢ich Wie ein Chamæleon. Die hat/ mein Engel/ mich Auch in dis Kleid ver¢teckt dir Hulf und Rath zu bringen. Syphax. Was kan aus der Gefahr fur Hulffe mir ent¢pringen?
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Sophonisbe. Verwech¢ele mit mir nur Augenblicks dein Kleid.
254 glaube] glaube C 261 nimbt] nimmt C
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Sophonisbe
Syphax. Ach/ Ausbund wahrer Treu! Sophonisbe. Ver¢piele keine Zeit. Der Wachter Auf¢icht laßt uns nicht viel We¢ens machen. Syphax. Wil ¢ie mich denn befreyn/ ¢ich opfern die¢en Drachen? Sophonisbe. Beforder deine Flucht. Jch weiß auch mir ¢chon Rath.
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Syphax. Wer ¢chleußt die Fe¢¢el mir auf? Sophonisbe. Sophonisbe hat Schon Schlu¢¢el.
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Syphax. Kan mein Gei¢t die Treue noch begreiffen? Jedoch/ ich wil auf mich die Hencker la¢¢en ¢chleiffen !29 " Schwerdt/ Hacken/ Spi¢¢e/ Beil/ die Augen-Lieder mir Weg¢chneiden/ und mich ¢telln gerader Sonnen fur/ Jch wil mehr Pein ¢tehn aus/ als Regulus ertragen/ Eh als mein Frey-¢ein dich ¢ol in die Fe¢¢el ¢chlagen. Sophonisbe. Das letzte kan/ mein Schatz/ durchaus nicht anders ¢ein. Syphax. Jch wil eh ¢terben!
266 Ausbund] Ausbund/ AB Ausbund C 269 Beforder] Befordre C
Die andre Abhandlung
Sophonisbe. Schleuß/ mein Engel/ mich nur ein/ Ver¢ichert: daß hierdurch mein Heil eroffnet werde.
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Syphax. Ach! was druckt meinen Gei¢t fur Wehmuth und Be¢chwerde! Sophonisbe. Geh’ uner¢chrocken fort! es wird kein Men¢ch dich nicht Rechtfertigen. Ja/ weil dein Mund gutt Romi¢ch ¢pricht Wir¢t du dich auf den Fall wol zu verreden wi¢¢en. Syphax. Laß dich/ mein Tro¢t/ noch ein¢t zu gutter letzte ku¢¢en!
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Sophonisbe. Die Gotter leiten dich! der Himmel ¢ey dein Schutz! Wie aber? ¢chafft auch dis dir/ Sophonisbe/ Nutz? Die Ketten ¢chwirrn umb mich; doch in den lei¢en Ohren Klingt Ma¢ani¢¢ens Wort; ¢ein Schall i¢t unverlohren! Er fuhle meinen Schmertz. Wer die¢es Fuhlen hat/ Kan unverliebt nicht ¢ein. Mein Syphax/ was fur Rath? Wenn Ma¢ani¢¢ens Hand uns Liebes-Korner ¢treute? Dorft’ ich/ mein Engel/ dich wol ¢etzen auf die Seite? Nein/ Sophonisbe/ nein! der Himmel ¢traft und haßt Den Meineyd/ der bald dis/ bald jenes Bild umbfaßt. Wie wurd’ uns Syphax nicht verfluchen und verdammen? Ja wurde Ma¢aniß’ uns mit ¢ambt un¢ern Flammen Nach ein¢t-gebu¢ter Lu¢t nicht als ein Gift ver¢pein? Weil La¢ter nach der That uns ¢elb¢t bald Eckel ¢ein. Jedoch/ was wider¢tehn wir leitenden Ge¢tirnen? 283 292 294 296
wi¢¢en.] wi¢¢en A1B wi¢¢en. A2C Engel/ dich] Engel dich/ AB Engel/ dich C umbfaßt.]_umbfaßt AB umfaßt. C ¢ambt] ¢amt AB ¢amt C
287 umb] um C 294 umbfaßt] umfaßt C 295 wurd’] wird C
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Sophonisbe
Mein Syphax/ pflegen doch die Gotter nicht zu zurnen: Daß heute man dis Bild/ ein anders morgen ehrt. Ja/ was i¢t/ das die Zeit uns nicht er¢innen lehrt? Der Witz mus aus der Noth ihm eine Tugend machen. Er halt auch mich und’s Reich ¢chon fur verlohrne Sachen/ Der Sophonisben nicht mit rechte fluchen kan/ Die ¢eine Ketten bricht und ihr an Hals legt an; Die Ketten/ durch die ich ¢elb¢t traue Ma¢ini¢¢en/ Als Zeichen meiner Treu’ ins Liebes-Garn zu¢chlu¢¢en. !30 "
Ma¢ini¢¢a. Sophonisbe.
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Masinissa. Was ¢chwermet Syphax noch in die¢er Ein¢amkeit? Was zanckt er mit ¢ich ¢elb¢t? Verrather/ itzt i¢t’s Zeit: Daß deine Her¢chens-¢ucht ¢o Gift als Gei¢t ausbla¢e; Daß Ma¢ani¢¢ens Stahl in deinen Darmern ra¢e/ Den du/ Friedbruchiger/ des Reiches ha¢t ent¢etzt. Was ¢euftz’t? was murmelt er? laßt horen/ was er ¢chwatzt? Sophonisbe. Ja! Ma¢ini¢¢a/ ja! voll¢trecke deine Rache! Du ha¢t nicht ¢chlechten Grund/ ich eine bo¢e Sache. Masinissa. Reitzt der Verzweifelte mich ¢elb¢t zum ¢traffen an? Sophonisbe. Weil/ au¢¢er durch den Tod/ ich nicht gene¢en kan.
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Masinissa. Weil du dich ¢elb¢t verdamm¢t und deine bo¢e Lu¢te/ So kriege Tod und Stich. Sophonisbe. Ja ¢toß durch die¢e Bru¢te! 305 Sophonisben] Sophonisbe C
Die andre Abhandlung
Masinissa. Hilf Himmel! ich er¢tarr! Sophonisbe. Wie? daß der Dolch entfallt? Masinissa. Wie? hat der Syphax ¢ich in eine Frau ver¢tellt? Laß’ uns dis Wunder-Werck was eigen doch betrachten! Sophonisbe. Wil Ma¢ani¢¢a nicht mich Sophonisbe ¢chlachten?
325
Masinissa. Jhr Gotter! bin ich noch bey Witze? traumet mir? J¢t Sophonisbe dis? i¢t Syphax nicht mehr hier? Sophonisbe. Sie i¢t es/ gro¢¢er Fur¢t/ ¢ie kniet fur Ma¢ani¢¢en. Masinissa. Ließ mein Mana¢tabel ¢ie in den Kercker ¢chlu¢¢en? Der Schwefel ¢ol ¢ein Lohn/ die Fau¢t ¢ein Hencker ¢ein!
330
Sophonisbe. Nein! meine Treu ¢chleu¢t mich in die¢en Fe¢¢eln ein. Masinissa. Die Treue? leg’ uns aus dein ¢eltzam Ebentheuer.
323 dis] die ABC 327 i¢t] i¢t’ AB i¢t C 325 327 328 330
Gotter] Gotrer B fur] vor C ¢chlu¢¢en] ¢chlie¢¢en C Treu] Treue C die¢en] die BC
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Sophonisbe
Sophonisbe. Welch Ertzt zer¢chmeltzet nicht durch hei¢¢es Liebes-|Feuer? Masinissa. Es dunckt mich/ was du ¢ag¢t/ ein leer- und blo¢¢er Traum.
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Sophonisbe. Verzeihe/ gro¢¢er Fur¢t. Jch darf mein La¢ter kaum Erofnen. Masinissa. Sag’s/ was i¢t’s? was nenn¢t du dein Verbrechen? Sophonisbe. Die Zunge ¢tammelt mir/ wenn ich es aus wil ¢prechen. Masinissa. So ¢tarrt der Mund fur dem/ was Hertz und Hand vollbracht? Sophonisbe. Jch hab’ aus die¢er Kluft den Syphax loos gemacht. !31 " Masinissa. Und ¢ie hat ¢ich fur ihn in Ketten ¢chrauben la¢¢en?
340
345
Sophonisbe. So i¢t’s! weil ich fur ihn mir wun¢che zu erbla¢¢en. Großmacht’ger Herr und Fur¢t! verzucke nicht den Stich; Bepurper die¢e Bru¢t. Nimm fur den Syphax mich Zu deinem Opfer an. Jch weiß: daß mein Beginnen Halsbruchig La¢ter ¢ey. Jch werde viel gewinnen/ Wenn deine blode Magd/ die fur dir ¢auftzend kniet/ Und nach dem Tode girrt/ durch deine Fau¢t ¢ich ¢iht Durch keinen Romer falln.
332 Ertzt] Ertz C 338 gemacht] gemach B 345 fur] vor C
Die andre Abhandlung
350
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Masinissa. Durchlauch¢te Sophonisbe. Mach¢tu die Fabel wahr von der getreuen Thisbe? O Demant-fe¢te Treu! O Liebe/ die fur ihr Kein gleiches Bey¢piel hat! die Tugend wigt in dir Noch deine Schonheit weg. Was ¢tarr¢t du/ Ma¢ani¢¢e? La¢t du die Gottin noch umbarmen deine Fu¢¢e? Brich der Andromede verdammten Stahl entzwey! Ver¢chweig ihr langer nicht: daß Sophonisbe ¢ey Des Ma¢ini¢¢a Sonn’/ Aug-Apffel/ Gottin/ Engel; Er tief¢ter Sclav’ und Knecht. Sophonisbe. Jch kenne meine Mangel. Entweihe deinen Mund durch eiteln Lob¢pruch nicht.
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Masinissa. Jch fange Flamm’ und Glutt von deiner Tugend Licht’. Jch brenne durch den Blitz der Schonheit angezundet! Wie bald wird nicht be¢iegt/ der mehrmals uberwindet? Wie fallt in Fa¢¢el der/ der ¢ie lo¢t andern auf! Schau: wie der Liebe Blitz durch Pfeil-ge¢chwinden Lauf Den Grimm wie Wachs zer¢chmeltzt/ des Siegers ei¢icht Hertze Wie Schwefel zundet an; wie der Begierden Kertze Des Ha¢¢es Rauch zertreibt! wie Ma¢ani¢¢a brennt; Der dich die Siegerin/ ¢ich den Be¢iegten nennt! Sophonisbe. Verfin¢ter deinen Glantz nicht in ¢o du¢trer Hole. Die er¢ten Regungen in einer zarten Seele Sind keine Wolcken nicht/ nur leichter Hagerauch/ Den Sonn’ und Witz bald tilgt. Und er/ mein Fur¢t/ wird auch/ Eh als es Mittag wird/ mit klarern Augen ¢ehen.
348 349 352 365 367 369
Mach¢tu] Mach¢t du C fur] vor C umbarmen] umarmen C Ma¢ani¢¢a] Ma¢ini¢¢a BC Verfin¢ter] Verfin¢tre C Hagerauch] Hager auch C
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Sophonisbe
Masinissa. Nein! meine Flammen wird Vernunft und Zeit aufwehen! Jch habe die¢er Glutt zwar Anfangs wider¢trebt; Doch ich floh wie ein Reh/ in dem der Pfeil ¢chon klebt. Jch wolte mit Gewalt die Augen von dir kehren. Doch ich empfand: daß ¢ie von Arth der Adler weren/ !32 " Du ihr ¢chon Sonnenradt. Ja hette meine Pein Mir Ruh und Schlaff vergonnt/ wurd’ es ein Traum zu ¢ein Mich duncken! aber ach! ich brenn’ und werde brennen! Das Epheu laßt ¢ich nicht gantz von der Staude trennen/ Jch nicht be¢eelt von dir! Ja/ au¢¢er dir bin ich Todt. Denn ich habe ja kein ander Hertz als dich. Mein Abgott/ Sophonisb’; Jch falle dir zu Fu¢¢e; Ach! kuhle meinen Brand mit einem feichten Ku¢¢e! Geuß in mein ¢iedend Hertz zwey Tropfen reiner Gun¢t. Wie wird mir? Himmel hilf! kreucht durch ¢o hei¢¢e Brun¢t Das Eis des Todes uns und Ohnmacht in das Hertze? Mein Lebens-Wachs zerrinnt/ weil meine Liebes-Kertze Mit allzu gro¢¢er Glutt das Adern-Oel greift an. Ach! daß ¢ich nicht die Seel’ in dich verwandeln kan! Sophonisbe. Mein Fur¢t/ mein Augen-Tro¢t; zwar meine Seele ¢chwimmet Jn die¢en Flammen auch/ worvon dein Hertze glimmet: Der Himmel aber ¢pricht uns die¢en Brand nicht gutt/ Entzeucht den Ampeln’s Oel/ geu¢t Wa¢¢er auf die Glutt.
395
Masinissa. Welch Unmen¢ch mag ¢o ¢chwartz dir Stern und Himmel mahlen? Sophonisbe. Mein Auge wirft mit fug nur auf den Syphax ¢trahlen.
376 378 380 384 392
weren] waren C wurd’] wird C Epheu] Eupha C feichten] feuchten C worvon] wovon C
Die andre Abhandlung
Masinissa. Der flucht’ge Syphax i¢t dir ein verlohrnes Ziel? Sophonisbe. Jch blieb ¢ein Eh-Gemahl/ als gleich ¢ein Glucke fiel. Masinissa. Die Stratonice freyt noch bey Seleucus leben.
400
Sophonisbe. Seleucus hat mit will’n dem Sohne ¢ie gegeben. Masinissa. Auch Syphax kan nun nicht mehr eyfer¢ichtig ¢ein. Sophonisbe. Das Ungluck a¢chert nicht der Liebe Pfeiler ein. Masanissa. Hat A¢drubal mich dir zum Braut’gam doch erwehlet. Sophonisbe. Carthago aber hat mich ihm/ nicht dir vermahlet.
405
Masanissa. Zernichtet Kaccabe mit Fug der Eltern Schluß? Sophonisbe. Das Vaterland geht fur/ dem alles weichen muß. Masinissa. Das Kriegs-Recht ¢cheidet ¢ie/ und ¢chenckt ¢ie meinen Handen.
399 Seleucus] Selevcus AC Sclevcus B 400 Seleucus] Selevcus ABC 401 eyfer¢ichtig] eifer¢uchtig C 403 erwehlet] erwahlet C 406 fur] vor C
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470
Sophonisbe
Sophonisbe. Wil er umb meine Gun¢t ¢ein gantzes Heil ver¢chwenden? Masinissa. Wahrhafte Liebe ¢cheut ein ¢cheles Auge nicht.
410
Sophonisbe. Er weiß/ mein Fur¢t/ was Rom fur ¢trenges Urtheil ¢pricht. ! 33" Masinissa. Hat Rom im Lieben uns Ge¢atze vorzu¢chreiben? Sophonisbe. Jch werde Scipions Gefang’ne ¢ollen bleiben. Masinissa. Nimmt Cyrtha Scipio/ nicht Ma¢ini¢¢a ein? Sophonisbe. Die gro¢ten Fur¢ten ¢olln der Romer Werckzeug ¢ein.
415
Masinissa. Jch bin Roms Sclave nicht/ es heißt mich Bunds-|Geno¢¢en. Sophonisbe. Sie wolln ¢tets erndten ein/ wo andre gleich gego¢¢en. Masinissa. Dich Sophonisbe nicht/ weil Ma¢ini¢¢a lebt. Sophonisbe. Jch ¢orge: daß mir dis den Sterbekittel webt!
413 Scipio/] Scipio A Scipio/ BC 408 umb] um C 413 Ma¢ini¢¢a] Mani¢i¢¢a C
Die andre Abhandlung
Masinissa. Jch wil den Bund mit Rom/ eh als den Eyd dir brechen.
420
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Sophonisbe. Jch darf/ mein Schutz-Gott/ dir nun nicht mehr wider¢prechen. Die Flamme laßt in mir ¢ich langer nicht verholn. Laß einen hei¢¢en Kuß den todten Mund be¢eeln. Denn Ku¢¢en i¢t der Kern/ die Seele ja der Liebe. Jtzt folgt nach Thranen Lu¢t/ und Sonnen¢chein aufs Trube. Jch bin aus mir entzuckt/ er¢auft von Gluck und Lu¢t! Jch opfere mein Hertz und wiedme meine Bru¢t Zum Tempel. Masinissa. Himmel hilf! wil ¢ie in Ohnmacht fallen? Sophonisbe. Laß Lab¢al ¢augen mich aus deinen Mund-Korallen. Masinissa. Streut zweyer Sonnen Nacht der Thranen Thau von ¢ich?
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Sophonisbe. Mein Brand zer¢chmeltzt die Seel’ und fleucht aus mir in dich! Masinissa. Und meine lach¢t nach dir! Jch ¢incke fur dir nieder! Jch gebe dir dein Reich mit meiner Seele wieder. Das Einhorn lagt ¢ein Horn/ das Zepter ¢einer Macht/ So in der Frauen Schoos. Laß uns/ mein Licht/ bedacht Stracks auf die Hochzeit ¢ein/ und aus dem Kercker gehen. Vollzogner Heyrath kan Rom ¢chwerer wieder¢tehen. !34 "
424 425 430 431 433
nach] auff B auf C er¢auft] ar¢aufft B zer¢chmeltzt] zer¢chmeltz B fur] vor BC lagt] legt C Zepter] Scepter C
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Sophonisbe
Der Schauplatz bildet ab den Tempel. Reyen Der Liebe/ des Himmels/ der Regier¢ucht unter der Per¢on des Jupiters. des Abgrunds/ der Grau¢amkeit unter der Per¢on des Pluto. der Erde/ der Tugend/ unter der Per¢on des Hercules. des Wa¢¢ers/ der Ehre/ unter der Per¢on des Ja¢on.
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Die Liebe. DEr Zirckel der Natur umb¢chrenckt Nicht mein Altar/ nicht meines Tempels Zinnen/ Jn einem meiner Finger henckt: Daß euer Leben euch die Parcen ¢pinnen. Kommt nun Hell/ Erde/ Himmel/ Meer/ Kommt ¢treut mir opfernd Weyrauch her. Der Himmel. Du bi¢t mein Kind/ die Gotter opfern mir; Der Donner kampft fur meines Zepters Wurde. Was zuck¢t du denn dich meiner Gottheit fur? Dein Tempel i¢t fur meinem eine Hurde. Die Liebe. Eh als der Himmel ¢tand/ war ich. Er buhlt der Welt liebaugelnde von ferne/ ! 35 " Und ¢chmuckt mit tau¢end Augen ¢ich. Sein Kleid und Antlitz ¢ind verliebte Sterne/ Beer/ Ochs’/ Orion/ Adler/ Schwan Zeugt meine Macht/ ¢ein Feuer an. 452 un.] an A an. BC vor 437 Reyen] Reyhen C Abgrunds] Abgrundes BC 437 umb¢chrenckt] um¢chrenckt BC 441 Hell] Holl BC 444 Zepters] Scepters C 452 Zeugt] Zeigt C
Die andre Abhandlung
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470
Der Himmel. Auf ru¢te dich Regier¢ucht fur mich aus! Laß Jupiter dein Zepter nicht verachten. Schlag/ was dein Reich trotzt/ durch den Blitz in Graus! Laß die¢e Kinder mir zum Opfer ¢chlachten. Die Liebe. Fur mir muß Jupiter ¢elb¢t knien/ Ein Guckuck ¢ein/ ein guldner Regen werden. Reißt Kinder ihm den Mantel hin; Weißt: daß er ¢ey ein Satyr auf der Erden. Brecht ihm die DonnerKeil’ entzwey/ Lehrt: daß mein Pfeil ihr Mei¢ter ¢ey. Die Helle. Wer Jupitern und Kronen gleich be¢igt/ Laßt doch den Pful der Hellen unver¢ehret. Die Lieb’ er¢tickt/ ihr Anmuths-Reitz erliegt/ Wo man nur Ach und Ketten ¢chwirren horet. Die Liebe. Auch bis zur Helle dringt mein Strahl. Mein Pfeil ¢teckt noch in Ariadnens Bru¢ten/ Und Didons Gei¢t fuhlt Liebes-Kwal. Dringt Orpheus nicht gereitzt von ¢u¢¢en Lu¢ten Jn Abgrund zur Eurydice Und The¢eus zur Pro¢erpine?
455 Schlag/] Schlag A Schlag/ BC 454 Zepter] Scepter C vor 463 Helle] Holle BC 464 Hellen] Hollen BC 467 Helle] Holle BC
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Sophonisbe
Die Helle. Auff! Grau¢amkeit/ die meine Nacht verwahrt! Auff! Pluto/ auf! bewafne dich mit Flammen. Bewei¢’ allhier/ wie Rach’ und Grimm gebahrt. Zertreib den Schwarm der Kinder ¢tracks von¢ammen. Die Liebe. Die Grau¢amkeit wird fur mir bleich. Ein Polifem er¢tarrt fur Galatheen. !36" Selb¢t Pluto la¢t ¢ein fin¢ter Reich/ Gereitzt durch Brun¢t der Ceres Tochter ¢tehen. Geht/ Kinder/ ¢chleppt ihn fur’s Altar/ Reicht mir der Hellen Schlu¢¢el dar. Die Erde. Wenn in der Glutt gleich Hell und Himmel kracht; Nehrt meine Schoß doch Seelen ohne Flammen. Leucatens Fels vertilgt der Liebe Macht/ Silemnus Bach theilt Seel’ und Brun¢t von¢ammen. Die Liebe. Durch mich wird Cyrth- und Troja Graus. Die Erd i¢t in den Himmel ¢elb¢t verliebet/ Sie ¢chmuckt im Fruhling ¢ich ¢chon aus/ Nur: daß ¢ie ihm ge¢chwangert Anmuth giebet. Der Tyger Grimm/ der Schlangen Gift Verraucht/ wenn ¢ie mein Liebreitz trift.
487 Cyrth- und] Cyrth-und AB Cyrth und C vor 473 Helle] Holle BC 477 bleich] gleich BC 481 fur’s] vors C 482 Hellen] Hollen BC 483 Hell] Holl BC 492 mein] ein C
Die andre Abhandlung
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500
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Die Erde. Alcides auf! greif die¢en Drachen an! Der Tugend weicht jedwedes Ungeheuer. Wer Hell’ und Neid/ und Lowen todten kan/ Bleibt unver¢ehrt wie Salamand’r im Feuer. Die Liebe. Die Tugend wird mein gluend Brand. Geht/ Kinder/ reißt die Keule weg dem Rie¢en/ Gebt ihm den Rocken in die Hand. Nun ¢pinne/ wie dir’s Omphale gewie¢en! Ja Oeta ¢ol ein Leichen-Stein Und meine Glutt dein Holtz¢tos ¢ein. Das Wasser. Das Wa¢¢er la¢cht/ fangt aber keine Glutt. Wie ¢ol nun’s Meer dir hei¢¢es Opfer bringen? Selb¢t Phaethon kuhlt ¢ich in meiner Flutt. Und Syrinx kan bey mir dem Pan ent¢pringen. Die Liebe. Die Lieb’ hatt’ ihre Wieg in dir. Jedweder Fi¢ch/ jedwede Schnecke brennet. !37 " Neptun wird ra¢ende fur mir/ Daß er der Ceres wie ein Pferd nachrennet. Ja des verliebten Alpheus Bach Kreucht durchs Meer Arethu¢en nach.
509 mir/] mir. A mir: BC 495 499 501 503 507 510
Hell’] Holl’ B Holl C den] dem C Oeta] Octa BC la¢cht] lo¢cht C hatt’] hat C nachrennet] nachrennt BC
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Sophonisbe
Das Meer. Auf! Ja¢on/ auf! hier i¢t mein Drey-Zancks-Stab. Spritz’ aus hierdurch die Brande der Begierde. Denn Ehr und Ruhm gewinnt der Wollu¢t ab; Das guldne Flus i¢t deiner Seele Zierde. Die Liebe. Die Lieb’ hat’ dirs zuwege bracht/ Medeens Bru¢t muß vor mein Pfeil zertrennen. Geht/ pruft ihr Kinder meine Macht/ Ver¢ucht ob nicht der Drey-zancks-Stab kan brennen. Kommt nun Hell’/ Himmel/ Erde/ Meer/ Kommt ¢treut mir opfernd Weyrauch her! Jupiter. Pluto. Alcides. Jason. Himmel. Abgrund. Erde. Wasser. Wir legen uns fußfallig fur’s Altar. * Wir opfern mit den Nahmen un¢re Hertzen. Der Wortter Brand macht ¢elb¢t das Feuer wahr/ Schaut: wie ¢ie ¢ich erhelln von ihren Kertzen. Die Liebe. Schaut: wie ein Theil als Sternen gluht. † Jhr Kinder/ geht/ ziert euch mit ihren Flammen; Weil ja ihr Schimmer ferner ¢iht/ Jhr ¢etzet zwar die Wortter itzt zu¢ammen; !38 " Die Nachwelt aber wird ¢chaun an; *
†
516 521 523 524 528
Jede die¢er Per¢onen leget ¢einen Nahmen auf das Altar der Liebe nieder; darinnen die durch¢ichtigen Buch¢taben von denen darhinter ¢tehenden Lampen erleuchtet werden. Die Liebes-Gotter nehmen aus den er¢ten vier Worttern die Buch¢taben P.E.L.U.O.L.D.S.O. heraus/ und ver¢atzen daraus das Wort: LEOPOLDUS zu¢ammen. Gleicherge¢talt nehmen die andern Liebes-Gotter aus den letzten vier Worttern die Buch¢taben I.R.E.R.A.M.A.G.T. und machen daraus MARGARITE. Seele] Seelen C Hell’] Holl’ B Holl C fur’s] vors C Fußnote darhinter] darhinder C Fußnote andern Liebes-Gotter] andern Liebs-Gotter BC
Die andre Abhandlung
Was reine Liebe wurcken kan.
Des Rom¢chen Reiches Jupiter 535
540
Wird uberm Meer’ Europens Perl’ ihm holen. Der Teut¢chen Hercules und Herr Hat Omphalen ¢ein Hertze ¢chon befohlen. Die gro¢¢e Key¢erin und Braut Wird kurtzweiln mit der Lowen-Haut. Es wird ein edler gulden Fluß Als Pha¢is hat/ der Strom Manzanar hegen. Der Ja¢on/ der von Argos ¢tieß/ Wird ¢elb¢t ¢o denn ¢ein guldnes Fluß anlegen Dem Lowen/ der/ O guldne Zeit! Dem guldnen Wieder ¢ich verfreyt. Himmel. Abgrund. Erde. Wasser. Jupiter. Pluto. Alcides. Jason.
545
Wir falln zu Fuß’ uns opfernd eurer Hold; Der Himmel halt’ euch in ¢tets-gruner Bluthe/
Durchlauchtig¢ter/ Großmacht’ger Leopold Durchlauchtig¢te/ Großmacht’ge Margarite . !39"
544 Wieder] wieder ABC 532 533 534 540 545
wurcken] wircken BC Rom¢chen] Romi¢chen B Wird] Wie B Manzanar] Mazanar BC eurer] euer C
477
478
Sophonisbe
Die dritte Abhandlung. Ma¢ini¢¢a. Bomilcar. Mana¢tabel. Bomilcar. SO wil der Konig nicht von ¢einer Meinung weichen? Masinissa. Die Heyrath ¢ol gleich itzt hier ihren Zweck erreichen. Manastabel. Ein geher Sprung und Schluß gerathen ¢elten wol. Masinissa. Was ¢teht hier fur ein Felß an dem ich ¢cheutern ¢ol?
5
Bomilcar. Er kan ¢ich/ gro¢¢er Fur¢t/ an Syphax Falle ¢piegeln. Masinissa. Er fiel/ weil er zu hoch ¢tieg/ mit den Hochmuths-|Flugeln. Manastabel. Als Sophonisbe vor zum Hochmuth ihn trieb an. Masinissa. Sag’ ob ein Jcarus die Sonne ¢chelten kan?
3
¢elten wol] ¢eltenwol A ¢elten wol B ¢elten wohl C
vor 1 Mana¢tabel] Mana¢tabal C 3 geher] gaher BC 4 ¢cheutern] ¢cheitern C
Die dritte Abhandlung
Bomilcar. Sie i¢t ein bluttig Stern/ ein Jrrwi¢ch/ ein Comete.
10
Masinissa. Daß fur der La¢terung dein Antlitz ¢ich errothe! Manastabel. Uns nothigt Treu und Eyd zu ¢orgen fur ¢ein Heil. Masinissa. An Ma¢ini¢¢ens hat auch Sophonisbe Theil. Bomilcar. Die mit der Mutter-Milch Carthagens Gift ge¢ogen? Masinissa. Sind fur Carthago wir nicht ¢elb¢t ins Feld gezogen?
15
Manastabel. Warumb denn: daß der Fur¢t zun Romern ubertrat? Masinissa. Jhr werft mit ¢chlimmen Recht auf ¢ie die Schuld der Stadt. Bomilcar. Die We¢pen die¢es Ne¢ts ¢ind einer Art und Tucke. Masinissa. Jch halt’s: daß ¢ie ein Zweig aus Barchens Stamm/ fur Glucke Manastabel. Der Eyben ¢choner Baum gibt giftgen Schatten ab.
15
zun] zum A zun BC
14 15
fur] vor C Warumb] Warum BC
479
480
20
Sophonisbe
Masinissa. Sagt’s: was fur Buben¢tuck’ ie Sophonisb’ angab? Bomilcar. Sie nam den Syphax ein der Romer Bund zubrechen. Masinissa. Sucht eine Mucke doch am Feinde ¢ich zu rechen. Manastabel. Sie wird auch ihm ¢olch Gift ¢tets bla¢en in ¢ein Ohr. Masinissa. Jch weiß: wie weit mit Bitt’ ein Weib ¢ol kommen vor.
25
Bomilcar. Wie wird dis Scipio/ und Lælius empfinden? Masinissa. Solln wir als Konig uns die Hande la¢¢en binden? !40 " Manastabel. Er i¢t ihr Bunds-Genoß’/ Sie ihr ge¢chworner Feind. Masanissa. Durch die¢en Heyraths-Schluß wird ¢ie der Romer Freind. Bomilcar. Sie kan ihr Vaterland nicht aus der Seele bannen.
30
Masanissa. Rom wird auf Byr¢a nicht ¢tets ¢einen Bogen ¢pannen.
22 vor 28 vor
doch !…" ¢ich] ¢ich !…" doch B 28 Ma¢ani¢¢a] Ma¢in. BC Freind] Freund BC 30 Masanissa] Ma¢in. BC
Die dritte Abhandlung
Manastabel. Rom wird/ bis Kaccabe vertilget ¢ey/ nicht ruhn. Masanissa. Dis la¢¢et leichter ¢ich ihm ¢etzen fur/ als thun. Bomilcar. Die be¢ten Flugel ¢ind ¢chon Kaccaben ver¢chnitten. Masanissa. Die gro¢te Stadt der Welt hat wenig noch gelitten.
35
Manastabel. Man merckt: daß ihr es ¢chon an Volck und Burgern fehlt. Masanissa. Die ¢iebenhundert mahl zu tau¢enden ¢ie zahlt. Bomilcar. Die Be¢ten ¢ind erlegt. Jhr Schatz i¢t auch er¢chopffet. Masanissa. Die aus gantz Africa Gold wie aus Brunnen zopffet? Manastabel. Der auch gantz Africa wie einer Aegel flucht.
40
Masanissa. Bey welcher wider Rom der Erdkreiß Hulffe ¢ucht. Bomilcar. Wo denckt der Fur¢t hinaus? wil er von Rom ¢ich ¢cheiden?
41
denckt] denck A denckt A(Errata)BC
vor 32 Masanissa] Ma¢in. BC 36 zahlt] zehlt C
481
482
Sophonisbe
Masanissa. Nicht/ wo die Freyheit nur wird keinen Schif-bruch leiden. Manastabel. Vertrauligkeit verbluht/ wo ¢chon ¢olch Argwohn kaumt. Masanissa. Jch habe dem Verdacht kein Haarbreit noch entraumt.
45
Bomilcar. Ach! mocht ihn doch dis Weib auf keinen Abweg leiten! Masinissa. Wer fe¢te ¢teht/ wie wir/ kan nicht gefahrlich gleiten. Manastabel. Der Liebreitz i¢t ein Fi¢ch der auch durch Anruhrn lahmt.
50
55
Masinissa. Jhr Spinnen/ die ihr Gift auf rein¢te Lielgen ¢amt/ Seit albern Mohren gleich/ die nicht den Nutz erkennen Der Sonne/ ¢ondern ¢ie/ weil ¢ie ¢ie pflegt zu brennen/ Mit Schmach und Fluch an¢pein. Ja euer blodes Licht Erkie¢t den Schatten nur/ die Sonnen ¢elber nicht/ Nicht Sophonisbens Glantz/ nur ihre ¢chlechte Flecken; Die Zeit/ Vernunft/ und Witz kan abthun und verdecken. Das lang erwog’ne Werck muß nun vollzogen ¢ein. Drumb wage keiner ¢ich mir mehr zu reden ein. !41 "
vor 43 vor 48 53 56
42 Masanissa] Ma¢in. BC Vertrauligkeit] Vertraulichkeit C 44 Masanissa] Ma¢in. BC Lielgen] Liljen C Glantz] Glans B Drumb] Drum C
Die dritte Abhandlung
Sophonisbe. Ma¢ani¢¢a. Bogudes. Bomilcar. Mana¢tabal. Himilco. Micip¢a. Adherbal. Hierba, der Konigin Frauenzimmer. Zwolff nackte Cupidines.
60
65
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75
Sophonisbe. J¢t dis die guldne Nacht/ die jeden Tag be¢chamet? Auf die Dianens Horn den Thau als Perlen ¢amet; Der Himmel ¢ie verliebt mit tau¢end Ampeln ¢chmuckt; Da das Verhangnus uns mit holderm Strahl’ anblickt/ Als da das Tage-Licht zu er¢t uns angelachet? Als du Numidien mir’s er¢temal gemachet Das gro¢¢e Hochzeit-Fe¢t? Es fa¢¢et meine Bru¢t/ Mein Haupt die Liebes Brun¢t/ mein Hertze kaum die Lu¢t/ Jch werd’ aus mir entzuckt/ nun ich mit Ma¢ini¢¢en Ein ewig-fe¢tes Band der Heyrath ¢ol be¢chlu¢¢en. Masinissa. Die Zunge wird durchs Band der Liebe mir gehemm’t/ Die Seele von der See der Freuden uber¢chwemm’t! Jhr gro¢¢en Gotter helfft! helfft! ¢egnet un¢re Flammen! Knipft und ¢chrenckt mit der Hand die Hertzen auch zu¢ammen! Bogudes. Der Himmel ¢egne ¢elb¢t dis un¢er Heyligthum! Befe¢tig’ euer Heil/ beforder euern Ruhm! Laßt uns A¢tarthen nun/ die Nacht und Tag anleuchtet/ Die jede Seel’ an¢teckt und doch die Welt befeuchtet/ Durch Myrten-Zweig’ erhelln ihr ewig’s Brand-Altar. Reicht mir/ ihr Kinder/ nun Sabeens Weyrauch dar.
vor 60 65 66 70 72 75
57 Ma¢ani¢¢a] Ma¢ini¢¢a BC Verhangnus] Verhangniß C entzuckt] entzuckt C be¢chlu¢¢en] be¢chlie¢¢en C Knipft] Knupfft C Befe¢tig’] Befe¢tge C beforder] befordre C Brand-Altar] Brands-Altar C
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Sophonisbe
Streut Ro¢en rings umbher/ ¢pielt mit ver¢treuten Nu¢¢en. Laßt uns ins Feuer nun den Saft von Trauben gi¢¢en. Macht einen von Zibeth und Ambra ¢u¢¢en Rauch. Sprengt die geweyhte Flutt durch euren Myrthen-Strauch Auf der Verliebten Haupt. Laßt uns mit die¢er Lantze Der Braut ihr Haar zertheiln; und mit dem Ro¢en-Krantze Beblumen beyder Stirn/ die Locken hullen ein Jn die¢es Schleyers Gold/ und ihnen Heil zu¢chrein! !42 " Alle. Gib Gottin Ma¢iniß- und Sophonisben Glucke! Daß ¢ie kein ¢chwartzer Stern/ kein giftig Aug’ anblicke! Bogudes. Reicht beyd’ ein ander hin den Trau-Ring/ de¢¢en Stahl Be¢tandiger nicht ¢ey/ als des Geluckes Strahl! Reicht den Verliebten nun das Wa¢¢er und die Flammen. Schrenckt die geflochtnen Hand’ itzt noch einmal zu¢ammen. Jch ¢chnell’ Jhr/ Sophonisb’/ itzt Strick und Gurtel zu/ Die Ma¢ini¢¢ens Hand bey der verlangten Ruh Jm Bette lo¢en ¢ol. Die gantze Schaar wird mu¢¢en Nun fur der beyden Heil der Liebe falln zu Fu¢¢en: Jhr Nympfen mußt ringsher verliebte Blumen ¢treu’n. Schlußt/ Kinder/ ¢ie in Kreiß von eitel Fackeln ein. Alle. Gib/ Gottin/ Sophonisb- und Ma¢ini¢¢en Glucke! Daß ¢ie kein ¢chwartzer Stern/ kein giftig Aug’ anblicke!
78 95 97
von] und A von BC ¢treu’n] ¢treun’ A ¢treu’n B ¢treun C Sophonisb- und] Sophonisb-und AB Sophonisb- und C
77 80 84 95 96
umbher] umher BC euren] einen BC die¢es] die¢en C Nympfen] Nymphen BC Schlußt] Schließt C
Die dritte Abhandlung
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Bogudes. Macht mir ihr Kinder drey Schnee-weiße Tauben loos/ Und lagt zum Opfer ¢ie der Gottin in die Schoos. Ach! Delephat/ die du von Saltz und See gezeiget/ Doch alter ¢ol¢t als Ammon ¢ein/ Hilf glucklich uns dis Paar einweih’n! Sey beyder Seelen Lieb’ und Bundnu¢¢e geneiget! Be¢chencke ¢ie mit ¢o viel Fruchtbarkeit/ Als deine Gun¢t dem Schopffen-Vieh verleiht! Salambo/ ¢treue den Verliebten Beyden Auf Bett’ und Ti¢ch das ¢charf¢te Saltz der Freuden/ Das un¢er Leben uns/ wie Saltz die Spei¢en/ wurtzt! Laß Seel’ und Mund den Liebes-Zucker ¢chmecken/ Den Priapus ¢ie aber nicht er¢chrecken/ Befiehl: daß beyden er die Zeit mit lachen kurtzt. Du Himmels-Konigin/ Lu¢t-¢chaffende Mylitte/ Nim an den Opfer-Teig/ er zeugt dein eigen Bild/ Das We¢t-Phœnicien verehrt fur ¢einen Schild/ Sey der Verlobten Schirm/ gewehr’ uns un¢er Bitte! A¢tarthe/ Sonne die¢er Erden/ Die als kein Atlas nicht/ die Kugel die¢er Welt Auf ihren Ach¢eln helt; Durch die die Tage ¢chon/ die Nachte lichte werden; !43 " Die du der Hertzen Konigin/ Schutz-Gottin der Phœnizer ¢tets bi¢t blieben/ Nim von mir dis dein Opfer hin/ Be¢eelige der zwey Verliebten Lieben! Laß die¢er reinen Tauben Blutt/ Woraus mein Arm das Eingeweyde rei¢¢et/ Und in die dir geweyhte Flammen ¢chmei¢¢et/
118 Welt] Welt/ ABC 127 geweyhte] geweythe A geweyhte BC 100 101 104 106 116
lagt] legt C die] den C gezeiget] gezeuget BC Bundnu¢¢e] Bundni¢¢e C dem] den B gewehr’] gewahr’ C
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Sophonisbe
Ver¢ohnen deine heil’ge Glutt/ Laß deiner Hold und Anmuth ¢u¢¢e Kertzen Mit Lu¢t erfulln die hier vermahlten Hertzen! Alle. Gib/ Gottin/ Sophonisb’ und Ma¢ini¢¢en Glucke! Daß ¢ie kein ¢chwartzer Stern/ kein giftig Aug’ anblicke!
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Bogudes. Wie? wil die eine Taub’ er¢t ¢ich entzihn der Glutt? Laß uns das Eingeweid’ erfor¢chen: ob es gutt/ Ob die¢er Liebe Band der Gottin wol gefalle? Jhr Gotter! aber Ach! fehlt doch hier gar die Galle! Die Leber liegt nicht recht/ und i¢t ge¢chrumpfen ein: Jn die¢em aber i¢t das Hertze gar zu klein. Ja auch die Flamme wil nicht rein und lodernd brennen. Gewiß/ ein Zufall wird bald die¢en Eh¢tand trennen. Sophonisbe. Jhr Gotter reiner Eh/ ¢teht allzumal uns bey! Daß die¢er Sonnen¢chein kein ¢chadlich Blitz uns ¢ey! Ach! aber/ wie er¢tarrn mir die Eis-kalten Glieder! Das Hertze kocht und bebt/ ich ¢inck’ in Ohnmacht nieder!
129 Anmuth ¢u¢¢e] Anmuths ¢u¢¢e AB Anmuths-¢u¢¢e C 143 Eis-kalten] Eis kalten A Eis-kalten B Eiß-kalten C 129 Hold] Huld C 130 Hertzen] fehlt B vor 141 Sophonisbe] Sphon. B
Die dritte Abhandlung
C. Lælius neb¢t einer Menge Romi¢cher Soldaten. Und alle Per¢onen in vorigen Auftritte. 145
Lælius. Hilf Himmel! ¢eh’ ich recht? i¢t’s blandwerck? oder wahr? Daß Ma¢ani¢¢a kniet fur Dercetens Altar/ Und Sophonisben ihm vermeinet zu vermahlen? Masinissa. Laßt un¢re Heyrath ¢ich wol unter Wunder zehlen? Lælius. Rom giebet nimmermehr: daß dis ge¢chehe/ zu.
150
Masinissa. Wie? wenn es ¢chon ge¢chehn? ¢ol auch ich/ was ich thu/ Nach deiner Richt¢chnur thun/ und Rom umb’s Jawort bitten? Lælius. Jn Sachen/ die mit Rom den theuren Bund zerritten: !44 " Masinissa. Was reißt fur einen Punct mein Heyraths-Schluß entzwey? Lælius. Jedweden: daß er ihm legt un¢re Feindin bey.
155
Masinissa. Die i¢t nicht Feindin mehr/ die Ma¢ini¢¢a nimmet. Lælius. Sie i¢t zum Siegs-Geprang’ uns Romern ¢chon be¢timmet.
vor 145 Menge Romi¢cher] MengeRomi¢cher A Menge Romi¢cher BC 146 fur] vor C 151 umb’s] ums C 152 zerritten] zerrutten BC
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Sophonisbe
Masinissa. Sol Sophonisbe nicht des Siegers Beute ¢ein? Lælius. Du nimm¢t Numidien mit Rom’¢chen Armen ein. Masinissa. Die Haupt¢tadt Cyrtha fallt durch Ma¢ani¢¢ens Degen.
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Lælius. Muß Scipio nicht vor den A¢drubal erlegen? Masinissa. Durch die¢en Arm gerieth ¢ein Lager in den Brand. Lælius. Das Haupt war Scipio/ du ¢eine blo¢¢e Hand. Masinissa. Wo kampfte Scipio/ als Syphax ward gefangen? Lælius. Sol Lælius kein Theil von die¢er Beut’ empfangen?
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Masinissa. Du ¢chreib¢t itzt alles auch des Heeres Haupte bey. Lælius. Mein¢t du; daß Lælius dein Knecht gewe¢en ¢ey? Masinissa. Mein¢t du: daß Ma¢aniß’ euch/ wie ein Sclave diene? Lælius. Mich wundert: daß er ¢ich ¢o viel auf Rom erkuhne.
159 Ma¢ani¢¢ens] Ma¢ini¢¢ens BC
Die dritte Abhandlung
Masinissa. Auf Rom/ dem ich das Thor in Africa ¢chloß auf.
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Lælius. Welch Riegel hat gehemmt der Rom’¢chen Waffen Lauf? Masinissa. Der Mohren Siege fahrn ¢elb¢t auf dem Sonnen-Wagen. Lælius. So kont ihr mehr als Rom von Sieg und Thaten ¢agen?
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Masanissa. Wir ¢ind Phœnicier; T¢or un¢er Vaterland/ Vom gro¢¢en Chna gezeugt; durch Sud und O¢t bekant. Wie weit der Schatten reicht/ der Erdkreiß Sternen ¢chauet/ Hat un¢er Ma¢t gefahrn/ und un¢re Hand gebauet. Wir gaben die Ge¢etz’ und Bau-Kun¢t aller Welt. Wir haben euch gelehrt/ wie man das Kriegs-Volck ¢tellt/ Wie man die Hand zur Zung/ und’s Auge macht zu Ohren/ Durch die erfundne Schrifft; die Weißheit i¢t gebohren Bey uns/ und nach Athen und Memphis uberbracht. Die er¢ten Schiffe ¢ind von un¢er Axt gemacht/ Die Rechen-Kun¢t ent¢prang aus un¢erem Gehirne/ Wir ¢egelten zu er¢t nach Leitung der Ge¢tirne/ Die Seulen Hercules/ wo er geruhet hat/ War’n in der Erde Ring ins gro¢¢e Meer ein Pfad Bis in das rothe Meer umb Africa zu ¢chiffen. Wir ¢uchten Thule auf. Des Hanno Schiffe lieffen !45 " Bis in der Sonnen Bett’ in eine neue Welt/ Die Kaccabe noch itzt fur ein Geheimnus halt/ Und endlich ihr und uns fur einen Freyheits-Hafen/ Wenn’s Ammon ja verhengt: daß Rom die Welt zu Sclaven/ Und un¢er Land/ aus dem Rom allen Weitzen kriegt/ Zur Wu¢ten machen ¢ol. Jedoch der Wurffel liegt Zum Spiel noch auf dem Ti¢ch’ und un¢re Kocher ¢tecken 182 un¢er] un¢rer C 187 umb] um BC 190 Geheimnus] Geheimniß C
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Sophonisbe
Voll Pfeile/ die die Luft wie Wolcken uberdecken. Wormit Numidien nicht wird die Romer fehln/ Wenn Fur¢ten man ¢chreibt fur/ wem ¢ie ¢ich ¢olln vermahln. Euch lehrt ¢chon Regulus: daß Hoffart fur dem Falle/ Trotz fur der Kleinmuth kommt. Lælius. Nicht la¢¢e Lieb’ und Galle Die Feinde der Vernunft/ dir ¢toren Gluck und Ruh. Masinissa. Es billiget das Recht und Klugheit was ich thu. Lælius. Du wir¢t’s bereun/ wenn du wir¢t Zorn und Brun¢t beherr¢chen. Masinissa. Du greif¢t mir an das Hertz/ und tritt¢t mich auf die Fer¢en. Lælius.
205
Sag¢tu den Bund uns auf? Masanissa. Dafern ihn Rom ver¢ehrt. Lælius. Die Bundnus-Bruche ¢ind bey Romern unerhort. Masinissa. Vom Bunde bin auch ich kein Haar-breit abgewichen. Lælius. Der Bund wird durch den Schluß der Heyrath gantz durch¢trichen. _ _ 200 kommt.] komt A1 komt. A2 kommt. B kommt. C 198 fur] vor C 205 Sag¢tu] Sag¢t du C Masani¢¢a] Ma¢in. BC 206 Bundnus-Bruche] Bundniß-Bruche C
Die dritte Abhandlung
Masinissa. Ein Knecht/ kein Konig darf nicht nehmen/ wen er wil?
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Lælius. Mit Feinden ¢ich vermahln/ verruckt das Bundnus-|Ziel. Masinissa. Schatzt Rom auch Weiber Feind/ und tragt ihr Furcht fur ihnen? Lælius. Jhr zaubernd Liebreitz kan zu arg¢tem Meyneyd dienen. Masinissa. Glaubt: Ma¢ani¢¢a ¢ey kein flatternd Wetterhahn. Lælius. Des Syphax Untreu lehrt/ was Sophonisbe kan.
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Masinissa. Sie wird ¢ich itzt entfernt von den Verfuhrern ¢chauen. Lælius. Der Wurtzel Gift i¢t nicht mit Ae¢ten abzuhauen. Masinissa. Maßt ange¢tammtes Gift ihr Sophonisben bey? Lælius. Sagt/ wer wie Barchens Stamm auf Rom vergiftet ¢ey? ! 46 " Masinissa. Sie wird euch Treu und Bund wie Ma¢ani¢¢a globen.
220
Lælius. Der Grund bleibt Gift/ ¢chwimmt gleich ¢o Oel als Zucker oben.
210 verruckt] veruckt B Bundnus-Ziel] Bundniß-Ziel C 212 arg¢tem] arg¢ten BC 219 wie] mit BC
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Sophonisbe
Masinissa. Es laßt ¢o liederlich ¢ich nicht mit Eyden ¢pieln. Lælius. Sie hat vorher ge¢chworn: an uns den Grimm zu kuhln. Masinissa. Die La¢terung ¢iht auch an Sonnen Fleck und Schatten. Lælius. Wir werden nimmermehr/ was du beginn¢t/ ver¢tatten.
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Masinissa. Wir gleichwol ¢ehn: wer uns wird endern Schluß und Sinn. Lælius. Reißt Sophonisben ihm ¢tracks von der Seiten hin. Masinissa. Der er¢te/ der ¢ie ruhrt/ ¢ol Tod und Sebel ku¢¢en. Lælius. Voll¢trecket den Befehl an Jhr/ Trotz Ma¢ani¢¢en. Masinissa. Auf! edle Mohren/ lehnt Gewalt ab mit Gewalt. Bomilcar.
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Be¢innt/ ihr Helden/ euch! Masinissa. Auf! laßt viel eh uns kalt/ Als Rom’¢che Knechte ¢ein! Lælius. Fahrt fort an ¢ie zu ¢etzen.
228 Ma¢ani¢¢en] Ma¢ini¢¢en BC
Die dritte Abhandlung
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Bomilcar. Wo rennt ihr Helden/ hin? wollt ihr die Schwerdter wetzen/ Aus¢chutten Gall und Zorn/ ¢o kuhlet Hertz und Muth Jn eignen Darmen nicht; ver¢pritzt der Feinde Blutt/ Zer¢tort Carthagens Ne¢t/ das neue Schwerdter ¢chleiffet. Masinissa. Wer kan mehr Feind uns ¢ein/ als der an’s Hertz uns greiffet? Die Mordwehr auf uns zuckt/ ja uns fur Sclaven halt?
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Manastabel. Laß Lælius die Rach’ itzt bleiben ausge¢tellt/ Bis der Begierden Brand im Hertzen ¢ich gekuhlet Und Scipio ¢elb¢t komm’t. Ge¢chwinder Eifer zielet Auf Aus¢chlag/ welchen Zeit/ Vernunft und Witz bereut. Lælius. Sol Rom/ und Lælius erzittern/ wenn Er draut? Masinissa. Soln wir den Wolf das Schaf uns furcht¢am la¢¢en rauben?
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Bomilcar. Behertzigt: was ihr thut. Man kan bald was auf Schrauben Und auf die Spitze ¢telln: daß weder Witz und Fleiß Jn ¢einen rechten Stand es zu ver¢etzen weiß! Wil Rom ¢ich umb ein Weib mit Ma¢ani¢¢en trennen? Verge¢¢en ¢einer Treu/ nicht ¢eine Dien¢t’ erkennen? ! 47" Carthago ¢tehet noch/ i¢t Cyrtha gleich gefalln. Es hoff’t auf’s Gluckes Rad/ und pocht auf Hannibaln. Kurtz: laßt ihr die¢en Bund in Krieg und Zwi¢t zerrinnen/ Wird Ma¢ani¢¢a nicht/ auch Rom nicht Seide ¢pinnen.
249 gefalln.] gefalln A gefalln. BC 251 Zwi¢t] Zwie¢t AB Zwi¢t C 247 umb] um BC
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Sophonisbe
Lælius. Der Zwi¢t/ ich geb’ es nach/ mag endlich ¢tehen an/ Bis ihm ¢elb¢t Scipio den Aus¢chlag geben kan: Ob Syphax und ¢ein Weib ¢ol deine Beute bleiben. Masinissa. Der gab’ ihn! aber was vernunft’ger und be¢cheiden.
260
Lælius. Die Hofnung heuchelt dir. Es wird auch Er durch’s Schwerdt Den Knoten lo¢en auf/ wie Lælius begehrt. Schaff’t aber den Torquat/ und die hier mehr gefangen Noch ¢itzen/ ¢tracks hieher. Himilco. Des Lælius Verlangen Sol Augenblicks ge¢chehn. Weil aber den Torquat Die Konigin nech¢thin fur’s Reich geopffert hat/ So wird’s unmoglich falln ihm den Torquat zu liefern.
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Lælius. Macht ihr/ ihr Tyger/ euch zu gift’gen Ungeziefern? Verteufelt-bo¢e That! verdammter Aberwitz! Wie? regnet’s Schwefel nicht/ und ¢chlagt der lichte Blitz Nicht in die Opferung/ fur der die Haut mich ¢chauert/ Mein Haar zu Berge ¢teht? fur der der Himmel trauert/ Die Euch Hy¢ta¢pides furlang¢t hat abge¢chafft; Euch/ die ihr habt mit Schimpf erlernet/ was fur Krafft Jn euern Greueln ¢teckt/ als der verdammten Mohren Altar und Konigreich fa¢t gantzlich gieng verlohren Durch Agathoclens Fau¢t. Meint ihr/ die Gotter ¢ind So grau¢am/ als wie ihr? die ihr ¢o thumm und blind Die Men¢chen ¢chlachtet ab/ fur derer langes Leben Gott wil gebethen ¢ein? und an Altaren kleben Laßt das ver¢pritzte Blutt/ das schlechten Sand befleckt? Brecht ihr auch das Verboth das Gelo euch ge¢teckt?
256 gab’] geb’ C 269 furlang¢t] vorlang¢t C
Die dritte Abhandlung
280
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Wol! wir woll’n gleiches Recht auf euren Adel uben. Laßt die Gefangenen die noch ¢ind ubrig blieben Schnur-¢tracks uns ¢chaffen her. Welch Pri¢ter aber hat Unmen¢chlich ausgeubt die arg¢te Greuel-That? J¢t’s die¢er Gotzen-Knecht? Ja ¢ein verblaßt Ge¢ichte/ Sein bebend Leib ge¢teht’s: daß er dis Blutt-Gerichte !48 " Der Hellen hat gebracht. Halt! du ¢ol¢t zeitlich fuhln; Ob ¢ich mit Men¢chen-Blutt der Gotter Zorn laßt kuhln/ Wie auf Abgotterey der Himmel Hagel regne; Und die/ die ihr verflucht/ mit Lorber-Krantzen ¢egne.
C. Lælius. Mamercus. Bogudes. Drey Gefangene/ und darunter Syphax verkleidet. Sophonisbe. Ma¢ini¢¢a, und alle vorige Per¢onen.
290
Mamercus. Hier hab’ ich/ gro¢¢er Held/ drey Mohren aufgebracht/ Die die¢en Abend ¢ich vermummt in Rom’¢che Tracht Gefluchtet aus der Stadt. Lælius. Sie kommen gleich zu rechte. Torquatens edles Blutt ¢ol durch das Blutt der Knechte Be¢pritzt ¢ein und ver¢ohnt. Nimm ¢tracks mit ihnen fur Dein Opffer. Bogudes. Herr/ es i¢t nicht zugela¢¢en mir.
vor 289 Lælius.] Lælius A Lælius. B Lælius, C 285 Hellen] Hollen BC 293 Be¢pritzt] Be¢prutzt BC
495
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Sophonisbe
Lælius. 295
Wer hindert/ was man ¢chafft? Bogudes. Die himmli¢chen Ge¢etze. Lælius. Hort mir den Wahnwitz an/ dis albere Ge¢chwatze! Warumb ward nicht die That auch am Torquat verwehrt? Bogudes. Weil un¢er Gotter Grimm nur frembdes Blutt begehrt/ Es ¢ey denn: daß ihr Kind die Eltern ¢elber ¢chlachten.
300
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Lælius. Setzt ihr Verzweifelten ¢o ungeheure Trachten Den Gottern auf’s Altar/ die Atreus Taffel nicht Setzt dem Thye¢tes auf? Und Titans ¢ternend Liecht Geht hier wie zu Mycen den Krebsgang nicht zurucke? Ent¢etzt ¢ich die Natur nicht ¢elb¢t? ¢tracks/ Morder/ ¢chicke Dich zu der Opferung verdammter Mohren an; Das Rom mit mehrerm Fug auf euch beginnen kan. Bogudes. Eh als ich die¢es thu/ werd’ ich den Gei¢t ausbla¢en. Lælius. Solln Hencker uber dich/ ver¢tockter Bube/ ra¢en? Bogudes. Es i¢t ertraglicher/ als Gotter-Rache fuhln.
308 Solln] Solln/ AB Solln C 297 Warumb] Warum BC 298 frembdes] fremdes BC 302 Liecht] Licht C
Die dritte Abhandlung
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Lælius. Der Abgrund ¢ol an dir bald ¢eine Flammen kuhln/ Die Furien dich mehr als den Bu¢iris plagen. Man muß ¢tracks an den Pfal den Teuffels-Prie¢ter ¢chlagen/ !49 " An dem er mehrmals hat Abgott’¢chen Mord verubt. Bogudes. Solch Tod be¢tetigt es: Bogudes ¢ey beliebt Den Gottern/ denen er als Prie¢ter ¢ich geweihet/ Weil er zum Opfer ¢elb¢t auf ihr Altar gedeyet; Jhr edles Creutze kußt. Lælius. Hort mir den Wahnwitz an! Wie der Verzweifelte noch hohn- und trotzen kan/ Laßt/ wenn er angepfleck’t/ die Bru¢t ihm undurch¢chnitten/ Bis er ge¢ehn die Drey die ¢chwartze Seel aus¢chutten. Bogudes. Die Un¢chuld hegt in ¢ich ein Diamanten Hertz Und Augen aus Porphier/ die weder weicher Schmertz Noch na¢¢e Wehmuth ruhrt.
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Lælius. Der Außgang wird es lehren/ Wie weit Hartneckigkeit nicht moglich zu ver¢ehren. J¢t aber kein Bu¢ir ¢on¢t hier in Cyrtha dar/ Der die¢e Drey thut ab auf die¢em Mord-Altar? Weil fur der Grau¢amkeit mir ¢o fangt an zu grauen: Daß ich die Romer nicht hierdurch befleckt kan ¢chauen. J¢t Niemand unter euch/ ihr Mohren/ der die Drey
314 318 319 326
Bogudes] Bogudis AB Bogudes C hohn- und] hohn-und ABC angepfleck’t] angepfleckt’ A angepfleckt BC die¢em] die¢es ABC
314 be¢tetigt] be¢tatigt C 322 Porphier] Porphyr C
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498 330
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Sophonisbe
Zur Rach uns opfern wil/ und durch die Ra¢erey Verdienen un¢re Hold? Sophonisbe. Darf ich mich wol erkuhnen Durch ein verzweifelt Werck mir Wolfarth zu verdienen? Hier ¢tellt ¢ich Lælius/ dir eine Konigin/ Die kein Bedencken tragt die Drey zu richten hin/ Umb euch zu machen wahr: daß ich durch Ma¢ani¢¢en Mit Romern Freind¢chaft wolln/ mit Mohren Feind¢chaft ¢chlu¢¢en/ Daß ein Schweeweißes Hertz in braunen Bru¢ten ¢teckt. Lælius. J¢t’s glaublich/ was ¢ie ¢agt? Sehr wol! es ¢ey voll¢treckt Was uns ihr Mund ver¢pricht.
340
Sophonisbe. Jch wil mit Lachen ¢chneiden Die Hertzen aus der Bru¢t. Kommt/ laßt mich euch entkleiden. Reicht mir das Me¢¢er her. Trit naher in das Licht. Hilf Himmel! ich bin todt! ich kan das Me¢¢er nicht Mehr halten! mir er¢tarrn/ ihr Gotter/ Mund und Hande! Lælius. Wie? nimmt ihr hitzig Trieb der Mordlu¢t ¢chon ein Ende? !50 " Sophonisbe.
345
Ach! dis Lælius. was traumt ihr?
345 traumt] traumet ABC (Metrum!) 335 Umb] Um C 336 Freind¢chaft] Freund¢chafft BC 341 in] an C
¢chlu¢¢en] ¢chlie¢¢en C
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Die dritte Abhandlung
Sophonisbe. i¢t Lælius. wer? Sophonisbe. Syphax. Lælius. Syphax? Sophonisbe. Ja. Bomilcar. Schwermbt Sophonisb’? Sophonisbe. Er i¢t’s! Bomilcar. Unmoglich! Sophonisbe. Ach! ich ¢ah Jtzt ja auf ¢einer Bru¢t ein unbetruglich Zeichen! Masinissa. Sein Antlitz la¢¢et ¢ich dem Syphax nicht vergleichen. Sophonisbe. Ziht nur ¢ein fal¢ches Haar vom Haupt und Antlitz weg.
_ 346 Schwermbt] Schwermt AB Schwermt C
500
350
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Sophonisbe
Syphax. Ja! Leider/ ja/ ich bin’s! laßt aber euren Zweck Vom Zufall nicht verzihn und meinem hohen Stande. Der Tod i¢t Konigen ertraglicher als Bande/ Da ¢ie der Feinde Spott/ der Freunde Greuel ¢ein/ Und ¢chaun: daß Meineyd flicht ver¢chworne Seelen ein. Auf! Syphax/ auf! ergreif der Sophonisbe Me¢¢er! Auf! reche Lieb’ und Schmach. Masinissa. Halt Thorchter! Syphax.
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Es i¢t be¢¢er Daß die¢es Me¢¢er ihr der Adern Brunn durchgrabt/ Als geiler Wollu¢t-Koth auf Lilg- und Bru¢ten klebt; Daß mein und ihr kalt Blutt hier rinne ¢chwartz zu¢ammen/ Als daß ihr Ruhm verwelckt fur Ma¢ani¢¢ens Flammen. Sophonisbe. So wil mein Syphax mir nunmehr ein Hencker ¢ein? Syphax. Ja in dein Blutt mit Lu¢t dis Me¢¢er tauchen ein. Sophonisbe. Gebieret meine Lieb’ in dir ¢o ¢trenge Rache? Syphax. Verletzte Liebe wird ein Weingetranckter Drache.
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Sophonisbe. Wordurch hab’ ich mein Schatz ¢o heftig dich verletzt.
358 Lilg-] Lilj- C
Die dritte Abhandlung
Syphax. Untreue! ha¢tu mich nicht die¢em nachge¢etzt? Sophonisbe. Die Untreu hat uns nicht/ das Gluck uns nur getrennet. Syphax. Wahrhafte Liebe wird beym Ungluck er¢t erkennet. Sophonisbe. Ent¢chuldigt/ wenn ihr Fuß trit gleitend auf dis Eiß.
370
Syphax. Hort wie die Heucheley ¢ich zu verreden weiß. Sophonisbe. Die Liebe gegen dich wallt noch in meinen Bru¢ten. Syphax. Wie mag dich Fal¢che denn nach neuer Eh gelu¢ten? Sophonisbe. Weil ¢ie mir Heil verleiht/ dir keinen Abbruch thut. Syphax. Kan ein rein Hertze nehrn zweyfache Lieb’ und Glutt?
375
Sophonisbe. Sie hat zweyfachen Sitz aus Noth in mir gewonnen. Syphax. Du blande¢t Jhn/ und Mich/ mit fal¢chen Neben-Sonnen. !51 "
374 nehrn] nahrn C
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Sophonisbe
Sophonisbe. Jch ¢chwere: daß ihr mir zwey rechte Sonnen ¢eit. Daß beyden mein gantz Hertz verknupft i¢t und geweiht. Ent¢inne dich/ mein Licht/ mit was fur hei¢¢en Lieben Jch bis auf die¢en Tag dein treuer Schatz bin blieben/ Wie ich fur hei¢¢er Brun¢t/ und du entzuckt fur Lu¢t Zer¢chmoltzen in der Schoos/ gelach¢t auf meiner Bru¢t/ Wie oft ich meine Seel’ in deinen Mund geflo¢¢et/ Mit deiner Hand ge¢pielt/ die mich itzt von dir ¢to¢¢et/ An mir zum Morder wird. Wie oft dein treuer Eyd Beweglich ¢ich ver¢chworn: daß weder Tod/ noch Leid/ Zeit/ Flamme/ Pfal und Ertzt/ auch nicht des Himmels Krachen Mich ¢olte dir verhaßt/ dich auf mich eyfernd machen. Zwar glaub’ ich’s/ Eyfer¢ucht reitzt dich zur Rachgier an. Doch die Vernunft ¢chlagt dis/ was ¢ie nicht nutzen kan/ Verachtlich in den Wind. Was bringt dir’s fur Vergnugen/ Wenn die¢e die du lieb¢t/ und nicht kan¢t wieder kriegen/ Neb¢t dir durch Sturm vertirbt? und nicht ent¢chwimmen darf/ Ob ihr das Glucke gleich ein Stucke Brett zuwarf. Wahrhafte Liebe kan Geliebten nichts mißgonnen. Zu dem wird Syphax ihm den Feind ver¢ohnen konnen/ Wenn er guttwillig mich tritt Ma¢ani¢¢en ab/ Die Gluck und Tugend ihm vor ¢chon zur Beute gab. Was ohne dis ver¢pielt/ laßt un¢chwer ¢ich ver¢chencken. Schopft aber Syphax Lu¢t/ wenn er mein Hertze krancken/ Mein Glucke ¢toren kan/ ¢o knie ich hin fur dich; Vol¢trecke nun behertzt den vorverwehrten Stich! Syphax. Jhr Gotter! habt ihr noch mit mir nicht ausge¢pielet? Hat noch mein tieffer Fall nicht euren Muth gekuhlet? Nicht euren Zorn gele¢cht? Sol Lieb’ und Eyfer noch Begierden und Vernunft mich henckern? da das Joch Der Dien¢tbarkeit vorher druckt den gekronten Nacken. 379 382 387 393 401
hei¢¢en] hei¢¢em C gelach¢t] gelechzt C Ertzt] Ertz C vertirbt] verdirbt BC fur] vor C
Die dritte Abhandlung
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Nein/ Ma¢ani¢¢a/ nein/ wetz’ auf mich Beil und Hacken/ Scharff’ auf mich Stahl und Schwerdt/ du nimm¢t mit willen mir Nicht Sophonisben weg! Wie? oder la¢¢en wir Mit mehrerm Ruhm und Nutz ihm die Vermahlte fahren? Nein! ¢icher/ Wolthat laßt mit Feind¢chafft ¢ich nicht paaren. Jch ¢chutte Schmach und Fluch auf die Vermahlten aus! Sie wun¢chend’ im Verterb/ das HochzeitBett’ im Graus/ !52 " Den Thron in Staub zu ¢ehn. Masanissa. Laßt hier den Thorchten ¢tehen/ Den Tummen ra¢en aus/ uns zur Vergnugung gehen! Dem Lælius ¢teht ¢on¢t zu ordnen alles frey/ Wie Syphax und die Stadt wol zu verwahren ¢ey.
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Syphax. Untreue! wag¢t du dich ¢o offentlich zu brechen Mir Treu/ und Eh und Eyd? dem Feinde zu ver¢prechen Jn meiner Gegenwart/ mein/ nicht dein Eygenthum? Auf! Syphax/ auf! du kan¢t mit unver¢ehrtem Ruhm/ Mit uner¢tarrtem Aug’/ und Marter-freyem Hertzen Nicht ¢olchen Greuel ¢ehn. Auf! hilf ¢o grimmen Schmertzen Durch ihr/ auf meine Bru¢t gezucktes Me¢¢er ab!
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Lælius. Halt/ Syphax! reißt ihm aus das Me¢¢er! Tod und Grab Steht nicht Gefang’nen frey. Auch kan’s noch wol ge¢chehen: Daß du/ eh als du mein¢t/ dein Weib wir¢t Wittib ¢ehen Getrennt vom Ma¢aniß’. Jhr ¢chlußt die ¢amtlich ein. Denn Scipio mag ihr und aller Richter ¢ein.
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414 415 419 429
Verterb] Verderb C in] im C offentlich] offentlich C vom] von C
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Sophonisbe
Reyen Der Eyfer¢ucht. Der Vernunfft. Des Neides. Der Narrheit. Der Verzweifelung. Die Schonheit und Einbildung werden mit ihren Bildungen ¢tumm furge¢tellt.
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Der Neid. AUf Eyfer¢ucht! zerbrich des Abgrunds Kluft! Weil Neid nichts mehr an Lieb’ und Schonheit ¢chaft. Komm ¢teh mir bey; vergifte Land und Luft Weil Lælius hat nicht mehr ¢o viel Kraft Den Ma¢aniß’ aus Sophonisbens Ketten/ Darein ¢ie ihn verzaubert hat/ zuretten. !53 " Die Eyfersucht. Welch Vorwitz tagt mich aus der bangen Nacht? Aus Phlegrens Hol’/ und wu¢ter Ein¢amkeit. Wo Titan und Diana nie erwacht/ Wo ¢tille Furcht ¢tets unter Eulen ¢chreit/ Wo Kroten girr’n/ und fette Schlangen zi¢chen/ Wo Dampf und Stanck ¢ich mit Verdruß vermi¢chen. Der Neid. Auf! Eyfer¢ucht ver¢tore Lieb und Lu¢t. Dein Reif ¢engt ja ¢on¢t Blum’ und Anmuth weg. Du koche¢t Gall’ aus Zucker in der Bru¢t/ Sam¢t Ne¢¢eln ein/ und ¢chmier¢t auf Lielgen Fleck’/ Er¢teck¢t und ¢aug’¢t aus Ro¢en giftig Eyter; Vergifte¢t Ambra/ todte¢t reine Krauter.
vor 431 Reyen] Reyhen C 444 Dein] Den C 446 Lielgen] Liljen C
Die dritte Abhandlung
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Die Eyfersucht. J¢ts nicht genung: daß ich das Hertz in mir Mir ¢elb¢t freß’ ab? daß mein Medu¢en Haar Mich kehrt in Stein und in ein arger Thier Als Sphynx/ Chimer/ Ocypete nicht war? Daß Molchen-Blutt und Nattern-Flei¢ch mich ¢pei¢en? Daß ich mich ¢elb¢t ¢tets todte durch dis Ei¢en? Der Neid. Auf! wirf Napel in Liebes-Garten ein! Kehr’ ihre Ruh in ein be¢turmtes Meer. Die Circe wandelt Men¢chen in ein Schwein/ Cali¢to wird durch Junons Rach’ ein Beer/ Und du laßt dich itzt Cyrthens Schonheit blanden? Auf! ru¢te dich mit Wermuth/ Gift und Branden! Die Eyfersucht. Ha¢t du ver¢pielt? werd ich nicht Sieger ¢ein. Dem Drachen ward entfuhrt das guldne Fluß/ Und Argus ¢chlafft mit hundert Augen ein/ Als in ein Horn Betrug und Liebe bließ/ Wird Juno nicht ¢elb¢t mit ¢amt mir bethoret/ Wenn Jupiter als Kuh die Jo ehret? !54" Der Neid. Mars Liebe/ Li¢t/ ¢o Starck’ als Witz ver¢pielt/ Wenn Eyfer¢ucht bewafnet den Vulcan; Der ¢ich durch’s Garn an ¢einer Venus kuhlt. Ver¢uche nun/ was deine Starcke kan. Dein zweyfach Antlitz/ deine tau¢end Augen Dein Hir¢chfuß/ kan dir ¢tets zum Siege taugen. Der Wurm/ der dir nagt an der lincken Bru¢t/ Macht: daß ¢ich’s Ohr zu jedem Ra¢¢eln ¢pitzt. Dein blauer Mund haucht Pe¢t zu jeder Lu¢t/ Weil der Verdacht dir ¢tets im Hertzen ¢itzt/ 458 Beer/] Beer? ABC 449 genung] genug C
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Sophonisbe
Neid und Ge¢chrey dir ¢tets gallt in die Ohren; Auf! auf! hab Acht/ ¢on¢t i¢t dein Schatz verlohren!
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Die Eyfersucht. Ach! Schwe¢ter! ach! ach! was erblick ich ¢chon? Was ¢eh’ ich dort fur eine Kuplerin? Was ¢tiftet ¢ie zu meinem Schimpf’ und Hohn? Was fur ein Adler raubt den Schatz mir hin? Was fur ein Buhler ¢pielt auf ihren Wangen? Auf! laßt uns ihn in un¢er Netze fangen! Die Vernunft. Wahn¢innige! was traumt fur Narrheit dir? Schlag in den Wind ¢o thorchte Fanta¢ey. Halt! ¢etze nur dir meine Prillen fur! Sih¢t du’s: daß es nur eine Fliege ¢ey? Die Narrheit. Wenn Jupiter wil Junons Buhler werden/ Weiß er ¢ich als ein Guckuck zu gebehrden. Die Eyfersucht. Ach! Schwe¢ter/ ach! ach! was erblick’ ich itzt? Was i¢t’s/ daß ihr die Kuplerin einblaßt? Was i¢t es/ das auf ihren Bru¢ten ¢itzt? Wer i¢t’s/ den ¢ie ¢ich ¢o beta¢ten laßt? Auf! die¢en Schnee ¢ol keine Fau¢t befuhlen! Auf! auf! ¢ein Blutt muß meinen Zorn abkuhlen! !55 " Die Vernunft. Wahnwitzige! bi¢t du dumm oder blind? Komm ¢chaue: wer mit ihr zu buhln begehrt. Erkenn¢t du’s nun: daß es nicht Finger ¢ind. Dis i¢t ein Kefer/ dis ein Gra¢e-Pferd.
487 fur!] fur? AB fur; C 497 dumm] thumm C
Die dritte Abhandlung
Die Narrheit. Wenn Jupiter wil Danaens genu¢¢en/ So kan er auch in regnend Gold zerflu¢¢en.
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Die Eyfersucht. Ach! wen fuhrt itzt die Kuplerin zu ihr? Welch Bube kußt ihr ihren ¢chonen Mund? Welch eine Hand ragt bey der Schurtze fur? Auf! Schwe¢ter/ laß uns todten die¢en Hund! Auf! laß uns ihm den frechen Halß zerbrechen! Und meinen Schimpf durch ¢ein Verterben rechen.
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Die Vernunft. Stockblinder Narr! was nimm¢tu thorchtes wahr? Was gram¢t du dich und ¢ie ¢o ¢onder Noth? Halt/ la¢¢e Mich dir ¢techen vor den Staar! Er¢chlag den Floch/ tritt die¢e Spinne todt! Die Narrheit. Wenn Jupiter wil bey der Leda liegen/ Ver¢tellt er ¢ich in Schwahn ¢ie zu betrugen.
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Die Eyfersucht. Jtzt kan gewiß mein Auge nicht mehr irrn! Ach! Schwe¢ter/ ach! ach! wer umbarmt ¢ie gar! Wie lachelt ¢ie? wie weiß ¢ie ihn zu kirrn? Was zweifeln wir? itzt i¢t der Ehbruch klar! Schau¢t du’s? mein Haupt kriegt wie Actæon Horner! Auf! brauche Schlangen/ Dolche/ Peit¢chen/ Dorner.
505 Hand] Hand/ AB Hand C 517 ihn] ihm AB ihn C 519 Actæon] Aetæon A Actæon B Actaon C 508 Verterben] Verderben BC 514 betrugen] betriegen C 516 umbarmt] umarmt C
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Sophonisbe
Die Vernunft. Nach dem du ja ¢tets durch ein Bla¢ter ¢ih¢t; Bezauberte/ ¢o brauche Fuhl’/ und Hand. Fuhl¢t du was? Nein; nur: daß dis Schatten i¢t/ Der dich bethort/ und affet an der Wand. !56 "
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Die Narrheit. Wenn Jupiter Antiopen begehret/ Wird er in ein Ge¢pen¢t’ und Bock verkehret. Die Eyfersucht. Nun/ Schwe¢ter/ i¢t’s umb meinen Schatz gethan. Verteufelte/ verfluchte Kuplerin! Welch Hercules ¢pricht umb die Gun¢t ¢ie an? Welch Cyclops rennt zu Galatheen hin? J¢t ¢ie gleich keu¢ch; die Nothzucht wird ¢ie zwingen. Auf! laß’ uns ihr behertzt zu Hulffe ¢pringen! Die Vernunft. Mond¢uchtige! du bi¢t Erbarmens werth. Halt! ¢chaue vor durch’s Schau’-Glaß/ wer ¢ie ¢ind/ Dis i¢t ein Zwerg/ der einen Scherf begehrt; Und jenes ein Allmo¢en bettelnd Kind. Die Narrheit. Wenn Jupitern Alcmenens Gun¢t ¢ol weiden/ Weiß er in einen Knecht ¢ich zu verkleiden.
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Die Eyfersucht. Ach! itzt bin ich verrathen und verkaufft! Wer/ Schwe¢ter/ mag der glatte Jungling ¢ein? Der umb mein Licht wie ein jung Rehbock lauft? Jtzt liefert er ein Buhler-Lied ihr ein?
534 durch’s] durchs’ AB durchs C 527 umb] um C 541 umb] um C
Die dritte Abhandlung
Welch edler Held er¢cheint mit Helm und Spi¢¢e? Auf! Schwe¢ter/ daß dis Paar ¢tracks ¢terben mu¢¢e!
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Die Vernunft. Hier brauche von der Augen-Salb’ ein Theil/ Weil alles dir ¢o frembd’ und ¢eltzam ¢cheint. ! 57" Sieh¢t du dis Weib/ die Nadeln traget feil? Den Hirten/ der ¢ich zu vermitten meint? Die Narrheit. Daß Omphal’ und Europe beyden bleibe Wird Jupiter ein Rind/ ¢ein Sohn zum Weibe. Die Eyfersucht. Ach! Schwe¢ter/ zetter! zetter! ich vergeh! Ach! ¢ieh¢t du’s nicht? wer meinen Schatz umbfangt. Er ku¢¢et ¢ie/ ¢ie ihn. Weh/ weh! ach! weh! Schau! wie er gar den Brautt-Schmuck umb ¢ie hengt. Sie reichet ihm ein Haarband; neb¢t zwey Ringen. Nun i¢t es Zeit ¢ie und mich umbzubringen. Die Vernunft. Bezwinge dich! Ein ¢olch Meineydi¢ch Weib J¢t keiner Lieb’ auch keines Seuftzers werth. Sie verunehrt nicht dich/ nur ihren Leib. Und endlich wird ihr Straf’ und Schimpf gewehrt! Die Verzweifelung. Weg mit Geduld! Ein Strick und Dolch i¢t be¢¢er. Geh todte dich und ¢ie. Hier i¢t ein Me¢¢er. ! 58 "
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mu¢¢e] mu¢e B frembd’] fremd C vermitten] vermiethen C zetter! zetter!] Zeter! zetter! B Zeter! Zeter! C umbfangt] umfangt C umb] um C umbzubringen] umzubringen C
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Sophonisbe
Die vierdte Abhandlung. Der Schauplatz ¢tellet fur einen Koniglichen Saal. Scipio. Lælius. Syphax. Eine Menge Romi¢cher Kriegs-Ober¢ten und Soldaten.
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Scipio. SO hat den Gottern es durch un¢re Sieges-|Waffen Des Syphax Friedenbruch gefallen zu be¢traffen! Rom und die Nach-Welt wird dein danckbar Schuldner ¢ein/ Und dich mit Siegs-Geprang’ in’s Capitol hol’n ein. Der Himmel i¢t indes uns auch zu Hulffe kommen; Wir haben Utica und Tunis eingenommen/ Carthagens rechten Zaum/ wordurch die neue Stadt Schon halb belagert i¢t. Des Feindes Seemacht hat Vergebens ¢ich gewagt an un¢re wenig Schiffe. Nun aber zeug uns an/ durch was fur kluge Griffe Das Reich Numidien in ¢o ¢ehr enger Zeit Jn eure Hande fiel. Lælius. Als deine Tapferkeit/ Durchlauchtig¢t-gro¢¢er Held/ hatt’ A¢drubaln erleget; Und Ma¢ani¢¢a ¢ich neb¢t mir hieher beweget/ Fiel ihm’s verlohrne Reich als rechten Erben zu/ Vom Syphax wieder ab/ der gleichwol ¢onder Ruh Jn ¢einem Reiche ¢ich muht’ ein neu Heer zu richten/ Fa¢t ¢tarcker/ als das ¢ich bey Utica zu fluchten
vor 1 fur] vor C 1 un¢re] un¢ere B 7 wordurch] wodurch C 10 zeug] zeig C
Die vierdte Abhandlung
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Fur dir genothigt ward. Mit die¢er neuen Macht Wagt’ er uns beyden ¢ich zu liefern eine Schlacht. Des Feindes Reuterey fiel als ein hauffig Hagel Des Heeres Spitzen an; ¢o: daß an einem Nagel !59 " Flucht und Verwirrung hing. Doch die¢er Sturmwind nam Bald mit Verwundern ab/ ¢o bald das Fuß-Volck kam/ Und mit ge¢chloßner Macht des Syphax Reuter trennte. So eyfrig auch der Feind im er¢ten An¢atz brennte/ So lau ward der Be¢tand/ ¢o furcht¢am ¢eine Flucht. Ja als ihr Konig ¢ich mit hoch¢tem Eyfer ¢ucht: Wie er ¢ein fluchtig Heer in fri¢chen Stand ver¢etzet/ Und an der Spitze kampft/ wird ihm ¢ein Pferd verletzet/ Daß er zu Bodem ¢turtzt; und er/ mit was fur Macht Man ihn zu retten meint/ gefangen zu mir bracht; Der hier des Scipio ¢iegreichen Fuß muß ku¢¢en. Als auch die Reuterey voran mit Ma¢ani¢¢en Fur Cyrthens Mauern kommt/ ihr ihren Konig weißt/ Und ihm mit ¢charffem Dreun die Pforten ofnen heißt/ Macht’ er ¢ich Augenblicks der gro¢¢en Fe¢tung Mei¢ter. Scipio. Die Gotter machen klar: daß eure Helden-Gei¢ter Jhr Einfluß rege macht/ ihr himmli¢ch Trieb bewegt; Weil er uns ¢pielende den Feind zu Fu¢¢en legt. Nun eure Tugend ¢ol verdienten Lohn empfangen! Ja eure Bilder ¢olln in Ertzt und Marmel prangen/ So lange Rom be¢tromt wird von der Tyber ¢ein. Jn was wird aber man dich Syphax/ etzen ein? Jn was wird dein ¢chlecht Ruhm und ¢chlimm Gedachtnus ¢tehen? Urtheile ¢elb¢t: wie Rom mit dir itzt umbzugehen Hat Uhr¢ach wieder dich: Was ha¢t du dir gedacht? Als du durch Friedenbruch meineydig dich gemacht; Als du den Bund verletzt/ den du mir ¢elb¢t ge¢chworen.
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Bodem] Boden C Fur] Vor C ¢charffem] ¢charffen BC Ertzt] Ertz C Gedachtnus] Gedachtniß C umbzugehen] umzugehen C
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Sophonisbe
Ha¢t du/ wie vor die Treu’/ itzt alle Scham verlohren? Eydtbruchiger! meld an: Ob Rom dir Uhr¢ach gab: Daß du ¢o liederlich fiel¢t von den Romern ab? Syphax. Großmacht’ger Scipio. Jch bin fur mein Verbrechen Von Gottern ¢o ge¢trafft: daß men¢chlich Urtheil-¢prechen Nicht meinem Leide kan das min¢te ¢etzen bey; Ge¢atzt: daß Beil und Pfal mir ¢chon be¢timmet ¢ey; Jch bin ¢o tief verfalln/ und bin ¢o hoch gewe¢en. Rom und Carthago hat auf einmal mich erle¢en Zum Ancker ¢eines Heils/ gebuhlt umb meine Gun¢t/ Mit Ehrerbittung mir der leichten Freind¢chaft Dun¢t !60 " Wie Gottern Opferwerck begierig furgetragen. Der A¢drubal ge¢teht’s/ und Scipio wird’s ¢agen: Wie beyde mich verehrt/ und jeder ¢ich bemuht Mein Schoos-Kind ¢ich zu ¢ehn. Schaut itzt den Unter¢chied! Fur mir hat Ma¢aniß’ in Hecken wohnen mu¢¢en; Jtzt ¢chatzt er mich kaum werth den Bugel ihm zu ku¢¢en; Und Scipio fahrt mich wie Hund und Schergen an. Lernt: wie der Gotter Blitz die Rie¢en ¢turtzen kan! Doch Syphax hat’s verdient! wiewol mein thor’chtes Ra¢en Hat ¢einen letzten Sturm er¢t vollends ausgebla¢en/ Als ich zun Waffen grif/ und Rom die Spitze wieß. Weil meine Ra¢erey ¢ich dar ¢chon blicken ließ/ Als ich aus Barchens Stamm und aus Carthagens Schlangen Mir eine Frau erkohr. Dar ward die Glutt gefangen/ Die Fackel in mein Hauß/ die Pe¢t in’s Hertz gebracht/ Dardurch mein Konigreich in lichten Flammen kracht/ Mein Heil ¢ich a¢chert ein. Dar hab’ ich in mein Bette Die Natter (ach! daß ich ¢ie nie ge¢ehen hette!) Erhoben/ ja auf Schoos und an die Bru¢t ge¢etz’t Den Wurm/ der ¢tundlich mich auf Rom und euch verhetzt/ 60 71
Freind¢chaft Dun¢t] Freind¢chaft-Dun¢t AB Freund¢chafft Dun¢t C zun] zum A zun A(Errata)BC
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umb] um C furgetragen] vorgetragen C Dardurch] Dadurch C
Die vierdte Abhandlung
Medeen/ die ¢teckt an Numidiens Pala¢te/ Sie/ ¢ie hat wider dich/ den be¢ten meiner Ga¢te/ Als ein Bu¢iris mir das Mordbeil in die Hand/ Mich in den Harni¢ch bracht.
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Scipio. Wer Nattern/ Pe¢t/ und Brand Jhm ¢elb¢t in Bu¢em ¢etzt/ und unter’s Dach ¢elb¢t traget/ J¢t nicht Bejammerns werth. Ein kluger Herr¢cher pfleget Fur Weibern ¢einen Rath und Ohr zu ¢chlu¢¢en ein Wie Schlangen/ die umbkreißt von dem Be¢chwerer ¢ein. Syphax. Fur die¢er Circe kan ¢ich kein Uly¢¢es hutten;
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Scipio. So ¢chutzt ein jeder fur/ der Schifbruch hat gelitten.
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Syphax. Sie i¢t ein Scorpion/ der ¢tets zwar’s Gift behalt/ Doch in dem Winter ¢ich todt und erfroren ¢tellt/ Wenn aber Sonn’ und Gun¢t ihr liebko¢’t und ¢ie warmet/ Mehr als die Schlangen ¢ticht/ mehr als die Bienen ¢chwermet/ Die durch ihr Honig¢eim ver¢tellen ihren Stich. Scipio. So Bien’ als Scorpion hat ¢eine Straff’ in ¢ich. !61 " Syphax. Ja! jene bißet ein den Stachel; der die Starcke/ Wenn uns ihr Stich verletzt. Allein die ¢chlimm¢ten Wercke 82
dich/] dich AB dich/ C
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Bu¢em] Bu¢en BC ¢chlu¢¢en] ¢chlie¢¢en C umbkreißt] umkreißt BC fur] vor C Die] Sie C bißet] bu¢¢et C den] die C
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Sophonisbe
Der Weiber geben noch ein Werckzeug ihnen ab/ Zu ¢teigen in die Hoh/ und ihrer Manner Grab Zum Grund¢tein ihres Glucks und neuen Heil’s zu machen. Denn ob ¢ie zwar mehr Gift beherbergen als Drachen/ Darmit ¢ie Adler falln/ und Lowen ¢perrn an’s Joch/ J¢t’s hole Stachel-Rohr der Scorpionen doch Viel ¢ichtbarer/ als dis/ durch das ein Weib vergiftet. Was hat mein Ehweib nicht fur arges ¢chon ge¢tifftet? Sie ¢turtzt Numidien/ ¢teckt Kaccaben in Brand. Doch hengt der Himmel ihr voll Geigen/ und die Hand Des Gluckes ¢teckt ihr an ¢chon neue Hochzeit-Kertzen. Scipio. Jch glaube Syphax ¢chwermt von Unmuth/ Ang¢t und Schmertzen. Syphax. Hieraus ¢chopf ich noch Tro¢t/ mein Hertzeleid noch Lu¢t: Daß itzt mein gro¢ter Feind kußt Sophonisbens Bru¢t; Daß die¢e Unholdin/ die Seuch’ und Pe¢t des Landes/ Sein Bett’ und Hauß ¢teckt an. Scipio. Wer macht ¢ich die¢es Brandes
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Theilhaftig? Syphax. Ma¢aniß’ i¢t’s/ den ¢ie durch ihr Gift/ Das Ba¢ili¢chken-Blick’ und Molchen ubertrift/ Mehr hat als mich bethort/ und ¢chneller angezundet/ Als ¢ie ihn angeblickt. Scipio. Jhr gro¢¢en Gotter! findet Jn die¢es Helden Hertz ein ¢olcher Wahnwitz ¢tatt?
113 Unholdin] Unhold’n B 116 Ba¢ili¢chken-Blick’] Ba¢ili¢ken-Blick C
Die vierdte Abhandlung
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Syphax. Ja/ weil er ¢ich bereit mit ihr vermahlet hat. Scipio. Jch kan der Thorheit kaum vernunftig Glauben geben.
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Lælius. Es i¢t wahr/ was er ¢agt! Es half kein Wider¢treben/ Kein Warnen/ ja kein Ern¢t. Er lief verzweifelt fort Wie Hir¢ch’ in voller Brun¢t. Er ¢chaumte Zorn und Mord/ Sties Fluch und Dreuen aus/ als ich’s verhindern wolte. Scipio. Ach! daß ich nicht von dir den Schandfleck horen ¢olte! Du mehr als edler Held! Wo ha¢tu hin gedacht? Daß du ein Weib der Stadt/ die ¢ie zu Gottern macht/ Zur Herr¢cherin erkie¢’t? du Lowe der Numiden. Was wurde nicht der Wurm durch dich fur Ubel ¢chmieden? ! 62 " Der Scorpionen Gift wurckt/ wenn der Sonne Rad Jm Lowen ¢einen Lauff/ des Hunds-Stern’s Einfluß hat/ Zweyfache Schadligkeit. Lælius. Gar recht! vom Hanno ¢tammet Sein Ehweib/ den darumb Carchedon hat verdammet/ Weil ein gezahmter Low’ ihm an der Seite gieng. Geht Sophonisbe nun leer aus? die einen Ring Zwey Lowen leget an/ zwey Konige bethoret/ Die Ammon bethet an/ die Rom zeither geehret/ Die Welt in Krieg verflicht.
134 Carchedon] Carchedan ABC 121 127 132 133 138
kaum] nicht C ha¢tu] ha¢t du C Hunds-Stern’s] Hund-Sterns C Schadligkeit] Schadlichkeit C zeither] ¢either C
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Sophonisbe
Syphax. Sie hat den Syphax nicht Gekirrt. Jch war behext. Jch hab’ ihr Augen-Licht Andachtiger verehrt als Lybien die Sonne. Jhr Antlitz war mein Tro¢t/ ihr Anblick meine Wonne/ Mein Wun¢chen war ihr Heil/ und kurtz/ ¢ie war mein Gott/ Mein Hertz’ ihr Heyligthumb. Jtzt braucht ¢ie meinen Spott Zum Ruder ihres Heils/ zu Flugeln ihres Gluckes/ Schatzt meine Fe¢¢el nicht werth eines ¢u¢¢en Blickes/ Kußt meinen Feind und lacht/ wenn meine Ketten ¢chwirrn. Dem Vogel aber weh/ der ¢ich laßt Beeren kirrn/ Die ihm ihr Liebreitz ¢tellt! Gewiß auch Rom wird fuhlen/ Daß Klipp’ und Syrten ¢ind/ wo Sophonisben ¢pielen. Seh’ aber ich bey ihr den Meineyd Straff’ aus¢tehn/ Wil ich vergnugt nach Rom in ¢chweren Fe¢¢eln gehn. Hauptmann. Fur¢t Ma¢ani¢¢a komt den Scipio zu gru¢¢en.
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Scipio. Wir wun¢chen hoch erfreut ihn in den Arm zu ¢chlu¢¢en. Daß man den Syphax bald ver¢chaff’ in ¢ein Gemach.
Ma¢ani¢¢a. Scipio. Lælius. Eine Menge Romer. Eine Menge Ma¢anißi¢cher Kriegs-Obri¢ten. Eine Menge Numidi¢cher Gefangenen. Masanissa. Begluckter Scipio/ der Himmel gebe nach Daß er gantz Africa bald kniend fur ihm ¢ehe! Daß ¢ein Geluckes-Wind bald Caccaben verwehe!
146 ¢u¢¢en] ¢u¢¢es A ¢u¢¢en A(Errata)BC vor 156 Lælius.] Lælius A1 Lælius. A2BC 144 Heyligthumb] Heiligthum C vor 156 (Redebeitrag) Masanissa] Ma¢in. BC
Die vierdte Abhandlung
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Den ¢chon und ko¢tbarn Staub in Meer und Felder ¢treu’! Was Ma¢ani¢¢ens Hand und unverruckte Treu’ !63 " Hier in Numidien er¢prußliches begangen/ J¢t un¢er Gotter Werck. Der Konig i¢t gefangen/ Die Haupt¢tadt bethet uns als ihre Haupter an. Hier i¢t die Krone ¢elb¢t/ die er willkuhrlich kan Jns Capitol gewehr’n; hier ¢ind zu Syphax Schatzen Die Schlu¢¢el ihm gewehrt und zu den fe¢ten Platzen/ Der Zepter/ den mein Volck mir wieder uberreicht/ Als ich mein Land betrat. Weil Ma¢ani¢¢a leicht Sich zu be¢cheiden weiß: daß neb¢t der Gotter Segen Die Gun¢t des Scipio/ der tapfren Romer Degen Mir hat mein Reich erkampft. Hier i¢t die Hauptfahn auch Des Syphax/ die mein Arm aus Schuld und nach Gebrauch Jhm zu den Fu¢¢en legt. Mehr kriegt er hier gebunden Die Haupter die¢es Reich’s/ die wir jung¢t uberwunden. Wenn die¢es Scipio ¢chatzt Zeichen meiner Pflicht/ Verlang’ ich keine Beut’/ auch keinen Siegs-Preiß nicht. Scipio. Mein Bruder/ und mein Freund/ dem ich mein halbes Hertze Furlang¢t ¢chon zugetheilt/ des Ruhmes lichte Kertze/ Die ¢eine Tugend ihm in Mohrenland ¢teckt an/ Glantzt uber Abila. Die Freund¢chaft aber kan Rom nach Verdien¢te nicht vergelten Ma¢ani¢¢en; Wenn es ihm gleich aus Gold’ ein Rie¢en-Bild laßt gi¢¢en/ Und neb¢t des Romulus auf Marckt und Tempel ¢etzt. Denn Tugend i¢t was mehr/ als was ein Kun¢tler etzt; Verdient auch mehr als Ertzt und Helffenbein zum Lohne. Wir nehmen itzt zwar an den Konig und die Krone Des Reichs Numidien/ auch die gefang’ne Schaar/ 165 gewehr’n;] gewehrn’ A gewehrn’; B gewahrn; C 166 gewehrt] gewehrt; A gewehrt. B gewahrt C 161 167 170 178 185
er¢prußliches] Er¢prießliches C Zepter] Scepter C tapfren] tapffern C Furlang¢t] Vorlang¢t C Ertzt] Ertz C
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Sophonisbe
Die Fahnen und den Schatz/ und was des Feindes war/ Als Banden/ welche Rom zu mehrerm Danck ver¢tricken; Dahin wir ¢ie noch heut’ ihm wolln zu Ehren ¢chicken; Nim Lælius alsbald der Sachen fleißig wahr. Daß aber Ma¢aniß’ uns beuth die Schlu¢¢el dar Zun Platzen ¢eines Reichs/ ¢ein Zepter leget nieder/ J¢t Hofligkeit von ihm. Er nehme beydes wieder. Rom ¢chatzt/ von Feinden ¢ich bereichern/ nur fur Ruhm. Er i¢t ¢ein gro¢ter Freind/ dis i¢t ¢ein Eygenthumb. !64 " Die Gotter la¢¢en ihn und ¢einen Stamm dar bluhen! Ja Scipio wird ¢ich viel mehr bey Rom bemuhen: Daß Africa ¢ein Haupt mehr Kronen tragen ¢chau’/ Auf welches Rom und Jch noch gro¢¢re Berge bau’. Masanissa. Die Gotter wollen Rom und ihren Feld-Herrn ¢egnen! Auf ihrer Feinde Kopf Blitz/ Hagel/ Schwefel regnen!
Scipio. Ma¢ani¢¢a.
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Scipio. Jedoch halt! Ma¢aniß’. Es fallt uns noch was ein. Wo bleibet Sophonisb’? Auch die¢e muß noch ¢ein Die Beute der Stadt Rom. Er ¢chweiget! er erbla¢¢et! Er zittert! was fur Ang¢t/ was fur Er¢chrecknus fa¢¢et Dir Hertz und Antlitz an?
193 Zun] Zum AB zun A(Errata) Zun C 193 194 196 206
Zepter] Scepter C Hofligkeit] Hoflichkeit C Freind] Freund C Eygenthumb] Eigenthum C Er¢chrecknus] Er¢chreckniß C
Die vierdte Abhandlung
Masanissa. Ach! Scipio! Scipio. Sag’ an. Masanissa. Ach! Sophonisbe Scipio. Nun/ was i¢t es? Masanissa. Ach! ich kan Nicht ¢prechen! Scipio. Traumet dir? ermunter’ Hertz und Sinnen! Masanissa. 210
Ach! Sophonisbe ¢ol Scipio. was ¢ol ¢ie? Masinissa. nicht entrinnen? Scipio. Ja recht/ ¢ie ¢ol nach Rom noch heute ¢ein ge¢chickt. Masanissa. So wird mein Lebens-Drat mein Glucks-Compas verruckt.
208 i¢t] i¢t’ A i¢t BC 209 ermunter’] ermuntre C
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Sophonisbe
Scipio. Wie? hengt ¢ein Gei¢t und Gluck’ an un¢er Feindin Leben? Masanissa. Ja Ma¢ani¢¢a wird mit ihr den Gei¢t aufgeben.
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Scipio. Was fur ein Uhr¢prung i¢t’s/ woraus ¢ein Wahnwitz kwillt? Masanissa. Er prufe vor den Baum/ eh er die Fruchte ¢chilt. Scipio. Hat Ma¢ani¢¢a ¢ich vielleicht in ¢ie verliebet? Masanissa. Ja! Sie mein Engel i¢t’s/ die mir Vergnugung giebet. Scipio. Die ge¢tern dir mehr Feind’ als Spinn’ und Natter war?
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Masanissa. Oft kehrt ein du¢ter Heyn ¢ich in ein hell Altar. Scipio. Die mit der Mutter-Milch hat Gift und Haß ge¢ogen? Masanissa. Die Drachen werden uns durch Kirrung ¢elb¢t bewogen. Scipio. Durch ihr Bewogen-¢ein kommt Syphax umb ¢ein Reich. Masanissa. Der Ro¢e bleibt ihr Werth/ ent¢eelt ¢ie einen gleich. !65 "
213 hengt] henckt B 222 bewogen] gewogen C 223 Bewogen-¢ein] Gewogen-¢eyn C
umb] um C
Die vierdte Abhandlung
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Scipio. Ein zaubernd Weib kan auch den klug¢ten Kopf ver¢tellen. Masanissa. Der Liebe Zucker kan nicht Treu’ und Milch vergallen. Scipio. Was ¢chleu¢t den Helden-Gei¢t ¢o ¢chlimmen Fa¢¢eln ein? Masanissa. So Tugend als Ge¢talt/ die an ihr Gottlich ¢ein. Scipio. Hat Rom und Africa nicht Sophonisbens gleichen?
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Masanissa. Kein Stern weiß Wurd’ und Glantz der Sonne zu erreichen. Scipio. Begierde ¢iht Comet- oft auch fur Sonnen an. Masanissa. Daß Mißgun¢t/ die nichts reucht/ doch Ro¢en tadeln kan! Scipio. Die Schonheit i¢t ¢chon Mah/ der ein¢chlafft/ nicht erkwicket. Masanissa. Sie weckt die Todten auf/ wenn ihr ¢chon Auge blicket.
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Scipio. Er todte mit Vernunft den Reitz der Uppigkeit.
228 Tugend] Tugend/ AB Tugend C 231 Comet- oft] Comet-oft A Comet- oft B Comet- offt C
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Sophonisbe
Masanissa. Wenn Grund und Giebel brennt/ i¢t’s nicht mehr le¢chens zeit. Scipio. J¢t deine Liebe denn ¢chon bis zum Gipfel kommen? Masanissa. Ja! denn ich habe mir ¢ie ¢chon zur Eh genommen. Scipio. Ha! i¢t der Aberwitz von ihm wol Glaubens-werth?
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Masanissa. Den Gottern hat’s gefalln/ mein Gluck-Stern hat’s begehrt. Scipio. Mit dem Verhangnu¢¢e vermummt man eigne Sunden. Masanissa. Des Himmels Reitzungen kan niemand uberwinden. Scipio. Den reitzt die Thorheit/ der in’s Garn der Wollu¢t fallt. Masanissa. Der Venus Gottesdien¢t wird ¢elb¢t hierdurch be¢tellt.
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Scipio. Gott i¢t ein keu¢cher Gei¢t/ liebt Andacht keu¢cher Hertzen. Masanissa. Der Keu¢chheit heilig Oel ernehrt des Eh¢tands Kertzen. Scipio. Nicht wenn ein blinder Trieb uns auf das Glat-Eiß jagt.
236 le¢chens] lo¢chens C 240 Gluck-Stern] Glucks-Stern C 241 Verhangnu¢¢e] Verhangni¢¢e C
Die vierdte Abhandlung
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Masanissa. Fehl-tretenden wird nicht ¢tracks Laub und Gras ver¢agt. Scipio. Der thut die La¢ter ¢elb¢t/ der durch die Finger ¢iehet.
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Masanissa. Auf was fur Ab¢ehn i¢t ¢ein Eyver denn bemuhet? Scipio. Daß Ma¢ani¢¢a ¢ol zertrennen Eh und Pflicht. Masanissa. Der Himmel laßt’s nicht zu/ auch mein Gewi¢¢en nicht. Scipio. Es i¢t ungiltig Ding der Eh¢tand bey euch beyden. Masanissa. Was kan fur Men¢chen Recht ¢olch himmli¢ch Band zer¢chneiden? !66 "
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Scipio. Das Kriegs-Recht macht ¢ie Rom zu einer dien¢tbarn Magd. Masanissa. Sie ¢ey es. Wird nun mir auch eine Magd ver¢agt? Scipio. So eine; die auf Rom ¢o eyfrig i¢t vergiftet. Masanissa. Man mißt ihr unrecht bey/ was Syphax hat ge¢tiftet.
253 256 257 258
ungiltig] ungultig BC Sie] So C eyfrig] hefftig C unrecht] Unrecht BC
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Sophonisbe
Scipio. Du fich¢t fur ¢ie umb¢on¢t. Bezwinge ¢elber dich.
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Masanissa. Was ¢chopfet Rom fur Lu¢t/ wenn man Sie kranckt und Mich? Scipio. Er jammert mich/ mein Freund; ¢ein Leid geht mir zu Hertzen/ Jch hab’ Empfindligkeit und Theil an ¢einen Schmertzen/ Jch ¢orge fur ¢ein Heil. So ¢chlag’ er de¢¢en Rath Doch nicht ¢o ¢chlecht in Wind/ den die Erfahrung hat Als redlich/ lang¢t gepruft; ja der nicht ¢eines Bluttes Fur Ma¢ani¢¢en ¢chont. Wofern er etwas Guttes Mir damals zugetraut; als er kam in mein Zelt/ Als wir ein Freund¢chaffts-Pfand einander zuge¢tellt/ Von welcher Zeit er mich mit ¢einem Gluck und Hoffen Willkurlich lies gebahrn; wo er je’s Ziel getroffen Ge¢uchter Redligkeit; ¢o bild’ er ihm doch ein: Daß Scipio nicht hier er¢t fal¢ch und ¢chlimm wird ¢ein. Der Tugenden Magnet ¢ol ihn gezogen haben/ So wie er ruhmt/ zu mir. Von allen gro¢¢en Gaben Weiß ich mich ¢on¢ten arm/ in der ruhm’ ich mich reich: Daß meinem Hertzen i¢t der Liebe Trieb zu weich/ Die Wollu¢t i¢t mir Gift/ und Geilheit ¢chmeckt mir herbe. Ja ¢ichre dich: daß nichts ¢o ¢ehr als ¢ie verterbe Den Fruhling un¢er Zeit. Kein giftig Mehlthau nicht Kein Reif i¢t/ der ¢o viel der zarten Bluth’ abbricht Als Brand der Uppigkeit. Fur den geharn¢chten Heeren Darf un¢er Alter ¢ich nicht wie fur Wollu¢t wehren/
264 den] dehn A den BC 271 bild’] blld’ A bild A(Errata) bild’ BC 259 262 271 276 278 279
umb¢on¢t] um¢on¢t C Empfindligkeit] Empfindlichkeit C Redligkeit] Redlichkeit C i¢t] ¢ey C verterbe] verderbe BC un¢er] un¢rer C
Die vierdte Abhandlung
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Die uns ins Garn zu kirrn mit ¢u¢¢en Kornern ¢treut/ Mit Engel-Augen winckt/ und doch die Hell’ uns dreut. Nun die¢e Tugend muß auch Ma¢ani¢¢a lernen/ Wil er mir ehnlich ¢ein/ ¢ein Nahme bey den Sternen Jm Sonnen-Zirckel ¢tehn. Wer Wollu¢t ubermannt/ Thut mehr/ als der den Feind an Sieges-Wagen ¢pannt/ ! 67 " Ja zwey drey Syphax zwingt. Alcides hat am Rie¢en Am Low und Schlangen nicht mehr Hertz und Kraft erwie¢en/ Als da beym Scheideweg’ er wiech der Wollu¢t aus. Du trit¢t/ behertzter Held/ des Syphax Reich in Graus/ Und laßt den Zartling dich an Spinnenweben leiten? Leg auf die Wage doch die ¢chnoden Uppigkeiten! Ein’ Handvoll Ehre wigt zwolf Ki¢ten Wollu¢t weg. Be¢udel deinen Ruhm nicht er¢t durch die¢en Fleck. Mein Bey¢piel ¢ey ein Liecht zur Folge Ma¢ani¢¢en. Ha¢t du den Scipio ie eine Frau ¢ehn ku¢¢en? Hat des Allucius fa¢t Gottlich-¢chone Braut Mein Finger angeruhrt/ ein geiler Blick be¢chaut? Der Sophonisbe doch nicht wird den Schatten reichen. Masanissa. Wer wil ¢ich/ gro¢¢er Held/ dem Scipio vergleichen? Scipio. Jch bin ein Men¢ch wie du/ doch der Begierden Herr.
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Masanissa. Du bi¢t der Gotter Blutt/ und ¢tamm¢t vom Jupiter/ Dein Thun weißt’s. Man hat ihn/ (von dem als einer Schlangen Auch Alexandern hat Olympias empfangen/) Wo deine Mutter ¢chlief/ oft ¢o ge¢tellt ver¢purt.
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Die] Dir C Hell’] Holl’ B Holl C ehnlich] ahnlich BC wiech] wich C Be¢udel] Be¢udle C Liecht] Licht C dem] den B Alexandern] Alexander C
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Sophonisbe
Scipio. Der i¢t der Gotter Kind recht/ den die Tugend ziert.
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Masanissa. Jch bin aus Libyen. Jn un¢ern Stadten bluhet Nichts/ was nicht feurig i¢t. Die Sonn’ und Liebe gluhet Bey uns zur Winters Zeit mit mehrer Krafft und Macht/ Als/ wenn der Hunds-Stern brennt in eurer Mitter-Nacht. Scipio. Es dien’ ihm Hannibal zum Bey¢piel’ und zum Spiegel! Bey dem die Keu¢chheit i¢t der Liebe ¢trenger Zugel. Er bleibt beym Weine kalt/ und bey der Schonheit Eiß. Masanissa. J¢t er aus Africa/ und nicht im Lieben heiß?
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Scipio. Doch klug. Drumb la¢¢e dich den Feind nicht ¢chamroth machen. Ja Caccabe wird ¢ich ver¢tocken/ dich verlachen/ Die Raths-Herrn fordern heim/ die mit be¢turtzter Hand Die Oel-Zweig’ uns verehrn/ und fur ihr Vaterland Die Erde bethen an/ und un¢re Fu¢¢e ku¢¢en/ Ja ¢chon mit Thranen uns umb Friede bitten mu¢¢en. Dein zehnder Feldzug gibt dir auch den zehnden Ring/ Und du ver¢piele¢t ¢ie als ein verachtlich Ding/ !68 " Weil du aus Ohnmacht dich nicht ¢elber kan¢t bezwingen. Zu dem ¢teht’s nicht bey mir/ weil Rom in allen Dingen Die un¢er Schwerdt erwirbt/ fur Helffern hat die Wahl/ Dir noch was zuzutheiln. Der Syphax/ ¢ein Gemahl/ Sein Reich/ ¢ein Volck/ ¢ein Gutt i¢t ja der Romer Beute. Kurtz: Sophonisbe muß nach Rom zihn/ und zwar heute. Dis i¢t mein endlich Schluß. Ent¢chleuß dich: ob der Dun¢t/ Der Kitzel lieber dir ¢ey/ als der Romer Gun¢t.
317 319 322 332
Drumb] Drum C fordern] fodern BC umb] um BC Kitzel] Kutzel C
Die vierdte Abhandlung
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Masanissa. Ach! Scipio/ ja ja! ich habe mich vergangen! Jch fuhle mein Ge¢icht ¢chamrothend Blutt umbfangen; Die Wehmuths-Thrane bricht aus Aug’ und Hertzen fur! Jch unterwerffe mich/ Großmachtger Feldt-Herr/ dir. Gebahre/ wie du wil¢t/ mit deinem Ma¢ani¢¢en. Wer aber wird in dem mir noch zu rathen wi¢¢en? Was meine Seele kwalt und die Gewi¢¢ens-Ruh: Daß ich mit Hand und Mund ihr eydlich ¢agte zu: Sie ¢olte nimmermehr in frembde Hande kommen. Scipio. Was Ma¢ani¢¢ens Brun¢t wahnwitzig furgenommen/ Dem weiß ¢chon ¢ein Ver¢tand/ der groß’re Feinde ¢chlug/ Zu helffen weißlich ab. Du bi¢t dir ¢elber klug.
Ma¢ani¢¢a. 345
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Masanissa. Ach! ¢o ¢ol Sophonisb’ in Rom’¢chen Fe¢¢eln lach¢en? Steckt die¢er bittre Kern in guldenen Gewach¢en; Die eure fal¢che Gun¢t/ ihr ¢chlimmen Romer ihr/ Satzt un¢rer Hofnung auf/ tragt un¢rer Einfalt fur! Jch ¢cheue mich fa¢t euch/ wie den Saturn/ zu nennen. Jhr ¢ucht Numidien von Zeugis nur zu trennen/ Daß un¢re Zweytracht euch auf-opffer Gold und Blutt. Zu was i¢t un¢er Eh Zergliederung euch gutt? Traut ihr den Augen-Dorn Carthago nicht zu dampffen? Traut ihr die Herr¢chafft euch der Welt nicht zu erkampffen/ 335 fur!] fur A fur! BC 350 Zeugis] Zeutis ABC 334 umbfangen] umfangen C 341 frembde] fremde BC 342 furgenommen] vorgenommen C vor 345 (Szenenuberschrift) Ma¢ani¢¢a] Ma¢ini¢¢a BC 351 un¢re] un¢er B Zweytracht] Zwytracht C auf-opffer] auffopffre C 352 un¢er] un¢rer C
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Sophonisbe
Umb die Rom Gall’ und Gift auf alle Volcker ¢chaumt/ Wenn Sophonisbe nicht wird aus der Welt geraumt? Nein! Hannibal ¢teht euch/ nicht Sophonisb’ im Lichte. Das Glucke kehret euch mit ihr ¢ein Ange¢ichte. !69 " Sie reißt neb¢t mir ihm aus die Flugel/ hemmt ¢ein Rad/ Daß es von Rom zu flihn mehr keine Federn hat. Wie hoch i¢t Rom geklimmt/ ¢eit ich auf ¢einer Seiten! Carchedons Juno kan nicht mehr auf Lowen reiten/ Jhr Zepter und ihr Blitz fallt ihr aus beyder Hand. Carthago wird fur’s Kind Alcidens nicht erkannt/ Und doch ¢ol Ma¢aniß’ itzt Zwang und Undanck leiden. Sol Sophonisbe fort? ¢ol Sophonisbe ¢cheiden? Wird un¢erm Auge nicht mit ihr entgehn das Licht? Des Adlers wird ja blind/ ¢charft es die Sonne nicht. Steinharter Scipio! den ein Hircani¢ch Tyger/ Ein Arima¢pi¢ch Wolf/ ein Ba¢ilißk’ am Niger Mit Gift und Blutt ge¢augt! der Zembl- und Ca¢pi¢ch Eiß Jm kalten Hertzen nehrt/ weil er/ wie ¢iedend heiß Gleich meine Bitte war/ wie viel verliebte Flammen Gleich ¢chlugen uber ihn aus meiner Bru¢t zu¢ammen/ Mitleidende nicht ¢chmeltzt. Hat Treu’ und Tugend nicht Was mehr/ als dis verdient? Mein Augen-Tro¢t/ mein Licht/ Mein Abgott/ Sophonisb’! Ach! ich ¢ol dich verlieren? Was ¢ol ich fur Gewinn fur den Verlu¢t ver¢puren? Man ¢agt mir guldne Berg’ und ¢chwere Zepter zu. Einfalt’ger! Reichthum i¢t ein Zirckel ohne Ruh/ Ein Sclavenhaus der Seel’/ Abgotterey der Thummen/ Die guldne Larv’/ in die ¢ich Sorg’ und Geitz vermummen/ Das Arme armer macht/ und Hungrige nicht ¢att/ Das man mit Schwei¢¢e ¢ucht/ mit Furcht und Schrecken hat/
371 Zembl- und] Zembl-und AB Zembl- und C 384 hat] hatt ABC 355 363 365 372 379
Umb] Um BC Zepter] Scepter C Ma¢aniß’] Ma¢iniß’ BC Jm] Jn BC Zepter] Scepter C
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Mit Hertzens-Ach verliert. Nein! ! Gang" ens Diamanten Sticht Sophonisbe weg. Das Bein von Elefanten J¢t ¢chwartz bey ihrer Haut. Den Mund-Rubinen ¢ind Nicht Taprobanens gleich. Und was im Tagus rinnt/ Bezahlet nicht ein Haar von Sophonisbens Haupte. Was i¢t auch Kron’ und Reich? Ach! daß die Welt es glaubte: Daß jede Kron’ ein Joch/ ihr Gold ¢o ¢chwer als Bley/ Jedweder Diamant ein ¢pitzig Pfriemer ¢ey/ Die Perlen Thranen-Saltz; die ¢chutternden Rubine Geronnen Fur¢ten-Blutt; der weiche Purper diene Der Boßheit: daß ¢ie macht der Heuchler Schwarm’ ein Ne¢t/ Der den gekronten Knecht ein¢t von der Schippe blaßt. ! 70 " Nein! Sophonisbe/ nein! Reich/ Zepter/ Purper/ Kronen Sind gegen deinem Werth Schaum/ Bla¢en/ Schalen/ Bohnen. Nimm/ uner¢atlichs Rom/ Numidien dir hin/ Wenn ich Be¢itzthumbs-Herr nur Sophonisbens bin! Halt inne! Ma¢aniß’. Auf was fur Syrt- und Scyllen Rennt dein verzweifelnd Schif? La¢t du den blinden Willen/ Und die verkappte Brun¢t dir einen Leit-Stern ¢ein? Nein! raume Stab und Heft nicht den Begierden ein. Numidien i¢t dir von Uhr¢prung’ angetrauet. Das Reich i¢t dein Gemahl. Wer die¢em ¢ich verfreyet/ Kan ¢onder Ehbruch es nicht ¢encken in Gefahr. Die Herr¢chafft i¢t dein Gott/ die Klugheit dein Altar. Das Auge der Vernunfft wir¢t du dir ¢elb¢t aus¢techen/ Und arger dich am Gluck’ als Hannibal verbrechen/ Da er zu Croton ¢chimpfft der Juno gulden Bild. Behertzig’: ob ein Weib mehr als dein Wol¢tand gilt.
385 !Gang"ens] Landens A Landes BC 401 Syrt- und] Syrt-und A Syrt- und BC 394 395 397 400 401 409 412
Purper] Purpur C Heuchler] Heichler B Zepter/ Purper] Scepter/ Purpur C Be¢itzthumbs-Herr] Be¢itzthums-Herr BC Ma¢aniß’] Ma¢iniß’ BC aus¢techen] aus¢tecken C Behertzig’] Behertz’ge C
Sophonisbens] Sophonisben C
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Sophonisbe
Jm Uhrwerck un¢ers Thuns muß die Vernunfft’s Gewichte/ Das Auge Wei¢er ¢ein. Denn wer dem Jrrwi¢ch-Lichte Der ¢cheinbarn Wollu¢t folgt/ ver¢incket in Mora¢t. Die Lieb’ i¢t thorcht/ die nur im Auge Zunder faßt. Die Schonheit ein Betrug/ ein Geyer zarter Hertzen/ Ein Raubfi¢ch un¢ers Heils. Auf! la¢¢e dir die Kertzen Der nichternen Vernunft/ die Scipio ¢teckt auf/ Dir wei¢en Farth und Port! wo zielt dein blinder Lauf Mit Sophonisben hin? Auf dreyer Nachte Lu¢te/ Auf oft-geku¢te Lipp’/ und vor befuhlte Bru¢te; Auf ein von Scham entfernt’ und Treue-leeres Weib; Auf eine Helena/ die einen Schwanen-Leib Ein Raben-Hertze hat. J¢t die werth lieb zu haben/ Die/ den ¢ie heut’ umbarmt/ wun¢cht morgen zu begraben? Die Ma¢ani¢¢en kußt/ weil noch ihr Syphax lebt? Ja ¢elb¢t ihm Fallen ¢tellt/ und fal¢che Netze webt? Nein! Ma¢ani¢¢a nein! halt die Begierd’ im Zaume! Sie i¢t ein giftig Zweig von Barchens Eyben-Baume/ Der die/ die unter ihm wolln ¢chopfen Schlaf und Ruh/ Be¢chattende bringt umb; die Untergang bringt zu Und Gift zur Mitgift hat/ i¢t unwerth reiner Liebe. Die Art des Crocodils i¢t: daß er ¢ich betrube/ !71" Wenn er den Men¢chen frißt; ¢ie macht kein Auge naß/ Ob’s Ungluck’s Crocodil gleich ihren Syphax fraß. Wie aber? i¢t von ihr nicht Be¢¢erung zu hoffen? Den oft des Unglucks Fuß/ der Straffe Keil getroffen/ Lernt endlich wei¢e ¢ein. Nein! alte La¢ter ¢ind Nicht wol zu rotten aus. Luft/ Wa¢¢er/ Zeit und Wind 431 ihm] ihr ABC 434 Crocodils] Crocodills A Crocodils BC 436 Ungluck’s] Ungluck s A Unglucks BC 415 418 419 426 427 429 432 435
in] im C Heils] Hertzen C nichternen] nuchternen C umbarmt] umarmt C Ma¢ani¢¢en] Ma¢ini¢¢en BC Ma¢ani¢¢a] Ma¢ini¢¢a BC umb] um BC ¢ie macht] Macht ¢ie C
Die vierdte Abhandlung
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Vertreibt nicht den Geruch aus ¢tinckenden Gefa¢¢en. Fort/ Sophonisbe/ fort! dein Sarch i¢t abgema¢¢en/ Dein Untergang be¢timmt. Ach! aber/ ach! wie ¢chwer Kommt uns dis Urthel an! mein Hertze ¢chwimmt im Meer’! Jch wat’ in Sand und Ang¢t! J¢t’s nicht zu hinterzihen? Umb¢on¢t! wer Lorbern/ Gluck/ und Ruhm ihm wil ¢ehn bluhen/ Den Nahmen beym Ge¢tirn’ in Ehren-Tempeln ¢tehn/ Muß aus der Jrrebahn verwehnter Sinnen gehn.
Ma¢ani¢¢a. Di¢alces. Masanissa. Du kom¢t mir eben recht/ Di¢alces. Disalces. Was befehlen 450
Mir ihre Maje¢tat? Masanissa. Mein heutiges Vermahlen Reißt Himmel/ und Vernunft und Zufall mor¢ch entzwey. Schaf Augenblicks ein Glaß/ und Wein/ und Gift herbey. Disalces. Hilf Himmel! worzu Gift?
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Masanissa. Vol¢trecke was wir ¢agen. Ach! wie fiehl’ ich in mir mein ¢chnelles Hertze ¢chlagen! Begierden und Vernunft bekampfen mein Gemutt’/ vor 453 Disalces] Di¢calc. A Di¢alc. BC 455 Gemutt’/] Gemutt’. AB Gemutt/ C 442 Sarch] Sarg C 444 Urthel] Urtheil C 446 Umb¢on¢t] Um¢on¢t BC vor 449 (Szenenüberschrift) Ma¢ani¢¢a] Ma¢ini¢¢a BC 454 fiehl’] fuhl BC
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Sophonisbe
Jn dem bald dis/ bald das/ aufs andern Scheitel tritt. Jedoch der Zweifels-Knot’ i¢t aufgelo¢t und offen. Das Lieben hat gefehlt; Vernunft den Zweck getroffen. Disalces. Hier hat der Konig dis/ wie viel er hat verlangt.
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Masanissa. Wir Aerm¢ten! daß man noch mit Gift und Tode prangt! Uns zu erwurgen Strick’ aus Seid’ und Purper windet. Thut’s nicht ¢o weh/ wenn man mit Adler-Holtze zundet Die Scheuter-Hauffen an? und mit Schmaragd ver¢atzt Die Dolche/ welche man auf un¢re Gurgel wetzt? Bring¢tu mir’s Gifft darumb in Ja¢pis und Chry¢tallen? Jn die¢em ja gar recht; weil wir wie Glaß zerfallen. !72 " Wie aber; bring’ ich ¢elb¢t Jhr dis Ge¢chencke zu? Warumb nicht? kan ¢ie ¢chmehn/ was ich gezwungen thu? Kan jemand be¢¢er ihr als ich den Traum auslegen? Nein! Jupiter laßt ¢ich nicht ¢ehn bey’n Donner¢chlagen. Di¢alces/ trag dis Gift ¢tracks Sophonisben hin; Vermeld’ ihr: daß ich noch ihr Freund/ ihr EhMann bin/ Daß mir noch unentfalln mein doppeltes Ver¢prechen. Weil aber Machtige das Eh-Verlobnus brechen/ Und mich der Himmel nicht laßt ihren Eh-Schatz ¢ein/ Sol doch mein ander Wortt im Wercke treffen ein: Daß ¢ie nicht lebend wird falln in der Romer Hande; Worfur ich ihr dis Glaß zur ¢ichern Artzney ¢ende. Disalces. Ach! wie wird Sophonisb’ empfinden die¢en Schlag!
461 463 465 468 472 474
Purper] Purpur C Scheuter-Hauffen] Scheiterhauffen C Schmaragd] Smaragd C darumb] darum BC Warumb] Warum BC ¢chmehn] ¢chmahn C Freund/ ihr] Freund und C Eh-Verlobnus] Eh-Verlobniß C
Die vierdte Abhandlung
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Masanissa. Wenn ¢ie behertzt ihn fuhlt/ ¢o i¢t’s ihr Ehrentag. Disalces. Der in die Gruft ¢ie ¢chleußt? Masanissa. Doch aus den Fe¢¢eln rei¢¢et.
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Disalces. Ach! mocht’ ich ¢ein ver¢chont mit dem/ was er mich hei¢¢et! Mich ¢chauert ¢elb¢t die Haut. Macht doch ihr Vaterland Der Anverwandten Todt durch Bothen nur bekand/ Die in dem Kercker ¢chon zum Tode ¢ind verdammet. Masanissa. Wenn ¢ie behertziget: daß ¢ie vom Belus ¢tammet/ Daß ¢ie ¢ey A¢drubals des gro¢¢en Suffes Kind/ Eli¢¢ens Enckelin/ die Lu¢t in Flammen find’t/ Daß ¢ie zur Mutter-¢tadt Chaedreanech habe; Daß kein Gewurme lebt in der Phœnizer Grabe; Daß man Amilcars Haupt/ und die ihm kommen bey Durch Tugend/ bethet an. Wenn ¢ie erwegt; ¢ie ¢ey Vorhin vermahlt gewe¢t mit zwey gekronten Kopffen/ Wird ¢ie aus dem Ge¢chenck’ ihr Tro¢t und Lehre ¢chopffen. Disalces. Wo bleibet Treu’ und Eh’ und ihr ge¢chworner Eyd? Masanissa. Wo es umb Zepter geht/ da ¢ind ¢ie Eitelkeit.
vor 480 Masanissa.] fehlt B 487 Suffes] Su¢¢es C 488 Eli¢¢ens] Eli¢¢es BC vor 496 Masanissa] Ma¢in. BC 496 umb Zepter] um Scepter C
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Sophonisbe
Disalces. Kan er ihr Schatz nicht ¢ein/ ¢o ¢ey er nicht ihr Morder. Masanissa. Ja! weil ich doch ihr Heil durch Gift und Mord beforder’. Disalces. Ein Romer kan dis Werck mit mehrerm Ruhm vollzihn.
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Masanissa. Der wird ¢ich ihren Tod mehr zu verhindern muhn: !73" Disalces. Was wil der Fur¢t denn ¢elb¢t ¢o ¢charf auf ¢ie gebahren? Masanissa. Daß ¢ie in Rom nicht darf zum Siegsgeprange fahren. Disalces. Sol Fur¢ten noch der Tod Genad’ und Vortheil ¢ein?
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Masanissa. Di¢alces/ geh und wirf mir mehr kein Wort nicht ein. Jedoch/ halt! Jch vergeh’/ ich zitter/ ich er¢tarre! Geh immer! es i¢t nicht mehr Zeit zu zweifeln. Harre! Verzieh’! Ach! ¢chaue/ wie mir Aug’ und Hertze bricht! Fort! immer! fort! der Schluß i¢t mehr zu andern nicht.
Die vierdte Abhandlung
Reyen Des Hercules. Der Wollu¢t und Tugend. Key¢er Leopolds Gei¢t.
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Hercules. WO wird/ nach ¢o viel Muh und Streit/ Nach uberwund’nen Schlang’ und Rie¢en/ Durch der erzurnten Juno Neid Er¢t Hercules noch hingewie¢en? Jhr Gotter/ die ihr bey mir ¢teht/ Helft: daß mein Fuß nicht irre geht! Die Wollust. Einfaltiger! darf’s eines Zweifels noch? Sih¢tu hier nicht den Garten? dort die Hecken? Hier tragt man Sammt/ dort ¢chlepp’t man Bley und Joch. Dort muß man Gall’/ hier kan man Zucker ¢chmecken. Die Tugend. Laß dich den Wurm/ Alcides/ nicht verfuhrn. Der Tugend Kern be¢chamt der Wollu¢t Schalen. Die Lielgen/ die der Wollu¢t Abgrund zier’n/ Sind Di¢teln/ die mit fal¢chem Silber pralen. Die Wollust. Setz’ einen Fuß nur auf den weichen Pfad/ Den dir die Hand mit Nelcken gantz verneuet. !74"
515 noch?] noch. AB noch? C 520 Kern] Kern/ AB Kern C vor 509 Reyen] Reyhen C Hercules (Szenenüberschrift)] Herculus C 509 Muh] Muth C 515 Einfaltiger] Einfaltger B 516 Sih¢tu] Sieh¢t du C 519 Alcides] Alcidens BC 521 Lielgen] Liljen C 522 fal¢chem] fal¢chen C
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Sophonisbe
Die Tugend. Halt! ¢chaue vor: was es fur We¢pen hat Jn ihrer Schoos/ aus der ¢ie Blumen ¢treuet. Die Wollust. Dis/ was du ¢ieh¢t in meinem Blumwerck ¢pieln/ Sind Stachel-leer und Honig-reiche Bienen.
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Die Tugend. Du wir¢t den Stich eh als ihr Zucker fuhln; Ja ¢iehe: Nattern ni¢ten unter ihnen. Die Wollust. Doch ohne Gift. Sie ¢augen reinen Saft Aus die¢en Ro¢en/ die nie ¢ind erblichen. Die Tugend. Es i¢t kaum Mah; Ein¢chlaffen ihre Kraft. Nur Tulpen/ die nichts/ oder heßlich richen.
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Die Wollust. Sie tragen Frucht’ und Aepfel dicht’ aus Gold. Die Tugend. Wol! laßt uns ¢ie hier auf die Wage legen! Die Wollust. Dis wird erwerben Mir Alcidens Hold. Die Tugend. Die Ha¢elnuß wird ihrer drey abwegen. Die Wollust. Was leicht’ i¢t/ gleicht den Sternen und klimmt hin.
Die vierdte Abhandlung
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Die Tugend. Schau¢t du’s: dis Gold hat in ¢ich nichts als A¢chen. Der Men¢ch wird Vieh auch durch die Zauberin. Die Wollust. Wol! die¢en Schimpf ¢ol mir ihr Blutt abwa¢chen. Die Tugend. Wil auch dis Thier mit guldnen Pfeilen praln? Schaut: Sie ¢ind nur aus Wachs und Bley bereitet. !75 "
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Die Wollust. So ¢ol der Spiß dir deinen Hochmuth zahln! Die Tugend. So ¢iget/ wer mit gla¢ern Lantzen ¢treitet! Die Wollust. Jch wil dich falln auch ohne Pfeil und Spieß. Die Tugend. Durch ein ¢chon Lied bezaubernde Sirene? Die Wollust. Ja/ Orpheus zwingt hierdurch die Fin¢ternus.
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Die Tugend. Hort! wie ver¢timmt mein Griffel ihr Gethone. Die Wollust. Nicht la¢¢e dich durch die¢en Blandungs-Dun¢t Von meiner Feder-weichen Bahn ableiten. Mein Bett’ i¢t Seid’/ und durch der Seren Kun¢t Laß’ ich Dama¢t den meinen ¢o bereiten.
541 Dieser Vers leitet in ABC den folgenden Redebeitrag der Wollust ein. 549 Fin¢ternus] Fin¢terniß C
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Sophonisbe
Die Tugend. Schaut den Betrug! in die¢er Seide ¢ind Stro/ Ne¢¢elkraut/ Dorn/ Di¢teln/ Stein ver¢tecket. Die Wollust. Ja! weil mein Arm hieraus auch Seide ¢pinnt; Aus Gall und Gift Zibeth und Zucker becket. Die Tugend. Was ¢ich der Wurm/ der Molch/ die Schlange ruhmt!
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Die Wollust. Die Gold bekront/ und Wurmge¢pin¢te kleidet? Die Tugend. Die Aeßer ¢ind mit Veilgen oft beblumt. Die Wollust. Die Mißgun¢t ¢chmeht auch Engel/ die ¢ie neidet.
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Die Tugend. Wol! wir wolln bald des Engels Schonheit ¢ehn! Jch muß ihr den geborgten Rock ausziehen. ! 76" Kan ¢ich ein Bettler in was argers nehn? Wer wolte nicht fur die¢er Sclavin flihen? Wirf aber auch den Bettler-Mantel weg. Schaut: i¢t ein Schwein be¢udelter zu ¢chauen? Dis i¢t ein Krebs- und dis ein Aus¢atz-Fleck. Muß dir nicht ¢elb¢t fur Schwer- und Eyter grauen? Der Wollu¢t Kopf i¢t Schwan/ der Leib ein Schwein. Laßt uns die Schminck’ im Antlitz auch vertilgen. Hier fault das Flei¢ch/ dort fri¢t die Lauß ¢ich ein/ 569 Krebs- und] Krebs-und AB Krebs- und C Aus¢atz-Fleck] Außatz-Fleck AB Aus¢atz-Fleck C 570 Schwer- und] Schwer-und A Schwer- und BC vor 560 Wollu¢t] Wullu¢t C 562 ¢chmeht] ¢chmaht C 564 ihr] dir BC
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So wandeln ¢ich in Koth der Wollu¢t Lilgen. Noch nicht genung! zeuch auch die Lumpen aus/ Was zeigt ¢ich nun? Ein Aaß/ ein todt Gerippe. Be¢ih’ itzt auch der Wollu¢t innres Hauß: Daß man ¢ie in die Schindergrube ¢chippe! Hercules. Ge¢icht’ er¢chrecklicher Ge¢talt! Sey Wollu¢t tau¢endmal verfluchet! Mein Hertze ¢chlagt/ der Leib wird kalt! Weh dem/ der die¢en Jrrweg ¢uchet! Wol dem! der mit mir treten kan Hier auf der Tugend Di¢tel-Bahn. Die Tugend. Mein Di¢telweg hat in ¢ich Ros’ und Klee/ Die fin¢tre Kluft das Paradis/ den Himmel. Mein Sonnen¢chein vertilget Eiß und Schnee/ Mein Lorberzweig verle¢chet Schweiß und Schimmel. Hier ¢teht der Thron der Ehren aufgebaut. Hier hencket die verwelckens-freye Krone. Weg/ Hercules/ mit deiner Lowen Haut! Empfang den Zepter/ fuge dich zum Throne. Jch werffe ¢elb¢t mein haren Kleid von mir. Weil Perl’ und Gold die Tugend kleiden mu¢¢en. Be¢teig den Thron. Dort folgt noch einer Dir. Numidien bekronet Ma¢ani¢¢en.
589 Thron] Trohn A Thron BC 592 Throne] Trohne AB Throne C 574 575 588 590 592 596
So] Wo C Lilgen] Liljen C genung] genug BC verle¢chet] verlo¢chet C hencket] hanget C Zepter] Scepter C Ma¢ani¢¢en] Ma¢ini¢¢en BC
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Hercules. So hoch ¢itzt der/ der Lowen zwingt/ Der Rie¢en dampft/ die Helle ¢turmet; !77 " Der mit der Wollu¢t ¢iegbar ringt/ Der’s Vaterland und Tugend ¢chirmet. Die Sternen werden ¢eine Kron’/ Die Welt ¢ein Reich/ der Ruhm ¢ein Thron. Doch was umb¢trahlt mich fur ein Glantz? Die Tugend winckt mir abzutreten. Betritt den Stuhl/ empfang den Krantz. Jch bin bereit dich anzubethen! Nim mich in deinen Schutz und Hold/ Durchlauchtig¢t-gro¢¢er Leopold. Mein Low’ und Drach’/ und der Bu¢ir Sind ¢chwacher als Stamboldens Drachen. Die aber bucken ¢ich fur dir/ Und mu¢¢en ¢chimpflich Friede machen. Ja Leopold wird noch ihr Reich Carthagens A¢che machen gleich. Der guldnen Aepfel Ko¢tbarkeit Aus der He¢periden Gepu¢chen/ ! Die " mir erwarb mein Drachen Streit/ J¢t als zu¢chlecht nicht zu vermi¢chen Jn dein er¢tritten Friedens-Gold Durchlauchtig¢t-gro¢¢er Leopold.
602 Thron] Trohn A Thron BC 605 empfang] empfing AB empfieng C 617 !Die "] Den ABC 598 599 603 611 618
Helle] Holle BC ¢iegbar] ¢ichtbar BC umb¢trahlt] um¢trahlt C fur] vor C als zu¢chlecht] allzu¢chlecht C
Die vierdte Abhandlung
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Das guldne Fluß/ wo Pha¢is rinnt Nach dem ich als Geferthe rei¢e/ Weicht dem/ das Leopold gewinnt/ Wie hoch gleich jenes Ja¢on prei¢e. Madrit und ¢einer Perle Zier Geht Colchos ja und Golde fur. ! 78 "
624 jenes Ja¢on] Ja¢on jenes BC
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Sophonisbe
Die funfte Abhandlung. Der Schauplatz ¢tellet fur den Tempel der Sonnen und des Mohnden. Sophonisbe. Elagabal die Prie¢terin. Der Dido Gei¢t. Sophonisbe. JSt dis das Heyligthum/ in welchem von zwey Sternen Die blinden Sterblichen zukunfft’ge Dinge lernen?
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Elagabal. Dis i¢t es. Weil ihr Aug’ auf Erden alles ¢ieht/ So Tag und Nacht erhellt; i¢t auch ihr Gei¢t bemuht Den du¢teren Ver¢tand der Men¢chen zu verklaren; Denn die/ die Wi¢¢en¢chafft des Kunftigen begehren/ Auch Sonn’ und Mond hierumb andachtig ruffen an/ Erlangen ihren Wun¢ch. Sie/ Sophonisbe/ kan Jhr ¢elber le¢en aus/ wordurch ¢ie wil erlernen/ Was kunftig ihr ¢teht fur. Hier ¢tehn die von den Sternen Be¢eelten Theraphim/ dis i¢t des Thammuz Bild/ Und dis der Hecate; von derer Regung kwillt: Daß die und jene Seel’ einander lieben mu¢¢en; Die Hertzen mu¢¢en ¢ich erofnen oder ¢chlu¢¢en/
11 16 10
dis] di’s AB diß C Denn] Dann AB Denn C Sternen] Sternen/ AB Sternen C
1vor 1 fur] vor C 17 hierumb] hierum BC 19 wordurch] wodurch C 10 fur] vor C
Die funfte Abhandlung 15
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Nach dem man dreht dis Rad/ und auf¢chlingt die¢es Band. Hier i¢t ein Er¢tlings Haupt/ das eines Pri¢ters Hand Jhm von dem Hal¢e rieß/ in Saltz und Wurtzen legte/ Als jeder Jrr¢tern ¢ich zum neuen Lauffe regte. Wer auf dis guldne Blech des Molochs Nahmen ¢chreibt/ Jhm ¢teckt ein Wachs Licht an/ und eine Nacht hier bleibt ! 79 " Fur dem Altare knien/ kriegt/ was er wil/ zu wi¢¢en. Dis Bild ließ Dido noch aus Gold und Silber gu¢¢en/ Worein ¢o Sonn als Mohnd die Kraften flo¢¢en ein. Dis weiß und redet aus/ wie un¢er Gluck wird ¢ein/ Das kein Wahr¢ager gleich i¢t fahig uns zu ¢agen. Allein es laßt ¢ich nur gewi¢¢e Tage fragen; Wenn Hada in den Krebs/ Adad in Lowen tritt. Doch nichts theilt deutlicher die Wi¢¢en¢chafft uns mit/ Als Ob/ ein gro¢¢er Gei¢t/ der Didons Grab be¢eelet; Nach welchem die¢er Fels hier ¢tehet ausgeholet/ Wie das zu Caccabe der Dido Tempel hegt. Sophonisbe. Auf was fur wei¢e wird Eli¢¢ens Gei¢t geregt?
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!Elagabal. " Du mu¢t die Schuh ziehn aus/ Eli¢¢ens Bild umbfa¢¢en/ Aus deinem Arme Blutt in die¢es Feuer la¢¢en. Nun ¢etze die¢e Haub’ aus wei¢¢er Woll’ aufs Haar/ Nim hin den Myrten-Zweig; wirf Weyrauch aufs Altar. Nun muß der Dido Grab mit Aepfeln ¢eyn verehret/ Die Derceto zu ¢een auf Cypern hat gelehret. Nach deiner Andacht ¢chlaff’ auf Didons Grabmal’ ein. Sophonisbe. Wenn werd ich von der Sonn’ und ihr erhoret ¢ein? 29 Ob] ob ABC vor 33 !Elagabal." ] Pythia. A Elagab. BC 22 25 33 38
gu¢¢en] gie¢¢en C fahig] ¢chuldig C umbfa¢¢en] umfa¢¢en BC ¢een] ¢a’n C
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Sophonisbe
!Elagabal. " So bald die Sonne fruh mit ihrem Aufgangs-Lichte Eli¢¢ens Bild ¢trahlt an/ er¢cheinet ein Ge¢ichte/ Das Schlaffenden alhier ihr kunftig Gluck entdeckt. Sophonisbe. Ge¢ichte ¢inds? durch die die Sonn’ ihr Licht auf¢teckt!
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! Elagabal. " Ja/ Dido zeuget ¢ich/ mit Purper angezogen/ Die Haare deckt Schmaragd/ ein Carchedoni¢ch Bogen Hengt von dem Rucken ab; die Pfeile ¢ind aus Gold; Jhr Antlitz heget noch ihr An¢ehn/ ihre Hold. Sophonisbe. Auf was fur Art wird man der Gei¢ter Meinung innen?
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! Elagabal. " Zu Delphis regt der Erd’ ihr Gei¢t die Pri¢terinnen Was uns begegnen ¢ol. Dodonens Eich-Altar Sagt durch zwey Tauben/ theils auch durch die Zweige wahr. Des E¢culapius aus Ertzt und einem Drachen; Und Hammons hornricht Kopf winckt zu gewehrten Sachen. Allein Eli¢¢a macht durch ihren Bauch und Mund/ Was man zu wi¢¢en wun¢cht/ viel deutlicher uns kund. Nun ¢chlaff’; Es i¢t bald Zeit. Die kleinern Stern’ erbleichen. Sophonisbe. J¢t/ eh die Sonn’ erwacht/ nicht Antwort zu erreichen/ !80 " Weil ja ¢on¢t jeder Gei¢t mehr Lu¢t zum fin¢tern tragt.
vor 41 ! Elagabal." ] Pythia. A Elagab. BC vor 45 !Elagabal."] Pythia. A Elag. B Elagab. C vor 50 !Elagabal."] Pythia. A Elag. B Elagab. C 45 46 53 57
zeuget] zeiget C Purper] Purpur C Schmaragd] Smaragd C Ertzt] Ertz C kleinern] kleinen C
Die funfte Abhandlung
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! Elagabal. " Ja/ die¢e/ welche Moth und Hecate bewegt. Allein Eli¢¢ens Gei¢t wird mit dem Tage rege/ Als Baals Sonnen-Kind. Man ¢ieht auch ander Wege Die Teraphim be¢eelt durchs Auge die¢er Welt. Jhr Licht i¢t voller Gei¢t. So bald ein Strahl nur fallt Auf Memnons ¢teinern Bild/ bewegt die todten Lippen Ein angenehmer Schall. Das Licht be¢eelet Klippen/ Des Apis Seule kehrt der Sonne ¢ein Ge¢icht Wie Sonnenwenden nach. Die Sonne geht auch nicht Je auf: daß man nicht ¢ie Serapens Bild ¢iht ku¢¢en; Und Strome ¢u¢¢er Milch aus hundert Bru¢ten flu¢¢en/ Von welchen J¢is ¢trutzt; ¢o bald in ihrer Hand Die Ampeln glimmen an. Ja ¢olcher heil’ge Brand Macht: daß O¢iris Wein aus dem Altare ¢pritzet. Sophonisbe. Die Schlaf¢ucht fallt mich an; mein gantzer Korper ¢chwitzet.
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!Elagabal. " Der Strahl der Sonne kußt ¢chon ihr geweyht Altar/ Die Gottheit die¢es Orths wird itzt gleich ¢agen wahr.
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Didons GE I ST. Das Aug’ und Hertze die¢er Welt/ Das Erd und Meer be¢eelt/ den Sternen Glantz verleihet/ Strahlt auch durch das Ely¢er-Feld/ Und un¢er Schatten bleibt der Sonne noch geweihet/ Eli¢¢a hat mit ihrem Leben Jhr mannlich Hertz nicht aufgegeben; Der Dido Schatten irrt noch em¢iger umbs Grab/ Als weiland in der Welt/ eh ¢ie den Leib legt’ ab.
vor 60 !Elagabal." ] Pythia. A Elagab. BC vor 75 ! Elagabal." ] Pythia. A Elagab. BC 60 62 83
Hecate] Hecata C ander] andre C umbs] ums BC
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Sophonisbe
Sie bleibet itzt noch Sonnen-Prie¢terin; Jhr Gei¢t/ der ihr geweiht wie ¢elb¢t Sicharba war/ Brennt itzt noch LorbeerHoltz/ und ¢pritzt aufs Brand-Altar Der Sonne noch ihr Blutt zum Opfer hin; Labet ihres Eh-Herrns Gei¢t/ den des Brudern Mordbeil fallte/ Mit dem Bal¢am treuer Liebe/ der aus ihren Wunden tropft/ Weil ¢ie ihr das Oel des Lebens ¢elb¢t aus ihren Adern zopft’/ Als Hiarbens tolle Brun¢t ihrer Keu¢chheit Netze ¢tellte. Die¢es macht: daß mein Carthago mich als Gottin bethet an; Und daß mein ent¢eelter Schatten kunftig Ding wahr¢agen kan. !81 " Doch/ mein Carthago/ Ach! ach! Himmel-hohe Stadt! Jch ¢ehe deinen Glantz in Flamm’ und Brand verkrachen/ Die Och¢en und den Pflug zur Saate Furchen machen/ Wo vor mein Och¢enfell ¢o weit gegrantzet hat. Wo Bilder itzt aus Ertzt und Marmel-Seulen ¢tehen/ Wird Moos und Graß und Schlacke ¢ein/ Und breite Buchen wurtzeln ein/ Die Schaff’ in fetter Weid’ auf Thurm’ und Mauern gehen/ Die hoher ¢ich als viertzig Ellen ¢trecken/ Und itzt voll Volck und Elefanten ¢tecken. Ja/ weil ¢ich Rom nicht ¢icher ¢chatzt zu ¢ein/ Wenn es Carthago gleich wird in ein Aas verkehren/ Wird man in ihm zermalmen jeden Stein/ Gleich kont’ jedweder Rom zerdrumern und verheeren. Der Fall Numidiens und Cyrtha ¢pielt vor an: Daß ¢ich Carthago ja vernunftig ¢pigeln kan. Elende Sophonisb’! ich klage dein Verterben! Dein Syphax tragt das Joch/ dich hei¢t’s Verhangnus ¢terben! Jedoch nicht ohne rechtes Recht. Du geußt in’s Feuer Oel/ Er traget Holtz zur Flamme. Der Mohr wird itzt der Romer Knecht.
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Saate Furchen] Saate-Furchen C Ertzt] Ertz C Mauern] Mauren BC gleich wird] wird gleich C zerdrumern] zertrummern C Numidiens] Numidien C vor an] voran C Verterben] Verderben C Verhangnus] Verhangniß C
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Ach! daß du nicht gezeugt war¢t aus Eli¢¢ens Stamme! Wil¢t aber du mir noch mit einer Ader gleichen/ Den Fall des Vaterlands der deine Marter wurtzt/ Den Muth des A¢drubal ¢ehn ¢eines Weibes weichen/ Wenn er in Fe¢¢el kreucht/ ¢ie in die Glutt ¢ich ¢turtzt/ So rette ¢elb¢t bey Zeiten Ruhm und Ehre. Es ¢teckt mehr Treue nicht in Ma¢ani¢¢ens Bru¢t/ Als in Hiarbens Hertz’. Jhr Zweck i¢t geile Lu¢t/ Mein und ihr Holtz¢toß diene dir zur Lehre! Es i¢t ein groß Geluck’ in A¢che ¢ein verkehrt/ Eh als der Gotter Blitz auf Reich und Zepter fahrt. Doch laß’ hierumb nicht Weiber-Thranen rinnen/ Denn der/ der in den Wind ¢o Eh als Eyde ¢chlagt/ Und zu Carthagens Brand’ itzt Holtz und Schwefel tragt/ Wird ¢elb¢t hierbey nicht Gold und Seide ¢pinnen. Denn Ma¢ani¢¢a/ den die Stadt Carchedon auferzogen hat/ !82" Wird Kronen zwar/ doch in den Fe¢¢eln tragen. Rom/ das die Dien¢tbarkeit der Welt Fur himmli¢ches Verhangnus halt/ Wird ¢einen Stamm ¢elb¢t in die Ei¢en ¢chlagen. Jch ¢ehe’s Joch ¢chon ¢einen Enckel zihn. Alleine Palmen Gluck und Siege Solln auch den Romern nicht ¢tets bluhn. Die Sicherheit wird Rom nach die¢em Kriege Jn Schlaff und Faulheit wiegen ein; Das Geld/ das Volck/ die Macht den Adel blehen auf; Die Tapferkeit der Wollu¢t Dien¢t-Magd ¢ein/ Rom ¢porn-¢treichs in Verterb be¢chleunigen den Lauff. Der Gothen Sundflutt und der Schwarm der Wenden
116 Eli¢¢ens Stamme] Eli¢¢ens-Stamme A Eli¢¢ens Stamme BC 126 127 135 137 142 144
Zepter] Scepter C hierumb] hierum C Verhangnus] Verhangniß C ¢ehe’s] ¢eh das C blehen] blahen C Verterb] Verderb BC be¢chleunigen] be¢chleinigen B
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Sophonisbe
Wird Rom dis Raubgutt rei¢¢en aus den Handen. Aber die¢er Rauber Zepter wird ¢o wenig ewig ¢ein/ Als Carthago/ de¢¢en Grauß Tunis muß ein Grund¢tein werden. Die verdamten Araber/ Gottes Haß/ die Pe¢t der Erden/ Werden un¢re beyde Reiche uber¢chwemmend nehmen ein. Ja der Saracenen Strom wird gehemmt von keinem Thamme/ Muzens Fahnen werden leuchten/ wo Jber und Botis rinnt/ Wo der Fluß Garumna ¢tromt/ bis von dem großmacht’gen Stamme Des Durchlauchtgen Oe¢terreichs Welt und Erdkreiß Rath gewinnt. Turcke/ Mohr und Mohnd’ erbleichet fur den guldnen Hochzeit-| Kertzen/ Wenn der Philip ihm vermahlt Ferdinands Erlauchtes Blutt; Und ihr letztes Ne¢t Granata wird vereinbart ¢einem Hertzen. Ja man ¢iht: daß die Natur ihm den letzten Schatz aufthut/ Und die neue Welt entdeckt/ weil die alte viel zu klein Fur des Hau¢es Oe¢terreich gro¢¢e Helden wurde ¢ein. Atlas und Alcides weiß einen Welt-Ball nur zu tragen/ Alexander einer Erde nur den Zaum zu legen an. Aber Oe¢terreichs ¢ein Stamm mag von ¢olchen Rie¢en ¢agen/ Denen auf jedweder Ach¢el eine Welt nicht ¢chwer ¢ein kan. Die¢e mu¢¢en Africa von der Tyranney und Ketten/ Die ihm Omar leget an/ durch ihr ¢iegend Schwerd erretten. ! 83 " Es wird der funfte Carl durch ¢eine Sieges-Fahnen Die Tunis/ Tripoli/ Bi¢erta/ Aphrodiß Mit Zittern ¢chauen wird/ den Weg den Kindern bahnen; Und lehrn: daß er noch dar was zu erobern ließ. Amidas muß den Fuß des andern Philips ku¢¢en/ Als Suleiman ihn wil zu Tunis Konig wi¢¢en. Alleine die¢e Thaten ¢ind Ein Vor¢piel großrer Helden-Wercke. Fur¢t Leopold/ das Lowen-Kind Spinnt viel mehr Sieg/ hegt großre Starcke. J¢ter/ Rab/ und Neutra farbt ¢ich durchs Blutt der Saracenen/ Machmet hullet fur den Adlern ¢eine bla¢¢e Monden ein. Afrikens Ge¢tade werden nicht nur Oe¢terreichi¢ch ¢ein/ 147 153 154 157
Zepter] Scepter C ¢tromt] ¢tromtf B gewinnt] gewinnet BC Ne¢t Granata] Ne¢t-Granata C
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Cyrtha und Carthago wird noch ¢ein Haupt mit Lorbern kronen/ Und ¢ein Siegs-Schwerd wird die Banden Mahumeds zertheiln entzwey/ Wenn der Lowe wird die Lowin Spaniens ihm legen bey. Sih¢t du/ wie der Adler dort mit dem Drach’ und Crocodile/ Als mit einer Fledermauß/ wie mit Reh und Ha¢en/ ¢piele; Wie Europens Key¢er-Vogel Donnerkeil’ und Flammen blitzt/ Wenn der Africaner Schutz-Thier Feuer ¢peit/ und Blitz aus¢pritzt. Kurtz: Africa/ Carthago ¢ind vertorben. Auf Sophonisb’! am be¢ten i¢t’s ge¢torben.
Sophonisbe. Elagabal. Adherbal. Hierba. Himilco.
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Sophonisbe. Elendes Africa! wie mogt ihr leichten Gotter! Nur ¢chutten uber uns Verterb- und Unglucks-Wetter? Arm¢eelge Sophonisb’! erbarmlichs Vaterland! Jedoch/ auf! laß uns nicht falln in des Feindes Hand! Laß’ uns der Romer Grim/ des Ma¢ani¢¢en La¢ter Und Untreu nicht er¢t fuhln! Es ¢cheint ein ¢anfter Pfla¢ter Verzweifelnden zu ¢ein/ dem Feinde kommen fur. Vertraut¢te Prie¢terin/ hol’ aus der Halle mir !84 " Die lieb¢ten Kinder her. Jch wil den Ruhm erwerben: Daß Sophonisbe konn’ Eli¢¢en gleiche ¢terben. Du/ ihr ver¢chwunden Gei¢t/ empfang hier Eyd und Pflicht: Dich/ niemand andern ¢on¢t/ wun¢ch’ ich zu ku¢¢en nicht. Jch wil noch die¢e Nacht umbarmen deinen Schatten. Jtzt ¢ehn wir: daß wir vor mehr Dun¢t umbhal¢et hatten/
189 mogt] mogt/ ABC 190 Verterb- und] Verterb-und A Verderb-und B Verderb- und C 187 191 193 200 201 202
vertorben] verdorben BC Arm¢eelge] Arm¢eelige B Ma¢ani¢¢en] Ma¢ini¢¢ens C andern] anders C umbarmen] umarmen C umbhal¢et] umhal¢et C
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Sophonisbe
Als un¢ers Syphax Lipp’ und Ma¢ani¢¢ens Mund An un¢ern Bru¢ten ¢og. Mein Hertze wird mir wund/ Die Seele bluttet mir/ nun ich euch/ lieb¢ten Kinder/ Umbarm’/ und wi¢¢en ¢oll: daß ihr dem Uberwinder Solt in die Klauen falln. Habt aber ihr den Muth Neb¢t euer Mutter auf zu opfern euer Blutt/ Eh ihr wolt Africa der Volcker Raub ¢ehn werden/ Die edlen Mohren ¢ein Verwurflinge der Erden/ Eh ihr wollt Fa¢¢el zihn? Adherbal. Hierba. Wir wun¢chen Ehr’ und Todt/ Und flihen Schand’ und Dien¢t. Sie meld’ uns ihr Geboth. Wir ¢ind/ was ¢ie befihlt/ begierig zu voll¢trecken.
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Sophonisbe. So laßt/ weil un¢ern Fall die Gotter uns entdecken/ Der Himmel ihn be¢timmt/ der Dido gro¢¢e That Großmuttig ihr thun nach/ Burg/ Tempel/ und die Stadt Jn Brand/ uns auf’s Altar zu reinen Opfern ¢etzen. Was fur ein ¢choner Grab kan uns die Nachwelt etzen/ Als wenn uns Africa mit ¢einer A¢che deckt; Und in der Tempel Graus ¢ich Leich und Staub ver¢teckt? Was wolln wir von dem Feind’ uns er¢t ein Grab erbitten? Kein Bal¢am kan auch nicht uns Faul’ und Wurm verhutten. Ja/ was die Made ¢chont/ ¢chont doch der Romer nicht/ Der Gold bey Leichen ¢ucht/ und jedes Grab zerbricht. Die Glutt wird aber ihm von uns nicht Hul¢en la¢¢en/ Die er verunehr’n kan. Die Flammen/ die uns fa¢¢en/ Muß jeder Men¢ch verehrn/ der Gott ein Opffer bringt. Sie ¢ind die Flugel auch/ durch die die Seele ¢chwingt Sich zum Ge¢tirn’ empor. Durch’s Feuers Kraffte werden Be¢eelet Erd’ und Meer. Die Glutt vertritt auf Erden
213 befihlt/] befihlt AB befiehlt/ C 217 auf’s] auf s A1 auf’s A2B aufs C 206 Umbarm’] Umarm’ C 211 ihr] ih B
Die funfte Abhandlung
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Der Sonne Gutt’ und Ampt; ¢ie i¢t ihr Gottlich Bild. Kein Thier/ als nur der Men¢ch braucht Feuer; denn es kwillt ! 85 " Sein We¢en vom Ge¢tirn’. Es reinigt/ was beflecket/ Es i¢t der Welt ihr Gei¢t/ das alle Sachen hecket/ Der Anfang/ in den ¢ich auch alles a¢chert ein. Welch ein gelucklich Grab wird uns die Glutt nun ¢ein: Eilt die¢emnach/ und reißt die Fackeln vom Altare/ Steckt Burg und Tempel an. Mehr als begluckte Baare! Wo Reich und Konigin den Staub zu¢ammen mi¢cht/ Und ihr ver¢pritztes Blutt auf fri¢chen Branden zi¢cht! Elagabal. Jhr Kinder? Sophonisb’? Ach! was wollt ihr beginnen? Adherbal. Hierba. Laß uns! Elagabal. Was? zunden an? Sophonisbe. Ja/ ja! ! Elagabal. " Laßt euch be¢innen! Wollt ihr der Gotter Zorn durch Brand mehr ¢tecken an? Sophonisbe. Es wird den Gottern ¢elb¢t hierdurch ein Dien¢t gethan.
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Elagabal. Wenn ihre Bilder gluhn/ und ihre Tempel krachen?
242 !Elagabal."] Pyth. A Elag. BC 231 Ampt] Amt C 234 Es] Cs B
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Sophonisbe
Sophonisbe. Ja/ eh aus ihnen man laßt frembde Gotzen machen. Rom/ das an einen Stein/ nicht un¢re Gotter glaubt/ Das Gadens Heyligthum des Oel-Baum’s hat beraubt/ Der Fruchte von Schmaragd auf guldnen Ae¢ten brachte/ Das den Pygmalion/ Alcidens Bein’ auslachte/ Wird die¢es Tempels auch nicht ¢chonen/ und ihn weihn Dem Morder Romulus und einer Wolfin ein. Die Hure Flora wird den Mohnden hier verdringen/ Ja Rom wird Febern/ Furcht und Bla¢¢en Opffer bringen. Elagabal. Rom ¢treut der Sonne ¢elb¢t ja Weyrauch auf’s Altar. Sophonisbe. Die Sonne ¢aget ¢elb¢t uns ihr’ Entweihung wahr. Jhr Kinder/ ¢teckt nur an. Die Sonne liebt die Flammen. Elagabal. Sol Sophonisb’ und ihr von Sonn’ und Gottern ¢tammen? Halt! ¢turmt auf ¢ie nicht loß. Ver¢ehrt nicht euer Hauß.
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Himilco. Durchlaucht¢t’/ ein Both¢chafter hat was zu richten aus. Sophonisbe. Wir furchten bo¢e Po¢t. Himilco. Er kommt von Ma¢ani¢¢en.
254 Febern/] Febern ABC 246 frembde] fremde C 247 un¢re] un¢er B 249 Schmaragd] Smaragd C
Die funfte Abhandlung
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Sophonisbe. Auch die¢er i¢t uns gram. Was Rath? i¢t aufzu¢chlu¢¢en? Nein! nein! doch ja! ¢chleuß auf. Wir warten ¢einer hier; Des Unglucks Aloe komt der nicht bitter fur/ !86 " Die Galle ¢chon ge¢augt an ihrer Mutter Bru¢ten. Nur Muth! denn Zagheit kan den Untergang nicht fri¢ten.
Di¢alces. Sophonisbe. Adherbal. Hierba. Himilco. Micip¢a. Elagabal. Das Frauenzimmer.
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Disalces. Durchlaucht¢te Konigin. Jhr gro¢¢er Helden-Gei¢t/ Der dem Verhangnu¢¢e die Spitze ¢elber weißt/ Jhr Fel¢en-hartes Hertz/ das des Geluckes Schlage Kaum als ein Ambos fuhlt/ erofnet mir die Wege/ Macht meinen Kleinmuth keck: daß ich mich unter¢teh/ (Die Gotter wi¢¢en es/ wie mir’s zu Hertzen geh!) Jhr/ welche werth: daß ¢ie nur ¢tets auf Ro¢en giengen/ Nur Seuftzens-¢chwangern Gruß und herbe Po¢t zubringen. Sophonisbe. Es i¢t nicht Noth bey der/ die unver¢ehns nicht fallt/ Das man mit Grau¢amkeit viel hinterm Berge halt/ Den Sarch mit Tulpen blumt/ den Mord mit Thranen decket. Erofne: wer uns hat das Sterbens-Ziel ge¢tecket. Disalces. Die Gotter mu¢¢en mir wahrhafte Zeugen ¢ein: Daß Ma¢ani¢¢a mich voll hei¢¢er Hellen-Pein/ Be¢turtzt/ verruckt/ halb-tod/ an ¢ie hat abge¢endet. 281 abge¢endet] ab¢endet A abge¢endet A(Errata)BC 262 268 277 280
aufzu¢chlu¢¢en] auffzu¢chlie¢¢en C Verhangnu¢¢e] Verhangni¢¢e C Sarch] Sarg C Hellen-Pein] Hollen-Pein BC
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Sophonisbe
Sophonisbe. Die Feinde ¢ind erfreut/ wenn man an Hafen lendet.
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Disalces. Er ringt ¢elb¢t nach dem Tod’/ und fleucht ¢o Freund’ als Licht. Verflucht ¢ich und die Zeit: daß er den Eh¢chluß nicht/ Den er ihr theuer ¢chwur/ und noch als heilig prei¢et/ Vollzihn kan/ und die nur mit Hofnung hat ge¢pei¢et/ Der er die Seele ¢elb¢t/ die noch von Liebe glimmt/ Zur Nahrung/ ja ¢ein Blutt zum Opfer hat be¢timmt. Dis wurd’ er fur ihr Heil den gift’gen Ungeziefern/ Die beyder reine Brun¢t vertilgen/ willig¢t liefern; Ja durch ¢ein krei¢chend Flei¢ch be¢iegeln Eh und Eyd; Kont es ein Pfla¢ter ¢ein fur Tod und Dien¢tbarkeit. Ach! aber er beweint der grimmen Romer Sitten/ Die er vergebens ¢ich bemuht hat zu erbitten. ! 87" Der ¢trenge Scipio reißt Eh und Recht entzwey/ Spricht: daß die Konigin der Romer Sclavin ¢ey/ Die mu¢te Rom und ihm ¢ein Siegs-Geprange zieren. Sie ¢elb¢t kan un¢chwer fuhln/ wie dis ¢ein Hertze ruhren Der Seele weh thun muß. Weil nun nicht Muh und Fleiß Sein letzter Tropfen Blutt ihr nicht zu helffen weiß/ Noch auß der Lowen Klau und die¢er Tyger Rachen Sie ¢einen lieb¢ten Schatz lebendig loß zu machen; So heißt ihn Treu und Schwur ihr liefern Gift und Tod. Jhr Uhr¢prung/ ihre Wurd’/ ihr Witz/ ihr Stand der Noth/ Jhr Vaterland wird ihr hier ¢chon den Aus¢chlag geben: Ob’s Sterben be¢¢er ¢ey/ als in den Fe¢¢eln leben. Sophonisbe. Willkommen ¢u¢¢er Tranck! Jch nehm’ ihn freudig an/ Weil Ma¢ani¢¢a mir nichts be¢¢ers ¢chencken kan. Gewun¢chter Freyheits-Saft! verlangte Morgengabe! Di¢alces/ ¢ichre dich: kein guldner Apfel habe
301 Rachen] Rachen/ AB Rachen C 290 willig¢t] willig BC 305 hier] fehlt B
Die funfte Abhandlung
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So angenehmen Saft/ kein Wein¢tock ¢u¢¢ern Wein/ Als Ma¢ani¢¢ens Tranck/ ¢chenckt er mir Gift gleich ein. Mein Freund/ geh’ und laß’ ihn von Sophonisben wi¢¢en: Daß wie wir itzt mit Lu¢t ¢ein Trinckge¢chirre ku¢¢en/ So auch die Zunge bald dis Necktar ¢chmecken ¢ol. Es lebe Ma¢aniß/ und dencke die¢er wol; Die ihn itzt ¢terbende zu gutter Nacht ge¢egnet. Geh meld’ ihm: daß uns dis/ was uns von ihm begegnet/ Den Leib trennt/ nicht die Lieb’; ob uns ¢chon hertzlich leid Die wider un¢ern Ruhm begang’ne Eitelkeit: Daß wir zum andern mal uns er¢t verehlicht haben/ Als das Verhangnus uns ¢chon eine Gruft hies graben. Doch ein behertzter Todt le¢cht alle Flecken aus/ Ja Ruhm und Lorbern ziern der Tugend A¢ch’ und Graus. !88 "
Sophonisbe. Adherbal. Hierba. Tychæus. Himilco. Micip¢a. Das Frauenzimmer. 325
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Sophonisbe. Vertraut¢te/ nunmehr i¢t der guldne Tag er¢chienen/ Des Glucks/ der Eitelkeit/ der tau¢end Seelen dienen/ Jhr Joch zu werffen ab; die Larve wegzuzihn Ge¢pen¢tern/ die mit nichts ¢ich uns zu ¢chrecken muhn. Der Todes-Schatten ¢chafft nur bloden Augen Schrecken. Verwehnten Lippen wil nur Aloe nicht ¢chmecken. Ein Helden-Gei¢t gleicht ¢ich Gefa¢¢en die Zibeth Und Ambra hat durchwurckt. Was in den¢elben ¢teht/ Zeucht den Geruch an ¢ich/ und arg¢te Bitterkeiten Verzuckert die Geduld. Himilco. O frembder Lauf der Zeiten! Sol un¢ers Reiches Sonn’ itzt ¢chon im Grabe ¢tehn?
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Trinckge¢chirre] Tranckge¢chirre BC Verhangnus] Verhangniß C Zeucht] Zeuch C frembder] fremder C
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Sophonisbe
Sophonisbe. Die Sonnen ¢ind er¢t ¢chon wenn ¢ie zu Golde gehn. Micipsa. Was wird an uns fur Schuld durch ¢o viel Kwal gerochen? Sophonisbe. Wir haben mehr/ als uns der Himmel ¢trafft/ verbrochen. Himilco. Des Ma¢ani¢¢en Schuld und Untreu bleibt ver¢chont.
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Sophonisbe. Sein Meineyd wird zur Zeit wie meiner ¢ein belohnt. Die Sund’ i¢t auf die Sund’ ein Werckzeug gleicher Straffen. Die¢piter ¢charft Keil’ auch wenn er ¢cheint zu ¢chlaffen/ Fuhrt wider Erd und Welt mit die¢em Schwefel Krieg/ Der aus der Erde vor als Dun¢t zun Sternen ¢tieg. Die Untreu ¢chlaget mich umb meines Syphax willen/ Dem ich vor untreu ward. Auf! laßt uns nun erfullen/ Was das Verhangnus wil und Ma¢ani¢¢a ¢chafft! Komm und entbunde mich wahrhafter Freyheits-Saft! Micipsa. Durchlaucht¢te Konigin/ wie/ wil ¢ie dem zu liebe/ Der nichts nicht lieber wun¢cht/ als daß er ¢ie betrube/ Zu ¢einer grimmen Lu¢t aufopfern Gei¢t und Blutt? Sophonisbe. Dis Opfer i¢t mehr mir als Ma¢ani¢¢en gutt. !89 " Tychæus. Der ¢ie Blutt-dur¢tig frißt/ als wie Saturn die Kinder? 344 zun] zum ABC 353 Saturn] Saturn/ AB Saturn C 345 umb] um C 347 Verhangnus] Verhangniß C 348 entbunde] entbinde BC
Die funfte Abhandlung
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Sophonisbe. Jch leide zwar von ihm/ doch er vom Uberwinder Dem harten Scipio. Tychæus. J¢t er der Romer Knecht? Sophonisbe. Ob¢iegender Gewalt i¢t alles Unrecht recht. Tychæus. Kont’ er ¢ie nicht befreyn/ ¢olt’ er ¢ie ¢elb¢t nicht todten. Sophonisbe. Der Tod i¢t ein Ge¢chenck’ in ¢olchen Freyheits-Nothen. Tychæus. Ein Greuel der Natur/ der Rachch’ und Ehr¢ucht Kind.
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Sophonisbe. Glaubt: daß in die¢em Gifft’ auch Oel der Liebe rinn’t. Himilco. Jhr Ehherr baut ¢ein Gluck auf ihre Todten-Beine. Sophonisbe. Wir finden in der Gruft die ¢chon¢ten Edel¢teine. Micipsa. Des Korpers ¢charffen Schmertz/ der Freinde gro¢tes Leid. Sophonisbe. Dem Schmertz’ hilft ab der Tod/ das Leid ver¢ußt die Zeit.
_ 357 Kont’] Kont A1 Kont’ A2B Kon t C 359 Kind] Kin B 363 Freinde] Freunde C
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Sophonisbe
Himilco. Die Gotter haben noch nicht allen Tro¢t ver¢chrencket. Sophonisbe. Die Romer uns bereit Halß-Ei¢en angehencket. Micipsa. Der Himmel kan aus Band- und Ei¢en machen frey. Sophonisbe. Wenn man den Lebens-Drat ¢elb¢t hertzhafft reißt entzwey. Himilco. Rom wird auf ¢olch hoch Blutt nicht ¢olch ¢charf Urthel ¢prechen.
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Sophonisbe. Rom wird den Regulus in Sophonisben rechen. Micipsa. Mißt Rom der Konigin mit Fug zu frembde Schuld?
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Sophonisbe. Das Recht liegt/ wo man ¢iegt/ und ¢chaft nur Ungeduld. Satzt mir nicht ferner zu/ macht meinen Gei¢t nicht irre/ Es muß ge¢torben ¢ein. Dis giftige Ge¢chirre Bewirthet un¢er Heil/ und macht zur Gottin mich. Ward doch Amilcar auch vergottert/ weil er ¢ich Des Gelo Hand entzoh/ das Leben ihm verkurtzte/ Und in die Opffer-Glutt ¢ich ¢elb¢t zum Opffer ¢turtzte. Jch ¢terb’/ Eli¢¢a nimm mich zur Ge¢pielin an! Melcarthos/ weil ich dir kein Er¢tling ¢chlachten kan/
367 Band- und] Band-und AB Band- und C 368 Lebens-Drat] L bens-Drat A1 Lebens-Drat A2C Lebens Drat B 374 ¢ein.] ¢ein A1 ¢ein. A2B ¢eyn. C 369 Urthel] Urtheil C 371 Fug] Zug B frembde] fremde C 372 nur] mir C
Die funfte Abhandlung
Verwirf mich Todte nicht; Tychæus/ nicht mein Bitten: Sey auf dein Heil bedacht/ entfleuch aus Cyrthens Hutten/ ! 90" Zeuch deinen Helden-Arm nicht von Carchedon ab. Tychæus. Jch wil ihr Bey¢tand ¢ein/ dein Prie¢ter bis ins Grab.
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Sophonisbe. So ¢terb’ ich hochvergnugt. Dis kummerhaffte Leben Kan uns mehr keine Lu¢t/ die Zeit kein Heil mehr geben. Mit meinem Syphax ging mir meine Glucks-Sonn’ auf/ Jtzt ¢inckt ¢ie auch mit ihm; und rennt mit ¢chnellen Lauf Aufs Meer des Unglucks zu/ aus dem nur Dun¢te ¢teigen/ Die uberm Haupte Blitz/ in Augen Thranen zeugen; Ob’s Hertze ¢chon mehr Blutt/ als jenes Wa¢¢er weint/ Nicht: daß der Himmel mir mit ¢chwartzen Sternen ¢cheint/ Nicht: daß man Perl’ und Gold von un¢er Scheutel ¢cheidet/ Nicht: daß fur Purper uns ein Sterbekittel kleidet/ Nein! nur der Kinder Fall/ der Freinde Leid und Schmertz Verwundet meine Bru¢t/ durch¢chneidet Seel und Hertz. Ach! daß mein Fe¢¢el euch die Freyheit kont’ erwerben! Mein Blut ¢ein euer Heil! Wir wolten froher ¢terben/ Mit Lu¢t der Romer Joch den Ach¢eln legen an! Ach! aber ¢chnoder Tro¢t! Nichts/ als der Tod nur kan Der Freyheits-Ancker ¢ein/ des Elends Hafen werden. Spar’t/ lieb¢ten Freinde ¢part die ang¢tigen Gebehrden. Ein ¢teiler Felß und Gei¢t weicht Sturm und Glucke nicht. Die Eiche trotzt den Wind/ der weiche Pappeln bricht.
381 Tychæus] Thychæus A Tychæus B Tychaus C 390 Thranen] Trahnen A Thranen BC 387 388 389 390 393 394 395 402
ging] gieng C meine] mein B ¢chnellen] ¢chnellem C Aufs] Auf C uberm] ubern BC Scheutel] Scheitel C Purper] Purpur C Freinde] Freunde C Freinde] Freunde C
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Sophonisbe
Hertzlieb¢te Kinder kommt/ kommt laßt euch mich umbarmen/ Den letzten Kuß gewehrn. Die Gotter woll’s erbarmen: Daß ich ihr Freund’ euch Tro¢t- und Hulfloß la¢¢en muß. Kommt und ge¢egnet uns auch noch durch einen Kuß. Himilco hier nimm dir den Ring mit un¢erm Siegel Dir zum Gedachtnus hin; und Euch zu einem Spiegel Daß des Verhangnu¢¢es Hand alle Siegel bricht/ Oft uns ein Augenblick verle¢chet Gluck’ und Licht. Micip¢a hier empfang zu ¢u¢¢em Angedencken Der Sophonisbe Bild. Die Steine/ die umb¢chrencken Mit Sternen-hellem Glantz’ ihr Antlitz/ deuten an: Daß auch ein Diamant zum Kie¢el werden kan. Orynthie nimm hin dis Kleinod; Eleni¢¢e Dis Halßband/ Agathe den Ring/ und ¢o viel Ku¢¢e Als ein itzt ¢terbend Mund euch zu gewehren weiß. Orynthia. Mein Hertze wird mir kalt/ und alle Glieder Eiß. !91 " Sophonisbe. Nehmt mir die Perlen ab/ Eli¢¢ens Ohrgehencke/ Behalte die¢e dir/ Elgada/ zum Ge¢chencke. Mein itzt zerdrummert Stand bringt dir den Uhr¢prung bey/ Warumb ein lochricht Ohr des Adels Merckmaal ¢ey.
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Elgada. Der Himmel woll’ ihr Heil und ihr Geluck’ ergantzen. 407 Tro¢t- und] Tro¢t-und A Tro¢t und B Tro¢t- und C 413 empfang] empfing AB empfieng C 405 406 410 411 412 414 415 419 423 424
umbarmen] umarmen C gewehrn] gewahrn C Gedachtnus] Gedauchtniß C Verhangnu¢¢es] Verhangni¢¢es C verle¢chet] verlo¢chet C umb¢chrencken] um¢chrencken C Sternen-hellem] Sternen-hellen C gewehren] gewahren C zerdrummert] zertrummert BC Warumb] Warum BC
deuten] deutet C
Die funfte Abhandlung
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Sophonisbe. Gar recht! es wird ge¢chehn. Drumb mogen wir mit Krantzen/ Die welck und irrdi¢ch ¢ind/ nicht langer treiben Pracht. Drumb ¢agen wir der Erd’ und Schatten gutte Nacht. Eli¢¢a rufft mir zu: Jch were frey gebohren. Mein Schutz-Gei¢t zopffet mich an den durchbohrten Ohren/ Und ¢agt: So zeichne man zu Rom jedweden Knecht. Allein’ ein hertzhafft Tod erwerb’ ein kraftig Recht Uns zu der Ewigkeit. Elgada. So mogen un¢re Leichen Jhr heilig Vordrab ¢ein.
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Elenisse. Laß’ uns zu er¢t erbleichen Eh’ als die Konigin behertzt ¢ich opfert auf. Sophonisbe. Nein/ lieb¢ten Kinder nein/ hemmt euren Unmuths-Lauf/ Ermuntert Seel und Gei¢t. Rom hat auf euch zu wutten Nicht Uhr¢ach/ wie auf uns.
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Elenisse. Solln wir die Stirne bitten Des Unglucks ern¢tem Grimm/ das gro¢¢e Rie¢en fallt/ Gekronte Haupter ¢chlagt? Der Blitz/ der Stamm’ er¢chellt/ Zermalmt die ¢chwachen Ae¢t’.
441 Zermalmt] Zermallmt A Zermalmt BC 426 428 429 430 434 440
Drumb] Drum C Drumb] Drum C were] ware C zopffet] zupffet C durchbohrten] durbohrten B Vordrab] Vortrab C der Stamm’] den Stamm C
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Sophonisbe
Sophonisbe. Er ¢chont der kleinen Hecken Wenn er die Zedern trifft. Laßt euch den Fall nicht ¢chrecken/ Noch in Verzweifeln ziehn. Jch wun¢ch’ euch Heil und Tro¢t/ Des Himmels Hold und Gun¢t/ der ¢ich auf Uns erboo¢t. Was aber wird itzt euch/ hertzlieb¢ten Kinder/ la¢¢en Die Mutter/ die der Schluß der Gotter heißt erbla¢¢en? Die das Verhangnus ¢chon umbs Erbgutt hat gebracht/ Eh’ als ihr Tod das Recht zu erben lebend macht? Thron/ Purper/ Kron und Reich i¢t in des Feindes Handen. Zwey Schwerdter ¢ind noch hier; dis hat des Syphax Lenden/ Dis die behertzte Fau¢t des A¢drubals geziert. Die ¢olln das Erb-Gutt ¢ein. Wo eure Seelen ruhrt Der Tugend reger Gei¢t/ der Vater groß Gemutte/ Wo euch in Adern ¢teckt ein Tropffen vom Geblutte/ !92" Das Barchens Stamm gehegt/ wird mit der Zeit der Stahl Noch un¢er Recher ¢ein. Kommt/ laßt zum letzten mahl Die Mutter/ die itzt ¢tirbt/ die Schwerdter umb euch gurten. Jedoch/ was ¢chwermen wir? die Lybier bewirthen Nicht Drachen/ die ¢o wild’ als un¢re Feinde ¢ind. Wenn Rom ein Haupt ab¢turtzt/ muß des ge¢turtzten Kind Auch auf die Flei¢chbanck fort. Jhr wurdet doch erbleichen Durch die¢er Lowin Grimm. Mit euren todten Leichen Wurd’ ihm Rom Kurtzweil-Spiel/ uns arg¢tes Leid ¢telln an. Der ¢terbe nur der nicht un¢chimpflich leben kan! Auf! laßt uns nun den Tranck von Ma¢ani¢¢en ¢chmecken! Dis Gift i¢t uns kein Gift. Denn Heil und Freyheit ¢tecken Jn die¢es Glaß vermi¢cht. Euch Kindern trinck’ ich’s zu.
451 behertzte Fau¢t] behertzteFau¢t A behertzte Fau¢t BC 459 ¢o] fo A1 ¢o A2BC 460 ab¢turtzt/] ab¢turtzt AB ab¢turtzt/ C 447 449 456 457 464
Verhangnus] Verhangniß C Purper] Purpur C Recher] Racher BC umb] um C nicht] fehlt B
umbs] ums C
Die funfte Abhandlung
Adherbal. Sie glaube: daß ich ihr vergnugt be¢cheiden thu’. Hierba. Jch lech¢e die¢es Gift als Nectar zu genu¢¢en.
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Sophonisbe. Es ¢chmeckt/ weil Noth und Muth dem bittren Tranck ver¢u¢¢en. ! Adherbal. " Sie reiche mir dis Glaß nun auch/ Frau Mutter/ her. Sophonisbe. Macht un¢er Unglucks-Faß mit die¢em Gla¢e leer. Himilco. Micip¢a/ la¢¢en wir der Fur¢ten Fall ge¢chehen? Hierba. Wollt ihr uns lieber nicht todt/ als in Fe¢¢eln ¢ehen?
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Micipsa. Die Hulfs-Hand i¢t ja noch den Gottern nicht verkurtzt. ! Adherbal. " Wer nicht guttwillig weicht/ wird mit Gewalt ge¢turtzt/ Wenn das Verhangnus ¢toßt. Laßt mich das Glaß nun fa¢¢en/ Jn dem du/ Bruder/ mir zu wenig ha¢t gela¢¢en.
469 zu genu¢¢en.] zu genu¢¢en A1 zu genu¢¢en. A2C zugenu¢¢en. B vor 471 !Adherbal."] Hiemp¢. AB Adherb. C vor 476 !Adherbal."] Hiemp¢al. AB Adherbal. C 469 470 475 477
lech¢e] lechze C bittren] bittern C Hulfs-Hand] Hulff-Hand C Verhangnus] Verhangniß C Laßt] Laß C
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Sophonisbe
Sophonisbe. Recht ¢o! wer hertzhaft ¢tirbt/ lacht Feinde/ Gluck und Zeit; Verwech¢elt Ruh und Ruhm mit Ang¢t und Eitelkeit. Kommt laßt/ ihr Kinder/ euch den Ab¢chieds-Kuß gewehren/ Auf Euch die Sterbende das Mutter-Hertz ausleeren. Die Augen ¢tarrn mir ¢chon/ ihr Licht verdu¢tert ¢ich/ Die Glieder werden kalt. !Adherbal. " Umb-arme Sie und Mich Mein Bruder: Daß allhier bey unzertrennten Leiben Die Seelen unzertrennt auch nach dem Tode bleiben. Hierba. Ein Himmel ¢chleußt die Seeln/ ein Sarch drey Leichen ein. Sophonisbe. Sol euer er¢te Wieg’ auch eure Baare ¢ein? !93 " Orynthia. Hilf Himmel! ¢ie vergehn! ¢ie ¢incken zu der Erden.
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Sophonisbe. Wir ¢terben (gutte Nacht!) mit uns Ang¢t und Be¢chwerden. Elenisse. Uns geht der Unglucks-Stern auf/ nun die Sonnen falln. Himilco. Sol uber uns allein der Romer Zorn¢turm knalln? Micip¢a/ laß’ uns auch durch ein behertztes Sterben Schimpf und Gefangnus flihn/ Ruh/ Ehr und Ruhm erwerben!
484 !Adherbal."] Hiemp¢. AB Adherb. C 484 Umb-arme] Umarme C 487 Sarch] Sarg C 494 Gefangnus] Gefangniß C
Die funfte Abhandlung
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Micipsa. Micip¢a lobt den Schluß. Laß un¢er edles Schwerdt Eh als durch un¢ern Hals ein knechti¢ch Me¢¢er fahrt/ Uns ¢elb¢t durch tapfren Kampf und Purper-¢chone Wunden Den Fur¢ten/ denen wir bis auf den Tod verbunden/ Grosmuttig opffern auf. Ein Knecht hat’s hoch¢te Gutt Der Treu und Ehr’ erreicht/ der durch ver¢pritztes Blutt Des Herren Leiche ¢albt. Agathe. Jhr unbarmhertz’gen Gotter! Was ¢chuttet ihr auf uns nicht fur ergrimmte Wetter? Nun ¢ich itzt Africa durch eignen Stahl aufreibt; Der Helden Fau¢t das Schwerdt durch eigne Darmer treibt. Sie falln; ach Himmel hilf! itzt falln des Reiches Seulen. Laßt Schwe¢tern uns nun auch zu der Erlo¢ung eilen/ Der Bru¢te reine Milch bepurpern durch dis Schwerdt.
Ma¢ani¢¢a. Orynthia. Eleni¢¢a. Menalippe.
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Masanissa. Halt Sophonisbe! wie? welch Ba¢ilißke kehrt Sein Gift- und todlich Aug’ ihm ¢elber zum Verterben? Und euer Wahnwitz wil durch eigne Mordthat ¢terben? Ach! Sophonisbe/ wie? i¢t ¢ie ¢chon todt und kalt? Verfluchtes Volck! habt ihr der Fur¢tin mit Gewalt Aus ihren Handen nicht das Gift-Glaß konnen rei¢¢en? Orynthia. Steht Magden zu/ zu wehrn was grimme Sieger hei¢¢en?
509 Gift- und] Gift-und A Gifft-und B Gifft und C 496 knechti¢ch] kneti¢ch C 497 tapfren] tapffern C Purper-¢chone] Purpur-¢chone C 509 Verterben] Verderben BC
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Sophonisbe
Masanissa. Wenn die Verzweifelung ein ¢chlimmes Urtheil fallt. Elenissa. Wenn Furcht und Ohnmacht uns die Hande ¢elber halt. !94 "
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Masanissa. Eilt! rettet! wo in ihr ¢ich noch ein Athem reget. Bringt Bal¢am/ Oele/ Wein/ im Fall der Pulß noch ¢chlaget. Jch Morder! Ach! ich muß ¢elb¢t ihren Zu¢tand fuhln! Und mein hell-lodernd Hertz auf ihrer Leiche kuhln! Ja! leider! ¢ie i¢t hin. Die Ro¢en ¢ind ver¢chwunden/ Jn denen meine Seel’ hat ¢u¢¢e Weide funden. Jhr Athem i¢t verraucht/ der Zunder meiner Lu¢t. Allein’ es glimmet noch in ihrer kalten Bru¢t Jhr unausle¢chlich Oel und Schwefel meiner Liebe/ Die ¢tarren Augen zihn mit ¢u¢¢em Anmuths-Triebe Mein lodernd Hertz an ¢ich. Und meine Seele lach¢t Nach Bal¢am/ der noch itzt auf ihren Lippen wach¢t. Gib/ Sophonisbe/ zu/ mein Abgott/ Ma¢ani¢¢en: Dir noch zum letzten mal den kalten Mund zu ku¢¢en! Ja flo¢¢e mir noch itzt des Liebens Zucker ein. Dein todter Leib ¢ol mir nicht nur die Baare ¢ein/ Er ¢ol mein lieb¢ter Schatz wie Periandern bleiben; Ja ich wil Lieb’ und Lu¢t mit ihrem Schatten treiben. Alleine Ma¢aniß’/ auf was fur Wahn renn¢t du? Stor¢t du nach ihrem Mord’ auch ihres Gei¢tes Ruh? Wil¢t du die Leich’ ihr noch wie vor den Leib beflecken? Sieh¢t du mit Flammen dich nicht ihr Ge¢pen¢te ¢chrecken? Be¢anfte deinen Grimm/ Durchlaucht¢te Konigin! Weil ich mich ¢elb¢t alsbald zu ¢traffen ¢chlußig bin. Ach! was hab ich gethan? wie viel hab’ ich ver¢chuldet? Ach! daß der Himmel mich noch unzer¢chmettert duldet?
530 den] dem AB den C 525 unausle¢chlich] unauslo¢chlich C 535 Alleine] Allein B 539 Durchlaucht¢te] Durchlauch¢te B
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Ach! daß der Abgrund mich lebendig nicht ver¢chlingt? Und ihr hier ¢chwermend Gei¢t Megæren mit ¢ich bringt; Mich mit verdienter Kwal und Martern zu ent¢eelen. Jch ¢eh’s! itzt ofnen ¢ich die unter-irrd’¢chen Holen. Jhr Antlitz ¢chuttet Blitz/ ihr Arm wirft Glutt auf mich. Auf! Ma¢ani¢¢a/ auf! ¢tich ¢elb¢t dis Schwerdt durch dich! Daß beyd’ ein Tag ein Sarch zu Grabe kan be¢tatten. Ver¢ohne durch dein Blutt und deinen bla¢¢en Schatten Jhr zorniges Ge¢pen¢t’! ! 95"
Ma¢ani¢¢a. Scipio. Lælius. Syphax. Juba. Mamercus. Bogudes. Eine Menge Romi¢cher Kriegs-Ober¢ten und Soldaten. Scipio. Halt! bi¢t du Sinnenloß? Masanissa. Hilf Himmel! wer verzuckt mir ¢o gerechten Stoß? Scipio. Wie laßt du dich ¢o ¢ehr Brun¢t und Verzweifeln blanden? Stracks reißt dem Wuttenden den Degen aus den Handen.
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Masanissa. Wird mir nun auch der Todt als letzte Ruh verwehrt? Scipio. Dem billich/ welcher ¢elb¢t nicht weiß/ was er begehrt.
550 dein] mein ABC 547 549 553 556
¢chuttet] ¢chuttert BC Sarch] Sarg C Verzweifeln] Verzweiflung B Verzweifflung C billich] billig C
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Sophonisbe
Masanissa. Mein Meuchel-Mord hat mehr als ¢chlechten Tod ver¢chuldet. Scipio. Entdeck’s: wer was von dir unrechtes hat erduldet. Masanissa. Durch mein ge¢chicktes Gift liegt hier der Eh-Schatz todt.
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Scipio. Stand nicht die Wahl bey ihr? Dein Rath war kein Geboth. Masanissa. J¢t ein betruglich Rath was minders/ als Gebitten? Scipio. Sie hat zu wenig noch fur ihre Schuld erlitten. Masanissa. Sie hat an mir ¢ich nicht verbrochen/ Jch an Jhr. Scipio. Rom und der Himmel gab zu ¢traffen Vollmacht dir.
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Masanissa. Die Gotter fordern itzt auf mein Verbrechen Rache. Scipio. J¢t ihnen Eigen-Mord doch ¢elb¢t verdammte Sache. Wer auf ¢ich ¢elber raa¢t/ i¢t unwerth ihrer Gun¢t/ Verletzt Natur und Recht. Laß dich den tummen Dun¢t Den Wahnwitz nicht verwirrn/ umb eines geilen Weibes Gelucklichen Verlu¢t ein Hencker deines Leibes Und deines Ruhm’s zu ¢ein. Gib treuer Warnung Raum.
558 erduldet] erdultet C 568 Verletzt] Verletz B 569 umb] um BC
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Dein Hertz umbwolckt Begierd’/ und dein Gehirn’ ein Traum. Du wir¢t ¢o ¢chlimmen Schluß bereun und ¢chamroth bleiben/ Wenn der Vernunft ihr Licht den Nebel wird vertreiben. Ermunter mit mehr Ruhm bald deinen Helden-Gei¢t; Eh’ als dir Zeit und Feind die Thorheit ¢elb¢t verwei¢t/ !96 " Da itzt dein be¢ter Freind dich nur zu warnen ¢uchet. Dein Feind ¢elb¢t Syphax hier/ der dich vorher verfluchet/ Fangt wegen ihres Fall’s dich ¢elb¢t zu lieben an/ Weil ihrer Untreu doch kein Men¢ch nicht hold ¢ein kan. Behertzig’: Ob mit Fug dich kan ihr Fall betruben; Die einen Tag ¢ich nicht zwey Manner ¢chamt zu lieben/ Und nach des Gluckes Uhr auch ihre Liebe ¢tellt; Ja geile Wech¢elung fur Witz und Klugheit halt. Masanissa. Jch wil/ Großmachtger Held/ mich muhn zu uberwinden; Wo meine Wunden nur noch Salb’ und Pfla¢ter finden; Weil doch mein halbes Hertz’ in ihr begraben liegt: Jedoch/ da Sie und Jch nicht die¢e Gnade krigt: Daß ihre Leiche nicht wird er¢t nach Rom ge¢chicket/ Da ihr Begrabnus ihr von Romern wird ver¢tricket/ Mag ich lebendig nicht ¢olch Hertzeleid ¢chau’n an. Scipio. Du bitte¢t/ was dir Rom nicht wol ver¢agen kan/ Und un¢er Siegs-Fe¢t ¢ol mit keiner Leiche prangen. Was Ma¢ani¢¢a wird fur Arth und Pracht verlangen Die todte Konigin in’s Grab zu ¢etzen bey/ Wird Rom und uns gefalln; dir ¢tehet alles frey.
578 Dein] De n A1 Dein A2BC 584 halt.] halt A1 halt. A2BC 591 an.] an A1 an. A2BC 572 575 577 581 590 597
umbwolckt] umwolckt BC Ermunter] Ermuntre C Freind] Freund C Behertzig’] Behertz’ge C Begrabnus] Begrabniß C Ma¢ani¢¢a] Ma¢ini¢¢e C
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Sophonisbe
Ja: daß auf die¢en Tag kan Ma¢ani¢¢a lernen: Die Tugend ¢chwinge ¢ich bis an das Dach der Sternen; Rom la¢¢e treue Dien¢t’ und gro¢¢en Helden-Muth Auch frembder Tapferkeit und Ruhm-ver¢pritztes Blutt Durchaus nicht unbelohnt/ nicht Untreu ungerochen/ So wird durch meinen Mund ¢ein Urtheil ausge¢prochen. Fur¢t Syphax hat ver¢pielt Reich/ Freyheit/ Zepter/ Thron/ Die Rom ¢ind heimgefalln. Du Lælius wir¢t ¢chon Mit dem Gefangenen nach Rom zu eilen wi¢¢en. Wer Treu und Eyd zerreißt den mu¢¢en Fe¢¢el ¢chlu¢¢en. Doch ¢ol die Beute nur des Sieges Vor¢chmack ¢ein. Carthago muß auch noch gea¢chert werden ein. Lælius. Die Gotter wollen Rom und dich mit Siege kronen/ Auf de¢¢en Ach¢eln ¢ich Rath/ Heer/ und Burger/ lehnen. Den allen wird noch mehr mein Zeugnus bringen bey: Daß vom Verhangnu¢¢e furlang¢t be¢chlo¢¢en ¢ey: !97 " Die Scipionen ¢olln der Juno Stadt zer¢toren. Scipio. Dich/ Ma¢ani¢¢a/ wird Rom ¢tets als Bunds-Freund ehren. Dis uberliefert dir des Syphax Reich durch mich. Nimm Cron und Zepter hin; du wir¢t hingegen dich Der Romer treuer Freund hinfort zu ¢terben muhen. Alle. Daß Rom und Scipio und Ma¢ani¢¢a bluhen.
599 gro¢¢en] gro¢¢e AB gro¢¢en C 603 Thron/] Thron. AB Thron/ C 610 Rath/ Heer] Rath/ Herr AB Raths-Herrn C 600 603 606 611 612 616
frembder] Fremder C Zepter] Scepter C Fe¢¢el] Fe¢¢eln BC Zeugnus] Zeugniß C Verhangnu¢¢e furlang¢t] Verhangni¢¢e vorlang¢t C Zepter] Scepter C
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Reyen Des Verhangnu¢¢es/ der vier Monarchien. e
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Das Verha ngnu s. JHr gro¢¢en Reiche die¢er Welt/ Die ihr verbluht ¢eit/ und ¢olt bluhen. Mein Arm der Erd’ und Himmel halt/ Der euch hat Sieg und Macht verliehen/ Stellt einen guldnen Siegs-Krantz hier Dem Gro¢ten unter allen fur. Jch hab’ Jhn an den Himmel an Mit Stahl und Diamant gebunden/ Daß ihn kein Arm abrei¢¢en kan/ Als der den Welt-Kreiß uberwunden. Kommt und ver¢uchet euer Heil. Dem Starck¢ten wird der Preiß zu theil. Das Assyrische Reich. Ruhmt eure Wurd’/ ihr Reiche/ wie ihr wolt. Jhr ¢eit aus Silber/ Ertz’t/ Stahl/ Thone/ meine Glieder. Jch bin das Haupt; und dis i¢t feines Gold. Und meine guldne Zeit kommt mit euch keiner wieder. ! 98 " Mein Babylon i¢t’s guldne Haupt der Welt/ Das Thurm’ und Mauern hebt bis an der Sternen Gipfel. Jch bin der Baum/ der fernern Schatten fallt Als A¢ien/ es reicht zum Himmel ja mein Wipfel. Auf A¢ien! reiß Stahl und Kett’ entzwey! Und lege mir der Reiche Siegs-Krantz bey. Das Persische Reich. Jn A¢ien war deiner Hoffarth Ziel. Fur Elymais muß nicht A¢ien nur knien/
vor 619 Verhangnu¢¢es/] Verhangnu¢¢es A Verhangnu¢¢es/ B Verhangni¢¢es/ C vor 619 Reyen] Reyhen C 632 Ertz’t] Ertz C 636 Mauern] Mauren BC
Verhangnus] Verhangniß C
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Als Babylon zu Per¢ens Fu¢¢en fiel. Mohr- und Egypten Land muß meinen Siegs-Karn zihen. Gantz Africa buckt ¢ich fur meiner Macht/ Der raue Scyth’ i¢t zahm/ wenn ¢ich mein Cyrus reget. Gantz Grichen-Land er¢chuttert ¢ich und kracht/ Wenn ubern Helle¢pont mein Xerxes Brucken ¢chlaget. Auf A¢ien! auf Africa! kommt raubt Den Siegs-Krantz weg/ und ¢etzt ihn auf mein Haupt. Das Griechische Reich. Jhr ¢etzt umb¢on¢t mit Weiber-Handen an. Sardanapal kan Stahl nicht wie den Flachs zerziehen. Ja A¢ien hegt Weiber/ keinen Mann. Fur wenig Grichen muß das gantze Per¢en fliehen. So bald mein Blitz dein gla¢ern Haupt zer¢chellt/ Ver¢taubt Per¢epolis bis auf kaum viertzig Saulen/ Gantz A¢ien/ und halb Europa fallt/ Nicht nur/ auch Jndien buckt ¢ich fur meinen Keilen. Auf A¢ien/ Europa ¢teht bey dir! Weißt eure Kraft’ und bringt den Siegs-Krantz mir! e
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Das Romische Reich. Der Sieges-Krantz gehoret Rom allein/ Fur dem Europa ¢ich und Africa ¢chon bucket. !99 " Doch A¢ien wird auch be¢igt bald ¢ein/ Weil Hannibal in Krieg der Syrer Haupt ver¢tricket. Gluck¢eeligs Rom! du ewigs Haupt der Welt! Das bald wird Per¢’ und Syr’ und Grich’ anbethen mu¢¢en. Wer i¢t nun dar/ der dir den Sieg vorhalt? Weil mit den Dreyen dir der Erdkreiß fallt zun Fu¢¢en. Auf! alle Drey! brecht den Verhangnus-Drat. Auf! krantzet Rom! weil es ge¢ieget hat. 644 650 666 668
Mohr- und] Mohr-und ABC weg] weg’ A weg BC Syr’] Sir’ A Syr’ BC zun] zum A zun BC
651 umb¢on¢t] um¢on¢t BC 669 Verhangnus-Drat] Verhangniß-Drat BC
Die funfte Abhandlung e
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Das Verha ngnu s. Daß ihr umb¢on¢t ¢o muh¢am ¢eit Umb die¢en Preiß der gantzen Erden! Das Rom’¢che Reich wird ja zur Zeit Gekront mit die¢en Lorbern werden. Doch wird mein Schluß er¢t treffen ein Wenn Teut¢chland wird der Reichs-Sitz ¢ein. Mein fernes Auge ¢iehet ¢chon Den Oe¢terreich¢chen Stamm be¢teigen Mit gro¢¢erm Glantz der Romer Thron. Schau eine neue Welt ¢ich zeigen! Weil ihm ein allzu enges Ziel Alcidens Seule werden wil. Europa. Asia. Africa. Willkommen Schwe¢ter! ¢teh uns bey! Hilf uns den Lorber-Krantz abrei¢¢en.
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Europa. Asia. Africa. America. Gluck zu! die Kette reißt entzwey. Der i¢t ein Herr der Welt zu hei¢¢en/ !100" Fur dem wir alle viere knien. Nimm Oe¢terreich den Siegs-Krantz hin. Dein Stamm wird ewig uns ¢tehn fur. Doch nicht nur wir falln dir zu Fu¢¢en. Nach deinen Hauptern werden wir Viel neuer Jn¢eln nennen mu¢¢en. Ja es wird noch in Sud ¢ich dir Der dritte Welt-Kreiß thun herfur. !101"
vor 671 Verhangnus] Verhangniß C 671 umb¢on¢t] um¢on¢t C 672 Umb] Um C 680 zeigen] zeugen B 693 Sud] Sud C
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Sophonisbe
Anmerckungen zu Der Er¢ten Abhandlung. 5
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v. 18. Daß an un¢er Fau¢t des Hanno Blutt noch klebt.) Wie Ma¢ini¢¢a in der Schlacht den Hanno erlegt/ be¢chreibt Livius dec. 3. lib. 9. p. 370. v. 20. 21. Das Lager Asdrubals/ des Syphax freche Schaaren hat brennend Schilf vertilgt.) Wie Ma¢ini¢¢a des Syphax Lager angezundet/ und ¢ein Heer biß aufs Haupt erlegt/ hat Livius dec. 3. l. 10. p. 377. Florus l. 2. c. 6. Plutarch. in Vit. Hannib. We¢¢entwegen auch Asdrubal ¢eines Ampts und Kopffs verlu¢tig erkennet/ und an ¢eine Stelle Hanno ge¢etzet worden. Appian. de bell. Pun. p. 11.12. Die¢er Asdrubal hat endlich zu Carthago/ wegen zugeme¢¢ener Untreu/ in ¢eines Vatern Gruft ihm ¢elb¢t mit Gift vergeben; Der Pofel aber hat doch die Leiche heraus geri¢¢en/ und ¢ein abge¢chnittenes Haupt auf einer Stange ange¢pißt/ und in der Stadt herumb getragen. Appian. p. 20.21. v. 34. Die dreißig tau¢end Mann ins Feld zu ¢tellen hat.) So machtig ¢ol die¢e vom Konige Micip¢a befe¢tigte/ und von viel Grichen bewohnte Stadt Cyrtha gewe¢en ¢ein. Strabo lib. 17. v. 45. Das nie be¢iegte Haupt und Wunder Syracus.) Tota In¢ula (Sicilia) in una Urbe ¢uperata e¢t. Grande illud & ante id tempus invictum Caput Syracu¢æ, quamvis Archimedis ingenio defenderentur, aliquando ce¢¢erunt. Flor. lib. 2. c. 6.33. Polyb. Hi¢t. l. 8. p. 7.16.
11–12 Die¢er Asdrubal] Die¢erAsdrubal A Die¢er Asdrubal BC 12 zu Carthago] zuCarthago A zu Carthago BC zugeme¢¢ener Untreu] zugeme¢¢enerUntreu AC zugeme¢¢ener Untreu B 18 17.] 7. ABC 22 7.16.] 7 16. A 7. 16. BC 18 10 11 15 18 19 22
erlegt] erleget BC Ampts] Amts C ge¢etzet] ge¢etzt C herumb] herum BC Strabo] Strab. BC lib.] l. C Haupt] Haus C lib.] l. C Hi¢t.] Hi¢tor. C l.] lib. B
Anmerckungen zu I
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Anmerckungen zu Der Ersten Abhandlung. v. 18. Daß an un¢er Fau¢t des Hanno Blutt noch klebt] Livius 29,34,10–15. v. 20. 21. Das Lager Asdrubals/ des Syphax freche Schaaren hat brennend Schilf vertilgt] Livius 30,5,5–6,9. – Florus, Epitoma I,22,56 (II,6,56); hier aber nicht als Tat Masinissas, sondern Scipios. – Eine HannibalVita von Plutarch gibt es nicht. L. bezieht sich hier auf die von dem Italiener Donatus Acciaiolus verfaßten „Vitae comparatae Annibalis et Scipionis“, abgedruckt in Bd. 13 (= Plutarchi vitarum comparatarum appendix) der dreizehnbändigen griechisch-lateinischen Plutarch-Gesamtausgabe (Quae extant opera. Paris 1572), hier S. 3–84 (Hannibal: S. 3–50; Scipio: S. 50–84, im Untertitel der ausdrückliche Hinweis: „Donato Acciaiolo autore potius quàm interprete“). Wie Masinissa das Lager des Syphax anzündet und diesen anschließend besiegt, schildert A. allerdings nicht in der ‚Vita Annibalis‘, sondern in der ‚Vita Scipionis‘ (S. 68 f.). – Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 98. – Ebd. 159. v. 34. Die dreißig tau¢end Mann ins Feld zu ¢tellen hat] Strabo, Geographica 17,3,13. v. 45. Das nie be¢iegte Haupt und Wunder Syracus] Florus, Epitoma I,22,33 (II,6,33): „Die ganze Insel (Sizilien) wurde mit dem Fall einer einzigen Stadt erobert. Jene bedeutende und bis dahin unbesiegte Hauptstadt, Syrakus, obwohl durch den Genius des Archimedes verteidigt, unterlag am Ende.“ – Polybius, Historiae 8,37.
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v. 46. Und neu Carthago fiel.) Flor. l. 2. c. 6. eodem quippe, quo ob¢e¢¢a e¢t, die capta e¢t, omenque ´ Africanæ Victoriæ fuit, quod tam facilè victa e¢t Hi¢pana Carthago. v. 47. 48. Wie oft hat ¢ich er¢chuttert fur uns ¢chon Utica.) Wie die¢e nach Carthago furnem¢te Stadt in Africa Appian. de bell. Punic. p. 42. von Scipio belagert und be¢turmet worden/ hat Ap !102 "pian. ibid. p. 9. jedoch hat Scipio endlich darfur abzihen mu¢¢en. App. p. 6. v. 57. 58. Fur Hannibals Gewalt.) Flor. d. l. n. 44. Quid ergò miramur, moventi ca¢tra à tertio lapide Hannibali iterum ip¢os Deos, Deos inquam (nec fateri pudebit) re¢titi¢¢e? Tanta enim ad ¢ingulos illius motûs vis imbrium effu¢a, tanta ventorum violentia coorta e¢t, ut divinitus ho¢tem ¢ummoveri; neque ´ cœlo ¢ed ab Urbis ip¢ius mœnibus & Capitolio ferri videretur. Worauf auch Claudianus ge¢ehen de bell. Getic. v. 509. nec Numina ¢edem De¢tituunt: jactata procul dicuntur in ho¢tem Fulmina, divinique ´ volant pro mœnibus ignes Seu cœlum, ¢eu Roma tonat. Ein gleichmaßiges erzehlet Ju¢tin. lib. 24. in fin. von Brenno, welcher mit ¢einen Galliern Delphos ge¢turmet. Præ¢entiam Dei ip¢i ¢tatim ¢en¢ere. Nam & terræ motu montis portio abrupta, Gallorum ¢travit Exercitum: & conferti¢¢imi Cunei non ¢ine vulneribus ho¢tium di¢¢ipati ruebant. In¢ecuta deinde tempe¢tas e¢t, quæ grandine & fulgure ¢aucios ex vulneribus ab¢um¢it. Dux ip¢e Brennus, cum dolorem vulnerum ferre non po¢¢et, pugione vitam finivit. Wie die Chri¢tliche Legio Melitina denen fa¢t erdur¢tenden Romern Regen/ wider die Quaden aber Hagel und Donner erbetet/ hat Oro¢. l. 7.9. Viel andere Exempel wie die Feinde durch ab¢onderliche Gottliche Zufalle ge¢turtzet worden/ erzehlet Saavedra Symb. 26. circ. fin. v. 62. ¢eqq. Capua/ Tarent &c.) Flor. d. l. 2. c. 6. n. 42.
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De¢tituunt:] De¢tituunt ABC
23 29 39 41 44 48 50
l.] lib. BC 9.] 7. BC darfur] dafur B davor C Roma] Romam C ge¢turmet] ge¢turmet B e¢t] fehlt C ex] & C. l.] lib. C Symb.] Symp. BC
App.] Appian. C
Anmerckungen zu I
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v. 46. Und neu Carthago fiel] Florus, Epitoma I,22,39 (II,6,39): „Die Stadt wurde nämlich eingenommen an demselben Tage, an dem die Belagerung begonnen hatte, und es war ein Omen für den afrikanischen Sieg, daß das spanische Karthago so leicht besiegt wurde.“ v. 47. 48. Wie oft hat ¢ich er¢chuttert fur uns ¢chon Utica] Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 347 (Utica größte Stadt Afrikas nach Karthago); 66–67 (Belagerung Uticas durch Scipio); 128 (Aufgabe der Belagerung). v. 57. 58. Fur Hannibals Gewalt] Florus, Epitoma I,22,44–45 (II,6,44–45): „Weshalb wundern wir uns also, daß Hannibal, als er das Lager vom dritten Meilenstein aus vorrücken ließ, wiederum die Götter selbst – die Götter, sage ich, und ich werde mich nicht schämen, es zu gestehen – entgegengetreten sind? Bei jeder einzelnen Station seines Vormarsches nämlich ergoß sich eine so starke Regenflut, erhoben sich so heftige Stürme, daß es so schien, als sei die göttliche Macht, die den Feind fernhielt, nicht vom Himmel, sondern von den Mauern der Stadt selbst und dem Kapitol ausgegangen.“ – Claudian, Bellum Geticum 508–511: „Die Götter lassen ihren Wohnsitz nicht im Stich. Man sagt, von weitem schon würden Blitze auf die Feinde ! der Stadt Rom " geschleudert, und vor ihren Mauern schwebten göttliche Feuer, sei es der Himmel, sei es Rom, das donnert.“ – Justinus, Epitoma 24,8,9–11: „Sie spürten sogleich selbst die Gegenwart des Gottes, denn durch ein Erdbeben brach ein Teil des Berges ab und streckte das Heer der Gallier nieder, und keilförmige geschlossene Verbände stürzten, sich zerstreuend, bergab, den Feinden empfindliche Verluste beibringend. Darauf folgte ein Unwetter, das mit Hagel und Blitz die Verwundeten aufrieb. Der Feldherr Brennus selbst setzte, da er den Schmerz seiner Wunden nicht zu ertragen vermochte, seinem Leben mit dem Dolch ein Ende.“ – Orosius, Historiae 7,15,9. – D. Saavedra Fajardo, Idea principis christiano-politici (Köln 1650), Symbolum 26 („In hoc signo“ [„In diesem Zeichen“], d. h. unter dem Labarum, der Kreuzesfahne, die in dem Emblem mit dieser Inschrift auf S. 192 ein aus den Wolken ragender Arm über eine Ansammlung von Kriegsgerät hält); Ausdeutung S. 191, die von L. gemeinten Ausführungen S. 195 f. v. 62 ¢eqq. Capua/ Tarent etc.] Florus, Epitoma I,22,42 (II,6,42).
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v. 75. 369. 370. Wenn noch ein Regulus.) Wie Xanthippus den Romi¢chen Feld-Hauptman Regulum, als er ¢chon Carthago belagerte/ ge¢chlagen/ und gefangen/ hat Flor. l. 2. c. 2. Front. 2. c. 2.11. v. 85. 86. Wenn Sonne/ Staub und Wind.) Die¢e waren in der Schlacht bey Canna denen Romern alle zu wider. Flor. l. 2. c. 6. n. 16. und l. 2. c. 2. n. 20. erzehlt er von des Reguli Kriege: Nec cum hominibus, ¢ed cum mon¢tris quoque ´ dimicatum e¢t; cum qua¢i in vindictam Africæ nata miræ magnitudinis Serpens po¢ita apud Bragadam ca¢tra vexaret. v. 122. 550. 551. 552. Sagunt und A¢tapa.) Von Sagunt/ als ¢elbtes Hannibal belagert/ i¢t es gemein/ wie aber die Burger der Stadt A¢tapa, ehe ¢ie ¢ich den Romern ergeben wollen/ ihre auf einen Holtz!103 " ¢tos zu¢ammen ver¢amlete Ehweiber/ Kinder und Schatze/ und ¢ich ¢elb¢t verbrennet/ erzehlet Livius dec. 3. lib. 8. pag. 315.316. Appian. de bell. Hi¢p. p. 273. Eben ¢o hat es auch die Stadt Thala in Numidien/ als ¢ie Metellus belagert/ gemacht. Salu¢t. bell. Jugurth. p. 106. Als Ariarathus Konig in Cappadocien von Perdicca uberwunden ward/ ging es auch al¢o. Quippe ho¢tes ab acie in urbem recepti, occi¢is Conjugibus & Liberis, Domos quisque ´ ¢uas cum omnibus copiis incenderunt. Eodem conge¢tis etiam opibus ¢emet ip¢i præcipitant, ut nihil ho¢tis victor ¢uarum rerum, præter incendii ¢pectaculo frueretur. Bey Eroberung der Stadt Carthago und des Schlo¢¢es Byr¢a zohen ¢ich auch neunhundert Romi¢che Uberlauffer in den Tempel des Æ¢culapii, und nach dem ¢ie ¢ich wegen Hungers nicht mehr darinnen wehren konten/ zundeten ¢ie ¢elbten an/ und verbrennten ¢ich darinnen. Appian. de bell. Pun. c. 59. p. 81. v. 156. ¢eqq. Mein Vater Gala war.) Die¢e gantze Ge¢chichte vom Syphax und Ma¢ini¢¢a be¢chreibet Livius dec. 3. lib. 9. p. 365.369. v. 191. 192. Biß Syphax ¢ich ¢o weit laßt Asdrubaln bethoren durch ¢einer Tochter Eh.) Syphax hat ¢ich ¢elb¢t gegen dem Scipio ent¢chuldiget: daß ihn Sophonisbe aus heftiger Liebe gegen ihr Vaterland wider
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Wie] wie AB Wie C Von] von AB Von C
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Ehweiber] Eheweiber C Metellus] Metullus C ging] gieng C zohen] zogen C Æ¢culapii] Æ¢culapi BC verbrennten] verbrenneten C ¢elb¢t] fehlt C
Anmerckungen zu I
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v. 75. 369. 370. Wenn noch ein Regulus] Ebd. I,18,23 (II,2,23). – Frontinus, Strategemata 2,2,11. v. 85. 86. Wenn Sonne/ Staub und Wind] Florus, Epitoma I,22,16 (II,6,16). – Ebd. I,18,20 (II,2,20): „Man hatte nicht nur gegen Menschen, sondern auch gegen Ungeheuer zu kämpfen, da eine Schlange von erstaunlicher Größe, geboren gleichsam, um Afrika zu retten, das bei Bragada [= Bagrada] aufgeschlagene Lager heimsuchte.“ v. 122. 550. 551. 552. Sagunt und A¢tapa] Livius 28,22,5–23,5. – Appianus, Historia Romana, Iber. 132–136. – Sallust, Bellum Iugurthinum 76,6. – Quelle des ohne Autorangabe zitierten lateinischen Textes zum Sieg des Perdicca über Ariarathus ist Justinus, Epitoma 13,6,1–3: „Als nämlich die Feinde aus der Schlacht in die Stadt zurückgekehrt waren, töteten sie zunächst ihre Frauen und Kinder, und dann setzte jeder sein Haus mit allem Hausrat in Brand. Nachdem sie auch noch ihr Vermögen ebendort hineingeworfen hatten, stürzten sie sich selbst hinein, damit der siegreiche Feind von all ihrer Habe außer dem Schauspiel der Feuersbrunst keinen Genuß haben sollte.“ – Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 622–625. v. 156 ¢eqq. Mein Vater Gala war] Livius 29,29,6–33,9. v. 191. 192. Biß Syphax ¢ich ¢o weit laßt Asdrubaln bethoren durch ¢einer Tochter Eh] Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 114. – Polybius, Historiae 14,1,3–4.
