Deutsche Liederdichter des 13. Jahrhunderts: I. Text und II. Kommentar [2nd rev. edition. Reprint 2010.] 9783110234411, 9783484102842

“Indispensable even in the future for (late) medieval Lied research. Moreover, an important document of research history

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German Pages 1424 [1428] Year 1952

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Table of contents :
Widmung
Vorwort zur ersten Auflage
Vorwort zur zweiten Auflage
Die benutzten Handschriften
Verzeichnis der Dichter mit all ihren Namen
Text
Verzeichnis der Strophenanfänge
Vorwort
Verzeichnis häufiger gebrauchter Abkürzungen
1. Der wilde Alexander
2. Der Grave von Anhalte
3. Bruno von Hornberg
4. Brunwart von Oughein
5. Von Buochein
6. Burkart von Hohenvels
7. Dietmar der Setzer
8. Der Dürinc
9. Der Dürner
10. Der Schuolmeister von Ezzelingen
11. Vriderich der Kneht
12. Friderich von Liningen
13. Gedrut-Geltar
14. Gœsli von Ehenhein
15. Götfrit von Nifen
16. Götfrit von Strasburg
17. Günther von dem Vorste
18. Hartman von Starkenberg
19. Hawart
20. Heinrich Hetzbolt von Wissense
21. Marcgrave Heinrich von Missen
22. Heinrich von der Muore
23. Herzoge Heinrich von Pressela
24. Hiltbolt von Swanegöi
25. Der Margrave von Hohenburg
26. Hug von Mülndorf
27. Hug von Werbenwag
28. Der Kanzler
29. Der Kol von Niunzen
30. Kristan von Hamle
31. Kristan von Luppin
32. Künig Chuonrat der Junge
33. Chuonrat von Kilchberg
34. Der Schenke von Limpurg
35. Liutolt von Savene
36. Der Burggrave von Lüenz
37. Von Munegiur
38. Namenlos: a
38. — D
38. — El
38. — h
38. — i k
38. — LI
38. — Mb
38. — n
38. — p
38. — s
38. — Sg
38. — W
38. — x
39. Niune
40. Von Obernburg
41. Otte von Bottenlouben
42. Otte von Brandenburg mit dem Pfile
43. Der Püller
44. Reinmar von Brennenberg
45. Reinmar der Videler
46. Reinmar der Junge
47. Rubin
48. Rubin und Rüedeger
49. Ruodolf von Rotenburc
50. Ruodolf der Schriber
51. Der von Sachsendorf
52. Von Scharfenberg
53. Der Tuginthafte Schriber
54. Von Stadegge
55. Von Stamhein
56. Süezkint der Jude von Trimperg
57. Von Suonegge
58. Her Uolrich von Liehtenstein
59. Schenk Uolrich von Winterstetten
60. Wahsmuot von Kunzich
61. Wahsmuot von Mülnhusen
62. Walther von Mezze
63. Meister Walther von Prisach
64. Waltram von Gresten
65. Künic Wenzel von Behein
66. Von Wildonje
67. Willehelm von Heinzenburg
68. Von Wissenlo
69. Wolfram von Eschenbach
Register
Lesarten, Nachtrag zu Bd. 1
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Deutsche Liederdichter des 13. Jahrhunderts: I. Text und  II. Kommentar [2nd rev. edition. Reprint 2010.]
 9783110234411, 9783484102842

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KRAUS · LIEDERDICHTER I

DEUTSCHE LIEDERDICHTER DES 13. JAHRHUNDERTS Herausgegeben von

CARL VON KRAUS

Band I Text

Zweite Auflage, durchgesehen von Gisela Kornrumpf

MAX

NIEMEYER

VERLAG

TÜBINGEN

1. Auflage 1952

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Kraus, Carl von ι Deutsche Liederdichter des 13. [dreizehnten] Jahrhunderts / hrsg. von Carl von Kraus. Tübingen : Niemeyer. N E : HST Bd. 1. Text. - 2. Auf1. / durchges. von Gisela Kornrumpf. - 1978. ISBN 3-484-10284-5

ISBN 3-484-10284-5 © Max Niemeyer Verlag Tübingen 1978 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischemWege zu vervielfältigen. Printed in Germany Druck: Laupp & Göbel, Tübingen

THEODOR F R I N G S UND HERMANN SCHNEIDER GEWIDMET

INHALT Seite

Widmung

V

Vorwort zur ersten Auflage

IX

Vorwort zur zweiten Auflage

XV

Die benutzten Handschriften

XIX

Verzeichnis der Dichter mit all ihren Namen

XXXVII

Text

1

Verzeichnis der Strophenanfiänge

605

VORWORT ZUR ERSTEN AUFLAGE Meine Absicht, deutsche Liederdichter neu herauszugeben, galt ursprünglich nur neun Dichtern, die mir eine kritische Ausgabe am meisten zu verdienen schienen. Erich Gierach bewog mich, den Plan auf sämtliche Dichter der Stauferzeit auszudehnen und die Ausgabe für die Reihe der von der Deutschen Akademie geplanten wissenschaftlichen Schriften zu bestimmen. Im Verlaufe der Weiterarbeit schien es mir untunlich, die Grenze mit dem Todesjahr des letzten Hohenstaufen zu ziehen, und so entschloß ich mich, die gesamte Liebesdichtung des 13. Jahrhunderts mit Ausnahme der bereits in guten Ausgaben vorliegenden Lieder neu zu bearbeiten. Der Ausgabe, die ich hiermit vorlege, sind also ferngeblieben die in Minnesangs Frühling und in den Schweizer Minnesängern1) vereinigten Dichtungen, ferner Walther von der Vogelweide, Neidhart, der Truchsesse von St. Gallen, der Marner, der Tannhäuser und Konrad von Würzburg; auch die Namenlosen der Carmina Burana sowie solche Sprüche, die nur in der Jenaer Handschrift überliefert sind, habe ich im Hinblick auf die Ausgabe HilkaSchumanns bzw. die Ausgabe von Holz, Saran, Bernoulli beiseitegelässen, ebenso Heinrich Frauenlob mit Rücksicht auf die von Thomas angekündigte Ausgabe. Ferner habe ich die in Sammlungen wie der Haager Liederhandschrift und der von Margarete Lang abgedruckten Berliner Handschrift Germ. Fol. 9222) fast ganz übergangen: diese bedürfen meist noch sehr eingehender Untersuchungen ihres Alters und ihrer Herkunft, bis sie nach Sprache und Zeit genügend sicher bestimmt sind3). Von den Dichtern, die auf dem Gebiete des Spruches tätig gewesen sind, nahm ich nur einige auf, die allgemeine Lehren behandeln oder bei denen die Liebeslyrik den wesentlichen Teil ihres Schaffens bildet. In der Schreibung der Texte habe ich manches vereinheitlicht, was in unseren Handschriften, oft selbst innerhalb ein und desselben Liedes, schwankt*). *) Darunter auch, der Buwenburger, den man allerdings jetzt (Sievera, Beitr. 56, 194 J ) wieder für einen. Schwaben hält, der aber von Bartsch in seine Schweizer Sammlung aufgenommen wurde. 2 ) Siehe dazu einstweilen meine Abhandlung in der Bayer. Akad. d Wiss Phü.-histor. Abtlg., N.F., Heft 21, München 1942. ') Auch den Herzog von Brabant habe ich als Nichtdeutschen fernegehalten. 4 ) So schreibe ich, was den Vokalismus betrifft, stets fremde (nie frömde); gen (nie gein); herre; dest; iuw, ouw (nie iw, ow); öi (nie öu, ou, eu, außer in mitteldeutschen Texten)·, urloup (nie -lob); umbe (nie ümbe); wütine (wunne nur, falls Reimbelege die Form bezeugen)·, für (nie fur); im Konsonantismus führe ich die Auslautverhärtung außer bei ganz jungen Texten durch und schreibe v- (statt f-) vor Vokalen außer u (vinden, aber funden), ferner vi-, aber fr-; stets giht; kl-, aber -nc; enpfähen (statt emphähen); -ht (-cht nur in ganz jungen Texten); Ich in solch(en), welch(en) (nicht aber in bevelhen); durch (statt durh und dur, welch letzteres nur in gewissen alemannischen Texten);

χ

VORWORT ZUR E R S T E N AUTLAGE

Ebenso habe ich die Formen überall ao gewühlt, daß sie den vom Dichter beabsichtigten Rhythmus klar zum Ausdruck bringen1). Die Anordnung der Dichter, deren Namen die Überschriften unter den gebotenen Änderungen nach der Handschrift C wiedergeben, ist ein schwieriges Problem: sie läßt sich weder nach zeitlichen oder räumlichen Gesichtspunkten noch nach Stilen und Vorstellungswelten folgerichtig durchführen, wie Hermann Schneider in seiner Literaturgeschichte 2 S. 486 some Andri Moret, Les debuts du lyrisme en Allemagne S. 18 ff. eindrucksvoll und treffend ausgeführt hatten; dazu reicht unsere Kenntnis ihrer Herkunft und ihres Lebens vielfach nicht aus, auch kreuzen sich in ihrer Kunst die Einflüsse in zu verschiedenartiger Mannigfaltigkeit. Und die Grundsätze, nach denen von der Hagen die Lieder gereiht hat, werden keinem Benutzer empfehlenswert erscheinen, der aus Erfahrung weiß, mit wieviel Zeitverlust das Auffinden eines Zitats oft verbunden ist. Ich habe mich daher entschlossen, die Dichter nach ihren Namen in alphabetischer Reihenfolge zu bringen, wie das in Stammlers Verfasserlexikon geschehen ist. Wie in diesem Werk sind die Vornamen für die Anordnung maßgebend; wo sie fehlen, die Geschlechtsnamen. Die Namenlosen stehen unter N, und die Lieder sind nach den alphabetisch gereihten Siglen der Handschriften geordnet, in denen sie überliefert sind; innerhalb der einzelnen Handschrift geben sie die in dieser Handschrift beobachtete Strophenfolge wieder. Innerhalb der Lieder des einzelnen Dichters sind nach dem Vorgange v. d. Hagens und in tunlichster Übereinstimmung mit ihm die Töne mit römischen Zahlen, ihre einzelnen Strophen mit fettgedruckten arabischen, die Verse mit arabischen Zahlen in gewöhnlichem Druck bezeichnetz). Bei den Leichen gewährt die Zählweise einen Einblick in die Art ihres Baues 3). Unechtes ist überall in eckige Klammem gesetzt. ck (statt kk); ritter; werlt, werlde (weit, weide nur in alemannischen Texten). Über mein Verfahren im Apparat solchen Formen gegenüber gilt das am Schlüsse der folgenden Anmerkung Gesagte. 1 ) Ich schreibe daher einsilbig, vermerke aber die abweichende Schreibung im Apparat, in Fällen wie und; gen; od; ab; spilnde, sende, nimt, kumt; künc sowie manc und deren -flektierte Formen·, ichz; ichs (für ich ei vor folgendem Vokal in Senkung); in (statt ich en-); ezn (statt ez en-); sost, nust, dest; im (statt ime); z- (statt ze, zuo) unsilbisch vor Vokal·, gnuoc, gnade, glich. Umgekehrt schreibe ich die vollen Formen, wo die Senkung auszufüllen ist, in Fällen wie wirdet (statt wirt), mennischlich u. dgl. Die Bedenken, die Carl Bützler, Untersuchungen zu den Melodien Walthers von der Vogelweide, Jena 1940 (Deutsche Arbeiten der Universität Köln 12), gegen einen Teil solcher Formen erhoben hat, beruhen auf ungenügender Kenntnis des Schreibgebrauches unserer Liederhandschriften: sie sind keineswegs eine Erfindung Lachmanns, sondern lassen sich samt und sonders aus den Handschriften belegen. Wie gewissenhaft Lachmann auch hierin gewesen ist, zeigen seine Bemerkungen über abe(r) und deich in den Varianten zu Waith. 26, 36; 105, 31. — Bei Elision von der Senkung zur folgenden Hebung wird Ba], S. 138ff. mit Anm. 239 u. ö. E, München, Universitätsbibliothek Cod. ms. 2° 731, das sog. Hausbuch des Michael de Leone oder Würzburger (Lieder-)Handschrift. Pergament, 285 Bll., 34,5 x26,5 cm, Würzburg ca. 1345-1354. Sammelhandschrift; als 24. und 25. Abteilung (168 v b -180 v b , 181 r a -191 v a ) Lieder des meisters von der vogelweide hern waithers und hern reymars (1-376). 33-37 (170r»>-va): Rudolf von Rotenburg X I I 1. 2. 4. 5. 3; 138-142, 143-147 (175^-176™): Waither von Metz IV, VII. Die Lieder Reinmars und Walthers von der Vogelweide aus der Würzburger Handschrift 2° Cod. ms. 731 der Universitätsbibliothek München. I: Faksimile. Mit einer Einführung von G.Kornrumpf, Wiesbaden 1972 (II: Transkription, in Vorbereitung); H. Brunner/U. Müller/F. V. Spechtler (Hrsg.), Walther von der Vogelweide. Die gesamte Überlieferung der Texte und Melodien (Litterae 7), Göppingen 1977, S. 102-134, vgl. S. 29*-33*. Str. 143-147 abgedr. C.v.Kraus (Hrsg.), Mittelhochdeutsches Übungsbuch, Heidelberg 21926, S. 185f. Zur Hs. P.Keyser, Michael de Leone (f 1355) und seine literarische Sammlung (VeröfF. der Ges. für fränk. Gesch. Reihe IX, 21), Würzburg 1966; G.Kornrumpf/P.-G.Völker, Die deutschen mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek München, Wiesbaden 1968, S. 66-107, 349; weitere Lit. s. Lachmann/Kraus/Kuhn, Moser/Tervooren.

D I E BENUTZTEN HANDSCHRIFTEN

XXIII

e, „Bezeichnung Lachmanns für die Reihe der meist fälschlich unter Reinmars Namen gesetzten Strophen" 342-376 „der Handschrift E " . 342-345 (189 r b - v a ), 354 (190™): Rubin X V I I I 1. 2. 4. 5, I X 2. El, Erlangen, Universitätsbibliothek Β 5 (früher Ms. 1655). Papier, 14 BU., Schmalfolio: 32,5x10,5 cm, Mitte 14. J h . (Notizen zu 1368), schwäb./nordbair. Nach dem Märe 'Der Wirt' und Teilen einer Glosse zum Liber Sextus der Dekretalen (lat., von anderer Hand) 13 v . 14r. 14v ohne Verfasserangabe a. eine Minnestrophe (K.Bartsch, Germ. 5 [1860] 67f.) und b. ein Lied mit linienlosen Neumen: Namenlos, S. 264, c. ein Lied in Ton IV Reinmars von Brennenberg (HMS I I I 466f.), d. zwei Marienstrophen (ebd. S. 467). b-d abgedr. Oetter, Neuer lit. Anz. 2 (1807) 643-646, vgl. Sp. 600f., dazu Docen, ebd. 3 (1808) 310f.; b mit Versuch einer Wiedergabe der Neumen abgedr. J.G.Büsching, Iduna und Hermode 2 (1813), nach S. 128. Zur Hs. F. H. v. d. Hagen/J. G. Büsching, Literarischer Grundriß, Berlin 1812, S. 157 f., 513; HMS IV 904 Nr. 43; G.Roethe (Hrsg.), Die Gedichte Reinmars von Zweter, Leipzig 1887, S. 208f. (zu c-d); H.Niewöhner, Des Wirtes Märe, ZfdA 60 (1923) 201-219, bes. S. 201 f.; A.Mihm, Überlieferung und Verbreitung der Märendichtung im Spätmittelalter, Heidelberg 1967, S. 124, 133; O.Pültz, Die deutschen Handschriften der Universitätsbibliothek Erlangen, Wiesbaden 1973, S. 19f.; Mertens Sg], S. 71 Anm. 12. Übertragung der Neumen: H. Kuhn/G. Reichert, Minnesang des 13.Jahrhunderts. Aus Carl von Kraus' „Deutschen Liederdichtern" ausgewählt von H.K. Mit Übertragung der Melodien von G.R., Tübingen 1953 (21962), S. 157, vgl. S. 151. F, Weimar, Zentralbibliothek der deutschen Klassik (früher Thüringische Landesbibliothek) Q 564. Papier, 142 Bll., 18,5 x l 5 cm, wohl Nürnberg Mitte/2. Hälfte 15.Jh. Bl. 1-106. 109-119 strophische Dichtungen. l r -100 v Frauenlob-Corpus, darin 65 v -68a v , 81 r -89 r Lieder Frauenlobs und anderer, ohne Verfasserangabe (Ein annder weyß u.ä.); 67 r v : Wenzel von Böhmen I 1-4, 87 r -88 r : dasselbe Lied vollständig; 86 r -87 r : Heinrich von Breslau II. 101 r -106 v . 109 rv Lieder hauptsächlich Walthers von der Vogelweide, ohne Verfasserangabe (1-49); 11-13 (lOlv-102'): Rubin X I V 1. 3. 2. Anschließend bis 119v Minnerede und Sprüche. Dann folgen Reimpaarreden, Fastnachtspiele und Weingrüße. Abb. von 101r-106r. 109™: Brunner/Müller/Spechtler [-> E],S. 135-141, vgl. S. 33 *f.; von 106". 109r: Moser/Tervooren, Abb. la-c; von 87*: HMS IV 769. Zur Hs. F.Hacker, Untersuchungen zur Weimarer Liederhandschrift F, PBB 50 (1927) 351-393; weitere Lit. s. Lachmann/Kraus/Kuhn, Moser/Tervooren. *f, Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Ms. germ, quart. 719. Papier, 203 Bll., 20 x l 4 , 5 cm, 2. Hälfte 15. Jh., rheinfrk.

XXIV

DIE BENUTZTEN HANDSCHRIFTEN

Sammelband. Teil IV (Bl. 103-185) etwa 1470-1473; das Königsteiner Liederbuch, mit vier Melodieaufzeichnungen. Nr. 1, 64-69, 88, 149 in Ton IV Reinmars von Brennenberg, nur Nr. 1 und 88 mit Nennung des Brandberger-, Nr. I n : IV 14, Nr. 64 i. m : IV 4. 2, Nr. 67 n. rv: IV 3. 14. P.Sappler (Hrsg.), Das Königsteiner Liederbuch. Ms. germ. qu. 719 Berlin (MTU 29), München 1970, mit Abb. (165v) S. 41, vgl. bes. S. 223-227. H. Lomnitzer, PBB 96 (Tübingen 1974) 181-185; A.H.Touber, Deutsche Strophenformen des Mittelalters (Repertorien zur Deutschen Literaturgeschichte 6), Stuttgart 1975, S. 40-43. G, München, Bayerische Staatsbibliothek Cgm 19, die Parzival- und Titurel-Hs. G. Pergament, 75 Bll., 30 x21 cm, 1. Hälfte/Mitte 13. Jh., elsäss. Herkunft ungesichert (bair.?), mit Bildern. 75 v Nachtrag des 13. Jh. ohne Verfasserangabe: Wolfram I. II. Wolfram von Eschenbach. Parzival-Titurel-Tagelieder. Cgm 19 der Bayerischen Staatsbibliothek München. [1] Faksimileband. [2] Transkription der Texte von G.Äugst, O.Ehrismann und H.Engels. Mit einem Beitrag zur Geschichte der Handschrift von F.Dreßler, Stuttgart 1970. Die Lieder abgedr. B.J.Docen, Miscellaneen zur Geschichte der teutschen Literatur 1 (1807) 100-102; P.Piper, Nachträge zur älteren deutschen Litteratur (DNL 162), Stuttgart o. J., S. 366; P. Wapnewski, Die Lyrik Wolframs von Eschenbach, München 1972, S. 18, 92, vgl. Tafel II. Lit. s. Moser/Tervooren; vgl. auch Abb. 2. *g, Wien, österreichische Nationalbibliothek Ser. n. 3344. Papier, 267 Bll., 29 x21 cm, 15. Jh. (1431-1466). Sammelhandschrift; zwischen Leopold Stainreuters 'österreichischer Chronik' und einem Briefsteller 100va—115rb Liebhard Eghenvelders Liederbuch (Hainburg, NÖ. ca. 1431-1434), mit Melodien. 102 vb (Lomnitzer Nr. 6 i. ii) prennberger: Reinmar von Brennenberg IV 4. 14; 112 rab (Nr. 26) Brenberger weiß: IV 4. 1; zu Nr. 26 Noten nicht eingetragen. Nr. 6 abgedr. Sappler [-> f], S. 309-311 (Melodie S. 224); Nr. 26 ι ebd. S. 301; Nr. 26 Ii Lomnitzer (s.u.), S. 212. Zur Hs. Schmieder [-> c], S. 21f. (Abb. von 104", 105 v -107\ 108v), vgl. S. 40, 55f.; H.Menhardt, Verzeichnis der altdeutschen literarischen Handschriften der österreichischen Nationalbibliothek, Bd. 3, Berlin 1961, S. 1485-1494; O.Mazal/F.Unterkircher, Katalog der abendländischen Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek „Series nova", Tl. 3, Wien 1967, S. 67-84; H. Lomnitzer, Liebhard Eghenvelders Liederbuch. Neues zum lyrischen Teil der sog. Schratschen Handschrift, ZfdPh 90 (1971), Sonderheft S. 190-216 (mit der älteren Lit.), bes. S. 200, 211 f. H, angebunden an D. Bl. 43 bls -64, 1. Hälfte/Mitte 14.Jh., md. Sprüche und Meisterlieder ohne Verfasserangabe (1-119); 1: Reinmar von Brennenberg IV 13.

DIE BENÜTZTEN HANDSCHRIFTEN

XXV

h, Heidelberg, Universitätsbibliothek Cod. Pal. Germ. 349, Schlußteil zu Cod. Pal. Germ. 360. Pergament, (153 und) 20 Bll., 23,5 χ 15 cm, 2. Hälfte 13. Jh., alem. (elsäss.). Nach Gottfrieds 'Tristan' (Hs. H, mit der Fortsetzung Ulrichs von Türheim) und Freidanks 'Bescheidenheit' (Hs. A) von gleicher Hand 17 v b -19 v b der sog. Anhang zum Freidank (1-32, Freidank-Hs. α): Namenlos, S. 265-273; 19 v b -20 r a Nachtrag des 14.Jh.: Namenlos, S. 274f. Der Anhang abgedr. K.Müllenhoff (Hrsg.), Altdeutsche Sprachproben, Berlin 41885, S. 109-112; H. Meyer-Benfey, Mittelhochdeutsche Übungsstücke, Halle 1909 (21920), S. 32-40. Zur Hs. E.v.Groote (Hrsg.), Tristan von Meister Gotfrit von Straszburg mit der Fortsetzung des Meisters Ulrich von Turheim in zwey Abtheilungen [nach H], Berlin 1821, S. LXIVf.; W.Grimm, Vridankes Bescheidenheit, Göttingen 1834, S. Vf., IX (δ), 2 1860, S. III, XI; HMS IV 904" Nr. 46; K.Bartsch, Die altdeutschen Handschriften der Universitäts-Bibliothek in Heidelberg, Heidelberg 1887, S. 107, 101 f.; K.Marold (Hrsg.), Gottfried von Straßburg. Tristan, Leipzig 1906, 3. Abdr. [...] besorgt und mit einem Nachwort versehen von W.Schröder, Berlin 1969, S. XVII-XXV, 284; F.P.Pickering, Die Sprache der Heidelberger Handschrift (H) von Gottfried von Straßburgs Tristan, Diss. Breslau 1934; H.-H.Steinhoff (Hrsg.), Gottfried von Straßburg (Litterae 19), Göppingen 1974, S. 2-13 (Abb. aus Cpg 360), vgl. S. Vif. S. auch Moser/ Tervooren. i, Donaueschingen, Fürstlich Fürstenbergische Hofbibliothek Cod. 97, die Parzival-Hs. G. Pergament, 320 Bll., 39 x27 cm, Straßburg 14. Jh. (1336). Zwischen Ankündigung und Text des 'Neuen Parzival' von Claus Wisse und Philipp Colin 115 vab (Lagenschluß) von zeitgenössischer Hand sieben Minneliedstrophen ohne Verfasserangabe. 1: Walther (L. 93,7); 2: Waither von Metz III 1; 3-5: Gottfried von Neifen II 1-3;6:Reinmar(MF 162,16); 7:Namenlos, S. 276 = Reinmar von Brennenberg IV 4, 9-12, s. Holtorf. Eine achte Strophe am Schluß, 320 va . Abb. von 115v: Brunner/Müller/Spechtler E], S. 144, vgl. S. 35»; von Str. 3-5: C.M. de Jong, Gottfried von Neifen, Diss. Amsterdam 1923, Faks. II, vgl. S. 19; von Str. 5-7: Moser/Tervooren, Abb. 4. Abgedr. L.Uhland, Zur Sammlung der Minnesänger, Taschenbuch für Geschichte und Alterthum in Süddeutschland 2 (1840) 259-263; Str. 7 und 8: A.Holtorf, Eine Strophe Reinmars von Brennenberg im Rappoltsteiner 'Parzival', ZfdA 96 (1967) 321-328, hier S. 321. Lit. s. LachmanD/Kraus/Kuhn, Moser/Tervooren. J, Jena, Universitätsbibliothek o. Sign., die Jenaer Liederhandschrift. Pergament, 133 Bll., Großfolio: 56 x 4 1 cm, 14. Jh., nd. Herkunft, mit Melodien. 21 v b -28 r b (Nr. 6) Meister alezander: der wilde Alexander I. II. IV-VII, zu I die Noten nicht eingetragen.

XXVI

DIB BENUTZTEN HANDSCHRIFTEN

Die Jenaer Liederhandschrift. Lichtdruck-Ausgabe. Vorbericht von K.K.Müller, Jena 1896; H.Tervooren/U.Müller (Hrsg.), Die Jenaer Liederhandschrift. In Abbildung. Mit einem Anhang: Die Basler und Wolfen büttler Fragmente (Litterae 10), Göppingen 1972; F.Gennrich, Die Jenaer Liederhandschrift. Faksimile-Ausgabe ihrer Melodien (Summa musicae medii aevi 11), Langen bei Frankfurt 1963. G.Holz/F.Saran/E. Bernoulli (Hrsg.), Die Jenaer Liederhandschrift, 2 Bde., Bd. 1: Getreuer Abdruck des Textes, Leipzig 1901 (Nachdr. Hildesheim 1966). Lit. s. Moser/Tervooren. k, Rom, Biblioteca Casanatense Cod. 1409 (früher Α. I. 19), die Parzival-Hs. G M . Pergament, 182 Bll., 39 x27 cm, 14. Jh. Abschrift aus i. l r a b zwischen Ankündigung und Text des 'Neuen Parzival' sieben Liedstrophen ohne Verfasserangabe (wie i, 115 vab ). Abb. von l r : Brunner/Müller/Spechtler E], S. 145, vgl. S. 35*; von Str. 3-5: de Jong [-> i], Faks. III, vgl. S. 19. Abgedr. A.Keller, Romvart. Beiträge zur Kunde mittelalterlicher Dichtung aus italiänischen Bibliotheken, Mannheim/Paris 1844, S. 649-652. Lit. s. Lachmann/Kraus/Kuhn (i2), Moser/Tervooren (i2). L, München, Bayerische Staatsbibliothek Cgm 44, die Handschrift des 'Frauendienst' Ulrichs von Lichtenstein. Pergament, 129 gez. Bll., 24 χ 16 cm, Ende 13. Jh., bair.-österr. Darin I - X X X V I I 1 , 1 (Blattverlust), XXXVIII-LVI. Abb. von l r -14 v (mit I-III und La. 60, 25ff.): U.Peters (Hrsg.), Ulrich von Lichtenstein, Frauendienst ('Jugendgeschichte') (Litterae 17), Göppingen 1973, S. 15-42, vgl. S. 2; von 24 v -25 r (mit VI 1-3, 7): E. Petzet/O. Glauning (Hrsg.), Deutsche Schrifttafeln des IX. bis XVI. Jahrhunderts, Abt. 3, München 1912, Tafel 36. Zur Hs. E. Petzet, Die deutschen Pergament-Handschriften Nr. 1-200 der Staatsbibliothek in München, München 1920, S. 74f.; s. auch Lachmann/Kraus/Kuhn. *1, München, Bayerische Staatsbibliothek Cgm 811, das sog. Liederbuch des Jacob Käbitz. Papier, 72 gez. Bll., 15x10,5 cm, Mitte 15. Jh., schwäb./bair. In der Gruppe der Meisterlieder (47 r -72 v ) ohne Verfasserangabe 47 * v -48 v (Nr. 36) drei Strophen in Ton IV Reinmars von Brennenberg (s. Sappler), die erste (verstümmelt): IV 4. Nr. 36 abgedr. Sappler f], S. 305f., vgl. S. 300, 304f. Zur Hs. vgl. F.Keinz, Ein Meistersinger des XV. Jahrhunderts und sein Liederbuch, SB München, philos.-philol. und hist. Cl. Jg. 1891, München 1892, S. 639699, bes. S. 686; H.Fischer, Jacob Käbitz und sein verkanntes Liederbuch, Euph. 56 (1962) 191-199, bes. S. 192 Anm. 8; ders., Nachtrag zu Jacob Käbitz, ebd. 59 (1965) 384f.; G.Kornrumpf, ZfdA 106 (1977) 1341. LI, Leipzig, Universitätsbibliothek Cod. 1285 (s. Höver/Kiepe, S. 522, bei Leyser irrig 1289; Kraus konnte die richtige Signatur nicht ermitteln, ihre Feststellung ist Hansjürgen Kiepe zu verdanken). Pergament, 2 4 x 1 2 cm, 98 Bll., 13. Jh. Lucanus-Handschrift, 98™ lat.

DIE BENUTZTEN HANDSCHRIFTEN

XXVII

Nachträge. Am Schluß von einer Hand vielleicht noch des 13.Jh.: Namenlos, S. 276; Verse abgesetzt, anscheinend z.T. neumiert. Abgedr. H.J.Leyser, Anz. für Kunde des dt. Mittelalters 2 (1833) 72; neu nach der Hs.: W.Höver/E.Kiepe (Hrsg.), Gedichte von den Anfängen bis 1300. Nach den Handschriften in zeitlicher Folge (Epochen der deutschen Lyrik 1), im Druck (München 1978), S. 245f. M, München, Bayerische Staatsbibliothek Clm 4660, die Handschrift der Carmina Burana. Pergament, 112 Bll., 25 χ 17 cm, wohl Kärnten (Seckau?) 1. Hälfte/Mitte 13.Jh. (um 1230), Miniaturen, zu mehreren Liedern linienlose Neumen. An das durchgehend neumierte Kreuzlied CB 48 eine Tageliedstrophe ohne Neumen angehängt (CB 48 a, 14r): Otto von Botenlauben XIII 2. B.BischofF (Hrsg.), Faksimile-Ausgabe der Handschrift der Carmina Burana und der Fragmenta Burana (Clm. 4660 und 4660 a) der Bayerischen Staatsbibliothek in München. [1] Faksimile. [2] Einführung zur FaksimileAusgabe der Benediktbeurer Liederhandschrift, München 1967 (einbändig Brooklyn, N.Y. 1967). A.Hilka/O.Schumann/B.Bischoff (Hrsg.), Carmina Burana. Bd. 1, 1-3: Text, Heidelberg 1930-1970 (1, 2 21971), Bd. 2, 1: Kommentar, Heidelberg 1930 (21961); CB 48a abgedr. Bd. 1, 1 S. 97, vgl. Bd. 2, 1 S. 102 und Bd. 1, 3 S. 198. Zur Hs. s. die Ausgabe, bes. Bd. 1, 3 S. Xff. (B.Bischoff zu Datierung und Lokalisierung); Lit. s. auch Lachmann/Kraus/Kuhn, Moser/Tervooren. m, Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Ms. germ, quart. 795, die Möserschen Bruchstücke. Pergament, drei Doppelbll., 22 x l 7 , 5 cm, Anfang 15. Jh., nd. Fragmente aus dem Schlußteil einer Liederhandschrift ; Bl. 1-3 von erster Hand mit Verfasserangaben, Bl. 4-6 namenlose Nachträge von mehreren Händen. l r vor Liedern Frauenlobs (Hinricus): Heinrich von Breslau II, Anfang verloren. Heinrichs Lied abgedr. HMS III 584; Bd. II, S. 189. Abb. von 3V: Brunner/Müller/Spechtler [-> E], S. 161, vgl. S. 37*; von 3": Moser/Tervooren, Abb. 5a-b. Lit. zur Hs. s. ebd.; H.Thomas, Untersuchungen zur Überlieferung der Spruchdichtung Frauenlobs (Palaestra 217), Leipzig 1939, S. 88f.; T.Brandis, Mittelhochdeutsche, mittelniederdeutsche und mittelniederländische Minnereden (MTU 25), München 1968, S. 218 und Nr. 372; W. Röll, Oswald von Wolkenstein und Graf Peter von Arberg, ZfdA 97 (1968) 219234, bes. S. 225-227. - Vgl. jetzt G. Schmeisky, Die Lyrik-Handschriften m (Berlin, Ms. germ. qu. 795) und η (Leipzig, Rep. Ilfol. 70a). Untersuchungen zur mittel- und niederdeutschen Sangverslyrik-Überlieferung, Diss. Stuttgart 1978 (mit vollständiger Abb. und Transkription) ( = GAG243). Mb, Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Ms. germ, quart. 981 (der Aufbewahrungsort war Kraus unbekannt 1 )). Perga') „Herrn Dr. phil. Werner Schröder verdanke ich eine Abschrift des Textes Wiggerts und seiner Bemerkungen über ihn."

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DIE BENUTZTEN HANDSCHRIFTEN

mentblatt, aufgefunden im Magdeburger Archiv, 2 2 x 1 7 cm, 14. Jh., wohl nd. Herkunft. Bruchstück eines Liedes, mit Noten: Namenlos, S. 277f. Abb. von l r v : HMS IV 773; J.Wolf, Musikalische Schrifttafeln, Leipzig 1923 (21927), Nr. 21; B.Kippenberg, Der Rhythmus im Minnesang (MTU 3), München 1962, Tafel II. Zur Hs. F.Wiggert, Scherflein zur Förderung der Kenntniß älterer deutscher Mundarten und Schriften. IV, Pädagogische und Literarische Mittheilungen [...] über das Domgymnasium zu Magdeburg 8 (Magdeburg 1832) 36-38 (mit Textabdr.); H. Degering, Kurzes Verzeichnis der germanischen Handschriften der Preußischen Staatsbibliothek II, Leipzig 1926, S. 164. - Zur Melodie, Melodieübertragungen: J.Wolf, Handbuch der Notationskunde, Tl. 1, Leipzig 1913, S. 174, 175-177; Kuhn/Reichert [-> El], S. 157-159, vgl. S. 151; Dom A.Hughes (Hrsg.), Early Medieval Music up to 1300 (New Oxford History of Music 2), London 1954, rev. ed. 1955, S. 255f.; Ε.Jammers, Anfange der abendländischen Musik, Strasbourg/Kehl 1955, S. 142-148; Kippenberg (s. o.), S. 44, 81-83; E.Jammers, Ausgewählte Melodien des Minnesangs (ÄTB Erg.reihe 1), Tübingen 1963, Nr. 86, vgl. S. 109; Taylor Ο c], Bd. 1, S. 155f., vgl. Bd. 2, S. 241 f., 290f. n, Leipzig, Universitätsbibliothek Rep. I I fol. 70 a . Pergament, 102 Bll., 23,5 x l 6 cm, 14. Jh., rip. Bl. 1-90 Stücke aus der Kölner Königschronik, teils dt. von Witkind, teils lat. Angebunden zwei Lagen (Bl. 91-96. 97-102). 91 r a -93 r b , 94 v a -96 v b zwei Reihen von Lied- und hauptsächlich Spruchstrophen ohne Verfasserangabe (Abteilung I, III), dazwischen eine strophische Minnerede (HMS I I I 441-443); 97 r a -102 v a von jüngeren Händen 'Virginal' (Hs. L, Heinzle V e ), Minnerede (Rheinheimer, S. 130-143), Sibyllenlied in Marners Ton XIV (HMS I I I 46811-1). Aus Abteilung I : 7: Kanzler I I 9; 9. 11, 12, 14: Namenlos, S. 279f.; 13: der wilde Alexander I I 11; 16-19: Reinmar von Brennenberg IV 6 + 3 . 1. 15. 9. Aus Abteilung I I I : 3, 5-6, 14, 23-25, 29, 30: Namenlos, S. 280-282; 11: Kanzler XVI 21; 15. 27: Namenlos, S. 262; 16: Leuthold von Seven I I 4. Abb. von 95v (mit III 11 Schluß - 19 Anfang): Brunner/Müller/Spechtler [-+ E], S. 164, vgl. S. 38 *; von 95v. 96r (bis III 26 Anfang): Moser/Tervooren, Abb. 7a-b. I 12, III 30 abgedr. Höver/Kiepe [-> LI], S. 498f. Zur Hs. M. Rheinheimer, Rheinische Minnereden (GAG 144), Göppingen 1975, S. 110-115 (mit S. 319-321), 28f., 229, 231f., 264f.; J.Heinzle, Mittelhochdeutsche Dietrichepik. Anhang: Verzeichnis der Textzeugen (MTU 62), im Druck (München 1978), S. 330f.; weitere Lit. s. Lachmann/Kraus/Kuhn, Moser/Tervooren.-Vgl. jetzt Schmeisky [->-m]. 0 , ehem. Berlin, Preußische Staatsbibliothek Ms. germ. oct. 682, seit Kriegsende verschollen. Zwei Pergamentdoppelblätter, 4°/8°, 2. Hälfte 13. Jh., wohl nd. Herkunft. Fragmente einer Handschrift mit Liedern Walthers von der Vogelweide; 44 Strophen ohne Verfasserangabe, z.T. unvollständig. 8-12: Walther von Metz IV.

D I E BENUTZTEN HANDSCHRIFTEN

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Abgedr. C. ν. Kraus, Berliner Bruchstücke einer Waltherhandschrift, ZfdA 70 (1933) 81-120, hier S. 82-87. Vgl. Brunner/Müller/Spechtler | > E], S. 38*f.; Lachmann/Kraus/Kuhn. o, Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Ms. germ, quart. 284. Pergament, 198 Bll., 2 2 x 1 6 , 5 cm, 14. Jh., rip. Zwischen der 'Sächsischen Weltchronik' (Hs. 11) und Gottfrieds 'Tristan' (Hs. N, mit der Fortsetzung Ulrichs von Türheim) eine Gruppe von Fabeln, Mären, Minnereden und 63 v a -64 r a ohne Verfasserangabe Lied V des Markgrafen von Hohenburg (Eyn sanc), ein Spruch Walthers (L. 30, 9/12) und ein Refrainlied (Eyn sanc, HMS I I I 468P Nr. V). Abb. von 63 v . 64 r : Brunner/Müller/Spechtler [-> E], S. 168, vgl. S. 39*. Zur Hs. H. Herkommer, Überlieferungsgeschichte der 'Sächsischen Weltchronik' (MTU 38), München 1972, S. 78-83 (mit Lit.); Steinhoff [-> h], S. 23 (Abb. von 86v. 87*), vgl. S. VII; Rheinheimer n], S. 14-16 (mit S. 280f.), 125-130 (Ed.). S. auch Lachmann/Kraus/Kuhn. *P, München, Bayerische Staatsbibliothek Cgm 5249/27. Pergamentblatt, max. 12 χ20 cm, links beschnitten. Bairische Urkunde von 1324; auf der Rückseite und den Rändern der Vorderseite im 14. J h . ohne Verfasserangabe eingetragen: Reinmar von Brennenberg I V 10. 11 und 12, die zweite Strophe verstümmelt. Hinweis auf diese Überlieferung: Sappler [-» f], S. 226 mit Anm. 5 (Sigle p). p, Bern, Burgerbibliothek Cod. 260. Pergament, 286 Bll., 28,5 x 2 0 cm, wohl Straßburg Mitte 14. J h . Sammelhandschrift, überwiegend lat. Texte. Im chronikalischen Schlußteil Bl. 190ff., der mit der Chronik des Mathias von Neuenburg endet, 234 r b -235 v b (Lagenschluß) 36 Liedstrophen, größtenteils ohne Verfasserangabe. 2, 11-13, 14-16: Namenlos, S. 283f.; 4: Ulrich von Winterstetten V I I 1; 23-25. 27, 26: Gottfried von Neifen X X I I 1. 2. 5. 4, X X V I 2; 28-29: Leuthold von Seven I I 4. 2. Abb. von 234r, 235": Moser/Tervooren, Abb. 8a-c; von 234r, 235r (1-5 Anfang, 14 Schluß-24 Anfang): U.Müller (Hrsg.), Heinrich von Morungen (Litterae 2), Göppingen 1971, S. [25]f., vgl. S. V; von 235 v : Brunner/Müller/ Spechtler [-> E], S. 169, vgl. S. 39 *f.; von Str. 23-27: de Jong [-> i], Faks. V, vgl. S. 19. Abgedr. E.G.Graff, Diutiska 2 (1827) 255-266, vgl. S. 240; dazu W. Wackernagel, ZfdA 4 (1844) 479f. Lit. s. Lachmann/Kraus/Kuhn, Moser/ Tervooren. q, Basel, öffentliche Bibliothek der Universität Β X I 8. Pergament, 163 Bll., 1 1 , 5 x 8 cm, 14. Jh., mit einigen Melodien. Sammelhandschrift, überwiegend lat., Erbauungstexte, Hymnen, Sequenzen usw. Neben anderen dt. Texten (alem.) am Schluß 160 r -162 v von der Texthand a. Bobbe (I 1), b. waiter von der vog. (160 v -161 r ): Reinmar der

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DIE BENUTZTEN HANDSCHRIFTEN

Fiedler III 3 (= L. 38, 10), c. Umdichtung von Str. 22 des Winsbecken, d. Conradus de wirceburc (32, 1), e. Item con. (32, 46). Abb. von 160v. 161r: Brunner/Müller/Spechtler [-> E], S. 170, vgl. S. 40*. Abgedr. W. Wackernagel, Altdeutsche Blätter 2 (1840) 131 f., 129, 132f. Zur Hs. G. Meyer/M. Burckhardt, Die mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek Basel. Abt. B, Bd. 2, Basel 1966, S. 882-914 (mit Lit.); s. auch Lachmann/Kraus/Kuhn. r, Zürich, Zentralbibliothek Ζ XI 302. Pergament, 106 Bll., 30,5 x21 cm, 13./14. Jh. Schwabenspiegel-Handschrift. 106 rb - vb nicht viel späterer Nachtrag: acht Strophen mit Verfasserangabe; keine davon in dieser Ausgabe. Abb. von 106r: Moser/Tervooren, Abb. 9; von 106v: Brunner/Müller/ Spechtler E], S. 171, vgl. S. 40*. Abgedr. W. Wackernagel, Altdeutsche Blätter 2 (1840) 121-124. Lit. s. Lachmann/Rraus/Kuhn, Moser/Tervooren. S, aus dem Besitz (?) Heinrich Schreibers, verschollen. Pergamentblätter, Zahl unbekannt (gebunden?), 8° (ca. 12,5 x8 cm), 2. Hälfte 13. Jh., mit Noten (neun Systeme pro Seite); vgl. Schreiber, S. 353. Die Blätter enthielten (ausschließlich? vollständig?) Leich IV Ulrichs von Winterstetten; durch die Abbildung bei Schreiber (Föppl, S. 268 konstatiert „einige, obwohl kleine, doch entstellende Abweichungen" vom Original) ist 13,3-14,4 mit Melodie erhalten, durch seinen Abdruck 13,3-14,8 und 31,1-35,3. Schon Plenios Versuche, S wiederaufzufinden, waren vergeblich. Kraus: „In der Berliner öffentlichen Wissenschaftlichen Bibliothek (vormals Staatsbibliothek) befinden sich die Blätter nach freundlicher Mitteilung des Herrn Direktors der Handschriftenabteilung Dr. Boese nicht [auch nicht unter den Schreiberschen Papieren im Archiv der Stadt Freiburg nach freundlicher Auskunft durch dessen Leiter, Herrn Dr. Zwölfer]." Sie sind nach freundlicher Mitteilung des Leiters der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Freiburg Dr. Hagenmaier auch weder einer Handschrift der Bibliothek noch des Stadtarchivs beigebunden. H.Schreiber, Taschenbuch für Geschichte und Alterthum in Süddeutschland 1 (1839) 352-357, Abb. nach S. 352; C.A.Föppl, ebd. 2 (1840) 264-268 und Tafel III (Versuch einer Übertragung der Melodie zu 13, 3-14, 4); HMS IV 772 (Faksimile nach Schreiber), vgl. S. 756", 902a; K.Plenio, PBB 42 (1917) 480 Anm. 1, wieder in: K. P., Bausteine zur altdeutschen Strophik. Mit einem Geleitwort von U.Pretzel, Darmstadt 1971, S. 102 Anm. 1; H.Kuhn, Minnesangs Wende (Hermaea N.F. 1), Tübingen 1952 (21967), Tafel I (Faksimile Schreibers), vgl. S. 94f.; K.H.Bertau, Sangverslyrik (Palaestra 240), Göttingen 1964, S. 20f., 217. - Melodieübertragungen: Kuhn/Reichert [-> El], S. 160, vgl. S. 151; Jammers, Melodien [-> Mb], Nr. 131, vgl. S. 131f.; Taylor c], Bd. 1, S. 92f„ vgl. Bd. 2, S. 136f„ 291.

