Die amerikanische Reeducation-Politik nach 1945: Interdisziplinäre Perspektiven auf »America's Germany« [1. Aufl.] 9783839426326

This volume illuminates the American vision for the future of Germany following the Second World War. It focuses on vari

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German Pages 306 Year 2014

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Table of contents :
Inhalt
Einleitung
Reeducation im Zeichen des US Information and Educational Exchange Act of 1948 (Smith-Mundt Act)
Der Kongress für kulturelle Freiheit als Instrument der Reorientation
The Promises of “Young Europe” Cultural Diplomacy, Reeducation, and Youth Culture in the Films of the Marshall Plan
Europa 1978 – Eine amerikanische Vision der Zukunft Europas in einem dokumentarischen Film von 1958
From Victim to Partner CARE and the Portrayal of Postwar Germany
Nach der »amerikanischen Kulturoffensive« Die amerikanische Reeducation-Politik in der Langzeitperspektive
Social Education as Reeducation
Nazi Germany in American Fiction Thomas Wolfe and Thomas Pynchon
Technical Aristocracy and the Dark Mirror of German Fate in The Quiller Memorandum and Gravity’s Rainbow or: The End of the Bugs Bunny, Heroic Line at the Orpheus Theater, Los Angeles, 1973
Dilemmas der Entnazifizierung Karl Loewenstein, Carl Schmitt, militärische Besatzung und wehrhafte Demokratie
Zero Hour/Stunde Null Destruction and Universals at Mid Century
Nachwort Bekenntnisse eines ungezogenen Umerzogenen
Beiträgerinnen und Beiträger
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Die amerikanische Reeducation-Politik nach 1945: Interdisziplinäre Perspektiven auf »America's Germany« [1. Aufl.]
 9783839426326

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Katharina Gerund, Heike Paul (Hg.) Die amerikanische Reeducation-Politik nach 1945

Histoire | Band 55

2014-10-22 13-16-13 --- Projekt: transcript.titeleien / Dokument: FAX ID 03d4380387979018|(S.

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4) TIT2632.p 380387979026

2014-10-22 13-16-13 --- Projekt: transcript.titeleien / Dokument: FAX ID 03d4380387979018|(S.

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Katharina Gerund, Heike Paul (Hg.)

Die amerikanische Reeducation-Politik nach 1945 Interdisziplinäre Perspektiven auf »America’s Germany«

2014-10-22 13-16-13 --- Projekt: transcript.titeleien / Dokument: FAX ID 03d4380387979018|(S.

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Gefördert durch den Universitätsbund Erlangen-Nürnberg e.V.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2015 transcript Verlag, Bielefeld

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2014-10-22 13-16-13 --- Projekt: transcript.titeleien / Dokument: FAX ID 03d4380387979018|(S.

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Inhalt

Einleitung Katharina Gerund und Heike Paul | 7

Reeducation im Zeichen des US Information and Educational Exchange Act of 1948 (Smith-Mundt Act) Herbert Sirois | 19

Der Kongress für kulturelle Freiheit als Instrument der Reorientation Michael Hochgeschwender | 35

The Promises of “Young Europe” Cultural Diplomacy, Reeducation, and Youth Culture in the Films of the Marshall Plan Frank Mehring | 61

Europa 1978 – Eine amerikanische Vision der Zukunft Europas in einem dokumentarischen Film von 1958 Jeanpaul Goergen | 93

From Victim to Partner CARE and the Portrayal of Postwar Germany Philipp Baur | 115

Nach der »amerikanischen Kulturoffensive« Die amerikanische Reeducation-Politik in der Langzeitperspektive Reinhild Kreis | 141

Social Education as Reeducation The Implementation of US-American Policies in the English Language Classrooms of Bavaria (1945-1951) Dorottya Ruisz | 161

Nazi Germany in American Fiction Thomas Wolfe and Thomas Pynchon Dieter Meindl | 185

Technical Aristocracy and the Dark Mirror of German Fate in The Quiller Memorandum and Gravity’s Rainbow or: The End of the Bugs Bunny, Heroic Line at the Orpheus Theater, Los Angeles, 1973 Phillip Beard | 207

Dilemmas der Entnazifizierung Karl Loewenstein, Carl Schmitt, militärische Besatzung und wehrhafte Demokratie Werner Sollors | 225

Zero Hour/Stunde Null Destruction and Universals at Mid Century Barrett Watten | 257

Nachwort Bekenntnisse eines ungezogenen Umerzogenen Winfried Fluck | 287

Beiträgerinnen und Beiträger  | 299

Einleitung Katharina Gerund und Heike Paul

Die »Umerziehung« der Deutschen im Sinne einer Demokratisierung nach dem Zweiten Weltkrieg hat in politischen und wissenschaftlichen Diskursen bleibende Wirkung entfaltet und vielfältige Aufmerksamkeit erfahren: Im Alltag begegnen uns noch heute die Langzeiteffekte der amerikanischen Kultur- und Reeducation-Politik nach 1945 etwa in Form von Amerikahäusern und DeutschAmerikanischen Instituten oder des Sozialkundeunterrichts an deutschen Schulen. In politischen Debatten wurde in den vergangenen Jahren wiederholt auf das vermeintliche Erfolgsbeispiel Deutschland rekurriert, wenn es um amerikanische Militäreinsätze unter dem Stichwort der Demokratisierung in den ›Krisenregionen‹ der Welt ging1 und auch in der Wissenschaft haben Reeducation, Reorientation und Amerikanisierung zunehmend Beachtung gefunden. Publikationen jüngeren Datums aus verschiedenen Disziplinen haben bereits einige Facetten der amerikanischen Besatzungspolitik, der kulturellen Einflüsse und Austauschprozesse im Nachkriegsdeutschland und des transatlantischen Verhältnisses seit 1945 beleuchtet: die kontrovers diskutierte Amerikanisierung und Westernisierung der deutschen Kultur (Willett 1989, Maase 1992, Clemens 1994, 1 | So sprachen Befürworter sowie Regierungsverantwortliche des Afghanistan- oder Irakkrieges unter George W. Bush häufig von Parallelen zwischen der europäischen Nachkriegsgeschichte und den aktuellen politisch-militärischen Interventionen der Amerikaner. Condoleezza Rice etwa äußerte sich in einem ZDF-Interview 2003 wie folgt: »after World War II, when the United States […] came back to Europe and helped to create a whole set of institutions […], to spearhead the Marshall Plan, and to contribute to the creation of a new kind of Germany that became an anchor for a democratic Europe. We’re now trying to do that, in a sense, in the Middle East, with Iraq and with the Palestinian state and with what we’ve done in Afghanistan.« Auch Alexander Stephan konstatiert in seinem Aufsatz »Culture Clash? Die Amerikanisierung der Bundesrepublik Deutschland«: »Die kulturelle Umerziehung und Amerikanisierung der Deutschen war aus Sicht von Washington derart erfolgreich verlaufen, daß amerikanische Politiker sie heute etwas übereilt als Modell für den Wiederaufbau von Staaten wie Afghanistan und Irak ins Gespräch bringen.« (35)

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Doering-Manteuffel 1995, Bude/Greiner 1999, Stephan/Vogt 2006, Paulus 2010), die »Umerziehung«, Demokratisierung und Denazifizierung der Deutschen – auch mit Blick auf spezifische Zielgruppen und Akteure, z.B. Frauen und Jugendliche (Gehrz 2002, Schrenck-Notzing 2005, Fisher 2007, Zepp 2007, Springhart 2008), das Verhältnis zwischen Besatzungsmacht und deutscher Bevölkerung (Höhn 2002, Goedde 2003, Schroer 2007) sowie einzelne Maßnahmen und Strategien der amerikanischen (Kultur-)Politik in Deutschland, z.B. Film und visuelle Kultur (Fehrenbach 1995, Hahn 1997, Roß 2005, Fay 2008, Goldstein 2009, Weckel 2012), Amerikahäuser (Hein-Kremer 2001, Paulix 2012, Kreis 2012), Kulturaustauschprogramme (Latzin 2005) oder Schul- und Bildungspolitik (Füssl 1994, Braun 2004). Diese thematischen Schwerpunkte und exemplarischen Studien skizzieren selbstverständlich nur holzschnittartig die Forschungslage; sie dienen dennoch als Markierungen, um das Feld abzustecken in dem der vorliegende Band zu verorten ist. Die Begegnungen zwischen Amerikanern und Deutschen in der Nachkriegszeit beinhalten zwar auch Momente aktiver Aneignung, Aushandlung und Umdeutung durch deutsche RezipientInnen; dennoch sind sie zunächst durch eine deutliche Machtasymmetrie zwischen den Alliierten und Besatzern einerseits und den besiegten Deutschen andererseits gekennzeichnet. »You, too, can be like us« – ein zentraler Slogan der amerikanischen Reeducation-Politik – ist somit nicht nur als Einladung und Versprechen, sondern vielmehr als nachdrückliche Aufforderung zu lesen, die durch das militärische, ökonomische, politische und kulturelle Machtgefälle besonderes Gewicht erhält. Dies wird auch in den vorliegenden Beiträgen deutlich, die ein differenziertes Bild von »America’s Germany«2 zeichnen und dabei sowohl die amerikanischen Visionen für Deutschland und Europa nach 1945 in den Blick nehmen wie auch die konkreten Maßnahmen analysieren und deren Erfolge bewerten. Interdisziplinarität ist ein wesentliches Merkmal dieser Aufsatzsammlung. Das Phänomen der Reeducation wird von VertreterInnen unterschiedlicher Fächer und hinsichtlich verschiedener gesellschaftlicher Funktionsbereiche untersucht – vom CARE-Paket (Baur) bis zum bayerischen Schulsystem (Ruisz), vom Diskurs politischer Eliten (Sollors) bis zum Amerika-Haus (Kreis), von Dokumentarfilmen (Goergen, Mehring) bis zu literarischen Repräsentationen der Kriegs- und Nachkriegszeit (Beard, Meindl). Dabei kommen historische, kulturwissenschaftliche, film- und medienwissenschaftliche, literaturwissenschaftliche und fachdidaktische Perspektiven zum 2 | Unter dem Titel America’s Germany: John J. McCloy and the Federal Republic of Germany (1991) hat Thomas Alan Schwartz eine Monografie vorgelegt, die anhand einer Person, McCloy, der im Jahr 1949 zum »High Commissioner« in Deutschland ernannt wurde, die Ambivalenzen dieser Epoche schildert, wie sie sich in der Politik McCloys kristallisieren: Die Umsetzung spezifischer Machtinteressen der USA im Kalten Krieg wird schnell prioritär zur Denazifierung Deutschlands und gibt somit auch der Reeducation – Reorientation eine neue Ausrichtung.

Einleitung

Tragen. Zum Thema der Reeducation haben einige der BeiträgerInnen umfangreiche Monografien vorgelegt, die sie als Experten auf dem Gebiet ausweisen. Für die vorliegende Publikation wurden diese Vorarbeiten herangezogen und verdichtet, ergänzt und aktualisiert. Das Methodenspektrum der in diesem Band zusammengestellten Aufsätze erstreckt sich von eher empirischen bis hin zu vorwiegend diskursiven Herangehensweisen. In der Zusammenschau der verschiedenen Analysen entsteht ein Bild, welches die Reeducation als eine breite Palette an Maßnahmen und Strategien konturiert. Das Erkenntnisinteresse, das dieser Band verfolgt, übersteigt somit den einzelwissenschaftlichen Ansatz. In der multidisziplinären Gesamtschau erscheint die amerikanische Kulturpolitik nach 1945 als erstaunlich unsystematisch und ist dabei einerseits durchaus wirkungsvoll, andererseits allerdings auch bisweilen wirkungslos – je nachdem, welchen gesellschaftlichen Bereich man ins Auge fasst. Gleichzeitig gehen die Analysen weit über eine Betrachtung der direkten Nachkriegszeit (1945-49) hinaus: Sie berücksichtigen auch mittel- und langfristige Konsequenzen und nehmen eine Verortung dieser Phase in größeren historischen Kontexten vor. In der einschlägigen Fachliteratur besteht weitgehend Konsens darüber, dass mythische Vorstellungen von 1945 als »Stunde Null« oder »Kahlschlag« verschleiernde Konstrukte sind, die durch die exklusive Fokussierung auf einen Neubeginn vorhandene Kontinuitäten ausblenden.3 Auch im vorliegenden Band wird die Idee eines radikalen Neuanfangs nach dem Zweiten Weltkrieg kritisch beleuchtet (Watten). Dennoch erscheint es sinnvoll, eine (konstruierte) Zäsur zu diesem Zeitpunkt einzuziehen; 4 die Nachkriegszeit kann als »Zeit, in der die Amerikanisierung Westeuropas endgültig zum Durchbruch kam« betrachtet werden (Lüdtke/Marßolek/Saldern 1996: 26) und als Phase der Neuorientierung (vgl. Stephan 2006: 31). Diese Neuorientierung war zentral geprägt von der offiziellen amerikanischen Reeducation-Politik und den ›verordneten‹ Formen kulturellen Austausches und interkulturellen Begegnungen einerseits, sowie von ›inoffiziellen‹ kulturellen Kontaktzonen und Kanälen andererseits, die auch Winfried Fluck in seinem Nachwort eingehend würdigt. Dabei bleibt festzuhalten, dass Deutschland »1945 keine leere, sondern eine dicht beschriebene Tafel war« (Schrenck-Notzing 2005: 17). Wir beziehen uns somit auf 1945 nicht primär als konkreten historischen Moment und Bruch, sondern vielmehr als Kristallisationspunkt von Diskussionen und Narrativen um die deutsche Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg wie auch des transatlantischen Verhältnisses. Gleichermaßen verwenden wir den Begriff »Reeducation-Politik« 3  |  Ralph Willett etwa stellt mit Blick auf die Amerikanisierung des deutschen Alltagslebens fest, dass diese wohl kaum ein neues Phänomen war, wenn man bedenkt, dass der Siegeszug von Coca Cola, Hollywoodfilmen und Jazz in Deutschland deutlich vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann (1989: 12ff.). 4 | Bernd Greiner behauptet sogar, dass »[…] eine Auseinandersetzung mit dem Thema ›Amerikanisierung‹ erst in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sinnvoll ist« (1997: 6).

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nicht exklusiv im engen Sinne als Bezeichnung für die »Umerziehungspolitik« der Amerikaner in Deutschland während der Anfangsphase der Besatzung, die dann recht bald, wie Herbert Sirois und Michael Hochgeschwender ausführen, von der Reorientation mit ihrem Fokus auf Demokratisierung abgelöst und zu Gunsten der Westanbindung eines strategisch wichtigen Partners im ›Kalten Krieg‹ zurückgestellt wurde.5 Reeducation-Politik dient uns als Begriff, um einerseits die Machtasymmetrien im transatlantischen Verhältnis nach dem Zweiten Weltkrieg zu markieren und andererseits die Bandbreite amerikanischer Maßnahmen sowie die Versuche, deren Umsetzung durch konkrete politische und kulturelle Strategien zu erfassen. Reeducation dient uns als assoziationsreicher, wenngleich nicht unumstrittener Begriff, der als Dreh- und Angelpunkt verschiedener Darstellungen der Nachkriegszeit Verbindungen und Kontinuitäten sichtbar macht; er kann herangezogen werden, um sowohl Vorstellungen eines radikalen Neuanfangs in Deutschland als auch eine Fortsetzung der Wirksamkeit alter ideologischer Bestände zu thematisieren. In der Regel greifen beide Aspekte ineinander. In den hier versammelten Beiträgen geht es in erster Linie darum, amerikanische Perspektiven auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Deutschlands zu beleuchten wie sie sich in Literatur, Kultur und Politik, d.h. in konkreten Maßnahmen und Aktivitäten offizieller Behörden, aber auch Individuen, spezifischer Gruppen und Nicht-Regierungsorganisationen zeigen. Die von den amerikanischen Behörden ab 1945 betriebene Kulturpolitik und der kontrollierte Kulturaustausch zielten u.a. darauf ab, zu beweisen, dass Deutschland nicht »incurable« (Richard M. Brickner) sei, sondern durchaus fähig zur Demokratie. Auch wenn die Semantik der Reeducation einerseits anknüpft an ältere, anti-deutsche Diskurse, die bis zur Kriegspropaganda des Ersten Weltkriegs zurückreichen, wird andererseits eine essentialisierende und pathologisierende Stigmatisierung der Deutschen aufgehoben (wie sie noch während der Kriegsjahre von Siegrid Schultz oder Louis Nizer betrieben wird), indem man die deutsche Bevölkerung als lernfähig, d.h. ›umerziehbar‹ darstellt. Der daraus resultierende ›verordnete‹ interkulturelle Kontakt schlug sich z.B. in der Einrichtung der Amerikahäuser und ihren Kulturprogrammen mit Ausstellungen, Lesungen und v.a. auch Filmen nieder. Diese offiziellen Formen der (versuchten) Einflussnahme trafen zwar in einer »entankerten« deutschen Gesellschaft (Doering-Manteuffel), die sich neu 5  |  Die Notwendigkeit der Reeducation wird im unmittelbaren Nachkriegskontext mit einer Pathologie der Deutschen begründet, die als kollektive Paranoia diagnostiziert und z.T. essentialisiert wird. Richard M. Brickner, Professor für klinische Psychiatrie an der Columbia University, attestiert den Deutschen eine schwere Geisteskrankheit, gegen die vorzugehen sei (cf. Goedde 2003: 8-11). Unter diesem Eindruck werden zunächst drastische Maßnahmen zur Umerziehung der Deutschen gefordert, konzipiert und durchgeführt, insbes. auch um die deutsche Bevölkerung mit ihren eigenen Taten durch sog. Gräuelfilme, der bekannteste darunter ist sicherlich Die Todesmühlen (1945), zu konfrontieren.

Einleitung

orientieren und definieren musste, auf fruchtbaren Boden, waren jedoch auch »Adaptionen, Umdeutungen und Verweigerungen« unterworfen (Lüdtke/Marßolek/Saldern 1996: 26). Manche Bereiche und Strukturen, wie etwa das Beamtentum oder das Bildungswesen, sperrten sich weitgehend einer Umgestaltung durch die amerikanische Besatzungsmacht. Während die Reeducation-Politik den offiziellen Rahmen für den interkulturellen Kontakt (vielfach inkonsequent und erfolglos) festlegte, fanden auch Formen des nicht-kontrollierten und nichtkontrollierbaren Kulturaustausches jenseits der offiziellen Kanäle statt, die nicht gleichermaßen Eingang in offizielle Narrative gefunden haben. Gleichzeitig wird in den verschiedenen Beiträgen auch skizziert, wie Deutschland aus der Sicht der USA, als »America’s Germany«, als Projektionsfläche dient. Vorstellungen von der demokratischen Neuordnung (West-)Deutschlands zeigen die Art und Weise, in der ein idealisiertes Selbstbild der USA auf Deutschland übertragen, bzw. den Deutschen, bei entsprechendem Verhalten, in Aussicht gestellt wird. Dieses Idealbild umfasst Freiheit, Frieden bzw. die Abkehr vom Militarismus, Wohlstand bzw. Wohlstandsversprechen, eine Arbeitsethik, die ein kapitalistisches System trägt sowie die Erziehung und Ausbildung einer jungen Generation im demokratischen Geist. Es ist diese (einseitige) US-amerikanische Diskurshoheit, die in den meisten Beiträgen thematisiert wird, und auch wenn sie nicht ungebrochen bleibt, da ansatzweise Widerstände und ›Gegen‹Stimmen Gehör finden, so wird hier eine Asymmetrie deutlich, die grundlegend für die Reeducation ist und uns (bestenfalls) an eine Art Lehrer-Schüler-Verhältnis denken lässt. Die unterschiedliche Bedeutung, die der Reeducation in Selbst- und Fremdwahrnehmung auf beiden Seiten des Atlantiks zugebilligt wird, zeigt sich auch daran, dass sich die USA schon nicht mehr auf der höchsten politischen Ebene mit der Reeducation als außenpolitischem Werkzeug beschäftigt, als sie für die Deutschen noch ganz entscheidende Konsequenzen für ihr Leben und ihren Alltag hat (vgl. Sirois in diesem Band). Die besondere Qualität des transatlantischen Verhältnisses zwischen Deutschen und Amerikanern dominiert oft unbestritten in politischen, medialen und kulturellen Diskursen und mag als Überbleibsel des erfolgreichen Nachkriegsnarrativs »Wie aus Feinden Freunde wurden« gesehen werden – so lautet etwa auch der Titel der Dauerausstellung im Alliiertenmuseum in Berlin. Dass dieser Slogan nicht zuletzt als narrative Struktur für die retrospektive Deutung des deutsch-französischen Verhältnisses herangezogen wird (vgl. z.B. die Medienberichte zum Jubiläum des Élysée-Vertrags)6 deutet auch auf ein Vergleichsmoment hin, das den Rahmen der vorliegenden Sammlung sprengen würde, aber ein wichtiges Desiderat darstellt. Eine vergleichende Forschung, wie sie z.B. Konrad 6  |  »Wie aus Feinden Freunde wurden« ziert als prominent platzierter Slogan zum Beispiel auch den Umschlag des Bandes Wege der Verständigung zwischen Deutschen und Franzosen nach 1945: Zivilgesellschaftliche Annäherungen (Hg. Corine Defrance, Michael Kißener, Pia Nordblom; Tübingen: Narr, 2010).

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H. Jarausch und Hannes Siegrist mit ihrem Band zu Amerikanisierung und Sowjetisierung vorgelegt haben, wäre sowohl für die vier deutschen Besatzungszonen als auch für unterschiedliche kulturelle und nationale Kontexte amerikanischer Kulturpolitik in der Nachkriegszeit erhellend. Erste Ansätze zeichnen sich hier im Bereich der Schul- und Bildungspolitik in den deutschen Besatzungszonen7 bzw. zur amerikanischen Kulturpolitik in Deutschland und Japan ab.8 Dennoch ist für die vergleichende Forschung zunächst die detaillierte Aufarbeitung der einzelnen Kontexte unerlässlich, welche auch mit Blick auf die amerikanische Kulturpolitik in Deutschland noch keinesfalls als abgeschlossen gelten kann. Hierzu leisten die Aufsätze in diesem Band einen wichtigen Beitrag.

D ie B eitr äge des B andes Herbert Sirois beschäftigt sich einführend mit dem US Information and Educational Exchange Act von 1948, auch als Smith-Mundt Act bezeichnet, der die juristischen Rahmenbedingungen für die Reeducation-Politik schaffte und deren Umsetzung regelte. Die langwierige Diskussion dieses Gesetzentwurfs in den USA zeigt, dass die Überlegungen zur Verbreitung von Propaganda und zur Informationspolitik und der staatlichen Einflussnahme auf die Medienlandschaft wesentlich stärker innenpolitisch als außenpolitisch akzentuiert waren und dabei die Reeducation-Politik bezogen auf Deutschland und andere ehemalige Kriegsschauplätze kaum thematisch wurde. Vielmehr wurde das Gesetz als Grundsatzregelung für die amerikanische Gesellschaft verstanden und als solches auch kontrovers diskutiert. Die Auseinandersetzungen um das Gesetz, die letztlich in dem Kompromiss resultierten, den heimatlichen, nationalen Markt von einem 7  |  Es gibt einige Studien, welche die Schul- und Bildungspolitik in den einzelnen Besatzungszonen teilweise anhand von Einzelbeispielen untersucht haben sowie erste vergleichende Analysen und Quellensammlungen; z.B. Andreas Malychas Aufsatz »Hochschulpolitik in den vier Besatzungszonen Deutschlands. Inhalte und Absichten der Alliierten und der deutschen Verwaltungen 1945-1949« (in: Sabine Schleiermacher (Hg.) (2009): Wissenschaft macht Politik. Hochschule in den politischen Systemumbrüchen 1933 und 1945, Stuttgart: Steiner. S. 29-47), Corine Defrances »Die Westalliierten als Hochschulreformatoren (1945-1949): Ein Vergleich« (in: Andreas Franzmann und Barbara Wolbring (Hg.) (2007): Zwischen Idee und Zweckorientierung. Vorbilder und Motive der Hochschulreformen seit 1945, Berlin: Akademie. S. 35-45) und der von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegebene Band Bildungspolitik in Deutschland 1945-1990: Ein historischvergleichender Quellenband (Opladen: Leske u. Budrich, 1992). 8  |  Mit der amerikanischen Besatzung Japans befasste sich z.B. 2012 eine Konferenz an der Università Ca’Foscari Venezia unter dem Titel »1952-2012: The American Legacy in Japan Sixty Years after the Occupation« (vgl. www.unive.it/media/allegato/School_IR/ eventi/03-05-2012_American_Legacy_Japan.pdf zuletzt aufgerufen am 4. Nov. 2013).

Einleitung

internationalen (in dem eine staatlich finanzierte Informationspolitik erlaubt ist) abzukoppeln, ist ein wichtiger Baustein in der langfristigen Politik des Kalten Krieges und, wie in aktuellen Debatten über die juristischen Rahmenbedingungen von Informationspolitik sichtbar wird, auch weit darüber hinaus. Michael Hochgeschwender befasst sich in seinem Beitrag mit einer der wichtigsten Agenturen für die Verbreitung amerikanischer Vorstellungen von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg: dem Kongress für kulturelle Freiheit. Dieser wurden 1950 in Berlin gegründet und war als Offensive der Freiheit und ideologische Gegenbewegung zu kommunistischen und stalinistischen Organisationen bis 1967 u.a. auch in Deutschland aktiv. Als Instrument der ideell-kulturellen Reorientierung trug der Kongress zur Westorientierung der deutschen Politik und Gesellschaft wie auch zu Deutschlands Entwicklung zu einer modernen Industrienation bei, obgleich er in erster Linie eine »Agentur des Kalten Krieges« war und von der CIA unterstützt wurde. Hochgeschwender zeichnet in seinem Beitrag die doch recht eigenständigen Aktivitäten des Kongresses in Deutschland nach und ordnet diese in den historischen Kontext der Nachkriegszeit ein. Frank Mehring und Jeanpaul Goergen beschäftigen sich mit der Umsetzung einer Reeducation-Agenda im Dokumentarfilm, der als zentrales Medium zur Demokratisierung eingesetzt wurde. Es handelte sich dabei meist um Kurzfilme bzw. kürzere Filme, die in den Kinos vor dem Hauptfilm gezeigt wurden. Frank Mehring betrachtet die Repräsentationsstrategien der Marshall Plan-Filme, die eine größere Akzeptanz der Maßnahmen dieses politischen Programms begünstigen und den Deutschen gleichzeitig die USA als modellhaft vor Augen führen sollten. Im Einklang mit anderen Maßnahmen der Reeducation wurden hier Kinder in den Mittelpunkt gerückt: als Schauspieler und als Publikum. Viele der Filme beschreiben das Leben der Kinder in einer Demokratie und deren Rechte und Pflichten. Während die Entwicklung der Kinder zu mündigen Bürgern unterstützt wird und die Filme Konstruktionen einer neuen deutschen und z.T. paneuropäischen Identität liefern, die nationalstaatliche Grenzen zu überwinden vermag, ist es allerdings u.a. auch sehr deutlich eine ›weiße‹ Identität, die wiederum andere Differenzen marginalisiert. Jeanpaul Goergen setzt sich mit einem Film, Europa 1975, auseinander, der Deutschland als Teil eines neuen Europas sieht, welches in der Zukunft verwirklicht werden kann. Dieses neue Europa, das hier erdacht wird (und in Teilen geradezu prophetisch erscheint), ist auch eine Wunschvorstellung eines Staatenverbundes, in dem Frieden herrscht und neue technologische Errungenschaften (zu denen z.B. die Atomkraft gezählt wird) nur noch dem Frieden dienen. Gleichzeitig entspricht das antizipierte Europa einem US-amerikanischen Ideal, das die Normativität amerikanischer Vorstellungen für das zukünftige Europa impliziert. Reinhild Kreis beschäftigt sich mit der Geschichte der Amerika-Häuser und deren Funktion in der deutschen Nachkriegsgesellschaft, auch über die unmittelbare Reeducation-Periode hinaus, insbes. nach 1955. Sie zeichnet nach, wie sich

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diese kulturelle Einrichtung als »a cherished part of the cultural life« etabliert hat. Die Häuser boten Programme in unterschiedlichen Formaten (Vorträge, Diskussionen, Workshops) für verschiedene Bevölkerungsgruppen an, informierten über und koordinierten Austauschprogramme, kooperierten mit anderen Einrichtungen (u.a. Universitäten) und gestalteten somit die öffentliche Diskussion über Demokratisierung und Vergangenheitsbewältigung mit. Die Amerika-Häuser wurden nach und nach in binationale kulturelle Einrichtungen umgewandelt, von denen heute noch einige existieren, ein Strukturwandel, der auch das zunehmend weniger asymmetrische transatlantische Verhältnis widerspiegeln mag. Eine ähnliche Entwicklung, wenngleich in einem anderen Bereich und mit anderen Akteuren, zeichnet Philipp Baur in seinem Aufsatz über die im September 1945 gegründete und bis 1963 in Deutschland aktive Organisation CARE (Cooperative for American Remittance to Europe) nach. Das CARE-Paket wurde zum Inbegriff der Hilfspolitik im Nachkriegsdeutschland und zum geflügelten Wort. Die Arbeit von CARE ging über eine einseitige Versorgung mit Hilfsgütern hinaus und bildete den Rahmen für transatlantischen Austausch durch Pakete und Dankesbriefe. CAREs Medienpolitik und die Medienstrategien der Organisation (die bald mit einer professionellen PR-Agentur zusammenarbeitete) führten zu einer Außendarstellung als Erfolgsgeschichte und verdeutlichen die politische Natur humanitärer Maßnahmen. In der Fabrikation ihrer eigenen Geschichte trug CARE nicht unwesentlich zu einer Veränderung des Bildes der Deutschen in den USA bei, die zunächst als Opfer, denen geholfen werden sollte, dargestellt wurden (v.a. jung und weiblich) und dann – in einer spürbaren Neuausrichtung der CARE-Politik, die sich stärker an männlichen Zielpersonen orientierte – die Deutschen zunehmend als Partner anerkannte. Dorottya Ruisz untersucht den Einfluss der Reeducation auf die Schulpolitik in der amerikanischen Besatzungszone und die Reformen, die seitens der amerikanischen Behörden angestrengt wurden. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Reeducation-Politik – vielleicht überraschenderweise – nicht mit der curricularen Reform des Englischunterrichts befasst hat, beispielsweise um diesen ›amerikanischer‹ zu gestalten, sondern sich primär auf die Etablierung und Ausgestaltung des neuen Faches Sozialkunde konzentrierte. Letzteres schien aus offizieller Sicht der Bereich zu sein, in dem Demokratieerziehung an deutschen Schulen stattfinden sollte. Grundsätzliche Veränderungen des deutschen bzw. bayerischen Schulsystems seitens der Amerikaner scheiterten; sie wurden weitgehend von den lokal Verantwortlichen abgelehnt und bis zu dem Zeitpunkt nicht umgesetzt, als die Verantwortlichkeit im neuen föderalen System der Bundesrepublik sowieso in die Hoheit der Länder zurückfiel. Die Beiträge von Dieter Meindl und Philip Beard betrachten literarische und filmische Repräsentationen Deutschlands in der Kriegs- und Nachkriegszeit. Dieter Meindl vergleicht die modernistisch geprägte Darstellung der deutschen Gesellschaft bei Tom Wolfe, insbes. in dem posthum veröffentlichten You Can’t Go Home Again (1940), der die Entwicklungen im nationalsozialistischen Deutsch-

Einleitung

land zu antizipieren scheint und bei dem Protagonisten zu einer partiellen Desillusionierung mit seinem sehr positiven Deutschlandbild führt, mit Thomas Pynchons postmoderner Thematisierung Deutschlands in Gravity’s Rainbow (1973) aus der geopolitischen Konstellation des Kalten Krieges heraus, die bei Pynchon hinsichtlich des sog. militärisch-industriellen Komplexes v.a. Kontinuitäten über das Kriegsende 1945 hinaus impliziert, die wiederum historische transatlantische Freund-Feind Schemata verblassen lassen. Philip Beard analysiert ebenfalls Pynchons Roman – hier in Verbindung mit Michael Andersons Film The Quiller Memorandum (1966). Dabei beleuchtet er die US-amerikanische literarische und populärkulturelle Faszination mit der Figur des deutschen Nazis als Vertreter einer aristokratischen (und militärischen) Ordnung der ›alten Welt‹. Beard sieht bei Pynchon in der Auseinandersetzung mit der deutschen bzw. deutsch-amerikanischen Geschichte die kritische Betrachtung der Genese einer neuen transnationalen »corporate aristocracy«, die sich aus dem militärisch-industriellen Komplex des Zweiten Weltkriegs entwickelt, als zentrale Thematik. Werner Sollors beschäftigt sich mit zwei Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die vor und nach 1945 ideengeschichtlich eine große Rolle in Deutschland und darüber hinaus gespielt haben: die Juristen Carl Schmitt und Karl Loewenstein. Während Schmitt bekanntermaßen mit den Nationalsozialisten kooperierte und ihnen seine Dienste zur Verfügung stellte, musste der jüdische Staatsrechtler Loewenstein emigrieren. Er kehrte als Akteur der Reeducation-Politik ins Nachkriegsberlin zurück, bestrebt, Schmitt für seine Mittäterschaft zur Rechenschaft zu ziehen. In Loewensteins Bemühungen, die letztlich scheitern, kommen die Unzulänglichkeiten einer Vergangenheitsbewältigung zutage, die nur die führenden Nazi-Größen bestraft, nicht aber eine Entnazifizierung des Staatsapparates oder seiner (teils führenden) Mitarbeiter und Intellektuellen durchsetzt. Schmitt wird zwar kurzzeitig inhaftiert, seine Bibliothek konfisziert, er muss aber keine langfristigen Repressalien erleiden. Barrett Watten problematisiert die Vorstellung einer Stunde Null als politisches und als ästhetisches Konzept aus der Perspektive eines »radical historicism«, der konsistente und wohlgeformte Erklärungen und Narrative zugunsten von Brüchen, Krisen und Kontingenzen in Frage stellt. Die Stunde Null wird als metahistorisches Ereignis verstanden, das vor allem hinsichtlich seiner verschiedenen Repräsentationen und deren kultureller Arbeit untersucht wird. Watten identifiziert retrospektive, antizipatorische und punktuelle Konstruktionen des historischen Moments in literarischen und visuellen Darstellungen und setzt diese in Beziehung zu dem historischen ›Ereignis‹. Er untersucht exemplarisch die antizipierte Zerstörung als poetisches Prinzip in den Werken von William Carlos Williams sowie die retrospektive Konstruktion der Stunde Null in dem Film Judgment at Nuremberg (1961, Regie: Stanley Kramer) und in den Fotografien von Lee Miller. Er illustriert anhand dieser Beispiele seine zentrale These, dass Zerstörung die notwendige Vorbedingung des Universellen ist.

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In seinem Nachwort kommentiert Winfried Fluck die Reeducation als Kulturpolitik aus deutscher Perspektive sowie die unterschiedlichen Bezugnahmen und Akzentuierungen dieser Politik in den vorliegenden Beiträgen. Gerade die Verbindung der bottom-up Perspektive eines »Umerzogenen« (mit anekdotischem Bezug zur Reeducation) mit der top-down Perspektive eines amerikanistischen Kulturwissenschaftlers (mit besonderem Talent für abstrakte Systematisierungen) stellt einen idealen Abschluss unseres Bandes dar.

D anksagung Dieses Buchprojekt konnte dank der großzügigen Unterstützung durch den Universitätsbund Erlangen-Nürnberg e.V. realisiert werden. Die Herausgeberinnen danken Felix Meyer für die Übersetzung des Beitrags von Werner Sollors aus dem Englischen und besonders Josef Guggenberger für die gewissenhafte redaktionelle Bearbeitung der Beiträge.

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Reeducation im Zeichen des US Information and Educational Exchange Act of 1948 (Smith-Mundt Act) Herbert Sirois

Abbildung 1: Germany is at the Crossroads. Amerikanisches Plakat zur Reeducation. US-Army. Amerikanische Besatzungszone, um 19471

1  |  Germany is at the Crossroads. Amerikanisches Plakat zur Reeducation. US-Army. Amerikanische Besatzungszone, um 1947, Druck 84,9 x 62,4 cm Haus der Geschichte, Bonn. EB-Nr.: 1994/04/0331Vgl. hierzu: www.dhm.de/lemo/objekte/pict/Nachkriegsjahre_pla katGermanyIsAtTheCrossroads/index.jpg (Stand 20.06.2013).

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Als US-Präsident Harry S. Truman am 27. Januar 1948 den Smith-Mundt Act (Public Law 402)2 unterzeichnete, hatte diese Gesetzesinitiative bereits eine seit 1945 anhaltende kontroverse Diskussion im amerikanischen Kongress hinter sich (vgl. Fitzpatrik 2010; Kochell 2011). Das Ringen um dieses Gesetz stand dabei nicht nur unter dem Eindruck der massiven Veränderungen, mit welchen die USA zu dieser Zeit in politischer, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und militärischer Hinsicht konfrontiert waren, sondern auch in der Wahrnehmung des sich bereits abzeichnenden weltumspannenden Ringens mit der »neuen Gegen-Ideologie« zum »American Way of Life«, dem internationalen Kommunismus.3 Die Vereinigten Staaten hatten zusammen mit ihren Alliierten am 7. Mai 1945 das nationalsozialistische Deutschland und wenige Monate später, am 2. September 1945, das imperiale Japan zur bedingungslosen Kapitulation gezwungen und gehörten damit zur Siegerkoalition im Zweiten Weltkrieg. Nach 1917 hatten die USA 1941, trotz ernsthaften politisch-gesellschaftlichen Drucks gegen eine solche Entscheidung, wieder in einen von Europa ausgehenden, internationalen Großkonflikt eingegriffen (vgl. Sirois 2000). Anders als nach dem Ersten Weltkrieg herrschte in den USA nach dieser neuen globalen Konfrontation nun aber die politische Bereitschaft, das traditionell gepflegte Schneckenhaus eines von nationalen Eigenarten geprägten Isolationismus amerikanischer Provenienz zu verlassen und eine globale Führungsrolle in der Gemeinschaft der Nationen zu übernehmen (vgl. Nichols 2011; Rossini 1995). Aus Sicht der 1945 in Washington politisch Verantwortlichen musste das überlegene amerikanische Modell in der Tradition des Wilsonschen »moral leadership« zur Verbesserung der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Europa und Asien herangezogen werden. Sollte diese informelle Politik allerdings nicht ausreichen, dann mussten gegebenenfalls auch Methoden der »big stick diplomacy« Anwendung finden, um die eigenen Ziele zu verwirklichen. 4 Die anstehende Neuordnung Europas und Asiens im Sinne der USA konnte nicht mehr den europäischen »war-mongers« überlassen werden (vgl. Powaski 1991). Anders als 1920 hatte man nun aus amerikanischer Perspektive auf den Schlachtfeldern von Iwojima bis zu den Ardennen den Anspruch erworben, eine Neuordnung der internationalen Verhältnisse entscheidend mitzugestalten.5 Hatte Washington mit dem Abkommen von Bretton Woods 1944 2  |  Zum Text des US Information and Educational Exchange Act of 1948 vgl. State Department unter: www.state.gov/documents/organization/177574.pdf (Stand 20.06.2013). 3  |  So wird die Zeit zwischen 1947 und 1956 auch als McCarthy-Ära bezeichnet. Zu dieser Phase des angsterfüllten, ungezügelten Antikommunismus vgl. Fried 1990. 4  |  Zu Wilsons »moral leadership«-Idee vgl. Saunders 1998. Zur US-Außenpolitik vgl. Baily 1980 sowie Gaddis 2005a. 5 | Die Ratifikation des Versailler Vertrags und der Beitritt der USA zum Völkerbund scheitern am 19. März 1920 im Kongress der Vereinigten Staaten. Zur Politik der USA in der Phase anschließend an den Zweiten Weltkrieg vgl. Reichard 2004 sowie Baily 1980: 743-780.

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und dem Ergebnis der Konferenz von San Francisco 1945 bereits nennenswerte Schritte für die Neuordnung der globalen Verhältnisse zustande gebracht, so geriet das Projekt der »Pax Americana« nach 1945 schnell in den Strudel der sich verschärfenden Rivalität mit der Sowjetunion.6 Das Verhalten Moskaus bei der Konsolidierung seines Machteinflusses in den von der Roten Armee »befreiten«, nun aber auch kontrollierten Staaten in Mittel- und Südosteuropa, das Gebaren der kommunistischen Bewegungen in Westeuropa, die sowjetische Deutschlandpolitik, der Bürgerkrieg in Griechenland, die Konfrontation im Nordiran sowie der Kolonialkrieg der Franzosen in Indochina hatten in den USA bis 1948 den Eindruck eines neu aufziehenden Konfliktes verstärkt. Nach dem Sieg Mao Tsetungs in der Chinesischen Revolution 1949, dem »Fall of China«, eskalierte diese Vorstellung zu einer oft irrationalen »Red Scare«, der fester Bestandteil der amerikanischen Perzeption der bis 1989 andauernden bipolaren Auseinandersetzung im Kalten Krieg wurde.7 Bereits 1947 hatte die Administration von Präsident Truman unter Berufung auf die »Domino-Theorie« eine Eindämmung sowjetischen Expansionsstrebens, mehr noch ein globales »Containment« des Kommunismus, verkündet.8 Diese als »Truman-Doctrine« in die Geschichte eingegangene, umfassende Strategiefestlegung von 1947 stellte mit ihrem Anspruch, den Kommunismus weltweit in Schach zu halten, die gesamte bestehende US-amerikanische außenpolitische Strategie in Frage (vgl. Lind 2006: bes. 110-150). Wirtschaftlich konnte Washington auf die eigene, in Bretton Woods demonstrierte Stärke bauen und dem Kommunismus zusätzlich das 1948 initiierte, immerhin 13,1 Milliarden US-Dollar schwere »European Recovery Program«, besser bekannt als Marshallplan, entgegensetzen.9 Im internationalen diplomatischen und militärischen Umfeld hofften die Amerikaner, die Früchte des aufwändigen »Manhattan Project«, im Sinne einer »Nuclear Diplomacy«-Dividende, einfahren zu können (vgl. Gaddis 2005a: 24-52). Die in der Endphase des Zweiten Weltkrieges zur Schau gestellte Wirkung des nuklearen Vernichtungspotentials sollte als Abschreckungs6  |  Das von den USA 1944 in Bretton-Woods, New Hampshire im Zuge einer internationalen Konferenz zur Struktur der Weltwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg initiierte Institutionen-Geflecht in Kombination mit einem Dollar-abhängigen Weltfinanzsystem sicherte den USA bis zu dessen Zusammenbruch 1971 eine weltwirtschaftlich dominante Position. Vgl. hierzu Steil 2013. Zur Gründungskonferenz der UN in San Francisco vgl. Volger 2008. 7 | Vgl. Kissinger 1983: 3-19; Nerlich 1982; Baily 1980: 796-892; Blake 2009; Lawrence/Logevall 2007; Waite 2012; Cohen 2010: bes. 148-194. 8  |  Die Domino-Theorie geht davon aus, dass, sollten nach 1945 weitere Gebiete an den Kommunismus verloren gehen, dies die Stabilität ganzer Weltregionen gefährden würde (vgl. Smith 1994). 9  |  13,1 Milliarden US-$ im Jahr 1948 entsprächen etwa einer Summe von 128,5 Milliarden US-$ im Jahr 2013. Vgl. »Inflation Calculator. The Changing Value of a Dollar«, unter: www.dollartimes.com/calculators/inflation.htm (Stand 14.04.14). Zum ERP vgl. Mee 1984; Clesse/Epps 1990.

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und Drohpotential gegenüber den konventionell überlegenen Kräften der Roten Armee dienen und damit bis auf Weiteres Ruhe an dieser Front sichern – eine Hoffnung, die 1949 mit dem ersten sowjetischen Atomwaffentest vom 29. August zu Grabe getragen wurde.10 Innenpolitisch reagierten viele Amerikaner auf die anwachsenden internationalen Spannungen mit einer Hinwendung zu einer radikalen Form des AntiKommunismus, der den Nährboden für den »McCarthyism« bildete und die eigene Gesellschaft unter einen enormen Konformitätsdruck setzte, welcher kaum noch ein Ausscheren aus den akzeptierten konservativen Denkmustern erlaubte (vgl. Fried 1996: bes. 22-37; Blauner 2009). Zwei Bereiche blieben aber in dem sich immer stärker schließenden amerikanischen Weltbild nach 1945 kontrovers: Wie sollte man einerseits mit den Verlierern des Zweiten Weltkriegs, im Besonderen mit dem nun in Besatzungszonen zerstückelten, einstigen ideologischen Todfeind, dem nationalsozialistischen Deutschland, umgehen? Die damaligen Feinde hatten doch nun, im Zuge des heraufziehenden Kalten Krieges, geostrategische Schlüsselpositionen in der Auseinandersetzung mit dem Kommunismus eingenommen (vgl. Bluth 2002). Die zweite große Frage, mit der sich Washington auseinandersetzen musste, war die nach dem Weg, den amerikanischen Gospel von Freiheit, Demokratie und Kapitalismus zu verbreiten. Wie sollten die amerikanischen Werte und Ideen international verständlich gemacht werden, hatten die USA doch traditionell auf die Entwicklung einer »Public Diplomacy« verzichtet?11

10 | Man ging in Washington davon aus, dass Moskau Jahre brauchen würde, um den amerikanischen Vorsprung im Nuklearwaffenbereich einholen zu können; umso größer war der Schock, als die UdSSR bereits 1949 ihre erste Atomwaffe testete (vgl. Jones 2010; Holloway 1994). 11  |  Die United States Information Agency, die ab 1953 über Jahrzehnte im Bereich der internationalen Öffentlichkeitsarbeit im offiziellen Regierungsauftrag handelte, beschrieb Public Diplomacy wie folgt: »Promote the national interest and national security of the United States through understanding, informing and influencing foreign publics and broadening dialogue between American citizens and institutions and their counterparts abroad. […] public diplomacy – the action of engaging foreign audiences and opinion makers, through information and exchange programs, to advance US national interests and strategic goals – is the responsibility of USIA. Public diplomacy fosters an appreciation of our nation’s ideas and ideals, our institutions and culture, as well as our national goals and policy priorities. America is a complex and puzzling nation when viewed through a foreign filter. We cannot take for granted that our behavior in the world is widely understood or supported, even by our allies. US interests and security are jeopardized by misunderstandings, innocent or deliberate, about our interests and our willingness to defend those interests. Public diplomacy addresses and corrects such misunderstandings in ways that are not employed by other agencies of the government or organizations in the private sector […]« (USIA Strategic

Reeducation im Zeichen des US Information and Educational Exchange Act of 1948

Deutschland war 1945 aus amerikanischer Sicht besetztes Feindesland, eine Haltung, die sich bezeichnend in der Direktive 1067 der »Joint Chiefs of Staff« an den Oberbefehlshaber der US-Besatzungstruppen in Deutschland widerspiegelte.12 Unzweideutig wurde dort unter Punkt vier »Basic Objectives of Military Government in Germany« festgestellt: »a. It should be brought home to the Germans that Germany’s ruthless warfare and the fanatical Nazi resistance have destroyed the German economy and made chaos and suffering inevitable and that the Germans cannot escape responsibility for what they have brought upon themselves. b. Germany will not be occupied for the purpose of liberation but as a defeated enemy nation. Your aim is not oppression but to occupy Germany for the purpose of realizing certain important Allied objectives. In the conduct of your occupation and administration you should be just but firm and aloof. You will strongly discourage fraternization with the German officials and population. c. The principal Allied objective is to prevent Germany from ever again becoming a threat to the peace of the world. Essential steps in the accomplishment of this objective are the elimination of Nazism and militarism in all their forms, the immediate apprehension of war criminals for punishment, the industrial disarmament and demilitarization of Germany, with continuing control over Germany’s capacity to make war, and the preparation for an eventual reconstruction of German political life on a democratic basis. […]«13

Auf amerikanischer Seite hatte es bereits während des Krieges eine Reihe von theoretischen Überlegungen, unter anderem im »Interdivisional Country Committee on Germany« des State Departments sowie dem »Joint Committee on Postwar Planning« an der Columbia University, hinsichtlich der Frage einer Notwendigkeit der Erziehung der Deutschen hin zur Demokratie gegeben. Faktisch aber lagen der 1945 eingerichteten amerikanischen Militärregierung für Deutschland keine verbindlichen politischen Richtlinien für eine demokratieorientierte Bildungsoffensive vor. Erst nach langen internen Auseinandersetzungen im wirren Zuständigkeitsgeflecht der amerikanischen Besatzungsadministration, unter Einbezug der sich jeweils zuständig glaubenden Heimatbehörden, lag 1947 mit dem »Long Range Policy Statement for German Re-education« (SWNCC 269/5) Plan 1997-2002, in: http://dosfan.lib.uic.edu/usia/abtusia/stratplan/pland.htm#mission (Stand 01.07.2013). Vgl. auch Ohmstedt 1993. 12 | Vgl. Pommerin/Fröhlich 1996: 167-173 sowie »Directive to Commander-in-Chief of United States Forces of Occupation Regarding the Military. Government of Germany; April 1945 (JCS 1067)«, in: http://usa.usembassy.de/etexts/ga3-450426.pdf (Stand 01.07.2013). Vgl. auch Taylor 2011: 39-60. 13  |  »Directive to Commander-in-Chief of United States Forces of Occupation Regarding the Military. Government of Germany; April 1945 (JCS 1067)«, in: http://usa.usembassy. de/etexts/ga3-450426.pdf (Stand 16.08.2013).

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ein erster Plan auf dem Tisch, der, gestützt auf die angepasste Direktive an die Militärbefehlshaber JCS 1779 vom 15. Juli 1947, eine gesamtgesellschaftliche Umerziehung der Deutschen hin zu Demokratie, Freiheit und internationalem Frieden zum Ziel erklärte (vgl. Payne 2006). In einem Pamphlet an die GIs in Deutschland wurde der Schwenk im amerikanischen Ansatz wie folgt begründet: »[…] Hitler brought to the top much that was bad in the Germans and everything that was aggressive and socially immoral in their past. He suppressed ruthlessly all that was good either in Germans or Germany’s past. He involved all in common guilt and common ruin […] The road back will be long and difficult. If we regard it as hopeless and adopt toward all Germans the attitude the Nazis adopted toward conquered peoples, then we have only beaten Hitler in a material sense. In the realm of the spirit he will have conquered us. The history of mankind teaches that under certain circumstances men’s instincts of cruelty and lust for power can be easily evoked, especially when they are rewarded. But there are also many signs that some Germans consider Hitlerism an alien form of government and the gravedigger of their own better traditions […]«14

Reeducation sollte deshalb mit Projekten wie dem 1946 begründeten FulbrightProgramm auf eine kurzfristige Beeinflussung der Lage durch die Einbindung und »Amerikanisierung« junger Eliten, die das Rückgrat der Verwaltungen, der Parteien und der Wirtschaft eines neuen Westdeutschlands stellen sollten, abzielen (vgl. Johnson/Colligan 1965). Mittel- und langfristig erschien den Verfechtern der Reeducation-Idee in den USA aber nur eine komplett neue, an die amerikanischen Normen und Werte angepasste deutsche Jugend, losgelöst von den militaristischen, autokratischen Wertewelten der Vätergeneration, als zielführend. Mit der Etablierung einer neuen Bildungslandschaft vom Kindergarten bis zur Universität sollte und konnte dieses Ziel erreicht werden (vgl. Kellermann 1981; Füssl 1994). Karl-Ernst Bungenstab schreibt dazu in der Einleitung zu seinem heute noch rezipierten Werk aus den 1970er Jahren zum Bildungswesen in der US-Zone von 1945 bis 1949: »Zentraler Ansatz [für die Reeducation] war das Bildungswesen, durch dessen Reform, Demokratisierung und Umorientierung die Jugend, die nach Meinung der Amerikaner der nationalsozialistischen Ideologie in besonderem Maße ausgesetzt worden war, für die Demokratie gewonnen werden sollte. […] die Umerziehung der deutschen Jugend war [aus amerikanischer Sicht] eine Voraussetzung für die allgemeine Erholung Deutschlands. […] In diesem Sinne sollen […] Umerziehungsprojekte für Erwachsene als Hilfsfunktionen zur erfolgreichen Umerziehung der Jugend verstanden werden.« (1970: 30)

14  |  American Historical Association: »Constructing a Postwar World. The G.I. Roundtable in Context: Can the Germans Be Reeducated?«, in: www.historians.org/projects/GIRound table/GermanReEd/GermanReEd_ 2.htm (Stand 16.08.2013).

Reeducation im Zeichen des US Information and Educational Exchange Act of 1948

Dieser gutgemeinte, allerdings auch gesellschaftschauvinistische, die amerikanische Ordnung seiner Zeit trotz aller Probleme – Sektionalismus, Segregation, Intoleranz usw. – überhöhende Ansatz zur langfristig angelegten Neuorientierung der Deutschen geriet aber noch in der Ausgangsphase in den Sog der ab 1947 eskalierenden Ost-West-Konfrontation. Noch bevor in der McCarthy-Ära damit begonnen wurde, Bibliotheken zu »reinigen«, stand die Reeducation bereits auf dem Prüfstand einer fundamentalen Neuausrichtung (vgl. Hein-Kremer 1996). Die kurze Phase der »post-war-euphoria« zwischen 1945 und 1947, mit all den schönen Plänen einer den amerikanischen Leitgedanken von Bretton Woods und San Francisco folgenden, friedlichen, prosperierenden Welt, war in Washington schnell dem »disillusionment« der mit der Blockkonfrontation zwischen USA und UdSSR einhergehenden düsteren Mentalität des Kalten Krieges gewichen (vgl. Gaddis 2005b: 10-46). Der Sieg über den neuen ideologischen Feind, den Kommunismus in all seinen Facetten, und nicht die Schaffung einer demokratischen Weltordnung, rückte nun für die amerikanischen Entscheidungsträger in das Zentrum der globalen Auseinandersetzung.15 Der unumgänglich erscheinende »battle for the hearts and minds« stilisierte die kurzfristige Beeinflussung öffentlicher Meinung im In- und Ausland zur taktischen Notwendigkeit.16 Die Idee einer mit Widerständen der zu »Bildenden« einhergehenden, langfristig angelegten Reeducation-Politik mit ungewissem Ausgang zur Absicherung amerikanischer Außenpolitik wurde damit zunehmend unattraktiv.17 Die bereits mit den Vorschlägen des jungen Kongressabgeordneten J. William Fulbright vom September 1944 einsetzende Diskussion um die Notwendigkeit einer staatlich kontrollierten amerikanischen auswärtigen Informationspolitik,18 die 1948 nach heftigen Ausschlägen im Smith-Mundt Act mündete,19 war der innenpolitische Spiegel dieser fundamentalen Veränderungen im US-Ansatz gegenüber der 15 | Vgl. George Kennan: Telegram to George Marshall [»Long Telegram«], February 22, 1946. Harry S. Truman Administration File, Elsey Papers, in: www.trumanlibrary.org/whist lestop/study_collections/coldwar/documents/pdf/6-6.pdf, letzter Zugriff: 16.08.2013. 16 | Zur Public Diplomacy vgl. Arndt 2005; Ohmstedt 1993 sowie Osgood/Etheridge 2010. 17 | American Historical Association: »Constructing a Postwar World. The G.I. Roundtable in Context: Will Postwar Germany Want to Be Re-Educated?«, in: www.historians.org/ projects/GIRoundtable/GermanReEd/GermanReEd_3.htm (Stand 16.08.2013). 18 | Im September 1944 brachte der junge Kongressabgeordnete J. William Fulbright (D-AR), der spätere Namensgeber des Fulbright-Programms, einen Gesetzesvorschlag ein, mit dem Ziel der Etablierung eines internationalen Vertragswerkes »to guarantee freedom of the press and radio as an aid in preventing future wars« (vgl. Matt Armstrong: »A Brief History of the Smith-Mundt Act and Why Changing It Matters«, in: http://mountainrunner. us/2012/02/history_of_smith-mundt/#.Ug_LbG1cWds; sowie Arndt 2005: 172-180. 19  |  Die Befürworter einer aggressiveren auswärtigen Informationspolitik erhielten dabei Rückenwind durch eine Studie aus dem State Department unter dem Titel: »Memorandum

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Welt jenseits der »City upon a Hill«.20 In Bezug auf die Intentionen der amerikanischen Reeducation bzw. Reorientation ist hierzu das Zitat des langjährigen State Department-Mitarbeiters und Kenners der US Public Diplomacy, Richard T. Arndt, bezeichnend: »Smith and Mundt, each for his own reasons, understood that information was not education […] Again and again in the Bill, education and information are defined as separate entities, but no one pointed out the contradictions or attempted to define the relationship between the two.« (2005: 181) Was war nun aber die Zielrichtung dieses administrativ hart umkämpften Gesetzeswerkes mit dem harmlos klingenden Titel »US Information and Educational Exchange Act«? Warum dauerte die Diskussion um diesen Codex über zwei Jahre und ließ Dutzende von Kongressmitgliedern über einhundert Änderungsanträge formulieren? (vgl. Thomson/Laves 1963: 67) Im Angesicht einer eskalierenden Propagandaoffensive der Cominform21 gegen die USA und einer sich verdüsternden internationalen Lage hätte man 1947, im Jahr der heftigsten Diskussionen um den Smith-Mundt-Act, doch erwarten können, dass alle Initiativen, den propagandistischen Gegenschlag zu führen, einhellige Zustimmung generieren. Ziel des Gesetzes war doch die Schaffung einer schlagkräftigen einheitlichen Struktur für den bisher administrativ weit verstreuten Sektor der »Public Diplomacy«, also aller auf das Ausland zielender Informations-, Austausch- und/ oder Bildungsaktivitäten. Die amerikanische Professorin für Public Diplomacy an der Louisiana State University, Emily Metzgar, beschrieb dies wie folgt: »Once passed in 1948, the Smith-Mundt Act formalized government-sponsored educational and cultural exchanges between private American Citizens and foreign nationals, creaon the Postwar International Information Program of the United States«. Zum Inhalt vgl. www.state.gov/documents/organization/175257.pdf (Stand 16.08.2013). 20  |  »The City upon a Hill« ist eine Trope aus einer Predigt des geistlich-politischen Führers der Massachusetts Bay Colony, John Winthrop (1588-1649), mit dem Titel »A Model of Christian Charity« von 1630. Schnell entwickelte sich dieser Begriff zum geflügelten Wort für die beispielhafte Stellung der USA in der Welt, einer Verantwortung, der sich gemäß der nationalen Mythologie jeder Amerikaner bewusst sein sollte. Zum Inhalt der Predigt vgl. »Collections of the Massachusetts Historical Society«, 3rd series, Bd. 7, Boston 1838, S. 31-48, in: Hanover Historical Texts Project, http://history.hanover.edu/texts/winthmod. html (Stand 17.08.2013). 21 | Aufgabe der Cominform, des Kommunistischen Informationsbüros, war es, in der Nachfolge der 1943 aufgelösten Kommunistischen Internationale, unter strikter Betonung der Führungsrolle der KPdSU, ab 1947 die kommunistischen Parteien weltweit zu vernetzen und diese zu einer straff organisierten, kommunistischen Weltpartei mit dem Ziel der Weltherrschaft zu formen. Dieser Anspruch scheiterte aber schon an den unterschiedlichen ideologischen Strömungen (Maoismus, Titoismus usw.) sowie an den gegensätzlichen nationalen Interessen, im Besonderen den anwachsenden Spannungen zwischen Moskau und Peking. Vgl. hierzu Claudin 1975; Mastny 1996: bes. 30-35.

Reeducation im Zeichen des US Information and Educational Exchange Act of 1948 ted the American international broadcasting service and established rules for dissemination of government-founded broadcasts abroad. The intent was clear: The United States would not rely on private communication services or the services of other governments to accurately convey American intentions and accomplishments to the world.« (Metzgar 2012: 76)

Dem Gesetz mangelte es auch nicht an prominenten Befürwortern. So wurde der Gesetzentwurf unter anderem auch von einem politischen Schwergewicht wie George Marshall, Kriegsheld des Zweiten Weltkriegs und ab 1947 US Außenminister, der sein prominentes und kostspieliges »European Recovery Program« gerne im rechten öffentlichen Licht sehen wollte, unterstützt (vgl. Arndt 2005: 180-185). Dennoch gab es einen langen, mit harten parlamentarischen Bandagen ausgefochtenen Kampf durch beide Häuser des Kongresses, bis endlich eine Lösung gefunden werden konnte. Dem alten Primat der amerikanischen Politik folgend, dass Außenpolitik nicht unwichtig, Innenpolitik für jeden amerikanischen Politiker aber überlebensnotwendig, da wahlentscheidend ist, waren es auch bei der Auseinandersetzung um den Smith-Mundt Act innerstaatliche Konfrontationen, die den Ratifikationsprozess massiv erschwerten, insbesondere die Frage um die Etablierung einer mit Steuermitteln finanzierten Konkurrenz zu den privaten Rundfunkanbietern (vgl. Parry-Giles 1994; Palmer 2006). Der »US Information and Educational Exchange Act« war in seiner Hauptintention als administrativ kontrollierte und damit beherrschbare Plattform für das gesamte Spektrum der regierungsfinanzierten Informations-, Propaganda- und Kulturpolitik ausgerichtet. Innerhalb dieses Rahmens war ein Teilaspekt unzweifelhaft die Sicherung von Regierungssendern wie der »Voice of America« sowie der forcierte Ausbau eines »government broadcasting systems«, um den Gospel des »American Way of Life« weltweit verbreiten zu können (vgl. Metzgar 2012). Dieser Aspekt rief aber die »small government«-Aktivisten der Republikanischen Partei auf den Plan, die nach ihren politischen Erfolgen bei den Kongresswahlen von 1946 immer heftiger ihr Credo der dringend notwendigen Abkehr von der stetig massiver werdenden Staatsintervention in die Privatwirtschaft vertraten22 – eine aus Sicht der Konservativen ›unamerikanische‹ Entwicklung, die seit 1933, bedingt durch den »New Deal« als Antwort auf die Herausforderungen der Weltwirtschaftskrise und fortgeführt durch die Notwendigkeiten der Kriegswirtschaft, nun in der »post war era« unbedingt umgekehrt werden musste. Dass die Konservativen in diesem speziellen Fall auf die Unterstützung der Medienindustrie bauen konnten, ist selbsterklärend. So erläuterte der damalige »Executive Director« der »Associated Press«, Kent Cooper, im Zuge einer Kongressanhörung 1947: »Ab22  |  Die Republikaner gewannen bei den Wahlen 1946 im United States House of Representatives 55 Sitze hinzu und stellten nun mit 246 von 435 Sitzen die Mehrheit. Im Senat gewannen die Republikaner 12 Sitze hinzu und lösten damit die Demokraten auch dort als Mehrheitsfraktion ab (51 Sitze Republikaner zu nun 45 Demokraten).

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horrence of the Government going into the news business has been so integrated into our national character that to legalize it is like amending the Constitution«.23 Der Republikaner Michael Lemke, Mitglied des Repräsentantenhauses für North Dakota, hieb noch tiefer in diese Kerbe, indem er feststellte: »Behind the scenes of this legislation are some members of the State Department who want to put the United States Government into the broadcasting business …«. Hier wirkte neben den grundsätzlichen wirtschaftsideologischen Bedenken bereits das tiefe Misstrauen der Konservativen gegenüber dem amerikanischen Außenministerium. Das »State Department« galt vielen Republikanern als zu liberal und durchsetzt mit Beamten, die in der Vergangenheit zu wenig Distanz gegenüber der Sowjetunion gezeigt hatten. Dieses Versagen machte sie in deren Augen mitverantwortlich für eine globale Situation, in der die USA, wiederum zur Abwendung einer weiteren totalitären Bedrohung, gezwungen waren, ihre »natürliche« Bestimmung als unilaterale, aus dem Umfeld einer gesicherten Monroe Doctrine heraus agierenden Weltmacht, zugunsten eines internationalistischen, multilateralen Systems aufzugeben. Diese simple Amerika-zentrierte Sicht vieler Konservativer in den 1940er Jahren steigerte sich nach dem »Fall« Chinas 1949 geradezu zu einer Hysterie und ist Teil der Erklärungsmuster für die unsägliche Wirkung, die das »House Committee on Un-American Activities« (HUAC) lange Jahre entfalten konnte.24 Verebbten die schlimmsten Auswirkungen der »Red Scare« nach dem Ausklingen der McCarthy-Ära, so bleibt die Frage der Konkurrenz mit privaten Medienanbietern über viele Anpassungen des Gesetzes bis heute kontrovers.25 Die Lösung für dieses Problem wurde in der gesetzlich geregelten Abkoppelung des heimatlichen Informationsmarktes von den Aktivitäten der Regierungssender gesucht und gefunden. Die Amerikaner sollten im eigenen Land strikt von den Inhalten der von ihnen mit Steuermitteln finanzierten Angebote ferngehalten werden, mit denen man im Ausland für amerikanische Demokratie und Lebensweise warb. So sah man die potentielle Gefahr von Regierungs-Propaganda auf nationaler Ebene gebannt und die wirtschaftlichen Interessen der amerikanischen Broadcasting Companies bewahrt. War in der Erstfassung von 1948 das Problem des Informationszugangs für amerikanische Bürger auf die Programme der Regierungssender noch kein gewichtiges öffentliches Thema, so war diese Regelung nach der Revision des Gesetzes in den 1960er Jahren eine Realität, die bis heute Bestand hat und Anlass zu heftigen innenpolitischen Kontroversen gab 23  |  Vgl. »93rd Congress, Records 6543«, in: http://ia600505.us.archive.org/0/items/ congressionalrec93aunit/congressionalrec93aunit.pdf (Stand 19.08.2013). Dieses Zitat findet sich auch bei Metzgar (2012: 77). 24 | Eine pikante Randnotiz mag hier sein, dass der Republikanische Abgeordnete und Mitinitiator des US Information and Educational Exchange Act von 1948, Karl E. Mundt, selbst prominentes und sehr aktives Mitglied des HUAC war. Vgl. Freeland 1972. 25  |  Vgl. Mark Landler: »A New Voice of America for the Age of Twitter«, in: www.nytimes. com/2011/06/08/world/08voice.html?pagewanted=all&_r=0 (Stand 19.08.2013).

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und gibt. Emily Metzgar beschreibt eine doppelte Absurdität, die aus dieser Bestimmung für die Vereinigten Staaten von Amerika entstand, wie folgt: »The continued existence of Smith-Mundt as it has been fashioned over the last sixty years is both ironic and anachronistic. The irony, first hinted at by a congressional commission forty years ago, stems government efforts to prevent citizens from having easy access to materials promoting the benefits of democracy and a free press to the rest of the world. The anachronism results from the nature of the modern information ecosystem where the dissemination of digital media materials cannot be controlled at national borders.« (Metzgar 2012: 74)

Die enorme Intensität der Auseinandersetzung des Kalten Krieges vor Augen, wirkt es aus der historischen Perspektive geradezu ernüchternd, welche Themen den Streit im Umfeld des »US Information and Educational Exchange Act« von 1948 beherrschten. Immerhin ›warben‹ in dieser Auseinandersetzung doch beide Gegner weltweit für ihre Ideologie, die alle notwendigen Anstrengungen und Maßnahmen rechtfertigte. Um ihren Einfluss auf die jeweiligen Verbündeten zu festigen, setzten beide Kontrahenten ihre Weltanschauung in einer Art und Weise ein, die an das Zeitalter der Glaubenskriege erinnert (vgl. Brzezinski 1997: 3-30). Beim Schmieden des Schwerts für diesen Kampf der Weltanschauungen zwischen 1945 und 1948 rang das US Parlament aber primär um die Frage, ob die Etablierung einer regierungsfinanzierten Konkurrenz zu weltweit agierenden amerikanischen Medienunternehmen gerechtfertigt war sowie darum, welche Kompetenzen und Zuständigkeiten ihr zugestanden werden sollten (vgl. Metzgar 2012: 74-76). In Bezug auf die amerikanischen Reeducation-Pläne für Deutschland ist zu verzeichnen, dass diese in der offiziellen Debatte um den Smith-Mundt Act faktisch keine Rolle spielten und von den inneramerikanischen Themen weitestgehend überlagert wurden, selbst als es um die ungeklärte Frage der Gewichtung zwischen »government information« und »government-sponsored educational and cultural exchange« ging und somit um die Gratwanderung zwischen Propaganda und Kulturpolitik. Es ist festzustellen, dass diese Frage entweder schnell den Notwendigkeiten einer Westintegration Deutschlands, zumindest des westlichen Teils Deutschlands, geopfert wurde oder 1948, den Erfordernissen der Eindämmung entsprechend, bereits der Aufmerksamkeit der politischen Entscheidungsträger in Washington entrückt war. Für Westdeutschland beinhaltete die beschriebene Situation allerdings auch Chancen. Die Vernachlässigung der deutschen Reeducation durch die amerikanischen Entscheidungsträger ermöglichte sowohl Spielräume für die Entwicklung eines eigenständigen Schulund Universitätsmodells, frei von einer substantiellen, amerikanischen Fremdbeeinflussung, als auch den Erhalt traditioneller, zum Teil aber auch belasteter Strukturen. Gleichzeitig wurde hiermit die Neuorientierung der amerikanischen Deutschlandpolitik deutlich. Nicht mehr die Ausmerzung der nationalsozialis-

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tischen Indoktrination und die Erziehung hin zu einem verinnerlichten amerikanischen Demokratiemodell waren nunmehr das Ziel, sondern die feste Integration eines sich in der Entstehung befindlichen westdeutschen Staates mit all seinen menschlichen und materiellen Ressourcen in ein Konzept der Verteidigung westlicher Zivilisation gegen den expansiven Kommunismus (vgl. Niedhart 2004). Dafür waren die Amerikaner bereit, ihre Ziele bei Entnazifizierung und Reeducation dauerhaft zurückzustellen. Der Smith-Mundt-Act von 1948, mit seiner Primärausrichtung auf »Information« und eben nicht »Education«, hauchte der Reeducation de facto das Licht aus, bevor diese, mit der vermeintlichen Flamme der amerikanischen Demokratie, das selbstdefinierte Ziel der ›Erleuchtung‹ der Deutschen ernsthaft angehen konnte, um das Land, beziehungsweise zumindest seine Jugend, auf den ›rechten‹ Weg zu führen. Was blieb, war ein System der Propaganda, das den Deutschen den Wert des jeweils aktuellen amerikanischen Einsatzes für den Erhalt ihrer eigenen deutschen Freiheit und Demokratie nahe bringen sollte, um das Land so in das kollektive westliche Bündnis gegen den internationalen Kommunismus einzubinden und dort die Führungsrolle der USA zu akzeptieren.

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Der Kongress für kulturelle Freiheit als Instrument der Reorientation Michael Hochgeschwender

I. Der Zusammenhang zwischen dem 1950 gegründeten und bis 1967 global agierenden Congress for Cultural Freedom (CCF)1 und der spezifisch auf Westdeutschland bezogenen Politik von Reeducation und Reorientation erschließt sich nicht auf den ersten Blick.2 Dies gilt umso mehr, wenn man sich den in erster Linie strafenden, punitiven Charakter der Reeducation zwischen 1945 und 1947 vor Augen führt, die erst mit dem beginnenden Kalten Krieg in eine auf umfassende Kooperation ausgerichtete Phase der Reorientation mündete. Und tatsächlich war es dieser Rahmen des Kalten Krieges, der überhaupt erst die Aktivitäten des CCF denkbar machte. Versteht man den Kalten Krieg nämlich als eine binäre und totale Systemkonfrontation, die in ihrer Reichweite über klassische Mächtekonflikte weit hinausging und weltanschauliche, kulturelle, ja sogar alltägliche und sportliche Ebenen genauso umfasste wie geostrategisch-militärische, ökonomische und politische, dann machten die Operationen einer Organisation antikommunistischer linksliberaler und sozialdemokratischer Intellektueller und Politiker aus der gesamten prowestlichen Welt sehr wohl Sinn. Dann machte es überdies Sinn, diesen CCF in den weiten ideell-kulturellen Rahmen des von OMGUS (Office of Military Government, US) und HICOG (US High Commission for Germany) initiierten und getragenen Reorientation-Programms zu stellen, denn der CCF exekutierte, wenn auch unter erheblichen Schwierigkeiten, in Westdeutschland ein weltanschauliches Programm, das mit den Prämissen der Reorientation in sämtlichen Punkten übereinstimmte. Bis zu einem gewissen Grade stellte die 1951 gegründete deutsche Sektion des CCF, der »Kongress für kulturelle Freiheit« oder »Kongress für die Freiheit der Kultur«, wie sie wahlweise genannt wurde, den Ver1  |  Zum CCF vgl. allg. Coleman 1989; Grémion 1995; Hochgeschwender 1998; Saunders 2001; Scott-Smith 2002a. 2  |  Zu Reeducation und Reorientation vgl. Scheil 2012; Gerhardt 2005; Merritt 2005.

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such dar, den Prozess der Reorientation zumindest teilweise in deutsche Hände zu legen. Einige ausgewählte Deutsche sollten dabei helfen, die von ihnen befürworteten Ziele und Werthaltungen der Amerikaner aktiv und an die deutschen kulturellen und ideologischen Traditionen angepasst in der eigenen Gesellschaft zu implantieren. So gesehen geriet die Reorientation-Politik zu einer Art von nation-building-Initiative, die unter antitotalitär-antikommunistischen Vorzeichen dem westdeutschen Teilstaat eine liberaldemokratische, auf transatlantische und westeuropäische Kooperation ausgerichtete Identität verleihen sollte. Dass dieses nation-building wenigstens ansatzweise gelang, hing von der Bereitschaft westdeutscher funktionaler und intellektueller Eliten ab, sich in diesen Prozess einzubringen und ihn ab einem gewissen Zeitpunkt eigenständig zu tragen. Genau daran arbeitete der CCF in Westdeutschland. Art und Umfang dieses Beitrages werden aber nur ersichtlich, wenn man sich die Gründungsgeschichte des CCF, vor allem seine enge Verflechtung mit der Zeitschrift Der Monat,3 eingehend vor Augen führt, um dann die verschiedenen institutionellen und weltanschaulichen Momente der Arbeit des CCF in Westdeutschland eingehender zu beleuchten. Erst der Gesamtüberblick erlaubt es dann, die diversen Aktivitäten des CCF in Westdeutschland abschließend zu bewerten.

II. Die Vorgeschichte des CCF ist außerordentlich verwickelt, weswegen sie hier nur in aller Kürze dargestellt werden soll, zumal Westdeutschland darin nur mehr aufgrund geographischer Zufälle eine wesentliche Rolle zufiel (vgl. Hochgeschwender 1998: 68-118; 204-228). Es muss gleich vorab ausdrücklich betont werden: Das Deutschland der Nachkriegszeit blieb für den international agierenden CCF stets ein vergleichsweise marginales Tätigkeitsfeld. Andere Länder, darunter Frankreich, Italien und Großbritannien sowie die USA selbst, rangierten in der internen Wertigkeitsskala der Organisation beständig vor Westdeutschland. Dies galt ungeachtet der strategischen Bedeutung Deutschlands als Frontstaat des Kalten Krieges, da in den Augen der Amerikaner Deutschland in der ersten Phase bis 1947 als besiegter Feindstaat und danach zumindest unter dem weltanschaulichen Gesichtspunkt des Antikommunismus als bedingt zuverlässiger Alliierter wahrgenommen wurde, während Staaten mit starken kommunistischen Parteien, insbesondere Italien und Frankreich, eher als risikobehaftet galten. Später, im Laufe der zweiten Hälfte der 1950er Jahre, nach der Bandung-Konferenz und dem Entstehen der Bewegung der Blockfreien Staaten, rückten dann die im Prozess der Dekolonialisierung befindlichen Staaten Afrikas und Asiens sowie Latein3 | Zum Monat vgl. jetzt die materialreiche, ausgezeichnete Studie von Gmehling 2010 sowie Longstaff 1994: 93-99 und Scott-Smith 2000: 263-280; vgl. überdies Irmak 1993; Ketterle 1984. Vgl. ferner Flanagan 2000.

Der Kongress für kulturelle Freiheit als Instrument der Reorientation

amerika in den Fokus der CCF-Aktionen. Diese Zweitrangigkeit Westdeutschlands im intellektuellen Projekt des CCF sagt indirekt gleichwohl einiges darüber aus, als wie bedeutend bzw. unbedeutend der von amerikanischen Intellektuellen und der CIA dominierte CCF die kulturelle Szenerie Westdeutschlands und damit auch deren ideell-kulturelle Reorientation im globalen Kontext des Kalten Krieges ansahen. Zu Beginn war dies noch partiell anders gewesen. Etwas gerafft kann man den CCF auf drei ursprünglich divergierende Entwicklungen und personale Konstellationen zurückführen. An erster Stelle standen Zirkel amerikanischer und britischer Intellektueller, die seit 1943 und verstärkt seit 1946 davor warnten, die ideologische, weltrevolutionäre und kulturelle Dynamik des stalinistischen Totalitarismus zu unterschätzen. Den Kern dieser Zirkel bildeten in den USA die New York Jewish Intellectuals, ein loses, vom quantitativen Umfang her nie ganz fassbares Konglomerat einander überlappender Netzwerke, in deren Zentrum bedeutende Intellektuelle wie Lionel Trilling, vor allem aber die linksliberalen oder sozialdemokratisch ausgerichteten Zeitschriften New Leader, Partisan Review und Commentary standen (vgl. Wald 1987; Wilford 1995). In Europa konzentrierten sich diese Netzwerke um Zeitschriften wie Horizon, vorrangig aber um intellektuelle Einzelpersönlichkeiten, darunter George Orwell, Ignazio Silone, Arthur Koestler und Raymond Aron, die beiden ewigen Gegenspieler Jean-Paul Sartres. 4 Eng mit diesen Gruppen liiert waren wissenschaftliche Publizisten, darunter viele Emigranten, beispielsweise Franz Borkenau und Richard Löwenthal, aber auch politisch aktive Intellektuelle und Wissenschaftler, darunter J. Robert Oppenheimer, Arthur Schlesinger und John Kenneth Galbraith, die allesamt den Americans for Democratic Action (ADA), also den linken Antikommunisten in der Demokratischen Partei der USA nahestanden. Schließlich fanden sich in diesem Zusammenhang noch die aus der pragmatistischen Philosophie stammenden, gleichzeitig aber politisch spätestens seit den 1930er äußerst aktiven Denker vom Range eines John Dewey und seines Schülers Sidney Hook ein. Das Gros, aber bei weitem nicht alle Angehörigen dieses transatlantischen und transnationalen Netzwerkes hatten eine kommunistische Vergangenheit. In der Frühphase ihrer politischen Sozialisation, im Verlauf der sogenannten pink decade zwischen 1925 und 1935, hatten sie sich mehrheitlich kommunistischen Sekten am radikalen linken Flügel der marxistischen Bewegung angeschlossen. Vielfach waren sie, unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise, des Aufstiegs von Faschismus und Nationalsozialismus und des Spanischen Bürgerkriegs, zu Kommunisten geworden, hatten sich dann aber, abgestoßen vor allem von den großen Schauprozessen der stalinistischen Säuberungen, dem Trotzkismus und schließlich, meist im Verlauf des Zweiten Weltkriegs, dem reformorientierten, linksliberal-sozialdemokratischen Flügel der liberal-demokratischen Weltanschauung zugewandt. Die eigene Lebenserfahrung sensibilisierte sie indes für die Gefahren, die ihrer Ansicht nach gerade vom Sta4  |  Dazu ausführlich Hamilton 1982.

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linismus ausgingen. Die von Franklin D. Roosevelt und einem Teil der Demokraten um den früheren Vizepräsidenten Henry A. Wallace favorisierte dauerhafte, über das Kriegsende 1945 hinausgehende Allianz mit der UdSSR im Rahmen der UN lehnten sie ebenso heftig als naiv und gefährlich ab, wie europäische Nachkriegskoalitionen zwischen bürgerlichen und stalinistischen Kräften. Obwohl vielfach Juden, zeigten sie an der Nachkriegsentwicklung Deutschlands, an Reeducation, Reorientation und der Bewältigung des Massenmords an den europäischen Juden, kein gesteigertes Interesse. Hier mögen die Mechanismen des »kollektiven Beschweigens«, wie Hermann Lübbe diese Situation benannt hat, ebenso eine Rolle gespielt haben wie eine noch fehlende Opfersemantik, die Peter Novick für die USA und Israel herausgearbeitet hat (vgl. Novick 2001). Noch wichtiger war aber wohl, dass die überwältigende Mehrheit der Träger dieser Ursprungsgruppen des CCF lebensgeschichtlich vom Holocaust und der nationalsozialistischen Diktatur nicht unmittelbar betroffen gewesen war, da sie meist in den USA gelebt hatten und bestenfalls als Soldaten den Krieg erlitten hatten. Einzig die Migranten und Remigranten, darunter Ernst Reuter oder Max Brauer, bildeten, neben den Europäern, eine Ausnahme von der Regel. Migranten und Europäer stellten aber zu keinem Zeitpunkt eine Mehrheit in diesem Netzwerk. Sie zählten, von Arthur Koestler zu Beginn der 1950er und Manès Sperber (vgl. Corbin-Schuffels 1996) im ausgehenden Jahrzehnt abgesehen, auch nicht zu den konzeptionellen Köpfen des gesamten Unterfangens. Wichtiger als die Auseinandersetzung mit dem eben erst besiegten Nationalsozialismus erschien ihnen allen der kämpferische Umgang mit den Gefahren des höchst lebendigen und aktuellen stalinistischen Totalitarismus. Mindestens ebenso bedeutsam wie der politische Kampf waren für diese Zirkel indes bestimmte intellektuelle Standards, die sie gerne mit dem Begriff der Brillanz umschrieben. Das gesamte Netzwerk gründete charakteristischerweise auf selbst oder von anderen zugeschriebener intellektueller und publizistischer Brillanz, und die Fähigkeit, trefflich mit dem wohl abgewogenen Wort umgehen zu können. Präziser gesagt: Es handelte sich um Männer, und Männer waren es fast ausschließlich, der Feder und nicht der Tat. Diese Konzentration auf publizistische Instrumente blieb dann auch für den CCF über den gesamten Zeitraum seines Bestehens konstitutiv. Das vermeintliche Kriterium der Brillanz wiederum erschwerte die Zusammenarbeit mit weniger ›brillanten‹ Köpfen – und nach der Selbstsicht des CCF und seiner Gründerväter waren das alle, die sich nicht sowieso schon in ihren Kreisen bewegten. Zur Tat, genauer zur organisatorischen Verdichtung und Institutionalisierung, wurden diese Intellektuellen durch einen Anstoß von außen getrieben, der erneut mit Deutschland nichts zu tun hatte. Sie reagierten auf die kommunistische Propagandainitiative der »Weltfriedenspartisanen«, die gegen eine militärische Selbstorganisation des Westens und gegen das nukleare Monopol der USA auf eine Fortsetzung der Kriegsallianz zwischen den USA und der UdSSR plädierten und für eine umfassende Abrüstung gerade der amerikanischen Nu-

Der Kongress für kulturelle Freiheit als Instrument der Reorientation

klearstreitkräfte eintraten. In der kriegsmüden Öffentlichkeit der europäischen Staaten, aber auch in den Kreisen der linken New Dealer, also der alten Anhänger von Roosevelt und Wallace, stießen sie damit auf erhebliche Resonanz. Zusätzlich griffen diese intellektuellen fellow traveller der Stalinisten (vgl. Caute 1973) sozialreformistische und kulturelle Ideale der Vorkriegszeit auf. Demgegenüber positionierten sich die oben knapp skizzierten Kreise linker, aber antistalinistischer, zunehmend antikommunistischer Intellektueller. Nicht nur misstrauten sie den Schalmeienklängen der Weltfriedenspropaganda, in der die Idee der Freiheit so gar keinen Platz hatte, sie hielten das Modell der westlichen, der amerikanischen Lebens- und Wirtschaftsweise, der liberalen Organisation von Gesellschaften und Volkswirtschaften und die demokratische Kultur nach den Erfahrungen von New Deal und Zweitem Weltkrieg für komplexe, fortgeschrittene Industriegesellschaften, ja für sämtliche Gesellschaften weltweit gegenüber jeglicher Form der totalitären Kommandogesellschaft für unbedingt überlegen und verteidigenswert. Aus diesem Grund traten sie auf eigenen Konferenzen den Veranstaltungen der fellow traveller entgegen, wobei sie von den ADA, dem amerikanischen Gewerkschaftsbünden American Federation of Labor (AFL) und dem Congress of Industrial Organizations (CIO) finanziell und logistisch unterstützt wurden.5 Das eigentlich organisatorische Gerüst bildeten die Relikte des pragmatistischen American Committee for Cultural Freedom (ACCF), das bereits in den 1930er Jahren gegen totalitäre und klerikale Kritiker des liberaldemokratischen Systems vorgegangen war, und die Zeitschriften der New York Jewish Intellectuals. Allerdings hatte dieses Netzwerk 1947/48 bereits enorm an Schlagkraft, innerer Kohärenz und Engagement eingebüßt und stand kurz davor, sich selbst als kulturpolitischen Faktor zu eliminieren, nachdem eine Konferenz in Paris weitgehend im Desaster geendet hatte und von den Medien kaum wahrgenommen worden war. Die zweite Gründungsinitiative verdankte sich direkt den Reeducation- und Reorientation-Maßnahmen der US-amerikanischen Besatzungsbehörden in Westdeutschland. In unserem Zusammenhang interessieren weniger die komplexen Überschneidungen und Unterschiede oder gar die operativen Einzelheiten beider Konzepte. Hier soll es primär um zwei Punkte gehen: Einerseits kann – wie bei der organisatorischen Verdichtungsphase der oben genannten transatlantischen Intellektuellennetzwerke – der Zusammenhang des beginnenden Kalten Kriegs beim Übergang von punitiver Reeducation zur eher auf implizite und expliziten Formen der Kooperation angelegten Reorientation nicht ausdrücklich genug hervorgehoben werden.6 Vom Beginn der Präsidentschaft Harry S. Trumans 1945 an war es zu einer erst schleichenden und dann immer sichtbarer werdenden Trübung im Verhältnis zwischen den USA und der UdSSR gekommen. Auch wenn man möglicherweise zu Recht die Chancen zu einem Ausgleich zwi5  |  Zur Rolle der amerikanischen Gewerkschaften ausführlich Angster 2003. 6  |  Vgl. dazu u.a. Stöver 2007 und Gaddis 2007; einen alternativen Ansatz vertritt etwa Loth 1990 und jetzt wieder: Loth 2013: 15-181.