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die Romer zu kriegen/ uberredet habe. Appian. de bell. Pun. p. 14.15. Polyb. lib. 14. p. 942. v. 197. Und er der Schwe¢ter Sohn Maßiven mir gab frey.) Wie Scipio die¢en in Spanien gefangenen Jungling ohne Entgeld loß gela¢¢en/ be¢chreibt Livius d. 3. lib. 7. p. 269. v. 200. Laßt ¢eine Tochter mir mit meinem Reich antragen.) Wie Syphax ehe er ¢ich noch offentlich zu den Carthaginen¢ern ge¢chlagen/ dem Ma¢ini¢¢a/ umb ihn wider von den Romern abzuziehen/ eine auß ¢einen drey Tochtern/ und der Ma¢elylen Reich angeboten/ und als er ¢ich hierdurch nicht bewegen la¢¢en/ durch ¢einen Ge¢andten einen Bedienten des Ma¢ini¢¢a erkauft/ ihn durch Gift hinzurichten/ die¢er es aber ¢einem Herren entdecket habe/ be¢chreibet Appian. de bell. Pun. p. 10. v. 217. Gibt’s Beel¢amen nach.) Bξ, war bey denen Carthaginen¢ern eben der Gott/ den die Syrer und Phœnicier ,ym> lib die Lateiner Jupiter Olympius hie¢¢en. Die¢es erklaret Augu¢tin. in Judic. quæ¢t. 16. Baal Punici videntur di !104"cere Dominum, unde Baal¢amen, qua¢i Dominum Cœli intelliguntur dicere, Samen quippe apud eos Cœli appellantur. Es ward aber hierdurch nichts anders/ als die Sonne/ welche bey den Spartanern auch B , bey den Creten¢ern ’A «, beym Julio Capitolino, Apollo Belenus genennet wird/ bedeutet. Bochart. Geographiæ part. 2. lib. 1. c. 42. p. 736.737. v. 217. Laßt’s Adad auß der Acht.) Adad war bey den A¢¢yriern der hoch¢te Gott. Macrob. Saturn. 1. c. 18. cujus In¢igne cernitur radiis inclinatis, quibus mon¢tratur vim Cœli in radiis e¢¢e Solis, qui demittuntur in terram. Al¢o nichts anders als die Sonne/ ma¢¢en denn auch bey den Per¢ern Adad nichts anders als die Sonne hei¢¢en ¢ol/ welche von den Phœniciern auch Moloch und B « genennet wird. Selden. de Diis Syris. Syntagm. 1. c. 6. p. 176.178.
195 ,ym> lib] ,ym>lib ABC 100 B,] B AB B, C Creten¢ern] Creten¢ern/ AB Creten¢ern C 101 #A«,] #A« AB #A«, C 185 187 188 192 194 103
lib.] l. C offentlich] offentlich C Ma¢ini¢¢a] Ma¢¢ni¢¢a B umb] um BC Herren] Herrn BC entdecket] entdeckt B denen] den C A¢¢yriern] A¢¢yrern C
be¢chreibet] be¢chreibt B
Anmerckungen zu I
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v. 197. Und er der Schwe¢ter Sohn Maßiven mir gab frey] Livius 27,19,8–12. v. 200. Laßt ¢eine Tochter mir mit meinem Reich antragen] Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 71–72. v. 217. Gibt’s Beel¢amen nach] Augustinus, Quaestiones in Heptateuchum 7,16 (PL 34,797): „‚Baal‘ scheint bei den Puniern das Wort für ‚Herr‘ zu sein – weshalb sie von ‚Baalsamen‘, nach allgemeinem Verständnis soviel wie ‚Herr des Himmels‘, sprechen; mit ‚Samen‘ werden nämlich bei ihnen die Himmel bezeichnet.“ – Scriptores historiae Augustae 19 (Iulius Capitolinus: Maximini duo), 22,1–2. – S. Bochart, Geographiae sacrae pars altera (Caen 1646), lib. 1, cap. 42, S. 736 f. v. 217. Laßt’s Adad auß der Acht] Macrobius, Saturnalia 1,23,19: „Dessen Merkmal stellen geneigte Strahlen dar, mit denen darauf hingewiesen wird, daß die Kraft des Himmels in den Sonnenstrahlen stecke, die auf die Erde hinabgesandt werden.“ – B « = ‚König der Götter‘. – J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 1, cap. 6, S. 176–178.
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v. 219. ¢eqq. Mein Syphax i¢t aufs Haupt zum andern mahl ge¢chlagen.) Die¢e andere Schlacht/ in welcher Syphax den Ma¢ani¢¢a per¢ohnlich befochten/ die¢er aber mit den ¢einen von Jhm und Lælio in die Flucht getrieben/ und/ als bey Uber¢etzung durch einen Fluß/ des Syphax Pferd verwundet ward/ Er/ neben¢t einen ¢einer Sohne vom Ma¢ani¢¢a ¢elb¢t ¢ey gefangen worden/ be¢chreibt Appian. de bell. Pun. p. 14. v. 297. 298. Micip¢a geh eroffne Thor und Stadt.) Appian. de bell. Pun. p. 14. berichtet: Es habe Sophonisbe durch Ge¢andten beym Ma¢ani¢¢a ent¢chuldigt: daß ¢ie durch Zwang den Syphax geheyrahtet hatte/ und ihm die Stadt Cyrtha freywillig aufgegeben. v. 346. 347. Schneidet mir nun das unnutze Haar zu Seenen.) Appian. de bell. Pun. pag. 55. Florus l. 2. c. 15.10. In u¢um novæ cla¢¢is tecta domûs que ´ re¢ciderunt: in armorum officinis aurum argentumque ´ pro ære ferro que ´ conflatum e¢t, in Tormentorum vincula Matronæ crines ¢uos contulerunt. Be¢iehe Veget. l. 4. c. 9. Frontin. 1.7.3. & 4. v. 366. Schutz-Gottin un¢ers Reichs.) Daß vielfaltige Volcker ihre Konige fur Gotter verehret/ i¢t gemein/ daß aber diß in¢onderheit die Mauritanier ihren Konigen/ und be¢onders dem Juba gethan/ bezeuget Vo¢¢ius 1. de Idol. 32. Minutius Felix: Juba Mauris volentibus Deus e¢t. Und Lactant. l. 1. c. 15. Gleicher ge¢talt erzehlet Cedrenus Hi¢t. von Thuro, des Konigs Nini Sohne: !105" T ) ) 5A $ ¹ #A , λ ³« μ , B ! «, χ %, 5A« &«. Nemlich: die¢em Kriegs-|Gotte haben die A¢¢yrier ihre er¢te Seule aufgerichtet/ und ihn als einen GOtt angebethet/ ihn Baal nennende/ welches fur den Gott der Kriege außgelegt wird. Be¢iehe von Vergotterung der Konige Minutium Felicem in Octavio.
121 Haar zu] Haarzu A Haar zu BC 130 Lactant.] Lactanct. A Lactant. BC 133 χ] ² ABC &O A(Errata) 111 115 118 125 129 134
Ma¢ani¢¢a] Ma¢ini¢¢a BC Ma¢ani¢¢a] Ma¢ini¢¢a BC Ma¢ani¢¢a] Ma¢ini¢¢a BC Frontin.] Fortin. C 32.] 33. BC A¢¢yrier] A¢¢yrer BC
¢ey gefangen] gefangen ¢ey C
be¢chreibt] be¢chreibet C
Anmerckungen zu I
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v. 219 ¢eqq. Mein Syphax i¢t aufs Haupt zum andern mahl ge¢chlagen] Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 105–107. v. 297. 298. Micip¢a geh eroffne Thor und Stadt] Ebd. 111. v. 346. 347. Schneidet mir nun das unnutze Haar zu Seenen] Ebd. 441. – Florus, Epitoma I,31,10 (II,15,10): „ !…" daß sie zum Zweck des Aufbaus einer neuen Flotte Dächer und Häuser abrissen; in den Waffenschmieden wurde Gold und Silber anstelle von Bronze und Eisen gegossen, und zur Anfertigung von Stricken für Wurfmaschinen gaben die Frauen ihre Haare her.“ – Vegetius, Epitoma rei militaris 4,9. – Frontinus, Strategemata 1,7,3.4. v. 366. Schutz-Gottin un¢ers Reichs] G.J. Vossius, De theologia gentili et physiologia Christiana sive De origine ac progressu idololatriae (Amsterdam 1668), tom. 1, lib. 1, cap. 32 (S. 122–126). – Minucius Felix, Octavius 24,1: „Juba ist ein Gott, weil die Mauren es so wollen.“ – Lactantius, Divinae institutiones 1,15,8: PL 6,194. – Georgius Cedrenus, Compendium historiarum (Paris 1647), tom. 1, S. 16 D (von L. selbst übersetzt). – Minucius Felix, Octavius 20,5; 24,1–3.
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v. 366. Ja Cyrthens Pallas-Bild.) Daß das von dem Uly¢¢es den Trojanern entfuhrte Palladium eine Phœnici¢che Gottin gewe¢en/ bewei¢et Selden. de Diis Syris. Synt. 2. c. 4. p. 296. allwo Lycophron den Uly¢¢es nennet: 'φ& * +« »«. v. 372. Sein Drache Ruhm und Sieg der Romer Adlern raube.) Die Drachen wurden nicht allein als Sinnenbilder der Wach¢amkeit zu den Seulen der Pallas/ des Heiles und des Æsculapius gemahlet/ Cœl. Rhodigin. lib. 10. c. 3. p. 502.a. ¢ondern es lehret auch Kircher. tom. 2. Oedip. part. 1. cla¢¢. 1. c. 3. p. 22.24.26. daß Africa zu ¢einem Wappen einen Drachen/ wie auch Amphiaraus und Cadmus dergleichen gefuhret habe. Jn¢onderheit aber haben die Scythen Drachen zu ihren Kriegs-Fahnen gefuhret/ von denen es die Dacier entlehnet/ wie ex Nazianzeno und Ammian. Marcellino Henric. Spelmann. in A¢pilogiâ Londini Anno 1654. editâ. pag. 17. außfuhrt. v. 375. Vermina ¢chmucke dich mit un¢erm Frauen-Kleide.) Die¢e Art der Abgotterey be¢chreibet Athana¢ius Orat. contra Idola. Olim certæ Phœni¢¢æ mulieres ante Idola pro¢tituebantur, dedicantes Numinibus ¢uum quæ¢tum, per¢ua¢æ meretricatu ea propitiari, ac pro¢peritatem rerum inde na¢ci. Viri quoque ´ abdicato Sexu, nec ¢e amplius mares e¢¢e ferentes, mulierum naturam affectaverunt, tanquam hoc pacto honorifici gratificique ´ Matri Deorum facturi e¢¢ent. v. 378. ¢eqq. Daß ich in Heldentracht dem Mohnden opfern kan.) Kircher. tom. 1. Oedipi Ægypt. Syntagm. 4. c. 16. p. 348.349. berichtet aus einem alten Grichen Philochoro. oder vielmehr aus Selden. de Diis Syris Syntagm. 2. c. 4. p. 281. ¢eqq. daß bey den Alten Venus und der Mohnde einerley/ beyde auch Mann- und Weibliches Ge¢chlechts gewe¢en ¢ey ! en". Dahero hatten ihr die Man!106"ner in weib- die Weiber in mannlichen Kleidern opfern mu¢¢en. Und aus Rambam Moreh
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Synt.] Synr. A Synt. BC Adlern] Adler ABC daß] Daß AB daß C Mann- und] Mann-und A Mann- und BC ¢ey!en"] ¢ey ABC weib-] Weib- AB weib- C
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Sinnenbilder] Sinnbilder C Heiles] Heyls C Wappen] Wapen C Idola.] Idolat. BC
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v. 366. Ja Cyrthens Pallas-Bild] J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 2, cap. 4, S. 296 (hier auch das Zitat aus Lykophron, wie von L. angegeben). – Lykophron, Alexandra (= Cassandra) 658: „den mit einem Delphin als Schildzeichen, den Räuber der phoenizischen Göttin“. v. 372. Sein Drache Ruhm und Sieg der Romer Adlern raube] L.C. Rhodiginus, Lectiones antiquae (Frankfurt, Leipzig 1666), lib. 10, cap. 3, Sp. 502 a. – A. Kircher, Oedipus Aegyptiacus, tom. 2, pars 1 (Rom 1653), classis 1, cap. 3, S. 22–26. – Gregorius Nazianzenus, Oratio 4 (Contra Iulianum 1),66: PG 35,587/588 B. – Bei Ammianus Marcellinus nur Hinweise auf die Verwendung der Drachenfahne bei den Römern (s. Res gestae 15,5,16; 16,10,7; 16,12,39). – H. Spelman, Aspilogia (London 1654), S. 17. v. 375. Vermina ¢chmucke dich mit un¢erm Frauen-Kleide] Athanasius, Oratio contra gentes 26 (PG 25,52): „Einstmals prostituierten sich bestimmte phoenizische Frauen vor den Götzenbildern und weihten den Göttern ihren Gewinn, in der Überzeugung, daß diese durch Hurerei versöhnt würden und daraus Lebensglück erwachse. Die Männer ihrerseits verleugneten ihr Geschlecht, gaben sich nicht länger als Männer und äfften das Wesen der Frauen nach – als ob sie sich auf diese Weise Ehre und das Wohlwollen der Göttermutter erwerben würden.“ L. zitiert nach der lateinischen Übersetzung von Petrus Nannius; verglichene Ausgabe: Athanasius Magnus Alexandrinus, Opera omnia (Köln 1617), tom. 1, S. 8 F (zit. auch in der Anm. zu IV 244). v. 378 ¢eqq. Daß ich in Heldentracht dem Mohnden opfern kan] A. Kircher, Oedipus Aegyptiacus, tom. 1 (Rom 1652), syntagma 4, cap. 16, S. 348 f. (der Hinweis auf Philochorus S. 348 unten). – Philochorus, in: F. Jacoby, Die Fragmente d. griech. Historiker (FGrHist) Nr. 328 (Bd. III B, Nr. 297–607), Frg. 184 (nach Macrobius, Saturnalia 3,8,2). – J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 2, cap. 4, S. 281 ff. – Rambam (= Mose Ben-Maimon bzw. Maimonides), Moreh Nebo-
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Nebochim l. 3. c. 38. Vir induatur muliebri ve¢te pictâ, cum ¢teterit ante ¢tellam, quæ vocatur Venus, & mulier a¢¢umet loricam, & arma bellica, cum ¢teterit ante ¢tellam quæ dicitur Mars. Da¢elb¢t lehrt auch Julius Firmicus c. 4. de error. profanar. relig. A¢¢yrios Venerem colui¢¢e, cui aliter ¢ervire Sacerdotum ¢uorum Chorus non pote¢t, ni¢i effœminent vultum, cutem poliant, & virilem ¢exum ornatu muliebri dedecorent. Worauf denn das gottliche Verbot Deuteron. 22,5. zielet: Daß die Weiber nicht Waffen/ die Manner nicht Weiberkleider tragen ¢ollen. Dahero auch diß Thun da¢elb¢t , - ein Greuel/ oder eigentlich eine Abgotterey genennet wird. Nach die¢er Phœnici¢chen Art mu¢te bey den Cois des Herculis Prie¢ter beym Opffer eine Haube auf¢etzen/ und ein Weiberkleid anziehen. Plutarch. in quæ¢t. græc. penult. p. m. 304. wie auch bey den Teut¢chen. Præ¢idet Sacerdos muliebri ornatu, ¢ed Deos Interpretatione Romanâ Ca¢torem Pollucemque ´ memorant. Ejus Numinis nomen Alcis. Tacit. de mor. German. c. 43. worbey ex Hornii Hi¢tor. Philo¢oph. lib. 2. c. 5. p. 83. anzumercken: Deorum genera non ¢emper ab Antiquis di¢tincta fui¢¢e, ab Hermete & Platone Deum $./& dictum, Fortunamque ´ & Venerem ma¢culum, Lunam Lunumque ´ cultum fui¢¢e. Be¢iehe auch Selden. de Diis Syris. Proleg. c. 3. p. 66.67. & Syntagm. 2. c. 1. p. 210. & c. 2. p. 238. v. 381. Errette Kabar uns.) rbk heißt ¢o viel als groß und machtig/ dahero auch der Samothracier Gotter K genennet wurden. Selden. de Diis Syr. Synt. 2. c. 16. p. 360.361. Es nennten aber die Phœnicier al¢o den Mohnden oder ihre Venus. Kircher. d. l. p. 348.350. Die¢e betheten auch nicht allein die Araber und Saracener zu Heraclii Zeiten mit ofterer Ruffung: #A 1 K , #A, neb¢t den Morgen¢terne/ welcher bkvk heißt/ an/ daher auch diß in der Saracenen Catechismo ¢charf verbohten i¢t; und ¢atzten ihr zu ehren die Mohnden auf die Thurme/ wie denn auch die Mohnden der alten Jsmaeliter Konige und ihrer Kamele Kennzeichen waren; ¢ondern ¢ie
169 4.] 8. ABC 188 Es] es ABC 194 auch] auch/ AB auch C 166 168 181 193
l.] lib. C lehrt] lehret C lib.] l. C ¢atzten] ¢otzten B ¢etzten C
Anmerckungen zu I
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chim 3,38 (zit. nach Selden, a.a.O., S. 281): „Der Mann sei in ein besticktes Frauenkleid gewandet, wenn er vor den Stern getreten ist, den man Venus nennt, und die Frau trage ein Panzerhemd und Kriegswaffen, wenn sie vor den Stern getreten ist, den man Mars nennt.“ – Iulius Firmicus Maternus, De errore profanarum religionum 4,2 (PL 12,990), zit. nach Selden, a.a.O., S. 283 (hier mit der richtigen Kapitelzahl: 4; bei L. irrig: 8): „Die Assyrer hätten die Venus verehrt, der die Schar ihrer Priester nur so dienen kann, daß sie ihr Gesicht verweiblichen, Hautpflege betreiben und das männliche Geschlecht durch Frauenkleidung verunehren.“ – Dt 22,5. – Plutarch, Moralia: Quaestiones Graecae 304 C-E; von L. hier vermutlich benutzte Ausgabe: Plutarchus, Quae exstant omnia, cum Latina interpretatione H. Cruserii, G. Xylandri (Frankfurt 1599), vol. 2, S. 304. – Tacitus, Germania 43,3: „Vorsitzender ist ein Priester in Frauenkleidung. Götter aber sind, wie man berichtet, nach römischer Deutung Kastor und Pollux. Der Name dieser göttlichen Macht ist ‚Alk‘.“ – G. Hornius, Historia philosophica (Leiden 1655), lib. 2, cap. 5, S. 83: „ !…" daß von den Alten das Geschlecht der Götter nicht immer unterschieden wurde, daß Gott von Hermes und Plato als ein Zwitterwesen bezeichnet wurde und daß man Fortuna und Venus als männlichen Gott und neben Luna auch einen Lunus verehrt habe.“ – Selden, a.a.O., Prolegomena, cap. 3, S. 66 f.; syntagma 2, cap. 1, S. 210; cap. 2, S. 238. v. 381. Errette Kabar uns] Ebd., syntagma 2, cap. 16, S. 360 f. – Kircher, Oedipus (wie zu v. 378), S. 348 u. 350. – „in der Saracenen Catechismo“: Koran 41,37. – Selden, a.a.O., syntagma 2, cap. 4, S. 285–292.
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verehren die¢e Kabar oder Alilat auf dem viereckichten Steine Brachtan zu Mecha; darauf der Venus Bild ¢ol eingegraben ¢ein. Weil aber die¢er Gottesdien¢t ihnen !107" verbotten/ tichten ¢ie: daß Abraham/ als er ¢einen Sohn J¢aac opfern wollen/ auf die¢em Steine die Hagar be¢chlaffen/ oder ¢ein Kamel daran gebunden habe. Be¢ihe Selden. Synt. 2. c. 4. p. 285.292. v. 381. Du Schutz-Stern die¢er Stadt.) Die¢e Gottin Cabar oder A¢tarte ¢ol die gantze Welt durchwandert/ ihrem Haupte einen Och¢enKopff/ als ein Merckmahl ihres Reichs/ aufge¢etzet/ einen aus der Luft gefallnen Stern gefunden/ und ¢elbten auf dem Eylande Tyrus geopffert haben. Selden. Synt. 2. c. 2. p. 243.244. welches aber Bochart. Geographiæ part. 2. lib. 2. c. 2. p. 787. als lacherlich verwirft/ und beym Suida nicht #A ¢ondern $ 2 #A+ lie¢et/ welches eine Art der gro¢ten/ auch Ha¢en/ Kranche/ und Reh fangender Adler i¢t. Alwo er aus dem Nonno erwei¢et: daß das Eyland Tyrus dem Neptun durch einen ge¢chlachteten Adler eingeweihet worden ¢ey. v. 382. Baaltis hore mich.) Die¢e Syri¢che und Phœnici¢che Gottin hies, ,ym> tlib, das i¢t: die Frau des Himmels/ wie Baal der mannliche Gott oder Jupiter. Sie i¢t eben die/ welche ¢ie auch trt>i Judic. 2. cap. 13. 3. Reg. 11. #A, #A , B+ B2«, B«, B+ 1 , bey denen Africanern Cœle¢tis Dea, Urania genennet ward. Welches Herodian. lib. 5. gleich¢am zu¢ammen gefaßt: *λ ,ξ 1κ ',Ω κ * + ¹,, Ρ ,ξ κ $7+, K7,& & 8, . 9+ « ξ σ 1κ O1+ . * +« , #A 7 ! , ; ρ «. Die¢e ¢ol 207 Geographiæ] Geograghiæ A Geographiæ BC 208 Suida] Suida, AB Suida C 209–210 Reh fangender] Rehfangender AB Reh-fangender C 215 2.] 11. ABC 216 3. Reg.] 1. Reg. ABC 217 B «] « AB B « C 219 Ω] ABC A(Errata) 221 ] ABC A(Errata) 222 ] ξ ABC #A] #A AB #A C #A A(Errata) «] « ABC 196 viereckichten] viereckigten C 205 gefallnen] gefallenen BC
Anmerckungen zu I
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v. 381. Du Schutz-Stern die¢er Stadt] Ebd., syntagma 2, cap. 2, S. 243 f. – S. Bochart, Geographiae sacrae pars altera (Caen 1646), lib. 2, cap. 2, S. 787 f. – Suidas, Lexicon, ed. A. Adler, Bd. 1 (Leipzig 1928), S. 389, s.v. #A. – Nonnus, Dionysiaca 40,467–534. v. 382. Baaltis hore mich] Idc 2,13. – III Rg 11,5.33. – Herodian, Historiae 5,6,4: „Man sagt aber, Dido, die Phoenizierin, habe sie [= die Statue] aufgestellt, als sie das alte Karthago gründete, nachdem sie eine Rinderhaut zerschnitten hatte. Die Libyer nennen sie nun Urania, die Phoenizier hingegen Astroarche, in der Meinung, sie sei der
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des Saturni Ehweib und der Venus Mutter gewe¢t ¢ein. Bochart. Geographiæ part. 2. lib. 2. c. 2. pag. 786. Wie nun Dido zu Carthago ihr Bild aufgerichtet/ welches Virgil. lib. 1. Æneid. der Juno zueignet/ al¢o meldet auch Cicer. 4. in Verrem. daß Konig Ma¢ani¢¢a auf Melita den Tempel der Urania hoch verehret habe. Die A¢¢yrier und Chaldeer verehrten ¢ie unter dem Nahmen Mylidtha, nemlich der Mutter/ die Araber Halilath, nemlich des gebehrenden Mohnden. Die Phrygier betheten ¢ie als die Mutter der Gotter an; die Grichen hie¢¢en ¢ie Jo, und =E, Dama¢cius A¢tronoë, und i¢t in Wahrheit durch ! 108" ¢ie nichts anders als der Mohnde/ wie unter dem Baal und Hecatus die Sonne ver¢tanden worden; wiewohl die¢e EA ;I'>NIA;, in der Heyligen Schrifft in Ma¢culinô ,yndj yhlX ein Gott der Sidonier gehei¢¢en wird. Be¢iehe hiervon ausfuhrlich den hochgelehrten Selden. de Diis Syris. Syntag. 2. c. 2. v. 383. Hochedles Men¢chen-Blutt und Kinder-Flei¢ch gewehret.) Von die¢en grau¢amen Men¢chen-Opfern ¢ind alle Bucher voll. Welche Abgotterey nicht nur die blinden Heyden dem Abraham/ welcher ¢einen Sohn J¢aac/ und dem Jephta/ der ¢eine Tochter opfern wollen/ ¢ondern auch die Juden durch Opferung ihrer Kinder dem Moloch unartig nachthun wollen. Vom Moloch i¢t aus R. David Kimchi in 4. lib. Reg. c. 23. Selden. Synt. 1. de Diis Syris. c. 6. bekand: daß ¢elbigem Abgotte mit einem Kalbernen Antlitze in ¢einem er¢ten Fache Semmeln/ im andern Turtel-Tauben/ im dritten Schaffe/ im vierdten Wieder/ im funften Kalber/ im ¢ech¢ten Och¢en/ im ¢iebenden von Eltern eigene Kinder/ mit Tantz und Trompeten-Schall geopffert worden. 226 231 233 234 243
daß] Daß AB daß C E] ABC I NIA] I NOS A I NO BC ,yndj] ,ykdj ABC 1.] 2. ABC
223 Ehweib] Eheweib C gewe¢t] gewe¢en BC 224 pag.] p. C 225 zueignet] zugeeignet C 226 Ma¢ani¢¢a] Ma¢ini¢¢a BC 227 A¢¢yrier] A¢¢yrer C 229 gebehrenden] gebahrenden C 236 Syntag.] Synt. BC 239 nicht nur die blinden Heyden] die blinden Heyden nicht nur C 245–246 Wieder] Widder BC
Anmerckungen zu I
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Mond.“ – S. Bochart, Geographiae sacrae pars altera (Caen 1646), lib. 2, cap. 2, S. 786. – Vergil, Aeneis 1,441–447. – Cicero, In Verrem II,4,103. – Damascius, Vitae Isidori reliquiae, Frg. 348,6 (Zintzen). – J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 2, cap. 2: De Astoreth [= Astarte] (S. 231–261). v. 383. Hochedles Men¢chen-Blutt und Kinder-Flei¢ch gewehret] Ebd., syntagma 1, cap. 6: Moloch (S. 166–192). – David Kimchi und sein Kommentar zum 2. (nicht4.!) Buch der Könige, Kap. 23, werden von Selden a.a.O. zwar genannt (s. S. 167 u. 172), für die Schilderung der figürlichen Darstellung des Moloch aber beruft er sich nicht auf diese
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Alleine Selden. de Diis Syris. Synt. 1. c. 6. p. 170. halt die¢e aus dem Buche Jalcut genommene Erzehlung fur einen Jrrthum/ und meinet: daß nicht Moloch ¢ondern Mithra ¢ieben denen Jrr¢ternen zugeeignete Facher gehabt habe. Welchem zu Dien¢te die ¢ich ihm widmenden achtzigerley Gefahr aus¢tehen/ und durch Feuer und Kalte durchgehen mu¢ten. Hingegen meldet Rabbi Salomon: daß der Moloch ein aus Ertzt gego¢¢enes Bild/ Theophylact. Apo¢t. 7. aber/ das es ein durch¢ichtiger Stein/ und auf der obern Stirne wie der Morgen¢tern (9+ 'φ2 ?λ « Ν « C« %φ& ) gebildet gewe¢t ¢ey. Welchem der Cappadocier Omanus oder das Licht zu Siccuth als ein Ge¢tirne ebenfals zu vergleichen. Selden. d. c. 6. p. 178.191. Zu Carthago war die¢er Abgott ein Ertztenes Bild des Saturnus/ welcher die Armen unter ¢ich aus¢treckte/ al¢o/ daß die darauf gelegten Kinder hinunter in den feurigen Pful ¢ich abweltzen konten. Diodor. Sic. lib. 20. Lip¢ius Monit. Polit. c. 3. §. 3. p. 182. Daß von Carthago auch die¢e grau¢ame Gotzen gar in America kommen/ laßt ¢ich ex Ludovico Vive ad Augu¢t. de Civit. Dei l. 7. c. 19. muthma¢¢en/ da er berichtet: In In¢ulâ Carolina frequentes vi¢untur Statuæ !Deorum, quos" gentes illæ colunt, æneæ, intrin¢ecus cavæ, !109" manibus junctis pa¢¢isque, ´ in quibus infantes & pueros, quos Diis illis immolant, ¢tatuunt; ibique ´ uruntur crudeliter igne in cavis ¢imulacri accen¢o & ære calorem immodicum recipiente. Diodor. Sicul. l. 20. berichtet: daß die Carthaginen¢er nach der vom Agathocles gelittenen Niederlage den Saturn ihnen zuwider geachtet/ weil ¢ie anfangs die furnehm¢ten Kinder/ hernach aber heimlich gekauffte und erzogene zum Opffer ge¢chickt hatten. Dahero ¢ie denn die¢en Unter¢chlief unter¢ucht/ und auf einmal zweyhundert der edel¢ten Knaben ge¢chlachtet. Denn es war zu Carthago ein Ge¢atze: daß nur der Edlen/ nicht aber des Pofels oder der Knechte Kinder geopffert werden konten. Heindrich. Carthag. l. 2. ¢ect. 1. c. 2. p. 167. Die¢er Opfer fa¢¢et zimlich viel zu¢ammen Kircher. Oedip. Ægypt. tom. 1. Synt. 4. c. 15. p. 337. Cyprii Aphrodi¢io men¢e 265 !Deorum, quos"] Dæmonum, quas ABC 271 furnehm¢ten] furnehm¢teu A furnehm¢ten BC 248 251 252 254 273
Alleine] Allein BC widmenden] wiedmeten C achtzigerley] achzigerley B Ertzt] Ertz C Unter¢chlief] Unter¢chleiff BC
Anmerckungen zu I
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Quelle, sondern auf Paulus Fagius (S. 169 f.). – Ebd., S. 170; auf dieser Seite auch der Hinweis auf des Rabbi Salomon Mitteilung über den Moloch; der sich anschließende Hinweis auf den Kommentar des Theophylactus (Theophylaktos von Ohrid) zur Apostelgeschichte, Kap. 7, mit dem griechischen Zitat, etwas weiter unten, S. 178. – Theophylactus, Expositio in Acta apostolorum (zu 7,43): PG 125,915/916 B (von L. selbst übersetzt). – Selden, a.a.O., S. 191 (zu Omanus und dem „Licht zu Siccuth“). – Diodorus Siculus, Bibliotheca historica 20,14,6. – J. Lipsius, Monita et exempla politica (Antwerpen 1605), cap. 1, § 3, S. 16. – Augustinus, De civitate dei (Basel 1570), Sp. 401 C/D (Kommentar von L. Vives zu lib. 7, cap. 19): „Auf der Insel Carolina bekommt man viele Standbilder von Göttern zu sehen, die jene Völker verehren. Sie sind aus Erz, innen hohl und haben zusammengefügte und gespreizte Hände, auf die sie Säuglinge und Kinder setzen, die sie jenen Göttern opfern; und hier verbrennen sie auf grausame Art infolge des Feuers, das in den Hohlräumen des Götzenbildes entfacht wird, und infolge der ungeheuren Hitze, die das Erz in sich aufnimmt.“ – Diodorus Siculus, Bibliotheca historica 20,14,4–5. – C. Hendreich, Carthago (Frankfurt a.O. 1664), lib. 2, sect. 1, cap. 2, S. 167. – A. Kircher, Oedipus Aegyptiacus, tom. 1 (Rom 1652), syntagma 4, cap. 15 (Moloch idolum Ammonitarum), S. 337: „Die Zyprer schlachteten im Monat der Aphrodite für Agrau-
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Agraulo Cecropis filio hominem mactabant; in Chio dilaniatum hominem Diony¢io Homalio cædebant, quod & Tenedi factum. Lacedæmones ip¢i humano ¢angvine Marti litarunt, Curetes & Cretes Saturno pueros ¢acrificabant; hinc, Lampridio te¢te, Commodus Sacra Mythriaca homicidio vero polluit; Galli Druides E¢um & Teutatem humano cruore placabant; notum de Iphigenia & Agamemnone. Welches letztere aber Hornius in Arcâ Noæ p. 131.132.115. fur eine blo¢¢e aus des Jephta Ge¢chichte herruhrende Fabel halt; ¢o wie den gantzen Trojani¢chen Krieg/ welchen Dion Chry¢o¢tomus Coccejanus ge¢chehen zu ¢ein/ mit ihm verneinet. Arnob. contra gentes l. 8. p. m. 778. Saturnus Liberos ¢uos non expo¢uit, ¢ed voravit. Meritò illi in nonnullis Africæ partibus â parentibus Infantes immolabantur, blanditiis & o¢culo comprimente vagitum, ne flebilis ho¢tia immoletur. Tauris etiam Ponticis & Ægyptio Bu¢iridi ritus fuit ho¢pites immolare: & Mercurio Gallos humanas vel inhumanas victimas cædere. Romani græcum & græcam, gallum & gallam, ¢acrifici viventes obruere: hodie que ´ ab ipis Latiaris Jupiter homicidio colitur: & quod Saturni filio dignum e¢t, mali & noxii hominis ¢angvine ¢aginatur. Von den Semnonen bey den Teut¢chen meldet Tacit. de mor. Germ. c. 39. cæ¢o publicè homine celebrant barbari ritûs horrenda primordia. Zu denen von Kirchero an obigen Orthe angezogenen Jndiani¢chen Men¢chen-Opfern gehoren der Americani¢chen !110 " Guancavilken/ welche ihre Zahne/ ja ihre Kinder fur ihren Wol¢tand dem Gotzen Viracochæ aufopfern. Hornius in Arc. Noæ p. 527. wie nicht weniger die Men¢chen-Opfer in Jucatan. Hornius d. l. p. 493. Jn¢onderheit aber haben die Phœnicier es arg gemacht/ welche ihre allerlieb¢ten und einigen Kinder in ihren gro¢¢en Nohten dem Saturno oder dem Moloch und Baal geopfert. Porphyr. λ $ 72« lib. 2. * +« ? D« -« φ D« ν , ν 17, ν ? φ ?Gφ+! « K& ) . Und Eu¢eb. in Orat. de Laud. Con¢tantin. K& ) - * +« ’ H 8 « 8 $- λ -2 . 285 Jephta] Jeptha A Jephtha BC 300 Zahne/] Zahne AB Zahne/ C 307 !] ABC 296 297 308 309
Teut¢chen] Deut¢chen B Germ.] Glerm. C Con¢tantin.] Con¢tan. BC ] C
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lus, den Sohn des Kekrops, einen Menschen; auf Chios zerfleischte man einen Menschen und tötete ihn dem Dionysos Homalius zu Ehren; dies geschah auch in Tenedus. Selbst die Spartaner opferten Mars mit Menschenblut. Die Kureten und die Kreter opferten dem Saturn Kinder. Daher befleckte Commodus, wie Lampridius bezeugt, den Mithraskult durch ein echtes Menschenopfer. Die Druiden in Gallien besänftigten Esus und Teutates mit Menschenblut. Bekannt ist die Geschichte von Iphigenie und Agamemnon.“ – Scriptores historiae Augustae 7 (Aelius Lampridius: Commodus Antoninus), 9,6. – G. Hornius, Arca Noae (Leiden, Rotterdam 1666), S. 131 f. (auf S. 115 nichts hier Einschlägiges!). – Dio Cocceianus Chrysostomus, Orationes 11. – Arnobius, Contra gentes [= Adversus nationes], lib. 8 = Minucius Felix, Octavius 30,3–4: „Saturn hat seine Kinder nicht ausgesetzt, sondern verschlungen. Zu Recht wurden ihm in einigen Teilen Afrikas Kinder von ihren Eltern geopfert, wobei man ihr Schreien mit Liebkosungen und Küssen unterdrückte, um nicht ein klagendes Opfer darzubringen. Auch bei den pontischen Tauriern und bei dem Ägypter Busisris gab es den Ritus, Fremde zu opfern. Bei den Galliern war es Brauch, menschliche oder vielmehr unmenschliche Opfer zu schlachten. Es entsprach römischem Opferbrauch, einen Griechen und eine Griechin, einen Gallier und eine Gallierin bei lebendigem Leibe zu begraben. Noch heute wird von ihnen Jupiter Latiaris mit einem Menschenopfer verehrt und, was eines Sohnes Saturns würdig ist, mit dem Blut eines Bösewichts und Verbrechers gemästet.“ – Tacitus, Germania 39,1: „Nachdem sie öffentlich einen Menschen getötet haben, feiern sie den Eingangsteil ihres entsetzlichen Kults.“ – Hornius, a.a.O., S. 527. – Ebd., S. 493. – Porphyrius, De abstinentia 2,56,1: „In den großen Unglücksfällen von Krieg, Dürre oder Pest schlachteten die Phoenizier einige ihrer Kinder für Kronos als Zeichen ihrer Ergebenheit.“ – Eusebius Caesariensis, Oratio de laude Constantini 13 (PG 20, 1401/1402 B): „Jedes Jahr nämlich schlachteten die Phoenizier ihre besonders geliebten Einzelkinder als Opfer für
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Die¢en thaten es die von ihnen ent¢pro¢¢ene Carthaginen¢er nach/ und meldet Pe¢cennius Fe¢tus beym Lactant. divin. In¢tit. 1. c. 21. Carthaginen¢es Saturno humanas ho¢tias ¢olitos immolare, & cum victi e¢¢ent ab Agathocle Rege Siculorum, iratum ¢ibi Deum putavi¢¢e, itaque ´ ut diligentius Piaculum ¢olverent, ducentos Nobilium Filios immola¢¢e. Ja Plutarchus erzehlet: daß die welche ¢elb¢t keine Kinder gehabt/ derer zu die¢em Blutt-Opfer gekaufft. Be¢iehe hiervon Diodor. Sicul. lib. 20. Oro¢. lib. 4. c. 6. Porphyr. de ab¢tin. Anim. l. 2. Pe¢cenn. Fe¢t. apud Lactant. In¢tit. l. 1. c. 21. Welches biß zu des Tiberii Zeiten gewehret/ te¢te Tertullian. Apolog. c. 9. ungeachtet Darius Hy¢ta¢pes ¢ie hiervon beweglich abgemahnet. Ju¢tin. lib. 18. p. 160. & lib. 19. p. 262. auch in dem zwi¢chen Carthago und dem Konige Gelo zu Syracu¢a gemachten Vergleich ausdrucklich ver¢ehen war. 6O λ ) K& ) «. Plutarch. und Agathocles nach ¢einem Siege diß ihnen mit gro¢¢em Ern¢t abge¢chafft hatte. Jon¢thon. Polyhi¢t. p. 209.291. Es opferten aber die Carthaginen¢er deroge¢talt auch der #A +, welches mit dem Molech von „lm oder dem Konige einerley Uhr¢prung hat/ und der Atlantier Konigin oder Gottin andeutet. Selden. Synt. 1. c. 6. p. 182. Ma¢¢en denn auch in der Schrifft Moloch eben ¢o wohl π als ² B, eine Gottin/ wie ein Gott genennet wird. Selden. Synt. 2. c. 2. p. 24. ¢eqq. v. 393. Durch ¢olch ein Opfer hat auch Anobreta.) Porphyrius !111 " apud Eu¢ebium præparat. Evang. 1. & 4. erzehlet: Saturnum, quem Phœnices I¢rael vocabant, Regem Phœniciæ vetu¢ti¢¢imum, ut Regnum ¢uum à ¢ummo imminentis belli periculo liberaret, ¢uperosque ´ propitios haberet; unicum ( -2) quem ex Anobreta ¢u¢ceperat, filium regio ornatum fa¢tu, con¢tructum ¢uper aram immola¢¢e. Daß aber Porphyrius hier eben vom Abraham und I¢aac rede/ wil ex Gen. 22. Kircher. loc. cit. pag. 334. erwei¢en. Und Selden. Synt. 1. c. 6. pag. 188.189.
317 apud] apud. AB apud C 319 Hy¢ta¢pes] Hy¢tapes A Hy¢ta¢pis BC 336 con¢tructum] con¢tructam ABC 318 gewehret] gewahret C 322 Vergleich] Vergleiche BC 325–326 deroge¢talt] derge¢talt C 326 Molech] Moloch BC 337 22.] 12. C 338 pag.] p. C
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Kronos.“ – Lactantius, Divinae institutiones 1,21,1–15 (PL 6,230–234): „Bei den Karthagern sei es üblich gewesen, Saturn Menschenopfer darzubringen, und als sie von Agathokles, dem König der Sizilier, besiegt worden seien, hätten sie geglaubt, der Gott sei über sie erzürnt; darum hätten sie, um möglichst gewissenhaft Sühne zu leisten, zweihundert Söhne von Adligen abgeschlachtet.“ – Plutarch, Moralia: De superstitione 171 C/D. – Diodorus Siculus, Bibliotheca historica 20,14,4. – Orosius, Historiae 4,6,3. – Porphyrius, De abstinentia 2,27,2; 56,5. – Lactantius, Divinae institutiones 1,21,13: PL 6,233 A (Mitteilung über Menschenopfer bei den Karthagern, unter Berufung auf ein Geschichtswerk eines gewissen Pescennius Festus, dessen Name einzig durch diese Stelle bei Lactantius bekannt ist). – Tertullian, Apologeticum 9: PL 1, 366 f. – Justinus, Epitoma 18,6,12; 19,1,10. – Plutarch, Moralia: Regum et imperatorum apophthegmata 175 A (Gelon 1): „!… " daß sie auch damit aufhörten, dem Kronos die Kinder zu opfern.“ – J. Jonston, Polyhistor (Jena 1660), S. 209 u. 291. – Selden, a.a.O., syntagma 1, cap. 6, S. 182. – Ebd., syntagma 2, cap. 2, S. 24 ff. v. 393. Durch ¢olch ein Opfer hat auch Anobreta] Eusebius Caesariensis, Praeparatio evangelica 1,10,44; 4,16,11 (PG 21,85C/87CD. 273/274B). Eusebius zitiert hier zweimal denselben Text, dessen Autor er nicht nennt und der von modernen Herausgebern in der Regel nicht mehr Porphyrius, sondern Philon von Byblos zugewiesen wird (vgl. Eusebius Caesariensis, Praeparatio evangelica, ed. Sirinelli / des Places, Bd. 1 [1974], S. 315 ff.). Die von L. mitgeteilte lateinische Version (incl. Druckfehler „con¢tructam“ statt „con¢tructum“ exzerpiert aus Kircher – s. den folgenden Eintrag) gibt den Originaltext verkürzt und nur dem Sinne nach wieder: „Saturnus, den die Phoenizier Israel nannten, ein phoenizischer König in grauer Vorzeit, soll, um sein Reich vor drohender schlimmster Kriegsgefahr zu retten und sich die Götter geneigt zu machen, seinen einzigen (eingeborenen), mit königlichem Stolz ausgezeichneten Sohn, den ihm Anobreta geschenkt hatte, auf einen Altar gelegt und geopfert haben.“ – Gn 22. – A. Kircher, Oedipus Aegyptiacus, tom. 1 (Rom 1652), syntagma 4, cap. 15, S. 334. – J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 1, cap. 6,
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Derogleichen fur das gemeine Heil ge¢chehene Opferung i¢t auch beym Pau¢aniâ in Me¢¢eniacis: Apollo Delphicus â Me¢¢eniis po¢t prælium ¢ecundum de eventu belli con¢ultus virginem immaculatam & ab Extraneo jugulatam ¢ibi immolari ex Æpytidarum familia voluit. Hinc Ari¢todemus filiam ¢uam, et¢i â Spon¢o, ut inepta ¢acrificio e¢¢et, ¢tupratam jugulavit ejusdemque ´ utero di¢¢ecto, Oraculo ¢e ¢atisfeci¢¢e o¢tendere voluit. Welche letztere Opferung ihrem Uhr¢prunge zimlich nahe kommen/ weil die aus dem Bauche redenden Teuffel die¢e Men¢chenOpfer zum er¢ten gelehrt haben ¢ollen. Selden. d. l. p. 189. v. 396. Bu¢ir hat dem O¢ir.) Wie Bu¢ir oder Typhon/ umb in Egypten die gro¢¢e Hungers-Noth abzulehnen/ ¢eine Ga¢te dem Jupiter oder O¢iris ge¢chlachtet/ fuhret Kircher. cit. loc. p. 335.336. aus/ allwo er zugleich meldet: daß bey des ermordeten O¢iris Grabe eitel rothkopfichte Men¢chen ge¢chlachtet worden/ weil in ¢olcher Ge¢talt Typhon den O¢iris getodtet habe. Die Stadt Pellion ¢chlachtete gleichfals bey der ihr vom gro¢¢en Alexander zuhangenden Gefahr drey Knaben/ drey Magdgen/ und drey ¢chwartze Wieder. Arrian. lib. 1. p. 13. Die¢e bluttige Opfer haben er¢t zur Zeit Key¢ers Commodi, da die Heyden auch nur eines Gottes Gottesdien¢t ¢ich der Vielheit ihrer Gotter ¢chamende eingefuhrt/ aufgehort. Eu¢eb. IV. . 7.8. v. 1. v. 398. Und Ammon Molochs Bild durch die¢e Glutt gekront.) Ammon/ Loths Sohn/ von welchem die in Cæle¢yrien wohnenden Ammoniter den Uhr¢prung haben. Gen. 19. He¢ych. #AΩ ¹ λ, ’ π 9&«. Die¢es Volckes Abgott/ dem ¢ie Men¢chen opferten/ wird im 1. Reg. 9. ,klm Milcom oder ihr Konig genennet/ i¢t aber eben dis/ was Actor. 7.43. M μ7 oder „lm der Konig/ 2. Reg. 17.31. Adramelech und Anamelech die Gotter der Sepharvaim, und Jerem.
339 das] dz AB das C 359–360 Ammon/] Ammon AB Ammon/ C 364 Mμ] "μ ABC 342 Æpytidarum] Epytidarum C 347 gelehrt] gelehret C 348 umb] um C 351–352 rothkopfichte] rothkopffigte C 355 Magdgen] Magden BC Wieder] Widder C 357 eines] einen C Gottes] fehlt BC 358 eingefuhrt] eingefuhrt B eingefuhret C 361 Gen.] Gene¢. C
Anmerckungen zu I
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S. 188 f. – Pausanias, Graeciae descriptio 4 (Messeniaca), 9. Der von L. gebotene lateinische Text gibt den Inhalt dieser Pausanias-Stelle nur summarisch und ungenau wieder; er ist mit Sicherheit einem dritten Autor entlehnt worden: „Als der delphische Apollo von den Messeniern nach der zweiten Schlacht wegen des Ausgangs des Krieges befragt worden war, verlangte er, daß ihm eine unbefleckte und von einem Auswärtigen getötete Jungfrau aus der Familie der Aipytiden geopfert werden solle. Daraufhin tötete Aristodemus seine Tochter, obwohl sie von ihrem Verlobten, um für die Opferung untauglich zu sein, geschändet worden war; und durch Aufschneiden ihrer Gebärmutter suchte er zu beweisen, daß er dem Orakel Genüge getan habe.“ – Selden, a.a.O., S. 189. v. 396. Bu¢ir hat dem O¢ir] A. Kircher, Oedipus (wie zu v. 393), S. 335 f. – Arrianus, Anabasis Alexandri 1,5,7. – Eusebius Caesariensis, Praeparatio evangelica 4,16.17: PG 21,271C/272B. 287/288C (E. schreibt in diesen beiden Kapiteln, daß unter Kaiser Hadrian die Menschenopfer eingestellt worden seien; von Commodus ist nirgends die Rede). v. 398. Und Ammon Molochs Bild durch die¢e Glutt gekront] „Cæle¢yrien“ = Koile Syria (s. DNP 6 [1999], 630 f.). – Gn 19,38. – Hesychius Alexandrinus, Lexicon, rec. Kurt Latte, Bd. 1 (Kopenhagen 1953), S. 141, s.v. $ 7 (A 4194): „Ammon-Söhne: Leute von uns“ (vgl. Is 11,14!). – Angabe „1. Reg. 9“ offenbar irrig; vielleicht gemeint:
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19.5. ! 112 " Baal heißt. Benjamin in ¢einem Rei¢e-Buche meldet: daß der Ammoniter Gott ein ¢teinernes/ uberguldetes/ und auf einem Stuhle ¢itzendes Bild ¢ey; Auf beyden ¢eiten ¢a¢¢en zwey weibliche Bilder/ fur ihm ¢tunde das Opfer- und Rauch-Altar in einem Tempel. Von eben die¢em Milcon und Melech kommen die Carthaginen¢i¢chen Nahmen Milici, Imilces, Imilco, Hamilcar, und der bey den Tyriern verehrte Hercules M «, M «, und M «, und der Arnathu¢i¢che Hercules M+, der Grichen M- «, Jupiter M+ «, und M-&! « her. Selden. Synt. 1. cap. 6. Die¢er zu Carthago verehrte Moloch aber/ war weder Priapus, noch Mercur, ¢ondern Saturnus. Vo¢¢ius de Idololatr. gentil. lib. 11. c. 5. Theodoret. in Æquiv. oder vielmehr Noah, weil die Phœnicier den Saturn, wie die Romer den Janus mit zwey Ge¢ichtern mahlten. Vo¢¢ius d. l. lib. 1. c. 18.19. und die von A¢¢yriern unterm Nahmen des Saturn und Bel verehrte Sonne. Dama¢cius, Eu¢eb. und Vo¢¢ius lib. 2. c. 4. v. 405. 406. 424. Jch habe ¢o viel Muth fur un¢er Reich zu opfern Hertz und Blutt.) Bey den Romern i¢t die¢es zimlich gemein gewe¢t; Florus lib. 1. c. 13. n. 9. de bello Gallico: Jam primum majores natu ampli¢¢imis honoribus u¢i, in forum coeunt, ibi devovente Pontifice, Diis ¢e Manibus con¢ecrant. Et l. 1. c. 14. n. 3. alter Con¢ulum (Decius Mus) qua¢i monitu Deorum, capite velato primam ante aciem Diis Manibus ¢e devoverit: ut in conferti¢¢ima ¢e ho¢tium tela jaculatus, novum ad victoriam iter, ¢angvinis ¢ui ¢emita, aperiret. Et l. 1. c. 17. n. 7. oppre¢¢us in ¢inu vallis alter Con¢ulum Decius more patrio devotum Diis manibus obtulit caput. Apud Græcos eadem pietate erga Patriam Menœceus Creontis filius vitam & ¢angvinem Thebanis ¢uis largitus e¢t, gladioque ´ !¢e " transfixum è muris præcipitem dedit. Cicero. 1. Tu¢cul. Hierzu haben ¢ie gewi¢¢e Verfluchungen ge¢prochen. Plin. l. 28. c. 2. Livius dec. 1. l. 8. & lib. 10. Gleicher ge¢talt hat lang¢t vorher Codrus Konig zu Athen ¢ich furs Va-
369 Opfer-] Opfer A Opffer BC 391 !¢e "] fehlt ABC 369 374 376 388 392 393
fur] vor C cap.] c. C c.] cap. C l.] lib. C Cicero.] Cic. C lib.] l. BC
Anmerckungen zu I
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IV Rg 23,13. – Act 7,43. – IV Rg 17,31. – Ier 19,5. – Benjamin de Tudela, Itinerarium ! hrsg. u. aus d. Hebr. ins Latein. übers. von Constantinus l’Empereur" (Leiden 1633), S. 33. – J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 1, cap. 6, S. 183 (zu den vorstehenden Angaben über die „Carthaginensischen Nahmen“). – G.J. Vossius, De theologia gentili et physiologia Christiana sive De origine ac progressu idololatriae (Amsterdam 1668), tom. 1, lib. 2, cap. 5 (S. 167–170). – Der Angabe „Theodoretus, Aequiv.“ muß ein nicht mehr aufzuklärender Irrtum zugrunde liegen. – Vossius, a.a.O., tom. 1, lib. 1, cap. 18/19 (S. 71–77). – Damascius, Vitae Isidori reliquiae: Epitoma Photiana, § 115 (Zintzen). – Eusebius Caesariensis, Praeparatio evangelica 9,17,9: PG 21,709/710A. – Vossius, a.a.O., tom. 1, lib. 2, cap. 4 (S. 164–167). v. 405. 406. 424. Jch habe ¢o viel Muth fur un¢er Reich zu opfern Hertz und Blutt] Florus, Epitoma I,7,9 (I,13,9): „Zu allererst nun kommen die älteren Männer, die die angesehensten Ehrenstellen innehaben, auf dem Forum zusammen und weihen sich dort unter der Leitung eines Oberpriesters den Göttern der Unterwelt.“ – Ebd. I,9,3 (I,14,3): „Der zweite Konsul (Decius Mus) weihte sich, gleichsam auf Weisung der Götter, mit verhülltem Haupt vor der vordersten Schlachtreihe den Göttern der Unterwelt, um, indem er sich dahin wandte, wo die Geschosse der Feinde am dichtesten waren, durch den Pfad seines eigenen Blutes einen neuen Weg zum Sieg zu eröffnen.“ – Ebd. I,12,7 (I,17,7): „Im Talkessel überrascht, brachte der zweite Konsul, Decius, dem Vorbild seines Vaters folgend, sein Leben als Opfergabe den Göttern der Unterwelt dar.“ – Der hier folgende Satz („Apud Graecos ! …" praecipitem dedit.“) ist freie Wiedergabe des Inhalts von Cicero, Tusculanae disputationes 1,116, wahrscheinlich irgendeinem Kommentar entlehnt: „Mit der gleichen Vaterlandsliebe hat bei den Griechen Menoekeus, der Sohn Kreons, Leben und Blut seinen Thebanern geopfert und sich, vom Schwert durchbohrt, kopfüber von der Stadtmauer hinabgestürzt.“ – Plinius, Nat. hist. 28,4. – Li-
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terland mit Fleiß er¢chlagen la¢¢en. Ju¢tin. lib. 2. p. 31. Daß auch bey den Morgenlandern viel gro¢¢e Herren ¢ich ¢elb¢t zu der Feuer-Opferung gewidmet haben/ lehret Selden. Syntagm. 1. c. 6. p. 173. !113 " v. 420. Als den zwey Philenen Carthago wiedmete.) Es i¢t ein Exempel ohne Exempel/ daß die zwey Phileni¢chen Bruder von Carthago ¢ich umb ihres Vaterlands ferne Grantze gegen die von Cyrene zu behaupten/ auf ¢elbter lebendig vergraben la¢¢en. We¢twegen ihnen auf ¢elbiger Stelle zwey Altare aufgebauet worden. Salu¢t. bell. Jugurth. c. 79. Die¢e Altare aber haben zur Zeit des Strabo nicht mehr ge¢tanden. Strabo lib. 3. v. 429. Nun lege Mutter mich der Baal in die Schoos.) Baal ward von den Weibern fur einen Gott/ von den Mannern fur eine Gottin verehret. Wie aus Ezech. 17.17. das er¢te/ aus Ho¢eâ 2.8. it. 11.13. Jerem. 19.5. & 32.35. ! das andere" un¢chwer zu unter¢cheiden i¢t/ wiewohl Bochart. part. 2. ! Chanaan. " lib. 2. c. 17. p. 859.860. meinet: daß Baal allezeit eine Gottin hei¢¢e/ die Hebreer hatten aber nur kein weiblich Wort/ das eine Gottin außdruckte. Daß aber Baal bey denen Carthaginen¢ern einen Tempel in der Stadt Balis gehabt/ lehret Selden. Synt. 2. c. 1. aus Stephano: P&« 9 « μ« 9 2 K9 $μ μ« B«, R λ ¹μ 87. Von welchem Abgotte denn auch die Nahmen Hannibal, A¢drubal, Hiemp¢al, Adherbal, herkommen. Bochart. part. 2. Geographiæ lib. 2. c. 16. p. 850. Eu¢ebius aber lehret: das die¢er Baal oder Belus, nichts anders als Jupiter ¢ey. Und Xiphilin. in 2« 2 #A+) Caracall. Z « ² B2 « !& «, λ ? 9 ;+« «. Selden. Syntagm. 2. c. 1. p. 214. 395 406 407 408 410 417
Daß] daß AB Daß C er¢te] e¢te A er¢te A(Errata)BC !das andere"] fehlt A das andere A(Errata)BC !Chanaan."] Phaleg. ABC außdruckte] außdenckte A außdruckte A(Errata)BC B$«] $« ABC
395 399 401 402 403 404 406 408 418
lib.] l. BC umb] um C We¢twegen] Weßwegen C 79.] 7. C aber] fehlt BC die] den C 17.17.] 17.7. B 17,7. C Ho¢eâ 2.8.] Ho¢. 1.8. C p.] pag. C Syntagm.] Synt. C
Anmerckungen zu I
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vius 8,9,4–14; 10,28,12–18. – Justinus, Epitoma 2,6,19–20. – J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 1, cap. 6, S. 173. v. 420. Als den zwey Philenen Carthago wiedmete] Sallust, Bellum Iugurthinum 79. – Strabo, Geographica 3,5,5. v. 429. Nun lege Mutter mich der Baal in die Schoos] Angabe „Ezech. 17.17“ falsch; der Name Baal kommt bei Hesekiel nicht vor. Welche Stelle im Alten Testament L. hier wirklich meint, war nicht aufzuklären (wahrscheinlich wie so oft Lapsus L.s beim schnellen Ausschreiben eines Gewährsmannes). – Os 2,8. – Die zweite Stellenangabe zu Hosea („11.13“) ist falsch; evtl. gemeint: 10,14 oder 13,1. – Ier 19,5; 32,35. – S. Bochart, Geographiae sacrae pars altera: Chanaan (Caen 1646), lib. 2, cap. 17, S. 859 f. – J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 2, cap. 1, S. 198 (hier das Zitat aus Stephanus). – Stephanus Byzantius, Ethnica, s.v. B« (ed. Meineke, Berlin 1849, S. 157, Z. 7–8): „Eine Stadt in Nordafrika bei Kyrene, benannt nach einem gewissen Balis; sie besitzt von diesem auch einen Tempel.“ – Bochart, a.a.O., lib. 2, cap. 16, S. 850. – Eusebius Caesariensis, Praeparatio evangelica 1,10,26: PG 21,81C/83B. – Dio Cassius, Historia Romana 78,8,5; nach Johannes Xiphilinus, E Dione excerptae historiae, ed. H. Stephanus (Paris 1592), S. 360 A: „Zeus wird als Belos in Apamea (Syrien) verehrt.“ – Selden, a.a.O., S. 214 (von hier das vorangehende Zitat aus Xiphilinus).
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v. 442. 443. 462. 463. So Sonn als Mohnde wolln zum Opfer Er¢tlinge von den Gefangnen haben.) Heliodor. l. 3. de rel. Æthiop. In Æthiopiâ Soli & Lunæ, videlicet O¢iridi & I¢idi, quicunque ´ ex ho¢tibus primi capti fuerant, jure belli immolabantur. Von den Deut¢chen ¢agt Tacitus. 1. Ann. 61. Lucis propinquis barbaræ Aræ, apud quas Tribunos ac primorum Ordinum Centuriones mactaverant. Daß in America die Mexicaner/ die Cioroteganer/ die Einwohner in neu Granada jahrlich aus ihren Gefangnen einen zu ihrem Gott machen/ und verehren/ hernach aber ¢elbten durch ihren Topilzin oder ober¢ten Prie¢ter das Hertze aus der Bru¢t ¢chneiden/ das noch warme Blutt davon der Sonne/ im Fe¢te Quetzaalvvalt aber dem Mohnden opfern/ und hierauf ihrem Gotzen Vitzliputzli ins Antlitz werffen/ !114 " ¢einen Kopff in de¢¢en Tempel auf einen Pfal ¢tecken/ den Korper aber fre¢¢en; ja gewi¢¢es Brod mit dem Blutte der Gebuhrts-Glieder benetzen/ und austheilen/ wordurch ¢ie ¢ich ihrer Sunde zu befreyen einbilden/ lehret ausfuhrlich Hornius in Arcâ Noæ. p. 484.485.488.489. 504.505.512. v. 480. ¢eqq. Das Heyligthum meint fluchend zu entweihen.) Die bey den Opfern gebrauchte Ceremonien ¢ind unzehlbar; diß aber hier allein anzumercken: daß ¢ie aus unterla¢¢ung einiger der¢elbten gro¢¢es Unheil be¢orgten/ al¢o: daß man nicht allein das Jahr nicht uberlebte/ ¢ondern auch de¢twegen gantze Stadte als Hypaipa und Hierocæ¢area von der Erde weren ver¢chlungen worden. Theagenes libr. de Diis. Pau¢an. in prior. Eliacis & Lydiis Per¢icis. Gleichwohl aber haben die Anaphaner dem Apollo ) , oder mit Verlachung geopfert/ und dabey ( « $ «) ein ander Schandflecke angehenckt. Bochart. Geographiæ part. 2. l. 1. c. 15. p. 462.
423 Lucis] Lacis ABC 439 Hypaipa] Hypæia ABC 443 $ «)] $ «,) AB $κ«,) C 420 422 426 434 437 439 440 444
l.] lib. C Deut¢chen] Teut¢chen C Gefangnen] Gefangenen C machen] machten C 489.] fehlt C einiger] einer C de¢twegen] deßwegen C weren] were B waren C libr.] lib. C angehenckt] angehangt C
Anmerckungen zu I
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v. 442. 443. 462. 463. So Sonn als Mohnde wolln zum Opfer Er¢tlinge von den Gefangnen haben] Die erste Quellenangabe ist lückenhaft; es fehlt der Name des (nicht ermittelten) Autors eines Werkes „De religione Aethiop !ica " “, aus dessen drittem Buch offenbar das lateinische Zitat entnommen ist: „In Aethiopien wurden alle Feinde, die als erste gefangengenommen wurden, der Sonne und dem Mond, d. h. Osiris und Isis, geopfert.“ Hiermit nimmt der unbekannte Autor anscheinend Bezug auf Heliodor, Aethiopica 10,6,5–7,1–2, wo Vorbereitungen für eine entsprechende Opferhandlung geschildert werden. – Tacitus, Annales 1,61,3: „In den nahegelegenen Hainen befanden sich die barbarischen Altäre, bei denen sie die Tribunen und Zenturionen ersten Ranges geschlachtet hatten.“ – G. Hornius, Arca Noae (Leiden, Rotterdam 1666), S. 484 f., 488 f., 504 f., 512. v. 480 ¢eqq. Das Heyligthum meint fluchend zu entweihen] „Theagenes libr. de Diis“: obskurer Hinweis; bei dem hier einzig in Frage kommenden Vorsokratiker Theagenes von Rhegion findet sich nichts Einschlägiges. – Pausanias, Graeciae descriptio 5 (= Eliaca 1), 27,5–6 (hier aber nichts über den Untergang der beiden Städte, sondern über die dort befindlichen Heiligtümer der persischen Lydier und den dort praktizierten Opferritus). – « $ «: „einander verspottend“. – S. Bochart, Geographiae sacrae pars altera (Caen 1646), S. 462 (hier auch die beiden griechischen Zitate).
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v. 492. Dis Hertze ¢ol dir Sonne.) Jn den Opfern ward fur andern Eingeweyden das Hertze als der Uhr¢prung des Lebens und der Sinnen beobachtet. Dahero auch in den Americani¢chen Men¢chen-Opfern der Prie¢ter das Hertze dem Mohnden zeigte/ oder es ¢elber aaß. Hornius. Arcâ Noæ p. 489.504.505. v. 495. Hier ha¢tu/ Derceto/ zum Opfer ihr Gehirne.) Weil das Gehirne kalt/ und der Brunn der Feuchtigkeit i¢t/ Cæl. Rhodig. l. 6. c. 5. in fin. wird dis billich der Derceto gewidmet. Denn die¢e Phœnici¢che und Babyloni¢che Gottin/ welche auch Atergatis, Argatis, ',«, Adergatis, Atargata, Derce, Adargidis, Artaga, Atargatis hieß/ war oben ein Weib/ unten ein Fi¢ch/ und eben diß/ was 1. Sam. 5.4. der mannliche Gott ]zgd i¢t/ welch Wort von gd oder hgd , nemlich dem Fi¢che herkommen; und gd rydX oder Addirga einen an¢ehnlichen Fi¢ch heißt/ und hierdurch nichts anders/ als die ¢ich in einen Fi¢ch verwandelnde Venus bedeutet wird. We¢twegen die Syrier keine Fi¢che nicht aaßen/ ja ¢ie Gottlich verehrten/ worvon Clemens in Protreptico, von Phœniciern: « C7« S «, ³« #HD μ '+. Selden. Syntag. 2. cap. 3. v. 503. Kommt laßt/ wie Hannibaln euch einen Eyd vorle¢en.) Ein ¢olch beruhmtes Exempel i¢t bey Floro l. 2. c. 6. n. 2. Hinc ultionem puer Annibal ad aram patri juraverat: nec morabatur. !115 " Appian de bell. Hi¢pan. p. 259. Oro¢ius l. 4. c. 14. Annibal Odium Romani nominis Patri Amilcari, cum e¢¢et novem Annos natus fideli¢¢imè, alias infideli¢¢imus, ad aras juravit. Und Plutarchus in Annibale: Amilcar quatuor Filios intuens tot Catulos Leoninos in perniciem Imperii Romani alere ¢e, 448 455 461 462 467
dem] den AB dem C der] Der AB der C («] « AB T« C #H)] π) ABC Patri] Patris ABC
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dir] die BC 505.] 305. B ha¢tu] ha¢t du C l.] lib. C Adargidis] Adargitis C ]zgd] /vgr C We¢twegen] Weßwegen C Syntag. 2. cap.] Syntagm. 2. c. C Floro] Flor. C
Anmerckungen zu I
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v. 492. Dis Hertze ¢ol dir Sonne] G. Hornius, Arca Noae (Leiden, Rotterdam 1666), S. 489, 504 f. v. 495. Hier ha¢tu/ Derceto/ zum Opfer ihr Gehirne] L.C. Rhodiginus, Lectiones antiquae (Frankfurt, Leipzig 1666), lib. 6, cap. 5, Sp. 274 d/e. – I Sm 5,4. – Clemens Alexandrinus, Protrepticus (Cohortatio ad gentes): PG 8, 121/122 B: „Die Fische verehren sie in solchem Übermaß wie die Leute von Elis den Zeus.“ (L. zitiert Clemens nach Selden; s. folgenden Eintrag.) – J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 2, cap. 3 (S. 261–279), hier S. 266 ff. die Informationen zu der Göttin Derceto und S. 271 das Zitat aus Clemens Alexandrinus. v. 503. Kommt laßt/ wie Hannibaln euch einen Eyd vorle¢en] Florus, Epitoma I,22,2 (II,6,2): „Deshalb schwor Hannibal, noch ein Knabe, am Altar dem Vater Rache, und er säumte nicht.“ – Appianus, Historia Romana, Iber. 34. – Orosius, Historiae 4,14,3: „Hannibal hatte, als er neun Jahre alt war, seinem Vater Hamilcar beim Altar Haß auf Rom geschworen: ein Schwur, den der sonst äußerst Treulose getreulichst einhielt.“ – Das Plutarch zugeschriebene Zitat nicht aus der unechten (in Wahrheit von Donatus Acciaiolus stammenden) Hannibal-Vita (s. o. zu der Anm. zu V. 20), sondern, leicht abgewandelt, aus Valerius Maximus, Facta et dicta 9,3,Ext.2–3: „Auf seine vier Söhne blikkend verkündete Hamilkar, er ziehe an ihnen ebenso viele junge Löwen zum Verderben des Römischen Reiches auf. Seinen Sohn
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prædicabat, è quibus Annibalem novem Annorum natum Altaria tenentem adegit jurare, ¢e, cum primum per ætatem potui¢¢et, acerrimum ho¢tem Populi Romani futurum. Die¢en Eyd¢chwur be¢chreibt patheticè Silius Italic. l. 1. de bell. Pun. und ¢ol ihn Hannibal beym Bilde des Hercules gelei¢tet haben/ wovon Martial. lib. 9. Epigr. 44. Hunc puer ad Lybicas juraverat Annibal Aras; Ju¢¢erat hic Syllam ponere Regna trucem Ut que ´ fuit quondam placidi Conviva Malochi, Sic voluit docti Vindicis e¢¢e Deus. Dis Bild aber hat nach erobertem Carthago ohne An¢ehen ante aditum Porticûs ad Nationes ge¢tanden/ Plin. l. 36. c. 8. v. 507. 508. Jhr mu¢t’s Altar anruhrn.) Ptolomeus ¢umtis in manûs altaribus, contingens ip¢a ¢imulacra & pulvinaria Deorum, inauditis ultimisque ´ Execrationibus adjurat. Ju¢tin. lib. 24. c. 2.8. Be¢iehe von die¢er Ceremonie Macrobium. Virgil. 12. Æn. v. 201. Tango aras, mediosque ´ Ignes & Numina te¢tor. Eine andere Carthaginen¢i¢che Art zu ¢chweren hat Ju¢tin. l. 22. c. 2.8. Tunc Hamilcari expo¢itis ignibus, Cereisque ´ tactis in ob¢equia Pœnorum jurat. v. 523. 524. Pygmalions ¢ein Bild.) Die¢en Ohrt erklaret Arnobius contra gentes. lib. 6. p. m. 684. Philo¢tephanus in Cypriacis autor e¢t, Pygmaleonem Regem Cypri Simulacrum Veneris, quod Sanctitatis apud Cyprios & Religionis habebatur antiquæ, adama¢¢e, ut fœminam, mente, anima, lumine rationis, judiciique ´ cæcatis: ¢olitum que ´ dementem, tanquam ¢i uxoria res e¢¢et, ¢ublevato in lectulum numine copularier amplexibus at que ´ ore, resque ´ alias agere libidinis vacuæ imaginatione fru¢trabiles. Con¢imili ratione Po¢idippus in eo libro, quem ¢criptum ¢uper Gnido indicat, ¢uperque ´ rebus ejus, Adole¢centem haud ignobilem memorat, ¢ed vocabulum ejus ob¢curat, correptum amoribus Veneris, propter
478 480 482 496
Deus] Deas ABC 36.] 34. ABC inauditis] in auditis ABC Gnido] Guido ABC
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erobertem] eroberten C Execrationibus] Exercitationibus BC l.] lib. C Die¢en] Die¢es C Ohrt] fehlt BC imaginatione] imaginationem C
Anmerckungen zu I
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Hannibal zwang er als Neunjährigen, unter Berührung des Altars zu schwören, daß er, sobald sein Alter es ihm erlaube, der schärfste Feind des römischen Volkes sein werde.“ – Silius Italicus, Punica 1,114.119. – Martial 9,43,9–10.13–14: „Bei ihm hatte Hannibal als Knabe am libyschen Altar geschworen; den grimmigen Sulla hatte er geheißen, die Herrschaft niederzulegen. ! …" Und wie der Gott einst Gast des sanften Malochus [= Molorchus] war, so wollte er ! nun" dem gelehrten Vindex gehören.“ – Plinius, Nat. hist. 36,39: „vor dem Zugang zur Säulenhalle ‚ad nationes‘“.1 v. 507. 508. Jhr mu¢t’s Altar anruhrn] Justinus, Epitoma 24,2,8: „Ptolemaeus griff mit den Händen an die Altäre, berührte sogar die Bilder und Polster der Götter und schwor unter unerhörten und extremen Verwünschungen !…".“ – Macrobius, Saturnalia 3,2,7–9. – Vergil, Aeneis 12,201: „Ich berühre den Altar und rufe das Feuer und die Götter zwischen uns als Zeugen an.“ – Justinus, Epitoma 22,2,8: „Darauf schwört er dem Hamilkar nach Aufstellung des Feueraltars und nach Berührung wächserner Opfergaben Gehorsam gegen die Punier.“ v. 523. 524. Pygmalions ¢ein Bild] Arnobius, Contra gentes [= Adversus nationes] 6,22: „Philostephanus schreibt in seinem Werk über Zypern, der zyprische König Pygmaleon habe sich in ein Standbild der Venus, das bei den Zyprern als altehrwürdiges Heiligtum und Kultobjekt galt, verliebt wie in eine Frau, und umnachtet an Geist, Seele, Verstandesklarheit und Urteilskraft habe dieser Irrwitzige die Gewohnheit gehabt, sich mit der Göttin, nachdem sie in sein Bett gehoben worden war, so als handle es sich um seine Ehefrau, durch Umarmungen und Küsse zu vereinigen und andere Dinge zu treiben, die völlig ergebnislos waren, da sie nur auf der Einbildung nichtiger Wollust beruhten. In ganz ähnlicher Hinsicht erwähnt Posidippus in dem Buch, das er als eine Schrift über Knidos und dessen Geschichte anzeigt, einen gar nicht unberühmten jungen Mann (dessen Namen verhehlt er aber), der von Liebe zu Venus, derentwegen Knidos bekannt
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Lt. „Ordnung der Kupffer“ (s. u., S. 782) gehört zu dieser Anmerkung das Porträt Hannibals (Abb. 1).
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quam Gnidus in nomine e¢t, amatorias & ip¢um mi¢cui¢¢e !116 " la¢civias, cum ejusdem Numinis ¢igno genialibus fu¢um thoris, & voluptatum con¢equentium finibus. Noch mehr ¢olcher narri¢chen Buhlereyen fuhret an Marino nella Diceria della Pittura part. 3. pag. 84. Sò che Alchida Rhodico s’inamorò libidino¢amente della Statua di Venere, opera di Pra¢¢itele. Hò letto, che Pigmalione della ¢ua s’invaghi sì follemente, che con e¢¢o lei ragionava, l’abbracciava e con affettuo¢i gemiti ¢o¢pirava. Souvienmi, che Giunio havendo veduto un Simulacro delle Mu¢e ignude, s’acce¢e per e¢¢o di ¢trano ardore. Mi ricordo che Pontio ¢i compiaque in gui¢a d’Atalanta & !d’ " Helena fatte già per mano di Cleofanto, che ¢e ne ¢truggeva di de¢iderio. Trovo ¢critto finalmente amante e¢¢er¢i ritrovato tanto foco¢o, chè morì baciando della ¢ua cara amata il ritratto. v. 539. 540. Der Mutter Hertz und Lebens-Glaß zerbricht.) Gaudio periere præter Chilonem (Victore Filio Olympiæ) Sophocles & Diony¢ius Siciliæ tyrannus, uterque ´ accepto tragicæ victoriæ nuntio, Mater pugna illâ Cannen¢i, filio incolumi vi¢o contra fal¢um nuntium. Plin. lib. 7. c. 32. & 53. Valer. Max. c. 12. l. 9. v. 542. Daß Ajax einen Stier fur den Ulyß er¢ticht.) Ovid. l. 13. Met. ! Sophocles" in Ajace.
498 Gnidus] Guidus ABC 499 fu¢um] fu ¢um A fu¢um BC 501 3.] 2. ABC 502 Venere,] Venere ABC 505 Souvienmi] Suoviemmi ABC 507 !d’"] fehlt ABC 509 morì] mon A morî A(Errata) mori BC 510 ritratto] ritrato ABC 512 Olympiæ)] Olympiæ:) ABC 513 nuntio,] nuntio ABC 514 Cannen¢i] Canen¢i A Cannen¢i A(Errata)BC 514–515 Plin. lib. 7. c. 32. & 53. Valer. Max. c. 12. l. 9.] Valer. Max. c. 12. l. 9. Plin. lib. 7. c. 32.[23. BC] & 53. ABC 517 !Sophocles " ] Eurip. ABC 503 s’invaghi] s’in vaghi C 507 Atalanta] Aralanta BC 516 l.] lib. C
Anmerckungen zu I
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ist, ergriffen gewesen sei. Dieser habe sich mit dem Standbild ebendieser Gottheit zu verliebten Ausschweifungen zusammengetan, hingestreckt auf ein Ehebett, und den als Endzweck folgenden Lüsten hingegeben.“ – G. Marino, Le dicerie sacre (Venedig 1664), Diceria I: La pittura, parte terza, S. 115: „Ich weiß, daß Alkides von Rhodos sich auf wollüstige Weise in die Statue der Venus, ein Werk von Praxiteles, verliebte. Ich habe gelesen, daß sich Pygmalion in die seinige so vernarrte, daß sie mit ihm redete, ihn umarmte und unter zärtlichem Stöhnen seufzte. Es kommt mir in den Sinn, daß sich in Junius eine ungewöhnliche Glut entzündete, als er ein Standbild der nackten Musen gesehen hatte. Ich erinnere mich, daß Pontius so großes Gefallen fand an der Art, wie die !Statuen von" Atalante und Helena von der Hand des Kleophantes geschaffen worden waren, daß er sich vor Sehnsucht verzehrte. Ich fand schließlich geschrieben, daß ein Liebender von so glühender Leidenschaft erfüllt war, daß er starb, als er das Bild seiner Geliebten küßte.“ (Dasselbe Zitat auch in Anm. zu A I 116.) v. 539. 540. Der Mutter Hertz und Lebens-Glaß zerbricht] Plinius, Nat. hist. 7,180: „Vor Freude starben außer Cheilon (als sein Sohn in Olympia siegte [s. ebd. 7,119]) Sophokles und Dionysius, der Tyrann von Sizilien, beide, als sie die Nachricht von dem Sieg ihrer Trauerspiele erhalten hatten, jene Mutter aber, als sie ihren Sohn, im Widerspruch zu einer Falschmeldung nach der Schlacht bei Cannae unversehrt sah.“ – Valerius Maximus, Facta et dicta 9,12,Ext.5 (hier nur die Anekdote vom Tod des Sophokles aus Freude über den Sieg im Tragikerwettstreit). v. 542. Daß Ajax einen Stier fur den Ulyß er¢ticht] Ovid, Met. 13,1–398. – Sophokles, Ajas 51 ff., 91 ff., 284 ff.
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v. 547. 548. Umbarmt er Flamm und Todt.) Plutarch. libr. de capiend. ex ho¢tib. utilitate p. m. 86. Cum Satyrus ignem ¢ibi primo vi¢um o¢culari vellet & amplecti, monet eum Prometheus: Barbam tuam, Caper, deflebis protinus: tangentem adurit Ignis. v. 556. Das kein Timantes kan ¢ein todtes Antlitz mahln.) Die¢es be¢chreibt Plin. lib. 35. c. 10. p. m. 691. Valer. l. 8. c. 11. Quintilian. l. 2. am be¢ten aber Marino nella Pittura. p. 69. Fu lodata ¢ummamente l’accortezza di Timante, il quale havendo nel ¢acrificio d’Ifigenia dipinto Calcante me¢to, Uli¢¢e ¢o¢piro¢o, Ajace che gridava, Menelao che ¢i di¢perava; quando giun¢e à voler dipingere Agamemnone che di pa¢¢ioni tutti co¢toro ¢upera¢¢e, & cono¢cendo non e¢¢er così facile à rappre¢entare l’affetto del Padre, come la pietà del Aru¢pice, il dolor degli Amici, il pianto del fratello e la tri¢titia de’ circo¢tanti, vin¢e il difetto con artificio e fecelo ! 117" col capo turato, fingendo che per a¢ciugar¢i le lagrime ¢i copri¢¢e con un velo la faccia. v. 559. 560. Jch tag’ auß der Gruft Achillens Gei¢t: daß er Polyxenen ihm kan ge¢chlachtet ¢ehn.) Die¢es be¢chreibet ausfuhrlich Seneca in Troad. act. 2. v. 166. ¢eqq. v. 563. 564. Daß ihn der Bachchen Grimm in tau¢end ¢tucke reißt.) Orpheus cum ad Inferos de¢cendit, ibi Deorum laudes præterquam Liberi Patris per oblivionem ami¢¢i cecinit, quare iratus Diony¢us furorem ¢uis Bacchis immi¢it, à quibus apud Hebrum fluvium fuit di¢cerptus. Natal. Comes Mythol. l. 7. c. 14. p. 759.
518 520 527 530 531
Umbarmt] umbarmt AB Umarmt C tuam,] tuam ABC voler] voleo A voler A(Errata) volet BC de’] dè ABC a¢ciugar¢i] a¢ciugar ABC
518 523 526 530 533 538 540
libr.] lib. C l. (beide)] lib. C ¢o¢piro¢o] ¢o¢piro¢¢o C vin¢e il difetto] vin¢eil defetto BC tag’] trag C Diony¢us] Diony¢ius BC l.] lib. C
Anmerckungen zu I
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v. 547. 548. Umbarmt er Flamm und Todt] Plutarch, Moralia: De capienda ex inimicis utilitate 86 F: „Als der Satyr zum erstenmal das Feuer sah, wollte er es küssen und umarmen. Da warnte ihn Prometheus: ‚Gleich wirst du um deinen Bart weinen, Ziegenbock!‘ !Denn " das Feuer brennt den, der es berührt.“ Zit. nach der Übersetzung von W. Xylander: Plutarchus, Quae exstant omnia, cum Latina interpretatione H. Cruserii, G. Xylandri (Frankfurt 1599), vol. 2, S. 86. v. 556. Das kein Timantes kan ¢ein todtes Antlitz mahln] Plinius, Nat. hist. 35,73. – Valerius Maximus, Facta et dicta 8,11,Ext.6. – Quintilian, Institutio oratoria 2,13,13. – G. Marino, Le dicerie sacre (Venedig 1664), Diceria I: La pittura, parte seconda, S. 94: „Höchstes Lob erlangte die Klugheit des Timantes: nachdem er bei der Darstellung der Opferung Iphigenies den traurigen Kalchas, den seufzenden Odysseus, den schreienden Ajax, den verzweifelten Menelaus gemalt hatte und nun daran ging, Agamemnon malen zu wollen, dessen Gemütsaufwallungen die all jener noch übertreffen sollten, wohl wissend, daß die Erregung des Vaters nicht so leicht darzustellen sein würde wie das Mitleid des Sehers, der Schmerz der Freunde, das Weinen des Bruders und die Traurigkeit der Umstehenden, da überwand er diese Unzulänglichkeit mit einem Kunstgriff und stellte den Vater mit verhülltem Haupt dar, so als bedecke er das Gesicht mit einem Tuch, um sich die Tränen abzuwischen.“ v. 559. 560. Jch tag’ auß der Gruft Achillens Gei¢t: daß er Polyxenen ihm kan ge¢chlachtet ¢ehn] Seneca, Troades 360–365; 1150–1159. v. 563. 564. Daß ihn der Bachchen Grimm in tau¢end ¢tucke reißt] N. Comes, Mythologia (Genf 1653), lib. 7, cap. 14, S. 759: „Als Orpheus in die Unterwelt hinabstieg, sang er dort das Lob der Götter mit Ausnahme von Vater Liber [= Dionysos bzw. Bacchus], den er ausließ, weil er ihn vergessen hatte. Hierüber erzürnt ließ Dionysos seine Bacchantinnen rasend werden, von denen er [= Orpheus] beim Fluß Hebrus zerfetzt wurde.“
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Die andre Abhandlung.
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v. 25. Auch Hannibal hat ¢chon Carthagens Fall erkennt.) Flor. l. 2. c. 6. n. 53. Annibal re cognita cum projectum fratris caput ad ¢ua ca¢tra vidi¢¢et, Agno¢co, inquit, Infelicitatem Carthaginis. Hæc fuit illius viri non ¢ine præ¢agio, quodam fati imminentis, prima confe¢¢io. v. 35. Sol ich allein durch Furcht und Flucht mir rahten.) Die¢er andere Sohn des Syphax, Vermina, hat hernach das gro¢te Theil des vaterlichen Reiches eine zeitlang behauptet/ und als Hannibal aus Jtalien zurucke kam/ ¢ich zu ihm ge¢chlagen. Appian. de bell. Pun. p. 18. v. 62. 117. Der eine Wolfin hegt. Und ¢olcher Wolfe Klau.) Rom ward allezeit mit einer Wolfin gemahlt/ an der die zwey Kinder Romulus und Remus ¢augten. Weil aber die Wolffe dem Kriegs Gotte gewidmet waren/ nennte man auch Helden Wolffe. Al¢o hei¢t Hercules beym Lycophron in Ca¢¢andrâ. v. 871. λ 7+ μ V 9 . v. 99. Die Krantze die uns ziern ¢ind Pfeile voller Spitzen.) Die Mohren pflegen Krantze umbs Haupt zu tragen/ in welchen rings herumb empor gekehrte Pfeile ¢tecken. Lucian. de Saltatione: Tμ « AC+ G $κ $φΩ 2« φ2«, 9 - $λ φ « 7, , « 19 2 $,μ . Claudian. l. 1. in Stilicon. !118" Venerat & parvis redimitus Nuba ¢agittis. & lib. 3. de Con¢ul. Honor. Meroë traxit de Crine Sagittas. v. 102. Da Mohren doch beruhmt ¢on¢t von vier Augen ¢ind.) Solin. c. 20. Maritimos Æthiopas, quaternos Oculos dicunt habere: ¢ed fides alia e¢t, illa denique, ´ quod & vident plurimùm & manife¢ti¢¢ime de¢tinant iactus Sagittarum. Plin. l. 6. c. 30. Æthiopas Ni¢ica¢tas vocant,
544 inquit,] inquit ABC 547 Syphax, Vermina,] Syphax Vermina AB Syphax, Vermina, C 559 +9 ] + ABC 559–560 , «] , -« ABC 566 iactus] Jecus ABC 541 548 549 552 557 562 566
andre] andere C Reiches] Reichs C 18.] 8. BC gewidmet] gewiedmet C umbs] ums C herumb] herum C Meroë] Moroë C l.] lib. C
Anmerckungen zu II
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Die andre Abhandlung. v. 25. Auch Hannibal hat ¢chon Carthagens Fall erkennt] Florus, Epitoma I,22,53 (II,6,53): „Als Hannibal, über die Sachlage im Bilde, das in sein Lager geworfene Haupt seines Bruders gesehen hatte, sagte er: ‚Mir ist bewußt, daß Karthago sich in einer unglücklichen Lage befindet.‘ Das war jenes Mannes erstes, ahnungsvolles Eingeständnis des drohenden Verhängnisses.“ v. 35. Sol ich allein durch Furcht und Flucht mir rahten] Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 141.260. v. 62.117. Der eine Wolfin hegt. Und ¢olcher Wolfe Klau] Lykophron, Alexandra (= Cassandra) 871: „!Und kommt" zum Tempel des grausamen Wolfes, der ein Löwenfell trägt.“ v. 99. Die Krantze die uns ziern ¢ind Pfeile voller Spitzen] Lukian, De saltatione 18: „Der Aethiopier nimmt seinen Pfeil vom Kopf; den nämlich gebrauchen sie anstelle eines Köchers, wobei sie die Pfeile strahlenförmig um ihn herumbinden.“ – Claudian, De consulatu Stilichonis 1,254: „Und der Nubier war gekommen, bekränzt mit kleinen Pfeilen.“ – Claudian, Panegyricus dictus Honorio Augusto tertium consuli 21: „Meroë [= Nilinsel in Aethiopien; als Synekdoche = Aethiopien / Afrika] zog aus dem Haar die Pfeile.“ v. 102. Da Mohren doch beruhmt ¢on¢t von vier Augen ¢ind] Solinus, Collectanea rerum memorabilium 30,6: „Man sagt, daß die an der Küste wohnenden Aethiopier vier Augen hätten. Glaubwürdig ist aber etwas anderes, kurzum dies, daß sie sehr vieles sehen können und Pfeilschüsse mit größter Zuverlässigkeit auf ein Ziel ausrichten.“ – Plinius, Nat. hist. 6,194: „[Man nennt die Aethiopier ‚Nisicastae‘], was ‚Män-
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quod ¢ignificat ternûm aut quaternorum Oculorum Viros, non quia ¢ic ¢int, ¢ed quia ¢agittis præcipuâ contemplatione utantur. Alleine Ni¢i ca¢ta, oder vielmehr Xt>q ykwm hei¢¢et vielmehr E¢aiæ 66.19. einen Bogen¢panner. Die Sine¢er ruhmen ¢ich ihres Ver¢tandes halber: daß ¢ie zwey/ die Europeer ein/ die andern Volcker aber gar kein Auge haben. v. 115. 116. Der Romer Ketten beang¢tigen mein Hertz.) Die¢e Rede/ womit Sophonisbe den Ma¢ani¢¢a beredet ¢ie nicht in der Romer Hande zu liefern/ hat Livius dec. 3. l. 10. p. m. 393. Uber das bekante Exempel der ! Zenobia " dienet hieher Taciti 12. Ann. c. 51. Rhadami¢to ¢ub¢idium fuit pernicitas Equorum, quís ¢eque ´ & Conjugem ab¢tulit. Sed Conjunx gravida, primam utcunque ´ fugam ob metum ho¢tilem & Mariti caritatem toleravit: po¢t fe¢tinatione continuâ, ubi quati uterus & vi¢cera vibrantur, orare ut morte hone¢tâ Contumeliis Captivitatis eximeretur. Ille primò amplecti, allevare, adhortari, modo virtutem admirans, modo timore æger, ne quis relictâ potiretur. Po¢tremo violentia amoris & facinorum, non rudis di¢tringit acinacem, vulneratamque ´ ad ripam Araxis trahit, flumini tradit, ne corpus etiam auferretur. v. 168. Sol ich Creu¢e Brand/ des Creon Ach aus¢tehen.) Die¢e hat die eyver¢uchtige Medea verbrennet. Senec. in Medea. act. 5. v. 198. Der neu Carthago baut.) Strabo ¢agt von ihm: π K7,Ω π + #A, , ,,W B μ #A + . Neu Carthago ¢ey von dem¢elben Asdrubal gebaut/ der des Hannibals Barca Vater in dem Regimente gefolgt. Und Polyb. lib. 2. c. 13. p. 141.142. ruhmet ihn: daß er mit gro¢¢er Klugheit 567 569 576 585 587 588 589
quaternorum] quaquaternorum A quaternorum BC
ykwm] „y>m ABC
! Zenobia"] Cleopatra ABC ich] ich der ABC neu] neue AB Neu C K Ω] K ABC K Ω A(Errata) ] ABC #A +] #2A ABC #A + A(Errata) #A] #2A ABC #A A(Errata)
569 E¢aiæ] E¢a. C 571 Europeer] Europaer C kein Auge] keine Augen BC 575 393.] 303. BC 580 ut] & C 584 auferretur] auferetur C 587 ¢agt] ¢aget C 589–590 gebaut] gebauet C
Anmerckungen zu II
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ner mit je drei oder je vier Augen‘ bedeutet, nicht weil sie so ausgestattet wären, sondern weil sie ihre Pfeile mit ganz besonders sicherem Blick handhaben.“ (Der eingeklammerte Eingangsteil so nicht bei Plinius!) – Is 66,19. v. 115. 116. Der Romer Ketten beang¢tigen mein Hertz] Livius 30,12,12–16. – Tacitus, Annales 12,51,1–3: „Als Hilfsmittel blieb für Rhadamistus die Schnelligkeit seiner Pferde, auf denen er sich mit seiner Frau davonmachte. Seine Frau aber, die schwanger war, stand den ersten Teil der Flucht, so gut es ging, durch, aus Furcht vor den Feinden und aus Liebe zu ihrem Mann. Sobald aber danach ihr Unterleib und die inneren Organe, durchgeschüttelt infolge des rasenden Galopps, zu schwingen begannen, bat sie, durch einen ehrenvollen Tod der Schmach der Gefangenschaft entzogen zu werden. Jener umarmte sie zunächst, richtete sie auf, redete ihr gut zu, bald ihre Tüchtigkeit bewundernd, bald krank vor Angst, daß sich jemand ihrer bemächtigen könnte, wenn sie zurückbliebe. Zuletzt zog er aus heftiger Liebe, in Bluttaten geübt, seinen Krummsäbel, schleppte die Verwundete zum Ufer des Araxes und gab sie dem Fluß anheim, damit auch ihr Leichnam nicht geraubt werde.“ v. 168. Sol ich Creu¢e Brand/ des Creon Ach aus¢tehen] Seneca, Medea 817–839; 879–882. v. 198. Der neu Carthago baut] Strabo, Geographica 3,4,6 (von L. selbst übersetzt). – Polybius, Historiae 2,13,1–2; 10,10,8–9.
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und Fleiß Hi¢panien verwaltet/ und durch erbauung der Stadt Neu Carthago zu vergro¢¢erung !119" des Carthaginen¢i¢chen Reichs viel beygetragen habe. Und lib. 10. c. 10. p. 813. daß er zu Carthago bey dem Tempel des Esculapius eine Konigliche Burg erbaut/ und nach der Oberherr¢chafft getrachtet habe. v. 199. Und ¢tets voll Tapferkeit zum Kampfe war gegurtet.) Asdrubal ¢ol/ vermoge einer vom I¢aaco Vo¢¢io heraus gegebner Uber¢chrifft/ eigendlich AZRUBAL ge¢chrieben werden. Die¢es lib vrzX oder lib rvzX aber hei¢t eigendlich ein zum Kampffe gegurteter Herr. Daher auch dem Asdrubal beym Philo, Diogene Laertio und Plutarcho der Nahme K&7 «, das i¢t ein Streitbarer/ zugeeignet wird. Bochart. Geographiæ part. 2. lib. 2. c. 12. p. 825. v. 209. 210. Muß legen den Finger auf den Mund.) Loredano nel Antonino Caracalla de Scherzi Geniali p. m. 50. Gli antichi Elvetii adoravano il Sole col dito alla bocca. Et Martian. Capella in Philol. Inter ¢acrificandum, quidem puer ¢tabat, ad os compre¢sô digitô ¢alutari ¢ilentium commonebat. Jn Sina darf nur der Konig dem Himmel/ der Sonne und Sternen opfern: gemeine Leute wurden darmit ein groß Verbrechen thun. Ja auch wenn jemand den Konig da¢elb¢t anredet/ muß er fur ¢einen Mund ein helffenbeinern Taflichen furhalten. Alvaro Semedo nella Cina p. 122. & 150.151. Bey den Romern war die Gottin des Still¢chweigens Angerona mit verbund- und ver¢iegeltem Munde abgebildet. Plin. l. 3. c. 5. Macrob. Saturn. l. 1. c. 10. Der Egypti¢che Abgott Harpocrates legte den rechten Wei¢efinger auf den Mund. Kircher. Oed. Ægypt. tom. 1. Synt. 3. c. 7. p. 212.213.
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daß] Daß A daß BC habe.]habe A habe. BC Diogene] Diogene, A Diogene BC Loredano] Loredanio ABC Capella in Philol.] Cappella [Capella C] in Philot. ABC ¢alutari] ¢alutare ABC Semedo] Semeda ABC Angerona] Agerona ABC verbund-] verbund A verbund- BC
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E¢culapius] Æ¢culapius C heraus gegebner] herausgegebener C bocca] bocea BC furhalten] vorhalten C
Anmerckungen zu II
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v. 199. Und ¢tets voll Tapferkeit zum Kampfe war gegurtet] Alle Quellenverweise in dieser Anmerkung sind dem am Schluß genannten Werk von Bochart, a.a.O., entnommen. – Isaac Vossius: Bochart verweist hier (S. 825) ohne Titelangabe auf die Beschreibung einer „AZRVBAL SVFFES ANNIBALIS f.“ lautenden Inschrift durch Vossius; die Fundstelle bei diesem Autor konnte nicht ermittelt werden. – Philo Byblius wird zwar von Bochart, a.a.O., S. 825 f., zitiert (ohne Titelangabe), jedoch in ganz anderem Zusammenhang. – Diogenes Laertius, Vitae philosophorum 4,67. – Plutarch, Moralia: De Alexandri fortuna aut virtute 1,5 (328 D). – S. Bochart, Geographiae sacrae pars altera (Caen 1646), lib. 2, cap. 12, S. 825. v. 209. 210. Muß legen den Finger auf den Mund] G.F. Loredano, Opere, vol. 1 (Venedig 1667): Scherzi geniali, prima parte: Antonino Caracalla amante, S. 50: „Die alten Helvetier beteten die Sonne mit dem Finger auf dem Mund an.“ – Martianus Capella, De nuptiis Philologiae et Mercurii 1,90 (Anfang des Zitats „Inter !…" stabat“ nicht authentisch!): „Während der Opferfeier stand ein Knabe dabei, der Stille anbefahl, indem er den Zeigefinger auf den Mund drückte.“ – A. Semedo, Relatione della grande monarchia della Cina (Rom 1643), S. 112 u. 150 f. – Plinius, Nat. hist. 3,65. – Macrobius, Saturnalia 3,9,4. – A. Kircher, Oedipus Aegyptiacus, tom. 1 (Rom 1652), syntagma 3, cap. 7, S. 212 f.
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v. 227. Der Volcker Schiedesmann.) Syphax warf ¢ich zwi¢chen Rom und Carthago zum SchiedsRichter auf/ mit Bedreuung wider den zu ¢eyn/ welcher bey ¢einem Aus¢pruche nicht beruhen wurde. Appian. de bell. Pun. p. 9.10. v. 236. Als du und A¢drubal in einem Bette laget.) Wie Scipio und Asdrubal auf eine Zeit beym Syphax angelendet/ ¢einen Bey¢tand zu erhalten/ und wie die¢e zwey Feinde ¢o gar da¢elb¢t in einem Bette ge¢chlaffen/ be¢chreibt Livius dec. 3. l. 8. p. m. 311.312. Appian. de bell. Hi¢p. p. 271. v. 275. Jch wil mehr Pein ¢tehn aus/ als Regulus ertragen.) Die¢en haben die Carthaginen¢er/ weil er lieber wider ¢ich ins Gefangnus !120" ¢telln/ als den Romern Friede zu machen rathen wollen/ aufs grau¢am¢te gemartert. Flor. l. 2. c. 2. n. 23.24.25. Appian. l. 1. de bell. Pun. p. 3. meldet: Daß er in einem inwendig mit ¢pitzigen Stacheln gefullten Fa¢¢e umbkommen. Cic. 3. de Offic. & Orat. in Pi¢on. meldet: man hette ihm die Augenlieder abge¢chnitten/ und ihn durch Verhinderung des Schlaffes getodtet. Welches aber ein Getichte des Ehweibes des Reguli zu ¢ein ¢cheinet/ als welcher die Gefangenen Boslar und Bomilcar zu einem Lo¢egelde vom Romi¢chen Rechte anvertrauet/ und als Atilius zu Carthago ge¢torben/ die Gefangenen von ihr ubel gehalten worden. Wie aus einem Fragmento Diodori Siculi, und des Polibii Still¢chweigen nicht unklar zu ¢ehen i¢t. Be¢iehe Chri¢toph Heindrich. in Carthagine. lib. 2. ¢ect. 1. c. 5. p. 246. ¢eqq. von allerhand Meinungen ¢eines Todes wegen. Wie grau¢am Asdrubal aber im dritten Kriege mit den Romi¢chen Gefangnen gebahret/ ihnen Augen/ Zungen/ Fu¢¢e/ Finger abge¢chnitten/ ja ¢ie gar ge¢chunden hat. Appian. de bell. Pun. c. 5.3. p. 72.
639 von] Von AB von C 627 631 633 638 641
Gefangnus] Gefangniß C umbkommen] umkommen C Ehweibes] Eheweibes C ¢ehen] er¢ehen C Gefangnen] Gefangenen BC
Anmerckungen zu II
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v. 227. Der Volcker Schiedesmann] Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 69–70. v. 236. Als du und A¢drubal in einem Bette laget] Livius 28,17,13–18,6. – Appianus, Historia Romana, Iber. 115–119. (Hasdrubal und Scipio haben nicht in einem Bett geschlafen, sondern lagerten sich beim Essen zusammen auf einem Speisesofa!) v. 275. Jch wil mehr Pein ¢tehn aus/ als Regulus ertragen] Florus, Epitoma I,18,23–25 (II,2,23–25). – Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 15. – Cicero, De officiis 100; In Pisonem 43. – Diodorus Siculus, Bibliotheca historica 24,12. – C. Hendreich, Carthago (Frankfurt a.O. 1664), S. 246 ff. – Appianus, a.a.O. 560.
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v. 399. Die Stratonice freyt noch bey Seleucus Leben.) Nemlich mit willen ihres Ehmannes ihren Stief¢ohn Antiochum, welcher ¢ich in ¢ie heftig verliebt/ daß er kranck darnieder lag/ welche Liebe der Artzt Era¢i¢tratus wahr nahm/ und dem Seleucus erofnete. Plutarch. in Demetrio p. m. 906.907. v. 403. 404. Hat A¢drubal mich dir zum Brautgam nicht erwehlt.) Asdrubal verlobte Sophonisben dem Ma¢ini¢¢a. Als aber Syphax der ¢ich vorher in ¢ie verliebt hatte/ dem Scipio in Africa wider Carthago beyzu¢tehen zu¢agte/ vermahlten die Carthaginen¢er ohne ihres Vaters und Brautigams vorbewu¢t ¢ie dem Syphax, umb ihn von den Romern abzuziehen. Worauf Ma¢ani¢¢a zun Romern/ Syphax zun Carthaginen¢ern uberfiel. Appian. l. 1. de bell. Punic. p. m. 6. & de bell. Hi¢p. p. 275. v. 405. Zernichtet Kaccabe.) Die Grichen nennten Carthago auch K , welches ¢o viel als ein Pferde Kopff hei¢¢en ¢ol/ der bey Erbauung der Stadt ¢ol gefunden worden ¢ein. Eu¢tathius in Diony¢ium: ?D ,ξ K , Ρ 9 2 #E-7+ ) ' ) X , D φκ. Sil. Italic. lib. 2. Punic. O¢tentant Caput effo¢sâ tellure repertum Bellatoris Equi, atque ´ omen clamore ¢alutant. !121" K aber ¢ol eigendlich K ge¢chrieben worden/ und kommt her von [qrq oder rk welches das Haupt bedeutet/ oder auch von hbkr das ein Pferd heißt. Bochart. Geographiæ part. 2. lib. 1. c. 24. p. 514.515.
644 Seleucus] Selevcus _ ABC Nemlich] nemlich ABC 645 Ehmannes] Ehmannes A Ehmannes B Ehemannes C 647 Seleucus] Selevcus ABC 649 403. 404.] 407. 408. ABC 654 zun (beide)] zum A zun BC 655 Appian.] Appan. AB Appian. C 659–660 Diony¢ium] Dinoy¢ium A Diony¢ium BC 661 )] ) ABC 653 umb] um C 665 worden] werden C 667 lib.] l. C
Anmerckungen zu II
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v. 399. Die Stratonice freyt noch bey Seleucus Leben] Plutarch, Vitae parallelae: Demetrius 38. v. 403. 404. Hat A¢drubal mich dir zum Bräutgam nicht erwehlt] Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 37–41; Iber. 150. v. 405. Zernichtet Kaccabe] Eustathius, Kommentar zu Dionysius Periegetes, V. 195, in: Geographi Graeci minores, ed. K. Müller, vol. 2 (Paris 1861), S. 251, Z. 22–24: „!Karthago " wurde ‚Kakkabe‘ genannt, was nach dem dortigen Dialekt ‚Pferdekopf‘ bedeutet.“ – Silius Italicus, Punica 2,410–411: „Man zeigt auf den Kopf eines Kriegsrosses, das beim Umgraben der Erde gefunden worden war, und begrüßt das Omen mit lautem Geschrei.“ – S. Bochart, Geographiae sacrae pars altera (Caen 1646), lib. 1, cap. 24, S. 514 f. (von hier die Zitate aus Eustathius u. Silius Italicus).
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v. 433. Das Einhorn legt ¢ein Horn/ den Zepter ¢einer Macht ¢o in der Frauen Schoos.) Wie von dem Einhorne welches bey den Arabern Mirmis, bey den Jndianern Carcano oder/ nach des Æliani Meinung/ K! , bey den Egyptiern K7 « heißt/ viel unglaublich Ding getichtet/ in¢onderheit aber ¢ein gegen Men¢chen und Elephanten gehegter Haß/ die Liebe gegen die Holtztauben/ die Starcke und Schonheit ¢eines Hornes/ in welchem man ge¢talten der Men¢chen/ Pfauen/ Rehe/ Baume/ und andere Dinge kun¢tlich gebildet finden ¢ol/ von den Arabern heraus ge¢trichen wird: Al¢o erzehlen ¢ie von einem andern kleinern und gegen Mitternacht befindlichen Einhorne/ welches ¢ie Char¢an und Charis nennen: Daß die¢es durch Fur¢tellung einer Jungfrau in eine Hole gelocket/ zum ¢augen/ wo von es wie von Weine truncken wurde/ gereitzet/ und deroge¢talt von Jagern gefangen wurde. Eu¢tathius in Hexaemeron. p. 40. erzehlt von ihm: Es ¢ey ein kleines aber wildes einhornichtes Thier/ einem Bocke gleich. Wenn man es fangen wolte/ ¢telte man ihm eine reine Jungfrau fur/ in welcher Schooß ¢ich diß Thier hernach niederwurffe/ ¢ich liebko¢en/ und in Konigliche Hau¢er leiten lie¢¢e. I¢idor. lib. 12. v. 2. meldet: es ¢chlieffe darinnen ein/ und Tzetzes Chil. 5. c. 7. Die Jager verkleideten einen ¢tarcken Jungling in eine Jungfrau/ wurtzeten ihn ¢tarck ein/ und ¢tellten ihn fur ¢eine Hole. Durch die¢en Geruch wurde das Einhorn herzu gelockt/ von Jagern ihm ¢ein ko¢tbahres Horn abge¢chnitten/ und hernach frey gela¢¢en. Bochart. tom. 1. Hierozoic. lib. 3. c. 26. p. 940. 941.
682 Eu¢tathius] Eu¢tathus A Eu¢tathius BC Hexaemeron] Hexameron ABC 685 niederwurffe] Niederwurffe A niederwurffe BC 688 Jungfrau] Jungfran A Jungfrau BC 669 Zepter] Scepter 675 Hornes] Horns C 676 finden] ¢inden C 679 Fur¢tellung] Vor¢tellung C 684 reine] fehlt C fur] vor C 689–690 Einhorn] Thier C 690 gelockt] gelocket C 691–692 26. p. 940.] 36. p. 490. BC 692 941.] 491. C
Anmerckungen zu II
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v. 433. Das Einhorn legt ¢ein Horn/ den Zepter ¢einer Macht ¢o in der Frauen Schoos] Alle in dieser Anmerkung zusammengetragenen Informationen und Quellenverweise entnommen aus dem am Schluß genannten Werk von Bochart, a.a.O. – Aelianus, De natura animalium 16,20. – Eustathius Antiochenus, Commentarius in Hexaemeron: PG 18,743 D. – Isidor, Etymologiae 12,2,12–13. – Joannes Tzetzes, Variae historiae (Basel 1546), Chilias 5,7 (De Monocerote), S. 86. – S. Bochart, Hierozoicon (Frankfurt a. M. 1675), pars prima, lib. 3, cap. 26, Sp. 940 f.
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v. 450. 451. Sein Kleid und Antlitz ¢ind verliebte Sternen: Beer/ Ochß/ Orion/ Adler/ Schwan.) Die¢e unter die Sternen ver¢etzte Kebsweiber Jupiters fuhret die ¢ich beklagende Juno in dem furtrefflichen Eingange des Ra¢enden Hercules beym Seneca Tragico prachtig auf. v. 457. 458. Fur mir mus Jupiter ¢elb¢t knien.) Die Fabeln: daß Jupiter in ge¢talt eines Guckucks die Juno, eines guldnen Regens die Danae/ eines Satyri die Antiope be¢chlaffen/ ¢ind gemein. Hier!122"mit aber ziehet die Heyden ¢tattlich durch Arnob. contr. Gentes lib. 5. p. m. 645. v. 461. 482. Brecht ihm die Donnerkeil entzwey. Reicht mir der Hellen Schlu¢¢el dar.) Hieher gehoren die ¢chonen Ver¢e Philippi. ;« Y [,’ ³« Ρ 8« K ’ $ *& * + &W * , 'μ« ,ξ μ, 5A « Ρ , λ , =H « /& , EC+ ξ« ,&, B7 , ,’ 6E , , #A , «. O1 Ν7 « D« [ B ?, '+ « \« Ρ & 8, 87. Die Liebe hat den Schmuck des Himmels angezogen/ Und in den ¢chonen Raub der Gotter ¢ich gehullt. Sie nam dem Zeus den Keil/ dem Phœbus Pfeil und Bogen Alciden ¢einen Spiß/ dem KrigsGott Helm und Schild. !123 " Die Gabel dem Neptun/ dem Bachus ¢eine Lantze/ Die Flugel dem Mercur/ Dianen Horn und Glutt. Wie ¢ol nun nicht der Men¢ch fur ihrer Waffen Glantze Sich ¢cheuen/ da kein Gei¢t ihr in der Welt was thut. v. 467. 468. 469. Auch biß zur Holle dringt mein Strahl.) Virg. l. 6. Æn. v. 442.
697 Die] die A Die BC 698 Danae] Danar A Danae BC 701–718 Die Anmerkung steht in ABC fälschlich hinter der zu V. 479 (S. 122 f.) 708 6E"] ." ABC ", ] ", ABC ", A(Errata) 713 dem Zeus] den Zevs AB dem Zevs A(Errata)C 717 Glantze] Glantze: AB Glantze C 693 451.] v. 53. C 701 Hellen] Hollen C 719 467.] 567. C Æn.] Æneid. C
Anmerckungen zu II
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v. 450. 451. Sein Kleid und Antlitz ¢ind verliebte Sternen: Beer/ Ochß/ Orion/ Adler/ Schwan] Seneca, Hercules furens 1–29. v. 457. 458. Fur mir mus Jupiter ¢elb¢t knien] Arnobius, Contra gentes [= Adversus nationes] 5,22. v. 461. 482. Brecht ihm die Donnerkeil entzwey. Reicht mir der Hellen Schlussel dar] Philippus: Anthologia Graeca 16,215. Da L.s deutsche Wiedergabe der griechischen Verse sehr ungenau ist, sei hier die Übersetzung von Hermann Beckby (Anthologia Graeca, Bd. 4, S. 419) mitgeteilt: „Wie die Eroten, o sieh, den Olympos geplündert! Sie legen im Triumphe die Wehr ewiger Götter sich um, eignen den Bogen Apolls, den Blitz des Kroniden, des Ares Schild und Harnisch und Helm, Herakles’ Keule sich an, schleppen Poseidons dreizackigen Speer, den Thyrsos des Bakchos, Hermes’ geflügelten Schuh, Artemis’ Fackeln davon … Grämt euch, ihr Sterblichen nicht, vom Geschoß der Eroten zu fallen! Gaben nicht Götter sogar ihnen die Waffen heraus?“ v. 467. 468. 469. Auch biß zur Holle dringt mein Strahl] Vergil, Aeneis 6,442–444: „Abgeschiedene Pfade verbergen hier alle die, welche
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Hîc quos dirus amor crudeli tabe peredit, Secreti celant calles, & myrtea circum Sylva tegit. Curæ non ip¢â in morte relinquunt. Et v.450. Inter quas Phœni¢¢a recens à vulnere Dido Errabat Sylvâ in magnâ. Ja die ent¢eelten Liebhaberinnen tichten ¢ie: daß ¢ie der Pro¢erpina die Liebes Fackeln furtragen mu¢¢en. Virgil. in Culice v. 256. und da¢elb¢t Taubman. v. 470. ¢eqq. Dringt Orpheus nicht.) Auch dis/ wie Orpheus ¢eine Euridice aus der Holle wiedergeholet/ be¢chreibt Virg. l. 4. Georg. v. 464. ¢eqq. wie The¢eus aber mit Pirithoo die Pro¢erpinam zu rauben in die Helle gezogen/ Natal. Comes Mythol. lib. 7. c. 9. p. m. 735. v. 478. Ein Polifem er¢tarrt fur Galatheen.) Die¢es Cyclopen Liebe be¢chreibt Theocritus in Cyclope. v. 479. Selb¢t Pluto laßt ¢ein fin¢ter Reich.) Claudian. de rapt. Pro¢erpinæ. v. 485. Leucatens Felß vertilgt der Liebe Macht.) Ovid. Heroid. in Epi¢t. Sapphus. --- Quid nunc non ignibus æquis Ureris? Ambraciæ e¢t terra petenda tibi. Phœbus ab excel¢o, quantum patet, a¢picit æquor, Actæum populi Leucadiumque ´ vocant. Hinc ¢e Deucalion Pyrrhe ¢uccen¢us amore Mi¢it, & illæ¢o corpore pre¢¢it aquas. Nec mora, ju¢¢us amor, fugit læti¢¢ima mer¢i
723 Curæ] curæ ABC 723–727 relinquunt. … Ja] Text in ABC ohne Zeilenumbruch fortlaufend 730 ¢eqq.] Seqq. AB ¢eqq. C 732 Pirithoo] Jirithoo ABC 737 485.] 490. ABC 740 Ambraciæ] Ambraicæ ABC 724 728 731 733 735 736 738
v.] ver¢. C furtragen] vortragen C be¢chreibt] be¢chreibet C Virg. l.] Virgil. BC Helle] Holle BC be¢chreibt] be¢chreibet C fin¢ter Reich] fin¢tre Reim B Sapphus] Saphus BC
Anmerckungen zu II
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unheilvolle Liebe mit grausamer Auszehrung auffraß; ringsum schirmt sie ein Wald von Myrtenbäumen. Der Kummer verläßt sie selbst im Tode nicht.“ – Ebd. 6,450–451: „Unter ihnen schweifte im großen Wald die jüngst erst verwundete Phoenizierin Dido umher.“ – Vergil, Culex 261–262. – P. Virgilius Maro, Opera omnia, cum commentario F. Taubmanni (Wittenberg 1618), hier: Culex (mit eig. Titelbl. u. eig. Paginierung), S. 95 b. v. 470 ¢eqq. Dringt Orpheus nicht] Vergil, Georgica 4,464–502. – N. Comes, Mythologia (Genf 1653), S. 735. v. 478. Ein Polifem er¢tarrt fur Galatheen] Theokrit, Idyll 11. v. 479. Selb¢t Pluto laßt ¢ein fin¢ter Reich] Claudian, De raptu Proserpinae 1,278 ff. v. 485. Leucatens Felß vertilgt der Liebe Macht] Ovid, Heroides 15 (Sappho Phaoni), 163–172: „Warum glühst du jetzt von unzuträglichem Feuer? Du mußt dich nach Ambrakia begeben. Phoebus blickt von der Höhe herab auf das Meer, soweit es sich erstreckt: die Völker nennen es das Aktische oder das Leukadische. Von hier stürzte sich Deukalion, von Liebe zu Pyrrha entbrannt, herab und schwamm unverletzt im Wasser. Ohne Verzug floh die Liebe auf Geheiß aus dem
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Pectora: Deucalion igne levatus erat. Hanc legem locus ille tenet: pete protinus altam Leucada, nec ¢axo de¢ilui¢¢e time. v. 486. Silemnus Bach theilt Seel und Brun¢t von ¢ammen.) Wer ¢ich aus die¢em Flu¢¢e bey Patras badet/ ¢ol der Liebe ¢ich entburden. Pau¢anias in Achaicis. v. 496. Bleibt unver¢ehrt wie Salamand’r im Feuer.) Von die¢em Thiere/ welches Kimchi fur eine Art der Vogel/ andere der Mau¢e halten/ und wie die Rabinen ¢chwermen/ aus verbrenntem Myrrthen Holtze in ¢ieben Jahr lang brennenden Gla¢e-Oefen gezeugt werden ¢ol/ ¢chreiben ins Gemein die Naturkundiger: quod ei tantus rigor, ut ignem tactum extinguat, non alio modo, quàm glacies. Plin. l. 10. c. 67. Ari¢t. l. 5. hi¢t. c. 19. Dahero in dem Sanhedrin getichtet wird: daß der auf ¢eines Vaters Achaz Befehl ins Feuer geworffene Konig Ezechias durch Salamander Oel/ wormit ihn ¢eine Mutter einge¢chmieret/ ¢ol erhalten worden ¢ein. Bochart. tom. 2. Hieroz. lib. 6. c. 6. p. 824. Die¢er Meinung/ daß die Salamandern Kraffte haben dem Feuer zu wider¢tehen/ hat nun zwar Dio¢corides wider¢prochen; alleine es wird im Journal des Scavans tom. 1. p. 183.184. du Journal d’Angleterre !d’An. 1667." die er¢te mit die¢en Worten be¢tattigt: Mon¢ieur Stenon célebre Anatomi¢te à ecrit de Rome au Docteur Croon, que le Chevalier Corvini luy à a¢¢uré, qu’ayant jetté dans le feu une Salamandre, qu’on luy avoit apportée des Indes, elle s’enfla au¢¢i to¢t, & vomit une grande quantite de
749 Silemnus] Silenus ABC 750 Patras] Padua ABC 753 Vogel/] Vogel AB Vogel/ C 755–756 ¢ol/ ¢chreiben] ¢ol. Schreiben AB ¢oll/ ¢chreiben C 764 183.184.] 83.84 A 183.184. A(Errata)C 18. 84. B Angleterre !d’An. 1667. "] Angletterre A Angleterre d’. An. 1667. A(Errata) Angletterre l. d’ An. 1667. BC 765 Stenon] ¢tenon ABC 768 s’enfla] s’, enfla ABC 746 754 755 757 761 766
Deucalion] Deucaolin B verbrenntem] verbrennten C gezeugt] gezeuget C l. 10.] lib. 10. C l. 5.] lib. 5. C lib.] l. C c. 6.] fehlt BC ecrit] e rit B Docteur] Doctuer B
Anmerckungen zu II
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! nunmehr" sehr heiteren Herzen des Untergetauchten: Deukalion war von der Glut befreit. Diese Eigenschaft hat jener Ort. Begib dich sofort zum hohen Leukas und springe furchtlos vom Felsen herab!“ v. 486. Silemnus Bach theilt Seel und Brun¢t von ¢ammen] Pausanias, Graeciae descriptio 7 (Achaica), 23,3. v. 496. Bleibt unver¢ehrt wie Salamand’r im Feuer] David Kimchi: Dessen und der „Rabinen“ Meinungen über den Salamander werden kritisch referiert bei Bochart, Hierozoicon, an der weiter unten in dieser Anmerkung angegebenen Stelle. – Plinius, Nat. hist. 10,188: „!…" daß er eine solche Kälte besitzt, daß er das Feuer durch Berührung auslöscht, nicht anders als das Eis.“ – Aristoteles, Historia animalium 5,19, 552b17. – Sanhedrin: ein im Talmud enthaltener Traktat, der von Gerichtsverfahren, hauptsächlich im Strafrecht, handelt (Bochart, aus dessen ‚Hierozoicon‘ L. auch die hier mitgeteilte Fabelei entnommen hat, verweist a.a.O. [s. nächsten Eintrag] auf das Kapitel „De 4 suppliciis criminalibus“ im Buch Sanhedrin). – S. Bochart, Hierozoicon (Frankfurt a. M. 1675), pars secunda, lib. 6, cap. 6, Sp. 824. – Dioscurides, De materia medica 2,62. – Journal des Sçavans de l’an M.DC.LXVII. [=tome 2] (Amsterdam 1679), S. 123–125 (Extrait du Journal d’Angleterre, touchant les salamandres, qui vivent dans le feu, et touchant la nature du venin), hier S. 123 f.: „Herr Stenon, berühmter Anatom, hat aus Rom dem Dr. Croon geschrieben, der Chevalier Corvini habe ihm versichert, daß, als er einen Salamander, den man ihm aus Indien mitgebracht hatte, ins Feuer geworfen habe, dieser sich sogleich aufgebläht und eine große Menge einer speichelähn-
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matiere ¢em! 124"blable à de la bave, dont elle éteignit les charbons voi¢ins, sur le quels elle se retira; & que lors que ces charbons se rallumoient, elle recommençoit à les e¢teindre de la mesme maniere. S’e¢tant garantie par ce moyen de la violence du feu pendant l’espace de deux heures, ce gentil homme la retira, ne l’ayant pas voulu lai¢¢er plus long-temps dans ce danger; & elle a encore ve¢cu neuf mois depuis. Il adjou¢te que ce gentil homme l’avoit gardée onze mois entiers, ¢ans qu’elle pri¢t d’autre nourriture pendant tout ce temps, que celle qu’elle pouvoit tirer en lechant une certaine terre, qu’on avoit apportée des Indes, & sur la quelle elle marchoit. Cette terre e¢toit au comencement couverte d’une humidité épai¢¢e, mais e¢tant en ¢uite devenüe ¢eche, cet animal la mouilloit de ¢on urine. Au bout d’onze mois comme on eut mis cette Salamandre sur la terre d’Italie, elle mourut trois jours apres, qu’on luy eut fait changer de terre. v. 498. Reißt die Keule weg dem Rie¢en.) Wie Hercules bey der Omphale ge¢ponnen/ wie er ¢ich auf dem Berge Oeta ¢elb¢t verbrennet/ i¢t genug/ und ¢onderlich aus Senecæ Hercule Oetæo bekand. Hiermit aber weiß die Heyden Arnob. contra gentes lib. 4. p. 614.615. ¢tattlich durch zula¢¢en. Ma¢¢en denn wie die¢e Fabel aus der Ge¢chichte des Sam¢ons
769 bave, dont] bavedont A bave, dont A(Errata)C bave dont B éteignit] e’ teignit A e¢teignit A(Errata) e¢ teignit BC 770 rallumoient] Zallumoient A s’allumoient A(Errata) S’allumoient BC 771 recommençoit] recomgoit ABC recommençoit A(Errata) 774 ve¢cu] veshu ABC ve¢cu A(Errata) 775 gardée] gardeè ABC 776 pendant] pendænt AB pendant C pouvoit] pouooit A pouvoit A(Errata)BC 777 qu’on] qu’ non AC qu’on A(Errata) qu’ v on B apportée] apporteè ABC 778 Cette] Lette A Cette A(Errata) Lettu BC comencement couverte] comentement cou verte A Comencement couverte A(Errata) comencement cou-verte BC 779 épai¢¢e] é |pai¢¢e A è|pai¢¢e B è pai¢¢e C devenüe] de venüe ABC 780 mois] moi A mois A(Errata)BC 781 Italie] Italiæ A Italie A(Errata)BC trois jours] trois’ jours’ ABC 782 changer] e hanger A changer A(Errata)BC 784 verbrennet/] verbrennet AB verbrennet/ C 776 nourriture] nourriturè C 780 cette] certe BC 781 qu’on] q’on BC
celle qu’elle] ce le quelle B celle quelle C
Anmerckungen zu II
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lichen Substanz ausgespien habe, mit der er die benachbarten Kohlen gelöscht habe; auf diese habe er sich zurückgezogen. Als dann die Kohlen sich wieder entzündet hätten, habe er wieder damit begonnen, sie auf die gleiche Art zu löschen. Als der Salamander sich mit diesem Verfahren für einen Zeitraum von zwei Stunden der Gewalt des Feuers erwehrt hatte, nahm ihn jener Edelmann wieder heraus, weil er ihn nicht länger in dieser Gefahr belassen wollte, und er hat danach noch neun Monate gelebt. Er fügt hinzu, daß jener Edelmann den Salamander ganze elf Monate lang gehalten habe; während dieser ganzen Zeit habe er keine andere Nahrung zu sich genommen als die, die er durch Lecken an einer bestimmten Erde aufnehmen konnte, die man aus Indien mitgebracht hatte und auf der er sich bewegte. Diese Erde war zu Anfang von einer dichten Feuchtigkeit bedeckt; doch als sie in der Folgezeit trocken geworden war, benetzte sie dieses Tier mit seinem Urin. Als man diesen Salamander nach Ablauf von elf Monaten auf italienische Erde gesetzt hatte, starb er drei Tage, nachdem man ihn die Erde hatte wechseln lassen.“ v. 498. Reißt die Keule weg dem Rie¢en] Ps.-Seneca, Hercules Oetaeus 371–373; 1618–1755. – Arnobius, Contra gentes [= Adversus nationes] 4,25. – G. Hornius, Arca Noae (Leiden, Rotterdam 1666), S. 130.
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mit der Delila gezogen/ ja dem Herculi fa¢t alle des Jo¢ua und Sam¢ons Thaten angetichtet worden. Hornius in Arc. Noæ p. 130. v. 505. Selb¢t Phaethon kuhlt ¢ich in meiner Flutt.) Jm Po/ als ihn Jupiter bey Entzundung des Erdbodens hinein ge¢chlagen. Apollon. 4. Argonaut. Lucret. l. 5. Zum Uhr¢prunge die¢er und anderer Heydni¢chen Fabeln ¢chicket ¢ich ¢ehr wohl die Auslegung des Marino nella Mu¢ica part. 1. p. 142. 143. Ritroverà in certo modo figurata la Trinità in Gerione, la generatione eterna in Minerva, la creatione dell’huomo in Promotheo, la rouina degl’ Angeli ne’ Giganti, Lucifero in Fetonte, Gabriello in Mercurio, Noë in Deucalione, la moglie di Loth in Niobe, Gio¢uè in Leucothoe, la con¢ervatione del mondo in Atlante, l’incarnatione del Verbo in Danae, l’amore di Chri¢to in P¢iche, le battaglie col Diavolo in Hercole, la predicatione in Anfione, la ri¢u¢citatione de’ morti in E¢culapio, l’in¢titutione del Sacramento in Cerere, la pas¢ione in Atteone, la di¢ ! 125"ce¢a al Limbo in Orfeo, la Salita al Cielo in Dedalo, l’Incendio dello Spirito Santo in Semele, l’a¢¢untione della Virgine in Arianna, il Guidicio in Paride, e cento e mille ! altre " menzogne al vero applicabili. Und i¢t ¢ich nicht zu verwundern: daß etliche Fabeln alter/ als die wahrhafte Sache ¢elb¢t/ daraus ¢elbte von den Heyden genommen/ weil Kircherus in Oedip. Ægypt. tom. 2. part. 1. !cla¢¢is 3. " c. 12. p. 193. ¢eqq. behaupten wil: daß auch die Heyden/ als die Sybillen/ Orpheus und andere aus Gottlicher Eingebung von Chri¢tlichen Geheimnu¢¢en wahrge¢agt hetten. Be¢iehe auch Horn. Hi¢t. Philo¢oph. l. 5. c. 2.
788 791 792 796 799 800 802 803 804 807
gezogen/] gezogen AB gezogen/ C ge¢chlagen.] ge¢chlagen A ge¢chlagen. BC Zum] zum A Zum BC la] ra ABC la A(Errata) degl’] de gl’ A degl’ BC battaglie] betaglie A bataglie A(Errata)BC Hercole] Hercale A Hercole A(Errata)B Hercule C de’] dè A de BC Atteone] Alteone AC Atteone A(Errata)B di¢ce¢a] discera A di¢ce¢a A(Errata)BC Semele] ¢emele A Semele A(Errata)BC a¢¢untione] a¢¢umtione ABC !altre"] fehlt ABC tom.] trm. A tom. BC !cla¢¢is 3. " ] fehlt ABC
789 Hornius] Hornins B 793 ¢chicket] ¢chickt C 794 142.] 242. BC 143.] 243. C 803 Santo] Sancto BC 809–810 Geheimnu¢¢en] Geheimni¢¢en C
Anmerckungen zu II
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v. 505. Selb¢t Phaethon kuhlt ¢ich in meiner Flutt] Apollonius Rhodius, Argonautica 4,597–599.621–623. – Lukrez, De rerum natura (ed. Büchner) 5,396–405. – G. Marino, Le dicerie sacre (Venedig 1664), Diceria II: La musica, parte prima, S. 142 f.: „In gewisser Weise werden Sie die Dreifaltigkeit in Geryon verbildlicht finden, die ewige Zeugung in Minerva, die Erschaffung des Menschen in Prometheus, den Sturz der Engel in den Giganten, Luzifer in Phaethon, Gabriel in Merkur, Noah in Deukalion, Loths Weib in Niobe, Josua in Leukothoe, die Erhaltung der Welt in Atlas, die Fleischwerdung des Wortes in Danae, die Liebe Christi in Psyche, die Kämpfe mit dem Teufel in Herkules, die Verkündigung in Amphion, die Auferweckung der Toten in Aeskulap, die Einsetzung des Abendmahls in Ceres, die Passion in Aktaeon, den Abstieg zum Limbus in Orpheus, die Himmelfahrt in Daedalus, die Entflammung des Heiligen Geistes in Semele, Mariae Himmelfahrt in Ariadne, das Jüngste Gericht in Paris und noch unzählige andere Lügen, die auf Wahres anwendbar sind.“ – A. Kircher, Oedipus Aegyptiacus, tom. 2, pars 1 (Rom 1653), classis 3, cap. 12 (De furore poetico, sive numinis afflatu), S. 193 ff. – G. Hornius, Historia philosophica (Leiden 1655), lib. 5, cap. 2 (S. 264–266), hier S. 266.
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v. 510. Daß er der Ceres wie ein Pferd nachrennt.) Von die¢er getichteten Brun¢t des Neptuni handelt Natal. Comes Mythol. lib. 3. c. 10. p. m. 221. v. 511. 512. Des verliebten Alfeus Bach.) Von die¢em die Stadt Elis in Arcadien be¢tromenden und in Achaien ¢ich unter die Erde verkrichenden Flu¢¢e/ berichtet Plin. lib. 2. & lib. 4. c. 5.6. Ammian. Marcell. lib. 15. Mela. 27. Strabo l. 6. daß er unter dem Meere und der Erde bis nach Syracu¢e in Sicilien flu¢¢e/ und da¢elb¢t mit dem Fi¢chreichen Brunnen Arethu¢e ¢ich vermahlte. Als in welchem die in Fluß Alpheus geworffene Dinge herfur kommen ¢ollen. Dahero die Poeten tichten: daß Alpheus ¢ich in eine in die¢en Brunn verwandelte Jagerin verliebt hette. Worvon keiner be¢¢er als Statius lib. 1. Sylv. ¢inget: Tumidæ ¢ic transfuga Pi¢æ Amnis in externos longè flammatus Amores Flumina demer¢o trahit intemerata Canali: Donec Sicanios tandem perlatus anhelo Ore bibit fontes: miratur dulcia Nais Oscula, nec credit Pelago veni¢¢e Maritum. Ja die Grichen haben die¢em Flu¢¢e/ als einem Freinde Jupiters/ mit Dianen ein gemeines Altar aufgerichtet/ und ihn wie auch den Brunn Arethu¢a Gottlich verehret. Pau¢an. lib. 5. & Nicanor Samius lib. 5. Be¢iehe hiervon ausfuhrlich Cluver. in Sicil. antiqu. lib. 1. cap. 12. p. 156. ¢eqq. Den Fluß Alpheus fuhret der Sinnreiche Guarini in ¢einem lieblichen Pa¢tor fido zum Vorredner ein. Weil nun zwey gro¢¢e Landes Leute/ derer vertraulichen Freind¢chaft ich mich ¢o ¢ehr als Schle¢ien ¢ich ihrer hohen Gaben und Verdien¢t zu ruhmen habe/ ! 126" in beyden gluck¢eeligen Uber¢atzungen die¢es treuen Schafers den vorreden-
819 da¢elb¢t] da¢elb¢t ¢ich A da¢elb¢t BC 824 ¢ic] ¢i ABC 830 Jupiters/] Jupiters AB Jupiters/ C 832–833 Be¢iehe] Befiehe A Be¢iehe BC 818 819 821 823 830 833 836
lib.] l. C Mela.] Mela. l. C flu¢¢e] flie¢¢e C herfur] wieder hervor C Worvon] Wovon C Freinde] Freunde C 156.] 165. C vertraulichen Freind¢chaft] vertraulichen Freund¢chafft C
Anmerckungen zu II
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v. 510. Daß er der Ceres wie ein Pferd nachrennt] N. Comes, Mythologia (Genf 1653), lib. 3, cap. 10, S. 221. v. 511. 512. Des verliebten Alfeus Bach] Plinius, Nat. hist. 2,225; 4,14.21. – Ammianus Marcellinus, Res gestae 15,4,6. – Pomponius Mela, De chorographia 2,117. – Strabo, Geographica 6,2,4. – Statius, Silvae 1,2,203–208: „So strömt der Fluß, der das aufgeblasene Pisa flieht, aus weiter Ferne entflammt von einer auswärtigen Liebschaft, unberührt in einem Kanal tief unten im Meer, bis er schließlich, am Ziel angelangt, keuchenden Mundes das sizilische Quellwasser trinkt. Die Najade wundert sich über die Süße seiner Küsse und glaubt nicht, daß ihr Liebhaber vom Meer gekommen sei.“ – Pausanias, Graeciae descriptio 5,14,6. – Nicanor Samius: Dieser Autor ist nur dem Namen nach bekannt aus einer Erwähnung (in ganz anderem Zusammenhang) bei Ps.-Plutarch, De fluviis 17,2 (dort Verweis auf das zweite Buch eines Werkes ‚De fluminibus‘; wie viele Bücher es insgesamt gehabt haben könnte, liegt völlig im Dunkeln, so daß L.s Angabe „lib. 5“ ebenso obskur ist wie die Erwähnung dieses ominösen Gewährsmannes an dieser Stelle überhaupt). – Ph. Clüverius, Sicilia antiqua (Leiden 1619), lib. 1, cap. 12, S. 156 ff. – „zwey gro¢¢e Landes Leute“: Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616–1679) und Hans Aßmann von Abschatz (1646–1699); zu ihrer Guarini-Übersetzung s. A. Schwarz, „Der teutsch-redende treue Schäfer“ (1972). – B. Guarini, Il pastor fido (Leiden 1659), S. 10–15 (Prologo). – J. Spon, Voyage d’Italie (Amsterdam 1679), tome 1, S. 119.
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den Alfeus nicht mit uber¢atzt/ habe ich bey die¢er Gelegenheit gleich¢am zu einer Nachle¢e ihn in eben ¢o viel Teut¢che Reymen bracht/ als ihrer im Welschen ¢ind: Hat euch ein alt Ge¢chrey/ das niemand nam in acht/ Und dem man noch nicht Glauben giebet Von einem Fluß’ ein Wunder beygebracht; Wie er ¢o heftig ¢ey verliebet: Daß ¢eine hei¢¢e Bach Durch’s Meeres Eingeweid und durch der Erde Schooß/ Wie i¢t die Macht der Liebe doch ¢o groß! ! Der " flucht’gen Arethu¢’ in Trinacris drang nach; Wo unter Etnens Klufft Der Rie¢e der vom Blitz erlegt i¢t/ und ¢elb¢t blitzet/ Der Rache Feuer in die Lufft Und gegen dem verhaßten Himmel ¢pritzet. Der¢elbe Fluß bin ich/ Jhr habt von mir gehort/ nun aber ¢eht ihr mich Meint euren Augen ihr nicht Glauben zuzu¢tellen? Schaut: ich verendere den vorgewohnten Lauf Jch kieß ein frembdes Meer/ und halte nun die Wellen Des Koniges der Flu¢¢e auf Hier mach ich freudig mich herbey/ Wo es mich recht bedunckt/ ¢eh ich hier einen Strand/ Wie weiland war mein ¢chon und freyes Vaterland/ Das itzt i¢t Magd und Wu¢teney Ja/ Mutter/ ja du bi¢t’s/ Alfeus kennet dich Ach! ¢o erkenne doch/ Arcadien/ auch mich. Mich dein ¢o lieb und hochberuhmtes Kind! Jch ¢eh’ es ja/ dis ¢ein die ¢chonen Walder Und die zur Zeit ¢o wohlbekannten Felder 842 849 855 858 861 865
euch] auch A euch A(Errata)BC !Der "] Durch ABC gehort/] gehort AB gehort/ C frembdes] ¢rembdes A1 frembdes A2B fremdes C bedunckt/] bedunckt A bedunckt B bedunckt/ C Arcadien/ auch] Arcadien auch/ AB Arcadien/ auch C
847 Durch’s] Durch C 853 dem] den C
Anmerckungen zu II
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Wo Tugend ihre Wieg’ und auch ihr Grabmahl find’t. Die guldne Zeit verkroch in die¢en Winckel ¢ich Als ¢ie der Welt und Men¢chen ¢ich ent¢chlug/ Die ei¢ern ¢ind/ voll La¢ter und Betrug. Alhier ergetzt die Freyheit mich/ Die ohne Neid und ohne Maaße bluhet. !127" Die ein entwafnet Friedens-Bild Jn Sicher! heit" be¢itzt/ ¢ich ohne Wache ¢iehet. Der Un¢chuld und der Tugend Schild War die¢es Volckes Wall/ der be¢¢er konte tauern/ Als Thebens ¢tarcke Mauern/ Die von be¢eelten Stein hat Orpheus aufgefuhrt/ Wenn auch gleich Grichenland vom Kriege ward geruhrt/ Arcadien in Brand gerieth/ Sein kriegri¢ch Volck zu waffnen war bemuht/ So blieb doch die¢es edle Theil Der Volcker Zuflucht/ Schirm und Heil/ Man horte nichts von dem Gerau¢ch und Ra¢en/ Wenn Feind und Freind gleich ließ Trompeten bla¢en. So ¢ehr nun Megara/ und Patra/ und Corinth/ Micen und Sparta war begierig obzu¢iegen/ So eifrig war diß holde Volck ge¢innt/ Das an der Bru¢t dem Himmel ¢chien zu liegen/ Sich zu verwahren in der Ruh. Wenn jene dort ver¢chantzten ihre Stadte Schrieb die¢es ¢ein Geluck der Himmels Fe¢tung zu. Die Waffen kampften dort/ hier aber das Gebethe/ Kan die¢es Volckes Nahm und Tracht Gleich Schaffern auch verglichen werden/ War doch ihr Thun und die Gebehrden Nicht groben Hirten nachgemacht. Denn einer war aufs eifrig¢te beflie¢¢en
876 Sicher! heit" ] Sicher A Sicherheit A(Errata)BC 883 waffnen] Waffnen A waffnen BC 878 tauern] dauern C 887 Freind] Freund C 898 die] ihr C
Anmerckungen zu II
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Die Heimligkeiten der Natur/ Jn Himmel/ Erde/ Meer und in der Luft zu wi¢¢en/ Ein ander folgte nach des flucht’gen Wildes Spur/ Ein ander paßte auf Ein Wald-Schwein mit mehr Ruhm/ und Baren umbzubringen/ Der ubte ¢ich zu ¢chnellen Lauf/ Und jener wolte ¢ein unzwingbar in dem Ringen Der warf gekugelt Bley mit Riemen nach den Scheiben/ Ein ander ¢choß auf das ge¢teckte Ziel/ Ja jeden ¢ahe man nach ¢einer Neigung treiben Ein angenehmes Spiel. ! 128" Doch war der mei¢ten gantzes Leben Den heilgen Mu¢en ¢tets ergeben/ Der Buhl¢chafft/ die man vor fur ¢o ¢ehr edel hielt/ Nun aber wenig bringt und gilt. Wer aber hat nach ¢o geraumer Zeit Arcadien hieher ver¢etzet/ Wo Dora und der Po das fette Land benetzet? Was ¢eh ich? die¢es i¢t der Sitz der Ein¢amkeit/ Und diß das Heyligthum der alten Erycinen Dort thurmt der Tempel ¢ich empor Jn welchem ¢ich ließ Cynthia bedienen Wie wunder¢eltzam kommt mir die¢es alles vor! Was fur ein gro¢¢er Muth/ fur Tugend muß den regen Der ein gantz Land ver¢etzt/ und Volcker kan verlegen? O gro¢¢es Konigs Kind/ An der die Jahre jung nur ¢ind Die an Ver¢tande ¢chon lang¢t worden i¢t zur Frauen/ Du la¢t durch deines An¢ehns Krafft Durch deines Stammes Eigen¢chafft/ Durchlaucht¢te Catharin’/ itzt mich dis Wunder ¢chauen/ Denn die¢es Vorrecht hat dein hoch Geblutt’ allein: Daß neue Welten ihm gebohren worden ¢ein.
924 Muth/] Muth AB Muth/ C 901 Heimligkeiten] Heimlichkeiten C 905 umbzubringen] umzubringen C 920 Heyligthum] Heylighum B
Anmerckungen zu II
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Doch alle die¢e Wunderwercke Sind von Gebuhrts-Art euch gemein/ Und ¢chlechte Thaten eurer Starcke/ Wie in dem Meer/ im Himmel und auf Erden/ Lebhaffte Seelen/ Graß/ Geblume/ Laub und Kraut Der Sonne/ wenn ¢ie fruh aus Thetis Bette ¢chaut Zu Lieb und Lu¢t gezeuget werden; So/ wenn ¢ie macht’ge Sonn’ ihr Haupt hebt in die hoh/ Aus dem durch ihr groß Hauß erhohten Abende Sieht man an allen Enden Jhr Land¢chafften bluhn/ und Reich’ auf¢teigen/ Die Erde nichts als Palmen zeigen Und Sieges-Zeichen gehn herfur. Sie/ Heldin/ i¢t es nun/ fur der mein Haupt ¢ich neiget/ Die von dem Herr¢cher i¢t gezeuget/ !129" Dem/ wenn uns gleich die Nacht bethaut/ Die Sonne doch nicht untergehet; Des gro¢¢en Fur¢ten holde Braut/ Dem wegen Tugend und Ver¢tandes Der Himmel hat die Auf¢icht die¢es Landes/ Und ¢einer Mauern anvertraut. Allein Jtalien darf mehr Nicht ¢ein Geburg’ und fel¢ichtes Gefilde/ Denn ¢ie be¢chutzt es noch ¢o ¢ehr; Statt gro¢¢er Alpen dient ihr gro¢¢er Gei¢t zum Schilde. Sie wird bey kriegri¢cher Gefahr Fur ein unzwingbar Bollwerck ¢tehen Das Kriegs-Volck aber ¢ie erhohen Zum Friedens Tempel und Altar. Jn welchem aber ¢ie allein Wird eine neue Gottheit ¢ein. So lebet nun viel lange Zeit
937 Meer/] Meer AB Meer/ C 938 Laub] Laub A Laub BC 947 Heldin/] Heldin AB Heldin/ C 938 Lebhaffte] Lebhabte C 956 Geburg’] Gebirg’ C Gefilde] Gefulde B
Anmerckungen zu II
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Jhr gro¢¢en Seelen ihr/ in Eintracht und Vergnugen. Die Welt hofft viel Gluck¢eeligkeit Von eurem Bundnu¢¢e zu kriegen; Zu die¢er Hofnung muß ihr ¢teten Anlaß geben Jhr eingebußtes Reich mit ¢o viel Konigs-Staben/ Wenn ¢ie nach Morgenland ihr traurig Antlitz kehrt; O Feld! das/ gro¢¢er Carl/ alleine dein i¢t wehrt! Jn dem die Thaten deiner gro¢¢en Ahnen Als Stuffen dir den Weg zur Folge bahnen. Dis Land und eure Nahmen ¢ind Hoch-herrlich/ wie’s Geblutt/ ja Sitten und Gedancken/ Laßt ¢ich wie euer Gei¢t nicht ¢perren ein in Schrancken/ So kan von euch nun ruhrn kein niedrig Werck noch Kind. Weil ich nun euch von eitel guldnen Kronen/ Mit denen euch’s Verhangnus wird belohnen Treuhertzig ¢age wahr/ Ach! ¢o ver¢chmaht mein kleines Opfer nicht Das auf dem Pindus euch mein reines Hertze flicht Aus Blumen und der Felder Haar Durch der neun Jungfrau’n Hand/ die ¢ingende das Leben/ Trotz Tod und Eitelkeit/ den Wohlverdienten geben. !130 " Ver¢chmaht der Himmel doch nicht Sachen/ Die gleich geringes Armuth ¢ind. Wird nun ein holder Gnaden-Wind Von eurem Himmel mich mehr reg’ und gei¢tig machen/ So wird die Harffe/ die allein Von zarter Liebe ¢ingt/ von Hochzeit und von Wiegen
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Morgenland] Morgendland A Morgenland BC Ahnen] Ahnen. A Ahnen/ BC ¢ind] ¢ind/ AB ¢ind C wahr/] wahr. ABC Haar] Haar. A Haar BC ¢ind.] ¢ind A ¢ind. BC Gnaden-Wind] Gnaden-Wind. A Gnaden-Wind/ B Gnaden-Wind C allein] allein/ AB allein C von Hochzeit] vou Hochzeit A von Hochzeit BC
968 Bundnu¢¢e] Bundni¢¢e C 980 Verhangnus] Verhangniß C 990 eurem] euren BC
Anmerckungen zu II
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Verwandelt in Trompeten ¢ein/ Und ihren Schall erhohn von euren Waff- und Siegen. Son¢ten ¢olten auf den Strofadi¢chen Jn¢eln auch Brunnen ¢ein/ ! in" welchen offters Blatter von Maßholder-Baumen gefunden werden/ derer doch keiner auf ¢elbigen Jn¢eln wach¢et. Daher geglaubt wird: daß die¢e Brunnen unterirrdi¢che in Morea oder in Pelopone¢um gehende Rohren haben. Mon¢. Spon. tom. 1. des Voyages. p. 119. v. 516. 539. Das guldne Fluß.) Wie Ja¢on mit Hulffe der verliebten Medea das guldne Fluß in Colchos erobert/ i¢t aus Senecæ Medea bekand. Suidas meinet/ daß Ja¢ons guldener Wieder ¢ey ein Buch gewe¢t/ Ρ« ,D -+ , 7+« 7μ. Welches nemlich die Heimligkeit des Alchymi¢ti¢chen Goldmachens in ¢ich begriffen haben ¢ol. Langius lib. 1. Epi¢t. Med. 53. Etwas gleichma¢¢iges be¢chreibt Seneca in Thye¢te: E¢t Pelopis altis nobilis in ¢tabulis pecus, Arcanus Aries, ductor opulenti gregis, Hujus per omne Corpus infu¢o Coma Dependet Auro, cujus à tergo novi Aurata Reges Sceptra Tantalici gerunt. Po¢¢e¢¢or hujus regnat, hunc tantæ domus Fortuna ¢equitur.
1994 Waff- und] Waff-und AB Waff- und C 1995–996 !in" welchen offters] aus welchen man ofters A in welchen offters A(Errata) in welchen man offters BC 1999 haben] habe AB haben C 1000 516. 539.] 520. 533. ABC 1001 Fluß] Fluß A Fluß BC 1003 μ] - AB μ A(Errata)C 1011 Reges] Regis ABC 1012 regnat,] regnat. ABC 1996 1997 1002 1003 1004
werden] fehlt BC geglaubt] geglaubet BC Wieder] Widder C Ρ,«] —,« C Heimligkeit] Heimlichkeit C
Anmerckungen zu II
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v. 516. 539. Das guldne Fluß] Seneca, Medea, passim. – Suidas, Lexicon, ed. A. Adler, Bd. 2 (Leipzig 1931), S. 24, s.v. ' «: „Wie durch chemische Verbindung Gold herzustellen sei.“ – J. Langius, Epistolae medicinales (Frankfurt a. M. 1589), lib. 1, epist. 53, S. 270. – Seneca, Thyestes 225–231: „In des Pelops hohen Ställen befindet sich ein edles Tier, ein geheimnisvoller Widder, Leittier einer üppigen Herde. Über dessen ganzen Leib hängt Fell von wallendem Gold herab. Die neuen Könige aus dem Geschlecht des Tantalus führen ein Zepter, das von diesem Vlies vergoldet ist. Wer dieses Vlies besitzt, ist der König;
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Sophonisbe
Die¢em wollen einige den Uhr¢prung des beruhmten Ritter Ordens des guldenen Flu¢¢es/ welchen Philipp Hertzog in Burgund ge¢tifftet/ beyme¢¢en; Saavedra in Symb. fuhret diß von des Gedeons Felle/ andere aus dem Nahmen des JASON her/ nemlich: daß jeder Buch¢tabe einen Monath/ nemlich die nach einander folgende Julium, Augu¢tum, Septembrem, Octobrem, Novembrem bedeute/ als in welchen die Hertzoge von Burgund jahrlich ihre guldene Einkunfften ein¢amleten. ! 131"
Die dritte Abhandlung.
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v. 14. Sind fur Carthago wir nicht ¢elb¢t ins Feld gezogen.) Anfangs hat Ma¢ani¢¢a wider die Romer/ Syphax wider Carthago Krieg gefuhret. Appian. de bell. Pun. c. 16. p. 6. & de bell. Hi¢pan. p. 262. Livius. dec. 3. lib. 7. p. m. 269. v. 15. Daß der Fur¢t zun Romern ubertrat.) Wie Ma¢ini¢¢a und Scipio ¢ich mit einander verbunden/ be¢chreibt Livius dec. 3. lib. 8. p. 327. v. 18. 154. Daß ¢ie ein Zweig auß Barchens Stamm.) Dis war das machtig¢te Ge¢chlecht zu Carthago/ aus welchem Amilcar, Annibal, und Sophonisbe ent¢pro¢¢en. Livius dec. 3. lib. 1. p. 2. Jn Africa war gegen Cyrene eine alte und beruhmte Stadt/ welche man wie auch ihren Land¢trich Barca, Barce, und Barcha hieß. Bochart. part. 2. !Chanaan. " lib. 1. c. 25. p. 546. Ob dis Ge¢chlechte nun aus die¢er Stadt ent¢pro¢¢en/ i¢t nicht leicht zu ergrunden. Son¢t aber fuhrte ¢ich Hannibal ¢o wohl als Dido vom Belus her. Sil. Ital. l. 8. Annibal a no¢tro nomen memorabile Belo. & l. 15. redet Hannibals Bruder:
1027 zun] zum A zun BC 1033–1034 ! Chanaan. "] Phaleg. ABC 1036 Annibal a] Annibalæ A Annibali A(Errata)BC 1037 Bruder] Bruder A Bruder A(Errata)BC 1015 1016 1020 1023 1025 1028 1034 1036 1037
in] zu C fuhret] fuhrt BC guldene] guldenen BC fur] vor C Pun.] Punic. C be¢chreibt] be¢chreibet C die¢er Stadt] die¢em Stamme BC l.] lib. C l.] lib. C
Anmerckungen zu III
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von ihm hängt das Glück des so großen Hauses ab.“ – D. Saavedra Fajardo, Idea principis christiano-politici (Köln 1650), S. 282, in der Auslegung zum Symbolum 39, einem Emblem mit der Inscriptio „Omnibus“ („Für alle“), das einen Altar darstellt, auf dem ein Feuer brennt und an dessen Frontseite die Kette mit dem Goldenen Vlies aufgehängt ist.
Die dritte Abhandlung. v. 14. Sind fur Carthago wir nicht ¢elb¢t ins Feld gezogen] Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 36–40; Iber. 58. – Livius 27,4,5–6; 27,5,11; 27,19,9; 27,20,8. v. 15. Daß der Fur¢t zun Romern ubertrat] Livius 28,35,1–12. v. 18. 154. Daß ¢ie ein Zweig auß Barchens Stamm] Livius 21,2,4; 21,9,4. – S. Bochart, Geographiae sacrae pars altera: Chanaan (Caen 1646), lib. 1, cap. 25, S. 546. – Silius Italicus, Punica 8,31: „Hannibal, ein denkwürdiger Name, abstammend von unserem Belus.“ – Ebd.
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Mihi Belus Avorum Principium, mihi cognatum Sidonia Dido, Nomen & ante omnes bello numerandus Amilcar E¢t genitor mihi. v. 30. Rom wird auf Byr¢a nicht.) Byr¢a war die inner¢te mit dreyen ¢tarcken Mauern umbgebene Fe¢tung der Stadt Carthago/ worinnen mitten auf einen Hugel ¢echtzig Staffeln hoch/ des E¢culapius Tempel ¢tand/ in welchen bey Eroberung der Stad ¢ieben Tage funftzig tau¢end Men¢chen ¢ich enthielten. Die¢es Theil ¢ol Eli¢¢a oder Dido gebaut haben. Es hei¢t aber nicht Byr¢a von dem zer¢chnittenen Och¢enleder/ ¢ondern von hrjb welches eine Fe¢tung hei¢t/ woraus die Grichen/ welche fur das nicht leiden konnen/ durch ver¢etzung der mittlern zwey Buch¢taben B gemacht. Bochart. part. 2. ! Chanaan." lib. 1. c. 24. p. 513. v. 34. Die gro¢te Stadt der Welt hat wenig noch gelitten.) Von Eutropio lib. 4. beym Suida, wird Carthago genennet !132 " -+ κ C &, λ ,. Die gro¢te und machtig¢te Stadt der Welt. Jm umbkrei¢e hat ¢ie dreyhundert und ¢echtzig Stadien wie Babylon gehabt. Bochart. d. l. p. 514. Liv. l. 4. Epit. Carthago in Circuitu viginti tria millia pa¢¢uum patuit. Vid. Oro¢ium. l. 4. c. 22. Florus l. 2. c. 15. Solino dicitur alterum po¢t Romam Terrarum Decus.
1038–1039 Mihi … cognatum] auf einer Zeile, eingerückt ABC 1039 Principium,] Principium ABC Sidonia Dido,] Sidonia Dido. (auf neuer Zeile, zentriert) ABC 1041 E¢t … mihi.] Zentriert, genau unterhalb von Sidonia Dido. ABC 1051 !Chanaan."] Phaleg. ABC 1054 0"] O" AB ’O" C 1043 umbgebene] umgebene BC 1044 einen] einem BC ¢echtzig] ¢echzig B E¢culapius] Æ¢culapius C 1045 welchen] welchem C funftzig] funffzig B ¢unfitzig C 1046–1047 gebaut] gebauet C 1054 ,-] ,- C gro¢te] gro¢¢e¢te C 1055 umbkrei¢e] Umkrei¢e BC 1056 ¢echtzig] ¢echzig B
Anmerckungen zu III
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15,745–748: „Belus ist mein Urahn, die Sidonierin Dido ist für mich eine Verwandte, und Hamilkar, der alle überragende Kriegsheld, ist mein Vater.“1 v. 30. Rom wird auf Byr¢a nicht] Bochart (wie zu v. 18), lib. 1, cap. 24, S. 513. v. 34. Die gro¢te Stadt der Welt hat wenig noch gelitten] Eutropius, Breviarium ab urbe condita (hier weder in Buch 4 noch sonstwo eine Bemerkung über die Größe Karthagos). – Suidas, Lexicon, ed. A. Adler, Bd. 3 (Leipzig 1933), S. 38, s.v. K7, (von L. selbst übersetzt). – Bochart (wie zu v.18), lib. 1, cap. 24, S. 514 (von hier der Verweis auf Eutropius und das Suidas-Zitat!). – Livius, Periochae, lib. 51: „Karthago hatte eine Ausdehnung von 23 Meilen Umfang.“ – Orosius, Historiae 4,22,5. – Florus, Epitoma I,31,18 (II,15,18). – Herkunft des Solinus (Collectanea rerum mirabilium 27,11) zitierenden Satzes nicht ermittelt: „Von Solinus wird Karthago ‚zweite Zierde der Welt nach Rom‘ genannt.“
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Lt. „Ordnung der Kupffer“ (s. u., S. 782) gehört zu dieser Anmerkung das Porträt Amilcars (Abb. 2).
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v. 36. Die ¢iebenhundert mahl zu tau¢enden ¢ie zahlt.) Carthago ¢ol/ im anfange des dritten Krieges mit Rom/ in ¢ich ,« % , , oder ¢ieben mal hundert tau¢end Men¢chen gehabt haben. Strabo l. 17. Eben ¢o viel ¢ollen ihr/ wie Tacitus auß einer Uber¢chrifft anzeucht/ zu Thebe in Egypten/ Agrigent in Sicilien/ aber zu des Empedocles Zeit/ wo beym Laertio lib. 8. kein Jrrthum i¢t/ noch mehr gewohnt haben. Zu Jeru¢alem ¢ind in der Belagerung Titi eylfmal hundert tau¢end Men¢chen umbkommen/ und ¢ieben und neuntzig tau¢end gefangen worden. Rom aber/ welches 428342. Burger gezehlt/ hat allem An¢ehn nach noch viel mehr Seelen beherberget. Bochart. part. 1. Geographiæ lib. 4. c. 20. p. 278.286. Die¢em nach ¢ich nicht zu verwundern/ daß/ nach dem mit dem Xerxes gemachten Bundnu¢¢e/ Amilcar drey mal hundert tau¢end Soldaten ins Feld gefuhrt/ mehr als zwey tau¢end Kriegs- und uber tau¢end La¢t-Schiffe auf dem Meere gehabt/ da derer Xerxes mehr nicht als zwolffhundert aufbringen konnen. Diodor. Sicul. l. 11. welcher denn auch wider den Gelo in Sycilien/ eben ¢o viel Kriegs-Volck gefuhret zu ¢ein berichtet. Jm er¢ten Puni¢chen Kriege hat Carthago hundert und funfftzig tau¢end Mann nur zur Herr¢chafft des Meeres gebraucht. Polyb. l. 1. c. 26. Ungeachtet auch das wider den Gelo gefuhrte gro¢¢e Heer gantz verlohren gegangen/ haben ¢ie doch nach ¢iebentzig Jahren eben ¢o viel dahin ge¢chickt/ und Hannibal nach dreyen Jahren mit ¢o viel Volck die Sicili¢che Niederlage er¢etzet. Diodor. l. 13. Dahero Cato, bey Einrathung Carthago gar zu vertilgen/ im Rathe ¢agte: Ne Libertatem quidem Populi Romani fore in tuto, ¢tante Carthagine. Und die 1062 oder ¢ieben mal] oder¢ieben mal A oder ¢iebenmal BC _ 1084 quidem Populi] quide Populi A quidem Populi BC in tuto] intuto ABC gine.] Carthagine AB Carthagine. C 1060 1061 1066 1067 1070 1072 1074 1078 1080 1081 1082
v.] 4. B zahlt] zehlt BC Krieges] Kriegs B gewohnt] gewohnet C umbkommen] umkommen BC Geographiæ lib.] Geograph. l. C Bundnu¢¢e] Bundni¢¢e BC Meere] Meer C Meeres] Meers BC ¢iebentzig] ¢iebenzig B ge¢chickt] ge¢andt C Sicili¢che] Siciliani¢che BC 13.] 3. C
Cartha-
Anmerckungen zu III
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v. 36. Die ¢iebenhundert mahl zu tau¢enden ¢ie zahlt] Strabo, Geographica 17,3,15. – Tacitus, Annales 2,60,3. – Diogenes Laertius, Vitae philosophorum 8,63. – S. Bochart, Geographiae sacrae pars prior (Caen 1651), lib. 4, cap. 20, S. 286 f. (von hier die vorstehenden Hinweise auf Strabo, Tacitus und Diogenes Laertius!). – Diodorus Siculus, Bibliotheca historica 11,20,2. – Polybius, Historiae 1,26,8. – Diodorus Siculus, Bibliotheca historica 13,80,5. – Die Worte Catos: „! …" daß nicht einmal die Freiheit des römischen Volkes gesichert sei, solange Karthago stehe.“ (nach Appianus, Historia Romana, Lib.
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zu Carthago gewe¢ene Ge¢andten: Quid ita parum ¢olliciti e¢¢ent de Carthagine æmulâ Civitate, quæ tam facilè reciperet amplitudinem ¢uam. Appian. de bell. Pun. Ja nach ihrer !133 " Zer¢torung i¢t ¢ie Rom ein Schrecken gewe¢t/ daher ¢ie mit vielen Verfluchungen ihre wider Erbauung verbothen. App. d. l. v. 38. Die aus gantz Africa Gold wie aus Brunnen zopffet.) Anfangs mu¢te Carthago den Mohren Schatzung geben/ ¢ie machten ¢ich aber de¢¢en mit Gewalt loß. Ju¢tin. l. 19. c. 2. Hernach aber beher¢chte es Africa von Cyrene an/ biß zu den Saulen des Hercules/ Sechzigtau¢end Stadia lang. Polyb. lib. 3. Denn es mu¢ten ¢ich fa¢t alle Africani¢che Konige fur die¢er machtigen Stadt beugen/ welche allein in Africa dreyhundert eigenthumliche Stadte hatte. Strabo lib. 17. Bochart. d. l. p. 286. Polybius l. 1. c. 70.71.72. erzehlet: wie Carthago Africa mit ¢chweren Auflagen ausge¢ogen/ und dadurch veruhr¢acht habe: daß fa¢t alle Volcker in Africa von ihr ab- zum Mathos und Spendius gefallen. Son¢t berichtet Reineccius de Reg. Phœnic. daß bey ihnen das Gold ein Sinnebild der ober¢ten Herr¢chafft gewe¢t/ und ¢ie ihrer Gotter Bildnu¢¢en Sacke angehenckt. Jn¢onderheit aber i¢t Africa vom Golde beruhmt gewe¢t; daher das Getichte den Uhr¢prung genommen: daß darinnen die guldenen Aepffel 7 2 von einem Drachen verwahret wurden. Sintemal lXm Arabi¢ch Vermogen oder Schatze bedeutet. Bochart. in Chanaan l. 1.24. p. 521. v. 49. 50. 51. Den albern Mohren gleich.) Qui torridam incolebant, Deos non credebant, & Solem exorientem oderant, quod ab eo urerentur. Strabo l. 17. Geograph.
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3.] 12. ABC d. l.] d. ABC c. 70.] c 70 A c. 70. BC habe] haben AB habe C +] + ABC + A(Errata)
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1.] fehlt BC veruhr¢acht] verur¢achet C Sinnebild] Sinnbild C Bildnu¢¢en] Bildni¢¢en C angehenckt] angehangt C Getichte] Gedicht BC guldenen] guldenen BC Bochart. in Chanaan] Boch. in Chan. C
vom] von C
Anmerckungen zu III
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[Carth.] 314). – „Weshalb sie sich so wenig Sorgen hinsichtlich Karthagos machten, einer feindlichen Stadt, die ihr Territorium so leicht ausdehne?“ (nach ebd. 313). – Verfluchung des Wiederaufbaus Karthagos: ebd. 639. v. 38. Die aus gantz Africa Gold wie aus Brunnen zopffet] Justinus, Epitoma 19,2,4. – Polybius, Historiae 3,39,2–3. – Strabo, Geographica 17,3,15. – Bochart (wie zu v. 36), S. 286. – Polybius, Historiae 1,70–71. – R. Reineccius, Historia Iulia, sive Syntagma heroicum, pars prima (Helmstedt 1594), !cap." 7: Regnum Phoeniceum (S. 136–149), hier S. 142. – S. Bochart, Geographiae sacrae pars altera: Chanaan (Caen 1646), lib. 1, cap. 24, S. 521. v. 49. 50. 51. Den albern Mohren gleich] Nach Strabo, Geographica 17,2,3 (Herkunft d. latein. Übersetzung nicht ermittelt): „Diejenigen die die heiße !Zone " bewohnten, glaubten an keine Götter und haßten die aufgehende Sonne, weil sie von ihr gebrannt wurden.“
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v. 75. Durch Myrten-Zweig erhelln ihr ewig’s Brand Altar.) Strabo lib. 15. berichtet von der Anaitiß und des Omanus Per¢i¢chem Gottesdien¢te: daß die Magi ihnen ein unausle¢chliches Feuer unterhalten/ und taglich eine Stunde lang im Heyligthume ein Gebund Rutten gegen dem Feuer gehalten haben. Selden. de ! Diis Syris." Synt. 2. c. 8. p. 318. meinet: daß die¢es Myrten Rutten gewe¢en. v. 91. Jch ¢chnell ihr Strick und Gurtel zu.) Die Auflo¢ung der Brautgurtel i¢t/ wie alle vorherge¢etzte bey den Hochzeiten gewohnliche Sachen bekand. Die¢es aber i¢t hieran zu mercken: daß die Babyloni¢chen Weiber/ welche in dem Heyligthume Succoth ihre Jungfrau¢chafft feil hatten/ gewi¢¢e 7 + umbhatten/ welche ihnen beym Bey¢chlaffe abgenommen worden. Welches einige fur gewi¢¢e aus Stricklein geflochtene Krantze/ andere fur Gurtel/ welche allein die¢er nackten Dirnen Scham bedeckten/ auslegen/ Selden. Synt. 2. c. 7. p. 310. ¢eqq. allwo er zugleich lehret/ daß Succoth !134 " ein Heyligthum der Venus, die ¢ie Benoth genennt/ die Grichen aber daraus ;+ #O+ gemacht. Die¢e Venus oder Sicca Veneria hat in der Carthaginen¢i¢chen Stadt Sicca auch einen Tempel gehabt/ darinnen die¢e Weiber mit ihrer Geilheit gewuchert. Valer. Max. l. 2. c. 6. v. 101. Delephat die du von Saltz und See gezeiget.) Wie die Grichen wegen die¢er Zeigung die Venus #A φ ,+ hie¢¢en/ al¢o hieß ¢ie bey den Chaldeern und Aßyriern ' φ von tpld welches einen Wa¢¢er-Tropfen oder auch gar innbrun¢tige Umbarmung bedeutet. Selden. Synt. 2. c. 4. p. 284. v. 102. Doch alter ¢ol¢t als Ammon ¢ein.) Die¢es meldet Scholia¢tes ad 3. Argonautic. Apollonii. Gleichwol aber wird der Venus in Romi¢chen Ge¢chichten/ zu Zeiten der Konige noch nicht erwehnet. 1111 1114 1120 1126 1131
der Anaitiß] den Anantiß A dem Anantiß B dem Anantis C !Diis Syris." ] fehlt ABC ] ABC ’O] ’O ABC 1] 1! ABC tpld] ,pld ABC
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Per¢i¢chem] Per¢i¢chen C unausle¢chliches] unauslo¢chliches C umbhatten] umhatten C gezeiget] gezeuget BC Zeigung] Zeugung BC Umbarmung] Umarmung C 3.] fehlt BC
Anmerckungen zu III
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v. 75. Durch Myrten-Zweig erhelln ihr ewig’s Brand Altar] Strabo, Geographica 15,3,15. – „Magi“ = ‚Magier‘. – J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 2, cap. 8, S. 318. v. 91. Jch ¢chnell ihr Strick und Gurtel zu] Ebd., cap. 7, S. 310–316 (hier alle von L. zu dieser Anmerkung beigebrachten Informationen). – Valerius Maximus, Facta et dicta 2,6,15. v. 101. Delephat die du von Saltz und See gezeiget] Selden (wie zu v. 75), cap. 4, S. 284. v. 102. Doch alter ¢ol¢t als Ammon ¢ein] „Scholiastes ad 3. Argonautic. Apollonii“: Obskurer Hinweis; in den Scholien-Editionen zu den Argonautica des Apollonius Rhodius findet sich nichts dergleichen.
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v. 105. 106. Be¢chencke ¢ie mit ¢o viel Fruchtbarkeit/ als deine Gun¢t dem Schopffen-Vieh verleiht.) Alle Naturkundiger meinen: daß auf der Erde und in der Lufft kein Thier lebe/ welches ¢o fruchtbar ¢ey/ als ein iedwedes im Meere. Daher der Zeige-Gottin das Meer gar billich zu ihrem Uhr¢prunge zugeeignet wird. Plutarch. Sympo¢iac. lib. 5. v. 107. 108. Salambo ¢treue das ¢charf¢te Saltz der Freuden.) Venus wird entweder vom ge¢altzenen Meere/ oder von Beweinung des Adonis/ bey den Babyloniern Salambo oder Salambas genennet. Denn ;+! i¢t wehklagen. Selden d. l. p. 285. v. 111. 112. Den Priapus ¢ie aber nicht er¢chrecken/ befihl: daß beyden er die Zeit mit lachen kurtzt.) Priapus ward zum Schrecken und Wachen in die Garte ge¢atzt. Daher Horatius: -- Deus inde ego, Furum Aviumque maxima Formido. Daher wird auch der 1. Reg. 15. & 2. Paralip. c. 15. angezogene ¢chrekkende Abgott tjlpm auf den Priapus ausgedeutet. Wiewohl einige Rabinen die¢es Abgotts Nahmen daher fuhren: daß er ein wunderliches gelachter veruhr¢ache. Und Selden. d. l. c. 5. p. 300. wil aus die¢em Hebrei¢chen Nahmen/ das Wort φ&« hernehmen. v. 113. 114. Du Himmels Konigin/ Lu¢t ¢chaffende Mylitte.) Jn die¢er Gottin oder Venus Tempel hatten die Magdlein gleicher ge¢talt ihre Jungfrau¢chaft feil. Worwider das Verboth Levit. 19.29. ohne Zweifel gerichtet i¢t. Die¢er wurden/ wie aus Jerem. 7. ! 135 " 18. zu ¢ehen/ als
1144–1145 3] 3 ABC 1151 1.] 3 A 2. BC 1152 tjlpm] hjlpm ABC 1153 ein] ein und A ein A(Errata)BC 1154 d. l.] d. ABC 5.] 6. A 4. BC 1155 1-«] 1« ABC 1158 Worwider] War wider A worwieder A(Errata) Wor wieder B Worwider C 1138 Naturkundiger] Naturkundiger B 1140 Meere] Meer C Zeige-Gottin] Zeuge-Gottin BC 1143 ge¢altzenen] ge¢altzenem B 1153–1154 wunderliches] wunderlichs C 1154 300.] 400. BC 1155 Hebrei¢chen] Hebrai¢chen C 1156 114.] 213. BC
Anmerckungen zu III
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v. 105. 106. Be¢chencke ¢ie mit ¢o viel Fruchtbarkeit/ als deine Gun¢t dem Schopffen-Vieh verleiht] Plutarch, Moralia: Quaestiones convivales 5,10,4 (685 E). v. 107. 108. Salambo ¢treue das ¢charf¢te Saltz der Freuden] Selden (wie zu v. 75), cap. 4, S. 285. v. 111. 112. Den Priapus ¢ie aber nicht er¢chrecken/ befihl: daß beyden er die Zeit mit lachen kurtzt] Horaz, Sermones 1,8,3–4: „Ein Gott bin ich seitdem, der größte Schrecken der Diebe und Vögel.“ – III Rg 15,13. – II Par 15,16. – Selden (wie zu v. 75), cap. 5, S. 299 f. (von hier alle Zitate in dieser Anm.). v. 113. 114. Du Himmels Konigin/ Lu¢t ¢chaffende Mylitte] Lv 19,29. – Ier 7,18. – Salomon Jarchi (eigtl. Salomo Ben Isaak), hier zit. nach Sel-
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der Himmels Konigin Kuchen geopfert/ welche des Salomon Jarchi Meinung nach/ die Gottin abgebildet/ und ,ynvk gehei¢¢en haben ¢ollen. Selden. Synt. 2. c. 7. p. 311.312. Von die¢er Himmel Konigin Bilde berichtet Herodian. lib. 5. Heliogabalus Simulacrum Uraniæ ju¢¢it afferri, quod ¢cilicet Carthaginen¢ibus omnique ´ Africæ incredibilem in mo! dum venerabile, po¢itum fui¢¢e a Phœni¢¢a Didone" creditur, quo tempore antiquam Carthaginem di¢¢ecto Coriô ædificavit. Be¢iehe hiervon Vos¢ium Theolog. gentil. lib. 2. c. 23.24. Heindr. Carthag. lib. 2. ¢ect. 1. c. 4. p. 209. v. 115. Das We¢t Phœnicien.) Nemlich das umb Carthago gelegene Africa/ welches wegen der dahin gezogenen Phœnicier ebenfals * + gehei¢¢en worden. Polyæn. lib. 5. v. 117. A¢tarthe Sonne die¢er Erden.) Daß A¢tarthe der Phœnicier Gottin eben diß/ was der Romer Venus, und Mohnde/ der Araber Alilat, der Syrer Mulitha, der Ebreer Lilith, der Chaldeer Ammes, der Grichen Jo, der Egyptier I¢is gewe¢en/ und daß Salomon ihr Bild aufgerichtet habe/ fuhret aus Kircher. tom. 1. Oed. Ægypt. !Synt. 4." c. 13. p. 318. ¢eqq. Be¢iehe von A¢tarthen/ Heindrichi Carthagin. lib. 2. Sect. 1. c. 4. p. 204.–206.
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Salomon] Salamon AB Salomon C abgebildet] abgegildet A abgebildet BC Von] von A Von BC !a Phœni¢¢a Didone" ] fehlt ABC Phœnicien] Phænicien A Phœnicien B Phonicien C Phœnicier] Phænicier A Phœnicier B Phonicier C Phœnicier] Phænicier A Phœnicier B Phonicier C Mulitha,] Mulitha A Mulitha, BC Salomon] Salamon AB Salomon C !Synt. 4. "] fehlt ABC
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der] des BC Himmel Konigin] Himmels-Konigin C lib.] l. C Theolog.] Theol. C Heindr.] Heindrich. C umb] um BC Polyæn.] Polyen. C Ebreer] Ebraer C Egyptier] Egypter C
Carthag. lib.] Carthag. l. C
Anmerckungen zu III
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den: Primärquelle nicht ermittelt (vermutlich sein Pentateuch-Kommentar). – Selden (wie zu v. 75), cap. 7, S. 311 f. (von hier die vorstehenden Hinweise auf Bibelstellen und auf ‚Salomon Jarchi‘). – Herodian, Historiae 5,6,4: „Heliogabal befahl, das Bild der Urania herbeizuschaffen; von diesem Bildwerk, das für die Karthager und für ganz Afrika ein Gegenstand unglaublicher Verehrung ist, glaubt man nämlich, daß es ! von der Phoenizierin Dido" aufgestellt worden sei zu der Zeit, als sie das alte Karthago nach Zerschneiden des Leders erbaute.“ Nach der vielgedruckten lateinischen Übersetzung von Angelo Poliziano; verglichene Ausgabe: Herodianus, Historiarum libri VIII, ed. cura Ioh. H. Boecleri (Straßburg 1644), S. 242 (die von uns vorgenommene Textergänzung in L.s Zitat entspricht dieser Ausgabe). – G.J. Vossius, De theologia gentili (Amsterdam 1668), tom. 1, lib. 2, cap. 23/24 (S. 212–215); hier allerdings nichts zu dem angesprochenen Thema, sondern vielmehr Ausführungen über die Verehrung des Mondes bei den Arabern und Ägyptern; Einschlägiges zu dem Lemma „Mylitte“ (= Mylitta, lt. Vossius bei den Assyrern und Babyloniern der Name für die Göttin Venus Urania bzw. Luna) und zu der mit dem Kult dieser Göttin verbundenen Tempelprostitution in cap. 22 (S. 209–212), hier S. 209. – C. Hendreich, Carthago (Frankfurt a.O. 1664), lib. 2, sect. 1, cap. 4, S. 209. v. 115. Das We¢t Phœnicien] Polyaenus, Strategemata 5,3,6. v. 117. A¢tarthe Sonne die¢er Erden] A. Kircher, Oedipus Aegyptiacus, tom. 1 (Rom 1652), syntagma 4, cap. 13, S. 318 ff. – Hendreich (wie zu v. 113), S. 204–206.
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v. 118. Die als kein Atlas nicht die Kugel die¢er Welt.) Erato¢thenes l. 3. ¢chreibt: Weil man die Venus fur die Gebehrerin aller Dinge gehalten/ habe ¢ie Canachus Sicyonius al¢o aus Gold und Helffenbein gemahlt: daß ¢ie die Himmels Kugel auf dem Haupte/ in der einen Hand Maah/ in der andern einen GranatApfel getragen. v. 133. ¢eqq. Wil die eine Taub ¢ich er¢t entzihn der Glutt.) Von allerhand ¢olchen bo¢en Zeichen bey den Opfern handelt Ro¢in. l. 3. c. 11. v. 173. T¢or un¢er Vaterland.) rvj hieß das Eyland Tyrus/ und auch die hernach darauf gebaute Haupt Stadt der Phœnicier. Tsor aber heißt ¢o viel als ein Felß. Dahero von ihr Nonnus Diony¢iac. lib. 40. ¢ingt: ---- $ « ,ξ « A1 !D Ν!- 9 . Und ferner: PW ,’$φ « ?+ Ν K «. v. 174. Vom gro¢¢en Chna gezeigt.) Auß der Heiligen Schrifft i¢t bekand: daß Chanaan und Phœnicien einerley Land ¢ey/ und daß !136 " die Chananiter von Chanaan dem Sohne Chams ent¢pro¢¢en. Von die¢em Chanaan meldet auch Eupolemus libr. de Judæor. A¢¢yriâ: T ,ξ μ X -2 μ * +. Nemlich Saturnus (al¢o wird Noah genennt) hette den Chanaan den Vater ˜ geder Phœnicier gezeugt. Die¢er Chanaan aber ward verkurtzt XNA ˜ hei¢¢en/ beym Philone Biblio: XNA « * + «. Bochart. Geographiæ part. 1. lib. 4. c. 34. p. 340. Hornius in Arc. Noæ p. 56. Ma¢ani¢¢a aber rechnet ¢ich hier mit unter die Carthaginen¢er/ weil Numidien ein Theil des kleinern Africa war/ darinnen
1184 Von] von AB Von C 1186 hieß] Hieß AB hieß C 1187 Phœnicier] Phænicier A Phœnicier B Phonicier C 1197 X! 5$] ! 5$ ABC 1197–1198 Nemlich] nemlich AB Nemlich C 1198 genennt] genennt. A genennet. B genennet C 1180 1184 1188 1196 1199 1201
Gebehrerin] Gebahrerin BC ¢eqq.] ¢qq. C ¢ingt] ¢inget BC libr.] lib. C gezeugt] gezeuget C lib.] l. C
Anmerckungen zu III
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v. 118. Die als kein Atlas nicht die Kugel die¢er Welt] Eratosthenes: nicht mehr aufklärbare Verwechslung dieses nur fragmentarisch überlieferten Autors mit Pausanias, Graeciae descriptio 2,10,5, wo die Aphrodite-Statue von Kanachos beschrieben wird wie angegeben. v. 133 ¢eqq. Wil die eine Taub ¢ich er¢t entzihn der Glutt] J. Rosinus, Antiquitates Romanae (Köln 1619), lib. 3, cap. 11 (Sp. 459–463). v. 173. T¢or un¢er Vaterland] Zu der Erklärung von „T¢or“ vgl. AnmLH. zu C 2 I 363 (Bd. 1.1, S. 669). – Nonnus, Dionysiaca 40,497–498: „Auf unbewegbaren Grundlagen hat sie sich selbst befestigt und bindet sich an den freien Fels.“ – Ebd. 40,499: „Gründet aber eine Stadt, die sich auf beiden Hügeln hinzieht.“ v. 174. Vom gro¢¢en Chna gezeigt] Eupolemus, De Iudaeorum Assyria, über Bochart zit. nach Eusebius Caesariensis, Praeparatio evangelica 9,17 (PG 21,709/710 A), hier wiederum nach Alexander Polyhistor: „Dieser aber habe Chanaan, den Vater der Phoenizier, gezeugt.“ – Philo Byblius, Phoenicum historia, Frg., in: F. Jacoby, Die Fragmente der griechischen Historiker (FGrHist), Tl. 3, Bd. C (Leiden 1958), S. 813, Z. 10: „Chna, der erste Phoenizier mit diesem Namen.“ – S. Bochart, Geographiae sacrae pars prior (Caen 1651), lib. 4, cap. 34, S. 340 (von hier die vorstehenden Zitate aus Eupolemus und Philo Byblius). – G. Hornius, Arca Noae (Leiden, Rotterdam 1666), S. 56. –
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Carthago lag. Daher auch Tertullian. de Pallio die Carthaginen¢er Numidas nennet. Es hieß die¢es Theil Africæ aber eigentlich Zeugis. Be¢ihe Salma¢. ad Solin. p. 318. v. 176. ¢eqq. Hat un¢er Ma¢t gefahrn/ und un¢re Hand gebaut.) Es i¢t fa¢t kein Land oder Winckel in der Welt/ wohin nicht die Phœnicier/ nach dem ¢ie ¢onderlich vom Jo¢ua weg/ oder in die Enge getrieben worden/ hinge¢chifft/ ¢ich niedergela¢¢en/ und Stadte gebaut haben. Worvon Bochart. Geographiæ part. 2. lib. 1. cap. 2. per tot. Hornius Arc. Noæ. p. 59. Nirgends aber haben die Phœnicier ¢ich weiter außgebreitet/ als in Africa/ dahin nicht Dido, ¢ondern lange vorher der Tyri¢che Hercules/ den die Phœnicier M «, M , die Cappadocier und Elien¢er De¢anaus, gehei¢¢en/ Selden. de Diis Syr. Synt. 1. c. 6. p. 183.187. zum er¢ten Volck uberge¢atzt/ mit welchem Afer, des Madian Sohn/ Abrahams und der Kethura Nachkomme wider den Konig Antæus ein Heer gefuhret/ und ¢elbiges Land nach ¢einem Nahmen Africa genennet haben ¢ol. Die¢er Melicardus hat vermuthlich Carthago gebaut/ und bey Tingis die zwey Saulen auffgerichtet/ darein Phœnici¢ch ge¢chrieben gewe¢t: Nos ¢umus profugi à facie Jo¢uæ Latronis Filii Nun. Hornius d. l. p. 59.60. Ja Cadmus ¢ol allein in Africa hundert Stadte gebaut haben/ wie aus dem Nonno zu ¢ehen: T& « 9μ« 8 %& «. Bochart. p. 2. l. 1. c. 24. p. 510. v. 177. Wir gaben die Ge¢atz und Bau-Kun¢t aller Welt.) Daß die Phœnicier die Bau- Rechen-Kun¢t/ die Schiffarth nach dem Ge¢tirne/ die Schrifft/ die Krieges-Wi¢¢en¢chafft in dem tief¢ten Alter !137 "thume
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Carthaginen¢er] Carthaginen¢er Aliquo ABC Carthaginen¢er A(Errata) Africæ] Africæ, AB Africæ C Zeugis] Zeág0s A Zeagis BC Africa] A¢rica A Africa BC gehei¢¢en] gehei¢en A gehei¢¢en BC uberge¢atzt/] uberge¢atzt. A uberge¢atzt/ B uberge¢etzt/ C Afer,] Afer AB Afer, C Sohn/] Sohn AB Sohn/ C
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Daher] Dahero C die¢es] die¢er C cap.] c. C Volck] Volcke C Nachkomme] Nachkommen BC gebaut] gebauet C gebaut] gebauet C Nonno] Nono BC p. 2.] part. 2. C Krieges-Wi¢¢en¢chafft] Kriegs-Wi¢¢en¢chafft BC
Anmerckungen zu III
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Tertullian, De pallio 3: PL 2,1094 f. – C. Salmasius, Plinianae exercitationes in C.I. Solini Polyhistora (Utrecht 1689), tom. 1, S. 225a C-E. v. 176 ¢eqq. Hat un¢er Mast gefahrn/ und un¢re Hand gebaut] S. Bochart, Geographiae sacrae pars altera (Caen 1646), lib. 1, cap. 2 (S. 367 f.). – G. Hornius, Arca Noae (Leiden, Rotterdam 1666), S. 59. – J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 1, cap. 6, S. 183–187. – Hornius, a.a.O., S. 59 f.; die Säuleninschrift hier zit. (nach Prokop „in Vandalicis“) S. 60: „Wir sind Flüchtlinge, geflohen vor dem Angesicht des Räubers Josua, des Sohnes Nuns.“ – Nonnus, Dionysiaca 13,378: „So zahlreich war das Volk aus den hundert Städten.“ – Bochart, a.a.O., lib. 1, cap. 24, S. 510 f. (das Nonnus-Zitat auf S. 511). v. 177. Wir gaben die Ge¢atz und Bau-Kun¢t aller Welt] Bochart (wie zu v. 176), lib. 1, cap. 8, S. 410. – Ebd., lib. 1, cap. 21, S. 497. – Hyginus,
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geubt/ und andere gelehret/ fuhret Bochart. Geograph. part. 2. l. 1. c. 8. p. 410. aus. Derer denn viel mit dem von Sidon in Grichenland ziehenden Cadmus in Bœotien/ und ferner nach Athen/ wo die Phœnicier in gro¢¢em An¢ehn gewe¢t/ und mit den Phalereern umb des Neptuni Prie¢terthum ge¢tritten. Bochart. d. p. 2. l. 1. c. 21. p. 497. mit ubergebracht. Ma¢¢en er denn da¢elb¢t die Gi¢¢ung des Ertztes gelehrt/ Hygin. c. 274. ¢echzehn Grichi¢che Buch¢taben erfunden. Herodot. lib. 5. wie auch die Spie¢¢e der Kriegsleuthe/ welche von Phœniciern Drachen-Zahne genennet worden. Bochart. d. p. 2. l. 1. c. 19. Dahero Plin. l. 5. c. 12. von Phœniciern ¢agt: Gens Phœnicum in gloriâ magnâ Litterarum Inventionis & Siderum, navalium que ´ & bellicarum rerum. v. 185. Die Saulen Hercules.) Carthaginen¢er ¢ollen zum er¢ten/ und zwar kurtz nach der Zer¢torung der Stadt Troja durch die Meer-Enge bey Calpe und Abila ins gro¢¢e Welt-Meer gefahren ¢ein. Bochart. d. l. c. 24. p. 511. welch gro¢¢es Meer der Chaldei¢che Dollmet¢cher Eccle¢. 1.7. einen Ring/ der die Erde umbgibt. Herodot. lib. 4. #>& / -φ W, -2 ? K ³« $μ & nennet. Von welcher umb¢pielung denn auch #Aφ+ den Nahmen hat. v. 187. Bis in das Rohte Meer umb Africa zu ¢chiffen.) Von Phœniciern ruhmt Strabo lib. 16. daß ¢ie es im Schiffen allen andern Volckern vorgethan/ und Tibull. l. 1. Eleg. 7. Ut que ´ maris va¢tum pro¢pectet turribus æquor Prima ratem ventis credere docta Tyrus.
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Bœotien] Bæotien ABC ¢echzehn] Sechzehn AB ¢echszehn C ’ -] ’O A ’O A(Errata)BC im] in AB im C 7.] 8. AB 6. C
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Geograph.] Geographiæ C gro¢¢em] gro¢¢en C umb] um BC Ertztes] Ertzes C gelehrt] gelehret BC Meer-Enge] Meer-Eng B Chaldei¢che] Chaldai¢che C Eccle¢.] Eccl. C umbgibt] umgiebt C umb¢pielung] Um¢pielung BC umb] um BC ruhmt] ruhmet C l.] lib. BC
Anmerckungen zu III
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Fabulae 274,4. – Herodot 5,58. – Bochart, a.a.O., lib. 1, cap. 19 (S. 486–488). – Plinius, Nat. hist. 5,67: „Der Stamm der Phoenizier steht in großem Ruhm wegen der Erfindung der Schrift, der Sternkunde, der Navigation und der Kriegskunst.“ v. 185. Die Saulen Hercules] Bochart (wie zu Anm. 176), lib. 1, cap. 24, S. 511. – Ecl 1,7. – Herodot 4,36,2: „Den Ozean zeichnen sie als Fluß, der rings um die Erde fließt.“ v. 187. Bis in das Rohte Meer umb Africa zu ¢chiffen] Strabo, Geographica 16,2,23. – Tibull 1,7,19–20: „ ! …" und wie Tyros, das als erstes gelernt hat, Schiffe den Winden anzuvertrauen, mit seinen Türmen auf die weite Fläche des Meeres schaut.“ – Herodot 4 (= Melpomene),42.
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Sophonisbe
Daß aber die vom Necone ausge¢chickten Phœnicier aus dem rohten Meere umb Africa ge¢egelt/ und ¢ich We¢twerts wendende die Sonne auf der rechten Hand gehabt haben/ berichtet Herodotus in Melpomene. Welches ihm unglaublich fur kommt/ weil ihm unbewu¢t gewe¢t: daß Africa ¢o weit gegen Sud uber den Mittel Strich des Erdbodems ¢ich zu¢pitze. v. 188. 189. Des Hanno Schiffe lieffen in eine neue Welt.) Nemlich in die au¢¢erhalb den Saulen Hercules gegen We¢t gelegene gro¢¢e Atlanti¢che Jn¢el/ von welcher aber kein Carthaginen¢er bey Verlu¢t des Lebens was offenbahren dorffte. Ari¢totel. lib. Mirabil. Die¢e Jn¢el wird ins Gemein fur ein Theil von America gehalten; ! 138 " welches aber Bochart. part. 2. l. 1. c. 38. nicht nachgeben wil; weil die Phœnicier nicht nach dem Magnet oder Compaß zu ¢chiffen gewu¢t. Allwo er den das wiedrige meinenden Fullerum widerleget. Welchem bey¢timmt Lipenius Tr. de Navigat. Salomon. cap. 5. Sect. 3. p. 394. ¢eqq. Be¢iehe Hornium de Originib. Americanis. M. Spon im er¢ten Theile ¢eines Rei¢ebuches p. 196. erzehlt: Es habe Vatz ein gerei¢eter Schotte ihn zu Con¢tantinopel ver¢ichert/ daß er in einem ¢ehr alten Stern¢eher-Buche da¢elb¢t gefunden: Es ¢ey die Magnet Nadel ¢ehr alt/ ob ¢ie gleich nicht zur Schifferey/ ¢ondern zur Stern Kun¢t gebraucht worden. v. 193. Un¢er Land aus dem Rom allen Weitzen kriegt.) Prudent. in Symmach. lib. 2.
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Phœnicier] Phænicier A Phœnicier B Phonicier C Nemlich] nemlich AB Nemlich C Phœnicier] Phænicier A Phœnicier B Phonicier C den] denn ABC Fullerum] Follerum ABC
1253 umb] um C 1255 fur kommt] vorkommt C 1256–1257 Erdbodems] Erdbodens C 1265 meinenden] meinende B meynende C 1266 Lipenius] Lippenius BC 1267 Theile] Theil BC 1268 gerei¢eter] gereißter B 1271 gebraucht] gebrauch B 1273 Symmach.] Symach. C
Anmerckungen zu III
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v. 188. 189. Des Hanno Schiffe lieffen in eine neue Welt] Aristoteles, De mirabilibus auscultationibus 85 (Beckmann). – Bochart (wie zu v. 176), lib. 1, cap. 38 (S. 716–719). – N. Fuller, Micellanea theologica (Straßburg 1650), lib. 4, cap. 19, S. 539–549. – M. Lipenius, Navigatio Salomonis ophiritica illustrata (Wittenberg 1660), cap. 5, sect. 3 (S. 390–462), hier S. 413 ff. (= § 16 ff.). – G. Hornius, De originibus Americanis (Halberstadt 1669), S. 33 f. u. 78. – J. Spon, Voyage d’Italie (Amsterdam 1679), tome 1, S. 196. v. 193. Un¢er Land aus dem Rom allen Weitzen kriegt] Prudentius, Contra Symmachum 2,937–939: „Überlege, ob der libysche Bauer auf-
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Re¢pice, num Lybici de¢i¢tat ruris Arator, Frumentis onerare rates, & ad o¢tia Tybris Mittere triticeos in pa¢tum plebis Acervos. Wie hitzig gleich Africa war/ ¢o ward es doch ¢einer Fruchtbarkeit halber von Carthaginen¢ern -2 Κ7«, oder 7,« ein Eeren reiches Land/ von Pindaro I¢thm. 4. v. 91. P φ& « 9 , das Weitzen tragende Libyen genennt. Dahero es auch die Romer ¢elb¢t auf ihren Muntzen und Gemahlden mit einer Weitzen Eere in der Hand abbildeten. Be¢iehe Bochart. part. 2. lib. 1. c. 25. Siquidem hoc alterum Romanorum Horreum cum Ægypto fuit, ex quâ annua ducenties centena millia Modiorum frumenti Romam comportata. Be¢iehe Heindrich. Carthag. l. 1. ¢ect. 1. c. 2. p. 41. ¢eqq. v. 196. Voll Pfeile/ die die Lufft wie Wolcken uberdecken.) Die Mohren hatten vier Ellen lange Bogen/ aber gantz kurtze mit einem ¢charffen Steine zuge¢pitzte Pfeile. Herodot. lib. 7. Strabo lib. 17. ¢ie ¢cho¢¢en aber in ¢olcher Menge ab/ — C« φ « φ+ κ & 2, daß ihre Vielheit einen Schein der Wolcken abgab/ wie Heliodor. in Æthiop. erzehlet. v. 269. Die euch Hy¢ta¢pides furlang¢t hat abge¢chafft.) Nemlich Darius, worvon Ju¢tin. lib. 19. c. 1. 10. Legati à Dario Per¢arum Rege Carthaginem venerunt, afferentes Edictum, quo Pœni humanas ho¢tias immolare, & caninâ ve¢ci prohibebantur; quibus cupidè paruere. Alleine die¢es und andere Ver!139 " botte haben die Carthaginen¢er bald wider auf
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Tybris] Tybris. ABC «] « A « BC c.] c. c. AB c. C Horreum] Hordium A Hordeum A(Errata)BC annua] annuâ ABC Herodot.] Horodot. A Herodot. BC abge¢chafft.) ] abge¢chafft ) A1 abge¢chafft.) A2BC
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ruris] rutis BC ward] war BC ein] fehlt C P1-«] P-1« BC Libyen] Lybien B Dahero] Daher BC Weitzen Eere] Weitzen-Aehre C l.] lib. C zuge¢pitzte] ge¢pitzte C euch] auch C furlang¢t] vorlang¢t C paruere] patuere BC
Anmerckungen zu III
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hört, die Schiffe mit Getreide zu beladen und Haufen von Weizen zur Ernährung des Volkes an die Tibermündung zu schicken.“ – Pindar, Isthmia 4,53b (Race), von L. selbst übersetzt. – Bochart (wie zu v. 176), lib. 1, cap. 25, S. 537–539. – Das sich anschließende lateinische Zitat nicht aus Bochart, sondern aus dem am Schluß der Anm. genannten Werk von Hendreich (leicht abgeändert): C. Hendreich, Carthago (Frankfurt a.O. 1664), lib. 1, sect. 1, cap. 2, S. 44 f. (die Information über die jährlichen Getreideimporte aus Ägypten wörtlich nach: Epitome de Caesaribus 1,6): „Denn dieses war ja Roms zweite Kornkammer neben Ägypten, aus dem jährlich 20 Millionen Scheffel Getreide nach Rom geschafft wurden.“ v. 196. Voll Pfeile/ die die Lufft wie Wolcken uberdecken] Herodot 7,69. – Strabo, Geographica 17,2,3. – Heliodor, Aethiopica 9,18,5 (von L. selbst übersetzt). v. 269. Die euch Hy¢ta¢pides furlang¢t hat abge¢chafft] Justinus, Epitoma 19,1,10–13: „Gesandte des Perserkönigs Darius kamen nach Karthago und brachten einen Erlaß, mit dem es den Puniern untersagt wurde, Menschenopfer darzubringen und Hundefleisch zu es-
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die Seite ge¢etzt/ und al¢o die Men¢chen Opferung biß zu ihrer Zer¢torung behalten. Curt. lib. 4. c. 3. n. 23. v. 275. 276. Die Men¢chen ¢chlachtet ab/ fur derer langes Leben/ Gott wil gebethen ¢ein.) Al¢o redet Ju¢tin. lib. 18. c. 6. n. 12.13. von Carthaginen¢ern: Cum inter cætera mala etiam pe¢te laborarent, cruentâ Sacrorum Religione, & ¢celere pro remedio u¢i ¢unt. Quippe homines ut victimas immolabant, & Impuberes (quæ ætas etiam ho¢tium mi¢ericordiam provocat) Aris admovebant, Pacem Deorum Sanguine eorum expo¢centes, pro quorum Vitâ Dii rogari maximè ¢olent. Gleichwohl aber ¢ind mit die¢em grau¢amen Aberglauben nicht nur die Heyden befleckt gewe¢t/ ¢ondern es erzehlt Cedrenus im Theodo¢io Andramytteno, daß zur Zeit ¢einer Herr¢chaft die von Saracenen belagerten Pergamener auf Anreitzung eines Zauberers ein ¢chwanger Weib aufge¢chnitten/ die Frucht in einem Ke¢¢el gekocht/ alle zum Streite fertigen aber ihre rechte Ermel darein getaucht hetten. v. 278. Bracht ihr auch das Verboth das Gelo euch ge¢teckt.) Als Gelo die Carthaginen¢er bey dem Flu¢¢e Himera uberwunden/ war unter andern Fridens Ge¢atzen auch diß: daß ¢ie dem Saturno mehr keine Kinder opfern ¢olten. Plutarch. in Apopht. c. 20. p. m. 175. v. 301. 302. Die Atreus Taffel nicht.) Wie Atreus ¢einem Bruder Thye¢tes ¢eine drey aufgeopferte Kinder zu e¢¢en furge¢etzet/ ihr Blutt ihm in den Wein gemi¢chet/ al¢o: daß die Sonne daruber zurucke gewichen/ hat ausfuhrlich Seneca in Thye¢to. v. 312. Man muß ¢tracks an den Pfal den Teufels Prie¢ter ¢chlagen.) Infantes penes Africam Saturno immolabantur palam, us que ´ ad Procon¢ulatum Tyberii, qui eosdem Sacerdotes in iisdem arboribus templi ¢ui obumbrantibus, ¢celerum votivis Crucibus expo¢uit. &c. Tertullian. in Apologet. c. 8. Jo¢ephus. Antiqu. Judaic. lib. 18. c. 4. Gleicher Ge¢talt hat Tiberius, wie Plin. l. 30. c. 1. oder Claudius, wie Sveton. in Claud. 1304 admovebant] ad |movebant AB admovebant C 1321–1322 Procon¢ulatum] Procon¢olatum A Procon¢ulatum BC 1325 Tiberius,] Tiberius AB Tiberius. C 1302 1310 1312 1317 1318 1325
ut] fehlt C einem] einen B 278. Bracht] 268. Brecht BC furge¢etzet] furge¢etzt B vorge¢etzt C gemi¢chet] gemi¢cht BC l.] lib. C
Anmerckungen zu III
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sen. Diesen Vorschriften gehorchten sie gern.“ – Curtius Rufus, Historiae Alexandri Magni 4,3,23. v. 275. 276. Die Men¢chen ¢chlachtet ab/ fur derer langes Leben/ Gott wil gebethen ¢ein] Justinus, Epitoma 18,6,11–12: „Da sie, neben allen anderen Übelständen, auch unter einer Seuche zu leiden hatten, benutzten sie als Gegenmittel einen blutigen Ritus und ein Verbrechen. Sie schlachteten nämlich Menschen wie Opfertiere ab und führten Kinder (ein Alter, das auch bei Feinden Mitleid hervorruft) zu den Altären, die Gnade der Götter mit dem Blute derer erflehend, deren Wohlergehen man gewöhnlich von den Göttern inständigst erbittet.“ – Georgius Cedrenus, Compendium historicum (Paris 1647), tom. 1, S. 450 B (am Schluß der Schilderung der Ereignisse unter der Regierung von Kaiser Theodosius Adramyttenus). v. 278. Bracht ihr auch das Verboth das Gelo euch ge¢teckt] Plutarch, Moralia: Regum et imperatorum apophthegmata 175 A (Gelon 1). v. 301. 302. Die Atreus Taffel nicht] Seneca, Thyestes 885–919. v. 312. Man muß ¢tracks an den Pfal den Teufels Prie¢ter ¢chlagen] Tertullian, Apologeticum 9,2: PL 1,366 f.: „Kinder wurden in Afrika dem Saturn öffentlich geopfert bis zum Prokonsulat des Tiberius, der dieselben Priester an denselben Bäumen ihres Tempels, die diese Verbrechen beschatteten, wie an Weihkreuzen zur Schau stellte.“ – Flavius Josephus, Antiquitates Iudaicae 18,79 (betrifft aber ein anderes Thema: Kreuzigung der Isis-Priester zur Strafe für den Betrug an Paulina; s. dazu Anm L. zu IV 244). – Plinius, Nat. hist. 30,13. – Sue-
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c. 25. berichtet/ denen Druyden die Men¢chen Opferung abge¢tellt; Welches ebenerma¢¢en Jacob Grynæus ad lib. 4. c. 7. Eu¢eb. Præpar. Evangel. dem Iphicrates und Dumates zu¢chreibt. v. 317. Jhr edles Creutze kußt.) Bey den Romern wurden nur Knechte oder der Pofel gekreutzigt. Lip¢ius de Cruce lib. 1. c. 12. 13. !140 " Sed Afri non in viles modo ¢ed illu¢tri¢¢imas Per¢onas Crucem adhibebant. c. 11. Ja Heindrich. Carthag. l. 2. ¢ect. 1. c. 5. p. 240. meinet: daß zu Carthago das Creutze nur ein Todt der Edlen gewe¢en were. v. 346. 347. Jch ¢ah auf ¢einer Bru¢t ein unbetruglich Zeichen.) Nemlich ein Gebuhrts Maal. Dergleichen hat Kay¢er Augu¢t auf der Bru¢t und dem Bauche gehabt/ nemlich Flecken nach Art und Ordnung des Ge¢tirnten Beeres. Sueton. in Augu¢t. c. 80. Alle Seleucidæ hatten auf der Huffte einen Ancker. Ju¢tin. lib. 15. c. 4.9. Be¢iehe von die¢en Gebuhrts Maalen/ welche Ari¢tot. Art. poetic. D φ nennt/ Piccart. dec. 1. c. 7. v. 364. Ein weingetranckter Drache.) Ari¢tot. lib. 8. Hi¢t. c. 4. lehret: daß alle Schlangen und Nattern nach Weine ¢ehr lu¢tern ¢ind/ ¢ich daran voll trincken/ und dadurch gefangen werden. Daß aber der Schlangen und Drachen Gifft vom Weine ge¢charfft werde/ lehret aus dem Chaldeer Jonathan ad Deuteron. 32.33. Bochart. tom. 2. Hieroz. l. 3. c. 14. p. 438. allwo er auch aus dem Æliano und Eu¢tathiô erzehlt: daß die Drachen/ welche von Natur nicht giftig ¢ind/ todtliche und Gallenzeugende Krauter e¢¢en/ wenn ¢ie iemanden be¢chadigen wollen. v. 368. Warhaffte Liebe wird beym Ungluck erkennet.) Mit die¢en Wortten: Nubendo ¢e non pro¢peræ tantum, ¢ed omnis fortunæ ini¢¢e Societatem, verweigerte Texena von ihrem Ehherrn Agathocle Konige in
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7.] 8. ABC Dumates] Dumætes ABC were.] were A were. B ware. C Ge¢tirnten] Ge¢tirnnten A ge¢t rnnten B ge¢tirnten C poetic.] pœtic. ABC
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c.] cap. B gekreutzigt] gecreutziget C Beeres] Beers BC Ari¢tot.] Ari¢totel. C iemanden] iemand BC Ungluck] Ungluck er¢t C
Seleucidæ] Selevcidæ ABC
Anmerckungen zu III
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ton, Vitae Caesarum: Claudius 25,5. – Eusebius, Opera omnia, ed. J. Grynaeus (Basel 1570), tom. 1, S. 92 (De praeparatione evangelica, lib. 4, Scholia in cap. 7, Nr. 5). v. 317. Jhr edles Creutze kußt] J. Lipsius, de cruce (Antwerpen 1599), lib. 1, cap. 12/13 (S. 30–33); das Zitat aus cap. 11 (leicht umgeformt) steht auf S. 29: „Die Afrikaner aber wandten die Kreuzigung nicht nur bei Menschen niederen Ranges, sondern auch bei hochstehenden Personen an.“ – C. Hendreich, Carthago (Frankfurt a.O. 1664), lib. 2, sect. 1, cap. 5, S. 240. v. 346. 347. Jch ¢ah auf ¢einer Brust ein unbetruglich Zeichen] Sueton, Vitae Caesarum: Augustus 80,1. – Justinus, Epitoma 15,4,9. – Aristoteles, Ars poetica 16,1454b 21–22: „angeborene Zeichen“. – N. Piccartus, Observationes historico-politicae (Nürnberg 1651), Decas 1, cap. 7 (De variis variarum familiarum notis, cùm genitivis, tùm gentilibus, S. 44–51); das vorstehende Aristoteles-Zitat S. 44. v. 364. Ein weingetranckter Drache] Alle Angaben u. Quellenverweise in dieser Anm. übernommen aus Bochart, Hierozoicon, a.a.O. (s. u.). – Aristoteles, Historia animalium 7(8),4,594a 9–12. – Jonathan ben Usiel, Kommentar zu Dt 32,33, hier angeführt nach Bochart; dessen Quelle nicht ermittelt. – S. Bochart, Hierozoicon (Frankfurt 1675), pars 2, lib. 3, cap. 14, Sp. 437 f. – Aelianus, De natura animalium 6,4. – Der Hinweis auf Eustathius war nicht vollständig aufzuklären. Wahrscheinlich irriger Bezug auf den Eustathius Antiochenus fälschlich zugeschriebenen ‚Commentarius in hexaemeron‘: PG 18,745/746 C/D (hier etwas über den ‚Drachen‘, aber nichts zu dem von L. referierten Verhalten). v. 368. Warhaffte Liebe wird beym Ungluck erkennet] Justinus, Epitoma 23,2,8: „Durch die Heirat sei sie eine Gemeinschaft nicht nur für glückliche, sondern für alle Tage eingegangen.“
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Sophonisbe
Sicilien/ neben ihren zwey Sohnen in ihr Vaterland zu fliehen/ als ¢ein Enckel die Krone zu ¢ich geri¢¢en; beym Ju¢tino lib. 23. c. 2.8.
Die vierdte Abhandlung.
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v. 6. Wir haben Utica und Thunis eingenommen.) Die¢e Siege be¢chreibt Livius dec. 3. lib. 10. p. 380. ¢eqq. v. 6. 7. Utica Carthagens rechter Zaum/ wordurch die neue Stadt ¢chon halb belagert i¢t.) Utica oder #I+ Xqyti hei¢t die alte Stadt/ wie Carthago oder Carthada Xtdx Xtrq die neue Stadt. Bochart. part. 2. l. 2. c. 5. p. 797. Und lib. 1. c. 24. p. 517. Weil ! ¢ie " ¢ec. Ju¢tin. l. 18. zum er¢ten von den Phœniciern in Africa/ und/ wie Ari¢toteles libr. Mirabil. zweyhundert ¢ieben und achtzig !141 " Jahr fur Carthago gebaut worden. Sie lag in einem Seebu¢em zwi¢chen des Mercurii und Hippi Vorgeburgen/ und nach dem Appiano, nur ¢echzig Stadien von Carthago/ und hatte weite Seehafen. Vellej. Paterc. lib. 1. c. 2. meldet: Utica ¢ey zur Zeit Codri, und kurtz nach Erbauung der Stadt Gades gebauet worden. Ju¢tin. l. 18. c. 4. Uticen¢es appellentibus Lybiam Tyriis per Legatos Dona ut Con¢anguineis mi¢erunt, hortatique ´ ¢unt, ut ibi urbem conderent, ubi ¢edes ¢ortiti e¢¢ent. v. 15. 16. Fiel ihm’s verlohrne Reich als rechtem Erben zu.) Livius. d. l. p. 381. Cum Lælius & Ma¢ani¢¢a quinto decimo ferme die in Numidiam perveni¢¢ent, Ma¢æ¢yli Regnum paternum Ma¢ini¢¢æ læti ut ad Regem diu de¢ideratum conce¢sêre.
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geri¢¢en;] geri¢¢en. AB geri¢¢en; C Weil !¢ie" ¢ec.] Weil Sec. ABC achtzig] achzig AB achtzig C von] vom AB von C Codri] Codri’ A Codri BC gebauet worden] gebant werden A gebauet worden A(Errata)C gebaut worden B conderent,] conderent. A1 conderent A2BC
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wordurch] wodurch C ’I] ’I" C part. 2.] part. C 24.] 4. BC Seebu¢em] Seebu¢en C Vorgeburgen] Vorgebirgen C Lælius] Cælius C
¢echzig] ¢echtzig C
Anmerckungen zu IV
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Die vierdte Abhandlung. v. 6. Wir haben Utica und Thunis eingenommen] Livius 30,9,10–11 (betr. die Einnahme von Tynes; Utica ist von Scipio zwar belagert, aber nie erobert worden; wahrscheinlich hat L. Livius 30,9,2 irrtümlich so gedeutet). v. 6. 7. Utica Carthagens rechter Zaum/ wordurch die neue Stadt ¢chon halb belagert i¢t] S. Bochart, Geographiae sacrae pars altera (Caen 1646), lib. 2, cap. 5, S. 797. – Ebd., lib. 1, cap. 24, S. 517. – Justinus, Epitoma 18,4,2. – Aristoteles, De mirabilibus auscultationibus 146 (Beckmann). – Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 347. – Velleius Paterculus, Historia Romana 1,2,3. – Justinus, Epitoma 18,5,12 (vermutl. Referat aus zweiter Hand): „Die Einwohner von Utica schickten den Tyrern, als ihren Blutsverwandten, bei ihrer Landung in Libyen durch Gesandte Geschenke und forderten sie auf, dort eine Stadt zu gründen, wo sie sich angesiedelt hatten.“ v. 15. 16. Fiel ihm’s verlohrne Reich als rechtem Erben zu] Livius 30,11,1: „Als Laelius und Masanissa ungefähr am fünfzehnten Tag nach Numidien gelangt waren, kamen die Masaesyler, das Königreich von Masanissas Vater, freudig zusammen, wie bei einem lange ersehnten König.“
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Sophonisbe
v. 20. Wagt er uns beyden ¢ich zu liefern eine Schlacht.) Livius. d. l. p. 382. v. 28. ¢eqq. Ja als ihr Konig ¢ich.) Daß durch Verungluckung des Pferdes Konig Syphax an einem Flu¢¢e vom Ma¢ani¢¢a ¢elb¢t ¢ey gefangen worden/ erzehlt Appian. de Bello Punic. c. 20. pag. 14. v. 48. Als du durch Friedenbruch.) Syphax hatte ¢ich mit dem Scipio verbunden/ wenn die Romer wurden in Africa uber¢atzen/ wolte er zu ihnen ¢to¢¢en und wieder Carthago kriegen. Appian. d. l. c. 16. p. 6. Vom Syphax ¢inget Silius lib. 17. Immemor is dextræque ´ datæ, junctique ´ per aras Fœderis & men¢as te¢tes, atque ´ ho¢pita jura Fas que ´ fidemque ´ ¢imul, pravo mutatus amore Ruperat. v. 89. Fur die¢er Circe kan ¢ich kein Uly¢¢es hutten.) Syphax meldet beym Appian. d. l. p. 15. gegen dem Scipio: Sophonisbe were machtig einen ieden zu bereden/ was ¢ie wolte. Daher hette ¢ie ihn aus einem Freinde der Romer in einen Freind ihres geliebten Vaterlandes verwandelt. v. 91. 92. Sie i¢t ein Scorpion/ der in dem Winter ¢ich todt und erfroren ¢tellt.) Macrob. l. 1. Saturnal. c. 21. Scorpius hyeme torpe¢cit, & transactâ hâc, aculeum rur¢us erigit vi ¢uâ, nullum naturâ damnum ex hyberno tempore perpe¢¢a.
1377 1381 1383 1384 1387
¢eqq.] Seqq. A1 Seqq A2 ¢eqq. BC uber¢atzen/] uber¢atzen A uber¢etzen B uber¢etzen/ C Vom] vom AB Vom C Immemor is dextræque] ´ Immemoris dextroque ´ AB Immemoris textroque C Ruperat] – ruperat A (am Ende der Zeile, so als ob noch zu dem vorangehenden Vers gehörig) ruperat BC (ebenso) 1388 Circe] Circa A Circe A(Errata)BC 1391 Freinde] Freind A Freunde BC Freind] Freinde A Freunde B Freund C 1391–1392 verwandelt.] verwandelt A1B verwandelt. A2C 1393 dem] den AB dem C 1377 1378 1379 1389 1394
¢ich.] ¢ich. etc. C Ma¢ani¢¢a] Ma¢ini¢¢a BC Bello] Bell. C pag.] p. C were] ware C torpe¢cit] torpe¢cis C
Anmerckungen zu IV
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v. 20. Wagt er uns beyden ¢ich zu liefern eine Schlacht] Livius 30,11,1–12,4. v. 28 ¢eqq. Ja als ihr Konig ¢ich] Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 107. v. 48. Als du durch Friedenbruch] Ebd., Iber. 115. – Silius Italicus, Punica 17,67–70: „Ohne Rücksicht auf sein gegebenes Wort und auf den Bund, der geschlossen worden war durch Schwur am Altar, durch die ihn beglaubigende Tischgemeinschaft und die Bande der Gastfreundschaft, hatte dieser [= Syphax] zugleich göttliches Recht und die Treue gebrochen; eine unsinnige Liebschaft hatte zu seinem Sinneswandel geführt.“ v. 89. Fur die¢er Circe kan ¢ich kein Uly¢¢es hutten] Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 114. v. 91. 92. Sie i¢t ein Scorpion/ der in dem Winter ¢ich todt und erfroren ¢tellt] Macrobius, Saturnalia 1,21,25: „Der Skorpion fällt im Winter in Starre, und wenn dieser vorbei ist, richtet er wieder aus eigener Kraft seinen Stachel auf, denn seine Natur hat unter der Winterstarre keinen Schaden gelitten.“ Zit. nach S. Bochart, Hierozoicon (Frankfurt a. M. 1675), pars secunda, lib. 4, cap. 29, Sp. 640.
