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German Pages 212 [209] Year 1976
GISELA HISTORISCHE VOLKSSAGEN
GRIEPENTROG AUS D E M
i } . B I S 19. J A H R H U N D E R T
A K A D E M I E DER W I S S E N S C H A F T E N DER DDR Z E N T R A L I N S T I T U T FÜR G E S C H I C H T E
VERÖFFENTLICHUNGEN ZUR V O L K S K U N D E UND
KULTURGESCHICHTE
B A N D 57
Deutsche Sagen demokratischen Charakters Band 3
HISTORISCHE VOLKSSAGEN AUS DEM 13. BIS 19. JAHRHUNDERT Band 3
Herausgegeben von
GISELA GRIEPENTROG
AK AD E M I E -VE R L A G 1975
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B E R L I N
Erschienen im Akademie-Verlag, 108 Berlin, Leipziger Str. 3 —4 Copyright 1975 by Akademie-Verlag, Berlin Lizenznummer: 202 • 100/124/75 Einband und Schutzumschlag: Erhart Bauch Gesamtherstellung: V E B Druckhaus „Maxim Gorki", 74 Altenburg Bestellnummer: 752 2674 (2034/57) • L S V 7008 Printed in G D R EVP 9 , -
Einführung
Nach Vorliegen der Materialsammlungen in den niederdeutschen Mundarten 1 wird die Reihe Deutsche Sagen demokratischen Charakters in diesem Band fortgeführt mit Überlieferungen aus Sachsen, Thüringen, Hessen, den fränkischen und mittelrheinischen Gebieten, aus dem südlichen Brandenburg, der Lausit2, der Altmark und der früheren preußischen Provinz Sachsen. Aus den ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten in Schlesien und Böhmen (Mähren) sind die Belege in den Textteil einbezogen worden, soweit sie wesentliche Bezugspunkte zu bestimmten historisch-gesellschaftlichenEreignissen des 15. bis 19. Jahrhunderts oder zu Varianten typischer Sageninhalte besitzen. Zur Orientierung des Lesers werden am Schluß der Texte deren jeweilige Herkunftsgebiete noch einmal in Klammern angegeben, wobei die Bezeichnung der Landschaften und politischen Territorien der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts üblichen entspricht, da die Mehrzahl der ausgewerteten Sammlungen in diesem Zeitraum veröffentlicht wurde. Im Vergleich zu Band 1 und 2 der Reihe enthält diese Auswahl aus den größtenteils in hochdeutscher Schriftsprache veröffentlichten älteren Sammlungen nur sehr wenige Mundartaufzeichnungen. Der Aufbau des vorliegenden Textteiles wurde nach neuen, und zwar historischchronologischen Gesichtspunkten vorgenommen. Dennoch ist die Gliederung der auf insgesamt vier Bände angelegten Sagenreihe nach größeren Landschaften beibehalten worden; einmal, um innerhalb der Reihe eine Kontinuität der Materialaufbereitung zu bewahren, zum anderen, weil die landschaftliche Gliederung folkloristisch berechtigt erscheint: Aufgrund der historischen Entwicklung fielen bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts besonders in Nieder- und Oberdeutschland Sprachlandschaft und politisches Territorium weitgehend zusammen, und es läßt sich dementsprechend eine annähernd einheitliche sprachliche Volksüberlieferung mit ähnlichen historisch-sozialen Inhalten und Aussagen feststellen. Die folkloristischen Überlieferungen aus den mittleren Gebieten bilden in ihren Inhalten und Motiven häufig ganz charakteristische Zwischenformen und Übergänge, so daß ihre Zusammenfassung in einem gesonderten Band ebenfalls vertretbar ist. Aus den nördlichen und südlichen Grenzbereichen der dieser Ausgabe zugrundeliegenden Territorien (z. B. aus Köln und Würzburg, der Altmark und der nördlichen Provinz Sachsen) wurden hier einige Varianten oder Sagentypen aufgenommen, die entweder in Band 2 nicht berücksichtigt werden konnten oder die genetisch zu einem wichtigen Sagenkomplex unserer Anthologie gehören. 5
In der Quellenauswahl schließt der Reihenband an die Historischen Volkssagen zwischen Elbe und Niederrhein an. Hier wie dort wurden Überlieferungen, aus älteren, heute zum Teil schwer zugänglichen Ausgaben, Chroniken und Zeitschriften übernommen. Sie stammen für den vorliegenden Band aus dem Zeitraum zwischen 1450 und 1920. Der Anmerkungsteil gibt Quellennachweise und wichtige Varianten zu den abgedruckten Sagentexten. Orts-, Personen-, Sach- und Motivregister am Schluß des Bandes bieten die Möglichkeit umfassender Orientierung und weiterer wissenschaftlicher Beschäftigung mit spezifischen Sagenproblemen. Auch hinsichtlich seiner Zielstellung und Konzeption lehnt sich dieser Band aufs engste an den voraufgegangenen an. Die Einführung zu Band 2 versucht eine Definition der historischen .demokratischen Volkssagen vom marxistischen Erkenntnisstandpunkt zu geben. Sie vertritt die Auffassung, daß die Erzähler aus dem werktätigen Volk in ihren mündlich tradierten Sagen alles das mit den Motiven bzw. Gestaltungsmitteln dieser Erzählgattung festhielten, was an außergewöhnlichem aber realem Geschehen in ihrer gesellschaftlichen Umwelt auf sie eindrang und für sie zu einem Erlebnis wurde, oder woran sie selbst aktiv mitwirkten. 2 Überregionale historische Ereignisse wie Kriege, Handlungen von historischen Personen, Drangsalierung und Ausbeutung sind in ihrer Wirkung und Bedeutung für die jeweilige Gruppe, Schicht oder Klasse des werktätigen Volkes festgehalten worden, von der die Sagenerzählung jeweils gestaltet oder tradiert wurde. Bis zum Beginn der Industriellen Revolution in Deutschland, etwa bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, und zum Teil darüber hinaus, besaßen diese Sagen besonders für die weitgehend schriftunkundigen Schichten auf dem Lande die Funktion einer an die eigene Geschichte gebundenen Erzähltradition. In ihnen fanden die Werktätigen oftmals die einzige Möglichkeit, über ihre Lage und Klassenkämpfe zu berichten und sie in der Erinnerung zu bewahren. Entscheidend für die Bezeichnung als „demokratische" und „historische" Volkssagen und damit gleichzeitig für die Aufnahme in unsere Anthologie ist dieser gesellschaftliche Bezug der Sageninhalte sowie der darin zum Ausdruck kommende parteiliche Standpunkt der Volkserzähler. Nach dem Charakter und der Stärke ihrer sozialen Aussage beinhalten die Sagen aller vier Bände 1. Anklage und Kritik des Verhaltens von überwiegend namentlich genannten Personen der herrschenden Klassen und Schichten; 2. verschiedene Formen des Protestes gegen dieses Verhalten, u. a. mittels einer vom Erzähler eingesetzten „Sagenstrafe" (Untergang, Umgehen, Höllenqualen u. a. m.); sowie 3. Berichte über einzelnen oder kollektiven Widerstand, über einzelne und kollektive Protestaktionen der unterdrückten Schichten, über örtliche und überregionale Erhebungen von Bauern, Landarbeitern, städtischen Plebejern sowie über die bei diesen Aktionen geübte Solidarität. Während die Sagen der voraufgegangenen Bände vorrangig thematisch nach ihrem jeweiligen sozialen Inhaltsbezug gegliedert wurden, ist in Band 3 der Versuch einer historisch-chronologischen Gliederung des Materials nach den Gesellschaftsformationen Feudalismus und Kapitalismus und ihren Hauptperioden unternommen worden. Es soll mit dieser Gliederung der folkloristischen Forschung eine bessere Erkenntnis der epochenspezifischen Zusammenhänge und Wechselwirkungen 6
zwischen den ökonomisch-politischen Gegebenheiten und den in der Volkserzählung geschilderten Reaktionen und Verhaltensweisen der Sagenpersonen sowie die Erkenntnis der geistigen Leistung bei der Gestaltung historischer Ereignisse durch die Volkserzähler ermöglicht werden. Damit wird dem Leser gleichzeitig ein annäherndes Bild von der gesamten demokratischen und oppositionellen Sagenüberlieferung in diesen Landschaften während der Gesellschaftsformationen des Feudalismus und Kapitalismus vermittelt. Bei der Anwendung des historisch-chronologischen Ordnungsprinzips galt es in jedem Fall, den Charakter der Volkssage als ein Genre der Volksdichtung zu berücksichtigen, mit dessen Hilfe die Erzähler zwar über tatsächliche Ereignisse in mündlicher Form informieren, jedoch vordringlich keine historisch-faktologischen Daten übermitteln wollen. Ebenso war das für die Erzählüberlieferung typische Moment der Verschiebung und Veränderung der gesellschaftlichen Aussage durch die oftmals jahrhundertelange Tradierung und immer erneute Aktualisierung der Sagenstoffe bei allen Gliederungsversuchen im Auge zu behalten. Soweit die Sageninhalte darüber Auskunft geben, sind sie dem Zeitabschnitt ihres ursprünglichen historischen Bezuges zugeordnet worden, nicht dem der schriftlichen Fixierung oder der zufälligen Datierung des Sagengeschehens durch die Erzähler. Im konkreten Fall bedeutet das, daß zum Beispiel Erzählungen über die Gefangennahme von Raubrittern durch Stadt- und Bauernheere in der Periode des Feudalismus etwa zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert angesiedelt wurden, auch wenn ein Gewährsmann des 19. Jahrhunderts das Ereignis nur um 100 oder 200 Jahre zurückdatiert. Allerdings ließ sich nur bei rund zwei Dritteln des relevanten Materials die ungefähre Entstehungszeit festlegen. Ein Teil der ausgewählten Texte entzieht sich der genaueren Datierung; er könnte den gesellschaftlichen Gegensätzen und Konfliktsituationen mehrerer historischer Perioden oder sogar Gesellschaftsformationen entsprechen. In diesen Fällen wurde die historisch frühstmögüche Periode für die chronologische Zuordnung gewählt. Einige Themengruppen, wie z. B. Sagen über Wucherer, Geizhälse, Betrüger, mit denen sich die Volksmassen im Verlauf der Geschichte immer wieder konfrontiert sahen, wurden nach ihrem unterschiedlichen Zeit- und Lokalkolorit und dem historischen Charakter ihrer handelnden Personen an entsprechender Stelle sowohl im Abschnitt Feudalismus als auch im Kapitalismus gebracht (vgl. die Nrn. 24ff., 186 ff.). Sagenerzählungen über die Drangsalierung von Bauern durch den niederen Landadel (Nr. 56—69) können bereits im 13./14. Jh. entstanden sein, besitzen jedoch in ihrer gesellschaftskritischen Aussage noch die gleiche Aktualität für die Perioden feudaler Ausbeutung nach dem 30jährigen Krieg, in denen sie dann auch erneut aktualisiert wurden (vgl. Nr. 158—172). Erschwernis für die exakte historische Zuordnung verursachen auch die — allerdings nur vom Standpunkt des Wissenschaftlers — ungenauen Angaben über den sozialen Stand bzw. die Klassenzugehörigkeit der Sagenpersonen. Die Volkserzähler benennen die gesellschaftlichen Gegensätze zumeist mit „Herr" und „Untertanen", „Herr" und „Leute" (vgl. z. B. Nr. 167), „Herr" und „Bauer". Als „Herren" gelten alle Personen, von denen die Erzähler oder auch die Sagenhelden in irgendeiner Weise abhängig sind, außer Fron- und 7
Gutsherren also auch deren Helfer: Vögte, Inspektoren, Verwalter. „Herr" kann der Pächter eines Gutes und der Bauer für das Gesinde sein. Andererseits wird die Bezeichnung „Bauer", „armer Bauer" (z. B. 165), „armes Bauernmädchen" oftmals pauschal auch für bäuerliche Tagelöhner oder selbst das Gesinde angewandt. Traditionsgemäß kann der Gutstagelöhner und Landarbeiter des 19. Jahrhunderts in der Sage noch als „Bauer" bezeichnet werden, wenn ein Sagentyp, dessen Ursprung eindeutig in feudalistischen Verhältnissen liegt, im Bereich der kapitalistischen Gutsherrschaft erneut aktualisiert wird; ebenso bleibt der Gutsherr, gleich ob bürgerlicher oder adliger Herkunft, in einigen Sagenerzählungen noch lange stereotyp der hartherzige „Edelmann" (vgl. 158 II), „Burgherr" (160 I) u. a. m. Ein interessantes Beispiel der mehrmaligen zeitlichen Aktualisierung bildet der Sagentyp vom „Teufel als Eichenführer". 3 Erstmalig bei Jobus Fincelius 1566 ohne Ort- und Zeitangabe erwähnt,4 läßt er sich bis ins 19. Jahrhundert hinein verfolgen. Immer wieder erscheint er in datierter Form in den verschiedensten landschaftlichen Sammlungen, so daß der Sagensammler Richard Kühnau (1911) mit Recht die historischen Voraussetzungen für die mehrfache Aktualisierung der Sage zum Beispiel im damaligen Schlesien in den gleichbleibenden sozial-ökonomischen Bedingungen der bäuerlichen Bevölkerung sieht: „Die Erzählung vom Eichenführer oder gespenstischen Fuhrmanne ist eine von den Wandersagen, die nirgends zur Ruhe kamen, weil sie überall günstigen Boden für ihre Aufnahme fanden, den Druck nämlich, unter dem der Bauer von dem Feudalherrn gehalten wurde." 5 Unsere Sammlung enthält fünf Sagentexte dieses Typs. Nr. 158 I und II aus dem Vogtland und dem ehem. Schlesien berichten, daß der Teufel dem „Untertanen" eines Edelmannes bei einer für ihn unlösbaren Aufgabe hilft und den Edelmann für seine harte Forderung bestraft. Diese Versionen wurden der Zeit nach dem Bauernkrieg zugeordnet: Nach der Niederlage der Frühbürgerlichen Revolution konnte der Adel seine Klassenherrschaft festigen und eine Intensivierung der feudalen Ausbeutung durchführen. Östlich der Elbe kam es, besonders nach dem 30jährigen Krieg, zu einem Bauernlegen großen Ausmaßes im Zuge der zweiten Leibeigenschaft. Zu dieser Zeit wurde auch der Gesindezwangsdienst durchgesetzt. All diese historischen Tatsachen scheinen den Hintergrund für die Verbreitung und früheste Lokalisierung dieser Sagenerzählung zu bilden. Im Text 158 I zum Beispiel wird das Ereignis selbst vor dem Ende des 17. Jh. angesiedelt, und die Erzähler, noch befangen in mittelalterlichem Teufels- und Hexenglauben, schmücken die Teufelsgestalt ganz besonders detailliert aus. Auch in Fassung II ist der Untertan des „Edelmannes" noch ein Fronbauer und wird zusammen mit seinen „Knechten" beauftragt, die übermenschliche Kraftanstrengung zu vollbringen. Die drei weiteren Fassungen aus Schlesien (Nr. 252—254), die deutliche Merkmale der kapitalistischen Junkerwirtschaft und der verschärften Klassensituation auf dem Lande aufweisen, stehen am Ende des Bandes. Hier tritt der Bauer dem Herrn bereits als Landarbeiter (Roboter) einzeln oder in Arbeitsgruppen gegenüber. Im Text Nr. 253 wird die sozialkritische Aussage noch verstärkt durch die Verbindung mit einem sonst vorwiegend in Süddeutschland belegten Sagentyp vom Hufbeschlag der dort in ein Pferd verwandelten Hexe oder „Frevlerin" durch den Teufel. 8
Diese Sage wurde dem Sammler 1857 von einem Veteranen der Freiheitskriege erzählt. Wie die Beispiele zeigen, haben sich bei der jedesmaligen Aktualisierung die historischen Requisiten der Handlung zwar verändert, Anliegen, Aussage und Funktion der Erzählung aber sind die gleichen geblieben: Feudale Ausbeutungsmaßnahmen, antifeudale Aktionen der Bauern und Landarbeiter sowie das jeweils geschilderte Ereignis selbst sollen als Erinnerung an die Leiden des unterdrückten Volkes, aber auch an seinen Willen und seine Kraft zur Überwindung der Unterdrücker in der Erzählüberlieferung bewahrt und weitervermittelt werden. Diese Sagen widerspiegeln somit historisches Geschehen, jedoch nicht in seinem allgemeinen Ablauf. Die Sagenerzähler benutzen das Beispiel eines dramatischen Höhepunktes in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung ihrer unmittelbaren Umgebung und Lebenswelt für die erzählerische Verdichtung und Gestaltung. So wird in einer anderen Sagengruppe das antagonistische Verhältnis zwischen Feudaladel und selbstbewußtem Stadtbürgertum nicht chronologisch und mit allen sozialen Aspekten beschrieben oder gar begründet, sondern, wie u. a. in Sage Nr. 17, ohne Kommentar in einem einzigen scharfen Konflikt dargestellt: die in ihrer Würde durch allzulanges Wartenmüssen verletzte Bürgerschaft verschließt demonstrativ das Stadttor vor dem auf Besuch ausgerittenen Landesherrn. — Auch Geiz und Habsucht stellen die Erzähler zumeist nur an einem besonders krassen Beispiel dar, wie in Text 58, wonach sich die Lehnsherrschaft das Gut eines bestimmten Bauern durch unrechte Mittel aneignet und durch den Fluch des Vertriebenen schließlich vernichtet wird. — Das gestaltende Prinzip kommt sehr prägnant auch bei den Erzählungen vom „edlen Räuber" zum Ausdruck (Nr. 216—230): Edelmut gegen die Armen und Beraubung der Reichen werden an einem herausragenden „Fall" geschildert, wobei die sympathisierenden Erzähler die Pfiffigkeit, aber auch die Verschlagenheit des Sagenhelden ganz besonders gern demonstrieren. — Auf weitere einschlägige Beispiele könnte auch bei jedem anderen hier aufgenommenen Sagenkomplex hingewiesen werden. Die Einformung des historischen Ereignisberichtes in die Überlieferung geschieht vorwiegend mit Hilfe bekannter, in der mündlichen Volksdichtung lange tradierter Motive und Stilmittel, welche immer erneut mit realen Erzählelementen in Verbindung gebracht werden können und welche für die Erzählgattung Sage im Vergleich zu Märchen und Schwank ganz spezifischen Charakter besitzen. So bilden zum Beispiel die zahlreichen imaginären Strafen, die in der Sagenerzählung einem Vergehen oder Rechtsbruch folgen, wie Umgehen müssen nach dem Tode (vgl. Nr. 61, 76, 99, 152, 250), vom Teufel geholt werden (vgl. Nr. 251, 253, 256), ein wesentliches Strukturelement dieses Genres. Weitere typische traditionelle Sagenmotive sind unter vielen anderen die Motive vom Teufel als Helfer (vgl. Nr. 158, 160, 253), von den Wahrzeichen und Wundern, die zum Beweis unschuldig Verurteilter erscheinen (Nr. 22,124,162) oder von den Strafen, die Geizige, Wucherer und Betrüger noch bei Lebzeiten bzw. nach ihrem Tode treffen (vgl. Nr. 24, 26, 27). Diese Erzählelemente, in denen der hartherzige, ungerechte und grausame „Herr" bestraft wird, auf der anderen Seite der Unterdrückte Hilfe und Rechtfertigung 9
erlangt, dokumentieren das schon im Feudalismus stark ausgeprägte Rechtsempfinden der Sagenerzähler, die in der Wirklichkeit der Klassengesellschaft wenig oder gar keine Möglichkeit besaßen, ihr eigenes Recht 2U vertreten beziehungsweise sich vor den Willkürmaßnahmen der herrschenden Klassen zu schützen. Je nach dem Bewußtseinsgrad der Erzähler kann sich das Verhältnis von wirklichkeitsbezogenen und tradierten Erzählelementen innerhalb der Sagenüberlieferung schwergewichtig verändern, wobei das Überwiegen des einen oder anderen Aspektes nicht so sehr an das Jahrhundert oder die historische Epoche als vielmehr an die kulturelle Entwicklungsstufe der jeweiligen Erzählergruppen gebunden ist. So enthalten zum Beispiel die Überlieferungen vom Schinderhannes und von den Räubern Stülpner und Karraseck (Nr. 217—230), historische Gestalten aus den mittelrheinischen und sächsischen Gebieten im ausgehenden 18. Jahrhundert, bei Beibehaltung der traditionellen Sagenstruktur so gut wie keine magischen bzw. irrationalen Erzählelemente, während zur gleichen Zeit von den Robotbauern Schlesiens irrationale Sagenmotive der mittelalterlichen Volksdichtung zur Bestrafung hartherziger Gutsherren in der Sage aktualisiert werden (vgl. Nr. 255). Aus der Verbindung von erzählerisch verdichtetem episodischem Geschehen und traditioneller Motivik erhält die Sage ihren Charakter als ein Genre der Volksdichtung, worin die historische Wirklichkeit mit den spezifischen Stilmitteln dieses Genres gestaltet und interpretiert wird. Das kann — je nach dem Sageninhalt — einerseits eine genaue Fakten- und datenmäßige Verankerung der Erzählungen im historischen Geschehen auf Jahr und Tag erschweren, andererseits lassen sich aus den klassengebundenen Aussagen der historischen Volkssagen das Verhältnis und der Standpunkt der Erzähler gegenüber dem historischen Geschehen und der herrschenden Rechtsprechung im Prozeß der Klassenauseinandersetzungen sowie nicht zuletzt die Wirkung der Geschichte selbst und ihr Niederschlag im Bewußtsein des werktätigen Volkes aufhellen, und zwar sowohl für die Entstehungszeit der jeweiligen Volkserzählung als auch für die Zeitspanne ihrer Überlieferung. Unter zahlreichen Beispielen unserer Anthologie sei in diesem Zusammenhang noch einmal besonders auf die Texte 68—73 hingewiesen: Sie erzählen von der Aneignung genossenschaftlicher Rechte der Wald-, Wasser- und Weidenutzung durch die Grundherren im Feudalismus und von der Bestrafung derjenigen Bauern, die wie bisher in den Gewässern fischen und im Walde Reisholz sammeln wollen. Diese Rechte, die sich genossenschaftliche Vereinigungen der Landbevölkerung (Markgenossenschaften) während des 11. Jahrhunderts im Kampf gegen die feudalen Ausbeuter errungen hatten, wurden den Dorfgenossenschaften im 14. Jahrhundert geraubt, als die Feudalklasse zusätzliche Weidemöglichkeiten für ihre erweiterte Viehzucht benötigte und den Wald für die Jagd und den Holzschlag beanspruchte. Die Sagenerzähler schildern diesen ökonomischen Prozeß als lokales Ereignis. Sie berichten, wie die meist namentlich genannten einzelnen Ritter durch Überlisten und Betrügen der Bauern jene Rechte an sich bringen und die in der Nutzung beharrenden Bauern peinigen. Sie verhängen über den jeweiligen Feudalherrn eine entsprechende Sagenstrafe, und in einigen Fällen schildern sie auch realistisch den Widerstand bestimmter Gruppen von Bauern oder von Bauerndörfern, die an ihren alten Rechten festhalten (z. B. Nr. 70). 10
Hier und in anderen Sagenkomplexen wurden für die Volksmassen besonders einschneidende Ereignisse aufgegriffen und durch die Erzählung, tradiert, wie überhaupt die verschärften Formen der Ausbeutung und des damit verbundenen Klassenkampfes während der politisch-ökonomischen Übergangsperioden, zum Beispiel von der feudalen zur frühkapitalistischen Produktionsweise im 13. bis 16. Jahrhundert und von der frühkapitalistischen Produktionsweise zur kapitalistischen (maschinellen) Großproduktion im 18./19. Jahrhundert einen starken Niederschlag in der Sagendichtung gefunden und zu einer besonders hohen Frequenz und Breite der gesellschaftskritischen, demokratischen und revolutionären Thematik geführt haben. Aufgrund der Wesenszüge der Sage als einer Erzählkategorie, welche die Wirklichkeit mit den spezifischen Stilmitteln der Volksdichtung widerspiegelt und im weitesten Sinne künstlerisch gestaltet, erscheint es unmöglich, in einer Anthologie historischer Volkssagen etwa den Geschichtsablauf in chronologischer Lückenlosigkeit oder Konkordanz zu belegen. Die Gliederung des vorliegenden Bandes geht daher zwar von der Abfolge politisch-ökonomischer Geschichtsperioden aus, berücksichtigt jedoch in den Zwischenüberschriften nur diejenigen historischen Höhepunkte des Klassenkampfes, welche in den Sagenüberlieferungen besonders prägnante Gestaltung gefunden haben: Für die Zeit des Feudalismus sind es neben Erzählungen vom Kampf des jungen Bürgertums gegen die Stadtgrafen und bischöflichen Adelsherren im 13./14. Jahrhundert (Nr. 1—19) sowie vom Kampf der Stadtarmut und der Handwerksgesellen um ihre Rechte (Nr. 130—141) vor allem die Sagen über den Widerstand der Bauern und der Landarmut gegen die immer stärker werdende Unterdrückung der feudalen Grundherren (Nr. 56—94); in diesen Zusammenhängen hat der Kampf gegen das Raubritierunwesen eine besonders nachhaltige Gestaltung erfahren (vgl. insbesondere die Nrn. 28—55). Dagegen waren in den der Auswahl zugrundeliegenden landschaftlichen Sagensammlungen die Höhepunkte der Klassenkämpfe während der Frühbürgerlichen Revolution des 15./16. Jahrhunderts, Reformation und Bauernkrieg — im Gegensatz zu den süddeutschen Sammlungen — mit nur sehr sporadischem Überlieferungsmaterial belegt. In einigen wenigen aus dieser Zeit erhaltenen Sagen werden Prophetien über den Sieg der Reformation und über Luther in der Rolle eines Volkshelden überliefert (Nr. 142—148). Als Vertreter einer neuen Zeit empfunden, erhoffte sich das Volk von Luthers Lehre eine Verbesserung der Lebensverhältnisse und bedachte ihn in der Sage mit Sympathie. Der Bedeutung desGroßenDeutschenBauernkrieges wird jedoch die hier vorhandene Sagentradition keinesfalls gerecht. Es fanden sich in den einschlägigen Sammlungen nur verstümmelte Sagen und Bruchstücke über die Schlachten der Bauernheere oder in ihrer Aussage stark verfälschte und umgearbeitete Berichte. Auch in den durchgesehenen zeitgenössischen Städtechroniken aus diesen Gebieten sind Eintragungen und Berichte aus den Jahren um 1525 relativ selten anzutreffen. Wieweit es hier den herrschenden Klassen gelungen ist, die Parteinahme für die Bauern in der Volksmeinung zu unterdrücken und revolutionäre Traditionen zu vernichten, wieweit andererseits die spärliche Überlieferung mit spezifischen Erzähltraditionen in diesen Landschaften oder mit der bewußten Auslassung von Bauernkriegssagen durch die Sammler des 18./19. Jahrhunderts zusammenhängt, das soll Gegenstand 11
einer monographischen Untersuchung dieser Sagentraditionen sein, die sich darüber hinaus nach Vorliegen des 4. Bandes der Publikationsreihe mit dem gesamten Material in all seinen historischen und folkloristischen Beziehungen beschäftigen wird. Die hier aufgenommenen Bauernkriegssagen berichten über das Vorgehen der Bauern bei der Eroberung von Burgen und Schlössern, allerdings vorwiegend aus der Sicht eines Vertreters der herrschenden Klasse (Nr. 150—152), sowie über die letzten Schlachten der Bauernheere und die Bestrafung der aufständischen Bauern und Bürger (Nr. 153—157). Bei Text Nr. 149 (aus dem Nachlaß Kinderling) handelt es sich nicht eigentlich um eine Sage, sondern um eine Quellenabschrift im 18. Jahrhundert. Er wurde als ein interessantes historisches Zeugnis und zum besseren Verständnis der in den folgenden Sagen geschilderten Aktionen der Bauern abgedruckt. Im zweiten Kapitel unseres Bandes bildet die Gruppe der antifeudalen Sagen noch einmal einen Schwerpunkt, jetzt jedoch inhaltlich auf die Zweite Leibeigenschaft nach dem 30jährigen Krieg bezogen (Nr. 158—185). Daneben wurde unter der Überschrift Wucher und Armut in den Städten (Nr. 186—210) das gesamte, in den historischen Requisiten auf die Zeit des Kapitalismus hindeutende Material zusammengestellt. Die negativen Auswirkungen des preußischen Absolutismus auf große Teile des Volkes sowie die Entwicklung des Manufakturkapitalismus in Deutschland, die während des 18. Jahrhunderts in Stadt und Land zur Beseitigung zahlreicher kleiner Gewerbebetriebe und infolgedessen einerseits zu Bettelei und Vagabundentum, andererseits zu heftigen Protestaktionen führte, haben nicht wenig zur Bildung von Räuberbanden im gesamten mitteldeutschen Raum beigetragen. Zum Teil auf den historischen Realitäten basierend, entstand in der Sagenüberlieferung die Gestalt des edlen Räubers, der die Elenden beschützt, „den Reichen aber nimmt, um den Armen zu geben" (Nr. 216—230). Zahlreiche Sagenmotive und -Überlieferungen aus der älteren Erzähltradition wurden um diese „Räuber-Volkshelden" gerankt und sind mit den Gestalten selbst auch in die Trivialliteratur und die Literatur des Sturm und Drang eingegangen. Sagentypologisch stehen die hier abgedruckten Texte in einer langen Traditionskette von Erzählungen aus verschiedenen historischen Perioden, in denen der „starke", „kluge" und „listige" Mann als Helfer, Retter und Beschützer des Volkes gegen dessen Unterdrücker auftritt. Den vorliegenden Band beschließen Sagen über Klassenauseinandersetzungen im 19. Jahrhundert, vor allem aus den Agrargebieten Hessens und Schlesiens. Sie kreisen um die Problematik des Bauernrobots (Nr. 238 f., 252 ff.) vor der Aufhebung der Leibeigenschaft, um die Problematik „abgelöster", in den LandarbeiterGesindestand übergegangener Bauern (Nr. 243 ff., 247, 256) sowie — in einigen wenigen Texten — um das Elend der Weberfamilien (Nr. 231—233). Mit diesem Zeitpunkt hört die Sagentradierung nicht gänzlich auf, es werden jedoch aus den nun folgenden gesellschaftlichen Prozessen kaum noch irgendwelche Ereignisse mit Hilfe der Erzählgattung „Sage" gestaltet. An anderer Stelle, in der Einführung zum 2. Band der historischen Volkssagen, wurde bereits eine Begründung für dieses Faktum sowie für das Fehlen von Sagenüberlieferungen aus den seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entstandenen Fabriken und den Industriegebieten gegeben: Das 12
sich entwickelnde Industrieproletariat führte die aus dem Feudalismus überkommenen Erzähltraditionen nicht aktiv weiter, sondern wendete sein Interesse notwendig anderen Kommunikationsmitteln zu, zum Beispiel der revolutionären Lyrik, der Agitationsdramatik, dem politischen Schrifttum und einer eigenen, klassengebundenen Geschichtsschreibung.6 Die Volkssagen blieben in ihrer bisherigen Form und Funktion bis zum Ende des Jahrhunderts vorwiegend auf die bäuerlichen Schichten und die Landarbeiter beschränkt. Mit Zuspitzung des Klassenkampfes während der Epoche des Imperialismus und mit der gleichzeitig zunehmenden politischen und ideologischen Bewußtseinsbildung der gesamten Arbeiterklasse wurden die progressiven und revolutionären Erzähltraditionen zu einem Bestandteil des kulturellen Erbes, das es in der sozialistischen Gesellschaft zu bewahren, zu interpretieren und zu pflegen gilt. Gisela Burde-Schneidewind 1
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Gisela Griepentrog
Herr und Knecht. Antifeudale Sagen aus Mecklenburg. Aus der Sammlung Richard Wossidlos hg. von Gisela Schneidewind. Berlin 1960 ( = Deutsche Sagen demokratischen Charakters, Bd. 1); Historische Volkssagen zwischen Elbe und Niederrhein. Hg. von Gisela Burde-Schneidewind. Berlin 1969 ( = Dt. Sagen demokratischen Charakters, Bd. 2). Vgl. Historische Volkssagen zwischen Elbe und Niederrhein. 2. Aufl. 1973, S. Vif. AaTh 761. Jobus Fincelius: Wunderzeichen. Gründliches Verzeichnis, Frankfurt/a. M. 1566. Schlesische Sagen Bd. II, Leipzig 1911, S. 733. Historische Volkssagen zwischen Elbe und Niederrhein, 2. Aufl., a. a. O., S. I X .
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Bürger erheben sich gegen den Feudalherrn
i DIE NEUSTÄDTER UND JUNKER HANS VON DÖRNBERG Die Bürger von Neustadt waren ehemals gar wild und unbändig, deshalb sprach der Kurfürst von Mainz einstmals zu dem reichen Hans von Dörnberg, dem gewaltigen Hofmeister von Hessen: „Höre, Hans, ich will dir die Neustädter verpfänden, damit du sie zähmest." Und Hans war das zufrieden und zahlte dem Kurfürsten eine gewisse Summe. Um aber Hansen den Besitz zu sichern, kamen beide überein, die Ablösung durch mehrere Bedingungen zu erschweren. Nur dann sollte dem Kurfürsten der Rückkauf zugestanden werden, wenn er die Pfandsumme in neuer, von ein und demselben Fürsten geprägter Münze erlege, einen kohlschwarzen Ziegenbock stelle, der auch nicht ein weißes Haar an sich habe, und einen sieben Fuß langen Hagedorn liefere, von einem Schusse und ohne Äste. Hans nahm darauf Neustadt in Besitz und baute einen weiten Turm. In diesen Turm ließ er alle Bürger werfen, die seinem Willen nicht gehorchten, und hielt sie bei schmaler Kost. Und die Bewohner des Turmes mehrten sich von Tag zu Tag, so daß bald ein großer Teil der Bürger darin saß. Es wendeten sich zwar die Weiber an Hans und baten, ihnen ihre Männer wiederzugeben, denn sie könnten dieselben nicht entbehren, aber es war vergeblich; auf den strengen Junker machten solche Bitten keinen Eindruck. Den Neustädtern ward dies strenge Regiment natürlich immer lästiger, und der Magistrat begann zu überlegen, wie die Stadt sich von demselben befreien könne. Aber jegliche Verhandlung, die darüber auf dem Rathause gepflogen wurde, mochte das auch noch so geheim geschehen, kam zu des Junkers Kenntnis. Die Neustädter zogen daraus den richtigen Schluß, daß der Teufel dem Junker dabei behilflich sei. Darum verlegten Bürgermeister und Rat ihre nächste Beratung ins offene Feld. Hier faßten sie nun den Beschluß, den Junker abzukaufen und um die schwierigen Mittel herbeizuschaffen, wurden drei Männer erwählt; der eine sollte die Sorge um das Geld, der andere um den Ziegenbock, der dritte die Lieferung des Hagedorns übernehmen. Der letztere hatte die bequemste Aufgabe erhalten; er düngte eine Stelle seines Gartens auf das sorgfältigste, pflanzte einen Hagedorn dahin und pflegte denselben früh und spät. Die anderen beiden mußten sich dagegen auf die Wanderung begeben und viele Länder durchziehen, ehe sie das fanden, was sie suchten. Der, welcher nach dem Gelde ausgezogen war, kam endlich nach der Schweiz und traf dort den Kaiser. An diesen wendete er sich, und der Kaiser war so gnädig und gewährte ihm seine Bitte. Der andere aber fand erst in Ungarn einen 2
Grit'pentrog, Volkssagen
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Ziegenbock, wie er sein mußte. In2wischen war auch der Hagedorn so vortrefflich gediehen, daß, als jene mit dem Gelde und dem schwarzen Ziegenbock heimkehrten, derselbe statt der nötigen sieben Fuß sogar neun Fuß hoch gewachsen war. So waren denn alle Bedingungen herbeigeschafft, und die Neustädter zögerten nun auch nicht einen Augenblick mehr, das schwere Joch des Junkers von ihrem Halse zu werfen. (Neustadt, Hessen)
2 DER L A H M E FLEISCHBOTE VON BRANDENBURG Der Graf von Brandenburg hatte vor uralten Zeiten das Recht, daß er den Fleischern zu Gerstungen die Taxe setzte und zugleich an jedem Fleischtage einige der besten Stücke für seine Küche bekam. Der Bote, mit Namen Limpert, welcher deshalb jedesmal von der Brandenburg geschickt wurde, war ein lahmer Krüppel, der auf einem Esel ritt, an dessen beiden Seilen zwei Körbe für das Fleisch hingen. Es traf dieser aber immer zu spät ein. Und doch durfte, nach altem Rechte, die Fleischbank eher nichts abgeben und verkaufen, bis er versorgt war. Dies Unwesen war der Bürgerschaft, besonders aber dem ehrsamen Amte der Fleischhauer selbst, gar verdrießlich, je endlich unerträglich geworden. Vergebens hatte man den Boten erinnert, doch nicht die ganze Stadt stundenlang vergeblich warten zu lassen. Wie ungestaltet und krüppelhaft, so frech und trotzig war er auch, kehrte sich an kein gutes Wort und pochte nur auf das Recht und die Macht seines Herrn. Es war aber damals der Gildmeister der Fleischer ein zorniger und stolzer Mann. Dieser sprach zu seinen Mitmeistern: „Wir wollen den Unfug nicht länger dulden, sondern ein Ding tun, das nicht so bald vergessen werden soll." Als nun der Lahme wieder dahergezogen kam, man ihn nach Gewohnheit von dem Esel gehoben hatte und er das Fleisch für seinen Herrn erwartete, so gab ihm der Gildmeister den ersten Schlag, und dann traten auch die übrigen Meister sofort hinzu und schlugen ihn vollends tot, hackten den Leichnam in Stücke und legten ihn dem Esel in die Körbe. Darauf drehte man diesen um, gab ihm einen Streich und ließ ihn gehen. Als nun aber der Graf 'statt des erwarteten Fleisches den Boten selbst, zu Schlachtstücken zerhauen, in den Körben fand, da schwur er den Fleischern bittre Rache. Und als die Stadt sich ihrer Bürger annahm, so kündete er ihr die Fehde an. Das war freilich den Gerstungern leid; denn der Brandenburger war bisher ihr Schirmvogt und Freund gewesen. Darum sandte der Rat einen Mittelsmann, der mit Klugheit und sanften Worten den Erzürnten besänftigen möchte. Dieser stellte vor, daß die Fleischerzunft schon lange durch das absichtliche Zuspätkommen und durch das höhnende Betragen des Lahmen gereizt sei und daß man ja die ganze Zunft ausrotten müßte, wenn Blut um Blut gelten sollte. Er möchte daher davon abstehen und bedenken, daß so viele Häuser verwaist würden und die halbe Stadt Trauerkleider anlegen müßte. Man sei dagegen gern bereit, eine ansehnliche Abfindung als Buße zu geben. 18
Da sprach der Graf bei sich selbst: „Wohl, so will ich eine Sühne fordern, wie sie solche nimmer erzwingen können", und erwiderte dem abgeschickten Gesandten: „Steht das Blut eurer Fleischhacker in so hohem Preise, so schafft mir einen Scheffel Silberlinge von eines Pfennigs Wert, drei himmelblaue Windhunde und drei Eichenstöcke ohne Knoten, so hoch als ich selbst. Schaffet ihr mir binnen heute und fünf Jahren diese drei Stücke, so ist die Sache vertragen, und sogleich gebe ich alle meine Rechte an eure Fleischbank auf; denn was aus den Händen der Bluthunde kommt, das ekelt mich an. Fehlt es aber zu jener Zeit auch nur an einem von den dreien, so überliefert mir die Stadt die ganze Rotte, Mann für Mann. Und ich werde mit ihnen tun nach meinem Gefallen." Mit diesem trostlosen Bescheide kehrte der Abgeordnete zurück. Und alle, die ihn hörten, entsetzten sich darob ... Darauf ward von Stund an ein Bote ausgesandt, der in allen Landen, bei Juden und Krämern die Silberlinge sammelte. Dann wählte man ein Schock der kräftigsten Eichensprößlinge..., in ein eigends dazu bereitetes Erdreich und umgab sie mit genau anpassenden und weit in die Höhe gehenden Glasröhren, so daß Seitensprossen ganz unmöglich wurden ... Unterdessen hatte man auch ein Gemach eingerichtet, dessen Wände, Decke und Fußboden, im reinsten Himmelblau glänzten ... Dahinein brachte man drei schneeweiße junge Windhunde, und damit sie nichts sähen als Himmelblau, so war auch der Wärter in die Farbe gehüllt und Wasser und Futter waren himmelblau. Die ersten Jungen, welche die beiden Hündinnen warfen, hatten wirklich hie und da ein blaues Sprenkelchen ..., und unter dem vierten Geschlecht waren gegen das Ende des fünften Jahres wirklich drei Exemplare aufgewachsen, welche über und über himmelblau glänzten. Mit den Eichstäben ging es auf ähnliche Weise . . . , drei Schößlinge blieben zuletzt übrig, und diese standen in Mannshöhe, kerzengerade und ohne Knoten da ... Auch der Bote war jedes Jahr wiedergekehrt und hatte die aufgestöberten Silberlinge eingeliefert... So wurde der Frevel dem erzürnten Grafen abgebüßt. (Gerstungen, Thüringen)
3 DIE MÜHLHAUSENER VERJAGEN DIE FÜRSTEN Im Jahre 1249 haben die benachbarten Fürsten alle Kräfte daran gestreckt, der Stadt Mühlhausen die Freiheit zu benehmen und sie unter ihr Gebiet zu bringen. Und hierzu hielten sie vor ratsam, keine Gewalt, sondern eine Täuschung zu gebrauchen. Demnach richteten sie etliche Wagen zu, als wenn Getreide geführet würde, auf welchen bewaffnete Soldaten lagen. Die sollten sich des Tors bemächtigen und die Stadt einnehmen. Die Mühlhäuser aber merkten den Betrug, riefen die ihrigen durch Rührung der Glocke zu den Waffen und fielen die Feinde dergestalt herzhaftig an, daß viele getötet und die übrigen in die Flucht gejaget wurden. (Mühlhausen) 19 2*
4 DIE ZWINGBURG Der Erbauer der Koblenzer Zwingburg war der Erzbischof Heinrich... Im Innern über den Trotz der Bürger grollend, welche ihre Stadt gegen auswärtige Anfälle durch Graben, Mauern, Türme und Tore zu schützen und zu befestigen begonnen hatten, und zugleich besorgend, diese Befestigungen möchten seinen landesherrlichen Rechten Eintracht tun, beschloß er 1280, beinahe im Herzen der Stadt sich einen festen Wohnsitz zu bauen. Er wählte zu dem Behufe den obengenannten Platz und traf alle Anstalten zur Gründung einer äußerst festen Burg. Jetzt aber erwachte der Stolz der Koblenzer Bürger und namentlich der Ritterschaft. Noch im selben Jahre brach ein förmlicher Aufstand aus. Die Bürger widersetzten sich den Befehlen ihres Erzbischofs, mißhandelten die von ihm begünstigten Juden, verwehrten ihm den Einzug in die Stadt und sollen ihm selbst nach dem Leben getrachtet haben. Aber der Erzbischof zog schnell ein bedeutendes Heer zusammen und rückte vor die Stadt. Obgleich die Befestigung derselben noch nicht beendet war, so stritten die Belagerten doch tapfer; denn an ihrer Spitze kämpften die Ritter: Heinrich der Ältere und Konrad Boos, Gobelin von Pessel und Jordan von Wildungen nebst einer Menge anderer. Der Erzbischof sah wohl ein, daß, wenn die schöne Eintracht noch lange zwischen Bürger und Ritterschaft fortdauerte, er sich vergebens den Kopf an den festen Mauern der Stadt zerrennen könnte. Deshalb mußte sein Anhang die Fackel der Zwietracht in die Herzen der Einwohner schleudern, und das Mittel wirkte besser als alle Stürme. Die edlen Ritter sahen mit blutendem Herzen, von welchem Geist die Einwohnerschaft plötzlich beseelt wurde, und bemühten sich vergebens, den früheren Mut herbeizurufen. Es war umsonst; Heinrich, kühn gemacht durch das Gelingen seiner Pläne, drang mit verdoppelter Kraft vor und war so glücklich, die Hilfsvölker der Belagerten zu zerstreuen. Da sank den Bürgern der Mut, sie öffneten dem gestrengen Landesherm die Tore ihrer Stadt, und die Erzbischöfe von Mainz und Köln sowie der Deutschmeister wurden zu Schiedsrichtern der Streitigkeiten erwählt. Ihr Spruch entschied, der Erzbischof solle seine Burg, die Bürger ihre Stadtmauern vollenden. Der erstere dürfe dagegen die letzteren in Ausübung ihrer wohlhergebrachten Rechte und Privilegien nicht stören. Die Bürger sollten hinwiederum den Erzbischof als ihren allergnädigsten Herrn anerkennen und hinfürder keine ferneren Bündnisse zu seinem Nachteil schließen. Schwerere Strafe traf die aufrührerischen Ritter. Auf offenem Markt vor der Florinskirche ward ihnen von der gesamten Bürgerschaft bedeutet, die Stadt für ewige Zeiten zu verlassen. Wenn sie es jemals wagen würden, dieselbe wieder zu betreten, so sollten sie alsbald ergriffen und dem Erzbischof ausgeliefert werden. (Koblenz)
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DER LÖWENKAMPF AM KÖLNER RATHAUS Als Bischof Engelbert von. Köln im Streit mit seinen Bürgern lag, die sich als freie Städter dem geistlichen Regiment nicht fügen wollten, faßten zwei Domherren einen schlauen Plan, den Bürgermeister Hermann Gryn zu töten, um der Bürgerschaft den stärksten Arm und klügsten Kopf zu nehmen. Sie hielten auf dem Klosterhof am Dom in einem Käfig einen Löwen, den ließen sie mit Absicht fasten und luden dann den Bürgermeister unter einem Vorwand zu einem reichen Mittagsmahl. Wie der nun kam, da sprachen sie absichtlich von dem Löwen, wie wenn sie nur so im Gespräch dran dächten, und wollten ihm den Käfig zeigen und wie,das Tier zu füttern wäre. Weil sie nun wußten, daß er ohne Furcht war, so ließen sie ihn selbst das Gatter heben und stießen ihn mit aller Kraft hinein und ließen das Gatter wieder fallen, nicht anders denkend, als daß ihn der hungrige Löwe sofort zerfleischen würde. So liefen sie denn eilig fort und sagten' mit bestürzten Mienen an, was für ein Unglück den tollkühnen Bürgermeister durch seine eigene Schuld betroffen habe. Doch wie sie dann mit Knechten und Stangen wiederkamen, den Leichnam noch zu retten, da hatte der Bürgermeister Gryn seinen großen Hut vom Kopf gerissen und den mit seinem Mantel dem Tier mit kräftig vorgestrecktem Arm tief in den Rachen hineingestoßen, so daß er Zeit fand, seinen scharfen Stahl zu ziehen und den dem Löwen in die Brust zu stechen. So ging er ungefressen aus dem Kerker und ließ zur selben Stunde noch die beiden Herren, die sich bleich versteckten, ergreifen und ans Domtor henken. Die Bürger aber gerieten derart in Wut, daß sie den Erzbischof für lange Zeit aus Köln verjagten; und als der Bürgermeister starb, da ließen sie zum ewigen Gedächtnis durch einen Steinmetz den Löwenkampf an das Portal des Rathauses meißeln, so man das Steinbild noch heute sehen kann. (Köln) 6
DER KAMPF AUF DEM DOMHOFE ZU KÖLN Ein gewisser Gumbrecht aus dem edeln Kölnischen Geschlechte der „von Weißen", die man gewöhnlich bloß „von der Mühlengasse" oder auch von ihrer stattlichen festungsartigen Besitzung am Mühlengassentor „vom Turm" nannte, hatte am Ostertage 1260 einen Bürger aus der Metzgerzunft von Köln in der Klosterkirche „zur weißen Frauen" auf der Bachstraße daselbst erschlagen, hatte sich aber dann durch die Flucht aus der Stadt gerettet. Zwar hatte der Stadtgraf Hermann von der Kornpforte in Folge davon der Familie von Weißen ihre Häuser zur Strafe niederreißen lassen; allein gleichwohl hatte doch sonst noch ein Verwandter des Getöteten durch ein Schimpfwort, welches Gumbrecht gegen ihn ausgestoßen hatte, 21
beleidigt, diesen einen Mörder genannt und ihm den Handschuh hingeworfen mit der Beteuerung, er wolle diese seine Behauptung durch einen Zweikampf beweisen. Der Handschuh ward aufgehoben, und das Gericht nahm jetzt beide Männer in Verwahrung, bis nach Verlauf von vierzehn Tagen auf dem Domhofe in Gegenwart des Stadtgrafen, des Kölner Ratskollegiums und der Schöffen sowie bei Anwesenheit des Bischofs und der hohen Kirchenwürdenträger und einer ungeheuren Volksmenge beide Kämpfer am 22. Mai um neun Uhr früh zusammentrafen. Ihre Kleidung bestand aus schwarzem Schafleder, ganz aus einem Stück vom Hals bis zu den Füßen gefertigt und knapp an ihre Körper anschließend; dieselbe war mit Fett bestrichen, damit der Sieg nicht allzuleicht werde, jedoch so, daß dasselbe an dem Fleischer Hermann schmolz, an Gumbrecht von Weißen aber gerann und ganz weiß und grieslich blieb, obwohl es sehr heiß war. Die Köpfe waren ihnen geschoren, die Füße unbekleidet, die Nägel aber verschnitten. Ihre Schilde waren von Weidenholz, mit Schafleder überzogen, ungefähr drei Fuß lang, die Waffen waren Stöcke von Mispelbaumholz, drei Fuß lang, an beiden Enden zugespitzt und mit einem Griff und Riegel zur Bedeckung der Faust versehen. Nachdem der Stadtvogt ihnen das Zeichen zum Kampfe gegeben, schlugen beide Kämpfer anfänglich aufeinander tüchtig los, allein nach mehreren Gängen, bei denen nichts herauskam, warfen sie ihre hölzernen Waffen weg und fielen übereinander her. Hermann der Fleischer jedoch war der stärkere, riß Gumbrecht zu Boden . . . und hielt ihn fast eine Stunde lang fest, so daß er den Bauch und das Gesicht seines Feindes nach der Erde umkehrte ... Endlich bekannte der Unglückliche sich für besiegt und gestand den Mord, dessen er beschuldigt war, ein, allein obwohl der Stadtgraf selbst jetzt um sein Leben bat, gestand ihm der Magistrat solches doch nicht zu, sondern der Fleischer tötete ihn vollends mit einigen Schlägen seines hölzernen Prügels, schleppte ihn dann aus den Schranken, worauf er noch einmal zu sich kam, einem Priestei aus der nahen bischöflichen Johanniskirche beichtete und dann auf einer Schleife fortgeschleppt und auf dem Judenbüchel vor dem Severinstor aufgehangen ward. (Köln) 7 DIE BURG KLEMME ZU EISENACH In Eisenach steht noch bis auf den heutigen Tag ein Schlößchen, dessen Ursprung und Name in die frühen Zeiten fällt, das ist die Klemme. Es war eine Zwingburg, erbaut vom Markgraf Heinrich dem Erlauchten, nachdem er die Stadt erobert, um die Einwohner durch die Bemannung dieses Schlosses im Zaum und in der Klemme zu halten, und war daher der Bürgerschaft äußerst verhaßt. In den Zeiten, da die jungen Markgrafen immer gewaltiger wurden, Eisenach und der Wartburg immer näher rückten und die Eisenacher mit ihren Helfern immer heftiger bedrängten, fürchteten diese mit Recht, daß, wenn durch Gewalt oder Verrat etwa die Markgrafen Herren der Klemme würden, die Stadt durch dieselben abermals in große Bedrängnis und Klemme geraten möchte. Daher ruhten sie nicht, bis der Landgraf 22
Albrecht und die kaiserlichen Vögte die Erlaubnis erteilten, das feste Schloß abzubrechen. Kaum hatten die Bürger diese, als sie sich wie rasend, als gelte es einem Feind, auf die verhaßte Zwingburg warfen, sie gänzlich abbrachen, sogar den Turm umstürzten und in ihrer Zerstörungswut so weit gingen, daß sie auch zwei schöne Türme an der Frauenkirche freventlich niederrissen, welche hart an der Stadtmauer standen, wie sehr auch die Domherren sich dagegen setzten, ja sogar die Glocken hinwegnahmen, so daß lange Zeit nicht zum Gottesdienst geläutet werden konnte. Das mußten sie später alles sühnen, mußten die Burg wieder aufbauen, mußten den Domherren manche Freiheiten gewähren und Gott und der Kirche genug zur Buße tun ... (Eisenach) 8
D E R AUFRUHR D E R BÜRGER VON B I N G E N ... Zu dieser Zeit (1350) wollten die aufrührerischen Bürger von Bingen den Kurverwalter in dem Schlosse zu Bingen, wo er sich damals aufhielt, aufheben und zu sich in gefängliche Haft bringen. In stiller Nacht drangen sie bis vor das Bett, wo er schlief, und da er wohl einsah, daß er durch Gewalt nichts ausrichten würde, so gab er gute Worte und versprach alles zu gestatten, was sie verlangten, nur sollten sie sich aus dem Zimmer begeben, damit er sich ankleiden könnte. Die Anführer entfernten sich, und Kuno sprang durch ein Fenster in den Schloßgraben und gewann ungefährdet das Schloß Ehrenfels. Als die Bürger sahen, daß sie durch diese Flucht in ihren Erwartungen betrogen waren, so beschlossen sie, das Schloß Klopp, welches inzwischen noch mehr befestigt worden war, förmlich zu belagern, zu erobern und im Besitze davon zu bleiben. Kuno hörte in seinem Schlafgemache zu Ehrenfels das Waffengeklirr, das Geschrei der Bürger und das Geläute der Glocken zu Bingen. Schnell raffte er sich mit einem Haufen entschlossener Streiter auf, fuhr über den Rhein und rückte mit Sturmschritten zur Festung heran. Er war der erste, der in den Graben sprang, um den Belagerten Hilfe zu bringen. Hierauf übernahm er selbst die Verteidigung des Schlosses, warf die Bürger zurück, nahm viele der Rebellen gefangen und jagte die Rädelsführer aus der Stadt. Nach hergestellter Ruhe kehrte er wieder auf sein Schloß Ehrenfels zurück ... (Bingen) 9 D E R SCHMIED VON AACHEN Der Graf Wilhelm von Jülich lag seit einiger Zeit mit der Stadt Aachen in Fehde. Da er aber zu klug war, die Stadt in offenem Kampfe anzugreifen, versuchte er sie durch einen Handstreich zu nehmen. In der Stadt selbst hatte er einige gute Freunde, die der Wache am Kölntor Geld aushändigten, daß sie am festgesetzten 23
Tage die Jülicher einließen. So kam der Graf mit seinen beiden Söhnen und 468 Rittern am Abend des 16. März 1278 unbehelligt in die Stadt. Die Aachener waren zwar auf einen baldigen Angriff ihrer Feinde gefaßt und hatten dieserhalb bei einem Schmied in der Jakobstraße Stangen und Schwerter bestellt, wußten aber im ersten Augenblick sich der Eindringlinge nicht zu erwehren. Erst als die Jülicher auf dem Marktplatz Aufstellung genommen hatten, drangen plötzlich von allen Seiten Bewaffnete auf sie ein. Da mußten die Feinde sich tapfer wehren. Mancher Ritter fiel da von der Hand der kühnen Bürgerwehr. Aber auch mancher brave Aachener mußte seine Heimwehr mit dem Tode bezahlen. Der Kampf dauerte bis weit in die Nacht hinein, und die Dunkelheit machte die Ordnung des Kampfes völlig zunichte. Schließlich aber war die Übermacht der Bürger, die alles wehrfähige Leben zusammengetrommelt hatten, so groß, daß der Jülicher Heerhaufe immer mehr zusammenschmolz. Dazu war ein Entrinnen nicht möglich, da alle Ausgänge abgesperrt waren. Da entdeckte der Graf eine Lücke nach der Jakobstraße und suchte kämpfend dort das Heil im Rückzug. Bis zum „Weißen Haus" schlug er sich durch. Aber da trat ihm der Schmied, der in seiner Arbeit eingehalten hatte, mit einem gewaltigen Hammer entgegen. Dagegen konnte sich der vom Kampf ermattete Graf nicht mehr wehren, und er fiel von einem mächtigen Schlag des Schmiedes. Dazu seine beiden Söhne. Niemand von seiner ganzen Schar entkam der Stadt. Dem Schmied aber wurde an der Stelle in der Jakobstraße ein Denkmal gesetzt. (Aachen) 10 „DER T O B E N D E HUND" [Im] Jahr 1375 zog Herzog Otto von Braunschweig, vom Volke der Quade oder tobender Hund, sonst auch Herzog von der Leina genannt, vor die Stadt Eschwege und lief sie mit Sturme an. Es war am Sonntage Judika, da schlugen die Angriffe so heftig und gewaltsam gegen die Mauern, daß [trotz] herzhaftem Widerstande hessischer Bürger Überwältigung doch gar nahe [war]. Indessen lag in Kirchen und Kammern alles wehrlose Volk: Greise, Weiber und Kinder, betend auf Knien; und sie klammerten sich mit solcher Inbrunst an die Barmherzigkeit Gottes, daß sie erhört wurden. Im Augenblicke, da der tobende Hund schon mit Sturmleitern und Mauerbrechern beim Dünzebacher Tore sieghaft ansetzte, erschienen an dieser Stelle hell leuchtende Gesichte und flammende Schwerter über den Stürmern, also daß sie entsetzt zurückstürzten und das gesamte Feindesheer von dannen floh. Da eilten die Geretteten dankend in die Kirchen und ordneten eine Jahresfeier dieses Tages an, die auch durch Jahrhunderte bestanden h a t . . . (Eschwege, Hessen)
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D E R BÜSSENDE A B T In der Vitalisnacht 1378 überfiel Abt Berthold von Völkershausen die Stadt Hersfeld. Zwar wurde sie durch die Warnung des Ritters Simon von Haune und die Wachsamkeit der Bürger gerettet; aber der Abt nahm an ihr — wenn er sie selbst auch nicht erobern konnte — grimmige Rache und verwüstete von dem Eichhof, seiner Burg, und den festen Klöstern auf dem Peters- und Johannisberge aus ihre Ländereien, Gärten, Wiesen und Weinberge und brannte ihre Vorstädte ab. Wer ihm von den Städtern in die Hände kam, war des Todes. Für solche Greueltaten hat ihn Gott schwer bestraft. In den letzten Jahren seines Lebens erblindete er. Da ging er in sich. In Bettlerkleidern zog er als Büßender durch das Land. Begegnete ihm jemand aus der Stadt, so flehte er ihn an: „Bist du ein Hersfelder Kind, so vergib mir die Übeltat um Gottes willen!" Schließlich starb er arm und verachtet. (Hersfeld, Hessen) 12 DAS NEURUPPINER WAPPEN Wie es kommt, daß das Ruppiner Wappen einen Adler mit einer Kappe auf dem Kopfe zeigt, darüber berichtet eine handschriftliche Chronik folgendes: „Des Grafen Bediente, so Edelleute waren, erstachen einen Ruppiner Bürger, als sie sich lustig machten. Da nahm der Magistrat von Neuruppin den Täter gefangen und verurteilte ihn zum Köpfen. Dies ward draußen bekannt, die Edelleute versammelten sich dicht vor dem Tore in zwei Reihen, um ihn wegzunehmen, wann er herausgeführet würde. Aber der Rat erfuhr es, hielt das äußerste Altruppinische Tor verschlossen, führte den Delinquenten ins Tor und ließ ihm da zwischen dem inneren und äußeren Tore, nahe beim äußeren, damit sie es draußen hören könnten, den Kopf abschlagen. Darauf ward das Tor geöffnet, da nahmen ihn die Edelleute an sich. Dieses klagte der Graf nach Berlin an den Markgrafen; da ward dem Rate zur Strafe aufgelegt, keinen bloßen oder freien Adler mehr im Siegel zu führen, sondern über den Kopf eine Kappe zu ziehen." (Neuruppin, Mark Brandenburg)
D I E R H E I N S B E R G E R PRIVILEGIEN Vor alten Zeiten hat Rheinsberg eine große Rolle gespielt und große Privilegien und Freiheiten gehabt, aber ein Schreiber hat die Bürger um diese ihre Briefe und Freiheiten gebracht, da er sie auf eine Bürge (eine Trage) zusammengelegt und
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Steine oben herumgepackt, hernach auf die See gebracht und in die See hineingeworfen noch vor des letzten Justi von Bredow Zeiten (eines früheren Besitzers von Rheinsberg). Dieser Schreiber ward nach seinem Tode im Gewölbe der Kirche beigesetzt, und sein Leichnam ist daselbst nicht verwest, sondern nur vertrocknet, obgleich der vierte Leichnam bei ihm verweset ist (das heißt vier Leichname neben ihm). (Rheinsberg, Mark Brandenburg)
14 DER WANDERNDE GEIST Im Jahre 1516 zerfiel Asmus von Buttlar mit der Stadt Erfurt wegen ihm gebührender Summen. Er beraubte ihre Herden und tat für 6000 Gulden Schaden, da Erfurt ihm doch nur 600 Gulden zu verzinsen hatte. Doch Gott strafte ihn im Tode. Dieweil er so unbarmherzig mit den Leuten umgegangen, wanderte er als Geist im Schlosse unweit Münden, so daß niemand darin wohnen mochte. Selbst dessen eigener Sohn mußte eine andere Wohnung allda erbauen, worüber die alte zerfiel. (Erfurt)
15 DAS B A S S E W I T Z F E S T ZU K Y R I T Z Die Stadt Kyritz hat vor alten Zeiten vielfache Fehden mit den Rittern der benachbarten Lande gehabt, und so geschah es auch einmal, daß sie mit dem mecklenburgischen Ritter Kurt von Bassewitz im Streit lag, der im Jahre 1411 heranzog und sie hart belagerte. Die Kyritzer verteidigten sich aber tapfer und bewachten sorgfältig Tor und Mauern. So konnte er ihnen nichts anhaben, weshalb er sann, wie er die Stadt mit List nähme. Er ließ deshalb einen unterirdischen Gang graben, durch welchen er in die Stadt eindringen wollte. Nun geschah es aber, daß die Kyritzer damals einen schweren Verbrecher im Turm sitzen hatten, der hörte das Wühlen und Klopfen unter der Erde, und da er von der Belagerung wußte, ließ er dem Bürgermeister melden, daß er ihm wichtige Entdeckungen machen wolle, wenn man ihm das Leben schenke. Das ward ihm zugestanden, und jetzt erzählte er, was er gehört hätte. Auch bewies er sofort, daß dort in der Tiefe gearbeitet wurde. Er ließ sich nämlich eine Trommel bringen und streute Erbsen darauf. Da sahen alle, wie diese hin und her sprangen, das kam von der Erschütterung, welche die unterirdische Arbeit verursachte. Nun verfolgte man die Sache weiter und ließ die ganze Bürgerschaft sich bereit halten, und nicht lange währte es, so kam Bassewitz plötzlich auf dem Markte aus der Erde hervor. Er hatte die Richtung verfehlt; statt, wie er gewollt, in der Kirche kam er dort heraus. Nach einigen soll er hier durch heißen Brei, den man ihm auf den
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Kopf stürzte, wehrlos gemacht, nach anderen unter hartem Kampfe gefangen und nachher mit seinem eigenen Schwert enthauptet worden sein. Das Schwert nebst dem Panzer des Ritters wird noch auf dem Rathause aufbewahrt; zum Andenken an die Befreiung der Stadt aus dieser Not feiert man aber noch alljährlich das Bassewitzfest... (Kyritz, Mark Brandenburg)
16 WOHER DIE „BLINDEN HESSEN" UND „MÜHLHÄUSER PFLÖCKE" KOMMEN Die Stadt Mühlhausen war einst mit einigen hessischen Rittern in harter Fehde begriffen. Die Hessen versuchten zum öftern, die Stadt nächtlicherweile zu überrumpeln, aber die Bürgerschaft war immer wachsam, verließ niemals die Mauern, um der Ruhe zu pflegen, und schickte jedesmal die Feinde mit blutigen Köpfen heim. Nun geschah es einmal, daß in der Stadt ein lustiges Bankett gefeiert wurde. Da bezeigten denn wenig Bürger große Lust, die alten Stadtmauern zu hüten, während ihre guten Freunde und Nachbarn weidlich zechten oder am Reihentanze sich vergnügten, und doch war man keine Nacht vor dem Überfalle der Feinde sicher. Was war da zu tun? Der Frauen List und Klugheit half auch hier mit einem guten Rate aus. Es wurden Schanzpfähle zugehauen und diese, angetan mit Kleidern und Pickelhauben und versehen mit blinkenden Waffen, rings auf der Stadtmauer aufgestellt. Während nun unten in der Stadt beim Bankett männiglich sich erfreute und vergnügte, sei es beim Weine und in fröhlicher Unterhaltung mit guten Freunden oder im raschen, lustigen Tanze mit schönen Frauen und Jungfrauen, siehe da erschienen wirklich die Hessen kampfgerüstet und kampfbegierig vor der Stadt. Als sie aber die zahlreiche und wohlbewehrte Besatzung erblickten, wurde es ihnen doch unheimlich zumute, und sie machten sich schnell wieder aus dem Staube, ohne einen Angriff unternommen zu haben. Die Mühlhauser frohlockten gar sehr über das Gelingen ihrer List und nannten fortan einen jeden, der seine Augen nicht recht zu gebrauchen versteht, einen blinden Hessen; dagegen mußten sie sich den Ehrennamen Mühlhäuser Pflöcke gefallen lassen. (Mühlhausen)
17 DIE ZWICKAUER STADTSCHLÜSSEL Im Jahre 1615 hielten Herzog Johann Georg I. und seine Gemahlin auf dem Schloß in Zwickau Hoflager. Eines Tages war das hohe Paar beim Forstmeister in dem eine Meile entfernten Werdau zu Gaste geladen. Weil beide am Abend 27
wieder zurück sein wollten, hatten Rat und Bürgerschaft im Feststaat bis abends neun Uhr am offenen Frauentor gewartet, dieses aber dann kurz entschlossen zugeriegelt und sich schlafen gelegt. Schlag Mitternacht kehrten Ihre Kurfürstliche und Herzogliche Gnaden unerwartet zurück. Zwar stand eine Wache am Tor, diese aber konnte den Schlüssel nicht finden. Darob waren die hohen Herrschaften sehr erzürnt, denn sie mußten nun über den Graben ziehen und hinten zum Schloß herein. Noch in derselben Nacht ließ der aufgebrachte Fürst alle drei Bürgermeister: Kratzbeern, Rehebolden und Fabern, in Eisen legen und sie am nächsten Morgen dem Henker vorstellen. Die armen Arrestanten haben in großer Angst um Gnade gebeten und die Zwickauer Bürgerschaft mit ihnen. Und wer weiß, was geschehen wäre, wenn die vermißten Schlüssel sich nicht nach einigen Stunden in einer Laterne gefunden hätten ... (Zwickau, Sachsen)
18 DAS HAUS D E S ZIMMERMANNES In jenen Zeiten — unter welchem Fürsten, weiß man nicht — soll ein wohlhabender Zimmermann sich einmal ein schönes Haus nahe beim Schloß (in Saarbrücken) gebaut haben. Dem Fürsten gefiel es auch, und er wollte es ihm für eine von seinen Geliebten abkaufen, aber der Zimmermann sagte, er habe das nicht als Hurenhaus gebaut. Der Fürst war darüber so aufgebracht, daß er ihn gefangensetzen ließ; da sollen die Frau und die Kinder des Zimmermanns sich zu Fuß nach Wien aufgemacht haben, um den Fürsten beim Kaiser zu verklagen, und als man lange nichts von ihnen hörte, hieß es, der Fürst habe sie auch abfangen lassen. (Saarbrücken) J9
D I E G A T T E R S T Ä D T E R GLOCKEN Vor dem Dorfe Gatterstädt bei Querfurt liegt eine alte, dem heiligen Petrus geweihte Kirche, auf deren Turme ein paar wohlklingende Glocken hängen. Die klangen den Herren auf dem Schlosse zu Querfurt so schön in den Ohren, daß sie den Entschluß faßten, sie auf einem Turme ihres Schlosses aufzuhängen und die Gatterstädter mußten sich's gefallen lassen. Aber als nun die Glocken in Querfurt geläutet werden sollten, da gaben sie keinen Klang, ein Zeichen, daß sie in Gatterstädt bleiben wollten; und weil sie auch ferner stumm blieben, so mußten sie wohl oder übel wieder nach Gatterstädt zurückgebracht werden, wo sie ihren Klang sofort wiederbekamen. (Gatterstädt, Prov. Sachsen)
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Auseinandersetzungen mit dem Stadtpatriziat
20 DER HÜNENSTEIN In Halberstadt herrschte in alten Zeiten ein gar willkürliches Regiment, der Bürgermeister und die Ratsherren übten die Gesetze nur so weit aus, als es ihnen selbst paßte, im übrigen aber behandelten sie die Bürgerschaft schlecht genug und brauchten dieselbe nur, um von dem, was dieselbe im Schweiße ihres Angesichts verdiente, ihren Säckel zu füllen. Wer den Mut hatte, sich gegen diese Bedrückungen aufzulehnen, oder auch nur wagte, darüber zu reden, ward ohne Erbarmen ins Gefängnis gesteckt, und dort saß er so lange, wie es den gestrengen Herren gefiel. Einer der schlimmsten von ihnen war ein baumlanger Mann, der schon in seiner Jugend wegen seiner ungeheuren Größe der Hüne genannt ward. Derselbe war dabei ein arger Verschwender und Prasser, und so kam es, daß er trotz seiner reichen Einkünfte, die freilich nicht die besten Quellen hatten, bald in schwere Schulden und Not geriet. Ändern wollte er aber auch seine verschwenderische Lebensweise nicht, und so beschloß er denn, sich dem Teufel zu verschreiben, um sein Leben so forttreiben zu können. Er machte auch wirklich Bekanntschaft mit demselben und schloß mit ihm einen Kontrakt ab, nach welchem derselbe, wenn er ihn mit allem, was er brauche, versehen wolle, so daß es ihm nie an etwas fehle, nach dreißig Jahren seine Seele zu eigen haben solle. Da hatte er denn nun [alles] wieder [in Hülle und Fülle], alle Tage ging es bei ihm in Saus und Braus, und das Geld warf er mit vollen Händen weg, so daß der Böse immer nur neues zu schaffen hatte. Gleichwohl vergingen aber bei diesem Lasterleben die Jahre, ehe der Bösewicht es sich versah. So saß er denn auch, als der letzte Tag des dreißigsten Jahres erschienen war, beim Bürgermeister an einer reichbesetzten Tafel und hatte keine Idee, daß der Kontrakt mit dem heutigen Tage ablaufe; der Teufel aber wollte ihn nicht stören, sondern dachte, es sei immer noch Zeit, wenn er ihn abends beim Nachhausegehen abhole. Als der Ratsherr nun gegen Mitternacht sich aufmachte, um nach Hause zu gehen, da hatte der Teufel bereits bei der Brücke, die noch heute Teufelsbrücke heißt, sich auf die Lauer gelegt, um ihn dort in Empfang zu nehmen; allein sei es, daß der Ratsherr vorher noch in irgendein schlechtes Haus gehen wollte oder eine Ahnung von der Nähe seines Herrn und Meisters hatte, er schlug einen anderen Weg ein und lenkte seine Schritte sehr eilig nach dem Kloster Lohra, wo er doch unter dem Schutze der heiligen Väter sicher vor den Klauen des Bösen gewesen wäre. Er hatte auch schon einen ziemlichen Vorsprung gewonnen, als er unglücklicherweise ein Käuzchen, das eben auf der Mäusejagd war, durch seine 29
schnellen Schritte aufschreckte; dasselbe ließ seinen ängstlichen Schrei: Komm mit, komm mit! erschallen, und so kam ihm der Teufel auf die Fährte, der bis dahin keine Ahnung gehabt hatte, daß ihm sein Schützling entgehen könne. Da machte er sich aber flugs auf, schoß ihm wie ein Habicht nach und ergriff ihn mit seinen Krallen, ehe er noch in die Klosterpforte gelangt war; im Nu hatte er ihm den Hals auf den Rücken gedreht und seine Seele mit sich in die Hölle entführt. Am nächsten Morgen fand man den Ratsherrn tot auf dem Felde nach Lohra hin, man trug ihn in die Stadt in sein Haus, und die Ärzte kamen und schnitten ihm den Leib auf, um zu sehen, was ihm widerfahren war: Da fanden sie statt des Herzens ein braunrotes, hartes Ding wie ein Kieselstein. Dicht am Wege aber, der von Strausberg nach Lohra geht, wird noch heute der Hünenstein an der Stelle gezeigt, wo ihm der Teufel den Hals umgedreht hatte. (Halberstadt) 21
DER UNGERECHTE BÜRGERMEISTER Es regierte zu Trachenberg einmal vor langen Zeiten ein Bürgermeister, der hieß Strasser und war ein hartherziger Mann, welcher die Bürger bis aufs Blut plagte und die Armut unterdrückte. Deswegen wünschte ihm jedermann alles Böse nach, und freute sich, als er endlich starb. Da er nun aber begraben werden sollte, war die Leiche so schwer, daß man sie kaum aufzuheben vermochte, und als die Leidtragenden nun vom Kirchhofe nach dem Hause der Witwe (auf dem kleinen Ringe) zurückkehrten, siehe da schaute der Tote oben zum Fenster heraus und schnitt greuliche Gesichter, daß alle bestürzt und entsetzt eilig davonliefen. Seitdem begann das Gespenst des ungerechten Mannes zu spuken und zu toben, daß es bald niemand mehr in dem Hause auszuhalten vermochte. Bei hellem Tage schaute es zu den Fenstern heraus, und des Nachts peinigte es sogar die Pferde in dem Stalle, daß die Tiere laut tobten und am Morgen ganz mit Schaum bedeckt gefunden wurden. Darauf versuchten die Geistlichen, da das Lärmen immer ärger wurde, das Gespenst zu bannen, aber es spottete ihrer nur. Endlich gelang dies einem Jesuiten, den die Witwe deshalb hatte von Breslau kommen lassen ... (Trachenberg, Schlesien) 22
DES FREMDLINGS FLUCH Vor vielen hundert Jahren kam ein fremder Mann einmal nach Gießen, der weinend und wehklagend seine Kinder und sein Weib suchte. Es muß damals ein böser Rat in der Stadt Gießen gewesen sein, denn statt dem Mann beizustehen, wurde er beschuldigt, er habe Weib und Kind umgebracht, und als er es leugnete und seine Unschuld beteuerte, auf die Folter gespannt. Der Qual loszuwerden, gestand er, 30
was er nie getan hatte, und wurde sofort auf den Richtplatz hinausgeführt. Bevor ihm dort die Augen verbunden waren, beteuerte er abermals seine Unschuld, indem er sprach: „Und das zum Zeichen, werdet ihr diese Eichbäume gipfeldürr werden sehen von heute an; daraus möget Ihr sehen und mir glauben lernen, daß ihr unschuldig Blut vergossen habt!" So starb er und wurde unter dem Galgen begraben. Wenige Tage nachher bewährte sich des Mannes Unschuld auf eine erschütternde Weise, denn die von ihm gesuchte Frau kam jetzt mit ihren Kindern, um den Vater aufzusuchen. Da ward große Trauer in der Stadt; dem Hingerichteten gab man sogleich ein ehrlich Begräbnis, der Frau und ihren Kindern aber das Bürgerrecht. Damit war die Tat jedoch nicht gesühnt: Denn als es Frühling ward, da schlugen alle Bäume in und um Gießen aus, nur die Eichen kränkelten, und manche starben selbst ab, und wie viele man auch nachpflanzte, nicht eine gedieh. So schwer lastete der Fluch auf der Stelle. (Gießen, Hessen)
23 DIE DREI LOHJUNGFERN Im Loh bei Buttstädt lassen sich zuzeiten drei weiße Jungfrauen sehen, die sind wunderschön und sitzen dann an einem goldenen Tische, auf dem köstliche Speisen stehen. Das sind die Lohjungfern, und man erzählt, es seien einmal drei Fräulein gewesen, denen habe das Loh gehört; bei ihrem Tode hätten sie es aber den Armen von Buttstädt vermacht, der Rat habe es denen jedoch in späterer Zeit wieder abgenommen, und seitdem haben die Lohjungfern keine Ruhe im Grabe. (Buttstädt, Thüringen) 24 DER WUCHERER Es wohnte vor grauen Jahren in der Nähe der Kirche des heiligen Gereon [zu Köln] ein über alle Maßen reicher Wucherer. Reich, wie er war, ging sein Dichten und Trachten nur darauf hin, seine Güter zu mehren und zu diesem Zwecke war ihm kein Mittel unerlaubt. Ihn rührte weder die Träne der Armut noch das Flehen und Wehklagen des Unglücks, noch die Verzweiflung der Witwen und Waisen, die er um das Ihrige gebracht hatte. Ein ärgerer Wucherer mochte in den deutschen Landen nicht sein; wer an seine Türe pochte, um Hilfe zu suchen in augenblicklicher Not, fand so lange taube Ohren, bis er mit drei doppelten Zinsen und Verschreibung seiner liegenden und fahrenden Habe die Geldkasten des Goldwolfs sich öffnete, um bald von ihm verschlungen zu werden. Seines Nächsten Unglück war der Acker, auf dem er mit teuflischer Geschäftigkeit säte, und mit tausendfältigem Zins wucherte ihm die böse Saat. Wimmerten auch die Not und das Elend umsonst an seinem 31
Tore, um ihren Hunger zu stillen, ihre Blöße 2u decken, er selbst lebte und schwelgte in Saus und Braus und dachte nicht der Stunde, in welcher der Herr kommen würde, Rechenschaft zu fordern von seinem Tun und Lassen. Jeder Rechtschaffene floh ihn wie einen Pestsiechen, und sein Name wurde zum Schreckensrufe für jeden ehrlichen Mann; das Unglück, die Not können aber leider nicht immer erwägen und wählen, und so war er stets der reichsten Beute sicher. Auch fehlte es nicht an argen Gesellen, die, gelockt von dem Bankettieren des reichen Prassers, all seinen Launen zu Dienst waren und mit ihm schwelgten und schlemmten, wenn er in wüsten Gelagen die zuweilen furchtbar mahnende Stimme seines Gewissens zu ersticken suchte. Was an einem solchen wilden Abende der Verschwendung geopfert wurde, mußte der Zinswucher wieder doppelt einbringen, dem er, je älter er wurde, mit immer größerer Gier nachging. Der Rächer seiner Frevel wachte aber. Er wurde schwach und hinfällig; böse düstre Träume scheuchten die Ruhe von seinem Lager, und umsonst rang er nach erquickendem Schlafe. Als er nun einst nach einem wilden Bankette taumelnd seine Ruhestätte suchte, senkte sich der Schlaf zwar auf seine Augenlider, ein furchtbares Traumgesicht schreckte ihn aber bald aus seinem fieberhaften Schlummer auf. Bleiche, abgehärmte Gestalten, in denen er die Unglücklichen erkannte, welche seinem Wucher zum Opfer geworden, umstanden sein Lager und warfen ihm vor, wie er an ihnen gesündigt... Er fühlte Reue in seinem Innersten erwachen über seine Missetat; und sich händeringend auf seinen Eiderdaunen umherwerfend, die ihm zum Dornenlager wurden, vermischte sich sein Zeterruf mit den gräßlichen Flüchen der Verzweiflung, mit dem Gewimmer des Elends, mit der Klage des Grams und dem Weheruf des Kummers, welche er in so reichem Maße unter seinen Mitmenschen ausgesät hatte ... Man fand den Wucherer am andern Morgen seinem Ende nah, neben seinem Lager, und als er wieder in etwa zu Kräften gekommen, begehrte er dringend nach einem Priester. Als nun ein frommer Mann zu ihm beschieden und dieser zu ihm ans Lager trat, fing er laut auf an zu weinen und zu wehklagen, daß er verzweifle an Gottes Barmherzigkeit und keine Verzeihung hoffe zu finden vor dem Richterstuhle des Ewigen! Worte des Trostes sprach der Priester und suchte ihn zu beruhigen... Der Wucherer erzählte nun, welch ein Gesicht ihn in verwichener Nacht geschreckt, und legte ab ein reumütiges Bekenntnis aller seiner Sünden. Der Diener des Herrn konnte ihm aber, wie er auch flehte und bat, die Lossprechung nicht geben, denn allzugroß war des Frevlers Sündenlast... Er gebot ihm zurückzuerstatten, was er auf unerlaubte Weise gewonnen ... Alles versprach und gelobte der Wucherer; aber wohl sagt ein altes Wort: Es ist eher möglich, daß das Wasser bergauf fließe, als daß ein Wucherer abstehe von seinem schändlichen Gewerke 1 — Kaum fühlte der Unmensch, daß er besser ward, und vergessen war, was er noch so heilig versprochen hatte; er schien nicht mehr eingedenk zu sein der guten Vorsätze, die er sich gemacht hatte, und folgte wieder eben so freventlich wie vorher der Bahn des Lasters. Nochmal schreckte ihn ein fürchterlich grauenhaftes Traumbild. Er spottete aber der Warnung, und da er ihr gar kein Gehör gab, traf ihn die strafende Gerechtigkeit des Himmels. 32
Eines Morgens erwachend, fuhr er mit einem lauten Schrei des Entsetzens von seinem Lager auf, denn es wimmelte von Kröten und anderm scheußlichen Ungeziefer. Umsonst war der Diener Bemühungen, das Haus zu reinigen, umsonst floh der Wucherer von Geschoß zu Geschoß, aus einem Zimmer ins andere, so wie sein Fuß eines Gemaches Schwelle betrat, krochen auch aus allen Ritzen und Spalten Unken, Kröten und Schlangen hervor, und was er auch tat, wie er sich bemühte, er konnte sich des Ungeziefers nicht erwehren. In den Falten seiner Gewänder barg sich das scheußliche Getier . . . , der Bissen, den er zum Munde führen wollte, schien ihm zur mißgestalteten Unke zu werden; aus dem Becher, der ihm Labung spenden sollte, zischten ihm Schlangen und Molche entgegen . . . Jetzt kam die Reue, aber es war zu spät. Reiche Spenden ließ er an die Armen verteilen, suchte das begangene Unrecht wiedergutzumachen, aber was er auch tat, nicht mehr entgehen konnte er seiner Strafe, der fürchterlichsten Plage, die ihn Tag und Nacht verfolgte ... Als er sich zuletzt der Verfolgungen des scheußlichen Getiers nicht mehr zu erwehren vermochte, wo er nur ging und stand, Kröten und Schlangen aus seinen Kleidern zu wachsen schienen und kein Mittel sie vertilgen konnte, ließ er sich eine große wohlverschlossene Kiste machen und diese an die Decke eines seiner Zimmer hängen, um in derselben Schutz gegen das Ungeziefer zu suchen . . . Reichlichst ließ er die Kiste mit Nahrung versorgen und legte sich in dieselbe, um hier Ruhe und Sicherheit zu finden und bereuend seine Schuld zu büßen. Als der Priester, dem er zuerst sein Sündenbekenntnis abgelegt hatte, ihn nach Verlauf einiger Wochen wieder besuchen wollte, fand man den Unglücklichen in seiner Kiste, ein abscheuliches Gerippe, ganz verzehrt von Kröten und Schlangen . . . Man schritt eiligst zur Beerdigung; aber die Glocken der Kirche des heiligen Gereon klangen nicht, als man zum Begräbnis läuten wollte, und umsonst war jede Bemühung, die Kerzen auf den Altären anzuzünden, als man die Leiche in die Kirche gebracht, um das Totenamt zu feiern. Man folgte diesem Fingerzeig des Himmels und verscharrte die Kiste mit des Wucherers Überbleibseln neben der Vorhalle der St.-Gereon-Kirche an einem sumpfigen Orte, der bis dahin der Aufenthalt unzähliger Kröten, die aber gänzlich verschwanden, sobald die Gebeine des Büßers an dieser Stelle begraben wurden, und noch soll der Boden keine lebendige Kröte dulden. (Köln) 25 DER MOLMECKTURM Um das Jahr 1430 lebte in Hettstedt ein reicher Kornhändler, namens Jacob Molmiß oder Molmeck, welcher durch die Gunst der Umstände und kluge Berechnung zu so großem Reichtume gelangte, daß er zuletzt das Geld nicht mehr zählte, sondern maß und wog und den Getreidemarkt von Hettstedt und der ganzen Umgegend beherrschte. Ihm gehörte auch die ganze Molmecker Feldmark bei Hettstedt, auf welcher er seine Schuldner hart mit Feldarbeiten plagte. Als er nun 3
Griepentrog, Volkssagen
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gar einmal das von ihm aufgespeicherte Getreide zurückhielt und dadurch eine Teuerung verursachte, rottete sich das aufgeregte arme Volk zusammen und zwang ihn, nicht nur sein Getreide herauszugeben, sondern auch zur Sühne seines Wuchers das Molmecker Tor, ein Stück der Stadtmauer und den Molmeckturm auf seine Kosten zu erbauen. Während des Turmbaues aber fing Molmeck, weil ihn die schweren Kosten ärgerten, den alten Wucher wieder an und trieb ihn zuletzt schlimmer als zuvor. Da sperrte man den alten Sünder in seinen eigenen Turm und gab ihm zwar die nötige Speise, aber nichts zu trinken. Sonderbarerweise blieb das Befinden des Gefangenen ein gutes, und als man ihn fragte, woher es denn komme, daß er sich noch so wohl befände, obschon er jedes Getränkes entbehren müsse, entgegnete er: „Wenn ich die Rinde des Brotes recht lange kaue, so verliere ich den Durst." Seit der Zeit gab man ihm nur noch Semmel ohne Rinde, und nicht lange nachher ist er gestorben. In dem Städtchen Hettstedt steht nahe der Wipper auf dem westlichen Ufer des Flusses unweit des ehemaligen Molmecktores ein altersgrauer, viereckiger, etwa drei Stockwerke hoher Turm, der Molmeckturm, in welchem eine Treppe emporführt auf die mit Strauchwerk bewachsene Plattform. (Hettstedt, Prov. Sachsen) 26 B E S T R A F T E R WUCHERER Ein böser Graf von Wildenfels ist einst in ein Pfund Hirse verbannt worden. Er muß so lange darin bleiben, bis der Haufen, von dem jedes Jahr nur ein einziges Körnchen abfällt, verschwunden ist. Dieser Graf ist nämlich bei seinen Lebzeiten sehr unbarmherzig und geizig gewesen. Während einer großen Teuerung war ihm das Getreide noch nicht teuer genug, daher verkaufte er seine Vorräte nicht. Da kam ihm aber der Wurm hinein, der das ganze Getreide durchwühlte. Auch jetzt gönnte es der Graf niemandem, sondern ließ es fuderweise in die Mulde schütten. Zur Strafe wurde er nach seinem Tode in die Hirse verbannt. (Wildenfels, Sachsen) 27 D E R I R R E N D E K O R N M E S S E R ZU WÜRZBURG Hinter der Reierakerch (Reuererkirche) zu Würzburg is e Gaß, die heßt mer die Korngaß. In dera Gaß is e Kornbode und g'hert en Magistrat, 's war e mol in Wörzborg e große Teierung und Hungersnot, und viel arme Leit sen vor Hungar g'storbe, weil se ke Geld und ke Brot g'hatt ham. Doa hat jetz der Magistrat sein Kornbode aufmach lass', daß für die arme Leit Korn hergebe und zua Broat gebacke wer sollt. Doa is e Kornmesser, der die Übersicht übern Kornbode g'hatt hat, hergange und hat nachts hemü viele Wäga (Wagen) voll Korn an die Hätzfelder (Heidingsfelder) Juden verkauft und hat sei arme Wörzborger Leit und 'n Magistrat 34
drum betröge. Und weil er des nit g'beicht hat, muß er von sein Tod o (an) als Geist umgehe. Jedesmol am Grüne Donnerstag nachts leßt er sich seh und doa geat er von Elfe bis Zwelfe von Kornbode die Korngaß nauf bis an die Reiererkerch und wider zeruck und muß auf seiner Axel en Sack voll Korn und e Metz voll Weetz (Weizen) in seiner Hand trag. Und das muß er so lang tu, bis ihn emol e goldens Sunntagskind sein Sach und sein Weetz abnimmt und ihn erlest. Bis jetzt hat's aber ke Mensch tu mög, weil se sich alle vor 'n ferchta (fürchten), denn sei Aug'n sen so groaß wie Fensterscheibe. (Würzburg) (Hinter der Reuererkirche [zu Würzburg] ist eine Gasse, die heißt man die Korngasse. In dieser Gasse ist ein Kornboden, der gehört dem Magistrat. Es war einmal eine große Teuerung und Hungersnot in Würzburg, und viele arme Leute sind vor Hunger gestorben, weil sie kein Geld und kein Brot gehabt haben. Da hat der Magistrat seinen Kornboden aufmachen lassen, daß für die armen Leute Korn hergegeben und zu Brot gebacken werden sollte. Da ist ein Kornmesser, der die Aufsicht über den Kornboden gehabt hat, hingegangen und hat nachts heimlich viele Wagen voller Korn an die Heidingsfelder Juden verkauft und hat so seine armen Würzburger Leute und den Magistrat darum betrogen. Und weil er das nicht gebeichtet hat, muß er von seinem Tod an als Geist umgehen. Jedesmal am Gründonnerstag nachts läßt er sich sehen und geht von elf bis zwölf vom Kornboden die Korngasse hinauf bis an die Reuererkirche und wieder zurück. Auf seiner Schulter muß er einen Sack voll Korn und in seiner Hand eine Metze Weizen tragen. Und das muß er so lange tun, bis ihm einmal ein „goldenes Sonntagskind" seinen Sack und seinen Weizen abnimmt und ihn erlöst. Bis jetzt hat es aber kein Mensch tun mögen, weil sich alle vor ihm fürchten, denn seine Augen sind so groß wie Fensterscheiben.)
