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German Pages 53 [94] Year 1913
KLEINE TEXTE FÜR VORLESUNGEN UND ÜBUNGEN
HERAUSGEGEBEN VON HANS LIETZMANN 124
DEUTSCHE LYRIK DES
SIEBZEHNTEN JAHRHUNDERTS IN AUSWAHL
HERAUSGEGEBEN
PAUL MERKER
BONN
A. MARCUS UND E. WEBER’S VERLAG
1913
VORWORT Den zwecken der vorliegenden Sammlung und dem geiste des siebzehnten Jahrhunderts entsprechend ist die folgende auswahl nach philologisch-historischen und nicht nach ästhetischen gesichtspunkten zu sammengestellt. Sie sucht das auf- und ab wogen der hauptsächlichsten Strömungen innerhalb der entwicklungsgeschichte der deutschen lyrik des siebzehnten Jahrhunderts an markanten beispielen zu veranschaulichen. Sie will zeigen, wie altes und neues, einheimisches und fremdes, volks tümliches und kunstmässiges miteinander ringt, wie die wechselnden geschmacksrichtungen der zeit sich durch das auftreten gelehrt-akademischer, pastoraler, anakreontischer, mystischer, barock-galanter, verstandesmässignüchterner züge in Stil und motiven kundgeben und metrik und form ihre tiefgreifenden Wandlungen erfahren. Das vorwiegend sachliche Interesse bedingte, dass unter umständen bekanntere dichterpersönlichkeiten (Zesen, Rist u. a.), die indessen keine wesentlich neuen Stilmomente aufweisen, hinter anderen zurücktreten mussten. Das epigramm wurde als nicht zur eigentlichen lyrik gehörige dichtungsform ausgeschieden. Die texte gehen (s. Quellenangabe) auf die Originalausgaben oder auf historisch-kritische ausgaben der neuzeit zurück. Um auch gelegenheit zu geben, die textliche willkür der alten Satzbilder zu studieren (vgl. besonders Höck und Harsdörffer), wurden die Inkongruenzen der roh texte beibehalten und nur bei der Interpunktion gelegentlich leise ein griffe gemacht.
Isaak Habrecht Vberreime, an die Teutsche Musa Nun, Teutsche Musa, tritt herfür,
s
Laß kecklich deine stimm erklingen, Warumb woltestu förchten dir, In deiner Mutter sprach zusingen? Meint man, Teutschlandt sey ohne sinnen? Soll dann der Grichen Pracht, Oder die Römisch macht Der Poetrei Kleinodt allein gewinnen?
Paul Schede Melissus Der 2Z. Psalme Got waidet mich uf der Hut seiner haerde, Aer ist mein Hirt, kam mangel haben waerde. Mich rasten lest uf grüner anen raufte, 5
10
Unt bringet mich zun stillen wassern sanfte: Labt meine sel, unt uf gerechten wegen Füret aer mich, üm seines names wegen.
Unt wan ich schon wandret im finstren tale Des haerben dots, förcht ich doch kain unfale. Dan stets bei mir bistu, mich lessest nimmer: Dein stekken, Herr, unt stab mich trösten immer. Für mich beraitst ain disch mit Notdurft zeitlich, In gegenwaert meiner feinden unleidlich. Salbest mein Haupt mit gutem öl getrenket, Bis oben an mein kelch ist vol-geschenket:
J5
Wirst machen auch das deiner gunst gelaite Und gütikait mein lebtag mich belaite:
Das ich also tu guter hofnung streben, Im Haus des Hern lang für-unt-für zu leben.
Isaak Habrecht Vberreime, an die Teutsche Musa Nun, Teutsche Musa, tritt herfür,
s
Laß kecklich deine stimm erklingen, Warumb woltestu förchten dir, In deiner Mutter sprach zusingen? Meint man, Teutschlandt sey ohne sinnen? Soll dann der Grichen Pracht, Oder die Römisch macht Der Poetrei Kleinodt allein gewinnen?
Paul Schede Melissus Der 2Z. Psalme Got waidet mich uf der Hut seiner haerde, Aer ist mein Hirt, kam mangel haben waerde. Mich rasten lest uf grüner anen raufte, 5
10
Unt bringet mich zun stillen wassern sanfte: Labt meine sel, unt uf gerechten wegen Füret aer mich, üm seines names wegen.