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schen den beiden Flügelmächten des inzwischen zerbrochenen traditionellen europäischen Mächtekonzerts betonen kann, so bleibt doch unbestreitbar, dass die Truman-Administration die Visionen Roosevelts nicht mehr teilte und deswegen andere Machtoptionen zog. Diese mündeten dann spätestens ab 1947 in den Kalten Krieg als bipolare, systemische Mächtekonfrontation, die nicht allein militärische, politische, ökonomische und geostrategische Dimensionen hatte, sondern auch die soziokulturelle Ebene vollumfänglich erfasste. Dies aber musste notwendig Konsequenzen für das Verhältnis zwischen den USA und dem besetzten Deutschland haben, dessen Staatlichkeit sich eben erst auf Länderebene wieder zu regen begann. Mit den Bedrohungsszenarien änderten sich auch die politischen Reaktionen darauf. Dies bedeutete nun keineswegs ein komplettes Abrücken der Amerikaner von den ursprünglichen Zielen der Reeducation. Es blieb ein maßgebliches Ziel der Besatzungsmacht, Deutschlands Gesellschaft von den Relikten des Nationalsozialismus zu befreien und historischen sowie soziokulturellen Fehlentwicklungen entgegenzusteuern. Andererseits war es genau dazu nötig, die bisherigen Perzeptionsmuster den Deutschen gegenüber wenn nicht komplett zu verändern, so doch zumindest neu zu gewichten. Dies war freilich relativ einfach, da es von Beginn an sowohl in den Administrationen und den Militärbehörden als auch in Politik und Gesellschaft der USA hochgradig divergierende Vorstellungen über Deutschland gegeben hatte. Unter linken New Dealern beispielsweise hegte man die Idee, Deutschland und die Deutschen seien in sich, aufgrund einer mit Martin Luther oder Friedrich II. von Preußen oder Bismarck beginnenden historischen und gesellschaftlichen Fehlentwicklung gewissermaßen sozial, kulturell oder – psychoanalytische Ideen von Individuen auf Kollektive übertragend – psychisch krank, neurotisch oder psychotisch veranlagt. Daraus resultierten Forderungen nach Strafe oder strafender Behandlung. Die Fehler des derart diagnostizierten deutschen Sonderwegs,7 den pragmatistische Philosophen bereits im Ersten Weltkrieg benannt hatten, mussten korrigiert werden, etwa indem man gegen den innerlichen Freiheitsbegriff des deutschen Luthertums oder gegen Kantianismus und Hegelianismus zu Felde zog. In intellektuellen Kreisen erfreute sich diese Variante der Deutschlandperzeption besonderer Beliebtheit, weil sie den eigenen Interessen entgegen kam. Heterodox marxistisch geschulte Analytiker verwiesen demgegenüber eher auf die spezifische Sozialstruktur des borussischen Kleindeutschland mit seiner Vorherrschaft von ostelbischen Junkern, Großindustrie, Hochfinanz und Militär (vgl. etwa Marquardt-Bigman 1995). Ein derartiger Ansatz erlaubte es sehr viel deutlicher als die umfassendere Sonderwegsthese zwischen den »bösen« und den »guten« Deutschen zu differenzieren. In dieser Sichtweise war durch den Nationalsozialismus weniger das gesamte deutsche Volk belastet, als vielmehr eine relativ kleine Elite, deren Eliminierung aus der Gesellschaft in einen demokratischen Neuanfang münden werde. In eher liberalen Kreisen wurde daraus 7  |  Vgl. dazu z.B. Winkler 2000/2002 sowie Doering-Manteuffel 1999.

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dann die Unterscheidung von Partei und Volk, die man ungebrochen auf das sowjetische Herrschaftssystem übertragen konnte, ohne auf eine geistesgeschichtliche Analyse des nunmehr auf die Eliten eingeengten deutschen Sonderweges verzichten zu müssen. Einige Intellektuelle, darunter Arthur Koestler, wollten auf das schöne Bild der kollektiven Neurose im Umgang mit dem Marxismus nicht verzichten, aber sie fanden relativ wenig Anklang. Gleichzeitig bedeute dies, dass nicht mehr Strafe und Behandlung im Vordergrund des Umgangs mit Totalitarismen und damit auch der Nachkriegsdeutschen stehen mussten, sondern eine echte Umerziehung, die nicht mehr punitiv ausgerichtet war. Das Fehlen permanenter Strafen und einer von Beginn an bei den Deutschen mit höchst gemischten Resultaten aufgenommenen andauernden Strafrhetorik und eines entsprechenden Herrschaftsgestus konnte dann die gewünschte kooperative Loyalität im gemeinsame Kampf gegen die stalinistische Gefahr hervorbringen. Damit kamen die Truman-Regierung und OMGUS obendrein jenen politischen Kräften in den USA entgegen, die von Beginn an kein sonderliches Interesse an einem ausschließlich strafenden Umgang mit den Deutschen gehabt hatte: den konservativ-rassistischen Südstaatendemokraten auf der einen Seite und rechtskonservativ-agrarprogressivistischen Republikanern auf der anderen Seite. Das gemeinsame Dach des Antikommunismus war insofern in der amerikanischen Innenpolitik ebenso suggestiv und erfolgreich wie in der Besatzungspolitik in Westdeutschland. Außerdem erlaubte es der Übergang zur Reorientation den Amerikanern stärker als bislang selbst durch den Nationalsozialismus belastete Deutsche zum Zwecke von Verwaltung und ähnlichem heranzuziehen und auf diese Weise die hartnäckige Widerständigkeit einer Mehrheit der Deutschen gegenüber der strafenden Entnazifizierungspolitik der Reeducation-Phase erst einzudämmen und dann in antikommunistische Loyalität umzuwandeln, ohne den antitotalitären, erzieherischen Anspruch komplett preiszugeben. Die Umerziehung wurde subtiler und elastischer (vgl. Gmehling 2010: 131-144). Womöglich gewann sie dadurch an langfristiger Effizienz und gesellschaftlichem beziehungsweise kulturellem Tiefgang, was sie kurzfristig an strafender Moralität einbüßte. Wenn man so will, war der Übergang zur Reorientation Ausfluss von gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen in den USA und zwischen Amerikanern und Deutschen unter den Auspizien einer sich verändernden internationalen Gesamtsituation. In dieser neuen Konstellation wurde der dritte maßgebliche Faktor für die Gründung des CCF wirksam. Er verdankte sich weniger rationalen, emotionalen oder dezisionistischen Aushandlungsprozessen, sondern war rein kontingent, da es sich um eine Person handelte: Melvin J. Lasky. 1920 als Sohn einer jüdischen Familie aus der unteren Mittelklasse in New York geboren und während seiner Studienzeit am New York City College gemeinsam mit einer Reihe der jüngeren New York Jewish Intellectuals erst als Trotzkist, dann in wachsendem Maß als liberaler Demokrat sozialisiert, hatte Lasky gleich mehrere große Vorteile, die ihn für

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seine künftige Funktion disponierten.8 Zwar zählte er nicht zum engeren Kreis der jüdischen Intellektuellen in New York, aber er schrieb für ihre Zeitschriften, teilte ihren uneingeschränkten Glauben an die Macht des wohlgesetzten Wortes und ihre generalistischen Vorstellungen von Bildung und Kultur, und er teilte uneingeschränkt ihren Antistalinismus. Im Krieg hatte er als Armeehistoriker gedient, um dann zu seiner ursprünglichen Berufung als Journalist und Publizist zurückzukehren, obschon er sich durchaus eine akademische Karriere als Historiker gewünscht hätte. Philosophisch stand Lasky unter dem Einfluss des Pragmatisten Sidney Hook, dessen antikantianische und vor allem antihegelianische Vorstellungen er mit Blick auf Deutschland komplett teilte. Insgesamt stand er gewiss dem Konzept der Reorientation näher als dem der Reeducation, da er die deutsche Kultur und das deutsche Geistesleben in hohem Maße bewunderte. Insbesondere teilte Lasky die Idee, man müsse klar zwischen dem deutschen Volk und der nationalsozialistischen Führung unterscheiden, so wie er auch zwischen den Völkern der Sowjetunion und des Ostblocks und deren kommunistischer Führung unterschieden wissen wollte. In erster Linie aber war er, unabhängig von sämtlichen Inhalten, ein grandioser Netzwerker. Regelrecht manisch suchte er Kontakte, und zwar nicht nur, wenn auch vorrangig zu bekannten Intellektuellen und Schriftstellern, sondern praktisch zu jedermann. Kaum im zerstörten Nachkriegsdeutschland angekommen, machte er sich auf, beispielsweise Karl Jaspers zu besuchen. In Berlin sollte er, sobald es finanziell möglich war, ein ausgesprochen gastfreies Haus führen, in dem sich Politiker, Schauspieler, Publizisten, Wissenschaftler und Intellektuelle die Klinke in die Hand drückten oder gemeinsam zu Partys erschienen. Lasky mochte selbst bestenfalls ein zweitrangiger Intellektueller sein, aber er verstand es, Menschen zusammenzubringen und er war ein außerordentlich engagierter Herausgeber einflussreicher Magazine. Nicht zuletzt schätzte er, spätestens seit der Blockade und ungeachtet sämtlicher retardierender Momente, Berlin und die Berliner, allen voran den Regierenden Bürgermeister Ernst Reuter, mit dem ihn eine gewisse Freundschaft verband. Für die Politik der Reorientation war er ebenso die ideale Besetzung wie für die weitere Institutionalisierung der linken antikommunistischen Intellektuellen, obwohl er selbst seine Rolle in diesem Geschehen im Nachhinein stets verniedlicht hat. Laskys kometenhaft anmutender Aufstieg setzte mit dem 1. Deutschen Schriftstellerkongress im Herbst 1947 in Berlin ein.9 Es wurde nie ganz geklärt, ob die amerikanischen Behörden ihn dazu ermutigten, sich einen Tag nach der propagandistisch geratenen Selbstdarstellung der sowjetischen Kulturoffiziere auf die Rednerliste setzen zu lassen. Sein Beitrag allerdings verschaffte ihm augenblicklichen Ruhm, da er das repressive System der Sowjetunion gerade mit Blick auf die 8  |  Für biografische Informationen danke ich Dr. Maren Roth (LMU München), die derzeit an einer intellektuellen Biografie des frühen Melvin Lasky arbeitet. 9  |  Vgl. den Bericht von Dr. Hellmuth Jaesrich vom Januar 1980, in: NL Lasky, Box 3, Folder 30 (Lasky Center, München), 1-3; vgl. ferner Koller 2012: 4.

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Unfreiheit der Schriftsteller, darunter die weltbekannte Anna Achmatowa, scharf attackierte und gegen das Schlüsselwort der kommunistischen Propaganda »Frieden« dasjenige der US-Propaganda, »Freiheit« stellte. »Freiheit der Kultur« sollte zum Schlüsselkonzept für die folgenden Ereignisse werden. Wieder war der Ort, Berlin, eher zufällig, denn Laskys Intervention diente weniger dazu, die deutschen Verhältnisse zu befördern, obwohl es durchaus auf die anwesenden deutschen Schriftsteller, vor allem jene mit nationalneutralistischen Ansichten, zielte. Mindestens ebenso sehr ging es Lasky um die frustrierten linken Antikommunisten in New York, Paris und London. So setzte denn auch, ausgehend vom 1. Deutschen Schriftstellerkongress, auf dem sämtliche Hoffnungen auf ein neutrales Deutschland zwischen den sich herausbildenden Blöcken in Ost und West als illusorisch begraben werden mussten, ein zweigleisiger Prozess ein, der sowohl Deutschland wie die »freie Welt« insgesamt betraf. Letztlich handelte es sich um ein- und denselben Prozess, dessen divergierende Facetten von Lasky und zunehmend vom Vertreter der AFL in Brüssel, Irving Brown, zusammengehalten wurden. Ausgangspunkt blieb vorerst Berlin. Dort wandte sich der Oberkommandierende von OMGUS, General Lucius D. Clay, mit dem Plan, eine neue Zeitschrift zu kreieren, an Lasky. Die Amerikaner verfügten mit der Neuen Zeitung sowie einigen anderen Zeitungen und Zeitschriften zwar bereits über Publikationsorgane, aber Clay und einige Angehörige des für die Pressearbeit zuständigen New York Field Office (NYFO) dachten im Rahmen der antisowjetischen Propagandaaktion Talk Back an eine Publikation für intellektuell gehobene Ansprüche.10 Sie sollte als Forum für politische und literarische Debatten dienen, die ältere deutsche Tradition der Literaturkritik wiederbeleben und in erster Linie ausländischer, amerikanischer, britischer und französischer zeitgenössischer Literatur und Kultur den Weg nach Deutschland ebnen. Clay, das NYFO und auch Lasky gingen davon aus, das deutsche Bildungsbürgertum, aber auch deutsche Studenten und Gymnasiasten würden sich nach zwölf Jahren der Zensur und der Verbote nach zeitgenössischer Literatur aus dem Ausland regelrecht sehnen. Der Erfolg sollte ihnen Recht geben. Mit der Zeitschrift Der Monat, die ab Oktober 1948 erschien und während der gesamten 1950er Jahre die auflagestärkste Kulturzeitschrift Europas sein sollte, legten sie ein Magazin auf, das nach Form und Inhalt deutlich die Handschrift der Zeitschriften der New York Jewish Intellectuals und Melvin Laskys trug. Nahezu sämtliche Beiträger entstammten Laskys Netzwerken, in deren Zentrum die New Yorker Intellektuellenzirkel standen. Ziel der neuen Zeitschrift war es, eine differenzierte, hochwertige und streitlustige Debattenkultur unter deutschen Intellektuellen anzustoßen und beständig neue Diskussion zu entfachen. Dazu sollte Der Monat bewusst als eine Art Gesprächsforum gestaltet werden, an dessen Debatten sich Intellektuelle aus dem gesamten demokratischen Spektrum von demokratischen Sozialisten bis zu katholischen 10  |  Vgl. »Memo: Prospects for DER MONAT, an American-sponsored magazine (German language)« vom 26.6.1948, in: OMGUS-Akten 5/267/1-25.

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Konservativen beteiligen sollten. Diese anfänglichen Blütenträume der Planer erfüllten sich niemals zur Gänze. Für die Herausforderung eines gewissermaßen überparteilich-ganzheitlichen Forums fehlte es zum einen an den notwendigen personellen Voraussetzungen in Laskys Netzwerk – er kannte keine katholischen Konservativen.11 Zum anderen stand das Etikett der Brillanz einem Forum für das gesamte deutsche und internationale demokratische Meinungsspektrum eher im Weg. Da die liberalen New Yorker Intellektuellen den Maßstab der Brillanz in sich selber verorteten, waren es dann auch sie, die vornehmlich im Monat publizieren durften. Insofern diskutierten, etwas überspitzt gesagt, Linksliberale mit Sozialdemokraten. Aber ein zweites Ziel wurde immerhin erreicht: Den deutsche Lesern wurde gezeigt, dass politische Intellektuelle, sofern sie sich innerhalb des demokratischen Spektrums bewegten, kein Widerspruch in sich waren. Ganz im Gegenteil: Der Monat propagierte die politisierte, wehrhafte antitotalitäre Debatte unter Demokraten als etwas genuin Positives. Weder Streit, noch Politik, so die Botschaft des Magazins, waren »schmutzig«, sondern der geregelte, auf einem Basiskonsens beruhende Streit gehörte untrennbar zur Demokratie. Dies galt nicht minder für Kunst, Literatur, ja den gesamten Kulturbetrieb. Bewusst suchte sich Lasky mit dem politisch nur minder schwer belasteten, eher unbekannten Autoren Hellmuth Jaesrich einen deutschen Mitherausgeber, 12 um der von OMGUS und später HICOG herausgegebenen Zeitschrift einen deutschen Anstrich zu verleihen. Deutsche Autoren waren, von einigen Emigranten abgesehen, bis in die 1960er Jahre hinein im Monat nur nachrangig repräsentiert, aber das Signal war wichtig. Dennoch blieben die deutschen Leser vorwiegend, wie Lasky es vorausgesehen hatte, an ausländischen Beiträgern interessiert. Dem Monat fiel alsbald eine weitere Aufgabe zu (vgl. ausführlich Gmehling 2010: 161-193). Wie bereits oben angemerkt, waren die Versuche der transatlantischen intellektuellen Netzwerke der non-Communist left, der linken Antikommunisten also, mit eigenen Veranstaltungen den stalinistischen fellow travellers entgegen zu treten, schnell ins Leere gelaufen. Dennoch fanden sich einige Personen, die unverdrossen und unverzagt an der Idee eines großen antikommunistischen Kulturkongresses mit nachhaltiger, weltweiter Aufmerksamkeit festhielten, darunter Franz Borkenau, die ehemalige KPD-Vorsitzende Ruth Fischer und Arthur Koestler.13 Diese unterhielten bereits Kontakte zu Irving Brown von der AFL und zur ADA. Es ist weiterhin unklar, ab wann auch die 1947 erst gegründete CIA mit im Boot war, auf alle Fälle muss man davon ausgehen, dass sie um die 11 | Im Interview mit dem Verfasser wies Melvin Lasky 1994 zwar darauf hin, Jacques Maritain und Etienne Gilson gekannt zu haben, eine tiefere Beschäftigung mit dem im Katholizismus vorherrschenden neuthomistischen Denken resultierte daraus aber nicht. In Deutschland fehlte jeder einschlägige Kontakt. 12  |  Bericht von Dr. Hellmut Jaesrich vom Januar 1980, 3-14. 13 | »Report on the Financial History of the Congress for Cultural Freedom«, in: NL Josselson, Box 9.

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Gedankenspiele wusste und, eventuell über die AFL, bereits finanziell involviert war. Ganz sicher trat die CIA dann ab 1950 über Michael Josselson als Finanzier auf. Fischer und Borkenau wandten sich an den umtriebigen Lasky, dessen vorgebliche oder tatsächliche Nähe zum amerikanischen Geheimdienst damals wie heute umstritten ist. Unabhängig von Verflechtungen nachrichtendienstlicher Natur war Lasky gleichwohl der ideale Mann für den Part, den er von nun an einnahm. Da Der Monat seit dem Herbst 1948 ausgezeichnet lief, konnten sich Lasky, seine Redaktion und sein Büro nun anderen Aufgaben zuwenden. In diesem Fall hieß das, den Beiträgerkreis des Monats und der Magazine der New York Jewish Intellectuals für einen möglichst groß angelegten Kongress mit maximaler Medienwirkung zu mobilisieren. Spätestens seit August 1949 hatte sich Lasky dieser Mission angenommen. Berlin fiel es fast automatisch zu, als Veranstaltungsort zu fungieren, da zum einen der Regierende Bürgermeister Ernst Reuter von der Idee eines solchen Kongresses höchst angetan war und zum anderen Berlin durch die sowjetische Blockade zu dem repräsentativen Symbol des Kampfes der freien Welt gegen den Sowjettotalitarismus geworden war. Ideen der Reorientation der Deutschen fanden keinen Eingang in die Diskussionen, wie überhaupt die deutsche Beteiligung an dem gesamten Projekt mehr als maßvoll blieb. An der Vorbereitung waren Deutsche, insbesondere Studenten der Freien Universität Berlin, der Technischen Universität und die Vertreter einiger bereits existierender Agenturen des Kalten Krieges, darunter der »Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit« und des »Untersuchungsausschusses freiheitlicher Juristen« eher logistisch als inhaltlich beteiligt. Die inhaltliche Arbeit lag in den Händen radikaler Antikommunisten aus dem transnationalen Netzwerk, allen voran bei Arthur Koestler und Franz Borkenau, denen in der britischen Delegation und dem Italiener Ignazio Silone eher moderate Gegenspieler erstanden. Von den Deutschen war es vorrangig der sozialdemokratische Politiker und intellektuelle Schöngeist Carlo Schmid, der sich als Übersetzer des Abschlussmanifestes verdient machte. Der Kongress für kulturelle Freiheit traf sich als »Weltparlament der Intellektuellen«, wie der hohe Anspruch lautete, Ende Juni 1950 in den Westsektoren Berlins, just zu dem Zeitpunkt, als nordkoreanische Truppen die Grenze zu Südkorea überschritten und damit den Koreakrieg einläuteten (vgl. Gmehling 2010: 213-229). Dies sicherte dem Kongress mit seinen radikal antikommunistischen Stellungnahmen eine hohe publizistische Aufmerksamkeit. Während Lasky eher im Hintergrund agierte, war es Koestler, dessen kämpferische Rhetorik das Momentum des Kongresses am ehesten widerspiegelte. Im Überschwang des Erfolges ließen sich einige der führenden Intellektuellen des Kongresses, von AFL und CIA unterstützt, dazu hinreißen, aus einer einmaligen Veranstaltung eine dauerhafte Organisation mit Sitz erst in Brüssel und dann in Paris zu machen. Brüssel war erste Wahl gewesen, da dort der AFL-Europavertreter Irving Brown sein Büro hatte; Paris wurde jedoch bald interessanter, da man in Frankreich die wichtigsten Gegner des CCF vermutete: Frankreichs starke kommunistische Partei und die linksgerichteten, bestenfalls neutralistischen, oft aber prokommunistischen existentialistischen

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oder phänomenologischen Intellektuellenzirkel um Jean-Paul Sartre, Maurice Merleau-Ponty, Alexandre Kojève oder Louis Althusser.14 Dagegen wirkte das geteilte Deutschland, in dessen Westen der Antikommunismus gleichermaßen sozialdemokratische wie christdemokratische Staatsraison war, uninteressant. Mit Carlo Schmid fand zwar ein bedeutender sozialdemokratischer Politiker den Weg in das Internationale Exekutivkomitee des CCF,15 aber dennoch blieben die Deutschen auf der internationalen Ebene bestenfalls marginal oder aber eine Quelle beständigen Ärgers. Dieser war das Resultat der andauernden internen Querelen, mit denen die nationale Sektion des deutschen CCF, die von 1951 bis 1953/54 bestand, auffiel. Da Melvin Lasky sich ganz auf den Monat konzentrierte, blieb es anfangs dem organisatorisch unfähigen Max Karl Graf von Trautmansdorff und dann dem streitsüchtigen Schriftsteller Günther Birkenfeld überlassen, sich um die deutsche Sektion zu kümmern. Schlussendlich ging sie am Streit zwischen Birkenfeld und seinen Schriftsteller- und Publizistenkollegen Theodor Plievier, Rudolf Hagelstange, Rudolf Pechel und anderen auf der einen Seite und Carlo Schmid auf der anderen Seite zugrunde (vgl. Hochgeschwender 1998: 298-411). Schmid hatte, während der gleichfalls beteiligte Willy Brandt sich neutral gab, versucht, aus dem CCF eine intellektuelle Vorfeldorganisation der SPD zu machen, was auf heftigen Widerstand der Intellektuellen und Schriftsteller in der Sektion stieß, die dadurch dauerhaft in ihrer Arbeit gelähmt blieb. Nach dem Ende der Sektion verblieben in Berlin, Hamburg, Stuttgart, Köln und München einzelne Büros mit divergierenden inhaltlichen Schwerpunkten, die von Manès Sperber und der Kongresssekretärin Marion Bieber eher notdürftig koordiniert wurden und zwischen denen, vor allem zwischen den konservativen Kölnern (Johann C. Witsch, Heinrich Böll etc.) und den linksliberalen Hamburgern (Bruno Snell, Siegfried Lenz etc.), heftige Kontroversen um die interne Führung ausbrachen. Westdeutschland verfügte einfach nicht über die notwendige intellektuelle Kultur, die mit New York, Paris, London oder selbst Rom vergleichbar gewesen wäre. Im Grunde versank der deutsche CCF rasch im parochialen Niemandsland.

III. Damit könnte man den Beitrag des CCF zur Reorientation auf der organisatorischen Ebene guten Gewissens abhaken. Er existierte schlicht und ergreifend nicht. Dies betraf auf lange Sicht nicht allein Deutschland, sondern den gesamten CCF, der als Organisation ein Fehlschlag war. Erst rivalisierten radikale und moderate Antikommunisten miteinander, ehe letztere mit Hilfe der CIA den Sieg davon trugen, dann konnte man sich nie dazu entschließen, aus dem elitären 14  |  Zur Pariser Intellektuellenszene mit ihren permanenten weltanschaulichen und persönlichen Konflikten vgl. Montag 2013 und Barot 2011. Aus Sicht des CCF vgl. Aron 1977. 15  |  Außerordentlich fragwürdig sind dazu Schmids Memoiren, vgl. Schmid 1979.

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CCF eine Massenorganisation zu machen. Ab Mitte der 1950er Jahre rettete man sich aus der durch Stalins Tod eingetretenen Krise durch die Hinwendung zur zeitgenössischen Soziologie und der Lehre vom Ende der Ideologie. Nun gaben Edward Shils, Daniel Bell und Raymond Aron international den Ton an, nicht mehr die alten Kämpfe der Gründerjahre. Allmählich überalterten auch die New York Jewish Intellectuals und Nachwuchs blieb aus. Schon zu Beginn der 1960er Jahre stellte Shils fest, dem CCF fehle es an Angehörigen der jüngeren Generation, auch an weiblichen Mitgliedern. Kein einziger Angehöriger der ebenfalls nicht moskautreuen Neuen Linken fand nach der Ungarnkrise den Weg in den CCF. Der interne Brillanzdiskurs, der jede Nachwuchswerbung von vornherein aussichtslos machte, hatte den CCF schon lange zerstört, ehe 1967 die Verflechtung mit der CIA aufgedeckt wurde. Rein institutionell gesehen, war der CCF also ein Fehlschlag. Mit dieser Feststellung allein würde man ihm aber gerade mit Blick auf Deutschland nicht gerecht werden, denn der CCF war gewissermaßen in seinen Teilen mehr als das Ganze. Zuvörderst traf dies auf seine Zeitschriften, im deutschen Fall den Monat, zu. Aber auch der angelsächsische Encounter, das italienische Magazin Tempo Presente oder Preuves in Frankreich erweisen sich als meinungsführende Organe. Der Monat nahm unter Laskys Führung dabei eine Zwitterstellung ein. Zwar war er maßgeblich an der Gründung und Organisation des CCF beteiligt, blieb aber bis 1954 in Trägerschaft erst von OMGUS, dann von HICOG, war also klar als amerikanisches Magazin erkennbar. Von 1954 bis 1958 trat dann die Ford Foundation als privater Sponsor an die Stelle der US-Regierung, ehe die Zeitschrift offiziell in den Magazinbestand des CCF überführte wurde, dem sie freilich bereits zuvor inhaltlich zugeordnet war. Zumindest war Lasky an den Herausgebergremien des CCF beteiligt, ohne dass der Monat im strengen Sinne ein CCF-Magazin gewesen wäre. Unter den skizzierten Umständen macht es also Sinn, bei der Frage nach dem Beitrag des CCF zur Reorientation der Westdeutschen zu allererst auf den Monat zu blicken. Die Frage muss demnach primär auf der Ideenebene gestellt und beantwortet werden. Der Monat und der CCF wollten den Deutschen eine tragfähige Alternative zu dem vorstellen, was sie als fehlgeleitete Tradition der deutschen Funktionseliten verstanden, beispielweise in deren Freiheitsverständnis, in ihrem Verständnis von Intellektuellen und Politik oder in ihrer Nähe zu bestimmten lutherischen, kantianischen oder hegelianischen Konzepten von Ganzheit oder Innerlichkeit. Da nach der festen Überzeugung vor allem Laskys die Deutschen in ihrer Masse keine Nationalsozialisten gewesen waren und die jüngere Generation sich als offen für amerikanische oder westliche Kultur zeigte, ging man mit einem gewissen Optimismus zu Werke. Reorientation musste aus diesem Blickwinkel keine generelle oder radikale Umerziehung sämtlicher Deutschen beinhalten, dies wäre kontraproduktiv gewesen, sondern erforderte Maß, Fingerspitzengefühl und ein Verständnis für die kulturellen Wurzeln des Obrigkeitsstaates in Deutschland, die es langfristig von innen heraus zu zerstören

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galt.16 Dazu war es notwendig und sinnvoll, sich deutschen, westlich-liberalen und sozialdemokratischen Traditionsguts soweit es eben ging zu bedienen, es aber im westlich-amerikanischen Sinn umzuinterpretieren. Dies hieß nun nicht, blindlings alles zu unterstützen, was die USA taten oder wollten. So plädierte Der Monat durchweg für die Westbindung der Bundesrepublik und die europäische Integration, nicht aber offen für die Wiederbewaffnung. Die weltanschauliche Basis des Monats bildeten zwei zentrale Ideologeme: zum einen der Antitotalitarismus (vgl. Gmehling 2010: 38-69; 239-308), zum anderen der Konsensliberalismus amerikanischer Prägung. Der Antitotalitarismus verband ein in den 1940er und 1950er Jahren in der politologischen Wissenschaft weit verbreitetes Paradigma, nach dem es in organisatorischer, praxeologischer und weltanschaulicher Hinsicht strukturelle und funktionale Vergleichbarkeiten zwischen Kommunismus, Faschismus und Nationalsozialismus gegeben hätte, mit dem gleichfalls zeitgenössischen weltanschaulichen Kampf begriff, der stalinistischen Kommunismus und Nationalsozialismus faktisch in eins setzte. Im Totalitarismus erkannte man das politisch Andere, die »Feinde der offenen Gesellschaft«, wie Karl Popper es präzise formuliert hatte, die institutionalisierte Inhumanität, mit der es keinen Kompromiss geben durfte und der gegenüber jedes Nachgeben wie zu einem neuen »München« und einem neuen Weltkrieg führen musste. Radikale Antikommunisten, wie Koestler, plädierten noch 1948 sogar für einen atomaren Erstschlag gegen die UdSSR, was indes keine Mehrheit fand. Spätestens ab 1951/52 wandte sich der CCF einem moderateren Antikommunismus zu, der sich in erster Linie auf die ideell-kulturelle Auseinandersetzung mit dem Marxismus konzentrierte. Dieser antistalinistisch-antikommunistische Antitotalitarismus hatte gleichwohl auch einen Bezug zur Reorientation, der allerdings indirekter und subtiler war, als eine direkte Auseinandersetzung mit dem Erbe des Nationalsozialismus in der Diktatur, aber auch mit den Kontinuitäten in die Funktionseliten der Bundesrepublik hinein. Wie muss man sich diese Haltung konkret vorstellen? Grundsätzlich galt alles zum Kommunismus gesagte auch für den Nationalsozialismus. Selbst wenn dies nicht explizit gemacht wurde, schwang diese Vorstellung implizit immer mit. Das hieß, die konsequente Verurteilung von Gewaltherrschaft, Einparteiensystem, Führerkult, geistiger und ökonomischer Verarmung und Entindividualisierung im totalitären Kommunismus musste durchwegs doppeldeutig gelesen werden. Darüber hinaus duldete Der Monat keine explizite Verherrlichung des Nationalsozialismus oder eine Verharmlosung nationalsozialistischer Verbrechen.17 Zudem unterblieb nahezu jede konkrete Auseinandersetzung mit Tätern und Opfern. Deutliche Ausführungen zum Holocaust fehlten. Die Zeit, in welcher die Westalliierten noch Filme wie Die Todesmühlen (1945) produziert und gezeigt hatten, war bereits vorüber. Der Monat und 16  |  Vgl. dazu insgesamt Hochgeschwender 1998: 182-199; 253-264. 17  |  Ausführlich und mit präziser Analyse Gmehling 2010: 390-557.

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der CCF vermieden jedoch blinden Antikommunismus. Birkenfeld etwa warnte ausdrücklich vor einer Zusammenarbeit mit der exilrussischen Organisation NTS oder Carlo Schmid vor einer Kooperation mit dem Bund deutscher Jugend (BdJ), die beide zu den radikalen Agenturen des Kalten Kriegs zählten und neofaschistischen Ideologien anhingen.18 Paradoxerweise zählten beide Organisationen zu dem Untergrundnetzwerk Gladio, das CIA und NATO unterhielten, um im Kriegsfall genau jene Politiker und Intellektuelle notfalls eliminieren zu lassen, welche die CIA über den CCF finanziell unterstützte. In vier Fällen wurden Lasky und das Berliner CCF-Büro beziehungsweise die Redaktion des Monat dann im engeren Sinn der Reorientation aktiv (vgl. Hochgeschwender 1998: 360-389). Der früheste dieser Fälle spielte sich im Winter 1950 und im Frühjahr 1951 ab und führte zu einer zeitweiligen Entfremdung zwischen Lasky und seinem Freund Ernst Reuter. Der Regierende Bürgermeister hatte die etwas absonderliche Idee gehabt, Werner Krauss, der in Veit Harlans Jud Süß eine tragende Rolle gespielt hatte, durch einen gemeinsamen Auftritt mit der Remigrantin Helene Thimig und der anerkannten Gegnerin des Nationalsozialismus, der todkranken Käthe Dorsch in Westberlin zu rehabilitieren. Lasky, Birkenfeld und der Leiter der jüdischen Gemeinde Berlins, Heinz Galinski, waren entsetzt, und als es vor dem Theater zu Protesten der Berliner Studentenschaft kam, forderte Lasky im Theater die Zuschauer auf, sich mit den Studenten zu solidarisieren, woraufhin er von Reuters Polizei abgeführt wurde. Daraufhin starteten Der Monat und die Neue Zeitung gemeinsam mit der Zeit im Januar und Februar 1951 eine regelrechte Kampagne gegen Veit Harlan. Lasky war über das unnachgiebige und taktlose Verhalten Reuters und der älteren Berliner Zuschauer entsetzt, hielt aber an seinen Hoffnungen gerade auf die studentische Jugend unbedingt fest. In den Studenten und Gymnasiasten der späten 1940er und frühen 1950er Jahre erblickten er und seine Mitstreiter das eigentliche Potential für ein demokratisch gereiftes Deutschland. Umso wichtiger war es, die Studentenschaft gegen neonationalsozialistische Umtriebe zu immunisieren. Dazu dienten, indirekt, kostenlose Studentenabonnements des Monat ebenso, wie Studentenreisen und -aufenthalte in den USA, an deren Organisation der CCF sich beteiligte, indem er einen eigenen Hochschulring gründete. Dieser Hochschulring, die Jungen Gruppen und eine weitere aus dem Umfeld der Redaktion des Monat und der Neuen Zeitung von Hans Schwab-Felisch gegründete Organisation, die Gute Bande, hatten noch weitere Aufgaben. Insbesondere sollten sie nationalsozialistische Unterwanderungsversuche bei den sich neuerlich formierenden Studentenverbindungen in Berlin und Westdeutschland untersuchen. Beide Ansätze scheiterten schon im Sommer 1951 am kompletten Desinteresse, ja der offenen Opposition der Pariser Zentra18  |  Günther Birkenfeld an Nicolas Nabokov vom 3.10.1951, IACF/CCF-Archiv, Series II, Box 119, Folder 1; Bericht von Carlo Schmid an das Internationale Exekutivkomitee des CCF vom 29.-30.12.1952, IACF/CCF-Archive, Series II, Box 3, Folder 2.

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le des CCF. Die beiden eher anekdotischen Ereignisse 1950/51 belegen, wie sehr die Internationale Exekutive des CCF in der Phase des radikalen antistalinistischen Antikommunismus vom absoluten Primat antikommunistischer Aktivitäten überzeugt waren. Einzig die Idee des Studentenaustauschs fiel in Paris auf fruchtbaren Boden, da ein USA-Besuch deutscher Studenten sie vermutlich nicht zuletzt gegen den Kommunismus immunisieren würde. Lediglich die Mitglieder der deutschen Exekutive, ihr studentischen Sympathisanten in Westberlin und Melvin Lasky selbst, der seinen Besuch im Konzentrationslager Dachau nie vergessen hatte, strebten andere Gewichtungen an, teilten aber die Auffassung, dem Kampf gegen die unmittelbare kommunistische Gefahr sei alles andere unterzuordnen, solange es sich nicht um eine offene Reaktivierung nationalsozialistischer Gedanken oder Strukturen handelte. Immerhin brachte man es in Berlin und Paris einmal über sich, den Primat der antikommunistischen Arbeit zurückzustellen. Gemeinsam mit Erich Lüth setzten sich Schmid und Birkenfeld 1952 dafür ein, »Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit« zu installieren, welche dann die bis heute durchgeführten »Wochen der Brüderlichkeit« im Geiste überreligiöser und überkonfessioneller Zusammenarbeit nach amerikanischen Vorbild ins Leben riefen. Der deutsche CCF legte sogar noch einige Broschüren gegen den Antisemitismus nach. Die Pariser Zentrale unterstützte dies nicht eben euphorisch, nahm es aber hin. Anders als bei der Guten Bande, mit der auf Befehl der Pariser Exekutive jeder Kontakt eingestellt werden musste, ließ man die Deutschen im CCF dieses Mal gewähren. Die bisherigen Schwerpunktsetzungen änderten sich nach dem Tode Stalins 1953. Im Sommer 1955 kam es nämlich zur einzigen echten Reorientation-Operation des internationalen CCF (vgl. Hochgeschwender 1998: 442-444). Am 26. Mai dieses Jahres war es zu einer Umbildung der von Heinrich Hellwege (DP) geführten christlich-konservativen Regierung Niedersachsens gekommen, in deren Verlauf die FDP, damals bekanntermaßen ein Sammelbecken alter Nationalsozialisten, wie kurz zuvor britische Polizeiaktionen gegen die nordrheinwestfälische FDP belegt hatten, mit Leonhard Schlüter als ihrem Kandidaten für das Kultusministerium aufwartete. In Göttinger Universitätskreisen war bekannt, wie nahe Schlüter neonazistischen Publizistenkreisen stand, weswegen es erst in Göttingen und dann an anderen niedersächsischen Universitäten zu offenen Protesten der Studenten und Professoren kam, die von einer internationalen Medienkampagne flankiert wurden. Diese Medienkampagne aber war wesentlich ein Produkt der Pariser Zentrale des CCF unter Nicolas Nabokov und Michael Josselson sowie der CCF-Organisation »Science and Freedom«, die im Rahmen des gleichnamigen CCF-Kongresses in Hamburg 1953 gegründet worden war und nun in London von George Polanyi geführt wurde. Selbst nach Schlüters Rücktritt am 9. Juni 1955 hielt der CCF seine Aktion am Laufen. Helmuth Jaesrich widmete dem Fall Schlüter im Monat einen längeren Artikel und die Pariser Zentrale forderte Carlo Schmid auf, mit den Briten zu sprechen, um deren Erkenntnisse über neonazis-

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tische Netzwerke in der Bundesrepublik publik zu machen. Schmid lehnte ab, weil er nicht an die Kooperationsbereitschaft der Briten glaubte. Immerhin war es dem CCF inmitten einer Phase offenkundiger Stagnation gelungen, sich zu solch einer international konzertierten Aktion aufzuraffen, die erstmals in seiner Geschichte nicht antikommunistischen Zwecken diente, wenn man die alljährlichen rituellen Anti-Franco-Bekenntnisse der internationalen Exekutive einmal außer Betracht lässt. So leistete der CCF seinen Beitrag zu einer der bedeutendsten öffentlichen Protestkundgebungen vor der Spiegelaffäre in der Geschichte der jungen Bundesrepublik, wenn man von den Wiederbewaffnungskontroversen und der Osterbewegung absieht. Es zählt zu den Ironien dieser Aktion, dass sie zum einen der Krise nach Stalins Tod geschuldet war und zum anderen, mit Ausnahme des Hamburger Abendblatts,19 von den deutschen Medien dem CCF nicht zugeschrieben wurde. Der internationale Protest galt als ebenso spontan wie die Demonstrationen von Studenten und Professoren in Göttingen und anderswo. Direkte Reorientation zählte offenkundig nicht zu den Stärken des CCF. Möglicherweise hatte man in der Pariser Zentrale gar kein Interesse, als zu eng mit dem Geschehen verflochten angesehen zu werden. Der CCF vermied stets den Eindruck, sich allzu aktiv in die Belange der Staaten und Gesellschaften einzumischen. Ganz anders verhielt es sich mit der konsensliberalen Grundlegung, die der CCF und Der Monat dem neuen Weststaat mitgeben wollten, um spezifische deutsche ideell-kulturelle Traditionen wahlweise zu modifizieren, zu reinterpretieren oder ganz aus dem kulturellen Leben Westdeutschlands zu verdrängen: der indirekten Reorientation. Beim Wort Konsensliberalismus handelt es sich um einen Kunstbegriff, der dem liberal consensus nachgebildet ist, der sowohl eine in den 1950er Jahren einflussreiche amerikanische Historikerschule bezeichnet als auch ihre Analyse der amerikanischen Gesellschaft als einer, die auf einem liberalen, oft unbewussten Basiskonsens beruhe, der wiederum in den Ideen des angloschottischen Philosophen John Locke gründet (vgl. dazu allgemein Novick 1991). An letzterem Punkt schließt die Begriffsbildung Konsensliberalismus an, um ein spezifisches, für die 1940er bis 1960er Jahre hegemoniales Paradigma von Liberalismus konzeptuell in den Griff zu bekommen, ohne die oft pejorative Begrifflichkeit vom Cold War Liberalism oder die Selbstbezeichnung non-Communist Left übernehmen zu müssen. Liberal ist dabei in dem seit der progressivistischen Ära (1890-1920) und dem New Deal der 1930er Jahre in den USA gebräuchlich gewordenen Sinn zu verstehen, nämlich als – für europäische Kontexte – an moderat-amelioristischer Sozialreform interessierten Linksliberalismus mit sozialdemokratischen Zügen. Man darf dabei das Wort Konsens nicht überstrapazieren. Auch in den 1950er Jahren gab es in den USA Parteihader und selbst Konsensliberale untereinander konnten durchaus zerstritten sein. Dies betraf sogar zentrale weltanschauliche Fragen wie den Antikommunismus oder Antitotalitaris19 | Hamburger Abendblatt vom 3.6.1955.

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mus. Konsensliberale waren zum Beispiel keineswegs einer Meinung über die Methoden des konservativen republikanischen Senators Joe McCarthy und seiner hysterischen Verfolgung tatsächlicher, ehemaliger oder einfach nur eingebildeter Kommunisten (vgl. etwa Kimmage 2009; Powers 1995). Diese Einschränkungen ändern gleichwohl nichts an der generellen Aussagefähigkeit des Konzepts Konsensliberalismus, dessen weltanschauliche Grundelemente sich relativ rasch ausmachen lassen (vgl. Hochgeschwender 1998: 253-264): Handlungstheoretisch stand der Antitotalitarismus im Vordergrund. Bis zu einem gewissen Grade wurden die Konsensliberalen von ihrer Angst vor der expansiven Dynamik des stalinistischen Kommunismus angetrieben, wobei ihr Antikommunismus eben in der Tat antitotalitär war und sich zusätzlich aus den Erfahrungen mit Faschismus und Nationalsozialismus speiste. Eher als grundlegendes Regulativ diente das Bekenntnis zum liberalen Individualismus und zum Privateigentum. In dieser der lockeanischen Tradition unbefangen entnommenen doppelten Bejahung verbarg sich zugleich eine bestimmte Idee von den USA als der exzeptionell vorbildlichen Nation, in welcher genau diese Werte am besten und der hochindustriellen Moderne besonders adäquat verwirklich wurden. Insofern beinhaltete der Konsensliberalismus auch ein modernisierungstheoretisches Element, das sich, angesichts der hohen Normativität der Modernisierungstheorien jener Tage, leicht mit dem Glauben an die exzeptionelle Mission der USA im Dienste der Freiheit von Individuen und Eigentum verknüpfen ließ. Freiheit wurde dabei als individueller Akt vernunftgeleiteter und normenbezogener Wahlfreiheit verstanden, nicht als das, was man als Tradition der »deutschen Freiheit« begriff, nämlich eine Verknüpfung von »Freiheit als Innerlichkeit« in der lutherischen und »Freiheit als Nachvollzug des Notwendigen« in der hegelianischen Tradition.20 Hinzu trat ein Element politischer Partizipation, das ausdrücklich als positiv und erstrebenswert hervorgehoben wurde. Politik, auch und gerade zum Schutz des Privateigentums, war demnach kein schmutziges Geschäft, sondern maßgeblicher Handlungsausdruck von Freiheit. Dies bedeutete indes keine Blindheit gegenüber sozialen Problemen und ungleichen Lebensverhältnissen. Hier kam der oben genannte soziale Ameliorismus ins Spiel, der sich gegen jede radikale oder revolutionäre Lösung sozialer Fragen aussprach, gleichzeitig aber keine statische Gesellschaftsordnung, sondern eine allmähliche, planvolle und rational-wissenschaftliche Überwindung sozialer Ungleichheiten im Rahmen des nichtutopisch Möglichen anstrebte. Im Laufe der 1950er Jahre wurden diese vagen Ideen durch die Rezeption der keynesianischen Ökonomie empirisch fassbarer und dadurch etwa für sozialdemokratische Politiker anschlussfähiger. Allerdings entwickelte sich der CCF nie zu einem internationalen keynesianischen think tank, wandte sich aber ab 1955 unter dem Einfluss von Edward Shils, Daniel Bell und Raymond Aron einer teilweise systemtheoretisch angehauchten Gesell20  |  Vgl. dazu zwei sehr einflussreiche Werke, die den deutschen Freiheitsbegriff aus der Sonderwegsidee heraus analysierten: Krieger 1972 und Kohn 1960.

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schaftsanalyse zu, die weit weniger abstrakt und idealistisch war, als der freiheitstrunkene, aggressive Antikommunismus der Gründerjahre (vgl. Scott-Smith 2002b: 437-455). Auf der ideellen Ebene propagierte eine Mehrheit der Konsensliberalen eine Hinwendung zum amerikanischen Pragmatismus, der, trotz seiner offenkundig lebensphilosophischen Elemente, als vernünftige und lebenspraktische Alternative zu metaphysischen Spekulationen aller Art, allen voran denjenigen Kants, Hegels und Marx’, aber auch Sartres und Heideggers gesehen wurde. Die Pragmatismusrezeption war etwa für Melvin Lasky und Sidney Hook sehr wichtig, zählte aber vermutlich zu denjenigen ideologischen Momenten des Konsensliberalismus, die in Deutschland nur randständig blieben. Für deutsche Intellektuelle blieb der Pragmatismus mehrheitlich flach und analytisch unergiebig. Erst sehr viel später, in den 1970er und 1980er Jahren, setzte eine umfassendere Pragmatismusrezeption in Deutschland ein. Ein letztes Element des Konsensliberalismus war spezifisch für den CCF: die Idee der kulturellen Freiheit, die man schon im Namen führte und die sich mit Bemühungen der amerikanischen Regierung und der CIA deckte, die Gegenwartskunst der USA, etwa den abstrakten Expressionismus oder die schriftstellerischen Leistungen eines Ernest Hemingway, William Faulkner oder Truman Capote, gleichberechtigt oder gar vorbildlich an die Seite der europäischen Moderne zu stellen. Der Pariser Kongress von 1952, den der CCF bewusst in der Hochburg des kulturellen Antiamerikanismus inszenierte, diente just diesem Zweck. Sehr zum Ärger der CCF-Aktivisten waren es aber gerade nicht die hochkulturellen Artefakte aus den USA, welche die Massen der Europäer faszinierten, sondern die amerikanische Populärkultur, allen voran die Filme Hollywoods, der Jazz und der Rock’n’Roll, allesamt Produkte, denen die Intellektuellen im CCF mehr als skeptisch gegenüberstanden. Religion hingegen war für die CCF-Zeitschriften überwiegend kein Thema, obwohl die USA in den 1950er Jahren den Höhepunkt einer konformistisch institutionalisierten Religiosität erlebten. 95 % der Amerikaner waren Angehörige einer in aller Regel christlichen Religionsgemeinschaft. Das Gros der CCF-Angehörigen war demgegenüber religiös unmusikalisch. Zwar verfolgte nur Sidney Hook einen explizit religionsfeindlichen Kurs, aber erst in den 1960er Jahren wurde Religion im CCF zu einem Thema. In diesem weltanschaulichen Mix sahen die Amerikaner im CCF, aber auch ihre europäischen Verbündeten, ein Angebot, das repräsentativ für jene, nämlich die amerikanische, Gesellschaft war, die ihrer Ansicht nach am besten den Versuchungen des totalitären Zeitalters der Krise des Liberalismus seit dem ersten Weltkrieg widerstanden hatte. Gleichzeitig, und dies war nicht minder wichtig, repräsentierte es obendrein weltanschauliche Elemente, die allesamt mit europäischen und deutschen Traditionen zumindest kompatibel waren beziehungsweise in der Lage sein sollten, spezifische nationale Traditionen der Unfreiheit von innen heraus zu überformen und neu zu justieren, ohne als ideologische Fremdkörper wahrgenommen zu werden. Dies war ohne Zweifel ernst gemeint, da die amerikanischen Intellektuellen sich in aller Regel den europäischen geistigen Traditionen tief verpflichtet fühlten. Gerade mit Blick auf die Funktion

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des Staates in Fragen der Sozialreform und der sanften Wirtschaftssteuerung war man eher europäischen Idealen verpflichtet und der liberale Individualismus wurde auf beiden Seiten des Atlantiks, selbst in Deutschland mit seiner ganz anderen Freiheitstradition, nicht als komplett fremdartig wahrgenommen. Der Konsensliberalismus war westlich-liberal, nicht amerikanisch-libertär. Insofern war er Bestandteil dessen, was Anselm Doering-Manteuffel als »Westernisierung« beschrieben hat, also eines zweigleisigen Austausch- und Aushandlungsprozesses, in dessen Verlauf beide Seiten, Europäer, inklusive der Deutschen, wie Amerikaner, weltanschauliches Traditionsgut der jeweils anderen Seite übernahmen und in ihr eigenes Ideologieverständnis einbauten. Die Praxis der Reorientation war nicht identisch mit dem Prozess der Amerikanisierung, sondern ein Projekt der westlichen, europäisch-amerikanischen Moderne, weswegen sie außerhalb Europas, vor allem später in Vietnam, kaum auf Gegenliebe stieß. Gleichwohl darf nicht übersehen werden, dass die USA in diesem Austausch dominant waren. Insbesondere der Monat war diesem Programm inhaltlich verpflichtet, ohne es andauernd offen zu propagieren. Man wollte bewusst Forum sein und ließ deswegen, innerhalb des recht breiten konsensliberalen Rahmens, divergierende demokratische Stimmen zu Wort kommen. Die deutschen Leser erlebten dies als Ausdruck großer, bis dahin unbekannter Offenheit. Der Monat repräsentierte in ihren Augen weniger das ideologische Angebot des Konsensliberalismus als vielmehr einen geistigen Horizont, dessen Weite und dessen argumentativen Stil sie zu schätzen wussten. Es ist allerdings empirisch nahezu unmöglich, die Rezeption der vom Monat propagierten Werthaltungen und politisch-kulturellen Überzeugungen zu messen. Man wird wohl bei der qualitativ-interpretativen Aussage bleiben müssen, Der Monat und der CCF hätten ein Angebot gemacht, das von den Lesern, vermutlich überwiegend eher unbewusst und auf der Grundlage deutscher Interpretationstraditionen, durchaus angenommen und in das eigene Weltbild integriert wurden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat das Fehlen eines anklagenden Tons zum Erfolg der Reorientation durch den Monat entscheidend beigetragen. Wenn, wurde das Magazin wegen einzelner Beiträge, nicht wegen seines Gesamtduktus angegriffen, es sei denn von Nationalneutralisten und den wenigen kommunistischen Sympathisanten in Westdeutschland und Westberlin. Auf einer weiteren Ebene war der CCF messbar erfolgreicher, zumindest was das Ergebnis angeht. Ob seine Bemühungen freilich in einem kausalen Verhältnis zum Ergebnis standen, muss ebenfalls unklar bleiben. Es drehte sich um die SPD. In den Augen der amerikanischen und britischen Konsensliberalen war die deutsche Sozialdemokratie, so wie sie sich eingangs der 1950er Jahre präsentierte, ein anachronistisches Unding: organisatorisch dem 19. Jahrhundert verhaftet, traditionalistisch, restaurativ, und ideologisch, wie Carlo Schmid es ausdrückte, den Ballast des Marxismus mit sich herumschleppend. Die soziale Basis der Partei war eng, Volksparteien sahen anders aus. Für die Konsensliberalen aber lebte die Demokratie vom Äquilibrium zwischen zwei relativ gleichgroßen Blöcken, einem knapp rechts von der Mitte, einem etwas links davon, aber beides Volksparteien,

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die nicht an engstirnige Spezialinteressen einer Klasse oder Konfession gebunden waren. Also machten Der Monat und die Internationale Exekutive des CCF sich daran, den rechten Reformflügel der SPD zu stärken und gleichzeitig die Traditionalisten in der Partei weltanschaulich zu schwächen. Zu diesem Zweck unterstützte man CCF-Mitglieder wie Willy Brandt, Carlo Schmid, Max Brauer und Ernst Reuter, später Karl Schiller, indem man ihnen Kontakte zu Angehörigen des rechten Flügels der britischen Labour Party und dem linken Flügel der amerikanischen Demokraten verschaffte und beispielsweise gemeinsame Seminare und Konferenzen durchführte, um auf diese Weise ihre innerparteiliche Position zu stärken. Diesen Kurs verfolgten auch die amerikanischen Gewerkschaften. Neuere Forschungen scheinen zu belegen, dass in diesem Zusammenhang gerade im Kampf gegen den traditionalistischen Neumann-Flügel der Berliner SPD amerikanische Gelder für Willy Brandt und seine Anhänger geflossen sind.21 Wieder wird man kaum sagen können, der CCF oder die CIA oder die AFL hätten das Godesberger Programm von 1959 initiiert. Die deutsche Sozialdemokratie verfügte bereits über eine lebendige demokratische und liberalisierende Tradition. Aber alle drei trugen ihren Teil zur innerparteilichen Positionierung jener bei, die dann die Inhalte des Godesberger Programms vorbehaltlos bejahten und auf diese Weise überhaupt erst die Regierungsfähigkeit der SPD als linke, aber volksparteiliche Alternative zur Vorherrschaft von Christdemokraten, Nationalliberalen und Konservativen in der Bundesrepublik etablierten. Willy Brandt etwa konnte als Regierender Bürgermeister, Außenminister und noch als Bundeskanzler immer wieder auf die transnationalen Netzwerke des CCF zurückgreifen. Dessen Protestkampagne internationaler Schriftsteller aus Anlass des Mauerbaus 1961 mag als Beispiel dienen. Blickt man auf die Reorientation-Aktivitäten von CCF und dem Monat kritisch zurück, so fallen mehrere Punkte auf: Erstens handelte es sich um eine extrem subtile, vorsichtige, unaufdringliche Form der weltanschaulichen Überformung deutschen Traditionsgutes. Aus der Perspektive späterer Jahrzehnte wird man insbesondere den Mangel an tiefgehender Auseinandersetzung mit dem Holocaust als fragwürdig empfinden. Unter diesem Gesichtspunkt trug der CCF, wenn man so will, zum »restaurativen Charakter der Epoche« bei, ohne diesen freilich direkt zu befördern. Ganz im Gegenteil stellten die inhaltlichen Angebote des CCF Weichen für die nähere Zukunft. Vieles, was in den 1960er Jahren diskutiert wurde, hatte der CCF in den späten 1950er Jahren, nach dem Abklingen des intellektuell wenig ertragreichen radikalen Antikommunismus, vorgedacht, darunter die sozialwissenschaftlichen Theorien zum Ende der Ideologien und erste Elemente einer vorsichtigen Entspannungspolitik, über die es dann aber zum Bruch zwischen Konsensliberalen und Neokonservativen kommen sollte, 21  |  Für diese Informationen danke ich Scott Krause von der University of North Carolina at Chapel Hill, dessen Dissertationsschrift zu diesem Themenkomplex derzeit am Entstehen ist.

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die sich aus den Reihen des CCF heraus entwickelten (vgl. Adams 2010). Der CCF agierte deswegen nicht restaurativ, sondern zeitkonform, was etwas anderes ist. Zweitens trug diese Art der Reorientation dazu bei, westdeutsche Funktionseliten in den parlamentarischen Staat und die sich formierende demokratisierte und pluralisierte Gesellschaft und Kultur der Bundesrepublik zu integrieren. Gerade dem Antikommunismus kam hier eine nicht zu leugnende Funktion zu. Er war das Schmieröl der Integration selbst ehemaliger Nationalsozialisten in das neue System, indem er zumindest formaldemokratische Ideen und Werte für die alten Eliten partiell anschlussfähig machte. Für den CCF war dies ein Opfer, das man angesichts der Bedrohungsperzeption gegenüber dem Ostblock bringen musste. Wieder wird man aus dem Rückblick heraus auf Dysfunktionalitäten dieses Prozesses, etwa das ungehinderte Weiterleben nationalsozialistischer Seilschaften bis in die 1970er und 1980er Jahre aufmerksam machen. Umgekehrt erfand der CCF den deutschen Antikommunismus nicht, aber er gab ihm eine antitotalitäre Stoßrichtung, die ab den späten 1950er Jahren dann selbst in bürgerlichen und akademischen Kreisen eine Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit erleichterte. Eigentlich ursächlich dafür war der CCF aber nicht. Dies führt zum dritten Punkt: die bereits erwähnte Unmöglichkeit, eventuelle Erfolge des CCF empirisch-quantitativ zu messen. Man wird deswegen im Positiven wie im Negativen mit Zuschreibungen an den CCF vorsichtig sein. Dennoch sollte man seinen Beitrag, vor allem in Gestalt des Monats, nicht zu niedrig einschätzen. Dies gilt primär für die gymnasiale und studentische Jugend der 1950er Jahre, die vom Monat nach allem, was wir wissen, tief und nachhaltig beeinflusst wurde. Letztlich hängt die Lösung dieses Problems jedoch davon ab, welchen theoretischen Stellenwert man Ideen und rational begründeten normativen Vorgaben für das Handeln von Menschen einräumt. Wie dem auch immer sei, die zeitgenössischen Akteure im CCF glaubten felsenfest an diesen Zusammenhang, der für sie Ausdruck von Aufklärung war. Der vierte und letzte Punkt ist explizit normativen Fragen geschuldet: Inwieweit war es für kritische und unabhängige Intellektuelle in den USA, in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und anderswo akzeptabel, mit der CIA zusammenzuarbeiten? Vor einigen Jahren hat Frances Stonor Saunders diese Frage neuerlich aufs Tapet gebracht. Blickt man in die zeitgenössischen Quellen, schälen sich drei mögliche Antworten heraus. Einerseits ahnten viele Mitglieder und Mitarbeiter tatsächlich nicht, woher die Gelder für den CCF kamen. Gerüchte über Verbindungen zur CIA konnten als kommunistische Propaganda abgetan werden, zumal sich mit der Ford Foundation lange nichtgeheimdienstliche Geldgeber engagierten. Andererseits stellte es für jene, die von der Kooperation mit der CIA wussten, in aller Regel kein moralisches Problem dar, hatten sie doch bereits im Zweiten Weltkrieg vollkommen selbstverständlich mit ihren jeweiligen Geheimdiensten zusammengearbeitet. Der Kalte Krieg aber war für sie nur die Fortsetzung des älteren Konfliktes gegen den im Grunde identischen Feind. Wieder stellte sich der Antitotalitarismus als tragfähiges Vehikel neuer Loyalitätszuschreibungen heraus. Und drittens konn-

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ten – von wenigen Ausnahmen wie Friedrich Torberg und Dwight Macdonald abgesehen22 – fast alle Beiträger zu den Magazinen des CCF darauf verweisen, dass sie zu keinem Zeitpunkt inhaltlich unter Druck gesetzt worden waren. Pointiert formuliert taten sie mit Geldern der CIA das, was sie auch ohne diese Gelder getan hätten. Für die vom CCF unter den Auspizien des Kalten Krieges gezogenen Optionen der Reorientation zumindest war die CIA-Verbindung unerheblich.

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The Promises of “Young Europe” Cultural Diplomacy, Reeducation, and Youth Culture in the Films of the Marshall Plan 1 Frank Mehring

At the Berlinale Film Festival in 2004, a key element in the successful strategy of the post-World War II “European Recovery Program” (ERP) was rediscovered and brought back on the screen: the comprehensive and complex film program of the Marshall Plan to win the ‘hearts and minds’ of both allies and former enemies. These short documentary films from seventeen countries2 offer valuable insights into the many ways in which the promise of a new beginning could be translated into compelling audio-visual narratives.3 Apart from economic visions regarding issues of free trade and new opportunities of international cooperation, the films focused on democratic (re)education, tolerance in multiethnic societies, multilingualism, and the hitherto untapped opportunities of a “New United States of Europe.” The efforts of forging a new cosmopoli-

1 | This is an enlarged version of an article that has first been published in the special issue of the European Journal of American Studies entitled War and New Beginnings in American History (2012). Reproduced with kind permission of the editors Rob Kroes and Jean Kempf. 2  |  The roughly 300 films include newsreel style reports about the economic progress in the Marshall Plan countries, re-enactments of economic success stories due to Marshall Plan aid, information films, and animation films. 3 | As Brigitte J. Hahn pointed out, while substantial research has been devoted to the impact of American feature films on German (and European) markets, the impact of the weekly newsreel reports Welt im Film produced by the US and British military governments, and the development of the West-German film industry, documentary films have received surprisingly little attention to understand the complex American reeducation program. See Hahn 1997: 6-7.

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tan society after World War II 4 placed special emphasis on modern educational methods and innovative school concepts. Boys and girls all over Europe played a double role in the Marshall Plan films: First, they acted in documentary films embodying a future generation according to American democratic ideals. Their screen presence suggested that they represented the living proof of the motto e pluribus unum. Second, in the Marshall Plan films young people also served as a commodity of modern entertainment for audiences hungry for innovative success stories in post-war Europe. The “new Europe” would therefore also be a “young Europe” anticipated via child actors on the screen. My article will analyze how European filmmakers of the Marshall Plan used documentary films to envisage a multi-ethnic and cosmopolitan “young Europe” free from the political baggage of the past (in particular connected to the World War II experience). From this perspective, a number of questions arise. What kind of audio-visual strategies did Marshall Plan films employ in order to overcome national chauvinism, ethnic confrontations, and language barriers? What continuities and differences from World War II to post-war Europe can be traced in the films produced in Austria, Germany, Great Britain or France? What kind of processes regarding cultural translation, cultural diplomacy, propaganda and censorship are at work in the films financed by American taxpayers? And, how far do Marshall Plan films reveal themselves to be idealized fictions of new beginnings American style?5

4 | I generally understand “cosmopolitan” in the sense of forging world citizens; in this particular context it connotes the possibility to break out of the narrow-minded nationalist conceptions of extreme patriotism and chauvinism. The American perspective on a “New Europe” did not take into account the complexity of what Ulf Hannerz described as the interdependence of cosmopolitanism and localism in form of transnational connections (1996) or what Ulrich Beck recognized as the “cosmopolitan outlook,” namely the interplay and “interrelation between de- and re-nationalization, de- and re-ethnicization, and deand re-localization in society and politics” (2006: 94). 5  |  My work on the films of the Marshall Plan draws on the archival work conducted by Linda Christenson in her Marshall Plan Filmography (MPF). Thanks to her continuing support and kind hospitality during various research trips to the National Archives in Washington, D.C., I was able to complete this project. In addition, I would like to express my gratitude to Eric Christenson, Ed Carter, David Ellwood, Esther Hemsing, Dieter Kosslick, Rainer Rother, Sandra Schulberg, and Georg Tressler, who took time to do interviews regarding their work on or involvement in the production/re-screening of Marshall Plan films. I would also like to thank the Institute for Cultural Diplomacy and Jessica Gienow-Hecht, who organized the international conference “Culture and International History IV” in December 2009. This article is dedicated to the late Georg Tressler.

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I. R eeducation , F riendly P ersuasion , and P ropaganda for D emocr acy After World War II, the European continent lay in ruins, its people had been physically and emotionally devastated. Cultural diplomacy emerged as an important element to press on with efforts of reeducating and democratizing former enemies as well as secure geo-strategic interests of the US in Europe. While the term “education” refers to the systematic instruction, schooling or training given to the young in preparation for the work of life, in the sense of assuring a successful move into adult responsibilities within a family, community or nation, “reeducation,” however, has more troublesome connotations when it comes to the goal of implementing unbiased attitudes towards racial, cultural, and national differences. The term has been used before the 1950s in two different ways. First, it referred to a process of restoring normal movement or other bodily function, esp. after injury. The second meaning is more concerned with the intellectual field referring to an action or process of reeducating or retraining a person in order to change his or her beliefs or behavior. According to the Oxford English Dictionary it is often associated with programs for the internment of political dissidents in some authoritarian societies, especially communist China and Vietnam. In this context the term reeducation camp gains prominence. When referring to a process of democratic reeducation, these associations are particularly awkward considering the function of camps under National Socialist regime and the internment of political dissidents or victims of the Nuremberg racial laws. It is important to understand that reeducation is often conceived along the lines of a one-way communicative channel between producer and recipient, between teacher and student. It more or less excludes the element of agency, creativity and dissent on the side of the recipient. The Marshall Plan films represent the first transnational effort in American cultural diplomacy to use the audio-visual medium to promote citizenship education. Cultural diplomacy in the sense of the former Minister in the US Foreign Service, Hans N. Tuch, refers to a “government’s process of communicating with foreign publics in an attempt to bring about understanding for its nation’s ideas and ideals, its institutions and culture, as well as its national goals and current policies” (1990: 3). What means could be employed in such a project of intercultural and international communication? Mass media such as radio, advertisement, and films played a crucial role in what can be described as “propaganda for democracy.”6 The European Recovery Program, as the American Marshall Plan was officially called, was designed to stabilize the dire economic situation in Europe, 6  |  See in this context my article “Propaganda für die Demokratie? Deutschland und das Neue Europa in den Filmen des Marshall Plans.” German Historical Museum Berlin. Film Archive, http://www.dhm.de/filmarchiv/film-im-kontext/propaganda/.

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create strong allies overseas, and to promote cross-cultural understanding, European solidarity and cooperation. The Truman Administration launched a comprehensive marketing campaign to document the progress of reconstruction and democracy.7 The Economic Cooperation Administration’s (ECA) Office of Information set out to promote an understanding among European people regarding the motives of the United States. They included extending recovery aid, explaining the objectives and methods of the program, educating about the help which America is providing, and generating awareness in Europe about the ERP, its progress and operations. The program capitalized on experience gained during the New Deal and World War II (cf. Schröder 2000: 214). One of the problems was the question how to restructure educational systems in order to prepare a young generation of Germans, Austrians, French, Italians, or children from other Marshall Plan countries for the new challenges in a democratic ‘United States of Europe’. In how far could the American school system serve as a model? Issues of transcultural differences had to be taken into account in order to successfully implement a process of democratic reeducation. The German-American social scientist Kurt Lewin recognized already in 1936 the remarkable “gap between the ideals which the educational procedure pretends to follow and the actual procedure” (2008a: 17). In transatlantic comparison, the difference in school education and the relationship between child and adult, between student and teacher appeared to be decidedly different. Lewin argued that obedience, inferiority, and servility of the young child towards adults were part of German education systems. In the United States, Lewin found that the system encourages the child to “become practically independent as soon as possible” (ibid.: 18).8 In order to influence cultural patterns, propaganda offers a means to change the cul7 | In order to coordinate foreign information measures, the National Security Council (NSC) confirmed that the State Department would manage existing outlets and initiatives such as the radio system Voice of America, the Fulbright educational and cultural exchanges, as well as the United States Information Service. The backing for the latter was provided in 1948 with the US Information and Educational Exchange Act (commonly referred to as the Smith-Mundt Act). It laid the groundwork for the collaboration between US official agencies and private groups to implement political, economic, and cultural programs. It supported US foreign policy for “the preparation, and dissemination abroad, of information about the US, its people, and its policies, through press, publications, radio, motion pictures, and other information media, and through information centers and instructors abroad.” The ultimate goal was to ensure “a better understanding of the US in other countries and to increase mutual understanding.” US Information and Educational Exchange Act, January 1949, Public Law 402, 80th Congress, 2nd Session, 62 Stat. 6. Quoted in Kennedy/Lucas 2005: 313. 8  |  In addition, anthropologist Margaret Mead (1943) explored at the same time efforts to facilitate cultural transformation by using food as a means to trigger feelings of acceptance and gratitude.

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ture of a group which remains on its native soil. Lewin understood that the term “democracy” had different connotations for Germans and Americans. A German might associate individualist freedom with the term. However, “if an American defines democracy,” Lewin explains, “he too very frequently stresses individualistic freedom and forgets that leadership is fully as important in a democracy as in an autocracy. But the American happens to live in a country where the efficiency of the process of group decisions is relatively highly developed, at least in small groups, and where democratic leadership is thoroughly accepted as a cultural pattern and taught in practice to children in school.” (2008b: 37)

Thus, representations of new school systems need to introduce democratic decision making processes in a performative way so that children intuitively grasp the meaning of a new cultural pattern. This became one of the challenges in Marshall Plan films about reeducating the young. The Marshall Planners had to take into account new ways regarding how to connect with a large number of people spread over 5000 miles of territory with a great diversity of cultures and traditions including 14 languages. As a consequence, increased emphasis was put on information activities and technologies. In addition to radio broadcasts, travelling exhibits, news reports, photos, graphs, and posters, the medium of film was regarded as an essential means of propaganda for the sake of democracy. The innovative idea behind the Marshall Plan documentaries promoted a climate that encouraged artists in Europe to address the challenges of democracy in their home countries, instead of having the means, methods, and images dictated by the American authorities.9 The Motion Picture Unit of the Economic Cooperation Administration (ECA) firmly believed that Europeans would “speak most effectively to other Europeans” (Schulberg 1951: 10). Thus, e.g., a film for an Austrian audience was developed by Austrian talents including script writers, actors, and directors. Specific national economic and cultural challenges had to be combined with intra-European visions in line with the ECA chiefs in Paris. Thus, the Marshall Plan films not only show a one-way process of cultural imperialism. Rather, they reflect a creative process of appropriation and re-appropriation. However, they also became the site of cultural misunderstandings and transcultural confrontations. From the socio-political perspective of West Germany, the films functioned as a successful instrument of American cultural diplomacy in the effort to democratize the former fascist enemies and persuade European countries to follow the United States in fostering a new exchange on economic, political, social

9  |  These national variants display not only the unavoidable presence of American culture but tell different stories of reception. Cultural critic Rob Kroes recognized and traced back similar effects in other media contexts in postwar Europe. See Kroes 1993: 313.

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and cultural levels.10 The promise for those who accepted the support of technical know-how, modern machinery, and financial aid offered by the Marshall Plan suggested: “You, too, can be like us.”11 Considering the growing irritation regarding segregation within US occupation troops abroad and segregation in schools and public life at home in the American South, this promise assumed ambiguous undertones in Europe. In the media campaign, this had to be avoided at all cost. After all, the Marshall Plan films were designed to offer easily accessible narratives of the American democratic promise. Usually, the films employed powerful symbols such as a ship arriving on the shore loaded with goods, tools, or machines to restore the economies of the 18 nations who accepted help from the United States. They documented economic success stories such as constructions of river dams, restoring the life of formerly destroyed city centers, the building of new factories and conveying information about more efficient ways to cultivate the land.12 Marshall Plan documentary films were intended to be shown in movie theaters before the main feature films. It was clear to the chief planners that other venues had to be utilized as well in order to heighten the general awareness. Therefore, the heads of the Marshall Plan film unit in Paris made sure that the films were being shown in the Amerika-Häuser (America Houses) and in Education Service 10  |  The efforts of winning the hearts and minds of the former enemy are concerned with the relation of information and power. The US finds itself in a competitive situation in which the goals and benefits for both sides need to be communicated. As Joseph Nye Jr. asserts, the difference between asymmetrical situations, the world of trade and information, is striking. In economic terms, power “goes to those who can afford to hold back or break trade ties, power in information flows goes to those who can edit and authoritatively validate information, sorting out what is both correct and important.” (Nye 2002: 67). 11  |  David Ellwood summed up the message of the Marshall Plan neatly in his talk on Oct. 16, 2004 at the Symposium on the “Films of the Marshall Plan” in the Goethe Institute of New York. The change of strategy from aggressive didactic reeducation to a more subtle tone of friendly persuasion encouraged an optimistic outlook on the future. It became, in the words of Ellwood, “the biggest propaganda effort ever seen in peace time.” Instead of visualizing the moral and political failures of the past or addressing questions of guilt, the promise “you too can be like us” set the tone for a utopian language of a United States of Europe. See my report “Selling Democracy – Winning the Peace: Die Marshall-Plan-Filme in New York.” (2005: 16-17). See also my article “You too can be like us! Friendly Persuasion, Self-Americanization, and the Utopia of a New Europe.” (2006: 35-46). See also Ellwood 1992. 12  |  The chief officers of the film unit in the information and film sections in Paris knew that democratic persuasion had to be treated with particular skill and care considering the harsh propaganda war lead by Minister Josef Goebbels. For example, the logo of the European Reconstruction Program “ERP” was supposed to appear in a subtle manner only once every reel of 20 minutes. For a detailed account of the propaganda efforts in a similar media context see Hartenian 2003.

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Centers. In addition, the films were being rented to schools. Mobile film units criss-crossed the countries to bring the films into remote corners where they were shown at public institutions and spaces such as schools or town halls.13 One of the target audiences were young children and students. In March 1951, a survey documented that in the Federal Republic of Germany and Berlin alone more than two million people had seen Marshall Plan films.

Chart: Marshall Plan Film Program Attendance (Office of Public Affairs) for the Federal Republic of Germany and Berlin (non-commercial) from Jan. 1949 to March 195114

The awareness of the main Marshall Plan messages among the population of various European countries was remarkably high. For example, by 1951, 88 percent of Austrians had received detailed information on the European Reconstruction Program via mass media, in Norway the numbers were even higher with 94 percent of the population. Among the films which targeted young audiences, four films stand out: The Shoemaker and the Hatter, Frischer Wind in Alten Gassen, Let’s Be Childish, and Wie die Jungen sungen. The latter will be particularly important to critically analyze cross-cultural networks, the challenges of multi-lingual education, and the risks of color blindness. 1) The prize-winning color cartoon The Shoemaker and the Hatter created in Great Britain by John Halas (1912-1995) and Joy Batchelor (1914-1991) in 1950 translates 13  |  For a description of the various channels of distribution of the 16mm films refer to Hemsing 1994. 14  |  Based on information collected for the Historical Division Office of the Executive Secretary, Office of the US High Commissioner for Germany in 1951, compiled and explained by Pilgert (1951). Chart by F. Mehring.

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issues of free trade vs. protectionism into an entertaining story (not only) for children. The creative team, which later turned George Orwell’s Animal Farm (1954) into a by now classic animation feature film, ingeniously portrays a shoemaker and a hatter who live next to each other. In order to revive their businesses they follow different strategies. While the hatter decides to produce few hats which he intends to sell for a comparatively high price, the shoemaker recognizes the need for inexpensive shoes for a large number of people. In order to lower costs, he looks for new ways of mass production and profit through export and free trade. With this innovative mindset comes a cultural opportunity for intercultural understanding: The shoemaker needs to travel all across Europe in order to gain information about the socio-economic situation and opportunities. On his adventurous trips to create a business network he engages with people from different European countries. These people are reduced to a few stereotypical (economic) features such as a hyper-masculine woodcutter who might be associated with Austria, a dairy connoisseur – possibly from Switzerland – or a technical engineer from Germany. The New Europe of The Shoemaker and the Hatter relies on and enforces stereotypical reductions of national identities. This paradox of promoting a new European consciousness and the reliance on familiar ethnic and national stereotypes is highly recognizable in the visual style. Most of the films turn a blind eye on themes regarding cultural appropriation or immigration or inter-European migration. In The Shoemaker and the Hatter, “exchange” may be the key term. However, despite the innovative framework of cultural diplomacy in which the Marshall Plan films were produced, the term “exchange” is reduced to technical means of transporting goods in order to raise consumer standards of living. The film is more interested in economic strategies for a new Europe rather than showcasing the potential of intercultural communication and understanding. The Marshall Plan filmography by Linda Christenson lists no less than seven language versions.15 15 | See Linda Christenson’s archival compilation “Marshall Plan Filmography.” 17 July 2010. http://www.marshallfilms.org/mpfdetail.asp This is a valuable hint at the success and popularity of the film reaching far beyond British audiences. The Shoemaker and the Hatter offers an approach to visualizing abstract concepts of a free market economy that other animation films such as Transatlantique (1953) would take as a model. Documentaries which employ corresponding narrative structures and animation techniques to attract the young include Freundschaft Ohne Grenzen (1948-1950) and Trois Hommes au Travail (1951). In the animation film Tom Schuler – Cobbler, Statesman (1952), for example, the success story of a shoemaker turned delegate to the first American congress is on display. In some cases, the ideological counterpart to the American efforts in cultural diplomacy is rendered visible. Compared to the emphasis on technological wizardry and entertaining transcultural encounters in The Shoemaker and the Hatter, the anti-Communist-themed animation film Without Fear (1951) differs in its ideological overtone due to a more abstract and darker visual language.

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Figure 1: National stereotypes in England, Austria, France, and Germany, four stills from The Shoe-maker and the Hatter

The animation films tell stories for children about a new form of international cooperation. The colorful animation sequences show an ‘ideal’ democratic future in which children will become key players. The Shoemaker and the Hatter relies on adult protagonists and vivid colors to translate complex and abstract issues of free market economy, cross-cultural understanding, and the potential of democratic discourses for school children. 2) The black and white documentary Frischer Wind in Alten Gassen produced in Germany and directed by Fritz Peter Buch in 1951 offers a different approach. It uses school children as protagonists. Following the motto “young people in charge,” the film shows an unusual experiment in democratic education. In order to learn about the basic challenges of political life and local government, the mayor of the tiny village of Eberbach am Neckar hands over the political power to children. The documentary film with its young German lay characters reflects small town life as a basis to educate a new generation of white German children in political life. The mayor of Eberbach, who steps down in order to give his position to a young boy is played by Wolfgang Preiss who had been cast in Nazi propaganda films in the 1940s such as Die Grosse Liebe (1942) or Besatzung Dora (1943). His presence provides a comment on the need for new leaders. It also shows how democratic ideas resembled a mask which is put on because it allowed actors to

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continue their careers. This element of continuity in the history of German film before and after 1945 is problematic. It shows the dual agenda of the reeducation films as providing important lessons in political education and at the same time masking the links to ideologically opposite directions in the not too distant past. On a more positive note one might argue that Preiss’s role in the film suggests the success of the reeducation and democratization efforts of the Marshall Plan films. As was typical for German feature productions of the 1950s as well, the settings moved away from modern metropolitan centers to more rural places and spaces where the disastrous havoc of the destruction during the last phase of World War II was less visible. As such, it combines escapism with a willingness to look ahead instead of coming to terms with the political burdens of the past.16

Figure 2: School children learning about democratic decision making processes in a performative way, four stills from Frischer Wind in Alten Gassen

Frischer Wind in Alten Gassen is remarkable in its emphasis on a group of young people from one nation compared to similar efforts in which only one boy or girl overcomes problems of everyday life such as The Story of Koula (1951) where a

16  |  Regarding the controversial focus on future oriented therapeutic encouragement of democratic behaviour while largely ignoring reflections on World War II and the Holocaust see Jeanpaul Goergen’s excellent article (2001).

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Greek boy yokes a large American mule from the harbor to his tiny village or Bergbauern von Morgen (1950) in which a young farmer’s boy raises a prize calf. Frischer Wind in Alten Gassen follows an ideal of offering a performative way to learn about democratic decision-making processes instead of simply commanding new ways of socio-political conduct. Lewin recognized that “[d]emocracy cannot be imposed upon a person; it has to be learned by a process of voluntary and responsible participation. Changing from autocracy to democracy is a process which takes more time than changing in the opposite direction” (2008b: 38).17 Frischer Wind in Alten Gassen offers a lesson in the experiment of training future democratic leaders. Unfortunately, the film cannot escape the aesthetic narrative patterns of the past which lead to an idealization of rural German family life as a nucleus for recruiting support for the Nazi ideology. The film argues convincingly that the notion of democracy cannot simply be superimposed from American traditions but needs to take into account indigenous traditions and cultural specificity. Metaphorically, it expresses the dire need to exchange the familiar role models of leaders and obedient followers.18 3) The black-and-white film Let’s Be Childish produced in France by George Freedland (aka Georges Friedland, 1910-1993) in 1950 offers an innovative approach to intercultural and international understanding. With a group of children from different European countries and unusual camera work, Freedland translates the idea of a New Europe into striking visual imagery. As in the quaint, parochial Frischer Wind in alten Gassen, Freedland also avoids displaying urban centers in favor of the typical tradition of what became popular under the catchword “Heimatfilm” in Germany of the 1950s. Indeed, the film depicts an Alpine resort where children of various nationalities live and play together. Time and again, the camera moves away from the action to find peace and assurance in the sublime image of the mountains. The repeated evocation of Nature’s grandeur creates a nexus with the children suggesting an inherent harmony between the scenic landscapes and young Europeans.

17  |  David Ellwood cites unfavorable polls from 1951 regarding occupation forces and the American reeducation program in particular, which gave way to a new sense of re-orientation (cf. Ellwood 2012: 330). However, as the early reflections of Lewin in the mid-1930s document and the failures of American film propaganda of the immediate postwar period show, there is a continuous process of finding new ways to use modern media to make persuasive arguments for a “United States of Europe” American style. 18  |  For an excellent overview of the different approaches Marshall Plan films employed to address the special case of Western Germany with its troubled history of National Socialism and its central position in the development of the Cold War see Schröder 2009.

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Figure 3: Familiar national stereotypes, stills from Let’s Be Childish

Let’s be Childish effectively emphasizes the perspective of children with low camera angles. Apart from the final scene, adults are exclusively shown without body and head. Freedland positions the camera in a way that the audience can only see the feet and hear the voices. He focuses on children as a nucleus of different Europeans with their own languages who find ways to interact harmoniously and solve problems.19 Language plays a key role as a cultural and national marker. Accordingly the children from France, Italy, Austria, Sweden, the Netherlands and Great Britain each speak their own language. When the young protagonist Toni enters the scene, she is immediately identified as an outsider. Her speckled face and obvious shyness serve as markers of somebody who will not automatically and seamlessly blend in with the group of children. They have already engaged in a contest in the snow. The general response of Swedish, Italian, or French children to her wish to participate is as short as it is telling: “don’t understand.” The ensuing snowball fight between the children is turned into an allegory of war and creates visual echoes from the not so distant past. One boy even shouts the word “war” in German – “Krieg” – which leaves no doubt as to the filmmaker’s trajecto19 | This approach harks back to George C. Marshall’s speech at Harvard from June 5, 1947 in which he emphasized that the initiative for recovery must come from the European countries rather than the US imposing strict regulations. See the transcript of Marshall’s speech published as “The Marshall Plan” in Rappaport 1966: 331-334.

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ry. Despite the idyllic mountain scenery and the presence of playful children, the recent past of war-torn Europe looms large over the seemingly innocent games. When Toni’s head is injured, she needs to be brought into a nearby house and treated by a doctor. In order to cheer her up, the children conceive of an ingenious plan. Instead of each building their own national monument in the snow, they all work together and create a fictitious city, which they name “Toniville.” At the end, the prize of candies is given to all the children.

Figure 4: Winning the prize, stills from Let’s Be Childish

The mise-en-scène evokes an idealist visual translation of a united New Europe in which the young generation overcomes not only language barriers but is able to collaborate productively beyond chauvinistic national preconceptions. The main building in the Alpine resort has a programmatic name: EUROPE. In accordance with the clear allegorical visual constructions, the film ends on a heavy didactic note when the organizer of the event states in explicit terms the underlying agenda of the strategies conceived by the Marshall Planners in Paris: “These children from all the corners of Europe have overcome the barrier of language that separates their countries. They have understood each other and united their efforts to make their contest their common cause. May their initiative serve as an example to the world at large. May it be a lesson to our adult world.” (Freedland 1950)

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The long shots depicting the young representatives of the various European countries reduce the individuals by displaying types. This common technique can be found in all of the Marshall Plan films I have been able to spot. The lesson to be learned seems to be a guideline implemented by the Marshall Planners. To a certain degree, Let’s Be Childish re-enacts the typical immigrant experience in American cultural history as the struggle of coming to terms with a new sociocultural environment and language system. A similar narrative can be found in a film about educational issues of a new generation of European children by an Austrian filmmaker. 4) The black and white film Wie die Jungen sungen produced in Austria by Georg Tressler (1917-2007) in 1954 stands out with its indirect comments on the African American Civil Rights movement. It offers a revealing glance at the ambiguity of the promise of “you too can be like us” and the conflicting reality at home between democratic principles and practices. Tressler was an aspiring young filmmaker from Vienna who embraced the invitation to promote the European Reconstruction Program.20 Young directors who had shown signs of promise in their previous films were asked to work out story lines that might be of interest for their audience, in Tressler’s case the Austrian people. “We tried to find out how new techniques are being implemented. For instance, the agricultural section or the paper industry in Linz, or the green land in Steiermark. What is done to raise production levels? There were quite a few people, groups and companies exploring new methods. There were nice American officers and people who would say, ‘George, you do that, you care [about] that – Bring me some information and let’s talk about it.’ That’s the way it worked. So I had to make myself clear about what was going on in Austria.”21

In 1952, Tressler wrote and directed several entertaining documentary films about industrialized chicken farms and more efficient methods of agriculture modelled after developments in the United States. In Traudls Neuer Gemüsegarten (1952), he charmingly recommends adopting new methods of growing and eating healthy vegetables. The protagonist plays the young daughter of old-fashioned Austrian 20  |  As Lukas Maurer points out, the Marshall Plan films enabled Tressler to try out various narrative and visual techniques, which also feature prominently in his later films (cf. Buchschwenter/Maurer 2003: 15). 21 | Interview with Georg Tressler conducted by Linda and Eric Christenson and Frank Mehring in Berlin on February 12, 2004. Published on Witnesses to Austria and the Marshall Plan: Interviews 1993-1996 with Austrians. Audio-CD prepared by Eric and Linda Christenson with the assistance from Christoph Höllriegl for the 2008 conference Images of the Marshall Plan: Film Photographs, Exhibits, Posters. May 19-20, 2008. The artistic liberties, which Tressler enjoyed regarding potential themes and narratives, had to be played down when the American audience was informed about the Marshall Film Program.