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Die Zerstörung der Raubritterburgen und der Kampf der Fronbauern gegen den Landadel 28 DER BEILSTEINER In alter Zeit mußten die Kaufleute, die auf der Landstraße zureisten, in Lautern Zoll bezahlen. Etliche wollten dies umgehen und sich unbehelligt durch den Hsfgelgrund vorbeischmuggeln. Der Ritter von Beilstein, dem der Zoll gebührte, merkte dies und paßte im Hagelgrunde am Schmelzer Graben auf. Er nahm den Schmugglern ihre Waren ab und führte sie selbst gefangen auf seine Burg. Wenn nun das Lösegeld nicht einging, so ließ er jeden einen Kopf kürzer machen. Heute noch geht zur Nachtzeit der Beilsteiner auf dem Schmelzer Graben um und trägt seinen Kopf in der Hand zur Strafe für die Grausamkeiten, die er den Kaufleuten zufügte. (Kaiserslautern) 29
DAS STEINBILD IN DER KIRCHE VON MORL In der Kirche von Morl steht hinter dem Altar ein Ritter, lebensgroß in Stein ausgehauen. Er soll ein wilder, unbotmäßiger Herr gewesen sein und als Raubritter in der Höhle oberhalb Morl Winzern und Knechten aufgelauert haben; zuletzt soll er gar einen Priester erstochen haben. (Morl, Prov. Sachsen)
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DAS GRUNDLOS AM HAKEL An der nördlichen Spitze des Hakeis liegt ein großer Erdfall, der zum Teil mit Wasser ausgefüllt und am Rande mit hohem Schilfe überwachsen ist. Dieses Wasser heißt das Grundlos. Hier stand einst ein Raubschloß, da ging es gar hoch her, und die Schädel der Erschlagenen lagen rings auf dem Boden umher. Auf der Mitte des Hofes stand eine Rolandssäule, das Zeichen der peinlichen Gerichtsbarkeit, mit ausgebreiteten Armen. Und einstmals um Mitternacht stiegen drei große Hähne herab von dem runden Dache des Burgverlieses und wandelten langsam über den Hof, dem geharnischten 36
Roland zu. Dann erhoben sie sich zugleich zum Fluge, der größte Hahn, höher und stärker befiedert als ein Adler, setzte sich auf den Kopf der Rolandssäule, die anderen nahmen Platz auf seinen Ellenbogen. Und nun krähten sie, alle drei zugleich dreimal, daß der Hof und der nahe Wald widerhallten. Anfangs war alles still. Dann erscholl aus dumpfer Ferne: „Wehe! Wehe! Wehe!" — Siebenmal krähten nun die Hähne noch lauter, und das „Wehe! Wehe! Wehe!" erscholl zum zweiten Male. — Neunmal krähten die Hähne noch lauter; und nun erhob sich der große Hahn hoch in die Lüfte und schrie: „Wehe! Wehe! Wehe! Heute noch versinkt die Raubburg!" Bald darauf, noch vor Tagesanbruch war da, wo vorher die Raubburg stand, das Grundlos. Als die Sonne die Mitte des Himmels erreicht hatte, war noch das Dach der immer tiefer einsinkenden Burg zu sehen. Es war ganz mit Menschen bedeckt, die in ihrer Herzensangst immer höher nach der Spitze des Daches hinanklommen, je näher ihnen das Wasser des immer steigenden Sees kam. Ein Mann, welchen das Geschick schon in der Nacht zum Zeugen dieses Vorfalls gemacht hatte, unterschied deutlich an der Kleidung etwa acht Ritter und zwölf Knappen. (Prov. Sachsen)
3i D E R B Ö S E HANS VOR D R O S S E N Der böse Hans, Herzog von Sagan, suchte auch die Brandenburger Lande oft mit seinen Raubzügen heim, und so kam er einst auch bis vor Drossen, um die Bürger zu vertreiben oder zu morden und ihre Häuser zu plündern und niederzubrennen. Die Drossener waren aber keine feigen Memmen, sie rüsteten sich zur tapferen Gegenwehr, und als der Herzog mit seinen Leuten heranstürmte und ihre Mauern zu ersteigen suchte, da standen sie oben Mann an Mann und trieben mit aller Kraft den Sturm ab. Allein ihrer waren zu wenig, und als sie sahen, daß der Herzog mit frischen Truppen heranstürmte, da sank ihnen der Mut, und schon wollten sie herab von den Mauern flüchten, da kamen ihre Weiber und sprachen ihnen zu und erinnerten sie an ihre Pflicht gegen sie und schleppten in Pfannen und Kesseln siedendheißen Brei herbei, den sie in ihren Häusern gekocht hatten, und als die Feinde jetzt auf Leitern die Mauern heranklommen, da gössen sie ihnen denselben auf die Köpfe und Rücken, also daß sie halb verbrannt und erstickt eilig den Rückzug suchen mußten. Davon ist aber das Sprichwort geblieben: „Herr Hans hat sich vor Drossen am Brei das Maul verbrannt!" (Drossen, Mark Brandenburg) 32 D E R FLUCH D E R BÄUERIN Früher stand dort, wo jetzt unbetretbares Sumpfland liegt, ein prächtiges Schloß. Nachdem der böse Herr des Schlosses sein Vermögen verpraßt hatte, griff er das Eigentum Fremder an, und kein Kaufmann, kein fahrender Scholar war vor ihm 37
sicher. Ein armes Bäuerlein, das mit dem Erlös einer verkauften Kuh arglos heimwärtszog, fiel ihm auch zum Opfer, und als das Bäuerlein sich zur Wehr setzte, machte ein Schwertstreich seinem Leben ein Ende. Da lag der arme Mann nun tot im Grase, und die durstige Erde trank sein rotes Blut. Der Räuber aber zog fröhlich heim. In banger Sorge hatte des Bauern Weib auf seine Rückkehr gewartet. Doch als es Abend wurde und er nicht kam, machte sie sich in angstvoller Unruhe auf, ihn zu suchen. In der Nähe des Schlosses fand sie ihn, tot in seinem Blute und aller Habe beraubt. Da wußte sie, wer der Täter war. Dort oben saß er mit seinen Genossen in den prachtvoll geschmückten Zimmern. Und das Jubeln und Lachen der frechen Räuber drang tief in den Wald bis zum Ruheplatz des Toten. Da faßte namenlose Wut die Frau. Und mit greulichen Verwünschungen rief sie: „Möge der Fluch euch treffen, verruchte Mörder, und ihr mit euren Sünden in die Hölle versinken!" Kaum war das grause Wort verklungen, da fing die Erde an zu beben. Die Mauern und Türme fingen an zu wanken. Die Erde öffnete sich, und der Schlund nahm das ganze Gebäude nebst den Bewohnern auf, dem Ritter und seinen Spießgesellen ... Und nichts war mehr zu sehen von dem herrlichen Rittersitz. Nur nachts in stiller Stunde hörte man lange Zeit aus der Tiefe Johlen, Lärmen und Schreien. Das waren die Unholde, die nicht Ruhe finden konnten. (Schlesien)
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DER WILDE JÄGER Zwischen Hof und Bautsch liegt auf einer Anhöhe der Vogteiwald und in demselben das in der ganzen Gegend bekannte, versunkene Raubschloß Wildenstein. Der Ritter desselben ließ einen alten Mann, der einst ein Wildschwein angegriffen, auf einen gefangenen Edelhirsch schmieden. Der Alte bat, daß ihm wenigstens vorher das Abendmahl vergönnt werde, aber umsonst. Und da verwünschte er den Ritter, daß dieser am nächsten Tage bei Sonnenuntergang sein Leben enden und allnächtlich, sich selbst zur Qual, die Jagd ausüben möge. Als Hirsch und Mann, von den Hunden gehetzt, verendeten, stiegen finstere Gewitter auf. Der Ritter, der mitgetrieben, will wenden, aber sein Roß ist erlahmt. Ein mächtiger Eber fällt ihn an, und an der Stelle, wo jenes alten Mannes Blut geflossen, endet der Reiter auch sein Leben. Und jede Nacht gewahrt man ihn jetzt, von einem grauenvollen Jägertroß verfolgt, hoch zu Roß jagen; eine Jagd, die nicht mehr Freude, sondern furchtbare Strafe ist. (Schlesien) 34
DER BRANDMEISTER ... Apel von Vitztum, den das Volk den Brandmeister nannte, beherbergte auf der Wachsenburg drei Raubgesellen, Zeisig, Fink und Storch geheißen, mit denen er sich auf zuchtlose Weise die Zeit verkürzte. Einst fingen sie einen Mönch und sperrten 38
ihn in einen Käfig. Darin mußte er bei Trinkgelagen den rohen Zechgenossen zur Kurzweil dienen und allerlei Hohn und Spott über sich ergehen lassen. Darum bat er den Ritter demütig um Befreiung aus der schimpflichen Haft. Und wirklich wurde der Käfig geöffnet; doch als der Mönch daraus hervorgekrochen kam, wurde er von den rohen Gesellen mit Schlägen empfangen. Da verließ ihn alle Geduld; im höchsten Zorn schlug er seinen Peiniger Apel von Vitztum ins Gesicht. Doch kostete ihn der Schlag sein Leben. Der Ritter ließ ihn binden und noch am gleichen Tage auf der Anhöhe nördlich der Burg hinrichten. Auf dem Weg zum Richtplatz sprach der Mönch den Fluch aus, der Berg solle zum Zeichen seiner Unschuld die Farbe seines Blutes tragen, und der Spruch hat sich erfüllt: die grüne Haut des Bodens wurde hinweggespült; nackt und öde ist der rote Berg bis heute zu schauen. (Thüringen) 35 RITTER SCHNABEL Zwischen Lüben und Koslitz in einer feuchten Waldsenke hat einst das Schloß (des Ritters Schnabel) gestanden. Er wohnte, ein grausamer Unhold, dort. Als einst ein Weib nach Mlitsch wanderte, soll er sie überfallen und die Herausgabe ihrer Habe gefordert haben. Weil er bei ihr nun nichts als ein paar Schuhzwecken fand, hat er der Ärmsten die Nägel in ihre bloßen Sohlen geschlagen. Für seine Taten wurde er schwer bestraft: sein Schloß versank, und er spukt heute noch dort. (Schlesien) 36
DER TEUFEL STRAFT EINEN RAUBRITTER In der Nähe des Dorfes Wildbach bei Schneeberg liegen auf einem Vorberge des Muldentales die Überreste der Isenburg, welche vielleicht eine Art Vorfestung von Schloß Stein war, mit welchem sie durch einen unterirdischen, unter der Mulde hinführenden Gang verbunden gewesen sein soll. Hier hauste nach der Sage im 14. Jahrhundert ein Raubritter, Konrad von Kauffungen, der solche Schandtaten verübte, daß ihm der Teufel den Hals brach und sein Geist verdammt ist, bis auf den heutigen Tag die Umgegend in Zwerggestalt zu schrecken. (Sachsen)
37 DAS VERWÜNSCHTE PAAR Auf einem fast kugelartigen, nach Westen zu nur mit dürftigem Gestrüpp bewachsenen Hügel an der Eine, einem frischen Gebirgsflüßchen, erheben sich die Trümmer der ehemals glänzenden und berühmten Feste Arnstein. Dort lebte 39
vorzeiten Graf Hoyer, ein Raufbold und Krieger sondergleichen, dessen Herz fast noch härter war als das Gestein seiner Burg. Während er das Getümmel der Schlacht aufsuchte oder vorüberziehenden Kaufleuten auflauerte, quälte Ursula, seine Hausfrau, die ebenso gefühllos war wie ihr Herr, die Burgleute und jeden, der ihr in den Weg kam. Als nun Hoyer nach einem Leben voll grausamer und blutiger Taten gestorben war, fiel keine Träne auf seinen Sarg; vielmehr war jedermann froh, daß der harte Mann endlich gestorben war. Aber schon wenige Tage nach seiner Beisetzung verbreitete sich das Gerücht, der Geist des Ritters sei hoch hinauf in eine Mauerecke der Burg gebannt, und wirklich vernahm man oftmals zur Nachtzeit dort oben dumpfes Stöhnen. Nicht anders erging es schließlich Frau Ursula. Auch ihr Leib wurde nach ihrem Tode unbetrauert und unbeweint der Erde übergeben, ihr Geist dagegen blieb auf der Erde zurück und mußte in die entgegengesetzte Ecke der Burg wandern. Jedem von beiden Gatten ist die Nähe des andern bekannt, allein sie können sich nicht nähern, und nur ihre Seufzer begegnen sich. (Prov. Sachsen) 3«
„DAS ALTE HAUS" Ein bewaldeter Berg bei Laubetha und namentlich der an seinem Fuße befindliche Felsvorsprung führt im Munde des Volks den Namen „das alte Haus". Hier stand einst, so berichtet die Sage, ein stolzes Schloß, von vornehmen Rittern bewohnt, denen es aber nicht zu gering war, als Wegelagerer sich ihren Tribut von dem vorüberziehenden Handeismanne zu erzwingen. In der Burg herrschte großer Reichtum, und die umwohnenden Ritter versammelten sich dort nicht selten zu fröhlichem Zechgelage und Spiel. Auch wohnten schöne Fräulein darin, welche fleißig die Spindel drehten und webten und nicht wenig stolz waren auf die schönen feinen Leinen, die sie gar weiß und rein zu waschen und zu bleichen verstanden. Mitten im fröhlichen Gelage aber und scheinbar in der Fülle des Glücks erreichte die rächende Hand der göttlichen Gerechtigkeit das Schloß und alle, die zu der Zeit sich darin aufhielten. Es sank verzaubert in den Berg hinein, und bis auf den heutigen Tag sitzen stumm und steinern die Ritter beim Gelage, halten die Hand am Humpen, um ihn zum Munde zu führen, oder strecken die Hand aus, um nach dem Würfelspiele zu greifen, ganz so wie vor Jahrhunderten der Zauber sie gefunden. (Sachsen)
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DER SCHLOSSBERG BEI BRACHWITZ Ein Hügel bei Brachwitz heißt noch heutigentags der Schloßberg. Man hat hier ehemals zehn Skelette nebeneinander bestattet aufgefunden, auch alte Gänge sollen von diesem „Schlosse" in das Land geführt haben. Ein grausamer Burgherr herrschte 40
hier vorzeiten, der seine unschuldigen Opfer erwürgte und begraben ließ, bis seine Feinde die Raubburg eroberten und der Erde gleichmachten. Und noch heute soll es nicht geheuer hier sein in dieser tiefen Einsamkeit, und allerlei Klagelaute soll man um Mitternacht wie um die Mittagsstunde hier vernehmen. (Prov. Sachsen)
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D I E BLUTNELKEN Auf dem Herrscheisberge bei Nixdorf soll in alten Zeiten eine Burg gestanden haben, worin ein Raubritter sein Unwesen trieb und die ganze Gegend belästigte. Unablässig wurden die armen Bürger und Bauern geplagt und geplündert von einem Bösewichte, der überall erntete, wo er nicht gesäet hatte. Endlich aber verabredeten sich die Bewohner von Nixdorf mit ihren Nachbarn, rotteten sich zusammen, erstiegen nach langem, blutigem Kampfe das Raubnest und stürzten den Burgherrn über den turmhohen Felsenabhang hinunter, so daß sein Körper ganz zerschmettert wurde. Die stolze Burg aber wurde zerstört und ist seither vollends zerstäubt und verschwunden, so daß auch nicht eine Spur mehr von ihr zu sehen ist. Dagegen ist der Boden ringsherum von zahllosen Blutnelken gerötet, und die Leute sagen, diese Blumen seien aus dem Blute entsprossen, welches der Raubritter dort vergossen habe. (Böhmen)
41 „RIEWESTEHLE" Gegenüber Birkenfeld-Neubrücke liegt auf dem rechten Naheufer ein kleiner Bergkegel mit steilen Abhängen, den man den Schloßberg nennt. Dort soll eine herrliche Burg gestanden haben; der Sage nach haben diese einst zwei fränkische Ritter aus den Trümmern eines römischen Wartturms erbaut; sie fielen dann aber auf einem Kriegszuge, und die drei Töchter des einen Ritters erbten den ganzen Burgbering. Doch wurden sie eines Tages von Raubrittern daraus vertrieben, denen war das Burgnest gerade recht; von da aus durchstreiften sie das ganze Land ringsum und raubten den Bauern die Feldfrüchte. Besonders gern aßen sie Rüben, und wenn sie mit ihren zweirädrigen Karren den steilen Schloßberg herunterkamen, hörte man die Räder schon kreischen: „Riewestehle, Riewestehle, Riewestehle!" Wenn es die Bauern aber rechtzeitig merkten und ihrer genug zusammenkamen, um den Raub zu hindern, und dann die Karren leer wieder heimfahren mußten, dann sagten die Räder bei der langsamen Fahrt den Schloßberg hinauf ganz betrübt: „Ma han kä Riewe kritt, ma han kä Riewe kritt." Aber das kam nur selten vor, denn die Räuber kannten alle die in dieser Zunft üblichen Kniffe, die Leute zu täuschen, so daß man
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nie recht wußte, wo sie waren. Sie sollen auch gar nicht rittermäßig, sondern sehr struppig und wild ausgesehen haben, und auch die Weiber, die das geraubte Vieh hüteten, gingen den ganzen Tag ungewaschen und ungekämmt umher; erst abends, wenn's auf der Burg hoch herging, dann kämmten und putzten sie sich. Diese Landplage währte so lange, bis Kaiser Rudolf kam, das Nest aushob und die Räuber an den Galgen hängen ließ. Die zur Burg gehörigen Ländereien bekamen die drei Gemeinden, die den von den Räubern vertriebenen drei Edelfräulein eine Zuflucht gewährt hatten. — Die Geister der drei gehenkten Raubritter will man um Mitternacht des öfteren dort beim Schloßberg gesehen haben, sie schwebten ohne Beine in der Luft. (Rheinland) 42 D E R RÄUBERBERG BEI K R E N Z L I N Zwischen Bechlin und Krenzlin, aber auf Bechliner Grund und Boden liegt eine unbedeutende Anhöhe, „der Räuberberg" genannt. Von demselben geht folgende Sage. Auf dem Berge lag ehedem in dichtem Gebüsch versteckt ein Raubschloß, welches mit der gegenwärtig steinernen Brücke des Krenzliner Dammes durch einen Draht in Verbindung stand. Sobald nun ein Wagen die Brücke passierte, wurde durch diesen Draht eine Glocke im Schlosse in Bewegung gesetzt, und auf dieses Zeichen brachen sie aus dem Schlosse hervor und plünderten die Reisenden aus. Zuletzt wurde es dem Grafen von Ruppin aber doch zu arg, und er drohte dem Herrn von Fratz — denn so hieß der Besitzer des Schlosses —, er werde ihm seine Burg anzünden, wenn er das Unwesen nicht ließe. Der aber lachte darüber und trieb sein Handwerk nach wie vor. Da paßte der Graf von Ruppin einmal eine Zeit ab, wo Fratz in Ruppin war, schickte schnell seine Leute hinaus, die mußten die Burg ersteigen und brechen. So erzählt man sich heutzutage die Geschichte. (Mark Brandenburg) 43 „ D E R SCHLAUE FUCHS" VON NORDHAUSEN Auf einem ziemlich hohen, steilen, schönbewaldeten Berge der Finne, im Hintergrunde eines Seitentales der goldenen Aue, liegt die Ruine der Burg Rabinswald, welche ihren Namen von dem adligen Geschlechte der Rabin empfangen haben soll. In der kaiserlosen, schrecklichen Zeit übten die Besitzer der Burg die Wegelagerei in entsetzlicher Weise aus, was freilich sehr lohnend für sie war, da unten im Tale auf der alten Verkehrs- und Handelsstraße nach Leipzig fast täglich Kaufleute mit Geld oder Waren daherzogen und den Wegelagerern Gelegenheit zur reichen Beute 42
boten. Dieses Raubnest war daher mit unter denen, welche Rudolf von Habsburg einschloß und hart belagerte, um die Übeltäter, welche darin hausten, zu bestrafen. Aber die zahlreiche und wohlgerüstete Besatzung hatte sich so reichlich mit Vorräten aller Art versehen und wehrte sich so verzweifelt, daß der Kaiser unverrichtetersache abziehen mußte. Was jedoch der Gewalt nicht gelungen, das gelang später der List. Ein Bürger von Nordhausen, der teils seiner Verschlagenheit, teils seines roten Haares wegen der schlaue Fuchs genannt wurde, faßte einen klugen Plan zur Gewinnung der Feste. Er belud mehrere Wagen mit großen Fässern, in denen er Bewaffnete verborgen hatte, und fuhr nun in der Tracht eines wohlhabenden Kaufmannes unweit der Burg talwärts. Kaum hatten die Raubgesellen den Wagenzug bemerkt, so fielen sie über denselben her und brachten ihn mit Ladung und Mannschaft nach Rabinswald. Dort führte der Burgherr den schlauen Fuchs in ein kleines Gemach, in welchem ein Schwert, ein Beil und ein Strang zu sehen waren. Auf die Frage des ersteren, durch welches der drei Hinrichtungswerkzeuge er sterben wolle, entgegnete er ruhig, darüber habe er nichts zu bestimmen, doch möge man ihm vor seinem Tode noch die letzte Bitte gewähren, daß er sein treues Faustrohr zum letzten Mal zum Fenster hinaus abfeuern dürfe. Arglos bewilligte der Burgherr den Wunsch des Gefangenen, aber kaum war der Knall im Schloßhofe vernommen worden, da verließen auf dies vorher verabredete Zeichen die Insassen der Fässer ihr Versteck und drangen mit gezückten Schwertern auf die unbewaffnete Burgmannschaft ein. Erstaunt über das Kampfgetümmel, eilte der Burgherr hinab in den Hof, fiel aber hier in die Hände seiner Feinde. Hierauf ließ der schlaue Fuchs die Burg bis zur Unbrauchbarkeit zerstören und kehrte mit seiner Beute nach Nordhausen zurück. (Thüringen)
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„ D E R HERR VON PFUHLE" In dem Pfuhlschen Busche zwischen Bernburg und Kustrena liegen die mit Rasen und Strauchwerk bewachsenen und darum kaum noch erkennbaren Trümmer eines verfallenen Gebäudes. Hier hauste einst ein mächtiger Graf, wegen der Lage seiner von Sümpfen umgebenen Burg „der Herr von Pfuhle" genannt. Er war eine harte Geißel der Umgegend, denn raubend und plündernd zog er mit seinen Knechten umher. Bei drohender Gefahr flüchtete er sich allemal schnell in sein Schloß, das ihm vor feindlichen Angriffen volle Sicherheit gewährte, weil der einzige Zugang zu demselben durch eine Zugbrücke geschützt und wenig Mannschaft bei dieser Art von Befestigung hinreichend war, dem Feinde Widerstand zu leisten. Bei einem seiner Streifzüge war es ihm nun auch einmal gelungen, ein Mädchen aus angesehener Familie zu rauben und auf seine Burg zu schleppen. Auf die wiederholten Aufforderungen des benachbarten Grafen von Plötzkau, dasselbe wieder freizulassen, gab er die kurze, aber bestimmte Antwort, jener solle doch das Mädchen holen, 43
wenn ihm so viel an ihr gelegen wäre. Das beschloß dieser denn auch zu tun, verfuhr aber dabei sehr klug. Er wartete nämlich den Winter und starke Kälte ab, welche die Sümpfe gefrieren ließ, und rückte nun in einer dunklen Nacht mit einer zahlreichen Schar auf die feindliche Burg los. Nachdem er dieselbe ohne Widerstand erstiegen, fiel er mit seinen Leuten über die nichtsahnenden Schläfer her, welche sämtlich niedergemacht wurden, und ließ das Schloß bis auf den Grund zerstören. Das Mädchen aber gab er ihren Angehörigen zurück. Dieses jedoch war durch die während der Gefangenschaft erlittene schlechte Behandlung trübsinnig geworden und ging in ein Kloster, wo sie im Wahnsinne gestorben ist. (Prov. Sachsen)
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R A U B R I T T E R WYNANT Vor langer Zeit lebte in seiner Burg auf dem „Großen Stiefel" bei St. Ingbert ein gefürchteter Raubritter mit Namen Wynant. Er plünderte mit seinen Knechten ganze Warenzüge aus. Die geraubten Schätze verbarg er in den tiefen Höhlen des Berges. Die gefangenen Kaufleute aber hielt er so lange im Burgverlies fest, bis Angehörige und Freunde derselben ein schweres Lösegeld erstatteten. Und wurde dies nicht bezahlt, dann ließ der grausame Wynant seine Opfer aufhängen oder gab ihnen sonst auf schreckliche Weise den Tod. Viele Jahre trieb der arge Räuber sein Wesen zum Schrecken der ganzen Gegend. Immer wieder gelang es ihm, seinen Verfolgern zu entgehen, ließ er doch seinen Pferden die Eisen verkehrt aufnageln, ehe er zu Raube auszog. Endlich traf auch ihn die Strafe. Er hatte einst ein vornehmes Fräulein aus der Stadt Saarbrücken geraubt und auf seine Burg geschleppt, wo sie für immer bleiben sollte. Da geschah es, daß der Ritter auf den Tod krank wurde, und gar nichts wollte mehr helfen. Nur ungern erlaubte er der Entführten, daß sie nach dem Walde gehe, um Kräuter zu sammeln und daraus eine Arznei zu bereiten. Das Fräulein aber eilte raschen Schrittes nach ihrer Vaterstadt und erzählte alles: von der Krankheit des Wynantsteiners, von der Stärke der Besatzung, von den schwächsten Punkten der Burg. Schnell versammelten sich die erbitterten Bürger der Stadt, verständigten sich mit denen von St. Ingbert und zogen mit diesen und den Bauern aus den umliegenden Ortschaften nach dem Raubneste. Gar bald kamen sie oben an, nicht bemerkt von dem Räuber und seinen Spießgesellen. Die furchdose Saarbrückerin ging zum Burgtore und wurde eingelassen. Dann stieg sie in den Turm zur Wohnung des Ritters und gab dem Kranken einen starken Schlaftrunk, den sie aus gesammelten Kräutern bereitet hatte. Da schlief der böse Wynant ein. Nun ging's aber unten mit Sturm gegen die Burg. Die Rächer drangen ein, machten die Besatzung nieder und fesselten den wehrlosen Ritter. Sie erbeuteten reiche Schätze an Geld, Gepäck und Waren. Darauf setzten sie die Burg in Brand, daß sie in einen Trümmerhaufen versank. Der Ritter aber wurde nach Saarbrücken gebracht und daselbst enthauptet. (Rheinland)
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46 SCHLOSS D I E N S T B E R G Schloß Dienstberg bei Erfurt wurde so zu Fall gebracht: Es war ein Fleischhauer aus der Stadt verwiesen worden, der kam von ungefähr im Felde zu den Räubern. Sie nahmen ihn vor einen Koch mit sich in das Schloß, darzu sie durch verborgene Wege unter der Erde kamen. Da nun nach einer Zeit die Räuber ihrer Gewohnheit nach auf weißen Pferden ausgeritten und den Schlüssel einer alten Frau anvertraut hatten, bat er dieselbe, daß sie ihn nur auf eine kleine Zeit wolle ausspazieren lassen, und nachdem er's erhalten, lief er in Eil der Stadt zu, verlangte, es möchte vom Rate jemand heraus zu ihm geschicket werden, dem wolle er eine große Heimlichkeit offenbaren. Und da einige zu ihm kamen, so versprach er, ihnen das Schloß ohne Mühe in die Hände zu liefern, wenn sie ihn als einen ehrlichen Bürger wieder aufnehmen wollten. Und als sie ihm das versprachen, so sagte er ferner, wie sie auf eine gewisse Stunde, die er ihnen schon offenbaren wolle, wenn die Räuber auf Beute ausgeritten wären, auf weißen Pferden vor das Schloß kommen sollten, damit die anderen denken möchten, ihre Kameraden kämen wieder zurück. Da wollte er sich des Schlüssels bemächtigen und ihnen das Tor aufmachen. Dieses ging nun alles richtig an, die Räuber, so darin waren, wurden gefangengenommen. Des folgenden Tages kamen die weggerittenen auch wieder, und weil sie von dem, was passieret war, nicht wußten, ritten sie ganz unbesorgt zum Schlosse hinein, wurde aber auch alsbald arrestieret und nachgehends ihr Recht getan, das Schloß aber gänzlich zerstöret. (Thüringen)
47 D I E GERAUBTEN WEINFÄSSER Vom Wege von Steinbach-Hallenberg nach Rotterode geht rechts in nördlicher Richtung ein anderer in die Moosbach. Gewaltig hohe Felsen schmücken den Grund, über den einst die alte Nürnberger Straße nach dem thüringischen Tambach und weiter hinführte. Hier stand vor Zeiten auf einer steilen, felsigen Kuppe die Moosburg. Ihre Insassen, die in früherer Zeit den Reisenden Schutz und sicheres Geleite gaben, waren späterhin Räuber und Wegelagerer geworden, die keinen der reichen Handelsherren ungerupft vorüberziehen ließen. Da taten sich die Grafen von Hallenberg und der von Ruppberg zusammen, um das Raubnest zu zerstören. Allein das war nicht so leicht geschehen. Sie belagerten und stürmten lange und immer vergeblich die Feste, und so zogen sie eines Tages unverrichtetersache wieder ab. Kurze Zeit darauf fuhr nun wieder ein Wagen, mit mächtigen Weinfässern beladen, die Straße. Als er in die Nähe der Burg kam, stürzten die Räuber darauf los; die Fußknechte flohen in den Wald, und die Moos45
burger brachten jubelnd den Raub in die Burg. Als es aber Nacht war, verwandelte sich der Wein plötzlich in Kriegsknechte des Hallenbergers und Ruppbergers. Diese krochen in aller Stille aus ihrem Versteck, gaben den wieder nahe an die Burg gerückten Belagerern ein Zeichen, öffneten das Tor, und ehe die Räuber recht zu sich kamen, waren die Grafen Herren der Burg, die sie dann in Brand steckten und schleiften. Ein Teil der Rotte, dem Gnade wurde, baute darauf das an der Straße nach Asbach liegende Dörfchen Rotterode. (Thüringen)
48 DER RAUBRITTER IM EISERNEN KÄFIG In den Kellern der Rudelsburg ist ein großer Schatz vergraben, den bewacht ein schwarzer Hund mit feurigen Augen. Alle sieben Jahre in der Walpurgisnacht läßt sich an dieser Stelle ein Flämmchen sehen; wer nun gerade zu dieser Stunde um Mitternacht hier ist und einen ganz kohlschwarzen Bock mit hat, der kann den Schatz heben, denn da zerreißt der Teufel den Bock; hat aber letzterer nur ein weißes Härchen, so ist es um den armen Schatzgräber selbst geschehen, denn dann zerreißt der Hund ihn und nicht den Bock. Diesen Schatz hat einst ein grausamer Raubritter vergraben, der auf der Rudelsburg hauste und der Schrecken der ganzen Umgegend war. Gewalt richtete gegen ihn nichts aus, daher sann der Magistrat der benachbarten Stadt ein anderes Mittel aus. Es saß in dem Turm daselbst eine Hexe gefangen, der bot man Leben und Freiheit, wenn es ihr gelänge, den Raubritter seinen Feinden, den Bürgern, auszuliefern. Sie versprach es und wußte sich in irgendeiner Gestalt in das Schloß zu schmuggeln, dort verwandelte sie sich in das Leibroß des Ritters und trug ihn, als er es bestiegen hatte, trotz Zügel, Sporen und Peitsche bis in die nächste Stadt, wo er natürlich fast wehrlos den Bürgern in die Hände fiel. Diese töteten ihn aber nicht, sondern steckten ihn in einen eisernen Käfig und hingen ihn so zu einem Turme ihrer Stadt heraus und ließen ihn ganz ruhig darin verhungern. (Thüringen)
49 D E R KAISER LÄSST E I N E N R A U B R I T T E R ERHÄNGEN Die Burg Sooneck, am äußersten Vorsprung des Soonwaldes auf hohem Felsen über dem Rhein, und der benachbarte Reichenstein waren in alter Zeit berüchtigte Raubnester, mit einer Handvoll Leute ließ sich von da aus Handel und Wandel des schmalen Rheintales beherrschen und schätzen. Als das Unwesen überhandnahm, kam Kaiser Rudolf von Habsburg mit einem Reichsheer in den Rheingau, brach 46
die Festen der Wegelagerer und gebot, alle die überm Landfriedensbruch ergriffen oder desselben überwiesen seien, wie gemeine Diebe zu hängen, gleichviel ob es ritterbürtige Leute seien oder nicht. Auf Sooneck hausten damals die Waldecks, die Familie gehörte zu den angesehensten und mächtigsten des Gaues. Und als nun Rudolfs Heer vor den beiden Burgen Jag, kam einer aus der Sippe, der Erblandmarschall vom Rheingau, mit noch mehreren zum Kaiser und bat ihn inständig, er möge die angedrohte Strafe nur an den Knechten und Bauernsöhnen vollziehen lassen, die vom Adel aber mit Geld büßen, zum mindesten sie nicht eines so schmählichen Todes sterben lassen. Aber der Kaiser gab ihnen zur Antwort: „Das sind keine Ritter, sondern die verworfensten Diebe und Räuber. Wahre Ritterschaft hält Treu und Glauben und schirmt das Recht. Und wären sie auch dem Kleide nach Grafen und Herzöge, solange ich Richter bin, sollen sie der verdienten Strafe nicht entgehen." Die auf Sooneck wurden beim Sturm gefangengenommen und auf Rudolfs Befehl an den Ästen der alten Eichen aufgehängt, die auf einem Ufervorsprung am Rhein standen, denn das war die Stelle, von wo aus sie die Schiffer zu überfallen pflegten. (Rheinland)
5° „ D I E VON D E R BÖSEN R O T T E " Auf der Höhe des Rodensteins stand vor langen Jahren eine Burg, deren Besitzer arge Räuber waren. Im Tale lagen damals zwei Dörfer, Ober- und Unterbethlehemsdorf. Bonifatius, der große Apostel der Deutschen, soll sie gegründet und ihre Kirchen erbaut haben, als er vor tausend und mehr Jahren am Hange der Hörnekuppe das Evangelium predigte. Ihre Türme und Hallen sind längst zerfallen, und was davon übrigblieb, sind ein paar Mauerreste, die man unter dem wilden Thymian und den blauen Glockenblumen jetzt kaum noch sieht. Die Bewohner von Ober- und Unterbethlehemsdorf wurden von den Besitzern der Raubburg schwer bedrückt und arg geschunden. Das Volk nannte die wilden Herren auf dem Rodenstein deshalb nur die „von der bösen Rotte", und daraus soll der Name von Bisenrodt entstanden sein. Endlich aber riß den Bauern die Geduld. In einer Nacht, als die Raubritter von einem reichen Beutezug zurückgekehrt waren und beim Zechgelage saßen, erstiegen die Dorfbewohner die schlecht bewachte Burg, erschlugen alles Lebendige und brannten die Feste nieder. Nur einer von der Familie entkam und suchte bei den benachbarten Edelleuten Hilfe, um Rache an den Bauern zu nehmen. Da baten diese um Aufnahme in die Stadt Allendorf. Sie mußten sich im unteren Teile der Stadt niederlassen und dort eine neue Stadtmauer aufrichten. Weil nun jeder Haushalt für sich einen Teil dieser Mauer aufrichtete, so kam es, daß ein Mauerstück aus roten, das andere aus weißen Sandsteinen gebaut wurde, wie solches noch jetzt, namentlich vor dem Brüdertor nach der Kirche hin, zu sehen i s t . . . (Hessen)
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Ji DIE FLUCHT AUS DER BURG Eine Salzunger Bürgerstochter war vom Ritter von Ringelstein entführt und durch einen unterirdischen Gang auf die Burg gebracht worden. Dem Mädchen gefiel es nicht in der Räuberherberge, obwohl es sich so stellte, und sie brachte es dahin, daß sie eines Tages auf einen Ritt über den Streifling mitgenommen wurde. Da gab sie plötzlich ihrem Pferde die Sporen und wandte es hinab nach Salzungen, reitend auf Tod und Leben. Die Räuber jagten ihr nach, allen voran der Anführer. Er erreichte sie, als sie eben in den Hof ihres Elternhauses sprengen wollte, und führte einen wütenden Schwertstreich nach ihr. Aber die Klinge fuhr in das Gebälk der Haustür und zersprang. Da ward er ergriffen und hingerichtet. (Thüringen)
52 JOHANN LUTTER Junker Johann Lutter, der letzte aus dem Koberner Rittergeschlechte, wohnte gewöhnlich zu Moselweiß, wo er auch Güter besaß; zugleich war er Vogt des nahe gelegenen Dorfes Waldesch. Die Koblenzer waren ihm arg gram und stellten ihm häufig nach, allein er war wohl auf der Hut und wartete der Gelegenheit, um sich an den Pfahlbürgern zu rächen. Endlich vernahm er, daß der gestrenge Herr Bürgermeister eine Reise nach Wirtlich vorhabe. Alsbald stellte er sich mit seinem Raubund Jagdgenossen, Friedrich Weißgerber aus Dötteldorf, wohlversehen mit Kappen, Knebeln und Stricken, auf offener Landstraße zwischen Kochheim, Gillenbeuren und Walmeroth am Kolborn auf die Lauer. Allein noch ehe der Herr Bürgermeister angezogen kam, wurden die beiden von acht Bauern aus Gillenbeuren betroffen und arg geknebelt nach Kochheim gebracht. Die Koblenzer waren gar guter Dinge, des gefährlichen Gesellen ledig zu sein, und die Schöffen machten ihm eiligst den Prozeß. Obschon er nicht überwiesen war, jemanden angefallen oder beraubt, sondern nur auf der Lauer gestanden zu haben, so erlitt er dennoch die nämliche Strafe, als ob er das Verbrechen wirklich vollbracht hätte. Er wurde als Straßenräuber zum Tode verurteilt und ward Samstag den 14. Oktober 1536 in Koblenz auf dem Plan durch das Schwert vom Leben zum Tod gebracht. Vergebens hatte er sich während seiner Haft an den Erzbischo* von Köln gewendet und um seine [Fürbitte] bei dem Erzbischof von Trier gebeten. Er vermochte nichts auszurichten. (Rheinland)
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53 DIE LOSBURG ... Solche Raubnester waren im Fichtelgebirge der Waldstein, der Epprechtstein, das Schloß Stein bei Berneck und die Luchsburg oder Losburg in der Nähe von Wunsiedel. Die Ritter, die dort oben hausten, verübten durch räuberische Überfälle auf Kaufleute und friedliche Bürger, durch Vergewaltigung und Verschleppung junger Weiber, kurz auf mancherlei Art schändliche Missetaten. Da beschlossen Rat und Bürgerschaft der Stadt Eger, dem Unwesen ein Ende zu setzen. Die Braut eines Ritters von Streitberg war von den Räubern auf Luchsburg samt ihrem Brautschatz abgefangen und gewaltsam nach der Burg gebracht worden; der Kerkermeister aber, in dessen Gewahrsam sich die Geraubte befand, stammte aus der Gegend, wo ihre Eltern begütert waren, und hatte Mitleid mit der Gefangenen. Es gelang ihr, ihn zu gewinnen, daß er ihrem Vater Kunde von ihrer Lage gab; der sicherte sich den Beistand derer von Eger, und heimlich rückte ein bewaffneter Haufen gegen das Raubschloß. Durch den Gefangenenwärter erfuhren die Reisigen, wann die Ritter wieder auf Beute gezogen waren, und alsbald, während die übrigen am Fuße des Schloßbergs harrten, klomm eine Schar, ganz so wie die Luchsburger gekleidet, gewappnet und beritten, zum Burgtor hinan. Die Wächter, durch die Ähnlichkeit betrogen, taten ihnen auf und wurden sogleich niedergemacht; inzwischen drangen die anderen von drunten herauf, und als die Raubritter heimkehrten, fanden auch sie den verdienten Lohn. Das Schloß aber wurde zerstört. (Oberfranken)
54 DIE ZERSTÖRUNG DER FALKENBURG Am südlichen Abhang des Kyffhäusergebirges lag ein Raubschloß, die Falkenburg, davon nur noch wenige Trümmer zu sehen sind. Diese Burg war stets übel verrufen, so daß noch lange nach ihrer Zerstörung niemand gern, zumal bei nächtlicher Weile, sich hingetraute. Da die Räubereien und Plackereien der Umgegend unter einem der Burgherren, Hans von Falkenburg, allzu unerträglich wurden, taten sich die benachbarten Grafen und Städte zusammen und machten anno 1458 zu Salza ein Bündnis gegen diesen und andre Raubritter, erschlugen oder fingen sie und zerstörten ihre Burgen. (Thüringen)
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Griepentrog, Volkssagen
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DIE KANONE In den Ruppertsfelsen bei Ruppertsweiler war ehemals ein Felsenschloß eingebaut, wovon noch heute Mauertrümmer, eingehauene Treppen, Kammern und Zisternen zu sehen sind. Dort hauste einst lange Zeit der alte Ritter Ruppert, der für seine Feinde, ja selbst für den Tod unbezwinglich schien. Einmal entging er seinen Verfolgern, indem er mit seinem Pferde einen gewaltigen Sprung vom Felsen machte. Als weit und breit schon alle Schlösser zerstört waren, ritt er immer noch gepanzert aus seinem Räuberneste zum großen Schrecken der Wanderer. Da nahten eines Morgens die Bürger einer Reichsstadt. Der Alte blickte von seinem Felsen höhnisch auf sie nieder, nahm dabei den Festpokal zur Hand und trank seinen Ahnen ein „Glückauf I" Mit Spott rief er denen im Tale zu: „Ei, so kommt doch nur herauf I" Da traten die Bürger zur Seite und richteten einen Schlund von Eisen gegen die Burg. Solches hatte der alte Ruppert nie gesehen, und lästernd hob er den Becher zum Mund. Da zuckte aus dem schwarzen Rohre ein Blitzstrahl — ein Krach —, und der Eisenmann lag zerschmettert im Tale. (Rheinland)
56 DER VOGT UND DIE BÄRIN Der kleine Pfarrort Güls, einer der ältesten an der Mosel, erfreute sich nicht immer des Wohlstandes, den er jetzt besitzt. Die Ritter der nahe gelegenen Burgen bedrückten die Bauern mit fast unerträglichen Lasten, und waren es nicht diese, so ersetzten sie die Vögte hinlänglich. So setzte Pfalzgraf Heinrich von Aachen ihnen im Jahr 1056 einen solchen Verwalter, der sie auf das grausamste in ihren Rechten und Freiheiten, kränkte. Sie beschlossen daher, ihre Klagen und Bitten vor die hohe Versammlung in Andernach zu bringen. Der Vogt suchte sie zwar durch furchtbare Drohungen zurückzuhalten; aber ihre Abgeordneten gingen doch dahin. Der Vogt folgte ihnen auf dem Fuße nach, in schimmerndem Aufzuge. Von Zorn und Hoffahrt aufgeblasen, ritt er auf einem stolzen Rosse, das, mit gestickter Purpurdecke belegt, an Stirn und Brust mit Geschmeide behangen, ganz nach Art seines Herrn einherschritt. In dem Gefolge der Fürsten gab es zur Ergötzlichkeit auch wilde Tiere; unter diesen lag an der Straße, wo der Vogt vorbeireiten wollte, eine ungeheure Bärin angebunden. Sobald diese den Reiter erblickte, riß sie sich, sei es von Raubgier oder von höherer Macht angereizt, los, stürzte auf den Vogt, warf ihn zu Boden und zerfleischte ihn, ohne von der Beute etwas zu verzehren, und kehrte zu ihrem Führer zurück, als hätte sie bloß einen Rachedienst vollzogen. (Rheinland) 50
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STECKENSPRINGEN Die Bewohner des „Freigerichtes" hatten vom Kaiser Barbarossa für ihre tteue Hilfe gewisse Vorrechte erhalten, die aber später von den Vögten nicht mehr geachtet wurden. Ein Vogt war gegen die Freigerichter besonders hart. Das ließen sich diese nicht gefallen und erinnerten den Vogt an ihre verbrieften Freiheiten und Rechte. Er kümmerte sich jedoch nicht darum und blieb weiterhin so streng. Jetzt ratschlagten die Bauern in ihrer Not und beschlossen, der Vogt müsse „über den Stecken springen". Mehrere Männer erboten sich das „Urteil" zu vollstrecken. Wie dann einmal nachts das Gespann des Verhaßten die Straße hinrollt, stellt sich vor einem Dorf ein Haufe Bauern entgegen und sperrt den Weg. „Aussteigen, Vogt!" ruft einer der Bauern, und dem Vogt, der sich einer Übermacht gegenübersieht, bleibt nichts anderes übrig als der Aufforderung zu folgen. Die Bauern haben, um unkenntlich zu sein, ihre Gesichter geschwärzt, halten fünfzehn Stecken, alle fünf Meter einen, etwa in Stuhlhöhe und befehlen: „Spring über die Stecken, Vogt!" Der mag sich nicht weigern, da die Bauern drohend ihre Stöcke gegen ihn erheben. Er muß also über die Stecken hüpfen, so schwer's ihm auch fällt, und er schnauft und pustet, und als er den letzten Stecken hinter sich hat, klebt ihm vor Schweiß das Hemd am Leibe. Nun darf er seinen Wagen wieder besteigen und weiterfahren. Zornig schickte der Vogt am nächsten Tage seine Späher und Häscher aus, um nach den Bauern zu forschen, die ihm den vermeintlichen Schimpf angetan hatten. Doch alle Bemühungen waren vergebens; er erfuhr nie, wer jene Männer waren. Künftig enthielt er sich allzu großer Strenge und achtete wieder die alten Freiheiten. (Unterfranken) 58 DIE WEISSE FRAU IN DER „GRÜNEN DELLE" Zwischen Hünfeld und Eiterfeld liegt im Walde ein kleines Tal, das die „grüne Delle" genannt wird. Hier wollen die Leute nachts eine weißverschleierte Frau gesehen haben. Mit ihr soll es folgende Bewandtnis haben. In der „grünen Delle" lag einst ein Bauerngut, das die Eigentümer von den Herren von Buchenau zu Lehen trugen. Nun hatte einer der Buchenauer, ein gar schwacher Herr, eine bösartige, habsüchtige Frau. Sie kam einst auf diesen Hof und, da er ihr besonders gut gefiel, versuchte sie, ihn auf jede mögliche Weise an sich zu bringen. Der Bauer aber dachte nicht daran, den von den Vätern ererbten Hof aufzugeben, und ließ sich auch durch alle Drangsalierungen, die er durch das Buchenauer Gericht erfahren mußte, nicht davon abbringen. Schließlich wurde der Streit so verdreht vor das Gericht von Wetzlar gebracht, daß es zugunsten der Frau von Buchenau entschied und ihr das Gütchen zusprach. 4*
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Wir können uns die Seelenstimmung des Mannes, den man auf diese schändliche Weise um sein Hab und Gut gebracht hatte, denken. Er verfluchte die vornehme Dame mit so derben Worten, daß sie ihn greifen und in das Burgverlies von Buchenau abführen ließ. Als der Bauer hier die Herrin erblickte, schrie er ihr 2u: „Ich weiß, daß ich meinen Hof nie wiedersehen werde, dafür sollst du noch im Grabe als Gespenst in der ,grünen Delle' umgehen." Der Fluch drang der Edelfrau durch Mark und Bein. Aber was man auch mit dem Bauern anstellen mochte, ob man ihn peitschte, krummschloß oder hungern ließ, er nahm den Fluch nicht zurück und sagte nur: „Ich fürchte sie nicht mehr!" Viele Monate hatte er in seinem Kerker gefangen gesessen, aber ebensolange hatte die Frau von Buchenau auf ihrem Lager keinen Schlaf finden können. Davon war sie wie zerschlagen, und eines Morgens befahl sie ihrem Vogte, den Bauer freizulassen. Der Vogt ging, aber bald darauf kehrte er mit der Nachricht zurück, daß er den Gefangenen mit geballter Faust tot in seinem Kerker gefunden habe. Da packte die Frau ein solches Entsetzen, daß sie mit weitaufgerissenen Augen entseelt zu Boden stürzte. Noch in derselben Nacht sah man sie in der „grünen Delle" ruhelos hin und her irren, und so kann man sie allnächtlich noch heute dort sehen. (Hessen) 59
„WIR F R A U R E U T H E R A L L E H A B E N E S G E T A N ! " I In dem Dorfe Fraureuth hat es sich vor alters zugetragen, daß daselbst ein sehr harter, tyrannischer und ungerechter Richter war, dessen Quälereien die Einwohnerschaft nicht länger mehr ertragen konnte und wollte. Gingen deshalb samt und sonders alle Männer und Burschen nach Greiz und klagten über die Schelmen- und Bubenstreiche des Richters. Dort sprach der Oberamtmann, als er die Klage der ehrlichen Fraureuther gehört, mehr im Scherz denn im Ernst: „ E i , wenn er denn so gar schlimm ist, so henkt den Schelm." Das nahmen aber die Fraureuther in ihrem gerechten Zorne für baren Ernst auf, und als ihnen auf dem Heimwege ihr Peiniger in die Hände fiel, so griffen sie ihn und zwängten ihn mit dem Halse in eine gabelförmige Birke, wozu jeder Hand anlegte, und hielten und zogen ihn, bis er den Geist aufgab. Als nun das Gericht dieser Sache sich annahm, und der Ort vorgefordert wurde, um die Täter zu ermitteln und zur Strafe zu ziehen, da sprachen die Fraureuther einmütiglich: „Wir Fraureuther alle haben es getan und sind des gerne geständig." Selbiges Wort brachte das Gericht in große Verlegenheit, denn entweder mußte es die Fraureuther alle ebenfalls henken oder alle laufen lassen, oder aber es hätte einer, etwa der Schultheiß, für alle büßen müssen. (Thüringen)
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II In Fraureuth soll im Dreißigjährigen Kriege der Gemeindevorstand große Unterschleife gemacht haben. Nach Beendigung des Krieges wurde er von den Gemeindemitgliedern verklagt, aber in Folge geschickter Verteidigung freigesprochen. Als er nun mit den Hausvätern der Fraureuther Gemeinde nach Hause ging, entspann sich auf dem Wege ein Wortstreit, die Erbitterung wurde immer größer, und der Vorstand wurde endlich von den ergrimmten Gemeindegenossen aufgehängt. In der darauf folgenden Untersuchung nach dem eigentlichen Täter blieben die Fraureuther bei der Aussage: „Wir sind's alle gewesen!", und da man doch nicht die ganze Gemeinde strafen konnte, so kamen sie ziemlich gelind davon ... (Thüringen) 60 BAUER KILIAN In Neuendorf saß einst ein stolzer und grimmiger Herr, dessen Lust war es, die Bauern zu knechten und ihr Besitztum an sich zu reißen. Nun lebte zu selbiger Zeit ein Bauer in Neuendorf, namens Kilian, der war stets froh und guter Dinge, denn er hatte ein schönes Stück Feld und Wald, und daneben lagen sieben fischreiche Teiche. Schon oft hatte ihn der Herr darum angegangen, er solle ihm das Besitztum, das dem seinen so nahe lag, abtreten, aber stets schlug er es ihm ab, da er's von seinen Vätern geerbt hätte und auf seine Kinder forterben lassen wolle. Einst zur Kirmes, wo reges Leben im Dorfe war, befand sich Kilian unter den übrigen Bauern im Wirtshause. Ein jeder gab ein Liedlein zum besten. So kam denn die Reihe auch an Kilian. Dieser wollte rechtes Lob ernten, denn er hatte das Verslein, das er sang, selbst gemacht. Es lautete: Ich hab' eine Wies' und sieben Teich', Die möcht' der Herr gern haben, Doch eh' ich dem sie geben tu, Will ich sie lieber versaufen. Lauter Jubel belohnte seinen Spruch. Bald aber ward es dem Herrn hinterbracht, was Kilian gesungen, und er sann nun auf Rache. In finstrer Mitternacht ließ er den armen Kilian aus dem Bette holen und ihn in ein tiefes Loch werfen, wohin weder Sonne noch Mond schien. Im Dorfe selbst aber ließ er das Gerücht verbreiten, Kilian sei verschuldet und auf und davon gegangen. Nun zog er sein schönes, längst begehrtes Besitztum an sich und freute sich seines wohlgelungenen Planes. Im unterirdischen Gefängnis saß indes Kilian und wußte nicht, ob es Tag oder Nacht sei. Das einzige menschliche Antlitz, das ihm zu Gesicht kam, war das eines Schurken, eines Gärtners, der in die Schändlichkeiten seines Herrn eingeweiht war. Jahre vergingen so, bis dieser starb. Noch bei seinem Tode befahl er, den Kilian nach wie vor zu füttern und gefangenzuhalten. Da trieb einst ein Bauernmädchen
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das Vieh aus; die Stiere tummelten sich auf der Weide und stampften wild gegen die Erde. Da sank ein Stück Boden ein, und als das Mädchen hinzulief, sah sie in ein finstres Loch hinab, darin saß ein Mensch gefesselt an Händen und Füßen. Schnell rief sie Leute herbei, und als sie den Armen herauszogen, war es Kilian, der Bauer. Er war aber wahnsinnig geworden und starb bald nach seiner Erlösung aus dem unterirdischen Kerker. (Sachsen)
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D E R B E S T R A F T E MEINEID In Friedersdorf hatte in früherer Zeit der dortige Besitzer mit einem Bauer seines Dorfes Streit wegen eines Stückes Acker. Um zum Besitz dieses Ackers zu gelangen, rief er seinen Vogt zum Zeugen an. Dieser legte den Eid in Gottes freier Natur auf dem streitigen Grund und Boden ab; doch ehe er ihn vollendete, versank er zur Strafe des Meineids in die Erde. Er kann auch heute noch nicht Ruhe finden, denn zu gewissen Zeiten im Jahre hört der Vorübergehende an dieser Stelle den Ruf: Du Grorock, Meine Seele hot k£n Rot (Rat).