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Sophonisbe
v. 104. J¢t’s hole Stachel-Rohr der Scorpionen doch viel ¢ichtbarer.) Ælianus nennet die¢es Stachel-Rohr der Scorpionen/ , ,&, λ (? $9 2) κ ρ, ,’ _« 8W μ φ , 1,ξ YG . !142 " nemlich eine vertiefte Zweyfachtigkeit/ oder ein Loch/ wordurch das Gifft heraus gehet/ welches aber wegen ¢einer Zarte gar nicht ge¢ehen werden kan. Ob nun wol Galen. lib. 6. de loc. affect. c. 5. verneinet: daß die Scorpionen das Gifft durch einen holen Stachel im Stechen einflo¢¢en; ¢ondern er es die¢es Wurmes Gei¢tigkeit zu¢chreibt; ¢o i¢t doch die er¢tere Meinung begrundeter/ und be¢tetigen ¢ie Scholia in Nicandrum, Tertullianus, Hieronymus. Plin. l. 11. c. 37. Furnemlich i¢t gar merckwurdig/ was Ba¢ilius in Hexaëmerôn. Homil. 9. hiervon ¢agt/ nemlich: Er verwundere ¢ich ¢o ¢ehr nicht uber der Gro¢¢e eines Elephanten/ ν μ & ; + , « ? + — 1μ ² 7+«, —« ,’ 1 μ Cμ D« D ?+; als uber den dinne¢ten Stachel des Scorpions/ wie ihn der Kun¢tler als ein Rohr ausgeholet/ daß dardurch das Gifft in die Ge¢tochenen eingefloßt wurde. v. 128. 129. Ein Weib der Stadt/ die ¢ie zu Gottern macht.) Daß Carthago ihre Uhrheberin die Konigin Dido/ ihre Schwe¢ter Anna/ zu Gottinnen gemacht/ i¢t aus Silio Ital. lib. 8. & 1. Ovid. lib. 3. Fa¢tor. Virgil. 1. & 4. Æn. wie auch aus vielen Ge¢chicht-|Schreibern zu ¢ehen. v. 131. 132. Der Scorpionen Gifft wurckt/ wenn der Sonnen Rad im Lowen.) Daß/ wenn der Sirius aufgeht/ der Scorpionen Gifft viel heftiger/ als ¢on¢t/ ¢ey/ fuhret aus dem Avicenna Bochart. tom. 2. Hieroz. lib. 4. c. 29. p. 640. an/ und berichtet aus Leone Africano: daß die Ein-
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7«] 8« ABC 7« A(Errata) :;] ; nemlich den Ober¢ten Richtern den Nahmen haben/ waren nicht nur zu Carthago/ ¢ondern auch in andern Africani¢chen Stadten die hoch¢te Obrigkeit. Selden de Diis Syr. Proleg. c. 2. p. 16.17. Bochart. in Chanaan. l. 1. c. 24. p. 516.517. Die¢e wurden zu Carthago auch Konige genennt. Ari¢t. l. 2. Pol. c. 11. Corn. Nepos in Vita Hannibal. Herod. l. 7. Diodor. l. 14. !151" wie auch Dictatores. Ju¢tin. l. 19. c. 1. n. 7. Gellius. l. 10. c. 52. Jhre Gewalt aber wehrete nur ein Jahr. Liv. l. 30. v. 489. Zur Mutter-Stadt Chaedreanech.) Al¢o nennet die Stadt Carthago Plautus in Pœnulo. Act. 5. Scen. 2. Es kommet aber dis Wort von dem Hebrei¢chen qni yrdx welches heißt der Sitz des Anak. Sintemal 1681 finiret] fineret ABC 1682 Cerauneis &] Cerauneis& A Cerauneis & BC 1689–1690 Guevara] Guevarra AB Gvevarra C 1695 Suffetes] Suffebes A Suffetes A(Errata)BC 1699 Die¢e] die¢e ABC 1704 Chaedreanech] Chandreanech ABC 1706 yrdx] yndx AB yrdx C 1695 1700 1701 1702 1706
Hebrei¢chen] Hebrai¢chen C genennt] genennet C 19.] 9. C aber] fehlt BC wehrete] wahrete C Hebrei¢chen] Hebrai¢chen C
Anmerckungen zu IV
705
lus), 33,3–7: „Er hatte sich aus Purpur, Seide und Scharlach Stricke drehen lassen, um mit ihnen, falls es nötig sein sollte, seinem Leben durch die Schlinge ein Ende zu setzen. Er hatte auch goldene Schwerter anfertigen lassen, mit denen er sich umbringen wollte, falls irgendeine Gewalt ihn dazu nötigte. Er hatte auch in Behältnissen aus Katzenaugen, Amethysten und Smaragden Gift vorbereitet, um sich damit zu töten. Er ließ auch einen sehr hohen Turm errichten, vor dem mit Gold und Juwelen besetzte Platten ausgelegt waren; von ihm wollte er sich herabstürzen – müsse doch, so sagte er, auch sein Tod kostbar sein und ein luxuriöses Erscheinungsbild haben, so daß man sagen würde, noch niemand sei auf solche Art gestorben. Doch hatte all dies keinen Wert. Denn er wurde von Possenreißern getötet, auf die schmutzigste Weise durch die Straßen geschleift, durch die Kloaken gezogen und im Tiber versenkt.“ (Etwas kürzer auch zit. in AnmL. zu E V 693.) v. 484. 485. Der Anverwandten Tod durch Bothen nur bekand] A. de Guevara, Horologium principum !…" libri III ! …" traducti !…" operâ et studio J. Wanckelii (Leipzig 1632), lib. 3, cap. 40, S. 609 ! recte: 606" (Text zw. Kürzung leicht bearbeitet): „Bei den alten Karthagern war es Sitte, daß man, wenn irgend jemandem der betrübliche Tod eines beliebigen Menschen mitgeteilt werden mußte, einem Vater der Tod seines Sohnes, einem Sohn der des Vaters oder einer Gattin der Tod ihres Mannes, einem Ehemann der seiner Frau, daß man sich der Hilfe eines schon zum Tode verurteilten Gefängnisinsassen bediente: so als müsse der Bote sogleich getötet werden, damit er jenem [d. h. dem von der Todesnachricht Betroffenen] nicht mehr unter die Augen treten könnte.“ v. 487. Des großen Suffes] J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), Prolegomena, cap. 2, S. 16 f. – S. Bochart, Geographiae sacrae pars altera: Chanaan (Caen 1646), lib. 1, cap. 24, S. 516 f. – Aristoteles, Politica 2,11. – Cornelius Nepos, Hannibal 7,4. – Herodot 7,166. – Diodorus Siculus, Bibliotheca historica 14,54,5. – Justinus, Epitoma 19,1,7. – A. Gellius, Noctes Atticae 10,24,7. – Livius 30,7,5. v. 489. Zur Mutter-Stadt Chaedreanech] Plautus, Poenulus 995. – Bochart (wie zu v. 487), lib. 1, cap. 1, S. 363.
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Sophonisbe
¢ich die Phœnicier oder Chananiten qni ynb Kinder des Anak (ungeachtet die wenig¢ten von ihm her¢tammeten) nennten. Ma¢¢en denn die Phœnicier daher Pheanac, oder von den Griechen verdrehet * +« genennt wurden. Bochart. in Chanaan lib. 1. c. 1. p. 363. v. 490. Daß kein Gewurme lebt in der Phœnizer Grabe.) Weil ¢ie ¢ie einbal¢amirten. Plaut. in Pœnuli Prologo. Daher Tertullian. de Re¢urrect. Carn. c. 42. von ihren eroffneten Grabern erwehnet: quingentorum ferè annorum O¢¢a adhuc ¢uccida & Capillos olentes Populus exhorruit. v. 491. Daß man Amilcars Haupt bethet an.) Diodor. Sicul. lib. 20. Agathocles accepto Amilcaris Pœnorum Ducis, qui in Sicilia occubuerat, Capite, Carthaginen¢ibus o¢tendit, quæ res iis acerbi¢¢imum Dolorem attulit, qui ritu Barbarorum, Caput Regium adorarunt. v. 509. Wo wird nach ¢o viel Muh und Streit.) Die¢es Getichte; wie Hercules auf einem Scheide-Wege von der Tugend und Wollu¢t ihnen zu folgen gereitzet worden/ hat Prodicus Sophi¢ta erfunden. Be¢iehe hiervon Xenophon. l. 2. Memorabil. Cicer. l. 1. de Offic. Sil. Ital. l. 15. de Bell. Punic.
Die funfte Abhandlung. 1725
1730
v. 10. 11. Hier ¢tehn die von den Sternen be¢eelten Teraphim.) Die¢er ,yprt wird zum er¢ten Gene¢. 31.19. da ¢ie dem Laban ge¢tohlen worden/ gedacht. Kircher. Oedip. tom. 1. Synt. 4. c. 3. p. 259.260. meint: Es ¢ey dis von Uhr¢prung ein Egypti¢ch Wort/ nemlich ; «, welches die Chaldeer/ die t oder u fur > aus¢prechen/ und das zimlich gleiche c in , verwandelt/ in Theraphim verkehret. Worzu er denn zimlich ¢cheinbar aus dem Abenephi anfuhrt: Erant Ægyptiis ¢imulachra quædam Pueri ¢pecie quæ vocabantur Serapis. Hæc adorabant de futuris !152 " & ab¢conditis ea interrogantes. Omnibus in locis celebrioribus Urbium ea collocabant adolentes ante ea, ¢ecum quoque ´ ea contrâ
1707 1710 1712 1726 1728
¢ich] ¢ich/ AB ¢ich C qni ynb] ynb qni AB qni ynb C >«] 1« ABC 1« A(Errata) wurden.] wurden AB wurden. C Pœnuli] Pænuli AB Pœnuli C Daher] daher AB Daher C 19.] 9. ABC dem] den AB dem C ,«] ,« ABC
1710 genennt] genennet C lib.] l. C 1726 ,yprt] ,ypdt BC Gene¢.] Gen. C 1731 anfuhrt] anfuhret C Ægyptiis] Egyptiis C
Anmerckungen zu V
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v. 490. Daß kein Gewurme lebt in der Phoenizer Grabe] Plautus, Poenulus 63. – Tertullian, De resurrectione carnis 42 (PL 2,900 f.): „Das Volk entsetzte sich vor den fast fünfhundert Jahre alten, noch frischen Gebeinen und den riechenden Haaren.“ v. 491. Daß man Amilcars Haupt bethet an] Der lateinische Text (Herkunft ungeklärt) ist Inhaltsangabe (keine Übersetzung!) von Diodorus Siculus, Bibliotheca historica 20,33,1–2: „Als Agathokles den Kopf Hamilkars, des Anführers der Punier, der in Sizilien zugrunde gegangen war, erhalten hatte, zeigte er ihn den Karthagern. Dieser Vorgang verursachte ihnen den bittersten Schmerz. Nach barbarischem Ritus beteten sie den Kopf des Königs an.“ v. 509. Wo wird nach ¢o viel Muh und Streit] Xenophon, Memorabilia 2,1,21–34 (X. beruft sich hier auf eine verlorene Schrift des Prodikos von Keos). – Cicero, De officiis 1,118. – Silius Italicus, Punica 15,18–128.
Die funfte Abhandlung. v. 10. 11. Hier ¢tehn die von den Sternen be¢eelten Teraphim] Gn 31,19. – A. Kircher, Oedipus Aegyptiacus, tom. 1 (Rom 1652), syntagma 4, cap. 3 (De Theraphim primis Hebraeorum idolis), S. 259. – Abenephi, De religione Aegyptiorum, in latein. Übersetzung (nach dem arabischen Original) zit. nach Kircher, a.a.O., S. 259: „Es gab bei den Ägyptern bestimmte Bildwerke in der Gestalt eines Knaben, die Serapis genannt wurden. Diese beteten sie an und befragten sie über zukünftige und verborgene Dinge. An allen besonders stark besuchten Orten der Städte stellten sie sie auf und veranstalteten vor ihnen
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Sophonisbe
Eventus malorum portare ¢olebant. Atque ´ hæc Idola ¢imilia ¢unt Theraphim, quæ I¢raëlitæ colebant, & quæ Laban adora¢¢e Scriptura memorat. &c. Warum al¢o die Theraphim, (welche zwar auch Judic. 17.5. Reg. 19. fur gemeine Bilder und Nachgemachte gebraucht/ und ¢on¢t ,ymlj oder φ genennt werden. Kirch. d. l. p. 254.255. Selden. de Diis Syr. Synt. 1. c. 2. p. 98.) eigentlich nichts anders als Wahr¢agerBilder und zugleich Dii Averrunci, oder #AW und 7D. Selden d. l. p. 103. welche in der Copti¢chen Bibel die Gro¢ten unter Labans Gottern/ dem Jamblicho aber $- +« +« hei¢¢en. v. 11. Dis i¢t des Thammutz Bild.) Daß die¢er Abgott eben dis/ was Adon, nemlich die Sonne gewe¢t/ i¢t aus Selden. d. l. Synt. 2. c. 11. zu ¢ehen. v. 12. 13. Diß der Hecate/ von derer Regung kwillt daß die und jene Seel’ ein ander lieben mu¢¢en.) Hecate oder der Mohnde ward fur die Uhrheberin gezauberter Liebe gehalten. Daher beym Seneca Phædra in Hippolyto: Hecate triformis, en ades cœptis favens, Animum rigentem tri¢tis Hippolyti doma: Amare di¢cat, mutuos Ignes ferat. v. 15. Nach dem man dreht dis Rad.) Dis zielet auf des Propertii Rhombum Magicum, des Theocriti /& 7 ; welcher die Liebe zu wircken dienen ¢ol/ und ?W #Aφ ,+« ,D, oder nach der Venus Ordnung herumb gedreht werden/ hei¢¢et. Selden. Synt. 1. c. 2. p. 114.–116. 1738 1739 1741 1742 1743 1750 1755
¢on¢t] fon¢t A ¢on¢t BC ,ymlj] Xynmlj ABC "1"] M1" ABC #A; ] #A; ABC Copti¢chen] Eopti¢chen A Egypti¢chen BC Gottern/] Gottern AB Gottern/ C Phædra] Phœdra ABC des Propertii] das Ptopertii A das Propertii BC
1739 1745 1748 1751 1757 1758 1759
genennt] genennet BC Kirch.] Kircher. C Thammutz] Thamuz C derer] der B Hippolyto] Hippolito C wircken] wurcken C ) ] ) BC herumb gedreht] herum gedrehet C 114.–116.] 114.116. BC
Anmerckungen zu V
709
Brandopfer; sie pflegten sie auch bei sich zu tragen als Schutz gegen schlimme Ereignisse. Und diese Götzenbilder sind ähnlich den Teraphim, die die Israeliten verehrten und die nach der Mitteilung der Heiligen Schrift Laban angebetet hat.“ – Idc 17,5. – Angabe „Reg. 19.“ verderbt; gemeint vermutlich: IV Rg 17,10. – ` = ‚Gestalten‘. – Kircher, a.a.O., S. 254 f. – J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 1, cap. 2, S. 98. – #AW = ‚Abwehrer‘. – 7D = ‚Geister‘. – Ebd., S. 103. – Nach Jamblichus, De mysteriis Aegyptiorum (ed. Des Places) 5,23,234: „Weihbilder, an denen Göttliches teilhat.“ v. 11. Dis ist des Thammutz Bild] Selden, a.a.O., syntagma 2, cap. 11 (S. 330–340). v. 12. 13. Diß der Hecate/ von derer Regung kwillt daß die und jene Seel’ ein ander lieben mu¢¢en] Seneca, Phaedra 412–414[415]: „Dreigestaltige Hekate, wohlan, sei zur Stelle, wohlgesinnt meinem Beginnen. Zähme des finsteren Hippolytus starren Sinn. Er lerne zu lieben, ertrage wechselseitige Glut.“ v. 15. Nach dem man dreht dis Rad] Properz 2,28,35; 3,6,26 (‚Zauberrad‘). – Theokrit 2,30: „Ehernes Zauberrad.“ – Ebd. 2,30–31: „unter dem Schwung der Aphrodite sich drehen“. – J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 1, cap. 2, S. 114–116 (von hier alle vorstehenden Quellenhinweise in dieser Anm.).
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Sophonisbe
v. 16. 17. 18. 19. Hier i¢t ein Er¢tlings Haupt/ das eines Prie¢ters Hand ihm von dem Hal¢e rieß.) Kircher. d. l. p. 260. daß zwar die Theraphim und die Serapis in dem Feuer des Mithra !aus " Ertzt/ Steine/ Holtz und dergleichen Zeuge/ aber niemals ohne Men¢chen-Blutte haben bereitet werden konnen. Die Zubereitung aber be¢chreibt das Thargum Hiero¢olymitan. und Elias Thesbites derge¢talt: Mactabant hominem primogenitum, cujus Caput torquendo præ¢cindebant, Caput v. ab¢ci¢¢um Sale & Aromatibus condiebant, ¢cribebantque ´ ¢uper laminam auream nomen Spiritûs immundi, quâ ¢uppo¢itâ Capiti, ponebant illud in parie ! 153 " te, incendentes coram eo Candelas & adorantes coram eo. Et cum i¢tius modi locutus e¢t Laban. Selden. d. l. p. 98. Kircher. p. 257. v. 18. Als ieder Jrr¢tern ¢ich zum neuen Lauffe regte.) Nemlich/ cum omnes ¢imul ab ip¢o Sectionis vernæ momento ¢ive Exordio Zodiaci progrediuntur Planetæ; vel cum omnes in loco primæ Genituræ exi¢tunt, ¢c. cum quilibet decimam quintam partem Domûs ¢uæ obtinet, Luna ¢c. Cancri, Sol Leonis, Mercurius Virginis, Venus Libræ, Mars Scorpionis, Jupiter Sagittarii, Saturnus Capricorni. Selden. d. l. p. 110.111. v. 22. Dis Bild aus Gold und Silber gi¢¢en/ worein ¢o Sonn’ als Mohnd die Krafften flo¢¢en ein.) Daß die Zabii oder Chaldeer der Sonne guldene/ dem Mohnden ¢ilberne Bilder gego¢¢en/ fuhret aus More Nebochim Selden. d. l. p. 103. Po¢uerunt in ¢olis Lunæque ´ Palatiis Imagines, & dixerunt, quod ¢plendor potentiorum ¢tellarum diffundebatur ¢uper illas, & loquebantur cum hominibus, & annunciabant eis utilia. Und noch ausfuhrlicher Abenezra und Abulen¢is beym Kircher. p. 256. Erant quædam Capita ex Metallo certo tempore & ¢ub certis ¢iderum A¢pectibus & Conjunctionibus Planetarum facta, ut inde Virtus à Cœlo
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!aus "] fehlt ABC Jrr¢tern] Jrr¢terrn A Jrr¢tern BC ¢c.] ¢c: AB ¢c.: C ¢c.] ¢c; (das Semikolon auf dem Kopf stehend) A ¢c ? B ¢c.? C Scorpionis] Scorpionios A Scorpionis B Scorpioni C 110.111.] 108.109. A 198.109. B 198.199. C 103.] 103.104. AC 103 104. B
1761 1762 1769 1781
rieß] riß C Ertzt] Ertz C in pariete] inpariere C d. l.] l. BC
Anmerckungen zu V
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v. 16. 17. 18. 19. Hier ist ein Er¢tlings Haupt/ das eines Prie¢ters Hand ihm von dem Hal¢e rieß] Kircher (wie zu v. 10), S. 260. – Das unter Berufung auf das Thargum Hierosolymitanum und Elias Thesbites (den Propheten Elias) mitgeteilte Zitat entnommen aus Selden (wie zu v. 15), S. 98: „Sie schlachteten einen erstgeborenen Menschen, dessen Kopf sie durch Drehen abtrennten. Das abgetrennte Haupt aber balsamierten sie mit Salz und Gewürzen ein und schrieben auf eine Goldplatte den Namen des unreinen Geistes; nachdem sie diese unter das Haupt gelegt hatten, befestigten sie selbiges an einer Wand, zündeten vor ihm Kerzen an und beteten vor ihm an. Und mit einem derartigen ! Haupt " hat Laban gesprochen.“ – Kircher, a.a.O., S. 257. v. 18. Als ieder Jrr¢tern sich zum neuen Lauffe regte] Selden (wie zu v. 15), S. 110 f. (in vereinfachender Zusammenfassung): „!…" wenn sich alle Planeten zugleich ab dem ersten Augenblick der Frühlingsperiode bzw. ab dem Anfang des Tierkreises fortbewegen oder wenn sie alle da stehen, wo sie sich am ersten Schöpfungstag befunden haben, d. h. wenn jeder Planet den fünfzehnten Teil seines Hauses innehat: der Mond nämlich den des Krebses, die Sonne den des Löwen, Merkur den der Jungfrau, Venus den der Waage, Mars den des Skorpions, Jupiter den des Schützen, Saturn den des Steinbocks.“ v. 22. Dis Bild aus Gold und Silber gi¢¢en/ worein ¢o Sonn’ als Mohnd die Krafften flo¢¢en ein] Selden (wie zu v. 15), S. 103 (hier als Quelle genannt: des Maimonides „More Nebochim lib. 3, cap. 30“): „Sie stellten in den der Sonne und dem Mond geweihten Palästen Standbilder auf und sagten, daß der Glanz der sehr mächtigen Gestirne sich über jene Standbilder ergoß, und sie redeten mit den Menschen und verkündeten ihnen nützliche Dinge.“ – Abenezra: Dessen GenesisKommentar bei Kircher, a.a.O., nur genannt; zit. wird von ihm hier nur der Abenezra in der Sache bestätigende Abulensis (d.i. Alphonsus Tostatus, Bischof von Avila). – Alphonsus Tostatus, Opera omnia, tom. 1, continens Commentaria in Genesim (Köln 1613), zu Gen. 31, S. 610 C; hier zit. nach Kircher (wie zu v. 10), S. 256: „Es gab bestimmte Köpfe, die zu einem festgesetzten Zeitpunkt und unter bestimmten Sternaspekten und Planetenkonjunktionen aus Metall hergestellt worden waren, damit von dorther die Kraft vom Himmel in
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Sophonisbe
derivaretur in illud Caput, fieretque ´ potens re¢pondendi con¢ulentibus & interrogantibus ip¢um: idque ´ fiebat partim per A¢trologiam, & partim per Necromantiam. Fecit hujusmodi Caput Albertus magnus, quod Di¢cipulus ejus S. Thomas confregit. v. 25. Das kein Wahr¢ager i¢t fahig uns zu ¢agen.) Hermes beym Selden. p. 107.108. Ita Humanitas ¢emper memor humanæ naturæ & Originis ¢uæ in illa Divinitatis imitatione per¢everat, ut ¢icut Pater & Dominus ¢ui ¢imiles Deos fecit æternos, ita Humanitas Deos ¢uos ex ¢ui Vultûs ¢imilitudine figuraret. Statuas ¢c. animatas ¢en¢u & ¢piritu plenas, futurorum præ¢cias, ea quæ forte omnis Vates ignoret. v. 26. Allein es laßt ¢ich nur gewi¢¢e Tage fragen.) Mor I¢aac Maronita beym Kircher. p. 257.258. Idolis Victimas & Sacrificia offerebant, incendentes ante ea Aromata. Diabolus v. certis temporibus loquens ex ¢ingulis eorum petentibus re¢pon¢a dabat, futura prædicens & ab¢condita revelans. Ea etiam, quæ in remotis fiebant, mortem quoque ´ & Secreta Cordium ! 154 " prodebant. Gleicherge¢talt hat der Wahr¢ager-Gei¢t zu Delphis nur etliche gewi¢¢e Tage geantworttet. Al¢o: daß Apollo ¢echs Monath hier/ und ¢echs andere bey den Lyciern wahrge¢agt; mei¢tentheils in er¢ten/ ¢iebenden/ und neundten Tagen jeden Monaths/ Fruh/ Abends und bey zunehmenden Mohnden. Thy¢ius Not. ad l. 1. c. 6. Valer. Max. p. 59.a. v. 27. Wenn Hada in den Krebs/ Adad in Lowen tritt.) Jene i¢t der Mohnden/ die¢e die Sonne. Selden. Synt. 1. c. 6. p. 176.177. der Krebs und Lowe aber ihr Hauß. v. 29. 55. Als Ob/ ein gro¢¢er Gei¢t/ der Didons Grab be¢eelt.) bvX i¢t Levit. 20.6. Deuteron. 18.11. ein Wahr¢ager-Gei¢t/ der aus den Todten redet/ wie 1. Sam. 28. aus dem Samuel. Die¢er aber redete entweder aus der Erde/ oder aus dem Munde des Wahr¢agers/ oder des Todten/ zuweilen auch gar aus dem Geburths-Gliede. Daher die Wahr¢agerin 1. Sam. 28. ?--+ « genennet wird. Selden. Synt. 1. c. 2. p. 120. 1803 1809 1811 1812 1813
Delphis] Adelphis A Delphis A(Errata)BC der] Der ABC Ob] ob ABC Deuteron. 18.11.] Deutron. 18. 2. A Deutron. 18 2. B Deut. 18, 2. C entweder] entwededer A entweder BC
1787 1792 1809 1813
potens] pontens C 108.] 109. BC Mohnden] Monde C Die¢er] Die¢e BC
Anmerckungen zu V
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diesen Kopf abgeleitet würde und er in der Lage sein sollte, Ratsuchenden und Fragenden selbst zu antworten; und dies geschah teils durch Astrologie, teils durch Nekromantie (Schwarze Kunst). Einen derartigen Kopf hat Albertus Magnus gefertigt; sein Schüler, der hl. Thomas, hat ihn zerstört.“ v. 25. Das kein Wahr¢ager i¢t fahig uns zu ¢agen] Hermes Trismegistus, Asclepius 23 (Nock; Corpus Hermeticum 1, S. 326); hier zit. nach Selden (wie zu v. 15), S. 107 f.: „Die menschliche Wesenheit verharrt bei jener Nachahmung der Göttlichkeit dergestalt innerhalb des Bewußtseins der menschlichen Natur und ihres Ursprungs, daß die menschliche Wesenheit, ebenso wie der Vater und Herr ewige Götter gemacht hat, die ihm ähnlich sind, ihrerseits ihre Götter aufgrund der Ähnlichkeit mit ihrer eigenen Gestalt gebildet hat: beseelte Statuen nämlich, erfüllt von Gedanken und Geist, die das Zukünftige im voraus wissen, etwas, was vielleicht kein Prophet weiß.“ v. 26. Allein es laßt ¢ich nur gewi¢¢e Tage fragen] Mor Isaac Maronita, Philosophia Syra, cap. 6, zit. nach Kircher (wie zu v. 10), S. 257 f.: „Den Götzenbildern brachten sie Opfertiere und Opfergaben dar, wobei sie vor ihnen Räucherwerk anzündeten. Der Teufel aber sprach zu bestimmten Zeiten aus den einzelnen Götzenbildern und erteilte den Fragenden Antworten, Zukünftiges vorhersagend und Verborgenes offenbarend. Sie taten auch kund, was an entfernten Orten geschah, auch den Tod und die Geheimnisse der Herzen.“ – Valerius Maximus, Facta et dicta, ed. A. Thysius (Leiden 1640), S. 59, Anm. 2 (zu 1,6,3, Lemma „Delphicum oraculum“). v. 27. Wenn Hada in den Krebs/ Adad in Lowen tritt] J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 1, cap. 6, S. 176 f. v. 29. 55. Als Ob/ ein gro¢¢er Gei¢t/ der Didons Grab be¢eelt] Lv 20,6. – Dt 18,11. – I Sm 28,7: „Bauchrednerin“. – J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 1, cap. 2, S. 120 (von hier alle Informationen in dieser Anm.).
714
1820
1825
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Sophonisbe
v. 31. 34. Wie das zu Caccabe der Dido Tempel hegt.) Der Dido Tempel und Grab be¢chreibt Silius Ital. lib. 1. de bell. Pun. Urbe fuit mediâ ¢acrum Genitricis Eli¢¢æ Manibus, & patriâ Tyriis formidine cultum Quod Taxi circum, & piceæ ¢qualentibus Umbris Abdiderant, cœlique ´ arcebant lumine Templum. Hoc ¢e¢e, ut perhibent, lucris mortalibus olim Exuerat Regina loco. Stant marmore mæ¢tæ Effigies, Belusque ´ parens, omnis que ´ Nepotum à Belo ¢eries, ¢tat gloria gentis Agenor; & qui longa dedit terris cognomina, Phœnix Ip¢a ¢edet tandem æternum conjuncta Sichæo: Stant Aræ Cælique ´ Deis, Hereboque ´ potenti. Aus dem andernVer¢e muthma¢¢et Heindrich. Carthag. p. 196. daß der Dido auch Men¢chen-Blutt geopffert worden ¢ey. v. 33. Du mu¢t die Schuh ausziehn.) Al¢o redet Virgil. l. 4. Æn. von der opfernden Dido: Unum exuta pedem Vinclis. In Sacris Expiatoriis enim Calceamenta ¢olutis Vinculis & an¢is pedibus detrahebantur. Demp¢ter. Paralipom. ad l. 5. c. 36. Ro¢in. p. 947. welches die Heyden Zweifelsfrey aus der heiligen Schrifft geborget/ weil Gott Exod. 3.5. Jo¢uæ. 5.15. die heiligen Oerter mit Schuhen zubetreten verboten. ! 155 "
1819 1835 1836 1838
Eli¢¢æ] Eli¢æ ABC pedibus] perdibus A pedibus A(Errata)BC Paralipom.] Paralipem. AB Paralipom. C Jo¢uæ] Joluæ A fehlt BC
1824 1825 1827 1835 1837 1838
mæ¢tæ] ma¢tæ BC omnisque] ´ omni que ´ B omnique C cognomina] cognomia C Calceamenta] Calceamento C heiligen] heil. C 5.15.] 15. BC heiligen] heil. C
Anmerckungen zu V
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v. 31. 34. Wie das zu Caccabe der Dido Tempel hegt] Silius Italicus, Punica 1,81–92 (V. 91 ausgelassen): „In der Mitte der Stadt befand sich ein den Manen der Gründerin Elissa [= Dido] geweihter und von den Karthagern mit vererbter Ehrfurcht verehrter Tempel. Die Eiben und Kiefern, die ihn umgaben, verbargen ihn unter trauervollem Schatten und hielten ihn vom Licht des Himmels fern. An diesem Ort, so sagt man, hatte sich die Königin einst sterblicher Glücksgüter entledigt. Dort standen Statuen aus düsterem Marmor: der Stammvater Belus, die ganze Reihe der Nachkommen von Belus; es steht dort Agenor, der Ruhm der Sippe, sowie Phoenix, der dem Land seinen lange Zeiten überdauernden Namen gegeben hat. Dort sitzt sie (Dido) selbst, endlich auf ewig mit Sychaeus vereint. Hier standen Altäre, geweiht den Göttern des Himmels und dem mächtigen Erebus.“ – C. Hendreich, Carthago (Frankfurt a. O. 1664), S. 196. v. 33. Du mu¢t die Schuh ausziehn] Vergil, Aeneis 4,518: „den einen Fuß vom Schuh entblößt“. – J. Rosinus, Antiquitates Romanae (Köln 1619), Paralipomena Th. Dempsters zu lib. 5, cap. 36, Sp. 947: „Bei Sühnopfern wurde nämlich das Schuhwerk nach Lösen der Bänder und Bindungen von den Füßen gezogen.“ – Ex 3,5. – Ios 5,15.
716 1840
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Sophonisbe
v. 35. Nun ¢atze die¢e Haub’ aus wei¢¢er Woll’ aufs Haar.) Virgil. de Didone. Præterea fuit in tectis de marmore Templum Conjugis antiqui, miro quod honore colebat, Velleribus niveis & fe¢tâ fronde revinctum. Worbey Servius anmerckt: Moris fuerat, ut nubentes puellæ, ¢imul ac veni¢¢ent ad limen Mariti, po¢tes ornarent laneis vittis. Daß die Prie¢ter und die Opfernden aber wei¢¢e Hauben getragen i¢t bekand. v. 36. Nim hin den Myrten Zweig.) Wenn einer ihm die Balaath-|Ob oder die Todten wolte wahr¢agen la¢¢en/ mußte er einen MyrtenZweich in der Hand halten und rauchern. Selden. d. l. p. 121. v. 37. 38. Mit Aepfeln ¢ein verehret/ die Derceto zu ¢een auf Cypern hat gelehret.) Daß die er¢ten Granat-Aepfel Venus auf Cypern gepflantzet/ lehret Cæl. Rhodigin. l. 23. c. 3. v. 45. 46. 47. Dido zeuget ¢ich mit Purper angezogen.) Virgil. l. 4. Æn. v. 137. bildet ¢ie al¢o fur: Sidoniam picto Chlamydem circumdata limbo: Cui pharetra ex auro: crines nodantur in aurum, Aurea purpuream ¢ubnectit fibula ve¢tem. v. 50. Zu Delphis der Erd’ ihr Gei¢t die Prie¢terinnen.) Cicer. 1. de Divinat. Oraculi Delphici vim prædicendi Spiritui Terræ tribuit. Diodor. Sic. l. 6. & 10. Ju¢tin. l. 24. c. 6. be¢chreibet die¢es Oraculum umb¢tandlich/ und meldet: in medii Montis planitie profundum Terræ foramen, quod in Oracula patet: ex quo frigidus Spiritus, vi quâdam velut vento in ¢ublime expul¢us, mentes Vatum in Vecordiam vertit, impletasque ´ Deo Re¢pon¢a Con¢ulentibus dare cogit.
1847 bekand.] bekand A1 bekand. A2B bekannt. C 1850 rauchern.] rauchern A1 rauchern. A2B rauchern. C 1851 verehret/] verehret AB verehret/ A(Dramentext)C 1860–1861 Diodor. Sic.] Dictor. ¢ic. AB Diodor. Sic. C 1863 Oracula] Oraculo ABC 1842 tectis] dectis C 1843 miro] mire C 1849–1850 Myrten-Zweich] Myrten-Zweig C 1854 zeuget] zeiget C Purper] Purpur C Æn.] Æneid. C 1857 nodantur] notantur C 1861–1862 umb¢tandlich] um¢tandlich C
Anmerckungen zu V
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v. 35. Nun ¢atze die¢e Haub’ aus wei¢¢er Woll’ aufs Haar] Vergil, Aeneis 4,457–459: „Außerdem gab es im Palast ein marmornes Grabmal für ihren früheren Gemahl, das sie auf ungewöhnliche Weise verehrte; es war mit schneeweißen Binden und festlichem Laub geschmückt.“ – Servius, Commentarius in Vergilii Aeneid. 4,458: „Es war Sitte, daß Mädchen, die heirateten, sobald sie zum Hause ihres Mannes kamen, die Türpfosten mit wollenen Binden schmückten.“ v. 36. Nim hin den Myrten Zweig] Selden (wie zu v. 29), S. 121. v. 37. 38. Mit Aepfeln ¢ein verehret/ die Derceto zu ¢een auf Cypern hat gelehret] L.C. Rhodiginus, Lectiones antiquae (Frankfurt, Leipzig 1666), lib. 22, cap. 3, Sp. 1274 d. v. 45. 46. 47. Dido zeuget ¢ich mit Purper angezogen] Vergil, Aeneis 4,137–139: „Sie umhüllt ein sidonischer Mantel mit gestickter bunter Bordüre; sie hat einen Köcher aus Gold, ihr Haar ist zusammengebunden in ein goldenes Netz, das Purpurkleid hält eine goldene Spange zusammen.“ v. 50. Zu Delphis der Erd’ ihr Gei¢t die Prie¢terinnen] „Cicero schrieb in Buch 1 von ‚De divinatione‘ die Wahrsagekraft des delphischen Orakels einem Erdhauch zu.“ Zitat unbekannter Herkunft, betr. Cicero, De divinatione 1,79 und (treffender) 2,117. – Diodorus Siculus, Bibliotheca historica 16,26. – Justinus, Epitoma 24,6,9: „In einem Plateau auf halber Höhe des Berges befindet sich ein tiefes Loch, das für Orakelsprüche offen steht. Aus ihm dringt ein kalter Hauch, durch die Kraft eines Windes gleichsam in die Höhe getrieben, der die Geister der Seherinnen in Verzückung versetzt und sie, wenn sie von dem Gott erfüllt sind, zwingt, den Ratsuchenden Antworten zu geben.“
718
1870
1875
1880
1885
Sophonisbe
v. 51. 52. Dodones Eich-Altar ¢agt durch zwey Tauben.) Daß zu Dodona in Epirus Jupiter anfangs durch Eichen/ hernach durch Tauben/ endlich durch Prie¢terinnen Peri¢tea und Triton wahrge¢agt/ lehret Natal. Comes Mythol. l. 6. c. 12. p. 603. Ja daß die¢es/ wie auch Hammons Oraculum in Lybien zwey von Thebe aus Egypten geflogene Tauben aufzurichten mit Men¢chen-|Stimme befohlen haben/ fuhret Kircher. Oedip. tom. 1. Synt. 3. c. 6. p. 207. aus. Es ruhret aber dis Getichte von der Tauben Wahr¢agung eigentlich daher: daß die The¢¢alier Tauben und Wahr¢agerinnen P,« genennt. Wie die Tauben in Sicilien ! 156 " bey Eryx fur der Venus Bothen gehalten/ von Babiloniern eine Taube/ wordurch ¢ie vielleicht auf die Semiramis gezielet/ Gottlich verehret/ i¢t aus Selden. Synt. 2. c. 3. p. 274.–276. zu ¢ehen. v. 53. Der Esculapius aus Ertzt und einem Drachen.) Lucianus berichtet: daß Æsculapius bey der Stadt Pella in Macedonien durch einen Drachen gewahr¢agt habe. Daß ihm ein Drache als ein Zeichen der Wach¢amkeit zugeeignet worden/ i¢t aus Fe¢ti Pompeii lib. 9. und wie er in Ge¢talt eines Drachen von Epidaurus nach Rom kommen/ aus Valer. Maxim. lib. 1. c. 8. n. 2. zu ¢ehen. v. 54. Hammons hornicht Kopf winckt zu gewehrten Sachen.) Des Hammons Ge¢talt be¢chreibt Freinsheim in Comment. ad l. 4. c. 7. n. 21.23. Curtii: daß er nur mit wincken wahrge¢agt/ lehret Kircher. Oedip. tom. 1. Synt. 3. c. 6. p. 207. wiewol dis auch andere Wahr¢agerBilder gethan. Diodor. Sic. l. 17. c. 50. Eu¢tath. in Diony¢. v. 212. Strabo. lib. 17.
1872 1885 1887 1888
6. p. 207.] 2. p. 206. ABC Freinsheim] Preinsheim A Freinsheim A(Errata)BC 6. p. 207.] 2. p. 206. ABC l.] d. ABC Eu¢tath.] Eu¢tach. ABC
1870 Lybien] Libyen C 1875–1876 Babiloniern] Babyloniern C 1876 wordurch] wodurch C 1878 Ertzt] Ertz C 1881 zugeeignet] zugeignet B 1883 c.] cap. C 1885 l.] lib. C 1886 Kircher.] Kirch. C 1887 dis] die¢es C
Anmerckungen zu V
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v. 51. 52. Dodones Eich-Altar ¢agt durch zwey Tauben] N. Comes, Mythologia (Genf 1653), S. 603. – A. Kircher, Oedipus Aegyptiacus, tom. 1 (Rom 1652), syntagma 3, cap. 6, S. 207. – P,« = ‚Tauben‘. – J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 2, cap. 3, S. 274–276. v. 53. Der E¢culapius aus Ertzt und einem Drachen] Lukian, Alexander 7; 13 ff. – Festus, De significatu verborum, Pauli excerpta 47 (Lindsay). – Valerius Maximus, Facta et dicta 1,8,2. v. 54. Hammons hornicht Kopf winckt zu gewehrten Sachen] Q. Curtius Rufus, Historia Alexandri magni, cum notis selectiss. variorum, Raderi, Freinshemii !… " etc. (Amsterdam 1664), S. 183–185 (Kommentar Freinsheims zu 4,7,21, Lemma „Dei oraculum est“, und zu 4,7,23, Lemma „Id quod pro deo colitur, non eandem effigiem habet“). – Kircher (wie zu v. 51). – Diodorus Siculus, Bibliotheca historica 17,50,6. – Eustathius, Kommentar zu Dionysius Periegetes, V. 211: Dionysius Periegetes Graece et Latine cum vetustis commentariis, ed. G. Bernhardy (Leipzig 1828), S. 124 f. – Strabo, Geographica 17,1,43.
720 1890
1895
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Sophonisbe
v. 60. Die¢e welche Moth bewegt.) Daß Pluto wegen habender Herr¢chafft uber den Tod/ Sec. Hebr. c. 2. v. 14. Axioker¢os /rqzxX , oder auch tvm M , oder der Tod ¢elb¢t genennt worden/ lehret Selden. Synt. 1. c. 5. p. 164. Bochart. in Chanaan. l. 1. c. 12. p. 427. v. 62. Als Baals Sonnen-Kind.) Daß Dido des Belus/ Bals/ Bels/ oder Baals Tochter gewe¢t/ welcher in Cypern geher¢cht/ und ¢on¢t auch Methres genennt worden/ wie auch M- « oder zvXgtm ein vortreflicher Mann/ lehret Bochart. in Chanaan. l. 1. cap. 3. pag. 370. Eu¢eb. in Græc. Chron. nennet ihn K7,& μ T . Be¢iehe Ju¢tin. l. 18. c. 4. allwo Bernegger. anmerckt: daß Agenor ihr Vater/ Belus ihr Groß-Vater gewe¢t ¢ey. Bel, Bal, Baal aber hei¢¢et Herrgott. Selden. Synt. 2. c. 1. p. 194. ¢eqq. Belus aber war bey den A¢¢yriern der Sonne und des Saturnus Nahme. Vo¢¢ius. l. 2. Theol. gent. cap. 4. Es i¢t aber der Dido Vater ein viel jungerer Belus, als Belas A¢¢yrius, welcher Babylon gebauet/ und ¢on¢t Nimrod heißt. Bochart. in Phaleg. l. 4. c. 14. p. 263. v. 64. 65. So bald ein Strahl nur fallt auf Memnons ¢teinern Bild.) Von die¢er Memnons Seule ¢ind alle Bucher voll; welche aber am be¢ten Pau¢anias be¢chreibet: Miror in Megaren¢ium montibus lapidem reperiri, qui lapide percus¢us, non ¢ecus ac Ly!157 "ra in¢onat. Sed multo me majori admiratione affecit Ægyptiorum Colo¢¢us, qui Thebis Ægyptiis e¢t, po¢tquam Nilum trajeceris; vidi enim ad hoc usque ´ tempus ¢tatuam ¢edentem juxta eum locum, quem Syringas appellant; eam plerique ´ Memnonem dicunt, quem ex Æthiopiâ profectum in Ægyptum perveni¢¢e arbitrantur. Thebæi Memnonem negant, ¢ed quendam popularem ¢uum
1891 1892 1896 1898 1910 1912
/rqzxX] /rl=zxX A /rlzxX BC genennt] gemeint AB gemeynt C zvXgtm] „vgtm A rzgtm B ]vgtm C K -] K = ABC e¢t,] e¢t ABC pleri que] ´ qlerique ´ A plerique ´ B plerique C
1891 1896 1897 1899 1902 1903 1904
c.] cap. C genennt] genennet BC l.] lib. C l.] lib. C cap.] c. C jungerer] jungerer C in] n B
Anmerckungen zu V
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v. 60. Die¢e welche Moth bewegt] Hbr 2,14. – J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 1, cap. 5, S. 164. – S. Bochart, Geographiae sacrae pars altera: Chanaan (Caen 1646), lib. 1, cap. 12, S. 427. v. 62. Als Baals Sonnen-Kind] Ebd., cap. 3, S. 370. – Eusebius Caesariensis, Chronica 2 (PG 19,420): „den Tyrer Karchedon“. – Justinus, Epitomae in historias Pompeii Trogi, ed. M. Bernegger (Straßburg 1631), S. 294, Anm. 3 (zu 18,4,3). – J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 2, cap. 1, S. 194 ff. – G.J. Vossius, De theologia gentili (Amsterdam 1668), tom. 1, lib. 2, cap. 4 (S. 164–167). – S. Bochart, Geographiae sacrae pars prior: Phaleg (Caen 1651), lib. 4, cap. 14, S. 263. v. 64. 65. So bald ein Strahl nur fallt auf Memnons ¢teinern Bild] Pausanias, Graeciae descriptio 1,42,2–3 (die von L. mitgeteilte lateinische Version ungeklärter Herkunft entspricht nicht genau dem Originaltext; stärkste Abweichung im ersten Satz): „Mit Erstaunen stelle ich fest, daß sich in den Bergen der Megarenser ein Stein findet, der, wenn er von einem Stein angeschlagen wird, ebenso erklingt wie eine Lyra. Mit noch viel größerer Verwunderung hat mich jedoch der Koloß der Ägypter erfüllt, der sich im ägyptischen Theben befindet, nachdem man den Nil überquert hat. Ich habe nämlich nahe bei dem Ort, den man Syringae nennt, eine bis heute !dort" sitzende Statue gesehen. Von ihr behaupten die meisten, sie stelle Memnon dar, der, wie man glaubt, Aethiopien verlassen habe und nach Ägypten gelangt sei. Die Einwohner Thebens bestreiten aber, daß es Memnon sei, und sagen, es handle sich bei dem, den die Statue darstelle, um einen An-
722 1915
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Sophonisbe
e¢¢e ajunt, cujus ea Statua ¢it. Audivi etiam, qui hanc Se¢o¢tri Statuam tribuant, quam Camby¢es mutilaverit. Reliquum Corpus ¢edet, & quotidie in¢onat oriente Sole, quem ¢onitum dixeris ¢imilem diruptæ chordæ in Lyra vel Cytharâ. Und neb¢t ihm Philo¢tratus in Iconibus. Memnon in Æthiopiâ deformatus e¢t in lapidem nigrum, ¢edentis in habitu; ¢olaribus radiis ubi Statua contingitur, veluti plectrum incidens Sol in Memnonis os, elicit inde vocem. Be¢iehe Strabon. lib. 17. Plin. lib. 10. c. 26. & l. 36. c. 7. Philo¢trat. lib. 6. c. 3. Tacit. 2. Ann. 61. v. 67. Des Apis Seule kehrt der Sonne ¢ein Ge¢icht.) Daß derogleichen Bild in Egypten gewe¢t/ auch derogleichen durch die Bau-|Kun¢t/ und andre Magneti¢che Mittel gemacht werden konne/ i¢t aus Kircher. tom. 2. part. 2. cla¢¢. 8. cap. 3. !§. 1. " pragm. 6. p. 331. zu ¢ehen. v. 68. 69. 70. Die Sonne geht auch nicht ie auf: daß man nicht ¢ie Serapens Bild ¢ieht ku¢¢en.) Beroaldus in Apulejum: Apud Alexandriam templum fuit Serapidis opere fornicario con¢tructum & mirâ arte vi¢endum: in quo ¢imulachrum Dei ita erat va¢tum, ut dextrâ unum parietem, alterum lævâ per¢tringeret: quod ex omnibus metallorum lignorum que ´ generibus compo¢itum ferebatur. Erat etiam dolo & arte compo¢ita fene¢tella, ab ortu Solis ita aptata, ut radius Solis per eam directus, os & labra Serapidis illu¢traret, ita ut in¢pectante populo, o¢culo ¢alutatus à Sole videretur. Die Arth derogleichen nach zumachen gibt Kircher. all. loc. pragm. !5 ". p. 329.330. an die Hand.
1915 Se¢o¢tri] ¢e¢o¢tri A Se¢o¢tri A(Errata)BC 1918 Iconibus] Leonibus ABC 1919 habitu;] habitu, ABC 1921 17.] 13. ABC 1922 36.] 26. ABC 1924–1925 und andre] undandre A und andere BC 1926 !§. 1."] l. 1. 2. ABC 1936 pragm. !5" .] prag. m. AB pragm. C 1922 l.] lib. C
Anmerckungen zu V
723
gehörigen ihres Volkes. Ich habe auch die Meinung von Leuten gehört, die diese Statue als Sesostris deuten; Kambyses habe sie verstümmelt. Der übrig gebliebene Teil des Körpers sitzt nach wie vor an seinem Ort und ertönt jeden Tag bei Sonnenaufgang; man könnte sagen, daß der Klang dem ähnlich ist, der beim Zerspringen einer Saite auf der Lyra oder Kithara entsteht.“ – Philostratus, Eikones (Imagines) 1,7,2 (Westermann): „Memnon ist in Aethiopien in schwarzem Stein dargestellt, in der Haltung eines Sitzenden. Sobald die Statue von Sonnenstrahlen berührt wird, entlockt die Sonne, gleichsam wie ein Plektrum auf Memnons Mund treffend, diesem eine Stimme.“ (Herkunft der lateinischen Übersetzung nicht geklärt.) – Strabo, Geographica 17,1,46. – Plinius, Nat. hist. 10,74; 36,58. – Philostratus, Vita Apollonii Thyanensis 6,4 (Westermann). – Tacitus, Annales 2,61,1. v. 67. Des Apis Seule kehrt der Sonne ¢ein Ge¢icht] A. Kircher, Oedipus Aegyptiacus, tom. 2, pars 2 (Rom 1653), classis 3, cap. 3 (De machinis thaumaturgis Aegyptiorum veterum), § 1, pragmatia 6, S. 331. v. 68. 69. 70. Die Sonne geht auch nicht ie auf: daß man nicht ¢ie Serapens Bild ¢ieht ku¢¢en] Apuleius, Opera omnia, cum Ph. Beroaldi in Asinum aureum commentariis (Lyon 1587), S. 960 (Kommentar zu Asinus aureus 11,9, Lemma „magno Serapi“): „Bei Alexandria befand sich ein Serapis-Tempel, der als gewölbter Bau errichtet und wegen seiner erstaunlichen baukünstlerischen Gestalt eine Sehenswürdigkeit war. Das Standbild des Gottes darin war von so ungeheuren Ausmaßen, daß es mit der Rechten die eine Wand, mit der Linken die andere berührte. Man sagte, daß es von Metallen und Hölzern jeder Art zusammengesetzt worden sei. Es gab auch ein mit raffinierter Kunst konstruiertes kleines Fenster, das so nach Sonnenaufgang ausgerichtet war, daß der durch es hindurchgeleitete Sonnenstrahl Mund und Lippen des Serapis beleuchtete, so daß es, während das Volk zusah, den Anschein hatte, als werde er von der Sonne mit einem Kuß begrüßt.“ Vgl. AnmL. zu C2 I 489. – Kircher (wie zu v. 67), § 1, pragmatia 5, S. 329 f.
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v. 70. 71. 72. Und Strome ¢u¢¢er Milch aus hundert Bru¢ten flu¢¢en.) Warumb ¢ie die J¢is mit ¢o viel Bru¢ten abgebildet/ lehret Macrobius: Continuatis Uberibus corpus Deæ omne den¢atur, quia vel Terræ, vel rerum naturæ alimento nutritur univer¢itas. Daß aber in Egypten auf dem Altare ¢olch ihr Bildnus/ !158 " ¢o bald man die Lichter angezundet/ aus allen Bru¢ten hauffig Milch ge¢pritzet habe/ und wie dis nachzumachen ¢ey/ be¢chreibt Kircher. cit. loc. §. 2. prag. 1. p. 332.333. v. 73. Daß O¢iris Wein aus dem Altare ¢pritzet.) Ara A¢pide adornata, in quâ igne po¢ito I¢is & O¢iris vinum & lac fundebant, A¢pis vero ¢eu Agathodæmon ¢ibilando applaudebat. Kircher. cit. loc. pragm. 2. p. 333.334. v. 79. ¢eqq. Strahlt auch ! durch " das Ely¢er Feld.) Virg. l. 6. Æn. v. 640. Largior hic Campos æther & lumine ve¢tit Purpureo: ¢olemque ´ ¢uum, ¢ua ¢idera norunt. v. 81. 82. Eli¢¢a hat mit ihrem Leben ihr mannlich Hertz nicht aufgegeben.) h>XlX hei¢t eine gottliche Heldin/ oder eine Heldin. Virago. Worvon der Jrrthum beym Eu¢ebio ent¢tanden: daß ¢ie Dido auch Origo gehei¢¢en. Gleicherge¢talt irret Servius, welcher Dido fur Virago auslegt/ und Eli¢¢a, ihren er¢ten Nahmen/ ihr nur als einen Zunahmen zueignet/ den ¢ie er¢t bekommen hatte/ als ¢ie ¢ich ins Feuer ge¢turtzt. Bochart. in Chanaan. lib. 1. c. 24. pag. 515.
1946 1948 1949 1950 1952 1955
p.] v. ABC 79.] 77. ABC !durch" ] drumb AB drum C Campos] Compos A Campos A(Errata)BC Purpureo] Purpures A Purpureo A(Errata)BC h>XlX] huXlX ABC Eli¢¢a,] Eli¢¢a AB Eli¢¢a, C Nahmen/] Nahmen AB Namen/ C
1937–1938 flu¢¢en.) Warumb] flie¢¢en. Warum C 1939 Deæ] Dea C 1941 Bildnus] Bildniß C 1942 ge¢pritzet] ge¢pritzt C 1943 be¢chreibt] be¢chreibet C 1948 Virg. l. 6. Æn. v.] Virgil. lib. 6. Æneid. p. C 1955 auslegt] ausleget C 1957 pag.] p. C
640.] 460. BC
Anmerckungen zu V
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v. 70. 71. 72. Und Strome ¢u¢¢er Milch aus hundert Bru¢ten flu¢¢en] Macrobius, Saturnalia 1,20,18: „Der ganze Leib der Göttin ist dicht an dicht mit Brüsten besetzt, da die Gesamtheit aller Wesen genährt wird durch Nahrung aus der Erde oder aus der Natur.“ – Kircher (wie zu v. 67), § 2, pragmatia 1, S. 332 f. v. 73. Daß O¢iris Wein aus dem Altare ¢pritzet] Ebd., § 2, pragmatia 2, S. 333 f. (das Zitat ist die Überschrift zu diesem Abschnitt, S. 333): „Ein mit einer Natter verzierter Altar, dem Isis und Osiris, nachdem er mit einem Feuerbrand versehen wurde, Wein und Milch entströmen ließen; die Natter aber bzw. der wohltätige Genius tat durch Zischen ihren Beifall kund.“ v. 79. Strahlt auch ! durch " das Ely¢er Feld] Vergil, Aeneis 6,640–641: „Ein Aether von sehr großem Umfang umkleidet die Felder mit purpurnem Licht; sie kennen eine eigene Sonne und eigene Sterne.“ v. 81. 82. Eli¢¢a hat mit ihrem Leben ihr männlich Hertz nicht aufgegeben] Eusebius Caesariensis: Bochart, den L. hier ausschreibt, verweist (an dem am Schluß dieser Anm. genannten Ort) auf des Eusebius „Chronicon, lib. 1“; die Identifizierung der von B. gemeinten Stelle war nicht möglich. – Servius, Commentarius in Vergilii Aeneid. 4,36. – S. Bochart, Geographiae sacrae pars altera: Chanaan (Caen 1646), lib. 1, cap. 24, S. 515.
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v. 83. Der Dido Schatten irrt.) Dido hat die¢en Zunahmen von ihren Zuge aus Phœnicien in Africa bekommen. Sintemal dyd eine Herumb¢chweiffung/ und al¢o Dido ¢o viel als 2«, eine Herumbirrende heißt. Etliche meinen/ die¢er Nahme komme !von" Xdvyd oder der Liebe. Von welcher auch der Phœnici¢che Hercules beym Eu¢ebio in Chronic. lib. 1. p. 26. Diodas genennet wird. Bochart. in Chanaan. l. 1. c. 24. p. 515.516. Selden. Synt. 1. c. 6. p. 188. Von die¢em Zunahmen Diodas meldet Heindrich. Carthagin. l. 1. ¢ect. 1. c. 1. p. 20. Phœnices Herculi indidi¢¢e, quia invocabatur à Procis, & ex illius numine felix ¢ucce¢¢us in amoribus pendere putabatur. v. 85. Sie bleibet itzt noch Sonnen-Prie¢terin &c.) Ju¢tin. l. 18. c. 4. meldet: Daß der Dido Gemahl des Hercules Prie¢ter/ die¢e Wurde aber zu Tyrus die er¢te nach dem Konige gewe¢t ¢ey. Ein ¢olcher Prie¢ter war zu Carthago Cartalo, der nach Tyrus dem Hercules die Zehnden gebracht hatte/ und hernach von ¢einem eigenen Vater Maleus gekreutzigt ward. Ju¢tin. l. 18. c. 7. Von dem Hercules aber lehret Macrobius. l. 1. Saturnal. c. 20. p. 236. Nec Hercules à Sub¢tantia Solis alienus e¢t, quippe Hercules e¢t ea Solis po!159 "te¢tas, quæ humano generi virtutem ad ¢imilitudinem præ¢tat Deorum. Cæterùm Deus Hercules religio¢è quidem & apud Tyron colitur: verum ¢acratis¢ima & augu¢ti¢¢imâ Ægyptii eum religione venerantur, ultraque ´ memoriam, quæ apud illos retrò longi¢¢ima e¢t, ut carentem initiô colunt. Et reverà Herculem Solem e¢¢e, vel ex nomine claret. Heracles enim quid aliud e¢t ni¢i heras, id e¢t aëris cleos? quæ porrò alia aëris gloria e¢t, ni¢i Solis illuminatio, cujus rece¢¢u profunditate occulitur Tenebrarum? Prætereà ¢acrorum admini¢trationes apud Ægyptios multiplici actu multiplicem Dei a¢¢erunt pote¢tatem ¢ignificantes Herculem hunc e¢¢e μ ? » λ , a . 1961 1968 1969 1970 1984
!von"] fehlt ABC &c.] &c: A &c.: B etc. C Wurde] wurde ABC ¢ey] ¢ein AB ¢eyn C
!] A B ! C
1958 ihren] ihrem C 1959 dyd] dyr BC 1959–1960 Herumb¢chweiffung] Herum¢chweiffung C 1960–1961 Herumbirrende heißt] Herumirrende hei¢¢et C 1973 7.] 8. BC 1976 præ¢tat] præ¢tæ C 1978 eum] cum C 1984 ,»] , C
Xdvyd] Xrvyd C
Anmerckungen zu V
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v. 83. Der Dido Schatten irrt] Eusebius Caesariensis, Chronica 2: PG 19,379. – Bochart (wie zu v. 81), S. 515 f. – J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 1, cap. 6, S. 188. – C. Hendreich, Carthago (Frankfurt a. O. 1664), lib. 1, sect. 1, cap. 1, S. 20: „Die Phoenizier hätten ihn dem Herkules beigelegt, weil dieser von Freiern angerufen wurde und man glaubte, daß ein glücklicher Erfolg in Liebesdingen von seinem göttlichen Walten abhänge.“ v. 85. Sie bleibet itzt noch Sonnen-Prie¢terin etc.] Justinus, Epitoma 18,4,5. – Ebd. 18,7,7–15. – Macrobius, Saturnalia 1,20,6.7.10–12: „Herkules ist auch der Sonne nicht wesensfremd, denn Herkules ist diejenige Gewalt der Sonne, die dem Menschengeschlecht die Kraft verleiht, Ähnlichkeit mit den Göttern zu erlangen. Im übrigen wird Herkules in Tyros andächtig als Gott verehrt; mit dem heiligsten und weihevollsten Kult aber verehren ihn die Ägypter; und sie verehren ihn als einen Gott, der, jenseits allen Menschengedenkens, das bei ihnen äußerst weit zurückreicht, keinen Anfang hat. Und daß Herkules tatsächlich die Sonne ist, wird schon aus seinem Namen deutlich. Was bedeutet denn ‚Herakles‘ anderes als ‚heras kleos‘, d. h. ‚Ruhm der Luft‘? Was wäre ferner sonst der Ruhm der Luft, wenn nicht das Licht der Sonne, die bei ihrem Verschwinden durch die Tiefe der Finsternis verborgen wird. Außerdem bestätigen die kultischen Handhabungen bei den Ägyptern durch die Vielfalt der Verrichtungen die Vielfalt des Gottes, so anzeigend, daß dieser Herkules ‚die Sonne ist, die in allem und überall ist‘.“
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v. 89. Jhres Ehherrns Gei¢t/ den des Brudern Mord-Beil fallte.) Wie der Dido Bruder Pygmaleon, oder vielmehr ]ylimgvP Pugmalion, das i¢t die Ruhe vom hoch¢ten Gott/ ¢ec. Bochart. in ! Phaleg." l. 1. c. 3. p. 370. ihren Eh-Mann/ welcher Sichæus, Sicharba, Acerba, Acerva hin und wieder genennt wird/ ¢einer Schatze halber ermordet habe/ be¢chreibt Ju¢tin. lib. 18. c. 4. v. 91. 92. 93. Weil ¢ie ihr das Oel des Lebens.) Als Hiarbas Konig in Mauritanien die Dido mit Gewalt heyrathen wolte/ und auf den Verweigerungs-Fall Krieg ankundigte; die Carthaginen¢er auch ¢elb¢t zur Heyrath geneigt waren/ baute ¢ie ihr mitten in der Stadt einen Holtz¢toß auf/ ¢chlachtete unter dem Scheine/ ihres Gemahles Gei¢t zu ver¢ohnen/ viel Opfer ab/ und durch¢tach ¢ich auf dem Holtz-| Sto¢¢e mit Vermeldung: Nun gienge ¢ie zu ihrem Ehmanne. Worauf ¢ie Carthago als eine Gottin verehret. Ju¢tin. lib. 18. c. 6. Aber Virgil. l. 4. Æn. tichtet: daß ¢ie ¢ich aus Sehn¢ucht gegen ihrem geliebten Æneas getodtet habe. Da doch Servius berichtet: Æneas were 340. Jahr fur Erbauung der Stadt Rom (welche doch nur 40. Jahr junger als Carthago gewe¢t ¢ein ¢ol) in Jtalien kommen. Alleine Bochart fuhret in einem Briefe/ oder vielmehr in einem gelehrten Tractat aus: daß Æneas nicht einmal aus A¢ien/ weniger in Jtalien oder Africa kommen ¢ey. Der Dido Verbrennung aber vergleicht Florus l. 2. c. 15. n. 17. den Todt der A¢drubali¢chen Gemahlin.
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!Phaleg." ] Chanaan. ABC 4.] 6 A 6. BC Scheine/] Scheine AB Schein/ C ver¢ohnen/] ver¢ohnen AB ver¢ohnen/ C Æneas] Æneas. A1 Æneas A2BC ¢ol] ¢ol: AB ¢oll C 17.] 7. ABC
1985 Ehherrns] Eh-Herrn C 1989 genennt] genennet C 1991 91.] 95. B Hiarbas] Hiarba C 1995 Gemahles] Gemahls C 1999 ihrem] ihren C 2001 fur] vor C 2005–2006 den Todt] dem Tode C
Anmerckungen zu V
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v. 89. Jhres Ehherrns Gei¢t/ den des Brudern Mord-Beil fallte] S. Bochart, Geographiae sacrae pars prior: Phaleg (Caen 1651), lib. 1, cap. 3, S. 370. – Justinus, Epitoma 18,4,6–8. v. 91. 92. 93. Weil ¢ie ihr das Oel des Lebens] Justinus, Epitoma 18,6,1–8. – Vergil, Aeneis 4,584–665. – Servius, Commentarius in Vergilii Aeneid. 1,267. – S. Bochart, De quaestione, num Aeneas unquam fuerit in Italia (Hamburg 1672), passim. – Florus, Epitoma I,31,17 (II,15,17); vgl. das Zitat in AnmL. zu V. 119.
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v. 97. Die Och¢en und den Pflug zur Saate Furchen machen.) Die Zer¢torung die¢er machtigen Stadt be¢chreibt Vellej. Patercul. lib. 1. cap. 12.13. Flor. l. 2. c. 15. in fin. daß aber ein Pflug uber ihre !160" BrandtStadte gefahren (Aratrum pa¢¢am e¢¢e) Mode¢tinus in l. 21. ! ff." quib. mod. u¢usfr. amitt. Gleichwol hat Julius Cæ¢ar durch Andeitung eines Traumes Carthago wieder zu erbauen ihm furge¢etzt/ Key¢er Augu¢tus auch ¢olches vol¢trecket. Appian. d. l. c. 61. p. 85. Dio lib. 43. v. 98. Wo vor mein Och¢enfell ¢o weit gegrantzet hat.) Dido Lybiam appul¢a, cum ab Jarba pelleretur, petiit callidè, ut ad urbem communiendam venderet tantum terræ, quantum po¢¢it corium bovis amplecti. Quod cum ille promi¢i¢¢et, corium in tenui¢¢imas corrigias ¢ectum tetendit, occupavitque ´ ¢tadia viginti duo. Herodian. l. 5. Ju¢tin. l. 18. p. 158. Appian. l. 1. de bell. Punic. in princ. Virg. 1. Æn. v. 371. Na¢cimbenius muthmaßt: die¢er Platz ¢ey umb Och¢en oder ihre Leder ertau¢cht worden. H. Junius c. rei nummariæ; Dido habe von Och¢en-|Leder Geld (welches D. Hieronymus Scorteos heißt)/ andere: ¢ie habe auf Geld Och¢en gepregt/ in dem Pecunia auch à pecude den Nahmen bekommen hatte. Cæl. Rhodigin. l. 10. c. 2.
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!ff. "] A. AC A B Gleichwol] gleichwol AB gleichwohl C 98.] 99. ABC gegrantzet] gepranget A gegrantzet A(Errata)B gegrentzet C Jarba] jarba ABC corium in] dorium in A corium in A(Errata)BC Punic.] Pann A1 Pann. A2BC heißt)/] heißt/) ABC andere:] andere AB andere: C
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Saate Furchen] Saate-Furchen C lib. 1. cap.] l. 1. c. C amitt.] amit. BC Andeitung] Andeutung C furge¢etzt] vorge¢etzt C pelleretur] appelleretur C promi¢i¢¢et] promo¢i¢¢et BC l. 5.] lib. 5. C l. 18.] lib. 18. C muthmaßt] muthma¢¢et C umb] um C ertau¢cht] ertau¢chet C von] vom C gepregt] gepragt C
Anmerckungen zu V
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v. 97. Die Och¢en und den Pflug zur Saate Furchen machen] Velleius Paterculus, Historia Romana 1,12,5; 1,13,1. – Florus, Epitoma I,31,18 (II,15,18). – Modestinus, in: Digesta 7,4,21 („es habe den Pflug über sich ergehen lassen müssen“). Die Abkürzung „A.“ der Vorlage bei dieser Allegation der Digesta ist sinnlos und mit Sicherheit Setzerfehler für das übliche Kürzel ff. (ebenso in AnmL. zu V. 223). – Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 647–648. – Dio Cassius, Historia Romana 43,50,3–5. v. 98. Wo vor mein Och¢enfell ¢o weit gegrantzet hat] Der ohne Quellenangabe mitgeteilte Satz am Anfang der Anmerkung stammt, leicht abgewandelt, aus Servius, Commentarius in Vergilii Aeneid. 1,367: „Als Dido, nach Libyen gekommen, von Jarbas vertrieben wurde, bat sie ihn mit schlauer Berechnung, ihr zur Befestigung der Stadt soviel Land zu verkaufen, wie eine Rinderhaut umschließen könne. Als jener dies zugesagt hatte, zerschnitt sie das Leder in äußerst dünne Riemen, spannte es so aus und nahm !auf diese Weise " 22 Stadien in Besitz.“ – Herodian, Historiae 5,6,4. – Justinus, Epitoma 18,5,8–9. – Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 3–4. – Vergil, Aeneis 1,367–368. – Nascimbaenius, In priorem P. Virgilii Maronis epopoeiae partem explanatio. In: Lamberti Hortensii Montfortii enarrationes in XII libros P. Virgilii Maronis Aeneidos (Basel 1577), Sp. 149 (Kommentar zu Aen. 1,367–368: „Mercatique solum ! …" circundare tergo.“). – H. Junius, Nomenclator (Antwerpen 1567), S. 338–358: De re nummaria, hier S. 355. – Hieronymus, Contra Rufinum 3,39: PL 23,506. – L.C. Rhodiginus, Lectiones antiquae (Frankfurt, Leipzig 1666), Sp. 495–501 (= lib. 10, cap. 2; darin aber nichts zu der Hypothese hinsichtlich des von Dido in Umlauf gebrachten Geldes und der Etymologie von ‚pecunia‘).
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v. 103. 104. Die hoher ¢ich als vierzig Ellen ¢trecken.) Die Stadt|Mauer zu Carthago i¢t zwey und zwantzig Ellen dicke/ und/ wie Appian. lib. de bell. Punic. wil/ dreißig/ nach dem Diodor. Sicul. und Oro¢io l. 4. c. 22. vierzig Ellen hoch gewe¢t; wovon Maro. 4. Æn. -- pendent Opera interrupta, minæque ´ Murorum ingentes, æquataque ´ machina Cœlo. Al¢o/ daß Scipio ¢ie mit zwey Stoß-Bocken/ an derer iedem dreytau¢end Manner gezogen/ er¢chellen mu¢¢en. Die¢e Mauer war uber dis gewolbt: daß zu unter¢te dreyhundert Elefanten/ daruber viertau¢end Pferde ¢tallen/ und ihr Futter aufhalten/ zu ober¢te aber viertau¢end Reiter und zwanzig tau¢end Fuß-Knechte wohnen konten. Strabo lib. 17. v. 107. Wird man in ihm zermalmen jeden Stein.) Oro¢ius lib. 4. c. 23. ¢agt von der Stadt Carthago Eina¢cherung: Omnibus muralibus Lapidibus in pulverem etiam comminutis, aratrum pa¢¢a e¢t. Die Uhr¢ache i¢t ex Vellej. Paterc. l. 1. c. 12. zu nehmen: neque ´ ¢e Roma, jam terrarum orbe ¢uperato, Securam ¢peravit fore, ¢i Nomen u¢quam ¢tantis maneret Carthaginis: adeò Odium certaminibus ortum ultra metum durat, & ne in victis quidem deponitur, ne que ´ ante invi¢um e¢¢e de¢init, quam e¢¢e de¢iit. ! 161" v. 119. Den Muth des A¢drubal ¢ehn ¢eines Weibes weichen.) Florus. lib. 2. c. 15. n. 16.17. Deploratis novi¢¢imè rebus quadraginta ¢e millia Virorum dediderunt. Quanto fortius Fœmina & Uxor Ducis? quæ comprehen¢is duobus Liberis à culmine ¢e Domûs in medium mi¢it Incendium. Wie des A¢drubal Gemahlin ¢ich dem Scipio gegen uber auf die
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17.] 27. ABC Stein.) Oro¢ius] Sein.) Ora¢ius A Stein.) Oro¢ius BC 1.] 2. ABC Carthaginis:] Carthaginis ABC de¢iit] de¢int ABC quadraginta] quadriginta A quadraginta A(Errata)BC
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vierzig] viertzig C l.] lib. C vierzig] viertzig C Æn.] Æneid. C gewolbt] Gewolbe BC Reiter] Reuter C zwanzig] zwantzig BC 23.] 13. BC
Anmerckungen zu V
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v. 103. 104. Die hoher ¢ich als vierzig Ellen ¢trecken] Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 450. – Diodorus Siculus, Bibliotheca historica 32,14. – Orosius, Historiae 4,22,5. – Vergil, Aeneis 4,88–89: „Es bleiben liegen die unterbrochenen Bauten und die riesigen Zinnen der Mauern und das die Höhe des Himmels erreichende Gerüst.“ – Strabo, Geographica 17,3,14. v. 107. Wird man in ihm zermalmen jeden Stein] Orosius, Historiae 4,23,6; zit.Text aber nur z. T. hierher, vermutl. vermengt mit Digesta 7,4,21 (s. o. zu v. 97!): „Nachdem alle Mauersteine auch zu Staub zermalmt worden waren, wurde die Stadt unter den Pflug genommen.“ – Velleius Paterculus, Historia Romana 1,12,7: „Auch als Rom schon den Erdkreis bezwungen hatte, fürchtete es, daß es nicht sicher sein werde, wenn irgendwo auf der Welt der Name Karthagos als einer sich noch behauptenden Stadt bestehen bliebe: in solchem Maße dauert der aus Kämpfen erwachsene Haß an, auch wenn kein Grund zur Furcht mehr gegeben ist, und wird nicht einmal den Besiegten gegenüber abgelegt, und nicht eher hört der Haß auf, als bis sein Gegenstand aufgehört hat zu existieren.“ v. 119. Den Muth des A¢drubal ¢ehn ¢eines Weibes weichen] Florus, Epitoma I,31,16–17 (II,15,16–17): „Als die Lage am Ende aussichtslos war, ergaben sich 40 000 Mann. Um wieviel tapferer war die Gattin des Feldherrn! Sie nahm zwei Kinder in die Arme und stürzte sich vom First ihres Hauses mitten in den Brand.“ – Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 626–627.
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Mauer ge¢tellt/ und auf ihres Eh-Manns Zaghaftigkeit geflucht/ be¢chreibt Appian. de Bell. Punic. c. 59. p. 82. v. 129. Und zu Carthagens Brand’ itzt Holtz und Schwefel tragt.) Daß Ma¢ani¢¢a eine gro¢¢e Uhr¢ache des zer¢torten Carthago gewe¢t/ i¢t ex Fragmentis Polybii p. m. 1522. zu ¢ehen: M ,ξ K7,& [ 2« #A « - 1κ $2 =b+ « c &. v. 131. 132. Ma¢ani¢¢a den die Stadt Carchedon auferzogen hat.) Die¢es berichtet Appian. de Bell. Punic. v. 137. Jch ¢ehe’s Joch ¢chon ¢ein! en" Enckel zihn.) Nemlich Jugurtha, Ma¢ani¢¢ens Sohnes-Sohn/ welcher von Romern uberwunden/ und in Ketten nach Rom ge¢chleppet worden. Salu¢t. de bell. Jugurth. c. 114. Florus. l. 3. c. 1. v. 140. ¢eqq. Die Sicherheit wird Rom nach die¢em Kriege in Schlaff und Faulheit wiegen ein.) Wie Florus lib. 3. vom ¢tehenden Carthago mit dem Scipio wider den Cato gar recht geurtheilt: Pœnorum ho¢tium imminentem metum di¢ciplinam veterem continui¢¢e; al¢o i¢t von dem zer¢torten wahr: Potentiæ Romanorum prior Scipio viam aperuerat, Luxuriæ po¢terior aperuit, quippe remoto Carthaginis metu, ¢ublatâque ´ Imperii æmulâ, non gradu ¢ed præcipiti cur¢u à virtute de¢citum, ad vitia tran¢cur¢um; vetus Di¢ciplina de¢erta, nova inducta; in Somnum à Vigiliis, ab armis ad Voluptates, à Negotiis in Otium conver¢a Civitas. Vellej.
2050–2051 geflucht/ be¢chreibt] geflucht. Be¢chreibt AC geflucht.) Be¢chreibt B 2054 M] M ABC M A(Errata) 2055 K -] K - ABC K A(Errata) ’A« 5 ,",] ’A«, 5 ," A ’A« 5 ,", A(Errata) ’A«: 5 ," BC 2056 ?"«] ?"« ABC @,,-] @,, ABC @,,- A(Errata) 2058 berichtet] Berichtet A berichtet BC 2059 ¢ein !en " ] ¢ein A1 ¢einen A2BC Jugurtha,] Jugurtha AB Jugurtha, C 2064 3.] 4. ABC 2050 2052 2053 2054 2059 2063 2070
Eh-Manns] Ehe-Mannes C 129.] 120. C gewe¢t] gewe¢en C p.] pag. B ¢ehe’s] ¢eh das C 140.] 104. BC vetus] verus C
Anmerckungen zu V
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v. 129. Und zu Carthagens Brand’ itzt Holtz und Schwefel tragt] Das Polybius-Fragment zit. nach: Historiae, ed. J. Gronovius, mit latein. Übersetzung von I. Casaubonus (Amsterdam 1670), tom. 2, innerhalb des Anhangs „Polybianae Historiae fragmenta e variis scriptoribus !…" collecta“ (S. 1487–1578), hier S. 1522 in der Liste der Exzerpte aus Suidas: „Massanasses aber sei verantwortlich für die Zerstörung Karthagos, denn er habe es den Römern völlig geschwächt überlassen.“ v. 131. 132. Ma¢ani¢¢a den die Stadt Carchedon auferzogen hat] Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 37. v. 137. Jch ¢ehe’s Joch ¢chon ¢ein!en " Enckel zihn] Sallust, Bellum Iugurthinum 114. – Florus, Epitoma I,36,17 (III,1,17). v. 140 ¢eqq. Die Sicherheit wird Rom nach die¢em Kriege in Schlaff und Faulheit wiegen ein] Florus, Epitoma I,47,2 (III,12,2): „Die von den punischen Feinden drohende Gefahr habe die alte Zucht am Leben erhalten.“ Die gegensätzlichen Positionen Catos und Scipios hinsichtlich der Zerstörung Karthagos schildert Florus ebd. I,31,4–5 (II,15,4–5). – Velleius Paterculus, Historia Romana 2,1,1: „Der ältere Scipio hatte der Macht der Römer den Weg eröffnet, der jüngere eröffnete ihn dem Wohlleben. Als nämlich die Furcht vor Karthago beseitigt und die Rivalin um die Herrschaft vernichtet worden war, wurde nicht schrittweise, sondern in überstürztem Lauf von der Tugend abgewichen und zu Lastern übergegangen. Die alte Lebensform wurde verlassen, eine neue eingeführt. Die Bürgerschaft wandte sich vom Wachen zum Schlaf, vom Waffenhandwerk zu Vergnügungen,
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Paterc. lib. 2. in princip. Eben diß meinet Livius in Præfat. Salu¢t. in Catilin. & Jugurth. Augu¢tin. de Civit. Dei l. 2. c. 18. & l. 3. cap. 19. & 21. Und in¢onderheit drucket dis Juvenal. Satyr. 11. wol aus: Præ¢tabat ca¢tas humilis Fortuna Latinas Quondam, nec vitiis contingi parva ¢inebat Tecta labor, ¢omnique ´ breves, & vellere Tu¢co !162 " Vexatæ duræ que ´ manus, ac proximus urbi Hannibal, & ¢tantes Collina in turre Mariti. Nunc patimur longæ pacis mala: ¢ævior armis Luxuria incubuit, victumque ´ ulci¢citur Orbem, Nullum Crimen abe¢t, facinusque ´ Libidinis ex quo Paupertas Romana perit, hinc fluxit ad i¢tos Et Sybaris colles, hinc & Rhodos & Miletos; At que ´ coronatum & petulans madidumque Tarentum. Prima peregrinos ob¢cœna Pecunia mores Intulit, & turpi fregerunt ¢æcula luxu Divitiæ molles. Quid enim Venus ebria curat? Die Weiber blieben keu¢ch/ als Rom noch durftig war/ Die Hutten kamen nicht durch La¢ter in Gefahr Bey Arbeit/ wenig Schlaff/ als ¢tetes Wolle ¢pinnen Die Hande hartete/ wie die Colliner Zinnen Von Mannern Tag und Nacht bewachet mu¢ten ¢ein/ Weil Hannibal war dar. Jtzt ¢pielt ¢ich Unheil ein Bey allzulanger Ruh. Die Schwelgerey bekrieget Uns arger/ als kein Feind/ aus Rache/ das be¢ieget Von uns die Erde ward. Rom wird von Brun¢t gekwalt/ Kein La¢ter geht ihm ab/ ¢eit dem ihm Armuth fehlt. Was’s uppige Tarent/ !das " ¢ich mit Bal¢am ¢chmieret/ Was Rhodos/ Sybaris/ Milet fur Wollu¢t ruhret/
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Luxuria] Luxuriæ ABC Quid] quid ABC ward.] ward A1 ward. A2BC !das "] doch A1 das A2BC
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cap.] c. C ulci¢citur] ul¢ci¢citur BC madidumque] maditumque C war dar] da war C
Anmerckungen zu V
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von Tätigkeiten zum Müßiggang.“ – Livius, Praefatio 9.11–12. – Sallust, Coniuratio Catilinae 2; Bellum Iugurthinum 1. – Augustinus, De civitate dei 2,18; 3,19.21. – Juvenal, Sat. 6,287–300 (von L. selbst poetisch übersetzt, hier in genauerer Wiedergabe): „Früher gewährleisteten die bescheidenen Lebensumstände die Keuschheit der Latinerinnen, und Arbeit, kurzer Schlaf, die von tuskischer Wolle strapazierten und hart gewordenen Hände, Hannibal vor den Toren der Stadt und die auf dem kollinischen Turm stehenden Männer ließen nicht zu, daß die kleinen Hütten von Lastern besudelt wurden. Heute erleiden wir die Übel eines langen Friedens. Schrecklicher noch als eine Streitmacht belagert uns der Luxus und rächt den besiegten Erdkreis. Kein Verbrechen, keine aus zügelloser Lust entsprungene Untat geht uns ab, seit die römische Armut untergegangen ist. Seitdem hat sich Sybaris auf diesen Hügeln ausgebreitet, seitdem auch Rhodos und Milet und das bekränzte, freche und betrunkene Tarent. Schmutziges Geld hat zuerst fremde Sitten eingeführt, und bequemer Reichtum hat die Zeiten durch schimpfliche Ausschweifung kraftlos gemacht. Worum schert sich denn auch Venus, wenn sie betrunken ist?“
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Der frembden Sitten Koth ward in die Stadt gebracht Durch ihr be¢udelt Geld. Des ¢chnoden Reichthums Macht Hat durch Ver¢chwendungen verterbet Sitt- und Zeiten. Denn Brun¢t und Trunckenheit ¢pinnt tau¢end Uppigkeiten. v. 145. Der Gothen Sundfluth und der Schwarm der Wenden.) Die Wenden/ als ¢ie unter dem Konig Wi¢mar von den Gothen ge¢chlagen worden/ haben ¢ich in Ungern ge¢etzt/ hernach hat ¢ie Carocus und Gondigi¢ilus mit dem Anhange der Alanen und Schwaben in Franckreich/ und ¢o fort in Spanien gefuhrt. Die¢e ¢ind hernach von Bonifacio, dem Landvogte in Africa, welchen Aëtius bey der Placida der Meuterey be¢chuldigte/ zu Hulffe beruffen/ und von Gen¢erico im Jahr 426. dahin gefuhret/ von ihnen Carthago und Numidien erobert/ ihr Reich aber im Jahr 534. unter dem Konige Gilimer durch Beli¢arium wieder zer¢toret worden. Hornius in Arc. Noæ. p. 173. 188. Jon¢ton. Polyhi¢t. Theo !163 " do¢. jun. p. 612. Endlich hat Key¢ers Ju¢tiniani Feld-Hauptmann Salamon die Wenden gar aus Africa verjagt. Jon¢ton. d. l. p. 665. Daß aber Si¢ebutus der We¢t-Gothen Konig in Spanien/ ungeachtet ¢eine Vorfahren Alaricus und VValia durch Sturm und Ungewitter auf der See theils darvon zuruck getrieben/ theils er¢auft wurden/ umbs Jahr 614. in Africam uberge¢etzet/ und Mauritaniam Tingitanam erobert/ erzehlet Saavedra Coron. Gotic. p. m. 319.320. 2103 Sitt- und] Sitt-und A Sitt und BC 2109–2110 Bonifacio,] Bonifacio AB Bonifacio, C 2110 Africa,] Africa AB Africa/ C 2115 Jon¢ton.] Jon¢tron. A1 Jon¢ton. A2BC 2117 Jon¢ton. d.] Jon¢tron. de A1 Jon¢ton. d. A2C Jon¢ton d B 2118 ¢eine Vorfahren] ¢eineVorfahren A1 ¢eine Vorfahren A2BC 2120 wurden/] wurden A1 wurden/ A2BC 2101 2103 2106 2107 2110 2113 2114 2117 2118 2120 2121
frembden] fremden C verterbet] verderbet BC Konig] Konige C Ungern] Ungarn C Placida] Placita C Gilimer] Gilemer BC 173.] 137. BC p.] pag. C Alaricus] Alacrius C umbs] ums C erzehlet] erzehlt BC
Anmerckungen zu V
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v. 145. Der Gothen Sundfluth und der Schwarm der Wenden] Gen¢erico = Geiserico; die von L. gewählte Namensform ist neben der heute gebräuchlichen (Geisericus = Geiserich) überliefert, also keineswegs fehlerhaft. – G. Hornius, Arca Noae (Leiden, Rotterdam 1666), S. 173 u. 188. – J. Jonston, Polyhistor (Jena 1660), pars 3, lib. 3, cap. 7 (De Theodosio juniore), S. 612. – Ebd., cap. 13, S. 665. – D. Saavedra Fajardo, Corona Gothica, Castellana y Austriaca (Münster 1646), S. 317 f.
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Sophonisbe
v. 148. 149. Als Carthago de¢¢en Grauß.) Diß/ und wie fa¢t kein Reich in der Welt ¢o viel Veranderung/ als dis Theil in Africa/ gelitten/ die Romer von Wenden und Goten/ alle von den Arabern/ vom Abenchita ¢einen Sohnen/ hernach vom Abu Haf, Beni Habdul Guadi vertrieben/ ¢eines Sohnes Sohn Abraham zu des Tunetani¢chen Reichs Konige gekronet/ und Mulcy genennet worden; be¢chreibt Thuan. l. 7. p. m. 147. ¢eqq. Horn. Arc. Noæ. p. 367.368. v. 152. Mutzens Fahnen werden leuchten wo Jber und Botis rinnt.) Als Don Rodrigo der We¢t-Goten Konig in Spanien im Jahr 712. des im Goti¢chen Africa ¢tatt ¢ein herr¢chenden Grafen Julians Tochter/ oder (wie etliche wollen) Ehweib Florinda zu Pancorvo genothzuchtiget hatte/ verband er ¢ich mit den Sohnen des vorigen Koniges VVitiza, welchem Rodrigo die Augen aus¢techen/ und im Gefangnu¢¢e ¢terben la¢¢en/ und begehrte von des Emir Elmumenina Ulit ¢einem Africani¢chen Land-Vogte Muza Abenzair wieder ihn zur Hulffe. Die¢er Muza, nach dem er durch (Anfangs zugegebene 400. Fuß-Knechte/ 100. Reuter) an der Spani¢chen Ki¢te einen reichen Raub gethan hatte/ ¢chickte dem Julian unter dem Tarif Abenzarca 12 000. Mann zu/ eroberte Calpe/ Gibraltar/ Tarte¢¢o/ ¢chlug und er¢chlug des Konigs Bruder und Feld-|Hauptmann Don Sancho, nam Sevilla ein. Endlich ¢chlug er auch das von dem Konige Jhm entgegen gefuhrte Heer durch Verratherey; in dem des VVitiza Sohne/ und Don Oppas Ertz-|Bi2125 den] dem AB den C 2130 Botis] Bobis ABC 2131–2132 im Goti¢chen] imGoti¢chen A1 im Goti¢chen A2B im Gothi¢chen C 2132 herr¢chenden Grafen] herr¢chendenGrafen A1 herr¢chenden Grafen A2BC 2134 verband] verbrand AB verband C den Sohnen] denSohnen A1 den Sohnen A2BC 2135 Rodrigo] Rodrido A1 Rodrigo A2BC 2137 zur] nur ABC 2142 Sevilla] Sevilian A Sevilia A(Errata)BC 2143 Konige Jhm] KonigeJhm A1 Konige Jhm A2 Konige ihm BC 2126 2127 2128 2129 2131 2134 2135 2136 2139
vom] von C ¢eines] ¢ein A2 ¢einen BC l.] lib. C Arc.] Arcâ C Rodrigo] Rodrigio B Koniges] Konig B Konigs C Gefangnu¢¢e] Gefangniß C Emir Elmumenina] Emit Elmumenia BC Ki¢te] Ku¢te C reichen] fehlt C
Anmerckungen zu V
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v. 148. 149. Als Carthago de¢¢en Grauß] J.A. Thuanus, Historiae sui temporis tom.1 (Frankfurt 1625), lib. 7, S. 147 ff. – Hornius (wie zu v. 145), S. 367 f. v. 152. Mutzens Fahnen werden leuchten wo Jber und Botis rinnt] Saavedra Fajardo (wie zu v. 145), S. 460 ff. u. 503.
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¢choff zu Sevilla (welche ¢ich zu des Rodrigo Feld-Obri¢ten be¢tellen la¢¢en) bey erhitzter Schlacht zum Julian uberfielen. Der Konig ¢elb¢t/ als er uber den Fluß Guadalete uber¢chwimmen wolte/ er¢off. Hierauff gieng Ecija, Corduba, Malaga, Granada, Murcia, Toledo uber/ und Muza Abenzair kam ¢elb¢t mit 12 000. Mann in Spanien/ und nam Medina Sidonia, Carmona (wie !164 " wol durch Betrug des Julian) Beja de Portugal; ¢ein Sohn Abdala¢is, ein Jungling von unbe¢chreiblicher Hertzhaftigkeit/ aber Denia, Alicante, Huerta, und Valentia ein. Jnzwi¢chen als Muza und Tarif mit einander wegen des Ruhms ihrer Siege und Eroberung der Stadt Sarago¢a zweytrachtig wurden/ und beyde ihre Sachen fur dem Ulit auszufuhren nach Africa zuruck kehrten/ ward Abdala¢is zum Land-Vogt in Spanien vom Naber be¢tellt/ welcher des Rodrigo Konigliche Wittib Egilona heyrathete/ und auf ihr Einrathen als Konig zu Sevilla den Thron be¢tieg. Saavedra. Coron. Gotic. p. m. 460.503. v. 156. Wenn der Philipp ihm vermahlt Ferdinands Erlauchtes Blutt.) Wie durch des Ferdinandi Catholici Heyrath mit der I¢abella aus Ca¢tilien/ und ¢eine Thaten die Spani¢che Monarchie gegrundet/ und durch Verheyrathung ¢einer Tochter Johannæ mit Philippo auf daß Ertzhaus Oe¢tereich ver¢etzet worden/ i¢t bekand: Lorenzo Gracian. in Fernando fa¢¢et von ihm p. m. 64. zimlich viel mit die¢en Worten zu¢ammen. El verdadero Hercules fue el Catholico Fernando, con mas 2146 2148 2150 2151 2154 2155 2160 2165 2166
la¢¢en)] la¢¢en/ AB la¢¢en) C Corduba] Cordua ABC Carmona] Carmonia A1 Carmona A2BC Beja de] Bejade ABC Abdala¢is,] Abdala¢is AB Abdala¢is, C Sarago¢a] Sarggo¢a A Sarggo¢¢a B Sarago¢¢a C ihre Sachen] ihreSachen A1 ihre Sachen A2BC 156.] 159. A1 156. A2BC die¢en Worten] die¢enWorten A _die¢en Worten BC _ zu¢ammen] zu¢amen fa¢t A zu¢amen A(Errata) zu¢ammen BC fue el] pue de A fue el A(Errata)BC
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zum] zum zum B als] fehlt BC zweytrachtig] zwytrachtig C fur] vor C Konigliche] Konigl. C durch Verheyrathung] durch-Verheyrathung A2 Oe¢tereich] Oe¢terreich C ver¢etzet] ver¢etzt BC viel] fehlt C
worden] werden A2B
Anmerckungen zu V
743
v. 156. Wenn der Philipp ihm vermahlt Ferdinands Erlauchtes Blutt] Lorenzo (eigtl. Baltasar) Gracián, El politico D. Fernando (Amsterdam 1659), S. 64; wir teilen hierzu die Stelle aus L.s eigener Übersetzung dieses Werkes mit: „Ferdinand der Catholi¢che war der recht¢chaffene
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hazannas que dias, ganava a Regno un anno, y adquiriò por herencia el de Aragon, por dote !el" de Ca¢tilla, por valor el de Granada, por felicidad la India, por indu¢tria a Napoles, por Religion a Navarra, y por ¢u gran capacidad a todos. v. 165. 166. Die¢e mu¢¢en Africa von der Tyranney und Ketten/ die ihm Omar leget an.) Omar der dritte Arabi¢che Chalifa nach dem Muhammed hat zu er¢te den Fuß in Africam ge¢etzet/ Tripolis in Barbarien (al¢o i¢t Numidien von der Wu¢ten Elbarbar oder ihrer unahrtigen Sprache genennt worden) erbauet/ dem Muhammed zu Jeru¢alem einen Tempel gebauet/ und ¢ich zum er¢ten Emir Elmumenina, das i¢t/ den Fur¢ten der Rechtglaubigen genennet. Hornius Arcâ Noœ. p. 343.344. San¢ovin nel l’Hi¢toria de’ Turchi. p. 220. v. 167. 168. Es wird der funfte Carl durch ¢eine SiegesFahnen die Tunis/ Tripoli/ Bi¢erta/ Aphrodiß.) Die Kriege und Siege Caroli V. im Konigreich Tunis be¢chreibt Thuan. lib. 7. Bugia und das Konigreich Oran hat des Ferdinandi Catholici Feld-Herr Petrus Navarrus unter dem Konige Abdurrhamel, und hernach auch Tripoli erobert. Horn. Arc. Noæ. p. 369.370. !165 " v. 171. 172. Amidas muß den Fuß des andern Philips ku¢¢en.) Wie Konig Philippus II. im 1573. Jahre durch den Johannem Au¢triacum Tunis eingenommen/ Bi¢erta erobert/ den Konig Amidas mit ¢einen Sohnen nach Neapolis gefangen gefuhrt/ den Mehemed dem Konigreich Tunis furge¢etzt/ Goleta gebauet/ be¢chreibet Thuan. l. 55. Strada. Bell. Belg. dec. 1. lib. 10. p. 519. welches alles aber das Jahr hernach wieder verlohren gegangen. Thuan. lib. 58. 2168 2171 2178 2180 2184 2191
!el"] fehlt ABC 165.] 156. A1 165. A2BC de’] d’e A1 de’ A2BC Aphrodiß] Aphradiß AB Aphradis C 369.] 363. A1 369. A2BC gegangen.] gegangen A gangen. BC
2173 zu er¢te] zuer¢t C 2175 genennt] genennet BC 2177 p.] pag. C 2178 p.] pag. C 2180–2181 Konigreich] Konigreiche C 2186 den] fehlt C 2188 gefuhrt] gefuhret BC Konigreich] Konigreiche C 2189 l.] lib. C 2190 lib.] l. BC
Anmerckungen zu V
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Hercules/ er zehlte mehr Heldenthaten alß Tage, er gewan iedes Jahr ein neues Konigreich/ Aragonien erwarb er durch Erbrecht/ Ca¢tilien kriegte Er zum HeurathGute/ Granaten [=Granada] durch Tapferkeit/ Indien durchs Gluck/ Neapolis durch ¢einen Fleiß/ Navarren durch ¢eine Gottesfurcht/ ja alle mit einander durch ¢einen hohen Ver¢tand.“ (L. Gratian, Staats=kluger Catholischer Ferdinand [Breslau 21675], S. 82). v. 165. 166. Die¢e mu¢¢en Africa von der Tyranney und Ketten/ die ihm Omar leget an] Hornius (wie zu v. 145), S. 343 f. – F. Sansovino, Historia universale dell’ origine, guerre et imperio de Turchi (Venedig 1654), Bl. 220r. v. 167. 168. Es wird der funfte Carl durch ¢eine SiegesFahnen die Tunis/ Tripoli/ Bi¢erta/ Aphrodiß] J.A. Thuanus, Historiae sui temporis tom. 1 (Frankfurt 1625), lib. 7 (S. 135–157). – Hornius (wie zu v. 145), S. 369 f. v. 171. 172. Amidas muß den Fuß des andern Philips ku¢¢en] Thuanus, a.a.O., tom. 2 (Frankfurt 1625), lib. 55 (S. 3–25). – F. Strada, De bello Belgico (Rom 1648), Decas 1, lib. 10, S. 510. – Thuanus, a.a.O., tom. 2, lib. 58 (S. 69–83[recte 87]).
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Sophonisbe
v. 185. Wie Europens Key¢er-Vogel Donnerkeil’ und Flammen blitzt.) Daß der Adler bis in Himmel fluge/ unter den Sternen ¢ein Ne¢t mache/ und daher cG « und Jovis armiger genennt worden/ i¢t nicht nur ex Apulej. l. 1. Floridor. ! Plinio." l. 2. c. 53. ¢ondern aus Abdiâ. v. 4. Proverb. 23.5. Jerem. 49.16. Job. 39.27. bekand; Weil den Adler auch Pindar. Olymp. 13. C 2 und Pythic. 1. $7μ C, Smyrnæus l. 3. v. 353. φ nennet/ und Ari¢tophanes in Equitib. Act. 3. von ihm al¢o redet: ACμ« ³« -+, λ « -2« «; Ja die Thebaner in Egypten ihn Gottlich verehret/ Diodor. Sicul. lib. 1. Tμ ,’ $μ D , , μ
μ ρ , D μ ! ) , λ 'μ« ΝW . Und die Araber ihm einen Tempel gebauet/ wie ex Talmudicis Bochart. tom. 2. Hieroz. l. 2. c. 1. p. 163. ausfuhret; i¢t ¢ich nicht zu wundern; daß auch die Romer den Adler genennet ---- mini¢trum fulminis alitem, cuî Rex Deorum Regnum in aves vagas permi¢it, Horat. l. 4. Od. 4.
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_ Donnerkeil’] Don erkeil A1 Donerkeil’ A2 Donnerkeil’ B Donnerkeil C @C,«] πC,« AB πC,« C !Plinio." ] Horo. ABC 27.] 30. ABC ,1] ,1 ABC Act.] A¢t. ABC +«] +« ABC D)] ) ABC 3= ) ] 3= ABC
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fluge] fliege BC den] dem BC gebauet] gebaut BC wie] wie er C l.] lib. C wundern] verwundern BC fulminis] fulmines BC l.] lib. C
Anmerckungen zu V
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v. 185. Wie Europens Key¢er-Vogel Donnerkeil’ und Flammen blitzt] cG « = ‚in der Höhe fliegend‘. – „Jovis armiger“ = „Jupiters Waffenträger“. – Apuleius, Florida 2. – Plinius, Nat. hist. 2,56,146. – Abd 4. – Prv 23,5. – Ier 49,16. – Iob 39,27. – Pindar, Olympia 13,21 (Race): „König der Vögel“. – Pindar, Pythia 1,7 (Race): „Herr der Vögel“. – Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 3,354: „den vorzüglichsten“. – Aristophanes, Equites 1087: „! …" daß du zum Adler werdest und die Welt beherrschest.“ – Diodorus Siculus, Bibliotheca historica 1,87,9: „Den Adler aber verehren die Thebaner, weil dieses Tier königlich zu sein scheint und deshalb auch des Zeus würdig ist.“ – S. Bochart, Hierozoicon (Frankfurt a. M. 1675), pars 2, lib. 2, cap. 1, Sp. 163. – Horaz, Carmina 4,4,1–3: „den Vogel, den dienstbaren Bringer des Donnerkeils, dem der König der Götter die Herr-
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Und daß ¢elbten C. Marius alleine zum Zeichen der Legionen/ welche vorher Wolffe/ Pferde/ und dergleichen Thiere gebraucht/ lehret Plin. l. 10. c. 4. Wiewol ¢chon Tarquinius Pri¢cus oben auf ¢einem Zepter einen Adler gefuhret. Ro¢in. Antiqu. Rom. l. 7. c. 3. p. 1091. Daher auch durch die Adler die Romi¢chen Heere ¢elb¢t ver¢tanden worden. Demp¢ter. Paralipom. ad Ro¢in. l. 10. c. ult. p. 1719. Die Key¢er auch die Adler mit Perlen auf ihre Schuch ¢tucken lie¢¢en. Curopalates ¢. Georg. Codin. libr. de Offic. Aul. Con¢tantinopol. p. 55. Nicephor. Gregor. lib. 4. welches niemand ¢on¢t thun dorfte. Corippus. l. 2. Num. 4. Auch ! 166 " ward bey der Key¢er Apotheo¢i ein Adler aus dem Holtz¢to¢¢e gela¢¢en/ welcher ihre Seele in Himmel tragen ¢olte. Dio lib. 56. Artemidor. lib. 2. c. 20. Demp¢ter ad Ro¢. l. 3. c. 18. in fin. Auch i¢t bey den Romern in den Siegeln das Signum Reip. ein Adler gewe¢t. Schild. ad Sueton. Augu¢t. c. 94. p. 300. n. 4. Be¢iehe von den Adlern Lip¢ium de Milit. Roman. lib. 4. Dialog. 5. und Demp¢ter in Paralip. in Ro¢ini. l. 10. c. ult. p. 1718.1719. v. 186. Wenn der Africaner Schutzthier.) Daß durch den Crocodil Egypten abgebildet worden/ und deswegen Key¢er Augu¢tus nach de¢¢en Eroberung Geld mit einem Palm-Baume und einem Crocodile pregen la¢¢en/ lehret Kircher. Obeli¢c. Pamphil. lib. 4. Hierogrammatism. 9. p. m. 307. Die Uhr¢ache i¢t/ weil in Egypten und ¢onderlich zu Ar¢inoe (welche Stadt auch deswegen Crocodilopolis gehei¢¢en) ein in
2209 Marius] Marcius ABC 2210 Thiere] Thier A1 Thiere A2BC 2212 1091.] 1019. A1 1091. A2BC 2214 Demp¢ter.] Dem¢ter. AB Demp¢ter. C 1719.] 1791. A1 1719. A2BC 2218 Apotheo¢i] Apotheco¢i A Apotheo¢i A(Errata)BC 2219 welcher] welche ABC Dio] Deo A1 Dio A2BC 2221–2222 gewe¢t. Schild.] gewe¢t child. A1 gewe¢t. Schild. A2BC 2224 1718.1719.] 17181.719 A1 1718.1719. A2BC 2228 la¢¢en/] la¢¢en AB la¢¢en/ C 2229 Die] die ABC 2211 2214 2215 2217 2220 2224 2228
¢einem] ¢einen BC l.] lib. C Schuch ¢tucken] Schuh ¢ticken C Curopalates] Curopalades BC l.] lib. C Demp¢ter] Dem¢ter A2B Deme¢tr. C Ro¢ini.] Ro¢in. BC l.] lib. C pregen] pragen C
Anmerckungen zu V
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schaft über die unsteten Vögel zugestanden hat“. – Plinius, Nat. hist. 10,16. – J. Rosinus, Antiquitates Romanae (Köln 1619), lib. 7, cap. 3, Sp. 1091. – Ebd., Paralipomena Th. Dempsters zu lib. 10, cap. 29, Sp. 1719. – Curopalates (i.e. Georgius Codinus), De officialibus palatii Constantinopolitani (Leiden 1588), S. 55. – Nicephorus Gregoras, Romana, hoc est Byzantina historia (Basel 1562), lib. 4, S. 37, Z. 7. – Corippus, In laudem Iustini 2,111. Mit „Num. 4“ meint L. den Abschnitt, in dem der Vers steht, entspr. der Zählung der wahrscheinlich benutzten Ausgabe von Th. Dempster, Paris 1610, S. 22 (Text) u. S. 122 f., Anm. 21 (Kommentar). – Dio Cassius, Historia Romana 56,42,3. – Artemidorus, Oneirocritica 2,20. – Rosinus, a.a.O., Paralipomena Th. Dempsters zu lib. 3, cap. 18, Sp. 480. – Suetonius Tranquillus, et in eum commentarius, exhibente J. Schildio, editio quarta (Leiden 1667), S. 300, Anm. 4. – J. Lipsius, De militia Romana (Antwerpen 1602), lib. 4, dialogismus 5, S. 164–175. – Rosinus, a.a.O., Paralipomena Th. Dempsters zu lib. 10, cap. 29, Sp. 1718 f. v. 186. Wenn der Africaner Schutzthier] A. Kircher, Obeliscus Pamphilius (Rom 1650), lib. 4, hierogrammatismus 9, S. 307. – Strabo, Geogra-
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einer See ernehrter und von den Prie¢tern gezamter Crocodil als heilig ¢o/ wie von den Herocleoten de¢¢en Feinde/ die Ichneumones, verehret worden. Ex Strabone Kircher. Oedip. Ægypt. tom. 1. Syntagm. 4. c. 17. p. 354. berichtet: daß/ als ¢ie die¢e Verehrung unterla¢¢en/ Egypten von den Crocodilen uber Gewohnheit bela¢tigt worden. Weil nun aber die¢es Thier auch in andern Africani¢chen Landern zu finden; Plin. l. 5. c. 1. wird es gantz Africæ zugeeignet. So wie A¢ien das Camel/ Europen das Pferd. Noch gemeiner aber wird Africa durch einen Drachen vorgebildet. Worauf Flor. l. !2." c. 2.20. zielet: quod qua¢i in Vindictam Africæ nata miræ magnitudinis ¢erpens po¢ita apud Bragadam Romanorum ca¢tra vexaret. Hieher aber gehoret ¢onderlich: daß der Adler die Drachen/ welches doch ¢on¢t uner¢chrockene Thiere ¢ind/ mit dem blo¢¢en Gerau¢che der Flugel verjage; wie ex Ælian. l. 2. c. 26. Phil. c. 1. Bochart. tom. 2. Hierozoic. lib. 2. c. 2. p. 170. berichtet. v. 223. 224. Schont doch der Romer nicht/ der iedes Grab zerbricht.) Violatio Sepulchrorum Crimen publicum e¢t, & ad Legem Juliam de vi publica pertinet. l. 8. ! ff. " de ! ¢epulchro violato" & Con¢tantinus Imp. Mulctam viginti Librarum Auri in Judices, qui hoc Crimen non vindicarunt, con¢tituit. l. 3.C. de Sepulc. viol. Daher die Athenien¢i¢chen Ge¢andten beym Livio lib. 31. wieder den Konig Philip in Macedonien der ver¢ehrten Graber halber heftig reden und ihn be¢chuldigen: quod omnia ¢imul divina humanaque ´ Jura pollueret. De¢¢en ungeachtet kunten die Cartha ! 167 "ginen¢er von den Romern die Ver¢chonung ihrer Graber nicht erbitten/ mit der Erklarung: Se perire velle, modo
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Feinde/] Feinde AB Feinde/ C Ichneumones,] Ichnevmones AB Ichnevmones, C 17.] 7. A1 17. A2BC Worauf] Worauß A Woraus B Worauf C !2."] fehlt AB 2. C c. 1.] c. A1 c. 1. A2C e. 1. B Schont] Schaut AB Schont C !ff. "] A. ABC !¢epulchro violato "] vi publ. A1BC vi’publ. A2 Daher] daher AB Daher C
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ernehrter] ernahrter C bela¢tigt] bela¢tiget C l.] lib. C c.] cap. B Africæ] Africa C 2.20.] 20. C p.] fehlt C l.] lib. C Imp.] Imper. BC l.] lib. C divina] divica C
Anmerckungen zu V
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phica 17,1,38–39. – A. Kircher, Oedipus Aegyptiacus, tom. 1 (Rom 1652), syntagma 4, cap. 17, S. 354 (K. beruft sich hier aber nicht auf Strabo, sondern auf Johannes Leo Africanus). – Plinius, Nat. hist. 5,9.10. – Florus, Epitoma I,18,20 (II,2,20): „!…" daß eine Schlange von erstaunlicher Größe, geboren gleichsam, um Afrika zu retten, das bei Bragada [= Bagrada] aufgeschlagene Lager heimsuchte.“ – Aelianus, De natura animalium 2,26. – Manuel Philes, De animalium proprietate 1: De aquilis (in der zweisprachigen Ausgabe von G. Bersman, o.O. !Heidelberg " 1596, S. 6/7). – S. Bochart, Hierozoicon (Frankfurt a. M. 1675), pars 2, Sp. 170. v. 223. 224. Schont doch der Romer nicht/ der iedes Grab zerbricht] Digesta 47,12,8 (sinngemäße Wiedergabe): „Grabschändung ist ein öffentliches Verbrechen und gehört unter das Julische Gesetz zur öffentlichen Gewalt.“ Zur Emendierung des Kürzels „A.“ zu „ff.“ s. o. AnmLH zu v. 97. – Codex 9,19,3 (sinngemäße Wiedergabe): „Kaiser Konstantin setzte eine Buße von 20 Pfund Gold für Richter fest, die dieses Verbrechen nicht bestraften.“ – Livius 31,30,4: „!…" daß er alle göttlichen und menschlichen Rechte zugleich beschmutzt habe.“ – Die beiden Zitate am Schluß der Anmerkung sind freie Wiedergabe zweier Stellen aus Freinsheims Supplementen zu verlorenen Büchern des Geschichtswerkes von Livius: J. Freinshemius, Vetus Romana historia, sive Supplementorum Livianorum libri sexaginta (Straßburg 1674), lib. quartusdecimus, in loc. lib. XLIX. Liv., cap. 21, Bl. Ii r-Ii v (aus der Rede, in der der Karthager Hanno nach der vollständigen Niederlage Karthagos im 3. Punischen Krieg die römischen Konsuln um Schonung seiner Stadt anfleht): „Sie wollten sterben, wenn nur
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ut Deorum Templis Monumentisque ´ parcatur. Denn die Romer antworteten: conce¢¢uros ¢e, ut parentandi Cau¢¢a veniant ad Sepulchra, reliqua ¢e diruturos. v. 226. 227. Die Flammen muß ieder Men¢ch verehrn/ der Gott ein Opffer bringt.) Von den Per¢en meldet Strabo: daß ¢ie bey allen Opffern das Feuer als μ μ , wie die Romer den Janus angeruffen. Selden de Diis Syr. Synt. 2. c. 8. p. 320. Be¢iehe Cæl. Rhodigin. Lect. antiqu. l. 15. c. 15. v. 230. 231. Die Glutt vertrit auf Erden der Sonne Gutt’ und Ampt.) Symbolum Divinitatis erat Chaldæorum Ignis, Solis Cælorum Regis $ ./ΩW, Vicarius ¢. Signum. Cum enim ob cœle¢tium Corporum di¢tantiam Sacra eis ad votum fieri haud ita commodè potuerint, Symbola hujusmodi congrua in eorum honorem con¢ecrare pium e¢¢e judicabant. Selden. in Proleg. c. 3. p. 49.50. v. 232. Kein Thier als nur der Men¢ch braucht Feuer.) Scienti¢¢imum e¢t: Hominem, quia immortale & cœle¢te Animal ¢it, Igne ¢olum uti, qui nobis in Immortalitatis Signum datus e¢t, quia Ignis ex Cœlo e¢t: cujus natura, quoniam mobilis e¢t & ¢ur¢um nititur, vitæ continet rationem. Cætera verò Animalia, cum tota ¢int mortalia, tantummodò aquâ utuntur; quod e¢t Elementum corporale atque ´ terrenum: cujus natura, quoniam item mobilis e¢t, ¢ed deor¢um vergit, figuram mortis o¢tendit. &c. Cælius Rhodig. d. l. 15. c. 15. p. 800. v. 232. 233. Es kwillt ¢ein We¢en vom Ge¢tirn.) Ex Igne tot collucentium Stellarum Oculi. Plin. l. 2. c. 5. Daher i¢t getichtet: daß Prometheus ¢eine Fackel an der Sonne angezundet/ und das Feuer auf die Erde bracht habe. Be¢iehe Cæ¢ium de Mineral. l. 3. c. 7. Sect. 20. p. 393.
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_ und Ampt] un Ampt A1 undAmpt A2 und Ampt B und Amt C $,GΩ;] # $,Ω; # AB $,GΩ; # C ¢.] ¢: AB ¢. C potuerint] potuerunt ABC e¢t,] e¢t A1 e¢t, A2BC ¢ed] ¢e ABC Cæ¢ium] Cœlium ABC
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c.] cap. C c.] cap. C datus] dæatus A2 2.] 3. C
Anmerckungen zu V
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die Tempel und Denkmäler der Götter verschont blieben.“ – Ebd., cap. 27, Bl. Ii2 r-Ii2v (aus der Antwortrede des römischen Konsuls L. Marcius): „Sie gestünden ihnen zu, zwecks Darbringung der Totenopfer die Grabstätten aufzusuchen; alles übrige würden sie zerstören.“ v. 226. 227. Die Flammen muß ieder Mensch verehrn/ der Gott ein Opffer bringt] Strabo, Geographica 15,3,16 (Zitat daraus: „als Gott zuerst“). – J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), syntagma 2, cap. 8, S. 320. – L.C. Rhodiginus, Lectiones antiquae (Frankfurt, Leipzig 1666), lib. 15, cap. 15 (Sp. 800 f.). v. 230. 231. Die Glutt vertrit auf Erden der Sonne Gutt’ und Ampt] Selden, a.a.O., Prolegomena, cap. 3, S. 49 f.: „Sinnbild der Göttlichkeit war bei den Chaldäern das Feuer, als Ausfluß, Stellvertreter oder Zeichen der Sonne, des Königs des Himmels. Da nämlich wegen der Entfernung der Himmelskörper ihnen Opfer nicht so ganz sachgerecht dargebracht werden konnten, wie es wünschenswert war, hielten sie es für ein Werk der Frömmigkeit, derartige deckungsgleiche Sinnbilder zu ihrer Ehre zu weihen.“ v. 232. Kein Thier als nur der Men¢ch braucht Feuer] L.C. Rhodiginus, Lectiones antiquae (Frankfurt, Leipzig 1666), lib. 15, cap. 15, Sp. 800 f.: „Es ist sehr wichtig zu wissen, daß allein der Mensch, weil er ein unsterbliches und himmlisches Lebewesen ist, über den Gebrauch des Feuers verfügt, denn das Feuer ist vom Himmel. Dessen Natur, insofern es beweglich ist und in die Höhe strebt, birgt in sich das Prinzip des Lebens. Die übrigen Lebewesen jedoch verfügen, da sie zur Gänze sterblich sind, lediglich über den Gebrauch des Wassers, das ein körperhaftes und irdisches Element ist; sofern seine Natur zwar ebenfalls beweglich ist, jedoch abwärts tendiert, stellt es ein Bild des Todes dar. Usw.“ v. 232. 233. Es kwillt ¢ein We¢en vom Ge¢tirn] Plinius, Nat. hist. 2,10 (in freier Wiedergabe): „Aus Feuer sind die zahlreichen Augen der leuchtenden Sterne.“ – B. Caesius, Mineralogia (Lyon 1636), lib. 3, cap. 7, sect. 20, S. 392 f.
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v. 233. Es reinigt was beflecket.) Linum vivum in Ignem conjectum non extinguitur, ¢ed ¢plende¢cit. Plin. l. 19. c. 1. v. 235. Der Anfang/ in den ¢ich auch alles a¢chert ein.) Der Per¢e Euphrates beym Dio¢corides Antholog. 3. c. 4. verboth ¢einen Leib zu verbrennen/ und befahl ihn zubegraben/ darmit er das Feuer mit ¢einer Leiche nicht befleckte. Denn/ ¢agte er/ P ,ξ 2, πD 7 & . Sed Heracli ! 168 " tus, qui Ignem prodidit rerum principium, in eundem Corpora re¢olvi debere, pronunciavit. At qui Aquæ principem locum dedit Thales, Cadaverum Obruitionem comprobat, quo humore valeant re¢olvi. Cœl. Rhodigin. l. 17. c. 21. p. 935. v. 236. Welch ein gelucklich Grab wird uns die Glut nun ¢ein.) Die Carthaginen¢er verbrennten nicht ihre Leichen/ ¢ondern vergruben ¢ie. Wiewol/ daß ¢ie auch gar zeitlich κ +, oder die Todten-Verbrennung gebraucht/ aus dem/ daß ¢ec. Virgil. l. 4. Æn. ! Dido " ¢ich verbrennt haben ¢ol/ wie auch aus Ju¢tino lib. 19. c. 1. n. 10. (allwo aber ¢ec. Kirchmannum & Berneccerum, ibid. der Orth umbgekehrt zu le¢en i¢t) allwo Darius den Carthaginen¢ern die Verbrennung der Todten gebeuth/ die Beerdigung aber ab¢tellet. Be¢iehe hiervon ausfuhrlich Heindrici Carthag. lib. 2. Sect. 1. cap. 9. p. 277. ¢eqq.
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233.] 234. ABC 235.] 335. A1 235. A2BC ] @ ABC re¢olvi.] re¢olvi A1BC re¢olvi. A2 ¢ec.] Sec. AB Senec. C !Dido"] fehlt ABC
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Plin. l.] lib. BC in den] indem BC c.] cap. C Rhodigin.] Rhoding. C Virgil.] Virg. A2B umbgekehrt] umgekehrt C Heindrici] Heindrich. C cap.] c. C
Anmerckungen zu V
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v. 233. Es reinigt was beflecket] Plinius, Nat. hist. 19,19 (in freier Wiedergabe): „‚Lebendiger Lein‘ [= Asbest] wird, ins Feuer geworfen, nicht verzehrt, sondern gewinnt Glanz.“ v. 235. Der Anfang/ in den ¢ich auch alles a¢chert ein] Dioscorides, in: Anthologia Graeca 7,162,3–4: „Das Feuer zu entweihen, ist noch bitterer für uns als der furchtbare Tod.“ – L.C. Rhodiginus, Lectiones antiquae (Frankfurt, Leipzig 1666), lib. 17, cap. 21, Sp. 935 e: „Heraklit aber, der das Feuer zum Urgrund der Welt erklärt hat, verkündete, daß sich die Körper in ebendieses wieder auflösen müßten. Thales aber, der dem Wasser den ersten Rang zugeteilt hat, empfiehlt das Vergraben der Leichen, so daß sie sich durch das Feuchte auflösen könnten.“ v. 236. Welch ein gelucklich Grab wird uns die Glut nun ¢ein] Vergil, Aeneis 4,494–508.634–692. – Justinus, Epitoma 19,1,11. – J. Kirchmann, De funeribus Romanorum (Lübeck 1636), S. 13 f. – Justinus, Epitomae in historias Pompeii Trogi, ed. M. Bernegger (Straßburg 1631), S. 304 f., Anm. 11 (Bernegger verweist hier auf Kirchmann, a.a.O.). – C. Hendreich, Carthago (Frankfurt a.O. 1664), lib. 2, sect. 1, cap. 9, S. 277 ff.
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v. 246. Eh aus ihnen man laßt frembde Gotzen machen.) Die Abgotti¢chen Heyden waren in ihrem Gotzendien¢te ¢ehr Zweytrachtig. Woher gehoret der ¢chone Orth Athana¢ii Orat. contr. Julian. Omne di¢¢idium bellumque ´ continuum inter Ægyptios æ¢tuans, originem à diver¢itate animalium, quæ adorabant, duxi¢¢e arbitror. Crocodilus enim, qui ab aliis ut Deus colebatur, ab aliis velut ¢ummum malum, ac execrandum animal odio erat & abominationi. Leopolitani Leonem adorabant, quem Collimitani uti crudelem Belluam ad perdendum inquirebant; in diver¢is enim partibus, diver¢as be¢tias cultas o¢tendit Diodorus. Bos quidem in Memphi; Mneuis Heliopoli; Hircus in Mendete; ad lacum Meridem Crocodilus, Leo in Nomo Leontopolitano. Hierumb nennt Tacit. Hi¢t. 1. c. 11. Egypten Super¢titione discordem. Deswegen ¢ie auch einander ¢tachlicht durchgezogen; wie furnehmlich Anaximander de Rhodiano: Bovem colis; Deis ego macto bovem, Tu maximum anguillam Deum putas, ego Ob¢onium credidi ¢vavi¢¢imum. Carnes ¢uillas tu caves, at gaudeo His maximè; canem colis, quem verbero. Und war es zu Rom halsbruchich/ frembden Gottesdien¢t einfuhren. Po¢thumius apud Livium l. 39. Quoties hoc patrum avorumque ´ ætate negotium e¢t Magi¢tratibus datum, ut ¢acra !169 " externa fieri vetarent? ¢acrificulos vatesque ´ foro, circo, urbe prohiberent? vaticinos libros conquirerent, comburerentque: ´ Omnem Di¢ciplinam ¢acrificandi, præterquam more Romano abolerent? Add. Diony¢. Halicar. l. 2. p. m. 91. Sueton. Augu¢to. c. 93. Peregrinarum Ceremoniarum, ¢icuti veteres ac 2302–2303 Die Abgotti¢chen] DieAbgotti¢chen A1 Die Abgotti¢chen A2 B Die abgotti¢chen C 2311 Mneuis] Mnenis ABC 2312 Leontopolitano. Hierumb] Leontopolitano hierumb A Leontopolitano hierum BC 2317 maximum] maximam ABC 2321 halsbruchich/] halsbruchich AB halsbruchig C 2302 frembde] fremde BC 2303 ihrem] ihren B 2304 gehoret] gehort C 2307–2308 execrandum] excrandum C 2313 Hi¢t.] Hi¢tor. C 2321 frembden] fremden BC 2322 l.] lib. C
Anmerckungen zu V
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v. 246. Eh aus ihnen man laßt frembde Gotzen machen] Das umfangreiche Zitat am Anfang dieser Anmerkung ist, mit der Quellenangabe „Athanasii Orat. contr. Julian.“, vollständig entlehnt aus: A. Kircher, Oedipus Aegyptiacus, tom. 1 (Rom 1652), syntagma 3, cap. 11, S. 242. Kircher verarbeitet teils Athanasius (Oratio contra gentes 23: PG 25,45/46 C), teils Diodorus Siculus (Bibliotheca historica 1,84,4): „Ich glaube, daß aller Streit und Krieg, der ununterbrochen unter den Ägyptern wütete, seinen Ursprung in der Verschiedenheit der Tiere hatte, die sie anbeteten. Das Krokodil nämlich, das von den einen als Gott verehrt wurde, wurde von anderen als das größte Übel und als fluchwürdiges Tier gehaßt und verabscheut. Die Leopolitaner beteten den Löwen an, dem die Collimitaner als einer grausamen Bestie nachstellten, um ihn zu vernichten. Diodor zeigt nämlich auf, daß in verschiedenen Gegenden verschiedene Tiere verehrt wurden, und zwar der Ochse in Memphis, der Mnevis in Heliopolis, der Bock in Mendes, am See Meris das Krokodil, in Leontopolites Nomos der Löwe.“ – Tacitus, Historiae 1,11,1: „uneinig aufgrund religiöser Schwärmerei“. – Das folgende Zitat von 5 lateinischen Versen, zugeschrieben einem „Anaximander de Rhodiano“, wiederum entlehnt aus Kircher, a.a.O., S. 243. Kircher gibt als Verfasser an: „Anaxander de Rhodiano“. Tatsächlich handelt es sich um ein von Athenaeus, Deipnosophistae 7,299f-300a überliefertes Fragment des griechischen Komödiendichters Anaxandrides, das Kircher in lateinischer Übersetzung mitteilt (Poetae Comici Graeci, Bd. 2 [1991], S. 258, frg. 40 [39]): „Du verehrst das Rind; ich opfere das Rind den Göttern. Du hältst den Aal für den größten Gott; ich meinte, er sei die angenehmste Zukost. Du hütest dich vor Schweinefleisch; ich aber habe es sehr gern. Du verehrst den Hund, den ich prügle.“ – Livius 39,16,8: „Wie oft ist diese Aufgabe zur Zeit unserer Väter und Großväter den Beamten zugewiesen worden: die Ausübung auswärtiger Kulthandlungen zu verbieten, Winkelpriester und Wahrsager vom Forum, vom Circus, von der Stadt fernzuhalten, Wahrsagebücher aufzuspüren und zu verbrennen und jeden Opferritus, der nicht römischem Brauch entsprach, zu unterdrücken.“ – Dionysius Halicarnassaeus, Antiquitates Romanae 2,19,3–5 (L. bezieht sich auf die Ausgabe von F. Sylburg: Dionysius Halicarnassaeus, Scripta, quae exstant, omnia, tom. 1 (Frankfurt a. M. 1586), lib. 2, S. 91). – Sueton, Vitae Caesarum: Augustus 93: „Von den ausländischen Kulten verehrte er die in
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præceptas reverenti¢¢imè coluit, ita cæteras contemtui habuit. Et: At contra non modo in peragrandâ Ægypto paullum deflectere ad vi¢endum Apin ¢uper¢edit; ¢ed & Cajum nepotem, quod Judæam prætervehens, apud Hiero¢olymam non ¢upplica¢¢et, collaudavit. Hingegen wurden Super¢titionis externæ Rei, wie Pomponia Græcina angeklagt/ und be¢trafft. Tacit. 13. Ann. c. 32. & lib. 2. Ann. c. 85. Actum & de Sacris Ægyptiis Judaicis que ´ pellendis: factumque ´ patrum con¢ultum, ut quatuor millia libertini generis eâ ¢uper¢titione infecta, quîs idonea ætas, in In¢ulam Sardiniam veherentur, coercendis illic latrociniis, & ¢i ob gravitatem cœli interi¢¢ent, vile damnum: cæteri cederent Italia, ni¢i certam ante diem profanos ritus exui¢¢ent. v. 247. Rom das an einen Stein glaubt.) Dis kan ver¢tanden werden vom Jove Lapide, bey welchem die Herolden ¢chwuren. Die¢en Eyd be¢chreibt Polybius lib. 3. c. 25. Auch zielet es auf den die Mutter der Gotter abbildenden Stein/ der vom Himmel gefallen ¢ein ¢ol/ und von Pe¢¢inunt nach Rom geholet worden. Welches Arnobius lib. 7. contra gentes p. 737.738. artlich durchzeucht: Allatum ex Phrygiâ nihil quidem aliud ¢cribitur mi¢¢um rege ab Attalo, ni¢i Lapis quidam non magnus, ferri manu hominis ¢ine ulla impre¢¢ione qui po¢¢et: coloris furvi at que ´ atri, angulis prominentibus inæqualis: & quem omnes hodiè ip¢o illo videmus in ¢igno oris loco po¢itum, indolatum, & a¢perum, & ¢imulacro faciem minùs expre¢¢am ¢imulatione præbentem. Quid ergo dicemus? Hannibalem illum Pœnum, ¢ub quo dubia res Romana contremuit, Lapis ex Italia depulit, Lapis fregit, Lapis fugacem ac timidum ¢uique ´ e¢¢e di¢¢imilem fecit? &c. Et quis hominum credat terrâ ¢umtum lapidem ¢en¢u agitabilem nullo, fuliginei coloris atque ´ atri corporis, Deûm fui¢¢e matrem? aut quis rur¢us accipiat Numinis alicujus habita¢¢e in ¢ilicis fragmentis molem ¢ubjectam, venisque ´ in ejus ab¢tru¢am? Et unde parta !170" victoria e¢t, ¢i Pe¢¢inuncio Lapidi nullum inerat Numen? Alleine die¢er
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¢uper¢edit;] ¢uper¢edit: A1 ¢uper¢edit; A2B ¢uperledit; C wurden] worden AB wurden C quîs] quis A1BC quîs A2 cederent Italia] cederentItalia A1 cederent Italia A2 cæderent Italia BC ram A1 certam A2BC 2343 Pe¢¢inunt] Pe¢¢imunt A1B Pe¢¢imnnt A2 Pes¢imunt C 2333 be¢trafft] unbe¢trafft C 2334 Ægyptiis] Ægyptis C Judaicisque] Judiacisque B 2339 glaubt] glaubt C
certam] ter-
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alter Zeit eingeführten ebenso mit größter Hochachtung, wie er alle anderen verachtete.“ – Ebd.: „Dagegen ersparte er es sich bei einer Reise durch Ägypten nicht nur, einen kleinen Umweg zu machen, um den Apis zu besuchen, sondern lobte auch seinen Enkel Gaius dafür, daß er, als er an Judaea vorbeifuhr, in Jerusalem kein Gebet verrichtet hätte.“ – Pomponia Graecina wurde „angeklagt wegen ausländischen Aberglaubens“ (Tacitus, Annales 13,32,2). – Ebd. 2,85,4: „Man verhandelte auch über die Vertreibung der ägyptischen und jüdischen Kulte, und es erging ein Senatsbeschluß, daß 4000 Freigelassene, die von diesem Aberglauben angesteckt waren, soweit sie das geeignete Alter hatten, auf die Insel Sardinien verbracht werden sollten, um dort dem Raubgesindel Einhalt zu gebieten; und wenn sie wegen des ungesunden Klimas zugrunde gingen, wäre das ein geringer Verlust. Die übrigen sollten Italien verlassen, wenn sie nicht bis zu einem bestimmten Termin ihre gottlosen Bräuche abgelegt hätten.“ v. 247. Rom das an einen Stein glaubt] ‚Iuppiter lapis‘ = ‚Jupiter-Stein‘ (Donnerkeil, der, als Symbol Jupiters, beim Schwören in der Hand gehalten wurde). – Polybius, Historiae 3,25,6–9. – Arnobius, Contra gentes [= Adversus nationes] 7,49–50: „Den schriftlichen Berichten nach ist aus Phrygien, als Sendung des Königs Attalus, nichts anderes herbeigeschafft worden als ein Stein von geringer Größe, der von der Hand eines Menschen, ohne eine Druckstelle zu hinterlassen, getragen werden könnte, von kohlschwarzer und dunkler Farbe, uneben, mit vorstehenden Ecken; wir alle sehen ihn heute an jenem berühmten Bildwerk selbst, wo er an die Stelle des Gesichts gesetzt ist, unbehauen und rauh und der Figur ein Antlitz verleihend, das weniger ausdrucksvoll ist als eine Maske. Was werden wir also sagen? Jenen berühmten Punier Hannibal, unter dem der römische Staat, in prekärer Lage, erbebte, hat ein Stein aus Italien vertrieben, ein Stein bezwungen? Ein Stein hat diesen Mann zu einem verzagten Ausreißer, zu einem Gegenbild von sich selbst gemacht? Usw. – Und welcher Mensch mag glauben, daß ein von der Erde aufgehobener, durch keinen Sinneseindruck in Bewegung zu setzender Stein, rußfarben und von dunkler Masse, die Mutter der Götter gewesen sei? Oder wer möchte sich andererseits weismachen lassen, die große Macht irgendeiner Gottheit habe in den Bruchstücken eines harten Steins gewohnt, diesem untertan und in seinen Adern verborgen? Und woher wurde der Sieg bezogen, wenn dem Stein aus Pessinus keine göttliche Macht
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Thorheit ¢ind nicht nur die Romer ¢chuldig. Siquidem erat vetu¢ti¢¢imus Græcorum mos, Saxa ¢ive quadrata, ¢ive rudia, ¢altem aliam quam Saxi ¢peciem præ ¢e non ferentia, pro ¢imulachris ponere, neque ´ aliter quam ¢imulachris divinum honorem exhibere. Pau¢anias in Achaicis. Selden in Prolegom. c. 3. p. 49. Zu Ede¢¢a ward auch der Sonnen¢tein/ welcher vom Himmel gefallen ¢ein ¢olte/ im ¢teinichten Arabien ein Stein/ der den Gott Mars andeutete/ in Thracien einer/ darinnen des Hercules Fuߢtappen ¢ein ¢olte/ zu Rom fur der Capuani¢chen Pforte ein Stein/ welcher/ weil er Regen bringen ¢olte/ Manalis hieß/ von Sycioniern ein zuge¢pitzter Stein an ¢tatt Jupiters/ von Paphiern ein einem Nabel ahnlicher Stein an ¢tatt der Venus/ in Per¢ien ein aus dem Flu¢¢e Araxes genommener Stein/ welcher von Anruhrung des Opffer-Me¢¢ers gebluttet haben ¢olte/ Gottlich verehret. Gleicherge¢talt ¢ol bey Goa der Stein Manganaco, und in Geamaca drey andere Steine/ deren einer Regen bringen/ der ander die Geburth-Schmertzen ¢tillen/ der dritte denen Erdfruchten helffen ¢ol/ angebetet werden. Uly¢¢. Aldrovand. in Mu¢æo Metallico. lib. 4. p. m. 539. ¢eq. v. 248. ¢eqq. Das Gadens Heiligthum des Oelbaums hat beraubt.) Philo¢tratus in Vit. Apollon. lib. 5. c. 1. erzehlet: daß in des Hercules Tempel zu Gades des Pygmalions Oelbaum befindlich gewe¢t ¢ey/ welcher rechte Schmaragden auf ¢ich gehabt/ die den Oliven gantz gleich gewe¢t. Die¢em i¢t zuvergleichen der guldene Wein¢tock/ der ¢ich zu Jeru¢alem im Tempel befunden haben ¢ol. Tacit. l. 5. Hi¢tor. 5. Flor. l. 3. c. 5. Die¢en auf funfhundert Talent gewurdigten Wein¢tock ¢ol Ari¢tobulus dem gro¢¢en Pompejo ge¢chenckt/ Zonar. & Jo¢eph. Antiq. Jud. 14.
2357 Siquidem] Si quidem A1 Siquidem A2BC 2365–2366 von Sycioniern] vom Sycianiæirn AB vom Sycianiairn C 2366 Paphiern ein] Paphiern in ABC 2374 Gadens Heiligthum] GadensHeiligthum A1 Gadens Heiligthum A2BC 2377 den] dem AB den C 2380–2381 Ari¢tobulus dem] Ari¢tobolus den A1 Ari¢tobulus dem A2BC 2361 2362 2364 2371 2372 2377 2378
ward] war C auch] auch an BC ¢teinichten] ¢teinigten C Fuߢtappen] Fuߢtapffen BC ander] andere C Erdfruchten] Erbfruchten C Schmaragden] Smaragden C guldene] guldne C
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innewohnte?“ – Der vor dem Hinweis „Pausanias in Achaicis“ stehende lateinische Text („Siquidem !…" exhibere“) ist Zitat aus J. Selden, De diis Syris (Leipzig 1668), Prolegomena, cap. 3, S. 49: „Es war ja bei den Griechen eine uralte Sitte, Steine, ob sie nun bearbeitet oder roh waren oder wenigstens kein anderes Bild als eben das eines Steins darboten, als Bildwerk aufzustellen und ihnen ebenso wie Bildwerken gottesdienstliche Verehrung zu erweisen.“ – Pausanias, Graeciae descriptio 7 (Achaica),22,4. – U. Aldrovandus, Musaeum metallicum (Bologna 1648), lib. 4, S. 539 f. v. 248 ¢eqq. Das Gadens Heiligthum des Oelbaums hat beraubt] Philostratus, Vita Apollonii Tyanensis 5,5 (Conybeare). – Tacitus, Historiae 5,5,5. – Florus, Epitoma I,40,30 (III,5,30). – Joannes Zonaras, Annales 5,6: PG 134,399 B. – Flavius Josephus, Antiquitates Iudaicae 14,34–36. – Plinius, Nat. hist. 37,14. – J. Lipsius, Electorum liber secundus (Antwerpen 1585), cap. 5, S. 18–20. – I. Casaubonus, De rebus sacris et ecclesiasticis exercitationes XVI (Frankfurt 1615), Exercitium 16, ! cap." 108, S. 477a. – P. Cunaeus, De republica Hebraeorum (Leiden 1617), lib. 2, S. 348–351 (in diesem Schlußteil des letzten, 24., Kapitels seines Werkes setzt sich C. ablehnend mit der von Plutarch und anderen antiken Autoren vertretenen Ansicht auseinander, daß die Hebräer einen Bacchus-Kult gehabt hätten; zu dem goldenen Weinstock findet sich bei C. nichts). – P. Camerarius, Operae horarum subcisivarum sive Meditationes historicae !…" Centuria prima. ! … " (Frankfurt a. M. 1624), cap. 20, S. 106. – S. Maiolus, Historiarum totius orbis omniumque temporum !…" libri seu centuriae sexdecim (Rom 1585): Von dem Tatarenherrscher Kublai Khan ist lt. Register nur in Centuria 13, cap. 11 (S. 315–317: basierend auf Mitteilungen Marco Polos), hier S. 316 f., die Rede, aber hier nichts zu der goldenen Fichte; L. hat Maiolus offenbar mit einem anderen Autor verwechselt bzw. einen Literaturhinweis bei irgendeinem Gewährsmann falsch abgeschrieben (worauf auch die mit dem Werk von Maiolus nicht kompatible Stellenangabe „c.18.p.616“ hindeutet).
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Pompejus aber in ¢einem A¢iati¢chen Siegs-Geprange ¢elbten umb einen guldenen Berg in Ge¢talt eines Gartens geflochten zu Rom eingefuhrt/ und dem Capitolini¢chen Jupiter gewiedmet haben. Plin. l. 37. cap. 2. Be¢iehe Lip¢ium 2. Elect. 5. Ca¢aubon. Exerc. 16. 108. Cunæum de Rep. Hebræor. l. 2. c. ult. Derogleichen guldenen Wein¢tock mit abhengenden Edelge¢teinen haben die Konige in Per¢ien in ihren Schlafgemache gehabt. Camerar. hor. ¢ubci¢. f. 1. c. 20. Der gro¢¢e Tarter¢che Cham aber einen ¢olchen Fichten-Baum. Majol. c. 18. p. 616. ! 171 " v. 250. Alcidens Bein’ auslachte.) Daß des Tyri¢chen Hercules Gebeine in ¢einem Tempel zu Gades verwahret gewe¢t/ lehret Pomponius l. 3. c. 6. v. 252. Und einer Wolfin ein.) Arnob. lib. 4. p. 596. Quod abjectis Infantibus pepercit Lupa non mitis, Luperca, inquit, Dea e¢t Autore Varrone. Ex rerum ergo proventu, non ex vi naturæ Dea i¢ta e¢t prodita? & po¢tquam feros mor¢ûs immanis prohibuit bellua, & ip¢a e¢¢e occæpit, &c. v. 253. 254. Die Hure Flora wird den Monden hier verdringen.) Arnob. lib. 8. p. 770.771. Et ut ip¢e Romulus Imperator & Rector Populum ¢uum facinore præcelleret, Parricidium fecit. Hæc prima ¢unt Au¢picia religio¢a Civitatis, &c. Romanorum vernaculos Deos novimus. Romulus, Picus, Tyberinus & Con¢us & Pilumnus, ac Picunnus. Cloacinam Tatius & invenit, & coluit: Pavorem Ho¢tilius atque ´ Pallorem; mox à, ne¢cio quô Febris dedicata: hæc alumna Urbis i¢tius ¢uper¢titio, Morbi & Valetudines. Sanè & Acca Laurentia & Flora, meretrices propudio¢æ, inter morbos Romanorum & Deos computandæ, &c. v. 376. 377. 378. Ward doch Amilcar auch vergottert.) Amilcar/ von dem Herodotus lib. 7. meldet: daß er ¢einer furtreflichen Tugend hal2384 dem] den AB dem C 2397 feros] feros, ABC occæpit] hoc cæpit ABC 2407 doch Amilcar] dochAmilcar A1 doch Amilcar A2BC 2382 umb] um C 2383–2384 eingefuhrt] eingefuhret C 2384 gewiedmet] gewidmet C 2385 cap.] c. BC Ca¢aubon.] Cau¢abon. C 2388 Schlafgemache] Schlaffgemach BC 2388–2389 Tarter¢che] Tartari¢che BC 2392 l.] lib. C 2398 254.] 154. A2 2408 lib.] l. BC
Anmerckungen zu V
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v. 250. Alcidens Bein’ auslachte] Pomponius Mela, De chorographia 3,46. v. 252. Und einer Wolfin ein] Arnobius, Adversus nationes 4,3: „Weil die wilde Wölfin die ausgesetzten Kinder [= Romulus und Remus] verschont hat, wurde sie, so sagt man mit Varro, als Göttin Luperca genannt. Aus dem günstigen Verlauf der Ereignisse also, nicht aus der Kraft der Natur ist diese Göttin hervorgegangen. Und nachdem die schreckliche Bestie sich grausame Bisse versagt hatte, fing sie selbst an zu existieren. Usw.“ v. 253. 254. Die Hure Flora wird den Monden hier verdringen] Minucius Felix, Octavius 25,2 (hier zit. als Arnobius, lib. 8; s. dazu die Erläuterungen im Autorenverzeichnis unter Minucius Felix): „Und um als Herrscher und Lenker sein Volk im Verbrechen zu überragen, beging Romulus einen Brudermord. Dies sind die ersten frommen Anfänge der Stadt. Usw.“ – Ebd. 25,8: „Wir kennen die einheimischen römischen Götter: Romulus, Picus, Tyberinus, Consus, Pilumnus und Picunnus. Tatius hat eine Cloacina (Göttin der Kloake) erfunden und verehrt, Hostilius ! die Götter" Pavor (Schrecken) und Pallor (Blässe). Später wurden, ich weiß nicht, von wem, auch der Febris (Fieber) göttliche Ehrungen zuteil. Dieser Aberglaube – auf Krankheiten und Gebrechen bezogen – war der Ziehvater dieser Stadt! Gewiß sind auch die Acca Laurentia und die Flora, zwei schamlose Huren, zu den römischen Krankheiten und Göttern zu zählen. Usw.“ v. 376. 377. 378. Ward doch Amilcar auch vergottert] Herodot 7,166–167. – C. Hendreich, Carthago (Frankfurt a.O. 1664), lib. 2, sect. 1, cap. 4, S. 231–234.
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ber zur Carthago Konig worden/ lieferte in Sicilien dem Gelo eine Schlacht/ er aber blieb im Lager/ und warf von aufgehender Sonne biß zum Ende des Tages unaufhorlich einen gantzen Korper nach dem andern ins Opffer-Feuer; als er aber zu letzt die Seinigen fliehen ¢ah/ ¢turtzte er ¢ich ¢elb¢t darein; machte ¢ich al¢o durch Verbrennung un¢ichtbar. Daher er hernach als ein Gott verehret ward. Heinrichi Carthag. lib. 2. ¢ect. 1. c. 4. p. 231.233. v. 380. Melcarthos/ weil ich dir kein Er¢tling ¢chlachten kan.) Der Tyri¢che Hercules ward al¢o genennet. Eu¢eb. lib. 1. Præpar. T ) ,ξ ' -+ M « ² λ H$«. Es hei¢t ¢o viel als ein Konig der Stadt. Daher auch die Stadt/ welche er bey Calpe gebaut/ Melcartheja, oder Xytrq=„lm genennt ward. Bochart. in Chanaan. lib. 1. c. 34. p. 682. Die Carthaginen¢er aber ¢chickten nicht allein alle Jahr Ge¢andten nach Tyrus zu des Hercules Fe¢te. Curtius l. 4. c. 2. n. 3.11. Faber Seme¢tr. 3.2. ¢ondern ¢ie ¢chickten auch die Er¢tlingen und den zehn!172 " den von ihren Fruchten/ und der Beuthe jahrlich dem Hercules nach Tyrus. Diodor. Sic. l. 20. c. 14. Ju¢tin. l. 18. c. 7. n. 7. worzu ab¢onderliche Schiffe ausgele¢en wurden. Polyb. in Excerpt. Legat. CXIV. p. m. 1310. v. 383. 384. Zeuch deinen Helden-Arm nicht von Carthago ab.) Polybius lib. 15. c. 3. p. 964. erzehlt von die¢em Tycheus: Er ¢ey mit dem Syphax vertreulich umgegangen/ habe unter allen Africanern die ge¢chick¢ten Pferde zum Kriege gehabt/ und nach dem ihm Hannibal fur Augen ge¢tellt: daß ¢eine Herr¢chafft nur/ wenn Carthago ¢iegte/ be¢tehen konte/ wenn aber Rom/ ¢olche wegen der Her¢chens-Begierde Ma¢ani¢¢ens in Gefahr ¢tunde/ mit zweytau¢end Pferden zum Hannibal ge¢to¢¢en. 2418 2420 2422 2434
H$«] π!« A1 π« A2BC π« A(Errata) ward.] ward A1 ward. A2BC alle Jahr Ge¢andten] alleJahrGe¢andten A1C alle Jahr Ge¢andten A2B Ma¢ani¢¢ens] Ma¢ani¢¢ens/ AB Ma¢ini¢¢ens C
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unaufhorlich] unauffhoolich C gebaut] gebauet C genennt] genennet C c.] cap. B Curtius. l.] Curt. lib. C Sic.] Sicul. BC 18.] 8. BC vertreulich] vertraulich C umgegangen] umbgegangen A2 Rom] Rom uberwinde C
Anmerckungen zu V
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v. 380. Melcarthos/ weil ich dir kein Er¢tling ¢chlachten kan] Eusebius Caesariensis, Praeparatio evangelica 1,10,27 (PG 21,81D/83C): „Demarous hatte Melkarthos als Sohn, den man auch Herakles nannte.“ – S. Bochart, Geographiae sacrae pars altera: Chanaan (Caen 1646), lib. 1, cap. 34, S. 682. – Curtius Rufus, Historiae Alexandri Magni 4,2,2.10. – P. Faber, Liber semestrium tertius (Genf 1610), cap. 2, S. 27. – Diodorus Siculus, Bibliotheca historica 20,14,1–2. – Justinus, Epitoma 18,7,7. – Polybius, Historiae 31,20,12. v. 383. 384. Zeuch deinen Helden-Arm nicht von Carthago ab] Polybius, Historiae 15,3,5–7.
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Sophonisbe
v. 409. Hier nimm dir den Ring mit un¢erm Siegel.) Dis war bey den Sterbenden ein Zeichen be¢onderer Liebe/ ja des ubergebenen Regiments. Al¢o gab Alexander M. Perdiccæ ¢einen Ring. Curt. l. 10. p. 416. ¢pirantique ´ Tiberio Caligula detrahebat annulum: & quoniam ¢u¢picionem retinentis dabat, pulvinum ju¢¢it injici: atque ´ etiam fauces manu ¢uâ oppre¢¢it. Sueton. Calig. c. 12. Q. Catulus po¢t dedicatum Capitolium ¢omniavit: Jovem in ¢inum Augu¢ti Signum Reip. quod manu ge¢taret, repo¢ui¢¢e. Sueton. Aug. c. 94. v. 424. Warumb ein lochricht Ohr des Adels Merckmal ¢ey.) Bey denen Syrern und Africanern waren die durchlocherten Ohren Kennzeichen des Adels. Sext. Empiricus lib. 3. in Pyrrh. Hypot. Inaures ge¢tare à Viris apud Græcos turpe habetur: apud nonnullos autem ex Barbaris (ut apud Syros) Nobilitatis e¢t Indicium usque ´ adeò, ut etiam nonnulli augentes hoc nobilitatis Indicium nares Puerorum perforent & ex illis Annulos argenteos aut aureos appendant. Daher berichtet Xiphilin. in Macrino. p. 361. von ihm: habuit præter cætera aurem perforatam, ut e¢t Maurorum Con¢uetudo. Wiewol von ihm gleich vorher ¢teht: - $, W d, er habe ungeehrte oder geringe Eltern gehabt. Und ob ¢ich zwar Macrinus beym Herodiano ruhmet: Se ex eque¢tri Ordine ad Imperium a¢cendi¢¢e. So nennt ihn doch Julius Capitolin. in Macrin. c. 2. humili loco natum, atque ´ animi & oris inverecundum. Und c. 4. berichtet er ex Aurelio Victore: Macrinum libertinum hominem, Pro¢tibulum, ¢ervilibus Officiis occupatum in Domo Imperatoriâ, venali fide, vitâ ¢ordida ¢ub Commodô fui¢¢e, &c. ! 173"
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_ _ nimm] nimt A1 nim A2 nimm BC Perdiccæ] Perdiceæ ABC Ring.] Ring A1 Ring. A2BC Inaures] In aures A1 Inaures A2BC 5] 5 ABC J,] J ABC Commodô] commodô A Commodo A(Errata)BC
2444 Warumb] Warum BC 2452 ¢teht] ¢tehet C 2452–2453 $ ;] $ ; C 2455 nennt] nennet C 2456 inverecundum] in verecundum BC 2457 er] fehlt BC
Anmerckungen zu V
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v. 409. Hier nimm dir den Ring mit un¢erm Siegel] Curtius Rufus, Historiae Alexandri Magni 10,5,4. – Sueton, Vitae Caesarum: Caligula 12,2: „Und Caligula zog dem noch atmenden Tiberius den Ring vom Finger, und da dieser den Anschein erweckte, als wolle er ihn festhalten, ließ Caligula ein Kissen auf ihn legen und drückte ihm sogar mit eigener Hand die Kehle zu.“ – Ebd., Augustus 94,8: „Q. Catulus träumte nach der Weihe des Kapitols, Jupiter habe das Sinnbild des Staates, das er in der Hand hielt, Augustus in den Schoß gelegt.“ v. 424. Warumb ein lochricht Ohr des Adels Merckmal ¢ey] Sextus Empiricus, Hypotyposes Pyrrhoniae 3,203; die lateinische Übersetzung nach Henricus Stephanus: Sexti Philosophi Pyrrhoniarum hypotypsen libri III, interprete Henrico Stephano (Paris 1562), S. 180: „Daß Männer Ohrringe tragen, gilt bei den Griechen als schimpflich, bei einigen barbarischen Völkern aber, z. B. bei den Syrern, ist es ein Kennzeichen des Adels, und zwar bis zu dem Grade, daß einige dieses Adeskennzeichen noch stärker betonen, indem sie die Nasen von Knaben durchbohren und silberne oder goldene Ringe daranhängen.“ – Dio Cassius, Historia Romana 78,11,1; nach Johannes Xiphilinus, E Dione excerptae historiae, ed. H. Stephanus (Paris 1592), S. 361 A: „Neben sonstigen Eigenheiten hatte er ein durchbohrtes Ohr, wie es bei den Mauren Brauch ist.“ (nach der lateinischen Parallelübersetzung von G. Blancus, ebd.); das griechische Zitat ebd. (von L. selbst übersetzt). – Herodian, Historiae 5,1,5: „!…" er sei aus dem Ritterstand zur Kaiserherrschaft aufgestiegen.“ Vermutlich freie Wiedergabe der Übersetzung von Angelo Poliziano in der zweisprachigen Ausgabe: Herodianus, Historiarum libri VIII, ed. cura Ioh. H. Boecleri (Straßburg 1644), S. 222. – Scriptores historiae Augustae 15 (Iulius Capitolinus: Opilius Macrinus),2,1: „!… " ein Mann von niedriger Abkunft, unverschämt nach Charakter und Gesichtsausdruck.“ – Ebd. 4,2–3: „Der Freigelassene Macrinus, ein Prostituierter, sei am Kaiserhof mit Sklavendiensten beschäftigt gewesen, habe seine Treue käuflich feilgeboten und unter Commodus ein schmutziges Leben geführt. Usw.“ – Aurelius Victor, Liber de Caesaribus 22 (hier ganz knappe Schilderung der Erhebung und kurzen Regierungszeit dieses Kaisers, M. Opilius Macrinus, ohne irgendwelche Anklänge an die von L. zitierte Stelle aus der Historia Augusta).
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Sophonisbe
v. 431. So zeuchne man zu Rom iedweden Knecht.) Bey den Romern waren die durchlocherten Ohren ein Merckmal der Dien¢tbarkeit/ wie das Ringe-tragen der Edlen. Welches beydes Milpho beym Plauto zu ver¢tehen gibt. Viden’ homines ¢arcinatos con¢equi? Atque ut opinor Digitos in manibus non habent. Ago . quid jam? Mil . quia incedunt cum annulatis Auribus. Lucilius: Nequam e¢t, aurum aures ejus vehementius ambit. v. 497. Uns ¢elb¢t durch tapfern Kampf großmuttig opfern auf.) Ein gleichmaßig Exempel hat Flor. l. 4. c. 2. n. 69. Juba cum ¢e recepi¢¢et in regiam magnificè epulatus, po¢terô die cum Petrejo fugæ comite, ¢uper men¢as & pocula interficiendum ¢e ei præbuit. Ille & Regi ¢uffecit & ¢ibi: cum interim ¢eme¢i in medio cibi, & parentalia fercula regiô ¢imul Romano que ´ ¢anguine madebant. Senec. de Provid. 2.15. alterum alterius manu cæ¢um ait. Auf andere Arth zwang Hannibal die bey Canna gefangene Romer: daß ¢ie einander ¢elb¢t ermorden mu¢ten. Appian. de bell. Annibal. p. 330. v. 533. Mein lieb¢ter Schatz wie Periandern bleiben.) Qui uxorem adeò dilexi¢¢e fertur, ut etiam cum mortua concubuerit. Suidas. Diogen. Laertius in ejus vitâ.
2466 Ago.] Atq; ´ AB Atq; C 2467 Lucilius … ambit.] Das Lucilius-Zitat in ABC gleich stark eingerückt wie die vorstehenden drei Plautus-Verse, so als schließe es diese ab. 2469 69.] 96. ABC 2474 Canna] Cama A Canna A(Errata)BC 2477 Periandern] Peri andern A Periandern BC 2460 2462 2463 2469
zeuchne] zeichne C beym] bey dem C gibt] giebt C l.] lib. C
Anmerckungen zu V
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v. 431. So zeuchne man zu Rom iedweden Knecht] Plautus, Poenulus 979–981: „Siehst du die bepackten Leute, die folgen? Wie mir scheint, haben sie keine Finger an den Händen. Agorastocles: Wieso denn? Milpho: Weil sie mit beringten Ohren einhergehen.“ – Lucilius, Frg. 1220 (Marx): „Er ist ein Taugenichts; seine Ohren faßt Gold sehr aufdringlich ein.“ v. 497. Uns ¢elb¢t durch tapfern Kampf großmuttig opfern auf] Florus, Epitoma II,13,69 (IV,2,69): „Als Juba sich in seinen Palast zurückgezogen hatte, hielt er am Tag darauf mit Petrejus, dem Gefährten seiner Flucht, ein prächtiges Mahl und bot ihm inmitten der Speisen und Getränke an, sich von ihm töten zu lassen. Jener leistete dem König und sich selbst Genüge, wobei die halbverzehrten Speisen, ihr Totenmahl, zugleich von königlichem und römischem Blut benetzt wurden.“ – „Der eine sei von des anderen Hand gefällt worden, sagt er [= Seneca, De providentia 2,10].“ Dieser ganze Zusatz offenbar aus dem Florus-Kommentar von J. Freinsheim (Ausgabe Straßburg 1636, S. 347, hier als Zitat aus einem Kommentarwerk des Lipsius angeführt!). – Appianus, Historia Romana, Annib. 122. v. 533. Mein liebster Schatz wie Periandern bleiben] Suidas, Lexicon, ed. A. Adler, Bd. 4 (Leipzig 1935), S. 91, s.v. P+, « (tyrannus Corinthius): „Der seine Frau, wie man sagt, so sehr geliebt hat, daß er auch mit ihr schlief, als sie tot war.“ (Herkunft der latein. Übersetzung nicht geklärt.) – Diogenes Laertius, Vitae philosophorum 1,94–100 (hier aber kein Hinweis auf die Leichenschändung; die Quelle hierfür ist Herodot 5,92).
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Sophonisbe
v. 550. Ver¢ohne durch dein Blutt und deinen bla¢¢en Schatten ihr zorniges Ge¢pen¢t.) Al¢o todtete ¢ich Ari¢todemos, der Me¢¢enier Held/ bey dem Grabe ¢einer von ihm ermordeten Tochter. Pau¢an. in Me¢¢en. p. 241. Pyrrhus die Polyxena auf dem Grabe ¢eines Vaters. Senec. Troad. v. 1151. des Marii Bruder ward bey dem Grabe Catuli vom Sylla durch alle Glieder hingerichtet. Flor. l. 3. c. 21. n. 26. L. Cæ¢ar ward getodtet beym Holtz¢to¢¢e Vari. Valer. Max. ! l. 9. c." 2. Ein Freygela¢¢ener kaufte des ermordeten Key¢ers Galbæ Kopf/ und warf ¢elbten auf die Grab¢tatte ¢eines gewe¢enen vom Galba vorhin hingerichteten Patroni Patrobii. Sueton. Galb. c. 20. Tac. 1. Hi¢t. 49. Denn ¢ie hielten dafur: daß der Ermordeten erzurnten Gei¢ter dardurch ver¢ohnet wurden. Dahero Flor. l. 4. c. 6. n. 2. meldet: Cæ¢arem inultus pater & manibus ejus graves Ca¢¢ius & Brutus agebant. & l. 2. c. 5. in fin. Strictæ in Principum colla ¢ecures, Legatorum Manibus litavêre. v. 595. Die todte Konigin ins Grab zu ¢etzen bey.) Daß Ma¢ani¢¢a Sophonisben prachtig begraben habe/ bezeugt Appian. bell. Pu!174 "nic. pag. 15. wie hernach auch Augu¢tus Cleopatren gethan. Sueton. Augu¢t. c. 17. wiewol er gleichwol ihr Bildnus im Siegs-|Geprange gefuhret. Propertius. Brachia ¢pectavi fixis admor¢a Colubris.
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Ari¢todemos,] Ari¢tomes A1 Ati¢tomes A2BC Pyrrhus] yrrhus A1 Pyrrhus A2BC !l. 9. c." ] q. 2. ABC ¢elbten] ¢elbtes AB ¢elbten C 2.] 3. ABC
2481 Ge¢pen¢t] Ge¢pen¢t’ A2 2483 Senec.] Senc. A2 2489 Tac.] Tacit. BC 2490 dafur] darfur B erzurnten] erzurneten BC 2491–2492 inultus] in ultus BC 2495 bezeugt] bezeuget C 2496 pag.] p. C 2497 Bildnus] Bildniß C
Held/] Held AB Held/ C
dardurch] dadurch C
Anmerckungen zu V
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v. 550. Ver¢ohne durch dein Blutt und deinen bla¢¢en Schatten ihr zorniges Ge¢pen¢t] Pausanias, Graeciae descriptio 4 (Messeniaca),13,4. – Seneca, Troades 1151–1159. – Florus, Epitoma II,9,26 (III,21,26). – Valerius Maximus, Facta et dicta 9,2,2. – Sueton, Vitae Caesarum: Galba 20,2. – Tacitus, Historiae 1,49,1. – Florus, Epitoma II,16,6,2 (IV,6,2): „Caesar [= Octavianus] wurde getrieben von dem Gedanken, daß sein Vater [d. h. sein Adoptivvater, der ermordete Julius Caesar] noch ungerächt war und Cassius und Brutus dessen Manen unerträglich seien.“ – Ebd. I,21,4 (II,5,4): „Und die in die Hälse der führenden Männer geschlagenen Beile besänftigten die Totengeister der Gesandten.“ v. 595. Die todte Konigin ins Grab zu ¢etzen bey] Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 120. – Sueton, Vitae Caesarum: Augustus 17,4. – Properz 3,11,53: „Ich habe gesehen, wie die Arme von Schlangen gebissen wurden, die an sie angelegt worden waren.“
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v. 604. 605. Du/ Lælius/ wir¢t ¢chon mit dem Gefangenen.) Daß Syphax nach Rom ge¢chickt worden/ und/ als ein Theil wegen ¢einer den Romern in Spanien gelei¢teter Dien¢te ihn zu begnadigen/ ein ander Theil ihn wegen ¢eines Friedenbruchs zu be¢traffen riethen/ er da¢elb¢t aus Traurigkeit ge¢torben ¢ey/ ¢elbten aber Scipio als einen Rathgeber wie Cyrus Croe¢um gebraucht habe/ erzehlt Appian. d. l. p. 15. v. 613. Die Scipionen ¢olln der Juno Stadt zer¢toren.) Flor. l. 2. c. 15. fatale Africæ Scipionum nomen videbatur. Appian. de bell. Pun. c. 50. p. m. 66. welches auch lange hernach geglaubt worden/ als die Romer wieder den Antiochum, bey dem ¢ich Hannibal (ne Alexandro quidem Magno po¢tponendus) aufhielt/ kriegen ¢olten. Adver¢us Hannibalem enim Ducem quis melior quam Africani frater crearetur, cum vincere Pœnos opus Scipionum ¢it? Ju¢tin. lib. 30. c. 4. & l. 31. c. 7. und zu Zeiten des er¢ten Key¢ers. Sueton. Cæ¢ar. c. 59. felix & invictum in ea provincia fataliter Scipionum nomen ferebatur. Hieher gehoret der ¢chone Orth des Spani¢chen Politici Lorenzo Gracian en el Politico Fernando: Ayuda mucho ò e¢torva para con¢eguir la celebridad e¢to de las familias: Secreta Filo¢ofia, manifie¢to efecto de la ¢oberana providencia, mas favorable a unas, que no a otras. Parece, que ¢e heredan as¢i, como las propriedades naturales, as¢i las morales, los privilegios ò achaques de
2500 Lælius] Cælius AB Calius C Gefangenen.] Gefangenen A1 Gefangenen. A2B Gefangenen etc. C 2502 Spanien] Spannien A Spanien BC 2507 Africæ] Africa ABC 2508 worden/] worden AB worden/ C 2509 ne] nec ABC 2515 Gracian] Graciam ABC 2516 celebridad] celebri dad ABC 2517 efecto de] efectode A1 efecto de A2BC 2519 propriedades] proprietates A1 propietates A2BC achaques] ac haques ABC 2500 2502 2503 2505 2506 2508 2512 2516 2519
dem] den A2BC zu] fehlt BC ihn] fehlt C erzehlt] erzehlet C l.] lib. C geglaubt] geglaubet C l.] lib. C Ayuda] Ay uda C con¢eguir] con¢eguit BC privilegios] privilegos C
Anmerckungen zu V
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v. 604. 605. Du/ Laelius/ wir¢t ¢chon mit dem Gefangenen] Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 116.121. v. 613. Die Scipionen ¢olln der Juno Stadt zer¢toren] Florus, Epitoma I,31,12 (II,15,12): „! … " schien der Name Scipio für Afrika tödlich zu sein.“ – Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 517. – Justinus, Epitoma 30,4,9: „Hannibal, der nicht einmal Alexander dem Großen nachgeordnet werden dürfe !…"“ – Ebd. 31,7,1: „Welcher bessere Mann nämlich konnte zum Kampf gegen den Feldherrn Hannibal erwählt werden als der Bruder des Afrikaners, da der Sieg über die Punier das Werk der Scipionen war?“ – Sueton, Vitae Caesarum: Iulius 59: „In dieser Provinz galt der Name Scipio als glückverheißend und unbesiegbar aufgrund schicksalhafter Fügung.“ – Lorenzo (eigtl. Baltasar) Gracián, El politico D. Fernando (Amsterdam 1659), S. 12 f.; wir teilen hierzu die Stelle aus L.s eigener Übersetzung dieses Werkes mit: „Das Geplute hilfft oder verhindert viel/ bey Erlangung gro¢¢es Ansehens. Es i¢t eine geheime Weißheit/ eine offenbare Wurckung der ober¢ten Vor¢ehung: Daß ein Geschlecht gluck¢eliger als daß andere i¢t. Es ¢cheinet/ man erbe nichts minder die Eigen¢chafft des Gemuthes alß des Leibes/ ¢o wol das Vorecht [ ! ] als die nachtheiligen
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naturaleza y fortuna. Ca¢as ay que llevan con¢igo hereditaria la felicidad, y otras la desdicha. La de Au¢tria ha ¢ido ¢iempre felici¢¢ima, prevaleciendo eternamente contra todas las maquinas de ¢us Emulos. La de Valoys al contrario en Francia ha ¢ido desgraciada, no perdonando e¢ta Infelicidad aun a las privilegiadas hembras. Otras Pro¢apias ay belico¢is¢imas por naturaleza y por aficion, como lo es la de Borbon, Seminario de valero¢os Caudillos. &c. v. 616. Nimm Kron und Zepter hin.) Die¢e und andre dem Ma¢ani¢¢a von den Romern gethanen Ge¢chancke erzehlt Appian. d. l. !175 " p. 18. & pag. 63. Fa¢t al¢o be¢chenckten die Romer den Himilconem Phamæan im dritten Carthaginen¢i¢chen Kriege/ als er zu ihnen ubergieng. Appian. d. l. p. 66. v. 632. 633. Jhr ¢eit aus Silber Ertzt Stahl Tohne meine Glieder.) Al¢o ¢ind die vier gro¢¢en Reiche der Welt/ Daniel. c. 2. v. 31.–40. und ab¢onderlich das A¢¢yrische Dan. 4. v. 8. ¢eqq. endlich wieder alle vier unter vier Thiere Ge¢talt Dan. c. 7. abgebildet. Welches letztere Ge¢ichte die¢es Propheten aber auf eine gantz neue Arth Don Diego Saavedra Faxardo in ¢einer Spani¢chen Gothen-|Krone pag. 508. umb¢tandlich von dem We¢tGothi¢chen Reiche in Spanien ausleget.
2520 llevan con¢igo] Ilevan con ¢igo ABC 2521 desdicha] disticha A1 disdicha A2BC ha] a ABC ¢iempre] ¢i empre A ¢iempre A(Errata) ¢i embre BC 2521–2522 prevaleciendo] prevoleciendo A prevaleciendo A(Errata)BC 2523 desgraciada] desgratiada A desgratiata B desgratiara C 2525 aficion,] aficion. AB aficion, C 2526 valero¢os] valero¢os. ABC 2528 Ge¢chancke] Ge¢chanck A1 Ge¢chancke A2B Ge¢chencke C 2529 Fa¢t] fa¢t ABC 2532 Silber] ¢ilber A1 Silber A2BC 2533 2.] 1. ABC 31.–40.] 31.40. A1C 31.–40. A2B 2536 Don] Don. A1 Don A2BC 2537 Faxardo] Faxando ABC 2520–2521 felicidad] felicidat BC 2527 Zepter] Scepter C andre] andere BC 2528 erzehlt] erzehlet C 2530–2531 ubergieng] uberging B 2532 Ertzt] Ertz C 2535–2536 Ge¢ichte] Ge¢icht BC 2537 pag.] p. C 2537–2538 umb¢tandlich] um¢tandlich C
Anmerckungen zu V
775
Maale der Natur und des Gluckes. Es giebt Hauser in denen das Glucke/ andere in denen das Ungluck erblich ist. Das Hauß Oesterreich ist immer ¢ehr gluck¢elig gewe¢t/ und hat unauffhörlich alle An¢chlage ¢einer Mißgun¢tigen zunichte gemacht. Hingegen das Hauß von Valois in Franckreich ist ¢tets ein Auߢchuß des Gluck gewe¢t/ und hat das Ungluck auch des ¢on¢t mit Freyheiten ver¢orgten Frauenzimmers nicht ver¢chonet. Andere Ge¢chlechter ¢ind von Natur und Zuneigung ¢treitbar/ alß das Hauß von Borbon der Propfgarten tapferer Kriegs-Helden etc.“ (L. Gratian, Staats-kluger Catholischer Ferdinand [Breslau 21675], S. 15 f.).1 v. 616. Nimm Kron und Zepter hin] Appianus, Historia Romana, Lib. (Carth.) 137.518. v. 632. 633. Jhr ¢eit aus Silber Ertzt Stahl Tohne meine Glieder] Dn 2,31–40; 4,8 ff.; 7. – D. Saavedra Fajardo, Corona Gothica, Castellana y Austriaca (Münster 1646), S. 508 f. (Auslegung der Vision Daniels; die Deutung des vierten Tieres auf das spanische Reich der Westgoten auf S. 509).
1
Lt. „Ordnung der Kupffer“ (s. u., S. 782) gehört zu dieser Anmerkung das Porträt Scipios (Abb. 3).
776
2540
2545
2550
2555
Sophonisbe
v. 635. 636. Mein Babylon i¢t’s guldne Haupt der Welt.) Babylon wird E¢aia 13.19. das ¢chon¢te unter den Konigreichen/ E¢ai. 14.4. das Guldene/ Jerem. 50.23. ein Hammer der gantzen Welt/ Dan. 4.27. die Gro¢¢e genennet. Seine Mauern waren funfzig/ ihre 250. Thurme aber ¢echzig Ellen hoch. Bochart. in Phaleg. l. 4. c. 13. Der mitten im Tempel des Belus aber ¢tehende Thurm ¢ol/ nach dem Hieronymo, viertau¢end Schritte/ nach dem Ado 5174. Schritte/ nach der Juden Meinung aber viel Meilen hoch gewe¢en ¢eyn: Be¢iehe Bochart. d. l. lib. 4. c. 13. v. 637. Jch bin der Baum der fernern Schatten fallt als A¢ien.) Al¢o traumte des Cyri Mutter/ ab eâ Vitem enatam, cujus palmite omnis terra obumbraretur. Ju¢tin. l. 1. c. 4. v. 648. Wenn ubern Helle¢pont mein Xerxes Brucken ¢chlaget.) Ju¢tin. l. 2. c. 10. in fin. Veluti naturæ ip¢ius Dominus & montes in planum deducebat, & convexa vallium æquabat, & quædam maria pontibus ¢ternebat. v. 656. Ver¢taubt Per¢epolis bis auf kaum vierzig Saulen.) Wie der berau¢chte Alexander M. aus An¢tifften der Thais das Schloß zu Per¢epolis ¢elb¢t angezundet/ be¢chreibt Curtius l. 5. p. 175. Von die¢er gro¢¢en Haupt¢tadt ¢ind heute zu Tage nur noch wenige ¢teinerne Kennzeichen ubrig/ welche die Per¢ier Cehil Minar, das i¢t/ vierzig Saulen hei¢¢en/ und entweder von Cyri Palla¢t/ oder den Koniglichen Begrab2543 2546 2549 2552 2558 2559
Der] der A Der BC 4.] 1. ABC omnis] omis A1 omnis A2BC Veluti] veluti ABC Minar,] Minar A1 Minar, A2BC den] dem AB den C
2540 E¢aia] E¢aiæ BC E¢ai.] E¢a B E¢a. C 2542 Mauern] Mauren BC 2543 ¢echzig] ¢echtzig BC 2544–2545 viertau¢end] 4000 C 2546 l.] fehlt C 2549 traumte] traumte C 2551 l.] lib. C 2554 vierzig] viertzig C 2556 Curtius] Curt. C 2557 heute] heut C 2558 Per¢ier] Per¢er C vierzig] viertzig C 2559 Koniglichen] Konigl. C 2559–2560 Begrabnu¢¢en] Begrabni¢¢en BC
Anmerckungen zu V
777
v. 635. 636. Mein Babylon i¢t’s guldne Haupt der Welt] Is 13,19. – Angabe „E¢ai. 14.4“ nicht zutreffend (vergleichbare Bibelstelle nicht gefunden). – Ier 50,23. – Dn 4,27. – S. Bochart, Geographiae sacrae pars prior: Phaleg (Caen 1651), lib. 4, cap.13, S. 261 f. – Hieronymus, Commentarii in Isaiam Prophetam 5,14,22/23: PL 24,164. – Ado Viennensis, Chronicon: PL 123,28 B. – Bochart, a.a.O. v. 637. Jch bin der Baum der fernern Schatten fallt als A¢ien] Justinus, Epitoma 1,4,2: „! … " aus ihr sei ein Weinstock entsprossen, von dessen Gezweig die ganze Welt beschattet würde.“ (Diesen Traum hatte aber lt. Justinus nicht des Cyrus Mutter, sondern deren Vater Astyages!) v. 648. Wenn ubern Helle¢pont mein Xerxes Brucken ¢chlaget] Justinus, Epitoma 2,10,24: „So als sei er Herr sogar über die Natur, ebnete er Berge ein, füllte Täler auf und schlug Brücken über Meere.“ v. 656. Ver¢taubt Per¢epolis bis auf kaum vierzig Saulen] Curtius Rufus, Historiae Alexandri Magni 5,7,3–7. – P. DellaValle, Viaggi (Bologna 1677), Bd. 2.1: La Persia, Parte prima, S. 345–350. – J.A. von Mandelslo, Morgenländische Reyse-Beschreibung (hrsg. von A. Olearius, Schleswig 1658), S. 16 f.
778 2560
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Sophonisbe
nu¢¢en/ oder einem Tempel eine Uberbleibung ¢ind/ welche Petro de la Valle nella part. 2. di Per¢ia p. 405.–423. und Mandelslo in ¢einer Jndiani¢chen Rey¢e/ als welche ¢ie genau be¢ehen/ ausfuhrlich be¢chreiben. ! 176 " v. 662. Fur dem Europa ¢ich und Africa ¢chon bucket.) Die¢e in gegenwartigen Trauer¢piele beruhrte Siege des Scipio haben den wahren Grund zu der Romi¢chen Monarchie gelegt. Dahero vom Scipio Vellej. Patercul. l. 2. c. 4. p. m. 72. meldet: ejus que ´ corpus velato capite elatum e¢t, cujus operâ ¢uper totum terrarum orbem Roma extulerat caput. Und Flor. l. 2. c. 6. in fin. Sed tamen Annibal ce¢¢it; præmium que ´ victoriæ Africa fuit, & ¢ecutus Africam ¢tatim terrarum orbis. & l. 2. c. 7. Po¢t Carthaginem vinci neminem puduit. Secutæ ¢unt ¢tatim Africam gentes, Macedonia, Græcia, Syria, cætera que ´ omnia, quodam qua¢i æ¢tu & torrente fortunæ. v. 664. Weil Hannibal in Krieg der Syrer Haupt ver¢tricket.) Flor. l. 2. c. 8. n. 5. Seine zu Antiocho nachdruckliche gehaltene Rede hat Cornel. Nepos. circ. princ. v. 688. Nimm Oe¢terreich den Siegskrantz hin/ dein Stamm wird ewig bey uns bluhn.) Saavedra Coron. Gotic. p. 507. nennet dis Reich una Monarquia tan grande, que nunca la pierde de vi¢ta el Sol; und p. 512. un Solio, el qual durarà ha¢ta los ultimos dias del Mundo. Ælius Anton. Nebri¢¢en¢. de Ferdin. Aragon. Reg. in Exortat. ad Lector. Alterius orbis magnâ parte exploratâ parum abe¢t, ut Hi¢paniæ atque ´ Africæ Finis occiduus cum orbis terrarum fronte Orientali adjungatur. Und Thomas Campanell. de Monarch. Hi¢p. c. 4. Hi¢pania circuit per Bra¢iliam, fre-
2561 2570 2575 2577 2579 2580
405.–423.] 405.423. A1BC 405.–423. A2 7.] 7. p. AB 7. C 8.] 8. 5. AB 8. C Seine] ¢eine ABC hin/] hin AB hin/ C que] quæ A1 que A2BC el] & A1 el A2BC durarà] durara A1 durarà A2BC
2565 2566 2569 2575 2578 2580 2584
beruhrte] beruhrten C gelegt] geleget C Flor.] Florus C nachdruckliche] nachdrucklich C Coron.] Goron. B qual] bual C Hi¢p.] Hi¢pan. C
Anmerckungen zu V
779
v. 662. Fur dem Europa ¢ich und Africa ¢chon bucket] Velleius Paterculus, Historia Romana 2,4,6: „! …" und mit verhülltem Haupt wurde der Leichnam des Mannes zu Grabe getragen, dank dessen Leistung Rom sein Haupt über den ganzen Erdkreis erhoben hatte.“ – Florus, Epitoma I,22,61 (II,6,61): „Gleichwohl aber unterlag Hannibal, und der Lohn des Sieges war Afrika, und auf Afrika folgte alsbald der ganze Erdkreis.“ – Ebd. I,23,1 (II,7,1): „Nach der Eroberung Karthagos schämte sich niemand mehr, besiegt worden zu sein. Auf Afrika folgten sogleich die Völker Makedoniens, Griechenlands, Syriens und alle übrigen, gleichsam durch den reißenden Strom und den Sturzbach des Glückes.“ v. 664. Weil Hannibal in Krieg der Syrer Haupt ver¢tricket] Ebd. I,24,5 (II,8,5). – Cornelius Nepos, Hannibal 2,3–6. v. 688. Nimm Oe¢terreich den Siegskrantz hin dein Stamm wird ewig bey uns bluhn] D. Saavedra Fajardo, Corona Gothica, Castellana y Austriaca (Münster 1646), S. 507: „eine so große Monarchie, daß die Sonne sie niemals aus den Augen verliert“. – Ebd., S. 512: „ein Thron, der überdauern wird bis zu den letzten Tagen der Welt“. – A. Antonius Nebrissensis (E. A. de Nebrija), Rerum a Fernando et Elisabe Hispaniarum felicissimis regibus gestarum Decades duae (Granada 1550), Bl. Biij r:: „Nachdem der größte Teil der zweiten Welt erforscht worden ist, fehlt nicht mehr viel daran, daß die Westgrenze Spaniens und Afrikas mit dem östlichen Rand des Erdkreises verbunden wird.“ – Th. Campanella, De monarchia Hispanica (Amsterdam 1640), cap. 4, S. 32: „Spanien umfaßt Brasilien, die Magellanstraße,
780 2585
Sophonisbe
tum Magellanicum, Philippinas, Japponem, Chinam, Archipelagus Lazari, Calecuttam, Goam, Bengalam, Ormum; Caput bonæ ¢pei, Civitatem Africæ, In¢ulas fortunatas: in eâdem Hi¢pania mundus cum Sole circumagitur; qui horâ quavis aliquam partem illius Regni illuminat. FINIS.
Anmerckungen zu V
781
die Philippinen, Japan, China, den St.-Lazarus-Archipel, Kalkutta, Goa, Bengalen, Hormus, das Kap der Guten Hoffnung, die afrikanische Stadt [ ? ] und die Kanarischen Inseln. In demselben Spanien kreist das Weltall mit der Sonne, die zu jeder beliebigen Stunde irgendeinen Teil dieses Reiches beleuchtet.“ ENDE.
782
Sophonisbe
Ordnung der Kupffer in der Sophonisbe. Hannibal ad pag. 114. v. 503. Amilcar ad pag. 131. v. 154. Scipio ad pag. 174. v. 613. [Quelle: Der die Hinweise zur Plazierung der Kupfer in der ‚Sophonisbe‘ und ‚Cleopatra‘ und die Druckfehlerlisten enthaltende Anhang zur Sammelausgabe von 1680 in dem Exemplar der HAAB Weimar (s. u. Editionsbericht, S. 831 f., Anm. 64), hier Bl. )(r]
Druckfehler in der Sophonisbe. Jn der Dedication pag. 9. lin. ult. pro Gei¢t. lege. Geitz pag. 15. lin. 3. pro eigen. l. ei¢ern. p. 15. lin. 9. pro aechylus. l. ae¢chylus. Jm Inhalte p. 4. lin. 21. jhm. l. jhn. p. 11. lin. antepen. pro Retzen. l. Reyhen. Act. 1 v. 559 pro tag’. l. trag’. Act. 2. v. 152. pro Lowenholn. l. Lowen-Holn. v. 168. dele. der. Act. 3. v. 41. pro denck. l. denckt. Act. 4. ! )(v" v. 71. pro zum. l. zun. v. 146. ¢u¢¢es. l. ¢u¢¢en. v. 193. zum. l. zun. v. 271. pro blld. l. bild. Act. 5. !v. 281. " pro ab¢endet. l. abge¢endet. Jn den Anmerckungen. Act. 1. ad v. 366. p. 105. lin. 2. pro ² l. χ. v. 382. lin. 10. l. . ibid. lin. 23. '+,. l. ',. ibid. ,ξ. l. ,κ. ibid. l. 26. # A 7. l. # A 7. ad v. 429. lin. 3. pro e¢te. l. er¢te. ibid. lin. 4 po¢t num. 32.35. adde. das andere. ibid. lin. 7. pro ausdenckte. l. außdruckte. ad v. 523. p. 116. lin. 13. mon. l. morî. ad v. 539.540. lin. 4. pro Canen¢i. l. Cannen¢i. ad v. 556. pag. 116. lin. 35. pro voleo. l. voler. Act. 2. ad v. 198. lin. 2. K7,. l. K7,Ω. lin. ead. #A, ! !". l. #A, !!". lin. 3. #A . l. #A+ . ad v. 461.482. lin. 8. ,. l. ,. ibid lin. 13 pro den. l. dem. p. 127. lin. 2. Sicher. l. Sicherheit. p. 123. lin. 33. pro 83. 84. l. 183. 184. lin. 34. nach Angleterre. l. d’. An. 1667. p. 124. lin. 1. bavedont. l. bave, dont. pro e’teignit. l. e¢teignit. lin. 3. pro Zallumoient. l. s’allumoient. pro recomqvit!! " . l. recommençoit. lin. 7. pro veshu, l. ve¢cu. lin. 10. pouvocit!!". l. pouvoit. pro qu’ non. l. qu’on. lin. 11. pro Lette. l. Cette. lin 12. pro Comentement. l. Comencement. pro cou verte. l. couverte. lin. 14. pro moi. l. mois. lin. 15. pro Italiæ l. Italie, lin. 16. pro e hanger l. changer. p. 124. lin. 31. ra. l. la. lin. 36. betaglie. l. bataglie. Hercale. l. Hercole. lin. ult. Alteone. l. Atteone. di¢cera. l. di¢ce¢a. p. 125. lin. 2. ¢emele. l. Semele. p. 126. lin. 8! !". ! )(2 r" pro auch. l. euch. p. 130. lin. 10. pro auß welchen man ofters. l. in welchen offters v. 520. lin. 4. 7&. l. 7μ.
Druckfehler
783
Act. 3. ad v. 18.154. lin. 9. Annibalæ. l. Annibali. ibid. lin. 10. Bruder l Bruder. v. 38. 7 . l. 7. ad v. 111. lin. 9. dele. Und. v. 113. lin. 3. war wieder. l. worwieder. ad v. 174. p. 136. lin. 11. dele. Aliquo. v. 185. lin. 6. ’O . l. ’O . ad v. 193. lin. 12. Hordium. l. Hordeum. Act. 4. ad v. 6.7. p. 141. lin. 5. gebant werden l. gebauet worden. ad v. 89. lin. 1. Circa l. Circe; v 104. lin. 3. ,Ca« l. ,C_«. ibid. lin. 4. eκ. l. e. v. 133. p. 142. lin. ult. Perarum. l. Ferarum. ibid. p. 143. lin. 3. in corporeum. l. incorporeum. v. 244. lin. 3. Augylen. l. Angylen. ibid. p 145. lin 5. con¢tuprata. l. con¢tupratæ. lin. 13. trachmarum. l drachmarum. lin. 23. i¢t nach Nuptiarum das Wort: Die außgela¢¢en. ad v. 305.306.307. p. 147. lin. 7. concubitus. l. concubitu. v 411. lin. 1. Crobon. l. Croton. p. 150. ad v. 487. pro Suffebes l. Suffetes. v 319 p. 148. lin. 5. lachrymantes, dele comma. v. 489, lin. 7. ` +« ! !" . l. ` +«. Act. 5. v. 26. p. 154 lin. 1. Adelphis. l Delphis v. 33. lin. 5. perdibus. pedibus. v. 54. lin 2. Preinsheim l. Freinsheim. v. 64.65. p. 157. lin. 8. ¢e¢o¢tri. l. Se¢o¢tri. v 77. lin. 3 pro Compos. l. Campos. lin. 4 Purpures. l. Purpureo. v. 99. lin. 1. gepranget. l. gegrantzet. lin. 4. dorium. l. corium. v 119. lin. 2. quadriginta l quadraginta. v. 129. lin. 4. Me. l. M. ibid. ! )(2v" K7,&. l. K7, . ibid. ’A«; - e . l. ’A« - e . ibid. c + . l. c & v. 152. l. 14. pro Sevilian. l Sevilia. v. 156. l. 7 dele fa¢t. lin. 8. pro pue de, l. fue el. v. 185. p. 166 lin. 1. Apotheco¢i. l. Apotheo¢i. v. 232. lin. 3. dæatus. l. datus. v. 253. lin. 8. dedicatâ. l. dedicata. v. 380. lin. 3 π« l. π«. v. 424. lin. ult. commodo. Commodo. v. 497. l. 8. Cama. l. Canna. v. 613. lin. 9 !! ". pro ¢i empre l. ¢iempre. pro prevoleciendo. l. prevaleciendo. [Quelle: wie oben („Ordnung der Kupffer“), hier Bl. )(r-)(2 v]
784
Sophonisbe
Szenar
Szenar zur Sophonisbe (1669)
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Sophonisbe
Szenar
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Sophonisbe
Szenar
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Jnnhalt deß Trauer -Spieles. Der Er¢ten Abhandlung Er¢ter Auftritt. Ma¢ini¢¢ens Gezelt. 5
10
KOenig Ma¢ini¢¢a wei¢et fur der Belagerten Haupt-Stadt in Numidien Cyrtha in ¢einem Zelte denen Abge¢andten der Konigin Sophonisbe den gefangenen Konig Syphax in Band und Ei¢en/ ¢ie bedrauende: daß/ da ¢ich die Stadt nicht Augenblicks ergeben wurde/ er jhm den Kopff ab¢chlagen la¢¢en wolte. Worvon aber Syphax uner¢chrocken die Seinigen abmahnet. Ma¢ini¢¢a hei¢t hirauff den Himilco und Micip¢a der Konigin jhres Koniges Noth-Stand eroffnen/ und behalt als eine Gei¢¢el den Hiemp¢al an ¢tat deß in die Stadt abge¢endeten Bomilcars bey ¢ich.
Zweyter Auftritt. 15
Hierauff beredet Ma¢ini¢¢a den Hiemp¢al durch Erzehlung deß Syphax bo¢er Thaten/ daß er jhm die Stadt Cyrtha zu ubergeben ver¢pricht.
Dritter Auftritt. Ein Tempel.
20
Als Sophonisbe im Tempel kniende den Verlu¢t der Schlacht beklaget/ kommet jhr auß der Schlacht entkommende Stieff-Sohn Vermina/ und erzehlet/ daß er nicht wi¢¢e/ wo der Konig hinkommen.
Vierdter Aufftritt.
25
Hieruber aber kommen Himilco und Micip¢a/ und berichten ¢ie/ daß Ma¢ini¢¢a den Konig Syphax gefangen habe/ und dafern ¢ich Cyrtha nicht ergebe/ jhm den Tod draue. Wordurch Sophonisbe ¢ich anfangs zu todten/ hernach Cyrtha auffzugeben/ endlich alles eu¢er¢te zu erleiden ent¢chleu¢t/ und jhr Helm und Harni¢ch anlegen la¢t.
22
Himilco] Hinilco Ss (im Mainzer Expl. hsl. verbessert)
790
Sophonisbe
F unffter Auftritt.
30
35
40
Hingegen muß Vermina/ umb fahig zu ¢eyn dem Monden zuopffern/ der Sophonisbe Weiber-|Kleider anziehen. Sophonisbe la¢t hierauff jhre zwey Sohne den Adherbal und Hierba lo¢en/ welcher unter jhnen geopffert werden ¢oll fur den Wol¢tand deß Reiches; und als Hierba gewinnet/ wird er zwar von Sophonisben nach erbarmlichem Ab¢chiede/ auff das Altar deß Abgots gelegt/ aber von dem hierzukommenden und ¢ich durch Be¢techung der Wache gefluchteten Syphax weggeri¢¢en/ er !wird" von allen/ von jhm Vermina frolockend bewillkommet/ und verordnet/ daß ¢tatt deß Hierba zwey gefangene Romer auffgeopffert werden. Endlich ¢chweren Adherbal und Hierba fur dem Altare der Romer TodFeinde zuer¢terben. Jm Reyen wirfft die Zwytracht unter die Men¢chlichen Gemuts-Regungen einen guldenen Apffel/ welcher von der Seele der Sophonisben der Rache als Uberwinderin zuerkennet wird.
Der Andern Abhandlung Er¢ter Auftritt. Ein Koniglicher Saal. 45
Der bluttige Himilco berichtet dem Syphax und der Sophonisbe/ daß Hiemp¢al durch Verrahterey die Stadt dem Feinde eroffnet/ Micip¢a/ daß der Feind ¢chon in die Burg eindringe/ worauff Syphax den Vermina ¢ich Romi¢ch verkleiden und jeden fliehen hei¢¢et.
Zweyter Auftritt. 50
Ma¢ini¢¢a dringet mit den Seinen in die Burg/ nimmet den Syphax gefangen/ Sophonisbe nebe¢t jhren Sohnen Adherbal und Hierba fallet jhm zun Fu¢¢en/ bittend und erlangend/ daß ¢ie nicht in der Romer Hande gegeben werden ¢ollen.
33 34 40 41 46
Altar] Alter Ss (im Mainzer Expl. hsl. verbessert) !wird" ] fehlt Ss einen] einem Ss zuerkennet wird] zuerkennetwird Ss durch Verrahterey] durchVerrahterey Ss
Szenar
791
Dritter Auftritt. 55
Ma¢ini¢¢en Gemuts-Regungen werden von inbrun¢tiger Liebe gegen Sophonisben uberwunden/ worauff er den Syphax im Kercker zuermorden ¢chlu¢¢ig wird.
Vierdter Auftritt. Ein Kercker. 60
65
Syphax bejammert im Kercker ¢eine Fe¢¢el/ und wil ¢ich verzweifelnde todten/ hierzu kommet die in einen Romi¢chen Kriegs-Knecht verkleidete Sophonisbe und windet jhm das Me¢¢er auß/ entdecket !2 r" ¢ich ihm/ zeucht jhn auß den Banden/ verwech¢elt mit jhm die Kleider/ la¢¢et ¢ich fur jhn in die Fe¢¢el ¢chli¢¢en/ und erweget bey ¢ich deß Ma¢ini¢¢ens nachdenckliche Worte.
Funffter Auftritt.
70
75
Ma¢ini¢¢a kommet hieruber in den Kercker/ und als er Sophonisben/ ¢ie fur den Syphax haltende/ umbringen wil/ entblo¢¢et ¢ie jhre Bru¢te/ daruber er er¢taunet/ den Dolch fallen la¢t/ und nachdem ¢ie jhm eroffnet/ daß ¢ie den Syphax zuerlo¢en/ ¢ich an ¢eine Stelle hatte ein¢chli¢¢en la¢¢en/ offenbahret Er jhr ¢eine hefftige Liebe/ worauff ¢ie beyde den Schluß machen einander al¢obald zu ehlichen. Jm Reyen be¢ieget die liebe Himmel/ helle/ Erde/ Meer/ Jupiter/ Pluto/ Hercules und Ja¢on/ die Regier¢ucht/ die Grau¢amkeit/ die Tugend; und bildet im guldenen Flie¢¢e deß Ja¢ons die Gluck¢elige Vermahlung des Unuberwindlich¢ten Kai¢ers Leopolds und der durchlauchtig¢ten Jnfantin auß Spanien fur.
61–62 Romi¢chen Kriegs-Knecht verkleidete Sophonisbe] Romi¢chenKriegs-Knecht verkleideteSophonisbe Ss 66 Funffter] Fuffter Ss (Breslauer Expl.) Funffter Ss (Mainzer Expl.) 75 die Gluck¢elige] dieGluck¢elige Ss
792
Sophonisbe
Der Dritten Abhandlung Er¢ter Auftritt. 80
Ma¢ini¢¢ens Gemach.
Bomilcar und Mana¢tabal bemuhen ¢ich vergebens Ma¢ini¢¢en von der Heyrath der Sophonisbe abzuhalten.
Zweyter Auftritt. Ein Tempel. 85
Ma¢ini¢¢a und Sophonisbe werden einander vermahlet/ Bogudes aber ¢ihet auß denen der A¢tarte geopfferten Tauben/ daß die¢er Eh¢tand nicht werde be¢tandig ¢eyn.
Dritter Auftritt. 90
Lælius dringet mit einer Menge Romer in Tempel/ und wil dem Ma¢ini¢¢a Sophonisben wegrei¢¢en/ daruber ¢ie nach Wortwech¢elung beyder¢eits zun Waffen kommen/ aber endlich durch den Bomilcar vereinbaret werden. Lælius aber entru¢tet ¢ich wider uber Auff-Opfferung deß Torquati.
Vierdter Auftritt. 95
100
Als Bogudes ¢ich weigert auff Befehl des Lælius die drey gefangenen Mohren zuopffern/ erbeut ¢ich diß ¢elb¢t Sophonisbe zuthun; Als ¢ie aber einem die Bru¢t eroffnet jhn auffzu¢chneiden/ wird ¢ie gewahr/ daß die¢er Gefangene der verkleidete Syphax ¢ey/ daruber ¢ie fur Schrecken das Me¢¢er fallen la¢t/ welches Syphax auffhebet/ und darmit Sophonisben wegen jhrer Untreu er¢techen wil. Woran jhn Anfangs Ma¢ini¢¢a verhindert/ Sophonisbe aber jhn durch beweglich zureden in die Verzweifelung/ daß er ¢ich ¢elb¢t ermorden wil/ bringet. Ein wu¢tes Feld.
105
Jm Reyen mahlet die Einbildung der Eyfer¢ucht allerhand ¢eltzame Blendungen deß Ehbruchs fur; und/ ob die Vernunfft zwar jhr dar thut/ daß die¢es alles blaue Dun¢te ¢ind/ ¢o uberredet ¢ie doch die Narrheit 100–101 die Verzweifelung] dieVerzweifelung Ss 105 alles] allrs Ss (Mainzer Expl.)
Szenar
793
¢tets eines andern/ biß die Verzweiffelung der Eyfer¢ucht Strick und Me¢¢er ¢ich zuerhencken und zuer¢techen darreichet.
Der Vierdten Abhandlung. Er¢ter Auftritt. 110
Ein Koniglicher Saal.
Lælius erzehlet dem Scipio den Sieg der Schlacht/ und die Eroberung Cyrthens/ und ubergibet jhm den gefangenen Syphax/ welcher dem Scipio ¢ein Ungluck und die Heyrath Ma¢ini¢¢ens mit Sophonisben eroffnet.
Zweyter Auftritt. 115
Ma¢ini¢¢a bewillkommt den Scipio/ ubergibet jhm die gefangenen Numidier/ wie auch Zepter und Krone deß erorberten Reichs Numidien/ Scipio aber ¢tellet Zepter und Krone jhm wieder zu.
Dritter Auftritt. 120
Scipio verwei¢et Ma¢ini¢¢en ern¢tlich ¢eine unbe¢onnene Heyrath/ und bringet jhn zum Erkentnuß ¢eines Fehlers.
Vierdter Auftritt. Jn Ma¢ini¢¢ens Hertze kampffen Liebe und Vernunfft hefftig/ endlich ent¢chleu¢t Er ¢ich doch Sophonisben fahren zu la¢¢en. !2 v"
Funffter Auftritt. 125
Ma¢ini¢¢a wird noch jmmer von der Begierde beunruhigt/ endlich ¢chickt er durch Disalcen/ der Sophonisben ein Glaß voll Gifft/ ¢ie dardurch ¢einem Ver¢prechen nach auß der Romer Handen zuerretten. Garten und Hecken.
130
Jm Reyen wird Hercules auff dem Scheide-Wege von der Wollu¢t mit allerhand Scheinbarkeiten auff jhren Pfad gelocket/ von der Tugend aber zurucke behalten/ welche/ nachdem ¢ie entdecket/ daß unter dem Gold-Stucke der !Wollu¢t " Lumpen/ Unflat/ Seuchen und Aaß ver¢tek132 !Wollu¢t"] Tugend Ss (im Mainzer Expl. hsl. verbessert)
794
135
Sophonisbe
ket liegen/ jhr Goldenes Unter-Kleid nach weggeworffenem ¢chlechtem Ober-Kleide entdecket/ und den Hercules den Thron der Ehren be¢teigen la¢t/ welcher aber ¢elbten dem Gei¢te Kai¢er LEOPOLDS abtrit.
Der Funfften Abhandlung Er¢ter Auftritt. Ein Tempel. 140
145
Der Dido Gei¢t verkundigt Sophonisben jhren und Carthagens Untergang/ eroffnet ferner/ wie deß Ma¢ini¢¢ens Nachkommen in Numidien nicht lange bluhen/ die Gothen und Wenden/ hernach die Saracenen und Araber Africa und Spanien einnehmen/ die¢e aber von Ferdinando Catholico, Philippo Austriaco, Carolo Quinto, Philippo II. und endlich Kai¢er Leopoldo werden be¢iegt und nach und nach vertrieben werden.
Zweyter Auftritt.
150
Sophonisbe wird hieruber gantz verzweifelnd/ und wil umb das be¢agte Joch der Romer zuverhutten/ neb¢t jhren zweyen Sohnen ¢ich in dem Tempel der Sonnen verbrennen/ wird aber von der Prie¢terin verhindert.
Dritter Auftritt. Hieruber bringet jhr Di¢alces Ma¢ini¢¢ens Gifft-Glaß/ welches ¢ie freudig annimmt und alleine beklaget/ daß ¢ie zum andernmal ¢o thoricht geheyrathet habe.
134–135 be¢teigen] be¢tiegen Ss (im Mainzer Expl. hsl. verbessert) 141 die Gothen] der Gothen Ss (im Mainzer Expl. hsl. verbessert) 143 Ferdinando] Ferdinado Ss (im Mainzer Expl. durch Nasalstrich über dem a hsl. verbessert)
Szenar
795
Vierdter Auftritt.
155
Sophonisbens Gemach.
160
Himilco und Micip¢a bemuhen ¢ich vergebens Sophonisben zubereden/ daß ¢ie Ma¢ini¢¢ens Gifft nicht trincken ¢olle. Denn nachdem ¢ie von jhnen/ jhren Kindern/ und dem Frauen-Zimmer beweglichen Ab¢chied genommen/ jhren Kindern ¢ie zur Rache ermahnende zwey Schwerdter umbgegurtet/ trincket ¢ie/ und zwar der Romer Dien¢tbarkeit zuentkommen/ auch jhren Kindern das Gifft zu/ worauff ¢ie drey in einander ver¢chrencket todt zur Erde fallen; Himilco und Micip¢a reiben einander ¢elber auff.
Funffter Auftritt.
165
Ma¢ini¢¢a kommet hierzu ¢einen er¢ten Schluß bereuende gelauffen/ nachdem er aber Sophonisben ¢chon todt findet/ wil er nach jhrer klaglichen Bejammerung jhm ¢elb¢t das Schwerdt in Leib ¢to¢¢en.
Sech¢ter Auftritt. 170
Scipio aber eilet darzu/ la¢t jhm das Schwerdt außwinden und beruhigt jhn endlich durch bewegliche Zuredung; Ver¢tattet Ma¢ini¢¢en die Sophonisbe nach ¢einem belieben zubegraben/ ¢chicket den Lælium mit dem gefangenen Syphax nach Rom/ und ¢etzet Ma¢ini¢¢en deß Syphax Krone auff.
175
Eine lu¢tige Gegend.
180
Die vier Monarchien bemuhen ¢ich im Reyen mit denen von jhnen be¢iegten Theilen der Welt/ den von dem Verhangnu¢¢e auffge¢etzten Lorber-Krantz zugewinnen/ ¢elbter aber wird von denen vier Theilen der Welt furnehmlich durch Beyhulffe deß neuerfundenen America dem Hau¢e Oe¢terreich auffge¢etzet.
157 vergebens Sophonisben] vergebensSophonisben Ss 158 Ma¢ini¢¢ens Gifft] Ma¢ini¢¢ensGifft Ss
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Editionsbericht
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Editionsbericht
Überlieferung
799
I. Überlieferung 1. Ibrahim Sultan 1.1. Gedruckte Überlieferung Beim ‚Ibrahim Sultan‘ haben wir es mit dem in der gesamten Überlieferungsgeschichte der Dramen Lohensteins einmaligen Fall zu tun, daß es hier auch handschriftliche Textzeugen gibt: autographe Bruchstücke dieses Werkes auf den ersten 19 Blättern der Handschrift R. 3156, die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs der Breslauer Stadtbibliothek gehörte und sich heute mit deren gesamtem Bestand, soweit er im Krieg nicht zerstört wurde, im Besitz der UB Wrocł aw (Breslau) befindet. Klaus Günther Just wußte von dieser Handschrift, auf die erstmals Conrad Müller 1 hingewiesen hatte, konnte sie aber für seine Ausgabe des ‚Ibrahim Sultan‘ nicht benutzen, da er nach einer Auskunft der Breslauer Universitätsbibliothek vom August 1950 annehmen mußte, daß sie zu den Kriegsverlusten zu zählen sei.2 Dies erwies sich erfreulicherweise als Irrtum. Nach Angaben Spellerbergs 3 wurde die Handschrift in Breslau 1978 wieder aufgefunden, allerdings in keinem guten Zustand, und steht seitdem der Lohenstein-Forschung über eine Mikrofilm-Aufnahme zur Verfügung. Der in der Handschrift enthaltenen ersten Fassung der Inhaltsangabe des ‚Ibrahim Sultan‘ ist zu entnehmen4, daß das Stück ursprünglich für die erste Hochzeit Kaiser Leopolds I. im Jahre 1666 (mit der spanischen Infantin Margarita Teresa) geschrieben wurde. Aus nicht bekann1
2
3
4
Conrad Müller, Beiträge zum Leben und Dichten Daniel Caspers von Lohenstein. Breslau 1882 (= Germanistische Abhandlungen 1), Reprint Hildesheim, New York 1977, S. 71, Anm. 16. Vgl. Daniel Casper von Lohenstein, Türkische Trauerspiele. Ibrahim Bassa. Ibrahim Sultan. Hrsg. von Klaus Günther Just. Stuttgart 1953 (= Bibliothek des Literarischen Vereins 292), S. 91, Anm. 2 Gerhard Spellerberg, Lohenstein-Handschrift. In: Wolfenbütteler Barock-Nachrichten 7 (1980), S. 138 f. Näheres dazu s. u., S. 824–828.
800
Editionsbericht
ten Gründen blieb es im Manuskript liegen und erschien erst 1673 im Druck, nunmehr zu Ehren der zweiten Hochzeit des Kaisers (mit Claudia Felicitas, Erzherzogin von Österreich). Es mag sein, daß der ‚Ibrahim Sultan‘ in der ersten Fassung an einem der beiden Breslauer Gymnasien 1666 aufgeführt worden ist; da von diesem Drama kein Szenar überliefert ist und die schulgeschichtlichen Quellen hierüber schweigen, läßt sich zu dieser Frage nichts Zuverlässiges aussagen. Leider erlauben die in der Handschrift enthaltenen Bruchstücke kein Urteil darüber, wie die erste Fassung im einzelnen ausgesehen hat. Immerhin läßt sich aus der handschriftlichen Version der Inhaltsangabe schließen, daß Lohenstein zwischen 1666 und 1673 keine wesentlichen Veränderungen am Handlungsablauf vorgenommen hat. Der 1673 in einer Folio-Prachtausgabe in Breslau und Leipzig erschienenen gedruckten Erstfassung (A) ließ Lohenstein 1679 eine stilistisch geringfügig überarbeitete und im Anmerkungsteil um Hinweise auf zwei 1675 und 1676 erschienene Werke von Jean Baptiste Tavernier ergänzte Neuausgabe (B) folgen. Nach seinem Tode erschien der ‚Ibrahim Sultan‘ noch dreimal im Druck: innerhalb der beiden Sammelausgaben, die auch die Trauerspiele ‚Agrippina‘ und ‚Epicharis‘ enthalten – Breslau 1685 (C) und 1701 (D) – und ein letztes Mal innerhalb der 1733 von dem Leipziger Verlag Zedler veranstalteten Sammelausgabe (E), für die, mit Ausnahme des eigens neu gesetzten ‚Ibrahim Sultan‘, sonst nur Restbestände früherer Drucke verwendet wurden. Danach vergingen 220 Jahre, bis das Werk mit dem Erscheinen der wissenschaftlichen Ausgabe von Just 5 wieder auf dem Buchmarkt greifbar war. Just hat seiner Edition die Erstausgabe von 1673 zugrunde gelegt. Wir haben uns unsererseits für die Neuausgabe von 1679 entschieden: zum einen, um der Wissenschaft eine editorische Variante anzubieten, zum anderen, weil wir uns mit der Ausgabe ‚letzter Hand‘ die Beigabe eines Anhangs mit den textlichen Erweiterungen der zweiten Ausgabe, wie sie Just liefern mußte6, ersparen konnten. Neben dem Text der Zweitausgabe bieten wir unseren Lesern auch eine Editio princeps aller den ‚Ibrahim Sultan‘ betreffenden Teile der Breslauer Handschrift R. 3156 in diplomatischer Wiedergabe.
5 6
Lohenstein, Türkische Trauerspiele (wie Anm. 2), S. 89–265. Ebd., S. 260–265.
Überlieferung
801
1.1.1. Erstausgabe 1673 (A) Die Erstausgabe des ‚Ibrahim Sultan‘ erschien, als Prachtdruck in Folioformat (alle übrigen Dramen Lohensteins wurden in bescheidenem Oktavformat gedruckt), in Breslau (als Verlagsort) und Leipzig (als Druckort). Verleger war der Breslauer Buchhändler Johann Christoph Kanitz7, Drucker Johann Köler 8. Der folgenden Beschreibung9 liegt eine Mikrofilmaufnahme des Exemplars der Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) Göttingen (Sign.: 4° Poet. Dram. III,1070 Rara) 10 zugrunde. Verglichen wurde das als Digitalisat übers Internet zugängliche Exemplar der Herzog August Bibliothek (HAB) Wolfenbüttel (Sign.: M: Lo 4° 166).11
7
8
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10
11
Über seine Tätigkeit als Verleger ist bisher nur bekannt, daß er 1673 außer Lohensteins Drama noch ein weiteres Druckwerk verlegt hat. Vgl. Josef Benzing, Die deutschen Verleger des 16. und 17. Jahrhunderts. Eine Neubearbeitung. Frankfurt a. M. 1977 (= Separatdruck aus dem Archiv für Geschichte des Buchwesens 18 [1977], Sp. 1077–1322), Sp. 1181. Er druckte in Leipzig 1667–1698. Vgl. Christoph Reske, Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet. Auf der Grundlage des gleichnamigen Werkes von Josef Benzing. Wiesbaden 2007 (= Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen 51), S. 541. Die erste gründliche Beschreibung hat Béhar geliefert: Pierre Béhar, Silesia Tragica. Epanouissement et fin de l’école dramatique silésienne dans l’œuvre tragique de Daniel Casper von Lohenstein (1635–1683). Wiesbaden 1988 (= Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 18), Tome 2, S. 720–722. Vgl. aber auch Hans von Müller, Bibliographie der Schriften Daniel Caspers von Lohenstein, 1652–1748. Zugleich als ein Beispiel für die buchgewerblich exakte Beschreibung von deutschen illustrierten Büchern des 17. Jahrhunderts aufgestellt. In: Werden und Wirken. Ein Festgruß Karl W. Hiersemann zugesandt. Hrsg. von Martin Breslauer u. Kurt Koehler. Leipzig 1924, S. 184–261, hier S. 227 f. Das Exemplar wurde nach Auskunft der Bibliothek 1967 auf einer Auktion der Firma Hauswedell & Nolte erworben. Vorbesitzer war der bekannte Leipziger Germanist Georg Witkowski (1863–1939); zu seiner Biographie s. Internationales Germanistenlexikon 1800–1950. Hrsg. u. eingel. von Christoph König. Bd. 3. Berlin, New York 2003, S. 2048–2050 (Peter-Henning Haischer). Witkowski oder ein anderer privater Vorbesitzer vor ihm muß es von der Stadtbibliothek Breslau erworben haben, wie zwei Besitzstempel bezeugen. Weitere Bibliotheksstandorte des In- und Auslandes findet man verzeichnet bei Béhar, Silesia Tragica (wie Anm. 9), Tome 2, S. 721 f., ferner bei Gerhard Dünnhaupt, Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. Zweite, verb. u. wesentl. verm. Aufl. des Bibliographischen Handbuches der Barockliteratur. Tl. 4. Stuttgart 1991 (= Hiersemanns Bibliographische Handbücher 9,IV), S. 2601, Nr. 27.1.
802
Editionsbericht
A: IBRAHIM SULTAN | SÓauspiel | auf die | gl½ˆseligste Verm¼h lung | beyder Rm. K¼yser - wie auÓ zu Hun - | garn und Bheim Knigl. Majest¼ten/ | Herrn/ Herrn | LEOPOLDS | und | Frauen/ Frauen | CLAUDIA | FELICITAS | Erˇherzogin von OesterreiÓ | ausz allerunterth¼nigster PfliÓt | gewiedmet | durÓ | Daniel Caspern von Lohenstein.| !Dicke Trennungslinie aus Blumenornamenten" | Leipzig/ | bey Johann Christoph Kanitzen/ BuÓh¼ndl. in Breßlau | ! Dünne Trennungslinie aus kleinen, miteinander verketteten kreisförmigen Ornamenten" | Druˆt‚ Johann Kler/ Jm Jahr 1673. 2°. Titelkupfer, 6 Bll., 60 S., 6 Bll. Den oberen Rand des Titelkupfers im Format 155 × 278 mm begrenzt ein vor einer großen weißen Wolke schwebendes Spruchband, mit einem Hexameter als Inschrift: „Castus Amor Cygnis vehitur, Venus improba Corvis.“ 12 [„Die keusche Liebe wird von Schwänen gezogen, die geile Sinnenlust von Raben.“] Zwischen diesem Spruchband und der Titelkartusche am unteren Rand ist der Inhalt des Spruches, damit zugleich der Ausgang des Schauspiels, bildlich dargestellt: Auf der rechten Seite wird das in einer Kutsche sitzende kaiserliche Paar, Leopold und Claudia Felicitas, von Schwänen auf einer weißen Wolke, nach Durchquerung eines Torbogens, empor in den Himmel gezogen; auf der linken Seite ziehen Raben den auf einem kleinen Gefährt sitzenden Sultan Ibrahim auf einer schwarzen Wolke hinab in die Hölle. Auf der den Stich unten begrenzenden Leiste befindet sich ganz rechts, unterhalb der Zeile mit den Daten des Verlegers, der Name des Stechers (der des Zeichners ist nicht überliefert): „Haüblin Sculp.“ Dabei handelt es sich gewiß um den Stecher Nicolaus Häublin, der anscheinend in Nürnberg, Leipzig, Frankfurt a. M. und in den Niederlanden tätig war und von dem zahlreiche Bildwerke, vor allem Porträtstiche, aus den 60er und 70er Jahren des 17. Jahrhunderts bekannt sind.13
12
13
Ein autographer Entwurf hierzu findet sich in der Breslauer Handschrift R. 3156 (s. o., S. 347,1). Vgl. den ihm gewidmeten Artikel in: Thieme/Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Bd. 15. Leipzig 1922, Reprint München 1992, S. 444 f.
Überlieferung
803
Die dem eigentlichen Dramentext üblicherweise vorangehenden Teile des Druckes verteilen sich auf einen mit )( signierten Bogen von 6 Blättern: Bl. )( r: Titelseite Bl. )( v: leer (zwei Besitzstempel: „v. Rhedigersche Stadt-Bibliothek zu Breslau“ 14; darunter: „Niedersächs. Staats- u. Univ.Bibliothek Göttingen“) Bl. )( 2 r – )( 3 v: Widmung an Kaiser Leopold I. Bl. )( 4 r – )( 5 v: Inhalt Bl. )( 6 r – )( 6 v: Personenverzeichnis. Es folgt auf 5 Bogen (A-E) zu je 6 Blättern, mit durchgehender Paginierung, der Dramentext, mit Verszählern bei den einzelnen Abhandlungen: Bl. A r (= S. 1) – E6v (= S. 60): „IBRAHIM Schau-Spiel“. Der sich anschließende Anmerkungsteil besteht aus den 6 zweispaltig bedruckten Blättern eines mit a signierten Bogens, ohne Foliierung oder Paginierung: Bl. a r–a6v: „Nothige Erklar- und Anmerckungen“. Wie bei anderen Dramen Lohensteins sind auch hier Abweichungen der Lemmata des Anmerkungsteils von den entsprechenden Stellen des Dramentextes festzustellen. In der folgenden Liste sind alle inhaltlich bedeutsamen Abweichungen zusammengestellt (vor der Klammer die Lesart des Dramentextes); Differenzen in Graphie, Lautstand oder grammatischer Form bleiben ebenso unbeachtet wie offensichtliche Druckfehler: Prolog 27 baut] macht I 168 So] Sonst I 192 dir bereiten] zubereiten I 433 Der] Die I 439 Für¢t] Ein I 466 Käy¢er] Sultan I 478 ¢itzt] i¢t I 583 auffführen] auf¢tecken 14
Ein weiterer Besitzstempel dieser Bibliothek auf Seite 60, unterhalb eines den Dramentext abschließenden Ornaments.
804
Editionsbericht
I 660 ge¢etzet] gethan II 22 Sonnen-gleiche] Sonnen-helle II 459 das] die III 450 Und] Für III 576 ein] der IV 25 Einritt] Eintritt V 132 durch] doch V 235 wenig] funffzehn 1.1.2. Zweite, überarbeitete Ausgabe 1679 (B) Für den Neudruck des ‚Ibrahim Sultan‘ im Jahre 1679 (wie alle folgenden Nachdrucke im Oktav-Format) nahm Lohenstein einige stilistische Änderungen am Dramentext vor, hauptsächlich in der I. Abhandlung. Der Anmerkungsteil wurde um Informationen ergänzt, die Lohenstein aus der Lektüre eines nach 1673 erschienenen Werkes von Jean Baptiste Tavernier (s. Kommentarbd., S. 860) gewonnen hatte.15 Diverse Druckfehler der Erstausgabe wurden bereinigt. Verleger war diesmal der Buchhändler Johann Adam Kästner, von dem sonst nur bekannt ist, daß er 1672–1686 in Görlitz 64 Bücher, meist Breslauer Drucke, verlegt hat.16 Den Druck besorgte wieder, wie bei der Erstausgabe, Johann Köler in Leipzig. Für die folgende Beschreibung benutzte ich eine Digitalaufnahme des Exemplars der Herzogin Anna Amalia Bibliothek (HAAB) in Weimar (Sign.: 14,6:12)17, das auch unserer Edition zugrunde liegt. Verglichen wurden ein Exemplar der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin (Sign.: Yi 8097 R)18 und, in Mikrofilmaufnahmen, die Exemplare der Bayerischen Staatsbibliothek in München (Sign.: P. o. germ. 871 qc) und der SUB Göttingen (Sign.: 8° Poet. Dram. III 1073)19.
15
16 17 18
19
Vgl. die Zusammenstellung im Anhang von Justs Edition der Erstausgabe: Lohenstein, Türkische Trauerspiele (wie Anm. 2), S. 260–265. Vgl. Benzing, Die deutschen Verleger (wie Anm. 7), Sp. 1181. Sie ist auch im Internet (über den Katalog der HAAB) zugänglich. Vor dem Krieg besaß die Bibliothek unter der Signatur Yq 6151(2) noch ein zweites Exemplar, das sich infolge kriegsbedingter Auslagerung heute in Krakau (Bibl. Jagiellonska) ´ befindet. Vgl. Barbara Strutz, Deutsche Drucke des Barock in der Universitätsbibliothek Krakau. In: Wolfenbütteler Barock-Nachrichten 11 (1984), S. 49–76, hier S. 64a. Weitere Standortnachweise bei Béhar, Silesia Tragica (wie Anm. 9), Tome 2, S. 725; Dünnhaupt, Personalbibliographien, Tl. 4 (wie Anm. 11), S. 2602 (zu Nr. 27.2).
Überlieferung
805
B: IBRAHIM SVLTAN | SÓauspiel | auf die | glüˆseligste Verm¼h lung | Beyder Rm. K¼yser - wie auÓ zu | Hungarn und Bheim K nigl.| Majest¼ten/ | Herrn/ Herrn | LEOPOLDS | und | Frauen/ Frauen | CLAUDIA | FELICITAS | Erˇherˇogin von | OesterreiÓ | auß allerunterth¼nigster | PfliÓt gewiedmet | durÓ | Daniel Caspar von Lohenstein. | !Trennungslinie" | Franˆfurt und Leipzig/ | Jn Verlegung Johann Adam K¼stner‚/ BuÓh¼ndl. | !Trennungslinie" | Druˆt‚ Johann Kler/ Jm Jahr 1679. 8°. Titelkupfer, 8 Bll., 146 (recte 144) S., 33 Bll. Das Titelkupfer (s. o., S. 2) ist eine auf Oktav-Format verkleinerte spiegelverkehrte Version des Kupfers der Erstausgabe (Maße: 82 × 148 mm). Allerdings ist die Kartusche am unteren Ende etwas anders gestaltet und der von ihr eingerahmte Titel um einen abschließenden Vermerk erweitert: „gewitmet | von D. C. von Lohen¢tein“. Es fehlt hingegen der Hinweis auf den Stecher. Dem Augenschein nach sollten die zwischen Titelkupfer und Beginn des Dramentextes liegenden Textstücke drucktechnisch wie folgt gegliedert sein: Bl. Bl. Bl. Bl. Bl.
ar: Titelseite av: leer a2 r–a4 v: Widmung an Kaiser Leopold I. a5r–a7 v: Inhalt a8r–a8 v: Personenverzeichnis.