D I E BENUTZTEN HANDSCHRIFTEN

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s, Haag, Koninklijke Bibliotheek 128 Ε 2 (früher 721), die Haager Liederhandschrift. Pergament, klein-2°, 67 Bll., Anfang 15. J h . Zwischen Reden und Minnereden verstreut Lieder, die meisten ohne Verfasserangabe. Nr. 24, 33, 38, 40A, 41B, 47, 70, 74, 81, 104: Namenlos, S. 285-291; Nr. 29 ι. π (14 r b , heren waiters zanch) und Nr. 68: Walther von Metz I V 4. 5 und V I I 1; Nr. 40 B. C1. C 2 : Sachsendorf IV. E.F.Kossmann (Hrsg.), Die Haager Liederhandschrift. [1] Faksimile. [2] Einleitung und Transskription, Haag 1940. Lit. s. Lachmann/Kraus/ Kuhn, Moser/Tervooren. Sg, St. Gallen, Stiftsbibliothek Cod. 18. Pergament, 4°, 97 Bll. Sammelband. Teil IV (S. 47-194) 12. J h . , Psalmen mit Kommentar; S. 90 Randnachtrag des 13./14. J h . : Namenlos, S. 292. Abgedr. H.Hattemer (Hrsg.), Denkmahle des Mittelalters. St. Gallen's altteutsche Sprachschätze, Bd. 3, St. Gallen 1844-1849, S. 596f. Zur Hs. G.Scherrer, Verzeichniß der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 6f.; V.Mertens, Ein neumiertes Minnelied des 14. Jahrhunderts aus Kremsmünster, in: K. Ruh/W. Schröder (Hrsg.), Beiträge zur weltlichen und geistlichen Lyrik des 13. bis 15. Jahrhunderts, Berlin 1973, S. 68-83, hier S. 71 f. Anm. 13. t, München, Bayerische Staatsbibliothek Cgm 4997, die Kolmarer Liederhandschrift. Papier, 856 Bll., 29,5 χ20 cm, 2. Hälfte 15. Jh., md. (Mainz?), mit Melodien. - Die Liedzählung entspricht der von Bartschs Verzeichnis, die Blattzählung ist die moderne (Bartsch und Kraus im Kommentar verwenden die alte römische Foliierung). 545 ra -551 vb Jn des Icanczlers {hohen) gulden tone, 545 ra -546 rb (Nr. 580 und 581, mit verschiedener Melodie): Kanzler II 12-14. 15—17; nach Bartsch, Meisterlieder Nr. 122 und 123. - 554 r a _ v a Jn des kanczlers sußeen done (Nr. 591, mit Melodie): Kanzler XVII; nach HMS III 454, 823» - 570^-™ (Nr. 611 i, unter Liedern in Boppes Hofton, nicht dem Kanzler zugeschrieben): Kanzler XVIII; nach HMS IV 704 Anm. 4. 669 ra -679 va Jm brandenberger, mit Melodie. 673 va -674 ra (Nr. 735, Sappler Nr. 7): Reinmar von Brennenberg IV 4. 7. 14; nach Bartsch, Meisterlieder Nr. 135. - *674 r b _ v a (Nr. 736, Sappler Nr. 8 π. πι): IV 1. 6 + 3; Str. n abgedr. Lomnitzer [-> g], S. 212. - *676 va -677 va (Nr. 739a, Sappler Nr.12 πι. IV, VII): IV 10-12. - Vgl. Sappler [-> f], S. 226. 719 rab dez jungen Stollen getichte (Nr. 786, mit Melodie): Bd. II, S. 327 und Namenlos/(junger) Spervogel, S. 270f.; nach Bartsch, Meisterlieder Nr. 145. 732 vb -733 ra (Nr. 809 i, unter Liedern in Walthers gespalten wys): Schulmeister von Eßlingen IV; nach Bartsch, Meisterlieder Nr. 157. U.Müller/F. V. Spechtler/H. Brunner (Hrsg.), Die Kolmarer Liederhandschrift der Bayerischen Staatsbibliothek München (cgm 4997). In Abbildung (Litterae 35), Bd. 1. 2: Faksimile, Göppingen 1976 (Kommentar angekündigt); F.Gennrich, Die Colmarer Liederhandschrift. Faksimile-Ausgabe

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DIE BENUTZTEN HANDSCHRIFTEN

ihrer Melodien (Summa musicae medii aevi 18), Langen bei Frankfurt 1967. K.Bartsch (Hrsg.), Meisterlieder der Kolmarer Handschrift (StLV 68), Stuttgart 1862 (Nachdr. Hildesheim 1962); P.Runge (Hrsg.), Die Sangesweisen der Colmarer Handschrift, Leipzig 1896 (Nachdr. Hildesheim 1965). Vgl. Stackmann [-> Ba], S. LXV-XCV (Beschreibung); Brunner Ba]; C.Petzsch, Die Kolmarer Liederhandschrift. Entstehung und Geschichte, im Druck (München 1978); weitere Lit. s. Lachmann/Kraus/Kuhn. U x , Braunschweig, Landeskirchliches Archiv Η 1 (früher Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek 404.9 (16) Novi). Zwei Pergamentdoppelblätter, max. 15 χΙΟ,δ cm, Ende 13. Jh., md. Fragmente einer Handschrift mit Liedern Walthers von der Vogelweide (aus der auch die Bruchstücke U x x stammen); 32 z.T. unvollständige Strophen ohne Verfasserangabe, die erste in e als Schlußstrophe unter Reinmar. 19-23 (3 rv ): Rudolf von Rotenburg XII 1. 2. 4. 5. 3. Abb.: Brunner/Müller/Spechtler | > E], S. 180-184, vgl. S. 41 *f. Abgedr. F.Zarncke, Zwei neuaufgefundene Bruchstücke einer Handschrift der Gedichte Walther's v. d. Vogelweide, Berichte über die Verh. der Kgl. Sachs. Ges. der Wiss. zu Leipzig, philol.-hist. Cl. 35 (1883) 145-158; Rotenburgs Lied auch bei Kraus [->• E], S. 180f. S. Lachmann/Kraus/Kuhn, Moser/ Tervooren. u, Wien, Österreichische Nationalbibliothek Cod. 2940*. Papier, 50 Bll., 21,5 X 14,5 cm, 2. Hälfte 15. Jh. (1481), nd. und rip. Nach Volmars Steinbuch (Hs. w) hauptsächlich kürzere Minnereden. Ohne Verfasserangabe 12r eine Strophe Frauenlobs (Ettmüller Nr. 209, s. Roethe), 23 r -24 r ein Liebeslied (Pfeiffer, S. 169f.), 24 v (alt 120v): Wachsmut von Künzich II a 1. 2, *36r: Namenlos, S. 281 (s. Roethe). Die Wachsmut-Strophen abgedr. K. Lachmann/M.Haupt (Hrsg.), Des Minnesangs Frühling, Leipzig 1857, S. 226 Anm. (neu bearb. von C. v. Kraus, Leipzig 1940, S. 379 Anm. 1). Zur Hs. vor allem G. Roethe, Niederrheinische Minnekatechese, in: Festschrift, dem Hansischen Geschichtsverein und dem Verein für niederdeutsche Sprachforschung dargebracht [...], Güttingen 1900, S. 161-172, bes. S. 162f.; ferner F.Pfeiffer, Altdeutsches Übungsbuch, Wien 1866, S. 165-172; H.Lambel (Hrsg.), Das Steinbuch. Ein altdeutsches Gedicht von Volmar, Heilbronn 1877, S. IV; K. Euling, Das Priamel bis Hans Rosenplüt (Germanist. Abh. 25), Breslau 1905, S. 70; Menhardt Ο g], Bd. 1, Berlin 1960, S. 642-648; D.Dalby, Two Middle Franconian Hunting Allegories, in: Mediaeval German Studies. Presented to F.Norman, London 1965, S. 255-261 (mit Abb. der Federzeichnung 14v); Brandis [-> m], S. 269; I. Glier, Artes amandi (MTU 34), München 1971, bes. S. 279283; Rheinheimer n], S. 23-25 (mit S. 284f.), 148-162 (Ed.), 205f., 206f., 221, 269.

DIE BENUTZTEN HANDSCHRIFTEN

ΧΧΧΠΙ

ν, München, Bayerische Staatsbibliothek Olm 4350 1 ). Papier, 92 gez. Bll., Schmalfolio: 29 χ 10,5 cm, 14. Jh. (1338 und später). Sammelhandschrift, Grundstock überwiegend lat. Unter den Nachträgen (Segen, Rezepte, Gebete, Verse usw.) auch zahlreiche dt. (schwäb./ bair.); ohne Verfasserangabe 37r drei Strophen (HMS III 350b), 38r: Namenlos, S. 282. HMS IV 904b Nr. 45; Catalogue codicum Latinorum bibliothecae regiae Monacensis, Bd. 1, 2, München 21894, S. 176f. (W.Meyer); E.Steinmeyer/ E.Sievers, Die althochdeutschen Glossen, Bd. 4, Berlin 1898, S. 514f. (ausführlichere Beschreibung); O.Ringholz, Itinerarium Einsidlense aus dem XIII./XIV. Jahrhundert, Anz. für Schweizer. Gesch. N.F. 8 (1898-1901) 343-346 (zu 35r); K. Grubmüller, Vocabularius Ex guo (MTU 17), München 1967, S. 301 (zu l r -3 v ); J.Janota, Studien zu Funktion und Typus des deutschen geistlichen Liedes im Mittelalter (MTU 23), München 1968, S. 50 mit Anm. 115 (zu 36v); Brunner Ba], S. 175 Anm. 6 (zu 37r). W, Wien, österreichische Nationalbibliothek Cod. 2701, die Wiener Leichhandschrift. Pergament, 50 Bll., 24 Xl6,5 cm, 14. Jh., schles., mit Melodien. Drei nach Inhalt, Mundart und Entstehungszeit eng zusammengehörige Teile. Im zweiten ohne Verfasserangabe der Leich Reinmars von Zweter und unmittelbar anschließend von gleicher Hand 16v unter leeren Notenlinien: Namenlos, S. 293 ( = Roethe Nr. 282 a). Im dritten Teil 44 v -49 r der Leich des wilden Alexander, VII, mit Noten, und 49r ohne Verfasserangabe sein Lied VI, mit Noten zu 1. H.Rietsch, Gesänge von Frauenlob, Reinmar v. Zweter und Alexander nebst einem anonymen Bruchstück nach der Handschrift 2701 der Wiener Hofbibliothek (Denkmäler der Tonkunst in Österreich 41), Wien 1913 (Nachdr. Graz 1960), S. 3-53 Faksimile, vgl. S. 89f.; S. 57-86 Melodieübertragungen (mit Transkription der Texte), vgl. S. 91-105. Die Strophe 16v abgedr. Höver/Kiepe [ > LI], S. 309f. Zur Hs. HMS IV 900b-901», III 7198-7228; G. Roethe (Hrsg.), Die Gedichte Reinmars von Zweter, Leipzig 1887 (Nachdr. Amsterdam 1967), S. 147f. und Notenbeilage I; L.Pfannmüller, Frauenlobs Marienieich (QuF 120), Straßburg 1913, S. 31 f.; K.Bartsch, Untersuchungen zur Jenaer Liederhandschrift (Palaestra 140), Leipzig 1923, S. 83-86 (Sprache); W.F.Kirsch, Frauenlobs Kreuzleich, Diss. Bonn, Dillingen a. Donau 1930, S. 16f.; Thomas [—>• m], S. 43-52; Menhardt [-* g], Bd. 1, Berlin 1960, S. 136-141; Kippenberg [-> Mb], S. 48, 70; I. Reiffenstein, Winsbeckische Gedichte nebst Tirol und Fridebrant. Hrsg. von A.Leitzmann. 3., neubearb. Aufl. von I. R. (ATB 9), Tübingen 1962, S. IXf.; Bertau [ - • S], s. Reg. S. 243; H.Lomnitzer, Zur wechselseitigen Erhellung von Text- und Melodiekritik mittelalterlicher

„Die bei Hagen fehlende Signatur verdanke ich Herrn Bibliothekar Dr. Paul Gichtel."

XXXIV

DIB BENUTZTEN HANDSCHRIFTEN

deutscher Lyrik, in: P.F.Ganz/W.Schröder, Probleme mittelalterlicher Überlieferung und Textkritik, Berlin 1968, S. 118-144, hier S. 129-133. Melodieübertragungen: Rietsch (s.o.); Kuhn/Reichert [-> El], S. 154-156 (Alexanders Leich), vgl. S. 151; Taylor [ - • c], Bd. 1, S. 6f., 11-15, 71-86, 168f., vgl. Bd. 2, S. 7 f., 11-18, 113-122, 264-267, 293; Brunner [->- Ba], Melodietafel II. III (Frauenlobs Grüner Ton und Würgendrüssel), vgl. Reg. S. 317. *w, Seitenstetten, Stiftsbibliothek Cod. 286. Papier, 4°, 15. Jh. Sammelhandschrift oder -band, Nr. 1-4 und 6-8 lat. Texte; Nr. 5 Suchenwirts 'Ehrenrede auf Friedrich den Kreußpeck' (Hs. s) und anschließend S. 94f. von gleicher Hand Daz ist der vraw'n lob (wohl noch 14. Jh., bair.-österr.): Kanzler II 12-14 (s. Bd. II, S. 256). Abgedr. H. Hoffmann [v. Fallersleben], Altdeutsche Blätter 1 (1836) 383f.; Hinweis auf diese Überlieferung bei Bartsch [-> t], S. 693 u.ö. Zur Hs. Codicum manuscriptorum bibliothecae Seitenstettensis torn. II (Ms. o. J.), S. 197-199; F.Kratochwil, Über den gegenwärtigen Stand der Suchenwirt-Handschriften [II], Germ. 34 (1889) 303-345, hier S. 316-319; O.Weber, Peter Suchenwirt (Deutsches Werden 11), Greifswald 1937, S. 38-40. x, Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Ms. germ. fol. 922. Papier, 134 Bll., 27,5 x20,5 cm, 1. Viertel 15. Jh., vom Niederrhein. Sammelband, neben 'Seghelijn von Jerusalem' (frgm.) hauptsächlich Minnereden. 50 r -57 r . 58 rv . 59 r -70 v und 131 r -134 v Lieder, fast durchweg ohne Verfasserangabe, die letzte Gruppe mit zwölf Melodien1). Nr. 5, 13, 25 (Gruppe I), Nr. 36 und 62 (Gruppe III): Namenlos, S. 294-299. Abb. von 56rv (Nr. 22-25): Moser/Tervooren, Abb. 14a-b. M.Lang (Hrsg.), Zwischen Minnesang und Volkslied. Die Lieder der Berliner Handschrift germ. fol. 922. Die Weisen bearb. von [J.] Müller-Blattau (Studien zur Volksliedforschung 1), Berlin 1941; vgl. C.v. Kraus, Zu den Liedern der Berliner Handschrift Germ. Fol. 922 (Abh. der Bayer. Akad. der Wiss., philos.-hist. Abt. N.F. 21), München 1942. Zur Hs. G.Thiele (Hrsg.), Mittelhochdeutsche Minnereden II (DTM 41), Berlin 1938, Dublin/Zürich 21967 mit einem Geleitwort von I.Glier, S. XXI-XXVII, 257, Tafel III. IV (1K 125'); weitere Lit. s. Moser/Tervooren; ferner H. Lomnitzer, 'Berliner Liederhandschrift mgf 922', Verfasserlexikon21, 3 (1977) 726f. y, München, Bayerische Staatsbibliothek, Signatur bisher nicht ermittelt. Nach Kraus, S. X X I I war die Handschrift, „von Docen bei Hagen ohne Angabe der Signatur verzeichnet", nicht auffindbar; er konnte sie anscheinend doch noch benutzen, die von ihm S. X X I genannte Signatur Olm 5509 erwies sich aber als irrig. 60r: Walther von Metz VII 3, 1-6. ') „Zu Müller-Blattaus Ausführungen verglichen mit den Siglen in dieser Ausgabe: Mu 45 V Β 51 = Ρ J 5= J R 54 = = k Bs 52 = q Κ 58 = t Bt 40 = 0 L 55 = η Sw 14 = S El 43 = El LI 41 = LI W 2 = B, b L Μ 1= C Wb 8 = E, e Fl 24 Wm 57 = F Mb 38 Mb Η 4 : A, a Hb 6 D, Η Mch 50 _ Μ Wn 7 = W Ζ 53 r Mp 12 = G Hf 46 = h Ms 56 m Hg 15 = c -

—:



Siglen nach Hagen aufgefundener Handschriften: Ba, i, 0, s, Sg, U* u, x, y." Siglen nach Carl von Kraus aufgefundener bzw. von ihm nicht oder nur teilweise benutzter Textzeugen: (Ba), d, f, g, 1, P, (t), (u), w, za-zd, zr.

VERZEICHNIS DER DICHTER MIT ALL IHREN NAMEN 1. ALEXANDER, DER WILDE . . 6 4 . A L R A M V O N G R E S T E N S. W A L T RAM 2 . A N H A L T E , D E R G R A V E VON . 3 8 . A N H A N G ZUM F R E I D A N K . . 6 5 . B E H E I N , W E N Z E L VON . . .

20 265 584

4 1 . B O T T E N L O U B E N , O T T E VON 4 2 . B R A N D E N B Ü R G , O T T E VON

.

307 317

4 4 . B R E N N E N B E R G , R E I N M A R VON 3 . BRUNO VON HORNBERG . .

325 22

4. 5. 6. 7. 8. 9.

1

B R U N W A R T VON O U G H E I N . B U O C H E I N , VON B U R K A R T VON H O H E N V E L S . DIETMAR D E R SETZER . . . DÜRINC, DER DÜRNER, DER

26 30 33 52 54 59

1 4 . E H E N H E I N , G ( E 8 L I VON . . 6 9 . E S C H E N B A C H , W O L F R A M VON 10. EZZELINGEN, DER SCHUOLM E I S T E R VON

80 596

45. 17. 38. 11. 12.

V I D E L E R , REEMAR D E R . . V O R S T E , G Ü N T H E R VON D E M F R E I D A N K , A N H A N G ZUM . . VRTDERICH D E R K N E H T . . F R I D E R I C H VON L I N I N G E N .

334 131 265 68 75

GEDRUT GELTAR GCESLI VON E H E N H E I N . . G Ö T F R I T VON N I F E N . . . G Ö T F R I T VON 8TRASBURG . . G R E S T E N , W A L T R A M VON . . G Ü N T H E R VON D E M VORSTE . H A M L E , K R I S T A N VON . . . H A R T M A N VON S T A R K E N B E R G HAWART H E I N R I C H VON M I S S E N . . H E I N R I C H H E T Z B O L T VON W I S SENSE 2 2 . H E I N R I C H VON D E R M U O R E . 2 3 . H E I N R I C H VON P R E S S E L A . 6 7 . HEINZENBURG, WILLEHELM VON

77 77 80 82 128 582 131 220 141 143 153

13. 13. 14. 15. 16. 64. 17. 30. 18. 19. 21. 20.

1

61

148 157 160

590

2 0 . H E T Z B O L T , H E I N R I C H , VON W I S SENSE 2 4 . H t L T B O L T VON S W A N E G Ö I . 2 5 . H O H E N B U R G , D E R MARGRAVE VON 4 3 . H O H E N B U R O , K U O N R A T VON = PÜLLER 6 . H O H E N V E L S , B U R K A R T VON 3 . H O R N B E R G , B R U N O VON . 2 6 . H U G VON M Ü L N D O R F . 2 7 . H C G VON W E R B E N W A G 28. 33. 11. 29. 30. 31.

. .

KANZLER, DER K I L C H B E R G , C H U O N R A T VON KNEHT, VRIDERICH DER . K O L VON N I U N Z E N . . K R I S T A N VON H A M L E . . K R I S T A N VON L U P P I N . .

148 163

175 321

. .

33 22

. .

180 181

185 232 68 . 2 1 8 . 220 . 225 . .

3 0 . K Ü N Z I N G E N , W A H S M U O T VON 4 3 . K U O N R A T VON H O H E N B U R G = PÜLLER

555

3 2 . KUONRAT DER JUNGE, KÜNIG 3 3 . K U O N R A T VON K I L C H B E R G . 2 6 . K U O N Z E VON R O S E N H E I N , S.

230 232

H U G VON M Ü L N D O R F . . . L I E H T E N 8 T E I N , U O L R I C H VON L I M P U R C , D E R S C H E N K E VON L I N I N G E N , FRIDERICH VON . L I U T O L T VON SA V E N E . . . LÜENZ, D E R BURGGRAVE VON L U P P I N , KRISTAN VON . . M E Z Z E , W A L T H E R VON . . M I S S E N , D E R MARGGRAVE H E I N R I C H VON M Ü L N D O R F , H U G VON . . . M Ü L N H U S E N , W A H S M U O T VON MUNEGIUR M U O R E , H E I N R I C H VON D E R . NAMENLOSE AUS DEN HANDSCHRIFTEN 1 ) :

180 428 239 75 245 250 225 564

58. 34. 12. 35. 36. 31. 62. 21. 26. 61. 37. 22. 38.

a D El

321

153 180 561 253 157

256 262 264

) Strophen, die namenlos oder unter falschen Namen auch noch in anderen Handschriften als den oben genannten überliefert sind, können mit Hilfe des Reimverzeichnisses gefunden werden.

XXXVIII

V E R Z E I C H N I S D E R D I C H T E R MIT A L L I H R E N NAMEN

h i k

LI

Mb η ρ s

Sg W χ

1 5 . N I P E N , G Ö T F R I T VON 39. 29. 40. 41. 42. 4. 23.

.

.

NIUNE NIUNZEN, K O L VON . . O B E R N B U R G , VON . . . OTTE VON B O T T E N L O U B E N OTTE VON B R A N D E N B U R G OUGHEIN, BRUN WART VON P R E S S E L A , HEINRICH VON

6 3 . PRISACH, WALTHER VON

.

. . . .

.

4 3 . PÜLLER, DER 4 4 . REIMAR VON B R E N N E N B E R G . 4 5 . REIMAR D E R V I D E L E R . . . 4 6 . REIMAR D E R JUNGE . . 4 9 . R O T E N B U R G , RUODOLF VON 4 7 . RUBIN

. .

48. 48. 49. 50. 51. 35. 52.

.

R U B I N UND R Ü E D E G E R . RÜEDEGER RUODOLF VON ROTENBURG RUODOLF D E R S C H R I B E R . SACHSENDORF, VON . . S A V E N E , LIUTOLT VON . S C H A R P F E N B E R G , VON .

. . . . .

5 0 . S C H R I B E R , RUODOLF D E R .

.

5 3 . SCHRIBER, D E R TUGINTHAFTE

265 276 276 276 277 279 283 285 292 293 294 82 300 218 302 307 317 26 160 575 321 325 334 337 359 338 359 359 359 394 397 245 403 394 406

10 S C H U O L M E I S T E R ,

D E R , VON EZZELINGEN 61 . . 7 S E T Z E R , DIETMAR D E R 52 38 SPERVOGEL 2 6 8 . 2 6 9 . 2 7 0 . 2 7 1 274 38 8PERVOGEL, DER JUNGE 2 6 8 . 270.

54 55. 18 16. 56.

271 274 415 417 S T A R K E N B E R G , HARTMAN VON 141 S T R A S B U R G , G Ö T F R I T VON 128

S T A D E G G E , VON STAMHEIN, VON

S Ü E Z K I N T D E R J U D E VON T R I M PERG

421 426 163

D E VON UOLRICH VON L I E H T E N S T E I N UOLRICH VON W I N T E R S T E T T E N WAHSMUOT VON KUNZICH .

421 428 495 555 561 564 575 582 584 181 588

5 7 . SUONEGGE, VON 2 4 . 8WANEGÖI, H I L T B O L T VON 56. TRIMPERG, SÜEZKINT DER J U 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 27. 66. 67.

WAHSMUOT VON MÜLNHUSEN W A L T H E R VON M E Z Z E W A L T H E R VON PRISACH WALTRAM VON G R E S T E N

. . .

. . .

W E N Z E L VON B E H E I N , K Ü N E C W E R B E N WAG, HUG VON . .

W I L D O N J E , VON W I L L E H E L M VON H E I N Z E N BURG 5 9 . W I N T E R S T E T T E N , UOLRICH

6 8 . W I S S E N L O , VON 2 0 . W I S S E N S E , HEINRICH H E T Z BOLT VON 6 9 . WOLFRAM VON ESCHENBACH

590 495 593 148 596

1. Der wilde Alexander I

1

Herre got, dir sungen schone hiute naht vor dime trone Cherubin und Seraphin niuwez lop in hoher wunne. 5 hiute enpfienc ouch menschen kunne den gotelichen vride von in. hiute quam von himele msere, daz got mensche worden were, daz ist uns ein hoch gewin. 2 Hiute quam uz vremdem lande uns ein kempfe in dem gewande da in er den sige erstreit, manic engel in ze ringe s brähte und sanc dem jungelinge lop, do er ze kämpfe schreit alse er vür uns wolde striten. der werde man von beiden siten vertreip uns unser altez leit. 3 Er quam, alse er wart empfangen schone, schöne vür gegangen. dd rief maniger engel schar 'lop in himele, vride üf erde!', 5 do der gotes sun in werde vür trat rehte alse er dar komen was vor vierzic wochen: unzevuort und ungebrochen ir magetuom der bleip ir gar.

1J

2J

3J

Der wilde Alexander Vorschrift und Überschrift C; Meister A. J; Das ist des wildyn A.e leych W vor VII. 11 Leere Notenlinien J. 2 Hiuten ist vür J. 3 unde J. 6 vrede J. 9 hoc J. 2, 1 vremden J. 3 ynne J. 4 e. brachte ym J. 5 Unde [meist) sungen J. 7 Als J. 9 Vürtriep J. uns fehlt J. 8, 1 als J. 2 Sch. schöner J. 3. 5 Da J. 4 vride] werde J. β als J. 8 Ungevuoret J. 9 blieb J.

2

1. DER WILDE ALEXANDER Π

1

Ein wunder in der werlde vert, daz sich allen tugenden wert, valschlich leben ist sin gelust. ez hat der Sirenen sanc, 5 pfäwen varwe und hasen wane, schafes houpt und vuhses brüst, unsselden wirt im niemer buoz. sin wolflieh lip hat hennen vuoz, sin kemlins rükke nätern zagel. ίο von sime kranken herzen gät ein ursprinc aller missetät, untriuwen regen, der eren hagel. 2 Den ich alsus verwundert hän, daz ist der ungetriuwe man der mit valscheit wunder tuot. der kan vremder läge vil. 5 mit wortwaehem nides spil verdecket er giftbseren muot. nu wil ich dulten sinen haz und wil iueh herren leren daz wie man den loser vinden mac: ίο in sinem munde swebt ein sträl mit geluptem lastermäl; der schuz ist giftrich und ir slac. 3 Nu merket wie ein kundic man ein unrein swin erkennen kan: er kiust ez bi der zungen. ir herren, daz ist iuwer reht, s swenne iueh ritter oder kneht ze winkel habe gedrungen, so sprechet üf sins herzen spehen 'vriunt, lä mich dine zungen sehen Γ und merket wie si si gestalt. ίο und ist si danne swebelvar oder nätern vech, des nemet war, sö ist der selbe untriuwen bait.

11C, 4 J

12C, 5 J

13C, 6 J

II 1 mit Noten J. 4t Wan ez J . β houbet u. voxaes br. J , hut u. brüst" vuhses" C. 7 Unselde J. 8 wolplich J. 9 kernels J . r. hat CJ.. nateren J . 10 In s. C. stät C. 11 Ursprung C. 2, 1 alsus vürwuridert J , als6 volwundert C. 4 Her J. vremeder J. 5 wortwehen C, worten wehen J . nydic spil J , nit spil C. 6 giftberenden J. 7 ich fehlt C. dulden J. i m h. C. 8 uch J , die C. baz J. 9 die losen J. 10 swebet J. strale (: male) CJ. 8, 1 listic J. 2 unreyne s. bek. J. 3 kiuset J. 6 Swanne J. β winkele J . 7 sines CJ. 9 merkent J. 10 Und fehlt C, von alter Hand nachgetragen J. sw. vare J. 11 nateren J . des n. w. fehlt C. nement ware J . 12 Söst C.

1. D E B W I L D E A L E X A N D E R

4

Ein hirte enbant sin tobenden hunt. des get beschorn und ungesunt mane schäf üf dürrer weide, ein lieht erlasch ze Megenze sider; 5 do vlouc ein ar mit leide wider; doch quam im trost nach leide: ze Pülle ein listic slange erstarp. der Elbe minne der Rin erwarp; daz vuogte ein tube ze Brünswic. ίο sich vröute ein wolf der missetät ze Swäben, daz in Beiern gät ein staeter mül unrehten stic. 5 Ein wint der wset von Babilön an die starken burc Sion, daz ir wende krachen, so starc ist ouch der selbe wint 5 daz in staeten sorgen sint die der bürge wachen, nu loese uns von der selben not der winden unde mere gebot daz ir gar hochvertiger stürm ίο ruowete von den Worten sin. Sion, läz den zwivel din, wan Krist der ist din staeter türm. 6 Sit wir nu heern die winde toben, sö sol man die verigen loben, die da widerdringen den ünden mit so ganzer kraft 5 und mit staeter meisterschaft. nu merket wie si ringen üf dem mere u m b unser heil, der ünden ein vil michel teil stozn an unser über bort, ίο kund wir nü niht osen wol, unser schif wurd ünden vol: sö groz ist unser Sünden hört. 7

Ich wil des alle vrouwen biten daz si mit wiplichen siten wellen hoeren disen sanc. ich sprach in allen gerne wol

3 7J

8J

9J

10J

4, 1 bant synen J . 2 bescoren J . 3 Manich J. 9 vogete J . von bruneswich J. 10 vreuwete der vülb J. der fehlt J. 12 stetich J. 5, l S y n J. der fehlt J. w e t J. 6 bürge J. 7 von dirre n. J. 10 Rouwete J. 111. las, von derselben Hand vAe gar 9, Wend 12 nachgetragen J. 6, 1 hören J. 4. 8. 10 so — vil - nu über der Zeile nachgetragen J. 7 umme J. 9 Stozen a n unse J. 10 U n d e wir J. 11 Unse sc. worde J . 7, 1 des über der Zeile J. 2. 10 sie J. 3 Willen J. 4 Sprech J.

4

1. D E B WILDE ALEXANDER

5 und noch wil und iemer sol. doch ist min vrouwe also kranc an lobe und an staetikeit, daz ir vür ein msezic leit enpfihen suit, ob ichs versage, ίο dast war, swie her si welle sin, ir vuore unde ir valscher schin diu leiden mir von tage ze tage. 8 Ich bin noch alliu miniu jär beide stille und offenbar umbe ir minne ir nach gevarn. daz envüeget kein ir tugent, 5 es betwanc eht mich diu jugent und kan noch des niht bewarn, sin triege underwilen mich und vröuwe solcher tükke sich: deme si gestern minne bot ίο sö daz er an ir arme lac und höher minne bi ir pflac, der lit hiut in ir arme tot. 9 Waz nü min vrouwe schöne lebe und ob si tugende lere gebe ? nein, si wolte sich des schämen: si nimt vil lieber tagelich 5 siben tötliche Sünde an sich, die wir nennen suln bi namen: höchvart unde unkiuscheit, nidic unde zornic heit kündic. ich bescheide ez baz: ίο u m b sündic guot ich sie vil schalt, sist kebeslicher minne bait, ze gotelichem dienste laz. 10

E m kan niht wol rösen pflegen swer sö hüetet daz ein regen ir zwi niht mac begiezen. üf den röscn solte sin 5 ein tou, dar nach ein sunnenschin, sö möhtens sich entsliezen.

11J

12J

13 J

7, 6 Ε doch so J. also (mit durchstrichenem a l ) J. 8 kleit J. 9 ich war sage J. 10 Daz ist J. her] h übergesetzt J. wolle J. 12 Die J. 8, 1 noch nachgetragen J. alle mine 3. 3 Umme (stets) J. 4 Daz ne v. J. 6 die meist J. 7 Sie ne J. underwile J. 8 vreuwet sulicher tzucke J. 9 sie {stets) J. gistern J. 11 wac J. 12 Die J. hiute J . 9, 1 Waz] Daz J. nu nachgetragen J. 2 si fehlt J. 4 vil nachgetragen J. β sülen J. 8 heit] leit J. 9 Kundich. ich bescheyde J. 10 Umme J . 11 Sie ist J . 10, 1 Her ne J. 4 rosen da (da nachgetragen) s. s. J. 6 muhten sie untsl. J.

1. DER WILDE ALEXANDER

nu stet ein rose, dast min klage, verborgen in so dickem hage, daz ir selten vröude birt; 10 des muoz si trüren durch die not. ir bleichet ouch ir varwe röt, ob ir niht baz entrumet wirt. 11

12

Ein minnen diep der lieplich stilt liep und daz liep wol dieplich hilt, dem kumt sin liep ze liebe, kan ouch der diep daz lieplich liep 5 heln sam ein liebestelnder diep, sö teilet diep mit diebe und liep mit liebe ir minnen gelt, daz lieber ist den al diu weit, liepliche minne ratent in ίο dieplichen mangen lieben rät, der lieplich undr in umbe g ä t : diu liebe zuckt ez allez hin.

Dö durch der werlde unmüezekeit her abe von küniges künne schreit daz tihten und daz singen, von sündehaften schulden ez quam 5 daz daz seitspil urloub nam und der juncvrouwen springen, dö viel ez an die ergern hant. ein armiu diet sichs underwant, üf daz der künste niht gieng abe. ίο dö truogn die herren durch die kunst den selben helfebsere gunst und nerten sie mit varnder habe. 13 Swer in daz reht verstürzen wil, der sol üeben seitenspil und niuwiu lieder singen und schricken zuo der höchgezit 5 als vor der arken künic Davit, diu brüt sol selbe springen

14J, I 13:;

15 J

16 J

10, 7 daz ist J. 8 dickeme J. 12 untrumet J. 11, 1 dieblich J. 2 Liep fehlt J. 3 Derne Jn. kunt-lebe n. 4 uch n, aber J. lyeflich n, dieblich e J. 5 Heiin. sam n. Vür heln also ein lieb stelender J. dyef stelin. der dyef η. β deylt lief m. lebe n. 7 dyef m. diebe n. 8 dan η. 9 Dye lieplich m. git in η. 10 Dyeplichin mangin n, Lieblich manigen J. lieblichen Jn. 11 vor 10 J. Der fehlt J. under J. Der dyeplichen under in zueyn umbe n. 12 tzuhet J, zugt n. 12, 1 ummüzicheit J. 2 kuninges J. 5 seitenspil J. 1 ergeren J. 8 arme d. sich es J. 9 gienge J. 10 truogen J. 12 generten (ge gestrichen) J. varender J. 13, 2 sol selben (selben durchstrichen) J. 3 nuwe J. 4 hochetzit J• 5 Also J. kuninc (stets) J. 6 selben J.

6

1. D E B W I L D E A L E X A N D E R

als künic Herodes tohter spranc; so nimt diu kunst ein widerwanc hin öf sam sie her abe ist komen. 10 dunkt aber iuch daz ein schemelich leben und künt irs niht, sö suit ir geben den die sich kunst hän an genomen. 14

Ein vuhs mit eime dahse streit umbe ir zweir einvaltikeit. ob ichs die volge vinde: swelch ir dem andern da vertruoc, 5 daz hete ouch arger list genuoc. ouch streit mit eime rinde ein esel, wolte höfscher sin; dö streit mit eime hunde ein swin, ez wolte verre kiuscher wesen. ίο nu seht, ir kriec was so vergeben: ir triuwe ir zuht ir kiuschez leben koufte ich niht umb eine vesen. 15 Unreiniu diet mit bgesen siten hat umbe unschuldic lop gestriten, der tugent in unkünde. ob einer kan ein künstelin, 5 der wil zehant ein hoveman sin, und ist ein zwivalt sünde. sol man den Schalken guot wort geben und wein si da bi schalklich leben, untugent üebn und argen list ? ίο ei vuhs, dahs, swin, hunt, rint und esel, du bist ein sncedez hovegevesel, man sol dich eren als du bist.

17 J

16

19J

Ich viel ein gar swaeren val von einem pferde, daz was val, in eine trüebe lachen. daz was ein ungenaemez bat. 5 swen ich mir der helfe bat, dern künde niht wan lachen, min nazzez kleit ich eine want; daz was ein ungewerlich want, vür den vrost brach ich der varn

18 J

10 ύ JJ.. 18, 7 Also J . 8 eynen J . 11 ir es J . 12 die (durchstrichen) kunst haben J. 14, 1 vox-daxe J . 2 Umme ir tzwier J . 3 ich des J. 4 Swelich J . 5 het J. 7 hubescher J. 9 vare (a auf Rasur) J. 10 set J. 12 umme J . 15, 1 E y n unreyne J. 2 umme zu um gebessert J. 3 in] ein J. 6 tzwevalt J. 8 wollen - scheichliche J. ö üben u. arge J. 10 Eey J. vox. dax J . 11 snodiz hobegevisel J . 12 also J . 16, 1 eynen J. gar nachgetragen J. 5 hülfe J. β Der ne-wen J. 9 vrostjwynt so J. der nachgetragen J.

1. D E R W I L D E

ALEXANDER

io und hienc die vür mich vür den wint. ez ist manc ho beschoren wint, der ungern alsus wolte yarn. 17

Seht wie des riehen küniges kint, zwo schoene junevroun, worden sint muotwilliclich unstaete. er gab in al daz tiure was. 5 nu gent si von im über gras in wilder wibe waete. si smänt den küniclichen sal und slichent über hin in daz tal. si sint an die wegscheiden komen. io si wartent beide üf einen man der kebesen unde triegen k a n ; ir veiler lip hat solt genomen. 18 Nu sint ouch die geswister zwo valscher vriuntschaft also vrö, daz sie durch den gesellen mit sinen knehten irre gänt 5 und triuwe und erbe und ere länt und lebent als zwo gellen, si minnent kebeslichen slich. si möhten lieber vröuwen sich ir wunniclichen höchgezit: io ez was in allez vor bereit, geWirtschaft unde purpurkleit, liehtiu zeit, rieh unde wit. 19 Der wilden rede nim ich den kern her von der schaln und wil iueh wern der wärheit unverhouwen. der künige künic hat uns gegeben 5 ein geistlich unde ein werltlich leben, daz sint die zwo junevrouwen, daz himelriche ein schcener sal, so ist diu werlt ein sündic tal. si ist ein leben, si ist ein t o t ; io die sträze gent si beide vür. nu seht daz iueh der willekür hie nach iht mache schäme rot.

20J

21J

22J

16, 11 manich J. 12 ungerne J. 17, 1 Set J. 2 junevrouwen J. 4 allez daz schone w. J. 5 si vür ym J . 8 hinüber J . 9 wegescheiden J . 10 warten J . 11 kebes u. J. 18, 1 geswester J . β leben also tzwo eilen J. 7 mynnen den k. J . 9 hochtzit J. 10 (E)z J. 11 purperkl. J. 12 Lichte tz. riche J. 19, 1 neme J. 2 scult J. 5 werlich J. 10 vure nachgetragen J. 11 set J. willekure J.

8

1. DEB WILDE ALEXANDER 20

Der man der in da kiinftic ist, daz ist der trügehaft Antikrist, dem alle sünde lieben, er wirt in liep, er wirt in wert. 5 owe dir, stole, owe dir swert, wie weit ir sus verdieben ? ich wil mich des versehen wol, der trieger, der d a komen sol, waer er vor zehen jären komen, xo im hete küme widerseit daz Vierde teil der kristenheit: sich, waz ir sit h a t zuo genomen. 21 Vil maniger der vermizzet sich 'e danne er überquaeme mich, ez würde im doch vil herte: ich stürbe e ich verkür min reht.' s der selbe ist vürbaz dan sin kneht, er wirt sin schiltgeverte. er ist sin ritter al die zit wil er in houbetsünden lit. sich, wer sich nü hab so beriht ίο daz er der schulde unschuldic si: die wil man vünd bi drizigen dri, die Entkrist überquaeme niht. 22

Mich wundert, sit daz ich ez las, daz man ein lüter spiegelglas so nidiclich verdecket, daz sich d a nieman mac ersehen 5 u n d ouch der blic niht sol geschehen der höchgemüete wecket, so ist zer werlde ein saelic wip der unverdienter werder lip vil swaere huote liden muoz, ίο des lihte ein herze in jämer swebet, ob ir ein m a n ze dienste lebet und in vermiden sol ir gruoz. 23 Ez sint niht alliu minnen bant diu man mac rüeren mit der hant: diu b a n t sint ungehiure. versinne dich, unsaelic man,

23J

24J

25J

26 J

20, 2 trügehafte J. 6 wiltir (aus wiltu) süs vürd. J. 9 "Were J. 12 Sie J. 21, 2 dan J. 3 worde ym J. 4 6] er J. vurkure J. 5 vürebaz J. 8 Der vor Wile durchstrichen J. 9 Sie — habe J. 11 Die wile m. vunde J. dritzigen J. 12 Der antekrist enqueme J. 22, 4. 5 ersen (: gesehen) J. 6 houchg. 7 S6] Sie J. 10 licht J. 28, 1 alle J. 3 Die hant J. 4 unsalich J.

1. D E E W I L D E A L E X A N D E R

9

5 läz dine huote, ganc hin dan, du nimst der minne ir stiure. läz miner vrouwen unde ouch din ein nein, ein j a gewaltic sin. ob dich des niht genüegen mac, ίο so bistu werder minne ein schür und ein unwerder nächgebür: din VTÖude ist ouch ir vröuden slac. 24

Her Gäwein stic noch sträze v a n t , dö er ze Galois in daz lant hin wider riten wolde. εό mac Burgou Gälois wol sin: 5 da künde ich nie noch komen in; doch versuochte ichz alse ich solde. mir wart d a gruoz und rede verzigen; si sähen hin üz unde swigen und heten ir herren sö verspart ίο und teten alle dem gelich alse ez waer künc Ermenrich und ich der zornic E c k e h a r t .

27J

III 1

Der meie ist komen gar wunneclich mit mangen bluomen wolgevar; der wait ist niuwes loubes rieh, des machet in der winter bar. 5 die vogel heehent ir gesanc in walde und ouwen ü b e r a l ; d ä von so wirt ir trüren kranc. des deenet wol diu nahtegal ir süezen schal. 2 Ich wil der lieben dienen gern; des sol si mir getrüwen wol. ir hulde mac ich niht enbern. ir lib ist reiner tugenden vol. 5 ir minne mich enzündet h a t , daz ich erkalte mange s t u n t , d a r näch erglüeje ich a n der s t a t als ob ich brinn: daz t u o t mir k u n t ir röter m u n t .

6C

7C

28, 5 ginc J• 7 Läz] Daz J. 9 dich] sich J. gevügen J. 10 minnen sch. J . 24, 1 gawin J. 2. 4 goloiz J. 5 kund J. noch fehlt J. gekomen J. β vürsuchtiz -als J. 7 unde J. 8 san von jüngerer Hand zu sane geändert J. 9 iren J. 11 Als ez were kuninc J. III 1, 5 Diu vogellin h. iren sane C. 6 In den owen C. 2, 1 gerne C. 3 hulden - embem C. 6 erkalte ze manger C. 7 erglüege C. 8 brinne C.

10

1. D E B W I L D E A L E X A N D E R

3

Wol mich daz ich si sehen sol, sist mines herzen östertac. got hat ir lip gebildet wol, si liljenschin und balsemsmac. 5 min meien zit und heide glanz ist si, min spilnder sunnen brehen; si treit der eren rosenkranz; des muoz ir al diu menge jehen dies hänt gesehen. 4 Si ist vil hoher eren rich, ir lop daz vert gar äne meil, ir blüendiu jugent ist wunneclich, an ir lit aller sseiden teil. 5 ir mündel brinnet alse ein gluot, ir wengel diu sint rosevar; vor missewende ist si behuot, ir lib ist alles valsches bar und da bi klär. 5 Wol mich ir schcene und ouch ir zuht, wol mich ir spilnden ougen brehen, wol mich der reinen süezen vruht, wol mich daz ich si an sol sehen, 5 wol mich der reinen süezen klär, wol mich ir tugende manicvalt, wol mich ir wengel wolgevar. ir jugent blüet alsam ein wait gar wolgestalt. 1

IV

Sion, trüre: din burcmüre hat von schüre und von winde manigen stoz. 5 du näch weine dem ortsteine, der al eine dine wende zesamene sloz : abe nam der wint mit zangen ίο sinen kloben. nü lä toben daz volc, lä die wahter släfen: unser künic ist üf gegangen

8C

9C

10C

28J

8, 5 Min fehlt C. 9 Die si C. 4, 5 brennet als C. β die C. 5, 8 tugende blüejet C. IV 1 Mit Sahgtoeise, die aber nur bis v. 16 überliefert ist, die übrigen Zeilen sind leer J. 4 Und ouch (ouch durchstrichen) J. 5 D ü ] Dar J. 8 tzüsamne J. 9 Den wint man abe mit J. 13 Unser] Der J.

1. DER WILDE ALEXANDER

11

u n d sin her is a n d i e w e r . owe wäfen, i m m e r w a f e n ! w a z sol e h t n u h i e g e s c h e h e n ? der künic wil sehen w i e sin s t a t b e h ü e t e t si. 20 s o e n g i l t n i h t w a n d e r t o t , — ow6 der n o t ! — d e m er ist m i t zorne bi. n o c h w a c h e t alle v o r d e m walle, 25 w a c h e t w o l d a m a n wachen soll 2 Owe, Minne,

5

ίο

is

20

25

29J

miner sinne meisterinne, w ä h ä s t ü si h i n g e s a n t ? lä mich schouwen mine vrouwen; in den ouwen m ü e z si w e r d e n m i r b e k a n t . sö d e r meie sine k r a m e schouwen lät u n d e in g ä t m i t vil m a n i g e m liehten male, d a z ist m i r ein b e r n d e r s ä m e sender klage, sit ich trage d e n slac v o n d e r m i n n e sträle. waere e i n m a n e s i e c h g e w e s e n , er m ö h t e genesen, s w e n n e ez allez h ü g e n d e l e b e t u n d e r s meien liehten zeit, s o w a i t , so v e l t spilnde gegen dem lüfte strebet, n u t u o n t ir w u n d e r ungesunder m i n e n lip, ich ensehe daz wip.

1, 17 gesehen (: sen) J. 20 Son ist ez nicht J. 22 Her ist y m mit J. 23 wachent J. 25 Wachent J, 2, 4 si] mich J. henne sant J. 5 La rich J. 7 Manigen owen J. 8 Muoz ich e. werden b. J. 9 synen (mit durchstrichenem -n) kram· J. 13 berender J. 14 Senender J. 16 m y n n e n J. 20 Under des m e y e n getzelt J. 22 Spilende J. demβ J. 26 ense J.

12

1. D E B W I L D E A L E X A N D E R

V

1

Hie vor do wir kinder wären und diu zit was in den jaren daz wir liefen uf die wisen her von jenen wider ze disen, 5 da wir under stunden viol vunden, da siht man nu rinder bisen. 2 Ich gedenk wol daz wir säzen in den bluomen unde mäzen welch diu schoenest möhte ein. dö schein unser kintlich schin s mit dem niuwen kränze zuo dem tanze, alsus get diu zit von hin. 3 Seht, dö lief wir ertber suochen von der tannen zuo der buochen

30J

31J

32J

über stoc und über stein der wil daz diu sunne schein. 5 dö rief ein waltwiser durch diu riser

4

'wol dan, kinder, und gSt hein Γ Wir enpfiengen alle mäsen gestern, dö wir ertber läsen; daz was uns ein kintlich spil. dö erhörten wir sö vil 5 unsern hirte ruofen unde wuofen

33 J

'kinder, hie get slangen vi].'

5

Ez gienc ein kint in dem krüte, daz erschrac und rief vil lüte 'kinder, hie lief ein slang in, der beiz unser gfeterlin; 5 daz enheilet nimmer, er muoz immer süren unde unsselic sin.'

34 J

V 1 Mit Noten J. 1, 1 bevorn J. 3 wesen (: desen: besen) J. 4 Her steht vor wider J. 2, 1 gedenke J. 3 Wellich d. schoneste J. 4 D a J. 5 den J. 8, 1 Set J. liefe J. ertberen J. 4 wile J. 4, 1 untfiengen J. 2 ertberen J. 4 erhörte J. 5 Unsen hirten J. δ, 4 pherierlin J. 5 Daz ne h. J. 6 Ez m. J. 7 unsalich J.

1. DER W I L D E A L E X A N D E R

6

' W o l dan, get hin ΰζ dem wakle! unde enilet ir niht balde, iu geschiht als ich iu sage: werbet ir niht bi dem tage r> daz ir den wait rümet, ir versümet iuch und wird iur vröude ein klage. 7 Wizzet ir daz vünf juncvrouwen sich versümten in den ouwen unz der künic den sal besloz ? ir klag unde ir schade was groz; 5 wände die stocwarten von in zarten daz si stuonden kleider bloz.'

13

35J

36J

VI 1

Ach owe, daz nach liebe ergät IC, 37J, namenlos Bl. 49 r 1W ein leit als ich daz tribe! daz wil diu Minne und ist ir rat daz ich da von so schribe. 5 si sprach selbe wider mich 'schrip ein leit vor allem leide, swä sich liep von liebe scheide trüric unde unendelich.' 2 Zwar miner vrouwen unde mir 2C, 38J, 2W mag ich daz leit wol schriben. si lebet mir und ich leb ir. sus künnen wir vertriben 5 doch mit jämer unser tage: Minne wil und kan gebieten daz wir uns durch si genieten kurzer vröude und langer klage. β, 4 Erwerbet - deme J. 5 rumen (: vursumen) J. 7, 1 Wizzent J. 4 klage J. 5 Wante J.

7 uwer vreuden kl. J.

VI 1 Mit Noten JW. 1, 1 Ach fehlt CJ. W. gat J. 2 Ein fehlt J. als (so J) man ez CJ. tribet C. 3 Nu w. J. dye W, fehlt CJ. mynn W. ίτfehlt C. 4 so] , 0 gedienen C. das ist C.

4 vogelin C.

138C

139C

140C

141C

142C

118

15. GÖTFRIT VON N I F E N

XXXV 1

Sumer, din gewalt wil swinden. daz mac man wol an der linden kiesen: diu ist worden val. üf dem walde und in den ouwen 5 da mac man die rifen schouwen. dar zuo lät diu nahtegal ir vil fröiderichez singen: des wil sie der winter twingen. so kan mir diu süeze bringen ίο sorgen vil dem herzen min. 2 Frouwe, ir sit min frouwe aleine diech vor allen wiben meine. des suit ir geniezen län mich: ich lebe in senden sorgen 5 beide äbent und den morgen. doch fröit mich ein lieber wän unde ein minneclich gedinge, daz diu süeze Minne twinge so daz mir an iu gelinge; ίο dar an al min fröide lit.

42 ι

143C

5

10 144C

is

20

[XXXVI] Swaz der winter sorgen bringe dien vil liehten bluomen rot, swaz er kleiner vogel twinge, doch klag ich ein ander not. 5 der ich mich ze dienste ie bot, derst min swaere gar ze ringe: des bin ich an fröiden tot. Owe ja hat mich betwungen ir vil minneclicher munt. an ir ist mir niht gelungen. swaere diust mir worden kunt, 5 sit ich vant so süezen funt an der minneclichen jungen, herze, diu hat dich verwunt.

145C

25 146C 30

XXXV 1, 2 wol fehlt C. 2, 2 Die ich C. 5 den fehlt C. 10 alle C. Hierauf Raum, für drei Strophen C. XXXVI 1, 1 Was G. 3 Was C. vogelin C. 4 klage C. 5 ie ze dienste C. 6 Der ist C. 2, 4 diu ist C. 7 Hierauf Raum für drei Strophen C.

119

15. GÖTFRIT VON N I F E N

[XXXVII] Ich solt aber dur die süezen grüezen meien wait heid ouwe und der kleinen vogel süezez singen, lieze eht mir an ir gelingen ; t r ü t min tröst, mis herzen frouwe, daz si minen kumber wolde büezen: seht, so wurde ich noch an fröiden riche. truter lip, nu tuot genaedecliche: roter munt, du maht min leit verdringen. Süeziu Minne, sit din minne sinne krenket zallen stunden, wie sold ich dan iemer frö beliben ? lieber lip vor allen üben, 1 heilet mir mine herzen wunden, daz min fröide lige an dem gewinne, tuot ir daz, so wirde ich fröidebaere. sselic wip, nu scheidet mich von swaere. Minne, du maht mir min leit vertriben. Ich hän fröide von ir eine: seine trcestet mich ir güete. da von muoz mir spilndiu fröide swinden. lieze sie mich gnade vinden, seht, so fröite min gemüete, daz mir wurde ir röter kus, ein kleine; sö waer ich vil manger sorgen äne. triutelehter lip, ich lebe in wäne daz ich fröide von iu müge enpfinden.