(Sachsen)
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UMGEHENDER EDELMANN In Niederweier kommt nachts öfters ein Edelmann an den Brunnen geritten, tränkt sein Pferd und reitet dann wieder fort. Er muß deshalb umgehen, weil er einst den Wald „Steinhart" für ein Ohm roten Wein verkauft hat, während der Wald der Gemeinde hätte zufallen sollen. (Rheinland)
63 VIERLINGE Eine Anzahl Waldreviere in den herzoglichen Forsten um Tautenhain und Gangloff führen den Namen: Vierlinge. Man hört da von einem ersten, zweiten Vierling, von einem Rauchvierüng etc. Es waren aber einst in jenen Dörfern Zeiten der größten Not gewesen, und die Herrschaft hat es da verstanden, diese schönen Waldstrecken um je einen Vierling an sich zu bringen, woher ihnen bis heute der Name geblieben ist. (Sachsen) 54
64 „MAN LASSE D E M H U N D SEIN VERGNÜGEN!" In der Mitte des Dorfes Niederauerbach breitete eine uralte, mächtige Linde ihre Äste aus. Bei der Linde befand sich eine Art Gefängnis, vom Volke „Betzekammer" genannt. Darin wurden Verbrecher, ungehorsame Leibeigene und Landstreicher gefangengehalten, bis sie nach Zweibrücken in sicheres Gewahrsam kamen. Vor langer, langer Zeit spielten einmal Kinder aus dem Dorfe vor der Linde und der „Betzekammer" im Sande. Da ritt ein Graf aus der Umgegend mit seinen zahlreichen Hunden und Jägern dort vorüber zur Jagd. Ein Hund riß sich von der Meute los, packte ein Kind und biß auf es ein. Ein Jäger, der das sah, sprang herzu und suchte das Tier von dem Kinde wegzuzerren. Durch das wütende Gekläff des Hundes und das klägliche Schreien des Kindes wurde auch der Graf auf den Vorfall aufmerksam und rief dem Jäger zu: „Man lasse dem Hund sein Vergnügen." Also ließ man ihn gewähren, bis er sein Opfer völlig zerfleischt hatte. Die Jagdgesellschaft aber ritt unbekümmert weiter, als wäre nichts geschehen. (Rheinland)
DER UNREDLICHE SCHULZE In dem Dorfe Wallbach unterhalb Welkershausen hatte der Schulze sein Amt nicht so verwaltet, wie er gesollt, und sich selbst dabei stets mehr bedacht, als es Recht und Gesetz zuließ. Dafür mußte er denn auch nach seinem Tode umgehen. In seinem eigenen Hause trieb er es am ärgsten. Unter dem schrecklichsten Gepolter zerschlug er das Geräte und was ihm sonst im Wege stand. Da wurde dem Sohn geraten, Türen und Schlösser verändern zu lassen. Der tat es und hatte fortan Ruhe im Hause. Draußen im Felde dagegen sahen sie ihn bald da, bald dort des Nachts an den Grenzsteinen arbeiten. Jedermann kannte ihn sofort an den kurzen weißen Hosen und Strümpfen. Wurde er geneckt, so verfolgte er die Leute bis zum Dorf hinein. Noch bis auf den heutigen Tag soll er sein Schanzen forttreiben. (Thüringen) 66
A M T M A N N ALS WILDER JÄGER Als einst ein sehr mißliebiger Amtmann zu Voigtsberg gestorben war, sagten die Leute, er könne nicht zur Ruhe kommen, sondern treibe „im Hain" (der Staatswaldung bei Voigtsberg) als wilder Jäger sein Spiel. Nachdem er öfters gesehen worden war, wurde er verbannt, und hierauf ist er als wilder Jäger auch nicht mehr reschienen. (Sachsen) 55
67 WIE FÜRST FREHN DIE MÜCKENLOCHER UM IHRE ÄCKER BETROGEN HAT Die Bauern von Mückenloch hatten auf einen gewissen Tag Punkt zwölf Uhr mittag ihren Zins zu zahlen beim Fürsten Frehn und tummelten sich, daß sie zeitig kämen. Denn sie wußten, wenn sie nicht bis Punkt zwölf Uhr mittags den Zins bezahlt haben, so fallen die verpfändeten Äcker dem Fürsten Frehn als Eigentümer zu. Der Fürst aber hatte einen Verwalter und der sollte die Bauern betrügen. Also ließ der Verwalter die hungrigen und durstigen Bauern ordentlich essen und trinken, besonders trinken, und die Bauern merkten nicht, daß es darüber zwölfe geschlagen hatte. Mit einem Male fällt's ihnen ein: der Zins! Aber es war zu spät. Und die schönen Äcker fielen dem Fürsten zu. (Rheinland)
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HANS TRAPP Hans von Tratt [war] der Hofmarschall des Pfalzgrafen Philipp und [hatte] von diesem die Feste Bärbelstein oder Berwartstein als Lehen erhalten. Er drückte das arme Volk im Schlettenbacher Tale über die Maßen und bedrängte besonders die Weißenburger Mönche. Er nahm seinen Untertanen das Waldrecht ab, verbot ihnen, ihre Früchte nach Weißenburg zu bringen, dämmte zuweilen auch die Lauter ein, um das Flößen des Holzes und das Mahlen zu verhindern. Wenn die davon Betroffenen ob all der Drangsale seufzten und klagten, so hatte er seine höllische Freude daran . . . (Rheinland) 69 DIE BETROGENEN AUWALLENBURGER Der Ritter von der Wallenburg wollte gern ein Fischwasser haben und bot daher der Gemeinde Auwallenburg einen schönen Strich Waldes gegen den Lautenbach, jetzt nur Truse genannt, zum Tausch an. Die Auwallenburger aber waren stolz und wiesen das Anerbieten zurück. Dem Ritter jedoch lag viel an dem Wasser, und so kam nach Jahren der Handel noch zustande. Da aber die Grenze des Waldes noch nicht genau bestimmt war, so kamen beide Teile dahin überein, daß ein Auwallenburger einen Esel des Ritters besteigen und die Bestimmung der Grenze ganz dem willkürlichen Gang des Tieres überlassen sollte. 56
Als nun einige Tage darauf der Ritt im Beisein von Zeugen vor sich ging, und der Zug die schroffen, steinigen Höhen der alten Maß und des Hirtenrainkopfes hinter sich hatte und der bessere Teil der Waldung nun erst begann, machte ein treuer Diener des Wallenburgers durch einen Kniff das Langohr so scheu, daß dieses mit seinem Reiter, ohne sich halten zu lassen, im Zickzack, wie heute noch die Grenzlinie zeigt, den Berg hinunterjagte und die Gemeinde so um den schönsten Teil des versprochenen Waldes geprellt wurde. (Thüringen)
7°
DAS WEHRHOLZ Die Raboldshäuser besaßen seit Menschengedenken ein großes Gehölz, auf das aber die Ritter von Wallenstein, ihre Grundherren, schon lange ein begehrliches Auge geworfen hatten. Schließlich erklärte einer von den Herren, das Dorf habe den Wald zu Unrecht innegehabt, er stünde der Herrschaft zu, zumal keine Grenzsteine vorhanden seien. Keiner der Bauern wagte zu widersprechen, obwohl sie von ihrem Recht fest überzeugt waren; denn jeder dachte, daß mit großen Herren nicht gut Kirschen essen sei. Nur einer erhob Widerspruch. Das war ein alter, furchtloser Bauer, der nach einem anderen Sprichwort zu handeln gewohnt war, nämlich nach dem Worte: Tue recht und scheue niemand! Er behauptete, der Wald sei Eigentum des Dorfes, er kenne genau die Grenze; ja er wolle sein Leben verwirkt haben, wenn nicht in einer Buche, die er näher bezeichnete, das Grenzzeichen verborgen sei. Da ging man daran, den Baum, dem man äußerlich nichts anmerken konnte, niederzulegen. Schon nach ein paar Schlägen sprang die Axt funkensprühend zurück. Das Grenzzeichen, das vom Baum überwachsen war, war bloßgelegt, und der Herr von Wallenstein mußte das gute Recht des Dorfes anerkennen. Seit der Zeit wird das Gehölz das „Wehrholz" genannt. (Hessen)
7i WIE DIE HÖNEBACHER IHREN WALD VERLOREN Die Gemeinde Hönebach besaß früher großen Waldbesitz im Seulingswalde, der noch heute den Flurnamen „Hönebacher Gemeinde" trägt. Wie er dem Dorfe verlorenging, wird folgendermaßen erzählt: Der damalige Förster, an dessen Revier der Gemeindewald grenzte, war der Gemeinde mißgünstig gesinnt. Er strebte danach, ihr den Besitz zu entziehen. Die Gelegenheit dazu bot sich ihm auch bald. Als die Gemeindevertretung an der Geishecke, die auch zum Gemeindewald gehörte, zusammengekommen war, fand 57
auch er sich ein. Unter irgendeinem Vorwande ließ er sich die Urkunde geben, die Hönebach den Besitz des Waldes zusprach. Als er sie zurückgab, reichte er sie über das Feuer, das man angezündet hatte, und ließ sie wie aus Ungeschick in das Feuer fallen. Im Nu, ehe noch jemand es hindern konnte, war das wertvolle Schriftstück verbrannt. Nun konnte die Gemeinde ihren Besitz nicht mehr lange behaupten. Aber den Jäger ereilte die gerechte Strafe: Er muß als Gespenst durch das Gehölz wandern. (Hessen) 72 BESTRAFTES FISCHEN In dem Bache am Schlosse Pürstein fischte einst ein Knabe, was die Aufmerksamkeit der Burgfrau erweckte. Sie saß nämlich oben auf dem Söller und winkte ihrem Gemahl, welcher in den Krieg zog, ihre letzten Scheidegrüße zu. Heftig erzürnt über den Knaben, der es wagte, in diesem Bache Fische zu fangen, ließ sie ihn sofort gefangennehmen und vorführen. Der Vater des Knaben, der BrücknerhäuselBesitzer gewesen sein soll, warf sich zu Füßen der Burgfrau und bat um Gnade, allein vergebens; ja man fesselte jetzt beide und warf sie in das tiefste Burgverlies. Ein Knecht öffnete anderntags den Kerker, um dem Vater die Freiheit, aber auch den Befehl zu bringen, daß er sofort diesen Ort und die umliegende Gegend zu verlassen habe, sein Eigentum sei unter die Schergen verteilt und sein Weib ausgejagt worden. „Und mein Kind?" rief der Alte. Der Knecht deutete auf den Mühlberg, wo soeben das Haupt des Kindes unter dem Beile fiel und über die Höhe des Berges hinabrollte. Der arme Vater, auf das tiefste getroffen, wankte langsam den Burgweg hinab, und nie kehrte er wieder. Seitdem wurde der Gipfel des Mühlberges „Kopfleiten" genannt und zum Andenken ein Kreuz dort errichtet. Die Burgfrau, von Gewissensbissen getrieben, hat keine Ruhe mehr gefunden, weshalb auch ihr Gemahl das Schloß verließ. Ihr Schatten zog noch lange und oft auf dem Wege dahin, welchen das unglückliche Opfer zur Richtstätte genommen hatte. (Sachsen)
73 DER GESPENSTISCHE JÄGER In dem Hofbusche bei Schlettau läßt sich bei Nacht oft ein gespenstischer Jäger ohne Kopf sehen. Er soll vor alter Zeit die Armen, welche sich das dürre Reisholz sammelten, oft unbarmherzig mißhandelt haben und zur Strafe nach seinem Tode nun umgehen müssen. (Sachsen) 58
74 D I E BURG AUF D E M HAPPES-KIPPEL Hoch auf dem einzelnstehenden Berge „Happes-Kippel" bei Orb befand sich vor Jahren eine trutzige Burg, und darin hauste ein Ritter, der hatte kein Herz für die Armen, sondern bedrückte und quälte sie, wann und wo er nur konnte. Nun wohnte am Fuße des Berges in einem gebrechlichen Hüttlein eine Witwe mit ihren zwei Kindern. Sie besaßen weiter nichts als ein paar Ziegen, die gerade so viel Milch gaben, daß sich die arme Familie zur Not ernähren konnte. Es war an einem Sommertage, da vergnügte sich das zehnjährige Söhnlein des Burgherrn vorm Tore mit Armbrustschießen. Die Ziegen der Witwe suchten im kühlen Gebüsch, das am Berghange wuchs, nach Blättern und Kräutern, kletterten höher den Berg hinan und kamen so in die Nähe der Ritterburg, wo der Kleine sein Spiel mit den Pfeilen trieb. Und wie er die Geißen sah, blitzte wilde Freude in seinen Augen auf. Die Tiere kamen ihm gerade recht; denn das Schießen auf bloße Scheiben langweilte ihn bereits, und er wollte jetzt die Geißen zum Ziele nehmen. Tatsächlich legte er auf sie an, die Bolzen flogen, und die Ziegen der armen Witwe wurden zu Boden gestreckt. Wie jubelte da der Junker, weil er so gut getroffen hatte I Er rief lachend und stolz seinen Vater herbei. Die Witwe hatte schon eine Zeitlang nach ihren Ziegen ausgespäht, die sich für gewöhnlich nicht weit von der Hütte entfernten. Die Frau wunderte sich, daß sie die Geißen nicht fand, und stieg keuchend immer höher den Berghang hinauf, bis sie dahin kam, wo das Herrensöhnchen seinem Vater frohlockend die zu Tode getroffenen Tiere zeigte. Die arme Frau erbleichte vor Schrecken, warf sich neben den verbluteten Ziegen nieder, weinte und jammerte: „Womit soll ich jetzt meine armen Kinder ernähren? Nun müssen sie Hungers sterben." Da verlachte noch der junge Schütze die trostlose Mutter und höhnte: „Laß dein Geschrei, was liegt daran, wenn deine Rangen verhungern, um euch Bauernpack kümmert sich niemandI" Der Ritter stand dabei, ohne seinen Jungen zu schelten; im Gegenteil, er nickte sogar beifällig zu den frechen Hohnworten des Buben. Jetzt aber vermochte die arme Frau in ihrem Elend nimmer zu schweigen; sie vergaß alle Rücksicht auf den adeligen Herrn und schrie: „Glaubt ihr, ein fleißiger Bauer wäre nicht mehr wert als ein übermütiger, schlechter Ritter, der arme Leute schindet und ihnen das Letzte nimmt, was sie besitzen! Ich bin freilich nur ein schwaches Weib und kann eure Untaten nicht rächen, aber — hört ihr des Donnerers Stimme da oben? Hütet euch!" Und da fing es an, stärker zu donnern und zu blitzen, der Himmel wurde ganz schwarz, und es hob ein mächtiger Sturm an. Der Ritter und sein Bub eilten in die Burg und sannen auf Rache gegen die Frau, die ihnen in ihrer Verzweiflung zu drohen gewagt hatte, und die Arme stieg trostlos hinunter ins Hüttlein zu den hungrigen Kindern. Das Unwetter tobte ärger und ärger um den Berg und seinen Gipfel und um die Burg. Bis zum anderen Morgen war diese in sich zusammengestürtzt, und man sah nichts mehr als einen wüsten Trümmerhaufen. (Unterfranken) 59
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DAS KREUZ ZU TÜNKEL Oberhalb Bernkastel erheben sich mächtige, hohe Felsen, und auf der Spitze des höchsten steht ein verwittertes, bemoostes Kreuz. Noch heute staunt der Wanderer, wie solches in so gewaltige Höhe gelangt und wer es wohl aufgerichtet haben möchte. Die Sage erzählt von einem Ritter auf dem Hunsrück, der in seinem Hauswesen ein arger Tyrann gewesen sein soll. Seine Bauern schindete er auf alle nur erdenkliche Weise und richtete sie durch Frondienste beinah zugrunde. Hatte auch einer von den armen Leuten unter unsäglichen Mühen sein Feld bestellt, so kam der Ritter und richtete es beim Pirschen nach Füchsen und Hasen zugrunde. Da erhob sich nun groß Wehklagen, und selbst mancher geistliche Herr, der gerade die Straße zog, versäumte es nicht, dem Ritter ins Gewissen zu reden. Es war aber alles vergebens; gerade auf die Pfaffen hatte der böse Mann einen unauslöschlichen Haß geworfen. Seine liebste Beschäftigung war und blieb das Waidwerk. Einstmals jagte er in dem rauhen Felsengebirge zwischen Longcamp und Bernkastel; im Nachsetzen eines feisten Hirsches merkte er nicht, daß es dunkler und immer dunkler wurde. Die Nacht war eingebrochen, ehe er es sich versah, und ratlos, des Weges unkundig, irrte er umher, stieg von Fels zu Fels und fand nirgends einen Ausweg. Da plötzlich sa|i er ein Lichtlein in der Tiefe flackern. Eiligst verfolgte er den Pfad in der Richtung, von wo es herleuchtete, allein immer weiter schwand es und immer weiter und der Ritter rastlos nach, bis der trügerische Führer auf einmal verschwand. In diesem Augenblick teilten sich die Wolken, der Mond trat strahlend hervor, und mit Entsetzen sah sich der Ritter auf der Spitze eines ungeheuern Felsens, von welchem er weder rück- noch vorwärts konnte. Das Haar sträubte dem argen Sünder empor, und zum erstenmal erkannte er Gottes Gericht, fiel auf seine Kniee und sandte ein inbrünstiges Gebet zum Himmel. Dann gelobte er, ein vollendet guter Mensch zu werden und zur Ehre des Herrn ein Kreuz auf dieser Spitze errichten lassen zu wollen. So harrte er bis zum andern Morgen und siehe, eine unsichtbare Hand geleitete ihn den Felsen hinab. Von Stund an besserte er sich, erfüllte sein Gelübde und ließ das Kreuz dort oben errichten. Sein Haar aber war, so berichtet die Sage ausdrücklich, in dieser einen Schreckensnacht schneeweiß geworden. (Rheinland)
76 DER WILDE JÄGER IM SOONWALD Ein Graf Walram von Sponheim, der um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts lebte, war von leidenschaftlicher Jagdlust erfüllt, also daß er das Jagen im Soon höher achtete als sein Leben. Wenig dagegen lag ihm an den Sonn- und Feiertagen 60
und an dem Eigentum der Armen. Er schonte nicht ihre reife Saat und hatte für ihr Flehen nur Hohnlachen und Spott. Wie er nun einstmals im Walde ritt, als ringsum die Glocken zur Messe riefen, da gesellten sich zwei Reiter zu ihm, einer auf einem Schimmel zu seiner rechten, der andere auf feuerfarbenem Rosse zu seiner linken Seite. Mit Hussasah und Hundegebell ging es durch die Felder. Da bat der rechts in aller Sanftmut den Grafen doch heute umzukehren und des Feiertages und der armen Leute zu gedenken; der aber zur Linken lachte hell auf und spornte an zu immer tollerem Jagen. Da sprang eine Hindin auf, floh windschnell vor dem Jäger her und mischte sich um seinen Blicken zu entgehen in eine zahme Herde. Der Graf aber sprengte in dieselbe hinein, peitschte die Hirten und schoß ihre Tiere zusammen. Und immer warnte der Reiter rechts und hetzte der zur Linken. Die Hindin entrann in das Dunkel des Soonwaldes und suchte Schutz bei einem Klausner. Doch auch in dessen Einsiedelei wollte der Rasende eindringen; da hob der fromme Mann die Hände, und ein schwarzes Wetter stieg am Himmel auf, das schlug mit Blitz und Donner den Frevler nieder. Seit dieser Zeit muß er als wilder Jäger mit seinen Spießgesellen weiterreiten, und allnächtlich hört man ihn, wie er mit Hundegekläff und Hussahrufen vorüberzieht. Und so wird es wohl gehen bis zum Jüngsten Tage. (Rheinland)
77 BLAUHÜTEL Die Leute aus dem Eigenschen Kreise erzählen: Blauhütel war ein reicher Herr. Ihm gehörte der ganze Eigensche Kreis. Auf dem Schönauer Hutberge hatte er eine feste Burg, und im Tale baute er die Stadt Bernstadt, nach seinem Namen Dietrich Bernhard so geheißen. Aber die Leute herum nannten ihn immer nur Blauhütel nach seinem großen blauen Jagdhute. Wenn sie den von ferne sahen, erschraken sie, denn dann ging's zu Pferde mit Jagdgeschrei und Hörnerklang durch Feld und Wald in tollem Jagen. Da war es oft an einem Tage um die ganze Ernte geschehen. Und es erhob sich eine Klage im Volk über den grausamen Herrn, so daß sich selber der Landvogt der armen Leute annehmen mußte. Zur Strafe muß nun Blauhütel als wilder Jäger ziehen bis zum Jüngsten Tage, und wer ihn ziehen sieht, dem bedeutet es Unglück. In der Kirche zu Schönau war er abgebildet, wie der Landvogt ihn zur Rede setzt. Jäger und Hunde umgaben ihn, und in der Hand hielt er den blauen Hut. (Sachsen)
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78 GRAF REINHARD I Ein mächtiger Graf, Reinhard mit Namen, herrschte einst in der Gegend zwischen der Diemel und Weser; aber er führte ein arges Leben, ließ sich mancherlei Bedrückungen und Ungerechtigkeiten zuschulden kommen und wurde endlich des Straßenraubes angeklagt und zum Tode verurteilt. Da half kein Ansehen der Person, weder Bitten noch Drohen: sein Leben war verwirkt und sein Hals dem Schwerte des Henkers verfallen. Nur so viel erlangte er endlich nach vielen erfolglosen Vorstellungen, daß die Vollstreckung des Urteils verschoben wurde. Er hatte gebeten, man möge ihn noch einmal seine Hufen bestellen und ernten lassen; das war ihm auch, seines Weibes und seiner Kinder wegen, gestattet worden. Aber der Graf verbarg unter der einfachen Bitte einen listigen Anschlag zu seiner Rettung, der ihm auch so vollkommen gelang, daß er ein alter Mann wurde und endlich eines natürlichen Todes starb, ohne daß ihm der Henker etwas anhaben konnte. Er hatte nämlich seine Hufen mit Eicheln besät und lebte nun ruhig und sorglos, in der gewissen Überzeugung, daß er längst zu den Vätern heimgegangen sein würde, ehe die Saat zur Ernte reif wäre. Und darin hatte er sich denn auch nicht verrechnet, denn der Wald steht noch bis auf diese Stunde, und man nannte ihn später nach dem Grafen Reinhardswald. (Hessen) II Es gab einmal einen Graf Reinhard, dem alles Land, alle Dörfer und Städte zwischen der Diemel und dem Weserstrome gehörten. Er war aber ein arger Spieler. Eines Abends, als das Glück immerfort seinen Gegner begünstigte, ward er von seiner Leidenschaft so weit hingerissen, daß er zuletzt seine Grafschaft aufs Spiel setzte. Die Würfel entschieden auch diesmal zu seinem Unglück, Graf Reinhard war mit einem Wurfe ein armer Mann geworden. Da verfiel er auf eine List, dem habgierigen Gegner die Grafschaft wieder zu entziehen. Er bat ihn, daß er ihn noch eine Aussaat ernten lassen möge. Die Bitte ward zugestanden, und Graf Reinhard eilte von dannen, um seine Anstalten zu treffen. Er brannte alle Dörfer nieder, trieb die Einwohner weg und ließ überall Waldsamen ausstreuen. Daraus ist der Reinhardswald aufgewachsen. (Hessen) 79
D I E HESSELBURG Wer an der Südseite der Pflaumheimer Gemarkung dahinschreitet, kommt zu den sogenannten „Schloßäckern". Dort erhob sich vor langen Jahren die stattliche Hesselburg, in welcher die Grafen vonBerbach hausten. Diese hatten die Verwaltung 62
des Bachgaues inne und sollten Sorge tragen, daß die Dörfer des Gaues nicht Not litten. Einmal nun waren die Bewohner einiger Ortschaften durch Mißwachs und Krankheit in große Armut gekommen, so daß viele Leute hungern mußten. Die Grafen von Berbach aber schwelgten im Reichtum, und aus dem geräumigen Backofen des Schlosses kam täglich mengenweise das frische, duftende Brot. Hätte man doch davon an die hungernden Menschen der Umgebung verteilt! Allein die Grafen dachten nicht daran und wiesen die Bittsteller verächtlich ab. Wo sind nun heute Grafen und Schloß? Das Geschlecht der einstigen gräflichen Herren ist ausgestorben, und ihr festes Schloß ist vom Erdboden verschwunden. Der Pflug des Bauern geht über die Stelle und stößt ab und 2U noch an einen Quader der Grundmauern. Einmal schritt ein Bauersmann um die Mitternachtsstunde über die Schloßäcker. Da gewahrte er zwischen den Saatfeldern einen Lichtschein und ging darauf 2U. Vor seinen Augen öffnete sich ein uraltes Kellergewölbe, und er sah in der Tiefe einen riesigen Backofen, aus dem mehrere Männer einen Laib Brot nach dem anderen nahmen. Der Duft des frischgebackenen Brotes stieg dem Bauern in die Nase; aber er hatte keinen Gefallen daran, sondern erschrak so sehr, daß er in höchster Eile ins Dorf lief. A m nächsten Morgen ging er noch einmal auf den Acker hinaus und an denselben Plate. Allein er fand keinen Eingang ins Erdinnere mehr und erblickte bloß noch die grüne Roggensaat. (Unterfranken)
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DIE VERWÜNSCHTE SCHLOSSJUNGFRAU Auf dem Gochsheimer Schloß sah man früher öfters ein Schwein herumlaufen. Das war aber eine ehemalige Schloßjungfrau, und die ist zu ihren Lebzeiten so arg „hungrig" gewesen. Ihre Magd trug oft das, was beim Essen übrigblieb, den armen Leuten zu. Das sah eines Tages die Schloßjungfrau, und sie verbot es ihr. Als die armen Leute das aber erfuhren, verfluchten sie das Burgfräulein und haben ihr angewunschen, sie müßte als Schwein wiederkommen und ihre Speiseüberreste selber fressen. Und so ist es auch gekommen. Alle Nacht ist sie erschienen. Die Magd hat sie schließlich erlöst, aber sieben Tage danach ist sie vor lauter Schrecken gestorben. (Rheinland) 81
D I E G E I Z I G E SCHLOSSHERRIN Westlich von Blankenheim liegt im Walde die wüste Kirche, das ist die Stätte des ehemaligen Dorfes Schobesdorf oder Schoppesfelde. Als das Dorf noch stand, erhob sich bei demselben auch ein prächtiges Schloß. Aber seine Besitzer starben aus, und zuletzt gebot eine alte Frau ohne leibliche Nachkommen oder sonstige
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Erben darin als Herrin. Wiewohl ihr Reichtum unermeßlich war, so gab sie doch gar keine oder nur spärliche Almosen, denn der Geiz hatte ihr Herz in Besitz genommen. Einst sprach ein kranker, hungriger Bettler sie um eine Gabe an, aber die Herrin des Schlosses wies ihn ab und forderte ihn auf, sofort den Hof zu verlassen. Der Bettler zögerte zu gehen: da gebot sie den Knechten, die Hunde auf ihn zu hetzen. Eilig ergriff nun der Betder die Flucht, aber im Weggehen schrie er ergrimmt: „So wollte ich doch, daß du in Ewigkeit deine Geldsäcke bewachen müßtest!" — Sein Wort ging in Erfüllung. Noch ängstlicher als zuvor bewachte die Schloßfrau ihre Schätze, und als sie gestorben war, vermochte ihr Geist nicht, sich von ihnen zu trennen, weil ihr Herz an ihnen gehangen hatte. Auch jetzt noch, obwohl Schloß und Dorf schon lange in Schutt und Asche gesunken sind, ist sie an die Stätte gebannt, wo ihre Schätze lagern. Jede Mitternacht geht sie mit ihrem Schlüsselbunde um und sieht nach ihren Geldsäcken. Aber nur alle fünfundzwanzig Jahre darf sie solchen erscheinen, die um Mitternacht zufällig vorübergehen, und nur derjenige kann sie aus dem Banne erlösen und Herr ihrer Schätze werden, der ohne Grauen eine Kröte, eine Schlange und einen Hund zu küssen sich getraut. (Prov. Sachsen) 82
BROTREINERT Vor langer Zeit war ein Burggraf auf Dagstuhl bei Wadern, der war hart gegen die Bauern und gegen die Armen. Wenn ein Armer um ein Stück Brot bettelte, warf er es lieber den Hunden oder Schweinen vor. Dafür hatte er nach seinem Tode keine Ruhe im Grabe. Erst soll er sich in Gestalt eines Schmetterlings gezeigt haben, dann hauste er unter einer Brücke bei der Burg und erschreckte die Leute, die des Weges kamen. Da ließen die Dagstuhler einen Priester kommen, der sollte den bösen Geist beschwören. Der bannte ihn in eine Korbflasche, und als man glaubte, der Geist sei darin, verschloß man die Flasche fest und stellte sie auf einen Wagen, vor den vier Rappen, nach anderen sogar sechs, gespannt waren. Dann ließ man den Pferden freien Lauf. Sie rannten mit dem Wagen in den Seiwald, und als sie dort angekommen waren, da waren sie von dem Schweiß so weiß wie Schimmel geworden. Die Flasche aber rollte vom Wagen und zerbrach. Seitdem haust der Brotreinert — so nennen die Leute den Spuk — dort im Selwald und hält noch immer keine Ruhe. (Rheinland) 83 D I E EDELFRÄULEIN ZU ALTDORF In dem ehemaligen Schlosse zu Altdorf wohnten einst zwei Edelfräulein. Die waren über die Maßen geizig; nicht nur blieben ihre Diener ohne Lohn, sie nahmen auch den Altdorfern durch Wucher ihr Geld. 64
So brachten sie einmal eine arme Witwe um Hab und Gut. Die Unglückliche aber rächte sich an ihnen, verfluchte sie und sprach: „Ihr sollt so lange keine Ruhe finden, bis den Leuten wieder ihr Geld geworden ist." Die Edelfräulein jedoch gaben ihren Reichtum nicht heraus, sondern vergruben das Geld in dem Schloßgarten, die jetzigen Schloßwiesen. Bald darauf starben sie, und der Fluch der Witwe ging in Erfüllung. In Stein verwandelt, stehen sie noch heute am Kirchturm zu Altdorf und schauen auf die Schloßwiesen, wo der Schatz vergraben liegt. (Rheinland)
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DAS VERSUNKENE HAUS Mitten in der Queich bei Landau stand vor gar langer Zeit ein stolzes Haus. Der Besitzer desselben war ein Herr über viele Bauern und ein arger Geizhals. Konnten ihm die Leute den Zehnten nicht bezahlen, so ließ er ihnen die letzte Kuh aus dem Stalle treiben. Doch sein Verwalter war ein gutmütiger Mann und brachte den Bauern immer wieder das zuviel geholte Vieh. Das ging so lange, bis sein Herr dahinterkam und ihm den Kopf abmachen ließ. Wie nun die Bauern solches hörten, wurden sie so ergrimmt, daß sie das ganze Haus mit einer Steinmauer umgaben. Das Wasser der Queich füllte rasch den steinernen Ring an und als es plötzlich zu sinken begann, riß es die Mauer und das Haus samt dem gierigen Inwohner in die Tiefe. (Rheinland) 85 DER KLINGELBORN In der stillen, waldigen Gegend des Klingelborns bei Tautenhain führte vor alters eine große breite Heerstraße mitten durch den Wald; sie ist jetzt verfallen, dicht am Wege aber sieht man viele Teiche in sumpfigem Boden und bei einem derselben, dem sogenannten Sinketeich, hat man des Nachts und im Mondenscheine gar oft schon Seufzen hören. Ein reiches und stolzes Fräulein war es, das da vor Jahren in einer vierspännigen Karosse mit vieler Dienerschaft vorübergefahren ist und als der Zug unter Lachen und Spotten dahinfuhr, traf er mitten im Walde auf einen greisen Bettler in zerrissenen Kleidern und mit weißem Haar, der bat gar demütig um eine kleine Gabe. Das stolze Fräulein aber lachte gar höhnisch auf, warf ihm statt der Gabe einen Kieselstein zu und befahl, die Rosse zu rascherem Laufe anzutreiben. Da nun hat sich die Erde rächend aufgetan, jäh hinab in grausige Tiefe stürzten Roß, Mann und Wagen — und Sumpf und trübe Lache deckt seitdem die Stätte, wo die Frevelnden verschlungen wurden. (Sachsen) 5
Griepentrog, Volkssagen
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86 DIE VERSUNKENE BURG Bei dem Dörfchen Burg-Liebenau findet sich mitten im Walde, unweit der Elster eine mäßige Erhöhung, welche der Wall genannt wird, von einem ziemlich breiten und tiefen Graben ringförmig umgeben und mit Bäumen und Gestrüpp bewachsen. Auf dieser Anhöhe soll einstmals eine Burg gestanden haben. Von dieser erzählt man sich folgendes: Vor langen Jahren bewohnte sie ein mächtiger Herr, dem die ganze Umgegend gehörte. Weit und breit war er wegen seines Reichtums bekannt; aber ebenso bekannt waren seine Hartherzigkeit gegen die Armen und seine Barschheit gegen jedermann, so daß niemand mit ihm verkehren mochte. Als nun einmal an einem Frühlingsabend ein fürchterlicher Sturm, begleitet von heftigem Regen, brausend durch die Gipfel der alten Eichen zog, so daß sie unter seiner Gewalt ächzten, und zugleich auch die Wasser der Elster über ihre Ufer stiegen, mit denen der Luppe sich vereinigten und die ganze Umgebung überschwemmten, kam ein altes Mütterchen, von Wind und Wetter erschöpft, ins Schloß und bat den Burgherrn um ein Unterkommen für die Nacht. Er jedoch entgegnete, er habe keine Herberge für Gesindel; sie solle sich nur augenblicklich davonscheren. Als sie nun ihre Bitte mit dem Bemerken wiederholte, sie sei der Gegend nicht kundig und wisse bei dem Steigen der Wasser nicht, wohin sie ihren Weg nehmen solle, da hetzte der unmenschliche Burgherr die Arme mit den Hunden hinaus in die Finsternis und den heulenden Sturm. Aber kaum hatte er das getan, so verfiel er mit seinen Leuten in einen tiefen Schlaf, und die Burg fing an zu sinken und sank tiefer und tiefer, bis zuletzt auch von den Zinnen nichts mehr zu sehen war. (Prov. Sachsen) 87
DIE WETTENBURG Oberhalb Wertheim stand auf dem schmalen Landrücken, der bei Eichel und Bettingen an drei Seiten vom Maine umflossen wird, ein mächtiges Schloß: die Wettenburg. Darinnen wohnte vor Jahrhunderten eine Gräfin, die war gegen die Armen hart und geizig und wies sie unbarmherzig von der Schwelle. Ja sie beschloß sogar, den Berg durchgraben zu lassen, damit der auf allen Seiten vom Wasser umspült sei und sich kein Bettler mehr dem Schlosse nähern könne. Sie zwang ihre Untertanen, beim Bauen des tiefen Grabens Frondienste zu tun, und strenge Aufseher mußten die armen Leute unablässig zur Arbeit antreiben. Trotzdem ging das Werk wegen des zahlreichen Felsgesteins nur langsam vonstatten, und die zornige Gräfin tobte und schalt, man solle dem gemeinen Volke die Peitsche zu spüren geben. Als sie wieder einmal schimpfend am Schloßfenster stand, trat ein alter Mann heran und bat, die Gräfin möge von ihrem Vorhaben ablassen und die ge66
plagten Untertanen schonen. Aber die Herrin lachte über solche.Bitte, und ihr Gemüt ward noch verstockter. Sie 20g ihren Ring vom Finger, warf ihn in den Main hinunter und rief: „So gewiß ich den Ring nicht wiedersehe, so gewiß wird der Berg durchschnitten werden. Und eher soll die Wettenburg in den Erdboden versinken, als daß ich wegen des dummen Volkes anderen Sinnes würde." Während der nächsten Tage lud die Gräfin benachbarte Ritter 2U einem Feste, wobei sie vor den Gästen prahlte, daß ihr Plan zur Durchführung komme, und wenn's die Untertanen noch so viel Schweiß koste. Bei den Speisen, die für die Tafel bereitet wurden, befand sich auch ein Fisch von ungewöhnlicher Größe. Als ihn der Koch zerlegte, fand er im Magen einen goldenen Ring und ließ ihn durch die Magd sogleich der Herrin in den Saal bringen. Wie die Frau Gräfin den Ring erblickt, wird sie kreidebleich; es ist nämlich ihr eigener Ring, den sie in den Strom geschleudert hat. Und im nächsten Augenblicke blitzt und kracht es, und die Burg versinkt mit Mann und Maus in die Tiefe des Berges hinab. (Unterfranken) 88 DER BAUERNSCHRECK An der Stelle, wo vor der Mainkanalisierung die Aschaff einmündet, erhob sich vor mehr als tausend Jahren ein Schloß, worin ein Graf hauste, der seinen Untertanen alles Üble antat. Er ritt mit den bewaffneten Mannen, die ihn stets begleiteten, über die Felder der Bauern und kümmerte sich nicht um den angerichteten Schaden, sondern ließ sogar noch absichtlich die mühsam gepflanzten Früchte zerstampfen und vernichten. Einmal hatte es ein Bauer gewagt, einige Reiter vom blühenden Roggenfeld zu weisen; da ward er in den Turm gesperrt und mußte bei kargem Brot langsam verhungern. Nachdem der Graf alt geworden war und nicht mehr ausreiten konnte, fuhr er im Wagen durch die Flur, wobei er ebensowenig die gebahnten Wege benutzte wie zuvor. Bald gab es in der Umgebung kaum mehr als zerstampftes Gras, denn das junge Getreide wurde von den darüberrollenden Wagen und den Huf Schlägen der Pferde großenteils vernichtet. Eines Tages nun fuhr der Herr durch die Dorfstraße, wo gerade drei Knaben arglos ihr fröhliches Spiel trieben. Was tat der herzlose Mann? Er fuhr hohnlachend über die Kinder hinweg, ohne auf die Angstschreie der entsetzten Eltern zu achten, und jagte gleichgültig weiter. Auf einmal zuckt ein Blitz vom Himmel gleich einer feurigen Geißel und schlägt den Bösewicht samt Wagen und Pferden in die Erde hinein, die sich öffnet und wieder schließt. Von jetzt an besserte sich das Los der Bauern, denn die künftigen Schloßherren hüteten sich vor allzu großer Strenge, zudem der verfluchte Burggraf alle neun Jahre wie zu eindringlicher Mahnung aus der Erde stieg und zur Mitternachtsstunde um sein ehemaliges Besitztum fuhr. Dabei berührte er jedoch niemals die Äcker jener Bauern, die er in seiner Lebzeit geschädigt hatte. (Unterfranken) 5*
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89 RITTER ERSTICHT PFARRER In der Kirche von Gutenberg steht das Bild eines Ritters, gan2 in Stein gehauen. Er ist von oben bis unten in Eisen gekleidet und hat ein langes, schweres Schwert an der Seite. Dieser Ritter hat vor Zeiten den Pastor Bernstein, der eine strenge Strafpredigt über des Ritters lasterhaftes Leben gehalten, als er aus der Kirche ging, mit dem Schwerte erstochen. Zum Gedächtnis des Pfarrers malte man diesen ab und hing sein Bild in der Kirche auf, wo es heute noch zu sehen ist. Den Ritter aber hieb man zum ewigen Angedenken in Stein aus. (Prov. Sachsen) 90 DIE STABSGERECHTIGKEIT Einem Herrn von Ringelstein war das ganze nachherige Gericht Altenstein Untertan, er war ein ebenso mächtiger wie strenger Herr, der seine Untertanen bis aufs Blut drückte und peinigte. Deshalb waren sie aber auch erbittert über ihn und trachteten ihm sogar nach dem Leben. Da begab es sich einstmals, daß der Herr von Ringelstein mit einem benachbarten Ritter in harte Fehde geriet, der vor die Burg Ringelstein rückte und sie belagerte. Der Burgherr rief seine Untertanen zu seinem Schutz auf, aber ihrer keiner gehorchte, denn sie wünschten ihn loszuwerden, daher traten sie vielmehr zu seinem Feind, und halfen selbst die Burg belagern. In solcher Not hoffte der Ritter verkleidet zu entrinnen, allein ein Trupp seiner eignen Untertanen erkannte ihn und nahm ihn fest. Da versprach er, fortan ein guter Herr zu werden und ihnen die Stabsgerechtigkeit zu geben, wenn sie ihn freilassen und ihm gegen seinen Feind beistehen wollten; darauf gab er ihnen sein Ritterwort und beschwur es auf das Evangelienbuch. Nun überfielen die Untertanen die Feinde, erschlugen deren eine große Zahl und jagten die andern in die Flucht. Und der Herr von Ringelstein hielt sein Wort, gab die Stabsgerechtigkeit und blieb fortan gut und väterlich gegen die Untertanen gesinnt. (Thüringen)
91 DIE EINNAHME DES WEISSENSTEINES Der Herr des Weißensteines bei Marburg bedrückte seine Leute gar hart, die sich unterm Schlosse angesiedelt hatten. Sie mußten Zins und Zehnten zahlen, und dazu noch Fronden leisten. Da beschlossen die Bedrängten sich selbst zu retten und zu rächen. Doch das Schloß war allzu fest und die Insassen stark und allzu mächtig, denn daß die Bauern daran denken gesollt hätten, etwa mit offener Gewalt und Fehde zu verfahren. 68
Da luden sie die Herrschaft ein, vor ihr in üblichem Waffentanze auftreten zu dürfen. Aber die Bauern waren zu ernsthafterem Gange, nicht nur zum Schwerterspiele gerüstet. Und da der Junker nun eben lustig mit Jungfrauen ein paar Gänge tat, überraschte ihn der Mord. Jetzt stürmte alle dörfische Mannschaft zum Schlosse hinauf, tötete die erst getäuschte, nun allzu spät kämpfende Besatzung und zertrümmerte den Bau dergestalt, daß nur noch die Grundmauern übrig sind. (Hessen) 92
D E R SCHWERTTANZ ZU WEISSENSTEIN Eine halbe Stunde nördlich von dem Dorfe Wehrda liegt in einer Krümmung der Lahn ein weißer Sandsteinfelsen, der Weißenstein genannt. Auf dem Gipfel desselben stand vormals eine Burg. Vorzeiten hauste auf dem Weißenstein ein Ritter, welcher die ganze Gegend in Furcht und Schrecken setzte. Er trieb nicht nur Straßenraub, sondern drängte und quälte auch seine Bauern bis aufs Blut und hob eines Tages sogar eine junge Bauerndirne in Wehrda auf, die er auf seine Burg schleppte. Da traten die Bauern von Wehrda zusammen und schwuren, Rache zu nehmen an dem übermütigen Räuber. Sie wußten, daß der Ritter ein großer Freund vom Schwerttanz war; einen solchen wollten sie aufführen, den Feind in ihre Mitte locken und sich dann seiner bemächtigen. Diesen Plan zu verwirklichen, rückten sie auf die Wiesen an der Lahn am Fuße des Schloßberges und luden den Ritter ein, herabzukommen und den Tanz mit anzusehen. Dieser ahnte den Verrat nicht und stellte sich auf der Wiese ein; aber der Tanz hatte nicht so bald begonnen, als die Bauern über ihn herfielen, ihn zu Boden warfen und erschlugen. Darauf erstürmten sie die Burg und brachen sie nieder. Die Edelfrau warf alle ihre Kostbarkeiten in die Lahn, worunter auch ein goldnes Rad, welches seitdem alle sieben Jahre vom Grunde sich erhebt und sichtbar wird. (Hessen) 93
D I E ZERSTÖRUNG D E R BURG AUF D E M H A U S B E R G E In längst vergangenen Zeiten saß auf dem Hausberge im Junkerholze unweit Eisleben ein Graf Karl, der wegen seiner vielen Verdienste um das Reich zu großem Besitz gelangt war. Aber seine Untertanen drückte er so, daß er sich den Haß aller zuzog. Von Tag zu Tag wurde sein Regiment unerträglicher, bis sich schließlich seine Untertanen gegen ihn empörten. Von überallher zogen die bewaffneten Scharen der Aufständischen heran; sogar von Quedlinburg, Harzgerode und vielen anderen weit entfernten Orten sollen sie gekommen sein, die Burg mit Holz und Stroh in Brand gesteckt und gänzlich zerstört haben. (Prov. Sachsen) 69
94 D E R HUNDSGALGEN AM GANSBACH Auf dem höchsten Gipfel des Bergzuges, der den Gansbach auf der linken Seite bis zu dessen Einmündung in die Perf begleitet, wollte ein Ritter einst eine Burg erbauen, um sich die Landleute dienstbar zu machen. Die Bauern zerbrachen sich vergeblich die Köpfe, wie sie den Plan des Zwingherrn wohl vereiteln könnten. In ihrer Not wandten sie sich an den Schäfer von Eisenhausen, der ein kluger Mann war und nebenbei im Rufe eines Hexenmeisters stand. Man versprach ihm drei Malter Korn, und er verpflichtete sich, den Rittersmann zu vertreiben. Der Schäfer hatte einen alten Hund, den er schon längst abschaffen wollte, weil er zum Bewachen der Herde nicht mehr taugte und zudem noch räudig war. In dunkler Nacht lief er mit dem Tiere auf die Spitze des Berges, erschlug es dort und hängte es an der Baustelle auf. Wie nun der Ritter inne ward, daß der Platz geschändet war, geriet er zwar in heftigen Zorn, stand aber von der Errichtung einer Zwingburg ab und zog in eine andere Gegend. Seit dieser Zeit nannte man den Berg Hundsgalgen. (Hessen)
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DIE VERSTEINERTEN ERBSEN Es war einmal eine so große Hungersnot, daß eine Menge Menschen vor Hunger starben. Damals lebte ein reicher, aber sehr geiziger Bauer, der trotzdem, daß er eine Menge Korn auf seinen Böden liegen hatte, in steter Angst war, er müsse auch verhungern. Er leugnete auch jedermann ab, daß er noch Korn habe; und damit die Leute dies eher glauben sollten, hat er seine Äcker mit Erbsen besät, indem er sprach: Ich säe Erbaisz, Daß weder Gott noch die Welt darum weiß. Das hat sein Nachbar, ein armer Mann, gehört und da er auch gerade Erbsen säte, um gleich dem Geizhals Mehl daraus zu machen, so sprach er: Lieber Nachbar, ich säe Erbaisz, Daß Gott und die Welt darum weiß. Dieses Mannes Erbsen sind reichlich aufgegangen, haben auch einen großen Ertrag geliefert, die des reichen Bauern aber sind zu Stein geworden. (Hessen)
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D I E BESTRAFUNG E I N E S FEIERTAGSSCHÄNDERS Anno 1604 hat ein Bauer zu Döllnitz, über dessen Geiz allenthalben geklagt worden, mit seinem Weibe, Sohn, Tochter und Magd am 9. Julius Sonntags den ganzen Tag im Heu zu Collenbey gearbeitet, den 10. Julius, als den Tag hernach, am Fest Maria Heimsuchung, will die Magd in die Kirche gehen, welches der Mann nicht zugeben wollen, sondern hat Anstalten gemacht, wieder auf das Heu zu gehen. Und obwohl das Weib und der Sohn dem Vater zugeredet, man wolle erstlich in die Kirche gehen, weil gestern der Gottesdienst auch versäumt worden sei, so haben sie doch nicht gehen dürfen, sondern wurden mit Schelten zum Heumachen fortgetrieben, worüber die Magd sehr geseufzt. Was geschieht nun? Ohngefähr um zwei Uhr nachmittag haben sie das Setzen eines Heuschobers vollendet, und der Bauer hat das Heu dazu von den andern hinaufgenommen, gelegt und derb getreten. Als sie fertig sind und den Schober, welcher an die acht Ellen hoch gewesen, mit den Harken bezogen, auch ferner gehen und die Nachreche verrichten wollen, befiehlt der Bauer seiner Tochter, sie solle ein Reis abbrechen, welches er auf den Haufen stecken wolle. Darauf hat die einfältige Dirne den Rechen oder Harken mit aufgerichtetem Stiele an den Heuschober gelehnt und ein Weidenreis geholt. Als der Bauer das Reis aufgesteckt, tritt sie ein wenig beiseite zu sehen, ob der Haufen auch fein gleich stehe. Indes rutscht ihr Vater herunter und kömmt gleich auf den Rechenstiel zu sitzen, welcher ihm auf der rechten Seite des Gesäßes hinein und auf der linken Brust oben an dem linken Arme hinausgeht. Mutter und Kinder laufen hinzu, schreien und ziehen an dem Rechen, solchen herauszubringen, allein der Stiel ist unten abgebrochen; da laden sie endlich den Vater auf und führen ihn gen Halle zum Barbier, und darüber bricht die oben herausgehende Spitze ab. Der Barbier aber hat das Holz herausschneiden und dazu zwo Rippen lösen müssen, worüber der Mann unglaubliche Schmerzen ausstehen, aber doch nicht ersterben können, sondern ist wiederum geheilt worden, aber sein Lebtag ein ungesunder Mann verblieben. (Prov. Sachsen) 97 D E R DOPPELGÄNGER Bei Tiefenbach war ein wucherischer Bauer, den man öfters auf seiner Wiese umhergehen sah, während er doch sicher zu Hause saß. Einmal an einem Sonntage war er im Gottesdienste; die Leute auf der Bahre in der Kirche sahen ihn aber auf seiner nahe gelegenen Wiese herumgehen, und zwar in derselben Kleidung, die er in der Kirche trug. Sie gingen nun zur Kirche hinaus und sahen ihn auch da noch auf der Wiese, während er zu gleicher Zeit in der Kirche an seinem Platze saß. Er ging bei lebendigem Leibe um und deutete damit an, daß er nach seinem Tode dasselbe tun werde. (Rheinland) 71
Das Unrecht kirchlicher Herren
98 DAS NONNENTAL Das Nonnental bei Neustadt führt seinen Namen von dem Nonnenkloster, welches vorzeiten daselbst bestanden haben soll. Hier geht die Vorsteherin dieses Klosters um, weil die ihre Untergebenen über die Maßen hart behandelte. Alle sieben Jahre auf denselben Tag, an welchem das Gotteshaus zerstört wurde, steht es wieder ganz da, jedoch nur den Sonntagskindern sichtbar ... (Rheinland)
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DIE ÄBTISSIN IM SCHMERLENBACHER WALDE Es war einmal im Schmerlenbacher Kloster eine Äbtissin, die war alt, häßlich und geizig, wie noch keine. Die Bettler ließ sie mit Hunden von der Klosterpforte hetzen, und wenn es ein Armer wagte, in den Klosterwald zu gehen, und dürres Holz zu lesen, so mußte ihn der Förster einfangen und nach Schmerlenbach führen; die Äbtissin ließ ihn dann in den tiefsten Keller einsperren und durch Hunger und Frost für seinen Frevel büßen. Die Kunde von den Grausamkeiten der Äbtissin kam endlich zu den Ohren des Herrn Erzbischofs. Er war ein gottesfürchtiger Mann, der nicht nur die heilige Schrift las, sondern auch nach ihren Worten tat und sich als den Vater der Armen ansah. Er begab sich nach Schmerlenbach und ließ sich das ganze Kloster vom Speicher bis zum Keller zeigen. In die Keller führte man ihn freilich nicht gern, aber man mußte dem Herrn Erzbischofe schon gehorchen. Da fand er nun in der Tiefe der Erde viele halbverhungerte und erfrorene Leute, die nichts begangen, als daß sie dürres Holz im Klosterwalde geholt hatten. Der Herr Erzbischof ließ sie augenblicklich freigeben; ehe sie sich aber entfernten, mußten sie von der Äbtissin mit Speis und Trank bewirtet werden. Als der Herr Erzbischof fort war, brach der Zorn der Frau Äbtissin los. Sie fluchte und tobte, als wenn sie vom Bösen besessen wäre, und geriet in eine solche Wut, daß sie vom Schlag getroffen wurde und tot war. Das Ableben der bösen Frau erregte eben keine große Trauer unter den Armen. Sie wagten sich wieder in den Wald, um dürres Holz zu lesen, erschracken aber nicht
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wenig, als sie die Äbtissin im Walde wandern sahen. Böses aber, wie im Leben, konnte sie nach ihrem Tode nicht mehr tun; im Gegenteile, wo sie sich zeigte, da fanden die Armen reichlich dürres Holz, und darum blieb die Erscheinung der Äbtissin lange Zeit ein günstiges Zeichen für die Armen. (Unterfranken)
IOO DER UMGEHENDE ABT Unterhalb Welkershausen führt das Pfaffental unter den Spitzbergen, auf deren Plateau eine dem Geschlecht von Exdorf gehörige und wegen arger Räubereien 1340 vom Bischof Otto von Würzburg zerstörte Burg gelegen war, nach dem Dorfe Metzels hin. Die Sage erzählt, daß in diesem Grunde einst ein Kloster gestanden, dessen letzter Abt wegen liederlichen Lebenswandels noch bis auf den heutigen Tag umgehen müsse. Doch soll er niemandem etwas zuleide tun, außer wenn er angeredet wird. Dann aber regnet es Ohrfeigen von rechts und links, soviel ihrer einer nur „hocken" kann. (Thüringen)
IOI DER UNBELIEBTE ABT Der Abt Dankmar von Fulda machte einst eine Rundreise durch seinen Sprengel. Die Wege waren zu damaliger Zeit grundlos und der Abt nicht leicht, und so kam es, daß er mit seinen Gefährten in der Werraniederung steckenblieb. Er schickte ins nächste Dorf, um Vorspann zu holen. Der Abt war aber wegen der Strenge, mit der er den Zehnten eintrieb, dort nicht beliebt, die Leute weigerten sich, meinten, der Diener Gottes könnte sich selbst schon helfen, schützten dringende Arbeit vor, und der heilige Mann blieb im Moraste stecken. Ergrimmt ob der wenigen Ehrerbietung, schickte er darauf in den nächsten Ort, und hier beeiferten sich die Bewohner um die Wette, ihrem Oberherrn die nötige Hilfe zu leisten ... Da verfügte der Abt, daß das Dorf, wo ihm die Einwohner auf seiner Reise, durch Verweigerung ihrer Hilfe zuwider geworden waren, Widershausen genannt werde, das nächste aber, wo sich die Leute als fromme, dem Stifte ergebene Knechte bezeigt hatten, den Namen Dankmarshausen führen solle... (Hessen)
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DER HÖLLENGRUND Den Zschordaer und Clodraer Bauern haben die schlauen Mildenfurter Mönche die meisten und besten Grundstücke, so zum Beispiel den ganzen Eichberg und vieles andere, nach und nach abgeschwatzt; denn wollte etwa einer dem Kloster das Seinige nicht abtreten, so sagte man ihm, er werde zur Hölle fahren! Darauf ließ es nun einer, der den Grund am Eichberge hin herausgeben sollte, ankommen und meinte: Der Grund bleibe ihm, und müsse er drum auch für ewige Zeiten in der Hölle schmoren! Seitdem nennt man den Grund nicht anders mehr als den Höllengrund. (Sachsen) 105 DIE STEINERNEN BRUNNENLÖWEN Auf dem Markte zu Coburg stehen im Brunnen zwei steinerne Löwen, denen das Wasser aus dem Rachen rinnt; von diesen Löwen wird folgende Sage berichtet. Einst lag ein reicher Geizhals in Todesnöten, und es wandelte ihn eine Großmut an, all sein Geld und Gut dem Waisenhause zu vermachen; dafür sollten aber auch alle Waisenkinder um ihn weinen und über seinem Grabe beten. Als er diese Sehnsucht aussprach und zugleich den Wunsch äußerte, die Sakramente zu empfangen, so hörte das der Abt des Barfüßer Klosters, das damals noch zu Coburg war, und eilte rasch zu dem Sterbenden, gedachte aber unterwegs bei sich selbst: Was will der Mann den Waisen all sein Geld und Gut schenken? Könnten wir das nicht auch besser brauchen? Aber wie er so dachte, strafte ihn Gott, denn plötzlich begannen die Brunnenlöwen zu brüllen, sprangen von ihren Gestellen, darauf sie standen, herunter, zerrissen den Abt, verschlangen ihn samt der Monstranz und waren dann Steine wie zuvor. (Oberfranken) 104 DIE HARTHERZIGE ÄBTISSIN In Homberg, nachts wenn der Mond sich hinter dunkeln Wolken birgt und das vormalige Stiftsgebäude in schweigender Finsternis dasteht, schleicht ein großer schwarzer Hund um die Mauern; mit leisem Gewinsel trabt er bald um diese, bald um jene Ecke, den Kopf zur Erde gesenkt, mit eingezogener Rute. Einst, es war in den ersten Zeiten des Stifts, lebte eine Äbtissin, die an Hartherzigkeit ihresgleichen nicht hatte. Ließ sich ein Armer auf dem Hofe sehen, um eine milde Gabe zu erflehn, so rief sie ihm schon aus dem Fenster zu: „Packe 74
dich, wenn du nicht willst, daß dich die Hunde hinausjagen!" Ging der Bettler nicht sogleich, so machte sie ihre Drohung wahr und ließ den großen Hofhund von der Kette. Sie starb endlich; doch ward ihr das Grab keine Ruhestätte. Als großer schwarzer Hund wandelt sie allnächtlich um den Ort, wo sie dem Teufel des Geizes das ewige Heil ihrer Seele geopfert hat. (Hessen)
105 DAS ANNASTÜBEL AUF D E M J A U E R S B E R G E Auf dem zum Zisterzienserkloster Kamenz gehörigen Gutshofe lebte zur Zeit der Mönche eine Wirtschafterin namens Anna. Sie war hartherzig gegen Vieh und Menschen. Gegen die ihr untergeordneten Dienstboten war sie besonders grob. Nach ihrem Tode ging es auf dem Gutshofe um. Im Hofe warf es die Leute mit Steinen, in den Ställen schlug es die Menschen mit Stöcken. Man unterrichtete die Mönche von dem Spuke, die dem Treiben ein Ende zu machen beschlossen. In Prozession zogen sie auf den Hof. Dort beschwor der Prior den Geist und bannte ihn auf einen großen Brettwagen. Von acht Ochsen wurde dann der Geist bis auf den Jauersberg gezogen. Hier beschwor der Prior den Geist wieder vom Wagen. Seit jener Zeit heißt der Platz, wo der Geist der Wirtschafterin Anna gebannt ist, das Annastübel. Der Geist geht aber am Jauersberge immer noch um. Holzhauer aus Reichenstein erzählten, daß es heute noch am Jauersberge mittags und abends mit Steinen werfe. (Sachsen) 106 DER MILDTÄTIGE KLOSTERBRUDER Um 1279 lebte im Kloster Reinhardsbrunn ein frommer Laienbruder, genannt Wolfhart oder Volkmar. Er pflog des Backhauses und des Brotes und gab den armen Leuten viel Almosen; denn damals war das Korn teuer, daß die Armen vor Hunger große Not litten und ihrer viel nach Brot gingen. Als dies der Abt vernahm, besorgte er, es möchte dem Konvente an Brot und Nahrung gebrechen und verbot dem Backmeister, er sollte kein Almosen geben, sondern nur soviel, als man von dem Konvente Schüsselbrot aufhebe. Aber das tat der Backmeister nicht, sondern gab den armen Leuten, wenn sie kamen und klagten, heimlich große Almosen. Das wurde dem Abte wiedergesagt, und er wartete auf den Bäcker und wollte ihn bei der Tat treffen. Als nun Wolfhart einmal über den Hof kam und unter seinem Kleide viele Stücke geschnittenen Brotes trug, die er den armen Leuten vor dem Tore bringen wollte, trat ihm der Abt in den Weg und sprach: „Herr Backmeister, was traget ihr?" „Herr, ich trage Späne in das Torhaus", ant75
wortete jener. Da tat ihm der Abt das Kleid auseinander und sah nichts als Späne. So ging der fromme Bäcker weiter und gab die Almosen den Armen und speiste und erfreute sie. Danach schaute der Abt auf das Kornhaus und fand wenig Korn, daß er erschrak und zornig ward, den Backmeister zu sich rief und ihn fragte, wo das Korn wäre, davon der Konvent leben sollte. Dieser antwortete erschrocken: „Wir haben Korns genug." „Das zeiget mir", sprach der Abt und ging mit ihm und fand alle Leuben voll Korn. „Das war heute nicht hier, woher kommt es?" fragte erstaunt der Abt. „Gott hat es uns beschert," war des frommen Bäckers Antwort. (Thüringen) 107
D I E MÖNCHLADE B E I KROSSE Einst stand auf der lahnen (=gebirgigen) Seite zwischen Groß-Krosse und Jungferndorf im Altvatergebirge ein Kloster, wo heute ein Sumpf und ein Teich sichtbar sind. Die Mönche vergaßen Beten und Kasteien und verschrieben sich dem Teufel. Einst pochte ein Bettelmann in finsterer Nacht an die Tür dieses Klosters, aber er wurde mit Hunden vom Hofe gehetzt. Da verwünschte der Alte das Kloster. Die Erde öffnete sich, vom Himmel fiel Feuer auf die Stätte; noch heute zeigen sich nachts um zwölf die Mönche als Irrlichtflammen und plendern hin und her und winken und stehen bald still. Wer ihnen nachgeht, gerät in den Sumpf und muß ertrinken. Das ist die Mönchlade bei Krosse. (Schlesien) 108
D E R WEINZEHNT Einen trunkfesten Abt hat das Kloster Disibodenberg einmal besessen. Derselbe war dem Wohlleben ergeben und drückte die hörigen Bauern mit Fronden und Steuern. Als sie den Druck nicht mehr zu ertragen vermochten, rotteten sie sich zusammen und nahmen das Kloster mit gewappneter Hand. Entsetzt flohen die Mönche; nur der Abt blieb zurück. Schwer bezecht lehnte er im Abtsstuhle des Refektoriums. „Ha, wir wollen dir einen Weinzehnten zahlen, daß du genug hast!" schrie die Menge. Man schleppte ihn in den Keller und steckte ihn in das allergrößte Faß. Anderntages erschienen die benachbarten Ritter und vertrieben die Empörer. Auch die Mönche fanden sich wieder ein. Mit Schaudern vernahmen sie die Trauermär. Als sie aber in feierlicher Prozession in den Keller zogen, um den teuren Leichnam zu holen, vernahm man dort unheimliche Töne. Allen standen die Haare zu Berge. Der Pater Exorzist mußte herbei, um sein Werk zu verrichten. Dann erst öffnete man das Faß. Es war leer getrunken bis auf den letzten Tropfen. Behaglich schlafend, lag der Abt da und schnarchte gewaltig. (Rheinland) 76
109 DER KOPFLOSE PROPST A M PETERSBERG Am Petersberg lebte einmal ein Propst, der führte ein sehr sittenloses und schwelgerisches Leben. Er wurde oft von dem Abt seines Klosters ermahnt, davon abzustehen, aber vergebens; er tafelte und zechte darauflos und dachte besonders im Winter gar nicht der Not so vieler Armen, die nicht einen Bissen trocknen Brotes zu verzehren hatten. Endlich ereilte ihn die Strafe Gottes. Einst brachte er in der heiligen Adventszeit in seinem Wagen Gäste nach Hause, mit welchen er die ganze Nacht hindurch ein tolles Gelage gefeiert hatte. Als aber die Pferde so wild daherrannten, stieß der Wagen auf der Straße an, der Propst stürzte heraus und mit dem Kopf so hart gegen einen Felsblock, daß er auf der Stelle tot blieb. Seitdem sieht man ihn stets im Advent kopflos in einem Wagen mit kopflosen Rappen umherfahren, dem ein schwarzer feueraugiger Hund heulend folgt. (Hessen)
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D E R SCHLIMME BISCHOF Bischof Johannes I. von Naumburg führte ein sehr ausschweifendes Leben, kümmerte sich wenig um sein Bistum, schlemmte, schwärmte und buhlte und drängte seine Untertanen gar hart. Im Jahre 1350 an Johanni, seinem Namenstage, veranstaltete er auf dem Schlosse Saaleck ein großes, prächtiges Bankett, wozu er eine Rotte Gaukler aus Nürnberg und allerhand kostbare Leckerbissen aus Leipzig und Braunschweig hatte kommen lassen. Eine Unzahl von Gästen war geladen und erschienen. Abends nach der Tafel, als der Ball beginnen sollte, ergriff Johannes zwei Edelfrauen, die Gattin des Herrn von Berbisdorf und die des Edlen von Madel, um den Ball zu eröffnen; als er aber den rechten Fuß erheben wollte, fiel er zu Boden und war tot. Sein Leichnam wurde in der Schloßkapelle zu Saaleck beerdigt; im Volke aber verbreitete sich der Glaube, der Böse habe ihn zur Strafe seines sündigen Lebens geholt. (Naumburg) in DER MÄUSETEICH ZU BRESLAU Von dem Mäuseteiche [bei Breslau] erzählt man sich seltsame Dinge. So soll sich sein Wasser allemal rot färben, wenn der Stadt ein Unglück bevorsteht. Ebenso wurde auch eine Leiche über dem Wasser schwebend gesehen. Ferner berichtet die Sage, daß zuzeiten einer großen Hungersnot die gläubigen Christen sich an den dortigen Bischof wandten mit der Bitte um Unterstützung mit Lebensmitteln. Dieser wollte aber hiervon nichts wissen und sagte den Flehenden, daß es in Breslau 77
genug Mäuse und Ratten gebe, die für die Sünder noch viel 2u gut seien. Die so Verhöhnten gingen zwar ihrer Wege, aber den bösen Bischof ereilte bald seine Strafe. Er wurde in der folgenden Nacht von Mäusen und Ratten zernagt. An jener Stelle, wo die bischöfliche Residenz gestanden hatte, befindet sich heute der Mäuseteich. (Breslau) 112 D E R MERSEBURGER R A B E Beim Dome zu Merseburg wird beständig ein lebendiger Rabe gehalten. Einen solchen Raben hielt zu seinem Vergnügen Thilo von Trotha, Bischof von Merseburg. Der Rabe stahl nach Rabenart und schleppte auch einen kostbaren Goldring des Bischofs mit edlem Stein in sein nahes Nest auf dem Schloßturm. Der Bischof, ein jähzorniger Herr, hatte seinen Kammerknecht im Verdachte des Diebstahls, ließ diesen, da er leugnete, foltern und da er, durch die Folter gezwungen, endlich gestand, hinrichten. Der arme alte Diener hob flehend seine Arme gen Himmel und rief Gott an, seine Unschuld zu offenbaren. Bald nach Vollziehung des grausamen Urteils warf ein Wind das Rabennest vom Turme, da fand sich neben vielen glänzenden Kleinodien und auch Tand des Bischofs Ring. Darauf erfaßte den Bischof tiefe Reue. Er änderte sein Wappen und setzte einen Raben mit dem Ring im Schnabel in das Schild und auf den Helm, auf letzteren daneben noch zwei zum Himmel erhobene Arme und Hände; dann machte er eine Stiftung, daß fort und fort ein lebender Rabe solle gehalten werden, ihn und seine Nachfolger an die Unglückstat zu erinnern — und überall wurde das neue Wappen angebracht, selbst auf des Bischofs ehernem prächtigem Grabmahl —, und ein Rabe wird noch immer gehalten. (Merseburg) XI
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D E R R A B E MIT D E M R I N G E A M RATHENOWER TOR ZU B R A N D E N B U R G Auf der Spitze des Rathenower Tors zu Brandenburg sieht man einen Raben, in dessen Schnabel ein Ring mit daran befindlicher Kette sichtbar ist. Das Wahrzeichen hat folgende Bedeutimg: Als das Land noch katholisch war, kam einem der Brandenburger Bischöfe einst ein Ring weg, und da, soviel er auch hin und her sann, wer ihn genommen haben könnte, doch sein Verdacht sich immer wieder auf einen Diener lenkte, der allein in seinem Zimmer gewesen war, so befahl er, daß dieser wegen des Diebstahls mit dem Tode bestraft werde, und der Befehl wurde auch sogleich vollzogen. Darauf vergingen einige Jahre. Da wurde an dem Dache eines der Kirchtürme etwas aus78
gebessert, und man fand viele Rabennester und wunderbarerweise in einem derselben den Ring, um dessentwillen der arme Diener hingerichtet war. Da hat der Bischof jenes Wahrzeichen machen lassen, daß es für ewige Zeiten zur Warnung diene. (Brandenburg, Mark Brandenburg)
114 D E R SPRING AM E L M Durch ein kleines Gehölz mit stattlichen Eichen gelangt man von Königslutter aus nach dem Gasthause „Zum Spring". Hier befindet sich ein Gewölbe aus Sandstein, auf welchem in früherer Zeit noch eine Kapelle stand. Da hütete einst ein Hirt seine Herde. Er trug einen sehr langen Stab, der unten mit einer zugleich als Haken dienenden Schaufel versehen war. Einen solchen Hakenstock gebrauchen die Hirten noch jetzt, um das Vieh einzufangen, besonders aber um die Tiere mit Erde zu werfen, wenn sie an einer verbotenen Stelle weiden. Als er nun hier so mit dem Stabe in der Erde herumwühlte, fand er einen Topf mit Geld. Dafür baute er einem Heiligen die Kapelle. Doch die Mönche des Klosters zu Lutter ärgerten sich über den frommen Hirten und seine Kapelle. Als er einst bei ihr stand, traf ihn plötzlich ein großer Stein von oben an die Schläfe, und er brach sterbend zusammen. Über der Tür des Gewölbes ist ein Bild ausgehauen, wie man ihn mit dem mörderischen Steine gefunden hat. In dem Gewölbe entspringen jetzt sieben Quellen, die das herrlichste Wasser geben. (Königslutter, Prov. Sachsen)