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farmers who are finally convinced of the new ideas suggested by an agricultural advisor (presumably working with ECA support). In Hansl und die 200.000 Kücken (1952), a young boy becomes the model for a new generation of entrepreneurs. In order to buy himself a new bicycle, Hansl increases the production of eggs by accepting a consignment of Marshall Plan chickens. The instructions on how to build a more efficient chicken house are mirrored by the efforts of other farmers to produce eggs in great masses in specially designed factory-like buildings.22 Tressler would later continue to become an influential director in Germany with celebrated films such as Die Halbstarken (1956), Endstation Liebe (1957/58), or Das Totenschiff (1959) based on the adaptation of B. Traven’s novel The Death Ship. Two years after his successful documentaries funded with Marshall Plan money, Tressler shifted his focus from economic to cultural themes in his information film23 Wie die Jungen sungen financed by the United States Information Service. Despite the new challenge of the film program after 1950 to explain to Europeans the urgent need for defense during the Korean War and collective security within the Cold War, Tressler’s social utopia of a United States of Europe surpassed the American framework in more than one aspect.

II. C ross -C ultur al N e t works , M ulti -L ingual E ducation , and the R isks of C olor B lindness Wie die Jungen sungen tackles three different themes at the same time: first, the future of a new transnational Europe; second, multilingualism vs. French as a new European lingua franca; third, redirecting pre-war racial prejudice towards a climate of racial tolerance in the future. The third topic is particularly important in order to understand the potential connotations in translating the “promise of Young Europe” via the medium of film into a transatlantic context. The title Wie die Jungen sungen offers a revealing twist of a popular saying: “Wie die Alten sungen, so zwitschern es die Jungen” which roughly translates into “the way the old folks sing, the young twitter accordingly.” Tressler reverses the call and response pattern of the popular saying. In post-war Europe, the old are well advised to learn from a new generation of young, open-minded future citizens of a united New Europe whose cosmopolitan attitude would hopefully render another world war impossible. Tressler finds an intriguing visual narrative in portraying new educational models.

22 | Other films by Tressler include Gute Ernte (1950), Ertragreicher Kartoffelanbau (1951), Ein interessanter Nachmittag (1952), Rund um die Milchwirtschaft (1954), or Keine Sorge Franzl (1955). For an analysis of gender specific depictions in Tressler’s Gute Ernte see Reichert 2007: 240-241. 23  |  Today, one would refer to this style of documentary as a docudrama.

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The story is set in the metropolitan center of Austria in the newly established international Lycée Français in Vienna.24 Here, children from all over Europe come together and form a multi-national and multi-racial nucleus. The protagonist of the story is a little blond Austrian girl called Gerti who is about to enter the Lycée Français. Tressler does not shy away from utilizing elements of film aesthetics of the Third Reich. Instead, he re-appropriates specific strategies to utilize them for a different kind of “propaganda.” As in Leni Riefenstahl’s Triumph des Willens (1935), Tressler begins his film with aerial shots. The audience, however, is not introduced to Berlin but to Vienna. With a documentary approach he portrays the Lycée Français de Vienne where students come from all over the world: Peter is from Hungary, Sidney from the United States, Michèle is French, and Karin Swedish. In their new environment, they must – just like in Freedland’s Let’s Be Childish – interact and overcome language barriers. The camera follows Gerti, a little blonde girl from the city, who has just arrived with her mother. She appears isolated in a panoramic view shot within the main hall of the school. A wall of glass separates her from the familiar cityscapes of her home town. This feeling of isolation makes her cry. Among those who seem to be most curious about the shy newcomer is a black boy. The contrast of color and the assignment of colors to competing groups of people have played a major role in the ideological warfare of the past. Familiar connotations of black and white have been routinely used in World War II propaganda on both sides of the Atlantic and spilled over into the reeducation films conceived under the Office of Military Government US (OMGUS).25 For example, with the establishment of the Office of War Information (OWI) in 1942, a centralized agency was created to control all government press, radio and film productions and general contact with the media. Michael Hoenisch has called the OWI the “most powerful propaganda institution in the US” (1982: 199). One of the most influential and complex efforts in this vein is the series Why We Fight (1943-45).

24  |  The United States had a vital interest in creating strong Austrian allies. Like in Germany, US-American troops were stationed in large numbers in Austria after World War II; the metropolitan centers Vienna and Berlin were divided into four occupation sectors respectively. Political de-Nazification and cultural reeducation went hand in hand. The establishment of a new international school in Vienna in 1954 proved to be a welcome topic for a film which would qualify to be financially supported from the United States. 25  |  The terminology of psychological warfare was transformed from the blatant reference of “propaganda” to neutral sounding expressions such as “persuasion”, “communication”, and “information.” Sproule analyses the transformation from “propaganda” to “communication” by turning to the emerging field of communication under sociologist Bernard Berelson, Robert Leigh, Paul Lazarfeld, and Harold Innis (cf. Sproule 1997: 218-222). In this context see also Pratkanis/Aronson 2002; Coms/Nimmo 1993; Sproule 1997.

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Figure 5: Gerti’s initiation at school, stills from Wie die Jungen sungen

The American director Frank Capra recruited the talents at Disney studios for elaborate animation sequences in which the global threat of Nazism was used to counterbalance fascism with democracy by contrasting the colors black and white. After World War II, Stuart Schulberg, the American director and head of the Marshall Plan Film program in Paris, used these techniques to visualize the geo-strategic situation in Europe in films such as Hunger (1948) or Me and Mr. Marshall (1949).26 Those countries, which accepted the offerings and help of the Marshall 26  |  Schulberg understood the peculiar ideological situation in Germany. “The US documentary program is designed primarily, of course, for the political, social, and economic reorientation of the German people. A secondary aim, however, has been the reorientation of German short-film producers. Here, as in so many other fields, we have bumped into the traditional German lack of political and social initiative. Too many of our licensed producers are still dedicating themselves to ‘Schönheit über alles,’ a propensity which brings forth ‘Kulturfilme’ rather than documentaries” (1949: 208). Despite his professional background, multilingual competence, and cultural sensitivity, Schulberg’s efforts failed at the beginning, too. A case in point is his first production Hunger from 1948. It portrayed the terrible living conditions in Europe after World War II following a two-part strategy: to inform the German population about the havoc they brought to their neighbouring countries and to contextualize their frustrating situation with those of British, French, Greek, or Italian people. Schulberg utilized Third Reich propaganda material to identify Nazi leaders as the

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plan, assumed the color white. Those who rejected the helping hand from across the Atlantic changed their color and became black. From this perspective, the first inter-racial encounter in Tressler’s film is crucial. The introduction of a black boy as a fellow outsider who would bond with the blonde newcomer undermines the conventions audiences had been accustomed to by propaganda efforts of the past. The emphasis on the visual contrasts of color is intensified by the nonverbal exchange of looks. This sequence sets the stage for a story that will follow certain conventions: Two outsiders must overcome their limitations, rise to the occasion and emulate the Cinderella pattern of turning inferiority into superiority. With the help of the black boy Gerti gains self-confidence. This allows her to interact more freely with her classmates. Later, she assumes the role of a tourist guide on the Vienna Ferris Wheel pointing out the various sites. In turn she gets invited to visit the home countries of her newly found friends in Sweden, Italy, France, and even in Africa. A close observer of Gerti’s success story at school is the bus driver. Realizing that children from different corners of the continent with different skin color do not exhibit any inhibitions interacting with each other, he starts to learn French himself. At the end of the film, he even brings his son to the Lycée Français. This sequence reflects the essential message which had been at the core of the preceding Marshall Plan films. In a dialogue in heavy Austrian dialect the father tells his sceptical friend about his change of mind. It is the children who will lead the way toward a better understanding. The final word goes to the sceptic while he observes the children entering the gates of the school: “Was die Leute alles probieren… Na ja, Probieren geht über Studieren. Vielleicht kommen sie auf diese Art zu einer Verständigung in der Welt.”27 The film seems to be a perfect candidate for the kind of subtle propaganda that Marshall Planners had in mind: By focussing on the perspective of school children Tressler adapts the American creed and the democratic ideal of the American Constitution to the cultural framework of the European continent, namely that all human beings are created equal and endowed with inalienable rights among which are life, liberty and the pursuit of happiness. The children’s initiation at the international school is turned into an aesthetic and didactic tool. By stylizing the way they cope with each other’s different national backgrounds and languages, children emerge as persuasive role models for their parents, showing them how to make a multicultural and multinational society work. Tressler’s message is one of self-empowerment. There are no didactic voice-overs as in numerous other Marshall Plan films. The director relies completely on the enchanting power of cause of ongoing economic and social crises. Images of marching soldiers before the war are contrasted with destroyed cities after 1945. The film displayed great technical skill, effectively employed super-impositions, and featured an excellent audio-visual dramaturgy. 27  |  “It is amazing what people are willing to try out. Oh well, the proof of pudding is in the eating. Maybe this is the solution to accomplish a better understanding in this world.” (My translation).

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his child actors, the story, and the positive implications of his aesthetic compositions. Apart from the initial reference that the production was funded by the “US Information Service,” there are no explicit references to “American models” or the Marshall program. And yet, the notion that Europe might be able to emulate the American way of life and its democratic promise of equality runs through the picture. One might argue that in Tressler’s film e pluribus unum translates into “la grenouille est verte” – a sentence, which the teacher of a writing class asks a student to spell out on the blackboard. When another student remarks that actually not all frogs are green the teacher does not recognize the contribution as valuable. This explicit color-blindness may be interpreted as a metaphor. Tressler finds a concrete visual reference to allude to the goal of the Marshal Plan to reeducate the former enemies and persuade them to create a new socio-political environment where all are considered equal, sharing in the same dream of a unified Europe with one language. In a literal sense, color as a racial marker does not exist any more. The white school girl Gerti does not seem to be aware of racial differences. This perspective turns out to be persuasive for adults as well. While at the beginning, nobody wanted to sit next to Gerti, the black boy is happy to enjoy the presence of his new friend during various occasions. When the bus driver looks in the rear view mirror and observes this joyful interaction of black and white children he learns a crucial message: “It is unbelievable how children can get used to each other.” What are the audio-visual strategies to convey this innovative message? In how far can Wie die Jungen sungen be described as a successful contribution to overcoming racial prejudice and opening up a new dialogue about identity constructions that are inclusive instead of exclusive?

III. S creening C olor B lindness in a Tr ansatl antic C onte x t The controversial topic of ‘brown babies’ was widely discussed before and during the time Tressler conceived his idea of a film about school children at the Lycée Français. For example, the cover picture of Alfons Simon’s pedagogical booklet Maxi unser Negerbub (Max our Negro Lad) from 1952 shows an Afro-German boy in Lederhosen next to a blond boy suggesting successful integration in school. In Germany, heated debates about integrating these babies into society grossly exaggerated the number of so-called black “Mischlingskinder” (children of mixed race).28 A highly successful German movie called Toxi, also from 1952 (and followed by Der Dunkle Stern in 1955 with the same Afro-German actress Elfie Fiegert), 28  |  As Yara-Colette Lemke Muniz de Faria points out, the debates in the United States about the future of dark-skinned children in Germany were also dominated by ideology and exaggeration. For example, news reports claimed that “almost half a million black children” were treated in an inhuman way (cf. 2002: 167). Regarding the evaluation of Afro-German

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displayed the integration of Afro-Germans both as a political and humanitarian problem of national importance. Toxi reinforces and reifies, as Heide Fehrenbach remarks, “the black-white binary, since it insists that the pull of race is as strong among black as among white characters” (2005: 129). Themes of racial tolerance and multiethnic integration played an important role in black press reports about Germany. In the 1950s, the fate of about 3000 so-called occupation children conceived by African American GIs and German women shifted the focus to American concerns of moral responsibility. Articles such as “German War Babies” (1951), “Germany’s Tragic War Babies” (1952), “We Adopted a Brown Baby” (1953), or “Should White Parents Adopt Brown Babies” (1958) focussed on the need to help these children in their ‘uncommon’ living situation. In general this meant bringing them “home” to the United States, which is also the main story line in the German film production Toxi. The legal challenges of incorporating “brown babies” in the United States was reported widely and in many cases celebrated as a “triumph of American democracy” (Anon. “Should White” 1958: 28).29 The situation in Austria was similar. As the oral history project “Welcome Ami Go Home” reveals, Austrians emphasized black soldiers’ friendliness towards children during the first decade of the occupation (cf. Bauer 1998). Nevertheless, these attitudes do not necessarily translate into a new acceptance of racial diversity. Instead, interviews show that Austrians vacillated between regarding Americans as liberators or conquerors, sneered at mixed relationships and entertained racial prejudices reminiscent of National Socialist propaganda. Despite Tressler’s effort of showing an ideal new society with no racial biases and cultural frictions, the information film becomes an ambivalent trope of European blindness to racial children and their chances of successfully integrating into West German society see the report of Ebeling 1954. 29 | In the immediacy after World War II, the majority of newly recruited black GIs emphasized the warm-hearted German responses regarding the presence of black GI’s and a surprising lack or racist attitudes. Under the headline “Germany meets the Negro Soldier,” EBONY magazine featured an article on the notion of racial equality in occupied German in 1946. “Strangely enough, here where once Aryanism ruled supreme, Negroes are finding more friendship, more respect and more equality than they would back home - either in Dixie or on Broadway. […] Today in Berlin the common people of Germany, minus uniforms and no longer goose-stepping, are meeting black Americans face-to-face after lifting of the US ban against fraternization. Race hate has faded with better acquaintance and inter-racialism in Berlin flourishes.” (EBONY 1946: 5) Other articles created sites of cultural contrast to question American racial politics. In “Brown Babies Go to Work,” EBONY ran an extensive article on what appeared to be a frictionless move for 1500 Afro-Germans to assume their place as equal citizens in democratic Western Germany. “As a whole, the country has risen to the challenge posed by its newest minority and is eagerly seizing the opportunities to erase the stigma which Hitler’s brutal enforcement of his ‘super race’ schemes attached to the nation.” (EBONY November 1960: 97.)

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discrimination and stereotyping. The trajectory was clearly to present the black boy as a likeable and unthreatening member of society. In several cases, I will argue, this was accomplished in racist ways drawing on a familiar set of racial stereotypes. In Wie die Jungen sungen, Tressler avoids the discussion of Austrian identity constructions and the challenge of mixed-race off-springs right from the start. In the opening credit sequence, the children’s names and nationalities are identified. Gerti is Austrian, Peter Hungarian, Michèle French, and Karin Swedish. Only Boula, the black boy whose name is never mentioned in the film, does not have a nationality. The title cards introduce him with reference to a continent. Boula is labelled “ein Afrikaner,” an African. The question of racial integration was important not only in Austria, considering that also in Germany in the early 1950s about 3000 bi-racial ‘occupation babies’ were entering an all white school system (cf. Fehrenbach 2005: 74). Tressler offers a seemingly innovative approach, which proved to be quite controversial at the time – not so much to Europeans but to the American heads at the United States Information Services. Tressler’s film suggests that school children represent a test case that racial differences do not need to matter. A peculiar classroom situation about spelling out the color of frogs in French is again revealing in this context. Wie die Jungen sungen suggests that color blindness is not an inherent characteristic of children. Instead, it is indoctrinated by teachers. When a girl critically insists that “not all frogs are green” the teacher replies in a harsh voice that nobody was interested in her opinion. The classmate who is asked to write the sentence on the blackboard makes a telling mistake mismatching the French conjunction “et” (“and”) with the modal verb “est” (“is”). Instead of ascribing the color green to the frog, the girl intuitively divides the spheres of colors and beings into separate categories. Within the confinements of the film script, the separation of color becomes visible in various scenes of multi-racial interaction. Boula does not engage verbally with his classmates.30 As a matter of fact, he does not seem to know any language at all. His preferred means of communication is through exaggerated mimicry and gestures. Two scenes make this clear. First, during lunch Boula holds fork and knife in the wrong hands, sticks out his tongue in disgust, and exaggerates his facial expressions thereby getting sympathetic laughs from his fellow classmates. Second, Boula plays the class clown in the ethnological museum of Vienna. He is particularly attracted to an Austrian carnival mask. It displays the very grotesquely overdrawn features connected to American minstrelsy: thick protruding lips and large round eyes. The black boy lives up to the blackface tradition by assuming these features himself. Standing in front of the mask, he shapes his lips to make them appear larger. Gerti then asks him to imitate another evil looking mask. Boula follows suit by pretending 30  |  Only in the sequence on the Ferris wheel towards the end of the film does Boula utter the word “Afrika” as a potential place for Gerti to visit.

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to have horns with an undistinguished expression on his face while at the same time sticking out his tongue. An elaborate set of tin soldiers with their colourful traditional Austrian uniforms, which is presented by the museum guide with considerable pride, is of no interest to the black boy. The playful interaction between the black boy and the white girl on the bus during the ride home from a visit of the Vienna Ferris Wheel is also nonverbal. Boula tries to kiss Gerti. In response, she laughs, pretends to bite him and finally kisses him joyfully. Thus, the evocative image from the beginning where the black boy hides behind a classmate to observe Gerti’s introduction to school with keen eyes is resolved by an image of harmony. The two outsiders at school have finally successfully bonded. However, they have done so by paying a different price. While Gerti successfully transcends her role as a shy newcomer, Boula does not appear on the screen any more in the final sequences. He functioned as a springboard for Gerti to emerge as a popular girl among her classmates. The various scenes between Boula and Gerti are intended to overcome racial hierarchies and argue in favour of racial equality. Nevertheless, the sequences re-establish stereotypes from American minstrel shows, caricatures, and movies. Despite honorable efforts to subvert fascist and National Socialist propaganda, the visual codes continue along the lines of appropriated forms of discrimination. They also hark back to American cultural traditions of black representation: Black degeneracy, animality, and sexual madness became standard racial stereotypes in American culture with Thomas Dixon’s popular novel The Clansman, published in 1905 and turned into a highly successful film by David Griffith under the title The Birth of a Nation (1915). The climax of the book is the rape of a young white virgin. Similar visual codes were established by post World War I propaganda in German films such as Die Schwarze Schmach (The Black Shame, 1921), where black French soldiers raped German women of the occupied Rhineland thereby “poisoning” allegedly pure Aryan blood. In his political autobiography Mein Kampf, Hitler envisioned a conspiracy against German purity by an unholy alliance of French, Jews, and Blacks.31 During the Third Reich, propaganda minister Joseph Goebbels preached racial discrimination labelling African and African American culture degenerate; minister of the interior, Hermann Göring, ordered the ster-

31  |  The National Socialist vision/nightmare of an elitist Aryan mono-cultural society produced the illusion that being black meant at the same time being an (inferior) outsider. During the first three decades of the 20th century, black people in Germany were mostly recognized as exotic curiosities displayed in ethnic shows called “Afrika-Völkerschauen” in zoos (Thode-Arora 2004: 26) or demonised for propaganda purposes in the context of the French Rhineland occupation (cf. Campt 2004: 33). In their historical overview of AfroGerman culture, Patricia Mazón and Reinhild Steingröver remark that the German society continues to recognize those citizens of mixed German and African or African American parentage as “foreigners”, i.e. not German (2005: 2).

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ilization of almost 400 black occupation children which the Nazi jargon stigmatised as “Rhineland bastards” (Pommerin 1979: 56). Tressler subverts the white fantasy of the “brutal black buck” or the alleged fear of miscegenation in favour of a more open-minded approach by prominently featuring child characters. He does so at the cost of pushing the black boy to the margins. The presence of blackness in an international European school is important and part of an emerging tolerant society mirrored in the interaction of young school children. Many of the scenes described above, however, regress to the American stereotypical notion of black kids as picaninny caricatures. Black children were exploited for comic effects as early as 1904 when Thomas Alva Edison presented the Ten Picaninnies.32

Figure 6: The “African boy” called Boula, four stills from Wie die Jungen sungen

Established in the 1920s via comedy short films such as The Little Rascals, a motley collection of black school children called Farina, Sunshine Sammy, Pineapple, Stymie, and Buckwheat became popular foolish coon characters easily recognizable for their stereotypical depiction. Boula’s ridiculous efforts to eat his meal resemble picaninny scenes such as played by Farina trying to eat an entire chicken in one piece in one of Hal Roach’s Our Gang (1922) shorts or images of black kids eating 32  |  For a critical overview of African American caricatures on popular culture see Bogle 1973: 7.

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gigantic watermelons. Boula is thus far from being represented as an equal person among equals. Within the German and Austrian racial discourse the threatening, violent, sexualized racial other has shifted towards acceptance as the feeble-minded, joyful simpleton who serves as a re-enforcement of white dominance.

IV. Tr ansatl antic R epercussions The daring proposition and images of multi-racial encounters caused transatlantic frictions. Al Hemsing, then head of the Marshall Plan film program in Paris, felt obliged to censor the final sequence of Gerti and Boula playing with each other on the bus. According to Tressler, the American representative considered the mise en scène too provocative. “There were many different kids of different nations. One was a little Negro boy – a little black boy with a very funny face, yes? – and he made fun with another – with one of the pupils around him. A little blonde girl, a kid of six or seven. So they had fun together, ja? In a museum which they visited by school. They went all in a museum. They went to a museum of Austrian history. And then when some masks in the museum, put on the wall, and this little Negro boy was just asking about it. He said, ‘Oh, they make faces, you know’. And they had a wonderful time, all of them. And then, a friendship began, in a way. And then they were taken by a bus to – I don’t know – to the school back again. And you saw them, this little Negro boy and Susi, or whatever – Gerti, she was called – had fun. And the driver sees it in the mirror in the car. And so that’s charming, they all get together, you see? And [Al] Hemsing said, ‘Ah, I don’t know – racists may not be open to that – I said, ‘Al!’. ‘Yeah, George, that’s a problem.’ And so we had to shorten it. It doesn’t have to be too fraternization, and so forth – Yeah. So we cut it – arranged it. I shortened it a little bit, so that he was satisfied. I found it a little strange. I told him, ‘Al, what’s so …?’ ‘Yeah, you know, this situation in America (and so forth) that the blacks – blah, blah, blah –‘ You know? I said, ‘If you want to, but I find it ridiculous.’ But we did shorten it a little bit, so he was satisfied.”33

One of the guidelines of film productions maintained that contents of documentaries should not “endanger the security or prestige of the Occupying Forces or give offense to existing moral standards or arouse racial or religious hatreds.”34 With this reasoning and considering that the film was produced with American money, Tressler’s film qualified for censorship. The black and white relationships 33 | Interview with Georg Tressler conducted by Linda and Eric Christenson and Frank Mehring in Berlin on February 12, 2004. 34 | Document 23, Office of Military Government for Germany (US), Motion Picture Branch, ‘Operation Report’, March 21, 1949. Box 242, Record Group 260, Records of the United States Occupation Headquarters, World War II, GAD-Suitland. Cited in Suid 1991: vol. 4, p. 58.

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on the screen bore the stigma of miscegenation for the head of the Marshall Plan film program in Paris. Despite Tressler’s efforts to argue in favor of the democratic message underlying the sequence, Hemsing insisted on cuts to shorten the scene.

Figure 7: Boula and Gerti on the bus, stills from Wie die Jungen sungen

The sequence was, indeed, highly controversial considering that due to racial segregation the gates to many schools in large parts of the United States had been closed for blacks.35 At about the same time that Tressler shot his story about school integration, the Supreme Court justices announced a decision in the case of Brown v. Board of Education which said that separate schools were by definition not equal. The demand to integrate public schools sparked nationwide civil rights activities. In addition, the courage and moral integrity exhibited by Rosa Parks when she refused to obey to the Jim Crow laws in Montgomery on December 1, 1955 “restaged” in a widely distributed photo offers yet another reference to the scene of interracial

35 | In her detailed case study of the city of Baumholder, Maria Höhn has pointed out that inter-racial encounters had caused heated discussions about decorum and questionable sexual relationships in occupied Germany. Particularly in 1954, popular magazines featured photos of black GIs dancing or embracing blonde German women. The reports combined voyeurism with moral finger pointing. See Höhn 2008: in particular 206 and 329.

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contacts on a bus.36 Rosa Parks set an example regarding how to courageously respond to the democratic gap of segregation in the US South. The scene and the famous photo echo the sequence, which Al Hemsing ordered to be censored from Tressler’s film. Thus, Tressler’s film created a transatlantic mirror regarding the integration of school children and provided a critical commentary on the discrepancy between the principles and practices of American democracy.37 However, by introducing Boula as an African, his sojourn at the Lycée Français is only temporary before he will return to his home country. This narrative uses a potential cosmopolitan framework in which young children are educated. However, the reality of racism remains a blind spot. Nevertheless, the message of powerful images caught on film such as the final sequence of Gerti and Boula kissing each other on the bus struck a transatlantic chord in 1954.38

C onclusion Marshall Plan films relied on the persuasive power of children actors to tell stories about a future United States of Europe. While the 18 Marshall Plan countries were encouraged to produce their own narratives about democracy and the success of the Marshall Plan aid, the challenges of overcoming national stereotypes, coping with language barriers, and acting out the role of cosmopolitan Europeans resembled autobiographic stories of immigration and acculturation to American culture 36  |  The photo taken by a UPI reporter on December 21, 1956 (one day after the US Supreme Court ruled Montgomery’s segregated bus system illegal) shows a somber Rosa Park on a school bus sitting in front of a white man (reporter Nicholas C. Chriss) in black dress. 37  |  I investigate the connection between process of democratization and the Civil Rights movement in detail in my monograph The Democratic Gap (2014). 38 | The African American press used reports regarding a growing tolerant society within the lines of former enemies to criticize the situation at home. The general notion was summed up in the impression that democracy had more meaning in the former capital of Nazi fascism than in the American South. In the late 1940s, the Pittsburgh Courier ran similar articles announcing on the front page that few GIs were eager to return to the United States. Compared to their white fellow occupation forces, African American soldiers developed a special sensitivity regarding the respect they received from people in Germany. The appreciative responses from Germans, who seemed to downplay racial differences in favor of racial tolerance, reaffirmed not only their American identity but also generated a new sense of self-respect. Heide Fehrenbach emphasizes that Germany had not become a “racial paradise.” Rather, the elevated economic status and socio-political power of the occupational forces determined responses of respect and (relative) friendliness among Germans (Fehrenbach 2005: 37). For an analysis of the function of the reeducation program overseas and the segregation in the American South see e.g. Klimke 2008: 95-98.

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from the late 19th and early 20th century. As spelled out in Let’s Be Childish “[m]ay their initiative serve as an example to the world at large” the promises of young Europe followed along the lines of American fantasies and fantasies about America. Only one film, however, introduces racial encounters. It thereby challenges the model character of America. Tressler’s Wie die Jungen sungen functioned as a European mirror to American educational and racial issues in which an important lesson of democracy was turned into practice: no segregation in schools based on color. The case of Wie die Jungen sungen shows a surprising, unforeseen twist of the reeducation program: In the context of the early Civil Rights movement in the US, the democratic reeducation efforts produced a European visual narrative that seemed to suggest that the American ideals could be turned into practice in Europe in a more thorough way than in the American South. It localizes the racial other not within but outside the European continent. Tressler’s film stylizes the presence of blackness as African or African American and thereby outside of Europe instead of integrating it as a part of the Austrian, German, or European society. This misconception undermined the basis of the promises of a new “Young Europe,” which would be built on a cosmopolitan spirit of international and intercultural exchange.

F ilms Air of Freedom (GER 1950, Dir.: Unknown), B/W, 11 minutes. Animal Farm (GB 1954, Dir.: John Halas/Joy Batchelor), Color, 72 min. Bergbauern von Morgen (AUT 1950, Dir.: Victor Vicas), B/W, 20 min. Besatzung Dora (GER 1943, Dir.: Karl Ritter), B/W, 91 min. Birth of a Nation, The (USA 1915, Dir.: D.W. Griffith), B/W, 190 min. Dunkle Stern, Der (GER 1955, Dir.: Hermann Kugelstadt), B/W, 95 min. Ein interessanter Nachmittag (AUT/GER 1952, Dir.: Georg Tressler), B/W, 7 min. Endstation Liebe (GER 1957, Dir.: Georg Tressler), B/W, 85 min. Ertragreicher Kartoffelanbau (AUT 1951, Dir.: Georg Tressler), B/W, 20 min. Foreign Affair, A (GER/USA 1948, Dir.: Billy Wilder), B/W, 116 minutes. Freundschaft Ohne Grenzen (FRA 1948-1950, Dir.: Jacques Asseo), 7 min. Frischer Wind in Alten Gassen (GER 1951, Dir.: Fritz Peter Buch), B/W, 16 min. Grosse Liebe, Die (GER 1942, Dir.: Rolf Hansen), B/W, 102 min. Gute Ernte (AUT 1950, Dir.: Georg Tressler), B/W, 15 min. Halbstarken, Die (GER 1957, Dir.: Georg Tressler), B/W, 96 min. Hansl und die 200000 Kücken (Hansl and the 200.000 Chicks) (AUT 1952, Dir.: Georg Tressler), B/W, 14 min. Hunger (GER 1948, Dir.: Stuart Schulberg), B/W, 12 min. Ich und Mr. Marshall (Me and Mr. Marshall) (GER 1949, Dir.: Stuart Schulberg), B/W, 13 min.

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Keine Sorge Franzl (AUT/GER 1955, Dir.: Georg Tressler), B/W, 15 min. Let’s Be Childish (FRA 1950, Dir.: George Freedland), B/W, 19 min. Our Gang (USA 1922, Dir.: Robert F. McGowan), B/W, 20 min. Rund um die Milchwirtschaft (AUT/GER 1954, Dir.: Georg Tressler), B/W, 26 min. Schwarze Schmach, Die (GER 1921, Dir.: Carl Boese), B/W. Shoemaker and the Hatter, The (GBR 1950, Dir.: John Halas/Joy Batchelor), Color, 16 min. Story of Koula, The (GR 1951, P: Vittorio Gallo Films, Rome), B/W, 21 min. Tom Schuler – Cobbler, Statesman (GB 1952, Dir.: n.i.), Color, 28 min. Totenschiff, Das (GER 1959, Dir.: Georg Tressler), B/W, 79 min. Toxi (GER 1952, Dir.: Robert A. Stemmle), B/W, 79 min. Transatlantique (FRA 1953, Dir.: Jacques Asseo/Andre Sarrut), Color, 10 min. Traudls Neuer Gemüsegarten (Traudl’s New Vegetable Garden) (AUT 1952, Dir.: Georg Tressler), B/W, 16 min. Triumph des Willens (GER 1935, Dir.: Leni Reifenstahl), B/W, 114 min. Trois Hommes au Travail (FRA 1951, Dir.: n.i.), Color, 8 min. Why We Fight: Prelude To War (USA 1943, Dir.: Frank Capra), B/W, 53 minutes. Wie die Jungen sungen (AUT 1954, Dir.: Georg Tressler), B/W, 25 minutes. Without Fear (GB 1951, Dir.: Peter Sachs), Color, 15 minutes.

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Europa 1978 — Eine amerikanische Vision der Zukunft Europas in einem dokumentarischen Film von 1958 Jeanpaul Goergen

1958 blickt der französische Kurzfilm Vingt ans après (Deutscher Titel: Europa 1978) von Paul Claudon 1 zwanzig Jahre in die Zukunft und imaginiert ein vereintes Europa, in dem Freiheit und Fortschritt herrschen. Das Irritierende an diesem Film ist weniger seine utopische Vision einer besten aller Welten als vielmehr die Tatsache, dass das zukünftige Europa als idealisiertes Abziehbild der Vereinigten Staaten von Amerika erscheint. Das Europa des Jahres 1978 wird als ein hochtechnisierter, in allen Lebensbereichen modernisierter, militärisch starker Kontinent vorgestellt, in dem alle trennenden Grenzen verschwunden sind und die Menschen ein mehr als auskömmliches Leben führen. So verkündet der Film eine hoffnungsvolle, uneingeschränkt positive Utopie – quasi ein Gegenentwurf zu George Orwells pessimistischer Vision in seinem 1949 erschienenen Roman 1984. Die Vermutung drängt sich auf, dass dieser Film weniger die persönlichen Zukunftsvorstellungen des Regisseurs wiedergibt als vielmehr einen gesellschaftlichen Entwurf vorstellt, der Argumentationslinien der amerikanischen public diplomacy2, insbesondere ihrer Informationsfilme der Nachkriegszeit aufgreift. Allerdings nennen weder der Vorspann noch der Abspann der deutschen Fassung – das französische Original konnte nicht aufgefunden werden – einen Auftraggeber. Somit mag der Zuschauer annehmen, der Film gebe die politische Vision des Regisseurs Claudon wieder. Der fehlende Hinweis auf einen Auftraggeber schließt aber einen Auftragsfilm keineswegs aus. Es war vielmehr gängige Praxis, dass sich sowohl von Industrie- und Wirtschaftsunternehmen als auch 1 | Paul Claudon (1919-2002) realisierte den Film für seine eigene Filmgesellschaft CAPAC (Comptoir artistique de production et d’administration cinématographique), Paris. 2  |  »Cold War public diplomacy was largely characterized by a top-down dynamic whereby governments distributed information to foreign publics using capital-intensive methods such as international radio, exhibitions, and libraries.« (Cull 2008: XV).

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Jeanpaul Goergen von gesellschaftlichen oder staatlichen Einrichtungen bestellte und bezahlte Informationsfilme als unabhängig produzierte Arbeiten ausgaben, indem sie ihr sponsoring verschwiegen. Der heute nur noch selten benutzte Genrebegriff Informationsfilm (englisch: information film bzw. informational film, französisch: film d’information) wurde als demokratischer Gegenbegriff zu dem mit Diktaturen assoziierten Propagandafilm benutzt. In einem amerikanischen Handbuch von 1951 über den Einsatz von 16mm-Filmen in der Öffentlichkeitsarbeit – das erst für den Amateurbereich entwickelte 16mm-Schmalfilmformat hatte sich sowohl in der Bildungsarbeit als auch für Informationsangebote allgemein durchgesetzt – heißt es unverhohlen, diese seien »designed essentially to influence what people think. […] The films under consideration […] seem to try to influence people in the mildest, gentlest, most gradual of ways, the way that is based on respect for human values, the way that is the way of all good teaching and all art. And yet the purpose of influencing is their reason for existing and we must measure them by their achievement of this purpose.« (Jacoby 1951: XIII)

Auf diesen Euphemismus macht auch Vincent Pinel aufmerksam: »Parfois, le film de propagande se cache sous des appellations moins inquiétantes: film didactique, film d’édification religieuse, voire film édifiant ou film d’information« (2000: 176). Heimo L. Handl hebt noch 1994 zu Recht hervor, dass der Terminus nicht unumstritten sei und oft verschieden als »Industrie-, Informations-, Non-Theatrical-, Sponsored-, Wirtschafts- bis zum Unterrichtsfilm« ausgedeutet werde (1994: 317). Informationsfilme sind Auftragsfilme in dem Sinne, dass sie im Auftrag einer »filmfremden Stelle« (Reinert 1946: 25) entstehen, die in aller Regel Einfluss auf das Drehbuch, also auch auf die Aussage des Films nimmt. Während der Auftraggeber die inhaltlichen Aussagen und die Tendenz seines Films vorgibt und diese bei der Abnahme des Films auch kontrolliert, haben die Regisseure bei der filmischen Umsetzung der gestellten Aufgabe meistens freie Hand.3 »Informationsfilm« verweist daher nicht auf die Machart der Filme, sondern zentral auf ihr Anliegen, die Weltanschauung einer vordefinierten Gruppe oder der Öffentlichkeit insgesamt im Sinne des Auftraggebers zu beeinflussen. 4 Der Film Vingt ans après wird am 10. März 1958 in das französische Filmregister beim Centre National de la Cinématographie eingetragen und am 12. Dezember 1958 unter der Visa-Nummer 21.697 im 35mm-Format für kommerzielle 3 | Das bestätigt etwa Albert Hemsing für die im Rahmen des European Recovery Programm (ERP) hergestellten Informationsfilme über den Marshallplan (vgl. 1994). 4  |  Als Informationsfilm wird Vingt ans après/Europa 1978 u.a. in den Filmkatalogen der Staatsbürgerlichen Bildungsstelle Nordrhein-Westfalen (Filme – Bilder – Tonbänder – Karten für die politische Bildungsarbeit, o.O., o.J. [1963]) bezeichnet.

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Kinovorführungen freigegeben. 1965 erreicht die Verleihfirma Pathé eine Verlängerung der Freigabe, was auf einen erfolgreichen Einsatz im Kinovorprogramm schließen lässt.5 Hinweise auf einen nichtgewerblichen Einsatz in Frankreich konnten aber nicht gefunden werden. In der Bundesrepublik Deutschland gelangt Vingt ans après im Juli 1959 unter dem Titel Europa 1978 in den kommerziellen Filmverleih. Die Freiwillige Selbstkontrolle der deutschen Filmwirtschaft gibt die 35mm-Fassung für Kinovorführungen auch vor Jugendlichen frei, die Filmbewertungsstelle zeichnet ihn mit dem Prädikat »wertvoll« aus. In der Bundesrepublik läuft er aber nicht nur im Beiprogramm der Kinos, sondern auch im Rahmen der nichtgewerblichen Filmarbeit, wo er als 16mm-Schmalfilm kostenlos verliehen wird. Der United States Information Service (USIS) hat ihn ebenso im Verleih6 wie zahlreiche bundesdeutsche Einrichtungen der politischen Bildung.7 Nun gibt es eine Reihe von Hinweisen, die zusammengenommen den Schluss nahelegen, dass es sich bei Europa 1978 tatsächlich um einen im amerikanischen Auftrag gedrehten Informationsfilm handelt. Da ist zum einen die Tatsache, dass er in der Bundesrepublik von USIS über den Filmdienst der Amerikahäuser verliehen wurde.8 In den USIS-Filmkatalogen ist er zudem mit dem Buchstaben »F« gekennzeichnet; d.h. die Fernsehrechte mussten beim zuständigen amerikanischen Generalkonsulat eingeholt werden. Dieser Rechtevorbehalt für Fernsehauswertungen ist ein starkes Indiz dafür, dass es sich bei Europa 1978 tatsächlich um einen USIS-Film handelt. Als der Film 1960 bei der IX. Mannheimer Kultur- und Dokumentarfilm-Woche lief, stellt ihn der Festivalkatalog als amerikanisch-französische Koproduktion vor.9 Da Koproduktionen im Dokumentarfilmbereich damals noch die Ausnahme waren, ist diese Kennzeichnung ein zusätzlicher Hinweis auf einen amerikanischen Auftraggeber. Schließlich wird diese Annahme noch dadurch gestützt, dass der Co-Autor des Films Robert Behrens 1951 das US Information Center in Stuttgart leitete (vgl. Behrens 1951: 35). Ein Verleihkatalog der Düsseldorfer Landeszentrale für politische Bildung charakterisierte den Film sogar ausdrücklich als »ein aus amerikanischer Sicht« gezeichnetes Bild des Europas von 1978 (Bungter/Otten 1969: 51). Nicht zuletzt ist seine politische Rhetorik typisch für US-amerikanische Informationsfilme der 1950er Jahre. Es 5  |  Centre National de la Cinématographie, Dossier Nr. 21697: Visa de censure Vingt ans après (Dank an Thomas Tode für diesen Hinweis). 6 | Vgl. United States Information Service 1960 und US-Informationsdienst, Abteilung Film und Fernsehen, Bad Godesberg (1963). 7 | Vgl. Staatsbürgerliche Bildungsstelle des Landes Nordrhein-Westfalen 1960; Deutsches Filmzentrum e.V. 1963; Schröder 1963; Landesfilmdienst für Jugend- und Volksbildung in Schleswig-Holstein e.V.; Bungter/Otten 1969. 8  |  Französische USIS-Verleihkataloge liegen für diesen Zeitraum nicht vor. 9 | Vgl. IX. Mannheimer Kultur- und Dokumentarfilm-Woche. 23. bis 28. Mai 1960. [Katalog.] Heidelberg 1960, S. 107. Bei der Länderangabe heißt es »USA/Frankreich«.

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Jeanpaul Goergen handelt sich bei Europa 1978 daher mit ziemlicher Sicherheit um einen Auftragsfilm des United States Information Service, der sich als solcher nicht zu erkennen gibt und den Zuschauer somit über seine Intentionen im Unklaren lässt.10 Die 1953 unter Dwight D. Eisenhower eingerichtete United States Information Agency (USIA) war eine Behörde der public diplomacy, »an operating arm of its foreign policy […] which seeks to supplement the normal avenues of diplomacy by speaking directly to the people of other nations about the principles and motives upon which our foreign policies are based, and the ideals and practices of the American way of life.«11

Mitte der 1950er Jahre wurden die meisten der von USIS verliehenen Filme nicht in den Vereinigten Staaten, sondern in den Ländern, in denen sie vor allem eingesetzt werden sollten, produziert (Cull 2008: 109). Dass Europa 1978 in Frankreich hergestellt wurde, passt somit in das Bild der angestrebten verdeckten Information.12 Im Folgenden soll versucht werden, durch eine Detailanalyse der einzelnen Sequenzen des Films seine intendierte Botschaft – im Sinne eines »preferred readings« nach Stuart Hall (vgl. 1973) – herauszuarbeiten bzw. zu decodieren.13 Unter Sequenz wird eine Folge von unterscheidbaren, thematisch zusammenhängenden und in sich abgeschlossenen Erzählsegmenten verstanden. Im dokumentarischen Film decken sie häufig die einzelnen Teile seiner Agenda ab und lassen sich jeweils mit einem entsprechenden Schlagwort charakterisieren. Europa 1978 ist erkennbar ein Kompilationsfilm, d.h. er montiert ganz oder überwiegend Szenen aus anderen, bereits vorliegenden dokumentarischen Filmen.14 Seine Grundstruktur ist dreiteilig: Der Ausblick auf das Europa des Jahres 1978 wird in der Hälfte des Films durch einen historischen »Rückblick« auf den 10  |  Auf Grund seiner Thematik und der transportierten Botschaften vermutete Gabriele Clemens, dass es sich um eine Auftragsarbeit der Presse- und Informationsstelle der Europäischen Gemeinschaften handele (vgl. Clemens 2009 und 2011). 11 | The United States Information Service in the United Kingdom, London [nach 1951]: 3f. 12 | Auf die Bedeutung verdeckter Operationen zur Förderung der europäischen Einheit weist Richard Aldrich hin: »By the early 1950s, promoting European unity was the largest CIA operation in Western Europe« (Aldrich, zit.n. McKenzie 2008: 29). 13 | Über die Rezeption des Films ist kaum etwas bekannt. Sie dürfte unterschiedlich ausgefallen sein, je nachdem, ob er im Vorprogramm der Kinos zwischen Wochenschau und Hauptfilm, oder zusammen mit anderen USIS-Filmen im Rahmen von kostenlosen Filmvorführungen in einem Amerika-Haus oder im Rahmen einer Filmveranstaltung der politischen Bildung mit Einführung und anschließender Diskussion gezeigt wurde. 14 | Die Identifizierung als Kompilationsfilm erfolgt anhand des heterogenen Bildmaterials und der offensichtlich an vielen Orten zu unterschiedlichen Zeiten gedrehten Sujets. Auf die Herkunft einiger identifizierter Szenen wird in den Anmerkungen verwiesen.

Europa 1978 — Eine amerikanische Vision

noch immer von Grenzen durchzogenen Kontinent des Jahres 1958 unterbrochen. Insgesamt besteht er aus 15 Sequenzen [siehe Kasten].

Vorspann. Die Stabangaben zu Beginn des Films werden mit einem Gong-Schlag eingeleitet, der an den Kino-Gong bei Vorstellungsbeginn erinnert. Es folgen ein ländliches Motiv, das wie Jagdhörner und galoppierende Pferde klingt sowie an Fabrikgeräusche erinnernde Klänge, die schließlich mit Fanfaren zusammengeführt werden. Es sind elektrisch bzw. elektronisch erzeugte Klänge (Komponist: Richard Cornu), die 1958 als höchst avanciert und »futuristisch« galten. So zeichnet die Musik bereits am Anfang des Films fortschrittsoptimistisch die Entwicklung eines vorindustriellen, ländlich geprägten Europas hin zu einem hochmodernen Kontinent. 1. Sequenz: Christliches Fundament Europas. Europa 1978 präsentiert sich als ein Jubiläumsfilm, der aus dem Jahr 1978 Rückschau hält »auf die Zeit des Werdens […], denn vor 20 Jahren, 1958, nahm erste Gestalt an, was wir heute den europäischen Staatenbund nennen«.15 Der Sprecher im Pluralis Auctoris gibt sich damit als Ideal-Europäer zu erkennen, der alle anderen Europäer in seinen Diskurs einbezieht und dadurch zum Ausdruck bringt, dass sich 1978 bereits eine gemeinsame europäische Identität herausgebildet hat. 15 | Die Sprecherzitate folgen der deutschen Fassung. Er folgt, bis auf wenige Ausnahmen, dem französischen Sprechertext, der in den Unterlagen des Centre National de la Cinématographie (vgl. Fußnote 5) erhalten ist.

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Jeanpaul Goergen Das Festgeläute einer Kirchenglocke unterstreicht die Bedeutung dieses Jubiläums. Die Glocke fungiert hier auch als christliches Symbol. So verweist gleich die erste Einstellung des Films auf das Christentum als das zentrale Bindeelement Europas. Das Glockenläuten liegt zudem durchgehend unter dem Kommentar dieser Einleitungssequenz und markiert damit dessen besondere Bedeutung. Nach der Nahaufnahme der Kirchenglocke sehen wir Luftaufnahmen europäischer Hauptstädte (Paris, London und Rom), gefolgt von Kirchen wie Notre Dame de Paris, dem Petersdom in Rom und den Mont St. Michel vor der Küste der Normandie – Einstellungen, die die christliche Konnotation der Einleitung weiterführen und verstärken. Es sind die einzigen Filmbilder, die sich ohne weiterführende Recherchen identifizieren lassen; das Gros der Einstellungen ist so gewählt, dass sie sich geografisch nicht verorten lassen (Abb. 1 und 2).

Abbildung 1 und 2

Auch die inhaltlichen Aussagen sind auffallend unpräzise. So wird nicht erklärt, warum ausgerechnet das Jahr 1958 so bedeutsam ist, dass es zwanzig Jahre in die Zukunft projiziert wird. Tatsächlich bezieht sich die Projektion auf den 1. Januar 1958, als die Römischen Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Atomgemeinschaft (EAG) in Kraft traten, die – wie es in der Präambel des EWG-Vertrages heißt – in dem festen Willen geschossen wurden, »die Grundlagen für einen immer engeren Zusammenschluß der europäischen Völker zu schaffen«. 16 Zwanzig Jahre später, so der Film, stelle sich Europa als ein »kraftvoller Bund freier Staaten« dar, »in traditioneller Vielfalt, aber wirtschaftlich vereint«. Diese unbestimmten Formulierungen von einer wirtschaftlichen Vereinigung und einem nicht präzisierten »europäischen Staatenbund« (im französischen Original: »union fédérale européenne«) sind typisch für den Tenor des Films. Ebenso unbestimmt bleibt, was er unter »Europa« bzw. unter den später angeführten »20 europäischen Staaten«

16  |  Vgl. www.europaeische-wirtschaftsgemeinschaft.de/seite-18.html (14.9.2013).

Europa 1978 — Eine amerikanische Vision

versteht.17 Auch wenn in der gewählten Formulierung assoziativ jene Vorstellung eines vereinten Europas mitschwingt, wie sie Winston Churchill in seiner Züricher Rede im September 1946 ebenfalls recht vage als »a kind of United States of Europe« 18 entworfen hatte, so ist die auffallende Zurückhaltung von Europa 1978 bei konkreten Aussagen zur politischen Verfasstheit Europas im Jahre 1978 ein weiteres Indiz für einen Auftraggeber, der sich zu diesem politisch heiklen Punkt nicht äußert. 2. Sequenz: Fruchtbares Land. Diese Sequenz zeigt Bilder von Meeren, Flüssen, kleinteilig bewirtschafteten, fruchtbaren Feldern und blühenden Bäumen19; sie ist mit pastoral gestimmter sinfonischer Musik unterlegt, die sich sanft an die idyllischen Naturaufnahmen anschmiegt: »Zwanzig Prozent von der gesamten Anbaufläche der Erde besitzt das kleine Europa.« Ein Landwirt prüft kritisch den Reifegrad seines Getreides. Seit die Europäer zusammenarbeiten, hätten sie ihre Ernte verdreifacht, erklärt der Sprecher. Es folgt ein harter Schnitt und die Musik drängt nun stärker in den Vordergrund. Hintereinander und über schier endlose Felder fahrende große Erntemaschinen stehen für eine hochmechanisierte und somit äußerst effektive Landwirtschaft. Stolz verkündet der Kommentar das Ergebnis, bleibt aber erneut, was die europäische Geografie angeht, unbestimmt: »Von unseren Feldern im Norden des Kontinents bringen unsere Bauern die zweitgrößte Ernte der Welt ein.« (Abb. 3 und 4)

Abbildung 3 und 4

17  |  Die 1948 zur Verteilung der Marshallplan-Gelder gegründete Organisation for European Economic Cooperation (OEEC) als größte europäische Organisation hatte nur 18 Vollmitglieder. 18 | Vgl. www.europarl.europa.eu/brussels/website/media/Basis/Geschichte/bis1950/Pdf/ Churchill_Rede_Zuerich.pdf (14.9.2013) 19  |  Diese Einstellungen wurde dem NATO-Film The Atlantic Community – The United Kingdom (GB 1954) entnommen. Französische Fassung des Films auf YouTube (14.9.2013).

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Jeanpaul Goergen Zwar knüpft der Film hier an die Vorstellung von Europa als einem von der Natur verwöhnten Kontinent an, ein »seit Jahrhunderten tradiertes europäisches Selbstbild« (Clemens 2011: 121). Die Botschaft dieser Sequenz liegt aber vor allem in der Propagierung einer industrialisierten großflächigen Landwirtschaft, die nichts mehr mit den traditionell kleinteiligen europäischen Feldern gemein hat, und die mit leistungsstarken Erntemaschinen ausreichend Nahrung für alle produziert. 3. Sequenz: Neue Städte. Erneut leitet eine Art Gongschlag die Sequenz ein. Die Musik swingt nun in einem weichen Bigband-Sound. Saxophon-Klänge wecken Assoziationen an Großstadt und Metropole. Vorgestellt wird ein Zusammenschnitt moderner Architektur, teilweise aus der Froschperspektive aufgenommen, was die dynamische Wirkung der Bauten noch verstärkt. Der Sprecher hebt darauf ab, dass neue Städte entstehen, um die wachsende Zahl der Europäer aufzunehmen; Städte, die »farbiger« und in denen die Menschen »glücklicher« seien. Als Beispiel eines solchen glücklichen Menschen sehen wir eine junge Frau, die nur mit einem Knopfdruck ihr Cabrio in einem Auto-Silo mit PKW-Aufzug einparkt, während der Angestellte in einem blendend weißen Overall hinter einem übersichtlichen Kontrollpult thront. Der möglicherweise verstörende Charakter der avantgardistischen Architektur wird durch den vorsorglichen Hinweis des Sprechers auf ihre Nützlichkeit und den Einsatz für »absolut konkrete Zwecke« entschärft (Abb. 5 und 6).

Abbildung 5 und 6

Zu einem Zeitpunkt, als längst noch nicht alle Trümmer des Zweiten Weltkriegs beseitigt sind und viele Menschen in Behelfsunterkünften leben mussten, bedient auch dieser Ausblick auf die Zukunft unmittelbar die Wünsche zahlreicher Europäer nach einem vernünftigen Dach über dem Kopf. Auch die europaweit eingesetzten Informationsfilme, die zwischen 1948 und 1952 im Rahmen des European Recovery Program (ERP) den Marshallplan bewarben, widmeten sich ausführlich dem Wohnungsproblem. In dem Marshallplan-Film Somewhere to Live (GB 1950, deutscher Titel: Neubau Europa, französischer Titel: Bâtir) werden

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ebenfalls moderne Hochhäuser und ›Wohnmaschinen‹ als Ausweg aus der Wohnungsnot angepriesen.20 4. Sequenz: Technischer Fortschritt. Moderne Architektur und Industrie würden sich zu einem »harmonischen Ganzen« verbinden, beruhigt erneut der Sprecher. Der swingende Sound geht in einen plätschernden Musikteppich über, der gelegentlich durch kleine Trommelwirbel aufgepeppt wird. Der Film zeigt nun ein Elektrizitätswerk mit seinen Umspannanlagen und chemische Fabriken. Ein Reißschwenk führt in eine große Schaltzentrale, in der nur noch ein einziger Techniker arbeitet. Wissenschaft und Technik, so der Kommentar, dienten »heute ausschließlich der Erhaltung des Lebens«. Dazu sind die imposanten Kühltürme eines Kraftwerks zu sehen.21 Ist dieses »Heute« – zu dem es ja ein »Gestern« gegeben haben muss – ein Hinweis auf die Überwindung einer als typisch europäisch angesehenen Technikskepsis?22 Stolz verkündet der Sprecher: »Wir haben die Furcht hinter uns gelassen.« Wir sehen: fast menschenleere Hallen, einen Arbeiter in einem weißen Kittel, der Anzeigeninstrumente abliest und an einem Kontrollpult Hebel bedient. »Der rapide technische Fortschritt unserer Zeit erfordert eine gemeinsame und vorausschauende Wirtschaft.« Bohrer arbeiten selbsttätig, in einer Lackierstation spritzen Roboterarme eine Karosserie, Glühbirnen und Fernsehbildschirme werden automatisch am laufenden Band produziert: »Fortschritt heißt: Befreiung des Menschen. Der Mensch ist der Herr der Maschine« (Abb. 7 und 8).

Abbildung 7 und 8

20  |  Vgl. www.dhm.de/filmarchiv/die-filme/somewhere-to-live/ (14.9.2013). 21  |  Es handelt sich um die Kühltürme eines geothermischen Kraftwerkes in der toskanischen Ortschaft Larderello. Die Einstellung wurde dem NATO-Film The Atlantic Community – Italy (I 1955) entnommen. Englische Fassung des Films auf YouTube (14.9.2013). 22  |  Europäer, so Habermas, »hegen gegenüber technischen Fortschritten keine ungebrochen optimistischen Erwartungen« (2004: 48). Diese Sensibilität der Bürger für die »Paradoxien des Fortschritts« (ibid.: 50) sieht er als eine von sieben herausragenden Merkmalen europäischer Identität an.

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Jeanpaul Goergen In dieser Sequenz sollen vor allem Modernisierungsängste angesichts des rasanten technischen Fortschritts beiseite geräumt werden. Es sei immer noch der Mensch, der die Technik kontrolliere, beschwichtigt der Film; die Technik würde ihm Arbeit und Leben erheblich erleichtern. Dafür könne eine gemeinsame Wirtschaftspolitik der Europäer ebenso sorgen wie die Zusammenarbeit in Wissenschaft und Forschung, wie die nächste Sequenz nahelegt. 5. Sequenz: Neue Energieressourcen. Erneut läutet ein Gong die Sequenz ein; die Musik bringt wieder elektrisch flirrende und zirpende Klänge. Die »Zusammenarbeit der Wissenschaft« und die »gemeinsame Forschung« hätten mitgeholfen, neue Energiequellen wie Wasserdampf, Sonnen- und Atomenergie zu erschließen. Wir sehen Menschen in Schutzanzügen, denen sogar Feuer nichts anzuhaben scheint. Dann das Bild einer Atomexplosion: »Atom: Furcht, Schrecken und Gewissensnot unserer Väter, heute Freund und Helfer unseres Alltags.« Ein Mann mit Sauerstoffmaske in einem bizarr-aufgeblasenen durchsichtigen Schutzanzug, Ingenieure, die über Fernbedienungshebel mit atomaren Substanzen experimentieren – so imaginiert der Film die europäische Arbeitswelt des Jahres 1978 (Abb. 9 und 10).

Abbildung 9 und 10

Die Atomenergie wird als Zukunftsenergie gepriesen, die so unbedenklich sei wie die geothermale- und die Sonnenenergie. Damit verleiht der Film einerseits »der in den 1950er Jahren verbreiteten Euphorie von der Rolle der Atomenergie für die industrielle Entwicklung in Europa Ausdruck« (Clemens 2011: 122), reagiert aber wohl auch auf kommunistische Propagandaaktivitäten, wie etwa den Stockholmer Appell vom 19. März 1950 mit seiner Forderung nach einem absoluten Verbot von Atomwaffen. In der zwölften Sequenz über Europas Verteidigung wird das Thema Atomkraft erneut aufgegriffen, was seine Bedeutung für den Auftraggeber unterstreicht. 6. Sequenz: Heiteres Intermezzo. Die Musik wird pointillistisch, ein quakendes Saxophon unterstützt den komischen Effekt dieses Intermezzo: Ein Roboter greift eine Streichholzschachtel, zündet ein Zündholz an und reicht es einer jungen

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Frau an einer Schreibmaschine, die daran ihre Zigarette entzündet. Zudringliche Annäherungsversuche des Roboters wehrt die Stenotypistin lächelnd ab: Haben die Roboter »etwa auch Geschmack, Fantasie oder gar Gefühl?« fragt der Sprecher. 7. Sequenz: Raumfahrt. Zischen und sirenenartige Klänge leiten über zu einer Fahrt zum Mond, die 1978 bereits eine Selbstverständlichkeit sei: »Fahrplanmäßig verkehren unsere Raumschiffe zwischen den Planeten.« Belegt wird diese Vision durch Aufnahmen startender Raketen. Aus der Perspektive der Rakete sehen wir die sich immer weiter entfernende Erde. In einem Simulator trainieren Astronauten für die Raumfahrt. Ein Zoom auf den Mond lässt den Eindruck entstehen, sie würden sich bereits auf dem Weg zum Erdtrabanten befinden. Raketen werden in dieser Sequenz mit friedlicher Raumfahrt in Verbindung gebracht, nicht mit der Angst, dass nun mit ihrer Hilfe jeder Punkt der Erde militärisch erreichbar war. Der ›Sputnik-Schock‹ – die westliche Reaktion auf den Start des ersten Satelliten Sputnik Anfang Oktober 1957 durch die Sowjetunion – und die dadurch ausgelöste Furcht vor einer neuen Waffengattung dürfte auch bei der Konzeption dieser Sequenz Pate gestanden haben. 8.-10. Sequenz: »Rückblick« auf 1958. Eine Analogmontage – auf eine aufsteigende Rakete folgt ein sich senkender Grenzbalken – leitet den Mittelteil des Films über die Grenzen in Europa und die europäischen Werte ein. Auch er ist dreigeteilt, wobei die beiden Sequenzen über die Grenzen des Jahres 1958 zusammen fast drei Minuten ausmachen. Sie sind damit rund dreimal länger als die übrigen Sequenzen, was ihre herausgehobene Bedeutung in der Gesamtkonzeption von Europa 1978 unterstreicht. Sie halten den Zuschauern des Jahres 1958 den Spiegel vor und führen zum Teil mit drastischen Vergleichen die Unsinnigkeit von Grenzen vor – Grenzen, die sich zudem nicht mit dem ethischen Fundament Europas vereinen lassen, das in diesem Mittelteil ebenfalls thematisiert wird. Grenzbalken senken sich, Puffer eines Eisenbahnzuges prallen aufeinander, Tore schließen sich, die Länder Europas schotten sich ab: »20 Nationen hatten damals ihr Land noch eingezäunt, mit Schutzwällen umgeben wie im Mittelalter, trotz der Tatsache, dass sie alle gemeinsam das Erbe einer zweieinhalbtausend Jahre alten Kultur verwalteten, deren Wiege einst in Griechenland gestanden hatte.« Visualisiert wird dies durch eine per Zeichentrick animierte Europakarte mit wie Mauern aussehenden Grenzverläufen. Das kulturelle Erbe Europas wird mit griechischen Tempeln, römischen Viadukten, dem Kolosseum und der Via Appia sowie Kirchen und Kathedralen illustriert. In Griechenland »hatte unsere Idee von der Freiheit und von der Vernunft des Menschen ihren Ursprung. Dann brachte uns Rom sein Konzept von Ordnung und Gesetz und dem Zusammenleben unter diesem Prinzip. Und schließlich das Christentum, das Idee der Griechen und Prinzip der Römer mit seinem Geiste durchdrang.« Im Mittelalter habe »das politische Drama in Europa« begonnen; der »makabre Tanz der Grenzen«

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Jeanpaul Goergen habe Jahrhunderte gedauert und zu Kriegen geführt: »Das Ballett der Grenzen: Ein Totentanz«. Der Kartentrick zeigt in rascher Abfolge die sich verändernden Grenzziehungen auf dem europäischen Kontinent.23 Es folgen Aufnahmen von Grenz- und Zollkontrollen an Land, in der Eisenbahn und zu Wasser: »1958 noch musste ein Reisender acht Grenzkontrollen über sich ergehen lassen, um von Amsterdam nach Wien zu gelangen.« Dabei musste er jedes Mal bürokratische Hindernisse überwinden und immer wieder Papiere stempeln lassen. Erneut klingt die Musik grotesk und verzerrt; mit quakenden Effekten unterstreicht sie die Absurdität dieser Szenen. Um diese noch weiter zu verstärken, greift der Regisseur zu einem fragwürdigen Vergleich, montiert er doch das Stempeln eines Dokuments mit Szenen aus einem Schlachthof, wo ein Arzt den aufgehängten schlachtreifen Schweinen einen Unbedenklichkeitsstempel aufdrückt: »Wirklich, damals wurden Menschen gestempelt wie Vieh beim Fleischbeschauer. Hinter regelrechten Viehzäunen warteten sie auf die Passkontrolle.« (Abb. 11 und 12)

Abbildung 11 und 12

Grenzbalken und Zöllner sind ebenso wie tricktechnisch visualisierte Ländergrenzen »Schlüsselbilder des alten, überwundenen Europas« (Clemens 2011: 124). Sie gehören zum visuellen Repertoire jener Filme, die in der ersten Hälfte der 1950er für den europäischen Einigungsprozess warben. Aber auch regierungsoffizielle Filme wie Nous sommes déjà 150 millions, 1952 im Auftrag des französischen Außenministeriums mit finanzieller Unterstützung des Europarats gedreht, argumentieren mit diesen Bildmotiven, ebenso wie einige von der Europäischen Gemeinschaft in Auftrag gegebenen Filme wie die deutsche Produktion Es geht um 150 Millionen (1956). Beide Filme stellen konkret die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) vor – ganz im Gegensatz zu Europa 1978, der sich in Bezug auf die 1958 bereits existierenden europäischen Zusammenschlüsse ausschweigt. 23 | Entnommen aus E… comme Europe (F 1953, R: Géza von Radványi) über das europäische Jugendtreffen vom 20. Juli bis 6. September 1951 auf der Lorelei am Rhein. Vgl. www. dhm.de/filmarchiv/die-filme/e-comme-europe/ (14.9.2013).

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11. Sequenz: Mobilität. 1978 gibt es überall Autobahnen ohne Grenzen, eine Einschienenbahn übernimmt den Vorortverkehr der Großstädte24 und Helikopter, die überall landen können, machen Grenzen obsolet, denn »auf jedem Stück Wiese, auf jedem Dach müsste ein Zollbeamter Posten stehen.« Hier wird das Gegenbild zu einem von Grenzen durchzogenen Europa beschworen. Es ist die Vision einer unbegrenzten, durch keine Zollkontrollen behinderten Mobilität, wie sie etwa auch der Marshallplan-Film Clearing the Lines (GB 1951, deutscher Titel: Freie Bahn, französischer Titel: Sans visa ni frontière) propagierte.25 12. Sequenz: Atlantische Gemeinschaft. Soldaten in Schutzmasken betanken Raketen, Abschussrampen heben sich, auf einer Militärbasis stehen zahlreiche abschussbereite Raketen. In Nahaufnahme dann der Feuer- und Rauchschweif einer startenden Rakete: »Unser Staatenbund innerhalb der Atlantischen Gemeinschaft hat uns Friede und Sicherheit gebracht.« Die französische Fassung bleibt an dieser Stelle deutlich unbestimmter und spricht nur von »union« (»L’union nous a donné la sécurité et la paix«). Die Atlantische Gemeinschaft – als häufig gebrauchte Bezeichnung für die NATO – ist damit die einzige Organisation, die in der deutschen Fassung von Vingt ans après namentlich erwähnt wird. Treuherzig versichert der Film schließlich, die fantastische Entwicklung der Atomkraft mache »jeden Krieg undenkbar«. Damit reagiert er auf die im Kalten Krieg verbreiteten Ängste vor einem drohenden Atomkrieg und verweist zudem indirekt das »Gleichgewicht des Schreckens«, das einen neuen Weltkrieg verhindere (Abb. 13 und 14).

Abbildung 13 und 14

Zum zweiten Mal wird hier die Atomenergie thematisiert, diesmal in Form der Atombombe, die als solche aber nicht ausdrücklich angeführt, sondern beruhi24 | Es handelt sich um Fahrtaufnahmen vom Model der elektrischen Einschienenbahn (Allwegbahn) auf einer Teststrecke in Köln-Fühlingen, enthalten in der Wochenschau Welt im Bild, Nr. 15, 7.10.1952. (vgl. https://www.deutsche-wochenschau.de; 14.9.2013). 25  |  Vgl. www.dhm.de/filmarchiv/die-filme/clearing-the-lines/ (14.9.2013).

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Jeanpaul Goergen gend umschrieben wird. In beiden Sprachversionen werden auch die potenziellen Gegner nicht genannt. So wird mit weichgespülter politischer Rhetorik die Notwendigkeit der Verteidigung unterstrichen, ohne den Gegner und die stärkste zur Verfügung stehende Waffe zu erwähnen. 13. Sequenz: Lebensmittelindustrie. Pastorale Töne leiten über zur friedlichen Landgewinnung, vermutlich in den österreichischen Bergen. Im Zeitraffer durchfährt die Kamera einen Viehstall und endet in einem Schlachtbetrieb. Die Kamera schwenkt an einer schier endlosen Reihe von geschlachteten Schweinen entlang.26 In einer Fabrik werden Würste und Fleischkonserven produziert, in Selbstbedienungsläden »Berge von Nahrungsmitteln für jedermann« angeboten (Abb. 15 und 16).

Abbildung 15 und 16

Die Propagierung der Selbstbedienung im Rahmen der Rationalisierung des Einzelhandels war ein weiteres erklärtes Ziel des Marshallplans und wurde auch in Filmen wie Shopping Made Easy (DK/F 1952; deutscher Titel: Einkaufen leicht gemacht) betrieben (vgl. Bernold 2000). Die Rationalisierung der Lebensmittelproduktion durch Konserven und des Handels durch die Einführung von Selbstbedienungsläden verspricht nicht nur eine Erleichterung für die Hausfrau beim Einkaufen, sondern wie bereits in der zweiten Sequenz, Lebensmittel im Überfluss. 14. Sequenz: Gemeinsame Währung. Mit dem »Europa« hat der Kontinent im Jahre 1978 eine gemeinsame Währung bekommen: »Einst hatten wir 20 verschiedene Währungen, die oft genug gegeneinander ausgespielt wurden.« Nun sei das Bezahlen kinderleicht geworden. Mit diesem kurzen Ausblick auf eine gemeinsame europäische Währung verlässt der Film seine bisherige Linie des Unbestimmten und Vagen und bringt einen sehr konkreten wirtschaftspolitischen Vorschlag in die Diskussion ein – 26  |  Szene aus dem NATO-Film The Atlantic Community – Denmark (DK 1956). Englische Fassung des Films auf YouTube (14.9.2013).

Europa 1978 — Eine amerikanische Vision

und zwar zu einem Zeitpunkt, als diese Frage im europäischen Einigungsdiskurs noch kaum eine Rolle spielte. Auf die Abschaffung der europäischen Binnengrenzen – gemeint sind aber immer nur die Zollgrenzen – müsse auch die Abschaffung der unterschiedlichen Währungen folgen. 15. Sequenz: Glückliches Geschlecht. Zu Aufnahmen lichtdurchfluteter, moderner Neubauten verkündet der Sprecher den zentralen Merksatz des Films, der an das in der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 formulierte Recht auf »life, liberty and the pursuit of happiness« erinnert: »Unser Ideal ist die bürgerliche Freiheit des Einzelnen, die Chancen, sich persönlich entfalten zu können und daran nicht durch künstliche politische oder wirtschaftliche Beschränkungen gehindert zu werden.« Auch die Arbeitssituation der Hausfrauen hat sich durch auf Schienen laufende Servierwagen, Grillautomaten und das Einkaufen per Videokonferenz erheblich verbessert. In gartenreichen Städten fährt man per Sessellift zu seiner Wohnung.27 Grünanlagen bieten Erholung für alle. Zu Aufnahmen von fröhlichen Kindern in einem Freibad heißt es: »Fortschritt und Freiheit unserer Zeit lassen ein glückliches Geschlecht heranwachsen. Das Kleine hier wird im Jahr 2000 erwachsen sein…«. Vier Düsenjäger steigen nebeneinander hoch und zeichnen beim Abschwenken ein abstraktes Blumenmuster in den Himmel.28 Der Kommentar beschließt den Film mit der Hoffnung, »dass diese Generation die Lehren aus einer unrühmlichen Vergangenheit ziehen wird.« In der französischen Fassung heißt es dagegen allgemeiner: »Puisse cette génération ne pas oublier la leçon du passé.« Aus der Logik des Films heraus kann zwar nur das »alte Europa« mit seinen fortschrittshemmenden Grenzen und einer unzureichenden Zusammenarbeit seiner Staaten gemeint sein. Die deutsche Übersetzung, die das im französischen Original nicht vorhandene »unrühmlich« hinzufügt, ruft dagegen Assoziationen mit dem Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg auf (Clemens 2011: 128) und führt damit eine Ebene ein, die in der Originalfassung nicht angelegt ist. Die zentralen Botschaften des Films Europa 1978 betreffen in der Tat den ökonomischen Fortschritt und ein damit verbundenes besseres Leben für die Bürger, die Akzeptanz der Atomenergie sowie der europäisch-westlichen Freiheitswerte 27  |  Es handelt sich um Aufnahmen von der Internationalen Bauausstellung IBA 57 in Berlin 1957. Vgl. etwa die Neue Deutsche Wochenschau Nr. 389 vom 12.7.1957, die ebenfalls diesen Sessellift, der vom Bahnhof Zoo zum Hansaviertel führte, zeigt (vgl. https://www. deutsche-wochenschau.de; 14.9.2013). 28 | Einstellung aus dem NATO-Film Die Atlantische Gemeinschaft. Deutschland (BRD 1957). Dort wird sie ebenfalls als Schlusseinstellung eingesetzt und wie folgt kommentiert: »Deutschland in der Mitte Europas ist ein Teil der westlichen Welt, die sich zu einem mächtigen Bündnis zusammengeschlossen hat, zum Schutz ihrer abendländischen Kultur und zum Schutz zukünftiger Generationen.« (Kopie im Bundesarchiv-Filmarchiv; Französische Fassung des Films auf YouTube, 14.9.2013).

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Jeanpaul Goergen und der Notwendigkeit ihrer Verteidigung. Durch die Abschaffung der überkommenen Grenzen zwischen den Staaten sowie eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit könne Europa bis zum Jahre 1978 den Modernisierungsvorsprung Amerikas aufholen und den US-amerikanischen Lebensstandard erreichen. Der Bau neuer großer Städte, die Rationalisierung der Wirtschaft, die Schaffung ausgedehnter Wirtschaftsräume, die Erschließung neuer Energiequellen inklusive der Atomenergie, die Verbesserung der Mobilität, die Einführung einer gemeinsamen Währung sowie die Industrialisierung der Landwirtschaft würden zu sicheren Arbeitsplätzen und zu einem höheren Lebensstandard führen. »Den europäischen Einigungsprozess zu unterstützen, so suggeriert der Film, heißt, sich für ein Leben in Wohlstand und Glück zu entscheiden« (ibid.: 27-28). So stellt Vingt ans après/Europa 1978 seinen Zuschauern in einem vereinten Europa wachsenden Wohlstand in Aussicht, moderne Arbeitsplätze für Männer und Hausfrauen und für alle, insbesondere für die Kinder, viel Licht und Luft in grünen Städten – und zeigt zugleich an, dass all diese materiellen Vorteile nur in einem freien, sprich nichtkommunistischen Europa möglich sein werden. Als »übertrieben optimistisch« bewertete der Evangelische Film-Beobachter den Film und machte sich über seine naive Zukunftsvision eines goldenen Zeitalters lustig, die die politische Wirklichkeit ausblende: »Wenn man so etwas hört und die dazugehörenden Bilder moderner Bauten und Zustände sieht, könnte man spontan hingehen und glatt alle Grenzbäume niederreißen, um dann die schlagartige Änderung der menschlichen Verhältnisse sozusagen stehenden Fußes abzuwarten. Daß solch jubelnder Optimismus aber ein wenig übertrieben scheint, dafür spricht, dass der Mensch erfahrungsgemäß nicht nur ein gesellschaftliches und ökonomisches Wesen ist, sondern auch ein politisches, das durchaus nicht immer so will, wie andere politische Wesen wollen.«29

Und eine französische Besprechung urteilt kurz und unmissverständlich: »Maladroit et insignifiant«.30 Was sich in der Zukunft nicht geändert haben wird, sind die Geschlechterrollen. Auch 1978 ist die Frau Hausfrau, geht einkaufen und besorgt den Haushalt. Übt sie dennoch einen Beruf aus, etwa als Stenotypistin, wird sie auch noch 1978 am Arbeitsplatz sexuell belästigt – nun durch einen Roboter in der Rolle des Supermacho.31 (Abb. 17 und 18) 29 | A.W., in: Evangelischer Film-Beobachter, München 1960, S. 388f. (Film Nr. 494). 30 | La saison cinématographique 1961, Paris 1961, S. 386. 31  |  Sujet der US-amerikanischen Wochenschau New of the Day, betitelt »Atomic Robot: A Handy Guy« vermutlich vom 14.3.1957. Bei dem »Roboter« handelt es sich um die Fernbedienungsarme in einem Atomkraftwerk. (vgl. www.britishpathe.com/video/atomic-robot-ahandy-guy/query/robot ; 14.9.2013) Das Gesicht des so durch Montage konstruierten Roboters stammt aber aus einem anderen Film.

Europa 1978 — Eine amerikanische Vision

Abbildung 17 und 18

Wenn Frau in einer Szene als Autofahrerin eine gewisse Selbstständigkeit zugestanden wird, so doch nur um zu demonstrieren, wie leicht auch für Frauen das Einparken in einem modernen Parkhaus ist. Viele der Botschaften von Europa 1978 standen auch im Mittelpunkt der den Marshallplan zwischen 1948 und 1955 begleitenden, den Film einschließenden internationalen Propagandaoperation – der größten, wie David Ellwood schreibt, »die es in Friedenszeiten jemals gab«. Denn das psychologische Anliegen des Marshallplans war es auch, so Ellwood weiter, »den Menschen, denen er zugute kam, so nahe zu kommen wie nur irgend möglich, um ihre Haltungen, Einstellungen und Erwartungen in Richtung eines Fortschritts zu lenken, wie die Amerikaner ihn verstanden: Modernisierung, die auf Massenproduktion zwecks Massenkonsum zielte. ›You too can be like us‹, lautete die (implizite) Botschaft des Marshallplans.« (Ellwood 2006: 7)

Nicht in allen Ländern waren diese Bemühungen erfolgreich. Insbesondere in Frankreich stellten einer Schätzung zufolge drei Viertel der Marshallplan-Filme »für den französischen Nationalstolz eine solche Beleidigung« dar, dass sie nicht eingesetzt werden konnten (Ellwood 2006: 14).32 »Die wohltätige Waghalsigkeit des Marshallplans war fehlgeschlagen, sagten diese Kritiker, weil ›die Franzosen sich weigern zuzugeben, dass Frankreich ohne Amerika nicht existieren würde‹« (ibid.). Die amerikanische Propaganda in Frankreich zielte daher vor allem auf die Modernisierung von Industrie und Landwirtschaft: »It was productivity, the American way of life, and explanations of the Marshall Plan – not European Unification – that dominated US public diplomacy in France« (McKenzie 2008: 29).33 Der 32 | McKenzie führt als Quelle einen offiziellen französischen Bericht von Anfang 1952 über die amerikanische Propaganda in Frankreich an (2008: 44-45). 33 | Für diese Zurückhaltung in der Propaganda für die europäische Einigung spricht, dass sich von den USIS-Filmen Europa im Werden (BRD 1952) und Look on Europe/Blick auf Europa (USA, ca. 1959), die beide unmittelbar den europäischen Einigungsprozess the-

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Jeanpaul Goergen Film Vingt ans après/Europa 1978 scheint aus diesen negativen Erfahrungen seine Lehren gezogen zu haben, denn er argumentiert nicht mehr für die Umsetzung der europäischen Einheit, sondern setzt deren Existenz einfach voraus. Durch diese Zukunftsprojektion kann er den Skeptikern die europäische Einigung und deren Segnungen in Form einer nach US-amerikanischem Vorbild organisierten Wirtschaft und des American Way of Life sozusagen durch die Hintertür doch noch schmackhaft machen. Mit dieser Vision sollten vor allem die Anhänger der in Frankreich außerordentlich starken, antiamerikanisch eingestellten Kommunistischen Partei (25,36 % der Stimmen bei den Wahlen zur Nationalversammlung am 2. Januar 1956), die zudem den von den USA gewünschten und forcierten westeuropäischen Integrationsprozess ablehnte, angesprochen werden.34 So kann Vingt ans après/Europa 1978 auch als Gegenentwurf zu den gesellschaftlichen und wirtschaftspolitischen Vorstellungen der den Auf bau des Sozialismus propagierenden Volksdemokratien des Ostblocks gelesen werden. Die Zuschauer in der parteiübergreifend europafreundlich eingestellten Bundesrepublik, die zudem gerade ihr Wirtschaftswunder erlebte, dürfte der Film vor allem mit seinen Konsumversprechen und, im Zeichen des Kalten Krieges besonders wichtig, der Herausstellung einer starken Verteidigungsgemeinschaft angesprochen haben. Durch seine Rhetorik des Vagen – keine seiner Szenen ist eindeutig als amerikanisch, keine, mit Ausnahme einiger Stadtansichten, als eindeutig europäisch zu identifizieren – konnte der Film ohne weiteres auch in anderen Ländern eingesetzt werden.35 Diese Unschärfe verwischt aber auch alle nationalen Eigenarten der europäischen Völker, so dass sich diese Zukunftsvision auch als Schreckensszenario eines durch Modernisierung, Rationalisierung und kapitalistischer Logik bis zur Unkenntlichkeit vereinheitlichten und nivellierten Kontinents lesen lässt. Aus dieser Perspektive wäre Europa 1978 dann wirklich nur aus US-amerikanischer Sicht als Utopie zu betrachten.36

matisieren, keine französischen Fassungen nachweisen lassen. Allerdings wurde der Marschallplan-Film The Council of Europe (1952) nicht nur in Frankreich produziert, sondern dort auch verliehen. 34 | Diese Einstellung äußerte sich auch im Kampf der Kommunistischen Partei Frankreichs gegen den Marshallplan. Vgl. Delwit 1995: 215-223. Zur Haltung der französischen Kommunisten zur europäischen Integration vgl. auch Hivert 2009: 49-67. 35 | Ob es neben der deutschen noch weitere Fassungen gab, konnte nicht ermittelt werden. 36 | Dieser Beitrag entstand im Rahmen des DFG-Projekts »Werben für Europa. Die mediale Konstruktion europäischer Identität durch Filme im Rahmen europäischer Öffentlichkeitsarbeit« an der Universität Hamburg, Fakultät für Geisteswissenschaften, Historisches Seminar, Jean Monnet Lehrstuhl für Europäische Integrationsgeschichte und Europastudien (Prof. Dr. Gabriele Clemens).

Europa 1978 — Eine amerikanische Vision

Vingt ans après/Europa 1978 (Frankreich/USA 1958) Übersetzungstitel: Twenty Years After Produktion: Comptoir artistique de production et d’administration cinématographique (CAPAC), Paris/Auftraggeber (vermutlich, im Vorspann nicht genannt): United States Information Agency, Washington, D.C. Regie, Produktion: Paul Claudon/Drehbuch: Robert Behrens, Paul Claudon/Musik: Richard Cornu/Schnitt: Léonide Azar/Sprecher: Jean Desailly [französische Fassung] Gewerblicher Verleih in Frankreich: Pathé, Paris Gewerblicher Verleih in Deutschland: J. Arthur Rank Film, Hamburg Nichtgewerblicher Verleih in Deutschland: US-Informationsdienst USIS, Bad Godesberg [Film Nr. 467]; Deutsches Filmzentrum e.V., Bonn; Landeszentrale für politische Bildung, Düsseldorf; Staatliche Landesbildstelle, Hamburg Zulassung Frankreich: Immatriculation: Nr. 21.697, 10.3.1958; visa de censure: 12.12.1958/35mm, s/w, 431 m (= 15‘45‘) Zulassung Bundesrepublik Deutschland: Freiwillige Selbstkontrolle Nr. 20063, 9.7./9.11.1959, ab 6 Jahren/35mm, s/w, 429 m (= 15‘43‘) Archiv: The National Archives, Washington; Kinemathek Hamburg; BundesarchivFilmarchiv, Berlin (jeweils deutsche Fassung)

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Europa 1978 — Eine amerikanische Vision

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From Victim to Partner CARE and the Portrayal of Postwar Germany Philipp Baur

One of the most iconic images of postwar German-American History is the CARE package. Both in Germany and in the US, CARE has become a symbol for American philanthropy abroad. In 1998, President Bill Clinton delivered an original CARE package to Berlin Tempelhof Airport to commemorate and celebrate the 50th anniversary of the Berlin Air Lift.1 The event gave contemporary witnesses the opportunity to tell their personal CARE experience: the miraculous arrival and opening of a CARE package, the joy of receiving urgently needed food but also luxury goods such as coffee, cigarettes, and chocolate. Numerous exhibitions, books, magazines, stamps, and TV productions about Germany under Allied occupation perpetuated images like these.2 Not only has the CARE package succeeded in securing a place in the collective memory of both Americans and Germans, the phrase “sending a CARE package” has become a universal metaphor for helping others in need, such as war refugees or victims of natural disasters. Parents send CARE packages to their offspring living in far away college towns; and more recently, the European Union’s financial aid for Greece was labeled a CARE package by the media.3 CARE, the Cooperative for American Remittance to Europe, was founded in November 1945 by 22 existing American non-governmental relief organizations as a way to coordinate efforts and to “supply or make available goods and services to needy persons in foreign countries, particularly the countries of Europe, for pur1  |  CARE Annual Report 1998: 30, http://www.care.org/newsroom/publications/annual reports/1998/1998annualreport.pdf (07/08/2013). 2  |  Die Luftbrücke − Legende und Wahrheit, in: ZDF History, 06/24/2008; Halvorsen 2005; Jansen 2006; CARE Deutschland’s homepage lists a number of contemporary witness accounts: http://www.care.de/ueber-care/wer-wir-sind/care-paket/das-care-paket-frueherund-heute/ (07/08/2013). 3  |  Cf.: CARE Pakete für Griechenland, in: Das Parlament 12/03/2012, http://www.dasparlament.de/2012/49-50/Titelseite/41901570.html (07/08/2013).

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poses of relief, rehabilitation and reconstruction.”4 Next to the US government’s European Recovery Plan, better known as the Marshall Plan, and the United Nations Relief and Rehabilitation Administration (UNRRA), CARE emblematically represented the commitment of the private sector to rebuild Europe after World War II. Between 1946 and 1955, CARE provided up to 270 million dollars in aid to Europeans in need. According to CARE’s own statistics, an estimated 85 million dollars went to Germany alone.5 However, this number needs to be contextualized: In West Germany, as in the other European countries, CARE stopped its service in 1955 after the demand decreased steadily since 1951. However, in West Berlin, the program remained in operation until the early 1960s, and the number of packages sent actually increased towards the end of the 1950s. Along with Greece and Italy, Germany received the most aid for the longest period of time, despite the fact that by the mid 1950s, emergency relief was not necessarily needed anymore. The continuing involvement had other reasons. In March 1961, CARE’s executive board concluded that “the decision to remain in Berlin after closing the German Mission was made on the basis of the number of refugees still coming into Berlin and, probably more important, on the psychological factor that CARE symbolized a close tie with the United States.”6 The agency’s economic and humanitarian impact notwithstanding (Wollasch 1976; Rothenberger 1980; Stüber 1984), the significance of CARE went beyond filling hungry stomachs. Psychologically, the CARE package worked both as trigger and reward for West Germany’s democratization and orientation toward the West (Sommer 1999: 358-376; Weyerer 2001: 797-799; Ilgen 2008: 10; Roloff 2009). CARE’s self-proclaimed “success story” and iconic legacy cannot be understood without taking into account its symbolic and political meaning for both donors and recipients. Historians have pointed out that the distribution of food was a highly emotional issue in Occupied Germany. Defeated Germans and surviving Jewish DPs (Displaced Persons) competed with each other in the struggle for food rations. Framed in a new language of human rights, they negotiated changing concepts of guilt, victimization, and entitlement (Grossmann 2007; Grossmann 2012: 113-132). The relationship established between (American) donor and (German) recipient was asymmetrical at best. In his book, The Alms Race, American journalist Eugene Linden criticized that voluntary aid programs such as CARE 4  |  CARE records. Manuscripts and Archives Division. The New York Public Library. Astor, Lenox and Tilden Foundations. Box One, Articles of Incorporation. Citations from the CARE records will be abbreviated as follows: CARE records, Box number, document name. 5  |  A Working Guide to CARE History, published by CARE’s Public Relation Department on the occasion of its 50th anniversary in 1995; The number is hard to verify because detailed data showing the annual amount of relief per country is available only in fragments. KarlLudwig Sommer puts the total amount of goods delivered at 83,000 tons, worth more than 350,000 million DM (Sommer 1999: 11). 6  |  CARE records, Box 8, Minutes Executive Meeting, 3/22/1961.