35 147C 43 1

5

148C 10

15

149C 20

25

[XXXVIII] 1

Nü hat Meie wait heid ouwe wol bekleit mit manger wunneclichen spaehen wät. also hat mis herzen frouwe sich bekleit mit kleide daz ir wunneclich an stät. 5 wiplieh güete, schcene und ere, da bi reinen muot, diz gewant treit diu vil here ; daz ir edelem herzen sanfte tuot. bi den kleiden lät sich vinden 10 der vil triutelehte löse lip.

150C 30

35

XXXVII 1, 2 meigen w. heide C. 7 noch an fehlt C. fröideriche C. 8 tuo C. 2, 1 Süesse C. 3 solde ich iemer danne C. 5 Heilent C. 8 scheident C. 8, 2 Si eine C. 4 genade C. 9 muge C. Hierauf Baum für zwei Strophen C. XXXVIII 1, 1 meige C. heide C. 2 maniger C.

120

15. G Ö T F R I T VON

NIFEN

2

Ach, solt ich mich senden vinden 151C bi den kleiden diu diu reine minnecliche an treit, 44 ι so mües al min leit verswinden unde wurde an mangen spilnden fröiden wol gemeit. 5 sol diu fröide an mir verderben, dast mis herzen not, s sö muoz ich in jämer sterben, owe süezer munt durliuhtic rot, wie mich jamert nach den kleiden, ίο sit si stänt der lieben also wol! 3 Wil si minen kumber wenden, 10 152C diu vil reine minnecliche der ich eigen bin, so sol sie diu kleit mir senden bi dem triutelehten libe; sost min leit da hin. 5 kan mich ieman fro gemachen ? ja, ir röter munt. 15 wil mir der von herzen lachen, so wird ich an fröiden wol gesunt. süeze Minne, bit die heren ίο daz si troeste mich vil senden man. [XXXIX] 1

Ez fuor ein büttensere vil verre in frömdiu lant. der was sö minnebsere, swa er die frouwen vant, 5 daz er da gerne bant. 2 Dö sprach der wirt maere zim waz er künde. 'ich bin ein büttensere: swer mir des gunde, 5 sin vaz i'im bunde.' 3 Dö truoc er sine reife und einen tribelslagen. mit sinem umbesweife kund er sich wol bejagen, 5 ein guot geschirre tragen. 4 Sinen tribelwegge den nam si in die hant mit siner slehten egge. si sprach 'heilant, 5 got hat iuch har gesant.'

20 153C

2s 154C

30 155C

35 156C 45 1

2, 2 die diu C. 3 müese C. 4 spilnden fehlt C. β De ist C. 3, 4 triutelehtem C. so ist C. 8 wirde. Hinter 10 Raum für zwei Strophen C. XXXIX 2, 2 Zuo zim C. 5 ich im C. 3, 4 Kunde C.

121

15. G Ö T F B I T VON Ν I F E N

5

Do si dö gebunden dem wirte sin vaz neben unde ouch unden, si sprach 'ir sint niht laz. 5 mir wart nie gbunden baz.'

157C 5

[XL] 1

Von Walhen fuor ein pilgerin mit sinem kötzeline. zerhouwen wären im die schuo; er was so rehte fine. 5 er bat der hereberge in der minne. 'ja enist er niht guot pilgerin' sprach der wirt 'vil leit ist er mir hinne.' 2 'Waz hilfet iuwer metti gän und iuwer venjen suochen, daz ir des armen pilgerins hie inne niht went ruochen V 5 er bat der hereberge in der minne. #

*

158C 10

is

159C

22

160C

*

[XLI] 1

Uns jungen mannen sanfte mac an frouwen misselingen. ez kam umb einen mitten tac, dö hörte ich eine swingen: 5 wan si dahs wan si dahs, si dahs, si dahs. 2 Guoten morgen bot ich ir, ich sprach 'got müeze iuch eren.' zehant dö neic diu schcene mir; von dannen muoste ich keren: 5 wan si dahs, wan si dahs, si dahs, si dahs. 3 Si sprach "hien ist der riben niht: ir sint unrehte gangen. e iuwer wille an mir geschiht, ich saehe iuch lieber hangen." s wan si dahs, wan si dahs, si dahs, si dahs.

25 161C 30

35

162C

46 1

6, 3 Nebent C. 5 gebunden C. X L 1, 2 sine C. 7 hie inne C. 2, 4 wellent C. 5 E r bat. Das Weitere des Refrains fehlt ohne leeren Baum C. X L I 1, 1. 2 sanfte steht in v. 2 hinter frowe C. 3 kan C. 2, 4 Dar in so muost G. 5. β Nur W a n si C. 3, 1. 2 hie en ist der wibe. Niht ir s. u. gegangen C. 3. 4 Ε iuwer w. an minem libe. Ergienge ich sehe C. 5. β E t c . C.

122

15. GÖTFBIT VON N I F E N

[ΧΙΟ] Winter, du wilt aber twingen bluomen und der vogel sanc, die man horte suoze erklingen in der ouwe, dest niht lanc. s nüst min hochgemüete kranc. noch wil sich min fröide ringen durch die nach der ich ie ranc. Saelic wip, süez unde reine, schcene und minneclichen var, owe daz ir min sö kleine nemt mit spilnden ougen war! 5 ich diend ie mit triuwen dar. sit ich iuch mit triuwen meine, lät mich niht verderben gar.

163C 5

10

164C

15

[XLI1I] Liehter sumer, din süeze wunne wil bi mangen fröiden sin. baz dan ich gedenken kunne singent aber diu vogellin. ι da bi siht man schone in blüete boume stän, des meigen güete treit dem winter mangen haz. Nüst der vogel not zergangen, doch klag ich ein ander n o t : we, ja muoz mich des belangen daz ir munt durchliuhtic rot mir niht wil die fröide meren. süeze Minne, maht du leren sie daz mir min leit zerge.

1

165C 20

166C 25

30

[XLIV] Michn troestet niht der wait und ouch diu heide, michn troestet niht der kleinen vogel singen: den tuot der kalte winter aber leide, da bi kan mich diu minnecliche twingen. 5 waz weit ir daz diu liebe kiusche meine ? 35 nu ist siz doch diu süeze, diu vil reine: 47 1 wan lät si mir durch wibes güete baz an ir gelingen ?

167C

XLII 1, 5 Nu ist C. β Doch C. 2, 1 süeze C. 2 Schoen C. 4 Nement C. 7 Lant C. Hierauf Baum für drei Strophen C. XLIII 1, 1 din] du C. 3 danne C. 7 manigen C. 2, 1 Nu ist der vogellin C. 2 Noch klage C. Nach 7 Raum für drei Strophen C. XLIV 1, 1 Mich en tr. C. 2 Mich entr. C. vogellin C. 5 wend C.

123

IB. G Ö T F R I T VON N I P E N

2

Diu minnecliche mac wol mit mir teilen ir wibes güete die si hat beslozzen. si mac mir mine senewunden heilen, s die sie mir mit ir minne hat geschozzen. 5 vil saelic wip, nu wende mine swaere: und tuost du daz, so Wirde ich fröidebaere. gedenke daz ich wibes güete selten hän genozzen.

168C

[XLV]

Nü siht man die grüenen heide wol bekleidet, wol geschcenet: schouwet an den grüenen wait! nü hoert man die vogel singen 5 in den wunneclichen ouwen, die der kalte winter twanc: diu siht man in wunnen beide, vogelsanc mit fröiden doenet, wan ir stimme ist manicvalt. ίο nü siht man die bluomen springen der mac man ein wunder schouwen, sit der liebe sumer ist hie. Manger fröit sich gen der wunne: so leb ich in sender swaere nach der lieben frouwen min diu da kan so suoze lachen, 5 swenne ir röter munt erlachet unde er liebe lachen sol. baz dan ich erdenken kunne kan si wol, diu sseldebaere, kiusche und da bi wiplich sin. 10 sie kan mir die fröide machen daz min herze an fröiden krachet, frouwe Minne, dar zuo sprich. Minne, hilf daz mir diu here, diu mir in min herze tougen mit ir liehten ougen brach, mine sende swaere büeze 5 die ich von der schoenen dulde. doch fröit mich ein lieber wan, daz si mir min leit verkere, wan ich hän, dast äne lougen,

10

169C

15

20 170C 2s

30

35

171C

48 1

2, 3 senew.] sere wnden C. β wird C. 7 Hierauf Raum für drei Strophen C. X I V 1, 3 Schouwent C. 4 hceret man die vogelin C. 7 Die C. beiden C. 2, 1 gegen C. 4 süesse C. 7 danne C. 8 seldenbere C. 11 kranket C. 3, 5 schonen C.

124

15. GÖTFR1T VON N I F E N

von ir sendez ungemach. 10 Minne, sprich daz sie mich grüeze; Minne, wirp mir umbe ir hulde; sost mir senden siechen baz.

1 Nu wol üf! grüezen der uns wil bringen

[XL VI] wir den süezen vogel singen,

da man sach e den kalten sne, da siht man gras von touwe naz

s

der uns büezen wil des winters ρϊη, ίο 172C bluomen springen und der sunnen schin. is

(nu brüevent daz) die bluomen und den kle. 20 2 Vor hin in walde üf der halde hcert man balde wunneclichen schal. 25 173C in süezer wise gar von prise, hohe, lise, singt diu nahtegal. 30 der vogel sanc derst niht ze kranc hin gen dem meigen. megde leigen, wir sun reigen nü den sumer lanc. 35 3 Des meigen blüete, sumers güete, höchgemüete git den vogellin. 49 1 174C daz hilft mich kleine, wan diu reine trceste aleine noch daz herze min. 5 ir brünez här, ir ougen klär, ir roter munt hat mich verwunt biz an den grunt, swie fro ich doch gebär. 10 [XL VII] Winter, du wilt aber vil verderben liehter bluomen, die doch schcene wären; unde ein wip diu wil mich fröide ersterben, der ich pflac in fröiderichen jären. diu guote, diu guote, diu guote, diu reine, die ich mit ganzen triuwen iemer meine. Sit diu weit an fröiden wil verswinden, so möht ich wol läzen ungesungen. wan ein wip, deswär ich wolte erwinden, nach der ie min herze hat gerungen. diu guote, diu guote, diu guote, diu reine die ich mit ganzen triuwen iemer meine.

is

175C

20 176C

25

11 umb C. Nach 12 Raum für zwei Strophen. XLVI 1, 2 vogelin C. 4 nu fehlt C. unde der kle C. 2, 2 singet C. 3 vogellin C. der ist C. 4 gegen C. nu fehlt C. 3, 1 des sumers C. 2 hilfet C. 4 Hierauf Raum für zwei Strophen XLVII 1, 2 Liehte C. 2, 5. 6 nur Diu guote diu guote C.

C.

15. G Ö T F B I T VON

125

NIFEN

3

Wol gebären unde lieplich lachen, lieplich blicken dar und dan mit güete, daz kan diu vil guote wol gemachen, gein ir tröste fröit sich min gemüete. 5 diu guote, diu guote, diu guote, diu reine, die ich mit ganzen triuwen iemer meine, 4 Wer gesach ie von so rötem munde minneclicher lachen unde grüezen ? den kust ich vil gerne, ob si mirs gunde, diu mir minen kumber kan gebüezen. diu guote, diu guote, diu guote, diu reine, die ich mit ganzen triuwen iemer meine. 5 Diu vil reine ist fri vor missewende, der ich dienen wil gar eigenliche. so bit ich daz si mir helfe sende: tuot si daz, so wirde ich fröideriche. 5 diu guote, diu guote, diu guote, diu reine, die ich mit ganzen triuwen iemer meine.

177C

30 178C 35 50 1 179C

5

[XLVIII] 1

Nu siht man aber die wunneclichen heide in spaeher wät mit bluomen wol beschoenet. man hoert die vogel in dem walde singen, den tet der kalte winter vil ze leide; 5 nust aber der wait mit sänge wol bedoenet, den hoert man in diu ören suoze erklingen: si fröint sich gein des süezen meigen blüete. sö sent sich min gemüete nach der vil reinen güete. 10 daz sie mir got behüete. 2 Swaz ieman seit, so lit der wünsch an wiben. si kunnen in diu herzen lieplich lachen; ir löslich ougenblic tuot fröideriche; ir reiniu güete kan wol leit vertriben, 5 sö siez mit güete wellent lieplich machen; der fröide ich in der weite niht geliche. ach, iedoch haz treit mir diu reine süeze die ich mit sänge grüeze. got mir des helfen müeze 10 daz si mir kumber büeze.

180C 10

15 181C 20

25

8, 4 Gegen C. 5. 6 Diu guote C. 4, 5. 6 Diu guo. C. 5, 1 vil fehlt C. 3 Ich bitte daz C. 5. 6 Diu guote diu guote C. XLVIII 1, 3 hoeret die vogellin C. 5 Nu ist C. β süesse C. 7 f roe went sich gegen C. 2, 3 o. blike tuont fröidenr. C. 4 reine C. β Ze der C. 7 ie doch da f tuot mi C.

126

1 5 . GÖTFRIT VON NIFEN

3

Ir wol geroeter munt, ir liehten ougen, 182C ir kel, ir kinne, ir rceselehtiu wangen diu hänt daz sende herze min betwungen. dö sie dar in geblihte lieplich tougen, 3ο 5 dar nach ze hant do wart ich ir gevangen. dar zuo do kam diu Minne drin gedrungen; si sprach 'nu han ich mich din underwunden'. daz hän ich wol befunden an minen senden wunden: 35 10 die stent noch unverbunden. 4 Waz treit iuch für, frou Minne, ob ich verdirbe ? 183C waz hilfet ez iuch, süeziu saeldebsere ? 51 1 durch got, nu bin ich doch verselt iu beiden. waz treit iuch für, frou Minne, ob ich erstirbe ? s waz hilfet iuch min lange werndiu swaere ? mich jämert, sol min herze von iu scheiden, 5 sit ich iu han gedienet mange stunde, hei kus von rotem munde, ob mir din trost des gunde 10 daz mich diu liebe enbunde! 5 Ich wil den valschen und den ungetriuwen 10 184C ze leide singen, und den edeln jungen ze liebe und der vil lieben diech da minne. ir valschez herze kan den valsch wol briuwen. 5 sö we in wart, so we der valschen zungen, diu velschet in ir herzen unde ir sinne. 15 daz schät mir niht: ob mich diu süeze reine wil meinen als ich meine si lieben alterseine, 10 sö schät ir haz mir kleine. [XLIX] 1

Nü ist manic herze fro, wan daz mine daz muoz iemer truric sin, ez enwende ir güete also daz si guote troeste mir daz herze min. 5 hei nahtegal! süezen schal bringet uns des meigen zit. al min tröst an einem reinen wibe lit. 2 Aller miner saelden tac lit an der diu mir daz herze hat verwunt.

20

185C

2s 186C

8, 2 rasselehte C. 3 Die C. 4 geblihten C. 6 dar in C. 7 hab C. 4, 1 fro C. 2 seldenb. C. 3 iuch C. 4 fro C. 5 lang werendiu C. β iuch C. 7 iuch C. manige C. 6, 3 die ich C. 5 in ie wart C. β valschet C. und mit s. C. X L I X 1, 4 ir güete C.

127

15. G Ö T F R I T VON N I F E N

nieman mich getroesten mac wan diu schcene und ir vil roseröter munt. 5 hei waere ab daz äne ir haz daz ichs umbevienge also, Minne, sunder dinen danc, so waere ich fro. Minne, 'sunder dinen danc', habe ich daz gesprochen, daz ist mir vil leit. nü sich an, min lip ist kranc: nieman mich getroestet wan ir werdekeit. 5 hei Minne, sprich, fürder mich; sprich ein güetlich wort zuo ir, daz diu reine eüeze tuo genäde an mir.

ao

35

187C

52 ι

5

m

'Sol ich disen sumer lane 188C bekumbert sin mit kinden, so waer ich vil lieber tot. des ist mir min fröide kranc, 10 > sol ich niht zer linden reigen, owe dirre not! wigen wagen, gigen gagen, wenne wil ez tagen ? minne minne, trute minne, swic, ich wil dich wagen, is Amme, nim daz kindelin, 189C daz ez niht enweine, alse liep als ich dir si. ringe mir die swaere min: du maht mich aleine 20 miner sorgen machen £ri. wigen wagen, gigen gagen, wenne wil ez tagen ? minne minne, trute minne, swic, ich wil dich wagen.' [LI] Diu nahtegal diu sanc so wol daz man irs iemer danken sol und andern kleinen vogellin. dö dahte ich an die frouwen min: 5 diu ist mis herzen künigin.

25 190C

2, 4 vil fehlt C. 5 wer aber C. 8, 2 Hab C. vil fehlt C. 3 an wan min C. 6 Wider mich C. 8 Hierauf Raum für zwei Strophen C. t 1, 2 Bekämbert C. 3 vil fehlt C. 5 ze den C. 7 gugen gagen C. 2, 3 Als C. 6 Hierauf etc. C. LI 3 anderen C. 4 daht C. 5 Hierauf Blattverlust C.

16. Oötfrit von Strasburg I. Π I

Liut unde lant diu möhten mit genäden sin Uolricli v. 307C wan zwei vil kleiniu Wortelin 'min' unde 'din', Liechtenstein diu briuwent michel wunder üf der erde, wie gänt si früetend und wüetend über al 5 und tribent al die werelt umbe als einen baJ: ich waene ir krieges iemer ende werde, diu vertane gite diu wahset allez umbe sich da her sit fiven zite und irret elliu herze und elliu riche. 10 weder hant noch zunge dien meinent noch enminnent niht wan valsch und anderunge; ler unde volge liegent offenliche.

II

Gelücke daz gät wunderlichen an und abe: U. v. L. 308C man vindet ez vil lihter danne manz behabe; ez wenket da man ez niht wol besorget, swen ez beswseren wil, dem git ez e der zit 5 und nimt ouch e der zite wider swaz ez gegit. ez t u m b e t den swem ez ze vil geborget, fröide git den smerzen: e daz wir äne swsere sin des libes und des herzen, man vindet e daz glesine gelücke. ίο daz hat kranke veste: swenn ez uns under ougen spilt und schinet aller beste, so brichet ez vil lihte in kleiniu stücke.

I, 1 Liute C. die mohten C. 3 Die C. 4 früetende unde wüetende über C. 6 welt C. 10 Deweder C. 11 Die C. minnent C. 12 Lere C. II, 1 get C. 2 Wan C. 4 Swen» C. 5 zit C. 9 Wan C. glesin glüke C. 11 Swanne C. under diu o. C. 12 kleine C.

16. G Ö T F R I T VON S T R A S B U B G

129

[ΠΙ] [1]

Diu zit ist wunneclich. Götfrit v. Strasburg 1A, IC swan aberelle gen dem meien alse wunnecliche strebt, so hebt ze fröiden sich s erd unde luft; dar zuo sich zweien swaz get fliuget oder swebt. muoz ich iemer eine sin, selb ander wurde ich niemer äne si, diu mir an dem herzen min ίο und in dem munde zaller stunde wonet nähen bi. [2] Wipliche werdekeit, G. v. Str. 2A, 2C got hat vor aller kreatiure dich gemachet alse wert, swes muot ze minnen steit, 5 dem ist din name also gehiure daz er bezzers niene engert. wart iht liebere danne wip, des habe ich ungesamnet minen muot. wibes name und wibes lip ίο sint beide reine, doch ir eine mir unsanfte tuot. [3] Ich unverdähter man, G. v. Str. 3A, 3C war tuon ich wort, war tuon ich sinne swanne ich bi der schcenen bin, daz ich niht reden kan ? s so gar verstummet mich ir minne, daz ich bin gar äne sin. swanne ich sprechen sol ze not, so kan ich harte kleine des mich frame; so wirde ich blug, vor schäme rot: ίο dar näch besunder kan ich wunder swanne ich von ir kume. [4] Waz sol min umbesagen ? G. v. Str. 4A, 4C mit einem worte siz besliuzet; si sprichet kurzlich 'ine wiP. sold ich dar um verzagen ? Gotfrit von Strasburc A, Götfrit (Meister Götvrit) von Strasburg Vorschriften, M. G. v. Str. Überschrift C. III 1, 1 sint C. 2 Swanne (Swenne A) a. gegen AC. 3 Also wunneclichen A. strebet (: swebet) C. 4 hat A. 5 Erde AC. β flöget A, fliuset C. 8 Selbe AC. wunde A, wirde C. 9 min] lit AC. 10 Und] Süeze C, Suz A. won(e)t mir n. AC. 2, 1 Wiplichiu A. 2 alle i . 4 Swez m. uf minne treit A. 5 Derne A. β er C, der A. nine A, nien C. 7 ie iht A. 8 ich fehlt A. 10 reine swie doch eine C. 8, 3 Swenne A. schonen AC. 5 mir A. 7 Swen A. 8 daz mir A. 9 wird AC. von schämen C. 10 swenne A. 4, 1 hilft C. 3 Wan si sprichet ine A. 4 Sol C. dar umbe AC.

130

1β. G Ö T F B I T VON S T R A S B U R G

5 nein, ich enwil: swen es verdriuzet, der bejaget niht ze vil. ich wil si versuochen baz und wil mich in ir dienste niemer sparn. und ob si mir gebiutet daz, 10 ze Babilöne nach ir lone wolte ich gerne varn. [5] Der sumer si sö guot G. v. Str. 5A, 5C daz er die schcene in siner Wunne laze wunnecliche leben, swaz wol den ougen tuot 5 und sich den liuten lieben kunne, daz müez ir diu saelde geben, swaz grüenes üf von erde ge aid touwes obenan nider risen muoz, loup gras bluomen unde kle, ίο der vogel doenen geb der schoenen minneclichen gruoz. [6] Ir rosevarwer munt G. v. Str. 6C und i r wol S t e n d e n l i e h t e n ougen, da bi ein wol geschaffen lip, daz machet manger stunt 5 daz mir daz herze trüret tougen. daz bedenke, ein schoenez wip! du senfte mir daz swaere leben und biute mir vil schiere dine hant, aid ich muoz in den sorgen sweben. ίο dar an gedenke, niht entwenke, entstricke mir daz bant. 5 es C, lihte.il. 6 bejagite A. 7 si noch v. A. 8 iemer C. mich zedienste ir iemer A. 9 Ir güete mir C. 10 wolde A, wolt C. 6, 2 schone A. 6 müeese C, muoz A. 8 Oder AC. obinan A. 10 vögele A. gebe A. minnenclichen A, wunneclichen G. 6, β schönes C. 8 biut C. 9 Als C.

17. Günther γοη dem Vorste I 1

Ich hän liep mit sender leide, des muoz ich vil ofte riuwic si; ja 'nkan ich niht underscheide, miner vröude lige ie trüren bi. s sus verliuse ich mine wunneclichen tage, daz diu guote niht erkennet mine not, des meret sich min klage. 2 J a 'nweiz niht diu wolgetäne daz si mich also verderben lät. sol ich leben in zwivelwäne, wie wirt miner sorgen danne rät ? 5 hei, wan müeste ab ich ir minen kumber sage, den ich hän von sendem pine: sist so guot daz si mir hülfe klage.

1A, IC

2A, 2C

Π 1

Swer ie senden muot gewan 3A, 3C durch liep, der räte mir; wan ich bin ein truric man. der kumt mir abe von ir, s die ich vor allen vrouwen mir erkös: kumt mir abe lieber wän, so bin ich vröudelos. 2 Nü suit ir mir lere geben 4A, 4C daz vröude an mir geste. solde ich äne ir helfe leben, jä lieze ich δ zerge s al die werlt, swaz mir da von geschehe: mir sint doch vinster liehte tage, swenn ich si niender sehe. Überschrift Gunther uz dem Vorste A, Vorschrift Günther v ö d. V., Überschrift Her Günther von d. V. C. I 1, 1 seneder A, senider C. 2 sin AC. 3 enkan — underscheiden AC. 5 minen wunneklichen tac AC. 6 erkennet niht min C. mine C, minne A. 2, 1 enweiz AC. 5 müest C. aber AC. sagen (: klagen) AC. β Die C. von fehlt C. sene(fi) dem AC. II 1, 1 seneden A. 2 Dur AC. 4 kumet AC. β Kum(e)t min 1. w. aber so AC. vröuden AC. 2, 2 an mir geste A, mir gesten C. 3 Solte A. an C. 4 Jo liez A. zergen C, zergan A. 6 weit Α. β vienster A. swenne AC.

132

17. G Ü N T H E R VON D E M

VOR8TE

3

W®re ich in der werdekeit, 5A, 5C daz ich ir torste sage sorge die min herze treit von ir diech muoz verdage, s wände ich verre des unwirdic bin ! daz ich iemer iht gedenke an si, dest tören sin. 4 Noch hän ich ein troestelin, 6A, 6C daz höhet mir den muot. si sprechent 's wer kan staete sin, des ende wirdet guot.' s wirt si staete an mir hin zir gewar, sost min hoffenunge daz si liebe mir rebar. 5 Wie wirt ir min staete kunt, 7A, 7C sit ich si niender tar sprechen zuo deheiner stunt so gröz als umbe ein här ? 5 des vurht ich vil kleine an ir bejage; wände ir gar unkundic ist min kumber und min klage. III 1

Wol mich daz ich ie den muot gewan daz ich mir so saelic wip erkös! ich waen in der Werlte iht lebt ein man der sö selten si von sorge erlost 5 umbe ein lop der lieben vrouwen min, diu mir ist vor al der Werlte baz dan liep, und muoz daz iemer sin. 2 Sin weiz niht wie liebe si mir tuot mit ir tugend und mit ir werdekeit. swenne ich durch si hohe trage den muot, wol mich danne suozer arebeit! β hän ich sorge, die gesenftet wol diu vil liebe, wirt si mir beschert: waz wunne ich danne liden sol!

8A, 8C

9A, 9C

8, 1 Wer C. 2 sagen AC. 3 die C, din Α. 4 die ich m. verdagen AC. 5 Wand AC. β iht fehlt A. 4, 2 hcehet C. 4 wirt AC. β offenunge AC. 6, 3 ze C. 4 limb C. 5 vurhte A, fürhfce C. bejagen AC. 6 Wand AC. unkundig C. clage A, klage C. HI 1, 3 weneA. weite iht l e b t e t . 5 Umb C. β we(r)lte vil gar baz AC. 7 Danne AC. 2, 1 Sine AC. 2 Mir A. tilgende A, tugende C. selikeit C. 3 Swen C. dur AC. den] minen AC. 4 süesser C. arbeit AC. 5 diu senftet wol AC. 7 Waz ich danne wunne 1. AC.

17. G Ü N T H E R VON D E M V 0 R 8 T E

133

IY 1

Si liebe, si schcene, si guote, si kiusche, si kläre, si vruote, si vröude, si sselde, si wunne! mer geschehe ir liebes dan ich erdenken kunne 5 unde ich ir wol gunne. 2 Si werde, si here, si riche! ir güete mac guote wol gliche. si vröude, si saelde, si wunne! mer geschehe ir liebes dan ich erdenken kunne β unde ich ir wol gunne. 3 Si senfte, si suoze, si reine, mit triuwen, mit staete ich si meine. si vröude, si saelde, si wunne, mer geschehe ir liebes dan ich erdenken kunne 5 unde ich ir wol gunne.

10A, IOC

IIA, H C

12A, 12C

V 1

Nu her, ob ieman kan verneme des ich von minne künden wil. ob üch diu rede niht gar enzeme, verdrieze üch, leget mir ein zil, 5 vur daz sprich ich niht me: swer mich dar an bedenke, des wille muoze an wünsche erge ez nahet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. 2 Ez warb ein ritter lange zit u m b eine vrouwen vil gemeit; doch wart verendet wol sin strit, si galt im al sin arebeit s vil wol nach einer ger; si beschiet im tougenlichen da s'in des lönes Wolde wer. ez nähet deme tage.

13A, 13C

14A, 14C

IV 1, 4 geecheh C. denne AC. 2, 1 h»re C. 2 Ir güete ich guote wol geliche C, Guote mac sich guote w. geliehen A. 4. 5 Mere etc. A. 4 danne C. 8, 1 süeze C (immer). 2 Die ich m. tr. und mit st. m. AC. 4. 5 Mere geschehe etc. A. gescheh C. danne C. V 1, 1 obe A. vernemen AC. 2 minnen A. künden C. 3 Obe A. iu C. 4 Verdriez A. iueh C. legent A. 5 Für C. enspriche AC. 7 Der willen AC. muz en wünsch C. ergen A. 8 dem AC. 2, 2 Umbe AC. 3 wart fehlt C. 4 ime A. arbeit AC. 5 gern C. 6 ime A. 7 si in A. w e m AC. 8 deme A, de C.

134

17. G Ü N T H E R VON D E M V O R S T E

3

4

6

6

swä sich zwei liebe scheiden. die haben herzeleide klage. Diu schone vrouwe kam gegän da si den selben ritter vant. er wände si zuo sich gevän, in dühte, er wsere al da volant. 5 bindes huop sich ein doz, daz si sich muosten scheiden; des wart ir beider leit vil gröz. ez nahet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. Si wären beide enzundet gar, der ritter und diu vrouwe her. des nam diu Minne guote war, si enliez si langer beiten mer, s si schuof vil schiere also, dazs aber zeinander kämen und wurden wol nach leide vrö. ez nähet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. Do alle ir wille wol ergienc mit lieben werken dä ze stunt, die vrouwen er zuo sich gevienc, er kustes an ir suozen munt, 5 er swuor vil tiure hie, im wurde nie so liebe, sit daz in got zer werlde lie. ez nähet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. Nach der vil grözen liebe kam im ein unsenftez ungemach, daz im der minne ein teil benam. der lieben vrouwen er verjach, s er sprach 'vil schöne wip, daz wir uns muozen scheiden, des lit gar vröudelös min lip.' ez nähet deme tage. 10

15A, 15C

16A, 16C

17A, 17C

18A, 18C

9. 10 Swa etc. A, fehlen C. 8, 1 kom C, kan A. 3 ze C. 4 wer A. 5 Bindes A, Bindes C. 7 vil A, fehlt C. 8—10 Ez nahet dem tage etc. A, Es nahet C. 4, 1 enzündet C. 4 mere C. β Daz si AC. zuo einander C. 7 wurder A. 8—10 Ez nahet dem tage etc. A, Es nahet C. 6,3 z e i . 4 süessen C. 6 Ime A. 7 werlde C, weite A. 8—10 Ez nahet, oder Ez na. AC stets. 6, 3 ime A. teil fehlt A.

17. G Ü N T H E R VON D E M

7

8

9

10

VORSTE

swä sich zwei liebe scheiden, die haben herzeleide klage. Diu minnecliche vrouwe sprach " v r ö u dich, trütgeselle min, sit dir so liebe nie geschach so her ze mir, nu bin ich din. 5 ich hän dich umbevän: nu wis in hohem muote, jo 'st al din wille an mir ergän." ez nähet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. Der ritter guot sprach dö hin zir 'genäde, vrouwe kunegin, du hast sö wol gelonet mir, daz dir iemer sol daz herze min 5 geliehen willen trage also min selbes libe; vurwär vernim waz ich dir sage.' ez nähet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. " I c h sol d i r " , sprach diu vrouwe her, "getrüwen aller staetekeit. nu tuo durch mich ein lutzel mer, daz du vermides sendiu leit, 5 ob ich dir maere bin. dun' leistes mine lere, so ist unser zweier liebe hin." ez nähet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. 'Wie mohte ich leisten diniu wort, diu dü mir vor gezellet hast ? der liebe vunde nieman ort, wie nä du mir ze herzen gäst. 5 des muoz ich kumber dol, swenn ich mich von dir scheide, des ich von schulden trüren sol.' ez nähet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. 10

135

19A, 19C

20A, 20C

21 A, 21C

22A, 22C

7, 2 Fröi C, Frowe A. 3 gesach A. 7 J o ist AC. 8, 2 künigin C. 5 tragen AC. β Alse Α, Als C. 7 Vür C. vernim A. 9, 2 Getriuwen C. 3 dur AC. lützel C. 4 vermidest C. senediu A. 5 Obe Α. β Du en- A, Dune C. 10, 1 Ο wie AC. mohte A, moht C. 2 gezelt AC. 4 nahe AC. 5 Da von ich grossen k. C. 6 Swenne AC. scheide C, wende A.

136

17. GÜNTHER VON D E M V O R S T E

Do sprach daz wunnecliche wip "nu 'ntrüre niht, daz ist min rät: wiltü Verliesen so den lip, daz ist unvrumes mannes tat. 5 du solt geduldic si: swer minnet äne mäze, da nist niht guoter sinne bi." ez nähet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. 12 'Swer sich an liebe mäzen kan, der hät mir ungelichez leben. ja twinget mich vil senden man diu minne, daz ich muoz begeben s die werlt in kurzen tagen näch dinem suozen Übe. mähtu daz, vrouwe, an mir vertragen V ez nähet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. 13 "Wie mohte ich lengen baz din leben ? nu tuon ich allez daz ich sol. mich selben hän ich dir gegeben: so wände ich dir gesenf ten wol. κ nu sprich, waz wiltu me ? mag ich dir daz gewinnen, dar an sol al din wille erge." ez nähet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. 14 'Min sorge swachet mir den sin, des muoz ich in den riuwen sin, swenn ich so lange von dir bin, daz du vergezzest, vrouwe, min. 5 des muoz ich kumber trage : 11

15

ίο

daz ist min allermeiste klage.' ez nähet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, die haben herzeleide klage. Nu höret wie der vrouwen guot

23A, 23C

24A, 24C

25A, 25C

26A, 26C

27A, 27C

11, 2 trure A. 3 Wil du A. 4 tat] rat AC. 5 geduldich A. 7 enist A. 12, 3 seneden A. 6 weit Α. β süessen C, suozem A. 7 Maht du C. verdagen AC. 18, 1 Die A. möht C. 4 wand AC. gesenfte C. 7 ergan AC. 14, 3 Swen AC. 4 vergissest C. 5 tragen (: klagen) AC. 16, 1 hoeret C.

17. GÜNTHER VON DEM VORSTE

16

17

18

19

des heldes klage ze herzen gie. si dähte senften im den muot, mit armen sin ze sich gevie. 5 si kuste in äne zal. si sprach gezogenlichen "nu hästu guoter minne wal." ez nähet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. Dö sprach der ritter uberlanc 'nu höre, herzevrouwe, mir: ein swaere tuot mich vröuden kranc, so mir gedanke koment von dir 5 und ich din niene hän, so gät ez an ein trüren; des muoz ich stsete vröude lan.' ez nähet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. Do sprach diu vrouwe wolgetän "der sorgen soltu wesen vri. die wile ich muot ze minnen hän, so sol mir iemer wonen bi 5 guot trütschaft hin ze dir von herzeclicher liebe; des soltu wol getrüwen mir." ez nähet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. 'So wol mich daz ich hän vernomen von dir so wunneclichen tröst. ez sol mir al ze heile komen, ich wirde ab aller leide erlöst, 5 sit ich gehöret hän von dir sö suoze maere; des wil ich allez trüren län.' ez nähet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. Nu höret wie die lieben dö ir leit verklageten dö zehant. si wurden beide ein ander vrö.

137

28A, 28C

29A, 29C

30A, 30C

31A, 31C

3 ime Α. 5 kust AC. 16, 2 hcere C. 3 vreide A, fröide C. 4 komen Α. β get es C, getz A. 17, 2 solt du C. 7 solt du C. gitruwen A. 18, 3 sol A, BO C. 4 wird C, wurde A. 5 gehoeret C. β süesse C. 7 alles A. 19, 1 hceret C. diu A. 2 do zehant A, zehant C.

138

17. GÜNTHER VON DEM V O B 8 T B

20

21

22

23

diu minne het an in geblant 5 riuw unde sende nöt. si sprach "min trütgeselle, uns mac niht scheiden wan der tot." ez nähet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. Hie mugt ir merken vremde zal, wie liebe da mit liebe vaht: e dan si schieden ab dem wal. daz jämer swendet in die naht. 5 da was sin ungemach, er süfte inneclichen, dö er den morgen schinen sach. ez nähet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. Swer üch von ende solte sage, wie daz in dö diu minne twanc dö er erschrac von deme tage, ez mohte üch dunken al ze lanc. 5 des wart sin herze ser, er sprach vil jämerlichen 'gebüt mir, edeliu vrouwe her!' ez nähet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. Diu schöne vrouwe sprach also "vil lieber lip, nu wis gesunt, vil senftes muotes unde ho." si kusten sich ze maniger stunt. 5 er sprach 'trüt vrouwe min, gelucke liebe und ere, heil, saelde muoze mit dir sin.' ez nähet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. Sus endet sich der zweier strit mit suozen Worten äne haz. swä lieb an liebes arme lit,

32A, 32C

33A, 33C

34A, 34C

35A, 35C

4 hate Α. 5 Riuwe AC. unde fehlt AC. senede Α. 20, 1 muget C. fremede A, frömde C. 3 danne A. 4 ime die not A. 6 Er fehlt A. siufte C, suit A. 21, 1 iu C. sagen AC. 3 dem AC. 4 moht C. üch] in AC. β jemerl. C. 7 Gebiute C. edele A. 22, 3 höh C. 4 meneger A. 5 trut fröide C. β Gelucke fehlt AC. lieb AC. 1 müesee C. mit fehlt C. 28, 2 süessen C.

17. G Ü N T H E R V O N D E M V O R S T E

139

die sulen iemer merken daz, 5 e 'z an ein scheiden ge, dazs aber zesamene denken; wan afterriuwe tuot vil we. ez nähet deme tage, swä sich zwei liebe scheiden, ίο die haben herzeleide klage. VI 1

Guoten liuten wil ich künden waz mir liebes ist geschehen. die boesen mir des lihte enbunden, wolde ich in der rede verjehen; 5 die wil ich vermiden, obe ich kan. mirst getroumet ab der guoten: nu scheide mirz ein saelic man. 2 Sol ich iu den troum betiute, wie daz er gevüeget si, dar zuo bite ich guote liute: ein valscher lip der ste hin bi. 5 des nemt alle inneclichen war, sol mir liep da von geschehen, daz ern uns iht verkere gar. 3 Ein stimme hiez mich vrö belibe unde in hohem muote leben. si gruozte mich von einem wibe 5 wände si ze tröste ist mir geborn, vor allen vrouwen gimme, ein sunne: got hat niht stunde an ir verlorn. 4 Lat mich noch ein lützel sprechen von der lieben vrouwen min. mir enmohte niht gebrechen, mohte ich noch in troumen sin 5 ofte be ir, so wolde ich riuwe län unde vil unsenfte pine die ich von der guoten hän.

36A, 36C

37A, 37C

38A, 38C

39A, 39C

4 suln AC. 6 Ez A, Daz es C. 6 Dass AC. zesamne C, zesamede A. VI 1, 1 künden C. 3 mir des I. enbunden] mir daz miesewenden AC. 4 Wold AC. 5 ob C. β Mira AC. 7 scheine A. 2, 1 iu] ir AC. betiuten C, betuten A. 3 bitte A, bit C. 4 bi fehlt C. 5 nemet A. alle vil AC. innecliche Α. β gesehen A. 7 ern] er AC. 3 , 1 Min A. beliben AC. 4 fehlt ohne Lücke AC. 5 Wan AC. trost AC. 6 aller A. sunn C. 7 ir] dir AC. 4, 1 La AC. 3 mohte A, enmöhte C. gebresten AC. 4 Mohte A, Moht C. troime C. 5 bi AC. wolte A.

140

17. G Ü N T H E R VON D E M V O B S T E

5

C.

Solde ich mich von schulden vrouwen alse wunneclicher stunt, mir enkunde niht gedrouwen, sit daz mir so suozer munt 5 mit liebe hat gekündet höhen muot da ich slief in sender leide. nu sprechet alle, ez si mir guot.

6, 1 Sold A. vroiwen A, freun C. 3 gedrowen A, gedreun C. 5 gekündet C. β seneder A. 7 Nu fehlt AC.

40A, 40C

4 süesser

18. Hartman yon Starkenberg I

1

In weiz niht waz ez mich hat vervangen, daz ich fuor von dem lande vert. zeinem heiigen dar kam ich gegangen, seht, der ie den man gewert s einer bete säzestunt. den bat ich daz er die mine swaere täte miner frouwen kunt. 2 Min frouwe weiz niht leider miner swaere, die si mir langer stunden tuot: enbüte ich irz, ez waere ir lihte unmaere: ei hat so tugentrichen muot. s in wil ir ern niht anders gern, wan daz si mir staeter fröiden günne, des sol ir güete mich gewern. 3 Nu solte ich ir vil liebiu maere enbieten. nü enweiz ich niht bi weme, so daz ir er da von sich niht verschrieten und der ir ze boten zeme. 5 nu wil ich mich an nieman län: ich wil ir disiu liet ze boten senden, si mac si selbe wol verstän.

IC

2C

2C

Π

1

Mit manger hande varwe mischet sich diu heide und ouch der plan, da bi min herze in leide erhischet, ich bin aller fröiden an 5 al die wile unz an den tac, deich der lieben selhiu maere und mine swsere

4C

enbieten mac.

Von Starkenberg Vorschrift, Hartman von St. Überschrift C. I 1, 2 vernt von d. 1. fuor C. 3 heiligen C. 5 bette so C. 2, 3 Enbutte C. 6 ere C. β gunne C. 8 , 1 solt C. 2 niht fehlt C. 3 ere C. 4 der fehlt C. ir] mir C. botten C. β botten C. 7 mag sich selber C. Π 1, 1 maniger C. 5 Alle C. untze C. β De ich C. seihe C.

142

18. HARTMAN VON 8 T A R K E N B E B G

2

Owe, sol ich unz an min ende dienen daz irz nieman seit ? wer ist der bote den ich sende, der mit triuwen miniu leit 5 miner frouwen künne gesagen ? muoz der sin von tiutschen landen,

5C

uf den handen i'n tragen.

wolte

III

1

Neinä, helfet frö beliben 6C gen der wunneclichen zit! dienet reinen guoten wiben: ja waz fröiden an in lit. 5 ich wil hohes muotes sin und wil singen üf gedingen der vil lieben frouwen min. 2 Wenn wil si mir trüren swachen, 7C der ich hän gedienet her ? ez muoz in ir dienste erkrachen beide schilt und ouch daz sper. 5 gnade, ein frouwe Minne, sprich daz diu guote derichmuote iht langer läze in sorgen mich. 2, 3 botte C. 5 kunne C. 6 wolt ich in C. Hierauf Raum für 1 Strophe C. III 1, 1 helfent C. 2 Gegen C. 3 Dienent C. i waz fehlt C. 2, 1 Wenne C. 3 dienst C. 5 Genade C.

19. Hawart I

1

Ich wil dir, herre Jesus, der vil reinen megede kinde, 1A, 1C ze lobe singen unde sprechen swaz ich guotes kan üf die genäde din. ich bit dich, mich din vater in dem selben dienste vinde; 5 den frönen iuwer beider geist gesellen helfe ich man daz der geloube min niemer von iu drin gescheide noch von der ewigen meide, diu den wären gots sun truog und ouch gebar, ίο nü nemt, ir verkßrten cristen, die da werben mit den grimmen listen, baz bi dem gelouben iuwer sele war. für den ungelouben suln die rehten segenen sich. 2 Wie lange suln die heiden uns mit dinem lande pfenden ? 2A,2C Crist herre, da von ist des ungelouben worden vil und wahset alle tage: die nöt solt du mit diner heren goteheite wenden, 5 wan diner cristenheite trüren daz ist gar ir spil und sin wir in der klage daz wir in dem jämer sitzen, nü stiur uns mit rehten witzen, stoere enzit den irtuom, so gellt ir spot, ίο wunderlicher got, nu mache daz din ermiu cristenheit erlache. des si hin ze dir ir din barmunge bot, diu den Schacher an dem crüce in daz pardyse lie. 3 Dir, herre, klagen wir armen grözer ungenäden mere. 3A, 3C Hawart A, Vorschrift Hawart, Überschrift Her Hawart C. I 1, 3 gnade A. 4 Ich bit dich daz din C, Mich bitte ich daz din Α. selbem Α. 5 Dem frone A, Dem vron C. man] meine A, mei C. 7 uch A. 8 megede AC. 9 gottes AC. och A. 10 nemet AC. 12 De C. glouben A. 13 Vur A . 2, 4 dinen A. gotheit(e) AC. 5 Wan fehlt AC. cristenheit AC. 8 stiure C. 9 Store A. irretuom AC. 12 dir ir dln] dir din C, dir dir A. 13 den] de C, dem A. dem] de C, daz A. paradyse AC. 3 , 1 m e A,

mere

C.

144

19. HAWABT der tievel h a t gesät den einen s ä m e n in diu lant, daz si verworren eint. wir

sin ouch m i t gerihte n i h t berihtet alzesere.

5 der rehten werlde guot gerihte schuof iedoch din h a n t ze s c h i r m e n diniu k i n t . witwen unde weisen weinent daz die fürsten n i h t vereinent sich mit einem roemschen vogte. din gewalt, ίο d e r d e n ü b e r m u o t e n

valte

von dem himel und in der helle salte, v e l l e βί d i e m i t u n r e h t e e i n t s o b a i t , s t e r b e n t si, m i t d e m g e w a l t e s ö s t v e r g e z z e n i r .

Π 1

Crist enbiutet siniu maere siner lieben cristenheit,

4A, 4C

swaz a n ir si w a n d e l b a r e daz si siner b e r m d e leit. 5 in e r b a r m e t daz diu trift ist also groz üf der witen helle sträze die sin l a n t kriuz u n d e g r a p suln m a c h e n

blöz.

nü dan von dem übelen wäze:

2

got h a t gelobet, er schaffes eine mäze.

Nü tuo, sünder, üf din öre, hoere süeze boteschaft:

5A, öC

dir git in dem zehenden chore dine stat diu gotes kraft. 5 die verstiez h e r a b e untriuwe u n d

übermuot,

die sint leider hie gesinde; d a von ist daz zeichen mit dem kriuze guot, daz der tievel iht

verslinde

so grozen teil a n m a n g e r m u o t e r kinde.

3

Dulden muoz in dinen hulden, got, din himelrich gewalt,

6A, 6C

daz wir scheiden von den schulden unser sünde

manicvalt.

5 höh und enge ist diner magenkrafte

pfat.

iedoch müezen wirz erstigen:

2 ges£t C. 4 och A. 5 guot] mit ^46'. 7 Witwe A. weinen AC. 8 vursten A. vereinen AC. 9 roemeschen A. vogite (vogete C) AC. herre din AC. 10 ubermuoten AC. 11 himele A, himle C. 12 mitte A. 13 Strebent C. so ist C. II 1 , 1 siniu A, liebiu C. 2 lieber A. 4 sin erbermede A, sinre erbermde C. 5 Ir erbermet A. trifft C. 7 criuce C, cruce A. sulen A. 8 ubel(e)n AC. 9 schaffez A. 2, 1 sunder A. oren A. 2 suoze A. botschaft AC. 4 gottes A. 5 untruwe A. ubermuot C, ubem muot A. 7 cruoe A. 9 meneger A, maniger C. 3, 4 sunde Α. β muozen A.

19. HAWART

dir zimt niht in dinem riche laeriu etat, lä der helle grünt besigen, hilf, herre, den die diner muoter nigen! 4 Nü biut für uns dine hende, reiniu muoter unde maget, dime sun, des lop an ende muoz beliben unverdaget, s und gedenke waz din cristenheit nu dol von den juden und von den heiden: des gelouben itewlz tuot in vil wol. suln wir in daz selbe erleiden, so muoz uns helfe komen von iu beiden. 6 Üz den buochen sagent die pfaffen, ane dich, heiliger geist, müge nieman niht geschaffen, sit duz allez, herre, weist, 5 wie ein ieglich menschlich herze meine dich, sö verlieh ouch mir die sinne die mich niht verteilen unde erheere mich, vater unser, durch die minne mit der din lieber sun fuor her und hinne.

145

7A, 7C

8A, 8C

ΙΠ

1

'Ob ez an minen eren mir geschaden niene mac, 9A, 9C so wil ich din redegeselle sin. hast du mir den willen din gesaget und gedienet mangen tac, 5 des habe von mir und ouch von allen guoten wiben danc: din lÖ3e minneclich gesanc noch din langez minneklagen mac mir niemer niht benahten noch betagen.' 2 "Sich, diner eren, frouwe, enväre ich üf die triuwe niht 1 OA, IOC die ich guoten wiben leisten sol: die gevallent mir so wol daz in arger dinge nieman giht, 5 mir 'nsi da von reht alse ich si in minem herzen w u n t : so tuon ich dir doch niemer kunt 7 zimpt Α. θ dien die C. 4, 1 biute AC. vur A. 4 unverdarpt A. 5 dolt Α. β juden und von den fehlt A. 7 itwis C. vil fehlt AC. 9 uch A. 5, 1 buchen A. 2 An C. 3 Müge A, Muge C. β verlihe C, versieh A. och mich der A. 8 Got vater AC. dur Α. 0 hinnen A. ΠΙ 1, 1 Obe A. nien C. 2 redgiselle A. 3 Hastu^l. 4 Geseit^C. manegen A, manigen C. 5 hab A. och (immer) A. 8 Mac mir in ir benahten niht noch A, Mac mit mir benahten niht noch C. 2, 1 ich niht uf d. tr. niht C. 4 De ich in A, Das min herze in C. nieman A, nien C. 5 Mir ensi AC. rehte als C. min herze AC.