"5 D E R SCHIMMELREITER ZU BRAUNAU Ein Braunauer Prälat war ein sehr harter Mann. Sein Geheimschreiber warnte ihn oft vor solch bösem Tun. Doch der Herr kehrte sich nicht daran, ließ den Warner in den Turm werfen und dort elend verhungern. Als nun eines Tages der Prälat um Mitternacht in die Metten ging, sah er am Altare einen Ordensbruder knien, der ihm bekannt und doch fremd schien. Er schritt auf ihn zu und berührte ihn. Da drehte sich der Kniende um und sah den Abt traurig an. Mit Entsetzen erkannte dieser in der Gestalt seinen verhungerten Geheimschreiber, stürzte ohnmächtig auf das Pflaster der Kirche und verstarb nach einigen Tagen. Doch seine Seele fand im Grabe keine Ruhe. Auf einem Schimmel sprengt der Bösewicht allnächtlich über die Klosterbrücke zum Pfeffertor oder reitet hinterm Schlosse den Berg auf und ab. Manche Leute wollen ihm da schon begegnet sein. (Braunau, Böhmen)
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n6 ERZBISCHOF URIEL VON GEMMINGEN Im Anfange des sechzehnten Jahrhunderts saß Uriel von Gemmingen auf dem erzbischöflichen Stuhle zu Mainz. Er war ein gelehrter, durch viele fürstliche Tugenden ausgezeichneter Herr, aber sehr zum Jähzorn geneigt und in diesem seiner selbst nicht mächtig. Dieser Jähzorn führte sein Ende auf eine traurige Weise herbei: Als dieser Erzbischof einstmals einen seiner Kellermeister des Nachts zu Aschaffenburg erwischte, daß er Wein aus dem Keller gestohlen, hat er sich darob so sehr erzürnt, daß er den ohngefehr zur Hand liegenden Büttner-Schlägel ergriffen und damit des ungetreuen Knechts Kopf dermaßen zerschlagen, daß derselbe darüber tot zur Erden gefallen. Es habe ihn aber diese Tat hernach dermaßen gereuet, daß, als er etliche Tage darauf zu Mainz angelangt, er vor großer Betrübnis seinen Geist aufgegeben; oder sich doch also gestellet, als ob er gestorben wäre, und sei also an seiner Statt der Kellermeister mit fürstlichem Pomp zur Erde bestattet worden; er selbst aber sei in ein Karthäuser-Kloster gegangen und habe allda, als in einem fremden Lande, da ihn niemand gekannt, sein übriges Leben in steter Buße zugebracht. (Mainz) II7
DIE LINDE AUF DEM TASCHENBERGE BEI SCHWENDA Es sind weit mehr als dreihundert Jahre her, da schickte der Bischof von Halberstadt eine Schar von fünfundzwanzig Reitern zum Plündern in die Gegend von Schwenda. Diese nahmen unter anderm im Dorfe sämtliches Vieh weg. Im Hasseltale versteckte sich daher der damalige Kuhhirt mit seinen beiden Söhnen im Busche, lauerte den Räubern auf und erschoß ihren Anführer, welcher auf einem weißen Pferde ritt. Darauf ergriffen die übrigen Räuber die Flucht. Der Hirt aber setzte sich auf das weiße Pferd und trieb das Vieh ins Dorf zurück. Zum Andenken an diese Begebenheit soll die Linde auf dem Taschenberge gepflanzt worden sein. (Halberstadt)
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Vom freien Bergmann zum Lohnhauer
118 DAS STREITFELD Einige Bergleute von Seligenthal hatten sich zusammengetan, um auf dem Stahlberg eine Grube auf Eisenstein anzulegen. Sie waren aber unglücklich und verloren durch das Unternehmen nach und nach ihr ganzes Vermögen. Da glaubte einer von ihnen noch ein Kleidungsstück entbehren zu können, schlug es los und kaufte einige Talglichte dafür. Mit diesen machten die Bergleute den letzten Versuch. In der Grube aber wurden sie über die Richtung, die sie einzuschlagen hatten, uneinig, gingen auseinander und ließen aus Versehen die Lichter liegen. Versöhnt kehrten sie am andern Morgen wieder zur Grube zurück. Zu ihrem Schrecken waren sämtliche Lichte verschwunden. Nach langem Umhersuchen entdeckten sie endlich eins der Lichte, welches eine Maus in eine enge Kluft geschleppt hatte. Um nun wieder zu demselben zu gelangen, gingen sie frisch ans Werk, schlugen ein und hieben den schönsten Eisenstein an. Die Stelle aber, an der die Bergleute uneinig geworden waren, wird heute noch das Streitfeld genannt. (Thüringen) 119 DIE REICHE GEWERKIN Im 16. Jahrhundert baute auch eine Bäuerin in Frohnau als Gewerkin an dem Berggebäude „Himmlisches Heer" mit und wurde dadurch in kurzer Zeit sehr reich, wußte aber nicht im Glücke mäßig zu sein und trieb allerlei Unfug der Verschwendung. So zum Beispiel badete sie sich täglich in dem teuersten Weine, den sie aufzutreiben wußte, und um nun denselben nicht umkommen zu lassen, so gab sie ihn, mit Semmelbrocken vermischt, den Armen als Kaltschale zu trinken. Diese wußten nicht, was die Bäuerin erst mit dem Weine gemacht hatte, aßen mit vieler Lust und dankten der reichen Geberin viel tausend Mal für die köstliche Erquickung. Aber als sie die Badegeschichte erfuhren, da ekelte [es] sie, und sie warfen der übermütigen Bäuerin die Fenster ein und sangen Spottlieder auf sie, so daß sie sich nicht mehr öffentlich sehen lassen durfte. (Sachsen)
Q Griepentxog, Volkswagen
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120 DAS GASTMAHL IN DER SILBERGRUBE DieHerren vonTheler hatten die Zeche „Zur Edlen Krone" in Besitz. Ein Konrad von Theler ließ seinem Pferde silberne Eisen aufschlagen, und wo er ritt, streute er Geld aus. Wenn aber sein Pferd ein Eisen verlor, durften es die Untertanen nicht aufheben, man sollte wissen, welchen Wegs der Theler gezogen sei. Am 25. August 1557 lud Konrad von Theler die Ritterschaft der Umgebung zu einem Gastmahle in seine Silbergrube ein. Er wollte es in seinem Hochmute dem Herzog Albrecht in der St.-Georgszeche zu Schneeberg gleichtun. Darum schlugen die Knappen die Tische und Bänke aus edelstem Metall, alles Geschirr der Tafel war aus gediegenem Gold und Silber. Doch las man tief unter der Erde in wilder Lust schwelgte und mit silbernem Kegelspiele sich vergnügte, zog über den Bärwald ein Gewitter herauf. Ein Wolkenbruch dröhnte nieder. Die wilde Weißeritz schwoll an, donnerte mit Macht in das Stollmundloch der Grube. Da ertrank der Ritter von Theler mit all seinen Gästen und Dienern, und das kostbare Geschirr und das zur Prunkschau aufgestellte Silbererz wurden verschüttet und verschwemmt. (Sachsen)
121 DER REICHE BASLER Unterhalb der letzten Häuser von Platten erhebt sich der Baslerfels. An der Stelle, wo dieser Fels emporragt, soll vor soundso viel Jahren ein stattliches Schloß gestanden haben, das der reiche Basler bewohnte. Er verdiente in der Tat diesen Beinamen, denn er war der reichste Bergwerksbesitzer in der ganzen Umgegend. Auf seine Gold- und Silberschätze pochend, lebte er in verschwenderischer Pracht und Herrlichkeit, bedrückte über die Maßen die Armen und ließ in frevlem Übermute seinen Pferden sogar silberne Hufeisen aufschlagen. Und als er in seiner Verstocktheit noch größere Freveltaten verübte, ereilte ihn die Strafe des Himmels. Basler wurde samt der Burg zum warnenden Zeichen für alle Zeiten in harten Stein verwandelt. (Sachsen) 122
DAS STEINERNE HERZ IM SCHWARZWASSER Im Schwarzwassertale lag einst eine Zeche, „Trau auf Gott" genannt. Als der Besitzer seinen Knappen versprach, daß derjenige von ihnen, welcher zuerst eine reiche Silberader finden und dieselbe anhauen werde, die Hälfte der Ausbeute erhalten solle, da regten sich mit verdoppeltem Eifer die Hände der fleißigen Knappen. 82
Aber manche Schicht wurde verfahren, und es zeigte sich doch immer nur taubes Gestein, so daß endlich Unmut an der Stelle der Hoffnung in den Herzen Platz griff. Ein Knappe war es endlich nur noch, welcher in der Grube fortarbeitete; er gönnte sich kaum die nötige Ruhe, so daß er auch in den Nachtstunden seine Schicht verfuhr. Da geschah es einmal um Mitternacht, daß ihm der Berggeist im hellen Lichte erschien und einen reichen Gang zeigte, aus dem bald das reichste Erz brach. Froh eilte mit Tagesanbruch der Knappe zu seinem Herrn und verkündigte ihm das große Glück. Beide stiegen in den Schacht hinab, wo ihnen das Silbererz entgegenleuchtete. Als aber der Knappe den Herrn an sein Versprechen erinnerte und dabei auf die Not der Seinen hinwies, die jetzt gehoben sei, stand der Eigner schweigend und überdachte, wieviel Reichtum er verschenken müßte, wenn er sein Versprechen halten wollte. Die Habsucht verhärtete sein Herz, und er beschloß, den unbequemen Mahner heimlich aus dem Wege zu schaffen. Aus der Grube tönte jähes Angstgeschrei hinauf, dann war es still. Der Knappe fuhr nicht mehr hinauf zum Tageslichte, und sein Weib und seine Kinder mußten, da ihnen der Ernährer so plötzlich genommen war, betteln gehen. Die Grube „Trau auf Gott" aber blieb von Stund an verlassen, denn der Berggeist nahm wieder, was er so reichlich geboten hatte. Der Grubenherr fand die verdiente Strafe, denn er verfiel den höllischen Mächten. Sein von Reue gequältes Herz jedoch wuchs zum riesengroßen Steine, der heute noch als „steinernes Herz" in den Fluten des Schwarzwassers liegt. (Sachsen)
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DAS VERFLUCHTE BERGWERK Zu Wilhelmsdorf wurde in alten Zeiten lebhafter Bergbau mit vielem Glücke betrieben. Ein junger Bergmann wollte eines Morgens auf die Grube gehn. „Noch hast du Zeit" — jammerte seine an heftigen Gichtschmerzen darnieder liegende alte Mutter — „trage mich erst noch in den Garten und lege mich dort in die Sonne, daß ich mit noch einmal letze an der schönen Gotteswelt." Der fromme Sohn nahm die Mutter auf seine Arme, machte ihr ein Lager in dem Garten zurecht und kam darüber etwas zu spät bei der Grube an. Heftig setzte deshalb der Steiger den späten Ankömmling zur Rede. Der junge Bergmann verteidigte sich in dem Gefühle, seine Kindespflicht erfüllt zu haben, die Gemüter erhitzten sich und im Wortwechsel stieß der Steiger den Bergmann hinunter in den tiefen Schacht. Zerschmettert und tot wurde er herausgetragen. Die Kunde von der Freveltat kam zu des Jünglings Mutter. Sie sprang auf, fühlte keine Schmerzen mehr und trat in den Kreis der trauernd um die Leiche versammelten Bergleute. Dort ergriff sie eine Bürste, die zufällig da lag, schleuderte sie hinunter in die Tiefe des Bergwerkes unter der Verwünschung: „So viele Jahre, als Borsten in dieser Bürste sind, soll das Bergwerk rings umher für Menschenhände sich verschließen 1", und stürzte entseelt an ihres 6*
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Sohnes Seite nieder. Der Fluch ging alsbald in Erfüllung. Wilde Wasser fielen ein und ersäuften die Schächte. Die Bergleute mußten sich in andere Gegenden wenden. Die Gruben sind noch vorhanden, das Erz findet sich noch, doch niemand wagt, den Bergbau von neuem zu beginnen, denn noch nicht die Hälfte der Jahre soll verflossen sein, welche die Bürste in der Tiefe fordert. (Thüringen)
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D E R UNSCHULDIG G E R I C H T E T E STEIGER Ein alter Steiger zu Andreasberg hatte einst mehrere überaus reiche Erzstufen beiseite gelegt, denn er fürchtete, der Bau möchte schlechter und ärmer werden, der Landesherr die Lust zum Fortbau verlieren und die vielen Bergleute in Not und Elend geraten, und hoffte mit diesem zurückgelegten Silber das Fehlende zu ersetzen und immer gleichen Gewinn hervorzubringen. Allein einige seiner Feinde und besonders ein gewisser Veit Bauer — den die Bergleute, sowohl seiner Strenge als seines häßlichen Äußern wegen nur den Scheußlichen nannten — hatten es bemerkt, konnten und wollten nicht glauben, daß der Steiger aus der besten Absicht von der Welt das Silber zurückgelegt habe, und klagten ihn an. Das Gericht verurteilte ihn zum Tode. Der Unglückliche beteuerte umsonst seine Unschuld — er wurde ergriffen und auf den Richtplatz geführt. — Als er nun niederkniete, um den tödlichen Streich zu empfangen, da erhob er noch einmal das bleiche Antlitz und sprach zu den umherstehenden Bergleuten: So gewiß bin ich unschuldig, als mein Blut sich in Milch verwandeln und der Bau der Gruben aufhören wird. Wenn in dem gräflichen Hause, dem diese beiden Bergwerke zugehören, ein Sohn geboren wird, mit Glasaugen und Rehfüßen, und er bleibt am Leben, so wird der Bau wieder beginnen, stirbt er aber nach seiner Geburt, so bleiben sie auf ewig verschüttet. — Als er diese Worte gesprochen, erhob der Scharfrichter das breite Richtschwert, und das Haupt des Steigers flog in den Sand. Statt des Blutes aber sprangen zwei Milchströme, weiß wie der Schnee des Gebirges, aus dem Rumpfe in die Höhe, und ein Schrei des Entsetzens ertönte unter den Versammelten, denn die Unschuld des Steigers war nun erwiesen, und Flüche und Drohungen wurden laut gegen die Richter, deren Ungerechtigkeit den Rechtschaffenen getötet und ihn zur Verfluchung der Bergwerke gereizt habe. Als nun aber wirklich die beiden reichsten Andreasberger Gruben, der große Johann und der goldene Altar, eingingen, erreichte die Unzufriedenheit den höchsten Grad. Es ward zwar nicht lange nachher ein junger Graf mit Glasaugen und Rehfüßen geboren, aber er starb gleich nach der Geburt, und die schönen Silbergruben sind nie wieder aufgetan und verschüttet geblieben bis auf den heutigen Tag. (Andreasberg, Prov. Sachsen)
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D I E RÄDER-SEE Eine und eine halbe Stunde von Stolberg, eine halbe Stunde vom Kloster Stempeda soll vor Zeiten ein Hüttenwerk gestanden haben, jetzt ist daselbst ein großer Teich, genannt die Räder-See. Ihr Wasser ist grau, und die Fische darin ganz mit Moos bewachsen. Von dem Entstehen dieses Sees wird aber folgendes erzählt. Ein Werkführer in dem Hüttenwerke legte breite Silberplatten zurück und verbarg sie unter die Dielen, so daß er sie ordentlich einlegte. Das tat er nur, um das Silber wieder für den Grafen emporzuheben, wenn keins mehr vorhanden wäre. Aber die Magd bemerkte und verriet es. Wenn damals ein Bergmann nur weniges gestohlen hatte, mußte er sterben, und darum wurde der Werkführer in Stolberg auf dem Markte vor dem jetzigen Johnschen Gasthofe hingerichtet. Dabei nahm er eine Semmel in die Hand und sagte: So rein und unschuldig als die Semmel wäre auch er, und so gewiß er unschuldig gerichtet würde, so gewiß würde das Hüttenwerk in dem Augenblick untergehn, wo sein Kopf vom Rumpfe flöge, und nicht eher wieder zum Vorschein kommen, als bis drei Grafen geboren wären, von denen jeder der beiden ersten gewisse körperliche Eigenheiten hätte und der dritte eine Haselrute fände, die in einem Schusse sieben Fuß hoch gewachsen wäre. Alsdann müßte eine Wanne Goldes angewendet werden, ehe das Hüttenwerk wieder in Gang käme. In dem Augenblick, da des Werkführers Kopf fiel, soll aber in der Hütte ein Mann (welcher die Erscheinung des Werkführers war) gestanden und das Triebrad mit einer Hand angehalten haben. Danach ging das ganze Werk unter Wasser, wie es noch jetzt zu sehen ist, und soll von dem versunkenen Räderwerke die Räder-See heißen ... (Prov. Sachsen) 126
B E R G G E I S T SCHÜTZT VOR ARBEITSLOSIGKEIT Am ältesten Ende von Abertham liegen mächtige Halden der ehemaligen „Kreuzzeche", welche in der letzten Periode des dortigen Bergbaues allein zur Förderung sämtlicher Erze und Gesteine der Aberthamer Grubengänge benutzt wurde. Über 300 Bergknappen waren bloß zur Förderung angelegt. Als man aber daranging, in genannter Zeche mancherlei Fördermaschinen einzusetzen, waren viele Bergleute um ihr Brot besorgt und trauerten und jammerten. Ihr Klagen rührte sogar den mächtigen Berggeist, der sich entschloß, die bedrängte Lage von den armen Bergleuten abzuwenden. Er ließ sich daher mehrmals an verschiedenen Orten der Kreuzzeche sehen und stieß bei seinem jeweiligen Erscheinen die warnende Drohung aus: > „Legst Du mir meine Mannein [Knappen] ab, So schneid ich Dir Deine Mittel ab!" 85
Da sich jedoch der Bergherr an diese Drohung nicht kehrte, sondern unablässig darauf sann, immer mehr Maschinen in Anwendung zu bringen, trat endlich, nachdem des Berggeistes Langmut ein Ende genommen, die unglückliche Katastrophe ein, welche die gesamte Knappschaft schon längst befürchtet hatte. Es brach nämlich eines Tages der sogenannte tiefe Stollen, auch Schlickenstollen genannt, zusammen und ließ sich nicht mehr bewältigen. Alle angewandten Kunstgriffe, die Entsumpfung der nach Erz führenden Horizonte zu bewerkstelligen, erwiesen sich zwecklos; die Mittel waren und blieben abgeschnitten. (Sachsen)
"7 H Ü T T E N M E I S T E R BÖSE In der Saigerhütte bei Hettstedt schaltete und waltete vor vielen, vielen Jahren ein Hüttenmeister, von dem alle Welt sagte, er heiße mit Recht Böse, denn er sei auch böse. Am besten wußten das die Hüttenleute, die täglich erfahren mußten, was für ein harter und habgieriger Mann er war. Nicht nur trieb er sie fortwährend mit rauhen Worten zur Arbeit an, sondern kürzte ihnen auch, wo es nur anging, den Schichtlohn und zwang sie außerdem, in seinem Sandsteinbruche am roten Berge umsonst oder doch für sehr geringen Lohn zu arbeiten. Weigerte sich des jemand, so war er gewiß die längste Zeit auf der Saigerhütte in Arbeit gewesen. Mancher heimliche Fluch traf darum den habgierigen Mann. Dieser mochte wohl darum wissen, doch kümmerte ihn das wenig. Vielmehr trieb er nur um so rücksichtsloser die Leute zur Arbeit an, weil kein Segen auf dem von ihm erworbenen Gut ruhte. Nun war wieder einmal der Lohntag herangekommen, und wieder wollte der Hüttenmeister diesem und jenem den verdienten Lohn kürzen. Da sagte ein alter, braver Mann: „Schwere Arbeit gibt's genug, dafür aber kaum soviel, daß man sich satt essen kann!" Ob solcher Rede wurde der Hüttenmeister fuchswild und schrie: „Ihr faules Volk wollt wohl jeden Sonntag Hirsebrei fressen?" Da sah ihn der alte Hüttenmann fest und entschlossen an und sagte: „Herr Hüttenmeister, sollen wir den auch nicht einmal am lieben Sonntage haben?" — „Freßt was anders!" schrie der Hüttenmeister. Da sagte der alte Mann: „Nun, so wünsche ich, daß Sie einmal in diesem Steinbruche hier, wie wir jetzt, rast- und ruhelos arbeiten müssen, aber zum Wochenlohn — nur ein Hirsekorn bekommen; so lange, bis ein Scheffel voll Hirse leer ist!" So ist's geschehen. Kaum kam der Hüttenmeister heim, mußte er sich ins Bett legen und schrie in seiner Krankheit immer nach dem Hirsekorn, das er als Wochenlohn zu fordern habe. Am dritten Tage ist er gestorben. Seitdem arbeitet er rast- und ruhelos in seinem Steinbruche am roten Berge um ein Hirsekorn als Wochenlohn. Da der Scheffel bis jetzt kaum zur Hälfte leer ist, wird er sich wohl noch lange plagen müssen. (Hettstedt, Prov. Sachsen) 86
128 F A K T O R MACHT Faktor Macht, der eine Zeitlang der Saigerhütte vorstand, hatte so viel des irdischen Gutes, daß er wohl hätte 2ufrieden sein können, aber weil er nicht genug kriegen konnte, trieb er die Leute fort und fort zur Arbeit an. Ein Dächsei war das einzige lebende Wesen, welches ihm zugetan war. Da der Hund ihn überall hin begleitete und ihm gewöhnlich vorauslief, so wußten die Leute, welche in der Hütte oder in des Faktors Steinbruche am roten Berge arbeiten mußten, allemal, sobald sie das Bellen des Hundes hörten oder ihn sahen, daß ihr Dränger nahe war, und waren alsdann gar eifrig bei der Arbeit. Auch nachdem Tode fand der finstere Mann keine Ruhe, sondern wanderte, wie er sonst getan hatte, allnächtlich zwischen dem Steinbruche und der Saigerhütte hin und her. (Prov. Sachsen)
129 DER STEINSCHE HAMMER In der Hölle bei Naila bestand ehedem der Steinsche Hammer mit etlichen Zerennfeuern, welche aber im Dreißigjährigen Kriege zerstört wurden. Einer Volkssage nach wäre er am Himmelfahrtstage von einem Wolkenbruche und zwar in derselben Zeit, zerstört und fortgerissen worden, als die Hammerschmiede von ihrem gottlosen Herrn gezwungen waren, den Festtag durch Arbeit zu entheiligen. (Naila, Oberfranken)
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Stadtarmut und Gesellen im Kampf um ihre Rechte
130 DIE HÄUSER DER DOMHERREN WERDEN ANGEZÜNDET I 1402 in dem damaligen Aufruhr steckte der „Pöbel" das Haus zum Goldenen Ringe (in Magdeburg), nachdem er vorher aus demselben, den braunschweigischen und leipzigschen Kaufleuten über 2000 Mark an Geld und Waren geraubt hatte, in Brand, wobei noch mehrere andere den Domherrn gehörige Häuser in Asche gelegt wurden. (Magdeburg) II 1402 erregten mehrere Handwerker der Münze wegen einen Aufruhr zu Magdeburg. Ihr Anführer war Gericke von der Heide, ein Schuster. Die Neustädter schlugen sich ebenfalls zu ihm. Man plünderte mehrere Häuser, steckte sie in Brand, setzte den Rat ab. Magdeburg ward daher in den Bann getan, und es kostete ihr viel, sich davon zu befreien. (Magdeburg)
131 DER VOLKSAUFSTAND ZU HALBERSTADT I Anno 1415 gab es im Stift Halberstadt einen Streit zwischen dem Ehrenfesten Rat und der Bürgerschaft, unter welcher war der „echte" Rätzelführer und Aufrührer, der hieß mit Namen der lange Mathias, welcher da war ein verdorbener Kramer und Handelsmann. ... Weil nun etliche unter den Ratspersonen schon allbereit gefänglich in Verhaft saßen, da kam das Pöbelvolk von dem Aufrührer, nahmen den Ratspersonen der vornehmsten ihrer fünf aus der Verhaft und wurden auf dem öffentlichen Markt geführt nahe bei den Roland, da wurden sie gerichtet am Tage Catharina. Wie nun der Erzbischof zu Magdeburg diesen Aufruhr vernimmt, und es war damals noch kein Bischof erkoren in Halberstadt, da macht sich der Erzbischof von Magdeburg 88
nach Halberstadt, begehrte die Aufrührer und Rätselführer herauszugeben. Etliche aber wollten nicht dran. Wie solches der Urheber lange Mathias vernahm und merkte, daß das Wasser über die Körbe gehn würde, da zog er Samtkleider an, machte sich hinaus aus der Stadt. Es begegnete ihm aber einer, der ihn wohl kannte . . . und von der Sache [wußte, er nahm ihn] mit sich in die Stadt, überantwortete ihn dem Erzbischof, und [dann] wurde er enthauptet, mit 14 anderen. Hierauf legte sich dieser Handel und Streit, und [es] ward von neuem ein Ehrenfester Rat erkoren. Weil kein Haupt des Bischofs da war eingesetzt und ist die Unruhe gestillt [worden]. (Halberstadt) II Am 23. November 1423 brach in Halberstadt in der Nacht ein gewaltiger Volksaufstand aus. Ein früherer Krämer, der Lange Matthies genannt, der schon einmal wegen Anstiftung zum Unfrieden der Stadt verwiesen, dann aber wieder begnadigt worden war, hatte den „Pöbel" gegen den Rat aufgehetzt, man erbrach die Häuser der Ratsherren und schlug außer anderen Greueltaten dem Bürgermeister Lohbeck, dem Kämmerer Alsleben und den beiden Zinsherren Bertram und Querstedt die Köpfe ab, und der Lange Matthies und seine Spießgesellen wurden von dem betörten Volke in die Ämter der Gemordeten eingesetzt. Allein der Bischof von Halberstadt, Johann von Hoym, der damals der Stadt nicht hatte zu Hilfe kommen können, sammelte ein Heer, welches namentlich durch die Bürger der benachbarten Städte verstärkt ward, und belagerte die Stadt (am 29. Juli 1425) und setzte ihr so zu, daß der Lange Matthies und seine Anhänger bald merkten, sie würden sich nicht halten können. Sie entschlüpften also in Bauernkleidern, allein sie wurden ergriffen und zum Grafen von Reinstein gebracht. Kaum waren aber die Bürger davon unterrichtet, daß ihre Peiniger zum Teil entflohen seien, so öffneten sie dem Bischof die Tore und lieferten zwei der Hauptübeltäter, den neuen Bürgermeister Reinike und des Langen Matthies Bruder Hans, aus und beide wurden samt dem schon gefangenen Matthies und dem Sohne desselben enthauptet und ihre Körper an verschiedenen Stellen auf freiem Felde verscharrt und zum Gedächtnis an diesen Stätten lange Steine aufgerichtet, welche noch heute zu sehen sind und „lange Matthiese" genannt werden. Die Bürgerschaft mußte eine bedeutende Geldbuße bezahlen, die Körper der gemordeten Ratsmitglieder wurden aus der Grube auf dem Martinikirchhofe, wo sie der Lange Matthies hatte verscharren lassen, herausgenommen und in der Martinikirche selbst beigesetzt, und über ihrer Grabstätte ein Altar errichtet... (Halberstadt) 132
DIE VERRÄTERGASSE ZU GÖRLITZ ... Im Jahre 1527 hatten verschiedene unzufriedene Bürger (von Görlitz) sich miteinander verschworen, den Rat abzusetzen und zu ermorden und gleichzeitig auch die Stadt anzuzünden. Die Verschworenen versammelten sich in einem Hause 89
auf der Langengasse, in welches sie durch ein Hinterpförtchen traten. Sie kamen spät am Abend dort zusammen und blieben hier so lange beieinander, bis der Nachtwächter seinen Abgesang machte und nach Hause ging. Eines Nachts schlug aber die Mönchsuhr (Turmuhr der Dreifaltigkeitskirche) viel zu früh, der Nachtwächter sah jene aus dem Hause kommen und schöpfte Verdacht. Er zeigte, was er gesehen, am nächsten Morgen an, man kam den Verschworenen auf die Spur, machte ihnen den Prozeß und ließ sie auf dem Fischmarkte vor dem jetzigen Stockhause hinrichten. Davon hat das Seitengäßchen, in welches jene Hintertüre hinausging, den Namen die Verrätergasse bekommen; ein Stein aber ist in der Mauer über der Tür befestigt, auf welchem man die Buchstaben D. V. R. T. (der verräterischen Rotte Tür) und darunter die Jahreszahl 1527 liest. Die Mönchsuhr aber ist zur Erinnerung an diese Begebenheit absichtlich so gestellt worden, daß sie seitdem immer fünf Minuten vorher die Stunde schlägt. (Görlitz, Schlesien) 133 DER BÖSE SEIDELMANN I Schon mancher mag sich, wenn er den Marktplatz in Chemnitz überschritt, gewundert haben, warum die nach der Bretgasse liegenden Fenster des Eckhauses Markt 14 zugemauert sind. Damit soll es folgende Bewandtnis haben. In diesem Hause wohnte ein Beamter namens Seidelmann, der seine Untergebenen gar hart behandelte und viele Grausamkeiten beging. Als er gestorben war und der Sarg mit seiner Leiche aus der Tür des von ihm bewohnten Eckhauses getragen wurde, erklang plötzlich die rauhe Stimme Seidelmanns, der in Schlafrock und Zipfelmütze aus dem ersten Stock von einem nach der Bretgasse gehenden Fenster aus die Sargträger verhöhnte. Diese ließen, zu Tode erschrocken, den Sarg fallen, doch wunderbarerweise lag in diesem nun wieder der Leichnam Seidelmanns, während die Erscheinung am Fenster verschwunden war. Zwar wurde Seidelmann nun auch begraben, aber sein Geist spukte von Stund an des Nachts in den früher von ihm bewohnten Zimmern und drohte den Vorübergehenden. Aus diesem Grunde wurden dort die Fenster zugemauert, doch dadurch wurde der Geist noch bösartiger. Da bannte die Geistlichkeit das Gespenst unter die Nikolaibrücke. Aber der böse Seidelmann lockte so viele Menschen ins Wasser, daß man ihn von dort in den Sechsrutenwald verbannte, wo er noch lange sein Unwesen getrieben haben soll. (Chemnitz, Sachsen) II Zwischen den Dörfern Auerswalde und Glößa bei Chemnitz liegt ein Wald, die sogenannten Sechsruten. In diesem spukt der Schatten eines bösen Beamten, welchen die Volkssage den bösen Seidelmann nennt. Er hat zu seinen Lebzeiten die ihm Untergebenen übel behandelt und viele Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten verübt, wofür er zur Strafe im Grabe keine Ruhe findet. (Chemnitz, Sachsen) 90
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D E R GLOCKENGUSS ZU S T O L B E R G In der Stadt Stolberg lebte einst ein Glockengießer, der schon manche schöne Glocke gegossen hatte. Nun verlangte auch einmal die Stadt Stolberg ein Werk seiner Hand; da bot natürlich der Meister alles auf, um für seinen Heimatort eine ganz vorzügliche Glocke zustande zu bringen. Aber es war, als ob der Böse seine Hand dabei im Spiele hätte, denn der Guß wollte durchaus nicht gelingen. Verdrießlich gab er die Arbeit auf, befahl seinem Gesellen, auf einen bestimmten Tag, an welchem er zurückkehren würde, alles zum Beginn der Arbeit bereit zu halten, und wanderte hinauf nach dem Eichsfelde, um sich von seinem dort wohnenden Vater, der ein weithin berühmter Glockengießer war, Rat zu erbitten. Als der Meister fort war, sann der kluge Bursche darüber nach, warum wohl seinem sonst so geschickten Meister der Guß mißlungen sein mochte; und als er nach langem Grübeln die Ursache entdeckt zu haben glaubte, sprang er fröhlich empor, arbeitete Tat und Nacht, und bald stand die Glocke ohne Tadel vor den entzückten Augen des Jünglings da. Mit freudig, aber doch auch ängstlich pochendem Herzen ging er nun seinem Meister entgegen, um ihm das Gelingen mitzuteilen und ihn zu besänftigen. Bei Steigertal am Hardtwalde traf er ihn, wie er von der Anstrengung seiner Reise rastete. Da konnte der Bursche sein Geheimnis nicht lange auf dem Herzen behalten und entdeckte seinem Meister, daß die Glocke, von seiner Hand gegossen, fertig und wohlgelungen zu Hause stehe. Da schwoll dem Meister die Stirnader dick auf vor Zorn; und Wut und Scham, von seinem Lehrlinge sich übertroffen zu sehen, bemächtigte sich seines so milden Herzens. Er sprang auf, ergriff seinen Reisestock und versetzte dem unglücklichen Jünglinge mit demselben einen so gewaltigen Schlag über das Haupt, daß derselbe blutend und mit gebrochenem Blick zu Boden sank. Bei dem Anblick des Blutes verrauchte der Zorn des Meisters, eine furchtbare Gewissensangst packte den kräftigen Mann und trieb ihn schnellen Schrittes von dannen. Aber bald kehrte er eilig um, zu sehen, ob er den hervorquellenden Blutstrom vielleicht noch hemmen und den Unglücklichen retten könnte. Jedoch da war keine Hilfe mehr möglich; bleich und starr lag der Jüngling am Boden. Unstet und flüchtig irrte nun der Mörder die ganze Nacht im Walde umher; als aber der Morgen kam, da war sein Entschluß gefaßt. Er ging nach Stolberg, stellte sich dem Gerichte und wurde, da seine Schuld keinem Zweifel unterlag, bald darauf hingerichtet. (Stolberg, Prov. Sachsen) 135 DIE UDERSLEBENER KREUZSTEINE In der Flur von Udersleben hat bis zur Separation nordwestlich vom Dorfe am Berge ein großer Kreuzstein gestanden, neben diesem ein kleinerer und außerdem noch ein gewöhnlicher Stein. Diese sollen an folgende Begebenheit erinnern: 91
Einmal hatte ein Glockengießer den Auftrag erhalten, dort eine Glocke zu gießen. Der erste Guß mißlang, und darum schritt er zu einem zweiten. Als das Erz fast bereitet war, mußte der Meister nach Frankenhausen gehen, um noch mehr Erz zu holen, ließ aber den Lehrjungen bei dem Ofen zurück. Diesen gelüstete es, den Guß selbst zu wagen; er handelte gegen des Meisters Befehl, ließ dem zerschmolzenen Erze seinen Lauf, und der Guß — gelang. Als dann der Meister zurückkam und sah, daß der Lehrjunge wider seinen Befehl getan, erschoß er ihn; der Geselle aber, der den Mord mit angesehen, tötete zuerst den Meister und dann sich selbst. (UderslebenFrankenhausen, Prov. Sachsen) 136
DER GESCHICKTE GESELLE Als die Liebfrauenkirche [zu Arnstadt] erbaut werden sollte, übertrug der Meister die Ausführung des vordem Turms seinem Gesellen. Der will dem Meister Ehre machen und ein rechtes Kunstwerk aufstellen, widmet deshalb seiner Arbeit ganz besondere Liebe und allen erdenklichen Fleiß. Und wunderbar ging ihm das Werk vonstatten. Es war gar nicht zu verkennen, daß der Turm des Gesellen weit schöner und zierlicher emporstieg als der des Meisters, und jedermann, der vorüberging und den Bau betrachtete, lobte und rühmte des Gesellen Kunst und Geschicklichkeit. Das verdroß aber den Meister, er faßte deshalb einen tiefen Groll gegen den Gesellen und gedachte sich an ihm zu rächen. Als nun das Werk fertig war, ruft ihn der Meister zu sich hinauf auf den Turm, als wolle er ihm etwas zeigen, was an der Arbeit noch fehlerhaft sei. Der Geselle steigt ohne Arg die Treppe empor, und mit ihm läuft auch sein Hündlein hinauf. Oben wird ihm die Weisung, zum Schalloche hinauszusehen und den Fehler selber aufzusuchen. Er biegt sich weit hinaus und kann ihn dennoch nicht entdecken; da gibt ihm der tückische Meister einen Stoß, daß er hinunterstürzt und tot zur Erde fällt. Als das treue Hündlein solches sah, sprang es ihm nach und lag tot neben dem toten Herrn. Zum Gedächtnis an die abscheuliche Tat hat man oben am Turme in Stein eine hervorragende Manns- und Hundegestalt angebracht. (Arnstadt, Thüringen) 137 DER LEHRJUNGE BAUT DEN SCHÖNSTEN TURM I Der Naumburger Dom hat drei Türme, zwei am Ost- und einen am Westchor der Kirche, denn der zweite westliche Turm ist nur bis zur Dachhöhe fertig geworden. Die beiden östlichen Türme sind, der eine vom Meister, der andre vom Gesellen erbaut worden; den dritten im Westen dagegen, der bei weitem der schönste ist, hat 92
der Lehrjunge gebaut. Wie nun die Türme fertig waren und der Meister sich gestehen mußte, daß der Lehrjunge nicht nur den Gesellen, sondern auch ihn übertroffen, da bewog ihn sein Neid zu einer schändlichen Tat. Unter dem Vorwande, den Turm von oben betrachten zu wollen, stieg er mit dem Lehrjungen hinauf und stürzte den Arglosen, nichts Böses Ahnenden hinab, so daß der kunstfertige Jüngling ein jämmerliches Ende fand. An der nordöstlichen Ecke des Turmes, wo das geschehen, ist in die Mauer, mehrere Ellen über dem Erdboden, eine kleine eiserne Stange in das Gemäuer eingefügt, zum Zeichen, wie hoch das Blut des zerschmetterten Lehrjungen gespritzt ist. (Naumburg) II Der Turm des Naumburger Doms hat zwei Spitzen, davon die eine vom Meister selbst, die andere von dessen Lehrjungen erbaut worden ist. Weil nun die des Lehrjungen zierlicher als die des Meisters selbst ausfiel, stürzte dieser aus Neid den ersteren hinunter, weshalb er hernach in ö l gesotten worden ist, und es wird heute noch der Ort gezeigt, wo die Exekution geschehen ist. (Naumburg)
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DAS FENSTER IN DER OPPENHEIMER KIRCHE In der Kirche von Oppenheim ist ein prächtiges Fenster, welches sich von den andern durch seine Schönheit auszeichnet. Man erzählt von demselben, daß der Meister mit seinem Gesellen gewettet habe, er wolle das schönste aller Fenster in der Kirche machen. Jetzt ging's frisch an die Arbeit, aber als beide fertig waren, zeigte sich, daß des Meisters Fenster wohl schön, das des Gesellen jedoch bei weitem besser und künstlicher ausgearbeitet war. Das ärgerte den Meister so sehr, daß er den Gesellen vom Gerüst hinabstürzte. (Oppenheim, Rheinhessen)
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DIE K A N Z E L IM FREIBERGER D O M Als die Freiberger den Dom mit Kunstwerken zierten, trat ein Meister mit seinem Gesellen in einen Wettbewerb, wer die kunstreichste Kanzel ersänne. Und sieh, der Geselle übertraf den Meister. Der wurde zornig und erschlug seinen geschickten Gehilfen. Die Kanzel des Gesellen steht heute noch im Freiberger Dome, kunstreich als Tulpe gestaltet. (Freiberg, Sachsen) 93
140 M E I S T E R UND L E H R J U N G E ZU KÖNIGSLUTTER In der alten Klosterkirche zu Königslutter befindet sich an einer Wand im Kreuzgange das steinerne Bild eines Mannes mit einem Buche in der Hand; neben ihm aber sitzt eine zusammengekauerte Gestalt mit ausgeschlagenen Augen. Das sind Meister und Lehrjunge; jeder von ihnen hat, einer um den andern, eine Säule des Kreuzganges gebaut, die des Lehrjungen sind aber viel schöner gewesen, darum hat ihm der Meister die Augen ausgestochen. (Königslutter, Prov. Sachsen)
141 W E R WEISS, OB'S WAHR I S T ? Beim Dörflein Ettmarshausen wurde ein Garten ummauert. Als die Arbeit fertig war, grub der Maurermeister in den einen Türpfeiler die Jahreszahl und seines Namens Anfangsbuchstaben folgendermaßen: A. D. 1584. M. A. L. C. F. Es hatte aber nicht der Meister, sondern der Geselle die ganze Arbeit vollbracht, und verdroß ihn des Meisters Tun. Ging also heimlich hin und meißelte mit großen Buchstaben darunter WER, WEIS. OBS. WAR. IST. Diese Schrift hat gar lange an der Tür gestanden, bis diese selbst samt der Mauer und dem Garten hinweggekommen ist, doch weiß man noch die Stelle, so er lag . . . (Ettmarshausen, Thüringen)
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Reformation und Bauernkrieg
142 „IN FÜNFZEHN JAHREN WIRD SICH EIN HELD ERHEBEN . . . ! " Johannes Hilten in Eisenach, ein frommer und gelehrter Barfüßerbruder, besaß die Kraft der Weissagung, und die Zeit bestätigte seine Aussagen: Das Barfüßerkloster in Eisenach wurde zur Stätte eines Lustgartens, das in Weimar zum Zeughaus, das in Magdeburg eine Schule, das in Wittenberg ein Kornhaus. Weil er auch gegen die kirchlichen Mißbräuche mit kühnen Worten stritt, setzte man ihn in die unreinlichste und schrecklichste Haftzelle des Klosters gefangen. Und als er, von den Kerkerqualen erkrankt, den Guardian um Milderung seiner Haft bat, so wurde er abgewiesen. Da soll er sterbend gesprochen haben: „In fünfzehn Jahren wird sich ein Held erheben, der euch Mönche hart anfassen wird, den ihr nicht fesseln und binden werdet!" (Eisenach) 143 GEIST VERHINDERT DIEBSTAHL Zu Ebersgrün blühte vor Zeiten ein Kloster. Als die Reformation im Lande Boden gewann und die Mönche alle sich geneigt zeigten, die neue Lehre anzunehmen, hing ihr allein noch der alte Propst fest an, und wollte zum mindesten seiner Kirche den Klosterschatz retten. Er packte daher Heiligtümer, Altargeräte und Meßgewande in ein Bündel und machte sich damit auf und davon, allein er kam damit gar nicht weit, sondern noch im Bereiche der Klostermauer trat ihm der Geist eines Mönchs entgegen, der ihn mit schrecklich drohender Gebärde aufhielt. Dieser hatte als Mönch auch einmal das Kloster bestohlen und war verdammt, so lange als Wächter des Klostergutes zu wandern, bis er einen ähnlichen Dieb aufhalten würde. Er nahm jenem den Schatz ab und versank mit demselben in die Erde. Den Propst fanden die Mönche im Sterben. Er beichtete noch seine Schuld und verschied, ehe er die Absolution empfangen. Seitdem sah man ihn ängstlich durch die Gewölbe wandeln, mit dem Bündel beladen, darin die Kirchengeräte von Gold und Silber klirrten, und schwer ächzte er unter seiner Bürde. (Ebersgrün, Thüringen)
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144 „EHER WERDEN MEINE AFFEN SCHACH SPIELEN" In Naumburg wurde viel davon geredet, ob wohl die Lehre Luthers Eingang finden und der Dom in evangelische Hände übergehen werde. Der damalige Bischof Julius von Pflug, obwohl ein weiser Herr, wollte durchaus nicht daran glauben, und als ein Domherr Zweifel äußerte, soll er entgegnet haben: „Eher werden meine Affen miteinander Schach spielen, als daß der Dom evangelisch wird!" Seine Meinung wurde zuschanden, und zur Erinnerung an den Vorgang wurden die Schach spielenden Affen als steinernes Bildwerk an einem Pfeiler im Chor angebracht. (Naumburg) 145 D I E STEINERNEN REBHÜHNER ZU MÜHLHAUSEN In jenen Tagen saßen einmal zu Mühlhausen zwei Prälaten beim Mahl. Als die Zungen vom Wein gelöst waren, kamen sie auf Luthers Sache zu reden und verhandelten besonders über die Frage, ob die neue Lehre auch in Mühlhausen einziehen werde. Und wie sie so ungeduldig auf die nächste Schüssel warteten, zürnte der eine: „Sowenig die drei Rebhühner davonfliegen, die man in der Küche eben am Spieße dreht, sowenig wird diese Ketzerei hier in unserer guten Stadt zur Macht gelangen 1" Aber siehe kaum war das hochfahrende Wort gesprochen, da kam von der Küche her ein Flattern und Schnurren wie von aufgescheuchten Rebhühnern. Sie flogen durchs offene Fenster, rasteten auf einem Strebepfeiler der nahen Marienkirche und wurden da zum steinernen Wahrzeichen für alle Zeit. (Mühlhausen)
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DAS WAHRZEICHEN NEURUPPINS Auch die Klosterkirche inNeuruppin hat ihr besonderes Wahrzeichen. Wenn man nämlich vom Chor aus, wo die Orgel ist, nach dem Gewölbe des Hauptschiffes hinaufsieht, bemerkt man an der Decke ein eigentümliches Bild, eine Ratte, die von einer Maus verfolgt wird. Das soll nämlich so zusammenhängen. In der Zeit, als die protestantische Lehre hier in die Mark eindrang, stritten sich einmal ein katholischer und ein protestantischer Geistlicher, indem der letztere meinte, die Kirche würde auch noch protestantisch werden, der erstere behauptete, das würde nie geschehen, sowenig wie jemals eine Maus eine Ratte verfolge. Und siehe da, kaum hatte er dies gesagt, da sahen sie an der Decke der Kirche das Wunder, daß eine Maus eine Ratte verfolgte. Als aber die Kirche dann wirklich protestantisch wurde, da hat man, wie es heißt, zum Gedächtnis das Bild dort oben angebracht. (Neuruppin, Mark Brandenburg) 96
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DER LUTHERSFUSS Auf der Glasbach, links an der Straße und rechts vom Fußweg nach Ruhla, liegt eine der Steinbacher Pfarrwiesen. In einem der vielen Granitbrocken, die sich hier aus dem Grün erheben, erblickt der Wanderer die einem Fußstapfen ähnliche Vertiefung, welche der Luthersfuß genannt wird. Ein Holzhauer erzählte: „Als Dr. M. Luther es den großen Herren auf dem Reichstage zu Worms einmal nach seiner Weise gehörig gesagt hatte und dann auf seiner Heimreise dort unten an der Lutherbuche von den Altensteiner Rittern in aller Freundschaft gefangengenommen wurde, da haben sie ihn erst noch hier im Gebirge in der Unschirr herumgeführt, so daß er zuletzt todmüde war und auf den Gedanken kam, dies alles geschehe nur, um ihn erst über die Richtung des genommenen Weges irrezuleiten und ihn dann auszuplündern. Er erklärte daher den vermummten Rittern, als sie an dieser Stelle angelangt waren, fest und ohne Umschweife, daß, wenn sie ihn berauben oder wohl gar ermorden wollten, sie es jetzt tun möchten; er würde von hier aus keinen Schritt weitergehen, und stampfte dabei so heftig und zornig mit dem Fuße auf diesen Stein, daß man den Tritt bis auf den heutigen Tag noch sieht." (Thüringen) 148
LUTHER HILFT ARMEN MÖNCHEN In der Kirche zu St. Blasius in Nordhausen hängen die von Lucas Cranach gemalten Porträts des von Kaiser Karl V. geadelten Bürgermeisters von Nordhausen, Michael Meienburg, und seiner Gemahlin. Dieser machte es wie viele Bürgermeister, er steckte mit dem Walkenrieder Abt, Johann Holtegel, unter einer Decke. Beide verpraßten die zu dem Unterhalte der Klosterbrüder bestimmten Gelder und ließen diese fast verhungern. Darüber ward Dr. M. Luther so empört, daß er an seinen Freund Justus Jonas daselbst einen noch vorhandenen Brief schrieb, worin er beide verflucht und Gott bittet, ihr Eigentum mit Feuer zu vertilgen, und Gott erhörte seinen Wunsch, Meienburgs Güter wurden durch Feuersbrunst verzehrt. (Nordhausen) 149
VIEHDIEBE Anno 1520 klagten die Bauern zu Löderburg wider Henning von Kracht, daß er ihr Vieh habe wegnehmen lassen, welches sie aber wieder erobert hätten, ferner daß er etliche Hofleute, ungefähr 33 Pferde versammelt habe, worunter auch der Marschall der alten Stadt Magdeburg gewesen mit sieben Dienern, desgleichen Matthias Rode mit seinen Knechten, und in das Dorf eingefallen sei, Fenster und 7
Gricpentrog, Volkssagen
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Tore ausgestoßen, ihre Armut an Barschaft, Kleidern, Schleiern nebst 50 Häupten Vieh gewaltsam weggenommen und das Vieh nach Magdeburg gejagt habe, daß es zum Teil zunichte gemacht worden. Sie baten daher um Schutz und um Abtrag oder Erstattung des Schadens für den Monat nach Innocentii. In einem Nachtrag wurde noch geklagt, daß H. v. Kracht auch die Küsterei auf dem Kirchhof ausgeplündert und der Frau ... einen roten Schauben, vier Schleier, vier Halshemden, vier Bettlaken, ein Westerhemde mit seiner Zubehörung, 33 Ellen Flachsleinwand, drei Ellen gehl wollen Tuch aus dem entzweigeschlagenen Kasten weggenommen habe. Nie. Schomacher hieß dieser Küster. H. v. Kracht wurde deshalb mehrmals vorgeladen, erschien aber nicht, sondern schrieb an die vom Card. Albrecht verorderten Regierungsräte, daß sie den Klagen der Löderburger keinen Glauben beimessen sollten. Das Domkapitel unterstützte die Bitte der Löderburger, nannte die Tat H. v. Krachts eine gewaltsame Übung und Freveltät und bat, diese Tat fleißig zu beherzigen und den Kracht zur Wiedererstattung ernstlich anzuhalten. Eine ähnliche Klage übergab auch das Domkapitel zu Halle, daß H. v. Kracht ihren freien Hof zu Löderburg verwüstet, die Kachelöfen und Fenster gänzlich ausgeschlagen, 10 Stück Rindvieh daraus nach Magdeburg getrieben habe, wo sie noch ständen, und überall großen Schaden getan habe . . . (Prov. Sachsen) 150
GELUNGENE LIST Als die Bauern das Schloß Westernhagen zu zerstören beschlossen hatten, sannen sie auf eine List und schickten an die von Westernhagen einen Boten, der ihnen einen Gruß von denen von Hanstein bringen und sie dringend bitten mußte, nach dem Hanstein zu kommen und denselben gegen die eben anrückenden Bauern verteidigen zu helfen. Sie, die Hansteiner, wollten denen von Westernhagen ebenfalls beistehen, wenn auch sie später etwa von dem Bauernheere gefährdet sein sollten. Infolge dieser Aufforderung machten sich die von Westernhagen mit ihren Knechten sogleich auf den Weg, indem sie nur eine geringe Besatzung auf der Burg zurückließen. Kaum waren sie fort, so rückte das im Hinterhalte lauernde Bauernheer herbei, griff die Festung an, eroberte sie und hieb alles nieder, was sich nicht schleunigst durch die Flucht zu retten vermochte. (Thüringen) 151 WIE DIE BAUERN SCHLOSS LINDELBRUNN NAHMEN Ein Haufe empörter Bauern lag einst vor Lindelbrunn. Als es ihnen nach vielen Versuchen doch nicht gelang, des Schlosses Meister zu werden, zogen sie plötzlich von dannen, als ob sie die Belagerung aufgegeben hätten. In einem benachbarten 98
Walde hielten sie Lager und sannen auf Rat, wie sie die Burg durch List überwältigen möchten. Einer von ihnen, ein schlaues Bäuerlein, begann: „Wißt ihr was? Ich will mich auf Umwegen an die Burg schleichen und sehen, ob ich eingelassen werde. Komme ich bis Sonnenuntergang nicht wieder zurück, so wißt ihr, daß ich im Schlosse bin, und dann machet euch auf den Weg, daß ihr um Mitternacht dort in der Nähe seid." Die Bauern ließen sich diesen Vorschlag gefallen; das Bäuerlein aber erlangte richtig Einlaß in die Burg, stellte sich dort, als wäre er todmüde, und streckte sich noch vor Nacht auf das ihm angewiesene Lager. Zur Mitternachtsstunde aber wußte er sich unbemerkt ans Tor zu schleichen und die Zugbrücke niederzulassen. Die Bauern drangen sogleich in die Burg ein, machten die wenigen Knechte, welche sich widersetzten, nieder und plünderten und verbrannten das Schloß. (Rheinland)
152 DIE BAUERN AUF NEULEININGEN . . . Wie in allen Klöstern und Schlössern der Gegend, so kehrten die aufrührerischen Bauern im Jahre 1526 auch auf Neuleiningen ein. Und doch entging es durch die Klugheit und das beherzte Wesen einer Frau der sicheren Zerstörung. Gräfin Eva, aus dem Leininger Geschlechte, wohnte damals auf der Burg und verließ auch dann nicht das väterliche Erbe, als die Grafen von Alt- und Neuleiningen schon die Flucht ergriffen hatten. Die Nußdorfer Bauern kamen am Gebirg herab, und täglich sah man an den Haardthöhen ein Schloß in Rauch und Flammen aufgehen. In nächster Nähe hausten die Bockenheimer Bauern; Dirmstein war gefallen und Altleiningen, die alte Stammburg, niedergebrannt. Da zog ein Bauernhaufen von der Battenburg herüber, die sie rein ausgeplündert hatten, und erstiegen auch Neuleiningen, um sich in dessen Sälen und Kellern zu vergnügen und dann das Schloß in Brand zu setzen. Freundlich trat die Gräfin Eva ihrem ungewöhnlichen Besuche entgegen. Im Rittersaale gab sie ihren Gästen ein treffliches Mahl und trug ihnen den feinsten Braten und die besten Weine mit vorgebundener Schürze eigenhändig auf. Die Bauern ließen sich das Gebotene trefflich munden und fühlten sich durch die Dienstfertigkeit der Gräfin so geehrt, daß sie dankend abzogen, ohne der Burg ein Leid anzutun. (Rheinland) 153 VORZEICHEN DES BLUTIGEN ENDES ... 1525, hatte nahe bei Weimar ein Quellbrunnen, rot gefärbt, gesprudelt, gleich anderen Brunnen mehr im Thüringerlande, und man versah sich nichts Gutes von solchen Anzeigen. (Thüringen) 7*
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154 DIE LETZTE SCHLACHT . . . Die Kriegsvölker drangen mit aller Macht durch die Wagenburg, trieben das fast wehrlose Bauernheer auseinander und ruhten nicht mit Schießen, Stechen und Einhauen, bis von dem Heere 7323 Mann erschlagen waren. Das geschah am Montag nach Kantate, dem 15. Mai 1525. Der helle Haufen war in die Stadt geflohen, mit ihm auch Thomas Münzer ... Er wurde aber bald entdeckt, denn die siegreichen Scharen waren auch in die Stadt gedrungen. Er ward, auf einen Wagen geschmiedet, nach Schloß Heldrungen abgeführt und dort in den Turm geworfen. Dreihundert gefangene Bürger und Bauern wurden alsbald hingerichtet. Mit vielem Blute der Bürger und Bauern und großer Geldbuße der aufrührerischen Städte ward der Bauernkrieg gesühnt. Der Berg, darauf der Bauern Lagerstatt über Frankenhausen war, heißt heute noch der Schlachtberg, und ein Stück Wald nahe dabei nennt man das Eulengeschrei. Dort standen der Bauern Weiber und sahen der Schlacht zu, und als sie wahrnahmen, wie ihre Väter, Männer und Söhne hingemetzelt wurden, erhoben sie ein furchtbar entsetzliches Wehklagen laut durch die Luft; davon hat man die Stätte das Geheul und Geschrei genannt, welcher Name in der Folge in Eulengeschrei verkehrt geworden ist. (Frankenhausen, Thüringen)
155 KÖNIGSHOFEN IM BAUERNKRIEG Als der Bauernkrieg anhob, lagerte sich ein Haufe beim Kloster Bildhausen, dessen Abt nach Königshofen flüchtete. Die Bürger der Stadt errichteten unter sich eine Ordnung, sperrten ihre Tore, trugen für Mehlvorrat Sorge und ermahnten den Bildhäuser Haufen zu Ruhe und Ordnung. Den zu Würzburg auf den zweiten Mai 1525 ausgeschriebenen Landtag beschickte die Königshofer Bürgerschaft mit ihrem Stadtschreiber Johann Martell, der in seiner Rede, somit er im Namen der Landschaft die des Fürstbischofs Konrad von Thüngen beantwortete, freimütig genug sagte, daß die Empörung veranlaßt worden durch den allgemeinen unleidlichen Druck der fürstlichen Verwalter, noch mehr aber durch den der Geistlichen und Edelleute. Jedenfalls hatte die Stadt Königshofen mit ihrer Bürgerschaft sich sehr selbständig in der Empörung gezeigt, was ihr als eigenmächtig ausgelegt wurde, und sie mußte zur Entschädigung an die durch den Bauernaufstand geschädigte Ritterschaft 21221/2 Gulden in drei Zielfristen entrichten. Auch wurden dort, als der Bischof Konrad auf seinem fürchterlichen Strafzuge am 28. Junius nach Königshofen kam, um Stadt und Amt, sowie die Ämter und Schlösser Wildberg und Rothenstein wiedereinzunehmen, zehn Aufrührer hingerichtet. Das peinliche Gericht wurde außerhalb der Stadt, unter freiem Himmel gehalten. Der arme Sünder wurde gegen acht Uhr 100
in einen Stock geschlossen und eine Stunde lang, wie an einem Pranger, ausgestellt. Dann führte man ihn auf den von Schranken umgebenen Richtplatz, dabei schrie des Nachrichters Knecht, der Peinlein, dreimal ihn und sein Verbrechen aus: einmal beim Herausnehmen aus dem Stock, zum andern beim Mitteltor und zum drittenmal vor der Schranke ... (Königshofen, Unterfranken)
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DAS STRAFGERICHT I Anno 1525, da die Fürsten aus Thüringen heimkehrten, ließen sie die Hauptleute des Bauernaufruhrs in der Barfüßerbruder-Sakristei zu Weida recken, mit der Schärfe peinigen und darauf auf dem geweihten Kirchhofe enthaupten; der Stadt aber wurde verboten, allda zu läuten und zu singen. Auch aller Gottesdienst wurde niedergelegt, und aus der Schule machte man eine Garküche. (Weida, Thüringen) II Einige Bauernhaufen zogen sich bei dem Kloster Sittichenbach zusammen, nahmen Quartier in dem zum Kloster gehörigen Doife Osterhausen, willens, sich mit denen in Frankenhausen zu vereinigen. Aber der Graf von Mansfeld umringte Osterhausen mit 60 Reitern und ließ an die 200 der rebellischen Bauern niederhauen. Manche sagen gar, es wären 1000 geblieben. Unter einer großen Linde beim nahen Dorfe Rothenschirmbach wurden die Erschlagenen eingegraben, und ein Kreuzstein ward über den Hügeln errichtet, in welchem zum Gedächtnis die Bauernwaffen, wie Sensen, Dreschflegel, Düngergabeln, Grabscheite, welche die Bauernschaft auch in ihren Siegeln zu führen pflegte, eingehauen wurden. Der Stein hat lange gestanden. (Prov. Sachsen)
157 D I E ARMEN SÜNDER Nach dem Bauernaufruhr erging über die rebellischen Bauern, welche gefangen waren, ein furchtbares Strafgericht, fast in allen hennebergischen Orten. Viele wurden zu Dreißigacker oder zu Maßfeld hingerichtet. Im Dorfe Sulzfeld blieben von der gesamten Bauernschaft nur zwei Männer am Leben. Als diese beiden zur 101
Richtstatt geführt wurden, sah man den einen weinen und den anderen lachen. Beides waren Ziegelbrenner, und da man den Weinenden nach der Ursache fragte, weshalb -er weine, so sagte er: Nicht um meinen Tod weine ich, sondern um die Gebäude der hohen Herrschaft, die ich allezeit mit dauerhaften und guten Ziegeln versehen habe. Keiner wird sie wieder so gut versorgen. Darauf wurde ihm das Leben geschenkt, und nun befragte man den andern, der ein kleiner dicker Mann war, was er denn lache? Der antwortete kecklich: Es lächert mich, daß mir soll der Kopf abgeschlagen werden; wo soll ich denn hernach meinen Hut hinsetzen? — Und mit diesen Possen hat auch er Gnade erlangt. (Unterfranken)
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Leibeigenschaft und Widerstand auf dem Lande
158 DER TEUFEL ALS EICHENFÜHRER I Ein Edelmann im Voigtlande war nicht allein ein jähzorniger Narr, sondern auch in seinem Zorne ein heilloser unbesonnener Flucher. Er befahl einmal einem Bauern, der sein Untertan war, einen sehr großen Baum aus dem Busche nach seinem Schlosse zu bringen. Der arme Mann fuhr zwar mit seinem Wagen hinaus, es schien ihm aber unmöglich, diese schwere Last aufzuladen. Er stand deshalb in großer Angst, weil er sich fürchtete, er werde von seinem Junker nicht allein gescholten, sondern auch geschlagen werden. Inzwischen kam der Satan in menschlicher Gestalt zu ihm und fragte, warum er so traurig wäre. Der Bauer gab ihm sein Unglück zu erkennen, worauf der Satan zu ihm sagte, er solle sich nicht bekümmern, sondern nur mit seinem ledigen Wagen wieder nach Hause fahren, er wolle seine eigenen Pferde holen und diese Arbeit an seiner Stelle verrichten. Alsbald ging er ans Werk und zog den gewaltig großen Eichbaum mit der Wurzel aus dem Grunde, legte ihn mit allen Zweigen und Laub daran, wie er ihn ausgerissen hatte, auf seinen Wagen und fuhr damit durchs Schloßtor, jedoch also, daß der Baum in dem Durchgange dergestalt zusammengeklemmt steckenblieb, daß keine menschliche Gewalt ihn weiter vor- und hinterwärts bewegen konnte; überdies war alles Holz hart wie Eisen geworden. Man konnte es mit keinem Beile durchhauen und mit keiner Säge durchschneiden. Also mußte dieser unbarmherzige Bösewicht und heillose Flucher seine Pforte gestopft lassen, daß er ferner niemals dadurch weder aus- noch eingehen konnte, sondern mußte eine andere neben dieser machen. Viele tausend Menschen kamen von nah und fern, dieses seltsame Teufelswunderwerk zu sehen, und beschauten es mit der äußersten Verwunderung und Schrecken, gaben auch allerorten offenbare und gerichtliche Zeugnisse der Wahrheit davon, als die es mit ihren eigenen Augen gesehen. Der Baum lag noch zu Ende des siebzehnten Jahrhunderts an derselben Stätte, dahin ihn der böse Geist gebracht hatte. Wenn man mit einem Beil oder Hammer daraufschlägt, wie denn von vielen, die dahin kommen, aus Fürwitz geschieht, so fliegen Feuerfunken daraus wie aus einem Kieselsteine, wenn er an einen Stahl geschlagen wird. Übrigens hatte der Satan an seinem höllischen Wagen keine Pferde, sondern nur solche Schatten gespannt, welche die Gestalt der Voreltern dieses gottlosen Junkers vorstellten. (Sachsen) 105
II Anno 1530 hat in einem Dorfe bei Klein-Glogau ein Edelmann einem Untertanen eine gefällte Eiche aus dem Walde nach Hofe zu führen anbefohlen. Als nun der Bauer und seine Knechte hinauskommen und sehen, daß es unmöglich wäre, die Eiche aufzuladen, will er wieder ledig nach Hause fahren. Indessen kommt ein Mann zu ihm und fragt, was ihm fehle; da hat ihm der Bauer die Sache erzählt. Der Mann hat ihn wieder gefragt, was er einem geben wollte, der ihm diese Eiche nach Hause führe. Da hat der Bauer geantwortet: er hätte nicht mehr denn nur 6 Groschen bei sich, die wollte er gerne geben. Darauf hat jener ihm anzuspannen und heimzureiten befohlen, er wolle sie bringen. Bei der Abenddämmerung bringt derselbe Mann die Eiche mit großem Ungestüm mit allen ihren Ästen mit drei Pferden bis an das Torhaus vor die Brücke und hat daselbsten erschrecklich gerufen: Tue auf! Der Torhüter war hinausgegangen, hat es nachmals seinem Herrn angesagt, was er gesehen. Unterdessen waren aus den drei Pferden drei Männer geworden, in derselben Gestalt, die sie vor Zeiten in ihrem Leben gehabt, und hat der Edelmann dieselben sehr wohl gekannt. Das Pferd, so zum Sattel angespannt gewesen, soll sein Großvater, das andere sein Vater, das dritte aber eines benachbarten Edelmannes Vater gewesen sein. Endlich war das Gespenst verschwunden. Hierauf hat der Edelmann nach allen Bauern im Dorfe geschickt und befohlen, die Eiche wegzuräumen. Aber sie haben nebst vielen Zimmerleuten keinen Ast davon abhauen können. Darauf hat der Edelmann ein anderes Tor müssen anfertigen lassen, daß er aus- und einfahren konnte. (Schlesien)
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DER SCHIMMELREITER Zu Tiefhartmannsdorf lebte vor vielen, vielen Jahren einmal ein Herr von Zedlitz, der seine armen Untertanen über alle Begriffe plagte. Am meisten hatten sie unter seiner Jagdliebhaberei zu leiden, die unersättlich war. Er hatte in seinem Leben so viel Böses getan, daß er auch keine Ruhe im Grabe fand, sondern verdammt war, ruhelos zu reiten und zu jagen. Schon als er begraben werden sollte, konnte der Sarg nicht getragen werden; die Pferde mußten ihn unter großer Anstrengung zum Kirchhof fahren, und als man vom Leichenbegräbnis im Dunkeln wiederkehrte, fand man sein Zimmer erleuchtet, obwohl niemand drin war. Im nächsten Jahr an seinem Begräbnistage um 12 Uhr nachts wurde in allen Ställen das Vieh unruhig. Zugleich entstand ein plötzlicher Sturmwind, und dr ale Zedlitz [der alte Zedlitz] auf seinem schneeweißen Schimmel, den er bei Lebzeiten geritten, kam in den Hof gefegt, stieg ab, und bald ward es in seinem Zimmer licht. Um 1 Uhr erschien ei wieder unten, stieg auf und jagte davon. (Schlesien)
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i6o D E R T E U F E L SCHLÄMMT E I N E N G R A B E N I Im Jahre 1549 saß Herr Christian Tzessel von Schwenz als Burgherr auf dem Zeiskenschlosse. Er war ein wilder und gefürchteter Ritter, der bis zur Gröditzburg, bis zum Kynast und bis Breslau als der böse Tzessel bekannt war. Aus bloßer Grausamkeit und Mordlust gab Herr Tzessel einst einem seiner Arbeiter auf, von mittags bis zur Nacht einen drei Ellen tiefen und vierzig Ellen langen Graben zu schlämmen, und drohte, den Mann in Stücke zerhauen zu lassen, wenn er die Arbeit nicht fertigstelle. Der arme Arbeiter ging jammernd an die Riesenarbeit. Kaum hatte er aber den ersten Spatenstich getan, da sah er die Nutzlosigkeit seiner Bemühungen ein; denn zwanzig Männer hätten in der kurzen Zeit die Arbeit nicht fertigbringen können. Er setzte sich hoffnungslos an den Grabenrand. Als er seine Blicke einmal aufschlug, gewahrte er einen schwarzen Mann, der fleißig an dem Graben arbeitete und in wenigen Minuten das ganze Werk, welches er vollbringen sollte, fertigstellte. Mit dankerfülltem Herzen warf sich der Arbeiter dem Fremden zu Füßen und wollte seine Hand küssen. Dieser wehrte aber ab und sagte: „Sieh mich genau an! Ich bin der Teufel und hab doch noch ein besseres Herz als der böse Tzessel; denn du hast mir leid getan. Gehe deshalb zu dem Ritter, sage ihm, daß du mit deiner Arbeit fertig bist, und er soll sie sich selbst ansehen kommen. Von mir rede aber nicht, sonst bist du verloren." Der Arbeiter fürchtete sich vor dem gutmütigen Teufel durchaus nicht und hielt ihn gegen den bösen Tzessel beinahe für den Herrgott. Als die dunkle Abenddämmerung sich auf die Fluren neigte, ging er in die Burg und meldete dem Ritter, daß die Arbeit getan sei. Dieser lachte und schwor, ihn lebend schinden zu lassen, wenn er ihn verspotte; denn den Graben könne nur der Teufel in solcher kurzen Zeit schlämmen oder zwanzig Männer. Er sandte seinen Burgvogt hinaus und ließ die Arbeit besichtigen. Der Vogt kam in sichtlicher Aufregung wieder und meldete seinem Herrn, daß die Arbeit zwar auf das beste ausgeführt sei, aber der Teufel stehe dabei und habe ihm aufgetragen, der Ritter solle selbst kommen; denn den Burgvogt wolle er noch nicht holen. Als der böse Tzessel dies hörte, erbleichte er, ließ den Burgkaplan rufen, den er bisher als Narren behandelt hatte, und betete mit diesem. Am andern Tage sah er sich die Teufelsarbeit an und wurde ein frommer Mann, dessen erstes gutes Werk es war, den armen Arbeiter für seine Angst zu entschädigen. Obwohl Tzessel darauf den größten Teil des Tages mit Beten und Singen zubrachte, mochte er doch nicht auf dem Zeiskenschlosse bleiben, wo ihm der Teufel schon so nahe gewesen war. Er zog fort und überließ die Burg seinem Burgkaplan, der sich den Teufel vom Halse zu halten verstand. (Schlesien)
