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German Pages 84 [85] Year 2022
DEUTSCHES
WÖRTERBUCH VON
JACOB GRIMM UND WILHELM GRIMM Herausgegeben von der
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
XI. Bandes HI. Abteilung 1. Lieferung UN — UNANSICHTIG
19 5 7 S. HIRZEL VERLAG. LEIPZIG IN ARBEITSGEMEINSCHAFT MIT DEM AKADEMIE-VERLAG GMBH. BERLIN
Unveränderter Nachdruck Erschienen im S. Hirzel Verlag, Leipzig C 1, Schuhmachergäßchen 1—3, in Arbeitsgemeinschaft mit dem Akademie-Verlag GmbH., Berlin W 8, Mohrenstraße 39 Lizenz-Nr. 202 . 100/496/57 Offsetdruck; VEB Druckerei „Thomas Müntzer** Bad Langensalza Bestell- und Verlagsnummer: 3021/XI/III/—(l Preis: DM 5,— Printed in Germany
UN-, ursprünglich verneinende untrennbare I. Herkunft und formen.
partikd.
A. J. GRIMMS annahm«, das präfix un- sei mit der präpositian in nahe verwandt und habe ebenfalls ursprünglich präpositionscharakter (gramm. 2 (1878) 900, 690; 4(1898) 1198; GRAFF L, 802; DIEFENBACH vgl.
wb. 1, I I I ) ,
erweist steh als nickt stichhaltig, GRAFFS wortmaterial, worauf sie sich ftützt, als fehlerhaft; s. unten D 1. un- ist vielmehr aus der Satznegation entstanden (s. abschnitt III) und mag zu den einst selbständigen adverbialen Wörtern gehören, die bereits in uridg. zeit auf den gebrauch in Zusammensetzungen
eingeschränkt
wurden
BRUGMANN
grundrisz 3 (1889) § 14 s. 28, § 42 s. 72. die mit der negotium ne, Iii, n und vielleicht mit der präposition ohne (theil 7, 1210; PAUL wb. S93B) verwandte partikd beruht auf idg. pn, der schwachstufe von ne. dieses wechselt mit !}n- zur bezeichnung der nominalen wortnegation B R U G M A N N - D E L B R Ü C K grundrisz 2, L (1906), 105/. § 8 8 ; 4, 629JF. §176; OSTHOFF-BRUGMANN morpho-
logische Untersuchungen 6, 808/. es entsprechen: aind. a(n)-, arm. an, gr. &(v)-, lat. in-, en-, osk. umbr. an-, a-, •ir. an-, in-, cymr. com. bret. an- FOWLER tke negatives in the indo-european languages (Chicago 1896) 1; FICKTORP 3, 29. 288. im germanischen ist un- wesentlich adjeetiv-, dann auch substantivpräfUc KLUGE Vorgeschichte der altgerm. dial. in PAULS grundrisz L 2, 480. got. ahd. IJIhd. asächs. mnd. ags. engl, un-, afries. un- und on-, mnl. nl. on-, anord. ed. oangenäm; mnd. unanname oder ungename; MACHER Piaton 6, 25; i s t e s u n a n g e m e s s e n . . so e r n s t e r mnl. ongenaeme; über die einsetzung des ge- in angeg e f a h r e n z u g e d e n k e n ? MOMMSEN reden und aufsätze nehm th. 4,1, 2, 8362; amhd. ungen&me; mhd. ungenseme (1906) 92. mhd. wb. 2, 1, 371». vgl. unannehm, unannehmlich, un4) adverbium: allein herr v. W. hatte schon geraume angenehmlich, ungenehm, ungenehmlich. umlaut ist zeit drauf gedacht nicht so unangemessen zu hd. regel. seit dem 15. jh. ist das schwanken zu gunsten schlieszen HIPPEL l, 509; er, der sich in seinen gerichtder form u n a n g e n e m , u n a n g e n & m R I E D E R E R (1493) im lichen reden immer streng bestimmt und mit nüchwesentlichen beseitigt; o n a n g e n ä m S L E I D A N ; u n a n g n e m ternem masz und nie unangemessen ausdrückt FR. südwestdeutsch, das schlieszende e in u n a n g e n e m e überS C H L E G E L 4, 158.
dauert das 17. jh.
( N E U M A R K , S . V. B I R K E N )
nicht,
'in-
6) substantiviert: zwar werben künstler von feinem gratus vnangeneme, vnangenäm, vnanneme' DIEFENBACH gloss. 2 9 8 B ; 'ingratus v n a n g e n e m oder v n d a n c k b a r ' geschmacke selten in den fehler des unangemessenen D A S Y P O D I U S (1537) L V I I ; 'ingratus unlieblich, vnangeverfallen; aber das genau angemessene erfordert grosse scharfsinnigkeit SDLZER theorie 1, 143; dasz hier Strabo n ä m , unwürd' F R I S I U S 6 9 7 B ; S C H Ö P P E R synon. e l » ; u n a n n ä m A V E N T I N 4, 88, 3 0 ; K R Ä M E R (1678) 1 1 4 6 » ; 'unfalsche lesarten hat oder lückenhaft ist, oder ganz willa n n e m l i c h und u n a n g e n e h m ingratus, molestus, odiosus' kürliches, der localität des langen Tigrislaufes . . unanS T I E L E R i s c i ; D E N T Z L E R 321"; F R I S C H 2, 1 3 » ; 'unangemessenes vorbringt, ergibt sich von selbst RITTER erdktmde 10, 84; das unangemessene ist das innerlich g e n e h m — nicht angenehm, und im weiteren verstände, was mit widerwiUen empfunden wird, und darin gegründet' unschöne AUERBACH 7, 92; er giebt dieses gefühl des A D E L U N G 4, 829; synon. unterschied von u n b e h a g l i c h und unangemessenen und unzulänglichen der unfertigkeit seines Versuches schuld JUSTI Winckelmann 2, l, 49. — u n a n g e n e h m E B E R H A R D - L Y O N 767; zur bildung W I L u n a n g e m e s s e n h e i t , f., zum, vor. adj., dessen con-M A N N S gr. 2 § 310. während A D E L U N G 1, 305 bei g e n e h m , structionen nachwirken: wenn sich ideen der Vernunfta n g e n e h m an buchstäbliche Übersetzung des lat. 'aeeeptus' dachte, ist th. 4, l , 2, 3360 ff. die grundvorstellung des neh. . nicht darstellen lassen, wie läszt sich ihre unangemessenheit
darstellen?
HEROER
22 , 243 (Kalligone 3 ) ;
nach seiner förmlichen ableugnung des angeschuldigten schrittes genüge es dem kaiser, dasz er in einer so authentischen weise dessen unangemessenheit erkenne 1 GERVINUS
gesch. des 19. jhs.
6, 465;
j e gröszer der . . .
kontrast zwischen dem, was die aufgabe von dem heiden fordert, und der unangemessenheit seiner natur . . ist LUDWIG 6, 69; aber immer. . kann er in dieser unangemessenheit schön bleiben 6, 258; auch hier bewährt sich die unangemessenheit so allgemeiner rubricirungen für das originelle system eines groszen geistes WINDELB A N D gesch. d. n. phil.
(1907) L, 348.
mit präpos. zu: je gröszer und greller andererseits ihre (die Subsumtion der Wirklichkeiten) unangemessenheit zu ihm (dem begriff), desto stärker . . ist die Wirkung des lächerlichen SCHOPENHAUER I, 101. mit für: Isocrates . . wird hier meistens frostig, entweder durch das weit hergeholte, oder durch die unangemessenheit der Wendungen für die gegenstände FR. S C H L E G E L 4, 179.
mit an: so endigt die arbeit des mittelalters, das wesen gottes durch seine eigenschaften bestimmen zu wollen, mit der gründlichen einsieht in die unangemessenheit dieser Vorstellung über gott an das religiöse ideal DILT H E T einl. in die geisteswissenschaften
1, 367.
mens bis in die Zeiten des tauschhandels und des alten wahlwesens verfolgt. 'aeeeptus' mag gelegentlich bei der ausgestaltung des begriffs mitgewirkt haben, das verneinte wort erweist sich, sobald es die grundvorstellung verläszt, für die Volkssprache und die ma. als zu wenig sinnlich und schlagend (vgl. F I S C H E R 1,207, U N G E R - K H U L L 609»; das nd. und nl. gehen vielfach eigene wege) und eignet sich, vertieft und bereichert durch die popularpsychologie des 18. jhs., besonders für gebildetere redeweise der neueren zeit, eigentlich 'was nicht, nicht gern, nicht gut an (sich) zu nehmen, ist', wird u n a n g e n e h m ersatz für bestimmteren sittlichen tadel und bedeutet 'nicht oder wenig beliebt, willkommen, angenehm, non aeeeptus, unliebsam, lästig, häszlich, abstoszend, widrig, unleidlich, verhaszt, böse'; von M O R I T Z - V O L L B E D I N G wird es für o d i ö s empfohlen. GöT H E S eulogismus ist das wort sehr willkommen B O U C K E 203. dtfinitionen des neueren begriffs sind zahlreich, z. b.:
was unmittelbar (durch den sinn) mich antreibt, meinen zustand zu verlassen (aus ihm herauszugehen), ist mir unangenehm — ; was ebenso mich antreibt, ihn zu erhalten (in ihm zu bleiben), ist mir angenehm KANT anthr. 2, 68 bei E I S L E R 273;
der
Sprachgebrauch
unter-
scheidet das angenehme vom guten, das unangenehme vom bösen KANT 4,166; angenehm ist, was unser sinn gern annimmt, . . unangenehm, was ihm widert HERDER 22, 27 (Kalligone L ) ;
vgl.
MOSES MENDELSSOHN
mit zwei genitiven: Vergänglichkeit überhaupt liegt in S C H L E I E R M A C H E R I s, 28; Piaton 6, 468; S O L G E R l, 48, 10. onangemessenheit des begriffs und seines daseyns HEGEL 9*
L , 240; Erwin
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UNANGENEHM
UNANGENEHM
die ausdrucksvolle sehr häufige litotes nicht unangenehm wird von KRÄMER (1719) 1, 226 als 'eine besondere zier' der nd. und hd. spräche bezeichnet, vgl. nl. wb. 10, 883. ericeitert: gar nicht, keineswegs unangenehm, nicht gar, nicht ganz unangenehm, nichts weniger als unangenehm, in jüngster zeit verblaszt das wort conventionell; vgl. unangenehm werden. Verstärkung stellt sich ein: das allerunangenehmste. l) in überwiegend passivem sinne von dingen, gegenständen, zuständen, begriffen, die unangenehm empfunden, eigentlich ungern, ohne dank an-, entgegen-, oder hingenommen werden, die grundvorstellung des nehmens ist noch nicht ganz erloschen. a) in prädicativen Verbindungen; das logische sutj. steht im dativ, log. obj. ist gern ein begriff wie dienst, opfer, gebet, leistung und deren ergebnis, strafe, erlebnis u. dgl., aber auch ein concreter begriff: wen ich gleich vngewisz, ob dir solch mein neygunge oder gut wille kegen dir angeneme oder vnangeneme sey H U T T E N 2, 192, 20; vgl.: alle angebotten dienst die sein nach sprichworts laut ynangenehm Z I N K G R E F 16 neudr.; es wirdt auch hie angezeigt wie angenäm der jugent ist die freüntlichkeit vnd wie vnangenäm die straff bey jnen seye BOLTZ Terenz deutsch (1539) 107B; hab ich gedacht, disz ander buch meiner gedieht werdt auch nit unangenem sein
GROB dichterische versuchg. 4; hier (in der astronomie) ist manches, was einem sonst an ihr (der mathematik) und ihren priestern beschwerlich und unangenehm fällt, am rechten platz und höchst respectabel GÖTHE IV 23, 145 Weim.; gewiss ich habe nichts sagen wollen, das ihnen unangenehm fallen könnte IFFLAND L, 81; habe zu vernehmen gehabt, dasz die sache höchstdemselben ganz unerwartet, sehr unangenehm aufgefallen GÖTHB IV 28, 368 Weim. unangenehm werden von saehen: die sache wird jetzt aber unangenehm 'nimmt eine mir verhängnisvolle, fatale Wendung': und ihm (Göthe) wurde die sache unangenehm PÜCKLER briefwechsel u. tageb. 93. vgl. 2 ende, anders natürlich: weil der amfibrach von kaum erstiegener länge gleich wieder mit der schwäche des trochäus hinsinkt, so kann er, wenn man nicht unter stärkere füsze ihn versteckt, leicht unangenehm werden Voss Zeitmessung 161. etwas unangenehm empfinden: dagegen musz jede nation allgemach es unangenehm empfinden, wenn eine andre nation beschimpft und beleidigt wird HERDER 18, 271. umgekehrt: es macht sich etwas (jemand) unangenehm fühlbar, bemerkbar. wie nahe das adv. liegt, zeigen Wendungen wie sich in unangenehmer weise bemerkbar machen, vgl.: so Iasz es ihn doch nicht auf unangenehme weise merken KNIGGE Umgang mit menschen 1, 46. unangenehm zu 'iniueundum lectu. auditu': es ist nicht unangenehm zu lesen, was er ffir vielfältige betrachtungen hat MORHOF unterrieht L, 127; nachdem sie aber . . auch anderer hörner erwehnet, könte er gegen sie eines seltzamen hornes . . unerwehnet nicht lassen, welches vielleicht so wenig unangenehm zu hören als zu der jagt ungeschickt seyn würde LOHENSTEIN Arminias L, 94*. erweiterte litotes: vielleicht wird es manchem meiner leser nicht ganz unangenehm seyn, etwas von dem gange meines geistes in dieser sache zu wissen LAVATER physiognom. fragmente 1, 7; dasz er den mädchen so sehr gefiel, konnte ihr (der mutier) nichts weniger als unangenehm sein MELCHIOR METR erzähl, a. d. Ries L, 84. Sinnspruch: in lieb unangenehm WANDER 4,1419. b) attributiv noch in der vielleicht ursprünglichsten bedeutung von nicht genehm 'was keinen abnehmer findet' SCHIRMER 12: er (Johannes der täufer) hat es aber bald erfahren, dasz eine unangenehme war sei das warsagen und diese war gar wenig kaufen ABRAHAM A ST. CLARA bei STRIGL sprachw. f . alle 2, 265. meist aber schon mehr oder weniger verblaszt: nun seind diese kflnst der divination also, dasz sie gedeut werden durch einfaltig Ieut vnd durch ein einfältigen vnd vnangenemen grand, damit dasz sich die nicht bekehren, die dann der bekehrung nicht werth seind. auff solches ist nun der grund der divination förzunemmen, also das die sehenden nit sehend, die hörenden nit hören vnd dergleichen vnd das doch für jhren äugen ligt PARACELSUS op. 2, 618; ihr füret erinnerte sie ihrer Schuldigkeit mit dieser unangenehmen rede BUCHOLTZ Serkuliskus 29; das dann ihm keine unangenehme zeitkfirzung wäre ANTON ULRICH VON BRAUNSCHWEIG Odavia L, 9; welche unangenehme music (wolfsgeheul) etliche eulen mit ihrem sterbe-geschrey vermehreten ZIEGLER Banise 16; seine . . . botschaft würde seine vernftnfftige und vielleicht nicht unangenehme entschlfissung nachbringen LOHENSTEIN Arminius L, 257b; in dem jungfernstiege, und bei so unangenehmer witterungl LESSING 17, 394; eine unangenehme nachricht, und die ich nur erst gestern erfahren habet 8,34,10; eine nicht unangenehme Veränderung 7, 9; vergeben sie mir einmal eine unangenehme Wahrheit GERSTENBERG literaturbriefe 19, 16 neudr.; GÖTHB 36, 252 Weim.; es ist schwer dem frauenzimmer unangenehme dinge zu sagen HIPPEL über die ehe 83; dem Zeitalter unangenehme Wahrheiten sagen FICHTE 8, 22; mir wäre es kein unangenehmes postpacket, wenn mir eine fee dies irgendwo gewiss todtliegende mscr. oder eine nachricht davon zuschickte HERDER 17, 207; kurzl die lange klagenvorrede vom unwürdigen, genielosen, un-
HANS SACHS 6, 8, 18