Unt wan ich schon wandret im finstren tale Des haerben dots, förcht ich doch kain unfale. Dan stets bei mir bistu, mich lessest nimmer: Dein stekken, Herr, unt stab mich trösten immer. Für mich beraitst ain disch mit Notdurft zeitlich, In gegenwaert meiner feinden unleidlich. Salbest mein Haupt mit gutem öl getrenket, Bis oben an mein kelch ist vol-geschenket:
J5
Wirst machen auch das deiner gunst gelaite Und gütikait mein lebtag mich belaite:
Das ich also tu guter hofnung streben, Im Haus des Hern lang für-unt-für zu leben.
4
AMBROSIUS LOB WASSER
Ambrosius Lobwaffer Der 23. Psalm Mein Hüter vnd mein Hirt ist Gott der Herre, Drumb fürcht ich nicht das mir etwas gewerre, Auff einer grünen Awen er mich weydet, Zn schönem frischen wasser er mich leytet,
Erquickt mein seel von seines namens wegen, Gerad er mich fürt anff den rechten Hegen. Solt ich im finstern that des todts schon gehen, So wolt ich doch in keinen forchten stehen, Dieweil du bey mir bist zu allen zeiten, Dein stab mich tröst, mit dem du mich thust leiten, Für meiner feind gesicht du mir mit fleise Zurichtest einen tisch mit füll der speise.
5
i
Mein heupt du salbst mit öl, vnd mir einschenckest, Ein vollen pecher, damit du mich trenckest, Dein miltigkeit vnd gut mir folgen werden, So lang ich leben werd allhie auff erden. Der Herr wirt mir mein lebetag vergünnen, Das ich in seinem Hauß werd wohnen künnen.
Der 93. Psalm Gott als ein König gwaltiglich regiert, Mit herrligkeit geschmückt, mit krafft geziert,
Die wertet er so fest gesetzet hat, Das sie nicht weichen kan von ihrer stadt. Dein stnel von anbegin gewesen ist, Von ewigkeit zu ewigkeit du bist, Die wasserströme machen ein geransch,
Die wasserwogen wallen auff mit prauß. Doch wann schon noch so grawsam tobt das Meer, Vnd alle wellen prausten noch so sehr, So ist es gegen Gott gar nichts geleich, Er ist viel mechtiger im Himmelreich.
*5
4
AMBROSIUS LOB WASSER
Ambrosius Lobwaffer Der 23. Psalm Mein Hüter vnd mein Hirt ist Gott der Herre, Drumb fürcht ich nicht das mir etwas gewerre, Auff einer grünen Awen er mich weydet, Zn schönem frischen wasser er mich leytet,
Erquickt mein seel von seines namens wegen, Gerad er mich fürt anff den rechten Hegen. Solt ich im finstern that des todts schon gehen, So wolt ich doch in keinen forchten stehen, Dieweil du bey mir bist zu allen zeiten, Dein stab mich tröst, mit dem du mich thust leiten, Für meiner feind gesicht du mir mit fleise Zurichtest einen tisch mit füll der speise.
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Mein heupt du salbst mit öl, vnd mir einschenckest, Ein vollen pecher, damit du mich trenckest, Dein miltigkeit vnd gut mir folgen werden, So lang ich leben werd allhie auff erden. Der Herr wirt mir mein lebetag vergünnen, Das ich in seinem Hauß werd wohnen künnen.
Der 93. Psalm Gott als ein König gwaltiglich regiert, Mit herrligkeit geschmückt, mit krafft geziert,
Die wertet er so fest gesetzet hat, Das sie nicht weichen kan von ihrer stadt. Dein stnel von anbegin gewesen ist, Von ewigkeit zu ewigkeit du bist, Die wasserströme machen ein geransch,
Die wasserwogen wallen auff mit prauß. Doch wann schon noch so grawsam tobt das Meer, Vnd alle wellen prausten noch so sehr, So ist es gegen Gott gar nichts geleich, Er ist viel mechtiger im Himmelreich.
*5
THEOBALD HÖCK
*5
Was du Herr Gott durch dein Wort hast bezeugt, Das ist ein rechte lehr die niemand treugt, Dein Hauß wirt sein geziert mit Heiligkeit, Von nun an für vnd für in ewigkeit. i
Theobald Höck Von Art der Deutschen Poeterey Die Deutschen haben ein bsonder art vnd weise, Das; sie der fremmden Völcker sprach mit fleiffe, Lernen vnnd wollen erfahrn, Kein müh nicht spar»,
5
In ihren Jahren.
Wie solches den ist an jhm selbs hoch zloben, Drauß man jhr geschickligkeit gar wol kan proben, Wenn sie nur auch jhr eygene Sprachen,
IO
Nit vnwerth machen, Durch solche Sachen.