Diese von Just20 wie vor ihm auch schon von Müller21 angenommene Gliederung wurde von Béhar mit guten Gründen anhand von Beobachtungen an dem von ihm benutzten Exemplar der Landesbibliothek Oldenburg in Zweifel gezogen.22 Die Art des Papiers und die Beschaffenheit von Wasserzeichen bei dem Bogen a und dem Titelkupfer legten für ihn den Schluß nahe, daß dieses ein Teil von jenem sei: nämlich die Verso-Seite des nach vorn zurückgebogenen Blattes a8. Eine Bestätigung dieser Schlußfolgerung Béhars sehe ich auch darin, daß das Titelkupfer in den von mir beigezogenen, oben genannten Exemplaren der Staatsbibliothek Berlin, der SUB Göttingen und der BSB München links ne-
20 21
22
Lohenstein, Türkische Trauerspiele (wie Anm. 2), S. 94. Müller, Bibliographie (wie Anm. 9), S. 229. – Müller benutzte das heute in Krakau befindliche zweite Exemplar der Berliner Staatsbibliothek (s. o., Anm. 18). Béhar, Silesia Tragica (wie Anm. 9), Tome 2, S. 723–725.
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Editionsbericht
ben der Titelseite liegt (in dem Weimarer Exemplar wurde es offenbar abgeschnitten und so eingeklebt, daß es über der Titelseite zu liegen kam). An die Stelle des scheinbar fehlenden, tatsächlich aber nur nach vorn gebogenen Blattes a8 trat nun das beidseitig mit dem Text des Personenverzeichnisses bedruckte Blatt e8: letztes und dort überflüssiges Blatt des Bogens e der Dramen-Anmerkungen, deren Text auf Bl. ev endet. Diese Feststellung Béhars beruht wieder auf Beobachtungen an Papierqualität und Wasserzeichen des betreffenden Bogens und gewinnt zusätzliche Plausibilität durch einen für den Buchbinder bestimmten Vermerk am Schluß des Personenverzeichnisses: „Dem Buchbindern zur Nachricht/ die Per¢ohnen des Schau¢piels mu¢¢en voran gebunden werden.“ Dieser Vermerk wäre völlig überflüssig gewesen, wenn das Personenverzeichnis tatsächlich, wie Müller und Just annahmen, auf dem letzten Blatt von Bogen a gedruckt worden wäre; es war also Teil eines anderen Bogens und mußte von diesem hierher verschoben werden. Daß jener Bogen der Bogen e vom Ende des Anmerkungsteils war, wird auch – über die Beobachtungen Béhars hinsichtlich der Wasserzeichen hinaus – nahegelegt durch die Tatsache, daß bei allen von mir eingesehenen Exemplaren, mit Ausnahme des Weimarischen, der Anmerkungsteil dem Dramentext vorgebunden wurde – wobei die Plazierung des Personenverzeichnisses wiederum variiert: in dem Münchner Exemplar befindet es sich zwischen dem Ende des Anmerkungsteils und dem Beginn des Dramentextes, wurde also vom Buchbinder an seiner alten Stelle, nämlich in fester Verbindung mit dem ersten Blatt von Bogen e, belassen; in den Exemplaren der Staatsbibliothek Berlin und der SUB Göttingen hingegen wurde das Blatt mit dem Personenverzeichnis abgeschnitten und dem Anmerkungsteil vorangestellt. Die Buchbinder waren also von jenem Vermerk irritiert worden und glaubten, nicht, wie es richtig gewesen wäre, allein das Personenverzeichnis, sondern auch noch das Bogenkonvolut, zu dem es gehörte, nach vorn ziehen zu sollen. Nach dem Ergebnis vorstehender Überlegungen gestaltet sich der Aufbau der dem Dramentext in dem Weimarer Exemplar vorausgehenden Teile wie folgt: Bl. Bl. Bl. Bl. Bl.
a8r: leer a8v: Titelkupfer (Abb. s. o., S. 2) a r: Titelseite (Abb. s. o., S. 3) av: leer a2r–a4v: Widmung an Kaiser Leopold I.
Überlieferung
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Bl. a5r–a7 v: Inhalt Bl. e8r–e8 v: Personenverzeichnis. Der in dem Weimarer Exemplar hierauf folgende Dramentext umfaßt 9 Bogen (A–J) = 72 Blätter, mit durchgehender Paginierung, bei der die Seitenzahlen 98/99 übersprungen wurden, so daß auf die Seite 97 gleich die Seite 100 folgt und die Gesamtseitenzahl nicht, wie auf Bl. J8v angegeben, 146, sondern nur 144 beträgt. Bl. A r (= S. 1) – J8 v (= S. 146, recte 144): „IBRAHIM Schau-Spiel“. Der Anmerkungsteil, bestehend aus 4 1⁄ 8 Bogen (a–e) = 33 Blättern, weist weder Foliierung noch Paginierung auf: Bl. a r–e v: „Nothige Erklar- und Anmerckungen“. Auch bei dieser Neuausgabe sind wieder Differenzen zwischen den Lemmata des Anmerkungsteils und dem Wortlaut der entsprechenden Dramenverse festzustellen. Der besseren Übersicht halber teile ich diese hier (mit den oben, S. 803, genannten Einschränkungen) komplett mit, obwohl sie größtenteils mit denen der Erstausgabe identisch sind: Prolog 27 baut] macht I 168 So] Sonst I 192 dir bereiten] zubereiten I 433 Der] Die I 439 Für¢t] Ein I 466 Käy¢er] Sultan I 478 Sultan] Käy¢er ¢itzt] i¢t I 516 Eydame nun] Tochter Söhn ietzt I 583 aufführen] auf¢tecken I 660 ge¢etzet] gethan II 22 Sonnen-gleiche] Sonnen-helle II 459 eyver-¢üchtig] allzu¢cheeler das] die III 450 Und] Für III 576 ein] der IV 25 Einritt] Eintritt V 132 durch] doch V 235 wenig] funffzehn
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Editionsbericht
1.1.3. Erster Nachdruck der zweiten Ausgabe 1685 (C) Der dritte, zwei Jahre nach Lohensteins Tod erschienene Druck des ‚Ibrahim Sultan‘ erschien innerhalb der zweiten Sammelausgabe23 von Werken Lohensteins24:
Daniel Casper‚ | von Lohenstein | JBRAHIM | SULTAN | SÓau spiel / | AGRIPPINA | Traurspiel/ | EPICHARIS | Traurspiel/ | Und | andere PoetisÓe Gedichte/ | so noÓ mit Bewilligung de‚ S. Autoris | Nebenst desselben | Leben‚-Lauff | und Epicediis, | zum Druˆ verfertiget. | !Zierleiste" | Jn Breßlau/ | Verlegt‚ JEsaia‚ Fellgibel/ BuÓh¼ndl. – o.J. 8°. Der ‚Ibrahim Sultan‘ hat ebenso wie alle anderen hier vereinigten Einzelwerke ein eigenes Titelblatt und eigene Bogen- bzw. Seitenzählung. Wie bei dem Gesamttitel fehlt auch bei ihm das Erscheinungsjahr (1685). Es ist aber den Titelseiten der ‚Agrippina‘ und der ‚Epicharis‘ zu entnehmen. – Der folgenden Beschreibung liegt das Exemplar der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin (Sign.: Yi 8085 R) zugrunde. Zum Vergleich benutzte ich eine Mikrofilmaufnahme des Exemplars der Forschungsbibliothek Gotha (Poes. 8° 02652/04). 25 Diese beiden Exemplare repräsentieren von den drei Druckvarianten, die vor allem den Gesamttitel26 und die auf diesen bis zum Titelblatt des ‚Ibrahim Sultan‘ folgenden Vorstücke betreffen, nach den von Béhar verwendeten Sigeln die Varianten B1 I (Berlin) 27 und B1 II (Gotha)28.
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26
27 28
Ich folge der Zählung Dünnhaupts: Dünnhaupt, Personalbibliographien, Tl. 4 (wie Anm. 11), S. 2592–2595. Sie besteht aus 5 Teilen: (1) Ibrahim Sultan; (2) Agrippina; (3) Epicharis; (4) !Der " Erleuchtete Hoffmann; (5) Lebens-Lauff ! Lohensteins " . – Beschrieben bei Müller, Bibliographie (wie Anm. 9), S. 240–246; Béhar, Silesia tragica (wie Anm. 9), Tome 2, S. 732–739; Dünnhaupt, Personalbibliographien, Tl. 4 (wie Anm. 11), S. 2593. Weitere Standortnachweise bei Dünnhaupt, Personalbibliographien, Tl. 4 (wie Anm. 11), S. 2593; Béhar, Silesia tragica (wie Anm. 9), Tome 2, S. 736 u. 738 f. Die oben mitgeteilte Titelversion ist die der korrigierten Fassung des Gothaer Exemplars; in der unkorrigierten Version (Berliner Exemplar) fehlt „zum Druck verfertiget“, und statt „Verlegts“ heißt es dort „Verlegt“. Béhar, Silesia tragica (wie Anm. 9), Tome 2, S. 732–736. Ebd., S. 737–739. Ganz entspricht das Gothaer Exemplar allerdings nicht der Beschreibung Béhars von dieser Variante. Es hat vor dem Gesamttitel der Sammlung nicht ein Porträt Lohensteins, sondern wie das Berliner das hier eigentlich nicht hinpassende Titelkupfer des ‚Ibrahim Sultan‘.
Überlieferung
809
C: IBRAHIM SULTAN | SÓau -Spiel | Auf die gl½ˆseeligste Verm¼hlung | Beyder Rm. K¼yser- wie | auÓ zu Hungern und Bheim | Knigl. Majestäten/ | Herren/ Herren | LEOPOLDS | Und | Frauen/ Frauen | CLAUDIA | FELICITAS | Erˇherˇogin von OesterreiÓ | Au‚ Allerunterth¼nigster PfliÓt | gewidmet | DurÓ | Daniel Caspar von Lohenstein. 8°. Titelkupfer (2 Bll.), 9 bzw. 10 Bll., 118 S., 29 Bll. Da in dem Exemplar der Staatsbibliothek Berlin das Titelkupfer (Doppelseite, gebildet aus der Verso-Seite des vorgebogenen Blattes a8 und der Recto-Seite von Blatt a) dem Gesamttitel der Sammlung vorausgeht und der ‚Ibrahim Sultan‘ auch deren erstes Stück bildet, beziehe ich in die folgende Übersicht aller dem Dramentext vorangehenden Stücke auch alle die Gesamtausgabe betreffenden Teile mit ein: Bl. a8 r: leer Bl. a8 v u. ar: Titelkupfer des ‚Ibrahim Sultan‘ (in der Mitte gefaltete Doppelseite) Bl. av: leer Bl. a2 r: Titelseite der Sammlung Bl. a2 v: leer Bl. a3 r–a4 v: Vorrede des Verlegers zur Sammlung Bl. a5r: Titelseite ‚Ibrahim Sultan‘ Bl. a5 v: leer Bl. a6 r–a7 v u. br–b2 v: Widmung an Kaiser Leopold I. Bl. b3r–b3 v: Personenverzeichnis Bl. b4r–b6 v: Inhalt. Für die Version, die im wesentlichen von dem zweiten von mir benutzten Exemplar (Forschungsbibliothek Gotha) repräsentiert wird, wurden alle dem Dramentext des ‚Ibrahim Sultan‘ vorangehenden Stücke neu gesetzt. Drei Erweiterungen kamen hinzu: – ein Druckprivileg des Kurfürsten Johann Georg III. von Sachsen (auf einem unmittelbar dem Gesamttitel folgenden Blatt), – ein Vorsatztitel für den ‚Ibrahim Sultan‘ auf der Recto-Seite eines zwischen der Verleger-Vorrede und der Titelseite des ‚Ibrahim Sultan‘ eingeschalteten Blattes (dessen Verso-Seite ist leer): „D. C. | v. Lohenstein | JBRAHIM SULTAN | SÓauspiel“, – ein Verlagsvermerk am Fuß der Titelseite des ‚Ibrahim Sultan‘, durch eine Linie von dem davorstehenden Autornamen getrennt: „ Breßlau/ | Verlegt‚ JEsaia‚ Fellgiebel.“
810
Editionsbericht
In der Widmung an Kaiser Leopold wurden zwei Druckfehler korrigiert: „verhauptet“ zu „behauptet“ (Bl. a4v, Z. 4; s. o., S. 5,4), „Deutchland“ zu „Deut¢chland“ (Bl. a5r, Z. 15; s. o., S. 6,21). Das Titelkupfer (Maße: 174 × 145 mm) entspricht in den wesentlichen Elementen demjenigen des B-Drucks: Links fahren Lepold und Claudia Felicitas zum Himmel auf, rechts fährt Ibrahim zur Hölle. Der Raumgewinn durch die Verteilung auf zwei Seiten wurde aber für eine reichere Ausstattung an Details und die Hinzufügung einer Hintergrundlandschaft genutzt. Oben läuft über beide Seiten das Spruchband mit der bekannten Inschrift. Die reich verzierte Kartusche im unteren Teil (oben eine Krone, links und rechts zwei in den Zierrand eingearbeitete Putten in Seitenansicht) enthält die gleiche Inschrift wie beim B-Druck. Unterhalb des unteren Randes des Kupfers ein Hinweis auf den Verleger: „Bres‚lau auf Unkosten Jesaiae Fellgibels‚ BuÓhändl:“ Dramentext und Anmerkungen nehmen bei dem Berliner wie dem Gothaer Exemplar 11 vollständige Bogen (A–L) in Anspruch. Der Dramentext ist durchpaginiert, der Anmerkungsteil wie üblich ohne Blattoder Seitenzählung. A r (= S. 1) – H3 v (= S. 118): „IBRAHIM Schau-Spiel“ H4 r–L8v: „Nothige Erklar- und Anmerckungen“. 1.1.4. Zweiter Nachdruck der zweiten Ausgabe 1701 (D) Dieser Nachdruck erschien innerhalb der vierten Sammelausgabe von Werken Lohensteins29:
Daniel Caspar‚ | von Lohenstein | IBRAHIM | SULTAN | SÓauspiel/ | AGRIPPINA | Trauerspiel/ | EPICHARIS | Trauerspiel/ | Und | andere PoetisÓe Gedichte/ | so noÓ mit Bewilligung de‚ S. Autoris | Nebenst desselben | Leben‚-Lauff | und Epicediis, | zum Druˆ verfertiget . | !Trennungslinie" | Breßlau/ bey Esai¼ Fellgiebel‚ Sel. Wittib | und Erben/ 1701. – 8°.
29
Vgl. die Beschreibungen von Müller, Bibliographie (wie Anm. 9), S. 254; Béhar, Silesia tragica (wie Anm. 9), Tome 2, S. 748 f.; Dünnhaupt, Personalbibliographien, Tl. 4 (wie Anm. 11), S. 2594.
Überlieferung
811
Ich benutzte für die folgende Beschreibung ein Exemplar der HAAB Weimar (Sign.: 14,6:11)30 und eines der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin (Sign.: 19 ZZ 6296 R).31 Beide Exemplare stimmen vollständig miteinander überein. Auf das Gesamttitelblatt folgen wie bei der erweiterten Version des Druckes C das kurfürstlich-sächsische Druckprivileg, die Vorrede des Verlegers und ein Vorsatztitel. – Der ‚Ibrahim Sultan‘ hat ebenso wie alle anderen hier vereinigten Einzelwerke ein eigenes Titelblatt und eigene Bogen- bzw. Seitenzählung. D: IBRAHIM SULTAN | SÓau -Spiel | Auf die gl½ˆseligste Verm¼h lung | Beyder Rm. K¼yser/ wie | auÓ zu Hungarn und Bheim | Knigl. Majest¼ten/ | Herren/ Herren | LEOPOLDS | Und | Frauen/ Fraueu !!" | CLAUDIA | FELICITAS | Erˇherˇogin von OesterreiÓ/ | Au‚ allerunterth¼nigster PfliÓt | gewidmet | durÓ | Daniel Caspar von Lohenstein. 8°. Titelkupfer (2 Bll.), 10 Bll., 118 S., 29 Bll. Das Titelkupfer ist bei beiden Exemplaren ebenso wie bei denen des C-Drucks sachwidrig dem Gesamttitelblatt vorgeheftet, obwohl es, wie die Blattsignaturen der Widmung an Kaiser Leopold nahelegen, offenbar zum ersten Bogen der Vorstücke des ‚Ibrahim Sultan‘ gehörte. Der Aufbau dieser Teile ist demnach wie folgt: Bl. a8 r: leer Bl. a8v u. a r: Titelkupfer des ‚Ibrahim Sultan‘ (identisch mit dem des C-Drucks) Bl. av: leer Bl. a2r: Vorsatztitel: „ D. C. | v. Lohenstein | IBRAHIM | SULTAN | SÓauspiel. | !Trennungslinie" | Breßlau/ bey Esai¼ Fellgiebel‚ Sel. Wit- | tib und Erben/ 1701.“ Bl. a2 v: leer Bl. a3 r: Titelseite Bl. a3 v: leer Bl. a4 r–a7 v: Widmung an Kaiser Leopold I. Bl. br–bv: Personenverzeichnis Bl. b2r–b4 v: Inhalt.
30 31
Es ist als Digitalisat auch im Internet (über den Katalog der HAAB) zugänglich. Weitere Standortnachweise bei Dünnhaupt, Personalbibliographien, Tl. 4 (wie Anm. 11), S. 2594; Béhar, Silesia tragica (wie Anm. 9), Tome 2, S. 749.
812
Editionsbericht
Bogenaufteilung und Seitenumbruch von Dramentext und Anmerkungsteil sowie die Paginierung des Dramentextes entsprechen genau dem C-Druck. 1.1.5. Dritter Nachdruck der zweiten Ausgabe 1733 (E) Zum letzten Mal (vor Justs kritischer Edition 1953) wurde der ‚Ibrahim Sultan‘ 1733 gedruckt, zur Aufnahme in den sonst nur aus Restbeständen älterer Ausgaben bestehenden Sammelband des Leipziger Verlags Zedler32:
Daniel Caspar‚ | von Lohenstein | s¼mtliÓe | Geist- und WeltliÓe | GediÓte | Nebst | nthigen Anmerˆungen. | !Doppelte Trennungslinie" | Leipzig, | In der ZedlerisÓen Handlung, | 1733. Uns lag das alle zehn Teile33 vollständig enthaltende Exemplar der Staatsbliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin (Sign.: Yi 8106 R) vor. E: IBRAHIM SVLTAN | SÓau -Spiel | Auf die | Gl½ˆselig‚te Ver m¼hlung | Beyder Rm. K¼yser- wie auÓ zu | Hungarn u. Boheim Knigl Majest¼ten, | Herrn, Herrn | LEOPOLDS | und | Frauen, Frauen | CLAUDIA | FELICITAS | Herˇogin von OesterreiÓ, | au‚ allerunterth¼nigster PfliÓt | gewidmet | durÓ | Daniel Caspar von Lohenstein. | !Doppelte Trennungslinie" | Leipzig, | Jn der Zedlerischen Handlung . | 1733. 8°. 6 Bll., 146 (recte 144) S. Das Titelkupfer und die Widmung an Kaiser Leopold I. sind in dieser Ausgabe fortgelassen. Auch der gesamte Anmerkungsteil fehlt. Seine Aufnahme scheint aber geplant gewesen zu sein, und zwar zwischen der Inhaltsangabe und dem Dramentext, denn am Ende der Inhaltsangabe, auf Bl. a6r, steht unten der Kustos „Nothige“. Der Aufbau des Druckes ist wie folgt: Bl. ar: Titelseite Bl. av: leer Bl. a2r–a2v: Personenverzeichnis 32
33
Beschrieben bei Müller, Bibliographie (wie Anm. 9), S. 257–259; Béhar, Silesia Tragica (wie Anm. 9), Tome 2, S. 756–758; Dünnhaupt, Personalbibliographien, Tl. 4 (wie Anm. 11), S. 2595, Nr. 7. – Standortnachweise bei Béhar (S. 758) und Dünnhaupt. Sophonisbe; Cleopatra; Blumen; Geistliche Gedancken; Agrippina; Epicharis; Ibrahim Sultan; Ibrahim Bassa; !Der" Erleuchtete Hoffmann; Lebens-Lauff !Lohensteins".
Überlieferung
813
Bl. a3r–a6 r: Inhalt Bl. a6 v: leer Bl. Ar (= S. 1) – J8 v (= S. 146, recte 144) Dramentext. Vorlage des Neusatzes war eindeutig der Druck B. Abgesehen von der Umstellung von Inhaltsangabe und Personenverzeichnis und einem großzügigeren Satz der Inhaltsangabe, der durch den Wegfall der Widmung möglich wurde, folgt der Umbruch ganz genau den Vorgaben des B-Drucks, bis hin zu dem Umbruch einzelner Verszeilen. Bogensignaturen und Paginierung sind identisch mit B. Auch alle Versehen bei der Verszählung wurden übernommen, auf S. 130 sogar ein banaler Druckfehler, „502“ statt ‚520‘. Eine wesentliche Neuerung dieses Druckes ist die konsequente Ersetzung von Virgeln durch Kommata. Daneben wurden geringfügige Modernisierungen in der Graphie vorgenommen, vor allem – worauf Just schon hingewiesen hat – hinsichtlich der Fortlassung „des b in Wörtern wie ‚umb‘ oder ‚frembder‘“34.
1.2. Die Handschrift R. 3156 der UB Wrocł aw 1.2.1. Beschreibung 1.2.1.1. Vorbemerkung Die folgende Beschreibung beruht auf einer Mikrofilmaufnahme aus dem Nachlaß von Gerhard Spellerberg, angefertigt im Sommer 1979, nicht lange nachdem die Handschrift aus der ‚Kriegsschadensmasse‘ der Stadtbibliothek Breslau, zu deren Beständen sie gehört hatte, wieder aufgetaucht war35, ferner auf Notizen Spellerbergs, die auf eine Autopsie der Handschrift anläßlich eines Besuchs der UB Wrocł aw zu einem späteren Zeitpunkt zurückgehen, des weiteren auf einer erneuten Autopsie durch Wolfgang Neuber, Mitherausgeber der Lohenstein-Ausgabe, im Jahre 2008. Das Konvolut besteht aus drei klar voneinander abgrenzbaren, heterogenen Teilen, die ich mit A, B und C bezeichne. Teil A umfaßt 19 Blätter mit eigenhändigen, meist durchkorrigierten Entwürfen und Niederschriften Lohensteins zu verschiedenen Partien des ‚Ibrahim Sultan‘, auch solchen, die nicht in die Druckfassung eingegangen sind.
34 35
Lohenstein, Türkische Trauerspiele (wie Anm. 2), S. 98. S. dazu Spellerberg, Lohenstein-Handschrift (wie Anm. 3), S. 138.
814
Editionsbericht
Alle 19 Blätter sind mit Blattzahlen durchnumeriert, arabischen Ziffern am oberen Blattrand, mittig, stets mit einem Punkt dahinter, sehr sauber mit feiner Feder geschrieben, vermutlich von einem Bibliothekar des 18. oder 19. Jahrhunderts. Daß diese Zählung nicht die ursprüngliche ist, läßt sich gut erkennen bei dem Vergleich mit zwei alten, offensichtlich aus der Zeit Lohensteins stammenden Blattzahlen am rechten oberen Rand von Blatt 12r und 13v. Die Abfolge der Blätter ist etwas in Unordnung geraten. Die Blätter 7 und 8 wurden, vermutlich irgendwann in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, herausgenommen, um in einem Schaukasten der Breslauer Stadtbibliothek ausgestellt zu werden, später aber an verkehrter Stelle, nämlich hinter Blatt 13, wieder eingeordnet. Auch Blatt 10 liegt an falscher Stelle, nämlich zwischen den Blättern 12 und 13. Ferner liegen drei Blätter (2, 10 und 13) verkehrt herum, d. h. mit den Verso-Seiten nach oben. Um über ein festes Bezugssystem zu verfügen, von dem her alle diese Unregelmäßigkeiten sichtbar gemacht werden können, zähle ich alle Blätter konsequent entsprechend der tatsächlichen Reihenfolge nach fiktiven, deshalb in eckige Klammern gesetzten Blattzahlen durch, unter Einbeziehung auch der von Bibliothekaren vor den einzelnen Teilen des Konvoluts eingefügten Vorsatzblätter. Bei den Originalblättern sind, mit einem voranstehenden Gleichheitszeichen, jeweils deren Blattzahlen hinter den fiktiven angegeben. Der Einfachheit halber lasse ich die von mir eingeführte Blattzählung auch über die Teile B und C der Handschrift hinweglaufen. Teil B ist ein Brief Lohensteins (Autograph) an Hoffmannswaldau vom 4. Oktober 1669. Der mit der Kennzeichnung ‚Lohensteiniana‘ versehene Teil C besteht aus 11 Blättern, die am rechten oberen Rand mit Bleistift in arabischen Ziffern durchgezählt sind. Diese Zählung kann frühestens 1979 vorgenommen worden sein, da sie auf der in diesem Jahr hergestellten Mikrofilmaufnahme noch nicht vorhanden ist. Das wichtigste Textstück dieses Teils findet sich ganz am Schluß (Bl. 8–11): eine von Lohenstein für den Druck in den ‚Rosen‘ durchkorrigierte Reinschrift der ersten, nur in dieser Reinschrift überlieferten Fassung des Hochzeitsgedichts ‚Reine Liebe‘. Die Blätter 1–7 enthalten, abgesehen von der Reinschrift eines Trauergedichts eines unbekannten Verfassers zum Tode Lohensteins (Bl. 2–4), nur diverse heterogene Notizen aus der Zeit nach Lohensteins Tod (der Familienstammbaum auf Bl. 5v kann, wie der Quellenhinweis verrät, frühestens 1730 entstanden sein).
Überlieferung
815
1.2.1.2. Beschreibung [1] Titelblatt (Recto-Seite): D. C. von Lohenstein. Bruchstücke A. Autographe Textstücke zum ‚Ibrahim Sultan‘ I. Stück: [2] r:
[2] v: leer [3] r = 1r:
[3] v = 1 v:
Vorsatzblatt mit Bibliothekarsvermerk: Titel-Kupferstich Annotationes zum IV. Akt, v. 25 Strophe des Chores zum IV. Akt 1 Bl. Darüber, am oberen Rand: 1 (meint das in diesem Stück enthaltene Blatt nach der alten Zählung). (1) Entwurf der Textbestandteile des Titelkupfers zum ‚Ibrahim Sultan‘, darunter, abgetrennt durch Horizontalstrich: (2) AnmL. zu IV 25.26 und Lemma von AnmL. zu IV 30, darunter, abgetrennt durch Horizontalstrich: (3) Entwurf zu den Versen IV 471–474. leer.
II. Stück: [4] r:
[4] v: [5] [5] v = 2 r:
Vorsatzblatt mit Bibliothekarsvermerk: Annotationes. Darüber, am oberen Rand: 2.3.4. (meint die in diesem Stück enthaltenen Blätter nach der alten Zählung), darunter: I. 503. V. 311. IV 45 3 Bl. leer. Das Blatt ist verkehrt herum, mit der Verso-Seite nach oben, eingefügt. In der nachfolgenden Beschreibung lege ich die sachlich korrekte Seitenfolge zugrunde. Am oberen Rand, oberhalb der Blattzahl „2“, AnmL. zu III 271 (nur Lemma), unterhalb der Blattzahl: AnmL. zu III 279, 281, 282, 450, 560 u. 575.576 (bei den letzten beiden
816
Editionsbericht
aber nur die Lemmata, dahinter jeweils: etc.), abgeschlossen durch einen Horizontalstrich, alles, von AnmL. zu III 279 an, durchgestrichen durch einen von links oben nach rechts unten verlaufenden diagonalen Strich; darunter, von der Streichung noch miterfaßt, AnmL. zu IV 46 u. 89.90, wieder abgeschlossen durch einen Horizontalstrich; darunter Entwurf zu Dramentext IV 263–272. [5]r = 2 v: AnmL. zu IV 311–317, fortgesetzt auf Bl. [6]r = 3 r. [6]r = 3 r: Fortsetzung und Schluß von AnmL. zu IV 311–317. [6]v = 3v: Entwurf zu IV 361–366, durchgestrichen; darunter AnmL. zu IV 361. [7]r–[7]v = 4r–4v: AnmL. zu I 503.504–549.550; bei denen zu I 542, 543 u. 548 nur die Lemmata. III. Stück [8]r:
Vorsatzblatt mit Bibliothekarsvermerk: Dedicatio. Darüber, am oberen Rand: 5.6 (meint die in diesem Stück enthaltenen Blätter nach der alten Zählung). leer. [8]v: [9]r–[10]r = 5 r–6r: Widmung (ohne Adresse und Unterschrift). IV. Stück [11]r:
Vorsatzblatt mit Bibliothekarsvermerk: Brouillon zum Chor des I. Aktes Partie [ ? ] aus Akt III. v. 282. 3 Bl. Darüber, am oberen Rand: 7.8.9.11.12 (meint die in diesem Stück enthaltenen Blätter nach der alten Zählung) (Blatt 7.8. im Schaukasten) Die Blätter 7 und 8 sind, nach Herausnahme aus dem Schaukasten, mit eigenem Vorsatzblatt, weiter unten (als Bl. [24]–[25]) eingeordnet worden. Das hier gar nicht mehr genannte Blatt 10 ist ebenfall weiter unten, ebenfalls mit eigenem Vorsatzblatt, als Bl. [16] eingeordnet. leer. [11]v: [12] r = 9 r: Entwurf zu III 275–299, 307–310, 327–338. [12] v = 9 v: Entwurf zu III 339–340, V 447–450, 709–716, 703–706,
Überlieferung
[13]r = 11r:
[13]v = 11v: [14]r = 12 r:
[14]v = 12 v:
817
751–754 (in dieser Reihenfolge, die einzelnen Teile jeweils durch Horizontalstriche voneinander getrennt). Entwurf zu I 711–730, durchgestrichen durch Diagonalstrich, von links oben nach rechts unten; unmittelbar darunter, mit Verweiszeichen am linken Rand, korrigierter Text des zweiten Teils von AnmL. zu I 635 (s. o., S. 258,782–795: Wie die deroge¢talt … p. 129.130.); deren erster Teil findet sich auf Bl. [18]v = 13 r! leer Oben rechts alte (vermutlich allererste) Blattzahl: 20. – Text beginnt mit dem Schluß von AnmL. zu IV 30: wann er für einen ¢chönen Mann geruhmet ward. Bi¢accioni. p. 506. Darunter, unmittelbar folgend und den Text von AnmL. zu IV 89.90 einschließend, Entwurf von AnmL. zu IV 45.46. bis viel oder wenig trincken (s. o., S. 300,1378–1399). Darunter, rechts, unterstrichen, als Kustos: Busbequ – Am linken Rand AnmL. zu IV 71. Rest von AnmL. zu IV 45.46. Darunter, unmittelbar anschließend, AnmL. zu IV 193.194.195. und, durchweg kreuzweis gestrichen: AnmL. zu IV 279 (nicht in die Druckfassung aufgenommen), IV 345 (ebenfalls nicht in die Druckfassung aufgenommene Anmerkung zu einem auch nicht realisierten Vers; Lemma: ob ich ¢chon Prie¢ter bin), IV 372 und IV 402 (reicht, da Seite voll, nur bis Gleicherge¢talt zeugte (s. o., S. 312,1546–1552) – darunter rechts der die Fortsetzung auf dem nächsten, nicht mehr vorhandenen Blatt anzeigende Kustos er).
V. Stück: [15]r:
Vorsatzblatt mit Bibliothekarsvermerk: Brouillon zu Lohenstein. Jbrahim Sultan. Chor am Ende von Akt I. v. 645 ff Eigene Handschrift des Verfassers. 1 Bl. Am oberen Rand der Seite, in der Mitte die Ziffer 10 (meint das diesen Teil der Hs. ausmachende Blatt nach der alten Zählung), rechts, etwas tiefer als die Ziffer, der hier abseitige bibliothekarische Vermerk Lohenstein Jbrahim Sultan III. 282. – Das Blatt liegt in der Hs. verkehrt herum, also die
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Editionsbericht
Verso-Seite obenauf. Um den sachlichen Zusammenhang deutlich werden zu lassen, beschreibe ich die beiden Seiten in der richtigen Reihenfolge. leer. [15]v: [16]v = 10r: Oben auf der Seite, wohl gedacht als Lemmata zu Anmerkungen zu den Versen 583, 586 f. und 635 der I. Abhandlung: v. 583. die grüne fahn’ auf-führen. v. 585. Laß des Soranzo haus noch ¢org¢amer verwahrn. v. 595. Nim dis ge¢tückte tuch. Darunter ein horizontaler Abgrenzungsstrich, unterhalb dessen ein Entwurf zu dem Reyen der I. Abhandlung, V. 641–672; vor Vers 641 aber noch zwei durch einen Horizontalstrich voneinander getrennte Abschnitte, die den Charakter von Bühnenanweisungen zu ebendiesem Reyen haben. [16]r = 10v: Fortsetzung von Bl. 10r: V. 673–710 des Reyens der I. Abhandlung. VI. Stück: [17]r:
Vorsatzblatt mit Bibliothekarsvermerk: Ibrahim Sultan Inhalt. 5 Bl. Am oberen Rand der Seite, in der Mitte die Angabe 14 (durchgestr.) 13–17 (meint die diesen Teil der Hs. ausmachenden Blätter nach der alten Zählung). Das erste Blatt (13) liegt in der Hs. verkehrt herum, also die Verso-Seite obenauf. Um den sachlichen Zusammenhang deutlich werden zu lassen, beschreibe ich auch hier die beiden Seiten in der richtigen Reihenfolge. leer. [17] v: [18]v = 13 r: AnmL. zu I 635 (nur der Anfang – Rest auf Bl. [13] r = 11 r), I 663, I 659.660 (alle unter nicht mehr aktueller Versnumerierung), untermischt mit vier durchgestrichenen Anmerkungen zu den Versen 608, 617, 638 und 647 der Alternativfassung des Reyens zur I. Abhandlung auf Bl. [27]r–[27]v (mit abweichenden Versangaben: 604.605.606, 613.617.618, 634, 643).
Überlieferung
819
[18]r = 13v: AnmL. zu I 585 und I 620, durch einen von links oben nach rechts unten verlaufenden Strich durchgestrichen. Oben auf der Seite eine allein stehende, nicht zuordenbare Literaturangabe (vgl. AnmL. zu I 583, wo sich eine identische findet): M. Ricaut. livr. 1. chap. 4. p. 77. 78. Rechts darüber eine alte Blattzahl: 11. [19]r–[22]r = 14 r–17r: Jnnhalt des SchauSpiels VII. Stück: [23] r:
Vorsatzblatt zu Bl. 7 u. 8 (Doppelblatt). Bibliothekarischer Vermerk: Chor Akt V. Am oberen Rand der Seite, links: Schk [= Schaukasten] 17 – s. o. zu Bl. [11] r; rechts: A ,. v leer. [23] : [24]r–[25] v = 7r–8v: Entwurf zum Reyen der V. Abhandlung und (in der oberen Hälfte von Bl. 8 v) zu IV 309–319 (letzterer durchgestrichen). VIII. Stück: [26] r:
Vorsatzblatt zu Bl. 18 mit Bibliothekarsvermerk: Chor zum I Akt. Alt. 1 Bl. Darüber, am oberen Rand, in der Mitte: 18 (meint die Blattzahl des hier erfaßten Stückes), rechts: A. . leer. [26] v: r v [27] –[27] = 18r–18 v: Teil einer verworfenen Fassung des Reyens zur I. Abhandlung (Reinschrift); Anfang und Ende fehlen. IX. Stück: [28]r:
Vorsatzblatt zu Bl. 19 mit Bibliothekarsvermerk: Chor Akt V. Alt 1 Bl. Darüber, am oberen Rand, in der Mitte: 19 (meint die Blattzahl des hier erfaßten Stückes), rechts: A. .
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Editionsbericht
[28]v: leer. [29]r–[29] v = 19 r–19v: Teil einer verworfenen Fassung des Reyens zur V. Abhandlung (Reinschrift); Anfang fehlt. B. Brief Lohensteins an Hoffmannswaldau (Autograph) [30]r:
Vorsatzblatt mit Bibliothekarsvermerk: Eigenhändiger Brief von Lohenstein, als er sich noch Daniel Caspari schrieb, an Hofmannswaldau 1669 Oct. 4. 1 Bl. leer. [30] v: Weiteres Vorsatzblatt zum selben Stück mit drei untereinan[31]r: der stehenden Bibliothekarsvermerken von drei Händen: (1) aus Hs 3156 (2) Brief an Hoffmannswaldau. (3) (Schaukasten) 19. 4. 34 Semrau Dieses Blatt diente früher offenbar als Platzhalter für das Brief-Autograph in der Zeit, als dieses in einem Schaukasten der Breslauer Stadtbibliothek ausgestellt war. leer. [31]v: [32]r–[32]v: Der Brief an Hoffmannswaldau. Incipit: Hoch und woledler Ge¢trenger Hochbenambter Jn¢onders hochgeehrter Herr und Gevatter. Wie mich dero¢elbten von dritter Hand aus Wien vernommene glück¢eelige Ankunfft da¢elb¢t […] Schlußformel: Meines hochgeehrten Herrn und Gevatters den 4. 8br: 1669. treu verbundener diener DCaspari.
Überlieferung
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C. Lohensteiniana [33]r: [33]v:
Deckblatt mit Bibliothekarsvermerk R 3156 Lohensteiniana. leer.
I. Stück: [34]r = 1 r: Am oberen Rand der Seite, mittig: Lohen¢teiniana. Darunter eingeklebt das von J. Sandrart gestochene Brustbild vor dem erstmals in der Lohenstein-Sammelausgabe von 1685 erschienenen ‚Lebens-Lauff Deß sel. Autoris‘; unter dem Bild Ausschnitt aus einer gedruckten Seite: Kurtz Entworffener Lebens-Lauff/ Im unteren Drittel der Seite, mit der Überschrift Hr. Dan. Ca¢pari von Lohen¢tein. die folgende biographische Notiz: A o. 1683. den 28. April ¢tarb durch einen unvermutheten Schlag-Fluß H Daniel Ca¢pari von Lohen¢tein, Erbherr auf Kittelau, Rei¢e und Ro¢chkowitz, der Röm Kay¢. Maytt. Rath, und der Stadt Breßlau Ober-Syndicus, ¢eines Alters 48. Jahr, 14. Wochen, 3. Tage. M. J. Hofmann Mst. fol. [34]v = 1 v: leer. II. Stück: [35]r–[37] v = 2 r–4v: Reinschrift des Trauergedichts ‚Die klagende Oder und weinende Lohe‘ zum Tode Lohensteins, von ungenanntem Verfasser (in der Überschrift auf Bl. [35]r Selbstcharakteristik als Ein betrübter Knecht). III. Stück: [38] r = 5 r: Offenbar rhetorischer Übungstext unbekannten Verfassers in Briefform, die ganze Seite füllend, überschrieben: Epistola generis didascalici eaque dogmatica ad Juuenem de eruditione ad seculi sui palatum composita. Der Brief besteht aus sieben Abschnitten, denen jeweils am linken Rand die für jeden Abschnitt einschlägigen rhetorischen Termini technici (meist loci topici) unterstrichen
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Editionsbericht
vorangestellt sind, und zwar, der Reihe nach: Antecedens; Consequens; Connexio; Amplif. ab arg. explic.; Amplif. ab annot.; Consequens; Consequens. Am Ende rechts eine schwer lesbare bzw. wohl wegen zu großer Blässe nur zum Teil fotografisch erfaßte Unterschrift in zwei Zeilen, die erste Zeile beginnend mit: E H, am Anfang der zweiten Zeile: Ao, am Ende: !… "i¢lav. – Unter der zweiten Zeile horizontaler Schnörkel. Vermutlich ist dieser Text nur durch Zufall in die Lohensteiniana geraten, weil das Blatt, auf dem er steht, für den Entwurf des Lohenstein-Stammbaums auf der Verso-Seite als Konzeptpapier verwendet wurde. IV. Stück: [38]v = 5 v: Stammbaum der Familie Lohenstein, beginnend mit des Dichters Eltern (Joh. Casper von Lohenstein und Susanna Schädel). Wie dem bibliographischen Vermerk links oben Paprotzki enucleat: p. 232. et 237. zu entnehmen ist, wurde er zusammengestellt nach der von Christoph Pfeiffer herausgegebenen deutschen Übersetzung eines genealogischen Werkes von Bartholomaeus Paprotzki: Paprotzkius enucleatus […]. Breslau, Leipzig 1730, S. 232–237 („Geschlechte und Wapen der Herren Schädel von Greiffenstein […]“ – aus dieser Familie stammte Lohensteins Mutter, Susanna Schädel) und S. 237–245 („Das Ritterliche Wapen und Geschlechte der Herren von Lohenstein“). V. Stück: [39]r = 6 r: Im oberen Teil der Seite die folgende Notiz von unbekannter Hand zu Friedrich Lucae, Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten/ oder vollkommene Chronica von Ober- und Nieder-Schlesien […]. Frankfurt am Main: Friedrich Knoch 1689 (die beiden in eckigen Klammern stehenden Wörter sind durchgestrichen): Jn Fr. Lucæ Schle¢i¢chen Denckwürdigkeiten i¢t allerdings neb¢t ¢. Fleiß u Liebe zu denen Schle¢i¢chen Ge¢chichten zu erheben u loben der [nette u.] flie¢¢ende u kün¢tl. ge¢etzte Stylus zu tadeln aber i¢t leider dabey u zu beklagen die fa¢t auff allen
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Blättern handgreifflich zu ¢pürende Partheiligkeit u. in vielen Sachen mit unterlauffende Unrichtigkeit u. Nachl䢢igkeit. Ganz unten links der Lucaes Konfession betreffende Vermerk, dem ein kleines Kreuz mit einem Punkt dahinter vorangeht: Calvini¢cher !… " (das zweite Wort nicht entziffert). v v [39] = 6 : leer. [40]r/v = 7 r–7v: Leeres Blatt, auf der Verso-Seite in der oberen Hälfte rechts: 134. VI. Stück [41] r– [44]v = 8 r–11v: Von Lohenstein durchkorrigierte Reinschrift (von anderer Hand) der früheren Fassung des Hochzeitsgedichts ‚Reine Liebe‘: Abdruck der korrigierten Fassung in den ‚Rosen‘ (1680), S. 104–111 – in der Ausgabe der Lyrica Lohensteins von G. Spellerberg (1992), S. [338]–[345]; ebd. S. [613]–[620] Abbildungen von allen Seiten der hsl. Fassung. r r [41] = 8 : Am rechten oberen Rand der Bibliothekarsvermerk: Manuskript zu den Rosen 1680, S. 104. [44]v = 11v: Unten auf der Seite eine alte Seitenüberschrift (für Bl. [11] wurde also Makulatur verwendet): Ver¢chiedene Ehrengedächtnüs und Carmina be¢onders auf Schle¢i¢che Für¢ten pp Rechts neben der Überschrift eine alte Blattzahl: 74 1.2.2. Systematische Zusammenstellung der in der Handschrift enthaltenen Teile der Druckfassung des ‚Ibrahim Sultan‘ Die in der folgenden Übersicht in eckigen Klammern stehenden Textstücke oder Anmerkungen sind in der Handschrift durchgestrichen. – Zwischen durchkorrigierten Entwürfen und fertig ausgearbeiten Teilen wird nicht unterschieden; bei den Anmerkungen werden solche, die nur aus dem Lemma bestehen, nicht besonders hervorgehoben. – Die unvollständig überlieferten Reinschriften der Alternativfassungen zu den Reyen der I. und V. Abhandlung (Bl. 18 r–18v u. 19 r–19v) und die dazugehörigen Anmerkungen (Bl. 13r) bleiben hier unberücksichtigt.
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1. Dramentext Textbestandteile des Titelkupfers (Bl. 1 r) Widmung an Kaiser Leopold I. (Bl. 5 r–6r) Inhalt des Schauspiels (Bl. 14r–17r) I. Abhandlung: 641–710 (Bl. 10 r–10 v); [711–730] (Bl. 11r) III. Abhandlung: 275–299, 307–310 (Bl. 9r); 327–340 (Bl. 9r–9v) IV. Abhandlung: 263–272 (Bl. 2r); [309–319] (Bl. 8 v); [361–366] (Bl. 3v); 471–474 (Bl. 1 r) V. Abhandlung: 447–450, 703–706, 709–716, 751–754 (Bl. 9 v); 815–936 = Reyen (Bl. 7r–8v) 2. Anmerkungen I. Abhandlung: zu 503.504–549.550 (Bl. 4r–4v); 583 (Bl. 10r); [585] (Bl. 13v); 586 f. (Bl. 10 r); [620] (Bl. 13v); 635 (Lemma Bl. 10 r, Anfang Bl. 13 r, Rest Bl. 11 r); 659.660, 663 (Bl. 13r) III. Abhandlung: zu [279], [281], [282], [450] (Bl. 2r); [560], [575.576] (Bl. 2r) IV. Abhandlung: zu 25.26 (Bl. 1r); 30 (Lemma Bl. 1r, Schlußteil Bl. 12r); 45.46 (Bl. 12r–12 v); [46] (Bl. 2r); 71, 89.90 (Bl. 12r); [89.90] (Bl. 2r); 193.194.195 (Bl. 12v); 311–317 (Bl. 2v-3r); 361 (Bl. 3v); [372], [402] (Bl. 12 v) 1.2.3. Zur Frage der Datierung der den ‚Ibrahim Sultan‘ betreffenden Textstücke Der für die Datierung der Handschrift selbst wie auch für die Datierung der Entstehungszeit des ‚Ibrahim Sultan‘ interessanteste und aussagekräftigste Teil ist die Inhaltsangabe des Stückes auf den Blättern 14r–17 r. Aus deren erstem, dem Prolog des ‚Thracischen Bosphorus‘ gewidmeten Abschnitt geht hervor, daß das Drama zunächst aus Anlaß der Hochzeit Kaiser Leopolds I. mit der spanischen Infantin Margarita Teresa im Jahre 1666 verfaßt oder zumindest konzipiert worden ist, denn die erste Fassung dieses Abschnitts lautete: „Der vorredende Thraci¢che Bo¢phorus verdammet die Unzucht des Türcki¢chen Key¢ers Jbrahim, erhebet die keu¢che Vermählung des Unüberwindlich¢ten Römi¢chen Käy¢ers Leopolds mit der Allerdurchlauchtig¢ten Infantin aus Spanien Margarithen Marien; wahr¢aget jenem den Untergang, die¢em die Vermehrung des Reiches.“
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Bei einer Überarbeitung der Inhaltsangabe für die Drucklegung des ‚Ibrahim Sultan‘, und zwar ohne Zweifel für den Erstdruck des Jahres 1673, wurde „Key¢ers“ durch „Sultan“ und „Infantin […] Marien“ durch „Ertztherzogin von Oe¢terreich Claudia Felicitas“ (den Namen der zweiten Gemahlin Leopolds) ersetzt. Der volle Name der ersten Gemahlin Leopolds, einer Tochter König Philipps IV. und der Erzherzogin Maria Anna, einer Schwester Leopolds, lautete Margarita Maria Teresa.36 Als Kaiserin wird sie in der Geschichtsschreibung heute gewöhnlich Margarita Teresa genannt. Den Zeitgenossen war aber auch die von Lohenstein verwendete verkürzte Namensform Margarita Maria vertraut37; den Kunsthistorikern ist diese noch heute geläufig im Zusammenhang mit den berühmten Kinderporträts, die Velasquez von der Infantin gemalt hat.38 Pierre Béhar hielt die Namensform der Handschrift irrigerweise für falsch39 und verknüpfte mit dieser Annahme eine weitreichende Spekulation zur Chronologie der allerersten Fassung des ‚Ibrahim Sultan‘. Er datierte diese nämlich auf das Jahr der Verlobung (6. April 1663) oder das Jahr darauf, weil er glaubte, daß die vermeintliche Fehlform des Namens auf mangelhafte Information der schlesischen Bevölkerung zu diesem frühen Zeitpunkt zurückzuführen sei, wohingegen der korrekte Name der Braut zur Zeit der Hochzeit (25. April 1666) allgemein bekannt gewesen sein müsse und Lohenstein jener Fehler zu diesem Zeitpunkt nicht mehr hätte unterlaufen können.40 36
37
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39 40
Vgl.Alfred A. Strnad, Margarethe (Margarita Maria Teresa), Infantin von Spanien, Kaiserin. In: NDB 16 (1990), S. 155–157. Vgl. die folgende Trauerrede zu ihrem Tode: Christoph Traut S.J., Oesterreichische Blum Weiß und roth In der Lilien der Unschuld Und Rosen der Gottseligkeit abgebildet/ Das ist / Die […] Frau Margarita Maria, Römische Kayserin/ zu Hungarn und Böheim Königin/ Ertz-Hertzogin zu Oesterreich/ der Cron Spanien Infantin, Philippi deß Vierdten/ und Mariae Annae Königliche Tochter / In der dreytägigen Leich-Begängnuß/ neben herrlichen auffgerichten Trauer-Gerüst in der Kayserlichen Hoff-Kirchen/ Durch gegenwärtige Klag-Rede […] vorgestellt. Wien 1673 (VD 17: 39: 106840E). Vgl. Irmgard Smidt-Dörrenberg, Margarita Maria, Infantin von Spanien, römischdeutsche Kaiserin. Des Velazquez lieblichstes Modell. Wien 1966 (= Österreich-Reihe 328/330); hier S. 5 der Hinweis, daß die Infantin „selber mit Margarita Maria“ unterschrieben habe. Béhar, Silesia Tragica (wie Anm. 9), Tome 1, S. 16. Ebd., S. 17: „La confusion entre Marguerite-Thérèse et Marguerite-Marie semble indiquer que la composition de l’ œuvre eut lieu relativement tôt. On peut en effet concevoir qu’entre la conclusion des fiançailles, le 6 avril 1663, et la célébration des noces, le 25 avril 1666, s’était déroulé un temps suffisant pour éclairer même la Silésie sur les véritables prénoms de la future Impératrice. Il faudrait donc situer la composition juste à la suite de l’annonce des fiançailles, donc en 1663–1664.“
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Solche Überlegungen sind bei Kenntnis des wahren Sachverhalts natürlich gegenstandslos, und es gibt keinen Grund für irgendwelche Zweifel, daß die Inhaltsangabe der ersten Fassung ebenso wie diese selbst im Jahr der Hochzeit, also 1666, einige Zeit nach oder auch vor diesem Ereignis, geschrieben wurde. Über die Chronologie der Inhaltsangabe im Verhältnis zu den übrigen Textstücken des Konvoluts bieten die Änderungen der Namen zweier handelnder Personen einigen Aufschluß. Die Sultansmutter hieß in der ersten Fassung der Inhaltsangabe nämlich nicht Kiosem, sondern Roxane, und der Janitscharen-Aga nicht Bectas, sondern Abdalla. Da nun aber in den sonstigen Textteilen der Handschrift, in denen von beiden die Rede ist, diese nur mit ihren neuen Namen genannt sind, müssen jene Textteile später geschrieben worden sein als die Inhaltsangabe. Die auf den Blättern 18r–19v, also ganz am Ende des Konvoluts zum ‚Ibrahim Sultan‘, stehenden unvollständigen Reyen zur I. und V. Abhandlung (bei jenem fehlen Anfang und Ende, bei diesem der Anfang) waren, wie den Beschreibungen in der ersten Fassung der Inhaltsangabe zu entnehmen ist, zweifellos Bestandteil der ersten Fassung des Dramas und wurden für die Druckfassung 1673 durch Neufassungen ersetzt. Von den Autoren, die in den im Handschriften-Konvolut enthaltenen Anmerkungen angeführt werden41, sind, im Hinblick auf das Erscheinungsdatum der beigezogenen Werke, nur zwei für unsere Fragestellung von Belang, da alle anderen vor 1666, dem Jahr der Hochzeit Kaiser Leopolds I. mit der spanischen Infantin, erschienen sind – nämlich Paul Ricaut (eigtl. Rycaut) mit seiner ‚Histoire de l’état present de l’empire Ottoman‘ (zuerst 1670 in Amsterdam erschienene französische Übersetzung des im Original englischsprachigen Werkes) und Georg Horn mit seiner 1666 in Leiden und Rotterdam zuerst erschienenen und 1674 in Wolfenbüttel, Frankfurt a. M. und Leipzig noch einmal aufgelegten ‚Arca Noae‘. Horns Werk hat Lohenstein, wie seine Seitenangaben eindeutig bezeugen, in der Erstausgabe von 1666 benutzt; die zweite, im Seitenumbruch von der ersten abweichende Ausgabe kommt schon deshalb nicht
41
Es sind dies, in alphabetischer Reihenfolge (in Klammern mit Angabe des hier genannten Werkes, wenn in meiner Autorenliste, Kommentarbd., S. 1056–1117, mehrere Werke verzeichnet sind): Jean Louis Guez de Balzac, Petrus Bellonius, Maiolino Bisaccioni, Augerius Gislenius Busbequius, Pietro DellaValle, Georg Horn (Arca Noae), Athanasius Kircher (Oedipus Aegyptiacus), Johann Albrecht von Mandelslo, Paul Rycaut, Franceso Sansovino, Alvaro Semedo, Theodoros Spanduginos.
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in Frage, weil ihr Erscheinungsdatum nach dem der Erstausgabe des ‚Ibrahim Sultan‘ (1673) liegt, in deren Anmerkungsteil auf Horns Werk verwiesen wird. Von der französischen Übersetzung des Werkes von Rycaut hat Lohenstein nicht, wie Béhar meint 42, die Erstausgabe von 1670, sondern, wie sich auch hier an seinen Seitenangaben nachweisen läßt, die ebenfalls in Amsterdam erschienene, anders umbrochene zweite Ausgabe von 1672 benutzt. Die auf das Werk Rycauts verweisenden Teile der in der Handschrift enthaltenen Anmerkungen können also frühestens 1672 geschrieben worden sein, zweifellos aus Anlaß der Vorbereitung der Druckausgabe von 1673. Ein Teil der Verweise auf Rycaut, keineswegs alle (so, auch in diesem Punkt irrig, Béhar43), wurde am Rand der Handschrift ergänzt. Das muß nicht bedeuten, daß alle Anmerkungen, bei denen solche Ergänzungen vorgenommen wurden, schon vor dem Erscheinen der Zweitauflage von Rycauts Werk geschrieben worden sind; die entsprechenden Verweise können bei der Niederschrift der Anmerkung vergessen worden sein oder sich aus einer erneuten Lektüre Rycauts vor der letzten kritischen Durchsicht des Manuskripts erst ergeben haben. Letzteres war eindeutig der Fall bei der Anmerkung zu I 519 auf Bl. 4 r; die Ergänzung am Rand erweiterte nur zwei schon vorhandene Verweise auf Rycaut (davon einer gestrichen) um einen dritten. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß angesichts der Heterogenität der Bestandteile des Konvoluts eine für alle diese Bestandteile gültige Datierung des terminus post quem der Niederschrift nicht zu fixieren ist. Für mich weisen viele Indizien darauf hin, daß es sich um Textstücke einer alten Fassung des Manuskripts des ‚Ibrahim Sultan‘ handelt (z. T., wie auf jeden Fall bei der Inhaltsangabe, bis ins Jahr 1666 zurückreichend), die bei der Anfertigung der Reinschrift benutzt wurden, die der Erstausgabe des Jahres 1673 als Satzvorlage gedient hat. Diese Reinschrift wurde bei Erscheinen des Dramas, wie es Usus war, vernichtet, während jene durchkorrigierten Reste der alten Manuskriptfassung aus nicht mehr feststellbaren Gründen von Lohenstein aufbewahrt wurden und so in seinen Nachlaß eingegangen sind. Bei der Anfertigung der Satzvorlage für die überarbeitete Neuauflage des Jahres 1679 haben die Textstücke der Handschrift mit Sicherheit keine Rolle gespielt, da in ihnen nirgendwo die beiden zuerst 1675 und 1676 erschienenen Werke von Jean Baptiste Tavernier (Nouvelle relation de l’inte42 43
Béhar, Silesia Tragica (wie Anm. 9), Tome 1, S. 17. Ebd.: „[…] que toutes les références à Ricaut ont été ajoutées en marge […].“
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rieur du serrail […]; Les six voyages […] en Turquie, en Perse et aux Indes) erwähnt werden, die Lohenstein in den Anmerkungsteil der Neuausgabe eingearbeitet hat.
2. Sophonisbe Das älteste Zeugnis für Lohensteins Beschäftigung mit der ‚Sophonisbe‘ ist das Szenar (Ss), das anläßlich der Aufführung dieses Trauerspiels im Mai 1669 durch die Schülerschaft des Breslauer Magdalenen-Gymnasiums44 gedruckt worden ist. Versuche der älteren Lohenstein-Forschung, wegen der Bezugnahmen auf die Eheschließung Kaiser Leopolds I. mit der spanischen Infantin Margarita Teresa in den Reyen der zweiten und vierten Abhandlung (II 523–548; IV 615–626) das Vorhandensein einer für den späteren Druck überarbeiteten Frühfassung plausibel zu machen, die in dem Zeitraum zwischen der Bekanntgabe der Verlobung (1663) und dem Hochzeitsjahr (1666) entstanden sein und zu Ehren des kaiserlichen Paares schon damals in Breslau aufgeführt worden sein könnte, können dank der gründlichen Argumentation, mit der Spellerberg 1975 ihre Haltlosigkeit nachgewiesen hat45, als erledigt angesehen werden. Da der Text des Szenars mit der Inhaltsangabe zur Editio princeps der ‚Sophonisbe‘, dem Druck Breslau 1680, abgesehen von geringfügigen Differenzen in Sprachgestalt und Graphie, identisch ist, muß angenommen werden, daß das Manuskript der Aufführung des Jahres 1669 in den elf Jahren Liegezeit bis zum Erscheinen im Druck keine dramaturgisch wesentliche Umarbeitung erfahren hat. Es wird allenfalls redaktionelle Eingriffe gegeben haben – wie z. B. die mit Rücksicht auf lokalgeschichtliche Authentizität vorgenommene Änderung des Namens der Priesterin in Szene V a („Elagabal“ statt „Pythia“); der Anmerkungsteil, sofern er 1669 überhaupt schon ausgearbeitet vorlag, dürfte zumindest um Literaturhinweise angereichert worden sein. – Die Entstehungszeit des Trauerspiels liegt irgendwo zwischen 1666 und 44
45
Der Breslauer Rat hatte den Schülern des Magdalenen-Gymnasiums am 14. Mai 1669 erlaubt, zwei Dramen, Hallmanns ‚Antiochus und Stratonica‘ und Lohensteins ‚Sophonisbe‘, nebeneinander aufzuführen. Vgl. Max Hippe, Aus dem Tagebuch eines Breslauer Schulmanns im siebzehnten Jahrhundert. In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens 36 (1901/02), S. 159–192, hier S. 185 u. 188. Gerhard Spellerberg, Zur Sophonisbe Daniel Caspers von Lohenstein. In: Literaturwissenschaft und Geschichtsphilosophie. Festschrift für Wilhelm Emrich. Hrsg. von Helmut Arntzen u. a. Berlin, New York 1975, S. 239–263, hier insbes. S. 250–263.
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1669. Es gibt keinen Grund, sie wegen der genannten Bezugnahmen auf die kaiserliche Eheschließung in die Nähe des Hochzeitstermins (1666) zu rücken; wahrscheinlicher ist, daß Lohenstein das Manuskript erst kurz vor dem Aufführungstermin (Mai 1669) abgeschlossen hat. Nach dem Erstdruck der ‚Sophonisbe‘, Breslau 1680 (A), innerhalb der ersten Sammelausgabe der Werke Lohensteins, die auch den Erstdruck der Zweitfassung der ‚Cleopatra‘ enthielt, erschienen beim selben Verleger (Jesajaias Fellgiebel) in Breslau zwei postume Nachdrucke innerhalb von Neuauflagen der gleichen Sammelausgabe: 1689 (B) und 1708 (C). Restbestände des Druckes C wurden für zwei in Leipzig erschienene Titelauflagen verwertet; die erste erschien 1724 im Verlag Johann Herbord Kloß (D), die zweite 1733 im Verlag Zedler (E). Nach dem Erscheinen der Zedlerschen Titelauflage vergingen fast 200 Jahre, bis Lohensteins ‚Sophonisbe‘ wieder gedruckt wurde. Willi Flemming nahm sie in den 1930 erschienenen ersten Band der von ihm herausgegebenen Abteilung ‚Barockdrama‘ in der Sammlung ‚Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen, Reihe Barock‘46 auf, allerdings ohne das Widmungsgedicht, die Inhaltsangabe und die Anmerkungen. Textgrundlage war der Erstdruck 1680, dem die Edition in Graphie und Interpunktion folgt.47 Offensichtliche Druckfehler wurden stillschweigend verbessert. Im Anhang gibt Flemming einige wenige kurzgefaßte Erläuterungen 48, größtenteils in Anlehnung an Lohensteins Anmerkungen. Die erste historisch-kritische Redaktion des vollständigen Textes legte 1957 Klaus Günther Just mit der Edition der von ihm so genannten ‚Afrikanischen Trauerspiele‘ Lohensteins vor.49 Die für ein größeres Publikum bestimmte Ausgabe Wilhelm Voßkamps, 1968 innerhalb der Taschenbuchreihe ‚Rowohlts Klassiker der Literatur und der Wissenschaft‘ erschienen50, ist nicht ganz vollständig:
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Das schlesische Kunstdrama. Hrsg. von Willi Flemming. Leipzig 1930 (= Deutsche Literatur […] in Entwicklungsreihen, Reihe Barock, Barockdrama 1), S. 224–321. In der ersten Abhandlung fehlt Vers 133, während der folgende Vers 134 zweimal gesetzt ist (ebd., S. 229). Ebd., S. 327–331. Daniel Casper von Lohenstein, Afrikanische Trauerspiele. Cleopatra. Sophonisbe. Hrsg. von Klaus Günther Just. Stuttgart 1957 (= Bibliothek des Literarischen Vereins 294), S. 235–412. Daniel Casper von Lohenstein, Cleoptra. Sophonisbe. Hrsg. von Wilhelm Voßkamp. [Reinbek bei Hamburg] 1968 (= Rowohlts Klassiker der Literatur und der Wissenschaft 514/515 = Deutsche Literatur 27, als Teilband der Unterreihe: Texte deutscher Literatur 1500–1800), S. 113–199 u. 235–267.
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die Anmerkungen Lohensteins wurden um längere Zitatpassagen gekürzt. Die an dem zugrunde gelegten Text des Erstdrucks (1680) vorgenommenen Verbesserungen sind in einer Liste im Anhang verzeichnet. 51 Darüber hinaus gibt es ein „Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen“ 52, in dem auch die Anmerkungen zur Zweitfassung der ‚Cleopatra‘, die in Voßkamps Ausgabe der ‚Sophonisbe‘ vorangeht, erfaßt sind. Die letzte und, abgesehen von derjenigen Justs, qualifizierteste Edition vor Erscheinen der vorliegenden Ausgabe verdankt die LohensteinForschung Rolf Tarot. Seine Ausgabe erschien 1970 in Reclams ‚Universal-Bibliothek‘ und wurde seither mehrmals neu aufgelegt, zuletzt 2007.53 Textgrundlage ist auch hier die Erstausgabe (1680); der Zweitdruck (1689) wurde zum Vergleich herangezogen. Die Textredaktion erfolgte „unter Wahrung von Lautstand, Orthographie und Interpunktion des Originals“ 54. Dem Text sind in Fußnoten Worterklärungen beigegeben. Bessernde Texteingriffe sind im Anhang verzeichnet.55 Wie Voßkamp hat auch Tarot eine Liste der in den Anmerkungen Lohensteins zitierten Autoren beigesteuert.56 Seine Liste ist allerdings wesentlich informativer. Sie enthält präzise bibliographische Nachweise und bei jedem Titel eine Angabe der Fundstelle in den Anmerkungen, unter Verwendung der entsprechenden Vorarbeiten von Just57.
2.1. Erstdruck 1680 ( A) Grundlage der Edition ist das Exemplar der Herzogin Anna Amalia Bibliothek (HAAB) in Weimar (Sign.: 14,6:12; Teil eines Sammelbandes), das alle Bildbeigaben (Titelkupfer und drei Porträtstiche) vollständig enthält. Dieses Exemplar, von dem mir eine digitalisierte Reproduktion vorlag58, entstammt der Bibliothek des Balthasar Friedrich von Logau 51 52 53
54 55 56 57
58
Ebd., S. 278–281. Ebd., S. 267–272. Ich benutzte die folgende Ausgabe: Daniel Casper von Lohenstein, Sophonisbe. Hrsg. von Rolf Tarot. Bibliographisch ergänzte Ausgabe. Stuttgart 1996 (= Universal-Bibliothek 8394). Ebd., S. 204. Ebd., S. 205–210. Ebd., S. 211–228 („Lohensteins Quellen“). Daniel Casper von Lohenstein, Römische Trauerspiele. Agrippina. Epicharis. Hrsg. von Klaus Günther Just. Stuttgart 1955 (= Bibliothek des Literarischen Vereins 293), S. 297–316 („Register: Lohensteins geistiges Weltbild“). Sie ist auch über den Katalog der HAAB Weimar im Internet frei zugänglich.
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(1645–1702), eines Sohnes des berühmten Epigrammatikers.59 Verglichen wurden (anhand einer Mikrofilmaufnahme) das ebenfalls vollständige Exemplar der UB Wrocł aw / Breslau (Sign.: 382020) und (im Original) das weder Titelkupfer noch Porträtstiche aufweisende Exemplar der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz zu Berlin (Sign.: Yq 6050). 60 Der Druck ist Teil der 1680 bei Jesaias Fellgiebel in Breslau erschienenen ersten Sammelausgabe mit Werken Lohensteins. Diese Sammelausgabe, die ohne Haupttitelblatt erschien, enthält folgende Werke (alle hier erstmals gedruckt) 61, jedes mit eigenem Titelblatt und eigener Bogen- und Seitenzählung, so daß auch ein Separatverkauf möglich war: – – – –
Sophonisbe (1680), Cleopatra-Zweitfassung (1680), Blumen (1680), Geistliche Gedancken (o.J. [1680]).
Am Schluß stehen Hinweise für den Buchbinder zur Plazierung der Abbildungen („Ordnung der Kupffer in der Sophonisbe“62; „Ordnung der Kupffer in der Cleopatra“), gefolgt von einem Verzeichnis der Druckfehler in der ‚Sophonisbe‘63, in der ‚Cleopatra‘ und in den ‚Blumen‘.64 59 60
61
62 63 64
S. über ihn Bd. 1,1, S. 874, Anm. 62. Weitere Standorte verzeichnet bei Béhar, Silesia Tragica (wie Anm. 9), Tome 2, S. 730 f.; Dünnhaupt, Personalbibliographien, Tl. 4 (wie Anm. 11), S. 2592, Nr. 1. S. die Übersichten ebd., bei Müller, Bibliographie (wie Anm. 9), S. 229–233, und bei Béhar, Silesia Tragica (wie Anm. 9), Tome 2, S. 726–730. S.o., S. 782. S.o., S. 782 f. Von diesem Anhang mit Bindeanweisungen und Errataverzeichnissen gibt es zwei Druckvarianten: eine von 4 Blättern Umfang und eine in kleinerer Type gedruckte, die nur 3 Blätter umfaßt (beide ohne Blatt- oder Seitenzählung). Der Sammelband der HAAB Weimar, der den von mir verwendeten Erstdruck der ‚Sophonisbe‘ enthält, hat die vierblättrige Fassung, ebenso wie der Sammelband der UB Wroc ł aw (Sign.: 382 019–382 024), den Spellerberg für seinen Reprint der ‚Blumen‘ benutzt hat: Daniel Casper von Lohenstein, Lyrica. Hrsg. u. mit einem Nachwort vers. von Gerhard Spellerberg. Tübingen 1992 (= Rara ex bibliothecis Silesiis 1); die Abbildung des Anhangs hier S. [471]–[478]. – Die dreiblättrige Fassung findet sich in dem Exemplar der UB Rostock (Sign.: Cf 4621), am Schluß eines Sammelbandes mit Dramen von Johann Christian Hallmann der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz zu Berlin (Sign.: Yq 6841! a" R) und offenbar auch in dem von Dünnhaupt eingesehenen Exemplar der UB Göttingen, wie seiner Angabe „am Bandschluß 3 Bl. (Bindeanweisungen u. Err.)“ zu entnehmen ist: Dünnhaupt, Personalbibliographien, Tl. 4 (wie Anm. 11), S. 2592,
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Die folgende Beschreibung des Erstdrucks65 beruht auf dem o.g. Weimarer Exemplar: A: Daniel Casper‚ | von | Lohenstein | Sophoni‚be / | Trauerspiel. | ! Trennungslinie " | Breßlau / | Auf Unko¤en JEsai æ Fellgibel‚ / | BuÓh¼ndler‚ aldar. | 1680. 8°. 16 Bll. (incl. Titelkupfer), 176 S., 3 Abbildungen. Das Titelkupfer (s. o., S. 390) 66, nach den Signaturen am rechten unteren Bildrand 67 gezeichnet von Matthias Rauchmüller68 und gestochen von einem Mitglied der Nürnberger Künstlerfamilie Sandrart69, hat ein Format von 182 × 154 mm und läuft über die Recto-Seite von Blatt 1 und die Verso-Seite des beim Binden vorgefalteten Blattes 8 des ersten Bogens. Dieser Bogen trägt die Signatur a (realisiert bei den Blättern 3, 4 und 5). Er gliedert sich im einzelnen wie folgt: Bl. Bl. Bl. Bl.
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a8v u. a1 r: Titelkupfer (Abb. s. o., S. 390) a1v: leer a2r: Titelseite (Abb. s. o., S. 391) a2v: leer
Nr. 1. Sie war auch in dem von Hans von Müller beschriebenen, unter die Kriegsverluste zu zählenden Exemplar der Preußischen Staatsbibliothek enthalten: Müller, Bibliographie (wie Anm. 9), S. 233. – Was die ‚Sophonisbe‘ betrifft, so sind beide Druckvarianten, abgesehen von kleinen typographischen Differenzen und geringfügigen Satzfehlern innerhalb der dreiblättrigen Fassung, miteinander identisch. – Just hatte von der Existenz der Bindeanweisungen und der Errataverzeichnisse zu der Sammelausgabe von 1680 keine Kenntnis, da er diese anscheinend in der vollständigen Form nie in der Hand gehabt oder genauer durchgesehen hat. Wie aus der bibliographischen Einführung zu seiner ‚Cleopatra‘-Edition hervorgeht, benutzte er einen Sammelband der Bayerischen Staatsbibliothek in München (Sign.: P.o.germ. 871 qc): Lohenstein, Afrikanische Trauerspiele (wie Anm. 49), S. 6 f. Vgl. auch die Beschreibungen von Müller, Bibliographie (wie Anm. 9), S. 230, und von Béhar, Silesia Tragica (wie Anm. 9), Tome 2, S. 726 f. Davon gibt es zwei Versionen. Auf einem Teil der überlieferten Exemplare steht über (nicht, wie Just schreibt, neben) den beiden Künstler- und Stechernamen der Vermerk: „Mit Churf: Säch¢: Privil:“. Bei den von mir benutzten Exemplaren der HAAB Weimar und der UB Wrocł aw fehlt dieser Vermerk. Vgl. Lohenstein, Afrikanische Trauerspiele (wie Anm. 49), S. 239; Béhar, Silesia Tragica (wie Anm. 9), Tome 2, S. 726. „MRauchmüller Jnv: et del: | Sandrart fecit.“. „Jnv: et del:“ ist Abkürzung für „Invenit et delineavit“ („hat [die Abbildung] ersonnen und gezeichnet“). S. über ihn Bd. 1,1, S. 876, Anm. 71. Vermutlich handelt es sich um den in Nürnberg als Zeichner, Stecher, Verleger und Kunsthändler tätig gewesenen Jakob Sandrart (1630–1708); über ihn s. NDB 22 (2005), S. 427 f.
Überlieferung
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Bl. a3r–b3 r: Widmung Bl. b3v–b8 r: Inhalt (mit Szenennumerierung in arabischen Ziffern – als Marginalien gesetzt) 70 Bl. b8v: Personenverzeichnis. Es folgen auf 11 Bogen (A–L) mit durchgehender Paginierung der Trauerspieltext (mit fortlaufender Verszählung bei den einzelnen Abhandlungen) und die Anmerkungen: Bl. Ar (= S. 1) – G2v (= S. 100): Trauerspieltext Bl. G3 r (= S. 101) – L8 v (= S. 176): Anmerkungen. Wie in anderen Trauerspielen Lohensteins finden sich auch in der ‚Sophonisbe‘ Abweichungen der Lemmata des Anmerkungsteils vom Trauerspieltext. Diese, soweit inhaltlich, grammatisch oder stilistisch von Bedeutung, sind in der folgenden Liste zusammengestellt (vor der Klammer jeweils die Lesart des Trauerspiels selbst): I 398 mit ¢olcher] durch die¢e I 442 und] als II 35 Flucht und Furcht] Furcht und Flucht II 433 das] den III 49 Seit] Den III 174 gezeugt] gezeigt IV 141 als] Wie V 33 ziehn aus] ausziehn V 383 Carchedon] Carthago V 689 uns ¢tehn für] bey uns blühn Die drei Abbildungen (Porträts von Hannibal, Amilcar und Scipio Africanus, jeweils mit unbedruckter Rückseite), bei denen weder Künstler noch Stecher genannt werden, sind getreu den am Schluß der Sammelausgabe mitgeteilten Bindeanweisungen (s. o., S. 782) in den Anmerkungsteil des Weimarer und Breslauer Exemplars eingefügt worden. Da wir in unserer Ausgabe wegen des Paralleldrucks von Originalanmerkungen und bibliographischen Nachweisen bzw. Übersetzungen dieser Vorgabe aus technischen Gründen nicht folgen konnten, haben wir die drei Porträtstiche in der vorgegebenen Reihenfolge zwischen Personenverzeichnis und Beginn des Dramentextes eingefügt. 70
In unserer Edition, in eckige Klammern eingeschlossen, in den laufenden Text eingefügt.
834
Editionsbericht
Ein vollständiger Vergleich des Weimarer und des Breslauer Exemplars brachte diverse Differenzen im Textteil ans Licht, die sich im Bogen L (S. 161–176) dermaßen häufen, bis hin zu Abweichungen im Zeilenfall, daß hier ein vollständiger Neusatz angenommen werden muß. Die Differenzen der davorliegenden Textteile sind eher geringfügig und, soweit sie Satzzeichen betreffen (was häufig der Fall ist), größtenteils wohl nicht auf gelegentliche Preßkorrekturen, sondern auf Qualitätsschwankungen beim Druckvorgang zurückzuführen, die dazu führten, daß z. B. Punkte oder Apostrophe an bestimmten Textstellen eines Bogens mitgedruckt haben oder nicht. Die durch das Weimarer Exemplar repräsentierte Variante des A-Drucks nenne ich A1, diejenige, die das Breslauer Exemplar repräsentiert, A2. Mit der Wahl der Nummern 1 und 2 für beide Varianten soll auch die Wahrscheinlichkeit einer entsprechenden Abfolge in der Chronologie angedeutet werden. Diese wird nahegelegt durch die Tatsache, daß der weitaus überwiegende Teil der Abweichungen von A2 gegenüber A1 im Bogen L Verbesserungen eindeutiger Fehler in A1 darstellt und daß der 1689 erschienene Zweitdruck B fast immer mit A2 konform geht. Zwischen den Textdifferenzen A1/A2 und dem Errataverzeichnis gibt es Überschneidungen nur in drei Fällen: die dort zu V 232, V 253 und V 380 des Anmerkungsteils genannten Fehlformen finden sich nur in A2. Sonst haben A1 und A2 alle im Errataverzeichnis aufgeführten Fehler gemeinsam.
2.2. Erster Nachdruck 1689 ( B) Der erste Nachdruck der ‚Sophonisbe‘ ist Bestandteil der 1689 bei Jesaias Fellgiebel in Breslau erschienenen dritten Sammelausgabe 71 von Werken Lohensteins, die in der Zusammensetzung genau der ersten von 1680 entspricht, abgesehen davon, daß es hier am Schluß keine Bindeanweisungen und Errataverzeichnisse mehr gibt. Auch diese Sammelausgabe erschien ohne Haupttitelblatt; dafür sind alle Einzelstücke auch hier wieder mit eigenen Titelblättern versehen und haben auch wie üblich eine eigene Paginierung. Als Kollationsgrundlage diente mir eine Mikrofilmaufnahme des Exemplars der ULB Halle/S. (Sign.: AB 67 10/f, 7[3]). Zum Vergleich wurde das Exemplar der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz zu 71
Vgl. Béhar, Silesia Tragica (wie Anm. 9), Tome 2, S. 744–747; Dünnhaupt, Personalbibliographien, Tl. 4 (wie Anm. 11), S. 2593, Nr. 3.
Überlieferung
835
Berlin (Sign.: Yi 8085 R) eingesehen. 72 Die folgende Beschreibung 73 basiert auf dem Halleschen Exemplar: B: Daniel Casper‚ | von | Lohenstein | Sophoni‚be/ | Trauerspiel. | !Trennungslinie " | Breßlau / | Auf Unkosten JEsai æ Fellgibel‚ / | BuÓ h¼ndler‚ aldar. | 1689. 8°. 16 Bll. (incl. Titelkupfer), 176 S., 3 Abbildungen. Die Gliederung des Druckes entspricht, von einer Kleinigkeit abgesehen, genau der des Erstdrucks. Die Abweichung betrifft das Personenverzeichnis, das hier, da die vorangehende Inhaltsangabe etwas enger gesetzt ist, schon auf Bl. b8 r beginnt. Der dadurch auf Bl. b8v entstandene freie Raum am Schluß des Personenverzeichnisses wurde mit den Bindeanweisungen für die Bildbeigaben der ‚Sophonisbe‘ und der ‚Cleopatra‘ und einer Übersicht über die Reihenfolge der einzelnen Teile der Lyrik-Sammlung ‚Blumen‘ gefüllt:
BeriÓt wegen der Kupffer an den BuÓbinder. I. SOPHONISBE. Die Kupffer. Hannibal, ad pag. 114. v. 503. Amilcar, ad pag 131. v. 154. Scipio ad pag. 174. v. 613. II. CLEOPATRA. Die Kupffer. Cleopatra. I. und Antonius III. zufrderst naÓ dem VerzeiÓniß der Personen . Alle andere kommen in die Anmerˆungen. Agrippa, ad pag. 136. v. 373. Julius Cæ¢ar, ad pag. 143. v. 724. Antonius und Cleopatra beysammen / ad pag. 154. v. 533. Augu¢tus, ad pag. 175. v. 485. Die liegende Cleopatra, ad pag. 190 v. 139 72
73
Weitere Standortnachweise bei Béhar, Silesia Tragica (wie Anm. 9), Tome 2, S. 747; Dünnhaupt, Personalbibliographien, Tl. 4 (wie Anm. 11), S. 2593, Nr. 3. – Das Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek (Sign.: P.o.germ. 2085 d-1/4 1) ist über die ‚Digitale Bibliothek‘ der BSB im Internet frei zugänglich. Vgl. auch die Beschreibungen von Müller, Bibliographie (wie Anm. 9), S. 246 f., und von Béhar, Silesia Tragica (wie Anm. 9), Tome 2, S. 744 f.
836
Editionsbericht
Cæ¢arion, ad pag. 191. v. 615. Juba, ad pag. 194. v. 660. III Die Blumen Himmel‚ -Sl½ssel. GeistliÓe Gedanˆen ½ber den Esaia‚. IV. Thr¼nen. V. Rosen. VI. Hyacinthen. Das Titelkupfer hat hier über den beiden Namen des Zeichners und Stechers den im Erstdruck (s. o., Anm. 66) nur bei einigen Exemplaren vorkommenden Vermerk „Mit Churf: Säch¢: Privil:“. – Justs Hinweis in seiner ‚Bibliographischen Einleitung‘, daß „B einige äußerst geringfügige ergänzende Zusätze in den ‚Anmerckungen‘“74 biete, ist gegenstandslos. Solche Zusätze gibt es nicht.
2.3. Zweiter Nachdruck 1708 ( C) Wie der erste ist auch der zweite Nachdruck der ‚Sophonisbe‘ wieder Teil einer Sammelausgabe, nämlich der fünften, bei Jesaias Fellgiebels Erben 1708 in Breslau erschienenen, die wiederum die gleichen Werke Lohensteins enthält wie die erste (1680) und die dritte (1689). Auch hier gibt es wieder keinen Haupttitel, und die einzelnen Stücke sind wie bisher mit eigenen Titelblättern ausgestattet und haben eigene Bogen- und Seitenzählung. Diesen Nachdruck verwendete ich in einer Digitalaufnahme aus den Beständen der HAAB Weimar (Sign.: 14,6:11[1]).75 Zum Vergleich wurden die Exemplare der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (Yi 8093 R) und der UB der Freien Universität Berlin (Sign.: 14 L 391 Rara) eingesehen.76 Die folgende Beschreibung basiert auf dem Weimarer Exemplar: C: Daniel Casper‚ | von | Lohenstein | Sophoni‚be/ | Trauer -Spiel. | ! Trennungslinie " | Breßlau / | Verlegt‚ Jesai¼ Fellgibel‚ Sel. Wittbe | und Erben. 1708. 8°. 2 Bll. (Titelkupfer), 14 Bll., 176 S., 3 Abbildungen.
74 75 76
Lohenstein, Afrikanische Trauerspiele (wie Anm. 49), S. 239. Sie ist auch über den Katalog der HAAB Weimar im Internet frei zugänglich. Weitere Standortnachweise bei Béhar, Silesia Tragica (wie Anm. 9), Tome 2, S. 750; Dünnhaupt, Personalbibliographien, Tl. 4 (wie Anm. 11), S. 2594, Nr. 5.
Überlieferung
837
Das Titelkupfer (wieder mit dem Vermerk „Mit Churf: Säch¢: Privil:“) ist hier nicht Bestandteil des ersten Bogens, sondern auf einem zu einem Doppelblatt gefalteten 3 Bogen diesem vorgeheftet. Die ihm folgenden Vorstücke verteilen sich auf zwei Bogen mit den Signaturen a und b; Bogen a hat nur 6 Blätter. Die Gliederung ist wie folgt: Bl. Bl. Bl. Bl. Bl.
a r: Titelseite av: leer a2 r–b3 r: Widmung b3v–b7 v: Inhalt b8 r–b8 v: Personenverzeichnis.
Der leere Raum am Schluß des Personenverzeichnisses ist auch hier, genau dem B-Druck entsprechend, mit Bindeanweisungen für die Bildbeigaben zu ‚Sophonisbe‘ und ‚Cleopatra‘ gefüllt. Dramentext und Anmerkungsteil verteilen sich wie in den Drucken A und B auf 11 Bogen (A–L). Die drei Porträts sind an den vorgesehenen Stellen eingefügt.
2.4. Die beiden Titelauflagen von 1724 und 1733 Restbestände des Druckes C wurden in den nächsten 25 Jahren innerhalb von zwei Sammelausgaben von Lohensteins Werken (der sechsten und siebenten), die in zwei verschiedenen Verlagen erschienen, weiterverwertet. 2.4.1. Titelauflage 1724 (D) Für die sechste, 1723–1724 Leipzig bei Johann Herbord Kloß erschienene Sammelausgabe 77, die sechs Teile78 umfaßt und kein Gesamttitelblatt hat, wurde der gesamte, 6 Blätter starke erste Bogen (a-a6) der ‚Sophonisbe‘, also die Titelseite und der erste Teil der Widmung an Nesselrode (bis V. 176) neu gesetzt (mit gleichem Umbruch); alles andere ist Originaldruck von 1708. Mir lag das Exemplar der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin (Sign.: Yi 8097 R) vor:
77
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Beschrieben bei Müller, Bibliographie (wie Anm. 9), S. 256 f., und (mit Standortnachweisen) bei Béhar, Silesia Tragica (wie Anm. 9), Tome 2, S. 752–755; Dünnhaupt, Personalbibliographien, Tl. 4 (wie Anm. 11), S. 2594, Nr. 6. Agrippina; Epicharis; Sophonisbe; Cleopatra; ! Der " Erleuchtete Hoffmann; LebensLauff !Lohensteins".
838
Editionsbericht
D: Daniel Caspar‚ | v. Lohenstein | Sophoni‚be, | Trauer -Spiel. | ! Verlagsvignette, darunter doppelte Trennungslinie" | Franˆfurth und Leipzig, | Zu finden bey Joh. Herbord Kloßen/ BuÓh¼ndler. | 1724. 8°. 14 Bll., 176 S. – Titelkupfer und Porträtstiche nicht vorhanden. In den neu gesetzten Teilen wurden die Virgeln durchweg durch Kommata ergänzt. 2.4.2. Titelauflage 1733 (E) 1733 erschien in Leipzig, im Verlag Zedler, eine Sammelausgabe von Werken Lohensteins, die fast ausschließlich Restbestände früherer Drucke mit neuen Titelblättern enthält79:
Daniel Caspar‚ | von Lohenstein | s¼mtliÓe | Geist- und WeltliÓe | GediÓte | Nebst | nthigen Anmerˆungen. | !Doppelte Trennungslinie" | Leipzig, | In der Zedlerischen Handlung, | 1733. Ich benutzte das alle zehn Teile80 vollständig enthaltende Exemplar der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin (Sign.: Yi 8106 R). Der Titel der ‚Sophonisbe‘ lautet: E: Daniel Caspar‚ | von Lohenstein | Sophoni‚be | Trauer -Spiel. 8°. 2 Bll., 176 S., 3 Abbildungen. – Titelkupfer nicht vorhanden. Widmung und Inhaltsangabe fehlen. Die verbliebenen Vorstücke (Titelseite, Personenverzeichnis mit anschließendem „Bericht an den Buchbinder“) wurden auf einem 3 Bogen (ohne Signatur) neu gesetzt: Bl. ! a "r: Titelseite Bl. ! a " v! a2" r: Personenverzeichnis Bl. ! a2 " r!a2" v: „Bericht an den Buchbinder“ (hier erweitert zu einer Übersicht über alle in dieser Sammelausgabe enthaltenen Texte). Alle folgenden Bogen (A–L) mit dem Trauerspieltext und den Anmerkungen entstammen den Restbeständen des Druckes C von 1708. Während das Titelkupfer fehlt, sind die drei Porträtstiche, eingefügt an den vorgesehenen Stellen, vollständig vorhanden. 79
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Beschrieben bei Müller, Bibliographie (wie Anm. 9), S. 257–259, und (mit Standortnachweisen) bei Béhar, Silesia Tragica (wie Anm. 9), Tome 2, S. 756–758; Dünnhaupt, Personalbibliographien, Tl. 4 (wie Anm. 11), S. 2595, Nr. 7. Sophonisbe; Cleopatra; Blumen; Geistliche Gedancken; Agrippina; Epicharis; Ibrahim Sultan; Ibrahim Bassa; !Der" Erleuchtete Hoffmann; Lebens-Lauff !Lohensteins".
Überlieferung
839
2.5. Das Szenar zur Aufführung der ‚Sophonisbe‘ 1669 in Breslau Der zwei ungezählte Blätter in 2° umfassende Druck trägt folgenden Titel (Abb. s.o., S. 787): Ss: SOPHONISBE | Trauer -Spiel/ | DurÓ die | Bey dem Magdale nisÓen Gymna¢io | zu Breßlau | Studierende Jugend/ | Auff offentliÓer SÓaub½hne | vorgestellet/. | Jm May 1669. | !Trennungslinie " | Breßlau/ | Jn der BaumannisÓen Erben Druˆerey | druˆt‚ Johann Christoph Jacob/ | Factor. Hiervon haben sich zwei Exemplare erhalten: eines an der Universitätsbibliothek Mainz (Sign.: 4° Ac 4199, Nr. 16 Rara), ein weiteres, aus dem alten Bestand der Breslauer Stadtbibliothek, an der Universitätsbibliothek Wrocł aw (Sign.: Yu 1055,3,74). Von dem Mainzer Exemplar finden sich Fotoaufnahmen in dem Werk Martinos zur Lohenstein-Rezeption 81; einen Reprint des Breslauer Exemplars liefert Gajek in seiner Dokumentation zum Breslauer Schultheater82. Unserer Edition liegt die besser lesbare Abbildung bei Gajek zugrunde. Die beiden Exemplare weichen in zwei Druckvarianten voneinander ab. Die fehlerhafte Form „Füffter“ im Breslauer Exemplar lautet im Mainzer Exemplar korrekt „Fünffter“ (s. o., S. 791, 66). Umgekehrt hat das Mainzer Exemplar statt des im Breslauer Exemplar richtigen „alles“ die Fehlform „allrs“ (s. o., S.792,105). Mit Ausnahme gerade dieses letzten Fehlers sind im Mainzer Exemplar nahezu alle Druckfehler handschriftlich verbessert worden (s. hierzu unseren textkritischen Apparat).
81
82
Alberto Martino, Daniel Casper von Lohenstein. Geschichte seiner Rezeption. Bd. 1: 1661–1800. Tübingen 1978, Anhang, Abb. 11–14. Das Breslauer Schultheater im 17. und 18. Jahrhundert. Einladungsschriften zu den Schulactus und Szenare zu den Aufführungen förmlicher Comödien an den protestantischen Gymnasien. Hrsg. u. mit einem Nachwort vers. von Konrad Gajek. Tübingen 1994 (= Rara ex bibliothecis Silesiis 3), S. 491–494.
840
Editionsbericht
II. Textredaktion und Variantenerfassung Die in dem Eröffnungsband unserer Lohenstein-Edition, dem Band 2 der Abteilung Dramen (Textteil, S. 590–593), dargelegten Grundsätze der Textredaktion gelten hier gleichermaßen. – Ergänzend ist für den vorliegenden Band darauf hinzuweisen, daß die in den Satzvorlagen sowohl des ,Ibrahim Sultan’ wie der ,Sophonisbe’ feststellbare gelegentliche Verwendung des Tremas zur Kennzeichnung von Umlauten anstelle des regulären über die Vokale gesetzten e in der Edition unbeachtet bleibt, da ihr offenbar keinerlei sachlich begründbare Differenzierungsabsicht zugrunde liegt. Für den Variantenapparat der ‚Sophonisbe‘ ist auf folgende Besonderheiten hinzuweisen: – Auf die beiden Varianten des Erstdrucks (A1 und A2) wird im textkritischen Apparat nur verwiesen, wo tatsächlich Druckvarianten vorliegen; wo dies nicht der Fall ist, die Exemplare beider Varianten also denselben Text haben, wird nur das beide einschließende Sigel A verwendet. – Der C-Druck wechselt nicht mehr wie die Drucke A und B zwischen den Namensformen Ma¢ini¢¢a / Ma¢ani¢¢a, sondern hat durchweg Ma¢inissa. Deshalb werden solche Abweichungen des C-Drucks von der Editionsvorlage nicht vollständig erfaßt, sondern aus systematischen Gründen nur dort genannt, wo die entsprechende Form im B-Druck zu verzeichnen war.
Transkriptionsregeln
841
III. Transkriptionsregeln für die den ‚Ibrahim Sultan‘ betreffenden Teile der Handschrift R. 3156 der UB Wrocł aw Unsere Abschrift gibt den Text unverändert wieder. Zutaten des Herausgebers, stets in Spitzklammern eingeschlossen, sind auf folgende Maßnahmen beschränkt: – Angabe von Blatt- und Seitenwechsel (hier zwecks besserer Übersicht ausnahmsweise halbfett), – Markierung einer zweifelhaften Lesung durch ein Fragezeichen, – Ersetzung unleserlicher Wörter oder Buchstabenfolgen durch drei Punkte, – Ergänzung von Wörtern oder Buchstabenfolgen bei geringfügigem Textverlust durch Beschädigung der Handschrift, vorausgesetzt, daß an der Zuverlässigkeit der vorgenommenen Ergänzungen nicht zu zweifeln ist. Nasalstriche werden stets aufgelöst. – Nicht aufgelöst werden die r-Häkchen hinter einem d (bis auf eine Ausnahme, Kind’ auf S. 360, Z. 35, nur bei dem Wort der). Da für das r-Häkchen kein spezielles Sonderzeichen zur Verfügung stand, mußten wir uns ersatzweise mit einem Apostroph behelfen. – Unverändert bestehen bleiben die Abkürzungen dz für daz bzw. das sowie wz für was. Durch Verwendung von Antiquaschrift hervorgehobene Wörter oder Namen werden wie üblich in Kursivsatz wiedergegeben. Unterstreichungen in der Handschrift und horizontale Trennungsstriche zwischen Textblöcken wurden als solche auch in den edierten Text übernommen. Die Abschrift wurde so angelegt, daß die Beschaffenheit des Textes (hinsichtlich von Streichungen, Verbesserungen, Einfügungen über oder unter der Zeile, Ergänzungen am Rand) durch Verwendung bestimmter graphischer Elemente und Zeichen beim Lesen unmittelbar evident wird, so daß der textkritische Fußnotenapparat auf die Erläuterung
842
Editionsbericht
einiger weniger graphisch nicht sinnfällig darstellbarer Besonderheiten beschränkt werden konnte. Streichungen größerer Textabschnitte durch Diagonalstriche (einfach oder kreuz und quer) sind durch ||– Beispiel –|| markiert. Durch horizontale Striche getilgte Wörter oder ganze Zeilen sind in eckige Klammern eingefaßt: [Beispiel]. Innerhalb eines gestrichenen Textstücks der erst- oder zweitgenannten Art enthaltene frühere Streichungen sind in kursiv gesetzte eckige Klammern eingefaßt: [Beispiel]. Befindet sich hierin ein gestrichener Textteil aus einer noch früheren Korrekturphase, so steht dieser innerhalb von zwei kursiv gesetzten eckigen Klammern: [[Beispiel]]. Durch Unterpungierung aufgehobene Streichungen sind so kenntlich gemacht: [¦Beispiel¦]. Am linken Rand notierte Textergänzungen (in der Regel versehen mit Verweiszeichen) sind durch Sternchen am Anfang und Ende gekennzeichnet: *Beispiel*. Die Verweiszeichen werden nicht reproduziert. Über oder unter der Zeile ergänzte Wörter sind in aufwärts oder abwärts gerichtete Pfeile eingefaßt: FBeispielF – GBeispielG. Folgt ein solches Wort unmittelbar auf ein gestrichenes, so steht es in aller Regel direkt über bzw. unter diesem. Bei Verbesserungen innerhalb eines Wortes wird zunächst die unkorrigierte Form, sodann, abgetrennt durch einen nach rechts gerichteten Pfeil, die korrigierte Form wiedergegeben: Beipiel f Beispiel.
Bildanhang
Bildanhang
843
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Bildanhang
Ibrahim Sultan: Bl. a4v–a5r
Bildanhang
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Ibrahim Sultan: Bl. a8 v–Ar (= S. 1)
846 Bildanhang
Ibrahim Sultan: S. 32–33
Bildanhang
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Ibrahim Sultan: S. 146 – Bl. ar
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Sophonisbe: Bl. b2v–b3r
Bildanhang
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Sophonisbe: Bl. b8v-Ar (= S. 1)
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Sophonisbe: S. 36–37
Bildanhang
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Sophonisbe: S. 140–141
852 Bildanhang
Bildanhang
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Entwurf der Anmerkungen Lohensteins zu ‚Ibrahim Sultan‘ I 503–524 (Autograph) – s. o., S. 352–354
854
Bildanhang
Entwurf des Anfangs der Widmung an Kaiser Leopold I. zum ‚Ibrahim Sultan‘ (Autograph) – s. o., S. 355 f.
Bildanhang
Entwurf zu ‚Ibrahim Sultan‘ III 275–299, 307–310 u. 327–338 (Autograph) – s. o., S. 359–361
855
856
Bildanhang
Durchkorrigierter Anfang der Inhaltsangabe zum ‚Ibrahim Sultan‘ (Autograph) – s. o., S. 373
Bildanhang
857
Abbildungsnachweise Frontispiz (Porträt Lohenstein): Nach Band 1 (1689) der ersten Ausgabe von Lohensteins ‚Arminius‘ (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Sign.: A 12804). Ibrahim Sultan: Titelkupfer und Titelseite nach der zweiten Ausgabe Frankfurt / Leipzig 1679 (Exemplar der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar, Sign.: 14,6:12). Sophonisbe: Titelkupfer, Titelseite und Abb. 1–3 (drei Porträtbeigaben) nach der Erstausgabe Breslau 1680 (Exemplar der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar, Sign.: 14,6:12). Szenar der Sophonisbe-Aufführung Breslau 1669: Titelseite nach dem Exemplar der Universitätsbibliothek Wrocł aw (Breslau), Sign.: Yu 1055,3,74. Bildanhang: Den Abbildungen von Druckseiten aus ‚Ibrahim Sultan‘ und ‚Sophonisbe‘ liegen die oben genannten beiden Bibliotheksexemplare zugrunde. – Die vier Abbildungen von handschriftlichen Entwürfen Lohensteins zum ‚Ibrahim Sultan‘ entstammen der Handschrift R. 3156 der Universitätsbibliothek Wrocł aw (Breslau), Bl. 4r, 5 r, 9r, 14 r.
Ibrahim Sultan, Quellen
859
I. Kommentar 1. Ibrahim Sultan 1.1. Zu den Quellen des ‚Ibrahim Sultan‘ Die für die Entwicklung der Handlungsstruktur unseres Stückes zentrale Quelle Lohensteins war die Ibrahim-Vita des italienischen Historikers Maiolino Bisaccioni in dessen Lebensbeschreibungen der Osmanischen Sultane seit Selim II., die 1654 als Anhang zu Francesco Sansovinos türkischer Geschichte erschienen war.1 Für weitere realhistorische Zusammenhänge und für kultur-, sitten- und religionsgeschichtliche Einzelheiten griff Lohenstein auf die übrigen Viten Bisaccionis, das genannte Werk von Sansovino sowie auf die sonst in seiner Zeit verfügbare Fachliteratur zurück, vornehmlich auf die Reiseberichte von DellaValle2, 1
2
Maiolino Bisaccioni, Vite e fatti d’alcuni Imperatori Ottomani aggiuntevi di nuovo, cioè Selino !!" II., Amorathe III., Mahometto III., Acmate, Mustafa, Ottomano II., Amurathe IV. et Ibraino !!" ultimo. – Im Anhang (mit eigener Paginierung) zu: Francesco Sansovino: Historia universale dell’origine, guerre et imperio de Turchi. !…" Accresciuta in questa ultima impressione di varie materie notabili, con le vite di tutti gl’Imperatori Ottomanni sino alli nostri tempi !…". Venedig 1654. – Asmuth hat die für Lohensteins Drama wesentlichen Passagen aus Bisaccionis Text abgedruckt und mit deutscher Übersetzung versehen: Bernhard Asmuth, Die italienische Quelle von Lohensteins „Ibrahim Sultan“. In: Europäische Tradition und deutscher Literaturbarock. Internationale Beiträge zum Problem von Überlieferung und Umgestaltung. Hrsg. von Gerhart Hoffmeister. Bern, München 1973, S. 225–249, hier S. 227–239. Breite Dokumentation stofflicher Übereinstimmungen mit Bisaccioni auch bei Philip Wadsley Lupton, Die Frauengestalten in den Trauerspielen Daniel Casper von Lohensteins. Diss. masch. Wien 1954, S. 208–234. – Eine instruktive schematische Übersicht über die Parallelen einzelner Szenen von Lohensteins Drama zu Bisaccionis Text findet sich bei Béhar: Pierre Béhar, Silesia tragica. Epanouissement et fin de l’école dramatique silésienne dans l’œuvre de Daniel Casper von Lohenstein (1635–1683).Tome 1. Wiesbaden 1988, S. 140–142. Pietro Della Valle, Viaggi !…" Con minuto ragguaglio di tutte le cose notabili osservate in essi, Descritti da lui medesimo in 54. Lettere famigliari, Da diversi luoghi della intrapresa pellegrinatione. Mandate in Napoli all’ erudito, e fra’ più cari, di molti anni suo Amico Mario Schipano. Divisi in trè parti, cioè La Turchia, La Persia, e L’India, co’l ritorno in Patria. !… ". 4 Bde (Bd. 1: La Turchia; Bd. 2.1: La Persia, Parte prima; Bd. 2.2.: La Persia, Parte seconda; Bd. 3: L’India, co’l ritorno alla patria). Bologna 1677 (die von L. benutzte Ausgabe konnte ich nicht ermitteln).
860
Kommentar
Paul Rycauts ‚Present state of the Ottoman Empire‘ (1668)3 in der französischen Ausgabe von 16724 und (für die überarbeitete und ergänzte zweite Druckfassung des ‚Ibrahim Sultan‘) auf Jean Baptiste Taverniers ‚Nouvelle relation de l’interieur du serrail du Grand Seigneur‘ (1678)5. Wie schon bei seiner ‚Epicharis‘6 hat sich Lohenstein auch beim ‚Ibrahim Sultan‘ von einem Drama Tristan L’Hermites (1601–1655), nämlich von dessen 1656 postum im Druck erschienenem ‚Osman‘7, anregen lassen.8 Tristan transponierte hier die ihm aus Bisaccionis Ibrahim-Vita bekannte Intrige um die Mufti-Tochter (bei ihm ohne Namen, nur immer „La fille du Mouphti“) in die Geschichte des Sturzes und der Ermordung Sultan Osmans II. (1622). Die Mufti-Tochter ist hier jedoch kein Opfer despotischer Gewaltherrschaft. Sie ist in den Sultan verliebt und versucht, bei ihm Gegenliebe zu erwecken, indem sie ihm ein Bild von sich zuspielt. Als Osman sie persönlich kennenlernt, weist er sie ab, da ihre erotische Attraktivität für ihn geringer ist, als ihn das Bild hatte vermuten lassen. Die nun in Gang gesetzte Intrige, die zum Sturz Osmans führt, ist bei Tristan die Rache der verschmähten Mufti-Tochter, die sich am Schluß des Stückes aus Verzweiflung selbst ersticht. Während die auf gemeinsame Kenntnis Bisaccionis zurückzuführenden Übereinstimmungen zwischen den Dramen Lohensteins und Tristans für die Konstatierung irgendwelcher Ab-
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Paul Rycaut,The present state of the Ottoman Empire. Containing the maxims of the Turkish politie, the most material points of the Mahometan religion, their sects and heresies, their convents and religious votaries, their military discipline, with an exact computation of their forces both by land and sea. Illustrated with divers pieces of sculpture, representing the variety of habits amongst the Turks. In three books. London 1668. – Reprint New York 1971 (= The Eastern Europe Collection). Paul Rycaut, Histoire de l’état present de l’empire Ottoman. Traduit de l’Anglois de Monsieur Ricaut !…". Par Monsieur Briot. Augmentée d’une seconde partie. 2 Tle. Amsterdam 1672. – Rycauts Werk lieferte Lohenstein die Namen diverser handelnder Personen; s. dazu die Hinweise von Béhar, Silesia tragica, tome 1 (wie Anm. 1), S. 151 f. Jean Baptiste Tavernier, Nouvelle relation de l’interieur du serrail du Grand Seigneur. Contenant plusieurs singularitez qui jusqu’icy n’ont point este mises en lumiere. Amsterdam 1678. S. den Kommentarband zu Bd. 2 der Abt. Dramen unserer Ausgabe, S. 706. Tristan L’Hermite, Le théâtre complet. Edition critique par Claude K. Abraham [u. a.]. Alabama 1975, S. 761–849. Hierauf hat als erster Asmuth aufmerksam gemacht: Bernhard Asmuth, Lohenstein und Tacitus. Eine quellenkritische Interpretation der Nero-Tragödien und des „Arminius“-Romans. Stuttgart 1971 (= Germanistische Abhandlungen 36), S. 60–63. Des weiteren vgl. zu diesem Thema: Béhar, Silesia tragica, tome 1 (wie Anm. 1), S. 147 f.; Gerald Gillespie, Passion, piety, and politics: Lohenstein’s Ibrahim Sultan and Tristan L’Hermite’s Osman. In: Literary culture in the Holy Roman Empire, 1555–1720. Ed. by James A. Parente, Jr., Richard Erich Schade, and George C. Schoolfield. Chapel Hill, London 1991 (= University of North Carolina Studies in the Germanic languages and literatures 113), S. 78–88.
Ibrahim Sultan, Widmung
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hängigkeiten des einen vom anderen natürlich keinerlei Aussagekraft besitzen, so sprechen doch bestimmte darüber hinaus bestehende gleichartige Handlungsmotive dafür, daß Lohenstein Tristans Trauerspiel gekannt und für seine Zwecke genutzt hat. Es sind vor allem die folgenden: – die schon erwähnte Weckung erotischen Interesses an der Mufti-Tochter durch ein Bild; – das Liebesversprechen der Mufti-Tochter bei Tristan gegenüber dem Bassa Selim unter der Voraussetzung, daß er sie an Osman rächt9 (korrespondierend dem Eheversprechen Ambres gegenüber dem Bassa Mehemet in den Versen II 163–167); – der Selbstmord der beiden Protagonistinnen. Béhar verweist hinsichtlich möglicher literarischer Vorbilder darüber hinaus für den Prolog des ‚Thrakischen Bosporus‘ auf inhaltliche und strukturelle Parallelen zu dem Prolog Guarinis zu seinem ‚Pastor fido‘ (von Lohenstein selbst übersetzt in AnmL. zu S II 511)10 und für das Drama selbst auf diverse motivische Ähnlichkeiten mit Trauerspielen von Andreas Gryphius (‚Catharina von Georgien‘ und ‚Leo Armenius‘)11.
1.2. Stellenkommentar Widmung Leopold I. (1640–1705, Kaiser seit 1658), Sohn Kaiser Ferdinands III., wurde nach dem plötzlichen Tode seines älteren Bruders, Ferdinands IV. (1633–1654), der schon zu Lebzeiten seines Vaters zum deutschen König gewählt worden war, zunächst König der beiden habsburgischen Erblande Ungarn (1655) und Böhmen (1656), dann, 1658, ein Jahr nach dem Tode Ferdinands III., deutscher Kaiser. Die Vermählung Leopolds mit Claudia Felicitas fand 1673 statt, noch im Todesjahr seiner ersten Frau, Margarita Teresa (s. u. Anm. zu S II 528), die kurz nach der Geburt ihres sechsten Kindes gestorben war. Claudia Felicitas (geb. 1653), Tochter Erzherzog Karls von Tirol, starb bereits 1676, mit 22 Jahren, nach der Geburt ihrer zweiten Tochter. 5,1 zwey Angel -Sterne] Da ‚Angelstern‘ in aller Regel nur den Polarstern (für die alten Seefahrer sicheres Kennzeichen für die nördliche Himmelsrichtung) meint, fragt sich, was L. mit der Pluralform im Sinne hat (vgl. hierzu auch AnmL. zu I 620, S. 256,774–775). Offensichtlich wird dem Polarstern, wie aus den folgenden Bemerkungen hervorgeht, ein südliches Pendant ge9
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In der dritten Szene des zweiten Akts, V. 555–558: Tristan L’Hermite, Le théâtre complet (wie Anm. 7), S. 794 f. Béhar, Silesia tragica, tome 1 (wie Anm. 1), S. 150. Ebd., S. 148–150.
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genübergestellt. Vermutlich handelt es sich dabei entweder um das Kreuz des Südens oder um das Sternbild Corona australis (Südliche Krone). 5,2 vereinbart] ‚vereinigt‘. 5,3 Mittags] ‚Südens‘. 5,5 Die er¢tere] Nämlich die Tugend. 5,6 Lowen] Natürlich Anspielung auf den Namen des Kaisers (lat. ‚leo‘ = ‚Löwe‘). Vgl. Prol. 54, 86 u. 94; S II 543, V 175.182). 5,6–7 die andere] Nämlich die Glückseligkeit, mit Anspielung auf den zweiten Namen (Felicitas) der Kaiserin. Vgl. Prol. 95. 5,8 furgebildet] ‚vorgestellt‘, ‚veranschaulicht‘. 5,11 Mu¢ch-Ziegen] Moschusziegen, auch Bisamziegen, heute Moschustiere genannt: mit einer Moschusdrüse ausgestattete, in Asien beheimatete, dem Reh ähnlich sehende Säugetiere aus der Ordnung der Paarhufer. 5,13 Paradiß-Vogel] L. denkt an die Manucodiata oder Apodes (eine Gattung der in Neuguinea beheimateten Paradiesvögel), von denen früher die Mär ging, daß sie keine Füße hätten und sich daher ständig in der Luft aufhalten müßten (vgl. Plinius, Hist. nat. 10,114; Hofmann, Lexicon universale 3,42 s.v. ‚Manucodiata‘). 6,14 Ver¢ehung] ‚Vorsehung‘. 6,15–16 auch Nahmen … kunfftiger Begebenheiten] Ähnliche Betrachtungen auch in L.s ‚Lob-Schrifft‘ auf Herzog Georg Wilhelm von Liegnitz, Brieg, Wohlau (1679), Bl. J5v. – nichts minder] ‚um nichts weniger‘. 6,18 Henrichen] König Heinrich II. von Frankreich (Regierungszeit 1547–1559) starb nach einem von ihm veranstalteten Ritterturnier durch einen Lanzenstich ins rechte Auge, den ihm sein Gegner, der Graf von Montgomery, beigebracht hatte; Heinrich III. (1575–1589) wurde von dem Dominikanermönch Jacques Clément erstochen; Heinrich IV. (1594–1610) starb ebenfalls durch den Dolch eines Attentäters (François Ravaillac). Vgl. E, Widm., S. 268,3–4. 6,18 Jacobern] König Jakob I. von Schottland (Regierungszeit 1424–1437) fiel einem Mordkomplott schottischer Adliger zum Opfer; sein Sohn Jakob II. (1437–1460) kam bei der Belagerung von Roxburgh durch die Explosion einer Kanone ums Leben; dessen Sohn Jakob III. (1460–1488) fiel im Kampf gegen eine Armee des aufständischen Adels; dessen Sohn Jakob IV. (1488–1513) schließlich fiel in einem Krieg gegen England. 6,19 Ca¢imirn] Es gibt keinen polnischen König dieses Namens, der ein blutiges Ende gefunden hätte. Vermutlich dachte L. an Johann Kasimir II. (König von Polen 1648–1668), der nach schweren außenpolitischen Niederlagen 1668 abdankte. 6,20 Ferdinanden] Die deutschen Könige und Kaiser Ferdinand I. (1556–1564), Ferdinand II. (1619–1637) und Ferdinand III. (1637–1657). 6,25 fur] ‚vor‘. 6,26 Vor¢chmack] ‚Vorgeschmack‘. 6,26–27 guldnen Zeit] Das Goldene Zeitalter, das unter der Herrschaft des Gottes
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Saturn bzw. (griech.) Kronos stand. In diesem ersten der von Hesiod (Erga 109–210) geschilderten fünf Weltzeitalter lebten die Menschen in einem paradiesischen Zustand, völlig sorgenfrei und in absolutem Frieden untereinander und mit allen anderen Lebewesen, während die folgenden Zeitalter bis zum letzten, dem eisernen, eine sich immer weiter steigernde Verschlechterung brachten. Von der Herrschaft Kaiser Leopolds ist also eine Rückehr zum Goldenen Zeitalter zu erwarten. L. greift hiermit auf einen in der Herrscherpanegyrik schon des 16. Jh.s beliebten Topos zurück. Vgl. Prol. 62–64; A I 11; S II 543. 6, 29 Vereinbarung gutter oder bo¢er Sterne] Vgl. zu dieser Thematik L.s Hochzeitsrede für seinen Bruder (‚Vereinbarung der Sterne und der Gemüther‘) in den ‚Blumen‘ (Lohenstein, Lyrica, hrsg. von G. Spellerberg, S. [350]–[366]). – Vereinbarung] ‚Vereinigung‘. 6, 31–32 des Ca¢tors und der Helenæ] Die Heroen Kastor und Pollux (die Dioskuren), Zwillingsbrüder, wurden von Zeus zur Belohnung für ihre Bruderliebe als das Sternbild Zwillinge an den Himmel versetzt. Den antiken Seeleuten galten sie als Nothelfer bei schweren Stürmen, ihre Schwester Helena (die trojanische), der auch ein Gestirn zugeschrieben wurde, jedoch eher als unheilbringend. Die Meinungen hierüber waren aber offenbar geteilt, denn Euripides führt Helena in seinem ‚Orest‘, V. 1637, zusammen mit ihren Brüdern als Glücksbringerin an. Vgl. Hofmann, Lexicon universale 2,470. Alle drei wurden mit dem Elmsfeuer in Verbindung gebracht: ein vereinzeltes Flämmchen sollte das Wirken Helenas anzeigen, zwei Flämmchen zusammen das der Dioskuren. 6, 32 bey ietzigen Sturmwinden] Als diese Widmung geschrieben wurde (1673), lief gerade der durch die Eroberungspolitik Ludwigs XIV. provozierte Holländische Krieg (1672–1678, beendet durch den Frieden von Nimwegen). 7,38 an¢tandigen] ‚angemessenen‘, ‚gebührenden‘. 7,38 Da] ‚zumal‘. 7,38–40 der gro¢¢e Alexander … ge¢euftzet] Alexander der Große beklagte, daß es in seinem Zeitalter keinen Homer gab, der seine Taten so hätte besingen können, wie die des Achilles in der Ilias besungen wurden (überliefert von Arrianus, Alexandri Anabasis 1,12,1–2). 7,39 Abgang] Hier im Sinne von ‚Mangel‘ oder ‚Fehlen‘ (vgl. Frühnhd. Wb 1,122 f.,10). 7,40 !un"danckbarern] Der hier gegen die gesamte Drucküberlieferung vorgenommene Eingriff war von der Logik des Kontexts her zwingend geboten: Betonung des Gegensatzes zwischen dem alten Griechenland, das seine vorzeitlichen Helden verehrte, und den alten Deutschen, die die großen Taten ihrer Ahnen aus Undank und barbarischer Unwissenheit haben in Vergessenheit geraten lassen. 7,43–45weil die gantze Welt … fur¢tellet] Vgl. S, Widmungsged., V. 19 ff. 7,49–50 den vom Kay¢er Augu¢tus … gewiedmeten Tempel] Nicht Augustus, sondern Caesar hat der von ihm verehrten Göttin Felicitas (Personifikation des
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glücklichen Erfolges) einen Tempel bauen lassen, der, bei seinem Tode noch unfertig, von M. Aemilius Lepidus, dem Triumvir, vollendet wurde (Cassius Dio 44,5,2). Vielleicht verwechselt L. den Tempel der Felicitas mit dem Altar der Fortuna Redux, der bei der Rückkehr des Augustus aus Syrien 19 v. Chr. in Rom geweiht wurde (Wissowa, Religion u. Kultus [21912], S. 263). 7,52–53 in ihr Schlaffgemach … auff¢etzten] Die späteren römischen Kaiser hatten in ihrem Schlafgemach eine goldene Statue der Fortuna. Vgl. Scriptores Historiae Augustae: Iulius Capitolinus, Antoninus Pius 12,5. 7,53–55 Ew. Kay¢erl. Maje¢t. … erlanget] Subjekt des Satzes ist „mehr güldne Glück¢eligkeit“ (= Claudia Felicitas), „Ew. Käy¢erl. Maje¢t.“ hierzu Genitivattribut. 7, 55–56 Ein Ertztenes Glucks-Bild … Kay¢erthum] Lt. Sueton, Vitae Caesarum: Galba 4,3, träumte der spätere römische Kaiser Galba (68–69 n. Chr.), nachdem er die Männertoga angelegt hatte, die Göttin Fortuna spreche zu ihm: Sie stehe ermüdet vor seiner Tür; wenn er sie nicht sofort hereinhole, werde sie irgendeinem anderen zufallen. Als Galba erwachte und nachsah, fand er auf der Schwelle zum Atrium eine goldene Statuette der Fortuna. Er brachte sie nach Tusculum, wo er den Sommer zu verbringen pflegte, stellte sie dort unter seinen Hausgöttern auf und opferte ihr jeden Monat. 8,60 Hecatomben] In der Antike große, feierliche Opferhandlungen, bei denen eine sehr große Zahl von Tieren geopfert wurde. 8,61 aufgethroneten] ‚auf den Thron erhobenen‘. Vgl. Lohenstein, Arminius, Tl. 1 (1689), Zuschrift an Friedrich III., Kurfürsten von Brandenburg, Bl. b2r–b2 v: „Arminius bleibt nun Zweifels ohne in dem berühmten Berlin !… " unter die Helden aufgethrönet !… "“. Im DWb (1,757) für das Wort außer diesem Beleg nur noch die Stelle Prol. 71; im Frünhd. Wb nicht verzeichnet. 8,62 Gemuths-Flecken] Offenbar soviel wie ‚Charakterfehler‘. 8,63 Mohnden] Wie auch anderwärts Sinnbild für das Osmanische Reich und den Islam schlechthin (s. auch Anm. zu Prol. 56). 8,67–68 die Rabe und Neutra] An den Flüssen Raab (heute Slowenien) und Neutra (heute Slowakei) hatten die kaiserlichen Truppen 1644 wichtige Siege über die Türken errungen. Vgl. Prol. 87 u. S V 177. 8,68–69 nah-anverwandtem Blute] Gemeint ist Ibrahims 1664 an der Raab gefallener Schwiegersohn (s. Prol. 88 u. AnmL. hierzu). 8,69 des Machmets] D. h. des zur Zeit der Niederschrift dieser Widmung regierenden Sultans Mehmeds IV. (Regierungszeit 1648–1687). 8, 70 be¢chamen: daß] Dazwischen fehlt eigentlich ein Relativsatz, von dem „daß“ abhängig ist, z. B.: ‚welche glauben‘. 8, 71 nichts minder] ‚nicht weniger‘. 8, 73–75 Die Corinthier … angetragen] Nach einer von Seneca, De beneficiis 1,13,1, mitgeteilten Anekdote: Als Alexander der Große auf die Verleihung des Bürgerrechts durch die Stadt Korinth nur mit Lachen reagierte, versicherten ihm die Korinther, daß sie bisher nur Herkules das Bürgerrecht ver-
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liehen hätten (diesen betrachteten sie als ihren Stammvater). Vgl. S, Widmungsged., V. 13–14. 8, 76 fur] ‚vor‘. 9, 79 Lothe] ‚Lot‘ ist eine alte Maßeinheit für ein sehr geringes Gewicht (hier etwa dem Sinne nach: ‚einige wenige Gramm‘). 9, 79–80 vergnuget] ‚begnügt‘. 9, 80 vielmehr] ‚noch in weit stärkerem Maße‘. Jnhalt 11,2 erhebet] ‚preist‘. 11, 7 der zwolfte] Tatsächlich war Ibrahim der 18. Sultan seit Osman I., dem Begründer des Osmanischen Reiches. 11,11 Uppigkeiten] ‚Ausschweifungen‘. 11,13 hingerichtet] ‚getötet‘. 11,14 mitlerzeit] ‚inzwischen‘. 12, 20–21 ihnen !…" vorbilden] ‚sich als Möglichkeit vor Augen führen‘. 12, 30 ver¢chwert ¢ich] ‚erlegt sich durch Schwur auf‘. 12, 32 ihrer Erhaltung] ‚ihres Überlebens‘. 12, 43 Dreuen] ‚Drohen‘. 13,53 vergebene] ‚vergebliche‘. 13,54 Verkleinerung] ‚Herabsetzung‘. 13,56–57 loßgela¢¢enen] ‚freigelassenen‘. 14,68–69 ungeachtet ihrer Thranen umb Ermordung] ‚obwohl sie ihn unter Tränen anfleht, sie zu töten‘. 14, 73 Uppigkeit] ‚Sinnenlust‘. 14,80 beweglich] ‚eindringlich‘. 14,90 ¢timmet] ‚einwilligt‘. 14,91 angelobet] ‚verspricht‘. 15,108 fur] ‚vor‘. 15,108 Divan] Reichsrat. 15,109 gefodert] ‚gefordert‘. 15,110 dahin ge¢tellen] ‚dort einfinden‘. 15,111 pochende] ‚trotzig‘. 15,114 ¢tellen ¢ich an] ‚geben vor‘. 16,122 dreuet] ‚droht‘. Personenverzeichnis 17,1 Der Thraci¢che Bo¢phorus] Bosporus Thracius ist der antike Name für den Bosporus, die Meerenge zwischen Europa und Kleinasien, die das Schwarze Meer mit dem Marmarameer verbindet. Zu seinen beiden Seiten liegt Istanbul. 17, 2 Ibrahim] Der historische Ibrahim, Sohn Sultan Ahmeds I. (Regierungszeit 1603–1617) und der Kösem (bei L. Kiosem – s. u. Anm. zu 17,8), geb.
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4. Nov. 1615, gest. (hingerichtet) 18. Aug. 1648, war von seinem Bruder, Sultan Murad IV. (1623–1640), der außer ihm alle seine Brüder hatte töten lassen, aufgrund der Bitten seiner Mutter als einziger verschont worden, hatte aber ständig unter Hausarrest gestanden. Als Murad am 8. Febr. 1640 gestorben war, ohne einen Sohn hinterlassen zu haben, und die Thronfolge somit auf ihn überging, war er nur durch Zureden seiner Mutter und des Großwesirs Kara Mustafa zu bewegen, aus den Gemächern, in denen er gefangen gehalten worden war, herauszukommen, da er befürchtete, daß man ihn töten lassen wolle. Nach Sturz und Hinrichtung des alten Großwesirs, veranlaßt von politischen Gegnern, zu denen auch die Sultansmutter Kösem gehörte, geriet Ibrahim unter den Einfluß des Scharlatans und Zauberheilers Cinci Hoca (gesprochen: Dschindschi Chodscha). Seine Aufgaben als Sultan vernachlässigte er zunehmend, indem er sich hauptsächlich den zahlreichen Konkubinen seines Harems widmete, den Favoritinnen unter ihnen hohe Einkünfte und Ämter zuschanzte – eine davon war Schekerpera (bei L. Sekierpera) – und seiner skurrilen kostspieligen Vorliebe für Ambra, das er als Aphrodisiakum in Unmengen konsumierte, und wertvollste Zobelpelze frönte, mit denen er in seinem Palast Wände behängen und Fußböden belegen ließ – was ihm beim Volk und den Geschichtsschreibern den Beinamen ‚Deli‘ (‚der Verrückte‘) eintrug. Das wichtigste außenpolitische Ereignis seiner Herrschaftszeit war der Beginn des Krieges mit den Venezianern um die Insel Kreta 1645, der nach ersten Erfolgen in eine langwierige Belagerung der Hauptstadt Candia einmündete, die erst 1669 von den Türken eingenommen werden konnte. Die Belastungen dieses Krieges und die hohen Steuerabgaben, die des Sultans Verschwendungssucht und seine Günstlingswirtschaft mit sich brachten, waren der Anlaß für eine Verschwörung der Anführer der Janitscharen, die zunächst zur Absetzung und Hinrichtung des amtierenden Großwesirs Ahmedpascha führten. Am 8. August 1648 erfolgte die Absetzung und Einkerkerung des Sultans und die Ausrufung seines erst sechsjährigen Sohnes Mehmed IV. zu seinem Nachfolger (Kösem hatte vergeblich versucht, beides zu verhindern), zehn Tage darauf, am 18. August 1648, in Vollzug einer Fetwa (Rechtsgutachten) des Mufti Abdurrahman Efendi, seine Hinrichtung. Daß Ibrahims Absetzung und Hinrichtung eine Rache dieses Mufti gewesen sei dafür, daß Ibrahim seine Tochter geraubt und vergewaltigt habe, wie in westeuropäischen Darstellungen seit der Frühen Neuzeit berichtet wird12, ist eine bloße Legende, von der osmanische Geschichtsschreiber nichts wissen (s. dazu Hammer-Purgstall, Geschichte, Bd. 5, S. 712, Anm. zu S. 452 †).
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Vgl. dazu die populärwissenschaftliche Darstellung Noel Barbers, der die Geschichte der Mufti-Tochter fast genauso wiedergibt wie Lohenstein, nur daß die Tochter sich nach seiner Version nicht umbringt: Noel Barber, Die Sultane. Die Geschichte des Ottomanischen Reiches dargestellt in Lebensbildern. Frankfurt a. M., Berlin, Wien 1975, S. 103 f.
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17, 3–7 Machmet … Suleiman] Außer seinem Nachfolger Mehmed IV. (bei L.: Machmet), der 1648–1687 regierte, hatte Ibrahim noch sieben Söhne (s. die Liste bei Hammer-Purgstall, Geschichte, Bd. 5, S. 747); ein Orcan ist aber nicht darunter (offenbar Verwechslung mit Osman in einer von L.s Quellen: Rycaut, Histoire de l’état présent, S. 97, wo von einem Sohn namens Orchain die Rede ist). Vgl. AnmL. zu I 266. 17, 8 Kio¢em] Eigtl. Kösem Valide (Valide = Sultansmutter) oder Kösem Sultan, mit dem Beinamen Mahpeiker (Mondgestalt), eine geborene Griechin (1585–1651). Von Sultan Ahmed I. (Regierungszeit 1603–1617) war sie Mutter zweier Sultane: Murads IV. (1623–1640) und Ibrahims (1640–1648). Seit der Thronbesteigung Murads IV. hatte sie am Hofe der Osmanen eine starke politische Stellung inne. Ungeachtet ihrer politischen Dominanz zur Zeit Ibrahims fiel sie bei diesem noch kurz vor seinem Untergang in Ungnade. Weil sie seine maßlose Verschwendungssucht kritisiert und ihn angesichts der gereizten Volksstimmung vor der Gefahr von Unruhen gewarnt hatte, wurde sie aus dem Sultanspalast verbannt. Wie in den ersten Jahren der Herrschaft ihres Sohnes Murad, der schon mit elf Jahren auf den Thron gekommen war, so übernahm sie auch nach der Inthronisierung ihres erst sechsjährigen Enkels, Mehmeds IV. (1648–1687), die Herrschaft, politisch gestützt von den Janitscharenführern, die Ibrahims Absetzung betrieben hatten. Drei Jahre später kam sie bei einer gegen ihr Regiment gerichteten Palastrevolte unter maßgeblicher Beteiligung der Sultansmutter Tarchan, die Kösem zu Unrecht verdächtigte, einen Giftmord gegen den kleinen Mehmed zu planen, auf klägliche Weise ums Leben, erwürgt mit einer Vorhangschnur (Schilderung bei Hammer-Purgstall, Geschichte, Bd. 5, S. 539–542; Charakteristik ihrer Persönlichkeit bei Eickhoff, Venedig, Wien u. die Osmanen, S. 97–108; vgl. auch IV 311–317 u. AnmL. hierzu). 17, 9–11 Fatima … Hagar] Diese drei Mütter von Söhnen Ibrahims sind fiktive Gestalten, ihre Namen beliebig gewählt; die historische Mutter von Ibrahims Nachfolger Mehmed (bei L. Machmet, als Sohn der Fatima) hieß Tarchan. 17,12 Si¢igambis] Als Quelle für die den Stoff der Eingangsszene der ersten Abhandlung bildenden erotischen Absichten gegenüber seiner Schwägerin, der Witwe seines Bruders und Vorgängers, Murads IV., diente L. das Werk Bisaccionis (s. AnmL. zu I 123 u. 168). Dort bleibt die Umworbene jedoch namenlos. L. gab ihr den Namen einer antiken persischen Königin (korrekt: Sisygambis), Gattin des Arsames (4. Jh. v. Chr.), Mutter von Dareios III., der nach seiner Niederlage gegen Alexander d. Gr. in den Schlachten von Issos und Gaugamela (333 u. 331 v. Chr.) von Verschwörern ermordet wurde. Béhar (Silesia tragica, tome 1, S. 147) vermutet sicher nicht zu Unrecht, daß es L. bei der Wahl gerade dieses Namens darauf angekommen sei, die Verworfenheit Ibrahims dadurch in noch grelleres Licht zu rücken, daß er sie mit der großen Milde und Ehrerbietung konfrontierte, die Alexander der Mutter seines toten Feindes erwiesen hatte.
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17,13 Achmet] Ahmedpascha, der dritte Großwesir Ibrahims, wurde, als verhaßter Steuereintreiber zur Finanzierung der Verschwendungssucht des Sultans, im Vorfeld des Absetzungsverfahrens gegen seinen Herrn umgebracht, sein Leichnam zerfleischt und stückweise als Medikament gegen Gliederschmerzen an das gemeine Volk verkauft – weshalb er in der türkischen Geschichtsschreibung den Beinamen Hesarpara, ‚der in tausend Stücke Zerrissene‘, bekam. 17,14 Mufti] Das historische Vorbild des bei L. namenlosen Mufti, der die entscheidende Rolle im Absetzungsverfahren gegen Ibrahim gespielt und dessen Hinrichtung mit einem Rechtsgutachten (Fetwa) gutgeheißen und begründet hatte, hieß Abdurrahman Efendi. Er wurde nur ein knappes Jahr später, im Juli 1649, seines Amtes enthoben. 17,15 Sekierpera] Eine historisch bezeugte Favoritin Sultan Ibrahims. Der Name müßte korrekt Schekerpera lauten, was türk. ‚Zuckerstück‘ bedeutet (so auch erklärt in AnmL. zu I 240); vgl. AnmL. zu V 69, wo der Name, in französischer Schreibung, mit Chequer Paré wiedergegeben ist. Die historische Schekerpera, die des Sultans Gunst dazu benutzt hatte, sich auf unerhörte Art zu bereichern, wurde auf Betreiben der Sultansmutter Kösem noch zu Lebzeiten Ibrahims enteignet und nach Nubien in die Verbannung geschickt (s. Hammer-Purgstall, Geschichte, Bd. 5, S. 431 f.). 17,16 Mehemet Ba¢¢a … Romania] Einen Mehemedpascha, der, zugleich Großwesir, Begler-beg, d.i. Statthalter, von Rumelien (bei L. Romania) war, gab es unter Murad IV.; er wurde 1637 abgesetzt. Er ist nicht identisch mit dem Mehemedpascha, der nach der Hinrichtung Ibrahims und seines Großwesirs Ahmedpascha (s. o. zu 17,13) neuer Großwesir wurde. Letzterer, ein Derwisch, wurde 1649 seinerseits abgesetzt und hingerichtet. – Ba¢¢a] Im 17. Jh. in Westeuropa übliche Form von ‚Pascha‘: Titel der höchsten zivilen und militärischen Würdenträger im Osmanischen Reich. – Romania] = Rumelien – diejenige Provinz des Osmanischen Reiches, die den europäischen Teil des ehemaligen Byzantinischen Reiches umfaßte (vgl. V vor 613). 17,17 Bectas Janit¢charen Aga] Dieser an der Verschwörung gegen Ibrahim beteiligte Bectas bzw. Begtasch (so bei Hammer-Purgstall, Geschichte, Bd. 5, S. 438) war Oberkommandierender der Janitscharen. – Aga] ‚Herr‘, ‚Kommandant‘. 17,18 Kiuperli Ba¢¢a] Keine historische Gestalt aus der Zeit Ibrahims. Die Familie Kiuperli bzw. Köprülü stellte im 17. Jh. (1656–1676 u. 1689–1691) drei bedeutende Großwesire. 17,19 Kuslir Aga] Gemeint ist Kislar Agassi, Amtstitel des Oberhauptes der schwarzen Haremswächter (Eunuchen). 17,20 Kul-Kiahia] = Kul Kiaja (Amtstitel): Generalleutnant der Janitscharen. 17,21 Capachi-Bachi] Vermutlich verderbt für ‚Kapu Agassi‘ (Obersthofmeister) oder auch ‚Kapuci‘ (Türhüter im Serail); ‚kapu‘ oder ‚kapi‘ = ‚Tor‘, ‚Pforte‘.
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17, 22 Schatradeler Aga¢i] = Schehsadelar Agassi: Amtsbezeichnung für den Obersten unter den als Aufseher der Prinzen eingesetzten Eunuchen. 17, 23 Kara Chiaus] = Karatschausch, einer der führenden Männer der Janitscharen-Truppe, die sich neben Begtasch an der Verschwörung gegen Ibrahim beteiligt hatten. 17, 24 Ha¢¢an Ongle] Eine historische Gestalt dieses Namens ist weder für die Zeit Ibrahims noch auch sonst in der Geschichte des Osmanischen Reiches nachzuweisen. L. bzw. einem seiner historischen Gewährsleute (vgl. die Namensform „Hassan Ogle“ bei Rycaut, Histoire, S. 62) ist vermutlich, abgesehen von einer groben Namensverderbnis, eine Verwechslung unterlaufen. Gemeint ist nämlich der an der Verschwörung beteiligte Janitscharen-Anführer Mussliheddin (s. Hammer-Purgstall, Geschichte, Bd. 5, S. 438); den gleichen Namen aber führte ein Oberstlandrichter zur Zeit Ibrahims, dem das Volk den Beinamen Oghlan Pesewengi, d. h. Knabenkuppler, gegeben hatte (s. ebd., S. 440). 17, 25 Na¢uf Ba¢¢a] Keine historische Gestalt aus der Zeit Ibrahims. Der Name ist historisch getreu als Nassuhpascha zu lesen; so hieß der türkische Beamte, der 1636 Statthalter von Ofen war (s. Hammer-Purgstall, Geschichte, Bd. 5, S. 221). 17, 26 Piali] Eigenname. – Capitan Ba¢¢a] = Kapudan Pascha: Großadmiral. Einen solchen namens Piale gab es unter Murad IV.; zur Zeit Ibrahims war er nicht mehr am Leben. 17, 27 Selictar] = Silihdar: Amtstitel für den Waffenträger des Sultans. 17, 28 Ambre] Die Legende von der Vergewaltigung der Tochter des Mufti als Anlaß für die von diesem geleitete Verschwörung gegen Ibrahim und dessen Absetzung findet sich bei Bisaccioni, auf den sich L. auch mit der Verarbeitung dieses Handlungsstrangs stützt (vgl. AnmL. zu II 113). Der Name der Tochter wird dort aber nicht angegeben. L. nannte sie nach dem bekannten Duftstoff, der im Drama mehrmals erwähnt wird, weil Ibrahim sich seiner als eines Aphrodisiakums – neben Zibeth und Moschus – übermäßig bedient (vgl. I 196 u. V 289). Sekierpera spielt in II 418 auf diesen Bedeutungszusammenhang an. Aus II 243 geht hervor, daß Ambre erst vierzehn Jahre alt ist (vgl. auch I 621). 17, 29 Lalpare] Die Ehefrau des Mufti ist eine erfundene Figur; L. gab ihr den Namen der Mutter des Jachia, eines angeblichen Sohnes Sultan Mehmeds III. (s. u. Anm. zu I 466–476 u. AnmL. zu I 466). 17, 30 Mollah] = Mullah, Titel eines muslimischen Richters oder Rechtsgelehrten. 17, 31 Valide Agasi] = Valide Agassi (Amtstitel), der Obereunuch im Dienste der Valide (Sultansmutter). 18,32 Cadile¢chier] Gemeint ist Kadiasker: Oberstlandrichter oder Heeresrichter im Osmanischen Reich.Vgl. L.s Erläuterung S. 322,1686–1689. 18,33 Amurathens] Murads IV., Ibrahims Bruders und Vorgängers. In der Anfangszeit seiner Regierung (1623–1640) – er kam schon als Elfjähriger auf
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den Thron – führte seine Mutter Kösem (s. o. Anm. zu 17,8) faktisch das Regiment. Seit 1632 hatte er selbst die Herrschaft inne. Seine Außenpolitik war bestimmt durch den Krieg mit dem persischen Safawidenreich um den Irak. Die schon verlorengegangenen Städte Mossul und Bagdad konnte Murad 1629 und 1638 wieder zurückerobern. Innenpolitische Reformen auf dem Gebiete des Finanz- und Militärwesens setzte er mit großer Grausamkeit durch. Zur Sicherung seiner Herrschaft hatte Murad IV. alle seine Brüder bis auf Ibrahim, den er ständig gefangen hielt, töten lassen (vgl. IV 278 f.). So wurde Ibrahim bei seinem Tode 1640, da er keinen Sohn hinterlassen hatte, sein legitimer Nachfolger. 18,34 Ichoglans] Hofpagen; im Singular eigtl.: Itschoghlan; in moderner türk. Schreibung: içoglanı. ˇ 18,35 Kadi] Richter. 18,36 Sphahi] Eigtl. Sipahi: berittene Soldaten. – Janit¢charen] Eine im 14. Jh. gegründete Eliteeinheit des osmanischen Heeres, die direkt dem Befehl des Sultans unterstand und ihm zu absolutem Gehorsam verpflichtet war. Ihr Name leitet sich von türk. ‚yeni çeri‘ (‚neue Truppe‘) her. Sie rekrutierte sich anfangs aus christlichen Kriegsgefangenen, die zum Islam übergetreten waren. Später wurde ihr Nachwuchs durch die sog. Knabenlese gewonnen. Man erzog Knaben christlicher Herkunft, die ihren Eltern geraubt worden waren, in islamischem Sinne und nach türkischem Brauch und ließ ihnen auf Militärschulen eine ausgezeichnete Ausbildung zuteil werden. In Westeuropa waren die Janitscharen für ihre Kampfkraft, ihren Mut und ihre rückhaltlose Einsatzbereitschaft berühmt und gefürchtet. 18,37 Die Stummen] Stumme Handlanger, die für Aufgaben herangezogen wurden, die absolute Verschwiegenheit erforderten, vor allem Mordtaten im Auftrag des Sultans. 18,46–48 Eris … Liebes-Gotter] S.u. Anm. zu V vor 815. 18,50 Seraglio] Die im 17. Jh. viel verwendete italienische Form für ‚Serail‘ als Bezeichnung des Sultanspalastes (von türk. ‚saray‘: ‚Palast‘, ‚Schloß‘). 18,51 7. und 8. Augu¢ti] Am 7. August 1648 fiel der Beschluß zur Absetzung Ibrahims, einen Tag darauf erfolgte seine Absetzung und Einkerkerung, am 18. August seine Hinrichtung. Prolog (Der Thraci¢che Bo¢phorus) 1 3
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Befrembdet euch] ‚Findet ihr es befremdlich‘. Thrax und Turcke] „Thrax“ = ‚Thraker‘, zu L.s Zeit eigentlich das gleiche wie „Türcke“, da der östliche, an den Bosporus grenzende Teil des antiken Thrakien seit dem 15. Jh. den westlichen, zu Europa gehörenden Teil der Türkei bildet. Fur] ‚statt‘. – unwirthbar’n] ‚ungastlichen‘. des Abgrunds] ‚Abgrund‘ hier etwa ‚tiefer Grund des Erdbodens‘ (vgl. V 732).
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Brunnen] Wohl Dat. Pl. – ihr Glaß] ‚ihr Wasser‘, im Hinblick auf dessen Klarheit und Durchsichtigkeit. 9 Ploten-Jn¢eln] = Plotae, alter Name für die Strophades, zwei kleine griechische Inseln im Jonischen Meer, südlich von Zakynthos, heute Strofahia. – ein Morei¢ch Kwell] Nämlich Quellwasser, das eigentlich auf der Peloponnes, die im Mittealter Morea hieß, entsprungen und, wie in AnmL. erläutert, unter dem Meer zu den Strophadischen Inseln geflossen ist. 10 Sultanien] Sultania, Stadt in Persien (s. Zedler 41,217 f.). – zu Mecha kwillet] ‚in Mekka entspringt‘ (s. AnmL.). 11–12 Des Alfeus … mit Arethu¢en ¢tillet] Arethusa, eine Nymphe in Elis, entzog sich dem Liebeswerben des Flußgottes Alpheus, indem sie sich im Strom ihrer Tränen in eine Quelle verwandelte und unter dem Meer nach Sizilien floß, wo sie in Syrakus als gleichnamige Quelle wieder ans Licht trat, hier aber vermischt mit den Wassern des Alpheus, der ihr gefolgt war. Vgl. S II 511 f. 14 Rohr] Im Frühnhd. vorkommende umgelautete Nebenform zu dem Singular ‚Rohr‘. 15 Calpens Meer -Schlund] Die Straße von Gibraltar, nach dem im Altertum Calpe genannten Berg, der zusammen mit dem auf afrikanischer Seite gelegenen Berg Abyla die ‚Säulen des Herkules‘ (alter Name der Straße von Gibraltar) bildete. Vgl. I 142. – dem Ocean] Hier: dem Atlantik. 16 der Meere Brunn das Schwartze Meer] S. dazu die auf antike Theorien (erwähnt bei Plinius, Hist. nat. 4,93) zurückgehenden Erläuterungen in AnmL. zu V. 13 ff. – gebehre] ‚gebäre‘. 22 Darius baute Brucken] Der Perserkönig Darius (Dareios) I. ließ bei seinem Zug gegen die Skythen in Südrußland 513 v. Chr. eine Schiffbrücke über den Bosporus bauen. 23 Zevs … ver¢tellt in eine Kuh] Eine in der Antike verbreitete etymologische Deutung des Namens Bosporus als ‚Rinderfurt‘ führte zu einer Verknüpfung mit der Sage der Io, einer Königstochter, mit der Zeus ein Liebesverhältnis hatte. Die eifersüchtige Hera schickte der von Zeus in eine weiße Kuh verwandelten Io eine Bremse. In Wahnsinn verfallen flüchtete Io vor der Bremse über Nordgriechenland, das Ionische Meer und den Bosporus bis nach Ägypten, wo ihr Zeus ihre menschliche Gestalt wiedergab. L. ist hier also ein Flüchtigkeitsfehler unterlaufen: Nicht Zeus hat, in eine Kuh verwandelt, den Bosporus durchschwommen, sondern Io (Verwechslung mit der Sage von Europa, die Zeus als Stier verfolgte?). 25 Einfluß] ‚Einmündung‘. 26 den Stuhl] D. h. seinen Thron. – umbtammet] ‚wie mit einem Damm umgibt‘ (vgl. C2 III 141). 27 Thurm’ auß Men¢chen-Hauptern] Zitat einer Äußerung des JanitscharenAnführers Bectas Aga (s. AnmL.). 28 zu Spahan nur Ziegen-Kopffe] S. dazu die Erläuterung in AnmL. Spahan ist = Isfahan, Stadt in Persien (vgl. I 144).
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vertrocknet] ‚trocknet aus‘. – verrauchet] Eigtl. ‚geht in Rauch auf‘ (so S II 180), hier aber ‚verdunstet‘ (vgl. die ebenfalls auf Wasser bezogenen Belege in DWb 25,993,1). 32 ¢chi¢¢en] ‚schießen‘. 34 bey ietzigen] ‚im Hinblick auf die heute verübten‘. – Dun¢t] ‚Belanglosigkeiten‘, ‚Nichtigkeiten‘ (vgl. die entsprechenden Belege in DWb 2,1561 f.,5). 35–40 Wieviel … ti¢cht] Beispiele für „Der Grichen La¢ter“ (V. 34) in früheren Zeiten. 35 Geburths-!… "Glieder] ‚Geschlechtsteile‘. Ich kann hier nur einen Hinweis auf das Geschlechtsteil des Gottes Uranos sehen, das ihm von seinem Sohn Kronos mit einer Sichel abgeschnitten und ins Meer geworfen wurde. 36–37 Augen/ die die Mutter … ins Klo¢ter ¢tieß] Es war mir nicht möglich, hierfür irgendeinen historischen oder mythologischen Zusammenhang zu ermitteln. 39 Die Mutter und den Sohn] Iokaste und Ödipus. 40 bey gekochtem Kind’ … ti¢cht] Anspielung auf die gräßliche Art, mit der sich Atreus, der König von Mykene, an seinem Bruder Thyestes dafür rächte, daß dieser ihn zeitweise um die Königsherrschaft gebracht und mit seiner Frau Aërope Ehebruch getrieben hatte. Atreus tötete des Thyestes Söhne, schnitt sie in Stücke, ließ diese kochen und legte sie bei einem vorgeblichen Versöhnungsmahl seinem Bruder zum Essen vor. Nach Beendigung des Mahls zeigte er ihm die Köpfe und Hände seiner Kinder. Vgl. S I 286, III 301 f. – Hencker -Vater] So wird Thyestes tituliert, weil er zusammen mit Atreus beider gemeinsamen Stiefbruder Chrysippos umgebracht hatte. – ti¢cht] ‚zu Tisch sitzt‘. 43 Byzanz] Das von den Osmanen 1453 eroberte Byzantinische Reich. 47 mein Cry¢tall] ‚mein kristallkares Wasser‘ (vgl. V. 61). 48 Stambuldens] Istanbuls. 53 Schmaragd’nen] ‚smaragdfarbenen‘, also grünen. 54 der gekronte Low] Kaiser Leopold I. (s. o. Anm. zu Widm. 5,6). 55 Adler] Als Hoheitszeichen des Deutschen Reiches. Vgl. V. 81; IB III 359; S V 178.183.185. 56 Stambuldens Monden] Der (Halb-)Mond (hier poet. Plural) als Hoheitszeichen des Osmanischen Reiches. Vgl. Widm. 8,63; IB I 374, III 360; S V 155.178. 59 niemals ein Tyrannen-Fuß] Vgl. E, Widm., S. 268,5–16. 60 Palmenreichen] ‚Palmen‘ hier nicht wörtlich zu nehmen, sondern, ebenso wie „Lorbern“ V. 61, als Sinnbild des Sieges. 61 den Chri¢tallinen-Strom] ‚den kristallklaren Strom‘ (vgl. V. 47), nämlich den der Donau. 62–64 Wo die Spi¢¢e … Oliven-Beern] Ein Bild des Goldenen Zeitalters (s. o. Anm. zu Widm. 6,26–27), in dem absoluter Friede und allgemeiner Wohlstand herrschen. – Eegen] ‚Eggen‘. – Schwerdter … in Pflug-Schaarn] Nach der berühmten Weissagung Mi 4,3.
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68 Caffa] = Kaffa, heute Feodosija (Ukraine), Stadt auf der Krim, die damals zum Osmanischen Reich gehörte. 70 Burg/ Stadt] Wien. 71 neuen Stuhl] Nämlich den für die neue Kaiserin Claudia Felicitas. – aufgethront] ‚zum Thron erhoben‘ (s. o. Anm. zu Widm. 8,61). 72 Der Donau Haupt] Zunächst möchte man meinen, daß damit die Stadt Wien gemeint sei. Die Zuschreibungen in den beiden folgenden Versen („Sand“, „Schilff“, „Schmeltz“, „Schaum“) deuten aber zweifelsfrei darauf hin, daß man sich hier das Haupt einer weiblichen Gestalt als Allegorie der Donau vorzustellen hat. – mit Myrten-Krantzen] Anspielung auf die Hochzeit von Leopold I. und Claudia Felicitas (die Myrte, im Altertum der Venus heilig, ist seit dem 16. Jh. als Brautschmuck nachgewiesen). 73–74 ihren !… " ¢ein !…" Sein] Der Wechsel im Genus der Possessivpronomina läßt sich nur aus dem Wechsel des Bezugswortes (zuerst „Donau“, dann „Haupt“) erklären; dieser seinerseits scheint keinen tieferen Sinn zu haben, sondern wohl nur durch Unachtsamkeit des Autors verursacht zu sein, dem mit Sicherheit bewußt war, daß Flußgötter in der Antike immer männlich waren, und der beim Schreiben vergaß, daß das weibliche Geschlecht von „Donau“ eine Beibehaltung des weiblichen Possessivpronomens erzwang. 74 Schmeltz] ‚Schmelzglas‘, eigtl. „durch Schmelzen gewonnenes gefärbtes metallisches Glas“ (DWb 15,1010,1), hier aber im weiteren übertragenen Sinne: ‚leuchtender Glanz‘ (vgl. die Belege DWb 15,1011 f.,3). 75 auß Tyroll] Die in Innsbruck geborene Claudia Felicitas war eine Tochter des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol (1628–1662). 76 ¢ein Ertzt-Reich Geburg] Tirol war in der Frühen Neuzeit ein Zentrum des europäischen Silber- und Kupferbergbaus. 81 Adler] S.o. Anm. zu V. 55. 86 des Rom¢chen Reiches Low] Kaiser Leopold I. (s. o. Anm. zu Widm. 5,6). 87 die Neutra und die Rabe] S.o. Anm. zu Widm. 8, 67–68). 88 ¢ein Eydam J¢mael] Er fiel 1664 in der Schlacht an der Raab (s. AnmL.). Vgl. Widm. 8,68–69. 92 Wie auch die Sonne … aus] Eine Variation des bekannten, Philipp II., König von Spanien 1556–1598, zugeschriebenen Ausspruches, daß im habsburgischen Reich die Sonne nie untergehe. Vg. C V 493. 94 der LÖWE] Kaiser Leopold I. 95 GLÜCKSELJGKEJT] Anspielung auf den zweiten Namen (Felicitas) der kaiserlichen Braut (vgl. Widm. 5,1.6–7). 101 ¢ie] Vermutlich Druckfehler oder Lapsus L.s für zu erwartendes ‚es‘ („das Verhängniß“ V. 99), induziert durch die beiden Feminina in V. 100. 103 krafftig] ‚wirksam‘ (nämlich das Wünschen); vgl. DWb 11,1950,2e/3.
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Erste Abhandlung Szenenfolge: a) V. 1–172; b) V. 173–292; c) V. 293–384; d) V. 385–554; e) V. 555–640; f) Reyen: V. 641–730. Orte der Handlung: Gemach der Frauen im Sultanspalast (a–c); Thronsaal des Sultans (d–e). vor 1 Oda] Das türkische Wort für ‚Zimmer‘. – Seraglio] S.o. Anm. zu Pers.-Verz. 18,50. 2 Die Sonnenwende] Hier: Heliotrop, eine Pflanze, deren Blätter und Blüten dem Lauf der Sonne folgen. Mit ihr vergleicht sich auch Nero bei seinem Werben um Poppaea (A II 20). Vgl. auch S V 67 f. 5 hier ungewohnlich] S. dazu AnmL. 8 Man ¢ieht … ¢chimmern] Vgl. die verschiedenen Abwandlungen dieser Sentenz in E I 677 f., III 133 f., IV 57.225. 14 glimme] ‚glühende‘, d. h. noch lebendige, die in der Lage ist, das „LiebesOel“ zu entzünden (vgl. V. 20). 16 glam] Alte Präteritalform von ‚glomm‘. 24 Heclens] Von Hekla, dem Vulkan in Island. Sein letzter schwerer Ausbruch vor der Niederschrift dieses Dramas war i. J. 1597. 26 Blitz !…" aus Kalt’ und Dun¢t] Nämlich aus den Gewitterwolken. 30 Muß] ‚darf‘. – ¢chlechtem] ‚schlichtem‘. 31 Ag¢tein] ‚Bernstein‘. – zeucht] ‚zieht an‘. 32 Kweck-Silber ¢chatzbar Gold] Quecksilber zieht Gold an – weshalb man es zur Scheidung von Gold und Silber verwendete (s. RE IX,1,58 s.v. ‚Hydrargyrum‘; Zedler 13,1348 s.v. ‚Hydrargyrus‘). 32–33 Die Flammen … gegen Golde kalt] Soll heißen, daß selbst die Zeder, Inbegriff von Festigkeit und Stärke, dem Feuer hilflos ausgeliefert ist, während Gold von ihm nicht nur keinen Schaden erleidet, sondern sogar noch von fremden, wertmindernden Beimischungen geläutert wird. 37 un¢er Anmuths-Trieb] ‚der Anreiz zur (Liebes-)Lust, der von uns ausgeht‘. Das Kompositum fehlt im DWb; s. aber s.v. ‚Trieb‘ DWb 22,436,2a. Zu ‚Anmuth‘ in dem hier anzusetzenden Sinn vgl. V. 98 u. II 109. – ¢chlechter] ‚schlichter‘. 40 Die gleich] ‚obgleich sie‘. 43 Marmel] ‚Marmorplatten‘. 45 ¢ind ehr¢uchtig] ‚haben den Ehrgeiz‘. 47 Engli¢ch] ‚engelsgleiches‘. 48 blumen] ‚mit Blüten schmücken‘ (vgl. II 399, III 462; E I 382, II 4; S V 277). 49 Granaten] Als Bezugsobjekt für diese Metapher kommen sowohl die Früchte als auch die Blüten des Granatapfelbaums in Betracht (vgl. DWb 8,1830,4). Vgl. V. 329 u. III 111.455. 50 erkie¢t] ‚erwählt‘.
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Alima] Eine der Sultaninnen Ibrahims. reicht den Schatten dir] ‚reicht dir das Wasser‘ (vgl. DWb 14,590; A II 487; C I 652; C 2 I 92; S IV 301). 57 Fenix] Der sagenhafte Vogel Phoenix, der sich verjüngte, indem er sich verbrannte und aus der Asche neu emporstieg (Physiologus 7). Vgl. V. 598 u. III 601 f. 60 ge¢tirnte Kertzen] ‚Sterne‘, ‚Himmelslichter‘ (vgl. V 770). 62 Stock] ‚unsensibler, stumpfer Mensch‘. – alber] ‚einfältiges‘. 63 Zirckel aller Zierden] ‚Universum aller Reize‘ („Zirckel“ als Bezeichnung einer umschlossenen Gesamtheit; vgl. DWb 31,1591). 66 Den guldnen Apffel] Den goldenen Apfel der Eris, den Paris in dem nach ihm benannten Urteil (s. Anm. zu C II vor 437) der Göttin Aphrodite bzw. Venus zugesprochen hat. – kie¢e] ‚wähle‘. 67 ¢chlechtes] ‚simples‘. 68–69 uns !… " ¢treichet !… " an] ‚für uns anmalt‘, d. h. vorgaukelt. 69 Fur bloden Augen] ‚vor schwachsichtigen Augen‘. – ein¢t gebußter] ‚einmal befriedigter‘. 74 Das Thier beim Hyppanis] Die Eintagsfliege, von der Plinius (Nat. hist. 11,120) berichtet, daß sie aus einer dünnhäutigen Hülle, ähnlich einer Weinbeere, ausschlüpfe, die der Fluß Hypanis in Pontus zur Zeit der Sonnenwende herabführe. 77 Trieb] Hier wohl im Sinne von ‚(sexueller) Antrieb bzw. Anreiz‘. 78–79 bey uns ohnmachtig blieb … zu ¢tecken] Ist lt. AnmL. zu V. 77 als Hinweis auf die Frühzeit Ibrahims zu lesen, in der er von den Frauen seiner nächsten Umgebung für impotent gehalten wurde (vgl. auch V. 248 f.). 80 Flecken] ‚Makel‘ (vgl. V. 109). 81 eckelnd] ‚anekelndes‘, ‚ekelerregendes‘. – ¢chleuß] ‚schließe‘, ‚folgere‘. 85 Amurath] Sultan Murad IV., Ibrahims Bruder und Vorgänger, Sisigambis’ Ehemann. 88 Hellen-] ‚Höllen-‘. 90 nun] So in allen Drucken; aber wahrscheinlich Druckfehler für ‚nur‘. – lang¢am wird] ‚zu seinem Zustandekommen viel Zeit braucht‘ („lang¢am“ also in der heute verschwundenen Bedeutung ‚langandauernd‘ oder auch ‚spät‘). – tauernd] ‚dauerhaft‘. 91–92 ¢o viel Zeit die Elefanten … ¢chweben] Aristoteles war der Auffassung, daß der Elefant 200 bis 300 Jahre alt werden könne (Hist. animal. 8,9 [596a]); allerdings setzt er die Dauer der Trächtigkeit nur mit zwei Jahren an (ebd. 5,14 [546b]). Wie L. auf die ganz unrealistische Zahl von zehn Jahren kommt, war nicht zu ermitteln. 98 Anmuth] Anders als in V. 82, wo das Wort eher in der heute geläufigen Bedeutung gebraucht wird, hier, wie oft bei L., im Sinne von ‚sinnliche Lust‘. Vgl. V. 37, II 109; A I 110.112, III 145; C IV 429.439; S II 138.490, V 526. 99 zart’¢ten] ‚jüngsten‘, ‚jugendlichsten‘. – Tacht] ‚Docht‘.
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101 gehn !… " fur] ‚übertreffen‘. 104 ¢piel’n] Hier etwa: ‚leuchten‘ (vgl. III 109 u. S, Widmungsged., V. 61 nebst Anm. hierzu). 108 eiteln] ‚nichtigen‘. 118–119 Man zundet mit der Flutt Den Kalck !… " an] Gebrannter Kalk erhitzt sich bei Zugabe von Wasser auf bis zu 150° und zerfällt dabei zu gelöschtem Kalk. Vgl. V 472. 119 Ent¢chlußen] Hier wohl im Sinne von ‚Ausschließen‘, nämlich des verliebten Freiers (vgl. DWb 3,606,4). 122 mein Licht] Apposition zu „Amurath“: ‚mein Liebling‘ o. ä.; vgl. V. 6. 123 durch theuren Eyd] ‚durch einen Eid, der mit einer Beteuerung gegenüber der Gottheit vorgebracht wurde‘ (DWb 21,370, I, 7).Vgl. II 126. 128 ¢chafft] ‚ordnet an‘, ‚erteilt Weisungen‘. – verblindet] ‚wird blind‘. 129–130 zieln Auff Glauben] ‚sein Handeln auf Treu und Glauben ausrichten‘. 132 des Gewi¢¢ens Trieb] D. h. den Handlungsdruck, der vom Gewissen ausgeht. – Wo] ‚falls‘. 135 Fall-Bret] Ein Brett, bei dessen Betreten man in eine Grube oder einen Graben fällt (vgl. II 277; A I 364, V 79; C2 I 1051, III 496; E I 585; S I 2). 136 Verwech¢eln] ‚einzutauschen‘. 140 Ardens] Gemeint ist Ardahan, eine Provinz im Nordosten der Türkei, an der Grenze zu Georgien, mit gleichnamiger Hauptstadt. Ardahan wurde 1551 (bis dahin seldschukisch) von den Türken erobert. 1544 errichtete Süleyman I. hier eine Burg. Vgl. V 217. 141 Wolge] Die Wolga. – Oby] Der Ob. 142 Giebraltars Haupt] Wohl der Berg Calpe (s.o. Anm. zu Prol. 15). – Oxus] Ein Fluß in Asien, heute: Abu Darja; er entspringt an der Nordgrenze von Afghanistan und mündet in den Aralsee. 144 J¢pahan] Die persische Stadt Isfahan (vgl. Prol. 28). – Agra] Stadt in Indien. – Kitay] Vermutlich Kitaigrod, Stadt in Podolien (dessen Gebiet liegt heute teils in der Ukraine, teils in Moldawien). Vgl. Zedler 15,828. 145 Amara] Lt. Zedler (1,1647) Name zweier Städte: einer in Arabien (Arabia felix) und einer in Armenien. – Die Gotter die¢er Welt] Diese Bezeichnung für Fürsten und Könige auch A IV 175 u. C I 693. Vgl. dazu die Bezeichnung der Richter als ‚Götter‘ in Ex 21,6; 22,27. Ähnlich C III 281: „Erdens-Götter“; V 3: „der Erde Götter“. Vgl. auch IS I 210 („Sonne die¢er Welt“); C II 390 („di Sonnen die¢er Erden“), III 616 u. A III 164, ferner Gryphius, Leo Armenius III 53: „Gott hält ob den/ die er selbst Götter nenn’t“ (A. Gryphius, Dramen, hrsg. von E. Mannack, S. 64). 150 ver¢tattet’s Mufti nicht] Konditionalsatz: ‚falls der Mufti es nicht erlaubt‘. 152 Schlu¢¢en] ‚Beschlüssen‘, ‚Anweisungen‘. 154 von fernem Blitz’] D. h. von der göttlichen Strafe (Anspielung auf Jupiters Donnerkeil), die noch fern ist. 155 der Boßheit unentfernet] ‚dem bösen Tun sehr nahe‘, d. h. die göttliche Strafe erfolgt prompt.
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verklar’t] ‚hellt auf‘. bitten] ‚bieten‘. Noth-Zwang] ‚Notzucht‘, ‚Vergewaltigung‘. ruh’] ‚lasse ab‘. fur] ‚vor‘. fernern Tritt] ‚weiteren Schritt‘ (über die gesetzte Grenze hinaus). Oßmans] Osmans I. (Regierungszeit 1281?-1326), des Begründers des Osmanischen Reiches. 172 fleckicht] ‚beschmutzt‘, ‚besudelt‘. 174 ¢ich !… " ver¢tellen] ‚sich verändern‘, ‚sich wandeln‘ (vgl. DWb 25,1729,B1). 177 Die Demuth] Der Ton liegt auf „Die“! 181 ergetzt] ‚ergötzt‘. 185 Napell] Napellus oder Napellenkraut bzw. Eisenhut (Aconitum), eine giftige Pflanze aus der Familie der Hahnenfußgewächse. S. dazu Zedler 8,627–630 s.v. ‚Eisen-Hütlein‘. Vgl. V 852; C III 20; E IV 358; S III 455. – Dein ¢iecher Leib] In AnmL. hierzu der Hinweis, daß Ibrahim schon 1641 wegen seiner sexuellen Überaktivität einen Schlaganfall erlitten habe. – wird bald] Im Geiste zu ergänzen: ‚dich lehren‘. 187 Seuchen hecket] ‚Krankheiten hervorruft‘. 188 ¢trecket] ‚spannt‘. 189 zu hoch] ‚zu stark‘ (vgl. DWb 10,1600 f.,q). 190–191 mergel¢t dich !… " ab] ‚strapazierst dich‘, ‚bringst dich von Kräften‘. 193 Zobeln] Zobelpelzen (s. AnmL. zu V. 192). – uberdielt] ‚am Boden belegt‘. 194 zinßt] ‚als Tributleistung liefert‘. 195 Ver¢tell’t] ‚verschandelt‘ (vgl. V. 212 u. III 489). 196 Ambra] Sehr kostbarer Duftstoff, gewonnen aus einer wachsartigen, grau- bis schwarzfarbigen Masse, die aus dem Darm von Pottwalen stammt. – Zibeth] Duftstoff aus einem Drüsensekret der Zibetkatze. Zusammen mit Ambra von Ibrahim als Aphrodisiakum („Saltz der Brun¢t“, V. 197) verwendet (AnmL.). Vgl. V 281 f., 289 f. 197 Mit Uberflu¢¢e] ‚im Übermaß‘. 199 Ver¢chwelgte] ‚durch Ausschweifungen aufgebrauchte‘. 200 ver¢pieln] ‚völlig verausgaben‘, ‚ruinieren‘. 206 gehohlt Chry¢tall] Vermutlich Umschreibung für ein konkav geschliffenes (‚hohl gemachtes‘) Objektiv in einem Fernrohr (für ‚höhlen‘ kein vergleichbarer Beleg im DWb). 209 halt] ‚hält für‘ (vgl. DWb 10,296,11a). 210 der Sonne die¢er Welt] D. h. des Herrschers (s. o. Anm. zu V. 145: „Götter die¢er Welt“). 211 wohl¢tandig] ‚gefällig‘. – an] Gehört zu „Schmier’t“. 212 Was Woll’ und Haar ver¢tellt] ‚was selbst wollene und härene Gewänder verschandelt‘. Zu „ver¢tellt“ vgl. V. 195, zu „Haar“ II 98, IV 79; C I 696; IB IV 302.
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215–218 Weil Fur¢ten … Auf tau¢end Hau¢er ¢treu’n] Ähnlicher Gedanke E I 438–441. 218 mit Be¢tand] ‚zu Recht‘: 222 ver¢ehrt] ‚kränkt‘, ‚beleidigt‘. 223 erhebet] ‚einzieht‘ (vgl. V 723). 224 was Glimpf ver¢pielt] ‚was Milde einbüßt‘. 225 vorhin] ‚früher‘. 227–229 Das Schwerdt … ver¢tocktes Weib] Wie aus AnmL. zu ersehen, spielt L. hier, unter Bezugnahme auf LeMoynes ‚Gallerie des femmes fortes‘, auf ein Ereignis bei der Eroberung der damals den Venezianern gehörenden Insel Negroponte (italienischer Name von Euboea, mit der Hauptstadt Chalkis) durch Sultan Mehmed II. im Jahre 1470 an. Nachdem der Sultan den Gouverneur der Insel, Paolo Erizzo, auf bestialische Weise hatte töten lassen (es heißt, Mehmed habe Befehl gegeben, ihn mit einer Säge in zwei Teile zu trennen, um sein früheres Versprechen, Erizzos Kopf zu schonen, nicht brechen zu müssen), soll er dessen Tochter Anna nachgestellt und diese, als sie sich ihm beständig verweigerte, eigenhändig mit seinem Schwert niedergehauen haben. Vgl. William Muller, The Latins in the Levant. A history of Frankish Greece (1204–1566). Cambridge, New York 1964, S. 476 f. Rossini verarbeitete den Stoff in seiner Oper ‚Maometto secondo‘ (1820). Vgl. II 502–504.675 f., III 521. 228 Des Con¢tantinus Reich] Das 1453 von Sultan Mehmed II. eroberte Byzantinische Reich. Mit Constantinus kann ebenso der letzte byzantinische Kaiser Konstantin XI. Palaiologos gemeint sein wie Konstantin I. (d. Gr.), der Gründer Konstantinopels. 232 der Wech¢elbalg] Hier als Schimpfwort verwendete Bezeichnung für ein nach frühneuzeitlichen Vorstellungen von dämonischen Mächten gezeugtes und der Wöchnerin anstelle des von ihr geborenen untergeschobenen Kindes. Dieses unechte Kind ist gewöhnlich auf abstoßende Art körperlich mißgestaltet. 232–233die Spinnen … ¢chmier’n an] Vgl. E III 65 f.; S III 48. 234 Die Zirze] Kirke, die Göttin, die die Gefährten des Odysseus in Schweine verwandelte. Vgl. V 842; A I 629 f.; C II 547 f.; S, Widmungsged., V. 117, III 457, IV 89. 235 Furien] Den griechischen Erinnyen entsprechende furchterregende weibliche Rachegeister (mit Schlangenhaaren und Schlangen als Peitschen in den Händen). 237 Haucheln] ‚Schmeicheln‘. 237–238 unterm Schein Der Seidenwurmer] ‚den Anschein von Seidenwürmern erweckend‘. 240 Zucker hei¢¢en] Der Name der Kupplerin bedeutet in seiner authentischen Form (Schekerpera) ‚Zuckerstück‘, wie in AnmL. richtig angegeben. 249 ohnmachtig ¢ey] S.o. Anm. zu V. 78 f. 250 fur] ‚angesichts‘.
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252 Befleißte] Zu erwarten wäre eigtl. die Form ‚befli¢¢ene‘. Vgl. V. 258. 256–257 nicht das Pfund verliegen !…" la¢¢t] ‚das Kapital nich nutzlos liegen bleiben läßt‘ („Pfund“ hier als Geldmaß zu verstehen). 258 beflei¢¢t] ‚befleißigt‘. 260–263 Jbrah’m hat … ¢chon zu ruhmen] Gemeint ist hier der Khan der Krimtataren, die sich seit 1478 für drei Jahrhunderte in einem Vasallenverhältnis zum Osmanischen Reich befanden. „Chivas“ ist sicher verderbt für Girai, den Namen der Herrscherdynastie bei den Krimtataren (vgl. AnmL., wo sich neben „Chivas“ die korrektere Namensform „Chirei“ findet, V. 455, wo der Name „Chiran“ lautet, und V 19 nebst AnmL., wo der Name in einer weiteren Fehlform, Gerci, wiedergegeben ist). Über die hier geschilderten Ansprüche der Tatarenkhane auf den türkischen Thron bei fehlendem Nachwuchs der Osmanen und sich daraus zur Zeit der Anfänge Ibrahims ergebende militärische Auseinandersetzungen auf Rhodos (schon seit 1523 in türkischem Besitz!) konnte ich nichts ermitteln. Vgl. III 49.352–354, wo das Thema nochmals angesprochen wird. 261 kalter Sinn] D. h. die bei ihm anfangs vermutete Impotenz. 262 unvererbter Stuhl] ‚eines Erben entbehrender Thron‘. – ihn] Den Tatarenkhan. 265 vor] ‚vorher‘. – ¢tumpfer Kiel ietzt ¢charffe Pfeile ¢pitzt] Ein rätselhaftes, so in sich unsinniges Bild (mit natürlich obszönem Hintersinn), da ein (Feder-)Kiel, ob angespitzt oder nicht, als Werkzeug zum Anspitzen von Pfeilen kaum vorstellbar ist. Vermutlich war L., als er dies schrieb, nicht ganz bei der Sache – sofern nicht ein ganz grobes, nicht mehr rekonstruierbares Druckversehen vorliegen sollte. 270 die Perl’ aus Curdi] Eine großgewachsene Armenierin (V. 272: „Die Rie¢in“), die lt. AnmL. zu V. 272 Ibrahim zu seiner Favoritin gemacht hatte und die auf Betreiben seiner Mutter umgebracht worden war. Vgl. V. 339 f. – Curdi] Offenbar verderbt für Scutari, wo man lt. Bisaccioni (s. AnmL. zu V. 272) die Armenierin gefunden hatte. 271 durch den Schlag erbla¢¢t] ‚an einem Schlaganfall gestorben‘. 275 unartig’s] ‚aus der Art geschlagenes‘ (vgl. DWb 24,192 f.,4). 280 Vor] ‚zuvor‘. – ¢chmehen] Wie auch bei dem folgenden „brechen ab“ (V. 281) wäre hier der Logik der Sache nach eigtl. eine passivische Konstruktion zu erwarten: ‚sollst du sehen, wie vorher dein Abgott stürzt, wie dein Schoßkind mit Schmach bedeckt wird und derjenigen gewaltsam die Rosen abgebrochen werden, die …‘ 282 fur] ‚statt‘. – Anmuth] Hier etwa: ‚liebevolles Entgegenkommen‘. 283 Fleuch] ‚flieh‘. 286 außtag’t] ‚herbeizitiert‘ („deine Rach’“ ist hierzu Akkusativobjekt). Vgl. II 341 u. die Belege in DWb 1,995). 295 Man ¢undig’t mit Erbarmen] ‚Barmherzigkeit ist ein schwerer Fehler‘. 297 ringen auß] ‚entwinden‘. 298–299 entbricht Sich] ‚befreit sich‘.
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302 es ficht mich ¢elber an] ‚mich selbst stört‘. 306 Kapzaum] Dasselbe wie Brechzaum, ein am Gebiß mit Stacheln oder Zähnen bewehrter Zaum, der widerspenstigen Pferden angelegt wird. Vgl. V. 505; A III 150; C IV 103. 307 ¢ich … jagen] ‚sich von dem Strom der Begierde treiben läßt‘ (‚lassen‘ wie auch sonst bei L. in einer dem lateinischen A.c.I. ähnlichen Konstruktion). 308 ¢turme] ‚stürmische‘. 310 Schimpff] ‚Entehrung‘. – furge¢etzter] ‚zudiktierter‘ (vgl. DWb 4,814,10). 313 auf beyder Wincken ¢ieht] ‚Hinweise beider (nämlich Sisigambis’ und Kiosems) beachtet‘. 315–316 ver¢ang’t !… " Durch !… " Brun¢t] Das Bild wird nur stimmig, wenn „Brun¢t“ auch im eigentlichen Sinne (‚Feuerbrand‘) verstanden wird. 318 Speigel] ‚Speichel‘. 323–324 die aus Ledens Schalen … gekrochen ¢eyn] Nach ihrer Liebesaffäre mit Jupiter, der sie in Gestalt eines Schwans aufgesucht hatte, gebar Leda ein Ei, aus dem Helena (die trojanische) und die Dioskuren (Kastor und Pollux) ausschlüpften. 326 ihr Rubin] ‚ihr Rubinrot‘. – Anmuth] Hier etwa: ‚reizvolle Erscheinung‘. – abgewinnt] ‚übertrifft‘ (mit Dativ, vgl. II 159). 327 ihre Perl’n] D. h. ihre perlweiße Färbung (vgl. V. 354 u. II 401). 328 Scharlach] Wertvoller roter Farbstoff. Vgl. II 399, III 95.406. – wird entfarbt] ‚verblaßt‘. 329 Fur] ‚vor‘. – Granat] S.o. Anm. zu I 49. – Schnecken-Blutt] Purpur, gewonnen aus einem Sekret der Purpurschnecke. 330 Bi¢am-Apfel] Ein apfelförmiger, mit Duftstoffen gefüllter Behälter. 331–332 Die Flammen … Liebes-Ballen] Vgl. zu diesen drei die Röte der Brustwarzen im Kontrast zur Weiße der Brüste beschreibenden Metaphern II 402 und die ähnlichen Stellen A II 56 f., III 243 u. C I 639. 335 Ent¢etzung] Etwa: ‚ehrfürchtiges Erstaunen‘ (vgl. DWb 3,624,3). 337 Hold] ‚Huld‘. 339–340 der Rie¢in … Armeniens] S.o. Anm. zu V. 270. 341 ¢chwere] ‚schwöre‘. 343–345 Das Abuchalid … Kuß ihr gab] Gemeint ist Yazid II. ben Abd al-Malik, neunter Kalif aus der Dynastie der Umayyaden (Regierungszeit 720–724). Er verliebte sich in ein von ihm erworbenes hübsches Sklavenmädchen aus Medina namens Hababa, eine ausgebildete Sängerin. Ihretwegen soll er seine Amtspflichten völlig vernachlässigt haben. Als sie starb (erstickt an einem Granatapfelkern), behielt er die Tote tagelang bei sich und ließ sie später exhumieren, um sie noch ein letztes Mal zu sehen. Kurz darauf starb er selbst und wurde neben ihr beigesetzt. S. Encyclopaedia of Islam 11,311 (Ch. Pellat); 3,2 (H. Lammens). (AnmL.). 347 fur] ‚vor‘. 348 liegt !…" oben] ‚ist überlegen‘. 350 ab¢ticht] ‚aussticht‘, ‚in den Schatten stellt‘.
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353 Chry¢tallinnen] ‚kristallklare‘. 354 Perln] Als Inbegriff makelloser Weiße (vgl. V. 327 u. II 401). 356 Sonn’ im Wa¢¢er -Manne] Im Sternbild des Wassermannes steht die Sonne vom 21. Januar bis 19. Februar. Dieser astrologische Hintergrund ist hier aber offenbar ohne Bedeutung; es kam L. nur auf eine metaphorische Verbindung von ‚Wasser‘ und ‚Sonne‘ an. 359 den Schatten] D. h. eine schattenhafte, ungenaue Abbildung. 361 der Himmel … fur] D. h., das Abbild reicht nie an das Original heran. – geht !…" fur] ‚geht vor‘, d. h. ist überlegen. 366 Graus] ‚Schutt‘, ‚Trümmer‘. 372 Hold] ‚Huld‘. – Fur lang¢t] ‚seit langem schon‘. – Entweyhte] D. h. Frauen, die ihre Unschuld verloren haben; natürlich Anspielung auf Sisigambis. 372–373 raumen … ein] ‚geben unserer Liebe keine Chance‘. 379 Hold] ‚Huld‘. 382 verknupft] ‚verbindet‘, ‚verpflichtet‘. – die Ergetzlichkeit] ‚das Vergnügen‘. 383 vorzu¢innen] ‚zu sinnen‘, ‚sich im voraus Gedanken zu machen‘ (mehrmals bei L.; s. die Belege im DWb 26,1584). vor 385 Ho¢ada] Richtig wäre ‚Ha¢oda‘ (so V vor 457) = ‚kaiserliches Zimmer‘ (s. Hammer-Purgstall, Des osman. Reiches Stattsverfassung 2,17, s.v. ‚Chaß Oda‘). Vgl. AnmL. zu IV 311, V 811 (hier jedesmal die Form „Ho¢ada“). 385 So trit Venedig … Candien nicht ab] Candia ist der italienische Name Kretas und zugleich der Name der Hauptstadt der Insel, die, bei Ibrahims Regierungsantritt noch im Besitz der Venezianer, schon lange begehrtes Ziel osmanischer Eroberungspolitik war. 1645 nahm Ibrahim einen Überfall maltesischer Galeeren auf einen türkischen Flottenverband, der nach Mekka unterwegs war (s. AnmL. zu V. 394), zum Vorwand, gegen Kreta vorzugehen, mit der vorgeschobenen Begründung, die Venezianer seien insgeheim mit den Maltesern im Bunde. Bei Ibrahims Tod war ein Gutteil der Insel, darunter die Städte Retimo und Canea (vgl. V. 391 u. V 228), fest in türkischer Hand; die Hauptstadt Candia wurde aber noch bis 1669 von den Venezianern gehalten (vgl. V. 559). Sie fiel in diesem Jahr nach einer verlustreichen Belagerung, womit ganz Kreta für über dreihundert Jahre, bis zum Ende des 19. Jhs., türkische Provinz blieb. 386 Soranzo] Giovanni Soranzo, 1644–1647 venezianischer Gesandter (Bailo) in Istanbul. Vgl. V. 556 u. 586. 391 Canea/ Retimo] Zwei Städte auf der von der Republik Venedig beherrschten Insel Kreta, die 1646 von den Türken erobert worden waren. Vgl. V 228. 392 enden] ‚abschließend zustande bringen‘. 394 ¢ich !… " hatt’ ie Friedenbruchs ver¢ehn] ‚je auf einen Bruch des Friedens (durch die Türken) gefaßt gewesen wäre‘. (AnmL.). 396–397 nun wir … Moro¢in] An dem langen Seekrieg um die Insel Kreta wa-
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ren mehrere Mitglieder der venezianischen Familie Morosini als Flottenkommandanten beteiligt. Welchen Morosini L. hier meint, ist nicht auszumachen, zumal auch unklar ist, welche für die Venezianer siegreichen Ereignisse hier angesprochen werden. Auf jeden Fall kann es sich nur um Episoden von nebensächlicher Bedeutung handeln. 396 auß] So in allen Drucken. Dennoch wohl Druckfehler für ‚auf‘. 398 dorffe] ‚bedürfe‘. 401 Divan] Reichsrat. (AnmL.). 402 einig] ‚allein‘. 405 Oßman] Osman I. (Regierungszeit 1281?-1326), der Gründer des Osmanischen Reiches. – in den Grund !…" geleget] ‚begründet‘. 406 Orcan] Orhan I., Sohn und Nachfolger Osmans I. (Regierungszeit 1326–1360). – Pru¢ien] Die byzantinische Stadt Prusa bzw. Brussa, heute Bursa (Westtürkei), nahe dem Marmarameer, südlich von Istanbul, wurde von Orhan I. 1326 erobert und zur Residenzstadt des Reiches gemacht. – Amurath] Murad I., Sohn Orhans I. (Regierungszeit 1360–1389). 407 Stadt des Adrian] Adrianopel (Hadrianopel) hat diesen seinen alten Namen von dem römischen Kaiser Hadrian. Ihr heutiger (türkischer) Name ist Edirne. Die im Westen der Türkei gelegene, seinerzeit byzantinische Stadt wurde 1361 von Sultan Murad I. erobert. Sie war 1368–1453 Residenz der Osmanischen Sultane (bis dahin Prusa bzw. Brussa). 407–408 in Europens Hertze … ge¢teckt] Hier ist wohl an die Eroberung des bulgarischen Philippopel (heute Plovdiv) 1363 zu denken. 408–409 un¢ers Glaubens Kertze … gezundet an] Mit dem Sieg Murads I. über Serbien 1389 in der ersten Schlacht auf dem Amselfeld (Kosovo Polje), durch den Serbien zum Vasallenstaat der Osmanen wurde. 409 Konig Bajazeth] Bayezid I., Sohn und Nachfolger Murads I. (Regierungszeit 1389–1402). 410–411 Die Siegs-Stadt Serviens … in Staub getretten] 1396 wurde ein Kreuzheer unter der Führung des ungarischen Königs und späteren deutschen Kaisers Sigismund (Siegmund) von Bayezid I. bei Nikopolis geschlagen. Nikopolis (der griechische Name bedeutet ‚Siegesstadt‘), im 7. Jh. von dem byzantinischen Kaiser Herakleios gegründet, liegt an der Donau und gehört heute (mit dem Namen Nikopol) zu Bulgarien. Zu Serbien, wie L. meint, hat die Stadt nie gehört. 412–413 Als Mahumeth … Biß in Wallachen drang] Sultan Mehmed I. (Regierungszeit 1413–1421) machte die Walachei (heute im Süden Rumäniens) 1416 mit Waffengewalt erneut zum Vasallenstaat der Osmanen. Sie war schon 1394 von Sultan Bayezid I. in diese Form der Abhängigkeit gezwungen worden, hatte sich daraus aber 1402, nach der schweren Niederlage Bayezids gegen den mongolischen Eroberer Timur, wieder befreien können. 413–416 Als Ludwig … zerraan] Einen Ludwig gibt es in diesem historischen Zusammenhang nicht. L. kann nur Władysław III. Jagiełło, König von Po-
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len (1434–1444) und Ungarn (1440–1444) meinen (vielleicht hat er den Namen Władysław für die polnische Version von Ludwig gehalten?). Das von König Władysław angeführte Kreuzfahrerheer erlitt 1444 gegen Sultan Murad II. (Regierungszeit 1421–1451) bei Varna (Bulgarien) eine vernichtende Niederlage; der König fand dabei selbst den Tod. Mit „Fal¢chheit“ spielt L. offenbar auf den Bruch eines Friedensabkommens durch Władysław an, das dieser nach anfänglichen guten Erfolgen des Kreuzfahrerheeres mit Murad II. vereinbart hatte. 416 die !… " Sebel] ‚Säbel‘ als Femininum im DWb nicht belegt. Hier (wie auch II 91.225, V 699 u. IB V 88.146) vielleicht in Analogie zum Genus von italien. ‚sciabola‘. In II 505 u. III 524 aber als Maskulinum. 417 Des gro¢¢en Mahumeths] Mehmeds II., ‚des Eroberers‘ (Regierungszeit 1451–1481). – zwey Kay¢erthumer zwang] Nämlich das Byzantinische Reich, das 1453 mit der Eroberung Konstantinopels durch Mehmed II. den Osmanen in die Hände fiel, und das Kaiserreich Trapezunt (am Südostufer des Schwarzen Meeres), das, 1204 von Alexios Komnenos (Enkel des byzantinischen Kaisers Andronikos I. Komnenos) gegründet, von Mehmed II. 1461 erobert wurde. 418 zweyer Kay¢er Kopff] Nämlich die der letzten beiden Kaiser von Byzanz und Trapezunt: Konstantin XI. Palaiologos (Kaiser von Byzanz 1449–1453), der bei der türkischen Eroberung Konstantinopels im Kampf fiel, und David Komnenos (Kaiser von Trapezunt 1458–1461), der 1462 in Adrianopel hingerichtet wurde. 419 zwolff Reich’ … zwey hundert Stadt’ er¢tritte] Unter dem Sultanat des ‚Eroberers‘ Mehmed II. wurde das osmanische Staatsgebiet um 40 % erweitert (s. Matuz, Das Osmanische Reich, S. 68). Die von L. genannten Zahlen (12 Reiche, 200 Städte) geben einen den Umfang der Eroberungen Mehmeds II. beschreibenden zeitgenössischen Gemeinplatz wieder (vgl. den entsprechenden Hinweis in dem Mehmed II. gewidmeten Artikel im Zedler 19,491–493, hier 492 unten). 420–421 Selim uberwand … Des Tomonbejus Reich] Sultan Selim I., ‚der Gestrenge‘ (Regierungszeit 1512–1520), eroberte 1516/17 das ägyptische Mamlukenreich, zu dem auch Syrien (bei L. „Damaßkens groß Gebitte“) gehörte. Tuman Bay (bei L. „Tomonbejus“), der letzte Mamlukensultan, wurde hingerichtet. 421–422 Solimans … zwang] Osmanische Eroberungen unter der Herrschaft Süleymans I., ‚des Prächtigen‘ (Regierungszeit 1520–1566). – Pe¢t !… " Ofen] Die beiden Teilstädte des heutigen Budapest: Pest, auf der rechten, östlichen, Ofen (ungar. Buda) auf der gegenüberliegenden Donauseite. Pest kam nach dem türkischen Sieg bei Mohács 1526 unter osmanische Oberhoheit, Ofen (Buda) wurde 1541 erobert. – Rhodis] In der Frühen Neuzeit gebräuchliche Namensform für die Insel Rhodos (vgl. Zedler 31,1157–1167 s.v. ‚Rhodis‘), die, seinerzeit im Besitz des Johanniterordens, 1522 unter türkische Herrschaft kam.
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422–423 noch’s letzte mahl … Bajadeth bezwungen] Bajadeth ist Bagdad. Die Stadt war schon 1534 mit dem gesamten Irak, der bis dahin zum Persischen Reich gehörte, unter osmanische Herrschaft gekommen. 1623 eroberten die Perser Bagdad zurück; 1638, unter Sultan Murad IV. (Regierungszeit 1623–1640), wurde Bagdad wieder türkisch und blieb es bis 1917. (AnmL.). 424 Hat … gedrungen] ‚hat der Arm dieser Helden (d. h. der gerade genannten Sultane) in die Reihen der Feinde hineingewirkt‘. Vgl. AnmL. zu V. 423. 425 feil gemacht] ‚in den Handel gegeben‘, ‚aufs Spiel gesetzt‘. 426 nur auff Uppigkeit hat acht] ‚nur auf Lustgewinn aus ist‘. 427 befahre] ‚befürchte‘. 428–430 Es nahere ¢ich … Untergang] Die von L. in AnmL. nach Sansovino berichtete Prophezeiung vom Untergang des türkischen Reiches nach Eroberung des ‚roten Apfels‘ (s. Anm. zu V. 429) wurde in Europa bekannt durch ein Buch von Bartolomej Georgijevic (ca. 1510 – ca. 1566): Prognoma, sive Praesagium Mehemetanorum, primùm de Christianorum calamitatibus, deinde de suae gentis interitu, ex Persica lingua in Latinum sermonem conversum. Auth. Bartholomaeo Georgieuits. Antwerpen [1545?] (Digitalaufnahme in der neulateinischen Internet-Datenbank CAMENA: http://www.uni-mannheim.de/mateo/camenahist/georgijevic2/te01.html). Der Text der Prophezeiung findet sich hier auf Bl. Br–Bv (L.s deutsche Wiedergabe diesem genau entsprechend). Vgl. dazu Deny, Les pseudo-prophéties, S. 217–220. (AnmL.). – des Oßmans] Der Name des Begründers des Osmanischen Reiches hier stellvertretend für alle nach ihm regierenden Sultane. – den rothen Apffel] ‚Roter (oder goldener) Apfel‘ (türk. ‚kızıl elma‘) war für die Türken des 17. Jh.s Sinnbild der christlichen Ortschaften und Städte, die sie schon erobert hatten und noch erobern wollten (wie Wien oder Rom). Zu dem sich damit verbindenden Mythos s. die ausführliche Darstellung bei Teply, Türk. Sagen u. Legenden, S. 34–73; ferner: Encyclopaedia of Islam 5, 245 f. s.v. ‚Kızıl-elma‘ (P. N. Boratav). 431–433 Die gro¢¢e Wa¢¢erflut … ver¢ehrt] S. AnmL. 433 Der Per¢’ und Ketzer] Hendiadyoin: ‚der ketzerische Perser‘ – Hinweis auf die in Persien maßgebende schiitische Richtung des Islam, die den sich als rechtgläubig verstehenden sunnitischen Osmanen als Ketzerei galt. Konkret ist Schah Abbas I., der Große (Regierungszeit 1587–1629), gemeint (vgl. V. 446, IV 416). (AnmL.). 434 Fur wenig Zeit] ‚unlängst‘. 435 Medinen abgerennt] S. AnmL. hierzu. 436 un¢er Kay¢er] Meint hier nicht Ibrahim im besonderen, sondern die Osmanische Dynastie schlechthin. 437 dem Chri¢ten Gratian] Der gebürtige Kroate Caspar Gratiani war von Sultan Ahmed I. 1615 zur Erneuerung eines Friedensabkommens mit Österreich als Bevollmächtigter nach Wien entsandt worden. 1616 wurde er
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zum Herzog von Naxos und Paros (in AnmL.: „Naxia und Pariß“!) ernannt, 1619 zum Fürsten von Moldau, einem Vasallenstaat des Osmanischen Reiches. 1620 wurde er auf Betreiben Gábor Bethlens, des Fürsten von Siebenbürgen, wegen hochverräterischer Beziehungen zu den Polen, die auf Moldau Anspruch erhoben, abgesetzt. Nach der Niederlage der polnischen Armee im Krieg gegen die mit den Tataren verbündeten Türken im selben Jahr fand er auf der Flucht den Tod; ein Bauer ermordete ihn und sandte seinen Kopf an seinen Nachfolger im Fürstentum Moldau. (AnmL.). 439–442 Fur¢t Fakardin … Hatt’ Amurathes lieb] Der Drusenfürst Emir Fachreddin, der den Libanon beherrschte, freundschaftliche Beziehungen zu Florenz unterhielt und schon lange gegenüber den Osmanen eine feindselige Politik betrieb (zu Anfang des 17. Jh.s hatte er sich mit dem eine Loslösung von der Zentralmacht anstrebenden Statthalter von Aleppo, Canbulat Ali, verbündet), war 1634 unter Sultan Murad IV. von Kutschuk Ahmedpascha, dem Statthalter von Damaskus, bekriegt und geschlagen und mit seinen Söhnen zum Hof des Sultans nach Istanbul geschickt worden. Dort wurde er selbst gefangengesetzt; seine Söhne fanden als Pagen Aufnahme in den Serail. 1635 ließ Murad ihn aber töten und seinen Kopf auf einer Lanze vor dem Serail aufstecken, als bekannt geworden war, daß sein Enkel den Pascha von Damaskus besiegt und mehrere Städte geplündert hatte. Vgl. V. 543. (AnmL.). 443 furge¢tellet] ‚erhoben‘. 444–446 Als Facfurs Ehweib … eines Monch’s] Dieser Passus gehört zu den dunkelsten unter den vielen dunklen Stellen in L.s Trauerspiel. Die in AnmL. hierzu erzählte Geschichte von der Einnahme der Hauptstadt Ascota der von einem König Facfur regierten Insel Magna scheint eine Variation einer von Marco Polo (1254–1323) in seiner berühmten Reisebeschreibung erzählten Episode zu sein, deren historischer Kern die Eroberung des bis dahin von der Sung-Dynastie beherrschten südchinesischen Reiches durch die Mongolen im Jahre 1279 ist (s. Le livre de Marco Polo. Publié par M. G. Pauthier. Paris 1865, Reprint Genève 1978, S. 452–462; Marco Polo, Von Venedig nach China. Die größte Reise des 13. Jahrhunderts. Neu hrsg. u. komment. von Theodor A. Knust. Tübingen, Basel 41976, S. 219–221). „Facfur“ (= Faghfour, arab. Übersetzung von chines. Tien-tse = ‚Sohn des Himmels‘, als Ehrentitel, kein Eigenname!) ist bei Marco Polo der Kaiser der südchinesischen Provinz Manzi bzw. Mangi (bei L. bzw. seinen Gewährsleuten wird daraus die „In¢el Magna“). Als dessen Reich von dem Mongolen-Herrscher Kublai-Khan angegriffen wird, flüchtet er aus seiner Hauptstadt und überläßt ihre Verteidigung seiner Ehegattin. Diese übergibt die Stadt, erschreckt von einer astrologischen Weissagung, kampflos den Mongolen. Auf eine für mich unerklärliche Weise scheint die Grundstruktur dieses Ereignisses des 13. Jh.s mit der Eroberung der seit 1515 von den Portugiesen beherrschten Insel Hormus (Ormus) im Persischen Golf durch
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den persischen Schah Abbas I. im Jahre 1622 in Verbindung gebracht worden zu sein. 446–449 Allein Chach Abens Reich … Chri¢ten fulln] Schah Abbas I. (s. o. Anm. zu V. 433) zeichnete sich durch eine ungewöhnliche Toleranz in religiösen Angelegenheiten aus, insbesondere gegenüber den Christen (s. das Kapitel ‚La tolérance du roi‘ in: Bomati/Nahavandi, Shah Abbas, S. 95–113). 448 Lufft erwarb] ‚Luft (Spielraum) verschaffte‘. – Abubeckers Hutten] Umschreibung für ‚islamische Wohnsitze‘: Abu Bekr, Mohammeds Schwiegervater, wurde nach dem Tode des Propheten dessen Nachfolger und erster Kalif. 450 fur wenig Zeit] ‚unlängst‘. 451–453 Als Konig Kataband … Anza Menza Schuld] Dieser „König Kataband“ ist der Perser-Schah Mohammad Khodabandeh (Regierungszeit 1578–1588), der Vater Schah Abbas’ I. Mit „Anza Menza“ meint L. Mohammads ältesten, erbberechtigten Sohn Hamzeh Mirza. Dieser wurde auf Betreiben der Kizil-bash, Angehörigen einer schiitischen religiösen Gruppierung, die zu dieser Zeit im Perserreich hohe Positionen im Umfeld des Schahs innehatten, 1586 von seinem Liebhaber, den er zu seinem Barbier ernannt hatte, im Schlaf umgebracht. Motiv dieser Mordtat war vermutlich die Furcht der Kizil-bash, daß Hamzeh Mirza an ihnen eines Tages den Tod seiner Mutter (Mahdé Olya) rächen würde. Diese hatte, da sich der Schah eher für stille religiöse Betrachtungen als für Politik interessierte und fast blind war, faktisch die Herrschaft allein ausgeübt und dabei die Kizil-bash gegen sich aufgebracht, die sie daraufhin 1585 im Harem, in Anwesenheit des Schahs, kurzerhand umbrachten. Mit einer Neigung zum Christentum, wie L. im Gefolge seiner historischen Gewährsmänner annahm, hatte des Hamzeh Mirza Tod, der seinem jüngeren Bruder Abbas I. den Weg zum Thron öffnete, nichts zu tun. Vgl. Bomati/Nahavandi, Shah Abbas, S. 29–31. (AnmL.). 453–454 Wie feindlich … der Chri¢tenheit] ‚als ein wie feindseliger, scharfer und schwergewichtiger Gegner erwies sich früher gegenüber der Christenheit‘ (für diese spezifische Verwendungsweise des Verbs ‚fallen‘ mit Dativ gibt es keinen Beleg im DWb). Vermutlich Anspielung auf den ‚Mongolen-‘ bzw. ‚Tatarensturm‘ im 13. Jh., speziell die Mongoleneinfälle in Ungarn und Schlesien (Niederlage eines deutsch-polnischen Heeres 1241 bei Liegnitz). 454 fluchtig] Hier natürlich nicht im Sinne von ‚fliehend‘ oder ‚auf Flucht bedacht‘, sondern von ‚flink‘ oder ‚beweglich‘. 455 Cham Chiran] „Chiran“ ist verderbt für Girai, den Namen der Herrscherdynastie der Krimtataren (s. o. Anm. zu V. 260–263). Kern der einigermaßen undurchsichtigen Darstellung in AnmL. sind die Kämpfe innerhalb der tatarischen Herrscherfamilie nach der von Sultan Murad IV. 1628 verfügten Absetzung Khan Mehmed Girais und der Ernennung von Dschanibek Girai zu seinem Nachfolger (s. Hammer-Purgstall, Geschichte, Bd. 5, S. 86 f.). Der Aufstand von dessen Gegnern, die sich der Unterstützung der Kosaken bedienten, wurde von der türkischen Armee niedergeschlagen.
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458–460 der Co¢acken Schwarm … eingedrungen] 1624, zur Zeit Murads IV., hatten die Kosaken die Gegend um den Bosporus verheert und waren bis vor die Tore Istanbuls gekommen (s. AnmL. zu V. 459 u. zu V 23). 459 Caffa] S.o. Anm. zu Prol. 68. – Sinope und Trapezunt] Städte am Schwarzen Meer. 460 Port] ‚Hafen‘. 461 Der Divan !…" ¢elb¢t] ‚selbst der Reichsrat‘. 462 Mund] ‚Mündung‘ (vgl. V. 504). 463–465 Ja Siebenburgen … Den J¢tuan thun ab] Das Fürstentum Siebenbürgen war zwar formell unabhängig, stand aber unter türkischer Oberhoheit und mußte der Pforte ein jährliches Schutzgeld zahlen. Nach dem Tode des Fürsten Gábor Bethlen (1629) übernahm dessen Bruder István (Stephan) Bethlen 1630 die Herrschaft, mußte diese aber schon nach kurzer Zeit, noch im selben Jahr, an den vom Siebenbürgener Landtag gewählten Georg Rákoczi I. abtreten. (AnmL.). – trotzt] ‚trotzen‘ (mit Akkusativobjekt): ‚Widerstand leisten‘ (anders V. 499). 465 Zufall] ‚Ereignis‘. 466–476 Daß Kay¢er Machmets Sohn Jachias … Streiche] Die Rede ist von einer heute fast vergessenen, recht interessanten historischen Gestalt, einem gewissen Jachia, einem gebildeten griechischen Christen, der 1609 beim Großherzog von Florenz erschien, sich für einen Sohn Sultan Mehmeds III. (Regierungszeit 1595–1603) ausgab und behauptete, er sei von seinem Bruder, dem regierenden Sultan Ahmed I., widerrechtlich von der Thronfolge verdrängt worden. Seine Mutter, die Sultanin Lalpare, eine Christin, deren eigentlicher Name Hellen gewesen sei, sei mit ihm aus Istanbul erst nach Kleinasien und dann nach Miclo und Cassandria (Mazedonien) geflüchtet und habe dafür gesorgt, daß er, nach katholischem Ritus getauft, eine gelehrte christliche Bildung bekam. In den nächsten vierzig Jahren bis zu seinem Tode (ca. 1649/50) unternahm Jachia viele Reisen, um die christlichen Herrscher Europas zu einem Kreuzzug gegen die Türken mit dem Ziel einer Wiederherstellung des Byzantinischen Reiches zu bewegen. Im Jahre 1629 traf er auch mit Wallenstein zusammen. S. hierzu Mareˇs, Aufstandsversuche der christlichen Völker, passim; Vaughan, Europe and the Turk, S. 219–236. Die in V. 467–472 und in AnmL. zu V. 466 referierten Ereignisse haben schwerlich irgendeinen realen historischen Hintergrund. 469 Meineyd] ‚Hochverrat‘. 474 am Brette war] ‚eine Vorzugsbehandlung genoß‘ (eigtl. ‚am obersten Ende des Tisches, d. h. an einem Ehrenplatz, saß‘). Zur Redensart vgl. V. 508, III 183; A I 636, II 228; C 2 I 240; E I 318; IB I 432; DWb 2,374 f.; Röhrich 1,256. 475 Zu zeitlich] ‚vor der Zeit‘. 476 Be¢orglich] ‚wie zu besorgen (befürchten) ist‘. 478–480 Daß Sultan Jbrahims ¢ein Sohn … ward ge¢chicket] S. hierzu AnmL. (ohne realen historischen Hintergrund).
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484–485 Die … muhn] Von „Räuber“ (V. 481) abhängiger Relativsatz. 490 Und ihre Schwerdter … ¢eyn] Anspielung auf den in der Regierungszeit Ibrahims noch laufenden Dreißigjährigen Krieg. 493 ohn’ Empfindlichkeit] ‚unvermerkt‘ (vgl. DWb 3,430,1). 494 mit durchbohrtem Rand’] ‚zusammen mit dem zerklüfteten (ausgewaschenen) Uferrand‘ (vgl. C I 336). 495–496 Denn Holland hat … ent¢chieden] Der seit 1568 andauernde Unabhängigkeitskampf der Niederländer gegen die spanische Herrschaft wurde mit dem Westfälischen Frieden 1648 beendet. 497 T¢chernin] Hermann Graf Czernin, 1644–1645 kaiserlicher Botschafter in Istanbul. – ¢pannt !… " den Bogen hoher an] ‚spannt den Bogen fester‘, d. h. ‚verfolgt eine energischere Politik‘. 498–499 nichts !… " kan Enthengen un¢erm Hei¢ch] ‚unserem Verlangen in keiner Weise nachkommen könne‘. 499 trotzt] ‚pocht‘. – des Adlers Klauen] D. h. die militärische Macht des Deutschen Reiches, dessen Hoheitszeichen der Adler ist. 500 Wo] ‚wofern‘. – auch min¢ten Eingriff] ‚auch nur den geringsten Übergriff‘. 501–502 der Fried … ¢teht] Wieder Anspielung auf den Westfälischen Frieden. 502–503 Das Ungluck … von un¢er Schuld] Vgl. E I 28–32. 503 Aden] Hafenstadt im Südjemen, am Golf von Aden, östlich vom Eingang (V. 504: „Mund“) des Roten Meeres. Zu dem sehr unklaren sachlichen Hintergrund s. AnmL. 504 Habeleh] Eine äthiopische Stadt dieses Namens (lt. AnmL. soll sie auch Hulstebit geheißen haben) war nicht zu ermitteln. Ich vermute darin eine Verballhornung von Habesch, dem alten Namen von Abessinien bzw. Äthiopien. Der ganze Passus ist aber schon deshalb sehr sonderbar, weil Abessinien nie zum Einflußbereich der Osmanen gehört hat. – der Mohren] D. h. der Abessinier bzw. Äthiopier. 505 Kapzaum] S.o. Anm. zu V. 306. Der Vergleich soll offenbar besagen, daß durch den Besitz jener nun verlorenen ominösen Stadt die Türken imstande waren, die Abessinier in Schach zu halten. – Baßora noch] ‚auch noch Basra‘ (Stadt im Süden des damals osmanischen Irak). 507 Damaß] Damaskus. – Alcayr] = al-Qahira (‚die Siegreiche‘), der arabische Name von Kairo (vgl. V 135). – Bagadet] Bagdad. 508 am Brete] ‚obenauf‘, ‚in einer Spitzenstellung‘ (s. o. Anm. zu V. 474). 512–513 die nur den Guckug … ¢ie fall’n an] Der Vergleich geht auf zwei Mitteilungen bei Plinius, Nat. hist. 10,25, zurück: (1) Der Kuckuck gehöre zu den Habichten bzw. Falken und nehme zu bestimmten Jahreszeiten deren Aussehen an. (2) Er sei allen Vögel verhaßt und werde deshalb von ihnen, auch von kleineren, angegriffen. 514 als Sonne … ¢ehen kan] D. h., niemand, der von herausragenden Fähigkeiten ist und alle anderen so überstrahlt wie die Sonne alle anderen Gestirne, gelangt in höchste Ämter.
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515 Und die gleich Sternen ¢ind] ‚und Menschen, obwohl sie Sternen gleichen‘ (d. h. große Leuchten sind). 516–521 Des Sultans Eydame … Sclaven macht] S. hierzu die auf Rycaut und Tavernier zurückgehenden Erläuterungen in AnmL. zu V. 516 u. 519. 521 ver¢ehrt] ‚entfremdet‘, ‚sich aneignet‘ (vgl. DWb 25,1261,5). 522 gleich] Konzessiven Sinn ausdrückende Partikel. – zum Gottesdien¢t verehrt] ‚geistlichem Gebrauch zubestimmt hat‘. (AnmL.). 526 ¢einer Uppigkeit] ‚seinen Ausschweifungen‘. 531 des Ketzers Kadaris … Lehren] Gemeint sind die Kadariten (Qadariten), Angehörige einer frühislamischen Gruppe von Theologen, die an die Freiheit des Willens glaubten (vgl. Encyclopaedia of Islam 4,368–372 s.v. ‚Kadariyya‘ [J. van Ess]). Der Name leitet sich nicht, wie L. meint, von einem Sektengründer Kadaris her, sondern von dem arabischen Wort ‚qadar‘, das ursprünglich die Allmacht Gottes bezeichnete. (AnmL.). 533 Schapme¢tahis] In L.s Quelle, bei Rycaut, „Chupmessahi“: als Name einer bei den Türken im 17. Jh. entstandenen Richtung im Islam, deren Anhänger glaubten, daß Christus wahrer Gott und Erlöser der Welt gewesen sei (s. auch Zedler 5,2295 s.v. ‚Chupmessahites‘). (AnmL.). 538 Als Bruder] ‚so als sei er der (erbberechtigte) Bruder des Ermordeten‘. 538–539 die die Ramme … wenden umb] Also ganz einfaches Dienstpersonal. – Brater] ‚Bratspieße‘. 539 Erd-Ge¢chwure] Wohl Umschreibung für Pilze (nicht im DWb). 541 Alepo … Gefahr] Aleppo ist eine Stadt in Nordsyrien, das Teil des Osmanischen Reiches war. Wie aus AnmL. zu entnehmen ist, wird hier warnend auf eine Gefahr hingedeutet, die erst nach dem Tode Ibrahims aktuell wurde. Über die tatsächlichen historischen Zusammenhänge, die L.s hier in Anlehnung an Rycaut mitgeteilten dunklen Informationen zugrunde liegen, vermochte ich nichts auszumachen. 542 Aba¢¢a ¢ein Haupt des Auffruhrs] Abasa, Beglerbeg (Statthalter) von Erzurum (Ostanatolien), zog mit seinen Reitertruppen 1623 gegen Istanbul, um die Hinrichtung Sultan Osmans II. (s. u. Anm. zu III 182–188) an den dafür verantwortlichen Janitscharen zu rächen. Diese wurden in großer Zahl gemartert und niedergemetzelt (vgl. V 221–224). Im Gefolge dieser Aktion wurde der schwachsinnige Sultan Mustafa I. wieder abgesetzt und Murad IV. auf den Thron erhoben. Dieser ließ Abasa aber 1628 als Aufrührer hinrichten. Mit Aleppo (hierauf ist das „¢ein“ zu beziehen) haben diese Vorgänge aber nichts zu tun. (AnmL.). 543 Fakardins] Fachreddin (s. o. Anm. zu V. 439–442). – Dru¢en] Anhänger einer religiösen Sekte in Syrien, deren Anführer Fachreddin war. (AnmL.). 544 Sidons !… " Saidens] Zwei Namensformen (antik und modern) für ein und dieselbe Stadt: das heutige südlibanesische, am Mittelmeer gelegene Saida, dessen antike Vorgängerstadt das phönizische Sidon war. 549 Abdulmelick] Lt. AnmL. ein wegen seines Geizes berüchtigter arabischer Machthaber des 7. Jh.s. Vgl. auch Zedler, Suppl.-Bd. 1,109 s.v. ‚Abdalme-
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lec‘. (AnmL.). – Albanien] Seit 1479 war Albanien türkische Provinz; das Land wurde weitgehend islamisiert. (AnmL.). 550 Nicht allerdings] ‚nicht überall‘ (s. AnmL.). 551 Spinnt neuen Auff¢tand an] Für die Zeit Ibrahims und seines Nachfolgers nicht zu verifizieren. 552 un¢er Glucks-Spiel] D. h. das Spiel, das das Glück (Schicksal) mit uns treibt (vgl. S, Widmungsged., V. 74, 129, 181). 553 in die Karte ¢ehn] „Karte“ = ‚Spielkarte‘; anders als heute gebrauchte man für die Redensart in der Frühen Neuzeit den Singular (vgl. die Belege im DWb 11,237 f., 2c). 554 Ferdinand] Ferdinand III., deutscher Kaiser 1637–1657. 556 Soranzo] S.o. Anm. zu V. 386. 557 in den Grund wil gehn] ‚zugrunde gehen will‘. 558 Dalmatien] Heute südlicher Teil der kroatischen Adriaküste, etwa von der Stadt Zadar bis zur Bucht von Kotor. Im 16. Jh. hatten die Türken einige Gebiete der von den Venezianern beherrschten Region unter ihre Kontrolle bringen können; im Verlauf des 17. Jh.s konnte die Republik Venedig aber den größten Teil ihrer alten Besitzungen wieder zurückerobern. 559 Candien] S.o. Anm. zu V. 385. 560 ¢chaumen] Hier etwa: ‚schäumend aussprühen‘ (vgl. E IV 420, V 111 f.; S IV 355). 565 ¢orge] ‚befürchte‘. 567 Mei¢ter ¢piel’n] ‚den Herrn und Meister darstellen‘ (vgl. E V 72). 568 hertzhaft] ‚beherzt‘, ‚mutig‘. 569 Dem … fallt zu] ‚der selbst hauptsächlich Nutznießer des Kriegsglücks und des Sieges ist‘. – ¢chlag’t] Nämlich den Feind. 570 ver¢pielt] ‚scheitert‘ (vgl. II 643.690). 572 von Sili¢trien dem Ba¢¢en] Einer der militärischen Befehlshaber des Zuges gegen Asow (s. nächste Anm.) war der Statthalter von Silistria, Mohammedpascha. Silistria (heute Silistra), eine Stadt an der Donau, damals Teil der türkischen Provinz Rumelien, gehört heute zu Bulgarien. 573 A¢ac] Gemeint ist Asow, eine türkische Festung am Don, einige Kilometer vor dessen Mündung ins Asowsche Meer (in AnmL.: ‚Meoti¢che Pfütze‘, nach lat. ‚Maeotica palus‘). Diese Festung war 1637 von den Kosaken erobert worden. 1641 begann Ibrahim mit ihrer Rückeroberung. Der erste Kriegszug scheiterte unter großen Verlusten. Bei dem zweiten Zug ein Jahr später fiel die Festung den Türken kampflos in die Hände; die Kosaken hatten sie verlassen, aber zuvor niedergebrannt. Im 18. Jh. kam Asow an das Russische Reich. Vgl. V 225. – fehl’n] ‚fehlgehen‘. 576–580 Des Groß-Veziers ¢chal Aug’ … Kopff ab¢chneiden] 1626 unternahm Sultan Murad IV. den Versuch, die Stadt Bagdad, die 1623 von den Persern zurückerobert worden war, wieder unter osmanische Herrschaft zu bringen. Mit der Leitung des militärischen Unternehmens war der Großwesir Hafis Ahmedpascha beauftragt worden. Die Aktion scheiterte aber völlig,
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und die türkischen Truppen mußten demoralisiert abziehen. Auf dem Rückzug ließ der Großwesir den Statthalter von Aleppo, Muradpascha, einen der ihm unterstellten Truppenkommandanten, wegen Befehlsverweigerung töten. L.s auf Bisaccioni beruhende Schilderung (s. auch AnmL.), Muradpascha habe Bagdad schon allein erobert und der Großwesir ihn aus Neid zurückgerufen und umbringen lassen, ist also historisch unzutreffend. Vgl. die ausführliche Schilderung der Abläufe bei Hammer-Purgstall, Geschichte, Bd. 5, S. 53–64. 582 Biß Amurath ¢elb¢t kam] 1638 wurde Bagdad unter Murads IV. persönlicher Leitung den Persern wieder abgenommen und damit endgültig dem Osmanischen Reich einverleibt. (AnmL.). 583 in Creta] S.o. Anm. zu V. 385. – die grune Fahn] Nämlich die des Islam (s. AnmL.). 585 Fur] ‚vor‘. – das Haar von Pferden] S. hierzu AnmL. 586 Soranzo] S.o. Anm. zu V. 386. 588 Candien] Candia, italienischer Name Kretas und zugleich seiner Hauptstadt. 589 Schluß] ‚Beschluß‘. 590 Mahumed] Der Prophet. 592 Gedachtnis] ‚Angedenken‘. – daß] Relativpronomen! 594 Graus] ‚Trümmer‘. 595 gleich] Partikel, die den konzessiven Nebensinn des „wenn“-Satzes anzeigt. Vgl. V. 609. 598 Fenix] S.o. Anm. zu V. 57. 601 ver¢tell’n] ‚verdecken‘. 603 ¢chlie¢¢en] ‚beschließen‘. 608 auf andre ¢chlu¢¢en] ‚gegen andere beschließen‘. 609 gleich] Partikel mit gleicher Funktion wie in V. 595 (hier bezogen auf den Relativsatz). 613 das Kwell] Im 17. Jh. in Schlesien vereinzelt vorkommende neutrale Nebenform zu dem üblichen Maskulinum (vgl. II 288). 620–621 Wird man … funfzehn Jahr] S. AnmL. zu V. 620. 623 vergnugen] ‚befriedigen‘ (vgl. V. 639). 629 Gegenhold] ‚Gegenliebe‘ (vgl. II 188). 634 Oßmans] S.o. Anm. zu V. 429. 635 diß ge¢tuckte Tuch] S. AnmL. Vgl. IV 223 f. – ge¢tuckte] ‚bestickte‘. 639 Vergnugen] ‚zufriedenstellen‘ (vgl. V. 623). – zur hoch¢ten Staffel ¢tellen] ‚auf die höchste Rangstufe heben‘. 641–730 (Reyen) Das Motiv, die Laster darum streiten zu lassen, welches von ihnen am besten in der Lage sei, Ibrahims Untergang herbeizuführen, hat L. einem Werk Baltasar Graciáns entlehnt, und zwar der 7. Krisis des ersten Teils des Romans ‚El Criticón‘ (Gracián, El Criticón, S. 87 f.). Eindeutige Spuren der Beschäftigung mit Graciáns Werk finden sich in dem Entwurf zu diesem Reyen in der Handschrift R. 3156 der UB Wrocław (s. Textbd.,
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S. 366–370, und die Erläuterungen hierzu unten, S.946 f.). Zu Beginn jenes Kapitels läßt Gracián die Laster, aufgereizt von der Zwietracht, darüber streiten, welches unter ihnen in dem beabsichtigten Krieg gegen den Menschen die Vorhut bilden solle; Anlaß ihrer Feindseligkeit gegenüber dem Menschen ist die Tatsache, daß dieser über Vernunft verfügt. Es sind acht Laster, nämlich: Ehrsucht (Ambición), Gefräßigkeit (Gula), Wollust (Lascivia), Habsucht (Codicia), Hochmut (Soberbia), Zorn (Ira), Bosheit (Malicia) und, als deren Tochter, Lüge (Mentira). Für den Entwurf des Reyens in der Handschrift wählte L. fünf davon aus: „1. Schwelgerey. 2. Unzucht. 3. Geitz. 4. Hoffarth. 5. Lügen.“ (Textbd., S. 366,4–8). In der Druckfassung ersetzte er die Lüge dann durch den Zorn; der Name der „Unzucht“ (bei Gracián „Lascivia“) wurde zu „Geilheit“ verschärft. vor 641 Schwalgerey] Hier im engeren Sinne: ‚Völlerei‘. 643 fur] ‚hervor‘. 644 Eifer] ‚Zorn‘. 647 lang¢am] ‚später‘. – gar in Grauß] ‚ganz in den Staub‘. 648 ¢ein Vermerck] D. h., was er sich notiert. 651 Ver¢chone der] ‚verschonen‘, wie im älteren Deutsch üblich, mit Genitivobjekt. – fur] ‚vor‘. 654 zweyhundert Jahr] D. h. seit der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453). 659–660 mich Hat untern Krebs … ge¢etzet] Die Neugründung des antiken Byzantion und späteren Konstantinopel durch Kaiser Konstantin nahm ihren Anfang mit Bauarbeiten am 26. November 324. Einweihungstag war der 11. Mai 330. Astrologische Berechnungen für den Tag des Baubeginns mit der Feststellung, daß er unter einem Krebsaszendenten stand, gibt es erst seit dem 10. Jh. S. hierzu David Pingree, The horoscope of Constanstinople. In: PIMATA . Naturwissenschaftsgeschichtliche Studien. Festschrift für Willy Hartner. Hrsg. von Y. Maeyama u. W. G. Saltzer. Wiesbaden 1977, S. 305–315. (AnmL.). – Krebs/ des Mohnden Haus] In der Astrologie ist der Mond dem Tierkreiszeichen des Krebses zugeordnet. Hier natürlich (vgl. V. 663) zugleich mit politischem Hintersinn. 661 Geht !… " hinter ¢ich] ‚ist rückläufig‘, ‚geht den Krebsgang‘. 663 Oßmanns] S.o. Anm. zu V. 429. – Mohnde] Der (Halb-)Mond als Hoheitszeichen der Türkei. (AnmL.). 665 Fur dir] ‚im Vergleich zu dir‘. 668 Sund-] Das Divis betrifft nur die Auslassung der Pluralendung ‚-en‘! 670 Der ¢chlim¢te … Planete] Nach dem traditionellen astrologischen Schema ist der oberste Planet der Saturn. Er galt als der Planet, von dem, wenn er das Jahr regierte, die Menschheit die übelsten Auswirkungen zu erwarten hätte (s. HWDA 7,78–114). 672 Comete] Als eine Himmelserscheinung, die für die Zukunft Böses verheißt. 675 Brich] ‚brich auf‘, ‚öffne dich‘. – Abgrund] Hier im Sinne von ‚Unterwelt‘ oder ‚Hölle‘ (vgl. II 382).