Keller;
so gar ist dein mflh unang'nem D A H N H A R D T griechische dramen 2 , 1 2 9 ; dein gebete gott unangeneme sein wird BARTH weiberspiegel Dil*; daher man dan von Diaphanto gehört hat, das er oft vnd dasselb zu vilen gesagt, das, was jm gefällig, auch dem volck von Athen nit vnangnehm seie FISCHART ehiuchtbüchlin 276, 28; es mich billich gerewet, dasz es (das buch) . . . zu schwer, vnvernemlich, altvätterisch vnnd gar vnangenem ist ATRER Processus juris s 3 b ; aber ich habe es einmahl änderst, vnnd zwar auf den eckel deuten hören, welcher auch die wolgeschmackste wollust nach sattem gennss verdrüsslich, bitter und unangenehme machet BIRKEN ostländischer lorbeerhäyn 15; weil sein (Kains) optier unangenehm, Abels aber angenehm war, so muste Abel sterben BUTSCHKT Pathmos 87; darum ist auch der weg zur tugend den anfängern und ungeübten, ein wenig unangenehm und beschwerlich FLEMING der vollk. teutsche soldat 13 § 6 ; ihr lob ist mir schmeichelhaft, ihr tadel niemals unangenehm DUSCH verm. krit. und tat. sehr, a 3*; ob es dir aber angenehm, oder unangenehm ist, das kann mir gleich viel gelten LESSINO werke 2, 17, 19 (Misogyn l , 6); man irrt sich, wenn man die läge des königs von England für sehr unangenehm hält ARCHENHOLZ England und Italien 1, 1, 81; wir merken . . . , wie traurig und unangenehm ein trüber tag ist GÖTHE 21, 126 Weim.; sie (die finsternis) ist, wie die ruhe, den müden willkommen, den muntern unangenehm II 5, 1, 14 Weim.; wäre es dir nioht unangenehm, so sendete ich eine abschritt von dieser partitur an Thibaut nach Heidelberg IV 29, 219 Weim.; keineswegs unangenehm 27, 19 Wenn.; das ist wahr, unangenehm w&r' mir das erschossenwerden
HEINE 1,412;
ihr ersoheints nicht unangenehm, angebetet zu werden tiDDWIO 2, 42. von besonderen Verbindungen seien verzeichnet: unangenehm, höohst, äusserst unangenehm, vorkommen, fallen, auffallen PAUL 168*. die funetion des prädicatsnomens grenzt an die des adv.: betreffend nun weiter die unterschiedliche lieder, welche in diesem friedejauchzenden Teutschland zu finden, . . . so hoffe ich, dasz selbige dem kunstliebenden leser nicht unangenehm fürkommen werden RIST das friedejauchzende Teutschland ija; soll mein ungekünstelt lallen euch, o hSchstgeehrtes volk, nicht unangenehme fallen NEUMARK 2, 33;
wenn sie ihm (dem leser die ersüingsfrilchte) unangenehm fallen, so sei es um das kosten zu thun gewesen
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UNANGENEHM
poetischen, unangenehmen gebrauche der alten, steht nicht an ihrem orte 3, 272; zugleich erfuhr ich einen unangenehmen Vorfall GÖTHE 83,18 Weim.; in unangenehmen fällen IV 21, 289 Weim.; eine unangenehme undeutlichkeit 48, 222 Weim.; unangenehme betrachtungen 46,90 Weim.; unangenehme versäumnisz IV 29,112; diese unangenehme sache IV 28, lie; eine unangenehme stunde IV 48, 259; wir wuszten sonst unsern Vespius nicht zu vertheidigen, dessen Petrus einen unangenehmen ausdruck hat 49, 240; so entstand eine symbolische landschaft, nicht unangenehm dem anblick 86, 9; mehr BOHNER 40/.,- sie befürchtete einen unangenehmen auftritt PFEFFEL 5, 188; diese unangenehme Verrichtung traf auch mich AYRENHOFF 16, si; und nickte voll unangenehmer Vertraulichkeit nach Berthold hinüber FouQUE altsächsischer bildersaal 2, 258; sehr klein, und dabei beinahe magerer als mager, die knie merklich einwärts gebogen, ging oder hüpfte er vielmehr mit einer kuriosen, man möchte sagen unangenehmen, geschwindigkeit durch die straszen HOFFMANN 14, 175; sein einzugsfest . . . war . . . von unangenehmen zeichen begleitet ARNIM 7, 10; eine so wunderliche, unangenehme erkenntnisz des bösen BETTINE Brentanos frühlingskranz 187; man gewahret hier unangenehme steife strenge in der Stellung H. METER geschichte der bildend, künste 1, 28; verzog er die schlaffen Uppen zu einem unangenehmen lächeln IMMERMANN 1,84; dennoch wurde eine unangenehme reibung nicht vermieden CHAMISSO 1, 340; ein unangenehmer beigeschmack mischte sich in die freude HOLTEI erzähl. Schriften, 21,152; ein unangenehmes handwerk (das kürschnerhandwerk), im winter haare, im Sommer motten, prügel das ganze jähr FREYTAG 2, 1, 189 (Valentine l, 1); die tragödie darf nur . . . gefühle erregen, die aus angenehmen und unangenehmen elementen gemischt sind LUDWIG 6, 443; ein lehrgedicht . ., das, . . in die unangenehme läge versetzt worden ist STRAUSZ 6,18; in diesem augenblicke hörte ich leise tritte hinter mir und vernahm eine nicht unangenehme, etwas feine männerstimme, die sagte: wünschen sie etwas? STIFTER 6, 1,169; unangenehme zerflossenheit seiner manier SCHERER litteraturgesch. 49 7 ; unangenehme erfahrungen BISMARCK gedanken und erinnerungen 2,236; wenn j e t z t Boyen anstatt der alternative bildung oder besitz die bedingung stellte: bildung und besitz, so w a r das ein entschiedener fortschritt, weil er das unangenehme privileg des ungebildeten reichtums verwarf MEINECKE leben des generalf. v. Boyen 1,408; aus dem samen (des roggens), fügt er (fialen) hinzu, würde ein schwarzes brot von unangenehmem geruch gemacht HOOFS waldbäume u. kulturpß. 451. 2) durch Verbindung mit personen kann sich aus der ursprünglich passiven bedeutung eine active entwickeln, wobei das logische sübject des dabivs schlieszlich nicht mehr empfunden wird, so dasz das grammatische sübj. sich mit dem Irischen zu decken scheint, so bezeichnet dann unangenehm auch, was unangenehm wirkt; vgl. unangenehm werden a. e. vom alten wahlwesen mag die persönliche Verbindung ausgegangen sein: sin person dem hörenden vnangenäm was RIEDERER rhetoric c i * ; der gestallt seinn gerecht lewt, sonnderlich prediger der warhait, gemainem volckh j m m anfang vnangenäm, veracht und hässig BERTHOLD VON CHIEMSEE theologey 111; auf allen örtern und beikunften, da von disen Sachen (der reformaUon) gehandelt wirdt, seind ir (die geistlichen herreri) onangenäm, auch bei denen, die sich ewer noch annemen SLEIDANUS reden 110. besonders sagt man: ein unangenehmer gast, vgl. th. 4, 1, 1,1467: deinen freunden würdst a m vnangenemer gast EBERLIN VON GÜNZBURG 2, 131 neudr.; solches bösen, vnangenehmen gastes los zuwerden, bearbeiteten sich der churfürst vnd die stadt Colin überall CHEMNITZ schwed. krieg 2, 47; schaffet mir diesen unangenehmen gast alsobald vor meinen äugen weg HAPPEL akad. roman 407; und also wurde er zwar auff diszmal der unangenehmen gäste losz ARNOLD kirchen- und ketzerhist. 164» u. 0. vgl.: armüt sitzt vnangenem hinder der thür FR AN CK sprüchw. 1, 806 ;
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UNANGENEHM
wir mflsind selber huit die räben buwen, hacken, ruiten by seltenen, vnangnemen Iuiten Schweiz, spielt 3,159, 450; were eine person erwehlet, so der kfln. may. vnangenem SCHÜTZ historia rerum prussic. B B IV b ; ist dann der hoff von Cypern, . . ., euch so unangenehm? schausp. engl, comöd. 73," 9; die Römer hätten sich selbst erinnern sollen; wie das . . volck . . den unangenehmen Julius Sulpitius und Tarpejus . . nicht eins zu hören gewürdigt hätten LOHENSTEIN Arminius 1, 770*; wenn er (der Winter) der felder lost vertrieben, als ein unangenehmer greisz verkleidet liegt in schnee und eysz HOFFMANNSWALDAU 2, 292;
so hab ich lange schon fSr öie allein gebrannt, vielleicht unangenehm, vielleicht auch unbekannt
CHONEGK 1, 271;
bei diesem allen war sie (frau Melina) nicht leicht jemanden, besonders männem, unangenehm GÖTHE 21, 169 Weim.; ungebildet waren wir unangenehm; jetzt sind uns die neuen sehr unbequem 8, 857 Weim.; höchstens meint er {der kronprinz), es sei nicht möglich, einen so untauglichen und unangenehmen minister (wie Altenstein) wiederzubekommen VARNHAGEN tagebücher l , 171; mit der zeit waren ihm die väter . . . von der compagnie Jesu so unangenehm geworden, dasz JUSTI Winckelmann 2, 1, 97; Brandes glaubte solche unangenehme nachbarn zu spüren DROSTE-HÜLSHOFF 2, 813; er habe maier gekannt, die den verwichenen Raphael einen unangenehmen kerl gescholten und dabei auf ihre grausam kritische ader sich wunder was eingebildet haben KELLER 2, 151. in besonderer Verbindung: sich unangenehm machen, gegentheil sich angenehm machen th. 1, 348: es gab allerlei kleine und gröszere festlichkeiten, geschiohtchen, Streitigkeiten, geräusch und gesang, und wie es zu gehen pflegt, machten sich vorwitzige oder thörichte leutchen unangenehm und wurden dabei am ehesten gelitten KELLER 5, 218; das contingent des herzogs hatte sich in der Rheinbundzeit in Preuszen besonders unangenehm gemacht BISMARCK gedanken und erinnerungen 2, 92. vgl.: er ist bizarre und hat in seinem betragen, seinem äuszerlichen verschiedenes, das ihn unangenehm machen könnte GÖTHE gespräche 1, 22. euphemistisch bedeutet unangenehm werden bei persönlichem subjeet 'grob, ausfallend, unhöflich werden': wenn sein kurzes schneidendes wesen in den abendgesells c h a f t e n . . . Pitern gegenüber stickstoff, sauerstoff und ähnliche schwierige fragen zu sehr accentuirte und darüber Piter 'unangenehm' wurde GUTZKOW zauberer von Rom 4, 178. 3) in psychologischer terminologie (vgl. die definititmen oben), in der davon beeinfluszten neueren Uteraturund Umgangssprache redet man allgemein von unangenehmen empfindungen, gefiihlen, eindrücken, Stimmungen, affecten u. dgl. manche der oben angeführten neueren Verbindungen sind schon von dieser terminologie beeinfluszt: an den Verlust wohlverdienter männer kann man niemals ohne einige unangenehme empfindung gedenken KÄSTNER 1, 49; die reue, die unnützeste von allen unangenehmen empfindungen LESSING 17, 179; ein meer unangenehmer empfindungen wird über mich ergehen, und kein angenehmer tropfe mischt sich dazu HERDER 8, 47; die theorie der schönen künste und der angenehmen und unangenehmen empfindungen wird von unseren philosophischen Deutschen ungemein cultivirt SCHUBART 8, 141; eine nicht ganz unangenehme melancholische empfindung LICHTENBERG briqfe 8,45; (ich) bekenne . . , dasz mir diese gestreiften wände, diese hundertmal wiederholten blumen, Schnörkel, körbchen und figuren einen durchaus unangenehmen eindruck machen GÖTHE 81, 85 Weim.; was ferner die englischen dichter noch zu menschenhassern vollendet und das unangenehme gefühl v o n Widerwillen gegen alles über ihre Schriften verbreitet 88, 814 Weim.; eine art von
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UNANGENEHM
UNANGENOMMEN - UNANGERÜHRT
unangenehmer empfindung 23, 113 u. ö.; BOHNER 40; auf eben diese weise erfolget das gegentheil beim unangenehmen affekt SCHILLER L, 160; ich bin seit 'einiger zeit in einer unangenehmen gemütsstimmung SOLGER nachgel. Schriften l, 12; ein unangenehmes geiühl nicht los werden EBNER-ESCHENBACH 3, 176.
beliebte oxymora: unangenehm freundlich, deutlich, hell, w a r m u. dgl.: aber ich fühle jetzt erst, . . . , wie unangenehm w a r m mir . . geworden ARNIM trösteinsamkeit 8; unsere liebe Antonie? frug er mit gedehntem, unangenehm singenden tone HOFFMANN 6, 34. b) Substantivierung ist sehr häufig: nuzlich vnd angenem, nicht bitter vnd herb w i e aloes, . . oder etwas anders vnangenemes aus der apoteck FISCHART ehzuchtbüchlin 147, 8; war doch hertzog Leopolden . . nichts vnangnämers dann das die eydgnossen den graven . . ausskrieget STUMPF Schwytzerchronik 726 B ; indem alles widrige und unangenehme in den gemüthes-bewegungen von der heftigkeit und dauer derselben entstehet BREITINGER crit. dichtkunst L, 65; das unangenehme einer winterreise KLOPSTOCKgelehrtenrepublik 432; alles schiefe, widerwärtige, dumpfe, steife und unangenehme SCHÜBART leben u. gesinnungen 2, 16; das unangenehme sey ein dem körper unzuträgliches fremde HERDER 22, 34 (Kalligone 1); selbst das unangenehme, woran wir uns gewöhnten, vermissen wir ungern GÖTHE 24, 53 Weim.,und hatte mir vorgesetzt. . beiden etwas unangenehmes zu erzeigen 43, 92 Weim.; so auch unangenehmes (Unannehmlichkeiten) sagen nl. wb. 10, 882; s. Unannehmlichkeit. z. b.: gewisse leute haben das talent, j e d e m etwas unangenehmes zu sagen 'to say unwelcome things to any one' HILPERT 2, 663B; man hat mir eben in geschwindigkeit etwas unangenehmes erzählt AYRENHOFF 3, 130; ich sehe freund* und gäste gern bei mir, nur solche nicht, die mir in einem fort unangenehmes, widerwärtiges vorklagen HOFFMANN V. FALLERSLEBEN 6, 242. — u n a n g e n e h m h e i t , f., gegentheil von angenehmheit, beide von HEYNATZ 1, 125 verworfen, Vorbild des nl. onaangenaamheid nl. wb. 10, 882 und von SANDERS 2, 408° zuerst verzeichnet mit den beispielen: die unangenehmheit seines äuszern, seines wesens, seines Organs. über die gewöhnliche rede noch nicht hinausgedrungen. man sagt dafür lieber: das unangenehme seines äuszern u. s. w. ebenso wenig haben sich u n a n g e n e h m i g , u n a n g e n e h m l i c h und u n a n g e n e h m i g k e i t festgesetzt: das kan doch keine vnangenemigkeit verursachen SCHÜTZ hist. rer. Pruss. 8, B b 4d. die mischform unaangenehmlich bleibt ganz vereinzelt, nl. onaangenamelijk nl. wb. 10, 882: welches unangenehmlichen dings (schmal essen und trinken) ich mein lebtag nicht versucht Simpl. 3, 130, 6. — u n a n g e n e h m s e i n , n„ vereinzelte subst.-bildung: wer denkt sich wohl z. e. bey unangenehmseyn i m umgange das theophrastische arjäiat allg. deutsche bibliothek 112, 234.