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offered the donor a chance to feel superior to the recipient and helped to establish a relationship marked by dependency (1976: 18-20). While Linden’s criticism was mainly directed at the interpersonal level, a similar case could be made on the level of nations. Recent scholarship has shown that humanitarian aid to postwar Europe was not altogether altruistic but a heavily politicized endeavor. In fact, international relief organizations were aware that they played a crucial part in Germany’s transformation from that of a former enemy to that of a future partner (Reinisch 2008; Frank 2009; Cohen 2008; Cohen 2011; Cohen 2012). For the employees of CARE and other non-governmental organizations registered with CRALOG, the Council of Relief Agencies Licensed for Operation in Germany, it was beyond question that their engagement was part of a larger political effort to contain communism in Europe: Relief programs became a tool of American foreign policy in the Cold War (Sommer 1999: 331; Barnett/Weiss 2008; Barnett 2011: 107-131). CARE not only highlights the political dimension of humanitarianism and the ways in which relief programs helped to win postwar Germany for the western world but also how a non-governmental organization became an active agent in narrating and communicating this process of “westernization” (Doering-Manteuffel: 1999) to the American public. The common notion of CARE as an exclusively outbound route across the Atlantic needs to be revised. Through the same channels, heading inbound, CARE sent a different kind of package back to Americans. Instead of food and clothing, it contained first-hand accounts and graphic information about the local situation. This is especially intriguing in the case of Germany, a former enemy to the United States and most needy recipient of CARE packages. Rather than examining CARE’s humanitarian impact in Germany or discussing whether the CARE package was or was not a tool of Americanization, this paper examines the American side of the equation. It specifically addresses the questions: How did CARE become an agent in communicating Germany’s reeducation and reorientation to the American public? What strategies of self-fashioning and branding did CARE use to establish itself as one of the most visible relief organizations of its time? By highlighting the previously underestimated role of non-governmental organizations in postwar American-German relations, this paper re-evaluates CARE as an agent in cultural diplomacy (Berghahn 2001; Iriye 2002; Gienow-Hecht 2008; Gienow-Hecht/Donfried 2010). By analyzing several traditional narratives, CARE’s origin and its media strategy, I argue that CARE deliberately changed its portrayal of postwar Germany in the course of the early Cold War.

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CARE (H i -)S tories R e visited Publications about CARE share a number of recurring features. The website Einestages, a popular digital photo and oral history archive initiated by German magazine Der Spiegel, pays tribute to CARE’s importance with an article titled The Miracle from Iowa (Das Wunder kam aus Iowa).7 Its author, Sandra Bulling is not an independent journalist or historian but spokesperson of CARE Germany. First of all, this is symptomatic, as the authors of many publications about CARE are former or current employees. The History of CARE: A Personal Account by Wallace J. Campbell, one of CARE’s founders, a long-serving board member and in the 1980s President of CARE International, is a further example. His institutional history of CARE is rich in anecdotes and eye-witness accounts (Campbell 1990). A similar case is Selling Big Charity: The Story of CARE by Harold Gauer who worked for CARE in various positions from 1948 to 1986. On the dust jacket the book is described as follows: “This one is the saga of the CARE Package. For nostalgia buffs, researchers and historians, for those who want to see the inside of ‘Big Charity’. For those who are anxious about what happens to their contributions, for those who do publicity and raise funds for their good work, for those who relish episodes or rich comedy, and for the gentle reader – this is the definite history. It is not ‘researched’, or told from a board meeting point of view – it is distilled from real life” (Gauer 1990).

Similar to Campbell, Gauer reflects about his personal experience. Both books lack critical distance, they are revealing with respect to CARE’s self-image and self-staging: Without omitting the obstacles CARE had to face, the organization is portrayed as a success story, thus spreading rather than critically evaluating its mythical image. Secondly, CARE is often described as a typically American organization. In the beginning of the 1970s, CARE commissioned a book about the first 25 years of CARE. The project was supervised by Sam Kaufmann, a member of CARE’s Publicity Division in New York. In an internal letter from July 23, 1971, he discussed his task with Executive Director Frank Goffio: “CARE, An American Phenomenon. This is the working title I have set for myself in filling the assignment you have given me. The kind of book the history of CARE eventually will be given is a decision for the future, but it seems to me that my suggestion defines precisely the meaning of CARE’s formation as an expression of a unique American trait – a sort of

7  |  Sandra Bulling (2009): “Das Wunder kam aus Iowa”, in: Spiegel Online – Einestages 11/18/2009, http://einestages.spiegel.de/static/authoralbumbackground/2204/das_ wunder_kam_aus_iowa.html (07/08/2013).

From Victim to Par tner people movement for the benefit of people all around the world. I also believe there is a good dramatic effect in this title.” 8

The notion of CARE’s mission as ‘typically’ American coincides with the conclusion of historiographical scholarship of the 1960s. Drawing on Merle Curti’s 1963 book American Philanthropy Abroad, Stanford Orson Crazier’s dissertation CARE: A Study in Cooperative Voluntary Relief lists volunteerism, cooperation, and person-to-person humanitarianism as important characteristics of CARE and expressions of a “distinctive American national character” (Curti 1963: 498; Cazier 1964: 1). While philanthropy, charity, and humanitarian engagement may indeed be considered key parts of the “American Exceptionalism” and sense of mission (McDougall 1997; Iriye 1999), perspectives as the ones above are one-sided indeed and guided by the need to address American donors. The third recurring theme of CARE histories is a predominantly outbound perspective. The narrative of CARE’s own publications as well as of the media follows the direction of the CARE package from the US to its destinations around the world. Titles read: The Miracle from Iowa (Sandra Bulling’s article on Einestages), A Gift from America: The First 50 Years of CARE (Morris 1996), or Das CARE-Paket: Liebesgrüße aus Amerika (The CARE Package: With Love from America).9 One of the few diverging examples that mentions the intercultural exchange is actually found in Kaufmann’s book manuscript. Apparently, the editors refrained from picking CARE: An American Phenomenon and chose the rather neutral CARE: A History. Goffio’s preface is more differentiated: “It [CARE] was not a one-way miracle. It changed lives, not only among those who were aided but also among many in America who discovered that the packages they sent opened the way to their discovery of the world beyond the seas, not as land masses populated by mysterious strangers but by fellow human beings, by persons, with needs and feelings akin to their own.”10

For CARE’s Public Relations division, the mutual exchange between donor and recipient was a story worth telling. Indeed, it became a part of CARE’s PR strategy, even though many publications mention it only in passing, or failed to give credit to it at all. In conclusion, the CARE narrative is commonly dominated by several shared features: sympathetic authors, CARE as inherently American, and a oneway perspective. The image evoked is therefore rather unilateral. A closer examination of the CARE records shines a light on a more nuanced history. It not only 8  |  CARE records, Box 4, Letter to Frank Goffio. 9  |  Das CARE-Paket: Liebesgrüße aus Amerika (GER 2006, R: Karin Reiss). 10  |  CARE records, Box 4, CARE – A History (1971). The book appears to have never been published but was probably turned into a brochure distributed among CARE’s member organizations.

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considers what was transferred from Iowa to Germany, but also what returned to Iowa via CARE.

The O rigin of CARE and the I nvention of an I con The first CARE package arrived in Europe via the French harbor of Le Havre on May 11, 1946. Within half a year, CARE had managed to establish a transatlantic humanitarian bridge. In May 1946, an amendment to the Trading with the Enemy Act finally allowed direct shipments to Germany and Japan. Mere weeks later, the American Military Government (OMGUS) licensed CARE to send help to Germany (Sommer 1999: 68-76). The inspiration for the initial CARE package stems from the “Ten-in-One” army ration designed to feed one soldier in the field for ten days. In the summer of 1945, 7.7 million of these where stored in Asian warehouses for a potential invasion of Japan. Eventually, after the United States dropped atomic bombs on Hiroshima and Nagasaki, and Japan surrendered on August 15, 1945, the food packages were no longer needed and designated for transfer to the United Nations Relief and Rehabilitation Administration (UNRRA). After protracted negotiations, in which the still controversial question of providing aid to Germans played a role as well, CARE succeeded in buying 2.8 million Ten-in-Ones. Initially, CARE had to pay $6.50 for one package to resell it at a price between $12.50 and $15 to American donors. In negotiation with the War Assets Organization, the successor to the War Relief Control Board (founded in 1942 by the Government to supervise all American relief organizations), CARE was able to lower the purchase price to $4.25 which enabled a resale at the round number of $10. All the donor had to do was fill in a buying order, attach a check, and name a recipient. The other necessary steps, from shipping to distribution, were organized by CARE (Campbell 1990: 26-32). Sending aid through CARE offered convenience combined with a trustworthy non-profit organization, and it allowed the donor to help a specific person. In 1947, with the depletion of the Ten-in-One package source imminent, CARE began devising packages of its own, taking into consideration the special needs of its recipients (baby food, kosher meals). Another momentous change was brought about by the so-called “undesignated orders.” To the same extent as the level of familiarity with CARE in the American public increased, the number of orders without a specific recipient grew significantly. In fact, by 1947, more than half of all orders were undesignated ones. Donors would simply mention a group of recipients they deemed needy, such as a “German orphan” or a “single mother living in Berlin.” This can be read as evidence, that two years after its foundation, CARE had succeeded in addressing the American public with a specific imagery of victims. At the same time, CARE was pressured by the Military Government in Germany to reserve at least 40% of the remittance of food for general distribution since, according to the Military Governor of the American Occupation Zone,

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General Lucius D. Clay, “designated packages discriminated against those without contacts in America.”11 This represents the Military Government’s attempt to regulate non-governmental relief efforts according to their own wishes. CARE and Clay reached a compromise not before 1948: In return for more freedom in delivering packages, CARE promised to also advertise undesignated orders in the US to increase their shipment to Germany (Sommer 1999: 114-118). The growing number of undesignated orders meant that CARE had to decide who should receive help. This proved not only a challenge, but also a gain in power. CARE could decide which ‘class’ of recipient was worthy of help. This caused considerable concern among some of CARE’s members, who argued that undesignated orders required too much administration to process, and violated CARE’s basic principle of “person-to-person” help. In addition, some feared that it would no longer be possible to check who was receiving aid. After all, it had been one of CARE’s founding principles that only member agencies were allowed to buy and distribute packages, in order to prevent pro-Nazi groups in the US from buying packages for distribution to former Nazis in Germany.12 The issue of undesignated orders caused one of CARE’s founding members, the American Jewish Joint Distribution Committee (JDC, or “the Joint”) to leave the Cooperative in December 1947. The Joint felt that the original purpose of CARE, which was to take advantage of inexpensive war surplus food and provide a responsible channel for transporting it, had been fulfilled.13 Furthermore, the JDC questioned whether CARE’s expansion from emergency help to general relief was still within its scope and abilities: “Organizationally the operation is in bad shape,” wrote board member Moses A. Leavitt in an internal JDC memo from October 1947. “[CARE Chairperson Paul] French does not appear to be strong enough to handle a job of the magnitude which CARE represents.” Leavitt went on to conclude: “CARE was originally organized in order to take advantage of the desires on the part of the government to liquidate food badly needed in Europe at an enormous discount. Today the operation is not justified unless it gives both better services and better values to the remitter.”14 In a 1949 letter to the Council of Jewish Federations and Welfare Funds, Leavitt mentions another reason for leaving CARE: “A survey of commercial packers and shippers of packages to Europe indicated that individuals could secure as good and in some cases even better value for their money than was available in CARE packages. There was really a question in our mind as to whether a 11  |  CARE records, Box 2, Chapter II: Early Days: 86; JDC Archive, American Jewish Joint Distribution Committee, New York, Box 1537, Letter to Edward M O’Connor, Chairman CRALOG. Quotations from the JDC archive are abbreviated as follows: JDC Archive, Box Number, Name of Document. 12  |  JDC Archive, Box 1539, Minutes Executive Committee of CARE 11/29/1945. 13  |  JDC Archive, Box 1531, Letter to Paul French, 12/2/1947. 14  |  JDC Archive, Box 163, Memo CARE, 10/24/1947.

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Philipp Baur non-profit organization, having tax exemption status and securing various other facilities because of its nature, should be in active competition with commercial enterprises, especially as some commercial packers were giving as good value.”15

Leavitt’s critical assessment of CARE’s expansion is contrary to its corporate profile, as it was communicated for instance in a brochure celebrating the 50th anniversary of CARE: “Before the last of the Army ‘10-in-1’ rations had been sold, when CARE’s directors seriously considered disbanding the organization, French persuaded the board to plunge most of the organization’s liquid assets into commodity purchases and assemble its own packages. French’s sweeping changes worked. In 1947, CARE Packages sales increased to 2.6 Million (from about a million in 1946) and the organization became more and more familiar to the American public.”16

When juxtaposing both perspectives, CARE’s early history appears ambivalent. A look behind the scene reveals that the organization’s founding myth needs to be critically evaluated. 1947 marks a turning point in CARE’s history. Despite internal disagreement, the agency was well established by the end of the 1940s and would soon extend its mission to Third World countries. In West Germany, CARE’s cooperation with the Military Government proved to be the basis for its ongoing operation, and CARE’s relief efforts became entangled with the politics of the Cold War.

P romoting R elief : CARE and the M edia CARE’s success cannot be fully understood without taking into account its media strategy. Even though CRALOG imported more than twice as many relief goods into Germany, its engagement has more or less been forgotten, while CARE has turned into a global relief organization (Sommer 1999: 11-13). By the late 1940s, CARE had already become a “household word” in the US and abroad. In August 1950, the Information Bulletin of the US High Commission for Germany observed: “The CARE package has become a generic term in Germany to cover any kind of gift package.” With a trace of envy, the bulletin also remarked that more Germans had heard of the CARE package than of the Marshall Plan.17

15  |  JDC Archive, Box 163, Letter to the Council of Jewish Federations and Welfare Funds, 3/7/1949. 16  |  A Working Guide to CARE History: 41. 17  |  CARE records, Box 7, Information Bulletin of the Office of the US High Commission for Germany, August 1950.

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This was mainly due to the agency’s strategic PR decisions. The first one addressed access to the media. According to CARE’s Publicity Department, its initial advertising budget was very limited. CARE’s establishment in November 1945 as well as the first delivery of a package in spring 1946 were picked up by the American press but coverage declined subsequently. Even well-orchestrated promotion events like the purchase of 100 packages by President Truman created a media response smaller than CARE had hoped for.18 This changed in January 1947 when CARE signed a cooperation contract with the Advertising Council. Originally founded in 1942 as the War Advertising Council, it had been set up by the advertising industry to support America’s war efforts and mobilize the American public. After the war, it continued operating to promote nationally important topics, such the Marshall Plan or Radio Free Europe (Griffith 1983: 389-392). The new alliance provided CARE with free ads in newspaper as well as regular time slots on national radio and TV networks.19 In CARE’s annual report of 1951, Sam Kaufmann concluded: “On the basis of clippings and radio and TV reports, it is still possible to say, as it was last year, that every day in the United States somebody somewhere is printing or broadcasting the story of CARE.”20 A second momentous decision proved to be the hiring of New York PR agency Flannely and Woodward, which specialized in the targeting of female clientele. Flannely and Woodward diagnosed two major deficiencies in CARE’s media strategy: too few newsworthy stories about the recipients of CARE packages, and the overly factual and sober style of its publications.21 Soon thereafter, CARE adapted its PR strategies and started to provide ready-made advertisements for all branches of the media. One representative example is the manuscript for a radio spot to be broadcasted in the first half of 1948: “Voice of a student: This is _________ of Trenta High School. A friend of mine recently sent a CARE package to a family in Germany. The daughter of this family had studied English in school so she wrote a thank you letter back to the American donor. I felt very lucky when I read that letter. I felt very lucky, and at the same time very dissatisfied. It seemed to me that I was given so much and was giving so little. The letter read: ‘I’ve graduated from high-school but I can’t go to school anymore. An empty stomach can’t study.’ […] Since I read that letter I’ve found out some other things. I’ve found out that there are millions of people in Europe that have been living on food rations for nearly eight years. […] The CARE

18  |  CARE records, Box 1, History of CARE’s Publicity and Sales Promotion Divison: 2-7. 19  |  CARE records, Box 1, Will you help; Box 1, History of CARE’s Publicity and Sales Promotion Divison. To mention an example: In the week from May 19-25, 1952, CARE was allotted 42 slots on ABC, NBC, CBS, and MBS. CARE records, Box 944, Schedule of the Advertising Council radio Allocation. 20  |  CARE records, Box 1, Annual Report of the Executive Director 1951: 11. 21  |  CARE records, Box 1, History of CARE’s Publicity and Sales Promotion Division: 9.

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Philipp Baur food package contains nearly as much food as a person in Germany gets as his monthly ration.”22

The spot is told from the perspective of a ‘real’ person, creating an effect of authenticity. At the same time, the name was left out on purpose and could optionally be filled. Other examples show that this was also done with the place. The text was prepared by CARE’s Publicity Department in New York and sent out across the country to be adapted to local circumstances. Whether the case cited above is a true story could not be verified. Noteworthy, however, is the characteristic CARE experience, which is spread via the radio spot: American donors could meet a ‘real’ person at the other end of the relief chain. Campaigns with slogans like “Make Friends Through CARE” or “Food Wins Friends” specifically addressed young Americans and promoted mutual understanding. In 1951, CARE president Paul French remarked: “One of the most important results of all these activities is that contact is established and friendships developed between American donors and foreign recipients. The value of mutual understanding thus stimulated can hardly be measured. It is one of the by-products of CARE’s work that we are most proud of.”23

CARE prepared a similar service for the print media. Following the advice of Flannely and Woodward, it provided newspapers with human interest stories which were picked up gladly because of their sentimental appeal. Usually, they tell the story of the arrival of a CARE package, such as in the following press release of January 1947. In dramatic present tense, a German family recalls, how they felt after having opened a package: “The father smokes. ‘At the black market these cigarettes are worth 1400 marks,’ he figures, ‘twenty weeks wages.’ ‘Mummy, it smells like America at our house,’ say the children. Then they are in bed, and in front of their beds, in the corner of the stool, a cookie and a handful of raisins wait for each child for the early morning. ‘But what can I write to Lotte so that she may really know how happy we are about the package?’ asks Mrs Heidacker, while drinking a cup of coffee.”24

Without doubt, stories like this one happened on a regular basis. In this particular case, the source was a newspaper article from Braunschweig, Germany, which CARE translated into English and passed on to the American press. There are numerous other cases, in which similar stories were depicted verbatim and in great detail in the American press. The Washington Post, for instance, published 22  |  CARE records, Box 919, Student radio spot. 23  |  CARE records, Box 944, Press Release Resettler Kit. 24  |  CARE records, Box 899, Arrival of CARE Package in Germany.

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an article called “When the CARE Package Arrives,” the source of which can be traced back to a CARE press release a couple of weeks prior.25 CARE’s transatlantic search for human interest stories proved to be the third critical success factor for its advertisement campaigns. One source was the local mission offices in receiving countries whose job was not only to distribute packages. In the form of monthly reports and personal letters, local CARE employees sent first-hand accounts back to CARE’s headquarters in New York. Indeed, they were encouraged to collect stories about how CARE packages “changed peoples’ lives.” In an internal report to CARE’s Overseas Operation Division from February 1952, the mission chief to Germany gives a rare insight into the whole business: “I am sure that Sam Kaufman and David Jack will find more dramatic ways in which to present the facts as they appear in this report. We will shortly be in a position to supply you with biographical stories of some of these refugees, and definitely the story of each beneficiary who receives any of these packages. We plan to obtain such biographies which I am sure will be full of human interest for the donors.”26

The field offices gathered information about the recipients of packages which CARE’s PR department in New York turned into appealing stories to be distributed among the American public with the aim of targeting and mobilizing potential donors. A second source of stories were CARE’s cooperation partners in Germany such as the Red Cross, the Workers’ Welfare Organization (Arbeiterwohlfahrt), or religious organizations like Caritas or Diakonisches Werk. In a 1952 brochure, CARE listed in detail the terms of condition for receiving help. Applicants were expected to deliver human interest stories as well as photographs to verify the need for humanitarian aid to potential donors.27 The third way of obtaining stories was the exchange between donors and recipients. CARE established and promoted a direct “person-to-person” link. Each package contained a note saying: “This CARE package is a gift by an American friend. Your friend would like to hear if you have received the package, and if it is to your liking.” The emerging exchange via letter reveals an insight into the intercultural experiences both Germans and Americans made through CARE but it also discloses the asymmetric nature of this relationship: While Germans were eager to express their worries, gratitude, and praise for the support they received, American donors often reported a new understanding for the former enemy, a feeling of responsibility, as well as the satisfaction of having contributed to saving Germany from communism. Both Germans and Americans contacted CARE, either to report their respective experiences and thank the organization, or to ask for help in translating letters they received. In any case, CARE regularly published 25  |  “When a CARE package arrives”, in: The Washington Post 3/7/1948: 19. 26  |  CARE records, Box 944, Letter to the Overseas Operation Division, 3/7/1952. 27  |  CARE records, Box 201, CARE Self Help Program.

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examples of these encounters and branded a unique “CARE experience.”28 From a PR perspective, the CARE package almost sold itself and produced its own stories. In distributing them effectively and widely, through the media as well as its large network of member organizations, CARE attached a human face to its relief efforts and turned the CARE package into an icon of American humanitarian relief abroad.

D iscovering a N e w G ermany : F rom E nemy to V ictim When CARE was founded in November 1945, none of its 22 member organizations broke new ground; in fact, they could draw on their experience during and before the war. The list of members did not include any organizations with a special focus on Germany.29 Nevertheless, the food situation of the German population was an issue discussed during one of the first board meetings on November 28, 1945. CARE’s board members agreed that German-Americans in the US probably wanted to send help, and thus suggested contacting organizations like the American Committee to Aid Survivors of the German Resistance.30 There are no records if CARE’s approach was successful. In the following years, no German-American organization became a proper member of CARE. Nevertheless, they existed and were viewed critically, such as in the case of the American Committee for the Relief of German Needy, an organization supported by prominent Germans in exile such as novelist Thomas Mann. Its president, Hans A. Specht, had to justify the organization’s efforts as strictly non-political and without any dealings in “un-American activities.”31 On March 17, 1946, the American Committee for the Relief of German Needy joined the Unitarian Service Committee. This way, a long and contingently unsuccessful application for admission with the War Relief Control Board was

28 | CARE records, Box 840, CARE Packet is like a fairy tale; Box 899, Letters from Germany. 29 | The 22 founding members included: American Christian Committee for Refugees, American Friends Service Committee, American Jewish Joint Distribution Committee, American Relief for Czechoslovakia, American Relief for France, American Relief for Norway, American Relief for Poland, Committee on Christian Science Wartime Activities for the Mother Church, Congregational Christian Service Committee, Cooperative League of the USA, International Rescue and Relief Committee, Labor League for Human Rights, National CIO War Relief Committee, Paderewski Testimonial Fund, Save the Children Federation, Tolstoy Foundation, Unitarian Service Committee, United Lithuanian Relief Fund of America, United Ukrainian American Relief Committee, United Yugoslav Relief Fund of America, War Relief Service, YMCA-World Emergency and War Victims Fund. 30  |  CARE records, Box 7, Minutes Board of Directors, 11/28/1945. 31  |  “Anti-Nazi Sponsor Relief for Germans”, in: New York Times 1/4/1946: 3.

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avoided.32 The Unitarian Service Committee, however, was a member of CARE, which allowed the American Committee for the Relief of German Needy to indirectly become a part of CARE. The question of how to convince the American public to donate money for postwar Germany was addressed in one of the first board meetings, too. In the protocol, the representative of American Relief for Norway is quoted as follows: “Public relations should be strengthened regarding its work for Germany. He felt that the children in Germany should be taken care of regardless of what happened there since the children were not to be held responsible for Germany’s actions. He added that he did not think there was any lack of sentiment to do just this thing, but at the moment certain restrictions were imposed by the Army and the State Department and the only way these restrictions will be lifted is by creating sentiment throughout the country.”33

The attitude displayed was going to be programmatic for CARE’s strategy in the years to come: A focus on children and young Germans who could not have been complicit with the tyranny of Nazism in order to convince the American public that the German population was worthy of humanitarian relief. Another crucial aspect of CARE’s official stance can be read in its employee newsletter “With CARE” of October 1947. It introduces Frederick Ball, a Jewish war refugee from Germany who escaped incarceration by the SS and found a safe haven in the United States. After the war, CARE sent him to Germany as an interpreter. The article introduced him as follows: “Ball is now in the country helping the victims of Nazism as best as he can through CARE.” As far as Germany is concerned, he wants to see as many CARE packages go there as possible. “Not all Germans were Nazis,” he says.34 The focus on victims rather than the perpetrators of Nazism would become a key element in CARE’s portrayal of Germany. The past was hardly ever mentioned while the overall perspective turned towards the future. Along with soldiers and journalists, employees of relief organizations were among those individuals that made “first contact” with the German population. Often, this meant that they had to update their opinion, as in the case of CARE board executive Harold S. Miner who travelled through Germany in early 1951 to determine if relief was still needed or not. His report is written in a very personal style and gives us a unique insight into how these first contacts happened: “I was considerably surprised at the lack of initiative and aggressiveness which I had presupposed to be characteristic of the German people. On the surface they seemed to react

32  |  “To Aid German Children”, in: New York Times 3/17/1946: 27. 33  |  CARE records, Box 7, Minutes Board of Directors, 11/28/1945. 34  |  CARE records, Box 1006, With CARE – House Organ, October 1947.

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Philipp Baur with ox-like obedience and lethargy. Among the youth I found many chafing at the bit for some sort of opportunity to become self-respecting and independent.”35

Instead of facing villains, Miner meets a German population still paralyzed by the war and in need of help as well as guidance. He went on to point to another advantage of CARE packages: “The pity of this picture is not the poverty – much worse can be seen right here in New York – but the great percentage of highly cultured, well educated people involved. A Care package means to them a chance to buy a book or two or set aside a few DMs [Deutsche Mark] for the next step towards freedom.” (Ibid.)

By the early 1950s, Miner concluded that the issue was no longer hunger but education which was needed to make Germany’s reorientation a success. At the same time, because of their supposedly cultured nature, Germans are framed and revalued as worthy of aid, even more than poor New Yorkers. Miner cites another example to argue for CARE’s continuing engagement: a young German man, employed by CARE as a truck driver, anonymously referred to as H.K. Born in 1927, he had to leave school at the age of 16 to help in an anti-aircraft battery near Berlin. This made him a typical example for the so called “Flakhelfergeneration” – the generation of German child soldiers (around 12-16 years old) deployed as helpers with the Flak (anti-aircraft gun) in the final months of World War II: “This young man is highly intelligent. He has learnt English which he speaks well. He studies and reads and wants an opportunity to undertake something more in keeping with his obvious abilities. I think this gives you a sketchy picture of what happens to young people in a war. I am sure your imagination can fill in the details – the frustration, fears and panics which harass people who are literally fighting for food and shelter and the discouragement which overcomes youngsters who can see no hope for a brighter future. His work with CARE has already rekindled his hope, and it is my belief that this young man will become a credit to himself and America if the opportunity to immigrate can be made available.” (Ibid.)

Several aspects need further examination. What must have been quite surprising for Miner is the fact that H.K. was excited about learning and open to foreign languages. Miner did not perceive him as a former soldier, but as a victim of war who happened to be born in the wrong year and was involuntarily dragged into the fighting. As in the previous quote, liberty is not so much portrayed as a matter of material but intellectual independence. Moreover, lacking opportunity in Germany, the ultimate goal for young people like H.K. was – according to Miner – the United States of America. First-hand accounts like this one are undenia35  |  CARE records, Box 1, Report to the Board of Directors of CARE: 2, by Harold S. Miner 1951.

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bly subjective and may not serve as conclusive generalizations about the German population. However, they reveal a lot about the attitude and changing perspective of CARE and are in line with the overall public opinion in the United States: by November 1946, two thirds of all Americans were convinced that Germany should be assisted, while a year earlier, half of the interviewees were still in favor of punishing Germany (Eckert 1999: 67-72; Reuther 2000: 169-178; Fait 2001). Humanitarian aid was seen as a way to ensure that the younger generation of Germans was given the opportunity to form a new, peaceful society.36 An analysis of donor-recipient exchanges reveals a similar pattern of experience. The following quote is indicative of this parallel: “In 1947, shortly after my wife and I graduated from the University of Texas with degrees in Architecture, we decided to help some needy architectural student of CARE’s choosing. You found us a young student in Berlin whom we sent several standard CARE packages, and at Christmas the holiday packages. It has been a very rich experience for both of us, since through the ensuing correspondence we have found a friend and a much better understanding of the German people. We have been amply repaid with gifts from him: books, silver pieces, a vas, and family heirlooms which he insisted we take, as well as a feeling of satisfaction in having helped someone both deserving and appreciative.”37

The adopted recipient was experienced as well as young, educated, and thankful. The example illustrates the inbound transmission of information through CARE and the positive image of Germany created by it. According to CARE, from 1947 on, thousands of letters like these arrived at the home of Americans.38 CARE’s Publicity Department was involved in constructing and communicating this image of a new, victimized Germany. It focused on children, often orphans to appeal to the compassion of potential donors: “The children in Germany are among the hungriest and the coldest children of Europe,” announced a radio spot in fall 1948.39 This observation was usually connected with a call to care for them as children represented the future of Germany. In a brochure distributed by its member organizations, Charles R. Joy recalls his experience working for CARE in Germany from 1947 to 1949. “The Children of the Bunkers” tells the story of DP children and orphans who are forced to live in former air raid shelters due to the lack of housing: “How can we build a democracy in Germany of this kind of shifting quicksand? Unless these youngsters are settled somehow there will be no orientation towards the kind of political 36  |  JDC Archive, Box 1534, Aid to Germany – A Spirited Comment (Collection of reader responses in the New York Post 01/11/1947). 37  |  CARE records, Box 3, Letter by Van Dorn Hooker 2/18/52. 38  |  CARE records, Box 899, Letters from Germany. 39  |  CARE records, Box 919, The Children of Germany.

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Philipp Baur idealism which we want to see grow in Germany. Half a million of refugee youth contribute a threat to Germany that we may not ignore. There are problems in Germany that are not German problems. They are European problems. They are European problems because Germany can never solve them alone. We have taken command in Germany. With that command comes responsibility for these young lives.”40

According to CARE, the aid needed most desperately by young Germans was not only of a material, but an ideological nature. Germany’s postwar start as a democracy could only work if the basic requirements were fulfilled: not only food but also education. While it can be taken for granted that such press releases were primarily used to appeal to the heart of possible American donors, the image transported was again that of peace-aspiring Germans in need of guidance and a new ‘family’. Without it, the survival of European civilization itself was deemed at stake (Zahra 2011).

Figure 1

By focusing on young Germans and their future, any reference to the Nazi crimes was avoided. One of the rare times in which the Nazi past is mentioned is a radio spot broadcasted in late 1948 to promote CARE’s new book program. Entitled “Remember the Nazi Book Burnings?”, it reenacts the shelling of a Belgian library by a German artillery commander. “Books, his many leaders knew, were every 40  |  CARE records, Box 907, Half A Million Homeless Youths.

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man’s passport to education – to the enlightenment that leads to progress, not blind obedience. Destroy his books, and you destroy the food that nourishes man’s mind.”41 In contrast to this, CARE was eager to ensure that postwar Germany was not planning to continue the Wehrmacht’s tradition of “extinguishing culture.” Instead, Germans were portrayed as victims of the war in search for education as a gateway to liberty. Accordingly, the cover picture of the advertising brochure “Books… The Tools of Reconstruction” shows a young male German reading a book in front of the destroyed Reichstag building. 42 The scene demonstrates that Germany’s reorientation was not only a question of food and reconstruction but also reeducation in the mind and spirit. At the same time, the photo collage creates a clear distinction between the war time past in the background and the future generation in the front, which changed weapons for books and appears as a victim rather than a perpetrator. However, there was internal concern that the Nazi ideology prevailed in postwar Germany. The JDC commissioned surveys to find out to what extent anti-Semitism continued. 43 The Joint also faced questions whether the Jewish organization provided aid “to bail out the Germans.” JDC responded that they observed the situation carefully and promised to make sure that former Nazis criminals would not receive help. 44 In fact, the JDC files show two incidences that caused enough media attention to be recorded. In the fall of 1948, several American newspapers reported that Hitler’s former interpreter Paul Otto Schmidt allegedly received CARE packages. 45 This episode is also recorded in CARE’s files. 46 Schmidt was imprisoned for three years but finally discharged by the Nuremberg Tribunal. His autobiography does not mention the CARE incident (Schmidt 1951). However, this case illustrates the intrinsic worry that former Nazis might benefit from CARE packages. It is also quoted in a brochure celebrating CARE’s 50th anniversary. Here, Schmidt is listed as a “notorious recipient” along with other famous Germans such as former Chancellor Helmut Kohl. After half a century, the scandal had turned into a harmless anecdote. 47 Another example shows that the concerns were taken seriously to avoid potential PR disasters. The JDC papers contain a newspaper clipping of March 31, 1947, reporting that “Any Nazi can get Gift Food.” The article went on to claim that Martin Bormann’s wife had received CARE packages and that in theory it was possible to send packages to Rudolf Hess in prison. 41  |  CARE records, Box 943, Remember the Nazi Book Burning? 42  |  CARE records, Box 4, Books… The Tools of Reconstruction. 43  |  JDC Archive, Box 1531, Survey The Survival of Anti-Semitism 5/16/1947; Survey Prejudice and Anti-Semitism 5/22/1948. 44  |  JDC Archive, Box 1532, Memorandum 8/22/1947. 45  |  JDC Archive, Box 1533, Note on Hitler’s interpreter. 46  |  CARE records, Box 1007, Hitler Interpreter seized in Reich 1/1/1948. 47  |  A Working Guide to CARE History: 52.

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CARE had to counter the news by reassuring the public that every precaution was taken to rule out helping former Nazis. 48 Both cases made for ideal opportunities for the media, but the JDC files suggest that internally, a possible resurgent Nazism was observed closely. For obvious reasons, this was not mentioned in advertising campaigns. Quite the contrary: The overall message communicated by CARE was the need to break with Germany’s past and present a population that was both a needy victim and a promising student of democracy.

F r aming a N e w A lliance : W est G ermany as Partner The imagery of victims changed around the time when Germany was released from Allied occupation and the foundation of two separate German states cemented the postwar order for decades. West Germany’s transformation from victim to ally can be observed quite impressively by contrasting two CARE brochures from 1948 and 1952 celebrating the third and seventh anniversary of CARE’s program. The front page of 3 Years of CARE (1948) features a little girl (identified as a threeyear old from Hamburg) smiling broadly, with a plate of food, a piece of bread, and piles of CARE packages behind her. 49 Inside the brochure, pictures show mostly children, either well-dressed, with a smile on their faces and with CARE packages, or in front of ruins, dressed poorly and without any CARE packages. The second group of people represented in the pictures is women, mostly young and mothers alone with their children. Men do not appear. The image created is that of great demand for relief – and of a society, which is mostly young and female (Goedde 1999; Höhn 2002; Goedde 2003). The brochure CARE… a Report to the People (1952), to the contrary, works with a totally different selection of pictures. The front page shows men with tools, who are busy rebuilding houses. Similar images prevail inside: Mostly men, tools in their hands, or joined again with their families.50 The portrayal of tools reflected a change in CARE’s mission, which started in the early 1950s. With the food crises of the early years overcome, CARE focus shifted away from relief to rehabilitation and reconstruction – or, to put it into CARE’s own words, it “enabled people to help themselves.” The booklet includes also a section on CARE’s new book program showing a group of adult (male) students and their (male) professor. What becomes obvious is the difference in gender and age. While the early postwar years are dominated by a feminine imagery, the imagery of the 1950s begins to look increasingly masculine again.

48  |  JDC Archive, Box 1533, Any Nazi Can Get Gift Food. 49  |  CARE records, Box 1, Three Years of CARE. 50  |  CARE records, Box 1, CARE… a report to the people (Seven Years of CARE).

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Figure 2: 3 Years of CARE

Figure 3: 7 Years of Care

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In addition to children, press releases from 1946 to 1949/50 would focus on German women. Several stories point to the fact that a CARE package increased the chance of a German woman to find a partner, in a society in which men were outnumbered by women.51 This aspect is communicated through donor-recipient contacts. CARE released the case of a female teenager, who had received a book package and wrote back to CARE: “Thank you for the wonderful books. My father is still in a Russian prison camp and my mother must work to support me and my sisters. That is why I am in the children’s home where I am better off.”52 The image created of German society is one where men are (still) absent while women and children are left alone and require protection and guardianship. This was not without consequences for American donors. In July 1950, a CARE press release picked up by several newspapers was entitled “CARE plays Cupid:” “New Britain, Conn., papers reported last September 7 that Gustav A. Vogel, 54 S. High Street, was going to marry a girl he met through a CARE package. Vogel, who has been blind since youth, ordered a CARE gift for a girl in Germany. The recipient thanked him by letter, they began corresponding, romance blossomed and he brought the damsel, Martha Matuszewski, of Bavaria to New Britain to meet him and his family. She arrived September 3, 1949.”53

It is noteworthy that the donor had asked specifically for his package to help a German woman. This suggests that he had a certain type of recipient in mind: a young woman supposedly in need of American help. The rest of the story makes for good news, and the marriage highlights the fact that Germans and Americans developed a new partnership. In the late 1940s, CARE changed its program. While the demand for food was reduced, CARE came up with a new tool package intended to help people rebuild their homes and offer “help for self-help.” “Almost everybody knows that the Iron Curtain refugees in Germany are having a hard time making a living these days – but did you know that CARE is doing something about it? That’s right – CARE has a special “Resettler Kit” of new tools available which now gives them the means of building their own homes and cultivating their land. It costs 15 Dollars ad contains 8 brand new tools of excellent quality steel. Help a German resettler help himself now, by ordering a Resettler Kit from CARE.”54

The resettler kit and the advertising campaign that went along with it illustrate a number of aspects. Tools were staged as a stereotypically male domain. Press 51  |  CARE records, Box 899, CARE packet is temptation to matrimony in Germany. 52  |  CARE records, Box 480, Thank you letter. 53  |  CARE records, Box 907, CARE plays Cupid. 54  |  CARE records, Box 944, Radio Clip Resettler Kit.

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releases use a new masculine imagery to advertise for CARE. This represents a re-masculinization of a society, which hitherto had been predominantly female. The impact on its addressees is hard to assess. According to CARE, the new tool package was a huge success and stimulated the willingness to donate. At the same time, one needs to take into account that the product image did not necessarily reflect ‘reality’ but followed marketing rules. In fact, there is indication that the resettler kit did not answer an actual need. In 1952, a CARE employee in Germany reports: “We no longer have the picture of a man, son at his side, going into the woods with a two man saw and ax to carve out a home, and a new life. […] In our review of the entire program we find that actually this kind of resettling ended way back in 1948.”55 The resettler kit is one of the rare cases which exposes internal disagreement as to whether or not CARE estimated the reality of its beneficiaries correctly. It also demonstrates that the picture conveyed of Germany was designed to promote CARE’s program and did not necessarily reflect reality. However, the paradigm shift towards a more masculine image of society mirrors the integration of West Germany as a partner of the western alliance. From the late 1940s on, CARE’s PR rhetoric reveals an adaption to the Cold War mind set. Unambiguously, a press release of 1952 states: “You can aid the fight against Communism. How? By helping foreign families to overcome two of Communism’s strongest allies – poverty and hunger.”56 Again, CARE proved to be a transatlantic mediator in two ways. Firstly, donor-recipient exchanges reflected the new reality of Germany as the Cold War front line. Secondly, CARE offered Americans on the “home front” a chance to do their part in the fight against communism. Stories that highlighted the conflict between East and West became an integral part of CARE’s marketing strategy. In 1954, CARE reported on the case of an American donor who sent packages to a family in East Germany. She was finally notified by their West German relatives asking her to stop sending packages: “Any person getting a CARE package in East Germany is immediately listed as suspicious and a potential enemy of the people.”57 CARE used this incident to address the situation in East Germany and announced that it would come up with a new way of delivering packages to the East: Citizens of East Berlin could pick up packages in CARE’s West Berlin branch and smuggle them back into the German Democratic Republic. West Berlin became the new focus of CARE’s engagement and enduring presence in Germany. In a report from March 1951, Donald A. Ostrander looks back on his six year mission in Germany, and portraits West Berlin as follows: “Berlin – or better West-Berlin – has been called “the Show Window of the free world.” Here, a hundred miles behind the Iron Curtain, entirely surrounded by the Red Tide, an island of democracy is struggling courageously to maintain itself against terrify55  |  CARE records, Box 994, Letter to CARE New York. 56  |  CARE records, Box 1008, Gifts to CARE aid in fighting Communism. 57  |  CARE records, Box 1007, Enemy of the People.

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ing odds.”58 Strikingly, the people of West Berlin are no longer depicted as victims but allies in the struggle against communism: “Notwithstanding the precarious existence, the population of West Berlin is taking things with that dry humor for which Berliners have become famous. They consider themselves as serving ‘auf Vorposten’ and take their exposed position with fierce pride, knowing that as long as their beleaguered city can maintain as an outpost of democracy, the light of freedom for the German East and the rest of Eastern Europe can never be entirely extinguished. The West Berlin people are convinced that if West Germany has not yet fully absorbed into the Soviet orbit, that is entirely due to the fact that the Show Window of the free World still remains open.” (Ibid.)

According to this viewpoint, the Federal Republic’s strategic and ideological alliance with the Western powers was more or less completed. During the 1948 Berlin blockade, CARE still portrayed West Germans as demoralized victims.59 Three years later, in the perception of CARE, they defended Berlin as committed partners of the West. The Free University Berlin, founded in 1948 as an initiative supported by the American Military Government, was also integrated into CARE’s effort to maintain Berlin as an “outpost of democracy.” Several press releases frame the university as a “Fighting University.” 60 CARE supported the University with shipments of “Books for Freedom” highlighting the shifting focus on education as well as a rhetoric that emphasized on the ideological division of the world.61 Repeatedly, CARE pointed to the discrepancy between West and East. While West Berlin was described as modern and progressive, East Berlin, and the GDR as a whole, were characterized as poor and underdeveloped. Several campaigns of the 1950s focus on this aspect, such as the 1952 brochure “We are from the East Zone – We are Hungry” telling the story of three East German teenagers who made it into the West: “They said they were from Mecklenburg. They had never received a CARE package themselves, but a family they knew had received one and the whole neighborhood had heard about it. So as their hunger became a gnawing pang within them it had occurred to them to seek out the CARE office in the western sector.”62

This image placed East Germany in a situation which West Germany had already overcome a couple of years earlier, with the help of CARE. At the same time, CARE and West Berlin in general are described as a considerable attraction “to go West.” 58  |  CARE records, Box 839, Teilstrecke CARE. 59  |  CARE records, Box 943, Airborne CARE packages boost morale in Berlin. 60  |  CARE records, Box 1007, A Fighting University. 61  |  CARE records, Box 840, Books for Freedom. 62  |  CARE records, Box 839, We are from the East Zone – We are Hungry.

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When asked what impression the three teenagers had of West Berlin, they are quoted as saying: “People seem happy, and cheerful and free.” During the second half of the 1950s, CARE engagement in West Berlin focused primarily on the situation of refugees. A “Welcome Kit” – designed to help fugitives from the East – sold very well and donations increased again.63 The construction of the Berlin Wall was followed by a new wave of press releases that gave Americans a first-hand impression of how fugitives made it into West Berlin, such as this one from 1962: “After human hardships I came though the barbed wire to West-Berlin and was accepted in the Refugee Center Marienfelde. The first gift I received was a CARE Welcome Kit and I was very happy about it since I was unable to bring anything along. I am deeply impressed by all I experienced in the first hard days of a new start, all I experienced in humanity, love and help in time of need. For years I lived under oppression and hatred of the Ulbricht regime in the East zone. This I have overcome by my escape; but we all have to ask the Lord for preservation of Peace and Freedom for the whole German population. The zone lives in great need of spirit and oppression, may the Lord protect and strengthen all these people.”64

The joy about receiving a CARE package is strikingly similar to the experience of the early postwar years. With West Germany’s transformation from enemy to partner completed, East German refugees represented new victims that needed CARE’s help.

C onclusion By the time CARE closed its last mission office in West Berlin in 1963, West Germany had been almost completely integrated into the Western Alliance – economically, politically, and culturally. CARE’s portrayal of West Germany’s development during that time neatly fits into the standard narrative of the Federal Republic’s transformation from enemy to partner and the process of “westernization”. After framing postwar Germans as needy victims of World War II, mostly young and female, CARE began drafting a new, more masculine imagery of partnership and alliance, one that was in accordance with American foreign policy. CARE was actively – and arguably intentionally – involved in communicating and constructing this reorientation in the first place. The story told is one of emancipation from a violent past and coming of age. CARE advertised an idealized, selective version of Germany’s “success story”. One needs to bear in mind that this image was primarily governed by the rules of marketing. Still, by means of cultural diplomacy, CARE helped to create and 63  |  CARE records, Box 839, Welcome Kit. 64  |  CARE records, Box 839, Thank you letter Marienfelde.

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frame what would later be celebrated as German-American friendship. The CARE package is but an expression of the founding myth of this new partnership. A closer look behind the scenes of CARE’s operation and publicity campaigns reveals though that this process was not self-evident, and that CARE’s history is more complex than meets the eye. The history of CARE shows the increasingly political nature of humanitarianism in the postwar era, and raises the question just how non-governmental relief organizations were. While historiography has dealt at length with aspects like Americanization and the impact of philanthropy and relief abroad, scholarship has only more recently begun to take into account the opposite direction. To understand the dynamics of the “Century of NGOs” (Iriye 1999), more research is needed to reveal how foreign aid organization operated at the “home front” of the Cold War. The original mandate stipulated that CARE was only going to operate for a couple of years to bring relief to Europe. Already in the beginning of the 1950s, it began expanding its operation to South America, Africa, and Asia. Keeping its trademark acronym, in 1952 CARE changed its name to Cooperative American Relief to Everywhere. After the end of the Cold War, CARE changed its name yet again, into Cooperative for Assistance and Relief Everywhere and continues operating until this very day. The origin of this globalization and professionalization of humanitarian aid is firmly rooted in the beginning of the Cold War and its geopolitical division of the world.

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Nach der »amerikanischen Kulturoffensive« Die amerikanische Reeducation-Politik in der Langzeitperspektive Reinhild Kreis

Als die Bundesrepublik Deutschland 1955 ihre Souveränität erlangte, waren Begriffe wie Reeducation und Reorientation aus den offiziellen Verlautbarungen der USA bereits verschwunden. Mit dem endgültigen Ende der Besatzungszeit und dem NATO-Beitritt der Bundesrepublik wurde Westdeutschland zum Verbündeten der USA in der westlichen Allianz, und spätestens von da an mussten die Deutschen als Partner behandelt werden, denen gegenüber sich (Um-)Erziehungsmaßnahmen verboten. Damit lief auch das regierungsoffizielle Programm aus, das nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entwickelt worden war, um die westdeutsche Bevölkerung zu demokratisieren. Studien zur US-amerikanischen Reeducation- bzw. Reorientation-Politik enden daher meist 1949 oder 1955.1 Aus zwei Gründen ist es jedoch sinnvoll, auch über 1955 hinaus zu blicken. Erstens zielte die Demokratisierungspolitik der USA auf langfristige und dauerhafte Veränderungen in den Denk- und Verhaltensweisen der Westdeutschen. Inwiefern diese Politik als erfolgreich oder missglückt einzuschätzen war, konnte daher erst mit einem gewissen zeitlichen Abstand beurteilt werden. Daher erlosch – zweitens – das Interesse der USA an der Demokratisierung der Bundesbürger nicht schlagartig mit der Besatzungszeit. Noch 1960 berichtete der United States Information Service (USIS) über die noch »unterentwickelte« und »ungetestete« Demokratie der Bundesrepublik an seine Vorgesetzten nach Washington. Der USIS, der im Auftrag der USA auswärtige Kultur- und Informationspolitik in der Bundesrepublik betrieb, gab an, die Entwicklung dieser Demokratie weiterhin auf zweierlei Weise zu fördern: »by a) showing how we have certain things done in America and b) by assisting those whose intentions

1  |  Stellvertretend seien genannt Braun 2004; Gienow-Hecht 1999; Hein-Kremer 1996; Füssl 1994; Gehring 1976. Dieser Aufsatz basiert auf Ergebnissen meiner Dissertation (Kreis 2012a), vgl. auch Kreis 2012b.

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and abilities we trust here«.2 Diese Ziele und Strategien glichen denen der Reeducation- bzw. Reorientation-Zeit:3 die Westdeutschen zur Demokratie anleiten, demokratische Kräfte gezielt fördern, auf das eigene Beispiel verweisen, beobachten und berichten. Nur in der Gewichtung der einzelnen Elemente sind Unterschiede zur Besatzungszeit erkennbar. Im Folgenden werden die Jahre nach 1955 als Post-Reeducation-Zeit betrachtet. Dabei stehen zwei Aspekte im Mittelpunkt: Zum einen wird untersucht, ob und wie offizielle US-amerikanische Stellen weiterhin Demokratisierungspolitik betrieben. Zum anderen soll es darum gehen, nach den Wirkungen der Reeducation-Politik in einer langfristigen Perspektive zu fragen. Im Mittelpunkt stehen die Amerikahäuser. Als zentrale Instrumente der »amerikanischen Kulturoffensive«, 4 die bis in die 1990er Jahre und teilweise bis heute überlebt haben, sind sie besonders geeignet, auch die Post-Reeducation-Zeit in den Blick zu nehmen. Anhand der amerikanischen Kultur- und Informationszentren lässt sich die Entwicklung eines institutionalisierten Elementes der Demokratisierungspolitik über die Zäsur von 1955 hinweg verfolgen.

»A cherished part of the cultur al life « A merik ahäuser und D eutsch -A merik anische I nstitute Die Amerikahäuser wurden 1947 eher zufällig in das Reeducation-Programm der USA aufgenommen (vgl. Bungenstab 1971: 190). Ursprünglich als Informationsbibliotheken für das amerikanische Militärpersonal geplant, erhielt bald auch die deutsche Bevölkerung Zugang. Am großen Zuspruch der Besucher merkten die Amerikaner rasch, dass sie die Deutschen über diese Einrichtung gut erreichen konnten, und integrierten die Häuser in ihre Demokratisierungspolitik. Während viele Reeducation-Maßnahmen gemischte Reaktionen, Misstrauen oder Ablehnung hervorriefen – etwa die Vorführung von atrocity-Filmen, die die Zuschauer mit den nationalsozialistischen Verbrechen konfrontierten, oder Versuche, Strukturreformen im deutschen Schulsystem durchzusetzen –,5 waren die Amerikahäuser ein voller Erfolg. 2  |  USIS Germany, Assessment Report 1960, S. 6: NARA, RG 59, Bureau of Cultural Affairs, Country Files of the Planning and Development Staff, Box 212. 3  |  Im Folgenden wird der besseren Lesbarkeit halber nur noch der Begriff der Reeducation verwendet, um die Demokratisierungspolitik der USA zu benennen. Zu den verschiedenen Phasen und Schwerpunktsetzungen innerhalb dieser Politik, denen die Begriffe Reeducation und Reorientation zugeordnet werden, vgl. Latzin 2005: 33-62; dagegen Gerhardt 2007: 31. 4  |  So der Titel von Hein-Kremer (1996): Die amerikanische Kulturoffensive. 5  |  Vgl. Weckel 2012; Müller 1995: 111-205; Hahn 1997: 110-113; Tent 1982: bes. 128163.

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Bis in die frühen 1950er Jahre bauten die USA das Netz der Amerikahäuser in den westlichen Besatzungszonen großzügig aus, so dass schließlich über 50 solcher Häuser mit mehr als 130 angeschlossenen Leseräumen in kleineren Orten bestanden. Vielerorts waren die Amerikahäuser die ersten funktionsfähigen Kultureinrichtungen nach Kriegsende. Im Zentrum stand jeweils die Bibliothek. Darüber hinaus boten die Häuser ein breit gefächertes Vortrags- und Diskussionsprogramm, Film- und Theatervorführungen, Konzerte und Ausstellungen.6 Viele Veranstaltungsformate richteten sich an spezifische Personengruppen, um möglichst große und unterschiedliche Kreise der Bevölkerung zu erreichen. So gab es spezielle Buchangebote, Filmvorführungen, Quizveranstaltungen und Sprachkurse für Kinder und Jugendliche, Bookmobiles – zu fahrenden Büchereien umgebaute Lastwagen oder Busse –, die die ländliche Bevölkerung mit Literatur versorgten, oder, wie in München, eine regelmäßige »Stunde der Frau«.7 Doch die Amerikahäuser waren mehr als nur kulturelle Serviceeinrichtungen in einem kriegszerstörten Land. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, der westdeutschen Bevölkerung demokratische Werte zu vermitteln und Wissen über die USA, ihre Geschichte und Politik sowie amerikanische Werte und Kultur zu transportieren. Mit dem Beginn des Kalten Krieges trat eine dezidiert antikommunistische Komponente in den Vordergrund. Die Häuser sollten nun ein spezifisch westliches, amerikanisch geprägtes Demokratieverständnis vermitteln, um die Westdeutschen gegen kommunistische Einflüsse zu immunisieren.8 Worin lagen die Gründe für den großen Erfolg und die Beliebtheit der Amerikahäuser, während andere Elemente der Reeducation-Politik gemischte Gefühle, Skepsis und Abneigung in der Bevölkerung hervorriefen? Ein wichtiger Grund für den Erfolg der Amerikahäuser lag in ihrer Fähigkeit, sich als Kulturinstitute und nicht als Mittel der Reeducation-Politik zu präsentieren. Um die Wahrnehmung der Amerikahäuser in der Bevölkerung zu ermitteln, führten die amerikanischen Besatzungsbehörden, später die amerikanische Botschaft in Bonn, zwischen den späten 1940er und frühen 1960er Jahren Meinungsumfragen durch. Aus amerikanischer Perspektive waren die Ergebnisse sehr zufriedenstellend. Bis zu den frühen 1950er Jahren wuchs der Anteil der Deutschen, die die Amerikahäuser kannten, signifikant an, und darüber hinaus zeigten die Umfragen, dass kaum einer der Befragten die Häuser als Propagandaeinrichtungen beurteilte. 6 | Zur Gründungs- und Frühgeschichte der Häuser vgl. umfassend Hein-Kremer 1996. Zum Programm vgl. Schildt 1999: 167-195. Die Angaben zur Zahl der Amerikahäuser und Lesesäle schwanken, ebenso die Zuordnung der Häuser zu einer der beiden Kategorien. Für eine Auflistung aus dem Jahr 1953 vgl. HICOG 1953: 22. 7  |  Vgl. Clement 2000: 207; Schildt 1999: 169, 172f. Nicht immer gelang es, die entsprechenden Bevölkerungsgruppen auch zu erreichen. So blieb der Anteil der Landbevölkerung, die Angebote wie die Bookmobiles nutzten, gering, vgl. Schildt 1999: 172. 8 | Zum Einfluss des Ost-West-Konflikts vgl. Hein-Kremer 1996: 299-303, 308-317; Schumacher 2000: 227f.

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1948 taten dies nur 16 Prozent der Befragten, während 57 Prozent der Aussage zustimmten, die Aufgabe der Amerikahäuser sei Informationsvermittlung. Unter denen, die bereits ein Amerikahaus besucht hatten, lag der Prozentsatz sogar noch höher.9 Dies entsprach dem Ziel der US-Behörden, die stets den Eindruck vermeiden wollten, (Um-)Erziehungseinrichtungen zu betreiben. Sie setzten auf indirekte Beeinflussung, positive Beispiele und Anreize, um demokratische Einstellungen zu fördern. Auch die Amerikahäuser agierten eher subtil und kommunizierten demokratische Werte und ein positives Amerikabild ohne erhobenen Zeigefinger durch bestimmte Programmformate und thematische Schwerpunktsetzungen. Ein Beispiel hierfür war das open shelf-System in den Bibliotheken, das den Besuchern erlaubte, zwischen den Regalen umherzugehen und Bücher selbst auszusuchen. Das Freihandsystem war in Deutschland kaum bekannt, denn hier hatten bisher die Bibliotheksmitarbeiter nach den Angaben der Leser Bücher ausgewählt und über die Theke gereicht (vgl. Hein-Kremer 1996: 318). Als zweites Beispiel sei der Schwerpunkt auf Diskussionen im Veranstaltungsprogramm genannt. Podiumsdiskussionen und Diskussionsgruppen gehörten zum regelmäßigen Angebot der Häuser, und auch nach den Vortragsveranstaltungen gab es stets die Möglichkeit, Fragen zu stellen und zu diskutieren. Die Deutschen sollten nicht belehrt, sondern zu offenen, demokratischen Debatten eingeladen werden. Diese galten den Amerikanern nicht nur als Mittel zur Informationsübermittlung und politischen Beteiligung, sondern auch als Möglichkeit, eine »habituelle Demokratisierung« der Westdeutschen zu fördern, die auf den verinnerlichten Prinzipien von Toleranz, Meinungsvielfalt und zivilgesellschaftlichem Engagement beruhte (vgl. Verheyen 2010: 60, 94). Die Amerikahäuser präsentierten sich dabei als demokratische Plattformen für einen uneingeschränkten und offenen Meinungsaustausch. Während sich die Programmformate der Amerikahäuser in den folgenden Jahren kaum wandelten, veränderte sich der politische und administrative Kontext, in dem sie arbeiteten, grundlegend. Als die Bundesrepublik 1955 souverän wurde, wechselte die Zuständigkeit für die Amerikahäuser innerhalb der US-Administration zur United States Information Agency (USIA) und ihrem in der Bundesrepublik tätigen Ableger USIS. Diese Behörde war 1953 von Präsident Eisenhower gegründet worden und weltweit für die auswärtige Kultur- und Informationspolitik der USA zuständig (vgl. Cull 2008). Die schrittweise Abkehr von der Reeducation-Politik, die Gründung der Bundesrepublik 1949 und ihre »Entlassung« in die Souveränität 1955 erforderten auch strukturelle Veränderungen, denn ein so engmaschiges Netz an Kultur- und Informationszentren war unter den veränderten Rahmenbedingungen in den Augen der USA nicht mehr angemessen und auch nicht mehr nötig (vgl. Kreis 2009: 190). Die Gelder für das 9  |  Vgl. Merritt/Merritt 1979: 78f.; OMGUS, Survey 145: The Amerika Houses in Five German Cities vom 1. November 1948: IfZ, MA 1304.

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Amerikahaus-Programm wurden gekürzt, und bis Mitte der 1950er Jahre ging die Zahl der Häuser auf etwa 20 zurück.10 Somit verschoben sich zwischen der zweiten Hälfte der 1940er und der ersten Hälfte der 1950er Jahre die Zielsetzungen der Amerikahäuser schrittweise von der Reeducation zur Förderung antikommunistischer und pro-amerikanischer Einstellungen. Alle Komponenten waren während des gesamten Zeitraums vorhanden, traten aber in verschiedenen Phasen in den Vordergrund. Damit wandelten sich die Amerikahäuser nahezu bruchlos von Instrumenten der Reeducation-Politik zu Mittlern im atlantischen Bündnis. Unter den Vorzeichen des Ost-West-Konflikts bestand ihr neuer Auftrag darin, die Außenpolitik der USA zu flankieren und dazu beizutragen, die Bundesbürger für die westliche Allianz unter amerikanischer Hegemonie einzunehmen. Sie waren Teil einer amerikanischen soft power-Strategie, die auf die Anziehungskraft ihrer Kultur, Werte und Institutionen setzte, um US-Interessen in internationalen Beziehungsgefügen durchzusetzen und ihre Ansprüche als Führungsmacht im westlichen Bündnis zu festigen.11 Im Auftrag der US-Regierung sollten sie Sympathien und Verständnis für die Vereinigten Staaten und ihre Politik erzeugen, um so dazu beizutragen, die transatlantischen Beziehungen im Sinne der USA zu beeinflussen. Wollten die Häuser erfolgreich sein, mussten sie dabei jedes bevormundende Verhalten und jegliche Erinnerung an die Reeducation-Zeit gegenüber der Bevölkerung eines nun souveränen und verbündeten Staates vermeiden. »The Germans […] are increasingly aware of their strength«, berichtete 1960 ein hochrangiger USIS-Mitarbeiter nach Washington. »They expect to be treated like partners and whenever, out of long habit, we treat them otherwise, we can expect serious difficulties will ensue«.12 Der langanhaltende Erfolg der Amerikahäuser zeigte sich 1960, als weitere neun Häuser geschlossen werden sollten. Um dies zu verhindern, beteiligten sich die Deutschen an der Finanzierung dieser Häuser, die laut eines USIA-Berichts »cherished parts of the cultural life of the cit[ies]« waren.13 Diese neun Amerika10 | Damit lag die Zahl der amerikanischen Kultur- und Informationszentren sowie der USIA-Mitarbeiter in der Bundesrepublik immer noch erheblich höher als in anderen Staaten (sowohl in absoluten Zahlen als auch im Verhältnis zur Bevölkerung). Vgl. dazu die Angaben zur Zahl amerikanischer USIA-Mitarbeiter in der Bundesrepublik, Frankreich, Italien und Großbritannien in USIA, Agency in Brief 1960, 1965 und 1970, alle: NARA, RG 306, HC, Publications, Box 208. 11  |  Das Konzept der soft power wurde in den frühen 1990er Jahren von Joseph Nye entwickelt, vgl. Nye 2004. Zur aktuellen Diskussion vgl. Parmar/Cox 2010. Zur Bedeutung von soft power für die Rolle der USA im westlichen Bündnis vgl. Metzinger 2005. 12  |  USIS Germany, Country Plan F Y 1961, S. 1: NARA, RG 59, Bureau of Cultural Affairs, Country Files of the Planning and Development Staff, Box 212. 13  |  Inspection Report USIS Germany vom 22. Juli 1960, Teil I, S. 29: NARA, RG 306, HC, Records of the Inspection Staff, Box 3.

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häuser wurden in Deutsch-Amerikanische Institute umgewandelt. Sie betrieben unverändert amerikanische Kultur- und Informationspolitik unter einem amerikanischen Direktor, ihre Finanzierung teilten sich jedoch von nun an die USIA, das Auswärtige Amt, die Kultusministerien der Länder und die jeweiligen Städte. Ab 1962 existierten damit zwölf US-finanzierte Amerikahäuser und neun binationale Deutsch-Amerikanische Institute in der Bundesrepublik.14

D ie D emokr atie bleibt auf der A genda : B ildungswesen und S tädtepl anung als Themen Mit der Weiterführung der Amerikahäuser war es möglich, auch unter neuen Rahmenbedingungen einige Ziele aus der Reeducation-Zeit in reduziertem Umfang weiter zu verfolgen. Demokratisierung als Ziel der Amerikahäuser und Deutsch-Amerikanischen Institute wurde zwar zu keinem Zeitpunkt öffentlich kommuniziert, weder während der Besatzungszeit noch danach. Doch von Anfang an und bis in die 1970er Jahre hinein nutzten die Häuser verschiedene Themen wie das Schulwesen oder Städteplanung, um darüber auch Demokratisierungsfragen zu behandeln. Demokratie und Infrastruktur hingen bereits für die amerikanischen Besatzer eng zusammen. So reisten während der späten 1940er und frühen 1950er Jahre viele Architekten und Städteplaner im Rahmen deutsch-amerikanischer Austauschprogramme in die USA, um sich dort über die neuesten Entwicklungen zu informieren. Solche Reisen, bei denen westdeutsche Fach- und Führungskräfte aller Berufsfelder das Land auf Kosten der USA besuchten, gehörten zu den zentralen Bausteinen der amerikanischen Reeducation-Politik. Bei den Raum- und Städteplanern lag ein besonderer Schwerpunkt auf dem Zusammenhang von Städtebau und Gesellschaft, insbesondere auf der Bürgerbeteiligung.15 Die Amerikahäuser, die teilweise in eigens konzipierten Neubauten untergebracht waren, verkörperten selbst die Verbindung von Architektur und Demokratie. Sie waren offen, transparent und leicht zugänglich. Sie sollten »demokratische« Gebäude sein, die den Besucher einluden, statt ihn durch Monumentalität abzuschrecken.16 Das Amerikahaus Berlin, das während des Kalten Krieges und insbesondere vor dem Mauerbau von großer symbolischer Bedeutung für die 14 | Zur Umwandlung der Amerikahäuser in Deutsch-Amerikanische Institute vgl. Kreis 2012a: 43-60. 15  |  Zur Bedeutung der Austauschprogramme in der Reeducation-Politik vgl. Latzin 2005: 301-304. 16  |  Vgl. Robin 1992: 136-166; Mauch 2005: 63; zum amerikanischen Generalkonsulat in München vgl. Nerdinger 2005: 94f., zur Architektur der »neuen Leichtigkeit« vgl. ebd.: 160-163; zum Amerikahaus Frankfurt vgl. »Der schöne Schwung der Nachkriegszeit«, in: FAZ vom 22. September 2008.

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USA war, zeigt exemplarisch dieses »Demokratiestreben mit architektonischen Mitteln«. Das 1957 bezogene Gebäude in der Hardenbergstraße setzte ganz auf Glas und Transparenz, Offenheit und Leichtigkeit und knüpfte an die Klassische Moderne der Weimarer Republik an (vgl. Schöttler 2011: 154, 162). Auch die übrigen in den 1950er Jahren entstandenen Amerikahaus-Bauten transportierten ihre inhaltliche Botschaft durch ihr Äußeres.17 Mitte der 1960er Jahre gewann das Thema Städteplanung in der Bundesrepublik erneut an Bedeutung und rückte auch in den Amerikahäusern und Deutsch-Amerikanischen Instituten für ein knappes Jahrzehnt wieder in den Vordergrund (vgl. Leendertz 2008: 307-364). »Demokratie« fungierte hier als ein zentrales Schlagwort, das in den Titeln zahlreicher Veranstaltungen beispielsweise als »Demokratisierung der Stadtplanung« auftauchte.18 Die Referenten betonten insbesondere die Mitspracherechte der Bürger und verwiesen häufig auf die USA als Vorbild.19 Damit waren diese Beiträge dem Stand der bundesrepublikanischen Stadt- und Raumplaner einige Jahre voraus, denn hier setzte sich erst seit Mitte der 1970er Jahre die Beteiligung der Bürger an der Planung ihrer Lebenswelt durch. Viele der Referenten entstammten dem Kreis der ehemaligen Austauschteilnehmer aus der Reeducation-Zeit oder hatten an späteren Austauschprogrammen teilgenommen. Häufig verwiesen die Veranstaltungsprogramme der Amerikahäuser und Deutsch-Amerikanischen Institute dezidiert auf die Amerikaerfahrung der Referenten, die nun als »transatlantische Mittler« US-inspirierter Ideen fungierten (vgl. Bauerkämper/Jarausch/Payk 2005: 11-37). Damit setzte sich bis in die 1960er und sogar 1970er Jahre eine Entwicklung fort, die bereits Ende der 1940er Jahre begonnen hatte, als Rückkehrer aus den USA in den Amerikahäusern über ihre dort gewonnenen Eindrücke in verschiedensten fachlichen Zusammenhängen berichtet hatten und damit häufig Impulse zu Demokratisierungsprozessen gaben (vgl. Latzin 2005: 315). Das Beispiel Städtebau zeigt damit einerseits, wie die Amerikahäuser und Deutsch-Amerikanischen Institute eine Thematik der Reeducation-Politik fortführten. Andererseits demonstrierte die Bereitschaft vieler Austauschteilnehmer, noch Jahre oder Jahrzehnte nach ihrer Reise in den Amerikahäusern über ihre Erfahrungen zu sprechen und auf die USA als Vorbild zu verweisen, die Erfolge dieser Reeducation-Maßnahme. 17  |  Vgl. hierzu die Beiträge zu den verschiedenen Bauten in Schöttler 2011. 18  |  Stellvertretend seien genannt: »Aspekte dynamischer Stadtentwicklung in einer demokratischen Gesellschaft«, DAI Nürnberg, Programm März 1970; »Demokratisierung der Stadtplanung: Ein Beispiel aus den USA«, Amerikahaus Frankfurt, Programm März 1972: IfSF, S 3, Nr. 27200; »Demokratisierung der Stadtplanung – Konkrete Beispiele«, DAI Regensburg, Programm September 1972: StadtBR, Ordner Jahresplanung 1970-1980. 19 | Als Beispiele: »Stadtplanung als Gemeinschaftsaufgabe«, Amerikahaus München, Programm März 1970; Program Evaluation Card für Thomas Sieverts vom 3. Dezember 1970: StadtAN, E 6/799, Nr. 325; »Die Beteiligung des Bürgers an der Planung seiner Stadt«, DAI Freiburg, Rechenschaftsbericht 1973, S. 16: StadtAN, E 6/799, Nr. 682.

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Mehr noch als der Städtebau gehörte das deutsche Schulsystem zu den Bereichen, die in den Augen der amerikanischen Besatzer besonders demokratisierungsbedürftig waren. Die deutschen Schulen, das dreigliedrige System sowie die Lehrerausbildung galten ihnen als zu autoritär und unflexibel, um Schüler zu demokratischen Bürgern heranzubilden. Doch alle Initiativen, das Schulwesen grundlegend zu reformieren, scheiterten am Widerstand der Schulbehörden und Politiker. Erziehungs- und Lehrfragen blieben trotzdem auf der Tagesordnung der Besatzer, um eine demokratische Bildungsphilosophie zu fördern (vgl. Rosenzweig 1998; Tent 1982). Die Amerikahäuser und später auch die Deutsch-Amerikanischen Institute organisierten zusammen mit den amerikanischen Generalkonsulaten Lehrerfortbildungen, die sowohl fachliche als auch didaktische Themen behandelten und den Teilnehmern als reguläre Fortbildungen angerechnet wurden. Das amerikanische Bildungswesen und der Aspekt der Demokratie blieben auch in Seminaren und Vorträgen auf der Agenda. So referierte 1967, als die Studierenden umfassende Reformen an den westdeutschen Universitäten und eine Demokratisierung ihrer Strukturen forderten, beispielsweise der Historiker Gottfried Schramm im Deutsch-Amerikanischen Institut Freiburg über »Modelle einer demokratischen Universität«.20 Das Amerikahaus Frankfurt setzte auf demokratische Unterrichtsmethoden, wenn es 1970 eine Veranstaltung zum »Mikro-Teaching« folgendermaßen ankündigte: »Es wird demokratischer zugehen«.21 Das amerikanische Schulmodell sollte vor allem auch dem westdeutschen Fachpublikum in den aufkommenden Reformdebatten der 1960er Jahre, wie bereits während der späten 1940er Jahre, als Anregung dienen. So referierte der amerikanische Erziehungswissenschaftler Walter Hahn 1965 an der Technischen Hochschule Darmstadt in einer Außenveranstaltung des dortigen Deutsch-Amerikanischen Instituts über »Das Erziehungswesen in den Vereinigten Staaten, seine Strukturen und Reformtendenzen in der Gegenwart« und vor dem örtlichen Schulelternbeirat über »Lehrpläne, Methoden und Probleme der amerikanischen Highschool«.22 Auch einem breiteren Publikum gegenüber suchten die amerikanischen Kultur- und Informationszentren weiterhin, amerikanische Vorstellungen eines demokratischen Bildungswesens zu vermitteln. Das Amerikahaus München zeigte beispielsweise im Februar 1963 eine Ausstellung zum »Diskussions- und Debatte-Programm an amerikanischen Universitäten und Hochschulen«, in der Debattierclubs und methodische Ansätze zur Förderung von Diskussionen vorgestellt wurden. Ein Vortrag, der die Ausstellung ergänzte, verwies bereits im Titel auf »Diskussion und Debatte« als »Kennzeichen der Demokratie«. Die Debattierver20  |  DAI Freiburg, Rechenschaftsbericht 1967, S. 6: PAAA, B 90-600, Nr. 736. 21  |  Amerikahaus Frankfurt, Programm April 1970: ISG, S 3, Nr. 27200. Zu den amerikanischen Versuchen während der Besatzungszeit, den Schulunterricht zu demokratisieren und diskursiver zu gestalten vgl. Verheyen 2010: 111-115. 22  |  DAI Darmstadt, Tätigkeitsbericht 1965: PAAA, B 96, Nr. 889.

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anstaltungen amerikanischer Hochschulen dienten den Angaben des Amerikahauses zufolge dazu, »Studenten heranzubilden, die später in der Lage sind, zu allen öffentlichen Angelegenheiten Stellung zu nehmen, gerecht und verantwortungsbewusst urteilen zu können und Achtung vor der Meinung des anderen zu haben«.23 Diese Werte entsprachen der »habituelle[n] Demokratisierung«, die die USA seit den späten 1940er Jahren durchzusetzen versucht hatten (vgl. Verheyen 2010: 60). Beide Beispiele zeigen, wie die USA lange über das Ende der ReeducationZeit hinaus über regierungsoffizielle Stellen versuchten, den Demokratisierungsprozess in der Bundesrepublik aktiv zu begleiten und zu forcieren. Themen wie Städtebau und Schulwesen rückten in den Vordergrund, wenn die westdeutsche Gesellschaft sich selbst damit zu beschäftigen begann. Die amerikanischen Kultur- und Informationszentren griffen die bundesrepublikanischen Debatten auf und versuchten, sie unter dem Aspekt der Demokratisierung zu verstärken. Auf diese Weise traten sie nicht als von außen kommende Lehrmeister auf, sondern als aktive Teilnehmer einer westdeutschen Debatte.

I nstitutionalisierte B eschäf tigung mit den USA : A merik anistik in der B undesrepublik Die Pläne der amerikanischen Besatzer zur Reformierung des westdeutschen Schul- und Hochschulsystems sahen vor, die Amerikanistik bzw. den amerikakundlichen Unterricht an den Schulen zu stärken. Sie sollten – wie auch die neu etablierte Politikwissenschaft – dabei helfen, demokratische Wertevorstellungen zu fördern und darüber hinaus dazu beitragen, die weit verbreiteten Vorbehalte gegenüber der amerikanischen Kultur abzubauen. Damit stand die westdeutsche Bildungslandschaft im Mittelpunkt eines zweiten Aktionsfeldes der amerikanischen Politik in der Besatzungszeit (vgl. Paulus 2010: 234-274; Strunz 1999: 179). Die Etablierung der Amerikanistik gelang jedoch ebenso wenig bis 1955 wie die Reform des Schulwesens. In den 1950er Jahren, erinnerte sich einer der ersten Lehrstuhlinhaber, Martin Christadler, habe die Amerikanistik quasi nicht existiert (vgl. 1995: 26). Wo Veranstaltungen angeboten wurden, stand das Fach meist im Schatten der Anglistik. Im Wintersemester 1959/60 boten Willy Paul Adams zufolge nur elf Universitäten Lehrveranstaltungen zu amerikakundlichen Themen an, und nur an vier Universitäten war ein fortgeschrittenes Studium möglich (vgl. 2001: 461). Die USIA und damit auch die Amerikahäuser und Deutsch-Amerikanischen Institute übernahmen das besatzungspolitische Ziel, die Auseinandersetzung mit den USA innerhalb der westdeutschen Bildungseinrichtungen zu institutionalisieren und zu verstetigen. Über den Ausbau der Amerikanistik und des 23  |  Amerikahaus München, Programm Februar 1963.

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amerikakundlichen Schulunterrichts, so hoffte die Behörde, sei es möglich, langfristig den »American point of view« in der Bundesrepublik zu verbreiten, ohne selbst allzu sehr als staatlich finanzierte Einrichtung in Erscheinung treten zu müssen.24 Ein Vergleich der Vorlesungsverzeichnisse mit dem Programmangebot der Kultur- und Informationszentren zeigt deutliche Zusammenhänge: Solange Universitäten in den 1950er und 1960er Jahren nur einen oder zwei Kurse pro Semester zu amerikanischer Literatur anboten, übernahmen die Amerikahäuser und Deutsch-Amerikanischen Institute diese Aufgabe gewissermaßen. Auf akademischem Niveau boten sie regelmäßig Vorlesungsreihen an. Titel wie »J.D. Salinger: Selfhood or Self-Consciousness?« oder »Symbolic Action in the Poetry of Robert Frost« zeigen, dass diese Reihen dezidiert an ein akademisches Publikum gerichtet waren.25 Wenn sich die Amerikanistik als eigenständiges Fach an einer Universität etabliert hatte – vielerorts um 1970 herum –, nahm die Zahl dieser Vorlesungsreihen und Vorträge in dem entsprechenden Amerikahaus oder Deutsch-Amerikanischen Institut schlagartig ab.26 Zu Beginn der 1960er Jahre boten einige der Häuser zudem das »Pennsylvania Certificate Program« an. Dieses Programm richtete sich in erster Linie an Studierende und sollte auch das Interesse westdeutscher Pädagogen an amerikabezogenen Themen wecken. Die Vorlesungen fanden in englischer Sprache statt, erstreckten sich über zwei Semester und behandelten Themen aus Politik, Gesellschaft, Kunst und Kultur der USA. Am Ende des Kurses standen eine Prüfung sowie eine Teilnahme- und Erfolgsbescheinigung der University of Pennsylvania (vgl. Kreis 2012a: 264-266). Die Amerikahäuser und Deutsch-Amerikanischen Institute fungierten somit als eine Art Ersatz für die sich erst etablierende Amerikanistik. Bis diese zum festen Bestandteil des universitären Fächerkanons gehörte, boten die Häuser Wissen, das anderswo kaum zu bekommen war. Neben den Kursprogrammen und Veranstaltungsreihen stellten die Amerikahäuser und Deutsch-Amerikanischen Institute zudem Kontakte zwischen den westdeutschen Amerikanisten und ihren amerikanischen Kollegen her und unterstützten die amerikanistischen Lehrstühle dabei, amerikanische Wissenschaftler als Gastprofessoren zu gewinnen. Regelmäßige Bücherspenden halfen beim Auf bau amerikakundlicher Sektionen

24  |  USIS Germany, Country Plan F Y 1961, S. 30: NARA, RG 59, Bureau of Cultural Affairs, Country File of the Planning and Developing Staff, Box 212. 25  |  Amerikahaus München, Programm Juni 1962 ; DAI Tübingen, Programm Juni 1962: StdtAT, E 418, Nr. 147. 26  |  Exemplarisch wurden die Vorlesungsverzeichnisse der Universitäten Frankfurt, München, Nürnberg und Tübingen sowie die Programme der jeweiligen Amerikahäuser bzw. Deutsch-Amerikanischen Institute ausgewertet.

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in den Universitätsbibliotheken.27 Auch die Deutsche Gesellschaft für Amerikastudien (DGfA) und ihr Publikationsorgan, das Jahrbuch für Amerikastudien (seit 1974 Amerikastudien/American Studies) erhielt Unterstützung durch den USIS und die amerikanische Botschaft in Bonn (vgl. Adams 2001: 455f.). Die USA unterstützten damit die Institutionalisierung der Amerikakunde an westdeutschen Universitäten und Schulen bis in die frühen 1970er Jahre hinein. Mit den Amerikahäusern und Deutsch-Amerikanischen Instituten standen den USA Institutionen zur Verfügung, die in regierungsoffiziellem Auftrag arbeiteten, dabei aber indirekt und assistierend agieren konnten. Sie trugen dazu bei, amerikakundliche Themen präsent zu halten, bis sich die Amerikanistik in der Bundesrepublik etabliert hatte.

»S e t tle accounts with the past«. V ergangenheitspolitische A spek te Wie verhielt es sich mit der Frage, die den Ausgangspunkt aller Reeducation-Bemühungen gebildet hatte, also die Beseitigung und Überwindung nationalsozialistischen Gedankenguts in der westdeutschen Gesellschaft? Auch dieses Ziel konnten die USA nicht während der wenigen Jahre der Besatzung erreichen, zumindest nicht in dem gewünschten Ausmaß. Der Public Affairs Officer (PAO) des USIS, James Hoofnagle, konstatierte noch 1960, die Aufgabe seiner Behörde sei es nicht nur, kommunistischen Einflüssen entgegenzuwirken. »It [der USIS, R.K.] also plays an important role in the continuing struggle to settle accounts with the past«, betonte er.28 Noch bis weit in die 1960er Jahre hinein wiesen amerikanische Diplomaten darauf hin, ihre Aufgaben bei der Aufarbeitung des Nationalsozialismus seien noch nicht abgeschlossen.29 Doch wie konnten die Amerikahäuser und Deutsch-Amerikanischen Institute die Zeit des Nationalsozialismus thematisieren, ohne moralisierend zu wirken und so ihren guten Ruf aufs Spiel zu setzen? In der Tat war 1960 von außen kaum zu erkennen, dass der USIS entsprechende Ziele verfolgte. Der Nationalsozialismus, der Zweite Weltkrieg, die Shoah, die Niederlage des »Dritten Reichs« und die daran anschließende Besatzungszeit als die Grundlagen der gegenwärtigen

27  |  Solche Buchspenden gab es beispielsweise in Nürnberg, Regensburg und Tübingen. DAI Nürnberg, Assessment Report 1964: StadtAN, E 6/799, Nr. 72; »Amerikaverständnis zu fördern…«: Erlanger Volksblatt vom 29. April 1969; DAI Regensburg, Tätigkeitsbericht 1968: StadtBR, Ordner Tätigkeitsberichte 1966-1993; DAI Tübingen, Protokoll der Sitzung des Kuratoriums vom 16. Dezember 1960: StadtAT, E 418, Nr. 60. 28  |  USIS Germany, Country Plan F Y 1961, S. 3: NARA, RG 59, Bureau of Cultural Affairs, Country Files of the Planning and Development Staff, Box 212. 29  |  Ebd. Vgl. auch Klimke 2010: 219.

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deutsch-amerikanischen Beziehungen kamen im Veranstaltungsprogramm der Häuser nicht vor. Erst ab 1963 fanden diese Themen Platz im Film- und Vortragsprogramm der Häuser. Dies geschah zum einen im Rahmen der »Woche der Brüderlichkeit«, die seit 1952 von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in der Bundesrepublik jährlich durchgeführt wurde und an der die Amerikahäuser und Deutsch-Amerikanischen Institute mitwirkten.30 Zum anderen gab es nun auch im regulären Programm Vorträge zur Geschichte und Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs, Diskussionsrunden mit westdeutschen und amerikanischen Historikern und Intellektuellen, und sogar Veranstaltungen, die sich mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus beschäftigten.31 Diese Veränderungen in der Programmausrichtung fielen mit Entwicklungen in der Gesellschaft der Bundesrepublik zusammen. Zwischen 1963 und 1965 fand der erste Auschwitz-Prozess in Frankfurt statt; bereits zwei Jahre zuvor hatte der Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem geendet (vgl. Wojak 2001; Krause 2002). Auf dem deutschen Historikertag von 1964 kulminierte der Streit um Fritz Fischers Buch Griff nach der Weltmacht, in dem es um die deutsche Verantwortung für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs ging und das zu heftigen Kontroversen über die deutsche Kriegszielpolitik im Ersten Weltkrieg und die Kontinuitätslinien zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus führte.32 Sowohl die 30  |  Die »Woche der Brüderlichkeit« ging ebenso wie die Gründung ihrer Trägerorganisationen, der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, auf amerikanische Initiativen zurück. Vgl. Foschepoth 1993: bes. 140-148. Zum Programm der Amerikahäuser im Rahmen der »Woche der Brüderlichkeit« vgl. Kreis 2012a: 171f. 31 | Beispielsweise: »Das Dritte Reich in der amerikanischen und englischen Geschichtsschreibung der Gegenwart«, Amerikahaus Frankfurt, Programm Januar 1963: ISG, V113/268. Vgl. auch »Guter Gesprächsstoff aus törichten Büchern«: FAZ vom 19. Januar 1963; »Demokratie gegen Diktatur: Amerika und Deutschland im Zweiten Weltkrieg«, DAI Tübingen, Programm Mai 1963: StadtAT, E 418, Nr. 147; »Die Vereinigten Staaten und der Nationalsozialismus«: Amerikahaus München, Programm Juni 1964; »In jenen Tagen«: DAI Tübingen, Programm Juli 1964: StadtAT, E 418, Nr. 147; die einzelnen Vorträge der Reihe »Neue deutsche und amerikanische Forschung zur Zeitgeschichte«: Amerikahaus Frankfurt, Programm Dezember 1965-Februar 1966: ISG: V113/300-V113/302. 32 | Auch dazu veranstaltete das Amerikahaus Frankfurt eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion. Im Juli 1964 diskutierten Fritz Fischer, Gordon A. Craig, Hans Herzfeld und Erwin Hölzle im Frankfurter Amerikahaus über »Die Ursachen des Ersten Weltkrieges in der Geschichtsschreibung der Gegenwart«. Mit Fischer, Hölzle und Herzfeld waren in Frankfurt drei Protagonisten der wenig später stattfindenden aufsehenerregenden Debatte auf dem Berliner Historikertag vertreten. Zur Diskussionsrunde vgl. Amerikahaus Frankfurt, Programm Juli 1964: ISG, V113/285; »Alle wollen Weltmacht werden«: FAZ vom 11. Juli 1964. Zur Bedeutung von Fischers Thesen für die NS-Forschung, die Entwicklung der westdeutschen Geschichtswissenschaft und ihre allmähliche Öffnung nach außen vgl.

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»Fischer-Kontroverse« als auch die NS-Prozesse lösten im In- und Ausland ein großes Medienecho aus und führten in der Bundesrepublik zu verstärkten Debatten um die NS-Zeit. Die Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte zum Auschwitz-Prozess erreichten hohe Auflagen, ebenso die von Martin Broszat herausgegebenen und kommentierten autobiographischen Aufzeichnungen von Rudolf Höss, dem Lagerkommandanten von Auschwitz (vgl. Möller 1999: 2f.). Fischers Der Griff nach der Weltmacht wurde zum Bestseller. In dieser Zeit der intensiveren Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in der westdeutschen Gesellschaft griffen auch die Amerikahäuser und Deutsch-Amerikanischen Institute das Thema auf. Bis dahin hatten sie sich als frühere Elemente der Reeducation-Politik aufgrund der amerikanischen Erfahrungen aus den späten 1940er Jahren mit dem Thema der deutschen NS-Vergangenheit zurückgehalten, auch wenn der USIS darin durchaus eine Aufgabe sah, wie der Bericht Hoofnagles von 1960 zeigt. In den unmittelbaren Nachkriegsjahren hatten die Entnazifizierungspolitik, erzwungene Besuche von Konzentrationslagern und ähnliche Maßnahmen nicht den gewünschten erzieherischen Erfolg gezeigt, sondern im Gegenteil ablehnende Reaktionen und Misstrauen gegenüber den Besatzern und ihren Programmen hervorgerufen. Die Amerikahäuser und Deutsch-Amerikanischen Institute wandten beim Thema Nationalsozialismus daher die gleiche Strategie an wie bei der Thematisierung allgemeiner Demokratisierungsfragen: Erst wenn sie als Teilnehmer einer deutschen Debatte agieren konnten und nicht als Initiatoren von außen erschienen, nahmen sie sich des Themas sichtbar in ihrem Veranstaltungsprogramm an. Indem sie solche Gelegenheiten nutzten, die einmal von den Deutschen selbst in Gang gebrachte Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zu unterstützen und in der Öffentlichkeit zu halten, griff die amerikanische Kultur- und Informationspolitik immer wieder auf Strategien der frühen Reeducation-Zeit zurück.