Den ander Nationen nit also bscheide, Jhr Sprach vor andern loben und preisen weidte, Manch Reimen drin dichten, So künstlich schlichten, T5
Vnd zsammen richten. Wir wundern vns daß die Poeten gschriben, So künstlich Vers vnnd Meisterstück getrieben,
2°
Daß doch nit ist solch wunder, Weil sie gschrieben bsunder, Ihr Sprach jetzunder.
Den sein Ouidius vnd Maro Glerte, Nit gwesen Reimer also hoch geehrte, Die sie in der Mutter Zungen, Lateinisch gsungen,
25
Daß jhnen glungen. Warumb sollen wir den vnser Teutsche sprachen, In gwisse Form vnd Gsatz nit auch mögen machen,
5
THEOBALD HÖCK
*5
Was du Herr Gott durch dein Wort hast bezeugt, Das ist ein rechte lehr die niemand treugt, Dein Hauß wirt sein geziert mit Heiligkeit, Von nun an für vnd für in ewigkeit. i
Theobald Höck Von Art der Deutschen Poeterey Die Deutschen haben ein bsonder art vnd weise, Das; sie der fremmden Völcker sprach mit fleiffe, Lernen vnnd wollen erfahrn, Kein müh nicht spar»,
5
In ihren Jahren.
Wie solches den ist an jhm selbs hoch zloben, Drauß man jhr geschickligkeit gar wol kan proben, Wenn sie nur auch jhr eygene Sprachen,
IO
Nit vnwerth machen, Durch solche Sachen.
Den ander Nationen nit also bscheide, Jhr Sprach vor andern loben und preisen weidte, Manch Reimen drin dichten, So künstlich schlichten, T5
Vnd zsammen richten. Wir wundern vns daß die Poeten gschriben, So künstlich Vers vnnd Meisterstück getrieben,
2°
Daß doch nit ist solch wunder, Weil sie gschrieben bsunder, Ihr Sprach jetzunder.
Den sein Ouidius vnd Maro Glerte, Nit gwesen Reimer also hoch geehrte, Die sie in der Mutter Zungen, Lateinisch gsungen,
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Daß jhnen glungen. Warumb sollen wir den vnser Teutsche sprachen, In gwisse Form vnd Gsatz nit auch mögen machen,
5
6
THEOBALD HÖCK
Vnd Deutsches Carmen schreiben, Die Kunst zutreiben, Bey Mann vnd Weiben.
30
So doch die Deutsche Sprach viel schwerer eben, Alß ander all, auch vil mehr müh thut geben,
Drin man muß obseruiren, Die Silben recht führen,
35
Den Reim zu zieren.
Man muß die Pedes gleich so wohl scandiren, Den Dactilum vnd auch Spondeum vieren, Sonst wo das nit würd gehalten, Da sein dReim gespalten,
Krumb vnd voll falten.
40
Vnd das noch schwerer ist so sollen die Reime, Zn letzt grad zsammen gehn vnd gleine, Das in Lateiner Zungen, Nit würdt erzwungen, Nicht dicht noch gsungen.
45
Drumb ist es vil ein schwerer Kunst recht dichten, Die Deutsche Reim alls eben Lateinisch schlichten, Wir mögen new Reym erdencken Vnd auch dran hencken, Die Reim zu lencken.
50
Niembt sich auch billich ein Poeten nennet, Wer d Griechisch vnd Lateinisch Sprach nit kennet, Noch dSingkunst recht thut richen, Vil Wort von Griechen, Ins Deutsch her kriechen.
55
Noch dürsten sich vil Teutsche Poeten rühmen, Sich also schreiben die bester zügen am Riemen, Schmiden ein so hinckets Carmen, Ohn Füß vnnd Armen, Das zuerbarmen.
Wenn sie nur reimen zsammen die letzte Silben, Gott geb wie die Wörter sich vberstilben, Das jrret nicht ihre zotten,
60
THEOBALD HÖCK
Ein Handt voll Rotten, Ist baldt versotten.
65
O wenn sie sollen darfür an dHacken greiffen, Vnd hacken Holtz, wenn es nit khride zu Pfeiffen, Khridts dock zu Poltzen selber, Sie trügen doch gelber Für Lorber Felber.
7°
Ein Armer kan jetzund zu keinem Ambt kommen Es kan jetzund kein gutter Gesell Kein Ambt schier vberkommen, Ohn Geldt wirdt ledig nie kein stell, Kein dienst darbey, wie ring er sey, Eim Armen vnd eim Frommen.
5
Die grossen Herrn muß man all Zu Ambtern vnd zu Güttern, Wann sie es gleich nit verstehen zumahl, Doch nur auß gunst, so gar vmb sonst, Vor andern jetzt befürdern.