4) steigerungsformen. comparativ: so aber die verstendigen maier . . solchs . . werck gesehen, haben sie . . . gelacht, die weyl einem rechten verstand nichts vnangenemer zü sehen ist dann falscheyt i m gemel DÜRER underweysung der messung (1525) A L B ; auch sein weder die mulen oder die maulthier . . . vnangenehmer SEBIZ fddbau 163; es kombt einem nun desto unangenehmer vor, weillen wir lenger alsz 14 tag dasz schönste frühlingswetter von der weit gehabt haben ELISABETH V. ORLEANS briefe 2, 276; es ist mir um so unangenehmer ihren wünschen nicht entsprechen zu können, als GÖTHE I V 28, 2 Weim.; noch unangenehmer als diese erklärung war dem marquis von Bedemar das betragen des herzogs von Ossuna SCHILLER i, 158; scheint er unangenehmer, doch ist der rock nun bequemer RÜCKERT 2,175. sprichwörtliche redensart: unangenehmer als der jude in der passion WANDER 4, 1419. Superlativ: er besasz das geheimnisz, den groszen selbst die unangenehmsten Wahrheiten mit hülfe eines einfalls oder einer Wendung erträglich zu machen WIELAND Agathon 2, 166; dasz eine deutsche Ilias in hexametern . . . die unangenehmste ohrenfolter seyn würde BÜRGER 1, 180; bierin habe ich die unangenehmste erfahrung meines lebens gemacht KLINOER 9, 71; unangenehmste folgen GÖTHE 27, 13 Weim.; übel 27, 305; Verwirrung 24, 305; alles sieht und fühlt sich wie im unangenehmsten herbst VARN HAGEN tagebücher 3, 179; in unangenehmster nähe BISMARCK briefe a. s. braut 471. verstärkt: allerunangenehmst adj. adv. vgl. nl. wb. 10, 882. 5) adverb: nicht gar unangenehm aufspielen ABRAHAM A ST. CLARA auff auff 40, 33 neudr.; sie hat viel und unangenehm gelitten GÖTHE IV 41, 120 Weim.; es ist die eigenschaft der imagination, wenn sie sich in's ferne und in's vergangene begibt, dasz sie das unbedingte fordert, welches dann meist durch dio Wirklichkeit unangenehm beschränkt wird 49, 171 Weim.; unangenehm hindernd war bei dem Studium die immer wiederholte klage v o m mangel der gegenstände 25, 84 Weim.; unangenehm betroffen 24, 342; vgl. unangenehm überrascht EBNER-ESCHENBACH 4, 278; dinge, die Kriebow aufs unangenehmste überraschten POLENZ Qrabenhäger 1, 46; allein dieses fühlte sich dadurch unangenehm gekitzelt KELLER 277. fest erscheint das adv. in zahlreichen redensarten; z. b. unangenehm berühren, berührt, afficiert werden th. 1,1537: es giebt umstände, w o der e d e l m u t . . auch durch zu viel worte unangenehm affiziert wird NESTROY 2, 77; das haus Brandenburg, das sich . . . an das alte regiment angeschlossen, w a r durch dessen stürz unangenehm berührt RANKE 2, 115; es hatte den churfürsten unangenehm berührt, dasz der kaiser . . in ihn gedrungen, den Predigern, die er m i t sich gebracht, stillschweigen aufzuerlegen 3, 167; Agnes, obgleich unangenehm durch dieses w o r t berührt MÖRIKE 3, 52; dieser war von der begegnung aufs unangenehmste berührt FONTANE I 4, 414. die adverbiale Verbindung mit auffallen grenzt an die nominale unter l : was zunächst und a m unangenehmsten auffällt NITZSCH deutsche Studien 76; das gefühl, dasz man als graf wohlhabend sein kann, ohne unangenehm aufzufallen, als fürst aber, wenn man letzteres vermeiden will, reich sein musz, hat mich seitdem nie wieder verlassen BISMARCK gedanken u. erinnerungen 2, 76. unangenehm zu muthe werden, sein vgl. th. 6, 2787ff. : d e m geheimrath schien unangenehm zu muthe zu werden ALEXIS ruhe ist die erste bürgerpflicht 1, 4; dasz es i h m unangenehm zu mute wurde KELLER 6, 19.
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UNANGENOMMEN, bemerkenswerth in der act. bedeutung. zunächst in der spräche der mystik: unangenomen stan 'gelassen sein' SEUSE 359, 27; aber da er ime selber entgangen ist in dag, d a ; da ist, da ist ein wiszen aller warheit, wan es ist es selb, und er stat sin unangenomen 'gott ist die warheit selbst, und der mensch nimmt in der Vereinigung mit ihm sich selber nicht an, da er sich entgangen (gelassen) ist' BIHLMEYER. dann gleich 'unangenehm'; ähnlicher bedeutungsentwicklung strebt vereinzelt das simplex angenommen th. 1, 415 zu: de hir nicht brengt, ys vnangenamen, du machst wol morgen wedaer kamen BURKARD WALDIS der verlorene söhn 35,907 neudr. vgl. mnd. ungename; ohn einigen bösen oder vnangenomnen geruch GUARINONIUS grewel der Verwüstung 467. mit der gewöhnlichen pass. Verwendung des Wortes redet J. GRIMM von unangenommenen geschenken lat. ged. 13; STEINBACH 2, 131. DNANGEPASZT, als gegentheil des adj. angepaszt 'anpassend, angemessen' SANDERS erg. wb. S8I B : die geisteskraft und die weltklugheit hatten sie nicht und so sind die Kelten an den fremden, ihnen unangepaszten sitten allmählich verkommen ROSEGGER alpensommer 7. U N A N G E R Ü H R T , nl. onaangeroerd nl. wb. 10, 883. 1) activisch 'ohne anzurühren': sy fremde daucht seiner grossen czucht halben, das er also sy unangerüret geligen mocht ARIGO decamerone 294, 9; MONTANUS W;
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UNANGESAGT
UNANGESCHAUT - ÜNANGESEHEN
und lest sich durchausz nicht curim, dann mit gar linden selblein schmirn, welche vnangrttrt nicht kau geschehen
attributiv: es war eine unangesagte einquartierung GÖTHE Göthqahrbuch 80, 45; auf unangesagte und unvermutete besuche von freunden zur teilnähme a m abendbrot w a r niemand eingerichtet MOHL lebenserinnerangen 180. absolut oder adverbial, wie unabgesagt: dasz . . . die i h m erwiesene vielfaltige injurien vnd zunfitigungen, namentlich die wieder aller v&lcker recht vnd vnangesaget zugefügte h o s t i l i t e t . . ihn . . bewogen, die kriegswaffen wieder die, keyserliche zuergreiffen CHEMNITZ achwed. krieg 8, 61. UNANGESCHAUT, gelegentlich activisch und ähnlich wie unangesehen gebraucht, 'unangeschaut adj. zonder gezien te hebben' KRAMER-MOERBEEK 2, 859 6 ; seiner unangeschauet 'ohne auf ihn oder darauf rücksicht zu nehmen, dessen ungeachtet? verzeichnet aus acten SCHOTTEL 768. vgl. unangesehen m. gen. UNANGESCHLAGEN, eigenttich: 'unangeschlagen heiszen tücher, so aus der Walkmühle kommen und noch nicht gerähmet worden' JACOBSON techn. wb. 8, 60»; Übertragen: unangeschlagene wort, die herausgeend un-
AYKBR 4, 8660, 8.
als absolutes part.: aber ich bedflrftt wol st&lene federn . . , w a n n ich alle orden . . wolt beschreiben • • • vnangerhArt w a s d a betrifft die päpst selbs FISCHART binenkorb 856. sehweil, unherzangerüert 'ohne die brüst zu berühren'; auch flectierbar: er mag den sten onherzang'rüerten ufg'nen 'auf die Schulter heben' STAUB-TOBLER 6, 1863.
8) passivisch. a) prädicativ in verbalen Verbindungen: bey diser gelegenheit k a n ich vnangerflrt nicht vbergehen, was der bfirgermeister Lucius Lucullus . . erfahren HETDEN Plinius (1665) 868; von mir bleibt sy (eine gefangene) gwüss unangertiert quelle von 1596 STAUB-TOBLER 6, 1861; vnd nichts ist das (von krankheit) vnangeriihret bliben sey PARACELSUS chir. sehr. 84°. vgl. yon etwas nicht unangerührt, unberührt bleiben SANDERS erg. tob. 43I B ; was gilts ob sie nicht einandermal . . diese mfthselige arbeit wol unangerAhret werden bleiben lassen BIST das friedejauchzende Teutschland 14*; wie der hund in der krippe, der . . den . . h a b e r unangerührt lässt WIELAND Lucian l, 68; einen widersprach heben, oder ihn unangerührt lassen KANT 4, 85; und laszt unangerührt mich hoffnungslosen RfiCKEBT 8, 309; unangerührt bestehets NEUMARK palmb. 889; bei nns die ktthe sammt dem wagen lassend, worauf unangerührt die lade stand RSCKEKT 9,16; er versprach dem capitain, . . . alles unangerührt wolle er stehen, wachsen und sich vermehren lassen FORSTER l, 197; die . . . geschenke lagen unangerührt CHAMISSO 1, 845; gestern abend lieszen sie des verwünschten seer&ubers erwünschten braten unangerührt vorüber gehen KOTZEBU E 4, 88.
b) attributiv: ein unangerührtes heiligtum WACKENRODER herzenserg. 80; er deutete auf ein bey dem noch unangerührten frühstück liegendes messer JACOBI 6, 474; ich wollt* in meines busens sicherm räum der liebe zarte blflthen so vergittern, dasz sie, unangerührt von fremdem drang, den himmel drauszen lieszen ungewittern RCCKERT 8,110.
fast gleich 'rein': w a s lebte denn in ihm, das ihn unangerührt durch die weit getragen, dasz er seinen körper als einen tempel wiederbrachte, wie er ihn einst aus der einsamkeit fortgenommen? STIFTER l, 198. UNANGESAGT, 'sine aeeepta venia, indenunciatus, improfessus'
1)
STEINBACH 8, 833.
activisch: verzeihe mir mit gnade, dasz ich unangesagt mit schritten dich belade, die gar zu schlecht für dich
OPITZ bei GOTTSCHED er«, dichtbinet
800.
vielleicht auch in einigen heute als pass. empfundenen Verwendungen, wie: ist i. f. g. von guten freunden zugeschrieben, i. f. g. sollten sich nur demüthigen und unangesaget sich n a c h Dresden begeben SCHWEINICHEN40; die liebe geht zu Gott unangesagt hinein: verstand und hoher witz musz lang im vorhof sein ANGELUS SILESIDS cherubinischer
wandertm.
139, 807 neudr.; schliche er zu ihnen unangesagt in das gemach hinein, als sie eben von i h m handelten ANTON ULRICH VON BRAUNSCHWEIQ Octavia 8, 886. 2) passivisch; am häufigsten prädicativ: ich unterstehe mich, gesteh ich, groszer Sachen, indem mein schlechter brief, der kein gewftrtze kennt, blind hin unangesagt auf eure tafel rennt HOFFMANNSWALDAU 5, 8;
da er doch vorher seinen jungen darum geschlagen, weil er diesen guten hertzens-freund unangesagt und nicht vielmehr seinen herrn solte verlaugnet h a b e n ABELE gerichtshändel 670; für ein halbes oder ganzes dutzend von leaten sei die wirthin immer eingerichtet und wir .würden auch unangesagt gute zehrung finden STEUB drei sommer in Tirol l, 114.
bedacht
und
on
anschlag
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GEILER VON KEISERSBERQ
pred. I88 b ; wer wollte aber dabei dessen (des Volkes) angestammten freiheitssinn unangeschlagen l a s s e n ? J. GRIMM klein. Schriften L, 68. UNANGESEHEN, gegentheil von angesehen; mnd. anangesin LÜBBEN-WALTHER 427"; onaangezien KRAMER (1719) 8, 223 b ; nl. wb. 10, 886; schwed. oansedd; ohne ge: unansehen; onangesehen, ohnangesehen th. 7,1806; STAUBTOBLER 7, 561.
1) 'ohne beachtet und ausgenutzt zu werden': einem gelassen menschen sol enkain stündli vergan unangesehen SEUSE 168, 86. 8) 'nicht oder wenig, nicht recht angesehen, gering geachtet?, gegensatz zu angesehen 'spectatus'; 'unangesehen, nicht geacht, veracht, ongezien, onaangezien, ongeacht' KRAMER (1719) 8, 883 b ; 'vilis inhonorus' STEINBACH 8, 566. vgl. unansehnlich, das meist eine mehr wesenhafte, dauernde, verdiente oder verschuldete eigenschaft bezeichnet, während bei unangesehen noch meist der verbalcharakter des compositums empfunden wird: nach des menschen nemunge, in der . . d i j und das; unangesehen (verachtet) ist SEUSE 850, 85; das die j u n c k f r a w Maria eyn vorachts, unangesensz megdlin ist geweszen LUTHER 7, 564, 7 Weim.; doch daz wir . . betrachten das leiden Cristi, . . . sonst seinn wir vnd vnser auswendige opfer vnd andere güte werck vor got vnangesehen BERTHOLD VON CHIEMSEE tewtsche theologey 462; so möchte ich, vnangesehener singularis, vnd eintzlich, dennoch der blutsfreundschafft halben, dasz er mit diesem Jesu ander geschwisterkindt. . gewesen AYRER Processus juris 833; sie ( H u m e s Untersuchung der grundsätze der morat) k a m in die weit unangesehen und unbemerket ZIMMERMANN über die einsamkeit l, 84; doch mit alledem w a r das p a a r nicht unangesehen auf der oberweit GÖTHE 38, 18 Weim.; solche . . , die etwa unangesehn und a r m sind SCHLEIERMACHER Piaton 6,138; unangesehene adJunkten der theologischen facultät JEAN PAUL biogr. belustig, l, 44; die s t ä m m e stehen in die höhe, und zwischen ihnen sind die unangesehenen und unangetasteten blumen und gräser und kräuter STIFTER 6,46. 3) das gegentheil des adverbialen angesehen 'in erwägung, mit rücksicht auf, im hinblick a u f , das seit dem 15. jh. eingebürgert ist LEXER 1, 71. zur bedeutungsentwicklung vgl.: wie dag alles in sinem ersten gründe unangesehen blibet es wird keine rücksicht darauf genommen SEUSE 353, so; der mensch wirt nit entsetzet siner eigenen würkunge, m e r si blibet da unangesehen nach der wise kommt nicht in betracht 348, 16. so adverbial zuerst im Nürnberger amtsstil des 15. jhs. belegt: nachdem . . . vil und manicherley ge verde und vorteil fürgenomen . . , besunder in dem, das ye zu Zeiten etlich verkaufter ire wäre und güter . ., Uber das und unangesehen, das sie die vormalss verkaufft haben, u m b sunders Vorteils oder genyess willen nachvolgend ann-
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UNANGESEHEN
UNANGESEHEN
dem lewten zu kauften geben, ungeledigt des kauffs der eisten kauffer u. s. w. Nürnb. polizeiordnungen 18* ; als ersati des schwindenden ob ih. 7, 1064 wird es im 16. und 17. jh. sehr häufig, um dann langsam abzusterben, nachlügler bringt noch das 19. jh. bedeutungsentlehnung aus 'vu que' anzunehmen, scheint nicht nöthig. dän. uanset. dem mnl. fehlt das wort, das nnl. und mnd. wird dem, hi. nachgebildet sein LEXER 2, 1716; J E L I N E K 749; DIEFENBACHWÜLCKER 883 ; vnangesehen, nulla habita ratione, quamvis SCHÖNSLEDER CCC 4 " ; unangesehen dasz non ostante che, dieses alles anangesehen ciò non ostante KRAMER (1678) 1146b; anangesehen, angeachtet dasz onaangezien, mei tegenstaande dat (1719) 2 , 223 B ; DENTZLER 321 B ; HEYNATZ antibarb. l, l l l ; 'unangesehen adv. . . nur in den kanteUeyen üblich .., wo es so wie anerwogen, anermessen und ähnliehe blumen mit der zweyten endung gebraucht wird' ADELONO 1, 889; lehrgeb. 2, 117; CAMPE 5,120'; STAUB - T O B L E R 7, 661. heute auch im amtsstil fast ausgestorben, die belege ergeben, dasz das wort im 16. und 17. jh. auch der poesie und im 18. jh. auch der classischen prosa nicht fremd war. KELLER und UHLAND (SANDERS 2, 1063) stehen später mit einem poetischen beleg als ausnähme da. a) mit accusativ, der meist folgt VERNALEKEN 2, 513 : anangesehen nostram dignitatem LUTHER 29,18,8 Weim. ; denn ich musz glauben, das mir gott on alle verdienst and anangesehen alle meyne werck geschenckt habe seyne gnad and ewiges leben 12, 557, 8 Weim. ; aber mein besohwerlich misshandlung wirt von vilen andern pfaffen auch gethon, vnangesehen lester vnd ergerniss EBERLIN VON GÜNZBURG 2, 63 neudr.; darum soltu dich nicht beschwem, ein gute lax von mir zulero, vnangesehn mein kleine macht, vnd aas ich bin nicht hoch geacht ERASMUS ALBERUS fabeln 128, 28,15 neudr. ; ebenso 176, 40, 210; anangesehen die freundachafft, so sie jhm beweiszt hatten buch der liebe 269, 4; aber vnangesehen der weit danck oder vndanok MATHESIUS Sarepta (1671) 15*; wer der auster trockner natnr wie Boreas, es wflrd j h m kein feuchte zustehn, die j h n wfirde feucht machen, sondern trocken bleiben, vnangesehen das meer PARACELSUS op. 2, 81 B ; da das object an sich selbst betrachtet wird, anangesehen die art, dasselbe anzuschauen KANT li, 75; fQr des gewissens einigkeit, unangeseh'n den feind, zu fallen, das ist das höchste los von allen
schuldigen LESSING 10, 180; der satz gilt von erkenntnissen überhaupt unangesehen ihres inhalts KANT 2, 167 u. o. c) mit dativ: dieserem (!) allem unangesehen Schweiz, kanzleisprache des 18. jhs. STAUB-TOBLER 7, 561. d) mit 'dasz' und folgendem, satz VERNALEKEN 2, 450: aber unangesehen, das ich mich erbott tzu antwortten L U T H E R 7, 87 Weim. u. o.; vnangesehen, das Wenntzel Gamitzers bruder schulden halben von hynnen gewichen ist, sol man ine dannocht Nürnb. ratsverlass v. 1554 am. f . künde der deutschen vorzeit n.f. 24, 252; schlecht in amb das maul unnd kopff, unangesehen, das ihm der arm entzwey was FREY gartengesellschaft 16, 23; (oott) kan auch nichts wollen noch zu lassen, ohn das da gut ist aller massn, vnangesehn, das offt vnd viel bey menschen scheint das widerspiel HAYNECCIUS Hans Pfriem, 28, 627 neudr.; vnangesehen, dasz etliche vniversitet jr hochbesinnlich bedenken hetten Oarg. 236; sih also ist in allem ordn das saufifen ein gewonheit wordn, vnangesehn das Paulus spricht: kein trunckenbolt den himmel sieht RINGWALDT die lauter warheit (1597) 62; er schrihb . . di ganze nacht durch, unangesähen, dasz er die vergangene . . auch schlahf-lohs zugebracht hatte ZESEN Rosemund 14 neudr.; denn nun eine merckliche lange zeit kein mensch gefunden, der einen stein von dieser verfluchten stadt hätte mögen weisen, unangesehen, dasz sie auffs wenigste dreyssig meilen rings umbher ein bezirck gewesen PRÄTORIUS anthrop. plutonicus L, 21; sollen etwa solennia bey adel. personen an trauungen und kindtauffen vorgehen, so heists: der herr pfarr halte sich ein wenig in der anter-stnbe auff . . oder ist wohl gar die kftche sein abtritt, unangesehn, dasz er doch bey allen solchen handlungen die vornehmste person ist, derer sie nicht entrathen können der wohlgeplagte priester 13; allen köthen, küsten, kästen, truhen-laden . . . unangesehen, dass sie in form eines tisches oder andern hausraths zubereitet AMARANTHES frauenzimmerlexieon 654; unangesehen, dasz der alte könig die küste Seelands bewachen liesz, . . liesz sich . ., Saxos söhn, mit hülfe seiner leute von dem fünfzig eilen hohen Vorgebirge Sternsklint bei nacht an stricken nieder DAHLMANN geschickte von Dänemark L, 235. e) mit einem abhängigen fragesatz; eingeleitet durch ob VERNALEKEN 2, 451: das man das fröhlich sag dem armen . . volck, unangesehen, ob es bapst, bischoff oder pfaffen gefall oder nit L U T H E R 7, 244 , 26 Weim.; die christliche leer hebt nit vff zeytliche verpflicht gegen den leyblichen herren, vnangesehen, ob sye sollichs billig oder vnbillig an vns forderen EBERLIN VON GÖNZBURG 8, 103 neudr.; vnangesehn ob wind vnnd mehr mit trotz darwider fechte RINGWALDT evangeUa L 6 B; gegenstände, unangesehen, ob eine erkenntnisz derselben möglich sey oder nicht KANT 7, 10. auch ohne ob mit abhängigem satz: so aber die theil zu der fundtgruben gehörten, so verschlagt er j h n (den gewerken) vor dem bergmeister acht tag ein anderen nach . ., vnangesehen er were daheimen oder zumarckt oder bey der gruben AGRICOLA bergwerckbuch (1621) 69. der indirecte fragesatz wird durch pronomina eingeleitet: einem pfarher . . ists nicht gnug, das er seiner lere gewis sey und dasselb ampt trewlich ausrichte, unangesehen, was jn hindern wil L U T H E R 34, 2, 378, 18 Weim.; mösz also üher den frommen son auszgehn, unangesehen was gott gebotten hat MONTANUS 40 u. ö.; vnangesehen was Georg Witzel hie von witzelet, welcher meynt, man soll die kinder all latinisch aulf ein us vnd sus nennen, gleich wie man sie latin tauffet Oarg. 161 neudr.; demnach hat mich mein ampt vnd beruff, . . vorursacht, das ich . . . mit einem öffentlichen schreiben vnd weeklagen, wieder solche grosse boszheit mich habe wollen aufflenen, vnangesehen was ich für vndanck damit vordienen . . werde MUSCULUS hosenteuffel 9 neudr.;
KELLER 9, 265.