D emokr atische N e t z werke : M it ver anstalter und R eferenten Die Verantwortung für das Programm und die Themenwahl der Amerikahäuser und Deutsch-Amerikanischen Institute lag bei den amerikanischen Direktoren der Häuser, die ihre Anweisungen vom USIS erhielten.33 In den Vortrags- und Kershaw 1999: 21f. Für einen knappen Überblick über die Kontroverse um Fischers Thesen vgl. das Kapitel »Die Fischer-Kontroverse: Von der Fachdebatte zum Publikumsstreit« (Große Kracht 2005: 47-68). 33 | Die Deutsch-Amerikanischen Institute folgten ebenfalls diesen Vorgaben, hatten aber aufgrund ihres binationalen Charakters etwas größere Freiräume bei der Programmgestaltung, um den Interessen der deutschen Finanzierungs- und Verwaltungspartner gerecht zu werden.

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Veranstaltungsräumen der amerikanischen Kultur- und Informationszentren traten jedoch keineswegs nur amerikanische Redner und Künstler auf. Sowohl über ihre Mitveranstalter als auch einen großen Pool an Referenten unterhielten die Häuser weit gespannte Netze in die westdeutsche Gesellschaft (vgl. Kreis 2012a: 299-328). Hinsichtlich der Verbindungslinien zur Reeducation-Politik sind diese Beziehungen in zweierlei Hinsicht aufschlussreich: Erstens informieren sie über Zielsetzungen der amerikanischen Kultur- und Informationspolitik in der Bundesrepublik, die in Kontinuität zur Reeducation standen, und zweitens lassen sich daran Langzeitfolgen der Demokratisierungspolitik der Nachkriegsjahre zeigen. Ein Motiv bei der Wahl von Kooperationspartnern lag darin, Organisationen zu stärken, die sich den gleichen Zielen verschrieben hatten wie die Amerikahäuser und Deutsch-Amerikanischen Institute: die Förderung demokratischer Werte, der transatlantischen Beziehungen und der europäischen Integration. Dieser Ansatz reichte zurück in die Reeducation-Zeit. Gemeinsame Veranstaltungen, so die Hoffnung der Amerikaner, würden dazu beitragen, die Existenz dieser westdeutschen Organisationen zu sichern, deren Zielsetzungen denen der amerikanischen Politik entsprachen. Der USIS übernahm diese Idee und wies die Amerikahäuser und Deutsch-Amerikanischen Institute noch bis in die frühen 1960er Jahre an, die demokratischen und am westlichen Bündnis orientierten Elemente in der Bundesrepublik durch Zusammenarbeit zu stärken.34 In diese Kategorie fielen etwa die Europa-Union, die Atlantische Gesellschaft, die Atlantik-Brücke, die Columbus-Gesellschaft und die Steuben-Schurz-Gesellschaft, aber auch die Landeszentralen für politische Bildung und ihre Vorgängerinstitutionen.35 Eine zweite wichtige Bezugsgruppe bildeten die ehemaligen »Amerikafahrer«, die in den späten 1940er und frühen 1950er Jahren als Austauschteilnehmer in die USA gereist waren. Diese Meinungsmacher und Fachleute verschiedenster Gebiete hatten professionelle Kompetenzen erworben, vor allem aber über einen längeren Zeitraum das Leben in einer demokratischen Gesellschaft kennengelernt. Diese Erfahrungen, so die Hoffnung der amerikanischen Reeducation-Politiker, würden in die westdeutsche Gesellschaft transportiert, um dort nachhaltig demokratisierend zu wirken (vgl. Latzin 2005). Die Amerikahäuser übernahmen häufig die Nachbetreuung der Rückkehrer und organisierten jährliche Treffen (vgl. ebd.: 304-310). Bis in die 1960er Jahre hinein bestanden diese Veranstaltun34  |  USIS Germany, Assessment Report 1960, S. 6: NARA, RG 59, Bureau of Cultural Affairs, Country Files of the Planning and Development Staff, Box 212; USIS Germany, Country Plan F Y 1961, S. 18: NARA, RG 59, Bureau of Cultural Affairs, Country Files of the Planning and Development Staff, Box 212. 35  |  Vgl. Conze 2005: 291-384; Kühnhardt 2002; Füssl 2004: 247; Olbrich 2001: 382f. Einige dieser Akteure, etwa die Europa-Union oder die Landeszentralen für politische Bildung, blieben über Jahrzehnte hinweg regelmäßige Mitveranstalter von Amerikahäusern oder Deutsch-Amerikanischen Instituten, lange nachdem der USIS dezidiert auf die gemeinsamen Zielsetzungen als Motiv hinwies.

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gen fort.36 Vor allem aber tauchten die früheren Austauschteilnehmer noch über Jahre, teilweise Jahrzehnte, im Veranstaltungsprogramm der Häuser auf, wie etwa das Beispiel aus dem Bereich Städteplanung gezeigt hat. Dies verweist auf die Erfolge dieser Reeducation-Maßnahme: Die nach der Rückkehr kommunizierten Amerikabilder dieser Referenten entsprachen offensichtlich den Vorstellungen des USIS, so dass sie für das Programm der Amerikahäuser und DeutschAmerikanischen Institute in Frage kamen, und umgekehrt waren die ehemaligen Austauschteilnehmer gerne bereit, an diesen Orten zu referieren. Der Rückgriff auf Teilnehmer der Austauschprogramme gehörte zu den zentralen Rekrutierungsstrategien der Amerikahäuser und Deutsch-Amerikanischen Institute. Die Häuser boten die Infrastruktur, um die Eindrücke und das Wissen, das die Austauschteilnehmer in den USA gewonnen hatten, zu multiplizieren und zu verbreiten und damit den intendierten Ertrag solcher regierungsfinanzierter Programme zu optimieren. Umgekehrt profitierten sie von der Reputation, dem Fachwissen und der US-Affinität ihrer Redner. Besonders gut lassen sich diese Querverbindungen am Beispiel der bayerischen Journalisten zeigen, die im Vortragsprogramm der amerikanischen Kultur- und Informationszentren auftauchten.37 Eine demokratische Medienstruktur in Westdeutschland aufzubauen zählte zu den zentralen Zielen der amerikanischen Reeducation-Politik (vgl. Gienow-Hecht 1999). Zu den Teilnehmern der Austauschprogramme gehörten daher viele Journalisten. Diese häufig prominenten Medienvertreter berichteten nicht nur nach ihrer Rückkehr über ihre Reise, sondern sprachen bis weit in die 1960er Jahre hinein zu überwiegend politischen Fragen im Programm der amerikanischen Kultur- und Informationsinstitute, so etwa Immanuel Birnbaum (Ressortleiter Außenpolitik SZ), Werner Friedemann (Chefredakteur SZ, Gründer und Chefredakteur AZ), Ernst Ulrich Fromm (Chefredakteur NZ), Rudolf Mühlfenzl (Hauptabteilungsleiter Wirtschafts- und Sozialpolitik BR, Fernseh-Chefredakteur BR), Hermann Proebst (Chefredakteur SZ), Max Schulze-Vorberg (Chefkorrespondent des BR in Bonn) oder Wilhelm Emmanuel Süskind (SZ).38 Auch als während des Vietnamkrieges sowohl die USA als auch die amerikanischen Kultur- und Informationszentren immer mehr in die Kritik gerieten, blieben viele dieser Journalisten den Amerikahäusern treu. So sprachen beispielsweise Birnbaum und Proebst zwischen 1966 und 1970 bei 36 | Vgl. beispielsweise: DAI Tübingen, Protokoll der Sitzung des Kuratoriums vom 23. September 1960: StadtAT, E 418, Nr. 60; DAI Heidelberg, Aktenvermerk Erster Bürgermeister vom 19. Januar 1962: STAHD, Ablieferung Zentralbüro, vorl. Nr. 153; Amerikahaus München, Programm Mai 1962 und Mai 1963. Danach waren solche Veranstaltungen weniger regelmäßig. 37  |  Die folgenden Angaben beziehen sich vor allem auf Bayern, wo mit Latzin 2005 eine detaillierte Untersuchung der Austauschprogramme und -teilnehmer vorliegt. 38  |  Vgl. Kreis 2012a: 157f. SZ = Süddeutsche Zeitung, AZ = Abendzeitung/München, NZ = Nürnberger Zeitung, BR = Bayerischer Rundfunk.

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jeweils vier Gelegenheiten im Amerikahaus München über verschiedene Aspekte des Kalten Krieges, die deutsch-amerikanischen Beziehungen oder den Präsidenten der USA.39 Die binationalen Deutsch-Amerikanischen Institute erlebten die tiefe Verbundenheit ehemaliger Austauschteilnehmer noch auf einer zweiten Ebene. Wann immer einer der deutschen Finanzierungspartner auf Bundes-, Landes- oder kommunaler Ebene seine Zuschüsse in Frage stellte, setzten sich vor allem die ehemaligen »Amerikafahrer« nachdrücklich – und erfolgreich – für die Gewährung dieser Gelder ein. Viele von ihnen waren mittlerweile in wichtige Positionen aufgestiegen und machten ihren Einfluss geltend, so etwa Ministerialdirigent Walter Keim, der im bayerischen Kultusministerium für die Landeszuschüsse zu den beiden bayerischen Deutsch-Amerikanischen Instituten in Nürnberg und Regensburg zuständig war, oder der Regensburger Kulturdezernent Walter Boll (vgl. Latzin 2005: 299-301, 316). 40 Als besonderer Fürsprecher der Deutsch-Amerikanischen Institute erwies sich der SPD-Politiker Horst Ehmke, der sein Gewicht als Chef des Bundeskanzleramtes (1969-1972) und als Bundesminister für Forschung und Technologie (1972-1974) geltend machte, um die Finanzierung dieser Institute zu sichern. Er hatte sich 1949/50 und 1958 längere Zeit in den USA aufgehalten und gehörte 1962 zu den Mitbegründern des Trägervereins für das Deutsch-Amerikanische Institut Freiburg (vgl. Günther 2004: 183-185). Als Bundespolitiker setzte er sich während der 1970er Jahre dann für alle Deutsch-Amerikanischen Institute ein. Die Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes bemerkte im Juni 1970 fast schon resigniert, Kürzungen oder Streichungen seien nicht zu machen – bei der ersten Andeutung, die Förderung der Deutsch-Amerikanischen Institute könnte eingestellt werden, reagiere Ehmke mit Protest. 41 Ehmkes großer persönlicher Einsatz zeigt exemplarisch, wie sich viele ehemalige Austauschteilnehmer den deutsch-amerikanischen Beziehungen verpflichtet fühlten.

F a zit Der Blick auf die Amerikahäuser und Deutsch-Amerikanischen Institute hat gezeigt, wie die Reeducation-Politik der Nachkriegsjahre auf verschiedenen Ebenen weit über 1955 hinaus fortwirkte. Zum einen übernahm die amerikanische Kultur- und Informationspolitik des USIS einige Zielsetzungen aus der Reeducation39 | Immanuel Birnbaum: AH München, Programm Dezember 1966, Juni 1968, März 1970, Oktober 1970; Hermann Proebst: AH München, Programm Oktober 1966, Oktober 1967, April 1969, Oktober 1969. Zur Kritik der Vietnamkriegsgegner an den Amerikahäusern und zu deren Funktion als Ort des Protests vgl. Kreis 2012a: 338-361. 40  |  Keim hatte die USA 1953 für zwei Monate besucht, Boll bereiste das Land 1954/55 für drei Monate. 41  |  AA, Aktenvermerk vom 16. Juni 1970: PAAA, B 90-600, Nr. 106191.

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Zeit – insbesondere die Förderung demokratischer Werte und Strukturen in der westdeutschen Gesellschaft – und verfolgte diese in einem reduzierten Umfang weiter. Zum anderen werden in dieser Perspektive Langzeitwirkungen verschiedener Maßnahmen sichtbar, die erst nach dem Ende der Reeducation-Politik zutage traten. Das Weiterleben etlicher Amerikahäuser als binationale Institute durch die Unterstützung und den dezidierten Wunsch westdeutscher Stellen ist hierfür ein sprechendes Beispiel. Frühere Austauschteilnehmer spielten dabei eine wichtige Rolle. Ihr Einsatz für die Deutsch-Amerikanischen Institute und ihre Präsenz in den Programmen der Amerikahäuser und Deutsch-Amerikanischen Institute spiegelt die Erfolge eines weiteren zentralen Elements der ReeducationPolitik. Die Mittel und Wege, demokratische Werte zu fördern, mussten sich nach 1955 einer veränderten Situation anpassen, in der die USA und die Bundesrepublik zu Partnern geworden waren. In Ansätzen lebte der Gedanke der Belehrung und Erziehung jedoch fort. Bis zu einem gewissen Grad entlarvte er die Partnerschaftsrhetorik der USA in ihrer auswärtigen Kultur- und Informationspolitik als sprachliches Mittel, um dem Selbstbild der Westdeutschen entgegenzukommen. Je stabiler die westdeutsche Demokratie wurde, je selbstbewusster die Bundesrepublik und ihre Gesellschaft auftraten, und je stärker die USA angesichts des Vietnamkrieges vor allem von der jüngeren Generation als »imperialistische Macht« kritisiert wurde, desto weniger Bedeutung hatte der Aspekt der Demokratisierung in der auswärtigen Kultur- und Informationspolitik der USA. Als er in den frühen 1970er Jahren gänzlich obsolet wurde, hatte sich die Bundesrepublik zu einer »westernisierten« Gesellschaft entwickelt (vgl. Doering-Manteuffel 1999: 7f.). Nachhilfe in Demokratie war spätestens zu diesem Zeitpunkt nicht mehr notwendig.

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Social Education as Reeducation The Implementation of US-American Policies in the English Language Classrooms of Bavaria (1945-1951) 1 Dorottya Ruisz The task of the modern educator is not to cut down jungles but to irrigate deserts. The right defence against false sentiments is to inculcate just sentiments. By starving the sensibility of our pupils we only make them easier prey to the propagandist when he comes. For famished nature will be avenged and a hard heart is no infallible protection against a soft head. (C. S. Lewis, The Abolition of Man, 14)

I. I ntroduction This paper examines the influence of the US-American occupation on school curricula as part of its reeducation policies after the collapse of the Third Reich. In particular, the English curriculum needs closer scrutiny, since it was the language of the occupying troops and the first foreign language to be taught in schools in the British and American zones, in contrast to French and Russian in the parts of Germany occupied by France and the Soviet Union.2 1  |  Parts of the essay are drawn from my doctoral dissertation (2014): Umerziehung durch Englischunterricht? US-amerikanische Reeducation-Politik, neophilologische Orientierungs­ debatte und bildungspolitische Umsetzung im nachkriegszeitlichen Bayern [Reeducation through English Language Teaching? US-American reeducation policies, the modern language educators’ discourse on educational goals and the implementation of educational policies in post-war Bavaria]. Münster and New York: Waxmann. 2  |  French was the first foreign language in the French occupation zone until 1955 (Bohlen 1949: 28; Bohlen 1955b: 21; Bohlen et al. 1955: 77). In 1946, Russian was introduced as an obligatory foreign language in the schools of East Germany (cf. Sauer 1981: 8; Roeske 1984: 439).

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US-American plans to develop democracy and to foster international understanding in post-Nazi Germany included schools of general education. The traditional school system of Germany was regarded as anti-democratic because it was a socially selective vertically-multitrack system.3 After four years of primary school, at the age of ten, children were allocated to either the more academic höhere Schule, which prepared them for university, or the more practically oriented Volksschule, which was attended by more than two thirds of the children at that time (Bayerisches Statistisches Landesamt 1960: 11), a school system that is still to be found in most parts of Germany today. 4 In contrast, the system of state schools in the US was seen as an example of democracy as it encompassed a network of schools that were not hierarchically tiered. However, the American education officials were confronted with major resistance to their plans of changing the structure of the school system in Bavaria. The resulting stalemate was partly the reason for the Military Government to shift their focus from insisting on reforming the school structure to promoting a socalled “inner reform,”5 which meant the democratization of schools through a reformation of the goals and contents of the curricula. The ideas which were discussed and programs which were to be implemented revolved around the concept of social education. First, social education was to be established as a new school subject, similar to the way it was taught in the US (cf. Stüler 1949: 416). More significant for the topic of this essay though is that, second, social education was to be a fundamental principle for each school subject, in which democratic practices were to be introduced through activities such as debates and discussions. Third, the democratic idea was to be the overall guideline for school life, which would include, for example, the establishment of student councils as a microcosm of a democratic society. Therefore, I would expect that English language teaching was also to play a role in the institutionalization of democratic life. I will examine to what extent this subject was specifically included in the considerations of the US-American occupiers. Furthermore, social education in schools was not only a requirement encouraged by the American occupiers but was actually included in the post-war school curricula issued by the Bavarian department of education. Hence I also dis3  |  Cf. Amerikanische Erziehungskommission 1946: 26-28; United States Department of State 1947: 63; cf. Müller 1995: 129, 138-148. 4  |  A third school type, which will not be examined in this paper, the Mittel- or Realschule, was established after the war and affirmed the multi-tiered system (cf. Müller 1995: 230248). This school type was less academic than the höhere Schule but not as practically oriented as the Volksschule. 5  |  This term can be found in e.g.: Analysis of the third Bavarian school reform plan in the appendix to the letter from the Office of Military Government for Bavaria (OMGBY) Internal Affairs and Communications Division (IACD), to OMGUS IACD E&RA, February 3, 1948, in: OMGUS 2/1/1947-7/31/1948, microfiche 4, 4-5.

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cuss the ways in which this concept was implemented in the educational policies of post-war Bavaria, where it was usually referred to as Sozialkunde. Terms such as Sozialkunde, politische Bildung, social studies and training for citizenship were used interchangeably in the post-war discourses of the American occupiers, the Neuphilologen, modern language educators,6 and the Bavarian Government. In some instances these terms only referred to the school subject. In such cases, sometimes the term social education was used as a broad term referring to the school subject as well as to the guiding principle for all subjects and school in general.7 The term social education will be used in this paper as an umbrella concept; in the contemporary discourses of the time, however, the term social studies appears most frequently.8

II. US-A merican R eeducation P olicies – the P romotion of S ocial E ducation for the E nglish L anguage C l assroom ? In the initial period after Germany’s surrender, the US-American occupiers primarily took a position of non-involvement in matters of reeducation, which was to be carried out by the Germans themselves (cf. Müller 1995: 124-125; Rosen­ zweig 1998: 221, 223). However, this policy was soon abandoned when the United States Education Mission to Germany, a group of ten experts led by George F. Zook, president of the American Council on Education, presented its so-called ‘Zook-Report’ in 1946 and challenged the prevailing passive role of the American occupi-

6 | Neuphilologen and its synonym Neusprachler are translated as ‘modern language educators’ in this paper. Neuphilologen were modern language teachers and scholars who were organized in the professional association Allgemeiner Deutscher Neuphilologenverband (ADNV). They published their essays on language teaching in a number of post-war journals, most importantly in the Mitteilungsblatt des Allgemeinen Deutschen Neuphilologenverbandes, Die lebenden Fremdsprachen, die Neuphilologische Zeitschrift and Die Neueren Sprachen, which are the immediate predecessors of journals of the later university discipline, Fremdsprachendidaktik (‘Modern Language Education’; cf. Schröder 2004: 44-45; Doff 2008: 99-103). The authors involved were mostly teachers at höhere Schulen. 7 | E.g. in: Report of the Social Studies Committee as an appendix to the letter from OMGUS Education and Cultural Relations Division (E&CR), to Warren M. Robbins, Bremen Enclave High School, November 18, 1949, in: OMGUS 4/1/1947-11/30/1949, 22. 8  |  Cf. a list with synonyms: Letter from OMGUS IACD E&RA, July 15, 1947, p. 24, in: OMGUS ECR 1/1/1947-12/31/1947, microfiche 1. The term Staatsbürgerkunde, however, referred to the way politics was taught during the Weimar Republic, which was mainly about accumulating facts (cf.: Oetinger 1951, preface: 173; Wilhelm 1950: 134; Zapp/Schröder 1983: 58; Detjen 2007: 201; Staatsbürgerkunde as used in East Germany: Detjen 2007: 199-205).

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ers (Amerikanische Erziehungskommission 1946).9 The report proposed that the vertically tiered school structure be abolished in order to create a more democratic school system. This idea is also articulated in the Allied Control Council Directive on Basic Principles for Democratization of Education in Germany (Directive No. 54), which states that “[t]here should be equal educational opportunity for all” (Allied Control Council 1950 [1947]: 550). This directive was initiated by the US-American part of the Control Council and was based on a telegram dated January 10, 1947, which the American military governor Lucius D. Clay had sent to the Military Governments in the Länder of his zone; the telegram was used as a guideline for reforming education in the American occupation zone (OMGUS 1969 [1947]).10 Therefore, the directive gives an account of the views of the Military Government on how to democratize education in Germany. According to Directive No. 54, the school system was to undergo a fundamental reform, which included abolishing the allocation of the ten-year-olds to either the academic höhere Schule or the more practically oriented Volksschule.11 The emphasis was on the reform at an institutional level, only two of the ten points of the directive concerned the goals and content of the curriculum, one of which says: “All schools should lay emphasis upon education for civic responsibility and a democratic way of life, by means of the content of the curriculum, textbooks and materials for instruction, and by the organization of the school itself” (Allied Control Council 1950 [1947]: 550). This aspect of the directive advocates citizenship and democracy, which were to be emphasized through adequate teaching materials, the curriculum, and all other parts of school life – hence the concept of social education was to be introduced.12 The inner part of the school reform later became the focus of attention. A respective memorandum was issued in October 1947 by a group of German émigré professors at the University of Chicago. Very much in contrast to Directive No. 9  |  See also: United States Department of State 1950 [1946]; on the members of the United States Education Mission to Germany: Müller 1995: 126-127. Another reason why the members of the occupying force wanted to play a more active role in reeducation was to reassure the American public of the effectiveness of the educational policies (cf. Müller 1995: 125-126). This modification of the policies is also mirrored by the fact that the E&RA was upgraded and became a division on March 1, 1948 (now E&CR) and the number of education officers was increased by 50 per cent (Heydenreuther 1995: 179-183, 224). 10 | OMGUS: Office of Military Government for Germany, United States. 11  |  Besides the reform of the multi-tiered school system, the abolition of tuition fees and the free supply of schoolbooks were amongst the most heatedly disputed claims (e.g. OMGBY 1952: 216f.; cf. Klafki 1971: 160f.; Müller 1995: 172-176). 12  |  Cf. Letter from OMGUS IACD E&RA, to OMGBY / OMG for Württemberg-Baden / OMG for Hesse / OMG for Berlin / OMG for Bremen IACD E&RA, December 1, 1947: OMGUS 2/1/1947-7/31/1948, microfiche 3.

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54, the professors suggest that the efforts to abolish the traditional tiered system should be replaced by focusing on the inner reform.13 The main argument put forth is that German students are allocated to the school types according to aptitude and not according to their social backgrounds and are able to spend time with the children that attend other schools in their free time. The way the professors express their favorable opinion on the traditional German school system reveals their socialization in pre-Nazi Germany; some of them had started their careers in the Weimar Republic (footnote 13, 1). Actually, the document does not only defend the German viewpoint but is notable for its outright skepticism towards US-American high schools, which are criticized for not providing a profound academic education. However, social education is not mentioned in the document at all; instead the authors recommend to revive German pre-Nazi traditions. For example, it is suggested that the values of humanism 14 should be fostered through the promotion of classical languages (footnote 13, 1, 8). The professors’ advice to abandon the structural school reform was a crucial trigger for the later shift of the Military Government’s policies towards an inner reform, which, in turn, led to an emphasis on social education. The views expressed in the memorandum were obviously in fundamental contradiction to the reeducation policies of these years. As expected, Richard T. Alexander, the Chief of the Education and Religious Affairs Branch (E&RA) 15 complained about the experts’ views being very close to the perspective of the Bavarian department of education (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus,

13  |  Cf. Report as an appendix to a letter from Max Rheinstein, The University of Chicago, The Law School, to Richard Thomas Alexander OMGUS IACD E&RA, January 10, 1948, in: OMGUS 2/1/1947-7/31/1948, microfiche 3. The report was commissioned by the United States Department of State. The authors emphasized the fact that they knew both the American and the German education systems, which suggested that they were better qualified than the authors of the Zook-report (cf. on the authors of the Zook-report: Müller 1995: 126127; cf. on the role of émigrés: Füssl 1994: 78-84). 14  |  The concept of humanism was also seen as the main goal of modern language teaching by the modern language educators of the time. They mainly referred to this concept in order to mark the contrast to utilitarian goals. Humanism as understood by the educators was firstly about international understanding and only secondly about tolerance. Most modern language educators were enthusiastic about this concept, which, however, was seen merely to be relevant for the more academic students of the höhere Schulen. For the pupils of the Volksschulen, it was recommended to pursue pragmatic goals only (cf. e.g. Schmidt 1950: 387). The embracing of humanism is nonetheless remarkable since it is in stark contrast to the suggested utilitarian goals during the Third Reich (e.g. Schwedtke 1934: 52). 15  |  This branch was in charge of the school reform until March 1, 1948 (Henke/Oldenhage 1995: 113).

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StMUK).16 Alois Hundhammer, the incumbent minister of education, 17 in fact did refer to the memorandum to underpin his own position.18 Important groups of Bavarian society, namely the civil servants19 and the Catholic Church, supported the conservative course of the department of education.20 This fierce resistance, which resulted in a vigorous debate between the Bavarian government department and OMGUS (cf. e.g. Müller 1995; Klafki 1971; Tent 1982: 110-163), seemed to have been a reason for the E&RA increasingly adopting the views depicted in the memorandum and ‘postponing’ the structural reform. At that time the US Government had already changed its perception of post-Nazi West-Germany and sought to have a strong ally in what it saw as communism containment, which demanded a ‘reorientation of reeducation’ and avoiding such heated discussions (Müller 1995: 135; Hochgeschwender 2006: 292). Therefore, active involvement in the school reform was reduced, and OMGUS made major adjustments to their educational policies and stopped their insistent pursuit of structural reform in the summer of 1948 (OMGUS 1953: 28; Müller 1995: 135-136).21 This modification of reeducation policy, however, went hand in hand with a shift of focus toward other reeducation programs, namely cultural exchange, which was mainly about German experts visiting the US, the operation of America Houses and the film program.22 Thus, school reform was eclipsed by other programs of reeducation (Kreis 2009: 187; Füssl 2004: 180; 1994: 135).

16 | Letter from Richard Thomas Alexander, OMGUS IACD E&RA, to Max Rheinstein, The University of Chicago, The Law School, January 5, 1948, in: OMGUS 2/1/1947-7/31/1948, microfiche 3. 17  |  Alois Hundhammer was the minister of education between December 1946 and December 1950. Hundhammer, a devout Catholic, was a member of the CSU, Christlich-Soziale Union, a Christian democratic conservative political party in Bavaria founded in the first year after the unconditional surrender of Germany. 18  |  E.g.: Letter from Alois Hundhammer, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, to OMGBY, E&RA, February 2, 1948, in: OMGUS 2/1/1947-7/31/1948, microfiche 4, 3. 19  |  Most teachers in Bavaria were (and still are) civil servants. 20  |  Cf. e.g. Ried 1949: 82. Most of the Neuphilologen shared this view: e.g. Müller 1949: 40. The position was also supported by a great number of pedagogues, e.g.: Hilker 1948; Hylla 1948; cf. Zymek 1975: 311-329. The American position was supported by the Left and the Bayerische Lehrerverein (BLV), an association of teachers working at Volksschulen (Lange-Quassowski 1979: 184-189). 21 | This happened at the time when Alonzo Grace assumed office and became the new Chief of the E&CR, the division in charge of the school reform after March 1, 1948 (cf. footnote 8). 22  |  Cf. on cultural exchange, e.g.: Pilgert 1951a; Füssl 2001; Latzin 2005. Cf. On America Houses, e.g.: Kreis 2009; Schildt 1996. Cf. On the film program: e.g. Hahn 2002.

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The contradiction between enforcing school reform on the one hand and the goal of democratization on the other (Müller 1995: 118; Latzin 2005: 34; Bungenstab 1970: 92-98) was now eased by the new approach of “persuasion versus directive” (cf. e.g. Müller 1995: 124-138). In 1949, the occupiers’ insistence on a structural reform became obsolete. With the creation of the Federal Republic of Germany in May of that year, the US lost its sovereignty over education policy to the Länder of the new republic.23 Once the issue of a structural school reform had been dropped, the Military Government embraced the idea that the revision of the curricula and the acceptance of democratic cooperation were a priority for German and Bavarian schools. The members of the Military Government knew that there would be no resistance against imposing such measures, “[s]ince this is a part of what the Minister of Education calls inner reform and since he is willing to see this inner reform carried through.”24 This idea had indeed been championed by the Bavarian department of education in its line of reasoning as an alternative to the abolition of the multitiered school system (e.g. Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1952a: 198). This inner reform introduced three forms of social education – as a separate school subject, as a principle to all school subjects and as the guideline for school life. The goals of social education were in line with the overall goals of reeducation, i.e. with democratization and encouragement of international understanding (United States Department of State 1947: III).25 The German authorities were asked to follow guidelines which prescribed “[d]emocratic modes of living, through stress on social education in all schools […].”26 In spring of 1947, a commission was summoned to further elaborate the concept of social education: the Social Studies Committee to Germany. This commission was comprised of American educators, who issued their 61-page report after

23 | “Besatzungsstatut für die Bundesrepublik Deutschland.” 2000 [1949]; cf. Müller 1995: 273-278; Füssl 2004: 183; cf. for political education after 1949: Mambour 2007: 3042; an exception to the withdrawal of the US from education policy: Klafki 1971: 165-166. 24  |  Military Government analysis of the third Bavarian school reform plan in the appendix to the letter by OMGBY IACD, to OMGUS IACD E&RA, February 3, 1948, in: OMGUS 2/1/19477/31/1948, microfiche 4, 4-5. 25  |  As is stated in the Zook-report (Amerikanische Erziehungskommission 1946: 30), in the telegram by General Lucius D. Clay (OMGUS 1969 [1947]: 100) and in Directive No. 54 (Allied Control Council 1950 [1947]: 550, see the quotation above). 26 | Letter from OMGBY IACD, to OMGUS IACD E&RA, October 15, 1947, in: OMGUS 2/1/1947-7/31/1948, microfiche 1, 1.

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a two month study trip to Germany.27 The overall goal of social education was defined as follows: “In broadest terms the goal of social education in a free society is twofold: (1) to develop as far as possible the individual capacities of each person, and (2) to assist the student in becoming a competent citizen convinced of his responsibility to his own people and to the people of the world; one who has the will and ability to work and co-operate effectively with others in a wide variety of situations; one who will make his convictions effective by taking the active part in building a free society for his own well-being and for the well-being of all peoples.” (Footnote 27, 10)

The importance of the individual is named first, whereas society, be it national or international, only comes second. Thus, it is the individual citizen who shares the responsibility for the well-being of the state and the international community. The following characterization of the responsible citizen, introduced repeatedly with the anaphor “one who”, shows that social education was not just about studying the way government works but about the skill and the will to form one’s nation and the world in a positive way.28 This position is remarkable against the backdrop of the concept of Staatsbürgerkunde, the civics of the Weimar Republic, which had tended to have its focus on the mere studying of facts (cf. footnote 8). This understanding of democracy is explained further in order to provide a detailed guideline to German teachers (footnote 27, 11-12). To meet all “characteristics of a democratic society” is seen as an ambitious goal, “[b]ut some societies have come nearer to realizing this ideal than others,” which Germany should now aim for (ibid.: 12, 17). The major purpose of “education” is to give “first priority” to the described ideal in “elementary and secondary schools” (footnote 27, 12, 15). Furthermore, the report describes the three different ways for social education to be introduced (footnote 27, 16-29), and with this in mind, it is also stated that “all school subjects should contribute to social education” (footnote 27, 22). If all school subjects were to take part in social education, it could be assumed that English played an important role. After all, this was the language of the occupiers, who saw themselves as a model nation in schooling for democracy (cf. e.g. footnote 27, 11-12). Moreover, there seems to be an inherent connection between learning languages and fostering understanding among nations. This idea is taken up in point six of Directive No. 54: “School curricula should aim to promote 27 | Report of the Social Studies Committee as an appendix to the letter from OMGUS E&CR, to Warren M. Robbins, Bremen Enclave High School, November 18, 1949, in: OMGUS 4/1/1947-11/31/1949. A list of the seven members of the commission can be found on page 3. 28  |  This view of the Social Studies Committee is in line with the suggestions of the German language educators’ discourse on social education after 1945 (e.g. Oetinger 1951, Vorwort: 173; Wilhelm 1950: 134).

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understanding of and respect for other nations and to this end attention should be given to the study of modern languages without prejudice of any” (Allied Control Council 1950 [1947]: 550). With this appeal, a prominent place is assigned to language teaching – besides the call for social education, the only part of the directive that concerns the inner school reform. Also, this directive assumes that the occupiers saw a causal link between learning languages and one of the major goals of social education, namely international understanding. This interpretation is quite misleading though, which becomes evident as soon as other sources are taken into account. To give two examples, language teaching is not even mentioned in the report of the Social Studies Committee;29 nor is it referred to in the project Education of Teachers in Social Studies of the German Experts to the US program. Instead the report of the Social Studies Committee suggests the great suitability of history and geography because of their partial thematic convergence with the school subject social studies in the US (footnote 27, 22-29). In addition, the US officials saw history and geography as the subjects that had been most corrupted by National Socialism. False historiography was believed to have been one of the major causes for the spread of Nazi ideology because it led to the overestimation of the importance of the German people (cf. Müller 1995: 252-256; Geis 2001). Therefore, the Military Government sought to prioritize the reform of history and geography, which goes some way to explaining the failure to fully acknowledge the role of language teaching as a means to introduce social education into the curriculum. However, promoting the teaching of English was deliberately avoided. The contradiction between fostering democratization in the schools on the one hand and forcefully pushing forward the teaching of their own language on the other would have been too apparent, especially as Directive No. 54 decreed that language of the occupying forces was not to be prioritized. However, the Military Government still did not choose to promote foreign language teaching in general either; which it could have done without specifically supporting English. Apparently the US-Americans did not see a great democratizing potential in foreign language teaching. This makes sense when one thinks of the status of these school subjects in the US; language learning was not really incorporated in the concept of social education but was seen as far more functional (cf. e.g. Bohlen 1955a: 1-2). Moreover, English was fast becoming the foreign language of choice without any pressure from the Military Government. It had already been introduced as the first modern language to be studied in the höhere Schule under Nazi rule (Lehberger 1986: 71), for it was in line with Nazi ideology. The Nazis saw English as the language of another ‘Nordic race’ in Europe, which could serve as an example

29  |  Cf. Description of the project Education of teachers in social studies by OMGUS E&CR Education Branch, October 29, 1948, in: OMGUS 10/1/1948-12/31/1949, microfiche 7.

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in forming an empire and which might fight on Germany’s side against France.30 English language teaching remained to be important even after Great Britain had turned out to be Germany’s enemy and anti-American propaganda had become stronger during the war (cf. ibid.: 72). After World War II, nothing suggested that the popularity of English would decline – on the contrary, English was recommended as the first modern language by the Neuphilologen.31 Additionally, this language was, however slowly, becoming the only foreign language in the Volks­ schulen as well: the first school year after the war, the department of education introduced English as an elective at this school type (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1952b: 26),32 where it became obligatory in 1964 (KMK 1987 [1964]: 173).33 Consequently, there was no need for the Military Government to insist on English being taught on a larger scale. English was readily taken up. However, this does not necessarily mean that the concept of social education was also readily incorporated into the teaching of this subject. The scholarly discourse of the German modern language educators shows that social education was seen as something of a side issue.34

III. S ocial E ducation in the B avarian C urriculum The correspondence between the US Military Government and the Bavarian department of education about the school reform plans mainly focused on issues concerning the structural reform of the Bavarian school system. The Americans nevertheless were also keen to oversee the introduction of social education, and unlike the structural reform, this was not questioned by the Bavarian Government.

30 | E.g. Gräfer 1937: 172; cf. e.g. Reinfried 2001; Lehberger 2001: 109; Funk 1991: 127-129. 31 | E.g. Bischoff 1949: 54-55; The Neuphilologen were eager to standardize language teaching in West Germany and thus had to choose a foreign language as the first language to be taught in höhere Schulen, which was English (e.g. Bohlen 1949: 29) as suggested by the geopolitical situation of the time (cf. e.g. Münch 1952: 343). 32 | Bavarian Volksschulen did not offer a foreign language as a compulsory school subject at the time (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1946: 182; 1952b: 26; 1955: 437). 33  |  English was a core subject in Bavarian Mittelschulen as well with four to five lessons per week, whereas French was only an elective (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1950: 162, 187). 34  |  Heinz Fischer-Wollpert was the only German modern language educator who published more than one essay on this topic (cf. esp. Fischer-Wollpert 1956).

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Initially social education was only introduced as part of history classes. An amendment of the school regulations, issued on June 9, 1947, stipulates this for the three upper years in all höhere Schulen of Bavaria: Legal studies (“Rechtskunde”) were to be taught in the first year, constitutional studies (“Verfassungskunde”) in the second and social studies (“Gesellschaftskunde”) in the third year (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1947a: 98). Thus, modern language teaching was not part of this first introduction of social education into the Bavarian curriculum after 1945. The issuing of a 16-page syllabus in 1951 specifically on social education provides further evidence for the general adherence to the requirements set down by OMGUS.35 However, the terms democracy and international understanding are not used in the phrasing of the main goals of social education; the word democracy is actually not used in the syllabus at all but seems to have been replaced by references to the ‘Occident’. Thus, here it is ‘occidental values,’ namely peace, tolerance, justice and love which are identified as the overall goals of social education: “Als Hochziel schwebt diesem Bemühen die Verwirklichung der sozialen Ideale vor, die sich in der abendländischen Entwicklung herausgebildet haben, Friede und Toleranz, Gerechtigkeit und Liebe” (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1951a: 322). In this regard, the syllabus actually mirrors the way social education was discussed by the German modern language educators (e.g. Müller 1951: 2; Hübner 1953: 309, 312; Bohlen 1957: 20-21) instead of taking up the discourse of the American occupiers. For example, Walter Hübner, a renowned educator of modern languages, who had started his career during the Weimar Republic, insisted that the understanding among the nations of the Occident be the central task after World War II: “Die Vereinigung der Völker des Abendlandes ist die Aufgabe unserer geschichtlichen Stunde” (Hübner 1953: 309). Furthermore, Hübner demanded that the focus of language teaching was put on teaching classical literature whereas he believed that contemporary contents were less appropriate for school (ibid.). Therefore, it seems contradictory that this syllabus establishes a link between the values of the Occident and social education as promoted by the occupiers. Nevertheless, social education as defined in this post-war syllabus can easily be distinguished from the civics as required teaching taught during the Weimar

35  |  The name of the syllabus: “Politische Bildung (Sozialkunde) an den höheren Lehranstalten” (Social education in höhere Schulen; Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1951a). It included the resolutions of the Standing Conference of the Ministers of Education and Cultural Affairs of the Länder in the Federal Republic of Germany (Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland) on political education, which were issued on June 15, 1950. The corresponding timetables to the syllabus for social education: Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1951b: 210.

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Republic as stated in the Richert’sche Richtlinien36 (cf. footnote 8). In contrast, the new Bavarian syllabus put emphasis on encouraging the students towards political thinking and acting with the long-term objective to prepare the young people for their lives as responsible citizens, who take an active role in forming society (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1951a: 321-322). Also, with this Bavarian document, social education was introduced into Bavarian schools in the three different ways exactly as drawn up by OMGUS. Firstly, the separate school subject Sozialkunde was to be taught in one additional lesson in the last two years of school (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1951b: 210). The number of hours assigned to the new subject seems to be very low, but the challenge was to find space in the timetables as additional hours either increased school time or reduced the hours of other school subjects, both options would have been met with resistance from parents and the respective subject teachers. This, however, made the introduction of this new subject even more remarkable, especially since social education did not have much prestige as a scholarly subject (Gehring 1997: 257-258; Plé 1990: 252). Secondly, all school subjects were to embrace social studies as their fundamental principle, mainly through teaching the students how to express themselves and letting them do independent and individual work in the classroom (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1951a: 321-324). Thirdly, school life in general was to be geared towards the goals of social education. This was to be done by the introduction of student councils, by carrying out free discussions and by offering lectures and study trips in order to understand how companies and public administration work (ibid.: 321, 336; cf. Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1958: 76). As with the American guidelines, modern languages were not prioritized in the syllabus. On the contrary, it was again the school subject history which was the center of attention: “Eine besondere Verantwortung trägt der Geschichtsunterricht” – the teaching of history carries particular responsibility (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1951a: 321). The Bavarian department of education had already issued new guidelines in 1947 for the teaching of history (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1947b). However, the syllabus for social education attaches slightly more weight to modern languages than the guidelines given by the American occupiers. Next to history, geography, 36  |  The syllabus that is referred to here: “Richtlinien für die Lehrpläne der höheren Schulen Preußens” from 1925. The document is usually referred to as Richert’sche Richtlinien, named after Hans Richert, the assistant head of the Prussian department of education, who was in charge for the syllabus. The Richert’sche Richtlinien were to be followed in all höhere Schulen in Prussia and majorly influenced all syllabi in Germany at the time and in the future (Schröder 1982: 13, 19; Zapp/Schröder 1983: 27-28). The reprint of the parts of the syllabus which are relevant to modern language teaching including Richert’s memorandum of 1924 (regarded to be part of the syllabus): Zapp/Schröder 1983: 25-76.

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and German, foreign languages are said to be particularly useful for social education because they offer opportunities for meaningful classroom discourse (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1951a: 323). Concerning English, the syllabus gives details on what to read in the classroom. The following materials are recommended: texts on political economy by authors such as Adam Smith, texts on the industrial revolution, on imperialism, extracts from works by John Ruskin, and anything that concerns social studies such as Arnold J. Toynbee’s Study of History (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1951a: 334-339).37 It is worth noting that the syllabus indicates that from time to time the criterion of social studies should be favored over other criteria, such as literary and cultural considerations (ibid.: 334). This stance seems to be quite innovative compared to the Richert’sche Richtlinien of the Weimar Republic when literary quality and the texts’ possible contribution to Kulturkunde38 were given as the main guidelines for choosing the materials to be read in class (Zapp/Schröder 1983: 48). Evidently, it remains an open question whether reading the literature recommended by the syllabus was an effective way to democratize the country.

IV. The C ommunication be t ween the M ilitary G overnment and the B avarian D epartment of E ducation All in all, it can be said that the suggestions made by the Military Government were incorporated into the Bavarian syllabus for Sozialkunde of 1951, which included the concept of social education in the three different ways as defined by the American sources. The reasons for the consistency between the ideas of the Americans and the Bavarian curriculum are to be found in the channels of communication between the Military Government and the Bavarian department of education. First of all, the Bavarian school reform was constantly monitored by OMGUS. The proposals were checked for compliance with Clay’s telegram as well as Directive No. 54.39 This also means that social education was required to be an overall guideline for the inner school reform, and anything that was not in line with these regulations was rejected by OMGUS. 40 Therefore, the Bavarian plans incorporated 37 | Smith and Ruskin were also part of the English curriculum of the Weimar Republic (Zapp/Schröder 1983: 74). 38 | Kulturkunde were cultural studies based on distinguishing between the target and the native cultures, but cf. for a more detailed explanation: e.g. Buttjes 1991. 39  |  E.g.: Letter from OMGBY IACD, to OMGUS IACD E&RA, October 15, 1947, in: OMGUS 2/1/1947-7/31/1948, microfiche 1, 1. 40  |  E.g.: Analysis of OMGBY IACD E&RA, October 6, 1947, as an appendix to the letter from OMGBY IACD, to OMGUS IACD E&RA, October 15, 1947, in: OMGUS 2/1/1947-7/31/1948, microfiche 1.

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social education from the very beginning, in contrast to the structural school reform, which was also required by the occupiers but rejected by the Bavarian education department. The willingness to accept the goals of social education provided the department with a wider basis for arguing against structural reform. A further point that contributed to the consistency between the American and Bavarian policies on the inner reform was that the syllabus for social education of 1951 was a product of the Stiftung zum Wiederauf bau des bayerischen Bildungswesens, the so-called Stiftung Wallenburg, a Bavarian foundation for the reconstruction of education. Besides issuing this syllabus, the respective committees of this foundation were engaged in projects such as the restructuring of teacher training (Strehler 1948: 135-136). Stiftung Wallenburg was founded in 1948, around the time when the Military Government stopped insisting on the structural school reform and began to concentrate on its other programs such as the cultural exchange program. The creation of this foundation shows, however, that schools of general and vocational education were not completely abandoned by OMGUS, but influence was now wielded in a more indirect way. First, the foundation was initiated by a member of the E&RA, Charles J. Falk (Müller 1995: 170), which already shows the involvement of the Military Government. Second, the Military Government provided the organization with an endowment fund and the reconstruction of the castle Schloss Wallenburg near Miesbach in Upper Bavaria, where the meetings were to take place (Strehler 1948: 135). 41 Third, a handful of educational officers always represented the Military Government at the meetings of the Stiftung (ibid.). Fourth, the careers of the committees’ members were furthered through the cultural exchange program; for example, university professor Paul Wilpert not only chaired the meetings of the committee in charge of drawing up the overall guidelines for education in Bavaria (Zieleausschuss; ibid.: 137), but was also sponsored to take part in the German Experts to the US program. 42 The Bavarian department of education, however, could exert its authority in Stiftung Wallenburg in an even more effective way. All members of the committees had to be confirmed by the minister. 43 One member in the board of trustees was appointed by the department, two members were Bavarian educators who were involved in the practical training of prospective English language teachers and only two further members were representatives of the Military Government (Müller 41  |  A place outside Munich was chosen so that the members of the committees would stay over several days and get to know each other better. During the renovation of Schloss Wallenburg, however, the meetings took place in the Textbook and Curriculum Center in Munich (until June 10, 1948; Pilgert 1951b: 40-60; Strehler 1948: 135); later the foundation was moved to Kempfenhausen at Lake Starnberg (at the end of 1948; Müller 1995: 170). 42  |  Cf. Project description Curriculum and Curriculum Making by OMGUS E&CR Education Branch, no date, in: OMGUS 10/1/1948-12/31/1949, microfiche 2. 43  |  The members of the committees were appointed by the board of directors, which consisted of one representative for each school type (cf. Strehler 1948: 135; Müller 1995: 170).

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1995: 170). Officially, the work of the committees was to be completely autonomous from instructions both from the department of education and the Military Government (Strehler 1948: 135; Bertram 1949: 11; Müller 1995: 170), but the Americans had initiated and financed the foundation, and the department of education could ensure the committees included loyal members (cf. Müller 1995: 170). The committee chaired by Paul Wilpert, which elaborated the guidelines for education, put particular emphasis on the ‘inner school reform’ (Strehler 1948: 137). The report of this committee did not recommend a structural school reform but instead saw the aim of setting overall guidelines as the guarantee for an “innere Einheit des gesamten Schulwesens” (ibid.) – the inner unity of the whole school system. The committee explicitly expressed its unanimous opinion that the new goals of schooling be reached through an inner reform instead of a structural one and stated that it did not share the views of the Military Government in this regard (Cramer 1949: 13; Strehler 1948: 137, 141). 44 The reason given by the committee was that there were three natural occupational groups in society, for which the students had to be prepared in three different types of schools after four years of the primary level (Cramer 1949: 13; Strehler 1948: 141, 144-145). 45 In the same way, the foundation opposed the OMGUS requirement to extend the primary level to six years (Strehler 1948: 145). The views of the committee give an indication of the standpoint of the entire foundation and suggest that the influence of the department of education was the dominant one. Thus, all in all, exactly like the Bavarian department of education, Stiftung Wallenburg pursued an inner reform and refused to implement a structural one (Taylor 1952: 54). The Military Government did not intervene in any way, but had apparently chosen not to exert much direct influence on the school reform any longer, which was probably the reason for the initiation of Stiftung Wallenburg in the first place. Due to this withdrawal and the policies of the Bavarian department of education, the continuance of the multi-track school system in Bavaria was ensured, which continues to this day. The failure to reform the Bavarian school system, however, provided more opportunities for social education to be put forward. Considering the composition of the Stiftung, it is not surprising that it created a syllabus for social education in order to provide the curricular basis for the new post-war orientation of Bavarian

44  |  The committee accepted the structural recommendations of the Military Government as a “Fernziel” – a long term objective (Strehler 1948: 142, 145). Such delaying tactics were also employed by the department of education when it was required to issue school reform plans including a structural reform (cf. on the position of the department: Bayerisches Staats­ministerium für Unterricht und Kultus 1952a: 198). 45  |  Cf. Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus 1949: 9. For the American perspective: Taylor 1952: 55.

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education. 46 The department’s motives were not only to distract attention away from the multi-track system but also a genuine interest in implementing the inner reform as part of striving for acceptance as a member of the western world community (Gehring 1997: 257). In this regard, the syllabus of 1951 implemented the goals of the (former) American occupiers in full – at least on paper. However, English language teaching was not central to this syllabus at all; indeed it was more of a side issue in the concept of social education both for the US-Americans and the department. In contrast, a glimpse into the discourse of the German modern language educators shows that it could have easily been argued for English to be among the most suitable of school subjects to communicate social education to the students. Although the Neuphilologen were not particularly interested in the introduction of social education to their syllabi, not least because lesson time was to be filled with literature and language learning, there is a small number of articles to be found in their journals, in which they argue for making social education a major goal of English language teaching. In these contributions, the importance of social education is praised and there are calls for it to be accepted as the strict guideline for the teaching of English in order to teach democratic life, to help the students on their way to becoming responsible citizens (e.g. Fischer-Wollpert 1956: 166-167; Wilhelm 1950: 13447), and to work toward international understanding (e.g. Geissler 1949: 317). Social education was given priority over literature, which, in turn, was restricted to German lessons (Fischer-Wollpert 1956: 166-167). Furthermore, modern language teaching was seen to rely on the methods of discussing and debating, which were to simultaneously improve the students’ democratic skills (Wilhelm 1950: 134-135). Listening to a foreign language was said to require deep concentration and thus ‘listening to other opinions,’ another skill needed in a democracy, could be practiced easily in the language classroom (ibid.). In addition, foreign languages were believed to enhance thinking in a simple way, which would in turn help with solving problems of society; a type of thinking that the Germans struggled with, the educators argued (ibid.); a foreign language learner often had to contend with a lack of vocabulary and grammatical structures, which could come in useful: Complicated things automatically had to be expressed in a simple way. It was also said that the English language would 46  |  In addition to issuing this syllabus, social education was also tested in a school pilot project, the so-called ‘Beispielkreis Weilheim für den Wiederaufbau des Bayerischen Bildungswesens’, which was sponsored by OMGUS (cf. Cramer/Strehler 1953: 69; Pilgert 1951b: 50f.; Müller 1995: 270-271; Pilgert 1951b: 50; Weigl/Huber 1953: 69, 75). The focus was on working with the essential methods for the implementation of the syllabus, such as group work and classroom discussions (Müller 1995: 270-271; cf. on an evaluation of the project: Pilgert 1951b: 51; Müller 1995: 271). 47  |  Theodor Wilhelm was actually not a Neuphilologe but a jurist and educationalist, who played an important role in the post war discourse on political education (cf. esp. Oetinger 1951; on political education and English language teaching cf. esp. Wilhelm 1950).

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be particularly useful as its vocabulary encouraged concrete thinking. 48 Another aspect mentioned in the educators’ journals was the possibility of reading English newspapers as part of social education, for the English press had a great tradition in contrast to the post-war press in Germany (Fischer-Wollpert 1952: 537). The American occupiers apparently did not consider these points and chose not to put much energy into incorporating English language teaching into the concept of social education. The policies of the Bavarian department of education did not seem to be much different and modern languages were only slightly more prominent in the syllabus for social education of 1951 than in the American requirements. Looking at the composition of the committee of Stiftung Wallenburg which issued the syllabus, this is not entirely surprising, because nobody was there to represent modern languages (cf. list of members: Strehler 1948: 136). The findings suggest that the Bavarian department of education fully implemented the suggestions of the Military Government on social education. With the syllabus issued in 1951, it introduced Sozialkunde firstly as a school subject, secondly as a fundamental principle for each school subject and thirdly as the guideline for school life in general. However, both the Military Government and the Bavarian department of education did not assign a prominent place to modern language teaching in the concept of social education. All in all, the school subject English was apparently not considered to be essential in the pursuit of the goals of social education, namely in developing democracy and international understanding – despite the fact that the language in question was the occupiers’ own mother tongue and language teaching could have easily been associated with the goals of reeducation. Thus, the English classroom was not to play a major role in preventing the students from becoming the easy “prey to the propagandist when he comes” (Lewis 1946: 14).

A cknowledgements I wish to thank Sarah Boye, MA, for kindly editing the text, PD Dr. Robert Perneczky for proof-reading and Prof. Dr. h.c. Friederike Klippel for her invaluable advice.

48  |  One of Wilhelm’s examples is the meaning of the word community, which both means ‘a group of people who share something’ and ‘a group of people who live in the same area’, which is expressed by two separate words in German, Gemeinschaft and Gemeinde (Wilhelm 1950: 134).

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Nazi Germany in American Fiction Thomas Wolfe and Thomas Pynchon 1 Dieter Meindl

I. P rofiles : W olfe and P ynchon – D elimiting the A merican P ost-W ar N ovel Considering this book’s general topic, American/German cultural encounters 1945-1965, one notes that, during the period indicated, American novels – meaning those that have become enshrined in literary history – paid scant attention to Germany. Why should Germany, whether West or East Germany and even the country’s ruinous and surreptitiously lingering Nazi era, have been of limited interest to American post-war novelists, that is, the high-grade practitioners of the genre?2 Regarding West Germany, the reticence in question seems referable to the status of trusted Cold War ally speedily acquired by the German Federal Republic, where American reeducation and German reorientation were proving a stunning success. This “new” Germany, a western democracy that averted its eyes from the country’s immediate past and embraced Americanization, must have struck ambitious American novel writers and readers as no more engrossing than a love novel about a married couple happy and promising to remain so. The German Democratic Republic was equally ignored, though probably on different grounds. Sealed off as part of the Communist block, it would have impeded and discouraged treatment. What should be emphasized is that we are dealing here with Höhenkammliteratur, not popular novelistic types such as the Cold War espionage novel and not even with such honest pieces of work as Irwin Shaw’s The Young Lions (1948), one among other knowledgeable war novels featuring American and German soldiers. In terms of US literary history, the impressive novelistic canvases of Germany created by Thomas Wolfe and Thomas Pynchon delimit, or flank, the war/post1  |  I am grateful to Phillip Beard and David Heath for linguistic advice. 2  |  A notable exception is John Hawkes, a forerunner of postmodernism with The Cannibal (1949), an experimental fiction presenting a devastated Germany in surrealist fashion.

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war era, the pertinent texts acting as a frame for, and foil to, that era. In conjunction, Wolfe and Pynchon convey what was largely ignored in the American/German post-war encounter, or alliance, but has considerable claims on the cultural scholar’s attention today. Wolfe was perhaps the last American writer of note to really ‘love’ Germany. This, however, did not prevent him from expressing criticism of Germany and Germans even before the advent of Nazi Germany. Thus, “Oktoberfest,” which is basically derived from Wolfe’s stay in Munich in 1928 and became Book Seven of his first posthumous novel, The Web and the Rock (1939), contains passages liable to strike the present-day reader as prophetic parables of the Holocaust.3 What really ended Wolfe’s romance with Germany, however, was his sixth and last visit there in 1936. He perceived that Germany, his second fatherland – a “magic land” that “had been his soul’s dark wonder” (640), as George Webber, Wolfe’s surrogate in the two posthumous novels, realizes in You Can’t Go Home Again (1940) – was morally ruined, though his love of, and concern for, German people remained intact. 4 Wolfe, partially of German descent on his father’s side and coeval with his century, is often called a romantic. His fiction on Germany stems mostly from his late, more society- and politics-oriented period. It was after becoming “the most alert novelist of depression America” (Kazin 1956: 371) that he turned to a settling of accounts with Nazi Germany, a painful and protracted process. With his two earlier novels, Look Homeward, Angel (1929) and Of Time and the River (1935), both translated into German by 1936, he had won an avid readership in Germany, as his work would do again after the war, in which Wolfe’s writings were banned in Nazi Germany following its declaration of war on the US in December 1941. Even then Wolfe continued to be read, with texts of his filtering into early concentration camps (cf. Stokes 1999; Stokes 2007; Rogers 1995). The second writer to be discussed here, Thomas Pynchon, never shared Thomas Wolfe’s outspoken love of Germany. In apostolic terms, he was the “Doubting Thomas” of the two, evincing fascination, tinged with awe and disgust, for German history. After touching on Germany’s colonial history in Africa and on the Bavarian Thurn und Taxis postal monopoly with, respectively, V. (1963) and The Crying of Lot 49 (1966), Pynchon, in his third novel, Gravity’s Rainbow (1973), 3  |  The author worked on his material at various times between Hitler’s accession to power in 1933 and his own untimely death in 1938. 4 | In concluding Book Seven, “A Wind Is Rising, and the Rivers Flow,” of You Can’t Go Home Again, George Webber reminisces about how German people “unburdened themselves to me, a stranger […] because they knew the love I bore them and their land,” and about their “stories of concentration camps and pogroms” (Wolfe 1970b: 666) as well as instances of the plight of the German Jews. Wolfe’s two posthumous novels, which contain his best writing about Germany, had to be edited to a certain extent and have been a matter of controversy as to the texts’ authenticity and reliability. They seem satisfactory for the aims pursued in this essay.

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painted a picture, as fantastic as insightful, of Nazi Germany’s collapse and its aftermath.5 The two writers treated here look in opposite directions. Wolfe foreboded, witnessed, and exposed Nazi evil, to which Pynchon recurs as a somber and bizarre phenomenon, achieving a perspective that transcends Nazi Germany and figures as a critique of western civilization and beyond. Presumably, Gravity’s Rainbow, the Pynchon text focused on here, also contributed to launching Holocaust literature, whose boom the text foresees.6 The Holocaust has definitively reinserted Germany on America’s literary map. Thus, Cold War American indifference to the Nazi era as well as German psychological repression of it have undergone a complete reversal, which suggests that there was something lacking in US reeducation and German reorientation after the war.

II. W olfe : L iter ary M odernism and L ife P hilosophy The treatment of Germany by Wolfe and Pynchon reflects the literary periods the two writers belong to, respectively modernism and postmodernism. Wolfe, unfortunately, is nowadays no longer mentioned in the same breath with other great modernists, such as Faulkner, who admired him: “I believed Wolfe tried to do the greatest of the impossible, that he tried to reduce all human experience to literature” (qtd. in Meriwether/Millgate 1968: 81). Postmodern critics have largely ignored Wolfe as well as the modernist holism Faulkner credited him with. Thus, Michael Bell projects the typically postmodern notion of the “linguistic turn” onto modernism: “[…] by the early teens of the [twentieth] century […] rather than describing or reflecting the world, language was now seen to form it” (1999: 16). François Lyotard, though a postmodern pundit, knew better. In a context focussing notably on Proust and Joyce and seeking to determine the rise of the postmodern from what he calls ‘modernity’, he emphasizes “the incommensurability of reality to concept,” anchoring what is called ‘modernism’ here in “Ideas of which no presentation is possible”: “We have the Idea of the world (the totality of what is), but we do not have the capacity to show an example of it” (1984: 78f.). This roughly tallies with Faulkner’s view that he and Wolfe were prepared to court failure in their attempt to convey “all human experience.” Generally, the modernist urge to achieve existential all-inclusiveness runs counter to the selectivity of the mind (and of narrative, so given to the specific and concrete), just as speech, the mind’s correlate, cannot directly convey ineffable life. In the following statement, neo-Heideggerian philosopher Giorgio Agamben apparently implies that, rather 5  |  Pynchon’s continuing interest in Germany seems best exemplified by Against the Day (2006), a far-ranging novel set in the imperialist (pre-)World War I era. 6  |  And satirizes: “Extermination camps will be turned into tourist attractions, foreigners with cameras will come piling through in droves, tickled and shivering with guilt” (Pynchon 1973: 453).

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than conveying life, mind – singular, subjective, and individual – much better serves to differentiate between life’s particles in thought and speech: “[…] everything happens as if, in our culture, life were what cannot be defined, yet, precisely for this reason, must be ceaselessly articulated” (2004: 13). In “No Door: A Story of Time and the Wanderer,” a novella, Wolfe uses – to borrow Lyotard’s term – “negative presentation” of life (Lyotard 1984: 78). He takes advantage of the very isolation of his narrator walking among city people “as a phantom who can never grasp their life or make their time [his] own“ (Wolfe 1961: 161) in conveying a sense, or intimation, of the totality of life, also referred to as “dark time” in the text (80, 198). The Wolfean narrator-protagonist, a writer by profession or temperament, is haunted by the whole past, all life and time, yet kept apart from these by the mind’s insularity and singularity. For all his volubility, he also often lacks words, or, which comes to the same thing, his rhetoric is engendered by the living whole he participates in, but can never fully express. Thus, in “No Door,” he says of stranded lodgers in a house: “I felt that I had known them forever, and had no words to say to them” (203). Typically, modernist epistemological skepticism about language is complemented by experimentation with language and celebration of art – the writer’s craft – as a new religion. Aimed at conveying life and time as a whole, the modernists’ totalizing approach often seeks to tunnel below the irremediably specific mind so as to gain access to a dimension all-embracing and, given that language always differentiates, preverbal.7 Modernism can be associated with a tradition of thought that decenters the mind, or, rather, the cognizant subject (Erkenntnissubjekt). This tradition of life philosophy, as it is aptly called, bestows epistemological precedence on the all-encompassing existential dimension: Schopenhauser’s “life-will,” Bergson’s “élan vital,” Nietzsche’s “unexhausted, procreating life-will” (1993: 196), William James’s “stream of thought, of consciousness, or of subjective life” (1983: 233; James’s emphasis)8, and Heidegger’s “Sein” (Being). These thinkers view the mind as evolved into a subject-object structure, but also as embedded in the totality and motion of life, which cradles the mind, as it were, but can do, and long did, without it. This existential metaphysics corresponds to the collapse of old metaphysics, the disintegration of Christian belief in a transcendent beyond, whose disappearance left modernist fiction precisely with life to suggest somehow in a recalcitrant medium, speech.9 7 | Faulkner’s Absalom, Absalom! (1936), basically a modernist statement, has the Sutpens first emerge “in notlanguage” (1951: 9): as bizarre ghosts taking shape in the novel’s listener, Quentin Compson. 8  |  James’s famous expression appears to imply the transitional nature of the experiential stream as subjective on the one hand and as participating in the flow of life on the other. 9  |  Sanford Schwartz points out “a global shift from the developmental (or ‘before-andafter’) paradigms of the nineteenth century to the structural (or ‘surface-and-depth’) paradigms of the twentieth” (1985: 5). Evidently, Hegel and Marx thought in terms of history,

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According to Michail Bakhtin, the grotesque expresses “life as a whole” (1984: 50) – hence the grotesque’s tonal span between the serious or horror-inspiring and the comic as well as its conflation of such rationally differentiating categories as human, animal, plant, animate, and inanimate (cf. Meindl 1996: ch. 1). In notebook entries and letters, Wolfe habitually depicted Germans as grotesque. Writing to his Jewish mistress, Aline Bernstein, he calls them “brutal, beer swilling people [...] spiritually grand” (1956: 141). In “Dark in the Forest, Strange as Time” (1933), a story whose principal setting is a train on its way from Munich to the Alps, Wolfe delineates a German in the train’s dining-car: “a great swine face and a forehead of noble and lonely thought” (1935: 110). In this text, the all-encompassing grotesque and time with its abysmal depth converge. The story’s focalizing figure, a young American, feels he is coming home to his “father’s country” as the train passes through somber forests filled with “a dark music, a haunting memory, never wholly to be captured” (105). This memory expands into a vision of the Germanic past, “the blind forest horrors of barbaric times” (107). Reaching even deeper, rhetoric is marshaled to evoke the ultimate human past, suggesting a dimension immemorial and fundamentally preverbal, an imponderable stage in evolution: “the terrible fusion of the brute and of the spirit” (ibid.).

III. W olfe : M odernism and A nti -S emitism The protagonist of “Dark in the Forest, Strange as Time” is a German Jew. Dying of consumption, the emaciated tall man is put on a train, bundled off, as it were, at Munich Central Station by his obviously unfaithful wife, a German-looking beauty, whose eyes have a “smoke-blue” quality. The Jew’s “visage” is “nobly tragic with the badge of death” (98f.). This is one of Wolfe’s intriguing prophetic parables of the Holocaust, a catastrophe he apparently sensed, but never really learned about. How does this text tally with the anti-Semitism, and generally racism, Robert Brinkmeyer and others allege the author shared with other modernists? In Wolfe, it would seem, anti-Semitism, or any other kind of racism and xenophobia, was first and foremost a home-grown product, not related to the rising tide of ideological European Fascism. A bias perhaps rather than a bane, such reflexes of Wolfe’s were derived from attitudes long common in the North Carolina mountains, where, on his mother’s side, the Wolfe family had deep roots. In private conversations and writings, particularly his notebooks, Wolfe occasionally revealed anti-Sehorizontally, so to speak. Both proceeded in conformity with the subject/object structure of the mind, with Hegel emphasizing the progress of the ever synthesizing enlightened spirit and Marx trusting in the advent of a classless society as the objective result of history. Respectively idealist or materialist, such thinking is sometimes subsumed under the term Bewusstseinsphilosophie. Life philosophy, in which Sein decenters Bewusstsein, thinks “vertically,” as it were, about what underlies the mind.

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mitic sentiments.10 But should he not be given all the more credit for creatively overcoming that propensity in texts that belong among the best fiction he wrote? What could have saved Wolfe from following other modernists (Pound, Céline, D’Annunzio) into Fascism was his very modernism, his fierce desire for all-inclusiveness. Nowhere in time’s shrouded eons does Wolfe perceive a master race of Aryans; rather, his old Teutons, occupying the spectrum between the swine and the spirit just as his contemporary Germans do, seem emblematic of man’s ambiguous heritage through the ages. Is there a contents-related contiguity between modernist literature’s harking back to human life’s primordial origins and pseudo-biological Nazi schemes to rule its unruly course forward? If so, Wolfe was never tempted by that mental short-cut into supporting Nazism, but wrote some of his best texts fighting it. Painfully obtuse, as some Wolfean remarks may sound to a post-Holocaust reader, Wolfe had remarkably sound instincts as a creative writer, particularly as regards his Jewish characters. His provincial anti-Semitism can also be regarded offset by the fact that the most important woman in his life was Jewish. Her fictionalized portrait constitutes a link between his tall German Jew in the text just commented on and his most complex Jewish character, the protagonist of “I Have a Thing to Tell You” (1937), a story in which Wolfe attacked Nazi Germany. What also enjoins the following comment on the George Webber/ Esther Jack affair is the theme of love, which is all important for the parallel between Wolfe and Pynchon to be drawn in this essay. Wolfe’s deepest and longest love relationship was with Aline Bernstein: New York upper class, a successful stage designer, a wife and mother almost twenty years his senior, and intermittently his mistress from 1925 to at least 1929. Wolfe’s full literary treatment of that love affair occupies Books Four to Six of The Web and the Rock.11 The story of George and Esther is a love story, though puritan and/or gentlemanly reticence – both referable to Wolfe’s regional background – about sex makes it hard to determine when George and Esther become lovers in the flesh. George desires Esther, but also admires her: particularly, for her faith in a job well done whether it be cooking or making a dress or the scenery of a play. To his mind, her skills save her from idle wastefulness common amongst well-situated matrons. In fact, much of what Esther does, from her professional work to her personal art de vivre, tends to approximate artistic creativity. And most of her qualities, which include humor and a sense of community, are associated with Jewish 10  |  To the present writer, Wolfe is at his worst in this notebook cerebration: “in Germany you are free to speak and write that you do not like Jews and that you think that Jews are bad, corrupt, and unpleasant people. In America you are not free to say this” (1970a: 74). 11  |  Wolfe’s autobiographically inspired cycle of fiction led to Eugene Gant’s and Esther’s encounter at the end of his second novel, Of Time and the River (1935). His decision to start the cycle anew (and thus disrupt it) so as to make it more “objective” (“Author’s Note,” 1972: 7), joins up George Webber and Esther Jack. One guesses that the cycle would have become more “objective” anyway in treating depression America and Nazi Germany.

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culture. So what we at first have is philosemitic writing, certainly on the exoticist side, but also related to modernism, as Esther embodies an ethnically defined principle of making life fuller: “One of the finest elements in the Jewish character is its sensuous love of richness and abundance: the Jew hates what is savourless and stingy in life […] he loves warmth and opulence, and he is right” (1972: 412). This openness to life, authorial voice and Webber’s point of view concur and merge in telling us, is not a financial matter; for, as we learn, the moneyless Jews of that time and place “ate, drank, and fornicated with a will. The poor Jews also enjoyed life” (535). Such admiration of Jewry reflects George’s and Esther’s initial happiness, “The Magic Year” (title of Book Four) in which love, work, and good living converge for the couple. Esther even finds a loft for George to live and write in, a love-nest to which she resorts around noon to cook for him and do work of her own. Why, then, does their relationship disintegrate? Superficially, the change overtaking the couple results from George’s increasing criticism of Esther’s entourage: the rich, powerful, and callous, as well as the theater crowd, judged by him as infected with artificiality and profligacy. He starts distrusting the childlike joy with which Esther relishes the esteem shown her for her kindness and professional ability. In addition, he smarts under the aversion his 1,400-page manuscript generates in publishers, whom, for his part, he treats with truculent, somewhat heavy-handed satire in Book Five, “Life and Letters,” where the directors of the firm of Rawng and Wright are depicted as evaluating manuscripts by weighing them in their hands and sniffing at them. Finally, in Book Six, “Love’s Bitter Mystery,” George’s frustration and animosity settle on Esther. A fully evolved authorial voice in the text exposes the protagonist’s “madness” in charging Esther with having destroyed him and his talent as a writer and in disregarding her passionate protestations of love and faithfulness. For George, Esther has become the epitome of “the rich and sensual Jewish women he had seen at her apartment,” women “merry about adultery” (615), whom he also views as superficial and fashion-driven in their intellectual tastes. Such anti-Semitism, it stands to reason, is no less functional and occasion-related than his former philosemitism. The narrative voice, severed from Webber’s viewpoint, considers “the abomination of shame in which his life lay drowned” to be of his own doing (617). I want to advance the view that George’s transformation is fundamentally derived from his artistic temper saturated with modernism’s all-encompassing desire for ‘life’. The love affair is based on extended midday trysts not encroaching on Esther’s evenings devoted to her work at the theatre and to her family and social circle: a set-up devoid of change and a future. His writing temporarily in abeyance, George chafes under a static and repetitive relationship that goes against the very grain of the modernist existential and aesthetic creed. Loved and pampered by a middle-aged lady whose love George still prizes, as frequent upsurges of his own indicate, he finds his capacity for enjoying life reduced, so that he concludes she has caused him to lose his “squeal” (671), his animal exuberance about life. He also more or less consciously tries to delude himself so as to salve his conscience.

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If Esther is the great Jewish harlot, a devouress of young men, is it not only his right but his moral duty to leave her and go on exploring the world and time entire? Actually, he, rather than she, is the devourer, apparently not aware of the fact that “what he loved and got his hands upon he squeezed dry” (457). He mulcts Esther thoroughly of her and her family’s past: Quite haunting evocations of old New York recited in part in her own voice and featuring her jolly actor father, who hobnobbed with Theodore Roosevelt and took her on a visit to a German, the man who built Brooklyn Bridge. In these remembrances, Esther takes center stage as a smart and rosy-faced elfin little girl skipping through the towering metropolis, her garden of delight. But what else can Esther give George after he has swallowed up her past and her declining present? George Webber and Wolfe’s novel obey the in-built precept of modernism: to move on with life, to more and different life and to the writing of further books.

IV. W olfe : E ncountering P re -N a zi and N a zi G ermany George leaves Esther and goes to Germany via France12 . The Web and the Rock’s concluding Book, “Oktoberfest,” recounts Webber’s visit to the Bavarian capital, where he is gripped by a truly Faustian hunger for total experience, for “wolfing” life, as it were: “to get his hands upon the palpable and impossible body, the magnificent plenitude, of a whole groaning earth, to devour it, to consume it, to have and hold it for his own for ever” (731). His desire, reaching beyond physical aspects, is directed to virtually everything humanity has thought and wrought. Germany becomes a metaphor for the sum total of life sensed in the present moment, but defying attempts to hold it fast and articulate it: “He wanted to possess in its entirety, fathom in its profundity, utter in its finality, that which was in itself unpossessable, unfathomable, and unutterable – the old Germanic and swarm-haunted mind of man” (732). Wolfe’s prophetic vein comes to the fore in Oktoberfest mass scenes that, almost inevitably nowadays, suggest comparisons with the Nazi mass rallies’ appeal 12 | The issue of anti-Semitism does not necessarily fade out of the text with “Paris,” chapter 45 of The Web and the Rock. Note the portrait of a “flashily dressed BrooklynBroadway Jew” (709f.) who, somewhat in the tradition of Mark Twain’s The Innocents Abroad, heaps ridicule on the night-life of Paris, tame to him in comparison with that of “Noo Yawk” (711). This episode works toward assimilating a Jew to other, non-Jewish American tourists receiving satiric treatment. The Parisian tout, who inveigles Wolfe’s naive young protagonist into visiting a brothel, features “a large, hooked nose of avarice, a vulpine face” (ibid.) and is thus, unthinkingly perhaps, sketched by resorting to well-known antiSemitic imagery, though not explicitly identified as a Jew. The careless use of allegedly ethnic features as a shorthand characterization device in establishing subsidiary characters obviously was a common literary procedure in pre-Holocaust days.

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to aggressive instincts: “it seemed to [Webber] that nothing on earth could resist [the Germans] – that they must smash whatever they came against. He understood now why other nations feared them so” (742). A truly dire note is struck for the post-Holocaust reader as Webber visits the Fair’s oxen roaster: “And it seemed to him that above this dense mass of people that swayed along so slowly, there hovered for ever in the thin, cold air an odour of slaughtered flesh” (737). When, in You Can’t Go Home Again, Webber, back in New York, meets Esther again, there is no duplicating their former love affair. She invites him to a party at Jack’s in a “solid-seeming” (1970b: 86) high-rise affected by tremors from a train tunnel underneath and catching fire under the roof during the party: apt symbolism for the imminent Great Depression. The lovers (the literary ones) part with their love and dignity intact. In Brooklyn, Webber (as Wolfe did) records the life of the disinherited of America, unwittingly preparing himself for even more sobering experiences: Nazi Germany in 1936. In Berlin, watching the military pageantry of the Olympic Games, presided over by “The Dark Messiah” (heading of chapter 38), as “ten thousand leather boots [come] together,” Webber hears “the sound of war” (573). A final disenchantment is in store for him. Leaving Germany, he witnesses a fellow train traveler being arrested by border officials: as a Jew trying to escape from Germany, his country.13 This little man, upon arriving in the compartment, had, it seems, struck Webber as typically German in his sourness and pedantry so that the American secretly baptized him “Fuss-and-Fidget.” After the arrest, Webber and his compartment companions feel they are “saying farewell, not to a man, but to humanity” (637). Esther Jack, the tall consumptive, and Fuss-and-Fidget are Wolfe’s most memorable Jewish characters.14 Wolfe, tempering his exuberant modernism with a sense of social concern and political responsibility, attained a modified, more moral modernism.15 Yet his modernist epistemology and intended objectivism converge, given that the cruelty, brute force, and racial nonsense Webber observes in Nazi Germany are but a recrudescence of something that already was a component of Wolfe’s magic Germany: old barbarism, something evil in the human being from his beginnings “dark in the forest, strange as time” and also sensed by Wolfe-Webber in violent Oktoberfest revels. This human heritage becomes the subject of political intuition 13  |  A border incident of this nature was the experience triggering Wolfe’s “I Have a Thing to Tell You” (1937), the story that, revised and expanded, became Book Six, of the same title, in You Can’t Go Home Again. 14  |  Cf., as a companion piece to the present, more contextualizing essay, Meindl 2009, which focuses on the protagonists of “Dark in the Forest, Strange as Time” and “I Have a Thing to Tell You.” Fuss-and-Fidget is a complex character indeed: a Jew as (or posing as?) an unpleasant German, a scared creature, and a savior figure. 15  |  Wolfe adopts chief features of nineteen-century realism: illusionism (Webber’s disenchantment about Germany), a focus on society (as opposed to modernist orientation toward life), a central concern with justice.

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and ethical reflection in You Can’t Go Home Again, in which Wolfe’s love-story with Germany draws to its somber close. The last words in the novel are: “Whereon the pillars of this earth are founded, towards which the conscience of the world is tending – a wind is rising, and the rivers flow” (680). This reproduces the ending of the magazine version of the story. The pillars of earth, one hopes, will yet be founded on justice, even as storms, wars notably, threaten, while life and time, supplying the arteries of the metanarrative of modernism, as it were, flow on. In Berlin, Webber registers a strange climate of chronic mutual distrust among his admiring German friends. Though consistently anti-Nazi and thus politically of one mind, they love and trust only him, the outsider. Here, Wolfe deftly grasps and depicts the social fabric of totalitarianism. The regime, bent on organizing the population down to their most private relationships, disallows any human feeling ever so slightly menacing to compete with allegiance to the state; the individual, totally subservient to a mythic aggregate, the Volk, ceases to be an individual and, not unjustly, stops believing that anybody could mean him any good (cf. Arendt 1951: esp. 407f.). In Berlin, Webber’s best friend is Franz Heilig, an intellectual who despises the Nazis, but, when contemplating exile abroad, seems oblivious of his girl friend, with whom he lives.16 Totalitarianism, often metaphorically called a disease, surely is contagious. Ultimately, one wonders whether Webber is not himself somewhat affected by the totalitarian climate, whether he is any holier than Heilig. Riding the crest of his popularity in Berlin, Webber reaps emotional fringe benefits: “The women seemed to worship at the shrine of Fame” (1970b: 569). His Berlin sweetheart, Else von Kohler, receives only stinting notice, before entering the limelight for an instant when she, with Webber’s other German friends, says farewell to him at the station: “Be good man. Be great one that I know. Be religious man” (606), words followed by a passionate embrace – there is no more mention of Else in the novel’s remaining seventy-five pages.17 The attenuation of the love theme in Wolfe’s second posthumous novel takes us to Pynchon’s Gravity’s Rainbow, where love is at a low ebb indeed. 16  |  Heilig would be good material for totalitarianism, were he not too intelligent to share the Nazis’ preposterous philosophy and unrealistic goals. Totalitarianism rose from the breakdown of the nation-state founded on a class- and party-system. Hitler’s party considered itself a movement rather than a party, despite its name, “National Socialist German Workers Party”: a fivefold lie because the NSDAP was conceived as supranational and race-based, possessed no affinities with socialism or the working class, and recruited its members mostly amongst politically vague, often frustrated people, hostile to all political parties, as Heilig is opposed to all -isms. 17 | Wolfe’s Berlin mistress, Thea Voelcker, a striking Valkyrie approximating Wolfe’s height, never hoped that their stormy and heart-breaking affair would last, but wanted his child. In 1941, she committed suicide, after another disappointment in love, this time with a married German (cf. Stokes 2005, based on letters Voelcker sent to Wolfe, back in America).

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V. P ynchon : P ostmodernism When the post-war era petered out, Pynchon began publishing novels with worlds as fantastic as familiar, as dismal as comic, and pervaded by an aura of paranoia and entropy. How to relate postmodernist Pynchon to Wolfe, a rhetorical, but fundamentally language-doubting modernist master? According to Brian McHale, the dominant of modernist fiction is epistemological and that of postmodernist fiction ontological. Modernist narratives tend to be concerned with problems of knowing and reliability – witness Webber’s shift from pro- to anti-Semitism in his affair with Esther Jack. Gravity’s Rainbow does not generally call for epistemological distinctions. Turning to “Beyond the Zero,” the first of the novel’s four parts, one notes that little insight is provided by calling the amazing imbroglio of science and secret services in war-time London realistic and the giant St. James Adenoid, born in the pharynx of Lord Osmo and threatening to swamp the city, fantastic. Once one stakes his faith on words and views language as subtending reality, distinctions between the possible and the impossible, fact and fiction, become secondary. Postmodernist texts present ontologically proliferating landscapes derived from varieties of discourse impossible to subject to a synthesizing master narrative – or almost impossible; for the omnipresent war- and politics-transcending economy-related cartel alluded to as “them” looms in Gravity’s Rainbow as a kind of metanarrative: “The true war is a celebration of markets” (Pynchon 1973: 105). Such a relativization of the notion that postmodernist texts abhor master narratives accords well with the postmodern condition. Be it remembered that Jacques Derrida’s différance, famously (mis)spelt with an a, points to that linguistic principle according to which, in the signifying process, differentiation occurs and is simultaneously deferred by clusters of significations adhering to the sign due to its systemic interlinkage. Différance hence figures as the relativization of linguistic difference. Given that absolute relativism would revert to absolutism, such a monster as an unconditionally postmodernist novel wholly embracing relativization cannot exist. Residual former master narratives and traditional narrative devices pervade postmodernist texts, which nevertheless remain relativism-dominated. To sum up the modernist/postmodern rapport: Lyotard holds that “modern[ist] aesthetics […] allows the unpresentable to be put forward only as the missing contents” (1984: 81), which corresponds to the allusive manner in which, it was shown, Wolfe tends to convey – ex negativo, as it were – life, conceived as “dark time” evading the mind’s grasp. “The postmodern,” for Lyotard, “would be that which […] puts forward the unpresentable in presentation,” with postmodern artists and writers “working without rules in order to formulate the rules of what will have been done” (ibid.; Lyotard’s emphasis). Even an event-style act of presentation will eventuate in an enactment relativized by rules: “Post modern would have to be understood according to the paradox of the future (post) anterior (modo)” (ibid.; emphases Lyotard’s). In other words, the preconceived and pre-established comes after the fact, relativizing what has been articulated.

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This argument can be applied to Gravity’s Rainbow’s personnel, which amounts to some 400 characters. What seems generally denied to them is their status as characters. They look varied, but are largely “flat” and prone to disappear after a quick appearance, rather than undergoing alterations. They are not so much characters, then, as figures (like Lord Osmo) that entertain and mystify the reader, rather than moving him and calling for psychological probing. All this, however, is only a general and initial impression, suggestive, one surmises, of what postmodernist figures unaffected by earlier metanarratives and sealed off from our literary heritage might be. As it is, Gravity’s Rainbow, relativizing the impression described, has its main actors, as they intermittently appear and in some measure interact, acquire features making them “roundish” characters apt to tempt the reader to identify or (more often in Pynchon) quarrel with them.