146

19. Η Α.WART

alle mines herzen aht: für elliu wip ich minne dich tag unde naht." 'Sage mir waz ist minne, von der singest du so vil IIA, HC unde gihest, du habest geminnet mich. des solt dü gelouben dich, obe du mich da mite bekrenken wil. 5 minne, waz daz si, des solt du mich bewisen baz. in trage dir weder liep noch haz; ouch so 'nweiz ich waz du jagest oder wie dü benähtes oder wie dü betagest.' "Waz minne si, vil liebiu frouwe min, daz sage ich dir, 12A, 12C alse ichz an der werlt befunden hän. liep an allen valschen wän, swä diu wirt von zweier herzen gir 5 also daz ein man minne ein wip vor allen wiben gar und daz si denne gliche var unde ob daz niht minne ensi, so geste mir naht noch tage fröide bi." 'In minne niht, doch merke ich einez: daz verdorben ist 13A, 13C von der manne unstaete manic wip. e daz mir den minen lip alsus an gewunne ir valscher list, 5 e verspräche ich minne und wsere si noch zwir sö guot. dar an sö wende ich niht den muot daz mir mine sinne neme: ich wil daz mir baz tac unde naht gezeme.' "Maht dü doch mine staete kiesen bi der grözen nöt 14A, 14C mit der ich so ringe mange zit. obe ich lieze nü den strit den min herze deme libe gebot, 5 so verdürbe ich unde wurde unsanfter mir dan e. nu si dir wol, so si mir we. üf genäde diene ich doch: dü gelöns mir nahtes oder tages noch."

3

4

6

6

1

IV Nu kiuse ich an der vogel ewigen daz diu naht wil an ir krefte stigen. si langet unde ist kalt.

15A, 15C

7 ahte AC. 8 Vur A. minne ich C, min ich A. 8, 1 singes Α. 3 soltu Α. 4 Ob C. mitte A, mit C. wilt AC. 5 daz noch si AC. des C, de A. soltu A. 7 so weiz A. 4, 2 Als C. ich ez A. Werlte C, weite A. 3 ane 4 . an a. velschen C. β danne geliche C. 7 obe A. si C. 8 giste A. 5, 1 Ich enm. AC. 3 min A. 5 ich die minne AC. wer C. zwirc A. als C. 8 dae si mir C. baz vor gezeme AC. tage C. 6, 2 so A, doch C. manige C, menege A. 3 Ob C. 4 deme A, de C. 5 danne AC. β dir — mir vertauscht C. 7 dien C. 8 gelones AC.

IV 1, 1 kue A.

19. HA W A R T

si machet die gelieben bait; s so nähen nieman sie gelegen mac: diu wunne ist bezzer danne ein heizer langer tac. 2 Mich jämert nach ir tugenden iemer, die man äne tugende vindet niemer. ir wol gestalter lip, an allen wandel sselic wip, 5 schaffe ein ende miner langen klage; so merent sich die mine fröide alle tage. 3 Du bist min trost und ouch min wunne. nü geschehe an mir des ich dir gunne; so gan ich dir des wol swaz liep mit liebe liden sol. 5 nu loese mich von miner swaeren not also daz ich erlache gen dem morgenröt. 5 No A. niemen C. si A. mach C. 6 wunne A, ivnn C. 2,1 nahe A. tagenden A. 2 tilgende A. 4 Ane AC. 3, 5 lose Α. β gegen AC.

147

16A, 16C

17A, 17C

5 Schafe AC.

20. Heinrich Hetzbolt von Wissense I 1

Könd ich erwerben ein lachen zart, so waer be wart min sendez ungemach. ich muoz verderben, sien welle also mich machen vrö, der ich daz beste ie sprach, s daz waer an vröuden ein vroelicher vunt. . zwar solte ich sterben, sseh ich den munt noch zeiner stunt, ich wurde des gesunt. 2 Helfet an kafie daz vröuwelin, ir liechten schin, swer kan verslnnen sich. ja 'nkan geschaffe nicht al min sanc. wer seit ir danc, ob si verderbet mich ? 5 des ist min herze von sorgen beswert. ich tummer äffe bin hiure unwert vil me dan vert, sit daz si min nicht gert. 3 Swenne ich vereine, so wünsche ich ir und da bi mir daz uns noch lieb gesche. ez schät ir kleine daz mir sanft tuot. j a 'st sl doch guot, des wil ich zwäre ir je. 5 gen ir ist ringe der Kriechen golt. zart lip, al eine ich bin dir holt: üf riehen solt dir singet Hetzebolt.

IC

2C

3C

II 1 Nu wünschet alle der süezen

daz si mich noch meine in der liebe als ich si und daz ir loslichez grüezen mich doch twing alleine: des wünschet och mi. swenne ich ir wangen bedenke und ir munt, sö hat mich gar zir gevangen diu vil zarte reine: mir wart vröude enzunt.

4C

Überschriften Her Heinrich Hetzbolt von Wissense C. I 1, 1 lachen dur zart C. 5 were C. 6 solt C. 7 des fehlt C. 2, 1 Helfent an kaifen C. 3 enkan C. 6 tumber C. hiur C. 7 nit C. 3, 1 Swenn C. wünsch C. 2 noch fehlt C. geschehe (: jehe) C. 3 sanfte C. 4 ich ir jehen C. 6 Gegen C. ze ringe C. II 1, 1 wünschent C. si1 (: mi 1 ) C. 2 loslichs C. twinge C. wünschent ouch C.

20. H E I N R I C H H E T Z B O L T VON W I S S E N S E

2

149

Ich sach ir munt sam ein rose:

swer des künde warten an ir wengelin, 5C da brach durch wiz rot so löse. ich tet unrecht: hophgarten nant ich grüebelin. vor sendem smerzen wart min vröude ganz, si hiez ie t r ü t in dem herzen, die wile wir starten an der Schcene Glanz. 3 Set an ir munt, in j r ougen und brüevet ir kinne unde merket ir kele,

6C

der ich muoz iemer vil tougen

den lip und die sinne an ir gnade bevele. diu ist an ende gewaltig nu min: ich vald ir herze unde hende, gnäd, ein keiserinne, ich muoz din eigen sin.

ΠΙ 1

Owe mins herzen daz twinget diu süeze! wer mag gebüeze so gar senden pin ? neinä, min zertel, lä dich noch erbarmen mich senden armen, tuo helfe mir schin! s mir ist verswunden gar helfe unde tröst, ich bin mit blicken so vaste gebunden, al solker wunden wart ich nie erlöst. 2 Waz solt ein wip also zart, si entwünge, daz man doch sünge vil ir werdekeit ? waz solt ein munt also rot, er enlache, da von doch swache vil sorge unde leit ? 5 waz Sölden wangen so gar rösevar, siu 'nhetten vriinde den muot sö bevangen, daz in erlangen doch müeste aber dar ? 3 Swä gnade wont, secht da sol man si suochen: wil sies geruochen, der warte ich aldä. man sol die schoene nicht lobe äne güete; got si behüete, die sint ir vil nä. 5 müeste ich ir künde noch gar minen muot, sö 'nwart üf erde nie grcezlicher sünde, daz liep gen vründe nicht vrüntlich entuot.

7C

8C

9C

2, 2 dur C. lose, das ich C. hopphe garten C. 4 wile das wir sparten C. an fehlt C. 8, 1 Recht an C. und fehlt C. brüefent C. merkent C. kel (: bevel) C. 2 den und die fehlen C. 4 valde C. genade k. C. III 1, 4 mir helfe C. 7 ich noch nie C. 2, 1 entwunge (: sunge) C. 3 lache C. β hetten C. den C. 7 e doch müest C. S, 2 wart C. 3 echoen C. loben C. 6 enwart C. 7 tuot C.

150

20. HEINBICH HETZBOLT VON WISSENSE

IV Wä nu zarte blicke, senfter gruoz, der mich muoz vröuwen unde in liebem stricke mit gewalt manicvalt tröuwen ? 5 achte ich gar ze ringe trüren, lache ich, singe, doch ein wip minen lip twinge ? Diust sö gar ein vrouwe, reiner zucht, süezer frucht b»re unde in solker schouwe vröuden sin: nü wol hin swaere! 5 ich sach unbetwungen rot durch wiz gedrungen, lachelich des muoz ich jungen. Swer wil sorge krenken, der sol hän lieben wän gerne, mir hat liep gedenken daz herz hin sunder sin verne; 5 daz h a t vröude an ende: hiest der lip eilende, merket, wi sus kan si

11C

12C

pfende.

In wart nie halb so vrö:

mir vert in Sprüngen daz ist in lüften hö,

IOC

daz herz und der muot.

der lip muoz jungen: swer der meien bluot s und bluomen singet, der hat vröude ganz, der trage ir liechten kränz, min herze twinget si, der Schoene Glanz. Gruoz ist min hcechster trÖ3t: gruoz der kan machen mich vil senden rieh, gruoz hat mich sorge erlöst, dar nach ein lachen gar durchsiuverlieh. 5 ach, swem ir grüezen wirt durch röten munt, dem kan ez säzestunt den lip durchsüezen, daz er wirt gesunt. Ich sich vil münde rot:

13C

14C

15C

IV 1, 3 lieben C. 4 tröuwe C. 5 Acht C. 6 Ich triure ich 1. ich s. C. 7 Doch wil ein C. twingen C. 2, 1 Diu ist C. 5 umbetwungen C. 6 durck C. 3 , 6 fröid C. β Hie ist C. 7 Merkent wie C. kan. si C. V I , 1 Ich en wart C. 2 Sprüngen C. 5 Ufi durch bl. C. β trag C. 7 si fehlt C. 2, 3 sorg C.

20. H E I N B I C H H E T Z B O L T VON

WISSENSE

151

daz ist ein wunder, die tuont mir nicht vri min herz uz sender n o t : ez stet dar under — wie mag dem gesi ? — 5 min herz in schricke. sist min leitvertrip. wirf an mich, süezer lip, vil zarter blicke und sprich 'vrö belip!' VI 1 Wä nü min vrouwe,

wä mag man schouwe

der SchoBne Glanz ? 16C wä nü ir lachen, wä kan si machen vil vröude ganz ? wä lieplich stunde, der denke ich doch mir ? wä al min wunne ? wä herzen sunne ? al lit an ir. 2 Sist trüt genennet, sist trat erkennet, tar ich des jen. 17C trüt gar än ende trüt, vröude sende, lä triuwe sen! trüt, liebe reine, ich wünsche iemer din, trüt, ich dich meine, trüt gar alleine des herzen min. 3 Si kan mich twingen, ich muoz ir singen durch liebe vil; 18C si kan muot steigen, ich bin ir eigen, ob si daz wil; ja 'nwirdet nummer so gar sselig wip; si wendet kummer. ich wünsche ir, tummer, min selbes lip. VII 1 Wol mich der stunde, von rotem munde mir liep geschach. den sach ich machen ein zartez lachen, des ich do jach. ir mündet vreche daz gestellet sich, alsz viunviu spreche, gar durchsiuverlieh. 2 Ach swer daz kuste, zwär den gelüste vröude äne not. sin lachen lose, ez enwart nie rose · me halb so rot. kel unde hende wizer danne ein sne. liep trüt än ende, wes tuost dü mir we ? 3 Wilt dü mich twinge durch daz ich singe dir offenbar ? treeste mich eine, sit ich dich meine mit triuwen gar. min zuckerkrütken, tuo mir helfe schin: trüt herzen trütken, j ä bin ich ie din.

19C

20C

21C

3, 3 herz von C. 4 gesin C. VI 1, 1 schouwen C. schoenen C. 3 denk C. 4 al lit] alles C. 2, 1 Si ist C. si ist C. jehen (: sehen) C. 3 wünsch C. 3, 1 dur C. 3 enwirdet niemer C. 4 kumber (: tumber) C. wünsch C. VII 1, 3 mundes C. stellet C. 4 Als er fünfu C. dursüferlich C. 2, 1 fröid C. 3, 1 dur C. 3 z. kruckin C. 4 trucken C. ie fehlt C.

152

20. HEINBICH HETZBOLT VON W I S S E N S E

ΥΠΙ

1

Nüst mir al der muot geringe, sit mich gruozte ir mündelin. ach, daz mag mir vröude bringe, könde ich nach dem willen min 5 an ime mich gereche, seht so waere ich vröuden rieh: daz stet alsam ez spreche 'ja trutz, wer tar küssen mich V 2 Got die trütelichen kreene, daz ir niemer leit gesche. ich lob an ir frömde schcene, der muoz ich ir iemer je. 5 ein mündel alse vreche sach ich nie so siuverlich: daz stet alsam ez spreche 'ja trutz, wer tar küssen mich ?' 3 Zart liep, lä mich dich erbarmen, mache mich noch sorgen vri! müeste ich noch mit blanken armen vrölich ummevangen si 5 gar von ir guotem wibe, so wser ich in vröuden ganz, swie vil ichs an getribe, so ist toup der Schoene Glanz. VIII 1, 1 N u ist C. 2 gruost C. 3 bringen C. 4 K ö n t C. 6 wer C. 7 als es welle sprechen C. 2, 1 triutelichen C. 2 geschehe C. 4 jehen C. 3, 1 lip C. 3 Müest C. 4 Fröilich umbevangen C. 7 ich d a s an si g. C. 8 S o si doch der C.

22C

23C

24C

5 gerechen C. 5 ir fehlt C.

21. Marcgrave Heinrich von Missen I 1

Läzen wir die bluomen röt beliben, die sint verdorben, des ist niht ze lanc: singen von den minneclichen wiben. nach einer ie min sendez herze ranc. 5 diu sol sich bedenken baz: in ir herzen ist diu liebe mir gehaz. daz wende, frouwe, ich dien dir iemer deste baz. 2 Ich hoere sagen, im si wol ze muote, der tougenlicher minne künne pflegen: der sol sich nu warnen gen der huote. ich hän bi liebem wibe nie gelegen, s da von enruoche ich wenne ez tagt: minen muot ich wenden muoz von einer magt, ja 'nruoche ich waz der wahter an der zinne sagt. 3 Liebez liep, gedenke an wiplich ere unde wende mir min ungemach; des hän ich von tage ze tage ie mere, sit ich dich, frouwe, alrerst ane sach. ί din vil rosevarwer munt der hat in daz herze sere mich verwunt. daz wende, frouwe, od ich bin iemer ungesunt.

IC

2C

3C

Π 1

Wol mich hiute, wol mich iemer mere, mich tuot so wunnenrich ein wip. des wol mich, daz sich al min fröide mere, wol mich, daz ich so lieben lip 5 han ze tröste mir ersehen, waere ich tüsent jär gewaltic keiser, mir künde niemer baz geschehen.

4C

Vorschrift Margrave Heinr. von Missen, Überschrift M. Heinrich von Misen C. I 1, 7 diene C. 2, 2 minne enpflege C. 3 gegen C. 4 1. w.] liebe C. 7 enruoche C. 3, 4 an C. 7 alder C. Π 1, 3 sich steht auch in C1 β Wer C. 7 künde C. beechehen C.

154

21. MARCGRAVE HEINRICH VON MISSEN

2

Min lieber wän der half mich ie vil kleine, wan daz ich hoffet alle tage; er hiez mich dicke frö sin durch gemeine und liez mich leit mit willen trage.

5C

5 in dem wäne lebte ich dö. von dem wäne hat si mich gescheiden, und bin von schulden iemer frö.

III Ich wolte gar von fröiden gän, dö tröste mich ein röter munt. er seite, ich solte in fröiden stän, er wolte machen mich gesunt. 5 troestet er daz herze min mit also fröidenricher tat, ahi, wer wolte ich danne sin! Si solte fröin wol minen lip und solte miner eren pflegen, taet ez ein minneclichez wip, so wolte ich sorgen mich bewegen. 5 ir munt der ist so staete gar, sit er daz gesprochen hat, daz er vor sorgen mich be war. Ja richer got, wie sanfte ez tuot, den grüezet wol ein lieplich wip. dem wirt sö fröidenrich der muot, daz herze und ouch der sine lip 5 höh üf gen den lüften var. sin muot der fliuget also hö alsam der edel adelar.

6C

7C

8C

IV 1

Saelic si min liebiu frouwe diu mir fröit daz herze mit den sinnen! mir tuot wol swenn ich si schouwe, von ir güete mag ich heil gewinnen. 5 sist gar min tröst für sende not und ouch für ungemüete, ir schcene lengert mir den töt: des bite ich got ir reinen lip behüete. 2 Ich fröiwe mich deich mac gedenken,

9C

IOC

2, 1 mich fehlt C. 3 E r ] Si C. 4 tragen C. 5 lebt C. β si Cl 7 iemer fehlt C. Nach 7 Raum für 3 Strophen C. III 2, 1 Sich solte froewen w. min. 1. G. 3 Gebe daz C. 4 wolt C. IV 1, 2 dien C. 3 swenne C. 5 Si ist C. 8 bit Ο. 2, 1 frcewe C. daz ich C.

21. MARCGRAVE H E I N R I C H VON M I S S E N

155

swenne ich wil, der herzelieben frouwen. si kan sendez trüren krenken, mir tuot wol, swenn ich ir lip sol schouwen, 5 ir brüne brä, ir ougen klär, ir munt, reht alse er glüete: swie verre ich si, ich wünsche ir dar und bite got ir reinen lip behüete. Y 1

Waz hat diu werlt ze gebenne me da von ein sendiu not zerge dann wibes minne aleine ? ein wip diu löslich lachen kan 5 gen einem wolgemuoten man: der fröiden ist niht kleine, swenn si stät gen im zangesiht und si im mit ir ougen giht daz sin von herzen meine: ίο swer disen ζ wein gevaeric si und wone mit valscher huote bi, der werde zeinem steine. 2 An schoenem libe wol gevar, in edelem muote reine gar, swer daz an wiben vinde, der lobe ir leben und ere ir lip: 5 sist gar ein reine saelic wip, des Wunsches ingesinde. ir lüter spiegelvarwez leben kan trüeben herzen fröide geben: swer sich des widerwinde, ίο der frouwen rehte fröide wer, versigeln müeze er üf daz mer von wibe und ouch von kinde. 3 Ir zuhtflieher, iu si geseit daz zuht vil verre nach iu jeit: des swere ich iu bi eide. mit unzuht habt ir guoten ziuch. 5 'hei zuhtflieher, nu fliuch, nu fliuch.' so seit man von iu leide, ir frouwen, nemt sin kleine war, ern kom mit guoten zühten dar so daz er sich gescheid e 4 swenne C. 6 als C. Hinter 8 Raum für vier (I) Strophen C. Υ 1, 1 welt C. 3 Danne C. 7 Swenne si stet gegen im ze a. C. in C. 9 si in C. 2, 1 schone C. 5 Si ist C. 8, 1 iuch C. 3 swer C. 6 man von iuch beide C. 8 E r C.

11[12]C

12[13]C

13[14]C

8 im]

21. MARCGBAVE HEINRICH VON MISSEN

Ιδβ

10 von unzuht alse ein zühtic man. swelch frouwe im danne ir gruozes gan, der lept gar sunder leide. VI 1

Nu sint die liehten langen sumertage mir aber äne fröide hin gescheiden. waz hiliet daz ich senden kumber klage der lieben diu mich lät in senden leiden ? 5 doch muoz ir minneclicher schin vor allen wiben in minem herzen hiute und iemer sin. owe, sol ich niht fro bi ir beliben! 2 Wil diu vil here daz ich frö beste, so sol ir roter munt mir güetlich lachen daz von getriuwes herzen gründe üf ge; sö wirt erlöst min herze üz senden Sachen. s geschiht des niht, owe der not, sö muoz verswinden min höher muot und ist min fröide töt: daz niht ergät, sol ich genäde vinden. 3 Do ich die minneclichen erst an sach, dö bran ir munt daz sich min herze enzunde. da von sö Ilde ich sendez ungemach. daz hat gewert da her vil lange stunde, s und wirde ouch niemerme gesunt von minen wunden, mich heile danne ir röseröter munt. des kus hilft mir, und anders niht, gesunden. 10 als C. VI 1, 1 lange C. 2, 6 Beseht (/) C.

7 limot ist und fr. tot C.

8 erget C.

14[15]C

15[16]C

16[17]C

22. Heinrich τοη der Maore I Uf zwene wege ich hän geriten. den baz geriten ich dö reit, des ist mir min här besniten; ein baz besniten mich besneit. 5 e was ich blint und wiste blinden: er ist ein kint swer volget kinden. schiere wirt ein man verlorn in ewiclicher flüste. ein leben hän ich mir erkorn, daz Ixt in guoter küste.

IC

Π 1

Staeten friunden wil ich klagen daz mich ein wip betwungen hat. ez get mir nähe, ich muoz ez sagen, wie sol des iemer werden rät ? 5 sorge lide ich al die naht, dar zuo den tac. also tuot si mir. geruon ich nienen mac. mir enwart nie also we. sin trceste mich, ich haete ez baz geläzen e. 2 Ich häte ein wunneclichez leben e gröze liebe mich gevie. trüren dest mir nü gegeben, daz niemer mere mir zergie, 5 sit ich innen wart wie rehte siz begät; da von ir diu werlt daz beste lop verstät. miniu leit diu.huoben sich, als ich si sach, so sende ich nach der schonen mich. 3 Diu werlt mit grözer fröide stät: daz sol mir sin ein staete leit, ob mich diu Wunne so vergät.

2C

3C

4C

Vorschrift: von der Muore, Überschrift Her Heinrich von der Muore C. I 1. 2 geritten (: besnitten) C. 4 besnitenr C. 7 in fehlt C. II 1, 3 ze nahe mir ich muos es C. 5 al fehlt C. β geruowen C. 7 so C. 8 Sine getrceste C. het C. 2, 1 hat C. 2 groesse C. 4 mer C. β welt C. 7 diu fehlt C. 8, 1 welt C.

158

22. H E I N B I C H V O N D B B MTJOBE

der bluomen was ich ie gemeit; 5 leider η ΰ muoz ich erliden gröze n o t : j a ensach ich nie sö mange heide röt. schone wip, wol tuo mir nü. wol taete ich dir, ob ich wol möhte alse du. 4 'Saelic müeze ein riter sin der wol verschulden k a n den nit. vil holt ist im daz herze min, wände er den merkaeren git 5 vil dicke swseren muot. die frouwen minnent in unde ist a n den guoten wiben ein gewin. swaz si redent, daz beste er t u o t , swer fröide pfliget; f ü r sorge enwart nie niht sö guot.'

5C

ΙΠ 1

Ahy, nu sol diu werlt län mange swsere die si h ä n müeste ob ez noch winter waere. diu heide h a t der bluomen äne maze vil, d a r zuo so stet der grüene wait 5 als er den sumer wesen wil. 2 Ahy, sorgen wurde r ä t mit guote, wan daz ich lebe mit undertänem muote, den ich gewan dö den gewalt ein wip gevie, daz si daz frie herze min 5 n i h t langer äne ir dienest lie.

6C

7C

IV Herze, d ü bist äne sin, 8C1, von Buochein 6C2 volgest d ö den ougen n a c h : d u m a h t niht volenden allez daz si wellent spehen. enruoche wä si sehen hin, s dar umbe ensi dir niht ze gäch. tuost dü des niht, da von mac dir wol grözer schade geschehen, wes zihe a b ich diu ougen min ? est gar des herzen r ä t . diu mir ougen herze lip sö gar betwungen h ä t , von der muoz mich dunken guot ob si mich leben lät. 2 Ich ssehe gerne sunder wane 9C 1 , v. Β. 7C 2 den ir vil minneclichen schin. ich woltes iemer gerner a n d a n n einen engel sehen. 1

6 liden C. β ma&ige C. 7 mir fehlt C. 4, 4 Wand C. ΠΙ 1, 1 welt lassen manige C. 2 müeste han C. 2, 5 Nit C. ane1 ir dienste C. IV 1, 1 sinne C . 2 den C«, dien CKa 4 Enruoch C11. 1 schehen C*. ' 7 aber C. es ist C , 1es C . 8 herzen C . 2, 3 iemer lieber an für einen C . danne C'.

5 si C1.

β be-

22. H E I N R I C H V O N D E R M U O R E

159

min liebe ist gen ir niht ze kranc: 5 ich mein die lieben frouwen min. ie doch so muoz ich einer grozer schulde von ir jehen: e ich si volle bite, so hat si mir gar verseit. ich weiz wol daz: ein krankez herze waer da von verzeit. δ ab ich daz taete, ich lite e iemer arebeit. 4 diu ist C. gegen C. ze fehlt C1. 5 meine C. liben C1. β Ε doch C 1 . eine grosse C1, iemer grosser C s . 7 vol C 1 . bitte C. 8 were C. 9 aber C. litte C. arbeit C 1 . Hierauf Raum für 1 Strophe C', Rest der Spalte leer C1.

23. Herzoge Heinrich von Pressela I

1 Mir ist daz herze worden frö umb ein vil reine saelic wip. des gät üf min gemüete ho: si ist mir liep also der lip. 5 ich wil michs fröiwen offenbar, an ir ist alles wandele niht: daz nime ich für ein krispez här. 2 Diu reinen wip mit guotem site diu sint wol aller eren wert. die werden man lob ich hie mite; got gebe in swes ir herze gert. 5 waer al diu werlt gemeine also, dar umbe wolte ich liden not und wolte ouch mit in wesen frö. 3 Diu mir wol fröide mac gegeben, der lip ist aller saelden schrin. ach got, wan solte ich iemer leben und müeste ich danne bi ir sin, s sö fröite ich mich der lieben tage, swenn ich min frouwe ane se, mir ist wiez allez rösen trage.

IC

2C

3C

Π

1

Ich ich ich ich 5 ich daz

klage dir, meie, ich klage dir, sumerwunne, 4C klage dir, liehtiu heide breit, namenlos 1F, Bl. 86 klage dir, ouge brehender kle, namenlos Im, Bl. 1 klage dir, grüener wait, ich klage dir, sunne, klage dir, Venus, sendiu leit, mir diu liebe tuot so we.

Vorschrift: Herzoge heinr von pressla, Überschriften: Herzog(e) Heinrich von Pressela C. I 1, 2 Umbe C. 7 nim C. 2, 1 sitte (: mitte) C. 2 Die C. 3 lobe C. 5 welt C. 6. 7 wolt C. 3, 3 solt C. 5 fröit C. β Swenne C. sihe C. I I 1 (in m ab v. 10 mynen). 1 may F. 3 äugen F . 4 Ich F, I C. 5 sendee F.

28. HEINBICH VON P R E S 8 E L A

welt ir mir helfen pflihten, sö trüwe ich daz diu liebe müeze rihten sich üf ein minneclichez wesen. 10 nu lät iu sin gekündet minen kumber durch got und helfet mir genesen. 2 'Waz tuot si dir ? lä hceren uns die schulde, daz äne sache ir iht gesche von uns, wan daz ist wiser sin.' in liebem wäne habe ich wol ir hulde: β swann aber ich fürbaz ihtes je, si giht, ich sterbe e solch gewin mir von ir werd ze teile, daz ist ein tot an minneclichem heile. ow£ daz ich si ie gesach, ίο diu mir in herzelieber liebe reichet sö bitterlichez ungemach. 3 'Ich meie wil den bluomen min verbieten, den rösen rot, den liljen wiz, daz si sich vor ir sliezen zuo. so wil ich sumerwunne mich des nieten, 5 der kleinen vogele süezer fliz daz der gen ir ein swigen tuo. ich heide breit wil vähen si, swenn si wil nach glänzen bluomen gähen üf mich, und wil si halten mir. ίο nu si von uns ir widerseit, der guoten: sus muoz si sin genaedic dir. 4 Ich brehender kle wil dich mit schine rechen swenn si mich an mit ougen siht, daz si vor glaste schilhen muoz. ich grüener wait wil abe min löiber breohen,

161

5C, 2 F , 2m

6C, 3 F , 3m

7C, 4 F , 4m

7 Wolt F. 8 So hohe das siech d.i. mus F. 10 Nun F. gekündet F. 11 Dur C. helfet C, helflen F. 2, 1 hören Fm. und uns F. 2 nicht enschee m. 3 Van van uns dat ist eyn w. m. uns das es w. s. F. 4 liebe C. han F. In leben w. hab m. 5 Wen(n) Fm, Wanne C. ik aber m. 6 So jicht se m. ik storve. e. sollich wyn m. solcher F. 7 werde CF. Wort myr van ir tzo m. 8 an fehlt C. Dat ist de nod an mynnichliken h. m, Das thut in m. hayl F. 9 gesach Cm, besach F. 10 Der myr m. herteliker m, hertzen F. lieb F. richet F, sus reyset m. 11 So C, Sie F, fehlt m. 8, 1 mey m. dien (immer) C. 2 rot und den liligen F. 3 siu C. 4 mich C, wol mich m, auch F. gbe neten m. 5 Der Cm, Den F. vogelin CFm. mit süssem F. filz CF, vlicht m. 6 Datz itslich ir m. gegen C. Die nun gen ir sw. nu F. 8 swenne C, wen(n) Fm. gansen m. 9 und fehlt C. haven m. myr m, dir CF. 10 si uns von ir C, sey ir von uns F. wieder saget F. Sus sy ir wider saghet van uns beyden so der Vers m. 11 Se en muote syn gnedich m, So muß sie denn gnaden F. dir m, mir CF. 4, 1—3 hinter 4—6 F. 1 bernder m. riehen m. 2 Swenne C, Wen m, Wo F. myt oghen myr an s. m. 3 van gl. salwen m. 4 aber F. So wil ik grone w. myn lof af brichen m.

162

23. HEINBICH VON PRE8SELA

s hat s! bi mir ze schaffen iht, si gebe dir danne holden gruoz. ich sunne wil durchhitzen ir herze ir muot: kein schatehuot für switzen mac ir gen mir gehelfen niht, ίο si welle dinen senden kumber swenden mit herzelieber liebe geschiht. 6 Ich Venus wil ir allez daz erleiden swaz minneclich geschaffen ist, tuot si dir niht genäden rät.' owe sol man si von den wunnen scheiden, 5 e wolde ich sterben sunder frist, swie gar si mich betrüebet hat. 'wilt dü dich rechen läzen, ich schaffe daz gar aller fröiden sträzen ir widerspenic müezen wesen.' ίο ir zarter lip der möhte es niht erliden: lät mich e sterben, si genesen.

8C, 5F, 5m

5 bi m i r C, m y t (mir F) dir Fm. schaffene C, scaffende m, schänden F. iht] ich F. β gebe C, engebe Fm. danne C, den F, yren m. helden F. 7 dur C. hittzen ml 7/. Ich sumer w. d. hertzen m u t k. schaten h. versw. F. schatteh. C. vor vor suittzen ml 9 Mag er F, K a n ir m. keghen m. helfen m. 10 Sie enwolde F, Se en m u t z e dir m. senden CF, fehlt m. swenden C, wenden F, butzen m. 11 hertze(n)licher Fm. Schicht m. 5, 1 al d a t leyden m. 2 W a s F, D a t m. mynnichliken scaphen m. 3 Sie engebe dir denn gn. F. 4 Awe F. m e n ee m. 6 wolt ich F, woldich m. β Wie F, We m. gar CF, sere m. 7 dich sus r. m. 8 Wir schaffen Fm. gar F, ir C, fehlt m. 9 I r wider spenig (wieder spannen F) muossen (müsen F) w. CF, Dir mutzen wider sponich w. m. 10 Neyn ir m. der fehlt m. m ö h t CF, m a c h m. es C, des Fm. lyden m. 11 L a n t C, Latz m. m. ir sterven m. u n d sie Fm.

24. Hiltbolt von Swanegöi

I [Hagen XV] Owe dir, Minne, wes zihestu mich? ich hän dir doch niht ze leide getan, daz du mich müest, dar an sündestu dich, du soltest mich äne die not hän Verlan, 5 daz du mir kerest daz herze und den sin gar an ein wip diu niht weiz wer ich bin, und diu mich doch beide siht unde hceret. mich hat din rät und ir schcene verteeret, sue ist min fröide von beiden zersteeret.

6B, 38C

Π [Π] 1

Ein schapel brün, underwilent ie blanc, hat mir gehoehet daz herze und den muot. hie bi künd ich miner frouwen den sanc, daz si bekenne, wer mich singen tuot. s ich s61 mich gein ir hulden hüetende sin noch micheLs baz danne der ougen min: si si getriuwe, daz werde an mir schin. 2 Ez ist ein wunder, mir wart nie sö we, dö ich wol vieren für eigen mich bot. nü min η ich eine und deheine ander me und ist nach der einen noch greezer min not 5 danne si wsere von minne allez ie. ez was ein spil da mit ich umbe gie: nü 'rkenn ich minne, die 'rkande ich e nie.

3B, 5C

4B, 6C

H. Hiltebolt v. Swanegcm B, Vorschrift Swanegoei und Von Swanegoei, Überschrift Her Hiltbolt von Swanegöi C. I, 1 dir fehlt C. 3 müegest C. Mit dar beginnt der Text in Β wieder nach dem Blattverlust, sundest du B. 4 mich wol ane (an C) d. n. haben BC. 7 beidiu B. 8 din] ir BC. erteeret B. ö von iu b. BC. II 1, 1 schappel BC. br. und u. BC. 2 Hat B. 3 künde BC. 5 gen B, gegen C. 7 mir nu sch. B. 2, 3 minne BC. enkain B. 4 grosser BC. 5 minnen als ie C, minnen als e B. 6 mitte ich ie u. B. 7 erkenne — erkande BC.

164

24. HTLTBOLT VON SWANEGÖI ΠΙ [Χ] 1

Die besten die man vinden künde von dem Pfade unz üf den Rin die suocht ich nu mange stunde und vants in dem herzen min. 5 diech hän erweit uz allen wiben, diust hie, bi der wil ich beliben. ich wil min suochen läzen sin, ich ensolz niht langer triben. 2 Swie die vogel an dem rise singen nider alder hö, so sing ich in einer wise unde enwirde och niemer fro 5 von der schcenen diech da minne. diu mac mir fröuwen herze und sinne, ir genäde sint also, deich ir niht wan frumen gewinne. 3 Swies in der maze schcene waere und alse gar niht minneclich, son het ich so mange swsere von ir niht, des dühte mich. 5 woltes hän mit mir gemeine miner sorgen niht wan eine, lihte si bedaehte sich daz min trüren wurde kleine.

28C

29C

IV [ X V I I I ] Wil si bekennen den güetlichen willen den ich gein ir hän, 9[8]B, 41C sö hän ich tröstes genuoc, Wände so kan si niemer Verlan, sin' läze mich des geniezen gein ir daz ich ir gap beidiu herze unde sinne. 5 nach ir genäden sö danke si mir, daz ich si baz danne mich selben minne. V [XVII] Ich hän den gelouben in dem muote, dä von mich nieman kan vertriben, daz mir niemer möhte komen zunguote,

8[7]B, 40C

III 1, 3 suoche C. manige C. 4 vant si C. 5 Die ich C. β Diu ist C. 2, 2 höh C. 3 sing] bin C. 4 och] doli C. 6 die ich C. β froun C. 8 Daz ich C. 8, 1 Swie si C. 3 Sone — manige C. 5 Wolte si C. IV 1 gegen BC. 2 trostes fehlt BC. gnuoc B. wan BC. kan ich si B. 3 Si enl. B. gegen BC. β si fehlt C. V 2 niemen B. 3 mohte B. ze ung. B.

24. H I L T B O L T V O N S W A N E G Ö 1

165

daz ichs erweite uz allen wiben. 5 wä solt ich beliben mit sö grözen eren alse ich an der schoenen funde ? wol mich deich sö welen künde. VI [XI] 1

Frouwe, ich redez mit iuwern hulden, sit ich iuch alrerste sach, ich enweiz von weihen schulden lide ich vil gröz ungemach, s daz mir von gedanken so we nie geschach. swiez mir solte ergän von der liebe, die ich hän gein iu, frouwe, der mac ich niht län. 2 Von iuwern ougen dur diu mine gie mir in daz herze min ein sö wunneclicher schine, der muoz iemer drinne sin. 5 in sach nie an wibe sö güetlichen schin wonen güete bi. s!t diz allez an iu si, frouwe, genadet mir od lät mich fri. 3 Nieman kan ez iu verkeren, bin ich iuwer eigen man: ez stät wol nach iuwern eren, obe ich iu wol heiles gan 5 unde iu gerne diene sö ich beste kan. obe ich daz getuo beide späte unde fruo gein iu, frouwe, da hcert gnade zuo.

30C

31C

32C

VII [IX] 1

Wie schcen unde guot si waere, des het ich sö vil vernomen, daz mir niemer me diu msere künden üz dem herzen komen: 5 sit hän ichz an ir gesehen: swie gern ich si nü verbaere, in möhte; als ist mir hie beschehen.

24C

4 ich si BC. 5 sol BC. 7 Als C. schonen BC. 8 das ich BC. wein VI 1 , 1 rede es C. 2 alrerst C. 3 Ine weis C. 6 Wies C. 8 Gegen 2, 1 miniu C. 5 Ine ges&ch nie von w. C. 6 Und ir g. da bi C. 7 iu] da C. 8 genade so la C. 8, 1 erkerin C. 4 Ob C. 5 Und ich iu wol g. C. β Ob C. tuo 8 Gegen C. hoeret genade C. VII 1, 1 schcene C. 5 ich C. 6 gerne C. 7 Ine C. alse C.

C. C. an C.

24. miiTBOLT VON SWANEGÖI

166 2

Künde ich, alse ez ir gezaeme, wol gedienen, daz taet ich, daz si mine bete vernaeme nach genäden über mich. 5 do 'ch si mir ze tröste ersach, wolte ir wesen daz genaeme, so wol mich des dazz ie geschach. 3 Swie si wil diu minnecliche, des hat si gewalt also: ich bin ärm, ich bin riche, ich bin trüric, ich bin frö, 5 so gar ist si gewaltic min. ist ab, deich von ir entwiche, d6s sols ungewaltic sin.

25C

26C

VIII [XVI] Rehte fröide minne ich gerne durch eine fröide die ich hän, der mir waere niht zenberne. ürnbe diest ez so getan: 5 swenn ich der einen äne waere, mir waeren dandern gar unmaere. ich wil iuch bringen üz dem wäne: ez ist diu edele wolgetäne und der besten iemer eine: ίο dast min frouwe, diech da meine.

7[6]B, 39C

IX [XIII] Ich wurde fro, kund ich verdienen daz, dö ich gein ir höher bete begunde, daz ich von ir grözen zorn noch haz nie vernam, und mit ir süezen munde 5 si daz so schone mir versagen künde, ob ich niht mer genäden an ir funde, so wolte ich iemer doch bx ir beliben. dur daz getriuwe ich ouch ir baz dan allen wiben.

34C

2, 1 Kunde C. als C. 3 bette C. 4 über C. 5 Do ich C. β ir daz w. C. 7 dazz] de C. 3, β aber daz ich C. VIII 1 ich minne C. 3 Der w. mir n. BC. ze enb. B. 4 Umb C. die ist BC. 5 Swenne BC. ich bi der ainen aine w. B. 6 die andern BC. ummere C. 7 wil mich br. gar uz BC. 8 edel C. 10 Daz ist B. die ich BC. IX 1 künde C. 2 gegen C. bette C. 3 zorn noch fehlt C. 4 und fehlt C. mit] von C. 5 Si daz] Daz si C. 7 doch fehlt C. 8 ouch getruwe ich ir b. danne C.

24. HILTBOLT VON SWANEGÖI

167

X [IV] 1

Ich wil aber der lieben singen, der ich ie mit triuwen sanc, uf genade und uf gedingen, daz min truren werde kranc. 5 bi der ich also schöne an eime tanze gie, ir zaeme wol diu krone: sö schiene wip wart nie. Elle und Else tanzent wol, ίο des man in beiden danken sol. 2 I n gesach so tugentriche frouwen nie, des muoz ich jehen, noch sö rehte minnecllche, swaz ich frouwen hän gesehen; 5 des ist si vor in allen gewaltic iemer min. si muoz mir wol gevallen, si süezer saelden schrin. Elle und Else tanzent wol, ίο des man in beiden danken sol. 3 Saelic si diu süeze reine, saelic si ir röter munt, saelic si die ich da meine, saelic si sö süezer f u n t ; 5 saelic si diu süeze stunde, saelic si daz ichs ersach, saelic si do si mich bunde: diu bant ich noch nie zerbrach. Elle und Else tanzent wol, ίο des man in beiden danken sol.

HC

12C

13C

XI [XII] Wol mich des daz ichs ie gesach, saelic si diu stunde, dö min herze erweite sie, der tugende meisterinne. 5 gedaehte si, wenn ez geschach daz ich von ir munde dort ir ersten gruoz enpfie! dö gap mich ir diu minne X 1, 1 der 1. aber C. 4 min] mir C. 8 schone C. 2, 1 Ine C. 9 f . Elle und el. C. 8, 6 ich si C. 8 ich] si (I) C. 10 ist nicht geschrieben C. XI 3 sie] die C. 5 wenne C.

33C

168

24. HILTBOLT VON 8WANEGÖI

daz mich ir nieman versprach 10 der ez wizzen kunde. iemer sit sö kerte ich ie gein ir mine sinne. XII [XX] 1

Yon sorgen wände ich ledic sin, dö mich diu schoene alumbe vie. gehoehet wart daz herze min, wan ez mir sselecliche ergie. 5 dö was min sorge kleine, nu hän ich me dan eine: ich fürhte, ir si vil we nach mir, als minem herzen ist nach ir. daz sint zwivaltiu herzeleit ίο diu unser beider herze treit. 2 Underwilent muoz ich tragen von gedanken sendiu leit. alse ich danne hcere sagen von ir gröze werdekeit, 5 so wirde ich von dem maere frö. nu taete ouch ir daz selbe also, gehörte si von mir iht guotes. des sin wir geliches muotes: swaz si fröut, des fröuwe ich mich, ίο swaz mich fröut, des fröut si sich.

11[10]B, 43C

12[11]B, 44C

XIII [VIII] 1

Daz herz ist mir nach vor leide verswunden. mir hat versagen mine fröide verkeret und minen muot niuwan trüren geleret, wan ich nu hän ir ungnäde befunden. 5 daz tuot mir leit unde we zallen stunden, min ungelücke ist mit sorgen gemeret: mich hänt ir wort als unsanfte verseret, daz ich niht möhte überwinden die wunden. 2 Swenne ich genäden ie gein ir gedähte, so fröite mich ir schin in deme muote.

22C

23C

9 versprach (!) C. 10 Der ez] Des C. 12 Gegen C. XII 1, 2 schone C. 4 schedeliche B, schedeliche C. 6 danne BC. 8 Alse Β. 9 herze- fehlt BC. 10 Die BC. unser B. 2, 2 gedenken senede B. 3 Als C. hoeren B. 4 ir so gr. BC. β Sit (Si B) tete ouch mir BC. 7 Horte BC. XIII 1, 1 herze C. vor leide nah C. 2 versagit die fr. min C. 4 ungenade C. 7 habent C. also sanfte C. 8 uberw. C. 2, 1 gegen C. 2 fröit C. de C.

24. HILTBOLT VON SWANEGÖI

169

so 'npfies ab mir min rede so gar zunguote, daz ich erschrac und an trüren mich brähte. 5 owe so vorhte ich daz ez si versmähte: so het ich sorge als ein kint ze der ruote, wiech gein ir hulden mich also behuote, dazs iht von zorne sich an mir vergähte. XIY [VII] Dö ich daz beide gesach und gehörte, daz man si häte so verre verguot, von deme lobe ich mich tumplich enbörte, daz ir diu werlt also güetlichen tuot. 5 ich solte mich vor der not han behuot, wan daz ir schcene mich also vertörte, daz ich si bat daz si niemer getuot. ir gröz versagen mir die fröide zerstörte.

21C

XY [XIX] Mir tuot vil sanfte swenn ich hcere daz daz man si lobet so gar vollecliche. des bin ich frö und enweiz doch durch waz, wan unser muot stät so gar ungeliche: 5 ich minne sie, sö ist sie mir gehaz. deist ungelich, sin bedenke sichs baz, sö daz ir ungüet eht an mir entwiche.

10[9]B, 42C

XVI [XIV] 1

Owe ich armer, wie sol ich nu werben, sit ich ir niht sol enbieten min senendez klagen ? nü muoz ich swigende leider verderben, wan ich ir niht minen kumber mac selbe gesagen. 5 doch enwil ich niht der triuwen verzagen, in si ir holt; alsö muoz ich ersterben, swiget der munt, sö wil in deme herzen ichz tragen.

35C

3 So enpfie aber si min C. 4 und mich an tr. br. C. 7 Wie ich gegen C. 8 Daz si iht G. XIV 1 daz fehlt C. 3 de C. tumplihe C. 5 solt C. XV 1 swenne BC. 2 Daz fehlt BC. völlecl. B. 3 dur C. β Das ist BC. ungelich B, ungeliche C. si enbedenke (sine bed. C) sich es BC. 7 das si ir ungüete an B, daz ir güete iht an C. XVI 1, 2 en bieten sol m. sendez C. 3 leider swigende C. 4 ir minen k. niht C. 5 wil ich der triuwen niht C. β Ich enei ir holt C. sterben C. 7 munt (I) C. icha in dem h. C.

170

24. HILTBOLT VON SWANEGÖI

2

Si möhte mich underwilent doch grüezen daz ir doch nieman verkerte als ez ir gein mir stät. ich was gewon von ir Worten vil süezen, daz si mich gruozte: nu 'nweiz ich, war umbe siz lät. 5 i 'ngelte des daz min herze si hat zer besten erweit; daz wil ich gerne büezen, swenne min stsete und ir ere und ir schcene zergät. 3 Min groeste leit möhte si lihte wenden, ein halbez wort dühte mich von ir süeze unde guot. ruochte si mir daz ze gruoze gesenden, da von wser ich iemer riche unde höhe gemuot. 5 min edliu frouwe ist so gar niht behuot, si möhte mir wol die fröide verenden, üf ir genäde muoz warten ich, wenne siz tuot.

36C

37C

XVII [III] 1

Ez ist ein reht daz ich läze den muot der mir üf minne ie was riche unde guot: ich wil gebären als ez mir nu stät. owe daz minne ie daz bcese ende hat! 5 swer sich mit stsete an ir unstaete lät, we wie unsanfte dem ein scheiden tuot! also hät mir dä daz selbe getan, liebe muoz dicke mit leide zergän. wie sanft im ist der sich ir hät behuot! 2 Nü werdent ougen vil trüebe unde röt, nach lieben friunden sö lident si not die ir dä beitent vil lihte iemerme. daz leit getuot manger frouwen nu we, 5 die fröide pflägen mit liebe allez e; der wunne wendet nu mange der töt. minne unde friunde ich dur got läzen wil. des dunket mich dur in niemer ze vil, sit man uns von ime dienest gebot. 3 Min teil der minne daz suit ir iu hän, daz enwil ich anders niemanne län. dä bi gedenken suit ir, herren, min: haste ich iht liebers, daz solte iuwer sin:

5B. 7C

8C

90

2, 1 doch underw. C. 2 gegen C. 5 Ich en gelte das min C. β Ze der C. 3, 2 süez C. 3 senden C. 4 rieh und höh gem. C. 6 edeliu C. β die fröide wol C. 7 muos (!) ich warten C. XVII 1, 1 ein fehlt C. 3 nach gebaren Blattlücke B. mir fehlt C. 6 W6 fehlt C. de C. 7 Als es mir hat daz C. 9 sanft C. ir fehlt C. 2, 2 Nach liebe friunde C. 3 vil fehlt C. 4 maniger C. 5 fröide enpflagen m. 1. alse (ohne δ) C. β maniger den C. 8 , 1 iueh C. 3 Da bi suit ir herre gedenken min C. 4 Het-solt C. sin fehlt C.

24. ΗΠ/TBOLT VON 8WANEGÖI 5 fröide unde Wunne werd iu von ir schxn. si h a t mir niht niuwan leit noch getan, sit ich mich körte und ie sere ranc an eine s t a t d a mir niene gelanc. baz danne mir müez ez iu mit ergän. 4 Daz ir genäde mich sö gar vergie, des bin ich f r o unde klagtez doch ie. ir edler minne ich noch sanfter enbir danne ich si weste in den sorgen nach mir, 5 alse ich nu h ä n unde lide nach ir. got unser herre, d u r den ich si lie, der günne mir des, werd iemer ein wip der üf genäde sül dienen min lip, daz ez diu si diu mich erste gevie.