seltener geht der acc. voran: aber solches alles vnangesehen, wollen sie vnser lere vngewis machen LUTHER 6, 19* folioausg.; da solche nun war also geschehn, dasselb alles vnangesehn, die stadtmausz halt ein stoltzen mut. das sie nicht nam eolchs alls vor gut ERASMUS ALBERUS fabeln 36,16 neudr. ; aber diesz onangesehn, setzten sie Benedictum ein SEB. FRANCK chronicon 80 b ; aber diss aller vnangesehen, ist der gemeine beschlusz N I G R I N U S von zäuberern 176. b) mit folgendem genitiv : da hat angefangen zu schreyben doctor Martinas Lather wider vii irrthumb und miszbreüch des gaystlichen regiments, unangesehen ainicher person HANS SACHS 22, 4, u Keller-Qötze; lügen, das er allweg des morgens der erst bei ihm (dem könig) unnd der letst von ihm wer anangesehen der andren diener WICKRAM l, 262, 16; vnangesehen vnnd verachtet des rechten so bey allen menschen bestimmet . . . ist XYLANDER Polybius (1574) 73; aber unangesehen solcher g e g e b e n f r e i h a i t LORENZ F R I E S ISI*;
und wiewol alle missethat gestrafft werden soll ohn all gnad vnd vnangesehen der person
AYRER 1,172, 6 ;
biss ioh unangesehen meiner unschnld bekennen würde GRIMMELSHAUSEN 2,4SI, 5 Keller; vortrefflich I auch unangesehen der absieht, in welcher ich diese langen stellen des Hard angefähret habe, enthalten sie unstreitig so viel feine bemerkungen, dasz es mir der leser wohl erlassen wird, mich wegen einschaltung derselben zu ent-
UNANGESESSEN
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weiln denn (unangesehn, wie lange du den rühm des unbezwungnen hast, dein ewigs eigentum) du durch nichts zeitlichs itzt zu brechen wirst gezwungen, . . . so falle froh und frei FLEMING 1, 469;
wie aber . , . nach den phylen gerechnet ward, anangesehen wie -viele oder wenige bürger jede enthielt NIEB U H R röm. geschickte 2, 34. f) der abhängige satz folgt ohne conjunction, so dasz anangesehen selbst zur conjunction geworden zu sein scheint V E R N A L E K E N 3, 450: das sie flox ; n n den hauffen der auffrurischen schlahen sollen, anangesehen sie treffen schuldige oder anschuldige L U T H E R 1 8 , 4 0 0 , 19 Weim. ; die mehr als er sind vnd ihn hassn, müssen jhn doch wol bleiben lassn, vnangesehn das gibt verdrus KRÜGER Ciawerts tust. 37 neudr.;
unser seel ist . . erschaffen nach dem ebenbild gottes, unangesehen sie erschaffen ist aasz dem nichte A L B E R TIN us zeitkürtzer s u. o.; einen ehrlichen mann, welcher, anangesehen er in offnem track weit und breit bekandt und wegen seiner förtreffliehen poeterey sehr berfthmbt, sich hie nicht nennen lassen will S A N D R U B hist. u. poet. kurzweil 8 neudr.; and Iiesz, unangesehen alles mit eysz und schnee bedeckt war, so stark als fort arbeiten M I C R Ä L I U S alt. Pommern 5, 280; ich will mich t&uffen lassen .., vn angesehen sie die t&uffling in ihrer vorigen ignorantz verharren D A N N H A W E R catechismusmilch l, 20; unangesehen er mir . . widerrathen, . . bin ich jedoch . . in meines Vorgängers fassstapfen getreten Simpl. 36 Kögel; so ich . . zufrieden war, unangeeehen ich mich änderst stellte G R I M M E L S H A U S E N 4, 670 Keller; gleich wie unter allen völckern grosser und mercklicher unterschied der sprachen ist, unangesehen da schon einerley sprach und rede geführet wird A G Y R T A S grülenvertreiber l; er (der mörder) .. fleucht lezlich, unangesehen er von nimand verfolget wird B U T S C H K Y Pathmos 244; zwar ist dieser königin entwurff schier länger bey mir verborgen gewesen, als sie selbst in den landen des persischen königes geschmachtet, unangesehen ein in diesem stück nicht gar zu treuer freund mir solche anbedachtsam, und noch behafftet mit dem anlust ihres kerckers, zu entführen gesuchet G R Y P H I U S trauersp. 143; es wurden ferner, unangesehen das instrumentum pacis ein anders statuiret, . . . verschiedene reformirte professores . . nach Rinthein gesetzet L E I B N I Z deutsche Schriften 2, 266; unangesehen er davon gute Wissenschaft erlanget F L E M I N G der voUk. teutsche Soldat 127, 14; ohnangesehen sie noch unter der elterlichen gewalt stehen Mainzer landrecht (1766) 30 § 2. g) vereinzelt bleibt es, wenn anangesehen 'abgesehen von, ausgenommen' bedeutet: wo wir üch in söllichem and mereTm, anangesehen die gerechtigkeit, wilfaren und dienen könnten und möchten, weiten wir ungespart sin quelle von 1622 bei S T A U B - T O B L E R 7, 6 6 1 ; B A U E R C O L L I T Z 178.
vgl.
a.
UNANGESESSEN, adj., gegentheil von angesessen und hofgesessen, 'sine lare, qui nusquarn sedem stabilem ac domicüium habet' S T E I N B A C H 2 , 5 8 3 : unangesessen heissen diejenigen, so keine unbeweglichen güter oder liegenden gründe und häuser haben, jedoch werden nach den sächsischen rechten vor angesessen gehalten: l) diejenigen, so handlungen oder apotheken besitzen; 2) die nutznieser eines gutes; 3) beamte, so in würcklicher besoldang stehen; 4) corpora und Universitäten aUgem. haushält.-lex. 3, 605; wir werden es . . zur regel machen, dasz derjenige, der sich wider einen andern versündiget hat, demselben genug thun . . . solle, sobald wir von diesem grundsatze ausgehen, werden wir keine flüchtige unangesessene leute unter uns dulden M Ö S E R l, 336 u.ö.; man lasse es geschehen, dasz alle hofgesessene der gemeinheit zusammentreten und mit einer schwarzen und weiszen kugel über die Verweisung eines unangesessenen mannes aus dem kirchspiel entscheiden mögen 2, 12; das übergewicht der unangesessenen bevölkerung S T Ü V E «Wien und verf. 61; pfarrer sind . . wahlfähig, ebenso anangesessene edelleute und nichtkatholiken D A H L M A N N gesch. der frz. revolution 153. X I . 8.
UNANGESIEDELT - UNANGESTOSSEN
146
substantiviert: mit welchem scheine der billigkeit mögen denn die unangesessenen in einem Staate fordern, dasz die grosze fontaine der gerechtigkeit für sie ebenso springen soll wie für den hofgesessenen mann? M O S E R 2, I i . U N A N G E S I E D E L T , auch activisch 'ohne dasz es zu einer ansiedlung kommt': der Malaye dieses gestades . . führt noch ein unangesiedeltes raubleben R I T T E R erdkünde 5, 17. U N A N G E S P R E N G T , auszer der gewöhnlichen, aber heute veralteten bedeutung des angreifens (mögen wir nit vnangesprengt davon kommen Aymont (1635) g 5»; liessen sie vnangesprengt vorbey ziehen S C H Ü T Z historia rerum Prussic. 2, M 4/.) auch im zweideutigen Wortspiel, dem zunächst das besprengen mit weihwasser zu gründe liegt: kein fromme tochter blipt unangesprengt von ihnen (den pfaffen) S C H A D E sat. 364, 24. U N A N G E S P R O C H E N , ähnlich wie unangefochten entwickelt L E X E R 2, 1750; J E L I N E K 749. vgl. unansprechig. nl. onaangesproken nl. wb. 10, 8 8 6 ; K R A M E R (1678) 1 1 4 6 B ; vom schw. verb. anspraken mnd. unangespraket S C H I L L E R L Ö B B E N 5 , 1 5 * ; L Ü B B E N - W A L T H E R 4 2 7 " : die wolt er dem köuffer . . . geschenckt haben . . . vom verkaufter allen sinen erben vnd n. gantz vngesumpt, vngeirrt, vngehindert vnd vnangesprochen R I E D E R E R rhetoric v v b . als absolutes part..- ich habe es dir . . nicht gestohlen, sondern nur abgeborgt, aber ohne mein wissen vnd vnangesprochen meiner S I G M . V. B I R K E N osüändischer lorbeerhäyn 90. U N A N G E S T E C K T , gegentheil von angesteckt K R A M E R (1719) 2, 2 2 3 B . 'incendii expers' S T E I N B A C H 2, 7 1 6 :
es (das liebes/euer) schmilzt der seelen hartes eysz, und ich soll sein unangestecket? HOFFMANNSWALDAU 1, 338.
'contagii expers'
STEINBACH
a. a. o.:
er sihet nicht nach groszem s t ä n d e , . . . die sinnen missen edel sein und das gemfihte sonder tadel, so bleibt sein adel unbeflekkt und durch die lieb' unangestekkt NEUMARK (1657) 1, 4 0 4 ;
im fibrigen berichtete unser churf. patent . . zu Dresden dem g&ntzen noch zu zeit, gott lob danck und ehre! unangestecktem lande P R Ä T O R I U S anthrop. plutonicus 1, 4 9 0 ;
als wenn die gemeine pest von tausenden kaum zehn unangestekket l&st
R A C H E L 42 neudr.; wir würden diesen gegenständ . . als preisaufgabe gesetzt haben, um die künstler kennen za lernen, die, von der überhandnehmenden verirrung auf goldgrund noch anangesteckt, ins derbe frische leben blick und talent zu wenden geneigt wären G Ö T H E 35, 219 Weim.; die denkungsart dieses mannes war von der Wildheit seines elements und seines stands unangesteckt geblieben S C H I L L E R 4, 129; denn wie man . . nicht ungestraft anter palmen wandelt, so verkehrt man auch nicht lange anangesteckt mit der stillen tollheit H O L T E I erzähl. Schriften 26, 163;
ein solches wunder ist's, wenn in der zeit, befleckt von soviel bösem, bleibt ein herz unangesteckt
RÜCKBRT 8, 283.
vnangeschlagen, vnangestossen 11 C O R V I N U S fons latinitatis 6 8 4 ; K R A M E R (1719) 2, 22s ; S T E I N B A C H 2, 728; K R A M E R - M O E R B E E K 2, 359°. activisch im sinne von anstossen th. 1, 489, 6 'offendere pede'-. so will ich . . . eine solche wunden hauen, dasz alles spanisches fussvolck und alle die frantzösische reuterei unangestossen dardurch solle ziehen können H A R S D Ö R F F E R frauenzimmergespreehspiele 2, 3 1 1 ; womit man also diesen schweren stein vor dismahl, wo nicht ausm wege geraumet, dennoch vnangestossen vorbey gegangen C H E M N I T Z schwed. krieg 4,1, 7 8 B ; UNANGESTOSSEN,
entfällt ihm gleich ein wort, so geht die vde doch unangestossen fort WBICHMANN
poetie der Niedertachten 10
1, 293.
147
UNANGESTRENGT-UNANGETASTET
UNANGETASTET
passivisch im sinne von 'attingere' th. 1, 498, 8 und 10: mundarten, welche durch natürliche läge gehegt und von andern nnangestossen bleiben, werden ihre ilexionen
dem volke die bibel als unangetastetes ganze . . . verblieb STRAUSZ s XXVI.
148
'nnangestossen, nngeknitscht etc. obst.' KRÄMER a. a. o. gegentheU von anstöszig HEYNATZ antibarb. l, 136.
4) in Verbindung mit verben; seltener mit werden, sein, sich sehen, am ¡läufigsten mit bleiben, stehen bleiben, fortdauern, lassen, stehen lassen, stehen, bewahren, zuzückbringen, vorbeigehen u. ä.; oft mit litotes.