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II Es war in Ruppersdorf einst ein sehr strenger Herr, der verurteilte einen Mann wegen einer Kleinigkeit zum Tode am Galgen. Auf vieles Bitten versprach er ihm Gnade, wenn er bis zum Abend einen langen Graben so breit und tief anfertige, daß er (der Herr) nicht imstande sei, mit dem Pferde darüberzuspringen. Der Mann begann die Arbeit, sah aber die Unmöglichkeit der Ausführung bald ein, setzte sich hin und weinte. Da kam ein kleines graues Männchen zu ihm und sagte, er solle sich ruhig auf sein Angesicht legen und sich nicht umsehen, er werde ihm helfen. Der Verurteilte befolgte dies, blickte aber doch einmal nach der Seite und sah dabei eine Unmasse Raben, die damit beschäftigt waren, den Graben auszuheben. Gegen Sonnenuntergang rief der fremde Herr den Mann, er solle aufstehen. Als er aufstand, sah er niemand, aber der Graben war fertig. In demselben Augenblicke kam auch schon der strenge Herr angesprengt, wollte den Graben überspringen, stürzte aber hinein, brach den Hals und geriet somit in die Hände des Teufels. (Schlesien) 161 DER LANDGRAF LÄSST EINEN WEIHER GRABEN . . . Als der Landgraf von Leuchtenberg den Pfrentschweiher graben ließ, mußten seine Untertanen in hartem Frondienste arbeiten, und manche gingen davon in Hunger und Elend zugrunde. Umsonst wurde der Graf gebeten, der Armut zu schonen, vergebens war jede Warnung. Kaum war der große Teich vollendet, so umritt er ihn voll Freude zu mehreren Malen; dieses tat er öfter: Aber man sah ihn auch reiten, wenn er zu Hause im Schlosse saß. Nach seinem Tode ging die Reiterei erst recht an. Bald war es der Graf selbst, bald nur sein Schatten oder sein Hund, und hinterher lief der Teufel und schlug mit schweren Eisenketten um sich, daß Glieder, oft sechs bis acht Pfund schwer, davonflogen . . . (Oberfranken) 162 DIE WEISSAGUNG Eines Morgens wurde dem Landgrafen Moritz gemeldet, daß sein jüngstes Kind in der Nacht gestorben sei. Der bestürzte Vater schöpfte Verdacht, daß die Amme es im Schlafe erdrückt haben mochte, forderte sie vor sich und machte ihr Vorhalte darüber. Die Magd vermaß sich zwar hoch und teuer, daß sie unschuldig an dem Tode des Kindes sei, konnte aber die Verdachtsgründe des Landgrafen, der eine böse Absicht dabei im Spiele glaubte, nicht widerlegen, und so wurde sie zum Tode verurteilt. Als sie nun auf der Richtstätte anlangte und niederkniete, um den Todesstreich zu empfangen, sprach sie: „Ich bin so gewiß unschuldig, als in Zukunft jedesmal der Erstgeborne dieses fürstlichen Geschlechts früh sterben wird!" Nach108
dem sie dies gesprochen, flog eine weiße Taube über ihr Haupt hin, und ein rascher Hieb des Henkers machte darauf ihrem Leben ein Ende. Die Weissagung aber kam in Erfüllung, und der älteste Sohn des fürstlichen Hauses ist noch immer in früher Jugend gestorben. (Hessen) 163
DER GRAF IM HÖLLENFEUER Einstmals lebte ein Schäfer zu Wernigerode. Derselbe hatte sich durch Fleiß und Sparsamkeit ein kleines Vermögen erworben und hoffte damit seine alten Tage erheitern zu können. Nun wohnte aber in der Gegend, zwischen Halberstadt und Wernigerode, ein Graf, der war böse und raubgierig, und weil er wußte, daß der Schäfer Geld hatte, trat er unvermutet in dessen Hütte und lieh es ihm unter Bitten, Versprechungen und Drohungen auf nur ganz kurze Zeit, wie er sagte, ab. Allein sooft der Schäfer nachmals auch zu ihm ging und ihn darum mahnte, erhielt er von dem Grafen jedesmal schnöde und abweisende Antworten. — Auf einmal verschwand der Graf, und es hieß, er wäre gestorben in fernen Landen. Der Schäfer schlich betrübt umher und klagte über seinen Verlust, denn die Erben und Hinterlassenen des Grafen wollten von seiner Forderung nichts wissen und jagten ihn, als er sich meldete, die Burg hinab. Da geschah es, daß, als er zu einer Zeit im Walde war, eine Gestalt zu ihm trat und sprach: „Willst du deinen alten Schuldner sehen, so folge mir nach!" Der Schäfer folgte und ward durch den Wald geführt bis zu einem hohen, nackten Berge, der sich alsbald vor beiden mit Getöse öffnete, sie aufnahm und sich wieder schloß. Innen war alles ein Feuer. Der zitternde Schäfer erblickte den Grafen, sitzend auf einem Stuhle, um welchen sich, wie auch an den glühenden Wänden und auf dem Boden, tausend Flammen wälzten. Der Sünder schrie: „Willst du dein Geld haben, Schäfer, so nimm dieses Tuch und bringe es den Meinigen; sage ihnen, wie du mich im Höllenfeuer sitzen gesehen, in dem ich bis in Ewigkeit leiden muß!" — Hierauf riß er ein Tuch von seinem Haupt und gab es dem Schäfer und aus seinen Augen und Händen sprühten Funken. Der Schäfer eilte mit schwankenden Füßen, von seinem Führer geleitet, zurück, der Berg tat sich wieder auf und verschloß sich hinter ihm. Mit dem Tuche ging er dann auf des Grafen Burg, zeigte es und erzählte, was er gesehen, worauf sie ihm, ohne weiteres Weigern, sein Geld gaben. (Prov. Sachsen) 164 DIE QUITTUNG AUS DER HÖLLE In dem Dorfe Schochwitz hatte ein Schäfer seinem Gutsherrn den jährlichen Pachtzins gegeben, doch noch keine Quittung darüber erhalten, als der Gutsherr einige Tage darauf plötzlich starb. Die Frau forderte nun den Zins noch einmal, und 109
da ihn der Schäfer nicht zahlen konnte, wollte sie ihn ins Gefängnis werfen. Da ging er traurig umher und dachte über sein Unglück nach; und als er in das Lupphölzchen bei Schochwitz kam, begegnete ihm ein graues Männchen mit langem, weißem Bart; das gab ihm einen Stab und führte ihn zu einer Tür, die der Schäfer nie zuvor bemerkt hatte. Hier hieß ihn das Männchen anklopfen und sagte ihm, er werde den Gutsherrn finden, doch solle er ihn nur mit dem Stabe, nicht mit der Hand anrühren und eine Quittung von ihm fordern. Als der Schäfer an die Tür klopfte, sprang sie auf, und er fand den Gutsherrn, wie er mit drei andern an einem Tische saß und Karten spielte. Sobald er ihn mit dem Stabe berührte, sprühten Flammen um die Spitze des Stabes, denn der Gutsherr war im Fegefeuer. „Ich weiß, weshalb du kommst", sprach der Gutsherr zu dem Schäfer; „geh zu meiner Frau und sag ihr, die Quittung steckt hinter dem Spiegel. Und damit man dir besser glaubt, nimm meine Mütze zum Wahrzeichen mit." Er gab ihm die Mütze, und der Schäfer machte sich fröhlich auf den Heimweg. Er traf das graue Männchen wieder, dankte ihm für den guten Rat und gab ihm den Stab zurück. Die Witwe des Gutsherrn aber fand die Quittung richtig hinter dem Spiegel. Doch während sie dieselbe las, legte der Schäfer die Mütze auf einen Tisch, und kaum berührte sie das Holz, so brannte sie ein Loch und fiel durch. Da ließ man die Stube zumauern, und sie soll bis heute noch nicht wieder aufgemacht sein. (Prov. Sachsen)
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DER HEILIGE PETRUS HILFT E I N E M ARMEN BAUERN Es war einmal ein Herr, der hatte einen armen Bauern zum Schafhirten. Von diesem wollte er Geld erpressen, und so überlieferte er ihn einer furchtbaren Tortur. Er ließ ihm Rücken und Gesäß entblößen und brennenden Speck herniederträufeln. Als der Unglückliche dies hörte, rief er entsetzt den Namen des Heiligen Petrus an und bat ihn mit Herz und Mund um seine Hilfe und gelobte ihm eine jährliche Spende. Und siehe, da begann er die Qualen ruhig zu ertragen, und er empfand die glühenden Tropfen des Speckes, als wenn warmes Wasser heruntertropfe. — Alle Umstehenden wunderten sich sehr und ermahnten seinen Herrn, ihn, dem ganz offenbar der Heilige geholfen hätte, zu entlassen. Und so wurde jener, der weder durch eine Bewegung des Körpers noch durch einen Ausruf irgendwie Schmerz gezeigt hati e, entlassen. (Prov. Sachsen) 166
D E R E R M O R D E T E SCHÄFER Auf den Spitzbergen unterhalb Welkershausen weidete ein Schäfer die Herde seines Herrn. Da kam ein schweres Wetter angezogen, das sämtliche Schafe auseinanderjagte. Der herbeigeeilte Herr stürzte zornig auf den Schäfer los, schimpfte 110
und schmähte ihn ob seiner Unachtsamkeit und geriet mit ihm, trotzdem der Schäfer seine Unschuld aufs heiligste beteuerte, so hart zusammen, daß er ihn auf der Stelle erdrosselte. Im Sterben verfluchte der Schäfer den dortigen Landstrich, und seitdem will nichts mehr an den Spitzbergen gedeihen. (Thüringen)
167 DER RUF ZUM FRONDIENST Auf dem Schlosse zu Elbogen lebte vor Jahrhunderten ein böser, mordlustiger und raubgieriger Burggraf, welcher seine Untertanen hart drückte. Er pflegte sie oft ohne besonderen Anlaß in den Sprudel-Teufelsweiher zu werfen. Einst läutete derselbe während eines Gewitters eigenhändig auf dem Turme die Glocke, um damit seine Leute zum Frondienste zusammenzurufen. Da schlug plötzlich der Blitz ein und schmolz den Grafen und die Glocke in einen Guß zusammen. Das ist nun jener Eisenklumpen, von welchem man noch heute in der Stadt einen Teil zeigt. (Böhmen) 168 DIE VERWANDELTE SPEISE Anno 1545 meldet ein Schreiber, daß sich nicht weit von hier, nämlich in Wegeleben, zugetragen hat, daß eine arme Frau kömmt, bittet um eine Gabe. Die genannte Edelfrau gibt der armen kurzen Bescheid, sie sollte Kot fressen. Darauf machte sich die arme weg. Gott der Herr aber straft solches: Wie nun die adlige Frau mit ihrem Mann speisen will zu Mittag, wird ihnen solche Speise verwandelt im Munde. (Prov. Sachsen) 169 DER GEFUNDENE SCHATZ MUSS GETEILT WERDEN Anno 1608 geschah ein Wunderwerk zu Thale. Ein armes Bauernmädchen kommt in den Wald Holz zusammenzulesen, und sammelt einen kleinen Korb voll Holz. Als sie denselben nach Hause tragen will, begegnet ihr ein Mann und fragt, was sie trüge. Sie antwortet, sie hätte Holz gesucht, um ihrem alten Vater eine Suppe zu kochen und die Stube zu erwärmen. Der Mann spricht also weiter: „Komm mit mir an diesen grünen Hügel, ich will dir da was zeigen." Das Mädchen findet daselbst viel gemünztes Silber, zum Teil altes Gepräge. Der Mann bringt sie danach wieder auf den rechten Weg, und sie trägt den gefundenen Schatz mit großen Freuden nach
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Hause und erfreut dadurch ihren Vater. Da es bekannt wird, erfährt auch der Herzog Heinrich Julius von Braunschweig die Begebenheit und erhält etwas von dem Gelde, welches zwar von unbekanntem Gepräge, aber gut Silber und Schrot war. Auch die Äbtissin erhielt etwas von dem Gelde. (Thale, Prov. Sachsen)
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GRAF GELLHORN ZU PETERSWALDAU WIRD V O M T E U F E L G E H O L T Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, um das Jahr 1632, besaß Graf Gellhorn die Herrschaft Peterswaldau, welche jetzt dem Grafen Stollberg-Wernigerode gehört. Dieser Graf Gellhorn war ein arger Mann. In einer finsteren Nacht stürzte ihn der Teufel durch ein Fenster seines Schlosses zwei Stock herab. Seitdem sieht man an der Mauer einen roten Blutstreifen, der trotz alles Tünchens nicht ganz verwischt werden kann. (Schlesien) J7 1 DAS V E R T A U S C H T E KIND I Im Jahre 1662 erzählte eine Saalfelder Frau dem Prätorius, ein dortiger Edelmann habe eine Sechswöchnerin von seinen Untertanen gezwungen, zur Erntezeit Garben zu binden. Die Frau nahm ihr junges säugendes Kindlein mit auf den Acker und legte es, um die Arbeit zu fördern, an den Boden. Über eine Weile sah der Edelmann, welcher zugegen war, ein Erdweib mit einem Kinde kommen und es mit dem der Bäuerin austauschen. Dieses falsche Kind hob an zu schreien, die Bäuerin eilte herzu, es zu stillen, aber der Edelmann wehrte ihr und hieß sie zurückbleiben, er wolle ihr schon sagen, wenn's Zeit wäre. Die Frau meinte, er täte so der fleißigem Arbeit wegen, und fügte sich mit großem Kummer. Das Kind schrie unterdessen unaufhörlich fort, da kam die Kornmutter von neuem, nahm das weinende Kind zu sich und legte das gestohlene wieder hin. Nachdem alles das der Edelmann mit angesehen, rief er der Bäuerin und hieß sie nach Hause gehen. Seit der Zeit nahm er sich vor, nun und nimmermehr eine Kindbetterin zu Diensten zu zwingen. (Thüringen) II Zur Zeit, als die Gegend um Weidenau herum noch wenig bewohnt war, erbaute daselbst ein schlesischer Herzog ein Jagdschloß, welches später an Privatbesitzer überging. Unter diesen soll einst eine sehr böse Frau gewesen sein, welche ihre Untertanen nicht genug zu quälen wußte. Einmal zur Erntezeit befahl sie strengstens 112
allen ohne Unterschied zur Arbeit zu erscheinen. Alle kamen mit Ausnahme einer Sechswöchnerin. Die harte Schloßfrau ließ auch diese samt ihrem Kinde abholen und aufs Feld schleppen. Hier angelangt, mußte die arme Frau das Kind auf einen Feldrain legen und den ganzen Tag angestrengt arbeiten, ohne auch nur einmal nach ihrem Kinde sehen zu dürfen. Erst als der Abend herannahte, wurde ihr gestattet, zu ihrem Kleinen zu gehen; aber zu ihrem Schrecken fand sie an dessen Stelle einen mißgestalteten Wechselbalg. Das arme Weib brach in Verwünschungen gegen die Schloßfrau aus. Sie würde, so drohte sie, selbst nach dem Tode keine Ruhe finden, wofern sie ihr nicht ihr rechtes Kind herschaffe. Wie lange die Schloßfrau noch lebte, ist nicht bekannt, doch die Drohung ging in Erfüllung. Denn sehr oft will man bis in die neueste Zeit herab die Schloßfrau mit verstörtem Antlitz, in weiße Kleider gehüllt, ein Kind auf den Armen, in den Fenstern des Schlosses gesehen haben. (Schlesien) III Die Schloßfrau von Schwarzwasser muß wandern, weil sie einst eine Wöchnerin zum Hofedienst gezwungen. Der Frau wurde draußen ihr Kind vertauscht, und sie fand einen Wechselbalg an der Stelle. Das arme Weib fluchte der Schloßfrau, daß sie auch nach dem Tode nicht Ruhe finden solle, schaffe sie ihr das Kind nicht wieder. Darum sieht man noch heut die Herrin, in weiße Kleider gehüllt, ein Kind auf den Armen, an den Schloßfenstern stehen. (Schlesien) 172
D E R EWIGE F A D E N Mit der Verwünschung der Arnsteiner Burgfrau hat es eine besondere Bewandtnis. Die armen Dörfler waren nämlich der Herrschaft zu hartem Frondienst verpflichtet, und dazu gehörte auch, daß aus jeder Familie die Frau oder an ihrer Stelle eine Tochter vom Martinstage bis zum Johannistage* auf der Burg für die Herrschaft spinnen mußte. Weil aber Frau Ursula gar so hart gegen die armen Spinnerinnen war, so erschien diesen die Spinnstube auf dem Arnstein wie der Vorhof zur Hölle. Mit welcher Sehnsucht da die geplagten Weiber dem letzten Tage ihres jährlich wiederkehrenden Frondienstes entgegensahen, läßt sich leicht denken, und kein Geläut im ganzen Jahre wurde von ihnen mit mehr Inbrunst begrüßt als das Einläuten der Fronleichnamsprozession, weil deren Feier das Ende ihres Frondienstes bezeichnete. Nun war unter den geplagten Spinnerinnen auch eine arme Witwe Magdalene. Die hatte nur eine einzige Tochter, ein liebliches, gutes Kind, welches einen so feinen Faden spann, daß man zu sagen pflegte, ihr Gespinst sei aus Sonnenstrahlenaufzug und Mondstrahleneinschlag gewoben. Ihr seidenweiches Gespinst erregte * Martinstag = 11. 11.; Johannistag = 24. 6. §
Griepentrog, Volkssagea
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natürlich bald die Aufmerksamkeit der Frau Ursula, und letztere war es daher gar wohl zufrieden, als Else sich erbot, die Stelle ihrer kränkelnden Mutter in der Spinnstube auf dem Arnsteine einzunehmen. Jedoch die Erleichterung kam für die kranke Frau zu spät, denn ihre Lebenskraft nahm sichtlich ab, und mit innerem Bangen sah die gute Tochter das Ende der geliebten Mutter immer näher kommen. Während die anderen Spinnerinnen mit frohem Scherz das Herannahen des Festes begrüßten, an dem auch ihr Frondienst zu Grabe geläutet wurde und ihre freie Zeit begann, konnte sich Else, die schon die Nacht am Krankenbette ihrer Mutter durchgewacht hatte, der Tränen nicht erwehren. Wie ergriff es sie, als sie beim Eintritt in das Häuschen ihrer Mutter auch diese das frohe Lied der Spinnerinnen singen hörte: „Die Fron ist tot, der Dienst ist aus, Der Leichnam geht zu Grabe; Die Braut führt in das Vaterhaus Johann, der Himmelsknabe!" und auf Bitten der Mutter den Priester herbeirufen mußte, damit er der Sterbenden die letzte Ölung erteile. Weinend erfüllte sie ihr Verlangen und eilte dann auf den Arnstein, um die gestrenge Frau zu bitten, sie möge ihr den letzten Tag des Dienstes erlassen, damit sie ihrer lieben Mutter in ihrer Todesnot beistehen könne. Aber so flehentlich sie auch bat, die hartherzige Frau ließ sich nicht erweichen. Nach ihrer Meinung war die Erzählung vom Todeskampfe der Mutter nur eine Lüge, die die Tochter ersonnen, um sich einen freien Tag zu machen. Da warf sich Else der Grausamen zu Füßen und beschwor sie, wenn sie jemals hoffe, ein Kind an ihrer Brust zu halten, so möge sie doch auch ihrem armen Mütterlein den schwachen Trost gönnen, im Arme ihres einzigen Kindes sterben zu dürfen. Da geriet aber Frau Ursula, welche argwöhnte, Else wolle ihre Kinderlosigkeit verspotten, in die höchste Wut und gab Befehl, die Freche in einen tiefen Turm zu werfen, wo sie zeidebens spinnen sollte. Wirklich wurde das arme Kind in einen feuchten, dumpfen Kerker geworfen. Am anderen Morgen ritt Frau Ursula auf die Jagd. Diesmal strauchelte ihr Zelter in einem fort, und wie sie näher zusah, da entdeckte sie, daß ihm ein Hufeisen fehlte und daß er an dem unbeschützten Fuße heftig blutete. Weil ihr nun das Tier außerordentlich wert war, so wollte sie es selbst, und zwar mit der feinsten Leinwand verbinden, die nur zu haben wäre. Da hieß es: „Die feinste Leinwand wie die Feen sie spinnen, trägt Else." — „Bringt sie mir schnell zur Stelle!" gebot Frau Ursula, „ich zahle teuren Botenlohn." Aber als die Boten zum Kerker kamen, war derselbe leer, und über der Tür stand in blutiger Schrift zu lesen: Gott hat der Flucherin den Fluch zurückgesandt! Seitdem ist die Burgfrau in eine Ecke der Burg verwünscht und muß nun dort selbst einen nimmer endenden, ewigen Faden spinnen. Endet oder reißt der Faden, so ist sie erlöst, und vielleicht auch ihr Gatte mit ihr. Das wird aber nicht eher geschehen, als bis ein späterer Besitzer der Burg dieselbe neu erbaut und nicht, wie die früheren Gebieter, zu Frondiensten mißbraucht, sondern dem Volke zu froher Feier freundlich widmet. (Prov. Sachsen) 114
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DER FÖRSTER I M BLEIERNEN MANTEL UND H U T Vor langen Jahren war über das Waldgebiet längs der Römerstraße, welche sich vom stumpfen Turm bis nach dem Kastell des Kaisers Konstantin ausdehnte, ein Förster gesetzt, der im ganzen Land, soweit sich sein grünes Gebiet erstreckte, von jedermann gefürchtet und gehaßt war. Namentlich war er sehr streng gegen die Armen, die sich Holz in seinen Wäldern holten. Als er aber einstmals in frevelhaftem Übermut einer armen alten Frau statt des erbetenen Holzes eine Bürde Unrat auf die schwachen Schultern ladete, so daß die Unglückliche unter der Last zusammensank, da war sein Maß voll. Die Greisin verfluchte ihn und rief, auch nach seinem Tode solle er keine Ruhe finden und mit einer unerträglichen Last beladen die Wälder durchstreifen. Als sein Stündlein schlug, da sargten ihn bezahlte Leute ein, und bezahlte Leute begruben ihn. Nach dem Fluche jener gepeinigten Greisin ward er verdammt, die Wälder zu durchstreifen, umhüllt mit einem bleiernen Mantel, mit einem Hut von entsetzlicher Schwere. So trieb er Jahrhunderte hindurch sein schreckliches Wesen, und die Bauern, die er schon bei Lebzeiten zur Genüge gepeinigt, mußten seine Gegenwart auch noch im Tode empfinden. Oft sauste er durch das Dickicht und heulte so gräßlich, daß es denen, die sich verspätet, durch Mark und Gebein drang. Er sollte nicht eher erlöst werden, als bis es ein kühner Sterblicher wagen würde, ihm Hut und Mantel zu entreißen. Dies scheint geschehen zu sein, denn jetzt läßt er sich nicht mehr sehen. (Rheinland)
174 DAS VERLORENE WASSER BEI PENZIG Vor uralter Zeit hauste in der Görlitzer Heide ein böser Förster. Der plagte die Leute bis aufs Blut, und niemand konnte ihm was recht machen. Einmal ließ er einen Graben aufwerfen und ging selber hin, um die Arbeit zu besichtigen. Sie schien ihm viel zu langsam zu gehen, und er fing ganz greulich an zu fluchen über die ungeschickten Arbeiter. Da sagte einer von ihnen, ein alter Mann: „Herr Förster, wir machen's, wie wir können. Wenn wir's anders anfangen sollen, so müßt Ihr's uns schon vormachen, damit wir's lernen." Da ward der Förster verbost, riß dem Alten die Hacke aus der Hand und fing an, unter immerwährendem Fluchen zu graben und Erde aufzuwerfen. Und es ging wirklich schnell, und er steckte schon ganz tief in der Erde, aber es dauerte gar nicht lange, da ächzte er auf und versank in den Boden, und niemand hat ihn wieder gesehen. (Schlesien)
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175 D E R SCHWARZE BÄR In dem in der Nähe von Mittelhöhe befindlichen Wäldchen läßt sich seit längerer Zeit ein bärartiges Tier mit feurigen Augen und schwarzem Felle sehen, welches die Vorübergehenden durch sein Brummen erschreckt und verscheucht. Man sagt, es sei in den Körper dieses Ungetüms die Seele eines sehr harten Försters gefahren, der die armen Leute, welche sich Holz aus dem Walde geholt, stets auf das grausamste mißhandelt habe. Einst aber, als er gerade auf einen armen Greis, der sich Holz zusammengesucht und auf sein Rufen nicht gestanden habe, habe schießen wollen, durch Selbstentladung seines Gewehres seinen Tod gefunden und seit dieser Zeit ruhelos umherwandele. (Sachsen)
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D E R SCHWARZE HUND Bei den Sonnensteinen im Kreise Reichenbach zeigt sich ein schwarzer Hund mit glühenden Augen, der über den Wanderer herfällt und ihm den Garaus macht. Das war ein Jäger, der manchen Holzdieb im Walde heimlich erschossen und verscharrt hat. Nun muß er spuken, bis ihn ein Holzhauer einst mit der Axt erschlägt. (Schlesien) 177 OBERFÖRSTER K R A T Z E R „Sehen Sie, wie ich so ein Junge von 10 bis 12 Jahren war — man schrieb noch 1700 —, lebte zu Langenbielau ein Oberförster, der hieß Kratzer. Der war ein scharfer und harter Mann und in dem ganzen Gebirge bei der niederen Bevölkerung gründlich verhaßt. Wir, die wir auf der glätzischen Seite des Gebirges lebten, hörten nur immer von den Schindereien, die der Kratzer ausübte, wie er die beerensuchenden Kinder, die alten Busch- und Pilzmuttern und die Graseweiber mißhandelte, die etwa einmal einen Büschel Gras für die Ziegen schnitten, und ihnen die Sicheln wegnahm. Auf einmal hieß es, der Kratzer habe den Hals gebrochen, er sei im Walde von einem Felsen gestürzt. Das war ihm recht. Die Blutschöppen von Reichenbach sind dann auf die Oberförsterei gegangen, um das Inventar aufzunehmen, da ist das ganze Haus mit weggenommenen Sicheln wie tapeziert gewesen. Nun ging aber der Tanz erst an. Der Kratzer hatte im Grabe keine Ruhe, er kam wieder und ging im Walde um, so daß kein Mensch es mehr dort aushalten konnte. Wenn irgend 116
jemand Pilze oder Beeren suchte oder graste, da ging es Hoidi, Hoidi, Hallo, Hallo, Hoidi die Schlucht herab, und wer kam? Der leibhaftige Kratzer in seiner grünen Uniform auf seinem Schimmel sitzend, aber den Kopf unter dem Arme. So sprengte er durch den Forst. Das mochte der Henker aushalten! Im ganzen Eulengebirge war lange Zeit von nichts die Rede als von dem verwünschten Kratzer und dem Spuke, den er machte." (Schlesien) 178
D I E WARNUNG Ein Waldjäger drangsalierte die armen Leute, wenn sie im Holze waren, Reisig zu lesen, in einer Weise, daß gar mancher Fluch über ihn erging; er wollte, daß außer ihm niemand den Wald betrete. Sein Weib lag ihm oft flehentlich an, gelinder zu verfahren, es würde sonst kein gutes Ende mit ihm nehmen. Eines Tages brachte ein Holzhauer einen Hasen und den Fingerring des Jägers in die Küche und sagte zur Frau: „Diesen Hasen schickt Euch Euer Mann und zum Zeichen, daß er ihn geschossen, seinen Ring." Sie trug beides auf die Stube des Mannes. Der aber saß da und wußte nichts davon, daß er einen Hasen geschossen, und als er den Ring sah, der an seinem Finger fehlte, rief er: „Teufel, wer hat mir den gestohlen!" Sieh zu, warnte ihn nun wieder die Frau, schon geht ein andrer auf deiner Spur im Walde herum, er wird dir noch den Hals umdrehen. Da ging der harte Mann in sich und besserte sich. (Unterfranken) *79 D E R RUPPERTSHÜTTER BRUNNEN Das Dorf Ruppertshütten hat nur einen einzigen Brunnen, und der wird aus einer Quelle gespeist. Früher soll der Brunnen weiter oben, gegen die Schanze, ausgelaufen sein. Dort droben wohnte ein Jäger, der den Leuten im Sommer, wenn die Quelle nur wenig Wasser führte, oft das Wasserholen verbot. Eines Tages kam ein alter Mann, um für seine kranke Frau einen Trunk frischen Wassers zu schöpfen. Der Jäger aber wies ihn fort mit den Worten: „Unten an der Mühle hast du Wasser, soviel du brauchst; geh nur dort hinab!" Der Alte bat aber zum zweiten und dritten Mal: „Laß mich doch meine arme, kranke Frau laben, sie verschmachtet in ihrer Fieberhitze!" „Ei", erwiderte lachend der Jäger, „so schlimm wird's nicht sein, mach', daß du weiter kommst!" Da stieß der alte Mann einen bösen Fluch gegen den Jäger aus, und nun geschah es, daß der Brunnen still ward und ganz versiegte. Das frische Wasser kam von nun an weiter unten ans Tageslicht, nämlich dort, wo es noch heute hervorsprudelt. Der Jäger erschrak darüber so sehr, daß er nach drei Tagen verstarb. Aber er findet im Tode keine Ruhe. Wenn große Trockenheit herrscht und das Wasser knapp ist, muß er Wasser von der Mühle im Talgrund 117
gegen Langenprozelten zum Dorfe tragen. Er schleppt dann immer zwei Eimer voll an einer Stange, die ihm über der Schulter liegt. Er geht am Waldrande hin und stöhnt und flucht dabei. Bis er ins Dorf kommt, ist das Wasser verdunstet, und dann muß er den Weg von neuem gehen. (Unterfranken)
180 D I E V E R F L U C H T E MÜHLE Verrufen in der ganzen Umgegend ist die sogenannte Sonntagsmühle. Vor hundert Jahren, so geht die Sage, lebte zu Müden ein reicher Pächter, dem fast alle Grundstücke der Umgegend zu eigen waren. Dabei war er ein harter, rauher Mann und drückte die Armen auf gar grausame Weise. Einmal fiel es ihm ein, es wäre doch besser, wenn er den Gewinn, den die Müller jährlich von dem Mahlen der vielen tausend Malter Korn hatten, in seine Tasche stecken könne, und er beschloß sogleich, sich eine recht schöne Mühle zu bauen. Um recht billig zu behauenen Steinen zu kommen, kaufte er um ein Spottgeld das halbzerstörte Kloster Engelport und schickte seine Fröner aus, die Mauern ganz einzureißen und die Steine die Mosel herabzuschiffen. Diese kamen aber des Abends wieder zurück und meldeten, der Vater Kunibert habe sich ihrem Beginnen sehr ernstlich widersetzt, und sie hätten es nicht wagen wollen, dem frommen Mann ungehorsam zu sein. Da fing der böse Pächter entsetzlich an zu toben und vermaß sich unter gräulichen Flüchen, er wolle dem alten Gleisner die Glatze waschen wie noch keiner. Der Vater Kunibert war ein frommer Einsiedler, der Wohltäter der ganzen Umgegend, und wurde von niedern und hohen Leuten sehr geschätzt. Nach der Zerstörung des Klosters kam er hierher und baute sich in den Ruinen desselben an. Dabei war er der Arzt und Krankenpfleger der ganzen Umgegend, und die Landleute hielten ihn hoch und wert. Des andern Morgens in aller Frühe machte sich der Pächter mit seinen Frönern nach den Ruinen auf. An der verfallenen Pforte kniete der ehrwürdige Greis in andächtigem Gebet und schien die Herannahenden gar nicht zu hören. Der reiche Pächter fiel sogleich mit einer Flut Scheltworten über den frommen Alten her, dieser aber richtete sich würdevoll auf und bat ihn sanft, ihm Gehör schenken zu wollen. Dann begann er mit rührender Stimme das Schicksal des Klosters zu schildern, er erzählte von den Wundern, die in seinen Mauern geschehen, von dem ehemaligen Glanz, den es besessen, von den Leiden, die es erduldet, und schloß mit Verlesung eines Briefes des hochwürdigen Bischofs zu Trier, worin versprochen wurde, daß eine Sammlung zur Wiedererbauung des Klosters im Bistum veranstaltet werden solle. Kurz, er sprach so zu Herzen gehend, daß den Frönem des reichen Mannes häufig Tränen über die Wangen rannen; nur dieser selbst blieb ungerührt und befahl seinen Leuten, Hand anzulegen. Noch einmal legte sich der Einsiedler auf's Bitten, ja er fiel dem Hartherzigen zu Füßen, als ihn dieser aber heftig zurückstieß, sprang 118
er mit funkelnden Augen auf: „Mögest du nie", rief er in frommem Eifer, „Segen von deinem unheiligen Bau haben und der Himmel dein gottlos Beginnen von Stund an strafen." Und der fromme Einsiedler hatte wahr gesprochen. Als der Pächter seine Mühle erbaut und wie zum Hohn die schönen gotischen Verzierungen, ja selbst die spitzbogigen Fenster des Klosters darin wieder angebracht hatte, kam das verheißene Unglück mit Riesenschritten. Sein einziges Kind kam in den Rädern um, sein Weib tötete der Gram darüber, er selbst verfiel in Tiefsinn und starb als Bettler. Noch jetzt ist kein Segen in dem Mahlwerk, und der kleine Bach, der es treibt, oft ganz wasserlos. (Rheinland) 181 D E R TEUFEL ERWÜRGT E I N E N GEIZHALS Ende des 16. Jh. ist es geschehen, daß ein reicher Bauer aus Thüringen einen Wagen mit Korn gen Halle auf den Markt brachte, zu teurer Zeit um Ostern, in der Hoffnung, er werde es noch teurer verkaufen denn zuvor. Aber es war mittlerweile abgeschlagen, so daß er es wohlfeiler geben mußte denn er gemeint. Indem er wieder heimfährt, sitzt er auf dem leeren Wagen ganz traurig, der Knecht aber auf dem Pferde singt ganz fröhlich. Da spricht jener: „Wie kommt es, daß du so fröhlich bist?" Der antwortet: „Sollte ich nicht fröhlich sein, daß wieder gute Zeit wird? Nun will ich ein Weib nehmen." Er fährt und singt immer für sich hin, bis ihm Leute begegnen und ihn schelten: „Du Bösewicht, was hast du getan? Du hast deinen Herrn erhängt." Er sieht hinter sich: Da hängt der Bauer am Leiterbaum zwischen den Rädern. Er kehrt wieder zurück in die Stadt, bittet auch die Leute, sie wollen ihm Zeugnis bei der Obrigkeit geben, wie sie ihn auf dem Wege gefunden haben. Wenn dieser Geizige es vermocht hätte, die Saat auf dem Felde zu verderben, er hätte es getan. Darum hat ihn auch Gott, wie er andern dergleichen tut, in seinem Gerichte durch den Henker, nicht die Obrigkeit durch den ihren gestraft. (Halle)
182 DER KORNDRACHE Der Bauer Edel in einem Dorf am Rhein war in kurzer Zeit so reich geworden, daß er kein Ende des Geldes wußte. Die Leute zischelten sich allerhand darüber zu, aber keiner konnte so recht klug daraus werden. Eines Tags ging Edel auf eine Hochzeit diesseits des Rheines, und da er zwei Tage auszubleiben gedachte, gab er vorher seinem Knecht alles an wie er es im Hause gehalten wissen wollte. Unter anderm sagte er zu ihm: „Wenn die Nacht jemand am Fenster fragt, was er bringen solle, so sage Weizenkorn." Der Knecht verstand aber falsch und meinte nicht 119
anders, als der Bauer hätte gesagt Weidenlaub. Gegen elf Uhr in der Nacht klopfte, wie der Bauer gesagt hatte, jemand an des Knechtes Fenster und fragte: „Was soll ich bringen?" „Für heute Weidenlaub", antwortete der Knecht, dem die Sache doch so wunderlich vorkam, daß er nicht schlafen konnte. Gegen Mitternacht gab's auf dem Boden ein seltsames Gerispel und Genistel, das dauerte bis ein Uhr, dann wurde es still. Der Knecht stand Todesangst aus, wagte kaum zu atmen und wünschte hundertmal den Morgen herbei. Als es Tag wurde, war sein erster Gang auf den Boden, und siehe da, der lag so voll Weidenlaub, daß er die Tür kaum öffnen konnte. Da merkte er wohl, daß der fliegende Drache dem Bauern all den Reichtum zutrug. Von dem Augenblick an war es ihm so unheimlich in dem Hause, daß er abends, als der Bauer heimkehrte, seinen Lohn begehrte und des folgenden Tags sich andern Dienst suchte. (Hessen) 183 D I E G E I Z I G E BÄUERIN Ein Waltersdorfer Junge weidete am hohen Steine bei Graslitz. Um die Mittagsstunde erschien eine weiße Frau und sagte: „Was hast du in deinem Zwerchsacke?" „Mein Brot." „Gib mir etwas davon." „Gerne, aber ich kann dir nur wenig geben. Meine Bäuerin ist geizig. Die zählt uns die Brocken in die Schüssel." Da gab die weiße Frau dem Jungen eine kleine Rute: „Rühre damit die Bäuerin an, wenn sie dir dein Brot für die Hutweide zurechtmacht. Nimm auch diese Blätter", und sie streifte mit der Hand das Laub von dem Aste eines Baumes, „sie sind der Lohn für das Brot." Als der Junge am Abend eintrieb, wurden ihm die Blätter unbequem, und er warf sie weg. Aber die drei Goldstücke, die er zu Haus doch noch in der Tasche fand, waren ihm Lohn genug. Am nächsten Morgen, als ihm die Bäuerin das Brot schnitt, berührte er sie mit der Rute, und er traute seinen Ohren nicht, als die Geizige sprach: „Dem Hirten muß ich heute ein großes Stück Brot, eine Butterflade und ein paar Kuchen mit auf die Weide geben, er verdient's 1" Und so oft der Junge die Bäuerin berührte, kriegte er reichliche Zehrung. Aber einmal, als die Magd den Stall reinmachte, warf sie die Rute, die der Junge unter einen Balken gesteckt hatte, mit hinaus. Fortan schnitt die Bäuerin das trockene Brot fast noch kleiner als vordem. (Sachsen)
184 D I E LEINWANDFLECKCHEN Bei Joachimstal sah ein Hütejunge eines Tages eine Menge kleiner buntgefärbter Leinwandfleckchen auf der Erde liegen. Er suchte die schönsten aus für die Kinder seines Herrn und steckte sie in seine Hirtentasche. Um die Mittagsstunde trieb er ein. Als er im Stalle alles versorgt hatte, ging er in die Stube, um die Geschenke zu ver120
teilen. Er griff in die Tasche, doch statt der bunten Flecklein zog er lauter funkelnde Goldstücke heraus. Da war großer Jubel im Hause. Nur der geldgierige Herr gab sich mit dem Golde nicht zufrieden. „Geh schnell, sammle alle Leinwandfleckel, und bringe sie heim!" An der Fundstelle wartete ein Zwerg auf den Jungen und sagte: „Du bist unschuldig, aber dein habsüchtiger Herr soll bestraft werden, er wird arm werden!" Und so geschah es. Als Bettler zog der habsüchtige Bauer durch's Land. (Sachsen) 185
IM GEISTERBANNE ENTRÜCKT Zu Harle, unten an der Schwalm, lebte ein reiches, aber geiziges Weib, das durch Betrug und schnöden Wucher je länger desto mehr Geldes und Gutes zusammenscharrte. Einmal kam teure Zeit ins Land; die Armen litten große Not und beteten in ihrer Bangigkeit zum Erbarmen des himmlischen Vaters. Solcher Bedrängnis freute sich das böse Weib, setzte sich eines Tages in einen Kahn, um ihre an anderer Seite der Schwalm gelegenen Felder sich zu betrachten und ihren schon erhofften wucherischen Gewinn im voraus zu veranschlagen. Sie saß hinten im Kahne mit dem Ruder, vorn stand eine Magd und schiffte mit der Siange. Da diese nun jenseits auf die Anfurt sprang und sich nach ihrer Frau umwandte, war selbige im Geisterbanne entschwunden oder entrückt; und ist nie wieder etwas von ihr gesehen noch gehört worden. (Hessen)
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Wucher und Armut in den Städten
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WUNDERBARE BESTRAFUNG EINES HARTHERZIGEN REICHEN Ein erschrecklich Exempel göttlicher Strafe hat sich in dem Jahre 1559 in damaliger großer Teuerung begeben an einem unbarmherzigen Reichen, welcher eine unerhörte Summe Getreide aufgeschüttet gehabt und nichts verkaufen wollen. Wenn arme Bürger und Landleute kommen sind und haben um Gottes willen gebeten, ihnen einen Scheffel Korn zu verkaufen, hat er geantwortet, wenn es würde 7 Taler gelten; ehe er es um geringen Preis verkaufte, möchten es die Würmer fressen — und das Korn galt damals schon über 4 Taler. Was geschieht? Es wachsen auf dem Boden in dem Kornkörnlein kleine Würmer mit Flügeln und fliegen haufenweise mit dem Korne davon. Von diesen wunderbarlichen Fliegen kommen unterschiedliche in der Leute Häuser, so darum wohnhaft, wo dieser seinen Schüttboden gehabt, geflogen. Die Leute betrachteten die Fliegen und sahen, daß sie gleichsam ein Kornkörnlein auf dem Rücken haben. Es wird nachgesehen, wo sie doch herkommen; so werden die Leute gewahr, daß täglich große Schwärme solcher Fliegen aus gedachten Herrens Schüttboden herausgeflogen kommen. Und liegt auch häufig Korn auf der Gasse, als wenn es Korn geregnet hätte; wenn man aber das Korn in die Hand genommen und besehen, so ist es ganz hohl und nur die Schale gewesen. Man tut es dem Herrn zu wissen, was vorgegangen. Der läuft eilends mit seinen Leuten nach dem Schüttboden. Als er hinaufkommt und die Türe aufmacht, so kommt der letzte Schwärm und also vollends der Rest des Korns durch die Türe und Fenster hinausgeflogen, da ihnen die Fliegen so häufig in das Gesichte und Augen geflogen, daß er davon erblindet und noch ganze 15 Jahr stockblind gelebet. (Schlesien) 187
DER SANGERHÄUSER TOD Vor langen Jahren brach einmal in Sangerhausen eine so große Hungersnot aus, daß viele Leute starben. Damals lebte in der Stadt eine reiche Frau, welche ein großes Haus in der Ulrichstraße und noch mehrere andere in Nebenstraßen besaß, aber sehr geizig war. Eines Tages kam ein armer Mann zu ihr und bat für sich und die Seinigen um ein Stückchen Brot. Aber die reiche Frau wies ihn scheltend ab 122
und sprach: „Geht doch auf das Feld; die Disteln, die ihr da findet, sind für solches Bettelvolk als Speise gut genug." Da wünschte der arme Mann in seinem Schmede, daß Gott sie mit Disteln strafen möge und ihren Reichtum vergehen lasse. Kaum hatte er das gesprochen, so entstand in ihrem Gesichte ein Auswuchs wie Disteln; davon erblindete sie und starb unter den heftigsten Schmer2en. Der große Reichtum aber, den sie besessen hatte verflog bald, und ihre Nachkommen mußten in bitterster Armut leben. (Sangerhausen, Prov. Sachsen)
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D E R BETRÜGERISCHE S T A D T R A T Anno 1585 mußte allhier (Magdeburg) Ehrenfester Rat aus großer Not eine Summe Geldes borgen, weil sie in Schulden geraten waren. Sie bekamen es von dem wohl edlen, gestrengen und namhaften Fritze von der Schulenburgk. Die Summe war 20000 Taler, und hergegen hatte er vom Ehrenfesten Rat zum Unterpfande Schoß und Rente. Auch im Fall, wenn Ehrenfester Rat solches nicht halten könnte, wollte der Edelmann von der Schulenburgk alle die Zehnten der Korngüter haben ohne die Holzungen. Wo aber diese Summe der geborgten Gelder hingekommen ist, davon hat der gemeine Bürger nichts erfahren können, diejenigen aber, die damals haben im Rat gesessen und solches unter sich geteilet, deren Nachkommen, wie man erfahren hat, sind auf keinen grünen Zweig gekommen. (Magdeburg)
189 D E R FUCHS In Schweinheim war einmal ein Bürgermeister, der hatte rote Haare. So mancher Taler, der in den Gemeindesäckel hätte kommen sollen, hatte den Weg in seinen eigenen gefunden. Die Leute, wenn sie von dem Bürgermeister sprachen, sagten nur „der Fuchs", und sie nannten ihn so nicht bloß der roten Haare wegen. Endlich starb er. Nach ihm kam ein anderer Bürgermeister, aber wie das Sprichwort sagt: Es kommt selten was Besseres nach, und der neue Bürgermeister war noch schlimmer als der alte. Eines Tags, es war schon tief in der Nacht, saß der neue Bürgermeister mit dem Schulzen auf dem Rathause und pflog mit ihm Rats, wie sie der Gemeinde ein X für ein U machen könnten. Da springt mit einem Male die Stubentüre weit auf, und herein tritt ein großer Fuchs mit einem langen Schwänze. Er schaut den Bürgermeister und den Schulzen, denen der Angstschweiß ausbricht, eine Weile 123
starr an, dann spricht er mit einer Stimme nicht wie ein Fuchs, sondern wie ein Bär: „Zur Strafe meiner Diebereien muß ich jetzt, wie ihr mich seht, herumwandern. Wenn ihr so fortfahrt, so gehts euch auch so. Bessert euch — bessert euch!" Und fort war er. Der Bürgermeister und der Schulze ließen sich's nicht umsonst gesagt sein und gingen etwas in sich, aber der große Fuchs soll sich doch von Zeit zu Zeit wieder haben sehen lassen. (Schweinheim, Unterfranken)
190 DER FEURIGE W A G E N Vor Zeiten ließ sich in gewissen Nächten in verschiedenen Straßen der Stadt ein feuriger, mit rabenschwarzen Rossen bespannter Wagen sehen. Mit dem größten Gepolter rollte er daher, und mancher, der heimlicherweise ihm nachsah, bemerkte, daß er in der Gegend des Tanzhauses Gürzenich in die Erde sank und verschwand. Viele Leute, welche die Neugierde allzusehr trieb, mußten dieselbe teuer bezahlen; denn der Kutscher schlug mit seiner feurigen Peitsche um sich, durch welche Hiebe manche ihre Augen einbüßten, oder doch andere Schaden erlitten. Der Sage nach befand sich in dem Wagen ein kölnischer Bürgermeister, der sein Amt nicht gewissenhaft verwaltet und in seinem Leben in allen seinen Handlungen gar zu hochmütig und anmaßend gewesen war. (Köln) 191 DER TEUFEL H O L T E I N E N A D V O K A T E N Ein Haus in Erfurt gehörte längere Zeit der Familie Dacheröden und wurde durch Besuche Humboldts, Goethes und Schillers besonders denkwürdig. Darin wohnte vordem ein Advokat namens Klaus. Der war als ein Wucherer und ungerechter Mensch bekannt und gefürchtet. Man sagte, er sei nur mit Hilfe des Bösen zu seinen Reichtümern und Prozeßerfolgen gekommen. Als Klaus nun alt geworden war, lag der Teufel beständig im Anschlag, damit ihm die Seele des alten Sünders nicht entgehe. Mit großen Feueraugen saß er in der Ecke des Wohnzimmers, nahe beim Ofen und lauerte auf das letzte Stündlein des Übeltäters. Der wurde bei zunehmender Schwäche von seiner Haushälterin genötigt, das heilige Abendmahl zu nehmen, verstand sich auch mit Widerstreben dazu, spie es aber sogleich wieder aus. Während der Feierlichkeit hatte sich der Teufel davongemacht; danach aber war er sofort wieder zur Stelle, drehte dem alten Sünder das Genick um und fuhr mit seiner Seele zum Kamin hinaus. (Erfurt)
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192 LANDRICHTER S T E R G E N B E C K Der böse Landrichter Stergenbeck aus Gera hatte Bürger und Bauern um Hab und Gut betrogen und mußte deshalb geistern. Man sah, wie er um Mitternacht durchs Kirchhofsgatter grinste und hörte, wie er dabei einem Hunde gleich winselte und bellte, weshalb er dann schließlich durch den Henker an einen entlegenen Ort gebannt wurde. (Gera, Thüringen)
A M T M A N N MUSS U M G E H E N Zu Wasungen lebte früher ein Amtmann, der vom Volke ebenso gehaßt als gefürchtet war und dem gar arge Übeltaten nachgesagt wurden. Er hatte daher auch keine Ruhe im Grabe und wurde bald hier, bald da in allerlei Spukgestalten erblickt. So ritt eines Tages einer von Niederschmalkalden auf der Hochstraße zu einem Verpachtungstermin in der „Maienluft" zu. In Gedanken mit seinem Vorhaben beschäftigt, achtete er nicht auf seine Umgebung und erschrak daher gewaltig, als er plötzlich den besagten Amtmann vor sich hatte. Der Spuk sah ihn eine Zeitlang erst an und warnte ihn, mit dem Finger ernst drohend; aber ebenso plötzlich war er auch wieder verschwunden. Der Niederschmalkaldener hielt noch einige Minuten auf der Stelle, sann über die Bedeutung der Erscheinung dieses gefürchteten Mannes nach, ritt dann jedoch keck weiter und pachtete noch am nämlichen Tage das Gut. Der Mann hatte später viel Unglück mit seiner Pachtung, kam in seinen Verhältnissen zurück und gedachte oft noch des warnenden Fingers jener Erscheinung. (Wasungen, Thüringen) 194
DER „ANGSTMANN" Anno 1588 fing der Administrator von Magdeburg an, die Moritzburg zu Halle zu erbauen. Während einer Reise, die er unternahm, befahl er dem Amtmanne von Giebichenstein, das Gebäude zu vollenden. Dieser wollte sich einen Namen machen iind zwang die Untertanen über Vermögen zum Herrendienst, daß sie bei hoher Strafe alle Tage Leim, Kalk, Steine und was dazu gehört in großer Eile herbeischaffen mußten. Nach langer Zeit kommt der Administrator von seiner Reise zurück und will sein neu erbautes Schloß besehen, erfährt aber, was der Angstmann, ich wollte sagen Amtmann, getan. Er wurde darüber zornig und verdammte den Amtmann zur Bezahlung aller Herrendienste, die er eigenmächtig gefordert hatte ... (Halle) 125
*95 SCHELLENMORITZ I Moritz war der Erbauer der Moritzkirche (zu Halle) und so jähzornig, daß, wenn er auf den Bauplatz kam und ein Arbeiter eben ausruhte, er denselben sogleich totschlug. Nachträglich bereute er den Mord stets, und um sich ferner vor solchem Unrecht zu schützen, ließ er sich einen Rock mit Schellen machen und bat die Arbeiter, daß, wenn sie an den Schellen hörten, daß er komme, und gerade feierten, sie gleich an die Arbeit gehen möchten, damit er keinen von ihnen zu strafen genötigt sei. (Halle) II Gleichzeitig, als Schellenmoritz die Moritzkirche erbaute, soll seine Schwester den bei weitem umfangreicheren Bau der Moritzburg ausgeführt haben. Während nun Moritz gegen seine Bauleute gewütet, habe seine Schwester sich stets gegen dieselben sehr liebreich gezeigt. Sie soll nun mit ihrem jähzornigen Bruder die Wette gemacht haben, daß sie bei ihrer Geduld und Sanftmut weit eher mit ihrem größeren Bau fertig sein werde als er bei seiner Strenge. Nun erst soll Moritz gegen die Arbeiter gewütet haben, weshalb seine Schwester ihm den Schellengürtel, natürlich mit seiner Genehmigung, habe fertigen lassen. Wiewohl nun die Moritzburg ein weit stattlicherer Bau als die Moritzkirche war, so ward sie doch eher vollendet als letztere. Als die leutselige Schwester ihrem unmenschlichen Bruder ihr vollendetes Werk gezeigt hat, habe letzterer vor Neid über den herrlich gelungenen Bau sich plötzlich zum Morde seiner Schwester hinreißen lassen. (Halle) III In dem Dorfe Lettewitz bei Wettin heißt es, Schellenmoritz habe bei einem vornehmen Herrn, welcher das Dorf erbaute, als Aufseher gedient, und weil er die Arbeiter, wenn er sie müßig traf, immer gleich erschlug, habe ihm sein Herr die Schellen angehängt, so daß ihn die Arbeiter von ferne kommen hörten und sich vorsehen konnten. (Lettewitz, Prov. Sachsen)
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DER EITEL Newerm Weg nach Schweihe leiht der Neihof. In uralte Zeite warsch e Spital, wo die Pestkranke nei kumme sei, hernochert hawe die Saldote ihre Blessirte nei gethä. Seile Mol war der Eitel Verwalter in dem Haus; wann Aener nei kumme is,do es fer'n voraus bezahlt worn: Is er ball gestorbe, hat der Eitel sein Profit dervögehott. 126
Der Eitel war e beser Mann, der nornst ufs Geld gesehe hot. Is Aener von de Kranke recht elend gewese, dahot der Eitel nit abgewart, bis er dodt wor, un hot'n lewendig begrahwe. Der Eitel is e beser Mann gebliewe, bis an sei End. Wie er gestorbe wor, hot's 'm ke Ruh im Grab gelosse; im Neihof hot 'r gewewert, un wann'r äm 'n Duck hot äthü kenne, hot ersch gethä. Die Leit, die wo Nachts am Neihof vorbei gange sein, hott er err geführt, daß se die ganz Nacht hawe rum dappe miße. (Schweinheim, Unterfranken) (Auf dem Weg nach Schweinheim liegt der Neihof (Neuhof?). In uralter Zeit war er ein Spital für Pestkranke, später kamen verwundete Soldaten hinein. Einmal war der Eitel Verwalter in dem Haus; wenn jemand hineinkam, wurde für ihn im voraus bezahlt: Ist er dann bald gestorben, hatte der Eitel den Profit davon. Der Eitel war ein böser Mann, der nur auf's Geld gesehen hat. War einer der Kranken recht elend, hat der Eitel nicht abgewartet, bis er tot war, und hat ihn lebendig begraben. Der Eitel ist ein böser Mann geblieben bis an sein Ende. Als er gestorben war, hat es ihm keine Ruhe im Grabe gelassen; auf dem Neihof hat er gespukt, und wenn er jemandem einen Schabernack hat antun können, so hat er's getan. Die Leute, die nachts am Neihof vorbeigegangen sind, hat er irregeführt, so daß sie die ganze Nacht haben herumtappen müssen.) 1
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IM BACKOFEN Wenn man zwischen dem Erbig und dem Erbsenraine, zweien Bergen in der Nähe von Schweinheim, hinausgeht, kommt man in eine tellerförmige Vertiefung, welche jetzt „im Backofen" heißt. Dort wohnte vor vielen Jahren ein Bäcker, der war kein ehrlicher Mann. In der teuern Zeit mischte er Sand unter das Mehl und betrog auch sonst die Leute, wo er konnte. Er ward reich, aber unrecht Gut gedeiht nicht. Als die Schweden kamen, ward sein Haus verbrannt; er verlor seine ganze Habe und starb als ein Bettler. (Unterfranken) 198
D I E G E I Z I G E MÜLLERIN In Haft bei Lauf ist eine Mühle, wo man nachts immer einige Ziegel offenlassen muß, damit der Geist der ehemaligen Besitzerin durchgeistern kann. Diese war nämlich zu ihren Lebzeiten sehr geizig und hartherzig gewesen und schloß armen Leuten oft die Türe vor der Nase zu. Dann schaute sie durch die Ziegel des Daches, ob die Leute bald wieder fortgingen. Darum muß sie jetzt jede Nacht durch die Dachluke schlüpfen. (Haft, Mittelfranken) 127
199 DIE UNGERECHTE MÜLLERIN Eine frühere Besitzerin der „Hofersmühle" in Tauberbischofsheim nahm den Leuten ungerechterweise Mehl weg und beichtete das nicht vor ihrem Tode. Deshalb muß sie jetzt umgehen. Sie wird oft gesehen, und man hört sie sprechen: „Moß un G'wicht Geht vor Gottes G'richt." (Tauberbischofsheim, Unterfranken) 200 BETRÜGENDE MÜLLERIN GEHT UM Auf der Straße von Hildburghausen nach Schleusingen kommt man durch die Stadtwaldung, und in dieser ist es nicht geheuer. Vor nicht gar zu langer Zeit ging eine alte Frau in jenen Forst ins Leseholz, und als sie so recht im tiefen Walde war, sah sie unter einer ganz alten Eiche eine schloßschleierweißgekleidete und totenbleiche Frau, die trug auf ihrer Schulter einen langen und schweren Sack voll Mehl, ruhte damit an der Eiche und winkte der armen Frau, näher zu ihr hinzukommen, gab ihr auch zugleich mit Gebärden zu verstehen, sie möge ihr den Sack abnehmen. Die arme Alte aber hatte Angst und fürchtete sich und sah woanders hin. Wie sie aber nun endlich wieder den Blick erhob, und nach der Eiche hinsah, war jene Frau verschwunden. Als nun die Alte nach Hause gekommen war, erzählte sie, was sie gesehen, ihrer Nachbarin, und diese sprach: „Ei, Nachbarin, wißt Ihr denn das noch nicht? Das ist ja die böse Müllersfrau gewesen, die bei ihren Lebzeiten das Getreide der armen Leute auf unbarmherzige Weise gemetzt hat. Da ist sie von einem Pöpelsträger*, weil sie nach ihrem Tode gar zu greulich spukte, in den Stadtwald getragen und darin festgebannt worden und muß nun mit dem schweren Mehlsack umgehen, bis sie jemand findet, der ihr den Sack abnimmt, wodurch sie erlöst wird. Die Eiche, an der die schlimme Müllerin jedesmal ausruhen darf, heißt die Mehleiche." (Thüringen) 201
DIE OTTERN IN DER KERBEMÜHLE Zwischen dem Burgholze und der Viehweide unweit Marklissa stand sonst eine Mühle, die Kerbemühle genannt. Es ist aber schon sehr lange her, daß sie gänzlich verfallen ist, so daß man auch keine Spur mehr von ihr sieht. Ihr Untergang wurde * Geisterbanner 128
durch den Geiz und die Habsucht des letzten Besitzers herbeigeführt. Dieser betrog nicht nur die Mahlgäste ganz erschrecklich mit dem Mehle, sondern wucherte auch unmenschlich mit seinem Gelde und kerbte den armen Leuten, die in der Not zu ihm borgen kamen, oft mehr Zinsen an, als das Kapital betrug; hatte auch richtig halb Marklissa auf seinem Kerbholze. Aber er kriegte seinen Zahlaus. Hört, wie das kam. Eines Abends, da es draußen regnete und stürmte und ein Wetter war, daß man nicht gern einen Hund hinausjagte, klopfte ein hübscher, schmucker Müllerbursche an, sagte gebührlich sein Willkommen und Handwerksgruß und bat um das Geschenk, wie auch um eine schlechte Lagerstatt und Nachtherberge. Da schnaubte ihn der geizige Müller an und wies ihm die Türe, nachdem er ihm das Geschenk, welches er dem Burschen nach Handwerksgebrauche einmal nicht verweigern konnte, auf den Tisch hingeworfen hatte. Der aber ließ das Geschenk liegen und sagte: „Behaltet Euer Geschenk, Meister! Ich mag nichts von Euch; ich schüttle den Staub von meinen Füßen und gehe hinaus wieder in die finstere Nacht. Ihr werdet aber einst wünschen, daß Ihr mich behalten hättet; denn auch Ihr habt hier am längsten Eure Herberge gehabt." Und damit ging der schmucke Handwerksbursche zur Türe hinaus und verschwand in der Finsternis. Und denkt euch, was geschah 1 Gleich des andern Morgens fanden sich in der Mühle eine große Menge Ottern ein, daß man sich ihrer nicht erwehren konnte. Wenn der Müller aß, so krochen sie auf den Tisch und langten mit in die Schüssel. Wenn er ging, um aufzuschütten, folgten sie ihm nach und schlangen sich um seine Beine. Wenn er sich ins Bett niederlegte, schlüpften sie mit hinein und ließen ihn nicht schlafen. Er mochte mit dem Schürbeil um sich hauen, mit Knütteln in sie hineinschlagen, sie stoßen oder treten, es half alles nichts, er ward sie nicht los. So blieb ihm nichts anderes übrig, als die Mühle zu verlassen, die nun leer und öde stand und nach und nach gänzlich verfiel. Um 1750 standen noch die Trümmer des unteren Stockes, von Ottern in großer Menge bewohnt; jetzt ist wenig mehr davon zu sehen. (Marklissa, Schlesien) 202
DER ETZELSTEIN ZU MOHRIN Am Mohriner See ist ein Stein, der sogenannte Etzelstein; an dem ist eine Höhlung, in die der Ellenbogen eines Menschen paßt. Man sagt, es heiße eigentlich „Ößelstein", und erzählt davon folgende Geschichte. In Mohrin war zur Zeit ein Händler, der ö l verkaufte. Er war aber eip Knapphans und gab stets zuwenig. Einst holte eine arme Frau von ihm ein Etzel (ößel) ö l und bekam, wie gewöhnlich, nicht das richtige Maß. Wie sie nun hinaus auf die Straße tritt und das ö l besieht, hebt sie an, auf den Händler zu schimpfen. Da tritt zu ihr ein Mann, das war der Böse, der fragt sie, auf wen sie so erzürnt sei. Nun erzählt ihm die Frau, der Händler sei ein Knapphans, ein Betrüger, er habe ihr kein richtiges Etzel gegeben. Flugs geht der Böse zu dem Kaufmann, nimmt ihn mit sich nach Q
Griepentrog Volkssagen
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dem See und stößt ihm den Ellenbogen in den Stein, daß es eine Höhlung wird, die gerade ein Etzel faßt. Darauf sagt er zu dem Kaufmann: „So, nun weißt du, wie ein richtiges Etzel ist, nimm dich in acht, daß keine Klage wieder über dich laut wird." Das Loch ist aber zur Warnung in dem Stein noch heutigentages zu sehen. (Mohrin, Mark Brandenburg) 203
D I E D R E I MÄNNER IM FLOSSBERG Der all Grönger Wirth, der hat ümmer de Lüht betroin. Bann se hunn Fleisch bei en gehollt u hun e Pfoind wollt hah, da hat e zu licht Gewicht genumme, daß se ümmer nert dreiviertel gekreht hun; u bann se hunn Bier gehollt, da hat e so e klei Maas gehatt, daß se für e Kann allemal nert drei Kairtel gehatt hun. Bih e nu gestuirbe wair, da gihnk e ömm u wannert, u alle Naicht, da kum e ins Huis u in de Fleischkommer u in Kehler, u poliert dinn eröm, u wuirf alles duirch enanner u rief: „drei Kairtel für e Kann! drei Viertel für e Pfoind! Bih se's nu endlich net mieh könne uisgehall miht en, da holte se den Jesewitter, u der bannt en u stackt en in en Sahk, u truhk en ehenger ins Flohsloch. Nachhinte hatten se Rauh für en im Huis. Nach is au e Grümmiger Moller gewahßt, der hat de Lüht beim Mahln betreihnt u hat allemal zevill gemetzt u hat au de Gränze verreckt. Der hat au gewannert, bih e gestuirbe wair, u ihs in der Mölln eröm gepollert u als füriger Muhn off sin Aeckern u Wiese eröm gegange. U da hunn se au den Jesewitter geholt, der hat en mutt bann, u au ehinger ins Flohsloch trai. Dernach is enner in Schwein gewahßt, der hat au de Grenze verrockt, u si Aecker sein alle Jaihr größer gewuirn. Bih der gesturbe ihs, da hat e au gewannert, u is offer Roth öbern breite Birnbaum ball als füriger Muhn ömgegange, ball hun de Lüht, bann se üwwer sin Acker gegange sein, Muischelln gekreht u hun doch kern Mensche gesiehn, so daß sich kei Mensch meh getraut hat, von Schwein nach Steinig oder von Steinig nach Schwein ze ginn, zeball enn's nert ufihng, dämmerig ze wem. Da hunn se au den Jesewitter gehollt, u der hat en au gebannt u hat en in en Sahk gestackt, u ins Flohsloch bein alle Grönger Wirth u Grümmiger Möller getrauin. Wihl e awwer in sin Lahbe so gern gekairt hat, u der all Grümmiger Möller u de Grönger Wirth an, ze hat en der Jesewitter e Kairte mitgegahnt, u un setze die drei dehinge im Flohsloch u kairte Solo; u wihl ümmer enner den annere wih betrieg, da wem se muine mah an uneins u pommen sich e Fleck u mache en Spektahkel, ärger ens des wüthening Heer. Genung ma, bann Lüht noch spät durch den Flohsberk gemutt hun u sein bein Flohsloch verbei gekomme, da hun se gehuirt, bi se Traumpf uis geruffe hun, u hun sich gezahnkt u geprügelt; awwer der all Grönger Wirth, der hat ümmer derzösche geruffe: „drei Kairtel für e Kann, drei Viertel für e Pfoind!" (Thüringen) Der alte Gründer (der Grund, eine Straße in Steinbach) Wirt hat immer die Leute betrogen. Wenn sie Fleisch bei ihm geholt haben und ein Pfund haben wollten, 130
da hat er zu leichtes Gewicht genommen, so daß sie immer nur drei "Viertel bekommen haben; und wenn sie Bier geholt haben, da hat er so ein kleines Maß gehabt, daß sie statt einer Kanne allemal nur drei Kärtel (ein halbes Maß) bekommen haben. Als er nun gestorben war, da ging er um und wanderte, und alle Nächte kam er ins Haus und in die Fleischkammer und in den Keller und polterte darin herum und warf alles durcheinander und rief: „Drei Kärtel für eine Kanne! Drei Viertel für ein Pfund!" Bis sie es nun endlich nicht mehr mit ihm aushalten konnten, da holten sie den Jesuitenpater, und der bannte ihn und steckte ihn in einen Sack und trug ihn hinüber ins Floßloch. Danach hatten sie Ruhe vor ihm im Hause. Dann ist auch ein Grumbacher Müller gewesen, der hat die Leute beim Mahlen betrogen und hat [sich] allemal zu viel zugemessen und hat auch die Grenze verrückt. Der ist auch gewandert, als er gestorben war, und er ist in der Mühle herumgepoltert und als feuriger Mann auf seinen Äckern und Wiesen umhergegangen. Und da haben sie auch den Jesuitenpater geholt, und der hat ihn bannen müssen und auch hinüber ins Floßloch tragen. Danach ist einer in Schweina gewesen, der hat auch die Grenze verrückt, und seine Äcker sind alle Jahre größer geworden. Als der gestorben ist, da ist er auch gewandert und ist auf der „Roeth" übern breiten Birnbaum bald als feuriger Mann umgegangen, bald haben die Leute, wenn sie über seinen Acker gegangen sind, Maulschellen bekommen und haben doch keinen Menschen gesehen, so daß sich kein Mensch mehr getraut hat, von Schweina nach Steinbach oder von Steinbach nach Schweina zu gehen, sobald es nur anfing, dämmerig zu werden. Da haben sie auch den Jesuitenpater geholt, und der hat ihn auch gebannt und hat ihn in einen Sack gesteckt und ins Floßloch zum alten Gründer Wirt und zum Grumbacher Müller getragen. Weil er aber in seinem Leben so gerne Karten gespielt hat und der alte Grumbacher Müller und der Gründer Wirt auch, so hat ihnen der Jesuitenpater ein Kartenspiel mitgegeben, und nun sitzen die drei dahinten im Floßloch und spielen Solo; und weil immer einer den andreren betrügen will, da werden sie allmählich auch uneins, und prügeln sich eine Weile und machen einen Krach, ärger als das wütende Heer. Genug denn, wenn Leute noch spät über den Floßberg mußten und sind am Floßloch vorbeigekommen, haben sie gehört, wie sie „Trumpf aus" gerufen und sich gezankt und geprügelt haben, aber der Gründer Wirt, der hat immer dazwischen gerufen: „Drei Kärtel für eine Kanne, drei Viertel für ein Pfund!") 204
DER UMGEHENDE METZGER In Böttart(Bütthart), do is en Metzler gwe, der hot so anners Flasch for Kalbflasch verkaft, mer hot en nör de Kalbhans g'haße. Wie der gschtorwe is, un mer het en uff de Gottsacker nausgetrache, do hot uff anmol di Mad, wo bei sellem gwe is, 9*
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in dem Zimmer, wo er gleche 's, en Rumpier g'heert, un do is sie nuffgange, un do hot er zum Fenschter uff den Grasgarte nausgschaut. Do hot sie die Nochbersleit gholt un hots ene gsocht, un die hawe gsocht, des hätte sie schun lang gwißt, der mißt umgehne. Un so hot er siwe Johr umgehne misse, un z'letzscht hotn en Schornschteenfecher aus Werzborch (Würzburg) in en Kruuch naigsproche un hotn ins Houlz getrache, un dort sitzt er noch manchmol newe seilere Aache, wo er naigsproche is, un loßt Geel (Geld) in so an dreieckede Hut naifolle. Seil is awer for gwiß wohr. (Bütthart, Unterfranken) (In Bütthart da ist ein Metzger gewesen, der hat anderes Fleisch als Kalbfleisch verkauft, man hat ihn drum nur den Kalbhans gerufen. Als der gestorben ist und man hat ihn auf den Gottesacker hinausgetragen, da hat auf einmal die Magd, die bei ihm in Dienst gewesen ist, in dem Zimmer, wo er gelegen hatte, ein Gerumpel gehört, und da ist sie hinaufgegangen und da hat er zum Fenster auf den Grasgarten hinausgeschaut. Da hat sie die Nachbarsleute geholt und hat's ihnen gesagt, und die haben gesagt, das hätten sie schon lange gewußt, der müßte umgehen. Und so hat er sieben Jahre umgehen müssen, und zuletzt hat ihn ein Schornsteinfeger aus Würzburg in einen Krug hineingesprochen und hat ihn in den Wald getragen, und dort sitzt er noch manchmal neben derselben Eiche, in die er hineingesprochen ist, und läßt Geld in seinen dreieckigen Hut hineinfallen. Das ist ganz gewiß wahr.)