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678 und Drache] D. h. zugleich das Ungeheuer, das sie in den Untergang treibt wie in diesem Drama den Sultan Ibrahim seine maßlose Geilheit (V. 723 f.). 683 Gift ist … zur Artzney gutt] Ähnlich A III 41; E I 491; C I 82 f. 685 nur eines] D. h. nicht mehr als eines der sich anbietenden Laster. 686 Grauß] ‚Trümmer‘. 688–690 Weil Men¢chen … Mutter -Bru¢ten] Nach Gracián, El Criticón, S. 87: „Pretendía la Gula, por primera pasión del hombre, que comienza a triunfar desde la cuna.“ – „Gefrässigkeit meldete ihren Anspruch an, sie sei des Menschen früheste Leidenschaft, obsiege bereits in der Wiege.“ (Gracián, Das Kritikon, übers. von H. Köhler, S. 113). 695 mein Brutt] ‚meine Abkömmlinge‘; ‚Brut‘ hier maskulin wie auch sonst bei L. (vgl. II 560; A I 384.664, IV 368; E I 9). 696 die Wurtzel alles Argen] Nach Gracián, El Criticón, S. 87: „La Codicia alegaba ser la raíz de todos los males.“ – „Habsucht machte geltend, sie sei die Wurzel allen Übels.“ (Gracián, Das Kritikon, übers. von H. Köhler, S. 113). 698 meinem Kargen] ‚meinem Geizhals‘ (der bis ins hohe Alter seinem Laster treu geblieben ist). 701 bu¢¢en ein] ‚Einbußen erleiden‘. 703–704 Mein Uhr¢prung … Thiere Holen] Nach Gracián, El Criticón, S. 87: „La Soberbia blasonaba su nobleza, haciéndose oriunda del Cielo y ser el vicio más de hombres, cuando los demás son de bestias.“ – „Hochmut prahlte mit seinem Adel, pochte auf seine himmlische Abkunft und auf seine spezifische Menschlichkeit, alle anderen seien doch tierhaft.“ (Gracián, Das Kritikon, übers. von H. Köhler, S. 113). 705 Schwein und Beer] Vgl. deren allegorische Verwendung in E IV 727.729. Demnach dürfte das Schwein Schwelgerei und Geilheit, der Bär Geiz und Zorn repräsentieren. 706 Jn Adlern ich] Rekurs auf den Adler als Vogel Jupiters und als Herrschaftszeichen des Römischen und des Deutschen Reiches. 707 den Stein] Die Steinkrankheit, ebenso wie die in V. 708 genannten Gebrechen hervorgerufen durch eine zu üppige Lebensweise. 708 Schwul¢t] Schwellung des Körpers insgesamt oder eines seiner Teile. – Schwind¢ucht] Als Folge von Völlerei aus heutiger Sicht etwas befremdlich. Zu den zeitgenössischen medizinischen Auffassungen über die Ursachen der Schwindsucht s. aber den Artikel ‚Darrsucht‘ im Zedler 7,204–213. 710 Seuchen] Hier: Geschlechtskrankheiten. 711 henckere] ‚foltere‘, ‚quäle‘ (vgl. III 83; A IV 7; S III 406). 712 Licht] ‚Lebenslicht‘. 715 fur] ‚vor‘. 716 fleuch’t] ‚fliegt‘. – ¢chmeltzt an der Sonnen-Hitze] Anspielung auf Ikarus, der bei seinem Flug mit den ihm von seinem Vater Daedalus gefertigten Flügeln abstürzte, weil er entgegen dessen Warnungen der Sonne zu nahe
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kam und dadurch die Wachsverbindungen, die die Flügel zusammenhielten, schmolzen. Vgl. A III 430 f.; S III 8. 721 Durch Zucker … leicht ein] Vgl. C II 62. 724 Schluß] ‚Beschluß‘. 725–726 Eh’ als … zeigen] D. h. binnen eines einzigen Tages. – die Morgenrothe] D. h. hier deren Göttin Aurora bzw. Eos. – Augenbranen] Alte Nebenform zu ‚Augenbrauen‘. 728 ver¢eigen] ‚versiegen‘ (vgl. A I 421, II 382). 730 Drachen-Eyter] ‚Eiter‘ hier in der Bedeutung ‚tierisches Gift‘ (s. DWb 3,391). Vgl. A V 829; C II 424 u. Gryphius, Papinianus I 409 f.: „Jhm reicht man kein gebiesamt Gifft/ | Das Drachen-Eyter übertrifft.“ (A. Gryphius, Dramen, hrsg. von E. Mannack, S. 332). Zweite Abhandlung Szenenfolge: a) V. 1–62; b) V. 63–132; c) V. 133–172; d) V. 173–266; e) V. 267– 320; f) V. 321–356; g) V. 357–386; h) V. 387–524; i) Reyen: V. 325–692. Orte der Handlung: Vorhof der Hagia Sophia (a–c); Gemach des Sultans (d); Gemach des Mufti (e–h). 1
¢ieben Meer’] Vgl. Koran 31,27. – ¢ieben Himmel] Vgl. Koran 17,44. (AnmL.). 2 ¢iebzig tau¢end Schaarn] D. h. wohl 70.000 Engel; diese Zahlenangabe nicht im Koran. 8 der Erde Staub zu ku¢¢en] S. AnmL. 11 Rauch] Rekurs auf die konkrete Bedeutung von „Brün¢te“: ‚Feuerbrände‘. 12 Mahumed] Der Prophet. 13–14 im Flu¢¢e … that] S. AnmL. 16 nach Mecha/ zu dem Grabe] Neben dem Hauptheiligtum Mekkas, der Kaaba, gehören die Gräber von Mohammeds Gefährten und seiner ersten Frau Chadidja zu den heiligen Stätten, die von den Pilgern besucht werden. Das Grab Mohammeds selbst befindet sich allerdings in Medina (so richtig in AnmL.). Vgl. IB III 356. 17–19 hochheil’gen Marmel¢tein … ins Paradiß] Hier (s. auch AnmL.) liegt offenbar eine Verwechslung mit dem heiligen schwarzen Stein in der Kaaba in Mekka vor. 20 Allmo¢en-Opfer] S. AnmL. 22–23 Gabriel … bleich zu machen] S. AnmL. 27 fur] ‚vor‘. 28 Der¢elben] Bezug unklar (gedachtes ‚der vor dem Tempel kniend Betenden‘?). 31 Nie der Dama¢ten fehl’t] ‚nie die damastenen Tücher (die auf den Wegen der Bösen ausgebreitet sind) verfehlt‘ (‚fehlen‘ = ‚verfehlen‘, mit Gen.; vgl. DWb 3,1424,1c).
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Pful] Im Sinne von ‚Höllenpfuhl‘ (vgl. A V 790; C I 802). tilgen] ‚vernichten‘. Umbblumte] ‚mit Blüten rings umgebene‘. Creutz-Trager] Menschen, die ein Kreuz, d. h. ein Unglück bzw. ein Leid zu tragen haben (vgl. DWb 11,2200,5) – ein in die moslemische Welt schlecht passender Vergleich. 43 Dar] ‚dort‘. – zu ¢cheutern gehn] ‚in Trümmer fallen‘ („¢cheutern“ = ‚Scheitern‘, Dat. Pl. Von ‚Scheit‘). Vgl. IB III 16.187. 45 ein] Elliptisch für ‚eingehen‘. 46 Dreu’t !…" mir] ‚droht mir an‘. 48 Ja¢chte] ‚Schaum‘. 51 Schatten] ‚Schattenbilder‘, ‚nichtige Erscheinungen‘ (vgl. V. 647). 53 nichts-deutend] ‚auf nichts hindeutender‘. 54–58 So uberredte man … Kamel entrieß] Betrifft Sultan Osman II. (s. AnmL.). – entrieß] ‚entreißen‘ hier in heute nicht mehr möglicher intransitiver Verwendung: ‚entglitt‘. 60 das Thier Ha] Das gemeine Faultier (s. AnmLH.). 61 laufft !… " fur] ‚überholt im Laufen‘ (vgl. DWb 26,1261,4 f.). 66 ewig-fa¢te] ‚dauerhaft stabile‘. 69 Zeichen ¢einer Gun¢t] Das gestickte Tuch, das Ibrahim dem Mufti übergeben hat (I 635 f.). 72 Jn Tenos … Reben fa¢¢en] Tenos ist eine Insel im Ägäischen Meer, die zu der Inselgruppe der Kykladen gehört. Lt. Athenaeus (s. AnmL.) soll es dort einen Brunnen gegeben haben, dessen Wasser sich nicht mit Wein mischen ließ. 73 fur dem] ‚verglichen mit dem‘. 77 Hold] ‚Huld‘. 81 Ba¢ili¢k’] Ein Basilisk ist ein schlangenartiges Fabeltier, dessen Gift, Atem und Blick tödlich wirkten. Vgl. IV 240.505, V 417; C II 24, III 287, IV 490; A V 15; E I 434.483; S I 565 u. ö. – Engli¢cher] ‚engelgleicher‘. 84 wo] ‚falls‘ (ebenso V. 85–87 u. 89). 85 nehrt] ‚unterhält‘, ‚am Leben erhält‘ (vgl. V. 156). 86 fußfallig] ‚einen Fußfall tuendes‘, ‚demutsvolles‘. 87 ¢chlechtem] ‚einfachem‘. 91 ¢eine Sebel] Zu dem ungewöhnlichen Genus s. o. Anm. zu I 416. 92 in dem] ‚wobei‘. 93–94 darinnen … wird ¢eyn] S. AnmL. 97 Calender] Kalender sind Angehörige eines Derwischordens innerhalb der islamischen Welt (s. AnmL.). Vgl. IB III 342. 100 darff] ‚muß‘. 104–105 durch theure Kun¢te … einfloßt] ‚mit kostspieligen Liebesmitteln der Lust neue Nahrung gibt‘. 106 Sardanapal] Legendärer assyrischer Herrscher des 7. Jh.s v. Chr., ebenso wie die beiden nach ihm genannten römischen Kaiser Inbegriff eines deka-
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denten Wüstlings auf einem Herrscherthron. – Cajus] Gaius Iulius Caesar Germanicus, als römischer Kaiser (37–41) bekannt unter seinem Spitznamen Caligula. Berüchtigt für herrscherlichen Größenwahn, Grausamkeit und wahnwitzig ausschweifende Lebensführung. Mit seinen Schwestern (darunter Agrippina d. J., Mutter Neros) soll er inzestuöse Beziehungen unterhalten haben. – Avit] Varius Avitus, als römischer Kaiser (218–222) M. Aurelius Antoninus, in die Geschichte eingegangen mit dem Namen Elagabal (auch Heliogabal), da er vor seiner Berufung zum Kaiser Priester dieses syrischen Sonnengottes war und dessen Kult ins Römische Reich einführte. Er galt, ähnlich wie Sardanapal, nach den Schilderungen wüster Einzelheiten in seiner Vita innerhalb der Scriptores Historiae Augustae (unter dem Verfassernamen Aelius Lampridius) als Musterbild eines vollkommen amoralischen, haltlosen kaiserlichen Lüstlings. 107 un¢rer Lehr’] ‚gemäß der bei uns geltenden Morallehre‘. 109 Anmuth] ‚Lust‘ (vgl. I 37.98). 110–111 der Aepfel … bluhen] S. AnmL. – nach dem Bruch’] ‚nach dem Abbrechen bzw. Abpflücken‘. 113–115 fur Grimm … Der Bruder] Unter den Osmanen war es üblich geworden, daß der neu zur Herrschaft gelangende Sultan zur Vermeidung von Thronstreitigkeiten seine Brüder sofort umbringen ließ. (AnmL.). 114 gewehrn] ‚gewähren‘, hier etwa: ‚liefern‘ (vgl. V 215; S IV 165). 115 wo ¢ie noch … entrinnen] D. h., sofern ihre Väter sie nicht schon umgebrachr haben, wie z. B. Süleyman I. seinen Sohn Mustafa (s. u. Anm. zu IV 402–403). 117–119 Aufs dritten Machmets … aufgerieben] Mehmed III. (Regierungszeit 1595–1603) ließ seinen ältesten Sohn Mahmud, den er (grundlos) verdächtigte, ihn stürzen zu wollen, zusammen mit dessen Mutter hinrichten (s. Hammer-Purgstall, Geschichte 4,338). (AnmL.). 119 ¢chlupfrichem] ‚haltlosem‘ (vgl. DWb 15,847 f.,4c). 122 Schluß] ‚Entscheidung‘. 123 Bie¢am] = Bisam, ein Duftstoff, das gleiche wie Moschus (vgl. E II 305). 125 Zufall] Hier im Sinne von ‚unversehens eintretendes ungutes Ereignis‘ (vgl. DWb 32,344 f.,4e). 126 einen theuren Eid] D. h. einen Eid, der mit einer beteuernden Anrufung Gottes geschworen wird (DWb 21,370,I,7) Vgl. I 123. 127 nimmermehr !… " nicht] Verstärkte, nicht etwa aufgehobene Verneinung durch „nicht“. 131 Mahumed] Der Prophet. 132 Brand’] Hier etwa im Sinne von ‚Unheil‘ oder auch, bezogen auf die Absichten Ibrahims, ‚Liebesfeuer‘ (‚Brunst‘). 137 be¢turmtes] ‚den Stürmen ausgesetztes‘. – mehr] ‚stärker‘. 138 von dem Nord] ‚durch den Nordwind‘. – E¢pen-Laub] Das Laub der Espe bzw. Zitterpappel, deren Blätter sich schon bei geringster Windstärke bewegen.
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139–140 ¢aget !…" wahr] ‚prophezeit‘. 143 beleidig’t] ‚beleidigen‘ hier: ‚ein Leid zufügen‘. 146 gebuhr’t] ‚gebiert‘. – wurtzelt] Das Wort in heute so nicht mehr möglicher transitiver Verwendung: ‚läßt Wurzel fassen‘, ‚befestigt‘ (vgl. DWb 30,2377,2c). 147 Hold] ‚Huld‘. – Wa¢¢er -Gallen] Aus Wasser bestehende blaßfarbige Ausdünstungen am Himmel (DWb 27,2403,6). Vgl. A IV 395. 149 bi¢am’t ein] ‚mit Bisam- bzw. Moschusduft versieht‘. 154 Schein] ‚Schatten seiner selbst‘ (vgl. DWb 14,2426,7d,). 155 Von Seuchen laß umb-irr’t] ‚von Krankheiten ermattet umherirrt‘. Zu „laß“ vgl. III 114. 159 abgewinnt] ‚übertrifft‘ (mit Dativ, vgl. I 326). 161 ¢ich tro¢ten deiner Hold] ‚auf deine Huld vertrauen‘ (zu „¢ich trö¢ten“ vgl. DWb 22,I,5b,), 165 fur] ‚vor‘. 166 zu gebahrn] ‚(nach Belieben) zu verfahren‘ (vgl. III 380). 167 wie itzt mein Antlitz] Ambre hat also Mehmet gegenüber ihren Schleier abgelegt (s. AnmL.). 168 entzuck’t auß mir] ‚(vor Freude) aus mir selbst entrückt / außer mir‘ (vgl. S II 425, III 65). 169 an die Kehle fuhl’n] Als Zeichen eines Heiratsantrags (s. AnmL.). 176 auf ¢eine Schuld !… " hat erbittert] ‚wegen seiner Verfehlung in Zorn geraten ist‘. – Halßherr] Herr über Sklaven, Hörige oder Leibeigene (vgl. E IV 116). 179 Vom Todes-Ang¢t] ‚Angst‘ tritt in der Frühen Neuzeit häufig auch als Maskulinum auf (vgl. Frühnhd. Wb 1,1190). 180 wallt] ‚wogt‘. 183 ¢chaffen] ‚anordnen‘, ‚anbefehlen‘. 184 grunen Sammet] S. AnmL. 187 Das Saltz] Etwa: ‚die rechte Würze‘ (vgl. Mt 5,13: „Ihr seid das Salz der Erde.“). – verwech¢elte] ‚wechselseitige‘ (vgl. DWb 25,2148,II,8). 188 Vertau¢chte Gegenhold] ‚Austausch gegenseitiger Zuneigung‘ („Gegenhold“ = ‚Gegenliebe‘; vgl. I 629). 189 Bi¢am] Hier ganz unspezifisch und allgemein: ‚Duft‘ (vgl. V. 638 u. V 854). 190 Gramhafft Eckel] ‚feindseliger Widerwille‘ (zu ‚gramhaft‘ vgl. DWb 8,1786 f.; vgl. auch ‚gram‘ in V. 249 u. III 452). 191 Hartneckigkeit] Es fragt sich, ob hier an die des zudringlichen Liebhabers oder an die der abgeneigten Umworbenen zu denken ist. Beides ist gleichermaßen plausibel. – erheben] Wohl im Sinne von ‚ermutigen‘ (für einen solchen absoluten Gebrauch im DWb kein Beleg). 193 zart] Hier wohl etwa: ‚rücksichtsvoll‘, ‚feinfühlig‘ (vgl. DWb 31,290 f.,II,1). 194 Schleen] ‚Schlehen‘ (sehr sauer schmeckende Steinfrucht). 195 Anmuth] Hier etwa: ‚freundliche Zuwendung‘.
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197 Hold] Hier nicht wie sonst in der Regel: ‚Huld‘, sondern im Sinne von ‚sympathische Ausstrahlung‘, ‚Attraktivität‘ (vgl. DWb 10,1887,4). 198 ein ¢auer Auge gab] ‚sauer (mürrisch, verdrießlich) angesehen hat‘ (vgl. DWb 14,1867,4d s.v. ‚sauer‘). 199 zihn] ‚gehen aus‘. 201 Die Niedrigen i¢t feil] Ein im Hinblick auf Ambre ganz abseitiges Argument – was Sekierpera eigentlich wissen müßte. – gib’t … leichten Kauf] ‚macht es bei Fürsten billig‘. 203 Po¢t] ‚Nachricht‘. 206 ¢par’t] ‚vorenthält‘ oder ‚entzieht‘ (für diese Bedeutungsnuance kein Beleg im DWb). 208 Einfalt] ‚Unerfahrenheit‘. 212 ¢ie ihr] ‚sie sich selbst‘. – den Kopff nicht aufge¢etzet] ‚sich den Kopf aufsetzen‘ bedeutet: ‚widersetzlichen Eigensinn beweisen‘ (vgl. DWb 11,1763,IIA,4f,). 213 trotze] ‚aufsässige‘, ‚widersetzliche‘. 218 Wo] ‚falls‘. – verfuhrlich] ‚vom rechten Weg ablenkend‘ (DWb 25,366). – halß-bruchig] ‚der Todesstrafe würdig‘ (vgl. E, AnmL. zu III 494: S. 506, 475). 219 Wahn] ‚Verblendung‘. 220 des Mahumeds] Des Propheten. 222 Er ¢etzte … zwingen darf] Die Vorschrift, daß ein Vater seine Tochter nicht gegen ihren Willen verheiraten dürfe und eine gegen diese Vorschrift zustande gekommene Ehe ungültig sei, findet sich in den Hadithen: Abschnitt LXVII, Kap. 42 der Sammlung von al-Buhari (Les traditions islamiques, Bd. 3, S. 569); in der Auswahlübersetzung von D. Ferchl auf S. 344 (hier Kap. 21). 225 die Sebel] Zu dem ungewöhnlichen Genus s. o. Anm. zu I 416. 226 erholter] ‚verdienter‘ (vgl. DWb 3,854,6). – fur] ‚vor‘. 227 ¢einen Schedel holen] S. AnmL. 229 Mor¢el] ‚Mörser‘, als Hinrichtungsgerät (s. AnmL.). Vgl. IV 363. 230 Stats-Be¢chaffenheit] Das Wort nicht im DWb. Hier zweifellos soviel wie ‚Staatsräson‘. 232 Volck und Pofel] Sicher nur als Synonymendoppelung zu verstehen, ohne wertende Differenzierung zu Ungunsten des ‚Pöbels‘. 234 Diß] Nämlich das Haupt (Ibrahim) selbst. 235 Hoffligkeit] Etwa: ‚höfischer Edelmut oder Anstand‘ (vgl. DWb 10,1690,2). 236 groß’re] D. h., auch auf Angehörige noch höherer gesellschaftlicher Ränge. 237 groß’t] ‚macht groß‘. 240 ¢chafft] ‚befiehlt‘ (ebenso V. 241). 241 Oßmann] S.o. Anm. zu I 429. 243 liebreitzend] ‚auf eine Liebe erweckende Art‘. 245 Die guld’nen Aepfel … bewacht] Anspielung auf die goldenen Äpfel im Garten der Hesperiden am westlichen Ende der Welt, der von einer
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hundertköpfigen Schlange (hier: Drache) bewacht wurde. Vgl. S IV 615– 617. 246–247 Doch Fleiß … Tugend auffzu¢etzen] Deutliche, hier allerdings bei Anwendung auf Ibrahim eher zynische Anspielung auf Herkules, den Überwinder des Ungeheuers vor dem Garten der Hesperiden, als Tugendheld (‚Herkules am Scheidewege‘; s. hierzu den Reyen S IV 509–626, bes. V. 615–618). 249 noch ver¢piel’t] ‚bisher verloren‘. – gramen] Der Sinn ist schwer faßbar (vgl. auch III 452, A I 155 u. ‚gramhafft‘ IS II 190). Hier wohl weniger ‚grimmig‘ oder ‚böse‘ (so die Vermutung in DWb 8,1754,A,2) als ‚unwillig‘ oder ‚abweisend‘. 250 Wo] ‚falls‘. – ruhm’t] Hier offenbar in der abgeblaßten Bedeutung ‚berichtet‘ (vgl. DWb 14,1446,II,2). 252 Glimpf] ‚Milde‘. 252–253 ge¢amet !… " ein] ‚eingepflanzt‘. 257 ihr Zucker] ‚Zucker‘ hier als Neutrum, nach dem mlat. ‚zuccarum‘ (vgl. DWb 32,294). 260 Anmuth] ‚Lust‘. 266 muh¢am] ‚bemüht‘, ‚tätig‘ (vgl. V. 317). 268 lahn’t] ‚lehnt‘, ‚stützt‘. 271–272 das Eppich-Kraut … halß’t] „Eppich“ ist hier = Efeu (lat. ‚hedera‘). Über einen mit ihm verbundenen Aberglauben von der hier angesprochenen Art war nichts zu ermitteln. 276 fur¢ichtig Witz] ‚vorausschauende Klugheit‘. – Keile] ‚Donnerkeile‘, ‚Blitze‘. 277 Fallbred] S.o. Anm. zu I 135. 278 Tulipanen] ‚Tulpen‘. 279 Jrrwi¢ch] ‚Irrlicht‘ (vgl. V. 602). 281 Wahr¢agen] D. h. Verkünden unbezweifelbarer Wahrheiten, z. B. durch Propheten, also nicht im eher negativ gefärbten heutigen Sinne des Wortes. Vgl. V. 306 f., V 324; S V 25.76 u. den Reyen E I 769–804. 282 ¢ein Licht] Etwa: ‚seine Leuchte‘ (die ihm Orientierung ermöglichte). 288 das Kwell] S.o. Anm. zu I 613. 294 Syrten] Hier einfach im Sinne von ‚Sandbänke‘, nach der Großen und der Kleinen Syrte, zwei Buchten an der nordafrikanischen Küste, die in der antiken Schiffahrt wegen ihrer wandernden Sandbänke gefürchtet waren. Vgl. E I 409, S IV 150.401 u. die lateinische Widmung zu C, V. 27. 303 Jnfel] Eine Infel (lat. ‚infula‘) ist eigentlich eine wollene Binde, die bei den Römern Priester und Vestalinnen um die Stirn trugen. In christlicher Zeit bedeutet es ‚Bischofsmütze‘. Hier wohl nur beliebig gewählt als Inbegriff eines Abzeichens höherer Weihe. Vgl. V. 533, IV 10.515; IB, Prol. 27, II 308, IV 236.303. 306 Schutzbild] Deutsche Wiedergabe von ‚Palladium‘ (das Bild der Pallas Athene als Schutzgöttin Trojas, das von den Griechen entwendet wurde). Im DWb (15,2124) nur zwei Belege: aus L.s Arminius-Roman, Tl. 1 (1689), S. 415a u. 1333b . Vgl. V 625.
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306–307 ¢aget !… " wahr] S.o. Anm. zu V. 281. 307 ihn] Nämlich ihren Vater (Anrede in der 3. Person). 310 Wo] ‚falls‘. 311 tro¢tloß] ‚ohne Trost‘. 312 thranend] ‚weinend‘ (vgl. DWb 21,413,1b). 316–317 ziehen !… " an] ‚anführen‘. 317 ¢cheinbar’m] ‚einleuchtendem‘, ‚glaubwürdigem‘ (vgl. DWb 14,2436,3). – muh¢am] ‚bemüht‘ (vgl. V. 266). 318 für dein] Aposiopese: des Mufti Rede wird von der Mitteilung des Mollah unterbrochen. 321 ¢orgfaltig fur] ‚bemüht um‘ (vgl. DWb 16,1795 f.,2b). 323 muß] ‚darf‘. 325 ¢eine] Anrede in der 3. Person. 329 Be¢tille] ‚stille‘. 331 Mahumets ¢ein zweytes Grundge¢etze] Lt. AnmL.: daß die Kinder den Eltern gehorsam sein sollen. Vgl. Koran 29,8 u. Anm. zu IV 421–423. 338 heg’t] ‚schließt ein‘, ‚beinhaltet‘ (vgl. V. 450 u. DWb 10,779 f.,6). 340 wall’t] ‚wallfahrtet‘. 341 Blitz in Streit außtagt] Etwa: ‚in einer Auseinandersetzung den Blitz herbeiruft bzw. provoziert‘ (zu ‚austagen‘, einem Ausdruck aus der Gerichtssprache, s. o. Anm. zu I 286). 342 Keil] ‚Donnerkeil‘, ‚Blitz‘. 343 treuende] ‚drohend‘. – zu pochen] ‚zu verhöhnen‘, ‚herauszufordern‘ (vgl. S I 49). 344 gedultig fallt] ‚widerstandslos zugrunde geht‘. – gerochen] ‚gerächt‘. 345 Wenn … Muth] Achmet sieht in des Mufti Bemerkung V. 344 also die Androhung eines Volksaufstandes. – ¢tarr’t] ‚verfällt in Starre‘, ‚ist gelähmt‘ (vgl. DWB 17,919,B,I,1d). 353 Be¢cheide ¢elber dich] ‚erteile dir selber Bescheid in dieser Frage‘; ‚beantworte dir diese Frage selbst‘ (vgl. III 415). 354 neben dir] ‚gleichzeitig mit dir‘. 355 umb¢tandlich zu entdecken] ‚ausführlich zu offenbaren‘, nämlich dem Priesterrat. 356 ¢ie] Die Mitglieder des Priesterrates. 358–359 durch die¢en Schlag … Enthartet] D. h., der Sultan könnte vielleicht seinen Zorn mit der harten Maßnahme gegen den Mufti abreagiert haben. 362 Sur] Eine Wüste auf der Sinai-Halbinsel, die damals zum Osmanischen Reich gehörte. – Pilgramer] ‚Pilger‘. 370–371 Eigenthumb Und’s Ende] ‚Eigenheit (Wesenszug) und Zielpunkt‘. 372 lache die¢er Wahn] ‚lache über die Wahnvorstellung derer‘ (‚lachen‘ mit Genitiv). – fur] ‚vor‘. 375 Gleich als vermeidlich] ‚so, als sei sie vermeidbar‘. 376–377 Den Frommen … anzu¢ehn] S. AnmL.
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378 Den Bo¢en konne nur] Der Ton liegt auf „Bö¢en“: ‚Nur den Bösen könne …‘ 382 der Abgrund] ‚die Hölle‘ (vgl. I 675). 383 mit ¢tarrendem Ge¢ichte] ‚mit unbewegter Miene‘, d. h. in stoischer Ruhe und Gelassenheit. 386 ¢chmeckt] ‚spürt‘. 388 fur] ‚vor‘. 390 fleuch’t] ‚fliegt‘. 392 ihren Konig] Den Weisel, eigtl. die Bienenkönigin, die man noch zu L.s Zeiten, da ihre biologischen Funktionen nicht bekannt waren, für einen männlichen Anführer des Bienenvolkes hielt. 395 ¢chlecht] ‚einfaches‘. 397 blodes] ‚unerfahrenes‘, ‚schüchternes‘. 399 Scharlach] Wertvoller roter Farbstoff. Vgl. I 328, III 406. – blum’t] Hier (vgl. I 48) in einem sehr abgehobenen Sinn: ‚ziert‘. 401 Zibeth] Duftstoff aus einem Drüsensekret der Zibetkatze; hier aber wohl nur im Sinne von ‚Wohlgeruch‘ schlechthin. – Perlen-leer] D. h., besitzt kein makelloses Weiß (vgl. I 327.354). 402 brenn’t lebendig Schnee] Vgl. I 331. 410 Jn ¢chonen Gliedern … Seelen-Kern] In AnmL. hierzu Hinweis auf die platonische Philosophie. 413 ¢ticht !…" weg] ‚stellt in den Schatten‘. 416 Wahl-Spruch] ‚Devise‘. 418 Ambra] S.o. Anm. zu I 196. 419 Tugend-Raute] Die Raute (botanischer Name: Ruta) ist eine weitverbreitete Strauchpflanze, aus der schon in der Antike ein als Arzneimittel verwendetes ätherisches Öl gewonnen wurde. Im deutschen Aberglauben galt sie als Mittel gegen Schadenzauber und Hexen und zur Teufelsabwehr (HWDA 7,544–547). – Lu¢t-geblume] Blumen oder Blüten, die keinen praktischen Nutzen haben, sondern nur die Sinne ansprechen. 425 decket Molch] ‚verbirgt Schlangen unter sich‘ (zu dieser Bedeutung von „Molch“ vgl. C III 618). 428–429 Hat nicht … Pfule noch] Die hierzu von L. in AnmL. nach Sansovino und DellaValle erzählte mohammedanische Legende von den sündigen Engeln Harot und Marot hat Hans Sachs in einem 1563 verfaßten Schwank verarbeitet: ‚Historia: Zwo grobe unverschämte lügen auß dem machometischen alcoran‘. In: Hans Sachs. Hrsg. von A. v. Keller u. E. Goetze. Bd. 20. Tübingen 1892 (= Bibliothek des Litterarischen Vereins 193), S. 322–326 (die Geschichte von den beiden Engeln bildet hier den ersten Teil: S. 322–324,16). Die beiden Engel werden aber im Koran (Sure 2,102) nur kurz erwähnt; er ist also nicht die Quelle für diese Legende. Vgl. Oskar Dähnhardt (Hrsg.), Natursagen. Eine Sammlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden. Bd. 1. Leipzig, Berlin 1907 (Reprint Hildesheim, Zürich, New York 1983),
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S. 295–297. – Bebils] D.i.: Babels bzw. Babylons (‚Pful‘ meint hier einen Brunnen). 433 fri¢t ¢ich ¢elb¢t !…" ab] ‚verzehrt sich selbst‘. 436 mit Eckel] ‚mit Ekelerregendem‘ (für eine solche gegenständliche Bedeutung des Wortes im DWb 3,396,3, nur ein einziger Beleg, dieser aber aus jüngerer Zeit [Goethe]), 437 Wermuth-Saltz] Lt. DWb 29,438: „‚sal absinthii‘ !…"; ‚die aus dem wermutkraut gewonnene pottasche‘“ – eine Arznei, über deren Herstellung und Anwendung ein Artikel im Zedler (55,401–415) ausführlich informiert. 442 gehn in guld’nen Fe¢¢eln frey] D. h., sie bewegen sich in einem goldenen Käfig, wie in V. 443 verdeutlicht wird. 447 Ser’] Die Serer waren nach den antiken Quellen eine Völkerschaft in Ostasien, die seidenartige Stoffe herstellte. Vgl. IB, Prol. 38. – Syre] Das antike Syrien war mit seinen Städten Tyros und Sidon eine wichtige Produktionsstätte für Purpurstoffe. 450 heg’t] ‚birgt in sich‘ (vgl. V. 338). 455 Liebes-Gottin] S. AnmL. 459 Trieb] Hier etwa: ‚Gehabe‘, ‚Verhalten‘ (vgl. DWb 22,441,A,8). – wider das Ge¢etze] Nämlich den Koran, der dem Mann erlaubt, bis zu vier Frauen zu nehmen (Sure 4,3). (AnmL.). 471 von die¢er Sonn’ ein fruchtbar Monde] Zu dieser alten sinnbildhaften Deutung von Sonne und Mond als männlichem (zeugendem) und weiblichem (empfangendem) Prinzip vgl. A II 365 f. 474 dem Tode] ‚für den Tod‘ – wegen der berechtigten Befürchtung, daß der erbberechtigte Sohn nach Antritt der Herrschaft seine Brüder zur Unterbindung von Thronstreitigkeiten umbringen würde (vgl. V. 113–115 u. 476 f.). 477 mehr !… " nicht] ‚nicht mehr‘. – Statt¢ucht] ‚Herrschsucht‘ (vgl. C I 255.466, IV 286). 478 Amurath die Kinder ¢elb¢t er¢ticht] Der hier gemeinte Sultan Murad IV., Bruder Ibrahims, hat keinen seiner vier Söhne umgebracht. Diese starben alle im Kindesalter, so daß auch die für die Tötung des einen Sohnes in AnmL. unter Berufung auf Bisaccioni beigebrachte Begründung, dieser habe einen Mord begangen, deutlich erkennen läßt, daß hier ein grober Irrtum oder eine Verwechslung vorliegen muß. Derselbe vorgebliche Sachverhalt wird in der nächsten Abhandlung (III 264 f.) noch einmal angesprochen. 479–480 Ließ er den Jbrahim … ¢chweben] S.o. Anm. zu Pers.-Verz. 17,2 (S. 866). 481–488 Der Bruder Achmet … ¢einem Sohne] Als Sultan Ahmed im Jahre 1617 starb, kam nicht sein ältester, erst dreizehnjähriger Sohn Osman auf den Thron, sondern sein Bruder Mustafa (als Mustafa I.), der, obwohl schwachsinnig, wegen seines höheren Alters (er war 26 Jahre alt) vorgezogen wurde. Mustafa wurde aber schon ein Jahr später wegen absoluter Unfähigkeit abgesetzt, und an seine Stelle trat dann doch Osman (als Osman II.).
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Mustafa stand bei Ahmeds Tode nur zufällig als Nachfolger zur Verfügung, denn dieser hatte bei seiner Thronbesteigung zwar, entgegen dem schon Gesetz gewordenen osmanischen Brauch, alle seine Brüder am Leben gelassen, später aber mehrmals Anstalten gemacht, Mustafa zu töten. Jedesmal hatte er aber aus Aberglauben darauf verzichtet, da ihm vor der Ausführung seines Plans immer mißliche Dinge begegnet waren. (AnmL.). 482 Des bloden !… " des Albern] Beide Kennzeichnungen sind auf Mustafa zu beziehen (‚blöde‘ = ‚beschränkt‘; ‚albern‘ = ‚einfältig‘). 483–484 Eh’ er blod¢innig ¢chien … Blut ¢chon farben] Der sachliche Hintergrund dieser beiden Verse ließ sich nicht aufklären. 486 Er blieb !… " ein Dervis] Dies trifft für den historischen Mustafa nicht zu. Er war nie ein Derwisch. – be¢trickt] ‚in Gewahrsam‘ (vgl. Frünhd. Wb. 3,2013,1). 489 ¢o ¢ehr ferne geh’t] D. h., die Argumente von so weit her holt. 490–492 Wie lang’ i¢t’s … abge¢chlachtet] Murad IV. ließ bei seinem Siegesfest anläßlich der Eroberung Eriwans (nicht Bagdads, wie L. in AnmL. unter Berufung auf Bisaccioni schreibt) 1635 seine beiden Brüder Bayezid und Süleiman (einen Bruder namens Orcan hatte er nicht) hinrichten; von einer Beteiligung seiner Mutter an diesem Vorgang ist nichts bekannt. Das Schicksal Bayezids hat Racine in seinem Trauerspiel ‚Bajazet‘ (1672) verarbeitet (unhistorisch; s. Hammer-Purgstall, Geschichte, Bd. 5, S. 668, Anm. zu S. 206). (AnmL.). 496 Halff Amurath … vom Leben?] Von Murad IV., der hier wohl gemeint ist und der tatsächlich ein äußerst blutiges Regiment geführt hat, ist keine Ermordung von Sultaninnen in diesem gewaltigen Umfang bekannt. Auch hinsichtlich seiner gleichnamigen Vorfahren müßte hier wohl von einem Irrtum L.s oder eines seiner Gewährsleute gesprochen werden. 497 wer im Staube lieg’t] D. h., wer dem Sultan untertan ist. 498 Der Blitz ¢chlag’t … entzwey] D. h., alles Hochstehende ist am stärksten gefährdet. Variante der aesopischen Fabel von Eiche und Schilfrohr (Perry, Aesopica: Fabulae Graecae 70, S. 348). Vgl. Henkel/Schöne, Emblemata, Sp. 1212 f. („Turmspitze vom Blitz getroffen“). Vgl. V 147–148.154.261; C I 350.605–607.686 u. E II 379 f. – Zedern] Die Zeder ist in der Bibel (z. B. Ez 31,3; Am 2,9) ein Sinnbild starker Herrschaft. Vgl. C I 350, III 29.330 u. A I 162, IV 343. 500 wie Strau¢¢e Stahl] Plinius (Hist. Nat. 10,2) weist darauf hin, daß der Vogel Strauß wahllos alles verschlinge und dies auch verdauen könne (was im Prinzip richtig ist, wie Untersuchungen des Inhalts von Straußenmägen ergeben haben). Hieraus entwickelte sich bei späteren Autoren die phantastische Vorstellung, daß der Strauß – wegen seiner heißen Natur – auch Eisen fressen könne. In der frühneuzeitlichen Emblematik findet sich daher die Abbildung eines Straußes, der ein Hufeisen im Schnabel hält (Henkel/ Schöne, Emblemata, Sp. 806 f.). S. auch Konrad von Megenberg, Buch der Natur, Buch III.B.64, S. 248 f., hier S. 249.
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502–504 Lacht’ eine Sclavin … Sternen heben] S.o. Anm. zu I 227–229. 502 Hold] ‚Huld‘, ‚Liebe‘. 506 rede mir nicht mehr !…" ein] ‚mache mir keine weiteren Einwände‘ (vgl. DWb 3,247 f.,2). 510 Hertz’] Etwa: ‚Herzblatt‘. 511 ¢chwermende] Etwa: ‚überzogene‘, ‚unrealistische‘ (vgl. C IV 234). 512–513 den Schatten … bilden fur] ‚ihm mit rationalen Argumenten die tatsächliche Nichtigkeit (das bloße ‘Schattenbild‚) meiner Schönheit vor Augen führen‘ (zu ‚Schatten‘ in diesem Sinne vgl. DWb 14,2235,II,1g). 513 milde] ‚freigebige‘. 516 zulegen] ‚gewähren‘ (vgl. DWb 32,512 f.,2a). 519 entgluhte] ‚glühend gewordene‘. 523 handeln] ‚vollbringen‘, ‚verrichten‘ (vgl. DWb 10,374,3). 528 unter’s Fahn] ‚Fahne‘ hier als Neutrum, ebenso C2 I 582, III 492. 529 der hei¢¢e Hunds¢tern] Der Sirius, Fixstern im Sternbild des Kleinen Hundes; die Zeit seines Frühaufgangs im Sommer galt bei Griechen und Römern als die Periode ungesündester Hitze (daher der Ausdruck ‚Hundstage‘). Vgl. III 90 f. 530 der kalte Beer] Das Sternbild des Großen Bären als Inbegriff des ‚kalten Nordens‘. – ¢chnee-wei¢¢e Thiere] Z.B. Eisbären. 532 Fur] ‚vor‘. 533 Pflug !… " Helm] Als Sinnbilder des Bauernstandes und des Militärs. – Jnfel] Als Sinnbild der Geistlichkeit (s. o. Anm. zu V. 303). vor 535 Geitz] Hier im Sinne von ‚Habsucht‘ (lat. ‚avaritia‘). 535 die Gottin aller Seelen] Die Wollust. 537 Die Molche ¢chleppen Gold auß ihren Holen] Hinsichtlich der „Molche“ scheint L. ein Gedächtnisfehler unterlaufen zu sein. Dergleichen fabelte man im Altertum nämlich nicht von diesen, sondern von einer im nördlichen Indien beheimateten Ameisenart, die die Größe von ägyptischen Wölfen gehabt habe (Plinius, Nat. hist. 11,111; 33,66; vgl. auch Herodot 3,102). 538 Die Schnecke reicht die Purper -Mu¢cheln] Während der sachliche Inhalt der Aussage völlig klar ist (‚die Purpurschnecke spendet ihren Purpur‘), gibt die in der Formulierung implizierte Differenzierung zwischen ‚Schnecke‘ und ‚Muschel‘ Rätsel auf. Wahrscheinlich ist (wie bei den verwandten Stellen A III 501 und E II 62) davon auszugehen, daß es sich hier nur um eine rein sprachliche Variation handelt, ‚Schnecke‘ und ‚Muschel‘ also für L. hier Synonyme sind. 540 zinß’t] ‚leistet als Tribut‘. 541 Berg-Blau] Lt. DWb 1,507, dasselbe wie ‚Kupferblau‘ („aus kupfervitriol bereitete farbe“); im Frühnhd. Wb. 3,1436, nur als Adjektiv („azur-, lasurfarbig“) verzeichnet. – Chry¢tallen] ‚Bergkristall‘. 543 ¢chmecken lernen] ‚ihre Annehmlichkeit kennengelernt hat‘ (zu ‚schmecken‘ in der hier anzusetzenden prägnanten Verwendung vgl. DWb 15,970 f.,II,2c).
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544 neig’t er ihr] ‚senkt er auf sie herab‘ (vgl. DWb 13,570,II,2b/c). – zum Krantze ¢eine Sternen] Hier ist vielleicht speziell an das Sternbild der Ariadne (‚Corona Ariadnes‘ bzw. ‚Corona borealis‘) zu denken. Ariadne, Tochter des Königs Minos von Kreta, war von ihrem Geliebten Theseus, der sie nach der Tötung des Ungeheuers Minotaurus mit sich genommen hatte, auf der Insel Naxos zurückgelassen worden. Dort fand sie der Gott Dionysos vor und heiratete sie. Als Brautschmuck erhielt sie von ihm einen Strahlenkranz, der später als Sternbild an den nördlichen Sternhimmel versetzt wurde. Vgl. C III 381. 546 Circe] Die Zauberin (Göttin oder Nymphe), die die Gefährten des Odysseus durch Berühren mit ihrem Zauberstab in Schweine verwandelte. 551 ihr] ‚sich‘. – albern] ‚beschränkten‘. 553 fall’t uber dein Ge¢etze] D. h., ist nicht in der Lage, dein Gesetz einzuhalten (ebenso V. 554). 554 Taffeln] Gesetzestafeln (vgl. V. 574). 559–560 die ¢toltzen Berge … Mauß] Nach der bekannten Stelle in der Ars poetica (V. 139) von Horaz: „Parturient montes, nascetur ridiculus mus“ (‚Berge kreißen, und eine drollige Maus wird geboren‘). – ihr Brut] ‚ihre Nachkommenschaft‘. Zum Maskulinum „Brut“ s. o. Anm. zu I 695. 563–564 ¢iegt !… " ab] ‚absiegen‘ mit Dativ: ‚jemand besiegen‘ (vgl. Frühnhd, Wb. 1,380). 566 Argos] = Argus, ein sagenhaftes männliches Wesen, das über den ganzen Körper mit Augen ausgestattet war, also nach allen Richtungen sehen konnte, und dem Juno auftrug, Jupiters in eine Kuh verwandelte Geliebte Io zu bewachen. Vgl. C II 507. – augicht] ‚mit Augen ausgestattet‘. 569 i¢t meiner Satzung Halter] ‚hält meine Satzung unverbrüchlich ein‘ (zu „Halter“ vgl. DWb 10,300 f.,5). 573–574 preget Und ¢chreibt] ‚aufprägend schreibt‘. 574 Taffeln] Gesetzestafeln (vgl. V. 554). 575 Holtz anleget] ‚Holz zum Feuer legt‘. 577 gleichs] ‚gleich das‘ (‚gleich‘ als konzessiven Sinn ausdrückende Partikel). 578 ¢ie] Die Natur. 579 Mutter … rein’¢ter Zierde] Die Keuschheit (vgl. V. 683). 584 Maaße] ‚Mäßigkeit‘. 586 Zembla] Nowaja Semlja, zu Rußland gehörende Inselgruppe im Nordpolarmeer. Vgl. S IV 371. 589–590 Wenns Alter … Wa¢¢er an] Anspielung auf den Ehebruch König Davids mit der Frau des Urias. David hatte sich in sie verliebt, als er vom Dach seines Palastes sah, wie sie sich wusch. Um sie heiraten zu können, führte er mit einer List des Urias Tod herbei (II Sm 11). – abzopfet] = ‚abzäpfet‘ (‚abzapft‘). 593 fur] ‚als‘. 594 Schonheit Strahl’n] Zusammengesetztes Substantiv ohne Divis: ‚Schönheitsstrahlen‘.
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599 Phrynen] Phryne war eine berühmte griechische Hetäre von großer Schönheit und erotischer Attraktivität (4. Jh. v. Chr.). 600 Xenocrates] Dieser griechische Philosoph (396–314 v. Chr.), Schüler Platos, soll nach einer Anekdote (Diogenes Laertius 4,2,7) sehr direkten Annäherungsversuchen Phrynes eisern widerstanden haben (sie hatte unter einem Vorwand Zuflucht in seinem Hause gesucht und das einzige vorhandene Bett mit ihm geteilt). 602 Jrrwi¢ch] ‚Irrlicht‘ (vgl. V. 279). – Leit-Stern] Der Polarstern, als fester Orientierungspunkt für die Schiffahrt. 603 fur] ‚vor‘. 604 Unlu¢t] Hier (wie auch V. 611 u. III 384) zu verstehen als Abwesenheit von sinnlicher Lust (vgl. die Belege DWb 24,1150 f.,4). Anders III 58. – Brand-] Die nach dem Druck A vorgenommene emendierende Ergänzung des Divis (als Platzhalter für „leeres“) entspricht zweifellos der Aussageabsicht des Autors, da „der Unlu¢t Brand“, als Widerspruch in sich, schlechthin keinen Sinn ergäbe. „Brand“ meint hier natürlich ‚(Liebes-) Glut‘ bzw. ‚Brunst‘; im Hinblick auf „Wachs“ scheint hier auch das Bild einer hieraus gefertigten, nicht angezündeten Kerze im Spiel zu sein. 605 Garn] Jägergarn, mit dem Netze oder Schlingen zum Fang von Tieren geknüpft werden. 606 nimmt] ‚verwendet‘. – guld’nen Flachs] Flachs ist das gleiche wie Leinen, bezeichnet aber nicht das gewebte Leinen, sondern das Ausgangsmaterial, die Faser der Leinpflanze; „güld’nen“ meint hier vermutlich ‚mit Goldfäden durchwirkten‘. 607–610 Laß Danaen … zu Liebe thu’] Jupiter näherte sich Danae als Goldregen, um so von oben durch das offene Dach des Turms zu gelangen, in dem sie gefangen gehalten wurde (vgl. S II 458, III 501 f.). – guldne Regen] Die rationalistische Deutung des ‚Goldregens‘ im Hinblick auf die korrumpierende Wirkung des Goldes hat schon antike Tradition (Horaz, Carm. 3,16,1–11). Vgl. auch Hederich, Mytholog. Lexikon, Sp. 863. 611 nackter] ‚bloßer‘, ‚reiner‘. 613 Feindin] Trotz seines maskulinen grammatischen Geschlechts wird der Geiz als weibliche Allegorie angesprochen, wohl wegen lat. ‚avaritia‘. Vgl. auch die Anrede „Schwe¢tern“ in V. 535. 614 Fed’] ‚Fehde‘. – bitten] ‚bieten‘. 617–618 die ihr wollen … ¢treu’n] ‚streuen‘ hier in einer absoluten Verwendung, für die sich im DWb kein Beleg findet und die wohl so zu deuten ist: ‚die ihr mit dem Ausstreuen von !… " Hülsen huldigen wollen‘. 619 Vogel] Umlautloser Plural, der im Frühneuhochdeutschen neben dem umgelauteten noch bis ins 18. Jh. hinein nachweisbar ist (s. DWb 26,390). Vgl. C I 246. – kirren] ‚locken‘. 621–622 Pfeile Vom Bleye] Pfeile, die wegen der Schwere des Bleis nicht weit fliegen und wegen seiner Weichheit keine Durchschlagskraft haben (vgl. C2 II 43 f.).
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622 wach¢’ne] ‚wächserne‘. – Donner Keile] Entweder wie üblich ‚Blitze‘ (vgl. V. 276 u. 342) oder aber bestimmte keilförmig zugespitzte Steine, die sich auf Äckern finden und dem Volksaberglauben nach vom Blitz aus den Wolken herabgeschleudert worden sein sollen (s. DWb 2,1244 f.,1). 623 Zierd’ und Gold] Anspielung auf die Auslassungen von Schönheit (V. 583– 592) und Geitz (V. 603–612). – gla¢ernes Gewehre] ‚zerbrechliche Waffe‘. 625 ¢teckt bey dem Ge¢tirnten Beere] D. h., strebt nach den Sternen, für die der Große Bär (nach der Mythologie Jupiters zuerst in einen Bären verwandelte, dann als Sternbild an den Himmel versetzte Geliebte Kallisto) stellvertretend steht. 627 Bohnen-gleiche] ‚geringwertige‘. 629 ge¢tirnte Jungfrau’n] ‚Sternenjungfrauen‘ – wohl Anspielung auf Astraea, die im Goldenen Zeitalter als Recht und Gerechtigkeit repräsentierende Göttin auf der Erde weilte, mit dem Ende des Goldenen Zeitalters aber, als unter den Menschen das Unrecht zunahm, die Erde verließ und zum Himmel flog, wo sie seitdem im Tierkreis das Sternbild der Jungfrau besetzt. 631 Der Werckzeug] Zum Genus vgl. IV 35. 633 Gottin] Die Keuschheit. 634 nichts als Graber] Weil die Seidenraupe, die Larve des Seidenspinners, die sich in den Kokon einspinnt, aus dem man die Seide gewinnt, bei ebendieser Verwertung durch den Menschen getötet wird. 635 Lilgen] Als Inbegriff der Reinheit (vgl. V. 646). 638 diß Gifft/ dein Bi¢am] „Bi¢am“ ist Subjekt, „Gift“ Akkusativobjekt. „Bi¢am“ hier (vgl. V. 189, V 854) nur als angenehm duftender Stoff zu verstehen, der als Trägersubstanz von Gift dient. – bringet ein] ‚beibringt‘, ‚zuführt‘. 639 guldnen Pofi¢t] ‚übergoldeten Bovist‘. Ein Bovist ist ein kugelförmiger Pilz, der, wenn er aufplatzt und seine Sporen verstäubt, zugleich einen üblen Geruch absondert. 640 Fauden] ‚Faude‘ (fem.) ist ein schlesisches Wort für ‚Schilf‘ oder ‚Binse‘ (vgl. DWb 3,1367). 643 Ver¢piel’t] ‚scheitert‘ (vgl. V. 690 u. I 570). – der Glimpf] ‚die Milde‘. 645 Schnee] Als Sinnbild der makellosen Weiße und Reinheit. 646 Kefer Koth … Lilgen hin] Vgl. C III 88 f.; E II 325; S III 358. 647 Schatten] ‚Schattenbild‘, ‚vergängliche Erscheinung‘. 648 Ja¢cht] ‚Schaum‘. 649 Schmach] ‚Schande‘. 652 Wo] ‚falls‘. – mehr] ‚weiterhin‘ 657 Ein Jo¢eph … Weibes Banden] Anspielung auf die Geschichte des biblischen Josef, der sich den sexuellen Annäherungsversuchen der Ehefrau seines ägyptischen Dienstherrn Potifar entzog und, von dieser aus Rache der versuchten Vergewaltigung bezichtigt, ins Gefängnis geworfen wurde (Gn 39,7–20).
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658 Su¢anna lacht … auß] Ihre Geschichte steht in dem apokryphen alttestamentarischen Buch von Susanna und Daniel. Die mit einem angesehenen Mann verheiratete ehrbare Ehefrau in Babylon wird von zwei Richtern, alten Männern, beim Baden beobachtet und von ihnen aufgefordert, ihnen sexuell zu Willen zu sein, mit der erpresserischen Drohung, sie im Falle ihrer Weigerung des Ehebruchs mit einem jungen Mann zu bezichtigen und vor Gericht zu ziehen. Als Susanna tatsächlich standhaft bleibt, machen die beiden Alten ihre Drohung wahr, und das Gericht fällt aufgrund ihrer erlogenen Zeugenaussage gegen Susanna der bestehenden Gesetzeslage entsprechend ein Todesurteil wegen erwiesenen Ehebruchs. Susanna wird aber durch das Auftreten des jungen Daniel (des Propheten), der die beiden Richter unabhängig voneinander befragt und sie so der Lüge überführt, gerettet und ihre Ehre wiederhergestellt. 660 Grauß] ‚Trümmer‘. 661 gemahlten] D. h. nicht wirklichen, sondern künstlich erzeugten, erdichteten. 666 glimme] ‚glühende‘. 668 rei¢¢t] Imperativ der 2. Pers. Pl. (wie „¢etzt“ in V. 666). 669 Acciolin beflecket ¢eine Wei¢¢e] Acciolin ist Ezzelino III. da Romano (1194–1259), der für seine Grausamkeit berüchtigte Anführer der Ghibellinen in Italien, dem Kaiser Friedrich II. die Herrschaft über Vicenza, Padua und Treviso übertragen hatte. „Wei¢¢e“ meint Bianca de Rossi, Ehefrau des Gianbattista della Porta, der bei der von Ezzelino unternommenen Eroberung der welfischen Stadt Bassano, deren Gouverneur er war, getötet wurde. Bianca beging Selbstmord am Grabe ihres Ehemannes, als Ezzelino sie nach vergeblichen Versuchen, ihre Liebe zu gewinnen, vergewaltigt hatte. In AnmL. referiert L. ihre Geschichte nach LeMoynes ‚Gallerie des femmes fortes‘. S. den Artikel ‚Blanka‘ in: Ersch-Gruber, Sect. 1, Tl. 10, 313 f. Der österreichische Dramatiker Heinrich Joseph von Collin schrieb über den Stoff ein Trauerspiel ‚Bianca della Porta‘ (1808). 675 Palmen] Siegespalmen (vgl. V. 686). 675–676 Erichs Tochter … Machmets Sebel trifft] S.o. Anm. zu I 227–229. 677 Ro¢t und Pfale] Als Marterinstrumente. 679–680 Wenn Keu¢chheit … ver¢ehr’t] Der gleiche Gedanke A II 549 f. – Seelen Mahle] ‚Mal‘ hier (wie in ‚Muttermal‘) im ursprünglichen Sinne von ‚Fleck‘ bzw. ‚Makel‘; „Seelen Mahle“ also: ‚Makel an der Seele‘. 682 Jungfrau] Prädikativ: ‚als Jungfrau‘. 683 die Gottin reiner Herzen] Die Keuschheit (vgl. V. 579). 684 Stahl] Sinnbildlich für Gewalt. – Gold] Sinnbildlich für „Geitz“ (= ‚Habgier‘); ebenso „güldne Kugeln“ V. 689. 686 uberwigt] ‚übertrifft‘, ‚in den Schatten stellt‘. 687–688 Ein Sim¢on … Delila Betrug] Ein legendärer israelitischer Held von übermenschlicher Stärke, der erfolgreich die Philister bekämpfte, die zu seiner Zeit Israel beherrschten. Durch Verrat seiner aus dem Volk der Phi-
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lister stammenden Geliebten Delila geriet er in die Hände seiner Feinde. Simson hatte Delila nämlich offenbart, daß seine ganze Kraft in seinen Haaren stecke. Als Simson schlief, rief Delila einen Landsmann herbei, der ihm den Kopf kahl schor und ihn so seiner Kraft beraubte. Simson wurde von den Philistern überwältigt, geblendet und ins Gefängnis geworfen (Idc 16,4–21). 689 Ehren-Pfeil und guldne Kugeln] Sinnbildlich für „Ehr¢ucht“ und „Geitz“ (‚Habgier‘). 690 Ver¢piel’t] ‚scheitert‘ (vgl. V. 643 u. I 570). 692 Brande] Wohl eher als Hinweis auf Folterwerkzeuge (vgl. V. 666 u. 677) zu deuten als im Sinne von ‚Liebeslust‘ bzw. ‚Brunst‘ (vgl. V. 577 f.), da letzteres bereits durch „Flei¢ch/ Schönheits-Reitz“ abgedeckt ist. Dritte Abhandlung Szenenfolge: a) V. 1–68; b) V. 69–127; c) V. 128–194; d) V. 195–360; e) V. 361– 396; f) V. 397–524; g) Reyen: V. 525–604. Orte der Handlung: Ein Lustgarten (a–b); Wandelhalle der Sultaninnen (c–d); Geheimes Zimmer des Sultans (e–f). 4 5 7 8 9 10 13 16 17 20
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erbla¢¢en] ‚sterben‘. behertzige] ‚erwäge in seinem Herzen‘, ‚bedenke‘ (vgl. V 421). ¢chwert] ‚schwört‘. La¢ter] ‚Verbrechen‘ (vgl. V. 10). Pfrim/ Seg’ und Glutt] ‚starke Nadel, Säge und Feuer‘ (vgl. V. 364; C I 101; E IV 249). der Mord der ¢chonen Rie¢in] S.o. I 269–274. verbricht] ‚ein Verbrechen begeht‘. ¢timmt auch … Seiten] In Szene I b (173–292). – Seiten] ‚Saiten‘. Vor¢chutzende … nicht werth] Für Sisigambis nicht zutreffend. Verwechslung mit Sekierpera? – Hold] ‚Huld‘. der Crocodil mit ¢einem Weinen dreue] Das Weinen des Krokodils vor oder nach der Tötung eines Menschen (gemäß einem seit dem Mittelalter verbreiteten Aberglauben) als Ausdruck der Heuchelei. So in dem Adagium ‚Crocodili lachrymae‘ bei Erasmus, Adagia (Opera omnia, ed. Ioh. Clericus, tom. 2, 543A, Chil. II, Centur. IV, Prov. LX); so auch in der Emblematik: Henkel/Schöne, Emblemata, Sp. 672 f. Vgl. C III 111; E III 380 f. – dreue] ‚drohe‘. Die Thran’ Olympiens zwang Alexanders Grimm] Nicht ganz sachgerechte Bezugnahme auf eine Mitteilung in Plutarchs Alexanderbiographie (39,13). Als sich Antipatros, den Alexander der Große bei Antritt seines Eroberungsfeldzuges als Statthalter in Europa eingesetzt hatte, bei ihm brieflich über seine Mutter Olympias beschwerte, soll Alexander dazu bemerkt ha-
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ben, Antipatros wisse wohl nicht, daß eine einzige Träne einer Mutter tausend solcher Briefe wegwischen könne. 22 eyfert’ Jrrthumb nur] Etwa: ‚er ereiferte sich nur wegen einer Verirrung bzw. eines Mißgriffs (der Olympias)‘. Zu „eyfert’“ vgl. DWb 3,90,1, hier vor allem den Gryphius-Beleg. 23 gebe !…" nach] ‚gebe zu‘. 24 Ern¢t] ‚Strenge‘. – gerochen] ‚gerächt‘. 27 Un¢trafbar] ‚straflos‘. 30 ihm] ‚sich‘. – fur] ‚statt‘. 32–33 rauen Volckern … mit Fluch an¢pru’n] Hiermit dürften Afrikaner (Neger) gemeint sein, wie eine Parallelstelle innerhalb der Lyrik L.s (‚König Philip an die Für¢tin von Eboly‘) nahelegt: „Die Sonn’ i¢t der Natur weit nicht ¢o ¢chon gerathen/ Als die/ die Eboli an ihrer Stirne trägt. Der gro¢¢en Flucht [= fluch’t] der Mohr/ an welcher er muß braten; Da ihrer Jedermann ¢ein Hertz zu opffern pflegt.” (Lohenstein, Lyrica, hrsg. von G. Spellerberg, S. [274]). 33 an¢pru’n] Für dieses hier vermutlich als ‚anspucken‘ oder ‚anspeien‘ zu deutende Verb gibt es keinen Beleg im Frühnhd. Wb., im DWb (1,472) nur einen einzigen, hier nicht passenden (Goethe). Es fehlt auch in Mitzkas Schlesischem Wörterbuch. In L.s Trauerspielen nur hier (anderswo bei ihm bisher auch nicht ermittelt). Das Simplex ‚sprühen‘ aber in C IV 484; S I 433. – zu Golde geht] ‚untergeht‘; die Redensart beruht auf alten mythologischen Vorstellungen einer Verbindung von Sonne und Gold (s. DWb 8,702). Vgl. IB IV 96; S II 246, V 336, und in L.s Gedicht ‚Braut-Krantz‘: „Die Sonne pflegt als denn mit Purper recht zu pralen Wenn ¢i zu golde geh’t in’s Schlaff-Gemach der See.” (Lohenstein, Lyrica, hrsg. von G. Spellerberg, S. [312]). 34 Sodom] Die biblische Stadt, die Gott wegen ihrer Sündhaftigkeit durch einen Regen von Feuer und Schwefel vernichtete (Gn 19,24). 36 Schlo¢¢en] Dasselbe wie Hagel. 37 Thau’n] ‚lassen herabtauen‘ (vgl. DWb 21,327,4b). 38 Leffel] ‚Löffel‘. 42 ¢etzen auf] ‚aufs Spiel setzen‘ (vgl. DWb 1,737,3). 45 Lorber -Baume … bedeckt] Nach Meinung des Altertums war der Lorbeerbaum gegen Blitzschlag gefeit. Lorbeerzweige benutzte man deshalb als Schutzmittel gegen Blitze; Kaiser Tiberius trug zu diesem Zweck bei Gewitter stets einen Lorbeerkranz. Dieser Aberglaube hängt damit zusammen, daß der Lorbeer wie dem Gott Apollo so auch Jupiter heilig war, von dem Blitze auf die Erde geschleudert wurden, wenn er erzürnt war. Zur Verwendung des Bildmotivs Lorbeer/Blitz in der Emblematik unter Berücksichtigung L.s s. Schöne, Emblematik u. Drama, S. 90 ff. Vgl. V 377; C I 351 f., V 406 f. u. A I 5.337–338, III 425. – fur Blitz ihn hat bedeckt] ‚ihn vor dem Blitz geschützt hat‘.
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46–57 Der Sultan … gebohren war] S. hierzu AnmL. zu V. 46 u. 55. 46–47 ge¢teckt !… " hatte fur] ‚vorgegeben hatte‘. 48 ihm] Ibrahim. 49 den Tarter Cham] ‚den Khan der Tataren‘ (vgl. Anm. zu I 260–263). Zur Sache s. AnmL. zu V. 46.48 (historisch nicht zu verifizieren!). 50 Wer !… " als Kio¢em] Hinter „Wer“ stillschweigend ‚sonst‘ zu ergänzen. 52 ¢etzte !… " auf die Spitze] ‚setzte einem hohen Risiko aus‘ (vgl. DWb 16,2591,c). Ebenso C I 118. 54 des Oßmans Stul] ‚den Sultansthron‘. 57 Noch ein¢t] ‚noch einmal‘ (ebenso V. 60). – vor] ‚zuvor‘. 58 Unlu¢t] Hier wohl eher (anders als V. 384 u. II 604.611) im landläufigen Sinne von ‚Verdruß‘. 61 zu vergehn] ‚vorzugehen‘ (vgl. DWb 25,401,3). 62 lohnen ab] ‚den Lohn auszahlen‘. 65 be¢trick’t] ‚fesselt‘, ‚hält in Banden‘. 76 gefahrter] Kontrahiert aus ‚gefährdeter‘. 80 fur] ‚statt‘. – die Hurden] Eigtl. Einzäunungen einer bestimmten Weidefläche, hier sinnbildlich für ein einfaches, dem eines Hirten ähnliches Leben (ebenso C II 443). 83 henckern] ‚foltern‘ (s. o. Anm. zu I 711). 86 Athame] ‚Atham‘ ist Nebenform von ‚Athem‘. 88 unvergnug’t] ‚unbefriedigt‘ (ohne Genüge gefunden zu haben). 90 Kohlen] ‚Kohle‘ hier im Sinne von ‚Feuer‘ oder ‚Glut‘ (vgl. DWb 11,1584,5c). 90–91 Der Hund’s¢tern … brennen] S.o. Anm. zu II 529. 92 ¢ich !…" trennen] ‚sich auflösen‘, ‚vergehen‘ (vgl. DWb 22,132,II,B,3b,). 94 ¢chlechte] ‚schlichte‘. – weiten] Hier sicher nicht im Sinne von ‚weit aufgerissenen‘ (vgl. die Belege hierzu im DWb 28,1235,B,1d), sondern von ‚weit entfernt‘. 95 Scarlat] Scharlach (s. o. Anm. zu I 328). 97 nahe zeucht] ‚aus der Nähe anzieht‘. 101 Die] Obwohl alle Drucke diese Lesung haben, besteht doch der starke Verdacht, daß es sich um einen Druckfehler für sinnfälligeres „Das“ (Relativpronomen zu „Bildniß“) handelt. Vgl. I 351–358. 105 Mah’] ‚Mohn‘. 106 Tulipen] ‚Tulpen‘. – er¢iht] ‚erblickt‘. 108 ¢chwere] ‚schwöre‘. 109 ¢piel’t] Hier etwa: ‚schimmert‘, ‚glänzt‘ (vgl. I 104 u. S, Widmungsged., V. 61 nebst Anm. hierzu). – Unruh] Meint hier zweifellos (vgl. auch A V 18) den Bewegungsregler im Uhrwerk. 109–110 reg’t … nicht] D. h., der strahlende Glanz, der von Ambres Gesicht ausgeht, ist kein Ausdruck innerer Regsamkeit. 111 Granaten] Als Sinnbild der Röte (s. o. Anm. zu I 49). 114 la¢¢en] ‚müden‘, ‚matten‘ (vgl. II 155). – Balg’] Blasebälge als Bild für die Brüste auch A III 62 u. C IV 427.
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118 bloden] ‚schüchternen‘. vor 128 Spatzier -Saal] Galerie; langer Gang mit Fenstern auf einer oder beiden Seiten (vgl. A II vor 225). – mit der Fatima und Alima] Widerspricht den Versen 277 f. der nächsten Szene, aus denen hervorgeht, daß zwei Söhne (Bajazeth und Orcan) von der zuvor genannten Hagar geboren wurden. 139 nebelt auß] Etwa: ‚sich Luft macht‘; im DWb (1,920) für die Frühe Neuzeit nur dieser eine Beleg, im Frühnhd. Wb. kein Lemma hierzu. 140 ¢ich !… " be¢chweren] ‚sich die Mühe machen‘ (vgl. V. 342). 146–147 wie ein erzurnter Strauß … zu rauben muhe] Daß der Sultan, der sich anschickt, seine Söhne umzubringen, hier unter diesem Traumbild erscheint, dürfte seinen Ursprung in der alten Vorstellung haben, daß der Strauß seine Eier in den Sand lege, ohne sich weiter um sie zu kümmern (Konrad von Megenberg erklärt dies mit seiner Vergeßlichkeit: Buch der Natur, S. 249). Diese der klassisch-antiken Überlieferung fremde Vorstellung geht auf jüdische Traditionen zurück (vgl. RE IV A, Sp. 342). Im Buch Hiob (39,14–17) heißt es, daß der Strauß nicht nur seine Eier einfach vom warmen Sand ausbrüten lasse, sondern auch hart gegen seine Jungen sei, so als seien es gar nicht die seinen, und zwar deshalb, weil ihm Gott weder Weisheit noch Verstand gegeben habe. Diese Bibelstelle wird L. veranlaßt haben, hier gerade den Strauß als Bild eines unmenschlichen Vaters zu verwenden. Vgl. auch II 500 (Strauß frißt Eisen) und das eher positive Bild vom Strauß in E II 20 (macht die Jungen in den Eiern durch belebende Strahlen, die von seinen Augen ausgehen, lebendig). 154 na¢¢er] ‚tränenfeuchter‘. 156 Ver¢etzten] ‚wehrten ab‘, ‚parierten‘ (zu dieser alten, heute verschwundenen Anwendung von ‚versetzen‘ vgl. DWb 25,1285,4). 159 hieng !… " zu] ‚drohte‘, ‚stand bevor‘. 167 Der Kinder] Genitivattribut zu „Schutz/ Schirm und Schild“. – die fa¢t eh’ … gebohren] ‚die nahezu schon im Unglück waren, bevor sie geboren wurden‘ („eh’“ = Komparativ ‚eher‘). 177–178 daß Verdacht Des Mahumets … umbgebracht] Lt. Bisaccioni, Vite e fatti, S. 198, ließ Sultan Mehmed III. die Mutter seines erstgeborenen Sohnes und diesen selbst umbringen. Vgl. IV 417. 179–180 Der gro¢¢e Suleiman … zweyer Sohne Tod] Süleyman I. (Regierungszeit 1520–1566), der Soliman in L.s ‚Ibrahim (Bassa)‘. Zu den näheren Umständen der Ermordung seiner Söhne Mustafa (1553) und Bayezid (1562) s. AnmL. u. IB, Kommentar S. 950 u. 955 f. 182–188 Daut Ba¢¢ens Mi¢¢ethat … vergebens fur] Daud bzw. Dawud Pascha errang das Amt des Großwesirs, nachdem der schwachsinnige Sultan Mustafa I., der von Osman II. (Regierungszeit 1618–1622) nach kurzem Regiment abgelöst worden war, nach dem Sturz Osmans wieder für kurze Zeit (1622–1623) nochmals auf den Thron gelangt war. Seinen Aufstieg verdankte Dawud Pascha der Tatsache, daß er der Schwiegersohn der Mutter
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Mustafas und somit dessen Schwager war. Unmittelbare Ursache des Sturzes Osmans II. war ein Aufstand der Sipahi (Reitertruppen) und der Janitscharen, deren Macht im Staate er einzuschränken bemüht war und denen er den Sold gekürzt hatte. An diesem Aufstand hatte sich die Mutter Mustafas beteiligt, um zusammen mit ihrem von ihr abhängigen Sohn sich selbst wieder an die Herrschaft zu bringen. Der neue Großwesir vollzog zusammen mit einigen Gehilfen eigenhändig die Exekution Osmans II. mittels der Würgeschnur, wurde aber kurze Zeit später wieder abgesetzt und im nächsten Jahr (1623) seinerseits mit allen seinen Helfern hingerichtet. Über eine aktive Rolle Kösems beim Sturz Dawud Paschas (V. 186) und dessen hier angedeutete weitergehende Absichten hinsichtlich einer Auslöschung des ganzen Osmanengeschlechts (V. 184 f.) war in der neueren historischen Literatur nichts zu ermitteln. L.s Gewährsmann hier wie IV 448–451, wo Dawud Paschas Untat nochmals erwähnt wird, war Bisaccioni (s. AnmL. zu I 182–188 u. zu IV 448). Vgl. auch AnmL. zu V 132, S. 322,1708–1709, wo die Sache so dargestellt wird, als habe Dawud Pascha die Hinrichtung nicht als Großwesir, sondern als Beauftragter eines solchen vorgenommen. 183 am hoch¢ten Brette] ‚an der Spitze‘ (s. o. Anm. zu I 474). 187–188 nam !… " fur] ‚unternahm‘ (vgl. C II 78). 189 ¢pinn’t] ‚anspinnt‘, ‚anzettelt‘. 190 fal¢cher] ‚trügerischer‘. 191 Zufall] Hier im alten Sinne als das, was einem ‚zufällt‘ bzw. ‚zustößt‘. 193 nicht die Saltz-Art laßt] D. h. salzig bleibt. – halt] ‚behauptet‘. 194 gleich] Partikel, die den konzessiven Sinn des Relativsatzes ausdrückt. 195 ¢chlu¢¢en] ‚beschließen‘. Vgl. Lohenstein, Arminius, Tl. 1 (1689), S. 4: „Cejonius ¢chleußt ¢ich zu ergeben.“ 200 verruck’t] ‚verstört‘. 202 ¢chlechter] ‚einfacher‘. 210 eyfert] ‚ist eifersüchtig‘. 211 fur das Ge¢ichte] ‚vor Augen‘. 212–213 fallet !… " fur] ‚in den Sinn kommt‘ (vgl. DWb 4,725 f.,4). 217 Zweig’] ‚Abkömmlinge‘ (vgl. A IV 189). 218 Eyfer] Hier etwa: ‚hitzige Leidenschaft‘. 225 gebahr’n] ‚verfahren‘. 229 mor¢ch entzwey] „mor¢ch“ bezeichnet das Plötzliche oder Zwanglose des Zerteilens eines Gegenstandes durch Zerbrechen (vgl. A III 119, IV 337; DWb 12,2590 f.) oder Zerschneiden. 242 vor] ‚früher‘. 243 beweglich] ‚bewegend‘, im Sinne des rhetorischen ‚movere‘. 246 Klippen] Als Metapher für die Brüste auch A II 55. 249 Gall-Aepfel] Kugelförmige Wucherungen an der Unterseite von Eichenblättern, hervorgerufen durch Eiablage der Gallwespe. Der Vergleich zielt hier vermutlich auf ihren bitteren und adstringierenden Geschmack. 254 wall’t] Hier etwa: ‚von Rührung bewegt wird‘ (vgl. S I 409).
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261 Wo] ‚falls‘. 263–265 Du ¢elb¢t ha¢t zuge¢ehen … verkerb’t] Zielt auf den angeblichen Tötungsbefehl Murads IV. gegen einen seiner Söhne (s. o. Anm. zu II 478). – verkerb’t] ‚schuldhaft verdient‘ (vom Einkerben auf dem Kerbholz, zur Registrierung von Geldschulden). Vgl. V. 513, V 682; A I 281.345. 276 dampffen] ‚unterdrücken‘ oder auch ‚austilgen‘ (vgl. DWb 2,718 f.,3). 282–285 kein Blatt … ¢oll’n geh’n] S. hierzu AnmL. 284 die Kwall gelo¢en] ‚die Höllenqual loswerden bzw. ihr entgehen‘ (zu „gelo¢en“ vgl. DWb 5,3051,2b/c). 286 die¢er Kefer !…" dem Adler] Anspielung auf die Fabel von dem Mistkäfer und dem Adler (vgl. A V 321; IB I 129 f., II 116). Der Mistkäfer hatte einem vom Adler gejagten Hasen seinen Schutz zugesagt und den Adler gebeten, seinen Schützling zu verschonen. Der Adler wollte sich aber auf nichts einlassen und zerfleischte den Hasen vor des Mistkäfers Augen. Dieser rächte sich für diese Mißachtung, indem er in des Adlers Nest hinaufkroch und dessen Eier hinunterwarf. Ausführlich erzählt bei Erasmus, Adagia, chil. 3, cent. 7, prov. 1: „Scarabaeus aquilam quaerit“ (Erasmus, Opera omnia, ed. I. Clericus, tom. 2, 879F-883E); s. auch Perry, Aesopica 1, 322, Nr. 3; Henkel/Schöne, Emblemata, Sp. 763 (hier weitere literarische Belege); Schöne, Emblematik u. Drama, S. 77. 289 ¢chon] ‚schone‘, ‚lasse Gnade walten‘ (vgl. DWb 15,1502 f.,6b). 296 wohl] Interjektion: ‚wohlan‘, ‚nun wohl‘. 301 be¢chwer’] ‚beschwöre‘. 306 Schluß] ‚Beschluß‘. 309 Aga¢i] Gemeint ist der ‚harem a gasi‘ ˇ = ‚Eunuch‘. 315–317 wenn man verruckten wehret … nicht fur Zwang] Erinnert an eine bekannte Stelle bei Cicero, De officiis 3,25,95: „Si gladium quis apud te sana mente deposuerit, repetat insaniens, reddere peccatum sit, officium non reddere.“ 319 Ziegel] ‚Zügel‘. 320 ¢chwere] ‚schwöre‘. 322 fur] ‚vor‘. 324 Wo] ‚falls‘. 325 vor] ‚vorher‘. 329 ihn] Den Sultan. 336 ¢ich !… " heben] ‚sich entfernen‘. 338 fall’n] ‚töten‘. 339 ¢elb¢thandig aufzureiben] ‚eigenhändig umzubringen‘. 342 ¢ich !… " be¢chwer’n] ‚sich die Mühe machen‘ (vgl. V. 140). 343 mit GOtt- und Men¢chen-Rache] ‚mit dem Risiko, der Rache Gottes und der Menschen zu verfallen‘. 345 Hulff’ annimm’t] ‚Abhilfe zuläßt‘. 350 mit genauer Noth] ‚mit knapper Not‘, ‚gerade einmal‘. 351 Mit ¢einer Straffe] D. h. mit dem harten Vorgehen des Sultans gegen Ambre.
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352–354 Wie ¢ich Cham Chivas … Zweigen reich] S.o. Anm. zu I 260–263. – Cham] = Chan (Khan), der Tatarenherrscher. 357 bekleibend aufzugeh’n] ‚Wurzel fassend in die Höhe zu streben‘. 362 ¢chlag’t hin] ‚hinverschlägt‘. 363 beydes] Nämlich Herz und Schiff. – des Abgrund’s Opfer werden] D. h. zur Hölle fahren. 364 Ein Artzt … Glutt] Vgl. V. 9 u. Anm. hierzu. 367 Glimpf] ‚Milde‘. 371 durch das Aug’ … dringen] Auch hier wieder (vgl. A I 136, III 17) Bezugnahme auf eine zeitgenössische Theorie von einer physiologisch wirkenden Art der Affekterzeugung über die Augen. S. hierzu die Untersuchung von Rahn, Anmerkungen zur Theorie der Liebesblicke in Lohensteins Agrippina. Vgl. V. 482. 373 vor] ‚zuvor‘. 374 Genuß] = ‚Genieß‘: ‚Nutzen‘ / ‚Gewinn‘ oder auch ‚Genuß‘ im engeren Sinne (vgl. DWb 5,3452 f.,3/4). 380 mit ihr !…" zu gebahren] ‚mit ihr (nach Belieben) zu verfahren‘ (vgl. II 166). 384 die Unlu¢t] S.o. Anm. zu II 604. 390 Grauß] ‚Staub‘. 391 ein¢t] ‚einmal‘. 392 Wo] ‚falls‘. – umb¢on¢t] ‚fruchtlos‘. 394 ¢o denn] ‚alsdann‘. 396 rechen] ‚bestrafen‘. 397 Zweck] ‚Lebens-, Daseinszweck‘. 404 Des Mohnden … Thau zu zeugen] Die Annahme, daß der Mond feucht sei und Regen und Tau auf die Erde herabsende, geht auf verbreitete antike Vorstellungen, vor allem die der Stoiker, zurück (s. RE XVI,1,81 u. 104 f.; Roscher II,2,3147–3149). Vgl. A II 68, V 662 (mit AnmL.), E III 753 f.; S, Widmungsged., V. 35. 406 Schonheits-Scharlach] S.o. Anm. zu I 328. 409 Stamboldens] Istanbuls. – ¢einen Purper] Purpur als Sinnbild der Herrschaft (vgl. u. a. V. 436 u. C II 170.359). 415 Be¢cheiden !… " dich] ‚erteilen dir Bescheid‘, ‚bestätigen dir‘ (vgl. II 353). 415–416 zu wilden Stammen … nicht erkie¢et hat] Ein Vergleich aus der Botanik (mit biblischem Anklang: Rm 11,24): Gott wollte nicht, daß Ambre mit all ihren vorzüglichen Eigenschaften einem wilden Baum aufgepfropft, d. h. an einen Ehemann nichtfürstlicher Herkunft vergeben würde. 416–418 den Trieb … heg’t] Die hier angesprochene Gewalt der Liebe als eine die belebte und unbelebte Natur durchwaltende Kraft ist Thema von L.s Preisgedicht ‚Venus‘ (vgl. hier z. B. V. 858 ff.); das Motiv findet sich aber auch anderswo in L.s Gesamtwerk (vgl. z. B. das Lob der Liebe im Arminius-Roman, Tl. 2 [1690], S. 1404–1409). 418 kirr’t] ‚zähmt‘, ‚besänftigt‘. – Hold] ‚Huld‘, ‚Liebe‘. – heg’t] Etwa: ‚unterhält‘ (vgl. V. 455).
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426 Empfindligkeit] Etwa: ‚Vermögen, etwas mit den Sinnen wahrzunehmen‘. 429 Kindheit] Hier soviel wie ‚Unreife‘, ‚Nichterwachsensein‘ (vgl. V. 500 f.). 432 zu kurtzweiln] ‚Kurzweil zu treiben‘. – mit den Fu¢¢en] Etwa beim Tanzen? 433 Worfur] ‚vor denen‘. 435 bloden Magen] ‚schwachen Mägen‘ („Magen“ ist nicht umgelautete Pluralform). Zu ‚blöde‘ vgl. DWb 2,138,2, u. Lohenstein, Arminius, Tl. 2 (1690), S. 72b : „Der junge Rhemetalces hatte diß Unrecht zu verdeyen [= verdauen] einen zu blöden Magen und zu viel Galle.“ 436 Purper] Purpurgewänder als Inbegriff eines herrscherlichen Ranges (vgl. V. 409). 437 nehr’t] Hier etwa: ‚in sich birgt‘ oder auch ‚wachsen läßt‘ (vgl. V. 500 u. DWb 13,305,2g). 441 Hold] ‚Huld‘, ‚Liebe‘. 445 Zu neuen Sternen] Zu denken ist hier natürlich an die Sternbilder (Tierkreiszeichen, ‚Häuser‘), die die Sonne im Jahreslauf besucht. – vergnug’t] ‚zufrieden‘, ‚befriedigt‘. 448 Eckel] ‚Widerwille‘. 450 Sonnen-Saamen] S. AnmL. 450–452 Was Mahumeds Geboth … Des Paradi¢es zu] Anspielung auf die Huris (schwarzäugige Mädchen), die die Seligen im islamischen Paradies erwarten (Koran, Sure 44, V. 54). Vgl. AnmL. zu I 620. 452 grame] Etwa ‚abstoßende‘ – im Kontrast zu „¢ü¢¢e“ V. 453 (vgl. auch Anm. zu II 249 u. den Hinweis zu dieser Stelle im DWb 8,1754,A,2). 455 heg’t] Etwa ‚unterhält‘ (vgl. V. 418). – Granaten] Als Inbegriff der Röte (s. o. Anm. zu I 49). 458 Oßmans] S.o. Anm. zu I 429. 462 blum’t] ‚schmückt mit Blüten‘ (s. o. Anm. zu I 48). 463 benelckten] Ebenso wie der Granatapfel (V. 455) ist auch die Nelke Sinnbild der Röte (vgl. A I 134, II 56; C III 56, V 195). 482 auß geiler Augen Brun¢t] S.o. Anm. zu V. 371. 484 Dampff] ‚Dunst‘, ‚Dunstwolke‘. – Donnerkeilen] ‚Blitzen‘. – ¢pielet] Entweder ‚(leichtfertig) sein Spiel treibt‘ oder (vgl. V. 109 u. I 104) ‚blinkt‘. 489 ver¢tell’t] ‚verschandelt‘ (vgl. I 195.212). 494 Erd-] Die zu erschließende Pluralform ‚Erden‘ hier, wie der Kontext nahelegt, etwa ‚Ackerböden‘ oder ‚Erdenstäuben‘ (vgl. DWb 3,752,7f/g). 497 fur die Hold] ‚anstatt seiner Liebe‘. 500 nehr’n] Hier etwa ‚begünstigen‘ (vgl. V. 437 u. Anm. hierzu). – zum Weinen] Abhängig von „fähig“ (V. 501). 503–505 ¢olche Fruchte … Tyranney] Nämlich Söhne, die von dem Thronfolger Ibrahims doch nur umgebracht werden würden (vgl. II 113–115 u. Anm. hierzu). – Schau-Gerichte] Eigtl. bei festlichen Tafeln gebräuchliche de-
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korative Ausstellung von Speisen, Speisennachbildungen und aus Nahrungsmitteln gefertigten Plastiken. Vgl. E I 469, V 242; S I 284. fingernackt] ‚völlig nackt‘. wo] ‚falls‘. meine Einfalt Schuld] Alle Drucke haben die Lesart „meiner“. Mit meiner hier nicht ganz selbstverständlichen Besserung setze ich voraus, daß die Virgel hinter „Schuld“ einen syntaktischen Einschnitt bezeichnet und das „ja“ eine Steigerung einleiten soll (‚sollte meine Schuld gar strafwürdig sein‘). Ignoriert man die Virgel, ergibt natürlich auch die überlieferte Lesart einen guten Sinn. – verkerb’t] ‚verschuldet‘, ‚schuldhaft auf sich geladen‘ (s. o. Anm. zu V. 265). Da] ‚sofern‘. Mahumed Jrenen] Nach der Eroberung Konstantinopels 1453 verliebte sich Sultan Mehmed II. in die Tochter eines Griechen, und zwar so sehr, daß er darüber seine Regierungsgeschäfte vernachlässigte. Um sich von den in dieser Hinsicht schädlichen Zwängen dieser Liebesbeziehung zu befreien, tötete der Sultan seine Geliebte eigenhändig. In den Quellen zur Geschichte der Eroberung Konstantinopels ist der Name des Mädchens nicht überliefert. Der Name Irene stammt aus einer diesen Stoff verarbeitenden Novelle des Italieners Matteo Bandello (1485–1561/65), enthalten in dem 1554 erschienenen ersten Teil seiner Novellensammlung (diese Zusammenhänge sind dargelegt bei Popovi c´ , Eirene – Gefangene und Geliebte Sultan Mehmeds II.). Die Novelle Bandellos war die Grundlage aller weiteren Bearbeitungen des Stoffes, darunter auch die Darstellung in LeMoynes ‚Gallerie des femmes fortes‘, auf die sich L. in AnmL. zu V. 575 bezieht. Erichs Tochter] Die Tochter des Gouverneurs von Negroponte, Paolo Erizzo (s. o. Anm. zu I 227–229). Schwerd und Streich] Hendiadyoin: ‚Schwertstreich‘. Ge¢chickter] ‚wohlgestalteter‘, ‚gut proportionierter‘ (vgl. DWb 5,3880,1). Kreide] Dieses heute ausgestorbene, im eigentlichen Sinne ‚Schlachtruf‘ bzw. ‚Feldgeschrei‘ oder auch ‚Losung‘ bedeutende Wort hier in übertragenem Sinne: ‚Erkennungszeichen‘ oder ‚Sinnbild‘ (vgl. DWb 11,2138 f.,7). Die Kinder] Amoretten bzw. Cupidines, kleine Liebesgötter, gleichsam Vervielfältigungen von Venus’ Sohn Amor bzw. Cupido. Vgl. S II 528. ihr bloß Ruhm] ‚allein der Ruf ihrer Schönheit‘. Garn] ‚Netz‘ (als Utensil des Vogelstellers). – Stricke] ‚Fallstricke‘ bzw. ‚Schlingen‘. Jrrwi¢ch] ‚Irrlicht‘. – Tacht] ‚Docht‘. be¢chmertzen] ‚beklagen‘ (vgl. V 547). verrauchet] ‚verdunstet‘. fur der] ‚bei deren Anblick‘. – ¢ich !…" entrothen] ‚erröten‘, ‚sich schämen‘.
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560–561 Heckt mehr … Cometen] Nach einer Theorie von Athanasius Kircher (s. AnmL.). – Bley] Nicht wörtlich zu nehmen, sondern als Sinnbild des Minderwertigen im Vergleich zum „Gold“ (V. 559) der Sonne. 563 ihr’] ‚ihre‘ (nämlich der Schönheit). 575 geku¢¢eten Jrenen] S.o. Anm. zu V. 520. (AnmL.). 579 Hirn¢en] ‚Hornissen‘. 584 pralen] ‚uns stolz schmücken‘, ohne den heute dominierenden abfälligen Akzent (vgl. DWb 13,2058 f.,3). 586 Grauß] ‚Staub‘, ‚Schutt‘. 593 entzunden und ¢elb¢t brennen] D. h., bei anderen Liebe wecken und selbst verliebt sein. 595 fur] ‚vor‘. – Sirenen] Die Sirenen waren Ungeheuer in weiblicher Gestalt (Mischwesen aus Frauen und Vögeln), die am Ufer einer Insel saßen und vorbeikommende Seefahrer mit ihren unwiderstehlich bezaubernden Gesängen anlockten, um sie zu töten und zu verzehren. 596 ¢chlafft ein] ‚einschläfert‘, ‚betört‘. 601–602 der Keu¢chheit Fenix-A¢chen … gebehr’n] Will sagen: Wenn die Keuschheit zu Asche wird, dann wird es ihr nicht ergehen wie dem sagenhaften Vogel Phoenix (Physiologus 7), der sich, wenn er 500 Jahre alt ist, selbst verbrennt und aus seiner Asche wieder verjüngt aufersteht (vgl. I 57.598). Vielmehr wird aus ihrer Asche nur eine Nachteule (als Inbegriff des Häßlichen und Unterweltlichen) hervorgehen. 604 Schwanen] Wegen der Weiße ihres Federkleides hier als Sinnbild der Reinheit. Vierte Abhandlung Szenenfolge: a) V. 1–62; b) V. 62–92; c) V. 93–248; d) V. 249–354; e) V. 355–470; f) Reyen: V. 471–530. Orte der Handlung: Gemach des Mufti (a-c); Gemach Kiosems (d-e). 4
mir ¢ein Antlitz ließ verbitten] ‚mir verbieten ließ, ihm unter die Augen zu treten‘. 5–6 wider’n Hei¢ch … half ] Ein historisch nicht zu bestätigender Vorgang. – Hei¢ch] ‚Forderung‘, ‚Geheiß‘. – trauten] ‚lieben‘ (vgl. V. 45). – Amurath] Sultan Murad IV., Ibrahims Vorgänger. 8 Oßmans Enckel] ‚Enkel‘ hier im weiteren Sinne von ‚später Nachfahre‘ (nämlich des Gründers des Osmanischen Reiches). 10 die Jnfel] S.o. Anm. zu II 303. 14–15 ficht !… " an] ‚beschäftigt‘, ‚interessiert‘. 17 ihr] ‚sich‘ (ebenso V. 18). 23–25 wie ihm das Hertze fehlte … die¢es Reichs] S.o. Anm. zu Pers.-Verz. 17,2 (Ibrahim), S. 866. – das Hertze] ‚der Mut‘.
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fur] ‚statt‘. – Tart¢ch] ‚Schild‘. Armen] ‚Arme‘. der Werckzeug] Apposition zu „Achmet“ (zum Genus vgl. II 631). wo] ‚soweit‘. Heft] Synekdoche für ‚Schwert‘. – Stab] ‚Zepter‘. nichts gultig] ‚nichtswürdiger‘. fal¢ch] ‚trügerisches‘. – mehr] ‚noch weitere‘. trauten] ‚lieben‘ (vgl. V. 5). – Amurath] Wieder Murad IV. (s. hierzu AnmL.). 47 Der] Nämlich Ibrahim, im Unterschied zu Amurath, den man schon wegen eines relativ geringfügigen Verstoßes stürzen wollte. – muh’t !… " ¢ich zu dampfen] ‚bemüht sich, auszulöschen (oder auch: zu unterdrükken)‘. 51 ¢ein Athem ¢eyn verkurtzet] ‚das Leben genommen werden‘. 53 der Diener] Gen. Pl., abhängig von „loß“. 54 Der Britten Haupte] Karl I., König von England, Schottland und Irland 1625–1649, wurde 1649, also ein Jahr nach dem Sturz des historischen Ibrahim, durch einen Parlamentsbeschluß auf Betreiben Cromwells wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und hingerichtet (Thema von Andreas Gryphius’ Trauerspiel ‚Carolus Stuardus‘). 54–55 der zehnde Stoß Zum Schiffbruch] Vermutlich ähnlich wie in den Versen C III 25 u. IV 295, wegen der sonst etwas willkürlich anmutenden Zahlenangabe ‚zehn‘, eine Anspielung auf Ovid, Met. 11,529 f.: „sic ubi pulsarunt noviens latera ardua fluctus, | vastius insurgens decimae ruit impetus undae.“ 56 Strafforts] Thomas Wentworth, Graf von Strafford (1593–1641), unterstützte als engster Berater Karls I. dessen Bestrebungen zur Errichtung eines absolutistischen Königtums und wurde ebendeshalb vom Parlament zum Tode verurteilt und, acht Jahre vor seinem Herrn, hingerichtet. – ¢chlu¢¢et] ‚beschließt‘. 58 Willkuhr] ‚freier Entscheidung‘. 59 Jch will] Die Rede des Mufti wird unterbrochen durch die Meldung der Ankunft Achmets und Ambres. 61 Beygemach] ‚Nebenraum‘. 65 Hold] ‚Huld‘, ‚Liebe‘. 66 vor] ‚zuvor‘. 67–68 ihr !… " Zum Abgott ¢tell’te fur] ‚vor sich selbst als Abgott hinstellte‘. 71–72 entbloßt !… " Zerri¢¢en] S. hierzu AnmL. 75 erheben] ‚rühmen‘, ‚preisen‘. 77 entdeck’t] ‚preisgegeben‘. 79 Haar] ‚härenes Gewand‘ (vgl. I 212). 81 Molcken-Dieb] ‚Schmetterling‘; der Name leitet sich von dem Aberglauben her, „daß Hexen in Schmetterlingsgestalt Milch, Rahm, Butter stehlen“ (HWDA 7,1246).
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82 noch ein¢t] ‚nochmals‘. 83 fur] ‚statt‘. 91 ¢atze¢t !… " ab vom] ‚hörst auf mit dem‘. – Aberwitze] ‚Unvernunft‘. 92 Vor¢icht] ‚Achtsamkeit‘, ‚Besonnenheit‘. 94 den Donnerkeil] Den Blitz als Werkzeug der Strafe. 97 Strumpff] ‚Stumpf‘. 98 lang¢am] ‚spät‘. 98–99 Wir woll’n !…" Noch] ‚wollen‘ hier in futurischer Bedeutung: ‚wir werden schon noch‘. – Grauß] ‚Staub‘. 100 Ver¢ichert] ‚in dem sicheren Bewußtsein‘. – die Kwall] Das Leid, dem der Mensch, wie jetzt Ambre und der Mufti selbst, ausgesetzt ist. 102 von Arth] ‚unserem Wesen nach‘. – nur ohne Blandung] Nähere Bestimmung zu „blind“, sinngemäß also: ‚blind, allerdings ohne daß uns jemand (körperlich) geblendet hätte‘. Das folgende „nicht“ gehört zu „¢eh’n“! 103 un¢er Aberwitz] ‚unsere Beschränktheit‘. – Schlu¢¢e] ‚Ratschlüsse‘. 104 verleih’n] ‚gewähren‘. – deiner Un¢chuld] Dativ: ‚für deine Unschuld‘: 105 Zinober] Zinnober hier einfach für ‚Rot‘ im Sinne der Erläuterung V. 107 f. 110 knupft] ‚fesselt‘ (vgl. DWb 11,1519,2d). 110–111 Schaut !… " ¢eyn!] Dem lateinischen A.c.I. nachgebildete Konstruktion: ‚Seht, daß !…" ist!‘ 112 heim] ‚anheim‘ (vgl. V. 465). 120 nur] Gehört zu „in des Schänders Wunden“. 123 heg’t] ‚trägt in sich‘. 127 ver¢treich’-] ‚ausstreichen‘, ‚löschen‘. 130 Trub¢and] ‚Treibsand‘. 132 den Verlu¢t erwerben] ‚die Einbuße, die sie erlitten hat, wieder ausgleichen‘ (im DWb kein Beleg für eine solche Anwendung von ‚erwerben‘). 134 er¢chell’t] ‚zerbrochenes‘, ‚zu Scherben gewordenes‘. 136 Schwere] ‚Schwären‘ (Geschwüre, Eiterbeulen); vgl. V 508. 139 Firns] ‚Firnis‘. – ver¢tellet] ‚entstellt‘. 144 lu¢tern] Das Adjektiv hier anscheinend im Sinne von ‚lusterregend‘, wofür es im DWb aber keinen Beleg gibt. 145 ein Stern] Eigentlich ein Komet, wie aus dem Folgenden hervorgeht. 148 fur] ‚statt‘. 153 Kleb’t !… " an] ‚haftet an‘, ‚ist zu eigen‘. – Schonheit] Hier offenbar im Sinne von ‚Schönheit des Gemüts / der Seele‘ (vgl. DWb 15,1513 f.,4c). 154 Trotz] ‚Grimm‘. – fall’t] ‚abtötet‘. 157–158 als Demant !… " als Ei¢en] Zwei noch von „Mehr hart“ (V. 156) abhängige Glieder einer Aufzählung. – mein Blutt Der Seel] ‚meine blutende Seele‘ (vgl. V. 161 f.). 162–163 laß’t Euch … zu] ‚erlaubt euch eine Rache, der kein Makel (etwa der einer Majestätsverletzung) anhaftet‘. 174 Hat !… " ¢ich !… " auf mich erboß’t] ‚ist gegen mich in Wut entbrannt‘ (vgl. E IV 214, V 42; S I 76.288, II 192, V 444).
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177 gib’t ab] ‚gibt‘, ‚bietet‘. 183 Brunn des Lebens] Das Herz (vgl. u. a. C III 252; E I 71). 185 ¢chleu¢t] ‚beschließt‘. 190 verwürget] ‚verwirkt‘. 192–195 Fur¢t Mahumed … zu ¢chanden] L. bezieht sich hier auf eine in der Frühen Neuzeit verbreitete Geschichtslegende, derzufolge Sultan Mehmed II., der Eroberer von Byzanz (Regierungszeit 1451–1481), seinen Sohn Mustafa habe hinrichten lassen, weil dieser die Ehefrau des Großwesirs Ahmedpascha vergewaltigt habe. Tatsächlich starb der Prinz eines natürlichen Todes infolge einer Krankheit, noch vor dem Amtsantritt jenes Großwesirs (s. Hammer-Purgstall, Geschiche, Bd. 2, S. 561, Anm. zu S. 130). (AnmL.). 192 ver¢iegelt] ‚besiegelt‘. 196 enden] ‚vollenden‘. 197 Bu¢¢ung] ‚Befriedigung‘. 199 kitzeln] ‚ergötzen‘. 208 da !… " gleich] ‚obgleich‘. – ver¢toren] ‚zerstören‘, ‚zunichte machen‘ (vgl. DWb 25,1772 f.,1). 211 Gun¢t] ‚Gnade‘. 212 Ja daß] Noch von „lehren“ (V. 207) abhängig. 215 fehlen] ‚sich vertun‘, ‚in die Irre gehen‘. 217 krumm beweg’t] Für ‚bewegen‘ in der hier allein anzunehmenden Bedeutung findet sich weder im DWb noch im Frühnhd. Wb. eine Parallele. Da anscheinend ein syntaktischer Zusammenhang nur mit „krumm“, nicht aber mit „weich“ vorliegt, kann die Bedeutung nur sein: ‚verformt‘; ‚krumm bewegen‘ also = ‚krümmen‘ oder ‚biegen‘. Das Gegenteil ist „geräden“ = ‚gerade machen‘ (V. 219). 223 Das Gold-ge¢tuckte Tuch] S.o. I 635 f. 225 ¢chwer] ‚schwöre‘. – wo] ‚sofern‘. – Fall] ‚Zwischenfall‘ oder auch ‚Unglücksfall‘. 226 Rom lehr’t uns am Tarqvin] Anspielung auf die Vergewaltigung der Lucretia durch den Sohn des Tarquinius Superbus (5. Jh. v. Chr.) und ihren darauf erfolgten Selbstmord (vgl. V. 228), der Anlaß zum Sturz der Königsherrschaft über Rom und zur Einführung der Republik gewesen sein soll. 227 Die !…" gleich] ‚obgleich sie‘. 229–230 ein rothes Meer … untergehn] Anspielung auf den Zug der Israeliten durch das Rote Meer und den Untergang des sie unter Führung des Pharao verfolgenden ägyptischen Heeres (Ex 14,21–23). 231 vor ge¢chlo¢¢en] ‚vorher beschlossen haben‘. 233 verkurtzet] ‚abgeschnitten‘ (vgl. A I 268; E I 527, III 442; S I 304, V 377). 236 Mutter] Nicht umgelautete Nebenform des Plurals. 237 Die … reitz’t] Relativsatz, der ebensogut von „Mutter“ wie von „Schlang und Spinnen“ abhängig sein könnte. 238 Eyver] ‚Zorn‘. 240 Ba¢ilisken] S.o. Anm. zu II 81.
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240–241 taugen !… " in unver¢ohnbarn Rath] ‚eignen sich zur Teilnahme an einem unversöhnlichen Beratungsgremium‘. 243 bereit] ‚bereits‘. – ver¢ohn’t zu¢ammen] ‚miteinander versöhnt‘ (durch die Freilassung Kiosems). 245 durch Bi¢am] ‚mit Moschusduft‘. 247 in die¢em Stuck’ … ¢orgen] ‚in dieser Angelegenheit im Sinne unseres Vorhabens tätig werden‘. – Vor¢chlag] ‚Plan‘, ‚Vorhaben‘ (vgl. DWb 26,1471,3). 248 An¢chlag] ‚Vorhaben‘. 250 Strang und Tod] Hendiadyoin: ‚Tod durch die Würgeschnur‘. 256 Grauß] ‚Schutt‘. 258 zu ergantzen] ‚ganz zu machen‘, ‚zu reparieren‘. 259 ein¢t] ‚einmal‘. 261 Trub¢and] ‚Treibsand‘. 263 mit Bley] ‚mit dem Senkblei‘. 268 Compaß] Betonung auf der zweiten Silbe! 269 hemmet an] ‚anhält‘ oder ‚blockiert‘ (im DWb für dieses Verb nur diese Stelle als Beleg; im Frühnhd. Wb. nicht verzeichnet). 270 Keine Sonne gehet auf] Nämlich an einem Fürstenhof. – die … neiget] D. h., die mit Ablauf einer bestimmten Zeitspanne nicht untergeht („die Zeit“ ist Subjekt des Relativsatzes). 272 lehn’t] ‚stützt‘. 275 Aberwitz] ‚Unvernunft‘. 278 ¢tatt Bajazeths und fur den Orcan] Zwei Brüder Sultan Murads IV. Vgl. II 490–492 (nebst AnmL.) u. AnmL. zu III 46. 280 jener] Gen. Pl. (Bajazeth und Orcan). – Helden Mund] Könnte als zusammengesetztes Substantiv gelesen werden, wenn man nicht vorzieht, „Helden“ als Gen. Pl. zu „jener“ zu ziehen. Beide Lesungen sind gleichermaßen kontextgemäß. 283 ¢ich’re dich] ‚sei dir sicher / gewiß‘ (vgl. C IV 287; E III 571; S IV 278). 287 Leichenbrett] Das gleiche wie ‚Totenbrett‘ (so A III 341). In DWb 21,599, dazu die folgende Erklärung (zit. aus Kriegk, Deutsches Bürgertum, N.F. 1871, S. 369): „brett von der form und länge des deckelbrettes am sarge (auf welchem die leiche getragen wurde), mit darauf gezeichnetem anfangsbuchstaben des namens des verstorbenen, das an den grabhügel gelehnt, oder auf kirchwege gelegt, an einen baum geheftet wird usw., damit die darüber- oder vorübergehenden sich der armen seele erinnern und für sie beten mögen.“ – gefall’t] ‚fällen‘ bei L. gewöhnlich ‚töten‘ (vgl. z. B. V. 482, 494; A III 354; C I 187; E I 687; IB II 102), hier etwa: ‚niedersenken‘, nämlich ins Grab (vgl. DWb 3,1286,12). 290 meineydig] ‚hochverräterisch‘. – ¢ich verletzet] ‚sich selbst Schaden getan haben‘. 291–292 fur den … Der Tartarn] ‚anstelle des vorgesehenen Tataren-Khans‘ (s. o. Anm. zu I 260–263). 300 Floch] ‚Floh‘.
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301 ihr] Das zweite „ihr“ meint ebenso wie das „¢ie“ in V. 302 ‚die Wolthat‘ (V. 303 u. 305). 302 der Schwamm der Zeit] Apposition zu „Verge¢¢enheit“. 303 ¢ie] Die Vergessenheit. 306 Denn kleine … Feind¢chafft an] Sprichwörtlich (vgl. C2 I 259 f.). 308 keine Schatzbarkeit] D. h. keine wie auch immer geartete Würdigkeit des Empfängers der Wohltat. Im DWb 14,2279 s.v. nur zwei Belege. 310 Wo] ‚wofern‘. 311 ein frech Weib] Tarchan (bei L. mit dem fiktiven Namen Fatima), die Mutter von Ibrahims Sohn und Nachfolger Mehmed IV., führende Kraft bei der Palastrevolte gegen Kiosem bzw. Kösem (s. o. Anm. zu Pers.-Verz. 17,8). (AnmL.). 312 ihr Sohn] Machmet = Sultan Mehmed IV., Ibrahims Sohn und Nachfolger. 313 durch Gun¢t und Recht] D. h. bei aller Sympathie und trotz Berufung auf die Rechtslage. 314 Der Janitscharen Heer] Zweites Glied einer Aufzählung, nach „Mufti“ (V. 313) als erstem. Die Janitscharen hatten Kösems Herrschaft politisch gestützt. 317 Was Liebes] Nämlich ein kostbares Ohrgehänge (s. AnmL. zu V. 311–317). – Achmet] Ihr Ehemann, Sultan Achmed I. 319–320 Denn’s Reich … enge Schrancken] Sinn etwa: ‚Die Interessen des Reiches gehen über die Verpflichtungen der Dankbarkeit weit hinaus.‘ 329 verruck’t] ‚aus der Bahn gebracht‘. 331 Vor¢tehende] ‚bevorstehende‘. 336–343 Ach Himmel … außnag’t?] Vgl. zu dieser Klage über das Hofleben C III 327–334, IV 531–560. 345 kringlicht] Eigtl. ‚gekräuselt‘, vom Haar; vgl. Lohenstein, Arminius, Tl. 1 (1689), S. 196a : „wei¢¢e kringlichte Haarlocken“. Hier aber wohl eher ‚schwindlig‘, ‚taumelig‘ (vgl. DWb 11,2317,2). 346 gekirret] ‚angelockt‘. 347 Tod und Strick ge¢tell’t] Hendiadyoin: ‚die tödliche Schlinge ausgelegt‘. 358 be¢cheidet] ‚kundtut‘, ‚bescheinigt‘. 359 la¢¢e] ‚überlasse‘. 360 fur] ‚vor‘. 361 Dem gleich] ‚obgleich diesem (dem Sklaven)‘. – ¢ein Kopff nicht !… " brennet] S. hierzu AnmL. 363 Mor¢el] ‚Mörser‘ (als Hinrichtungsgerät; vgl. II 229). – dreu’t] ‚androht‘. 363–364 gib’t !… " nach] ‚steht nach‘, ‚steht zurück hinter‘. 364 Unfall] ‚Unheil‘. 372 Pompejens Seule] Nicht etwa die unter diesem Namen bekannte, heute noch erhaltene Säule in Alexandria, die zu Ehren des Kaisers Diokletian errichtet wurde, sondern eine mit einer Inschrift auf Kaiser Augustus versehene, knapp 12 Fuß hohe Säule auf einer der beiden Kyaneen bzw. (im
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Mythos) Symplegaden oder Plankten (kleinen Felseninseln in der Einmündung des Bosporus ins Schwarze Meer). Vgl. Hofmann, Lexicon universale 3,828r. (AnmL.). 377 Molo¢¢en] Molosser-Hunde, in der Antike berühmte große Hirtenhunde des Stammes der Molosser im östlichen Epirus. 381 ver¢tricket] ‚eingesperrt‘. 388 Palmen … Krafft] Hier ist an den Palmbaum zu denken, der, ohne zu brechen, mit Seilen niedergebogen wird und nach Lösung der Fessel mit Macht emporschnellt und sich in seine alte Lage bringt. 389 We¢t] ‚Westwind‘. 391 nur] Scheint zu „¢ie“ zu gehören. 393 mich !… " einzulieben] ‚mir Sympathie / Gunst zu verschaffen‘. 395 Trub¢and] ‚Treibsand‘. 397 entbla¢ter] ‚erblaßter‘ (‚verstorbener‘); ein Verb ‚entblassen‘ im DWb nicht verzeichnet. 402–403 Der edle Mu¢tafa … gekonn’t] Sultan Süleyman I. (Regierungszeit 1520–1566) ließ seinen Sohn und designierten Nachfolger Mustafa 1553 ermorden, weil er ihn im Verdacht hatte, mit Hilfe der Janitscharen einen Putsch zu planen. Mustafa war damit Opfer einer Intrige seiner Stiefmutter Roxelane und des Großwesirs Rüstem, Roxelanes Schwiegersohn, geworden. L. hat die Episode im ‚Ibrahim (Bassa)‘ verwertet, wo er den toten Mustafa als Geist auftreten läßt (IB V 133–208). Vgl. V. 414 f. (AnmL.). 404–405 was ein Gei¢t … außgeleg’t] S. AnmL. 406 fur] ‚zuvor‘. 410 Hold] ‚Huld‘: 411 Fur] ‚vor‘. 413 jammerlich] ‚jammervoll‘, ‚leidvoll‘. 414 Wie viel … ver¢chuttet?] Sultan Süleyman I. ließ nicht nur seinen ältesten Sohn Mustafa (s. o. Anm. zu V. 402–403), sondern im Jahr darauf (1594) auch dessen kleinen Sohn Mehemmed, seinen Enkel, töten, neun Jahre später (1562) auch Bayezid, einen Sohn aus seiner Ehe mit Roxelane, der für sich selber, gegen seinen Bruder Selim, gewaltsam die Thronfolge hatte durchsetzen wollen. 415 Roxelanens Li¢t] Diese war im Spiele bei der Ermordung ihres Stiefsohns Mustafa und dessen Sohnes. 416 Chach Abens Sohn … Stahl gekuß’t] Der persische Schah Abbas I., der Große (vgl. I 433.446), ließ 1615 seinen ältesten, erbberechtigten Sohn Safi Mirza töten, weil er ihn im Verdacht hatte, an einer Verschwörung beteiligt zu sein, die seinen Sturz zum Ziel hatte. (AnmL.). 417 Der dritte Mahumed … todten] S.o. Anm. zu III 177–178. 421–423 Wer wider Mutter … ¢ich empor’t] Vgl. in der Hadithen-Sammlung von al-Buhari Abschnitt LXXVIII, Kap. 1, 2 u. 6 (Les traditions islamiques, Bd. 4, S. 138 u. 141); in der Auswahlübersetzung von D. Ferchl auf S. 424 f. (hier Kap. 1–3).
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¢ich nicht achten] ‚von sich selbst absehen‘. dampff’t] ‚erstickt‘. ihr Aga] Bectas, der Oberbefehlshaber der Janitscharen. Laß’t euch … nicht blenden] ‚laßt nicht zu, daß der Dunst euch blendet‘ (die dem lateinischen A.c.I. ähnliche, bei L. häufige Konstruktion nach ‚lassen‘). 448–451 Daut Ba¢¢ens Untergang … zum Thron?] S.o. Anm. zu III 182–188. 448 Gebegi] = Dschebedschi, d. h. Waffenschmied, ein Amt innerhalb des Osmanischen Heeres. Ein solcher war an der Hinrichtung Sultan Osmans II., als Gehilfe des Großwesirs Dawud (bei L.: Daut) Pascha, beteiligt und wurde ebenso wie dieser und alle anderen Beteiligten 1623 umgebracht. (AnmL.). 449 keck ermorden] ‚dreiste Ermordung‘. 450 Folger] ‚Nachfolger‘. 451 Staffel] ‚Stufe‘, ‚Treppe‘. 459 vor] ‚früher‘. 461 Hierumb … vergnuget] ‚hiermit sind wir zufrieden‘. 465 heim] ‚anheim‘ (vgl. V. 112). – Schlu¢¢e] ‚Beschluß‘. 471 Hellen] ‚Hölle‘. 482 zu fall’n] ‚umzubringen‘ (vgl. V. 494). 484 Mordgewehr’] ‚Mordwaffen‘. 487 Garn] Im buchstäblichen Sinn das Jägergarn, aus dem Netze oder Schlingen zum Einfangen von Wild hergestellt werden (vgl. V. 490). 488 zu be¢treiten] ‚anzugreifen‘, ‚zu bekämpfen‘. 490 ¢chlechten] ‚schlichten‘. 494 offen] ‚äffen‘ = ‚hinters Licht führen‘ (vgl. V 190). – beleidigen] Hier im Sinne von ‚schädigen‘ oder ‚Leid zufügen‘ (vgl. Frühnhd. Wb. 3,1207 f.,1). 501 Megere] Megaera, eine der Furien (vgl. V. 513). 505 Ba¢ili¢chken] S.o. Anm. zu II 81. 507 allgemeinen Heiles] ‚Staatswohls‘. 508 Eyfers] ‚Zornes‘. 510 ¢o-vermummt] ‚in solcher Vermummung‘ (meint den „Aufruhr“!). – verzehr’t] ‚vernichtet‘. 511 Hierinnen] D. h. in solcher Maskierung. 513 Ti¢iphone] Auch einer der Furien (vgl. V. 501). 515 Jnfell] Infel (s. o. Anm. zu II 303). 516 Rauchfaß] Als Utensil eines Priesters bzw. Geistlichen. 517 Mummwerck] ‚Maskerade‘ (im DWb 12,2668 s.v. nur ein einziger Beleg, aus Hallmanns ‚Mariamne‘). 520 Grauß] ‚Staub‘. 521 fur den getreu’¢ten Ba¢¢en] Betrifft V. 507–512. 522 Fur’n Mufti] Betrifft V. 513–518. – fur die Mutter] Betrifft V. 501–506. 526 Wer Stadte baut und Fur¢ten A¢chen] Der Vers ist, sowohl für sich selbst wie innerhalb des vorgegebenen Kontexts, ebenso dunkel wie der übernächste
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in dieser offenbar z. T. verderbt überlieferten Strophe. Ein brauchbarer Sinn läßt sich allenfalls herstellen durch die Korrektur von „Städte“ zu ‚Städten‘. Der Sinn wäre dann, bezogen auf den Janitscharen-Aga als einen der drei gegen Ibrahim Verschworenen (neben dem Mufti und Kiosem): ‚Wer (als Militär) Städten und Fürsten Tod bringt‘. Zu ‚bauen‘ in der hier dann anzunehmenden abstrakten Bedeutung ‚verschaffen‘ oder ‚erwirken‘ bzw. ‚erzeugen‘ vgl. C III 34; C2 II 238; DWb 1,1174,4g/h). Mit Andacht] ‚mit einer geistlichen Haltung‘ (hier natürlich Anspielung auf den Mufti. – verblumen] ‚tarnen‘. Des Henckers … Freund¢chaffts-Ta¢chen] Dieser so inhaltlich nicht verständliche und auch grammatisch inakzeptable Vers bekommt einen annehmbaren Sinn, wenn man ‚Hencker‘ mit ‚Freund¢chafft‘ vertauscht und damit einen so oder so vorliegenden groben Setzerfehler bereinigt. Der Vers sollte dann lauten: „Des Freund¢chafft ¢pielt aus Henckers-Ta¢chen“, d. h.: ‚der, dessen Freundschaft aus der Tasche eines Henkers (mit dessen Utensilien) hervorglänzt‘. Da ‚Freundschaft‘ im Frühneuhochdeutschen auch ‚Blutsverwandtschaft‘ bedeuten kann, würde der Vers wohl auf Kiosem zielen. Zu der hier vorausgesetzten Bedeutung von ‚spielen‘ vgl. S, Widmungsged., V. 61, u. Anm. hierzu. Fur dem] ‚gegen den‘. Den !… " gleich] ‚obgleich ihn‘. – verficht] ‚verteidigt‘ (vgl. S I 270),
Fünfte Abhandlung Szenenfolge: a) V. 1–60; b) V. 61–204; c) V. 205–362; d) V. 363–456; e) V. 457– 612; f) V. 613–724; g) V. 725–814; h) Reyen: V. 815–936. Orte der Handlung: Zimmer des Sultans (a–b, e–f); Saal im Palast des Mufti (c–d); Kerker (g). 2 9 11 14 17 19
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Bitt-loß] ‚abschlägig beschieden‘ (vgl. DWb 2,57; im Frühnhd. Wb. nicht verzeichnet). – hei¢ch’t … kan] ‚verlangt nur, was leistbar ist‘. ¢amet] ‚sät‘. wie ein Strauß] S.o. Anm. zu II 500. – verdeien] ‚verdauen‘. gekirr’t] ‚angelockt‘. Amurath] Murad IV., Ibrahims Vorgänger. Er ¢chickte … Gaben] Gemeint ist der Krimtatarenkhan Mehmed Girai (vgl. I 260, wo der Name dieser tatarischen Herrscherdynastie, auf andere Art verderbt, mit „Chivas“ wiedergegeben ist). Dieser Khan wurde von Sultan Murad IV. wegen Aufsässigkeit abgesetzt, mußte aber, nach dem die osmanische Armee in dem sich daraus ergebenden Krieg 1624 (nicht 1625 wie in AnmL.) vernichtend geschlagen worden war, wieder in seiner alten Würde bestätigt werden. Der Aba¢¢a … Kleid] S.o. Anm. zu I 542. (AnmL.).
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Mein einig Wortt … Leben] Betrifft eine von Bisaccioni (s. AnmL.) berichtete Episode aus dem Jahre 1624, als Kosaken die Gegend um den Bosporus verheerten und schon vor den Toren Istanbuls standen (vgl. I 458–460). – Mein einig] ‚allein mein‘. – Caimecan] = Kaimakam, der Stellvertreter des Großwesirs in Kriegszeiten. 24 Bu¢taims … hergeben] Der hiermit angesprochene Vorgang unter dem Sultanat Murads IV. (s. AnmL.) ließ sich nach keiner Richtung verifizieren. Der Name des Betroffenen ist zweifellos wie in vielen anderen Fällen verderbt. 31 verachtlich halten] ‚als etwas Verächtliches anzusehen‘. 32 gar erkalten] ‚sogar sterben‘. 34 Der Cham] Inajet Girai, der Khan der Krimtataren, wurde wegen seiner Weigerung, die Osmanen im Krieg gegen Persien zu unterstützen, und verschiedener gegen die türkische Herrschaft gerichteter feindseliger Aktionen von Sultan Murad IV. 1637 abgesetzt und bei einem Verhör vor Murad, an dessen Hof er sich vor innenpolitischen Feinden geflüchtet hatte, von einem Palastwächter erdrosselt. – des Mufti Tod?] S. dazu AnmL. (Referat nach Bisaccioni). 34–37 Fur¢t Amurath … erwurg’t] Sultan Murad IV. ließ 1634 den Mufti Achisade Husein Efendi nur aus persönlichem Haß umbringen, weil er den willkürlichen Todesbefehl des Sultans gegen den Richter von Nikomedien getadelt hatte. Der Sohn des Mufti, der Richter von Konstantinopel, der zusammen mit seinem Vater getötet werden sollte, kam durch Zufall mit dem Leben davon. Vgl. Hammer-Purgstall, Geschichte, Bd. 5, S. 167–169. (AnmL.). – aufzureiben] ‚zu töten‘. 39 ¢ich be¢chuldig’t achten] ‚sich angeklagt sehen‘ (zu „achten“ vgl. Frühnhd. Wb. 1,556,1). 40–41 Die/ wo ¢ie … gebahr’n] D. h., wenn das Wohl des Fürsten auf dem Spiel steht, genügt selbst bloßer Verdacht für ein Todesurteil wegen Hochverrats. Vgl. E II 355–358 u. AnmL. zu ebd. II 357. – gebahr’n] ‚hervorrufen‘. 42 Statt] ‚Staat‘. – der kalte Brand] Gewebebrand (Gangrän); vgl. V. 500. – wehr’n] ‚bekämpfen‘. 46 Mah-Haupt] ‚Mohnkopf‘. 47 Ein¢chlaffen] ‚einschläfern‘. – ¢ein Haupt gantz uber¢teigen] ‚über dessen Oberhaupt gänzlich hinauswachsen‘ (zu „über¢teigen“ vgl. DWb 23,576 f.,A,2). 48 zeitlich] ‚beizeiten‘. – fur] ‚vor‘. 49 Die Richt¢chnur] D. h. der soeben entwickelte Grundsatz („Die“ also demonstrativ: ‚Diese‘). 53 abthu] ‚erledige‘. 59 ¢chwer’s] ‚schwöre es‘. 62 gebe nach] ‚gebe zu‘, ‚erlaube‘. 65 zaume] ‚bezähme‘. – des Divans Schluß] ‚die Entscheidung des Reichsrates‘.
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Heiß] ‚Geheiß‘. Thoren¢chaum] ‚Abschaum von Dummköpfen‘. ge¢ammlet] ‚Vermögen aufgehäuft‘. gebitten] ‚gebieten‘, ‚befehlen‘. unver¢chnitten] ‚unbenommen‘. Folg’] ‚Folgsamkeit‘. verwerffen] ‚absetzen‘ (vgl. DWb 25,2222,IV,A,2). bi¢¢en] ‚büßen‘. erkalten] ‚sterben‘. Jnzwi¢chen] ‚allerdings‘ (vgl. DWb 10,2153,3). – dienet … Ent¢chlu¢¢en] ‚sind solche im Zorn gefaßten Beschlüsse kaum zweckdienlich‘. 99 bohrt] Etwa: ‚sich hindurchdrängt‘. 100 Thamme] ‚Dämme‘. 101 Dampff] ‚Nebel‘. – ver¢ehr’t] ‚beeinträchtigt‘. 104 durch ¢einen Schirm] ‚gerade damit, daß er uns beschirmt‘. 107 Pflaumen ¢treichen] ‚schmeicheln‘, ‚zum Munde reden‘. Die in der Frühen Neuzeit beliebte bildliche Wendung ‚Pflaumen streichen‘ bedeutet eigentlich ‚Flaumfedern streichend absuchen oder lesen‘, also etwa das gleiche wie ‚Federlesen‘ (s. DWb 13,1729 s.v. ‚Pflaum‘), in übertragener Bedeutung: ‚jemandem übertriebene Zuwendung widmen‘ (indem man ihm z. B. liebedienerisch ein Haar oder ein Stäubchen von der Kleidung abliest). Vgl. E V 117.207.673; S, Widmungsged., V. 161. 110 der Schwarm] Nämlich der der Janitscharen (vgl. V. 119). 116 Vor] ‚zuvor‘. 116–119 Der Sultan Machmet … zu ¢till’n] Bei einem Aufstand der Sipahi im Jahre 1603 sah sich Sultan Mehmed III. gezwungen, zur Rettung seines Thrones zwei den Sipahi verhaßte führende Eunuchen des Palastpersonals töten zu lassen: den Kislaraga (obersten Haremsvorsteher) und den Kapuaga (Oberhofmeister). Bei dem in AnmL. zu V. 118 genannten „Orologier Ba¢¢a“ handelt es sich um den Kaimakam (Stellvertreter des Großwesirs in Kriegszeiten) Hasanpascha Saatdschi (‚der Uhrmacher‘). L. zitiert aus seiner Quelle (Tavernier) den Beinamen dieses Hasanpascha in französischer Übersetzung, seltsamerweise also gerade so, als handle es sich um einen türkischen Eigennamen. 119 keine Sunden] ‚keine groben Fehler‘ (aus der Sicht des Herrschers). 120 lohnen] ‚zu belohnen‘. 121–122 Denn komm’t … Opfer weiht] S. hierzu das illustrierende Exempel in AnmL. 123–128 Fur¢t Amurath … ward abge¢chnitten] Sultan Murad IV. und seine Mutter Kösem sahen sich bei einem Aufstand der Sipahi und Janitscharen 1626 gezwungen, den Aufständischen zur Rettung ihrer eigenen Herrschaft den Kaimakam (Stellvertreter des Großwesirs zu Kriegszeiten) Gurdschi Mohammedpascha, einen neunzigjährigen Eunuchen, preiszugeben. Dieser wurde von den Aufständischen sogleich umgebracht; sie warfen ihm
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u. a. vor, eine Münzverschlechterung veranlaßt zu haben. Vgl. HammerPurgstall, Geschichte, Bd. 5, S. 66 f. (AnmL.). 130–133 Wie unvor¢ichtig … ver¢ag’t] Kurz vor Osmans II. eigener Hinrichtung (s. o. Anm. zu III 182–188) wurden sein Großwesir Dilawerpascha, den er hatte retten wollen, und mit diesem der Kislaraga (Vorsteher des Harems) von den aufständischen Janitscharen umgebracht. (AnmL.). 134–137 Er hatte … Schluß gemach’t] Osman II. hatte die Janitscharen vor allem durch den Plan gegen sich aufgebracht, für einen vorgesehenen Heereszug nach Syrien gegen den aufständischen Drusenführer Emir Fachreddin (verbunden mit einer Pilgerreise nach Mekka) nicht sie einzusetzen, sondern dafür eigens Truppen in Kairo anzuwerben und somit die Janitscharen als militärische Macht in den Hintergrund zu drängen. 135 Alcayr] Kairo (vgl. I 507). 135–136 Sie gantz … zu geben] Abhängig von „den Schluß gemach’t“ (‚den Beschluß gefaßt‘). 137 Bey ihm] ‚für sich selbst‘. 138 be¢turmmter] ‚Angriffen ausgesetzter‘. 141 anders ¢chon ge¢chmeck’t] ‚schon anderes gekostet haben‘. 142 gereck’t] ‚hingehalten‘. 143 Als Dilaver … einge¢atzet] S.o. Anm. zu V. 130–137. 145 Schaum] ‚Abschaum‘. 146 mehr] ‚noch‘. 147–148 Der Blitz … Zedern Wipfel] S.o. Anm. zu II 498. 150–151 Ob Na¢uf Ba¢¢a … ihn er¢tochen] Den bei ihm wegen seines Hochmuts und seiner Machtgier, vielleicht auch wegen hochverräterischer Beziehungen nach Persien, in Ungnade gefallenen Großwesir Nassuhpascha ließ Sultan Ahmed I. 1614 von Wachleuten erwürgen. Nassuhpascha war mit des Sultans Tochter, einem kleinen Kind noch, verlobt. Vgl. zu seinem Sturz Hammer-Purgstall, Geschichte, Bd. 4, S. 471–474. (AnmL.). 154 ¢chon¢ten Eichen … be¢treicht] Vgl. V. 261. – be¢treicht] ‚trifft‘ (vgl. Frühnhd. Wb. 3,2009,10). 155 der Diener ¢ich entfernen] ‚sich von den Dienern fernhalten‘ (für eine solche Konstruktion des Verbs ‚sich entfernen‘ kein Nachweis im DWb). 156 ge¢chwantzte Sternen] Kometen, als sichere Anzeichen bevorstehenden Unheils. 164 zeuget] ‚bezeugt‘, ‚legt Zeugnis ab‘ (vgl. DWb 31,850 f.,II,1). 168 Staffel] ‚Stufe‘. 177 bereit] ‚bereits‘. 179 Knechti¢ch Wincken] ‚Winke von Knechten‘. 181 Beruff’t] ‚ruft herein‘ (sein Fehlen in der Personenliste vor dieser Szene, vor V. 61, deutet darauf hin, daß er noch nicht anwesend ist; ‚berufen‘ im administrativen Sinne wird er erst mit V. 197). 183 ihm] ‚sich‘. 184 fehlen] ‚einen Mißgriff tun‘, ‚sich irren‘.
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186–190 Diß ¢chloß den Mu¢tafa … henckern ließ] Der schwachsinnige Sultan Mustafa I. wurde, nachdem er, bis dahin lange Jahre unter Arrest gehalten, seinem Bruder Ahmed I. 1617 auf den Thron gefolgt war (s. o. Anm. zu II 481–488), im Jahr darauf wegen erwiesener Unfähigkeit wieder abgesetzt und erneut in Arrest genommen. (AnmL.). 187 Marmel … glatten] ‚nur Marmor zu polieren‘. 189 er¢tern Kerckers] Nämlich des Kerkers, in dem er schon vor seiner Thronbesteigung gesessen hatte. 190 Sich … ließ] ‚sich von einem Neger zum Narren machen und von zwei Frauen quälen ließ‘. 191 ¢chafft] ‚befiehlt‘. 192 Siegel] Hierzu Erläuterungen in AnmL. 198 ¢chwere] ‚schwöre‘. 199 erbla¢¢en] ‚sterben‘. 204 Du] Es wird nicht recht deutlich, wer damit angesprochen wird. Vermutlich der Mufti. vor 205 Palla¢t] Diese Schreibung ist neben ‚Palast‘ in der Frühen Neuzeit verbreitet (nach der mlat. Nebenform ‚pallacium‘). Vgl. S, AnmL. zu V 656, S. 776, 2559. 206 Stul] ‚Thron‘. 207 Des Grich’¢chen Kay¢erthum’s] D. h. des Byzantinischen Reiches. – Machmets] Sultan Mehmeds II. (Regierungszeit 1451–1481). 208 Sein Zepter abge¢enck’t] Mit der Eroberung Konstantinopels 1453. 208–209 Den Zaum zerri¢¢en … hab’t] D. h., erfolgreiche Angriffe auf den Donauraum unternommen habt, z. B. mit der Eroberung Pests 1526 und Budas 1541. – ¢trengen] ‚reißenden‘ (vgl. C2 I 370). – J¢ters] Ister bzw. Hister ist, neben Danubius, der lateinische Name der Donau. 209–210 auf Selims Haupt … Mammelucken Kron] Sultan Selim I. (Regierungszeit 1512–1520) eroberte in zwei Feldzügen 1516 und 1517 das Reich der Mamluken (Syrien und Ägypten) und gliederte es dem Osmanischen Reich ein. 211 ’s Nilus Sonnenthurm’] Die mit der Verehrung des Sonnengottes zusammenhängenden altägyptischen Obelisken (vgl. C V 321). – Arzirums Gemauer] Die ostanatolische Stadt Erzurum (Erzerum), die zum persischen Machtbereich gehörte, wurde 1515 von Sultan Selim I. erobert. 212 Tebris] Die persische Stadt, Hauptstadt des Safawidenreiches, wurde nach dem Sieg Sultan Selims I. über Schah Ismail I. 1514 vorübergehend von den Türken besetzt. – Grauß] ‚Schutt‘, ‚Trümmer‘. 215 die Siegs-Panier] Wohl Plural, da für ‚Panier‘ als Femininum kein Nachweis im DWb. – gewehret] ‚gewährt‘, hier etwa: ‚liefert‘ (vgl. II 114; S IV 165). 217 Ardens] S.o. Anm. zu I 140. 219 bey Ravans Sturmung] Gemeint ist die ehemals syrische, heute in der türkischen Provinz Gaziantep gelegene Festung al Rawandan (türk. Revanda
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Kalesi), die bei der Eroberung des Mamlukenreiches 1516/17 durch Sultan Selim I. von den Türken eingenommen und mit ganz Nordsyrien annektiert wurde. Bagadet] Bagdad wurde mit dem ganzen Irak 1534 von Sultan Süleyman I. erobert. – Chach Sefi] Der persische Schah Tahmasp I., Herrscher des Safawidenreiches, dessen Name auf den Scheich Safi (13./14. Jh.) zurückgeht. Diesen hat L. anscheinend mit Tahmasp verwechselt – oder er verwendet seinen Namen als allgemeine Bezeichnung für die Safawiden-Herrscher, so wie Osman für die türkischen Sultane. Die Aba¢¢a euch ¢chlug] S.o. Anm. zu I 542. (AnmL.). von A¢¢acs Sturmen] ‚von den Sturmangriffen auf Assac‘. Mit Assac ist die Festung Asow gemeint (s. o. Anm. zu I 573). Die] Bezugswort des Relativpronomens ist „ihr“ in V. 225. – Trotz] ‚Anmaßung‘, ‚herausforderndes Auftreten‘. Retimo ge¢turm’t/ Canea ward genommen] S.o. Anm. zu I 391. uns das Geld … abge¢etzet] ‚zu unserem Schaden eine Geldabwertung vorgenommen hat‘ (s. AnmL.). A¢per] Niedrigste Münzeinheit im Osmanischen Reich. Soviel wie ‚Pfennig‘. (AnmL.). fur ihm] ‚vor ihm‘, ‚im Hinblick auf seine Person‘. Mu¢taffen … ent¢etz’t] Gemeint ist die Absetzung des schwachsinnigen Sultans Mustafa I. kurz nach seiner ersten Inthronisierung (1618). Er kam 1622, nach der Ermordung seines Nachfolgers, Osmans II. (1622), als Übergangskandidat nochmals für kurze Zeit auf den Thron. Oßmanns] Sultan Osmans II., der sich bei den Janitscharen mißliebig gemacht hatte (s. o. Anm. zu III 182–188). Vgl. V. 304 u. 641–644. Umb ihre mindre Schuld] ‚obwohl sie geringere Schuld auf sich geladen hatten‘. zartlich Weib !… " ohnmachtig Kind] Herabsetzende Bezeichnungen für Sultan Ibrahim („zärtlich“ = ‚verzärteltes‘, ‚weichliches‘; vgl. DWb 31,302 f.,I,2a). Mahumed] Der Prophet. ¢tarrt] ‚steht starr‘, ‚seid sprachlos‘ (vgl. DWb 17,920,1 f.). ¢timm’t] ‚dafür stimmt‘ (vgl. DWb 18,3094,I,C,2a; V. 263 u. E III 469). hohen Eichen … verwand] Zur Sache s. o. Anm. zu II 498. Vgl. V. 147 f. u. 153 f. – verwand] ‚zugetan‘ (vgl. DWb 25,2121,1). ¢timme] ‚stimme für‘ (vgl. V. 260). – ¢chlecht Verbrechen] ‚einfaches Vergehen‘ (vgl. V. 551). den Tarter Cham] Gemeint ist der Khan der Krimtataren Mehmed Girai, den Ibrahim 1644 abgesetzt hatte (nicht identisch mit dem oben in Anm. zu V. 19 genannten gleichnamigen Khan!). Über eine Beteiligung des Königs von Polen an dieser Entscheidung (s. AnmL.) war nichts zu ermitteln. Bluttja¢cht] ‚Blutschaum‘. ¢chluß’t] ‚beschließt‘.
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278 trag’t ein] ‚einnimmt‘. 281 Narden] Schwacher Dat. Sg. von ‚Narde‘: Sammelname für verschiedene wohlriechende Pflanzen (u. a. Baldrian), aus denen Duft- und Salböle und Arzneien hergestellt wurden (s. Zedler 23,655–660). Vgl. C III 167; E V 591. – Mo¢ch] Moschus. – Zibeth] S.o. Anm. zu I 196. 283 Das Gold/ das Tunis zinßt] Tunis stand seit 1574 wie auch die anderen Kleinstaaten des Maghreb in enger Abhängigkeit von den Osmanen. Zu den hier angesprochenen Geldleistungen s. AnmL. – Zobel-fahle] ‚Zobelfelle‘. 284 Bodem] ‚Fußböden‘. 285 Abdalla] Der Kalif Abdallah ben al-Zubayr (624–692). (AnmL.). 286 zum Treffen] ‚zur Schlacht‘. 287 an ¢einen Feind … ¢trecken] ‚alle Kräfte gegen seinen Feind wenden sollte‘ (zu „¢trecken“ vgl. DWb 19,1122,C,3d,). 290 Honam] Lt. Hofmann, Lexicon universale, Bl. 536r, eine Provinz in Nordchina (s. auch AnmL.). 295 ver¢chrenckte] ‚verwehrte‘. 296 erkalten] ‚sterben‘. 299 ihr] ‚ihrer‘ (Gen. Pl. des Personalpronomens der 3. Person). 302 Spahi] S. Pers.-Verz., S. 870, Anm. zu 18,36. 304 Oßmanns] Sultan Osmans II. (s. o. Anm. zu III 182–188). Vgl. V. 239 u. 641–644. 305 des Pofels] ‚des gemeinen Volks‘. 308 Laß’t … ¢chrecken] ‚Läßt ein Janitschar es zu, daß so simples Blendwerk ihn erschreckt?‘ 309–310 ein erboo¢t Croat Er¢tach den Amurath] Sultan Murad I. (Regierungszeit 1360–1389) wurde während oder nach der ersten Schlacht auf dem Amselfeld (Kosovo Polje) 1389, durch die Serbien zu einem Vasallenstaat des Osmanischen Reiches geworden war, von einem serbischen Einzelkämpfer erdolcht. (AnmL.). 310–311 den Ach- und Machmet … ange¢preng’t] Meint Attentate von Derwischen auf die Sultane Ahmed I. und Mehmed II., die es lt. L.s Gewährsmann Bisaccioni (s. AnmL.) gegeben haben soll. – ange¢preng’t] ‚angefallen‘, ‚angegriffen‘. 316 auff un¢er Ku¢te fahren] Redensartlich (anderweitig nicht belegt gefunden): ‚auf unserer Seite stehen‘. 317 Dreu’n] ‚Drohen‘. 319 ledig zehle] ‚entbinde‘, ‚enthebe‘ (vgl. DWb 12,498,1). 324 wahr ¢ag’t] ‚verrät uns zuverlässig‘ (s. o. Anm. zu II 281). 329 Gib !… " ein] ‚räume ein‘, ‚weise zu‘ (vgl. DWb 3,184,3). 330 des Aus¢chlag’s kundig ¢eyn] ‚über den Ausgang der Sache Bescheid wissen‘. 333–334 keinmal !… " Nicht] Verstärkte (nicht doppelte!) Verneinung. 336 Garn] ‚Netz‘.
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339 verzweifelt] ‚zu allem entschlossenen‘ oder auch ‚verwünschten / verworfenen / verdammten‘ (vgl. DWb 25,2690 ff.; V. 599.803; E III 561, IV 204.309). 341 zu] ‚hin‘. 343 Aus¢chlag] ‚Ausgang‘. 346–347 Von Eichen … Brennholtz ein] Sprichwort (ähnlich auch C IV 300), lateinisch belegt bei Walther, Proverbia sententiaeque Latinitatis medii aevi, Tl. 4, S. 133, Nr. 23813a: „Quercu deiecta (lapsa; ruente) nemo non lignatur (vel: ligna colligit)“; Walther/Schmidt, Proverbia sententiaeque Latinitatis medii ac recentioris aevi, Tl. 9, S. 272, Nr. 39840s10a: „Quercu lapsa unusquisque ligna colligit“; Wander 1,764 s.v. ‚Eiche‘ Nr. 18: „Wenn die Eiche fällt, holt sich jeder Reisig“. Sinn hier etwa: ‚Diese letzte Maßnahme (die Tötung Achmets) ist so unerheblich und so leicht auszuführen, daß dazu keine herausragende Eigenschaft nötig ist.‘ 349 Luft-Ge¢tirne] ‚Sternschnuppen‘. Vgl. Lohenstein, Arminius, Tl. 1 (1689), S. 30b : „!… " aus fallenden Luft-Sternen !…" künfftige Begebenheiten zu erfor¢chen !… "“ 350–351 Die Mutte … Flammen] Vgl. C I 661; S I 1, II 177. 355 zu Rede ¢etzen] ‚zur Rede stellen‘. 356 vor] ‚vorweg‘. 361 thurm’t] ‚errichtet‘ (vgl. DWb 21,470,2a). 362 in Grund ge¢turm’t] ‚mit Macht zu Boden geworfen‘ (zu ‚stürmen‘ in transitiver Verwendung vgl. DWb 20,618,I,C,5). 368 Schutz-Saul’n] Standbilder von Herrscherpersönlichkeiten, bei denen Verfolgte Schutz suchen. Das Wort nicht im DWb verzeichnet; vgl. aber C2 V 445 f. 369 Gnaden-Bildern] Im engeren Sinne christliche Heiligenbilder, denen Wunderkräfte zugeschrieben werden (vgl. DWb 8,566 f.,s.v.); hier natürlich nur ganz allgemein und gleichnishaft zu verstehen. 373 Grauß] ‚Schutt‘. 376 nicht einen Keil] ‚nicht nur einen Donnerkeil (Blitz)‘. 377 ein Lorberbaum] S.o. Anm. zu II 45. – fur mehr] ‚gegen weiteres‘. 378 Furcht] Umgelauteter Singular von ‚Furcht‘ (vgl. DWb 4,684, das erste Opitz-Zitat). 380 nach’s Pofels Arth] D. h. so wie das undifferenziert vorgehende einfache Volk. 381 am er¢ten] ‚zuerst‘. 384 Hauchler] ‚Schmeichler‘. 385 Gefallter Fehltritt miß’t] ‚das Verschulden Gestürzter (d. h. hier: abgesetzter Amtsinhaber) sich bemißt‘ (zu intransitivem „miß’t“ vgl. DWb 12,2122,11). 388 wen ent¢chuldig’t nicht?] Subjekt der Frage ist der folgende Satz, der bei Anwendung moderner Schreibweise in Anführungszeichen stehen müßte. 393 im Lieben … ¢ich erkeck’t] ‚sich erdreistet hat, ihm in seine Liebschaften hineinzureden‘.
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395 vor] ‚vorher‘. 396 Tachte] ‚Dochte‘. 397 der Geilheit] Wohl eher Dativ zu „zündet an“ als Genitivattribut zu „der Für¢t“. 400 Mit was Gewi¢¢en] D. h. mit gutem oder schlechtem. 402 Schatze] ‚Staatsschatz‘, ‚Staatsfinanzen‘. 408 wer die Niedriegen ¢ich laß’t zum Gotzen machen] ‚wer zuläßt, daß das einfache Volk ihn zu seinem Abgott macht‘. 410 auß ¢einem Zirckel fahr’t] ‚seine Kompetenzen überschreitet‘. 412 Zwirbel-Winde] Das gleiche wie ‚Wirbelwinde‘. 416 Schlee] ‚Schlehen‘, als Inbegriff des Sauren (vgl. V. 836). 417 Ba¢ilisken] S.o. Anm. zu II 81. 418 Drumb traum’t … Hellenfahrt] Bezug unklar (vgl. V. 363). – Hellenfahrt] ‚Höllenfahrt‘. 421 Stricke] Würgeschnüre. – Behertzigt] ‚bedenkt‘ (vgl. III 5). 428 Ge¢pen¢ter geben ab] ‚als Gespenster auftreten‘. 429 Verweißlich] ‚tadelnd‘ bzw. ‚vorwurfsvoll‘. 430–431 Die Zagheit !… " nur] Gehört zusammen. 431 unbewehrte] ‚wehrlose‘. 432 mehr] ‚eher‘. 433 Schuldige nicht ein¢t] ‚nicht einmal Schuldige‘. 434 ¢ich] Grammatisch nicht zu rechtfertigen. Sicher Lapsus L.s oder Druckfehler für ‚¢ie‘ (die ‚Schuldigen‘ aus V. 433). 442 Das angeflehter Schirm ¢elb¢t] Sinn: ‚daß selbst der, den man als Schutz und Schirm anfleht‘ (nämlich der Mufti). 443 ertritt] ‚zertritt‘. 445 Fur] ‚vor‘. 446 Wie hoch] ‚aus welcher Höhe‘ (vgl. hierzu den Beleg aus Schuppius in DWb 10,1594,I,8) oder auch ‚wie tief‘ (für eine solche Verwendung des Adverbs analog zu lat. ‚alte‘, das ebenso ‚hoch‘ wie auch ‚tief‘ bedeuten kann, findet sich im DWb jedoch kein Beleg). 448–449 Daß Men¢ch und Ameis … Flugel krieg’t] S. die Erläuterung in AnmL. 451 Vorbild] Hier zeitlich zu verstehen (vgl. DWb 26,911 f.,5); heute würde man ‚Vorschein‘ sagen. 453 ihn] Ibrahim. 453–454 Rath Des Divans] Gremium des Reichsrates. 456 uns erheben] Im wörtlichen Sinne ‚uns erheben und fortgehen‘; hier aber einfach ‚uns begeben‘ (vgl. die ebenso zu deutenden Belege in DWb 3,844,17b). vor 457 Ha¢oda] ‚kaiserliches Zimmer‘ (s. o. Anm. zu I vor 385). 461 vor] ‚vorher‘. 465 liederlich] ‚sorglos‘, ‚achtlos‘ (vgl. DWb 12,989 f.,4). – verhieng] ‚zuließ‘, ‚genehmigte‘. 472 meyn’t Kalck mit Flutt zu kuhlen] S.o. Anm. zu I 118–119.
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474 476 478 479 489 491 499 500 503
505 506 508 509 510 511
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¢ie] Kiosem (Anrede in der 3. Person). wegen Zufall] ‚wegen eines nicht vorhersehbaren Ereignisses‘. mit Verlu¢t auߢchlag’t] ‚Verlust oder Einbuße zur Folge hat‘. wo] ‚falls‘. Heiß] ‚Geheiß‘. recht] ‚gerecht‘. – außfuhr’n] ‚ausführlich erläutern‘ (vgl. DWb 1,862 f.,3). zertrennen] ‚auflösen‘. kalten Brand] Gewebebrand (Gangrän); vgl. V. 42. mehr Drachen-Kopf’ … bluhen] Wie bei der Hydra, dem vielköpfigen Ungeheuer der antiken Sage, dem für jeden Kopf, den man ihm abschlug, zwei neue nachwuchsen. Herakles überwand sie trotzdem, indem er die Stümpfe der abgehauenen Köpfe sogleich ausbrannte. – Strimpfeln] ‚Stümpfen‘; lt. DWb 19,1616 s.v., ist das Wort nur bei L. bezeugt. geben an] So kaum sinnvoll zu deuten. Vermutlich in allen Drucken fälschlich für ‚gehen an‘ (‚beginnen‘, ‚unternehmen‘). vor die Zeit] ‚zuvor die Zeitumstände‘. Schware] ‚Geschwüre‘ (vgl. IV 136). Meineyd] ‚Hochverrat‘. – taug] 3. Pers. Präs. Ind. hier noch in der alten Form des ursprünglichen Präteritopräsens ‚taugen‘. Vgl. C I 135, IV 84; A V 496; E I 349. die Ver¢amleten die Mange] Subjekt ist „die Mänge“. Te¢¢a] Dieses offenkundig verderbte Wort ist im Lemma zu AnmL. mit „Te¢pa“ wiedergegeben, bei Bisaccioni wiederum lautet es an der von L. in AnmL. beigezogenen Stelle, sicher ebenfalls verderbt, „Tesfà“ (mit der von L. referierten Erläuterung). Vermutlich ist ‚Fetwa‘ gemeint: ein von einem Mufti verfaßtes islamisches Rechtsgutachten. außen bleib’t] ‚fernbleibt‘. Aufwickler] ‚Aufwiegler‘. Liß … auf] Er zerreißt also das Schriftstück („Liß“ = ‚Lies‘); vgl. V. 575 f. der Abgrund brechen] ‚die Hölle aufbrechen / sich öffnen‘. Zopf] Hier: das Haarbüschel am Schwanz (vgl. DWb 32,83,II,1b). in Grauß] ‚zu Staub‘. Dreu’n] ‚Drohen‘. Das Bey¢piel Mu¢tafens] Nämlich das des schwachsinnigen Sultans Mustafa I., der zweimal, 1617 und 1622, auf den Thron kam und jeweils ein Jahr später wieder abgesetzt wurde. Vgl. II 481–488 u. V 186–190. (AnmL.). die Mutter] Nämlich Kiosem, Mutter auch Murads IV., der 1623 nach der Absetzung seines Bruders Mustafa I. dessen Nachfolger wurde. – dem Bruder] Murad IV. be¢chmertz’t] ‚beklagt‘ (vgl. III 544). bloden] ‚schüchternen‘, ‚zaghaften‘. – Mu¢tafa] Sultan Mustafa I., der zweimal abgesetzt wurde. fur] ‚voran‘.
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551–552 als ¢ie … ließ brechen] Der Großwesir Kara Mustafa, der schon unter Ibrahims Bruder Murad IV. gedient hatte, wurde 1643 im Zuge einer Verschwörung politischer Gegner, zu denen auch Kiosem/Kösem gehörte, gestürzt und hingerichtet. Kösem verübelte ihm, daß er ihren Schützling, den vormaligen Silihdar (Waffenträger des Sultans), hatte hinrichten lassen. (AnmL.). – umb ¢chlecht Verbrechen] ‚wegen eines einfachen Vergehens‘ (vgl. V. 263). 553–555 So warf auch … Stul zu heben] Im Jahre 1632 hatte Sultan Murad IV. einen Aufruhr der Sipahi und Janitscharen zu bestehen. Als ihm klar war, daß sein Großwesir Redschebpascha (bei L.: Regep) insgeheim mit den Aufrührern im Bunde war, ließ er ihn unter einem Vorwand in seinen Palast kommen und von seinen Wächtern sofort erwürgen und enthaupten. Zuvor war Murad, über dessen Absetzung schon diskutiert worden war, gezwungen worden, seine Brüder, darunter auch Ibrahim, der Öffentlichkeit vorzuführen, um damit zu beweisen, daß sie noch am Leben waren und somit im Falle seiner Absetzung als Nachfolger zur Verfügung standen. (AnmL.). 557 werck¢tellig machen] ‚ins Werk setzen‘, ‚bewerkstelligen‘ (vgl. AnmL. zu IV 45, S. 300,1383). 563–568 Den Sultan Oßman … ¢ich erkuhn’t] Betrifft die von Janitscharen in die Wege geleitete Absetzung und Hinrichtung Sultan Osmans II. (s. o. Anm. zu III 182–188). 568 Meineydig] ‚hochverräterisch‘. 572 ¢uch’t] ‚verlangt‘ (vgl. DWb 20,850–852,6). – erkennen] Juristisch: ‚für Recht erkennen‘. 575 die¢e Stucke] Ibrahim hat also auch dieses Schriftstück zerrissen (vgl. V. 520). 579 Gemeine] = ‚Gemeinde‘, hier: ‚Versammlung‘ (vgl. DWb 5,3238,6a, s.v. ‚Gemeinde‘). 580 von ihr ¢oll kommen kein Gebeine] ‚kein Gebein von ihr (heil) davonkommen soll‘ (zu „kommen“ vgl. DWb 11,1650 f.,II,12b/c). 582 er¢teck’t] ‚erstickt‘. 586 Schuld] ‚Schuldigkeit‘, ‚Pflicht‘. 588–590 welche ¢ich … fullten auß] S. die Erläuterung in AnmL. zu V. 590. – Grauß] ‚Schutt‘. 591–593 So i¢t’s auch ruhmlicher … viel Jahr’] Der gleiche Gedanke (mit demselben Quellenverweis) auch C V 308–310. (AnmL.). 599 verzweifelter] ‚Verworfener‘ (s. o. Anm. zu V. 339). – Schelmen] ‚Schuft‘, ‚Verräter‘. 600 vernunftiger Gebehrden] ‚vernünftigeres Gebaren‘. 601 Bewehre] ‚bewähre‘, d. h. hier: ‚stelle unter Beweis‘ (das Verb in heute nicht mehr möglicher, dem lat. ‚probare‘ entsprechender Verwendung). 605 Meineydige] ‚Hochverräter‘. – Zuck’t] ‚zückt‘. 606–607 Diener werth … redlich ¢chatz’t] ‚Dienern Wertschätzung entgegenbringt und Schmeichler bei Hofe für redlich hält‘.
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608 An dir … verfluchet!] Lt. AnmL. im Orient gebräuchliche Art, jemanden zu verfluchen. – un¢er Brodt und un¢er Saltz] Das er als Ibrahims Diener verzehrt hat. 611 Am Haupte] ‚in der Person des Anführers‘. vor 613 Romania] Rumelien – diejenige Provinz des Osmanischen Reiches, die den europäischen Teil des ehemaligen Byzantinischen Reiches umfaßte. – Natolien] Anatolien. 616 fur] ‚vor‘. 618 Schluß] ‚Beschluß‘. 622 verdammte] ‚mit einem Verdammungsurteil belegte‘. 624 Strucke] ‚Stricke‘ bzw. ‚Würgeschnüre‘. 625 Schutz-Bild] S.o. Anm. zu II 306. 633 laß’t !… " loß] ‚entbindet‘. 638 fehl’t] ‚sich eine Verfehlung zuschulden kommen läßt‘. 640 gerochen] ‚gerächt‘. 642 Des Oßmanns] Sultan Osmans II. (s. o. Anm. zu III 182–188). Vgl. V. 239 u. 304. 643 Todten Leiche] „Leiche“ hier noch in der ursprünglichen Bedeutung ‚Körper‘ (vgl. A V 543.587; C, Inhalt der 5. Abhandl.: Textbd. S. 154,75). 646 Bugel] ‚Steigbügel‘. 659 Hefft und Waffen] Hendiadyoin: ‚das Heft seines Schwertes‘, d. h. die Macht. 661 Weil] ‚solange‘. 662–663 ¢ich !…" entzeucht] ‚sich entledigt‘ (‚sich entziehen‘ im Frühnhd. ebenso konstruiert). 664 Nimm !… " wahr] ‚nimm zur Kennntnis‘, ‚bedenke‘. – Noth¢tand] ‚Notlage‘, ‚Zwangslage‘. 665–667 Als Mu¢tafa … Oßmanns wieder] Sultan Mustafa I. mußte 1618, ein Vierteljahr nach seiner Inthronisierung, wegen Geistesschwäche abgesetzt werden. Als sein Nachfolger Osman II. 1622 von den Janitscharen ermordet worden war, wurde er vorübergehend und pro forma wieder eingesetzt. 1623 übernahm dann Murad IV. die Herrschaft. – gleich] Partikel, die dem Temporalsatz einen konzessiven Nebensinn gibt. 668 leg’t !… " nieder] ‚dämpft‘. – Eyfer] ‚Zorn‘. 675 erbla¢¢en] ‚sterben‘. 677 Betrug … nicht fern’] Eine im Hinblick auf den Kontext nicht ganz durchsichtige Bemerkung. Auf der Bildebene ist bei „Stachel“ natürlich an Insekten zu denken, die von Süßem (hier allegorisch für die Annehmlichkeiten des Herrscherlebens – vgl. V. 692 f.) angelockt werden. 678 in er¢ten Kercker] Nämlich in den, der ihn schon vor seiner Berufung ins Sultansamt beherbergt hatte (vgl. V. 685). 682 verkerb’t] ‚verbrochen‘ (‚auf dem Kerbholz‘); s. o. Anm. zu III 265. 683 beweglich] ‚eindringlich‘. 686 Erofnet durch die Stadt] ‚gebt über die ganze Stadt hin bekannt‘.
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689 Printz] ‚Fürst‘ (ebenso V. 695 f.). 690 verkehrte Mitter -Nacht] Soll nach der im nächsten Vers gebotenen Erläuterung offenbar heißen, daß der Zeitablauf durcheinandergeraten ist („verkehrte“ = ‚umgekehrte‘, ‚verdrehte‘), obgleich natürlich auch „MitterNacht“ als Zeitpunkt der gerade ablaufenden Handlung verstanden werden kann. 692 fur] ‚vor‘. 695–702 Diese Einsetzungszeremonie lt. AnmL. nach Bisaccionis Beschreibung der entsprechenden Vorgänge bei der Berufung Murads IV. 1623. 697 Karmo¢in] = Karmesin (Scharlachrot). 698 Bund] ‚Turban‘. – Reiger -Federn] ‚Reiherfedern‘ (s. AnmL.). 699 Die Sabel] Zum femininen Genus s. o. Anm. zu I 416. 703 nach der Arth des Lowen] S. hierzu AnmL. 706 Ja Sonnen … gehor’n] Unter „Sonnen“ ist hier Rom zu verstehen, da lt. AnmL. „die Sternseher Rom unter das Zeichen des Löwen“ gesetzt hätten, dieser aber „das Hauß der Sonne“ sei. Der Mond und dessen ‚Haus‘, der Krebs (ebenfalls lt. AnmL.), sind Sinnbilder des Osmanischen Reiches, dem sich nun die Sonne, d. h. Rom als Zentrum der Christenheit, werde unterordnen müssen. 709 Jn Hiobs Heiligthumb] Hier ist nicht etwa der biblische Hiob gemeint, sondern Ejub, ein Jünger des Propheten Mohammed. In dem nach ihm benannten Stadtteil Istanbuls (Eyüp) befindet sich eine ihm geweihte Moschee mit seinem Grabmal. Dort gürteten sich die türkischen Sultane nach ihrer Thronbesteigung das Schwert Mohammeds um. Vgl. AnmL. zu IV 25. (AnmL.). 710 Mahumed] Der Prophet. 716 fur] ‚vor‘. 722 So lange bringen ein] ‚in der Zwischenzeit ersetzen‘ (zu ‚einbringen‘ vgl. DWb 3,157 f.,5). – Taraqvin] Gemeint ist sicher türk. ‚terakki‘: Bezeichnung für eine Besoldungszulage (s. Matuz, Das Osmanische Reich, S. 105). 723 erheben] ‚einziehen‘, ‚kassieren‘ (vgl. I 223). 724 muß’] ‚soll‘. 730 der Zeder -Baum] S.o. Anm. zu II 498. 732 Jm Abgrund] Hier wohl nur: ‚in der Tiefe der Erde‘ (vgl. Prol. 7). 733 Helle] ‚Hölle‘. 734 blindes] ‚falsches‘, ‚unechtes‘, ‚vorgetäuschtes‘ (vgl. DWb 2,122,15). – Knall’n] Hier wohl: von Gewehrschüssen o. ä. 735 fal¢ches Dreuen] ‚Drohen ohne ernsten Hintergrund‘. – ihm] ‚sich‘. 739–740 daß wir … haben la¢¢en?] Die übliche, dem lateinischen Ac.I. ähnliche Konstruktion nach ‚lassen‘: ‚daß wir Hoffnung auf Aufstieg (nach der Kerkerhaft) fassen und uns vom mütterlichen Gift bezaubern lassen konnten!‘ 746–748 Wie leider Bajazeth … erbla¢¢en mu¢¢en] Sultan Bayezid II. wurde nach über dreißigjähriger Herrschaft (1481–1512) von seinem Sohn Selim (als Sultan Selim I.), der die Unterstützung der Janitscharen genoß, vom Thron
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verdrängt. Kurze Zeit später starb er, wahrscheinlich durch einem Giftanschlag Selims, ausgeführt durch einen jüdischen Leibarzt (s. AnmL.). 751 Machmets Mutter] Sie hieß Tarchan. 752 frech] ‚dreistes‘, ‚rücksichtsloses‘. – Circa¢¢en] Tscherkessen, ein kaukasisches Volk. 753 Die nur … bethen an] Die Tscherkessen waren im 17. Jh. noch Christen (griech.-orthodox); im 18. Jh. wurden sie islamisiert. Bei dem, was hier angesprochen wird (s. AnmL.), dürfte es sich um ein Relikt aus heidnischer Zeit handeln. 754 weil] ‚solange‘. 758 großmuthig] ‚mit Seelengröße‘, entspr. lat. ‚magnanimiter‘. 767 ¢ich erbo¢¢en] ‚in Wut entbrennen‘, ‚wüten‘. 770 ge¢tirntes Buch] ‚Himmelsbuch‘ (vgl. I 60). 776 fehl’¢t] ‚gehst fehl‘. 777 die Kohle] Sicher ist die als Poliermittel verwendbare Holzkohle gemeint. 785 er¢itz’t] ‚erstarrt‘ (vgl. C V 190). 786 vor] ‚zuvor‘. – Ra¢ungs-Ja¢cht ge¢chaumet] ‚vor Wut geschäumt hat‘ („Jä¢cht“ = ‚Gischt‘, ‚Schaum‘). 787 Dreuens-] ‚Drohungs-‘. 794 welcher] ‚deren‘. 796 Rach und Stachel] Hendiadyoin: ‚rächendem Stachel‘. 801 Der Abgrund] ‚die Hölle‘. 803 den Verzweifelten] ‚Verwünschten / Verworfenen / Verdammten‘ (s. o. Anm. zu V. 339). 804 nur] Gehört zu „durch Blutt“. 811 Stummen] Stumme Helfershelfer bei Hofe, die vor allem für Mordaufträge herangezogen wurden (s. AnmL.). vor 815 Eris] Die Göttin der Zwietracht, die Anlaß zu dem Paris-Urteil gab, indem sie einen goldenen Apfel mit der Inschrift ‚Der Schönsten‘ unter die drei Göttinnen Juno, Minerva und Venus warf (hierauf wird V. 815–817 angespielt). Venus trug damals durch ihr Versprechen, Paris mit Helena die schönste Frau der Welt zu verschaffen, den Sieg davon (vgl. den Reyen C II 437–556). – Die Gottin] Nämlich Claudia, die mit dem ersten Namensteil der zweiten Gemahlin Kaiser Leopolds I. gemäß V. 860 bezeichnete Macht keuscher Liebe, die den Himmel ‚aufschließt‘ (wobei der Name, etymologisch falsch, im Sinne einer Herleitung vom Gegenteil, wie ‚lucus a non lucendo‘, mit dem lateinischen Verb ‚claudere‘ = ‚verschließen‘ in Verbindung gebracht wird). – Felicitas] Meint die aus dem Wirken der Göttin Claudia sich ergebende „Glück¢eeligkeit“ (V. 922). – Sechs … Liebes-Gotter] Amoretten, als Begleiter der Keuschen Liebe (weiße) und der Geilheit (schwarze). Vgl. V. 848 f. 815 Dione] Anderer Name der Venus. 818 Verhangnus-Drat] ‚Draht‘ hier = ‚Faden‘, in Anspielung auf den (Lebens-)Faden, den die Parzen den Menschen spinnen (vgl. C III 344.591).
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820 ¢teh’ ich billich an] ‚bin ich mir aus gutem Grund unschlüssig‘. 834 Schwantz-Ge¢tirn’] ‚Komet‘. 836 Schal- und Schleen] D. h. mit Gehaltlosem und Abstoßendem (Schlehen als Inbegriff des extrem Sauren; vgl. V. 416). 839 Stein] Hier offenbar: Magnetstein. – zeucht] ‚anzieht‘. 840 zum kalten Nord abweich’t] Wie es für die Magnetnadel ganz normal ist! 842 in Vieh die Men¢chen kehret] Wie Kirke, die Göttin, die die Gefährten des Odysseus in Schweine verwandelte (s. o. Anm. zu I 234). 843 er¢teck’t] ‚erstickt‘. – kranck’t] ‚krank macht‘. 848 bahn’t] ‚bahnt‘. 852 Napel] S.o. Anm. zu I 185. 854 kein Bie¢am nicht zu ¢chmecken] ‚keinerlei Duft wahrzunehmen‘ (Bisam, dasselbe wie Moschus, hier nur ‚Duft‘ schlechthin; vgl. II 189.638). 855 Stocken] ‚Pflanzenstöcken‘. 858 Abgrund] ‚Hölle‘. 860 Hell] ‚Hölle‘. 861 Kind] Die Allegorie der Keuschen Liebe. 865 Bi¢am] Moschus. 871 dir geilen Magd] D. h. der Allegorie der Geilheit. 873 Schinder -Karn] Im eigentlichen Sinne der Karren, auf dem der Abdecker (Schinder) Tierkadaver auf den Schindanger fährt. 874 betag’t] ‚herbeizitiert‘. 878 vertag’t] ‚abgelaufen‘ (vgl. DWb 25,1858 f.,2). – die dreymal viertzig Jahre] S. die Erläuterung in AnmL. 879 Bein] ‚Gebeine‘, ‚Knochen‘. 880 vereinbahr’n nach der Baare] ‚nach dem Tode vereinigen‘. 882 Zer¢chmoltzen Ertzt] S. AnmL. 884 glimme] ‚glühende‘. – ¢chrancke] ‚schließt‘. 886 Da nur … Plagen?] ‚wo (mir) doch die Furcht (vorerst) nur ein Musterbild der (zu erwartenden) Qualen vor Augen führt?‘ 887–897 S. die Erläuterung in AnmL. hierzu. 894 Granaten] ‚Granatäpfel‘. 897 Vor¢chmack] ‚Vorgeschmack‘. 902 Hartzt] Harz hier wohl gleichbedeutend mit Pech. 903 lichten Pful] Etwa: ‚lichterloh lodernden Höllenpfuhl‘ (vgl. A V 790). 904 Schlangen-Rutte] D. h. mit einer Schlange, die, wie von den Furien der Antike, als Peitsche verwendet wird. 922 i¢ts] ‚ist des‘. – Lowen] D. h. Leopolds I. (lat. ‚leo‘ = ‚Löwe‘). 923 An¢chlag fehl’n] ‚Vorhaben fehlschlagen‘. 926 Der Mohnde] Als Sinnbild der Türkei und der muslimischen Welt schlechthin (ebenso V. 930). – in tieff¢ten Zirckel] ‚in den untersten Abschnitt seiner Umlaufbahn‘. 928 bereit] ‚bereits‘.
Ibrahim Sultan, Anmerckungen
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929 Kay¢er -Fruchten] D. h. Sprößlingen, die aus der Ehe Leopolds mit Claudia Felicitas hervorgehen würden. Tatsächlich brachte die schon 1676 verstorbene Kaiserin zwei Töchter zur Welt, die aber das Säuglingsalter nicht überlebten. 931 gleich] Konzessiven Sinn anzeigende Partikel. – Zweig] Nämlich in dem kaiserlich-habsburgischen Stammbaum (vgl. V. 936). Anmerckungen 202, 8 heraußbracht] ‚ans Licht befördert‘. 202,10–11 ¢ich ver¢chlingen] ‚sich unter die Erde begeben und dort weiterfließen‘ (vgl. E III 732). 202,14 Meskite] ‚Moschee‘ (von span. ‚mezquita‘). 204, 31 angemercket] ‚bemerkt haben‘. 204, 38 Sophien-Kirche] Hagia Sophia. 204, 50 ge¢chick¢ten] ‚passendsten‘. 206, 65 rechter] ‚korrekter‘. 206, 70–71 Der einige] ‚einzig der‘. 206, 76 unmachtig] ‚impotent‘. 206, 78 unterge¢tecktes] ‚untergeschobenes‘. 206, 80 Stuhl-Erben] ‚Thronerben‘. 208, 82 Liebes-Muthungen] ‚Liebeswünsche‘. 208, 90–91 Brach-Monat] Juni. 208, 91–92 ebenma¢¢iger] ‚entsprechender‘ (nämlich der Schwere des Schlaganfalls). 208, 94 Uppigkeit] ‚Luxusleben‘. 208, 94 mit eitel Zobeln] ‚ausschließlich mit Zobelfellen‘. 208,101 S. Sophiæ] Hagia Sophia. 208,102 Me¢kiten] ‚Moscheen‘ (s. o. Anm. zu 202,14). 208,106 abzu¢chreitten] ‚abzuweichen‘. 212,156 in ¢einen Leib verbraucht] Etwa: ‚für seine körperlichen Bedürfnisse konsumiert‘. 212,157 Mu¢ch] Moschus. 212,158 Sandal-Holtz] Sandelholz. 212,160 Bundes] ‚Turbans‘. 214,167 umb¢tandlich] ‚ausführlich‘. 214,170 Uppigkeiten] ‚Ausschweifungen‘. 214,174 eingeliebt] ‚beliebt / sympathisch gemacht‘. 214,178 An¢chaffen] ‚Befehlen‘. 214,178 fur] ‚vor‘. 214,180 foderten] ‚forderten‘, d. h. ihre Auslieferung verlangten. 214,187 ihm] ‚sich‘. 216,192 ¢chlecht] ‚einfach‘. 216,199 Stuhl-Erbe] ‚Thronerbe‘. 216, 207–208 ¢chweret] ‚schwört‘.
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Kommentar
216,221 Ma¢¢en] ‚zumal‘. 218,236 uberredende] ‚beredend‘. 218,237 Zufalle] ‚Anfall‘. 220,274 Ge¢chick- und Annehmligkeit] ‚Anstelligkeit und reizvolles Auftreten‘. 220,277 vor] ‚für‘. 220,277 fur] ‚vor‘. 220,281 Einrathen] ‚Rat‘. 220,283–284 zum Liebko¢en … rathet] ‚rät, was der Sultan gern hört, um sich bei ihm einzuschmeicheln‘. 222,286 einige] ‚einzige‘. 222,286 fur] ‚vor‘. 222,289 fur] ‚vor‘. 222,290 ¢elbige Ritter] Die des Malteserordens. 222,295 ge¢chleppt] ‚hingezogen‘. 222,302–303 lo¢ete das er¢te Stuck] ‚gab den ersten Kanonenschuß ab‘ („Stück“ = ‚Geschütz‘). 222,304 zeugte] ‚zeigte‘, ‚bewies‘. 222,306 außfallenden] ‚aus der belagerten Stadt einen Ausfall machenden‘. 222,308 Merckmale] Hier offenbar: ‚Erinnerungsstücke‘: 226,341–342 Herb¢t-Monath] September. 228,378 ge¢chwemmet] ‚auf dem Pferd reitend übergesetzt ist‘ (zu diesem heute unüblichen und schwer verständlichen Gebrauch von ‚schwemmen‘, bei dem stets ‚Pferd‘ als Akkusativobjekt mitgedacht werden muß, vgl. DWb 15,2514,1b; Lohenstein, Arminius, Tl. 1 [1689], S. 861a : „Nachdem aber ein Uberläuffer ¢olches verkund¢chaffte/ ¢chwemmte Für¢t Dorulach mit einem Theile der Reuterey/ und einer Anzahl hinten auff die Pferde gesetzten Fuszvolcks durch den Fluß Au¢er !…"“). 228,380 einzulieben] ‚beliebt zu machen‘. 230,399–400 einraumete] ‚auslieferte‘. 234,463 angezundet] Hier absolut gebraucht: ‚gebrandschatzt‘. 236,486 Wein-Monats-] Oktober-. 236,489 in] ‚nach‘. 236,497 ¢tellten ¢ie ¢ich an] ‚taten sie so‘. 236,501–502 außge¢prengten] ‚weithin bekanntgegebenen‘. 236,509 zohe] ‚zog‘. 236,509 in klein A¢ien] ‚nach Kleinasien‘. 238,519 verkund¢chafft] ‚verraten‘. 238,524 verhauen] ‚zerschlagen‘. 238,533–534 in Wel¢chland zu kehren] ‚sich nach Italien zu begeben‘. 240,541 Galee] ‚Galee‘ ist bis ins 17. Jh. die übliche Form für ‚Galeere‘ (vgl. AnmL. V 19, S. 314,1578; 132, S. 320,1683–1684; IB I 344.497). 240,541 bekommen] ‚aufgegriffen‘. 240,549 glucklichen Arabien] Arabia felix, der wegen seines Reichtums so genannte südliche Teil der Arabischen Halbinsel (der heutige Jemen).
Ibrahim Sultan, Anmerckungen
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240, 550 Beglerbeg] ‚Statthalter‘. 240, 561 ohne mit was] ‚abgesehen von dem, womit‘. 242, 572 Ankunfft] ‚Herkunft‘. 246, 623 verla¢¢en] ‚hinterlassen‘. 246, 635 einlieben] ‚einschmeicheln‘. 246, 637 verwurget] ‚verwirkt‘. 248, 648 Ver¢ehung] ‚Vorsehung‘. 248, 651 anfri¢chen] ‚ermuntern‘. 248, 652 widrige] ‚gegensätzliche‘. 248, 656 Bunde] ‚Turbane‘. 248, 656 bereit] ‚bereits‘. 250, 674 Wider¢piel] ‚Gegenteil‘. 250, 675 fur] ‚vor‘. 250, 689–690 der !… " Pfutze] ‚dem See‘. 250, 694 nicht ein¢t in] ‚nicht einmal nach‘. 252, 706 Scheel¢ucht] ‚Mißgunst‘. 252, 715 dafur] ‚davor‘. 254, 731–732 auf der Grube gehenden] ‚dicht vor dem Tode stehenden‘ (vgl. DWb 9,608, II,B,4b, s.v. ‚Grube‘). 254, 736 Ma¢¢en] ‚zumal‘. 254, 750 zeucht] ‚zieht‘. 256, 758 furgefuhret] ‚vorangetragen worden seien‘. 256, 774–775 Angel¢terne] ‚Polarstern‘ (vgl. Hs. S. 372,83: „Pol¢terne“). 256–258, 779–780 in Ordnung ge¢tellet] ‚in einer Reihe aufgestellt‘. 258, 783 fur] ‚vor‘. 258, 794–795 umb¢tandlich] ‚ausführlich‘. 258, 800 einiges] ‚einziges‘. 260, 803 vorhin] ‚vorher‘. 262, 835 Ma¢¢en] ‚zumal‘. 262, 845–846 Pucklichten] ‚Buckligen‘. 264, 863–864 ihm !… " zuzeucht] ‚für sich einheimst‘. 264, 885 ihrer Verbrechung] ‚ihrem Sündenfall‘. 266, 892 Wieder] ‚Widder‘. 268, 921–922 fur ¢einem Falle] ‚vor seinem Sturz‘. 268, 942 nicht ein¢t] ‚nicht einmal‘. 268, 943 fur] ‚vor‘. 270,947 Meßkiten] ‚Moscheen‘ (s. o. Anm. zu 202,14). 270,962 Die¢er] ‚deren‘. 270,972 Uppigkeit] ‚Wollust‘. 272,978 einigen] ‚einen einzigen‘. 272,998 legen] ‚lägen‘. 274,1007 ein¢t] ‚einmal‘. 274,1014 fur] ‚vor‘. 274,1018 ge¢chickt] ‚fähig‘.
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Kommentar
274,1029 i¢t gemein] ‚ist allgemein bekannt‘. 274,1034 fur] ‚vor‘. 278,1069 wo auff zeucht] ‚irgendwo auftritt‘. 278,1072 ge¢tuckt] ‚bestickt‘. 278,1075 Bunde] ‚Turbane‘. 278,1080 Bunden] ‚Turbanen‘. 280,1094–1095 ¢ie !¢ie" !…" ab¢turtzen] Wie aus C2 I 197 eindeutig zu ersehen, verwendet L. wie auch andere Autoren seiner Zeit ‚abstürzen‘ als transitives Verb (vgl. die Belege DWb 1,428). Das fehlende Akkusativobjekt war also zu ergänzen. 280,1103 Fur] ‚vor‘. 280,1108 vor] ‚zuvor‘. 280,1122 Beine] ‚Gebeine‘, ‚Knochen‘. 282,1126 leugnete] ‚streitig machte‘ (vgl. DWb 12,342,3d). 284,1177 einbracht] ‚eingeflößt‘. 286,1192 Fur] ‚vor‘. 286,1200 allzu¢cheeler] ‚allzu mißgünstiger‘. 286,1207 maßen] ‚zumal‘. 286,1208 eingenommen] ‚gefesselt‘. 288,1216 einige] ‚einzige‘. 288,1216 fur] ‚vor‘. 288,1224 ab¢tattet] ‚vermögensrechtlich ausstattet bzw. abfindet‘ (vgl. Frühnhd. Wb. 1,396,2). 288,1227 eitel] ‚ausschließlich‘. 288,1233 einigen] ‚einzigen‘. 290,1262–1263 fiel ihr !… " auß] ‚renkte sich aus‘ (vgl. DWb 1,854 f.,8). 292,1283 fur] ‚vor‘. 292,1290–1291 dem Vater … ¢tunde] ‚dem Vater die Herrschaft zu entwinden trachte‘. 294,1292 lang¢amer] ‚später‘. 294,1293–1295 ¢ich !… " dem !… " Selim furzuckte] ‚sich selbst vor Selim den Vorrang zusprach‘. 294,1298 nicht ein¢t] ‚nicht einmal‘. 294,1304 aufzureiben] ‚zu vernichten‘. 294,1310 zu begegnen] ‚zuvorzukommen‘. 296,1322 geitzig] ‚habgierig‘. 296,1323 in ihn ¢chicken] ‚sich auf ihn einstellen‘. 296,1325 bereit] ‚bereits‘. 300,1380 Caimecan] = Kaimakam, Stellvertreter des Großwesirs in Kriegszeiten (wenn dieser durch Aufgaben im Generalstab des Sultans an der Wahrnehmung der regulären Staatsgeschäfte verhindert war). Vgl. IB III 349. 300,1383 werck¢tellig gemachet] ‚ausgeführt‘ (vgl. V 557). 300,1392 beym er¢ten] D. h. beim Erstgenannten (in der Fastenzeit). 300,1393 unvergeblich] ‚unverzeihlich‘. 300,1393 im letzten] D. h. beim Letztgenannten (in Feldzügen). 300,1396 zulaßig] ‚erlaubtermaßen‘.
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300,1397 ein¢t] ‚einmal‘. 304,1438 zohe] ‚zog‘ 304,1440 Bedreuen] ‚Drohen‘. 304,1441–1442 ¢ich !… " zertrenneten] ‚auseinandergingen‘. 306,1456 ¢chlechter] ‚schlichter‘. 306,1473 herbey fugten] ‚herbeibegaben‘. 308,1487 Almer] ‚Schrein‘. 308,1492 unter¢etzten] ‚unterlegten‘. 308,1499 Glaven] ‚Lippen‘ (schles. Ausdruck; s. DWb 7,7934 f., s.v. ‚Gleff‘). 308,1503 er¢teckten] ‚erstickten‘. 308,1505 ihnen] ‚sich‘. 310,1515 Stucken] ‚Kanonen‘ (vgl. DWb 20,211,II,C,1). 310,1518 in] ‚nach‘. 310,1519 Verwech¢elung] ‚Einwechslung‘. 310,1526 fur ihn] ‚vor ihn (den Sultan)‘. 312,1540 Jm Munde] ‚in der Mündung‘. 312,1543 Uber¢chrifft] ‚Inschrift‘. 312,1550 Blutt¢turtzung] ‚Blutvergießen‘. 312,1553 er¢teckt] ‚erstickt‘. 314,1578 Galeen] ‚Galeeren‘ (s. o. Anm. zu 240,541). 314,1580–1581 ¢ich !… " bearbeitete] ‚sich bemühte‘. 314,1586 drauete] ‚drohte‘. 318,1642 erkennet] ‚gerichtlich entschieden‘. 318,1644 Erkantnus] ‚Gerichtsurteil‘. 318,1653 vortragliches] ‚Vorteilhaftes‘. 320,1658 Staffel] ‚Stufe‘. 320,1666 be¢tillen] ‚beruhigen‘. 320,1671 Sultaninen] Türkische Goldmünzen. 320,1683–1684 Galeen] ‚Galeeren‘ (s. o. Anm. zu 240,541). 322,1685 Bunde] ‚Turban‘. 322,1698 nachbleiben] ‚unterbleiben‘. 322,1700 vergnugten ¢ich … daran] ‚begnügten sich auch nicht damit‘. 322,1703 Strangen] ‚Stricken‘. 324,1715 verdacht] ‚verdachte‘ (‚im Verdacht hatte‘). 324,1716 zuhielte] ‚gemeinsame Sache machte‘. 324,1729 Marmol] ‚Marmor‘. 324,1731 unge¢chickten] ‚ungeeigneten‘. 324,1733 Ba¢¢a uber das Meer] ‚Admiral‘ (vgl. IB I vor 97). 326,1746 Bunde] ‚Turban‘. 326,1746 fur] ‚vor‘. 326,1758 Pu¢che] ‚Büschel‘. 326,1759–1760 Ma¢¢en denn] ‚wie denn auch‘. 328,1776 gefahret] ‚geschädigt‘ (von dem Verb ‚gefähren‘; vgl. DWb 4,2080 f.,1b/c). 328,1779 Vor¢tellung] ‚Bewußtmachung‘, ‚Vergegenwärtigung‘.
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Kommentar
328,1791 in dem Grauße] ‚in den Trümmern‘. 330,1796 Mu¢ch] Moschus. 330,1804 Servien] Serbien. 330,1817 Pußdigan] = ‚Pusdogan‘ bzw. ,Puzikan’, ungarische Namen für eine einem Hammer ähnliche Waffe (vgl. Demmin, Die Kriegswaffen, Bd. 1 [41893], S. 809). 332,1826 fur] ‚vor‘. 332,1830 Herb¢t-Monat] September. 332,1844 auff] ‚von‘. 334,1849 Fahne] Hier Bezeichnung eines Truppenteils, der sich unter einer Fahne versammelt (vgl. ‚Fähnlein‘). 336,1886 lacherlich] Will sagen: ‚damit Anlaß zum Lachen bietend‘ (keineswegs als Abwertung Rycauts zu verstehen!). 336,1894 Schweher] ‚Schwager‘. 336,1896 fur ihm fußfallig werden] ‚vor ihm zu Füßen fallen‘. 338,1914 auff unter¢chiedene] ‚gegen verschiedene Personen‘. 338,1924 Beine] ‚Gebeine‘. 338,1928 Niedergange] ‚Westen‘. 340,1933 fruchtbarlich] ‚erfolgreich‘. 340,1934 fur] ‚vor‘. 340,1940 Reht] ‚Reet‘ bzw. ‚Ried‘ = ‚Röhricht‘.
1.3. Erläuterungen zu Teilen der Handschrift Wrocław R. 3156 Erläuterungen werden nur zu solchen Teilen geboten, die keine Parallele in der Druckfassung haben, also nicht schon von dem Stellenkommentar unter 1.2. erfaßt sind. 1.3.1. V. Stück, Bl. 10 r 366,6 Infernus emittit. !… " Fatum eligit.] ‚Die Hölle entsendet. … Das Verhängnis wählt aus‘ (nämlich die unter 1–5 genannten Laster). 366,9 Ibrahim omnes vincit.] ‚Ibrahim übertrifft sie alle‘ (nämlich die Laster). 366,10 Cupido … explodit.] ‚Cupido läßt Pfeile Wasser speien und ausspritzen.‘ Notiz zu der Schilderung eines Brunnens im Atrium des Palastes der Falsirena in Graciáns ‚El Criticón‘ (in der 12. Krisis des ersten Teils): „Die Mitte zierte ein anmutiger Brunnen, ungewiss, ob von Fluten oder von Flammen, darauf tummelte sich ein kleiner Cupido, dem die Grazien reihum Pfeil und Bogen reichten und der brennende Kristalle abschoss, bald feurig, bald flüssig; die stürzten hinab über die schneeweißen Alabasterbecken […]“ (Gracián, Das Kritikon, übers. von H. Köhler, S. 228). 366,11 Sus Plantas … fruto.] ‚Seine Pflanzen sind gänzlich Blüte, keine Frucht.‘ Leicht gekürztes und verändertes („son“ statt „eran“) Zitat aus Graciáns ‚El Criticón‘ (Werkausgabe, S. 175; in der Übersetzung Köhlers, S. 228) – aus
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der Schilderung eines Gartens, gleich im Anschluß an die Beschreibung des Brunnens. 366,12 Libido … Sensus.] ‚Die Wollust ist der sechste Sinn.‘ Die Vorlage umdeutende Anspielung auf die Charakteristik des Egenio, der Critilo hilft, seinen Sohn Andrenio wiederzufinden, in der 12. Krisis des ersten Teils des ‚Criticón‘: „Da war nun Critilos Mann [= Egenio] ganz das Gegenteil, denn außer seinen fünf sehr wachen Sinnen hatte er einen sechsten, noch besseren, einen, der sich stark belebend auf die anderen auswirkt und die Dinge, so verborgen sie auch sein mögen, durchdenken und ergründen lässt. […] Und zwar war dies der Mangel. Eine recht seltsame Sache, dass ein Zuwenig an Materie einen Überschuss an Intelligenz bewirkt!“ (Gracián, Das Kritikon, übers. von H. Köhler, S. 240). Etwas später bemerkt Egenio, der schon den zutreffenden Verdacht hegt, daß Andrenio ein Opfer verblendeter Liebeslust geworden sei: „‚Warte nur, […] lass mich meinen sechsten Sinn gebrauchen, das ist das einzige Mittel gegen das sechste Gebrechen.‘“ (ebd., S. 244). Mit dem ‚sechsten Gebrechen‘ ist, in Anspielung auf das sechste Gebot, die Sünde der Unkeuschheit gemeint. 366–367,12–14 Byzantium petit ruinam. Ibrahimi.] ‚Byzanz trachtet nach dem Verderben Ibrahims.‘ 366–367,13–14 cui omnes … extingvit.] ‚Ihr (nämlich der Wollust) dienen alle fünf. Sie entkräftet alle.‘ 367,15–16 hediondenz … Paradi¢o.] Auch dies ist Zitat aus der 12. Krisis des ersten Teils des ‚Criticón‘ (Werkausgabe, S. 186): „[…] sie [= die Geilen und Unzüchtigen] nehmen vielmehr Gestank als Duft und jede Senkgrube als Paradies.“ (Gracián, Das Kritikon, übers. von H. Köhler, S. 243). 367,17–18 Constantinopolis … retrorsum] ‚Konstantinopel steht unter dem Krebs. Dieser ist das Haus des Mondes. Also ist sein Glück / seine Kraft rückläufig.’ Vgl. I 659–661. 367,19 Roma … Solis.] ‚Rom steht unter dem Löwen, der das Haus der Sonne ist.‘ 1.3.2. VII. Stück, Bl. 7 r 377,1–3 Vide … Leo e¢t.] ‚Siehe die Nachlese aus dem ersten Reyen. Unter der Sonne steht Rom. Das Haus der Sonne ist der Löwe.‘ 377,1 Naranja esprimida] ‚Ausgequetschte Apfelsine‘ – offenbar auch GraciánZitat, und zwar aus der 5. Maxime (‚Abhängigkeit begründen‘) des Handorakels (Gracián, Obras completas, vol. II, S. 194); der Kontext lautet in der Übersetzung Schopenhauers: „Den Götzen macht nicht der Vergolder, sondern der Anbeter. Wer klug ist, sieht lieber Leute seiner bedürftig als ihm dankbar verbunden: sie am Seile der Hoffnung führen ist Hofmannsart; sich auf ihre Dankbarkeit verlassen Bauernart: denn letztere ist so vergeßlich als erstere von gutem Gedächtnis. Man erlangt mehr von der Abhängigkeit als von der verpflichteten Höflichkeit: wer seinen Durst gelöscht hat, kehrt gleich der Quelle den Rücken, und die ausgequetschte Apfelsine
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Kommentar
fällt von der goldenen Schüssel in den Kot. […]“ (Gracián, Hand-Orakel, S. 9 f.). – Das Thema dieser Maxime spielt für L. hier natürlich keine Rolle. Ich vermute, daß – falls die beiden spanischen Wörter am Kopf der Handschrift-Seite nicht durch irgendeinen Zufall an diese Stelle gelangt sein sollten – die ‚ausgequetschte Apfelsine‘ als Gegenbild zu dem goldenen Apfel der Eris in Erwägung gezogen wurde, der hier nicht, wie jener im Paris-Urteil, als Anerkennung großer Schönheit, sondern für die beste Art der Liebe gewährt wird („Doch ¢chenck ich Jhn der, die am besten liebet.“). 1.3.3. VIII. Stück, Bl. 18 r–18 r 383,8 Außen¢chein] Etwa: ‚äußere Gestalt‘, ‚äußerliches Aussehen‘ (das Wort ist weder im DWb noch im Frühnhd. Wb verzeichnet). 383,9 Zeichen] Tierkreiszeichen. 383,11 Mahumed] Sultan Mehmed II., ‚der Eroberer‘, der 1453 Kontantinopel eingenommen hatte. 383,12 ¢ein Monde] Der Mond (Halbmond) als Sinnbild der osmanischen bzw. muslimischen Herrschaft. 383,16 untern Krebs gethan] S.o. Anm. zu IS I 659–660. 384,26–27 der Mond’ … aufblehet] S.o. Anm. zu IS III 404. 384,30 Lar] Fluß im ‚Glücklichen Arabien‘, heute Jemen (lt. Zedler 16,826). – Rha] Lt. Zedler 31,1025 anderer Name für die gleich anschließend nochmals genannte Wolga. – Phrat] Euphrat. 384,31 fur] ‚vor‘ (ebenso V. 635 f. u. 638). 384,42 die Adler] Anspielung auf den Wappenvogel des Deutschen Reiches. – Kranchen] ‚Kranichen‘; es war nicht auszumachen, weshalb der Kranich hier als Sinnbild für Konstantinopel angeführt wird. 384,45 der ¢chlimm¢te Stern … Planete] Der Saturn, der äußerste der sieben Planeten, stand im Ruf des Unglücksbringers. Er wurde gewöhnlich mit einer Sichel oder Sense dargestellt (Reminiszenz an den ihm seinen Namen gebenden Gott, der seinen Vater mit einer Sichel entmannt und vom Thron gestoßen hatte). Vgl. V. 655. 385,50 hegt] ‚hält‘, ‚übt aus‘ (vgl. DWb 10,782,10). 385,51 Cometen] Hier zu verstehen als unheilverkündende Himmelserscheinungen. 385,52 der Zwolfte Stern] Gemeint ist vermutlich das zwölfte Haus bzw. Sternzeichen, die Fische (20. Febr. – 20. März), mit dessen Ende der Frühling beginnt. 385,56 falln] ‚stürzen‘, ‚zu Fall bringen‘. 385,59 als die Uns … ¢telln] Etwa: ‚die für uns zwölf türkische Sultane darstellen‘ (s. o. IS, Inhalt, S. 11,7 u. Anm. hierzu). 385,60 den Rothen Apfel] S.o. Anm. zu IS I 429. 385,63 der Chri¢ten Zwi¢t] Anspielung auf die Konfessionskonflikte seit der Reformation, die die Christenheit an einem einträchtigen und tatkräftigen Vorgehen gegen die Türkengefahr gehindert hätten.
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385, 65 Mohnden-Jahr’] Der islamische Kalender rechnet nach Mond-, nicht nach Sonnenjahren. Das Mondjahr ist etwas kürzer als das Sonnenjahr; 33 Mondjahre entsprechen ungefähr 32 Sonnenjahren. 385, 66 Rom] Als Zentrum auch des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. 385, 67 denn] = den. – Lowen] Anspielung auf Kaiser Leopold I. (‚leo‘ = ‚Löwe‘). 385, 68 ein Horn] D. h. eine der beiden Spitzen des Halbmonds (vgl. C IV 443). 1.3.4. IX. Stück, Bl. 19 r–19 v Hier kann sich die Kommentierung auf die ersten 30 Verse beschränken, da alles übrige, abgesehen von kleinen, inhaltlich irrelevanten Abweichungen, auch in der Druckfassung des ‚Ibrahim Sultan‘ enthalten und oben schon kommentiert ist (V 877–906). 385, 2 gebe nach] ‚gebe zu‘. 385, 3 Helle] ‚Hölle‘. 385,10 mit einem Licht’] Der Ton liegt auf „einem“. 386, 26–27 Tarquin … Lucrezens Bru¢t] S.o. Anm. zu IS IV 226. 386, 30 Keilen] ‚Donnerkeilen‘. 386, 32 gleich] Den konzessiven Sinn des Nebensatzes ausdrückende Partikel.
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Kommentar
2. Sophonisbe 2.1. Zu den Quellen der ‚Sophonisbe‘ und möglichen literarischen Vorbildern Lohensteins Hauptquellen für die Geschichte der Sophonisbe waren die Berichte bei Livius (30,11–15) und Appian (Lib. 27,111–28,119). Daneben wurden für diverse Einzelelemente der historischen Vorgänge und ihres Umfeldes auch die Geschichtswerke von Polybius, Cassius Dio und Florus ausgewertet. Aus der zeitgenössischen Fachliteratur zog Lohenstein Hendreichs Werk über die Geschichte Karthagos heran. Als Gewährsleute für die Einarbeitung von Elementen aus der phönizischen und orientalischen Götterwelt und ihren Kulten dienten ihm vor allem Ioannes Seldenus, eigtl. John Selden (‚De diis Syris‘), Samuel Bochart (‚Geographia sacra‘) und Athanasius Kircher (‚Oedipus Aegyptiacus‘). Am Beginn der poetischen Bearbeitung des Sophonisbe-Stoffes1 in der Frühen Neuzeit steht Petrarca: mit dem 5. Buch seines lateinischen Epos ‚Africa‘ (Erstfassung 1338–1343)2 und dem ‚Triumphus Cupidinis II‘ (V. 1–84) der volkssprachigen ‚Trionfi‘ (1352–1374)3. Boccaccio nahm die Geschichte der Sophonisbe in sein ab 1361 entstandenes lateinisches Prosawerk ‚De claris mulieribus‘ auf.4 Das erste bedeutende Werk unter den zahlreichen dramatischen Bearbeitungen des Stoffes5 ist die 1515 verfaßte, aber erst 1524 gedruckte ‚Sophonisba‘
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S. hierzu Elisabeth Frenzel, Stoffe der Weltliteratur. Ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Längsschnitte. 10., überarb. u. erweit. Aufl. 2005 (= Kröners Taschenausgabe 300), S. 867–869; Eric M. Moormann u. Wilfried Uitterhoeve, Lexikon der antiken Gestalten von Alexander bis Zeus. Übers. von Marinus Pütz. Stuttgart 2010, S. 631–633. Textausgabe mit paralleler deutscher Übersetzung und Kommentar: Francesco Petrarca, Africa. Lateinisch-deutsch. Hrsg., übers. u. mit einem Nachwort [u. Kommentar] von Bernhard Huss u. Gerhard Regn. 2 Bde. Mainz 2007 (= excerpta classica 24); Buch 5: Textbd., S. 244–319. Francesco Petrarca, Rime, Trionfi e poesie latine. A cura di F. Neri, G. Martellotti [u. a.]. Milano, Napoli 1951 (= La Letteratura Italiana 6), S. 487–494, hier S. 487–490. Giovanni Boccacio, Tutte le opere. A cura di Vittore Branca. Vol. 10: De mulieribus claris. A cura di Vittorio Zaccaria. 2. ed. Milano 1970 (= I Classici Mondadori), S. 278–285: LXX. De Sophonisba regina Numidie. S. hierzu August Andrae, Sophonisbe in der französischen Tragödie, mit Berücksichtigung der Sophonisbebearbeitungen in anderen Litteraturen. Oppeln, Leipzig 1891 (= Zeitschrift für französische Sprache und Litteratur, Supplementheft 6), zugl. Diss. Göttingen 1889, Reprint Amsterdam 1968; Charles Ricci, Sophonisbe dans la tragédie classique italienne et française. Thèse Université de Grenoble 1904. Turin 1904, Reprint Genève 1970; A. José Axelrad, Le thème de Sophonisbe dans les principales tragédies de la littérature occidentale (France, Angleterre, Allemagne). Lille 1956 (= Travaux et mémoires de l’Universitè de Lille, Nouvelle Série, Droits et Lettres 28). – Sammlung
Sophonisbe, Quellen
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von Giovan Giorgio Trissino6. Nach den französischen Übersetzungen bzw. Bearbeitungen dieses Stückes durch Mellin de Saint-Gelais (1559) und Claude Mermet (1584)7 beginnt eine eigenständige französische Sophonisbe-Dramatik mit ‚La Carthaginoise ou La liberté‘ (1596) von Antoine de Montchrestien.8 Es folgten die Dramen von Nicolas de Montreux (1601)9, Jean Mairet (1635)10 und Pierre Corneille (1663)11. Béhar hat, in der zweifellos berechtigten Annahme, daß Lohenstein mit der zeitgenössischen französischen Literatur bestens vertraut war12, die französischen Sophonisbe-Dramen seit Montchrestien im Hinblick auf denkbare Einflüsse auf Lohensteins Tragödie gründlich untersucht und ist dabei auf viele Analogien oder Parallelen gestoßen, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit dafür sprechen, daß sich Lohenstein das eine oder andere Element aus diesem oder jenem französischen Drama zunutze gemacht haben könnte.13 Einen überzeugenden Beweis hierfür gibt es in keinem Fall, ebenso wenig für Béhars Annahme, daß Lohenstein seine ‚Sophonisbe‘ bewußt
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französischer Texte zum Sophonisbe-Stoff: Sophonisbe. Mairet, Sophonisbe; Scudéry, Harangue de Sophonisbe; Corneille, Sophonisbe; D’Aubignac, Première dissertation. Édition et annotation de Dominique Descotes. Saint-Étienne 2008 (= Collection „Textes et Contre-Textes“). Giovan Giorgio Trissino, La Sophonisba. In: Teatro del Cinquecento. Tomo I: La Tragedia. A cura di Renzo Cremante. Milano, Napoli 1988, S. 1–162. Vgl. Axelrad, Le thème de Sophonisbe (wie Anm. 5), S. 19–23. Antoine de Montchrestien, Montchrestien’s „Sophonisbe“. Paralleldruck der drei davon erschienenen Bearbeitungen. Besorgt von Ludwig Fries. Marburg 1889 (= Ausgaben u. Abhandlungen aus dem Gebiete der Romanischen Philologie 85). Nicolas de Montreux, La Sophonisbe. Tragédie. Texte établi avec notes, introduction et glossaire par Donald Stone, Jr. Genève 1976 (= Textes littéraires français 233). Jean Mairet, La Sophonisbe (1635). Texte établi et présenté par Bénédicte LouvatMolozay. In: ders., Théâtre complet. Édition critique sous la direction de Georges Forestier. Tome 1: La Sophonisbe. – Le Marc-Antoine ou la Cléopatre. – Le Grand et Dernier Solyman ou la mort de Mustapha. Textes établis et commentés par Bénédicte Louvat, Alain Riffaud, Marc Vuillermoz. Paris 2004 (= Sources classiques 67), S. 25–197. Pierre Corneille, Sophonisbe. Tragédie. In: ders., Théâtre complet. Edition Tricentenaire. Texte établi avec introduction, bibliographie, notices, notes, variantes et glossaire par Alain Niderst.Tome III: Pièces d’Oedipe à Suréna. Vol. 1. Rouen 1986 (= Publications de l’Université de Rouen 105), S. 229–289. Pierre Béhar, Silesia tragica. Epanouissement et fin de l’école dramatique silésienne dans l’œuvre de Daniel Casper von Lohenstein (1635–1683). Wiesbaden 1988 (= Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 18). Tome 1, S. 154 f. – Die englischen Dramatiker, die den Sophonisbe-Stoff bearbeitet haben (John Marston, 1606; Nathaniel Lee, 1676) können, da sie Lohenstein aus sprachlichen Gründen nicht zugänglich waren, außer Betracht bleiben, und deutsche Bearbeitungen gab es vor seiner ‚Sophonisbe‘ nicht. Ebd., S. 154–166.
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Kommentar
als Gegenmodell („contre-modèle“) zu der Tragödie Corneilles konzipiert habe.14 Sicherlich kannte Lohenstein auch Zesens zuerst 1647 erschienene Übersetzung des Romans ‚L’Histoire afriquaine de Cléomède et de Sophonisbe‘ von François du Soucy, Sieur de Gerzan.15 Heldin dieses Romans ist eine erfundene gleichnamige Tochter der historischen Sophonisbe, deren Geschichte im fünften Buch des ersten Teils erzählt wird16 (im wesentlichen nach den antiken Quellen, die nur etwas romanhaft ausgeschmückt werden). Irgendeine Bedeutung für die Konzeption von Lohensteins Tragödie kommt diesem Roman jedoch nicht zu.
2.2. Stellenkommentar Widmungsadresse Franz Freiherr von Nesselrode (aus der Linie Reichenstein), geb. am 22. Juni 1635 im Schloß Herten (Stadt in Nordrhein-Westfalen, Kreis Recklinghausen), gest. ebenda am 5. Dezember 1707, soll in seiner Jugend eine Zeitlang in Siegen studiert haben. 1659 absolvierte er eine Bildungsreise durch Frankreich, Spanien und Italien. Er war Kur-Kölnischer Geheimrat, Statthalter im Vest Recklinghausen, Kaiserlicher Kämmerer (seit 1677) und Kanzler des Stifts Münster (seit 1684). Nach dem Erwerb der unmittelbaren Reichsfreien Herrschaft Reichenstein (im Westerwald) wurde Franz von Nesselrode von Kaiser Leopold I. 1702 in den Reichsgrafenstand erhoben. Durch seine Mutter Lucia von Nesselrode, geborene Freiin von Hatzfeld, war er 1681 nach langen Rechtsstreitigkeiten mit seinem Onkel, dem Grafen Hermann von Hatzfeld (einem Bruder seiner Mutter), in den Besitz der Hälfte der schlesischen Herrschaft Trachenberg mitsamt der Stadt Prausnitz gelangt. Diese Besitzungen trat er 1698 gegen eine Geldzahlung an das Grafenhaus Hatzfeld ab. Als Botschafter war Nesselrode 1678/79 an den Friedensschlüssen von Nimwegen beteiligt, mit denen der Krieg zwischen Frankreich und den Niederlanden unter Beteiligung der darin involvierten Mächte Spanien und Österreich beendet wurde.
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Ebd., S. 162: „Si Corneille lui avait servi pour ainsi dire de contre-modèle, divers prédécesseurs français avaient néanmoins inspiré Lohenstein dans la conception d’ensemble et dans certains déails de sa tragédie.“ – Béhar begründet seine Annahme hinsichtlich der Tragödie Corneilles mit der Nähe von deren Erscheinungstermin (1663) zu der Aufführung von Lohensteins ‚Sophonisbe‘ am Breslauer Magdalenen-Gymnasium 1669. Vgl. ebd., S. 164 f. – Historisch-kritische Edition der Erstausgabe: Philipp von Zesen, Sämtliche Werke. Hrsg. von Ferdinand van Ingen. Bd. 6: Die afrikanische Sophonisbe. Bearb. von Volker Meid. Berlin, New York 1972 (= Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts). – Inhaltsangabe bei Leo Cholevius, Die bedeutendsten deutschen Romane des siebzehnten Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Literatur. Leipzig 1866, Reprint Darmstadt 1965, S. 19–29. Zesen, Sämtl. Werke, Bd. 6 (wie Anm. 15), S. 265–274.
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Seit 1661 war Nesselrode mit Anna Maria, Freiin von Wylich, verheiratet. Aus der Ehe gingen dreizehn Kinder hervor, von denen fünf früh starben. Die beiden ältesten Töchter, Lucia Theresia (geb. 1664) und Anna Wilhelmina Hermine Elisabeth (geb. 1666), traten 1684 und 1685 als Ordensschwestern in das Ursulinenkloster in Köln ein. Mit tatkräftiger Unterstützung ihres Vaters betrieben die beiden die Neugründung eines Ursulinenklosters in Dorsten (Stadt im Kreis Recklinghausen, nicht weit von Herten), die 1699 erfolgte. Den Zeitgenossen galt Franz von Nesselrode als ein Mann von hoher Bildung, als gewandter Diplomat und Staatsmann und Freund der Wissenschaften und Künste. Er besaß eine große, vielseitig ausgestattete Bibliothek, die bei einem Brand des Schlosses Herten 1687 großenteils vernichtet wurde. In den Exlibris der Bücher seiner Bibliothek stand sein Motto (nach Persius, Sat. 1,1): „Quantum est in rebus inane.“ [„Wieviel Gehaltloses gibt es auf der Welt!“]. Hierzu schrieb Gottfried Wilhelm Leibniz, zu dessen Bekanntenkreis Nesselrode gehörte, das folgende Distichon: „At Nesselrodiam decet excepisse crumenam, Exemplo domini nescit inane sui.”17 [„Den Geldbeutel Nesselrodes sollte man aber füglich davon ausnehmen: Nach dem Beispiel seines Herrn ist ihm Gehaltlosigkeit fremd.“] Seine gute Meinung von der Persönlichkeit Nesselrodes brachte Leibniz auch in einem Brief vom 5. Mai 1693 an den Landgrafen von Hessen-Rheinfels zum Ausdruck mit der Bemerkung, jener sei „un Seigneur d’un grand merite“18. Über die besonderen Beziehungen Nesselrodes zu Schlesien, zu denen sich L. in seinem Widmungsgedicht (V. 9–16) leider nur in dunklen Andeutungen äußert, war in der zur Biographie Nesselrodes verfügbaren Literatur nicht das Geringste auszumachen. Gleiches gilt für die poetische Produktivität Nesselrodes, die L. in V. 7 f. über die Maßen rühmt, indem er ihn gar einen „Orpheus“ von Lippe und Rhein nennt. Das einzige poetische Werk Nesselrodes, das heute noch greifbar ist, ist sein lateinisches Gedicht in sieben Distichen zum Tode L.s (abgedruckt innerhalb des Anhangs mit Trauergedichten zu dem von L.s Bruder Hans verfaßten „Kurtz Entworffene[n] Lebens-Lauff Deß ¢el. Autoris“ am Schluß der zweiten Sammelausgabe von L.s Werken, Breslau [1685], Bl. B3 r–E4r, hier Bl. B3v–B4 r):
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Gottfried Wilhelm Leibniz, Gesammelte Werke. Aus den Handschriften der Königlichen Bibliothek zu Hannover hrsg. von Georg Heinrich Pertz. Erste Folge: Geschichte. Bd. 4: Geschichtliche Aufsätze und Gedichte. Hildesheim 1966 (Reprint der Ausgabe Hanover 1847), S. 371. Gottfried Wilhelm Leibniz, Sämtliche Schriften und Briefe. Erste Reihe: Allgemeiner politischer und historischer Briefwechsel. Hrsg. von dem Leibniz-Archiv der Niedersächsischen Landesbibliothek Hannover. Bd. 9: 1693. Berlin 1975, S. 106.
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Kommentar
EPIGRAMMA EXTEMPORANEUM. FRANCISCI Baronis de Ne¢¢elrode, Et in Trachenberg, Domini in Steynn, Ehren¢tein, Prausnizet, Herten, S.C.M. Camerarii, Serenis¢imi Principis Electoris Colonien¢is Con¢iliarii intimi & locum tenentis in Ve¢tâ, necnon Ducatus Montium Camerarii & Mare¢challi Hæreditarii. AD VIADRUM reliquosque GERMANIÆ FLUVIOS. Magnæ Delicias, Ornamentumque Budorgis, Oraclum Themidos, Pieridumque Decus, Morte LOHENSTEINI plora cecidi¢¢e VIADRE. In lacrymas ¢ocii Rhenus & I¢ter eant: Vi¢tula pars tanti ¢it & Albis, & Am¢tela luctus, Singultusque ¢uos in mare quisque ferat: Utile nam Dulci, Mu¢is Commercia mi¢cens, Metropolim Ligii, fovit utrisque, Soli, Hancque peregrinis per Vos ac æquora gazis, Illius ut ve¢tras merce Beavit aquas. Ergo Sile¢iacum, ¢ex Flumina, plangite Vatem: Aut ¢i vult Gemitu My¢ticus e¢¢e chorus, Ro¢trorum, ami¢¢um, Columen, cau¢æque Patronum, Ami¢ius, me, vel Lupia19, flere juvet. Übersetzung: STEGREIFEPIGRAMM des Freiherrn von Nesselrode und Trachenberg, Herrn zu Stein, Ehrenstein, Prausnitz und Herten, Kämmerers der heiligen kaiserlichen Majestät, Geheimrates des durchlauchtigsten Kurfürsten von Köln, Statthalters im Vest Recklinghausen sowie Kämmerers und Erbmarschalls des Herzogtums Berg. AN DIE ODER und die übrigen FLÜSSE DEUTSCHLANDS. Weine, Oder: Durch den Tod Lohensteins ist die Wonne und Zierde des großen Breslau, das Orakel der Themis, der Stolz der Musen dahingesunken. In Tränen sollen [auch] deine Gefährten Rhein und Ister (Donau) zerfließen. Weichsel, Elbe und Amstel sollen teilhaben an so großer Trauer, und alle mögen ihr Schluchzen ins Meer tragen. Das Nützliche mit dem Angenehmen, die Musen mit dem Han-
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lupia Originaldruck
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del20 verbindend, hat er ja durch beides der Hauptstadt des Liegnitzischen Landes wohlgetan. Diese hat er durch euch und das Meer mit fremdländischen Schätzen beglückt, ebenso eure Wasser mit den Waren dieses Landes. Also beweint den schlesischen Dichter, ihr sechs Flüsse! Oder es mögen mir Ems oder Lippe helfen, den Verlust der Säule der Rednertribüne und des Rechtsanwalts zu beweinen, falls die Schar [sc. jener Flüsse] ihr Seufzen geheimhalten will. Vorstehende biographische Informationen nach: Sinapius, Des Schlesischen Adels anderer Theil, Oder Fortsetzung Schlesischer Curiositäten (1728); Strange, Genealogie der Herren, Freiherren u. Grafen von Nesselrode (1869); Hopmann, Geschichte des Ursulinenklosters in Dorsten (1949). Widmungsgedicht 2
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Cyneas und Ne¢tor] Als Musterbilder weiser Diplomatie schon angeführt E I 348. – Cyneas] = Kineas, Schüler des Demosthenes, kluger Ratgeber und Diplomat des Königs Pyrrhus (306–272 v. Chr. König der Molosser in Epirus). Von ihm sagte man, er habe mehr Städte mit Worten als Pyrrhus mit Waffen gewonnen (Plutarch, Pyrrhus 14,2; Cassius Dio, frg. 40,5). – Ne¢tor] König von Pylos, nahm noch in hohem Alter am Kriegszug der Griechen gegen Troja teil; bei den anderen griechischen Anführern hoch angesehen wegen seines weisen Rates und seiner Beredsamkeit. Vgl. V. 199. Fobus] Phoebus Apollo, der Gott der Künste, Anführer der Musen. Lipp’ !… " Rhein] Die Lippe fließt nördlich von Herten, Nesselrodes Geburtsort, und Recklinghausen, wo er Statthalter war. Der Rhein steht hier für die Nesselrodische Herrschaft Ehrenstein bei Neuwied. euer Orpheus] Nämlich Nesselrode selbst (vgl. V. 5 f.), der hier schmeichelnd mit dem großen mythischen Sänger verglichen wird, der mit seinem Gesang nicht nur Menschen, sondern auch die gesamte belebte und unbelebte Natur, ja sogar die Unterwelt zu rühren vermochte. Oder -Strom] Hier evtl. Metonymie für Schlesien (vgl. V. 13) oder die Stadt Breslau insbesondere. ¢einen Gei¢t und Regung in ¢ich fuhlet] D. h. etwa: ‚von seinem (Nesselrodes) Geist und Empfinden erfaßt ist‘. Zu „Regung“ (= ‚das Erregen einer Empfindung‘ oder ‚das Sichregen einer Empfindung oder eines Gefühls‘) s. DWb 14,552,7. Vgl. auch den folgenden Vers in L.s ‚Blumen‘, Abt. ‚Rosen‘ (dort in der ‚Rede der !…" Maria Cornelia‘): „Welch Weib ist in der Welt von aller Regung frey?“ (Lohenstein, Lyrica, hrsg. von G. Spellerberg, S. [285]).
Demnach müßte Lohenstein neben seiner beruflichen Tätigkeit als Obersyndikus der Stadt Breslau ein Handelsunternehmen (Import / Export) in Liegnitz unterhalten haben! Dazu war den bisher verfügbaren biographischen Quellen nichts zu entnehmen. Andererseits ist es sehr unwahrscheinlich, daß Nesselrode in seinem kurzen poetischen Nachruf ein so gravierender Mißgriff unterlaufen sein sollte.