U NANGESTRENGT, gegmtheil von angestrengt, hat die neigung, mit 'mühelos, ruhig, mild, unbewuszt u. ä. gleich bedeutend zu werden.
mit werden: dieweil ich aber von den rechten vnangetast wird, was ligt an dem andern? PARACELSUS Chirurg. Schriften 59 C.
adjectiviseh: man siehet, die muskeln der lenden sind derb, und die knie unterstützen den schweren körper mit unangestrengter kraft NICOLAI reise 6 , 768; also bleibt der geschichte einzig nnd ewig nichts, als der geist ihres ältesten schreiben, Herodots, der unangestrengte milde sinn der menschheit HERDER 18 , 288; Franklins grundsätze gehen darauf, . . sie (die menschen) in einer milde fortgehenden, anangestrengten art geschäftig, . . zu machen 17, 8.
mit sein: vor waren sie gegen mittag von Egipten vnangetast vnd hetten gleich ein ruck vnd schütz an Egipten FRANCK chronicon 14111 u. o.; auch dieses (geld) ist noch unangetastet HOLBERG dän. Schaubühne 5, 50; ich habe kraft genug der gemeinheit und dem Unwesen unsrer hiesigen scholarchen zu wiederstehen und bin auch, eben weil man diese kraft scheuet, überall unangetastet CAROLINE SCHLEGEL 2, 808; übergrosz musz die menge dort aufgehäufter bildwerke gewesen seyn, als noch alles unangetastet war METER geseh. d. bildend, künste l, 286.
l a n g s a m e r - v e r ä n d e r n J. G R I M M gr. l, 13; A N D R E S E N 128;
adv.: die gagler . . hieltend biss off den mittag still bi dem galgen und zagend do fftrwert anangestrengt TSCHUDI chronicon helveticum L, 486. 'mühelos, von selbstf: die seele . . (geräth) oft anangestrengt auf neue aassichten allg. deutsche Kblioth. 4,8,38. •synonym mit 'unbewuszt': aber wer im groszen einmal lebt, zeigt unbewaszt and anangestrengt nichts als seine erhöhung JEAN PAUL bei CAMPE. — a n a n g e s t r e n g t h e i t , / . : diese ganze wahre menschengestalt vor mir! (der philosophische bauer) . . . in seiner un angestrengtheit , seiner Offenheit so herrlich I LAVATER fragm. 1, 286. ONANGESTRITTEN, dasselbe wie unbestritten, veraltet: wenn dieser mann ihnen die pfarre giebt, so verbleiben dieselben in anangestrittenem possess KOTZEBUE 9,145. UNANGETASTET, gegensatz von angetastet STEINBACH S, 798; id. onaangetast nl. wb. 10, 885; dän. uantastet; schwed. oantastad. die unten belegten Verkürzungen unangetast, onantast LUTHER, SEB. FRANCK U. a. finden bei antasten ihre entsprechungen th. 1, 496. schon TAULER angetast predigten 19, 18. l ) als absolutes participium: zuerst also müssen wir gestehen, dasz ans jene abhandlang, wodurch Bossi die copien durchaus verdächtig zu machen sacht, ihre historische richtigkeit unangetastet, za dem rednerischen zweck geschrieben zu sein scheint, die copie von Castellazzo herunter zu setzen GÖTHE 49, l, £37,6 Weim.; blosz den edelfrauen, die mit dem herzöge belagert waren, zu erlauben, ihre ehre unangetastet, za fasz aus der Btadt zu ziehen BODE Montaignes ged. u. mein, l, s; alle . . achtung vor eaer hochedeln anangetastet, so ist meine meinung darüber LUDWIG 4, 386. 8) als participium conjunctum: von lieb und hasz nnd fread und schmerz unangetastet GOTTER 1, 816; unangetastet von meiner satir FALK Satiren 1,14; ich sah es an mit tief verhaltnem zoroe, doch stets unangetastet blieb ich hingen R Ü C K E R T 8,149.
8) als eigentliches participial-adjectiv: Winckelmann genosz einer . . allgemeinen, anangetasteten Verehrung GÖTHE 27, 188 Weim.; wir . . fanden (beim fouragieren) noch völlig unangetastete gärten und eine reiche unbestrittene ernte 83, 107 Weim.; da ihro hoheit eine strenge conversation und eine genaue unangetastete Verwahrung zur ersten bedingung ihrer gnädigsten absieht gemacht IV 80, 179 Weim.; sie {die spräche) hat ihm (Hölderlin) ihren heimlichsten innigsten reiz geschenkt, nicht wie dem Goethe durch die unangetastete innigkeit des gefühls, sondern durch ihren persönlichen Umgang BETTINE die Oünderode 1, 225; der glänz der eigenen unbescholtenheit und des unangetasteten namens kitzelt die eigenliebe JAHN 2, 288; unter Völkern, deren spräche und lebensart jene frischen unangetasteten formen eigen sind GRIMM Beinhart Puchs c c x c v ; vgl. deutsche myth. 1, 10; der edelmann war gewisz eine unangetastete autorität in diesem kreise ALEXIS Isegrimm l, 57; und da
mit sich sehen: wer mag neugierigen blicken die thüre seines hauses öffnen, wo er, sähe er sich unangetastet, lieber in . . zurückgezogenheit geblieben wäre? GRIMM
kleine Schriften 1, 26.
mit bleiben: also bleibt die tugent auch wohl ewig vor allen lästern onantast FRANCK sprüchiöörter 1, Iii*; bey dieser sorge hatte er noch eine grössere ffir die . . kónigin, welche aber . . unangetastet blieb LOHENSTEIN Arminius l, 426b; der echten beredsamkeit bleibt ihr weg wie ihr ziel anangetastet HERDER tí, 164 (Kolligone 2); ein so einzeln stehendes gebäade möchte in friedenszeiten vielleicht unangetastet bleiben GÖTHE 2, 45 Weim. u. o. unendlich häufig im 19. jh„ z. b.: alle bestehenden eigenthums- und erbbesitzrechte blieben also unangetastet MOMMSEN röm. geschickte 8, 199; indesz beschützen wird der herr sein grab, vom saltan wird's unangetastet bleiben
RÜCKERT 10, 850.
mit stehen bleiben: ich weisz es nicht vollends zu deuten, doch in einem denkmal voll alterthümlicher forsten darf auch ein dunkles adv. noch unangetastet stehn bleiben GRIMM kleine Schriften 2,7. mit fortdauern: die grundzüge, die die natur ihnen anerschuf, und die nutrition vollendete, dauren unangetastet SCHILLER l, 171. mit wohnen: allmälig wünschte ioh, dasz man mir in Bern so viele freunde machte, dasz ich die hoffnung haben könnte, einst unangetastet irgendwo im Waadtlande eine hütte zu beziehen FORSTER 9, 57. mit lassen: wilcher ein mörder ist, der fleacht für dem schwerd und schewet die gewalt, lest sie unangetast LUTHER 17, l, 265 Weim. u. ö.; dasz sie ihn und Italien unangetastet lieszen LOHENSTEIN Arminius l, 908b; man hat die alten dichter allezeit für weise männer gehalten und läszt ihnen noch heute zu tage diesen rühm unangetastet GOTTSCHED crit. dichtkunst 88; aber die äste, die wurzeln musztet ihr unangetastet lassen GÖTHE 17, 244 Weim.; will etwa der böse geist in Oesterreich und Bayern zukünftig fahren, dasz sie die acht millionen Preaszen nicht rahig and anangetastet lassen wollen GRIMM an Benecke 185; dabei wird sich nicht verkennen lassen, dasz, indem kanst und poesie die kirchlichen elemente ergriffen, sie den inhalt derselben nicht anangetastet lieszen RANKE 87, 44 u. 0.; diesen (hasen), ermahnte die frau, sollten wir unangetastet lassen und auf den zweiten feiertag versparen, es sei nun schon mehr als genug KELLER 1, 355. mit liegen lassen: man musz sich nicht den schein geben wollen, als ob man die religión wolle unangetastet liegen lassen HEGEL 13, 81. mit stehen lassen: nur laszt mir meine bahn unangetastet stehn, ich kan, ich schwer es hier, ich kan es nicht vertragen HOFFMANNSWALDAU 5, 4.
mit stehen: die harfe stand . . . unangetastet in der ecke KÖRNER 4, 220.
149
UNANGEWELKT -
UNANGEZERRT
mit rohen: die jungfrau gleicht der . . rose, so lange sie . . . . . . unangetastet ruht GRIES Roland 1,19. mit bewahren: er selbst habe . . seinen protestantischen glauben . . unangetastet bewahrt ARNIM 2, 138. mit zurückbringen: vierzehn tage beköstigt er sich selber und bringt das geld unangetastet zurück GAGDY 5,87. mit vorbeigehen: der zug ging unangetastet vorbei GÖTHE 88, 809 Weim. mit hinwegkommen: politik und philosophie konnte nicht unangetastet hinwegkommen GERVINUS geschickte der deutschen dichtung 5, 415. UNANGEWELKT, gegensatz von angewelkt SANDERS erg. wb. 627»: des weibes Urbild selbst, wie's aus der hand kam urschaffender natur, umduftet noch von ihrem schöpferhauch, so rein, so ganz nnangewelkt noch von dem reif der zeitl LUDWIG 4, 246 (Agnes Bernauerin). UNANGEWENDET, unangewandt, gegensatz von angewendet, angewandt 'non collocatus' STEINBACH 2, 929. unangegriffen Ol. 1, 618, 1: die sicher strasz, eim wol bekandt, und deren auch zuvor ermant, nicht gehn, sondern unsicher ort, da nichts regiert, denn raub und mord, unangewendt kompt er nicht fort KIRCHHOF wendunmuth 4, 229. 'non applicatus': e. f. durchl. wolle gnädigst geruhen, mir das verledigte pfarrdienst zu N. N. . . zu gönnen, und in gnädigster Versicherung zu leben, dasz ich keine stücke von meiner erudition werde unangewendet lassen WEISE erznarren 185 neudr.; wie unangebracht 'übel angewendet': der unangenehmste scherz, die dienstgeflissne hand, der ofne bttcher-schatz war nie unangewandt WEICHMANN poesie der Niedertachsen 6, 237. vgl. dän. uanvendelig, schwed. oanvänd. UNANGEZEIGT, gegensatz zu angezeigt KRAMER-MOERBEEK 2, 859°. unflectiert als part. coniunctum: unangezeigt, kaum beiläufig mit halbem lobe genannt.., ruheten die mythologischen briefe Voss antisymiolik 2, 48. wie 'causa indicta': das er (Leo) mich unüberwunden und unangezeygtes grunds odder berioht vorurteyllett LUTHER 7, 89, 6 Weim. als part.-adj.: unangezeigte druckfehler briefe der brüder GRIMM an Benecke 56. so sagt man ein noch unangezeigtes buch, auch ein nicht unangezeigtes {wohl angebrachtes) mittel. besonders in verbalen Verbindungen: mit lassen: ich weis wol, das man solches nicht gerne höret, aber wer wils oder kans unangezeigt lassen? LUTHER 32,73, eWeim.; dasselb hab ich euch guter massen vnangezeigt nicht mögen lassen BURKARD WALDIS Esopus 152; auff das ich dann vnangezeigt lasse, wie FISCHART binenkorb (1588) 121*; so können wir hie nioht vnangezeigt lassen etliche wunderbarliche tugend PARACELSUS op. 2, 568; nur dieses musz ich . . nnangezeiget nicht lassen, dasz BUCHHOLTZ Herkuliskus 27; ein einwurf stöszt gleichwohl hier auf, den wir nicht unangezeigt lassen müssen LESSINQ 10, 182; darf die glückliche ankunft der medaillen nicht unangezeigt lassen GÖTHE IV 40, 82 Weim. mit bleiben: dieweilen dann nun solches bey diesem haubtwerck nicht musz unangezeiget bleiben TÄNTZER 1, 45; unangezeigt durfte ein werk nicht bleiben allg. deutsche bibliothek 4, 4; von der Minerva zu Aliphera darf nicht unangezeigt bleiben, dasz MEYER geschichte der bildend, künste 2, 98; nur wenige druckfehler sind unangezeigt geblieben GRIMM kleine Schriften 4, 118. UNANGEZERRT, von anzerren irritare. vgl. zerren, zergen HEYNATZ antibarb. 2 , 665; ADELUNG 4, 1687; SCHMELLER-FROMMANN 2,1146; KLUGE 605'; FALK-TORP 8, 1254; WEIGAND-HIRT 2,1317; zaggern BOCK (1759) S. V.,tergen SCHILLER-LÜBBEN 4, 534B; FRISCHBIER 2, 487»;
U N A N G E Z O G E N - UNANGREIFBAR
150
anzarren th. l, 526: er will nichts mehr, als was ihm an seinem theil 'vom raube des lebens gleichsam durchs loos' zufällt, dies will er aber auch ungestört und unangezerret genieszen HERDER 10, 129 anm. UNANGEZOGEN: 'investitus, investis, non citatus. er ist noch anangezogen, unangezogene sayten, ein unangezogener ort in einem buche' STEINBACH 2, 1108; HIL PERT 2 , 663°. im sinne des festziehens, knüpfen» th. 1, 527, 2: sehen sie da alle gesellschaftlichen bände unangezogen und ungespannt aus einander rinnen LENZ vertheidigung des herrn Wieland 87. früher im sinne von 'vorwerfen, vorrücken' th. 1,628f.; 'unangezogen inculpatus sine opprobrio' HALTAUS 1924; SCHERZ-OBERLIN 1819: alsdann soll er solcher that hat ben unangezogen bleiben quelle von 1548 bei HALTAUS a. a. o.; vnd Boll dem oder denselben, so jne (den flüchtigen Schuldner) also zu fronvest pringen . . solchs bey menigklich vnnverweiszlich, von yederman vnverhoben vnd vnangezogen sein vnd pleiben Nürnberg, rtformat. (1564) 74». von anziehen 'beklagen, zur Verantwortung ziehen, strafen' FISCHER l, 288, 2»: (sollen die fürsten) dasz gottshaus . . . onangezogen und beschwerth lassen KNEBEL chronik von Kaisheim 429; LEXER 2, 1750; JELINEK 749. als absolutes part. 'ohne dasz angeführt wird': daz aber bemelte bibel . . . von got hie sey, befindet sich aws deme, daz alle beschreibung derselben bibel . . . sich laittet auf g o t . . , vnangezogen ainicherley vrsach BERTHOLD VON CHIEMSEE tewtschc theologey 85. comparativ: ich dächte, sie machten lieber, dasz sie ein bischen unangezogener wären theater der Deutschen 9, 277. UNANGREIFBAR, adj. adv., jünger als unangreiflich, erst von CAMPE 5, I20B verzeichnet; vielleicht älter als das gegentheil angreifbar, das zuerst SANDERS erg. wb. 236B anfuhrt, auch greifbar HEYNE l, 1241; WEIGAND-HIRT l, 764 ist ein neueres wort. vgl. angreifisch, angreiflich, angriffig, frz. 'inattaquaile, ä l'abri de taute atteinte'. von sinnlicher bedeutung ausgehend, erweitert sich der begriffsinhalt mehr oder weniger, ohne dasz eine feste trennung erfolgt: allemal wenn sie (die eudämonia) die hauptfrage berührt, ob die gewalt vom volke herkomme, so glitscht sie darüber hinweg als ob sie unangreifbar (ein rührmichniehtan) wäre L. v. HALLER restaur. der staatswiss. 1, 281; (der fürst umarmte seinen gast), wo durch der Schützling nun unangreifbar wurde RITTER erdkunde 7, 807; die societät pflegt sich für unangreifbar zu halten IMMERMANN 7, 67; und dasz er endlich nur auf einen kleinen lehnsstamm, der ihn eben vor dem äuszersten mangel schützte und unangreifbar war, beschränkt ward l, 71; du (VUcher) trittst ruhig der kritik entgegen, so unangreifbar ist noch keiner gewesen GRILLPAHZEB 1,149; dieser ausgang ista war aber längst unter uns so eingebürgert, dasz er grammatisch unangreifbar scheint GRIMM kleine Schriften 7, 569; wie sie einander gegenüber gestanden, ein theil dem andern gewachsen, jeder gleich unangreifbar, so wichen sie jetzt von einander RANKE 4, 329; es rührte sich nicht aus seinen unangreifbaren linien MOMMSEN röm. geschichte 3, 269; sein plan, sie aus ihrer fast unangreifbaren Stellung heraus zu locken, gelang ihm HEBBEL I 9,18; damals nämlich, als ihm (Cesare) selber das florentinische gebiet vom könige von Frankreich für unangreifbare (vgl. angriffig) wäre erklärt worden war GRIMM Michelangelo 1,212; ich kann sie also alle darauf aufmerksam machen, dasz ich mich auf einem . . anerkannten und durchaus unangreifbaren boden befinde LASSALLE 1,100;- so hart auch der granit sein mag, . . . ganz unangreifbar wird er für afrikanische sonne und afrikanische regengüsse doch nicht sein BAER 3,242; er (marschall Bazaine) hatte es vorgezogen, seine Streitkräfte in einer Stellung bei Metz zu versammeln, die er mit recht für nahezu unangreifbar hielt MOLTKE 3, 49; daraus entstanden hundert scherzhafte beziehungen und anspielungen, von 10*
151
UNANGREIFLICH -
UNANMESZBAR
denen kaum der Teil allein frei gehalten wurde; denn dieser schien unangreifbar K E L L E R l, 874. adverbial: eine unangreifbar gesicherte behauptung, ein unangreifbar sicherer grundsatz, unangreifbar sicherstellen u. ä. — u n a n g r e i f b a r k e i t , / . , neueres subst. zum vor. adj. erst bei C A M P E 5 , 1 2 0 " von R A D L O F nachgetragen, angreifbarkeit noch kaum »chriftgemäsz und selten: sie glaubten, es (Ruszland) werde im wohlbegründeten bewusztsein seiner stärke und unangreifbarkeit. . jeder . . vergröszerung entsagen G Ö R R E S 2, 441. UNANGREIFLICH, adj., gegentheil von angreiflich, dasselbe wie unangreifbar, veraltend; dän. uangribelig, schwed. oangriplig: sie sind ein freies volck, . . unangreiflich und unergreifflich MOSCHEROSCH gesichte (1660) 37; ziehet an den hämisch gottes, d. h. die kraft der Wahrheit und gerechtigkeit, . . verbunden mit dem rei nen willen der allen menschen nützt, . . der unangreiflich . . macht H A L L E R restaur. der staatswiss. 1 L X V I I I ; dürfte Deutschland bei solchem Aufmarsch und angriff sich allenfalls erkühnen, sich einem Iöwen zu vergleichen , so steht Ruszland ihm wie ein elefant gegenüber, wie ein fast unzugänglicher und unangreiflicher elefant ARNDT sämü. werke 4, 367. U N A N H Ä N G L I C H , adj., gegentheil von anhänglich. einmal von A U E R B A C H im Wortspiel mit unabhängig verbunden. 'ohne jemand anzuhangen, jemandes anhänger zu sein', vgl. unabhängig: er wollte unabhängig und unanhänglich für sich allein sein A U E R B A C H 6, 24. U N A N L A G E , f . , mit un- eingeschränkte oder verneinte anlage 'dispositio'. die unanlage die abwesenheit, der mangel der anlage: daher seine (des Franzosen) unanlage zur poesie, weil diese das besondere sucht und das allgemeine meidet K O L B E bei C A M P E 5, iao b ; verd. wb. 372b, nicht schlechter ßls z. b. G Ö T H E S ungenusz, unklang, unleben u. v. a. U N A N L Ä N D E S T R A N D , m„ 'ora importuosa', gegentheil von anländestrand 'littus portuosum' S T I E L E R 2, 188. vgl. unanlandbar V A L E N T I N I (1836) 2, 1163°. UNANMASZEND, adj. adv., gegentheil von anmaszend, wie unanmaszlich um die wende des 18./19. jhs. üblich, heute verschollen: im höchsten grad war Addison ein mann seiner zeit, bescheiden und dem anschein nach unanmaszend H E R D E R 23,171 (Adrastea l); mich dünkt, dieser name war eben so unanmaszend als grosz und bedeutend 20 , 85; herr H. . . entschuldigt ihre unanmaszende . . geringfügigkeit Voss kritische blätter l, 5. adverbium: so unanmaszend und bedeutsam dieser satz hingestellt war, so ungeschickt ward er aufgefaszt F O R S T E R 6, 898.