VI. P ynchon : L ove , B irth , and D e ath G one The roundest and most traditional character in Gravity’s Rainbow is Franz Pökler, one of the fathers of the V2 rocket. His tragedy, as one may justly call it, materializes in a flashback conveyed in the past tense, in the book’s third and longest part, “In the Zone,” which focuses on immediate postwar Germany. Under the Nazi régime, Pökler was a politically indifferent dreamer unhappily married to Communist Leni, who disappeared with their little daughter, Ilse. Years later, Ilse returned to him from a “re-education” camp, where she apparently lived with her mother. A ribbon in her hair, she whispered bedtime stories about living on the moon to her rocket-engineer daddy – if she was Ilse; for the text soon raises the question as to whether she was not just a little girl sent to make her “father” happy and thus get him in top shape for his work. Then she was gone, leaving a message that began “Papi, they want me back” (Pynchon 1973: 414). In the following year’s summer, Ilse (the original, second, or a third one?), taller and more mature, reappeared, with the news that Leni had disappeared. This time and through the ensuing years, father and daughter were together for mere two-week August vacations at Zwölfkinder, a Nazi children’s resort on the Baltic. On their first night at Zwölfkinder, she asked, “Papi, may I sleep next to you tonight?” “[S]eeing it from Their side,” he hit her on the head, but then, she abetting him, slept with her; in the early morning, a “fatherly old sea-dog” (421) took them on his boat to free Denmark. These proceedings starting with a blow hardly disclose where exactly Pökler’s fantasy takes over. Nor will Pökler ever know whether Ilse, or which Ilse, was his daughter. What is rather certain is that she did an annual job assigned to her. The Pökler/Ilse relationship is the epistemologically complicated version of the text’s more outspoken and less emotion-laden, but thematically analogous twosomes. Child abuse, pedophilia, hetero- and homosexual intercourse with the very and too young is the terminal sin of the novel’s culture of death, committed by older and more powerful men against their female or male victims, who are

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not presented as victims but, invariably, as willing, cooperative, desirous even, so that, with never, or hardly ever, a conscience-stricken or a sinned-against party, there is sin only in a hermeneutic sense, so thoroughly those through whom life renews itself seem conditioned to serve, or service, their male seniors. The end of the Pökler/Ilse rapport coincides with the collapse of the Third Reich, as Pökler is given what will be his last travel permit for the upcoming father-daughter get-together. A note scrawled on the back of the form directs him to meet Ilse at Dora, the nearby concentration camp, where she, as Pökler realized the summer before, has lived all these years: in his immediate neighborhood, after his transfer to Nordhausen, the underground missile production site. The note is apparently in the hand of Weissmann, liaison person between camp and rocket plant here and, generally, the novel’s foremost Nazi. Pökler does not find his daughter, or non-daughter, at Dora, neither among the corpses nor the mostly dying survivors. Finally, Pökler sits where “it [is] darkest and smell[s] the worst” (433), with a random woman, supine and almost starved, on whose thin finger he slips his wedding ring. This gesture signifies the end of his hopes for a lovers’ reunion or a family relationship, but also appears to function as a brief moment (the only one in the text?) of epiphanic grace. All the chief actors of Pynchon’s many-stranded narrative are granted appearances in its first part, set in London under the V2 blitz. Later, longer stretches of story-telling serve to humanize those apparitions, among them the text’s American protagonist, Lieutenant Tyrone Slothrop, a Schlemihl figure and ladies’ man. Alternatively, major figures can also become increasingly dehumanized, which more or less applies to Captain Weissmann alias Blicero: a name derived from Teutonic mythology, where “Blicer” means Bleicher, Bleckender – and Tod (cf. Weisenburger 1988: 31). In Gravity’s Rainbow, only the elect, so to speak, are permitted to appear a number of times, their existences crisscrossing one another or failing to touch one another, whereas the bulk of the figures, the text’s “preterites” – a term derived from the novel and adopted by Pynchon criticism – are swiftly laid aside. However, “preterition” also eventually overtakes the novel’s protagonists, who, rather than dying, get submerged in the text, as may befit their postmodern nature. As they sink away, the text itself, which ravels and frays and becomes quite anecdotal toward its end, tends to disintegrate. The mysteries of this novel involve its technological and scientific dimension, which testifies to the author’s multidisciplinary expertise, though Pynchon is always liable to append jocose flourishes to his researched arcana. What, for instance, is the connection between Slothrop’s irresistibility for women and his chemical kinship with the rocket? Evidently, wherever he tumbles a maid in London, a V2 will soon strike. Gradually it transpires that, as an infant, Slothrop was scientifically experimented with, on which one of the text’s numerous limericks comments, “The Cock He Thought Was His Own.” His sex life, it appears, was early programmed with a plastic, Imipolex G, developed by Laszlo Jamf of I.G. Farben, “an aromatic polyimide” (Pynchon 1973: 576), as Pökler (still around in

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the novel after Ilse has disappeared for good, though not amounting to much any more) explains to Slothrop: A plastic that affects erectile human tissue and is erectile itself, making on his odyssey through England, France 18, and Germany, a traveling aphrodisiac of Slothrop for women. The scientifically informed approach to Pynchon, for which he plants crafty decoys, sometimes yields excellent results, especially when it is handled with an eye to theme rather than naturalizing Pynchon’s fanciful plots. In his book Pynchon’s Poetics, Hanjo Berressem treats the issue of plastics in the text as a critique of modern simulation of life. Nondegradable plastic, in breaking up the cycle of life and death, creates a lifeless world. This comment appears analogous to the direction in which the present textual analysis is heading by suggesting a world devoid of love and given instead to kinky sex or sexual abuse and in which, excepting the overly young paramours, few children obtrude19, no pregnant women are visible, and the older alpha males do not die, but disappear. In a certain manner, the main action of the novel consists in Slothrop’s “learning” the Imipolex G-containing V2 rocket, a process equivalent to a search for his background and his identity, while he himself is secret-agent-trailed as a vessel containing a top military secret. As the hero of frequently amorous episodes to whom the most astounding things happen, Slothrop is quite entertaining and hence attractive to the reader. However, when all is said and done, Slothrop, whose genial nature causes him occasionally to miss or worry about such former sweethearts as Katje Borgesius or Geli Tripping, is different from the novel’s death-figure, Blicero, in degree only, not in kind. Blicero concludes his career20 with a dramatic gesture, a bow to death on the Lüneburg Heath, in launching the mysterious Schwarzgerät, V2 no. 00000, so modified by Pökler that it can accommodate the young soldier Gottfried, Blicero’s puer paramour. A veteran from German Southwest Africa and thus metonymically related to the infamous 1904 massacre of the Hereros by the Germans there, Blicero, among other things, represents western colonialism, which expands the novel’s zone of death southward, into Africa. Blicero brought his young black “protégé” with him to Germany. The latter eventually becomes an impressive figure as Oberst Enzian, leader of the Schwarzkommando, originally organized, we learn, as a vanguard for erecting a Black African Nazi empire. In the Zone, Enzian combats his fellow Hereros’ sex-without-consequences 18  |  Part 2, “Un Perm’ au Casino Hermann Goering” (A Furlough at the Hermann Göring Casino), set on the liberated Riviera and dealing with Slothrop’s affair with the spy Katje Borgesius, perhaps the text’s most normal sexual relationship, relatively speaking. Incidentally, it should be une perme (military lingo, from permission). 19  |  There is a memorable child, Ludwig, a spirited lad whose mother is a tough German skipper. But the pet Ludwig loves is a lemming, a trope for an inbred death wish. Ludwig ends up as a double agent and hustler. 20  |  Not his life: Gravity’s Rainbow (749) suggests that Blicero’s future lies in corporate America.

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campaign, whose motto defines the gamut of sexual practice in Gravity’s Rainbow. The Herero urge for self-extinction is a boon bestowed by colonialism, the western death wish. Was there love in the past? Enzian was born fatherless, after a brief cohabitation, mutually comforting, of an African woman and a Russian sailor AWOL at the Cape of Good Hope from an ill-fated fleet temporarily anchored there on its way to annihilation in the 1904 Russian-Japanese war. He has a half brother in the book’s chief Eastern European figure, Colonel Tchitcherine, owner of a widespread harem (including Slothrop’s young Geli) and in obsessive pursuit of Enzian, the outcome of which is neither murder nor reconciliation, as the brothers, unaware, pass by each other on the heath in Northern Germany.21 American Slothrop and German Blicero are brothers in the flesh, so to speak. Engaged in uncovering a childhood mystery, Slothrop shares with Blicero, whom he apparently never meets, and other nationals a craving for child flesh, as evidenced by the novel’s Anubis sections. Boarding the pleasure ship of that name, Slothrop catches a glimpse of former UFA star Greta Erdmann (one of his previous lovers) and her daughter Bianca, but is kept at a distance by “a density of orgy-seekers” surrounding mother and daughter: “He knows he’s vulnerable, more than he should be, to pretty little girls, so he reckons it’s just as well, because that Bianca’s a knockout, all right: 11 or 12, dark and lovely, wearing a red chiffon gown, silk stockings and high-heeled slippers” (463). Greta, as protective about her daughter as keen on launching her on a Shirley Temple child star career, bares and spanks the girl’s bottom with a steel ruler, triggering the imminent orgy, whose description is remarkable for featuring exclusively sexual deviations, some quite hilarious. Straightforward “natural” sex is enacted on the next day when Bianca of the “pre-subdeb breasts” (469) visits Slothrop in his cabin. Afterwards, she proposes to elope with him: “‘I’m a child, I know how to hide. I can hide you too.’ […] But her arms about his neck are shifting now, apprehensive. For good reason. Sure he’ll stay for a while, but eventually he’ll go, and for this he is to be counted, after all, among the Zone’s lost. The Pope’s staff is always going to remain barren, like Slothrop’s own unflowering cock.” (470)

Bianca, in her depraved innocence, may love Slothrop. With the authorial voice emerging in her apprehensions, the Slothrop-Blicero complicity argued above is confirmed. That the Slothrop-Bianca embrace, presumably the most significant American/German encounter in the text, is a sterile act seems a foregone conclusion; biologically, it would probably have proved so in any case, given Bianca’s age. The reference to the “Pope’s staff” alludes to the Teutonic Tannhäuser legend, whose hero is denied pardon for his underground year of senseless pleasure with 21  |  Enzian is foregrounded by contemporary cultural studies-oriented critics (cf. Witzling 2008: ch. 4). But does he ever succeed in firing V2 no. 00001 (assembled by the Hereros), symbolically suggesting progress from Blicero’s death-enamored launching?

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the mistress of the Venusberg by the pope himself, who, by making salvation conditional upon the ability of the staff he is holding to flower, ensures that Tannhäuser is condemned (cf. Weisenburger 1988: 178). Climbing up a ladder from the hold of the Anubis, Slothrop-Orpheus leaves his Bianca-Eurydice behind in what might be called waste land post coitum dumps. He will not see her alive again. Washed from the deck of the ship, he later boards the Anubis one last time. It is then that, in the ship’s dark engine room, his groping hands encounter “[i]cy little thighs in wet silk swing[ing] against his face”: “No matter which way he tries to move now ... cold nipples ... the deep cleft of her buttocks, perfume and shit and the smell of brine ... and the smell of ... of ...”; then he glimpses the corpse hanging from the overhead, “dancing dead-white and scarlet at the edges of his sight” (Pynchon 1973: 531f.). The novel’s Anubis sequence, featuring a ship named after the jackal-headed Egyptian god who conducts the dead to judgment, is richly allusive. The spectacle of Bianca’s dead body, swinging in tatters and yet unmercifully bared, could be reminiscent of François Villon’s “Ballade des Pendus,” where the hanged beseech the beholders for pity. Most starkly and simply, however, the scene in the ship’s iron hold reminds one of the Nazi practice of hanging up dead or alive victims on meat-hooks.22 Sexual relationships – rather than mutual love – are used to structure the narrative. Bianca has several putative fathers, one a certain Schlepzig, whose role Slothrop, adding a symbolic incestuous touch to his desire, adopts as one of his many avatars or guises. Bianca’s destructive mother formerly starred as a rape victim (foreshadowing Bianca’s fate?) in a sensational movie, Alpdrücken, after watching which Pökler sired Ilse. By dispensing with love, apart from Slothrop’s intimations of it, in his main figures, the author exploits the potential of violence in the sexual act, which thus becomes a harbinger of death, not life. Short of one’s granting major-figure status, as one presumably should, to the victims – Ilse, Bianca, Gottfried – Gravity’s Rainbow is practically devoid of love where its main actors are concerned. Also, there is relatively little hate in the book, at least hate resulting in anything. Surely the best hater is American Major Duane Marvy, in rabid and ever more comic pursuit of a Slothrop destined to witness or cause Marvy’s many misfortunes, beginning with the Texan officer getting knocked off a train by the “nigger” Enzian and capped by his being mistaken for Slothrop by Imipolex G hunters and being uselessly castrated by them. Yet, there is one young loving couple contemporary with, and involved in, the novel’s labyrinthine action: Roger Mexico, a member of the London maze of Pavlovians, administrators, and spies, and his Jessica, a secretary. Their love survives the war, but not the peace, when Jessica marries Jeremy, who is solid and square. In the novel’s last part, “The Counterforce,” Roger Mexico (a name that, in aviation jargon, means: O.K., Mex22 | The child-flesh motif also pervades the earlier eerie “Kinderofen” (Pynchon 1973: 94) episode, with Blicero the witch with absolute power over young Gottfried-Hänsel and Katje-Gretel.

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ico) represents the American counterculture, of which Pynchon has always been fond. At a stuffy dinner party, Mexico and his sympathizers vie in loudly announcing fancy dishes: Snot Soup, Leprosy Loaf, Menstrual Marmalade, etc. He also gets on the table of a business meeting and pisses on the papers there. As these youthful pranks indicate, the author put little faith in the ability of the counterculture to change society, let alone overthrow the intangible cartel controlling it. Still, Gravity’s Rainbow was a slap in the face of the American establishment. More generally, it lashes out at a global culture derived from Nazi Germany, encompassing the victorious West and East as well as the colonial past, and represented by potent males no longer young whose lack of love does not deter the very young, often unlikely or biologically unable to bear children. Scattered and diffused creatures, the older non-lovers seem the Zone’s worst and worst-off lost: men whose deaths are not recorded.

VII. W olfe and P ynchon : N a zi G ermany and B e yond The thematic goal of Gravity’s Rainbow, possibly America’s definitive postmodernist novel, is achieved by the text’s spanning Nazi Germany and the entire post-war era as well as an indefinite beyond: our present civilization relying on missiles to negotiate power zones and on plastics to manufacture things. The book’s overwhelming use of the present tense functions as an index to its design to prove applicable to Pynchon’s and the reader’s time. Significantly, in part 4, the novel’s untitled sections increasingly cede to shorter and titled impressionistic subsections, which, with “The Clearing“ and the “Ascent,” debouch into a full flashback of Blicero’s spring 1945 launching of V2 no. 00000, with Gottfried aboard. This is followed by a final subsection, “Descent,” in which Blicero’s V2 has turned into “the Rocket” that – yoking, parable-fashion, Nazi Germany to the on-going present – starts falling on an American movie theatre, called “this old theatre,” but becomes suspended at the “last unmeasurable gap” (760) between rocket tip and roof-top. The suspended missile appears symbolic of the pending catastrophe of the Cold War era, when fear of nuclear war conditioned people into subservience to their only source of protection, government in collusion with an economy dependent on the arms race: a conformist scenario not without certain parallels to the plight of Germans under Nazi totalitarianism. The text’s narrative voice then invites the movie audience to engage in neighbor- or self-directed sexual groping or to sing a hymn: existential gestures and a religious one, respectively. The hymn, composed by Tyrone Slothrop’s Puritan ancestor William and followed by an encore addressed to the generality of the readers, brings Pynchon’s novel to a close. “There is a Hand to turn the time, Though thy Glass today be run, Till the Light that hath brought the Towers low

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Dieter Meindl Find the last poor Pret’rite one . . . Till the Riders sleep by ev’ry road, All through our crippl’d Zone, With a face on ev’ry mountainside, And a Soul in ev’ry stone. . . . Now everybody – ” (760)

Does this ending leave any ground for hope? An answer is here assayed by analyzing the novel’s tonal quality, the modulating voice that more than any other narrative element may hold the text together. Gravity’s Rainbow’s prevailing tone is usually identified as black humor; another option might be the grotesque (cf. McElroy 1989). Black humor has been viewed as causing a stalemate between an aesthetic and a moral perspective, with the black or outraged moral view working at the expense of humor and with the humor aesthetically revoking the blackness (cf. Henninger 1966). In relativizing despair aesthetically without changing the situation causing despair, black humor seems an apt term for Pynchon’s novel, though seemingly not for its concluding poem. However, the latter may not so much introduce another tune as ultimately allow what underlies the whole book to emerge: haunting melancholy, which the text’s black humor would serve to restrain. Generically speaking, William’s hymn is a doomsday poem.23 Just barely suggestive of the hand of God, the poem’s incipient image of a “Hand” turning an hourglass (so as to make the measuring sand flow through its narrow waist again) evokes both the individual human life span – “Though thy Glass today be run” – and human time lasting “[t]ill the Light” has fully done its job: by “[bringing] the Towers low” – through a nuclear blast, this reader proposes – and by “Find[ing] the last poor Pret’rite” as well as “the Riders,” as radioactivity puts to sleep the lowly and the lofty. Conjecturally, black humor filters back into this doomsday hymn due to its fiercely modernized apocalypse. The poem’s last two lines, in humanizing mountainsides and spiritualizing stones, technically partake of the grotesque, given that the grotesque conjoins rationally separate spheres, from which its all-encompassing life-affirming message is derived – a hopeful element that black humor lacks. However, the grotesque’s tonal fluctuation between dark and gay does not seem to mark the poem’s last lines. More specifically, these, by conflating the inanimate and the animate, mythicize the earth (cf. Cassirer 1955), perhaps retrieving an ancient mythic avatar of the grotesque, which could originally have been unaffected by a sense of the funniness of blurred rational distinctions. Possibly suggestive of a new human beginning in another mythic 23 | Puritan America’s bestselling poem was Michael Wigglesworth’s The Day of Doom (1662), composed of eight-line stanzas, from which Pynchon adopts at least the rhyme scheme (abcbdefe). Pynchon is descended from an old New England family, with a William Pynchon figuring among the early settlers of Massachusetts Bay colony.

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age or perchance even conveying a religious note, this hymn offers only the most tenuous of grounds for hope. In fact, it concludes with another suggestion of apocalyptic horror already enacted: Hiroshima, with its shadows of pulverized people burned as human contours into rock and stone. Subversion of hope also marks the novel’s title, which evokes the Biblical promise of the rainbow, implying perhaps that everything has to be smashed into Gottfried first for God’s peace with the earth to occur. One suspects that glossing Pynchon’s book inconclusively and seeing its meaning as indeterminate is most conducive to leaving hope in it. Pynchon’s book, from his coign of vantage, vaults, as it were, over the long post-war period to the center of evil, Nazi Germany and its immediate aftermath, only to suggest that we are still in the “crippl’d Zone”: that the evil is still with us, as a Nazi legacy spelling absence of love and sacrifice of the very young. Pynchon’s immensely learned novel is thus a countercultural and intergenerational statement, conspicuously so in suggesting a scenario of sexual exploitation energized by power inequality and made possible by conditioned and conforming victims that seem representative of the post-war period when Nazi Germany was an evil repressed and ignored rather than exorcized. Since the evil was not seen as a warning, it was allowed to fester and spread its message: contempt of life. For such a culture, spanning Nazi Germany and the ever progressing now, the rocket, a German engineering feat carrying a US-devised nuclear payload, seems an apt trope. Also, the rocket is a phallic symbol: Pynchon’s chief actors in his most intransigent novel are unloving, however, and their variegated sexuality more or less rules out human reproduction, as befits a culture of death. One is amazed to note how Wolfe, who prophesies, and Pynchon, who looks back, often see eye to eye in dealing with Nazism and its aftermath. In “I Have a Thing to Tell You,” Webber complains about Nazi red tape: “You’ve got to get a paper every time you turn around” (Wolfe 1970b: 614). The Nazis took the venerable tradition of German bureaucracy to absurd lengths. Yet there was method in their madness. Teeming administrative spaces were a means to becloud and befog people’s minds as to how the regime functioned and as to where power was lodged and wielded, which discouraged resistance. One suspects a continuity intended, or a resemblance suggested, between the Nazis’ crazy-quilt of ever competing government agencies and the tangled warren, in Pynchon’s war-time London, of administrative branches, research networks, and espionage activities (often between the Allies, with ACHTUNG under surveillance by PISCES, etc.). Excessive officialdom entwined in obscure hierarchies can sanction the most inhumane policies by suggesting that efficient work is being done. In the Wolfe story just mentioned, Franz Heilig’s sharing a room with his girl friend is disapproved of by the authorities, which, though involved in mass-scale murder, could count on being applauded for promoting public morals. In Gravity’s Rainbow, Pökler understands quite well that Weissmann’s arranging for him to meet Ilse at Dora was the balance of the pay he is owed for doing extra work on the Schwarzgerät. That there is hardly a shadow of a chance that Ilse can be found (let alone found alive) is immaterial. Fi-

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nance functions in the face of the apocalypse, though Weismann-Blicero’s sadism should not be discounted. Wolfe’s image of Nazi Germany is complicated by his persevering love of Germany – even in “I Have a Thing to Tell You,” the trees along Kurfürstendamm have the greenest green in the world. Yet, his texts discussed here – from passages uncannily prophetic of the Holocaust to portrayals of maltreated Jewish figures – ever probe deeper until Webber and his compartment companions, at the ghastly vacuum created by Fuss-and-Fidget’s arrest, feel all “somehow guilty” (637) and are left with a sense that they are saying good-bye to humanity. These sentiments distinctly foreshadow Pynchon’s broadening of the issue of Nazi Germany. Wolfe’s plea for justice and remembrance, distilled from his German experiences, was not taken up by the American post-war novel. The omission, it was suggested here, reflects the diverting effect of the Cold War. But the peculiar configuration of two writers, Wolfe and Pynchon, delimiting a period in which the American novel took no enlightened interest in Germany and its Nazi past comments not only on a political climate, but also on a literary dilemma caused by a cultural catastrophe. The post-war novel as such, not only that of the US, but most of all the German post-war novel, faced an obligatory subject matter: the Holocaust. But writing about the Holocaust, let alone the literary Holocaust boom, was slow in coming. By and large, creatively writing about the Shoah was postponed. If the concentration camps were laboratories for working out the total domination of human beings, for evolving “a system in which men are superfluous” and individuality is “intolerable” (Arendt 1951: 428), the novel, committed to “truth to individual experience” (Watt 1963: 13) from its beginnings and humanistic in the widest sense, faced a giant task. How to deal creatively with death camps, holes of oblivion successful in reducing humans to living corpses? Imagining minds had long been the novel’s forte and privilege, promoting such experiments in narrative perspective as free indirect discourse and interior monologue. But how to show the minds of utter victims, minds in the process of being destroyed? “So true it is, and so terrible, too, that up to a certain point the thought or sight of misery enlists our best affections; but, in certain special cases, beyond that point it does not. They err who would assert that invariably this is owing to the inherent selfishness of the human heart. It rather proceeds from a certain hopelessness of remedying excessive and organic ill.” (Melville 1952: 488)

It remains a question whether literary justice has been done to the victims and if the novel can ever achieve this aim. The American novel did not do so badly, after all. Pynchon, taking up the thing Wolfe had to tell, exposed the Third Reich’s terminal sin: contempt of life affecting both defeated Germany and the victors, making them all – and this also concerns our ecological age run according to economic principles – part of the Greater Germany the Nazis had wanted to put on the map of the world.

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Technical Aristocracy and the Dark Mirror of German Fate in The Quiller Memorandum and Gravity’s Rainbow or: The End of the Bugs Bunny, Heroic Line at the Orpheus Theater, Los Angeles, 1973 Phillip Beard

Near the end of Thomas Pynchon’s Gravity’s Rainbow, Slothrop, the novel’s New England hero, effectively evaporates in the narrative. One follows this shape-shifting American Simplicissimus for over 700 pages, from London, across Europe, and into the “Zone” of occupied Germany immediately after the war, as he quests for the reasons for his erotic sensitivities to V2 rockets in flight, for the causes of the death of his friend Mucker-Maffick and the role of a peculiar piece of rocket hardware called the “Schwarzgerät.” At various points he moves in the guise of others: as Ian Scuffling, a British war correspondent, as Max Schlepzig, a Russian/ German pornographic film actor, and as the cone-headed Raketenmensch, a hybrid of enemy technology (the V1 and V2 weapons) and fanciful American self-making. It is this last role that freely recalls other American heroes in film and fiction who don the appearance of Nazi enemies in order to escape from German captivity. But like many other characters in Gravity’s Rainbow that the narrative abandons without much fanfare or conventional dramatic closure, Slothrop disappears: he vanishes not from life, but from the novel (the narrator archly tells us he thinks he saw Slothrop on the album cover of a psychedelic band called The Fool in the late 1960s). As the narrative shifts entirely toward its obsessions with the rocket master Blicero and his launch of his Imoplex G, plastic-shrouded lover Gottfried in a modified V2 rocket, Slothrop falls away. Slothrop’s disappearing indicates the end of a line of American middle-class heroes who triumph over representatives of old world despotism, and Blicero’s dominance of the end of the novel suggests a future in which technology not only dictates military and political policy, but in which technology is fetishized to become the logos of a virtual metaphysics. Slothrop’s disappearing and Blicero’s

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launch suggests a new aristocracy, associated with technology, which subsumes the political autonomy of the middle class. This essay reviews some antecedents for Slothrop as a shape-shifting American, with a special view of an overlooked Cold War film that demonstrates similar anxieties about the end of the efficacy of such American heroes, The Quiller Memorandum (1966). Slothrop is both an exotic, late blooming variant, and the terminus of a line of crafty middle-class Americans in fiction and film who con and/or evade Nazi enemies or captors. A key feature of these heroes is an ability to take on the appearance of the Nazi Other, fool their captors, and get away. Such images, which were commonplace in films from the time of the World War II until the 1960s, suggest a triumph of American self-making (in the manner of the artful liar, Huck Finn) over old world despots, military officers, and/or crackpots. The figure of the protean American hero is demonstrated by such performers as Ronald Reagan (Desperate Journey, an adventure film about allied pilots in German captivity, 1942), Bugs Bunny (Herr Meets Hare, a short cartoon featuring the odd roster of Bugs Bunny, Göring, and Hitler, 1945), and Frank Sinatra (Von Ryan’s Express, in which an American pilot leads a group of English prisoners of war to highjack a German train in Italy and attempt to redirect it to Switzerland, 1965). What is being worked out in the images of the rascally, shape-shifting American in German captivity is the American encounter not simply with Nazi Germany but with what the German expatriate theologian Paul Tillich called the German fate of that nation’s losing the autonomy of its middle class to an aristocracy. In each of these films, the actual history of Nazism as a kind of class-erasing socialism (at least in its own mythology, and in its problematic reception by many literal German aristocrats) is twisted toward a vision in which Nazism is simply a new version of Prussian militarism; Nazi military officers in American films often work out of offices that are more baroque than utilitarian. There is some sad poetic justice in this distortion, as in large part the achievement of the Nazis was to co-opt and rebrand, and more brutally racialize, the structures of Prussian militarism.1

1 | Christopher Clark details the ambivalent history of Prussia in his recent study Iron Kingdom (2006): “The celebration of ‘Prussiandom’ was a consistent strand of National Socialist ideology and propaganda”. Citing Schlenke’s “Das ‘preussische Beispiel’,” Clark further notes: “No one trumpeted the Prussian theme more consistently than Joseph Goebbels, who first became aware of its propaganda potential during a visit to Sans Souci in September 1926. Prussia thereafter remained one of the stock themes of the Goebbels publicity machine. ‘National Socialism,’ he claimed in an election speech of April 1932, ‘can justly lay claim to Prussiandom. All over Germany, wherever we National Socialists stand, we are the Prussians. The idea we carry is Prussian. The symbols for which we fight are filled with the spirit of Prussia, and the objectives we hope to achieve are a renewed form of the ideals for which Frederick William I, the Great Frederick and Bismarck once strove.’”

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As Americans in these war films shape-shift and dance away from their German captors, the message is not only that the Americans win the local combat, but that they avoid a larger historical crisis peculiar to Germany. As Nazis in the films mentioned above are often synonymous with aristocratic Prussian officers, the gambit of American escape often involves the American hero putting on the literal costume of Nazism, as a kind of theatrical homeopathy, in order to fool his German captors and get his business done. By evading the Nazis, the American in such encounters also implicitly evades the historical fate of Germany’s loss of middle-class, flexible identity, which occurred first to aristocratic militarism and then to fascism. This idea of the German fate being yoked to a dictatorial aristocracy is fairly commonplace in histories going back at least to 1848, when the aristocrats subverted the desires of, and undid many accomplishments of, the German attempts at revolution and reform. A vision of Germany’s aristocratic fate is condensed in dramatic fashion in an address of 1942 wartime propaganda by Tillich speaking from the radio platform of the Voice of America (a curious feat of shape-shifting for Tillich himself, who escaped Nazism by coming to the US in 1933). Tillich hoped to contact a German underground which could resist the Nazis and also become part of a new, post-war government in Germany. In his address entitled “Germany’s Past, Present, and Future Fate,” Tillich says, that it has been Germany’s calamitous fate, the strong tendency of history, to have had “no effective, revolutionary middle class” (1998: 84). He says “the German middle class wanted to be like the German aristocrat, and the German laborer imitated the middle class […] that was fate and that formed [the German] character [which] has then called in fate anew: the unresisting subjugation beneath the Nazi dictatorship” (ibid.). In a judgement consistent with the conclusion of my analysis, Tillich also notes that Germany’s character as a perception of others may be determined by a negative image based on its own treatment of the Jews: “It is an irony of the world’s history that the same thing that took place in Germany with the sketching of the Jewish character is taking place in the world with the sketching of the German character” (1998: 82). The image of the German Nazi as aristocratic Other is thus shaped by the trends of German history and by Nazism’s own racial hierarchies. Indeed, the frequent American depiction of Nazis in mid-twentieth century films as Prussian aristocrats decorated with swastikas may have been an American means (for a country with its own racial hierarchies and discords) of evading the potentially indigestible issue of Nazi racial policies by substituting the military image of aristocracy (the Prussian officer) for a racist type (a mythical white German overseeing a bureaucracy of murder). The sociologist Norbert Elias gives theoretical, historical grounds for understanding this conflation of an ethos of aristocracy with Nazism. In the essay “Dueling and Membership of the Imperial Ruling Class” he connects the cult of the “dashing Aryan spirit” evident in Wilhelmine Germany with an ethos of class

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superiority coded in dueling skills. Elias sees this as a code of Aryan aristocratic bearing generally perpetuated but “coarsed by Hitler” (1996: 84). Elias credits the literal German aristocracy in the second empire with the subjugation of the middle class partly through the means of installing the cult of dueling in the hearts and minds of generations of middle-class university fraternity members in the late nineteenth and early twentieth centuries: “Models of behavior from a military aristocracy which had really only undergone courtly taming to a modest extent were absorbed by wide sections of the middle class in the period after 1871, and in consequence they also then had a considerable influence on what is usually called German national character.” (1996: 64) The clichéd image of the Nazi officer in American comic books about World War II in Europe harmonizes with, if not confirms Elias’ history of dueling: the signature facial feature of many Nazi officers, apart from the imperious eye behind a monocle, is a serpentine dueling scar on the cheek. The mythic confusion of Nazi officer and German military aristocrat existed to some degree within Germany itself, but this identification is admittedly more of an abstraction from history when it appears in American films about World War II, given a finite number of real German aristocrats (Americans watching war films, especially in the 1960s, may have gained the impression that the prefix “von” was as common in Germany as the name “Kim” is Korea). When Americans in Nazi captivity take on the guise of the captors, the American thus demonstrates not only a general flexibility of identity but an apparent mastery and control of how much like the German/aristocratic Other he may be; in some later Cold War works concerning Nazism (especially in The Quiller Memorandum and in Gravity’s Rainbow), this relationship to the German/aristocratic Other becomes more a matter of unwilled reflections than of controlled performances. An archetypal confrontation of the American protean wiseacre and “aristocratic” Nazi is in the film Desperate Journey, a 1942 film with Ronald Reagan and Errol Flynn as American and British fliers who are shot down and captured in Germany. Reagan’s character, Johnny Hammond, fools his aristocratic, effete Nazi commandant by speaking technical-sounding gibberish when the German officer asks for details about the Americans’ “supercharged” airplanes, then Hammond punches the commandant, who had grown fascinated by a bogus doodle of a “supercharger” that Hammond has drawn: “the iron fist has a glass jaw,” Hammond soon tells his English companion. The contrast of Reagan’s Hammond as a young man from Jersey City, New Jersey who speaks in a smart-aleck manner, and the implicitly Prussian officer, is heightened by Bauermeister’s monocle and severe, haughty bearing which suggests old world despotism and princely excess. (Johnny Hammond connives to get closer to Major Baumeister not only to punch him unconscious but to steal his tasty, elegant lunch served on fine china.) In a trope repeated in many escape and some espionage films featuring Americans in Nazi Germany, Reagan’s Johnny Hammond later dons a Nazi uniform to fool and evade his captors. Another famous American with a working/middle-class urban accent (from the Bronx) is Bugs Bunny, who in Herr Meets Hare not only becomes a Nazi but

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disguises himself as Hitler to outsmart Göring. This episode takes place in the immediate aftermath of the war before Hermann Göring had been captured by the allies, and in the cartoon fantasy, Bugs Bunny mistakenly tunnels into the Schwarzwald (after taking his usual wrong turn at Albuquerque) and encounters a very goofy and blonde version of Göring who is hunting there with a dachshund and a blunderbuss. Bugs pretends to be Hitler, then Wagner’s Brünnhilde to first baffle and then seduce Göring, but later Bugs emerges as Stalin to frighten off the actual Hitler, to whom Göring had delivered Bugs in a bag. The cartoon thus has archetypal similarities with the films mentioned above and with Gravity’s Rainbow: The American character in Germany uses his shape-shifting identity as his salvation, including being able to put on and take off the costume of despots as part of the success story. (What changes by the time of the later Cold War in the film and fiction considered here is the loss of the sense that the Bugs Bunny figure, the American middle-class hero, can really evade a dictatorial aristocracy of a new sort – not only in Germany but in America and in the West at large.) Frank Sinatra was one of the most famous American celebrities of the twentieth century, a figure of humble origins and protean possibilities, famous as a big band singer, a jazz crooner, and as a “serious” film actor; one of his later, major film roles was Colonel Joseph L. Ryan in Von Ryan’s Express (1965). Ryan leads a tense coalition of American and British prisoners of war (including Trevor Howard in a fine turn as a gruff, frazzled-but-indomitable British officer, Major Eric Fincham) out of an Italian camp after Italy capitulates to the Allies in 1943; the prisoners do not make it far before they are captured by Nazis who load the men onto a train to be taken north to Germany. The prefix “von” is a slur given Ryan by his English antagonist (but ultimate comrade in arms) Fincham when it appears Ryan has delivered the group into the hands of Nazi captors, who summarily execute the ill among the prisoners. After this slaughter, Ryan begins to redeem himself by leading the Anglo-American prisoners to contrive to commandeer the train. (Like Reagan’s character, Sinatra’s von Ryan selectively imitates his captors, wearing a Nazi uniform.) The train that the team of Anglo-American prisoners steals is pursued by Nazis – the train itself makes it to Switzerland, but von Ryan is slain. Nonetheless, Sinatra stands as a late example of the plucky American middle-class figure amid fascists with a taste for luxury. The Italian and German fascists in the film are twice shown to be fitted for fancy uniforms; meanwhile, pragmatic Americans do things: here, they dig tunnels and commandeer trains (Von Ryan’s Express), in another picaresque American film of the period, The Great Escape, a fictionalized vision of an actual escape from Stalag Luft III, Steve McQueen steals a motorcycle and rides it across green fields. This iconic image of American pluck (Steve McQueen on his motorcycle sailing over a barbed wire fence) and the audacious train heist in Von Ryan’s Express stand in contrast to the Otherness of the Nazis, in their aristocratic pretentions, their despotic and old world qualities of effeteness, officiousness, and entitlement. That these qualities are in some degree theatrical is suggested in a cleverly performed scene in which

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Sinatra’s Ryan, dressed as a German private (the scene is somewhat bizarre, as Sinatra was then fifty years old) observes an Englishman of his party convincingly portray a German officer. An English clergyman, normally quite reserved and gentle, happens to be the only member of the Anglo-American party who speaks passable German, but he so convincingly pretends to be an officious, offended Nazi captain to a harassed German sergeant at a train station (the fake Nazi promises to ship the underling to the Russian front if his requests aren’t met immediately) that the “real” German exclaims under his breath, as the English pretender exits, “Mein Gott, diese Nazis!” But despite his necessarily mute imitation of a Nazi, von Ryan’s active leadership and plotting get the bulk of his men on a train to Switzerland; his selective reflection of the captor is merely part of his inventive repertoire; the implication is that the American can master the extent to which he reflects the “von” appended to his name, or how much he is subsumed by any sort of aristocracy. Von Ryan’s leadership and sacrifice lead to the successful escape, but the death of Sinatra’s character von Ryan at the mouth of a tunnel leading to the future near the end of that film is suggestive of a generational shift from the Huck Finn-like, evasive, tale-spinning, disguise-donning, picaresque figure dating from World War II, to Cold War and Vietnam era antiheroic figures like Tyrone Slothrop of Gravity’s Rainbow. Between the middle-class hero who triumphs (Johnny Hammond) and the one who vanishes in the shadows of a new global technocracy (Slothrop) is a subtle and dark variant of the American confronting Nazis in Germany in the 1966 film The Quiller Memorandum. The film, directed by Michael Anderson, is based on a 1965 spy novel (originally called The Berlin Memorandum) by the English author Elleston Trevor (under the pseudonym Adam Hall); the novel was turned into a screenplay by playwright Harold Pinter, and it has Pinter’s trademarks of compressed dialogue, ironies that nestle within each other like Russian dolls, and an open-ended menace.2 This sense of menace compels a meditation on the fantastic prejudices one sees on all sides in the film (a real legacy of the Nazis, as a stain on German character, as a scar on those affected by them) and on the effects of American, English, and West German military-industrial alliances that effectively form a new aristocracy that could again dilute or obscure the agency of any rising, creative middle class. Quiller’s job is to find and report on the “base” of operations of a group of legacy Nazis who are led by the serene, serpent-like, aristocratically mannered, 2 | Bernard Dukore, in “Pinter’s Spy Movie,” notes that Pinter, in revising Elleston Trevor’s The Berlin Memorandum, made his script more pictorial (and less narrative-based) and in so doing, Pinter sublimated some of the novel’s didactic passages about Nazis and heightened the ambiguities between pursuers (the British intelligence officers) and the pursued (the new-model Nazi agents) (11); Stephen Gale notes that the ultimate ambiguity of (Quiller’s lover) Inge’s affiliations (a defining feature of the film) was the result of a late revision by Pinter (144-145).

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single-named Oktober. With some irony, Oktober is played by Max von Sydow, only several years after his role as the Nordic Knight who out-chesses Death in Bergman’s The Seventh Seal. In The Quiller Memorandum, von Sydow is both Nordic Knight and angel of death simultaneously. The film is evidently a fantasy with little bearing on ‘real’ 1960s history, but in rather dreamlike ways it speaks to Anglo-American and progressive West German anxieties about the enduring influence (or actual presence) of Nazis and ex-Nazis in high places in German government and business. Pinter’s script transforms Quiller from the Englishman of Trevor’s novel to a canny and omnidirectionally suspicious American agent (he distrusts his English and West German bosses). He is played by actor George Segal, who is from Long Island, New York, and (like Reagan and Sinatra) brings a laconic but still BugsBunny-like New York sardonicism to the part. He prefers to work solo, evading his West German “cover” (his back-up or shield) despite (correct) warnings that it is dangerous to go it alone. In his investigations and in captivity, Quiller operates according to the archetype discussed here as, protean, he pretends to be several different people along the way, including a sportswriter, an editor for Doubleday who hunts rare books, and “a kind of investigator,” – never identifying himself as the spy that he actually is. (At times he pretends to be inept in the German language, and at others he speaks well enough to pass as a native speaker.) Pretending to be a Philadelphia reporter, Quiller questions the young schoolteacher Inge, who apparently knew one of the “underground” Nazis at her school, Quiller coyly expresses his sense of how these legacy Nazis operate while trying to draw out what Inge may know in confirmation of his suspicions, that legacy Nazis are at work within West Germany: “QUILLER. You mean there are certain people here who believe that this country should be ... very strong, that it should be dominant? INGE. That’s right. QUILLER. They still believe that? INGE. Oh yes. Still […] QUILLER. Well listen, I don’t think there’s anything basically wrong with that, is there? I mean we believe the same in the States. We believe our country should be strong. I wouldn’t say dominant − I mean we don’t want to dominate anybody − but I would say strong. Yes, I’d say that. Silence. But listen ... what kind of people are they exactly? Nazis? INGE. Well, they are ... I would say. But of course they don’t call themselves that any more. QUILLER. They don’t? INGE. No. QUILLER. You know, this fits in with what this man was telling me. He was saying that these boys don’t show themselves, they keep themselves pretty much under cover. INGE. Yes. So I believe. QUILLER. Yes ... he was saying they’ve got a kind of long term policy, that they want to infiltrate themselves into the mind of the country, over a period of years. But they’re not in

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Phillip Beard any kind of hurry, this time ... you know . . . He laughs.” (Pinter 2000: 250-251)

Becoming a vivid example of the shape-shifting American we have seen in earlier films, Quiller, when captured in Oktober’s lair, artfully, archly lies, using names that suggest he is from New York City and, in a way reminiscent of von Ryan’s odd-sounding mixture of continental and British implications, concocts a name simultaneously Irish and Italian, “O’Reilly-Canetti”: “QUILLER. Listen, can I make a suggestion? OKTOBER. Surely. But we would like to know your name first. QUILLER. Let me make this suggestion first. OKTOBER. No. Tell us your name first. Pause. QUILLER. They call me Spike. OKTOBER. Not your nickname. Your surname. QUILLER. Canetti. Pause. OKTOBER. What is your suggestion? QUILLER. I think this is a case of mistaken identity. I work for Doubledays in New York. I came to Berlin looking for rare books. OKTOBER. Have you found them? QUILLER. Well no, not quite yet. I haven’t found them yet. OKTOBER smiles. OKTOBER. What is your real name? QUILLER. My mother’s maiden name was O’Reilly. OKTOBER. What is your real name, please, Mr Quiller? QUILLER. Well, originally I had to walk around with a doublebarrelled name. O’Reilly Canetti. But I found it a bit heavy. (Turns to DOCTOR.) Wouldn’t you find it heavy? So I dropped the O’Reilly and kept the Canetti.” (262-263)

Oktober, as the leader of the cell of Nazis, seems from the first like a dour businessman; the first image in a scene involving him is of a large chandelier hanging from the ceiling of his basement lair, a sort of hybrid of corporate playroom and gothic dungeon; in one delightfully absurd scene which anticipates late-1960s activist suspicions of “establishment” types and their manners, Oktober practices his golf swing indoors using a ball fixed to a pivot in the manner of American film comedies involving industrial barons. Overall, though, Oktober suggests a terse update of the Prussian-arictocratic officer, with efficient, reserved gestures and a mad-doctor sidekick straight out of World War II movies, who doses Quiller with sodium amytal or “truth serum” (such sodium amytal scenes are repeated with many variants in Gravity’s Rainbow); at the end of the second interrogation, within earshot of Quiller,

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Oktober says, true to the sinister type, “You’ve wasted my time. (To the DOCTOR.) Inject him. When he’s unconscious kill him.” (277) (Mysteriously Quiller is dumped by a wharf, half submerged, but left alive). Von Sydow’s Oktober character freely combines references to the old-style Prussian aristocracy and some kind of postmodern industrial hybrid (these Nazis never say anything that is openly nationalistic, but seem interested in some undefined kind of social and commercial control). The movie becomes more complicated when we factor in Quiller’s mistrust of Inge, the schoolteacher, with whom he has an affair, and his suspicion of his own British handlers and their West German associates. In Quiller’s interactions with all of these people, a developing sense of troubling analogies if not weird correspondences with the Nazis, past and present, develops. By the end of the movie, it is not clear if Inge is in league with the Nazis or not; she is played by the red haired Austrian Senta Berger, and while she speaks German in some scenes, when she speaks barely accented English in others, her serene, cosmopolitan beauty (is she Irish? French? German?) takes on a cipher-like quality that invites the projection of suspicions (a friend of her father’s, recently killed, had been an “underground” Nazi); however, the blithe ease with which she escapes after being captured by Oktober’s Nazi cell in the film suggests she is somehow in league with them. A challenging commonplace of Pinter’s early stage plays was a dramatic conflation of friend and foe (as in The Birthday Party [1957] and The Dumb Waiter [1959]). In the Quiller Memorandum, Pinter offers a spy-film variant of this morally confusing scenario. The two levels of English command that Quiller deals with also openly suggest a kind of fascist manner if not ideology. His topmost commanders are apparently literal Lords in London who mutter with obscure delight about the meal they are eating while reviewing in chilly detail how Quiller’s predecessor Jones was assassinated by a Nazi rifle, and how Quiller may be sent into the fray; these London officials in teak galleries are parodies of the most effete and detached of aristocrats, talking about pheasants and club life, barely concerned with Quiller and his mission, though somehow they oversee this venture and set national policy. Pinter and Anderson not only give these politicians and the English agent Pol a bearing reminiscent of aristocratic Nazis in American World War II films, but the script suggests these Englishmen may be conspiratorially involved with Oktober. In Berlin, Quiller’s British intelligence handler Pol is played to marvelous effect by Alec Guiness, who speaks cryptically of how well the new Nazis blend in. The ultimate effect of his sketch of how invisible the “new” Nazis are is to create suspicion for Quiller, and seemingly in the camera eye, of every German met casually in the first part of the film, as if in confirmation of Tillich’s prophecy of the enduring scars of Nazi identification with Germany; trying to focus the mission, though, the English agent Pol says that these new models are, in fact, “Nazi from top to toe. In the classic tradition. But not just the remains of the old lot […] Nobody wears a brown shirt now, you see. No banners. Consequently, they’re difficult to rec-

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Phillip Beard ognize – they look like everybody else. They move in various walks of life all over the country but they’re very careful and quite clever and they look like everybody else. Intriguing. Don’t you think? However, I agree with you that’s all politics. Not our job. I’ll tell you what our job is. Our job is to get to the hard core - the extreme element – the ones you can recognize – if you get close enough to see them. The hard core. They have a base here. But we don’t know where it is. We need, rather urgently, to find it.” (225)

Quiller’s immediate British handlers work with local Germans in Berlin and are housed in the new Europa Center adjacent to the Gedächtniskirche in Berlin. The conglomerate of the ruined (and partly rebuilt) church by the Europa Center with its Mercedes top-knot is, like Inge’s face, an open symbol of new Germany in the film.3 Within the Center, Quiller’s English boss, Pol, minces about in a bathrobe after Quiller emerges from days of travail with firm intelligence on the location of the Nazis; Pol’s mechanical coyness suggests a strange unconcern with Quiller’s survival. Quiller has recently escaped death twice – once at the hands of the Nazis and once perhaps at the hands of his own handlers, who may have placed a bomb on his car (he had had them park it, and the Nazis were never shown near the vehicle). Ultimately the Europa Center becomes some analog of Oktober: The film treats this building as a kind of omen, and manages a delicate imagistic balance, as the director Anderson displays both the building’s utter innocuousness (as it often resembles nothing more than some mid-sized bank building in Milwaukee or Nashville), and suggests something newly sinister in its looming and in the cultures of intelligence-gathering that work on certain levels of the tower (in the fiction of the film, at least). The film often contextualizes the Center alongside the Gedächtniskirche in ways that suggest not so much the cliché of German industrial rebirth but how the legacies of trauma promote cultures of suspicion that grow beneath shiny urban exteriors. When Quiller (exhausted, followed at some distance by zombie-like Nazis, who finally leave him) first enters the Europa Center at dawn, the camera pans slowly up the façade and halts briefly on the Mercedes star. Partly because Quiller has been chased by Nazis driving Mercedes on two occasions in the movie, with the camera occasionally dwelling on the colossal front ends of these early-1960s saloons and their tripointed hood-ornaments, the Mercedes insignia glows with ambiguous menace over the film’s action. It is the rising sun of West German productivity, and it decorates the building where a regenerate German secret service operates in league with their British and American allies, but it also resonates with the past and with the “legacy” Nazis of Oktober, given their choice of vehicles. Nonetheless, Pol claims that Quiller’s intelligence has allowed the team to arrest Oktober and most of his cell, but our sense that the English team tried to 3  |  The Europa Center location and The Quiller Memorandum are discussed by Todd Herzog (2012) in a geographical review called World Film Locations: Berlin.

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erase Quiller by blowing up his car makes the victory uncertain. Quiller meets Inge once more at her school, saying that he is leaving Berlin, hinting that, given what happened to him, he suspects that she was somewhat involved in the assassination of Quiller’s predecessor Jones (though Inge denies having known Jones). The film’s paranoia and prejudices are active yet understated and unresolved in the film’s undeniably placid scene of schoolchildren and Inge at the film’s end; this film remains a unique, Cold War update of the image of the shape-shifting American challenging an old world aristocracy. But in this case, the aristocracy is not simply the Wilhelmine upgrade of the Great War or the Nazi travesty of the Second, but a new corporate aristocracy, seemingly transnational in scope, which ironically more effectively challenges the myth of the autonomous American middle class hero than his Prussian and or Nazi adversaries in film or fiction had done to date. Thus The Quiller Memorandum’s evocation of paranoia before the specter of a new military-industrial complex, de facto aristocracy stands as a thematic forerunner of Pynchon’s Gravity’s Rainbow (1973). The novel famously follows an American protagonist, Tyrone Slothrop from intelligence offices based in London during the time of the V2 rocket strikes across the “Zone” of occupied Germany toward the Baltic extremities of the fallen empire in the immediate aftermath of the war where the rocket program had flourished and where the perverse Nazi officer Blicero (whose name suggests an obsession with blanchedness, whiteness, a purity verging on oblivion) who contrives to launch his lover Gottfried in a modified surplus V2 rocket. Slothrop looks for the technological grail, a mysterious box called the Schwarzgerät, that he supposes may explain his sensitivities to V2 rocket launches. (Early in the novel, we learn that his erections predict V2 strike sites.) In its symphonic confluences of themes, the novel suggests how Slothrop was involved in an international confluence of corporate plans, effectively making him a pawn in a technical aristocracy, but, contrary to bildungsroman type, Slothrop does not himself gain specific insight into fate or find the grail that would explain or liberate him. Slothrop is from Puritan stock in New England. The theological implications of his lineage are delved into at various points in the novel and the drive for a technical excellence that is evacuating and deathly in Blicero’s (Weissman’s) white obsessions thematically runs parallel to certain WASP tendencies in Slothrop and, especially, his ancestors. But also, Slothrop is defined as middle class in ways that set him up for an encounter with Germany in the war that are structurally analogous to other middle-class heroes in US war films and fictions: “They were not aristocrats, no Slothrop ever made it into the Social Register or the Somerset Club—they carried on their enterprise in silence, assimilated in life to the dynamic that surrounded them thoroughly as in death they would be to churchyard earth. Shit, money, and the Word, the three American truths, powering the American mobility, claimed the Slothrops, clasped them for good to the country’s fate.” (Pynchon 1973: 27)

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Slothrop’s changes of identity are analogous to those of other wiseacre, evasive shape-shifting middle-class Americans like Reagan’s Johnny Hammond, Bugs Bunny, Sinatra’s von Ryan, and Segal’s Quiller. But his penultimate identity is the Raketenmensch or “Rocketman” (Pynchon’s use of “Mensch” instead of “Mann” remains mysterious, or just a lively mistake) in which he tries the gambit of his literary prototypes (Johnny Hammond, Bugs Bunny, etc.) of becoming German as he chameleonically takes on the shape of the Nazi Other. In this case, freedom is not his. He is absorbed into multiple narrative strands involving a new kind of aristocracy, of chemical engineers, rockets, and an attendant metaphysics of plasticized sex. In Gravity’s Rainbow there is a gradual sense of overlapping or even intertwined economic, international corporate interests around the nexus of the V2 rocket. The implied aristocracy of new hardware associated with rocketry (missiles) is not simply German or Nazi, but a peculiar synthesis of vested interests involving even Dutch Shell (the petroleum company) and Winston Churchill’s son-in-law. “Dutch Shell, who is co-licensee for marketing the Imipolex – a rocket whose propulsion system bears an uncanny resemblance to one developed by British Shell at around the same time . . . and oh, oh boy, it just occurs to Slothrop now where all the rocket intelligence is being gathered − into the office of who but Mr. Duncan Sandys, Churchill’s own son-in-law, who works out of the Ministry of Supply located where but at Shell Mex House, for Christ’s sake.” (251)

A similar implied fusion of corporate interests happens in Quiller Memorandum as the Europa Center becomes a house of foreboding ambiguity as one group (the Anglo-American-West German intelligence agency) seems entwined with the other (the cell of Nazis). The ambiguity is open when Quiller anxiously sheds his German cover early in the movie, wanting to go it alone. When Oktober says that Quiller’s own team killed Kenneth Lindsay Jones, Quiller may suspect some strange correspondence between the Nazis and the Western Intelligence services. But the strongest intimations of ambiguity or overlapping interest are in: 1) the Europa Center 2) the body and face of Inge. Both appear innocuous, lovely: Inge is the middle class subsumed in some creepy aristocracy, the new aristocracy. The methods are now not to overcome with violence but to “infiltrate themselves into the mind of the country, over a period of years.” A similarly spectral corporate aristocracy is spelled out in Gravity’s Rainbow in the passage about Dutch Shell, specifically, and more generally here as the film Metropolis (1927) is considered a generic model for a technical aristocracy: “Metropolis. Great movie. Exactly the world Pökler and evidently quite a few others were dreaming about those days, a Corporate Citystate where technology was the source of power, the engineer worked closely with the administrator, the masses labored unseen far underground, and ultimate power lay with a single leader at the top, fatherly and be-

Technical Aristocracy and the Dark Mirror of German Fate nevolent and just, who wore magnificent-looking suits and whose name Pökler couldn’t remember, being too taken with Klein-Rogge playing the mad inventor that Pökler and his codisciples under Jamf longed to be – indispensable to those who ran the Metropolis, yet, at the end, the untamable lion who could let it all crash, girl, State, masses, himself, asserting his reality against them all in one last roaring plunge from rooftop to street. […] A curious potency.” (577)

As Slothrop moves across the Zone, he takes on (and is helped in “finding” them by Säure Bummer, the black marketeer) two identities that in an earlier era would have marked his self reinvention and served as stages toward an eventual escape and defeat of old world despotism: Max Schlepzig, the Russian/German film (including pornography) actor and the Raketenmensch. His most colorful alter ego is this last, combining comic books, Wagner, and von Braun’s rockets: “It occurs to Slothrop here that without those horns on it, why this helmet would look just like the nose assembly of the Rocket. And if he could find a few triangular scraps of leather, figure a way to sew them on to Tchitcherine’s boots . . . yeah, a-and on the back of the cape put a big, scarlet, capital R— It is as pregnant a moment as when Tonto, after the legendary ambush, attempts to – ‘Raketenmensch!’ screams Säure, grabbing the helmet and unscrewing the horns off of it.” (366)

Slothrop’s homeopathic donning of the garb of the German Other both in its ideal past and present connotations (the Wagnerian/Ludwig II era fantasy of German helmets and the cowling of a V2) amounts to a fanciful transformation of the archetype of the chameleonic American. Even though Slothrop costumes himself, he cannot undo the work performed on him by Dr. Laszlo Jamf, who in the 1920s implanted a conditioned reflex in Slothrop, then a child in Boston. Jamf is another figure of technical aristocracy with transnational dimensions in the novel; Slothrop has been conditioned to love rockets, and pursue an inhuman excellence through the teleological mechanism of his own sexual desire. Slothrop’s attempts to garb himself using images of German mythology mixed with rocket motifs (as “Rocketman” wearing a Nibelungenlied helmet with its horns unscrewed) seem a superficial, quaint form of self-fashioning compared to Jamf’s reflex conditioning which rests as a secret code of subservience to the new technical aristocracy. Slothrop does learn the philosophical dimensions of Jamf’s vision even if Slothrop remains in the dark concerning the specific mechanics of Jamf’s deeds. Slothrop learns from Jamf’s student and rocket scientist Franz Pökler that Jamf was interested in moving “beyond” carbon forms of life. Jamf prophecies a move from biological, carbon-based life forms to silicon-based, androidal forms, so that one may “‘move beyond life, toward the inorganic. Here is no frailty, no mortality – here is Strength, and the Timeless.’ Then his well-known finale, as he wiped away the scrawled C–H on his chalkboard and wrote, in enormous letters, Si–N. The wave of the future” (580).

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As Slothrop approaches the Baltic area where Blicero is preparing to launch Gottfried in the modified V2, he fades like a piccolo’s voice in a large orchestral swell. As Slothrop looks into the history of the German rocket he confronts an aristocracy that is not the conventional effete Prussian other of much American film and fiction, but one that is reflective of his own development (Jamf designed Imoplex G, the eroticized plastic that is Gottfried’s cowling; Jamf trained certain reactions to technology in Slothrop, etc.) and prophetic of certain aspects of an American future. The aristocracy is an expert class of scientists and engineers who work with plutocrats in thrall, not the plutocrats themselves. In the earlier examples of Nazi pseudo-aristocrats discussed (in Desperate Journey and Von Ryan’s Express), the aristocratic German Other was depicted in ways that allowed an evasion of the sight of ways Americans may see their own destiny or fate in technical aristocracies. Gravity’s Rainbow is not simply suggesting that because the Nazis oversaw the early development of rockets that rockets are somehow genetically tainted with Nazi ideology. Rather, Pynchon is speaking less of genealogy or even teleology but rather indicates some points of pure analogy: He implicitly identifies Cold War investments in technology (intercontinental ballistic missiles) that are so severe that faith in technology dictates not only international policy, but a kind of metaphysics as well: that is, the military devices are not tools, but ends in themselves. A similar argument is implied in a brief but piquant and witty Vietnam-era short story called “Report” by Donald Bartheleme. This story makes no reference to Nazism but I think makes a point similar to Gravity’s Rainbow’s, that technology may compel such a faith in its efficacy that the functioning of devices or software itself is confused with the ends of policy the instruments were meant to serve. An activist reporter questions a weapons engineer at a conference in Cleveland. The reporter voices his moral qualms about the uses of the exotic, new weapons, but the engineer is unmoved from his linear devotion to the weapons’ functioning: “‘Yes, yes,’ the chief engineer said, ‘there is doubtless much truth in what you say, but we can’t possibly lose the war, can we? And stopping is losing, isn’t it? The war regarded as a process, stopping regarded as an abort? We don’t know how to lose a war. That skill is not among our skills. Our array smashes their array, that is what we know. That is the process. That is what is.’ But let’s not have any more of this dispiriting downbeat counterproductive talk. I have a few new marvels here I’d like to discuss with you just briefly. A few new marvels that are just about ready to be gaped at by the admiring layman.” (Barthelme 1968: 53-54).

Here military technology (much of it in this prescient 1968 document nano-, bio-, and software-related technology; like Pynchon’s Jamf, Barthelme’s military engineers are moving away from carbon and hardware and toward software and silicon) becomes the nexus of a new kind of aristocracy which lords over the imagination of the layman and commands the service of the ordinary politician who

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wants nothing more than to participate in the inevitable success of the machinery. The devices were originally meant to serve or protect the human communities who hired the militaries which enlisted the scientists, but the functioning of the devices has come to be synonymous with policy success. This is not some abstract fantasy on the part of Pynchon or Bartheleme; American foreign policy (in Pakistan and Afghanistan, especially) now makes rich use of robot planes (“drones”) with their V2-like inefficiencies and unpredictable civilian deaths in the war on terror; one doesn’t have to be Freud to note the seductive opportunities (provided in the drone’s phallic profile and its quiet lethality) for the confusion of a drone’s technical success with the resolution of complex political problems. This is the dubious association of technical perfection and human wishes that Pynchon saw in the dark mirror of Blicero’s fetish of the V2, a plot element that marked the subsuming of Slothrop as protean American, even as quasi-Nazi Raketenmensch, into the new aristocracy with weapons systems as their metaphysical center. Even the practical middle-class soldier Eisenhower was wise to this, as he said in his 1961 farewell address after eight years as president of the United States, “[t]his conjunction of an immense military establishment and a large arms industry is new in the American experience. The total influence – economic, political, even spiritual – is felt in every city, every Statehouse, every office of the Federal government. […] In the councils of government, we must guard against the acquisition of unwarranted influence, whether sought or unsought, by the military-industrial complex. The potential for the disastrous rise of misplaced power exists and will persist.” (Newton 2011: 343)

V2 rockets were in some ways tremendously sophisticated – they rose seventy-five kilometers above the earth’s surface, venturing briefly into outer space, before returning, mostly silently (apart from the report of their warhead), to earth. But they were inaccurate and inefficient weapons systems, many exploding far from any “real” target. Nonetheless, the worst damage on record caused by a V2 rocket occurred on December 16, 1944, when a movie house in Antwerp Belgium was struck, leaving 567 dead and 291 injured within and around this building (Beck 1985: 364). This may have been the inspiration for Pynchon ending his novel with the surreal, time-ripping sense that the destiny of Blicero’s launch of Gottfried in his shroud of Imoplex G and his sapphire-windowed V2 is the urban future: a movie house, The Orpheus Theater, in late twentieth century Los Angeles. The implication is the house of our dreams is run by an incoherent imitation of a mendacious, paranoid politician (Richard M. Zhlubb) and threatened by the telos of an inhuman perfection, a rocket blast coded as erotic perfection. 4 4  |  On the matter of an inhumane telos, or abstract, deathly goal perceived within technology, Lance Schachterle emphasizes in “Pynchon and the Civil Wars of Technology” the congruities of Pynchon’s and Heidegger’s attitudes toward technology in “Die Frage nach der Technik” in which Heidegger describes how the efficacy of technology can be mistaken

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My analysis here is admittedly selective of works that allow American evasion of or reflection in images of aristocracies in World War II Germany. But the dominant trend in American images of Germany during World War II still suggests a German status as an exotic Other, or as an aberrant growth in Western history. This trend affords a distraction from the opportunities for reflection in the works Quiller Memorandum and Gravity’s Rainbow. As examples of the continuing market for lurid images of Nazis in Anglo-American television (many of these programs shown in America are English in origin), in a single broadcast day, these programs are shown on an American, nationally available satellite television service, over several channels: “Nazi Collaborators” (about Hitler’s police in Nazi-occupied countries); “Nazi Scrapbooks from Hell” (death camp photos); “Nazi UFO Conspiracy” (a documentary with the fanciful thesis that a Nazi designed spacecraft crashed in New Mexico in 1947); and a sci-fi movie called “Nazis at the Center of the Earth.” On this day, the only other programming related to Germany available through this service is a hunting documentary shot near Berlin about Carl Zeiss riflescopes. This programming selection suggests that Tillich was correct in his prediction that the Nazis would succeed not in turning the Jews into a pariah, but would do damage to the image of the German character that would take generations to heal; the proliferation of such grotesque images of Nazis may occlude the less hysterical modes of representation in The Quiller Memorandum and in Gravity’s Rainbow. These works also demonstrate that postmodernist art, far from being amoral or pointlessly chaotic, can indeed bring us to nuanced moral reflections. In some ways the Quiller Memorandum is a more subtle and less deterministic vision of postmodern possibilities, as the action of Gravity’s Rainbow hurtles forward like a runaway roller coaster or a Hegelian nightmare. Quiller, we remind for an end in itself rather than an encouragement to understand Being: “Allein, das Ge-stell gefährdet nicht nur den Menschen in seinem Verhältnis zu sich selbst und zu allem, was ist. Als Geschick verweist es in das Entbergen von der Art des Bestellens. Wo dieses herrscht, vertreibt es jede andere Möglichkeit der Entbergung. Vor allem verbirgt das Ge-stell jenes Entbergen, das im Sinne der Poiesis das Anwesende ins Erscheinen her-vor-kommen läßt” (Heidegger 1967: 76; qtd. in English in Schachterle 1992: 260). Thomas Moore (1987) sees the A4 (or V2) rocket in Gravity’s Rainbow as incarnating desperate contradictions that were anticipated by American historian Henry Adams in his autobiography (written 1907; first published 1918). Adams saw people could toil long to “attain and apply power” in technology but then recoil “in horror at the power they had created” (Adams 1931: 497; qtd. in Moore 1987: 167); Moore reads Pynchon’s rendering of the rocket as “mind’s [controlling] attempt to . . . project itself on chaos.” That the V2 reaches fulfillment only in destruction allows it to be simultaneously expressive of “mind’s dread of [its own] evocations of order” (167). These analyses of the alienating potential of technology support my argument that people may lose their autonomy to technology in ways analogous to a surrender of autonomy to an aristocratic image.

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ourselves, actually gets out alive. In his stepping away from the ambiguities and institutional suspicions of the Europa Center, it may be to everybody’s benefit in Germany and America to remember, he is as German as he is American, for his prototype (in this ending) may be Grimmelshausen’s Simplicissimus, who turned away from the international disaster of the Thirty Years’ War and toward meditative reflection, or, read more skeptically, into the creative middle class’s exile from political efficacy. The spaces for new, humane possibilities, suggested by The Quiller Memorandum and Gravity’s Rainbow, have gotten smaller, and more crowded with military-industrial confluences, and literally with more rockets, but these meditative, reflective areas, independent of the teleologies of devices themselves and their often unforgivable functioning, invite exploration and new connections.

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F ilms Desperate Journey (USA 1942, Dir.: Raoul Walsh) Herr Meets Hare (USA 1945, Dir.: Friz Freleng) The Quiller Memorandum (USA 1966, Dir.: Michael Anderson) Von Ryan’s Express (USA 1965, Dir.: Mark Robson)

Dilemmas der Entnazifizierung Karl Loewenstein, Carl Schmitt, militärische Besatzung und wehrhafte Demokratie 1 Werner Sollors

Am 4. Oktober 1945 geht Amherst College-Professor Karl Loewenstein in Begleitung von Capt. Fearnside in die Kaiserstuhlstraße 19 in Berlin-Schlachtensee, damit beauftragt, einen Bericht über die Bibliothek des Berliner Professors Carl Schmitt zu schreiben, der am 26. September – offenbar auf Loewensteins Betreiben hin – verhaftet wurde.

Warum sollte ein Professor einen anderen Professor verhaften und dessen Bibliothek konfiszieren lassen? Die Antwort auf diese Frage wird uns in der Zeit vor- und zurückversetzen, bevor wir an jenen Nachkriegsmoment zurückkehren können. Zuerst vorwärts. Im Jahr 1958 veröffentlichte Karl Loewenstein, Professor am Amherst College, sein Buch Verfassungslehre, welches seither mehrmals neu aufgelegt wurde. Ein Rezensent des Buches wies auf einen interessanten Aspekt hin: »Die Verfassungslehre von Loewenstein steht einer anderen Verfassungslehre eines Autors diametral entgegen, der im Text nicht genannt wird und dem Loewenstein die wissenschaftliche Auseinandersetzung in diesem Zusammenhang verweigert hat: jener von Carl Schmitt. […] In gewisser Weise ist es ein ›Anti-Schmitt‹ aus der Perspektive einer republikanischen Lesart des politischen Liberalismus.« (Hansen 2000)

1  |  Dieser Aufsatz ist dem Buch The Temptation of Despair. Tales of the 1940s entnommen (Cambridge, MA und London: The Belknap Press of Harvard University Press, 2014). Ich danke Philip Fisher, Oliver Simons, George Blaustein und Maggie Gram für ihre Kommentare. Heike Paul gab mir freundlicherweise die Gelegenheit, diesen Beitrag auf einer Konferenz zu Reeducation an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vorzustellen, und ich bin ihr und den Konferenzteilnehmern, insbesondere Rainer Huhle, für Kommentare und Anregungen dankbar.

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Die Tatsache, dass Loewenstein Schmitt nicht namentlich erwähnt, war eindeutig nicht auf Ignoranz zurückzuführen: Es war vielmehr eine wohlüberlegte Vermeidung in diesem Spätwerk, da, wie wir sehen werden, wenn wir in der Zeit zurückgehen, sich ihre Lebenswege und Karrieren an Schlüsselmomenten des 20. Jahrhunderts durchaus gekreuzt hatten. Schmitt und Loewenstein teilten gewisse intellektuelle Interessen, auch wenn die beiden Rechtsgelehrten bezüglich ihrer Sichtweisen auf die Natur von Verfassungen, die Lehren von Weimar, den Aufstieg der Nazis an die Macht sowie die Errichtung und Organisation ihres Rechtssystems, die amerikanische Besatzung und Entnazifizierung Deutschlands sowie die mögliche Zukunft der Demokratie in Europa nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges beträchtlich voneinander abwichen. Beide waren zudem eifrige Leser politischer Theorie vom Altertum bis zum 20. Jahrhundert und beobachteten aktiv die politischen Entwicklungen ihrer eigenen Zeit, wobei sie oftmals pointierte und geistreiche Kommentare abgaben, da beide dazu neigten, sich diskursiv und auch in gelegentlichen markigen Sätzen und denkwürdigen Aphorismen auszudrücken. Mit einem Altersunterschied von nur drei Jahren hätten sich Carl und Karl schon aus ihren Studentenzeiten persönlich kennen können; mit Sicherheit wussten sie voneinander, tauschten mindestens bei einer Gelegenheit im Jahr 1925 Sonderdrucke ihrer Artikel aus, zitierten einander und kommentierten des anderen Werk. Ihre unterschiedlichen Denkweisen streifen einige kaum marginale Fragen des vergangenen Jahrhunderts und laden den Leser ein, Vergleiche und Kontrastierungen anzustellen. Im Folgenden will ich einige aufschlussreiche Auszüge aus ihren Schriften gegenüberstellen und ihre Denkweisen und Konfliktlinien skizzieren. Diese Gegenüberstellungen von Schmitt und Loewenstein stehen auch für einen Dialog zwischen einem Deutschen und einem Amerikaner (oder genauer gesagt einem Deutschen, der mit dem Nationalsozialismus assoziiert wurde, und einem anderen Deutschen, der Amerikaner wurde und für Besatzung und Entnazifizierung stand). Carl Schmitt (1888-1985) ist gewiss der weitaus bekanntere dieser beiden Theoretiker. Er studierte in Berlin, München und Straßburg, erhielt 1910 seinen Doktortitel in Straßburg, schrieb 1914 seine Habilitation Der Wert des Staates und die Bedeutung des Einzelnen, lehrte dann in Greifswald, Bonn, Köln, an der Berliner Handelsschule und von 1933 bis 1945 an der Berliner Universität, wobei er 1933 auch zur Position des Staatsrates aufstieg. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als selbstständiger Dozent, Autor und Berater, wodurch er seine Professorenpension auf besserte. Schmitt hatte eine Vorliebe für aufsatzlange Bücher (vielmehr waren es Broschüren) und veröffentlichte davon eine beträchtliche Anzahl. Von seinen Veröffentlichungen dürften Die Diktatur (1921), Politische Theologie (1922), Der Begriff des Politischen (1927), Verfassungslehre (1927), Legalität und Legitimität (1940), Land und Meer (1942) und Theorie des Partisanen (1963) wohl die einflussreichsten sein. Er war skeptisch gegenüber der UN-Menschenrechtserklärung, da er sie bis zur Entstehung eines Weltstaates mit einer Weltverfassung als nicht durchsetzbar hielt. Obwohl er sein Leben lang konservativ und für einige

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Jahre ein lautstarker und sogar scharfer Verfechter und Anhänger der extremen Rechten war, wird er mittlerweile oft von linken Autoren zitiert und rekrutiert. Die gegenwärtige Schmitt-vogue, angeregt von Giorgio Agamben und der Zeitschrift Telos und legitimiert durch Verbindungen zwischen Schmitt und Walter Benjamin (welcher Schmitt zitierte und an ihn schrieb und dessen Ursprung des deutschen Trauerspiels Schmitt gelesen und sorgfältig kommentiert hatte), steht in scharfem Kontrast zur Ablehnung durch Intellektuelle der Frankfurter Schule, in deren Arbeiten ich erstmals von Carl Schmitt erfuhr. Dabei erwähnte Theodor W. Adorno nicht jene Passagen, in denen Benjamin Schmitt zitierte, und er ließ auch Benjamins Brief an Schmitt aus einer Edition der Korrespondenz aus. Zudem schrieben Herbert Marcuse und Otto Kirchheimer beißende Kritiken über Schmitts Denken.2 Im Februar 2012 listete Google Scholar 26.900 Zitate für Carl Schmitt, inklusive seiner eigenen Werke, und es existieren mehrere Internetseiten, die sich ausschließlich mit ihm befassen.3 Karl Loewenstein (1891-1973) studierte in Paris, Heidelberg (bei Max Weber), Berlin und München, erhielt seinen Doktortitel 1922 in München mit der Dissertation Volk und Parlament nach der Staatstheorie der französischen Nationalversammlung von 1789. Studien zur Dogmengeschichte der unmittelbaren Volksgesetzgebung und praktizierte als Anwalt in München (1918-1933) während er überaus produktiv veröffentlichte. Er schloss seine Habilitation Erscheinungsformen der Verfassungsänderung. Verfassungsrechtsdogmatische Untersuchungen zu Artikel 76 der Reichsverfassung 1931 ab und lehrte dann an der Universität in München als Privatdozent (1931-1933). Kurz nachdem die Nazis die Macht übernahmen, verlor er seine Position an der Universität, sein Büro würde gestürmt, und er emigrierte im Dezember 1933 in die USA, wo er einen befristeten Lehrauftrag an der Yale University antrat, bevor er 1936 ordentlicher Professor für Politikwissenschaft am Amherst College wurde. Der Rechtshistoriker und Ordinarius der juristischen Fakultät in Erlangen, Erwin Seidl, bot Loewenstein 1946 eine Professur an, welche er ablehnte, und nach einer ausgedehnten Serie von akademischen Manövern der Universität München, wo die juristische Fakultät mehr oder weniger exklusiv aus ehemaligen Nazis bestand, wurde er dort im Herbst 1956 (kurz bevor er 65 2  |  Vgl. Agamben 1995 und Telos (z.B. Ausgaben 71, 72 und 139). Dass Walter Benjamin mit Schmitt korrespondierte stieß bei der Linken auf großes Interesse, vgl. Rumpf 1976; Bredekamp 1999. Über Schmitts drei readings von Benjamin vgl. Thaler 2011. In Kontrast dazu vgl. Marcuse 1934. Söllner 1992 liefert eine unverzichtbare Studie kritischer Analysen von Autoren wie Karl Löwith, Otto Kirchheiner, Franz Neumann und Herbert Marcuse. Kennedy 1987 betont intellektuelle Affinitäten von antiliberalem Denken zwischen Schmitt und der Frankfurter Schule trotz offensichtlichen politischen Differenzen und zeigt, dass 1933 der Wendepunkt hin zu offenen Feindschaften war. 3  |  Die Literatur über Carl Schmitt ist umfangreich, und Caldwell 2005 bietet einen ausgewogenen Überblick über jüngste Studien zu Carl Schmitt. Ich habe hier ausgiebig auf die exzellente biografische Studie von Mehring zurückgegriffen (2009).

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Jahre alt wurde) Professor, dann jedoch umgehend für sein einziges und letztes Dienstjahr beurlaubt, so dass er seine Stelle dort niemals antrat. Auch Loewenstein mochte aufsatzlange Werke und veröffentlichte zusätzlich zu substanziellen Büchern wie Hitler’s Germany (1939) und Political Reconstruction (1946) zahlreiche lange Artikel in führenden amerikanischen Rechtszeitschriften. Nach dem Krieg wirkte er maßgeblich bei der Gestaltung der bayerischen Verfassung und der Entwicklung der Politikwissenschaften an deutschen Universitäten mit, befürwortete eine internationale Menschenrechtsdeklaration und sah auch Debatten über den Bedarf von humanitären Interventionen in souveränen Staaten voraus. 1972 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Ich begegnete Loewenstein erstmals in Edmund Spevacks Allied Control and German Freedom. American Political and Ideological Influences on the Framing of the West German Basic Law (Grundgesetz), einem Buch, das Loewensteins Konzept von wehrhafter Demokratie im Kontext der westdeutschen Verfassung diskutierte. Im Februar 2012 hatte Google Scholar 1.930 Zitate für Karl Loewenstein, inklusive seiner eigenen Werke. 4

P r ämissen Ein Anfangspunkt für sowohl Schmitts als auch Loewensteins Reflektionen war das Nachdenken über die Natur politischer Repräsentation und darüber, wie konstitutionelle Staaten mit Staatsmacht im Verhältnis zu volonté générale, dem öffentlichen Willen, der Macht überhaupt erst an einen Herrscher überträgt, umgehen können. Für Rousseau war es ein Zirkelschluss, dass eine Regierung das Resultat des öffentlichen Willens sei, obwohl der öffentliche Wille hätte bereits artikuliert und konstituiert worden sein müssen, um die konstitutionelle Rahmenbedingung zu erschaffen, welche die Regierung als einen Staatsdiener definiert. Für den Katholiken Schmitt musste es daher einen absoluteren und transzendenteren Sinn von Herrschaft und Staatsmacht geben – seine Überlegungen kreisten um Thomas Hobbes und Jean Bodin – zunächst auf religiöser Grundlage und später dann im Sinne einer Artikulation von Macht als Entscheidungsmacht schlechthin. Hobbes hatte argumentiert, so schreibt Schmitt in seiner Schrift Die Diktatur, »daß es außerhalb des Staates kein Recht gibt und der Wert des Staates gerade darin liegt, daß er das Recht schafft, indem er den Streit um das Recht entscheidet. […] Die im Gesetz liegende Entscheidung ist, normativ betrachtet, aus einem Nichts geboren« (Schmitt 1921/1978: 22-23). Dies wurde für Schmitt am deutlichsten in der Macht, den Ausnahmezustand zu erklären. »Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet« ist der häufig zitierte Anfangssatz von Politische Theologie. »Der Ausnahmezustand offenbart das Wesen der staat4  |  Für die biografischen Informationen und für die Diskussion auf den folgenden Seiten habe ich mich auf Lang 2007, eine intellektuelle Biografie und Bewertung, und auf Van Ooyen 2004, gestützt.

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lichen Autorität am klarsten. Hier sondert sich die Entscheidung von der Rechtsnorm« (Schmitt 1922/1979: 20). Der Kern des Gesetzes liegt in der Entscheidung, den Ausnahmezustand zu erklären, jene Ausnahme in der Weimarer Verfassung, welche die einfachen Grundrechte aussetzt, denn »die Regel lebt überhaupt nur von der Ausnahme« (ebd.: 22).5 Schmitts Ziel war es, die Natur von Macht an sich zu verstehen. Die Zentralität eines starken, politisch bestimmenden Staates in Schmitts Denken war auch in seinem Werk Der Begriff des Politischen artikuliert, welches diese beiden Schlüsselsätze enthält: »Der Begriff des Staates setzt den Begriff des Politischen voraus« (Schmitt 1932/1963: 194) und »Die spezifisch politische Unterscheidung, auf welche sich die politischen Handlungen und Motive zurückführen lassen, ist die Unterscheidung in Freund und Feind« (zit.n. Mehring 2009: 208). Wie Schmitts Biograf Reinhard Mehring erklärt, wollte Schmidt die äußerliche oder neutrale Perspektive des internationalen Rechts ausschließen und beschränkte deshalb die spezifische Kategorie des Politischen, in Analogie zu einem privaten Verhältnis, auf den Dualismus von Teilnehmern und appellierte an einen starken, politisch bestimmenden Staat, der sein Politikmonopol durch die Unterscheidung von Freund und Feind verteidigt (vgl. ebd.: 207-208). Für Loewenstein war die Entdeckung der Techniken der politischen Repräsentation gleichbedeutend mit der Erfindung der Dampfmaschine und der Nutzung der Atomenergie (vgl. Loewenstein 2000: 37). Ein Sinn für den Zauber der Macht in der Staatsmacht – dessen Betrachtung als weitaus mehr als nur der bloße Ausdruck des allgemeinen Willens und über ihn hinausgehend – könne immer, auch in totalen Demokratien, aktiv bleiben. Er hat jedoch eine dämonische Qualität, die durch Gewaltenteilung und Garantie der Individualrechte – Loewenstein Denken konzentrierte sich auf Montesquieu, John Locke und Thomas Jefferson – gezähmt werden könne und sollte. Loewenstein fand nicht nur bei Hobbes, sondern auch bei Rousseau Unzulänglichkeiten: »[Es scheint Rousseau] völlig entgangen zu sein, daß die Freiheit der endgültigen Vernichtung anheimfallen würde, wenn Hobbes’ allmächtiger Leviathan durch den nicht weniger despotischen und keine Opposition duldenden allgemeinen Willen ersetzt würde. Der viel erdennähere Montesquieu baute mit seiner ›Trennung der Gewalten‹ die Idee der Freiheit in den Prozeß der politischen Macht selbst ein: die Freiheit ist nur dann gesichert, wenn die mehreren Machtträger, denen die Staatsfunktionen zur getrennten Ausübung zugewiesen sind, sich wechselseitig und gegenseitig beschränken.« (Loewenstein 2000: 337)

Es war Montesquieus Leistung den allmächtigen Leviathan der Staatsmacht in funktionale Teile zu schneiden und dadurch zu helfen, die Freiheit jener zu erhalten, die ihr unterworfen sind. Ebenso wichtig war Lockes Betonung individueller

5  |  Für weitaus differenzierte Überlegungen zu Schmitts Auffassung von der Ausnahme, in Verbindung mit seiner Beziehung zu Benjamin, vgl. Weber 1992.

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Freiheit, und das Denken beider fand Ausdruck in verschiedenen bills of rights und demokratischen Verfassungen des 18. und 19. Jahrhunderts. Für Loewenstein war es die zentrale Aufgabe, sich die nationalen und internationalen gesetzlichen Rahmen vorzustellen, in welchen die bedingungslose Machtausübung gehemmt und demokratischen Strukturen unterworfen werden konnte, die Grundrechte und Gewaltenteilung garantierten, auch wenn dies bedeutete, andere Demokratien um Hilfe zu ersuchen und antidemokratische Kräfte innerhalb der Demokratie niederzuschlagen. Dies war natürlich eine Angelegenheit, die ihre spezielle Anwendung in der Nachkriegssituation hatte. So nutzte Loewenstein als Motto seiner Political Reconstruction einen Auszug von Jefferson: »I do not indeed wish to see any nation have a form of government forced on them; but if it is to be done, I should rejoice at its being a free one« (Loewenstein 1946; Augustine 1854: 218). Loewenstein glaubte: »what is needed is a Baedeker through the world of democracy« (1946: 351) und seine empirische Studie der Verfassungen und ihrer Probleme in vielen Ländern zielte darauf, solch einen Ratgeber zu liefern. In der Tat betrachtete Loewenstein Verfassungen in explizitem Gegensatz zu Schmitt, den er in seiner Verfassungslehre zwar nicht erwähnte, aber auf den er wiederholt anspielte, z.B. als er einen Abschnitt Und Wiederum der Schatten des Leviathan (auf den der Titel der zitierten Rezension anspielt) betitelte oder wenn er über Souveränität in direkter oder unzweifelhaft absichtlicher Antithese zu Schmitt schrieb: »Vielleicht kann man das so fassen, daß die Souveränität nichts anderes ist, und auch nicht weniger, als die rechtsgestaltliche Rationalisierung des Machtfaktors, der den nichtrationalen Gehalt des Politischen bildet. Souverän ist, wer in einer Staatsgesellschaft die Legitimation zur Ausübung der Macht besitzt oder sie letzten Endes ausübt.« (Loewenstein 2000: 4)

Loewensteins Betonung der rechtlichen Legitimation prallt auf Schmitts Akzentuierung des Ausnahmezustands, des Grenzfalls einer solchen Legitimation.

D ie W eimarer R epublik Sowohl Schmitt als auch Loewenstein befassten sich mit aktuellen Problemen von parlamentarischen Systemen. Beispielsweise waren sich beide in ihrer kritischen Betrachtungsweise des britischen Wahlsystems einig, das Mehrheiten erzeugen konnte, die in keinem Verhältnis zu der tatsächlichen prozentualen Verteilung der Stimmen standen. Im Jahr 1925 sandte Loewenstein Schmitt seine kritische Abhandlung Minderheitsregierung in Großbritannien und Schmitt antwortete mit einem höflichen Brief, in dem er Loewenstein für eine in Deutschland einmalige politikwissenschaftliche Leistung lobte und ihm versprach, dass er keine Gele-

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genheit verpassen würde, auf diesen Aufsatz aufmerksam zu machen sowie ankündigte, seine eigene Studie Die Rheinlande als Objekt internationaler Politik an Loewenstein zu schicken (vgl. Schmitt 1925). Schmitt mochte umso mehr von Loewensteins Arbeit eingenommen gewesen sein, da dieser sich, gleich auf der ersten Seite, wohlwollend und prominent auf Schmitts 1923 verfasste Abhandlung Die geistesgeschichtliche Lage des Parlamentarismus bezog und sie ›geistreich‹ nannte. Schmitt revanchierte sich für diesen Gefallen, als er 1927 in seiner Verfassungslehre Loewensteins Argument über die Disparität zwischen der Anzahl der britischen Wählerstimmen und der Parlamentsmandate in seinen historischen Überblick parlamentarischer Systeme einbaute und Loewenstein in einer langen Fußnote, die dessen These rekapitulierte, ausführlich zitierte (vgl. Loewenstein 1925: 1; Schmitt 1928: 323n1).6 Schmitt und Loewenstein gingen auch auf politische Krisen der Weimarer Republik ein und kommentierten sie, aber während sich Schmitt der Thematik aus der Perspektive der Staatsmacht annäherte, lag Loewensteins Betonung immer darauf, die demokratischen Grundrechte der Bürger im Kontext des politischen Systems durch Gewaltenteilung zu sichern. Schmitts Interesse am Ausnahmezustand lenkte seine besondere Aufmerksamkeit auf Artikel 48 der Weimarer Reichsverfassung. Dieser Paragraph lautet folgendermaßen: »Wenn ein Land die ihm nach der Reichsverfassung oder den Reichsgesetzen obliegenden Pflichten nicht erfüllt, kann der Reichspräsident es dazu mit Hilfe der bewaffneten Macht anhalten. Der Reichspräsident kann, wenn im Deutschen Reiche die öffentliche Sicherheit und Ordnung erheblich gestört oder gefährdet wird, die zur Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung nötigen Maßnahmen treffen, erforderlichenfalls mit Hilfe der bewaffneten Macht einschreiten. Zu diesem Zwecke darf er vorübergehend die in den Artikeln 114, 115, 117, 118, 123, 124 und 153 festgesetzten Grundrechte ganz oder zum Teil außer Kraft setzen.7 Von allen gemäß Abs. 1 oder Abs. 2 dieses Artikels getroffenen Maßnahmen hat der Reichs­ präsident unverzüglich dem Reichstag Kenntnis zu geben. Die Maßnahmen sind auf Verlangen des Reichstags außer Kraft zu setzen.

6 | Loewenstein betitelt Schmitts Aufsatz Die geistesgeschichtlichen Grundlagen des Parlamentarismus; vgl. auch Bendersky 2007a. 7 | Diese Artikel garantierten fundamentale Persönlichkeitsrechte, einschließlich des Rechts, nicht ohne gesetzlichen Grund verhaftet zu werden (114); die Unverletzlichkeit der Wohnung (115); die Strafbarkeit einer Handlung nur auf der Basis, wenn die Strafbarkeit gesetzlich bestimmt war, bevor die Tat begangen wurde (116); Unverletzlichkeit des Briefgeheimnis sowie des Post-, Telegrafen- und Fernsprechgeheimnisses (117); Recht auf freie Meinungsäußerung (118), sich ohne Anmeldung oder besondere Erlaubnis friedlich und unbewaffnet zu versammeln (123) und politische Vereinigungen zu gründen (124); und das Recht auf Eigentum und Schutz vor Enteignung (153).