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DER KUCHENBERG Bei Endschütz soll ein ganzer Berg — man nennt ihn seitdem den Kuchenberg — zur Zeit einer Hungersnot für drei Stück Kuchen an einen andern Besitzer gekommen sein. Und die Fichtelburg, eine weitläufige Wüstung bei Großkundorf, wurde mit ihren Feldern, Wiesen und Wäldern für ein hausbacken Brot hingegeben. Ein Eisenacher Bäcker benutzte die Not und bereicherte sich durch Wucher. Danach aber kam die Reue über ihn; er verlangte, daß man ihn nach seinem Tode an der westlichen Tür der St. Georgenkirche bestatte, und so wurde sein Grab, wie er es gewünscht, von den Kirchgängern mit Füßen getreten. (Endschütz, Thüringen)
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D I E WEINHÄNDLER IM FEGEFEUER Einstmals zogen mehrere Fuhrleute mit ihren Lastwagen, die mit Wein befrachtet waren, auf der Heerstraße, die von Gotha nach Frankfurt führt und dicht am Fuße des Hörselbergs vorbeizieht, ihres Weges fürbaß, und es mochte wohl schon dieDämme132
rung hereingebrochen sein, ehe sie das Dorf Schönau, wo sie gewöhnlich zu übernachten pflegten, erreicht hatten, als sich ihnen ein merkwürdiges Gesicht zeigte. Denn es tat sich an einer Stelle, wo sie sonst nie zuvor eine Öffnung gesehen hatten, der Berg auf, und sie traten neugierig näher, zu schauen, was da drinnen brenne, indem eine Glut aus der Höhle so feurig strahlte wie von einem Hochofen, in welchem Eisenerze geschmolzen werden. Wie sehr erschraken sie aber, als sie nun sahen eine Menge Lebender und Verstorbener in einem Flammenmeer sitzen, davon ihnen einer und der andere bekannt vorkamen, zumal waren dabei viele der reichen Weinhändler, welche ihnen oft Fracht gaben und die dafür mit Feuer gestraft wurden, daß sie den Wein mit Wasser mischten oder gar mit Giften versüßten. Den Fuhrleuten wurde dabei angst und bange, und einer schrie überlaut: „Ach, daß's Gott erbarm'!" — Da verschwand gleich alles miteinander, und die Fuhrleute kreuzten und segneten sich und trieben ihre Pferde eilends an, um so schnell wie möglich von der unheimlichen Stelle hinwegzukommen (Thüringen) 207
WIRT UNTERSCHLÄGT M Ü N D E L G E L D E R Es sind über hundert Jahre, da stand im Nesselgrund ein Gasthaus. Es sah nicht zum besten aus und war arg verfallen. Hingehen tat selten jemand, denn der Wirt war ein finsterer, brummiger Geselle, der keine Gäste brauchte, weil er Geld genug hatte. Und die Leute sagten, das Geld sei unterschlagen. Er besaß nämlich in Glatz früher eine Taverne und hatte auch Mündelgelder zu verwalten. Er lebte hier einsam und kümmerte sich um niemand. Dann fand man ihn einmal tot mitten auf der Diele, mit zerfetzten Kleidern und einem zerkratzten Gesicht. Und genau an dem Tage, an dem man ihn fand, saß in der Mittagszeit zu Glatz auf der Taverne ein Schatten mit einem großen Kopfe und einem dürftigen Körper. (Schlesien) 208
WIRT UNTERSCHLÄGT G E L D FÜR EIN ARMENHAUS Im Siebenjährigen Kriege hatte sich in der alten Schenke ein Offizier einlogiert, der bei der Abreise dem Wirte Feix eine Summe Geldes übergab. Er sollte es für ihn aufbewahren oder, wenn er's nicht mehr abholte, ein Armenhaus dafür bauen. Er kam nicht wieder, aber der Wirt traf trotzdem keine Anstalten zum Bau. Da sprengte an einem Abend ein weißer Reiter der Schenke zu. Dienstfertig eilte der Wirt hinaus, fand aber niemand. In der nächsten Nacht klopfte es dreimal an die Tür. Die Magd meldete ihrem Wirt, ein weißer Reiter begehre Einlaß, und wieder war niemand da. Jetzt wurde der Bau jenes Spitals beschlossen. Die Ausführung zögerte sich aber wieder hinaus, bis es in einer stürmischen Nacht wieder ans Fenster klopfte 133
und in seltsamem Lichte der weiße Reiter in rasendem Galopp um das Haus sprengte. Die Strafe für die Verzögerung blieb nicht aus: Der einst so reiche Wirt verarmte, und die Familie beschloß ihr Leben in diesem Armenhause. (Schlesien)
209 „STERNS WIESE" In Willingshain kennt man folgende Geschichte: Oben auf dem Eisenberge in der Nähe des Turmes liegt eine Wiese, die „Sterns Wiese". Hierhin, in einen hohlen Baum, ist eine Frau aus Homberg, namens Stern, verbannt worden. Sie war zu ihren Lebzeiten so geizig, daß sie ihrem Gesinde nicht das Essen gönnte; auch maß sie den Leuten, die bei ihr kauften, schlecht zu, denn sie pflegte zu sagen: „Dreiviertel Metze ist auch eine Metze." Als die Sternsche, wie sie gewöhnlich genannt wurde, gestorben war, kam ihr Geist wieder. Wenn die Magd die Stube kehrte, wäl2te sie sich vor dem Besen herum, und wenn die Schweine gefüttert wurden, fraß sie mit ihnen aus dem Troge. Sie wurde zuerst nach dem Streutlingskopf bei Rodemann verbannt, und da hat sie mancher rufen hören: „Streutlingskopf, wirf die Metzen voll!" Weil sie aber jedes Jahr um einen Hahnenschritt der Stadt näherkommen durfte, war sie in nicht langer Zeit wieder in Homberg. So verbannte man sie zum zweitenmal weiter fort von der Stadt, auf den Eisenberg. (Willingshain, Hessen) 210 D I E FRAU A M T M A N N Die Frau eines Lohrer Amtmannes war über die Maßen geizig und hatte für die Armen kein Herz. Kamen solche vor ihre Türe und baten um eine kleine Gabe, so jagte sie diese armen Leute ohne Erbarmen fort und beschimpfte sie noch obendrein als faules, hergelaufenes Gesindel, dem die Peitsche gebühre. Anstatt die Speisereste an hungernde Menschen zu verteilen, ließ sie das übriggebliebene Essen den Schweinen in den Futtertrog werfen. Jawohl, den Schweinen! Da geschieht es, daß die Frau stirbt. Und wie die Magd am folgenden Morgen die Schweine füttert, bemerkt sie erstaunt, daß bei den sechs Schweinen plötzlich noch ein siebentes steht und aus dem Trog schlürft. Die Magd erschrickt; denn sie kann sich's denken, wer sich zu den sechs Tieren gesellen mußte. Es sprach sich herum, und bald wußte es die ganze Stadt, was in der Amtskellerei vor sich ging. Die bestürzten Hausbewohner taten alles für die Seelenruhe der Verstorbenen, bis diese dann endlich erlöst wurde. (Lohr, Franken) 134
Angst vor dem Soldatendienst
211 D I E SPRINGWURZEL In einem oberhessischen Dorfe wohnte ein blutarmer Bauernbursche, der Soldat werden sollte, und hatte doch nicht die geringste Lust dazu. In der Wut darüber ging er an einem Sonntag einstmals ganz allein in einen dicken Wald, um seine betrübten Gedanken loszuwerden, allein es wollte ihm kein Trost kommen. Indem sah er an einem Baum hinauf und wurde gewahr, daß ein schwarzer Star in ein Astloch schlüpfte, in welchem er sein Nest mit Jungen hatte. Da fiel ihm ein, von seinem Großvater gehört zu haben, wenn man solch einem Vogel den Zugang zur Wohnung fest verkeile, so daß er nicht wieder hinein könne, dann fliege er weit, weit fort und suche sich die ihm allein bekannte wunderbare Springwurz. Mit dieser im Schnabel berühre er dann das zugekeilte Loch, und bald springe das davon auf, dann aber vernichte er die Springwurz wieder, am liebsten durch Feuer. Der Bursche, ein gescheiter Kerl, beschloß, sie ihm abzujagen und sich durch ihren Besitz glücklich zu machen. Um den Star zu täuschen, nahm er ein feuerrotes Tuch, breitete es unter den Baum und richtig, der Star, der dasselbe für Feuer ansah, Heß die Springwurz darauffallen. Mit einem Griff hatte er das kostbare Ding und verbarg es sorgsam unter seinem Kittel. Jetzt machte ihm das Soldatwerden nicht so viele Gedanken mehr, denn er besaß ein Mittel, sich in allen Nöten zu helfen. Seine Löhnung reichte ihm freilich nicht, denn mit „alle Tage zwei Kreuzer und anderthalb Pfund Brot" mag der Teufel auskommen! Darum beschloß er denn bald nach seiner Ankunft in der Stadt, die Kraft seiner Springwurzel auf die Probe zu stellen. Bei nachtschlafender Zeit ging er an ein großes Kaufmannshaus, horchte, ob innen alles stille war, dann hielt er die Springwurz an das Schloß. Es sprang auf. Er hielt sie vor den Laden, er sprang auf, und so vor die Geldkiste, sie sprang auf, und endlich unter das darinliegende Geld, so teilte es sich in drei Haufen. Der erste Teil war, was der Kaufmann für die Ware bezahlt hatte, der zweite war sein erlaubter Verdienst, der dritte, was er den Leuten über Gebühr abgenommen hatte. Dieses letzte Häufchen teilte der Soldat und nahm sich die Hälfte davon mit. Also vermochte er eine Zeit lang herrlich und in Freuden zu leben, wie der feinste Offizier, und seine Kameraden verwunderten sich oft, woher der von Haus aus arme Schlucker das viele Geld bekam. Allein er ließ sie fragen und schwätzen, solange sie wollten, und sagte nichts ... (Hessen) 135
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DER SCHIMMEL AUF D E M WALL ZU POTSDAM König Friedrich Wilhelm I. hatte auf dem linken Ufer der Havel, von der Mündung der Nuthe bis zur Mitte der Langen Brücke, einen breiten und tiefen Graben ziehen und längs desselben einen Damm aufwerfen lassen, der an seinem oberen Ende durch eine hölzerne Brücke mit dem Kirchhofe der Heiligengeist-Kirche verbunden war. Dieser Kanal, der im Winter von den Fischern frei vom Eise gehalten werden mußte, sollte namentlich dazu dienen, das Desertieren der Soldaten zu verhindern. Und darum war er im Osten, Norden und Westen mit einer hohen Mauer umgeben, und längs des Kiezes an der Havel erstreckte sich eine dichte Reihe von Pallisaden. Früher war es nämlich vielen von den Deserteuren gelungen, die Havel zu durchschwimmen und sich nach der damals nur wenige Stunden entfernten sächsischen Grenze zu retten. Da trug es sich zu, daß ein Predigersohn aus Baruth von Werbern in eine Schenke gelockt und im Rausche veranlaßt worden war, Handgeld zu nehmen. Vergeblich war alles protestieren, als er aus seiner Trunkenheit erwacht war, er mußte mit nach Potsdam und ward hier unter ein Reiterregiment gesteckt. Hier mußte er zwei lange Jahre aushalten, ohne daß es ihm gelang, auch nur einen Schimmer von Hoffnung zu erblicken, sich aus dieser schrecklichen Gefangenschaft zu erlösen. Endlich machte er den Plan, in der nächsten Nacht vom Sonntag zum Montag, wo kein Mondschein war und er die Stallwache hatte, durch die Havel zu schwimmen, leise zwischen Ufer der Nuthe fortzukommen oder sich im Schilf bis zur nächsten Nacht zu verbergen. Am Abend hatte er seinen Kameraden tüchtig zugetrunken, und es war ihm gelungen, die Wachmannschaft im Stalle zu bezechen. Eine Stunde nach Mitternacht machte er sich auf den Weg, nachdem er Gott auf den Knien um Beistand zu seinem Unternehmen angefleht und von seinem treuen Schimmel, dem einzigen, von welchem die Trennung schwer wurde, Abschied genommen hatte. Glücklich kam er durch die öden Straßen, unhörbar schwamm er über den Strom, als er hinter sich laut plätschern und schnauben hörte. Als darüber der Ruf der Wachen erscholl, barg er sich ängstlich auf dem Boden, da rauschte es hinter ihm, eine weiße Gestalt erhob sich schüttelnd aus dem Wasser, und der arme Flüchtling erkannte seinen Schimmel, der sich losgerissen hatte und ihm nachgeschwommen war. Eilig lief er über die Wiese und den Wall, der Schimmel dicht hinterher; weil aber auf das wiederholte Anrufen der Wachen keine Antwort erfolgte, so schoß man von allen Seiten nach ihm, und bald stürzten Mann und Roß, von Schüssen durchbohrt, zu Boden. Seit dieser Zeit sind nun aber die Posten auf dem Wall in den Nächten, wo kein Mondschein ist, nach Mitternacht oft durch ein Plätschern im Wasser erschreckt worden, dann sahen sie einen Schimmel, der nach der Behauptung vieler keinen Kopf haben soll, auf der Wiese hin- und herlaufen, ohne daß man seinen Hufschlag vernahm. (Potsdam, Mark Brandenburg)
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DER STRENGE GENERAL Zwischen dem Schenkberge bei Weida und dem sogenannten Krahnholze befindet sich die Stelle, wo ein braver Soldat erschossen wurde, weil er, um eine Nacht nur bei seiner Braut oder Frau zubringen zu können, ohne Urlaub von der Fahne gelaufen war. Obschon er sich am Morgen wieder zum Dienst gestellt und er die ganze Bürgerschaft einmütig zu seinen Fürsprechern hatte, war ihm beim gestrengen General dennoch keine Begnadigung auszuwirken gewesen. Der Stein, wo es geschah und wo der Arme auch begraben liegt, ragt kaum merklich noch aus dem Boden. (Weida, Thüringen) 214
DER DESERTEUR Als die Franzosen 1806 über den Frankenwald nach Saalfeld und Jena zogen, kam die eine Heeressäule durch Judenbach. Da desertierte ein junger Soldat, ein Kaufmann, einziger Sohn reicher Bauersleute aus Bayern. Aber ein alter Spinnradmacher und gewesener Sergeant zu Neuhaus bei Sonneberg machte ihn dingfest und lieferte ihn den Franzosen aus. Das mag selbst diesen ein Abscheu gewesen sein; denn ein Beamter gab dem Verräter die dreißig Gulden Fanggeld mit den Worten: „Da hast du deinen Lohn, Bluthund!" Der Deserteur wurde seiner Truppe nachgeführt und nach Kriegsrecht erschossen. Bald danach kamen seine unglücklichen Eltern an den Grabhügel, und man sagt, sie hätten ihren Sohn mit den Händen wieder ausgraben wollen. Der Judas aber ging hin und erschoß sich an einer Schloßlinde zu Neuhaus. Die Kugel drang ihm durch den Kopf und in den Baum, daß man bis auf den heutigen Tag ihre Spur erkennen will. (Thüringen) 215
„IN GRUND UND BODEN" Das Greizer Militär hatte einmal einen Kommandanten, zu dem hatten die Soldaten wenig Liebe und Vertrauen, nicht etwa, weil er streng im Dienst, sondern weil er nachträglich und lieblos war und ihnen fluchte, daß Donner und Blitz sie in Grund und Boden schlagen möchte. Damals, als das Militär gegen den Ersten Napoleon in den Freiheitskrieg zog und in die Festung Mainz kam, waren die Mannschaften einmal ungeduldig und unzufrieden, weil sie lange keinen Sold erhalten hatten. Als sie nun eines Morgens zum Dienst antreten mußten und der Kommandant 137
ihnen „Achtung!" zurief, gaben sie ihren Unmut durch den Gegenruf „Löhnung!" kund, weshalb der Kommandant vor Zorn über sie wetterte und ihnen fluchte und ihnen drohte, sie durch ein Regiment Soldaten zusammenschießen zu lassen. Bei seiner Mannschaft fruchtete aber sein Fluchen und Drohen sehr wenig, und bei seinem nächsten Kommando „Achtung!" wurde ihm abermals aus den Reihen seiner Krieger „Löhnung!" entgegengerufen ... Darüber war der Offizier sehr ergrimmt, noch mehr ärgerte ihn aber, seine Drohung an der ganzen Mannschaft nicht zur Ausführung bringen zu können, und er versuchte nun, die Unzufriedenen zu beschwichtigen. Unter seiner Mannschaft befand sich aber ein Soldat, den der Kommandant ganz besonders in Verdacht hatte, aufgewiegelt, unbotmäßig gehandelt und „Löhnung!" gerufen zu haben. Zwar konnte er ihm nichts nachweisen, doch ließ er ihn bei jeder Gelegenheit seinen Verdacht durch seine Strenge fühlen, und alle Kameraden merkten bald, der gestrenge Vorgesetzte habe es auf diesen Soldaten ganz besonders abgesehen. Auch als der Krieg beendet war und das Militär wieder in seiner Garnison zu Greiz lag, änderte sich an dem Verhalten des Kommandanten nichts, und es schien, als ob jener nur auf Gelegenheit sann, schwere Strafen über diesen verhängen zu können. Eine solche Gelegenheit sollte sich ihm endlich bieten, als einem anderen Soldaten ein Paar Stiefel gestohlen wurde und unser Soldat in Verdacht kam und überführt wurde, diesen Kameradendiebstahl begangen zu haben. Der Kommandant forderte nun, daß der Dieb für dies Vergehen mit dem Tode bestraft werde. Obwohl diese Forderung hart und grausam war, so wurde sie ihm doch gewährt, aber keiner der Soldaten wollte im Ernste an die Vollstreckung dieses harten Urteils an ihrem Kameraden glauben, vielmehr meinten sie, dasselbe sei nur zum Zwecke eines heilsam wirkenden Schreckens gefällt worden und eine Begnadigung in der Gestalt einer mildernden Strafe werde auf dem Fuße folgen. Kaum hatte jedoch der Kommandant das Todesurteil in der Hand, so traf er Anstalten zu einer schleunigen Vollstreckung desselben, und in aller Stille und Frühe des kommenden Morgens ließ er die Mannschaften antreten und nach dem Schützenplatz marschieren, wo die Erschießung vor sich gehen sollte. Der Kamerad, der dem Verurteilten die Augen zubinden mußte, sprach diesem Mut zu, indem er ihm zuflüsterte: „Du wirst nicht totgeschossen, sondern sollst nur einen Schreck bekommen. Bitte noch einmal um Gnade, so wirst du auch begnadigt werden." Da rief der verurteilte Soldat, der selbst nicht glauben mochte, der Diebstahl werde ihm das Leben kosten, laut und flehentlich: „Gnade, Herr Kommandant!" Aber hart und mitleidslos tönten ihm die Worte entgegen: „Bei mir gibt's keine Gnade, — die gibt's nur bei Gott!" Der Offizier schien sich aber vor dem Kommando seiner eigenen Stimme zu fürchten. Deshalb hatte er-seinen Soldaten gesagt, diesmal werde er nicht „Feuer!" kommandieren, sondern, wenn sie schießen sollten, ihnen ein Zeichen mit dem erhobenen Säbel geben. Dann ließ er Freiwillige vortreten, und es waren ihrer fünf, die sich willig zeigten, das harte Urteil an ihrem Kameraden zu vollstrecken. 138
Ängstlich warfen die anderen Soldaten einen Seitenblick auf die von alten Pappelbäumen besäumte Landstraße, ob nicht von der Stadt ein Bote dahereilen werde, um eine Begnadigung von dem Landesherrn im letzten Augenblicke noch zu bringen. Über dies von seiner Mannschaft zur Schau getragene Mitleid geriet der Kommandant aber in hellen Zorn. Er stampfte wütend den Boden mit dem Fuße, und durch seine zusammengepreßten Zähne erklang deutlich sein bekannter Fluch von den „Hunden, die das Donnerwetter in Grund und Boden schlagen solle". Und während er gleichzeitig mit diesem Fluche den Schützen das verabredete Zeichen mit dem Säbel gab, sank der Verurteilte, unter den Fluchworten seines Vorgesetzten und von fünf Kugeln seiner Kameraden zu Tode getroffen, in den frisch aufgeworfenen Sand. Noch rauchten die Gewehre vom Pulverdampf, da sah man von der Stadt her einen Boten geeilt kommen. Er hielt mit der einen Hand ein Papier zur Höhe und schwenkte mit der anderen ein weißes Tuch über seinem Haupte hin und her zum Zeichen, daß er eine wichtige Nachricht bringe. Außer Atem überreichte er dann dem Kommandanten einen Brief vom Landesherrn, durch welchen der soeben erschossene Soldat begnadigt wurde. Die übereilte Tat des Kommandanten schien diesem wenig zu Gemüte zu gehen. Er fluchte weiter auf seine Soldaten und fast ärger als zuvor. Da kam auch sein letztes Stündlein, aber es gab wenig Leute, die seinen Tod aufrichtig betrauert hätten. Es war aber ein schöner, himmelklarer Tag, den kein Wölkchen trübte, als sein Leib zu Grabe geführt wurde. Da, als der Sarg eben in die Gruft gesenkt worden war, kam aus dem heitern Himmel eine vereinzelte dunkle Wetterwolke über die waldige Bergwand wie eine Windsbraut dahergezogen, über der offenen Grabstätte ertönte ein heftiger Donnerschlag, und ein gewaltiger Blitz zuckte krachend hernieder in das Grab des toten Kommandanten, als wollte er den Sarg mit dem, was darin lag, in tausend Stücke und in Grund und Boden schmettern. Aber die Wolke war ebenso schnell, wie sie gekommen, wieder verschwunden, und der Himmel wie zuvor klar und heiter. Die fünf freiwilligen Schützen sind hinter Hecken und Gräben verdorben und gestorben. Die Gräber braver Kameraden des Kommandanten werden heute noch in Ehren gehalten. Seine Grabstätte aber ist verschwunden, und niemand weiß sie mehr. (Greiz, Thüringen)
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Der edle Räuber
216 D I E WILDE SAU Die Burg Wildeck zerfiel schon im 16. Jahrhundert in Trümmer. Sie stand öde und leer und wurde endlich der Schlupfwinkel einer im Werragrunde sehr gefürchteten Räuberbande, die sich ringsum das Land tributbar machte. Ihr Anführer war ein Schäferknecht aus Großensee, der sich selbst den Namen „die wilde Sau" beigelegt hatte. Wie ein vornehmer Herr gekleidet, ritt er eines Abends, von seinen kohlschwarzen Doggen begleitet, durch Unternsuhl. Da sah er ganz am Ende des Dorfes vor der Tür einer kleinen Hütte ein altes Mütterchen sitzen, das bitterlich weinte und voll Verzweiflung die Hände rang. Als er sie um die Ursache ihres Kummers fragte, erzählte sie unter lautem Schluchzen, daß ihr der Schösser zu Gerstungen vor einiger Zeit die einzige Kuh habe nehmen lassen, von deren Ertrag sie gelebt habe, und daß morgen auch die Hütte verkauft werden solle, auf die sie den Erbzins schuldig geblieben wäre. „Dann habe ich nicht mehr so viel Eigentum, wohin ich mein altes Haupt legen kann", schloß sie ihre Rede und brach in ein neues lautes Klagen aus. Mit den Worten „nehmt, alte Frau, bezahlt damit, aber laßt Euch ja quittieren" warf der Räuber der betagten Witwe eine Handvoll Goldmünzen in den Schoß und ritt seines Weges. Als am andern Tage des Schössers Diener kam, um den Verstrich des Häuschens zu halten, sah er voller Verwunderung die blanken Goldstücke auf den Tisch gezählt. Kopfschüttelnd starrte er bald die Frau, bald das Geld an. Diese aber drängte ihn, zu quittieren. Und da er sah, daß sein Geschäft zu Ende war, tat er nach dem Willen der Frau, bat sich noch ein Erkleckliches für seine Mühwaltung aus, strich das Geld in ein Säckel und machte sich auf den Heimweg. Dort aber lag schon der Räuber im Hinterhalt und wartete mit Ungeduld auf den Gerichtsdiener mit dem Geldsacke. „Kehre die Taschen um, auf daß dir's leichter werde", rief er donnernd dem Bebenden entgegen. Da half kein Sträuben. Zitternd reichte er den Beutel, worin er das Geld der Witwe verwahrt hatte, dem Drohenden auf sein Pferd hinauf; auch die zwei Goldstücke, die er noch nebenbei von der Alten erpreßt hatte, suchte er aus den Ecken seiner Tasche hervor. Als der Räuber auch diese zwei noch als die seinigen erkannte und wohl mutmaßen mochte, daß der Mann des Gerichts die Arme auch noch darum geprellt hatte, da warf er von den Münzen einen Blick auf den Zerknirschten so grimmig, daß diesem die Knie zu schlottern begannen. Schon glaubte der letztere, daß sein 140
letztes Stündlein gekommen sei, vielleicht stieg auch schon ein blutiger Gedanke bei dem Räuber auf. Aber er besann sich eines Bessern. „Behalt sie für den Schreck" so sprechend, warf er ihm die beiden blinkenden Goldstücke vor die Füße, wandte sein Roß und ritt hohnlächelnd von dannen. Wohl ahnten die von Gerstungen, wer die Hand im Spiele gehabt. Aber die Quittung des Gerichtsfrons war vollgültig und somit auch die Sache entschieden. (Thüringen) 217
SCHINDERHANNES H I L F T AUS D E R N O T Der Schinderhannes hatte seine Wohnung in Breitenau in einem Felsen, wo eine schöne Höhle war. Im Winter, wenn es sehr kalt war, gingen die Holzhauer manchmal in die Höhle, um sich zu wärmen. Der menschenfreundliche Mann bot dann alles auf, was er hatte, um seine Gäste gut zu bewirten, wofür sie aber nie etwas bezahlen mußten. Diese Lebensmittel hatte der Schinderhannes nämlich meist selber gestohlen. Es war einmal zur Winterszeit, als wieder ein Holzmacher zum Schinderhannes kam und ihm seine Not klagte. Da zog der Schinderhannes 500 Gulden aus der Tasche und gab sie ihm. Der Holzmacher dankte und ging. Eine Frau von Eichenbühl, welcher ihre Kuh einmal kaputtging, klagte dem Schinderhannes ihre Not. Der sagte: „Laß nur gut sein!" Des anderen Tages ging der Schinderhannes in die Wohlfahrtsmühle, stahl dem Müller seine schönste Kuh und gab sie der Frau. (Mittelfranken) 218
DIE BEGLEITUNG Einst ging ein Mädchen von der „Gaamühle" nach Walldürn und trug in einem Körbchen seinen Lohn bei sich. Da begegnete ihm der Schinderhannes als Forstjäger verkleidet. Das Mädchen sagte zu ihm: „Ach Herr, ich fürchte mich so vor dem Schinderhannes." Da nahm der Förster dem Mädchen das Körbchen ab und sagte: „Komm, ich trag dir das Körbchen, bis wir vom Walde draußen sind." Als sie draußen waren, sagte er: „Wenn du heimkommst, sagst du deinen Eltern, der Schinderhannes habe dir dein Körbchen getragen." — Später wurde er von seinen Freunden verraten und in Wertheim enthauptet. Er wurde allgemein bedauert. (Unterfranken)
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219 SCHINDERHANNES I M SICHEREN QUARTIER Der Pächter vom Kalenfelser Hof war einmal nach Schmidburg (am Hahnenbach) zum Schinderhannes gekommen und hatte von ihm Geld geborgt; dafür gab er ihm eine Zeit sicheres Quartier auf seinem Hof, räumte ihm zwei Stuben im oberen Stock ein. Und dabei hatte das Haus nur eine Türe, die von der Seite des Berges leicht besetzt werden konnte, ohne daß man es im Hause gewahr wurde. Zwei Gendarmen hätten die ganze Bande leicht fangen können, denn aus dem Fenster springen war hier nicht möglich, es ging da auf einen jähen Abhang hinaus. Elf ganze Tage haben die Räuber dort gesessen. Täglich ritten die Gendarmen von Kirn da vorüber, und Schinderhannes sah ihnen aus dem Fenster nach; die Behörden ahnten nichts, und die Bauern sagten nichts. Ja es waren sogar drei Schneider in voller Arbeit an einer neuen Ausstattung für den Hauptmann und seine Frau, die bekam natürlich alles in Seide. Der eine saß dort selbst auf dem Hof bei der Bande, der andere auf der Birkenmühle, der dritte in Hahnenbach. Als der von der Birkenmühle den fertigen Anzug nach dem Kalenfelser Hof bringen wollte, begegnete ihm unterwegs der Schinderhannes mit seiner Frau. Auf der Stelle zog sich der Räuber aus, ging nackend auf der Straße auf und nieder, schlug sich auf den Hintern und rief mit heller Stimme: „Ihr Gendarmen, kommt und holt den Schinderhannes!" Dann zog er seine neuen Kleider an und ging nach Kaienfels zurück. Ein Metzger von Kirn hat es mit angesehen und oft erzählt. Ganz Kalenfels, Hahnenbach, Sonnschied und Griebelschied wußten, wo der Schinderhannes war. Die jungen Burschen gingen auf den Kalenfelser Hof, karteten und tranken mit ihm. Andere kauften ihm in Kirn Munition, keiner hat ihn verraten. Schinderhannes gab sogar damals in Griebelschied einen Ball, und die schönen Bauernmädchen aus der Nachbarschaft tanzten mit den Räubern und ließen sich von ihnen traktieren. (Rheinland)
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STÜLPNER FORDERT SCHADENERSATZ Ein armes Weiblein, das im Walde dürres Reisig sammelte, wurde eines Tages, der zum Holzholen nicht freigegeben war, vom Förster überrascht. Die Ärmste beteuerte, den Holztag nicht recht gewußt zu haben, fand aber kein Erbarmen. Der Förster schlug auf sie los und zertrat ihren Holzkorb. In diesem Augenblick setzte Stülpner den Fuß aus dem Dickicht, verwies mit gespannter Büchse dem Förster seine Härte und verlangte drohend die Herausgabe von zehn Groschen als Schadenersatz für den zertretenen Korb. Sobald die Frau das Sündengeld in der Hand verspürte, verschwand ihr Schützer im Dunkel des Waldes. (Sachsen) 142
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STÜLPNER TRÄGT SEINEN VERFOLGER DURCH DEN FLUSS Einst trieb der Stülpner mit noch drei Wildschützen einen Schwärm gegen ihn geführter, bewaffneter Männer, welche die versprochenen harten Taler gereizt hatten, in die Flucht. Als schon die anderen Häscher durch den Zschopaufluß watend das Weite gesucht hatten, lief noch einer der Gesellen angstvoll am Ufer auf und ab, denn das Wasser hat keine Balken. Da machte sich Stülpner den Spaß, den armen Teufel durch das Wasser zu tragen. Freilich standen indes seine drei Diebesgenossen mit den Gewehren im Anschlag für den Fall, daß die Ausreißer sich über Stülpner hätten hermachen wollen. (Sachsen)
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STÜLPNER SCHÜTZT VOR LANDSTREICHERN Eine Lausitzer Leinewandhändlerin hatte auf dem Stollberger Jahrmarkt Ware verkauft und Stollberg kaum verlassen, als sich auf der Straße zwei Landstreicher zu ihr gesellten, denen sie unvorsichtig von ihrem Markterlös von 300 Talern sprach. Die Strolche stürzten sich auf die wehrlose Frau und beraubten sie ihres Geldes. Da pfiff eine Büchsenkugel an den Ohren der Räuber vorbei. Stülpner trat, von zwei großen Hunden begleitet, mit gespannter Flinte aus dem Walde heraus und zwang die Schurken zur Herausgabe des Geldes und zu eiliger Flucht. Der Händlerin gab er das Geld mit dem Verlangen zurück, überall zu erzählen, Stülpner sei kein Menschenfeind, vielmehr ein Helfer der Bedrückten. (Sachsen)
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STÜLPNER HILFT GEGEN STRASSENRÄUBER An der Straßenkreuzung von Marienberg nach Zschopau und von Forchheim — Lengefeld nach Wolkenstein steht ein unter dem Namen „Die Heinzebank" bekanntes Wirtshaus mit weitem Ausblick auf das obere Erzgebirge ... Unweit dieser Stelle war Stülpner einmal auf dem Anstand und hörte auf der nahen Chaussee den Postillion blasen. Plötzlich verstummte das Lied des Posthorns und das Rollen der schweren Räder des Postwagens. Ein Unglück vermutend, erstieg Stülpner eine Anhöhe und sah an der Straße den Postillion liegen, auf den drei Räuber einhieben. Stülpner schickte seinen gefürchteten Schreckschuß über ihre Köpfe. Sie flohen in das Dickicht. Auch daraus vertrieb sie der Schütze mit einem Schusse. Dann hob und schob er mit Hilfe eines noch zitternden „blinden Passagiers" den übelzuge143
richteten Schwager Postillion in den Wagen, schwang sich selbst als Rosselenker auf den Bock und brachte die Post sicher durch den Wald bis vor Marienberg. Nun mußte der Postillion sich wieder auf den Bock setzen und versprechen, zu erzählen, wie ihm Stülpner zur rechten Zeit zu Hilfe gekommen sei. Als dieser dem Postmeister Meldung machte, erfuhr er, daß der Postwagen ein Faß Geld mitgeführt hatte, worauf es die Straßenräuber — desertierte österreichische Soldaten — abgesehen hatten. Diese brave Tat wurde dem Wildschützen nicht vergessen. (Sachsen) 224
EIN BAUER HILFT STÜLPNER Einmal hatte Stülpner einen feisten Hirsch geschossen und ging eben daran, ihn zu zerwirken, als ein berittenes Streifkorps gerade dort nach ihm suchte. In Hast ließ er den Aufbruch liegen, packte das zerstückelte Wild in Säcke und schleppte diese mit seinem Begleiter in den nahen Steinbruch, um hier zu warten, bis ein Fuhrwerk vorüberkäme, welches das Wildbret zum Reitzenhainer Malzhause mitnähme. Der noch warme Aufbruch wurde von den Verfolgern gefunden, die im eifrigen Suchen nach den Wilddieben an Stülpner so nahe herankamen, daß er deutlich hören konnte, was sie untereinander sprachen. Als sie sich wieder entfernt hatten, nahte ein Holzfuhrwerk. Der mißtrauische Besitzer wurde gezwungen, die Säcke aufzuladen. Stülpner ging 200 Schritte vor und sein Gefährte 200 Schritte hinter dem Wagen. So gelangten sie im Abenddunkel unangefochten nach Reitzenhain und vorbei an dem sächsischen Gasthause, wo die Verfolger hielten, über die Grenze. Stülpner wollte den Fuhrmann bezahlen und sagte: „ E s ist also doch gegangen." Der Bauer erwiderte: „Wenn's so abläuft, lasse ich mir's gefallen. Ich nehme keinen Kreuzer. Ein andermal stehe ich wieder zu Dienst." (Sachsen) 225
KARRASECK ALS FREUNDLICHER B E G L E I T E R Menner Mutter ihre Grußemutter is oas Miadl amol a Loawale gewast und hoat'ch oarscht späte uffn Heemwaig gemacht, 's is ihr ängstlich zimutte gewast. O Gutt, wenn ock kee Räuber käml hoat se geducht. Do uff eemol woar a Moannsen nahm ihr. Sie is zisoammgefoahrn und hoat geducht: Itz macht dar mich tut! Aber dar Moan hoat ganz frendlich mit'r geredt und gesoit, wenn se uff Schimmch wellte, do kennt se mitgiehn bis durchn Buusch. Woas sullt's'n so soin? Nee? Doas hoat si'ch ni getraut. Aber ja o ni. Nu senn se su miander gang, und dar fremde Moan hoat oallerlee Spoaßges derzahlt. Und sie hoat geducht: Nee, a schlaichter Mensch koann doas ni sann. Do hoat se o keene Angst mieh virn gehoat. Wie se durch Buusch durch woarn und uff dr Hiehe stoann und Lichter virn irschten Schimmcher Häusern sahgn, do meente dar Moan: „Su, 144
nu biste ja glei derheeme. Niwuhr, a bissei Gesellschoaft unterwaigs is ganz schiene! Ich bie Karraseck, Gunacht! Schlof gesund!" Nee, wie se do derschrocken ist! Irscht hoat se bale ni vu dr Stelle furtgekunnt, derno is se gelofm a enn furt bis heem. Derheeme hoan se o gestaunt, wie se's derzahlte, mit warne se gang woar. (Meiner Mutter ihre Großmutter ist als Mädel einmal in Lawalde gewesen und hat sich erst spät auf den Heimweg gemacht. Es ist ihr ängstlich zumute gewesen. O Gott, wenn nur kein Räuber käme! hat sie gedacht. Da auf einmal war ein Mann neben ihr. Sie ist zusammengefahren und hat gedacht: Jetzt macht der mich tot! Aber der Mann hat ganz freundlich mit ihr geredet und gesagt, wenn sie nach Schönbach wolle, da könne er mitgehn bis durch den Busch. Was sollte sie denn da sagen? Nein? Das hat sie sich nicht getraut. Aber J a auch nicht. Nun sind sie so miteinander gegangen, und der fremde Mann hat allerlei Spaßiges erzählt. Und sie hat gedacht: Nein, ein schlechter Mensch kann das nicht sein. D a hat sie auch keine Angst mehr vor ihm gehabt. Wie sie durch den Busch durch waren und auf der Höhe standen und Lichter von den ersten Schönbacher Häusern sahen, da meinte der Mann: „ S o , nun bist du ja gleich daheim. Nicht wahr, ein bissei Gesellschaft unterwegs ist ganz schön! Ich bin Karraseck. Gute Nacht! Schlaf gesund!" Nein, wie sie da erschrocken ist! Erst hat sie bald nicht von der Stelle fortgekonnt, danach ist sie gelaufen in einem fort bis heim. Daheim haben sie auch gestaunt, wie sie's erzählte, mit wem sie gegangen war!) (Sachsen)
226 KARRASECK UND DIE KINDER Karraseck ist gut zu den Kindern gewesen, und er hat nicht gelitten, daß seine Leute einem Kinde ein Leid antaten. Armen Kindern hat er gerne was gegeben, was zu essen oder Geld. Wie er einmal von Rumburg herkam, da sah er, daß ein Mädel auf einer großen Wiese Futter wenden mußte. D a ging er hin und sagte: „Ich will dich für ein Weilchen ablösen. Setz dich an den Rand und ruhe dich aus!" E r nahm den Rechen, und dann hat er das ganze Futter gewendet, das noch lag. Das Mädel hat sich gefreut und gesagt: „Ich dank' auch schön!" Da hat er ihr noch einen Taler gegeben. So war der! (Sachsen) 227 KARRASECK HÄLT AUF ORDNUNG Das ist nicht etwa gelogen, nee, das ist wirklich wahr; denn das haben uns die Großeltern schon immer erzählt, und da haben noch Leute gelebt, die das selber gesehen haben. Karraseck ist gern aufs Gersdorfer Schießen gekommen. Und die Händler, die da Buden hatten, die haben ihn auch gerne kommen sehen; denn wenn Karraseck mit ein paar von seinen Kerlen da war, da durfte sich keiner getrauen 10 Gtiepentrog, Volkssagen
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und was mausen. Der hielt auf Ordnung! Aus der Schützenwache hat sich damals niemand was gemacht. Aber vor Karraseck, da hatten sie alle Respekt. Der hatte aber auch Ansehn! Wie so ein feiner Jäger ging er in einem grünen Rocke und in weißen Hosen, mit der Flinte auf dem Rücken und seinem feinen Stocke. Einmal wurde er gewahr, wie ein Schießgänger einer alten armen Frau ein Paar schöne Schuhe, die sie gekauft hatte, aus dem Handkörbel nahm. Karraseck hin, packt den Kerl beim Schlafittchen, haut ihm mit dem Stocke den Buckel voll, nimmt ihm die Schuhe weg und gibt sie der alten Frau wieder. So macht der's! Der hielt's mit den kleinen Leuten. Aber er litt's auch nicht, daß aus den Buden was gemaust wurde. Drum waren die Händler jedesmal froh, wenn's hieß: Karraseck ist auf dem Schießen. Und später, wie sie ihn dann verraten hatten und die Dragoner ihn auf Bautzen geschafft hatten und wie dann keine Respektsperson mehr da war, da hat mancher Händler gesagt: „Nu ist's wieder arg mit der Mauserei! Karraseck fehlt! Der guckte den Leuten auf die Finger. Wenn der noch da wär', könnten sich die Mauseluder nicht breitmachen!" So ist das gewesen, das wissen alle Gersdorfer. (Sachsen) 228
„ D I E MIT UNTER DER D E C K E STECKTEN" Da waren doch bald in jedem Dorf Leute, die's mit Karrasecken hielten. Die haben ihn auch auf die Geizigen und Reichen gehetzt. Sonst hätte doch Karraseck nicht immer gerade die Richtigen erwischt. Und wenn er manchmal so eins, zwei, drei verschwunden war, da hat er eben in ein ganz nahes Loch huschen können, das ihm stille Freunde offengelassen hatten. Die kannte aber niemand. Wie oft mögen die Schandarme [Gendarmen] Karrasecken gesucht haben und an dem Hause vorbeigelaufen sein, wo er derweile lag und schlief und wo ihn niemand vermuten tat. Nu, das is doch gleich bei uns im Dorfe so gewesen. Heute kann's einer ja erzählen. Da hat einer einmal bei Voigts (Vogts-)-Winklers, den alten Dießners, soviel Füße zum Balkenloche raushängen sehen. Da hatten sie nachher weggekriegt, daß das Karrasecks Bande gewesen war. Die Söhne von Voigts-Winklers hatten Hand in Hand mit der Bande gemacht und hatten sie auf dem Boden quartieren lassen. Und auf Groß-Hansens ist's auch so eine Geschichte gewesen. Die Söhne dort haben auch mit der Bande gemeinschaftliche Sache gemacht. (Sachsen) 229 GEFANGEN Meine Großmutter hat gesehen, wie sie den Karraseck von Seifhennersdorf her durch Neugersdorf geführt haben. Er hat die Arme gefesselt gehabt und ist mit einem Strick an ein Pferd gebunden gewesen. Zwischen zwei Reitern hat er gehen müssen. Die Pferde haben ihn immer getreten, und da ist ihm das Blut von den Füßen gelaufen. Das hat die Leute doch so sehr erbarmt! (Sachsen) 146
2JO „KARRASECK, BIST D U NOCH D A ? " In Bautzen hat Karraseck in einem ganz finstern Loche gelegen. Aber nach einer Zeit haben sie ihn in eine andere Zelle gebracht, wo wenigstens ein kleines Fensterchen war. Den großen Stein mit dem eisernen Ringe kann einer sich noch ansehen. Da haben sie den armen Menschen dran gefesselt, überrücks über die Kante wegl Ist das nicht schrecklich? Allemal zu Mittags um zwölfe hat der Aufseher das Fensterchen aufgemacht, daß ein bissei Luft reinkonnte. Drei Minuten lang hat er so gelüftet. Das haben die Leute gewußt, und da sind jeden Mittag die Kinder gekommen und haben gerufen: „Karraseck, bist du noch da?" Wenn er das hörte, hat er jedesmal gerufen: „Karraseck is noa ni weg!". (Sachsen)
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Dem armen Weber wird geholfen
231 D E R SCHATZ IN D E R WAND In früheren Jahren wohnte in einem alten Hause bei der Unterkirche in Duderstadt ein Weber. Sein Fleiß war sprichwörtlich in der Stadt geworden, und wenn die Mitternachtsstunde herannahte, so saß er noch auf seinem Weberstuhle. Aber das Unglück verfolgte ihn, und er konnte auf keinen grünen Zweig kommen. Trotzdem bewahrte er sich ein zufriedenes Gemüt. Wenn er nun auf seinem Webstuhl saß und es Mitternacht wurde, so war es ihm immer, als wenn er von einer geheimnisvollen Macht nach der Wand zu gedrängt wurde. Dann stand er auf und sprach: „Wenn du mek drängen wut, sa gah ek na Bedde." Und er begab sich zur Ruhe. — Das ging jahrelang so fort, bis die Wand baufällig geworden war und eines Tages abgerissen wurde. Da fand man in derselben einen roten Rockärmel, der mit Geld gefüllt war. Und das war es, was den Mann immer gedrängt hatte. (Duderstadt, Thüringen) 232
D E R A R M E WEBER UND D E R GEIZHALS Ein blutarmer Weber kehrte einmal gerade um die Mitternachtsstunde aus der nahen Stadt heim. Wie er an dem Grenzstein vorüberging, sah er einen großen Fruchtsack voll blinkenden Geldes stehen, lauter gute Golddukaten. Auf dem Grenzstein aber saß eine freundliche weiße Frau, die ihm gütig zunickte und mit der rechten Hand einlud zuzulangen. Und weil der Weber wohl ein frommes und redliches Herz hatte, aber nicht wußte, wie er seine zehn lebendigen Kinder durchbringen sollte, die sich Jahr um Jahr in seinem kleinen Häuschen eingefunden hatten, jedesmal im Sommer, wenn der Storch die Wiesen absuchte, so faßte er sich Mut, griff beherzt zu und füllte alle Taschen mit dem schönen Golde; zuletzt nahm er auch noch den Hut voll, bedankte sich schön bei der guten Frau und kam glücklich heim zu den Seinen. Fortan war in dem kleinen Weberhäuschen keine Not und Sorge mehr. Als kleiner Junge habe ich noch einen Golddukaten gesehen, der von jenem Sacke herrühren sollte. Das große Glück des armen Webers wurde bald ruchbar und ließ seinem geizigen Nachbarn, einem reichen, kinderlosen Bauern, keine Ruhe mehr. Der machte sich 148
eines Tages heimlich aus dem Dorfe hinaus und begab sich gerade um Mitternacht an die verwunschene Stelle. Richtig war der Sack tvieder da, aber auf dem Steine saß eine fürchterliche, riesengroße Gestalt. Der Geizhals sah nur den Sack und die glänzenden Dukaten. Gierig griff er zu, aber es war ihm, als ob er in glühendflüssiges Gold faßte, und er konnte seine Hand nicht zurückholen. Eine geschlagene Stunde mußte er so in den entsetzlichen Qualen stehen, bis Punkt eins der Spuk verschwand. Als am andern Morgen die Hüttenleute zur Arbeit gingen, fanden sie den Mann tot bei dem Grenzstein liegen, und sein Gesicht stand ihm nach dem Rücken. (Hessen)
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RÜBEZAHL HILFT A R M E N W E B E R N Der Winter schien in diesem Jahr kein Ende zu nehmen. Wochenlang lag eine dichte Schneedecke auf der Erde, und zwischen den Dörfern des Riesengebirges hörte jeglicher Verkehr auf. Da ging für die Weberfamilien eine große Not an, und Entbehrimg und Armut waren die beständigen Gäste des Hauses. Diese Notlage der Weber benutzten gewissenlose Kaufleute in den Städten, indem sie ihnen für die gelieferte Leinwand geringeren Lohn boten. Sie wußten genau, daß die armen Leute unter allen Umständen Geld brauchten, und brachten so die Waren für einen Spottpreis an sich . . . Weihnachten stand vor der Tür, aber im Dorfe sah es nicht weihnachtlich aus, denn wo die Armut wohnt, muß die Festfreude weichen. Dazu kam, daß die Krankheit sich als die rote Ruhr entwickelt hatte, wohl als Folge des Genusses von unnatürlicher Nahrung. Da standen die Webstühle still, und fast in jedem Hause lag ein Kranker. Auch den Weberfriedel hatte die Krankheit aufs Lager geworfen, und eine entsetzliche Not herrschte im Hause. Hungernd und frierend saßen die Kinder um den Ofen herum. Das jammerte den ältesten Sohn Gottlieb so sehr, daß er vor seine Mutter trat und sprach: „Hat nicht der Vater noch fertige Leinwand übrig, welche wir verkaufen könnten?" „Freilich", entgegnete diese, „dann hätten wir wohl auf einige Zeit Brot, aber wer will denn die schwere Webe vier Stunden weit über das verschneite Gebirge in die Stadt tragen?" Gottlieb war sogleich bereit. „Das geht nicht an", antwortete die Mutter, „du bist schwach und ausgehungert. Zehrung kann ich dir nicht auf den Weg geben, und in deinem dünnen Röckchen pfeift dir der kalte Wind bis auf die bloße Haut." „Aber es wird uns allen geholfen, laß mich in Gottes Namen ziehen." Gottlieb band sich ein Tuch über Kopf und Leib, legte den Reisesack mit der Leinwand auf die Schulter und sagte seiner Mutter herzlich Lebewohl... Endlich 149
nach unsäglicher Mühe und Anstrengung kam er in das Haus des Kaufmanns. Der kam ihm eben mit einem Reisepelz entgegen und wies ihn aus seinem Hause. „Hat man nicht einmal am Heiligabend Ruhe vor dem Webergesindel. Marsch, daß du hinauskommst, ich kann dir deine Leinwand nicht abnehmen" ... Der Diener empfand Mitleid mit dem abgehärmten, erschöpften Kinde und reichte ihm ein Stück Brot und ein wenig Wein. Dann gab er ihm zwei Groschen, damit er auch für den Vater etwas Brot kaufen könne. Der Wein hatte den Knaben gestärkt, und so unternahm er es, die schwere Last wieder auf den Rücken zu laden und den mühseligen Rückweg wieder anzutreten. Am Abend nahm die Kälte zu, kleine scharfe Eisnadeln trug der Wind über den Schnee; sie stachen ihm in die Augen, daß er kaum zu sehen vermochte. Da wurden seine Füße matter, seine Kraft erlahmte, und stöhnend warf er sich auf einen beschneiten Baumstamm. „Hier werde ich sterben müssen", murmelten seine Lippen. Da kam ihm plötzlich der Gedanke an die vielen wunderbaren Geschichten, die man sich von Rübezahls Freundlichkeit gegen die Kinder erzählte. Mag er mich umbringen oder mir helfen, ich wage es: „Rübezahl, Rübezahl! Hilf mir!"... Im nächsten Augenblick erhob sich ein starker Schneesturm, dem der Knabe nicht standhalten konnte, er ward zurückgeworfen und vom Schnee überschüttet... In demselben Augenblicke trat aus den Bäumen ein wohlgekleideter, freundlich blickender Herr hervor, hüllte den armen Knaben liebevoll in seinen Pelz, nahm auch die Webe Leinwand auf und trug ihn eine kurze Wegstrecke zu seinem Schlitten. In einem hell erleuchteten Schloß angelangt, rief er seine Diener. Diese nahmen ihm die Last ab, trugen den Knaben auf seinen Befehl in ein Bett und legten ihn auf weiche, behaglich erwärmte Kissen nieder. Mittlerweile hatte der Herr die Webe Leinwand genommen und war damit auf die Straße zurückgeeilt. In diesem Augenblicke kam der vierspännige Reisewagen des hartherzigen Kaufmanns herangerollt. Plötzlich scheuten die vier Rosse, ein Ballen Leinwand wurde von oben unter sie geworfen, und ein markerschütterndes, entsetzliches Hohngelächter erschallte. Wohl versuchte der Kutscher die erschreckten Tiere im Zaume zu halten, aber er selbst wurde mit einem Ruck von seinem Sitze in die Höhe gehoben. Er flog ein Stück durch die Luft und wurde dann sanft vor seinem Gasthause niedergesetzt. Vor seinen Füßen aber lag ein Beutel mit Goldstücken, auf welchem geschrieben stand: „Für die Angst!" Seine Pferde hatten mittlerweile den Leinwandballen auseinandergeworfen und um den ganzen Wagen gewickelt. Dadurch fielen sie zu Boden und der Wagen mit. Da rief aus aller Angst der Kaufmann um Hilfe, denn die Tür der Kutsche war so zugewickelt, daß ein Entweichen unmöglich war. Sofort tauchte eine furchtbare, riesengroße Gestalt vor seinen Augen auf, welche ihm zornig mit der Faust drohte und schrie: „Ha, verwünschter Geizhals, wenn du nicht sofort zu sühnen versprichst, was du mit deiner unmenschlichen Härte verschuldet hast, so mußt du sterben!" 150
Da schlotterten dem Kaufmann die Knie, und zitternd rief er aus: „Ich will alles geben und tun, wenn ich das Leben behalte." „Erbärmlicher Erdenwurm", entgegnete der Berggeist, „werde barmherzig und mild. Wenn jetzt der Tod in den armen Weberdörfern so viele Opfer grausam fordert und Wehklagen aus vielen Häusern erschallen, so sollten dir diese Jammertöne in deine hartherzige Seele dringen. Du trägst die Schuld auf deinem Gewissen, das sich kein Bedenken daraus macht, wenn jene armen, ehrlichen Menschen Hungers sterben." Da gelobte der Kaufmann in seiner fürchterlichen Angst Besserung und gab dem Berggeiste — denn dieser war es — alles Geld, das er bei sich hatte, zur Verteilung unter die Darbenden. Da nahm Rübezahl ihn beim Genick und setzte ihn unsanft vor seinem Hause nieder. Verwundert öffnete Gottlieb die Augen und wußte nicht, wie er an diesen Ort gekommen war. Die Diener brachten ihm Speise und Trank, aber er rührte nichts an. Da trat ein freundlicher Herr ein und redete ihm zu, er solle nur essen; er wolle ihn dann mit dem Schlitten nach Hause fahren. „Ich werde auch deinen Eltern und Geschwistern eine Labung bringen und — was dir sicherlich am meisten gefallen wird — der Kaufmann ist anderes Sinnes geworden, er hat dir und allen Webern in eurem Dorfe die Leinwand zu gutem Preise abgekauft. Das Geld habe ich bereits in meiner Tasche." Wer war da froher als unser Webergottlieb I Vor Freude küßte er die Hände des guten Herrn. Nun ging's unter Peitschenknall und Schellengeläut zu Gottliebs Heimatdorf zurück. Das war ein seliger Christabend im ärmlichen Weberhäuschen! Der Herr hatte Brot und Wein, Fleisch und Reis mitgebracht, außerdem Geld und für die Kranken des Dorfes eine Flasche voll Arznei, welche augenblicklich half. So war das Christfest in dem Weberdorfe zum Freudenfest geworden, und alle Kümmernis hatte ein Ende. Da wurde es allen klar, daß hier kein anderer als Helfer in der Not erschienen war als Rübezahl, der mächtige Berggeist des Riesengebirges. (Schlesien)
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Widerstand und Auflehnung gegen die Gutsherrschaft
234 D E R SCHWARZE V O G E L Auf der Walkmühle bei Lauter schnitten einmal bei den dortigen reichen Müllersleuten Arbeiter aus dem Vogelsberg die Sommerfrucht. Über dem Gespräch, das sie miteinander führten, beachteten sie es nicht sonderlich, daß ein ganz schwarzer Vogel, so groß wie ein Star, währenddem vor ihnen auf- und abhüpfte und alle Tage da war, als ob er auch dazugehörte. Nach etlichen Tagen aber schalt sie die Frau rechtschaffen aus, wenn sie abends heimkamen, daß sie garstige Leute wären und nicht zufrieden mit der Kost, die sie bekämen. Da sich die Vogelsberger natürlich aufs Leugnen legten, führte sie ihnen auch alle Worte an, die sie gesagt hatten, so daß sie nicht wenig darüber erschraken, woher sie alles so haarklein wissen konnte. Andern Tags schnitten sie wieder, und nun fiel ihnen noch mehr der schwarze Vogel auf, der zwischen den Glecken (geschnittenen und hingelegten Fruchtbreiten) herumsprang. Sie scheuchten ihn also, und einer von ihnen nahm ein Steinchen und traf ihn damit an den Flügel, daß er laut kreischend davon flog und sich hernach nicht wieder zeigte. An diesem Abend zankte die Müllersche nicht mit ihnen, denn sie lag im Bett und war krank; sie hatte nämlich unversehens den einen Arm gebrochen. Nun brauchte man sie nicht mit der Nase drauf zu stoßen, warum dieser Unfall sie betroffen hatte. Übers Jahr bedankten sie sich, bei solch einer Hexe ihr Brot zu essen. (Hessen) 235 DIE GLUT Ein alter Bauer in Miesenbach, ein gar geiziger Mann, weckte seine Magd immer sehr früh. Eines Morgens nun im Herbste beim Kartoffelausmachen, als es noch dunkel war, sollte sie in der Viehküche das Feuer unter dem Kessel anstecken. Sie brachte es aber um alles in der Welt nicht zum Brennen. Da sah sie plötzlich einen Haufen Glut hinter dem Hause im Kleegarten. Dreimal ging sie hin und holte sich jedesmal eine gehörige Schippe voll; aber unter dem Kessel wollte es immer noch kein Feuer geben. Als sie deshalb zum vierten Male in den Gar. en kam, lagen ihrer drei um die Glut und sagten, sie habe genug und bekäme jetzt nichts mehr. Da weckte sie ihren Herrn und erzählte ihm, was vorgefallen war, auch daß der Torf zu naß sei und nicht zum Brennen komme. Der Alte merkte, wie es um das 152
Feuer im Kleegarten stehe, und schickte die Magd zu Bett; er wolle selbst die Tränke für das Vieh kochen. Die geholte Glut aber war lauter Gold, das sich der Bauer aneignete. So aber wollten es die drei Männer nicht. Drei Nächte hintereinander erschienen sie und klopften dem Alten, er solle dem Mädchen das Geld geben. Der aber tat es nicht, sondern schaffte seine Magd nach Amerika. Ein Jahr später kamen die drei wieder drei Nächte hintereinander und verlangten, er solle dem Mädchen das Geld schicken, sonst gehe seine Familie im dritten Gliede unter. Der geizig« Alte behielt das Geld auch jetzt noch, und seine Enkel gingen wirklich zugrunde. (Rheinland) 236
D E R SCHULZE BETRÜGT D E N ARMEN DRESCHER In Seega lebte vor einigen achtzig Jahren ein armer Drescher namens Weishaupt. Der träumte einmal, auf der Arnsburg stünden zwei Kisten voll Gold und Schätze, die wären ihm beschert, und er solle sie heben. Er war aber zu zaghaft, das allein zu tun, und erzählte dem Schulzen seinen Traum, und verhieß ihm, wenn er bei der Schatzhebung behilflich sein wolle, den halben Anteil. Wie der Schulze von diesem Traum hörte, erinnerte er sich, daß solche Träume manchmal einträfen, gönnte dem Drescher das bescherte Glück nicht und gedachte es allein zu gewinnen. Daher warnte er jenen und sagte ihm, daß bei jeder Schatzhebung insgemein die Geister sich grimmiglich anließen, auch einem, wenn das geringste versehen würde, sicher den Hals umdrehten, und daß er für sein Teil nicht teilnehme. Damit schreckte er den Drescher ab, daß dieser abstand, und in der Nacht ging der schlaue Schulze mit seinem Freund, dem Papiermüller, hinauf auf die Arnsburg, und sie hoben den Schatz fast ohne Mühe. Dieser lag in zwei steinernen Kisten, jede fast zwei Ellen lang, voll Gold und Edelsteine. In derselben Nacht träumte Weishaupt abermals, daß jetzt der Schatz gehoben werde. Er aber fürchtete sich und mochte sich nicht auf den Berg wagen ... (Thüringen) 237 DER BLAUE GICKEL BRINGT DAS ESSEN Es wohnte vor Zeiten in Gelnhaar ein Assessor, der hatte eine Frau, welcher man nicht recht trauen konnte. Das Essen, das sie den Dienstboten gab, schmeckte stets sonderbar. Sie hatte wohl eine Köchin, doch überließ sie ihr nie die Küche, sondern schickte sie immer unter irgendeinem Vorwande weg, wenn vormittags die Zeit heranrückte, wo das Essen gekocht werden sollte. Das hatten sich die Dienstboten gemerkt und waren neugierig geworden, gaben von da an auf alles genau acht, was zu der Zeit um das Haus herum vorging. So standen sie eines Abends am Brunnen, und da sahen sie, wie der Teufel in Gestalt eines feurigen Wiesbaums durch 153
die Luft daherzog und als blauer Gickel auf das Dach niedersaß, worauf er durch den Schornstein in das Haus hinabfuhr. Sie bohrten heimlich ein Loch in die Wand der Speisekammer. Und als der Teufel in der anderen Nacht wiederkam, legten sie sich an das Loch und sahen Butter und frische Käsematten in Schüsseln auf dem Tische stehen, welche der Teufel eben gebracht hatte. Sie hätten nun der Assessorin einen argen Streich spielen können, denn wenn sie vier Klumpen Teig genommen und „Das Blut Jesu Christi" darauf geschrieben hätten, dann würde der Teufel nicht aus dem Hause weggekonnt haben, ohne das Dach mitzunehmen; aber das taten sie nicht, sondern nahmen kurz und gut alle ihren Ebschied und wollten nicht länger im Hause dienen. (Hessen)
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PRÜGEL BEI VERSPÄTUNG Die Johnsdorfer Bauern mußten mit Wagen und Zugtieren zur Robotleistung nach Lämberg kommen. Trafen sie einmal nicht zur rechten Zeit im Meierhofe ein, dann setzte es Strafe. Ein Knecht, der auf der Bauernwirtschaft Nummer eins diente, hatte das oft erlebt. Als er eines Tages im Galopp gegen Lämberg fährt, hält ihn auf der Hofehöhe ein vornehmer Herr an. Der fragt ihn, warum er es so eilig habe. „Ich muß zur Zeit im Hofe sein, sonst setzt es Prügel", gibt ihm der Knecht zur Antwort. „Ach was", sagt der Fremde, „laß mich mitfahren, ich nehme die Verantwortung auf michl" Als sie in den Meierhof kommen, geht ein wahres Donnerwetter los. Da macht der Fremde seinen Rock auf. Als der Verwalter auf der Brust den goldenen Stern sieht, erschrickt er gar sehr. Er weiß jetzt, mit wem er es zu tun hat. Der Fremde war Kaiser Josef. Und nun hat es der Kaiser dem Verwalter ja gesteckt. (Sachsen) 239
NAPOLEON HEBT D I E LEIBEIGENSCHAFT AUF Einst nahm ein Bauer, der seinem Gutsherrn zu vieler Arbeit verpflichtet war, einen Knecht in Dienst. Dabei sagte er ihm, daß er ja früh aufstehen solle, da sie ganz zeitig auf der herrschaftlichen Arbeit sein müßten. Der Knecht aber verschlief die Zeit. Sie kamen zu spät, und der Vogt fuhr den Bauern und seinen Knecht heftig an. Dann ließ er eine Schütte Stroh bringen, der Bauer mußte sich hinlegen, und nun gab's mit dem Kantschu eine Tracht Prügel. Dann kam der Knecht auch dran. Der ließ sich zuerst die Schläge ruhig gefallen; aber auf einmal sprang er auf und riß seinen Rock auseinander. Da glänzte auf seiner Brust ein Orden. Es war Napoleon. Er rief: „Von nun an sollt ihr frei sein!" Den Vogt aber befahl er zu greifen und zu binden. Als dieser ihn jedoch herzzerreißend um Gnade bat, verzieh er ihm. (Schlesien) 154
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D I E ARMESÜNDERSTRASSE Vor vielen Jahren lebte in der Nähe des heutigen Dorfes Schwarzwasser im Adlergebirge ein Heger, namens Heckbereiter. Derselbe verfuhr namentlich gegen die armen Leute sehr grausam und hartherzig, indem er unter anderem jeden, der in den herrschaftlichen Wald kam, um dürres Holz, sogenanntes Klaubholz, zu holen, gefangennehmen und einsperren ließ. Die also Gefangenen mußten sodann unter strengster Aufsicht an dem Bau der Straße mithelfen, welche längs des Gebirgskammes gegen Reichenau zu geführt wurde. Dafür bekamen sie keinen Lohn, sondern nur einmal wöchentlich zu essen und wurden dabei überdies noch ganz unbarmherzig mißhandelt. Diese Grausamkeiten blieben indes nicht ungestraft. Denn als der herzlose Heger nach langem Leiden und unter großen Qualen endlich starb, fand er im Grabe keine Ruhe, sondern mußte und muß auch jetzt noch mit dem Kopfe unter dem Arm auf einem Schimmel die von seinen Gefangenen gebaute Straße auf und ab reiten. Diese Straße heißt deswegen heute noch die „Armesünderstraße". (Böhmen) 241