comparativ des adverbs: solche werke seyn mit gott gethan, und je verborgener, je unanmaaszender verrichtet, desto mehr seyn sie der reinen menschheit. . erwiesen H E R D E R 19, 211; so ward ein bund der humanität geschlossen, . ., wenigstens unanmaszender und stiller als j e einer geschlossen ward 17, 6; wie konnte ers unanmaaszender erfüllen? 19, 395. U N A N M A S Z L I C H , adj., dasselbe wie unanmaszend, noch seltener als dieses, gegentheil von anmaszlich: dazu {das lieht der aufklärung in andern erdtheilen anzuzünden) bedarf es der sanften, unanmaszlichen Überredung eines ihren mängeln und Stimmungen sich anschmiegenden beispiels F O R S T E R ausgew. kl. Schriften 163; wir protestiren daher feierlichst, dasz der gegenwärtige schwache versuch, die beigefügten kupferstiche zu erklären, lediglich unsere unanmaszliche und unvorgreifliche gedanken enthalten wird 6, 116. dazu die u n a n m a s z l i c h k e i t : sie haben ihm, wie du daraus siehst, in aller unanmaszlichkeit daran geändert C A R O L I N E S C H L E G E L 2, 44. UNANMESZBAR, adj., verneintes anmeszbar, von J. P A U L für incommensurabel gebraucht, ohne damit durchzudringen; C A M P E verd. wb. 369 1 1 ; ungleichmeszbar, ungleichmeszig zeitschr. f . d. wortf. 10, 83: dieses (das irdische) i s t . . ein unanmeszbares (inkommensurables) für die geistige Zukunft dämmerungen 5. — u n a n m e s z b a r k e i t , f . ; die unanmeszbarkeit (inkommensurabili-
UNANMUTH —UNANMUTHIG
152
tät) des körperlichen zum geistigen J. PAUL herbstblumine 8, 134. U N A N M U T H , m. f . , mangel an anmuth, verlangen, liebe, Zuneigung; feindseligkeit. vgl. unanmuthig. selten und in der neueren bedeutung von anmuth nicht belegt, vgl. unanmuthigkeit: wann ye me man wider solliche erschlagenhait, laszheit vnd vnanmut guter ding ist streyten vnnd fechten . . , ye me der onmüt vnnd liebe tzn nympt vnd grösser würt gegen gaistlichen dingen KEIS E R S B E R G sieben scheiden (1610) d d 4 ' ; er wollte . . . sich nicht der unanmuth aussetzen I S E L I N 2, 284. UNANMUTHIG, adj. adv., gegensatz von anmuthig. vgl. unanmuth. das ältere adj. (1) hat umlaut bis ins 17. jh., den die hd. mundarten noch heute wahren, vgl. a n m ü t h i g S T A U B - T O B L E R 4 , 682; M A R T I N - L I E N H A R T 1, 740; F I S C H E R 1, 240; S C H M E L L E R - F R O M M A N N 1 , 1 6 9 7 . i n
den mundarten setzt sich auch die alte bedeutungsentwicklung fort, do si mir unanmfltige waren = cum mihi molesti essent (14 .jh.) zeitschr. f . d. wortf. 2, 182; 'displicere vnanmfitig, abschewig, vnwillig sein, vngeneigt sein' S C H Ö P F E R e i b ; unanmfithig iüepidus D E N T Z L E R 821". 1) kein verlangen erregend, wonach man kein verlangen trägt, was keine lust bereitet, widrig, widerwärtig, unangenehm, unliebenswürdig, albern: üppigen frowen vnd andern vnnfitzen mentschen einicherley mitzeteilen gantz vnanmfitig vnd abschfih ist R I E D E R E R rhetoric c 11*; die genad verachtet nit zu haben rauhe kleider vnd was den sinnen vnanmutig ist K E I S E R S b BERG pred. 62 ; do ein man ein fraw hatt vnd j m alles das misszfalt, das sye thüt, sye ist j m vnluBtig vnd vnanmütig, er wolt, daz sye weissz ich wo wer post. 4, 18b; wo aber üch sölichs unanmütig quelle von 1628 bei S T A U B - T O B L E R 4, 582; die latinischen wort, den Tütschen nit verständig und unanmüetig; friden ist inen unanmütig und widrig T S C H U D I ebd. 583; dann mir nit zweiflet, es (das buch) werde ewer veste und andern ehrlichen herren unnd guten freunden zu lesen oder anzuhören nit unanmütig sein F R E Y gartengesellschaft 4, 12; Circe . . . sie durch Zauberei inn hund . . . verwandelt vnd inn vnmenschliche, vihische vnd ganz vnanmütige art verkeret hat F I S C H A R T ehzuchibüchlin 181,6 u. ä.; es (das chawae wasser) hat einen brandigen und unanmutigen geschmack OLEARIUS pers. reise SIT; solch abgesüsset wasser ist zwar gut zum kochen, aber zum trinken unanmutig M A N D E L S L O bei O L E A R I U S 108; ein geistlicher sasz und lasz den Alcoran nach gewonheit überlaut, und schrie mit vollem halse und unanmuthiger stimme pers. rosenthal 4, 14. heute baslerisch unnernütig, unngmietig 'nicht anmuthend, unangenehm, widrig' vwt suchen für die sinne, auch von personen; verwechslingen sinn allewilen unnemietig. er ist gar unnemütig, nicht liebenswürdig S T A U B - T O B L E R 4, 582; unanmüetig verdrieszlich M A R T I N - L I E N H A R T 2 , 957b. unter der menge unanmuthiger Vorfälle P E S T A L O Z Z I Lienhard u. Gertrud (1790) 2, 344. 2) die jüngere entwicklung, die zur bede/utung 'invenustus, non amabilis' führt, setzt bei anmuthig schon im 16. jh. ( W E I G A N D - H I R T 1, 66) ein, wird von K R A M E R und S T I E L E R bestätigt und erhält durch die populärwissenschaftliche psyätologie des 18. jhs. ihren abschlusz. 'unanmuthig, der anmuth ermangelnd, nicht anmuthig' b C A M P E 6, 120 : di sonne lihsz sich . . mit etlichen strahlen welche, wi-wohl si noch etwas . . . erblasset, doch gleichwohl nicht unanmuhtig an zu schauen waren, auf d&m wasser erblikken Z E S E N Rosemund 11 neudr.; so begunte sich auch das bisher liebliche frohe und gleichsam ungeruntzelte angeeicht des himmels, itzund in eine trübe, unanmuthige und gleichsam weinerliche gestalt zu verwandeln Rosen-mAnd (1851) 107; er fürchtete die hunde schrecklich, hatte schon oft geträumt, er sei von einer solchen bestie lebendig gefressen worden, hatte diese Operation sehr unanmuthig gefunden G O T T S C H E D 9, 74. vgl. 1 am ende; saugend war ihr kusz, ein wenig unanmuthig D . L I L I E N C R O N 8 , 21. — u n a n m u t h i g k e i t , /., C A M P E 5, 120 B .
153
UNANNEHMBAR -
UNANNEHMBAR,
adj.
UNANNEHMLICHKEIT
UNANNEHMLICH
adv.,
Verneinung
des
als
neu
bildung bei CAMPE 1, 163b verzeichneten annehmbar, das seit GÖTHE immer häufiger geworden, vielleicht liegt ledeutungsenüehnung (unacceptable) vor; zeitschr. f . d. wortf. 4, 185. unannehmbar ebenfalls zuerst bei CAMPE 3, I20b. älter ist unannehmlich s. u. GÖTHE zieht dieses vor. zum synonym, unterschied SANDERS Tob. d. synonymen (1871) 698. vgl. unabänderlich und unabänderbar. unannehmbar bezeichnet sowohl was gar nicht oder nicht wohl angenommen werden kann, als auch was die eine annahme rechtfertigenden eigenschaften vermissen läszt: eine Versammlung des katholischen klerus . . fand die bedingungen des friedens . . unannehmbar RANKE 4, 23; den bevollmächtigten Ferdinands und wahrscheinlich auch ihm selbst kam die sache nicht so ganz anannehmbar vor 8,815; um die hypothese vom urevangelium unannehmbar zu finden STRAUSZ 8,105; wenn die Unterzeichner nicht Baiern bleiben könnten, so wollten sie lieber Preaszen werden, aber von Baiern zu Hessen gemacht za werden, sei ihnen unannehmbar BISMARCK gedank. u. erinnerungen 1, M. substantiviert: Bismarck setzte sogleich . . ein anannehmbar dagegen BENNIGSEN die nationallib. partei 86. Superlativ: aber die bürger von WUrzbnrg . . . bewirkten, dasz der besatzang die anannehmbarsten bedingangen vorgelegt würden RANKE 8, 153. adv. anannehmbar gering, viel u.dgl. — u n a n n e h m b a r k e i t , f., CAMPE 6, 180": durch discussion der artikel hoffte er (.Karl I.) ihre anannehmbarkeit ins licht gestellt zu sehen RANKE
16,197.
UNANNEHMLICH, adj., gegensatz von frühnhd. annehmlich. vgl. anangenehm, nnannehme DIEFENBACH MS11; nov. gloss. 8»; anannehmbar, a n a n n e h m i s c h : aber na sind sie (die geistlichen) anosiy and astorgi, beyde angeystlich and anannehmisch LUTHER 10, L, L, 647 Weim. bair. mit epenthetischem b: nnannemblich AEGIDIUS ALB E R T I N U S , GUARINONIUS; WEINHOLD bair. gr. § 126; KRÄMER (1678) LITT*; S T I E L E R und DENTZLER S. U. a n a n g e n e h m ; KRAMER (1719) 2, 2 2 3 " ; F R I S C H S, i a ° ; STBINBACH 2 , 1 8 1 ; ADELUNO i, 889; CAMPE 6 , I 8 0 b ; ' a u f f a l l e n d ,
. . in böser bedeutung ist es ein mildernder auadruck von widrig, nnannehmlich' KINDERLING 859; nl. onaannemelijk nl. wb. 10, 887; mnl. wb. 5, 805; s. Unannehmlichkeit 1. ausgehend von der bedeutung des nicht anzunehmenden entwickelt das wort die bedeutungen 'unannehmbar' und 'unangenehm'. l) im sinne von unannehmbar: etwann mich sein hohe erbieten, so doch vnannemlich waren, verdrossen Aymon (1535) A 2 a ; man soll aber wissen, das diser honigwein von most gemacht fast windig ist vnd dem magen vnannemmlich, aber er macht zu stul gehen HERR feidbau US*; packe dich nur hinweg mit solchen bürgen vnnd vnannemlichen fürschlägen AYRER Processus juris 874; in einem revers vom 15. febraar 1615 muszte der karfürst geloben, . . nirgends einen verdächtigen and anannehmlichen prediger aufzudringen P R U T Z pr. geschickte 1 , 817; 8 0 were auch solches . . . den st&nden vnannehmlich gewesen CHEMNITZ schwedisch. krieg 8, 889; die mir angebotenen stellen waren anannehmlich GLEIM briefwechsel 8, 189; denn anch die art, wie Hr. Ast das gewöhnliche rj votroTQotpta vertheidigen will, scheint mir anannehmlich SCHLEIERMACHER Piaton 6, 546; wunderliche, unannehmliche gesinnungen über staat, philosophie and poesie TIECK (1835) l, 110. heute ziemlich veraltet. 8) 'unangenehm, widrig, widerwärtig, widerlich', synonym: verdrieszlich, zuwider, scharf, anfreundlich, hart. CAMPE bezeichnete das wort in dieser bedeutung als wort des gemeinen lebens und der leichten, scherzhaften Schreibart: einem anannehmliche dinge sagen 6,121*; die materi an jhr selbst verdrieszlich vnd anannemblich AEQ. ALBERTINUS hirnschleiffer (1664) 11; sein stinckend fleisch . . vielen m&gen . . vnannemlich vnd zuwider GUARINONIUS grewel der Verwüstung 741. vgl. L; alle vngestalt vnd vnannemblichen, scharpffen, vnfreundlichen ansehens 68; vnannembliche dämpf! 467; von welchen
154
nach und nach auch bey den Christen eine gewiese, wiewol harte und unannemliche art der singreimen geblieben ist HARSDÖRFFER gesprechspiele i, 12; ich kan nicht ersehen, wie meine gestalt mich solte unanncmlich machen können 5, 211; dasz dieser antrag . . nicht unannehmlich fallen würde NEUMARK palmb. 421; die fehler seiner unannehmlichen erzehlung verbessern LOHENSTEIN Arminius L, 969 b ; eine unannehmliche gegend HEINSE 7, 48; die geschichte der Carolinger, Sachsen und Franken ist hiezu eine wichtige, aber wie verdrieszliche, wie verwirrte und anannehmliche scene, wenn wir französisch denken HERDER 8, 468; eine fast u n a n n e h m l i c h e e m p f i n d u n g CAROLINE SCHLEGEL 8,1QB; kommt ihr erst verhaszten mauern m i r nun vor nicht unannehmlich RÜCKERT 2, 315;
erfahrene wissen, dasz die poetischen träume recht schön sind für die jngend, dasz aber nach und nach eine zeit herankommt, wo sie . . . sehr an werth verlieren, während etwas reelles, das man bisher für unannehmlich, . . gehalten hatte, ein freundliches aussehen gewinnt M. MEYR erzählungen aus dem Ries 8, 878. 3) adv. unannehmlich spielen 'invenuste ludere' STEINBACH 8, 131; die hflflichkeit war ihm schon gesetzes genung Bich zu bemühen, dasz er dieser freundlichkeit nicht unannehmlicher begegnete LOHENSTEIN Arminius 8, 187*.