IO
Die könnens nit vnd wollen doch mehr,
T5
Das Land allein regiren, Keim gutten Gesellen sie gutinen dEhr, Der sie den Brauch, recht leret auch, Trewlich wur zuformiren.
20
Wer ein Herr Vettern zHoff nur hat, Der kombt wol baldt zu Ehren, Vnd zu Beuelch vnd zu grosser Gnad, Doch muß er baldt, gegem Wetter kalt, Sein Mantel allzeit kehren.
25
Und tban gleich wie der Papegey, Deß Brots Er jßt zuhande, Desselben Lied singt Er so frey, Drumb zu der zeit, vil mehr geradt Leuth Mengten als Geld im Lande. So gehts wo Vnuerstandt regiert, Nachlessigkeit deßgleichen,
7
THEOBALD HÖCK
Ein Handt voll Rotten, Ist baldt versotten.
65
O wenn sie sollen darfür an dHacken greiffen, Vnd hacken Holtz, wenn es nit khride zu Pfeiffen, Khridts dock zu Poltzen selber, Sie trügen doch gelber Für Lorber Felber.
7°
Ein Armer kan jetzund zu keinem Ambt kommen Es kan jetzund kein gutter Gesell Kein Ambt schier vberkommen, Ohn Geldt wirdt ledig nie kein stell, Kein dienst darbey, wie ring er sey, Eim Armen vnd eim Frommen.
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Die grossen Herrn muß man all Zu Ambtern vnd zu Güttern, Wann sie es gleich nit verstehen zumahl, Doch nur auß gunst, so gar vmb sonst, Vor andern jetzt befürdern.
IO
Die könnens nit vnd wollen doch mehr,
T5
Das Land allein regiren, Keim gutten Gesellen sie gutinen dEhr, Der sie den Brauch, recht leret auch, Trewlich wur zuformiren.
20
Wer ein Herr Vettern zHoff nur hat, Der kombt wol baldt zu Ehren, Vnd zu Beuelch vnd zu grosser Gnad, Doch muß er baldt, gegem Wetter kalt, Sein Mantel allzeit kehren.
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Und tban gleich wie der Papegey, Deß Brots Er jßt zuhande, Desselben Lied singt Er so frey, Drumb zu der zeit, vil mehr geradt Leuth Mengten als Geld im Lande. So gehts wo Vnuerstandt regiert, Nachlessigkeit deßgleichen,
7
ö
JULIUS WILHELM ZINKGREF
Da roern die Gest mitsambt dem Wierth, Mit^ schaden vnd schandt, gleich auß dem Landt, Auch mit einander weicben.
Julius Wilhelm Zinkgref
Lied Mein feines Lieb ist fern von mir, Ich hat mit jhr sehr kurze frewdt, Sehr kurtze frewdt hat ich mit jhr, Das macht mir desto grösser leidt; Mein Tag bring ich mit seufftzen zu, Mit lauter Vnruh meine Ruh: Mein Hertz hat sie genommen mit, Es halst kein Klag, es halst kein Bitt.
Jhr seuftzen, ach jhr seuftzen mein, Die jhr so henffig eilt von mir, Fahrt hin zu meinem Liebelein, Fahrt hin, vnd sagt der Edlen Zier, Daß jhr getrewer Diener sich Vmb sie bekümmer inniglich,
Ohn vnderlaß in solchem schmertz Gedenckend an jhr keusches Hertz. Gleich wie ein Turtelteubelein, Das sein Gesellen hat verlohrn; So sitz ich trawrig vnd allein, Das schwinde scheiden thut mir zorn, Ach scheiden, ach zum letzten mahl Da fing erst an die rechte Qual, Zum letzten mahl da sie fort ruckt, Mein Hertz ich in jhr Lefftzen truckt. Ich hab mich zwar so lang erwehrt, Daß mich kein Jungfraw fangen solt, Nun seh ich wohl, euch ist beschert, Daß ich euch muste werden holdt, Jhr wart die jenig, jhr allein, Jhr seyt es vnd jhr solt es sein, Die mich durch ihre lieblichkeit Vnd Tugent also hat verleit.
ö
JULIUS WILHELM ZINKGREF
Da roern die Gest mitsambt dem Wierth, Mit^ schaden vnd schandt, gleich auß dem Landt, Auch mit einander weicben.