171

IOC

x v m [V] 1

Do ir versagen mir so nähe gie, do d ä h t ich des, ob ich ir nähen waere, daz ich vergseze ein teil miner swaere. dö huop sich alrerste diu not an m i r : 5 mich getwanc diu minne h a r t e r näch ir danne si tet ze Sürie in dem lande, d ä bi ich rehte an mir selben erkande, daz ich des niemer enpfliehen enkan, in si ir staete als do 'ch sin erst began, ίο do ich mit triuwen daz herze an si wände. 2 Wil si, daz ich von ir scheide den muot, unde min herze von ir minne kere, sö sol si läzen ir schoene und ir ere; ob si der beider verzihen wil sich, 5 d ä mite mac si von ir scheiden m i c h : swar sö daz keret, d ä muoz ich beliben unde iemer dienen dar vor allen wiben. waere der schoenen min dienest sö leit alsö si nu lange mir h ä t geseit, ίο sus möhte si mich wol von ir vertriben.

14C

15C

5 werde C. iu fehlt C. β niht fehlt C. 8 mir leider nie g. C. 9 müeze C. iuch da mitte C. 4, 2 klagetez C. 3 edeler C. 5 Als C. 7 gunne C. werde C. 8 dienen sule C. 9 vie C. XVIII 1, 2 dahte C. ir fehlt C. 4 erst C. 8 kan C. β Ich ensi — do ich sin C. 2, 2 minnen C. 5 mit C. β dä] so C. 8 schonen min dienst C. 9 Als C. 10 Sus] so C. triben C.

24. HILTBOLT VON SWANEGÖI

172

XIX [I] 1

Daz ich den muot iemer von ir bekere, so gröz unstsete ioh vil gerne verbir:

1B, IC

min herze stät niht sö, daz ez mich lere daz ich mich iemer gescheide von ir, 5 unde ir gebaerde die rätent ez mir; die sint sö süeze, daz ich niemer mere kein ander wip möhte minnen so sere, ir schcenen libes hat got michel ere. 2

Ir schoeniu zuht alsö senfte unde reine lät mich daz herze von ir scheiden niet.

2B, 2C

hie mit ich keine ander frouwen niht meine wan diu mir alsö gar friuntlichen riet. 5 da bi sol si wol bekennen diu liet und dazs ouch wizze, ander frouwen dekeine habent an mir umb ir minne vil kleine: sus diene gerne ich in allen durch eine. 3

Mir ist der muot worden triiebe unde swaere, wand min sol doch niemer gein ir werden rät,

3C

sit si geloubet von mir boesiu maere, gein der min herze also güetlichen stät. 5 ein teil si an mir vergähet sich hät. si hetes ere dazs ir zorn verheere, unze ich gein ir sö gar unschuldic waere. owe wes zihent mich die lügenaere! 4

Niemer müez ich sanfte erbiten der stunde deich mich von ir scheide, swiez joch mir ergät.

4C

ob si mir niht ir genäden verbünde, sö daz beschaehe, sö würde min rät. 5 ir röter munt, der sö güetlichen stät, ob si mir den wol ze küssenne gunde unde alsö, daz ez doch nieman befunde, daz herzeleit ich vil sanfte über wunde. XIX 1, 2 Also B. 4 scheide C. 5 Ir schoenen g. B. die r. es mir zweimal B. ez fehlt C. 6 mere fehlt C. 7 Dehain B. 8 schonen C. 2, 2 mich C, mir B. niht B. 3 kein C. ich doch dekain a. vr. maine B. 4 mir so frmntliche C. 5 dieiu C. β das si och (ouch C) w. das (d. ouch C.) a. vr. dehaine (heinme C) BC. 1 umbe ir minne doch vil B. 8 gerne hinter allen BC. durch die aine BC. 8, 2 werden vor gegen C. 4 Gegen C. 6 hete des e. daz si C. 7 Unz ich gegen C. 8 lugenere C. 4, 1 müeze C. sanfter biten C. 2 Daz ich — swie es C. 3 niht hinter gen. C. 4 b. seht so w. m. wol r. C. 5 so gar g. C. β wol vor g. C. 8 vil fehlt C. uberw. C.

173

24. H1LTBOLT VON 8WANEGÖI

XX [VI] A

1

Uz allen frouwen ich mir eine erkande ze tröste, an der ich stsete wil beliben. des setze ich ir er unde lip ze pfände und daz ich minne sie vor allen wiben, 5 swenn ichz niht tuo, ich wil daz ez verste und ir genäde mich dar zuo verge, nü gedenke, ob ichz ir niht loste, wer mich an fröiden iemer me getroste. 2 Waz solte mir dar nach wol lip und ere swenn ich daz herze wolte von ir wenden ? si wizze deich si minne iemer mere, nach ir genäden müeze ichz noch verenden. 5 w4z darumbe, ob si verzihen kan ? daz habent vil guote frouwen e getan, doch ist min tröst, ich hörte sagen ein msere, daz niht so guot so stseter dienest waere.

19C

20C

XXI [XXI] 1

2

Kalten, rifen unde sne so diu zergänt, so kumt als e beidiu bluomen unde kle: unzergangen ist min not, der wirt ie me. Swie man siht die heide stän, wiz aid sumerlich getan, mir enwil min leit zergän. daz klag ich der schoenen, von der ich ez hän.

13[12]B, 45C

14[13]B, 46C

XXII [XXII] 1

In den sumerlichen tagen höhe stät manic herze, niht daz min. daz klag ich der schoenen, diu mir selten lät keine fröide komen dar in. s sol daz iemer also sin, so mac ich wol klagen daz an ir niht zergät ir vil minneclicher schin. 2 Si gelichet wol dem Sternen Tremundan, der nie hin noch her gegie. XX 1, 2 wil hinter der C. si C. 7 ichz fehlt C. 2, 1 wol fehlt C. libe C. XXI 1, 2 küt C, kumet B. 2, 2 Wisse B. alder BC. XXII 1, 3 klage C.

3 ich min ere ze C. 2 Swenne C.

47C

48C

5 ichz] ich daz C. ez]

3 daz ich m. si iemer C.

4 clage BC. schonen C. ichs C.

174

24. H I L T B O L T V O N S W A N E G Ö I

also hat si lange wider mich getan, dazs ir muot verkerte nie. 5 sit ich mich an sie verlie, so enkunde ich an ir vinden noch entstän wan versagen, daz vant ich ie. 3 Si sol wizzen, swaz ich leides von ir klage, daz ich doch nie wip gesach diech so minnecliche in minem herzen trage, nie niht anders ich verjach. 5 dulde ich da. von ungemach, waz dar umbe ? ich möhte noch geieben die tage daz nie lieber mir geschach. 2, 3 Als C. 4 De si ir m. verkeret C. 8, 2 doch (!) C. 3 Die ich — mime C.

49C

25. Der Margrave von Hohenburg [I] s. unter Ruodolf von Rotenburg Lied X Π Wol mich daz ich ze frouwen hän ein wip so schcene und ouch so reine! kan mich daz anders niht vervän, iedoch so fröuwe ich mich des eine, s daz ir lip ist wolgetän; ez wart nie wandel also kleine, si ensis vor gote erlän: zuht und ere ist ir gemeine.

4C, Husen 20B

III 1

Owe daz ich si ie gesach diu mir daz herze hat betwungen! von der sö lide ich ungemach der ich dicke hän gesungen. s des sol si mich geniezen län, wil si triuwe an mir erzeigen: ich was ir ie vil undertän und biute mich der schoenen z'eigen. 2 Owe daz ich nu scheiden sol von liebe, dast groz ungevelle. 'daz scheiden tuot mir niht ze wol: wem läzestu mich, trutgeselle ? s so we der jamerlichen not, daz wir uns lebendic müezen scheiden! nu kum, vil grimmeclicher töt, und rihte gote von uns beiden.' 3 Do ich dem bäpste dee verjach und aller miner missetaete und er an minem brieve each,

SC, Husen 21Β

6C, Husen 22B

Der Marcgrave von Hohenburc (und Der M. von Rotenbur) A, von hohenburg Vorschrift, Der Marggrave v. H . Überschrift C. II 2 schone C. och B. 4 ß . doch C. sö fehlt BC. β so C. 7 gotte B. ΙΠ 1, 8 der vil schonen C, dir vil schoenen B. ze aigen BC. 2, 2 das ist B. 4 lassest du B, lastu C. β üne 1. müessent B. 8 got von tins Β . β und 4 ohne Lücke als Sine Strophe C. 8, 3 m i n e C.

176

25. YON HOHENBURG β

ich minne ein wip mit ganzer staete

4

7C 5 äne wandel ist ir lip. got der was vil senftes muotes, do er geschuof so reine ein wip. in gesach nie niht sö guotes. IV

1

Ich hete ie gedäht wie ein wip wesen solde, 3A, 8C, Husen 2 3 B ob ich müese wünschen ir lip und ir site, daz ich sx danne mir selbeme wolde daz ich mine Wunne haet iemer da mite. 5 nü weiz ich ein wip also gar minneclich däz minem wünsche enwart nie sö gelich. ich waene er sich hat an ir schöne bewaeret, swie ich von ir minne si unsanfte ervaeret. 2 Ir lip und ir ere dast allez vil reine: 4A, 9C owe deich si fremeden muoz unde sol! w61t ir daz min herze daz niht enweine ? swenn man der guoten gedenket sö wol, 5 sö kume ich vor liebe in sö we tuonde not, daz man mich vil dicke siht bleich unde rot, sö dunket mich, wie si mir ste vor den ougen, sö siufte ich mit lachendem munde also tougen. 3 Sin ist niht in allen sö schoene, min frouwe, 5A als si mir ist diu den wünsch an ir treit. si weiz wol daz ich schcener wip dicke schouwe, an die doch sö gar niht min wille ist geleit. IV 1, 1 het A, han BC. solte BC. 2 Obe ich wünschen wolde A. So daz ich m. BC. libes C. sitte (: mitte) ABC. 3 Daz A, Und BC. selbem A, selben BC. haben BC. wolte C, solte B. 4 So daa BC. hete BC, hette A. iemer fehlt A. 5 Nu A, So JSC. alse A. minnecliche (: geliche) B. 6 nie niht so A. nie wip wart so BC. 7 Ach wen A. Sich hat got wol an ir schoene beweret (bewart ß) BC. 8 Swie ich doch si von ir minne u. erveret (ervarit B) BC, Ich bin von ir m. u. (ervaeret fehlt) A. 2, 1 daz ist AC. 2 daz ich AC. si frömden C, si vermiden A. 3 Wolt A. daz niht C, niht daz A. weine AC. 4 Swenne A, So C. also C. 6 man C, in A. 7 wie C, solde A. 8 suite Α. 8, 1 Si enist Α. schone Α. 2 mir e (hierauf leerer Baum für etwa 8 oder 9 Buchstaben) wns A. 3 schöner A.

25. VON HOHENBURG 5 hie daz ich die

177

hän ich die schcene in der güete gesehen, man ir des besten von wärheit muoz jehen. prise vil selten die schoene äne güete: beide hat si, so mir got si behüete. V

1

'Ich wache umb eines ritters lip IOC, Niune 32A, und umb din ere, schcene wip: E y n sane 1 ο 63 va Wecke in, frouwe! got gebe daz ez uns wol erge, 5 daz er erwache und nieman me: wecke in, frouwe! est an der zit, niht langer bit. ich bite ouch niht wan dur den willen sin. wiltun be warn, so heiz in varn: ίο versläfet er, sost gar diu schulde din. wecke in, frouwe!'

2

11C, Niune 33A, E y n sanc 2 ο 63 va

" D i n lip der müeze unsaelic sin, wahtaere, und al daz singen din! släf geselle! din wachen daz waer allez guot: 5 din wecken mir unsanfte tuot. släf geselle! wahtaere, in hän dir niht getan wan allez guot, daz mir Wirt selten schin. du gers des tages dur daz du jages ίο vil sender fröiden von dem herzen min. släf geselle!" 3 ' D i n zorn si dir vil gar vertragen: der ritter sol niht hie betagen, wecke in, frouwe! er gap sich üf die triuwe min:

12C, Niune 34Α, E y n sanc 3 ο 63 v b

5. 7 schone und guote A. 8 Di hat si beide so mir si got behuote A. V 1, 1 umbe Ao. eyns o. riters C. 2 Inde o. umbe ACo. dine ο. schone Ao, schönes C. 3 Wech in A. 4 daz ez AC, id ο. uns Α, im C, erne o. wale o. 6 he wache 6 man in se o. niemen e Α. 6 Hierauf stehen die Verse in der Reihenfolge 9, 10, 11; 7, 8, 11 (1) o. 7a hinter 7b C. 7 Ez ist an Α, I d is eyzuo an ο. bit C. E y dürg got η. 1. ϊ biit ο. 8 bitte och A, bit ouch C. In beyde n. d. de truwe din o. Hierauf folgt nur in ο Wecke in vrauwe. 9 Wiltu in vrüntlich bewaren o. lasse C. Ich bidde so la in varen o. 10 Verslaft (Versleyft o) er (he ο) sich Co. so ist gar (so ist C) diu schulde din AC, de Schölt is min o. 11 auch in ο. 2, 1 Min 1. muoze A. 2 (und 7) Wahter AC, Wechter o. singen A, weken C, warnen o. 4 were ο. 6 wechen Α . mir uil leydes d. o. 8 Dan alle g. ich dir dat sayn. Dat w. m. seiden o. Hinter schin der Plusvers Slayf geselle o. 9 geres o, gerat C. daz du Co. verjages C, mir v. o. 10 sender fröiden C, menegen vroide A, vreuden o. van auch οI 8, 1 Din zorn der si dir gar C, Den z. den sal din sin ο. 2 r. de s. her n. o. 4 H e quä her up ο.

178

25. VON HOHENBURG

s do enpfalch ich in den gnaden din. wecke in, frouwe! vil sselic wip, sol er den lip Verliesen, so sin wir mit im verlorn. ich singe, ich sage, est an dem tage, ίο nu wecke in, wände in wecket doch min horn, wecke in, frouwe!' VI 1

Dem künge dem füere ich swar er wil den lip, Der Marcgrave ane min herze: daz muoz hie beliben; von Rotenbur(c) 1A, ddz hat bi ir zallen ziten ein wip, Swangöu 16 C von der möht ez alliu diu werlt niht vertriben. 5 sit ez nu muoz bi der schoenen bestän, s6 möhte si deme künge doch zeren mir hän verlän ir herze: daz mine wil von ir niht keren. 2 , Ich weiz vil wol daz diu schcene ist so guot, Swangöu 17C si lät mich niht von ir schulden verderben. iedoch alein swie si mir drumbe tuot, doch wil ich iemer nach ir hulde werben. 5 den willen bringe ich unz an minen tot: d6s möhte si vil unsanfte verdriezen. däz waer ein nöt, solte ich des wider si nie niht geniezen. 3 Min ougen müezen dur daz saelic sin 13C1, M. v. R. 2A, dazs an der guoten sö rehte gesähen Swangöu 18C2 ir güetlich gebsere und ir lieplichen schin, d6s ir die besten von warheit ie jähen. 5 ich hän mich* gar an die guoten verlän lind wil eht iemer genäde an si suochen; d&z muoz ergän, swie si gebiete oder welle geruochen. 5 Do enphlag in A, Do beval ich in C, Nu bevele ich in o. den genaden A, up de genade o, den ereil C. 7 Vil fehlt o. 8 Verliern C. ime A. Hey verleysen. Hierauf Wir willen leuer eyn ändert keysen. Of he is min in din verlorn. Wecke in vrauwe ο. Öa steht hinter Ob ο. Id is an deme ο. 10 wand Α, wan C. Warne in of in wecht min ο. 11 auch in ο. VI 1, 1 Deme künege dem Α, Dem künige C. vure ich swer A. 4 mohtez A. al diu welt A, unser herre C. 5 schonen C, guoten Α. β mohte A. dem AC. kunege A, künige C. ze eren A. 7 haben C. 2, 1 vil fehlt C. 3 eine C. dar umbe C. β si] mich C. 7 were C. 8 Solt C. nie fehlt C. 8, 1 Miniu C*. muozen A. 2 Daz si AC. rehte ie C2. 3 Ir guotlich geberen A, Ir güetlich geberde C \ Vil manige tugende C2. güetlichen sch. C2, 1 1 minneclichen sch. AC . 4 ie fehlt AC . Als ir von w. die b. ie C2. 5 Wan ich AC1, mich lange an si Verlan C%. β eht] doch A, ouch C1, fehlt C 2 . gnade A. 7 müeze C*.

25. VON HOHENBURG

4

Sw6r sich so sere an die minne verlät ddz er die minne so rehte wol minnet, hat danne diu minne der minne gedäht daz er des Ion von der minne gewinnet, 5 so heizent siez minne: min minne ist ein not; min minne diu sorget gar harte gein minne: minne gebot minne ze dem der sich minne versinne.

179 M. v. R. 3A

VII Ich hän in minem herzen fröide vil, daz kumt von einer frouwen wolgetän. mit triuwen ich von der niht scheiden wil und niemer mxnen muot von ir Verlan. 5 daz machet mir der liebe wän den ich zer minneclichen hän. gelebte ich iemer daz min wille solde an ir ergän!

2A

4, 2 minne rehte sol minnen A. 3 der minne fehlt A. 5 Sö] Nu A. min fehlt A. 6 Min und gar harte fehlen A. gein der minne A. VII 2 turnet A . 3 truwen Α. β zuo der A. 7 Gelebt A. an] ar A.

26. Hug τοη Miilndorf 1

We waz hilfet al min singen ? 1A, Chuonze von Rosenhein IC jo wil nieman wesen fro. niuwan al mit übelen dingen twinget sich diu werlt also: 5 fröude zuht triuw ere sint verwiäet gar. seht, des jämert mich vil sere: nach den wolde ich, Wesse ich war. 2 Swer den frouwen an ir ere 2A, Ch. v. R. 2C2, Veldeke 52C1 gerne sprichet äne not, seht, der sündet sich vil sere unde ist ouch der sele töt, 5 wände wir sin alle von den frouwen komen. swie wir setzen sie ze schalle, manger wirt von in ze fromen. Überschrift Hug von Mulndorf A. Vorschrift Chuoze von Rosenhein, Überschrift Chuonze von R. C. 1, 2 Jone AC. 3 Niewan A. ubelen A. 4 welt A. 5 triuwe AC. 6 den A, dem C. wess A, wüsse C. 2 2, 3 sunder A. 4 ouch C\ doch AC . 5 Wand C, W a n Α. den AC1, fehlt C-. 6 si AC1, siu C2. maneger A, maniger C.

27. Hug von Werben wag I 1

Wol mich hiute und iemer mere sumers unde siner schoenen zit. zuo der wunne hän wir ere, sit sin kunft der Werlte fröide git. 5 swem ie herzeliebe wart bekant, der wirt in der wunne manger fröide ermant, wan ich einer bin der noch nie tröst an herzeliebe vant. Fröite mich ein liebez maere, so waer ich den sumer äne leit, daz ouch diu vil sseldenbaerc mich gewerte des si mir verseit: 5 sö fröit ich mich aller bluomen schin und des süezen meien; sanc der vogellin derst mir trüebe, sol ich von der lieben ungetrcestet sin. 3 Rosenrot gar minnecliche söst der lieben wengel unde ir munt. sxst so gar der eren riche, daz ist mir ein saeldenricher funt. 5 da bat si mich läzen minen sanc daz ich dran erwunde, sost min fröide kranc, sol min dienest und min singen gen ir sin gar äne danc. 4 fl daz ich alsus erwinde, sö sol ein min friunt der lieben sagen, sit ich guot gerihte vinde, sö wil ich dem künge von ir klagen 5 daz si minen dienest nam verguot und si mir dar under tröst noch helfe t u o t : lät der künc daz ungerihtet, sö hab ich zem keiser muot. δ Sö fürht ich, wir müezen beide kempfen swie wir für gerihte komen, wan si lougent bi dem eide von Werbenwag Vorschrift, Her Hug v. W. Überschrift C. I 1, 2 diner schonen C. 4 weite C. 6 maniger C. 2, 3 seldebere C. 5 fröite C. 7 Der ist C. 3, 1 minneklich (: rich) C. 3 Si ist C. 4 seldericher C. si e. mich C. β dar an C. 7 dienst C. gegen C. 4, 4 künige (stets) C. 5 dienst C. 7 habe C. δ, 1 fürhte C.

IC

2C

3C

4C

5C

5 Do C.

182

27. H U G VON W E R B E N W A G

daz si minen dienest habe genomen. 5 muoz ich danne vehten, dast ein n o t : küme ich slüege ir wengel unde ir munt so rot, sost ouch laster, sieht ein wip mich äne wer in kämpfe tot. 6 Wigt der künc Kuonrät daz ringe, 6C swenne ich künde miniu klagendiu leit, schiere ichz für den keiser bringe: da wirt doch niht wol von ir geseit. 5 swie mir der niht rihtet da zehant, so wil ich zem jungen künge üz Dürnge lant alder an den habest, da man ie gena.de an rehte vant. 7 'Lieber friunt, du zürnest sere 7C daz du keiser unde küngen klagest und dem bäbest: üf min ere, dir ist bezzer daz du reht verdagest: 5 nim die minne diu gefüege si, wis mir langer noch mit dinem dienste bi: dir ist minne bezzer danne reht: ich bin des muotes fri.' II 1

Fremdiu wunder, frcelich ere bringet uns des werden meien bluot. wol mich danne ob mir diu hire in dien wunnen troestet minen muot, 5 diu mir dicke sunder lougen liuhtet in min herze tougen alse ein liehter tac der Werlte tuot. 2 Wol gebären, güetlich lachen, also kan si frö mit zühten sin, diu mir wol mac fröide machen mit ir roten munde; ir liehter schin s der ist rösen vil geliche, liljen wiz, gar minnecliche: sist ein wernder tröst den fröiden min. 3 Ich wil haben guot gedingen unde an hohem muote niht verzagen, frcelich sprechen unde singen, der vil lieben minen kumber klagen: 5 diust so guot für sende swaere, diu vil reine sseldenbsere, si mac allen kumber min verjagen. 4 dienst C. 7 So ist C. 6, 1 Wiget C. 3 Schier C. β ze dem C. düringen C. 7, 3 babste C. II 1, 1 Frörnde C. 7 Als C. 2, β minnenkliche C. 7 werder C. 8, 5 Diu ist C. 6 seldebere C. 7 möhte C.

8C

9C

IOC

27. HUG VON WERBENWAG

183

ΠΙ 1

Könde ich lop zem besten bringen, so wold ich den frouwen singen gar mit triuwen süeziu wort, wip, din süezer name ist reine, 5 dü fröist al die werlt gemeine, wip, reht aller saelden hört, sit din güete bringen kan mangem herzen hochgemüete, frouwe min, dur wibes güete ίο trceste mich vil senden man. 2 Gerne wolde ich sanges mäzen, wolden mich gedanke läzen, die mir bringent in den muot dicke ein wip sö wol gemachet, 5 da von min herze in fröiden lachet, sist mit eren schcene guot. min red ist ir unbekant. sost ouch daz min ungelinge: swaz ich ir in Swäben singe, ίο daz gits eime in Frankenlant.

HC

12C

IV Fröidenricher süezer meie, dü solt willekomen sin: schcene bluomen manger leie bringet uns din liehter schin. 5 ja hästü die werlt vil gar geschcenet, fri gefroenet vogellin. Da bi hcert man suoze singen die vil lieben nahtegal, in dem walde lüte erklingen ir vil wunneclichen schal; 5 da hat si den sumer wol gehüset, nü verklüset stet ir sal. Ob wir hie bi trüric waeren, wie gezaeme uns jungen daz ? bi so wunneclichen maeren zimt uns fröide michels baz. 5 ja suln wir den liuten fröide machen, gar verswachen argen haz. ΠΙ 1, 1 ze dem C. 2 wolde C. 2, 4 Dich« (!) C. β Si ist C. iür eine Strophe C. IV 1, 3 maniger C. 2, β Verklüset (Νύ fehlt) C.

13C

14C

15C

8 Manige C. 7 rede C. 10 git si C. Hierauf Raum

184

27. H U G VON W E R B E N WAG

y

Der sumer sumerbernde kumt 16C mit wunne wunnecliche. des loubes loubet manic wait, die bluomen blüement velt, diu zit enzit an fröiden f r u m t 5 mit blüender blüete riche, die süezen dcene dcenent vogel, ir singent sanges gelt, mit schcener grüene grüenet tal, üz rcete rot da glestet, in brüner brüne purpervar der meie sich nu gestet, hie gelwer gel, dert bläwer blä, ίο da wize wizer liljen schin: got verwet var hie vil der werlt, die werlt baz anderswä. Υ β singen C.

7 schöner C.

11 v. varwe vil der werlte. die welt C.

28. Der Kanzler I 1

Ich hab mich underwunden ze singen ob ich mac. ze tihten trüwe ich vinden: des wisent mich diu buoch. 5 Noe mit schänden funden wart, dö er trunken lac, von drien sinen kinden; dem einen wart der fluoch. Kam vant sin vater blozen; ίο mit spot in schalle er schrei 'seht umb den trunken bozen, sin wisheit ist enzwei.' Sem und Japhet die beide im leiten über ir kleit: 15 in tet sin schäme leide, da huob sich edelkeit.

IC

2

2C

Gewalt bi grözem guote, liut bürge und da. bi lant, lip kraft schcen unde kleider, swer der genuht iht hat, s in des verschämten muote man lasterker ie vant. da velschet adel leider des herzen missetät, der tistel hat dem weizen ίο vil gar an im gesigt. sol ich den edel heizen der niender tugende pfligt ? ob er mir durst niht büeze und ouch umb er niht gebe, is sin win ist ane süeze, erwildet ist sin rebe. 3 Verschämten schänden türsten, verschämt ist iuwer muot. Vorschriften der Kanzler, Überschrift Chanzler C. I 1, 7 drin C. 8 De eine C. 9 sine C. 2, 2 Liute C. 5 verschäte C. 9 de C. 10 in C.

3C

14 ere C.

186

28. D B B K A N Z L E R

ir stritent unde vehtent niht wan in iuwern sac. 5 wie pflegent ir der fürsten ? war kumt der herren guot ? unschuldic wilt ir ehtent, gitic ist iuwer hac, buoz unde bezzerunge ίο vil manger vor iu tuot. swer helwen gar uz swunge, der säme wurde guot, doch wsere hüfe kleine: der helwen ist ze vil. 15 üz ruhem sWarzen beine wart nie guot würfelspil. 4

Sö schcen so stare so wise ist niender man noch wip, ein künftic vorhte in twenge, daz ist der grimme tot. 5 ern füere ouch zeiner spise den würmen sinen lip, sost niht sin anegenge wan jämer unde not. sin erste stimme ist weinen, ίο wie daz diu leste si ? bi der mac ich bescheinen daz ein: sist fröiden fri. in not in vorhte in leide stet menschen ende gar, is wie er von hinnen scheide und wie er dort gevar.

4C

5

Ein esel in löwen hiute, ein rappe in pfäwen wät munt vil der toersclien triegen, sint si an künste blint. 5 ir stimme ouch wisen tiute wie ir natüre s t ä t ; diu mac niht lange liegen, si künde iu wer si sint. ir edelen tugende riehen, ίο ir merkent, ob ir munt, waz tören ir geliehen in disem liede sunt

5C

8, 9 Buoze C. 4, 3 vorht C. 6, 1 hüte C.

10 maniger C. 15 richem C. 5 füer C. 7 Son ist C. 12 ist C. 2 trappe C. 3 Mugent C. 8 künd C.

12 leide C.

28. BEB KANZLER

187

dem esel und dem rappen: die singer künste rüch. is niht wan ein snabelsnappen zeigt mir ir storchen küch. 6

Ein trägez sneggen slichen, ein sneller swalwen fluc, diz birsen und jenz beizen mit meisterschefte ich kan 5 nit bracken valken glichen, dest ein gebiurscher tue, swer hirzen unde geizen gelicher werde gan. der snegge slichet träge, ίο so kan diu spinne weben, swer swalwen spise vrage, der kenne ouch muggen leben, her hirz und ir, her valke, der kennet iuwer niht, is swer kunstelosem schalke der meisterschefte giht.

6C

Π 1

Got schepher aller dingen, din werdez lop kein zunge mac volsprechen noch volsingen, wie aller kreatiure kraft 5 in diner hende etat, din sint die himeltrone, din ist diu naht, din ist der tac, din ist der sunne. schöne nach diner hohen meisterschaft ίο der himel umbe gät, die Sternen sint dir gar bekant mit ir bezeichenungen. vier element in diner hant sint eigenlich betwungen, is luft wazzer viur ertriche. swaz in den vieren wonend ist, daz schuof vil meisterliche dins edeln Wortes hoher list in siben tagen vrist.

7C,

13 trappen C. 16 Zeiget mir storchen C. β, 1 träges C. 2 E i n r C. 3 Dis — jens C. i ich fehlt C. Si C. geliehen C. 15 kunstelose C. II 1 (.Leearten Ba a. Bd. I I . ) 4 Swie C. 15 erteriche C.

5 Nit]

188

28. D E R K A N Z L E R

2

Got schepfer al der weite, Jesus din eingebornez kint bant sich ze grözem gelte, die buoze er sunder missetät 5 vil gar üf sich geluot. er wolt die armen lcBsen die in der helle lägen blint von tiuvels rseten bcesen. da enhalf golt silber noch kein wät ίο wan sin vil reinez bluot. von Jüda wart er sicherlich verkoufet und verraten, gevangen liez er füeren sich gebunden für Pyläten. is durch füeze und ouch durch hende und dur sin siten wart da Wunt got äne missewende, des manic sele sä zestunt kam üz der helle grünt. 3 Heiliger geist, erhcere mich armen, ich wil bitten dich, min sünde du versteere, ich fürhte ich gote unmaere si s von sünden ungezalt. erliuhter aller herzen, mit diner lere erliuhte mich, daz mich der helle smerzen an minem ende machen fri ίο din gäbe sibenvalt. gib vorhte mir und rehte kraft, rät unde rehte milte, sit ich mit sünden bin behaft. noch muote ich drier schilte. is der erste ist rehtiu witze, der ander schilt ist rehtiu kunst; kein vient ich entsitze, wirt mir der dritte, reht vernunst; so habe ich gotes gunst. 4

Mich wundert harte s#re daz manger ere hat an guot und manger guot än ere. iedoch der beidiu halten kan, 5 der lebt in eren schin.

8C

9C

IOC

2, 2 einbomee C. 4 buoze fehlt C. β arme C. 9 Dane h. C. 10 sin] si C. 8, 4 fiirht C. got C. 14 m u o t C . 15 rehte C. 16 ist in C(I). 19habC. 4, 2 maniger C. ane C. 3 maniger C. 4 Doh C. 5 schine C.

28. D E B KANZLER

189

er äne guot wol tiuret, an ere guot dur valschen muot die ere gar verliuret. er unde guot swer die wil hän, 10 sol guot und erhaft sin; guot er gen gote wesen sol und erhaft gen der weite, diz leben mac im füegen wol daz in kein biderber schelte, is swer guot für ere minnet, sin guot an ere gar zergät. swer aber sich so versinnet daz er dur guot niht ere enlät, des armuot wirt wol rät. 6

6

Ein herre der vor schänden in siner jugent ist behuot mit tugende manger handen, des alter mac wol werden guot, 5 ob er niht Wirt ein zage so daz er uberwinden sich niht enläze valschen muot. er läze sich da vinden da man vrön firen dienest tuot, ίο swaz ieman bceser sage, vil manic herre schände hat der doch daz beste taete, wan daz im in sin oren gät einz heizet valsche raste. 15 swelch herre Wol beslieze sin oren vor der valschen rät, dur daz im in niht vlieze üz valschen raeten missetät, der habe im eren wät. Eim herren wol gezaeme, schüef er dur ere und durch gewin swar er der landen kaeme, daz menlich spraeche 'seht dast der 5 der da mit eren vert', und swä man nennen hörte den einen namen, daz man in enpfienge in lobes worte.

11C

12C

9 Ere C. 10 Der sol C. 11 ere gegen got C. 12 gegen C. 13 Disen 1. C. wol fehlt C. 14 bederber C. 6, 3 maniger C. θ er fehlt C. 8 Ern C. 14 Eines C. 17 in in niht C. β, 1 Eime C. 2 Schüefe C. 4 dast] de C. 8 enpfienge C.

190

28. D E B K A N Z L E B

got langes lebens in gewer 10 swem er diz hat beschert, der weite lop erwirbt der man mit triuwe und ouch mit state, nimt er sich da bi tilgenden an. diz edel guot gewaete is vil baz ein herren kleidet dan samit pfellol purpur golt, wan ez von Sünden scheidet und kan erwerben riehen solt: got ist im selben holt. 7

Ein infel unde ein kröne die pflegent nü der kristenheit mit ir gerihten schone, swelch rihter rät und fürsprech ist 5 und selbe erteilen wil, wil der niht rehte rihten noch raten üf den rehten scheit noch sprechen üf ein slihten, erteilet der durch argen list ίο ze lützel und ze vil, we dem der da ze rehte stät: mit schulde und äne schulde sin guot er vor verloren hat da bi des rihters hulde. is ir pfaffen unde ir leien, wä vindent ir ein Sicherheit vor den gerihten zweien ? die herren hant, daz si iu leit, den pfaffen widerseit.

13C

8

Manc herre mich des vräget dur waz der geraden si so vil. ob in des niht betraget, dem wil ich tiuten, obe ichz kan, 5 wiez umb die geraden si. ein gerader man der triuget, der ander kan wol zavelspil, der tritte hoveliuget, der Vierde ist gar ein gumpelman, ίο der fünfte ist sinnen vri; so ist der sehste spottes vol,

14C

11 Werlte 1. erwirbet de man C. 14 gerete C. 16 Danne C. 17 ez] er C. 19 selber C. 7, 4 vürspreche C. 5 selber teilen C. 7 rate uf rehten C. 11 d& in C (I). 13 verlorn C. 15 leigen C. 19 schaffen C. 8, 1 Manig C. 4 De — betiuten C. 5 Wie es C.

28. DER KANZLEB

191

der sibende kleider koufet, der ahte vederliset wol, der niunde umb gäbe loufet, 15 der zehende hat ein dime, ein wip, ein tohter unbehuot. den gebent niuwe und virne die herren durch ir toerschen muot: si gebent durch kunst niht guot. 9

10

Owe daz mir gebristet, owe daz mich die meister hant mit Sprüchen überlistet, ow6 daz ich niht vinden kan s ir üzerweltiu wort dur daz ich reinen wiben mit munde möhte und mit hant gesprechen und geschriben. wan si sint aller eren van ίο und aller Salden hört. waz hülfe dar engegen mich ob ich waer sinnen riche ? in fünde niht daz wiben sich ze fröiden wol geliche. is swaz blüete meie bringet, swaz bluomen heide und anger treit, swaz nahtegal gesinget, daz ist ein niht üf minen eit gen wibes werdekeit. Hat ieman sin so Snellen, der tiute mir eccentricös, da nach die paralellen, ζ wen orizonten; dest min gir: s des fünften wesens schin, wie sich dar inne mäne nu klein erzeiget und nu groz, doch wandelunge äne; den oberhimel sage er mir

15C, namenlos I 7n

16C, 332 Ba

13 ahtode C. 14 umbe C. 16 umbehuot C. 18 De h. C. 19 stunst C. 9, 1. 2. 4 Ouwe n. 2 daz C, da n. 2 / . meister Mit spräche hant C. 3 uberl. C, vuerl. n. 4 in kan n. 5 Ir] De n, fehlt C. vserwelde n. 6-8 Durch dat ich den vrauwen Mit der hant und mit dem munde mocht Gesprechen n. 9 van] wan C, wert n. 10 sielden n. 11 hilfit n. dar in gien n, danne gegen C. 12 ich bin sinne n, ich versunnen C. 13 /. Ich in vinde n. d. inkeyne vreude sich ken reynin vrauwen muge geligin n. 15 Was mey uns bluoten n. 16 Was wait h. a. vns bl. dreyt n. 17 Was nachtegale n. 18 Daz gar eyn niet n. 19 Ken n, Gegen C. 10, 1-16 auch in Ba, s. Bd. II. 2 t. ein ellich zenter mir C. 3 parabellen C. 4 Orienten C. 5 Der fünfte wesent sch. C. 9 Da nah den himel lust genos C.

192

28. D E B KANZLER

10 und dan den kristallin, der tiute ouch, wie zodiacus zwelfvalt die sunnen halte und wie polus enpireus des sunnen taches walte 15 und wie diu erste sache in schepfungen der weit ursprinc würk unde wunder mache und wie sich weg der erste rinc besliezent elliu dinc. 11 Wie swaerer last sich neiget zer erden zenter, wä daz stät und wie sich umbe weiget der himel, ob dem niht enist, 5 des mir diu Schrift vergiht. klär heizer sunnen blicken, des mänen kelte, des regens sprät, der bernden winde er kicken, planeten kraft, ir loufes vrist ίο min kunst vermisset niht, wie liuhtet himel, Sternen kraft der erde hilfe bringet daz si ir süeze hohgeschaft durch bluot in vrühte dringet, 15 wä element sich ruorent,

17C, 33 s B a

wä swaer wä liht wä heiz wä kalt, wies uz nature fuorent lemtic geschepfde manicvalt, gar wunderlich gestalt. [12]

Waz wirde und hoher ere got hät geleit an reiniu wip! ir nam der ist so here daz keiner creatiure geschaft 5 mac wesen ir gelich. wä wart ie fruht so frühtic daz sie gebar än mannes lip ? wä wart ie zuht so zühtic ? wä het ie stein so starke kraft ? ίο wä würz so saöes rieh ?

545 r a t 1 ,

10 danne den kristallen C. 11 tut C. 12 Welt wait C. halt C. 14 waltet C. 16 schepfe hingen dur die. weit so der Vera C. 18 wege.C. 19 Der besliuzet C. 11, ISwieC. 2 Ze der C. daz] da C. 3-10 auch in Bä, β. Bd. II. β Klar hitzig sunnenblig C. 8 bernde wiöt erkiket C. 9 vristen C. 13 ai] es C. 14 vühte C. 15 elemente. s. rüerent C. 17 füeret C. 18 Lebendig C. , β anderen A. 7 spotensz C, spotten ez A. minen AC.

38. NAMENLOS h

271

swer maizes pfligt die wile ez lit dur derren üf dem slate, 10 der lobe sin bier unz er besehe wie ime sin wurz gerate. 22c Swer mir dur sine kündekeit Sperv. 30C, d. j. Sp. 30A den minen tcerschen muot wil breiten an daz lieht, der kumt sin lihte in arebeit, 5 ob er also getuot. daz ich erkenne nieht, daz doch vil wol geschehen mac, kumt ez üz vinster an den tac, so suoche ich, vinde ich iender da loch an verlegener wsete. ίο gewinnen müeze ich niemer friunt, ern si die lenge stete. 23 Got herre, verre mane ich dich, 23h niht verre, herre, mir dine hulde. schulde hän ich vil: nach schulde hulde die suoch ich. 5 sit niuwe riuwe dir bringet riuwe niuwe swä du wil, so bedenket wol din güete daz mich hat betrogen der Werlte süeze. ir valschen raete ίο hänt bekrenket min gemüete: dicke ich hän gelogen, gern ich dir büeze missetsete. ere sere mich verriet: si liuget, triuget vil der diet, is Krist der wise wise mich nu dar da din wünne künne wesen gar. 24 Ie grözer sin, ie merre not, 24h mit senfte nieman ere hat. riuwe ist aller Sünden tot', 9 ligt AC. durh terren C. 10im C. min. AC. würze C, wuriz A. Int lautet der Spruch: Entwerfen daz ist spseher list, (epehe) dä enhoert niht schimpfes zuo, (schimpfen) wan lieplich ougen brehen. ein mäler bi dem andern ist, 5 ob einer missetuo, (einer yt m.) daz sol der ander sehen. den schepfer min den lobe ich baz, (schoppfer) ich rede ez wol an allen haz. swer maizes pfliget swenne ez lit (plyget wanne ez) io ze derre üf sime släte, (zu derre lit-sla) er sol der würze loben niht, (wortz nit loben) ern wizze wiez gerate. (Er wiß danne wie dap byer garade) Eine dritte (nur von 1 t gebotene) Strophe steht in Band II in der Anmerkung. c 22 , 3 bereiten C. 4 arbeit C. Der dimit sin lieht in erbeit A. 5 Obe A. er] ers AC. 6 niht AC. 8 Kumt Cl, Kumpt A. uz der v. AC. 9 vinde ich iender A, vind s C. loch C, ioch A. 10 Gewinne ich muoz ich A. 28, 1 verre fehlt h. 3 viel h. 4 hulde fehlt h. suche h. 5 niuwer h. β wilt h. 9 Werlten h. 12 Gerne h. bvze missete h. 14 viel der dich h. 15 nu fehlt h. 16 Wnne kunne h.

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88. N A M E N L O S

h

vil liep mit leide gar zegät. s armüot verderbet witze vil. des einen klage ists andern spil. diu jugent von sorgen altet. swer sich siner missetät niht schämen wil, vil hönden der behaltet. Got nam an sich die mensch&t 26h niuwan durch der verworhten not, umbe uns er die marter leit, von sinem töde starp der tot, 5 der uns von flven an was geborn. wir waren ewecliche verlorn biz uns gnade erlöste. got durch erbermede verkös vil grözen zorn, des quam er uns ze tröste. Riehe demuot minnet got, 25h junge kiusche und altiu reht. armiu höhvart deist ein spot; mit kumber lebt der eren kneht. 5 gedinge ist ein gemeiner tröst; sorge derret sam der röst; zuht diu machet vorhte; urteil wirt äne volge niemer frome; untriuwe ie heil verworhte. Vil lützel helfent schceniu wort, 27h sö wir der werke niht entuon. sünd ist ein jämerlicher hört und ouch der s61e ein swacher ruon. 5 wir Sölten dran gedenken baz, wie gotes muoter wurden naz ir ougen von dem bluote, dö er mit siner marter amme krüze erlöste sele guote. Got der hat uns vil gegeben, 28h die sinne lip sei unde leben, wir künnen scheiden süeze von der siure; dar zuo gap er uns frie wal. s sin gröze gnäde ist äne zal: wer möhte die vergelten nach ir tiure ? nu merket, waer diu sunne min, ir müestet zinsen alle ir schin. wazzer unde luft ist uns gemeine, ίο swer die solte erkoufen gar, der müeste dingen kleine.

24, β Daz einer claget das ist des h. 7 jugen h. 8 enwil h. 26, 3 U m b h. 4 tote h. 5 was an g. h. 9 er] ers h. 25, 2 alte h. 4 knet h. 5 ein fehlt h. 7 vurhte h. 27, 1 schone h. 3 Sunde h. ein fehlt h. 4 rum h. 5 dar an h. β mutter wrde h. 8 Da-martel h. manige sele h. 28, 1 geben h. 2 sele un lebn h. 6 tiure] triuwe h. 7 were Λ.

38. NAMENLOS h

273

29

Ez si übel oder guot 29h swaz ieman in der vinster tuot, ez wirt wol bräht ze liehte, als ich ez meine, man siht, swaz ein dem andern gan, s daz vellet lxhte in selben an; gedanke erkennet nieman wan got eine, diu werelt git uns alle tage nach kurzer fröide lange klage, nu m6rk£t, des lönes ende ist bcese. ίο Krist herre, leite uns üf die wege, daz uns din gnade erloese. 32 Vil stige hin zer helle gät, 32h der aller möhte werden rät, wan daz ich fürhte drie breiten sträze. derst eine, swer durch grozen zorn 5 verzwivelt, der ist gar verlorn; daz kumt von starken Sünden äne mäze. diu ander ist, swer missetuot und er sich dannoch dunket guot. diu dritte ist, swer sündet üf gedingen ίο und trcestet sich unstaeter jugent, dem mac wol misselingen. 30 Tumben witze und tören schätz 30h und armes wfssägen rät gedihet kranker mäze. irrete mich niht widersatz, 5 ich twunge swaz daz riche hät in lande und üf der sträze. ern zimt ze lantrihtaere niht swer lam ist in dem munde, ein siecher arzät nerte sich e danne mich, ob er iht guotes künde, swer mit dem esele leuwen jagt üf breitem ungevilde, ίο dä verzihe ich mich des teiles an der hüt, oder er wart nie wilde. 31 In gesäch nie man so vollekomen 31h nach der werlde in alle wis, dane waere ein teil gebrestes. ich hän wol gouches art vernomen: 5 dem ist ze mäze ein krankez ris und gert doch grifen nestes. höhvart ist der helle wurz, swers an sin ende niuzet; dar näch zergät nie mere danne drizec jär, e in des lönes erdriuzet. swer äne got sich wil begän, des ere sint niht staete; ίο möhte ein töre geieben näch dem willen sin, hiu, waz er wundere taBtel 29, 4 eine h. β rwan h. 7 werlt h. 82, 3 drie] die h. 4 Der ist Α. β comt h. 9 gedinge h. 10 un/un· steter h. 80, 1 Tummen Ä. 7 niht ze laut rittere h. 8 sicher h. 9 jaget—gevilde h. 81, 1 Ine ge- h. 4 gavches h. 7 wrtz (I) λ. swer si—niuset (: erdruzet) h. 8 nie m€re danne] niemer h. 9 got (!) λ. 10 gelebn λ.

274

38. NAMENLOS (d.j. SPERVOGEL) h

33

Der alten rät versmähet nü den kinden. Sperv. 31C, d. j. Sp. 31A unbetwungen sint die jungen, ane reht wir leben, untriuwe hat gemachet daz wir vinden in dem lande menge schände, uns ist f ü r frümde gegeben 6 ungenäde, bloze huobe, wüeste lant. da man e wirte in vollen staeten fröiden vant, dan krset diu henne noch der han, ein pfäwe ist niender da, die weide enezzent geize rinder ros noch schäf, dan brechent ouch die glocken nieman sinen släf, ίο diu kirche ist cede, ir suit den pfaffen suochen anderswä. 34 Swä zwene dienent einem wibe Sperv. 33C1, d. j. Sperv. 33A, mit ungelichem muote: Dietmar v. Ast 21C2 der eine tuot mit sinem Übe al daz er mac ze guote; ε sone wil der ander noch enkan unde ist ein vil ungefüeger m a n : daz si den weit und jenen versiht, wes schult daz si, daz wesse ich gerne; ich frage es iemer unze ich ez gelerne: ίο wan ein unmäze da geschiht. 35 Ach und owS immer, h Bl. 19 vb sol ich geieben nimmer die sselekeit an wibe daz si mime übe 5 iht des ze guote kere daz ich si minne und ere. alsam des meres ünde ίο und swer wol umb die sünde, got si min urkünde, daz er iu niht engünde, und baeten tüsent münde, daz iuwer sele enkünde is niht komen üz abgründe. ich waene si erwünde es immer daz befünde daz si got danne enbünde 8 3 , 1 rac A. 2 TJmbe twungen A. 3 vindem A. 4 mange C, menege A. unsl wuns AC. f r u n d e A, fröide C. β Wirt C. 7 Dane AC. 8 Die heide A. geiz A. noh rinder ros noh schaf C, noch rinder noch diu schaf A. 9 Dane AC. 10 kilche A. 84, 3 sime C2. 4 Swaz er iemer kan zeguote C2. 5 Der ander wil noch 2 enkan C . 6 ungevuoge A. Der ist ein ungefüeger man C2. 7 versiht A, 1 2 2 jibersiht C , niht C . 8 Wess A, wisse C . 9 vragez A. unz ichs C 1 . Und 2 wil dar nach iemer vragen unz ichs gelerne C . 10 Wan ein AC1, Weih C*. 85, 2 immer h. 4 si mime h. 6 Dez h. ere // h. 7 . 8 fehlen ohne Lücke h. 9 mers h. unde (nie ü als Umlaut) h. 10 swer] suüere h. ume h. 12 uch nicht ungunde h. 14 unkunde h. 15 Niht fehlt h. usser eggrunde h. 17 Ε ei das immer bewnde h. 18 enbunde / / h.

38. NAMENLOS h

275

Umb die selben missetät 20 daz iuwer lip niht triuwen hat der mich in senden sorgen lät, da von mir fröide gar zergät. daz mir ze keinen staten stät iuwer tröst noch iuwer rät, 25 des waene ich dienest hän gesät an ein sandigez sunnen brät dä nimmer niht wirt von gemät. daz derret mich biz üf den grät. Swie ichz niht enweine, so so gät min leit ze beine; ez mohte erbarmen steine, und doch biz an die Seine son weiz ich frouwen keine weder groz noch kleine 35 sö state noch so reine, und waer si doch ein feine, die ich von herzen meine, niuwan iuch, frouwe, al eine. Und sit ir doch ein rinde, 40 mir herte als eime rinde, ir schatebernde linde, iuwer lip der linde swan ich von dem vers winde, so kume ich wider swinde. 45 nimmer ich erwinde, als ein wit ich mich winde, gelich loufende winde mich jagent des luftes winde, alsus bin ich ein blinde so an iu gewesen von kinde [daz ich vil wol bevinde], 19 Und unbe h. selbe missedat Λ. 20 druwen h. 22 Do—frode h. 26 ein] en h. 28 Ach daz h. grat / / h. 29 Und swie ich dez n. unweine h. 31 moht h. 34 groze h. 35 Soch h. 36 were h. 38 Nuwen h. alleine // h. 39 sin dir doch h. Nach 40 folgt 51, sodann 41—50 h. 43 fur swinde h. 46 ein] en h. 47 Geliche h. 48 Jagent mich h. 49 Als us h. 50 An uch guwesen froWe (fr. getilgt) von h. 51 steht hinter 40 h. Unter 50 von jüngerer Hand Nach herze lib get herze leit etc. h. Auf der rechten leeren Hälfte der Seite steht neben allerlei auf dem Foto nur teilweise leserlichen Zeilen W e r dis buch vindet und es nit widergit er si ritter oder kneht h.