REHHANS I Der Rehhans war ein gar starker Mann, der in Thanndorf gelebt haben soll. Auf einer Jagd, wo er Treiber war, hatte Graf Althan einen Rehbock gefehlt, und dieser floh in der Richtung, in welcher Hans stand. Der ergriff den Bock in vollem Lauf und brachte ihn dem Grafen mit den Worten: „Der Herr Graf hat doch getroffen." Der lebende Rehbock wurde in den Schloßpark nach Wölfelsdorf geschafft und der Hans seitdem der Rehhans vom Schneeberge genannt. (Schlesien) II Einst kam ein Junker auf schnaubendem Rosse vom Bärberg herabgesprengt, und ihm entgegen kam Rehhans mit seinen Kühen gefahren. Auf dem schmalen Wege war an ein Ausweichen gar nicht zu denken. Der Junker tobte aber und verlangte, der Rehhans solle seinen beladenen Wagen aus dem Wege schaffen. Rehhans sagte jedoch, der Junker sei leichter zu regieren als sein Fuder Dünger, ergriff denselben samt dem Rosse und setzte ihn über die Wegeinfriedung hinüber. Kleinlaut ritt der Junker von dannen. Rehhans aber spannte lachend seine Kühe aus und zog das Fuder Dung auf den Bärberg hinauf. (Schlesien) 155
242 D I E BÖSE G E N E R A L I N Vor vielen Jahren lebte auf dem Gutshofe in Kirchheim ein General. Er hatte eine böse Frau, die überaus hartherzig und geizig war, obwohl sie ein schönes Vermögen besaß. Ihr Gesinde arbeitete ihr nie genug, und sie war so gierig und hungrig, daß sie ihm nicht einmal das Essen gönnte und oftmals sagte, lieber wollte sie es den Schweinen zu fressen geben, dann hätte sie doch wenigstens etwas davon. Die Generalin starb, aber sie fand keine Ruhe. Als sie beerdigt wurde und die Kinder auf dem Hofe standen und ihr das Grablied sangen, da schaute sie oben aus dem Fenster, rauchte eine Pfeife und lachte die Sänger aus. Nun ging sie im Hofe und im Dorfe um. Manchen Morgen sah man sie auf der Hofmauer, ein andermal fuhr sie in einer gläsernen Kutsche auf den Geißenküppel hinauf. Einmal, als Baumbachs, die Besitzer des Gutes, verreist waren und die Kinder im Garten Schlitten fuhren, guckte sie aus dem Fenster und jagte ihnen einen solchen Schrecken ein, daß sie davonliefen. Das Nachts hörte man die Scherben in der Küche umherfliegen, Türen schlagen und schlürfende Schritte; es war überhaupt recht unheimlich im Schlosse. Wenn die Magd die Schweine fütterte, kam oft ein fremdes Schwein hinzu und fraß mit. Das war die Generalin. (Hessen)
243 D I E G E I Z I G E SCHLOSSHERRIN In früherer Zeit soll es in Dirsdorf eine Schloßherrin aus einem längst ausgestorbenen Geschlecht gegeben haben, die über die Maßen geizig war. Den Gutsuntertanen gönnte sie kaum das nackte Leben, ihre Arbeitskraft wurde auf das äußerste ausgenutzt. Am meisten aber hatte das Hofgesinde unter schlechter Verpflegung und geringem Lohn zu leiden, so daß es allen als eine Wohltat dünkte, als sie endlich durch den Tod abgerufen wurde. Bei ihrer Beerdigung, die entgegen dem Willen der Verstorbenen mit dem notwendigen Aufwand, der eben jener Schloßherrin gebührte, stattfand, soll sich ein eigenartiger Zwischenfall ereignet haben. Als nämlich die Chorjungen den Trauergesang anstimmten, sah die Verstorbene plötzlich zum Fenster hinaus und fragte hinunter: „Wem singt ihr denn da eigentlich aus?" Die erschrockene Trauerversammlung gab keine Antwort; viele, denen das unheimlich vorkam, entfernten sich unauffällig, aber desto schneller. Der beherzte Priester ging mit dem Kruzifix in das fragliche Zimmer, aus dessen Fenster die Verstorbene geblickt hatte, fand aber niemand vor. Als er dann unten den Sarg nochmals öffnen ließ, sah man darin die Leiche der Schloßherrin, diese hatte aber eine andere Lage wie vorher. Die Beerdigung fand darauf unter geringer Beteiligung statt. 156
Der krankhafte Geiz ließ der Schloßherrin im Grabe keine Ruhe. Sie ging um, Sie zupfte den Futterleuten an den Ohren, wenn sie zuviel Futter hinschütteten, so daß ein Teil davon vom Vieh zertreten wurde. Sie gab den Mädchen einen Stoß, wenn sie beim Melken Milch verschütteten und die Kühe nicht richtig ausmolkten. Kurz: Überall, wo nach ihrer Meinung nicht sparsam genug gewirtschaftet wurde, plagte sie das Hofgesinde auf irgendeine Art. Schließlich lief das Gesinde davon und war auch mit Gewalt nicht am Hof zu halten. Da der Ertrag des Gutes immer mehr zurückging, verkauften es die Erben. Seitdem ließ sich der Geist nicht mehr sehen. (Schlesien) 244
DAS VERFALLENE SCHLOSS BEI HOCHKIRCH Eine Viertelmeile von Hochkirch liegt das adlige Damenstift Barschau und in dessen Nähe in freundlicher Waldung ein jetzt öde liegendes Gebäude, welches früher das Schloß der Gutsherrschaften von Barschau war. Warum es verlassen worden ist, erzählt eine Volkssage: Vor alten Zeiten soll nämlich das Schloß einer sehr bösen und menschenfeindlichen Gräfin gehört haben; sie war sehr reich, aber Stolz, Geiz und Bosheit brachten sie in so üblen Verruf, daß sie schließlich von allen Menschen gemieden wurde. Ihren Gemahl, der gutmütig und arm war, hatte sie nur wegen seines Titels geheiratet und durch ewige Kränkungen frühzeitig ins Grab gebracht. Den Arbeiter betrog sie um seinen Lohn, kein Dienstbote hielt bei ihr aus, er wurde mißhandelt, mußte Not leiden, wurde betrogen und bestohlen, sie scheute sich nicht, einen Meineid zu schwören, um eine Forderung anzustreiten. Daß sie keinem Bettler auch nur einen Pfennig gab, wußte die ganze Welt, und darum sprach sie höchstens ein Fremder an, um sich hartherzig und mit Schimpf abweisen zu lassen. Nur eine Empfänglichkeit hatte sie: die gegen Hunde. Sie hatte beständig mehrere dieser Tiere um sich und verwöhnte und hätschelte sie über alle Maßen. Wehe dem aber, der ihren Lieblingen etwas zuleide tat. In dieser Hundeliebe ging sie so weit, daß sie sich das Beste entzog, um es den Hunden zu geben. Starb einer, so legte sie ihn feierlich in ein Grab und ließ ihm ein kostbares Denkmal setzen, und es standen nach ihrem Tode zwölf solch prächtige Hundedenkmäler im Schloßgarten. Aber für ihre Sünden im Leben hatte sie nach dem Tode schwer zu büßen. Hatte sie den Menschen keine frohe Stunde gegönnt, so mußte sie nun ruhelos umherwandern im Schlosse. Wie sie die Menschen im Leben geplagt, so plagte sie sie auch nach dem Tode. Wenn die Mitternachtsstunde kam, polterte sie im Schlosse herum, warf die Türen und Geschirre. Nur im Schloßgarten zwischen den Denkmälern der Hunde wurde sie ruhiger. Da war es niemand mehr möglich, es im Schlosse auszuhalten. Nie hat ein Besitzer mehr darinnen gewohnt, und so steht es heute noch verödet und leer. Nur die böse Gräfin wirtschaftet darin umher zu mitternächtlicher Stunde. (Schlesien) 157
245 DER BLUTFLECK AM WALDAUER SCHLOSSE Eine Sage erzählt, die Frau des Gutsbesitzers (Herrn von Waldau) habe ihr Gesinde so schlecht behandelt, daß sie dasselbe sogar gezwungen habe, am heiligen Christtage Federn zu schleißen. Zur Strafe dafür habe der Teufel vor ihren Augen ihr Kind an die Wand geschleudert. (Sachsen)
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DIE WEISSE FRAU IM ECKERSDORFER SCHLOSSE Auf dem Schlosse zu Eckersdorf soll eine Frau von Garnier als weiße Frau erscheinen. Sie hat den Mägden die ihnen gebührende Leinwand vorenthalten, darum muß sie jetzt mit der Elle umgehen, wobei sie Klagelaute ausstößt. (Schlesien)
247 DIE BÖSE SCHLOSSHERRIN ZU PANGEL Um den Anfang dieses Jahrhunderts herum bewohnte das herrschaftliche Schloß zu Pangel bei Nimptsch eine bitterböse Frau aus dem edlen Geschlechte derer von Prittwitz-Gaffron. Diese Dame war mit keiner Leistung ihrer Untergebenen zufrieden, schimpfte den ganzen Tag über „wie ein Rohrspatz" auf ihnen herum, gönnte ihren Leuten das tägliche Brot nicht. Ja sie ging sogar soweit, dem „freiledigen" Gesinde bei Nacht den Sauerteig aus dem Backtroge herauszuraffen und den Schweinen vorzuwerfen. Dafür wurde sie nach dem Tode von Gott,gar arg gestraft. Allnächtlich mußte sie „wiederkommen", im Gehöft ruhelos umherschweifen, den Mägden weiter den Sauerteig ausraffen usw. (Schlesien)
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„HAUT'S DEN HERRN VON FESTENHOF" Unweit des Dorfes Höfen steht noch der Festenhof. Von diesem Hofe meldet die Sage, daß sein Erbauer ein hartherziger Mensch gewesen sei. Als er sein Haus aufbauen ließ, nahm er allen Weibern die Eier in den Körben, die sie in die Stadt trugen, weg und verwendete sie zu Mörtel. Auch den anderen Leuten tat er nichts Gutes. 158
Dafür verfluchten ihn alle Leute, die ihn kannten, und wünschten ihm selbst nach dem Tode keine Ruhe. Und in der Tat, als der Gutsherr starb, sahen die Leute öfters um die Mitternachtsstunde eine Kutsche mit zwei feurigen Pferden auf der Straße dahinsausen. Hinterdrein rennt ein schwarzer Mann und ruft: „Haut's den Herrn von Festenhof!" Aber der Mann in der Kutsche treibt die Pferde zum schnellen Galopp an, so daß ein Sausen und Brausen durch die Gegend geht. (Böhmen)
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DER GRAF H Ä N G T D E N P F E R D E J U N G E N In Grulich war einmal ein Graf, der hatte kein Herz und kein Gefühl für seine Untertanen, sondern quälte und unterdrückte sie, wo und wie er nur konnte. Sogar den vaterlosen Kindern entzog er die für sie bestimmten Atzungsgelder, und für das kleinste Vergehen oder Versehen wurden die Bauern und Untertanen von ihm gepeitscht und gefoltert. Und als eines Tages dem Pferdejungen ein Fohlen von der Weide entlief, nahm der Graf ein Strohseil und hängte ihn höchsteigenhändig an einem Baume auf. Da starb der Tyrann zur Freude aller seiner Untertanen, und Tausende von Flüchen folgten ihm in die Grube. Deshalb konnte der Graf keine Ruhe finden und ging nun Nacht um Nacht im Meierhofe um. Kettengerassel, schreckliches Wimmern und Jammern konnte man um Mitternacht hören, das immer am Heuboden begann und in der Gesindestube endete, so daß zuletzt niemand mehr auf dem Meierhofe bleiben mochte. (Böhmen)
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NÄCHTLICHER REITER In Kostenthal kujonierte ein Erbrichter furchtbar die Dorfbewohner. Unter anderm beschmierte er die Leute mit Honig und stellte sie vor die Bienenstöcke hin, so daß sie von den erbosten Tieren jämmerlich zerstochen, ja sogar getötet wurden. Als der grausame Gutsherr gestorben und beerdigt worden war, fand er im Grabe keine Ruhe, sondern mußte umgehen. Pechschwarz in Teufelsgestalt, kam er auf schneeweißem Pferde in rasendem Galopp allnächtlich vom Friedhof angeritten. War er bis ans Hoftor gelangt, so gesellte sich ihm eine große Schar kleiner schwarzer Hunde mit feuerspeienden Mäulern bei, die kläfften und schrien. Viele Leute sahen die Erscheinung und vernahmen mit eigenen Ohren den Lärm. (Schlesien)
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251 DAS V E R M A U E R T E F E N S T E R An der Wetterseite des fürstbischöflichen Schlosses Johannesberg zeigt sich der Umriß eines vermauerten Fensters, durch rötliche Färbung markiert. Das Schloß hat einmal einem Grafen Demiin oder Damlin gehört, den hat der Teufel durch das Fenster geholt. Es war ein ungerechter, hartherziger Mann, er schlug den Leuten, die im Walde Beeren pflückten, die Krüge mit dem Stocke entzwei und mißhandelte sie. Eines Abends spät fährt eine Equipage vor der Schmiede unten im Städtchen Jauernig vor, und der Kutscher ruft den Schmied aus dem Schlafe, er solle die Pferde beschlagen. Der Schmied kommt und sieht, daß es die gräfliche Kutsche ist. Da wundert er sich, wohin die wohl so spät noch fahre. Aber er macht seine Arbeit, während ein fremder Herr im schwarzen Mantel, der ausgestiegen ist, neben ihm steht. Beim Beschlagen des Hufes blickt der Schmied zufällig zur Seite und erkennt, daß der Fremde „halbe Füße" (Hufe) hat. Da ist er gar sehr erschrocken, denn der Böse stand neben ihm. Als er fertiggeworden war, hört er noch, wie der Wagen die Straße hinunterdonnert, dann legt er sich schlafen mit wunderlichen Gedanken. Am andern Morgen aber ist schon die ganze Stadt voll von dem Gerüchte, der Teufel habe in der Nacht den Grafen geholt und er sei mit ihm durchs Fenster gefahren. Das Fenster ist seitdem vermauert worden, aber man sieht immer noch die Blutflecken an der Wand, und kein Maler ist imstande sie wegzubringen, mag er sie noch so oft überstreichen. (Schlesien) 252
GRAUES MÄNNCHEN HILFT Von einer bekannten oberschlesischen Grafenfamilie wird erzählt: Der Graf ging eines Tages auf seinen Feldern spazieren, als er einen Robotbauer, der den Acker pflügte, erblickte. Er ruft ihn in frevelhaftem Übermut heran und spricht: „In einer Stunde bringst du jene große Eiche in meinen Schloßhof; wo nicht, so bist du des Todes." Der Bauer fiel auf die Knie vor dem Grafen und bat um Gnade, aber vergebens, der Graf blieb bei seiner Forderung und ging in sein Schloß. Als der Bauer verzweifelnd die Hände ringt, kommt aus der Eiche ein kleines, graues Männchen hervor und sagt freundlich zu ihm: „Nimm die Axt, es wird schon gehen." Der Bauer blickte ungläubig das Männlein an, hieb aber auf seine abermalige Aufforderung auf die Eiche los, und diese fiel zu seinem Erstaunen schon nach wenigen Streichen um. Wie sollte aber der schwere Baum nach dem 2000 Schritte entfernten Schloßhofe geschafft werden? Das Männchen ermunterte den Bauern von neuem, er faßte die Eiche an, und sie folgte ihm federleicht nach. Im Schloßhofe sprang der Bauer mit ihr herum, und der Graf, der beim Gelage saß, wird ans Fenster gerufen und fragt ihn erstaunt, wie ihm das möglich geworden sei. Da tritt das 160
Männchen aus dem Baume heraus und ruft ihm zu: „Du Verruchter, dir sollen deine Augen geöffnet sein!" Da sieht der Graf auf jedem Zweige einen der zahlreichen Verstorbenen seines Geschlechtes, Greise, Kinder, Männer und Frauen, die vor übergroßer Anstrengung keuchen. Das Männchen aber rief ihm zu: „Zur Strafe für deinen Frevel soll stets einer aus deiner Familie krank am Verstände sein!" (Schlesien)
255 D E R LEUTESCHINDER Zu . . . war damals (als die Geschichte sich ereignete) ein Graf, der war ringsum als ein arger Leuteschinder verrufen. Dem sagten die Leute nichts Gutes nach; sie sagten, er hätte sich dem Bösen verschrieben und mit ihm einen Kontrakt gemacht, daß er ihn so lange sollte leben lassen, als die große Eiche stünde, die mitten in seinen Forsten war. Wenn man die auf seinen Hof gefahren brächte, dann sollte seine Zeit um sein! — Gut! — die Bauern erfuhren das und schlugen die Eiche um. Da lag sie nun, aber niemand brachte sie von der Stelle. Sie war wie gebannt, und der gnädige Herr trieb seine Schindereien ärger als zuvor. Als sie einmal recht arg waren, faßten sich die Bauern wieder einen Mut und fuhren bei Nacht und Nebel in den Forst hinaus, um die Eiche aufzuladen und auf den Hof zu fahren. Diesmal ging es ganz fix vonstatten. Da war ein munteres Jägerbürschchen im grünen Rocke da, das niemand kannte, der war gar geschäftig und gab alles genau an, wie sie's machen sollten, um den großen Baum auf das Gestell zu bringen. Als er oben lag, war der Jägerbursche weg; die Bauern aber fuhren den Wagen wie im Sturme fort und hurra in den Hof hinein. Der Graf stand am Fenster, als sie ankamen, es vergingen ihm die Sinne, und in der nächsten Nacht fuhr jemand mit ihm zum Schornstein hinaus. Am Abend dieses Tages hatte Meister Fellmann (er hat noch zu Zeiten des Erzählers gelebt) in Silberberg bereits kalt gemacht und seine Pinke geschlossen. Da hört er, wie es trapp, trapp, trapp! den Berg herabgeritten kommt. Er denkt, wer mag denn noch so spät auf dem Wege sein? Da hält vor der Schmiede ein großer schwarzer Mann auf einem großen schwarzen Pferde. „Guten Abend", sagt er, „Meister Fellmann! Könnte er meiner Stute noch ein Eisen auflegen?" „Nu, nu", sagt Fellmann, „wenn's sein muß, warum nicht? Aber wer ist denn der Vetter?" „Ich bin der + + + " , sagt der Mann. „Nun, das wäre!" sagt Fellmann, „macht keine Flausen!" „Nun", sagt der Schwarze, „der Glaube wird euch schon in die Hand kommen. Seht euch meine Stute an; das ist die alte Gräfin von . . . , die ist vor zehn Jahren geholt worden, und jetzt ist ihr Herr Sohn an der Reihe!" — Fellmann mußte lachen und dachte, es wäre ein schlechter Witz. Er legte das Eisen auf und sagte: „Glück auf die Reise!" Der Reiter stieg auf und jagte im gestreckten Galopp über die Felder immer in der Richtung auf Weigelsdorf. In der Nacht aber erhob sich ein furchtbarer Sturm. Als der Schmied frühmorgens aufstand, sah er, wie sein 11
Gficpentrog, Volkssagen
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Dach auf der Gasse lag. Nachmittags kamen Leute nach Silberberg, die sagten aus, daß sich in der verwichenen Nacht 2U ... mit dem gnädigen Herrn eine schreckliche Geschichte zugetragen. So war's also richtig! Dem Meister Fellmann war der Glaube in die Hand gekommen. (Schlesien) 254 RÜBEZAHLS BAUM Einem Bauer befahl sein Edelmann als gestrenger Junker, ihm eine große Eiche aus dem Walde zu holen. Der Bauer spannte sein Pferd an den Wagen und fuhr in den Wald, befand aber gleich, daß es eine Sache der Unmöglichkeit, den großen dicken Eichbaum nur auf den Wagen zu heben, geschweige mit einem Pferd denselben von der Stelle zu bringen, hatte aber doch seines ungnädigen Junkers Zorn und Strafe zu fürchten und wehklagte laut im Walde, als wolle er gleichsam die Bäume um Hilfe anflehen. Da kam ein Mann in Jägertracht durch den Wald, fragte dem Bauer sein Herzeleid ab, tröstete ihn und sagte, er möge nur leer heimfahren, er wolle mit Hilfe seiner Kreiser und Holzleute ihm den Baum ohne Entgeld an Ort und Stelle zum Junker schaffen. Dem Bauer fiel ein großer Siein vom Herzen, und er zog fröhlich heim, der Berggeist aber hob sich nachts die Eiche mit all ihren dicken Ästen auf den Rücken und trug sie vor des Junkers Haustür, welche der mächtige Stamm so versperrte, daß niemand aus und ein konnte. Nun war es eine Lust zuzusehen, wie der Junker zum Fenster heraus kommandierte, seine Leute sollten den Baum gleich wegschaffen; der lag fest wie von Eisen; nun rief der Junker, sie sollten doch den Baum entzweisägen und spalten, damit Platz vor der Türe werde, aber da zersprangen die Äxte, wie wenn sie von Klingstein gewesen wären, und die Sägen büßten alle ihre Zähne ein und waren nicht schärfer als ein Fiedelbogen. Die Eiche war oder schien versteinert, sie blieb vor des gestrengen Junkers Hause liegen, und dieser mußte eine neue Türe in sein Haus brechen lassen, welcher kleine Bau viele Bauhandwerker, Maurer, Zimmerer, Schreiner, Schlosser und Tüncher erforderte, vielen Ärger verursachte und dreimal so viel kostete als die Eiche wert war. (Schlesien) 255 T U N K E L VON H O H E N S T A D T Georg Tunkel von Hohenstadt war ein Liebhaber der Teichwirtschaft und ein gar grausamer Herr. Durch seine Schuld wurde das Dorf Zaworzitz überschwemmt und in den Zaworzitzteich verwandelt. Bei niederem Wasserstande sah man aus ihm die Turmspitze sich erheben. Tunkel starb unter Verwünschungen und Flüchen. Als seine Witwe nun einmal am Damme des Teiches vorüberkam, sah sie ihren verstorbenen Gatten und mit ihm einen feurigen Pflug aus dem Wasser steigen. An diesen spannte Tunkel zwei Rappen mit dicht herabwallenden Mähnen an, mit 162
feurigen Augen und glühenden Hufen, und begann, den Spiegel des Teiches zu pflügen. Die bösen Geister trieben ihn unaufhörlich mit Geißeln vorwärts. Die vor Entsetzen ohnmächtige Edelfrau rief, als sie zu sich kam, dieser Erscheinung 2u: „Was kann ich tun, um deine Seele zu retten?" — „Ich bin erlöst, wenn du die Steine, die der Schweiß meiner Untertanen zusammengefügt, mit eigener Hand an ihre vorige Stelle trägst." — „Unmöglich!" rief die Unglückliche, und die Erscheinung schwand. (Schlesien) 256 E I N VOM T E U F E L GEHOLTER V E R W A L T E R Hans von der Bele hatte auf seinem Oberhofe in Kunzendorf bei Landeck einen Verwalter, welcher mit Recht im schlimmsten Rufe stand. Keine Magd war vor seinen unverschämten Zudringlichkeiten sicher, kein Roboter ging nach getaner Arbeit heimwärts, ohne daß er arge Schmäh- und Schimpfworte, oft sogar Mißhandlungen erduldet hatte. Und wer seinen Lohn von dem Verwalter forderte, der mochte gegen Betrug sich durch scharfe Wachsamkeit schützen. Daß alle Leute des Dorfes darum den Unhold haßten, ihm Übles gönnten und wünschten, war ganz natürlich; ja trat im Kretscham oder in der Spinnstube jemand auf, der prophezeite: „Den wird sich schon der Teufel holen", der konnte mit Sicherheit auf Glauben für seine Weissagung rechnen. Als eines Abends der Großknecht des Hofes ausgegangen war, um Arbeitsleute für den nächsten Tag zu dingen, und nach langem Umherwandern, das durch die vielen Abweisungen verursacht war, erst gegen Mitternacht in die Nähe des Gutes zurückkam, hörte er aus dem Gehöfte heraus das Gerassel eines schnell daherfahrenden Kutschwagens. Kaum hatte der Knecht Zeit, zur Seite zu springen, da sauste auch schon das von vier Rappen gezogene Gefährt durch das sich selbst öffnende Tor an ihm vorüber, dem Stachelberge zu. Nur so viel konnte der Mann sehen, daß auf dem Bocke des Wagens als Kutscher der Gottseibeiuns saß, den er an den großen, glühenden Augen und an den Hörnern erkannte, und daß die Stelle eines Fahrgastes der Verwalter einnahm. Aufs tiefste erschrocken, schlich der Großknecht in das Haus hinein und weckte das Gesinde, um mit diesem nach kurzer Mitteilung des eben Erlebten den Inspektor zu suchen. Allein das war vergeblich; dieser wurde nirgends und niemals mehr gesehen. (Schlesien)
257 D E R FEUERMANN Auf dem Biskupitzer Schlosse lebte einst ein Amtmann, der die Bauern sehr hart bedrückte, weshalb er verwunschen wurde. Nach seinem Tode mußte er als Feuermann auf der Grenze zwischen Biskupitz, Kornitz und Dörfles herumgehen. Er 11*
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erschien den Leuten als grauer Mann, begleitete sie eine Strecke bis zu einer bestimmten Grenze und verschwand dann von ihnen, indem er sich in eine Feuersäule verwandelte. (Mähren) 258
D E R BÖSE O B E R A M T M A N N IN ROKITNITZ I In Rokitnitz lebte ein Oberamtmann, dessen ganzes Sinnen und Trachten nur darauf gerichtet war, Geld auf Geld zusammenzuhäufen. Eine große Hungersnot hatte das hiesige Gebirge heimgesucht. Die Leute buken aus Kleien Brot und Klöße, und glücklich war noch jener, der solche Nahrung sich verschaffen konnte. Im Städtchen Rokitnitz lebten zwei Waisenknaben, die eine Erbsumme besaßen, welche der Oberamtmann verwaltete. Als sie erwachsen waren, kamen sie oft, ihn zu bitten, er möge ihnen einen Betrag ausfolgen, sie hätten nichts zu essen und könnten nichts verdienen. Eines Tages fand man beide tot auf dem Grabe ihrer Eltern. In den Händen hielten sie einen Klumpen Kleienteig, den sie irgendwo gestohlen — seit Tagen hatten sie nichts gegessen, und da hatten sie, vom Hunger getrieben, in einem Hause vom Ofen weg die zum Backen vorbereiteten Kleienklöße entwendet. Als die Lebensuhr des Oberamtmanns ablief, erschwerte ihm das Sterben am meisten der Abschied von seinem zusammengescharrten Mammon. In ein Kälberfell eingenäht, hatte er die Zwanziger und Dukaten unter sich im Bette liegen. Um sich ein endliches Sterbenkönnen zu erflehen, ließ er die unschuldigen Kinder des Ortes ins Schloß kommen, wo sie beten mußten, worauf er ihnen einen Korb voll Semmeln schenkte. Der sterbende Oberamtmann aber schrie, von Martern gepeinigt, derart grauenhaft, daß einige von den Betkindern erkrankten. Dann wurden Betstunden in der Kirche abgehalten. Dreizehn Tage lang lag der Oberamtmann schon im Sterben. Am dreizehnten Tage schickte er den Leibdiener weg, unter dem Vorwande, er solle ihm das Schuhwerk putzen. Als der Diener so entfernt war, stand der Sterbende vom Lager auf, schleppte seinen Geldsack in einen unterirdischen Keller und vergrub dort das Geld. Ein zehnjähriges Mädchen begegnete ihm, und dieses lief nach Hause, um es der Mutter zu erzählen. Kurze Zeit darauf läutete man schon das Sterbeglöcklein für den Oberamtmann. Die Leute sagten, er hätte so lange nicht sterben können, bis er sein Geld sicher geborgen gehabt. Nach Jahren wurde der Schloßgraben verschüttet und bei einigen Bauarbeiten daselbst vergrabenes Geld gefunden. Das soll von des Oberamtmanns Schatze gewesen sein. Auch findet derselbe Oberamtmann im Grabe keine Ruhe. Des Nachts fährt er in seiner alten Kutsche, welche rot ausgeschlagen ist, auf den Platz des Städtchens hinaus, umkreist ihn und fährt dann wieder zurück ins Schloß. (Böhmen) 164
II Es war nämlich einmal in früheren Zeiten auf der Rokitnitzer Herrschaft ein gar böser Amtmann, der den Leuten viel Unrecht zufügte. Er ließ den Bauern, wenn sie nicht zur bestimmten Minute zur Robot erschienen, arge Stockhiebe aufzählen; ja er zwang sie sogar, am St.-Anna-Tage (26. Juli), an welchem die Rokitnitzer Gemeinde einen Festtag begeht, damit die heilige Mutter Anna das Städtchen vor Feuersgefahr behüte, auf dem Felde zu arbeiten. Allerdings traf ihn damals auch noch die Strafe am selben Tage, indem ein fürchterlicher Sturm entstand und die mit Korn beladenen Wagen umwarf, der Blitz einen nahestehenden Baum zerschmetterte und zwei Pferde von einem „ausgewurpsten" (entwurzelten) Baume erschlagen wurden. Allein anstatt in sich zu gehen und Buße zu tun, fluchte und schimpfte der böse Amtmann weiter und quälte die Leute noch mehr als vordem. Endlich starb er. Allein seither macht täglich zur Mitternachtsstunde ein Reiter ohne Kopf seinen Spazierritt durch die Allee und verschwindet stets bei einem dieser alten Bäume, meistens bei dem hohlen Baume, welcher „das zweite Gründel" genannt wird. Dieser Reiter soll nun der Geist des bösen Amtmanns sein, der keine Ruhe findet und des Nachts sein Unwesen in der schönen Allee treibt. (Böhmen) III Vor weit mehr als hundert Jahren lebte im Schlosse zu Rokitnitz ein böser Amtmann, der greulich fluchte, Gott lästerte und die armen Leute peinigte. Wenn er zu Pferde um die Felder ritt, schimpfte und fluchte er und schlug mit seiner Reitpeitsche unbarmherzig auf die Feldarbeiter los. Endlich sollte es auch mit ihm zu Ende gehen. Er hatte aber einen schweren Tod und konnte nicht sterben. Drei Tage lang lag er im Todeskampf und schrie, daß man ihn auf dem Ringplatze hörte. Als er endlich gestorben und beerdigt war, hieß es, der böse Amtmann habe im Grabe keine Ruhe. Nächtliche Wanderer wollten ihn auf einem Pferde sitzend, aber ohne Kopf (oder den Kopf unter dem Arme tragend) gesehen haben, und so reite er auch vor der zwölften Stunde um Mitternacht in rasender Eile um die Felder. (Böhmen) 2 59
DIE FUHRLEISTUNGEN WERDEN ABGELÖST Der Vorgänger des Oberamtmanns Schenk, namens Kerb, soll die Fuhren zur Zeit des Robot abgelöst haben, damit die Bauern Arbeitskräfte und Gelegenheit hätten, ihre Felder selbst anzubauen. Mit dieser Anordnung waren aber die Leute nicht zufrieden, und sie wünschten ihm, er möge nach dem Tode umgehen. Seit jener Zeit habe man wiederholt einen Reiter ohne Kopf bei der großen Linde im 165
Gründel vorbeireiten sehen. Das sei nun jener Oberamtmann, der wegen des Unrechts, das er den Leuten nach ihrer Meinung bei Lebzeiten angetan, im Jenseits keine Ruhe finden könne und nach dem Tode umgehen müsse. (Böhmen)
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UMGEHENDER INSPEKTOR Im Hradschin, einem Dominium unterhalb der Roten Brücke in Grafenort, mißhandelte ein überaus jähzorniger Inspektor einen Knecht so, daß dieser infolgedessen starb. Auch der Inspektor wurde bald danach plötzlich vor Gottes Richterstuhl abberufen, kam aber allnächtlich wieder und ängstigte die Bewohner des Gutes, indem er in seiner natürlichen Gestalt, jedoch den Kopf unter dem Arme tragend, die Ställe, Scheuern und Bodenräume des Wohnhauses durchwanderte. (Schlesien) 261
STEINESÄGEN IN EWIGKEIT Der harte Inspektor Platz von Ährental ward so verwünscht: Unweit von Reichenberg i. B. in einem Walde liegt ein Steinblock, der früher ein Meierhof gewesen sein soll. In diesem Hofe wohnte er als Verwalter. An einem gewittrigen Abend kam ein Pilger zu dem Gehöft und bat um Unterkunft, doch trieb ihn der Verwalter mit Schlägen und Schimpfworten aus dem Hause. Da verwünschte der Pilger ihn, daß er in Ewigkeit zum Steinesägen im Walde verdammt sein solle. Das Haus aber mit allem, was darin war, wurde in Stein verwandelt. (Böhmen)
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MENSCHEN EINGEMAUERT I . . . Die Anhöhe bei Rudelsdorf gefiel der schönen Rundsicht wegen dem Liechtensteinschen Amtmanne namens Rieders. Dieser beantragte deshalb bei seinem fürstlichen Herrn den Bau eines Sommersitzes. Fürst Liechtenstein willigte ein und befahl, an besagter Stelle ein herrliches Schloß zu bauen und dasselbe mit allen Annehmlichkeiten einer Sommerfrische zu versehen. Die Leitung des Baues übertrug er dem Amtmanne Rieders zur Durchführung. 166
In damaliger Zeit mußten die Bauern wie auch die Häusler, d. h. die Bewohner von Dorfhütten, die Arbeit durch Robotleistung vollführen. Sie waren dabei sehr geplagt; denn das Zuführen von Quadern aus Moletein im nahen Mähren und von Bauholz war mangels guter Straßen sehr erschwert. Doch auf des Amtmannes Geheiß mußte die schwerste Arbeit verrichtet werden; denn sonst wurden die Leute geprügelt. Als der Bau in Angriff genommen war, riß, wie die Sage erzählt, die Mauer immer wieder. Da nun der Amtmann den fürstlichen Leibjäger fragte, was zu tun sei, diesem Übel abzuhelfen, gab ihm dieser den Rat, auf jeder Ecke einen Mann einzumauern. Diese unmenschliche Tat gelangte zur Ausführung. Die Arbeiter wurden mit berauschenden Getränken, denen ein Schlaftrunk beigemengt war, betäubt und vier derselben in diesem Zustande, jeder in einer Ecke, in schon vorgebaute Mauernischen hineingelegt und dann durch die in das Geheimnis eingeweihten Personen eingemauert. Jetzt hielt die Mauer fest und sprang nicht mehr. Das Schloß wurde nun fertig gebaut und über dem Hofe in der Höhe des Gesimses ein Teich, d. h. ein großer Wasserbehälter aus Holz, angelegt. Das Wasser hierzu sollte vom oberen Königsfelder Brunnen hergeleitet werden. Dazu kam es nicht mehr, denn die Arbeitsleute wurden wegen der vielen Plagen und der unmenschlichen Behandlung rebellisch und zerstörten die drei Ecken des Schlosses, so daß nur der vierte Turm stehenblieb, der sich noch heute, drei Stockwerke hoch, auf dem Schloßberge erhebt und das weithin sichtbare Wahrzeichen Landskrons bildet. Unterdessen starb der Amtmann Rieders. Da er auf Erden so schlimm gehaust hatte, mochten sie ihn weder im Himmel noch in der Hölle haben. Sein Geist blieb in Gestalt eines kleinen schwarzen Männleins auf einer großen Pappel bei der großen Kirche in Landskron sitzen und gab nun niemandem Ruhe, der in die Kirche gehen wollte. Einem jeden, der zu ihm hinaufsah, hielt er dessen ganzes Sündenregister von der ersten Jugendzeit bis zum gegebenen Augenblicke vor, so daß sich schließlich niemand mehr in die Kirche zu gehen traute, weder ein Geistlicher noch ein Laie . . . (Schlesien)
II Zur Zeit der Gründung der Gemeinde Laudon aus dem ehemaligen Wurzelhofe im Jahre 1788 fungierte als Amtmann im Schlosse zu Landskron Franz Johann Rieders. Rieders war im höchsten Grade ungerecht und grausam gegen seine Untertanen, und so ließ er auch auf dem Schloßberge bei Landskron in jeder Ecke des Baues einen widerspenstigen Bauer lebendig einmauern. Um seine unmenschlichen Taten zu sühnen, errichtete er in der Hauptkirche zu Landskron rechts vom Seiteneingange einen Altar. Doch eine von den daran befindlichen Glasscheiben zersprang. Sooft man auch versuchte, eine neue Scheibe einzusetzen, so zersprang diese immer wieder. 167
Auch war kein Priester imstande, bei diesem Altare eine Messe ungestört zu lesen, es mußte jeder vor der Wandlung sein Beginnen einstellen. Nach dem Tode fand sein Geist keine Ruhe und trieb sich in glühender Menschengestalt auf den mächtigen Pappeln des Schloßhofes umher. (Böhmen)
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D E R AUFRUHR Westlich von Schönbrunn, in der Nähe von Bistrau, erhebt sich in herrlicher Lage auf einer mäßigen Anhöhe das Schloß Frischberg, welches aus dem 16. Jahrhundert stammt. Hier siedelten gute und auch schlimme Herren. Die Sage erzählt von dem Herrn Wilhelm von Kollowrat-Krakowsky, daß er das ihm untergebene Volk sehr tyrannisierte. Er zahlte keinen Lohn und bestrafte jedes Vergehen unmenschlich. Wehe dem, der sich erkühnte, vom geschehenen Unrecht zu sprechen. Ein solcher wurde in die Folterkammer gebracht oder so lange geschlagen, bis er liegen blieb. Lange ertrugen die Untergebenen die Unterdrückungen seitens dieses Herrn. Den ganzen Tag zitterten sie vor Furcht und wagten kaum, laut zu atmen. Der Grundherr ließ jedoch in seinen Verfolgungen nicht nach, und so geschah es, daß sich das Volk endlich empörte. Dieses hatte sich aber schlecht beraten: Wilhelm von Kollowrat-Krakowsky war kein Mann der Furcht. Unverzüglich berief er Militär, das den Aufruhr bekämpfte und niederwarf. Die gefangenen Empörer ließ er aufknüpfen. Die unmenschliche Behandlung wurde fortgesetzt, die Bewohner flüchteten in die Wälder und Berge, und die Einwohnerzahl fiel auf ein Drittel zurück. Endlich starb der grausame Mann zu Wien, wo er auch begraben wurde. Dafür aber, daß er ungerecht und grausam gegen seine Untergebenen gehandelt hatte, fand er, wie die Volkssage erzählt, nach seinem Tode keine Ruhe. Er fuhr oft in einer schwarzen Kutsche nach dem Schlosse Frischberg; vor derselben waren entweder schwarze Pferde oder schwarze Hunde eingespannt. In der Kutsche saß der ganz schwarz gekleidete Herr Wilhelm von Kollowrat-Krakowsky. Er machte im Schloßhofe, rückwärts fahrend, mehrere Runden und verschwand. Auch ritt er zuweilen, auf einem schwarzen Pferde rücklings sitzend, im Schloßhofe herum. Sooft er erschien, konnte niemand im Schlosse schlafen. Ein fürchterlicher Sturmwind erhob sich und brauste so heftig, daß es den Bewohnern im Kopfe summte. Hierauf folgte ein Donnerschlag, und die schwarze Gestalt verschwand. Jetzt erscheint er nicht mehr; wohin er geriet oder wer ihn gebannt, das ist unbekannt. (Mähren)
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ANHANG
Abkürzungs- und Literaturverzeichnis
Bechstein — Bechstein, Ludwig: Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes. T. I, Hildburghausen 1835; T. III, Meiningen und Hildburghausen 1,837; T. IV, Meiningen und Hildburghausen 1838 Bechstein 1842 — ders.: Die Sagen des Rhöngebirges und des Grabfeldes, Würzburg 1842 Bechstein 1858 — ders.: Thüringer Sagenbuch. Wien und Leipzig 1858 Bechstein 1930 — ders.: Deutsches Sagenbuch. Merseburg und Leipzig 1930 Bindewald — Bindewald, Theodor: Oberhessisches Sagenbuch. Frankfurt a. M. 1873 Czerny 1905 — Czerny, Alois: Sagen aus dem Schönhengster Land. Mährisch-Trübau 1905 Czerny 1906 — dass. Neue Folge, Landskron 1906 Eisel — Eisel, Robert: Sagenbuch des Voigtlandes. Gera 1871 Geyer — Geyer, Bruno: Sagenschatz der Stadt Zwickau. Zwickau 1913 Gräße — Gräße, J. G. Th.: Sagenbuch des Preußischen Staates. Bd. I, Glogau 1866; Bd. II, Glogau 1871 Größler — Größler, Hermann: Sagen der Grafschaft Mansfeld. Eisleben 1880 Hebel 1908 - Hebel, F. W.: Pfälzische Sagen. 2. Sammlung. Kaiserslautern 1908 Hebel 1912 — ders.: Pfälzisches Sagenbuch. Kaiserslautern (1912) Heimatblätter 11 — Heimatblätter für Sachsen und Thüringen 11 (1925), Nr. 3 Heimatblätter 13 - dass. 13 (1927), Nr. 9 Heimatkalender — Heimatkalender für den Großkreis Reichenbach und das Eulengebirge 25 (1934) Herrlein — Herrlein, Adalbert v.: Die Sagen des Spessarts. Aschaffenburg 1851. Herrlein/Schober — Herrlein, A., Schober, J . : Spessart—Sagen. Aschaffenburg 1946 Heusinger — Heusinger, E . : Sagen aus dem Werrathale. Eisenach 1841 Kinderling 17 — Handschriftlicher Nachlaß des Pfarrers J . A. F. Kinderling (1743 — 1803) 17, MS. Borussia, fol. 17. Deutsche Staatsbibliothek Berlin Kinderling 41 — dass. 41, MS Boruss., qrt. 306, Deutsche Staatsbibliothek Berlin. Kinderling 48 — dass. 48, MS Boruss., qrt. 313, Deutsche Staatsbibliothek Berlin. Köhler, 1867 — Köhler, J . A. E . : Volksbrauch, Aberglauben, Sagen und andere alte Uberlieferungen im Voigtlande. Leipzig 1867 Köhler 1886 — Köhler, J . A. E . : Sagenbuch des Erzgebirges. Schneeberg und Schwarzenberg 1886 Kühnau — Kühnau, Richard: Schlesische Sagen. I, Leipzig 1910; II, Leipzig 1911; III, Leipzig und Berlin 1913; IV (Reg.) Leipzig und Berlin 1913 171
Kuhn/Schwartz — Kuhn, A . : Schwartz, W . : Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Mecklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen und Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848 Künzig — Künzig, Johannes: Badische Sagen. Leipzig-Gohlis 1923 Lyncker — Lyncker, Karl: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Cassel 1854 Menk — Menk, Friedrich: Des Moselthals Sagen, Legenden und Geschichten. Coblenz 1840 Neuhaus — Neuhaus, Wilhelm: Sagen und Schwänke aus dem Kreise Hersfeld und den angrenzenden Gebieten. Hersfeld 1922 3 Peuckert — Peuckert, Will-Erich: Schlesische Sagen. Jena 1924 Pferdmenges — Pferdmenges, K . : Sagen aus der Aachener Westmark. Osterwieck und Berlin (1943). Pfister — Pfister, H. v.: Sagen und Aberglauben aus Hessen und Nassau. Marburg 1885 Pröhle — Pröhle, Heinrich: Deutsche Sagen. Berlin 1879* Quensel — Quensel, Paul: Thüringer Sagen. Jena 1926 Raff — Raff, Helene: Fränkische Legenden und Sagen. Altötting 1946 Reichardt — Reichardt, Rudolf: Rübezahl. Deutsche Volksmärchen vom Berggeist und Herrn des Riesengebirges. Berlin o. J . Rousseau — Rousseau, Joh. Bapt.: Rheinische Sagen in Volksgeschichten und Mythen vom Rhein. Coblenz 1846 Schäfer — Schäfer, Wilhelm: Rheinsagen. Berlin 1908 Schönwerth — Schönwerth, Franz Xaver: Aus der Oberpfalz, Sitten und Sagen. T. II, Augsburg 1858; T . III, Augsburg 1859 Schultze-Gallera — Schultze-Gallera, S. v.: Die Sagen der Stadt Halle und des Saalkreises. Halle 1922 Schwär — Schwär, Oskar: Volksgeschichten um Karraseck und andere Oberlausitzer Räuber. I n : Deutsches Jahrbuch für Volkskunde 7 (1961), S. 75—120 Schwartz — Schwartz, Wilhelm: Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg. Stuttgart und Berlin 1914 6 Sieber — Sieber, Friedrich: Sächsische Sagen. Jena 1926 Thüringen — Thüringen und der Harz mit ihren Merkwürdigkeiten, Volkssagen und Legenden. Bd. I—VIII, Sondershausen 1 8 3 9 - 1 8 4 5 Wehrhan — Wehrhan, Karl: Sagen aus Hessen und Nassau, Leipzig-Gohlis 1922 Weidmann — Weidmann, Franz: Sagen des Greizer Reußenlandes, Zeulenroda 1926 2 Witzschel — Witzschel, August: Sagen, Sitten und Gebräuche aus Thüringen. Wien 1878 Wolf - Wolf, J . W . : Hessische Sagen. Leipzig 1853 Wucke — Wucke, Chr. Ludwig: Sagen der mittleren Werra, Eisenach 1921 Wüstefeld — Wüstefeld, Karl: Sagenschatz des Untereichsfeldes. Bd. I, Duderstadt 1926; Bd. II, Duderstadt 1927 Zaunert — Zaunert, Paul: Rheinland Sagen. T. II, Jena 1924
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Anmerkungen zu den Texten
1 Lyncker, 176f. Nr. 250. 2 Heusinger, 14ff., gekürzt; vgl. auch Burde-Schneidewind, Gisela: Historische Volkssagen zwischen Elbe und Niederrhein. Berlin 1969, S. 225 f. Nr. 279 (Osnabrück). 3 Quensel, 85. 4 Menk, 2ff. (nach Spanheimer Chronik); Rousseau, 354f. 5 Schäfer, 108; vgl. auch Burde-Schneidewind, a. a. O., 224f. Nr. 278. 6 Gräße II, 58 f. Nr. 55 (nach Fr. Kreutter, Wanderung durch das mittelalterliche Cölln. Bd. I, S. 8). 7 Bechstein I, 100 f. Nr. 28. 8 Rousseau, 416 ff. 9 Pferdmenges, 6. 10 Pfister, 131 Nr. 10. 11 Neuhaus, 90 (Hersf. Anonymus bei H. Ch. Senckenberg). 12 Schwartz, 148ff. Nr. 98. 13 Schwartz, 160 ff. Nr. 107. 14 Pfister, 109 Nr. 18; Lyncker, 112 Nr. 172 (nach Erfurter Chronik); Gräße II, 177 Nr. 904 (Erasmus v. Buttlar als Raubritter). 15 Schwartz, 170f. Nr. 113. 16 Witzschel, 45 Nr. 43. 17 Geyer, 102f. Nr. 26. 18 Zaunert, 81 f. 19 Größler, 235f. Nr. 285, mündlich. 20 Gräße I, 613f. Nr. 652 (Sagen aus der Vorzeit des Harzes, S. 282). 21 Kühnau I, 475f. Nr. 502 (Goedsche, Hermann: Schlesischer Sagen-, Historien- und Legendenschatz. Meißen 1840. S. lOOf.) 22 Gräße II, 792 Nr. 930; Wolf, 133. 23 Kuhn/Schwartz, 211 Nr. 237, mündlich. 24 Rousseau, 159ff. (nach Cesar. v. Heisterbach, Dial. II 23); Gräße II, 84ff. Nr. 64, gekürzt. 25 Größler, 121 Nr. 128 (nach Lange, Mansfeldischer Allgemeiner Anzeiger 1872). 26 Köhler 1886, 75 Nr. 99 (Mitgeteilt durch Lehrer Günther aus Lößnitz); Sieber, 290. 27 Raff, 90 f. 28 Hebel 1912, 28f. Nr. 22 (mitgeteilt von Oberwerkführer Wagner in Kaiserslautern). 29 Schultze-Gallera, 198 Nr. 2. 30 Pröhle, 54 Nr. 22. 31 Gräße II, 284 Nr. 263. 173
32 Kühnau III, 367ff. Nr. 1751 (nach Hyckel, Georg: Schlesischer Sagenborn. Breslau (1909), S. 8 ff.). 33 Peuckert, 191. 34 Quensel, 30f.; Witzschel, 68f. Nr. 79; Wucke, 128; Pröhle, 248 Nr. 208. 35 Peuckert, 41; vgl. auch Burde-Schneidewind, a. a. O., 217, Nr. 278 (Nordhausen). 36 Köhler 1886, 75 Nr. 101. 37 Größler, 106f. Nr. 118 (nach Busch, Chronik der Grafschaft Mansfeld, 85). 38 Köhler 1867, 553; Hebel 1912, 194f. Nr. 154; Schultze-Gallera, 199 Nr. 4; Witzschel, 58 Nr. 66; Gräße II, 284 Nr. 264; Gräße II, 717ff. Nr. 811. 39 Schultze-Gallera, 182, Nr. 3. 40 Kühnau III, 295 Nr. 1657 (nach Paudler: Sagen aus Deutschböhmen. 1893, S. 30). 41 Zaunert, 93 f. 42 Schwartz, 155f. Nr. 103. 43 Größler, 217f. Nr. 261, mündlich. 44 Schultze-Gallera, 215 f. Nr. 13. 45 Hebel 1908, 114ff. ( = Hebel 1912, 311ff. Nr. 242). 46 Quensel, 31f. 47 Wucke, 31 f.; Peuckert, 41 f. 48 Gräße I, 376 Nr. 438. 49 Zaunert, 48; Wüstefeld II, 113f. 50 Wehrhan, 132f. Nr. 193. 51 Quensel, 30 f. 52 Menk, 37f. Anmerkung S. 138 u. S. 249: „Sein Schreiben an genannten Bischof ist uns noch aufbewahrt; es lautet: Ich armer Gefangener habe mich leider vergangene Zeit mit ethlichen Auslegungen, daruff doch nichts tetlichs gefolgt oder jemands dadurch beschedigt, vergangen, deshalb ich itzo allhie zu Coblenz in schwerer Haftung liggen und nechstkommenden Montag zu Recht gestellt werden soll." 53 Raff, lOf. 54 Bechstein IV, 64 f. Nr. 38. 53 Raff, lOf. 54 Bechstein IV, 64f. Nr. 38. 55 Hebel 1912, 278f. Nr. 223 ; Baader, F. ; Moris, L. : Die Sagen der Pfalz. Stuttgart 18442, 197; Schöppner, A. : Sagenbuch der Bayerischen Lande. München 1852/53, Bd. I, 351 ; Palatina, Belletrist. Beiblatt zur Pfälzer Ztg., Speyer 1869, S. 237. 56 Menk, 17 f. 57 Herrlein/Schober, 63 f. 58 Neuhaus, 40 f. 59 I Bechstein 1858, 84 Nr. 211; Quensel, 338. - II Köhler 1867, 630 Nr. 314; Quensel, 338f.; Eisel 311f. Nr. 788. 60 Köhler 1867, 625f. Nr. 300; Gräße I, 592. 61 Kühnau III, 327 Nr. 1699 (nach Haupt, Karl: Sagenbuch der Lausitz. I 1862, S. 260. Nach Schön, Friedrich: handschriftliche Sammlung Preußischer und Niederlausitzer Volkssagen. Um 1850, Nr. 56). 62 Künzig, 2 Nr. 3. 63 Eisel, 306 Nr. 774, mündlich. 64 Hebel 1908, lOOf. 65 Wucke, 12. 66 Köhler 1867, 511.
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67 Künzig, 118 Nr. 320. Anmerkung S. 143: Arnold, Volkskunde von Muckenloch. Alemannia 27, 223. „Dieselbe Geschichte erzählen die Diesbacher vom Freiherrn von Dörth in Neckersteinach, der Äcker auf Dilsberger Gemarkung besitzt. Nur stellt dort der Verwalter die Uhr vor, begeht also noch ärgeren Betrug." 68 Hebel 1912, 19f. Nr. 11; Stöber, A.: Die Sagen des Elsasses. Straßburg Bd. I 1892, Bd. II 1896, S. 175 (Nachweise 338); Becker, A.: Die Pfalz und die Pfälzer. Leipzig 1858, S. 562f. 69 Wucke, 26. 70 Neuhaus, 64f. 71 Ders., 41 f. 72 Köhler 1886, 45f. Nr. 52 (nach Karl Jentscher, Erzgebirgszeitung 1. Jg., S. 66.) 73 Ders., 29 Nr. 21 (aus Ziehnert, Widar: Sachsens Volkssagen. Anhang Nr. 29). 74 Herrlein/Schober, 198f. 75 Menk, 155 ff. 76 Hebel 1912, lOff. Nr. 6 (Anm. Nr. 6, S. 372f.: Überlieferung der Sage durch Chronicon Hirsaugense, aus d. J. 1354, S. 227. Vgl. Bürgers Ballade „Der wilde Jäger".); Bechstein 1930, 81; Schwartz, 192f. Nr. 132. 77 Sieber, 171; Kühnau II, 447 f. Nr. 1047 (Nach Frenzel: Hist. eccl. Schonav. p. 15 msc. und Neues Laus. Mag. 1839, S. 227). 78 I Lyncker, 142f. 211, mündlich. II Ders., 143f. 212, mündlich. 79 Herrlein/Schober, 92f. (mitget. v. Josef Schluck). 80 Künzig, 4 Nr. 7 (v. W. G. Gaerttner: von Martini bis Lichtmeß. Die Heimat, Halbmonatsschrift aus dem Kraichgau I (1922), 18). 81 Größler, 39 Nr. 37, mündlich. 82 Zaunert, 218. 83 Hebel, 1908, 55 ( = Hebel 1912, 323 Nr. 251). 84 Hebel 1908, 55 f. 85 Eisel, 274f. Nr. 691. 86 Größler, 254f. Nr. 303. 87 Herrlein/Schober, 219 f. (nach Schöppner A.: Sagenbuch der Bayerischen Lande. München 1852, S. 276, Nr. 286); Herrlein, 138f. Nr. 8. 88 Herrlein/Schober, 35 f. 89 Schultze-Gallera, 168 Nr. 9. 90 Bechstein IV, 195ff. Nr. 27; Thüringen I, 232 (v. L. Storch); Wucke, 107f. 91 Pfister, 142 f. Nr. 23. 92 Lyncker, 154 Nr. 226, mündlich; Grimm: Deutsche Sagen. Berlin 1956 (nach 3. Aufl. 1891), 190f. Nr. 166 (aus Winkelmann: Hess. Chronik. S. 375, aus dem Munde alter Leute). 93 Größler, 50 f. Nr. 58, mündlich. 94 Wehrhan, 170f. Nr. 258. 95 Wolf, 142 f. Nr. 230, mündlich. 96 Schultze-Gallera, 281 f. Nr. 11. 97 Schönwerth, 167f. S. 24. 98 Hebel 1912, 35 f. Nr. 28; Schöppner, A.: Sagenbuch der Bayerischen Lande. München 1852/53.1, S. 316; Becker, A.: Die Pfalz und die Pfälzer. Leipzig 1858, S. 189; Lehmann, J. G . : Das Neustadter Tal. Frankenthal 1841, S. 84. 99 Herrlein, 56 f. Nr. 13; Herrlein/Schober, 35. 175
100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112
113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134
176
Wucke, 11. Heusinger, 4f. Eisel, 305 f. Nr. 771. Bechstein 1842, 212 Nr. 77; Quensel, 98f. Lyncker, 111 Nr. 169, mündlich. Kühnau 1,461 Nr. 490 („mitgeteilt von Primaner Faulhaber aus Reichenau bei Kamenz, der die Erzählung auf dem Kamenzer Gutshofe selbst vernahm".). Quensel, 70f. Peuckert, 269. Hebel 1912, 349f. Nr. 272 ( = Hebel 1908, 146f.), (mitgeteilt von Pfarrer K. Gerlach in Medard) ; Schneegans, W. : Geschichte des Nahetals nach Urkunden und Sagen. Kreuznach 18893, 89. Wolf, 25 Nr. 33. (Anm. : „Der Probst soll ein Herr von Reiffenberg gewesen sein"). Quensel, 89ff. Kühnau III, 431 f. Nr. 1802 (nach Grabinski, Ludwig: Die Sagen, der Aberglaube und abergläubische Sitten in Schlesien, Schweidnitz 1886). Bechstein 1858, 244f.; Sieber, 116f.; Pröhle, 250ff. Nr. 211; Quensel, 155ff. (v. Grafen Eisenberg und seinem Negerdiener erzählt); Priem, J . : Nürnberger Sagen u. Geschichten. Nürnberg 1870, 19 ff (Goldener Becher findet sich im Wandschrank, als der Diener hingerichtet worden ist.) Schwartz, 40f. Nr. 22. Pröhle, 2 Nr. 2. Kühnau I, 348f. Nr. 342; Schade: Sagen des Braunauer Ländchens. 1903, 3f.; Langer, E.: Das ösdiche Deutschböhmen. II, 1902, 117. Herrlein, 14f. Nr. 9. Größler, Nachlese I, 21 Nr. 55 (aus Schwenda 1834). Wucke, 46. Köhler 1886, 593 Nr. 784 (nach Ziehnert: Sachsens Volkssagen. Anhang Nr. 28). Sieber, 69 f. Köhler 1886,74f. Nr. 98 (nach Wenisch: Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirke. S. 91) Köhler 1886, 584f. Nr. 768 (nach der metr. Bearbeitung im Glückauf, 1. J g . S. 60). Bechstein 1858, 193f.; Köhler 1867, 643ff. Nr. 344 (nach Thuringia 1843, S. 136); Witzschel, 217; Eisel, 275 Nr. 692*; Quensel, 108 f. Thüringen IV, 63. Gräße I, 502f. Nr. 553 (Pröhle, 195). Köhler 1886, 138 Nr. 170 (Wenisch: Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirke. S. 84). Größler, 126f. Nr. 132, mündlich. Ders., 127f. Nr. 133, mündlich. Köhler 1867, 642f. I Kinderling 48, 249. II Ders. 48, 268. I Ders. 17, 138f. II Gräße I, 602 Nr. 645 (nach Sagen aus der Vorzeit des Harzes. S. 308). Ders. II, 379 Nr. 323 (nach Haupt, Karl: Sagenbuch der Lausitz. II 1863, S. 79). I. Heimatblätter 13, 10. II Köhler 1886,73 Nr. 97 (nach Ziehnert, Widar : Sachsens Volkssagen. Anhang, Nr. 18). Größler, 189ff. Nr. 217 (nach Thüringen II, 214f.); Peuckert, 31f.; Ders., 32; vgl. auch Grimm: Deutsche Sagen. Berlin 1956, S. 155f. Nr. 126 (Breslau).
135 Gfößler, Nachlese II, 6f. Nr. 20. 136 Quensel, 81 ff.; Bechstein III, 133f. 137 I Gfößler, 244 Nr. 294 (nach G. Hesekiel, Frau Schatz Regine I., S. 33.); Quensel, 89. II Gräße I, 380, Nr. 445. 138 Wolf, 138 Nr. 224, mündlich. 139 Sieber, 58f.; Köhler 1886, 521 Nr. 692 (nach Ziehnert, Widar: Sachsens Volkssagen. Anhang Nr. 134). 140 Kuhn/Schwartz, 140f. Nr. 166, mündlich. 141 Bechstein IV, 142 f. Nr. 23. 142 Quensel, 114f. 143 Bechstein 1858, 134f. 144 Quensel, 89. 145 Quensel, 118. 146 Schwartz, 148 ff. Nr. 98. 147 Wucke, 65 f. 148 Gräße I, 358 Nr. 417 (Thüringen IV, 123.) 149 Kinderling 41, 404f. 150 Wüstefeld I, 92f. 151 Hebell912,169f.Nr. 134;Schöppner,A.: Sagenbuch der Bayerischen Lande. 3 Bd. München 1852/53. III, S. 26; Becker, A.: Die Pfalz und die Pfälzer. Leipzig 1858, S. 543. 152 Hebel 1912, 171f. Nr. 135; Geissei, J . : Der Kaiserdom zu Speyer. II, S. 221; Lehmann, J. G.: Das Leininger Tal. Heidelberg 1832, S. 17; Blaul, Friedrich: Träume und Schäume vom Rhein, Kaiserslautern 19103, S. 249; Baader F. u. L. Moris: Die Sagen der Pfalz. Stuttgart 18442, S. 319; eine stark antibäuerlich entstellte Schilderung findet sich bei Gräße I, 427 Nr. 484 (nach Thüringen I, 152 u. v. Rohr: Merkwürdigkeiten des Oberharzes. S. 139). 153 Bechstein 1858, 276. 154 Ders. IV, 75 ff. Nr. 47, wegen langer antibäuerlicher Kommentare des Sammlers stark gekürzt. 155 Ders. 1842, 233ff. Nr. 98, gekürzt. 156 I Eisel, 371 Nr. 940. II Bechstein IV, 88 f. Nr. 58. 157 Bechstein 1842, 292f. Nr. 153; Raff, 78f.; Quensel 1929, 122. 149—157 Weitere Sagen mit stark entstellter, antibäuerlicher Aussage sowie Spottverse auf die geschlagenen Bauern enthalten folgende Quellen: Quensel, 120f., 122; Wucke, 83f., Raff, 102f. 158 I Köhler 1867, 506f. Nr. 88; Gräße, J. G. Th.: Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Nr. 560. II Kühnau II, 729 Nr. 1343 (nach Roch, Heinrich: Neue Laußnitz-, Böhm- und Schlesische Chronika, Leipzig 1687, S. 163f.); Der Oberschlesier 7 (1925) S. 180ff. 159 Peuckert, 148. 160 I Kühnau II, 722f. Nr. 1339,2 (nach Klose, Max: Führer durch die Sagen- und Märchenwelt des Riesengebirges. Schweidnitz 1887, S. 81 f.); Peuckert, 262; Heimatkalender, 83f.; vgl. auch: Gräße II, 1006f. Nr. 1238 u. Schönwerth III, 191ff. II Kühnau, 727 Nr. 1341, 3 (nach Vug, Oskar: Schlesische Heidenschanzen. 2 Bde, Grottkau 1890. II, S. 287f.) 161 Schönwerth II, 444. 12 Griepentrog, Volkssagen
177
162 Lyncker, 223 Nr. 305, mündlich; Grimm: Deutsche Sagen. Berlin 1956, S. 262, Nr. 261; Pf ister, 154. 163 Thüringen III, 198f.; Grimm: Deutsche Sagen. Berlin 1956, S. 277f. Nr. 283; Gräße I, 620f. Nr. 661. 164 Größler, 72f. Nr. 83 (nach Giebelhausen: Mansfeldsche Sagen. 105ff.; Sommer, Emil: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen. Halle 1846, S. 68f. Nr. 60 165 Schultze-Gallera, 246 Nr. 11. 166 Wucke, 11. 167 Köhler 1886, 392 Nr. 464 (nach Erzgebirgszeitung 1. Jg., S. 168). 168 Kinderling 17, 177. 169 Ders. 17, 223. 170 Kühnau II, 625 Nr. 1274 (nach Philo vom Walde (Johann Reinelt): Schlesien in Sage und Brauch. Berlin 1884, S. 61). 171 I Bechstein 1858, 205 Nr. 337. Grimm: Deutsche Sagen, Berlin, 1956. S. 127, Nr. 90; Witzschel, 208; Köhler 1867, 480 f. Nr. 58. II Kühnau I, 134f. Nr. 147 (nach Peter, Anton: Volkstümliches aus ÖsterreichSchlesien, II, Troppau 1867, S. 51); Grimm: Deutsche Sagen, Berlin 1956, S. 125f., Nr. 88; Gräße II, 183 Nr. 171. III Peuckert, 124. 172 Größler, 107ff. Nr. 119; Richter, Otto: Deutscher Sagenschatz, Bd. II, Glogau (1900), S. 147ff. 173 Gräße II, 160 Nr. 144; Menk, 171 f. 174 Kühnau III, 326 Nr. 1698, mündlich; Haupt, Karl: Sagenbuch der Lausitz, I 1862, S. 259 f. 175 Köhler 1867, 535f. Nr. 146; Gräße I, Nr. 580. 176 Peuckert, 163; vgl. auch Lyncker, 112 Nr. 171, mündlich. 177 Kühnau I, 452ff. Nr. 484, mündlich (nach August Knötel, Prov.-Blätter 1873, S. 75f., dem die Sage 1857 auf einer Wagenfahrt von einem „Veteranen von 1813 — 15" erzählt wurde); Peuckert, 37, vgl. auch Peuckert, 141. 178 Schönwerth III, 168. 179 Herrlein/Schober, 183. 180 Menk, 80ff.; Gräße II, 154f. Nr. 136. 181 Schultze-Gallera, 95 f. Nr. 67. 182 Wolf, 76 f. Nr. 117, mündlich. 183 Sieber, 308f. 184 Ders., 148. 185 Pfister, 90f. Nr. 10. 186 Kühnau III, 403f. Nr. 1775, ohne Ortsangabe (nach Gomolcke, Daniel: Große Teuerungen, Hunger- und Kummerjahre. Öls 1737, S. 34f.) 187 Größler, 155 f. Nr. 172 (nach Richter, Otto: Deutscher Sagenschatz, Glogau 1900, I, Nr. 41). 188 Kinderling 17, 201. 189 Herrlein, 38f. Nr. 5. 190 Rousseau, 220, mündlich. 191 Quensel, 299f. 192 Ders., 316ff.; Eisel, 222. 193 Wucke, 21; Czerny 1906, 79 Nr. 61. 194 Kinderling 17, 209. 178
195 I Schultze-Gallera, 38; Sommer, Emil: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen. Halle 1846, S. 74 f. I I Ders., 38. III Ders., 38; Sommer, Emil:. Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen. Halle 1846, S. 75. 198 Künzig, 15 Nr. 30. 199 Ders., 15 Nr. 31. 200 Bechstein 1858, 33 f. Nr. 220. 201 Kühnau III, 175f. Nr. 1551; Haupt, Karl: Sagenbuch der Lausitz. I, Leipzig 1862, S. 204f.; nach Lausitzer Monatsschriften 1793, I I 354 und Schön, Friedrich: Handschriftliche Sammlung Preußischer und Niederlausitzer Volkssagen. Um 1850, Nr. 9. 202 Schwartz, 181 f. Nr. 123. 203 Bechstein I V , 234ff. Nr. 46 (Mundart); Quensel, 316f. 204 Künzig, 13f. Nr. 26 (L. Sütterlin: Sagen und Erzählungen aus Baden. Alemannia 24, 5). 205 Quensel, 142. 206 Bechstein I, 149f. Nr. 7; Peuckert, Will-Erich: Deutsche Sagen. Bd. II, Berlin (W.) 1962, 149 f. Nr. 266; Schöppner, A . : Sagenbuch der Bayerischen Lande. München 1852/53. Bd. II, 550f.; vgl. auch Wucke, 22f. 207 Peuckert, 173. 208 Ders., 146. 209 Neuhaus, 59; Kühnau I, 144 Nr. 155. 210 Herrlein/Schober, 174. 211 Bindewald, 224ff. 212 G r ä ß e l , 121 f. Nr. 125. 213 Eisel, 288 f. Nr. 723. 214 Quensel, 132f. 215 Weidmann, 98 ff. 216 Heusinger, 48 ff. 217 Künzig, 106 Nr. 283 (A. Buchen durch Lehrer E . Baader). 218 Künzig, 106f. Nr. 284 (A. Buchen durch Lehrer E . Baader). 219 Zaunert, II 95f. 220 Heimatblätter 11, 3. 221 Dies. 11, 3. 222 Dies. 11, 3f. 223 Dies. 11, 4. 224 Dies. 11, 4. 225 Schwär, 87f. (Erzähler: Frau Israel, aus Schönbach). 226 Ders., 90 (Erzähler: Umsiedlerin aus Großschönau). 227 Ders., 94 (Erzähler: Frau L., aus Neugersdorf). 228 Ders., 95f. (Erzähler: Alwin Paul, aus Schönbach, 78 Jahre, Zimmermann). 229 Ders., 97 (Erzähler: Die greise Frau Gocht in Neugersdorf). 230 Ders., 97 (Erzähler: Ernestine Paul, aus Schönbach, 75 Jahre.) 231 Wüstefeld II, 101. 232 Wehrhan, 115 Nr. 172. 233 Reichardt, 90 ff. Nr. 12, gekürzt. 234 Bindewald, 217f. 235 Hebel 1905, 125ff.; Zink, Paul: Leipzigs Sagen im Spiegel seiner Geschichte. Leipzig 1924. S. 133; Köhler 1886, 279f. Nr. 338. 12*
179
236 237 238 239 240
Bechstein IV, 68f. Nr. 42. Wolf, 75 Nr. 115, mündlich. Sieber, 102. Peuckert, 62. Kühnau I, 353f. Nr. 347, 1; Langer, Eduard: Das östliche Deutschböhmen. II. Band 1902, S. 220f., Nr. 23. 241 Ders., 37. Ders., 38; Vgl. auch Waldheimat III (1931) Nr. 12, S. 189f. (v. Maria Waldeck). 242 Neuhaus, 56 f. 243 Heimatkalender, 117 f. Nr. 4. 244 Kühnau I, 122f. Nr. 134 (nach Fritz, G.: Denkwürdigkeiten, Erzählungen und Sagen von Großglogau und Umgegend. Glogau 1861, S. 43). 245 Ders. II, 617 Nr. 1265, mündlich; Haupt, Karl: Sagenbuch der Lausitz. I, Leipzig 1862, S. 99f.; Schön, Friedrich: handschriftliche Sammlung Preußischer und Niederlausitzer Volkssagen. Um 1850. Nr. 64. 246 Ders. I, 610 Nr. 645 (nach Mitteilung von Pradel 1909). 247 Ders. I, 458f. Nr. 486 (nach Karl Knauthe in „Am Urquell", Bd. III, 1892, S. 279f.). 248 Kühnau I, 363 Nr. 357, mitget. von Joseph Khun, Schulleiter; Langer, Eduard: Das östliche Deutschböhmen. IV. Bd. 1904, S. 102f. 249 Ders. I, 484f. Nr. 513, mitgeteilt von Lehrer Erwin Botha aus Zöllnei; Langer, E.: Das östliche Deutschböhmen. VI 1906, S. 179f. 250 Ders. I, 342 Nr. 335 (nach J. Wahner in Oberschlesische Heimat II, 1906, S. 111). 251 Ders. II, 639f. Nr. 1284, 3, mitgeteilt von Frau Heimann in Patschkau. 252 Ders. II, 735f. Nr. 1343, 4 (nach Stäsche, T.: Schlesische Sagen. Mitt. der Schles. Ges. f. Volkskunde, Bd. V, H. 9, 1902, S. 6). 253 Ders. II, 734f. Nr. 1343 (nach August Knötel, dem die Sage 1857 bei einer Reise von einem Veteranen von 1813 — 15 mitgeteilt wurde); Knötel, August: Schlesische Provinzblätter 1873, S. 74. 254 Bechstein 1930, 432 Nr. 644; Kühnau II, 731f. Nr. 1343; Prätorius, Joh.: Daemonologia Rubinzalii Silesii. Leipzig 1662.1, 8. 255 Peuckert, 146. 256 Kühnau II, 590f. Nr. 1241. 257 Czerny 1906, 112 Nr. 87. 258 Kühnau I, 364f. Nr. 358 (nach Eduard Allinger in Mitt. d. Nordböhmischen Exkursions Clubs, XXII. Jg., S. 148); Langer, Eduard: Das östliche Deutschböhmen. Bd. III 1903, S. 230f. II Ders. 1,351 f. Nr. 345 (nach Emilie Wimmer in Mitt. d. Nordböhmischen ExkursionsClubs XV. Jg., S. 320); Langer, Eduard: Das nordöstliche Deutschböhmen. III. Bd. 1903, S. 228f. III Ders. I, 349f. Nr. 343; Langer, Eduard: Das östliche Deutschböhmen. Bd. II 1902, S. 26f. 259 Ders. 1,350f. Nr. 344; Langer, Eduard: Das östliche Deutschböhmen. Bd. II 1902, S. 27. 260 Ders. 1,138 Nr. 151. 261 Peuckert, 82. 262 I Czerny 1905, 64ff. Nr. 39. II Ders. 1906, 85 f. Nr. 68. 263 Czerny 1905, 256f. Nr. 162.