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Kommentar
11–12 zehn Jahre … geweiht] Dies ist wohl so zu verstehen, daß Nesselrode zehn Jahre vor Erscheinen der ‚Sophonisbe‘, also 1670, ein poetisches Werk verfaßt hat, das thematisch etwas mit der Oder bzw. mit Schlesien oder einer schlesischen Stadt oder Region zu tun hatte. Konkretes war hierzu nicht zu ermitteln. Das einzige heute bekannte poetische Werk aus seiner Feder ist sein lateinisches Gedicht zum Tode L.s (s. o., S. 954 f.). – abgemeyht] ‚abgemäht‘. – ihm] Dem „Oder-Strom“. 13–14 Seitdem ihm … angetragen] Auch hierüber ist den für Franz von Nesselrode zur Verfügung stehenden biographischen Quellen nicht das Geringste zu entnehmen. – vergnugter] ‚mit größerer Befriedigung / Genugtuung‘. – Corinth Alciden] Der ‚Alcide‘ ist Herkules, oft so benannt nach seinem Großvater Alkeus. L. spielt hier auf eine von Seneca, De beneficiis 1,13,1, mitgeteilte Anekdote an (s. o., S. 864 f., Anm. zu IS, Widm., S. 8,73–75). 15 gelehrte Schwanen] D. h. soviel wie ‚poetae docti‘: Der Apollo, dem Gott der Künste, heilige Schwan hier wegen seiner Sangeskunst (der Sage nach singt er, während er stirbt) als Sinnbild des Dichters. Vgl. C III 83 und das Emblem ‚Insignia poëtarum‘ bei Henkel/Schöne, Emblemata, Sp. 814. 18 ein geringer Zinß fur un¢er Vaterland] ‚ein im Verhältnis zu der literarischen Potenz Schlesiens nur bescheidener Tribut (an Nesselrode)‘. 19 ein Spiel] Zu der mit diesem Stichwort einsetzenden Entfaltung der vielfältigen Nuancen des Begriffs ‚Spiel‘ vgl. die ähnlichen Erörterungen im Arminius-Roman, Tl. 1 (1689), S. 85b–87 a , u. IS, Widm., S. 7,43–45. Vgl. auch A. Gryphius, Ebenbildt vn¢ers Lebens. In: ders., Gesamtausgabe, Bd. 1: Sonette (1963), S. 58; Harsdörffer, Frauenzimmer Gesprächspiele, hrsg. von I. Böttcher, Tl. 4 (1968), S. 493–526 (moderne Pagin.): „Zugabe be¢tehend in einer Rede von dem Worte SPJEL“, hier bes. S. 512–517. – Cato] Inbegriff eines rigorosen Moralisten und Tugendwächters; der Name zurückgehend auf die beiden Catonen, die sittenstrenges altes Römertum repräsentierten: M. Porcius Cato d. Ä. (Censorius, 3./2. Jh. v. Chr.), M. Porcius Cato d. J. (Uticensis, 1. Jh. v. Chr.). Vgl. das Nachwort zur ‚Agrippina‘: unsere Ausgabe, Bd. 2.1, S. 166,11. 22 Ja Tugend … gelten] Vgl. V. 183. 23 mit der Klugheit] ‚auf kluge Weise‘ (vgl. V. 107). 26 Der Sterne Lauf … Seiten] Anspielung auf die antike, von den Pythagoreern begründete Theorie der Sphärenharmonie, derzufolge die die Erde als ihr gemeinsames Zentrum umkreisenden acht Himmelssphären, die die sieben Planeten (von innen betrachtet Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter, Saturn) und die Fixsterne tragen, bei ihren Umläufen Töne hervorbringen. Diese Töne unterscheiden sich in ihrer Höhe voneinander entsprechend den unterschiedlichen Umlaufgeschwindigkeiten der acht Sphären. S. hierzu die Darstellung von W. u. H. Gundel in RE XX,2,2053–2056. 27–28 Der Thier -Kreiß … ¢ich zu breiten] Nach astrologischen Vorstellungen besucht die Sonne bei ihrem Jahreslauf der Reihe nach die zwölf ‚Häuser‘ des Tierkreises.
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Wiedern Tulipen] Im Zeichen des Widders (zur Schreibweise ‚Wieder‘ vgl. u. a. S II 544) steht die Sonne im Frühling (21. März bis 19. April), also zur Zeit der Tulpenblüte. – dem Lowen Eeren] Wenn die Sonne im Zeichen des Löwen steht (23. Juli bis 23. August), ist das Getreide zur Reife gekommen („Eeren“ = ‚Ähren‘). Vgl. S IV 131 f. 31 ¢atzt er Horner auf] D. h., wenn er Sichelform annimmt (die Spitzen im Altertum als ‚Hörner‘ gedeutet). 34 Heckt … Schnecken] Nach antiker Auffassung (s. u. a. Plinius, Nat. hist. 2,109) hängt das Wachstum der Schalentiere von dem Einfluß des Mondes ab. Als Ursache für die Entstehung einer Perle nahm man einen befruchtenden Himmelstau an, der in die sich zum Himmel hin öffnende Muschel hineintropft – wobei auch das Licht der Gestirne eine wichtige Rolle spielt (s. u. a. Plinius, Nat. hist. 9,107; Physiologus 44). 35 ¢chwellet er das Meer] Beim Übergang von der Ebbe zur Flut. – trancket er das Land] Dahinter steht die aus dem Altertum übernommene Vorstellung, daß der Mond, als ein feuchter Planet, Tau auf die Erde tropfen läßt (s. RE XVI,1,81 u. 104 f.; Roscher II,2,3147–3149). Vgl. S III 58.74; A II 68, V 662 (hierzu AnmL.); E III 753 f.; IS III 404. 37 Sternen/ die vergehn] Sternschnuppen. 39 Apellens Pin¢el] Apelles war ein berühmter griechischer Maler (4. Jh. v. Chr.), Hofmaler Alexanders des Großen. 40 Titans] ‚Titan‘ = ‚die Sonne‘ (der Sonnengott Helios entstammte dem Göttergeschlecht der Titanen). Vgl. S III 302.439; A II 565; C I 330, IV 442, V 443. 45 der Abgrund] Hier etwa: ‚die tiefste Tiefe des Meeres‘ (vgl. DWb 1,52). 50 ¢pielt !… " ab] Doppeldeutig (so gewollt?): entweder = ‚¢pült ab‘ oder = ‚löst spielerisch ab‘. – Ag¢tein] Bernstein (auf ‚Achatstein‘ zurückgehende Bezeichnung, da beide Steine im Mittelalter oft gleichgesetzt wurden). 52 liebko¢’t nicht] ‚bereitet nicht Freude / Entzücken‘. 53–54 wenn ¢ie mit Ertzt und Glutt … vermahlen ihre Flutt] D. h. wohl: ‚wenn das Wasser beim Eintauchen eines glühend gemachten metallenen Werkstücks zischt und verdampft‘; oder auch: ‚wenn das Wasser in einem erhitzten metallenen Gefäß brodelnd kocht‘. 61 Nacht-Wurm] Glühwürmchen. – spielt] ‚spielen‘ hier im Sinne von ‚glänzen‘, ‚leuchten‘ oder ‚strahlen‘ (so auch V. 64 u. 176); vgl. die Belege in DWb 16,2333 f., besonders den folgenden Vierzeiler von Logau (Sinngedichte II,1,20): „Fürstin, Eure Himmels-Gaben, Die Ihr habt, wie Euch sie haben, Sind verfast und spielen weit Durch das Gold der Frömigkeit.“ (F. v. Logau, Sämmtliche Sinngedichte, hrsg. von G. Eitner, S. 229). Vgl. auch C2 II 479, III 559; IS III 109.
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Kommentar
62 Kein Zeuxes … mahlen] Zeuxis war ein griechischer Maler, der ca. 435–390 v. Chr. tätig war. – nach] Gehört zu „mahlen“ (‚malend nachbilden‘). 64 ¢pieln] ‚glänzen‘, ‚strahlen‘ (s. o. Anm. zu V. 61). 68 la¢¢et … nicht be¢chamen] ‚läßt nicht zu, daß der Delphin ihn beschämt‘. 71 Der Elefant hat’s Spiel … lieb] Hier könnte L. an die Beschreibung von Zirkuskunststücken von Elefanten bei Plinius (Nat. hist. 8,4–5) gedacht haben. 76 ihr aus ihm] ‚sich aus dem (neugeborenen) Menschen‘. 78 Tocken-Spiel] ‚Spielen mit Puppen‘. – Schauplatz] ‚Bühne‘, ‚Theater‘. 80 Gangelwagen] Ein kleines Gatter auf Rädern, in dem ein Kleinkind laufen lernte. 81 Wolfs-Zahn] Ein in Silber gefaßter Wolfszahn wurde einem Kleinkind um den Hals gehängt, weil er für das Zahnen förderlich sein sollte (s. DWb 30,1279 f.; HWDA 9,781). 82 Zahne-Hecken] ‚Zahnen‘. 84 zeugt] ‚zeigt‘. 86 Kuglichen] Kleine Kugeln zum Spielen, wie die heutigen Murmeln. – ge¢eiffte Wa¢¢er -Bla¢en] Seifenblasen. 87 Triebe-Kugel] ‚Kreisel‘ (vgl. DWb 22,90 f. s.v. ‚Treibkugel‘). – der blinden Kuh] Das heute noch unter diesem Namen bekannte Spiel. 88 Springen ubern Hutt] Zu diesem Kinderspiel war nichts zu ermitteln. – Schauen durch die Glasen] Mit „Gla¢en“ sind hier vermutlich die Okulare von Guckkästen für Kinder gemeint. Vgl. IS IV 265.297 („SchauGlaß“). 93 Kun¢t und Tugend] Hier etwa ‚Wissen und Können‘ (‚Tugend‘ jedenfalls nicht im moralischen Sinne). 97 Brett] Brettspiele. 98 Ca¢talinnen] Die Musen, nach der ihnen heiligen kastalischen Quelle am Parnaß. 101 vergnuglicher] ‚auf eine mehr Befriedigung verschaffende Weise‘. 104 gefaßter] ‚erlernter‘ (s. DWb 3,1346,14). 107 Wer niemals thoricht ¢pielt] Der Ton liegt auf „thöricht“! Vgl. V. 23: „Wer !… " mit der Klugheit [= auf kluge Weise] ¢pielt“. – ver¢tellt] ‚verhehlt‘, ‚verbirgt‘ (vgl. DWb 25,1728 f.,3); anders V. 112, 126 u. S IV 225. 108 Aus Thorheit] Nämlich aus der von Mitmenschen. 109 blindes] ‚törichtes‘, ‚gedanken-/besinnungsloses‘ (s. DWb 2,122 f.,16). 112 ver¢tellet] Etwa: ‚bringt außer Rand und Band‘. 113–114 daß nicht die Ra¢erey Der Liebe Mei¢terin … ¢ey] Im Originaldruck (ebenso in den Nachdrucken BC) steht hinter „Ra¢erey“ eine Virgel, so daß, wenn diese einen Sinn haben soll, „Der Liebe Mei¢terin“ als Apposition zu „Ra¢erey“ gelesen werde müßte. Grammatisch wäre dies durchaus akzeptabel, wenn man „¢ey“ im Sinne von ‚vorhanden sei‘ versteht. Der dem Kontext besser entsprechende und vom Autor sicher so beabsichtigte Sinn verlangt aber, „Der Liebe“ als Genitivattribut zu „Ra¢erey“ zu lesen:
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‚ohne daß die Raserei der Liebe das ganze Spiel beherrschte‘. Insofern ist die Virgel hinter „Mei¢terin“ syntaktisch ohne Bedeutung und dient nur der Hervorhebung der sich anschließenden adverbialen Bestimmung. 115 die¢e Narrin] Nämlich „die Ra¢erey Der Liebe“ (V. 113 f.). – macht ihr alle Larven fur] Wörtlich: ‚hält sich alle Masken vor‘, d. h.: ‚nimmt jede erdenkliche Gestalt an‘. 117 Die Wollu¢t … ihr] ‚Die Wollust ist für sie sowohl eine Kirke (die Göttin, die die Gefährten des Odysseus in Schweine verwandelte) als auch ein Abgott (Götze).‘ Zu „Cirz’“ vgl. S III 457, IV 89; A I 629 f.; C II 547 f.; IS I 234. 121 !Die" Ehr!¢ucht "] Der Originaldruck hat (ebenso wie die Nachdrucke B u. C) „Der Ehrgeitz“, was sachlich das gleiche bedeuten würde (vgl. den Wechsel von „Ehrgeitz“ zu „Ehr¢ucht“ in V. 139/140), aber zu dem wiederholten femininen Pronomen in V. 123 u. 124 nicht paßte. Eine Emendation in Anlehnung an V. 127 war also zwingend geboten. – auf hohen Steltzen] D. h. auf dem Kothurn, dem mit hohen, Stelzen ähnlichen Holzsohlen ausgestatteten Stiefel, den die Schauspieler in der antiken Tragödie trugen. 124 ihr Ab¢ehn … erzielen] ‚nur ihr Vorhaben, die Herrschaft zu erlangen, realisieren kann‘. 129–130 Sie zeucht … braten] Vgl. S I 381–432. – zeucht die Mutter aus] ‚legt ihre Mutterrolle ab‘. – das Glucks¢piel zu verdrehn] ‚um das Spiel des Glücks (= Schicksals) zu wenden‘. 130 glimmen] ‚glühenden‘ (vgl. A IV 442, V 566.786; E V 9). 131 Vermina … Mann] Vgl. S I 373–380. 133 fur dem Ehmann … ¢terben wil] Vgl. S I 283–311. – fur] ‚vor‘. 136 fur Liebe meint zu fre¢¢en] ‚vor Liebe am liebsten fressen würde‘. 141 Fechter] Gladiator. 143–144 wer ¢ich nicht … ¢ein vertraut] Die Leitung der öffentlichen Spiele (Ludi circenses) oblag in Rom Staatsbeamten, in älterer Zeit den Aedilen, seit Augustus dem Praetor urbanus. 145 legt !…" bey] ‚gesteht zu‘. – Recht] Vermutlich als Plural („Recht’“) im Sinne von ‚Privilegien‘ zu lesen – Freyheit] ‚Vergünstigungen‘, ‚Privilegien‘. 147 Nero ¢elber ¢pielt] Mit seiner Teilnahme an Wagenrennen und seinen Auftritten als Kitharöde und Schauspieler. – laßt es !… " frey] ‚stellt es anheim‘, ‚erlaubt es‘. 149 in Spielen] In Wettkämpfen auf sportlichem oder künstlerischem Gebiet, von denen es im alten Griechenland viele gab (am bekanntesten sind die von Olympia). S. hierzu den Artikel ‚Agones‘ in RE I,836–867. 150 hat kein Ehren-Ampt … kriegt] Dem Sieger in einem Wettkampf konnten außer dem Siegespreis und einer geldlichen Belohnung auch gewisse Ehrungen im staatlichen und gesellschaftlichen Leben seiner Heimatregion zuteil werden (s. RE I,847–849 s.v. ‚Agones‘). Eine Quelle für L.s Aussage,
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daß Ehrenämter in Griechenland nur mit Wettkampfsiegern besetzt werden konnten, habe ich nicht ermittelt. 151–154 Kein Ga¢tmahl … ihre Trachten] In der Historia Augusta wird berichtet, daß die Kaiser Verus (161–169) und Elagabalus (218–222) Gladiatorenkämpfe zur Unterhaltung bei Gastmählern hätten veranstalten lassen (Scriptores Historiae Augustae: Verus 4,9; Elagab. 25,7). Dergleichen gab es aber schon vor den Punischen Kriegen bei den Campaniern (Livius 9,40,17; vgl. auch Strabo, Geographica 5,4,13; Silius Italicus, Punica 11,51 f.). – ihre Trachten] ‚ihre Speisen‘; das Possessivpronomen bezieht sich offenbar auf „Erde/ Meer und Luft“ (V. 152), die das „Vieh“ lieferten, aus dem die Speisen hergestellt wurden. 156 Geitz] ‚Habgier‘. 159 zwey Jndien] Das eigentliche Indien und Westindien, die von Columbus 1492 entdeckten Inseln Mittelamerikas. Vgl. C V 497. 161 Pflaumen ¢treicht] ‚schmeichelt‘, ‚zum Munde redet‘. Die in der Frühen Neuzeit beliebte bildliche Wendung ‚Pflaumen streichen‘ bedeutet eigentlich ‚Flaumfedern streichend absuchen oder lesen‘, also etwa das gleiche wie ‚Federlesen‘ (s. DWb 13,1729 s.v. ‚Pflaum‘), in übertragener Bedeutung: ‚jemandem übertriebene Zuwendung widmen‘ (indem man ihm z. B. liebedienerisch ein Haar oder ein Stäubchen von der Kleidung abliest). Vgl. E V 117.207.673; IS V 107. 162 der Wollu¢t Zunder] Apposition zu „Ver¢chwendungen“. 167 Man mittet fremden Zorn] ‚Mieten fremden Zorns‘ bedeutet, daß jemand unbeteiligte Dritte, z. B. Rechtsanwälte, für Geld dazu bringt, in einem Rechtsstreit für ihn streitig Partei zu ergreifen. 168 der Gerechtigkeit vielmal die Wage halt] ‚oftmals von gleicher Stärke ist wie die Gerechtigkeit‘. 174 Man ¢ticht … aus] Der Vers ist nicht ganz befriedigend zu erklären. M.E. wird hier auf die Ermordung Caesars (vgl. „Lorber-Krantz“ V. 173) angespielt. Der Kaiser wäre somit dessen Adoptivsohn Augustus. Nun ist aus den Quellen bekannt, daß der Leichnam Caesars eine Vielzahl von Verwundungen aufwies, die ihm die Verschwörer beigebracht hatten. Davon, daß ihm einer der Beteiligten die Augen ausgestochen hätte, verlautet jedoch nichts. Allerdings findet sich bei Appian (Bella civilia 2,493) und Nicolaus Damascenus (Vita Caesaris 24) der Hinweis, daß ihn Cassius mit seinem Dolch im Gesicht getroffen habe. Es ist denkbar, daß L. bei irgendeinem Kommentator oder Historiker sich daran anknüpfende Mutmaßungen oder Spekulationen gelesen und diese in der Eile als Faktum rezipiert hat. 175 auswerts] ‚von außen‘. 176 ¢pielt] ‚glänzt‘, ‚strahlt‘ (s. o. Anm. zu V. 61). – Wurm-Ge¢pin¢te] Seide. 179 ein madicht Leib] Vgl. S IV 571–578. 182 albern] ‚einfältigen‘. – handeln] ‚behandeln‘. 183 Die La¢ter … Tugend Kleid] Vgl. V. 22!
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185 Heucheley] ‚Schmeichelei‘. – fur] ‚anstatt‘. 186 wirfft !… " ubers Bein] ‚übers Bein werfen‘ wohl soviel wie ‚jemandem ein Bein stellen und zugleich einen Stoß versetzen, so daß er mit Sicherheit zu Fall kommt‘. 187 Mecænas] Franz von Nesselrode. 188 leide] ‚dulde‘, ‚ertrage‘. 189 verruckt] ‚vom rechten Wege abbringt‘. 191 Hofligkeit] Hier ganz zweifelsfrei in leicht negativer Bedeutung, als Sammelbezeichnung für all das, was das Leben bei Hofe ausmacht: herrschaftliche Pracht und Luxus, verbunden mit Herrschsucht, Falschheit und Intrigantentum. 193 Mo¢el !… " Maaß !… " J¢ter !… " Rhein] Welche Stationen in Nesselrodes Biographie mit diesen Flußnamen konkret angesprochen werden, ließ sich nicht ermitteln. – J¢ter] Bei den alten Römern der Name für den Unterlauf der Donau bis zur Mündung. 194 Die Waal/ der Friedens-Platz] An der Waal (südlicher Mündungsarm des Rheins) liegt Nimwegen, die Stadt des Friedensschlusses von 1678/79, an dem Nesselrode als Diplomat beteiligt war. 196 gemeiner Ruh] ‚Ruhe und Frieden unter den beteiligten Staaten‘. 197 die Both¢chafft furge¢tellt] Bezieht sich natürlich auf Nesselrodes diplomatische Funktion bei den Friedensschlüssen von Nimwegen 1678/79. Sprachlich zweideutig. Entweder: ‚die Botschaft vorgetragen‘, oder: ‚dich als Botschafter präsentiert‘ (‚Botschaft‘ im frühneuzeitlichen Sprachgebrauch, ebenso wie lat. ‚nuntius‘, auch = ‚Botschafter‘; s. DWb 2,277 f.,2). 198 dich verdient] ‚dich verdient gemacht hast‘ (s. DWb 25,228,4). 199 Ne¢tor] S.o. Anm. zu V. 2. – Wunders werth] = ‚wundernswert‘, hier im Sinne von ‚bewunderungswürdig‘ (s. DWb 30,1944 f. s.v. ‚wundernswert‘). 202 Vor¢icht ohne Fal¢ch] ‚vorausschauende kluge Planung, die ohne Heimtücke war‘. 203 Staats-Ver¢tandig] ‚staatsklug‘. 207 Furcht … fur ¢chone Larven halt] D. h., derlei Affekte zu seinem Vorteil simuliert. 208–210 mit Gott und Andacht ¢pielet … zum Gebete lacht] Wie die Fortsetzung mit V. 211 ff. zeigt, spielt L. hier auf gottesdienstliche Riten und Gebräuche der heidnischen Antike an, im Tenor entsprechend den christlichen Apologetikern, wie z. B. dem in seinen Trauerspiel-Anmerkungen öfter zitierten Arnobius. Vgl. zu dem aktuellen Kontext Arnobius, Adversus gentes 7,33 (PL 5,1264–1269). 210 hegt] ‚abhält‘ (dieser Gebrauch von ‚hegen‘ ist typisch für die Dichter des schlesischen Barock; s. DWb 10,782,10). Vgl. C I 424. 211 Wenn Elis … verehren wil] Nämlich bei den Olympischen Spielen (in Elis, einer Landschaft im Westen der Peloponnes, lag der heilige Bezirk Olympia, in dem die Spiele stattfanden).
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212 ihm] ‚für ihn‘. 214 im Pythi¢chen] D. h. bei den Pythien, Wettkämpfen, die dem Gott Apollo zu Ehren am Fuße des Berges Parnassos stattfanden. – mit Springen] Hier: ‚mit Tanzen‘ (vgl. DWb 17,84). Im Zentrum der Pythien standen musische Wettkämpfe, z. B. im Kithara- oder Flötenspiel oder im Tanz. 215 dem Pluto gar den Schauplatz eingeweiht] Im Circus Maximus in Rom soll sich ein Heiligtum des Dis pater, des dem griechischen Pluto entsprechenden römischen Unterweltgottes, befunden haben (Roscher, Lexikon I,1,1184; Wissowa, Religion u. Kultus [21912], 311 f.). 216 Dianens Feyer … Grau¢amkeit] Sinn etwa: ‚Das Fest der Diana besteht aus dem grausamen Schauspiel der Gladiatorenkämpfe‘. Nach Tertullian, De spectaculis 12,7, verehrten die Gladiatoren neben dem Kriegsgott Mars auch die Jagdgöttin Diana. 217 Des Bachchus Heiligthum] Über einen Altar des Bacchus im Circus Maximus oder in einem anderen römischen Circus (bei R. „Rennebahn“) war nichts zu ermitteln. Vielleicht denkt L. aber an den Tempel des dem griechischen Bacchus bzw. Dionysos entsprechenden Gottes Liber pater neben dem Circus Maximus. Zu dessen Fest, den Liberalia, wurden im 4. Jh. Circusspiele veranstaltet (die Liberalia zusammen mit den zum folgenden Lemma erläuterten Consualia genannt bei Tertullian, De spectaculis 5,4–5). – des Neptun Altar] L. meint den Altar des römischen Feldgottes Consus im Circus Maximus. Da an den Festtagen dieses Gottes, den Consualia, auch Pferde- und Wagenrennen stattfanden, hielten manche Autoren die Consualia für ein Fest des Gottes Neptun, dessen Tier das Pferd war (Livius 1,9,6; Tertullian, De spectaculis 5,5). 219 so Lauf als Schau¢piel] D. h., Anlaß sowohl für Wettrennen wie für szenische Darbietungen. 220 die¢er Auf¢icht] ‚deren Beaufsichtigung‘. – ward mei¢t Prie¢tern anvertrauet] Bei den Consualia standen die sich den Opferfeiern zu Ehren des Gottes Consus anschließenden Spiele unter der Leitung der zuständigen Priester (s. Wissowa, Religion u. Kultus der Römer, S. 404 f.). 221–222 Wenn auch die grimme Pe¢t … kurtzweilig Spiel] Nach Livius 7,2,1–4: Als eine in Rom im Jahr 364 v. Chr. ausgebrochene schwere Seuche im folgenden Jahr noch ungebrochen weiter wütete und weder durch menschliche Maßnahmen noch durch Anrufung der Götter besiegt werden konnte, faßte man den Entschluß, den Zorn der Götter u. a. auch durch Bühnenspiele zu besänftigen: Tänze etruskischer Männer zu den Weisen eines Flötenspielers. 223 Mercur von Gallien] Mercurius nannten die Römer den Hauptgott der Gallier, weil dieser in seinen Wesenszügen mit ihrem eigenen Gott dieses Namens verwandt war (Caesar, Bellum Gall. 6,17,1). 224 Pan von Arcadien] Die Landschaft Arkadia (auf der Peloponnes) ist die Heimat des bocksgestaltigen Hirtengottes. – Saturnus von den Mohren] Der römische Gott Saturn wurde im Altertum mit dem von den Kar-
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thagern verehrten Gott Baal-Chammân gleichgesetzt. „Mohren“ hier wie auch sonst bei L. = ‚Afrikaner‘. 226 Schein der Andacht] ‚vorgespiegelte Frömmigkeit‘. 227 mit Eyden ¢pielt/ mit Gottes-Dien¢te ¢chertzt] Durch die Nennung von „Jlium“ (= Troja) im folgenden Vers ist sichergestellt, daß L. hier an den Untergang Trojas denkt, der durch die Hinterlist des griechischen Spions Sinon und die von ihm raffiniert ins Werk gesetzte Täuschung der Trojaner mit dem hölzernen Pferd als vorgeblichem Heiligtum der Göttin Athene herbeigeführt wurde. 228 nicht ver¢chmertzt] ‚noch nicht verkraftet‘. Offenbar Anspielung auf die Folgen des Dreißigjährigen Krieges für das Deutsche Reich. Wie das ‚Scherzen mit Gottesdiensten‘ im Hinblick auf die Glaubenskämpfe in Deutschland aus seiner Sicht zu verstehen wäre, verrät L. verständlicherweise nicht. Bei dem Verratsaspekt (‚Spiel mit Eiden‘) könnte man natürlich an Wallenstein denken. 232–233 den¢elben Tag … An dem Augu¢t gebohrn] Spiele zu Ehren des Geburtstages des Kaisers Augustus (23. September), schon zu dessen Lebzeiten eingerichtet (Cassius Dio 55,6,6), wurden noch im 4. Jh. veranstaltet. 233–234 ¢o wird mit Spiel … in ¢ein Begrabnus bracht] Die Leichenfeiern für den am 19. August 14 n. Chr. verstorbenen Augustus wurden mit großem Gepränge begangen (s. Sueton, Augustus 100; Cassius Dio 56,31 ff.; Tacitus, Ann. 1,8). – des Entleibten Leib] Das Verb ‚entleiben‘ ist sonst nur in transitiver Verwendung (in der hier gänzlich auszuschließenden Bedeutung ‚töten‘ bzw. ‚umbringen‘) belegt (s. DWb 3,571), anders als das gleichbedeutende ‚entleben‘, das auch intransitiv, also im Sinne von ‚sterben‘, gebraucht werden konnte (s. DWb 3,568). Eine weitere Unstimmigkeit liegt in der paradoxen Verbindung des Partizips ‚entleibt‘ mit ‚Leib‘, denn ‚entleibt‘, d. h. des Leibes beraubt werden kann nur Geist oder Seele des Menschen. So heißt es ganz stimmig bei Gryphius im 4. Aufzug des Lustspiels ‚Verlibtes Ge¢pen¢te‘: „Der langst entleibte Geist besucht die kalten Glieder/ | Vnd fangt zu leben an“ (A. Gryphius, Dramen, hrsg. von E. Mannack, S. 831, Z. 9 f.; wiederholt S. 832, Z. 21 f.). Es spricht also sehr viel für die Vermutung, daß „Entleibten“ bei L. Druckfehler für ‚Entlebten‘ ist. 236 Knechte] Sklaven, die für Gladiatorenkämpfe eingesetzt wurden. 237 Wo] Hier in konditionaler Bedeutung: ‚falls‘, ‚für den Fall, daß‘. – durch die Glutt … verzehrt] ‚der Leichnam des (= irgendeines) Kaisers verbrannt wird‘. 238 Rath] ‚Senat‘. – ein Mahl und Spiel] Freie deutsche Wiedergabe der auf Juvenal (Sat. 10,81) zurückgehenden bekannten Formel „panem et circenses“ („Brot und Spiele“). 239 Aca¢tus … erdacht] Acastus, Sohn des Pelias, Königs von Iolkos, war einer der Teilnehmer an der Fahrt der Argonauten zur Erlangung des Goldenen Vlieses. Nach der Rückkehr wurde sein Vater durch Heimtücke Jasons und
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Medeas getötet. Bei seiner Beisetzung ließ Acastus prächtige Leichenspiele veranstalten. 240 The¢eus … gebracht] Dem sagenhaften Heros und Begründer des Stadtstaates Athen wird die Gründung mehrerer Feste zugeschrieben, darunter auch die der ‚Isthmien‘ genannten Kampfspiele. Hierzu berichtet Plutarch (Theseus 25) von Mutmaßungen, die Isthmien seien dem Andenken an den Tod des Skeiron, eines Verwandten des Theseus, gewidmet gewesen; es gebe aber auch die Vermutung, daß mit ihnen nicht des Skeiron, sondern des Sinis, des von Theseus getöteten Vaters seiner Geliebten Perigune, habe gedacht werden sollen. 241 Der blinde Sim¢on … ¢pielend in das Grab] Simson, der mit übermenschlichen Kräften begabte Held der israelitischen Frühzeit (seine Geschichte wird erzählt im Buch der Richter 13–16), geriet durch eine List in die Hände seiner Feinde, der Philister. Seine Frau Delila hatte sich von diesen bestechen lassen und Simson, während er schlief, seine Haare abgeschnitten, in denen seine ganze Kraft begründet war, und ihn den Philistern ausgeliefert, die ihn in Fesseln schlugen, blendeten und in einer Tretmühle arbeiten ließen. Als die Philister ein großes Fest feierten, ließen sie ihn holen, um sich von ihm vorspielen zu lassen. Bei seinem Spiel stand Simson zwischen den zwei tragenden Säulen des Hauses, in dessen Räumen und auf dessen Dach sich viele Tausende Philister befanden. Da inzwischen sein Haar wieder nachgewachsen und mit ihm seine alte Kraft zurückgekehrt war, vermochte er die beiden Säulen, die das Haus stützten, so von der Stelle zu rücken, daß das Haus zusammenstürzte und alle, die sich in und auf ihm befanden, unter sich begrub. Auch Simson selbst kam dabei zu Tode. 242 Zeit] Lebenszeit. 247 halt] ‚abhält‘. 250 der Berge Marck] Erz. 251 Cimon … bringt] Theseus (s. o. Anm. zu V. 240) war, nachdem er Athen aufgrund politischer Zwistigkeiten verlassen hatte, auf der Insel Skyros gestorben. Von dort brachte der athenische Feldherr und Politiker Kimon auf Geheiß des Delphischen Orakels im 5. Jh. v. Chr. des Theseus Gebeine nach Athen, wo sie mit feierlichen Prozessionen und Opfern beigesetzt wurden (Plutarch, Theseus 36; Kimon 8). 252 Sophocles … ¢ingt] Als edelmütiger König von Athen tritt Theseus in Sophokles’ letzter Tragödie ‚Ödipus auf Kolonos‘ auf. 253–254 Wenn ¢ich Themi¢tocles … prei¢et] Nicht ganz zutreffende Wiedergabe einer von Plutarch (Themistokles 17) berichteten Anekdote: Als Themistokles, der athenische Staatsmann und Feldherr (ca. 525 – nach 460 v. Chr.), nach dem Sieg über die Perser bei Salamis (480 v. Chr.) die Olympischen Spiele besuchte, ließ er sich im Stadion von den Zuschauern feiern, die so von ihm begeistert waren, daß sie den Wettkämpfern keine Beachtung mehr schenkten.
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255 einge¢amt] ‚eingepflanzt‘. 259 geregt] ‚gerührt‘, ‚angesprochen‘ oder dgl. 260–264 Wil Alexandern … Hund ¢ich kehrt] Nach Plutarchs Vita des Pelopidas 29, wo erzählt wird, daß Alexander, der grausame Tyrann der thessalischen Stadt Pherae (4. Jh. v. Chr.), während einer Aufführung der ‚Troerinnen‘ des Euripides das Theater verließ, weil er bei der Darstellung der Leiden Hecubas und Andromaches zu Tränen gerührt wurde und dies nicht öffentlich zeigen wollte. In den ‚Troerinnen‘ stellt Euripides das Schicksal der nach dem Untergang Trojas in die Gefangenschaft geführten trojanischen Frauen dar. Diese Frauen sind Hecuba, die Gattin des Königs Priamus, ihre Tochter Kassandra und ihre Schwiegertochter Andromache, Gattin des gefallenen Hektor. Polyxena, eine andere Tochter Hecubas, tritt hier nicht auf, wohl aber in der das gleiche Thema behandelnden Tragödie ‚Hekabe‘ (griechische Namensform von Hecuba) von Euripides; sie wird von den Griechen am Grab des Achilles geopfert. Die Verwandlung Hecubas in einen Hund (traditionell erklärt mit dem Übermaß ihres Leides) wird am Schluß dieses Stückes von dem Griechen Polymestor prophezeit. 265 Was wendete … Athen?] ‚Was für einen Aufwand trieben nicht Rom und Athen der Schauspiele wegen!‘ (vgl. DWb 28,1773 f.). 266 Lycurgus] Athenischer Finanzverwalter, Staatsmann und Redner des 4. Jh.s v. Chr. Lt. Ps.-Plutarch, Vitae decem oratorum (Moralia) 841F, verfügte er, daß den drei großen griechischen Tragikern, Aeschylus, Sophokles und Euripides, Bronzestatuen errichtet werden sollten. Davon, daß Lykurg auch, wie L. in V. 268 schreibt, „Den Sieg des Sophocles“ (als Tragiker) durch eine Marmorinschrift verewigen ließ, ist nichts bekannt. L. wird hier wie auch sonst vielfach auf eine Information aus zweiter und dritter Hand zurückgegriffen oder versehentlich zwei unterschiedliche historische Vorgänge, zu denen er sich Notizen gemacht hatte, miteinander vermengt haben. 269–270 Kein Krieg in Griechenland … Fro¢ch- und Wolcken-Spiel] Eine Quelle für diese Behauptung, daß die Aufführung jener beiden Komödien von Aristophanes (‚Die Frösche‘, ‚Die Wolken‘) so immense Kosten verursacht habe, ließ sich nicht ausfindig machen. Ähnliches auch im Arminius-Roman, Tl. 1 (1689), S. 204b : „!…" Und des Ari¢tophanes in einem Schau¢piele fürge¢tellte Frö¢che/ oder des Sophocles Antigone mehr/ als der Krieg wider den Xerxes ko¢tete.“ 275 ¢eine Tugend] Wohl die Tugend Nesselrodes, nicht die des vorliegenden Trauerspiels, dessen Wert L. gerade erst (V. 271) bescheiden herabgesetzt hatte. Demgemäß zielt auch das „ihm ¢elb¢t“ in V. 276 auf Nesselrode. Jnnhalt 405, 3 wei¢et] ‚führt vor‘. 405, 3 fur] ‚vor‘. 405, 5 ¢ie bedreuende] ‚mit der Drohung‘.
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405,16 berichten ¢ie] ‚setzen sie in Kenntnis‘ (‚berichten‘ mit Akkusativ der Person ist im Frühneuhochdeutschen gang und gäbe). 405,20 ihr] ‚sich‘. 406,25 erbarmlichen] ‚erbarmungswürdigem‘. 406,26 des Abgotts] ‚des Götzen‘ bzw. seines ehernen Standbildes. 406,26–27 ¢ich !… " gefluchteten] = ‚geflüchteten‘. 406,30 ¢chweren] ‚schwören‘. 406,30 fur] ‚vor‘. 406,30–31 der Romer Todfeinde zu er¢terben] Prädikativ: ‚als Todfeinde der Römer ihr Leben zu beschließen‘. 406,33 Uberwinderin] ‚Siegerin‘. 407,54 erlo¢en] ‚befreien‘. 407, 55–56 den Schluß machen] ‚beschließen‘. 407,58 !die Ehre"] Sie wird ebenso wie das Wasser von Jason repräsentiert und war hier sinngemäß, entsprechend den Angaben zum allegorischen Personal des Reyens zur II. Abhandlung (vor V. 437), zu ergänzen. 408,69–70 vereinbaret] ‚zu einer Einigung bewegt‘. 408, 73 erofnet] ‚frei macht‘ (von der Kleidung). 408, 77 beweglich] ‚eindringliches‘. 408, 79 die Einbildung der Eyver¢ucht] Alle drei Drucke haben hier: „die Eyver¢ucht [Eifer¢ucht C] der Einbildung“. Mit der Umstellung folge ich der das tatsächlich Gemeinte zweifellos korrekt wiedergebenden Lesart des Sophonisbe-Szenars zur Aufführung 1669 (s. Textband, S. 792,103). Die Logik des Verhältnisses der allegorisch dargestellten Seelenkräfte setzt voraus, daß die „Einbildung“ (= ‚Phantasie‘; vgl. III 486), aktiviert von der überhitzten Eifersucht, Trugbilder erzeugt, die von der Eifersucht in ihrem Wahn nur allzu gern geglaubt werden. Gemäß der Regieanweisung am Anfang des Reyens (vor III 431) wird die Einbildung als allegorische Figur „mit ihren Bildungen“, nämlich den Trugbildern, die im Reyen nach und nach angesprochen und bei der szenischen Realisierung vermutlich pantomimisch vorgeführt wurden, „¢tumm fürge¢tellt“. 408,80 Blandungen] ‚Trugbilder‘ (vgl. DWb 2,107,5). – fur] ‚vor‘. 409,99 zu rucke behalten] ‚zurückgehalten‘. 409,99–100 entdecket] ‚sichtbar gemacht hat‘. 409,102 entdecket] ‚aufgedeckt‘. 409,108 Wenden] = Wandalen! Weiteres hierzu s. u. Anm. zu V 145. 410,115 verhindert] ‚gehindert‘, ‚zurückgehalten‘. 410,117 alleine] ‚einzig‘, ‚nur‘. 410,117–118 zum andern mal … habe] ‚auf so unbedachte Weise eine zweite Ehe eingegangen sei‘. 410,120 beweglichen] ‚rührenden‘. 410,122–123 trincket ¢ie !… " auch ihren Kindern das Gift zu] D. h., bietet sie den Giftkelch auch ihren Kindern an; ‚zutrinken‘ also in dem im 16./17. Jh. gebräuchlichen Sinne: Innerhalb einer geselligen Runde wendet sich ein Trin-
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kender mit einem Blick oder einer Geste einem der Anwesenden zu, der damit in den durch Konvention erzeugten Zwang versetzt wird, mit einem Trunk seinerseits auf besagte Ansprache zu antworten. 410,125 reiben einander ¢elber auf] ‚bringen sich gegenseitig selbst um‘. 410,126 Schluß] ‚Entschluß‘. 410,129 bewegliche] ‚eindringliche‘. Personenverzeichnis 411,1 Sophonisbe] Diese Namensform ist neuzeitlichen Ursprungs. In den antiken Quellen lautet der Name Sophoniba und Sophonis; die eigentlich authentische (punische) Namensform ist Saphanabaal (‚Baal hat gerichtet‘). Sophoniba war eine Tochter des karthagischen Oberbefehlshabers Hasdrubal, der im Zweiten Punischen Krieg auf dem spanischen Schauplatz kämpfte und dort 206 v. Chr. in der Schlacht bei Ilipa von Scipio vollständig besiegt wurde. Hasdrubal hatte seine Tochter zunächst mit dem ostnumidischen Königssohn Masinissa verlobt, gab sie dann aber aus Gründen politischer Opportunität (um einen möglichst schlagkräftigen Bündnispartner gegen Rom zu gewinnen) dessen Rivalen, dem westnumidischen König Syphax, zur Frau. Appian (Historia Romana, Lib. [Carth.] 10,37 f.) berichtet als einziger antiker Historiker, daß die Oberen der Stadt Karthago, während Hasdrubal zusammen mit Masinissa (damals noch auf Seiten der Karthager) in Spanien kämpfte, Sophoniba ohne Wissen des Vaters mit Syphax verheiratet hätten, um diesen von einem Bündnis mit Scipio abzuhalten. L. verwendet diese aus Gründen der Chronologie unglaubwürdige Mitteilung Appians im Dialog Sophonisbe / Masinissa II 403 f. Die Hochzeit mit Syphax fand wahrscheinlich 205 v. Chr. statt. Nach der Niederlage ihres Mannes gegen den mit Rom verbündeten Masinissa und dem Fall ihrer Residenzstadt Cirta im Jahre 203 wurde sie Gefangene Masinissas, der sie noch am ersten Tag ihrer Begegnung zu seiner Frau machte. Scipio jedoch, in Sorge, daß Masinissa von Sophoniba in romfeindlichem Sinne beeinflußt werden könnte, bestand darauf, daß sie als römische Gefangene anzusehen und deshalb nach Rom auszuliefern sei, und stellte Masinissa so vor die unausweichliche Alternative, entweder mit Sophoniba zu brechen oder sich Rom zum Feind zu machen und damit seine durch römische Unterstützung gewonnene Machtstellung in Numidien aufs Spiel zu setzen. In dieser hoffnungslosen Lage entschloß sich Sophoniba, um römischer Gefangenschaft zu entgehen, zum Freitod und trank bereitwillig den Giftbecher, den Masinissa ihr schicken ließ oder selbst überbrachte. Ihr Leichnam wurde ehrenvoll bestattet. – Sophoniba wird in den Quellen als eine junge Frau von großer Schönheit geschildert, die über eine ausgezeichnete musische und literarische Bildung verfügt und mit Klugheit und Charme und mit dem Klang ihrer Stimme ihre Umgebung zu fesseln verstanden habe. Als sie mit dem schon in vorgerücktem Alter stehenden
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Syphax vermählt wurde (dieser brachte einen erwachsenen Sohn, Vermina, und drei Töchter mit in die Ehe), muß sie noch sehr jung, gerade in heiratsfähigem Alter gewesen sein; „iam enim nubilis erat virgo“, schreibt Livius (29,23,4). Es heißt, daß sie es geschickt verstanden habe, die anfängliche Verliebtheit ihres Ehemannes für die politischen Interessen ihrer Vaterstadt nutzbar zu machen. In keiner Quelle ist davon die Rede, daß sie in den zwei Jahren ihrer Ehe von Syphax Mutter geworden sei. Die beiden Söhne Adherbal und Hierba in L.s Trauerspiel sind also rein dramaturgischen Zwecken dienende Erfindungen. 411,2 Ma¢ani¢¢a] Masinissa21, geb. nach 240 v. Chr., war der Sohn des Königs Gala, dessen Reich, das Stammesgebiet der Massyler, mit der Hauptstadt Cirta in Ostnumidien lag, zwischen karthagischem Territorium und dem westnumidischen Reich des Masaesyler-Königs Syphax. Masinissa wurde in Karthago erzogen und kämpfte mit dem karthagischen Feldherrn Hasdrubal, mit dessen Tochter Sophoniba er verlobt war, im Zweiten Punischen Krieg auf dem spanischen Schauplatz. Nach der Niederlage Hasdrubals gegen Scipio in der Schlacht bei Ilipa (206 v. Chr.), die für Karthago den Verlust Spaniens bedeutete, nahm Masinissa Verhandlungen mit Scipio auf, der schon drei Jahre vorher, 209, nach der Einnahme von Carthago nova, um Masinissa freundlich zu stimmen, dessen Neffen Massiva aus der Gefangenschaft entlassen und mit Geschenken zu ihm geschickt hatte (vgl. I 197 f.). Masinissa begab sich darauf nach Afrika, um als Thronfolger das Erbe seines Vaters, der 206 v. Chr. gestorben war, in Ostnumidien anzutreten. Dort hatte ein Usurpator die Macht an sich gerissen, und der westnumidische König Syphax hatte diese Situation genutzt, mit Unterstützung Karthagos sowohl diesen als als auch Masinissa selbst aus dem Land zu treiben und das ostnumidische Reich mit dem westnumidischen unter seiner Oberherrschaft zu vereinen, mit dem ostnumidischen Cirta als Hauptstadt des Gesamtreiches. Masinissa führte nun ein abenteuerliches Leben als eine Art Räuberhauptmann, bis sich ihm im Frühsommer 204, als das römische Invasionsheer bei Utica eingetroffen war, die Gelegenheit bot, sich endgültig Scipio anzuschließen. L. läßt Masinissa in Szene I b, V. 156–206, im Gespräch mit Hiempsal über die Einzelheiten seines Werdegangs vom Tode seines Vaters bis zu dem Anschluß an die Römer berichten; zur Vermeidung von Wiederholungen sei auf meine Anmerkungen zu diesem historisch nicht ganz korrekten Bericht verwiesen. Nachdem Masinissa zusammen mit Laelius (s. u. zu 411,6) 204 einen Reitersieg errungen und beide zusammen mit Scipio noch im selben Jahr das Heerlager des Syphax und des karthagischen Feldherrn Hasdrubal vernichtet hatten, kam es
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In L.s Trauerspiel wechselt diese von mir durchweg verwendete Namensform immer wieder (auch innerhalb einer Szene) mit der Form Masanissa. Das Szenar hat ausschließlich die Form Masinissa.
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im folgenden Jahr zu der großen Schlacht in der Medjerdaebene (bei den ‚Großen Feldern‘), in der die durch die Truppen des Syphax verstärkte Armee der Karthager völlig geschlagen wurde. Masinissa und Laelius zogen darauf nach Ostnumidien, schlugen Syphax, eroberten Cirta und lieferten den gefangengenommenen Syphax an Scipio aus. Im Schloß von Cirta kam es dann zu der Begegnung und schnellen Eheschließung von Masinissa und Sophoniba. Nach deren von Scipio indirekt erzwungenem Gifttod war Masinissa Herr über beide numidischen Königreiche. Seine Machtposition wurde von den Römern in dem der Schlacht von Zama (202) folgenden Friedensvertrag mit Karthago 201 offiziell bestätigt. In den folgenden Jahrzehnten suchte Masinissa mit Duldung der Römer sein Territorium kontinuierlich zu Lasten Karthagos zu erweitern. Als treuer Verbündeter Roms starb er hochbetagt im Jahr 148. 411,3 Syphax] Er war König der in Westnumidien beheimateten Stämme der Masaesyler (in der Region der heutigen Städte Algier und Oran). Die Hauptstadt seines Reiches war Siga. In den ersten Jahren des Zweiten Punischen Krieges, als die Römer sich anschickten, die Karthager aus Spanien hinauszudrängen, betrieb Syphax eine gegenüber den Karthagern feindliche Politik. Diese verbündeten sich mit dem von König Gala, Masinissas Vater, regierten westnumidischen Reich, das zwischen ihrem Territorium und dem des Syphax lag, und besiegten Syphax, der dadurch gezwungen war, aus seinem Reich zu fliehen. Nachdem es ihm gelungen war, ein neues Heer auf die Beine zu stellen, wurde er wiederum besiegt, diesmal von dem jungen Masinissa, der danach auf karthagischer Seite in Spanien gegen die Römer kämpfte. Die politischen Wirren, die in Ostnumidien nach dem Tode König Galas (206 v. Chr.) ausgebrochen waren, nutzte Syphax, um sich eine starke Machtstellung in ganz Numidien aufzubauen, die ihn sowohl für Karthago wie für Rom als Bündnispartner interessant machte. Als Scipio nach seinem entscheidenden spanischen Sieg bei Ilipa (206) nach Afrika übersetzte, kam es in Syphax’ Schloß in seiner Residenzstadt Siga zu einem Dreiertreffen mit Scipio und Hasdrubal, dem Vater Sophonibas. Scipios Bemühungen, Syphax auf seine Seite zu ziehen, waren erfolglos geblieben. In der Folgezeit kam es dagegen zu einer Annäherung zwischen Syphax und Karthago. Die Karthager halfen ihm bei der Übernahme der Macht in Ostnumidien, und Syphax machte dessen Hauptstadt Cirta zu seiner Residenz. Masinissa, der legitime ostnumidische Thronfolger, der inzwischen aus Spanien zurückgekehrt war, mußte außer Landes fliehen. Es kam nun zu einem festen Bündnis zwischen Karthago und Syphax, das ca. 205 durch seine Heirat mit Hasdrubals Tochter Sophoniba, die zuvor mit Masinissa verlobt gewesen war, bekräftigt wurde. Syphax sandte eine Botschaft an Scipio, in der er ihm ausdrücklich alle Freundschaft aufkündigte. Die Folge war, daß sich Masinissa, um Unterstützung für die Wiedergewinnung seines väterlichen Reiches zu erhalten, auf die Seite der Römer schlug. Gegen Ende des Jahres 204 wurden durch koordinierte Vor-
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stöße von Scipio, Laelius (s. u. zu 411,6) und Masinissa die Heerlager Hasdrubals und Syphax’ vollständig zerstört. In der Schlacht in der Medjerdaebene (auf den ‚Großen Feldern‘) im folgenden Jahr wurden Hasdrubal und Syphax von Scipio und Masinissa besiegt. Hasdrubal floh nach Karthago, und Syphax wurde bei einem letzten Versuch, sich militärisch zu behaupten, von Masinissa gefangengenommen und zunächst nach Cirta, das sich inzwischen ergeben hatte, und anschließend ins Lager Scipios gebracht. Als dieser ihm in einer Unterredung Treulosigkeit vorwarf, rechtfertigte er sich ebenso wie in L.s Trauerspiel mit dem verderblichen Einfluß, den Sophoniba auf ihn ausgeübt habe. Syphax wurde als Staatsgefangener nach Rom gebracht und starb 201 im Gefängnis von Tibur. Der römische Senat ließ ihn auf Staatskosten beisetzen. 411,4 Scipio] Publius Cornelius Scipio Africanus (maior, ‚der Ältere‘), geb. ca. 235 v. Chr., nahm an den für die Römer verlustreichen Schlachten gegen Hannibal am Ticinus (218) und bei Cannae (216) teil. 210 wurde er als Feldherr nach Spanien geschickt. Mit der Eroberung von Carthago nova (heute Cartagena) 209 und dem Sieg bei Ilipa 206 beendete er die karthagische Herrschaft in Spanien. Die weiteren in unserem Zusammenhang interessierenden Ereignisse des Zweiten Punischen Krieges, an denen Scipio beteiligt war, sind bereits in den Anmerkungen zu Masinissa und Syphax mitgeteilt worden. Nach dem Friedensschluß 201 hielt Scipio in Rom seinen Triumphzug ab und trug seitdem den Beinamen Africanus. Im Jahre 190 war er beratend an dem Feldzug seines Bruders Lucius Cornelius Scipio gegen den syrischen König Antiochos III. beteiligt. In seinen letzten Lebensjahren hatte er sich ebenso wie sein Bruder mit politisch motivierten Anklagen wegen Bestechlichkeit gegenüber König Antiochos und Unterschlagung gerichtlich auseinanderzusetzen. Als sein Bruder verurteilt wurde, verließ er Rom und zog sich auf sein Landgut in Liternum zurück, wo er 183 starb. Scipio gilt als größter römischer Feldherr vor Caesar. Er selbst erklärte seine großen Erfolge mit Eingebungen, die ihm die Götter im Traum hätten zuteil werden lassen. Er suchte täglich den Tempel des Iuppiter maximus auf, und es ging die Sage, daß er von diesem gezeugt worden sei (vgl. IV 304–307). 411, 5 Vermina] Ältester Sohn des Syphax. Er beteiligte sich nach der Gefangennahme seines Vaters auf Hannibals Seite an der Schlacht bei Zama (202 v. Chr.) und bekam nach dem Friedensschluß von den Römern einen Teil des Reiches seines Vaters geschenkt. 411,6 Lælius] Gaius Laelius (geb.um 235 v. Chr., gest. um 160) war ein Freund Scipios (mit diesem ungefähr gleichaltrig) und an seiner Seite im Zweiten Punischen Krieg auf dem spanischen und dem afrikanischen Schauplatz tätig. Gemeinsam mit Masinissa besiegte er 203 v. Chr. König Syphax. Wie von L. dargestellt, opponierte er im Sinne der politischen Interessen Roms scharf gegen Masinissas Heirat mit Sophonisbe. Scipio schickte ihn mit dem gefangenen Syphax als Siegesboten nach Rom. An dem Sieg über
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Hannibal in der Schlacht bei Zama 202 v. Chr. hatte er einen gewichtigen Anteil. Nach dem Ende des Krieges bekleidete er bis zu seinem Tode mehrere wichtige Ämter. 411, 7 Amilcar] = Hamilcar. Anscheinend ein Karthager, der als Rat Sophonisbes fungiert. Mit keiner der in den Quellen zum Zweiten Punischen Krieg vorkommenden Personen dieses Namens hat er etwas zu tun. 411, 8 Juba] Er wird in den Szenenüberschriften zu den Szenen I c, II a/b und V f als handelnde Person genannt, bleibt aber in drei Szenen stumm; nur in Szene II a sind ihm vier Verse (26–29), offenbar in der Rolle eines Vertrauten des Königs Syphax, zugedacht. Es scheint so, als sei die Figur bei der letzten Bearbeitung des Dramas vor der Drucklegung gestrichen oder ihre Redebeiträge einer anderen übertragen worden und der Name an den genannten Stellen nur versehentlich stehengeblieben. Der Name deutet auf einen Numider hin; er ist bekannt durch die beiden numidischen Könige (Vater und Sohn) des 1. Jhs. v. Chr., Iuba I. und Iuba II. Bei Silius Italicus (Punica 2,160) ist ein erfundener Soldat Hannibals so benannt. Realhistorisch ist der Name aus den Punischen Kriegen jedoch nicht überliefert – was wohl auch der Grund für die Streichung war. 411,9–10 Adherbal / Hierba] Fiktive Gestalten. Der Name Adherbal ist historisch durch mehrere karthagische Militärs belegt; so hieß auch ein Enkel Masinissas (s. auch die Namenserläuterung in AnmL. zu I 429). – Der Name Hierba ist nur belegt in der Form Hiarbas. So hießen der sagenhafte afrikanische König, der vergeblich um die Hand Didos warb, und ein numidischer König im 1. Jh. v. Chr. 411,11 Hiemp¢al] Dieser erfundene Verräter, der Masinissa die Einnahme Cirtas ermöglicht, trägt den Namen eines Enkels Masinissas (s. auch die Namenserläuterung in AnmL. zu I 429). 411,12–13 Himilco / Micip¢a] Zwei enge Vertraute (vgl. V 325) Sophonisbes, ohne historische Vorbilder. Der karthagische Name Himilco ist historisch vielfach belegt. Micipsa hieß der älteste Sohn und Nachfolger Masinissas. 411,14 Bomilcar] Ebenso wie die beiden anderen Vertrauten des L.schen Masinissa eine fiktive Gestalt. Den Namen trugen mehrere aus der karthagischen Geschichte bekannte Personen. L. dachte hier aber wohl eher an den Freund und Vertrauten von Masinissas Enkel Jugurtha. 411,15 Mana¢tabel] Wohl irgendwo überlieferte Fehlform oder bloßer Lapsus L.s für die korrekte Namensform Mastanabal. So hieß ein Sohn Masinissas, der hier aber nicht gemeint sein kann. 411,16 Di¢alces] Neben De¢alces (I 158) Fehlform für Oezalces: So hieß ein Bruder von Masinissas Vater Gala (in I 158 irrig als Masinissas älterer Bruder ausgegeben). 411,17 Bogudes] Fiktive Gestalt. Der Name ist historisch belegt als mauretanischer Königsname. 411,18–19 Torquatus / Flaminius] Sicher ohne Hintersinn gewählte römische Namen für zwei erfundene Figuren.
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411,1 Orithia] Erfundene weibliche Figur, die mit den drei im folgenden genannten, ebenfalls erfundenen Frauen zum „Frauenzimmer“ (Kreis von Vertrauten oder Kammerzofen) Sophonisbes gehört. Im Drama selbst lautet die Namensform nie so, sondern Orythia (vgl. vor I 361 u. vor II 1) und Orynthia (vgl. vor V 420.489.508.514). Die von L. gewollte Namensform dürfte Orithia oder Orythia sein, in der korrekten Schreibung Oreithyia oder Orithyia Name mehrerer weiblicher mythologischer Gestalten, u. a. der einer Amazonenkönigin neben Antiope, woran hier (vgl. dazu die beiden folgenden Namen!) am ehesten zu denken wäre (s. Roscher III,1,947–955). 411,2 Hippolite] Nur ein einziges Mal genannt im Personal zu Szene I e (vor V. 361); stumme Figur. In korrekter Schreibung (Hippolyte) ebenfalls Name einer Amazone (s. Roscher I,2,2679 f.). 411, 3 Menalippe] Mehrmals im Szenenpersonal zusammen mit Orythia / Orynthia und Elenisse genannt, stets aber ebenso wie Hippolite stumme Figur. In der Nebenform Melanippe ist auch dies der Name einer Amazone (s. Roscher II,2,2576 f.). 411,4 Eleni¢¢e] Im Dramentext auch einmal (vor V 508) in der Form Eleni¢¢a. Neben Orythia / Orynthia ist sie die einzige aus Sophonisbes „Frauenzimmer“, die nicht stumm bleibt. Irgendein mythologischer oder realhistorischer Hintergrund für die Wahl dieses anscheinend in antiken Quellen nicht vorkommenden Namens war nicht auszumachen. 411,5 Mamercus] Ein Soldat im Gefolge des Laelius, erfundene Figur. Der Name, als Praenomen und Cognomen des römischen Patriziergeschlechts der Aemilier vorkommend, wurde hier sicher gewählt, weil er sich vom Kriegsgott Mars herleitet. 411,6 Elagabal] Die Priesterin trägt den Namen des Lokalgottes der syrischen Stadt Emesa. Eigentlich war dieser, worauf sein Name hindeutet, ein Berggott. Die Griechen und Römer deuteten ihn jedoch als Sonnengott (weshalb der Name bei den Griechen zu Heliogabalos verdreht wurde), und dies ist der Grund, weshalb L. ihn der Priesterin beigelegt hat, die in Szene V a ein dem Sonnenkult verbundenes Orakel leitet. In der Erstfassung hieß sie Pythia, nach der Wahrsagerin im Apollon-Orakel zu Delphi; dieser Name ist in Szene V a der Neufassung, abgesehen von der Szenenüberschrift und der Überschrift zum ersten Redebeitrag der Priesterin, versehentlich stehengeblieben. Die Namensänderung erfolgte zweifellos zur Erhöhung der historischen Plausibilität und des exotischen Lokalkolorits. 411, 7 Dido] Die sagenhafte Gründerin Karthagos, die auch unter dem von L. mehrmals verwendeten Namen Elissa bekannt ist, war die Tochter des Belos, des Königs der phoenizischen Stadt Tyros. Sie heiratete ihren Onkel Sichaeus oder Sicharbas (so V 86), einen Priester des tyrischen Stadtgottes Herkules, der viele Schätze besaß. Als dieser von ihrem Bruder Pygmalion aus Habgier umgebracht worden war, begab sie sich nach Libyen. Dort kaufte sie soviel Land, wie von einer Rindshaut erfaßt werden konnte. Sie
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schnitt, um möglichst viel Land zu gewinnen, die Haut eines Rindes in äußerst dünne Streifen und knüpfte diese aneinander. Mit dem sich daraus ergebenden Lederband ließ sich eine Fläche umschließen, die für den Bau einer Zitadelle ausreichte. Dies war der Ursprung der im Zentrum Karthagos liegenden Byrsa (das phoenizische Wort für ‚Zitadelle‘, das im Griechischen ‚Haut‘ oder ‚Fell‘ bedeutet). Als der libysche König Iarbas (bei L. Hiarbas) sie gegen ihren Willen unter Gewaltandrohung gegen ihre Stadt zu seiner Frau machen wollte, ließ sie sich einen Scheiterhaufen bauen und beging auf ihm Selbstmord. Die Vergilsche Version der Sage, derzufolge sich Dido aus Verzweiflung über den Weggang des Aeneas umgebracht habe, ist in L.s Trauerspiel ohne Bedeutung. 411,8 Tychæus] Ein Numider, der über die kampfstärkste Reiterarmee in Nordafrika verfügte. Syphax, der mit ihm verwandt war, überredete ihn, diese den Karthagern zur Verfügung zu stellen, da er nur dann, wenn diese siegten, seine Herrschaft würde behaupten können. Daraufhin schloß sich Tychaeus mit zweitausend Reitern bei Zama Hannibal an (Polybius 15,3,5–7, von L. referiert in AnmL. zu V 383). 411,16 Cupidines] Liebesgötter, Amoretten, gleichsam Vervielfältigungen des Gottes Cupido bzw. Amor in der Gestalt eines nackten, geflügelten kleinen Jungen mit Pfeil und Bogen oder einer Fackel; sie treten in dem Reyen zu II (s. Fußnote zu V. 528) und in Szene III b auf. 411,24 Des Abgrunds] D. h. der Unterwelt, deren Beherrscher Pluto ist. 412,25 Der Erde/ der Tugend … Hercules] Daß Herkules als Vertreter der Tugend agiert, erklärt sich natürlich aus seiner Entscheidung in der im Reyen zur 4. Abhandlung dargestellten Fabel vom Herkules am Scheidewege. Die Zuordnung zur Erde hat offenbar keinen motivgeschichtlichen Hintergrund. 412,25–26 Des Wa¢¢ers/ der Ehre … Ja¢on] Beide Zuordnungen erklären sich aus Jasons Führerrolle bei der Schiffsreise der Argonauten zur Erlangung des Goldenen Vlieses („Ehre“ hier im Sinne von „Ruhm“). 412,30 Key¢er Leopolds] S.o., S. 861, zu IS, Widmung. 412,31 des Verhangnu¢¢es/] Ebenso wie in der Überschrift zum Reyen selbst (V vor 619) fehlt hier im A-Druck die Virgel. Die Drucke B und C folgen hier A, haben aber an der genannten Stelle des Dramentextes die Virgel ergänzt, was mit Sicherheit der Intention L.s entspricht, denn das Verhängnis tritt ja hier als Mitspieler auf, ebenso wie die verschiedenen anderen Allegorien in den vorangehenden Reyen. – der vier Monarchien] Nämlich der babylonisch-assyrischen, persischen, griechischen und römischen (nach der die Vorstellung des Mittelalters und der Frühen Neuzeit vom Gang der Weltgeschichte prägenden Vision von den vier Reichen im Buch Daniel, Kap. 2 u. 7).
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Bildbeigaben Von den drei Porträts, die der ‚Sophonisbe‘ beigegeben wurden, sind zwei, wie den Bildunterschriften zu entnehmen ist, von einem unbekannten Künstler nach Bronzemünzen aus der verschollenen Münzsammlung Lohensteins gestochen worden: nämlich die zu Hannibal und Scipio Africanus d. Ä. Wie immer die verwendeten Münzen ausgesehen haben mögen: ihre Zuschreibung an Hannibal und Scipio Africanus d. Ä. unterliegt erheblichen Zweifeln. Unter den in mir bekannten einschlägigen Arbeiten zu Scipio22 abgebildeten Münzporträts findet sich eines, das eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Stich bei Lohenstein aufweist; es handelt sich um eine Münze aus dem Besitz des Kunsthistorischen Museums in Wien.23 Scipio blickt hier nach links – was aber nichts besagt, da das vom Original auf die Kupferplatte übertragene Bild beim Ausdruck natürlich spiegelverkehrt erscheint. – Was Hannibal betrifft, so gibt es in Iberien geprägte Barkidenmünzen, auf denen Hannibal abgebildet sein könnte, ebensogut aber auch Melqart, eine phoenizische Gottheit, die mit Herakles gleichgesetzt wurde24 (die Frage ist in der Forschung umstritten)25; eine Ähnlichkeit mit dem in Lohensteins ‚Sophonisbe‘ enthaltenen Porträtstich ist auch in diesem Fall nicht gegeben. Die Herkunft des Porträts von Amilcar (gemeint ist der Vater Hannibals, wie aus der Zuordnungsanweisung klar hervorgeht26) liegt gänzlich im Dunkeln. Die Abbildung erinnert allerdings stark an das Porträt eines namenlosen „Dux Africanus“ in Joachim von Sandrarts ‚Teutscher Academie‘27 und ist vielleicht diesem nachempfunden.
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Olof Vessberg, Studien zur Kunstgeschichte der römischen Republik. Lund, Leipzig 1941 (= Skrifter utgivna av Svenska Institutet i Rom 8), Textbd., S. 126; Tafelbd., Taf. III, Münzen 4–6; Marie-Louise Vollenweider, Das Bildnis des Scipio Africanus. In: Museum Helveticum 15 (1958), S. 27–45, hier S. 35 (Taf. III). Ebd. Münze Nr. 10. Abbildung von Vorder- und Rückseite der Münze nach einem Exemplar des Britischen Museums auf dem Schutzumschlag des Buches von Jakob Seibert, Hannibal. Darmstadt 1993. S. dazu Jakob Seibert, Forschungen zu Hannibal. Darmstadt 1993, S. 42 f. Vgl. auch Hans Roland Baldus, Karthagische Münzen. In: Hannibal ad portas. Macht und Reichtum Karthagos [Ausstellungskatalog. Redaktion: Sabine Peters]. Hrsg. vom Badischen Landesmuseum Karlsruhe. Stuttgart 2004, S. 294–313, hier S. 298. Diese Anweisung (s. Textbd., S. 782) bestimmt, daß das Porträt der Seite 131 zugeordnet werden solle und die dort befindliche Anmerkung zu III 154 (mit Angaben über die Familie der Barkiden) betreffe. Joachim von Sandrart, Der Teutschen Academie Zweyten Haupt-Theils Dritter Theil […]. Nürnberg 1679, Reprint Nördlingen 1994, Abb. 2 neben S. 63.
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Erste Abhandlung Szenenfolge: a) V. 1–133; b) V. 134–214; c) V. 215–254; d) V. 255–360; e) V. 361– 512; f) Reyen: V. 513–584. Orte der Handlung: a/b) Zelt Masinissas vor Cyrtha; c–e) ein Tempel in Cyrtha. 1 2 4 9
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¢chwermt umb Verterb] ‚schwirrt um ihr (eigenes) Verderben‘. – wie Mutten umb das Licht] Vgl. II 177; C I 661; IS V 350. Fallbrett] Ein Brett, bei dessen Betreten man in eine Grube oder einen Graben fällt (vgl. A I 364, V 79; C2 I 1051, III 496; E I 585; IS I 135, II 277). ¢ie den Frieden-bruch gezeuget] Indem sie Syphax bewogen hat, sich gegen die Römer zu stellen. – Er gebohren] Indem er Sophonisbes Drängen gefolgt ist. Der Bienen Stachel … ihr Honig-Rohr] Für diese abwegige Behauptung, die L. evtl. wider besseres Wissen, verführt vom Aspekt der guten emblematischen Verwertbarkeit, aufgestellt hat, habe ich in der zoologischen Literatur weder der Antike noch der Frühen Neuzeit irgendeine Parallele finden können. Eyver] ‚Zorn‘. ¢chlaget Jhm !… " ab] ‚entledigt sich‘. – Mohren] Afrikaner bzw. Karthager. Sicilien i¢t weg] Nachdem die Römer 212 v. Chr. schon Syrakus erobert hatten, verloren die Karthager bis 210 endgültig alle ihre militärischen Stützpunkte in Sizilien. – Hi¢panien verlohren] Die Machtstellung, die sich die Karthager nach dem Verlust Sardiniens und Siziliens an die Römer auf der Iberischen Halbinsel aufgebaut hatten, war mit dem Sieg Scipios in der Schlacht von Ilipa 206 v. Chr. ebenfalls verloren gegangen. Hannibal … verwebt] Nach seinen anfänglichen großen Siegen über die Römer hatte Hannibal in Italien immer mehr Terrain verloren und verfügte am Ende nur noch über die Landschaft Bruttium (Südwestspitze Italiens). Mit der Niederlage seines Bruders Hasdrubal 207 v. Chr. am Metaurus, der mit einer Offensive eine Entlastung der karthagischen Truppen hatte bewirken sollen, war Hannibals Stellung in Italien hoffnungslos geworden. – umbgarnet] ‚eingekreist‘ (vgl. V. 64). – verwebt] ‚eingeschlossen‘, ‚nicht mehr uneingeschränkt bewegungsfähig‘ des Hanno] Dieser karthagische Truppenführer, Sohn des Hamilkar (des Sohnes Gisgos), war bei einer Reiterschlacht vor der Stadt Salaeca 204 v. Chr. von Masinissas Kriegern besiegt und getötet worden (Livius 29,34,1–17). (AnmL.). Die Flott’ … aufgefahren] Von der Vernichtung von Flottenverbänden ist in diesem Zusammenhang bei Livius nicht die Rede. – ge¢chwefelt aufgefahren] ‚durch Anwendung von Schwefel in die Luft geflogen‘ – eine sehr anachronistisch anmutende Vorstellung. Zu „ge¢chwefelt“ vgl. V. 271.
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20–21 Das Lager … vertilgt] Im Jahre 203 v. Chr. hatten Masinissa und Laelius im Auftrage Scipios das Winterlager der Karthager unter Hasdrubal und der von Syphax geführten Numider in Brand gesetzt (die Numider biwakierten in Hütten aus Schilf, die mit Binsenmatten gedeckt waren). In dem sich daraus ergebenden chaotischen Durcheinander wurden Zehntausende von karthagischen und numidischen Soldaten beim Angriff Scipios niedergemetzelt. Hasdrubal und Syphax gelang aber die Flucht. (Livius 30,5–6). (AnmL.). 24 kan treuer Rath … gewinnen] ‚kann sich ehrlich gemeinter Rat noch gegen eure trotzige Haltung durchsetzen‘. 25–26 ¢ol die Gnade … fur] ‚soll die Gnade der Rache und strengen Vergeltung vorgehen‘. 26 Dis/ wo] ‚Dies [soll geschehen], sofern‘. 27 Trotz uns ¢prechen] ‚uns aufsässig Widerstand leisten‘ 33–34 eine ¢olche Stadt … zu ¢tellen hat] Cyrtha (s. AnmL.). 36 Sich !… " laß’ … ¢pielen] ‚sich so ohne weiteres dem Feind ausliefern läßt‘. Zu ‚spielen‘ in dieser Verwendung vgl. V. 165. – Meineyd] ‚Verrat‘. 38 Auf¢atzen] ‚einsetzen‘, ‚wagen‘ (s. DWb 1,737,3). Vgl. V. 520. 39 Bey letzter Ohnmacht] ‚im Zustand endgültiger Machtlosigkeit‘. 40 ver¢perrt] ‚verbarrikadiert‘. – Wo] ‚wenn‘. 41 Rubricat] Fluß in Numidien. 43 wei¢¢e See der Mohren] L. meint den dem Promunturium candidum (‚Weißes Kap‘, heute Cap Blanc, nahe bei Bizerte/Tunesien, nördlich des antiken Utica) vorgelagerten Küstenstrich. 44–45 Wie bald ging nicht verlohren … Syracus’?] Die von den Karthagern beherrschte sizilische Hauptstadt eroberten die Römer 212 v. Chr. (AnmL.). 46–47 neu Carthago fiel … ge¢atzt] Carthago Nova, heute Cartagena, um 226 v. Chr. gegründeter Flotten- und Militärstützpunkt der Karthager an der spanischen Südostküste, wurde 209 v. Chr. von Scipio erobert. (AnmL.). 47–48 ¢ich er¢chuttert Fur uns] ‚vor uns geschaudert‘. Vgl. Lohenstein, Arminius, Tl. 2 (1690), S. 378b : „ !… " würde Marbod !…" kein Heerführer einer ¢o gro¢¢en Macht ¢eyn/ für welcher ¢ich alles zwi¢chen der Elbe und dem Rheine nunmehr er¢chütterte.“ – Utica] Karthagische Stadt an der nordafrikanischen Küste, nordwestlich von Karthago. Vgl. IV 6. (AnmL.). 49–50 pocht und hohnt Die] ‚denjenigen Trotz du Hohn bietet‘ (zu „pocht“ vgl. IS II 343). 53 nicht ohne Mittel] ‚nur bei Vorhandensein eigener Hilfsmittel‘. 57 Fur] ‚vor‘. – der funfmal hat geblitzt] D. h., fünf (eigentlich aber nur vier) Siege errungen hat, die unten V. 70 f. aufgezählt werden; mit „geblitzt“ spielt L. auf den Beinamen von Hannibals Vater Hamilkar Barkas („der Blitz“) an. (AnmL.). 59 an Wel¢chlands Kerne] ‚am italienischen Kernland‘. 60 Er ¢iehet … wie ¢ein Carthago brennt] Damit verarbeitet L. den unten, in Anm. zu V. 63 zitierten Ausspruch Hannibals.
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Jm Spiegel] ‚als warnendes Beispiel‘ (s. DWb 16,2234 f.). Vgl. IV 313, V 410. Capua] Die unteritalienische Stadt, die sich nach der Niederlage der Römer bei Cannae (217 v. Chr.) Hannibal als Bündnispartner angeschlossen hatte, wurde 211 v. Chr. von den Römern nach langer Belagerung erobert. Diese Eroberung bedeutete einen Wendepunkt auf dem italienischen Kriegsschauplatz. – Tarent] Das seit 212 v. Chr. mit Hannibal verbündete Tarent wurde 209 von den Römern zurückerobert. (AnmL.). Des Brudern bluttig Haupt … netzet] Hannibals Bruder Hasdrubal fand in der Schlacht am Metaurus 207 v. Chr. den Tod. Der römische Feldherr C. Claudius Nero ließ seinen Kopf vor Hannibals Lager werfen. Dieser soll daraufhin gesagt haben, „agnoscere se fortunam Carthaginis“, er erkenne das Schicksal Karthagos (Livius 27,51,12; s. auch AnmL. zu II 25). Jn Wel¢chlands Winckel ¢teckt] Nämlich in Bruttium, der letzten Hannibal in Italien verbliebenen Region, in der südwestlichen Spitze der ApenninenHalbinsel. – umbgarnet] Vgl. V. 17. Als Hannibal … uber¢tieg] 218 v. Chr. hatte Hannibal mit seinem Heer die Alpen überquert. – Natur und Alpen] Hendiadyoin, etwa: ‚das natürliche Hindernis der Alpen‘. Bey Trebia/ Ticin/ und Tra¢imen] Am Ticinus und an der Trebia besiegte Hannibal die Römer 218 v. Chr., ein Jahr später auch am Trasimenischen See (alle Schauplätze liegen in Mittelitalien). Die Adler] D. h. die römischen Legionen, deren Hauptfeldzeichen der Adler war. Vgl. V. 372. – bey Canna] In Cannae (Apulien) erlebten die Römer 217 v. Chr. die katastrophalste Niederlage in ihrer Geschichte. Das ganze römische Heer wurde vernichtet. Tarpejens Fels … bewegte] Während der Belagerung Capuas durch die Römer 211 v. Chr. hatte Hannibal einen Scheinangriff auf Rom unternommen, in der Hoffnung, dadurch die Römer zur Aufgabe der Belagerung Capuas verleiten zu können. Die Aktion hatte aber nicht den gewünschten Erfolg und mußte abgebrochen werden. Das 40 Stadien vor Rom errichtete Lager wurde aufgelöst. Der berühmte, von Cicero überlieferte Schrekkensruf „Hannibal ante [historisch korrekt: ad] portas!“ geht auf dieses Ereignis zurück. L. beschreibt das Erschrecken der Römer metaphorisch als ‚Erschütterung des tarpejischen Felsens‘, d. h. hier des Capitolinischen Hügels, auf dem sich die römische Burg und der Jupiter-Tempel befanden. i¢t itzt verkehrt] ‚läuft jetzt in die Gegenrichtung‘. – ein¢t] ‚eines Tages‘. noch ein Regulus] ‚ein zweiter Regulus‘: Anspielung auf die römische Geschichtslegende um den Konsul M. Atilius Regulus: Er wurde im Ersten Punischen Krieg von den Karthagern gefangengenommen und zu Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch oder einen Friedensschluß nach Rom geschickt. Entgegen den Erwartungen der Karthager, denen er hatte versprechen müssen, beim Scheitern der Unterhandlungen wieder zurückzukehren, riet er seinen Landsleuten, fest zu bleiben und auf keine Bedin-
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gung der Feinde einzugehen. Als er unter Einhaltung seines Versprechens wieder nach Karthago zurückgekehrt war, wurde er dort zu Tode gemartert (s. AnmL. zu II 275). Vgl. V. 370, II 275, III 199, V 370 u. E IV 78. 76 ¢ich !… " wird erbo¢¢en] ‚zornig werden wird‘ (vgl. V 444). 80 zaume] ‚zügle‘, ‚zähme‘. 83 ver¢chwemmen] ‚überschwemmen‘, ‚überfluten‘. 85–86 Sonne/ Staub/ und Wind … vertilgen meint] Nach Florus, Epitoma (s. AnmL.) – gleich] Zu „Wenn“ gehörig (‚wenngleich‘). – meint] ‚im Sinne hat‘, ‚beabsichtigt‘ (s. DWb 12,1926 f.,4). Vgl. V. 480. 87 Byr¢ens Schlos] Die auf einem Hügel gelegene Burg Byrsa im Zentrum der Stadt Karthago (s. AnmL. zu III 30). 95 fur ge¢tern] ‚vorgestern‘. 96 Gewalt und Fall] ‚Macht und Untergang‘. 97–99 Crœ¢us … unterwei¢en] Solon, der große Athenische Staatsmann des 6. Jh.s v. Chr. und einer der Sieben Weisen, soll dem lydischen König Croesus (Kroisos), der sich wegen seines sprichwörtlichen Reichtums und seiner politischen Erfolge für den allerglücklichsten Menschen hielt, lt. Herodot 1,32, gesagt haben, daß man keinen Menschen vor seinem Tode glücklich nennen dürfe. Croesus erfuhr dann die Wechselfälle des Schicksals am eigenen Leibe. Als er einen Krieg gegen den Perserkönig Kyros begann, von dem er bedroht wurde, erlitt er eine schwere Niederlage und ging seines Reiches verlustig. Vgl. auch Ovid, Met. 3,136 f.: „Dicique beatus | Ante obitum nemo supremaque funera debet.“ Vgl. II 225. 98 fur der Gruft] ‚vor dem Tode‘. – ¢ein Gluck … be¢chrein] ‚sich seines Glückes rühmen darf‘. 100 Daß Sieger … ¢pei¢en] Es ist nicht klar, wie dieses Postulat mit der gerade zitierten Weisheit Solons zusammenhängen soll. Vielleicht dachte L. an die ebenfalls bei Herodot (1,86) berichtete Begnadigung und anschließende ehrenvolle Behandlung des schon auf dem Scheiterhaufen stehenden Croesus durch Kyros, als dieser von dem Ausspruch Solons erfuhr. – ¢pei¢en] ‚bewirten‘. 101 ver¢chaf¢t] ‚befiehlst‘. 102 ¢chafft] ‚ordnet an‘. 104 ¢ie knecht’¢che Zagheit hei¢¢en] ‚ihnen sklavische Ängstlichkeit anbefehlen‘. 105 gedein] = ‚gedeihen‘ in der Bedeutung ‚gelangen‘ (vgl. III 316; C2 V 727 u. DWb 4,1988 f.,3b). 107 des trotzen] ‚des Widerspenstigen / Unnachgiebigen‘. Vgl. IS III 505. 108 fur] ‚vor‘. 110 Seul’] ‚Säule‘ hier offenbar im Sinne von ‚Götterbild‘, ähnlich wie Lv 26,1: „Ihr sollt euch keinen Götzen machen noch Bild und sollt euch keine Säulen aufrichten !…"“ – gleich] Partikel, die dem Relativsatz konzessiven Sinn verleiht (‚obgleich sie …‘). – verfallen] ‚stürzen‘. 110–111 Fur¢ten !… " Der Gotter Bilder] Vgl. A IV 175; C III 281.616. 112 der Kefer trotzen lehret] ‚der Käfer Aufsässigkeit lehrt‘.
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113 umb Tapferkeit] ‚zur Vergeltung für seinen Kampfesmut‘ (vgl. DWb 21,137 f.,2 u. V. 138). 114 an gab] ‚kundtat‘, ‚zu erkennen gab‘. 116 er¢t] ‚nun schließlich‘ (s. DWb 3,992 f.,7). 118 wenn gleich] = ‚wenngleich‘ (vgl. V. 85). 119 Denn] ‚dann‘. 122 Sagunt] Mit der Eoberung und Zerstörung der mit den Römern durch einen Freundschaftsvertrag verbundenen spanischen Stadt Sagunt durch Hannibal 219 v. Chr. begann der Zweite Punische Krieg. Kurz vor der Einnahme der Stadt hatten die angesehensten Bürger alles Gold und Silber zum Marktplatz gebracht und in das dort entfachte Feuer geworfen, sodann sich selbst hineingestürzt (Livius 21,14,1–2). Anders als das Beispiel der an zweiter Stelle genannten Stadt Astapa paßt das Beispiel Sagunts nicht in den romfeindlichen Kontext dieser Stelle, denn Sagunt hatte sich ja nicht der Römer (V. 124), sondern der Karthager zu erwehren. Vgl. V. 517. – A¢tapa] Als die Krieger der auf der Seite Karthagos stehenden, 206 v. Chr. von römischen Truppen belagerten Stadt erkannten, daß ihre Lage aussichtslos war, setzten sie allen wertvollen Besitz, der zuvor auf dem Marktplatz aufgestapelt worden war, in Brand, töteten alle Frauen und Kinder, warfen deren Leichen ins Feuer und stürzten sich am Ende selbst hinein (Livius 28,22,2–23,5). Vgl. V. 550–552. (AnmL.). 127 Gnad’ und Fri¢t] Hendiadyoin: ‚eine Gnadenfrist‘. 128 des Syphax Stand erofnen] ‚über des Syphax Lage aufklären‘ (nämlich die Bürger Cyrthas). 129 den Schluß] ‚die Entscheidung‘. 131 Lager] ‚(Heer-)Lager‘. 132 Wo] ‚falls‘. 134 Grund-Eis] Eigtl. das Eis, das sich am Boden von Gewässern bildet; in der Frühen Neuzeit aber häufig, und so auch hier, Bezeichnung für auftauendes, also morsch und brüchig gewordenes Eis. Vgl. C V 5. 137 Bekweme] ‚füge‘. 138 Vertraue !… " dich] ‚vertraue dich an‘. – Tapferkeit] ‚entschlossener Kampfkraft‘ (s. o. Anm. zu V. 113). 139 Auge] Hier vermutlich als Metapher für etwas besonders Wertvolles und zu Behütendes (wie sonst ‚Augapfel‘). – Ma¢ini¢¢en] Dativ. 146 bis in Abgrund] ‚bis zum Tode‘; „Abgrund“ hier im Sinne von ‚Unterwelt‘ oder ‚Totenreich‘ (vgl. II 471, V 543 u. Frühnhd. Wb 1,155 f.,3). 147 vergeht] ‚untergeht‘ (vgl. II 218). 149 hegt] ‚begünstigt‘, ‚fördert‘. 153 meineydi¢ch] ‚verräterisch‘. 156–190 Masinissas Schilderung der Thronwirren nach dem Tode seines Vaters und seiner eigenen Lebensgeschichte seit diesen Ereignissen folgt der Darstellung bei Livius 29,29,6–29,33,9, ist allerdings nicht in allen Einzelheiten historisch korrekt. Insbesondere die Syphax hier zugeschriebene Rolle als
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treibende böse Kraft bei den zu Anfang geschilderten innerfamiliären Streitigkeiten nach dem Tode König Galas entspricht nicht den historischen Tatsachen. Alle hier geschilderten Ereignisse spielten sich im Jahr 204 v. Chr. ab. (AnmL.). 156 Gala] Diese bei Livius durchweg vorkommende Form des Namens von Masinissas Vater, König der Massylier, gilt heute als Korruptele für Gaia. 158 De¢alces] Oezalces (so liest man den Namen heute) war nicht der ältere Bruder Masinissas, sondern sein Onkel: ein hochbetagter Bruder seines Vaters Gala. Oezalces hatte, wie es bei den Numidern Brauch war, die Königsherrschaft nach dem Tode Galas übernommen und war kurz darauf selbst eines natürlichen Todes gestorben, nicht etwa durch einen Giftanschlag des Syphax (Livius 29,29,6). 159 Capu¢a] Nach dem Tode des Oezalces folgte ihm Capusa (bei Livius Capussa), der ältere seiner beiden Söhne, in der Königsherrschaft über die Massylier. 159–165 hetzt er … in Thron zu ¢pieln] Capussa wurde seine Herrschaft von Mazaetullus (bei L. V. 160: Mezetulus) streitig gemacht, einem Blutsverwandten, der einem mit dem Königshaus verfeindeten Seitenzweig der Familie angehörte. Mazaetullus stellte ein Heer auf und zwang Capussa zur Schlacht, bei der dieser mit vielen führenden Männern den Tod fand. Mazaetullus beanspruchte jedoch nicht für sich selbst den Königstitel, sondern schanzte diesen einem Knaben namens Lacumazes (bei L. V. 164: Lucumaces) zu, der aus dem Königshaus noch übrig war. Um ein Bündnis mit den Karthagern anzubahnen, heiratete er die Witwe des Oezalces, eine Nichte Hannibals. (Livius 29,29,8–13). – ¢ich in Thron zu ¢pieln] ‚sich unauffällig des Throns zu bemächtigen‘ (zu ‚sich spielen‘ s. DWb 16,2349,9e). Vgl. V. 36 u. E I 367. 165–169Als aber un¢re Fau¢t … Bey Tap¢us Sieger ward] Als Masinissa in Spanien, wo er damals noch auf Seiten der Karthager kämpfte, von dem Tod seines Onkels Oezalces und seines Vetters Capussa gehört hatte, setzte er nach Mauretanien über und erhielt vom dortigen König Baga (bei L. V. 167: Bochar, nicht identisch mit der V. 179 genannten gleichnamigen Person!) ein Kontingent von 4000 Männern gestellt, das ihn auf der Weiterreise zu den Grenzen seines Reiches begleitete und anschließend wieder nach Mauretanien zurückkehrte. Mit 500 Numidern, die sich ihm angeschlossen hatten, begann Masinissa bei Thapsus einen Angriff auf den Knaben Lacumazes, der gerade auf dem Weg zu Syphax war. Die Stadt Thapsus wurde erobert, Lacumazes konnte aber entkommen und floh zu Syphax. (Livius 29,30,1–6). 166 Unthiern] ‚wilden Bestien‘ oder auch metaphorisch: ‚Menschen von ausgeprägter Schlechtigkeit‘ (s. DWb 24,1939,2). 169–175 ¢chickt Syphax … vom Raube leben] Nach seinem Erfolg bei Thapsus waren Masinissa viele Numider zugeströmt, die bereit waren, für ihn zu kämpfen. Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit gelang es ihm, das Heer des
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Mazaetullus, das durch Hilfstruppen von Syphax (herangeführt von Lacumazes) verstärkt worden war, zu schlagen und damit sein väterliches Reich für sich zu erobern. Mazaetullus und Lacumazes gewann er durch Zusicherung von Straffreiheit und Einräumung ehrenvoller Stellungen für sich. Dafür erstand ihm in dem von dem Karthager Hasdrubal (Sophonisbes Vater) unterstützten Syphax ein gefährlicher Feind. Von diesem in einer Schlacht besiegt, flüchtete sich Masinissa zusammen mit einigen Reitern auf den Berg Bellus (bei L. V. 175: Balbus) und führte dort das Leben eines Räuberhauptmanns, indem er Raubzüge auf das benachbarte karthagische Gebiet unternahm. (Livius 29,30,7–12; 29,31,1–11). 170 Lager] = ‚Lager‘, meint eigtl. das im Lager liegende Heer, hier aber (vgl. auch V. 188) das Heer schlechthin. – der Rauber] Mazaetullus. 171 Zutrennt] = ‚zertrennt‘ = ‚zerstreut‘, ‚auseinandersprengt‘ (s. DWb 31,794,I,2); vgl. „zertheilt“ in V. 182. 172–173 Laßt Syphax A¢drubaln !…" Sich reitzen] ‚läßt sich Syphax von Asdrubal (Sophonisbes Vater) anregen‘ (die bei L. übliche, dem latein. A.c.I. ähnliche Konstruktion bei ‚lassen‘) – in der Sache nach Livius 29,31,1–7. 173 bringt !… " auf den Fuß] ‚stellt auf die Beine‘. 174 Krafte] ‚Streitkräfte‘. 175 dar] ‚dort‘. 176–181 Doch mich bald … ausgeheilt] Auf Drängen der Karthager sandte Syphax Bucar (bei L. V. 179: Bochar), einen seiner Kommandanten, mit einer Armee aus, um dem Treiben Masinissas ein Ende zu machen. Bucar schloß Masinissa in einem engen Tal unterhalb des Berges, auf dem er sich aufhielt, ein und ließ den größten Teil seiner Soldaten niedermachen. Masinissa selbst konnte mit 50 Reitern entkommen, Bucar blieb ihm aber auf den Fersen und tötete bei der Stadt Clupea alle Reiter Masinissas bis auf vier, mit denen er wiederum fliehen konnte. Durch die gefahrvolle Überquerung eines reißenden Flusses konnte Masinissa seine Verfolger endgültig abschütteln. Versteckt in einer Höhle pflegte er zunächst seine Wunden. (Livius 29,32,1–11). 176 ofne] ‚ungedeckte‘; vgl. Lohenstein, Arminius, Tl. 1 (1689), S. 41b : „Dahero ¢uchten ¢ie ihr Leben !… " durch eine offene Flucht !… " davon zu bringen.“ 177 ¢elb¢t funf’] = ‚selbstfünft‘, also mit vier Gefährten. 180 funfzen] Hier sicher nicht als bestimmte Zahl, sondern im Sinne von ‚ziemlich viele‘ (s. DWb 4,580 f.). – Wunden] ‚Verwundungen‘. – troffen] Altes Part. Perf. von ‚treffen‘: ‚getroffen haben‘. 182–190 Da¢elb¢ten le¢’ ich noch … zun Garamanten zihn] Nachdem er seine Wunden ausgeheilt hatte, gelang es Masinissa, erneut eine Armee von Massyliern auf die Beine zu stellen, mit der er das Gebiet der Masaesylier, das westnumidische Königreich des Syphax, verwüstete. Dieser schickte darauf einen Teil seines Heeres unter der Führung seines Sohnes Vermina gegen Masinissa, der sich auf einem Gebirgskamm zwischen den Städten
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Cirta (Cyrtha) und Hippo Regius festgesetzt hatte. Einen zweiten Teil seines Heeres führte Syphax selbst. Masinissa unterlag in der Schlacht gegen beide Heerführer und flüchtete, von Vermina energisch verfolgt, mit 60 Reitern zur Kleinen Syrte. Hier, in der Nachbarschaft der Garamanten, einer nordafrikanischen Völkerschaft, hielt er sich auf, bis Laelius und die römische Flotte in Afrika eintrafen. Von da an kämpfte er auf Seiten der Römer unter dem Oberbefehl Scipios sehr erfolgreich gegen die Karthager und den mit ihnen verbündeten Syphax. (Livius 29,32,12–29,33,10). 182 zertheilt] ‚zersprengt war‘, ‚sich aufgelöst hatte‘. 184 glimme] Das Adjektiv ‚glimm‘ bei L. gewöhnlich in der Bedeutung ‚glimmend‘ oder ‚glühend‘ (vgl. Widmungsged., V. 130, I 228.344.390; A IV 442, V 566.786; E V 9). Hier etwa ‚glutheiß‘, falls kein Druckfehler für ‚grimme‘ (so die Drucke B u. C) vorliegt. 185 des Syphax Burg] Cyrtha. – Hippons Fel¢en] D. h. einen Gebirgskamm bei Hippo Regius. 187 So] ‚sowohl‘. 188 Lager] ‚Heeresverbände‘ (vgl. V. 170). 191 ¢ich !… " laßt Asdrubaln bethoren] ‚zuläßt, daß Asdrubal ihn betört‘. 192 Durch ¢einer Tochter Eh] ‚durch die Eheschließung mit dessen Tochter (Sophonisbe)‘. (AnmL.). – ver¢ehren] ‚verletzen‘. 193 faßt’ ich Rath und Muth] ‚beschloß und wagte ich‘. 195 zu be¢treiten] ‚zu besiegen / überwinden‘ (vgl. die ähnlichen Belege DWb 1,1684,3). 196 Als ich !…" gleich] Die Partikel „gleich“ verknüpft den temporalen mit einem konzessiven Sinn (‚obgleich ich doch damals‘). 197–198 der Schwe¢ter Sohn Maßiven … Lo¢egeld] Scipio hatte 209 v. Chr. dem in Spanien in römische Gefangenschaft geratenen Knaben Massiva, einem Neffen Masinissas, großzügig die Freiheit gewährt und ihn mit Geschenken zu seinem Onkel zurückgeschickt: eine freundliche Geste, mit der Scipio damals schon Masinissa, der noch in Diensten Karthagos stand, für sich zu gewinnen hoffte. (AnmL.). 198–202 So bald ich Rom ¢teh bey … Gifft zu thun in Wein] Wie Appian, Historia Romana, Lib. (Carth.) 71 f., berichtet, versuchte Syphax, Masinissa auf seine Seite zu ziehen, indem er ihm versprach, ihm bei der Sicherung seiner Herrschaft behilflich zu sein, und ihm anbot, sich eine seiner drei Töchter zur Frau zu wählen. Dem Überbringer dieses Angebots hatte Syphax Geld mitgegeben, mit dem im Falle des Mißlingens einer der Diener Masinissas bewogen werden sollte, seinen Herrn umzubringen. Als der Gesandte, der mit seiner Botschaft erfolglos geblieben war, einem Diener das Geld zu besagtem Zweck aushändigte, meldete dieser die Sache Masinissa. (AnmL.). 199 ein Bein !… " unter¢chlagen] ‚ein Bein stellen‘. Vgl. V. 274 u. Lohenstein, Arminius, Tl. 2 (1690), S. 156 a : „Das Verhängnüs !… " ¢chläget durch die unvermuthe¢ten Zufälle un¢eren gewi¢¢e¢ten An¢chlägen ein Bein unter !… ".“
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207 furs] ‚vor des‘. 213 Ent¢chleus] ‚beschließe‘. – Ruhm und Wolfarth] ‚Ruhm und Heil‘ (Akkusativ!). – ¢amlet ein] ‚einbringt‘. 215 leichten Gotter] ‚leicht‘ im Sinne von ‚unbeständig‘ oder ‚unzuverlässig‘ (entspr. lat. ‚levis‘). Vgl. V. 445, II 79, V 189; C III 363, IV 272. 216 fri¢ches] ‚neues‘. 217 Gibt’s !… " nach] ‚erlaubt es‘, ‚läßt es zu‘. – Beel¢amen] = ‚Herr des Himmels‘, bei den Phoeniziern ein Name des Sonnengottes (s. Roscher I,1,754 f. s.v. ‚Beelsames‘). L. will ihn nach seinen Quellen (s. AnmL.) als Jupiter verstanden wissen. – Adad] Eine syrische Sonnengottheit (s. AnmL.). Vgl. V 27. 220 berennt] ‚belagert‘. 221 Keilen] ‚Donnerkeilen‘ (= ‚Blitzen‘). Vgl. V. 227. 225 uns !… " vorbey nicht gehn] ‚nicht an uns vorübergehen‘ (s. DWb 26,874 f.,g). 226 Pfal] Hier wohl der Pfahl, mit dem Delinquenten aufgespießt wurden. 228 glimmen] ‚glühenden‘ (s. o. Anm. zu V. 184). – krei¢chen] ‚zischen‘, ‚sieden‘ o. ä. (s. DWb 11,2155,3). Vgl. V. 566, V 291. 229 der Lach¢enden] Sophonisbe meint sich selbst: Sie würde nach flüssigem Erz, Pech und Schwefel geradezu lechzen, wenn ihr nur die Schmach der Gefangenschaft erspart bliebe. 230 Darf] ‚muß‘. 241 Horn] Flügel eines Heeres, entspr. lat. ‚cornu‘ (ebenso C2 I 245 u. 250). Vgl. DWb 10,1820,16e, wo für diese Bedeutung des Wortes nur die beiden Belege aus C 2 beigebracht werden. – vertraut] ‚anvertraut‘. 242 ¢tand] ‚behauptete mich‘, ‚wankte nicht‘. 247 bey’m Unfall] ‚bei einem Unglück / Mißgeschick‘. 252 Sagt !… " wahr] ‚prophezeit‘. 254 Grosmuttigkeit] Entspr. lat. ‚magnanimitas‘: ‚Beherztheit‘, ‚Seelenstärke‘ o. ä. Vgl. V. 318. 260 mit Wortten zu verbrechen] Etwa: ‚durch abgebrochene (= nicht vollständige) Rede nur vage anzudeuten oder zu verschleiern‘ (s. DWb 25,159,5b). 264 gewi¢¢en Grund] ‚einen zuverlässigen Anhaltspunkt‘. 265 Ge¢chrey] ‚Gerücht‘. 268 der tolle Hund] Masinissa. – bewei¢en] ‚erweisen‘, ‚antun‘. 269 weil] ‚solange‘. 270 Verfechten] ‚verteidigen‘ (vgl. IS IV 530). – Wo] ‚falls‘. 271 ge¢chwefelt] S.o. Anm. zu V. 19. – auffliegen] ‚in die Luft fliegen‘. 273 Schlus] ‚Entscheidung‘. 274 ¢chlagt uns unter noch ein Bein] ‚stellt uns ein weiteres Mal ein Bein‘ (vgl. V. 199 u. Anm. hierzu). 276 ¢ie] Sophonisbe. – feyert] ‚untätig bleibt‘, ‚säumt‘. 280 Brich Abgrund] ‚Unterwelt / Hölle, brich auf!‘ Vgl. C II 423, III 215. – wo] ‚da doch‘.
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281 An un¢re Seele ¢etzt] ‚unsere Seele angreift‘ (s. DWb 1,460). Vgl. III 231, V 651. 283 des Hauptes] D. h. der Hauptstadt. 284 Schaugericht’] Eigtl. bei festlichen Tafeln gebräuchliche dekorative Ausstellung von Speisen, Speisennachbildungen und aus Nahrungsmitteln gefertigten Plastiken. Hier vielleicht Anspielung auf die Präsentation von zubereiteten Tieren in scheinbar natürlicher Gestalt. Vgl. die ähnliche Metaphorik in E I 469, V 242; IS III 504. 286 fuhrt Thye¢tens Augen nicht] ‚hat nicht Augen wie Thyestes‘, will sagen: ‚erträgt nicht den Anblick so schauriger Dinge, wie dieser sie gesehen hat‘ (s. o. Anm. zu IS, Prol. 40). Vgl. III 301 f. 287 vor] ‚vorher‘. 290 Donnerkeil] ‚Blitz‘. 292 ¢ebelt] ‚niedersäbelt‘. 298 fur] ‚vor‘. 299 Siegs-Geprange] ‚Triumphzug‘. 300 Wo] ‚sofern‘. – darf] ‚muß‘. 304 ¢o] ‚unter solchen Umständen‘. – den Gei¢t verkurtzen] ‚das Leben nehmen‘. 306 Schluß] ‚Beschluß‘. – auf die Zagheit zielt] ‚auf (eigene) Ängstlichkeit ausgerichtet ist‘. 310 fur] ‚vor‘. 311 ¢chmeltzt fur] ‚schmilzt (vergeht) vor‘ (vgl. V. 386). – fur ihn zu bu¢¢en] Alle drei Drucke haben hier „ihm“, was eine temporale Deutung des „für“ (= ‚vor‘) erfordert. Da diese innerhalb des vorgegebenen Kontexts wenig sinnvoll ist, habe ich in Anlehnung an II 340 emendiert. 318 Großmuttigkeit] S.o. Anm. zu V. 254. 319 ang¢t’gen] ‚angstvollen‘. 321 bereit] ‚bereits‘, ‚jetzt schon‘. 322 der Purper] Metonymie für ‚Herrschaftsgewalt‘, da Purpurgewänder Fürsten vorbehalten waren. 327–328 dis … Verdammet Syphax ¢elb¢t] S.o. V. 102–124. 328 unbeweget] ‚unbeeindruckt‘, ‚in stoischer Gelassenheit‘. 329 Fur un¢re Wolfahrt ¢tehn] ‚für unser Wohlergehen einzustehen‘. 333 ¢teilen] ‚(drohend) aufragenden‘ (vgl. DWb 18,1954,2b). 334 Tugend] Hier nicht etwa im moralischen Sinne, sondern im Sinne von (kämpferischer) Tüchtigkeit. – An¢toß] ‚Hindernis‘, ‚Hemmschuh‘. 336 Schluß] ‚Entscheidung‘. 339 Weil] ‚solange‘. 340 wenn Syphax zwolfmal fallet] Konzessiv: ‚mag auch Syphax zwölfmal zugrunde gehen‘. 343 Spisglas] Antimon, hier als Metonymie für ‚Gift‘. 343–344 dem man … ¢treuet] Ähnlicher Gedanke, bezogen auf Augustus, in C II 215 f. – glimme] ‚glühende‘. 345 ¢telln fur] ‚darbieten‘, ‚präsentieren‘.
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347 Haar zu Seenen auf die Bogen] In Ermangelung anderen Materials verwendeten die Einwohner Karthagos Frauenhaar bei der Herstellung von Katapulten zur Abwehr der Römer (s. AnmL.). 348 bewogen] ‚gewogen‘, ‚wohlgesinnt‘. 353 Kuras] ‚Harnisch‘. 355 Tomyris] Legendäre kriegerische Königin der Massageten, einer Völkerschaft südöstlich des Aralsees, im 6. Jh. v. Chr. Sie besiegte den Perserkönig Kyros, als dieser daranging, ihr Reich zu erobern. Den Leichnam des im Kampf gefallenen Königs, der ihren Sohn getötet hatte, verspottete sie als ‚Blutsäufer‘, indem sie seinen Kopf in einen mit Menschenblut gefüllten Schlauch steckte. Ihre Geschichte bei Herodot 1,205–214. – Amazonen] Der sagenhafte kriegerische Frauenstamm. Vgl. V. 365. 356 lohnen] Das Verb mit dem damals noch üblichen persönlichen Dativ, hier im Sinne von ‚heimzahlen‘, ‚vergelten‘. 357 nimm !… " wahr] ‚wahrnehmen‘ mit Genitiv: ‚für etwas Sorge tragen‘, ‚sich um etwas kümmern‘ (s. DWb 27,951,b). Vgl. II 157, IV 191. 358 Schlus] ‚Entschluß‘. – fur] ‚vor‘. – dis Altar] ‚Altar‘ hier wie auch sonst als Neutrum. 365 fur] ‚als‘. – Penthe¢ilea] Die sagenhafte Amazonenkönigin, die den Trojanern in ihrem Kampf gegen die Griechen beistand und von Achilles getötet wurde. 366 Cyrthens Pallas-Bild] D. h., Sophonisbe hat für Cyrtha die gleiche Bedeutung wie das Palladium, ein Bild der Pallas Athene, für Troja. Es hieß, daß Troja nicht würde fallen können, solange es im Besitz dieses Bildes war – weshalb es im Trojanischen Krieg von Odysseus und Diomedes gestohlen wurde. (AnmL.). 369–370 Xanthippus … ¢chlu¢¢en ein] Xanthippus war ein Söldnerführer, der im Ersten Punischen Krieg für die Karthager kämpfte. Er schlug 255 v. Chr. das Expeditionskorps der Römer und nahm den Konsul M. Atilius Regulus (s. o. Anm. zu V. 75) gefangen. – die¢en Regulus] Gemeint ist wohl Scipio. – Fa¢¢eln] Dat. Pl. 372 Sein Drache] Als Wappentier Karthagos (s. AnmL.). – der Romer Adlern] S.o. Anm. zu V. 71. 373 machen wahr] Optativ: ‚mögen wahr machen‘. 377 ver¢tellt] ‚verstellen‘ hier wohl eher im Sinne von ‚verunstalten‘ (vgl. DWb 25,1727,c) als von ‚verbergen‘ (so Widmungsged., V. 107, u. IV 95; vgl. DWb 25,1729,3c/4). – fleckt] ‚befleckt‘, ‚besudelt‘. 381 Kabar] Lt. AnmL. eine Gottheit bei den Phoeniziern, die offenbar die Funktionen von Diana (als Mondgöttin) und Venus vereint. In der hier folgenden AnmL. zum Lemma „Du Schutz-Stern die¢er Stadt“ wird sie ausdrücklich mit der Göttin Astarte identifiziert, die ihrerseits in AnmL. zu III 117 ganz konsequent als „eben diß“ beschrieben wird, „was der Romer Venus, und Mohnde !…" gewesen“. Vgl. auch AnmL. zu IS II 455, wo Kabar ausdrücklich mit Venus gleichgesetzt wird.
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382 Baaltis] Das weibliche Gegenstück (‚Herrin‘) zum Gott Baal (‚Herr‘). L. sieht in ihr eine Himmels- oder auch Mondgöttin wie in Baal einen Himmels- oder auch Sonnengott (s. AnmL.). 383 Hochedles … Kinder -Flei¢ch] S. die ausführliche Darstellung in AnmL. 386 ¢chmeltzend] ‚vergehender‘, ‚sich auflösender‘ (vgl. V. 311). 387 Hei¢ch] ‚Verlangen‘. 389 Die Flamme kront dein Haupt] D. h., auch der Kopf der Statue ist jetzt glühend geworden (vgl. V. 384 „dein glüend Bild“). 390 glimmen] ‚glühenden‘. 392 die Armen zuzuneigen] Ebenso wie die Statue des karthagischen Saturn, von der L. in AnmL. zu V. 383 schreibt, daß sie „die Armen unter sich aus¢treckte/ al¢o/ daß die darauf gelegten Kinder in den feurigen Pful ¢ich abweltzen konten“ (S. 592,260–261). 393–395 Anobreta … gebraten] Aus dem in AnmL. als Quellenbeleg beigebrachten Eusebius-Zitat geht hervor, daß nicht Anobreta selbst, sondern ihr Ehemann, ein phoenizischer König in grauer Vorzeit, beider Sohn wegen drohender Kriegsgefahr zur Versöhnung der Götter geopfert habe. 396 Bu¢ir] Busiris, ein sagenhafter ägyptischer König, der Fremde, die in sein Land kamen, dem Gott Osiris opfern ließ. Vgl. III 311.325, IV 83.609. (AnmL.). – die Druiden] Keltische Priesterkaste in Gallien. – Teutaten] Teutates war einer der keltischen Götter, die lt. Lukan, Bellum civ. 1,444–451, mit Menschenopfern verehrt wurden. 397 Creta den Saturn] Der mythische kretische Volksstamm der Kureten soll dem Gott Kronos (er entspricht dem römischen Saturn) Kinderopfer dargebracht haben (Porphyrius, De abstinentia 2,56,2). 398 Ammon] Hier der Sohn Loths, Stammvater der Ammoniter (s. AnmL.). – Molochs Bild] Ein Bild des Stammgottes der Ammoniter, dem Menschenopfer dargebracht wurden (s. AnmL. hierzu u. zu V. 383). 399 Sparta … ge¢chlachtet] Die Spartaner sollen dem Kriegsgott Ares (er entspricht dem römischen Mars) Menschen geopfert haben (Porphyrius, De abstinentia 2,55,4). 400 ver¢chmachtet] ‚verschmachten‘ hier geradezu im Sinne von ‚sterben‘ (vgl. die ähnlichen Belege DWb 25,1116 f.,1). 404–405 fur Burde !… " nehm’ an] ‚als Last ansehe‘. 408 Gluckstopf] ‚Lostopf‘ (vgl. C I 568.789). – Preiß’] ‚Gewinn‘. 409 fur] ‚vor‘. 411 wandeln] Optativ: ‚mögen verwandeln‘. 416 So Gold … Branden] Vgl. C I 97 f., V 126; E II 151. – verklart] ‚geläutert‘. 417 Opfer -Binde] Eine Kopfbinde, mit der das Opfer (Tier oder Mensch) geschmückt wurde. 418 der Wolfahrt] ‚des Heils‘. – Phenix] Der sagenhafte Vogel Phoenix verjüngte sich, indem er sich verbrannte und aus der Asche neu emporstieg (Physiologus 7).
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420–422 den zwey Philenen … lie¢¢en ¢charr’n] Eine u. a. von Sallust, Bellum Iugurthinum 79 (s. AnmL.) berichtete Geschichtslegende um zwei heldenhafte karthagische Brüder, die Philaenus geheißen haben sollen: Nachdem es um ein ödes, sandiges Gebiet zwischen Karthago und der Kyrenaika immer wieder zu Grenzstreitigkeiten gekommen war, vereinbarten beide ein Verfahren zur friedlichen Lösung des Problems. Abgesandte sollten sich sowohl von Karthago wie von Kyrene aus auf den Weg durch die Wüste machen, und die Stelle, an der sie zusammentreffen würden, sollte fortan die Grenze zwischen beiden Völkern markieren. Von karthagischer Seite wurden die beiden Brüder Philaenus losgeschickt, die mit größter Schnelligkeit voranschritten, während die Abgesandten aus Kyrene sich viel Zeit ließen. Folglich hatten die Karthager, als die beiden Gesandtschaften zusammentrafen, ihrem Staat ein größeres Gebiet hinzugewonnen als die Männer aus Kyrene dem ihren. Diese, in Sorge, daß man sie zu Hause wegen ihrer Säumigkeit bestrafen würde, bezweifelten die Integrität der Karthager und behaupteten, sie seien früher, als abgesprochen war, losgezogen. Falls die Karthager tatsächlich das von ihnen durchschrittene Gebiet für sich vereinnahmen wollten, sollten sich ihre Abgesandten an der Stelle des Zusammentreffens lebendig begraben lassen; andernfalls würden sie, die Kyrenaiker, ihren Weg fortsetzen und die Grenze nach ihrem Belieben bestimmen. Tatsächlich gingen die beiden Brüder aus Vaterlandsliebe auf den Vorschlag ein und ließen sich lebendig begraben. Zu ihrer Ehre sollen die Karthager später an dieser Stelle Altäre errichtet haben (s. den Artikel ‚Philaenorum Arae‘ in: RE XIX,2,2098–2101). 422 wormit] Als Finalkonjunktion gleichbedeutend mit ‚damit‘. Vgl. C2 V 687 u. Lohenstein, Arminius, Tl. 1 (1689), S. 50a : „Al¢o verhüllete ¢ich auch der ermordete Pompejus und Julius; wormit niemand ihre ¢terbenden Ungeberden ¢ehen möchte.“ 424 Gewalt] ‚Macht‘, ‚Herrschaft‘. 424–425 Mus Decius … ¢ein Heer] Der Konsul Publius Decius Mus soll den Sieg der Römer über die Latiner bei Veseris in der Campania 340 v. Chr. dadurch bewirkt haben, daß er sich und die Feinde in einem Gebet den Totengeistern und der Tellus (Göttin der Erde) weihte und anschließend in der Schlacht den Opfertod fand (Livius 8,9). Sein gleichnamiger Sohn entschied gleichermaßen durch Selbstaufopferung die Schlacht bei Sentinum in Umbrien 295 v. Chr. gegen die Kelten für die römische Seite (Livius 10,28). – errette] ‚mag erretten‘. 427 Lorbern und Cypre¢¢en] Der Lorbeer als Sinnbild des Sieges, die Zypresse als das des Todes. Diese Verbindung auch A, Vorbemerkung zum Anmerkungsteil (unsere Ausgabe, S. 166,6); C II 213. 429 Baal] Ein kanaanitischer und phoenizischer Gott (der Name bedeutet ‚Herr‘), von dem L., hierin Bochart folgend (s. AnmL.), meint, daß er von Frauen als Gott, von Männern als Göttin verehrt worden sei. Vgl. V. 491 u. V 62. Der Name ist bei L. zweisilbig auszusprechen: Bá-al.
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431 geht fur Kinder] ‚geht dem von Kindern vor‘. 432 mache dich zum Stern’] Nämlich nach dem Vorbild von Heroen, die die Götter unter die Sterne versetzt haben. – Uberwinder] ‚Sieger‘ (im Kampf gegen die Römer). 435 der Gund verfallen] ‚der Erdboden einbrechen‘. 439 zur Zeit] ‚dereinst‘, ‚wenn die Zeit gekommen ist‘. 442 So] ‚falls‘. 444 ihr] ‚ihrer‘. 445 leichten Gotter] S.o. Anm. zu V. 215. 446 Verzuckt] ‚raubt‘, ‚verwehrt‘ (s. DWb 25,2652–2654); vgl. V 552. 448 albern] ‚einfältige‘, ‚beschränkte‘. – Gotzen] ‚Götze‘ hier im Sinne von ‚Narr‘ oder ‚Dummkopf‘ (s. DWb 8,1432,A1; hier Beleg „alber gotz“ aus Rollenhagen, Froschmeuseler). 449 umbwolckten] Also den Blicken der Menschen entzogenen. 451 umb¢chrenckt] ‚umgeben‘, ‚in sich aufgenommen‘. 461 ihn] Syphax (Anrede in der 3. Person). 463 fal¢chem] ‚vermeintlichem‘. 464 kitzeln ¢ich] ‚sich selbst loben‘, ‚sich viel zugute halten‘ (s. DWb 11,881 f.,5d). 480 Wo] ‚sofern‘. – meint] ‚gedenkt‘ (s. o. Anm. zu V. 86). 481 Da] ‚falls‘. 487 Nabatheens Hartzt] ‚arabisches bzw. morgenländisches Harz‘, d. h. Weihrauch (Nabathaea, eine Region in Arabia Petraea, hier stellvertretend für ganz Arabien oder den Orient bzw. das Morgenland schlechthin). 489 A¢tartens] L. sieht in der Göttin Astarte, deren Kult in Vorderasien und bei den Phoeniziern stark verbreitet war, lt. AnmL. zu III 117 „eben diß/ was der Römer Venus, und Mohnde !… " gewe¢en“ sei. In AnmL. zu I 381 (Lemma „Du Schutz-Stern die¢er Stadt“) identifiziert er sie mit der in ebendiesem Vers genannten Göttin Kabar, die in AnmL. zu I 381 (Lemma „Errette Kabar uns“) ihrerseits schon als Mond- und Liebesgöttin der Phoenizier charakterisiert worden war. Vgl. III 73.117–122. 491 Baal] S.o. Anm. zu V. 429. 495 Derceto] Eine syrische Göttin, die auch unter dem Namen Atargatis bekannt ist (s. RE IV,2,2236–2243 s.v. ‚Dea Syria‘). L. sieht in ihr eine der Venus bzw. Aphrodite entsprechende Liebesgöttin (s. AnmL. hierzu u. zu V 37.38). Vgl. III 146 u. V 38. 497 erhitzte] Wohl metaphorisch zu deuten: ‚in Hitze (Eifer / Wut) geratene‘. 498 Rom und Feind] Hendiadyoin: ‚das feindliche Rom‘. – Mohren] ‚Afrikaner‘. 499 Daß man … ¢tecke] Befehl. 500 fur] ‚vor‘. – als Gorgons Schild] ‚als vor dem Schild mit der Gorgo‘: dem Schild der Göttin Pallas Athene, auf dem das von Perseus abgeschlagene Haupt der Medusa angeheftet war, einer der drei Gorgonen, schrecklicher weiblicher Ungeheuer, bei deren Anblick Menschen zu Stein wurden.
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502 die zur Rach’ … wehlt] ‚die das Verhängnis zu unseren Rächern bestimmt‘. 503 wie Hannibaln] Hannibal soll als Kind von seinem Vater Hamilkar Barkas gezwungen worden sein, den Römern ewige Feindschaft zu schwören (s. die Quellenzitate in AnmL.). 505 Wo] ‚sofern‘. 508 Eyfer] ‚Zorn‘. 510 Wo] ‚falls‘. – Todfeind] Fraglich, ob hier prädikativ gebrauchtes Substantiv (‚als Todfeind‘, nämlich der Römer) oder Adjektiv in adverbialer Funktion. Zu letzterem vgl. Lohenstein, Arminius, Tl. 1 (1689), S. 663a : „Denn wie Gott der Trunckenheit und Schwelgerey todt-feind i¢t !… "“ 513 Helle] ‚Hölle‘. 515 Des Abgrunds] ‚der Unterwelt‘. 517 Sagunth] In der spanischen Stadt Sagunt war es 221 oder 222 v. Chr. zu Streitigkeiten innerhalb der Bürgerschaft gekommen, zu deren Schlichtung man die Römer herbeirief. Diese ließen einige führende Männer hinrichten und schanzten die Vorherrschaft in der Stadt Personen zu, die auf ihrer Seite standen. Die sich daraus ergebende romfreundliche Politik Sagunts und seine Angriffe auf Gebiete benachbarter Stämme, die Schutzbefohlene Karthagos waren, führten zur Belagerung Sagunts und seiner Eroberung 219 durch Hannibal – womit der Zweite Punische Krieg begann. Vgl. V. 122. – Troja] Der Untergang Trojas begann letztlich mit dem Streit der Göttinnen Juno, Minerva und Venus um den goldenen Apfel mit der Aufschrift „Der Schönsten“, den Eris, die Göttin der Zwietracht, unter sie geworfen hatte, um sich dafür zu rächen, daß sie, anders als jene, nicht zur Hochzeit der Thetis und des Peleus eingeladen worden war. Den Streit entschied der Trojaner-Prinz Paris in dem bekannten Urteil zugunsten der Venus, wofür ihm Helena, die schönste Frau der Welt, zuteil wurde. Die Entführung Helenas, die mit dem spartanischen König Menelaus verheiratet war, löste den Krieg zwischen Trojanern und Griechen aus, der mit der Vernichtung Trojas endete. Ähnlich wie Eris in der antiken Sage wirft die Zwietracht in diesem Reyen einen goldenen Apfel unter die Affekte (V. 519 f.), der demjenigen zuteil werden soll, der sich als der stärkste erweist. 520 aufge¢etzet] ‚eingesetzt‘ (vgl. V. 38). 523 Pygmalions … Bey¢piel] Der zyprische König Pygmalion schnitzte sich, da er keine Frau fand, die er für seiner Liebe würdig hielt, eine Elfenbeinfigur eines schönen Mädchens, in die er sich heftig verliebte. Venus erweckte sie zum Leben, und Pygmalion heiratete sie. (AnmL.). 526 Des Cadmus Saate] Kadmus, der sagenhafte Gründer Thebens, tötete einen Drachen, Wächter einer dem Kriegsgott Ares heiligen Quelle, weil er Männer gefressen hatte, die Kadmus ausgeschickt hatte, Wasser für einen Opferritus zu holen. Auf Anraten der Göttin Athene riß Kadmus dem Drachen die Zähne aus und säte die Hälfte davon in den Erdboden. Sogleich wuchsen daraus bewaffnete Männer hervor, die sich gegenseitig bekämpf-
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ten. Fünf dieser Männer blieben am Leben und schlossen untereinander und mit Kadmus Frieden. Zur Strafe für die Tötung des Drachens mußte Kadmus Ares acht Jahre lang dienen. 527 Todesbein] ‚totes Gebein‘, ‚tote Knochen‘ (kein Beleg im DWb!). Gemeint sind die von Cadmus gesäten Drachenzähne. – meinen Trieb ausubt] ‚den Antrieb, der von mir ausgeht, ins Werk setzt‘. 530 fur Engel-Augen halt] Zweideutig, je nachdem, ob die Perspektive auf den Hassenden oder den Gehaßten gerichtet ist, d. h., ob der Hassende die Larve sich selbst oder der gehaßten Person vorhält. Das zweite ist wahrscheinlicher, da man demjenigen, der sich dem Haß hingibt, kaum Engelsaugen zubilligen kann. Gemeint ist demnach, daß der Haß selbst im allerunschuldigsten Gegenüber einen Teufel sieht. 532 ein Sohn … fallt] Ein bestimmtes historisches Exempel hierzu war nicht zu ermitteln. Vgl. aber im 1. Teil des Arminius-Romans (1689), S. 518, die folgende Bemerkung Thußneldas: „Jch gebe gerne nach/ daß bey ¢olchen Unmen¢chen die Regungen der Natur ¢ich verlieren/ die¢e auch nach einer ¢o krummen Richt¢chnur nicht abzume¢¢en ¢ind; aber woher ruhret es/ daß vernunfftige Eltern einem Kinde geneigter/ als dem andern/ oder wohl gar ¢o Spinnen-feind ¢ind/ daß ¢ie es kaum für den Augen leiden konnen/ daß auch tugendhaffte Sohne für ihren Eltern einen Ab¢cheu haben; Ma¢¢en ich in Jtalien einen Edelmann gekennet/ der/ wenn er ¢eines Vaters an¢ichtig war/ erblaßte/ und ¢ich mehr als der Elephant für dem Widder/ der Low für einem Hahne/ die Hauß-Schlange für einem nackten Men¢chen/ die Natter für einem Zweige von Buchen/ der Ag¢tein für Oel/ der Wein¢tock für dem Epheu ent¢etzte.“ – fur] ‚vor‘: 533 Ohnmacht] Hier (anders als V. 532) in der Bedeutung ‚Machtlosigkeit‘, in bezug auf die Kinder Medeas (V. 535 f.). 535–536 der Grimm Medeens … an die Wand] Als Jason beschlossen hatte, sich von Medea zu trennen und Krëusa, die Tochter des korinthischen Königs Kreon, zu heiraten, rächte sich Medea an Jason, indem sie ihre beiden gemeinsamen Kinder umbrachte. Vgl. II 167–168.518, IV 81. 537 von blo¢¢en Eyfer] ‚allein durch die Stärke des Affekts‘. 539–540 Der Mutter Hertz … er¢chlagen halt] Nach der in AnmL. zitierten Anekdote bei Plinius, Nat. hist. 7,180: Eine Mutter soll vor Freude gestorben sein, als sie nach der Schlacht von Cannae ihren Sohn lebend und unversehrt erblickte, der ihr zuvor als gefallen gemeldet worden war. – den ¢ie er¢chlagen halt] ‚von dem sie meint, daß er erschlagen worden sei‘. 542 Daß] ‚so daß‘. 542–544 Daß Ajax … kuhlen nicht] Als Ajax, einer der griechischen Helden im Kampf um Troja, beim Streit mit Odysseus um die Waffen des gefallenen Achilles unterlag, verfiel er vor Wut, in der Meinung, er sei Opfer eines abgekarteten Spiels geworden, in Wahnsinn und schlachtete die Herden der griechischen Truppen ab, in der Meinung, es seien die mit Odysseus ver-
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bündeten griechischen Anführer. Als er wieder zur Besinnung kam, tötete er sich vor Scham mit dem Schwert. (AnmL.). – Atridens] D. h. Agamemnons, des Sohnes des Atreus; er steht hier stellvertretend für die griechischen Helden, denen der Zorn des Aiax galt. 547 beym Satyr] Anspielung auf einen bekannten Fabelstoff aus der aesopischen Tradition (s. Perry, Aesopica 1, 506, Nr. 467), überliefert durch Plutarch, Moralia: De capienda ex inimicis utilitate 2 (86e-f): Ein Satyr (gehörnter und bocksfüßiger Waldgott), der zum erstenmal in seinem Leben ein Feuer sah, wollte es küssen und umarmen, wurde aber von Prometheus gewarnt, dies zu tun, da das Feuer den brenne, der es berühre. Vgl. A III 34. (AnmL.). 548 Flamm’ und Tod] Hendiadyoin: ‚die tödliche Flamme‘. – fur eine Schwanen Bru¢t] ‚anstatt einer schwanweißen Brust (eines schönen Mädchens)‘. 549 ¢chont noch minder ihrer Haut] ‚nimmt noch weniger auf ihre eigene Haut Rücksicht‘. 550–552 Wenn A¢tapa … Gutt verzehrt] S.o. Anm. zu V. 122. 553 Das Schrecken … in Stein] Nicht nur metaphorisch (V. 556: „todtes Antlitz“) zu deuten. Auf mythologischer Ebene ist auch ein Realbezug zu den Gorgonen herzustellen, deren Anblick versteinernd wirkte (s. o. Anm. zu V. 500). 554 Phœbens Hir¢ch … zahln] Phoebe hier = Diana bzw. Artemis als Göttin der Jagd. Als die griechische Flotte auf der Fahrt nach Troja vor Aulis lag, erlegte ihr Anführer Agamemnon im heiligen Hain der Diana einen Hirsch. Zur Strafe verhängte die erzürnte Göttin eine Windstille, so daß die Flotte nicht weitersegeln konnte. Der Seher Kalchas verkündete, daß die Göttin nur dadurch versöhnt werden könne, daß ihr Agamemnon seine Tochter Iphigenie opferte. Agamemnon erklärte sich dazu bereit, da es anscheinend keinen anderen Ausweg gab. Die Göttin rettete aber Iphigenie im letzten Moment, indem sie sie auf dem Opferaltar durch eine Hirschkuh ersetzte und ins Land der Taurer schaffte. 556 Daß kein Timantes … mahln] Timanthes, ein griechischer Maler des 4. Jh.s v. Chr., hatte auf seinem berühmtesten Bild, der Opferung der Iphigenie, den Ausdruck des Schmerzes auf den Gesichtern der am Opferaltar stehenden Griechen (Kalchas, Odysseus, Aias, Menelaos) in einer sich vom einen zum anderen steigernden Abfolge dargestellt. Da eine weitere Steigerung des Schmerzaffektes nicht mehr bildlich darstellbar war, ließ er Agamemnon, Iphigenies Vater, sein Haupt verhüllen. (AnmL.). – todtes] ‚versteinertes‘ (V. 553). 559 tag’] ‚zitiere‘. Die in der Errataliste gegebene Anweisung, „tag’“ in „trag’“ zu verbessern, war hier als sachlich abseitig zu ignorieren. Sie ist ein deutlicher Hinweis darauf, daß diese Liste nicht von L. selbst zusammengestellt wurde. Zu der mit Sicherheit authentischen Form „tag’“ vgl. III 437; A IV 46, C III 216.
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560 Daß er Polyxenen … ¢ehn] Polyxena, eine Tochter des trojanischen Königs Priamus, wurde nach dem Fall Trojas auf des Achilles Grab geopfert – auf Verlangen seines Geistes, der den Griechen erschienen war. (AnmL.). 563–564 Denn ¢ie … ¢tucke reißt] Der große Sänger Orpheus soll von Bacchantinnen, verzückten Anhängerinnen des Gottes Bacchus, in Stücke gerissen worden sein, weil er diesem Gott nicht die ihm gebührende Ehre erwiesen habe (s. das Zitat in AnmL.). 565 Ba¢ilißk] Ein Basilisk ist ein schlangenartiges Fabeltier, dessen Gift, Atem und Blick tödlich wirkten. Vgl. II 169, IV 116.370, V 508; A V 15; E I 434.483; C II 24, III 287, IV 490; IS II 81, IV 240. 566 krei¢cht] ‚siedet‘, ‚hochkocht‘, ‚aufzischt‘ o. ä. (s. DWb 11,2155,3). Vgl. V. 228, V 291. 567 Actæon] Diana verwandelte den Jäger Aktaeon, der sie versehentlich nackt beim Baden gesehen hatte, in einen Hirsch. Er wurde daraufhin von seinen eigenen Hunden, die ihn nicht mehr erkannten, zerrissen. Vgl. III 519. 570 Daphne] Auf der Flucht vor dem in sie verliebten, von ihr aber abgewiesenen Gott Apollo rief die Nymphe Daphne ihren Vater, den Flußgott Peneios, um Hilfe an. Dieser verwandelte sie in einen Lorbeerbaum. – Syrinx] Syrinx, die Flußnymphe des Flusses Ladon, wurde vor den Nachstellungen des in sie verliebten Hirtengottes Pan dadurch gerettet, daß die anderen Nymphen des Flusses, die sie um Hilfe angerufen hatte, sie in Schilfrohr verwandelten. Aus diesem Schilfrohr fertigte sich Pan eine Hirtenflöte und gab ihr den Namen jener Nymphe. Vgl. II 506. 571–572 Andromedens … ¢chwimmt empor] Andromeda, Tochter eines Königs von Äthiopien, wurde an einen Felsen im Meer gekettet, um einem Seeungeheuer (hier: „Wallfisch“) geopfert zu werden. Das Ungeheuer, das Äthiopien zu verwüsten drohte, sollte auf diese Weise besänftigt werden. Der Held Perseus besiegte es, befreite Andomeda und nahm sie zur Frau. Vgl. II 353. 574 Der Juno … Streit] Juno versuchte den von Jupiter mit Alkmene gezeugten Herkules (hier ‚der Alkide‘, nach seinem Großvater Alkeus) aus Eifersucht schon als Kleinkind umzubringen, indem sie zwei Schlangen in seine Wiege warf, die aber beide von Herkules erwürgt wurden. Vgl. II 495, IV 510–512. – Streit] ‚Kampf‘. 575 wil] Gehört vermutlich nicht zum Verb ‚wollen‘, sondern zu ‚wîlen‘ (alte, nicht diphthongierte Form von ‚weilen‘, s. DWb 28,807 f.): ‚verweile‘, ‚mich aufhalte‘. 578 fur] ‚vor‘. – Eyfer] ‚Zorn‘. 580 ¢ich !… " wittern] ‚sich zeigen‘ (s. DWb 30,820–822,4). 584 Doch Blitz zerbrich die Stricke!] Der Sinn dieses den Disput der Affekte abschließenden Ausrufs innerhalb des vorgegebenen Kontexts ist nicht recht klar. „Stricke“ meint sicher die Situation der Ohnmacht gegenüber Rom und Masinissa. Mit dem „Blitz“, durch dessen Eingreifen diese Zwangslage schlagartig geändert werden soll, könnte Hannibal gemeint sein (nach dem
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Beinamen Barkas, d. h. ‚Blitz‘, seines Vaters), vielleicht aber auch der Donnerkeil Jupiters (vgl. II 455, IV 68) oder Junos als der Schutzgöttin Karthagos (vgl. IV 363). Zweite Abhandlung Szenenfolge: a) V. 1–48; b) V. 49–158; c) V. 159–218; d) V. 219–308; e) V. 309– 436; f) V. 437–548 (Reyen). Orte der Handlung: a–c) ‚Innerer Platz‘ des Königspalastes in Cyrtha; d/e) Kerker. 7 9 11 12 13 14 16 19 21 25 26 35 39 41 43 46 50 52 53 62
Meyneyd] ‚Verrat‘. albern] = ‚Albernen‘ (‚Einfältigen‘). Heuchler] Hier einmal in einem der heutigen Verwendung angenäherten Sinne; sonst in L.s Trauerspielen so gut wie immer in der Bedeutung ‚Schmeichler‘. Wurm-Ge¢pun¢t’ und Purper] Seide und Purpur, als Kleidungsstoffe, die hochstehenden Persönlichkeiten vorbehalten waren. von Po¢ten ¢ich verlier’t] ‚die Wachposten verläßt‘ (weil sie vermeintlich überflüssig geworden sind). viel] ‚viele‘. – Lager] ‚Heerlager‘. Jn dem] ‚indem‘ (‚während‘). – jedwedes Fahn] ‚Fahne‘ hier als Neutrum, weiter unten (IV 171) als Femininum; der gleiche Wechsel auch in C2 (Neutrum: I 582, III 492; Femininum: I 206). ¢chicken] ‚anschicken‘. Mandre¢tal !… " Hiarba] Zwei beliebig gewählte Namen für zwei Gefallene, ohne historischen Hintergrund in vorliegendem Handlungskontext. Hannibal … erkennt] S.o. Anm. zu I 63 u. AnmL. zu vorliegendem Vers. umbrennt] ‚belagert‘, ‚eingeschlossen‘. rathen] ‚Rat (= Abhilfe) schaffen‘. wo] ‚falls‘. Tod’ und Ach] Hysteron proteron („Ach“ ist Substantiv wie in ‚Ach und Weh‘; vgl. V. 115). wollen] Optativ: ‚mögen wollen‘. ¢chaft] ‚anordnet‘. vergifter] Das (synkopierte) Partizip Perfekt von ‚vergiften‘ hier in der Bedeutung ‚haßerfüllt‘ oder auch ‚bösartig‘ (s. dazu die zahlreichen Belege DWb 25,440 f.). Vgl. III 218, IV 257; A I 169. Schimmer] ‚strahlender Glanz‘. – ¢piegel ¢ich in] ‚nehme sich ein (warnendes) Beispiel an‘ (vgl. III 5). Meineyd] ‚Verrat‘. eine Wolfin] Rom, nach der Wölfin, die Romulus und Remus gesäugt hat (s. AnmL.). Vgl. V 252. – hegt] ‚unterhält‘, ‚pflegt‘.
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65 Heuchler] ‚Schmeichler‘. 71 verwachen] ‚bewachen‘. 72 wer der ¢ey] ‚wer es auch sei‘. 73 Sucht !… " auf] ‚macht ausfindig‘. 74 die¢en Brand gebohrn] ‚diesen Feuerbrand (des Krieges) verursacht hat‘. 79–111 Vorlage für diese Bittrede Sophonisbes an Masinissa ist Livius 30,12,12–16. 79 leichten Gotter] S.o. Anm. zu I 215. 80 fal¢chen] ‚trügerischen‘. 81 Vor] ‚vorher‘. – ¢chlechte] ‚schlichte‘. 85 Pharos] Der zu den Sieben Weltwundern zählende Leuchtturm auf der Alexandria vorgelagerten Insel, nach der er benannt ist. 86 ¢o ferne ¢ich vergeht] ‚so weit vom rechten Weg abkommt‘, ‚das rechte Maß so weit überschreitet‘ (s. DWb 25,402,5b). 90/91 Wo] ‚falls‘. 93 durch den] ‚bei dem‘. 95 fleh’ ich dich] ‚flehen‘ mit Akkusativ der Person (entspr. dem heutigen ‚anflehen‘). 96 Das] Zusammenfassender relativischer Bezug auf „Ruhm und Nahmen der Numiden“ (V. 95). 98 wo] ‚falls‘. 102 Mohren … vier Augen] S. dazu die erläuternden Quellenbelege in AnmL. 103 die Krone trug nur Dorner] Vgl. C I 688, II 485 u. Henkel/Schöne, Emblemata, Sp. 1259 (Krone mit Dornen im Innern). 104 gemahlte] ‚malen‘ hier im weiteren Sinne von ‚schminken‘, d. h. durch künstliche Farbgebung etwas vortäuschen (s. DWb 12,1501,2); im übertragenen Sinne ähnlich bei Logau, Sinngedichte II,6,15, V. 5 f.: „sie [die Fürsten] pflegen die zu kiesen, Die mit gemahlter Zung und krummem Knie sich wiesen.” (F. v. Logau, Sämmtl. Sinngedichte, hrsg. von G. Eitner, S. 331). 105 ¢treut] Hier offenbar im Sinne von ‚bestreut‘ (dafür kein Beleg im DWb!). 106 ver¢tockt] ‚verhärtet‘, ‚unzugänglich‘. 107 Daß] Heute müßte es heißen: ‚als daß‘. 108 ¢chwere] ‚schwöre‘. – erbla¢¢e] ‚sterbe‘. 109 ¢auern] ‚sauer‘ wurde im Frühnhd. im weiteren Sinne verwendet als heute; es konnte alles bezeichnen, was nicht süß ist, also auch Bitteres oder Salziges (s. DWb 14,1862 f.,2). In vorliegendem Fall ist wegen der Verbindung mit Aloe an Bitteres zu denken. 111 mag] ‚kann‘. 112 darf] ‚muß‘. 114 fur Hertzens-Lu¢t erzehln] ‚so vortragen, als handle es sich um etwas, das meinem Herzen Freude macht‘. 115–126 Dieser Appell an Masinisssa nach Livius 30,12,12–16. (AnmL.). 117 Aus die¢er Stoltzen Schimpff’] ‚aus der Erniedrigung durch diese Hochmütigen‘.
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deines Bluttes] Als Numider. gene¢en] Etwa ‚glücklich gelebt habe‘ (s. DWb 5,3386 f.,d, ). auszudrehen] ‚zu entwinden / entziehen‘. Oft wirft der Sturm in Port] D. h., oft wird ein Schiff vor Seenot in schwerem Sturm bewahrt, indem dieser es zufällig in einen Hafen treibt. 136 was !… " als] ‚was wohl anderes als‘. 137 gelten ab] ‚vergelten‘, ‚bezahlen‘. 138 zur Zeit] ‚einstmals‘. – Anmuth gab] ‚Lust erregte‘ (vgl.V. 490, V 526; A I 110.112, III 145; C IV 429.439). Anders V. 201! 139 Vermag nur Thranen noch] ‚verfügt nur noch über Tränen‘ (zu ‚vermögen‘ in dieser Verwendung s. DWb 25,883 f.). – ¢chnellen] Unklar. Vielleicht im Sinne von ‚heftig wogenden‘ oder ‚hüpfenden‘. Vgl. C I 304, IV 434. 140 vor] ‚früher‘. 142 ihm] Masinissa (Anrede in der 3. Person). 143 laß’ … die zwey Knaben] ‚lasse es zu, daß die zwei Knaben dich anbeten‘. 146 fallt !… " in das Schwert] Um ihn aufzuhalten (wie ‚jemandem in den Arm fallen‘). 151 furs] ‚vor des‘. 153 Wo] ‚sofern‘. 157 nimm !… " wahr] ‚kümmere dich um‘ (s. o. Anm. zu I 357). – ihr] ‚ihrer‘ (Sophonisbes). 167–168 der zaubernden Medeen … aus¢tehen] Als Jason nach seiner Trennung von der zauberkundigen Medea beabsichtigte, Kreusa, Tochter Kreons, des Königs von Korinth, zu heiraten, rächte sich die eifersüchtige Medea auf schreckliche Weise: Sie schickte Kreusa als Hochzeitsgeschenk ein Gewand, das in Flammen aufging, nachdem sie es angelegt hatte. Kreusa verbrannte, obwohl sie in einen Brunnen sprang, und mit ihr ihr Vater, der ihr helfen wollte. Mit Medea vergleicht später auch Scipio Sophonisbe (IV 81). Vgl. auch V. 518 u. I 535. (AnmL.). – Ach] Diese in allen drei Drucken (auch im Lemma zu AnmL.) belegte Lesart ist vermutlich Druckfehler für ‚A¢ch‘, als Variation von „Brand“. 169 Ba¢ili¢chken] S.o. Anm. zu I 565. 177 Mutten] ‚Motten‘. Zum Bild vgl. I 1; C I 661. 178 A¢drubals] Sophonisbes Vater. 179 Die] Bezug auf „Schlange“ (= Sophonisbe), zu der sich das mit der kopulativen Konjunktion „noch“ verbundene „A¢drubals ¢ein Blutt“ eigentlich als Apposition verhält. 181 Ehrgeitz] ‚Herrschsucht‘ (ebenso V. 187). Vgl. Widmungsged., V. 121 (Originallesart) u. 139. 187 renn¢t in ¢chnoden Schrancken] ‚bewegst dich innerhalb armseliger Begrenztheit‘. 188 Eyfer] ‚Zorn‘. 193–194 ¢preu¢t !…" aus] ‚streckt aus‘ (‚spreusen‘ ist Nebenform von ‚spreizen‘; s. DWb 17,19 f.).
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Kommentar
196 tumme] = ‚dumme‘, hier etwa ‚nichtsnutzige‘, ‚wertlose‘. 197–198 von A¢drubaln … neu Carthago baut’] Der karthagische Feldherr Hasdrubal, Schwiegersohn des Hamilkar Barkas (des ‚Blitzes‘), war nach heutigem Wissensstand kein Verwandter Sophonisbes. Er gründete ca. 228–226 v. Chr. die Stadt Carthago Nova (heute Cartagena) als neues karthagisches Machtzentrum in Spanien. (AnmL.). 198 zweyer Meer’] D. h. über das Mittelmeer und den Atlantik. 199 zum Kampffe war gegurtet] S. dazu die Erläuterung in AnmL. 200 Alcidens Hertz bewirthet] ‚das Herz eines Alkiden (= Herkules, nach seinem Großvater Alkeus) beherbergt‘. 201 Blitz] ‚Glanz‘ (s. DWb 2,131,5). – Anmuth] Hier offenbar, anders als V. 138, schon im modernen Sinn ‚Liebreiz‘. 209–210 Mus legen … Den Finger auf den Mund] D. h. schweigen (s. AnmL.). 211 verliegen] ‚liegen bleiben‘. 212 mein Zepter An¢tos kriegen] ‚meine Herrschaft eine Beeinträchtigung erfahren‘. 217 Schal¢ichtig] ‚mißgünstig‘. 218 vergehn] ‚untergehen‘ (vgl. I 147). 222–223 euch … laßt] Dem lateinischen A.c.I. ähnliche Konstruktion nach ‚lassen‘, wie bei L. häufig: ‚zulaßt, daß euch die Pracht des Purpurs (d. h. der Herrschaft) blendet‘. 223 Rohr¢tab] ‚Schilfrohr‘, als Inbegriff der Zerbrechlichkeit. 224 auf den Pfalen ¢itzet] Unklar. Wohl kaum im Sinne von ‚gepfählt wird‘, eher: ‚an den (Schand-)Pfahl gefesselt sitzt‘. 225 Crœ¢us] S.o. Anm. zu I 97–99. 227 Schiedes-Mann] ‚Schlichter‘. (AnmL.). 230–233 der Helden gro¢tes Paar … Freund¢chafft ¢ich] Nach seiner Niederlage gegen Scipio in der Schlacht bei der spanischen Stadt Ilipa 206 v. Chr. setzte sich der karthagische Feldherr Hasdrubal, Sophonisbes Vater, nach Afrika ab. Er landete mit sieben Trieren (Dreiruderern) in der numidischen Hafenstadt Siga, Residenz des Königs Syphax. Gleichzeitig traf dort aus Spanien auch Scipio ein, und es kam zu einem Treffen der beiden im Hause des Syphax, den sowohl Hasdrubal wie auch Scipio als Bündnispartner zu gewinnen suchte. Vgl. IV 62–64. 231 Der Romer ! … " der Mohren] Jeweils Gen. Pl., abhängig von gedachtem ‚Held‘ (gemäß V. 230), in chiastischer Fügung. – Mohren] ‚Afrikaner‘. 232 Bedienten meine Hand] Etwa: ‚gingen mir zur Hand‘ oder ‚arbeiteten mir in die Hände‘. 236 in einem Bette laget] Ähnlich grobes Mißverständnis der Quelle (Livius) auch in AnmL. hierzu. Bei ihrem Besuch bei Syphax lagerten sich Scipio und Asdrubal zusammen auf einem Speisesofa! 237 er¢etze/ was ver¢ehn] ‚mache auf andere Art wieder gut, was verpaßt wurde‘.
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243 beginnt] Seltene Nebenform des regulären Part. Prät. ‚begonnen‘ (vgl. den parallelen Beleg ‚begunt‘ im Frühnhd. Wb. 3,620). 245 fur mehr Schimpffe ¢tehn] ‚weiterer Schmach ausgesetzt sein‘. 246 nach Blitz] ‚nach einem Gewitter‘. – zu Golde gehn] ‚untergehen‘; zur Redensart s. o. Anm. zu IS III 33. 248 blickt] ‚leuchtet‘ (s. DWb 2,117,1). 260 Haupt] Doppeldeutig: ‚Oberhaupt‘ oder Kosewort (wie C III 21). – Proteus] Der Meeresgott, der jede beliebige Gestalt annehmen konnte. 263 Rath] Das gleiche wie ‚Hilfe‘; beide oft formelhaft verbunden. 269 Beforder] ‚betreibe‘. 270 die Fe¢¢el] Plural, ebenso V. 276 (s. u. Anm. zu V 397). 274 gerader] Schwer zu deuten; vielleicht: ‚direkt in meinem Blickwinkel stehender‘. – fur] ‚vor‘. 275 Regulus] S.o. Anm. zu I 75. (AnmL.). 278 Schleuß !… " ein] In die Fessel (vgl. V. 270). 279 Ver¢ichert] ‚in dem sicheren Bewußtsein‘ (vgl. C2 I 348 u. Anm. hierzu). 281 kein Men¢ch !… " nicht] Verstärkte (nicht doppelte!) Verneinung. 282 Rechtfertigen] ‚zur Rede stellen‘ (s. DWb 14,413,5). 283 auf den Fall] ‚gegebenenfalls‘. – zu verreden] ‚herauszureden‘ (vgl. III 370). 284 noch ein¢t] ‚noch einmal‘. 285 leiten dich] Optativ: ‚mögen dich leiten‘. 287 ¢chwirrn] ‚klirren‘. – lei¢en] ‚mit scharfem Gehör ausgestatteten‘ (s. DWb 12,718f.,10). 289 Er fuhle meinen Schmertz] Vgl. V. 131. 290 was fur Rath?] Etwa: ‚Wie soll ich mich verhalten?‘ 294 Meineyd] ‚Verrat‘. – Bild] Hier offenbar (vgl. V. 301) im Sinne von ‚Götterbild‘ bzw. ‚-statue‘. 296 Flammen] ‚Liebesfeuer‘. 297 ein¢t-gebu¢ter] ‚einmal befriedigter‘. – ver¢pein] ‚ausspeien‘ (vgl. C2 II 640). 298 La¢ter] ‚böse Taten‘. – nach der That] ‚nachdem sie begangen worden sind‘. 299 leitenden Ge¢tirnen] ‚Gestirnen, die unausweichlich unser Schicksal bestimmen‘. 301 Bild] ‚Götterbild‘ (vgl. V. 294). 303 ihm] Unklar, ob Reflexivpronomen (‚sich‘) zu „machen“ oder Anrede an Syphax in der 3. Person (vgl. V. 304). 304 Er] Syphax (Anrede in der 3. Person). 307 traue] ‚mir zutraue‘. 308 meiner Treu’] Ihrer Treue zu Syphax, die Masinissa rühren könnte (vgl. V. 347–351). 309 ¢chwermet] ‚phantasiert‘ (vgl. IV 110, V 458; C IV 234, V 90). 311 Gei¢t] ‚Leben‘. 320 Tod und Stich] Hysteron proteron.
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was eigen] ‚etwas genau(er)‘ (s. DWb 3,95 f.). bey Witze] ‚bei Verstand‘. fur] ‚vor‘. Ebentheuer] ‚Abenteuer‘. La¢ter] ‚Verbrechen‘. ¢tarrt !…" fur dem] ‚stockt angesichts dessen‘ (vgl. V. 351). Kluft] Hier im Sine von ‚Kerker‘, ‚Verlies‘ oder dgl. (vgl. IV 586). erbla¢¢en] ‚sterben‘. verzucke] ‚halte zurück‘ (s. DWb 25,2658, B. 2). Bepurper] ‚färbe rot‘ (von Blut). Halsbruchig La¢ter] ‚todwürdiges Verbrechen‘. blode] Hier: ‚schwach‘ oder auch ‚verzagt‘ (s. DWb 2,139,5/6). girrt] ‚schmerzlich verlangt‘ (s. DWb 7,7556,1c). Fabel … Thisbe] Anspielung auf die traurige Geschichte eines assyrischen Liebespaares, die Ovid in den Metamorphosen (4,55–166) erzählt: Die beiden verabreden sich zu einem nächtlichen Treffen am Grabmal des Königs Ninus. Thisbe trifft dort als erste ein, muß aber vor einer gerade erscheinenden Löwin fliehen. Als Pyramus zum Grabmal kommt, findet er den Mantel, den Thisbe bei ihrer Flucht verloren hat, von den blutigen Zähnen der Löwin, die sich schon wieder entfernt hatte, zerfetzt und blutbefleckt vor. Wegen der Raubtierspuren, die die Löwin im Sand hinterlassen hat, glaubt er, Thisbe sei ihr zum Opfer gefallen und stößt sich unter Schuldgefühlen sein Schwert in den Leib. Unterdessen ist Thisbe wieder zum verabredeten Treffpunkt zurückgekehrt, findet dort den sterbenden Pyramus vor und gibt sich aus Schmerz mit seinem Schwert auch ihrerseits den Tod. Vgl. C I 720, III 52. ¢tarr¢t] ‚zögerst‘, ‚zauderst‘ (s. DWb 17,920,1 f.; vgl. V. 337). der Andromede verdammten Stahl] Masinissa vergleicht sich mit Perseus, der die an Klippen angefesselte Andromeda befreit und damit vor dem Seeungeheuer rettet (s. o. Anm. zu I 571–572). eiteln] ‚nichtigen‘. uberwindet] ‚obsiegt‘. zertreibt] ‚vertreibt‘. Hagerauch] ‚Höhenrauch‘ (leichter Nebel oder Dunst am Sommerhimmel). aufwehen] ‚auflodern lassen‘. klebt] ‚fest haftet‘, ‚festsitzt‘. von Arth der Adler] Von denen man damals glaubte, sie könnten in die Sonne sehen, ohne zu blinzeln. Vgl. IV 368; A I 605, III 434. Sonnenradt] Die Sonne (vgl. A II 20.387; C I 281). feichten] ‚feuchten‘. das Adern-Oel] Das Blut. ¢pricht !… " nicht gutt] ‚heißt nicht gut‘, ‚billigt nicht‘ (s. DWb 9,1476). gleich] Partikel, die dem temporalen Nebensatz einen konzessiven Aspekt hinzufügt.
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399–400 Stratonice … dem Sohne ¢ie gegeben] Seleukos, der Gründer des Seleukidenreiches, trat 293 v. Chr. nach fünfjähriger Ehe seine Frau Stratonike an seinen Sohn Antiochos ab, der, wie es heißt, vor unerfüllter Liebe zu seiner Stiefmutter krank geworden war und nach Auffassung des Arztes Erasistratos nur durch eine Ehe mit Stratonike gerettet werden konnte. Vgl. A III 204 f. (AnmL.). – freyt] ‚heiratet‘. – mit will’n] ‚aus freier Willensentscheidung‘. 403–404 Hat A¢drubal … dir vermahlet] L. folgt hier Appian (s. AnmL.), der berichtet, daß Hasdrubal seine Tochter mit Masinissa verlobt habe und dann zusammen mit diesem in Spanien Krieg gegen die Römer geführt habe. Unterdessen habe Syphax, der Sophonisbe ebenfalls liebte, karthagisches Gebiet geplündert und ein Bündnis mit den Römern vorbereitet. Um dieses zu hintertreiben, hätten die Karthager Sophonisbe in aller Schnelle, ohne Wissen ihres Vaters, mit Syphax verheiratet. Hasdrubal habe sich aus politischer Einsicht der Entscheidung der Karthager gefügt und versucht, Masinissa tören zu lassen, nachdem dieser sich aus Erbitterung auf die Seite der Römer geschlagen hatte. (AnmL.). 405 Kaccabe] Griechischer Name Karthagos (s. AnmL.). 406 fur] ‚vor‘. – dem alles weichen muß] ‚vor dem alles zurückzustehen hat‘. 407 Das Kriegs-Recht] Nicht das Recht, dem die Kriegführung unterliegt, sondern das Recht, das der Krieg gewaltsam schafft. Vgl. C IV 284. 409 ¢cheles] ‚mißgünstiges‘. 416 gleich] Partikel, die dem lokalen Sinn des Nebensatzes einen konzessiven hinzufügt. 417 weil] ‚solange‘. 418 ¢orge] ‚befürchte‘. 421 verholn] ‚verhehlen‘. 425 aus mir entzuckt] ‚mir selbst entrückt‘ (vgl. III 65; IS II 168). 426–427 wiedme … Zum Tempel] ‚mache aus meiner Brust einen Tempel‘. 428 Mund-Korallen] Die Koralle als Sinnbild der Röte (vgl. A II 152–153.167; C I 580, III 356). 429 Streut !…" von ¢ich] ‚versprengt‘. – zweyer Sonnen … Thau] Wie Sophonisbes Augen mit zwei Sonnen verglichen werden, so ihre Tränen mit dem Tau, der nachts, nach dem Untergang der Sonne, vom Himmel fällt. 433 Das Einhorn] Das Fabeltier, das sich nur von einer reinen Jungfrau einfangen läßt (s. AnmL.). vor 437 S. hierzu die Erläuterungen zum Pers.-Verz., S. 973, zu 411,24–26. 437 umb¢chrenckt] ‚begrenzt‘. 439 henckt] ‚ist beschlossen / enthalten / begründet‘ (s. DWb 10,448,8). 440 die Parcen] Die drei Göttinnen, die den Lebensfaden spinnen und abschneiden. Vgl. C III 573–626 („Reyen der Parcen“). 441 Hell] ‚Hölle‘ bzw. ‚Unterwelt‘. 443 mein Kind] Nach der verbreitetsten Sagenversion ist die Liebesgöttin
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Kommentar
(Venus bzw. Aphrodite) aus dem Schaum geboren, der sich um das im Meer schwimmende Geschlechtsteil des von seinem Sohn Kronos (Saturn) entmannten Gottes Uranos gebildet hatte. Diese Version (von L. verarbeitet in seiner Versdichtung ‚Venus‘) paßt zu dem Sprechernamen, da Uranos der Gott des Himmels ist. Insofern in dem Reyen der Himmel aber „unter der Per¢on des Jupiters“ auftritt, käme auch eine zweite Sagenversion in Betracht, nach der Venus / Aphrodite Tochter von Jupiter / Zeus und Dione ist. zuck¢t du !… " dich !… " fur] ‚ziehst du dich vor‘, ‚räumst du dir selbst den Vorzug ein‘. fur meinem] ‚im Vergleich zu dem meinigen‘. – Hurde] Bezeichnet einen Weidezaun aus Reisig-Flechtwerk oder Stäben, ebenso aber die von diesem eingeschlossene Weidefläche. tau¢end Augen] Den Sternen. verliebte Sterne] Die im nächsten Vers aufgeführten Sternbilder, zu deren mythologischem Hintergrund es z. T. mehrere Sagenvarianten gibt. Hier kommen natürlich nur diejenigen in Frage, die etwas mit Liebesverhältnissen zu tun haben. (AnmL.). Beer] Das Sternbild des Großen Bären (lat. Ursa maior), der Sage nach die von Jupiter unter die Sterne versetzte Callisto, eine Gefährtin der Göttin Diana, in die er sich verliebt und die er geschwängert hatte (vgl. III 458). – Ochs’] Das Sternbild des Taurus (Stier), hier wohl zu deuten auf den Stier, in den sich Jupiter verwandelt hatte, um Europa zu entführen (vgl. III 549 f.). – Orion] Der unter die Sterne versetzte große Jäger der griechischen Sage. Nach einer Sagenversion soll sich die jungfräuliche Göttin Diana in ihn verliebt und ihn aufgrund einer List ihres Bruders Apollo, dem diese Verbindung mißfiel, versehentlich erschossen haben. – Adler] Dieses Sternbild (lat. Aquila) wurde u. a. mit dem Adler in Verbindung gebracht, den Jupiter ausgesandt hatte, um den schönen Knaben Ganymed zu rauben, der ihm fortan als Mundschenk diente. – Schwan] Gewöhnlich wird dieses Sternbild (lat. Cygnus) als der unter die Sterne versetzte Cygnus, König von Ligurien, angesehen, der sich aus Trauer um den Tod seines Freundes und Verwandten Phaethon in einen Schwan verwandelt hatte. Da es unter dieser Voraussetzung aber unter den hier aufgeführten Sternbildern das einzige wäre, das keinen erotischen Hintergrund hat, sollte man hier wohl eher an den Schwan denken, in den Jupiter sich verwandelte, als er Leda verführen wollte (vgl. III 513 f.). was dein Reich trotzt] ‚trotzen‘ mit Akkusativ: ‚was sich deinem Reich widersetzt‘. die¢e Kinder] Wohl die Venus umgebenden und ihr dienstbaren Amoretten, nackte kleine Jungen mit Pfeil und Bogen oder mit Fackeln in den Händen, gewissermaßen Vervielfältigungen ihres Sohnes Amor bzw. Cupido (vgl. V. 459, 476, 481, 498, 519, 528).
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457 Fur] ‚vor‘. 458 Guckuck] Um Juno, seine Schwester und spätere Ehefrau, zu verführen, nahm Jupiter die Gestalt eines durchnäßten und frierenden Kuckucks an. Aus Mitleid hob Juno diesen auf und verbarg ihn unter ihrem Gewand, um ihn zu wärmen – worauf Jupiter seine natürliche Gestalt wieder annahm. Vgl. III 489 f. (AnmL.). – guldner Regen] Als Goldregen näherte er sich Danae, um so von oben durch das offene Dach des Turms zu gelangen, in dem Danae gefangen gehalten wurde (vgl. III 501 f.; IS II 607–610). (AnmL.). 459 Reißt !… " ihm !… " hin] ‚zieht ihm weg‘. 460 Weißt] ‚zeigt‘, ‚macht offenbar‘. – ¢ey ein Satyr] Also absolut wesensverwandt den ob ihrer exzessiven Geilheit berüchtigten gehörnten und bocksfüßigen Waldgöttern (in der Gestalt eines Satyrs hatte Jupiter Antiope beschlafen). Vgl. III 525 f. 461 die DonnerKeil’] Die Blitze, die er auszusenden pflegt, um Frevler zu bestrafen. 463 gleich] Konzessiven Sinn anzeigende Partikel: ‚mag jemand auch … besiegen‘. 465 Anmuths-Reitz] ‚Anreiz zur Lust‘. 466 Ach] ‚Wehgeschrei‘. – ¢chwirren] ‚klirren‘. 468 Ariadnens] Hier nicht recht passend. Nachdem Ariadne von ihrem Geliebten Theseus auf der Insel Naxos zurückgelassen worden war, nahm sie der Gott Dionysos zur Frau und versetzte sie nach ihrem Tod unter die Sterne. 469 Didons Gei¢t] Bei seinem Besuch in der Unterwelt begegnet Aeneas auch der karthagischen Königin, die sich aus Verzweiflung umgebracht hatte, nachdem er sie verlassen hatte, um einer Weisung der Götter zu gehorchen, derzufolge er in Italien ein neues Troja (das spätere Römische Reich) gründen sollte. Als Aeneas Didos Schattengestalt freundlich anspricht, um sich zu entschuldigen, gibt sie unversöhnlichen Zorn zu erkennen, würdigt ihn keiner Antwort und flüchtet in einen Wald zu ihrem früheren Gemahl Sychaeus (Vergil, Aen. 6,450–476). 470–471 Orpheus … Eurydice] Der große Sänger Orpheus wußte den Unterweltgott Pluto zu bewegen, ihm seine durch einen Schlangenbiß getötete Frau Eurydike wiederzugeben. Da er aber die daran geknüpfte Bedingung, sich beim Verlassen der Unterwelt nicht nach der ihm folgenden Eurydike umzusehen, nicht einhielt, verlor er sie wieder. Vgl. IV 549. (AnmL.). – Jn Abgrund] ‚in die Unterwelt‘. 472 The¢eus zur Pro¢erpine] Als er seinem Freund Pirithous half, Proserpina, die Gemahlin Plutos (vgl. V. 479 f.), aus der Unterwelt zu rauben (diese sollte verabredungsgemäß seine Frau werden, nachdem er Theseus seinerseits geholfen hatte, Helena aus Sparta zu rauben). Das Vorhaben scheiterte aber, und beide wurden in der Unterwelt angekettet, später aber beide (oder zumindest Theseus allein) von Herkules befreit.
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475 gebahrt] ‚sich gebärdet‘. 477 fur] ‚vor‘ (ebenso V. 478). 478 Polifem !… " Galatheen] Der Zyklop (Riese mit einem Auge auf der Stirn) hatte sich in die Nymphe Galatea verliebt. Da diese nichts von ihm wissen wollte, brachte er im Zorn seinen Nebenbuhler Acis um, indem er ihn mit einem Felsstück bewarf. Vgl. III 530. (AnmL.). – er¢tarrt] ‚wird starr‘ (vor Entzücken). 479–480 Selb¢t Pluto … ¢tehen] Pluto hatte die Unterwelt verlassen, um Proserpina, Tochter der Getreidegöttin Ceres, in Sizilien, als sie gerade spazieren ging und Blumen pflückte, zu rauben und in sein Reich zu holen. Dort war sie hinfort seine Gemahlin und Mitregentin. (AnmL.). – durch Brun¢t der Ceres Tochter] ‚durch die Liebe zur Tochter der Ceres‘. 483 Glutt] D. h. Liebesglut. – kracht] Zweideutig: ‚von Lärm / Getöse erfüllt ist‘ oder ‚einstürzt‘ bzw. ‚einzustürzen droht‘ (zur zweiten Möglichkeit s. DWb 11,1917,1/2). 484 Nehrt] ‚zieht auf‘, ‚läßt aufwachsen‘. – Seelen ohne Flammen] Seelen, die für sinnliche Liebesregungen unzugänglich sind. 485 Leucatens Fels] Kap der Insel Leukas (vor der Küste Arkananiens, einer Landschaft im Westen Mittelgriechenlands). Es ging die Sage, daß man sich durch einen Sprung von diesem Kap ins Meer von aller Liebesqual befreien könne (vgl. Ovid, Her. 15,165–171). (AnmL.). 486 Silemnus] Eigtl. Selemnus: ein Flüßchen bei der griechischen Stadt Argyra, dessen Wasser der Sage nach imstande sein sollte, Liebeskummer zu heilen (AnmL.). 487 wird !… " Graus] ‚fällt in Trümmer‘ (vgl. A II 515). – Cyrth-] Der Vergleich mit Troja, dessen Untergang eine Folge der Entscheidung für Venus im Paris-Urteil war, paßt eigentlich nicht. Cyrtha (Cirta) wurde im Zweiten Punischen Krieg keineswegs zerstört, sondern von Masinissa unversehrt übernommen. 490 Anmuth giebet] ‚Lust bereitet‘ (vgl. V. 138). 493 Alcides] Herkules, nach seinem Großvater Alkeus. 494 Die Tugend] Anspielung auf die Parabel vom Herkules am Scheidewege, die Thema des Reyens zur Vierten Abhandlung ist. Weiteres s. dort. 495 Hell’ und Neid/ und Lowen todten] Zeugma, da das Verb „tödten“ nur zum letzten Objekt (dem von Herkules getöteten Nemeischen Löwen) paßt. „Hell’ und Neid“ erforderten ‚überwinden‘ oder ‚besiegen‘. Mit „Hell’“ wird angespielt auf den Höllenhund Cerberus, den Herkules aus der Unterwelt herausholte, mit „Neid“ auf den vergeblichen Versuch Junos, den kleinen Herkules, den Jupiter mit Alkmene gezeugt hatte, durch zwei Schlangen zu töten, die sie ihm in die Wiege warf und die Herkules beide erwürgte (vgl. I 574). 496 Salamandr’ im Feuer] Noch in der Frühen Neuzeit glaubte man, daß der Salamander gegen Feuer unempfindlich sei (Weiteres s. AnmL.). 497 wird mein gluend Brand] ‚geht durch mich in Flammen auf‘.
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498 Keule] Neben dem Löwenfell das Signum des Herkules. (AnmL.). – Rie¢en] Herkules. 499 Rocken] ‚Spinnrocken‘. 500 wie dir’s Omphale gewiesen] Aus übergroßer Liebe zu der Königin Omphale soll Herkules auf deren Wunsch sein Löwenfell abgelegt, dafür Frauenkleider angezogen und sich ans Spinnrad gesetzt haben. Vgl. V. 535 f., III 549 f.; C I 622. 501–502 Oeta … dein Hotz¢tos] Der Oeta ist ein Berg in Thessalien, auf dem sich Herkules auf einem Scheiterhaufen verbrennen ließ, um den unerträglichen Qualen, die ihm das mit dem Blut des Nessus bestrichene Hemd bereitete, ein Ende zu machen. Seine Frau Deianira hatte ihm dieses Hemd als heimliches Liebesmittel geschickt, um sich seine Liebe zu sichern und ihn daran zu hindern, sie um der Königstocter Jole willen zu verlassen. Damit war der Racheplan des Nessus in Erfüllung gegangen. Dieser Kentaur (Mischwesen aus Stier und Mann) hatte sich früher einmal erboten, Deianira und Herkules nacheinander über einen Fluß zu bringen. Als Herkules beobachtete, daß Nessus Deianira, die zuerst hinübergebracht worden war, vergewaltigen wollte, schoß er einen Pfeil hinüber, der Nessus tödlich verwundete. Im Sterben riet dieser Deianira, etwas von seinem Blut aufzubewahren, da es ein unfehlbares Liebesmittel sei. In Wahrheit wirkte es als tödliches Gift, und so verursachte Deianira des Herkules Tod, als sie es anwenden wollte. – meine Glutt] Insofern, als es gerade die Liebe Deianiras war, die Herkules den Tod brachte. 505 Phaethon … Flutt] Der Sohn des Sonnengottes hatte seinem Vater das Versprechen abgerungen, ihn mit dem Sonnenwagen einen Tag lang fahren zu lassen. Er war aber außerstande, die Pferde zu beherrschen, und es bestand die Gefahr, daß er die ganze Welt in Brand setzte. Um dies zu verhindern, zertrümmerte Jupiter mit einem Blitz den Sonnenwagen, und Phaethon stürzte brennend in den Fluß Eridanus (heute: Po). (AnmL.). 506 Syrinx … Pan ent¢pringen] S.o. Anm. zu I 570. 507 hatt’ ihre Wieg in dir] Anspielung auf die Geburt der Venus aus dem Meer (s. o. Anm. zu V. 443). Dies und die in dieser Strophe angesprochene Macht der (sexuellen) Liebe als alles beherrschende Naturgewalt ist das Thema von L.s postum erschienener Versdichtung ‚Venus‘. 508 brennet] ‚ist von Liebesglut erfüllt‘. 509–510 Neptun … wie ein Pferd nachrennet] Wie Jupiter pflegte auch der Meeresgott Neptun bei seinen Liebschaften vielerlei Gestalten anzunehmen. Der Getreidegöttin Ceres erschien er als Hengst (Ovid, Met. 6,118 f.). (AnmL.). 511–512 des verliebten Alpheus … Arethu¢en nach] S.o. Anm. zu IS, Prol. 11–12. (AnmL.). 513 Drey-Zancks-Stab] ‚Dreizack‘, Kennzeichen des Meeresgottes Neptun. 515 gewinnt !… " ab] ‚läuft den Rang ab‘, ‚stellt in den Schatten‘. 516 Das guldne Flus] Das von einem Drachen bewachte goldene Widdervlies,
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das Jason auf der Argonautenfahrt mit Hilfe der in ihn verliebten Medea (V. 517 f.) aus Kolchis entführte und nach Thessalien brachte. Vgl. III 462, IV 621 f. (AnmL.). 518 vor] ‚vorher‘. – zertrennen] Hier: ‚durchbohren‘. 520 ob nicht … kan brennen] ‚ob nicht auch das Meer in Liebesglut entbrennen kann‘ (vgl. V. 513). 525 Der Wortter Brand] ‚Wörter‘ hier im Sinne von ‚Namen‘ (vgl. Fußnote †), nämlich derjenigen der vor der Liebe kapitulierenden allegorischen Gestalten. „Brand“ ist Metapher für ‚Liebesglut‘, im Unterschied zu dem realen Lampen-Feuer, das gemäß Fußnote * die Buchstaben von hinten erleuchtet und zugleich Sinnbild jenes ‚Brandes‘ ist. – macht ¢elb¢t das Feuer wahr] ‚beweist / bestätigt das Feuer selbst‘ (zu ‚wahr machen‘ vgl. III 335 u. DWb 27,691–693,d). 528 Jhr Kinder] Vgl. IS III 531. 528, Fußnote † I.R.E.R.A.M.A.G.T.] Während sich die erste Buchstabenfolge der Reihe nach den vier Namen Jupiter, Pluto, Alcides und Jason entnehmen läßt, muß bei dieser zweiten nach dem fünften Buchstaben mit „M.“ wieder von vorn begonnen werden. Zudem fehlt in den zweiten vier Wörtern der zur Bildung des Namens Margarite notwendige Buchstabe T! – MARGARITE] Die spanische Infantin Margarita Teresa (1651–1673), die mit Kaiser Leopold I., ihrem Onkel (Bruder ihrer Mutter), 1666, im Alter von 15 Jahren, aus dynastischen Gründen vermählt wurde. Sie starb 1673 kurz nach der Geburt ihres sechsten Kindes. Die von ihr auf Leopold vererbten Rechte auf den spanischen Thron waren die Grundlage der habsburgischen Ansprüche im Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1714). 529 ihr Schimmer ferner ¢iht] ‚ihr Glanz in die Ferne ausstrahlt‘; ‚sehen‘ hier ähnlich gebraucht wie in der heute noch üblichen Wendung: ‚ein Fenster (oder eine Hausfront) sieht in eine bestimmte Himmelsrichtung‘. 533 Des Rom¢chen Reiches Jupiter] Kaiser Leopold I. 534 Europens Perl’] Margarita Teresa. „Perl’“ ist Anspielung auf die Bedeutung ihres ersten Vornamens (lat. ‚margarita‘ = ‚Perle‘). Vgl. IV 625. 535 Der Teut¢chen Hercules] Wiederum Kaiser Leopold, dessen Verbindung mit Margarita Teresa im folgenden parallelisiert wird mit der Herkules/Omphale-Episode der antiken Sage (s. o. Anm. zu V. 500). 536 befohlen] ‚anbefohlen‘. 539 edler gulden Fluß] Hier ist natürlich an den 1430 von Herzog Philipp dem Guten von Burgund gegründeten Orden vom Goldenen Vlies zu denken, dessen Abzeichen ein an einer Kette hängendes goldenes Widderfell war. Durch die Heirat Kaiser Maximilians I. mit Maria von Burgund war die Funktion der Ordenssouveränität 1477 auf das Haus Habsburg übergegangen. 1555 übertrug Kaiser Karl V. anläßlich seiner Abdankung seinem Sohn Philipp (als Philipp II. König von Spanien) mit der Herrschaft über die Niederlande auch die Verfügungsgewalt über den Orden. Diese blieb von da an 145 Jahre bei der spanischen Krone. (AnmL. zu V. 516.539).
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540 Pha¢is] Fluß in Kolchis, hier als Metonymie für Kolchis selbst, von wo Jason das Goldene Vlies holte. – Manzanar] Manzanares, Fluß in Zentralspanien, an dem Madrid liegt. 541 von Argos ¢tieß] ‚von Argos abstieß‘ (mit dem Schiff); zu dieser Verwendung des intransitiven ‚stoßen‘ s. DWb 19,530 f.,7a. Der Name der Argo, des Schiffes, mit dem sich die Argonauten auf die Reise begaben, um das Goldene Vlies zu holen, wird teils von seinem Erbauer Argos, teils von der gleichnamigen Stadt, in der es erbaut worden sein soll, hergeleitet. L. folgt hier also der zweiten Version. 543 Dem Lowen] Kaiser Leopold (lat. ‚leo‘ = ‚Löwe‘). Vgl. V 175.182; IS, Widm. 5, 6, Prol. 54. – O guldne Zeit] S.o., S. 862 f., Anm. zu IS, Widm. 6, 26–27. 544 Wieder] ‚Widder‘ (zur Schreibweise vgl. u. a. Wimungsged., V. 30). – verfreyt] ‚vermählt‘ (vgl. IV 406). 545 Hold] ‚Huld‘. Dritte Abhandlung Szenenfolge: a) V. 1–56; b) V. 57–144; c) V. 145–288; d) V. 289–430; e) V. 431– 562 (Reyen). Orte der Handlung: Hierzu gibt es in dieser Abhandlung keine Angaben. 2 3 4 5 7 8
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ihren Zweck erreichen] ‚an ihr Ziel gelangen‘. geher] = ‚jäher‘ (‚hastiger‘). – Schluß] ‚Entschluß‘. ¢cheutern] ‚scheitern‘. ¢piegeln] ‚ein Beispiel nehmen‘ (vgl. II 52). vor] ‚zuvor‘. Jcarus] Ikarus stürzte bei seinem Flug mit den ihm von seinem Vater Daedalus gefertigten Flügeln ab, weil er entgegen dessen Warnungen der Sonne zu nahe kam und dadurch die Wachsverbindungen, die die Flügel zusammenhielten, schmolzen. bluttig Stern … Comete] Insofern, als sie wie diese Naturerscheinungen nach zeitgenössischer Auffassung nur Böses mit sich bringt. – Jrrwi¢ch] ‚Irrlicht‘. fur der La¢terung] ‚angesichts dieser Beschimpfung‘. ¢ein] Masinissas (Anrede in der 3. Person). mit ¢chlimmen Recht] ‚zu Unrecht‘ (‚schlimm‘ hier etwa im Sinne von ‚schlecht‘ oder ‚unzulänglich‘). Zweig aus Barchens Stamm] Sophonisbes Vater Hasdrubal stammte nicht aus der Familie der ‚Barkiden‘ (nach dem Beinamen von Hannibals Vater Hamilkar Barkas, ‚der Blitz‘). Er war vermutlich ein Sohn des Gisgo, dessen Abkunft unbekannt ist. L.s diesbezüglicher Hinweis auf Livius in AnmL. ist irrig. Vgl. V. 218, IV 73.430, V 455.
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Der Eyben … giftgen Schatten ab] Im Altertum meinte man, daß der Schatten der in voller Blüte stehenden Eibe Lebewesen töten könne. Hintergrund dieser Vorstellung ist die Tatsache, daß Blätter, Samen und Früchte der Eibe giftig sind. Sie galt deshalb auch als Toten- und Unterweltbaum. Vgl. IV 430–432. – gibt !…" ab] ‚spendet‘. 20 angab] ‚an den Tag legte‘. 21 nam !… " ein] ‚reizte an‘, ‚verlockte‘ (s. DWb 3,239,8). – der Romer Bund] ‚das Bündnis mit den Römern‘. 23 ihm] Masinissa (Anrede in der 3. Person). 24 kommen vor] Etwa: ‚hervortreten‘, ‚sich zur Geltung bringen‘. 30 Byr¢a] S.o. Anm. zu I 87. (AnmL.). 31 Kaccabe] Griechischer Name Karthagos (s. AnmL. zu II 405). 32 ihm ¢etzen fur] ‚sich vornehmen‘. 34 gro¢te Stadt der Welt] S. hierzu AnmL. 36 ¢iebenhundert mahl zu tau¢enden] S. hierzu AnmL. 38 Die … zopffet] S. hierzu AnmL. – zopffet] = ‚zäpfet‘, umgelautete Nebenform zu ‚zapfet‘. 39 Aegel] = ‚Egel‘ (Blutegel, damals noch Femininum). 41 Wo … denckt hinaus?] ‚Was führt der Fürst im Schilde?‘ 42 wo] ‚falls‘. 43 Vertrauligkeit] ‚Vertrauen‘. – kaumt] ‚keimt‘. 44 entraumt] ‚eingeräumt‘. 45 ihn] Masinissa (Anrede in der 3. Person). 47 ein Fi¢ch der … lahmt] Der Zitterrochen, nach Plinius, Nat. hist. 32,7. 48 Spinnen … ¢amt] Vgl. E III 65 f. (‚¢ämen‘ hier etwa = ‚ausstreuen‘, ebenso V. 58); IS I 232 f. 49 albern] ‚einfältigen‘. 51 Schmach] Hier im aktivischen Sinne: ‚Schmähung‘ (vgl. V. 413). – blodes Licht] Etwa ‚schwache / begrenzte Sehkraft‘ (vgl. die Belege für ‚Lichter‘ = ‚Augen‘ in der poetischen Sprache des 17. Jh.s in DWb 12,873,15b). 52 Erkie¢t] ‚erwählt‘. 53 ¢chlechte] ‚unbedeutende‘ (vgl. DWb 15,524 f.,8c). 54 abthun] ‚beseitigen‘. 56 zu reden ein] ‚Einwände zu machen‘. 58 Dianens Horn] Der Mond (Diana hier als Mondgöttin). „Horn“ ist poetischer Singular für die beiden Spitzen (‚Hörner‘) der Mondsichel. Vgl. A II 69; C IV 443. – den Thau als Perlen ¢amet] ‚seinen Tau wie Perlen ausstreut‘ (zu „¢ämet“ vgl. V. 48). S.o. Anm. zu Widmungsged., V. 35. 59 Der Himmel … ¢chmuckt] Vermutlich Anakoluth (falscher syntaktischer Anschluß an das Vorhergehende). Zur Not kann man den Vers auch als Hauptsatz lesen, allerdings mit einem bei L. sehr ungewöhnlichen grammatischen Fehler (Schlußstellung des Prädikats). 60 holderm] ‚huldvollerem‘, ‚freundlicherem‘. 63–64 Es fa¢¢et … kaum die Lu¢t] Das „kaum“ gilt für beide Elemente der Auf-
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zählung. Also: ‚Meine Brust faßt kaum die Liebesbrunst, mein Herz kaum die Lust.‘ „Mein Haupt“ ist sicherlich kein Glied der Aufzählung, sondern liebevolle Anrede an Masinissa (vgl. II 260; C III 21). 65 aus mir entzuckt] ‚mir selbst entrückt‘ (vgl. II 425; IS II 168). 70 Knipft] ‚knüpft‘. – ¢chrenckt] ‚fügt‘. – mit der Hand] Anspielung auf den V. 90 vollzogenen Teil des Trauungsrituals (s. Anm. hierzu). 71–140 Diese Zeremonie enthält mehrere Elemente des römischen Hochzeitsrituals (s. die Anmerkungen zu V. 77, 81–82, 84, 89, 90 u. 125–140). 71 Heyligthum] Hier im Sinne von ‚heilige Handlung‘ (s. DWb 10,845,2c). 73 A¢tarthen … anleuchtet] S.o. Anm. zu I 489. Vgl. die Anrufung der Göttin V. 117–130. 74 an¢teckt] ‚entflammt‘. – und doch die Welt befeuchtet] D. h. trotz ihrer entflammenden Wirkung der Erde als Mondgöttin auch Tau spendet (vgl. V. 58; zur Sache s. o. Anm. zu Widmungsged., V. 35). 75 ewig’s Brand-Altar] Altar mit ewigem Feuer, wie aus AnmL. zu entnehmen. 76 ihr Kinder] Die Cupidines (ebenso V. 96 u. 99). – Sabeens Weyrauch] Weihrauch aus Saba, einer hieran reichen Gegend in Arabien (Arabia felix). 77 mit ver¢treuten Nu¢¢en] Bei den Römern war es Sitte, daß der Bräutigam bei der Hochzeit Nüsse unter die Zuschauer streute (vgl. Vergil, Ecl. 8,30: „Sparge, marite, nuces.“). Offenbar ist hier vorauszusetzen, daß Masinissa sich diesem Brauch angeschlossen hat. 79 Zibeth und Ambra] S.o. Anm. zu IS I 196. 80 die geweyhte Flutt] ‚das geweihte Wasser‘. – Myrthen-Strauch] Anscheinend ein Bund Myrtenzweige, der wie ein Weihwedel verwendet wird. 81–82 mit die¢er Lantze … Haar zertheiln] Auch dies war ein römischer Brauch. Der Braut wurde am Hochzeitstag durch den Bräutigam mit einer vorn gekrümmten Lanze (hasta caelibaris) das Haar geteilt (vgl. Ovid, Fasti 2,560). 84 die¢es Schleiers Gold] Die römische Braut trug einen roten Schleier („Gold“ hier also nur als ungefähre Farbbestimmung zu verstehen). 86 ¢chwartzer] ‚unheilvoller‘ ‚unglückbringender‘. 89 das Wa¢¢er und die Flammen] Wiederum Reminiszenz an einen römischen Hochzeitsbrauch: Der Bräutigam empfing die Braut am Hochzeitstag im Atrium seines Hauses mit Wasser und Feuer. 90 Schrenckt die geflochtnen Hand’ … zu¢ammen] Desgleichen: Dem Paar wurden im römischen Hochzeitsritus beide rechte Hände zusammengelegt. 91 ¢chnell’ !… " zu] ‚zuschnellen‘ wohl mundartl. für ‚zuschnallen‘ (‚mit einer Schnalle verschließen‘). 92 verlangten] ‚ersehnten‘. 93 Die gantze Schaar] Also alle Anwesenden.
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Kommentar
94 der Liebe] D. h. der Liebesgöttin, wohl die V. 101 genannten Delephat. 95 Nympfen] Hier: junge Frauen oder Mädchen (s. DWb 13,1038,2a). – verliebte Blumen] ‚verliebt‘ hier in allgemeinerer Bedeutung, etwa: ‚Liebe ausdrückend / bezeugend‘ (s. DWb 25,789). 96 eitel] Hier adverbial: ‚nichts als‘. 101 Delephat] So hieß der Stern Venus bei den Chaldäern (s. RE IV,2,2433). L. sieht darin, wie der Rest des Verses und seine Erläuterungen in AnmL. belegen, den chaldäischen und assyrischen Namen für die aus dem Meer geborene Aphrodite. 102 Ammon] In Ägypten der oberste Reichsgott, von den Griechen mit Zeus gleichgesetzt. Vgl. V. 192, IV 138, V 54. (AnmL.). 106 Schopffen-Vieh] ‚Schuppenvieh‘ (Fische). 107 Salambo] Ein anderer Name der Liebesgöttin (s. AnmL.). Vgl. Anm. zu C2, Pers.-Verz. 405,30. 111 Priapus] Der Gartengott, der mit übergroßem Geschlechtsteil dargestellt wurde. (AnmL.). 113 Mylitte] = Mylitta, assyrischer Name der Aphrodite. Zu Ehren dieser Göttin boten sich in ihrem Tempel Babylonierinnen zu bezahlten Liebesdiensten an (s. RE XVI,1,1073, u. AnmL.). 114 Opfer-Teig] L. denkt hier vermutlich an die im römischen Opferritual verwendete Mola salsa, eine Mischung aus Speltschrot und Salzlake. – zeugt] ‚zeigt‘, ‚stellt dar‘. 115 We¢t-Phœnicien] Die Gegend um Karthago. (AnmL.). – fur] ‚als‘. 117 A¢tarthe] S.o. Anm. zu I 489; vgl. V. 73. (AnmL.). 118 als kein Atlas nicht] ‚so wie kein Atlas‘ (einer der Titanen, die Jupiter stürzen wollten; er wurde dazu verurteilt, den Himmel auf seinen Schultern zu tragen). (AnmL.). 120 lichte] ‚hell‘ (im Mondschein). 125–140 Auch die Eingeweideschau war Teil der römischen Hochzeitsfeier. 125–128 die¢er reinen Tauben Blutt … deine heil’ge Glutt] Die Taube war der Aphrodite bzw. Venus heilig und wurde als deren Opfertier verwendet. Diese Kulthandlung wird hier auf die phoenizische Liebesgöttin Astarte (V. 117) übertragen. 129 Hold] ‚Huld‘. 133 er¢t] ‚erst einmal‘. 136–139 fehlt doch … lodernd brennen] Alles böse Vorzeichen. 140 Zufall] ‚Schicksalsschlag‘ (vgl. IV 451). 146 Dercetens] S.o. Anm. zu I 495. 147 Sophonisben … zu vermahlen] ‚die Absicht hat, sich mit Sophonisbe zu vermählen‘. 152 zerritten] ‚zerrütten‘ (‚zerstören‘). 153 Schluß] ‚Beschluß‘. 154 ihm legt !…" bey] ‚sich zur Bettgenossin macht‘. 156 Siegs-Geprang’] ‚Triumphzug‘.
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160 vor] ‚vorher‘. – A¢drubal erlegen] S.o. Anm. zu I 20–21; „erlegen“ hier: ‚besiegen‘ (vgl. IV 13). 161 Lager] ‚Heerlager‘. 171 Mohren] ‚Afrikaner‘. – fahrn … Sonnen-Wagen] D. h., sie erfassen alle Regionen von Osten nach Westen, entsprechend dem Lauf der Sonne. 173 T¢or] Anderer Name für die phoenizische Inselstadt Tyros (s. AnmL.). 174 Chna] Lt. AnmL. Stammvater sowohl der Kanaaniter wie der Phoenizier. 175–184 Wie weit der Schatten … Leitung der Ge¢tirne] L. referiert hier die schon in der Antike verbreitete und bis ins 19. Jh. nachwirkende Auffassung, daß nahezu alle bedeutenden Kulturleistungen der Menschheit auf die Phoenizier zurückgingen (zu Einzelheiten s. die Anmerkungen L.s). Heute sieht man die kulturelle Leistung der Phoenizier eher in ihrer Vermittlerfunktion aufgrund ihrer ausgedehnten Seefahrts- und Handelsaktivitäten im Mittelmeer und der daraus erwachsenen Kolonialtätigkeit. Zur Kritik der älteren Auffassung s. RE XX,1,370–373. 175 der Schatten] Nicht klar. Vielleicht ‚das Dunkel der Nacht‘? 176 Ma¢t] Metonymie für ‚Schiff‘ oder ‚Flotte‘. 178 das Kriegs-Volck ¢tellt] ‚die Soldaten zur Schlachtordnung aufstellt‘. 180 die erfundne Schrifft] Die größte Kulturleistung der Phoenizier war die Entwicklung der Buchstabenschrift, die die Grundlage aller abendländischen Schriften wurde. – Weißheit] Philosophie. 181 Athen und Memphis] D. h. Griechenland und Ägypten. 185 Die Seulen Hercules/ wo er geruhet hat] Die Straße von Gibraltar als westliches Ende des Mittelmeers. Sie hieß früher ‚Säulen des Herkules‘, weil der Sage nach die Vorgebirge Calpe (der Felsen von Gibraltar) auf spanischer und Abyla (heute Jebel Musa bei Ceuta in Marokko) auf afrikanischer Seite Säulen waren, die Herkules aufgestellt hatte, um damit zu demonstrieren, wie weit er auf seinem Weg durch Libyen, d. h. Nordafrika, gekommen war. Vgl. V 682. (AnmL.). 186 der Erde Ring] Der Ozean, der nach antiker Vorstellung ringförmig die Erde umschloß (s. AnmL.). 188 Thule] Im Altertum Name einer Insel, die sich im äußersten Norden der Erde befinden soll. Geographisch schwer lokalisierbar; Vermutungen richten sich auf die Shetland-Inseln, Island und Mittelnorwegen. Vgl. C V 494. 188–189 Des Hanno Schiffe … neue Welt] Der karthagische Feldherr und Sufet unternahm gegen Ende des 6. Jh.s v. Chr. Schiffsexpeditionen entlang der afrikanischen Westküste (s. Geus, Prosopographie, S. 98–105). Er verfaßte einen Reisebericht in punischer Sprache, von dem sich nur eine freie griechische Übersetzung (‚Periplus‘) erhalten hat. L. nimmt hier, wie aus AnmL. zu ersehen, Bezug auf frühneuzeitliche, an Aristoteles anknüpfende Mutmaßungen und Spekulationen, daß die Karthager damals bereits bis an die amerikanische Küste gelangt sein könnten. – Bis in der Sonnen Bett’] D. h. bis in den äußersten Westen.
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Kommentar
190 Kaccabe] Griechischer Name Karthagos (s. AnmL. zu II 405). – fur ein Geheimnus halt] ‚als Geheimnis bewahrt‘ (‚geheimhält‘). 191 ihr] ‚für sich‘. 192 Ammon] S.o. Anm. zu V. 102. 193 Rom allen Weitzen] S. AnmL. 197 fehln] ‚verfehlen‘. 199 Regulus] S.o. Anm. zu I 75. – fur] ‚vor‘. 206 unerhort] ‚unüblich‘, ‚noch nie vorgekommen‘. 208 Schluß] ‚Beschluß‘. 209 kein !… " nicht] Verstärktes „kein“. 211 Schatzt] ‚taxiert‘. – Feind] Adjektivisch (vgl. V. 236): ‚als Feinde‘. – fur] ‚vor‘. 212 Meyneyd] ‚Verrat‘. 215 von den Verfuhrern] Von den Oberen Karthagos, die seinerzeit (wie aus II 403 f. hervorgeht) auf ihre Eheschließung mit Syphax Einfluß genommen haben. 218 Barchens Stamm] S.o. Anm. zu V. 18. – auf Rom vergiftet] ‚von tiefem Haß auf Rom erfüllt‘ (s. o. Anm. zu II 50; vgl. IV 257). 219 globen] ‚geloben‘. 223 an Sonnen Fleck und Schatten] Anachronistische Anspielung auf die Sonnenflecken, die erst 1611 von Galilei und, unabhängig von ihm, von zwei anderen Gelehrten entdeckt wurden. Vgl. C II 350 f.; E V 558. 225 Schluß] ‚Beschluß‘. 227 Tod und Sebel] Hysteron proteron. 229 Mohren] ‚Afrikaner‘. – lehnt !…" ab] ‚weist zurück‘. 230 kalt] ‚tot‘. 231 an ¢ie zu ¢etzen] ‚auf sie loszugehen‘ (vgl. I 281, V 651). 238 ausge¢tellt] ‚aufgeschoben‘. 241 Auf Aus¢chlag] ‚auf ein Ergebnis‘. 243 den Wolf … la¢¢en rauben] ‚angsterfüllt zulassen, daß der Wolf uns das Schaf raubt‘. 244–245 auf Schrauben Und auf die Spitze ¢telln] Die Redensart ‚auf Schrauben stellen‘ hier in der Bedeutung: ‚eine Lage komplizieren‘ (ähnlich E III 620 f.); ‚auf die Spitze stellen‘ bedeutet ‚etwas in Gefahr bringen bzw. einem hohen Risiko aussetzen‘ (ebenso C I 118; vgl. DWb 16,2591 f.,2c). 250 pocht auf Hannibaln] ‚verläßt sich / baut selbstgewiß auf Hannibal‘. 252 Seide ¢pinnen] ‚in angenehmen / glücklichen Verhältnissen leben‘ (s. DWb 16,175). Vgl. V 130; C III 609–611. 253 geb’ es nach] ‚gestehe es zu‘. – ¢tehen an] ‚aufgeschoben / vertagt sein‘. 256 was] ‚etwas‘. – be¢cheiden] ‚maßvoll‘. 257 heuchelt dir] ‚schmeichelt dir‘, ‚macht dir etwas vor‘. 262 nech¢thin] ‚kürzlich‘. 267/268 fur der] ‚angesichts deren‘.
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269 Hy¢ta¢pides] Der Hystaspide, d.i. der persische König Dareios I. (Regierungszeit 522–486), als Sohn seines Vaters Hystaspes. (AnmL.). 270 mit Schimpf erlernt] ‚zu eurer Schande erfahren‘. 271–273 der verdammten Mohren … Agathoclens Fau¢t] Agathokles, der Tyrann von Syrakus, wurde 311 v. Chr. von den Karthagern am südlichen Himeras (einem Fluß in Sizilien) geschlagen. Als die Karthager Syrakus belagerten, überließ Agathokles die Verteidigung der Stadt seinem Bruder Antandros und setzte mit seiner Flotte 310 nach Afrika über, um die Karthager in ihrem eigenen Land zu bedrängen. Er errang mehrere Siege über deren einheimisches Heer, rückte nahe an Karthago heran und wurde durch Eroberung zahlreicher Orte zum Beherrscher der ganzen Region. 307 mußte er aber Afrika wieder verlassen, da Syrakus der karthagischen Streitmacht zu unterliegen drohte. – Mohren] ‚Afrikaner‘, hier speziell die Karthager. 278 das Gelo euch ge¢teckt] Gelon, der Tyrann von Syrakus, nach der Niederlage der Karthager in Sizilien 480 v. Chr. (s. u. Anm. zu V 376–378), lt. Plutarch (s. AnmL.). – ge¢teckt] ‚auferlegt‘. 284 Blutt-Gerichte] Gemeinhin: ‚Todesurteil‘; so auch Lohenstein, Arminius, Tl. 1 (1689), S. 1082a : „Die Argiver hätten über Ore¢ten ein ordentlich Blut-Gerichte gehegt“. Hier aber möglicherweise eher (vgl. V. 300–302) ‚blutige Mahlzeit‘. 285 Hellen] ‚Hölle‘. – gebracht] ‚dargebracht‘. – zeitlich] ‚beizeiten‘. 289 Mohren] ‚Afrikaner‘. 293 fur] ‚vor‘. 295 ¢chafft] ‚anordnet‘. 299 ihr Kind … ¢chlachten] D. h. als Opfer darbringen. 300 Trachten] ‚Speisen‘. 301–302 Atreus Taffel … Thye¢tes auf] S.o. Anm. zu I 286. (AnmL.). 302 Titans] ‚der Sonne‘ (s. o. Anm. zu Widmungsged., V. 40). – ¢ternend] ‚strahlendes‘ (vgl. A V 303). 303 wie zu Mycen … zurucke] Die Untat des Atreus hatte sich in Mykene abgespielt. Es heißt, daß die Sonne sich damals vor Entsetzen rückwärts bewegt habe. 306 Das Rom … beginnen kan] Der Vers scheint in zweierlei Hinsicht fehlerhaft. Statt „Das“ wäre „Die“ zu erwarten (als Relativpronomen zu „der Opferung“); vermutlich hatte L. in einer früheren Fassung das Neutrum ‚Opfer‘ verwendet und bei der Änderung eine Anpassung von V. 306 versäumt. Eine zweite Frage stellt sich bei der Präposition „auf“; anscheinend ist sie Druckfehler für ‚an‘. 307 den Gei¢t ausbla¢en] ‚das Leben aushauchen‘. 310 Der Abgrund] ‚die Unterwelt / Hölle‘. 311 Furien] Den griechischen Erinnyen entsprechende furchterregende weibliche Rachegeister (mit Schlangenhaaren und Schlangen als Peitschen in den Händen), die vor allem Mördern auf den Fersen sind. – Bu¢iris] S.o. Anm. zu I 396.
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Kommentar
Abgott’¢chen Mord] ‚Mord im Dienst an Götzen‘. gedeyet] ‚gelangt‘ (s. o. Anm. zu I 105). Jhr edles Creutze] An dem Kreuzigungen vorgenommen wurden (s. AnmL.). angepfleck’t] = ‚angepflöckt‘ (mit Pflöcken fixiert). die Drey] Die oben V. 289 genannten „drey Mohren“. Bu¢ir] S.o. Anm. zu I 396. thut ab] ‚abschlachtet‘ (s. DWb 1,138). Hold] ‚Huld‘. Wolfarth] ‚Heil‘, ‚Wohlergehen‘. zu machen wahr] ‚zu bestätigen‘ (vgl. II 525). Freind¢chaft wolln … Feind¢chaft ¢chlu¢¢en] Bei „wolln“ ist „¢chlü¢¢en“ zu ergänzen, bei „¢chlü¢¢en“ umgekehrt „wolln“, bei beiden das Hilfsverb ‚habe‘ mitzudenken. ein unbetruglich Zeichen] Ein Muttermal lt. AnmL. Vom Zufall … hohen Stande] ‚durch den zufälligen Umstand, daß ich von hohem Stand bin, nicht verzögern‘. Meineyd] ‚Verrat‘. – flicht ver¢chworne Seelen ein] ‚Menschen, die den Treueid geschworen haben, einbindet‘ (zu ‚einflechten‘ vgl. A I 199). der Adern Brunn] Das Herz (vgl. A I 464.569; C III 75.252, IV 30, V 189; E I 71.743, V 600). Lilg- und Bru¢ten] Hendiadyoin: ‚lilienweißen Brüsten‘ (die Lilie hier aber zugleich als Sinnbild der Unschuld). kalt Blutt !… " ¢chwartz] „kalt“ meint den Zustand des Todes, „¢chwartz“ zielt vermutlich auch hier (vgl. A I 278, V 185; C II 387) auf die zeitgenössische Humoralpathologie, die einen Zusammenhang zwischen der Melancholie (hervorgerufen durch einen Überschuß an schwarzer Galle unter den Körpersäften) und der Herrschsucht sah, die nicht nur Sophonisbe zuzuschreiben ist (vgl. Widmungsged., V. 127–130), sondern natürlich auch Syphax selbst (hinsichtlich seines Bündniswechsels und der Eroberungspolitik gegenüber Masinissa). S. dazu Rahn, Affektpathologische Aspekte, S. 204. fur] Doppeldeutig: entweder in dem heute allein möglichen Sinn oder in der Bedeutung ‚vor‘ (= ‚angesichts von‘). ein Weingetranckter Drache] „Drache“ bezeichnet hier ein giftiges Reptil. In AnmL. hierzu führt L. Autoren an, die der Meinung sind, daß die Wirkung des Giftes von „Schlangen und Drachen“ gesteigert werde, wenn sie Wein getrunken hätten. fal¢chen] ‚trügerischen‘. – Neben-Sonnen] Durch Eiskristalle in der Atmosphäre hervorgerufene sonnenähnliche Lichterscheinungen rechts und links neben der Sonne. Beweglich] ‚anrührend‘, ‚eindringlich‘ (im Sinne des Redeziels ‚movere‘!). Pfal] ‚Marterpfahl‘. – Ertzt] Zu denken ist an flüssiges Metall zur Anwendung bei Folterungen (vgl. A IV 305, V 822; C2 III 359; E IV 101). gleich] Gehört zu „Ob“.
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396 ihm] ‚sich‘. 404 Muth] Hier in sehr verengtem Sinn: ‚Groll‘, ‚Grimm‘ oder dgl. (s. DWb 12,2792,7). 405 Eyfer] ‚Zorn‘. 406 henkern] ‚foltern‘, ‚quälen‘ (vgl. A IV 7; IS I 711, III 83). 407 vorher] ‚im voraus schon‘. 409 mit willen] ‚mit meiner Zustimmung‘. 413 Schmach] Hier aktivisch (wie schon V. 51): ‚Schmähung‘. 416 zur Vergnugung gehen] ‚heiteren Dingen zuwenden‘. 429 ¢chlußt] ‚schließt‘. 430 mag] Hier wohl eher ‚kann‘ (‚hat die Macht‘) als ‚möchte‘. 431 zerbrich] ‚brich auf‘. – des Abgrunds Kluft] ‚den Pfuhl der Unterwelt‘. 432 Neid] So wie hier die Allegorie der Eifersucht natürlich auf Syphax zielt, so die des Neides offenbar (vgl. V. 434–436) auf Laelius. – ¢chaft] ‚ausrichtet‘ (s. DWb 14,2028 f.,8a,). 437 tagt] ‚zitiert‘ (vgl. I 559). 438 Phlegrens Hol’] Phlegra (‚Brandstätte‘) hieß im antiken Mythos der Schauplatz des Kampfes der Giganten gegen die Götter, bei dem die Giganten besiegt und durch Blitze getötet wurden. Doch nicht hieran dürfte an dieser Stelle zu denken sein, sondern eher an die Phlegraei campi, den heute Solfatara genannten Vulkankrater zwischen Pozzuoli und Neapel, aus dem an verschiedenen Stellen Gase austreten. 439 Titan und Diana] Sonne und Mond (zu „Titan“ s. o. Anm. zu Widmungsged., V. 40; zu „Diana“ vgl. III 58). 441 girr’n] Lautmalendes Wort mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten (vgl. A V 708; C I 324, III 379). 442 mit Verdruß] Etwa ‚mit finsterer Gemütsstimmung‘. 443 ver¢tore] ‚zerstöre‘ (s. DWb 25,1772 f.,1) oder auch ‚versetze in Unruhe‘ / ‚bringe aus dem Gleichgewicht‘ (s. ebd. 25,1776). Zu der hier wahrscheinlicheren zweitgenannten Bedeutung vgl. Lohenstein, Arminius, Tl. 2 (1690), S. 807 b : „Gottwald begegnete ihm: Kein Unglücke würde iemals mächtig ¢eyn die Ruhe ¢eines Gemüthes zu ver¢tören !…"“ 444 ¢engt !… " weg] ‚wegsengen‘ hier ‚vernichten durch Frost‘ (durch Hitze: IS III 90 f.). 446 Sam¢t] ‚säst‘. 447 Er¢teck¢t] ‚erstickst (Rosen)‘. – giftig Eyter] Pleonasmus, da „Eyter“ allein schon = ‚Gift‘ (von Schlangen oder Drachen); vgl. A V 829; C II 424, III 91. 448 Ambra] S.o. Anm. zu V. 79. 450 Medu¢en Haar] Medusa war eine der drei Gorgonen (s. o. Anm. zu I 500); ihr Haar bestand aus Schlangen, und ihr gräßlicher Anblick ließ jeden, der sie sah, zu Stein werden. 452 Chimer] Chimaera, ein feuerspeiendes Ungeheuer, vorn ein Löwe, in der Mitte eine Ziege, hinten ein Drache. – Ocypete] Eine der Harpyien (räuberische vogelähnliche Ungeheuer mit Frauengesichtern).
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455 Napel] Napell bzw. Napellenkraut (s. o. Anm. zu IS I 185). 457 Circe] Eine zauberkundige Meernymphe, die die Gefährten des Odysseus in Schweine verwandelte. 458 Cali¢to … Beer] Nach einer Version der Sage um die Liebschaft Jupiters mit Callisto, einer Jagdgefährtin der Göttin Diana, verwandelte die eifersüchtige Juno sie in eine Bärin, woraufhin sie versehentlich von Diana erschossen und danach als Sternbild des Großen Bären (Ursa maior) an den Himmel versetzt wurde. Vgl. II 451. 462 Dem Drachen … guldne Fluß] Medea hatte dem Drachen, der in Kolchis das goldene (Widder-)Vlies bewachte, mit ihren Zauberkünsten eingeschläfert, so daß Jason es ihm gefahrlos entwenden konnte. 463–466 Argus … Jo ehret] Um Juno zu täuschen, hatte Jupiter die schöne Io in eine weiße Kuh verwandelt. Juno durchschaute aber den Betrug und ließ die Kuh, um die geplante Liebschaft zu vereiteln, von Argus, einem männlichen Wesen, das um den Kopf herum mit unzähligen Augen ausgestattet war und somit in alle Richtungen sehen konnte, bewachen. Jupiter schickte Merkur zu ihm, der ihn in der Gestalt eines Hirten mit Hirtengesängen und Flötenspiel so stark einschläferte, daß er sämtliche Augen schloß. Darauf schlug ihm Merkur mit einem Schwert den Kopf ab. 467–469 Mars … Venus kuhlt] Venus betrog ihren Ehemann, den kunstfertigen hinkenden Schmiedegott Vulkan, mit dem Kriegsgott Mars auf ihrem Ehebett im Hause Vulkans. Als dieser davon erfahren hatte, umgab er das Bett mit einem Netz aus spinnwebfeinen, nicht sichtbaren Drähten, in denen sich Venus und Mars, als sie das Bett in Abwesenheit des Hausherrn erneut zum Liebesspiel bestiegen, dermaßen verfingen, daß sie bis zu völliger Bewegungsunfähigkeit gefesselt waren. In diesem Moment erschien Vulkan (er hatte eine Reise vorgetäuscht) und rief sodann die Götter des Olymps herbei, um die beiden Ehebrecher vor ihnen bloßzustellen. Die Götter kamen herbei und brachen, als sie das gefesselte Liebespaaar sahen, in das sprichwörtlich gewordene homerische Gelächter aus (Homer, Od. 8, 266–328). 471 zweyfach Antlitz] Vergleich der alles argwöhnisch im Auge behaltenden Eifersucht mit dem doppelgesichtigen Janus, dem Gott des Eingangs und Ausgangs. – tau¢end Augen] Vergleich mit Argus (s. o. Anm. zu V. 463–466). 472 Hir¢chfuß] Sinnbild kraftvoller Schnelligkeit; vgl. Hab 3,19: „Denn der Herr Herr ist meine Kraft und wird meine Füße machen wie Hirschfüße und wird mich auf meine Höhen führen.“ 473–476 Der Wurm … im Hertzen ¢itzt] Vgl. hiermit die Schilderung der Invidia, Göttin des Neides, bei Ovid, Met. 2,768–801. – lincken Bru¢t] D. h. am Herzen. – blauer Mund] ‚blau‘ hier als Farbe von Krankheit oder Verwesung, ähnlich wie lat. ‚livor‘, das buchstäblich einen bleifarbenen, blauen oder rotblauen, durch Schlagen, Stoßen oder auch Vergiftung hervorgerufenen Fleck am Körper bezeichnet, im übertragenen Sinn aber den ‚blassen‘ Neid oder die Mißgunst.
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477 Ge¢chrey] ‚umlaufendes Gerede‘, ‚Gerücht‘. 482 Adler raubt den Schatz] Reminiszenz an die Entführung Ganymeds durch den Adler Jupiters. 483 ¢pielt auf ihren Wangen] D. h., tätschelt sie spielerisch. 484 in un¢er Netze fangen] Wie es Vulkan mit Venus und Mars getan hat (V. 468 f.). 489–490 Wenn Jupiter … zu gebehrden] S.o. Anm. zu II 458. 500 Gra¢e-Pferd] ‚Heuschrecke‘. 501–502 Wenn Jupiter … zerflu¢¢en] S.o. Anm. zu II 458. 517 zu kirrn] ‚zu locken‘ (vgl. IV 283). 519 Actæon] S.o. Anm. zu I 567. 521 Bla¢ter] ‚Pflaster‘ (Abdeckung einer Wunde), hier vielleicht als Augenklappe zu deuten. 522 Fuhl’] Das feminine Substantiv ‚Fühle‘ (= ‚Gefühl‘) war in der Frühen Neuzeit vornehmlich bei den Dichtern des schlesischen Barock in Gebrauch (vgl. die Belege DWb 4,405). 526 Ge¢pen¢t’] Hier: ‚Trugbild‘. – Bock] D. h. in einen (bocksfüßigen und gehörnten) Satyr (s. o. Anm. zu II 460). 529 Welch Hercules] Hier soll man anscheinend an die auch sexuell große Leistungsfähigkeit des Heros denken: die Schwängerung der 50 Töchter des Thespius, Königs von Thespiae, die ihm 50 Söhne gebaren. 530 Welch Cyclops … Galatheen] S.o. Anm. zu II 478. 531 gleich] Partikel, die den konzessiven Sinn des Nebensatzes anzeigt. 534 Schau’-Glaß] ‚Fernrohr‘ (vgl. IB IV 360; IS II 594). 535 Scherf] Eigtl. Münze mit geringstem Wert; hier wie das heute noch gebräuchliche ‚Scherflein‘: ‚geringfügige milde Gabe‘. 537 weiden] Hier etwa: ‚erquicken‘. 538 in einen Knecht] Amphitryon, in dessen Gestalt Jupiter mit Alkmene Herkules zeugte, war kein Knecht, sondern ein thebanischer Feldherr. In der bekanntesten antiken Version der Geschichte, dem Lustspiel von Plautus, ist Merkur, der seinerseits die Gestalt des Sosia, eines Sklaven Amphitryons, annimmt, Jupiter bei der Irreführung Alkmenes behilflich. L. scheint hier in einem sonderbaren Lapsus zwei parallele Vorgänge miteinander vermengt zu haben. 540 glatte] ‚glatt‘ hier sicher im Sinne von ‚faltenlos‘, also ‚jung und frisch‘, oder auch ‚makellos‘ oder ‚schmuck‘ (s. DWb 7,7711–7713); denkbar wäre aber auch ‚bartlos‘ (s. ebd., 7716 f.). 541 mein Licht] „Licht“ hier Kosewort wie etwa „Schatz“ (vgl. C III 503, IV 407). 548 zu vermitten meint] ‚vorhat, sich zu vermieten bzw. zu verdingen‘. 549–550 Daß Omphal’ … Sohn zum Weibe] Chiastische Fügung: Omphale zu „Sohn“, d.i. Herkules (s. o. Anm. zu II 500), Europe zu Jupiter (er verwandelte sich in einen Stier, um sie zu entführen). 551 zetter! zetter!] In der Frühen Neuzeit gängiger Hilferuf („zetter“ = ‚zeter‘),
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oft in Verbindung mit ‚mordio‘. Vgl. die Redewendung ‚Zeter und Mordio schreien‘. 557 Meineydi¢ch] ‚eidbrüchiges‘, ‚treuloses‘. 560 Schimpf] ‚Schmach‘. 562 dich und ¢ie] Hysteron proteron. Vierte Abhandlung Szenenfolge: a) V. 1–155; b) V. 156–202; c) V. 203–344; d) V. 345–448; e) V. 449– 508; f) V. 509–626 (Reyen). Orte der Handlung: a–e) Ein ‚königlicher‘ Saal. 1–155 Szene a. Vorlage für den Auftritt des gefangenen Syphax vor Scipio war Livius 30,13,8–14,2. 4 mit Siegs-Geprang’] ‚im Triumphzug‘. – Capitol] Gemeint ist der Tempel des Iuppiter Capitolinus auf dem Kapitol, das Ziel des Triumphzuges. – hol’n ein] ‚geleiten‘ (s. DWb 3,205,1). 6 Utica] S.o. Anm. zu I 47–48. (AnmL.). – Tunis] Stadt in der Nähe Karthagos. Vgl. V 148.168.172. 7 rechten Zaum] Utica liegt nördlich, Tunis südlich von Karthago, so daß diesem mit der Einnahme jener beiden Städte gewissermaßen ein Zaum angelegt wurde, mit dem man es zügeln kann. – rechten] ‚wahrhaftigen‘, ‚wirklichen‘. – die neue Stadt] Nämlich, nach der von L. in AnmL. zutreffend angegebenen Namensetymologie, Karthago selbst, als Neugründung von dem phoenizischen Tyros aus. 10 zeug] ‚zeige‘. 12 Tapferkeit] ‚Kampfesmut‘, ‚entschlossene Kampfkraft‘ o. ä. (vgl. I 113.138). 13 hatt’ A¢drubaln erleget] S.o. Anm. zu I 20–21; „erleget“ hier: ‚besiegt‘ (vgl. III 160). 19 Fur] ‚vor‘. 21 als ein hauffig Hagel] ‚wie dichter Hagelschlag‘. 22–23 an einem Nagel !… " hing] Der Ton liegt auf „einem“: ‚Hand in Hand ging‘. 24 mit Verwundern] Hier wohl im Sinne von ‚auf verwunderliche / erstaunliche Weise‘. 25 trennte] ‚auseinandertrieb‘. 26 An¢atz] ‚Angriff‘ (s. Frühnhd. Wb. 1,1393,6). 27 Be¢tand] ‚Stehvermögen‘, ‚Standfestigkeit‘. 28 ¢ich !… " ¢ucht] Etwa: ‚sich nach einer Möglichkeit umsieht‘ (für diese Spielart der reflexiven Verwendung von ‚suchen‘ kein Beleg in DWb!). 29 in fri¢chen Stand ver¢etzet] ‚neu aufstellt‘. 31–32 mit was fur Macht … meint] ‚wie energisch man ihn auch zu retten sucht‘. 35 weißt] ‚zeigt‘.
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Dreun] ‚Drohen‘. er] Masinissa. machen klar] ‚geben deutlich zu erkennen‘. er] Offenbar ein Lapsus L.s, denn hier ist zweifellos ein Gott gemeint, während in V. 38 von ‚den Göttern‘ die Rede ist. Vermutlich stand in der ursprünglichen Fassung der Satzvorlage in V. 38 der Name eines bestimmten Gottes und bei der Änderung wurde versäumt, V. 40 sprachlich anzupassen. 56 Pfal] Fraglich, ob einer zum Martern oder zum Pfählen. 58 auf einmal] ‚zugleich‘. 62–64 Der A¢drubal … ¢ich zu ¢ehn] S.o. Anm. zu II 230–233. 65 Fur mir] ‚im Vergleich zu mir‘. – in Hecken] ‚in niedrigem Gebüsch‘ (vgl. V. 516 u. V 441). 68 der Gotter Blitz die Rie¢en] Anspielung auf den Aufstand der riesenhaften Giganten gegen die Götter des Olymps, der mit vereinter Kraft der Götter, von Jupiter durch Einsatz seiner Blitze, niedergeschlagen wurde. 69 Ra¢en] Hitziges, nicht von Vernunft geleitetes Gebaren. 71 die Spitze wieß] „Spitze“ hier ‚Schwertspitze‘ (vgl. V 268; C I 48.211, III 52; IB III 25; zur Redewendung vgl. DWb 16,2584 f.,1a,). 72 dar] ‚damals‘ (ebenso V. 74 u. 77). 73 Barchens Stamm] S.o. Anm. zu III 18. 74 die Glutt gefangen] ‚das Feuer entfacht‘ (‚Glutt fangen‘ = ‚Feuer fangen‘). 76 lichten] ‚hellen‘. 81 Medeen] Die Zauberin der antiken Sage, die aus Liebe zu Jason viele Bluttaten begeht und sich, als er sie verlassen will, an ihm furchtbar rächt. Vgl. I 535 f., II 167 f. 82 den be¢ten meiner Ga¢te] Anspielung auf das Treffen mit Scipio und Asdrubal (s. o. Anm. zu II 230–233). 83 Bu¢iris] S.o. Anm. zu I 396. 84 in den Harni¢ch bracht] ‚veranlaßt, die Rüstung anzulegen‘, d. h. in den Krieg zu ziehen. 87 Fur] ‚vor‘. – Rath] ‚Ratschluß‘, ‚Vorhaben‘. 88 Schlangen … Be¢chwerer ¢ein] Ähnlich C2 II 163. Ein entsprechendes Emblem in: Henkel/Schöne, Emblemata, Sp. 641 (Inscriptio: „Mentem ne laederet auris“). Vgl. auch Schöne, Emblematik u. Drama, S. 111 f. Das Bild verwendet auch Gryphius, Leo Armenius I 222 (A. Gryphius, Dramen, hrsg. von E. Mannack, S. 24). – umbkreißt] Hier wohl: ‚in einen Bannkreis eingeschlossen‘. – Be¢chwerer] ‚Beschwörer‘. 89 Circe] S.o. Anm. zu III 457. (AnmL.). 90 ¢chutzt !… " fur] ‚gibt vor‘, ‚redet sich heraus‘. 95 durch ihr Honig¢eim … Stich] Vgl. C II 221 f. 97 der] Der Skorpion. 99 geben !…" ab] ‚dienen als‘. 102 ¢ie] Die „Weiber“ (V. 99), ebenso V. 103.