38. Namenlos: i k · Docen, Museum I 159; Scherer, DSt. I 14; Burdach, RuW.1, S. 133; Kummer Herrand S. 70. 103; Wisser, Das Verhältnis der Minneliederhandschriften Β und C Programm 1889, S. 34; Zangemeister, Die Wappen der Großen Heidelberger Lieder handschrift 1892; Mone, Diözeeanarchiv von Schwaben 10 (1893), S. 75; Wallner Beitr. 33 (1908), S. 495. 509. 529/.; Kluckhohn, ZfdA. 52 (1910), S. 154; Mohr Das unhöfische Element (1913), S. 72 f.; Schneider, Hermann, Heldendichtung Geistlichendichtung, Ritterdichtung2 (1943), S. 490; Halbach, Verf. Lex. I, (1933) S. 691 ff.; Sievera, Beitr. 56, 196; Wiessner, ZfdA. 61, 161; «. auch zu Gedrut-Gel tar, Gresten und Rubin . ') HMS. I V 185 Anm. 2. Watthers b-Verse sind um einen Takt kürzer:

6b i.

68

11. VBTDEBICH DER KNEHT

Vriderich war seiner Sprache nach Bayer oder Österreicher: er reimt geklaget: leit I I 6,4/5 (Paul-Gierach-Schmitt, Mhd. Grammatik18 $ 8 6 b ) ; ser: her II 4, 4/5 (das. § 6 Anm. 3); jär : war : dar IV 3, 9/10 (das. § I I I , 3). Sonst ist von Formen, die nicht ganz allgemein sind, durch den Reim noch bezeugt: si f earn ) : bi I 4, 7/11; sie ('ed ) : ie (vermutet V 2,1/3); füezelin (Dat. PI.) II 6,7/10; lam : sam(e) II 3,7/10; si verseit: leit: arebeit IV 4, 9/10 1 ). Weit unsicherer erscheint mir die Annahme ritterlicher Herkunft, die sich nur auf das her vor seinem Namen in der mit dieser Standesbezeichnung, wie besonders Wallner gezeigt hat, sehr freigebigen Handschrift C stützt, während das Wappen, das sie ihm verleiht, sonst nirgends nachgewiesen ist. Der Nachweis eines Fridericus puer in einer Regensburger Urkunde vom Jahre 1213, auf die Hagen hinwies, scheint mir durch den weiteren eines Heinricus Felix puer in Freisinger Urkunden aus dem Ende des 12. Jahrhunderts, den gleichfalls Hagen erbrachte, an Beweiskraft eher zu verlieren als zu gewinnen. Seinen Liedern nach gehörte er wohl zu den bürgerlichen Fahrenden, die, wie QedrutGeltar (15) dies ausdrückt, die herren effent und sich dadurch den Hohn ihrer Genossen zuziehen. Daß dieser Hohn Gedrut-Geltars sich unmittelbar gegen unsern Dichter kehrt, daß er also unter dem Vriderich gemeint ist, den der Spötter neben Alram und Ruopreht im Auge hat (so schon v. d. Hagen), ist mir in hohem Grade wahrscheinlich. In einem anderen Spruche gleicher Tendenz (Gkdrut-Geltar II 3) erklärt er: Mir waern viere kappen lieber danne ein k r e n z e l i n . Elise WaUer hat vermutet (s. zur Stelle bei Gedrut-GeUar), daß sich das auf Vriderichs Verse 1,1,7 ff. beziehe: In kan in dem walde niht Ein grüenez k r e n z e l vinden. Wä mite sol miner fröide tröst Ir reidez här bewinden ? In der Tat konnte die übermäßig pathetische Klage über eine so geringfügige Sache zum Spott herausfordern, der um so treffender wirkt, als dabei Gelegenheit genommen wurde, den Gegensatz von Geben (eines Kränzleins an die Geliebte) und Nehmen (von vieren kappen aus der Hand, des herren^ scharf herauszuarbeiten. Dazu treten wohl noch toeitere satirische Bezüge: Daz ist nü der d r i t t e w i n t e r Den ich hän gesungen ir minen sanc klagt Vriderich I V 1 , 9 f.; darauf mögen die Worte bei Gedrut-GeUar 1 8 / . zielen: Wser ieman ernst der sich alsö nach minnen senet, Der laeg i n n e r j ä r e s f r i s t e tot. Und wenn Vriderich I 3 , 4 / / . trauert: Ich hän sus der herzelangen swaere Vil von ir Und der s e n d e n n o t , so klingt es wie eine Erwiderung, wenn G.-G. I 7 solchen Poeten zuruft: Ir sit ze veiz bi k l a g e n d e r not. Dazu kommt, daß die Mergersdorfer, die G.-G. in letzterem Spruch nennt, einem niederösterreichischen Geschlecht angehören und daß die Sprache Vriderichs ins bayerisch-österreichische Gebiet weist. Auch ist das Wappen des letzteren, wie es C gibt, nach Zangemeister dem der Mergersdorfer ähnlich. Wenn also G.-G. anhebt: Hete ich einen k n e h t , der sunge liht von siner frouwen und drei Verse später den Vriderich nennt, so kann ich das für keinen bloßen 2jufatt halten, zumal Vriderich von *) Dagegen scheint mir der Umstand, daß Vriderichs Lieder in C vor dem Burggrafen von Regensburg (und nach Günther von dem Varste) überliefert sind, nicht von Gewicht für seine Herkunft, da ich Günther für einen Mitteldeutschen halte, 8. daselbst.

11. VRI DEBICH DBB KNEHT

69

sich selbst sagt: ich fröidelöser kneht und sich ebenso anreden läßt (II 5,10; 6,1); β. auch IV 5,10. Das Bild in C scheint aus Vriderichs Lied II herausgesponnen: ein Ritter verteidigt ein Mädchen gegen Verfolger: das mag, wie Wallner vermutet, angeregt sein durch das Thema von dem kinde, dem der Bruder ihr Gewand verschlossen hat, damit sie von dem liebenden Dichter ferne gehalten wird. Die maßvoll Neidhartsche Sphäre, in der sich die Lieder bewegen, ist von mehreren Seiten betont worden. So ist es denn auch kein Zufall, daß die Strophen 5.6 C2 (= Lutolt 26. 27 A) in der Handschrift C schon zuvor unter Neidhart überliefert sind, mit drei weiteren Strophen, die, wie schon Liliencron ZfdA. 6,115 gesehen hat, unverkennbar eine spätere Zudichtung sind (227-231 C1). Der Umstand, daß die Überlieferung unter Neidhart weit schlechter ist, indem der Inreim nur in der zweiten Strophe erhallen ist (und den zugedichteten drei folgenden fehlt), und auch sonst deutliche Spuren, die bewußte Umarbeitung verraten, spricht von vornherein dafür, AG2 mehr Vertrauen zu schenken als C1. Da die Zuweisung in Α an Lutolt sicherlich falsch ist und sämtliche Lieder einschließlich jener beiden Strophen in der gleichen Reihenfolge in diesen beiden Handschriften erscheinen (1-21 C2 = Lutolt A 22-42), so scheidet Lutolt aus und man darf Α wie für die übrigen Lieder als Zeugen für Vriderich betrachten. Für die Autorschaft dieses Dichters spricht nun die Erwägung, daß die Zuweisung von Strophen eines berühmten Dichters wie Neidhart an einen wenig bekannten wie Vriderich unwahrscheinlicher ist als das Umgekehrte. Dazu kommt, daß die beiden Strophen, für sich betrachtet, keinen Neidhartschen Charakter tragen: das was sie für das Urteil späterer Zeit so erscheinen läßt, bekamen sie erst durch die hinzugedichteten obszönen weiteren drei Strophen, die mit dem Inhalt der ursprünglichen gar nicht recht zu vereinen sind1). Ich halte es daher für sehr wahrscheinlich, daß erst dieser Zudichter sie unter die Lieder dieses Dichters eingeschwärzt hat, ähnlich wie die Pseudo-Reimare und andere Pseudo-Dichtungen unter die echten gelangt sind, nehme sie daher als Eigentum Vriderichs an der Stelle auf, die sie in AC2 einnehmen, und gebe ihnen die Bezeichnung Ia, um die Zählung von der Hagens, der sie bereits bei Neidhart gebracht und daher unter Vriderich ubergangen hat, für die folgenden Lieder beizubehalten. In der Ausgabe Neidharts von Haupt-Wiessner sind alle fünf Strophen unter dessen unechten Liedern auf S. XLVIII 24 ff. herausgegeben; vgl. dazu die beiden Herausgeber zu L 2. I. Dieses Lied, wie II - Vnach Sievers 56,196 ein Tanzlied, hat folgenden Bau : A I = II 6a ι | 2b ^ | 4c * : | Β III 4a | - 4ß IV _ 4 w j | _ 4 ß »· | 6 a
· |-4a >· |-4a »· | - 6 b * 4c »• j - 4 c j - 4 c ι j - 6b * 10α4α-, - 6 α -

Die bescheidenen Responsionen könnten auf bloßem Zufall beruhen: 1,1 leide ~ — 3,4/8 eit: herzeleit — 4, 9/10 leit: arebeit; 1, 9 sanc 2,1 gunge ~ — 5,2 singen; 4,7. 8 gesahen und sehen — ~ 6,10 beseht; 1,10 ranc 6,3 ringen. Einzelnes. 1,7 dar zuo muß zum Vorhergehenden gehören, daher war bin ich (AC) umzustellen. 2,10 Auch hier ist lange versumet umzustellen, da es den Rhythmus vom wie hinten stört. 3,1 Nu sihe ich ist weder durch den Zusammenhang motiviert, denn der Dichter muß die anschließende Beobachtung schom, längere Zeit gemacht haben, noch ergibt es den nötigen trochäischen Anfang. Ich schreibe daher Ich sich. 4 Si lieze sich gar üf minen eit: das bezieht sich sichtlich auf Lied III 1,1 ff., wo der Dichter darüber klagt, daß sie seinen Eiden nicht glauben will. 4,3 Ich ergänze des Rhythmus wegen doch, das der Sinn empfiehlt und das vor durch leicht ausfällen konnte. 4 heil bietet sich für das fehlende Subjekt wohl am natürlichsten dar. 9 Wie (AC) streiche ich um trochäischen Eingang zu gewinnen. 5,5 f. daz schelten ist substantivierter Infinitiv, gelten ist Infinitiv in passivem Sinne. Zum Inhalt vgl. Freidank 63,12 /. Swer sich lät an schelten, Der mac sin wol engelten. 9 von bluomen singen wie Walther 28, 5. Die Stellung des alle ist auffallend; reht und gefüege bei Walther 65,2. Y. Der eigentümliche Ton hat wohl folgende Gestalt: A I = II BIII

(-) 4a - | - 2b - : | -4a | -4a * -2b-|-2b -|-4b IV refrainartig -4ßi|-4ßi 4w- | - 4 ß »· (Str. lim Text 6wi}

Responeion: 1,1/3 sin : min — 2,2/4/7/8/9 min : sin : min : din : ein. Einzelnes. Die Überlieferung ist an einigen Stellen unzweifelhaft verderbt. Das gibt die Berechtigung zu einigen sonstigen Änderungen: 1, 6 wol ersetze ich durch vil, da es schon im vorhergehenden Vers gestanden hat. 10.11 ergänze ich je ein zweites hei, um die Entsprechung zu den Auftakten in Strophe 2 zu gewinnen. 2,1 Der fehlende Reim kann wohl nur durch Umstellung der Wörter si mir (AC) zu mir sie gewonnen werden, das auf ein im Gegenvers fehlendes ie gebunden war. 4 Da der Vers um einen Takt zuviel hat, ersetze ich Hohes muotes durch Frömuete, das im folgenden Vers mit fröit sich min gemüete umschrieben wird. 11 Entsprechend der Wiederholung in 1,11

11. VBXDERICH DBB KNEHT

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scheint mir auch hier Ersatz des ohnehin sehr mühsam klingenden Verses Vil liebe, erwint durch den vorhergehenden Vers geboten. 6 Von ir vil lieben güete] l. Von der v. 1. g., wobei lieben Substantiv wäre, abhängig von güete ? In dem Refrain der ersten Strophe sehe ich eine höhnende Abweisung des Liebhabers, der kurzweg Otte genannt ist, in pseudo-neidhartischer Weise (β. die Belege für Otte in Haupt-Wiessners Namenverzeichnis s. v. Otte). nu pflege sin got steht in der WitwenUage Pseudo-Hartmanns (217,23) und ebenso in der Totenklage bei Ps.-Walther 108, 3. Die Fortsetzung an erster Stelle lautet: der pfligt ein baz dan ich. Wenn die schnöde Geliebte bei Vriderich dem Werbenden also jene Worte zuruft, so darf man diese hier ergänzen; sie verabschiedet ihn somit, weist ihn (mit Rücksicht auf sein Alter) an Gott (der seiner bald pflegen werde und das besser könne als sie, von der der Werber es sich erhofft) und fordert ihn auf, darauf obendrein noch stolz zu sein (daß Gott die Pflege übernehmen wird). Ich habe daher diese Verse als Worte der Frau in Anführungszeichen gesetzt. Der Liebhaber läßt sich dadurch zwar nicht abweisen, aber ruft aus: Wie lange wilt ungnaedic sin und bittet sie in wiederholtem Drängen Erwint, frouwe here, wobei here wohl mit Rücksicht auf ihre Worte gewählt ist.

12. F R I D E R I C H VON LININGEN Η MS. I 26 f.; IV 59-61; LD. X X X I . Moscheroach, Geeichte Philanders bei Kürschner NatioruiUüeratur 32, 201 f.; Holizmann, Germ. 1, 264; Wümanne ADB. XVIII (1883), 221; Grimme, Die rhein.-achwähischen Minnesinger I (1897) 22 ff. 231 ff.; Karg, Verfasserlexikon I 693 f.1)·, ESchröder, Zwei altdeutsche Rittermaeren p. X I I I ; WaUner,Beitr. 33,494. 497. 504; Walter, Verluste S. 91.

Die Meinungen, in welchem Friderich des angesehenen und mächtigen rheinisch-pfälzischen Grafengeschlechtes von Leiningen wir den Dichter erblicken dürfen, sind geteilt. Von der Hagen, Holizmann, Grimme und Schröder sprachen sich für Friedrich I. aus, der an dem Kreuzzug Ludwig V. von Thüringen im Jahre 1190 teilnahm2) (s. Strophe 4. 5), dem Landgrafen Hermann das französische Trojalied verschaffte (Herbort 95) und auch den Moriz von Craun sowie Chrestiens Cligis nach Thüringen brachte. Dieser Friederich ist von 1158 bis 1220 urkundlich bezeugt. Bartsch hingegen fand den strophischen Bau mit seiner Wiederholung der Stollen am Schlüsse des Abgesangs und anderes für ihn zu jung; das IÄed trage nicht die Weise des 12. JahrhundertsIn der Tat stehn jenem frühen Ansatz nicht unbeträchtliche Schwierigkeiten entgegen. Man ') Wo auch ältere Literatur verzeichnet ist. ) Doch unterzeichnet er im Jahr 1191 bereite wieder eine Urkunde des Erzbischofs Johann von Trier, die Kapelle in Nieder-VUmar betreffend. s ) Hierin ist Bartsch ohne Zweifel zuzustimmen. Eine Strophe wie die erste ist in einem älteren Liede undenkbar; auch wortreiche Häufungen wie din ltp, din s

sele, din lop, din heil, din 6re (Str. 5) oder d6n, süeze wise, lüten klanc, sanc (Str. 1) oder min herze . . . noch al min sin (Str. 2), mins herzen und der sinne (Str. 8), min tröst, min heil (das.) oder die rhetorische Wiederholung r ä t . . . r a t . . . r a t . . . r a t a (Str. 8) oder ein Wort wie grüenebernde (Str. 1) weisen in das 13. Jahrhundert.

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12. FBIDERICH VON LININGEN

muß annehmen, daß das Lied in vorgerücktem Alter verfaßt sei; dazu paßt aber weder sein Inhalt noch seine ganze Art: so moderne Töne hätte ein 'nach 1210' (Grimme) dichtender Dilettant schwerlich gefunden. Auch führt die Art, wie der Dichter von seiner bevorstehnden Fahrt nach Pülle spricht, nicht auf eine gewöhnliche Reise nach Apulien: er nennt sie eine leide vart, die Geliebte wünscht, daß sein lip, sein lop und seine ere beschützt bleibe, und will für ihn innig beten: das deutet auf eine Unternehmung, bei der sein Leben gefährdet war, also auf einen Kreuzzug. Hinzu kommt das Bild der Handschrift 0, das den Gegner Liningens mit einem Schilde zeigt, der die Legende Heid(en) trägt1). Da der Kreuzzug von 1190 wegen des Fehlens archaischer Züge sicherlich nicht in Betracht kommt, so muß man wohl an den Friederichs II. von 1227-1228 denken. Und damit wird man auf den Grafen Friederich I I geführt, der von 1214-1239 in elsässischen Urkunden bezeugt ist. Das Wappen inC (drei silberne Adler in blauem Felde) ist richtig: es stimmt zur Züricher Wappenrolle; nur die Tinkturen weichen ab. Bartsch hat bereits bemerkt: 'Der Dichter scheint Wolframs Parzival gekannt zu haben'. In der Tat weist nicht nur die Anleihe 3 , 7 f . (s.u. zur Stelle), sondern auch sonst allerlei auf Vertrautheit mit Wolframs Sprache hin: Die wile ir gruoz mir wildet 2, 3 ~ Daz mir der kus nu wildet Wh. 156, 27; | Diu mir wil fröide krenken 2, 11 — pris (varwe, werdekeit, sin, zuht) krenken Parz. 322, 30; 811, 27; 524, 8; 224, 16; 582,11; | Von fröiden git min herze zol 2, 2 ~ Da gap diu diet von fröuden zol Parz. 185, 12; | miner fröiden hört 4, 10 ~ jämers hört Wh. 306, 6; höchverte hört Parz. 683, 25; | sit daz din vart unwendie ist 5, 7 ~ unwendic Parz. 677, 5; Tit. 116, 3; Daz niht wendec wart sin reise Parz. 433, 13; vgl. Hartmann MF. 218, 19; Johannsdorf 94, 31 ff. Der Dichter steht aber unverkennbar zwischen zwei Zeiten: die schlichte Innigkeit der Empfindung in der Frauenstrophe gehört, ihrer Stimmung nach wenigstens, in das 12. oder in den Anfang des 13. Jahrhunderts: diese schönen Verse könnten von Johannsdorf gedichtet sein. Altertümlich wirkt auch die lose Verbindung der einzelnen Strophen: die freudeweckende Natur führt zwar ganz natürlich zu des Dichters innerer Freudlosigkeit, die ihn zur Bitte um den Beistand der Frau Minne nötigt; aber dann, da seine Gedanken sich dem nahen Scheiden zuwenden, entringt ihm der Abschiedsschmerz die Bitte um die fünf Worte, die ihn froh machen würden, in unmittelbarer Anrede an die Geliebte. Und nun folgt, - der Hörer muß sich denken, sie habe diese Bitte aus seinem Munde vernommen, - wieder in unmittelbarer Anrede ihre Antwort: sie spricht die erhabenen Worte, vom Schmerz des Abschieds überwältigt und bringt ihm damit die Freude, von der er sich so entfernt wähnte. So wird äußerlich Unverbundenes doch durch innige Empfindung, die das Ganze durchwärmt, zu einem Ganzen. Die flehende und eindringliche Bitte an die Frau Minne ist dadurch ausgezeichnet, daß die beiden ersten Verse der Stollen untereinander reimen, während die dritten an den zweiten und letzten des Abgesangs angereimt sind2); so haben sie denn ihre Wirkung auf die Minne, wie die Worte der Frau 1

) Ludwigs Kreuzfahrt

3135 ff. berichtet gleichfalls: g r ä v e F r i d e r f c h v o n Liningen,

tefc2 mit strite den heiden we. ) Sonstige Reimresponsionen: 1,4/5 h a t : w-it - 2,4/5 h a t : lät; | 2,9/10 sin: min - 3, 1/2/4/5 rätgebln: sin : schtn: pin.

12. F R I D E R I C H VON L I N I N G E N

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am Schlüsse zeigen, auch nicht verfehlt: sie hat seine Bitte: rät daz si mir tuo helfe schin gnädig erfüllt. Die Strophe des Liedes ist in folgender Weise gebaut: AI II Β III IV

_4a-i|-4a-, „ | — | — zur Wahl stellt. *) Man beachte auch, daß der Dichter die analog beginnenden Verse 2,5 und 4 , 5 nicht mit Synkope der Senkung baut, sondern: ich wil mit im vil tougen hin sowie ich wil mit im nach rösen röt. *) Und durch Carm. Burana 141a (HMS. III 446, OSchumann 180»j gestützt: Ich wil trüren varen län, Of die heide sul wir gän. ·) Oder mit vulgärem Fehlen des pronominalen Subjekts: So wirde ab . . . ; toie bei Watther in der Antwort seines Knechtes (82, 15): HSrre, (ich) gerite al deste baz.

13. GEDRUT - GKLTAB,

83

schon nickte'passieren,Waleis steht also hier wie Flamin c in I I 5 in gesunder Reaktion gegen die Überschätzung fremden Kavalierswesens; s. das Flämdn des jungen Helmbrecht1).

14. G C E S L I V O N

EHENHEIN

ΗMS. 1346 f.; I V 293 /. Rosenhagen, Verf.-lex. I I (1936), 59 /. Der mundartliche Reim not: gät (I 2,3/6) hat (neben ich brinnen : sinnen I 3,1J schon v. d. Hagen auf das Elsaß als Heimat Gaeslis mit seinem alemannischen Namen geführt. In C ist er hinter den Schweizern Ringgenberg, Raprechtsivil, Otto von Turne nachgetragen. Die Burg Ehenheim unweit Straßburg betrachtet man seit Hagen als den Stammsitz des ritterlichen Geschlechtes. Sie wurde 1346 vom Straßburger Bischof Heinrich von Stahleck im Kampf gegen K. Konrad zerstört, ein Schicksal, von dem 1263 auch das darunter befindliche Städtchen Unterehenheim betroffen wurde. Das wappenlose Bild zeigt keine individuellen Züge. Auch seine beiden Lieder haben keine Eigenphysiognomie, sie scheinen vom Einfluß Neifens oder Winterstettens gestreift, doch ist sein Stil bei aller Reimfreudigkeit, die sich im ersten IAede zeigt, wenigflüssig.Auf jüngere Zeit weist die Form an (: -stan, plan I I 1,5/6/7) sowie die reine (stark flektiert: kleine, -eine, beine 1 2 , 1 /2/4/5).

I. Der aus lavier trochäischen Versen gebaute Ton hat folgende Form: A I II Β III

^ 2 a - , * l a - , ^ 3 b ^ | ^ 4 b - | 6c ^ ^ 2 d - , ^ l d - , ^ 3 b * μ 4 b - μ 6c ^ *6α * μ 2ß-, l ß - , * 3α * | * 6α ^

Die Inreime in 3, 8 verlangen wegen der Elision kfieme ich leichtklingende Messung; sie wird damit für alle Verse 1, 4 und 8 erwiesen. Die unebenen Kadenzen in v. 1 und 4 muß man wohl hinnehmen: alle anderen Rhythmisierungen ergeben größere Schwierigkeiten. Einzelnes. 2, 3/6 nöt: gät verrät den Alemannen. 3,2 ir mit ist ausgefallen. 7 daz (für dan C) ist abhängig von sin, das in gleicher Bedeutung auch I I 3,11 gebraucht ist. 9 roeslehte] über die Synkope des e s. zu Anehalt I 1,6.

Π. Viertakter mit iinem Sechstakter zu Beginn des Abgesangs verbinden sich zu diesem Ton: A I II Β III

i6ot

-i 4 a | -i 4a -i | ·£ 4 a ^ | - 4 b i ^ 4 c •» I ·« 4c -i | -i 4 c -i j - 4 b i | " 4 ß * | * 4 ß i | - 4 o i >·

1) Diese, schon vonZoepfl vorgebrachte Vermutung scheint mir weit einleuchtender ale die Meinung, daß der Dichter die Ansicht der Alten teile, oder gar, daß er eich selbst unter dem Waleis gemeint habe, indem er vielleicht welscher Abstammung gewesen sei und nur in Deutschland seine zweite Heimat gefunden hätte, wofür auch sein eigentümlicher Name spräche (i): beides Möglichkeiten, auf die Drescher neben der oben bevorzugten hinweist. — Daß der Spott auf Wolfram ziele, wie Ε Μ er gell S. 89 meint, ist eher denkbar. — Morel' S. 226 verweist betr. des Vlaeminc auf Wackernagel, Afrz. Lieder und Leiche S. 191 und Mhd. Wb. I I I 336 b .

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14. GOES LI VON EHENHEIN

Responsion verkettet die drei Strophen: 1, 5/6/7 understän : plan : an — 2, 10/11/12 gan : dienestman : hän (oder hän ?); 2,4/8 frouwen : schouwen — 3, 4/8 ebenso. 1,3 Das Subjekt er fehlt C. 2,1 da bi überfüllt den Vers. 3 Ein ist als falscher Auftakt zu streichen. 8 glich ist wohl ausgefallen und wol durch vol ersetzt. 3,12 dürrer st. tiurer ist ein grotesker Schreibfehler.

15. G Ö T F R I T V O N N I F E N HMS. I 41-62; I I I 468»; I V 80-83. 207 Anm. 754 f.; Benecke in seinen Beiträgen I I (1832), S. 10—77; Die Lieder G.s von N. hg. von Moriz Hawpt, Leipzig 1851; auf8 neue durchgesehen von Edward Schröder, Berlin 1932; s. dazu ders, Arn. 51, 237; Zs. 67, 128; G. v. N. Neuauegabe seiner Lieder und literarhistorische Abhandlung über seine Stellung in der mhd. Literatur von Cornelia Maria de Jong, Amsterdam 1923 (1 Diplomatischer Abdruck der Gedichte; I I G. und sein Geschlecht in der Geschichte; I I I G.s Stellung in der Literatur; IV Kritischer Text nebst Anmerkungen); dabei Facsimilia von i, k und ρ nebst den ihnen entsprechenden Strophen aus C. Proben geben: Wackernagel, Leseb.2 1, 611-616; O.Schade, Altdeutsches Leseb. 1862, 254-256; LD. X X X V I und XCVIII 83-87; Pfaff, Minnesang 149-152; Maschek, DIÄt. ( X X X . X X X I X . L); Eis (L). Knod, Gustav, G. v. N. und seine Lieder, Diss. Tübingen 1877; s. dazu Strauch, Am. 5, 246 ff.; Zeterling, H., Der Minnesänger G. v. N., Progr. 130, Friedr.-Wilhelm-Gymnasium Posen 1880; Burdach ADB. 23 (1886), 401 ff. ( = RuW* 391 Ms 394); UM, W. Unechtes bei N., Göttinger Beiträge z. deutschen Philologie 4, Paderborn 1888; β. dazu Vogt, ZdfdPh. 24, 247-55; Seemüller Lbl. 1890, 179-82; Muchall, W., Zur Poesie G.s v. N., Diss., Leipz. 1911; Behne, IV., Die Reihenfolge der Lieder G.s v. N., Diss., Göttingen 1912; dazu ders., Zs. 54 (1913), 255 f.; Karg, Verf. Lex. I I (1936), 63/-1). Zur Form besonders: Bartsch, Germ. 12, 129 ff.; G. Müller, Zs. 60, 46 f. [Kühn MW. S. 44-90 und Register.] Biographisches: Stälin, Wirtemberg. Geschichte I I 582-85. 576. 765; O. Richter, G. v. N. als volkstüml. Dichter, N. Lausitzisches Magazin 44 (1868), S. 452—68; Fr. Grimme, Zur Gesch. des Minnesängers G. v. N. und seines Geschlechtes, Progr. Nr. 514, Lyzeum Metz 1894; ders., Die rhein.-schwäbischen Minnesinger, Paderborn 1897, S. 135-57; 277-79; ausführlieh in Kapitel I I bei de Jong. Seine Stellung zu Vorgängern, Zeitgenossen und Späteren: bes. Burdach a. a. O.; Mohr, Das unhöfische Element in der mhd. Lyrik, Diss., Tübingen 1913, S. 82 ff.; Naumann, Dicht, u. Volkst. 36 (1935), S. 27. 29 ff.; Walter, Elise, Verluste S. 55 ff. [Kühn MW.].Neifeninder Ballade vomedelen Moringer: die Ballade bei John Meier, Deutsche Volkslieder mit ihren Melodien I 1 (Berlin 1935j, S. 106 ff.; über sie in jüngerer Zeit ΕSchröder, Zs. 43,184-192; Rostock, Dichterheldensagen, Η ermaea 15 (1925); Hermann Schneider, Festschrift f. Ehrismann S. 121; Bützler, Zs. 75, 180-209. Gottfried entstammte dem schwäbischen Geschlecht2) der freien Herren von Neifen, deren Burg, jetzt Hohenneufen bei Urach, noch in Trümmern erhalten ist. Sein Vater Heinrich I I . 8 ) befand sich unter den ständigen Begleitern des 1) Die Abhandlung von R.Marleyn, 'GvN.s Minnelieder and Ballads' in German Studies presented to Η. G.Fiedler, Oxford 1938 war mir leider nicht erreichbar. 2) Henricus nobilis de Nifen et filii ipsius Henricus et Gotfried in der Urkunde Heinrichs V I I . Wimpfen 1234 u. a. bei Grimme, Die Anordnung S. 56. s) Ein des Französischen kundiger Mann: 'Is Henricus de Nympha de potentioribus et nobilioribus unus est, grammaticam novit et gallicum satis bene' Albert von Beham bei de Jong S. 68 f.

15. GÖTFRIT VON N I F E N

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Königs Friedrich II. und nahm auch an dessen Kreuzzug teil, wie Urkunden mit seinem Namen aus Brundisium (Juni 1228) und Syrien (September 1228) zeigen. Im Oktober 1230 war er mit seinem Bruder wieder in der Heimat. Der Minnesinger, der am Hofe König Heinrichs VII., Friedrichs Sohn, (wie auch sein Vater seit 1230^ lebte, erscheint zuerst in einer Urkunde vom 15. Februar 1234 in Frankfurt, im Mai ist er am königlichen Hoflager zu Wimpfen und 1235 steht er im Kampfe mit dem kaisertreuen Bischof Heinrich von Konstanz auf Seite der um König Heinrich gescharten Schwabenpartei. Im Tal der Erms kam es zur Schlacht, in der Gottfried und sein älterer Bruder Heinrich (III.) gefangen genommen wurden (Juni 1235J1). Damit und mit der Unterwerfung König Heinrichs, der schon 1242 starb, war der Widerstand der Schwaben zu Ende, und so findet man 1236 sämtliche Herren von Neifen in Straßburg beim Kaiser, mit dem sie auch 1237 urkunden. Von da ab freilich erscheinen sie nie mehr in des Kaisers Umgebung, ebensowenig wie in der seines Nachfolgers Konrad IV. Dagegen lassen uns Urkunden, die sich auf private Verhältnisse beziehen, den Dichter noch geraume Zeit verfolgen: 1240 in Ulm, 1241 in einer Urkunde, in der Heinrich II. und seine Söhne ihre Güter zu Burau bei Münsingen im Donaukreis an das Kloster Wald schenken, 1253, da Gottfried und seine Frau Mechtild dem Kloster Maulbronn Wein und Weizen stifteten, sowie gelegentlich einer weiteren Schenkung, und schließlich am 23. April 1255 in einer Urkunde des Klosters Rechenzhofen. Das Wappen in C zeigt drei silberne Jagdhörner mit rotem Bande übereinander sowie zwei solche Hörner auf dem Goldhelm gegeneinander gekrümmt. Es stimmt zur Züricher Wappenrolle, hat aber andere Tinkturen (Wallner, Beitr. 33,494. 497). Gottfried kommt von der Kunst Reimars, Morungens und Walthers her: das ist seit Burdachs ausgezeichneter Charakteristik mehrfach ausgeführt xDorden. Daneben ist er Wolfram etwas, Neidhart stark verpflichtet, dessen parodistischironische Richtung er allerdings nicht mitmacht; man kann eher sagen, daß er von Walthers höfischen Liedern ausgehend hie und da über Neidhart zum Walther der Niederen Minne zurückkehrt, wohl nicht unbeeinfiußt von provenzalischen Pastorellen und Romanzen. Die Vorliebe für häufige Wiederholung bedeutungsvoller Worte stammt wohl von Singenberg3). Seine Nachwirkung ist bedeutend. Vor allem ist Ulrich von Winterstetten von ihm vielfach angeregt, wie schon Burdach und Minor erkannt, de Jong im Einzelnen nachgewiesen hatten1). Ebenso verdanken ihm Walther von Klingen, Konrad von Landegge*), 'DerseU) bischof Heinrich halt ainen krieg mit den edlen herren Hainrichund Godfriden von Niffen, und a. d. 1245 [l. 1235!/ in dem brachatt an sant Albans abent do kam er mit denselben von Niffen zu vechten mit seinen dienern in dem Schtoigerstal und vierig die vorgenannten zwen jryen herren und mit inen wol 40 ritter herren und knecht'. Älteste Konstanzer Chronik bei de Jong S. 80, die S. Q5ff. das ganze urkundliche Material mitteilt. — Edward Schröder, der mit jener Niederlage die dichterische Betätigung Gottfrieds beendet glaubt (Vorr. zur Neuausgabe Haupts S. VIII,), verweist auf K. Weller, Vierteljahrshefte f. Württemberg. Geschichte 4 (1895), 8. 176 ff. und ders., Geschichte des Hauses Hohenlohe I (1904), S. 69. 77. 2) Ich denke an Wiederholungen wie in X X I I 8 Wip, 4. 5 Minne; X X I I I 3 Nu lache, 4 Einmüetic usw. 8) Ich bringe die Belege nach de Jong bei Wintersletten. *) S. auch Kirchner, K. v. Landeck S. 124 ff.

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15. GÖTFRIT VON ΝΠΓΒ1Τ

Altstetten, Steinmar, Brunwart von Augheim, Bruno von Homberg, die Grafen von Toggenburg, von Kirchberg, von Trostberg, von Honberg und Wirdi (Jung 8.44 ff.) allerlei Wendungen, s. zu den einzelnen Liedern. Den Kreta um Heinrich VII., in dem er längere Zeit gestanden hat, haben Burdach und Naumann geschildert1), die auch die Art Νeifens treffend charakterisieren; vgl. auch HSchneider in seiner Literaturgeschichte2 8. 502 /.*). Spätere nennen unseren Dichter namentlich. Der Taler SMS. IV 2, 10#. (16)»): Nu ich hau geleistet ir gebot, nu bin ich aber leider ir spot, lant iuchz erbarmen, herre got. daz min diu schcene niht enwil und si mich eilet also vil, daz ist mir noch ein kindes spil. der Nifer lobt die frouwen sin, ir rceselehtez mündelin: so singent alle ir tugende schiin. Friedrich von Sunnenburg nennt ihn vielleicht einen guoten meister (Zingerle IV 252): Sin kezzelkrüt, sin spisebröt, einen boesen züberwin, Die bringe er für die hunde hin oder aber für diu swin. Wil er von mir han richez lop der sich gen mir also versiht, Des riet mir der von (N)if und andere guote meister niht! 4 ) Hugo von Trimberg rühmt ihn im Benner (Ehrismann 1179 ff.); s. die Stelle bei Botenlauben (S. 360). In einer Erzählung von Maria Η MS. IV 755 (Cpg. 341, Bl. 71 a) ('Der Heller der armen Frau', hg. G.Bosenhagen (DTΜ 17), 1909, Nr. 34) heißt es: Künd ich als der von Nifen den frouwen singen süezen sanc, des sagten si mir billich danc: nu kan ich leider harte kleine; min kunst diu sol doch sin gemeine den frouwen und den gerten die hohen pris ie [l. in] merten. 1 ) Einschränkend dazu E. Walter, Verluste S. 55. 61, die aber noch an den künec als Müveranlasser von Gottfrieds Liedern ( X X X I V 2, 6) glaubt. 2 ) Gegen die Methode, aus der jeweiligen Dichtung auf das Leben der Zeit zu schließen, wie sie Langenbucher übt, genüge es auf Roethe über Oswald von Wolkenstein (Deutsche Reden S. 113J zu verweisen. — *) S. Bartsch, Einl. p. XLVIII f . *) Natürlich wiU der Spruchdichter damit nicht vortäuschen, der Ν eifer sei nebst anderen Meistern sein persönlicher consiliarius gewesen (Walter, Verluste S. 63), sondern riet ist so zu verstehn tote etwa bei Bugge 96, 1 Ein tumber man iu hat Gegeben disen wisen rat u. a. m., s. Mhd.Wb. II 1, 561 a. Aber es ist kaum anzunehmen, daß unser Neifen je etwas Spruchartiges, das gemeint sein müßte, gedichtet habe; diese Nennung muß sich also auf Untergeschobenes beziehen.

15. O Ö T P R I T VON N I F E N

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Wie bei Sonnenburg muß auch in einem Trinklied (Graff, Diutislca I I I 166 J (und Maschek, S. 215, vgl. S. 213) das Ν des Namens ergänzt werden: Quoniam sprach sich einer von yfen lat ewir singen und ewir pfeifen, nach den wurfein sullen gerne greifen manus eijus . . . l ) Der Name wurde also fast sprichwörtlich verwendet (s. TJhland, Schriften I I I 324, Anm. 206; Strauch zu Marner XIV 184 auf S. 22.167 seiner Ausgabe; Uhl S. 73) und es ist anzunehmen, daß eine Zahl von mehr unechten Liedern (ja vielleicht auch von Sprüchen) unter seinem Namen umgelaufen sei, als wir aus der Handschrift G kennen; die Späteren richteten sich, wie bei Neidhart, nach den paar dörperlichen Liedern des Dichters, während aus den Anspielungen des Talers, Trimbergs und der Marienerzahlung die Kenntnis seiner strenghöfischen Dichtung hervorgeht. Die letztere wird auch durch die Einführung unseres Dichters in die Ballade vom edelen Moringer vorausgesetzt; über die bisherigen Ansichten berichtet Bützler, Zs. 75, 180-209, der das Eindringen Neifens in die Erzählung damit erklärt, daß man Morungen für einen Schwaben hielt, weil man an Moringen a/d Donau bei Tuttlingen, nur 40 hm von Konstanz entfernt, dachte, mit dem die He. Β das Wappen gemein hat. Man brauchte also einen Schwaben als Gegenspieler und wählte Neifen, dessen Stammburg nur etwa 80 km von Moringen abliegt und in dessen Familie eine Elisabeth vorkommt, die die 'Moringerin', wohl -nach ihrer Herkunft aus einem Orte Moringen-Moringen, genannt wurde. Zudem war Gottfried den Konstanzern aus seiner Fehde gegen ihren Bischof Heinrich bekannt und hatte als Genösse des lebenslustigen Königs Heinrich VII. sicherlich keinen guten Ruf. Knod, Behne und de Jong halten die Überlieferung in der Handschrift C in der Hauptsache für echt, Behne meint sogar, sie spiegele die Reihenfolge wieder, in der die Lieder entstanden seien, Knod suchte aus ihnen das 'Erlebnis' Gottfrieds abzulesen. Ihnen gegenüber verwarf UM 10 Lieder mit 34 Strophen und 26 Einzelstrophen, also etwa ein Drittel des Gesamtbestandes als unecht. Vielfach war ihm dabei der Verdacht maßgebend, daß der Schreiber, der häufig nach zwei-, drei- und vierstrophigen Liedern Raum für Ergänzungen zur Gewinnung gefünfter Lieder gelassen hat, in andern Fällen solche Ergänzungen schon vorgenommen oder vorgefunden habe, weshalb die genaueste Prüfung besonders den Liedern mit fünf Strophen zuzuwenden sei. Daß dieser Gesichtspunkt irreführt, hat Vogt in seiner Besprechung dargetan. Im Übrigen aber hat UM doch vielfach Bedenken vorgebracM, die eine ernstere Erwägung verdienten als ihnen zuteil geworden ist. Noch weit energischer ist Muchall den Liedern zu Leibe gerückt: dem Neifer bleiben nur 184 Verse, das Übrige ^1644 Verse) verteilt sich auf 6 An- und Nachdichter»), wobei die Lieder XXVII. XXX. XXXIX. XL. XLI. L. LI als unbestimmbar nebst anderen 101 Versen beiseite gelassen sind. Diese Untersuchung ist gänzlich auf die Sprachmelodie der Lieder gegründet, deren Wich') Behne S. 120 nennt noch die Erwähnung in der Erzählung vom Helbling der Witwe, Melker Ha. [R 18/ Nr. 46; ich kann die Stelle nicht nachprüfen . ! ) Β 76 Verse, C 120, D 12β, Ε 354, F 110, G 614.

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Ιδ. GÖTFRIT VON N I F E N

tiglceit dem Verfasser von seinem Lehrer Sievers eindrucksvoll klargemacht worden war. Ihr ist später an Sievers, der inzwischen in seinen schallanalytischen Beobachtungen methodisch fortgeschritten war, der beste Kritiker entstanden, so daß ich es mir erspare, auf sie im Folgenden einzugehn. Dagegen ist auf die Ausscheidungen, die Sievers (Beitr. 56, 205) vorgenommen hat, überall Rücksicht genommen. Ich selbst habe, der Schallanalyse nicht fähig, mich bei meinen Untersuchungen ausschließlich der Mittel bedient, die auch sonst in der höheren Kritik angewendet werden, also ohne jede Rücksicht auf die Strophenzahl oder die behandelten Stoffe, von keiner anderen Voraussetzung ausgehend als der, daß nur Gedichte, die in Form, Gedankenführung und Ausdruck einwandfrei sind, mit Recht den Namen Neifen tragen. Bei der geringen Zahl von Motiven, die unser Dichter in immer wechselnden rhythmischen Gebilden abwandelt, und bei, dem Reichtum an beständig leise wechselnden und dabei im Wesen doch fast gleichbleibenden Formeln, über die er verfügt, können Parallelen eine verschiedene Bedeutung gewinnen: in Liedern, die ohne Anstöße sind, dienen sie als Zeugen für die Echtheit, bei minder gelungenen helfen sie die Annahme der TJnechtheit stützen. Ich habe, damit der Leser sich in jedem einzelnen Falle von allen Gründen überzeugen könne, die mich zu meiner Entscheidung bewogen, die Zitate aus nach meiner Meinung unechten Liedern stets mit einem Stern vor der römischen Zahl versehen. Die Entscheidung ist oft weniger sicher als das bei Dichtern vom Range Reimars oder Walthers möglich ist. Ich habe die unechten Lieder daher, durch eckige Klammern geschieden von den echten, in der Reihe belassen, in der die Handschrift C sie bringt. Wen meine Zuweisungen nicht überzeugen, der wird hoffentlich zum mindesten dem Werturteil, das diese Klammern zum Ausdruck bringen, seine Zustimmung nicht versagen. Meine ohne jede Rücksichtnahme auf die Ergebnisse der Schallanalyse gewonnenen Eindrücke decken sich in sehr weitgehendem Maße mit denen von Sievers, bisweilen auch mit denen von Ohl. Besonders frappant war mir die Art, wie nach meinen eigenen Ergebnissen, die im Wesentlichen denen von Sievers entsprechen, die unechten Lieder und Einzelstrophen sich in der Sammlung verteilen: von I bis IX sind nur in fünf Liedern jeweils einzelne Strophen zugesetzt, dann folgen X bis XVI durchaus echte Lieder, XVII. XIX und eine Zeile von XXIV (4, 5) unterbrechen sporadisch die weitere Reihe echter, X X I X bis X X X I stellen einen kleinen Block unechter dar, dann folgt XXXIV, umgeben von echten, und mit XXXVI bis zum Schluß (LI) reiht sich in ununterbrochener Folge ein Fremdling an den andern. Man gewinnt unwillkürlich den Eindruck, daß dem Sammler ab X X I X ein Heft in die Hände gekommen sei, das fast ausschließlich fremde Lieder enthielt, von denen manche wohl von ein und demselben Verfasser herrühren und die meisten einer 'Schule Neifen' entstammen1), 'Schule' in dem weiten Sinne genommen wie man die Mehrzahl der späteren schwäbisch-schweizerischen Minnesinger als Schüler Neifens bezeichnen kann: ihre glatte Physiognomielosigkeit bildet ihre Physiognomie. 1 ) Gegen die Ansicht Sarans (Hartmann von Aue als Lyriker), daß Neifen Schlußgedicht von Hartmanne Büchlein verfaßt habe, wendet sich de Jong 8. mit guten Gründen. Dagegen bemerkt Brill, Die Schule Neidharts S. 22, daß Neidhart X X X V I I des Refrains und der zierlichen, glatten Art wegen in Sphäre von Neifen und Winterstetten weisen könne.

das 87® Pe.die

15. G Ö T F B I T V O N

NIFBN

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Über Reim- und Klangzahl aller Lieder gibt Heusler § 814 einen Überblick; den Bau ihrer Töne behandelt Günther Müller, Zs. 60, 46 f . Im Übrigen sind all die einzelnen Reimspiele in den oben genannten Abhandlungen, bes. in der Behnes, gesammelt. In der Schreibung der Texte habe ich gegen die Handschrift siä in der Hebung durchgeführt, die zweite Pluralis mit -t (st. mit -nt^ enden lassen1) und das -g- bei meigen, reigen, leigen, zweigen nicht geschrieben: alles wie schon Bartsch, dessen Gründe jeweils an einer Stelle des Vorkommens der betreffenden Fälle unten wiedergegeben sind. Die Formen sendesiecher und sender siecher hat ESchröder stets als sendesiecher geschrieben; ich mache das nicht mit, da auch bei anderen Dichtern der Zeit in C beide Formen miteinander wechseln. I. Die erste Strophe ist mit Bezeichnung von Stimmsprung und Tonbruch in schwäbischer Lautung von Sievers, Beitr. 56, 205 wiedergegeben. Der Ton hat folgenden Bau: A I 3a -i, - l b * | 4c II 4 d ^ 2 ) | - 4 e i3) III 4b | 4c ^ IV 4d -i2) | - 4e ^ Β V - 6α ^ VI 8α |-8a* Bei schärferer Betrachtung des Liedes stößt man auf allerlei Sonderbarkeiten. Da ist zunächst die Frage, wie man die Reimresponsionen beurteilen soll. Ist man möglichst weitherzig, so hat man folgende zu verzeichnen: 1, 1/11 din (Inreim) : schin — 5, 4/8 sin : min; 1, 1/5 gewalt: wait — 2, 4/8 gewalt: alt; dazu käme in 3, 1/5 gar : bar — 5, 3/7 gar : klär. Aber hier erhebt sich schon der Zweifel: will man dem gar in 6 die Länge wie in Gottfrieds Tristan (Zwierzina, Zs. 44, 4 ) zuerkennen, um den unreinen Reim zu ebnen, dann wäre das gar in 3 entweder ein unreiner Reim oder man müßte eine Doppelform gar und gär in einem Liede annehmen; die Responsion aber wäre auf alle Fälle eine bloße Assonanz. Auch spricht gegen gär mit Länge ebenso wie gegen den Reim des kurzen gar mit klär der Umstand, daß solche Reime unter Neifens Namen ganz vereinzelt dastehn: was bei der Häufigkeit der Bindungen, in denen die beiden -ar reinlich geschieden sind, unmöglich Zufall sein kann4). Sehr Außer in den Liedern der Niederen Minne. ) In 5 hat dieser Vers Auftakt. 3 ) In 4, 4 uberliefert C (nebst dem vorhergehndenVers): Daz ich der vil guoten bin Mit staete h o l t an allen wane. Hawpt streicht resolut das überfüllende Wort holt; dadurch entsteht aber eine Wendung, die kaum, mittelhochdeutsch ist: ich bin einem stsete mite kann man wohl sagen, doch kann mit hier nur die Präposition, nicht das Präpositionalverb sein. Natürlicher scheint es mir, das unentbehrliche holt an die Stelle des belanglosen vil im vorhergehnden Vers zu setzen, zumal der v i l guoten kurz vorher (3, 9) gestanden hatte, dem Schreiber also hier leicht in die Feder geflossen sein konnte: diu guote wird sie ja sonst kurzweg genannt (2, 10; 8, 5). Die Verpflanzung eines Wortes in den Nachbarvers hat ihr Gegenstück an der schon von Haupt gebesserten Stelle 2, 5 f . Zu holt mit s t e t e an allen wane vgl. bei Walther 89, 15 Ob du mir sist m i t triuwen stsete sunder wane. * ) - ä r : - ä r V 8 ; V i l l i ; XV 4; X V I 5 ; X V I I I 3 ; X X I V 1 ; X X V 4; X X X I I 8 und 4. Anderseits -är : -är VIII 3; » X X X I 2; *XLVI 8. 2

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unsicher bleibt auch, ob man als beabsichtigte grammatische Reimresponsionen die weiteren Bindungen ansehen darf: läze (4,10) ~ — län (5,1) und sint (Inreim 3,1J sin (5,4) oder gar bin (4k, 3 ) . Will man in alledem Absicht erkennen, so bleibt der Eindruck, daß die Responsion in außerordentlich schülerhafter Weise erzielt ist; wahrscheinlicher aber ist, daß hier der Zufall gewaltet hat. Eine Betrachtung des Inhalts und der Form führt auf andere Bedenken. Da ist vor allem die vielbesprochene Stelle 4, 9 ff. Man begreift nicht, wie der Dichter in einem IAede, das durchaus höfischen Charakter trägt, von seiner frouwen, die er diu vil here nennt (6,1), rühmend sagen kann: Si kan dehsen swingen in der maze Unde wil behüeten daz si niht bestieben läze Ir roten munt (was, freilich sehr ungenau ausgedrückt, doch wohl sagen will, daß sie sich nicht küssen läßt). Der Ausweg, den Hagen und Knod (S. 16 f.) gesucht haben, die meinten, das Flachsspinnen sei auch von freien und reichen Frauen und Töchtern geübt worden, ist ungangbar, denn diese Tätigkeit hat immer als eine niedrige gegolten, die den Unfreien zugewiesen war, wie Strauch (Anz. 5, 249 f.) unter Hinweis auf Uhland (Sehr. VIII 468 ff.) betont hat. Aber selbst, wenn das nicht der Fall wäre, bliebe es grotesk, daß ein Dichter, der ein Dichter ist, von seiner Angebeteten in einem Liebeslied ihre Kunst in der Behandlung des Flachses als besonderen Vorzug rühmte: warum dann nicht lieber gleich das Kochen, das für ihn doch weit mehr praktische Bedeutung hättet Ob man das Lied nun der hohen Minne zuweist, wie Knod das tut, oder der niederen (Strauch), man kommt nicht darum herum: im ersten Fall wirbet der Verfasser mit den anstößigen Versen ze nidere, im zweiten mit allen übrigen ze hohe. Die sonstigen Lieder, in denen dergleichen begegnet, trifft zum Teil derselbe Vorwurf (*II 5; »XXIV 4, 5); dagegen lassen *XVII, *XXX und *XLI keinen Zweifel über die Adressatin. Man hat also wohl nur die Wahl, jene drei Verse als einen unechten Zusatz zu erklären, wie das (nicht wegen ihres Inhalts, sondern wegen ihres Toncharakters) Sievers (56, 205) getan hat, oder zu untersuchen, ob derselbe Stümper sich nicht auch an anderen Stellen verrät. Nun hat schon UM (S.7i) zwar nicht an diesen Versen, aber an der ScMußstrophe mit guten Gründen Anstoß genommen: er bemängelt den besprochenen unreinen Reim gar : klär, die schlechte Betonung daz 6z werd έΐη gemeinez spil (nebst dem ungeschickten Ausdruck gemeinez spil, der in der Tat eine unglückliche Mischung der sonst üblichen Wendungen geteiltez s p i l und minne sol sin g e m e i n e bildet1), und die Fehler gegen den Auftakt in den Versen 3, 7 und 9 2 ). Auch der Inhalt hat von Uhl berechtigte Kritik erfahren. So wirkt nach dem Schluß der vorhergehnden Strophe das 'hochtrabende' sterben unpassend, steht zudem in Widerspruch zu dem vil dicke höchgemuot, Uhl verweist für sie auf Wilmanns zu Waith. 51, θ und Strauch zu Marner X V 345. i ) Zeterling will sie beseitigen, indem er v. 3 aller slahte schulde bar liest, was aber unsprachgemäß ist, da es dann barn heißen müßte (Uhl), auch bar in einer sonderbaren Verbindung zeigen würde; ν. 6 will er liehten st. wol ständen setzen und v. 9 Frou vor Minne ergänzen, welch letzteres Schröder in Haupts Text aufgenommen, später (Anz. 51,237^ aber wieder aufgegeben hat mit der freilich irrigen Begründung, daß der Dichter dieses Wort nie vorsetze, wenn er die Minne duze (doch β. V 1, 8; X V 4, 7; X X I 2,7; XLV 2 , 1 2 ) . Aber die Verstöße sind wohl eher den sonstigen Mängeln des Verfassers zuzuzählen.