4) häufiger ist Substantivierung, so dasz das unannehmliche an die Unannehmlichkeit grenzt: seine empfindung des unannehmlichen i s t . . . mit einem unsrer natur unentbehrlichen heilsamen streben verbunden HERDER 28, 83 (Kalligone L); der same alles . . . unannehmlichen' i s t . . finsternisz 6, 886; in Deutschland . . . hatte man seit mehreren jähren schon angefangen sich mit dem unannehmlichen der alten meister . . allmählich auszusöhnen GÖTHE 49, 31, 8 Weim.; anderes collegialische unannehmliche betreffend III 13, 79; BOHNER41. UNANNEHMLICHKEIT, f., subst. zum vor. adj., gegensatz von annehmlichkeit. mhd. unamuemlichkeit, mnl. onaennemelij cheit mnl. wb. 5, 805 sind im 16. jh. abgestorben; das neuere wort Unannehmlichkeit hat das aufkommen des adj. unannehmlich zur Voraussetzung und wird erst nach 1750 häufiger. KRAMER (1678 und 1719) verzeichnet es noch nicht; STIELER 'unannemlichkeit molestia, austeritas, severitas, difficultas' 1361; FRISCH 8, 1 8 ° ; STEINBACH 2 , 1 8 1 ; ADELUNG 4, 829;
CAMPE 5 , 1 8 1 » ;
'inconvenienz, beschwerlichkeit, Unannehmlichkeit, Ungemach, Unschicklichkeit' KINDERLING 280. in den mundarten scheint das wort ganz zu fehlen. 1) das ältere st. f . unannemlicheit, das TAULER gern verwendet
(vgl.
SEUSES
unangenommen,
TAULERS
an-
genommen, angenommenheit glossar zu TAULERS pred. 444 B ) ist im gegensatz zu annemelicheit (444°) zu stellen; dieses erläutert TAULER am deutlichsten 112, 9 f f . das gegentheil, die unannemlicheit, ist ein tugendhafter zustand oder eine agenschaft der passivität, die nichts in den wesenskern aufnimmt, synonym werden gelassenheit und lidikeit gesetzt: die bredige usser sant Paulus epistele von dem sehtzehensten sunnendage seit under vil andern tieften sinnen, wie der mensche kummen mag in die hdhe der flberwesenliehen gotheit durch drei tagende, gelossenheit, lidikeit und unannemlicheit pred. 364, 16; (1508) register v * A ; dise bugunge wiset uns uf einen rechten underwurf und rechte gelossenheit und uf lidikeit und uf unannemlicheit 365, 83; dieselbe dreiheit 866 , 88. 370 , 83; dise bleicheit des kleides meinet einvaltikeit der wandelunge und unannemlicheit und lidige lutere gelossenheit 379 , 81. nachklang bei LUTHER: es ist eyn frucht der unannemlichkeyt, das nur sie alleyn und sonst niemant frey und reych sey 10, 1, 1, 648 Weim. nur diese bedeutung hat sich ins mnl. fortgepflanzt mnl. wb. 5, 205. 8) das jüngere nhd. wort verneint a) zunächst die eigenschaft der annehmlichkeit, 'aangenaamheit, bevalligheit, behaaglykheit' KRAMER (1719) 8, 1 8 B ; ADELUNG L, 344, L; CAMPE 6, LSL*, L. häufiget
scheint
155
UNANNEHMLICHKEIT
UNANRÜHRBAR -
es erst nach den fortschritten der popularpsychologie des 18. jhs. geworden, s. tinangenehm: am besten aber ist es, wenn der meister seinen haach so in der gewalt hat, dasz er den tiefen tönen dadurch ihre Unannehmlichkeit abringt SCHUBART äsfhetik der tonkunst 380; denn das sehen ist gar nicht. . unmittelbar und durch seine sinnliche Wirkung einer annehmlichkeit oder Unannehmlichkeit der empfindung im organ fähig SCHO-
UNANSCHAUBAR
156
ich bedaure, dasz er (Christus) einst, ein'ge Unannehmlichkeiten zu Jerusalem erfahren
HEINE 1, 478;
ich erinnere mich noch so gut, als wäre es erst gestern geschehen, dasz ich (im französischen Unterricht) durch la religion viel Unannehmlichkeiten erfahren 3, 153; der einsamkeit Unannehmlichkeiten ROCKERT II, 430; den missionären . . geschah zuweilen das widerwärtige, dasz die . . frechen sünder sie alle Unannehmlichkeiten PENHAUER L, 269. der lokalität empfinden lieszen GUTZKOW ritter vom b) concret bezeichnet es, was unannehmlich (8) oder ungeiste 4, 116; damit ich nicht Unannehmlichkeiten habe angenehm (8. S) ist, in der mannigfaltigsten abstufung HERWEOH briefe 65; wenn er nur nicht etwa aus lauter des inhalts: diensteifer g'schichten anfangt, die uns in Unannehmkind wiltn englisch seyn, so kansta es bereit: lichkeiten verwickeln NESTROY 8, 84; machen sie inwie dann? sie leben etäts in Unannehmlichkeit dessen keine anstalten zur abreise . . sie ersparen sich (in rebus adfiicUt, der träbtal de» leben») ANGELUS SILBSIUS chembiniecher wandersm. 62,189 neudr. und mir Unannehmlichkeiten BAUERNFELD 3, 178; sind deine papiere in Ordnung, dasz du mich in keine Unviel leichter wiegt das wort in der literatur- und Umannehmlichkeiten bringst mit der polizei FREYTAG 4,49; gangssprache der classischen zeit; es wird dann zur bedie Unannehmlichkeiten, mit denen regen und wind das quemen und milden Conventionellen bezeichnung von etarme häuschen heimsuchten LUDWIG 8, 800; denn es was unangenehmem, das man meist nicht nennt und abwürde ihm leid thun, wenn es zu Unannehmlichkeiten schwächen möchte: nach und nach gewöhnte ich mich kommen sollte KELLER L, 168; der versuch einzelner aber an diese Unannehmlichkeit, wie man sich am ende mitglieder, gegen die fractionsleitung, gegen den schlagan alles gewöhnt KNIGGE roman meines lebens 1,186,14; fertigen redner aufzukommen, ist mit soviel Unannehmwarum wollen sie mich also der Unannehmlichkeit auslichkeiten, mit niederlage in der abstimmung, mit Stösetzen STEPHANIE 877, 86; sollte ihnen eine Unannehmrungen in dem täglichen, gewohnten privatverkehr verlichkeit zugestoszen seyn? THÜMMEL reise 2, 844; mein bunden, dasz schon ein recht selbständiger Charakter behagen gefiel, und ich hatte keine Unannehmlichkeit, dazu gehört, eine von der fractionsleitung abweichende keinen zwist auszer ein einziges mal mit dem wirth meinung zu vertreten BISMARCK gedanken u. erinnergn. GÖTHE 38,189 Weim.; die Unannehmlichkeit, die ihnen 8, 186; da hat er sich schon viel Unannehmlichkeiten begegnet, hat doch, wie ich sehe, gute friichte getragen zugezogen HAUPTMANN einsame menschen 39; dann kam IT 87, 88 Weim.; da ich nun hieraus manche Unannehmlichkeit und verdrusz zu befürchten habe IV 89 , 78, 14; er um alle diese Unannehmlichkeiten herum POLENZ Grabenhäger 1, 844. dieB ist die einzige Unannehmlichkeit von einigem belang, die ich hier fühle FORSTER 7, 340; obwol die kälte für die empfindung empfindlicher wird . . ., weil damit zugleich die Unannehmlichkeit der periodischen regen eintrifft RITTER erdkunde 4, 984. RAABES humor bezeichnet das düsterste als die letzte Unannehmlichkeit: seine hand hat mich mehr als einmal zu wasser und zu land vor der letzten Unannehmlichkeit geschützt leute aus dem walde 810t. plural. insbesondere sind Unannehmlichkeiten das kliine ungemach des lebens, die tücke des objects, unvermeidlicher ärger, verdrusz, unliebsame Vorkommnisse u. dgl., die der gebildete mit dieser bezeichnung als immerhin noch erträglich abthut. die stilistischen Verbindungen sind äuszerst mannigfach; am geläufigsten: Unannehmlichkeiten haben, erfahren, empfinden, sich zuziehen, fühlen lassen, ertragen, machen, bereiten, verursachen, sich oder andern ersparen, vermeiden, sich Unannehmlichkeiten aussetzen, ausgesetzt sein, in Unannehmlichkeiten bringen, verwickeln, es kommt zu Unannehmlichkeiten, sie erwachsen, haben ein ende, Unannehmlichkeiten zur folge haben, euphemistisch: jemandem Unannehmlichkeiten sagen, vgl. unangenehmes, unangenehme Wahrheiten sagen: so unvollkommen sind die freuden der groszen, die mit allen Vorzügen oft vil Unannehmlichkeiten ausgesetzt sind GOTTSCHEDIN briefe 8,166; wer solche Unannehmlichkeiten voraussieht MILLER gedickte vorb. 6; eine billige schadloshaltung für die Unannehmlichkeiten, die sie hatte ertragen müssen ARCHENHOLZ England u. Italien 1, 86; ist es daher irgend möglich, kleinere Unannehmlichkeiten . . vor deiner ehefrau zu verbergen, so verschliesze lieber den kummer in deinem herzen KNIGGE Umgang mit menschen 8, 67; die blos leidentlichen Unannehmlichkeiten des scharfen, spitzigen, rauhen u. f. setzen wir dabei zum gründe HERDER 88, 41 (Kattigone l); wie ich nun auf diesem wege viel mehreres kennen als zurechte legen lernte, . . so hatte ich auch vom leben manche kleine Unann e h m l i c h k e i t e n GÖTHE 87, 86 Weim.
u. o. B O H N E R 41 f . ;
und daher auch der wünsch, dasz es ihnen, zur Vermeidung aller Unannehmlichkeiten gefallen möge, über das erwarten einer gesammt-ausgabe . . . zu schweigen MÜLLNER 8,70; zu grosse Unannehmlichkeiten, überdies ohne allen nutzen, hatte die anwesenheit Luxemburgs für Sixtus V. zur folge gehabt RANKE 88, 168. ironisch:
c)
nach
SANDERS
und
H I L P E R T 8, 663° bedeutet
un-
annehmlicheit auch soviel wie unannehmbarkeit; aber wenn SANDERS 8, 1, 480° dafür als beispiele die Unannehmlichkeit einer bedingung, eines Vorschlags ausdenkt, übersieht er, dasz der Sprachgebrauch wegen der möglichkeit einer Verwechslung mit bedeutung 2 das meidet, vgl. aber annehmlichkeit ADELUNG L, 344. Zusammensetzung: verdrieszlich wegen sessionsunannehmlichkeiten GÖTHE III 18,77 Weim. UNANRÜHRBAR, adj. adv., gegentheil von anrührbar, gewählter als unanrührlich. für 'ideal': die Unendlichkeit des . . daseins erweckt in mir die sehnsucht nach einem dauernden, wechsellosen, dem druck der dinge entnommenen, und mir werden die Sterne, zu denen ich aufblicke, zum Sinnbild einer solchen ewigen, unanrührbaren weit DILTHEY erlebnis und dichtung 1783. UNANRÜHRLICH, adj. adv., gegensatz zu anrührlich, das th. 1, 438 wie anrührig 'attingens' nur in activer bedeutung belegt ist. dagegen pass. rührlich 'tangibilis' 8,1478. u n a n r ü h r l i c h , u n b e r ü h r l i c h K R A M E R (1678) 114« B ; STEINBACH 8, 319; V A L E N T I N I 2, H63°.
ich . . . hab meinen kSnig in Syon mit meiner gnaden öhl und cron, euch unanrührlich, selbs gezieret, dadurch er ewiglich regieret
WECKHBRLIN 1, 308, 47.
U N A N S Ä S S I G , U N A N S Ä S Z I G , adj.
adv.,
gegentheil
von
ansäszig, zuerst von ADELUNG 4, 830 verzeichnet. HILPERT 2, 663°. vgl. unseszbar, unseszhaft: drittens endlich gab es ohne zweifei schon in der heidenzeit der Deutschen jene 'fahrenden leute', die, einmal, weil sie unansässig, heimathlos, pflichtlos gegenüber einer gewissen gemeinde waren, . . für ehrlos . . galten BUSCH gute alte zeit L, 108. — u n a n s ä s s i g k e i t , f . , gegentheil von ansässigkeit ADELUNG 4, 880; CAMPE 6, 181*.
UNANSCHAUBAR, adj. adv., gegensatz von anschaubar; zuerst bei CAMPE 6, 181». seltener wnd gewählter als unanschaulich, von dem es in neuerer zeit wohl unterschieden. unanschaubar bezeichnet, was nicht angeschaut werden kann: unanschaulich, was anschaulichkeit im engeren sinne vermissen läszt SANDERS wb. deutscher syn. (1871) 698: nach Philos lehrbegriff ist gott das unanschaubare urlicht HERDER 19 , 282; glänz, unanschau-
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barer glänz um seinen thron 6, 220; Moses Jehovah ist unanschaubar 12, 34; alles scheint uns natürlich, nur die natur des menschen nicht, deren Weisheit . . uns unanschaubare dinge, . . bleiben sollen 17,13; unanschaubare gestalt 20, 255; unanschaubare Wahrheit 20, 128; so zeichnet sich die unanschaubare sonne im kleinen trüben wassertropfen LAVATER fragm. L, 4 r seine (Spinozas) . . substanz, ist nichts anders als die unanschaubare . . identität JACOBI 3, 11; siehe nach oben, da schwimmt die heilige pracht der sonne hoch im anendlichen runde unanschaubar HBQNEB 2, 263.
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UNANSEHNLICH
UNANSCHAULICH - UNANSEHNLICH handen
W E I N H O L D gr.2 294; FISCHER L, 259; W I L M A N N S
gr. 2 § 364 ff. vgl. thanlich und thulich th. 11, 456. wird es in classischer zeit neugebildet, dann tritt -lieh urie bei unabsehlich u. s. w. ohne n unmittelbar an den verbal stamm, unansehlich und das häufigere unansehnlich gehen bis ins 17. jh. neben einander her. ynansehlich HuL8ius
(1618) 264*;
HARSDÖRFFER gesprechsp.