180
Register
ORTE
Die Zahlen beziehen sich auf die Nummern der Texte; nach dem Stichwort (Ort, Landschaft, Land) folgt die Bezeichnung des jeweiligen geographischen bzw.j politischen Territoriums, wie sie am Ende des 19. Jahrhunderts üblich war; die geographischen oder politischen Territorien Deutschlands um 1900 stehen als Stichworte ohne nähere Erläuterung, ebenso alle Hauptstädte; die Bezeichnung „Rheinland" umfaßt die Gebiete am Mittellauf des Rheins; die Klammer hinter dem Stichwort enthält entweder die vom Originaltext abweichende, heute verbindliche Schreibung des Ortes oder Erklärungen zum Stichwort, wie „Landschaft", „Gebirge" usw.; Orte, die in keinem geographischen Verzeichnis feststellbar waren, sind mit Fragezeichen (?) versehen. Aachen, Niederrhein 9 Abertham (Abertam), Sachsen 126 Ährental (?), Schlesien 261 Allendorf, Hessen 50 Altdorf, Rheinland 83 Altenstein, Thüringen 90 Amerika 254 Andernach, Rheinland 56 Andreasberg, Prov. Sachsen 124 Arnstadt, Thüringen 136 Asbach, Thüringen 47 Aschaffenburg, Unterfranken 116 Auerswalde, Sachsen 133 I I Auwalienburg (?), Thüringen 69 Bachgau (Landschaft), Franken 79 Baruth, Mark Brandenburg 212 Bautsch, Schlesien 33 Bautzen, Sachsen 227, 230 Bayern 214 Bechlin, Mark Brandenburg 42 Berlin 12 Bernburg, Prov. Sachsen 44 X3
Griepentrog, Volkssagen
Berneck, Oberfranken 53 Bernkastel, Rheinland 75 Bernstadt, Sachsen 77 Bettingen, Rheinland 87 Bingen, Rheinland 8 Birkenfeld-Neubrücke, Rheinland 41 Biskupitz, Mähren 257 Bistrau, Mähren 263 Blankenheim, Prov. Sachsen 81 Bockenheim, Rheinland 152 Brachwitz, Prov. Sachsen 39 Brandenburg, Mark Brandenburg 113 Braunau, Böhmen 115 Braunschweig, Braunschweig 10,110, 1301 Breitenau, Mittelfranken 217 Breslau, Schlesien 21, 111, 1601 Burgliebenau, Prov. Sachsen 86 Bütthart, Unterfranken 204 Buttstädt, Thüringen 23 Chemnitz, Sachsen 1 3 3 1 Clodra, Sachsen 102
181
Coburg, Oberfranken 103 Collenbey (Collenbei), Prov. Sachsen Dankmarshausen, Hessen 101 Dirsdorf, Schlesien 243 Döllnitz, Prov. Sachsen 96 Dörfles, Mähren 257 Dötteldorf (Dottendorf?), Rheinland Dreißigacker, Oberfranken 157 Drossen, Mark Brandenburg 31 Duderstadt, Thüringen 231 Ebersgrün, Thüringen 143 Eger, Böhmen 53 Eichel, Rheinland 87 Eichenbühl, Unterfranken 217 Eigenscher Kreis (Landschaft), Sachsen Eisenach, Thüringen 7, 142, 205 Eisenhausen, Hessen 94 Eisleben, Prov. Sachsen 93 Eiterfeld, Hessen 58 Endschütz, Thüringen 205 Erfurt, Thüringen 14, 46, 191 Eschwege, Hessen 10 Ettmarshausen, Thüringen 141
96
52
77
Finne (Landschaft), Thüringen 43 Forchheim, Sachsen 223 Frankenhausen, Thüringen 135,154,156 II Frankfurt a. M., Hessen 206 Fraureuth, Thüringen 59 Freiberg, Sachsen 139 Friedersdorf, Sachsen 61 Frohnau, Sachsen 119 Fulda, Hessen 101 Gangloff (Sankt), Sachsen 63 Gatterstädt, Prov. Sachsen 19 Gelnhaar, Hessen 237 Gersdorf, Sachsen 227 Gerstungen, Thüringen 2, 216 Gießen, Hessen 22 Gillenbeuren, Rheinland 52 Glatz, Schlesien 207 Glößa (Glösa?), Sachsen 133 II Gochsheim, Rheinland 80 Goldene Aue (Landschaft), Prov. SachsenThüringen 43 182
Görlitz, Schlesien 132, 174 Gotha, Thüringen 206 Grafenort, Schlesien 260 Greiz, Thüringen 59, 192, 215 Griebelschied(?), Rheinland 219 Großensee, Thüringen 216 Groß-Krosse (Krossen?), Schlesien Großkundorf, Thüringen 205 Grulich, Böhmen 249 Grumbach, Thüringen 203 Güls, Rheinland 56 Gutenberg, Prov. Sachsen 89
107
Haft, Unterfranken 198 Hahnenbach, Rheinland 219 Hakel (Landschaft), Prov. Sachsen 30 Halberstadt, Prov. Sachsen 20, 117, 1311, II, 163 Halle, Prov. Sachsen 96, 149, 181, 194, 195 I, II Harle, Hessen 185 Harzgerode, Prov. Sachsen 93 Heidingsfeld, Unterfranken 27 Hersfeld, Hessen 11 Hessen 16 Hettstedt, Prov. Sachsen 25, 127 Hildburghausen, Thüringen 200 Hochkirch, Schlesien 244 Hof, Schlesien 33 Höfen, Böhmen 248 Homberg, Hessen 104, 209 Hönebach, Hessen 71 Hünfeld, Hessen 58 Jauernig, Schlesien 251 Jena, Thüringen 214 Joachimstal, Sachsen 184 Johnsdorf, Sachsen 238 Judenbach, Thüringen 214 Jülich, Niederrhein 9 Jungferndorf, Schlesien 107 Kamenz, Sachsen 105 Kirchheim, Hessen 242 Kirn, Rheinland 219 Klein-Glogau, Schlesien 158 II Kobern, Rheinland 52 Koblenz, Rheinland 4, 52
Kochheim (Kochern?), Rheinland 52 Köln, Rheinland 4, 5, 6, 190 Königshofen, Unterfranken 155 Königslutter, Prov. Sachsen 114, 140 Kornitz, Mähren 257 Koslitz, Schlesien 35 Kostenthal, Schlesien 250 Krenzlin, Mark Brandenburg 42 Kunzendorf, Schlesien 256 Kustrena (?), Prov. Sachsen 44 Kyritz, Mark Brandenburg 15 Lämberg, Böhmen 238 Landau, Rheinland 84 Landeck, Schlesien 256 Langenbielau, Schlesien 177 Langenprozelten, Unterfranken 179 Laubetha (Laubenthal?), Böhmen 38 Laudon, Böhmen 262 II Lauf, Mittelfranken 198 Lauter, Hessen 234 Lautern (Kaiserslautem), Rheinland 28 Lawalde, Sachsen 225 Leipzig 43, 110, 1301 Lengefeld, Sachsen 223 Lettewitz, Prov. Sachsen 195 III Löderburg, Prov. Sachsen 149 Lohr, Franken 210 Longcamp, Rheinland 75 Lüben, Schlesien 35 Magdeburg, Prov. Sachsen 130 I, II, 131 I, 142, 149, 188 Magdeburg-Neustadt, Prov. Sachsen 130 II Mainz, Rheinhessen 1, 4, 215 Marienberg, Sachsen 223 Mark Brandenburg 2, 31 Marklissa, Schlesien 201 Maßfeld, Franken 157 Mecklenburg 15 Merseburg, Prov. Sachsen 112 Metzels, Thüringen 100 Mlitsch, Schlesien 35 Mohrin, Mark Brandenburg 202 Moletein, Mähren 262 I Morl, Prov. Sachsen 29 Moselweiß, Rheinland 52, 116 Mückenloch, Rheinland 67 Müden, Rheinland 180 13*
Mühlhausen, Thüringen 3, 16, 145 Münden, Hannover 14 Naila, Oberfranken 129 Naumburg, Prov. Sachsen 110,1371, II, 144 Neuendorf, Sachsen 60 Neugersdorf, Sachsen 229 Neuhaus, Thüringen 214 Neuruppin, Mark Brandenburg 12, 146 Neustadt, Hessen 1 Neustadt, Rheinland 98 Niederauerbach, Rheinland 64 Niederschmalkalden, Thüringen 193 Niederweier (Niederweiler?), Rheinland 62 Niesenbach (?), Rheinland 235 Nimptsch, Schlesien 247 Nixdorf, Böhmen 40 Nordhausen, Thüringen 43, 148 Nürnberg, Mittelfranken 110 Nußdorf, Rheinland 152 Oberbethlehemsdorf(?), Hessen 50 Oppenheim, Rheinhessen 138 Orb, Unterfranken 74 Osterhausen, Prov. Sachsen 156 II Peters Waldau, Schlesien 170 Pflaumheim, Unterfranken 79 Platten, Sachsen 121 Potsdam, Mark Brandenburg 212 Quedlinburg, Prov. Sachsen 93 Querfurt, Prov. Sachsen 19 Raboldshausen, Hessen 70 Reichenau, Böhmen 240 Reichenbach, Schlesien 176, 177 Reichenberg, Böhmen 261 Reichenstein, Schlesien 105 Reinhardsbrunn, Thüringen 106 Reitzenhain, Sachsen 224 Rheingau (Landschaft), Rheinland 49 Rheinsberg, Mark Brandenburg 13 Rokitnitz, Böhmen 258 I, II, III Rothenschirmbach, Prov. Sachsen 156 II Rotterode, Thüringen 47 Rudelsdorf, Schlesien 2621 Ruhla, Thüringen 147 Rumburg, Böhmen 226 Ruppersdorf, Schlesien 160 II 183
Ruppertshütten, Unterfranken 179 Ruppertsweiler, Rheinland 55 Ruppin, Mark Brandenburg 42 Saaleck, Prov. Sachsen 110 Saalfeld, Thüringen 1711, 214 Saarbrücken, Rheinland 18, 45 Salza, Prov. Sachsen 54 Salzungen, Thüringen 51 Sangerhausen, Prov. Sachsen 187 St. Ingbert, Rheinland 45 Schlettau, Sachsen 73 Schlettenbach, Rheinland 68 Schleusingen, Thüringen 200 Schmerlenbach, Unterfranken 99 Schmidburg(P), Rheinland 219 Schneeberg, Sachsen 120 Schobesdorf (Schoppesfelde) (?), Prov. Sachsen 81 Schochwitz, Prov. Sachsen 164 Schönau, Sachsen 77 Schönau, Thüringen 206 Schönbach, Sachsen 225 Schönbrunn, Mähren 263 Schwarzwasser, Böhmen 240 Schwarzwasser, Schlesien 171 III Schweina, Thüringen 203 Schweinheim, Unterfranken 189, 196, 197 Schweiz 1 Schwenda, Prov. Sachsen 117 Seega, Thüringen 236 Seifhennersdorf, Sachsen 229 Seligenthal, Thüringen 118 Silberberg, Schlesien 253 Sonneberg, Thüringen 214 Sonnschied(P), Rheinland 219 Soon-Wald (Gebirge), Rheinland 49 Steigertal, Prov. Sachsen 134 Steinbach, Thüringen 147, 203 Steinbach-Hallenberg, Thüringen 47 Stolberg, Prov. Sachsen 125, 134 Stollberg, Sachsen 222 Strausberg, Prov. Sachsen 20 Sulzfeld, Unterfranken 157 Tambach, Thüringen 47 Tauberbischofsheim, Unterfranken Tautenhain, Sachsen 63, 85 Thale, Prov. Sachsen 169 184
199
Thanndorf, Schlesien 2411 Tiefenbach, Rheinland 97 Tiefhartmannsdorf, Schlesien Trachenberg, Schlesien 21
159
Udersleben, Prov. Sachsen 135 Ungarn 1 Unterbethlehemsdorf(?), Hessen
50
Vogtland (Landschaft), Sachsen 158 I Voigtsberg, Sachsen 66 Völkershausen, Unterfranken 11 Wadern, Rheinland 82 Waldesch, Rheinland 52 Wallbach, Thüringen 65 Walldürn, Unterfranken 218 Walmeroth (Wallmenroth), Rheinland 52 Waltersdorf, Sachsen 183 Wasungen, Thüringen 193 Wegeleben, Prov. Sachsen 168 Wehrda, Hessen 92 Weida, Thüringen 156 I, 213 Weidenau, Schlesien 171 II Weimar, Thüringen 153 Weißenburg, Rheinland 68 Welkershausen, Thüringen 65, 100, 166 Werdau, Sachsen 17 Wernigerode, Prov. Sachsen 163 Wertheim, Unterfranken 87, 218 Wettin, Prov. Sachsen 195 III Wetzlar, Hessen 58 Widershausen (Widdershausen ?), Hessen 101 Wien 18,263 Wildbach, Sachsen 36 Wilhelmsdorf, Thüringen 123 Willingshain, Hessen 209 Wittenberg, Sachsen-Anhalt 142 Wittlich, Rheinland 52 Wölfelsdorf, Schlesien 2411 Wolkenstein, Sachsen 223 Worms, Rheinhessen 147 Wunsiedel, Oberfranken 53 Würzburg, Unterfranken 27, 155, 204 Zavorzitz (?), Schlesien 255 Zschopau, Sachsen 223 Zschorda (Zschorna?), Sachsen Zweibrücken, Rheinland 64 Zwickau, Sachsen 17
102
PERSONEN
Aachen, Pfalzgraf Heinrich von 56 Abt von Kloster Bildhausen, Der 155 Administrator von Magdeburg, Der 194 Albrecht, Herzog 120 Albrecht, Landgraf von Thüringen 7 Albrecht, Kardinal zu Magdeburg 149 Aisleben, Kämmerer von Halberstadt 131 II Altdorf, Edelfräulein von 83 Altenstein, Ritter von 147 Althan, Graf 241 I Anna, Gutswirtschafterin des Klosters Kamenz 105 Barbarossa, Kaiser Friedrich I. 57 Basler, Schloßherr zu Platten 121 Bassewitz, Kurt von, Ritter 15 Barschau, Gräfin von 244 Bauer, Veit, Bergmann aus Andreasberg 124 Baumbach, Gutsbesitzerfamilie in Kirchheim 242 Beilstein, Ritter von 28 Bele, Hans von der 256 Berbach, Grafen von 79 Berbisdorf, Die Edelfrau von 110 Bernhard, Dietrich (auch „Blauhütel" genannt) 77 Bernstein, Pastor zu Gutenberg 89 Berthold, Abt von Völkershausen 11 Bertram, Zinsherr in Halberstadt 131 II Biesenrodt von Rodenstein, Ritter 50 Bischof von Halberstadt, Der 117 Bonifatius, Benediktinermönch aus England (675—754), Missionar in Friesland, Hessen, Thüringen 50 Boos, Heinrich der Ältere, Ritter zu Koblenz 4 Boos, Konrad, Ritter zu Koblenz 4 Böse, Hüttenmeister der Saigerhütte bei Hettstedt 127 Brandenburg, Der Graf von, 2 Braunschweig, Otto von, Herzog 10 Buchenau, Frau von 58
Bückler, Johannes (Schinderhannes) 218, 219 Buttlar, Asmus von 14 Cranach, Lucas
217,
148
Dacheröden, Familie in Erfurt 191 Dagstuhl, Burggraf von 82 Dankmar, Abt von Fulda 101 Demiin (Damlin), Graf 251 Dießner, Familie aus Schönbach 228 Dörnberg, Hans von, Hofmeister von Hessen 1 Edel, Bauer 182 Eitel, Verwalter auf dem Neuhof 196 Else, Fronarbeiterin auf Burg Arnstein 172 Engelbert, Bischof von Köln 5 Erzbischof von Magdeburg, Der 1311 Eva, Gräfin von Alt- und Neuleiningen 152 Faber, Bürgermeister zu Zwickau 17 Falkenburg, Hans von 54 Fellmann, Schmiedemeister in Silberberg 253 Fink, Raubgeselle des Apel von Vitztum 34 Fratz, Herr von, Ritter 42 Frehn (Wrede), Fürst 67 Friedrich Wilhelm I., König von Preußen 212 Garnier, Frau von 246 Gellhorn, Graf von Peterswaldau 170 Gemmingen, Uriel von, Erzbischof von Mainz 116 Giebichenstein, Der Amtmann von 194 Gochsheim, Schloßjungfrau von 80 Gottlieb, Sohn des Weberfriedel, Weber aus dem Riesengebirge 233 Gryn, Hermann, Bürgermeister von Köln 5 Hallenberg, Die Grafen von 47 Hans, Bruder des Langen Mathies aus Halberstadt 131 II Haune, Simon von, Ritter 11 Heckbereiter, Heger im Adlergebirge 240 185
Heide, Gericke von der Schuster aus Magdeburg 130 II Heinrich, Erzbischof von Koblenz 4 Heinrich, Markgraf (Heinrich Raspe, Landgraf von Thüringen?) 7 Heinrich Julius, Herzog von Braunschweig 169 Hilten, Johannes, Barfüßermönch aus Eisenach 142 Holtegel, Johann, Abt von Walkenried 148 Hoyer, Graf von Arnstein 37 Hoyin, Johann von, Bischof von Halberstadt 131 II Johannes I., Bischof von Naumburg 110 Johann Georg I., Herzog (Kurfürst von Sachsen?) 17 Jonas, Justus, Bürger von Nordhausen 148 Josef, Kaiser von Österreich 238 Jülich, Wilhelm von, Graf 9 Karraseck, Johannes 225, 226, 227, 228, 229, 230 Karl, Graf auf dem Hausberge 93 Karl V., Kaiser 148 Kauffungen, Konrad von, Ritter auf der Isenburg 36 Kerb, Oberamtmann 259 Kilian, Bauer in Neuendorf 60 Klaus, Advokat aus Erfurt 191 Kollowrat-Krakowsky, Wilhelm von 263 Konstantin, Kaiser 173 Kornpforte, Hermann von der, Stadtgraf von Köln 6 Kracht, Henning von 149 Kratzbeer, Bürgermeister zu Zwickau 17 Kratzer, Oberförster zu Langenbielau 177 Kunibert, Einsiedler im Kloster Engelport 180
Kuno, Kurverwalter im Schloß zu Bingen 8 Leuchtenberg, Landgraf von 161 Liechtenstein, Fürst von 262 Limpert, Bote des Grafen von Brandenburg 2 Lohbeck, Bürgermeister von Halberstadt 131 II Luther, Martin Dr. 144, 145, 147, 148 Lutter, Johann, Ritter, Vogt des Dorfes Waldesch 52 186
Macht, Faktor der Saigerhütte bei Hettstedt 128 Madel, Edelfrau von 110 Magdalene, Fronarbeiterin auf Burg Arnstein 172 Mainz, Der Kurfürst von, 1 Mansfeld, Der Graf von, 156 II Marschall von Magdeburg, Der 149 Martell, Johann, Stadtschreiber von Königshofen 155 Mathias (der Lange Mathies), Krämer aus Halberstadt 1311, II Meienburg, Michael, Bürgermeister von Nordhausen 148 Molmeck (oder Molmiß), Jakob, Kornhändler zu Hettstedt 25 Moosburg, Die Ritter von der 47 Moritz, Landgraf (von Hessen) 162 Moritz, (auch „Schellenmoritz" genannt) 195 I, II, III Münzer, Thomas 154 Napoleon
239
Otto, Bischof von Würzburg
100
Peinlein, Knecht aus Königshofen 155 Pessel, Gobelin von, Ritter zu Koblenz 4 Pflug, Julius von, Bischof von Naumburg 144 Pfuhle, Graf von 44 Platz, Inspektor von Ahrental 261 Plötzkau, Graf von 44 Prittwitz-Gaffron, Frau von 247 Pürstein, Burgfrau von 72 Querstedt, Zinsherr in Halberstadt
131 II
Rehebold, Bürgermeister zu Zwickau 17 Rehhans, Bauer aus Thanndorf 2411, II Reinhard, Graf 78 Reinicke, Bürgermeister von Halberstadt 131 II Reinstein, Graf von 131 II Rieders, Amtmann von Liechtenstein 262 I Rieders, Franz Johann, Amtmann im Schlosse zu Landskron 262 II
Ringelstein, Herr von 90 Ringelstein, Ritter von 51 Rode, Matthias, Adliger aus Magdeburg 149 Rudolf, Kaiser (von Habsburg ?) 41, 43, 49 Ruppberg, Graf von 47 Ruppert, Ritter 55 Ruppin, Graf von 42 Sagan, Herzog Hans von 31 Schenk, Oberamtmann 259 Schnabel, Ritter von 35 Schomacher, Nie., Küster zu Löderburg 149 Schulenburg, Fritz von der 188 Schwarzwasser, Die Schloßfrau von 171 II Seidelmann, Beamter aus Chemnitz 133 I, II Sponhein, Walram Graf von 76 Stergenbeck, Landrichter aus Gera 192 Stern, Frau aus Homburg 209 Storch, Raubgeselle des Apel von Vitztum 34 Strasser, Bürgermeister zu Trachenberg 21 Streitberg, Ritter von 53 Stülpner, Karl 220, 221, 222, 223, 224 Theler, Konrad von 120 Thüngen, Konrad von, Fürstbischof 155 Tratt (Trapp), Hans von, Hofmarschall des Pfalzgrafen Philipp 68 Trotha, Thilo von, Bischof von Merseburg 112 Tunkel von Hohenstadt, Georg 255 Tzessel von Schwenz, Christian 160
Ursula, Frau des Grafen Hoyer, Burgfrau auf Arnstein 37, 172 Vitztum, Apel von 34 Vogts-Winkler (auch „Voigts-Winkler" genannt), Familie aus Schönbach 228 Waldau, Frau von 245 Waldeck, Ritter auf Sooneck 49 Wallenburg, Ritter von der 69 Wallenstein, Ritter von 70 Weberfriedel (Gottfried?), Weber aus dem Riesengebirge 233 Weishaupt, Drescher aus Seega 236 Weißen, Gumbrecht von, (auch „von der Mühlengasse" oder „vom Turm" genannt), Patrizier aus Köln 6 Weißenstein, Ritter von 91 Weißgerber, Friedrich, Raub- und Jagdgenosse des Johann Lutter 52 Wettenburg, Gräfin von der 87 Wildenstein, Ritter von 33 Wilde Sau, Die, Schäferknecht aus Großenhain 216 Wildungen, Jordan von, Ritter zu Koblenz 4 Wolfhart (Volkmar), Laienbruder im Kloster Reinhardsbrunn 106 Wynant, Ritter 45 Zedlitz, Herr von 159 Zeisig, Raubgeselle des Apel von Vitztum 34
187
S T I C H W O R T E - M O T I V E - THEMEN
Abgaben der Bauern: Unerträgliche Lasten an Ritter 56 — Zins zur bestimmten Stunde zahlen 67 — letzte Kuh genommen 84, 216 — Zins und Zehnt 91 — Abt treibt Zehnten ein 101; 108 — Weinzehnt 108 — Pachtzins des Schäfers 164 — Fuhrleistungen durch Geldzins abgelöst 259 — Der Städter: Fleischtaxe 2 — Stadt verpfändet Zehnten 188 — Stadt zahlt Abgaben als Strafe für Aufstand 130 II; 131 II — Strafe für Teilnahme am Bauernkrieg 155 Ablieferungstermin für Zins 67 Abt: überfällt Stadt, verwüstet Ländereien, tötet Bürger 11 — führt liederlichen Lebenswandel 100 — treibt Zehnten streng ein 101 — unbeliebtem A. wird nicht geholfen 101 — will Geld von Waisenkindern an sich bringen 103 — verbietet Almosengeben 106 — drückt hörige Bauern mit Abgaben 108 — verpraßt Unterhaltsgelder der Klosterbrüder 148 Äbtissin: behandelt Untergebene hart 98 — läßt Holzleser einsperren 99 — läßt Bettler mit Hunden hetzen 99; 104 Adler mit Kappe auf dem Kopf 12 Adliger: erschlägt Bürger 6 — raubt Vieh der Stadt 14 — raubt Bauern Vieh 149 — überfällt Küsterei u. plündert 149 — plagt Untertanen 159 — verurteilt Untertanen geringer Vergehen wegen zum Galgen 160 II — erpreßt Geld von armen Bauern 165 — läßt brennenden Speck auf Rücken eines Bauern träufeln 165 — erdrosselt Schäfer 166 Advokat: ist wucherischer, ungerechter Mensch 191 — hat Reichtum und Prozeßerfolge durch Hilfe des Teufels 191 Amtmann: bedrückt Bauern hart 257 — fordert eigenmächtig Herrendienste 194 — läßt Robotbauern bei Unpünktlichkeit verprügeln 258 II; 2621; am Feiertag arbeiten 258 II — einmauern 2621; 262 II — peinigt Untertanen 258 III; mit Reitpeitsche 258 III — löst Fuhrleistungen durch Geldabgaben ab 259 Amtmannsfrau: ist geizig u. hartherzig gegen Arme 210 — gibt Speisereste Schweinen statt Bettlern 210 Angstmann: Name für harten Amtmann 194 Arbeiter quittieren Dienst 234 Arme: zwingen reichen Kornhändler zur Herausgabe von Vorräten 25 — verfluchen hartherzige Schloßjungfrau 80 — singen Spottlieder auf reiche Bäuerin 119 — werfen reicher Bäuerin die Fenster ein 119 — müssen Gebirgsstraße ohne Lohn bauen 240 — bekommen nur einmal wöchentlich zu essen 240 Arme Frau verflucht geiziges Edelfräulein 83 Armesünderstraße 240 Aufseher, jähzorniger, bekommt Schellen angehängt 195 III Aufstände: 4; 8; 91; 93; 1301, 130 II; 1311; 131 II; 132;j 150; 151; 152; 153; 154; 155; 1561; 156 II; 157; 2621; 263 Bäcker: mischt Sand unter Mehl 197 — bereichert sich während Hungersnot 205 Bannung: ruheloser Toter 21; 26; 82; 105; 133 I; 192; 200; 203; 204; 209 Bauer: verflucht Edelfrau 58 — setzt sich gegen Edelmann zur Wehr 60 — verteidigt Recht der Gemeinde 70 — hilft edlem Räuber 224 — bekommt unerfüllbare Aufgabe 158 I; 188
158 II; 160II — wird vonAdligen erpreßt und gequält 165; vonRaubritter ermordet 32 — geiziger B. zwingt Magd zur Feiertagsarbeit 96; eignet sich Geld der Magd an 235; wird bestraft 95 — wird von Raubritter ermordet 32 Bäuerin: arme B. verflucht Ritter und dessen Sohn 74 — wird als Gewerkin reich u. verschwenderisch 119 — geizige B. gibt Hütejungen zu wenig zu essen 183; treibt Wucher 185 Bauern: müssen Robotdienste leisten 238; 239; statt dessen Geldabgaben erbringen 259 — Stadtmauer errichten 50 — fliehen vor Edelleuten in die Stadt 50 — werden hingerichtet 157; unter Linde eingegraben 156 II — verfluchen Amtmann zum Umgehen 259 — beklagen sich über grausame Unterdrückung 56; 77; 149 — kämpfen um Einhaltung verbriefter Rechte 57 — lassen Vogt über Stecken springen 57 — verhindern Bau einer Zwingburg 94 — verweigern Herrn Waffenschutz 90 — werfen Abt in Weinfaß 108 — erstürmen Klöster 108; Schloß mit List 91 — laden Raubritter zum Schwerttanz ein 92 — hängen unredlichen Gemeindevorstand auf 59 II — versenken Haus des Edelmannes 84 — zertrümmern Schloß 91 — töten Fronherrn 91; Raubritter 92 Bauernknabe wird gerichtet 72 Bauernkrieg: Druck der Fürsten als Ursache des B.s 155 — Bauern erobern Schloß mit List 150; 151; plündern und verbrennen Schloß 151; danken freundlicher Gräfin 152; werden von Fürstenheer erschlagen 154; 156 II; werden hingerichtet 154; 1561 — Vorzeichen für blutiges Ende des B.s 153 — letzte Schlacht des B.s 154 — Thomas Münzer wird gefangen 154 — Bischof läßt Anführer des B.s hinrichten 155; 157 — bei Hinrichtung darf nicht geläutet u. gesungen werden 1561 Bauernmädchen muß gefundenen Schatz mit Herzog und Äbtissin teilen 169 Bauherr: erschlägt rastende Arbeiter 1951 — wütet gegen Arbeiter 195 II — ermordet seine bei Arbeitern beliebte Schwester 195 II Baumeister: neidischer B. stößt Gesellen 136, Lehrjungen vom Kirchturm 1371; 137 II; Gesellen vom Gerüst 138 — wettet, wer das schönste Kirchenfenster baut 138; wer die schönste Kanzel baut 139 — sticht Lehrjungen Augen aus 140 — setzt Namen unter Arbeit 141 Beamtenfrau: Teufelsbündnerin 237 — gibt Dienstboten vom Teufel gebrachtes Essen 237 Beamter: behandelt Untergebene hart 133 I — begeht Grausamkeiten 133 I ; 133 II Bedingungen: unter denen Stadt ihre Freiheit zurückkaufen kann 1 — zur Rettung der Stadt vor gräflicher Fehde 2 — für Erlösung ruheloser Toter 81; 173; 255 — für Wiederaufnahme des Hüttenbetriebes 125 — für Schatzhebung 48 Berg für drei Stücke Kuchen verkauft 205 Berggeist: zeigt Bergknappen reiche Silberader 122 — schützt vor Arbeitslosigkeit 126 Bergherr: reicher B. lebt in verschwenderischer Pracht 121 — läßt Pferd mit silbernen Hufeisen beschlagen 121 — bedrückt Arme 121 Bergleute legen gemeinsam Grube an 118 Bergmann wird von Steiger getötet 123 Besitzer von Hammerschmiede zwingt Arbeiter zur Feiertagsarbeit 129 Bettler: verflucht geizige Schloßherrin 81; Kloster 107; reiche Bürgersfrau 187 Betzekammer: Gefängnis für ungehorsame Leibeigene 64 Bischof: führt ausschweifendes Leben 110 — bedrückt Untertanen hart 110 — verweigert Hungernden Hilfe 111 — läßt unschuldigen Diener hinrichten 112; 113 — schickt Reiter zum Plündern 117 — enthauptet Anführer eines Volksaufstandes 131 II — und Bürgerheer besiegen Volksrat 131 II 189
Blutnelken: wachsen aus Raubritterblut 40 Bote eines Grafen von Fleischern erschlagen 2 Brei, siedendheißer, als Waffe gegen Raubritter 15; 31 Brotfrevel: reiche Bäuerin badet in Wein 119 Burg: zerstört 93 — gegen Brot eingetauscht 205 Bürger: besiegt Adligen 6 — erschlägt Grafen 9 Bürger: kaufen Stadt frei 1; von Fleischtaxe 2 — töten u. zerhacken gräflichen Boten 2 — schützen u. befestigen Stadt 4 — verteidigen Stadt gegen Graf 9 — verwehren Erzbischof Einzug 4 — sperren Herzog aus 17 — schlagen Fürsten in die Flucht 3 — stürmen Zwingburg 7; Schloß ¿des Kurverwalters 8 — verjagen Erzbischof 5 — richten Edelmann 12; Raubritter 15; Stadtrat 1311; 131 II — Stadtrat wird kritisiert 188; verhaftet 131 I; 132 — sperren harten Kornhändler in eigenen Vorratsturm 25 — stecken Häuser von Domherren an 130 — unzufriedene B. wollen Stadt anzünden 132 — sich auflehnende B. werden eingesperrt 20; aufständische B. hingerichtet 132 Bürgerinnen: bitten um Freilassung ihrer Männer 1 — überlisten Ritter 16 Bürgermeister: von Erzbischof in Löwenkäfig geworfen 5 — läßt Domherren henken 5 — führt willkürliches Regiment 20; 21 — beutet Bürger aus 20 — bereichert sich an Stadtgeldern 20 — plagt Bürger bis aufs Blut 21 — unterdrückt Arme 21 — verpraßt Gelder von Klosterbrüdern 148 — veruntreut Stadtgelder 189 Bürgerrecht für Familie eines unschuldig Gerichteten 22 Bürgersfrau, reiche, weist Bettler ab 187 Burgfrau: quält Untergebene 37 — verweist Bauer des Landes 72 — läßt Knaben für unerlaubtes Fischen hinrichten 72 — läßt Spinnerin gefangensetzen 172 — gibt keinen freien Tag 172 Burggraf: geiziger B. wirft Brot Hunden vor, statt Armen zu geben 82 — befiehlt, Graben zu schlämmen 160 I — drückt Untertanen hart 167 — wirft Untertanen in Weiher 167 — ruft bei Gewitter zum Frondienst 167 Burgherr: verweigert alter Frau Unterkunft 86 — hetzt Hunde auf alte Frau 86 — ist grausam und gefürchtet 1601 Buße einer Stadt für Ermordung des gräflichen Boten 2 Dienstboten kündigen 237 Dienste: Frondienste: 75; 87; 167 — Spinndienst (von Martins- bis Johannistag) 172 — Robotdienst: 238; 239; 2621 — Gespanndienst 238 Doppelgänger: Bauer 97 — Landgraf 161 — Jäger 178 — als Tier (Müllerin) 234 Dorfbewohner: töten ungerechten Richter 59 I — verraten edlen Räuber nicht 219 — verfluchen grausamen Gutsverwalter 256 Drache bringt Bauer Reichtum 182 Drescher träumt von Schatzfund 236 Edelfrau: bringt Bauernhof an sich 58 — läßt Bauer einkerkern, quälen u. verhungern 58 — wirft Kostbarkeiten in Fluß 92 — weist Bettlerin ab 168 Edelleute erstechen Bürger 12 Edelfräulein, geizige: zahlen Dienern keinen Lohn 83 — nehmen Hab und Gut armer Witwe 83 — nehmen Besitz der Dorfbewohner durch Wucher 83 Edelmann: knechtet Bauern 60 — läßt Bauer einkerkern 60 — bringt Fischteiche eines Bauern an sich 60 — will Bauernacker nehmen 61 — zerstört Ernte der Bauern
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beim Jagen 77 — nimmt Bauer letzte Kuh 84— läßt Verwalter köpfen 84 — peinigt Untertanen bis aufs Blut 90 — bedrückt Bauern hart 91 — befiehlt Bauer, großen Baum aufs Schloß zu bringen 1581; 158 II — zwingt Wöchnerin zur Erntearbeit 171 I — befiehlt unmögliche Arbeit 254 — überschwemmt Dorf 255 Edler Räuber: begleitet Mädchen durch den Wald 218; 225 — hilft armer Frau 216; 217 — bewirtet frierende Holzhauer 217 — borgt Pächter Geld 219 — hilft einem Kinde bei schwerer Arbeit 226 — schützt holzlesende Frau vor Schlägen des Försters 220 — verlangt Schadenersatz für zertretenen Korb 220 — schreitet gegen Diebstähle auf Jahrmarkt ein 227 — beschützt arme Leute 227; Postkutsche vor Straßenräubern 223; Leinwandhändlerin vor Landstreichern 222 — gibt Ball für Dorfbewohner 219 — bestraft betrügerischen Gerichtsdiener 216 — trägt wasserscheuen Verfolger durch den Fluß 221 — schlägt Häscher in die Flucht 221 — Dorfbewohner gewähren e. R. Unterkunft 228 — Dorfbewohner hetzen e. R. auf Reiche und Geizige 228 — genießt großes Ansehen 227 — besitzt Sympathien und Mitleid der Bevölkerung 230 — wird von „Freunden" verraten 218; verhaftet 229 — liegt gefesselt in finsterem Loch 230 — Kinder besuchen e. R. 230 — wird enthauptet 218 Eichensaat 78 I; 78 II Eichenstöcke ohne Knoten 2 Einsiedler: beschwört Gewitter, das Graf erschlägt 76 — verflucht reichen Pächter 180 Einwohnerzahl fällt auf ein Drittel zurück 263 Erbrichter bestreicht Untergebene mit Honig u. stellt sie vor Bienenstöcke 250 Erbsen, versteinerte 95 Erlösung: Schloßjungfrau als Schwein, durch Magd 80; Amtmannsfrau als Schwein, durch Gebete aller Hausbewohner 210 Erzbischof: baut Zwingburg 4 — läßt Bürgermeister in Löwenkäfig werfen 5 — erschlägt Kellermeister 116 — stellt sich tot 116 — läßt Opfer für sich begraben 116 — geht unerkannt ins Ausland 116 — läßt Anführer eines Volksaufstandes hinrichten 1311 — befreit Gefangene von Äbtissin 99 Faktor treibt Arbeiter an 128 Federnschleißen am Feiertag 245 Fegefeuer im Berg 206 Fleischhauer empören sich gegen Willkür eines Grafen 2 Feiertagsfrevel: Heumachen an Mariä Heimsuchung 96 — Arbeit in Hammerschmiede (Himmelfahrt) 129 — Federnschleißen am Christtage 245 — Robotarbeit am St. Anna-Tag 258 II Fluch: Bäuerin verflucht Raubritter: Schloß soll versinken 32 — alter Mann verfl. Raubritter zum ewigen Jagen 33 — Mönch verfl. Raubritter: Berg soll Farbe des vergossenen Blutes tragen 34 — Bauer verfl. Edelfrau 58 — arme Frau verfl. Ritter und seinen Sohn 74 — Einsiedler verfl. Graf: Gewitter erschlägt ihn 76 — Arme verfl. hartherzige Schloßfrau zum Umgehen als Schwein 80 — Bettler verfl. Kloster 107 — Mutter eines getöteten Bergmannes verfl. Bergwerk 123 — Luther verfl. betrügerischen Bürgermeister und Abt 148 — Schäfer verfl. Landstrich zur Unfruchtbarkeit 166 — Wöchnerin verfl. Schloßfrau zum ruhelosen Umgehen 171 II; 171 III — Burgfrau von Untertanen in Ecke der Burg verfl. 172 — Greisin verfl. hartherzigen Förster 173 — geiziger Jäger wird verfl. 179 — Einsiedler verfl. reichen Pächter 180 — Bettler verfl. reiche Bürgersfrau 187 — Untertanen verfl. harten Gutsherrn 191
248 — Edelmann stirbt unter Verwünschungen u. Flüchen 255 — Pilger verfl. hartherzigen Gutsinspektor zum ewigen Steinesägen 261 Fördermaschinen (bringen Bergleute um Arbeit) 126 Förster: bringt Gemeinde um Waldbesitz (vernichtet Urkunde) 71 — ist streng gegen Arme 173 — wird gehaßt und gefürchtet 173 — plagt Leute bis aufs Blut 174 — mißhandelt Holzleser 175 — will holzsuchenden Greis erschießen 175 Frau, geizige, gönnt Gesinde kein Essen 209 Fräulein, reiches, verhöhnt Bettler 85 Fronbauern müssen bei Grabearbeiten hungern 161 Frondienste: harte F. 75 — Bau eines Schloßgrabens 87 — Spinndienst auf der Burg (von Martins- bis Johannistag) 172 Fürst: nimmt Haus des Zimmermannes 18 — sperrt Zimmermann ein 18 — bringt Bauernäcker durch List an sich 67 Fürsten wollen Stadt ihrer Freiheit berauben 3 Fußabdruck im Stein 147 Gang, unterirdischer 15; 36; 39; 46; 51 Gastmahl in der Silbergrube 120 Gebannte spielen lärmend Karten 203 Gemeindemitglieder verklagen unredlichen Gemeindevorstand 59 I I Gemeindevorstand, unredlicher, wird freigesprochen 59 II Generalin, geizige, gibt Essen Schweinen, statt Gesinde 242 Gericht bringt Bauer um Eigentum 58 Geselle: Glockengießerg. vollendet den Guß 134 — tötet Meister u. sich selbst 135 — baut schöneren Kirchturm 136; schöneres Kirchenfenster 138; die schönste Kanzel 139 — setzt Inschrift in Mauer 141 Gespanndienste 238 Glocken, gestohlene, läuten nicht 19 Glockengießermeister: erschlägt Gesellen 134 — erschießt Lehrjungen 135 Graf: kündigt Stadt Fehde an 2 — erhebt Fleischtaxe 2 — will Stadt überlisten 9 — wird erschlagen 9 — leiht Geld bei Schäfer 163 — quält 93; 249; peitscht u. foltert Untertanen 249 — läßt Bauer verhungern 88 — mißhandelt Beerensammler 251 — ist Teufelsbündner 253; Leuteschinder 253 — erteilt unerfüllbare Aufgabe 252 — zerstört Saaten 76; 88 — betrügt vaterlose Kinder 249 — überfährt Kinder 88 — läßt Kind von Hund zerfleischen 64 — hängt Pferdejungen auf 249 — brennt Dörfer nieder, um Wald zu säen 78 II — verspielt Grafschaft 78 II — unbarmherziger G. verweigert Getreide bei Teuerung 26 — läßt Getreide ins Wasser schütten 26 — rettet sich durch List vor dem Tode 7 8 1 — wird wegen Straßenraubs zum Tode verurteilt 7 8 1 — läßt Raubschloß zerstören 42 Grafen: belagern und erstürmen Raubburg 47 — lassen arme Leute hungern 79 Gräfin: unbarmherzige G. läßt Schloßgraben in Fronarbeit graben 87 — geizige, boshafte G. wird von allen gemieden 244; verhätschelt Hunde 244; setzt Hunden Denkmäler 244; betrügt Arbeiter um Lohn 244; mißhandelt Dienstboten 244 Graues Männchen hilft Robotbauern beim Baumtransport 252 Grausamkeiten der Fronherrschaft: Felder — Saat — Ernte der Bauern beim Jagen zerstört 75; 88; 76; 77 — Dorf niedergebrannt, um Wald zu säen 78 II — während Teuerung Getreide ins Wasser geschüttet 26 — Fronbauern verhungern lassen 88; 161 — Bauern eingekerkert 60; 58; 88 — Spinnerin gefangengesetzt 172 — Fronbauern be-
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fohlen, Weiher zu graben 161; Graben zu schlämmen 1601; 160 II — Bauern zu unmöglichen Aufgaben verurteilt 1581; 158 II; 262; 254 — alten Mann auf Hirsch geschmiedet 33 — Opfer erwürgt 39 — Schäfer erdrosselt 166 — Untertanen 160 II; Kindermagd zum Tode verurteilt 162 — Mönch eingesperrt und getötet 34 — Priester erstochen 29; 89 — Knaben für unerlaubtes Fischen hingerichtet 72 — Untertan in Weiher geworfen 167 — Kind von Hund zerfleischen lassen 64 — Kinder überfahren 88 — Verwalter köpfen lassen 84 — brennenden Speck auf Rücken eines Bauern träufeln lassen 165 — Bürger erschlagen 6 — Bürger erstochen 12 — Anführer und Gefangene des Bauernkrieges hingerichtet 154; 1561; 156 II — der kirchlichen Herrschaft: unschuldigen Diener 112; 113; Anführer des Volksaufstandes 1311; 131 II; Anführer des Bauernaufstandes hinrichten lassen 155 — Kellermeister 116; Schäfer erschlagen 114 — Bürgermeister in Löwenkäfig werfen lassen 5 — städtischer Herren: Unschuldigen richten 22; Schreiber einsperren und verhungern 115; Kranke lebendig begraben 196; Lehrjungen Augen ausstechen lassen 140 — rastende Arbeiter erschlagen 195 I — Gesellen vom Kirchturm 136; 137 I ; 137 II; vom Gerüst gestürzt 138 — Lehrjungen erschossen 135 — Gesellen erschlagen 134 — der Gutsherrschaft: vaterlosen Kindern Unterhaltsgelder entzogen 249; 258 I — Waisenkinder verhungern 2581; Untergebene mit Honig bestreichen und von Bienen zu Tode stechen lassen 250 — Robotbauern verprügelt 238; 239; 249; 2621; (bei Zuspätkommen) 238; 239; 258 II; 258 III — Robotbauern gefoltert und mißhandelt 251; 256; 263 — Beerensammlern Töpfe entzweigeschlagen 251 — Knecht erschlagen 260 — Pferdejunge aufgehängt 249 — Robotbauern lebendig eingemauert 2621; 262 II — Aufstand niedergeschlagen 263; Anführer aufhängen lassen 263 — Dorf überschwemmt 255 — der Offiziere: Soldaten erschossen: für unerlaubtes kurzes Entfernen 213 — bei Desertion 214 — für unerwiesenen Diebstahl 215 — Soldaten erhalten keinen Sold 215 Greisin verflucht hartherzigen Förster 173 Grenze: Zickzackverlauf durch Betrug eines Ritters 69 Grubenherr: bricht Versprechen 122 — ermordet Bergknappen aus Habsucht 122 Gutsherr läßt Robotbauern prügeln 238; 239 — nimmt Bäuerinnen Eier weg 248 Gutsherrin zwingt Gesinde, am Christtage Federn zu schleißen 245 Gutsinspektor: treibt Pilger aus dem Hause 261 — erschlägt Knecht 260 Gutsuntertanen: freuen sich über Tod geiziger Schloßherrin 243 — verfluchen harten Gutsherrn 248 — sterben, von Bienen zerstochen 250 — flüchten vor grausamem Schloßherrn 263 Gutsverwalter: betrügt am Lohn 256 — ist zudringlich zu Mägden 256 — mißhandelt Robotbauern 256 Gutswirtschafterin ist hartherzig zu Untergebenen 105 Haar, schneeweiß über Nacht 75 Rosen (Hagedorn) von einem Schusse und ohne Äste 1 Hähne prophezeien Untergang des Raubschlosses 30 Hammerschmiede müssen am Festtag arbeiten 129 Händler betrügt beim ölverkauf 202 Handwerker: erheben sich wegen Münzabwertung 130 II — setzen Rat ab 130 II — stecken Häuser in Brand 130 II
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Hartherzigkeit der Fronherrschaft: alter Frau Unterkunft verweigert 86 — Bettlerin abgewiesen 168 — Bettler mit Hunden hetzen lassen 81; 86 — Spinnerin freien Tag verweigert 172 — arme Leute hungern lassen 79 — Brot den Hunden vorgeworfen statt Armen zu geben 82 — Getreide während Teuerung nicht verkauft 26 — Getreide ins Wasser geschüttet 26 — Hab und Gut armer Witwe 83; Bauern letzte Kuh genommen 84 — Geld von armem Bauer erpreßt 165 — Bauern Vieh geraubt 149 — Schloßgraben in Fronarbeit graben lassen 87 — Wöchnerin zur Erntearbeit 171 I ; 171 II; zum Hofdienst 171 III gezwungen — Wöchnerin verboten, nach Kind zu sehen 171 II — der kirchlichen Herrschaft: Almosengeben verboten 106 — Holzleser fangen und einsperren 99; Bettler mit Hunden hetzen lassen 99; 104; 107 — Hungernden Hilfe verweigert 111 — Kellermeister erschlagen 116 — der Gutsherrschaft: Pilger mit Schlägen aus dem Hause getrieben 261 — Speisereste den Schweinen statt dem Gesinde gegeben 210; 242 — Dienstboten mißhandelt 244 — jedes Vergehen unmenschlich bestraft 263 — dem Gesinde den Sauerteig aus dem Backtrog gerafft 247 — Mägden Leinwand vorenthalten 246 — der Müller: Arme betrogen 198 — Handwerksburschen Nachtherberge verweigert 201 Heger: ist grausam gegen Arme 240 — läßt Holzleser gefangennehmen 240 — mißhandelt Arbeiter 240 Helfer, überirdische: Berggeist zeigt Bergknappen Silberader 122; schützt vor Arbeitslosigkeit 126 — heiliger Petrus hilft armem Bauer Qualen ertragen 165 — Mann zeigt armem Bauernmädchen Schatz 169 — graues Männchen hilft Robotbauern beim Baumtransport 252 — Rübezahl hilft armen Webern 233; armem Bauer 254 — Teufel hilft Bauern beim Eichentransport 158 I; 158 II; 253; beim Grabenschlämmen 1601; 160 II — Weiße Frau hilft Hütejungen gegen geizige Bäuerin 183; armem Weber mit Geld 232 Herz, steinernes 122 Herzog: stürmt Stadt 10 — will Bürgermeister hinrichten lassen 17 Hexe muß in eisernem Käfig verhungern 48 Hofmarschall: bedrückt armes Volk und Mönche 68 — nimmt Untertanen Waldrecht 68 — verbietet Bauern Verkauf ihrer Erzeugnisse 68 — verbietet Flößen und Mahlen am Fluß 68 Hofmeister sperrt Bürger in Turm 1 Hufbeschlag des Teufelspferdes 251; 253 Hund: springt Herrn in den Tod nach 136 — des Hütten Vorstehers warnt Arbeiter 128 — des Grafen tötet Kind 64 — schwarzer H. bewacht Schatz 48 — schwarzer H. mit glühenden Augen geht um 176 — schwarzer H. ist Geist hartherziger Äbtissin 104 Hundekadaver schändet Bauplatz für Burg 94 Hundsgalgen 94 Hünenstein 20 Hungersnot: 95; 106; 111; 187; 2581 Hüttenarbeiter verflucht hartherzigen Hüttenmeister 127 Hüttenmeister: ist hart und habgierig 127 — kürzt den Lohn 127 Jäger mißhandelt Holzsammler 73; 178 — erschießt Holzdiebe 176 — verbietet Wasserholen 179 — geiziger J. wird verflucht 179 194
Käfig, eiserner, 48 Kaiser: belagert Raubschloß 43 — läßt Raubburgen stürmen u. zerstören 41; 49; Raubritter hängen 41; 49 — zieht Verwalter für Prügelstrafe zur Verantwortung 238 — hebt Leibeigenschaft auf 239 Kanone gegen Raubritter 55 Kaufleute nutzen Notlage der ^ e b e r aus 232 Kegelspiel, silbernes 120 Kieselstein anstelle des Herzens 20 Knecht verläßt den Dienst 182 Kornhändler hält während Hungersnot Getreide zurück 25 Kornmesser verkauft Armengetreide auf eigene Rechnung 27 Kuhhirt erschießt Viehräuber 117 Kurfürst verpfändet Bürger 1 Kurverwalter überlistet u. besiegt Bürger 8 Landfriedensbruch 49 Landrichter betrügt Bürger u. Bauern 192 Landgraf: läßt Kindermagd zum Tode verurteilen 162; Fronbauern einen Weiher graben 161; Fronbauern verhungern 161 Landvogt ermahnt grausamen Edelmann 77 Lehrjunge: gießt Glocke 135 — baut schönsten Kirchturm 1371 — baut zierlichere Kirchturmspitze 137 II — baut schönste Säulen des Kreuzganges 140 Löwenkäfig 5 Luther verflucht betrügerischen Bürgermeister u. Abt 148 Magd wird um Schatz betrogen 235; nach Amerika abgeschoben 235 Mann zeigt armem Bauernmädchen Schatz 169 Marschall u. Hofleute plündern Dorf 149 Maus zeigt Fund an 118 Metzger betrügt beim Fleischverkauf 204 Mönch: verflucht Berg 34 — prangert kirchliche Mißbräuche an 142 — wird gefangengesetzt 142 Mönche: verschreiben sich dem Teufel 107 — drohen Bauern mit Hölle 102 — schwatzen Bauern Grundstücke ab 102 — hetzen Bettler mit Hunden 107 — erschlagen Schäfer aus Mißgunst 114 Mord, bestrafter 6 Müller: verweigert Handwerksburschen Nachtherberge 201 — betrügt beim Mahlen 201; 203 — wuchert mit Geld 201 — versetzt Grenzsteine 203 Müllerin: ist hartherzig gegen Arme 198 — nimmt armen Leuten Mehl u. Getreide 199; 200 — beaufsichtigt Arbeiter in Vogelgestalt 234 Münzen: Geforderte Pfandsumme, von ein und demselben Fürsten geprägt 1 Mutter eines getöteten Bergmannes verflucht Bergwerk 123 Nachtwächter verhindert Bürgeraufstand 132 Oberamtmann: unterschlägt Waisengeld 258 I — läßt Waisenkinder verhungern 258 I Oberförster: ist harter Mann 177 — mißhandelt beerensuchende Kinder 177; grasschneidende alte Frauen 177
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Pächter: reicher P. drückt Arme hart 180 — läßt Klosterruine zum Mühlenbau verwenden 180 — gewährt edlem Räuber Quartier 219 Pastor hält lasterhaftem Ritter Strafpredigt 89 Petrus, heiliger, hilft armem Bauer Qualen ertragen 165 Polykrates-Motiv: Ring im Fisch: geizige Gräfin 87 Prälat, harter, läßt Schreiber verhungern 115 Prophezeiung: über Sieg der Reformation: 142; 144; 145; 146 — über Bauernkriegsende 154 Propst: führt sittenloses Leben 109 — will Klosterschatz vor Reformation verstecken 141 Quelle versiegt, fließt an anderer Stelle 179 Quittung aus der Hölle 163; 164 Rabe stiehlt Ring 112; 113 Rat: läßt Unschuldigen richten 22 — betrügt Arme um ihr Erbteil 23 Ratsherr, verschwenderischer, ist Teufelsbündner 20 Ratsherren führen willkürliches Regiment 20 Raubritte : bringen Glocke an Straße an 42 — stehlen Feldfrüchte der Bauern 41 — verlangen Wegezoll 28 — berauben Kaufleute und verlangen Lösegeld 28; 37; 47 — werden mit heißem Brei vertrieben 31 — können nach dem Tode keine Ruhe finden 32; 35 — sitzen versteinert im Berg 38 — schweben ohne Beine in der Luft 41 — Städtebündnis gegen R. 54 Raubritter: ist Schrecken der Umgegend 48; 54; 92 — verübt Schandtaten 36 — raubt Mädchen 44; 45; 51; 92 — läßt Pferd Hufeisen verkehrt aufnageln 45; unterirdischen Gang graben 15 — lauert Winzern und Knechten auf 29 — beraubt und ermordet Bauern 32 — raubt und plündert 31; 40; 44 — plündert Warenzüge aus 45 — greift Stadt an 31 — belagert Stadt 15 — erwürgt Opfer 39 — quält arme Frau grausam 35 — sperrt Mönch in Käfig ein 34 — ersticht Priester 29 — läßt alten Mann auf gefangenen Hirsch schmieden 33 — wird getötet 44; 46; 54 — vergräbt Schatz 48 — muß umgehen mit dem Kopf in der Hand 28; in Zwergengestalt 36 — begnadigter R. baut Dorf 47 — verfolgter R. springt mit Pferd über Felsen 55 — Geist eines R. wird in Mauerecke der Burg gebannt 37 — Bäuerin verflucht R. 32; alter Mann verflucht R. zum ewigen Jagen 33 — Verbrecher entdeckt List des R.s 15 — Bürgerinnen verteidigen Stadt gegen R. 31 — Fleischhauer verrät R. 46 — Hexe 48; Bürgermädchen hilft, R. zu fangen 45; 51 — Bürger fangen 43; enthaupten R. 45; 51; 52; erschießen R. mit Kanone 55 — Bauern fangen 52; töten R. 40; 50 Raubschloß: Hähne prophezeien Untergang eines R.s 30 — Bürger erobern R. durch List 43; 45; 53 — Bürger 43; 45; Bauern 40; 45; 50; Kaiser 43; Grafen 47 belagern und zerstören R. — versinkt 30; 32; 33; 35; 38 — wird zerstört 44; 46; 53; 54; 55; 92; verbrannt 45; 47; geschleift 39; 47 — Lärm aus versunkenem R. 39 — Klagelaute aus versunkenem R. 32 Reformation: Bericht über R. 143 — Propst will Klosterschatz vor R. verstecken — Prophezeiungen über Sieg der R. 142; 144; 145; 146 Rettung durch witzige Antwort (der Lachende und der Weinende) 157 Richter, ungerechter, quält Dorfbewohner 591 Ring: als Zeichen für Doppelgängerei 178 — gestohlen 112; 113 — im Fische (s. Polykrates) Ritter: wird als Zechenherr reich u. verschwenderisch 120 — läßt Pferd mit Silber beschlagen 120 — quält Arme 74 — schindet Bauern 75 — ersticht Pastor 89 — zerstört 196
Bauernfelder 75 — bringt Gemeindewald an sich 70 — betrügt Gemeinde um versprochenen Wald 69 — bringt Fischwasser des Dorfes an sich 69 — wird von Bürgern zum Abzug gezwungen 94 Ritter: bedrücken Bauern mit unerträglichen Lasten 56 — kämpfen auf Seiten der Bürger gegen Erzbischof 4 — aufrührerische R. werden der Stadt verwiesen 4 Robotbauer bekommt unerfüllbare Aufgabe 252 Robotbauern: müssen Schloß bauen 2621 — zerstören Schloß 2621 Rübezahl: straft hartherzigen Kaufmann 233 — hilft armen Bauern 254; armen Webern 233 Schanzpfähle, bekleidete, als Wache 16 Schäfer: vertreibt Ritter 94 — wird von Grafen um geliehenes Geld betrogen 163 — bekommt für Pachtzins keine Quittung 164 — verflucht Landstrich im Sterben 166 — baut Kapelle von Schatzfund 114 Schatzhebung: Bedingungen für Sch. 48 Schatz: vergrabener Sch. 48 — Schäfer findet Geld 114 — Bergknappe entdeckt Silberader 122 — Bauernmädchen 169; Hütejunge 184; armer Weber findet Sch. 231 — armer Weber bekommt Geldsch. von weißer Frau 232 — muß geteilt werden 169 — Bauer nimmt Sch. der Magd 235 — Drescher wird um Sch. betrogen 236 Schellen am Rock 195 I ; 195 II Schloßfrau: betrügt Mägde um Leinwand 246 — zwingt Wöchnerin zur Erntearbeit 171 II; zum Hofdienst 171 III Schloßherr: tyrannisiert Untergebene 263 — zahlt keinen Lohn 263 — bestraft Vergehen unmenschlich 263 — läßt Untergebene foltern 263; Aufstand niederschlagen 263; Anführer aufhängen 263 Schloßherren rauben Glocken aus Dorfkirche 19 Schloßherrin: nutzt Gutsuntertanen aus 243 — gibt schlechte Verpflegung und geringen Lohn 243 — schikaniert Untergebene 247 — läßt Bettler mit Hunden hetzen 81 — stiehlt Gesinde Sauerteig, wirft ihn Schweinen vor 247 Schreiber bringt Bürger um Privilegien 13 Schulze (und Papiermüller) betrügen armen Drescher um Schatzfund 236 Schwein, umgehendes 80 Schwerttanz 92 Soldaten fordern Sold 215 Soldatendienst: Angst vor S. 211 — Deserteur wird erschossen 212; 214 — Schimmel verhindert Desertion 212 — Fanggeld für Auslieferung eines Deserteurs 214 — Tod für unerlaubtes Entfernen 213 — Todesstrafe für unerwiesenen Diebstahl 215 — strenger General 213; Kommandant 215 — Donner und Blitz beim Begräbnis eines strengen Kommandanten 215 —Soldaten erhalten keinen Sold 215 Soldatenwerber: ihre Praktiken 212 Sonntagskind, goldenes, kann umgehenden Kornmesser erlösen 27 Sonntagskinder sehen Nonnenkloster 98 Sonntagsfrevel: Jagen 76 — Heumachen 96 Spinndienst (von Martins- bis Johannistag) 172 Spitalverwalter: habgieriger, begräbt Kranke lebendig 196 Springwurzel 211 Stabsgerechtigkeit 90 Stadt wird in den Bann getan 130 II Städtebündnis gegen Raubritter 54 14
Gricpentrog, Volkssagen
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Stadtrat: borgt Geld u. verpfändet Zehnten 188 — teilt geborgtes Geld unter sich auf 188 Stadträte, ungerechte, bereichern sich 20 Starker Bauer: fängt Rehbock im Lauf 2411 — zieht Fuder Dung den Berg hinauf 241 II — weicht Junker nicht aus 241 II — hebt Junker mit Pferd über Wegeinfriedung 241 II Steiger: tötet Bergmann 123 — legt Silberplatten für weniger ertragreiche Zeiten zurück 124; 125 Strafe bei Lebzeiten: grausamer Abt erblindet 11; geizige Bürgersfrau 187; Wucherer zeitweise 186 — geiziger Bauer wird zum Krüppel 96 — geizige Bäuerin verschwindet spurlos 185 — grausamer Abt 11; habsüchtiger Bauer 184; geizige Bürgersfrau 187; betrügender Bäcker 197; habgieriger Wirt 208; harter Pächter 180 verarmt — harter Jäger 178; wucherischer Bauer als Doppelgänger 97 — hartherziger Edelfrau wird Speise in Kot verwandelt 168 — hartherziger Propst stürzt aus fahrendem Wagen 109 — unbarmherziger Kornhändler muß verhungern 25 — harter Oberförster stürzt von Felsen 177 — jähzorniger Gutsinspektor stirbt 260; harter Prälat vor Schreck 115; grausamer Graf zur Freude seiner Untertanen 249; grausamer Edelmann unter Verwünschungen 255; betrügender Bauer 235; grausamer Heger unter großen Qualen 240 — habgieriger Oberamtmann kann nicht sterben 258 I — grausamer Oberamtmann hat schweren Tod 258 III — Wucherer wird von Kröten und Schlangen gefressen 24; hartherziger Bischof von Mäusen und Ratten zernagt 111; böser Vogt von Bärin zerrissen 56; habgieriger Abt von steinernen Brunnenlöwen zerrissen 103; habgieriger Müller von Ottern vertrieben 201 — grausamer Graf wird vom Blitz erschlagen 76; 88; 167 — meineidiger Bauer 61; hartherziges Edelfräulein 85; grausamer Graf 88 versinkt in Erde — verschwenderischer Bergherr wird in Stein verwandelt 121 — verschwenderischer Ritter und Zechkumpane ertrinken in der Silbergrube 120 — unehrlicher Wirt stirbt mit zerfetzten Kleidern und zerkratztem Gesicht 207 — mörderischer Grubenherr verfällt höllischen Mächten 122 — leuteschindender Burgherr von Teufel vertrieben 1601 — Graf von Teufel aus dem Fenster gestürzt 170 — grausamer Gutsverwalter 256; grausamer Graf 253; strenger Adliger 160 II; ungerechter Advokat 191 von Teufel geholt — Kind habgieriger Gutsbesitzerin von Teufel an Wand geworfen 245 — grausamem Graf wird vom Teufel der Schloßeingang versperrt 254 — Korn eines Wucherers wird zu Insekten 186 — Erbsen eines geizigen Bauern werden zu Stein 95 — Kloster hartherziger Mönche verbrennt durch Feuer vom Himmel 107 — Güter eines betrügerischen Bürgermeisters verbrennen 148 — Haus eines harten Gutsinspektors wird in Stein verwandelt 261 — Ritterburg 74; Silbergrube stürzt ein 120; 124 — Burg 86; 87; Kloster 107; bischöfliche Residenz 111; Bergwerk 123; Hüttenwerk 125 versinkt zur Strafe für Hartherzigkeit u. Grausamkeit der Besitzer — Hammerschmiede wird von Wolkenbruch zerstört 129 — Raubritter von Bauern erschlagen 40; 50; 92; von Bürgern hingerichtet 15; 45; 51; 52; 54; mit Kanone erschossen 55; von Graf erschlagen 44; vom Kaiser gehängt 41; 49 — Raubburg vom Kaiser 41; 49; von Graf 42; 44; 47; von Bürgern 43; 45; 46; 54; von Bauern 91; 151; 2621 zerstört — Haus eines harten Edelmannes von Bauern versenkt 84 — Häuser betrügerischer Domherren von Handwerkern angezündet 130 I; 130 II — Stadt angreifender Graf von Bürgern getötet 9 — mordender Edelmann von Bürgern enthauptet 12 — unpünktlicher gräflicher Bote von Bürgern getötet 2 — mörderische Domherren von Bürgern gehängt 5 — harter Erzbischof von Bürgern verjagt 5 — ungerechter betrügender Stadtrat von Bürgern abgesetzt 132; 130 II; verhaftet 1311; hingerichtet 1311; 131 II — hartherziger Kornhändler von Bürgern in Vorratsturm gesperrt 25 —
198
grausamer Handwerksmeister von Gesellen getötet 135; von Bürgern hingerichtet 134; in ö l gesotten 137 II — Leiche eines Wucherers 24; wuchernden Bäckers in Kirchenhalle verscharrt 205 — harter Fronherr von Bauern getötet 91 — ungerechter Richter 59 I; harter Gemeindevorstand von Bauern aufgehängt 59 II — strengen Vogt lassen Bauern über Stecken springen 57 — strengem Abt verweigern Bauern Hilfe 101; harter Abt von Bauern in Weinfaß geworfen 108 — strenger Ritter von Bauern gezwungen, Besserung zu versprechen 90 — betrügerischer Gerichtsdiener von edlem Räuber erschreckt 216 — prügelnder Vogt von Kaiser zur Verantwortung gezogen 238; 239 — verschwenderischer Bäuerin von Armen die Fenster eingeworfen 119; Spottlieder gesungen 119 — nach dem Tode: Umgehen: sittenloser Abt 100 — verhaßter Amtmann 193 — ungerechter Beamter 133 II — grausamer Beamter 133 I — betrügerischer Bürgermeister 189 — böse Burgfrau 37; 72 — Burggraf 88 — habgierige Edelfrau 58 — betrügender Edelmann 62 — strenger Faktor 128 — geizige Gräfin 244 — hartherzige Gutswirtschafterin 105 — harter Jäger 73 — betrügender Metzger 204 — grausame Schloßfrau 171 II; 171 III — betrügerischer Spitalverwalter 196 — Umgehen am Ort des Wirkens: unbarmherziger Adliger 14 — ungerechter Bürgermeister 21 — betrügender Förster 71; 173 — mordender Jäger 176 — grausamer Jäger 73 — reitender Landgraf von Teufel mit schwerer Eisenkette geschlagen 161 — betrügerischer Müller 203 — hartherzige Müllerin 198 — habgieriger Oberamtmann 2581 — geizige Schloßherrin 243 — unredlicher Schulze 65 — harte Vorsteherin eines Nonnenkloster 98 — Schimmelreiter-, grausamer Adliger 159 — grausamer Heger 240 — harter Oberförster 177 — harter Prälat 115 — Grausamer Gutsherr geht in Teufelsgestalt um 250 — Kutsche fahren: betrügerischer Bürgermeister fährt in feurigem Wagen 190 — geizige Generalin fährt in gläserner Kutsche 242 — harter Gutsherr fährt mit feurigen Pferden 248 — hartherziger Propst fährt kopflos mit kopflosen Pferden 109 — grausamer Schloßherr fährt mit schwarzer Kutsche rückwärts 263 — Schwarzer Reiter: grausamer Schloßherr 263 — ewig jagen: Adliger 159 — wilder Jäger: mißliebiger Amtmann 66 — Graf 76 — grausamer Ritter 33 — unverweslich: Schreiber, der Stadt um Privilegien bringt 13 — Höllenpein: betrügender Graf 163 — harter Gutsherr 164 — betrügende Weinhändler 206 — Umgehen in Tiergestalt: hartherzige Äbtissin als schwarzer Hund 104 — veruntreuender Bürgermeister als Fuchs 189 — geiziger Burggraf als Schmetterling 82 — hartherziger Förster als schwarzer Bär 175 — betrügerischer Landrichter bellt wie Hund 192 — erschossener Deserteur als Schimmel ohne Kopf 212 — Umgehen als Schwein: geizige Generalin frißt aus Schweinetrog 242 — hartherzige Amtmannsfrau 210 — geizige Frau 209 — hartherzige Schloß)ungfrau 80 — umgehende Grensjrevler: unredlicher Schulze versetzt Grenzsteine 65 — Umgehen als Feuermann: Grenzsteinverrücker 203 — harter Amtmann 257 — mordender Amtmann 262 II — weiße Frau: habsüchtige Adlige 58; muß mit Elle umgehen 246 — Jungfrauen gehen um, weil letzter Wille nicht erfüllt wurde 23 — betrügerische Schloßfrau 246 — Teufelspferde: Ahnen eines Edelmannes 158 I; 158 II; eines frevlerischen Grafen 252 — grausamer Graf 251 — leuteschindender Graf 253 — harte Gräfin 253 — Arbeiten als Strafe: grausame Äbtissin muß Holz sammeln 99; Burgfrau nicht endenden, ewigen Faden spinnen 172; Edelmann mit feurigem Pflug Teich pflügen 255; hartherziger Graf Brot backen 79; harter Hüttenmeister im Steinbruch für ein Hirsekorn als Wochenlohn arbeiten 127 — habgieriger Jäger Wasser schleppen 179; betrügerischer Kornmesser Korn schleppen 27; betrügende Müllerin schweren Mahlsack 200; hartherziger Gutsinspektor Steine 14*
199
tragen 261 — Schate bewachen: geizige Edelfräulein 83 — geizige Schloßherrin 81 — Spruch aufsagen: betrügender Wirt 203 — habgierige Müllerin 199 — eigenem Begräbnis zuschauen: grausamer Beamter 133 I — geizige Generalin 242 — geizige Schloßherrin 243 — Reiter ohne Kopf: mordender Gutsinspektor 260 — harter Amtmann 258 II; 258 III; 259 — hartherzige Mönche gehen als Irrlichterum 107 — ungerechter Bürgermeister peinigt Tiere 21 — diebische Schloßherrin rafft Mägden Sauerteig aus dem Backtrog 247 — betrügerischer Propst trägt Klosterschatz umher 143 — mordender Amtmann belästigt Kirchgänger als schwarzes Männlein 262 II — grausamer Graf geht mit Kettengerassel u. Stöhnen um 249 Strafen: harte St. für Zuspätkommen zum Robotdienst 123; 238; 239; 258 II — für kleine Vergehen oder Versehen 249 — Todesstrafe für unerlaubtes Fischen 72 Teuerung: 25; 26; 27; 63; 186; 205 Teufel: h i l f t : armen Bauern beim Eichentransport 1581; 158 II; 253 — armen Bauern beim Grabenschlämmen 1601; beim Grabenbau 160 II — straft: holt ungerechten, verschwenderischen Ratsherrn 20 — bricht Raubritter den Hals 36 — holt ausschweifend lebenden Bischof 110 — vertreibt leuteschindenden Burgherrn 1601 — holt strengen Adligen 160 II — stürzt Graf aus dem Fenster 170 — holt wucherischen Advokaten 191 — zeigt betrügendem ölhändler das richtige Maß 202 — straft Gutsbesitzerin, die Gesinde zu Feiertagsfrevel zwingt 245 — wirft Kind der Gutsherrin an die Wand 245 — holt grausamen Graf 251; 253; grausamen Gutsverwalter 256 — verschafft Advokaten Prozeßerfolge 191 — als Eichenführer: 1581; 158II; 252; 253; 254 — bringt das Essen als feuriger Wiesbaum oder blauer Gickel 237 — trägt Junker Nachrichten zu 1 Teufelsbünder: 1; 20; 107; 191; 237; 253 Tisch, goldener 23 Todesstrafe für unerlaubtes Fischen 72 Traum vom Schatzfund 236 Unrecht der Fronherrschaft: Pferd mit silbernen Hufeisen beschlagen 120 — Beraubung und Unterdrückung der Untertanen 29; 32; 35; 37; 41; 59 I; 60; 74; 75; 90; 91; 93; 105; 149; 159; 1601 167; 180; — eigenmächtig Herrendienste gefordert 194 — Bauer des Landes verwiesen 72 — Zimmermann eingesperrt 18; sein Haus genommen 18 — Fischteiche der Bauern 60, 69; Bauernäcker 61; 67; Waldgebiete 63; 68; 69; 70 angeeignet — verbriefte Privilegien nicht geachtet 57 — Meineid, Betrug 61; 84 — Besitz der Dorfbewohner durch Wucher genommen 83 — keine Quittung für Pachtzins 163; geliehenes Geld 164 gegeben — Bauern Verkauf ihrer Erzeugnisse verboten 68; Flößen und Mahlen am Fluß verboten 68 — Vieh der Stadt geraubt 14 — Grafschaft verspielt 78 II; Bürger in Turm geworfen 1 — Stadt bestürmt 17 — der kirchlichen Herrschaft: sittenloses ausschweifendes Leben 109; 110 — Untergebene hart behandelt 98 — Untertanen hart bedrückt 110 — Unterhaltsgelder der Klosterbrüder verpraßt 148 — Geld der Waisenkinder an sich gebracht 103 — Bauernäcker abgeschwatzt 102 — mit Hölle gedroht 102 — Zwingburg errichtet 4 — Stadt überfallen 11 — Ländereien verwüstet 11 — Bürger getötet 11 — Reiter zum Plündern ausgeschickt 117 — städtischer Herren: willkürliches Regiment 20 — Bürger ausgebeutet 20; 21 — an Stadtgeldern bereichert 20; 189 — Arme unterdrückt 21 — Arme um ihr Erbteil
200
gebracht 23 — Unschuldige richten lassen 22 — Unterhaltsgelder der Klosterbrüder verpraßt 148 — empörte Bürger eingesperrt 20 — geborgtes Geld unter sich aufgeteilt 188 — Vertrag mit dem Teufel 20 — der Berg- und Hüttenherren: Pferd mit silbernen Hufeisen beschlagen 121 — Arme bedrückt 121 — Lohn gekürzt 127 — Arbeiter zur Feiertagsarbeit gezwungen 129 — Bergknappe aus Habsucht ermordet 122 — unpünktlichen Bergmann getötet 123 — Arbeiter angetrieben 123 — der Bauern: Geiz u. Wucher 183; 185 — Verschwendung 119 — Magd zur Feiertagsarbeit gezwungen 96; um Nachtruhe gebracht 235; um Geld betrogen 235 — der Förster: Grausamkeit u. Strenge gegen Arme 173; 174; 240 — Holzleser gefangengenommen 175; 240 — beerensuchende Kinder 177; alte grasschneidende Frauen mißhandelt 177 — Gebirgsstraße ohne Lohn und Essen bauen lassen 240 — Gemeinde um Waldbesitz gebracht 71 — — der Jäger: holzlesende Arme mißhandelt 73; 178 — Wasserholen verboten 179 — Holzdiebe erschossen 176 — der Gutsherrschaft: Untertanen ausgenutzt und gequält 243; 247; 249; 253; 257; 258 III; 263 — keinen Lohn gezahlt 243; 244; 256; 263 — Mägde belästigt 256 — Bäuerinnen Eier weggenommen 248 — zur Feiertagsarbeit gezwungen 245; 258 II — verhätschelten Hunden Denkmäler gesetzt 244 — der Müller: Arme beim Mahlen betrogen 199; 200; 203 — mit Geld gewuchert 201 — Grenzsteine versetzt 203 — Aufpasser in Tiergestalt 234 — der Wirte: Mündelgelder unterschlagen 207 — Geld für Armenhaus unterschlagen 208 — zu leichtes Gewicht u. kleines Maß 203 — der Bäcker: Sand unter Mehl gemischt 197 — während Hungersnot bereichert 205 — eines Metzgers: Fleisch als Kalbfleisch verkauft 204 — der Händler: Teuerung verursacht 25 — beim Ölverkauf betrogen 202 — der Richter: Bauern um Hab und Gut gebracht 58; 192 — der Beamten: Grausamkeiten 1331; 133 II — Dienstboten schlechtes Essen vorgesetzt 237 — eines Kaufherrn: Notlage der Weber ausgenutzt 232; Preise gedrückt 232 — eines Bauern: gegen Arbeiter gewütet 195 II — der Wucherer: Arme um Hab u. Gut gebracht 24 — bei Hungersnot kein Getreide verkauft 186 Unschuldig Hingerichtete: 112; 113; 124; 125; 162 Unverweslich: Schreiber, der Stadt um Privilegien bringt 13 Vertrag mit dem Teufel 20 Verwalter: des Fürsten betrügt Bauern 67 — hilft den Bauern 84 Vogel, schwarzer, als Aufpasser 234 Vogt: mißachtet verbriefte Privilegien 57 — leistet Meineid 61 Volk empört sich gegen Grafen 93 Waffentanz 91 Wechselbalg 1711; 171 II; 171 III Weinfässer: voller Bewaffneter 43; voller Kriegsknechte 47 Weinhändler mischen Wein mit Wasser oder süßen mit Gift 206 Weiße Frau: hilft Hütejungen gegen geizige Bäuerin 183 — hilft armem Weber 232 Wiedergänger: unbarmherziger Adliger 14 — böse Burgfrau 37 — mordende Burgfrau 72 — grausamer Burggraf 88 — habgierige Edelfrau 58 — betrügender Edelmann 62 — grausame Schloßfrau 171 II; 171 III — böser Graf 26 — geizige Gräfin 244 — 201
Raubritter 32; 35; 41 — harte Vorsteherin eines Nonnenklosters 98 — verhaßter Amtmann 193; 259 — ungerechter Bürgermeister 21 — unredlicher Schulze 65 — harter Faktor 128 — ungerechter Beamter 133 II — betrügender Müller 203 — hartherzige Müllerin 198 — betrügender Förster 71 — harter Jäger 73 — betrügender Metzger 204 — als wilder Jäger: Adliger 159 — grausamer Richter 33 — wilder Graf 76 — unbeliebter Amtmann 66 — als Schimmelreiter: grausamer Adliger 159 — harter Prälat 115 — harter Oberförster 177 — grausamer Heger 240 — in Tiergestalt: geiziger Burggraf als Schmetterling 82 — als Schwein: hartherzige Schloß)ungfrau 80 — grausame Amtmannsfrau 210 — geizige Generalin 242 — geizige Frau 209 — harter Förster als schwarzer Bär 75 — mörderischer Jäger als schwarzer Hund mit glühenden Augen 176 — hartherzige Äbtissin als schwarzer Hund 104 — veruntreuender Bürgermeister als Fuchs 189 — erschossener Deserteur als Schimmcl ohne Kopf 212 — mit schwerer Arbeit als Strafe: böse Burgfrau spinnend 172 — hartherzige Grafen brotbackend 79 — mörderischer Edelmann Teich pflügend 255 — grausame Äbtissin Holz sammelnd 99 — betrügender Propst den Klosterschatz schleppend 143 — betrügerischer Kornmesser Korn tragend 27 — harter Hüttenmeister im Steinbruch arbeitend für ein Hirsekorn 127 — habgieriger Jäger wasserschleppend 179 — betrügerische Müllerin den Mahlsack schleppend 200 — unredlicher Schulze Grenzsteine versetzend 65 — als Teufelspferd: Ahnen eines grausamen Edelmannes 1581; 158 II; 252 - leuteschindender Graf 251; 253 — unbeliebte Gräfin 253 — als feuriger Mann: Grenzsteinverrücker 203 — harter Amtmann 257 — mordender Amtmann 262 II — als schwarzer Reiter: grausamer Schloßherr 263 — grausamer Gutsherr 250 — Arm unter dem Kopf tragend: Raubritter 28 — harter Amtmann 258 II — grausamer Amtmann 258 III; 259 — mordender Gutsinspektor 260 — in Kutsche fahrend: hartherziger Propst 109 — betrügerischer Bürgermeister 190 — geizige Generalin 242 — harter Gutsherr 248 — habgieriger Oberamtmann 258 I — Qualen leidend: grausamer Graf 249 — harter Landgraf 161 — betrügerischer Landrichter 192 — strenger Förster 173 — Klagelaute 39 — als weiße Frau: Jungfrauen, weil letzter Wille nicht erfüllt wurde 23 — habsüchtige Adlige 58 — betrügerische Schloßfrau 246 — Schate bewachend: geizige Edelfräulein 83 — Schloßherrin 81 — als Irrlichter: hartherzige Mönche 107 — als Zwerg: Raubritter 36 — eigenem Begräbnis zuschauend-, geizige Schloßherrin 243 — geizige Generalin 242 — ungerechter Bürgermeister 21 — grausamer Beamter 133 I — Doppelgänger: harter Landgraf 161 — harter Jäger 178 — geiziger Bauer 97 — schadend: geizige Schloßherrin stiehlt Sauerteig 247; belästigt Gesinde 243 — Gräfin vertreibt Bewohner aus dem Schloß 244 — Abt gibt Ohrfeigen 100 — ungerechter Bürgermeister peinigt Tiere 21 — Jäger mißhandelt holzlesende Arme 73 — betrügerischer Spitalverwalter führt Vorübergehende irre 196 — hartherzige Gutswirtschafterin wirft mit Steinen, schlägt mit Stöcken 105 — mordender Amtmann hindert Leute in die Kirche zu gehen 262 II — warnend: unbeliebter Amtmann die Vorübergehenden 193 — Bürgermeister seine Nachfolger 189 — Müllerin sagt Spruch über Betrügereien 199; Wirt desgl. 203 Windhunde, himmelblaue 2 Wirt: unterschlägt Mündelgelder 207 — unterschlägt Geld für Armenhaus 208 — gibt zu leichtes Gewicht und zu kleines Maß 203 Wöchnerin: muß ganzen Tag Feldarbeit tun, ohne nach Kind sehen zu dürfen 171 II — verflucht Schloßfrau zum Wiedergehen 171 II; 171 III Wucherer: bringt Arme um ihren Besitz 24 — reicher W. verkauft kein Getreide bei Hungersnot 186
202
Zauberrute gegen geizige Bäuerin 183 Zeichen der Schuld: Sarg eines grausamen Adligen kann nicht getragen werden 159 — Glocken läuten nicht 24 — Kerzen brennen nicht beim Begräbnis eines hartherzigen Reichen 24 — ein Mitglied einer Grafenfamilie ist stets geisteskrank 252 Zeichen der Unschuld: Eichbäume werden gipfeldürr 22; sieben Quellen entspringen 114; Blut verwandelt sich in Milch 124; Förderung in Gruben hört auf 124; Hüttenwerk geht unter 125; weiße Taube über dem Kopf des Opfers 162; jeder Erstgeborene eines Landgrafengeschlechtes stirbt früh 162 Ziegelbrenner: zwei Überlebende des Bauernkriegs 157 Ziegenbock, kohlschwarzer 1 Zweikampf 6 Zwingburg 4; 7
203
Inhaltsverzeichnis
Einführung
5
VOM HÖHEPUNKT DES FEUDALISMUS BIS ZUR FRÜHBÜRGERLICHEN REVOLUTION 13. BIS 16. JAHRHUNDERT B ü r g e r e r h e b e n s i c h g e g e n den F e u d a l h e r r n 1. Die Neustädter und Junker Hans von Dörnberg 2. Der lahme Fleischbote von Brandenburg 3. Die Mühlhausener verjagen die Fürsten 4. Die Zwingburg 5. Der Löwenkampf am Kölner Rathaus 6. Der Kampf auf dem Domhofe zu Köln 7. Die Burg Klemme zu Eisenach 8. Der Aufruhr der Bürger von Bingen 9. Der Schmied von Aachen 10. „Der tobende Hund" 11. Der büßende Abt 12. Das Neuruppiner Wappen 13. Die Rheinsberger Privilegien 14. Der wandernde Geist 15. Das Bassewitzfest zu Kyritz 16. Woher die „blinden Hessen" und „Mühlhauser Pflöcke" kommen . . 17. Die Zwickauer Stadtschlüssel 18. Das Haus des Zimmermannes 19. Die Gatterstädter Glocken
17 18 19 20 21 21 22 23 23 24 25 25 25 26 26 27 27 28 28
A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n mit dem S t a d t p a t r i z i a t 20. 21. 22. 23. 24.
Der Hünenstein Der ungerechte Bürgermeister Des Fremdlings Fluch Die drei Lohjungfern Der Wucherer
29 30 30 31 31
205
25. Der Molmeckturm 26. Bestrafter Wucherer 27. Der irrende Kommesser zu Würzburg
33 34 34
Die Z e r s t ö r u n g der R a u b r i t t e r b u r g e n und der Kampf der F r o n b a u e r n gegen den Landadel 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 206
Der Beilsteiner Das Steinbild in der Kirche von Morl Das Grundlos am Hakel Der böse Hans vor Drossen Der Fluch der Bäuerin Der wilde Jäger Der Brandmeister Ritter Schnabel Der Teufel straft einen Raubritter , Das verwünschte Paar „Das alte Haus" Der Schloßberg bei Brachwitz Die Blutnelken „Riewestehle" Der Räuberberg bei Krenzlin „Der schlaue Fuchs" von Nordhausen „Der Herr von Pfuhle" Raubritter Wynant Schloß Dienstberg Die geraubten Weinfässer Der Raubritter im eisernen Käfig Der Kaiser läßt einen Raubritter erhängen . „Die von der bösen Rotte" Die Flucht aus der Burg Johann Lutter Die Losburg Die Zerstörung der Falkenburg Die Kanone Der Vogt und die Bärin Steckenspringen Die weiße Frau in der „grünen Delle" „Wir Fraureuther alle haben es getan!" Bauer Kilian Der bestrafte Meineid Umgehender Edelmann Vierlinge „Man lasse dem Hund sein Vergnügen!" Der unredliche Schulze Amtmann als wilder Jäger Wie Fürst Frehn die Mückenlocher um ihre Äcker betrogen hat . . . Hans Trapp -
36 36 36 37 37 38 38 39 39 39 40 40 41 41 42 42 43 44 45 45 46 46 47 48 48 49 49 50 50 51 51 52 53 54 54 54 55 55 55 56 56
69. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92. 93. 94. 95. 96. 97.
Die betrogenen Auwallenburger Das Wehrholz Wie die Hönebacher ihren Wald verloren . . . ' Bestraftes Fischen Der gespenstische Jäger Die Burg auf dem Happes-Kippel Das Kreuz zu Tünkel Der wilde Jäger im Soon-Wald Blauhütel Graf Reinhard Die Hesselburg Die verwünschte Schloßjungfrau Die geizige Schloßherrin Brotreinert Die Edelfräulein zu Altdorf Das versunkene Haus Der Klingelborn Die versunkene Burg Die Wettenburg Der Bauernschreck Ritter ersticht Pfarrer Die Stabsgerechtigkeit Die Einnahme des Weißensteines Der Schwerttanz zu Weißenstein Die Zerstörung der Burg auf dem Hausberge Der Hundsgalgen am Gansbach Die versteinerten Erbsen Die Bestrafung eines Feiertagsschänders Der Doppelgänger
56 57 57 58 58 59 60 60 61 62 62 63 63 64 64 65 65 66 66 67 68 68 68 69 69 70 70 71 71
Das Unrecht kirchlicher Herren 98. 99. 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. 111. 112. 113.
Das Nonnental Die Äbtissin im Schmerlenbacher Walde Der umgehende Abt Der unbeliebte Abt Der Höllengrund Die steinernen Brunnenlöwen Die hartherzige Äbtissin Das Annastübel auf dem Jauersberge Der mildtätige Klosterbruder Die Mönchlade bei Krosse Der Weinzehnt Der kopflose Propst am Petersberg Der schlimme Bischof Der Mäuseteich zu Breslau Der Merseburger Rabe Der Rabe mit dem Ringe am Rathenower Tor zu Brandenburg
. . .
72 72 73 73 74 74 74 75 75 76 76 77 77 77 78 78
207
114. 115. 116. 117.
Der Spring am Elm Der Schimmelreiter zu Braunau Erzbischof Uriel von Gemmingen Die Linde auf dem Taschenberge bei Schwenda
79 79 80 80
Vom freien Bergmann zum Lohnhauer 118. 119. 120. 121. 122. 123. 124. 125. 126. 127. 128. 129.
Das Streitfeld Die reiche Gewerkin Das Gastmahl in der Silbergrube Der reiche Basler Das steinerne Herz im Schwarzwasser Das verfluchte Bergwerk f ) e r unschuldig gerichtete Steiger Die Räder-See Berggeist schützt vor Arbeitslosigkeit Hüttenmeister Böse Faktor Macht Der Steinsche Hammer
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S t a d t a r m u t u n d G e s e l l e n i m Kampf u m i h r e R e c h t e 130. 131. 132. 133. 134. 135. 136. 137. 138. 139. 140. 141.
Die Häuser der Domherren werden angezündet Der Volksaufstand zu Halberstadt Die Verrätergasse zu Görlitz Der böse Seidelmann Der Glockenguß zu Stolberg Die Uderslebener Kreuzsteine Der geschickte Geselle Der Lehrjunge baut den schönsten Turm Das Fenster in der Oppenheimer Kirche Die Kanzel im Freiberger Dom Meister und Lehrjunge zu Königslutter Wer weiß, ob's wahr ist?
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Reformation und Bauernkrieg 142. 143. 144. 145. 146. 147. 148. 149. 150. 151.
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„In fünfzehn Jahren wird sich ein Held erheben!" Geist verhindert Diebstahl „Eher werden meine Affen Schach spielen!" Die steinernen Rebhühner zu Mühlhausen Die Wahrzeichen Neuruppins Der Luthersfuß Luther hilft armen Mönchen Viehdiebe Gelungene List Wie die Bauern Schloß Lindelbrunn nahmen
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152. 153. 154. 155. 156. 157.
Die Bauern auf Neuleiningen Vorzeichen des blutigen Endes Die letzte Schlacht Königshofen im Bauernkrieg Das Strafgericht Die armen Sünder
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DIE ENTWICKLUNG DES KAPITALISMUS 17. BIS 19. JAHRHUNDERT L e i b e i g e n s c h a f t u n d W i d e r s t a n d auf d e m L a n d e 158. Der Teufel als Eichenführer 159. Der Schimmelreiter 160. Der Teufel schlämmt einen Graben 161. Der Landgraf läßt einen Weiher graben 162. Die Weissagung 163. Der Graf im Höllenfeuer 164. Die Quittung aus der Hölle 165. Der heilige Petrus hilft einem armen Bauern 166. Der ermordete Schäfer 167. Der Ruf zum Frondienst 168. Die verwandelte Speise 169. Der gefundene Schatz muß geteilt werden 170. Graf Gellhorn zu Peterswaldau wird vom Teufel geholt 171. Das vertauschte Kind 172. Der ewige Faden 173. Der Förster im bleiernen Mantel und Hut 174. Das verlorene Wasser bei Penzig 175. Der schwarze Bär 176. Der schwarze Hund 177. Oberförster Kratzer 178. Die Warnung 179. Der Ruppertshütter Brunnen 180. Die verfluchte Mühle 181. Der Teufel erwürgt einen Geizhals 182. Der Korndrache 183. Die geizige Bäuerin 184. Die Leinwandfleckchen 185. Im Geisterbanne entrückt
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W u c h e r u n d A r m u t i n den S t ä d t e n 186. 187. 188. 189. 190.
Wunderbare Bestrafung eines hartherzigen Reichen Der Sangerhäuser Tod Der betrügerische Stadtrat Der Fuchs Der feurige Wagen
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Der Teufel holt einen Advokaten Landrichter Stergenbeck Amtmann muß umgehen Der „Angstmann" Schellenmoritz Der Eitel Im Backofen Die geizige Müllerin Die ungerechte Müllerin Betrügende Müllerin geht um Die Ottern in der Kerbemühle Der Etzelstein zu Mohrin Die drei Männer im Floßberg Der umgehende Metzger Der Kuchenberg Die Weinhändler im Fegefeuer Wirt unterschlägt Mündelgelder Wirt unterschlägt Geld für ein Armenhaus „Sterns Wiese" Die Frau Amtmann
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Angst vor dem Soldatendienst 211. 212. 213. 214. 215.
Die Der Der Der „In
Springwurzel Schimmel auf dem Wall zu Potsdam . strenge General Deserteur Grund und Boden"
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D e r edle Räuber 216. 217. 218. 219. 220. 221. 222. 223. 224. 225. 226. 227. 228. 229. 230.
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„Die wilde Sau" Schinderhannes hilft aus der Not Die Begleitung Schinderhannes im sicheren Quartier Stülpner fordert Schadenersatz Stülpner trägt seinen Verfolger durch den Fluß Stülpner schützt vor Landstreichern Stülpner hilft gegen Straßenräuber Ein Bauer hilft Stülpner Karraseck als freundlicher Begleiter Karraseck und die Kinder Karraseck hält auf Ordnung „Die mit unter der Decke steckten" Gefangen „Karraseck, bist du noch da?"
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Dem armen Weber w i r d g e h o l f e n 231. Der Schatz in der Wand 232. Der arme Weber und der Geizhals 233. Rübezahl hilft armen Webern
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W i d e r s t a n d und A u f l e h n u n g gegen die G u t s h e r r s c h a f t 234. Der schwarze Vogel 235. Die Glut 236. Der Schulze betrügt den armen Drescher 237. Der blaue Gickel bringt das Essen 238. Prügel bei Verspätung 239. Napoleon hebt die Leibeigenschaft auf 240. Die Armesünderstraße 241. Rehhans 242. Die böse Generalin 243. Die geizige Schloßherrin 244. Das verfallene Schloß bei Hochkirch 245. Der Blutfleck am Waldauer Schlosse 246. Die weiße Frau im Eckersdorfer Schlosse 247. Die böse Schloßherrin zu Pangel 248. „Haut's den Herrn von Festenhof!" 249. Der Graf hängt den Pferdejungen 250. Nächtlicher Reiter 251. Das vermauerte Fenster 252. Graues Männchen hilft 253. Der Leuteschinder 254. Rübezahls Baum 255. Tunkel von Hohenstadt 256. Ein vom Teufel geholter Verwalter 257. Der Feuermann 258. Der böse Oberamtmann in Rokitnitz 259. Die Fuhrleistungen werden abgelöst 260. Umgehender Inspektor 261. Steinesägen in Ewigkeit 262. Menschen eingemauert 263. Der Aufruhr
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ANHANG Abkürzungs- und Literaturverzeichnis Anmerkungen zu den Texten Register Orte Personen Stichworte — Motive — Themen
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