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zwei Zeilen vorher; trfiric sin und in Borgen stan ist dasselbe und besagt zu wenig, wenn der Verfasser vorher seinen Tod ins Auge gefaßt hat; der Ausdruck gewerben wirkt umständlich vor dem folgenden Satz, und die Klage und Bitte an die Minne ist nur eine Variation des Inhalts der vorhergehnden Strophe. Wenn man also die ganze Strophe verurirft, hilft man dem Namen Neifens statt ihn zu schmälern. Schreitet man von dieser Strophe zurück zur dritten, so gewinnt man nicht viel bessere Eindrücke. Sprachlich fällt das an sich bei den Liederdichtern allerdings beliebte ho (Schröder GGN. 1918, 378 ff.; Behaghel, Beitr. 44, 341, Sievers f . Braune S. 154 Anm.J insofern auf, als es in der Neifensammlung vereinzelt dasteht, obwohl Reime auf -o nicht selten sind (VI 2; VIII 2; XVI 4; • X I X 1; *XLIX 1 und 2). Inhaltlich fällt der jähe Sprung von der Bitte an die Geliebte, mit der die vorhergehende Strophe schließt, zur Sonderung der ganzen Frauenwelt in reine und valsche auf; nicht minder die sonderbaren Begründungen im Folgenden: des Verfassers herze ist frö, weil die Reinen von den Falschen geschieden sind1); die Geliebte ist valsches bar: deshalb sind ihm die Falschen (der vil valschen lip eine unglückliche Umschreibung aus Reimzwang!) verhaßt; sodann: er wäre froh, wenn ihm der vil guoten e i n i u Freude brächte: wie ungeschickt wirkt die sonst so gerne gebrauchte verhüllende Bezeichnung für die Geliebte an dieser Stelle, wo es nichts mehr zu verhüllen gibt, da sie schon vorher als die iine genannt war; und schließlich die Unklarheit des wes in v. (C was) und des ez in v. 11, die einen Kommentar erfordert2). Auch verträgt sich der Gedanke Min herze s t ü e n d e h o , Ob mir der vil guoten einiu braehte Mit ir güete h o h e n m u o t schlecht mit dem Schluß der folgenden Strophe, vxmach der Mund der Geliebten ihn schon in der Gegenwart vil dicke m a c h e t h ö c h g e m u o t . Die ersten beiden Strophen haben weniger Mängel. In der ersten ist der Anschluß von 5 f . an 7 f . ungeschickt: wenn der Verfasser schon gesagt hat, daß er um den Sang der Vögel trauere, so klappt die Bemerkung D a r zuo hat vil gröze nöt Diu liebe nahtegal nach wie ein Postscriptum. Ebenso sind v. 7 ff. in der zweiten Strophe nicht geglückt. Man sieht nicht recht wie es der Herrin gelingen soll, es zu erwenden, daß er in sorgen alt w o r d e n ist. Der Gedanke ist dabei klärlich derselbe, der in X X I 2 , 4 ff. einen verständigen Ausdruck gefunden hat: Waer min sanc erklungen Ir, so miieste ich w i d e r j u n g e n ; Sus b i n ich in s o r g e n w o r d e n a l t . Man beachte auch den wörtlichen Anklang des letzten Verses, wie auch die Zeile 9 der Strophe 1 auffallend erinnert an VIII 1 , 5 W a z k l a g e ich t u m b e r v o g e l s a n c ? und an X X X I I I 1 , 1 Nü k l a g ich der kleinen v o g e l swaere 3 ). An sich ist das kein Beweis gegen Neifens Autorschaft. Ein Dichter wie unserer verfügt über einen reichen Vorrat von Formeln, die er in der mannig1 ) Die Anknüpfung von der d i e t . . . d a z da heizent valschiu wip ist hart; andere Beispiele bei Boethe zu Reinm. v. Zw. 90, 10. 2 ) Burdach, BuW., S. 30 Anm.: die Stelle meint nicht die Unsterblichkeit des Dichters durch das Fortleben seiner Lieder; sie enthält den Oedanken nur scheinbar, 'in Wirklichkeit ist vielmehr die Unsterblichkeit der Frau gemeint, die sie nach des Dichters Meinung durch seine Lieder erlangen werde, wenn sie ihm hold sei'. Vgl. etwa Walther 73, 16 Ir leben hat mins lebennes 6re: stirbe ab ich, sd ist ei t6t. ') Zahlreiche Parallelen für ähnliche Ablehnung solcher Klagen bei ESchmidt, BuB., S. 95 f .

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15. G Ö T F R I T V O N N I F E N

jachsten Weise durcheinander schüttelt wie die Teilchen eines Kaleidoskops; seine Kunst beruht darin, damit ansprechende, durch ihre Anordnung kunstvoll wirkende Bilder zu schaffen. Daher sind Parallelen wie die eben angeführten einem Januskopf vergleichbar: sie blicken bald rückwärts auf den Dichter selbst, bald vorwärts auf seine Nachahmer. Entscheidung kann da nur die Güte des Liedes selbst bringen. Unter diesem Gesichtspunkt sind all die Parallelen, die ich zu diesem Liede wie zu den Übrigen bringe, zu beurteilen: so ist der scheinbare Widerspruch zu erklären, daß Reminiszenzen bald dazu dienen, die Annahme der Echtheit zu stützen und bald die der Unechtheit. Für die vorliegenden beiden Strophen ist die Entscheidung schwierig. Aber da das Lied an der Spitze der ganzen Sammlung steht, ist es wahrscheinlich, daß es Strophen enthält, die Neifens Namen mit Recht tragen, und daß in einer Zeit, da gedritte und gefünfte Lieder erwartet wurden, Lieder, die zu kurz schienen, durch Zusatzstrophen auf das gewünschte Maß gebracht wurden. Insoferne hat Ohl, so maßlos er auch diese These übertrieben hat und so häufig er auch in der Beurteilung einzelner Stellen geirrt hat, doch grundsätzlich mehr Recht gehabt als seine Kritiker ihm zugestanden haben. Ich möchte also die Strophen 1 und 2 trotz mancher Bedenken für echt halten, zumal die Betrachtung des nächsten Liedes bei ähnlichen Verhältnissen zu gleichem Schluß führt. Ob echte Strophen verloren gegangen sind, bleibt dabei offen; ich halte es aber immerhin für wahrscheinlich, wenn auch die letzten Verse auf den Anfang zurückgreifen. Einzelnes. I I ff. vgl. X X I I I 1, 1 ff. Nu siht man aber die h e i d e v a l , Nu siht man valwen grüenen wait, Nu hcert man niht der kleinen v o g e l s i n g e n . . . Die n a h t e g a l die wil der winter t w i n g e n . X X I I 1 , 1 ff. Heide und ouwe stuont mit blüete . . . D i e s i n t n u beide w o r d e n v a l . Dar zuo wil der winter t w i n g e n Kleiner v o g e l süezes s i n g e n ; XXV 1, 3 Diu i s t w o r d e n val 1 ). 5 s. X X X 1, 8 Dar zuo k l a g ich d e n w a i t . 5 l. J o ? 7 s. V I I I 1, 4 Des lident aber diu kleinen vogellin v i l g r ö z e nöt2). 8 Diu liebe nahtegal; Parallelen bei ESchmidt, RuR., S. 83. 2, 4 s. X X 1, 4 D e r h ä n t si g e w a l t ; X X I 2, 3 diu min h a t g e w a l t . 5 Sist Muchall. 7 s. X X I I I 3, 10 I c h s e n d e r m a n ; *XXXVIII 3, 10 mich vil senden man. 9 s. *XLIV 1, 5 d i u liebe k i u s c h e ; *XLV 2, 9. 11 belangen Benecke. - süezebernden als Kompositum wie fröidebernden I I 1, 1; X X I 1 , 9 und wunnebernde(n) X I I I 1 , 2 ; X X X I I 2 , 9 (Edward Schröder, Zs. 67, 128). [3] Sonstige Beispiele für solche Strophen, in denen die Vorzüge des weiblichen Geschlechts gepriesen werden, bei Kirchner, Landeck, S. 1021. 4 Dest Haupt, Des ist Schröder mit Zeterling, s. Zs. 67, 128. [4] 1 Frouwe Benecke, Haupt. - s. XVI 4, 7 Herzen triit, n u t u o t so wol; X I 1, 7. 2 s. VII 2, 6 D e s l ä t m i c h g e n i e z e n (Knod). 8 vgl. Benecke zu Iw. 6203. 10 si erg. Hagen. [5], 3 s. X X I 4, 8 G a r a n a l l e mine s c h u l d e . 5 s. X X V I I I 2, 8 i n s e n d e n s o r g e n s t ä n (Knod). 7 'fröhliche Augen', s. MFU., S. 83; ebenso X X I I I 4, 3. 11 Ob mir diu liebe wil teilen ir minne spil Winterstetten Leich I I 55. 1 ) Behne (S. IQ) verweist auf Waith. 39, 2 Heide unde wait s i n t beidiu n u v a l ; Pe.-Rugge 99, 30 Heide und . . . wait D i u s i n t nu beide w o r d e n v a l . 2 ) Pa.-Reimar 183, 36 Des hat diu nahtegal ir nöt (wol überwunden), Behne S. 86.

15. G Ö T F R I T V O N

NIFEN

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Π. Der Ton hat folgenden Bau: A I = II 6a ^ | 6b - : | Β III 4α·< |-6αί Daß die von C am Schluß nachgetragene Strophe mit ik an die dritte Stelle gehört, hat Haupt richtig erkannt: das zeigen die Capfinidos: 1,7 min kumber wird in 2, 1 mit kumber min aufgenommen, 2, 7 (an ir einer al min fröide stät) kehrt variiert in 3, 1 f . wieder (Sit an miner frouwen . . . al min leben lit), der Schluß der Strophe (Nu bint die guoten oder mich enbint) erfährt seine Fortführung im Beginn der nächsten (Sit ich gebunden mit den banden). Hier bricht das Spiel ab. Vogt, der dies gegenüber Ohl mit Recht ins Feld geführt hat (ZsfdPhil. 24, 250), sucht die Isolierung dieser fünften Strophe damit zu erklären, daß sie einen selbständigen Schlußsatz bilde, dessen Eingang ausdrücklich auf alle vorangegangenen zusammenfassend zurückweise. Damit ist aber nicht erklärt, daß gerade in dieser Strophe der Vers Si kan beidiu dehsen unde swingen, dessen Inhalt vollkommen dem höfischen Charakter aller übrigen Strophen widerspricht, mit beinahe wörtlichem Anklang an 4, 9 des vorhergehnden Liedes (Si kan dehsen swingen in der mäze) wiederkehrt, wo er, wie oben gezeigt wurde, zum sonstigen Inhalt ebensowenig paßt und die gleichen Zweifel hervorgerufen hat, ob man das Lied zu denen der niederen oder der hohen Minne zu stellen habe. Dazu kommt, daß, da 10 C als Nachtrag des Schreibers fälschlich an den Schluß des Ganzen gesetzt ist, die Strophe 9 C nach der ursprünglichen Reihung die letzte Strophe des Liedes gewesen ist, was den Verdacht, daß in 10 G ein Anhängsel von fremder Hand vorliegt, verstärkt. Der Inhalt und Aufdruck hat nichts Originelles: Die ersten beiden Zeilen erinnern an *IX 5 , 1 I c h hän" minnenclich g e s u n g e n D e r vil l i e b e n und der Minne; das Lob der Kunstfertigkeit im dehsen unde swingen platzt womöglich noch unvermittelter herein als in *I 4, 9, die Abhängigkeit des daz-Satzes von erlän wirkt schwerfällig, der Übergang von der dritten Person zur direkten Anrede (ir-nu tuo) ist ungeschickt, das Duzen gegenüber dem Ihrzen in der vorhergehnden Strophe nicht minder, kurzum ich halte diese Strophe, deren dritten und vierten Vers schon Sievers (56, 205) für unecht erklärt hat, als Ganzes für einen Zusatz, der von demselben herrührt, der auch das erste Lied um drei Strophen verlängert hat. Seine Absicht war wohl, den Liedern durch das dehsen unde swingen den Anschein von Liedern der niederen Minne zu geben, die sie Walthers Gedichten dieser Art ähnlich machen sollten1). Die Anregung dazu mag ihm von Liedern wie *XLI oder *XXXIX [?] gekommen sein, wo die Umworbene mit swingen und dehsen bzw. nur mit swingen beschäftigt ist. Einzelnes. 1, 1 ist wohl von Neidh. 85, 6 übernommen: Owe, lieber s u m e r , diner süeze ( f r ö i d e Cc) b e r n d e n w u n n e . 4 Gegen des wunnecl i c h e n m e i g e n zit Klingen 5, 9 (Knod S. 31 f.). 2, 7 Parallelen bei Roethe, RvZw. zu 29, 4. 3 , 1 f . s. ESchmidt, RuR., S. 87. 4 Got eine müeze scheiden noch den strit Hausen 47, 16 (Knod). 6 sinne (C) st. minne(n) (ik) ist besser, zumal Minne unmittelbar vorhergeht; vgl. Ob ich sinnic wsere X X 4, 10. Wenn Konradin I I 3, 7 sagt: Jchn weiz niht frou, waz 1

) Bei Neidhart

spielen diese Beschäftigungen

kaum eine Rolle: nur 47, 1 heißt

es: Die begreif ich da si flahs ir meisterinne swanc . . . 'lat mich swingen'.

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15. GÖTFRIT VON NTFEN

m i n n e eint: Mich lät diu liebe sere engelten Daz ich der järe b i n ein k i n t , hat ihm unsere Stelle im Ohr gelegen. 7 Uhl hat diese ganze Strophe hauptsächlich wegen dieser 'Grobheit' verworfen1). Allerdings erklärt der Dichter einer unechten Strophe in IX 6, 7 (s.u. zu I X / · Da von wil ich singen lan Unde wil mich von ir scheiden. Aber warum soll nicht auch Neifen selbst tine Andere vor ihm einen solchen Wunsch geäußert haben ? [5], 7 sorgen fri auch X I I I 2, 8; XVI 1,10; X X I I 2 , 9 ; *L 2, 6. ΙΠ. Das Lied hat folgenden Ton: A I = 111 4aI I = IV 4c BV 4aVI 4 a - | 4 a -

| 4b| 4d ^ : | | 4(3 j| 4ß

'Nur die Reimstellung abcd hebt die paarige Anlage (des Aufgesanges) auf' Heusler §767. Die Oleichklänge r o t : tot 1,4/8 und t o t : röt 3,10/13 sind wohl ebenso unbeabsichtigt wie die Abwandlungen mere 1, 9 me 5,13 und munt 2, 10 ~ — munde 4 , 1 ; desgleichen der Anfang der Strophen 4 und 6 mit Ich (Behne S.202). Uhl hat die Strophe 6 in ihrer Gänze verworfen, Sievers 56, 205 nur die Verse 3, 7 und 10-13 dieser Strophe. Die schallanalytischen Eindrücke vermag ich nicht nachzuempfinden, die auf Inhalt und Form beruhenden Ohls scheinen mir durch eine Analyse des ganzen Liedes gegenstandslos: was er als 'letzten Orund' für seine Atethese anführt, war in Wirklichkeit wohl sein Ausgangspunkt: daß sich zwischen diesem Liede und dem folgenden kein leerer Raum in C befindet. Neifen empfiehlt angesichts des nahenden Mais aller Welt fröide und verurteilt alle, die die Gesellschaft zum trüren bringen, zumal sie ohnehin im Zustand der Trauer ist. Seiner Aufforderung So suln wir m i t f r ö i d e n s i n g e n vermag er aber selbst nicht nachzukommen, solange die fröide von den Frauen ihm nicht zuteil wird: sende swaere, sendiu leit können sie verscheuchen, aber daß ihm die s o r g e swinde, daß er von den s o r g e n befreit werde und er f r ö i d e finde, dazu bedarf es des Lächelns der Geliebten. Und hiefür erbittet er den Beistand reiner wibe, denn das grausame Wort hinnan für hat ihn in den fröiden (des Mais) fröiden äne gemacht, es ließ seine fröide schwinden, er ist an fröiden tot 2 ), wenn ihr roter Mund nicht alles ändert. Nach einem Preise des Lächelns dieses Mundes wendet er sich an die Minne, sie möge bewirken, daß die Geliebte ihr ihre Macht zugestehen müsse, wenn sie wolle, daß ihm sorge schwinde. Denn er muß wohl mit gutem Grunde sorgen, wie ihm die Geliebte seine swaere verscheuche. Die sorge will von ihm nicht weichen. Das klagt er der Minne, daß die Holde ihm freundliche Worte und Huld versagte; das ist der Schmerz seines Herzens. War's nur seine eigene Schuld (statt die der Minne und der Geliebten), dann würde er nimmermehr Idagen (sondern mit fröiden singen, 1 ) Seine sonstigen Beanstandungen ließen sich leicht entkräften und beruhen zum Teil auf der schon oben widerlegten Annahme, daß C die richtige Strophenfolge Mete. *) Parallelen zu diesem sechsmaligen fröide bei Roethe, RvZw., S. 304.

15. G Ö T F R I T VON N I F E N

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wie er es angesichts des nahenden Mais im Eingang des Liedes als Pflicht empfand). Das Oanze ist also eine Entschuldigung, daß er ein klageliet statteines hügeliedes singt: hr ist dafür nicht verantwortlich; läge es an ihm, er würde es an fröide nicht fehlen lassen, aber jene beiden sind daran schuld. Streicht man die letzte Strophe, so bringt man das Lied um das Ziel, auf das es von allem Anfang an unverrückt durch das Oanze hin zustrebte. Mein Text weicht von dem bei Haupt-Schröder an einigen Stellen ab. 1, 2 schreibe ich Meien (und so überall in den echten Liedern); denn wie Bartsch zu LD. XXXVI 208 gesehen hat, verlangt das Reimgebäude im Liede VII die Sonderung von meien : leien und eigen : erzeigen. 2, 5 ß. scheint mir bei Haupt unverständlich: im Satze Swä ein man sin liep siht tougen unde minneclichen grüezen muß ein man Subjekt sein, im beigeordneten Satze aber müßte es Objekt sein, man verlangte also ein in, das jedoch fehlt; auch ist die Konstruktion: er sieht sein Lieb heimlich und liebenswürdig grüßen, sonderbar, zumal siht an gleich darauf folgt, wo siht eine andere Bedeutung hat. Ich schreibe also: Swä ein man sin liep siht tougen (heimlich aufsucht) Und m i t minneclichem grüezen In daz lachelich siht an. Die Fehler sind leicht verständlich: mit ist vor mi- ausgefallen, -lichem und -liehen waren für den alemannischen Schreiber gleichbedeutend und in de wurde zu unde verlesen. Das zweite siht für sich stammt schon von Benecke; minneclichez lachen unde grüezen sind auch * XLVII 4, 2, vielleicht in Nachahmung unserer Stelle, miteinander verbunden. 3, 5 Den Satz Ob m i c h daz durch niht enmüete weiß ich nirgends unterzubringen. Wenn man iueh st. mich setzt, so paßt er gut zu der Aufforderung an die wip: laßt mich euch erbarmen, wenn euch das auch um nichts anderes willen kränken sollte, als daß man mich in dieser Freudenzeit freudenarm sieht (und also Icein frohes Lied von mir hört). Er verlangt also keineswegs Mitleid mit seinem Los, sondern nur, daß die Frauen den Schaden erwägen, der ihnen durch den Entgang eines heiteren Liedes erwächst. 8 ich Hagen. 9 Der rührende Reim wendet: wendet (: 12) ist ganz unerhört. Uberall sonst, von den evidenten Schreibfehlern IV 4, 4 (l. gelinge st. gedinge C), *XXIX 1 , 1 (l. blüete st. güete C) und *XXIX 5, 7 (l. töt st. rot C, von Haupt im Apparat nicht angemerkt) und besonderen Fällen abgesehen, sind gleichlautende Reimwörter stets durch Bedeutung oder Funktion oder durch beides von einander unterschieden1). Die erklärlichen Ausnahmen sind im IAedeXXVII, wo es galt sechs gleiche Reime zu finden und der Dichter daher öfter den Reimen nur wechselnde Silben voranstellte (saeldebaere : fröidebaere; gescheiden : scheiden) und in dem kunstlosen Lied vom falschen Pilger (*XL), wo pilgerin : pilgerin (neben pilgerins in der zweiten Strophe!) jeden Oedanken an Neifen verscheucht, s. zu diesem Liede. Ebenso ist gegen Neifens Art *XXXIV 5, 2/6 mit dem doppelten Versschluß: daz ist ') Da die Liste dieser rührenden Reime bei Behne S. 55 sehr unvollständig ist, gebe ich die Beispiele unter Nennung des ersten der betreffenden Wörter: V 1 , 1 (Inreim) Walt; 2, 1 Bar (ebenso); *3, 1 Bant (ebenso); 4, 1 Lös (ebenso); *5,1 Wer (ebenso); 2, β wunden; 4, β senden; *VI 8, 1 beliben; X I V 2, 3 erwinden; 8, 12 wunden; 4, 2 beliben; 5, 6 waere; XVI 2, 1 saeldebaere; X X 1, 2 wait; 2, β gedingen; 2,3 ringen; 8,3 wunden (erwunden, underwunden, wunden); 4,1 swaere; 3 baere (enbaere, fröidebaere, beere); X X I 4 underwunde; X X X I I (massenhaft Inreim: Endreim); X X X I I I 2, 2 senden; * X X X V I I 2, 3 beliben; »XLVIII 8, 7 underwunden.

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15. GÖTFRIT VON NIFBN

mis herzen klage s. zu diesem Liede. Es ist also klar, daß an unserer Stelle ein Schreibfehler der Handschrift vorliegt, der leicht behoben ist, wenn man swendet st. wendet schreibt, wie ja auch sorge und trüren swenden in den Liedern XIV 3, 7, XXII 4, 4 und *XXIX 4,1 vorkommt. Den gleichen Fehler im gleichen Liede 1,11 hat bereits Haupt durch lere (st. mere C) glücklich gebessert. 4,9.10 sie schreibe ich stets in Hebung, da, wie Bartsch (zu LD. XXXVI 20) schon angemerkt hat, sie : nie XIV 4,16 gereimt ist. 5, 3 Haupt hat den Auftakt, den G bietet, belassen. Aber es wäre der einzige in 65 Versen; näher als Schröders Änderung (Nach der ich in g l ü e t e brinne1) bleibt Zeterlings Vorschlag (Nach der zaller zit ich brinne) der Überlieferung; auch empfiehlt sich zaller zit als Vorläufer von Beidiu äbent und den morgen; vgl. XX 4,17 Sit daz ich brinne Nach liebe zaller s t u n t . Das zaller zit ist zudem sinnvoll: es meint, auch in der schönen Zeit, die den Menschen fröide bringt. 7 Statt der süezen Minne (Haupt mit G) ist, da die Minne schon in 4, 9 als Minne und in 12 gar als süeziu Minne direkt angeredet war, sicherlich auch hier dir, süeziu Minne zu lesen. 13 ichz schreibt G mit naheliegendem Bezug auf das vorhergegangene Daz klag ich (v.l). Das Ganze läuft aber auf eine Begründung hinaus, warum er klagt, statt an der fröide teilzunehmen und sie mit seinem Liede zu mehren, und so ist es wirkungsvoller, wenn er zum Schlüsse beteuert, aus eigener Schuld sei es nicht, daß er klage, als wenn er sagen würde, wenn ich aus eigener Schuld ihre Huld verloren hätte, würde ich das nickt beklagen: das wäre mehr als unhöfisch! Einzelnes. 3,10 in (an) fröiden tot *XXIX 5, 7; XXXVI1,7; Klingen 1,14 (Knod S. 31 f.). 4, 2 lache . . . lacheliche IV 3, 9; XXIII 3, 3. 4, 5 s. X X V I I I 1 , 3 ; »XLIII1, 3; *XLV 2,7 (Knod): die Wendung hat den Nachahmern gefallen. 5, 5 = XXXV 2, 5. 6 vgl. X 1,7 Also muoz ouch mir min fröide entwichen; *XXXIII 3,4 daz mir leit entwiche. 9 f. Morungen 123, 29 Wie stet miner frouwen daz, Daz s i . . . v e r s a g i t e mir ir hulde; 124, 3 ich verdiene ir werden gruoz (im gleichen Liede). IV. Der Ton ist eindeutig*): A I = I I 4a »· | 4b | 8c * : | Β III 6α ι | 8a ι | 8c f Die fünf Strophen sind auf verschiedene Art mit einander verbunden: 1 mit 4 durch die Worte: Tröste mich ein roter munt - Daz mich troeste ein röter munt; 2, 3/6/9 durch den Endreim mit 6,3/6/9: sin : schin : din — schin : ein: pin 3 ); 2, 7/8 und 3,1/4 durch grammatische Bindungen: lachen : machen lache: mache. *) S. Minne, in d t n e r glüete ich brinne X V I 4, 2; Daz ichsö gar in d i n e r glüete brinne X X X I I I 1 , 6 hat Schröder dabei sichtlich vorgeschwebt. Aber daß es die Glut der Minne ist, in der der Dichter brennt, vermißt man bei obiger Änderung: dadurch schafft sie einen Pleonasmus. *) Wackemagd allerdings faßte die Verse 1, 2 sowie 4, 5 zu je einer Langzeile zusammen. ») Giske 233.

16. GÖTFRIT VON NIFEN

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Schon dies spricht dagegen, daß Strophe 6 von fremder Hand stamme (Uhl S. 85 f.)1). Dazu kommt, daß das ganze Lied auf diese Strophe hinarbeitet. Sein Orundthema ist durch das Wort fröide gegeben, das sich als Leitton durch alle Strophen hindurchzieht: so wie den Blumen, Vögeln und der übrigen Natur an ir fröiden wol gelungen ist, so könnte auch dem Dichter in seinen fröiden neue Jugend erblühen. Als er erfuhr, er sollte in fröiden frcelich sein, da war er fröidebsere; als er wähnte, ihr roter Mund würde ihm ins Herz hinein lächeln, da war ihm sorge fremd: so weiß die Minne Wunder an ihnen beiden zu wirken (an ihm als Sorgenverscheucherin, an ihr, indem sie ihrem Lächeln solchen Beiz und Zauber verleiht). Daher ruft er den roten Mund an, daß er mit seinem Lächeln seine sorge, sein sendez leit vertreiben und ihm fröide und ein fröez Herz schenken möge. Was brauchte er sonst (um froh zu sein), als das Lächeln dieses Mundes ? Schon die bloße Hoffnung, daß ihn trceste ein roter munt, deren Erfüllung ihn nach der Eingangsstrophe an seinen fröiden wider jungen ließe, fröit ihn so manche Zeit. Würde sie sich in Erfüllung (gelinge) wandeln, ihm könnte auf Erden nichts besseres werden. So möge der rote Mund, dem nur Gott, der in fröiden war, als er ihn so ebenmäßig schuf, so herrliche Röte verleihen konnte, ihm aus seinen Liebesnöten helfen. Wenn ihm die Geliebte diese sende sorge lindern wollte, so würde er gerne den Sang der Vögel und den Glanz der Blumen dahingehen (deren Preis die erste Strophe verkündet hat); und wenn sie ihm nach deren Lehre*) fröide brächte, dann wäre sein trüren dahin und er würde in fröiden sein. Daß das geschehe, darum fleht er die helferiche Minne an, deren Wunder und Macht er schon in der zweiten Strophe geschildert und anerkannt hat. Das Ganze ist aus iinem Guß. Ein paar Schäden, welche die (aus schlechterer Quelle nachgetragene) Strophe 5 erlitten hat, können diesen Eindruck nicht ändern. Der Auftakt in ν Λ ist schon durch das sinnlose miner disqualifiziert und verschwindet von selbst, wenn man das sinnvolle ir an seine Stelle setzt. Die Beseitigung seines Genossen im vorhergehnden Vers durch Streichung des der vor vogel ist keine Gewalttat, da das artikellose vogel sanc (singen) beliebt ist (z.B. VI 1,1; XI 1, 2; XII 1, 5; XIV 1, 6 ) und der Artikel vor dem ersten zweier mit und verbundener Glieder bekanntlich nicht selten fehlt; 8. in der Neifensammlung ζ. B. Heide und ouch die bluomen rot 1 1 , 3 ; bluomen und der vogel sanc *XLII 1, 2; vgl. auch vogel sanc . . . die bluomen *XLV 1, 8/10. - Der Vers 6 mit dem unschön nachhinkenden mir im Eingang fordert schon deshalb eine Änderung, weil er um einen Takt zu viel hat; da der Vers 4 das gleichfalls überfüllende miner (st. ir) enthält, so hat man wohl das Recht, die ganze Stelle 4-6 als entgleist zu betrachten, statt an ein Und mit bedingender Bedeutung zu denken (s. Haupt z. St.), das ohne sicheres Bei*) Oder gar, daß vier verschiedene Hände an dem Lied von 45 Versen tätig gewesen wären (Muchall S. 7). ') nach ir lfire: ir hat Schröder (Zs. 67, 128) treffend für minnen (Wackernagel sowie für miner (C, Hagen, Haupt) gesetzt; aber es bezieht sich nicht auf die 'Frau Minne', sondern auf die im. vorhergehnden Vers genannten Vögel und Blumen, denen ja (wieder ein Zurückgreifen auf den Eingang des Liedesl) an ir f r ö i d e n wol gelungen ist. So wie diese fröide verbreiten, so soll es nach deren Beispiel auch die Geliebte tun. Man beachte den Parallelismus an ir f r ö i d e n . . . an m l n e n f r ö i d e n im Eingang und m i r nach ir lfire ruochte f r ö i d e bringen in der ScMußstrophe.

16. QÖTFKIT VON NIPEN

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spiel bei Neifen dasteht1) und in der Lyrik überhaupt in älterer Zeit kaum vorkommt, oder die schlechte Überlieferung einem schlechten Dichter aufs Kerbholz zu schneiden (Ohl). Ich ersetze daher das entbehrliche si (v. 4) durch das an seinem Orte störende mir aus v. 6, wähle statt Haupts Punkt hinter schin einen Strichpunkt und nehme an, daß das Verbum Ruochte in freier Wortstellung vor fröide statt vor mir steht: Wolde mir diu here . . . sorge ringen, Daz naem ich . . . schin; Und m i r . . . Ruochte fröide bringen, S e h t so waer min truren kranc und wolde in fröiden sin. Das ergänzte Seht ist wohl wegen des folgenden s-Anlauts ausgefallen und ist jedenfalls vor Sätzen dieses Inhalts stilgemäß, s. die Beispiele unten zu VI 1,11. Einzelnes2·). 1,1 ff.s.Morungen 126, 1 Sselic s i . . . saelic si (Behne S.92). 8 So müeste ich wider jungen X X I 2, 5 (Knod). 9 nach der ie min herze ranc X I I 4, 4 ( = Hartmann 209, 7). 2, 2 Hete schreibt Wackernagel. 8 Also Hagen. 9 Botenlauben V 1 , 7 Tuo mir swie du wellest, frouwe, der gewalt ist din (Knod): der erste Satz stammt wörtlich aus Walther 55,6. 3,8 Über aufforderndes neinä, das das Gegenteil verbittet, s. Haupt zur Stelle. 4, 6 Sone Wackernagel. 7 senden Haupt. 5, 3 So nseme ich f ü r der vogelin sanc Der wolgetänen minne Rotenburg I 35 (Uhl S. 87). Das Motiv steht schon bei Dietmar 32,17 Lieber hete i'r minne Dan al der vogele singen (Knod). 6 truren kranc X I I I 2, 5; X X 2,11; Winterst. I 42. 9 seneclichen schreibt Wackernagel. V. Der Ton ist so geformt: AI II Β III IV

la

- 3b - | 6c 4 b - | 6c 6 α ι | 4a 6oc Η 6a ^

Während Muchall das Lied fünf verschiedenen Verfassern zuweist, von denen nur zwei eine ganze Strophe gedichtet haben sollen*), erklärt Sievers (56, 205) den Abgesang in allen Strophen für unecht. Uhl dagegen findet hier keinen Grund für Atethesen. Mir scheint der Inhalt wie die Form für die Echtheit des Ganzen zu sprechen. Der Inhalt, indem die Gedanken in schöner Klarheit bis zum Äbschluß fortschreiten. Das Thema wird im Abgesang der Eingangsstrophe deutlich abgegrenzt: der Dichter klagt, daß er der Frau gleichgültig ist, von der er gerne geliebt würde, und wendet sich darum an die Minne, die darüber Gewalt hat. In der zweiten Strophe erfahren wir aus dem Aufgesang von der Wonne, mit der ihn ihre wonnige Erscheinung und ihre sonnigen Augen erfüllten, so oft er sie erblickte (damit erklärt er, warum er ihr gerne liep in herzen waere, 1, 7 ) . Aber hernach erfuhr er in kurzer Zeit Leid und wendet sich an die Minne, die schuld ist, daß er noch immer freudlos ist (damit greift er auf die Worte Frouwe Minne, daz ist allez din gewalt, 1, 8 zurück). Wie will die Minne, ruft er in der dritten Strophe aus, ihre einseitige Parteinahme gut l

) Über *XVII 2, 5, das Haupt als Parallele anführt, s. zu dieser Stelle. ) Daß Watthers Lied 51, 13 in all seinen sechs Strophen benutzt ist, ist WU., S. 182 bemerkt. a ) Seine Atomisierung ergibt folgende Teilchen: 1, 1—1A, 5—8 C; 2, 1—4 A, 5—8 C; 8. 1-8 E; 4, 1-8 F; 6, 1-4 C, 5 - 8 G. s

15. G Ö T F R I T VON N I F E N

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machen? Wenn sie nicht hilft, dann ist ihm fröiden sträze (die er angesichts ihrer wonnigen Erscheinung nach Strophe 2 wandelte) in riuwen pfat gebant (was auf das leit zurückweist, 2, 5 ff.). Einmal, fährt er in Strophe 4 fort, erblickte er sie (tvieder) in all ihren weiblichen Vorzügen und empfand solche Freude, daß er dachte, sie könne ihm seinen Oram nehmen und helfen. Daher wendet er sich neuerlich an die Minne, die ja an seiner Freudlosigkeit (wie wir aus 1, 8 und 2, 7 f . wissen) die Schuld trägt. In der letzten Strophe fragt er Wer kan mich nu frö gemachen ? und spricht diese Macht dem roten Mund der Geliebten zu: eine treffliche Steigerung, nachdem ir wunneclicher schin und ihre ougen (2) sowenig wie der Anblick ihres kiuschen wibes libes mit all ihren weiblichen Vorzügen verhindern konnten, daß ihm f r ö i d e n s t r ä z e in r i u w e n p f a t gebant wurde. So mögen denn teilnehmende Frauen wünschen, daß die Erhabene ihn die sträze lere, auf der er üzer l e i d e in liebe kere. Die Minne aber, deren gewalt es nach der Anfangsstrophe verschuldet, daß er der Geliebten gleichgültig ist, und deren Anteil an seinem Leid in allen weiteren Strophen beklagt wurde, sie soll dazu verhelfen, daß ihm diu liebe ir liebe wer. Das Alles ist kein Produkt aus den Händen von einigen Flickschustern, sondern ein kleines Kunstwerk eines Meisters1). Einzelnes. 1 , 3 vgl. XIII 1 , 5 / . ; XVI 1,3; *XXXI 1,6; XIV 1 , 7 / . ; Waith. 45, 37; Neidh. 24, 20 (Behne S. 8). 4 s. Neidh. 89, 8 Schouwent wie diu heide lit (Behne S. 79). 2, 3 f . vgl. Morungen 124, 35 ff. (Knod). 5 vgl. Reimar 164, 16 Dar näch wart mir vil schiere l e i d e (Knod). 7 Die Umstellungszeichen in C hat Haupt nicht berücksichtigt: Muchall schrieb richtig. 3, 5 hilf enzit XII 5, 7. 5 ff. und 2, 8 so muoz ich gar verderben. Sol ich n i h t den r ö t e n k u s erwerben . . ., so wirde ich f r ö i d e n bar XXXII 3,7. 8 Haupt hat min st. mir (C sowie Wackernagel, Schröder). 5,1 f . Kan mich ieman fro g e m a c h e n ? Jä, ir roter munt. Wil mir der v o n herzen l a c h e n , So wird ich an fröiden wol g e s u n t * XXXVIII 3, 5 ff.; K a n mich ieman fro g e m a c h e n ? Jä, der lieben m u n t durliuhtic rot *XXIX 5, 1 f . 6 f . Zu diesem Bilde wie zu dem in 3, 8 hat wohl Reimar 163, 14 Pate gestanden: Ich weiz den wec nu lange wol Der von der liebe gät unz an daz leit. Der ander der mich wisen sol Uz leide in liep, derst mir noch unbereit. VI. Der Ton hat diesen Bau (vgl. Heusler § 761. 763): AI II Β III IV

l a -s - 3 b - | 4b 4b - | 4b 4a 4 a - [ 4ß

| 4c ^ | 4c ^ |4ß | 4 a -i

Responsion hat nur zwischen 3, 8/10 (unlanc : umbevanc) und 5,3/6 (twanc : dranc) statt. Grammatische Reime stehn in den Versen 2. 3 und 4. 5, 7. 8 und 1 ) Man beachte auch die auffallende Voranstellung des Adjektivs Lös in 4, 1: sie hat nicht ihresgleichen in der ganzen Sammlung, wohl aber Vergleichbares in den Liedern X V I und X X X I I : der Grund (Zwang den Inreim zu beschaffen) ist in allen Liedern der gleiche; er fiele weg, wenn der Abgesang von anderer Hand hinzugefügt wäre.

100

15. GÖTFRIT VON NIFBN

9.10 beisammen, der erste klingend, der zweite stumpf. Daß in Str. 3 die Verse 1 und 5 rührend gebunden sind (beliben : Üben), ist auffallend. Während Uhl unser Lied für durchaus echt erklärt hat, vmrden die Strophen 3 und 5 von Sievers (56, 205) Neifen abgesprochen. Wenn man ihren Inhalt ins Auge faßt, kann man seinem auf die Schalleindrücke gegründeten Urteil nur zustimmen. Ohne sie nimmt das Lied folgenden Verlauf: So wie die Heide und die übrige Natur Leid gehabt hat, das nun verschwunden ist, beginnt unser Dichter, so hätte auch bei ihm die sorge durch fröide verdrängt werden können1). Als er einst die Geliebte mit seinen Augen erblickte, dachte er, die Augen müßten seinen Liebeskummer stillen; sonst werde ihm keine Befreiung von seinen Sorgen, wenn nicht durch ihre Güte. Damals war ihre Güte noch gut und ihr blutroter Mund wie die tauige Rose: ach, damals war er noch froh. Aber der liebliche Kuß dieses rosigen Mundes wurde ihm in einem unglücklichen Augenblick vorenthalten. So bleibt er durch lange Zeit von der Wunde der Minne ungeheilt: nie ist ihm von ihr Heil geworden. Ihr sei geflucht! Möge sie auch für die Geliebte2) ein Teil der Liebe aufbehalten: ihn wird sie nicht mehr verwunden. Man könnte diesem dreistrophigen Lied die Überschrift geben 'Getäuschte Hoffnung': seine Erwartung, fröide würde ihn von seinen Sorgen befreien, wie die Natur von ihrem Leid im Mai befreit worden ist, schien sich bei den freundlichen Worten ihres Mundes zu erfüllen: dannoch was ich fro. Aber die Enttäuschung folgte, als ihm der Kuß dieses Mundes verweigert wurde. So verwünscht er die Minne. Möge sie die Geliebte verwunden: ihn wird sie es nimmer. Dieser ruhige Fortlauf der Gedanken wird zweimal jäh unterbrochen. Der Vers Dannoch was ich fro (2,11) löst eine Strophe aus, worin das froelich fro beliben bei reinen lieben wiben in einer Weise geschildert wird, die von dem Thema weit abführt, ja ihm sogar widerspricht, denn man fragt sich entweder, wieso der Verfasser bei all seiner sorge und seinem kumber solch erfreuliche Erfahrungen wohl machen konnte, oder man muß das Ganze für hohles Gerede ohne jeden Hintergrund eines Erlebnisses halten. Noch übler ist die letzte Strophe geraten. Mag sein, daß die Frage: Waz touc minneclichez singen ? an die Erfahrungen anknüpfen soll, die der Dichter in der vorhergehnden Strophe in jener verlornen stunde gemacht hat (Uhl S. 24J, aber in den beiden folgenden ViSätzen ist sicherlich nicht'Überall' als Antwort zu denken, wie Uhl meint, sondern, wie in all solchen Sätzen ein 'Heute nirgends'; sonst wären die Schlußverse ganz unverständlich. Nach ihnen folgen die beiden Wer-Sätze, in denen die minne als Freudenbringerin und Sorgenscheucherin nach dem Vorbild von Strophe 1 genannt wird, icobei die wibes ougen blicke wohl aus Strophe 2,4 mitgeivandert sind; v. 8 ist ganz unverständlich, v. 9 und 10 sind jedenfalls überaus unklar ausgedrückt. Die Absicht des Verfassers war wohl, die trübe Gegenwart einer besseren Vergangenheit gegenüberzustellen: Was frommt jetzt der Minnesang ? Wo sind Frauen, die zu bezwingen verstehen? Wo Männer, die sich von der Minne immer bezwingen ließen? Wer versteht Sorge aus Herzen zu verdrängen? Antwort (mit einem l

) möhte ouch mir verswinden (1,7) ist eo viel wie möhte . . . verswunden sin,

also unumechriebener Infinitiv des Pluaquamperfeciume; Braune, Beitr. 25, 31. l ) l. ir st. des sinnlosen dir (4, 10); vgl. Morungen 134, θ Owö, Minne, gib ein teil der lieben miner nöt.

15. G Ö T F M T VON N I F E N

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jähen Sprung in die Vergangenheit): die Minne hat immer (früher) die Sorge aus den Herzen verdrängt durch die Blicke der weiblichen Augen, Da man B ä h e n (st. sach ein!) e ü e z e n b l i c 1 ) . Nun erfolgt wieder ein Rücksprung in die Gegenwart: 'Sie wollen sich (jetzt) den Fesseln (der Liebe) entwinden, die Männer sind ohne Liebesfessel' (kann man sich ungeschickter ausdrücken?!). 'Deshalb hasse ich dich, ο Welt.' Man vergleiche die echten Strophen mit diesen beiden, um zu sehen, wie die Schwierigkeit der Beschaffung passender grammatischer Reime dort spielend gemeistert ist, hier hingegen zu platten, ungeschickten und undeutlichen Wendungen geführt hat. Nimmt man hinzu, daß die oben schon angemerkte Responsion zwischen 3 und 5 gegen den inneren Sinn des Reimkunststückes, das unser ganzes Lied darstellt, verstößt, und daß der gleichfalls aus der Weise fallende rührende Reim b e l i b e n : l i b e n in 3 erscheint, so hat man wohl genügend Anlaß, die beiden Strophen über Bord zu werfen [Die Atethesen sind aber im Text nicht bezeichnet K.J. Einzelnes. 1,1 Parallelen zu dem kleide, mit dem die Heide bekleidet ist, bet Behne S. 80 f . 3 Gein Schröder, Gegen Haupt mit G; so auch oft im Folgenden. 4 vogel (nicht voglin) schreibt Schröder stets, wo das Wort den Takt fülU. - Über beide auf mehr als zwei Begriffe bezogen s. Roethe zu RvZw. 211, 5; WU., S. 3182. 11 Haupt und Schröder ergänzen sorgen fri; doch hat das Adjektiv sonst fast stets den Genitiv neben sich: »II 5, 7; XIII 2, 9; XVI 1, 10; XXII 2, 9; »L 2, 6; »XXXIV 3, β«). Ich ergänze daher lieber im Eingang des Verses -|-6/5>·

l ) Junk: 'Die Reihenfolge der Zeilen in Μ ist gestört: 23 steht vor 22, 27 vor 26, 31 vor 30, mit anderen Worten: Μ beginnt schon hier (21-32) den Text in Reimpaare abzuteilen feanc : kranc, gelücke : stücke usf. folgen, ohne daß eine Zeile mit anderem Reim dazwischen steht, unmittelbar aufeinander).'