Julius Wilhelm Zinkgref
Lied Mein feines Lieb ist fern von mir, Ich hat mit jhr sehr kurze frewdt, Sehr kurtze frewdt hat ich mit jhr, Das macht mir desto grösser leidt; Mein Tag bring ich mit seufftzen zu, Mit lauter Vnruh meine Ruh: Mein Hertz hat sie genommen mit, Es halst kein Klag, es halst kein Bitt.
Jhr seuftzen, ach jhr seuftzen mein, Die jhr so henffig eilt von mir, Fahrt hin zu meinem Liebelein, Fahrt hin, vnd sagt der Edlen Zier, Daß jhr getrewer Diener sich Vmb sie bekümmer inniglich,
Ohn vnderlaß in solchem schmertz Gedenckend an jhr keusches Hertz. Gleich wie ein Turtelteubelein, Das sein Gesellen hat verlohrn; So sitz ich trawrig vnd allein, Das schwinde scheiden thut mir zorn, Ach scheiden, ach zum letzten mahl Da fing erst an die rechte Qual, Zum letzten mahl da sie fort ruckt, Mein Hertz ich in jhr Lefftzen truckt. Ich hab mich zwar so lang erwehrt, Daß mich kein Jungfraw fangen solt, Nun seh ich wohl, euch ist beschert, Daß ich euch muste werden holdt, Jhr wart die jenig, jhr allein, Jhr seyt es vnd jhr solt es sein, Die mich durch ihre lieblichkeit Vnd Tugent also hat verleit.
JANUS GEBHARD
35
4°
Ach liebstes Lieb, kehrt wieder vmb, Kehrt vmb, ach liebstes Liebelein, Eh dann ich gantz vnd gar vmbkumb, Vnd gebt mir nur ein Zeichen klein, Kan es nit mit dem Leibe sein, So last es doch ein Schreiben sein, Hab ich so viel genad bey euch, So frag ich nach keim Königreich.
Janus Gebhard Lied Morata trawrig klaget Die schöne Zier der Statt, Wie Myrto Kranckheit plaget Vnd tödlich machet matt. Die Hellen Augen gossen Vil heisse Brünnelein,
Die röte war verflossen Der zarten Wangelein. Kein Speise wolt jhr schmecken Vor Angst vnd schwerer Pein, Im Hause must sie stecken, Vnd stets bey Myrto sein, Niemand da kunt genießen Jhr werden gegenwarth, Das Vnglück thet verdrießen
Moratae Diener hart. Daphnis vor andern allen Sich hefftig drob entsetzt, Daß inn diß Leid gefallen, Die jhm sein Hertz ergetzt. All frewdt jhm auch verschwunde,
Wolt sein gleich seiner Lieb, Groß seufftzen manche Stunde, Ohn auffhörlich er trieb.
Sein Lieder jhm entsuncken, Die Phoebus offt gehört,
9
JANUS GEBHARD
35
4°
Ach liebstes Lieb, kehrt wieder vmb, Kehrt vmb, ach liebstes Liebelein, Eh dann ich gantz vnd gar vmbkumb, Vnd gebt mir nur ein Zeichen klein, Kan es nit mit dem Leibe sein, So last es doch ein Schreiben sein, Hab ich so viel genad bey euch, So frag ich nach keim Königreich.
Janus Gebhard Lied Morata trawrig klaget Die schöne Zier der Statt, Wie Myrto Kranckheit plaget Vnd tödlich machet matt. Die Hellen Augen gossen Vil heisse Brünnelein,
Die röte war verflossen Der zarten Wangelein. Kein Speise wolt jhr schmecken Vor Angst vnd schwerer Pein, Im Hause must sie stecken, Vnd stets bey Myrto sein, Niemand da kunt genießen Jhr werden gegenwarth, Das Vnglück thet verdrießen
Moratae Diener hart. Daphnis vor andern allen Sich hefftig drob entsetzt, Daß inn diß Leid gefallen, Die jhm sein Hertz ergetzt. All frewdt jhm auch verschwunde,
Wolt sein gleich seiner Lieb, Groß seufftzen manche Stunde, Ohn auffhörlich er trieb.
Sein Lieder jhm entsuncken, Die Phoebus offt gehört,
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IO
GEORG RUDOLF WECKHERLIN
Sein Hertz von Leid war truncken, Da Venus sonst einkehrt, Die Seitenspiel Stumm waren An finstern orth verbannt, Dazu sich Fauni schaaren Ganz dürstiglich gewandt, Endlich er sich verloben Apollini thet sehr, Wann möchte bald vertoben Die schwachheit Myrtüs schwer, Morata gleich könt enden,
Ihr Q.ual vnd Trawrigkeit, Vnd wider alles wenden, Wie es war vor der Zeit.
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