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Kommentar
103 Adler] Vermutlich bildlich für ‚Römer‘, wegen des Hauptfeldzeichens der römischen Legionen (vgl. I 71.372). – falln] ‚niederstrecken‘. – Lowen] Hier wohl als Sinnbild der Afrikaner (s. V. 129 u. 137). – ¢perrn an’s Joch] ‚ins Joch zwängen‘. 107 Kaccaben] Karthago (Akkusativ der griechischen Namensvariante Kaccabe; s. AnmL. zu II 405). 110 ¢chwermt von] ‚phantasiert / gibt sich überspannten Vorstellungen hin aufgrund von‘ (vgl. II 309, V 458, C IV 234, V 90). 114 die¢es Brandes] Etwa: ‚dieser Liebesflammen‘ (vgl. „angezündet“ V. 117). 116 Ba¢ili¢chken-Blick’] S.o. Anm. zu I 565. – Molchen] Hier wohl wie öfter bei L. Synonym für ‚(Gift-)Schlangen‘. 121 der Thorheit … Glauben geben] ‚vernünftigerweise kaum an einen so törichten Schritt glauben‘. 123 kein Ern¢t] D. h. keine Umsetzung der Warnung in die Tat (s. o. III 226 ff.). 124 ¢chaumte Zorn und Mord] ‚schäumen‘ hier wie häufig im Frühnhd. in transitiver Verwendung, wo man heute die allein mögliche intransitive Variante ‚schäumen vor‘ verwendet. 125 Dreuen] ‚Drohungen‘. 128 der Stadt] Karthago. – die ¢ie zu Gottern macht] Der Relativsatz ist so nicht kontextgemäß, da der Bezug zu „¢ie“ fehlt. Wie aus AnmL. zu diesem Vers hervorgeht, sind damit Dido, die Gründerin Karthagos, und ihre Schwester Anna gemeint. Ich vermute, daß beim Satz zwischen V. 126 u. 127 mindestens ein Verspaar ausgefallen ist, in dem irgendwie der Ursprungsmythos Karthagos mit der Verfehlung Masinissas (aus Scipios Sicht) in Verbindung gebracht wurde. 131–133 Der Scorpionen Gift … Zweyfache Schadligkeit] Schon im Altertum wußte man, daß der Stich des Skorpions in Zeiten größter Hitze und Trokkenheit besonders gefährlich ist (vgl. Plinius, Nat. hist. 11,88). (AnmL.). – der Sonne Rad] Die Sonne (vgl. A II 20.387; C I 281). – Jm Lowen ¢einen Lauf] D. h., wenn die Sonne das Sternbild des Löwen durchläuft (23. Juli bis 23. August). Vgl. Widmungsged., V. 30. – des Hunds-Stern’s] Des Sirius, eines Fixsterns im Sternbild des Kleinen Hundes; die Zeit seines Frühaufgangs im Sommer galt bei Griechen und Römern als die Periode ungesündester Hitze (daher der Ausdruck ‚Hundstage‘). Vgl. V. 312 u. A I 56. 133–135 vom Hanno … an der Seite gieng] Dieser Hanno, der (lt. Plinius, Nat. hist. 8,55) als erster Mensch einen Löwen gezähmt und an der Hand geführt haben und, weil man ihn ebendeshalb des Strebens nach der Tyrannis verdächtigte, aus Karthago verbannt worden sein soll, gehört nach heutigem historischen Wissensstand nicht zu den Vorfahren Sophonisbes (s. Geus, Prosopographie, S. 129, Nr. 32). (AnmL.). – Carchedon] Griechischer Name Karthagos. 136 Geht Sophonisbe nun leer aus?] Will sagen: ‚Soll Sophonisbe nun ungeschoren davonkommen?‘ – Ring] Hier wohl im alten Sinne von ‚Fessel‘ (s. DWb 14,988 f.,2e).
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138 Ammon] S.o. Anm. zu III 102. – die Rom zeither geehret] Vorgezogener Relativsatz zu „Die Welt“ (V. 139)! – zeither] ‚bisher‘. 139–140 nicht Gekirrt] ‚nicht angelockt‘ (da er von Anfang an von ihr betört war, erübrigte sich dies). Zu ‚kirren‘ vgl. V. 148, 283 u. III 517. 141 Lybien] Libyen hier wie auch sonst = Nordafrika insgesamt, ausgenommen Ägypten (vgl. V. 309). – die Sonne] Über die sie repräsentierenden Götter (s. AnmL.). 144 Spott] Hier passivisch, etwa: ‚Herabwürdigung‘. 146 meine Fe¢¢el] Plural (s. u. Anm. zu V 397). 147 ¢chwirrn] ‚klirren‘. 148 ¢ich laßt Beeren kirrn] ‚sich von den Beeren anlocken läßt‘. 149 ¢tellt] ‚stellen‘ hier als Ausdruck der Jägersprache: ‚etwas auslegen, um ein Tier damit zu fangen‘ (s. DWb 18,2197 f.,). 150 Klipp’ und Syrten] ‚Felsenriffe und Sandbänke‘, als Gefahren für die Schifffahrt. Die Große und die Kleine Syrte, zwei Buchten an der nordafrikanischen Küste, waren in der antiken Schiffahrt gefürchtet wegen ihrer wandernden Sandbänke. Vgl. V. 401; E I 409; IS II 294 und die lateinische Widmung zu C, V. 27. – ¢pielen] Etwa: ‚ihr Spiel / Wesen treiben‘. 151 den Meineyd Straff’ aus¢tehn] ‚den Verrat Strafe erleiden‘. 156 gebe nach] ‚erlaube es‘. 157 fur] ‚vor‘. 158 Caccaben] Karthago (Akkusativ der griechischen Namensvariante Caccabe; s. AnmL. zu II 405). 159 Den ¢chon und ko¢tbarn Staub] Ähnliches Bild für die von Masinissa vorausgesehene gänzliche Zerstörung Karthagos, mit der der Dritte Punische Krieg 146 v. Chr. enden wird, in E I 18. 164 willkuhrlich] ‚nach freiem Belieben‘. 165 gewehr’n] ‚gewähren‘ hier etwa: ‚einliefern‘ (vgl. IS II 114). 166 gewehrt] ‚gewährt‘, ‚zugestanden‘. – fe¢ten Platzen] ‚Festungsanlagen‘ (vgl. V. 192 f.). 169 Sich zu be¢cheiden] Etwa: ‚sich vor Augen zu führen‘, ‚sich klar zu machen‘ (vgl. A II 569). 172 aus Schuld und nach Gebrauch] ‚nach Schuldigkeit und Brauch‘. 173 Mehr] ‚weiterhin‘, ‚des ferneren‘ (s. DWb 12,1876 f.,13). 174 uberwunden] ‚besiegt haben‘. 175 ¢chatzt Zeichen] ‚wertschätzt als Zeichen‘. 178 Furlang¢t] ‚vor langem schon‘. – lichte] ‚helle‘. 179 Mohrenland] Afrika. 180 Abila] Der die Straße von Gibraltar auf afrikanischer Seite begrenzende Berg; ihm gegenüber auf spanischer Seite der Berg Calpe: beide früher als ‚Säulen des Herkules‘ (s. o. Anm. zu III 185) bekannt. 183 neb¢t des Romulus !…" ¢etzt] ‚neben dem (Standbild) des Romulus aufstellt‘. 184 was] ‚etwas‘. – etzt] ‚ätzt‘, d. h. ‚graviert‘, ‚skulptiert‘, ‚einmeißelt‘ oder dgl. (vgl. V 218).
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Kommentar
189 Banden] Alter Plural von ‚Band‘ (vgl. E III 132), hier etwa: ‚Bindungen‘. – ver¢tricken] ‚verpflichten‘ (s. DWb 25,1804 f.,II). 190 Dahin] Nämlich nach Rom. – ihm] Masinissa. 191 Nim !… " wahr] ‚wahrnehmen‘ mit Genitiv: ‚für etwas Sorge tragen‘, ‚sich um etwas kümmern‘ (s. DWb 27,951,b). Vgl. I 357, II 157. 193 Platzen] ‚Platz‘ hier im militärischen Sinne: ‚befestigter Platz‘ (vgl. V. 166) oder ‚Festungsanlage‘ (s. DWb 13,1917,3b). 197 la¢¢en !…" bluhen] Optativ: ‚mögen in Blüte stehen lassen‘. – dar] ‚dort‘. 201 wollen] Optativ: ‚mögen wollen‘. 202 regnen] Hier transitiv; nach modernem Sprachgebrauch: ‚regnen lassen‘. 203–344 Szene c. Vorlage für den Disput zwischen Scipio und Masinissa war Livius 30,14,3–15,2. 212 Compas] Betonung auf zweiter Silbe! 216 vor] ‚zuvor‘. 219 Feind’] Trotz der Großschreibung hier sicher als Adjektiv zu lesen. Der Apostroph entweder Druckfehler oder Hinweis auf schlesische Dialektform ‚feinde‘ ( ? ). 222 Kirrung] Mehrdeutig: ‚Zähmung‘, ‚Anlockung‘ oder ‚Lockspeise‘ (s. DWb 11,843). – ¢elb¢t] Gehört zu „Drachen“ (‚selbst die Drachen‘). – bewogen] ‚gewogen‘ (‚freundlich gesinnt‘). 224 ent¢eelt ¢ie einen gleich] ‚auch wenn sie einen umbringt‘. Nach einer Anekdote von Jean Louis Guez de Balzac (s. AnmL.). 225 zaubernd] ‚bezauberndes‘, ‚betörendes‘ (vgl. V. 548). – ver¢tellen] ‚verdrehen‘, ‚in eine falsche Richtung lenken‘ (s. DWb 25,1726 f.,2b). 228 Tugend] Hier sicher nicht im moralischen Sinne, sondern als Inbegriff sonstiger positiver Persönlichkeitsmerkmale wie z. B. ‚Tüchtigkeit‘, ‚Tatkraft‘ oder dgl. 232 reucht] ‚riecht‘. 233 Mah] ‚Mohn‘. – ein¢chlafft] ‚einschläfert‘, ‚müde macht‘. Vgl. V. 533. 235 Uppigkeit] ‚Lüsternheit‘, ‚Laszivität‘ (vgl. V. 281, 294 u. IS, Inhalt, S. 14,73). 236 Grund] ‚Grundmauer‘ (s. DWb 9,703 f.,1). 242 Reitzungen] ‚Antriebe‘. 243 Garn] ‚Netz‘ im Sinne der Jägersprache. 244 Der Venus Gottesdien¢t] Im Sinne von Tempelprostitution (s. AnmL.). – be¢tellt] ‚bereitet‘, ‚ins Werk gesetzt‘. 246 ernehrt] ‚speist‘. 248 Laub und Gras ver¢agt] ‚der heimische Boden versagt‘ (eine Rechtsformel). Vgl. DWb 12,288 f.,3 u. Lohenstein, Arminius, Tl. 1 (1689), S. 1251b : „Als !… " Sege¢thes Thußnelden auf den Fall fernerer Weigerung Laub und Graß ver¢agte !… ".“ 249 durch die Finger ¢iehet] ‚Sträfliches ungerügt durchgehen läßt‘ (vgl. A II 277.486, III 280). 250 Auf was fur Ab¢ehn … bemuhet?] ‚Welchen Zweck ist Sein Eifer denn zu erreichen bemüht?‘
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251 zertrennen] ‚auflösen‘. 257 auf Rom !…" i¢t vergiftet] ‚von tiefem Haß auf Rom erfüllt ist‘ (vgl. III 218; s. auch Anm. zu II 50). 258 unrecht] Adverb: ‚fälschlich‘, ‚unberechtigterweise‘. – ge¢tiftet] ‚herbeigeführt‘ (s. DWb 18,2886 f.,B.1). 262 hab’ Empfindligkeit und Theil an ¢einen Schmertzen] ‚kann Seine Schmerzen nachempfinden und nehme an ihnen Anteil‘. 263 ¢orge fur] ‚bin bedacht auf‘. 264 ¢o ¢chlecht] ‚so ohne weiteres‘ (s. DWb 15,530 f.,13b/c). 267 als er kam in mein Zelt] Nach der Niederlage der Karthager in der Schlacht bei der spanischen Stadt Ilipa 206 v. Chr. kam es zu einem Geheimtreffen Scipios mit Masinissa, der bis dahin auf karthagischer Seite gekämpft hatte. Masinissa dankte Scipio zunächst für die Freilassung seines Neffen Massiva (s. o. Anm. zu I 197–198) und sagte ihm dann seine Unterstützung für den Fall zu, daß die Römer den Kriegsschauplatz nach Afrika ausdehnen würden (Livius 28,35). 268 ein Freund¢chaffts-Pfand] Gemeint ist, wie AnmL. zu entnehmen, eine ‚tessera hospitalis‘, eine Erkennungsmarke, die der Gastgeber bei der Verabschiedung seines Gastes in zwei Hälften zerteilte; die eine behielt er selbst, die andere händigte er seinem Gast aus, der sich so bei einem späteren Besuch damit als Freund der Familie ausweisen konnte (ebenso seine Nachfahren). In den Quellen zu dem Treffen Masinissas mit Scipio ist ein solcher Vorgang nicht belegt. 269 Von] ‚seit‘. 270 Willkurlich lies gebahrn] ‚nach Belieben verfahren ließ‘. 270–271 ’s Ziel getroffen Ge¢uchter Redligkeit] ‚auf der Suche nach Redlichkeit an die rechte Stelle gekommen ist (bei Scipio)‘. 271 bild’ er ihm doch ein] ‚halte Er sich doch vor Augen‘. 272 nicht hier er¢t] ‚nicht zuerst bei dieser Frage‘. 273 ihn] Masinissa (Anrede in der 3. Person). 274 So wie er ruhmt] Eine entsprechende Stelle läßt sich im Drama nicht finden. 276 weich] ‚weichlich‘, im alten Sinne ‚unmännlich‘ (s. DWb 28,472 f.,2/3). 278 ¢ichre dich] ‚sei dir sicher / gewiß‘ (vgl. C IV 287; E III 571; IS IV 283). 279 Zeit] Hier: ‚Lebenszeit‘. 281 Brand der Uppigkeit] ‚Gluthitze der Sinnlichkeit‘ o. ä. (vgl. V. 235 u. 294). 281–282 Fur !… " ¢ich !… " wehren] ‚sich wehren für [= vor]‘: ‚sich zur Wehr setzen gegen‘ (s. DWb 28,226,). – Darf] ‚muß‘. 283 ins Garn zu kirrn] ‚ins Garn (Schlingen) zu locken‘ (wie der Vogelsteller). Zu „kirrn“ vgl. V. 140, 148 u. III 517. 284 die Hell’ uns dreut] ‚uns die Hölle androht‘. 288 an Sieges-Wagen ¢pannt] D. h. ‚als Triumphator hinter sich her zieht‘. 289 zwingt] ‚bezwingt‘. 289–291 Alcides … der Wollu¢t aus] Dies ist Thema des diese Abhandlung be-
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schließenden Reyens (V. 509–626). – Alcides] Herkules, nach seinem Großvater Alkeus. – am Rie¢en Am Low und Schlangen] Anspielung auf drei Taten des Herkules: den Sieg über den Riesen Antaeus und die Erlegung des nemëischen Löwen und der lernäischen Schlange (vgl. V. 510). – Hertz] ‚Mut‘. – wiech !… " aus] ‚auswich‘, ‚aus dem Wege ging‘. Graus] ‚Trümmer‘. laßt den Zartling dich !… " leiten?] ‚läßt zu, daß der Zärtling dich leitet?‘ „Zärtling“ (hier: ‚sinnlichen Regungen weichlich nachgebender Mensch‘) ist Umschreibung für den Liebesgott Amor. ein Liecht zur Folge Ma¢ani¢¢en] ‚für Masinissa ein Licht, dem er folgen kann‘. des Allucius … Braut] Nach Livius 26,50: Unter den Gefangenen, die Scipio im Zusammenhang mit der Eroberung von Carthago Nova 209 v. Chr. in Spanien gemacht hatte, befand sich ein ungewöhnlich schönes erwachsenes Mädchen, Braut des Keltiberer-Fürsten Allucius. Scipio ließ das Mädchen mit ihren Eltern und Allucius zu sich kommen und erklärte in einer Ansprache an alle Anwesenden, daß er das Mädchen so unversehrt, wie es ihm übergeben worden sei, an Eltern und Bräutigam zurückgeben wolle. Er verzichtete nicht nur auf das Lösegeld, das die Eltern mitgebracht hatten, sondern übergab Allucius auch noch ein Brautgeschenk, bevor er ihn in seine Heimat entließ. Mit dieser großmütigen Handlung hatte Scipio einen treuen Verbündeten gewonnen: Allucius kehrte nach einigen Tagen mit 1400 Reitern, die er unter seinen Landleuten angeworben hatte, zu Scipio zurück. (AnmL.). den Schatten reichen] Redensart, die gleichbedeutend ist mit ‚das Wasser reichen‘ (vgl. DWb 14,590; A II 487; C I 652; C2 I 92; IS I 55). Du bi¢t der Gotter Blutt … Jupiter] Von Scipio wurde gemutmaßt, daß er göttlicher Abkunft, ein Sohn Jupiters, sei, weil man zur Zeit seiner Zeugung im Schlafgemach seiner Mutter eine Schlange gesehen habe (u. a. Livius 26,19,7–8). Ähnliches wurde von Alexander dem Großen (V. 305 f.) und später auch von Augustus gefabelt (s. AnmL. zu V. 305). weißt’s] ‚macht es offenbar‘. – ihn] Jupiter. Olympias] Die Mutter Alexanders des Großen. Vgl. A V 633 f. u. AnmL. hierzu u. zu A V 648. ge¢tellt] ‚verstellt‘ (s. DWb 18,2238 f.,4; 2255,6), nämlich in eine Schlange. – ver¢purt] ‚wahrgenommen‘ (vgl. V. 378). Libyen] D. h. (Nord-)Afrika (vgl. V. 141). der Hunds-Stern] Der Sirius (s. o. Anm. zu V. 131–133). – Mitter-Nacht] ‚nördlichen Region‘. Hannibal zum Bey¢piel’] Als Beleg für Hannibals Diszipliniertheit und Selbstzucht führt L. in AnmL. Justinus, Epitoma 32,4,10 f., an. – zum Spiegel] Gleichbedeutend mit „zum Bey¢piel’“ (s. o. Anm. zu I 61; vgl. V 410). aus Africa … im Lieben heiß] Vgl. Folgendes in der ‚Rede der !…" Maria Cornelia‘ in L.s ‚Blumen‘, Abt. ‚Rosen‘:
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„Voraus weiß Africa von keiner Liebe Zügel; Die hier zu Fu¢¢e geht/ hat bey den Mohren Flügel. Die hier kalt Wa¢¢er i¢t; zer¢chmeltzet dort für Hitze.“ (Lohenstein, Lyrica, hrsg. von G. Spellerberg, S. [281]). 317 la¢¢e dich … machen] ‚laß nicht zu, daß der Feind dich beschämt‘. 318 Caccabe] Griechischer Name Karthagos (s. AnmL. zu II 405). – ¢ich ver¢tocken] ‚sich verhärten‘, ‚unzugänglich werden‘. 319–322 Die Raths-Herrn … bitten mu¢¢en] S. hierzu die Quellenbelege in AnmL. 323 zehnder Feldzug !… " zehnden Ring] Die Zahl 10 ist hier nicht als historisches Faktum wörtlich zu nehmen, sondern nur als gerundete Mengenangabe zu verstehen. Der Hinweis auf Ringe als Auszeichnungen von Feldherren entsprechend der Zahl der von ihnen geführten Feldzüge entstammt, wie aus AnmL. zu ersehen, aus ganz anderen historischen Zusammenhängen. 327 fur Helffern] ‚vorrangig vor seinen Helfern‘, hier: seinen Feldherren wie Scipio selbst. – die Wahl] ‚die volle Freiheit der Entscheidung‘ (s. DWb 27,521,3b). 328 ¢ein Gemahl] ‚seine Ehefrau‘ (das Neutrum nach altem Sprachgebrauch zur Bezeichnung der Partnerin; vgl. V. 406). 331 Dun¢t] Bildlich für Nichtiges oder auch Trügerisches, wie ‚blauer Dunst‘ (s. DWb 2,1561 f.,5). Vgl. V. 551, V 202.568. 337 Gebahre] ‚verfahre‘. 344 bi¢t dir ¢elber klug] ‚besitzt für dich allein genügend Klugheit‘. 348 Satzt !… " auf] ‚tischt auf‘ (s. DWb 1,736 f.,2). – tragt !… " fur] ‚aufträgt‘, ‚darbietet‘ (s. DWb 4,908,4); „tragt“ = ‚trägt‘ (nicht umgelautete oberdt. Form der 3. Pers. Sg.). 349 wie den Saturn] Wie L. in AnmL. hierzu unter Berufung auf Augustinus darlegt, hatten die Karthager Scheu, den Gott Saturn (= Baal) beim Namen zu nennen und gebrauchten dafür lieber Umschreibungen, ähnlich wie die Juden beim Tetragramm. 350 Zeugis] Die Zeugitana regio, eine Bergkette in Nordafrika (heute im Norden Tunesiens), war wegen ihres sehr fruchtbaren Bodens die Kornkammer Karthagos; hier als Metonymie für dieses selbst. Die Namensform Zeugis (bei L. in allen drei Drucken fälschlich Zeutis) ist belegt bei Isidor, Etymologiae 14,5,8; s. auch AnmL. zu III 174, wo sich eine zweite Fehlform (Zeagis) findet. 351 auf-opffer] ‚darbringe‘. 352 Zergliederung] ‚Auflösung‘. 353 Augen-Dorn] Weder im DWb noch im Frühnhd. Wb. ist diese substantivische Bildung für die bekannte Redensart belegt. – zu dampffen] ‚gänzlich auszutilgen‘ (vgl. V. 598). 355 Umb die] ‚um derentwillen‘. 358 kehret euch] ‚wendet euch zu‘.
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359–360 Sie reißt … Federn hat] D. h., sie würde nach ihrem Wechsel auf Masinissas Seite zusammen mit diesem dafür sorgen, daß das Glück Rom auf ewig treu bliebe (s. AnmL.). – ¢ein Rad] Zu diesem Attribut Fortunas vgl. C V 1; E II 487.497. 362–363 Carchedons Juno … beyder Hand] In AnmL. Zitat aus einem Werk von J. J. Scaliger, demzufolge Juno als Schutzgöttin Karthagos (dieses hier unter der griechischen Namensform Carchedon) auf einem Löwen reitend dargestellt worden sei, in der Rechten einen Blitz, in der Linken ein Zepter haltend. Karthagos Stadtgöttin war eigentlich Tanit, die Dea caelestis (‚Himmelsgöttin‘); diese wurde aber seit Vergil (vgl. Aen. 1,441–447) mit Juno gleichgesetzt (s. Wissowa, Religion u. Kultus der Römer [21912], S. 373–375). Vgl. V 613. – beyder Hand] ‚beiden Händen‘ (zu der im 16. u. 17. Jh. möglichen Singularform von ‚beide‘ s. DWb 1,1363 f.; vgl. C I 409). 364 fur’s Kind Alcidens] D. h. als Tochter des Herkules (hier ‚Alkide‘ als Enkel des Alkeus) – womit (nach Cicero, De natura deorum 3,42) auf den in dem phoenizischen Tyros, der Mutterstadt Karthagos, beheimateten Kult des mit Herakles/Herkules gleichgesetzten Gottes Melqart angespielt wird (vgl. V 380). – erkannt] ‚anerkannt‘ (s. DWb 3,868,4). 368 Des Adlers] Nämlich das Auge. – wird ja blind … Sonne nicht] Gewöhnlich heißt es vom Adler nur, daß er, ohne zu blinzeln, in die Sonne zu blicken vermag und hieran auch die Echtbürtigkeit seiner Jungen erkennt (vgl. II 376; A I 605, III 434). 369 Hircani¢ch Tyger] Hyrkanien hieß in der Antike eine Landschaft am Kaspischen Meer; zur Verbindung mit ‚Tiger‘ vgl. Vergil, Aen. 4,367. 370 Arima¢pi¢ch] Nach der mythischen Völkerschaft der Arimasper, die irgendwo im Norden Europas ansässig gewesen sein soll. – Ba¢ilißk’ am Niger] Als Heimat des Fabeltiers (s. o. Anm. zu I 565) galt Afrika. 371 Zembl-] ‚Zemblisches‘, von Nowaja Semlja, der zu Rußland gehörenden Inselgruppe im Nordpolarmeer. Vgl. IS II 586. – Ca¢pi¢ch] D. h. in der Gegend des Kaspischen Meeres. 372 nehrt] ‚hegt‘. 373/374 Gleich] Konzessiven Sinn ausdrückende Partikel („wie !… " Gleich“ also etwa: ‚mag / mögen auch noch so‘). 375 ¢chmeltzt] ‚dahinschmilzt‘. 376 Was] ‚etwas‘. 378 ver¢puren] ‚erfahren‘ (s. DWb 25,1512 f.,3b; vgl. V. 307). 380 Einfalt’ger] Sinnvoller schiene ‚Einfält’ge‘, als Bezeichnung derjenigen, die Masinissa mit Versprechen von Macht und Reichtum zu ködern suchen. Druckfehler? – Zirckel] Hier wohl im Sinne von ‚Kreislauf‘ oder ‚sich drehendes Rad (wie das der Fortuna!)‘ (s. DWb 31,1595,2a). 381 Abgotterey der Thummen] ‚Götzendienst der Dummen‘. 382 Geitz] ‚Gier‘. 385 !Gang"ens Diamanten] Die Ersetzung des keinen Sinn ergebenden „Landens“ (in den Drucken B u. C fälschlich zu „Landes“ verbessert) durch
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„Gangens“ rechtfertigt sich mit Verweis auf C V 427: „Daß Gangens Jä¢cht mit Diamanten ¢trahlt“. Indien, für das der Ganges hier wie dort steht, war im Altertum wichtigste Bezugsquelle für Diamanten. Vgl. hierzu auch die Ausführungen in L.s ‚Arminius‘, Tl. 2 (1690), S. 412. Sticht !… " weg] ‚übertrifft‘, ‚stellt in den Schatten‘. – Bein von Elefanten] Elfenbein. Mund-Rubinen] Vgl. A I 148, V 186; C I 580.644, III 76, IV 431. Taprobanens] Taprobane ist der antike Name des heutigen Sri Lanka. Im Altertum war es Bezugsquelle für Rubine und andere Arten von Edelsteinen. – Tagus] Fluß auf der Iberischen Halbinsel (span. Tajo, portug. Tejo), der Goldsand führte. Vgl. C V 425. Pfriemer] Dasselbe wie ‚Pfriem‘: eine starke, an einem Holzgriff befestigte Nadel, wie sie Chirurgen oder Schuhmacher in Gebrauch hatten. Vgl. C I 101; E IV 249; Lohenstein, Arminius, Tl. 2 (1690), S. 466a : „Hiermit grief ¢ie nach einem auf dem Ti¢che liegenden Pfriemer der Wund-Aertzte/ und war in vollem Stoße ihre Bru¢t darmit zu durchbohren.“ ¢chutternden] ‚blinkenden‘ (s. DWb 15,2118); vgl. Lohenstein, Arminius, Tl. 1 (1689), S. 139a : „!… " ¢eine Augen von dem Schimmer der ¢chütternden Diamanten und Rubine abziehen !… "“ Heuchler] ‚Schmeichler‘. gekronten Knecht] Der Fürst als oberster Diener seines Staates. – von der Schippe blaßt] „Schippe“ zu verstehen als unsicherer, wackliger Standort (vgl. DWb 15,206 u. IB I 472 f.). Bohnen] Als Inbegriff von etwas ganz Wertlosem, wie auch heute noch in der Redensart ‚nicht die Bohne‘ für ‚überhaupt nicht‘. Syrt-] S.o. Anm. zu V. 150. – Scyllen] Die Scylla ist ein der Schiffahrt gefährlicher hoher Felsen am Eingang der sizilischen Meerenge, dem Strudel Charybdis gegenüberliegend. verkappte] Hier ganz sicher nicht im Sinne von ‚versteckte‘, sondern, in Analogie zu „blinden Willen“ V. 402: ‚verblendete‘, gewissermaßen ‚mit Scheuklappen versehene‘ (vgl. A I 591). Stab und Heft] Hier Richterstab und Schwert („Heft“ hierfür Metonymie) als Zeichen fürstlicher Gewalt, entspr. „Stab und Stahl“ in C III 281. angetrauet] ‚angetraut‘. dein Gemahl] ‚deine Ehefrau‘ (s. o. Anm. zu V. 328). – ¢ich verfreyet] ‚sich vermählt‘ (vgl. II 544). ¢encken] Hier etwa: ‚hinabdrücken‘ oder auch ‚abgleiten lassen‘. Da er … gulden Bild] S. hierzu die Erläuterung in AnmL. – Croton] In der Nähe dieser Stadt an der Ostküste des südlichsten Teils der Apenninischen Halbinsel befand sich der Tempel der Iuno Lacinia (benannt nach dem Vorgebirge Lacinium), aus dem Hannibal deren goldene Statue entwenden wollte. – ¢chimpfft] ‚entehrt‘. Behertzig’] ‚erwäge‘, ‚ziehe in Betracht‘ (vgl. V. 486 u. V 581). – Wol¢tand] ‚Wohlergehen‘, ‚Heil‘.
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414 Wei¢er] ‚Zeiger‘. – Jrrwisch-Lichte] ‚Irrlicht‘. 415 ¢cheinbarn] ‚glänzenden‘, ‚schön anzusehenden‘. 416 nur im Auge Zunder faßt] Etwa: ‚nur durch den Anblick (den äußeren Schein) entzündet wird‘. – Zunder faßt] ‚Feuer fängt‘ (s. DWb 32,558,2b). 419 nichternen] ‚nüchternen‘. 420 Port] ‚Hafen‘. 427 weil] ‚während‘. 428 ihm] Syphax. 430 Barchens] S.o. Anm. zu III 18. 430–432 Eyben-Baume … bringt umb] S.o. Anm. zu III 19. 432 bringt zu] ‚als Heiratsgut mitbringt‘ (s. DWb 32,251,2a). 434–435 Die Art des Crocodils … frißt] Kontextgemäße Umdeutung des bekannten Aberglaubens, daß das Krokodil Menschen durch falsche Tränen an sich locke, um sie zu fressen. Zur Verwendung des Motivs in der Emblematik s. Henkel/Schöne, Emblemata, Sp. 672 f.; Schöne, Emblematik u. Drama, S. 73 ff. Vgl. C III 111; E III 380 f. 438 Fuß] Hier wohl: ‚Fußtritt‘. – Keil] ‚Donnerkeil‘, ‚Blitz‘. 442 abgema¢¢en] ‚(dir bereits) zugemessen‘. 444 dis Urthel] ‚diese Entscheidung‘. 445 zu hinterzihen] ‚aufzuhalten‘, ‚zurückzuziehen‘. Vgl. Lohenstein, Arminius, Tl. 1 (1689), S. 909a : „ al¢o ¢olte ¢ie ¢ich nicht mit vergebenen Thränen bemühen; ¢einen ¢o wenig als des Verhängnü¢¢es unerbittlichen Schluß zu hinterziehen“. 447 beym Ge¢tirn’] D. h. in Verbindung mit einem Sternbild (wie bei Heroen des antiken Mythos). 448 verwehnter] ‚verwähnter‘, d. h. ‚in Wahn befangener‘ (s. DWb 25,2074,5b; vgl. A I 79); anders V 330! 450–451 Mein heutiges Vermahlen … entzwey] „Mein heutiges Vermählen“ ist Akkusativobjekt! – Zufall] ‚Schicksal‘ (vgl. III 140). – mor¢ch] Das Adverb „morsch“ (s. DWb 12,2590 f.) bezeichnet die Plötzlichkeit und Leichtigkeit des Zerreißens. Vgl. A III 119, IV 337. 454 fiehl’] ‚fühle‘. 455 bekampfen] Hier: ‚kämpfen um‘. 456 Scheitel] Metonymie für ‚Kopf‘ / ‚Haupt‘. 458 gefehlt] ‚das Ziel verfehlt‘, ‚danebengetroffen‘. – den Zweck getroffen] ‚ins Ziel / Schwarze getroffen‘. 461–465 Strick’ aus Seid’ … Chry¢tallen] Angeregt von der Schilderung der Vorkehrungen des Kaisers Heliogabalus für einen eventuell notwendig werdenden Selbstmord in der Historia Augusta (Scriptores historiae Augustae 17,33,3–7, zit. in AnmL.). Vgl. E V 693 f. u. AnmL. hierzu. 462 Adler -Holtze] Kostbares, auch zum Räuchern verwendetes duftendes Holz von einem in Ostasien beheimateten Baum (s. Zedler 1,524). 463 Scheuter-Hauffen] ‚Scheiterhaufen‘. – ver¢atzt] ‚besetzt‘ (s. DWb 25, 1286 f.,7).
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465 in Ja¢pis und Chry¢tallen] D. h. in Gefäßen aus diesem Material. 473 noch unentfalln] ‚noch gut im Gedächtnis‘. 476 im Wercke treffen ein] ‚durch die Tat seine Bestätigung erfahren‘. 481 ¢chleußt] ‚einschließt‘. 483–485 Macht doch … ¢ind verdammet] In AnmL. hierzu die Mitteilung, es sei bei den alten Karthagern üblich gewesen, die Botschaft vom Tode eines Menschen seinen Verwandten nur durch einen zum Tode verurteilten Sträfling übermitteln zu lassen, womit sichergestellt war, daß die Angehörigen den Überbringer der schlimmen Nachricht danach nie wieder zu Gesicht bekamen. 486 behertziget] ‚bedenkt‘, ‚in Betracht zieht‘ (vgl. V. 412 u. V 581). – Belus] Vater Didos, der legendären Gründerin Karthagos. 487 Suffes] = Sufet (Suffet), Bezeichnung für die höchstrangige Führungsperson in den Obrigkeiten der karthagischen Städte. (AnmL.). 488 Eli¢¢ens] Elissa ist ein anderer Name Didos. – Enckelin] D. h. Nachfahrin in einem sehr allgemeinen Sinne, denn Dido hatte keine Kinder. Vgl. V 116: „aus Eli¢¢ens Stamme“. – die Lu¢t in Flammen find’t] Nämlich Dido/Elissa, die sich aus Schmerz darüber, daß Aeneas sie verlassen hatte, auf einem Scheiterhaufen erstach, auf dem sie anschließend verbrannt wurde. 489 Chaedreanech] Dieser Name für Karthago nach Plautus, Poenulus 995. Weiteres dazu s. AnmL. 490 kein Gewurme … Grabe] Weil die Leichen einbalsamiert worden waren (s. AnmL.). 491 Amilcars Haupt] Der karthagische Feldherr Hamilkar wurde 309 v. Chr. bei dem Versuch, das von dem Tyrannen Agathokles beherrschte Syrakus zu erobern, von Agathokles’ Bruder Antandros geschlagen, gefangengenommen und getötet. Antandros ließ dem toten Hamilkar das Haupt abschlagen und schickte es Agathokles, der sich damals in Afrika aufhielt und es nach Erhalt den Karthagern zeigte (s. AnmL.). – kommen bey] ‚gleichen‘, ‚nahekommen‘ (s. DWb 1,1375,3). 493 Vorhin] Hier wohl: ‚gerade erst‘ oder auch ‚bisher‘. – gekronten Kopffen] ‚gekrönten Häuptern‘ nach modernem Sprachgebrauch. 495 ihr] Sicher nicht Possessivpronomen, sondern Dat. Sg. des Personalpronomens, abhängig von „ge¢chworner“. 495–496 Wo bleibet … Eitelkeit] Vgl. C II 148 f. – umb Zepter] D. h. um die Herrschaft. – Eitelkeit] ‚Nichtigkeiten‘. 498 Ja!] Hier zur Bekräftigung der eigenen Haltung gegenüber einem Einwand: ‚Doch!‘, ‚Eben gerade!‘ 501 Was] ‚weshalb‘. – auf ¢ie gebahren] ‚sich ihr gegenüber verhalten‘. 502 darf] ‚muß‘. 506 Geh immer!] ‚Geh nur!‘ – zweifeln] ‚unentschlossen hin und her zu überlegen‘ (vgl. DWb 32,1021,4). 507 Verzieh’] ‚warte‘.
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508 Schluß] ‚Entschluß‘. 509–626 Die berühmte Fabel von Herkules am Scheideweg (seine Entscheidung für die Tugend und gegen die Wollust), die Thema dieses Reyens ist, geht lt. Xenophon, Memorabilia (s. AnmL.), auf den Sophisten Prodikos von Keos (5 Jh. v. Chr.) zurück. 510 Schlang’] Die lernäische Schlange und die Schlangen, die ihm Juno in die Wiege geworfen hatte (s. o. Anm. zu I 574). – Rie¢en] Antaeus, der Sohn der Erde, und Eurytion, der die Rinder des Geryon bewachte, welche Herkules auf Verlangen des Eurystheus stehlen sollte. 511 der erzurnten Juno Neid] S.o. Anm. zu I 574. 512 Er¢t !… " noch] ‚nun noch‘. 515 darf’s] ‚bedarf es‘. 516 Hecken] Hier: ‚dorniges, stachliges Gebüsch‘ (s. DWb 10,742 f.,2). Vgl. V. 65 u. V 441. 519 Alcides] Herkules, nach seinem Großvater Alkeus. 524 verneuet] Etwa: ‚frisch macht‘. 525 vor] ‚zuvor‘. 527 ¢pieln] ‚sein Wesen treiben‘. 529 ihr Zucker] Akkusativ; „Zucker“ ebenso wie in C IV 440 in neutralem Genus (vgl. auch den Hinweis zu vereinzeltem Vorkommen dieses Genus in DWb 32,294). 533 Mah] ‚Mohn‘. – Ein¢chlaffen] ‚Einschläfern‘, ‚Betäuben‘. Vgl. V. 233. 534 nichts] Hier adverbial im Sinne eines verstärkten ‚nicht‘: ‚überhaupt nicht‘ (s. DWb 13,726 f.,III,1). 537 Hold] ‚Huld‘. 538 abwegen] ‚aufwiegen‘. 539 hin] ‚dorthin‘ (hinauf zu den Sternen). 541 Der Men¢ch … Zauberin] Dieser Vers bildet in allen Drucken den Anfang des folgenden Redebeitrags der Wollust – mit Sicherheit fälschlich, da er dort keinen dem Kontext des Streitgesprächs gemäßen Sinn entfaltet, etwa als Selbstrechtfertigung der Wollust oder als Vorwurf an die Tugend. Zudem würde er als Redebeitrag der Wollust schlecht mit V. 542 zusammenpassen, denn gerade die Aussage von V. 541 ist der „Schimpf“, gegen den die Wollust sich wehrt. – die Zauberin] Die Tugend vergleicht die Wollust mit der Göttin Kirke, die die Gefährten des Odysseus in Schweine verwandelt hat. Vgl. Widmungsged., V. 117. 542 Schimpf] ‚Schmähung‘. 543 auch] Gehört zu „mit güldnen Pfeilen“. 546 So ¢iget] Man hat sich hier also auf der Bühne einen pantomimischen Kampf zwischen den beiden Allegorien vorzustellen, bei dem die Wollust unterliegt. – gla¢ern] D. h. zerbrechlichen (vgl. V 655; A IV 410; E II 544). 548 bezaubernde] Im negativen Sinne ‚betörende‘ (vgl. V. 225). – Sirene] Die Sirenen waren Ungeheuer in weiblicher Gestalt (Mischwesen aus Frauen und Vögeln), die am Ufer einer Insel saßen und vorbeikommende
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Seefahrer mit ihren unwiderstehlich bezaubernden Gesängen anlockten, um sie zu töten und zu verzehren. Orpheus … Fin¢ternus] S.o. Anm. zu II 470–471. – Fin¢ternus] ‚Unterwelt‘. ver¢timmt] ‚verwandelt in Mißklang‘. – Griffel] Dieses Wort, das sonst in keinem Trauerspiel L.s vorkommt (innerhalb seiner Lyrik fand ich es nur in der Trauerdichtung zum Tode seiner Mutter28) paßt so wenig in den Zusammenhang, daß man einen Druckfehler oder auch einen Lesefehler des Setzers bei einem ihm unbekannten schlesischen Dialektausdruck für ein bestimmtes Musikinstrument annehmen möchte. Allenfalls ließe sich „Griffel“ erklären als rein mechanische Übersetzung für ‚stylus‘, das dann allerdings nicht als ‚Schreibstil‘ zu verstehen wäre, sondern als ‚Kompositionsstil‘, entsprechend dem einschlägigen Artikel ‚Stylus‘ im Zedler 40,1469–1471. Blandungs-Dun¢t] Vgl. V. 331 u. V 202.568. der Seren] In der Antike Name einer Völkerschaft in Ostasien, die seidenartige Stoffe herstellte. Ne¢¢elkraut] Dasselbe wie ‚Nessel‘ bzw. ‚Brennessel‘. Zibeth] Duftstoff aus einem Drüsensekret der Zibetkatze. Wurmge¢pin¢te] Seide. Aeßer] Plural von ‚Aas‘, hier in milderer Bedeutung: ‚Leichen‘. neidet] ‚beneidet‘. nehn] ‚nähen‘. fur] ‚vor‘. fur] ‚vor‘. – Schwer -] ‚Schwären‘ (Eiterbeulen, Geschwüre oder dgl.). der Wollu¢t Lilgen] Vgl. A I 82 u. Anm. hierzu. zeuch] ‚zieh‘. Schindergrube] Grube für Tierkadaver. Ge¢icht’] ‚Anblick‘ oder auch ‚gespenstische Erscheinung‘ (s. DWb 5,4096, 4a; 4097,4d, ). Vgl. V 42. Kluft] ‚Abgrund‘ oder ‚Höhle‘ (vgl. II 338). verle¢chet] ‚verlöscht‘ = ‚löscht aus‘, ‚beseitigt‘. – Schweiß und Schimmel] „Schweiß“ hier wohl wegen der Verbindung mit „Schimmel“ (‚Fäulnis‘) nicht im üblichen Sinne zu verstehen, sondern als schädliche, Fäulnis hervorrufende Feuchtigkeit, die aus Mauern austritt (vgl. DWb 15,2460,8a). hencket] ‚hängt‘ (zur Form vgl. V 366).
Daniel Kasper, Denck- und Danck-Altar !…". In: Conrad Müller, Beiträge zum Leben und Dichten Daniel Caspers von Lohenstein. Breslau 1882 (= Germanistische Abhandlungen 1), Reprint Hildesheim, New York 1977, S. 28–38, hier S. 36, V. 274.
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591 Lowen Haut] Das Fell des von ihm erlegten nemëischen Löwen, neben der Keule Kennzeichen des Herkules. 598 Rie¢en] S.o. Anm. zu V. 510. – dampft] ‚tötet‘ (vgl. V. 353). – die Helle ¢turmet] Anspielung auf des Herkules Abstieg in die Unterwelt, aus der er den Höllenhund Zerberus entführte. 599 ¢iegbar] ‚sieghaft‘. 605 Krantz] Lorbeerkranz (vgl. V. 590). 607 Hold] ‚Huld‘. 608 Leopold] Kaiser Leopold I. 609 Mein Low’] Der von Herkules erlegte nemëische Löwe. – Drach’] Der von Herkules getötete Drache, der den Garten der Hesperiden (s. u. Anm. zu V. 615–617) bewachte. – Bu¢ir] Der ägyptische König, der alle Fremden opfern ließ, die in sein Land kamen (vgl. I 396, III 311.325, IV 83), wurde von Herkules getötet. 610 Stamboldens Drachen] Umschreibung für die von der Türkei („Stamboldens“ = Istanbuls) ausgehende Gefahr für das Deutsche Reich. 612 mu¢¢en ¢chimpflich Friede machen] Nach dem Sieg der kaiserlichen Truppen im Türkenkrieg von 1663/64 bei St. Gotthard-Mogersdorf an der Raab (vgl. V 177) wurde 1665 zwischen dem Kaiser und dem türkischen Sultan der Friede von Eisenburg (heute Vasvár, Stadt in Ungarn) geschlossen, der durch einen pompösen Gesandtschaftsaustausch in Wien und Istanbul bekräftigt wurde. Beide Gesandtschaften brachten kostbare Geschenke mit, deren Wert vorher ausgehandelt worden war. Auf die von der türkischen Gesandtschaft in Wien überreichten Geschenke scheint L. mit dem allerdings auch rein metaphorisch deutbaren „Friedens-Gold“ in V. 619 anzuspielen. 613–614 ihr Reich … machen gleich] D. h., er wird mit Istanbul eines Tages so verfahren wie die Römer mit der Stadt Karthago am Ende des Dritten Punischen Krieges: nämlich es dem Erdboden gleich machen. 615–617 Der guldnen Aepfel … Drachen Streit] Der Diebstahl der goldenen Äpfel aus dem Garten der Hesperiden war eine der Arbeiten, die Herkules für den König Eurystheus ausführen mußte. Die Hesperiden waren Nymphen; ihr Garten, in dem Bäume mit goldenen Äpfeln wuchsen, ganz am westlichen Ende der Welt, wurde von einer hundertköpfigen Schlange (hier: Drache) bewacht, die Herkules tötete. Vgl. IS II 245. – mein Drachen Streit] ‚mein Kampf mit dem Drachen‘. 618–619 J¢t !… " nicht zu vermi¢chen In] ‚kann nicht in Verbindung gebracht werden mit‘. – zu¢chlecht] ‚zu unbedeutend‘. 619 dein er¢tritten Friedens-Gold] S.o. Anm. zu V. 612. 621–622 Das guldne Fluß … rei¢e] An der von Jason angeführten Fahrt der Argonauten nach Kolchis zur Erlangung des Goldenen Vlieses (s. o. Anm zu II 516) war auch Herkules beteiligt. – Pha¢is] Fluß in Kolchis, der ins Schwarze Meer mündet. 625 ¢einer Perle] Margarita Teresa (s. o. Anm. zu II 528, Fußnote †); lat. ‚margarita‘ = ‚Perle‘.
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626 Geht !… " fur] ‚hat Vorrang vor‘. – Colchos] Die Namensform Kolchos statt Kolchis benutzt L. auch sonst; sie findet sich auch bei Simon Dach (s. Anm. zu C I 68: Teilbd. 1,2, S. 981 f.). Fünfte Abhandlung Szenenfolge: a) V. 1–188; b) V. 189–266; c) V. 267–324; d) V. 325–507; e) V. 508– 551; f) V. 551–618; g) V. 619–694 (Reyen). Ort der Handlung: Tempel der Sonne und des Mondes. 1 4 5 6 9 10 11
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von zwey Sternen] Sonne und Mond (s. V. 7, 11 f., mit AnmL., u. 23). So] Ersetzt gemäß altem Sprachgebrauch ein Relativpronomen mit Bezug auf „Aug’“. verklaren] ‚erhellen‘. Wi¢¢en¢chafft des Kunftigen] ‚Wissen über die Zukunft‘. le¢en aus] ‚auswählen‘. ¢teht fur] ‚bevorsteht‘. Theraphim] Kultobjekte im Alten Testament, deren Bedeutung im Dunkeln liegt (s. RE V A2,2346–2350). L. deutet sie in AnmL. als „Wahr¢ager-Bilder und zugleich Dii Averrunci [Götter, die Unheil und Gefahren abwenden]“. Vgl. V. 63. – Thammuz] L. versteht hierunter (nach Selden, s. AnmL.) die Sonne. Vgl. auch Roscher V,464 s.v. ‚Thamus‘: „alter ägyptischer König, unter dem sich der Gott Ammon birgt“. Hecate] Die griechische Göttin der Zauberei und der Geister und Gespenster wurde auch als Mondgöttin verehrt (s. AnmL.). Vgl. V. 60. – von derer Regung kwillt] ‚deren Empfindungen weckender Einfluß die Ursache dafür ist‘ (zu „Regung“ s. DWb 14,552,7; vgl. „regt“ V. 50; zu „kwillt“ vgl. V. 232). Nach dem] ‚je nachdem, ob‘. – dis Rad] Ein ‚Zauberrad‘ (s. die Quellenverweise in AnmL.). Er¢tlings Haupt] ‚Kopf eines Erstgeborenen‘ (s. AnmL.). Wurtzen] ‚Spezereien‘ (vgl. A V 22). Jrr¢tern] ‚Planet‘. – ¢ich zum neuen Lauffe regte] S. dazu die Erläuterung in AnmL. des Molochs] S.o. Anm. zu I 398; hier wohl als Sonnengott (vgl. AnmL. zu I 217). Fur] ‚vor‘. Dido] S.o., S. 972 f., Anm. zu Pers.-Verz. 411,7. redet aus] ‚verkündet‘. kein Wahr¢ager gleich] „gleich“ ist Partikel, die konzessiven Sinn ausdrückt: ‚niemand, mag er auch Wahrsager sein‘. „Wahr¢ager“ ist hier, anders als heute, in einem buchstäblichen Sinn zu verstehen, als ein Mensch,
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der (z. B. als Prophet) tatsächlich Wahres verkündet (vgl. V. 76, IS II 281 u. den Reyen E I 769–804). 27 Hada !… " Adad] Nach L.s Gewährsmann Selden (s. AnmL.) Mond und Sonne; zu „Adad“ s. o. Anm. zu I 217. – Krebs] Das Sternzeichen. – Lowen] Das Sternzeichen. 29 Ob] Ein Wahrsagegeist im Alten Testament (s. AnmL. u. Zedler 25,11 f.). 30 Nach welchem] ‚nach dessen Vorbild‘ (nämlich des Grabes Didos). 31 Wie das] ‚wie dasjenige (Grab), welches‘. – Caccabe] Griechischer Name Karthagos (s. AnmL. zu II 405). – hegt] ‚beherbergt‘. 32 Eli¢¢ens] Elissa ist anderer Name Didos. 37–38 mit Aepfeln … hat gelehret] Nämlich mit Granatäpfeln, wie aus AnmL. hervorgeht. – Derceto] S.o. Anm. zu I 495. (AnmL.). – ¢een] ‚säen‘. 42 Ge¢ichte] ‚Geist‘ (vgl. V. 49 u. IV 579). 44 ihr Licht auf¢teckt] ‚ihr Licht ansteckt / anzündet‘ (s. DWb 1,746,3), hier aber offenbar bildlich zu verstehen: „ihr Licht“ meint demnach nicht das Licht der Sonne selbst, sondern das ‚Licht‘, das der von der Sonne inspirierte Wahrsagegeist in den Köpfen der Menschen erzeugt, die ihn anrufen. 45 zeuget] ‚zeigt‘. 46 Carchedoni¢ch] ‚karthagischer‘ (nach der griechischen Namensform). 48 heget] ‚bewahrt‘. – An¢ehn] ‚äußeres Erscheinungsbild‘ (s. DWb 1,457,1). – Hold] ‚Huld‘. 49 wird man !…" innen] ‚erfährt man‘. 50–51 Zu Delphis … begegnen ¢ol] In dem berühmten Apollon-Orakel zu Delphi weissagte eine Seherin, die Pythia, auf einem Dreifuß über einer Erdspalte sitzend. Als Quelle ihrer Inspiration sah man einen unterirdischen göttlichen Luftstrom (s. AnmL.). – regt !…" die Pri¢terinnen] Hier etwa (falls „regt“ nicht etwa Druckfehler für ‚lehrt‘): ‚weckt in den Priesterinnen das Wissen‘ (vgl. „Regung“ V. 12). – der Erd’ ihr Gei¢t] ‚der Geist der Erde‘. 51 begegnen] ‚(schicksalhaft) zustoßen‘. – Dodonens Eich-Altar] Dodona war im antiken Griechenland ein Orakel-Heiligtum des Zeus. Dessen Willen erschloß man aus dem Rauschen einer heiligen Eiche. Auf den Zweigen dieser Eiche saßen zwei heilige Tauben, die ebenfalls weissagten (Herodot 2,55). (AnmL.). 53 Der E¢culapius … Drachen] Der Heilgott Aeskulap (griech. Asklepios) war ursprünglich ein Orakel verkündender Erdgeist, worauf sein Hauptattribut, die Schlange (bei L.: „Drachen“), hindeutet. Woher L. die Information hat, daß er aus „Ertzt“ geweissagt habe, bleibt im Dunkeln (im übrigen s. seine Quellenhinweise in AnmL.). 54 Hammons … Sachen] Der ägyptische Gott Hammon bzw. Ammon (vgl. III 102.192, IV 138) wurde mit Widderhörnern dargestellt. Für die Information, daß er als Orakelgott seine Entscheidungen durch Winken kundgetan habe, beruft sich L. auf Kircher (AnmL.). – hornricht] ‚gehörnter‘. – winckt zu gewehrten Sachen] ‚gibt durch Winken zu verstehen, was er gewährt‘.
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Eli¢¢a] Anderer Name Didos. – durch ihren Bauch] Genauer gesagt, durch ihr Geschlechtsteil (s. AnmL. zu V. 29.55.: „aus dem Munde des Wahr¢agers/ oder des Todten/ zuweilen auch gar aus dem GeburthsGliede“). 60 Moth] Nach L.s Erläuterung in AnmL. nur ein anderer, ‚Tod‘ bedeutender Name für den Unterweltgott Pluto. – Hecate] S.o. Anm. zu V. 12. 62 Als Baals Sonnen-Kind] Die sagenhafte Gründerin Karthagos fungiert hier als nunmehr der Unterwelt angehörende „Sonnen-Prie¢terin“ (vgl. V. 85). Der Gott Baal (s. o. Anm. zu I 429) wird hier mit einem mythischen zyprischen König Belus in Verbindung gebracht, der Didos Vater gewesen sein soll (s. AnmL. u. RE II,2,2651 f., Nr. 2). Zu der Verknüpfung Didos mit dem Sonnenkult über den Namen ihres Vaters und ihres Großvaters s. ebenfalls AnmL. – ander Wege] = ‚anderwege‘: ‚auf eine andere Art‘. 63 Teraphim] S.o. Anm. zu V. 11. – Auge die¢er Welt] Die Sonne (vgl. V. 77, A IV 317; C2 III 208; E III 426). 65 Memnons ¢teinern Bild] Eine Kolossalstatue des Pharaos Amenophis III. in der Nähe von Theben, die die Griechen aufgrund einer Namensverwechslung auf den sagenhaften äthiopischen König Memnon, Sohn der Eos (Göttin der Morgenröte), deuteten. Dieses Standbild war in der Antike eine berühmte Touristenattraktion, weil es seit seiner Beschädigung durch ein Erdbeben i.J. 27 v. Chr. bei Sonnenaufgang zu ‚singen‘ begann (s. AnmL.). Das die Besucher faszinierende Geräusch wurde verursacht durch Abspringen kleiner Steinchen an den Bruchstellen der Statue bei Erhitzung durch die Sonne; dieses akustische Phänomen verschwand, als die Statue 199/200 n. Chr. restauriert wurde. 66 Klippen] Hier ganz allgemein ‚Felsen‘. 67–68 Des Apis Seule … nach] Apis ist der heilige Stier der Ägypter. Für die Information über ein Standbild des Apis, das sich auf den Lauf der Sonne ausrichtet, beruft sich L. auf Athanasius Kircher (s. AnmL.). – Sonnenwenden] ‚Sonnenwende‘ hier: Heliotrop, eine Pflanze, deren Blätter und Blüten dem Lauf der Sonne folgen. Vgl. A II 20; IS I 2. 69 Serapens Bild ¢iht ku¢¢en] Der Tempel des ägyptischen Gottes Serapis (das Serapeum) zu Alexandria hatte in der Fassade ein Fenster, durch das am Gründungstag dieses Heiligtums bei Sonnenaufgang Sonnenstrahlen auf den Mund der Serapis-Statue fielen – womit die Verbindung dieses Gottes mit dem Sonnengott angezeigt wurde. (AnmL.). Vgl. C2 I 489 f. 70–71 Bru¢ten !… " Von welchen J¢is ¢trutzt] Die ägyptische Göttin hatte auch die Funktion einer Muttergottheit (s. Roscher II,1,502 f., u. AnmL.). – ¢trutzt] ‚strotzt‘. 72 glimmen an] ‚sich entzünden / entflammen‘. – heil’ge Brand] Hier: die Glut der aufgehenden Sonne. 77 Aug’ … die¢er Welt] Die Sonne (vgl. V. 63). 79 das Ely¢er -Feld] Die Elysischen Gefilde (Elysium), der Wohnsitz der Seligen im Totenreich. Vgl. C I 824.
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80 Schatten] ‚Schattenbild‘, d. h. die Seele des Verstorbenen (vgl. V. 83, 94, 534 u. 550). 83 irrt] S. hierzu die Erläuterung in AnmL. 85 Sonnen-Prie¢terin] S. AnmL. u. Anm. zu V. 62. 86 ihr] Der Sonne. – Sicharba] Didos von ihrem Bruder Pygmalion getöteter Ehemann (vgl. V. 89). Er war Priester im Herkules-Tempel zu Tyros (zu der Verknüpfung des Herkules-Kults mit dem der Sonne s. AnmL. zu V. 85). 87 Brennt] ‚verbrennt‘. – LorbeerHoltz] Der Lorbeer ist vornehmlich der heilige Baum Apollos, der auch die Funktion des Sonnengottes hatte. 91 ihr] ‚sich‘. – zopft’] ‚zöpfen‘ ist umgelautete Nebenform von ‚zapfen‘. 92 Hiarbens tolle Brun¢t] Hiarbas bzw. Jarbas ist ein sagenhafter König der Maxitaner, der Dido nach der Gründung Karthagos die Ehe anbietet und ihr im Weigerungsfalle Krieg androht. In einer von Vergil abweichenden Sagenversion tötet sich Dido aus Abscheu vor Jarbas auf einem Scheiterhaufen (s. AnmL.). Vgl. V. 123. 94 ent¢eelter Schatten] Ein Widerspruch in sich. Richtig wäre (vgl. V. 84): ‚entleibter Schatten‘, da „Schatten“ nichts anderes ist als die ihres Leibes beraubte, im ‚Schattenreich‘ umherirrende Seele. 96 verkrachen] ‚krachend untergehen‘. 98 vor] ‚früher‘. – mein Och¢enfell] D. h. die aus dem Ochsenfell gefertigten Lederstreifen, die aneinandergelegt den Umfang der Burg von Karthago, der Keimzelle dieser Stadt, angaben (s. o., S. 972 f., Anm. zu Pers.-Verz. 411,7). (AnmL.). – gegrantzet hat] ‚seine Grenzen ausgedehnt hat‘. 101 breite] ‚ausgedehnte‘. – wurtzeln ein] ‚Wurzeln schlagen‘. 106 gleich] Gehört als Konzessivpartikel zu „Wenn“. 108 Gleich] Konjunktion: ‚als ob‘. – jedweder] D. h. jeder Stein. – zerdrumern] ‚zertrümmern‘. 109 ¢pielt vor an] Etwa: ‚ist eine Vorausdeutung‘. 110 Daß] Offenbar als finale Konjunktion zu lesen: ‚damit‘. – vernunftig ¢pigeln] ‚auf vernünftige Weise ein (warnendes) Beispiel nehmen‘. 111 klage] ‚beklage‘. 112 tragt das Joch] ‚ist in Gefangenschaft‘. 114 geußt] ‚gießt‘. 115 Mohr] ‚Afrikaner‘. 116 aus Eli¢¢ens Stamme] Nur in einem sehr allgemeinen Sinne, denn Dido hatte keine Kinder. Vgl. IV 488: „Eli¢¢ens Enckelin“. 119–120 Den Muth des A¢drubal … ¢ich ¢turtzt] Dieser Hasdrubal war ein karthagischer Feldherr im Dritten Punischen Krieg. In der Endphase dieses Krieges war er Oberbefehlshaber in dem von den Römern unter Führung Scipios d. J. belagerten Karthago. Kurz vor der Einnahme der Stadt begab sich Hasdrubal heimlich zu Scipio und wurde von diesem begnadigt; in ehrenvoller Gefangenschaft starb er in Italien. Seine Ehefrau verfluchte ihn deshalb und stürzte sich vor seinen Augen mit ihren beiden Kindern vom
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Dach des brennenden Asklepios-Tempels ins Feuer (s. Geus, Prosopographie, S. 153–156, Nr. 14). – ¢ehn ¢eines Weibes weichen] ‚hinter dem seiner Frau zurückstehen‘. (AnmL.). – in Fe¢¢el kreucht] Sinn: ‚sich der Gefangenschaft bereitwillig fügt‘ („kreucht“ ist umgelautete Nebenform von ‚kraucht‘). „Fe¢¢el“ ist Plural. 123 Hiarbens] S.o. Anm. zu V. 92. 124 Mein und ihr Holtz¢toß] Zu „Mein“ s. o. Anm. zu IV 488. Was aber Hiarba und Masinissa, die mit dem „ihr“ nur gemeint sein können mit einem „Holtz¢toß“ (Scheiterhaufen) zu tun haben sollen, bleibt unklar. 130 nicht Gold und Seide ¢pinnen] Redensartlich: ‚nicht im Zustand ungetrübten Glückes leben‘ (s. DWb 16,175). Vgl. III 252; C III 609–611. 132 Carchedon] Karthago (griech. Namensform). 136 ¢einen Stamm] D. h. seine Nachfahren. – in die Ei¢en ¢chlagen] D. h. in Ketten legen. 137 ¢einen Enckel] Masinissas Enkel Jugurtha (nach 160–104 v. Chr.) suchte durch gewaltsame Beseitigung seiner mit ihm verwandten Mitregenten die Alleinherrschaft in Numidien zu erlangen. Rom erklärte ihm 111 den Krieg, nachdem Schlichtungsversuche römischer Gesandtschaften vergeblich gewesen und durch Jugurthas Gewaltmaßnahmen auch römische Kaufleute ums Leben gekommen waren. Als die Römer unter dem Feldherrn Marius nach langen, fruchtlosen Aktionen 105 die Oberhand gewonnen hatten, wurde Jugurtha von seinem mit ihm verbündeten Schwiegervater, König Bocchus von Mauretanien, im folgenden Jahr an sie ausgeliefert. 104 wurde er in Rom im Triumph des Marius vorgeführt und wenige Tage später im Kerker erdrosselt. (AnmL.). 140–144 Die Sicherheit wird … den Lauff] Zu dieser Theorie, daß der endgültige Sieg über die Karthager und die damit gewonnene Überlegenheit ihrer Machtstellung die Römer im Laufe der Zeit bequem gemacht und korrumpiert habe, s. die in AnmL. beigebrachten Zitate römischer Autoren. 145 Der Gothen Sundflutt] Wie aus AnmL. zu ersehen, meint L. die angebliche Eroberung von Mauretania Tingitana (von Tingis, dem Namen der Hauptstadt, heute Tanger), dem westlichen Teil der römischen Provinz Mauretania (heute Nord-Marokko), durch den Westgotenkönig Sisebut (612–621). Für diese Information beruft sich L. auf Saavedras ‚Corona Gothica‘. In der modernen Literatur zur Geschichte der Westgoten findet sich hierzu keine Bestätigung (vgl. z. B. den Artikel über Sisebut von A. P. Bronisch in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. 2. Aufl. Hrsg. von Heinrich Beck u. a. Bd. 28. Berlin, New York 2005, S. 503–506). Es dürfte sich um einen historischen Irrtum handeln, der noch bis ins 19. Jh. hinein vertreten wurde. Z. B. wird Sisebut in Rottecks ‚Allgemeiner Geschichte‘ als „der Eroberer des tingitanischen Mauretaniens“ eingeführt: Karl von Rotteck, Allgemeine Geschichte von Anfang der historischen Kenntniß bis auf unsere Zeiten. 20. Aufl. Bd. 4. Braunschweig 1858, S. 98. – Wenden] Gemeint sind die Vandalen, die in Mittelalter und Früher Neuzeit mit dem slawi-
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schen Stamm der Wenden gleichgesetzt wurden. Unter ihrem König Geiserich setzten sie 429 von Spanien nach Afrika über, eroberten alle Städte Mauretaniens und die Festung Hippo. Die Eroberung Karthagos 439 wurde das Gründungsdatum des Vandalenreiches in Nordafrika. Es endete 534 unter seinem letzten König Gelimer mit dessen Niederlage gegen Belisar, den Feldherrn des Kaisers Justinian. Danach, bis zur Eroberung durch die Araber im 8. Jh., war das Gebiet in byzantinischem Besitz. (AnmL.). 148 Grauß] ‚Trümmerstätte‘. – Tunis] Dativ: ‚für Tunis‘ (als Nachfolgestadt Karthagos, aber nicht des alten, sondern des in der römischen Kaiserzeit wieder aufgebauten). Vgl. V. 168.172, IV 6. 149–150 Araber … nehmen ein] Die Eroberung des byzantinischen Nordafrika durch die Araber, seit 643 von Ägypten aus westwärts fortschreitend, war 709 mit der Einnahme der Stadt Ceuta (an der Straße von Gibraltar) abgeschlossen. – un¢re beyde Reiche] Das eigentliche Karthago und sein Kolonialreich auf der Iberischen Halbinsel, das die Karthager nach dem Verlust Siziliens und Sardiniens nach dem Ersten Punischen Krieg zu errichten begannen. 151 Saracenen] Synonym für Araber. – Thamme] ‚Damm‘. 152 Muzens] Musa ibn Nusayr (geb. 640, gest. 716/17), der arabische Feldherr und Statthalter Nordafrikas, unter dessen Oberleitung nach der Niederlage Roderichs, des letzten Westgotenkönigs in Spanien, in der Schlacht bei Jerez de la Frontera 711 und der Einnahme der Hauptstadt Toledo die Araber bis 714 die Pyrenäenhalbinsel eroberten. (AnmL.). – Jber] Fluß in Spanien, heute Ebro. – Botis] Baetis, ebenfalls ein spanischer Fluß, heute Guadalquivir. 153 Garumna] Die Garonne, Fluß nördlich der Pyrenäen. 154 Rath gewinnt] ‚Hilfe erlangt‘. 155 Mohnd’] Die Mondsichel als Symbol des Osmanischen Reiches und des Islam (vgl. V. 178; IB I 374, III 360; IS, Prol. 56). – fur den] ‚angesichts der‘. 156–157 Wenn der Philip … ¢einem Hertzen] Philipp der Schöne (1478–1506), Sohn Kaiser Maximilians I. und Marias von Burgund, heiratete 1496 Johanna von Kastilien (Johanna die Wahnsinnige). Nach dem Tode von Johannas Mutter, Isabella I. von Kastilien (1504), beanspruchte Philipp den kastilischen Thron und konnte 1506, kurz vor seinem Tode, seinen Anspruch gegen seinen Schwiegervater, Ferdinand II. von Aragón, durchsetzen. Provinz und Stadt Granada, seit 1492, nach der Niederlage der Mauren, wieder in christlicher Hand, gehörten zur kastilischen Krone. (AnmL.). – ihm] ‚sich‘. – vereinbart] ‚vereinbaren‘ mit Dativ: ‚vereinigen mit‘. 159 die neue Welt entdeckt] 1492, vier Jahre vor der Heirat Philipps des Schönen mit Johanna von Kastilien, hatte Christoph Kolumbus Amerika entdeckt. – entdeckt] ‚offenbart‘. 161 Atlas und Alcides] Atlas ist der Titan, der im griechischen Mythos den Himmel auf seinen Schultern trägt. Herkules (hier ‚der Alkide‘ nach sei-
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nem Großvater Alkeus) nahm ihm diese Last vorübergehend ab, als Atlas an seiner Stelle für den König Eurystheus die goldenen Äpfel aus dem Garten der Hesperiden holen wollte. – einen Welt-Ball] Der Ton liegt auf „einen“! 162 Alexander] Alexander der Große. – einer Erde] Der Ton liegt auf „einer“! 166 Omar] Unter dem Kalifen Omar I. (Umar bin al-Khattab), dem Schwiegervater und zweiten Nachfolger des Propheten Mohammed (634–644), eroberten die Araber Ägypten und Nordafrika bis Tripolis. (AnmL.). 167 der funfte Carl durch ¢eine Sieges-Fahnen] Zu denken ist an die beiden Feldzüge Kaiser Karls V. in Nordafrika: (1) den des Jahres 1535 gegen den Seeräuber Chaireddin Barbarossa, der als Verbündeter der Osmanen Tunis beherrschte und vom Kaiser geschlagen und vertrieben wurde; (2) den 1541 unternommenen, mit einem Mißerfolg endenden Feldzug gegen das osmanisch beherrschte Algier. (AnmL.). 168 Tunis] 1535 von Karl V. erobert. – Tripoli] Tripolis, Hauptstadt des heutigen Libyen, stand 1510–1551 unter spanischer Herrschaft. – Bi¢erta] Stadt in Nord-Tunesien, 1535–1572 unter spanischer Herrschaft. – Aphrodiß] Wohl die tunesische Hafenstadt Mahedia, die 1551 von Karl V. zerstört wurde (vgl. Zedler 1,733 s.v. ‚Africa‘; Hofmann, Lexicon universale, tom. 1, S. 258b s.v. ‚Aphrodisium‘). In Frage käme aber auch die 1535 von den Spaniern eroberte algerische Hafenstadt Annaba, früher Bône (vgl. RE I,2,2727 f. s.v. #A ). 169 den Kindern] D. h. seinen Nachfolgern, z. B. seinem Sohn Philipp II., der in V. 171 genannt wird. 171–172 Amidas muß … Konig wi¢¢en] Amidas ist Hamida bzw. Ahmed, der vorletzte Sultan (1542–1569) aus der Dynastie der Hafsiden, die von 1236 bis 1574 Tunesien, Ostalgerien und Tripolitanien beherrschte. Als die Türken Tunis besetzt hatten, hatte Hamida in der dem Hafen von Tunis vorgelagerten Festung La Goletta, die sich in der Hand der Spanier befand, Schutz gesucht. Don Juan d’Austria, der Halbbruder König Philipps II., Sohn Karls V. aus einer Liebschaft mit dem Regensburger Bürgermädchen Barbara Blomberg, vertrieb auf seinem Feldzug 1573 die Türken aus Tunis, setzte aber nicht den wegen seines despotischen Regiments unbeliebten Hamida wieder ein, sondern dessen Bruder Mulai Mohammed. Dessen Herrschaft und damit die seines Geschlechts endete schon ein Jahr später, 1574, als die Türken Tunis und La Goletta endgültig eroberten. Was L. in V. 172 zu Süleyman ausführt, scheint auf einem Mißverständnis bei der Auswertung der von ihm benutzten Quellen zu beruhen. Der türkische Sultan Süleyman I. (der Prächtige) war schon 1566 gestorben; als Don Juan 1573 Tunis eroberte, regierte sein Sohn und Nachfolger Selim II. (AnmL.). 175 Leopold/ das Lowen-Kind] Kaiser Leopold I. (s. o., S. 861, Anm. zu IS, Widmung); hier wieder wie oben schon (II 543) und unten V. 182 Spiel mit dem ersten Teil seines Namens (‚leo‘ = ‚Löwe‘). 176 Spinnt] ‚bringt zuwege‘ (s. DWb 16,2528,h/i). – hegt] ‚birgt in sich‘.
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177 J¢ter/ Rab/ und Neutra] Die drei Flüsse hier als Schauplätze von Siegen kaiserlicher Truppen über die Türken. Vgl. IS, Widm., S. 8,67–68, u. Prol. 87. – J¢ter] Antiker lateinischer Name der Donau. Da die Donauregion schlechthin Schauplatz der Türkenkriege war, ist nicht anzunehmen, daß L. hier an ein bestimmtes militärisches Ereignis gedacht hat. – Rab] In der Schlacht von St. Gotthard-Mogersdorf an der Raab (heute Slowenien) siegten 1664 die kaiserlichen Truppen unter ihrem Feldherrn, dem Grafen Montecuccoli, über ein türkisches Heer. – Neutra] Im selben Jahr (1664) hatte der kaiserliche General Graf de Souches die am gleichnamigen Fluß gelegene Stadt Neutra (heute Nitra, Slowakei) von den Türken zurückerobert. – Saracenen] Hier als Sammelname für islamische Völkerschaften; hier sind natürlich die Türken gemeint. 178 Machmet] Der türkische Sultan Mohammed IV. (Regierungszeit 1648– 1687). – fur] ‚vor‘. – den Adlern] Als Hoheitszeichen des Kaisers (vgl. V. 183 u. 185; IB III 359; IS, Prol. 55). – Mohnden] Als Hoheitszeichen der Türken (vgl. V. 155). 179 Afrikens Ge¢tade !… " nicht nur] Lies: ‚nicht nur Afrikens Gestade‘. Unter Afrika ist hier offenbar Nordafrika ohne Numidien und Karthago zu verstehen, denn andernfalls hätte die Ankündigung, daß „Cyrtha und Carthago“ (V. 180), damals ebenfalls Teil des Osmanischen Reiches, noch hinzukommen würden, keinen Sinn (vgl. auch die Aufzählung „Africa/ Carthago“ in V. 187). 181 die Banden Mahumeds] D. h. die Fesseln, die Sultan Mohammed (s. o. Anm. zu V. 178) den von ihm beherrschten Regionen angelegt hat. 182 der Lowe] Kaiser Leopold I. (vgl. V. 175 u. II 543). – die Lowin Spaniens] Nämlich Margarita Teresa, die spanische Infantin (s. o. Anm. zu II 528, Fußnote †). – ihm legen bey] ‚sich als Bettgenossin erwählen‘. 183 Drach’ und Crocodile] Beide als Sinnbilder bzw. „Schutz-Thier[e]“ (V. 186) Afrikas, wie L. in AnmL. zu V. 186 ausführlich begründet. 185 Key¢er -Vogel … blitzt] Der kaiserliche Adler ist also dem Adler Jupiters vergleichbar (s. auch AnmL.). 186 der Africaner Schutz-Thier] Hier der Drache (s. AnmL.). 189 leichten Gotter] S.o. Anm. zu I 215. 193 La¢ter] ‚Schlechtigkeit‘. 194 ¢anfter] Komparativ: ‚sanfteres‘. 195 kommen fur] ‚zuvorzukommen‘. 198 Eli¢¢en] Elissa ist anderer Name Didos. 199 ver¢chwunden] ‚(gerade) entschwundener‘. – Eyd und Pflicht] Hendiadyoin: ‚die eidliche Verpflichtung‘. 202 vor mehr Dun¢t] ‚früher eher nichtiges Blendwerk‘ (zu „Dun¢t“ vgl. V. 568 u. IV 331.551). 210 Mohren] ‚Afrikaner‘. – Verwurflinge] ‚als minderwertig Verstoßene / Ausgesonderte‘ oder auch ‚Bastarde‘. Vgl. Lohenstein, Arminius, Tl. 1
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(1689), S. 170b : „al¢o waren jene Verwürfflinge/ die¢e aber Schoos-Kinder des Glückes.“ 211 Fa¢¢el zihn] ‚Fesseln (Ketten) hinter sich her ziehen‘. 212 Dien¢t] ‚Dienstbarkeit‘, ‚Knechtschaft‘. 214 Fall !… " entdecken] ‚Untergang kundtun‘. 215 der Dido gro¢¢e That] Ihre Selbsttötung (s. o., S. 973, Anm. zu Pers.-Verz. 411, 7). 216 Großmuttig] Entspr. lat. ‚magnanimiter‘: ‚hochherzig‘, ‚großen Geistes‘ (vgl. V. 499). 218 Grab] Hier: ‚Grabmal‘ oder ‚Grabstein‘. – etzen] ‚ätzen‘, d. h. ‚gravieren‘, ‚skulpieren‘, ‚einmeißeln‘ oder dgl. (vgl. IV 184). 220 Graus] ‚Trümmerstätte‘. – Leich und Staub] Hendiadyoin: ‚Leichenmoder‘ („Staub“ hier wie auch V. 239 nach altem Sprachgebrauch als Verwesungsprodukt). 225 Die Glutt] ‚das Feuer‘. – nicht Hul¢en] ‚nicht einmal leere Hüllen‘. 226 fa¢¢en] ‚erfassen‘. 232–233 denn es kwillt … vom Ge¢tirn] S. dazu die Erläuterung in AnmL. – kwillt] ‚hat seinen Ursprung‘ (vgl. V. 12). 234 hecket] ‚erzeugt‘. 237 die¢emnach] ‚demnach‘, ‚also‘. 239 den Staub zu¢ammen mi¢cht] ‚ihre sterblichen Überreste miteinander vereinen‘ (zu „Staub“ vgl. V. 220). 242 Laßt euch be¢innen] ‚besinnen‘ hier transitiv: ‚zur Vernunft bringen‘ (s. Frühnhd. Wb. 3,1852,2). 243 mehr ¢tecken an] ‚noch mehr entflammen‘. 245 krachen] ‚zusammenkrachen‘. 247 an einen Stein !… " glaubt] Gemeint ist ein bei dem Kult des Jupiter verwendeter Stein, bei dem römische Magistratspersonen Eide leisteten (s. AnmL. u. RE XII,1,779–782). 248–250 Das Gadens Heyligthum … auslachte] Diese Vorwürfe an die Römer entbehren des historischen Hintergrunds. Sie sind aus zwei quellenmäßig verbürgten Informationen herausgesponnen: (1) daß es in Gades (heute Cadiz, nahe der Straße von Gibraltar) einen Tempel des Herakles gab, in dem dessen Gebeine beigesetzt worden sein sollen (V. 250: „Alcidens Bein’“; s. auch AnmL. hierzu); (2) daß in Gades ein goldener Olivenbaum aus dem Besitz des mythischen tyrischen Königs Pygmalion gezeigt worden sein soll (s. AnmL. zu V. 248 u. zu V. 250). 252 Dem Morder Romulus] Romulus, der sagenhafte Gründer Roms, hatte seinen Zwillingsbruder Remus getötet. – einer Wolfin] Rom (s. o. Anm. zu II 62). (AnmL.). 253 Die Hure Flora] Flora ist die römische Göttin des Blühens und der Pflanzen. Die Bezeichnung „Hure“ zielt auf ein Element des ihr zu Ehren veranstalteten Festes der Floralia bzw. Ludi Florales: szenische Spiele, bei denen Hetären auftraten, die auf Verlangen des Publikums ihre Gewänder
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ablegen und sich völlig nackt präsentieren mußten. L. läßt Sophonisbe hier, wie aus AnmL. zu ersehen, aus der Perspektive der christlichen Apologetiker reden! – verdringen] ‚verdrängen‘. 254 Febern] Nämlich der Febris, der römischen Göttin des (Malaria-)Fiebers. (AnmL.). – Furcht und Bla¢¢en] D. h. Pavor und Pallor, den römischen Göttern der zitternden Angst und des bleichen Schreckens. (AnmL.). 255 der Sonne] D. h. dem Sonnengott Sol. 256 Die Sonne] Gemeint ist hier der Geist Didos, die als Repräsentantin der Sonne eingeführt wurde (vgl. V. 61 f. u. 75–80). 258 Sol … ¢tammen?] Der Sinn dieser offenbar an die Kinder gerichteten Frage ist dunkel. Ich vermute, daß das Fragezeichen irrtümlich statt einer Virgel gesetzt wurde und der Vers als Konditionalsatz zu lesen ist: ‚Sollten Sophonisbe und ihr tatsächlich von Sonnengöttern abstammen, so […]‘ 261 Po¢t] ‚Nachricht‘. 262 Was Rath?] ‚Was ist ratsam zu tun?‘ 266 fri¢ten] ‚aufhalten‘. 268 die Spitze] Nämlich die des Schwertes (s. o. Anm. zu IV 71). – ¢elber] Gehört zu „dem Verhängnü¢¢e“. 274 Po¢t] ‚Nachricht‘. 277 decket] ‚verhüllt‘. 280 Hellen-] ‚Höllen-‘. 291 krei¢chend] ‚(auf glühendem Rost) zischendes‘ (s. DWb 11,2155,3). Vgl. I 228.566. 297 Siegs-Geprange] ‚Triumphzug‘. 303 Treu und Schwur !… " Gift und Tod] Zweifaches Hendiadyoin: ‚Treueid‘ / ‚todbringendes Gift‘. 305 den Aus¢chlag geben] ‚die Entscheidung darüber nahelegen‘ (s. Frühnhd. Wb. 2,1302 f., 8). 307–322 Paraphrase der von Livius (30,15,7) berichteten letzten Worte Sophonibas. 310 ¢ichre dich] ‚sei dessen sicher‘ (vgl. C IV 287). 312 gleich] Konzessiven Sinn erzeugende Partikel. 316 dencke] ‚gedenke‘. 317 ihn !… " zu gutter Nacht ge¢egnet] Redensartlich: ‚ihm gute Nacht sagt‘. Zu „ge¢egnet“ (verstärktes ‚¢egnet‘) vgl. V. 408. 320 Eitelkeit] ‚nichtige Handlung‘ (vgl. V. 326). 323 ein behertzter Todt … Flecken aus] Ähnlich auch C V 317. Vgl. Cicero, Pro Quinctio 49: „Etenim mors honesta saepe vitam quoque turpem exornat.“ 326 Des Glucks/ der Eitelkeit] Vorgezogene Genitivattribute zu „Jhr Joch“ in V. 327: ‚das Joch des Glücks und der Eitelkeit‘. 329 bloden] ‚schwachsichtigen‘. 330 Verwehnten] ‚verwöhnten‘ (anders IV 448!). – Aloe] Als Inbegriff extrem bitteren Geschmacks. 331–332 Zibeth Und Ambra] S.o. Anm. zu III 79.
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Zeucht] ‚zieht‘. frembder] ‚sonderbarer‘. zu Golde gehn] S.o. Anm. zu IS III 33. gerochen] ‚gerächt‘. Die Sund’ … gleicher Straffen] Will sagen: ‚Die Sünde, die Masinissa jetzt an mir begeht, ist das Instrument, mit der an mir die Sünde, die ich zuvor begangen habe, die genau entsprechende Strafe erleidet.‘ Vgl. die Konkretisierung in V. 345 f. 342 Die¢piter] Anderer Name für Jupiter. – Keil’] Donnerkeile bzw. Blitze. 344/346 vor] ‚zuvor‘. 347 ¢chafft] ‚anbefiehlt‘. 348 entbunde] ‚entbinde‘. 350 nichts nicht] Verstärktes „nichts“. 351 Gei¢t] ‚Leben‘. 352 mehr mir als Ma¢ani¢¢en gutt] ‚für mich zuträglicher als für Masinissa‘. 353 wie Saturn die Kinder] Der Gott Saturn (griech. Kronos) verschlang die Kinder, die ihm seine Gemahlin Rhea geboren hatte, gleich nach ihrer Geburt, weil ihm geweissagt worden war, daß seine Söhne ihn eines Tages entmachten würden. 356 Ob¢iegender Gewalt … recht] Vgl. V. 372. 361 ihre Todten-Beine] ‚ihre toten Gebeine‘. 365 allen Tro¢t ver¢chrencket] ‚jeden Rettungsweg verbaut‘ (zu „Tro¢t“ s. DWb 22,909 f.,3a/b; zu „ver¢chrencket“ vgl. E V 701; IB V 189). 366 bereit] ‚bereits‘. 368 den Lebens-Drat] Reminiszenz an die Parzen, die den Lebensfaden spinnen und abschneiden (vgl. V. 669 u. C III 341–344.591–592). 369 ¢olch hoch Blutt] ‚eine Person von so hohem Geblüt‘. 370 den Regulus] S.o. Anm. zu I 75. 372 Das Recht liegt/ wo man ¢iegt] Vgl. V. 356. – ¢chaft nur Ungeduld] ‚erzeugt nur Unwillen‘, nämlich bei dem Sieger, wenn der Besiegte ihm gegenüber auf das Recht pocht. 374 Ge¢chirre] ‚Gefäß‘. 376–378 Ward doch Amilcar … zum Opffer ¢turtzte] Der karthagische Feldherr und Sufet Hamilkar unternahm 480 v. Chr. mit einer großen Streitmacht einen Eroberungsfeldzug gegen Sizilien. Als er in der Nähe der sizilischen Stadt Himera der Armee Gelons, des Tyrannen von Syrakus, unterlag, stürzte er sich nach dem Bericht Herodots (7,167) in die Flammen des Opferaltars, auf dem er während der Schlacht geopfert hatte – woraufhin ihm in Karthago Opfer dargebracht worden seien (s. Geus, Prosopographie, S. 36–40, Nr. 1). (AnmL.). 379 Eli¢¢a] Anderer Name Didos. 380 Melcarthos] = Melqart, ein in der phoenizischen Stadt Tyros verehrter Gott, der mit Herakles gleichgesetzt wurde (s. AnmL.). Vgl. IV 364. – Er¢tling] ‚Erstgeburt‘, hier wohl von Tieren.
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383 Carchedon] Karthago (griech. Namensform). 384 ihr] Entweder Anrede (Dativ des femininen Personalpronomens der 3. Pers. Sg.) oder Possessivpronomen in Analogie zu „dein“. 389–390 Dun¢te … Blitz] Vgl. V. 343 f. 391 jenes] Das Auge (das Bezugswort in V. 390 steht allerdings im Plural: „in Augen“; Druckfehler für ‚im Auge‘?). 393 Perl’ und Gold] Umschreibung für die Fürstenkrone. – Scheutel] ‚Scheitel‘, hier in dem im Frühneuhochdeutschen noch vorwaltenden femininen Genus (s. DWb 14,2476). 394 fur] ‚statt‘. 397 mein Fe¢¢el] Das zwischen allen drei Genera schwankende „Fe¢¢el“ hier wohl als Neutrum zu lesen, wie die folgende Stelle im Arminius-Roman nahelegt: „ !… " war ihm der letzte Römi¢che Vertrag ein unerträgliches Fe¢¢el“ (Tl. 1 [1689], S. 820 b). 402 ang¢tigen Gebehrden] Etwa: ‚Kundgabe von Angst‘. 404 Die Eiche … Pappeln bricht] Gegenläufig ausgedeutete Variante der bekannten äsopischen Fabel von der Eiche und dem Schilfrohr (Perry, Aesopica: Fabulae Graecae 70, S. 348): Das Große und Starke fällt, da es Widerstand bietet, der übermächtigen Gewalt zum Opfer; das Kleine und Schwache bleibt verschont, da es sich der Gewalt beugt. Vgl. Henkel/ Schöne, Emblemata, S. 1212 f. („Turmspitze vom Blitz getroffen“) und die der äsopischen Deutungstradition entsprechenden Stellen V. 441 f., C I 350.605–607; E II 380. – trotzt den Wind] ‚trotzen‘ hier in transitiver Verwendung – wie im Frühneuhochdeutschen weithin üblich. 405 euch mich] Besser wäre: ‚mich euch‘ (Druckfehler?). 408 ge¢egnet] Verstärktes ‚¢egnet‘ (vgl. V. 317). 410 Spiegel] ‚(warnenden) Beispiel‘. Vgl. IV 313. 412 verle¢chet] ‚auslöscht‘. 421 Eli¢¢ens Ohrgehencke] Es wird also vorausgesetzt, daß Sophonisbe im Besitz von Ohrringen sei, die einstmals Dido gehörten: poetische Fiktion ohne irgendeinen historischen Anknüpfungspunkt. 423 zerdrummert] ‚zertrümmerter‘. – bringt dir den Uhr¢prung bey] ‚belehrt dich über den Grund‘. 424 ein lochricht Ohr des Adels Merckmaal] S. dazu die Erläuterungen in AnmL. 425 ergantzen] ‚ganz machen‘, ‚wiederherstellen‘ (vgl. C II 302). 429 Eli¢¢a] Anderer Name Didos. 430 zopffet] ‚zupft‘. 431 So zeichne … Knecht] D. h., bei den Römern gelte ein durchstochenes Ohr als Merkmal eines Sklaven (s. AnmL.). – zeichne] ‚kennzeichne‘. 434 Vordrab] ‚Vortrab‘, ‚Vortrupp‘, Ausdruck aus der Militärsprache: der Teil einer Armee, der an der Spitze marschiert oder reitet (s. DWb 26,1748 f.,1). – erbleichen] ‚sterben‘ (vgl. V. 461). 438 bitten] ‚bieten‘.
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440 er¢chellt] ‚zerbricht‘ (vgl. C I 53). 441–442 Er ¢chont … Zedern trifft] Der Deutungstradition gemäße Variante der äsopischen Fabel von der Eiche und dem Schilfrohr (s. o. Anm. zu V. 404). – Hecken] ‚Hecke‘ hier: ‚niedriges Gebüsch‘ (vgl. IV 65.516). – Zedern] Die Zeder ist in der Bibel (z. B. Ez 31,3; Am 2,9) ein Sinnbild starker Herrschaft. Vgl. A I 162, IV 343; C III 29.330. 444 Hold] ‚Huld‘. – auf Uns erboo¢t] ‚uns zürnt‘ (vgl. I 76). 445 la¢¢en] ‚hinterlassen‘. 448 lebend macht] ‚in Kraft setzt‘. 449 Purper] Der Purpurmantel als Signum fürstlicher Herrschaft. 451 des A¢drubals] Des Vaters der Sophonisbe. 452/454 Wo] ‚falls‘. 453 Tugend] Hier keinesfalls in moralischem Sinne, sondern in der Bedeutung ‚Charakterstärke‘ oder ‚Stärke der Persönlichkeit‘. – groß Gemutte] ‚große Geistesstärke‘, entspr. lat. ‚magnanimitas‘. 455 Barchens Stamm] S.o. Anm. zu III 18. – gehegt] ‚in sich getragen hat‘. 458 was ¢chwermen wir?] ‚welchen Phantastereien geben wir uns hin?‘ (vgl. II 309, IV 110; C IV 234, V 90). 458 die Lybier] Die Bewohner Nordafrikas zwischen Karthago und Ägypten. – bewirthen] ‚beherbergen‘. 459 Drachen] Hier wohl: ‚Schlangen‘. 460 ab¢turtzt] ‚herabstößt‘ (vgl. C 2 I 197 und die weiteren Belege für den heute unüblichen transitiven Gebrauch dieses Verbs in DWb 1,136 u. Frühnhd. Wb. 1,428). 461 Flei¢chbank] ‚Schlachtbank‘. – erbleichen] ‚sterben‘ (vgl. V. 434). 462 todten Leichen] ‚Leiche‘ hier in der ursprünglichen Bedeutung ‚Körper‘ (vgl. A V 543.587; C2 V vor 371). 463 ihm] ‚sich‘. – ¢telln an] ‚bereiten‘. 464 un¢chimpflich] ‚frei von Schande‘. 467 trinck’ ich’s zu] S.o. Anm. zum ‚Inhalt‘, S. 966 f., zu 410,122–123. 468 be¢cheiden thu’] ‚bescheiden tun‘ ist dasselbe wie ‚Bescheid tun‘ im Hinblick auf die zeitgenössischen Trinksitten, nämlich auf Zutrinken mit Nachtrinken zu antworten (s. DWb 1,1556,3). 470 Noth] ‚Notwendigkeit‘. 471–484 Ob die dreimalige fehlerhafte Namensgebung „Hiempsal“ statt „Adherbal“ (in Justs Edition nicht verbessert) auf ein Versehen des Setzers oder ähnlich wie im Falle „Elagabal“ / „Pythia“ in Szene V a (s. o., S. 972, Anm. zu Pers.-Verz. 411, 6, u. Textbd., Editionsbericht, S. 828) auf eine nicht hinreichend konsequente Umgestaltung der Satzvorlage im Zusammenhang mit der für den Druck vorgenommenen Überarbeitung einer früheren Fassung des Stückes zurückzuführen ist, läßt sich nicht entscheiden. 473 Fall] ‚Untergang‘. 474 nicht] Gehört zu „lieber“ (‚nicht lieber‘). 475 verkurtzt] In Verbindung mit „Hand“: ‚geschwächt‘ (redensartlich; vgl. C2
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V 400 u. Nm 11,23 in der Lutherschen Übersetzung: „Der Herr aber sprach zu Mose: Ist denn die Hand des Herrn verkürzt?“). 479 lacht] ‚verlacht‘. 480 Verwech¢elt !…" mit] ‚tauscht ein gegen‘. 483 ¢tarrn] ‚werden starr‘ (vgl. V. 526). 488 er¢te Wieg’] Der Mutterschoß. 495 Schluß] ‚Beschluß‘. 496 knechti¢ch] D. h. eines Fürsten unwürdiges (vgl. C III 625). 499 Grosmuttig] Entspr. lat. ‚magnanimiter‘: ‚hochherzig‘, ‚großen Geistes‘ (vgl. V. 216). 508–509 welch Ba¢ilißke … zum Verterben] In der Emblemata-Sammlung von Joachim Camerarius d. J. gibt es ein Emblem des sich durch einen Blick in den Spiegel selbst tötenden Basilisken (s. o. Anm. zu I 565) unter der Inscriptio „Noxa nocenti“ (‚Schaden für den Schadensstifter‘), abgedruckt bei Henkel/Schöne, Emblemata, Sp. 627. Vgl. C IV 490–492. 517 wo] ‚falls‘. 526 Anmuths-Triebe] Etwa: ‚Anreiz zur Lust‘ (zu ‚Anmuth‘ vgl. II 138.490). 529 Gib !… " zu] ‚erlaube‘. 532–533 Dein todter Leib … wie Periandern] Periandros, Tyrann von Korinth (7./6. Jh. v. Chr.), der zu den Sieben Weisen gezählt wurde, soll mit dem Leichnam seiner Frau Melissa Verkehr gehabt haben (s. Herodot 5,92). (AnmL.; vgl. auch AnmL. zu IS I 343). 534 Schatten] ‚Totengeist‘ (vgl. V. 80, 83, 94 u. 550). 535 auf was fur Wahn renn¢t du?] ‚welcher Wahnvorstellung läufst du nach?‘ 536 ihrem Mord’] ‚ihrer Ermordung‘. 537 vor] ‚vorher‘. 538 Sieh¢t du … ¢chrecken?] ‚Siehst du nicht, wie ihr Geist dich mit Flammen schreckt?‘ 540 ¢chlußig] ‚entschlossen‘. 543 der Abgrund] ‚die Unterwelt‘ (vgl. I 146 u. II 471). 544 Megæren] Megaera ist eine der drei Furien, Rachegöttinnen mit Schlangen in den Haaren, in der einen Hand eine Fackel, in der anderen Schlangen tragend, die sie bei der Verfolgung von Missetätern, insbesondere Mördern, als Peitschen benutzten. 551 Sinnenloß] ‚von Sinnen‘. 552 verzuckt] ‚verwehrt‘ (eigtl.: ‚entzieht‘; s. DWb 25,2653 f.,); vgl. I 446. 553 laßt du dich … blanden] ‚erlaubst du deiner Verliebtheit und deiner Verzweiflung, dich zu blenden‘ (dem lat. A.c.I. ähnliche Konstruktion nach ‚lassen‘; ähnlich V. 568 f.). 557 ¢chlechten] ‚einfachen‘. 561 Gebitten] ‚Gebieten‘. 568–569 Laß dich … nicht verwirrn] ‚Laß nicht zu, daß närrische Verblendung, daß Wahnwitz dich verleiten‘ (zu „Dun¢t“ vgl. V. 202 u. IV 331.551; zu „verwirrrn“ s. DWb 25,2299 f.,4c,).
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Schluß] ‚Beschluß‘. ihres] Sophonisbes. Behertzig’] ‚erwäge‘, ‚überlege genau‘ (vgl. IV 412.486). zu uberwinden] ‚überwinden‘ hier möglicherweise im Sinne von ‚siegen‘ absolut gebraucht; wahrscheinlicher ist aber, daß das vorangehende „mich“ als Reflexivpronomen sowohl für „mühn“ wie für „überwinden“ gelesen werden soll. 586 Wo] ‚falls‘. 589 er¢t] Bedeutung nicht ganz klar; etwa: ‚erst einmal‘. 590 Da] ‚wo‘. – ver¢tricket] ‚verwehrt‘ (s. DWb 25,1802,3). 593 Siegs-Fe¢t] ‚Triumphzug‘. 597 lernen] ‚erfahren‘. 600 frembder] Gen. Pl. des Substantivs. 601 ungerochen] ‚ungerächt‘. 602 ¢ein Urtheil] Meint offenbar die V. 614–616 ausgesprochene Belohnung, deren Voraussetzung die V. 603 f. verfügte Absetzung des Syphax ist. 607 Vor¢chmack] ‚Vorgeschmack‘. 609 wollen] Optativ: ‚mögen willens sein‘. 610 lehnen] ‚stützen‘. 611 Den allen … bringen bey] Der Vers ist sprachlich wie sachlich schwer durchschaubar. Zunächst ist der Sache nach rätselhaft, inwiefern gerade Laelius imstande oder berufen sein sollte, noch vor Abschluß des Zweiten Punischen Krieges die Beschlüsse des Verhängnisses hinsichtlich des Ausgangs des Dritten (Zerstörung Karthagos) zu bezeugen. Sprachliche Schwierigkeiten bereitet „Den allen“; „Den“ könnte ‚denen‘ bedeuten – womit dann nur die in V. 610 genannten Institutionen (Senat, Heer und Bürgerschaft) gemeint sein könnten; mehr Wahrscheinlichkeit für sich hat aber die Annahme, daß „Den“ Druckfehler für ‚Dem‘ ist. In letzterem Fall wäre „bringen bey“ als ‚hinzufügen‘ zu verstehen; nimmt man aber an, daß „Den“ = ‚denen‘, wäre die Bedeutung ‚als wahr nachweisen‘ bzw. ‚beweisen‘ (s. Frühnhd. Wb. 3,863,3) anzusetzen. 612 furlang¢t] ‚schon seit langer Zeit‘. 613 Die Scipionen … zer¢toren] Karthago wurde 146 v. Chr. von Scipio d. J. (P. Cornelius Scipio Africanus minor) erobert und anschließend dem Erdboden gleichgemacht. Damit endete der Dritte Punische Krieg. (AnmL.). – der Juno Stadt] S.o. Anm. zu IV 362–363. 617 Der Romer treuer Freund] Prädikativ: ‚als treuer Freund der Römer‘. – zu ¢terben] D. h., bis zum Tode zu bleiben. 618 Daß … bluhen] Ausruf (‚ …mögen blühen!‘). vor 619 Des Verhangnu¢¢es/] Zur Ergänzung der im Originaldruck fehlenden Virgel s. o. S. 973 die Anm. zu Pers.-Verz. 412, 31. 623–624 Stellt !…" fur] ‚stellt zur Verfügung‘, ‚bietet an‘ (vgl. DWb 4,857,12). 626 Stahl und Diamant] Beide als Inbegriff der Festigkeit. 628 Als der] Ergänze: ‚welcher‘.
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632–633 Jhr ¢eit … Gold] Nach der berühmten Darstellung der vier Weltreiche (des assyrisch-babylonischen, des persischen, des griechischen und des römischen) unter dem Bild einer Statue im Buch Daniel 2,31–33. (AnmL.). 635–636 Mein Babylon … Sternen Gipfel] S. hierzu die Quellenbelege in AnmL. 637–638 Jch bin der Baum … Als A¢ien] S. die Erläuterung zur Wahl dieses Bildes in AnmL. – fernern] ‚weiter reichenden‘. 641 war … Ziel] ‚hat deine Hoffart ihr Ende gefunden‘. 642 Fur] ‚vor‘. – Elymais] Landschaft im Südwesten des Iran, hier Metonymie für das Persische Reich. 643 Als Babylon … fiel] Babylon wurde 539 v. Chr. von dem Perserkönig Kyros II., dem Großen, erobert, und damit stieg Persien zum Weltreich auf. 644 Mohr - und Egypten Land] ‚Mohren-Land‘ meint hier Libyen. 645 fur] ‚vor‘. 646 Der raue Scyth’ … reget] Historisch nicht korrekt, denn Kyros II., der Gründer des Persischen Weltreiches (König 559–529 v. Chr.), fiel im Feldzug gegen die Massageten, einen mit den Skythen verwandten Volksstamm, und Dareios I. (Perserkönig 522–486 v. Chr.) scheiterte 514 in einem Feldzug gegen die Skythen. – ¢ich !… " reget] Etwa: ‚hervortritt‘, ‚auf den Plan tritt‘. 648 ubern Helle¢pont … Brucken ¢chlaget] Der persische König Xerxes I. ließ 480 v. Chr. zur Vorbereitung seines Angriffs auf Griechenland (um schneller große Heerestruppen heranführen zu können) über den Hellespont (heute: die Dardanellen), die Meerenge zwischen Asien und Europa, eine Brücke bauen, deren Fundament aus aneinandergereihten, gut verankerten und mit Tauen verbundenen Schiffen bestand. Der Bauvorgang wird eingehend beschrieben bei Herodot 7,34–36. (AnmL.). 651 ¢etzt !… " an] ‚greift an‘ (vgl. I 281, III 231). 652 Sardanapal] Legendärer assyrischer König, Inbegriff eines dekadenten, verweichlichten Wollüstlings (s. AnmL. zu A I 330). – zerziehen] ‚auseinanderziehen‘. 653 hegt] ‚beherbergt‘, ‚birgt‘. 654 Fur wenig Grichen … Per¢en fliehen] Anspielung auf die Perserkriege, hier wohl speziell auf die Seeschlacht bei Salamis (480 v. Chr.), bei der die Flotte der Griechen über die nach der Zahl der Schiffe weit überlegene der Perser siegte. – Fur] ‚vor‘. – Per¢en] ‚Persien‘. 655 gla¢ern] D. h. zerbrechliches (s. o. Anm. zu IV 546). 656 Ver¢taubt Per¢epolis … Saulen] Alexander der Große ließ die Burg von Persepolis, Sommerresidenz der persischen Könige, 330 v.Chr. niederbrennen, angeblich im Zustand der Trunkenheit auf Anraten der Hetäre Thais (s. AnmL.). 658 auch Jndien buckt ¢ich] Anspielung auf den Zug Alexanders des Großen nach Indien. – fur] ‚vor‘. – Keilen] ‚Donnerkeilen‘, ‚Blitzen‘. 659 ¢teht bey dir] Soll wohl heißen: ‚steht an deiner Seite‘, ‚ist dir behilflich‘.
Sophonisbe, Anmerckungen
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660 Weißt] ‚zeigt‘, ‚offenbart‘. 664 Weil Hannibal … ver¢tricket] Als Hannibal nach dem Ende des Zweiten Punischen Krieges vor innenpolitischen, mit den Römern kooperierenden Gegnern aus Karthago fliehen mußte, begab er sich 195 v. Chr. an den Hof des Syrerkönigs Antiochos III. und überzeugte diesen davon, einen Krieg gegen die Römer zu beginnen, um die geplante Expansion des Seleukidenreiches nach Griechenland voranzubringen. Der Krieg endete aber mit einer Niederlage der Syrer. (AnmL.). 667 vorhalt] ‚vorenthält‘, ‚verbaut‘ (s. DWb 26,1146 f.,3a/b). 669 den Verhangnus-Drat] S.o. Anm. zu V. 368. 671 muh¢am] ‚bemüht‘. 673 zur Zeit] ‚wenn die Zeit reif ist‘. 675 Schluß] ‚Beschluß‘. – treffen ein] ‚seine Bestätigung erfahren‘. 676 Wenn Teut¢chland wird der Reichs-Sitz ¢ein] D. h., wenn gemäß der Theorie der Translatio imperii die Staatsgewalt des Römischen Reiches auf die deutsche Nation übergegangen sein wird. 677 fernes] ‚die Ferne erfassendes‘ (im DWb so nicht belegt). 678 Den Oe¢terreich¢chen Stamm] D. h. die Habsburger, die mit Rudolf I. (Regierungszeit 1273–1291) erstmals die deutsche Königskrone erlangten. 682 Alcidens Seule] Die ‚Säule(n) des Herkules‘ (hier wie öfter benannt nach seinem Großvater Alkeus). S.o. Anm. zu III 185. 683 Schwe¢ter] Amerika, die V. 680 genannte „neue Welt“. 686 zu hei¢¢en] ‚zu nennen‘. 687 Fur] ‚vor‘. 689 ¢tehn fur] ‚vorstehen‘. 692 Viel neuer Jn¢eln] Wie z. B. die Philippinen, die nach König Philipp II. benannt sind. 693–694 in Sud !… " Der dritte Welt-Kreiß] Gemeint ist Australien (der Name von lat. ‚auster‘ = ‚Süden‘), das zu Anfang des 17. Jh.s von den Holländern entdeckt worden war. – ¢ich !… " thun herfur] ‚sich zeigen‘. Anmerckungen 574,10 ¢eines Ampts … verlu¢tig erkennet] ‚seines Amtes enthoben und zum Tode verurteilt‘. 574,12 zugeme¢¢ener] ‚zur Last gelegter‘ (s. DWb 32,539,5b). 574,13 ihm ¢elb¢t … vergeben] ‚sich selbst vergiftet‘ (zu „vergeben“ s. DWb 25,386,5a). 576,29 darfur] ‚davor‘. 576,48 erbetet] ‚durch Gebet verschafft‘. 578,61 gemein] ‚allgemein bekannt‘. 580, 91 hinzurichten] ‚zu töten‘. 580,101–102 bedeutet] ‚bezeichnet‘. 580,106 ma¢¢en denn] ‚zumal‘.
1048
Kommentar
582,111–112 den Ma¢ani¢¢a per¢öhnlich befochten] ‚mit Masinissa im Zweikampf gekämpft hatte‘ (zu ‚befechten‘ s. Frühnhd. Wb. 3,456,1). 582,120 aufgegeben] ‚übergeben‘ (s. DWb 1,651 f.,4). 582,127 gemein] ‚allgemein bekannt‘. 582,134 Seule] Hier wohl im engeren Sinn: ‚Bildsäule‘. 584,144 Seulen] Auch hier offenbar: ‚Bildsäulen‘. 584,144 des Heiles] D. h. der Salus, der römischen Göttin der Gesundheit bzw. der allgemeinen Wohlfahrt. 588,198 tichten] ‚erdichten‘. 590,244 Fache] ‚Fach‘ meint hier die Rangstufe innerhalb einer Hierarchie der Opferhandlungen (ebenso „Fächer“ S. 592,251). 590,245–246 Wieder] ‚Widder‘. 592,250 Jrr¢ternen] ‚Planeten‘. 592,263 in] ‚nach‘. 592,270–271 den Saturn ihnen zuwider geachtet] ‚angenommen hätten, daß der Saturn ihnen feindlich gesinnt sei‘. 592,273 Unter¢chlief] ‚Unterschleif‘ (= ‚Unterschlagung‘, ‚Hinterziehung‘). 594,299 gehoren der] Lies: ‚gehören diejenigen (Opfer) der‘. 594,304 einigen] ‚einzigen‘. 596,319–320 beweglich] ‚eindringlich‘. 596,322 ver¢ehen] ‚bestimmt‘, ‚verfügt‘ (s. DWb 25,1238 f.,3). 596,324 abge¢chafft] ‚untersagt‘ (s. Frühnhd. Wb. 1,309,1). 596,328 andeutet] ‚bezeichnet‘. 596,328 Ma¢¢en denn] ‚zumal‘. 598,346 kommen] ‚gekommen ist‘. 598,349 abzulehnen] ‚abzuwenden‘ (s. Frühnhd. Wb. 1,231 s.v. ‚ableinen‘, 1). 598,351 eitel] ‚ausschließlich‘. 598,354 zuhangenden] ‚drohenden‘. 598,355 Wieder] ‚Widder‘. 600,382 gemein] ‚verbreitet‘. 602,407 zu unter¢cheiden] Etwa: ‚in seiner spezifischen Abgrenzung vom jeweils anderen zu erkennen‘. 604,432 Gebuhrts-Glieder] ‚Geschlechtsteile‘. 604,438 be¢orgten] ‚befürchteten‘. 604,443 Schandflecke] ‚Beschimpfungen‘ (s. DWb 14,2146,3). 606,445 fur] ‚vor‘. 608,479 ohne An¢ehen] D. h., ohne daß ihm besondere Ehre erwiesen wurde (bei Plinius: „inhonorus“). 608,485 ¢chweren] ‚schwören‘. 618,598 Uber¢chrifft] ‚Inschrift‘. 618,615 Wei¢efinger] ‚Zeigefinger‘. 620,618 mit Bedreuung] ‚mit der Drohung‘. 620,619 bey ¢einem Aus¢pruche nicht beruhen] ‚sich mit seinem Urteilsspruch nicht zufrieden geben‘.
Sophonisbe, Anmerckungen
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620, 622 angelendet] ‚angelandet‘ (im Hafen). 620, 622–623 ¢einen Bey¢tand zu erhalten] ‚um seine Unterstützung zu gewinnen‘. 620, 627–628 wider ¢ich … ¢telln] ‚sich wieder im Gefängnis einstellen‘. 620, 633 ein Getichte] ‚eine Erfindung‘. 620, 635 Rechte] Wohl Druckfehler für ‚Reiche‘. 620, 641 gebahret] ‚verfahren ist‘. 620, 642 ¢ie gar ge¢chunden] ‚ihnen sogar die Haut abgezogen‘. 622, 653 vorbewu¢t] ‚Vorwissen‘. 622, 655 uberfiel] ‚überlief‘. 624, 673 getichtet] ‚fabuliert‘. 624, 678 gegen Mitternacht] ‚im Norden‘. 624, 679 Fur¢tellung] ‚Zurschaustellung‘, ‚Präsentation‘. 624, 684 ¢telte man ihm !… " fur] ‚präsentierte man ihm‘. 624, 688 wurtzeten ihn !… " ein] ‚bestrichen ihn mit Duftstoffen‘. 626, 694–695 Kebsweiber] ‚Nebenfrauen‘. 626, 699 gemein] ‚allgemein bekannt‘. 626, 715 Die Gabel] Den Dreizack. 626, 716 Horn und Glutt] „Horn“ ist Umschreibung für ‚Mond‘: poetischer Singular für die beiden Spitzen (‚Hörner‘) der Mondsichel (vgl. III 58); „Glutt“ meint das Leuchten des Mondes. 628, 727 die ent¢eelten Liebhaberinnen tichten ¢ie] ‚von den verstorbenen Liebhaberinnen fabuliert man‘. 628, 728 furtragen] ‚vorantragen‘. 628, 731 Holle] ‚Unterwelt‘. 628, 733 Helle] ‚Hölle‘ (‚Unterwelt‘). 630, 749–750 ¢ich aus die¢em Flu¢¢e !… " badet] ‚sich mit Wasser aus diesem Fluß benetzt‘. 630, 754 ¢chwermen] ‚phantasieren‘ (vgl. Anm. zu II 309). 630, 755 Gla¢e-Oefen] Schmelzöfen zur Glasherstellung. 630, 756 ins Gemein] ‚insgemein‘, ‚durchweg‘. 630, 756 Naturkundiger] ‚Naturforscher‘. 630, 758 getichtet] ‚fabuliert‘. 632, 786–787 durch zula¢¢en] ‚durchzuhecheln‘, ‚zu verspotten‘. 632, 787 Ma¢¢en denn] ‚wie denn‘. 632–634, 787–789 wie … worden] Im Geiste am Schluß zu ergänzen: ‚legt dar‘ (nämlich Hornius). 634, 808 als] ‚zum Beispiel‘. 634, 809–810 Geheimnu¢¢en] ‚Mysterien‘. 636, 812–813 getichteten] ‚erdichteten‘. 636, 831 ein gemeines] ‚einen gemeinsamen‘ (für ihn selbst und Diana). 636, 838 gluck¢eeligen] ‚glücklichen‘, ‚ausgezeichnet gelungenen‘. 638, 841 Wel¢chen] ‚Italienischen‘. 638, 842 Ge¢chrey] ‚Gerücht‘. 638, 856 zuzu¢tellen] ‚zu schenken‘.
1050
Kommentar
638,858 kieß] ‚erwähle‘. 640,878 tauern] ‚überdauern‘. 640,881 geruhrt] ‚berührt‘, ‚erfaßt‘. 640,897 Gleich] Partikel, die dem Nebensatz konzessiven Sinn gibt. 640,898 die Gebehrden] ‚das Gebaren‘. 642,904 paßte auf] ‚lag auf der Lauer‘. 642,908 gekugelt Bley … Scheiben] D. h. Bleikugeln mit einer Schleuder nach Zielscheiben. 642,914 vor] ‚früher‘. 642,918 Dora] Fluß in Norditalien, der in den Po mündet. – fette] ‚fruchtbare‘. 642,920 Erycinen] Bewohner der Stadt Eryx in Sizilien; auf dem gleichnamigen Berg bei der Stadt befand sich ein berühmter Venus-Tempel. 642,922 Cynthia] Beiname der Diana, nach dem Berg Cynthos auf der Insel Delos, ihrem Geburtsort. 642,924 fur Tugend] Noch von „Was“ abhängig: ‚was für eine Tatkraft‘. – regen] ‚beseelen‘. 644,935 von Gebuhrts-Art euch gemein] ‚euch gemeinsam nach eurem angeborenen Naturell‘. 644,936 ¢chlechte] ‚schlichte‘, ‚unerhebliche‘. 644,938 Lebhaffte] ‚mit Leben begabte‘ (s. DWb 12,465,1). – Geblume] ‚Blumen-‘ bzw. ‚Blütenwerk‘. 644,942 Hauß] ‚Herrscherhaus‘. – Abende] ‚Westen‘. 644,947 fur] ‚vor‘. 644,955 darf mehr] ‚braucht fernerhin‘. 644,957 noch ¢o ¢ehr] ‚ebenso gut‘. 646,970 Konigs-Staben] ‚Zepter‘. 646,974 Folge] ‚Nachfolge‘. 646,978 ruhrn] ‚herrühren‘. 646,979 eitel guldnen] ‚rein goldenen‘. 646,983 Pindus] Apollo und den Musen heiliger Berg in Thessalien. 646,984 der Felder Haar] ‚Gräsern‘. 646,985 der neun Jungfrau’n] Der Musen. 646,986 Trotz Tod und Eitelkeit] ‚dem Tod und der Vergänglichkeit zum Trotz‘. 646,988 Die gleich geringes Armuth ¢ind] ‚mögen sie auch nur von armseliger Dürftigkeit sein‘ (‚Armut‘ schwankt im Frühnhd. zwischen femininem und neutralem Genus). 646,990 gei¢tig] ‚geistreich‘, ‚scharfsinnig‘, ‚ingeniös‘ (s. DWb 5,2771,1c). 648,996 Maßholder -Baumen] Maßholder ist alter Name des Feldahorns (Acer campestre). 648,998 in] ‚nach‘. 648,1002 Wieder] ‚Widder‘. 648,1004 Heimligkeit] ‚Geheimnisse‘. 650,1020 guldene Einkunfften] Ironisch für: ‚üppige Steuereinkünfte‘. 652,1046 ¢ich enthielten] ‚sich aufhielten‘.
Sophonisbe, Anmerckungen
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654,1063 ihr] ‚ihrer‘, nämlich Menschen; von „Eben ¢o viel“ abhängiger Gen. partit. 654,1064 Uber¢chrifft] ‚Inschrift‘. – anzeucht] ‚anführt‘. 654,1065 wo] ‚falls‘. 654,1070–1071 Die¢em nach … zu verwundern] ‚Demnach ist es nicht verwunderlich‘. 654,1075–1076 welcher !… " gefuhret zu ¢ein berichtet] Dem lateinischen A.c.I. nachgebildete Konstruktion: ‚welcher berichtet, daß !…" geführt worden seien‘. 654,1078 des Meeres] Gen. obi.: ‚über das Meer‘. 654,1082 er¢etzet] ‚ausgeglichen‘, ‚wieder gut gemacht‘. 654,1083 bey Einrathung] ‚als er dazu riet‘. 654,1083 im Rathe] ‚im Senat‘. 656,1091 Schatzung] ‚Tribut‘. 656,1093 Saulen des Hercules] S.o. Anm. zu III 185. 656,1094 Stadia] Stadion / Stadium hier in seiner ursprünglichen Bedeutung als Längenmaß (1 Stadion = 176,6 m). 656,1095 fur] ‚vor‘. 656,1096 eigenthumliche] ‚eigene‘. 658,1112 ihnen] ‚für sich‘. 658,1113 Gebund] ‚Bündel‘. 658,1117 vorherge¢etzte] ‚(im Dramentext) zuvor angeführten‘ 658,1118 hieran zu mercken] ‚in diesem Zusammenhang anzumerken‘ (möglicherweise Druckfehler für: ‚hier anzumercken‘). 658,1128 gewuchert] ‚Profit gemacht haben‘. 658,1130 Zeigung] ‚Zeugung‘. 660,1138 Naturkundiger] ‚Naturforscher‘. 660,1140 Zeige-Gottin] ‚Göttin der Zeugung‘ (Venus). 664,1182 Maah] ‚Mohn‘. 668,1230 in] ‚nach‘. 668,1240–1241 die Meer -Enge … Abila] Die Straße von Gibraltar (s. o. Anm. zu III 185). 668,1248 im Schiffen] ‚in der Schiffahrt‘. 670,1256 Sud] ‚Süden‘. 670,1256 Mittel Strich] Anscheinend ‚Äquator‘ (im DWb kein Hinweis oder Beleg für einen solchen Gebrauch des Wortes!). 670,1256–1257 Erdbodems] ‚Erdboden‘ hier nach altem Gebrauch = ‚Erde‘. 670,1259 Saulen Hercules] S.o. Anm. zu III 185. 670,1263 nachgeben] ‚zugeben‘. 670,1265 das wiedrige] ‚das Gegenteil‘. 674,1310–1311 zum Streite fertigen] ‚zum Kampf Gerüsteten‘. 674,1314 mehr] ‚fernerhin‘. 674,1318–1319 zurucke gewichen] ‚sich rückwärts bewegt hat‘. 676,1326 abge¢tellt] ‚unterbunden‘ (s. Frühnhd. Wb. 1,408 f.,4). 676,1329 Knechte] ‚Sklaven‘.
1052
Kommentar
676,1336–1337 des Ge¢tirnten Beeres] ‚des Sternbildes des Großen Bären‘. 676,1344 ge¢charfft] ‚verstärkt‘, ‚wirksamer gemacht‘. 676,1348 Gallenzeugende] ‚Galle‘ hier anscheinend Synonym für ‚Gift‘ (vgl. dazu DWb 4,1187,5). 678,1363 fur] ‚vor‘. 678,1365 Stadien] S.o. S. 1051, Anm. zu 656,1094. 682,1400–1401 vertiefte Zweyfachtigkeit] ‚ausgehöhlte Doppelheit‘ (das Substantiv im DWb nicht belegt). 682,1401 welches] Zu beziehen auf „Loch“! 682,1402 Zarte] ‚Kleinheit‘. 682,1412 dinne¢ten] ‚sehr dünnen‘. 682,1412–1413 der Kun¢tler] So bei Basilius. Gemeint ist natürlich: ‚der Schöpfer‘, d. h. Gott. 684,1437 Unter der Sonne] D. h. mit oder unter dem Bild der Sonne. 686,1450 gemein] ‚verbreitet‘, ‚üblich‘. 686,1456 ¢eltzam] ‚selten‘. 686,1463 ihm] ‚sich‘. 692,1546 fur] ‚vor‘. 694,1548 Pet¢chier] ‚Petschaft‘. 694,1550 eingebi¢¢et] ‚eingebüßt‘. 694,1552 umb¢tehen] ‚leugnen‘, ‚in Abrede stellen‘. 694,1553 gekirrte] ‚gezähmte‘. 694,1554 tichtet] ‚fabuliert‘. 694,1555 in] ‚nach‘. 696,1581 geheuchelt] ‚geschmeichelt‘. 696,1583 Aus ebenmaßiger Einbildung] ‚aufgrund einer gleichartigen Vorstellung‘. 696,1583 die¢em] D. h. dem in vorliegendem Trauerspiel auftretenden. 696,1586 ¢ich ange¢tellet] ‚vorgegeben hat‘. 698,1600 mit verfallenem Gemuthe] ‚niedergeschlagen‘. 698,1603 zerfallen] ‚zerfallen war’, d. h., sich entzweit hatte. 704,1706 Sintemal] ‚weil‘. 706,1708 Ma¢¢en denn] ‚zumal‘. 706,1731 ¢cheinbar] Hier wohl: ‚einleuchtend‘ oder ‚plausibel‘ (s. DWb 14,2436,3). 708,1738 fur gemeine Bilder und Nachgemachte gebraucht] ‚als Bezeichnung für verbreitete Bildwerke und Nachbildungen verwendet‘. 708,1757 wircken] ‚bewirken / erzeugen‘. 710,1780 Bilder] ‚Bildwerke‘, ‚Standbilder‘. 712,1815 Geburths-Gliede] ‚Geschlechtsteil‘. 714,1837 geborget] ‚entlehnt‘. 716,1850 rauchern] ‚räuchern‘. 718,1872–1873 dis Getichte] ‚diese Legende‘. 724,1953 ¢ie] ‚man‘. 724,1954 gehei¢¢en] ‚genannt hätten‘. 728,1999 tichtet] ‚dichtet‘.
Sophonisbe, Anmerckungen
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728, 2001 fur] ‚vor‘. 728, 2002 in Jtalien] ‚nach Italien‘. 730, 2011 Andeitung] ‚Andeutung‘ (‚Hinweis‘, ‚Wink‘). 732, 2031 Stoß-Bocken] ‚Rammböcken‘, ‚Mauerbrechern‘. 732, 2032 er¢chellen] ‚zerbrechen‘. 732, 2034 ¢tallen] ‚in Stallungen untergebracht sind‘. 732, 2034 aufhalten] ‚verwahren‘ (s. Frühnhd. Wb. 2,452 f.,4). 736, 2074 wol] ‚vortrefflich‘. 738, 2120 in] ‚nach‘. 740,2132 ¢tatt ¢ein] ‚an seiner Stelle‘. 740,2134 er] Nämlich Graf Julian. 742,2146 uberfielen] ‚überliefen‘. 742,2148 gieng !… " uber] ‚wechselte die Seite‘. 742,2154 zweytrachtig] ‚uneins‘. 742,2155 auszufuhren] ‚rechtlich entscheiden zu lassen‘ (s. Frühnhd. Wb. 2,1018 f., 13/14). 742,2158 Einrathen] ‚Anraten‘. 744,2173 in] ‚nach‘. 744,2174 unahrtigen] ‚unkultivierten‘. 746,2204 i¢t ¢ich nicht zu wundern] ‚ist es nicht verwunderlich‘. 748,2209–2210 daß ¢elbten … gebraucht] Es fehlt das Prädikat entweder des Objektsatzes („daß … Legionen“) oder des Relativsatzes („welche … Thiere“), je nachdem, welchem der beiden Nebensätze man das „gebraucht“ zuordnet. 748,2215 ¢tucken] ‚sticken‘. 748,2226 abgebildet] ‚versinnbildlicht‘. 750, 2238 Noch gemeiner] ‚nach noch weiter verbreiteter Gepflogenheit‘. 750, 2239 vorgebildet] ‚versinnbildlicht‘ (s. DWb 26,912,6). 752, 2278 i¢t getichtet] ‚hat man sich ausgedacht‘. 754, 2299 ab¢tellet] ‚abschafft‘ (s. Frühnhd. Wb. 1,408 f.,4). 756, 2303 Zweytrachtig] ‚uneins‘. 756, 2314 ¢tachlicht durchgezogen] ‚mit beißendem Spott durchgehechelt‘. 756, 2321 halsbruchich] ‚mit Todesstrafe bedroht‘ (vgl. II 344). 758, 2344 artlich durchzeucht] ‚trefflich kritisiert‘. 760,2362 im ¢teinichten Arabien] D. h. in Arabia Petraea (der Gegend um die Stadt Petra), einem der drei im Alterum unterschiedenen Teile Arabiens, neben Arabia Deserta und Arabia Felix; ‚¢teinicht‘ ist Übersetzung von ‚Petraea‘ (lat. ‚petra‘ = ‚Stein‘ oder ‚Fels‘). 760,2364 fur] ‚vor‘. 762,2382 Siegs-Geprange] ‚Triumphzug‘. 764,2426 ab¢onderliche] ‚besondere‘. 764,2426 ausgele¢en] ‚ausgewählt‘. 764,2430 vertreulich] ‚vertraulich‘. 764,2431 ge¢chick¢ten] ‚tauglichsten‘ oder auch ‚wendigsten‘. 768,2469 gleichmaßig] ‚gleichartiges‘, ‚ebensolches‘.
1054
Kommentar
770,2485 durch alle Glieder] D. h. durch Zerstörung aller Gliedmaßen (um sein Sterben möglichst qualvoll in die Länge zu ziehen). 770,2488 vorhin] ‚zuvor‘. 770,2497 Siegs-Geprange] ‚Triumphzug‘. 774,2529 al¢o] ‚ebenso‘. 776, 2559 Palla¢t] Zu dieser Schreibung s. o. Anm. zu IS V vor 205. 778,2560 Uberbleibung] ‚Überrest‘.
Sophonisbe, Anmerckungen
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II. Alphabetisches Autorenund Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen im ‚Ibrahim Sultan‘ und in der ‚Sophonisbe‘ In der folgenden Liste sind alle Autoren und Werke erfaßt, – – –
die Lohenstein (L.) in seinen Anmerkungen zu den in Band 3,1 enthaltenen Dramen zitiert oder erwähnt, ferner, soweit nur irgend möglich, auch alle diejenigen Autoren und Werke, die innerhalb der zitierten Passagen fremder Autoren angeführt werden, schließlich auch diejenigen, die von mir erschlossen wurden (z. B. beim Nachweis von lateinischen Zitaten, für die L. weder Autor noch Titel angibt).
Alle Titel des 16./17. Jahrhunderts, bei denen Sicherheit oder wenigstens große Wahrscheinlichkeit besteht, daß L. sie in den von mir genannten Ausgaben benutzt hat, sind mit Sternchen gekennzeichnet; die Annahme der Wahrscheinlichkeit fußt meist darauf, daß von L. mitgeteilte Seitenangaben mit den von mir beigezogenen Ausgaben korrespondierten (hier ist aber zu bedenken, daß es von demselben Werk verschiedene seitenidentische Drucke geben kann). Unter den vielen Literaturhinweisen in L.s Anmerkungen findet sich nur ein einziger, bei dem Erscheinungsort und -jahr genannt werden (es handelt sich um ein englisches Werk: Spelmans ‚Aspilogia‘, London 1654, angeführt zu S I 372). Sofern bei Titeln der Frühen Neuzeit kein anderer Standort vermerkt ist, finden sie sich ausnahmslos in den Beständen der Herzog August Bibliothek zu Wolfenbüttel. In den auf die einzelnen Werktitel folgenden Fundstellen-Listen stehen alle Fundstellen, an denen das betreffende Werk von L. eindeutig aus zweiter Hand zitiert wird oder an denen ein Fremdautor, den L. zitiert, es innerhalb seiner Ausführungen erwähnt oder seinerseits zitiert, in runden Klammern. In eckigen Klammern stehen alle Fundstellen, an denen Werk und Autor von mir erschlossen werden mußten. – Bei Titeln, auf die keine Fundstellenliste folgt, handelt es sich um Werkausgaben, die zusätzlich, zur Klärung bestimmter Detailprobleme, beigezogen werden mußten. Den Autorennamen habe ich ganz kurz gefaßte biographische Hinweise beigegeben, in der Regel Geburts- bzw. Sterbejahr und -ort, gefolgt von einer kurzen Angabe über Beruf, Stand oder schriftstellerisches Betätigungsfeld. Am
1056 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Schluß dieser Daten sind ein oder zwei leicht zugängliche Nachschlagewerke angegeben, in denen der interessierte Leser weiterführende bio-bibliographische Informationen findet. Bei ausländischen frühneuzeitlichen Autoren verweise ich, wenn die bibliographischen Voraussetzungen es erlauben, zuerst auf eine Nationalbiographie, sodann auf ein Autorenlexikon. Bei nichtchristlichen antiken Autoren wird in der Regel nur auf den ‚Neuen Pauly‘ (DNP) verwiesen. – Aufschluß über abgekürzt zitierte Werke findet man in dem Titelverzeichnis im Anschluß an diese Autorenliste (S. 1118–1120). Alle Namen frühneuzeitlicher Autoren lateinischsprachiger Werke sind in der latinisierten Fassung wiedergegeben, in der sie auf den Titelblättern der alten Drucke erscheinen und in der sie auch von L. genannt werden (also z. B. Claudius Salmasius für Claude de Saumaise). Bei den Abkürzungen biblischer Bücher orientieren wir uns an der VulgataAusgabe von Robert Weber.1
1. Autoren- und Werkliste Abenephi Die Identifikation dieses von Athanasius Kircher in seinem ‚Oedipus Aegyptiacus‘ häufig zitierten arabischen Gelehrten (an der von L. in der Anmerkung zur Sophonisbe beigezogenen Stelle Verweis auf ein Werk ‚De religione Aegyptiorum‘) ist nicht möglich. Die älteren Nachschlagewerke, die diesen Autor nennen, geben durchweg Kirchers Werk als ältesten Beleg für seine Existenz an; auf ihm fußen auch alle späteren Nennungen. Es ist denkbar, daß Kircher einen bis dahin unbekannten Codex benutzt hat, der kurze Zeit danach verloren gegangen ist; nicht auszuschließen ist aber auch, daß es sich um eine Fiktion handelt, die entweder auf Kircher selbst oder auf eine von ihm verwendete, bisher nicht ermittelte Quelle zurückgeht. – Jo. Christoph. Wolfius, Bibliotheca Hebraea. Bd. 3. Hamburg, Leipzig 1727 (Reprint Bologna 1967), S. 10–12; Zedler 1 (1732), 102; Jöcher 1 (1750), 20. (S V 10). Abenezra Eigtl. Abraham ben Meïr Ibn Ezra, geb. ca. 1092 Toledo oder Tudela, gest. 1167 Calahorra (Nordspanien). – Spanisch-jüdischer Gelehrter; Bibelkommentator, Philosoph, Dichter, Astrolog. – EJ 8 (1931), 326–341. Genesis-Kommentar. (S V 22). 1
Biblia sacra iuxta vulgatam versionem. Rec. Robertus Weber OSB. Editio tertia emendata. 2 tom. Stuttgart 1983.
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Abulensis f Tostatus, Alphonsus. Acciaiolus, Donatus Eigtl. Donato Acciaiuoli, geb. 15. 3. 1429 Florenz, gest. 1478 Mailand. – Italienischer Humanist; Philologe und Historiker. – DBI 1 (1960), 80–82; DELI 1 (1966), 16 f.; HGFN 1 (2004), 5. Vitae comparatae Annibalis et Scipionis. In: Plutarchus, !…". Quae extant opera, cum Latina interpretatione. Ex vetustis codicibus plurima nunc primùm emendata sunt, ut ex Henr. Stephani annotationibus intelliges, quibus et suam quorundam libellorum interpretationem adiunxit. !… ". Vol. 13 (Appendix). !Paris ": Henr. Stephanus 1572, S. 3–84. S I 20 (vgl. auch 503). Ado Viennensis Geb. ca. 800, gest. 16. 12. 875 Vienne. – Erzbischof von Vienne, Geschichtsschreiber. – DBF 1 (1933), 628 f.; LM 1 (1980), 157. Chronicon. In: PL 123, 23–138. S V 635. Aelianus, Claudius Geb. wahrscheinlich nach ca. 193 n. Chr. Rom oder Praeneste, gest. zwischen 222 u. 238. – Griechischer Schriftsteller. Sein Werk ‚De natura animalium‘ ist eine Sammlung von Merkwürdigkeiten des Tierlebens; die ‚Varia historia‘ besteht größtenteils aus einer Sammlung von Anekdoten. – DNP 1 (1996), 327 f. On the characteristics of animals !De natura animalium". With an English translation by A.F. Scholfield. 3 vols. London, Cambridge/Mass. 1958–1959 (= The Loeb Classical Library). (S II 433, III 364, IV 104, V 186). Aelius Lampridius f Scriptores historiae Augustae. Aldrovandus, Ulysses Eigtl. Ulisse Aldrovandi, geb. 11. 9. 1522 Bologna, gest. 4. 5. 1605 ebenda. – Italienischer Mediziner und Naturwissenschaftler. – DBI 2 (1960), 118–124; HGFN 1 (2004), 22. *Musaeum metallicum in libros IIII distributum !… ". Bononiae: typis Io. Baptistae Ferronii 1648. S V 247.
1058 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Ambrosius Mediolanensis Geb. vermutlich 333/334 Trier, gest. 4. 4. 397 Mailand. – Bischof von Mailand seit 374. Lateinischer Kirchenlehrer. – LACL (32002), 19–28. Hexaemeron. In: PL 14, 131–288. S IV 133. Ammianus Marcellinus Geb. nicht lange vor 333 Antiochia (Syrien), gest. ca. 400 Rom. – Historiker; von seinen lateinisch geschriebenen ‚Res gestae‘, die in ursprünglich 31 Büchern im Anschluß an die ‚Historiae‘ von Tacitus die römische Geschichte von Kaiser Nerva (96) bis zum Tode des Kaisers Valens (378) behandelten, sind nur die Bücher 14–31 erhalten (umfassend die Zeit von 353 bis 378). – DNP 1 (1996), 596–598. Römische Geschichte !Res gestae ". Lateinisch und deutsch und mit einem Kommentar versehen von Wolfgang Seyfarth. 4 Tle. Berlin 1968–1971 (= Schriften und Quellen der Alten Welt 21,1–4). S I 372, II 511. Anaxandrides Aus Rhodos oder Kolophon stammender griechischer Komödiendichter des 4. Jh.s v. Chr. Von den 65 Stücken, die er geschrieben haben soll, sind nur Fragmente überliefert. – DNP 1 (1996), 669 f. Fragmente. In: Poetae Comici Graeci (PCG). Ediderunt R. Kassel et C. Austin. Vol. 2. Berlin, New York 1991, S. 236–278. (S V 246). Anaximander de Rhodiano Einen solchen Autor gibt es nicht. Es handelt sich um eine aus Athanasius Kirchers ‚Oedipus Aegyptiacus‘ übernommene, von L. wiederum leicht (von „Anaxander“ zu „Anaximander“) abgewandelte Verballhornung des Namens Anaxandrides (s. dort). (S V 246). Anthologia Graeca Auch ‚Anthologia Palatina‘: im 10. Jh. entstandene Sammlung von ca. 3.700 griechischen Epigrammen in 16 Büchern. – DNP 1 (1996), 734–737. Anthologia Graeca. Griechisch-deutsch ed. Hermann Beckby. 2. verb. Aufl. 4 Bde. München o. J. !1966–1968" (= Tusculum-Bücherei). Dioscurides Alexandrinus: S V 235. – Philippus: S II 461.
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Antonius Nebrissensis, Aelius Eigtl. Elio Antonio de Nebrija, geb. 1441 oder 1444 Lebrija, gest. 2. 7. 1522 Alcalà de Henares. – Spanischer Grammatiker und Historiker. – ContEras 3 (1987), 9 f.; DLE 2 (1993), 1097 f.; HGFN 1 (2004), 473 f. *Rerum a Fernando et Elisabe Hispaniarum felicissimis regibus gestarum Decades duae, nec non belli Navariensis libri duo, nunc secundo editi et exactiore vigilantia ad prototypi fidem recogniti et emendati. Granada 1550 (Dresden, LB). S V 688. Apollonius Rhodius Griechischer Epiker des 3. Jh.s v. Chr.; seine ‚Argonautica‘ behandeln den Stoff der Argonautensage. – DNP 1 (1996), 874–879. Argonautiques !Argonautica". Texte établi et commenté par Francis Vian et traduit par Emile Delage. 3 tomes. Paris 1974–1981 (= Collections des Universités de France). S II 505. Scholien: Argonautica. Emendavit, apparatum criticum et prolegomena adiecit R. Merkel. – Scholia vetera e codice Laurentiano edidit Henricus Keil. Leipzig 1854. S III 102. Appianus Geb. zwischen 90 u. 95 n. Chr. Alexandria, gest. 160 n. Chr. Rom. – Griechischer Historiker; seine ‚Römische Geschichte‘ reicht von der Zeit der Könige bis zu den Eroberungen Kaiser Trajans. – DNP 1 (1996), 903–905. Roman History !Historia Romana ". With an English translation by Horace White. 4 vols. London, Cambridge/Mass. 1968–1972 (= The Loeb Classical Library). S I 20.47.122.191.200.219.297.346.503, II 35.227.236.275.403, III 14.36, IV 6.28.48.89.305, V 97.98.103.119.131.497.595.604.613.616. Apuleius Madaurensis, Lucius Römischer Schriftsteller des 2. Jh.s n. Chr. (Rhetor, Erzähler, Philosoph), gebürtig aus Madaura (Numidien). Sein berühmtestes Werk ist der Roman ‚Metamorphoseon libri XI‘, bekannter unter dem Titel ‚Asinus aureus‘ (‚Der goldene Esel‘). Die ‚Florida‘ sind von einem unbekannten Redaktor zusammengestellte Auszüge aus Prunkreden von Apuleius. – DNP 1 (1996), 910–914. Verteidigungsrede !Apologia". – Blütenlese !Florida". Lateinisch und deutsch von Rudolf Helm. Berlin 1977 (= Schriften und Quellen der Alten Welt 36). Florida: S V 185.
1060 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Metamorphoseon libri XI. Iterum edidit Rudolfus Helm. Leipzig 1913 (= Apulei Opera quae supersunt vol. 1). S IV 362, V 68. f Beroaldus, Philippus. Aristophanes Geb. um 445 v. Chr. Athen, gest. um 385 ebenda. – Griechischer Komödiendichter. – DNP 1 (1996), 1122–1130. !Comoediae. " Texte établi par Victor Coulon et traduit par Hilaire van Daele. Paris 1948–1954 (= Collection des Universités de France). Equites: S V 185.
Aristoteles Geb. 384 v. Chr. Stagira, gest. Chalkis (Euboea) 322. – DNP 1 (1996), 1134– 1145. Liber de mirabilibus auscultationibus explicatus a Iohanne Beckmann !… " additis annotationibus Henr. Stephani !et al.", interpretationibus Anonymi, Natalis de Comitibus et Dominici Montesauri !… ". Gottingae 1786. S III 188, IV 6. Histoire des animaux !Historia animalium". Texte établi et traduit par Pierre Louis. 3 tomes. Paris 1964–1969 (= Collection des Universités de France). S II 496, III 364. Poétique !Ars poetica". Texte établi et traduit par J. Hardy. 2me édition. Paris 1952 (= Collection des Universités de France). (S III 346). Politics !Politica ". With an English translation by H. Rackham. London, Cambridge/Mass. 1967 (= The Loeb Classical Library). S IV 323.487. Arnobius A. wirkte zur Zeit Kaiser Diokletians (284–305) als Rhetoriklehrer in Sicca (im prokonsularischen Afrika). Die einzige von ihm überlieferte Schrift ‚Adversus gentes/nationes‘, eine Apologie des Christentums, umfaßt eigentlich nur sieben Bücher; bei dem in der handschriftlichen Überlieferung und noch in Ausgaben des 16. Jh.s enthaltenen achten Buch (vgl. L.s Angaben zu A III 207; C I 320; C2 III 150; E II 514; S I 383, V 253) handelt es sich um ein eigenes Werk, den Dialog ‚Octavius‘ von Minucius Felix (s. dort). – LACL (32002), 62–64. Opera omnia: PL 5. Disputationum adversus gentes libri VII: S I 383.523, II 457.498, V 247.252.253.
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Arrianus, Flavius Geb. zwischen 85 u. 90 n. Chr. Nikomeidia (Bithynien), gest. nach 170. – Staatsmann in römischen Diensten; Historiker und Philosoph. Die ‚Anabasis‘, eine Geschichte des Feldzugs Alexanders des Großen, ist das wichtigste unter seinen sämtlich auf griechisch geschriebenen Werken. – DNP 2 (1997), 28–30. Anabasis Alexandri. – Indica. With an English translation by P.A. Brunt. 2 vols. Cambridge/Mass., London 1976–1983 (= The Loeb Classical Library). S I 396. Artemidorus Daldianus Griechischer Autor des 2. Jh.s n. Chr. Seine ‚Onirocritica‘ sind ein Handbuch der Traumdeutung. – DNP 2 (1997), 51 f. Onirocriticon libri 5. Recogn. Roger A. Pack. Leipzig 1963 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S V 185. Athanasius Alexandrinus Geb. ca. 295 oder 300 Ägypten (vielleicht Alexandria), gest. 3. 5. 373 Alexandria. – Seit 328 Bischof von Alexandria. Griechischer Kirchenlehrer. – LACL ( 32002), 69–76. Oratio contra gentes. In: PG 25, 1–96. S I 375, IV 244, (V 246). Athenaeus Aus Naukratis stammender griechischer Schriftsteller, der um 200 n. Chr. lebte. Seine ‚Deipnosophistae‘ (andere Werke sind verloren) sind Tischgespräche in der Art von Platos Symposion zu diversen philologischen, historisch-politischen und kulturgeschichtlichen Themen. – DNP 2 (1997), 196–199. The deipnosophists !Deipnosophistae ". With an English translation by Charles Burton Gulick. 7 vols. London, Cambridge/Mass. 1961–1970 (= The Loeb Classical Library). IS II 72; [S IV 182, V 246]. Augustinus, Aurelius Geb. 13. 11. 354 Thagaste (Numidien), gest. 28. 8. 430 Hippo Regius. – Seit 395 Bischof von Hippo Regius. Lateinischer Kirchenvater. – LACL (32002), 78–98. Opera omnia: PL 32–46. De civitate dei: S I 383, IV 244, V 140. – De consensu evangelistarum: S IV 349. – Quaestiones in Heptateuchum: S I 217. f Vives, Ioannes Ludovicus.
1062 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Aurelius Victor, Sextus Römischer Historiker des 4. Jh.s n. Chr. Sein ‚Liber de Caesaribus‘ ist eine kurzgefaßte Geschichte des Römischen Reiches in Form von Kaiserbiographien von Augustus bis zum Tode von Constantius II. (361). – DNP 12/2 (2003), 187 f. s.v. Victor. Liber de Caesaribus. Praecedunt Origo gentis Romanae et Liber de viris illustribus urbis Romae. Subsequitur Epitome de Caesaribus. Recensuit F. Pichlmayr. Editio stereotypa correctior editionis primae. Addenda et corrigenda collegit et adiecit R. Gruendel. Leipzig 1961 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S V 424. Avicenna Geb. 973/980 Afˇsana bei Buhara, gest. 1037 Hamadan. – Arabischer Universalgelehrter, besonders einflußreich durch seine philosophischen und medizinischen Schriften. – LM 1 (1980), 1298–1300. (S IV 131). Balzac, Jean Louis Guez de Geb. 1595 Angoulême, gest. 18. 2. 1654 ebenda. – Schriftsteller, verfaßte vornehmlich Briefe und philosophisch-moralische Abhandlungen. – DBF 5 (1951), 38–43; DLF 17 (1996), 103–106; HGFN 1 (2004), 62. *Les entretiens de feu Monsieur de Balzac. Leide: chez Jean Elsevier 1659. IS III 282; S IV 224. Basilius Caesariensis Geb. ca. 329/330 Caesarea (Kappadozien), gest. 378 ebenda. – Seit 370 Bischof von Caesarea. Griechischer Kirchenlehrer. – LACL (32002), 114–120. Homiliae IX in Hexaemeron. In: PG 29, 3–208. (S IV 104). Bellonius, Petrus Eigtl. Pierre Belon, geb. ca. 1517 Souletière (Maine), gest. (ermordet) April 1565 Paris. – Naturwissenschaftler (hauptsächlich Zoologe) und Forschungsreisender. – DBF 5 (1951), 1382 f.; Ersch/Gruber, Sect. 1, 8 (Reprint 1970), 464 f. *Plurimarum singularium et memorabilium rerum in Graecia, Asia, Aegypto, Iudaea, Arabia aliisque exteris provinciis !… " conspectarum observationes, tribus libris expressae. Carolus Clusius Atrebas è Gallicis Latinas faciebat. Antverpiae: ex officina Christophori Plantini 1589. IS Vorredner 13, I 5.620, II 1.8.13.20.93.169.184.428.459, V 882.
Autoren- und Werkliste
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Beniaminus de Tudela Eigtl. Binjamin Ben-Jona. Aus Tudela (Navarra) stammender spanisch-jüdischer Reiseschriftsteller des 12. Jh.s. Verfaßte Schilderungen einer zwischen 1160 und 1173 unternommenen Reise, die ihn von Spanien über Italien und Griechenland bis nach Persien und Ägypten führte. – EJ 4 (1929), 130–136. !…"
Itinerarium D. Beniaminis, cum versione et notis Constantini l’Empereur ab Oppyck !… ". Lugduni Batavorum: ex officina Elzeviriana 1633. S I 398. Berneggerus, Matthias Geb. 8. 2. 1582 Hallstatt (Salzkammergut), gest. 5. 2. 1640 Straßburg. – Philologe, Historiker und Mathematiker. – ADB 2 (1875), 412 f.; NDB 2 (1955), 106 f.; HGFN 1 (2004), 89 f. M. Iunianus Iustinus: In Historias Trogi Pompeii epitomarum editio nova, accurante Matthia Berneccero !…". Argentorati: sumptibus heredum Lazari Zetzneri 1631. S V 62.236 f Tacitus, Opera omnia. Beroaldus, Philippus, d. Ä. Geb. 7. 11. 1453 Bologna, gest. 1505 ebenda. – Italienischer Humanist; Philologe. – DBI 9 (1967), 382–384; DCLI 1 (1986), 288–290; HGFN 1 (2004), 93. L. Apuleii Madaurensis philosophi Platonici Opera, quae extant, omnia. Cum Philippi Beroaldi in Asinum aureum eruditissimis commentariis !… ". Lugduni: sumptibus Sib. à Porta 1587. S V 68. Biblia sacra Altes Testament: Abd: S V 185. – Dn: S V 632.635. – Dt: S I 378, III 364, V 29. – Ecl: S III 185. – Ex: S V 33. – Ez: S I 429. – Gn: S I 393.398, V 10. – Ier: S I 398.429, III 113, V 185.635. – Is: S II 102; V 635. – Iob: S V 185. – Ios: S V 33. – Idc: S I 382, V 10. – Lv: S III 113, V 29. – Os: S I 429. – Par: S III 111. – Prv: S V 185. – Rg: S I 382.398, III 111, V 10. – Sm: S I 495, V 29. – Neues Testament: Act: S I 383.398. Bisaccioni, Maiolino Geb. 1582 Ferrara, gest. 8. Juni 1663 Venedig. – Italienischer Historiker und Dichter. – DBI 10 (1968), 639–643; DCLI 1 (1986), 344 f.; HGFN 1 (2004), 104 f. *Vite e fatti d’alcuni Imperatori Ottomani aggiuntevi di nuovo, cioè Selino !! " II., Amorathe III., Mahometto III., Acmate, Mustafa, Ottomano II., Amu-
1064 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen rathe IV. et Ibraino !! " ultimo. – Erschienen als Anhang (mit eigener Paginierung) zu: Francesco Sansovino: Historia universale dell’origine, guerre et imperio de Turchi. !… " Accresciuta in questa ultima impressione di varie materie notabili, con le vite di tutti gl’Imperatori Ottomanni sino alli nostri tempi, dal Conte Maiolino Bisaccioni. !… " Venetia: presso Sebastiano Combi & Gio. La Noù 1654. – NB: Erst die Vita Achmets I. und dann alle folgenden (S. 207–522) sind mit Verfasserangabe (M. Bisaccioni) versehen; alle davor (Selino II. bis Mahometto III. = S. 3–206) sind ohne Verfasserangabe. Das ist der Grund für L.s abweichende Zitierweise bei diesen nicht mit Verfassernamen gekennzeichneten Viten in AnmL. zu IS I 583, II 117 u. V 118. Er meinte also, daß diese Viten nicht von Bisaccioni verfaßt seien – was aber der Angabe auf dem Haupttitelblatt widerspräche. IS I 5.77.123.168.185.192.195.196.240.260.266.272.394.401.423.431.435.437.439. 444.451.455.459.464.466.478.542.543.572.577.582.583.585, II 54.113.117.478. 487.490.495, III 46.55.182.271, IV 25.30.45.416.448, V 19.21.23.24.33.118.123. 132.150.186.222.232.270.283.310.511.541.552.554.590.695.811. Bochartus, Samuel Geb. 10. 5. 1599 Rouen, gest. 16. 5. 1667 Caen. – Reformierter französischer Theologe, Philologe. – Haag2 2 (1879), 649–665; DBF 6 (1954), 743; DLF 17 (1996), 157 f.; HGFN 1 (2004), 109 f. *Geographiae sacrae pars prior Phaleg seu de dispersione gentium et terrarum divisione facta in aedificatione turris Babel. !… ". Cadomi: typis Petri Cardonelli 1651. S III 36.38.174, V 62.89.635. *Geographiae sacrae pars altera Chanaan seu de coloniis et sermone Phoenicum. !… ". Cadomi: typis Petri Cardonelli 1646. S I 217.381.382.429.480, II 199.405, III 18.30.34.38.176.177.185.188.193, IV 6.487. 489, V 60.81.83.380. *Hierozoicon sive bipertitum opus de animalibus S. Scripturae, cuius pars prior libris IV de animalibus in genere et de quadrupedibus, viviparis et oviparis, pars posterior libris VI de avibus, serpentibus, insectis, aquaticis et fabulosis animalibus agit. !… ". Francofurti ad Moenum: impensis Johannis Davidis Zunneri, typis Balthas. Christophori Wustii 1675. S II 433.496, III 364, IV [91].131, V 185.186. De quaestione, num Aeneas unquam fuerit in Italia, dissertatio seu epistola ad Dn. de Segrais. Ex Gallico in sermonem Latinum vertit Joannes Schefferus, Argentoratensis. Hamburgi: ex officina Gothofredi Schultzen 1672. S V 91.
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Bruno, Christophorus Lebensdaten unbekannt. Licentiatus iuris, war um die Mitte des 16. Jh.s schriftstellerisch tätig. 1544 Lehrer der Poesie in München. – Jöcher/Adelung 1 (1784), 2342; Bosl, 98 f. Curtius Rufus: De rebus gestis Alexandri Magni regis Macedonum opus, ita demum emendatum atque illustratum, ut posthac vix quicquam in eo desiderari possit. Accesserunt enim antehac nunquam visa, duorum in principio librorum, qui desiderantur, supplementum compendiosum, finis in quinto libro atque fragmentorum in decimo restitutio. Rerum memorabilium index copiosissimus. Omnia summa fide atque diligentia !… " congesta per Christophorum Brunonem !… ". Basileae: in officina Frobeniana 1545. [S IV 305]. Budaeus, Gulielmus Eigtl. Guillaume Budé, geb. 26. 1. 1468 Paris, gest. 22. 8. 1540 ebenda. – Philologe, Jurist. – DBF 7 (1956), 611 f.; DLF 16 (1951), 140–143; ContEras 1 (1985), 212–217; HGFN 1 (2004), 140. Annotationes !… " in quatuor et viginti Pandectarum libros !…". Postremum auctae et recognitae. Parisiis: ex officina Roberti Stephani 1535. S IV 268. Busbequius, Augerius Gislenius Eigtl. Ogier Ghislain de Busbecq, geb. 1522 Komen (frz. Commines, heute Belgien), gest. 28. 10. 1592 Schloß Maillot bei Rouen. – Diplomat in kaiserlichen Diensten. Die ‚Legationis Turcicae epistolae IV‘ (zuerst Paris 1589) gehen zurück auf seine Tätigkeit als Gesandter Kaiser Ferdinands I. am Hofe Sultan Süleimans I. in Istanbul 1555–1562. – ADB 3 (1876), 633–635; HGFN 1 (2004), 150. Legationis Turcicae epistolae IV. Quarum priores duae ante aliquot annos in lucem prodierunt sub nomine Itinerum Constantinopolitani et Amasiani. Adiectae sunt duae alterae. Eiusdem de re militari contra Turcam instituenda consilium. !… ". Hanoviae: sumptibus Clementis Schleichii et viduae Danielis Aubrii 1629. IS I 433.635, II 113.184.229.406.459.495, III 179, IV 45, V 309.746.811.887. Caesius, Bernardus Eigtl. Bernardo Cesi, geb. 1581 Modena, gest. 14. 9. 1630 ebenda. – Italienischer Jesuit, lehrte in Parma und Modena Rhetorik. Die ‚Mineralogia‘ (postum) scheint als einzige seiner Schriften im Druck erschienen zu sein. – de Backer/ Sommervogel 2 (1891), 511 f. *Mineralogia, sive Naturalis philosophiae thesauri, in quibus metallicae concretionis medicatorumque fossilium miracula, terrarum pretium, colorum et pig-
1066 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen mentorum apparatus, concretorum succorum virtus, lapidum atque gemmarum dignitas continentur. !… ". Lugduni: sumptibus Iacobi et Petri Prost 1636. S V 232. Cambini, Andrea Geb. zwischen 1455 u. 1460 Florenz, gest. 5. 3. 1527 ebenda. – Italienischer Historiker. – DBI 17 (1974), 132–134; DBB 1 (1990), 418. Dell’ origine de’ Turchi. – In: Francesco Sansovino: Historia universale dell’origine, guerre et imperio de Turchi. !… " Accresciuta in questa ultima impressione di varie materie notabili, con le vite di tutti gl’Imperatori Ottomanni sino alli nostri tempi, dal Conte Maiolino Bisaccioni. !… " Venetia: presso Sebastiano Combi & Gio. La Noù 1654, Bl. 107r–131v. IS V 746. Camerarius, Philippus Geb. 16. 5. 1537 Tübingen, gest. 22. 6. 1624 Nürnberg, Sohn Joachim Camerarius’ d. Ä. – Jurist. – ADB 3 (1876), 726; HGFN 1 (2004), 158 f. Operae horarum subcisivarum sive Meditationes historicae auctiores quam antea editae. !…". Francofurti: typis Egenolphi Emmelii, impensis Petri Kopffii 1624. S V 248. Campanella, Thomas Geb. 5. 9. 1568 Stilo (Kalabrien), gest. 21. 5. 1639 Paris. – Italienischer Philosoph, politischer Schriftsteller und Dichter. – DBI 17 (1974), 372–401; DCLI 1 (1986), 483–492; HGFN 1 (2004), 160–162. De monarchia Hispanica discursus. Amstelodami: o.Dr., o. Verl. 1640. S V 688. Capitolinus, Iulius f Scriptores historiae Augustae. Casaubonus, Isaacus Geb. 8. 2. 1559 Genf, gest. Mai 1614 London. – Philologe, Theologe. – DBF 7 (1956), 1299–1301; DLF 16 (1951), 158–160; HGFN 1 (2004), 168. De rebus sacris et ecclesiasticis exercitationes XVI. !… ". Francofurti: curantib. Ruland. typis Ioan. Bring. 1615. S V 248. Historiae Augustae Scriptores VI. !… ". Cum integris notis Isaaci Casauboni, C. Salmasii et Jani Gruteri. 2 tomi. Lugduni Batav.: ex officina Hackiana 1671. S IV 182.
Autoren- und Werkliste
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Cassius Dio Geb. um 164 n. Chr. Nikaia (Bithynien), gest. um 230 Bithynien. – Hoher römischer Staatsbeamter; Historiker. Von den 80 Büchern seiner in griechischer Sprache verfaßten ‚Römischen Geschichte‘ sind nur die Bücher 36–60 und Teile der Bücher 78–79 erhalten. Einen Ersatz für verlorene Bücher bieten Exzerpte aus späterer Zeit, u. a. die des byzantinischen Gelehrten Ioannes Xiphilinus, der in der zweiten Hälfte des 11. Jh.s als Mönch in Konstantinopel lebte. Des Xiphilinus Auszüge, die L. nachweislich in der Ausgabe von Henricus Stephanus (Genf 1592) ausgiebig benutzt hat, erfassen nur die Bücher 36–80. – DNP 2 (1997), 1014 f.; zu Xiphilinus: Krumbacher, 369 f. Historiarum Romanorum quae supersunt. Edidit Ursulus Philippus Boissevain. 5 vol. Berlin 1895–1931. S I (429), IV 182, V 97.185.424. * !… ". E Dione excerptae historiae ab Ioanne Xiphilino. Ex interpretatione Guilielmi Blanci, à Guilielmo Xylandro recognita. Henrici Stephani in Ioannem Xiphilinum post duos egregios messores spicilegium. !Genf": excudebat Henricus Stephanus 1592 (Berlin, SB). Cedrenus, Georgius f Georgius Cedrenus. Cicero, Marcus Tullius Geb. 106 v. Chr. Arpinum, ermordet 43 v. Chr. – DNP 2 (1997), 1191–1202. De divinatione. De fato. Timaeus. Edidit Remo Giomini. Leipzig 1975 (= M. Tulli Ciceronis Scripta quae mansuerunt omnia, fasc. 46 = Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S IV 411, (V 50). De natura deorum libri III. Ed. by Arthur Stanley Pease. 2 Bde. Darmstadt 1968. S IV 364. De officiis. Recognovit brevique adnotatione critica instruxit M. Winterbottom. Oxford 1994 (= Scriptorum classicorum bibliotheca Oxoniensis). S II 275, IV 509. Orationes. Recognovit brevique adnotatione critica instruxit Albertus Curtis Clark. 6 vols. Oxford 1948–1952 (= Scriptorum classicorum bibliotheca Oxoniensis). In Pisonem: S II 275. – In Verrem: S I 382. Tusculanae disputationes. Recognovit M. Pohlenz. Editio stereotypa editionis prioris (MCMXVIII). Stuttgart 1982 (= M. Tulli Ciceronis Scripta quae mansuerunt omnia, fasc. 44 = Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S I 405.
1068 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Claudianus, Claudius Griechisch-lateinischer Dichter, gebürtig wahrscheinlich aus Alexandria (um 400 n. Chr.). – DNP 3 (1997), 3–6. Carmina. Edidit John Barrie Hall. Leipzig 1985 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). Bellum Geticum: S I 57. – De consulatu Stilichonis: S II 99. – Panegyricus dictus Honorio Augusto: S II 99. – De raptu Proserpinae: S II 479. Clemens Alexandrinus Eigtl. Titus Flavius Clemens, geb. ca. 140/150 vielleicht in Athen, gest. ca. 220. – Leiter der Katechetenschule in Alexandria, später Priester in Jerusalem. Griechischer Kirchenschriftsteller und Philosoph. – LACL (32002), 152–154. Opera quae exstant omnia: PG 8–9. Protrepticus (Cohortatio ad gentes): (S I 495). Clüverius (Cluverius), Philippus Geb. 1580 Danzig, gest. 31. 12. 1622 Leiden. – Geograph und Historiker. – ADB 4 (1876), 353 f.; NDB 3 (1957), 295 f.; Altpreuß. Biographie 1 (1974), 106. Germaniae antiquae libri tres. Opus post omnium curas elaboratissimum, tabulis geographicis et imaginibus priscum Germanorum cultum moresque referentibus exornatum. !… ". Lugduni Batavorum: apud Ludovicum Elzevirium 1616. S IV 220. *Sicilia antiqua, cum minoribus insulis ei adiacentibus. !… ". Lugduni Batavorum: ex officinâ Elseviriana 1619. S II 511. Codex Iustiniani f Corpus iuris civilis. Codinus, Georgius (gen. Curopalates) Diesem wahrscheinlich der letzten Periode des byzantinischen Reiches angehörenden, sonst völlig unbekannten Autor werden traditionell neben einer knappen Chronik der Weltgeschichte bis zum Fall Konstantinopels (1453) zwei für die Topographie und innere Geschichte von Byzanz wichtige Werke zugeschrieben; das von L. angeführte enthält eine Darstellung der byzantinischen Hofämter. – Krumbacher, 422–427. *De officialibus palatii Constantinopolitani et officiis magnae ecclesiae. Libellus Graecè et Latinè nunc primùm in lucem editus, ad historiae civilis, ecclesiasticae et totius antiquitatis intelligentiam perutilis et necessarius. !… ". !Lugduni Batavorum ": apud Ioannem Mareschallum Lugdunensem 1588. S V 185.
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Comes (de Comitibus), Natalis Eigtl. Natale Conti, geb. wahrscheinlich 1520 Mailand, gest. 1582 Venedig. – Italienischer neulateinischer Dichter, Philologe und Historiker. – DBI 28 (1983), 454–457; DELI 2 (1966), 115 f.; HGFN 1 (2004), 196. *Mythologiae sive explicationis fabularum libri decem, in quibus omnia propè naturalis et moralis philosophiae dogmata contenta fuisse demonstratur. Nuper ab ipso autore recogniti et locupletati !… ". Genevae: sumptibus Ioannis de Tournes 1653. S I 563, II 470.510, V 51. Corippus, Flavius Cresconius Aus Afrika stammender Verfasser lateinischer panegyrischer Epen (6. Jh. n. Chr.). – DNP 3 (1997), 165 f. Eloge de l’empereur Justin II !In laudem Iustini". Texte établi et traduit par Serge Antès. Paris 1981 (= Collection des Universités de France). S V 185. f Dempsterus, Thomas. Corpus iuris civilis Von Kaiser Iustinianus (527–565) in Auftrag gegebene, 533/534 abgeschlossene Kodifizierung der gesamten römischen Rechtsüberlieferung, bestehend aus dem Codex (systematisch gegliederte Sammlung aller Kaisergesetze), den Digesta bzw. Pandectae (systematische Zusammenstellung von Auszügen aus den Werken klassischer römischer Rechtsgelehrter) und den Institutiones (Lehrbuch zur Einführung in die Digesta mit Gesetzeskraft). Später kamen als vierter Teil die Novellae hinzu (Gesetze, die von Kaiser Iustinianus selbst und späteren römischen Kaisern erlassen wurden). – DNP 3 (1997), 54 f. (Codex); 560–563 (Digesta); 5 (1998), 1021 f. (Institutiones); 8 (2000), 1023 f. (Novellae). Corpus iuris civilis. Vol. 1: Institutiones. Recognovit Paulus Krueger; Digesta. Recognovit Theodorus Mommsen. Retractavit Paulus Krueger. Reprint Dublin, Zürich 1968. – Vol. 2: Codex Iustinianus. Recognovit et retractavit Paulus Krueger. Reprint ebd. 1967. – Vol. 3: Novellae. Recognovit Rudolfus Schoell; opus Schoellii morte interceptum absolvit Guilelmus Kroll. Reprint ebd. 1968. Codex: S V 223. – Digesta: S V 97.223. Cunaeus, Petrus Eigtl. P. van der Cun, geb. 1586 Vlissingen, gest. Leiden 2. 12. 1638. – Niederländischer Polyhistor. – NNBW 1 (1911), 658–660. De republica Hebraeorum libri III. !…". Lugduni Batavorum: apud Ludovicum Elzevirium 1617. S V 248.
1070 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Curopalates f Codinus, Georgius. Curtius Rufus, Quintus Römischer Historiker, dessen Lebensdaten unbekannt sind. Wahrscheinlich schrieb er seine (nicht vollständig überlieferte) Geschichte Alexanders des Großen unter der Regierung Kaiser Vespasians (69–79). – DNP 3 (1997), 248 f. Histoires !Historiae Alexandri Magni". Texte établi et traduit par H. Bardon. 2 tomes. Paris 1947–1948 (= Collection des Universités de France). S III 269, IV 305.362, V 54.380.409.656. f Bruno, Christophorus; Freinshemius, Ioannes. Damascius Geb. um 462 n. Chr. Damaskus, gest. nach 533. – Neuplatoniker, letzter Leiter der Akademie in Athen. Von seinem ‚Leben Isidors‘ (seines Vorgängers in der Leitung der Akademie) sind nur Auszüge erhalten. – DNP 3 (1997), 291–293. Vitae Isidori reliquiae. Edidit adnotationibusque instruxit Clemens Zintzen. Hildesheim 1967 (= Bibliotheca Graeca et Latina suppletoria. !1"). S I 382.398. DellaValle, Pietro Geb. 11. 4. 1586 Rom, gest. 21. 4. 1652 ebenda. – Italienischer Reiseschriftsteller. – DBI 37 (1989), 764–771; DELI 2 (1966), 255 f. Viaggi !… " Con minuto ragguaglio di tutte le cose notabili osservate in essi, Descritti da lui medesimo in 54. Lettere famigliari, Da diversi luoghi della intrapresa pellegrinatione. Mandate in Napoli all’ erudito, e fra’ più cari, di molti anni suo Amico Mario Schipano. Divisi in trè parti, cioè La Turchia, La Persia, e L’India. co’l ritorno in Patria. !… ". 4 Bde (Bd. 1: La Turchia; Bd. 2.1: La Persia, Parte prima; Bd. 2.2.: La Persia, Parte seconda; Bd. 3: L’India, co’l ritorno alla patria). Bologna: Presso Gioseffo Longhi 1677 (FU Berlin: Bibl. d. Instituts.f. Vorderasiat. Archäologie). IS Vorredner 9, 10, 28, I 5.195.240.260.428.433.439.444.451.455.459.462.583.585, II 13.20.93.113.129.167.184.428.459.495, III 450, IV 372.416, V 123.132.150.608. 703; S V 656. Dempsterus, Thomas Eigtl. Dempster, geb. 23. 8. 1579 ( ? ) Cliftbog, gest. 6. 9. 1625 Bologna. – Vielgereister schottischer Altertumsforscher, Philologe, Historiker und neulateinischer Dichter. – ODNB 55 (2004), 759–762; Allibone 1 (1888), 492. *Antiquitatum Romanarum corpus absolutissimum, in quo praeter ea, quae Ioannes Rosinus delineaverat, infinita supplentur, mutantur, adduntur. Ex criticis
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et omnibus utriusque linguae auctoribus collectum !… ". Thoma Dempstero à Muresk, I.C. Scoto auctore. Huic postremae editioni accesserunt electa, I. De priscis Rom. gentil. ac familiis, II. De tribubus Rom. XXXV rusticis atque urbanis, III. De ludis festisque Rom. ex Kalendario vetere. Studio And. Schotti, Soc. I. Permissu superiorum. Coloniae: sumptibus Bernardi Gvalteri 1619. – Seitenidentischer Druck: Köln 1662. S V 33.185. Corippi Africani grammatici de laudibus Iustini Minoris Augusti libri quatuor. Thomas Dempsterus à Muresk. IC. recensuit !… ", commentarium adiecit !… ". Parisiis: apud Petrum Reze 1610. [S V 185]. f Rosinus, Ioannes. Digesta f Corpus iuris civilis. Dio Cassius f Cassius Dio. Dio !Cocceianus" Chrysostomus Geb. um 40 n. Chr. Prusa (Bithynien), gest. nach 112. – Stoischer Philosoph und Wanderredner. Erhalten sind unter seinem Namen 80 Reden in griechischer Sprache zu verschiedenen Themen. – DNP 3 (1997), 621 f. !Orationes." With an English translation by J.W. Cohoon and H. Lamar Crosby.
5 vols. London, Cambridge/Mass. 1949–1956 (= The Loeb Classical Library). S I 383. Diodorus Siculus Aus Agyrion (Sizilien) stammender griechischer Universalhistoriker des 1. Jh.s v. Chr. Von seiner ‚Bibliotheca historica‘, einer Weltgeschichte von den Anfängen bis zur Eroberung Britanniens durch Caesar (54 v. Chr.), die 40 Bücher umfaßte, sind nur die Bücher 1–5 und 11–20 vollständig überliefert. – DNP 3 (1997), 592–594. !Bibliotheca historica. " With an English translation by C.H. Oldfather !and others". 12 vols. London, Cambridge/Mass. 1960–1967 (= The Loeb Classical Library). S I 383, II 275, III 36, IV 182.487.491, V 50.54.103.185.[246].380.
1072 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Diogenes Laertius Griechischer Schriftsteller des 3. Jh.s n. Chr. Verfasser einer bis zum 2. Jh. reichenden Geschichte der griechischen Philosophie in Gestalt einer Abfolge von Philosophen-Biographien. – DNP 3 (1997), 601–603. Lives of eminent philosophers !Vitae philosophorum". With an English translation by R.D. Hicks. 2 vols. London, Cambridge/Mass. 1958–1959 (= The Loeb Classical Library). S II 199, III 36, V 533. Dionysius Halicarnassensis Geb. ca. 60 v. Chr. Halikarnassos; ein Sterbedatum läßt sich nicht angeben; 30–8 v. Chr. in Rom ansässig. – Rhetor und Historiker. Seine ‚Antiquitates Romanae‘ (in 20 Büchern, von denen nur die ersten zehn vollständig überliefert sind, das elfte z. T., die übrigen in Exzerpten) sind eine Geschichte Roms von der Gründung der Stadt bis zum 1. Punischen Krieg. – DNP 3 (1997), 635–638. The Roman antiquities !Antiquitates Romanae ". With an English translation by Ernest Cary on the basis of the version of Edward Spelman. 7 vols. London, Cambridge/Mass. 1937–1950 (= The Loeb Classical Library). S IV 305, V 246. Scripta, quae exstant, omnia, et historica et rhetorica. E veterum librorum autoritate doctorumque hominum animadversionibus, quamplurimis in locis emendata et interpolata; cum Latina versione !Sigismundi Gelenii" ad Graeci exemplaris fidem denuo sic collata et conformata, ut plerisque in locis sit plane nova. !… ". Opera et studio Friderici Sylburgii Veterensis. !Tomus 1: Historica." Francofurdi: apud heredes Andreae Wecheli 1586. Dioscorides f Dioscurides. Dioscurides Alexandrinus Griechischer Epigrammatiker des 3. Jh.s v. Chr. Nur durch Texte in der Griechischen Anthologie überliefert. – DNP 3 (1997), 670 f. f Anthologia Graeca. Dioscurides, Pedanius Aus Anazarba (Kilikien) stammender griechischer Arzt des 1. Jh.s n. Chr. Verfasser eines Handbuchs der Pharmakologie. – DNP 9 (2000), 462–465. De materia medica libri quinque. Edidit Max Wellmann. Editio altera lucis ope expressa. 3 vol. Berlin 1958. S II 496.
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Drechslerus (Dreslerus), Wolfgangus Lebensdaten über diesen deutschen Historiker des 16. Jh.s waren nicht zu ermitteln. – Jöcher 2 (1750), 213; NBG 14 (1855), 754. De Sarracenis et Turcis chronicon. – In: Caelius Augustinus Curio: Sarracenicae historiae libri tres, ab autore innumeris locis emendati atque expoliti !…". Francofurdi: apud Andreae Wecheli heredes !… " 1596, S. 75–110. L. hat wahrscheinlich die folgende italienische Übersetzung benutzt: Cronico di Volfango Dreslero !!" delle cose de’ Saracini et de’ Turchi, tradotto dal Sansovino != De Sarracenis et Turcis chronicon, italien.". – In: Francesco Sansovino: Historia universale dell’origine, guerre et imperio de Turchi !… " Accresciuta in questa ultima impressione di varie materie notabili, con le vite di tutti gl’Imperatori Ottomanni sino alli nostri tempi, dal Conte Maiolino Bisaccioni. !… " Venetia: presso Sebastiano Combi & Gio. La Noù 1654, Bl. 207 v–217v. IS V 309.746. Duret, Claude Geb. ca. 1570 Moulins, gest. 17. 9. 1611 ebenda. – Französischer Naturwissenschaftler, Sprachwissenschaftler, Philosoph. – DBF 12 (1970), 747; DLF 16 (1951), 279. *Thresor de l’histoire des langues de cest univers. !… ". Cologny: Matth. Berjon 1613 !Reprint Genf 1972". – Seitenidentischer Druck: Ayverdon 1619. IS I 428, II 93. Elmacinus, Georgius Eigtl. Pirpis al-Makin Ibn al->Amid, geb. 1205 Ägypten, gest. 1273. – Arabischsprachiger christlicher (koptischer) Verfasser einer Weltchronik, die von der Erschaffung der Welt bis zum Jahr 1260 reicht. Der zweite Teil des in zahlreichen Handschriften verbreiteten Werkes (enthaltend die Geschichte des Islams) wurde von dem Leidener Orientalisten Thomas Erpenius unter dem Titel ‚Historia Saracenica‘ mit lateinischer Übersetzung herausgegeben (postum Leiden 1625). – The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Vol. 6. Leiden 1991, S. 143 f.; Al-Makin Ibn al->Amid, Chronique des Ayyoubides (602–658 / 1205–6–1259–60). Traduction française annotée par Anne-Marie Eddé et Françoise Micheau. !Paris " 1994 (= Documents relatifs à l’histoire des croisades 16), S. 7–15 (Introduction). !… " Historia Saracenica, qua res gestae Muslimorum, inde a Muhammede primo imperii et religionis Muslimicae auctore, usque ad initium imperii Atabacaei, per XLIX imperatorum successionem fidelissimè explicantur. !… " Arabicè olim exarata à Georgio Elmacino fil. Abuljaseri Elamidi f. Abulmacaremi f. Abultibi. Et Latinè reddita operâ ac studio Thomae Erpenii. !… " Lugduni Ba-
1074 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen tavorum: ex typographia Erpeniana linguarum orientalium 1625 [zweisprachig: arab.-lat. in Paralleldruck]. IS I 343.548, V 285. Epitome de Caesaribus Aus verschiedenen Quellen (z. T. Aurelius Victor, Eutropius) von einem unbekannten Verfasser zusammengestellte Folge von kurzen Biographien römischer Kaiser von Augustus bis zu Theodosius I. – DNP 12/2 (2002), 187 f., s.v. ‚Victor, Aurelius‘. Aurelius Victor: Liber de Caesaribus. Praecedunt Origo gentis Romanae et Liber de viris illustribus urbis Romae. Subsequitur Epitome de Caesaribus. Recensuit F. Pichlmayr. Editio stereotypa correctior editionis primae. Addenda et corrigenda collegit et adiecit R. Gruendel. Leipzig 1961 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). [S III 193]. Eratosthenes Aus Kyrene stammender griechischer Bibliothekar und universeller Gelehrter des 3. Jh.s v. Chr., von dessen Werken nur Fragmente erhalten sind. Auf nicht zu klärende Weise in AnmL. zu S III 118 verwechselt mit Pausanias. – DNP 4 (1998), 44–47. Eupolemus Jüdisch-griechischer Historiker des 2. Jh.s v. Chr. Von seiner Geschichte der jüdischen Könige sind nur Fragmente erhalten. – DNP 4 (1998), 276. Fragmente. In: Felix Jacoby, Die Fragmente der griechischen Historiker (FGrHist). Tl. 3, C, Bd. 2. Leiden 1958, Nr. 723, S. 671–678. (S III 174). Eusebius Caesariensis Geb. vor 264/265, gest. 339/340. – Seit 314 Bischof von Caesarea. Griechischer Kirchenlehrer. – LACL (32002), 240–245. Opera omnia quae exstant: PG 19–24. Chronica: S V 62. (81).83. – Oratio de laude Constantini: S I 383. – Praeparatio evangelica: S I (393).396.398.429, III [174].312, V 380. La préparation évangélique !Praeparatio evangelica ". Introduction, texte grec, traduction et commentaire par Jean Sirinelli et Edouard des Places. !Bd. 1 ff.". Paris 1974 ff. (= Sources chrétiennes). f Grynaeus, Iacobus.
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Eustathius Antiochenus Geb. zwischen 280 u. 288 Side (Pamphylien), gest. vor 337 bzw. 343/345 oder um 370 Trajanapolis (Thrakien). – Bischof von Antiochia. Griechischer Kirchenschriftsteller. Der ‚Commentarius in Hexaemeron‘, aus dem L. zitiert, ist unecht. – LACL (32002), 249 f. Opera: PG 18, 609–794. Commentarius in Hexaemeron: S II (433), III (364). Eustathius Thessalonicensis Geb. ca. 1115 wahrscheinlich Konstantinopel, gest. ca. 1195. – Erzbischof von Thessalonike. Byzantinischer Schriftsteller, Rhetor und Philologe (Kommentare u. a. zu Homer und Dionysius Periegetes). – Krumbacher, 536–541; DNP 4 (1998), 313. Commentarii in Dionysium Periegetem. In: Geographi Graeci minores. E codicibus recognovit !…" Carolus Müllerus. Bd. 2. Paris 1861, S. 201–407. S II (405), V 54. Eutropius Römischer Historiker des 4. Jh.s n. Chr. Sein ‚Breviarium‘ schildert, dem Titel entsprechend in sehr geraffter Form, die römische Geschichte von den Anfängen bis zum Todesjahr Kaiser Jovians (364). – DNP 4 (1998), 322. Breviarium ab urbe condita. Recognovit Carolus Santini. Leipzig 1979 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S III 34. Faber, Petrus Eigtl. Pierre du Faur de Saint-Jory, geb. ca. 1532 Toulouse, gest. 20. 5. 1600 ebenda. – Französischer Jurist. – DBF 6 (1967), 1380; DLF 16 (1951), 263. Liber semestrium tertius. Editio nova. !… ". Coloniae Allobrogum: excudebat Stephanus Gamonetus 1610 (Berlin, SB). S V 380. Festus, Sextus Pompeius Römischer Grammatiker des 2. Jh.s n. Chr., der einen Auszug aus dem umfangreichen (im Original verlorenen) Lexikon ‚Über die Bedeutung der Wörter‘ von Verrius Flaccus (Zeitalter des Kaisers Augustus) angefertigt hat. Von diesem Auszug ist nur die zweite Hälfte (M-V) in lückenhafter Form erhalten; vom ersten Teil gibt es aber eine ihrerseits reduzierende Bearbeitung von Paulus Diaconus (8. Jh.). – DNP 4 (1998), 495 f. De verborum significatu quae supersunt cum Pauli epitome. Thewrewkianis copiis usus edidit Wallace M. Lindsay. Leipzig 1913 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S V 53.
1076 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Firmicus Maternus, Iulius Aus Sizilien stammender christlicher lateinischer Schriftsteller des 4. Jh.s. Außer dem hier angeführten Werk, einer scharfen Polemik gegen die heidnische Götterwelt, ist von ihm nur noch ein Lehrbuch zur Astrologie überliefert. – LACL (32002), 267 f. De errore profanarum religionum. In: PL 12, 981–1050. (S I 378). Florus, Lucius Annaeus Verfasser einer kurzgefaßten panegyrischen Darstellung der römischen Geschichte von den Anfängen bis Augustus, die wahrscheinlich unter der Regierung Kaiser Hadrians (117–138) entstanden ist. Lebensdaten sind nicht überliefert. – DNP 4 (1998), 566 f. Quae exstant, Henrica Malcovati iterum edidit. Editio altera. Rom 1972 (= Scriptores Graeci et Latini consilio Academiae Lynceorum editi). S I 20.45.46.57.62.75.85.346.405.503, II 25.275, III 34, IV 299.354, V 91.97.119.137.140.186.248.497.550.613.662.664. Francisci, Erasmus Geb. 19. 11. 1627 Lübeck, gest. 20. 12. 1694 Nürnberg. – Polyhistor. – ADB 7 (1877), 207; Killy: LL 2 3 (2008), 518–520. *Der Hohe Traur-Saal/ oder Steigen und Fallen grosser Herren: Fürstellend/ Aus allen vier Welt-Theilen/ unterschiedlicher hoher Stands-Staats und GlücksPersonen wunderbare und traurige Veränderungen !… ". 4 Tle. Nürnberg: in Verlegung Michael und Johann Friedr. Endter 1665–1681. IS I 451.503, IV 402. Freinshemius, Ioannes Geb. 16. 11. 1608 Ulm, gest. 31. 8. 1660 Heidelberg. – Philologe und Historiker. – ADB 7 (1877), 348 f.; Killy: LL2 3 (2008), 569. Q. Curtius Rufus: Historia Alexandri Magni. Cum notis selectiss. variorum, Raderi, Freinshemii, Loccenii, Blancardi etc. Editio accuratissima. Accurante C.S.M.D. Amstelodami: ex officina Elzeviriana 1664. S IV 362, V 54. Supplementum in historiam Q. Curtii Rufi !…". Argentorati: o.Dr., o. Verl. 1639. [S IV 305]. Vetus Romana historia, sive Supplementorum Livianorum libri sexaginta. Auctore Johanne Freinshemio. Argentorati: apud Simonem Paulli Bibliopolam 1674. [S V 223].
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Frontinus, Iulius Römischer Staatsbeamter des 1. Jh.s n. Chr., der Fachschriften auf technischem und militärischem Gebiet verfaßte. Die ‚Strategemata‘ (alles andere ist verloren oder nur teilweise überliefert) führen Beispiele von Kriegslisten vor. – DNP 4 (1998), 677 f. Strategemata. Recensuit Robert I. Ireland. Leipzig 1990 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S I 75.346. Fullerus, Nicolaus Eigtl. Fuller, geb. ca. 1557 Hampshire, gest. 1623 Allington. – Englischer Philologe (Hebraist) und Theologe. – ODNB 21 (2004), 154 f.; Allibone 1 (1888), 643. Miscellaneorum theologicorum, quibus non modo Scripturae Divinae, sed et aliorum classicorum auctorum plurima monumenta explicantur atque illustrantur, libri sex. !… ". Editio secunda priori correctior. Argentorati: sumptibus haeredum Lazari Zetzneri 1650. S III 188. Galenus, Claudius Geb. 129 n. Chr. Pergamon, gest. ca. 216. – Griechischer Arzt, medizinischer Schriftsteller und Philosoph; 161–166 und ab 169 in Rom tätig (kaiserlicher Leibarzt). – DNP 4 (1998), 748–756. De locis affectibus. In: Claudius Galenus, Opera omnia. Editionem curavit D. Carolus Gottlob Kühn. Tom. 8. Leipzig 1824 (= Medicorum Graecorum opera quae extant), S. 1–452. (S IV 104). Gatakerus, Thomas Eigtl. Gataker, geb. 4. 9. 1574 London, gest. 27. 7. 1654 Rotherhithe. – Englischer Theologe und Philologe. – ODNB 21 (2004), 625–628; Allibone 1 (1888), 655. *De nomine tetragrammato dissertatio, qua vocis Jehovah apud nostros receptae usus defenditur et à quorundam cavillationibus iniquis pariter atque inanibus vindicatur. Londini: Cotes 1645 (Freiburg/Br., UB; einziges in Deutschland nachgewiesenes Exemplar, nicht gesehen). S IV 349. De nomine tetragrammato dissertatio. – In: Thomas Gatakerus, Opuscula philologica, in [mit eig. Spaltenzählung]: ders., Opera critica !… ". Trajecti ad Rhenum 1698, Sp. 30–42.
1078 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Gellius, Aulus Geb. ca. 130 n. Chr. – Römischer Schriftsteller. Seine ‚Noctes Atticae‘, erschienen um 170, sind eine bunte, unterhaltsame und zugleich lehrreiche Sammlung von Beiträgen zu vielen Wissensgebieten, für die eine Vielzahl von Quellen ausgeschöpft wurde. – DNP 4 (1998), 896 f. Noctes Atticae. Recognovit brevique adnotatione critica instruxit P.K. Marshall. 2 tom. Oxford 1968 (= Scriptorum classicorum bibliotheca Oxoniensis). S IV 354.487. Georgius Cedrenus Ein nach seiner Biographie völlig unbekannter byzantinischer Autor einer Weltchronik, geschrieben am Ende des 11. oder Anfang des 12. Jh.s. – Krumbacher, 368 f. Compendium historiarum !griech./lat.". Ex versione Guillelmi Xylandri, cum eiusdem annotationibus. Accedunt huic editioni praeter lacunas tres ingentes et alias expletas notae in Cedrenum P. Iacobi Goar !… " et Caroli Annibalis Fabroti I.C. glossarium ad eundem Cedrenum. Item Ioannes Scylitzes Curopalates, excipiens ubi Cedrenus desinit !… ". 2 tomi. Parisiis: e typographia regia 1647 (Berlin, SB). S I 366, III 275. Gorion, Iosephus ben f Iosephus ben Gorion. Gracián, Baltasar Geb. 8. 1. 1601 Belmonte, gest. 6. 12. 1658 Tarazona. – Spanischer moralphilosophischer Schriftsteller, Jesuit. – MLE 3 (1980), 289–314; DLE 1 (1993), 664–666; HGFN 1 (2004), 311. *El politico D. Fernando el Catholico. !…". Que publica Don Vincencio Ivan de Lastanosa. Con licencia en Huesca, por Juan Nogues, Año 1646. Amsterdam: en casa de Juan Blaeu 1659. S V 156.613. Lorentz Gratian: Staats-kluger Catholischer Ferdinand, aus dem Spanischen übersetzt von Daniel Caspern von Lohenstein. Zu finden in Breßlau bey Veit Jacob Trescher Buchhändlern. Druckts in Jehna Johann Nisius 1675 [zweite Ausgabe; zuerst 1672] (Göttingen, SUB). Gregoras, Nicephorus Geb. 1295 Herakleia, gest. nach 1359. – Byzantinischer Polyhistor; die ‚Römische Geschichte‘ ist das wichtigste seiner zahlreichen Werke. – Krumbacher, 293–298.
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Romanae, hoc est Byzantinae historiae libri XI, quibus res à Graecis imperatoribus per annos CXLV, à Theodoro Lascari priore, usque ad Andronici Palaeologi posterioris obitum gestae, describuntur !…". Nunc demum liberalitate magnifici et generosi viri, D. Antonii Fuggeri etc., et Hieronymi Wolfii labore Graece Latineque editi !…". Basileae: per Ioannem Oporinum 1562. S V 185. Gregorius Nazianzenus Geb. ca. 326 Arianz (bei Nazianz), gest. ca. 390 ebenda. – Griechischer Kirchenlehrer. – LACL (32002), 295–299. Oratio 4 (= Contra Iulianum 1). In: PG 35, 531–664. S I 372. Grynaeus, Iacobus Geb. 1. 10. 1540 Bern, gest. 30. 8. 1617 Basel. – Reformierter Theologe. – ADB 10 (1879), 71 f.; NDB 7 (1966), 241; Bautz 2 (1990), 376. *Eusebius Caesariensis: Opera, in duos divisa tomos, omnia !in lat. Übers.", quae hactenus inveniri potuerunt, nunc denuo ex vetustiss. Graecis exemplaribus aucta et correcta in ordinemque redacta. !… Ed. Iacobus Grynaeus." 2 tom. Basileae: ex officina Henricpetrina 1570 (Berlin, SB). S III 312. Guarini, Giambattista Geb. 10. 12. 1538 Ferrara, gest. 7. 10. 1612 Venedig. – Italienischer Dichter. – NBG 22 (1859), 321–323; DCLI 2 (1986), 456–459; HGFN 1 (2004), 318. Il pastor fido. Leyda: per Giovanni Elsevier 1659. S II 511. Guevara, Antonius de Geb. 1481 ( ? ) Treceño ( ? ), gest. 3. 4. 1545 Mondoñedo. – Spanischer Schriftsteller, Hofprediger und Reisebegleiter Kaiser Karls V., Bischof von Guadix und danach von Mondoñedo. – MLE 2 (1980), 147–151; DLE 1 (1993), 677–679. Horologium principum, sive De vita M. Aurelii Imp. libri III !… " ex lingua Castellana, adhibitis Gallicis et Italicis versionibus, in Latinam linguam traducti !… " operâ et studio Iohannis Wanckelii. Editio sexta. Lipsiae: sumtibus Gothofredi Grosii, Bibl., excudebat Iohannes Albertus Mintzelius 1632. S IV 484. Guicciardini, Francesco Geb. 6. 3. 1483 Florenz, gest. 22. 5. 1540 Arcetri (bei Florenz). – Italienischer Staatsmann und Historiker. – NBG 22 (1859), 524–532; DCLI 2 (1986), 462–469; HGFN 1 (2004), 319 f.
1080 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen La historia d’Italia !… ". Divisa in venti libri. Riscontrata con tutti gli altri historici & autori, che dell’ istesse cose habbiano scritto, per Thomaso Porcacchi da Castiglione Arretino. !… ". Venetia: appresso Evangelista Baba 1640. IS V 591. Haithonus Armenus Eigtl. Hethum von Korykos, geb. zwischen 1230 u. 1245 in Kleinarmenien, gest. nach 1308/09. – Kleinarmenischer Geograph und Historiker. Sein Werk, eine Auftragsarbeit Papst Clemens’ V., hat der Autor 1307 in Poitiers in französischer Sprache diktiert (‚Flor des estoires de la terre d’Orient‘); der Schreiber des Diktats, Nicolas Faulcon, fertigte für den Papst eine lateinische Übersetzung an (‚Flos historiarum terre Orientis‘). Das Werk besteht aus vier Büchern: einer geographischen und historischen Beschreibung Asiens (Bücher 1 u. 2), einer Geschichte der Mongolen (Buch 3) und dem Projekt eines Kreuzzugs zur Wiedereroberung des Heiligen Landes unter Beteiligung der Mongolen (Buch 4). – Sven Dörper (Hrsg.), Die Geschichte der Mongolen des Hethum von Korykos (1307) in der Rückübersetzung durch Jean le Long !… ". Kritische Edition !…". Frankfurt a. M. 1998 (= Europäische Hochschulschriften XIII,236), S. 3–9. Historia orientalis. Quae eadem et De Tartaris inscribitur. – Gedruckt als Beigabe (mit eigenem Titelblatt u. eigener Paginierung) zu: Marcus Paulus Venetus [- Marco Polo]: De regionibus orientalibus libri III. !… ". [Hrsg.: Andreas Müller]. Coloniae Brandenburgicae: ex officina Georgii Schulzii 1671. IS V 698. Hegesippus qui dicitur Unter dem Namen Hegesippus ist eine lateinische Übersetzung und Bearbeitung des ‚Bellum Iudaicum‘ von Flavius Iosephus (s. dort) überliefert; ‚Hegesippus‘ ist nichts anderes als eine Entstellung des wahren Autornamens ‚Iosephus‘. Verfasser der um 370 n. Chr. entstandenen lateinischen Fasssung ist wahrscheinlich jemand aus dem Umfeld des Kirchenvaters Ambrosius. – LACL (32002), 315 f. Historiae libri V. Edidit Vincentius Ussani. Wien 1960 (= Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum 60). S IV 244. f Iosephus, Flavius. Heilige Schrift f Biblia sacra. Heindrich /Heinrich f Hendreich, Christophorus.
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Heliodorus Aus der phönizischen Stadt Emesa gebürtiger, dem 3. oder 4. Jh. n. Chr. angehörender Autor des spätantiken griechischen Romans ‚Aethiopica‘. – DNP 5 (1998), 289–191. Les Ethiopiques !Aethiopica " (Théagène et Chariclée). Texte établi par R.M. Rattenbury, T.W. Lumb, et traduit par J. Maillon. Deuxième édition. Paris 1960 (= Collection des Universités de France). S I 442, III 196. Hendreich, Christophorus Geb. 8. 6. 1628 Danzig, gest. 26. 8. 1702 Berlin. – Historiker, Bibliothekar des Großen Kurfürsten. – ADB 50 (1905), 183–185; Altpreuß. Biographie 1 (1974), 265; LGB2 3 (1991), 442. – L. gibt den Namen dieses Autors stets falsch an (in drei Varianten: Heindrich!us ", Heindricus, Heinrichus). *Carthago sive Carthaginensium respublica, quam ex totius ferè antiquitatis ruderibus primus instaurare conatur Christophorus Hendreich. Francofurti ad Oderam: sumptibus auctoris excudebat Andreas Becmanus 1664. S I 383, II 275, III 113.117.193.317, V 31.83.236.376. Herennius Modestinus Römischer Jurist des 3. Jh.s n. Chr. Von seinen zahlreichen Schriften sind nur Fragmente überliefert (viele Zitate in den Digesten). – DNP 8 (2000), 315. f Corpus iuris civilis: Digesta (S V 97). Hermes Trismegistos Mythischer Verfasser des Corpus Hermeticum, einer auf den Kult des ägyptischen Gottes Thot zurückgehenden Sammlung von griechischen und lateinischen Schriften magischen oder mystischen Inhalts (hauptsächlich mit neuplatonischer Tendenz), darunter auch der Dialog ‚Asclepius‘, aus dem Selden zitiert. Der Zusatz ‚trismegistos‘ zum Namen Hermes (der griechische Gott hier in Analogie zu dem ägyptischen Thot) bedeutet ‚der dreimal größte‘. – DNP 5 (1998), 433 f., s.v. Hermes Trismegistos; 3 (1997), 203–207, s.v. Corpus Hermeticum. Asclepius. In: Corpus Hermeticum. Tome 2: Traîtés XIII–XVIII. Asclepius. Texte établi par A.D. Nock et traduit par A.-J. Festugière. Paris 1945 (= Collection des Universités de France), S. 257–355. (S V 25). Herodianus Geb. ca. 178/180 n. Chr. (vielleicht in Alexandria oder im syrischen Antiochia). Verfaßte in griechischer Sprache eine Geschichte Roms vom Tode des Kaisers Marcus Aurelius bis zur Alleinregierung Gordians III. (180–238). – DNP 5 (1998), 467, Nr. 2.
1082 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen !Historiae. " With an English translation by C.R. Whittaker. 2 vols. London, Cambridge/Mass. 1969–1970 (= The Loeb Classical Library). S I 382, III 113, V 98.424. !… "
Historiarum libri VIII. Editi cura Ioh. H. Boecleri !griech.-lat.; lat. Übers. von Angelo Poliziano". Argentorati: ex offic. Io. Phil. Mülbii 1644. Herodotus Geb. ca. 485 v. Chr. Halikarnassos, gest. ca. 424. – Griechischer Historiker, „Vater der Geschichte“; seine ‚Historiae‘ umfassen die Zeit vom Trojanischen Krieg bis zu den Perserkriegen (Einnahme von Sestos 479 v. Chr.). – DNP 5 (1998), 469–475. Historiae. Recognovit brevique adnotatione critica instruxit Carolus Hude. Editio tertia. 2 vol. Oxford 1941–1947 (= Scriptorum classicorum bibliotheca Oxoniensis). S III 177.185.187.196, IV 487, V 376. Hesychius Alexandrinus Alexandrinischer Gelehrter, der ein alphabetisch angelegtes Lexikon verfaßt hat (5. oder 6. Jh. n. Chr.). – DNP 5 (1998), 514 f. Lexicon. Recensuit et emendavit Kurt Latte. 2 Bde. Kopenhagen 1953–1966. S I 398. Hieronymus, Sophronius Eusebius Geb. ca. 347 Stridon (Dalmatien), gest. 30. 9. 419 Bethlehem. – Lateinischer Kirchenvater. – LACL (32002), 323–330. Opera omnia: PL 22–30. Commentarii in Isaiam Prophetam: S V 635. – Contra Rufinum: S V 98. – Nicht zuordenbarer Hinweis: (S IV 104). Historia Augusta f Scriptores historiae Augustae. Horatius Flaccus, Quintus Geb. 8. 12. 65 v. Chr. Venusia, gest. 27. 11. 8 v. Chr. – Römischer Lyriker. – DNP 5 (1998), 720–727. Opera. Edidit D.R. Shackleton Bailey. Stuttgart 1985 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S III 111, V 185.
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Hornius, Georgius Eigtl. Georg Horn, geb. 1620 Kemnath (Oberpfalz), gest. 10. 11. 1670 Leiden. – Historiker. – ADB 13 (1881), 137 f.; Killy: LL2 5 (2009), 583–585. *Arca Noae, sive Historia imperiorum et regnorum à condito orbe ad nostra tempora. Lugd. Bat. et Roterod.: ex officina Hackiana 1666. IS I 543.585.620, II 13.60.184.227; S I 383.442.492, II 498, III 174.176, V 145.148.165.167. *Historiae philosophicae libri septem. Quibus de origine, successione, sectis et vita philosophorum ab orbe condito ad nostram aetatem agitur. Lugduni Batavorum: apud Iohannem Elsevirium 1655. IS II 455; S I 378, II 505, IV 141. De originibus Americanis libri quatuor. Hemipoli: sumptibus Ioannis Mülleri 1669. S III 188. Hyginus Mythographus Nach einer griechischen Quelle in lateinischer Sprache zusammengestelltes mythographisches Handbuch, das Stammbäume von Göttern und Heroen sowie Nacherzählungen von Sagen und Listen mythologischen Inhalts enthält. Die in der Überlieferung vorfindliche Zuordnung an den Philologen und Polyhistor C.I. Hyginus (augusteische Zeit) ist nicht berechtigt; wahrer Autor unbekannt. – DNP 5 (1998), 778 f., Abschnitt c. Fabulae. Edidit Peter K. Marshall. Stuttgart, Leipzig 1993 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S III 177. Jalcut (Jalkut) Auch: Jalkut Schimeoni: „ein midraschischer Thesaurus zu den biblischen Büchern, vereinigt die Mehrzahl der agadischen und halachischen Deutungen der Bibel, die in beiden Talmuden sowie in verschiedenen agadischen Werken erhalten sind.“ Abfassungszeit wahrscheinlich 13. Jh. – EJ 8 (1931), 859–861 (hier Sp. 859 die oben zitierte Definition). (S I 383). Iamblichus Aus dem syrischen Chalkis stammender griechischer Philosoph des 3./4. Jh.s n. Chr. (wahrscheinlich 240–325); Neuplatoniker. – DNP 5 (1998), 848–852, Nr. 2. Les mystères d’Egypte !De mysteriis ". Texte établi et traduit par Edouard Des Places, S.J. Paris 1966 (= Collection des Universités de France). S V 10.
1084 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Jarchi, Salomon f Raschi. Inschrift Nachweis s. Fundstelle. (S II 199). Ioannes Tzetzes f Tzetzes, Ioannes. Ioannes Xiphilinus f Cassius Dio. Jonathan ben Usiel Jüdischer Schriftgelehrter des 1. Jh.s n. Chr. Gilt als Verfasser von Bibelübersetzungen in aramäischer Sprache. – EJ 9 (1932), 291 f. (S III 364). Ionstonus, Iohannes Als Abkömmling einer schottischen Familie geb. 3. 9. 1603 Sambter (Polen), gest. 8. 6. 1675 Ziebendorf bei Liegnitz. – Mediziner, Verfasser zahlreicher, hauptsächlich naturwissenschaftlicher Schriften. – Zedler 14 (1753), 1071; NBG 25 (1861), 927 f.; Michaud 21 (Reprint 1968), 147 f. *Polyhistor, seu Rerum ab exortu universi ad nostra usque tempora, per Asiam, Africam, Europam et Americam, in sacris et profanis gestarum succincta et methodica series. Ienae: sumtibus Viti Iacobi Trescher, typis Iohannis Nisii 1660. S I 383, V 145. Iosephus, Flavius Geb. 37/38 n. Chr. Jerusalem, gest. vermutlich 100 n. Chr. Rom. – Jüdisch-griechischer Historiker. Seine ‚Antiquitates Iudaicae‘ sind eine Darstellung der jüdischen Geschichte von der Erschaffung der Welt bis zum jüdisch-römischen Krieg. – DNP 5 (1998), 1089–1091. !Opera
omnia." With an English translation by H.St.J. Thackeray, !Ralph Marcus, and Louis H. Feldman". 9 vols. London, Cambridge/Mass. 1926–1965 (= The Loeb Classical Library). Antiquitates Iudaicae: S III 312, IV 244, V 248. Opera !… ", quae ad nostram aetatem pervenerunt omnia !… ". Antehac in Latinum sermonem translata !… ". !Übers.: Sigismund Gelenius". Francofurti: sumptibus Rulandiorum, typis Iohannis Bringeri 1617. f Hegesippus qui dicitur.
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Iosephus ben Gorion Lebte in der Zeit des jüdisch-römischen Krieges (66 n. Chr. zum Oberbefehlshaber von Jerusalem gewählt). Er galt als Verfasser des vielgelesenen Buches ‚Josippon‘ (auch ‚Sefer Josef ben Gorion‘ oder ‚Sefer ben Gorion‘), eines hauptsächlich auf Flavius Josephus (in der unter dem Namen Hegesippus verbreiteten lateinischen Fassung seines Werkes) beruhenden jüdischen Geschichte im Rahmen der Weltgeschichte. – EJ 9 (1932), 340 u. 420–425. (S IV 305). Journal des Sçavans Diese älteste wissenschaftliche Zeitschrift Frankreichs erschien mit der ersten Nummer am 5. Januar 1665. In damals wöchentlicher Erscheinungsweise brachte sie Bücheranzeigen und gelehrte Nachrichten. – LGB 2 4 (1995), 100; DLF 17 (1996), 636 f. Le Journal des Sçavans de l’an M.DC.LXVII. Par le Sieur G. P. != Tome 2". Amsterdam: chez Pierre le Grand 1679 (Nachdruck). S II 496. Isidorus Hispalensis Geb. ca. 560, gest. 636. – Seit 600/601 Bischof von Sevilla. Lateinischer Kirchenlehrer. – LACL (32002), 361–363. Etymologiarum sive originum libri XX. Recognovit brevique adnotatione critica instruxit W.M. Lindsay. 2 tomi. Oxford 1911 (= Scriptorum classicorum bibliotheca Oxoniensis). S II 433. Iulius Capitolinus f Scriptores historiae Augustae. Iunius, Hadrianus Eigtl. Adriaen de Jonghe, geb. 1511 Hoorn, gest. 1575 Middelburg. – Niederländischer Philologe. – NNBW 7 (1927), 692–694. Nomenclator, omnium rerum propria nomina variis linguis explicata indicans. Antverpiae: ex officina Christophori Plantini 1567. S V 98. Iustinus, Marcus Iunianus Römischer Historiker des 2. oder 3. Jh.s n. Chr., der einen Auszug (Epitome) aus dem Geschichtswerk (‚Historiae Philippicae‘) des Pompeius Trogus verfertigt hat. – DNP 6 (1999), 106, Nr. 5.
1086 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Epitoma Historiarum Philippicarum Pompei Trogi. Accedunt prologi in Pompeium Trogum. Post Franciscum Ruehl iterum edidit Otto Seel. Stuttgart 1972 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S I 57.[122].383.405.507, III 38.269.275.346.368, IV 6.182.305.313.487, V 50.62.85.89.91.98.236.380.613.637.648. f Berneggerus, Matthias. Iuvenalis, Decimus Iunius Römischer Satiriker des 2. Jh.s n. Chr. – DNP 6 (1999), 112–114. Saturae sedecim. Edidit Iacobus Willis. Stuttgart, Leipzig 1997 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S V 140. Kimchi, David Geb. ca. 1160 Narbonne, gest. ca. 1235 ebenda. – Jüdischer Lehrer, Grammatiker und Bibelkommentator. – EJ 9 (1932), 1234–1239; LM 5 (1991), 1142; Bautz 3 (1992), 1483 f. (S I 383, II 496). Kircherus, Athanasius Geb. 2. 5. 1602 Geisa (Rhön), gest. 27. 11. 1680 Rom. – Jesuit, Polyhistor. – ADB 16 (1882), 1–4; NDB 11 (1977), 641–645; HGFN 1 (2004), 367–369; DBE 2 5 (2006), 639 f. Itinerarium exstaticum, quo mundi opificium, id est coelestis expansi siderumque tam errantium quàm fixorum natura, vires, proprietates singulorumque compositio et structura, ab infimo telluris globo usque ad ultima mundi confinia, per ficti raptus integumentum explorata, nova hypothesi exponitur ad veritatem. Interlocutoribus Cosmiele et Theodidacto. Romae: typis Vitalis Mascardi 1656. IS III 560. Mundus subterraneus. Amsterodami: typis Joannis Janssonii à Waesberge et Elizaei Weyerstraet 1665. IS Vorredner 9. *Obeliscus Pamphilius, hoc est, Interpretatio nova et hucusque intentata obelisci hieroglyphici, quem non ita pridem ex veteri hippodromi Antonini Caracallae Caesaris in Agonale Forum transtulit, integritati restituit et in Urbis aeternae ornamentum erexit Innocentius X. Pont. Max. !…". Romae: typis Ludovici Grignani 1650. S IV 141, V 186.
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*Oedipus Aegyptiacus. 3 tomi. Romae: ex typographia Vitalis Mascardi 1652– 1654. IS II 455, V 703; S I 372.378.381.383.393.396, II 209.505, III 117, IV 220.[305], V 10.16.22.26.51.54.67.68.70.73.186.[246]. Kirchmannus, Ioannes Geb. 18. 1. 1575 Lübeck, gest. 20. 3. 1643 ebenda. – Philologe, Kulturhistoriker, Schulmann. – ADB 16 (1882), 14 f. De funeribus Romanorum libri quatuor. !… ". Editio correctior. Lubecae: sumptibus Martini Ianovii 1636. S V 236. Koran Der Koran. Aus dem Arabischen übers. von Max Henning. Einleitung u. Anmerkungen von Annemarie Schimmel. Stuttgart 1998 (= Universal-Bibliothek 4206). S I 381. Lactantius Firmianus, Lucius Caecilius Geb. ca. 250 n. Chr. in Afrika, gest. wahrscheinlich 325. – Lateinischer Kirchenschriftsteller. – LACL (32002), 443–445. Opera omnia: PL 6–7. Divinae institutiones: S I 366.383. Lampridius, Aelius f Scriptores historiae Augustae. Langius, Ioannes Eigtl. Lange, geb. 1485 Löwenberg (Schlesien), gest. 21. 6. 1565 Heidelberg. – Mediziner. – ADB 17 (1883), 637 f. Epistolarum medicinalium volumen tripartitum, denuo recognitum et dimidia sui parte auctum. !… ". Francofurdi: apud heredes Andreae Wecheli, Claudium Marnium et Ioann. Aubrium 1589. S II 516. LeMoyne, Pierre Geb. 5. 3. 1602 Chaumont-en-Bassigny, gest. 22./23. 8. 1671 Paris. – Französischer Jesuit, Dichter. – DLF 17 (1996), 742 f. La gallerie des femmes fortes. Cinquième edition, reveuë et corrigée. Paris: chez Michel Bobin et Nicolas Le Gras 1667 (Berlin, SB). IS I 228, II 669, III 575.
1088 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Leo Africanus, Ioannes Eigtl. Al-Wazzan az-Zaiyati, geb. zwischen 1489 u. 1495 Granada, gest. ca. 1550 Tunis. – Gelehrter Araber, der 1520 Christ wurde (getauft von Papst Leo X., dem er als Sklave nach seiner Gefangennahme durch sizilische Piraten geschenkt worden war) und später wieder zum Islam zurückkehrte. Er verfaßte 1526 eine berühmt gewordene Beschreibung (Nord-)Afrikas. – LM 8 (1997), 2083. De totius Africae descriptione libri IX. !…". Antverpiae: apud Ioan. Latium 1556. (S IV 131). Leunclavius, Ioannes Eigtl. Lewenklaw (Löwenklau), geb. 1541 Coesfeld/Westf., gest. 1594 Wien. – Jurist, Gräzist und Historiker. – ADB 18 (1883), 488–493; NDB 15 (1987), 95 f.; Killy: LL2 7 (2010), 375–378; HGFN 1 (2004), 416. Annales Sultanorum Othmanidarum, a Turcis sua lingua scripti: Hieronymi Beck a Leopoldtstorf !… " studio et diligentia Constantinopoli advecti MDLI, Divo Ferdinando Caes. Opt. Max. DD. iussuque Caes. a Ioanne Gaudier dicto Spiegel, interprete Turcico Germanice translati. Ioannes Leunclavius Nobilis Angrivarius Latine redditos illustravit et auxit, usque ad annum MDXXCVIII. Francofurdi: apud Andreae Wecheli heredes, Claudium Marnium et Ioannem Aubrium 1588. IS V 309.310. Lipenius, Martinus Geb. 11. 11. 1630 Görtz bei Brandenburg, gest. 6. 11. 1692 Lübeck. – Schulmann, Bibliograph, Verfasser diverser kleinerer Schriften. – ADB 18 (1883), 725 f. *Navigatio Salomonis Ophiritica illustrata !… ". Wittebergae: impensis Andreae Hartmanni 1660. S III 188. Lipsius, Iustus Geb. 18. 10. 1547 Overijssche, gest. 24. 3. 1606 Löwen. – Niederländischer Philologe, Historiker, Politologe. – NNBW 3 (1914), 675–782; HGFN 1 (2004), 412–414. De cruce libri tres ad sacram profanamque historiam utiles. Unà cum notis. Editio quarta, seriò castigata. Antverpiae: ex officina Plantiniana, apud Ioannem Moretum 1599. S III 317. Electorum liber secundus. In quo mixtim ritus et censurae. Antverpiae: apud Christophorum Plantinum 1585 [mit eig. Titelbl. u. eig. Pagin. vers. Bestandteil
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von: Iustus Lipsius, Opera omnia, quae ad criticam proprie spectant. !… ". Antverpiae: apud Christophorum Plantinum 1585]. S V 248. De militia Romana libri quinque. Commentarius ad Polybium. Editio tertia, aucta variè et castigata. Antverpiae: ex officina Plantiniana, apud Ioannem Moretum 1602. S V 185. Monita et exempla politica. Libri duo, qui virtutes et vitia principum spectant. Antverpiae: ex officina Plantiniana, apud Ioannem Moretum 1605. S I 383. *P. Cornelius Tacitus: Opera quae exstant. Iustus Lipsius postremum recensuit. Additi commentarii meliores plenioresque, cum curis secundis. !… ". Antverpiae: ex officina Plantiniana, apud Ioannem Moretum 1600. Livius, Titus Geb. 59 ( ? ) v. Chr. Patavium (Padua), gest. 17 n. Chr. ebenda. – Römischer Historiker. – DNP 7 (1999), 377–382. Ab urbe condita libri. Bearb. von W. Weissenborn u. H.J. Müller. 10 Bde. Reprint Berlin 1962–1963. S I 18.20.122.156.197.405, II 115.236, III 14.15.18.34, IV 6.15.20.299.305.319.487, V 140.223.246. Lonicerus, Philippus Geb. 1543 Marburg/L., gest. 1599 Friedberg. – Gymnasialrektor in Frankfurt am Main seit 1568 und Prediger in Friedberg seit 1582, Historiker; Bruder des Botanikers Adam Lonicerus (1528–1586). – ADB 19 (1884), 158; NDB 15 (1987), 147. Chronicorum Turcicorum, in quibus Turcorum origo, principes, imperatores, bella, praelia, caedes, victoriae reique militaris ratio et caetera huc pertinentia continuo ordine et perspicua brevitate exponuntur !… " Tomus primus [et secundus] !…". 2 tomi. Francofurti: excudebat Ioan. Wechelus, impensis Sigismundi Feyerabendii 1584. IS II 97. Loredano, Giovanni Francesco Geb. 28. 2. 1606 Venedig, gest. 13. 8. 1661 Peschiera. – Italienischer Schriftsteller. – NBG 31 (1862), 641 f.; DCLI 2 (1986), 634–636. *Scherzi geniali. In: Giovanni Francesco Loredano, Opere !… ". Divise in otto volumi. Vol. 1. Venetia: appresso i Guerigli 1667, S. 13–370. S II 209.
1090 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Lucanus, Marcus Annaeus Geb. 3. 11. 39 n. Chr. Corduba, gest. (Selbstmord auf Befehl Neros) 30. 4. 65. – Römischer Epiker. Sein unvollendetes Epos über den römischen Bürgerkrieg (Machtkampf zwischen Pompeius und Caesar), betitelt ‚Bellum civile‘ bzw. ‚Pharsalia‘, ist als einziges seiner Werke erhalten geblieben. S. auch die Erläuterungen zur ‚Epicharis‘, in der er als handelnde Person auftritt. – DNP 7 (1999), 454–457. De bello civili libri X. Edidit D.R. Shackleton Bailey. Editio altera. Stuttgart, Leipzig 1997 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). IS II 361. Lucianus Geb. um 120 Samosata (Kommagene/Syrien), gest. nach 180. – Griechisch schreibender Sophist und Satiriker. – DNP 7 (1999), 493–501. !Opera. " !vol. 6 ",
With an English translation by A.M. Harmon !vol. 1–5", K. Kilburn M.D. Macleod !vol. 7–8 ". 8 vols. London, Cambridge/Mass. 1947–1967 (= The Loeb Classical Library). Alexander: S V 53. – De saltatione: S II 99. Lucilius, Gaius Römischer Satiriker des 2. Jh.s v. Chr., gebürtig aus Suessa Aurunca (Campanien). Von seinen zahlreichen Dichtungen sind nur Fragmente überliefert. – DNP 7 (1999), 463–465. Carminum reliquiae. Recensuit enarravit Fridericus Marx. 2 vol. Leipzig 1904–1905. S V 431. Lucretius Carus, Titus Geb. wahrscheinlich 98/97 v. Chr., gest. 15. 10. 55 v. Chr. – Römischer Dichter. Sein Werk ‚De rerum natura‘ ist ein in Hexametern abgefaßtes umfangreiches Lehrgedicht zur epikureischen Philosophie. – DNP 7 (1999), 472–476. De rerum natura libri sex. Conradus Müller recensuit et adnotavit. Fribourg 1975. S II 505. Lycophronus Aus Chalkis stammender griechischer Dichter des 3. Jh.s v. Chr., unter dessen Namen die vermutlich von einem anderen Autor verfaßte Dichtung ‚Alexandra‘ (= Kassandra, die Tochter des trojanischen Königs Priamus) überliefert ist. – DNP 7 (1999), 569, Nr. 4.
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The Alexandra != Cassandra" of Lycophron. With English translation and explanatory notes by George W. Mooney. London 1921. – Reprint New York 1979 (= Greek Texts and Commentaries). S I 366, II 62. Macrobius, Ambrosius Theodosius Römischer Antiquar und Philosoph aus dem Anfang des 5. Jh.s. Seine ‚Saturnalia‘ enthalten, in der Form eines Symposions, gelehrte Gespräche über verschiedene Gegenstände. – DNP 7 (1999), 627–630. Saturnalia. Apparatu critico instruxit !…" Iacobus Willis. Editio correctior editionis secundae (MCMLXX) cum addendis et corrigendis. Stuttgart, Leipzig 1994 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S I 217.507, II 209, (IV 91), V 70.85. Maimonides Eigtl. Mose ben Maimon, auch genannt ‚Rambam‘, geb. 30. 3. 1135 Cordoba, gest. 13. 12. 1204 al-Fustat (Alt-Kairo). – Jüdischer Religionsphilosoph. – Bautz 5 (1993), 572–581; LM 6 (1993), 127 f. More nebochim [= newuchim] (‚Führer der Schwankenden‘). (S I 378, V 22). Maiolus, Simon Eigtl. Simone Majoli, geb. ca. 1520 Asti (Piemont), gest. nach 1597. – Italienischer Geistlicher, zuletzt (bis 1597) Bischof von Volturara. Verfaßte außer einer Weltgeschichte noch verschiedene andere Schriften. – NBG 32 (1860), 984. Historiarum totius orbis omniumque temporum pro defensione sacrarum imaginum adversus iconomachos libri seu centuriae sexdecim. !… ". Romae: in aedibus Populi Romani 1585 (Berlin, SB). S V 248 ( ? ). Mandelslo, Johann Albrecht von Geb. 15. 5. 1616 Schönberg (Bistum Ratzeburg), gest. 15. 5. 1644 Paris oder Blois. – Hofbeamter, Offizier, Ostasienreisender (die ‚Morgenländische ReyseBeschreibung‘, basierend auf Tagebuchaufzeichnungen, ist sein einziges Werk). – ADB 20 (1884), 173; Schleswig-Holsteinisches Biograph. Lexikon 3 (1974), 186 f. Morgenländische Reyse-Beschreibung. !… ". Herausgegeben durch Adam Olearium. Mit desselben unterschiedlichen Notis oder Anmerckungen/ wie auch mit vielen KupfferPlaten gezieret. !… ". Schleßwig: gedruckt in der Fürstl. Druckerey durch Johan Holwein 1658. IS I 433, V 290.878; S IV 244, V 656. f Olearius, Adam.