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Werner Sollors Bei Gefahr im Verzuge kann die Landesregierung für ihr Gebiet einstweilige Maßnahmen der in Abs. 2 bezeichneten Art treffen. Die Maßnahmen sind auf Verlangen des Reichspräsidenten oder des Reichstags außer Kraft zu setzen. Das Nähere bestimmt ein Reichsgesetz.«

Dies war der Ausnahmeparagraph, der tragischer Weise die Aufhebung der Grundrechte erlaubte, wenn »die öffentliche Sicherheit und Ordnung erheblich gestört oder gefährdet wird«. In seiner Verfassungslehre (1928) erkannte Schmitt die Spannungen in der Weimarer Verfassung und betonte die Koexistenz von aristokratisch präsidentiellen Machtbefugnissen auf der einen und plebiszitären Tendenzen auf der anderen Seite in dieser Verfassungsklausel. Somit stellte sich Schmitt – bevor es eigentlich passiert war – die Auflösung des Parlaments durch das Auflösungsrecht des Präsidenten vor (vgl. Schmitt 1928 und Mehring 2009: 217). In Legalität und Legitimität (1932) fügte er die Garantien der fundamentalen Menschenrechte im Grundrechtsteil (ratione materiae) zur rechtlichen Grundlage für Volksentscheide (ratione supremitatis) und zu den außerordentlichen präsidialen Machtbefugnissen (ratione necessitatis) hinzu und erkannte nun drei nebeneinander existierende außergewöhnliche Gesetzgeber in der Weimarer Verfassung (vgl. Schmitt 1958; Mehring 2009: 286). Schmitt meinte, dass die Auflösung der Weimarer Republik bereits in deren Verfassung zum Ausdruck kam und er verstand die präsidentiellen Machtbefugnisse als einzige Möglichkeit, die Ordnung von Weimar während der politischen Krisen der späten 1920er und frühen 1930er Jahre aufrechtzuerhalten. Daher unterstützte Schmitt diese Strategie unter den Regierungen Franz von Papen und Kurt von Schleicher. Mehring weist darauf hin, dass Schmitt seinen Aufsatz rückblickend als einen verzweifelten Versuch ansah, »das Präsidialsystem, die letzte Chance der Weimarer Verfassung, vor einer Jurisprudenz zu retten, die es ablehnte, nach Freund und Feind der Verfassung zu fragen« (zit.n. Mehring 2009: 286; Schmitt 1958: 345). Auch Loewenstein erforschte die Vorschriften für Änderungen in der Weimarer Verfassung, wobei er sich, hin und wieder in kritischer Auseinandersetzung mit Schmitt, auf Artikel 76 konzentrierte (vgl. Loewenstein 1931). 8 Schmitt fand laut seinem Tagebucheintrag vom 4. Juni 1931 nach einem schlechten Referat die »Debatte ganz interessant über Löwensteins Verfassungsänderung« (Schmitt 2010: 114). Loewenstein war weitaus beunruhigter über die Weimarer Notverordnungen von 1931 als Schmitt und äußerte ernsthafte Zweifel an ihrer Verfassungs8  |  Siehe auch: Bendersky 2007a. Lang 2004 macht auf die spezifische Kritik an Schmitt aufmerksam, die in Loewensteins Erscheinungsformen der Verfassungsänderung, VII, erscheint: »Das Ergebnis ist, daß dem als Verfassungsgesetzgeber gestaltenden Gesetzgeber unter Wahrung der in unserer Untersuchung unter Beweis gestellten unumgänglichen Formen jede inhaltliche Verfassungsänderung, gesteigert bis zur Totalaufhebung der Verfassung, gestattet ist, daß also die Lehre Carl Schmitts von den materiellen Grenzen der Verfassungsänderung abzulehnen ist« (Loewenstein 1931: VII).

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mäßigkeit (vgl. Loewenstein 1931: 124-158). Er blickte später auf die Anwendung von Artikel 48 in Weimar zurück und schrieb, dass dieser Paragraph zunächst auf die gleiche Weise angewendet wurde wie die Ausrufung des Ausnahmezustands im Kaiserreich, wohingegen die rapide ökonomische Verschlechterung als Konsequenz der Inflation zu einer Transformation der Ausrufung der Notstandsrechte in ein Werkzeug zum Angehen sozio-ökonomischer Fragen führte (z.B. bezüglich des Finanzwesens oder der Arbeitslosigkeit), also der von der Verfassung beabsichtigten Bedeutung des Paragraphen völlig entgegengesetzt. William Ebenstein formulierte es so: »Not since the days of Charles I of England has a parliamentary body been convened as rarely and sparingly as was the German Reichstag in the last three years of the Weimar Republic« (1945: 214). Und als der Reichstag nach den Wahlen 1930 hoffnungslos gespalten war, wurde die Notstandsgesetzgebung eine derart normale Praxis, dass Heinrich Brüning und auch die darauffolgenden Präsidialkabinette damit bis zum endgültigen Kollaps der Republik regierten. Loewenstein kam zu dem Schluss, dass unter Hitler die Abschaffung der grundlegenden Verfassungsrechte per Dekret vom 21. Februar 1933, basierend auf Artikel 48 der Weimarer Verfassung, die »Magna Charta des Konzentrationslagers« wurde und er erinnerte die Leser daran, dass der Ausnahmezustand in Deutschland, welcher an diesem Datum in Kraft trat, erst durch die alliierten Besatzungstruppen nach der deutschen Niederlage wieder aufgehoben wurde (Loewenstein 2000: 226-227).

D ie N a zi -J ahre , 1933-1945 In dem Prozess des rechtlichen und konstitutionellen Übergangs von der Weimarer Republik zu Nazi-Deutschland spielte Schmitt eine aktive Rolle. Interessanterweise hielt Schmitt am 20. März 1933, nach dem Übergang der Macht an die Nazis und dem Inkrafttreten der Notverordnungen, einen Traum in seinem Tagebuch fest, der vage auf Loewenstein verwies: »Traum von einem Juden, der Löwe heißt und mir vorwirft, dass ich ihn einen Löwen genannt habe; ich erwidere ihm: Der Mensch ist das Wesen aller Wesen (sonderbar [Loewenstein], Vortrag am! Salto mortale in die Metaphysik)« (Schmitt 2010: 356). Obwohl Schmitt letzte Versuche unternommen hatte, um die Weimarer Republik zu stabilisieren, unterstützte er nunmehr schnell die NSDAP und trat am 27. April 1933 in die Partei ein.9 (Mit der Mitgliedsnummer 2098860 hielt er die Partei stets über seine Adressenän9  |  Gross (2005: 60) zitiert irrtümlicherweise den 1. März als Tag, an dem Schmitt in die Partei eintrat, aber Mehring datiert korrekt. In seinen Tagebüchern erwähnt Schmitt früh im Jahr 1933 die Idee in die Partei einzutreten, aber sein Eintrag vom 27. April 1933 gibt an, dass Schmitt versuchte an diesem Tag der NSDAP in Lindenthal beizutreten, wo sich jedoch nicht die zuständige Stelle befand, und dass er am Nachmittag nach Braunsfeld fuhr, wo er nach einigem hin und her akzeptiert wurde und dann das Parteiabzeichen kaufte (vgl.

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derungen auf dem Laufenden). Er wurde auf die prestigeträchtigste Juraprofessur an der Universität von Berlin berufen, von Hermann Göring an seinem 45. Geburtstag zum Preußischen Staatsrat ernannt und beteiligte sich an der Legalisierung des neuen Regimes. Dennoch würde er später behaupten, er hätte sich diesem Regime überlegen gefühlt und nur versucht der neuen machthabenden Bewegung etwas Bedeutung einzuflößen: »Ich fühlte mich damals überlegen. Ich wollte dem Wort Nationalsozialismus von mir aus einen Sinn geben,« wie er es später selbst ausdrückte (Quaritsch 2000: 65). Sein Biograf nennt Schmitts Veröffentlichungen aus den frühen Nazi-Jahren Sinnstiftungsschriften, und es entbehrt nicht der Ironie dass Schmitt, der heute für seine Betonung des Ausnahmezustands am berühmtesten ist, 1933 dachte, dass der nationalsozialistische Staat eine Verfassung oder wenigstens ein die Regierung beratendes Gremium brauchte und hoffte, dass der Staatsrat (dem neben Schmitt auch der Dirigent Wilhelm Furtwängler, der Industrielle Fritz Thyssen, der Seeadmiral Adolf Lebrecht von Trotha, und viele aus der SA, SS und der Parteielite angehörten) ein solches Organ sein könnte. Natürlich waren die Nazis nur allzu glücklich ohne eine neue Verfassung und allein auf der Basis von Notverordnungen zu regieren. Der zitierte Artikel 48 diente als legale Regierungsgrundlage, während fundamentale Menschenrechte für zwölf Jahre außer Kraft gesetzt blieben – eine ziemlich elastische Interpretation der Formulierung vorübergehend im Artikel der Weimarer Verfassung. Schmitts Schriften der 1930er Jahre waren damit ein Versuch, die Zerstörung jeglicher Legalität zu billigen, was vielleicht am besten durch seine Bereitschaft zum Ausdruck gebracht wird, dass er die Abkehr des neuen Systems vom grundlegenden juristischen Prinzip nullum crimen sine lege durch die neue Maxime nullum crimen sine poena begrüßte (vgl. Mehring 2009: 340-344, 347).10 Am 1. August 1934, einen Monat nach dem sog. Röhm-Putsch oder der Nacht der langen Messer, in der dutzende SA-Mitglieder und viele andere ermordet wurden – darunter auch Kurt von Schleicher, den Schmitt persönlich kannte und dessen Regierung Schmitt zu stabilisieren versucht hatte – veröffentlichte Schmitt das Werk Der Führer schützt das Recht. Darin unterschied er das neue Rechtssystem vom liberalen Denken der Vergangenheit, welches, so schrieb Schmitt, das Strafrecht in eine »Magna Charta des Verbrechers« (Franz von Liszts berühmtes Bonmot) und das Verfassungsrecht in eine » Magna Charta der Hoch- und Landesverräter » verwandelt hatte. Solche liberalen Ansätze würden niemals in der Lage sein, der neuen Rolle des Führers als Richter und Verkörperung des Gesetzes gerecht zu werden. In Wahrheit war die Tat des Führers die echte Gerichtsbarkeit und bedurfte keiner weiteren Legalisierung und Sicherstellung. Sie war keinem Schmitt 2010: 287). Schmitts Mitgliedskarte in der NSDAP-Mitgliederkartei, Mikrofilm des Berlin Document Center, National Archives, trägt das Datum des 1. Mai 1933. 10  |  Siehe auch Mehrings Hervorhebung des Paradoxons, dass Schmitt bald die Zerstörung der Legalität in eine konstruktive Leistung verwandeln musste (vgl. Mehring 2009: 347).

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Rechtsverfahren unterworfen, sondern an sich die höchste Form von Recht und Gerechtigkeit (vgl. Schmitt 1934: 946-950). Schmitt lobt die klare zeitliche Befristung der Ermordungen von Hitlers eigensinnigen Anhängern auf drei Tage und schließt mit der erfreuten Bemerkung, dass der deutsche Staat trotz der Missbilligung durch anti-deutsche Stimmen die Kraft und den Willen gefunden hatte, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden (vgl. ebd.). Somit war es Schmitt möglich, seinen aus den Schriften Politische Theologie, Der Begriff des Politischen und Legalität und Legitimität bekannten Fokus auf den Ausnahmezustand und seine bevorzugte Freund-Feind-Unterscheidung zu adaptieren sowie diese Vorstellungen in ein Lob für die mörderische Seite des Nazi-Regimes zu verwandeln. Obwohl er bereits zuvor antisemitische Ansichten geäußert hatte, wurde Schmitt in seinen Schriften nun sehr aggressiv, ja sogar widerwärtig antijüdisch.11 Ich möchte hier drei Beispiele anführen. Die ersten zwei stammen ebenfalls aus der Deutschen Juristen-Zeitung, der wichtigen deutschen juristischen Zeitschrift, bei der Schmitt im Juni 1934 leitender Herausgeber wurde. Am 1. Oktober 1935 verfasste Schmitt Die Verfassung der Freiheit zum Lob der neuen Nürnberger Gesetze »zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre«, welche die deutsche Staatsbürgerschaft regelten, die Nationalflagge änderten sowie Geschlechtsverkehr und Ehen zwischen verschiedenen Rassen verboten. Diese Gesetze wurden von Schmitt als »Verfassung der Freiheit« im Gegensatz zu irrtümlich liberalen Adaptionen französischer Auffassungen von citoyen stilisiert, deutschem Blut und deutscher Ehre gegenüber fremd (eine Anspielung auf den Namen des neuen Gesetzes). Schmitt begrüßte das Austauschen der dreifarbigen Weimarer Flagge mit ihrem »Nebeneinander von Farben […] ohne die Kraft eines echten Zeichens« (Schmitt 1935: 1133-1135) durch eine einfarbige Flagge, jene der nationalsozialistischen Bewegung mit dem Zeichen des Hakenkreuzes in der Mitte. Schmitt fügte eine Warnung an die Juden hinzu, da der Führer bereits für den Fall, dass die gegenwärtigen Maßnahmen nicht zu den gewünschten Ergebnissen führen würden, die Notwendigkeit einer neuen Überprüfung angedeutet hatte, die ein Gesetz zur Folge haben könnte, welches die Lösung des Problems der Partei überträgt (vgl. Schmitt 1935: 1135).12 Am 15. Oktober 1936 veröffentlichte Schmitt seine abschließenden Bemerkungen auf dem von ihm einberufenen Kongress der deutschen Juraprofessoren Die 11  |  Vgl. auch Gross 2005: hier besonders 42-134. Dagegen führt Bendersky aus, bevor Schmitt »joined the NSDAP there was not the slightest anti-Semitic note in any of his writings or personal relationships« (1983: 227). Schmitts Tagebücher um 1933 registrieren fast täglich boshaft antisemitische Empfindungen (vgl. Schmitt 2010). 12  |  »Der Führer hat für den Fall, daß die jetzige Regelung der Lage der Juden nicht zum Ziele führe, die Möglichkeit einer neuen Überprüfung erwähnt und hierfür in Aussicht gestellt, daß alsdann die Lösung dieser Frage durch Gesetz der Partei übertragen werde. Das ist eine ernste Warnung« (Schmitt 1935: 1135). Die New York Times berichtete über Schmitts Artikel in »Berlin Works Out Anti-Jewish Rules« (1935: 6).

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deutsche Rechtswissenschaft im Kampf gegen den jüdischen Geist (vgl. Schmitt 1936: 1193-1199). Seine Rede handelte von der Anwendung der Rassenkunde oder Rassenseelenkunde im Bereich der praktischen Aktivitäten von Juraprofessoren und reichte vom Erstellen einer Bibliografie zur Identifikation jüdischer Gelehrter bis zum Entfernen ihrer Bücher aus den Bibliotheken im Interesse der Studenten, welche von routinemäßigen Dissertationsthemen weggeführt werden sollten, die sie von der Verfolgung neuer und notwendiger Themen, inspiriert durch die aktuellen Bedürfnisse des deutschen Volkes, ablenkten. Er argumentierte, dass jüdische und nichtjüdische juristische Meinungen niemals gleichgesetzt werden dürften. Ein Großteil der Rede war wissenschaftlichen Zitaten gewidmet, und Schmitt schlug vor, dass, wenn Juden überhaupt zitiert werden müssten, diese immer als Juden zu identifizieren seien: »Ein jüdischer Autor hat für uns keine Autorität, auch keine ›rein wissenschaftliche‹ Autorität. Diese Feststellung ist der Ausgangspunkt für die Behandlung der Zitatenfrage. Ein jüdischer Autor ist für uns, wenn er überhaupt zitiert wird, ein jüdischer Autor. Die Beifügung des Wortes und der Bezeichnung ›jüdisch‹ ist keine Äußerlichkeit, sondern etwas Wesentliches, weil wir ja nicht verhindern können, daß sich der jüdische Autor der deutschen Sprache bedient.« (Ebd.: 1195)

Schmitt warf dann das Problem des Zitierens von Halbjuden oder Gelehrten, die mit Juden verwandt oder verheiratet (»jüdisch versippt«) waren, auf, um letzten Endes seine eigene Frage als Spitzfindigkeit abzutun, die er für eine typisch jüdische Eigenschaft hielt. »Die Frage der Zitierungen wird die Klärung vieler Einzelfragen notwendig machen, z.B. der Frage nach der Zitierung von Halbjuden, von jüdisch Versippten usw. Ich warne von Anfang an davor, solche Grenz- und Zwischenfragen in den Vordergrund zu stellen. Das ist eine beliebte Methode, klarliegenden Entscheidungen zu entgehen […] Es ist ein besonders typischer jüdischer Kunstgriff, die Aufmerksamkeit vom Kern der Sache auf Zweifels-, Zwischen- und Grenzfragen abzulenken.« (Ebd.: 1195-1196)

Er bekräftigte Auffassungen von Juden als Parasiten, zitierte zustimmend Passagen aus Hitlers Mein Kampf und ermahnte sein Publikum sich daran zu erinnern, dass die Judenfrage auch ihre deutsche Seite habe, nämlich jene der tragischen deutschen Abhängigkeit von Juden. Über die Beziehung zwischen Friedrich Engels und Karl Marx schrieb er: »Wie war es möglich, daß ein deutscher Mann aus dem Wuppertal dem Juden Marx so völlig verfiel?« (ebd.: 1198). Es brauchte dabei kaum jemanden von Schmitts Intelligenz, um auf solche abgedroschenen anti-semitischen parteigetreuen Floskeln zu kommen, die groteskerweise an unfreiwillige Parodie grenzten. War Schmitts exzessiver Antisemitismus eine Reaktion auf seine Angst, Feinde innerhalb der Nazi-Hierarchie, vor allem der SS, zu haben? Wollte er durch

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Anstimmen der schrillstmöglichen antisemitischen Note an ihm geäußerte Kritik kompensieren? Kurze Zeit nach der Konferenz wurde er im Schwarzen Korps, der Zeitung der SS, öffentlich gedemütigt. Zwei anonyme Artikel verspotteten Schmitt dafür, dass er nicht früh genug ein Nazi geworden war, dass er jüdische Freunde hatte und nur als katholischer Denker konsequent und widerspruchsfrei war (vgl. Das Schwarze Korps 1936).13 Die geheimen Akten der SS über Schmitt, größtenteils aus dem Jahr 1936, gingen sogar weiter als ihn nur als bloßen Wendehals und Opportunisten zu beschuldigen (vgl. Sicherheitsdienst des RFSS SDHauptamt).14 Manche Briefe lasteten Schmitt an, dass er seine thematisch antijüdische Jurakonferenz im Oktober 1936 nur geplant hatte – zu einer Zeit, in der das jüdische Problem in den Rechtswissenschaften angeblich bereits durch die Absetzung von Juden von Lehrstühlen gelöst worden war – um von der Opposition der Katholischen Kirche gegen den Nationalsozialismus abzulenken. Die Briefe verlangten zudem, dass Julius Streicher, Herausgeber der am deutlichsten antisemitischen Nazi-Zeitung Der Stürmer, nicht an Schmitts Konferenz (vgl. ebd: SD 47-48) teilnehmen dürfte, obwohl er eingeladen war; Streicher sagte seine Teilnahme ab, sandte aber ein Telegramm mit den besten Wünschen für eine erfolgreiche Tagung. Den veröffentlichten Band Das Judentum in der Rechtswissenschaft. 1. Die deutsche Rechtswissenschaft im Kampf gegen den jüdischen Geist, der Schmitts eigene heftige Einleitung und Nachwort sowie auf der antijüdischen Konferenz vorgetragene Aufsätze beinhaltete, schickte Schmitt an den Leiter der SS, Heinrich Himmler, und wies auf ihre gemeinsame und immer noch aktuelle Aufgabe der Säuberung der deutschen Rechtswissenschaften vom jüdischen Geist hin (vgl. ebd.: SD 125). Ein weiterer langer Brief in Schmitts SS-Akte sah sein Interesse am internationalen Recht und seine Verbindungen nach Italien als listigen Schachzug an, um ihm zu erlauben mit konservativen Katholiken in Kontakt zu bleiben; folglich schlug dieser Brief vor, ihm Reisen nach Italien zu untersagen (vgl. ebd.: SD 112-116). Eine Notiz hinterfragte, ob die Briefe von Juden, die Schmitt behauptete an die Gestapo weitergegeben zu haben, wirklich existierten (vgl. ebd.: SD 120). Andere Dokumente aus Schmitts SS-Akte enthielten detaillierte Berichte über seine Vorlesungen, Unterhaltungen und Publikationen, letztere mit einer detaillierten, gut recherchierten Darstellung von Passagen in Schmitts Veröffent13 | Vgl. auch Beebee 2006. Alfred Rosenberg griff Schmitt für die Benutzung des Begriffs totaler Staat in Völkischer Beobachter vom 1. Januar 1934 an. 14  |  Vgl. Sicherheitsdienst des RFSS SD-Hauptamt, Akte P.A. 651c, Archiv des Instituts für Zeitgeschichte, Mikrofilm in Wiener Library, London, 505 MF Doc 54/Reel 4/46. Der Mikrofilm beginnt mit einem biografischen Überblick, der sich über Schmitt aufgrund seiner ersten Ehe lustig macht und auf seine jüdischen Verbindungen und seinen anti-HitlerStandpunkt während der Weimar-Jahre hinweist. Da die Rahmen nicht nummeriert sind, habe ich die Nummerierung der online verfügbaren Dokumente eingehalten: http://carlschmitt-studien.blogspot.com/2008/05/sicherheitsdienst-des-rfss-sd-hauptamt.html (Stand 14.04.14).

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lichungen, die er selbst nach 1933 überarbeitet hatte, um alle positiven Bezüge auf jüdische Gelehrte wie Erich Kaufmann zu beseitigen, während er kritische Kommentare wie die über Hans Kelsen unberührt ließ, um rückwirkend konsistenter antisemitisch zu erscheinen (vgl. ebd.: SD 177-180).15 Es gibt auch einen Brief, der Schmitt bei Göring denunziert und impliziert, dass Schmitt seine Stelle als Preußischer Staatsrat verlieren sollte (vgl. ebd.: SD142-143). Andererseits schrieb der spätere Generalgouverneur des besetzten Polen, Hans Frank, an Gunter d’Alquen, den Herausgeber des Schwarzen Korps und bat ihn, die Kampagne gegen Schmitt einzustellen, wobei auch ein Durchschlag dieses Briefes an Himmler gesendet wurde (vgl. ebd.: SD 127-129). Göring kritisierte d’Alquen in einem anderen Brief (vgl. ebd.: SD 235) und der Fall Schmitt scheint bis Anfang 1937 erledigt gewesen zu sein, einem Zeitpunkt, zu dem er einige seiner politischen Ämter außer dem des Preußischen Staatsrates (nach 1936 größtenteils ein symbolischer Titel) und dem des Lehrstuhls für Rechtswissenschaften in Berlin verloren hatte. Mein letztes Beispiel stammt aus der Rede Völkerrechtliche Großraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte, die Schmitt 1939 gehalten hat, anschließend veröffentlichte und während der ersten Jahre des Zweiten Weltkrieges mehrere Male überarbeitete (vgl. Schmitt 1939/1941). Inspiriert von der MonroeDoktrin von 1823 – auf die auch Hitler in einer Rede im Reichstag am 28. April 1939 einging – argumentierte Schmitt geopolitisch für eine neue räumliche Weltordnung auf der Grundlage der Etablierung großer Machtsphären, eben von »Großräumen«. Diese stellen keine politische Einheiten dar, in die alle Länder eingegliedert sind (Brasilien und Argentinien sind z.B. nicht Teil der Vereinigten Staaten), sondern Einflusssphären die vom mächtigsten Land im jeweiligen Großraum dominiert werden, wobei ein explizites Verbot von Interventionen durch Mächte außerhalb der jeweiligen Sphäre aufrecht erhalten wird.16 Ältere Imperien wie Großbritannien hielten Gewässer wie das Mittelmeer für Straßen oder 15  |  Es mag merkwürdig sein darauf aufmerksam zu machen, aber die Untersuchungen, die die SS über die verschiedenen Auflagen von Schmitts Arbeiten vor und nach 1933 anstellte, sind gründlicher und schädlicher als die Hintergrund- und Vorbereitungsarbeit, auf der die schlecht vorbereiteten Fragen von Kempner an Schmitt in Nürnberg beruhten. So beantragte ein Überwachungsbrief des SD vom 14. Dezember die Beschaffung aller Publikationen Schmitts in ihren verschiedenen Auflagen, um die Veränderungen in seinem Denken genau zu bestimmen (ein Telegramm desselben Tages spezifiziert Schmitts Verhältnis zum Katholizismus, zu den Juden und zu den Weimarer Politikern Papen, Brüning und Schleicher). In Kontrast dazu zitierte Kempner nur eine einzige Passage aus Schmitts Schriften und wusste wahrscheinlich nicht, dass Schmitt lobende Bezüge auf Juden aus seinen früheren Büchern entfernt hatte, nachdem Hitler an die Macht gekommen war. 16 | Die britische Daily Mail berichtete folgendermaßen über Schmitts Artikel: »Just as President Monroe insisted on ›America for the Americans‹, Herr Hitler insists on ›Central Europe for the Central Europeans‹. Germany considers herself the leading nation in this sphere, just as the United States claims to be the leading nation in the Americas. Herr

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Abkürzungen, die isolierte Territorien verbunden, wohingegen das Mittelmeer für Mussolinis Italien sein Lebensraum und eine organisch verbundene Einflusssphäre war. (Schmitt hatte Mussolini einmal getroffen und schickte ihm auch ein Exemplar der Völkerrechtlichen Großraumordnung). Für das Deutsche Reich, das im Gegensatz zu universalistischen Imperien »wesentlich völkisch bestimmt war«, lag die natürliche Einflusssphäre in Europa, vor allem im Osten, wo eine große Zahl von Völkern und Minderheiten lebten, die – mit Ausnahme der Juden – nicht »artfremd« waren und somit als Teil des Großraums betrachtet werden konnten. Das Versailler System der »Minderheiten« war bereits durch solche Verträge wie den deutsch-russischen Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28. September 1939 beseitigt worden.17 »In unseren Tagen, 1940«, kommentierte er nach dem Beginn der deutschen und russischen Besetzung Polens, »beginnt die neue Raum- und Völkerordnung sich abzuheben« (Schmitt 1939/1941: 53). Sie war Teil einer neuen begrifflichen Ordnung des internationalen Rechts, die »vom Volksbegriff ausgeht und die im Staatsbegriff enthaltenen Ordnungselemente durchaus bestehen läßt, die aber zugleich den heutigen Raumvorstellungen und den wirklichen politischen Lebenskräften gerecht zu werden vermag; die ›planetarisch‹, d.h. erdraumhaft sein kann, ohne die Völker und die Staaten zu vernichten und ohne, wie das imperialistische Völkerrecht der westlichen Demokratien, aus der unvermeidlichen Überwindung des alten Staatsbegriffs in ein universalistisch-imperialistisches Weltrecht zu steuern.« (Ebd.: 49)

Schmitt zitierte anglo-amerikanische Quellen und erwähnte den vielzitierten »Juden [Harold] Laski« und folgte damit seiner eigenen Regelung der Identifikation von Juden in Zitaten (ebd.: 45). In einem Teil, den er 1941 der vierten Auflage des kleinen Buches hinzufügte, machte er seinen antisemitischen Standpunkt mit Hinweis auf Gelehrte wie Georg Simmel oder Hans Kelsen deutlich: »Diese jüdischen Autoren haben natürlich die bisherige Raumtheorie so wenig geschaffen, wie sie irgend etwas anderes geschaffen haben. Aber sie waren doch auch hier ein wichtiges Ferment der Auflösung konkreter, raumhaft bestimmter Ordnungen.« (Ebd.: 63 und Schmitt 1995: 318)

Es überrascht kaum, dass Schmitts Nazi-Veröffentlichungen Loewensteins Aufmerksamkeit erregten. Loewenstein, der seinen Lehrauftrag in München 1933 verloren hatte, verfolgte das nationalsozialistische Rechtssystem und seine Rechtswissenschaft aus sicherer Entfernung in den Vereinigten Staaten, in die er emigrieren konnte, genau. In dem Essai »Law in the Third Reich« (1936 in Yale Law Review veröfHitler, it is believed, will soon give it the world as his justification for Germany’s relentless expansion« (Schmitt 1995: 347). 17  |  Dieser Vertrag teilte Polen unter Deutschland und Russland auf und gewährleistete auch die Rückführung von Deutschen aus der Sowjetunion.

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fentlicht) kommentiert Loewenstein eigens Schmitts Der Führer schützt das Recht. Loewenstein nahm Anstoß an Schmitts Rechtfertigung der rückwirkenden Gesetzgebung und der Liquidierung von Hitlers politischen Feinden: »It means that the ›Führer‹ and his group are beyond the rule of law, legibus solutus in the proper sense of the term. One of the leading jurists of the regime, Dr. [Roland] Freisler, admitted that the action had no basis in written law, and the crown jurist of the Third Reich, Herr Carl Schmitt, qualified the act as one of genuine jurisdiction not subject to justice but supreme justice in itself. […] Law is no longer an objective norm but an emanation of the ›Führer’s‹ will.« (Loewenstein 1936: 811)

Loewenstein glaubte, »this assertion is tantamount to a blunt denial of the separation of powers and the rule of law« und er berief sich in seiner begleitenden Fußnote auf Montesquieu: »In despotic government, one man alone, without law and without rule, determines everything by his will and by his whims« (ebd.: 811n117).18 In diesem Aufsatz schloss sich Loewenstein anderen Gelehrten an und bezog sich auf Schmitt als Kronjurist des Dritten Reiches.19 In seinem Kommentar zu den Nürnberger Rassengesetzen (die Schmitt gelobt hatte) scherzte Loewenstein: »Racial intermarriage during the 19th and 20th centuries gave rise to the creation by the National Socialists of a mass of hairsplitting distinctions, which a regime with a greater sense of humor certainly would have called ›talmudical‹« (ebd.: 796). Für Carl Schmitt war der Weg aus der Weimarer Krise die Schaffung eines starken, sogar autoritären Staates; für Loewenstein eine neue, bessere Verteidigung von demokratischen Strukturen gegen die Feinde der Demokratie zu errichten. Als Antwort auf die Entwicklungen in Deutschland und das Anwachsen faschistischer Parteien in vielen Ländern Europas, unterstützte Loewenstein das Konzept der militant democracy, das nach dem Krieg in Westdeutschland als wehrhafte oder streitbare Demokratie ein neues Leben fand, also eine Demokratie, die stark genug ist, solche Parteien zu verbieten, deren einziges Ziel es ist, ein Ende der Demokratie herbeizuführen.20 18  |  Vgl. auch andere Bezüge zu Schmitt in 782n6, 803n88. 19  |  Die ersten englischen Bezüge auf diesen Begriff bei Google Books lassen sich in Sigmund Neumanns Buch Permanent Revolution. The Total State in a World at War und in einem Artikel von 1942 in Virginia Quarterly Review finden. Von Waldemar Burian 1934 lanciert, tauchte der Begriff Kronjurist des Dritten Reiches häufig unter deutschen Emigranten auf; siehe Söllner 1992 und »Deutschland-Bericht der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Sopade)« (1934/1980). 20  |  Vgl. auch Spevack (2001: 212-214). Max Lerner nutzte den Begriff im Titel seines Buches It Is Later Than You Think. The Need for a Militant Democracy und erklärte, dass er das Adjektiv militant von William James übernahm; Frederic Clemson Howe hatte den Begriff in The City, the Hope of Democracy gebraucht, frühestens 1905; und Markus Lang (2004:

Dilemmas der Entnazifizierung »Democracy Becomes Militant. […] More and more, it has been realized that a political technique can be defeated only on its own plane and by its own devices, that mere acquiescence and optimistic belief in the ultimate victory of the spirit over force only encourages fascism without stabilizing democracy. Since fascism is a technique bolstered up ex post facto by ideas, it can be checked only by a similar technique. It took years to break through the democratic misconception that the principal obstacle to defense against fascism is democratic fundamentalism itself. Democracy stands for fundamental rights, for fair play for all opinions, for free speech, assembly, press. How could it address itself to curtailing these without destroying the very basis of its existence and justification? At last, however, legalistic self-complacency and suicidal lethargy gave way to a better grasp of realities. A closer study of fascist technique led to discovery of the vulnerable spots in the democratic system, and of how to protect them. An elaborate body of anti-fascist legislation was enacted in all democratic countries. The provisions were drafted precisely for checking the particular emotional tactics of fascism.« (Loewenstein 1937a: 430f.)

In Dictatorship and the German Constitution, 1933-1937, ebenfalls 1937 veröffentlicht, kritisierte Loewenstein Schmitt erneut kurz, als er »the progressive dilution of the bill of rights during the last years of the Republic under the auspices of the versatile Carl Schmitt who served the government of the Republic not less eagerly than the Third Reich« bedauert (Loewenstein 1937c: 542n13). Loewenstein vermerkt: »although it has been repeatedly hinted that a completely new constitutional document will be drawn up which would supersede the Weimar Constitution of August 11, 1918, the plan, if ever seriously contemplated, has not as yet materialized« (ebd.: 537). Wohingegen Schmitt die Nürnberger Gesetze als »Verfassung der Freiheit« adelte und zunächst voller Hoffnung war, dass er als Staatsrat die nationalsozialistische Verfassungsordnung mitgestalten würde, zweifelte Loewenstein vorausschauend daran, dass eine neue Verfassung in Nazideutschland jemals erlassen werden würde, da sie ihrer Natur nach als schriftliche Verfassung »subjective rights« schaffen und »a limitation on sovereignty, which in dictatorial ideology is fundamentally absolute and supreme« beinhalten würde (ebd.: 538). Er schrieb: »The transformation of parliamentary into presidential government had been possible only by shifting the legislative powers from the Reichstag under the emergency powers of Art. 48« (ebd.: 539). Loewenstein betrachtete das Ermächtigungsgesetz als »first organic statute of the Third Reich« (ebd.: 541) und fand bemerkenswert, dass »an intrinsically illegal act is capable of giving birth to a new legal order« (ebd.: 543). Und hier zitierte er Carl Schmitts Verfassungslehre, welche der Ansicht war, dass eine neue verfassungsmäßige Ordnung »submitted to the original power of the entire German nation« sein müsste (ebd.: 543, Loewenstein fügte in der Notiz hinzu: »Such, at least, was the opinion of Herr Carl Schmitt and his school who were influential before and after the ›fall 152n65) erwähnt, dass Hugo Preuß (1860-1925) auch den Begriff streitbare Demokratie genutzt hatte.

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of men‹ in March 1933« [in Anspielung auf den Meinungsumschwung bei ehemaligen Gegnern des Regimes]; siehe auch Schmitt 1928: 92ff., 99, 105). Und eine spätere Fußnote apropos Hindenburg beschuldigte Schmitt erneut, ein opportunistischer Wendehals zu sein: »It fits well into the picture of political corruption accompanying the transition from the Republic to the single party state of the National Socialists that he who, by virtue of his oath, was to be ›the custodian of the constitution,‹ as Herr Carl Schmitt and others emphasized, became the official ›protector of the Third Reich‹ immediately after the manipulators of the ›national revolution‹ had persuaded him to change his colors.« (Ebd.: 554n60)

D ie N achkriegszeit Im Jahr 1945 wendeten sich Schmitts und Loewensteins Schicksale. Im Juni dieses Jahres weigerte sich Schmitt, den Entnazifizierungsfragebogen zu seiner eigenen Entlastung auszufüllen, den ihm der erste Nachkriegsrektor der Berliner Universität, der Philosoph und Psychologe Eduard Spranger, vorgelegt hatte. Während er sich von 1945-1946 in Gefangenschaft der Militärregierung befand, schrieb Schmitt Ex Captivitate Salus (zuerst 1950 veröffentlicht): »Ich sah meinen Interrogator an und dachte: Wer bist Du denn eigentlich, der Du mich so in Frage stellst? Woher deine Überlegenheit? Was ist das Wesen der Macht, die dich ermächtigt, mir solche Fragen zu stellen, Fragen, die mich selbst in Frage stellen sollen und die infolgedessen in ihrer letzten Auswirkung nur Schlingen und Fallen sind? […] Ich bin zu neugierig auf die gedanklichen Voraussetzungen jedes Vorwurfs, jeder Anklage und jedes Anklägers. Deshalb gebe ich weder einen guten Angeklagten noch einen guten Ankläger ab. Doch bin ich immer noch lieber Angeklagter als Ankläger. […] Mir ist das Prosekutorische noch unheimlicher als das Inquisitorische. Vielleicht geht das bei mir auf theologische Wurzeln zurück. Denn Diabolus heißt Ankläger.« (Schmitt 1950/2002: 10-11)

Schmitt verlor seinen Lehrstuhl und lehrte nach 1945 nie wieder an einer deutschen Universität. Er identifizierte sich mit Tocqueville und sah ihn nicht als den Politiktheoretiker, den Loewenstein für seine Formulierung des Pluralismus lobte (vgl. Loewenstein 1957: 385), sondern als jemanden, der aus der Position eines Besiegten schrieb und auch deutlich den Antagonismus zwischen den Vereinigten Staaten und Russland erkannt hatte, obwohl beide Länder, jeweils mit unterschiedlichen Mitteln und Wegen, die Welt in eine zentralisierte und demokratisierte Epoche führen würden (vgl. Schmitt 1950/2002: 25-33). Loewenstein kehrte als Rechtsberater der amerikanischen Militärregierung nach Deutschland zurück, und anscheinend auf sein Betreiben hin wurde Schmitt am 26. September 1945 verhaftet und im Vernehmungshauptquartier

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in Berlin Wannsee festgehalten.21 Schmitt wurde vom Untersuchungsausschuss (dem Berliner Sicherheits- und Überprüfungsausschuss) am 27. Juni 1946 entlastet, die entsprechende Bestätigung der amerikanischen Behörden folgte am 2. August 1946, und er wurde am 10. Oktober 1946 aus der Haft entlassen. Es war kurz vor Schmitts Freilassung und auch auf Loewensteins Vorschlag hin, dass Schmitts Bibliothek konfisziert und erst sehr viel später zurückgegeben wurde. Am 17. März 1947 wurde Schmitt vom Politikwissenschaftler Ossip K. Flechtheim (einem ehemaligen Studenten) nochmals zu einer Anhörung am 24. März in Nürnberg vorgeladen, wo er dann festgehalten und vier Mal von Robert M. W. Kempner (3., 11., 21. und 29. April) verhört wurde, bis er im Mai wieder freikam (vgl. Quaritsch 2000: 51-114; Bendersky 2007b).22 Diese Dialoge mit Kempner belegen deutlich Schmitts Bemühungen, sich als jemanden darzustellen, der nach einer kurzen Liebäugelei mit dem Nationalsozialismus (dem er sich jedoch überlegen fühlte) eigentlich nur ein wissenschaftlich arbeitender Gelehrter und hin und wieder ein intellektueller Abenteurer war, der den Verdacht der Partei auf sich zog, öffentlich angegriffen wurde und unter geheimer Überwachung der SS stand. Schmitt beschrieb seine Einstellung zur »Judenfrage« auch mehrdeutiger als Kempner zu erkennen schien: »KEMPNER: Wie standen Sie zu der Judenfrage, ganz allgemein, und wie sie im 3. Reich behandelt wurde? SCHMITT: Für ein großes Unglück und zwar von Anfang an.« (Kröll 1995: 234)

Kempner fragte nicht zurück, was genau er mit Unglück gemeint hatte und konfrontierte Schmitt nur mit einem direkten Zitat aus seinen Nazi-Veröffentlichungen: »KEMPNER: Dem Beschuldigten wird seine Schrift Völkerrechtliche Großraumordnung, 4. Auflage, vorgehalten und folgender Satz auf Seite 63 vorgelesen: ›Diese jüdischen Autoren haben natürlich die bisherige Raumtheorie so wenig geschaffen wie sie irgend etwas anderes geschaffen haben. Sie waren doch auch hier ein wichtiges Ferment der Auflösung konkreter raumhaft bestimmter Ordnungen.‹ Wollen Sie bestreiten, daß das der reinste Goebbelsstil ist? Ja oder nein? SCHMITT: Ich bestreite, daß das Goebbelsstil ist nach Inhalt und Form. Ich möchte betonen, den hochwissenschaftlichen Zusammenhang der Stelle zu beachten. Der Intention, der Methode und der Formulierung nach eine reine Diagnose. […] Alles, was ich gesagt habe, insbesondere dieser Satz ist nach Motiv und Intention wissenschaftlich gemeint, 21  |  Er wurde dann in das Internierungslager Lichterfelde-Süd (Wismarer Straße am Teltowkanal) verlegt und schließlich in ein Arrestlager für Zivilisten in Wannsee (Königstraße/ Ecke Endestraße). Vgl. Mehring 2009: 442-444; Quaritsch 2000: 12. 22  |  Die Versionen in Kempner (1969/2005) wurden von Quaritsch (2000: 42-47) für ihre Ungenauigkeiten kritisiert. Vgl. auch Tommissen 1990.

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Werner Sollors als wissenschaftliche These, die ich vor jedem wissenschaftlichen Kollegium der Welt zu vertreten wage.« (Ebd.: 236-237)

Abgesehen vom Bestehen auf dem wissenschaftlichen Charakter seiner Herabwürdigung von Simmel und Kelsen betonte Schmitt: »There is nothing being brought against me other than what I have written« (Bendersky 2007b: 39). Kempner erinnerte Schmitt an die Konsequenzen, die intellektuelle Arbeit haben kann: »KEMPNER: Sie haben intellektuelles Abenteurerblut? SCHMITT: Ja, so entstehen Gedanken und Erkenntnisse. Das Risiko nehme ich auf mich. Ich habe immer noch meine Zeche bezahlt. Ich habe noch nie den Zechpreller gespielt. KEMPNER: Wenn aber das, was Sie Erkenntnissuchen nennen, in der Ermordung von Millionen von Menschen endet? SCHMITT: Das Christentum hat auch in der Ermordung von Millionen Menschen geendet. Das weiß man nicht, wenn man es nicht selber erfahren hat. Ich fühle mich gar nicht, etwa wie mancher als unschuldig Gekränkter, dem etwas Entsetzliches passiert. KEMPNER: Aber das können Sie nicht vergleichen […].« (Kröll 1995: 242)

Kempner erwähnte Schmitts Rechtsschriften aus den frühen Nazi-Jahren allgemeiner: »KEMPNER: Haben Sie nicht gesagt, die deutsche Gesetzgebung und die deutsche Rechtsprechung haben vom nationalsozialistischen Geist erfüllt zu werden? Ja oder nein? Haben Sie das gesagt zwischen 1933 und 1936? SCHMITT: Ja. Ich war von 1935 bis 1936 Leiter der Fachgruppe. Ich fühlte mich damals überlegen. Ich wollte dem Wort Nationalsozialismus von mir aus einen Sinn geben.« (Ebd.: 246)

Die Befragungen endeten damit, dass Schmitt zugab, sich dafür zu schämen, solche Dinge geschrieben zu haben, aber er wollte nicht weiter in der Blamage, die er erlitten hatte, herumwühlen. Die Niederschriften dieser Verhöre wurden veröffentlicht und wären eine Adaption als Dialog in einem Drama wert, aber ich möchte hier auf einen weiteren Aspekt der Beziehung zwischen Schmitt und Loewenstein zurückkommen. Wie wir gesehen haben, hat sich Loewenstein in den 1930er Jahren über Schmitt geäußert. Als er als Rechtsberater für die Militärregierung arbeitete, verfolgte er den Fall Carl Schmitt rasch und äußerst aktiv. Am 16. August 1945 schrieb er seinem Bürotagebuch zu folge »ein Memo über die Verhaftung von Carl Schmitt« und Loewensteins privates Tagebuch, in seiner Dahlem-Residenz in der MaxEyth-Straße 32 teils in schwer zu entziffernder Stenographie geschrieben, scheint ebenso die Worte »Col MacLendon […] Zur Public Safety. Carl Schmitt verfolgen […] Schlachtensee« zu enthalten. In seinem Memorandum über Schmitt sieht Loewenstein ihn als das, was man einen Schreibtischtäter nennen könnte und

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wollte ihn deshalb als Kriegsverbrecher anklagen lassen – was weder die Militärregierung noch das Nürnberger Tribunal bereit waren zu tun. Kann ein bloßer Intellektueller als Kriegsverbrecher betrachtet werden? Am nächsten Tag trug Loewenstein in seinem Tagebuch ein: »Tried in vain to get procedure in motion to have Carl Schmitt arrested«, und zwei Tage später berichtete Loewenstein über ein Treffen bei der Public Safety Division in der Berliner Boltzmannstraße 20: »Talk with Cpt. Hess (seemingly former German, well informed) Major Wynie (?), uninterested. He will go into the matter and if Schmitt appears to make trouble for the occupation ›we will arrest him for you‹; I countered ›You need not arrest him for me, but for the de-nazification of Germany.‹« (Loewenstein 1945a)

Zur gleichen Zeit trat Loewenstein dem, was er Dilemmas der Entnazifizierung nannte, als einem zentralen Bestandteil der Reeducation allgemeiner entgegen und machte verschiedene Empfehlungen, wie im Prozess hin zu einer Wiedereinführung der Demokratie in Deutschland zu verfahren sei. Am 9. November 1945, seinem 54. Geburtstag und fast zwei Monate nach Schmitts erster Verhaftung durch die Amerikaner, begann Loewenstein mit der Arbeit an seinem Memorandum Observations on Personality and Work of Professor Carl Schmitt (vgl. Loewenstein 1945c). Datiert auf den 14. November 1945 wurde die endgültige Version auf einer umlautlosen amerikanischen Schreibmaschine geschrieben – anscheinend als Reaktion auf die Bitte von Schmitts serbischer Frau Duschka und seines ehemaligen Studenten Hans Schneider, die konfiszierte Bibliothek wieder zurückzugeben. Berichten zufolge sprach Duschka Schmitt am 19. November auch mit Loewenstein über den Fall ihres Ehemanns. Loewenstein beteuerte »about thirty years close familiarity with Dr. Schmitt’s career, personality and work« und schrieb, was sich zunächst wie ein Empfehlungsschreiben liest: Er nennt Schmitt »the foremost German political scientist and one of the most eminent political writers of our time«, »a man of near-genius rating«, »one of those rare scholars who combine learning with imagination« usw. Aber die Gegenrichtung zeigt sich schnell: Anders als Harold Laski, der »literary protagonist of democracy«, ist Schmitt »the leading authority on authoritarian government and totalitarianism« geworden und »abused his gifts for evil purposes«. Loewenstein akklamiert Schmitt für seinen »constructive criticism« am Makel von Weimars politischer Struktur und greift lobend Schmitts Verfassungslehre heraus, eben jenes Buch, das Loewenstein ein Jahrzehnt später in seiner eigenen Verfassungslehre nicht erwähnen würde. »It is to his credit to have discovered much earlier than most of his colleagues the dangers inherent in article 48 of the Weimar constitution emergency power of the Reichspraesident […] which later led to the overthrow, by legal methods, of the Weimar Republic by Hitler.«

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Loewenstein zitierte auch Schmitts wohl bekanntesten Satz: »Souveraen ist, wer ueber den Ausnahmezustand gebietet« (Loewenstein 1945d).23 Jedoch verurteilte Loewenstein, dass sich Schmitts »authoritarian predilections« durchgesetzt hatten und er erwähnte, dass sich Schmitt vom Katholizismus abgewendet hatte und ein Freidenker geworden war, nachdem die Kirche abgelehnt hatte, Schmitts erste Ehe für ungültig zu erklären, trotzdem aber dem spanischen Bischof aus dem 19. Jahrhundert und einem der »great forerunners of fascism, Nazism and Spanish falangism«, Donoso Cortes, begeistert folgte und half, ihn bekannt zu machen. Auch Schmitts »insistence on the use of emergency powers by a government preluded the turn he took upon the advent of Hitlerism in 1933«. Kurz nach der Wahl vom 5. März 1933, als die Nazi-Partei die Macht erlangte regionale und nationale Berufungen durchzuführen, habe sich Schmitt als »an ardent supporter of Hitler’s dictatorship which seemed to him the fulfillment and climax of his intellectual desires« offenbart (ebd.). Loewenstein schlug vor, eine komplette Bibliografie von Schmitts Schriften seit 1933 anzulegen (daher auch sein Interesse an der Konfiszierung und Prüfung von Schmitts Bibliothek) und unterbreitete dann sehr detaillierte Kommentare zu zwei beispielhaften Aufsätzen aus dieser Zeit. Er charakterisierte Der Führer schützt das Recht zutreffend als »a glowing defense of Hitler’s assassination« von zahlreichen Opfern »who were put to death without indictment and trial«. Loewenstein war überzeugt, dass Schmitts gedruckte Worte tatsächlich dabei geholfen hatten, das Regime zu unterstützen, und »many lawyers in foreign countries were led to believe in the justice of Hitler’s act because an eminent legal authority had defended him«. Auch Schmitts Aufsatz mit dem etwas holprigen Titel »Spatial organization in international law combined with the prohibition of intervention by other powers« (nach Loewensteins Übersetzung) »defends the aggrandizement of Germany at the expense of weaker powers in a pseudo-scientific and superficially rather convincing way«, und unterstützt »the ›right‹ of the German nation to impose on other peoples its form of life and government in the interest of large-scale spatial planning«. Es war Schmitts internationale Reputation – an die seine Frau appelliert hatte um seine Freilassung sicherzustellen – die seinen Fall für Loewenstein umso beunruhigender machte, als Schmitts Verfassungslehre ein Standardwerk in lateinamerikanischen juristischen Fakultäten geworden war und seine Schriften einen nachhaltigen Einfluss auf Falangisten und Autoritäre in Spanien und anderswo gehabt hatten. Deswegen schloss Loewenstein sein Memorandum mit dem dringenden Appell ab, Schmitt in Haft zu behalten, da seine Freilassung »would constitute a blow to incipient democracy in Germany and to public opinion abroad« und von denjenigen mit autoritären Neigungen als »a victory of Nazism over Military 23  |  Loewenstein zitiert aus dem Gedächtnis, da er entscheidet durch gebietet austauscht, wenn er schreibt: »Souveraen ist, wer ueber den Ausnahmezustand gebietet«. Seine englische Version lautet: »Sovereignty rests with who controls emergency powers«.

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Government« betrachtet werden würde (ebd.). (Die Tatsache, dass Schmitt jede positive Referenz über jüdische Gelehrte in seinen zur Nazi-Zeit wiederveröffentlichten Werken beseitigt hatte, was in Schmitts SS-Akte akribisch dokumentiert wurde, scheint von Loewenstein oder Kempner nicht bemerkt worden zu sein.) Dieses Dokument war dafür bestimmt, Loewensteins Argument zu unterstützen, das er einen Monat zuvor in Library of Professor Carl Schmitt vorgebracht hatte, nämlich dass »Schmitt qualifies as a war criminal. He is one of the intellectual instigators of Hitler’s acts of aggression and aided and abetted them by his influential authorship«. Daher, so schrieb Loewenstein, sollte der Fall »be submitted to the War Criminals Commission for further action«. Aber während Schmitt für mehr als ein Jahr in Haft blieb, kam es nie zu einem Prozess: Das Konzept der Kriegsverbrechen war so eng gefasst, dass es nur kleine Gruppen von Politikern, Industriellen und kriminellen Straftätern erfasste.24 Obwohl Schmitt meist Besuchsrechte verweigert wurden und er Schwierigkeiten hatte, während der Haft an Papier zu gelangen, schrieb er in der unmittelbaren Nachkriegsperiode viele Manuskriptseiten, die später in Ex Captivitate Salus und posthum in Glossarium veröffentlicht wurden. Schmitt war der Meinung, die Besatzung sei »kein Dauerzustand« (zit.n. Mehring 2009: 457) und spottete: »Der Sieger im gerechten Krieg macht sich zum Richter über einen Verbrecher« (Schmitt 1991: 70). Schmitt warnte davor, die Demokratie zu idealisieren, mokierte sich später über das westdeutsche Grundgesetz, da es den Mangel an deutscher Souveränität bedingt durch die militärische Besatzung und das Fehlen eines Friedensvertrages verschleierte, war zudem der DDR gegenüber uninteressiert (so wie Loewenstein) und sprach von der Bundesrepublik, in Anlehnung an die beschönigenden Briefe, die in den Anhörungen zur Entnazifizierung genutzt wurden und nach dem bekannten Waschmittel »Persil-Scheine« benannt wurden, sarkastisch als »Persilien« (Mehring 2009: 525). Während er indirekt seine aus dem Jahr 1935 stammende Billigung der mörderischen Gewalt des Staates aus Der Führer schützt das Recht widerrief, zeigte sich Schmitt nun unzweideutig in seiner Verurteilung der unmenschlichen Grausamkeiten, durch die sich die Täter selbst zu Geächteten machten: »Die atrocities im besonderen Sinne, die vor dem letzten Weltkrieg und während des Krieges begangen worden sind, müssen in der Tat als mala in se betrachtet werden. Ihre Unmenschlichkeit ist so groß und so evident, daß es genügt, die Tatsachen und den Täter festzustellen, um ohne jede Rücksicht auf bisherige positive Strafgesetze eine Strafbarkeit zu begründen. Hier treffen alle Argumente des natürlichen Empfindens, des menschlichen Gefühls, der Vernunft und der Gerechtigkeit in einer gerade elementaren Weise zusammen, um einen Schuldspruch zu rechtfertigen, der keiner positiven Norm in irgendeinem formalen Sinne bedarf. Hier braucht auch nicht danach gefragt zu werden, wieweit die Täter eine 24 | Schmitt kannte mindestens drei Nürnberger Angeklagte sehr gut: Hermann Göring, Hans Frank und Wilhelm Frick.

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Werner Sollors verbrecherische Absicht, ein criminal intent, hatten. Das alles versteht sich hier von selbst. Wer angesichts solcher Verbrechen den Einwand des nullum crimen erheben und auf die bisherigen strafgesetzlichen Bestimmungen verweisen wollte, würde sich selbst in ein bedenkliches Licht setzen.« (Zit.n. Mehring 2009: 440-441)

Er modifizierte nun erneut seinen Freund-Feind-Gegensatz und gelangte zu einer neuen, weniger bekannten Formel nach einem Gedicht von Theodor Däubler: »Der Feind ist unsre eigne Frage als Gestalt«. Sie stammt aus Sang an Palermo von 1919. Angeregt durch den Anblick des sarggleichen Berges Pellegrino, adressiert der Dichter seine sonderbare Hymne an die verschiedenartige Geschichte von Sizilien, die als Paarung der siegreichen Mohren mit dem femininen Land betrachtet wird, aus der das Land jedoch als Siegerin hervorgeht. Die Ankunft der freiheitsliebenden Normannen, welche die Mohren vertreiben, geht in eine lange sinnliche Apostrophe an Sizilien über, in der die Zeile »Der Feind ist unsre eigne Frage als Gestalt« erscheint (Schmitt 1950/2002: 90 und Däubler 1919).25 Schmitt lehnte es ab, auf seine eigene Mittäterschaft zurückzublicken oder sich für seine öffentliche Unterstützung antisemitischer Maßnahmen oder seinen Abbruch jeglichen privaten Kontakts mit Juden wie seinem langjährigen Herausgeber Ludwig Feuchtwanger (der seinen Autor in Briefen um Hilfe bat) zu entschuldigen (vgl. Rieß 2007: 397-398, 401). Schmitt erwähnte auch nie seine Reaktion, als er zum ersten Mal von den von ihm genannten Grausamkeiten (atrocities) erfuhr – obwohl er am 27. Oktober 1947 auf die Atombombe einging und schrieb, dass derjenige »Angreifer ist, wer die erste Atombombe abwirft. Pflicht zum Abwarten des Abwerfens der ersten Atombombe; das ist die ›juristische‹ Lösung des Problems« (Schmitt 1991: 34-35). Er setzte seine antisemitischen Anmerkungen in den Nachkriegsjahren fort und definierte sich selbst im Gegensatz zum jüdischen Geist: »Denn Juden bleiben immer Juden. Während der Kommunist sich bessern und ändern kann. Das hat nichts mit nordischer Rasse usw zu tun. Gerade der assimilierte Jude ist der wahre

25  |  »Ich bin zu einem frischen Freiheitssatz bereit! Das eitle Tier in dir wird sich hinübersetzen. Wohin? Auf Schollen, die schon Priester vorgeweiht! Wir sollen dann die Beute schreckensbleich zerfetzen: Der Feind ist unsre eigne Frage als Gestalt. Und er wird uns, wir ihn zum selben Ende hetzen. Doch aus der Volksbesonnenheit kommt die Gewalt. Auf Vorgebirgen treffen sich verwandte Ahnen Und bleiben stumm, wenn Flut an Flut zerprallt.« (Däubler 1919: 57-69). Schmitt hatte ein seit langem bestehendes Interesse an Däubler und veröffentlichte eine Studie seines Nordlicht im Jahr 1916.

Dilemmas der Entnazifizierung Feind. Es hat keinen Zweck, die Parole der Weisen von Zion als falsch zu erweisen.« (Ebd.: 18)

Zu diesem Zeitpunkt schien seine Nachkriegserkenntnis Der Feind ist unsre eigne Frage als Gestalt (die ja aus einer recht seltsamen Quelle stammte) schon wieder vergessen zu sein. In einer recht sarkastischen Anmerkung vom 17. August 1949, die erst posthum veröffentlicht wurde, erwähnte Schmitt auch Loewenstein namentlich, und zwar sogar zweimal: »Da ist also nun ein mächtiges Reich in Amerika, das uns in Europa besetzt und beherrscht. Ich habe als Angehöriger des besetzten, beherrschten und total besiegten Deutschland mit der Macht dieses mächtigen amerikanischen Reiches zu tun gehabt. Ich bin verhaftet worden, man hat mir mein intimstes Eigentum, meine Bibliothek, weggenommen, man hat mich zu kriminellen Verbrechern in die Zelle gesteckt, kurz, ich bin in die Hände dieses mächtigen amerikanischen Reiches geraten. Ich war neugierig auf meine neuen Herren. Aber ich habe bis heute, 5 Jahre lang, noch niemals mit einem Amerikaner gesprochen, sondern immer nur mit deutschen Juden, mit Herrn Löwenstein, Flechtheim und ähnlichen, die mir durchaus nicht neu waren, sondern die ich schon lange gut kannte. Ein sonderbarer Herr der Welt, dieser arme Yankee, neumodisch mit seinen uralten Juden. Ich habe weder mit Indianern noch mit Puritanern noch mit Mexikanern noch mit Azteken oder Inkas zu tun bekommen: immer nur mit deutschen oder österreichischen Juden. Originelle Herren der Welt. Globale Ordnungskräfte à la Truman bzw. Roosevelt. Morgenthau – Löwenstein – Ebenstein. Mir ekelt vor einer von Menschen für Menschen gemachten Welt.« (Ebd.: 264) 26

Schmitts Beschimpfung verstärkt den Eindruck, dass er mit Loewenstein in der Nachkriegszeit sprach, wenngleich es beide bevorzugten, nicht mehr über ihre Begegnung oder Wiederbegegnung zu schreiben. Schmitts Bemerkung legt auch nahe, dass er sich zu dieser Zeit als »anti-Loewenstein« verstand und Loewenstein als die Verkörperung des Juden der Alten Welt betrachtete. Vielleicht schwang auch eine schwache Erinnerung an eine tiefergehende Feindschaft mit, die in Schmitts Traum von einem Löwen erkennbar war, der wütend auf ihn wurde, weil er ihn einen Löwen genannt hatte und den Schmitt mit Loewenstein assoziierte. Loewensteins Interesse an Schmitt war nicht nur eine persönliche Angelegenheit, sondern auch Teil seiner langjährigen Tätigkeit als Berater der Legal Divison, 26  |  Henry Morgenthau war derjenige US Treasury Secretary, der vorschlug, Deutschland nach dem Krieg in einen Agrarstaat umzuwandeln; William Ebenstein, bereits in diesem Artikel zitiert, war ein österreichischer Rechtsgelehrter, der 1936 in die Vereinigten Staaten emigrierte und Bücher wie Die rechtsphilosophische Schule der reinen Rechtslehre (1938), The Nazi State (1943) und The German Record (1945) veröffentlichte. Ebenstein nahm Schmitts Aufsatz The Concept of the Political in seinen Sammelband Modern Political Thought. The Great Issues (1960) auf.

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der Justice Ministry Branch und dem Reorientation Program of the Military Government nach den bestmöglichen Verfahren, alle verantwortlichen Nazis zu kriminalisieren – was ein Problem unkontrollierbaren Ausmaßes darstellte: »In der amerikanischen Zone galten 3 623 112 Personen als vom Befreiungsgesetz betroffen. Die Entnazifizierungskammern haben davon 950 126 Fälle bearbeitet, die übrigen wurden bereits vom öffentlichen Kläger ohne Klageerhebung eingestellt, davon 2 504 686 amnestiert.« (Fürstenau 1969: 229)

Dies ist der Stand der Dinge am 31. August 1949, und nur in der amerikanischen Zone. Loewenstein war sich des Paradoxons der demokratischen Reeducation über den Weg der verpflichtenden und zwangsmäßigen Entnazifizierung unter militärischer Aufsicht bewusst. »Military Government finds itself on the horns of a dilemma«, schrieb er in einem Memorandum vom 14. September 1945. »Either it has to confine itself to appointing to office non-Nazis – which is tantamount to paralyzing the administration of justice, – or it has to resolve to use the services of former party members for the bench and in administrative agencies«.27 Die zweite Möglichkeit schien die einzig realistische zu sein, aber sie bedeutete, dass schlechte Nazis von guten ausgesiebt werden mussten. Loewenstein wog unermüdlich die Vor- und Nachteile der Jahrgangs-Methode zur Entnazifizierung (die Klassifizierung von nominellen Parteimitgliedern nach dem Datum, an dem sie in die Partei eingetreten waren28) gegenüber anderen Methoden zur Trennung der aktivsten Parteigenossen von bloßen »Karteigenossen«29 – obwohl er dieser Trennung gegenüber auch skeptisch war – ab. Er erkannte, dass die Entnazifizierung nicht populär war und zitierte einen Bremer Anwalt, der ihm erzählt hatte: »The categories established are formalistic; the practices are unfair and in conflict with the principles of justice and due process; they are reminiscent of the Gestapo, particularly in fact that the procedure, on the basis of the inadequate Fragebogen is secret and that no hearing is permitted.« 30

Loewenstein fragte sich auch öffentlich, ob der berühmte Fragebogen dabei wirklich so hilfreich war, vor allem wenn es um den Berufsstand der Juristen ging:

27 | »Basic Problems of the Denazification of the Legal Profession« ms. 14. September 1945. ad #11, Loewenstein Papers: Amherst College Library. 28  |  »Denazification Policy«, unveröffentlichte Anweisung an den Director of the Legal Division. 30. November 1945, Loewenstein Papers: Amherst College Library. 29 | Ebd. 30 | »Basic Problems of the Denazification of the Legal Profession« ms. 14. September 1945. ad 6 (Dr. Lahusen), Loewenstein Papers: Amherst College Library.

Dilemmas der Entnazifizierung »A special Fragebogen exists for the legal profession. Intended to draw an exhaustive portrait of the professional and political personality, it contains some 200 detailed questions, covering education, career, and political affiliation. The experienced official could by scanning the Fragebogen evaluate it on sight, almost with the facility of the musician reading a musical score. This questionnaire approach has proved plainly unsuited to the appraisal of moral or intellectual attitudes. The Fragebogen is little more than an accumulation of elementary facts, at best helpful only in weeding out tangibly Nazi-tainted men. It never revealed, in the case of a judge with an impeccable paper record, how he had behaved in office, in what decisions he had participated, whether his opinions reflected subservience to the regime; or in the case of a practicing attorney, whether the Nazi bosses were among his clients, or whether he had appeared before the party courts (which decent lawyers refused to do). It goes without saying, however, that no substantial scrutiny by overworked and unsophisticated AMG [American Military Government] officials was physically possible.« (Loewenstein 1948a: 448)

Loewenstein sah voraus, dass eine lange Phase rechtlicher und politischer Vormundschaft nötig sein würde, um die Reeducation-Bemühungen zu begleiten, an denen auch er insofern beteiligt war, als er beispielsweise gewöhnliche Deutsche sowie Erzieher mit demokratischen Verfahren durch öffentliche Vorlesungen und ein kleines Handbuch über die amerikanische Verfassung vertraut machte. Rückblickend erkannte er, dass diese Herangehensweise »had its full share in the ›reeducation‹ process by which the Germans became capable of assuming the parliamentary responsibilities cast upon them by the new constitutions« (Loewenstein 1948b: 1003). In seinem Bürotagebuch klang er oft verzweifelt und in seinen persönlichen Briefen blieb er der Zukunft gegenüber skeptisch. Trotz der Verhaftungen und Verhöre von Carl Schmitt führten Karl Loewen­ steins Bemühungen, Schmitt vor Gericht zu stellen, zu nichts. Der Einführungstext der Wiener Library London zur SS-Akte Schmitts drückt es passend aus: »He remained a controversial figure, having never been formally charged with complicity with the Nazi regime, nor ever exonerated«.31

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Zero Hour/Stunde Null Destruction and Universals at Mid Century Barrett Watten

“The fatalism by which incomprehensible death was sanctioned in primeval times has now passed over into utterly comprehensible life. The noonday panic fear in which nature suddenly appeared to humans as an all-encompassing power has found its counterpart in the panic which is ready to break out at any moment today: human beings expect the world, which is without issue, to be set ablaze by a universal power which they themselves are and over which they are powerless.” —Theodor W. Adorno and Max Horkheimer, Dialectic of Enlightenment (22) “In 1945 the United States possessed the greatest relative material strength any nation has ever had or is ever likely to have. This peculiar situation was the result of the simultaneous flowering of the American economy and military-industrial establishment and the destruction of everybody else’s.” —Gideon Rose, How Wars End (81)

This essay will be part of a larger study on the cultural poetics of modernist authority that follows the influence of Critical Theory in exile during World War II through a series of American and German postwar examples: literary, visual, and cultural. My literary examples will be, at the outset, a series of mid-century “late modernist” American poets writing before, during, and after the end of the war, the destruction of European cities, and the disclosure of the Holocaust.1 In Germany, this moment of destruction is popularly known as Stunde Null, which we may translate as “Zero Hour.”2 I will consider Stunde Null – seen as the punc1  |  On late modernism, see Miller 1999; my usage differs from his, however, in focusing on the political context of mid-century modernity as much as on the development of the apotheosis of alienation and formal autonomy in authors like Samuel Beckett. 2 | There is an important relationship between the temporality of “Zero Hour” and the comparable spatiality of “Ground Zero,” both at Hiroshima and at 9/11 that I must bracket here. On “Ground Zero,” see Barnett/Mariani 2011.

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tual moment of political and material destruction that ended Germany’s Totaler Krieg (total war) through unconditional surrender on 8 May 1945 – as a metahistorical concept, after the work of narrative and conceptual historiographers like Hayden White, Reinhard Koselleck, and Frank Ankersmit.3 As a metahistorical event, Stunde Null is not simply reducible to its historical date; it has a structural relation to real-time historical unfolding in both narrative and nonnarrative terms. 4 Stunde Null thus did not simply happen; rather, it is a structural, narrative, and phenomenological moment that took place “as if” it were an actual event, no matter how many particular details of history coincided with it.5 Psychoanalytic processes of destruction, repetition, and Nachträglichkeit (retroactive determination) are crucial for making the historicity of Stunde Null into a punctual moment, an opening to the Real “that can only be known in its effects.”6 At the same time, what we term Stunde Null as a historical fact is irreducible to a concept – formed as it is from a complex multiplicity of individual and collective, human and environmental experiences that only retrospectively condense into the univocal date, 8 May 1945. There is, as well, a unique political content to this historical endgame, a combination of the persistent German commitment to Totaler Krieg after massive defeats that began with Stalingrad, matched by equally persistent Allied demands for total capitulation.7 Stunde Null is thus a composite historical fact, viewed through an imprecise historical frame, that extends from a series of moments of destruction and liberation that constitute it. As a historical event, Stunde Null is a punctual moment that is not one, depicted and imagined through a series of iconic images of human bodies and urban destruction that took place with military defeat, the liberation of the camps, the destruction of cities, the mass displacement of peoples, occupation by allied armies, and civilian privation (figs. 1 and 2). A reduction of human experience to material bare life as a political, cultural, and even existential reference point – and its overcoming – gives Stunde Null a meaning well beyond its narrative position as null point. 8 Rather than seeing Stunde Null as merely a phenomenological event, describable in those terms, we must work carefully through the combined figural logics and material evidence by which it was experienced and represented.9 3  |  White 1987; Koselleck 2002 and 2004; and Ankersmit 2005. 4  |  I have written on narrative and nonnarrative history in Watten 2003: chap. 5; and on the poetics of the “date” as a historical concept in Watten 2011. 5 | On the historical Stunde Null, see Giles 1997; Rürup 1995; Williamson 2001; and Brockmann 2004. 6  |  Here I am concerned not to limit my use of psychoanalysis to negative interpretations such that the traumatic event may be “only known in its effects.” 7  |  On the “endgame” of World War II, see Rose 2010 and Taylor 2011. 8  |  On “bare life,” see Agamben 2002. 9 | Here I will generally bracket the contemporary discussion of the “event” associated with Alain Badiou’s work, esp. 2005.

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Figure 1: A family’s belongings on the streets of Berlin (“Bombed out, with few remaining possessions, a family sits on the street: an everyday fate at the end of the war”), May 1945. Photo: bpk, Berlin; Art Resource, New York.

Figure 2: Reichstag, Berlin, May 1945. A.C. Byers/ Hein Gorny; Photo: bpk, Berlin; Art Resource, New York.

My approach is twofold: first, to identify a series of anticipatory, retrospective, and punctual constructions of Stunde Null in literary and visual art where it is indeed a desiring projection, absent cause, inescapable fact, and finally narrative frame; then to associate these prior or posterior constructions with the historical and material Ding an sich, however it may be accessed. I term this method a “radical historicism,” which seeks to lay bare and make perceptible the radical contingency of a punctual moment, a historical date, a violent event, a psychological rupture as necessary for interpretation.10 Rather than seeing history as contextual, or worse a mere positivity, a radical historicism discloses the null point of representation as a material fact. Through this perspective, I want to understand the constructedness of literature and cultural discourses in terms of the unrepresentable alterity of events subtending them. To do so necessitates a concept of the historical event in negative as much as positive terms (but not some abstract, phenomenological concept of “the event”); it is the absent cause, the “history that hurts” located in material conditions, around which interpretations congeal (cf. Jameson 1982). A radical historicism will reject explanations that depend on well-formed narrative as inadequate, as it seeks to constellate material evidence around a central, intractable core. Inspired by the historical deployment of nonnarrative forms in modernism and the avant-garde (in a tradition extending from Walter Benjamin and Theodor Adorno through Fredric Jameson, Peter Osborne, and Richard Langston), a radical historicism interrogates the formal construction of an absent cause, privileging contingency over necessity and admitting the crisis of representation, the gaps in narrative construction, and the multiplicity of the event as primary

10  |  I use the term “radical historicism” in several recent essays, esp. on the disconnection of motivation and violence in The Baader-Meinhof Complex, dir. Ulli Edel (2009).

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evidence.11 Going further, a radical historicism questions the transparency and self-presence of agency, even in its most autonomous forms (as with accounts of agency that rest on some form of decisionism). An ontological priority of Being cannot offer an adequate historicism, given the thick, embedded, continuous, and intersubjective nature of historical experience and interpretation. A radical historicism seeks disclosure, but it is the disclosure of what is materially contingent or causally insufficient, what “can only be known in its effects” and is simultaneously laid bare in the material evidence of history. What a radical historicism brings to the event, determining it, finally coincides with what is disclosed, indissociable from it. In this sense, I am aware of the dangers of a negative historicism that simply discloses the traumatic rupture of an event, given the various political narratives that have been projected onto specific, and incommensurate events, each of which bears its own core of negativity and should not be reduced to a single rationale for political grievance.12 Stunde Null is both the type and example of the material event that concerns the radical historian, in a manner directly opposed to the use of decisive historical dates as narrative, epochal, or periodizing (such as “the end of World War II”). In other words, Stunde Null is not simply a framing concept positioned between historical periods; as an event it is continuously active in its enactment, processing, and representation, even as it may be anticipated in the historical sequence or cultural logics or imaginative works leading up to it with inexorable force. Slavoj Žižek’s overbroad claim that 9/11 fulfilled a long-standing fantasy of the West for its own destruction (as generalizing the meanings of the event as entailed by the cultural logic of late capitalism itself) still contains its kernel of truth: that a wish for destruction is often confirmed in actual destruction, which must be taken into account in any reparation (cf. Žižek 2002). We may find, for instance, that the concept of Totaler Krieg imposed on and largely accepted by the German people in early 1943, in which surrender was not an option, conveyed aspects of social fantasy of destruction that were confirmed by the actual destruction that ensued.13 But we may also find that condensing a politics of wishful Totaler Krieg on its victims, who could never have understood the concept itself as a positive fact, is a too easy, retrospective explanation (pace Žižek). A radical historian would look for the discrepant convergence of wish, materiality, and interpretation as necessary preconditions for the historical event. The fascination with destruction becomes a scene of psy11  |  See Osborne’s use of Benjamin and Adorno in Politics of Time (1995); on negativity and the German avant-garde, see Langston 2008; and Jaskot 2012. 12  |  In other words, the political implications of traumatic rupture cannot simply be transferred from very different historical events: the Holocaust, the Cambodian or Rwandan genocides, ethnic cleansing in the Balkan War, 9/11. On the question of comparative trauma, see Rothberg 2009. 13  |  Taylor 2011; on the attitude of the German population after the declaration of “total war,” see Rürup 1995.

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chological and ontological inquiry, one that goes well beyond its representational content while yet being confirmed by the bare material evidence of the images themselves. In recent debates on ruin photography in Detroit, it is precisely this motive to comprehend destruction through its material evidence that is lacking in the ascription of such photographs, and interest, as “pornographic” (figs. 3-4).14 As with Detroit, or with many other scenes of late modern destruction (Chernobyl, 9/11, Banda Aceh, Fukushima, to name the more recent), so with Europe in 1945 – the cultural proliferation of representations of scenes of destruction, far outstripping any gothic or romantic fantasy, gives the lie to “ruin porn” as mystification. Representing the negative is, and always has been, profound cultural work, undertaken for a variety of motives and in many forms.15

Figure 3 (left): Yves Marchand and Roland Meffre, William Livingstone House, Detroit, 2006. From Ruins of Detroit. Used by permission. Figure 4 (right): Marchand and Meffre, Southern Part, Packard Motors Plant, Detroit, 2009. From ibid. Used by permission.

Clustering around the conceptual date and material event of Stunde Null are three types of representation I will be concerned with. The first, most readily available, are retrospective: texts and films that provide interpretive frameworks for the moment of destruction at the end of the war, often constructed between documenta14  |  On ruin photography, see John Patrick Leary’s online essay, “Detroitism” (2011); the ascription of voyeurism to “ruin porn” was debated at a panel discussion of the Modernist Studies Association, October 2012, in papers by Michael Stone-Richards, “Detroit. The City as Medium, and an Ethics of Care,” and Barrett Watten, “Learning from Detroit. The Poetics of Urban Destruction.” See the large body of photographic work on urban destruction in Detroit, esp. Marchand/Meffre 2011; Moore 2010; and Austin 2010; as well as my early essay on the Detroit photographs of Stan Douglas, Watten 2003: chap. 8. 15  |  See, for example, an online blog that celebrates ruins, Mugnai 2003.

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ry and fantasy: Roberto Rossellini’s Germany Year Zero (1948); the anonymous A Woman in Berlin (1954; 2003; 2008); Andrzei Wajda’s Ashes and Diamonds (1958); Stanley Kramer’s Judgment at Nuremberg (1961); W.G. Sebald’s On the Natural History of Destruction (1999; 2004); or Bernd Eichinger’s Downfall (2004).16 To these literary and filmic texts may be added the numerous visual artists such as Hannah Höch and Karl Hofer who took part in the upsurge of exhibitions after the war, 17 continuing on to later artists concerned with historical retrospection such as Joseph Beuys, Anselm Kiefer, and Gerhard Richter.18 These retrospective texts, at the same time, allow me to propose a series of more strictly literary works from the period up to and including Stunde Null that I term anticipatory: in which a fantasy of destruction is pursued toward ends that escape history but that might become historical. Here the wish for destruction initially posits but then psychically refuses its objective evidence, which it directs toward an encompassing form of ahistorical or universalist wish. A series of late modernist works may be examined for a poetics of destruction and universality, including T.S. Eliot’s Four Quartets (1944/44), for its universalist poetics among scenes of destruction; H.D.’s Trilogy (1946), for its specific record of the bombing of London; William Carlos Williams’s Paterson (1946-51, 1958), for its destructive fantasies in both form and content; Ezra Pound’s Pisan Cantos (1948), for it pathos of the “tragedy of Europe” while ignoring its victims; Charles Olson’s “The Kingfishers” (1950), for its explicit post-Holocaust antihumanism; Robert Duncan’s “An Essay at War” (1966), for its psychosexual account of destroyed bodies; or Sylvia Plath’s “Lady Lazarus” and other poems (1965), for their appropriations of Holocaust imagery. This series of mid-century modernist work move from anticipatory wish for destruction to an anguished positing of that which succeeds it: a historically contingent demand for universals. In each of these modernist, postmodernist, humanist or antihumanist examples, a wish for destruction is the prior condition for positing (or rejecting) any sort of universal.19 On this basis, I propose: there is no universal without destruction. The historical fact of the promulgation of universals (beyond any mere contingency) in this sense shows, for example, how the perversions of authority that led to fascism and war are their prior condition and overcoming. Critical Theory’s dialectic between reason and unreason itself anticipates the historical construction of ethical universals promulgated at the Nuremberg Trials, while it makes a common cause with modernists who either negotiated these perversi16  |  On postwar German cinema and “coming to terms with the past,” see Santner 1993; and Kaes 1992. 17 | On exhibitions in Berlin after the war, see Gillen/Schmidt 1989; and Fassbender/ Stahlhut 2009. 18  |  See Barron/Eckmann 2009; Langston 2008; and Jaskot 2012. 19 | On the constructedness of universals, see esp. Judith Butler, “Restaging the Universal. Hegemony and the Limits of Formalism”, in: Butler/Laclau/ Žižek 2000; and Laclau 1996.

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ons or sought a way out through an invocation of universality, however imagined or represented. The poetry of mid-century modernists and the “new categorical imperative” of the Nuremberg Trials conjoin via Critical Theory to delineate the constructedness of universals themselves.20 In an age that has flagrantly renounced the Nuremberg standards – for instance, in the detention of persons seen as without rights in Guantanamo – or that sees universals as merely the mystification of global capitalism, such a critique is timely and necessary.

A nticipatory D estruction William Carlos Williams, that mild-mannered physician, is my modernist exemplar of an anticipatory poetics of destruction. The necessity of renewal – by means of a poetry founded on the senses and on the overturning of tradition – is thematized throughout early Williams, from Kora in Hell’s negative mimesis to Spring and All and The Descent of Winter’s dialectic of creation and destruction. This dialectic is central to the construction of art in Spring and All, and throughout Williams’ work: “The decay of cathedrals / is efflorescent / through the phenomenal / growth of movie houses // whose catholicity is / progress since / destruction and creation / are simultaneous”;21 modernity elicits violent change and is only comprehensible once that is recognized. In a prose section, Williams explains: “The word is not liberated, therefore able to communicate release from the fixities which destroy it until it is accurately tuned to the fact which giving it reality, by its own reality establishes its own freedom from the necessity of a word, thus freeing it and dynamizing it at the same time” (CP 1:93). Only by returning to material existence can the word be liberated from being fixated on it: Poetry is the destruction of the condition of fixity by means of encounter with the material. In Williams’s modernism, the necessity of destruction elevates the material and particular to the status of a universal, yielding the “so much depends upon” of the red wheel barrow. The war-time publication of The Wedge (1944) produced a volume that, in its theoretical framing, objectivist techniques, and thematic disjunction, pursues the same destructive renewal as Williams’s avant-garde volumes, but later in time.22 At mid century and in middle age – well-published but undervalued – Williams 20  |  On the “new categorical imperative,” see Adorno 1973: 365. Rapaport (2004) disputes whether Adorno supports any such thing as a universal. 21 | Williams 1988: Collected Poems, 1:59; hereafter cited in the text as CP. 22  |  For the biographical account of Williams’s The Wedge, during wartime but also in his creative hiatus in the early writing of Paterson, see Mariani 1981: 478-83. The volume itself is described by Williams in terms of wartime production and scarcity, given that James Laughlin’s New Directions “had run out of paper,” necessitating publication by the lesser known Cummington Press.

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no longer sees the dialectic of creation and destruction as merely aesthetic but as a fact of life in history. The aesthetic is where we comprehend the creativity of destruction; destruction is the prior condition for the vitality of art. Throughout his mixed collection of atemporal lyrics and meditative verse, themes of destruction emerge out of nowhere; a feared event (and not only the war) seems to be rapidly approaching – in fact it may already have arrived and there is nothing we can do but record it. This relation of form to discontinuity and destruction is given a chilling reading in the cover and title page art for the volume by Wightman Williams (fig. 5). Within a greenish, inverted triangle, three schematic figures overlap: an elongated classical column supporting a sundial; the schematic figure of a broken circle with an emphatic arrow pointing in a clockwise direction, suggesting circular temporality; and a dramatic red rose with curved, thorny stem which might also represent an exploding bomb at the end of a length of barbed wire. Over the entire array are superimposed the crosshairs of an optical device or bombsight, giving the diagram a military interpretation; at the same time, a sexual reading between phallic column, pubic triangle, and clitoral rose cannot be denied. This schematic design – in its reduced referentiality and functionality – points somewhat ironically to the uncanny disjunctions and reinforcements of Williams’s poetic material, each positioned within a formally structured framework, much like the bomb sight. Poetry is moving toward a coming event of necessary destruction and release in The Wedge. Looking toward the methods of Paterson, Williams practices a radical historicism where the occasion of poetry is identified with a set of disjoint material circumstances that necessitates it. The turn to language that Williams was supposed to have inaugurated – seen in the shift of the original title of the volume, The Language, to a fragment of its material substrate, The Wedge – is motivated by an inexorable historicism. Every historicism is equally a presentism, and vice versa. Williams’s historicism is of the present, as the famous introduction to The Wedge (derived from a lecture at the New York Public Library in October 1943) contends: “The war is the first and only thing in the world today” (CP 2:53). Given the present nature of Williams’s address, the claim both concedes priority to the war and insists on the parallel necessity of poetry: “The arts generally are not, nor is this writing a diversion from that for relief, a turning away. It is the war or part of it, merely different sector of the field” (ibid.). The difficult assertion that poetry is the war, not just a reflection of it, has gone largely unread in Williams’s reception (rather, we get a traditional defense of poetry and concomitant separation of “sectors of the field” in modernism). The Wedge is often noted for its poetics of compression and autonomy, seen as homologous to technological rationality and war production, but not for its destructive aims: “There’s nothing sentimental about a machine, and: A poem is a small (or large) machine made of words. When I say there is nothing sentimental about a poem I mean that there can be no part, as in any other machine, that is redundant” (2:54). A refusal of sentiment and redundancy in

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Figure 5: Wightman Williams, title page design for William Carlos Williams, The Wedge (Cummington: The Cummington Press, 1943)

poetry ties its expressive potential to formal innovation, figured as the “machine made of words.” That and the dedication to Louis Zukofsky position The Wedge in relation to its postwar development with the Black Mountain School and the “turn to language” in poetics.23 Williams’s constructivist moment, originating in the correspondence with Zukofsky and particularly the latter’s unsentimental editing of the original manuscript, thus provides a crucial link between modernism and later language-centered avant-gardes.24 However, this reception misses the 23 | A key moment in Williams’s reception was Robert Creeley’s reading of The Wedge, which he cites in an interview as transformative in terms of poetic values: “Its content was revelatory to me”; cited in Terrell 1979: 527. While one might wonder what “content” meant for Creeley, the collection’s influence has largely been seen as formal. Thus, for Neil Baldwin, “[t]he ultimate war, as always for Williams, was with his materials, with the very language itself” (1979: 409). 24 | For a discussion of digital poetics that translates Williams’s “machine made of words” in technological terms, see Pressman 2011.

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paradoxical intervention offered by The Wedge as significantly anti-formalist – it is a loosely structured if tightly edited and massively rewritten collection of lyric and occasional verse – into the progressive rationalization of war production: “The making of poetry is no more an evidence of frustration than is the work of Henry Kaiser or of Timoshenko. It’s the war, the driving forward of desire to a complex end” (ibid.). Williams’s constructivism aligns the defeat of personal (and sexual) frustration, conventional norms, and the English Department (and the sonnet) with fresh perception and new form per se, in order to achieve a more complex purposiveness as part of the war effort: “When a man makes a poem, makes it, mind you, he takes words as he finds them interrelated about him and composes them – without distortion which would mar their exact significances – into an intense expression of his perceptions and ardors that they may constitute a revelation in the speech that he uses. It isn’t what he says that counts as a work of art, it’s what he makes, with such intensity of perception that it lives with an intrinsic movement of its own to verify its authenticity.” (Ibid.)

Williams’s manifesto of poetry as pure “making” stands as a touchstone of modernist poetics, but what he accomplishes through his will to construct is more complex than any objectivism, poetic or otherwise. The form of The Wedge, it turns out, in part and whole, is anything but an example of a “machine made of words”; what finally holds it together is the strict editing of the final manuscript, and in particular the jettisoning of prose, hybrid, or diaristic writings, that resulted in the collection of 49 autonomous poems Williams saw into print.25 Even so, the collection itself contains a disparate range of materials and styles, disconnected contents and contexts that create a space for the dismantling of convention Williams wanted. Desire is both the origin and telos of most of the poems, not theoretically generalized as in surrealism but enacted between writings that vary from objective documentation to destructive fantasy. Poems are sites of particularity, discontinuity, and destruction as much as positive facts. 25 | Zukofsky argued to cut all of Williams’s prose poems and hybrid works; thus, The Wedge would not follow Spring and All and The Descent of Winter in arguing between poetry and prose (or form and content). Zukofsky also persuaded Williams to change the title from “The (LANG) Wedge” to “The Language” and finally “The Wedge,” suppressing as well a risqué epigraph that associated language and tongue in an act of heterosexual cunnilingus; Baldwin 1979: 129-142. Williams admitted to Zukofsky that, as a result, “there’s hardly one piece that hasn’t been altered in one way or another” (Ahearn 2003: 329). After looking at the archive of The Wedge (SUNY Buffalo), I concluded that Zukofsky’s editing was relatively light and suggestive; that he invariably suggested deleting sexual material if it did not meet formal standards or descended to raunchiness; and that he was justifiably negative on Williams’s prose sketches, which were reminiscent of the numerous Joyce imitations currently being published in transition during the 1930s.