L E 6B.
dann setzt sich das von LUTHER bevorzugte unansehnlich allgemein durch, gegen ende des 18. jhs. von der neuen ableitung
unansehlich CAMPE 5,121*, H I L P E R T 2,663° nur
wenig beeinträchtigt. LUTHER gebrauchte neben den beiden normalformen öfter unansehelich, SEBIZ und AEGI-
Zusammensetzung: unanschaubarheilig: das auge der -Vor- DIUS A L B E R T I N U S u n a n s e h e n l i c h ; NEUMARKS form unanssehnlich hat nur graphischen werth. Schweiz, unansehung, das dich mit unanschaubar-heiligem glänz umsehnlich STAUB -TOBLER 7, 56A; unansechlich L U T H E R gibt, wird in dich blicken HERDER 31, 517. — u n a n 7, 564, 8 Weim.; nl. onaanzienlyk, onaanzienlijk, onaans c h a u b a r k e i t , /., CAMPE 6,121*. UNANSCHAULICH, adj. adv., verneintes anschaulich, das schon die mystik gebildet TAULER predigten 102,17. der neuere begriff hat das philosophische 'intuitivus' EISLER 885/., K I R C H N E R 26, M A U T H N E R L, 22 zur
Voraussetzung
und dringt mit der Wolffschen philosophie vor. vgl. frz. 'intuitiv' CAMPE verd. wb. 885». neben der engeren uneigentlichen bedeutung 'nicht den anforderungen der sog. anschaulichkeit entsprechend!' geht noch die eigentliche, die sich unanschaubar nähert, eigentlich: in ihren goldnen haaren, die, wie die sonne, an anschaulich waren LENZ gedickte 183;
Phorkyaa. wer schaden heilen möchte, musz eist schädigen, siehst da zurttck, da siehst nur anbegreifliches, andenkbar, unvereinbar, wechselnd, onanschaollch GÖTHE 15, 2, 232 (Fatut pardlip. 173); götter- and menschenerachreckender fQrst des schwindlichten wahnreichs, onanschanlicher, finstrer, unnahbarer wesenvertilger BAGGESEN 1,147.
uneigentlich 'der anschaulichkeit ermangelnd': aber wie kalt, wie prosaisch, wie unanschaulich ist hier alles? ADELUNG magazin 2, 118; etwas blasz und unanschaulich erörtert SCHERER litteraturgeschichte7 212. substantiviert das unanschauliche: das unanschauüche . . ist die katastrophe in unsrer brüst, unsre sich hebende, kämpfende, fiberwindende empfindung HEROER 22, 272 {Kalligone 3); will sich der Orient das . . unanschauliche . . seines (gottes) wesens denken 1 licht ist sein kleidl 6, 219. — u n a n s c h a u l i c h k e i t , f., gegentheü von anschaulichkeit; zuerst bei CAMPE 6, 121*. bezeichnet abstract den mangel an anschauliohkeit als eigenschaft und concrete fälle derselben: die unanschaulichkeit in dem Zusammenhang dieses unermeszliohen materials kommt zu dieser lückenhaftigkeit DILTHEY einl. in die geisteswissenschaften 1, 81. UNANSCHEINLICH, adj. adv., 'äuszerlich unscheinbar' nach analogie von unansehnlich von anscheinlich mit Veränderung des sinnes gebildet CAMPE 5, 121* 'nicht anscheinlich, leeinen anschein habend': Uhland selbst ist unanscheinlich, und man möchte nicht diese goldne ader hinter ihm suchen CHAMISSO 5, 294. — u n a n s c h e i n l i o h k e i t , f., CAMPE 6,121». besser unscheinbarkeit. UNANSEHEN, »., mangel an ansehen, gegensatz zu ansehen, veraltet: mioh aber legt er gantz ynn eine Verachtung und yns unansehen LUTHER 18, 524, L Weim. ; er hielt sich also, das er niemant gemeyn ward, auch nit denen die er liebet, damit er nicht veracht in einem onansehen blieb FRANCK chronicon 16"; dieser, damit seine person vnd rath gelten möchte, gab den alten rath bey dem herren an seines vnverstands, seines vnfleisses, seines vnansehens, als der sich nicht nach desz herren stand stellen vnd gravitetisch genug halten könte MOSCHEROSCH geeichte
(1660) 2, 160.
UNANSEHNLICH, adj. adv., durch un- verneintes oder eingeschränktes ansehnlich (ansehenlich, anschlich, ansehelich). ein bildungs- oder bedeutungsgeschichtlicher unterschied der formen unansehlich, unansehelich und unansehnlich, unansehenlich ist nicht mehr anzuerkennen; schon mhd. ist bei ansenlich wechselndes n vor -lieb vor-
zienelijk
KRAMER-MOERBEEK
2 , 359°; nl.
wb. 10, 890;
auch onaanzienbaar ebd.; dän. uanselig; schwed. oansenlig. vgl. anseenlig, anseelig FALK-TORP I, 26. das nd. unanseenlycke in der nd. bearbeitung von LUTHERS magn\ficat-auslegung (Wittenberg 1526), Weim. ausgabe 7, 664, 8 var., ist dem hd. nachgebildet, aber mnd. nicht belegtauch in der bedeutungsentmeklung ist das abreiben erkenn, bar, einen einheitlichen begriff 'humilis, vilis' zu gewinnen, der übrige begriffsinhalt verarmt darüber. 1) TAULERS subst. unansenlicheitpred. 249,28 Vetter setzt das adj. u n a n s e n l i c h i n der bedeutung 'unanschaubar, was man nicht ansieht' voraus, als gegentheü von ' a n s e h e l i c h , ansichlich tuibilis, anschlich authenticus' DIEFENBACHW Ü L C K E R 71; 'ansehnlich, deutlich, offenbar, ersichtlich; augenanséhnlich' GUTZEIT (1886) I , 49". schlieszt man beim ansehen vom sichtbaren auf nichtsicktbares, so ergibt sieh die bedeutung 'unwahrscheinlich': w i e e s u n a n s e h n -
lich, ja unglewblich ist, das aus einem dorren, faulen atarn unnd wurtzel ein schone rutte unnd blume wachsze, so war esz auch nit anzusehen, das Maria . . solt eynis solchen kinds mutter werden L U T H E R 7, 549, 12 Weim.
2) was man nicht ansehen mag, respuendus, verhaszt, verachtet: zwey ding m a c h e n n die Christenheit u n a n sehelich für denn juden L U T H E R 8, 19 Weim.; dan bis
her hat das . . . schentlich leben der geistlichen obern
der Christen namen bey den vnglaubigen hessig . . vndt vnansehnlich gemacht H U T T E N I , 397. hier konnte Voss in der wiedergäbe von àeixéXioi anknüpfen: anfangs zwar erschien er mir anansehnlicher blldung Odyuee 6, 242 der späteren ausg. hier schlieszt sich ferner der versuch an, u n a n s e h l i c h unmittelbar vom verbum a n s e h e n (th. L, 453. 454, 1 und 7) in der bedeutung 'unleidlich, abscheulich, so dasz man es nicht ansehen kann' zu bilden. CAMPE führt unanseh-
lich im gegensatz zu unansehnlich 5, 121* als besonderes
'nicht angesehen werden könnend, e i n u n a n s e h 2, 868°. zu schriftsprachlicher geltung ist das eben so wenig gekommen wie der genau entsprechende versuch im nl.; s. nl. wb. wort auf:
liches scheusal', und danach H I L P E R T
10, 892.
8) wie a n s e h n l i c h das ist, was in die äugen fällt
und
daher als bedeutend erscheint (menschen äugen . . sehen nach dem ansehelichen, scheynenden, prachtigem wesen und standt L U T H E R 7, 560, 22 Weim.), so ergibt sich für u n a n s e h n l i c h die entgegengesetzte bedeutung 'was nicht oder wenig in die äugen sticht, nicht angesehen, ziemlich bedeutungslos, bescheiden, gering ist, humilis, vilis, ten u t i ' . die litotes n i c h t u n a n s e h n l i c h bezeichnet gern etwas von mittlerer grösze oder bedeutsamkeit. ähnlich nl. n i e t o n a n z i e n ü j k 'tot de hoogere standen behoorende, vrij anzienlijk, belangrijk, anmerkdijk, niet gering' nl. wb. 10, 8 9 0 f f . ; K R A M E R (1678) 1146"; (1719) 1,226»; » , 288"; Sei S T I E L E R fehlt es; DENTZLER 821 B ; STEINBACH "2 , 566.
synonym: arm, gering, verachtet, unbekannt, zart, bescheiden, mager, klein, unstudiert, genielos, flach, still, alt, zottig, langsam, eng, sumpfig, unschön u. s. w. attributive Verwendung herrscht vor, seltener steht es im prä-
dicat mit sein, werden, vorkommen, sich denken u. ä. verbunden, die unten geschieden/ n bedeutungen greifen vielfach in einander.
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UNANSEHNLICH
a) mit Währung der »innlichen, grundbedeutung, von pertonen: es sind meine sieben töchter, welche zwar anf&nglich gar zart und anansehnlich waren, nunmehr aber sind sie . . grosz und fflrtreflich BIST da» friedejauchzende Teutschland 149; hingegen scheinen einige (menschen) so unansehnlich als die reiften feigen LOHENSTEIN Arminiti» 2, 757»; die kleinen Ieute hingegen sind wegen ihrer kleinen statur gar zu verächtlich und unansehnlich, haben aber offters doppelt so viel herz als die langen FLEMING der vollk. teutache »oldat U6 § l ; was für eine kleine, unansehnliche, gebrechliche schöne ist der nordische aufsehet LESSING 8, 242; glauben sie wohl, dasz ich ihrer fräulein tochter einen unansehnlichen mann bringen werde, der etwa so hoch wie mein bein wäre Sammlung von Schauspielen (1764) 6, 24; ihre bewohner,.., sind freilich ein unansehnlicher, unschöner menscheuschlag GAUDY 5, 19; er war unansehnlich, pockennarbig, litt an asthma, hustete immer RANKE 88, 20FI; zwei unansehnliche gestalten mit fahlen, verlebten gesichtern und glanzlosen äugen traten herein
UNANSEHNLICHKEIT —UNANSICHTIG
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und wissen weder aus noch ein, weil unsre verhoffte union, darauf wir stets getrotzet han, so klein und unansehnlich worn OPEL-COHN 116; diejenigen . . haben sich so viel weniger an diese unansehnliche erinnerung zu kehren HERAUS 16; glaube übrigens nicht, Callias, dass der orden der sophisten einen unansehnlichen theil der menschlichen gesellschaft ausmacht WIELAND Agathon l, 122; ein nicht ganz unansehnliches honorar MÜLLNER 8,45; seine nicht unansehnliche bibliothek STEFFENS l, 10; nicht unansehnlich waren die vortheile RANKE 15, 75; eine nicht unansehnliche einnähme MOMMSEN röm. gesch. l, 244; ich habe ein nicht unansehnliches vermögen gesammelt GUTZKOW ritter vom geiste 7, 58; bald dampfte eine nicht unansehnliche bowle auf unserm tisch R. WAGNER 1, 138. 4) seltener adverbial, z. b. unansehnlich wenig: denn obgleich das haus alt und unansehnlich aussieht, so ist es dennoch fest gebaut KELLER S, 256.
FREYTAG 10, 214.
6) steigerungsformen: köpf und Unterröcken bekleidet ein lichteres . . . aschgrau . . . was auch viel unansehnlicher als am männchen ist (beim wachholderdrosselweibchen) NAUMANN naturgeschichte der vögel 2, l ; unlang hernach schickt dieser ausz den seinen nit die unansehnlichste leut KIRCHHOF wendunmuth 2, 71; statt wie früher der bestgekleidete und vornehmste meiner mitschüler zu sein, war ich in meinen grünen jäckchen, welche ich aufs äuszerste ausnutzen musste, von Sachen, gegenständen der natur und menschenhand: nun einer der unansehnlichsten und bescheidensten, diesen vnansehnlichen filtzhut achte ich höher denn und das nicht nur in betracht der kleidung, sondern 2 königreich engl, comedien u. tragedien 7 B ; vnansehnauch des benehmens KELLER I, 129. liche grabschrift CHEMNITZ schwed. krieg 2, 462; diese mescolantz, wie ihr sie vorgebracht habt, wird in um6) substantiviert: der unansehnliche NEUMARK palmb. sohtttteln untereinander gehen und ein unansehnlich 230; das gold seiner vermögenheit mit was unansehnmischmasch machen mediz. maulaffe 286; seit der zeit lichem ftberfirnszen LOHENSTEIN Arminias l, 137b. so . . kommt mir die see . . flach und unansehnlich vor das unansehnliche der erscheinung, Stellung, des aufPETRASCH 1, 179; man verachtet keinen bäum wegen tretens u. s. w. seiner unansehnlichen blüte LESSING 8,14, 23; im unUNANSEHNLICHKEIT, unüblich nnansehlichkeit, f., ansehnlichen röhre quillt der sflszeste saft HERDER 26, subst. zum vor. adj. unansehnligkeit KRAMER (1678) 1146 b ; 818 anm.,- noch musz ich anführen, dasz . . . das haus unansehnlichkeit STEINBACH 2,666; ADELUNG4, 830; CAMPE . . . keineswegs so schwarz und unansehnlich ist, wie 6, 121 *, der nach unansehlich l (». oben unansehnlich 3) hier gezeichnet GÖTHE IV 87, 14 Weim. u. o.; man erzwei verschiedene Wärter ansetzt; onaanzienlijkheid nl. räth, dasz ich von ihren (einer Chinesin) unbedeuwb. 10, 892; dän. uanselighed; schwed. oansenlighet. tenden, unansehnlichen füszen, von diesem sonderbar1) das wort scheint zuerst bei TAULER vorzukommen: sten aller verjüngten maszstäbe, sprechen will GUTZkinder, hie wirt der mensche naher in geborn und KOW 6, 199; dazu ein nicht unansehnliches fasz mit bier sieht- an das gfitliche vinsternisse, das von uberflüssiLUDWIG 2, 602; mit klugen, . . äugen sah er herab auf keit der unbekentlichkeit und ansenlicheit vinster ist das unansehnliche . . . stück menschenthum RAABE allem geschaffenem verstentnisse predigten 249, 23; denn hungerpastor 2. das un- des vorhergehenden unbekentlicheit ist auch zu b) erweitert und übertragen auf äuszere, besonders geansenlicheit zu ziehen, vgl. unersuocht oder erfordert sellschaftliche Stellung: nu haben wir droben gnug ge- zeitschr. f. d. wortf. 3, 40. sagt, wie die zarte junckfrau sey unansehlichs weszens 2) ansehen 'respicere' liegt bei LUTHER zugrunde: unund stands gar unvorsehens zu disser ehre kummen anseligkeit des gegenwertigen 16, 290 Weim.; FRANKE LUTHER 7, 661 Weim. u. o.; arme und unansehnliche § 98. menschen ARN DT Thomas a Kempis Ubers. A S ' ; der uhr8) das neuere wort ist von unansehnlich3 abgeleitet: ein sprung des adels . . hat gemeiniglich von unansehnSchweitzer soldat, als man ihn auff dem musterplatz lichen und unbekannten geschlechtem seinen anfang genommen TREUER deutscher Dädalus l , 47 u. o.; der wegen seiner vnansehnlichkeit auszmustern wolte, bäte mit disen Worten darvor ZINKGREF-WEIDNER (1668) l, dürftigste bürger, wenn er nur dem staat nützen kan, 248; hierüber erzürnte sich ein guter kerl, begab sich wird durch seinen unansehnlichen stand nicht gehindert auch zum streit, welchem man es doch wegen unanHEILMANN gesch, des pelop. krieges 216; unansehnlich sehnligkeit, weil er klein war, nicht hatte zugetrauet von auszen, fühle er den beruf in sich, dem kranken MANDELSLO morgenl. reisebetchr. (1696) 69*; 'unansehnmenschengeschlecht gesundheit zu bringen HERDER 19, lichkeit deformitas' STEINBACH 2, 566. vgl. unansehn314; wie wäre es ohne einen solchen zauber gedenkbar, lich 6; man tagt auch die unansehnlichkeit der erscheidasz ein kleiner, unansehnlicher mensch, . . die mennung, Stellung, des betragens, der summe, der gäbe schen, Völker, fürsten auf seine seite bringen konnte u. t. f. IMMERMANN 6, 214; niemand konnte ahnen, dasz dieser stille, unansehnliche greis (Stüve) derselbe mann sei, UNANSICHTBAR, adj., unansehnlich, gegentheil de» der . . iden . . kämpf für das verfassungsrecht bestanden veralteten ansichtbar: sie (ist) auss einem solchen kleihatte DÖLLINGER akademische vortrage 2, 177. nen br&nlein und unansichtbaren quellen entsprungen PANNHAWER catechismusmilch s, 243; ein unansichtbarer c) eine anwendung auf das eigentlich sittliche, wie bei ansehnlich, scheint bei unterem wort nicht stattgefunden zu graurock, in welchem ein kernhafter biedermann stecket haben; abstracte begriffe, zahl und grötzenbegriffe lotsenquelle von 1769 bei STAUB-TOBLER 7, 364. von thieren: eyn esel ist zwar eyn . . vnansehnlich thier SEBIZ feldbau 161; er ritt ein . . unansehnliches pferd theater der Deutschen 15, 630; das deutsche hornvieh soll aber. . klein und unansehnlich gewesen seyn SCHMIDT gesch. der Deutschen 1, 6; bei tage ist es ein kleines unansehnliches käferlein; aber bei nacht hat es den wunderschönen schein CHR. v. SCHMID 2, 62.
steh dagegen wohl als unansehnlich betrachten: aus einem CNANSICHTIG, adj., gegentheil von ansichtig in der fast geringen und vnansehnlichen Einfang CHEMNITZ veralteten bedeutung ansehnlich; vgl. ahd. unanasihtig: schwed. krieg 1, 89; und zwar wie klein und unansichtig dieses gliedtlein,