1092 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Marino, Giambattista Geb. 18. 10. 1569 Neapel, gest. 25. 3. 1625 ebenda. – Italienischer Dichter. – NBG 33 (1860), 780–783; DCLI 3 (1986), 86–96; HGFN 1 (2004), 437 f. Le dicerie sacre !… ". In quest’ultima impressione ricorrette e migliorate. Venetia: presso Gio. Pietro Brigonci 1664. S I 523.556, II 505. Martialis, Marcus Valerius Geb. um 40 n. Chr. Bilbilis (Spanien), gest. 104. – Römischer Epigrammatiker. – DNP 7 (1999), 957–961. Epigrammata. Recognovit brevique adnotatione critica instruxit W.M. Lindsay. Editio altera. Oxford 1962 (= Scriptorum classicorum bibliotheca Oxoniensis). S I 503. Martianus Capella Aus Karthago stammender römischer Enzyklopädist des 5. Jh.s n. Chr. – Sein Werk ‚De nuptiis philologiae et Mercurii‘ ist ein Handbuch der Sieben Freien Künste in allegorischer Umrahmung. – DNP 7 (1999), 961–963. De nuptiis Philologiae et Mercurii. Edidit James Willis. Leipzig 1983 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S II 209. Mela, Pomponius f Pomponius Mela. Minucius Felix Wahrscheinlich aus Afrika stammender Verfasser eines vermutlich in der ersten Hälfte des 3. Jh.s entstandenen Dialogs ‚Octavius‘, einer Apologie des Christentums auf der Grundlage einer Kritik an der heidnischen Götterwelt. Das Werk ist als Buch 8 des thematisch verwandten Werkes ‚Adversus nationes/gentes‘ von Arnobius überliefert und in den ersten beiden Editionen (Arnobius, ed. Faustus Sabaeus, Rom 1543; ed. Sigismundus Gelenius, Basel 1546) auch als solches gedruckt. Dieser Überlieferungsfehler wurde korrgiert durch den französischen Rechtsgelehrten Franciscus Balduinus (Baudouin), der den ‚Octavius‘ 1560 in Heidelberg erstmals als eigenes Werk unter dem Namen seines Verfassers herausgab (L. folgt an zwei der unten genannten Stellen seiner Anmerkungen [S I 383 u. V 253] noch der alten Überlieferung). – LACL (32002), 504 f. Octavius. Edidit Bernhard Kytzler. 2. Aufl. Stuttgart, Leipzig 1992 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S I 366.383, V 253.
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Modestinus f Herennius Modestinus. Monconys, Balthasar de Geb. 1611 Lyon, gest. 1665 ebenda. – Französischer Reiseschriftsteller. – NBG 35 (1861), 952. *Iournal des voyages de Monsieur de Monconys !… " Publié par le Sieur de Liergues son fils. 2 Tle. Lyon: chez Horace Boissat et George Remeus 1665–1666. – Der von L. benutzte Tl. 1 (1665) trägt den Titel: Voyage de Portugal, Provence, Italie, Egypte, Syrie, Constantinople et Natolie. IS V 69. Mor Isaak Maronita Die Identität dieses von Athanasius Kircher (‚Oedipus Aegyptiacus‘) mit einem ‚Philosophia Syra‘ betitelten Werk zitierten Autors war nicht zu ermitteln. Der letzte Namensbestandteil weist darauf hin, daß er der in Syrien beheimateten christlichen Völkerschaft der Maroniten angehörte. (S V 26). More Nebochim f Maimonides. Moyne, Pierre Le f LeMoyne, Pierre. Nascimbaenius, Nascimbaenus Italienischer Philologe (Cicero- und Vergil-Kommentator) des 16. Jh.s. Nähere Lebensdaten waren nicht zu ermitteln. – Jöcher 3 (1751), 818; Zedler 25 (1740), 699. In priorem P. Virgilii Maronis epopoeiae partem, id est, in sex primos Aeneidos libros, erudita admodum et perelegans explanatio !… ". – In: Lamberti Hortensii Montfortii enarrationes doctiss. atque utiliss. in XII libros P. Virgilii Maronis Aeneidos. His accessit: Nascimbaeni Nascimbaenii !… " explanatio !… ". Basileae: ex officina Henricpetrina 1577 !N’s Kommentar sukzessive eingearbeitet ". S V 98. Nazianzenus f Gregorius Nazianzenus. Nebrissensis f Antonius Nebrissensis.
1094 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Nepos, Cornelius Geb. vermutlich um 100, gest. um 24 v. Chr. – Römischer Biograph und Historiker. – DNP 8 (2000), 839 f. Vitae cum fragmentis. Edidit Peter K. Marshall. Leipzig 1977 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S IV 487, V 664. Nicander Colophonius Aus Kolophon stammender griechischer Dichter des 3. oder 2. Jh.s v. Chr. Von ihm gibt es zwei Lehrdichtungen medizinischen Inhalts. Eine davon (‚Theriaca‘) handelt von Heilmitteln gegen Bisse giftiger Tiere; hierzu sind auch antike Scholien überliefert, auf die sich L. (Bocharts ‚Hierozoicon‘ ausschreibend) bezieht. – DNP 8 (2000), 898–900. Scholia in Nicandri Theriaka cum glossis. Edidit Annunciata Crugnola. Milano, Varese 1971 (= Testi e documenti per lo studio dell’ antichità 34). (S IV 104). Nicanor Samius Der Name dieses Autors ist allein bekannt aus einer Erwähnung bei Ps.-Plutarch, De fluviis 17,2 (hier Verweis auf das zweite Buch einer Schrift ‚De fluminibus‘). – RE 17 (1937), 277, Nr. 28. (S II 511). Nicephorus f Gregoras, Nicephorus. Nonnus Aus Panopolis (Ägypten) stammender griechischer Dichter des 5. Jh.s n. Chr. Verfaßte ein sehr umfangreiches Epos über die Lebensgeschichte des Gottes Dionysos. – DNP 8 (2000), 995–998. Dionysiaca. With an English translation ba W.H.D. Rouse. Mythological introduction and notes by H.J. Rose, and notes on text criticism by L.R. Lind. 3 vols. London, Cambridge/Mass. 1955–1956 (= The Loeb Classical Library). S I 381, III 173.176. Olearius, Adam Eigtl. Oehlschlegel, getauft 16. 8. 1603 Aschersleben, gest. 22. 2. 1671 Gottorf/ Schleswig. – Literat, Diplomat, Gesandtschaftsreisender, Hofmathematiker und -bibliothekar in Diensten des Herzogs Friedrich III. von Schleswig-HolsteinGottorf. Seine Beobachtungen und Erlebnisse als Teilnehmer einer Gesandtschaft an den Schah von Persien schilderte er in seiner ‚Beschreibung der Newen Orientalischen Reise‘ (zuerst 1647, in ergänzter und überarbeiteter Ausgabe
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1656). 1654 veröffentlichte er seine deutsche Übersetzung eines Werkes (‚Gulistan‘ = ‚Rosengarten‘) des persischen Dichters Saadi. – ADB 24 (1887), 269–276; NDB 19 (1999), 517–519; HGFN 1 (2004), 482. Vermehrte Newe Beschreibung Der Muscovitischen vnd Persischen Reyse. Schleswig 1656. !Reprint." Hrsg. von Dieter Lohmeier. Tübingen 1971 (= Deutsche Neudrucke, Reihe Barock 21). IS I 433, IV 416. f Mandelslo, Johann Albrecht von; Saadi (Sadi). Orosius, Paulus Wahrscheinlich aus Portugal (Bracara, heute Braga) stammender christlicher Schriftsteller des 5. Jh.s. Sein Hauptwerk sind die ca. 416–418 im Auftrag des Augustinus geschriebenen und ihm gedanklich verpflichteten ‚Historiae adversum paganos‘ in 7 Büchern, eine bis in die Zeit ihrer Niederschrift reichende Weltgeschichte mit christlich-apologetischer Tendenz. – LACL (32002), 536 f. Histoires (Contre les Païens) !Historiarum adversum paganos libri VII ". Texte établi et traduit par Marie-Pierre Arnaud-Lindet. 3 tomes. Paris 1990–1991 (= Collection des Universités de France). S I 57.383.503, III 34, V 103.107. Ovidius Naso, Publius Geb. 20. 3. 43 v. Chr. Sulmo (Mittelitalien), gest. 17 oder 18 n. Chr. in der Verbannung in Tomis (am Schwarzen Meer). – Römischer Dichter der augusteischen Zeit. – DNP 9 (2000), 110–119. Epistulae heroidum, quas Henricus Dörrie ad fidem codicum edidit. Berlin, New York 1971 (= Texte und Kommentare 6). S II 485. Fastorum libri sex. Recensuerunt E.H. Alton, D.E.W. Wormell, E. Courtney. Leipzig 1978 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S IV 128. Metamorphoses. Edidit William S. Anderson. !Korrig. Nachdruck d. 5. Aufl. " Stuttgart, Leipzig 1993 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S I 542.
1096 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Pausanias Griechischer Reiseschriftsteller des 2. Jh.s n. Chr. Schrieb ein Reisehandbuch über Griechenland. – DNP 9 (2000), 445–449. Description of Greece !Graeciae descriptio". With an English translation by W.H.S. Jones and H.A. Ormerod. 5 vols. London, Cambridge/Mass. 1959– 1961 (= The Loeb Classical Library). S I (393).480, II 486.511, V 64.247.550. Pescennius Festus Als Verfasser von ‚Libri historiarum per saturam‘ nur bekannt durch eine Erwähnung bei Lactantius, Divinae Institutiones 1,21,13. – RE 19/1 (1938), 1086, Nr. 1. (S I 383). Petronius Arbiter Römischer Politiker und Schriftsteller des 1. Jh.s n. Chr.; galt am Hofe Neros als Autorität (daher der Beiname ‚Arbiter‘) in Fragen des feinen Geschmacks und eines luxuriösen Lebensstils; wegen der ihm (zu Recht?) vorgeworfenen Teilnahme an der Pisonischen Verschwörung (s. die Erläuterungen zur ‚Epicharis‘) zwang Nero ihn 66 n. Chr. zum Selbstmord. – Mit seinem nicht vollständig überlieferten Roman ‚Satyricon‘ lieferte er ein Sittengemälde seines Zeitalters von hohem literarischen Rang. – DNP 9 (2000), 672–676. Satyricon. Reliquiae. Quartum edidit Konrad Mueller. Stuttgart, Leipzig 1995 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S IV 351. Philes, Manuel Aus Ephesos stammender byzantinischer Dichter, der ca. 1275–1345 in Konstantinopel gelebt hat. ‚De animalium proprietate‘ ist ein ca. 2000 Verse umfassendes Lehrgedicht über die Eigenschaften von Tieren (auch Fabeltieren). – Krumbacher, 774–780. !… ".
Versus iambici de animalium proprietate, cum auctario Ioach. Camerarii. Exposita eodem metro versuum Latinorum a Gregor. Bersmano Annaebergensi. o.O. !Heidelberg": ex typographeo H. Commelini 1596. (S V 186).
Philippus Aus Thessalonike stammender griechischer Epigrammatiker des 1. Jh.s n. Chr. Überliefert mit ca. 80 Texten in der Anthologia Graeca. – DNP 9 (2000), 810 f., Nr. 32. f Anthologia Graeca.
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Philo (Herennius) Byblius Historiker und Grammatiker des 1./2. Jh.s n. Chr. (‚Byblius‘ von Byblos, einer Stadt in Phönizien). Von seinen sämtlich auf griechisch verfaßten Schriften sind nur Fragmente erhalten. – DNP 5 (1998), 410 f., s.v. Herennios Philon. Fragmente. In: F. Jacoby, Die Fragmente der griechischen Historiker (FGrHist), Tl. 3, Bd. C. Leiden 1958, S. 802–824. S [I 393], (II 199, III 174). Philochorus Aus Athen stammender griechischer Historiker des 4./3. Jh.s v. Chr. Nur in Fragmenten überliefert. – DNP 9 (2000), 821 f. Fragmente. In: F. Jacoby, Die Fragmente der griechischen Historiker (FGrHist), Tl. 3, Bd. B. Leiden 1950, Nr. 328, S. 97–160. (S I 378). Philostratus, Flavius Griechischer Schriftsteller des 2./3. Jh.s n. Chr., geb. auf Lemnos. Verfaßte u. a. eine Biographie des pythagoreischen Wanderphilosophen Apollonius von Tyana und eine Sammlung von Gemäldebeschreibungen (‚Imagines‘). – DNP 9 (2000), 888–891, Nr. 5. Philostratorum et Callistrati Opera recognovit Antonius Westermann. – Eunapii Vitae sophistarum iterum edidit Jo. Fr. Boissonade. – Himerii Sophistae Declamationes accurate excusso codice optimo et unico XXII declamationum emendavit Fr. Dübner. Paris 1849. Imagines: S V 64. The life of Apollonius of Tyana !Vita Apollonii Tyanensis". The epistles of Apollonius and the treatise of Eusebius. With an English translation by F.C. Conybeare. 2 vols. London, Cambridge/Mass. 1960 (= The Loeb Classical Library). S V 64.248. Piccartus, Michael Eigtl. Pickhardt, geb. 29. 9. 1574 Nürnberg, gest. 2. 7. 1620 Altdorf. – Philosoph, Philologe, Historiker. – ADB 26 (1888), 95. Observationum historicarum-politicarum decades sex priores. !… ". Cum episodio decadis unius narrationum ridicularum. Editio tertia. Noribergae: impensis Jeremiae Dümleri 1651. S III 346.
1098 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Pindarus Geb. 522 oder 518 v. Chr. Kynoskephalai bei Theben, gest. nach 446. – Griechischer Lyriker. – DNP 9 (2000), 1031–1036. !Carmina. "
Edited and translated by William H. Race. 2 vols. London, Cambridge/Mass. 1997 (= The Loeb Classical Library). S III 193, V 185. Plato Geb. 428/27 v. Chr. Athen, gest. 348/47 ebenda. – DNP 9 (2000), 1095–1109.
!Opera. "
With an English translation by Harold North Fowler !and others". 12 vols. London, Cambridge/Mass. 1963–1971 (= The Loeb Classical Library). Von Athenaeus überlieferte Bemerkung über Gorgias: (S IV 182). Opera omnia quae extant, ex Latina Marsilii Ficini versione, nunc multo accuratius quàm antea cum Graeco contextu collata et quàm plurimis locis emendata. !… ". 3 tomi.!Genf": apud Iacobum Stoer 1592.
Plautus, Titus Maccius Geb. ca. 250 v. Chr., gest. 184. – Römischer Komödiendichter. – DNP 9 (2000), 1118–1123. Comoediae. Recognovit brevique adnotatione critica instruxit W.M. Lindsay. 2 tom. Oxford 1946–1950 (= Scriptorum classicorum bibliotheca Oxoniensis). Poenulus: S IV 268.489.490, V 431. f Taubmannus, Fridericus. Plinius d. Ä. (Gaius Plinius Secundus) Geb. 23/24 n. Chr. Novum Comum (heute Como), gest. 24. 8. 79 Stabiae (bei der Beobachtung des Vesuvausbruchs). – Römischer Offizier, Staatsbeamter, Historiker und Fachschriftsteller. Von seinen Werken ist nur das letzte und umfangreichste, die ‚Naturalis historia‘, erhalten, eine enzyklopädische Naturkunde in 37 Büchern. – DNP 9 (2000), 1135–1141. Naturalis historiae libri XXXVII. Edidit Carolus Mayhoff. Editio stereotypa editionis prioris. 6 vol. Stuttgart 1967–1970 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). IS Vorredner 13; S I 405.503.539.556, II 102.209.496.511, III 177.312, IV (104).133.182.220, V 64.185.186.232.233.248. Naturalis historiae opus, ab innumeris mendis à D. Iohanne Caesario Iuliacen. !… " vindicatum !… ". 3 vol. Coloniae: apud Maternum Cholinum 1565.
Autoren- und Werkliste
1099
Plinius d. J. (Gaius Plinius Caecilius Secundus) Geb. 61/62 n. Chr. Novum Comum (heute Como), gest. nach 112 Bithynien; Neffe des älteren Plinius. – Römischer Politiker und Redner. Von seinen Reden ist nur ein Panegyrikus auf Kaiser Trajan überliefert. Zweites erhaltenes Werk ist eine von ihm selbst für die Veröffentlichung bestimmte Sammlung von Briefen in 10 Büchern. – DNP 9 (2000), 1141–1144. Epistularum libri novem; Epistularum ad Traianum liber; Panegyricus. Recensuit Mauritius Schuster. Editionem tertiam curavit Rudolphus Hanslik. Editio stereotypa editionis tertiae (MCMLVIII). Stuttgart, Leipzig 1992 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). Panegyricus: S IV 182. Plutarchus Geb. um 45 n. Chr. Chaironeia (Böotien), gest. vor 125. – Griechischer Biograph und Popularphilosoph. In seinen ‚Vitae parallelae‘ konfrontiert Plutarch paarweise die Lebensläufe von 22 (ursprünglich 23) Griechen und ebenso vielen Römern (mit einer abschließenden vergleichenden Betrachtung); hinzu kommen noch mehrere Einzelviten (davon 4 erhalten). Die ‚Moralia‘ sind eine Sammlung von 78 längeren und kürzeren Schriften zu verschiedenen Themen. – DNP 9 (2000), 1159–1175. Moralia. With an English translation by Frank Cole Babbitt, W.C. Helmbold, Phillip H. de Lacy !and others ". 15 vols. London, Cambridge/Mass. 1949–1993 (= The Loeb Classical Library). De Alexandri fortuna aut virtute: (S II 199). – Regum et imperatorum apophthegmata: S I 383, III 278. – De fortuna Romanorum: S IV 359. – Praecepta gerendae rei publicae: S IV 133. – Quaestiones convivales: S III 105. – Quaestiones Graecae: S I 378. – De superstitione: S I 383. – De capienda ex inimicis utilitate: S I 547. Vies !Vitae parallelae ". !Bearbeiter u. Übersetzer:" Robert Flacelière, Emile Chambry, Marcel Juneaux, Edouard Simon. 16 tomes. Paris 1957–1983 (= Collection des Universités de France). Alexander: S IV 305. – Demetrius: S II 399. Vita Hannibalis f Acciaiolus, Donatus. !… ". Quae extant opera, cum Latina interpretatione. Ex vetustis codicibus plurima nunc primùm emendata sunt, ut ex Henr. Stephani annotationibus intelliges, quibus et suam quorundam libellorum interpretationem adiunxit. !… ". 13 vol. !Genf": Henr. Stephanus 1572. !… ". Quae exstant omnia, cùm Latina interpretatione Hermanni Cruserii, Gulielmi Xylandri et doctorum virorum notis !… ". 2 vol. Francofurti: apud Andreae Wecheli heredes 1599.
1100 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Pollio, Trebellius f Scriptores historiae Augustae. Polyaenus Autor griechischer Herkunft, der zur Zeit der Kaiser Marcus Aurelius und Lucius Verus als Rechtsanwalt in Rom tätig war. Seine ‚Strategica‘ veröffentlichte er bei Ausbruch des Partherkrieges (162 n. Chr.): eine Dokumentation von Kriegslisten bei verschiedenen Völkern, gewidmet den beiden Kaisern. – DNP 10 (2001), 40 f., Nr. 4. Strategicon libri octo. Recensuit, auctiores edidit, indicibus instruxit Eduardus Woelfflin. Leipzig 1860. S III 115. Polybius Geb. um 200 v. Chr. Megalopolis, gest. ca. 120. – Griechischer Historiker. Die ‚Historiae‘, sein nur zu etwa einem Drittel erhaltenes Hauptwerk, sind eine Universalgeschichte der Zeit von 220 bis 144 v. Chr. Angelpunkt der Darstellung ist die Erklärung des Aufstiegs Roms zur Weltmacht. – DNP 10 (2001), 41–48. The Histories !Historiae". With an English translation by W.R. Paton. 6 vols. London 1926–1954 (The Loeb Classical Library). S I 45.191, II 198, III 36.38, IV 319.354, V 129.247.380.383. *!…". Historiarum libri qui supersunt, interprete Isaaco Casaubono. Iacobus Gronovius recensuit, ac utriusque Casauboni, Ful. Ursini, Henr. Valesii, Iac. Palmerii et suas notas adiecit. !… ". 3 tomi. Amstelodami: ex officinâ Johannis Janssonii à Waesberge et Johannis van Someren 1670. Pompeius Trogus Römischer Historiker der augusteischen Zeit. Seine Universalgeschichte (‚Historiae Philippicae‘ in 44 Büchern) ist nur in der von Iustinus angefertigten Kurzfassung überliefert. – DNP 10 (2001), 115–117. f Iustinus, Marcus Iunianus. Pomponius Mela Römischer Geograph des 1. Jh.s n. Chr. aus Tingentera (Spanien). Schrieb um 43 ‚De chorographia‘, eine geographische Beschreibung der antiken Welt. – DNP 10 (2001), 126 f. Chorographie !Chorographia". Texte établi, traduit et annoté par A. Silberman. Paris 1988 (= Collection des Universités de France). S II 511, V 250.
Autoren- und Werkliste
1101
Porphyrius Geb. ca. 234 n. Chr. Tyros, gest. zwischen 301 u. 304/05 Rom. – Griechischer Philosoph, Schüler Plotins. In seiner Schrift über die Enthaltsamkeit (‚De abstinentia‘) lehrt er vor allem den Verzicht auf fleischliche Nahrung. – DNP 10 (2001), 174–182. De l’abstinence !De abstinentia". Texte établi, traduit et annoté par Jean Bouffartigue et Michel Patillon !tome 3: par Michel Patillon et Alain Ph. Segonds". 3 tomes. Paris 1977–1995 (= Collection des Universités de France). S I 383. (393). Priapea Die Carmina Priapea sind eine anonym überlieferte Sammlung von 80 lateinischen Epigrammen auf den ithyphallischen Fruchtbarkeitsgott Priapus. Ob sie das Werk mehrerer Autoren oder nur eines einzigen sind, ist in der Forschung umstritten, ebenso die Frage der Datierung (1. oder 2. Jh. n. Chr.). – DNP 10 (2001), 307 f. Priapea. Poems for a phallic god. Introduced, translated and edited, with notes and commentary by W. H. Parker. London, Sydney 1988 (= Croom Helm classical studies). Carmen 75: [S IV 362]. Prodicus Sophista Sophist des 5. Jh.s v. Chr. (geb. ca. 470 auf Keos), wirkte 431 oder um 421 in Athen als Rhetor. Von seinen Schriften sind nur Fragmente erhalten. – DNP 10 (2001), 370 f. Fragmente. In: Hermann Diels, Die Fragmente der Vorsokratiker. Griechisch und deutsch. Hrsg. von Walther Kranz. Bd. 2. 16. Aufl. (unveränd. Nachdruck d. 6. Aufl.). o.O. 1972, S. 308–319. (S IV 509). Propertius, Sextus Geb. ca. 50 v. Chr. Assisi, gest. vor 2 v. Chr. – Römischer Elegiker. – DNP 10 (2001), 415–418. Carmina. Recognovit brevique adnotatione critica instruxit E.A. Barber. Editio altera. Oxford 1960 (= Scriptorum Classicorum Bibliotheca Oxonsiensis). S V 15.595. Prudentius Clemens, Aurelius Geb. 348 wahrscheinlich Calagurris (Spanien), Todesjahr und -ort unbekannt. – Bedeutendster christlicher Dichter der Spätantike. – LACL (32002), 598–601. Contra Symmachum. In: !Opera omnia." Texte établi et traduit par M. Lavarenne.Tome 3. Paris 1948 (= Collection des Universités de France), S. 113–196. S III 193.
1102 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Quintilianus, Marcus Fabius Geb. um 35 n. Chr. Calagurris (Spanien), gest. um 100 n. Chr. – Römischer Schriftsteller und Rhetoriklehrer. Von seinen Werken ist sein großes Handbuch der Rhetorik, die ‚Institutio oratoria‘, erhalten; zwei unter seinem Namen laufende Sammlungen mit Schulreden (19 ‚Declamationes maiores‘, 145 [von ursprünglich 388] ‚Declamationes minores‘) gelten heute als unecht. – DNP 10 (2001), 716–721. Institutionis oratoriae libri duodecim. Recognovit brevique adnotatione critica instruxit M. Winterbottom. 2 tomi. Oxford 1970 (= Scriptorum classicorum bibliotheca Oxoniensis). S I 556. Quintus Smyrnaeus Aus Smyrna stammender griechischer Dichter des 3. oder 4. Jh.s n. Chr. Sein Epos ‚Posthomerica‘ ist als Fortsetzung von Homers Ilias und Überleitung zur Odyssee gemeint. – DNP 10 (2001), 722–724. The fall of Troy !Posthomerica". With an English translation by Arthur S. Way. London, Cambridge/Mass. 1955 (= The Loeb Classical Library). S V 185. Rambam f Maimonides. Raschi Eigtl. Rabbi Salomon ben Isaak (‚Raschi‘ ist eine Abkürzung, gebildet aus den Anfangsbuchstaben dieser Namensfolge; die daneben vorkommende Namensform ‚Jarchi‘ – so bei L. bzw. seinem Gewährsmann Seldenus – beruht auf einem Irrtum). Geb. 1040 Troyes, gest. 1105 ebenda. – Jüdisch-französischer Bibel- und Talmudkommentator. – JL IV/1 (1930), 1235–1242. (S I 383, III 113). Redi, Francesco Geb. 18. 2. 1626 Arezzo, gest. 1. 3. 1698 Pisa. – Italienischer Mediziner, Naturwissenschaftler und Dichter. – Michaud 35 (Reprint 1968), 313–315; Biograph. Lexikon d. hervorragenden Ärzte 4 (1932), 744 f.; DELI 4 (1967), 520–522; DCLI 3 (1986), 588–590. Osservazioni intorno alle vipere !… ". Paris: chez Olivier de Varennes 1666. IS II 361.
Autoren- und Werkliste
1103
Reineccius, Reinerus Geb. 15. 5. 1541 Steinheim bei Paderborn, gest. 16. 4. 1595 Helmstedt. – Historiker. – ADB 28 (1889), 17–19. Historia Iulia, sive Syntagma heroicum. Cuius pars prima, quam subiectam modò damus, continet monarchiam primam, hoc est, Chaldaeorum et Assyriorum imperium, item regna LIII !… ", quae singula eiusdem monarchiae tempore floruerunt. !… ". Helmaestadii: typis Iacobi Lucii, sumtibus Ambrosii Kirchneri 1594. S III 38. Rhodiginus, Ludovicus Caelius Eigtl. Ludovico Celio Ricchieri, geb. ca. 1450 Rovigo (das antike Rhodigium, daher die lat. Namensform), gest. 1525 ebenda. – Italienischer Humanist; Philologe. – NBG 42 (1863), 134; DELI 4 (1967), 541. *Lectionum antiquarum libri triginta, recogniti ab auctore atque ita locupletati, ut tertiâ plus parte auctiores sint redditi !… ". Postrema editio !… ". Francofurti et Lipsiae: sumptibus Christiani Gerlachii et Simonis Beckensteinii, typis Danielis Fieveti 1666. S I 372.495, IV 182.244, V 37.98.226.232.235. Ricaut, Paul f Rycaut (Ricaut), Sir Paul. Rosinus, Ioannes Eigtl. Roßfeld, geb. 1551 Eisenach, gest. 7. 10. 1626 Naumburg/Saale. – Ev. Theologe, Altertumsforscher. – ADB 29 (1889), 237–239. *Antiquitatum Romanarum corpus absolutissimum, in quo praeter ea, quae Ioannes Rosinus delineaverat, infinita supplentur, mutantur, adduntur. Ex criticis et omnibus utriusque linguae auctoribus collectum !… ". Thoma Dempstero à Muresk, I.C. Scoto auctore. Huic postremae editioni accesserunt electa, I. De priscis Rom. gentil. ac familiis, II. De tribubus Rom. XXXV rusticis atque urbanis, III. De ludis festisque Rom. ex Kalendario vetere. Studio And. Schotti, Soc. I. Permissu superiorum. Coloniae: sumptibus Bernardi Gvalteri 1619. – Seitenidentischer Druck: Köln 1662. S III 133, V 33.185. f Dempsterus, Thomas. Rycaut (Ricaut), Sir Paul Geb. November oder Dezember 1629 wahrscheinlich London, gest. 16. 11. 1700 ebenda. – Englischer Diplomat und Schriftsteller; seit 1661 in Gesandtschaftsangelegenheiten am Sultanshof in Konstantinopel tätig, 1667–1678 englischer Konsul in Smyrna. – ODNB 48 (2004), 439–442; Allibone 2 (1888), 1905.
1104 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen *Histoire de l’état present de l’empire Ottoman. Traduit de l’Anglois de Monsieur Ricaut !… ". Par Monsieur Briot. Augmentée d’une seconde partie. 2 Tle. Amsterdam: chez Abraham Wolfgank 1672. IS Vorredner 27.88, I 240.260.266.351.378.381.433.503.507.516.519.522.523. 528.531.541.549.583.635, II 93.97.113.167.184.229.376.410.459.467.495, III 279. 281.282, IV 25.45.71.89.311.361, V 121.167.192.309.448.698.707.752.811. Saadi (Sadi) Eigtl. Muslih al-Din oder Mushariff al-Din, geb. ca. 1200 Schiras, gest. ca. 1290 ebenda. – Persischer Dichter. Sein ‚Rosengarten‘ (‚Gulistan‘) ist eine Sammlung von lehrhaften Geschichten und Anekdoten, in die oft Verse eingestreut sind. – John D. Yohannan, The poet Sa’adi. A Persian humanist. Lanham, MD 1987 (= Persian Studies Series 11). Persianischer !!" Rosenthal. In welchem viel lustige Historien/ scharffsinnige Reden/ vnd nützliche Politische Regeln vnd Sprüchwörter Von einem gelehrten Persianer Schich Saadi in Persianischer Sprache beschrieben. Jetzo aber von Adamo Oleario Jn hochdeutscher Sprache zum andern mahle mit etlichen Historien/ vielen Notis vnd Figuren vermehret vnd verbessert heraus gegeben. !… ". Schleßwig: gedruckt durch Johan Holwein 1660. IS I 428. f Olearius, Adam. Saavedra Fajardo, Diego Geb. 1584 Algezares, gest. 24. 2. 1648 Madrid. – Spanischer Diplomat, politischer Schriftsteller, Historiker. – NBG 42 (1863), 954 f.; MLE 3 (1980), 314–323; DLE 2 (1993), 1482–1484; HGFN 1 (2004), 573. *Corona Gothica, Castellana y Austriaca. Politicamente ilustrada. Parte primera. !… ". Munster != Münster i.W. ": en casa de Juan Jansonio 1646. S V 145.152.632.688. Idea principis christiano-politici centum symbolis expressa !… ". Coloniae: apud Constantinum Munich 1650 (Titelblatt: 1649; Titelkupfer: 1650). S I 57, II 516. Sallustius Crispus, Gaius Geb. 86 v. Chr. Amiternum (Sabinerland), gest. 34 v. Chr. – Römischer Politiker und Historiker. – DNP 10 (2001), 1254–1258. Catilina. Jugurtha. Fragmenta ampliora. Post A.W. Ahlberg edidit Alphonsus Kurfess. Editio stereotypa editionis tertiae. Leipzig 1968 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). De bello Iugurthino: S I 122.420, IV 351, V 137.140. – De coniuratione Catilinae: S V 140. – Fragmenta ex historiis: S IV 351.
Autoren- und Werkliste
1105
Salmasius, Claudius Eigtl. Claude de Saumaise, geb. 15. 4. 1588 Semur-en-Auxois, gest. 3. 9. 1653 Spa. – Französischer Philologe; als Monarchist verteidigte er das Recht des Königtums gegen die Englische Revolution; John Milton trat ihm mit der von L. in den Anmerkungen zur ‚Epicharis‘ zitierten ‚Pro populo Anglicano defensio‘ entgegen. – NBG 43 (1867), 360–364; DLF 17 (1996), 1155. Plinianae exercitationes in Caii Iulii Solini Polyhistora. Item Caii Iulii Solini Polyhistor !… ". Accesserunt huic editioni de homonymis hyles iatricae exercitationes antehac ineditae !…". 3 tomi. Traiecti ad Rhenum: Johannes vande Water !et alii" 1689 (Berlin, UB der FU). S III 174. *De Hellenistica commentarius, controversiam de lingua Hellenistica decidens et plenissimè pertractans originem et dialectos Graecae linguae. Lugduni Batavorum: ex officinâ Elesevirorum 1643. S IV 364. f Solinus, Gaius Iulius. Salomon Jarchi f Raschi. Sanhedrin In der Mischna, Tossefta und den beiden Talmuden enthaltener Traktat, der von Gerichtsverfahren handelt, hauptsächlich zum Strafrecht. – JL IV/2 (1930), 101 f. (S II 496). Sansovino, Francesco Geb. 1521 Rom, gest. 1586 Venedig. – Vielseitiger italienischer Schriftsteller, vornehmlich Historiker, auch Editor und Kommentator. – NBG 43 (1864), 301 f.; DELI 5 (1968), 42 f. *Historia universale dell’origine, guerre et imperio de Turchi. !… ". Accresciuta in questa ultima impressione di varie materie notabili, con le vite di tutti gl’Imperatori Ottomanni sino alli nostri tempi, dal Conte Maiolino Bisaccioni. !… ". Venetia: presso Sebastiano Combi & Gio. La Noù 1654. IS I 195.428.585.620.635.663, II 1.13.17.20.22.97.111.129.184.331.428.455, V 878.882.887; S V 165. Scaligerus, Iosephus Iustus Geb. 5. 8. 1540 Agen, gest. 21. 1. 1609 Leiden. – Französischer Philologe. – NBG 43 (1864), 450–455; HGFN 1 (2004), 586.
1106 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Opus de emendatione temporum. Hac postrema editione, ex auctoris ipsius manuscripto, emendatius magnaque accessione auctius. Addita veterum Graecorum fragmenta selecta, quibus loci aliquot obscurissimi chronologiae sacrae et Bibliorum illustrantur, cum notis eiusdem Scaligeri. Coloniae Allobrogum: typis Roverianis 1629. S IV 362. Schich Saadi f Saadi (Sadi). Schildius, Ioannes Lebensdaten unbekannt; er war Sohn des gleichnamigen Bremer Theologen (1595–1667) und als Lehrer in Vliessingen (Seeland) tätig. – Eckstein, Nomenclator (1871), 502. Gaius Suetonius Tranquillus: !Vitae Caesarum." Et in eum !sc. Suetonium" commentarius, exhibente Ioanne Schildio. Editio quarta. Lugd. Batav. et Roterod.: ex officina Hackiana 1667. S IV 244, V 185. Schulthesius, Eberhardus Von diesem Autor sind genauere Lebensdaten nicht bekannt. Den Angaben auf Titelblättern der in VD 17 verzeichneten Ausgaben seiner ‚Synopsis geographiae‘ ist zu entnehmen, daß er aus Halle/S. stammte und als Professor der Mathematik an der Universität Tübingen und am dortigen Collegium illustre (einer Ritterakademie, also einer Bildungsstätte für Fürstensöhne) beschäftigt war. Synopsis geographiae. Ex optimis hujus seculi authoribus desumta, in tabulis antehac edita; jam verò revisa et plurimis in locis aucta. Editio prioribus, Latinâ et Germanicâ, multò auctior et accuratior !… ". Tubingae: typis Joh. Alexandri Cellii et impensis Philiberti Brunnii 1654. IS V 752. Scriptores historiae Augustae Sammlung von 30 Biographien römischer Kaiser, Gegenkaiser, Usurpatoren und Prätendenten von Hadrianus bis Numerianus (117–284 n. Chr.). Hinter den sechs Autorennamen, die genannt werden, verbirgt sich nach Auffassung der modernen Forschung ein einziger, unbekannter Autor, der alle Texte in der zweiten Hälfte des 4. Jh.s. verfaßt hat. Das Werk ist ein Gemisch von Tatsachenmitteilungen, unterhaltenden Anekdoten, Fälschungen und freien Erfindungen. Welche Absicht der Verfasser mit einer so gearteten Biographiensammlung verfolgt hat, ist bis heute nicht geklärt. – DNP 5 (1998), 637–640, s.v. Historia Augusta. Scriptores historiae Augustae. Edidit Ernestus Hohl. Editio stereotypa correctior. Addenda et corrigenda adiecerunt Ch. Samberger et W. Seyfarth. Leipzig 1965 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana).
Autoren- und Werkliste
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Iulius Capitolinus: S I 217, V 424. – Aelius Lampridius: S (I 383), IV 461. – Trebellius Pollio: S IV 182. f Casaubonus, Isaacus. Seldenus, Ioannes Eigtl. John Selden, geb. 16. 12. 1584 Salvington, Sussex, gest. 30. 11. 1654 London. – Englischer Jurist, Polyhistor, Staatsmann. – ODNB 49 (2004), 694–705; Allibone 2 (1888), 1991–1994; HGFN 1 (2004), 600 f. *De diis Syris syntagmata II. Adversaria nempe de numinibus commentitiis in Veteri Instrumento memoratis. Accedunt ferè quae sunt reliqua Syrorum. Prisca porrò Arabum, Aegyptiorum, Persarum, Afrorum, Europaeorum item theologia subinde illustratur. Editio iuxta alteram ipsius autoris operâ emendatiorem auctioremque omnium novissima, additamentis et indicibus copiosissimis locupletata operâ M. Andreae Beyeri. !… ". Lipsiae: impensis Laurentii Sigismundi Cörneri 1668. IS II 455; S I 217.366.378.381.382.383.393.398.405.429.495, III 75.91.101.107.111. 113.176, IV 244.487, V 10.11.15.16.18.22.25.27.29.36.51.60.62.83.226.230.247. Semedo, Alvaro Geb. 1585 Nisa, gest. Kanton oder Macao 6. 5. 1658. – Portugiesischer Missionar in China, Jesuit. – de Backer/Sommervogel 8 (1896), 1113–1115; Grande Enciclopedía Portuguesa e Brasileira 28 ([1953]), 213–215. *Relatione della grande monarchia della Cina !… ". Romae: sumptibus Hermanni Scheus 1643. IS II 100.184, IV 89, V 290; S II 209. Seneca, Lucius Annaeus (d. J.) Geb. wahrscheinlich 4 oder 5 v. Chr. Corduba als Sohn des älteren Seneca, gest. April 65 n. Chr. bei Rom (Selbstmord auf Befehl Neros). – Römischer Politiker, stoischer Philosoph und Dichter (Tragiker und Satiriker). – DNP 11 (2001), 411–419. – S. die Erläuterungen zu ‚Agrippina‘ und ‚Epicharis‘, wo L. Seneca als handelnde Figur auftreten läßt. Philosophische Schriften. Lateinisch und deutsch. Hrsg. von Manfred Rosenbach. 5 Bde. Darmstadt 1987–1989 (verschied. Auflagen). De providentia: (S V 497). Tragoediae. Incertorum auctorum Hercules !Oetaeus", Octavia. Recognovit brevique adnotatione critica instruxit Otto Zwierlein. Oxford 1986 (= Scriptorum classicorum bibliotheca Oxoniensis). Hercules furens: S II 450. – Hercules Oetaeus (unecht): S II 498. – Hippolytus f Phaedra. – Medea: S II 168.516. – Phaedra: S V 12. – Thyestes: S II 516, III 301. – Troades: S I 559, V 550.
1108 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Fragmenta. In: L. Annaeus Seneca: Opera quae supersunt. Recognovit et rerum indicem locupletissimum adiecit Fridericus Haase. Vol. 3. Leipzig 1886, S. 418–445. De superstitione: [S IV 244]. Servius Grammaticus Römischer Grammatiker (u. a. Vergil-Kommentator) um 400 n. Chr. – DNP 11 (2001), 470–472, Nr. 2. Qui feruntur in Vergilii carmina commentarii. Recensuerunt Georgius Thilo et Hermannus Hagen. 4 Bde. Leipzig 1878–1902. – Reprint in 3 Bdn. Hildesheim 1961. S V 35.81.91.[98]. Sextus Empiricus Griechischer Philosoph (Skeptiker) des 2. Jh.s n. Chr. – DNP 12/2 (2002), 1104–1106. !Opera. " With an English translation by R.G. Bury. 4 vols. Cambridge/Mass., London 1968–1983 (= The Loeb Classical Library). S V 424.
Sexti Philosophi Pyrrhoniarum Hypotypsen libri III, quibus in tres philosophiae partes severissimè inquiritur. Libri !…" Graecè nunquam, Latinè nunc primùm editi, interprete Henrico Stephano. !Genf": Henricus Stephanus 1562. Silius Italicus Römischer Epiker des 1. Jh.s n. Chr. Thema seiner ‚Punica‘ ist der 2. Punische Krieg (Kämpfe mit Hannibal). – DNP 11 (2001), 557–559, Nr. II 5. Punica. Edidit Iosephus Delz. Stuttgart 1987 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S I 503, II 405, III 18, IV 48.128.359.509, V 31. Smyrnaeus f Quintus Smyrnaeus. Solinus, Gaius Iulius Römischer Schriftsteller des 3. oder 4. Jh.s n. Chr. Seine ‚Collectanea‘ sind eine Sammlung diverser Informationen auf der Grundlage eines alle Erdteile erfassenden geographischen Abrisses. – DNP 11 (2001), 701 f. Collectanea rerum memorabilium. Iterum recensuit Th. Mommsen. Berlin 1958 (Reprint der Ausgabe 1895). S II 102, III (34). (174). f Salmasius, Claudius.
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Sophocles Geb. 497/496 v. Chr. Kolonos, gest. 406/05 Athen. – Griechischer Tragiker. – DNP 11 (2001), 726–735. !Opera
omnia." Ed. and translated by Hugh Lloyd-Jones. 3 vols. Cambridge/ Mass., London 1994–1996 (= The Loeb Classical Library). Ajas: S I 542. Spanduginos, Theodoros Griechischer Mönch des 15. Jh.s. – Jöcher 4 (1751), 710.
*De’ costumi de’ Turchi. – In: Francesco Sansovino: Historia universale dell’origine, guerre et imperio de Turchi. !… ". Venetia: presso Sebastiano Combi et Gio. La Noù 1654, Bl. 107r–131 v. IS I 195, II 8.93.97.234, V 132. *Dell’ origine de’ prencipi Turchi. – In: Francesco Sansovino: Historia universale dell’origine, guerre et imperio de Turchi. !… ". Venetia: presso Sebastiano Combi et Gio. La Noù 1654, Bl. 182r–207 r. IS I 466, IV 193. Spelmannus, Henricus Eigtl. Sir Henry Spelman, geb. 1563/64 Congham, Norfolk, gest. 1. 10. 1641 London. – Englischer Historiker, Jurist, Philologe. – ODNB 51 (2004), 791–793; Allibone 2 (1888), 2196. *Aspilogia. Londini: typis R. Norton 1654. S I 372. Spon, Iacob Geb. 1647 Lyon, gest. Dezember 1685 Genf. – Französischer Archäologe, Mediziner, Historiker, Reiseschriftsteller. – Haag1 9 (1859), 313–315. *Voyage d’Italie, de Dalmatie, de Grece et du Levant, fait aux années 1675 et 1676 par Iacob Spon, Docteur Médecin Aggregé à Lyon, et George Wheeler, Gentil-homme Anglois. 2 tomes. Amsterdam: chez Henry et Theodore Boom 1679. S II 511, III 188. Statius, Publius Papinius Geb. ca. 45 n. Chr. Neapel, gest. ca. 96 ebenda. – Römischer Lyriker und Epiker. Seine Gedichte sind in der Sammlung ‚Silvae‘ zusammengefaßt. Sein Epos ‚Thebais‘ behandelt in 12 Büchern den Kampf der Sieben gegen Theben; ein zweites Epos, die ‚Achilleis‘ (Leben des Achilles), ist unvollendet. – DNP 11 (2001), 925–928, Nr. II 2.
1110 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Silvae. Recensuit Aldus Marastoni. Editio stereotypa correctior adiecto fragmento carminis de bello Germanico. Leipzig 1970 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S II 511. Stephanus Byzantius Griechischer Geograph und Grammatiker des 6. Jh.s n. Chr. Verfaßte ein sehr umfangreiches geographisches Lexikon, das nur in einem Auszug überliefert ist. – DNP 11 (2001), 958 f. Ethnicorum quae supersunt ex recensione Augusti Meinekii. Tomus prior. Berlin 1849. (S I 429). Strabo Geb. 64/63 v. Chr. Amaseia, gest. nach 23 n. Chr. – Griechischer Historiker und Geograph. Seine z. T. auf ausgedehnten Reisen fußenden ‚Geographica‘, Länderbeschreibungen mit vielen historischen, kultur- und kunstgeschichtlichen Exkursen, erfassen die ganze damals bekannte Welt. Von seinem Geschichtswerk sind nur Fragmente überliefert. – DNP 11 (2001), 1021–1025. The geography !Geographica ". With an English translation by Horace Leonard Jones. 8 vols. London, Cambridge/Mass. 1959–1961 (= The Loeb Classical Library). S I 34.420, II 198.511, III 36.38.49.75.187.196, IV 244.349, V 54.64.103.186.226. Rerum geographicarum libri XVII. Isaacus Casaubonus recensuit !… ". Adiuncta est etiam Gulielmi Xylandri Augustani Latina versio ab eodem Casaubono recognita. !… ". Lutetiae Parisiorum: typis Regiis 1620. Strada, Famianus Geb. 1572 Rom, gest. 6. 9. 1649 ebenda. – Italienischer Historiker und Rhetoriker; Jesuit. – NBG 44 (1865), 540 f.; de Backer/Sommervogel 7 (1896), 1605–1617; DELI 5 (1968), 202. De bello Belgico Decas prima ab excessu Caroli V. Imp. usque ad initia praefecturae Alexandri Farnesii Parmae ac Placentiae Ducis III. !…". Editio novissima, emendatior et accuratior. Romae: impressum apud Hermannum Scheus 1648. S V 171. Suetonius Tranquillus, Gaius Geb. ca. 70 n. Chr. (wahrscheinlich in Hippo Regius), Todesjahr und -ort unbekannt. – Römischer Biograph und Antiquar. Seine Lebensbeschreibungen römischer Kaiser in 8 Büchern umfassen die Zeit von Caesar bis Domitianus. – DNP 11 (2001), 1084–1088, Nr. 2.
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Opera, vol. 1: De vita Caesarum libri VIII. Recensuit Maximilianus Ihm. Editio minor. Editio stereotypa editionis prioris (MCMVIII). Stuttgart 1978 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). Augustus: S III 346, IV 182.305, V 246.409.595. – Caligula: S V 409. – Claudius: S III 312. – Domitianus: S IV 182. – Galba: S V 550. – Iulius: S V 613. f Schildius, Ioannes. Suidas Bis ins 20. Jh. hinein glaubte man in ‚Suidas‘, korrekt eigentlich ‚Suda‘, den Namen des Verfassers eines sehr umfangreichen, ca. 30.000 Lemmata umfassenden byzantinischen Lexikons aus dem 10. Jh. sehen zu sollen. Heute gilt als sicher, daß ‚Suda‘ der Titel des Werkes ist (Bedeutung nicht zweifelsfrei geklärt). – DNP 11 (2001), 1075 f. Lexicon. Edidit Ada Adler. 5 Bde. Leipzig 1928–1938 (= Lexicographi Graeci 1). S I 381, II 516, III 34, V 533. Suidas. Nunc primum integer Latinitate donatus et ex collatione multorum manuscriptorum codicum infinitis mendis purgatus !…" opera et studio Aemilii Porti. Genevae: Petrus de la Rouiere 1619. – Falls L. das Werk selbst eingesehen haben sollte, dann vermutlich in dieser Ausgabe oder dem Nachdruck von 1630. Tacitus, Publius Cornelius Geb. um 55 n. Chr., gest. vermutlich um 120. – Römischer Historiker. – DNP 11 (2001), 1209–1214. Annales. Ediderunt Stephanus Borzsák et Kenneth Wellesley. 2 Bde. Stuttgart, Leipzig 1986–1992 (= P. Cornelii Taciti libri qui supersunt. I,1.2 = Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). IS V 235; S I 442, II 115, III 36, IV 182, V 64.246. !Germania. " De origine et situ Germanorum liber. Recensuit Alf Önnerfors. Stuttgart 1983 (= P. Cornelii Taciti libri qui supersunt. II,2 = Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S I 378.383, IV 323.
Historiarum libri. Edidit Kenneth Wellesley. Leipzig 1989 (= P. Cornelii Taciti libri qui supersunt. II,1 = Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S V 246.248.550. *Opera quae exstant. Iustus Lipsius postremum recensuit. Additi commentarii meliores plenioresque, cum curis secundis. !…". Antverpiae: ex officina Plantiniana, apud Ioannem Moretum 1600. * !Opera omnia." Accurante Matthia Berneggero. Argentorati: haeredes Lazari Zezneri 1638.
1112 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Talmud Die wichtigste Sammlung von Lehrsätzen, Vorschriften und Überlieferungen des nachbiblischen Judentums (abgeschlossen im 5. Jh. n. Chr.), bestehend aus zwei Teilen, der Mischna (Zusammenstellung der religiösen Gesetze) und der Gemara (Diskussion und Kommentierung der Mischna). – JL IV/2 (1930), 835–855. (S V 185). Targum Hierosolymitanum Unter ‚Targum‘ (hebr. eigtl. = ‚Übersetzung‘) sind im engeren Sinne Übersetzungen der Bibel oder von Teilen der Bibel ins Aramäische zu verstehen. Hier ist das Targum J eˇ ruschalmi, eine westaramäische (palästinensische) Fassung, gemeint. – JL IV/2 (1930), 868–872. (S V 16). Taubmannus, Fridericus Geb. 15. oder 16. 5. 1565 Wonsees an der Keinach (Franken), gest. 24. 3. 1613 Wittenberg. – Humanistischer Philologe und Dichter. – ADB 37 (1894), 433–440; Killy: LL2 11 (2011), 438 f. T. Maccius Plautus: Comoediae XX superstites. !…". Studio et industria Frid. Taubmanni !… ". Wittebergae: apud Zachariam Schurerum 1612. S IV 268. P. Vergilius Maro: Opera omnia: Bucolica, Georgica, Aeneis; Ciris et Culex. Cum commentario Friderici Taubmanni, curante et edente Christiano Taubmanno Frid. f. !… ". !Wittenberg": apud Zachariam Schurerum 1618. S II 467. Tavernier, Jean Baptiste Geb. 1605 Paris, gest. 1689 Kopenhagen. – Französischer Orientreisender und Reiseschriftsteller. – Haag1 9 (1859), 345 f.; NBG 44 (1868), 935–937; DLLF 4, 2442. Nouvelle relation de l’interieur du serrail du Grand Seigneur. Contenant plusieurs singularitez qui jusqu’icy n’ont point este mises en lumiere. Amsterdam: chez Iohannes van Someren 1678. IS Vorredner 10, I 5.195.196.260.351.378.381.401.423.455.507.519.522.523.528. 583.585, II 1.8.13.20.113.167.227.229.361.406, III 271.282, IV 71.89.361, V 118. 192.232.698.811. *Les six voyages !… " en Turquie, en Perse et aux Indes, pendant l’espace de quarante ans et par toutes les routes que l’on peut tenir: accompagnez d’observations particulieres sur la qualité, la religion, le gouvernement, les coûtumes et le commerce de chaque païs !… ". 2 Tle. (Première partie, où il n’est parlé que
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de la Turquie et de la Perse; Seconde partie, où il est parlé des Indes et des isles voisines.) Paris: o.Dr. 1679. IS Vorredner 28, II 20, V 118. Tertullianus, Quintus Septimius Florens Der früheste lateinische Kirchenlehrer (Lebenszeit ca. 160–220; um die Wende vom 2. zum 3. Jh. in Karthago tätig). Seine vorwiegend apologetischen Schriften entstanden in den Jahren 196–214. – LACL (32002), 668–672. Opera omnia: PL 1–2. Adversus Gnosticos Scorpiace: (S IV 104). – Apologeticum: S I 383, III 312. – De pallio: S III 174. – De resurrectione carnis: S IV 490. Thargum Hierosolymitanum f Targum Hierosolymitanum. Theagenes Vermutlich steckt hinter L.s obskurer Literaturangabe „Theagenes libr. de Diis“ in der Anmerkung zu S I 480 ein irriger, auf Notizen aus dem Werk irgendeines zeitgenössischen Gewährsmannes zurückgehender Hinweis auf den aus Rhegion stammenden Grammatiker des 6. Jh.s. v. Chr., der in dem Rufe steht, die allegorische Auslegung der homerischen Götterwelt begründet zu haben. – DNP 12/1 (2002), 248. Theocritus Aus Syrakus gebürtiger griechischer Dichter der 1. Hälfte des 3. Jh.s v. Chr. Mit seinen ‚Idyllia‘ wurde er der Begründer der bukolischen Literatur. – DNP 12/1 (2002), 360–364. Die griechischen Bukoliker. Theokrit – Moschos – Bion. !Hrsg., übers. u. komment. von" Hermann Beckby. Meisenheim am Glan 1975 (= Beiträge zur Klassischen Philologie 49). S II 478, V 15. Theodoretus Zu diesem Namen ein offenbar irriger Literaturhinweis in AnmL. zu S I 398. Theophylactus von Ohrid Geb. 1. Hälfte des 11. Jh.s Euboea, gest. um 1108. – Seit ca. 1090 Erzbischof von Ohrid (Achrida), heute Stadt in der Republik Mazedonien. Byzantinischer Theologe. – Beck, Kirche u. Theologie im byzantin. Reich (1959), 649–651. Expositio in Acta apostolorum. In: PG 125, 483–848. (S I 383).
1114 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen Thuanus, Iacobus Augustus Eigtl. Jacques Auguste de Thou, geb. 8. 10. 1553 Paris, gest. 1617 ebenda. – Französischer Historiker, neulateinischer Dichter. – NBG 45 (1866), 255–262; DLF 16 (1951), 664 f.; HGFN 1 (2004), 655–657. *Historiarum sui temporis ab anno Domini 1543. usque ad annum 1607. libri CXXXVIII. Quorum LXXX priores multo quam ante hac auctiores, reliqui vero LVIII nunc primum prodeunt. Opus in tres tomos divisum !… ". !Tomus IV:" Continuatio !… " ab anno MDCVIII usque ad annum MDCXVIII. !… ". 4 tomi. Francofurti: impensis Petri Kopffii et Balthasaris Ostern 1625–1628. S V 148.167.171. Thysius, Antonius Geb. ca. 1603 Harderwijk, gest. 25. 1. 1665 Leiden. – Niederländischer Jurist, Historiker, Philologe. – NNBW 5 (1921), 924 f. *Valerius Maximus: !Facta et dicta memorabilia." Cum selectis variorum observationibus et nova recensione A!ntonii" Thysii. Lugduni Batavorum: apud Franciscum Hackium 1660. S V 26. Tibullus, Albius Geb. ca. 50 v. Chr., gest. 19 oder 17 v. Chr. – Römischer Elegiker. – DNP 12/1 (2002), 537–539. Carmina. Edidit Georg Luck. Stuttgart 1988 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S III 187. Tostatus, Alphonsus Geb. 1400 Madrigal, gest. 3. 9. 1455 Bonilla de la Sierra (bei Avila). – Spanischer Theologe, Bischof von Avila. – NBG 45 (1866), 518 f. Opera omnia, quotquot in Scripturae sacrae expositionem et alia adhuc extare inventa sunt. !… ". 12 tomi !u. Indexband ". Coloniae Agrippinae: sumptibus Ioan. Gymnici et Anton. Hierati 1613. (S V 22). Trebellius Pollio f Scriptores historiae Augustae. Tzetzes, Ioannes Geb. um 1110 Konstantinopel, gest. um 1180. – Byzantinischer Grammatiker und Literat. Die ‚Variae historiae‘ (nach der von Nikolaus Gerbel in der Editio princeps Basel 1546 vorgenommenen Einteilung in Tausendergruppen auch als ‚Chiliades‘ bekannt) sind sein umfangreichstes Werk: eine Sammlung von ver-
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sifizierten historisch-philologischen Erläuterungen zu seinen eigenen Briefen. – Krumbacher, 526–536; DNP 12/1 (2002), 959 f. Variarum historiarum liber versibus politicis ab eodem Graecè conscriptus et Pauli Lacisii Veronensis opera ad verbum Latinè conversus, nuncque primùm in lucem editus. Accessit quoque Nicolai Gerbelii praefatio !… ". Basileae: ex officina Ioannis Oporini 1546. (S II 433). Valerius Maximus Römischer Schriftsteller des 1. Jh.s n. Chr., verfaßte zur Zeit des Kaisers Tiberius (14–37 n. Chr.) ein diesem gewidmetes Sammelwerk über denkwürdige historische Taten und Aussprüche, das als Fundgrube für Redner bzw. rhetorische Übungen gedacht war. – DNP 12/1 (2002), 1116 f., Nr. III 5. Facta et dicta memorabilia. Edidit John Briscoe. 2 vol. Stuttgart, Leipzig 1998 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S I [503].539.556, III 91, IV 182, V 26.53.550. f Thysius, Antonius. Valle, Pietro della f DellaValle, Pietro. Vegetius Renatus, Publius Flavius Römischer Schriftsteller zu Ende des 4. Jh.s n. Chr. Verfaßte neben der ‚Epitome rei militaris‘, einer kriegskundlichen Schrift, auch ein veterinärmedizinisches Handbuch (‚Digesta artis mulomedicinae‘). – DNP 12/1 (2002), 1155–1157. Epitoma rei militaris. Edidit Alf Önnerfors. Stuttgart, Leipzig 1995 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S I 346. Velleius Paterculus Römischer Offizier und Historiker zur Zeit der Kaiser Augustus und Tiberius (geb. ca. 20 v. Chr.). Seine ‚Römische Geschichte‘ in 2 Büchern beginnt mit der Zerstörung Trojas und reicht bis in seine eigene Gegenwart (der gesamte Zeitraum bis 49 v. Chr. aber nur in skizzenhafter Darstellung). – DNP 12/1 (2002), 1169–1171. Historiarum ad M. Vicinium Consulem libri duo. Recognovit W.S. Watt. Leipzig 1988 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). S IV 6.354, V 97.107.140.662. Vergilius, Polydorus Eigtl. Polidoro Vergìlio, geb. ca. 1470 Urbino, gest. 18. 4. 1555 ebenda. – Italienischer Philologe und Historiker. – ContEras 3 (1987), 397–399; DELI 5 (1968), 425.
1116 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen De rerum inventoribus libri VIII. Et de prodigiis libri III. Cum indicibus locupletissimis. Lugduni Batavorum: apud Franciscum Hegerum 1644. S IV 244. Vergilius Maro, Publius Geb. 15. 10. 70 v. Chr. Andes bei Mantua, gest. 21. 9. 19 v. Chr. Brundisium (Brindisi). – Römischer Dichter zur Zeit des Kaisers Augustus. – DNP 12/2 (2003), 42–60. Opera. Recognovit brevique adnotatione critica instruxit Fridericus Arturus Hirtzel. Oxford 1963 (= Scriptorum classicorum bibliotheca Oxoniensis). Aeneis: IS II 111; S I 382.507, II 467, IV 128.362, V 33.35.45.79.91.98.103.236. – Culex: S II 467. – Georgica: S II 470. f Servius Grammaticus; Taubmannus, Fridericus. Victor, Aurelius f Aurelius Victor. Victorius, Petrus Eigtl. Piero Vettori, geb. 11. 7. 1499 Florenz, gest. 18. 12. 1585 ebenda. – Italienischer Humanist, Philologe. – NBG 46 (1866), 69 f.; DCLI 4 (1986), 419–422. Variarum lectionum libri XXXVIII. !… ". Quorum librorum veteribus editionibus addita sunt quaedam, pauca variata. Florentiae: apud Iunctas 1582. S IV 182. Vives, Ioannes Ludovicus Geb. 6. 3. 1492 Valencia, gest. 6. 5. 1540 Brügge. – Spanischer Humanist, Philosoph, Pädagoge. – ContEras 3 (1987), 409–413; DLE 2 (1993), 1744 f.; HGFN 1 (2004), 689 f. Aurelius Augustinus: De civitate dei libri XXII ad priscae venerandaeque vetustatis exemplaria iam iterum post virum undequaque doctissimum Ioannem Ludovicum Vivem summo studio collati ac eiusdem commentariis eruditissimis illustrati. !… ". Basileae: per Ambrosium et Aurelium Frobenios, fratres 1570. S I 383. Vossius, Gerardus Ioannes Geb. 1577 bei Heidelberg, gest. 17. 3. 1649 Amsterdam. – Polyhistor. – BWN 19 (1876), 408–415; HGFN 1 (2004), 691 f. De theologia gentili et physiologia Christiana, sive De origine ac progressu idololatriae !… " libri IX. Editio nova. !… ". 2 tomi. Amsterdami: apud Ioannem Blaeu 1668. S I 366.398, III 113, V 62.
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Vossius, Isaacus Sohn des Vorigen, geb. 1618 Leiden, gest. 21. 2. 1689 London. – Philologe. – NNBW 1 (1911), 1519–1525; HGFN 1 (2004), 692. (S II 199). Xenophon Geb. ca. 430 v. Chr. Athen, gest. ca. 354. – Griechischer Schriftsteller, Historiker und Philosoph (Sokratiker). – DNP 12/2 (2002), 633–642. Cyropédie !Cyropaedia". Texte établi et traduit par Marcel Bizos !et " Edouard Delebecque. 3 tomes. Paris 1971–1978 (= Collection des Universités de France). IS I 195. Erinnerungen an Sokrates !Memorabilia". Griechisch-deutsch. Ed. Peter Jaerisch. München 1962 (= Tusculum Bücherei). S IV 509. Xiphilinus, Ioannes f Cassius Dio. Zonaras, Ioannes Byzantinischer Geschichtsschreiber (Lebenszeit vom Ende des 11. bis etwa zur Mitte des 12. Jh.s). Seine ‚Annales‘ sind eine Weltchronik, beginnend mit der Schöpfungsgeschichte, endend mit der Thronbesteigung des Joannes Komnenos 1118. – Krumbacher, 370–376; DNP 12/2 (2003), 831 f. Annales. In: PG 134–135, 1–438. S V 248.
1118 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen
2. Verzeichnis der abgekürzt zitierten Nachschlagewerke ADB = Allgemeine Deutsche Biographie. 56 Bde. Leipzig 1875–1912. Allibone = S. Austin Allibone: A critical dictionary of English literature and British and American authors living and deceased from the earliest accounts to the latter half of the nineteenth century. 3 Bde. Philadelphia 1888. Altpreußische Biographie. Hrsg. von Christian Krollmann, fortgesetzt von Karl Forstreuter u. Fritz Gause. 4 Bde. u. Register. Marburg/L. 1964–1995 (Bd. 1: Nachdruck 1974 der 1. Ausgabe Königsberg/Pr. 1941). Bautz = Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon. Bearb. u. hrsg. von Friedrich Wilhelm Bautz. Fortgef. von Traugott Bautz. 14 Bde. Hamm (ab Bd. 3: Herzberg) [1975]-1998. Beck, Hans-Georg: Kirche und theologische Literatur im byzantinischen Reich. München 1959 (= Handbuch der Altertumswissenschaft. 12,2,1). Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker. Hrsg. von August Hirsch. 2., durchges. u. erg. Aufl. 5 Bde. u. 1 Erg.-Bd. Berlin, Wien 1929–1935. Bosl = Bosls Bayerische Biographie. 8000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten. Hrsg. von Karl Bosl. Regensburg 1983. BWN = Abraham Jakob van der Aa: Biographisch Woordenboek der Nederlanden !…". 21 Bde. Haarlem o. J. (Bd. 19 ff.: 1876–1878). ContEras = Contemporaries of Erasmus. A biographical register of the renaissance and reformation. Peter G. Bietenholz editor, Thomas B. Deutscher associate editor. 3 Bde. Toronto, Buffalo, London 1985–1987. DBB = Letteratura italiana. Gli Autori. Dizionario bio-bibliografico e Indici. 2 Bde. Torino 1990–1991. DBE 2 = Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE). 2., überarb. u. erw. Ausgabe. Hrsg. von Rudolf Vierhaus. 10 Bde. München 2005–2008. DBF = Dictionnaire de Biographie Française. Bd. 1 ff. Paris 1933 ff. DBI = Dizionario Biografico degli Italiani. Bd. 1 ff. Roma 1960 ff. DCLI = Dizionario Critico della Letteratura Italiana. Diretto da Vittore Branca. Seconda edizione. 4 Bde. Torino 1986. de Backer/Sommervogel = Bibliothèque de la Compagnie de Jésus. Première partie: Bibliographie par les Pères Augustin et Aloys de Backer. !…". Nouvelle édition par Carlos Sommervogel, S.J. Bde. 1–10. Bruxelles, Paris 1890–1909. DELI = Dizionario Enciclopedico della Letteratura Italiana. Direttore Giuseppe Petronio. 6 Bde. Bari, Roma 1966–1970. DLE = Diccionario de Literatura Española e Hispanoamericana. Dirigido por Ricardo Gullón. 2 Bde (A-M u. N-Z). Madrid 1993 (= Allianza Diccionarios). DLF 16 = Dictionnaire des Lettres Françaises publié sous la direction de Monseigneur Georges Grente: Le seizième siècle. Paris 1951.
Verzeichnis der abgekürzt zitierten Nachschlagewerke
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DLF 17 = Dictionnaire des Lettres Françaises publié sous la direction du Cardinal Georges Grente: Le XVIIe siècle. Edition entièrement révisée, amendée et mise à jour sous la direction de Patrick Dandrey. Paris 1996. DLLF = Dictionnaire des Littératures de Langue Française. !Hrsg.: " JeanPierre de Beaumarchais u. a. Nouvelle édtition. 4 Bde. Paris 1994. DNP = Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike. Hrsg. von Hubert Cancik u. Helmuth Schneider. – Altertum. 13 Bde. Stuttgart, Weimar 1996–2003. Eckstein, Friedrich August: Nomenclator philologorum. Leipzig 1871. EJ = Encyclopaedia Judaica. Das Judentum in Geschichte und Gegenwart. 10 Bde. Berlin 1928–1934 (bis ‚Lyra‘; mehr nicht ersch.). Ersch/Gruber = Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste. Hrsg. von Johann Samuel Ersch und Johann Georg Gruber. Sect. 1, Tle. 1–99 (A-G); Sect. 2, Tle. 1–43 (H-Ligatur); Sect. 3, Tle. 1–25 (O-Phyxios). Leipzig 1818–1889. – Reprint in 167 Bdn. Graz 1969–1992. Grande Enciclopedía Portuguesa e Brasileira. 40 Bde. Lisboa !usw." !1935 "– 1987. Haag 1 = Eugène et Emile Haag: La France protestante ou vies des protestants français qui se sont fait un nom dans l’histoire !… ". 10 Bde. Paris 1846–1859. Haag 2 = Eugène et Emile Haag: La France protestante. Deuxième édition sous la direction de Henri Bordier. 6 Bde. Paris 1877–1888 (bis ‚Gasparin‘; mehr nicht ersch.). HGFN 1 = Herbert Jaumann: Handbuch Gelehrtenkultur der Frühen Neuzeit. Bd. 1: Bio-bibliographisches Repertorium. Berlin, New York 2004. JL = Jüdisches Lexikon. Ein enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens in vier Bänden. Hrsg. von Georg Herlitz u. Bruno Kirschner. 5 Bde (Bd. I–IV/2). Berlin 1927–1930. Jöcher = Christian Gottlieb Jöcher: Allgemeines Gelehrten-Lexicon !…". 4 Tle. Leipzig 1750–1751. Jöcher/Adelung = Johann Christoph Adelung, Heinrich Wilhelm Rotermund: Fortsetzungen und Ergänzungen zu Christian Gottlieb Jöchers allgemeinem Gelehrten-Lexico !…". 7 Bde. Leipzig !Bd. 3: Delmenhorst, Bd. 4–6: Bremen " 1784–1897. – Reprint Hildesheim 1960–1961. Killy: LL2 = Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraums. 2., vollständig überarb. Aufl. Hrsg. von Wilhelm Kühlmann. 13 Bde. Berlin, New York/Boston 2008–2012. Krumbacher = Karl Krumbacher: Geschichte der byzantinischen Literatur bis zum Ende des Oströmischen Reiches. 2. Aufl. München 1897 (= Handbuch der Klassischen Altertums-Wissenschaft. 9,1). LACL ( 32002) = Lexikon der antiken christlichen Literatur. Hrsg. von Siegmar Döpp u. Wilhelm Geerlings. 3., vollst. neu bearb. u. erw. Aufl. Freiburg, Basel, Wien 2002. LGB 2 = Lexikon des gesamten Buchwesens. 2., völlig neubearb. Aufl. LGB2. Hrsg. von Severin Corsten u. a. Bd. 1 ff. Stuttgart 1987 ff.
1120 Alphabetisches Autoren- und Werkverzeichnis zu Lohensteins Anmerkungen LM = Lexikon des Mittelalters. 9 Bde. München, Zürich 1980–1998. Michaud = J!oseph" Fr !ançois" Michaud: Biographie universelle ancienne et moderne. Nouvelle édition, revue, corrigée et considérablement augmentée. 45 Bde. Paris 1843–1865. – Reprint Graz 1966–1970. MLE 2 = Felipe-B. Pedraza, Milagros Rodríguez: Manual de literatura española II. Renacimiento. Tafalla (Navarra) 1980. MLE 3 = Felipe B. Pedraza Jimenez, Milagros Rodríguez Cáceres: Manual de literatura española III. Barrocco: Introducción, prosa y poesía. Tafalla (Navarra) 1980. NBG = Nouvelle biographie générale depuis les temps les plus reculés jusqu’à 1850–60. !… " Publié !…" sous la direction de M. le Dr Hoefer. 46 Bde. Paris 1852–1866. NDB = Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayer. Akademie der Wissenschaften. Bd. 1 ff. Berlin 1953 ff. NNBW = Nieuw Nederlandsch Biografisch Woordenboek. Onder redactie van P.C. Molhuysen !u. a. ". 9 Bde. Leiden 1911–1933. ODNB = Oxford Dictionary of National Biography. In association with The British Academy. From the earliest times to the year 2000. Ed. by H. C. G. Matthew and Brian Harrison. 61 vols. Oxford 2004. RE = Paulys Realencyclopädie der Classischen Altertumswissenschaft. Neue Bearbeitung. Hrsg. von Georg Wissowa. Bd. 1 ff. Stuttgart 1894–1997. Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon [ab Bd. 6: Biographisches Lexikon für Schleswig Holstein und Lübeck]. Hrsg. im Auftrage der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte von Olaf Klose u. a. Bd. 1 ff. Neumünster 1970 ff. Zedler = Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste !… ". 64 Bde. u. 4 Suppl.-Bde. Halle, Leipzig 1732–1754.
Literatur zu Lohenstein
1121
III. Literaturverzeichnisse 1. Literatur zu Lohenstein und seinen Trauerspielen ‚Ibrahim Sultan‘ und ‚Sophonisbe‘ 1.1. Bibliographien Béhar, Pierre: Bibliographie de l’œuvre tragique de Daniel Casper von Lohenstein (1653–1748). In: ders., Silesia Tragica. Epanouissement et fin de l’école dramatique silésienne dans l’œuvre tragique de Daniel Casper von Lohenstein (1635–1683). Tome II. Wiesbaden 1988 (= Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 18), S. 697–759. Dünnhaupt, Gerhard: Daniel Casper von Lohenstein. In: ders., Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. 2., verb. u. wesentl. verm. Aufl. des Bibliographischen Handbuches der Barockliteratur. Tl. 4. Stuttgart 1991 (= Hiersemanns Bibliographische Handbücher 9,IV), S. 2589–2606. Gabel, Gernot Uwe: Daniel Casper von Lohenstein. A bibliography. Chapel Hill, N.C. 1973. Gabel, Gernot Uwe: Daniel Casper von Lohenstein (1635–1683). Bibliographie zu Leben und Werk (bis 2000). Hürth 2005. Heiduk, Franz: Bio-bibliographischer Abriß. In: Erdmann Neumeister, De Poetis Germanicis. Hrsg. von Franz Heiduk in Zusammenarbeit mit Günter Merwald. Bern, München 1978, S. 402–406. Müller, Hans von: Bibliographie der Schriften Daniel Caspers von Lohenstein, 1652–1748. Zugleich als ein Beispiel für die buchgewerblich exakte Beschreibung von deutschen illustrierten Büchern des 17. Jahrhunderts aufgestellt. In: Werden und Wirken. Ein Festgruß Karl W. Hiersemann zugesandt. Hrsg. von Martin Breslauer u. Kurt Koehler. Leipzig 1924, S. 184–261. Pyritz, Ilse: Daniel Casper von Lohenstein. In: dies., Bibliographie zur deutschen Literaturgeschichte des Barockzeitalters. Tl. 2. Bern 1985, S. 435–443. Spellerberg, Gerhard: Lohenstein-Handschrift. In: Wolfenbütteler BarockNachrichten 7 (1980), S. 138 f.
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Literaturverzeichnisse
1.2. Forschungsberichte Stadler, Ulrich: Neuere Literatur über Lohenstein. In: Wirkendes Wort 23 (1973), S. 271–281. Tarot, Rolf: Literatur zum deutschen Drama und Theater des 16. und 17. Jahrhunderts. Ein Forschungsbericht (1945–1962). In: Euphorion 57 (1963), S. 411–453, hier S. 448–451.
1.3. Neuere Ausgaben von ‚Ibrahim Sultan‘ und ‚Sophonisbe‘ Ibrahim Sultan. In: Daniel Casper von Lohenstein, Türkische Trauerspiele. Ibrahim Bassa. Ibrahim Sultan. Hrsg. von Klaus Günther Just. Stuttgart 1953 (= Bibliothek des Literarischen Vereins 292), S. 89–265. Sophonisbe. Trauerspiel. In: Das schlesische Kunstdrama. Hrsg. von Willi Flemming. Leipzig 1930 (= Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen. Reihe Barock: Barockdrama. Bd. 1), S. 224–321 [ohne Widmungsgedicht und Anmerkungen]. Sophonisbe. In: Daniel Casper von Lohenstein, Afrikanische Trauerspiele. Cleopatra. Sophonisbe. Hrsg. von Klaus Günther Just. Stuttgart 1957 (= Bibliothek des Literarischen Vereins 294), S. 235–412. Sophonisbe. In: Daniel Casper von Lohenstein, Cleopatra. Sophonisbe. Hrsg. von Wilhelm Voßkamp. [Reinbek b. Hamburg] 1968 (= Rowohlts Klassiker der Literatur und der Wissenschaft 514/515 = Deutsche Literatur 27), S. 113–199 (Dramentext) u. 235–267 (Anmerkungen, gekürzt). Sophonisbe. Trauerspiel. Hrsg. von Rolf Tarot. Stuttgart 1970 (= Universalbibliothek 8394). – Mehrere Neuauflagen, zuletzt 2001. Theaterfassung der ‚Sophonisbe‘ Sophonisbe [gekürzt u. sprachlich bearb. von Hansgünther Heyme u. HannsDietrich Schmidt]. In: Daniel Casper von Lohenstein, Sophonisbe. Renaissance-Theater Berlin [Programmheft]. Berlin: Renaissance-Theater 1985, S. 8–54.
1.4. Neuausgaben des Szenars zur ‚Sophonisbe‘ Zur Sophonisbe-Aufführung Breslau, Magdalenen-Gymnasium, Mai 1669. – Abbildung (nach dem Exemplar der Universitätsbibliothek Mainz: 4° Ac 4199, Nr. 16 Rara) in: Alberto Martino, Daniel Casper von Lohenstein. Geschichte seiner Rezeption. Bd. 1: 1661–1800. Tübingen 1978, Anhang, Abb. 11–14. Zur Sophonisbe-Aufführung Breslau, Magdalenen-Gymnasium, Mai 1669. – Reprint (nach dem Exemplar der Universitätsbibliothek Wrocław: Yu 1055,3,74) in: Konrad Gajek (Hrsg.), Das Breslauer Schultheater im 17. und 18. Jahrhundert. Einladungsschriften zu den Schulactus und Szenare zu den Aufführungen förmlicher Comödien an den protestantischen Gymnasien. Tübingen 1994 (= Rara ex bibliothecis Silesiis 3), S. 491–494.
Literatur zu Lohenstein
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1.5. Forschungsliteratur 1.5.1. Allgemeines zu Leben und Werk Lohensteins Studien zum Werk Daniel Caspers von Lohenstein. Anläßlich der 300. Wiederkehr des Todesjahres hrsg. von Gerald Gillespie u. Gerhard Spellerberg. Amsterdam 1983. – Zugleich Daphnis 12 (1983), Heft 2/3. Zu Epicharis. Die Welt des Daniel Casper von Lohenstein. Hrsg. vom Schauspiel Köln. Redigiert von Peter Kleinschmidt, Gerhard Spellerberg u. Hanns-Dietrich Schmidt. Köln 1978. Asmuth, Bernhard: Daniel Casper von Lohenstein. Stuttgart 1971 (= Sammlung Metzler 97). Asmuth, Bernhard: Lohenstein und Tacitus. Eine quellenkritische Interpretation der Nero-Tragödien und des „Arminius“-Romans. Stuttgart 1971 (= Germanistische Abhandlungen 36). Asmuth, Bernhard: Lohensteins Leben. In: Zu Epicharis. Die Welt des Daniel Casper von Lohenstein (1978), S. 70–77. Baier, Lothar: Persona und Exemplum. Formeln der Erkenntnis bei Gryphius und Lohenstein. In: Text und Kritik 7/8: Andreas Gryphius. 2., revid. u. erweit. Aufl. (März 1980), S. 58–67. Banet, Ilona: Vom Trauerspieldichter zum Romanautor. Lohensteins literarische Wende im Lichte der politischen Verhältnisse in Schlesien während des letzten Drittels des 17. Jahrhunderts. In: Daphnis 12 (1983), S. 169–186. Banet, Ilona: Die Entwicklungstendenzen des Schulwesens der Stadt Breslau zur Zeit Daniel Caspers von Lohenstein. In: Virtus et Fortuna. Die deutsche Literatur zwischen 1400 und 1720. Festschrift für Hans-Gert Roloff. Hrsg. von Joseph P. Strelka u. Jörg Jungmayr. Bern, Frankfurt a.M., New York 1983, S. 479–495. Banet, Ilona: Daniel Casper von Lohenstein. Neues Quellenmaterial zu seiner Tätigkeit als Syndikus. In: Germanica Wratislaviensia 55 [= Acta Universitatis Wratislaviensis 712] (1984), S. 195–204. Béhar, Pierre: La ‚Weltanschauung‘ de Lohenstein. Une thésophie de la renaissance? In: Daphnis 7 (1978), S. 569–615. Béhar, Pierre: Der Widerstand gegen die Habsburger im Werk Daniel Caspers von Lohenstein. In: Pierre Béhar, Herbert Schneider (Hrsg.), Der Fürst und sein Volk. Herrscherlob und Herrscherkritik in den habsburgischen Ländern der frühen Neuzeit. Kolloquium an der Universität des Saarlandes (13.–15. Juni 2002). St. Ingbert 2004 (= Annales Universitatis Saraviensis 23), S. 269–291. Béhar, Pierre: Die so genannte „Lohensteinische Schreibart“ als europäisches interkulturelles Phänomen. Über die Beziehungen zwischen Weltbild und Sprache. In: Kulturelles Gedächtnis und interkulturelle Rezeption im europäischen Kontext. Hrsg. von Eva Dewes u. Sandra Duhem. Berlin 2008 (= Vice versa 1), S. 275–286.
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Literaturverzeichnisse
Borgstedt, Thomas: Scharfsinnige Figuration. Zur Semantik des Herrscherlobs bei Lohenstein. In: Typologie. Internationale Beiträge zur Poetik. Hrsg. von Volker Bohn. Frankfurt a. M. 1988 (= Poetik 2 = edition suhrkamp 1451), S. 206–235. Browning, Barton W.: Daniel Casper von Lohenstein. In: German baroque writers 1661–1730. Ed. by James Hardin. Detroit, Washington, D.C., London 1996 (= Dictionary of Literary Biography, vol. 168), S. 266–280. Cysarz, Herbert: Daniel Casper von Lohenstein. In: Schlesische Lebensbilder. Bd. 3: Schlesier des 17. bis 19. Jahrhunderts. Breslau 1928, S. 126–131. Fichte, Hubert: Wer war Daniel Casper von Lohenstein? In: ders., Homosexualität und Literatur. Bd. 1. Polemiken. Frankfurt a. M. 1987, S. 469–477. Fischl, Hanna: Ansätze zu „großem Stil“ im Drama und im Roman Dan. Casper von Lohensteins. Diss. (masch.) Prag 1936. Forssmann, Knut: Spuren Gracians im Werk Daniel Caspers von Lohenstein. In: Daphnis 12 (1983), S. 481–505. Friederich, Werner Paul: From ethos to pathos. The development from Gryphius to Lohenstein. In: Germanic review 10 (1935), S. 223–236. Friederich, Werner Paul: German baroque tragedy in the perspective of Greek and French classical drama [Neufassung des Artikels von 1935]. In: The challenge of comparative literature and other addresses. Ed. by William J. DeSua. Chapel Hill 1970 (= University of North Carolina Studies in Comparative Literature 51), S. 96–107. Gruppe, O[tto] F[riedrich]: Daniel Caspar[ ! ] von Lohenstein. In: ders., Leben und Werke deutscher Dichter. Geschichte der deutschen Poesie in den drei letzten Jahrhunderten. Bd. 1. 2. Ausg. Leipzig 1872, S. 390–417. Hallander, Lars Johan: Das starke Verb bei Lohenstein. Ein Beitrag zum Studium des frühneuhochdeutschen Verbes. Diss. Yale 1905. Hoffmeister, Gerhart: Lohenstein and Georg Wilhelm, Duke of Lower Silesia. In: Germanic Notes 3 (1972), S. 10–12. Just, Klaus Günther: Lohenstein und seine Zeit. In: Schlesien 6 (1961), S. 239–242. Katz, Max-Otto: Zur Weltanschauung Daniel Caspars[ ! ] von Lohenstein. Studien zur deutschen Barockliteratur. Diss. Breslau 1933 (Druck: Berlin 1933). Kraus, Hans-Christof: Daniel Casper von Lohenstein. In: Criticón. München 1986, Nr. 93, S. 9–13. Martino, Alberto: Problemi di storia della ricezione della letteratura barocca. Daniel Casper von Lohenstein e il suo pubblico. Pisa 1973 (= Athenaeum. Collana di dispense universitarie 1). Martino, Alberto: Daniel Casper von Lohenstein. Storia della sua ricezione. Vol. I.: 1661–1800. Pisa 1975 (= Athenaeum. Collana di studi e testi universitari 1); mehr nicht ersch. – dt. Übers. s. folgenden Titel. Martino, Alberto: Daniel Casper von Lohenstein. Geschichte seiner Rezeption. Bd. 1: 1661–1800. Tübingen 1978 (mehr nicht ersch.).
Literatur zu Lohenstein
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Literaturverzeichnisse
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Literatur zu Lohenstein
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2. Sonstige Literatur Werke antiker und frühneuzeitlicher Autoren, die bereits in der Liste der in Lohensteins Anmerkungen genannten Autoren (S. 1056 ff.) enthalten sind, werden hier nicht nochmals aufgeführt.
2.1. Quellen al-Buhari, Sahih: Nachrichten von Taten und Aussprüchen des Propheten Muhammad [= Hadith, Auswahl, deutsch]. Ausgew., aus d. Arabischen übers. u. hrsg. von Dieter Ferchl. Stuttgart 1991 (= Universal-Bibliothek 4208). al-Buhari, Sahih: Les traditions islamiques [= Hadith, französisch]. Traduites de l’arabe avec notes et index par O. Houdas et W. Marçais. 4 Bde. Leroux 1903–1914 (= Publications de l’École des langues orientales vivantes, sér. 4,3–6). – Reprint Paris 1977. Arrianus, Flavius: Der Alexanderzug [Alexandri Anabasis]. Indische Geschichte [Indica]. Griechisch u. deutsch von Gerhard Wirth u. Oskar von Hinüber. 2 Bde. Berlin 1985. Boccaccio, Giovanni: Tutte le opere. A cura di Vittore Branca. Vol. 10: De mulieribus claris. A cura di Vittorio Zaccaria. 2. ed. Milano 1970 (= I Classici Mondadori). el-Bokhâri f al-Buhari. Caesar, Gaius Iulius: Commentarii. Edidit Alfredus Klotz. Vol. I.: Commentarii Belli Gallici. Editio quarta. Leipzig 1952 (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). Corneille, Pierre: Théâtre complet. Edition Tricentenaire. Texte établi avec introduction, bibliographie, notices, notes, variantes et glossaire par Alain Niderst. Tome III: Pièces d’Oedipe à Suréna. Vol. 1. Rouen 1986 (= Publications de l’Université de Rouen 105). Corneille, Pierre: Sophonisbe. In: Sophonisbe (2008), S. 111–210. Erasmus, Desiderius: Opera omnia emendatiora et auctiora. Recogn. Joannes Clericus. 10 tomi. Leiden 1703–1706. – Reprint Hildesheim 1961–1962. Euripides: Sämtliche Tragödien und Fragmente. Griechisch-deutsch. Übersetzt von Ernst Buschor. Hrsg. von Adolf Seeck. 6 Bde. München 1972–1981 (= Tusculum-Bücherei). Gracián, Baltasar: El Criticón. Madrid 1993 (= Obras completas de Baltasar Gracián, vol. I). Gracián, Baltasar: Das Kritikon. Aus dem Spanischen übersetzt und kommentiert von Hartmut Köhler. Mit einem Nachwort von Hans-Rüdiger Schwab. Zürich: Ammann 2001. – Reprint Frankfurt a. M. 2004 (= Fischer Taschenbuch 15902). Gracián, Baltasar: Oráculo manual y arte de prudencia. In: ders., Obras completas. Vol. II. Madrid 1993, S. 185–304.
Sonstige Literatur
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Literaturverzeichnisse
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Sonstige Literatur
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Literaturverzeichnisse
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Literaturverzeichnisse
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Sonstige Literatur
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Literaturverzeichnisse
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Sonstige Literatur
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IV. Abkürzungen (Ohne die für die zitierte Literatur verwendeten Sigel; hierzu s.die Literaturverzeichnisse.)
1. Werke Lohensteins A C C2 E IB IS S
= = = = = = =
Agrippina Cleopatra (Erstfassung 1661) Cleopatra (Zweitfassung 1680) Epicharis Ibrahim (Bassa) Ibrahim Sultan Sophonisbe
2. Sonstiges Anm. = erläuternde Anmerkung des Kommentators AnmL. = Anmerkung Lohensteins zu einer Stelle seiner Trauerspiele AnmLH. = erschließende Anmerkung des Herausgebers zu einer Anmerkung Lohensteins Jh. = Jahrhundert Komm. = Kommentar des Herausgebers L. = Lohenstein Pers.-Verz. = Personenverzeichnis Abkürzungen für biblische Bücher nach der Vulgata-Ausgabe von R. Weber: Biblia sacra iuxta vulgatam versionem. Rec. Robertus Weber OSB. Editio tertia emendata. 2 tom. Stuttgart 1983.
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Gesamtregister der Abteilung Dramen
V. Gesamtregister der Abteilung Dramen (Textteil) Im Register der Personennamen werden die handelnden Personen eines Dramas für dieses Drama nur einmal aufgeführt, mit dem auf das Dramen-Sigel folgenden Kürzel „Pe.“. Ausgenommen von diesem Grundsatz sind die Geister von Verstorbenen und die in den Reyen als Allegorien auftretenden Götter oder mythischen Gestalten. In den Anmerkungen werden nur die von Lohenstein selbst stammenden Textbestandteile erfaßt. Die in den Zitaten vorkommenden Namen bleiben unberücksichtigt, ebenso die Namen ihrer Verfasser, da diese schon in dem gesonderten Autorenverzeichnis vollständig erfaßt sind. – Bei den Anmerkungen verweisen die Zahlen auf die in der Edition von Anfang bis Ende fortlaufende Zeilenzählung. Kursiv gesetzte Zahlen beziehen sich auf Seitenzahlen (nur sehr selten vorkommend, etwa bei Adressen von Widmungstexten). Abkürzungen für die Zusätze zu den Dramen-Sigeln: An. = Anmerkungen; Pe. = Personenverzeichnis; Pr. = Prolog; Wi. = Widmung.
1. Personen- und Völkernamen (historische und mythische) Aaly IS-An. 350 Abas (= Abbas) I. (Schah von Persien) IS I 446, IV 416; IS-An. 117.120.127.137.140. 144.172.366.395.407.410.414.416.423. 428.430.433.1252.1558 Abas (= Abbas) Myrsa IS-An. 436 Abassa (= Abasa, Beglerbeg von Erzurum) IS I 542, V 21.222; IS-An. 1589 Abdala (= Abdallah, Vater des Propheten Mohammed) IB III 353 Abdalasis S-An. 2151.2156 Abdalla (= Abdallah ben al-Zubayr, Kalif) IS V 285 Abdulmelick IS I 549 Abdurrhamel S-An. 2183 Abel C2-An. 695
Abelios S-An. 101 Abenchita S-An. 2125 Abessinier f Abyßiner Abraham (der Patriarch) IS-An. 848.896.1198.1930–1931; S-An. 198.239.337.1217 Abraham (König von Tunis) S-An. 2127 Abraxas C2-An. 33.36 Abubecker f Abu Bekir Abu-Bekir / Abubecker (= Abu-Bekr) IS I 448; IS-An. 362.363 Abuchalid (= Yazid II. ben Abd al-Malik) IS I 343; IS-An. 238 Abu Haf S-An. 2126 Abu Seid Barcuk (ägypt. König) C2-An. 1558
Personen- und Völkernamen Abyßiner / Abyssiner (= Abessinier bzw. Äthiopier), Die C2-An. 1527.1562; E-An. 341; IS-An. 325.554.950 Acastus S-Wi. 239 Acciolin (= Ezzelino III. da Romano) IS II 669; IS-An. 1258 Acerba S-An. 1988 Aceronia (= Acerronia) A III 472, IV 104.246; A-An. 675 Acerva S-An. 1988 Achaz S-An. 759 Achillas C-An. 359; C2-An. 506 Achilles C IV 162; C2 IV 162; E I 349; S I 559 Achmet I. (Sultan) IS I 437.470, II 481.486, IV 317, V 150.151.310; IS-An. 370.387.485–486.517.519.523.1001.1003. 1217.1237.1715.1813 Achmet (Großwesir Sultan Mehmeds II.) IS IV 195; IS-An. 1425 Achmet (Großwesir Sultan Ibrahims) IS-Pe. Achmet (Großwesir Sultan Mehmeds IV.) IS-An. 1724 Acilia (bei L. Atilla) E-Pe. Actaeon S I 567, III 519 Acte A-Pe. Adad S I 217, V 27; S-An. 103.107 Adam A-An. 846; C 2-An. 694; IS II 568; IS-An. 833.879.884.901.1930 Adargidis S-An. 454 Adelheide, Gräfin von Salisberick (= Salisbury) C-An. 881; C2-An. 1646 Adergatis S-An. 454 Adonis A I 131; S-An. 1143.1746 Adramelech S-An. 365 Adrian (Kaiser) f Hadrianus Aeacus / Eacus C I 755–826; C2 I 1053–1124 Aegisthus / Aegysthus A-An. 706; C-An. 623–624.1061 Ägypter / Ägyptier / Egiptier / Egyptier, Die C-An. 70.85.90.262.270; C2 I 732; C2-An. 20.175.183.295.303.326.334. 364.369.392.394.436.708.903.961.1018. 1035.1037.1052.1067.1094.1126.1154. 1559.1656.1657.1686.1695.2202–2203. 2376; S-An. 1175
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Aegysthus f Aegisthus Aeneas A I 8; A-An. 450.470; S-An. 2000.2004 Aeschylus E V 421; S-Wi. 267 Aesculapius / Esculapius / Eßculap E V 473; E-An. 969; S V 53; S-An. 73.144.595.1044.1879 Aesopus (ein Schauspieler) C-An. 742; C2-An. 1339 Aëtius S-An. 2110 Afer (Sohn des Madian) S-An. 1216 Afer, Tedius C I 262; C 2 I 294 Afis (= Hafis) Mehemed IS-An. 704.715 Afranius Quinctianus E-Pe. Africaner, Die C-An. 572; S V 186; S-An. 217.2430.2445 Agamemnon (Atrides) A-An. 707; C II 356; C-An. 622.625; C2 II 508; S I 544.555 Agar (= Hagar) IS-An. 1198 Agatharchus IB-Wi. 130,43 Agathocles S III 273; S-An. 270.323.1352. 1451 Agerinus f Agermus Agermus (bei L. Agerinus), L. A-Pe. Agrippa II. (= Herodes Agrippa II., König von Judaea) C2-An. 1608 Agrippa, M. Vipsanius C I 181; C-An. 150; C 2-Pe. Agrippina d. Ä. A-An. 425; E-An. 775 Agrippina d. J. A-Pe.; C-An. 736; C2-An. 1320–1321; E V 115.191.195; E-An. 775 Aiax S I 542 Aisce IS-An. 363 Alanen, Die S-An. 2108 Alaricus S-An. 2118 Albertus Magnus A-An. 979 Alcides f Hercules Alcmaeon A IV 177, V 815.844 Alcmene S III 537 Alcyone E I 496 Alexander (Tyrann von Pherae) S-Wi. 260 Alexander d. Gr. C I 171, IV 133; V 394.478; C-An. 105–106.119.1074– 1075.1128–1129; C2 I 263, IV 133.247, V 742.826; C2-An. 82–83.147.334.1023. 1242.1272.1743.2340.2370.2415–
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2416.2419.2421; E-An. 650; IS III 21; IS-An. 1887; IS-Wi. 38.73; S IV 306, V 162; S-An. 354.1544.1557.1580. 2438.2555 Alexander Helios C-Pe.; C2-Pe. Alfeus f Alpheus Ali / Hali (Neffe u. Schwiegersohn des Propheten Mohammed) IS-An. 134. 359.1205 Ali Bassa (König von Tunis) IS-An. 1789 Ali Bostangi IS-An. 1490 f Bostangis Bassa Alilat S-An. 1173 Alitat S-An. 196 Allucius S IV 299 Alpheus / Alfeus IS-An. 10; IS-Pr. 11; S II 511; S-An. 820.822.834.839 Amidas (= Hamida bzw. Achmet, vorletzter Sultan aus der Dynastie der Hafsiden) S V 171; S-An. 2187 Amilcar (= Hamilcar, karthag. Feldherr des 5. Jh.s v. Chr.) S V 376; S-An. 1072.2407 Amilcar (= Hamilcar, karthag. Feldherr des 4. Jh.s v. Chr.) S IV 491 Amilcar (Vater Hannibals) S-An. 1030 Amilka S-An. 326 Ammes S-An. 1174 Ammon / Hammon (ägypt. Gott) A V 633; C2-An. 1132; S III 102.192, IV 138, V 54; S-An. 1869–1870.1885 Ammon (Stammvater der Ammoniter) S I 398; S-An. 359–360 Ammoniter, Die S-An. 360–361.367 Amphiaraus S-An. 147 Amphitrite A I 34; E I 225; S-An. 1245 Amru ibn il ass C 2-An. 2381 Amru il Chottab C2-An. 2383 Amurath (= Murad) I. (Sultan) IS I 406.414; IS-An. 1805 Amurath (= Murad) III. (Sultan) IS-An. 997.1742 Amurath / Murat (= Murad) IV. (Sultan) IS I 9.15.85.122.316.442.582, II 478.491.496, III 46.264, IV 5.249–354.459, V 17.33.34.123.129.553; IS-An. 82–83.106.109.185.252.302.304.387.388.
390.441–442.473–474.476.620.671.704. 712.1002.1124.1126.1231–1232.1242– 1243.1269.1274.1276.1278.1286–1288. 1305.1307.1309.1311.1379.1575–1576. 1581.1588–1589.1595.1601–1602.1614. 1616.1664–1665.1666.1673.1743.1744. 1832.1847.1860.1912 Amyntas (Sekretär u. Offizier des Galaterkönigs Deiotarus) C2 I 84 Anacreon E V 422 Anaitis S-An. 1111.1441 Anak S-An. 1706.1707 Anamelech S-An. 365 Anaphaner, Die S-An. 442 Andromeda S I 571, II 353 Angerona S-An. 613 Angylen, Die S-An. 1487 Anicetus A-Pe.; E I 96.319 Anna (Schwester Didos) S-An. 1416 Annibal f Hannibal Annius Pollio E-Pe. Anobreta S I 393 Antaeus S-An. 1218 Anteius Rufus, P. A I 582 Antenor A-An. 492 Antigone (Tochter des Laomedon) C II 509; C2 II 723 Antigonus C III 215–298; C-An. 698; C2 III 299–414; C2-An. 1209.1275 Antillus f Antyllus Antiochus (Sohn des Seleucus) A III 204; A-An. 611; S-An. 645 Antiochus (Enkel des Seleucus) C2-An. 744 Antiochus II. (König von Syrien) S-An. 2509.2575 Antiochus VIII. Grypus (König von Syrien) C2-An. 750 Antiochus Nicephorus C2-An. 744–745 Antiope S III 525; S-An. 699 Antistius Vetus, Q. C-An. 608; C2-An. 853 Anton (Sohn des Hercules) C2-An. 1258 Antonia (irrig für Satria, Gattin des Piso) E IV 571 Antonia minor (Gattin des Nero Claudius Drusus) A-An. 108.274 Antonier, Die (Familie des M. Antonius) C I 265; C2-An. 1258
Personen- und Völkernamen Antoninus Pius A-An. 605.884 Antonius, L. C I 247; C-An. 197; C2 I 279; C2-An. 125–126 Antonius, M. (der Triumvir) A-An. 170.176; C-Pe.; C2-Pe.; E I 487; E-An. 956; S-An. 1442 Antonius Natalis E-Pe. Antyllus / Antillus C V 338.346.355.364; C-An. 1038; C2-Pe. Anubis C2 I 526, III 199, V 55; C2-An. 1150 Anza Menza (= Hamzeh Mirza) IS I 453; IS-An. 426 Apelles S-Wi. 39 Aphrodite S-An. 1130 Apis C I 146.310; C-An. 83.93.245.266; C2 I 466; C2-An. 295.306.321.327.334; S V 67 Apollo A-An. 493.498; C I 755–826, II 515; C-An. 678–681; C2 I 1053–1124, II 729; C2-An. 187.1490; E-An. 970; S-An. 442.1803; S-Wi. 214 f Delius Apollo Belenus S-An. 101 Apollonopoliten (Einwohner der ägyptischen Stadt Apollonopolis), Die C2-An. 1171 Appius Claudius (Decemvir) E V 463 Aquilia Severa, Iulia A-An. 480 Aquilier, Die (= Aquilius Florus, Vater u. Sohn) C2 I 165 Araber / Arabier, Der / Die C I 562; C2 I 117.119.338.339.846, V 517; C2-An. 840.1143.1458–1459.1520.2086.2381; IS V 136; IS-An. 553; S V 149; S-An. 190. 229.670.2125.2203 Araber, Die steinichten (Einwohner der Gegend um Petra) C2-An. 67 Arachne C II 517; C2 II 731 Archibius C-Pe.; C2-Pe. Arcomat IS I 444; IS-An. 397.401 Arcosan IS-An. 404 Arethusa IS-Pr. 12; S II 512; S-An. 820. 832 Argatis S-An. 453 Argiver, Die A-An. 466; C-An. 84 Argos / Argus A II 491, III 408, V 296; C II 507; C 2 II 721; IS II 566; S III 463 Ariadne C III 381; C2 III 557; S II 468
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Ariarathus S-An. 66 Arion A-An. 678 Aristobulus II. C2-An. 105; S-An. 2380–2381 Aristodemos S-An. 2481 Aristogiton E-An. 1039 Aristophanes S-Wi. 270 Arius (der stoische Philosoph Areios Didymos) C-Pe.; C2-Pe. Arius (der Begründer der christl. Glaubensrichtung der Arianer, 4. Jh.) E-An. 668.669 Armenier, Die C2-An. 479–480; S-An. 1502 Arria / Arrie d. Ä. E IV 97, V 402; E-An. 625 Arrie f Arria Arruntius Stella, L. A I 582 Arsaces A I 16 Arsinoe II. (ägypt. Königin) C2 V 330; C2-An. 749.1943 Artabazes / Artavasdes C I 493.551.591, II 139.263.266.416.425, III 215–298; C-An. 344–345.443; C 2 I 775.777.780. 835.875, II 291.415.418.564.573, III 299–414; C 2-An. 492.590 Artaga S-An. 454 Artavasdes f Artabazes Artaxerxes Ochus S-An. 1555 Asdrubal (= Hasdrubal, karthag. Feldherr im 3. Jh. v. Chr., Gründer von Carthago Nova) S II 197; S-An. 589.597.601 Asdrubal (= Hasdrubal, Sophonisbes Vater) S I 20.172.191.361, II 178.231.236.403, III 160, IV 13.62.487, V 451; S-An. 9.11–12.649–650 Asdrubal (= Hasdrubal, karthag. Feldherr im 3. Pun. Krieg) S V 119; S-An. 640.2049 Assan (= Hassan) Bassa IS-An. 1630 Assaracus A II 534 Assih IS-An. 1192 Assyrier, Die S-An. 103.134.227.379. 1131.1901 Astarte / Astarthe C2-An. 832; S I 489, III 73.117; S-An. 202.1172.1177 Astronoë S-An. 231 Atargata S-An. 455
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Atargatis S-An. 454 Atergatis S-An. 453 Athenienser, Die C2-An. 2101–2102; E-An. 1042 Atilius f Regulus Atilla f Acilia Atimetus A I 409.440.587 Atlantier, Die S-An. 327 Atlas S III 118, V 161 Atreus A-An. 467; S III 301; S-An. 1316 Atrides f Agamemnon Atropos A V 743; C III 573–626; C2 III 749–802 Attalus A II 291; A-An. 326; C I 189; C 2 I 381 Attilius f Atilius Augustus A I 186.472, II 204.210; A-An. 269.341; C-Pe.; C2-Pe.; E I 403, III 688.691, IV 697, V 471; E-An. 11.13.17.26.90.649.955.958; E-Wi. 9; IS-Wi. 49; S-An. 1335.1443.1457. 1561.2012.2226.2496; S-Wi. 233 Aurelius Zoticus A-An. 291.295 Aurora A IV 78; C II 293; C 2 II 445 Avitus (Kaiser) C2-An. 1251 Avitus, Varius f Elagabalus Avitus Bassianus f Elagabalus Axiokersos S-An. 1891 Baal S I 429.491, V 62; S-An. 135.214.232.305.329.366.404.408.410. 416.1895.1900 Baaltis S I 382 Babylonier, Die A-An. 627; E-An. 556; S-An. 1144.1875–1876 Bacchus C-An. 878; C2 III 453.459.465, V 681; C 2-An. 894–895.1237.1243.1253. 1263.1269.1270.1273–1274.1276.1638. 1766.2243; IS-An. 118; S-Wi. 217 f Lyaeus / Sabazus Bactrianer (Einwohner von Baktrien), Die C 2-An. 867 Bajazeth (= Bayezid) I. (Sultan) IS I 409; IS-An. 1211 Bajazeth (= Bayezid) II. (Sultan) IS V 746; IS-An. 1000.1815.1890 Bajazeth (Sohn Sultan Solimans bzw. Süleymans I.) IS-An. 1293
Bajazeth (Bruder Sultan Amuraths bzw. Murads IV.) IS II 490, IV 278; IS-An. 1270 Bal S-An. 1894.1900 Balbillus, Claudius A I 581 Barchas (= Barkas) S III 18.218, IV 73.430, V 455 Barkas f Barchas Bassus, Pomponius A-An. 363 Beelsamen / Beelsames S I 217; S-An. 94 Bel S-An. 380.1894.1900 Bela S-An. 100 Belas Assyrius S-An. 1903 Belisarius S-An. 2113–2114 Beltis C2-An. 832 Belus C2-An. 832; S IV 486; S-An. 416. 1036.1894.1899–1900.1901.2544 Bendysh, Thomas IS-An. 1527 Beni Habdul Guadi S-An. 2126 Benoth S-An. 1125 Berenice (Gattin von Ptolomaeus I.) C2-An. 747 Berenice (Schwester von Herodes Agrippa II.) C2-An. 1608 Bethlen Gabor IS-An. 374.472 Bethlen István (bei L. Istuan) IS I 465; IS-An. 473.479–480 Betsabe (= Bathseba) IS II 590 Biron f Gontaut-Biron Bochar S I 167.179 Bomilcar S-An. 634–635 Bonifacius (Landvogt in Afrika) S-An. 2109–2110 Boslar S-An. 634 Bostangis Bassa IS-An. 1469 f Ali Bostangi Boudicea (= Boudicca) E II 121 Brennus S-An. 40 Britannicus A I 120.467; A-An. 277.698; E I 470 Britannier, Die C-An. 130; C2-An. 242 Britten (= Briten), Die C I 68.175; C2 I 144.367; IS IV 54 Bructeri (= Brukterer), Die C-An. 1121; C2-An. 2408 Brutus, L. Iunius E I 394 Brutus, M. Iunius C I 224.253.254.256; C-An. 175; C 2 I 234.250.288.348;
Personen- und Völkernamen C2-An. 112.114.117; E I 637, III 176; E-An. 620 Burrhus, Sextus Afranius A-Pe.; E III 182; V 357 Busiris C III 257; C2 III 341; E I 566, V 108.122; S I 396, III 311.325, IV 83.609; S-An. 348 Bustaim Bassa, Mehemet IS V 24.25; IS-An. 1602 Cabar f Kabar Cadmus S I 526; S-An. 147.1222.1230 Caecina Severus, Aulus A-An. 422 Caecina Tuscus, C. A I 231 Caecinna f Paetus, Caecina Caelius f Gellius Poplica, L. Caesar, C. Iulius A I 9; A-An. 471; C I 65. 134.175.200.203.207.258.269.439.440. 446.474.626.629.632, II 149.325, III 94, IV 81.83.190.256.298.301.304.305.311. 312.334.346.366.367.373.381.410.419. 469, V 356.383.402; C-An. 53.69.96. 122.154.162.169.176.204.239.241.349. 358.363.470.484.768.806.1052.1082; C2 I 141.236.242–244.246.288.290.318. 367.392.682.723.724.738.758.827.910. 913.916, II 17.60.61.203.208.210.301.477, III 102.167, IV 81.190.230.284.316.331. 347.432.433.454.466.486.487.493.501. 520.530.539.589, V 442.522.619.750; C2-An. 102.107.132.174.235.496.505. 510.603–604.615–616.712.715.1302.1376. 1433.1470.2185–2186.2347; E I 524.574. 637, III 176, IV 695, V 85; S-An. 2011 Caesar, L. Iulius S-An. 2485 Caesarion C V 376.384; C-An. 349.1051; C2-Pe. Cain C2-An. 695 Cajus f Caligula Calender f Kalender Caligula (C. Iulius Caesar) A-An. 263. 387–388.641–642.814; C-An. 739; C2-An. 737.1336; E I 464.466.474.478. 480.526.528.636, III 177, IV 701, V 192; E-An. 34.85.173.181.186.190.979; IS II 106 Callisto S III 458 Calpurnia A V 243
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Calvisius A I 198.241.393.586, V 245 Cambyses C2-An. 1525; E V 100 Camillus, M. Furius C I 139.141.142; C-An. 81; C2 I 323.325.326 Canace A III 202; A-An. 609 Canachus Sicyonius S-An. 1181 Canarier, Die IS-An. 1094 Candace C2 IV 373; C 2-An. 1552 Candaules A II 338; A-An. 415 Canidius Crassus, P. C-Pe.; C 2-Pe. Canopus C2 I 109.202.722, III 193 Cantabrer, Die C 2 I 598 Cantimiro Laidira IS-An. 440.443.447 Cappadocier, Die S-An. 1214–1215 Capusa S I 159 Capys C2-An. 1119 Caracalla A-An. 819; C2-An. 772.782.1418.2094; E-An. 37 Caractacus (= Caratacus) A I 182 Carl V. f Karl V. Carocus S-An. 2107 Carolus V. f Karl V. Carolus VIII. f Karl VIII. Carolus Stuardus f Karl I. Cartalo S-An. 1971 Carthaginenser, Die S-An. 87.94–95.269. 310.325.410–411.627.652.654–655. 1202–1203.1204.1239.1260.1296. 1300–1301.1313.1607.1616.1993.2253. 2293.2298.2421 Carvilius Maximus Ruga, Sp. C-An. 605; C2-An. 850 Cassandra A II 519; A-An. 496 Cassius (ein Soldat) E-Pe. Cassius Chaerea E I 402.527.636; E-An. 84 Cassius Longinus, C. A-An. 863; C I 225; C-An. 175.180.484.716; C 2 I 235.248; C2-An. 112.116.616.1302 Cassius Parmensis, C. E I 403 Castor E II 538; IS-Wi. 32 Catabanda IS-An. 425 Catarina auß Georgien IS-An. 122 Catharina Medicea (= Katharina von Medici, Königin von Frankreich) E-An. 763 Catilina, L. Sergius C I 379; C 2 I 651; E I 486, IV 516; E-An. 311.582
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Gesamtregister der Abteilung Dramen
Cato, M. Porcius (Censorius) S-An. 1082.2065; S-Wi. 19 Cato, M. Porcius (Uticensis) A II 212; A-An. 345.347.348; C I 268; C-An. 168.172.240.970–971; E I 574, IV 73, V 82.343; E-An. 620; S-Wi. 19 Catten, Die S-An. 1609 Catulus, Lutatius S-An. 2484 Celten, Die C2-An. 2419 Ceres C III 258; C 2 III 342; E I 711, II 574, V 748; S II 480.510 Cervarius Proculus E-Pe. Cestius, C. C-An. 1048; C2-An. 2016 Chaldeer (= Chaldäer) A V 96; E II 533, V 262; S-An. 227.1131.1174.1345.1729. 1779 f Zabii Cham C2-An. 697; S-An. 1195 Chanaan (Stammvater der Chananiter) S-An. 1195.1196.1198.1199 Chananiter, Die S-An. 1195.1707 Charmium C-Pe.; C2-Pe. Charon A V 749; C 2-An. 1709 Chequer Paré f Schekerpera Cherea / Cheraea f Cassius Chaerea Chientayer (Bewohner der Stadt Chientaya), Die IB II 194 Chima Kam IS-An. 57 Chimaera S III 452 Chiran (= Girai, Tatarenkhan) IS I 455; IS-An. 444 Chirei IS-An. 191 Chivas IS I 260, III 352; IS-An. 183 Chloris C I 759; C2 I 1057 Chna S III 174 Christian, Herzog von Liegnitz, Brieg, Wohlau IB-Wi. 129 Christina (Königin von Schweden) E-An. 93 Chryseis A II 350 Chudi Telak IS-An. 437 Cicero, M. Tullius E V 39 Cimon S-Wi. 251 Cineas / Cyneas E I 348; S-Wi. 2 Cinna, L. Cornelius C I 378; C-An. 321; C 2 I 650; E I 484 Cioroteganer, Die S-An. 425 Circassen (= Tscherkessen), Die IS V 752
Circe / Cirze / Zirze A I 629, IV 447, V 716; C II 547; C 2 II 761; IS I 234, II 546; S III 457, IV 89; S-Wi. 117 Claudia f Clodia Claudia Felicitas IS-Wi. 24 Claudius (Kaiser) A I 446, III 81.197, V 60.213; A-An. 263.576.597.763; E I 402.527.608, III 178, IV 703; E-An. 37.84.626; S-An. 1325 Claudius II. (Kaiser) S-An. 1468 Claudius (bei L. Tullius) Senecio E-Pe. Claudius (recte: Iunius) Silanus, L. f Iunius Silanus, L. Clément, Jacques E-Wi. 3–4 Cleo C2-An. 726 Cleonice A-An. 1200 Cleonicus E V 110 Cleopatra VII. A-An. 169; C-Pe.; C2-Pe.; S-An. 2496 Cleopatra Selene C-Pe.; C 2-Pe. Cleopatra Thea (Königin von Syrien) C2-An. 750–751 Clodia (= Claudia) C2 I 766 Clotho A V 743; C II 254.573–626; C2 II 406, III 749–802; E II 530 Clytaemnestra A II 436, IV 171; C-An. 622–623 Codrus (König von Athen) S-An. 394.1367 Coëllo, Johanna E-An. 633 Coi (= Koer), Die S-An. 176 Columb(us), Christoph C V 495; C2 V 843 Commodus A-An. 820; S-An. 356 Consalvus f Gonzalo Fernández de Córdoba y Aguilar Constantinus (= Konstantin I., d. Gr., oder Konstantin XI. Palaiologos) IB II 100; IS I 228 Constantinus Pogonatus IS-An. 681–682 Constantius (Kaiser) C 2-An. 2285; E-An. 39 Copten, Die C 2-An. 1560 Corbulon A-An. 31 Corinthier IS-Wi. 73 Coriolanus (als unerklärl. Beiname Iubas II.) C I 215; C-An. 174 Cornelius Gallus, C. C-Pe.; C2-Pe.
Personen- und Völkernamen Cosacken f Kosacken Cotiso / Cotison C I 482; C2 I 762 Crassus, M. Licinius (‚der Reiche‘) C I 232.233; C-An. 188 Creon S II 168 Crepereius Gallus A III 470, IV 104.243; A-An. 675 Cretenser, Die C-An. 574; S-An. 100 Creusa S II 168 Crispinus f Rufrius Crispinus Croesus S I 97, II 225; S-An. 2505 Cromwell, Oliver C2-An. 1672 Culemburg, Graf von E-An. 1056 Cupido / Cupidines C-An. 873; C 2-An. 1633; E III 54 Curio, C. Scribonius [1] C2-An. 713 Curio, C. Scribonius [2] (Sohn von [1]) C I 210; C-An. 169 Curio, C. Scribonius [3] (Sohn von [2]) C2 I 301 Curtius, M. E I 36 Cyaxares A I 3 Cyneas f Cineas Cynthia f Zinthie Cyrus II., d. Gr. E II 44; S V 646; S-An. 2505.2549.2559 Dacier, Die S-An. 149 Daedalus C 2-An. 1045 Damasippus E-An. 150 Danae E I 197; IS II 607; S III 501; S-An. 698 Daphne S I 570 Dardanus A II 514; A-An. 446; E III 651 Darius I. (Hystaspides) E-An. 181.555. 557; IS-Pr. 22; S III 269; S-An. 319. 1292.2298 Daut Bassa IS III 182, IV 448; IS-An. 1301.1307.1562.1708 David A-An. 846; C2-An. 1015; IS II 589 David Constantin (äthiop. König) C 2-An. 1558 Decimus Iunius Brutus Albinus (in C u. C2 verwechselt mit P. Decius) C I 251; C-An. 203; C 2 I 283.285.286; C2-An. 131 Decius, P. (in C u. C2 verwechselt mit Decimus Iunius Brutus Albinus)
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C I 251; C-An. 203; C2 I 283.285.286; C2-An. 131 Decius Mus, P. S I 424 Deioneus C-An. 666 Deiotarus Philadelphus C 2 I 81 Delephat S III 101; S-An. 1131 Delila IS II 688; S-An. 788 Delius (= Apollo) C2 IV 356 Dellala Chizi IS-An. 172 Delli Dogangi IS-An. 1487.1496–1497 Dellius, Q. C 2 I 84 Demetrius Nicator C 2-An. 746 Demetrius Poliorcetes E V 70 Derce S-An. 454 Dercetaeus C-Pe.; C 2-Pe. Derceto S I 495, III 146, V 38; S-An. 452 Derketades S-An. 453 Desalces S I 158.162 Desanaus S-An. 1215 Despina IS-An. 1213 Deutschen / Teutschen, Die A I 313, V 109; A-An. 268; C-An. 14.30.222.901.1129. 1130; C2-An. 150.448.1678.1682.2398. 2416.2417.2419; E III 715, IV 126; IS-Pr. 56; S II 535; S-An. 296.422 Devereux, Robert f Essex, Graf (Earl) von Diana A V 665.720; C 2 IV 353; C2-An. 188; E I 15.193.201, III 753; E-An. 188.718; S III 58.439; S-An. 831; S-Wi. 216 Dido A-An. 1051; S II 469, V 22.29.31.37. 39.45.77–188.215; S-An. 224.1036.1046 1213.1416.1817.1831.1833.1894.1903.1953. 1954.1958.1960.1969.1986.1992.2005. 2021 f Elissa Diespiter A V 728; C II 522; C 2 II 736, IV 353; S V 342 Dilaver (= Dilawerpascha) IS V 132.143; IS-An. 1680.1699.1701.1702 Diodas S-An. 1963.1965 Diomedes (Geheimschreiber Cleopatras VII.) C-Pe.; C2-Pe. Diomedes (Sagengestalt) E-An. 400 Dione C2 IV 352; IS V 815 Dionysius von Syrakus E-An. 966–967 Dionysos C2 V 116; C2-An. 740 Dolabella, Cornelius C V 105; C-An. 921; C2 V 157.276; C 2-An. 1849
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Gesamtregister der Abteilung Dramen
Domitia Lepida A I 408.412.440.544; A-An. 306 Domitianus A-An. 817; C2-An. 737; E IV 732; E-An. 742; S-An. 1463 Domitius Ahenobarbus, Cn. C2 I 81 Donati (Mitglied einer italien. Familie dieses Namens) E-An. 380 Don Oppas f Oppas Don Rodrigo f Rodrigo Don Sancho f Sancho Doryphorus A-An. 280 Druiden / Druyden, Die S I 396; S-An. 1326 Drusus, Nero Claudius C-An. 406; C 2-An. 547 Dschingis Chan f Zingis Chan Dumates S-An. 1328 Eacus f Aeacus Ebreer f Hebräer Eduard III. (König von England) C-An. 880; C2-An. 1645 Egilona S-An. 2157 Egiptier / Egyptier f Ägypter Egnatius E V 400 Egnatz f Egnatius Egypter f Ägypter Ejub f Hiob Elagabalus (= Varius Avitus, als Kaiser M. Aurelius Antoninus) A-An. 283– 284.363.479.993; C 2-An. 737; IS II 106 Elienser, Die S-An. 1215 Elipertius A-An.112 Elisabeth I. (Königin von England) E-An. 523 Elissa (= Dido) S IV 488, V 32.33.42.55. 61.81.116.198.379.421.429; S-An. 1046.1955 Empedocles S-An. 1065 Ennia Thrasylla A II 416 Epaphroditus (Freigelassener des Augustus) C 2-Pe. Epaphroditus (Freigelassener Neros) E-Pe. Ephesier (= Epheser), Die E-An. 717; S-An. 1613 Epicharis E-Pe. Epicurus IS-An. 972 Epirer (Bewohner von Epirus), Die E II 18
Erasistratus A-An. 613; S-An. 647 Erich f Erizzo, Paolo Erichtho A-An. 1207 Eriphyle A IV 177 Erizzo, Paolo IS II 675, III 521; IS-An. 166 Ero f Hero Eros (Sklave des M. Antonius) C-Pe.; C2-Pe. Eschraki, Die (Anhänger einer islam. Sekte) IS-An. 1227 Esculapius / Eßculap f Aesculapius Essex, Graf (Earl) von (Robert Devereux) E-An. 522 Eucratides C-An. 386; C 2-An. 530–531 Eudora E II 538 Euphrates S-An. 2284 Euripides C 2-An. 982; S-Wi. 258 Europeer, Die S-An. 571 Eurydice / Euridice S II 471; C2-An. 2241; S-An. 730–731 Euterpe E V 596 Eva IS II 14; IS-An. 884.901 Ezechias S-An. 759 Fabius Rusticus A-An. 581 Fabricius, Aulus Didius Gallus A-An. 385–386 Facfur IS I 444; IS-An. 396.399 Faenius Rufus A I 580; E-Pe. Fakardin / Fakerdin / Fachr addin (= Fachredin, Emir) IS I 439.543; IS-An. 385.677 Farnese, Alexander E-An. 577 Faustina (unklar, ob d.Ä., Gattin des Kaisers Antoninus Pius, oder d.J., Gattin des Kaisers Marcus Aurelius) A-An. 883–884 Favonius, M. E-An. 649 Fenius f Faenius Fenix f Phoenix Ferdinand II. der Katholische (König von Aragón) A-An. 354; S V 156; S-An. 2161.2182 Ferdinand III. (Kaiser) IS I 554 Ferdinand, Herzog von Alba E-An. 1056 Ferdinandus Catholicus f Ferdinand II. der Katholische
Personen- und Völkernamen Flavius Scaevinus (bei L. Scevinus) E-Pe. Flora S V 254 Florinda S-An. 2133 Foebus f Phoebus Foenius f Faenius Rufus Fonteius Capito, C. C2-An. 316–317 Fortuna C I 755–826; C2 I 1053–1124 Frangipane, Pompejus E-An. 108 Franz I. (König von Frankreich) A-An. 988 Franzosen, Die C-An. 142–143.372.982; C2-An. 257 Fulvia C I 733.741; C-An. 198.537.1038; C2 I 1013.1021, V 433.439; C2-An. 126.657 Fulvius, Aulus E III 696, IV 517; E-An. 581 Gabriel (Engel) IS II 22; IS-An. 729.808. 917.1934 Gala S I 156 Galatea / Galathea A V 298; S II 478, III 530 Galba A-An. 815; C-An. 588; C2-An. 798; E IV 727; E-An. 86.452; S-An. 2487.2488 Gallier, Der / Die C I 375; C-An. 78; C 2 I 233.647; C 2-An. 1469.1682; S-An. 41 Gallius, Q. (bei L. C. Gallius) C I 260; C2 I 292 Gallus, Crepereius f Crepereius Gallus Gallus, Nonius C2 I 605 Ganymedes / Ganimedes A I 140; C 2-An. 2241 Garamanten, Die C-An. 959; C2-An. 2036; S I 190 Gavius (bei L. Granius) Silvanus E-Pe. Gedeon S-An. 1016 Gellius (bei L. Caelius) Poplica, L. C-Pe.; C2-Pe. Gelo S III 278, V 377; S-An. 321.1076. 1079.1312.2409 Gensericus S-An. 2111 Georg, Herzog von Liegnitz, Brieg, Wohlau IB-Wi. 129 Germanicus, C. Iulius Caesar A IV 188, V 234; A-An. 263.352.426.597.964; C-An. 1121; C2-An. 16.2408
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Geta A-An. 820 Getisch Weib (Tochter des Getenkönigs Cotiso) C I 480; C 2 I 760 Ghealier Han Sultan (Tochter Sultan Ibrahims) IS-An. 52 Gheusii (= Geusen), Die E-An. 1057 Giangir (= Djihangir, Sohn Sultan Solimans bzw. Süleymans I.) IB IV 183, V 156; IS-An. 994 Giauher C2-An. 85 Gilimer S-An. 2113 Glaucus C I 755–826 Glicius f Glitius Glitius Gallus E-Pe. Gog IB-Pr. 64 Gondigisilus S-An. 2108 Gonsalvo f Gonzalo Fernández de Córdoba y Aguilar Gontaut-Biron, Armand de E-An. 577.579 Gontaut-Biron, Charles de E-An. 517.576.728–729.735.1030–1031.1033 Gonzalo Fernández de Córdoba y Aguilar (bei L. Gonsalvo oder Consalvus) A-An. 354; C-An. 980; IS-An. 1853 Gorgias S-An. 1453.1455 Gorgo (= Medusa) A IV 445; S I 500 Gorguin f Machmet Gurguin Goten / Gothen, Die S V 145; S-An. 2106.2125 Gottfried von Bouillon IS-An. 385–386 Gracchen, Die (Tiberius u. Sempronius Gracchus) E I 461 Granius Sylvanus f Gavius Silvanus Gratiani (= Graziani), Caspar IS I 437; IS-An. 370 Grieche / Griechen, Der / Die A I 5; A-An. 450.493; C I 535; C-An. 510.696; C2 I 233.819, V 516; C2-An. 1011; IS-Pr. 34; S V 654.666; S-An. 17.830.1048–1049.1129.1174–1175; S-Wi. 149 Grimbalder (Angehörige des Genueser Geschlechts Grimaldo), Die IB III 17 Guancavilken, Die S-An. 299–300 Guido (von) Lusignan IS-An. 676 Gurgi IS-An. 58 Gurguin f Machmet Gurguin Gyges A-An. 415
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Gesamtregister der Abteilung Dramen
Hababa / Hababe IS I 343; IS-An. 239 Hada S V 27 Hadrianus (Kaiser) C2-An. 772.780; IS I 407 Hagar S-An. 199 Hali f Ali Halilath S-An. 299 Halil Bascià Serdár IS-An. 1711–1712 Hammon f Ammon Hamzà Mirzà f Anza Menza Hanife IS-An. 350 Hannibal / Annibal C I 218.373, IV 163; C-An. 798; C2 I 342.645, IV 163.346; C 2-An. 1425.1454.1467; E II 520; S I 17.57.59.69.503, II 25, III 250, IV 313.357.410, V 105.664; S-An. 60–61.473.548.1030.1035–1036.1037. 1081.2431.2474.2509 Hannibal Barca S-An. 590 Hanno (ein Karthager der Vorzeit, der, des Strebens nach Tyrannei verdächtigt, aus der Stadt verwiesen wurde) S IV 133 Hanno (karthag. Feldherr u. Seefahrer des 6. Jh.s v. Chr.) S III 188 Hanno (karthag. Truppenführer in Spanien) S I 18; S-An. 5.11 Harmodius E-An. 1039 Haroth IS-An. 1173 Harpocrates S-An. 615 Hasàn Chan IS-An. 140–141 Hassan Aaga IS-An. 660 Hassan Bassa (Gesandter Sultan Solimans bzw. Süleymans I.) IS-An. 1297 Hassan Bassa (nicht zu identifizierende Gestalt des 17. Jh.s) IS-An. 741 Hasta Mehemed IS-An. 490.514 Hebräer / Hebreer / Ebreer, Der / Die A-An. 843; C2 V 517; C 2-An. 1972; S-An. 409.1174 Hecate A V 610.688.700.737; C2 III 188; C 2-An. 805; S V 12.60; S-An. 231.1749 Hecatus S-An. 232 Hector C II 354, IV 162; C-An. 798; C 2 II 506, IV 162; C 2-An. 987.1425 Hecuba A II 533; A-An. 494; C I 680; C-An. 510; C2 I 964; C2-An. 632; S-Wi. 264
Helena (die trojanische) A II 509.530; C I 679, II 353.525, III 290; C-An. 509.622; C2 I 963, II 505.739, III 406; IS-Wi. 32; S IV 424 Helena (Mutter des Jachias, genannt Lalpare) IS-An. 485.489 Heliogabalus S-An. 1679 Hellen (= Höllen)-Diespiter f Iuppiter Stygius Henricus IV. (= Henri IV, König von Frankreich) E-An. 518 Heraclius S-An. 190 Hercules (Alcides) C I 622; C-An. 489. 502; C2 I 66.906, II 524, III 458.466, V 116; C2-An. 627.1258.1261.1264.1490– 1491.1766; E I 396, II 541, IV 55.454; E-An. 685; IS-Wi. 75; S I 574, II 200. 437–548, III 185.529, IV 289.364.509– 626, V 161.250.682; S-An. 176.474.553. 783.788.1214.1452.1666.1719–1720.1962. 1969.1971.1973.2364.2375.2391.2417. 2422.2425; S-Wi. 14 Hercules Melkartos S-An. 372 Herculeus Trierarchus A-Pe. Hermes C2 III 212; C2-An. 2205 Hermolaus E-An. 650 Hero (bei L. Ero) C-An. 74 Herocleoten, Die S-An. 2232 Herodes A-An. 273; C I 237; C-An. 193.701; C2 I 266; C2-An. 121.1212 Herodes Agrippa II. f Agrippa II. Herostratus E-An. 717; S-An. 1613 Hesperiden, Die A III 252; S IV 616 Hesperis f Hesperiden Hiarba / Hiarbas (König der Maxitaner, der Dido nachstellte) S V 92.123; S-An. 1991 Hiembeli IS-An. 351 Hierocles A-An. 287.289 Himilco Phamaeas S-An. 2529–2530 Hiob (= Ejub, Jünger des Propheten Mohammed) IS V 709; IS-An. 1883. 1887 Hipparchus (Freigelassener des M. Antonius) C-An. 856; C2-An. 1620 Homerus IS-Wi. 39–40 Hortensius, Q. A II 212; A-An.105.344
Personen- und Völkernamen Horus C2 V 56; C2-An. 1731 Hystaspides f Darius I. Iamblichus (König eines arab. Stammes) C2 I 82, II 417.585, III 299–414 Ianus A I 17; C I 545, IV 224, V 392; C2 I 828, IV 260, V 676; S-An. 378.2260 Iberer, Die C 2 I 446 Ibrahim (Bassa) IB-Pe. Ibrahim (Sultan) IS-Pe. Ibrahim il Zughi C2-An. 1521 Icarus S III 8 Illyrier, Die C2-An. 811 Imancula Chan IS-An. 420 Imandes C 2-An. 1020 Imrahul Bassa IS-An. 1670 Inachus C-An. 267 Inde / Indian (= Inder), Der IB-Pr. 40, IB III 357, V 111 Indier, Die C 2-An. 867 Innocentius X. (Papst) E-An. 38 Io E III 617; S III 466; S-An. 230.1175 Iphicrates S-An. 1328 Ipsir IS-An. 1446 Iras C-Pe.; C2-Pe. Irene IS III 520.575; IS-An. 1360 Isaac / Isaak IS-An. 897.1999; S-An. 199.240.337 Isabella von Castilien S-An. 2161–2162 Isis C I 320, III 359, IV 152.235.322.396, V 347; C-An. 84.267.273.275.600.601; C2 I 514.524.525.533, II 45.49.78.89.98. 249.397.480, III 139.150.151.177.205.214. 226.535, IV 152.267.271.516, V vor 1.90. 208.520.565.731; C2-An. 184.338.819. 843.1025.1073.1088.1098.1202.1732. 1733.1748.2089–2091; S V 71; S-An. 1175.1938 Ismael (Sohn Abrahams) IS-An. 896 Ismael III. (Schah von Persien) IS-An. 436 Ismael Bassa (Schwiegersohn Sultan Ibrahims) IS-An. 53; IS-Pr. 88 Ismaeliter, Die S-An. 195 Israeliten, Die C 2-An. 1495 Istuan f Bethlen István Iturius A I 198.241.393.586, V 244 Iuba I. C-An. 168.172.173; S-An. 128
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Iuba II. C I 208.212.215.296; C-An. 174; C2 I 424, V 660; C 2-An. 2224.2226 Iulia (Tochter des Augustus) C I 482; C2 I 762, II 172 Iulia (Mutter [nicht Gemahlin!] des Kaisers Caracalla) C2-An. 2094 Iulia Augusta f Livia Iulius (= Ascanius) f Iulus Iulius Augurinus (bei L. Tugurinus) E-Pe. Iulius Tugurinus f Iulius Augurinus Iulus (= Ascanius) A-An. 470 Iunia (Ehefrau des C. Cassius Longinus) C-An. 180 Iunia Calvina A V 244 Iunia Silana A I 203.207.241.383.384.389. 541.585, V 249; A-An. 244 Iunia Tertia A-An. 863 Iunius Arulenus Rusticus, Q. A-An. 818 Iunius Rusticus f Iunius Arulenus Rusticus Iunius Silanus, L. A I 189, V 50; A-An. 232 (hier irrig: Claudius Silanus) Iuppiter Lapis S-An. 2340 Iuppiter Stygius A V 728 Iuppiter Vindex A-An. 776; C-An. 726–727; C2-An. 1212–1213; E V 746 Iustinianus S-An. 2115–2116 Ixion C II 510; C-An. 666; C2 II 724 Jachias IS I 466; IS-An. 484.486.495.514. 518.521.526 Jalche Saferli IS-An. 1478 Japhet C 2-An. 698 Jason S II 437–548, IV 624; S-An. 1000. 1002.1017 Jephta S-An. 240.285 Jericho C III 146 Jesus Christus IS-An. 1931 Johanna von Castilien (= Johanna die Wahnsinnige) S-An. 2163 Johannes Austriacus (= Don Juan de Austria) S-An. 2186 Joseph (der Sohn Jakobs im Alten Testament) IS II 657 Josua S-An. 788.1209 Jude(n), Der / Die C-An. 701; C2 V 517; C2-An. 105.397.804.814.1212.1607.1663. 2086; S-An. 241.1620.2545
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Gesamtregister der Abteilung Dramen
Jugurtha C I 500; C 2 I 784; C 2-An. 1671; S-An. 1626.2059 Julian, Graf S-An. 2132.2140.2146.2150 Julier, Die (Julisches Geschlecht) A-An. 469.503; C I 115.546, IV 146.388; C 2 I 207.830, IV 146.508; E V 547 Julius f Caesar, C. Iulius Julius II. (Papst) E-An. 18 Juno C II 437–556; C-An. 268.664.669; C 2 II 651–770, IV 351; C2-An. 953; E I 251, II 516; E-An. 188; S I 574, III 458.465.489, IV 362.411.511, V 613; S-An. 695.698.1658 Jupiter A I 19.74.76.637, II 557, V 171; A-An. 116; C I 567.755–826, II 251.441. 465.467.476.477.551, IV 117; C-An. 83.268.667.669.672; C2 I 841.1053–1124, II 403.655.679.681.690.691.765, IV 117; C 2-An. 695.697.780.816.1255.2241; E I 14.194.659, II 514, V 437.474.746; E-An. 187.967; IS II 607; S II 437–548, III 466.489.501.513.525.537.550, IV 304.470; S-An. 96.215.349.416. 695.697.790–791.830.1546.1550.1556. 1581.1582.1624.1867.2340.2366.2384; S-Wi. 211 f Diespiter Jupiter Ammon C2-An. 1132; S-An. 1556. 1581 Jupiter Melikartos S-An. 374 Justinian (= Ibrahim) IB III 28.41 Justinianer (Angehörige dieses Genueser Geschlechts), Die IB III 17 Kabar / Cabar IS-An. 1193; S I 381; S-An. 196.202 Kadaris (vermeintlicher Begründer der islam. Sekte der Kadariten) IS I 531; IS-An. 652 Kalender, Die (Angehörige eines Derwischordens) IS-An. 1815 Kalenderi f Santon Kalenderi Kanopus f Canopus Kara Mustafa IS V 552; IS-An. 1656 Karl I. (König von England) E-An. 975–976 Karl V. (Kaiser) A-An. 988; E-An. 91; IB I 206.210.250.273.285.287–289.294. 295; IS-An. 1792; S V 167; S-An. 2180
Karl VIII. (König von Frankreich) C-An. 784 Kassa (ein Bassa) IB III 198.351 Kataband (= Mohammad Khodabandeh, Schah von Persien) IS I 451 Katz-Bektas IB II 192 Kethura S-An. 1217 Kiosem f Kösem Valide Kiuperli IS-An. 194.1723 Koer f Coi Kösem Valide (bei L. Kiosem) IS-Pe. Konstantinus f Constantinus Kosacken / Cosacken IS I 458.471, V 226; IS-An. 447.460.530.690.697.699.1596 Kulogli IS-An. 255 Laban S-An. 1743 Lachesis C III 573–626; C2 III 749–802 La Fin, Jacques de E-An. 729 Lala Schabin IS-An. 1742 Lalpare f Helena (Mutter des Jachias) Laomedon C-An. 663 Lar Agasi IS-An. 37 Largus, Valerius C-An. 1014; C 2-An. 2128 Lateiner (= Römer), Die S-An. 96 Latona C2-An. 1491 Lazar(us) Hrebeljanovic´ IS-An. 1804 Leaena E-An. 1038 Leander C I 136; C-An. 73 Leda C III 382; C2 III 558; S III 513 Leopold I. (Kaiser) C V 490; C 2 V 838; E-Wi. 12; IS V 868.935; IS-An. 56; IS-Wi.; IS-Pr. 82; S II 528(Fußnote). 547, IV 509–626, V 175 Lepidus, M. Aemilius A III 39; C I 67.96. 249.399.506; C-An. 57.61.338.465; C2 I 9.143.180.221.281.671.790; C 2-An. 483.599 Libavius, Andreas C2-An. 1141 Libo C2-An. 2026 Libyer f Lybier Licinius Gabolus A V 243 Lilith S-An. 1174 Livia (Livia Drusilla; Iulia Augusta) A II 204.211.541; A-An. 341; C I 116.469.485, IV 438.445, V 54; C-An. 394–395.481.867; C2 I 208.753.770,
Personen- und Völkernamen II 26.34, IV 558.565, V 86.124.481.679; C2-An. 537.612.2074.2150 Livie f Livia Lollia Paulina f Paulina, Lollia Loth S-An. 360 Louyse (Herzogin) f Luise Lucanus, M. Annaeus E-Pe. Lucretia E-An. 51; IS IV 228 Lucumaces S I 164 Ludwig (nicht identifizierbare Herrschergestalt) IS I 413 Ludwig (Herzog von Liegnitz, Brieg, Wohlau) IB-Wi. 129 Ludwig XI. (König von Frankreich) C-An. 783 Ludwig XII. (König von Frankreich) A-An. 357–358 Luise (Herzogin von Liegnitz, Brieg, Wohlau) A-Wi. 5 Lyaeus (= Bacchus) C2 III 460, IV 355 Lybier (= Libyer), Die S V 458 Lycier, Die S-An. 1804 Lycurgus C2-An. 981.1006.1082; S-Wi. 266 Macareus A III 202; A-An. 609 Macedonier, Die A-An. 962 Machmet (Sultan) f Mehmed Machmet Gurguin (= Gurdschi Mohammedpascha) IS V 125; IS-An. 1665–1666 Macrinus S-An. 2454 Macro (= Maro nach heutiger Lesart bei Seneca, De benefic. 3,26,2) C2-An. 2010 Macro (= Q. Naevius Cordus Sutorius) A II 416 Madian S-An. 1217 Maecenas C2-Pe.; E IV 80; E-Wi. 10.37; S-Wi. 187 Maelius, Spurius E I 522 Maeris (= Moeris) C2 V 704 Magellan, Fernão de C V 495; C2 V 843 Magog IB-Pr. 64 Mahamed (Schah von Persien) IB II 173 Mahumed / Mahumet / Mahumeth / Mechmet / Muhammed (der Prophet) C2-An. 2383; IB III 333.345.361, IV 82.194.227.237.241.258.272.281.335,
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V 115; IS I 148.149.431.483.590, II 12.131.220.331, III 284.302.450, IV 422, V 244.597.710; IS-An. 20.343.360.362.667–668.720.723.727. 729.809.822.830.849.859.879.912.915. 945.1058.1059.1064.1201.1205.1333. 1346.1387.1406.1765.1932.1959; S-An. 2172–2173.2175 Mahumed / Mahumet / Machmet (Sultan) f Mehmed Mahumed (ein Großwesir) IS-An. 758 Maleki IS-An. 351 Maleus S-An. 1972 Mandrestal S II 21 Manilius Mathematicus E-An. 27 Manlius Capitolinus, M. C I 140; C-An. 79–80; C2 I 324; E I 522, IV 360.505; E-An. 652–653 Manlius Torquatus, T. C-An. 824 Marcellus, M. C 2-An. 1002 Marcia A-An. 345 Marcius Festus E-Pe. Mardion (Eunuch am Hofe Cleopatras VII.) C2-An. 875 Margarite (= Margarita Teresa) S II 528 (Fußnote).548 Maria (angebliche Gemahlin Kaiser Ottos III.) E-An. 664–665 Marius, C. C I 378; C-An. 321; C2 I 650; C2-An. 1275–1276; E I 463.485; S-An. 2209.2484 Maro f Vergilius Maro, P. Marot / Maroth IS II 429; IS-An. 1173 Mars C I 755–826; C-An. 726; C2 I 1053–1124, IV 352; C2-An. 1312.1490; S I 399, III 467; S-An. 2363 Marser / Marsen (Marsi), Die C-An. 1122; C 2-An. 2064.2409 Marsi f Marser Marsyas C-An. 681; E I 671 Martia f Marcia Martius f Marcius Maselylen, Die S-An. 89 Massarahn, Printz von IB III 36 Massinissa (Masinissa, Masanissa) C I 719.722.724; C-An. 520; C2 I 999.1002.1004; C2-An. 643; E IV 423; S-Pe.; S-Wi. 128.135
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Gesamtregister der Abteilung Dramen
Massiva S I 197 Mathos S-An. 1099 Matrenos S-An. 1896 Mauritanier (= Mauretanier), Die S-An. 128 Maximina, Diva (Identität nicht geklärt) A-An. 881 Maximus Scaurus E-Pe. Mecaenas / Mecenas f Maecenas Medea (Medee) C III 289; C2 III 405, V 179; S I 535, II 167.518, IV 81; S-An. 586.1000–1001 Mede(r), Der / Die A I 30; C I 232, II 269; C 2 I 729, II 421, V 517; C2-An. 2086; S-An. 1501 Mediceer, Die E-An. 97 Medusa E V 638 Meez le din’ allà (ein Kalif) C 2-An. 1508 Megaera / Megere IS IV 501; S V 544 Megalomazos S-An. 374 Mehemed (König von Tunis) S-An. 2188 Mehemed Gorguin f Machmet Gurguin Mehémet Chirah IS-An. 443 Mehmed (bei L. Mahumeth) I. (Sultan) IS I 412 Mehmed (bei L. Machmet / Mahumed / Mahumeth) II., der Eroberer (Sultan) IS I 417, II 502.676, III 520, IV 192, V 207.310; IS-An. 165.537.641.1361. 1424.1813 Mehmed (bei L. Machmet / Mahumed) III. (Sultan) IS I 466, II 117, IV 417, V 116; IS-An. 483.488.491.494.511–512.1012. 1015.1626–1627.1641 Mehmed (bei L. Machmet / Mahumed / Mehemet) IV. (Sultan) IS-Pe. (hier nur als Kind!); IS-An. 56.77.173.255.1009. 1038–1039.1042.1322.1620; IS-Wi. 69; S V 178.181 Mehmed (bei L. Machmet / Mechmet) Gerci (= Girai) IS V 19; IS-An. 1579.1581 Meimun C2-An. 2311 Melcarthos/Melkart(h)os S V 380; S-An. 372.1214 f Melkarthon Melech S-An. 370 Melek Ahmet IS-An. 1448 Melicardus S-An. 1219
Melius f Maelius Melkantharos S-An. 372 Melkarthon S-An. 1214 f Melcarthos Memnon C I 330; C-An. 291; C 2 I 538; C2-An. 415; E III 84; S V 65; S-An. 1907 Mena C2-An. 387 Menelaus A II 509; C-An. 509 Mercur(ius) C I 755–826, II 437–556; C2 I 1053–1124, II 651–770, IV 355, V 30; C2-An. 1702; S-An. 376; S-Wi. 223 Messalina E V 196 Messenier, Die S-An. 2481 Metellus Numidicus, Q. Caecilius S-An. 66 Metellus Pius Scipio, Q. Caecilius (ursprgl. Name: P. Cornelius Scipio Nasica) C-An. 168.172 Methres S-An. 1896 Mexicaner, Die C 2-An. 1324; S-An. 424–425 f Navatlacker Mezetulus S I 160 Micipsa S-An. 17 Midas C II 516; C-An. 679; C2 II 730 Milcom S-An. 363 Milcon S-An. 370 Milichus E-Pe. Minerva A III 375.401, V 256; A-An. 447.493; C-An. 684; C2-An. 953.1131 Minos A V 803; C I 755–826; C 2 I 1053– 1124; E V 642.708 Mithra C 2-An. 35; S-An. 250.1762 Mithridates C2-An. 1274–1275 Mnester A-Pe.; C-An. 737; C 2-An. 1321 Moldauer, Die IS-An. 693 Molech S-An. 326 Moloch S I 398, V 19; S-An. 108.242. 250.253.305.329.375 Momus C II 492; C 2 II 706 Mondragon(ius), Christoph C-An. 139– 140; C2-An. 252 Monstansir (Kalif) C2-An. 1562 Morat IS-An. 1437.1450 Morosini (ein Angehöriger dieser venezian. Familie) IS I 397 Mortaza IS-An. 664 Moscowiter, Die IS V 285 Moses C 2-An. 372; IS-An. 1931
Personen- und Völkernamen Moth S V 60 Mouth S-An. 1892 Mucia, Tertia C2 I 296.298; C2-An. 165 Mucius Cordus Scaevola, C. C-An. 312; C2-An. 456; E IV 75 Muhammed (der Prophet) f Mahumed Muhammed Tahir Beinus IS-An. 130 Mulciber A I 73 Mulcy S-An. 2128 Mulitha S-An. 1174 Mulki Kadin IS-An. 174.179 Mumius f Mummius Mummius, L. C 2 IV 221 Munatius Gratus E-Pe. Munatius Plancus A-An. 175 Murad / Murat (Sultan) f Amurath Murat (Bassa von Aleppo) IS I 578; IS-An. 705 Mus Decius f Decius Mus Musa IS-An. 252 Mustafa I. (Sultan) IS II 481, III 183.187, IV 450, V 186.238.541.549.665; IS-An. 486.1002.1003.1008.1238. 1302.1303.1310.1564.1703.1708. 1710.1712.1726.1734.1736.1830.1832 Mustafa (Sohn Sultan Mehmeds II.) IS IV 193; IS-An. 1425 Mustafa / Mustaffa (Sohn Sultan Solimans bzw. Süleymans I.) IB I 487, III 350, IV 57.183, V 133–208; IS IV 402; IS-An. 996.1290.1299.1547.1918 Mustafa (Großwesir) f Kara Mustafa Mustafa Bassa (Beamter Sultan Ibrahims) IS-An. 183 Mutius Scaevola f Mucius Cordus Scaevola, C. Muza / Muza Abenzair (= Musa ibn Nusayr) S V 152; S-An. 2137.2138. 2149.2153 Mycerin(us) C2 I 493, III 176; C2-An. 1088.1175 Mylidtha S-An. 228 Mylitte (= Mylitta) S III 113 Naber S-An. 2156 Nasamones / Nassamonen, Die C 2-An. 1028; S-An. 1487 Nasuf Bassa (= Nassuhpascha) IS V 150
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Navatlacker (= Mexikaner) C2-An. 1422 f Mexicaner Nebi, George IS-An. 1435.1444 Neco S-An. 1252 Nectabis / Nectanebus (= Nektanebos II.) A V 633; S-An. 1554 Nemesis E V 507 Neptun(us) A III 466; A-An. 498; C I 570.755–826; C-An. 555; C 2 I 854.1053–1124; C2-An. 684.695.698; E I 15.478, V 55; S II 509; S-An. 211. 813.1231–1232; S-Wi. 217 Nero (Kaiser) A-Pe.; C-An. 726.1139; C2-An. 790.2423; E-Pe.; S-An. 1460; Si-Wi. 147 Nero, Ti. Claudius A II 209; A-An. 340; C I 468; C-An. 395–396; C2 I 752; C2-An. 538 Nerva A-An. 602 Nesselrode, Franz Freiherr von S-Wi. 393, 272 Nestor E I 348, II 503; S-Wi. 2.199 Nicias A-An. 950 Niederländer, Die E-An. 323 Nilus (Gott des Nils) C 2 III 193; C2-An. 443 Nimrod S-An. 1904 Ninus A I 2, III 310.311; A-An. 625; S-An. 131 Niobe C-An. 84 Noah / Noe C2-An. 696; IS-An. 1930; S-An. 377.1198 Noe f Noah Nonius C2 V 593 Nostitz, Otto von E-Wi. 267 Numa Pompilius A I 8; C-An. 824; C2-An. 2232; E I 390 Numidae / Numiden (= Numider), Die S II 95, IV 129; S-An. 1204–1205 Obaritus (bei L. Oloaritus) A-Pe. Octavia (Schwester des Augustus, Ehefrau des M. Antonius) C I 463.478.550. 577.580.652.701.708, II 165; C-An. 345.866; C 2 I 747.772.834.861.864.988, II 317; C 2-An. 493.572.576.622.2074 Octavia (Tochter des Kaisers Claudius, Ehefrau Neros) A-Pe.
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Gesamtregister der Abteilung Dramen
Octavius Augustus f Augustus Ocypete S III 452 Odysseus f Ulysses Olgiati, Girolamo f Olgiato, Hieronymus Olgiato, Hieronymus E-An. 688–689 Oloaritus f Obaritus Olympia / Olympias A V 634; IS III 21; S IV 306; S-An. 1545.1551.1556 Omanus S-An. 257.1111 Omar (Kalif) S V 166; S-An. 2172 Omphale C I 622.623; C2 I 906.907, II 524; S II 500.536, III 549; S-An. 783 Ophiogenes (= Ophiogeni), Die C 2-An. 2065 Oppas, Don S-An. 2144 Oppius, C. A II 473; C2 II 206 Orcan (= Orkan) I. (Sultan) IS I 406 Orcan (= Orkan, angebl. Bruder Sultan Murads IV.) IS II 490, IV 278; IS-An. 1270 Orest A IV 171.176, V 799.844; E I 140.518 Orfeus f Orpheus Orion E I 781 Orodes C-An. 189 Orpheus A I 118; S I 563, II 470, IV 549; S-An. 730.809; S-Wi. 8 Osiris / Osir C-An. 83.269; C 2 I 483. 512.515.522, II 83.115.402, III 150.205.213.215, V 208.271.441.731; C 2-An. 328.365.383.384.403.443. 819.1073.1089.1158.1169.1732.1873. 2377.2396; S I 396, V 73; S-An. 350. 351.353 Osman(n) / Oßman(n) (als Bezeichnung für einen Sultan aus dem Osmanischen Herrscherhaus) IB passim; IS passim Oßman(n) (= Osman) I. (Sultan) IS I 171.263.266.405, III 54.185.309.349.353, IV 8.26.292.424, V 206.555.695.699 Oßman(n) (= Osman) II. (Sultan) IS II 54.487, IV 449.451, V 130.142.239. 304.563.642.667; IS-An. 373.668. 746.922.1217.1238.1241.1301– 1302.1308.1564.1569.1571.1572. 1677.1693.1695.1700.1704.1766.1767 Otho A-Pe.; C-An. 725.732.780; C2-An. 1311.1317.1388; E IV 728 Otho I./III. f Otto
Otto I. (Kaiser) E-An. 657 Otto III. (Kaiser) E-An. 665 Paetus, Caecina E-An. 625.628.631 Paez, Petrus E-An. 341 Pais f Paez Palinur(us) C IV 129; C2 IV 129; E II 520 Pallas (Pallas Athene) A II 538; C II 437–556, III 189; C-An. 651; C2 II 651–770, III 273; E II 524; S I 366; S-An. 144 Pallas (ein Riese) C2-An. 1130 Pallas, M. Antonius A III 40, V 47 Pan C-An. 678.680; S II 506; S-Wi. 224 Paphier, Die S-An. 2366 Paphus A-An. 206 Parcen f Parzen Paris (Pantomime im Dienste Neros) A-Pe. Paris (der trojanische Königssohn) A II 509.521; C I 675, II 355.437–556; C-An. 509–511; C2 I 959, II 507.651– 770; C2-An. 633 Parthe(r) / Parthen / Parten, Der / Die A I 30.179; C I 231.232.545; C-An. 188–189.354.448; C2 I 119.233.338.339. 444.729.829, V 516; C2-An. 283.501. 867.2086; E-An. 956–957; IB III 220; S–An. 1442 Parzen C III 337.341.459.573–626; C2 III 477.481.635.749–802; S II 440 Patavinus, Cassius E III 689 Patrobius S-An. 2489 Patroclus E II 513 Paulina (Gattin des Maximinus Thrax) A-An. 879 Paulina, Lollia A V 53.247 Paulina, Pompeia (Gattin Senecas d.J.) E-Pe. Paulus Ericus f Erizzo, Paolo Pausanias (spartanischer Feldherr) A-An. 1200.1202; E IV 489 Pelops C2-An. 807 Penthesilea S I 365 Percennius IS-An. 1780 Perdiccas C I 187.190; C-An. 106; C 2 I 379.382; C2-An. 268; E III 175; S-An. 67.2438
Personen- und Völkernamen Perez, Antonius E-An. 633 Pergamener, Die S-An. 1308–1309 Periander IS-An. 242; S V 533 Peristea S-An. 1868 Perse / Perser / Persen / Persianer / Persier, Der / Die A I 179, III 207.210; E I 509; IB I 208.226.293, II 108.173, V 112; IS I 484, III 272, V 218.237; IS-An. 15.115.129.131.143.303.306.322.350. 359.825.839.895.948.954.1317.1528. 1608.1874.; S V 666; S-An. 107.1501.2259.2558 Peruaner, Die C2-An. 399 Peruser (= Perusiner), Die C I 257; C2 I 289 Petreius, M. C-An. 172 Petrus Navarrus S-An. 2182 Petronius, C. C2-An. 1551 Petronius Arbiter, C. E-An. 488 Phaethon E IV 702; S II 505 Phalaris E I 623, III 76, V 9 Phalereer, Die S-An. 1231 Pheanac S-An. 1709 Phenix f Phoenix Phidias E V 213 Philadelph f Deiotarus Philadelphus Philadelphus f Ptolomaeus II. Philadelphus Philenen (= Philaeni), Die S I 420 Philipp(us) (makedon. König) C2-An. 2102; S-An. 1547.1549.2250 Philipp II. (König von Spanien) S V 171; S-An. 2186 Philipp der Gute, Herzog von Burgund S-An. 1015 Phlipp der Schöne S V 156; S-An. 2163 Philotas (Sohn eines Feldherrn Alexanders d. Gr.) E III 97, IV 491; E-An. 475.505 Philotas (Arzt in Alexandria, von L. irrtümlich für den Koch des M. Antonius ausgegeben) C2-An. 877 Phineus C2-An. 2034 Phoebe (= Diana, auch als Mondgöttin) C IV 443; C2 IV 563; S I 554 Phoebus / Foebus (Phoebus Apollo) A I 119; S-Wi. 6 Phoenicier / Phoenizer, Die C2-An. 395.904; S I 394, III 122.173, IV 490;
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S-An. 95.108.188–189.303.377.461.1170. 1172.1187.1199.1208.1212.1214.1225– 1226.1230–1231.1235.1237.1247.1252. 1263.1362.1623.1707.1709 Phoenix / Fenix A II 14; C III 358; C2 III 534; IS I 57.598; S I 418 Phraates IV. C I 230.296; C2 I 424 Phrygier, Die S-An. 229 Phryne IS II 599 Piastus IB-Wi. 131,71 Pietreus, Simon C 2-An. 1000 Pigmalion f Pygmalion Pindarus (Freigelassener des C. Cassius Longinus) C-An. 716; C2-An. 1302 Piramus f Pyramus Pirithous S-An. 732 Piso, C. Calpurnius E-Pe. Placida S-An. 2110 Plautius Lateranus E-Pe. Plautus f Rubellius Plautus Pluto C I 570.755–826; C2 I 854.1053– 1124; C2-An. 695.699; S II 437–548; S-An. 1890; S-Wi. 215 Poetus f Paetus, Caecina; Thrasea Paetus Pohlen (= Polen), Die IS-An. 195.1587 Polacken (= Polen), Die IS V 269 Polifem f Polyphem Poliorcet f Demetrius Poliorcetus Polixena f Polyxena Polyphem (bei L. Polifem) A V 299; S II 478 Polyxena / Polixena S I 560; S-An. 2483; S-Wi. 262 Pompeius Magnus, Cn. (d. Ä.) C I 66.95. 384, IV 81; C-An. 54.154.165.358.363. 768.808–809; C2 I 142.179.245.656, IV 81.223; C 2-An. 505.510.1377.1436; E I 486; S-An. 2381.2382 Pompeius Magnus, Cn. (d. J.) C I 205; C-An. 160.162 Pompeius Magnus, Sextus A-An. 1208; C I 421.422.509.514; C-An. 343.352– 353.465.468; C 2 I 251.298.299.705.706. 793.798, II 65; C2-An. 119.165.484.491. 499.599.602 Pomponia Graecina S-An. 2332 Popilius Laenas, C. E V 40; E-An. 819
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Gesamtregister der Abteilung Dramen
Poppaea A-Pe.; C-An. 750; C2-An. 1356; E-Pe. Porcia E IV 96 Porsenna / Porsena C I 371; C-An. 314; C 2 I 643; E IV 76 Porta, Johannes Baptista de la IS-An. 1259 Post(h)umius Tubertus, A. C2-An. 990 Pothinus (Erzieher und Vormund des minderjährigen Ptolemaeus XIII.) C-An. 166 Pothinus (Eunuch am Hof Cleopatras VII.) C 2-An. 875 Praexaspes E V 99 Priamus C II 523; C 2 II 737; C2-An. 986 Priapus S III 111; S-An. 375.1147.1152 Proculeius, C. C-Pe.; C 2-Pe. Proculus f Cervarius Proculus, Volusius Proculus Prometheus S-An. 2278 Proserpina / Proserpine S II 472; S-An. 727.732 Proteus / Protheus C I 755–826; C2 I 1053–1124; C2-An. 438; S II 260 Psammirteus E-An. 12 Psylli (Psyllen), Die C-Pe.; C2-Pe. Psyllus (König der Psyllen) C-An. 959; C 2-An. 2036 Ptolomäer (= Ptolemäer), Die C III 559, V 410; C2 I 742.743, II 618, III 735, IV 315, V 93.758; C2-An. 1023.1287.1765–1766 Ptolomaeus (= Ptolemaeus) I., Gründer der ptolem. Dynastie C II 317, III 180, IV 397, V 65; C-An. 108; C 2 I 486, II 469, III 264, IV 517, V 105.116.118.602. 634.702; C2-An. 268.747 Ptolomaeus (= Ptolemaeus) II. Philadelphus C 2 III 492; C 2-An. 748–749.1277.1292– 1293 Ptolomaeus (= Ptolemaeus) III. Euergetes C 2-An. 1762 Ptolomaeus (= Ptolemaeus) XII. C2-An. 106 Ptolomaeus (= Ptolemaeus) XIII. (Bruder u. Mitregent Cleopatras VII.) C-An. 361.363.365.807; C2-An. 508.510.512. 1049.1434
Ptolomaeus (= Ptolemaeus) Philadelphus (Sohn Cleopatras VII.) C-Pe.; C 2-Pe. Ptolomaeus Lagus f Ptolomaeus I. Pugmalion f Pygmalion Pygmalion / Pugmalion (myth. König von Tyros / Bruder Didos) S V 250; S-An. 1986.2376 Pygmalion (myth. Künstler) A I 116; A-An. 204; S I 523 Pyramus / Piramus C I 720, III 52; C2 I 1000, III 60 Pyrrhus (= Neoptolemus, Sohn des Achilles) S-An. 2483 Pythago (irrige Namensform) f Pythagoras (Lustknabe Neros) Pythagoras (Philosoph) A-An. 983 Pythagoras (Lustknabe Neros) A-An. 280–281; E-An. 271 Quaden, Die S-An. 47 Ragotzy (= Georg Rákoczi I.) IS I 464; IS-An. 475–476.479 Ramesses (= Ramses) C2-An. 2286; E-An. 40 Ravaillac, François E-An. 1063; E-Wi. 4 Regel Bassa IS-An. 1679 Regep Bassa (= Redschebpascha) IS V 554 Regulus, M. Atilius E IV 78; E-An. 273; S I 75.370, II 275, III 199, V 370; S-An. 53.57.634.636 Remus S-An. 552 Reuß (= Russe), Der IB V 112 Rhadamanthus (= Rhadamanthys) A V 821; C I 755–826; C 2 I 1053–1124 Rhodier (Bewohner von Rhodos), Die E-An. 685 Rodrigo / Don Rodrigo S-An. 2131.2135.2145.2157 Römer, Die A II 16; A-An. 446.562.710. 959; C I 44.52.74.85.149.186.220.231. 384, II 132.394, III 122.430, IV 24.200. 205.216.250.469, V 293.318.338.424; C-An. 27.38.79.81.90.95.178.481.603. 722.1039.1053.1094; C2 I 68.74.111.132. 150.161.231.270.339.344.378.501.608. 656.720.731, II 12.124.191.207.284.544. 577, III 130.606, IV 200.205.214.240.243.
Personen- und Völkernamen 245.278.310.333.337.368.375.388.589, V 158.206.278.455.501.516.542.772; C2-An. 448.480.570.612–613.796.848. 1308.1548–1549.1550.1967.2187.2359; E I 51.76.519.534.554.587, II 122.231, III 172.359.610.716, IV 14.77.89.128.167. 362.384; S I 60.124.153.193.230.372.511. 550, II 62.115.122.128.149.182.414, III 15.21.156.197.206.328.336, IV 52.170. 329.332.347.477, V 115.139.193.223.293. 296.355.366.399.492.590.617.679; S-An. 47.56.62.81.88.378.382.574.612. 628.653.654.1024.1173.1280.1329.1381. 1391.1499.1583.2060.2205.2221.2253. 2255.2260.2357.2460.2501–2502.2508. 2528.2529; S-Wi. 221 f Lateiner Röm’scher Vater f Aeneas Romulus C I 146; C-An. 95–96; E I 550; S IV 183.252; S-An. 551 Rossy, Bianca de IS-An. 1260 Roxelane / Roxelana (= Hurrem) IB-Pe.; IS IV 415; IS-An. 1208.1250.1290.1294 Rubellius Plautus A I 185.191.208.221.227. 239.375.377.471 Rubria A-Pe. Rufrius Crispinus A II 205 Rustahn / Rustan (= Rüstem) IB-Pe.; IS IV 403; IS-An. 1294 Sabazus (= Bacchus) C2 III 451 Sabina Augusta f Vivia Sabina Augusta Sabina Poppaea f Poppaea Sachsen, Die E-An. 657 Salambas S-An. 1144 Salambo S III 107; S-An. 1144 Salamon S-An. 2116 Sallustius, C. E-An. 491 Salmoneus E III 179 Salomon IS-An. 1887; S-An. 1175 Samariter, Die S-An. 1623 Samothracier, Die S-An. 187 Samson / Simson IS II 687; S-An. 787.788; S–Wi. 241 Samuel A-An. 1211–1212 Sancho, Don S-An. 2142 Santon Kalenderi IS-An. 967–968 Saracenen(r), Die S V 151.177; S-An. 190.1308; S-Wi. 241
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Sardanapal(us) A-An. 284; IS II 106; S V 652 Sarpedon E II 514 Saturn(us) A I 11; C I 770.799; C-An. 555; C2 I 1068.1097, III 236, V 695; C2-An. 684.694.697.2291; IS III 560; S I 397, IV 349, V 353; S-An. 223.259. 270.376.377–378.379.1198.1314.1902; S-Wi. 224 Scaban Kalfa IS-An. 180 Scaevinus, Flavius A-An. 776; C-An. 726; C 2-An. 1312; E-Pe. Scander Bassa IS-An. 374.376 Scaurus, M. Aemilius C 2 I 295 Scevinus f Scaevinus Schafei IS-An. 351 Schapmestahi (Gründer einer islam. Sekte) IS-An. 654 Schapmestahis, Die (Anhänger einer islam.Sekte) IS I 533 Schekerpera (bei L. Sekierpera / Chequer Paré) IS-Pe. Schwaben, Die C 2 I 607; S-An. 2108 Scihinghir Chan IS-An. 451 Scipio, P. f Metellus Pius Scipio, Q. Caecilius Scipio Africanus, P. Cornelius (d. Ä.) C IV 163; C-An. 518.520; C2 IV 163.223; C2-An. 640.643; S-Pe. Scipio Africanus, P. Cornelius Aemilianus (d.J.) S-An. 2049 Scolario IS-An. 539 Scribonia C I 488; C 2 I 768, II 38 Scythen, Die C2-An. 479; IB V 112; S V 646; S-An. 148 Sefi / Sephi (= Schah Safi) IS V 220; IS-An. 46.113 Seianus, L. Aelius C2-An. 2105 Sekierpera f Schekerpera Seleucidae (= Seleukiden), Die S-An. 1337 Seleucus I. (der Gründer des Selukidenreiches) S II 399.400; S-An. 647.1570 Seleucus (Kommandant von Pelusium unter Cleopatra VII.) C I 746; C-An. 543.545.864; C 2 I 1026; C2-An. 663.665.743.2072
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Gesamtregister der Abteilung Dramen
Selim I. (Sultan) C 2-An. 1516; IS I 420, V 209.746.750; IS-An. 1889 Selim II. (Sultan) IS-An. 1294 Selim (Sohn Sultan Mehmeds III.) IS-An. 483.511 Sem C 2-An. 699 Semiramis A III 311; A-An. 625; S-An. 1876 Semnonen, Die S-An. 296 Sempronius Sophus, P. C-An. 609; C 2-An. 854 Seneca, L. Annaeus (d.J.) A-Pe.; E-Pe. Sepharvaim, Die S-An. 365 Seraphiel IS-An. 1921 Serapis C I 321; C-An. 270.273; C 2 I 485.495, III 2.180.206.223, V 57.89; C 2-An. 314.316.332.333.340.1153.1873; S V 69; S-An. 1762 Sere (= Serer), Der IB-Pr. 38; IS II 447 Sertorius, Q. E I 485; C2 I 593.596 Servius Tullius S-An. 1559 Sesostris C2-An. 71 Sester (Einwohner von Sestus), Die IB I 298 Seth C2-An. 695 Sextius Africanus, T. A-An. 245–246 Sforza, Galeazzo Maria, Herzog von Mailand E-An. 699 Sibylla von Cumae E IV 637–746; E-An. 760 Sicca Veneria S-An. 1126 Sichaeus S-An. 1988 Sicharba S-An. 1988 Sicyonier / Sycionier, Die C 2-An. 985; S-An. 2365–2366 Sidonier, Die S-An. 234 Sigismund (König von Ungarn u. deutscher Kaiser) IS I 411 Silana f Iunia Silana Silanus f Iunius Silanus, L. Silen C2 III 452 Silla f Sulla Simandes C2 V 608; C2-An. 1020.2174. 2176 Simon Bassa IS-An. 721 Simson f Samson Sinan IB II 207.225 Sineser (= Chinesen), Die S-An. 570
Sinon / Synon E III 650; E-An. 558 Siphax f Syphax Sire, Der f Syrer, Der Sisebutus S-An. 2117 Sixtus V. (Papst) C 2-An. 2283.2287; E-An. 13–14.35.41 Smerdes E I 510 Socrates E II 428, IV 74, V 43.130.411 Sofi (= Safi, Begründer der persischen Dynastie der Safawiden) IB III 220; IS-An. 135 Soliman / Suleiman (= Sultan Süleyman I.) IB-Pe.; IS IV 414; IS-An. 550.994.1060.1207.1250.1289.1917–1918; S V 172 Soliman Aga IS-An. 1461.1466.1494 Solon S I 99 Sophocles S-Wi. 252.268 Sophonisbe A IV 414; C I 719.728; C-An. 519; C2 I 999.1008; C 2-An. 641; S-Pe.; S-Wi. 128.271 Soranzo, Giovanni IS I 386.556.586 Sosius / Sossius, C. C 2 I 182.443; C2-An. 283; C-Pe. Sostratus C2 III 500; C2-An. 1293 Sothis C2-An. 2204; E-An. 16 Spanier, Die C 2-An. 448; E-An. 380 Spartacus C I 372; C 2 I 644 Spartaner, Die S-An. 100 Spendius S-An. 1099–1100 Speusippus E V 423 Sphinx / Sphynx C2 II 92; S III 452 Spinoler (Angehörige dieses Genueser Geschlechts), Die IB III 23 Sporus A-An. 278 Statilius Taurus, T. A V 57 Statius Annaeus E-Pe. Statius Proximus E-Pe. Stella f Arruntius Stella, L. Stilpon von Megara E V 67 Straffort (= Thomas Wentworth, Graf von Strafford) IS IV 56 Stratonice A-An. 612; S II 399 Strozzi, Filippo E-An. 96 Subrius Flavus (bei L. Flavius) E-Pe. Suburanus, Sextus Attius E-An. 237 Suleiman f Soliman Suillius Rufus, P. E V 111; E-An. 865
Personen- und Völkernamen Sulla, L. Cornelius C I 376; C2 I 648, IV 347; E I 463.485, III 262, V 318; S-An. 2485 Sulpicius Asper E-Pe. Sulpicius Gallus, C. C-An. 606; C2-An. 851 Sulpitius f Sulpicius Susanna IS II 658 Sycionier f Sicyonier Sylla f Sulla Synon f Sinon Syphax / Siphax C-An. 519; C2-An. 641; S-Pe. Syrer (Syre / Sire) / Syrier, Der / Die C I 564; C 2 I 848; C 2-An. 955.2086; IS II 447; S V 664.666; S-An. 95.459.2445 Syrinx S I 570, II 506 Szith f Scythen Tachmas IB I 225, II 96 Tahamàsp IS-An. 1253 Tamerlan IS-An. 1212 Tarcondimot(us) I. Philantonius (König von Amanos) C2 I 85 Tarentiner, Die C2-An. 1009 Tarif Abenzarca S-An. 2140.2153 Tarquinier, Die E I 46 Tarquinius (Sohn des Tarquinius Superbus) IS IV 226 Tarquinius Priscus S-An. 2211 Tarquinius Superbus C 2-An. 2291; E I 394.520.521, IV 664; E-An. 756 Tarter (= Tatare) / Tartaren / Tartern (= Tataren), Der / Die IB V 111; IS I 454.472, IV 292; IS-An. 196.351.439. 442.531.692.1073.1576.1578–1579.1870. 1902 Tauresius (Fehlform für C. Cornelius Gallus) C 2 I 129 Teimuraàz / Teimuraz Chan IS-An. 121. 422 Telephus C2 I 939 Teutates S I 396 Teutschen, Die f Deutschen Texena S-An. 1352 Thais S-An. 2555 Thammuz S V 11
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Thamyris E I 673 Thasii (Bewohner der Insel Thasos), Die C2-An. 781 Theano A-An. 492 Thebaner, Die S-An. 2200 Themis C II 438; C2 II 652; IB-Pr. 47 Themistocles E IV 489; E-An. 475; S-Wi. 253 Theodor(us) (Lehrer des Antyllus) C V 349.361.370; C-An. 1039; C 2-Pe. Theraphim / Teraphim S V 11.63; S-An. 1730.1761–1762 Theseus S II 472; S-An. 732; S-Wi. 240.251 Thessalier, Die S-An. 1873 Thetis C I 307.814, IV 493, V 443; C2 I 463.1112, IV 613, V 678.791; E I 660 Thisbe / Thysbe C I 720, III 52; C2 I 1000, III 60; S II 248 Thomas von Aquin A-An. 979–980 Thou, François de f Thuanus, Franciscus Thou, Jacques Auguste de f Thuanus, Iacobus Augustus Thracier, Die C2-An. 811 Thrasea Paetus E-An. 952 Thrasybulus E I 514 Thrax (= Thracier / Thraker), Der IS-Pr. 3 Thuanus, Franciscus E-An. 476 Thuanus, Iacobus Augustus E-An. 476 Thurus S-An. 131 Thyestes A-An. 467; S I 286, III 302; S-An. 1317 Thyraeus f Thyrsus Thyrsus (auch fälschlich Thyraeus) C IV 391; C2-Pe. Thysbe f Thisbe Tiberius A I 9; A-An. 238.352.1195; C-An. 100.778.789; C 2-An. 1386.2014; E IV 699; E-An. 772; S-An. 318.1325 Tigellinus (bei L. Tigillinus), Ofonius E-Pe. Timagenes C2-An. 2027 Timantes (= Timanthes) S I 556 Timon C2-An. 14 Tiphys / Typhis C V 496; C2 V 844; E II 499 Tirer (= Tyrer), Der IB-Pr. 39 f Tyrier
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Gesamtregister der Abteilung Dramen
Tiresias A-An. 1179 Tiridates A I 14 Tisiphone C II 422; C 2 II 570; E III 374; IS IV 513 Titan (= Helios bzw. die Sonne) A II 565; C I 320, IV 442, V 443; C 2 I 538, IV 562, V 791; S III 302.439; S-Wi. 40 Titius, M. C2-An. 503 Titus E IV 731; E-An. 744; S-An. 1066 Tmolus C-An. 679 Tomyris S I 355 Trafer Saduc IS-An. 350 Traianus C 2-An. 992; E-An. 237; E-Wi. 11 Trasybul f Thrasybulus Trierer, Die C2 I 609 Trithemius, Johannes C2-An. 1141 Triton (Meeresgott) C I 755–826; C2 I 1053–1124 Triton (Jupiter-Priesterin in Dodona) S-An. 1868 Troglodyt(en) / Troglodit C2 V 517; C 2-An. 2085–2086 Trojaner, Die S-An. 138–139 Tschernin (= Hermann Graf Czernin) IS I 497 Türcke / Türcken, Der / Die IB I 492, II 108, V 322; IS-An. 97.100.102.245. 311.319.324.337.344.349.353.358.368. 373.377.378.446.450.569.646.685.718. 721.732.754.768.800.812.818.824.887. 934.941.947.957.982.1020.1057.1074. 1151.1160.1168.1191.1196.1220.1386. 1398.1407.1409.1415.1420.1607.1688. 1721.1751.1821.1825.1862.1864.1887. 1905; IS-Pr. 3.41; S V 155 Tullia C I 466; C 2 I 750; E III 742 Tulliola (Tochter Ciceros) C 2-An. 1130 Tullius Senecio f Claudius Senecio Turullius, P. C2 I 683 Tychaeus S-Pe. Typhis f Tiphys Typhon C2 I 515.519.522, II 626, III 212.216.235, IV 354, V 46.56; C 2-An. 366.369.371.909–910.1168.1172.1733; S-An. 348.352 Tyrier, Die C-An. 121; C2-An. 234; S-An. 371 f Tirer
Ulama IB II 217 Ulit S-An. 2136.2155 Ulysses A-An. 1161; E II 495, IV 684; E-An. 400; S I 542, IV 89; S-An. 140 Urania S-An. 218.227 Usbekische Tartern (= Tataren) IS-An. 351 Ussaim / Ußaim (= Ussaimpascha) IS V 143; IS-An. 1701 Valerius Messalinus A-An. 422 Valerius Poplicola (Publicola), P. C2-An. 990.2292–2293 Varius Severus Hybrida, Q. S-An. 2486 Varus f Varius Severus Hybrida Varus, P. Quinctilius A-An. 269; C-An. 222.1111; C2-An. 150.2398 Vatinius, P. E V 82 Vatz (schottischer Reisender im 17. Jh.) S-An. 1268 Veianus Niger E-Pe. Veneter, Die C I 177; C-An. 122; C2 I 369; C2-An. 235 Venetus Paulus E-Pe. Ventidius Bassus, P. C2 I 444; C2-An. 282 Venus A I 75.131.140, III 502; A-An. 470; C II 437–556, III 400, IV 232.325.463; C-An. 637–638.650.835.872.877; C2 II 536.651–770, III 576, IV 445.583, V 331.692; C2-An. 893.915–916.953– 954.1132.1632.1637; E III 50; E-An. 189; S III 469, IV 244; IS-An. 118.1193.1197; S-An. 162.189.197. 223.459.1125.1130.1135.1142.1157.1173. 1758.1852.1875.2367 f Dione, Zyprie Venus Zephyritides (= Arsinoe II.) C2-An. 1944–1945 Vergilius Maro, P. A-An. 35; E-Wi. 9 Vermina S-Pe.; S-Wi. 131 Vespasianus C2-An. 771.973; E IV 730 Vesta A-An. 518; E I 479 Vestinus Atticus, M. E III 706.720; E-An. 585 Vicellinus, Spurius Cassius E I 522 Vilvo IS-An. 1807 Viracocha S-An. 301 Virginianer (Einwohner von Virginia), Die C2-An. 2067
Personen- und Völkernamen Vitellius (Kaiser) C-An. 725; C2-An. 1311; E IV 729; E-An. 86 Vitellius, L. E-An. 190.192 Vitzliputzli S-An. 430 Vivia Sabina Augusta A-An. 877 Vologesus A I 16 Volusius Proculus E-Pe. Vulcacius Araricus E-Pe. Vulcan(us) C2 II 537; C 2-An. 1491; S III 468 Vulcatius f Vulcacius Walachen, Die IS-An. 692 Walia S-An. 2118 Wallstein (= Wallenstein) IS I 474; IS-An. 534 Wandalen f Wenden Wenden (= Wandalen), Die S V 145; S-An. 2106.2116.2125 West-Got(h)en, Die S-An. 2117.2131 Wismar S-An. 2106 Witiza S-An. 2134.2144 Xanthippe E V 131 Xanthippus S I 369; S-An. 52
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Xenocrates IS II 600 Xerxes I. E I 510, V 53; E-An. 181.833; S V 648, S-An. 1071.1074 Zabii (= Chaldäer), Die S-An. 1779 Zeinèb Begùm IS-An. 1252–1253 Zelebes / Zellibs IB I 220.463, II 210 Zellibs f Zelebes Zeno (Zenon) E III 552, V 10 Zenobia S-An. 576 Zeres f Ceres Zeus IS-Pr. 23 Zeuxes (= Zeuxis) IB-Wi. 130,42; S-Wi. 62 Zi(e)rotin, Carl Henrich, Freiherr von IB-Wi. 132 Zi(e)rotin, Primislaus, Freiherr von IB-Wi. 132 Zingis (= Dschingis) Chan IS-An. 1869–1870 Zinthie (= Cynthia) C IV 127; C2 IV 127 Zirze f Circe Zopyrus E III 649; E-An. 554 Zoroaster C2 V 713; C 2-An. 1052 Zyprie (= Venus) E II 516
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2. Geographische Namen Abessinien C I 297 f Mohrenland / Mohrisches Gebürge Abid(us) f Abydus Abila S IV 180; S-An. 1241 Abißinen f Abessinien Abusir C2-An. 313 Abydus / Abid(us) C-An. 73–74; IB I 173 Achaia S-An. 816 Achmin (= Panos) C2-An. 314 Actium C I 739, III 115; C-An. 530; C 2 I 88.502.1019, II 624, III 123; C 2-An. 43.49.56.69.358.650 Aden IS I 503; IS-An. 549 Adrianopel IS I 407; IS-An. 1816.1898 Adul(is) C2 V 117; C2-An. 1770 Ägypten / Egypten C I 16.50.118.141.144. 149.338.358.431.432.549.553.559.573, II 109.139.371, III 177.290.452, IV113.123.336.351.496.503, V 27.144. 197.328.334.462; C-An. 70.106.166.250. 258.275.359.543.947.997.1002.1013; C 2 I 13.48.62.210.219.222.269.325.338. 341.475.504.546.566.582.715.716.723. 833.837.845.847.1043.1046, II 41.56.113. 198.200.261.291.354.462.523.603.614. 619, III 65.177.261.272.406.628, IV 113.123.209.214.230.243.248.336. 456.471.616.623, V 59.94.114.236.317. 670.684.698.738.810; C2-An. 83.170. 201.202.273.299.312.333.345.451.490. 506.522.664.670.671.756.962.1043. 1091.1450.1479.1493.1498.1502.1543. 1550.1556.1558.1560.1561.1563.1587. 1661.1872.1892.2110.2115.2126.2227. 2259.2270.2296.2312.2381.2392.2394; E II 70; E-An. 12; S V 644; S-An. 348. 1064.1555.1870.1924.1940.2200.2226. 2229.2234.2313 Äthiopien f Abessinien / Mohrenland / Mohrisches Gebürge Aetna f Etna Africa / Afrika C IV 100.141.219; C-An. 167; C 2 I 61.113.425, II 44, IV 100.141.255, V 121.664; C2-An. 59.522.697; E IV 637–746; E-An. 272;
IB-Pr. 18; S I 77.215.365, II 61.120.221, III 38.39.169.187, IV 157.199.229.316, V 165.179.187.189.209.219.503.645.649. 662.vor 685; IS-An. 1687; S-An. 27.146.651.1031.1093.1096.1098.1099. 1102.1170.1203.1205.1213.1219.1222. 1253.1256.1277.1362.1381.1959.2004. 2110.2116.2120.2124.2132.2155.2173. 2237.2238 Agra IS I 144 Agrigent S-An. 1064 Alba / Alba Longa A-An. 452; C2-An. 1266 Albanien C2 I 446; C2-An. An. 284; IS I 549; IS-An. 1519 Albanische Gebürge IS-An. 684–685 Alcayr (= Kairo) IS I 507, V 135; IS-An. 550.559.560.564.580–581. 1493.1682.1695.1727.1748 f Cairo Alcidens Seule (= Straße von Gibraltar) S V 682 f Seulen Hercules Alep(p)o IS I 541; IS-An. 660.705 Alexandria C I 75, II 398, IV 342; C-An. 547; C2 I 151.355.526, II 546.607, III 501, IV 462, V vor 1; C2-An. 4.11.44.169. 314.339.488.676.967.1024.1229–1230. 1286–1287.1451.1740.2139–2140.2258 f Racotis Alicante S-An. 2152 Allia (bei L. fälschlich Alliam) C-An. 79 Alpen, Die E II 138; S I 69 Amara IS I 145 America IS-An. 841.1088; S V vor 685; S-An. 263.424.1262 Amsus C 2-An. 83 Anas E III 732; IS-An. 10 Antiochia C-An. 702; C 2-An. 1213 Anzehf (= Antep) IB II 212 Apennin E III 762 Aphrodiß S V 168 Arabien C I 534; C 2 I 729.818; C2-An. 519; IS-An. 543.1033 Arabien, Glückliches IS-An. 549 Arabien, Steinichtes S-An. 2362
Geographische Namen Arabischer Seebusen C 2-An. 1769–1770 Araxes A I 13; S-An. 2368 Arcadien S-An. 816; S-Wi. 224 Arcfatagi IS-An. 831 Ardebil IS-An. 133 Arden (= Ardahan) IS I 140, V 217 Argenus C2-An. 229 Argos E I 518.519; S II 541 Armenien A I 183; C III 269; C-An. 344.447; C 2 I 729, III 385; C2-An. 492.524; IS I 340 Arsinoe (= Crocodilopolis / Krokodilstadt) C2 I 116; C2-An. 389.1044; S-An. 2230 f Crocodilopolis Arzirum (= Erzurum) IS V 211 Asac / Assac (= Asow) IS I 573, V 225; IS-An. 696 Ascota / Ascotha IS I 445; IS-An. 398 Asien / Asia A II 520; A-An. 325; C I 535, II 514; C-An. 354.878; C2 I 819.844.845, II 354.728; C2-An. 40.500.756.868.889. 942.1245.1638; E IV 637–746; E-An. 959; IB-Pr. 1–96; IS-An. 468.529.1435. 1446; S V 639.641.642.649.653.657.659. 663. vor 683.vor 685; S-An. 2004.2237 Assyrien f Sark Assyrisches Reich S-An. 2534 Astapa S I 122.550; S-An. 61 Athen C-An. 649; C2 I 328.418.506, II 531, III 464; C2-An. 272.765.927.984. 1001.1131.1264; E I 514, V 43.725; E-An. 1038; S III 181; S-An. 394.1230; S-Wi. 251.265 Athos E-An. 835 Atlantische Insel S-An. 1259–1260 Atomatos IS-An. 503 Austria f Österreich Avernus (= Averner See) C-An. 151; C2-An. 265 Babylon / Bebil E I 19.555; IS II 429; IS-An. 704–705.1187.1866; S V 635. 643; S-An. 1904.2539 Baetis f Bötis Bagadet / Baghdad / Bajadet(h) (= Bagdad) IB II 212; IS I 507.577, V 220.590; IS-An. 560.664.705.713.1243. 1748–1749.1847
1173
Bagrada E I 616 Baiae A I 443, III 376.399.413.421.457, IV 33.238; A-An. 649.662; E I 645 Bajens Bäder f Baiae Balbus S I 175 Balis S-An. 411 Balteza IS-An. 445 Bana C2-An. 315 Barbarien (= Numidien) S-An. 2173 Barca S-An. 1033 Barce S-An. 1033 Barcha S-An. 1033 Bassano IS-An. 1259 Bassora / Baßora (= Basra) IS I 505; IS-An. 367 Basta (= Bubastis) C 2-An. 315 Bebil f Babylon Behnese C2-An. 229 Beja S-An. 2150 Biserta S V 168; S-An. 2187 Bizanz f Byzantz Boeotien S-An. 1230 Bötis (= Baetis) S V 152 Bononia (= Bologna) E-An. 955; S-An. 1443 Bospher / Bosphor(us) (= Bosporus) C V 500; C 2 V 848; IB I 108.183.290, II 216, III 348, IV 249, V 191.326; IS I 462; IS-An. 25.1540; IS-Pr. Bosporus f Bospher Boßnien IS-An. 671.803.1512 Bubastis (= Basta) C2-An. 315 Bugia S-An. 2181 Burgund S-An. 1015.1020 Busiris / Busosiris C2-An. 313.1090 Busosiris (= Busiris) C 2-An. 1090 Byrsa S I 87, III 30; S-An. 72.1042 Byzantz / Bizanz C2-An. 1248; IB I 199.235.291.409, II 216, III 330; IS I 641–730; IS-Pr. 43.68 Caccabe f Kaccabe Caffa IS I 459; IS-An. 462.1580.1606. 1712; IS-Pr. 68 Caieta (= Caietae portus) C V 111; C2 IV 320, V 163 Cairo / Caire C2-An. 85.1507.1514.1518. 1521.2299; IS-An. 1602.1625 f Alcayr
1174
Gesamtregister der Abteilung Dramen
Calamata IS-An. 501 Calesyrien / Caelesyrien C2-An. 522; S-An. 360 Calpe E III 731; IS-Pr. 15; S-An. 1241. 2141.2419 Campanien A-An. 113 Canathus A II 552; A-An. 547 Candia (= Kreta) IS I 385.392.559.566. 588; IS-An. 289.295.748.1756 f Creta Canea IS I 391, V 228 Canischa IS-An. 1724 Canna (= Cannae) S I 71; S-An. 56.2474 Cannae f Canna Canopus C I 110.438.439; E I 421 Cappadocien S-An. 67 Capua C-An. 982; S I 62 Caraisar IS-An. 1590 Carchedon (= Carthago) S IV 134.362, V 132.383 Carien A-An. 286 Carmona S-An. 2150 Carpathisches Meer A-An. 110 Carthada (= Carthago) S-An. 1360 Carthaginensisches Reich S-An. 593 Carthago C IV 164; C-An. 798; C2 IV 164; C 2-An. 1425; E I 18, II 515; E-Wi. 11; S I 23.48.61.68.74.196.218.364.371.421. 471.504.518, II 25.33.229.404, III 13.14. 235.249, IV 7.58.73.353.364.614, V 93. 95.106.110.129.148.180.187.608; S-An. 12.27.53.71–72.224.259.262.274.321. 375.399.479.594.618.636.651.657.1024. 1030.1043.1053.1060.1077.1083.1085. 1169.1204.1220.1333.1360.1363.1366. 1382.1415–1416.1430.1450.1597.1602. 1641.1659.1666.1667.1697.1699.1704– 1705.1971.1998.2002.2012.2026.2038. 2053.2064.2112.2409.2432 f Carchedon, Carthada, Chaedreanech, Kakkabe Carthago Nova f Neu Carthago Caspisches Meer IS-An. 618–619 Caucasus C2 I 447; C2-An. 285; E I 695 Chaedreanech (= Carthago) S IV 490 Chalcis C2-An. 1248 Chanaan S-An. 1194 Charybdis E III 228 China / Sina / Tzina C 2-An. 1420; IS-An. 976.1070; S-An. 608
Chios C2 I 652 Chiurli IS-An. 1892 Cilicien / Cylicien C2 I 727; C 2-An. 518.525.894 Circae f Circeii Circeii (Circae) C I 97; C-An. 63; C2 I 181; C2-An. 79 Cirta f Cyrtha Clupea S I 177 Cogna IS-An. 514 Colchis f Colchos Colchos (= Colchis) C I 68.533; C2 I 817; S IV 626; S-An. 1001 Colonia Agrippina (Köln) A-An. 265–266 Constantinopel IS-An. 379.381.463.493. 514.526.694.797.1162.1359.1591–1592. 1681.1865–1866.1883; S-An. 1269 Corduba C I 206; C-An. 162.163; S-An. 2148 Corinth C 2 III 175, IV 221; C2-An. 984; IS-An. 242; S-Wi. 13 Creta C II 11; C 2 II 127; IS I 583; S I 397 f Candia Crocodilopolis (= Arsinoe) S-An. 2230 f Arsinoe Croton S IV 411 Cumae A I 444; C I 182; C2 I 374; E IV 667 Curdi IS I 270 Cydnus C-An. 869; C 2-An. 893.1629 Cylicien f Cilicien Cypern C2-An. 518.522; S V 38; S-An. 1851.1895 Cyrene C2 I 727, IV 244.337; E I 617; S I 421; S-An. 400.1032.1093 Cyrnos (= Korsika) E V 188 Cyrtha (= Cirta) S I 49.87.101.118.214.220. 277.294.335.366, II 4.413.487, III 159. 249.325.459, IV 35, V 109.180.382; S-An. 18.20 Cyrus C 2 I 447 Dalmatien IS I 558 Damascus / Damaskus / Damaß IS I 420.503; IS-An. 1682.1728 Damaß f Damascus Delos C2-An. 186 Delphi S V 50; S-An. 41.1803
Geographische Namen Dendera (Tentiris) C 2-An. 430 Denia S-An. 2152 Deutschland / Teutschland C-An. 26; IS I 501; IS-Wi. 21; S V 676; S-Wi. 198.228 Dodona S V 51; S-An. 1866–1867 Donau / Dohnau C V 413–502; C-An. 1129; C2 V 761–850; IS I 412; IS-Pr. 5.72.78.98 Durius C2 I 598 Duveland (= Duiveland) C-An. 137; C2-An. 250 Ecija S-An. 2148 Edessa C 2-An. 1133; S-An. 2361 Egipten / Egypten / Egypten-Land f Ägypten Eida C 2-An. 316 Elbarbar S-An. 2174 Elephanten Stadt (= Elephantine) C 2-An. 1550 Elephantine f Elephanten Stadt Elis IS-Pr. 11; S-Wi. 211; S-An. 815 Elymais S V 642 Elyser Feld f Elysium Elysium C I 824; C2 I 1122; S V 79 Engelland C-An. 880.897; C 2-An. 1645.1672 England f Engelland Ephesus A V 720; C 2-An. 768 Epidaurus S-An. 1882 Epirus E I 254, II 376; S-An. 1867 Eridan(us) C V 450; C2 V 718 Erivan IS-An. 111 Eryx S-An. 1875 Etna (= Aetna) IS I 246, III 112 Etrurien f Hetrurien Euphrat / Eufrat / Phrat C I 2, V 9.290.423.440.451.477; C2 I 3, V 9.498.771.788.799.825; IB I 374, II 55.216, V 108 Europa / Europe C 2-An. 2241; E IV 637– 746; IB-Pr. 18; IS I 407; S I 16, II 534, V 185.657.659.662.vor 683.vor 685, III 549; IS-An. 467.1687; S-An. 2238; S-Wi. 276 Euxinisches Meer f Schwartzes Meer
1175
Ferhabàd IS-An. 128 Florentz / Florenz E-An. 97.101; IS-An. 527.529.1137 Formosa IS-An. 1938 Fostat C2-An. 84 Franckreich A-Wi. 11–12; C-An. 142; E-An. 763; IS I 478.501; IS-An. 125. 528–529; IS-Wi. 17; S-An. 2108–2109 Gades (= Cadiz) S V 248; S-An. 1367. 2376.2392 Galata IS-An. 253 Gallien C 2 I 611; S-Wi. 223 Ganges C V 427; C 2 V 775; IB-Pr. 39; S IV 385 Garumna (= Garonne) S V 153 Geamaca S-An. 2370 Gebel-Araffe IS-An. 900 Gebel il mocattam C 2-An. 2299–2300 Gemoner-Schwellen f Gemoniae scalae Gemoniae scalae E I 748 Genua IB III 50 Georgien IS-An. 122.422 Gi(e)braltar IS I 142; IS-An. 26; S-An. 2141 Goa S-An. 2370 Goleta / Goletta IS-An. 1791; S-An. 2189 Granada / Granata S V 157; S-An. 2148 Gri(e)chenland A I 117; C I 558.559; C2 I 108.842.843, IV 337; E I 508; IS-An. 516.1450; IS-Wi. 39; S V 647; S-An. 1229.1453; S-Wi. 212.269 Guadalete S-An. 2147 Habeleh IS I 504; IS-An. 554 Hecla IS I 24 Heliopolis E-An. 12.16 Hellespont / Pont C I 560; C-An. 74; IB I 298; IS-An. 25; S V 648 Hermepolis (= Ischemunein) C2-An. 316 Hesperien (= Spanien) C2 I 595.613.624.627 Hetrurien (= Etrurien) E I 724 Hierocaesarea S-An. 439 Himera S-An. 1313 Hippo Regius S I 185 Hippus S-An. 1365 Hispanien f Spanien
1176
Gesamtregister der Abteilung Dramen
Holland IS I 495 Honam IS V 290 Huerta S-An. 2152 Hustrebit IS-An. 554 Hydrusa IS-An. 932 Hypaipa S-An. 439 Hyppanis (= Hypanis) IS I 74 Iberien C2 I 603; C 2-An. 284 Iber(us) (= Ebro) C I 178; C-An. 126; C 2 I 370.599; C2-An. 239; S V 152 Ida A III 248; C II vor 437; C2 II 664 Ilium f Troja Indien C V 497; C-An. 1054; C2 V 681.845; C2-An. 1028.2188.2244; IS-An. 837; S V 658 Indus C V 430; C2 V 778; E II 61 Ionien A-An. 693 Ischemunein (= Hermepolis) C2-An. 316 Isfahan f Ispahan Island (Ißland) C 2-An. 1726 Ispahan / Spahan (= Isfahan) IS I 144; IS-An. 41–42.47; IS-Pr. 28 Ister (= Donau, Unterlauf) C2-An. 1244. 2370; IS V 209; S V 177; S-Wi. 193 Istrien C 2-An. 761 Isvan (= Sovan) C 2-An. 317 Italien A-An. 452; C-An. 923; C 2-An. 1852.2064; S-An. 548.2002.2004 f Welschland Itike f Utica Jaffa IS-An. 377 Jamboli IS-An. 191 Japan IS-An. 1095 Jaxartes C2 V 119 Jercho f Jericho Jericho (Jercho) C 2 III 222 Jerusalem C 2-An. 354; IS-An. 675.1922. 1929; S-An. 1066.2175.2378–2379 Jucatan S-An. 302 Jüdisches Land (= Judaea) C2-An. 519 Kairo f Cairo, Alcayr Kakkabe / Caccabe (= Carthago) S II 405, III 31.33.190, IV 107.158.318, V 31; S-An. 658.665 Karamide (= Kahramanmaras) IB II 212
Kitay IS I 144 Kleinasien IS-An. 809 KrokodilStad f Arsinoe Lampsacus C 2-An. 2094 Laodicea C2-An. 771 La Rochelle f Rochelle Lemnos C2-An. 1045 Lethe A V 786 Leucas S II 485 Libya / Libyen / Lybien C-An. 959.971; C2-An. 2036.2049; S IV 141.309; S-An. 1280.1487 Lilybaeum E I 107 Lippe (der Fluß) S-Wi. 7 Lous C 2-An. 317 Lucrinus (Lucriner See) A I 49, IV 254; C-An. 151; C2-An. 265 Lybien f Libya Lylybeer Strand f Lilybaeum Maaß (= Maas) S-Wi. 193 Macedonien C2-An. 1078; S-An. 1555. 1879.2250–2251 Madagascar C IV 144; C2 IV 144 Madrit (= Madrid) S IV 625 Maeris-See f Moeris-See Maevis C 2-An. 386 Magna IS-An. 395 Magnesia IS-An. 489 Mailand A-An. 989; E-An. 689 Makas C2-An. 1543 Malaga S-An. 2148 Malta IS-An. 290.747 Manastrio IS-An. 1816 Manzanar(es) S II 540 Marone E-An. 98 Massilia (= Marseille) C2-An. 1984 Mauritania Tingitana S-An. 2120–2121 Mauritanien (= Mauretanien) C-An. 169; S-An. 1992 Mecha / Mechcha / Meka (= Mekka) IB III 356; IS I 432.480, II 16; IS-An. 15.135.342.830.847.865.869.877.1063. 1683; IS-Pr. 10; S-An. 197 Meden f Medien Medien (Meden) C II 433; C 2 II 581; C2-An. 524
Geographische Namen Medina IS I 435, II 315; IS-An. 18.367. 851.899.907 Medina Sidonia S-An. 2149–2150 Megara E V 66 Melasso (= Mylasa) C 2-An. 783 Melcartheja S-An. 2420 Melita S-An. 226 Memphis C I 151; C 2 I 110, IV 367, V 416.606; C2-An. 84.200.318.1518; S III 181 f Menuf Menuf (= Memphis) C2-An. 84 Meotische Pfütze (= Maeoticus palus bzw. Maeotis; heute Asowsches Meer) IS-An. 690 Mercurius (Vorgebirge an d. nordafrikan. Küste) S-An. 1364 Meris (Maeris / Meris)-See f Moeris-See Meroe C2 IV 369 Milet(us) C-An. 356; C 2-An. 40.503 Mindadi C 2-An. 318 Misener Strand f Misenum Misenum E I 333.337, II 523, III 57 Mittelländisches Meer / Mittel-Meer C-An. 49–50; C2-An. 64–65; IS-An. 25.29; IS-Pr. 81 Moeris(Maeris/Meris)-See C 2 I 112 Mogolisches (= Mongolisches) Reich IS-An. 1869 Mohnden-Berge C2 IV 145 Mohnden-Insel (fälschlich für MohndenBerge = Montes Lunae) C IV 145 Mohrenland (= Afrika) S II 226, IV 179, V 644 Mohrenland (= Äthiopien bzw. Abessinien) C2-An. 212.427.1527.1551. 1564.1769.2188 Mohrisches Gebürge (Gebirge in Äthiopien) C 2-An. 196 Moldau IS-An. 374 Monahk / Monak (= Monaco) IB III 30.127 Morea (= Peloponnes) IS-An. 6.501 Moscau IS-An. 697 Mosel S-Wi. 193 Munda C I 204; C-An. 156 Murcia S-An. 2148 Mutina C-An. 203; C2-An. 131.1140
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Mycene S III 303 Mylasa (= Melasso) C 2-An. 784 Nabathea (irriger Ortsname, abgeleitet vom Namen des arab. Stammes der Nabatäer) S I 487 Napate C2-An. 1552 Natolien (= Anatolien) IS-An. 1444.1687 Naxia (= Naxos) IS-An. 371 Neapolis C2-An. 808; IS-An. 535; S-An. 2188 Negroponte (= Euboea) IS II 503; IS-An. 165 Neu Carthago (= Carthago Nova) S I 46, II 198; S-An. 589.592–593 Neu Granada S-An. 425 Neutra IS-Pr. 87; IS-Wi. 68; S V 177 Niederland C 2-An. 236 Nifaten Steine (= Niphates, Gebirge in Armenien) IB III 217 Niger IS-An. 10; S IV 370 Nil(us) (der Fluß) A V 674; C I 3.15.52.151.164.179.184.187.215.227.334. 557, II 130, III 609.615, IV 97.112.481.561, V 9.290.323.329.413–502; C-An. 103. 107.110.1109; C 2 I 1.12.56.108.273.356. 371.376.379.394.542.623.841, II 48.282.617, III 210.213.785.791, IV 97.112.218.365.370.378.496.601.681, V 9.25.93.330.440.498.519.547.685.761– 850; C2-An. 23–28.31.189.190.201.222. 231.267.436.442.1170.1522.1531.1544. 1545.1556.1559.1932.2375.2380.2382. 2394; E I 22, II 71, III 730; IB V 108; IS V 211 Nilo IS-An. 503 Nilus (ägypt. Stadt) C-An. 1108; C2-An. 2375 Numantia C I 128; C2 I 319.599 Numicus A II 552; A-An. 542 Numidien C-An. 456.519; C2-An. 641; S I 216.419.439, II 24.180.220, III 62.158. 197, IV 11.81.107.161.187.350.399.596, V 109; S-An. 65.1203.2112.2174 f Barbarien Oby (= Ob) IS I 141 Oder S-Wi. 9
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Gesamtregister der Abteilung Dramen
Oesterreich / Austria C V 488; C-An. 1145.1154; C2 V 836; C2-An. 2430.2439; E-Wi. 2; IS V 921.928; IS-Pr. 100; IS-Wi. 11.19.66; S V 154.160.163.688; S-An. 2164 Oeta S II 501; S-An. 784 Ofen IS-An. 58.1749 Oran S-An. 2181 Orf (= Urfa) IB II 212 Ostia A-An. 113 Ottomanische Pforte IS-An. 1609–1610 Oxus IS I 142 Oxyrinchus C 2-An. 402 Pactol(us) C V 425; C2 V 773 Pancorvo S-An. 2133 Pannonien IS-An. 1780–1781 Panos (= Achmin) C2-An. 314–315 Paris / Pariß (Hauptstadt von Frankreich) A-An. 990; C2-An. 1000.2311 Pariß (Name einer nicht zu identifizierenden Insel) IS-An. 371 Parthen f Parthien Parthien (Parthen) C I 498; C2 I 782; C 2-An. 524.591 Patras C2 III 465; C 2-An. 1264; S-An. 750 Pecking (= Peking) IS I 145 Pella S-An. 1879 Pellion S-An. 353 Pelusium C I 745; C-An. 106; C2 I 1025; C 2-An. 106 Persen f Persien Persepolis S V 656; S-An. 2555–2556 Persien / Persen C 2 V 681; C 2-An. 1078; E I 508; IB I 233.323.333.370, II 211.214, III 64.233; IS I 443; IS-An. 42.124. 407.411.757.1023.1079.1296.1297.1716; S V 643.654; S-An. 1441.2367.2387 Perusia C I 243; C-An. 199; C2 I 275; C 2-An. 127 Pescara S-An. 1423 Pessinunt S-An. 2343 Phamothis (Phamotis) C2 I 113 Pharos C-An. 70; C2 I 44.429, III 489.495; C2-An. 12.175.1287.2139; S II 85 Pharsalus C-An. 165; C2 I 243; C2-An. 109
Phasis A-An. 94; S II 540, IV 621 Pherae S-Wi. 261 Phlegethon A V 811 Phlegra S III 438 Phoenicien C2-An. 518.525; S-An. 1194. 1959 f West-Phoenicien Phrat f Euphrat Phrygien C II vor 437 Ploten-Inseln (= Strofadische Inseln) IS-Pr. 9; IS-An. 4 S-An. 995 Plurs E-An. 7 Po C V 9; C2 V 9; S-An. 790 Po(h)len IS I 457; IS-An. 446.528.746. 1679.1785.1786.1787; IS-Wi. 18 Pola C2-An. 761 Pont f Hellespont Pontus C I 535; C 2 I 819; C2-An. 333 Pontus Euxinus f Schwartzes Meer Portugal A II 223.450; S-An. 2151 Pozzol f Pozzuoli Pozzuoli (das antike Puteoli) A III 407 Prag IS-An. 527 Prescati C2-An. 782 Propontis (= Marmarameer) IS-An. 27–28 Proselene A-An. 692 Prusia (= Prusa) IS I 406 Rab(e) (= Raab) IS-An. 54; IS-Pr. 87; IS-Wi. 67; S V 177 Racotis (= Alexandria) C2-An. 314 Ravan (= al Rawandan bzw. Revanda Kalesi) IS V 219 Retimo IS I 391, V 228 Rhein A IV 190, V 517; C I 2.176.298, V 413–502; C2 I 368.426, V 761–850; S-Wi. 7.193 Rhodan(us) (= Rhône) C V 440; C2 V 788 Rhodis f Rhodos Rhodos / Rhodus / Rhodis C-An. 195.1056; C 2 V 622; C2-An. 122.2190; IS I 261; IS-An. 184.191.441.458 Rochelle (= La Rochelle) C-An. 142; C2-An. 255 Römische Monarchie S-An. 2566 Römisches Reich C-An. 348; C2 I 280, V 738; C2-An. 494; IS-Pr. 86; S V vor 661.673
Geographische Namen Rom A I 6.20.32.89.96.117.166.221.224. 225.289.311.316.367.410.456.580.586, II 1.29.130.145.357.476.499.515.527.532. 543, III 102.324.407, IV 112.118.144.147. 202, V 203.240.245.263.329.333.360. 505.840; A-An. 293.453.711; C I 7.10.13.16.45.66.112.138.145.154.196. 199.218–222.224.227.295.369.374.392. 398.459.467.484.516.526.543.546.547. 629.653.714–716, II 9.142, III 448, IV 23.97.113.158.217.219.222.226.230. 242.252.254.298.299.325–327.333.337. 341–343.345.472.479.482.483, V 27.60.67.90.92.108.288.292.312.314. 315.327.334.421.442.447.453.475.483; C-An. 38.80.177.314.456.459.605.834. 932.989; C-Wi. 32.40; C2 I 7.8.13.54.63. 69.133.142.204.235.271.322.328.340. 342–346.348.388.391.423.591.602.641. 646.664.670.725.737.743.751.764.780. 800.810.827.830.831.913.995.996, II 13.15.24.29.33.48.125.294.531.616. 640, III 624, IV 23.97.113.158.220.224. 227.229.239.243.251.253.255.258.262. 266.267.269.280.282.338.445–447.453. 457.461–463.465.592.599.602.603, V 59.100.107.124.142.144.496.500.538. 539.676.683.687.692.769.790.795.801. 823.831.837; C2-An. 101.486.488.576. 765.850.987.1032.1879.1984.2270.2277. 2288; C2-Wi. 32.40; E I 1.15.22.32.34. 90.132.136.230.234.279.323.330.336. 389.391.394.416.432.436.444.453.468. 488.508.535.547.566.611.636.641.677.691. 693.694.697.711.722.749.752.769.773. 788.795.800, II 29.91.343.451.466. 577, III 60.62.84.127.202.253.261.422.506. 690.722.737, IV 76.88.435.506.604.637– 746, V 201.506; E-An. 11.13.17.33.39. 107.626.924.1020; E-Wi. 8; IS IV 226, V 705; IS-An. 322.1878; S I 58.71.83. 84.86.198.218.299.365.498.504.518. 581, II 153.191.203.212.229.410.411.415. 419.436, III 30.31.40.41.149.151.152.168. 169.172.192.193.205.211.242.247.252. 306, IV 3.43.46.51.58.71.80.138.149. 152.181.189.195.198.200.201.205.211. 229.255.257.260.326.330.355.360.361.
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399.502, V 105.108.134.140.144.146.247. 255.297.369.370.371.431.437.460.463. 564.589.592.596.599.604.605.609.614. 618.661.665.670; S-An. 550.617.1061. 1068.1087.1456.1641.1648.1882.2001. 2061.2321.2343.2364.2383.2433.2501; S-Wi. 143.151.215.232.235.265 Romanien C2-An. 1515 Rothes Meer C IV 142; C-An. 50.51; C2 IV 142; C2-An. 64.68.73; IS I 504; IS-An. 549; S III 187; S-An. 1252–1253 Rubricat S I 41 Sa C2-An. 319 Saba S III 76 Säulen (des) Hercules f Seulen Hercules Sagunt / Sagunth S I 122.517; S-An. 60 Sai C2-An. 350 Saida f Sidon Salisberick f Salisbury Salisbury (Salisberick) C-An. 881; C2-An. 1646 Samo-Thracien f Samothrake Samothrake A-An. 446–447 Santiago de Compostela A-An. 355 Saragosa (= Saragossa) S-An. 2154 Sardis C2-An. 771 Sark (= Assyrien) IB II 216 Savona A-An. 357 Savoyen E-An. 518 S. Jacob f Santiago de Compostela Schlesien S-An. 836; S-Wi. 13 Schottland IS-Wi. 18 Schwartzes Meer / Euxinisches Meer / Pontus Euxinus IS-An. 23.27.461. 467.1540–1541.1596–1597; IS-Pr. 16.81 Schweden IS I 501 Schweitzerland E-An. 7 Scilla f Scylla Sciràz (= Schiras) IS-An. 421 Scutari IS-An. 663.1436.1664 Scylla / Scilla C III 497; C 2 III 673; E II 526, III 139; S IV 401 Sebennis (= Semennut) C 2-An. 319 Sebennytus C2 I 112 Selinunte C2-An. 1454 Semennut (= Sebennis) C 2-An. 318–319
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Gesamtregister der Abteilung Dramen
Servien (= Serbien) IS I 410; IS-An. 1804 Sest(us) C-An. 74; IB I 173.259.272 Seulen (des) Hercules (= Straße von Gibraltar) C 2 V 120; S III 185; S-An. 1093.1259 f Alcidens Seule Sevilla S-An. 2142.2145.2158 Sicca S-An. 1127.1486 Siccuth S-An. 257 Sicilien / Sycilien C-An. 59.353; C2-An. 499–500; S I 16; S-An. 819.1064. 1076.1875.2409 Sidon / Saida IS I 544; S-An. 1229 Siebenbürgen IS I 463.498; IS-An. 473.662 Silemnus (= Selemnus) S II 486 Silistria IS I 572 Sina f China Sinope C 2 I 486; IS I 459; IS-An. 448.462.531–532 Sion (= Zion) C 2-An. 1016 Sirien f Syrien Sizilien f Sicilien Smyrna A-An. 292; C2-An. 985 Sodom IS III 34 Sovan (= Isvan) C 2-An. 317 Spahan f Ispahan Spanien / Hispania / Hispanien C-An. 126.156.161; C 2 I 591.622; C 2-An. 239.451; E-An. 517; IS I 496; IS-An. 528; IS-Wi. 19; S I 16, V 182; S-An. 84.592.1536–1537.2109.2118. 2131.2149.2156.2502.2538 Spanische Monarchie S-An. 2162 Sparta C2-An. 1006.1083; S I 399 Stambul (= Istanbul) IB I 185.193.203. 229.256.277.374, II 66.168.217.234, III 57.311.315.343.360, V 214.324; IS I 57.222.460, III 409, IV 434, V 191.725; IS-Pr. 56.82; S IV 610 Strofadische Inseln f Ploten-Inseln Styx C I 806; C2 I 1104 Sultania IS-An. 14–15; IS-Pr. 10 Syracusa / Syracus E I 108.163.246; C 2-An. 986; S I 45; S-An. 321.819 Syrien (Sirien) A I 582; C I 533.565, V 108; C-An. 923; C 2 I 443.727.817.849, V 160.740; C2-An. 283.517.518.525.1851; IS-An. 386.674
Syrte(n), Die A V 388; E I 409; IS II 294; S IV 150.401 Tagus (= Tejo) A II 431; C V 425; C2 I 605, V 773; S IV 388 Tanais (= Don) C2 V 119 Taposir(is) C2 I 113 Taprobane S IV 388 Tapsus S I 169 Tarent S I 62 Tartarey IS-An. 448. Tartesso S-An. 2141 Tauris IB I 364 Taurus C2 I 144; E III 729 Tebris IS V 212 Temeswar IS-An. 1513 Temse (= Themse) C-An. 129; C2-An. 242 Tenodos IS-An. 110 Tenos IS II 72; IS-An. 932 Tentiris (alter Name von Dendera) C2-An. 430 Teutschland f Deutschland Thala S-An. 65 Thebais C 2 IV 361 Thebe (= Theben, Oberägypten) E-An. 40; S-An. 1064.1870 Themse f Temse Thessalien A-An. 927 Thessalonica IS-An. 504 Thracien C2-An. 1245; IS-An. 191; S-An. 2363 Thule C V 494; C2 V 842; S III 188 Thyatira (Thyatire) C2-An. 772.1417 Tiber / Tyber A I 97.123, V 517; C I 1.15. 151.651, IV 112.481, V 290.413–502; C-An. 1094–1095; C2 I 3.12.935, IV 112.601, V 498.761–850; C2-An. 2359; E I 215.610.757, II 577, III 721–768; S IV 43 Ticin(us) S I 70 Tiger / Tigris C V 423.440.451; C 2 V 771.788.799; IB I 374, V 107; IS-An. 10 Tigris f Tiger Tingis S-An. 1220 Tirus IS-An. 378 Toledo S-An. 2148 Trapezunt IS I 459; IS-An. 462.532.1866 Trasimen (= Trasimenischer See) S I 70
Geographische Namen Trebens Flutt f Trebia Trebia E I 796; S I 70 Trier E-An. 658 Tripoli / Tripolis S V 168; S-An. 2173.2183 Troja / Ilium A II 508.513.515.527; A-An. 447.450.495.497; C I 672.679.680, II 353.549; C-An. 508–509.623.798; C2 I 956.963.964, II 505.763; C2-An. 986.1425; E I 19.33.34, II 515.521; E-An. 399.558; S I 517, II 487; S-An. 1240; S-Wi. 228 Tsor (= Tyrus) S III 173; S-An. 1187 Tuba C2-An. 319 Türckey / Türkei IB V 308; IS-An. 597 Türck(i)sches Reich IB III 343; IS-An. 186.312 Tunis IS V 283; IS-An. 1789; S IV 6, V 148.168.172; S-An. 1599.2181.2186. 2188 Tusculum IS-Wi. 59 Tyber f Tiber Tyrer-See (die der Stadt Tyrus vorgelagerte Mittelmeer-Region) C V 437; C2 V 785 Tyroll (= Tirol) IS-Pr. 75 Tyrus C I 174; C-An. 120.141; C2 I 366; C2-An. 233.254.255; S-An. 205.210.1186.1452.1970.1971.2422. 2425 f Tsor Tzina f China
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Ukrayne IS-An. 433 Ulia (Ulla) C I 205; C-An. 161.163 Ulla f Ulia Ungarn / Ungern IS I 500; IS-An. 477. 721; S-An. 2107 Utica / Itike C-An. 240; S I 48, IV 6.18; S-An. 1359.1367 Vadi gamûs (Tal in Ägypten) C2-An. 1494 Valentia (= Valencia) S-An. 2152 Varna IS I 415 Vaticanus E-An. 35 Venedig E-An. 102.380; IB I 207; IS I 385.394.557.562 Waal S-Wi. 194 Wallachen (= Walachei) IS I 413 Welschland (= Italien) A III 376; A-Wi. 11; C I 516, IV 497; C 2 I 800, IV 617; IS-An. 534.1258; S I 59.64 f Italien Westgothisches Reich S-An. 2538 West-Phoenicien S III 115 Wien IB I 249.272; IS I 144; IS-Pr. 81 Wolge (Wolga) IS I 141 Xeguaguara IS-An. 1088 Zeugis S IV 350; S-An. 1205 Zion f Sion Zuitverland (eine Insel der Niederlande) C-An. 139; C2-An. 251