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In the early 40s, with the ongoing war as correlative, Williams published two ethically dubious short poems on global destruction that prefigure The Wedge. One, “An Exultation,” celebrates the German bombing of England as imagined reparation for British imperialism and class violence: “Let the agents / of destruction purify you with bombs, cleanse / you of the profits of your iniquities to the last / agony of relinquishment” (CP 2:42). The poem was accepted by Partisan Review, along with Williams’s “incoherent accompanying explanation,” possibly as further evidence of his political unreliability in ongoing debates with the Left (Mariani 1981: 451). A second poem, “War, the Destroyer!,” conveys a more aesthetic agenda in associating war with the formal strictures of modern dance: “When terror blooms – // leap and twist / whirl and prance – / that’s the show // of this the circumstance” (CP 2:43-44). The poem was written to accompany a collage image of Martha Graham beneath an exploding bomb, shot at 1/10,000 of a second “to dehumanize facial features and imply Death” (ibid. 457). At the endgame of his middle period, heading toward the crisis represented by The Wedge and with the work of Paterson still not fully engaged, Williams sought destruction as the royal road to the imagination and hence to objective content. This is thematized in the verse précis of “Paterson: The Falls” – an advertisement for the later poem positioned at the outset of The Wedge – in which Williams aligns creativity and destruction with the turn to language, seeing the Passaic Falls as correlative to “the modern town, a // disembodied road! the cataract and / the clamor broken apart – and from / all learning, the empty / ear struck from within, roaring” (2:57-58). The roaring in Williams’s head is a fantasy of necessary violence that precedes objective form.26 References to the ongoing war recur discontinuously throughout The Wedge, despite Williams’s claim that war is “the first and only thing in the world today.” The global scale of the introduction dovetails with a local politics of desire as it pushes toward senses of destruction that are more Sadean than military. Contemporaneous with but unaware of Adorno and Horkheimer’s deployment of Sade in the second chapter of Dialectic of Enlightenment, Williams anatomizes the psychosexual drive of rational domination as the Ding an sich the poet is compelled by at every level.27 Modernity as destruction is given a sexual and embodied correlative in “The Last Turn,” a poem Williams was fascinated by (publishing it in two different versions) as emblematic of The Wedge’s themes in their most condensed instance.28 In a violent tableau, sexuality, destruction, and event coalesce as poetic methodology. Williams’s materialism counters the effete abstraction of Wallace

26  |  The full-length version of this essay continues with readings of numerous passages that illustrate fantasies of destruction, often with sexual content, throughout the volume. 27  |  See Adorno/Horkheimer 2002: 62-93. 28  |  “The Last Word” was the final poem in Williams’s chapbook The Broken Span while, in a version revised after Zukofsky’s suggestions, also appearing in The Wedge.

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Steven’s “supreme fiction,” as it organizes its materialist account of the aesthetic in terms of jazz rhythms and paint pigments.29 “Then see it! in distressing Detail – from behind a red light at 53rd and 8th of a November evening, the jazz of the cross lights echoing the crazy weave of the breaking mind: splash of a half purple, half naked women’s body whose jeweled guts the cars drag up and down – ” (2:82-83)

The spectacle of a woman’s body, mutilated in an automobile accident, becomes a macabre figure for aesthetic abstraction and materialist ethics; the singular event of the accident and the resulting display of the body cancel any representation and question all concepts: “No house but has its brains blown off by the dark! Nothing recognizable, the whole one jittering direction made of all directions spelling the inexplicable: pigment upon flesh and flesh the pigment the genius of a world, against which rages the fury of our concepts, artless but supreme.” (Ibid.)

Form becomes Georges Bataille’s informe, identifying the aesthetic with the sensory presentation of destroyed bodies, as a challenge to rational categories that cannot comprehend it.30 The war comes home to an atemporal moment of embodied destruction that invokes as it denies concepts that should render it intelligible but fail to do so. Williams pushes the poetics of renewing destruction to its alogical conclusion, toward a pure materiality that motivates it. Language splits off from matter as the remains of what can be looked at but not comprehended. The incomprehensibility of visual evidence presented here, of course, will become a hallmark of Holocaust photography in the period after the war, seemingly predicted by the 29  |  Mariani notes that Williams found himself in poetic rivalry with Wallace Stevens, and particularly his volume Parts of a World, which Williams proposed to revise as “parts of a greater world,” a poetics of the informe that would break apart the “rage for order” (1981: 479). 30 | On informe, see Bataille, “Formless,” (1985: 31); Bois/Krauss 1997.

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poem. What is remarkable is the way Williams’s entire aesthetic in The Wedge seems to anticipate and be confirmed by this historical unveiling of destruction as embodied in desire: sexual transgression and material destruction coalesce in a wish that the unthinkable occur.31 While in Bataille’s case such a perception will remain unsublated as base materiality, for Williams – and many mid-century modernists – an invocation of universals is proposed as the objective correlative to a body reduced merely to itself. To follow the theme of universals in Williams will lead from the local (“the only universal”) as its own instance to a correlative fantasy of greater implication that is its necessary entailment (“so much depends”). Williams develops the relationship of desire and destruction to universals particularly in book 3 of Paterson, but also in the form of his poem as a whole, framing its metaphorical figures for destruction (the burning library; Beautiful Thing; the radiant gist) with the rupture at the end of book 2, which coincides with the “end” of the provocative threat of C’s letters.32 My larger argument, then, is that Williams’s anticipatory moments of destruction predict their historical opposite: the universal scale of Paterson’s poetics. An occasional poem from the period immediately after The Wedge indicates the scale of universals that are being invoked: “D eath by R adio (for F.D.R.) Suddenly his virtues became universal We felt the force of his mind on all fronts, penetrant to the core of our beings Our ears struck us speechless while shameless tears sprang to our eyes through which we saw all mankind weeping.” (2:106)

It is no coincidence that the universal is identified with the fallen leader and the ongoing, unresolved event of global war. At a moment of crisis – Roosevelt’s death – Williams raises the president as particular to the status of universal (in Ernesto Laclau’s sense), rather than rendering it as a unit within a more capacious aesthetic form, as in Paterson (cf. Laclau 1996: 36-46). The aesthetic is still invoked, howev31  |  At the 2013 conference of the William Carlos Williams Society, a participant suggested that the poem involved interracial fantasies, akin to the “Beautiful Thing” episode in Paterson book 3; however, I do not find the necessity for his reading within the poem itself, except for the reference to “jazz.” 32  |  Williams identified Nardi’s letters with destruction, but in the sense of legal culpability for printing her letters without permission; see O’Neil 1994, especially the exchange with James Laughlin, 138-139.

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er, in a negative relation of concepts to sensed experience; the “force of his mind / at all fronts” (the war) is experienced in terms of ears that “struck us speechless” and tearing eyes “through which we saw / all mankind weeping.” In putting his faith in the destroyed particularity of Roosevelt, Williams continues his anticipatory theme at a later moment of psychic fantasy (which turns into a retrospective one, as we shall see): when the wished-for destruction has been confirmed. In Leo Bersani’s reading of Freud, such fantasies of destruction stem from an aggressive instinct that is “the derivative and main representative of the death instinct which we have found alongside Eros and which shares world dominion with it” (1986: 19). Throughout The Wedge, Williams without question pursues the self-shattering Bersani sees as fundamental to sexuality, in turn understood as a masochistic projection onto a destroyed object and accompanied by pleasur-able sensations that are convertible into the aesthetic. “Somehow it seems to destroy us,” Williams wrote in Spring and All – and, he might add, with relief (CP 1:218). What sexuality facilitates in The Wedge is access to the “world dominion” associated with the destruction of the object and preserved in aesthetic fantasy as incomplete, never to achieve formal unity, narrative closure, or representational adequacy. “In a theory of sublimation as coextensive with (rather than ‘beyond’) sexuality,” as Bersani writes, “the esthetic would not be a formal achievement, but rather the continuously menaced activity by which an eroticized consciousness is provisionally structured by a perception of the relation among its terms” (110). Such eroticized relations hold together the unformed forms of The Wedge as they give evidence of destructive wishes between them that they cannot represent directly. Only the destroyed particular of the world-historical president can provide the necessary figure for their comprehension – even as, in Bersani’s terms, such an elevation must finally be ironic, nonidentical to the actual world in which destruction exists, and no protection from it. In his cunning of poetic desire, Williams anticipates the limits of any understanding of the destruction to come, as his best and only defense against it.33

U niversalit y and E vent What can be said for the universal at the present moment, where universals are continuously invoked for covert, nefarious purposes and every international standard of justice is revealed as an interested construction? Are robotic drones neutralizing Taliban elements in the tribal regions of Pakistan agents of the universal, in this sense? Even so, if a pseudo-universal may be indicated by such obscene terms as these, there are aspects of “the contingency of universals” to be gained from the attempt. The universal I seek to define is in a demonstrable sense one with a specific historical origin, or better yet the consequence of an historical event: akin 33 | Significantly, when Williams heard of the actual destruction of Hiroshima, he was contrite rather than celebratory; Mariani 1981: 506-507.

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to Adorno’s “new categorical imperative” while differentially constructed across its interpretive frames (Adorno 1973: 365).34 Such a universal may be critically incomplete, nonidentical, or lacking in some way: a placeholder for the more encompassing universal implied but deferred in its constructedness. As Judith Butler has argued, “to claim that the universal has not yet been articulated is to insist that the ‘not yet’ is proper to an understanding of the universal itself; that which remains ‘unrealized’ by the universal constitutes it essentially. The universal announces, as it were, its ‘non-place,’ its fundamentally temporal modality” (Butler/Laclau/ Žižek 2000: 39). Laclau, in insisting that the gap between particular and universal can never be eliminated, theorizes a constitutive dimension of this placeholder, which he terms an “empty signifier,” for the universal itself, which “requires the production of tendentially empty signifiers which, while maintaining the incommensurability between universal and particulars, enables the latter to take up the representation of the former” (1996: 57). Williams’s poetics of particularity works exceptionally well with Butler and Laclau’s contingent universals, where the universal horizon of “so much depends upon” is contingent on material disclosure of its particular occasion, the “red wheel barrow.” In tracing Williams’s poetics of particularity through its mid-century development, however, we may uncover a more visceral, less objective, more projective account of this relationship. The body on the pavement or the dead president now assume the placeholder function. It should be clear from both examples of a particularity upon which the universal depends that there is a strong remnant of the unsublatable in each: in each case a material remainder exceeds their symbolic value. The distressed body becomes the material site of both desiring projection and fear of destruction, while the dead president becomes the absent presence of an imagined self that can only be mourned in the lost object. Laclau is correct that any universal (specifically, that of political emancipation) involves both the destruction of the whole and the elevation of the particular: “While all particularity dissolves in the first case [of the prior condition of destruction], in the second a passage through particularity is the condition of the emergence of any universalizing effect” (45). But while both are clear that the movement from destruction to particularity never resolves in an identity between particular and universal, neither Laclau nor Butler specify the precise effects of the remnant or haunting of the particular that results. This is where Williams’s encounter with the particular asks us to comprehend the materiality of a sexual encounter, a destroyed body, a dead political leader as specific to the kinds of universality they may construct. Imagine, then, that the destruction of the Jews or the material evidence of the camps are the particulars on which a universal depends. Butler and Laclau would argue that the particular would never be absorbed into the universal (in a “new categorical imperative,” this would lead to the injunction that such an event should never happen again). But what does 34 | Note that Adorno sees this new imperative as irreducibly material and physically painful.

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such a residue entail? In “Elements of Anti-Semitism,” Adorno and Horkheimer correlate emancipation from Enlightenment pseudo-universals with the material history of the Jews as the destroyed particularity of the human: “By conquering the sickness of mind which flourishes on the rich soil of self-assertion unhampered by reflection, humanity would cease to be the universal antirace and become the species which, as nature, is more than mere nature, in that it is aware of its own image. The individual and social emancipation from domination is the countermovement to false projection, and no longer would Jews seek, by resembling it, to appease the evil senselessly visited on them as on all the persecuted.” (Adorno/Horkheimer 2002: 165)

The particular here is the former site for false projection as sublated in the pseudo-universal of the master race, which when overturned allows for self-consciousness at the site of projection. It is precisely in this way that the overturned particular grounds, in an “anti-projective” manner (i.e., reversing projection as self-consciousness through difference from the object), the possibility of the genuinely human, never losing the remnant or trace of the particular. It is in this necessity of the particular, which is so distanced as to become a site for awareness, that I see the project of “radical historicism” in the inaccessible materiality of the event. Key to Adorno and Horkheimer’s difference from Butler and Laclau is the status of “projection,” and the underlying dynamic of mimesis that constitutes it as identification. The “empty signifier” is never really empty; it continues to operate in a form of irrationally compelling unfinished business. The universal troubles us in relation to that which constructed it; just so, drones in Pakistan return to put forward their unanswered question: Who authorized this? In what follows, I can only sketch out two routes to the construction of universals that follow from the projective determination of what I have termed “anticipatory destruction.” The first, “retrospective construction,” takes its form from the unsublated particularity of the occasion of the universal in putting forward its claim for one through the materiality of the event. The evidence of a heinous crime, as we have seen, is a perfect argument that it should never be permitted to occur again; the remainder of the crime, specifically the material bodies of its victims, persists in the universal injunction that it should no longer occur. The Nuremberg standard may be defined as an injunction, above the sovereignty of the nation state, not to commit heinous crimes that accede to the destruction of humanity itself and that are condemned universally, such that “everyone would agree” they should never happen again. This seemingly unimputable standard, however, still carries with it traces of victor’s justice and incomplete denazification, even as it provided a framework of ethical decision for those who came later.35 The Nuremberg standard, however, cannot guarantee its own universality; once the particular event that constitutes 35  |  I discuss the implications of ethical decision in the Vietnam Era in Watten 2002.

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a universalist claim has passed into memory, or even the text of law, its dyadic constitution as an imperative loses force, and there is need for further critical engagement. I see this as the negative historicism of the Frankfurt School in its best sense: that no form of positivism can outlast its representation, necessitating critique. I want to propose the effectiveness of certain forms of representation that embody this critical perspective in re-presenting the particular/universal dyad so that they remain active. Williams’s materiality, in this sense, perpetuates negativity in the form of a prospective universal. But its agency is not only anticipatory; like the particularity of the Jews as site for projection, it is constituted retrospectively through its movement toward a larger horizon of meaning. We may find that all universals are retrospectively constructed after the moment of destruction, even as they are prospectively desired as something unrealizable at Stunde Null. In the longer version of this essay, I present further examples from the larger culture of the post-1945 era that construct the historical moment of Stunde Null as ground for claiming the universal. This effort coincides not only with revisionist modernist studies, in that it sees modernism as a prospective site for universal claims, but with the current rethinking of the postmodern as coinciding with post-1945 culture and canceling any ground for universals.36 Such rethinking will involve juxtaposing examples from several series in order to identify broader cultural discourses: from imaginative works, including literature, films, and visual art, to the manifold of documentary evidence (including public trials, debates, exhibitions, monuments, and other sites of remembrance) made available as “coming to terms with the past” advanced in specific historical frames, in Germany but within increasingly global horizons. In accessing the construction and critique of universals, one finds that there is no fixed standard: representational strategies and limits vary widely in the range of works I have already cited. At the intersection of anticipatory desire and retrospective construction, between unfolding modernist and postmodern nonnarrative, however, one may identify the “traumatic kernel” Žižek sees as common to scenarios of destruction and that we may equate with the unsublatable materiality and psychic disturbance of Williams’s graphic image in “The Last Turn.”37 An exemplary moment of such a traumatic kernel occurs in an early American effort to come to terms with the past, Judgment at Nuremberg (dir. Stanley Kramer, 1961). For the screenwriter Abby Mann, the film was a conscious effort to combine historical truth with dramatic interest, set against a background of forgetfulness and denial in the Cold War, which the film specifically identifies as

36  |  For an introduction to this historical rethinking of postmodernity, see the work of the Post45 group, available at post45.research.yale.edu. 37  |  The “traumatic kernel” is a through line in Žižek’s oeuvre, from The Sublime Object of Ideology and Tarrying with the Negative to Welcome to the Desert of the Real.

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the reason why “of the ninety-nine men sentenced to prison terms in the second of the Nuremberg trials, not one was still serving his sentence.”38 In order to unsettle the historical amnesia of the Cold War period, Mann resorts to an unusual break in the film’s (often wooden) diegesis, parallel to the unveiling of evidence at the trial itself (figs. 6 and 7). The film is premised on the trial of Nazi judges themselves, who permitted the legal monstrosities that led to war crimes in the perversion of human rights in the Nuremberg Laws and subsequent attempts to enforce “racial hygiene.”39 The break occurs in the unfolding of trial testimony, as an attempt to establish a general context and consequence for more specific crimes, none of which amounts to mass extermination. The prosecutor, Col. Lawson (Richard Widmark), dramatically asks to be excused from his role as prosecutor to take the stand as witness. So doing, he narrates his personal experience of the liberation of the camps, while screening a compilation film of actual historical footage within the staged reenactment of the trial. The rupture of diegesis and trial procedure establishes an alternative standard of testimony, not the verbal accounts of witnesses but material evidence seen incontrovertibly through the prosecutor’s eyes, re-presented in the form of a nonnarrative film compilation using material from disparate sources: “M ajor R adnitz : Were you present when the films we are about to see were taken? C olonel L awson : Yes. I was. The tribunal is darkened. The projector flashes its light across the screen. Colonel Lawson sitting on the stand relates his story. […] On the screen is a map of Germany. It is dotted with all the places in which concentration camps existed. The dots become so large that they practically smother the map. […] C olonel L awson : The Buchenwald concentration camp was founded in 1937. The inmates of the camp numbered about eighty thousand. […] The stoves were manufactured by a well-known company which also specialized in baking ovens. The name of the firm is clearly inscribed. C lose- ups – faces of people in the tribunal watching films They are divided into different groups. There are the ones who refuse to see what their eyes tell them. There are the ones who stare incredulously that this nightmare really happened. […] C olonel L awson : An exhibition of by-products of Buchenwald was displayed for local townspeople by an Allied officer. A lampshade made of human skin – made at the request of the wife of one of the operators of the camp. Skin being used for paintings – many having an obscene nature. The heads of two Polish labourers, shrunken to one-fifth their normal size. A human pelvis used as an ashtray is displayed.” (113-114) 38  |  Mann 1961: v; supporting Adorno’s dialectic of democracy and fascism, Mann arrives at “a glimmering of understanding that the very philosophy that enabled the Nazis to come to power was not unrelated to the motive in their being released” (ibid.). 39  |  See Koonz 2003: chaps. 1 and 2.

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Figure 6: Richard Widmark as Col. Lawson in Judgment at Nuremberg, dir. Stanley Kramer (1961). © United Artists 1961

Figure 7: Burt Lancaster, Torben Meyer, John Wengraf, and Werner Klemperer as German judges on trial in Judgment at Nuremberg. © United Artists 1961

In this sequence, the courtroom audience’s (and viewers’) attention is inexorably drawn from events of a large scale, taking place all over Germany, to a series of fetish objects made from body parts (the authenticity of some objects is uncertain). 40 Establishing a direct correlation between material remains and the lack 40  |  It is possible that some items in the films were fakes – for instance, the lampshade made of human skin. On relics of the Holocaust, see Shallcross 2011.

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of any rational motivation, the compilation continues with descriptions of the use of Zyklon B at Dachau and, the film script notes, “actual signal corps army films” of the liberation of Belsen showing “corpses. Acres of corpses. Corpses as far as the eye can see” (115-116). 41 The consequent breakdown of the measured, even plodding, narrative pace with the rush of psychically inadmissible material and disconnected narrative creates a gap in the film’s rational framework – one that is identified with the larger magnitude of the particular crimes on trial. Defense attorney Hans Rolfe (Maximilian Schell) summarizes the public defense of the general framework of knowledge of the camps when the trial resumes, thus introducing the question of collective guilt as legal argument:42 “R olfe : What is the prosecution trying to prove? Is it trying to prove that the German people as a whole were responsible for these events? Or that they were even aware of them? […] The truth is that these brutalities were brought about by the few extremists. The criminals. Very few Germans knew what was going on. None of us knew what was happening in the places shown in these films. None of us.” (125)

His denial, however legitimate at the level of admissible evidence for the crimes on trial, is undermined by a far worse indictment of depraved rationalization within the film’s fictional account in a scene where the accused, locked in the guard house, discuss the film screening: “L ammpe : Pohl. Pohl. You ran those concentration camps. You and Eichmann. They say we killed millions of people. Millions of people. How could it be possible? Tell them. How could it be possible? P ohl : It’s possible. L ammpe : How? P ohl : You mean technically? It all depends on your facilities. Say you have two chambers which will accommodate two thousand people apiece. Figure it out. It’s possible to get rid of ten thousand in a half an hour. [...] It’s not the killing that is the problem. It’s disposing of the bodies. That’s the problem.” (117-118)

In a cunning of factual representation within a fictional narrative, the film undercuts the believable rationalization of the defense, which might have been publicly uttered, by means of the parallel construction of a depraved pseudo-rationality that 41 | The film-within-the-film references the display of film material at the actual trial; film was used at the Eichmann trial as well. The original film has been reconstituted and screened; Sollors 2014: 318-319, n. 21. While the script cites “actual Signal Corps army films,” there are factual errors in the compilation. For instance, the gas chambers at Dachau were tested but never put to use, according to wall copy at the site. 42  |  Schell won an Oscar for Best Actor for his portrayal, the first given to a German actor in the postwar period.

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might never have been stated directly. The authority for this undercutting by parallel means, in turn, is the relation of the legal protocols of the trial to the psychic horror of the film-within-the-film as evidence. The compilation makes a mockery of the rational procedures of the trial, while at the same time establishing its legitimacy. The graphic materiality of the footage interrupts the proceedings’ decorum much as Williams’s “The Last Turn” violates the objectivist poetics of The Wedge. But what was anticipatory in Williams is retrospective in Judgment at Nuremberg, even as both are grounded in the inadmissible fact of the material event. The invocation of universals depends on the particularity of Stunde Null, the moment of liberation in the camps, as embodied and material. The rupture between the two orders of experience – and the destruction of diegesis – is precisely where material is framed and the universal is constituted. This does not, however, achieve the status of an empty signifier, far from it. Rather the difficult image is intended to remain unsublated, an inadmissible representation of the perpetrator’s deeds between prosecutor and witness, haunting the proceedings so that justice might result. The framing of Judgment of Nuremberg’s documentary leads to a third category of representation: the radical historicist attempt to hone in on the specific historical moment as both material and source for its interpretation as meaningful, which may accede to the scale of universal. To argue with Laclau and Žižek, I do not see a radical historicism as the mere privileging of the material or particular or even signification; a radical historicism suggested by the historical concept of Stunde Null is the asymptotic materiality of the punctual event itself. To illustrate an attempt to achieve this “zero degree” of representation, there is no better example than the war images of the American surrealist and fashion photographer Lee Miller. With the discovery of her photographic archive by her son, Antony Penrose, and a comprehensive biography by Carolyn Burke, Miller’s work has seen an upsurge of attention in the past decade – culminating in the exhibition of a series of her photographs in the main rotunda of dOCUMENTA 13 (2012). 43 The exhibition itself constructs a historical tableau around a series of Miller’s images and objects from her archive, including the famous photograph of her taking a bath in Hitler’s apartment in Munich at its liberation (fig. 8). 44 Stunde Null takes the form of a complex allegory in which Miller, the former model of Man Ray and herself photographer of haute couture, poses unglamorously with boots and folded uniform, seeming to wash off the grime of history. Miller had been present at the liberation of Dachau earlier in the day and would later go on to photograph “the funeral pyre of the Third Reich” at Hitler’s estate at Berchtesgaden. 45 While 43  |  I discuss the archival structure of dOCUMENTA 13 in Watten, “Reading dOCUMENTA 13 and the Future of Poetics,” Convergence on Poetics, University of Washington, Bothell, September 2012. 44  |  See the catalogue for dOCUMENTA 13, Christov-Bakargiev 2012: 138-141. 45  |  See Penrose 1995; Burke 2005; and Penrose 2008 for the chronology of her participation in Stunde Null.

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triumphalism is implicit in her presence in Hitler’s apartment, compounded by her transgression of its intimate domestic space, Miller is eloquently presented as simply a material body, in real time and space, just taking a bath. As Annalisa Zox-Weaver notes, however, Hitler’s portrait on the tub and the porcelain nude on the table evoke deeper logics of the body and gaze found throughout her oeuvre, suggesting aspects of a traumatic personal history she sought to expunge at that public moment. 46 Penrose and Burke recount the unusual history of Theodore Miller’s nude photographs of his teenage daughter, even as Miller and her father remained close throughout her life. But the positioning of Miller’s unglamorous, naked body between the fascist male gaze and the idealized neoclassical figure cannot be missed: Miller herself was photographed in many poses like it. The materiality of the present moment, as historical, seems caught within an interpretive frame that would deny it, even as the synecdoche for destruction – the boots – are physically real. Just so, Miller’s pose in Hitler’s apartment as a present index of Stunde Null is caught between everything that led up to it – the event in its unfolding – and its subsequent psychic consequences (depression and alcoholism in the near future). Miller risked everything to appear as she is, herself, depending on the culmination of an entire war effort to achieve it.

Figure 8: Lee Miller with David E. Scherman, Lee Miller in Hitler’s Bathtub, Munich, Germany, 1945. © Lee Miller Archives, England 2014. All rights reserved. www.lee miller.co.uk.

46  |  Zox-Weaver 2011: chap. 4.

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If liberation at Stunde Null was to a degree personal for Miller, she had earned the right to be there. The republication of Miller’s war journalism, with recovery of unpublished writings from her archive, describes a narrative trajectory from noncombatant status at war’s outset in England to embedded witness at its end, with the meeting of American and Soviet troops at Torgau (cf. Penrose 2008). On assignment from Vogue from the liberation of Normandy and Paris to the liberation of the camps, Miller’s documents combine the modernist concerns with the caught moment, the materiality of the image, and the defamiliarization of technique that she developed in her work with Man Ray (cf. Prodger 2011). 47 To that, she adds a series of values from mass journalism and fashion photography, along with her unique perspective as female correspondent traveling with the troops, that triangulate modernism, mass culture, and the historical event. The closer Miller gets to the event, the more she creates an uncanny record of its materiality in such a way that it cannot be folded into the positive historical record. Rather, Miller’s images exist at a crux between anticipatory desire and retrospective interpretation, troubling our understanding of the event as they try to draw infinitely closer to it. It is precisely in this gap between the attempt to record in a positive sense and the uncanny material that is recorded that her representations put the question of the universal. In her pose in Hitler’s bathtub, we can see Miller restaging this betweenness – between materiality and interpretation, anticipation and retrospection – as a precondition for any claim to represent a present state of affairs. Modernism’s caught moment between transitory and eternal is thus put to use for historical ends that are at once aesthetic and ethical. Why this interrogation of representation should satisfy on both counts may be seen in key images from Miller’s work at Stunde Null, as culminations of the narrative trajectory leading up to them. In her war photography – which she claimed was not art but which redefines the uses of art in historical contexts – Miller circles around a series of key tropes for “the event” – an explosion, a memento mori, a tableau at a life-defining or life-ending moment, a destroyed landscape, or the monument that, in being pulled down, remains. Her writings, on the other hand, convey an adrenaline (or Benzedrine) professionalism, getting to the action (combat or liberation) or filing an article on deadline that is both temporally immediate and associatively complex. Miller internalized modernist standards not only for image making but in her writing, to a degree that both were intuitive. It is but a short step from such stylistic entailments of modernism to an overarching concern with liberation, which Miller wrote about (“Patterns of Liberation”) and practiced herself. 48 Using her written texts as interpretive frameworks allows us to explore the temporal complexity and visual allegory of two of her most lucid images at Stunde 47  |  Interestingly, Man Ray’s contribution to the dOCUMENTA tableau in the rotunda, and a central icon of their relationship, is a small sculpture titled Object To Be Destroyed, featuring a cut-out image of Miller’s open eye. 48  |  Miller, “Pattern of Liberation,” in: Penrose 2008: 113-130.

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Null. The first is of a beaten SS prison guard at Buchenwald, one of a series Miller made at its liberation (fig. 9). The simultaneity of material condition and the gaze – perhaps the pitiless one of the liberator, who can only condemn the guard, reinforced by the physical damage done to him by the freed inmates, or perhaps the gaze of the guard himself as witness to what he has done and cannot expiate himself from – condense in frontal directness. 49 In this modernist portrait, the gaze is reduced to a fact of bare life, in which it is impossible to narrate or interpret further; only the evidence of what occurred in the beating, and every crime leading up to it, remains.

Figure 9: Lee Miller, Beaten S.S prison guard, Concentration camp, Buchenwald, Germany, 1945. © Lee Miller Archives, England 2014. All rights reserved. www. leemiller.co.uk.

“The ex-prisoners have found and recognized a certain number of their former torturers, SS soldiers disguised as civilians, wandering around the fringes of the encampment. If they catch them, they give them a thorough working over and bring them back to the camp jail house. Their condition is terrible, but they are still alive and not as badly off as their new captors had been when beaten, as at least they have been well fed and had never been beaten before.” (Cf. Penrose 2008: 165)

The image evokes pity and terror, the retrospective hallmarks of the tragic, but also the anticipatory destruction of a potential corpse: the violence the onlooker 49  |  The two images discussed here may be seen as culminating moments in Miller’s accomplished exploration of the modernist portrait; see Calvocoressi 2002; and on her work as a fashion photographer, Conekin 2013.

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may like to do to this man will continue indefinitely, while his only protest is to gaze stupidly from his abject condition. It is finally the physical distortion of his swollen face, the clotted blood on his broken nose, combined with his pathetic attempt to face the camera and render himself to judgment, as long as it comes quickly, that place this image beyond any simple interpretive framework – such as, he deserved what he got; this is ample retribution. Justice is the materiality of factual evidence, which demands no other interpretive frame – the portrait constitutes the frame for judgment and punishment combined. It is thus an open question what the final disposition of this case will be, but also one that does not need to be answered: what we see is enough. Miller’s narrative, on the other hand, establishes a reflexive scale on which the guard’s punishment may be measured, in comparison to the much worse condition of his many victims. Where the abused condition of the guard stands as both indictment and punishment, in another set of portraits it is mortality that stands as judgment – but not simply to punish. In the image of the daughter of the mayor of Leipzig, who committed suicide along with her parents, Miller again positions the material body between the canceled gaze of the girl’s unseeing eye and her de-idealized feminine form (fig. 10). The daughter is a “good girl” who followed her parents down the path of ideological depravity; she wears the armband not of the National Socialists but the German Red Cross, an example of the positive ideals that Claudia Koonz describes in The Nazi Conscience (2003: chap. 6: “The Swastika in the Heart of Youth”). As an accouterment of suicide rather than commitment to alleviating suffering, the armband becomes sheer mystification – one of the quilting points that Žižek sees as holding together the incoherence of ideological fantasy, fortuitously evoked by the leather couch on which she has ended her life. Miller’s narrative focuses on the gothic detail of her teeth, in a pose caught between forensics and fashion: “In one of the offices, a gray-haired man sits with his head bowed on his crossed hands on the desk. Opposite, sprawled back in a chair is a faded woman, eyes open and a trickle of blood dried on her skin. Leaning back on the sofa is a girl with extraordinarily pretty teeth, waxen and dusty. Her nurse’s uniform is sprinkled with plaster from the battle for the city hall which raged outside after their deaths.” (Cf. Penrose 2008: 176)

The materiality of teeth, plaster dust, and slumped body reverse the neoclassical ideal of the figure found everywhere in Miller’s work. In becoming a body, not an overturned ideality, the dead girl is caught between destructive negation of fascism’s interpellative call and the positive ideals of service, filiation, and health it perverted. The moment of interpellation that led to this scene of destruction – the “it’s me!” of Hitler’s bogus call to fascist identity – is visible in the wider frame of a second shot Miller took of the scene, including the dead parents. The remainder of the body is the ethical entailment of canceled ideals, in this sense – a moment of political triumph to be sure, for the values that will succeed it, but one that

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leaves an open question of what precisely they are, how they will be constituted and inculcated. Modernism is located at the site of failed national interpellation. Between anticipation and retrospection, it seeks its incontrovertible zero degree; if there is an ethical ground to modernism, it is the use of the aesthetic in this historical sense.

Figure 10: Lee Miller, The Bürgermeister’s Daughter, Town Hall, Leipzig, Germany, 1945. © Lee Miller Archives, England 2014. All rights reserved. www.lee miller.co.uk.

My discussion of the representation of Stunde Null has been framed by narrative movements of anticipation and retrospection that asymptotically approach the event itself. We may assign values to each of these narrative frames – for anticipation, the dynamics of desire and idealization, for retrospection, the telos of explanation and judgment. It is in the space between these conflicting, incommensurate frames that modern forms of representation put the larger question of the universal. For Williams, it is a form of evidence in the material body that must be encountered, and that supersedes all concepts that try to approximate it. There is, in the poetry of The Wedge, a demand for further knowledge experienced as a fantasy of necessary violence, but which may also be seen as a deep anxiety about the outcome of the war – “the first and only thing in the world today.” In retrospective accounts like Judgment at Nuremberg, the rational framework of deliberation and judgment of events that did occur is seen as undone and renewed by the material evidence that exceeds it. The film thus can simultaneously argue that justice was not done at Nuremberg and attempt to redress that fact. Lee Miller’s images, in her approach to the event itself through the veil, as it were, of overlapping frameworks

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for presentation and interpretation that she had learned as a surrealist, fashion, and portrait photographer, and then reinterpreted through the evental structure of her deployment in the war, optimize this dyadic structure. The images of the beaten guard and dead girl are precise in their factive immediacy but interpretively unresolved, visibly in terms of the gap between material evidence and ethical entailment. Should we revel in the guard’s punishment, beat him some more, simply by looking at him, or has he had enough? Do we admit the pathos of the case of the dead girl, or find her as culpable as those who led her down the road to the self-canceling act of suicide as the most blatant form of mystification? The final narrative, and thus historical determination, of these ethical moments is left open; we may find that posing the question of the universal, as these images do, is as close to the universal as we will ever get. We can only get as close to the universal as we can to the event itself; this provides the interpretive frameworks on which we may decide and act.

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Nachwort Bekenntnisse eines ungezogenen Umerzogenen Winfried Fluck

I. Die Themenstellung dieses Bandes hat lang vergrabene Erinnerungen geweckt. CARE Pakete, Marshall Plan, Umerziehungsfilme, Amerikahäuser, endlose Debatten über halbherzige Entnazifizierung und über eine drohende Amerikanisierung waren allesamt fester Bestandteil meiner Kindheit und Teenagerjahre. Manchmal bezeichne ich mich scherzhaft als exemplarisches Produkt der Reeducation. 1944 geboren, wuchs ich in Berlin-Kreuzberg auf und damit im amerikanischen Sektor West-Berlins. Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen ist die an ein CARE Paket, das uns zu Weihnachten über eine kirchliche Organisation erreichte und etwas für alle Familienmitglieder enthielt, darunter für die Kinder eine Portion »colored candy«. Ich hatte noch nie in meinem Leben etwas so herrlich Süßes gegessen und sehe noch heute vor meinem geistigen Auge, wo diese farbintensive Köstlichkeit im CARE Paket platziert war. Sie bildete den größtmöglichen Kontrast zu den Trockenkartoffeln, die mein Vater eines Tages vom Schwarzen Markt nach Hause gebracht hatte und die einen Winter lang unsere einzige Nahrung darstellten, ob früh, mittags oder abends. Später habe ich von diesem magischen Moment gern in den USA berichtet und damit so manchen stolzen Amerikaner zu Tränen gerührt. Die Public Relations-Probleme von CARE hätte ich leicht lösen können. CARE Pakete waren nur der Beginn meiner Begegnung mit »Amerika«. Vor allem hatte es mir und meinen Freunden die amerikanische Populärkultur angetan. Das begann bereits im zarten Alter von fünf Jahren. In unserer Straße gab es eine junge Frau, die am Wochenende oft Besuch von amerikanischen GIs bekam und insofern Schwierigkeiten hatte, ihre Wochenendeinkäufe rechtzeitig vor dem mittäglichen Ladenschluss am Samstag zu erledigen. Irgendwann am späten Vormittag warf sie daher meinem Freund und mir eine Einkaufsliste aus ihrem Fenster zu und nachdem wir die Einkäufe abgeliefert hatten, belohnte sie uns mit Kaugummis und Superman-Comics, die sie von ihren GIs erhalten hat-

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te. Ich habe in einem Aufsatz zur Amerikanisierung beschrieben, welch starke imaginäre Wirkung das strahlende Blau der Superman-Comics in der farb- und freudlosen Ruinenlandschaft unseres Kreuzberger Alltags entfalten konnte. Als wir älter waren, trafen sich die Jungs in unserem Block nach dem sonntäglichen Mittagessen an der Litfasssäule Mittenwalder/Ecke Fürbringerstraße und beschlossen gemeinsam, welchen Film wir uns ansehen würden. Es waren fast immer amerikanische Genrefilme. Wenn mich meine Mutter gelegentlich in einen deutschen Heimat- oder Musikfilm mitnahm, empfand ich das als eine Qual. Später las ich die Nachkriegserinnerungen eines Psychologen, die mir aus dem Herzen sprachen. Was ihn als Jungen am amerikanischen Film fasziniert hatte war – unabhängig vom Inhalt – vor allem die energische, dynamische Körpersprache amerikanischer Darsteller, die Energie und Dynamik der Bewegungen, die »Freiheit«, die sich der Körper von traditionellen Statuserwartungen nahm. Das galt nicht nur für den Film, sondern mehr noch für die Musik. Deutsche Schlager empfanden wir als unsäglich lahm. Eben reine Elternmusik. Amerikanische Popmusik wurde allerdings in der damals einzigen deutschen Radiostation West-Berlins, dem RIAS, nur in kleinen, sorgsam dosierten Häppchen serviert. Die einzige Sendung für populäre Musik – »Schlager der Woche« genannt – hatte die Programmpolitik, während der einstündigen Sendung nur drei nicht-deutschsprachige Titel zu spielen, auf die man manchmal eine Ewigkeit warten musste. Es war eine flächendeckende Generationserfahrung. Meine Frau, die in einem sehr viel respektableren Bezirk Berlins aufwuchs, saß am Montagabend genau so ungeduldig vor dem Radio wie ich. Glücklicherweise gab es jedoch den AFN, American Forces Network, auf dem man immer die neuesten amerikanischen Hits hören konnte. (Ich erinnere mich an eine studentische Besetzung des KennedyInstituts der FU im Jahr 1967, bei der auch die vietnamkritischen Besetzer hinter den Barrikaden noch ihren AFN eingeschaltet hatten.) Einer der stolzesten Momente meiner frühen Teenagerjahre war mein erster Plattenspieler, zu dem ich mir zehn Platten (sog. 45er) aussuchen durfte. Es war eine rein amerikanische Liste, die von Bill Haley über Elvis Presley bis zu Sam Cooke reichte (mit dessen Songs ich später meinen begeisterten Studienkollegen Werner Sollors bekannt machte). Dass ich an der Freien Universität bald von der Anglistik in die Amerikanistik wechselte, hatte allerdings nichts mit diesen populärkulturellen Vorlieben zu tun. Zu diesem Zeitpunkt war ich längst zum Jazzfan geworden und las nicht mehr Superman-Comics, sondern die Autoren der amerikanischen Moderne, die ich zuerst in der Amerika-Gedenkbibliothek entdeckte, dann im Amerikahaus am Bahnhof Zoo auch in englischer Sprache ausleihen konnte. Vor allem aber war mein Interesse an der modernen Literatur geweckt worden durch die Lektüre der Zeitschrift Der Monat, die zum damaligen Zeitpunkt den Status einer Art literarischen Avantgardezeitschrift innehatte, von der später bekannt wurde, dass sie indirekt CIA-subventioniert war, um Intellektuelle zu beeinflussen.

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Aber für diesen Zweck gab es auch andere Mittel. 1968 erhielt ich ein ungewöhnlich generöses USA-Stipendium, ein Harkness Fellowship des Commonwealth Fund, das es mir erlaubte, erst an der Harvard University und dann mit Henry Nash Smith an der University of California in Berkeley zu studieren. Die Betreuerin meiner Doktorarbeit, Ursula Brumm, hatte dasselbe Stipendium in den frühen 50er Jahren erhalten; es hatte damals eindeutig die Zielsetzung, spätere Meinungsführer mit den USA bekannt zu machen und auf diese Weise europäische Vorbehalte zu überwinden. 1968 funktionierte das nicht mehr im gleichen Maße und bald nachdem sich Harkness-Fellows an Studentenprotesten an der Columbia University beteiligt hatten, wurde das Programm aufgegeben. Auch an der Harvard University gab es 1968 die ersten Studentenunruhen, und ich habe später durch Zufall und über ein paar Ecken erfahren, dass von einer staatlichen Überwachungsinstanz registriert worden war, dass meine Frau und ich uns an diesem Tag zu Hause aufhielten. Als Neuankömmlinge noch schlecht vernetzt, hatten wir gar nichts von dieser Demonstration mitbekommen.

II. Diese – stark kondensierte – Reeducation Biographie dürfte für meine Generation in vielem typische Züge tragen. Der Begriff Reeducation ist dabei allerdings nur von begrenztem Erkenntnis- und Aussagewert. Gewiss war die Umerziehung zur Demokratie ein politisches Ziel der USA und gewiss kann es heute keine Illusionen mehr darüber geben, dass das nicht aus reinem Idealismus geschah, sondern aus primär geostrategischen Gründen. Aber die Umsetzung dieser Ziele blieb aus einer Reihe von Gründen Stückwerk. Es ist daher nur bedingt aussagekräftig, die Politik der Reeducation primär über offizielle Programme und Verlautbarungen rekonstruieren zu wollen. Die Frage ist vielmehr, was tatsächlich mit welcher Konsequenz umgesetzt wurde und welchen Stellenwert hatte. CARE blieb für unsere Familie eine kurze Episode; sobald wir uns Anfang der 50er Jahre selbst Süßigkeiten kaufen konnten, hatte sich das Programm überlebt. Dokumentarfilme sahen wir uns nicht an, sie standen grundsätzlich unter Belehrungs- und Bekehrungsverdacht. Die Amerikahäuser gehörten anfangs zu den oft noch wenigen kulturellen Einrichtungen und waren als solche für intellektuell Interessierte interessant. Aber Mitte der 50er Jahre hatten sie bereits den Ruf einer recht hausbackenen Institution, die vor allem für Lehrer auf der Suche nach Unterrichtsmaterialien hilfreich war. Die wirksamste Form der Reeducation waren letztlich die Schüleraustausch- und Stipendienprogramme. Von allem anderen wurde ein sehr selektiver Gebrauch gemacht. Damit wird man an eine grundlegende Einsicht der Literatur- und Medienwissenschaft erinnert: Kulturelle und andere Materialien gewinnen Sinn und Bedeutung erst aus dem Gebrauchszusammenhang, in dem sie jeweils selektiv rezipiert werden. Ihr Sinn wird daher nicht durch ihre Struktur festgelegt und

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ihre Funktion nicht durch ihren Inhalt, sondern durch den Gebrauch, den die Rezipienten davon machen. In den Reeducationdebatten gibt es jedoch zumeist nur eine Funktion, nämlich die, die den Objekten offiziell von der Besatzungsmacht zugewiesen wird. Die Fragen sind dann, ob man die offiziellen Intentionen richtig verstanden und bewertet hat und ob es weitere Texte gibt, die das Bild verkomplizieren. Dagegen bleibt die andere, die deutsche Seite, unterbelichtet, obwohl sie es ist, die erst den Gebrauchszusammenhang begründet und damit den Stellenwert bestimmt. Es macht keinen Sinn, über staatliche und nicht-staatliche amerikanische Programme zu sprechen, wenn man nicht zugleich auch über die deutsche Seite und ihre Situation spricht. Damit ist mehr gemeint als der heute fast schon obligatorische Verweis auf die Möglichkeit eines Spektrums von individuellen Adaptionen. Trotz dieser Möglichkeiten war der Gebrauch nicht beliebig. Eine Diskussion der Reeducation bleibt unvollständig, wenn sie uns nicht auch einen Begriff vom damaligen Zustand der deutschen Gesellschaft gibt. Die in der Nachkriegszeit wirksamste Form der Veränderung kultureller Haltungen war nicht die amerikanische Regierungspolitik in Gestalt der Reeducation, sondern die amerikanische Populärkultur, und das hatte etwas mit dem Zustand der deutschen Gesellschaft zu tun. Es wäre verkürzt, die Attraktivität und Wirksamkeit dieser Populärkultur allein auf deren »dynamische«, sinnliche, körpernahe Qualität zurückzuführen. Wichtiger war die Funktion, die dieser Dimension in einer deutschen Gesellschaft zukam, die auf sozialer und kultureller Ebene noch wesentlich von autoritären Strukturen geprägt war. Wie insbesondere Kaspar Maase gezeigt hat, konnten die Informalität und der individualistisch motivierte Anti-Autoritarismus der amerikanischen Populärkultur in diesem autoritären Kontext eine unvorhergesehen subversive Wirkung entfalten, die insbesondere Jugendlichen entgegen kommen musste – auf diesem Wege langfristig aber auch weitergehende gesellschaftliche Wirkungen entfaltete. Effektiver als alle noch so gut gemeinten Umerziehungsversuche unterminierte der Hüftschwung Elvis Presleys das Mannesideal der Vätergeneration, das noch vom preußischen Militär geprägt war. Das Beispiel kann helfen, die Differenz zwischen Reeducation und kultureller Amerikanisierung zu verdeutlichen. Die Reeducation wollte die Deutschen zu einer demokratischen Gesinnung umerziehen und verstand darunter vor allem die Akzeptanz des politischen Systems der Demokratie, das als Gegensatz zur Diktatur verstanden wurde. Dagegen unterminierte die kulturelle Amerikanisierung die noch fest verankerte Statusgesellschaft der Nachkriegszeit und hatte damit langfristig einen grundlegenderen Demokratisierungseffekt als die Reeducation. Dabei muss allerdings das Wort langfristig betont werden. Gerade gegen die kulturelle Amerikanisierung gab es ja von Seiten der Elterngeneration heftigen Widerstand. Mit der Idee demokratischer Wahlen hatten meine Eltern kein Problem, wohl aber mit der Bedrohung ihrer Autorität und ihres Status durch die ihnen rätselhafte Anziehungskraft der vermeintlich würde- und »halt«losen »Negermusik«. Mit demokratischen Wahlen war für meine Eltern und ihre Genera-

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tion eine Aufwertung verbunden, denn sie wurden endlich als politische Subjekte ernst genommen. Dagegen war mit der Populärkultur potentiell eine Abwertung verbunden, denn kulturelle Quellen des Selbstwertgefühls – zum Beispiel, dass man »Haltung« bewahrt –, zählten nicht mehr und wurden sogar verspottet. Die abwertenden Attribute, mit denen die amerikanische Populärkultur von dieser Generation anfangs oft kommentiert wurde – von der »Negermusik« bis zur Charakterisierung der neuen Tänze als bloßes »Herumgehampele« –, sind allesamt Merkmale, die die Populärkultur mit Statusverlust assoziieren. Diese Assoziation war in der Elterngeneration letztlich die entscheidende Quelle der skeptisch bis ablehnenden Haltung gegenüber den »Amis«, an der alle Umerziehungsmaßnahmen nichts zu ändern vermochten. Der Begriff des Anti-Amerikanismus beschreibt diese Abwehr völlig unzureichend, weil er impliziert, die Betroffenen würden sich aus Gründen ideologischer Verbohrtheit weigern, die USA positiv zu sehen. Doch auch hier muss der deutsche Rezeptionskontext in Rechnung gestellt werden: Die abwehrende Haltung hatte ihren Grund vor allem darin, dass man die »Massengesellschaft« der USA als Bedrohung des eigenen Status ansah. Attraktiv war die amerikanische Kultur andererseits für all jene, die statusmäßig nur gewinnen konnten. Das waren insbesondere die Jugendlichen, zunächst aus dem Arbeitermilieu, aber dann zunehmend auch aus der Mittelschicht. Man könnte auch sagen: Es wurde tatsächlich eine Verhaltensveränderung eingeleitet, aber deren primäre Quelle waren nicht die Umerziehungsmaßnahmen amerikanischer Behörden, sondern ironischerweise die viel kritisierte Massenkultur.

III. Reeducation und Amerikanisierung sind nicht voneinander zu trennen. Beide bezeichnen zwei verschiedene Formen und Phasen des Verhältnisses zwischen den USA und der Bundesrepublik Deutschland; mit beiden stellt sich die Frage nach dem Erklärungsmodell, mit dem dieses Verhältnis am treffendsten beschrieben werden kann. Dieses Erklärungsmodell hat im Lauf der Zeit eine interessante Veränderung erfahren. Als sich die Sicht der USA in den 1960er Jahren im Zuge der Bürgerrechtsbewegung und des Vietnamkriegs grundlegend zu verändern begann, hatte das Thema Reeducation (für eine vergleichsweise kurze Zeit) noch einmal Konjunktur, denn der Begriff erlaubte es, über die USA als Besatzungsmacht zu sprechen. Angesichts des oft halbherzigen, unsystematischen und wankelmütigen Vorgehens dieser Besatzungsmacht erwies es sich allerdings als schwierig, den negativen Assoziationen, die sich mit dem Begriff Besatzung verbinden, einen substantiellen Gehalt zu geben. In meiner Erinnerung wurden die Amerikaner auch nicht als feindliche Besatzer empfunden. Im Gegenteil, sie zeigten sich erstaunlich generös. Uns Kreuzberger Jungs erlaubten sie beispielsweise, zu bestimmten Zeiten eine Turnhalle der Armee am Flughafen Tempelhof

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zu benutzen. Kontakte mit GIs, wie die der jungen Frau in unserer Straße, waren daher in unserer Welt auch nicht stigmatisiert. West-Berliner hatten zudem den Vergleich mit Ost-Berlin unmittelbar vor Augen. Anstelle von einer Besatzungsmacht sprach man deshalb bald von der amerikanischen Schutzmacht. Reeducation war daher in den 1960er Jahren als Konzept einer kritischen Machtanalyse schnell erschöpft. Für eine systematische Herrschaftsanalyse erwies sich der Begriff als nicht ergiebig genug. Stattdessen rückte ein Begriff in den Mittelpunkt, der in der Analyse amerikanischer Machtausübung bereits Tradition hatte, der der Amerikanisierung. Der Begriff ermöglichte eine Redefinition der USA von der Besatzungsmacht zur imperialen Macht – einer Macht zudem, die ihre wahren Absichten hinter der unschuldigen Fassade der Unterhaltung versteckte. Auf politischer Ebene mag es nach Gründung der Bundesrepublik zumindest die Fiktion einer gleichberechtigten Bündnispartnerschaft gegeben haben. Deutschland war in die westliche Staatengemeinschaft aufgenommen worden. Hatte es damit seine Souveränität zurück gewonnen? Kritiker argumentierten: nur um den Preis der Amerikanisierung, d.h. eines nationalen und kulturellen Identitätsverlusts. Damit, so die Kritik, war ein effizienterer, weil fast unmerklicher, Weg gefunden, amerikanische Herrschaftsinteressen umzusetzen, als das durch Verordnungen von Besatzungsbehörden möglich gewesen war. Amerikanisierung war anfangs ein Wort für Kulturimperialismus. Diese Kritik stand allerdings vor dem Problem, dass die Betroffenen nur allzu willig mitzumachen schienen. Daraus entstand die Herausforderung, die These vom Kulturimperialismus zu konkretisieren. Aber in den wiederholten Versuchen, eine neue Form subtiler Manipulation und Einflussnahme nachzuweisen, wurde das Argument ironischerweise unterminiert. Letztlich hat die Amerikanisierungsdebatte drei Stationen durchlaufen und drei verschiedene Narrative hervorgebracht, die das Konzept für eine kritische Machtanalyse zunehmend entwertet haben: Das anfängliche Narrativ des Kulturimperialismus wurde bald durch Versionen verdrängt, in denen der Aspekt einer selektiven »Selbstamerikanisierung« betont wurde, während heute in Zeiten der Globalisierung die transnationale Dimension und das damit verbundene Element einer Denationalisierung in den Vordergrund gerückt sind. Damit aber wird die amerikanische Populärkultur nicht mehr als Ausdruck eines positiv beschriebenen American way of life wahrgenommen. Die Amerikanisierungsdebatte ist wichtig, weil sie noch einmal daran erinnert, dass die Bedeutung eines Phänomens von dem übergreifenden Erklärungsmuster abhängt, in dessen Rahmen es zu einem Objekt der Untersuchung wird. Wir können noch so viele nützliche Einzelstudien über ein Phänomen wie das der Reeducation produzieren (und die Liste ist inzwischen beachtlich); sie werden von eingeschränktem Erkenntniswert bleiben, solange nicht hinreichend geklärt ist, worin eigentlich das Erklärungsmodell besteht, das untermauert oder widerlegt werden soll. Um die Untersuchung welcher Hypothesen geht es eigentlich heute noch in Untersuchungen zur Reeducation? Wie gesehen bestand die ursprüngliche Fragestellung in der genaueren Bestimmung des Verhältnisses von USA und

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Nachkriegsdeutschland. War die Reeducation eine unvermeidliche Durchgangsstation im Übergang zur Selbständigkeit, der erste Schritt zur Etablierung einer (lange Zeit camouflierten) Abhängigkeit (man denke an das Verhalten der USA in der NSA-Abhöraffäre) oder, um einen Schlüsselbegriff aus der Einleitung zu diesem Band zu verwenden, frühe Manifestation grundlegender »Machtasymmetrien«? Und falls letzteres der Fall sein sollte: In welcher Weise sind davon unsere Souveränität, Handlungsfähigkeit und persönliche Freiheit betroffen? Tatsächlich scheint es jedoch immer schwieriger zu werden, diese grundsätzliche Dimension im Blickfeld zu behalten. Ein Grund liegt sicherlich darin, dass die Realität komplexer ist als jede These über sie und jede Einzeluntersuchung diese Komplexität weiter erhöht anstatt sie zu reduzieren. Die Rechtfertigung neuer Einzeluntersuchungen besteht häufig einfach nur noch darin, eine »nuanciertere« Beschreibung des Sachverhalts zu liefern. Aber auch die Herausarbeitung von Komplexität hat letztlich ihren Sinn darin, ein angemesseneres Verständnis der Realität zu ermöglichen und enthebt uns nicht der Notwendigkeit, zu einem Urteil zu kommen. Paradoxerweise scheint die Entwicklung jedoch eher anders herum zu verlaufen: je mehr Forschung zum Thema, um so diffuser wird das Bild und um so unschärfer wird das Modell, das heute für die Klärung des Verhältnisses von USA und Nachkriegsdeutschland den größten Erklärungswert hat. Zur Paradoxie heutigen wissenschaftlichen Arbeitens scheint es zu gehören, dass wir mit jeder weiteren Einzeluntersuchung einer Klärung der Ausgangsfrage nicht näher kommen, sondern uns immer weiter von ihr entfernen.

IV. Will man der Frage nachgehen, welche Macht die USA wie und mit welcher Wirkung in der Nachkriegszeit ausgeübt haben, dann sollten – das erweist die Amerikanisierungsdebatte – zunächst Absicht und Wirkung, Ziele und Methoden unterschieden werden. Wie gesehen können Versuche der Einflussnahme je nach Rezeptionssituation sehr verschiedene und oft unvorhergesehene Wirkungen entfalten. Die USA mögen aus geostrategischen Gründen eine bestimmte Besatzungspolitik verfolgt haben, aus deutscher Sicht liegt die Bedeutung und Funktion dieser Politik in einem ganz anderen Bereich: Sie trug durch Entnazifizierung und kulturelle Enthierarchisierung dazu bei, einer immer noch autoritären deutschen Statusgesellschaft einen Teil ihrer Autorität zu entziehen und damit ihren Geltungsanspruch zu unterminieren. Dieser Prozess wurde auch als Generationenkonflikt ausgetragen und ein Bereich, in dem das besonders markant geschah, war der der Universität, der in Deutschland eine der letzten und stolzesten Bastionen eines autoritären Statusregimes war. Mit ihren Attacken auf dieses Statusregime hat die Studentenbewegung der 1960er Jahre einen entscheidenden Beitrag zur sozialen und kulturellen Veränderung Deutschlands geleistet.

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Dieser Prozess entbehrt wiederum nicht der Ironien. Die Inspiration der Studentenbewegung waren anfangs die USA, vom Anti-Autoritarismus der amerikanischen Kultur bis zum Free Speech Movement und der Bürgerrechtsbewegung. Das konnte zu unerwarteten Konfliktkonstellationen führen. So kehrte beispielsweise der Politikwissenschaftler Ernst Fraenkel, der Gründer des Amerika-Instituts der Freien Universität Berlin (später Kennedy-Institut), nach dem Krieg aus dem amerikanischen Exil nach Deutschland zurück, nicht nur, um beim Auf bau der Freien Universität zu helfen, sondern auch, um den Gedanken der Demokratie in der deutschen Gesellschaft zu verankern. Fraenkels zentrales Forschungsthema war die amerikanische Verfassung, über die er ein Standardwerk geschrieben hatte; wie viele deutsche Amerikawissenschaftler der ersten Stunde sah er in der amerikanischen Verfassung sozusagen den Urtext der Demokratie. Aber trotz dieser speziellen Demokratiekompetenz war der in der Weimarer Republik sozialisierte Fraenkel vom Habitus her zugleich auch ein standesbewusster deutscher Lehrstuhlinhaber, der schon ersten, noch vergleichsweise zahmen studentischen Demokratisierungsforderungen mit Unverständnis und zunehmend offener Feindschaft begegnete. (Gleiches ist von Theodor W. Adorno und anderen Gründungsmitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien bekannt.) In Reaktion auf die Entwicklungen an der Freien Universität zog sich Fraenkel schließlich verbittert in den Ruhestand zurück. Der selbsternannte Sendbote der Demokratie, der unter anderem mit diesem Argument den Senat von Berlin unter der Leitung des Regierenden Bürgermeisters Willy Brandt von der Notwendigkeit überzeugt hatte, ein interdisziplinäres Amerika-Institut zu gründen, zeigte sich den unvorhergesehenen Auswirkungen seiner demokratischen Botschaft nicht gewachsen. Obwohl er seinen Alexis de Tocqueville bestens kannte, hatte Fraenkel nicht begriffen, was Tocqueville als zentral erkannt hatte: Demokratie ist nicht nur ein politisches System, sie bringt unter dem Postulat der Gleichheit auch eine Neuordnung der sozialen Statusordnung mit sich. Fraenkels Fall kommt exemplarische Bedeutung zu. Auch die staatlichen Stellen der USA wurden von der deutschen Studentenbewegung und ihrer Kritik am amerikanischen System überrascht. Dabei lief ein ähnlicher Prozess ab wie im Fall von Fraenkel. Die offiziellen Vertreter demokratischer Ideale reagierten empört als sich die Kritik im Namen dieser Ideale gegen sie zu wenden begann. Die Ideale und Werte, die die Reeducation propagiert hatte, wurden zur Grundlage der politischen Kritik an den USA und richteten sich in der Reaktion auf Vietnam nunmehr gegen eben jenes Land, das sich lange Zeit als ihr Sachverwalter ausgegeben hatte. Als Gegenwehr blieb oft nur der – längst abgenutzte – Vorwurf des Anti-Amerikanismus. Die Reeducation hatte Anstoß zu einem Prozess gegeben, der – auf dem Umweg über die Unterminierung einer noch weithin autoritären Statusordnung – die Möglichkeit geschaffen hatte, auch den Sendboten der Demokratie – und damit die Autorität der USA – in Frage zu stellen. Vietnam stellte einen entscheidenden Einschnitt in unserer Wahrnehmung der USA dar. Er wirkt bis heute nach, weil er dazu führte, die USA nicht mehr

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durch die Brille der Reeducation oder mit den Augen einer subjektiv befreienden Selbstamerikanisierung zu sehen. Diese Perspektiven wurden nicht unbedingt verdrängt, aber sie lieferten nicht mehr die dominanten Erklärungsmuster. Stattdessen trat neben das Versprechen der Demokratie und den kulturellen Anti-Autoritarismus (der durch die multikulturelle Entdeckung der ethnischen Kulturen Amerikas einen neuen Schub erhielt) nun eine Definition der USA als Empire, das eine Führungsrolle nicht mehr wegen seiner demokratischen Tugenden beansprucht, sondern weil es die weltweit militärisch stärkste Macht ist – mit anderen Worten: weil es, ganz nach dem Vorbild der Großmachtpolitik des 19. Jahrhunderts, die Macht hat, seine geostrategischen Interessen zu verfolgen und seinen strategischen Vorteil abzusichern. Spätestens seit George Bush, Jr. beziehen sich Vertreter des amerikanischen Exzeptionalismus (zu denen auch Obama gehört) nicht mehr primär auf den demokratischen Vorbildcharakter des eigenen Landes, sondern auf die militärische Stärke, die die USA zum Weltpolizisten legitimiert.

V. Warum kann es angesichts dieser Veränderungen unseres Amerikabildes sinnvoll sein, das Thema Reeducation wiederum auf die Tagesordnung zu setzen? Wie sieht die Reeducation aus heutiger Perspektive aus, nachdem alle Narrative über uneigennützige Auf bauhilfe in Sachen Demokratie oder den amerikanischen Exzeptionalismus und seine demokratische Vorbildfunktion nach und nach problematisiert worden sind? Reeducation war Teil amerikanischer Machtpolitik, aber einer Machtpolitik, die sich von der anderer Länder unterschied. Damit stellt sich eine Frage, die eine zentrale analytische Herausforderung für kritische Perspektiven in den Amerikastudien darstellt: Wie lässt sich diese Machtausübung analytisch genauer fassen? Wer oder was ist der Träger dieser Macht? Wer sind die Akteure? Wie lassen sich die Strukturen der Machtausübung näher beschreiben? Die bisherige Literatur zur Reeducation lokalisiert die Macht zu einem Großteil in staatlichen Instanzen und ihren offiziellen Verlautbarungen, Verordnungen und Maßnahmen. Das mag ein Grund für das neuerliche Interesse am Thema Reeducation sein. In der Amerikanisierungsdebatte sind Hollywood und die Kulturindustrie die entscheidenden amerikanischen »Agenten«. Das hat jedoch nur begrenzten Erklärungs- und Überzeugungswert. In der Reeducationdebatte kehren wir zum Staat zurück, allerdings übt der Staat seine Macht nur halbherzig und inkonsistent aus. Zudem fällt auf, dass die Handelnden auf amerikanischer Seite eigentümlich schwammig bleiben: Army und State Department, oder, im Fall von Nicht-Regierungsorganisationen, Administrationen sind die wiederkehrenden gesichtslosen Akteure. Dabei könnte gerade in diesem Fall ein bisher vernachlässigter Aspekt amerikanischer Machtausübung konkreter fassbar sein. In ihrer Doktorarbeit über

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Sigmund Sklar, den Pionier der europäischen Amerikastudien und ersten Präsidenten der Europäischen Gesellschaft für Amerikastudien, hat Ida Jahr anhand der Korrespondenz von Sklar nachgewiesen, wie sich dieser immer wieder »Rat« nicht bei amerikanischen Regierungsbehörden holte, sondern bei Vertretern von Stiftungen wie der Ford-Foundation, und wie diese Ratschläge oft zur Grundlage seines Handelns – und damit zur offiziellen Verbandspolitik – wurden. Offizieller staatlicher Instanzen und Beschlüsse bedurfte es hier nicht, denn die Akteure waren als Absolventen der gleichen Ivy League-Bildungsinstitutionen und durch ein informelles soziales Netzwerk oft eng miteinander verbunden. Leider enthält der vorliegende Band zur Reeducation keinen Beitrag über die Rolle der amerikanischen Stiftungen, denen im Europa der Nachkriegszeit eine Schlüsselrolle zukam. Ein Merkmal amerikanischer Einflussnahme besteht bis heute in der – oft gar nicht erkennbaren – Verbindung von staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen. Diese Verbindung ist »zwanglos«, d.h. nicht fest institutionalisiert, und folgt daher keinem festen, vorhersehbaren Muster. Gerade deshalb kann sie so effektiv sein. Die traditionelle Form der Herrschaftsanalyse kommt hier leicht an ihre Grenzen. Dabei trifft man in der Nachkriegszeit immer wieder auf derartige Konstellationen. In der Formierungsphase der American Studies spielte beispielsweise die Yale University durch den Einfluss von Norman Holmes Pearson eine wichtige Rolle – Pearson arbeitete für die OSS, den Vorläufer des CIA, und empfahl seinen Schüler James Angleton für den CIA. Während der Zeit, in der Pearson und andere Einfluss nahmen auf die internationale Entwicklung der Amerikastudien, wurden sie nicht als Vertreter staatlicher Instanzen gesehen, sondern bezogen ihre fachliche Autorität aus ihrem Status vermeintlicher Unabhängigkeit. Oft bedurfte es daher gar keines CIA, weil die nicht-staatlichen Akteure diese Rolle sehr viel unauffälliger und damit effektiver übernehmen konnten. Man stößt hier auf einen Schlüssel für das Verständnis amerikanischer Machtausübung: Die Macht ist pluralisiert und findet daher oft »neben« den staatlichen Instanzen statt, in denen sie traditionellerweise gesucht wird. Die Struktur dieser informellen Form der Einflussnahme prägte nach dem Zweiten Weltkrieg bald auch die Auslands- und Kulturpolitik der USA, die sich zunehmend auf potentiell einflussreiche Multiplikatoren und Eliten konzentrierte, den diffusen Streueffekt der Amerikahäuser als ineffizient kritisierte und daher bald an deren weiterer Finanzierung kein gesteigertes Interesse mehr zeigte. An die Stelle der Amerikahäuser traten andere Programme – vor allem Austausch- und Reiseprogramme, Elitetreffpunkte wie das Salzburg Seminar oder die Aspen-Institute (in Berlin geleitet von Shepard Stone, später als CIA-Mitarbeiter enttarnt). In keinem dieser Fälle mussten staatliche Instanzen direkt aktiv werden, aber die Entscheidungsträger waren durch informelle Netzwerke so eng miteinander verbunden, dass die Weichen dennoch ›richtig‹ gestellt wurden. Wenn Reeducation heute neuerlich zum Thema wird, dann sollte daher über einen Perspektivwechsel nachgedacht werden: von der gewissenhaften Aufarbeitung militärischer und staatlicher Ver-

Nachwor t. Bekenntnisse eines ungezogenen Umerzogenen

ordnungen hin zur konkreten Beschäftigung mit den eigentlichen Akteuren und ihren jeweiligen Netzwerken, denn hier bildete sich bereits jene Form der indirekten Einflussnahme heraus, die die amerikanische Politik nach dem Krieg wesentlich prägen sollte.

VI. Für Untersuchungen zum Verhältnis zwischen Deutschland und den USA, einschließlich der Reeducation, erwachsen aus diesen Überlegungen drei Forschungsdesiderata: 1) die Notwendigkeit eines stärkeren Rückbezugs amerikanischer Umerziehungspolitik auf den Stand der deutschen Gesellschaft, denn nur so kann sinnvoll über die Wirkung und Funktion dieser Politik gesprochen werden. In einer Gesellschaft wie der deutschen, die noch wesentlich von autoritären Strukturen geprägt war, war Status immer noch die wichtigste Quelle des Selbstverständnisses. Der Slogan »You, too, can be like us« enthielt insofern für viele kein demokratisches Versprechen, sondern eine Statusbedrohung. Offizielle US-amerikanische Stellen konnten das kaum verstehen, aber heutige Analysen laufen Gefahr, diesen Mangel zu reproduzieren, wenn sie den Erfolg der Umerziehung primär an der Haltung zur Demokratie messen; 2) eine stärkere Rückbindung der Forschung an leitende Thesen, anstatt sich in einer zunehmend diffuser werdenden Komplexität der Materie zu verlieren. Angesichts einer Praxis immer noch detaillierterer und nuancierterer Einzeluntersuchungen droht in Vergessenheit zu geraten, worin eigentlich der Stellenwert des Themas liegt. Die Reeducation ist auch heute noch von Interesse, weil sie ein Beispiel der Neuordnung der Beziehungen zwischen USA und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg war und ihre Analyse daher einen Beitrag zur genaueren Bestimmung dieses Verhältnisses zu leisten vermag; 3) ein Perspektivwechsel weg von offiziellen Verlautbarungen hin zu den eigentlichen Akteuren, die über ein Spektrum scheinbar unverdächtiger Institutionen Einfluss nahmen und dies als Teil eines informellen Netzwerks taten, das durch eine Ivy League-Kultur nach englischem Muster zusammengehalten wurde. Wenn wir besser verstehen wollen, wie in der Nachkriegszeit politisch und kulturell Einfluss genommen wurde (und weiterhin genommen wird), dann ist dies ein zentraler, aber bisher sträflich vernachlässigter Bereich.

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VII. Um abschließend noch einmal zum persönlichen Fazit zurück zu kehren: Was ist eigentlich subjektiv gesehen das Ergebnis von nunmehr fast 70 Jahren am eigenen Leib erfahrener Reeducation? Noch heute schätzen meine Frau und ich die informelle und unkomplizierte Dimension des amerikanischen Alltagslebens und verbringen drei bis fünf Monate des Jahres in den USA. Nicht nur in jungen Jahren hat uns die amerikanische Erfahrung geholfen, kritische Distanz zum »altweltlichen« Charakter Deutschlands zu gewinnen. Lange Zeit haben wir von den USA, wiederum im Zuge persönlicher Erfahrungen, als einer Kultur der Ermutigung gesprochen (culture of encouragement) und von der deutschen Gesellschaft als einer Kultur der Entmutigung, in der man vor allem mit der Nase darauf gestoßen wird, was man (noch) nicht kann oder darf. Allerdings haben sich im Lauf der Zeit die Gewichte verschoben. Beide Seiten haben sich verändert. Der Wandel der amerikanischen Gesellschaft wurde uns Mitte der 90er Jahre drastisch vor Augen geführt, als wir beim Frühstück in einem Motel in North Carolina mit einem einheimischen Paar an einem Tisch landeten. Er war nach dem Krieg als Soldat in Deutschland stationiert und schwärmte immer noch von Bier und Bratwurst. Da wollte ich nicht zurückstehen und holte meine CARE Paket-Geschichte aus den Tiefen der Erinnerung. Dem amerikanischen Paar traten Tränen der Rührung in die Augen. Doch dann fanden wir, um einen weiteren Beleg unserer Sympathie für Amerika zu geben, lobende Worte über Präsident Clinton und aus Jekyll wurde vor unseren Augen Hyde. Der bis dahin leutselige Ex-GI lief rot an und setzte zu einer bösartigen Hasstirade an, wie wir sie bis dahin noch nie von einem Amerikaner gehört hatten. Das war der Vorbote einer Ideologisierung und ideologischen Spaltung, wie wir sie nicht für möglich gehalten hätten. Wir waren groß geworden mit konstanten Verweisen auf die Liberalität und Toleranz der amerikanischen Gesellschaft und ihren politischen Pragmatismus, der jeder Ideologisierung entgegenstehen würde. Dagegen verharrte die deutsche Nachkriegsgesellschaft zu jener Zeit noch in ideologischen Grabenkämpfen zwischen konservativem Lager und den »Sozis«. Heute haben sich die Seiten nahezu verkehrt. Verglichen mit meinen Jugenderinnerungen ist Deutschland bei allen verbleibenden Vorbehalten eine unerwartet liberale und tolerante Gesellschaft geworden, während die USA seit einiger Zeit den umgekehrten Weg gehen. Kann es sein, dass die Reeducation, wenn auch auf verschlungenen Umwegen und in oft paradoxer Kausalität, letztlich doch ihr Ziel erreicht hat?

Beiträgerinnen und Beiträger

Philipp Baur studied History as well as English and German Language and Literature at Augsburg University from 2003 until 2009. In 2005/06, he was a foreign language assistant (PAD) in Norwich, England. In 2008, he studied at the University of Georgia, Athens (USA) with a DAAD-scholarship. In his MA thesis, he explored how CARE portrayed postwar Germany. Since 2010, he has been working on his PhD thesis on »Pop-Cultural Debates about the Nuclear Threat of the 1980s.« He is a member of the collaborative research project »The Nuclear Crisis: Cold War Cultures and the Politics of Peace and Security, 1975-1990« (www. nuclearcrisis.org). Phillip Beard teaches in the English department at Auburn University, Alabama. He has an M.A. from the University of Virginia and a doctorate from the University of Maryland. He has taught American literature as a Fulbright professor at Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. He specializes in mid-twentieth century modernism and post-modernism and has published articles on F. Scott Fitzgerald (in the Fitzgerald Review) and on Delmore Schwartz (in Oxford UP’s Literary Imagination). He has essays forthcoming on Ernest Hemingway in the volume Teaching Hemingway and Modernism from Kent State UP and on Robert Lowell in Literary Imagination. Winfried Fluck ist emeritierter Professor für amerikanische Kultur und Kulturgeschichte am John F. Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin. Studien-, Lehr- und Forschungsaufenthalte führten ihn u.a. an die Harvard University, die Yale University, die UC Berkeley, die Universität Konstanz, die Princeton University, die Universität Barcelona und das Dartmouth College, wo er mit Donald Pease das Institut »The Futures of American Studies« leitet. Zu seinen Büchern zählen: Ästhetische Theorie und literaturwissenschaftliche Methode (1975), Populäre Kultur (1979), Theorien amerikanischer Literatur (1987), Inszenierte Wirklichkeit: Der amerikanische Realismus 1865-1900 (1992), Das kulturelle Imaginäre: Eine Funktionsgeschichte des amerikanischen Romans 1770-1900 (1997) und Romance with America? Essays on Culture, Literature, and American Studies (2009). Er ist zudem Mitheraus-

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geber zahlreicher Bände, darunter Re-Framing the Transnational Turn in American Studies (2011). Katharina Gerund ist Koordinatorin des DFG-Graduiertenkollegs »Präsenz und implizites Wissen« an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Sie studierte Amerikanistik, Medienwissenschaft und Psychologie an der Friedrich-Alexander-Universität und der University of Wisconsin, Madison und promovierte 2012 an der Universität Bremen. Aktuell arbeitet sie an einem Habilitationsprojekt zum Thema »The Politics of Sisterhood in US-American Culture«. Weitere Forschungsschwerpunkte sind afro-amerikanische Literatur und Kultur, Amerikanisierung, kulturelle Mobilität, Gender Studies und feministische Theorie. Zu ihren Veröffentlichungen zählen u.a. Pirates, Drifters, Fugitives: Figures of Mobility in US Culture and Beyond, Winter, 2012 (hg. mit Heike Paul und Alexandra Ganser) und Transatlantic Cultural Exchange: African American Women’s Art and Activism in West Germany, transcript, 2013. Jeanpaul Goergen ist Filmwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Kultur- und Dokumentarfilm und Kurator von Filmprogrammen. Von 1999 bis 2003 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Forschungsprojekts »Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland (1895-1945)« der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Mitherausgeber des zweiten Bandes der Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland. Weimarer Republik 1918-1933. Zudem war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des DFG-Forschungsprojekts »Werben für Europa« (2010-2013) und arbeitet derzeit an der »Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland (1945-2005)« (www.jeanpaulgoergen.de). Michael Hochgeschwender studierte in Würzburg katholische Theologie, Geschichte und Religionsgeschichte. 1996 wurde er an der Universität Tübingen mit einer Arbeit zum Kongress für kulturelle Freiheit promoviert, 2003 folgte die Habilitation in Tübingen zum amerikanischen Katholizismus und der Sklavenfrage im 19. Jahrhundert. Nach einer Lehrstuhlvertretung in Tübingen 2003/04 folgte 2004 ein Ruf als Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte, Empirische Kulturforschung und Kulturanthropologie des Amerika-Instituts der Ludwig Maximilians-Universität München. Seitdem hat er sich vor allem mit amerikanischer Religionsgeschichte beschäftigt. Derzeit arbeitet er an einer Darstellung der Amerikanischen Revolution. Reinhild Kreis ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Augsburg. Im akademischen Jahr 2013/14 war sie Visiting Research Fellow am DHI Washington. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, der deutsch-amerikanischen Beziehungen, der transnationalen Geschichte sowie der Protest- und der Konsumgeschichte. In ihrem Habilitationsprojekt beschäftigt sie sich mit dem Thema »Selbermachen im

Beiträgerinnen und Beiträger

Konsumzeitalter. Werte, Ordnungsvorstellungen und Praktiken vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die 1980er Jahre«. Jüngst erschienen sind u.a. Orte für Amerika: Deutsch-Amerikanische Institute und Amerikahäuser seit den 1960er Jahren, Stuttgart 2012; »Bündnis ohne Nachwuchs? Die ›Nachfolgegeneration‹ und die deutsch-amerikanischen Beziehungen in den 1980er Jahren«, in: AfS 52 (2012), S. 607-631. Frank Mehring is professor of American Studies at Radboud University, Nijmegen. He teaches 20th and 21st century visual culture, theories of popular culture, ethnic modernism, and processes of cultural translation in transatlantic contexts. He recently received the biennial EAAS Rob Kroes Award for his monograph The Democratic Gap as the best book manuscript in Europe in American Studies (Winter, 2014). Mehring is the author of Sphere Melodies (Metzler, 2003), which examines Charles Ives and John Cage. He published a biography of the German-American freedom fighter Charles Follen (Ferber, 2004) and edited Follen’s writings under the title Between Natives and Foreigners (Lang, 2007). With Stefan L. Brandt, Frank Mehring edited Transcultural Spaces: Challenges of Urbanity, Ecology, and the Environment in the New Millennium (Narr, 2010). Dieter Meindl is professor emeritus at the Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, and subsequent to his official retirement in 2006, he only gradually withdrew from teaching North American literature and culture. His major research areas were (and still are, to some extent) 20th century American fiction (particularly Southern modernists Thomas Wolfe and William Faulkner), American/Canadian literary and cultural relations, narratology, and the grotesque (his American Fiction and the Metaphysics of the Grotesque, University of Missouri Press, 1996, is still available). Among his former administrative functions, he finds most memorable a stint as Assistant Dean and women’s affairs co-ordinator of his faculty. Heike Paul ist Lehrstuhlinhaberin für Nordamerikanische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Zu ihren Veröffentlichungen zählen Mapping Migration: Women’s Writing and the American Immigrant Experience from the 1950s to the 1990s (1999), Kulturkontakt und Racial Presences: Afro-Amerikaner und die deutsche Amerika-Literatur, 1815-1914 (2005), Pirates, Drifters, Fugitives: Figures of Mobility in the US and Beyond (2012, hg. mit Alexandra Ganser und Katharina Gerund) und Präsenz und implizites Wissen: Zur Interdependenz zweier Schlüsselbegriffe der Kultur- und Sozialwissenschaften (2013, hg. mit Christoph Ernst). Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte sind amerikanische Mythen, implizites Wissen, transatlantische kulturelle Mobilität und Reeducation/Americanization.

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Die amerikanische Reeducation-Politik nach 1945

Dorottya Ruisz studierte Englisch und Geschichte für das Lehramt an Gymnasien sowie Englische Sprachwissenschaft (Magister Artium). Nach dem Studienabschluss trat sie im Februar 2005 in den Schuldienst in Bayern. Zwischen 2008 und 2013 hatte sie eine Stelle als wissenschaftliche Assistentin inne und unterrichtete bei Professor Friederike Klippel am Lehrstuhl für Didaktik der Englischen Sprache und Literatur an der LMU München. Sie schloss im Januar 2013 ihre Promotion zum Englischunterricht im Bayern der Nachkriegszeit mit Auszeichnung ab; für diese Arbeit wurde ihr der Dissertationspreis der Bayerischen Amerika-Akademie verliehen. Herbert Sirois hat in den Bereichen History und Behavioral Science an der University of Maine und Geschichte und Politikwissenschaft in Erlangen und Dresden studiert. 1988 erhielt er seinen BA in History und AA in Behavioral Science an der University of Maine; 1992 seinen Magister Artium in den Fächern Neuere und Neueste Geschichte, Politikwissenschaft und Mittelalterliche Geschichte in Erlangen; 1996 promovierte er im Fach Geschichte in Dresden mit einer Arbeit zu den transatlantischen Beziehungen zwischen Deutschland und den USA von 1933 bis 1941. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter in Erlangen und Dresden und Geschäftsführer des Zentrums für Internationale Studien, Dresden. Seit 2004 ist er Akademischer Rat und seit 2010 Akademischer Oberrat am Department Geschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Werner Sollors promovierte an der Freien Universität Berlin und ist Henry B. und Anne M. Cabot Professor für Anglistik, Afroamerikanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Harvard University sowie Gastprofessor für Weltliteratur an der New York University Abu Dhabi, Fellow der American Academy of Arts and Sciences und Korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Bayerischen Amerika-Akademie. Sein Beitrag ist seinem Buch The Temptation of Despair: Tales of the 1940s (2014) entnommen. Zu seinen weiteren Veröffentlichungen zählen die Bände Beyond Ethnicity: Consent and Descent in American Literature and Culture (1986), Neither Black nor White yet Both: Thematic Explorations of Interracial Literature (1997) und Ethnic Modernism (2008) sowie die Essays “W. E. B. Du Bois in Nazi-Deutschland, 1936”, Amerikastudien 44 (1999) und “Goodbye Germany”, Transit (2004). Mit Winfried Fluck gab er den Band German? American? Literature? (2002), mit Greil Marcus A New Literary History of America (2009), und mit Julia Faisst und Alan Rosen Die Toten habe ich nicht befragt (2011) heraus, eine Sammlung von David Boder 1946 durchgeführten Interviews mit Überlebenden.

Beiträgerinnen und Beiträger

Barrett Watten is Professor of English at Wayne State University, Detroit. His The Constructivist Moment: From Material Text to Cultural Poetics (Wesleyan University Press, 2003) received the René Wellek Prize in 2004; Total Syntax came out from Southern Illinois University Press in 1985. Questions of Poetics: Language, Writing and the Effect of History, will reach an academic publisher in 2014. His collected early poems, Frame: 1971-1990, appeared from Sun & Moon in 1997; Bad History, a nonnarrative prose poem »including history,« from Atelos in 1998; and Progress/Under Erasure, a combined edition of two long poems, from Green Integer in 2004. Wesleyan University Press has published a combined print/digital Guide to Poetics Journal and Poetics Journal Digital Archive in 2013. With Carrie Noland, he edited Diasporic Avant-Gardes: Experimental Poetics and Cultural Displacement (Palgrave, 2009; paperback, 2011). He recently wrote commentary at Jacket2; (www.barrettwatten.net).

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Histoire Stefan Brakensiek, Claudia Claridge (Hg.) Fiasko – Scheitern in der Frühen Neuzeit Beiträge zur Kulturgeschichte des Misserfolgs April 2015, ca. 230 Seiten, kart., zahlr. Abb., ca. 29,99 €, ISBN 978-3-8376-2782-4

Torben Fischer, Matthias N. Lorenz (Hg.) Lexikon der »Vergangenheitsbewältigung« in Deutschland Debatten- und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945 (3., überarbeitete und erweiterte Auflage) Februar 2015, 398 Seiten, kart., 29,80 €, ISBN 978-3-8376-2366-6

Alexa Geisthövel, Bodo Mrozek (Hg.) Popgeschichte Band 1: Konzepte und Methoden November 2014, 280 Seiten, kart., 29,99 €, ISBN 978-3-8376-2528-8

Leseproben, weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten finden Sie unter www.transcript-verlag.de

2014-10-28 11-58-19 --- Projekt: transcript.anzeigen / Dokument: FAX ID 03d8380904248342|(S.

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Histoire Sebastian Klinge 1989 und wir Geschichtspolitik und Erinnerungskultur nach dem Mauerfall März 2015, ca. 430 Seiten, kart., z.T. farb. Abb., ca. 38,99 €, ISBN 978-3-8376-2741-1

Felix Krämer Moral Leaders Medien, Gender und Glaube in den USA der 1970er und 1980er Jahre Januar 2015, ca. 430 Seiten, kart., ca. 35,99 €, ISBN 978-3-8376-2645-2

Detlev Mares, Dieter Schott (Hg.) Das Jahr 1913 Aufbrüche und Krisenwahrnehmungen am Vorabend des Ersten Weltkriegs September 2014, 288 Seiten, kart., zahlr. Abb., 27,99 €, ISBN 978-3-8376-2787-9

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Histoire Sophie Gerber Küche, Kühlschrank, Kilowatt Zur Geschichte des privaten Energiekonsums in Deutschland, 1945-1990 Dezember 2014, ca. 356 Seiten, kart., zahlr. Abb., ca. 34,99 €, ISBN 978-3-8376-2867-8

Ulrike Kändler Entdeckung des Urbanen Die Sozialforschungsstelle Dortmund und die soziologische Stadtforschung in Deutschland, 1930 bis 1960 Februar 2015, ca. 420 Seiten, kart., ca. 39,99 €, ISBN 978-3-8376-2676-6

Sibylle Klemm Eine Amerikanerin in Ostberlin Edith Anderson und der andere deutsch-amerikanische Kulturaustausch Februar 2015, ca. 440 Seiten, kart., zahlr. Abb., ca. 39,99 €, ISBN 978-3-8376-2677-3

Anne Katherine Kohlrausch Beobachtbare Sprachen Gehörlose in der französischen Spätaufklärung. Eine Wissensgeschichte März 2015, ca. 320 Seiten, kart., ca. 39,99 €, ISBN 978-3-8376-2847-0

Nora Kreuzenbeck Hoffnung auf Freiheit Über die Migration von African Americans nach Haiti, 1850-1865 Februar 2014, 322 Seiten, kart., 32,99 €, ISBN 978-3-8376-2435-9

Wolfgang Kruse (Hg.) Andere Modernen Beiträge zu einer Historisierung des Moderne-Begriffs Februar 2015, ca. 350 Seiten, kart., zahlr. z.T. farb. Abb., ca. 38,99 €, ISBN 978-3-8376-2626-1

Nino Kühnis Anarchisten! Von Vorläufern und Erleuchteten, von Ungeziefer und Läusen – zur kollektiven Identität einer radikalen Gemeinschaft in der Schweiz, 1885-1914 März 2015, ca. 620 Seiten, kart., zahlr. Abb., ca. 44,99 €, ISBN 978-3-8376-2928-6

Bodo Mrozek, Alexa Geisthövel, Jürgen Danyel (Hg.) Popgeschichte Band 2: Zeithistorische Fallstudien 1958-1988 November 2014, 384 Seiten, kart., zahlr. Abb., 34,99 €, ISBN 978-3-8376-2529-5

Claudia Müller, Patrick Ostermann, Karl-Siegbert Rehberg (Hg.) Die Shoah in Geschichte und Erinnerung Perspektiven medialer Vermittlung in Italien und Deutschland Dezember 2014, 312 Seiten, kart., zahlr. Abb., 32,99 €, ISBN 978-3-8376-2794-7

Karsten Uhl Humane Rationalisierung? Die Raumordnung der Fabrik im fordistischen Jahrhundert Mai 2014, 404 Seiten, kart., zahlr. z.T. farb. Abb., 39,99 €, ISBN 978-3-8376-2756-5

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