164

1β. GÖTFRIT VON STRASBURG

Walther behandelt den Auftakt freier, schließt α und γ männlich und hat Sechstakter statt der Achttakter Gfottfrieds. Plenio meint, daß die Nachbildung höchstens fünf Jahre nach Walthers Ton erfolgt sei. Einzelnes. I. Über min unde din s. Bezzenberger zu Freidank 31, 6. 7. 3 briuwen wie Trist. 13023 (Ranke). 5 werelt (welt C) scheint mir besser als werlde mit Hiat und als Accusativ. - Heinzel S. 62 verweist auf Trist. 1027 ff. Do ich . . . sinen ritterlichen pris Mit lobe gehörte in ballen wis . . . umbe triben; 11362 f . Si triben in mit spotte Umbe und umbe als einen bal; vgl. auch Haupt zu Engelh. 780 und zu MF. 131,24. Π. Heinzel S. 62 bemerkt, daß der Marner die vitrea fortuna in einem lateinischen Lobgedicht behandelt und daß Reinmar von Zweter die meisten Gedanken und drei ganze Verse in seinem 91. Spruche wiederholt; letzteres hatte schon Wackernagel ZfdA. 6,137 Anm. gesehen, s. Roethe zu 91. JLCampion gab Mod. Language Notes 32, 438 f . einen Abdruck unseres Spruches und vergleicht einige Verse von Opitz. Viele Parallelen über die Unbeständigkeit des Glückes bei Bezzenberger zu Freid. 110,17.18. 4 /. git — nimt] Waith. 67, 9 von der Welt: Swaz du mir gist, daz nimest dü mir; s. Wilmanns z. St. Das Nebeneinander von e der zit - e der zite ist unschön1). Vielleicht ist e der zit (her) wider zu schreiben, vgl. Waith. 105, 37 Ode ich wil minz her wider nemen. 7 Bei diesem Vers ist mir nicht recht wohl: was soll das den ber deuten ? Für denne kann es bei Gottfried unmöglich stehn. Es müßte also als Dativ Pluralis des Demonstrativs gefaßt werden, was mir aber nach dem Singular dem, swem bei einem Stilvirtuosen wie unserem Dichter untunlich scheint. Tristan 13023 liest man Diu (liebe) b r i u w e t in ir (der Liebenden) h e r z e n Die senfte bi den s m e r z e n , Bi v r ö u d e kumber unde not. Sollte man statt git den an unserer Stelle nicht schreiben (Fröide) briuwet (smerzen) ? Das git kannte C aus dem (ge) git in v. 4 und 5 bezogen haben, briuwet hat sein Gegenstück im Spruch 1 3 . 9 Goetze, Beitr. 61,186 f . will lesen Man vindet 6 < den tot >. daz glesin glücke Daz hat kranke veste. Aber die Synkope glücke ist ungottfriedisch, wie denn auch Gelücke durch den Auftakt im Eingang des Spruches sicher bezeugt ist; zudem bezeugt Rudolf von Ems mit dem Vers 20622 Daz glesine gelücke (glessene B, gelücke BM) nicht nur die unsynkopierte Forma), semdern auch die Betonung des Adjektivs, die zudem ganz in Gottfrieds Art ist, vgl. ZfdA. 51, 307 ff., wenn sie auch von anderen Dichtern wie Konrad von Würzburg gemieden wird (Scherer, das. 17, 568; Paul, Beitr. 3, 4 5 8 / Als eine der Sonderbedingungen, unter denen Gottfried sich solche Betonung gestattet, war a. a. O. genannt, daß das Ungewöhnliche des Begriffs dadurch hervorgehoben werde und eine leichteste Silbe wie ge- an dritter Stelle stehe: beides trifft hier zu. Goetzes Vermutung hat schließlich gegen sich, daß sie den Vers gegen die sonstigen 23 seiner Genossen durch einen Punkt in zwei Teile schneidet und daß 'den Tod f inderC kaum mittelhochdeutsch ist. 11 Heinzel (S. 59) will uns tilgen und mit schwebender Betonung lesen Swenn e£ under diu ougen spilt unter Hinweis auf Tristanverse wie Hie mite kerten die jegere hin. Besser klingt der Vers, wenn man diu tilgt: für under ougen bietet der Tristan mehrere Beispiele, s. MM. Wb. I I 1, 451 b /. *) zite steht I 8 im Reim. Aber an unserer Stelle hat C zit. 2 ) Die Rudolf auch 20626 hat.

1β. GÖTFRIT VON STRASBURG

165

[III.] Die Vermutung Plenios, daß Gottfried Minnelieder verfaßt habe, ist bei dem Verhältnis, das der Dichter in seinem Tristan zur Minne zeigt, sehr wahrscheinlich. Nur möchte ich die Schlußverse der Literarischen Stelle 4816 ff. nicht auf sein eigenes Minnerleben beziehen und die Worte und daz geschehe bi minen tagen! nicht als 'eine Nutzanwendung des vorhergehnden Wunsches auf Gottfrieds eigenen Minnedienst' betrachten: 'möchte das (die Erreichung der Minnefreude durch Minnesang) auch in meinem Leben eintreten, mir noch gelingen' Wenn man die ganze, den Lyrikern gewidmete Stelle im Zusammenhang betrachtet, so scheint mir unverkennbar, daß sie sich auf seine künstlerische Kritik beschränkt und daß sie von einem die Welt der Kunst tief erschütternden Ereignis ihren Ausgang nimmt: vom Tode Reimars. Sit diu von Hagenouwe Ir aller leitevrouwe Der werlde alsus geswigen ist, Diu aller dcene houbetlist Versigelt in ir zungen truoc (4779 ff.) und Sit daz man der (zungen)'nu niht enhät (4793). Das inhaltsschwere nu des letzten Verses zeigt, daß die Worte unter dem frischen Eindruck von Reimars Ableben geschrieben sind und daß die ganze ihm gewidmete Stelle zugleich eine Totenklage ist, die sich den Strophen Walthers 82, 24; 83, 1 zur Seite stellt, vielleicht sogar darin, daß sie den Preis auf die Kunst des Mannes beschränkt (von der denk ich vil unde genuoc, Ich meine aber von ir doenen Den süezen, den schcenen), wenn man das der und das ir auf nahtegel bezieht, eine Beschränkung, die ja Walther ganz deutlich mit den Worten Dich selben wollt ich lützel klagen: Ich klage din edelen kunst, daz sist verdorben f83, 5; vgl. auch 83, 7 f.) ausspricht. Betrachtet man nun den Schluß des Ganzen, so ist wohl deutlich, daß der Wunsch, den er enthält, auf etwas zielen muß, das bisher noch fehlt: Si unde ir cumpanie Diu müezen so g e s i n g e n , Daz si ze v r ö u d e n b r i n g e n I r t r ü r e n u n d e ir s e n e d e z c l a g e n : Und daz geschehe bi m i n e n t a g e n ! Diese Art von Gesang fehlt also nach Gottfrieds Urteil noch. Das trifft auf Reimar, den Meister des clagens, vor allem zu, das stimmt zu dem Urteil seiner Freunde (Die friunt verdriuzet miner klage, Des man ze vil gehoeret, dem ist allem so 165,12 f.; Ez erbarmet mich dazs alle jehen Daz ich anders künne niht wan klagen 175, 8 /.) und es gibt in Gedanken wie selbst im Ausdruck Wunsch und Klage des Verstorbenen wieder: (si) lie mich in den sorgen sin: Also vergie mich d i u ζ i t 155,24 ff.; Owe daz . . . si mir niht den rät engebent, Daz ich getrcestet würde noch bi l e b e n d e m l i b e 167, 22 ff.; Wil diu vil guote daz ich i e m e r s i n g e Wol n a c h f r ö i d e n , wan mac si mich danne leren Also daz si mir m i n e n o t g e r i n g e 189,14 ff. und vor allem die Strophe 190,19 ff.: Waz bedarf ich denne f r ö i d e n me, ob mir ir genäde wonet bi ? d a z e t d a z bi m i n e r z i t e r g e und ich dar nach lange in fröiden si! ist ab daz mich ir genäde also vergät und si mich alsus verderben lät, so m a c i c h c l a g e n vil, ich tumber man, daz ich m i n e r t a g e w i d e r g e w i n n e n n i h t e n k a n . Art und Erfolg solches Sanges war Reimar nach Gottfriede Kenntnis mit seiner Kunst bi sinen tagen nicht gegeben; und so wünscht er den Nachfolgern eine

ιββ

1β. GÖTPMT VON STRASBURG

Kunst, die ihnen zum Erfolg in ihrem Werben hilft, und schließt mit den Worten: und daz geschehe bi minen tagen! Kunst und Leben verstricken sich ihm da in eins wie in seiner eigenen Schöpfung; und die Oedanken lenken am Schluß zu ihrem Ausgang zurück: von Beimar zu Reimar, der Gottfried ja doch künstlerisch näher stand als Walther, dem er ja die Bolle der leitevrouwe erst zuspricht, Sit diu v o n Hagenouwe, Ir a l l e r leitevrouwe, Der werlde . . . geswigen ist.

Eine 'ironische Bemerkung', in der er 'sich über die gesamte Liebeslyrik seiner Zeit lustig macht' (Heinzel) möchte ich mit Plenio in diesem Schluß nicht finden; aber daß sie eine leise Kritik enthält, hat Heinzel wohl feinsinnig empfunden. Plenio glaubte vielmehr eine Polemik gegen Wolframs Verse Swelhiu mich minnet umbe sanc, So dunket mich ir witze kranc (Parz.

1 1 5 , 1 3 f.)

aus

Gottfrieds Lob der Lyrik herauszuhören. Aber dann hätte, unser Dichter die Meinung Wolframs wohl nur teilweise verstanden, s.u. zu Wolfram (über den Einschub zwischen Buch II und III des Parzival). Die Unechtheit des Minneliedes [III] hat Heinzel, dem Plenio zustimmt, erwiesen und Wolff gegenüber Becksteins Ansicht (in seiner Tristanausgabe S. X X ) neuerlich betont. Vor allem der Indikativ zweien (: meien) 1,5 sowie steit für etat (: werdekeit) 2,4 sind beweisend. Dazu kommt noch ei (: bi) 1, 8; -lieh (: sich) 1 , 1 ; synkopiertes

hilft 4 , 1 ; die schcene 5 , 2 stark flektiert

und

der ungeschickte Zeit- und Moduswechsel 4, 5. 9; 5,4. 7. Der Ton stellt sich βό dar: A I = II Bill

- 4a. | - 8 c < | - 4 d i : | 4β-|4α-|6/?·ί 4y-|6y*|6/S-i |8a*

Der Anklang kinde 1,1 — ~ kint 3,6 ist sicherlich zufällig. I. 1,4 Das dich in C scheint mir ebensowenig entbehrlich wie das mich in A; beiden wird meine Änderung gerecht. 5 fronen ist hier vorangestelltes Attribut; geist fasse ich als Simplex und gesellen als Genitiv, abhängig von helfe. - man hat schon Pfeiffer z. St. seines Abdrucks von A. 9 Zu gotssun vgl. die später häufigen Schreibungen wie gocsun u. dgl. 2,5 Die in diesem feierlichen Liede strenge Regelung des Auftakts empfiehlt hier wohl die Ergänzung eines Wan. 12 Das Dativobjekt ir fehlt dem Sinne nach und schafft die fehlende Senkungssilbe. 3, 2 Waith. 31, 34 des tiuvels samen, aus Matth. 13, 25. 39, 8. Wümanns z. St.; Bezzenberger zu Freid. 67, 25. 26. 5 mit (gerihte) stammt wohl aus dem vorhergehenden mit gerihte und ist durch guot (oder reht) zu ersetzen. 7 Der Reim ist zwar neutral, aber die Formen ohne -t gehn doch wohl schon auf den Dichter zurück. 9 herre überfüllt den Vers. 11 in ist 'eurrC. II. Die Strophe hat folgende Form: A I = II 4 a - | 4 b * : | Β III 6 α^ |4β 6»' β -\-6

βπ

Auch hier ist der Anklang leit 1,4 ~ — erleiden 4, 8 sicherlich zufällig. Einzelnes. 1, 5 /. vgl. Matth. 7,13 f.; ebenso 3, 5 f . 2, 5 f . Der Bezug des her abe und hie auf das entfernte helle 1, 6 ist wohl unabweislich. 7 Deutlicher wäre Da für. 5, 8 Got wäre der einzige Verstoß in der Behandlung des Auftakte. ΙΠ. Dieser Dialog, bei dem, wie schon Halbach bemerkt, WaUher in erster Linie Pate gestanden hat, erscheint in folgender eigenartiger Form (Heusler § 809;.· AI (-) 8 a * | 6 b i II 4 b -i | (-) 6 a < Β III (-) 8 α i | - 4 α * IV 4/? -ί \(-)Qβ * Reeponsion erscheint in der eigentümlichen, an Refrain erinnernden Form, daß im letzten Vers das Paar benahten noch betagen, das den Dichter als Kenner auch der Spruchdichtung Walthers (10, 7) erweist, in mannigfacher Weise abgewandelt wird. Einzelnes. 1,2 redegeselle wohl aus Waith. 86, 28, s. Wilmanns z. St. 8 ist in beiden Handschriften durch Versetzung des niht und Entstellung des niemir verderbt. 2,4 ich Α ist aus v. 2 hieher eingeschwärzt. 5 min AG st. minem steht für mim (mit der alemannischen Schreibung -n für -mj.

19. HAWART

177

8 ich gehört gegen AG vor minne: die Überlieferung AG ist in diesem Liede besondere nachlässig und die beiden Einzelhandschriften stehn sich bei unserem Dichter besonders nahe. 3,1 Waith. 69,1 Saget mir ieman, waz ist minne ? 5 noch überfüllt den Takt. 7 Zu so weiz A (für so neweiz) vgl. MFU., 8. 369 f . 4,1 Waith. 69,9 Waz diu minne si. 5,5 die überfüllt wiederum den Takt. 8 baz haben AG an falscher Stelle. 6, 2 doch G stammt aus v. 1. IV. Auch dieser Ton ist eigenartig: I II III

- 4 a - | 6a χ - 4bα η ' 2β Λ ι 2β * 2 αχ

Der isolierte Auftakt in I 1, 6 stört; auch fehlt im vorhergehnden Vers ein Objekt und im folgenden ist eine Silbe zu viel. Alledem wird abgeholfen, wenn man die beiden ersten ich in 6 streicht und in 7 das wil 1 ): 'Nehme ich trauern (Infinitiv) zu leicht, wenn ich lache, singe, obwohl eine Frau mein Leben bedrückt f*). Heusler (§ 804) will das letzte Wort jeder Strophe als Zweitakter für sich nehmen. Aber dann geht (wie bei seiner Versteilung im Lied I I ) die Gleichheit von AI. I I mit BIV verloren, die doch auch in Lied V VI und VIII herrscht. Einzelnes. 1 , 1 Wa nu 'wohlanf ' a u f f . Mhd. Wb. I I 420. 421; I I I 516b. 5 ichs schreibe ich st. ich : das si bezieht sich auf die vorhergehnden Infinitive. 7 Doch wird schon als Auftakt verdächtigt: der Schreiber hat den Satz als Hauptsatz verstanden. [Eine andere, spätere Lösung für Vv. 5-7 oben zwei Absätze vorher: sie steht auch im Text! K.] 3,5 f . Das Herz toeilt in endloser Freude bei der Geliebten, der Leib ist hie (beim Dichter) heimatlos. 7 sie ist hier durch den Inreim gesichert; deshalb habe ich es in den Liedern mit Bartsch durchgeführt; vgl. auch I I 1,1/2 sie : mie (= mir). {Im Text durchweg si.) V. Die Teilung der alternierenden Verse geht auf Bartsch, Germ. 12,146. 158.167 zurück; danach hat der Ton folgenden Bau: A I = II Β III

IV

- 4 a < | - 2 b - , ^4c ί : | -2a-, *4 β *

-4ßi\-2a-,*4ß*

Einzelnes. 1, 2/4. Hat C vielleicht auch hier einen Infinitiv ohne Nasal beseitigt: in (oder von) Sprunge : junge? - vert in Sprüngen.· Parallelen bei Morel3 S. 16724. 4 der versteh ich als da, falls es nicht statt des verschrieben ist. 5 durch ist entbehrlich und überfüllt den Vers. 7 mit sie ergänze ich den zu kurzen Vers. 2, 4 l. nach fnoch C). 3, 4 dar under: nämlich zwischen den roten Mündern der Anderen. 5 (ez stet) Min herze in schricke: im Gegensatz zu dem Vers Mir vert in Sprüngen (oder in Sprunge) daz herze 1,2. l

) Es kommt ja nicht darauf an, daß sie ihn bedrücken will, sondern daß sie tut. *) Jung, Heinr., Beiträge z. Gesch. des nord- und mitteldeutschen Minnegesangs, Dies. Frankfurt a. M. 1891 verweist auf Limburg I 4, 7 Wil si, ich singe ir, wil si, ich sage, Wil si, ich trüre, ich lache. es

20. H E I N R I C H H E T Z B O L T VON W I S 8 K N 8 E

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VI. Meine Deutung des gemischten Tons wird am kürzesten klar, wenn ich die erste Strophe mit Ikten versehen wiedergebe: wa ηύ min vrouwe, wa m&g man schöuwe der Schcene Glänz ? wa ηύ ir lachen, wa k i n ei michfen vil vröude ganz ? wa lieplich stunde, der dönke ich doch mir ? wa 41 min wunne ? wa hörzen sunne ? al lit an ir. Schwierigkeiten ergeben sich bei dieser Rhythmisierung nirgends außer am Schluß obiger Strophe, wo C statt al lit ein an sich sinnloses alles überliefert. Die entsprechenden Takte der andern Strophen haben den klaren Rhythmus - * χ (dee h6rzen min und min selbes lip). Heusler (§ 8 0 5 d e r den Abgesang wiedergibt, faßt v. 3 alternierend: wa lieplich stünde d6r denk ich doch mir und den vorletzten Versteil: w& harzen aünne. Das hat den Nachteil, daß die Reimwörter stunde: sunne verschiedene Kadenz erhalten und daß die Oleichmäßigkeit des Rhythmus von v. 1. 2 mit 4 gestört wird: s. o. zu IV. Einzelnes. 1, I f f . Ähnliche anaphorische Fragereihen verzeichnet Roethe, RvZw. S. 247, Anm. 305. Schoene (C schcenen) s. o. zu II 2,4. 3 stunde ist Assonanz (oder Mundart?): wunne, sunne wie in 3, 3 nummer (für meiner) : kummer ; tummer. 3, 3 Ich verstehe: 'sie, ein so sehr begnadetes Weib, wird nicht mehr (geboren).' ΥΠ. Der Ton, dessen Verse Bartsch, Germ. 12,167, richtig zusammengefaßt hat und dessen Abgesang Heusler (§ 805J darstellt, zeigt wohl folgendes Bild: Wol mich der stündö, von rotem miindö mir liep geschieh. Λ den s&ch ich mächen ein zirtez liehen, des ich do j&ch: Λ ir mündel vr£che däz gest&let sich, Λ alsz vünviu spräche gär durchsiuverlich. Λ Einzelnes. 1, 3 ir mundes vreche (C) erklärt das Mhd. Wb. I I I 397* als 'Kühnheit, Keckheit. Doch zeigt die Stelle VIII 2,5, daß mündel zu lesen und vreche das nachgestellte Adjektiv ist; vgl. das Deminutiv zertel I I I 1,3 und das nachgestellte Adjektiv lachen löse in Str. 2, 2. durchsiuverlich vom mündel findet sich auch VIII 2, 6 wieder. 4 Alsz vünviu [im Text viunviu. K.] spreche erklärt wohl Wilmanns Waith. I S. 270 (vgl. S. 492 Anm. 309) richtig: 'die Kleinheit des Mundes, die der von Wizensee so anmutig hervorhebt' 2,3 s.Morungen vom Körper der Geliebten: Noch wizer danne ein sne (143, 24), Jung S. 42. 3,1 ist sehr ähnlich Luppin X I 3, 1. 3 Daß hinter krukkin (C) sich das Wort krütchen verbirgt, hat schon Lexer I I I 1167 gesehen; daher ist herzen trucken im folgenden Vers herzen trütchen, vgl. trüt in dem herzen II 2,4. Das k von krukkin betrachte ich nicht als ein altes niederdeutsches k, sondern als Assimilationsprodukt an das vorhergehende t ; in (C v. 3) ist die mitteldeutsche Schreibung für -en, die sich in dem für den Schreiber unverständlichen Wort aus der Vorlage erhalten hat. 4 Der Rhythmus der anderen Schlußzeilen verlangt hier ein ie hinter ich. Till. LD. XCIII 13-36. Der Ton hat wohl diesen Bau: A I = II Β III -4e 1 IV - 4αι |*4β*

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20. HEINBICH HETZBOLT VON WIS SENSE

In Strophe 1 und 2 bilden die beiden ScMußverse einen Refrain; in der dritten hat v. 7 ähnlichen Wortlaut wie sein Partner in Strophe 1. Die erste Zeile dieses Refrains schwankt in der Überlieferung: in Str. 1 schreibt C: Das stet als es welle spreche, in Str. 2 dagegen: Daz stet alsam ez spreche. Das Gegenstück in Str. 3 lautet: Swie vil ich das an sie getribe. Bartsch hat wegen des Rhythmus in dieser Zeile sich zwischen den beiden anderen für den Wortlaut in Str. 1 entschieden. Ich meine, kaum mit Recht. C hatte einen Grund in 1 zu ändern, da hier, wenn man die Fassung 2 einsetzt, ein Infinitiv ohne -n vorliegt (Infinitiv gerechen : ez spreche). Solche aber beseitigt G auch anderwärts mit ziemlicher Konsequenz1). Zudem steht alsam ez spreche in Übereinstimmung mit V I I 1 , 4 (alsz vünviu spreche), der Vergleich mit einem Munde, der spricht, ist eindrucksvoller als der mit einem Munde der sprechen will, und der Vers hat nun vier Takte wie sein Gegenvers 5 und alle übrigen der Strophe. Wenn man in der Schlußstrophe Swie vil ichs an getribe statt Swie vil ich das an sie getribe (G) schreibt, so erhält man die geforderten Takte und mit ihnen einen klaren Zusammenhang mit der vorhergehenden Bitte: 'Wie viel ich sie auch (zum Erbarmen und zur Umarmung) antreibe.' Der folgende Schlußsatz: So si doch der schoene glänz hat, wie er in G steht, keinen Sinn. Erwarten muß man wohl, daß der Dichter mit einem Wort der Kla^e über ihre Unerbittlichkeit geschlossen hat. Ich vermute daher.: So ist toup (dof) der Schoene Glanz2). 3, 5 erg. ir (oder BO).

21. MARCGRAVE H E I N R I C H VON M I S S E N EMS. 1 1 3 f.; IV 29 ff.; Bartsch, Mitt. d. Ver. f . Gesch. d. Stadt Meissen, 1. Heft, 3 (1884), S. 15 ff.; LD. LIII. Cod. diplom. Saxon. reg. von Gersdorf Bd. I; Goedeke, Grundriss I 251; Flahte, ADB. X I (1880), S. 544 ff.; Gottschau, Beitr. 7, 405 ff.; Boethe, BvZweter S. 76 ff.; Frisch, Unteres, über die verschiedenen mhd. Dichter, welche nach der Überlieferung den Namen Meissner führen, Jena 1887, S. 4 ff.; Bosenhagen, Verf.-lex. II (1936) Sp. 299.

Die Vorschrift in 0, die ihm den Vornamen Heinrich gibt, ist sicherlich im Recht.* Dieser Heinrich ist der Dritte, der Erlauchte (illustris). Er ist 1216 geboren als Sohn von Walthers Meißner, Dietrich IV., den er schon 1221 verlor. In der Jugend3) weilte er am österreichischen Hofe. Seine Mutter, Tochter des Landgrafen Hermann von Thüringen, verheiratete sich nach dem Tode Dietrichs mit Poppo XII., Grafen von Henneberg, dem Bruder des Dichters Grafen Otto von Botenlouben. [Zu diesem und damit auch zu den spätstaufischen Schwaben steht Η. v. M. in enger stilistischer Nachbarschaft. Vgl. Kuhn MW. S. 81 ß. zu 0. v. Botenlauben. K.J. So kam ihm die Liebe zur Dichtkunst und Musik als Erbe wie durch verwandtschaftliche Beziehungen zu. Er selbst be1 ) Man sehe ζ. B. die Fälle bei Hausen und Morungen 50, 38; 51, 13. 25. 29; 52, 6. 21; 53, 2; 43, 33; 44, 33. 38. - 127, 17. 28; 128, 9 (öfter gegen Α oder B). 2 ) Vgl. Morungen 127, 12 Der sö vil geriefe in einen t o u b e n wait; Wümanns, Walther I S. 528 Anm. 482. 484. *• | (-) β b * : | (-)4»i| ι |-6α·ί

Responsion fehlt, doch sind die ersten zwei Takte des Schlußverses in 1 und 3 wiederholt. Die Überlieferung ist schlecht: die Verse 2. 4 haben in Str. 1 fünf sprachlich ausgefüllte Takte, dagegen 2, 2. 4 sind Vierer, 3, 3. 4 sind zweifelhaft (Und oder Unde ? bzw. an oder ane ?). Bartsch hat sich für die Fünfer entschieden, aber in Str. 2 die Viertakter beibehalten. Diese Strophe gibt aber auch bezüglich des Inhalts Anlaß zu Bedenken: pflege (Konj.) : gelegen (Part.) ist isoliert; und die Begründung, daß der Dichter nie bei einem Lieb gelegen habe und seinen Sinn von einer Jungfrau abwenden müsse, dann brauche er sich um keinen Wächterruf zu kümmern, ist sonderbar. Man erwartet, daß der Gegensatz zu maget deutlich herausgebracht wird, was bei liep nicht der Fall ist. Hier muß also etwas ausgefallen sein, ich denke: Ich hän bi liebem (wibe) nie gelegen; damit ist der Gegensatz zu maget ausgedrückt, und der Vers ist ein Fünfer. 8. Lachmann zu Waith. 12, 3; Frisch, Untersuchungen S. 7. ) S. Boethe, RvZweter S. 76 ff. und Frisch S. 7 f.

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21. JCARCGRAVE HKINRICH VON MISSEN

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Freilich verlangt nun noch die Bemerkung, daß er sieh um den Wächterruf nicht zu kümmern brauche, eine verständliche Motivierung; und die ist gegeben, wenn er seinen Sinn auf eine Jungfrau richtet statt ihn von ihr abzuwenden. Ich lese also an eine (st. von einer < van einer }) maget. Diese maget ist offenbar die frouwe, der da4 Ganze gewidmet ist und die ihm einstweilen noch gehaz ist [Im Text steht aber von einer m. K.J. So rückt diese Mittelstrophe in den Zusammenhang und man hat nun unter den 6 fraglichen Versen 3 Fünfer; man wird also die neutralen Verse 3 , 2 . 4 ihnen zugesellen, indem man Unde sowie ane schreibt, wie schon Bartsch getan hat. Nun verbleibt noch 2,2 mit dem isolierten Beim pflege (: gelegen). Ich ergänze Der tougenlicher minne (künne) pflegen. Einzelnes. 1,7 Bartsch vermutete wegen des rührenden Reimes: ich dien ie diu mere daz; doch s. II 1,1/3. 2,4 Ich hän . . . frouwen selten bi gelegen Morungen 128,29 (Jung S. 33). 3, 5 ff. Vgl. Waith. 40,34 und Wilmanns z. St. 7 od für alder (C) Bartsch. Π. Der Ton besteht aus Sechs- und Viertaktern: A I = II Bill

(-) 6 a | - 4 b ·.·) X I I 1 , 3 U f berge in tal in ouwen.

2,9 f. 8. Wilmanns zu Waith. 51,31. Das Wort ouwe ist hier wohl schwach flektiert. Der ruhrende Reim m e i t : meit X I I I 2, 2/4 bindet Wörter verschiedener Bedeutung und Funktion und steht unter 20 Reimvoörtern auf -eit, kann also nicht, mit Blasius (S. 17), verglichen werden. 3 ») In Str. 2 ist β = b. ) In Str. 1 ist w = a.

28. D E B KANZLER

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XII. Der Ton mischt wohl Zwei-, Vier- und Sechstakter in folgender Weise: A I = II Β III ^6 α* IV -2β*Ι*4β*Ι-4α>·Ι*4β* Die von Krieger (S. 35 f.) erwogene Möglichkeit, die Zweitakter seien durch musikalische Dehnung zu Viertaktern gestreckt worden, und der Sechstakter zu einem Doppelvierer1), scheint mir kaum erwägenswert. 2, 4. 6 Zu höchgeschaft und bluot s. die Anm. 7 zu II 11, 13 f . (o. S. 253). 6 ungezalt Bo. Ha. 12 danne (nicht darane Ha.) hat C. Zu meiner Kürzung dan vgl. die Reime : man XIV 3, 3 und : kan XVI 10, 2. 13 vertrip Bo. Ha. 3 Diese Strophe wiederholt Oedanken WaUhers, s. Wilmanns zu 93, 5. 2 Minne Ha. 11 Zur Anrede an das Publikum s. Wilmanns-M., Wa. I, S.444f., Anm. 30. XIII. Die Strophe besteht aus lavier trochäischen, männlich auf die gleiche Reimsilbe endenden Zwei- und Viertaktern in folgender Anordnung (ohne Bezeichnung die vollen Verse): A I = II 4, 2, 2, 2 | 4,4 < : | Β III 4, 4 i IV 4, 2, 2, 2 | 4, 4 ί 20 gleiche Reime in einer Strophe sind nachWGrimm, Kl. Sehr. IV 619 (99) eine Neuheit. 1,6. 7 und 2, 5 schon Hagen. 2,6 im (st. in^) bezieht sich auf er (v. 1). 9 ß. 'Milte sagt sich bei Reichtum los vom Geben; die Scheidung hat die Kargheit vor ihr (vor der Milte) voraus': d. h. sie hat beim Abgrenzen zwischen ihr und der Milte den Vorteil. 3,1 Der starke Elefant, s. Physiologus. 13 Meine Änderung meint: 'die Milte verbirgt sich hinter der Wand der Kargheit wie ein Fasan'; letzterer verbirgt sich im Domengestrüpp, Parz. 287,1 Man möht in wol geworfen hän Zern fasan inz dornach. XIV. LD. LXXVII 36-59. Meine Auffassung des Tons erhellt am deutlichsten aus einer Wiedergabe der ersten Strophe*) ·. H61fent mir, ir Mien, m6ien klagen·)! 6* trägen sun wir gön den &rgen rffen nit. 6 ir gewalt alt mächet, sw&chet wunne. 6 Bünne truebe uns dünket g£n des winters zft. 6 sin pin- rüot tuot heidd 4 16ide vil dar zuo dem anger we. 6 i schouwent wie die rösen bösen gärwe, 6* varwe sl verliisent: d&z tuot in der sne. 6 Sicherheit ist dabei keineswegs: die unterschiedliche Betonung klagen : t r igen sowie die starke Akzentdrückung in gewalt alt (3) sind besonders störend. Aber 1 s

) Μέϊ | -έ din | zit** bzw. gär | ζέτ \ gdn | gdn | ist des winters grimmö.

) Bartsch betont im Eingang der sechsten Verse l^idi, schalten, τέΐηέ. Mir ist diese unterschiedliche Behandlung gegenüber den Eingängen der Verse 4 und 8 unwahrscheinlich; ebenso die sich daraus ergebende ununterbrochene Aufeinanderfolge dreier Hebungen innerhalb Hnes Verses. 3 ) Anderseits reimt pfaden : geschaden in 3, 2/4 männlich.

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28. D E R K A N Z L E R

eine, andere Möglichkeit, die Krieger (S. 36 f.) erwägt, hat auch ihre Bedenken. Er wiU rhythmisieren: 1.3. 7

«X*X|.C1.|.C1|. trceste) und zwäre zu ergänzen. 3 , 1 din hinter mich macht auch der Sinn erwünscht, während vil entbehrlich ist. VI. Dieselbe Teilung des Tones schon bei Hagen und Bartsch (Germ. 12,178/· A I = I I * 8 a * | (-) 4 b * : | Β III 4 α * | -t- 4 β -L, * 4 a. ± \ β i Die letzte Zeile hat in allen drei Strophen stark gelitten: die Handschrift bietet: 1 die heide wunnenklichen stat loubes me danne tusent last 2 des ich niht enmuos vor ir sten zaller stunt 3 mich, das ich nie wart so vro so sprich ich wil es tuo. Während der Vers in 1 sich durch seine unmögliche Rhythmik als verderbt erweist und ohne Zusammenhang mit dem Vorhergehnden steht, sind die beiden 1 ) Grimme zur Stelle verweist auf Grimm, Gr. III 303, der die Stelle Tannhäuser I X (gleichfalls im Refrain) Ziehent herze ( = her zuo) wafenä vergleicht und 'euccurrite' als Bedeutung ansetzt, was wohl bei Morungen 146, 4 paßt, aber schwerlich an unserer Stelle. Ähnlich Mhd.Wb. III 921 ziehet her 'kommt heran'. Ziemann [1838, S. 687*>] setzt 'enge' als Bedeutung an, wo ein Sä(h)t her zu erwarten wäre. Vielleicht wurde ein Zet her (?= Seht her) der Vorlage als Ziether ( = Ziehet her) mißverstanden; denn an die Interjektion Zether (Lexer III 1098J mit ie für 6 ist aus lautlichen Gründen kaum zu denken.

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31. KR1STAN VON LUPPIN

andern sinnvoll und unterscheiden sich nur in der Zahl der Takte voneinander: in 2 sechs Takte, in 3 sieben. Da 3 sich nicht ohne Geivalt verkürzen läßt, während 2 leicht um einen Takt verlängert werden kann (l. gesten st. sten und schreibe zuo aller st. zallerj 1 ), so nehme ich an, daß die Verse Siebener waren, also Achttakter darstellen, und ohne Auftakt begannen. Dabei bedarf der Vers in 3 nur aus formalen Gründen einer unbedeutenden Änderung: der Parallelismus Daz ich nicht enmuoz (2) läßt auch bei daz ich nie wart ein ne- erwarten: ich schreibe also deich nie enwart 2 ). Die Entstellung des Schlußverses in 1 beginnt schon vor ihm: daß die Geliebte dem, Sänger Klee, Blumen und Vogelsang bringen kann, ist zur Not ja hinzunehmen. Aber dann steht der Aussagesatz am Schlüsse gänzlich unverbunden da, und der ganze Gedanke bildet keine Fortsetzung dessen, teas vorhergegangen ist: daß die Geliebte ihn froh macht, tue ihm wohler als Mai und Blumen. Man erwartet vielmehr, daß Klee, Blumen, Vogelsang und die Heide mit ihrem Laub von ihr bei ihm verdrängt wurden. Alles rückt ins Gleichgewicht, wenn man liest: Sie mag mir v e r d r i n g e n Grüenen kle, bluomen glast, vogelsingen Und 3 ) die heide, diu 4 ) hat loubes me dan tüsent last. Der Ersatz von hat durch stat lag graphisch nahe, und wunnenklichen, das den Vers um zwei Takte aufschwemmt, ist als taxfreie Zugabe des Schreibers zu streichen. 2,1 Über liehe s. o. zu II 3,1. 5 kanz ( = kan ez) 'niemand kann es glauben, so rot ist ihr Mund'. 7 Morungen 132, 34 Owe, solte ich iemer sten also; 134,1 Daz ich vil gerne wolt iemer da stän. 3,1 8. Wizens& VIII 3,1 Zart liep, lä mich dich erbarmen. 3 din für den ist wohl geboten. VII. Der Ton, bei dem die Zusammenfassung des dritten (und damit auch des ersten) Stollenverses durch die Elision in 3, 3 gesichert ist (Bartsch, Germ. 12,150), hat folgenden Bau: A I = II Β III IV

* 3 a -, ^ 3 b ^ μ 4 c ^ : | * 2 α -s * 4 γ >• *4γ μ 4β*

Ob die Responsionen, die sich sonst bei Luppin wohl nur zufällig einstellen, hier beabsichtigt sind, ist nicht sicher; es sind folgende: gemüete: güete 1 ) zuo aller steht dann neben zallem (VII 1, 1) wie zuo ir (VII 1, 9) neben zir (II 8, 2). 2 ) Luppin ist, wie die Mitteldeutschen überhaupt, bezüglich des ne- beharrsamer als die Oberdeutschen: er hat Ich enwil II 1, 1; noch enwirdet III 1, β; in treeste in niemer II 8, 8; sien weiz IV 1, 3; Son trüre ich . . . niemer V 2, 7; Des ich nicht enhele VII 2, 8; daher habe ich IV 1, 9 Sö schcene (md. = schoeniu) enwart zer Werlte nie geborn geschrieben st. des ohnehin auffallenden schcenez (wart). Die Partikel fehlt bei doppelter Verneinung: Selkes wart nie nicht III 2, 5; Alsö zart wart nie kein lip VI 2, 1; ferner wenn das nicht ein anderes Wort negiert: Wirt sie mir nicht h i e , secht, sö wirt sie mir d a I 8, 4; schließlieh nach auslautendem -n: Nieman kanz voltriuwen VI 2,5, Al der Werlte dröiwen Achte ich nicht VI 8, 5 f. In diesen beiden Fällen sind -n und n- wohl phonetisch eine Einheit geworden. Die Verhältnisse liegen also ähnlich wie bei Veldeke, s. MFTJ., S. 170 f . 3 ) un ist hinter singe avisgefallen; aber die st. diu verrät noch, daß heide Accusativ war, nicht (wie nach der Satzform in der Handschrift) Nominativ. ') diu ist hinter heide wiederum wegen der ähnlichen Buehstabenfolge ausgefallen.

31. K R I 8 T A N VON L U P P I N

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1,1/3 m u o t : guot 3, 6/9; vgl. behuot: hochgemuot 1,5; | wert 1,6 — ~ werde 3 , 3 ; | je : sne 2,6/8 — gesche : se 3, 5. Einzelnes. 1, 7 siez für sie daz fordert der trochäische Vers. 2, 6 Söst bringt dem Vers den trochäischen Eingang. 9 Wizer danne tüsent sne C bessert sich von selbst, wenn man nach dem Vorbild von V 3 , 5 (Wizer zen s t u n t danne ein sne) hier liest W. tusentstunt dan sne. 2, 2 Ir ougen klär Höningen 130,28. 3,3 Wie sol mir an ir gelingen (: ringen) Morungen 135, 11. 3,7 ff. Maht du doch etswan sprechen ja, Ja, ja, ja, ja, ja, ja ja Morungen 137,24.

32. KÜNIG CHUONRAT DER JUNGE HMS. I 4; III 583. 825; IV 8-11; LD. LXV; Pf ä f f , Minnesang 206; Ooedeke Deutsche Dichtung' 8. 942. Stalin, Wirlemberg. Geschichte II 208-227; Goedeke, Grundriß I 100; v. d. Hagen, Bilderatlas S. 95-100; Tafel II; Winkelmann ADB. XVI 567-571; K. Kampe, Geschichte Konradins 1894; K.WeUer, König Konrad IV. und der Minnesang, Württemb. Vierteljahrsschrift für Landesgesch. N.F. 34 (1928), S. 37-43; Sievers, Beitr. 56, 206; ESchröder, Das Abschiedslied Kg. Konradins, GRM. 20 (1932), S. 385-389; ders., Arn. 50 (1931), S. 91 f.; Karg-Gasterstädt, Verfasserlexikon II 929 ff.1); Wallner, Beitr. 33, 494. 497. 500; Naumann, Dichtung und Volkstum 36 (1935), S. 47 f f .

Die Meinungen, ob die beiden Lieder von Kaiser Konrad IV. als kint (II 3, 8) gedichtet seien oder von seinem Sohn Konrad(in) schwanken. Daß der Schreiber oder Zusammensteller der Sammlung, auf den die Überschrift der Junge in Ο zurückgeht, darunter den Sohn verstanden hat, kann nicht zweifelhaft sein: er hat den Zusatz nicht in dem Sinne gemeint, wie wir von dem 'jungen' Goethe sprechen - solch literarhistorische Absichten lagen ihm ferne sondern er bezeichnete damit einen, der an Jahren jünger war als ein anderer gleichen Namens, s. seine Überschriften der jung Misner (Ρ faff Sp. 1113) und der alte Missener (Sp. 1117^ oder Reinmar der Alte (Sp. 320), sichtlich zum Unterschied von Reinmar von Zweter so genannt; auch hätte er dem Vater die Bezeichnung Kaiser wohl so wenig vorenthalten wie dem Kaiser Heinrich, der seine Lieder vermutlich schon als König verfaßte. Daß die Erzieher und Räte in der Umgebung Konrads IV literarisch stark interessiert waren, ist natürlich kein Beweis, daß ir der Verfasser sei, zumal wir auch vom Sohn wissen, daß seine Erziehung in allen Künsten und ritterlichen Fertigkeiten der Zeit sehr sorgfältig gewesen ist2). So stimme ich Naumann durchaus zu, der meint, daß wir keine Berechtigung haben, der Angabe in C zu mißtrauen: und nach deren Wortlaut kann diese Angabe sich nur auf Konradin beziehen, der, am 25. März 1252 in Wolfstein bei Landshut in Bayern geboren, nach seines Vaters Tode l ) Hier auch eine gründliche Übersicht über die neuhochdeutschen Übersetzungen der Lieder. ! ) Auch glaube ich, daß seine Lieder in einem literarisch so anspruchsvollen Kreise, toie es der um seinen Vater gewesen ist, im sprachlichen Ausdruck besser ausgefallen oder besser überarbeitet worden wären. Was hätten Neifen oder Wirderstetten. dazu wohl gesagt Ϊ

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32. K Ü N I G CHUONRAT D B B J U N G E

in Donauwörth und später in der Nähe des Bodensees lebte. Im Sommer 1267 zog er nach Italien, um die Krone von Sizilien zurückzuerobern. In Tagliacozzo wurde er am 23. August 1268 von Karl von Anjou vernichtend geschlagen. Auf der Flucht nahm man ihn gefangen, und am 29. Oktober endete sein junges Leben unter dem Schwert des Henkers. Dieses grausame Schicksal weckte weithin Teilnahme, die sich in den Klagen deutscher und romanischer Dichter nach seinem Tode noch eindrucksvoller äußerte als in den Huldigungen, die dem Lebenden von ihnen dargebracht worden waren: der Meissner soivie der Steterer Ottokar nennen ihn, der erstere, der Schulmeister von Esslingen und romanische Sänger beklagen sein erschütterndes Ende, mit dem zugleich das gewältige Geschlecht, dem er entstammte, unterging1). Das Wappen, das C ihm gibt, stammt aus der Zürcher Wappenrolle (oder ihrer Quelle), nur sind die Tinkturen abweichend; es ist dort in der namenlosen Reihe 'ferne Reicfie und fabelhafte Persönlichkeiten' angeführt (Wallner). Sein sogenanntes 'Abschiedslied', eine kindische Fälschung des 19. Jahrhunderts, hat ESchröder kritisch beleuchtet. I. Den Ton dieses 'schwäbischen Tanzliedes' (Sievers) hat m. E. Bartsch, Germ. 12,135. 158.167.170 richtig dargestellt: A I = III - 2 a λ - 1 b -, * 3 c * II = IV - 2 d - 4e *: | BV -6^1-6^1-2^,-4«! Heusler (§ 774) will dagegen zu Viertaktern zusammenfassen: Sol ich nu klagen die h£ide . . . Ich muoz verzagen vor leide. Die beiden Strophen werden durch Reime auch äußerlich miteinander verbunden: 1, 2/4 not: röt — 2, 6/7 bot: tot; 1, 6/7 hän : län — 2,1/3 entstän : län. Einzelnes. 1,1 /. Dast ein jämer groz Gen miner not verstehe ich nickt: man erwartet den herkömmlichen Gedanken, daß das Absterben der Heide dem Dichter im Vergleich zu seiner Liebesnot nichts bedeutet: der Verfall der Natur spielt ja im Folgenden gar keine Rolle, alles Weitere malt die freudlose Stimmung des unglücklich Liebenden. Auch führt der Ausdruck not in der ich stsete brinne auf jenen antithetischen Gedanken, denn die nöt der Natur ist nur vorübergehend2). Indem ich wa ist setze, meine ich, der Dichter habe gesagt: 'Wo ist eine Not, groß im Vergleich zu meiner Not?!' 2. 4 -inne neben 5. 7 -innen macht sich nicht gut. 5 Die Frage wirkt mit ihrem also banal. 2,1 /. triuwe erdenken ist eine sonderbare Verbindung; ebenso ungetät machen (3 f.). 2.4 zum Reim erdäht: machet bemerkt Lachmann an JGrimm S. 129 f.: 'Die vornehmen Poeten sagen immer: Reim dich oder ich friß dich. Sie unterscheiden auch sehr schlecht männliche und weibliche Reime'; hierauf gibt er weitere Belege für -ht: -cht; s. auch Paul-Gierach, Mhd. Gramm.16 § 114. Die Änderung traht(et) st. machet hätte wieder andere Schwächen. *) Die Zeugnisse bei von d. Hagen und den Historikern. a ) Naumann hat das fein empfunden, wenn er den Dichter in der verlorenen dritten Strophe sagen läßt: 'Aber die Natur gewinnt ihre Freude zurück, so wohl auch ich.' Nur würde ich statt des zweiten Satzes eher ein 'ich dagegen nicht' vermuten.

32. K Ü N I G C H U O N R A T D E R J U N G E

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6 Für dieses unde mit konzessivem Sinne hat Lemcke, Textkritische Untersuchungen zu H. v.Morungen S. 55 auf Benecke z. Iw. 155 verwiesen. Π. LD. LXV 1-21. Auch dieses Gedicht ist nach Sievers 56, 206 ein schwäbisches Tanzlied. Seine Form ist sehr einfach: A I = I I - 4 a -i | — 4 b -i: | Bill -4 α j -4w ^ | - 4 α * Die stumpfen Waisen der ersten zwei Strophen finden klangliche Entsprechung in den Reimen der Verse 2. 4 in einer anderen Strophe: 1, 6 tage — 2, 2/4 tage : trage; 2, 6 an — 3, 2/4 hän : began1). Es ist daher klar, daß der klingende Ausgang eere engelten in der Waise der dritten Strophe durch einen stumpfen ersetzt werden muß, der anderwärts in 2/4 ein Echo findet: ich schreibe daher engelten vil — 1,2/4 wil: vil; damit finden nun auch die Reime in der ersten Stropheanderselben Stelle ein Echo. [In Str. 3 sind die ν. 1.3: - 4 a K]. Einzelnes. 1, 5 Um der Apokope mei zu entgehn, könnte man umstellen: Der meie uns wils ergetzen wol, aber die Apokopen Wolt I 2,1; waer I 2, 2 und liht II 3, 3 zeigen, daß Konradin sich gekürzte Formen gestattete. 2, 4 der ei. dee hat schon Bartsch. 7 Daß zu tuot einerseits ein Adverb, anderseits ein daz-Satz gehört, wirkt hart. 3,1-3 sind die schwächsten Verse des Ganzen. 7 Naumann erinnert treffend an die Lehre des Titurel, Hartmanns, WaKhere: Vor kinden berget iuwer ja, So enwirt ez niht ein kindes spil, Minn unde kintheit sint einander gram.

33. CHUONRAT VON KILCHBERG HMS. I 23 ff.; III 587. 825; IV 55-59; LD. L X X X V (nur I. Ii;,· Drescher, Hedwig, Konrad von Kilchberg, von Stamheim und der Geltar, Dies. (Maschinenschrift), Breslau 1822 (mit den Texten). Stälin, Wirtembergische Geschichte II 406. 767; III 681; Am. f . Kunde der deutschen Vorzeit 1865, Sp. 2; Goedeke, Grundriß I 154; Gosches Jahrbuch 1865 I; Wümanns ADB. X V 789; Grimme, Die rhein.-schwäbischen Minnesinger 209. 219. 297-302; Mohr, Das unhöf. Element S. 77; Sievers, Beitr. 56, 206; ESchröder, Zs. 67 (1930), 108; Karg-Gasteretädt, Verf.-lex. II 898 2 ).

Das Geschlecht hatte seine Stammburg am linken Ufer der Iiier südlich von Ulm, unweit Willingen, wo sich noch heute die Pfarrdörfer Ober- und Unterkirchberg befinden. Den Namen Konrad führen mehrere Angehörige: der eine, Bruder des Bischofs von Brixen und Sohn Ottos ist von 1255-68 bezeugt, der andere, sein Sohn, von 1286-1310, gestorben nach dem 30.März 1315; dazu kommt noch ein dritter, der ein Bruder des älteren Konrad war. Während Hagen, Stälin, Goedeke, Wilmanns den Erstgenannten für unseren Dichter hielten*), haben Bartsch, Grimme und Drescher sich für seinen Sohn ausgesprochen; Schröder Siehe Giske S. 237. ) Wo noch viele ältere Nachweise sowie eine Liste derÜbersetzer insNeuhochdeutsche. ) Auch Naumann, Dichtung und Volkst. 36 (1935), 28 meint, er habe vielleicht dem Kreise um Heinrich VII. angehört. 5 3

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33. C H U O N R A T VON K I L C H B E R G

meint, auch dieser könne der Dichter sein. Maßgebend waren für Bartsch und Qrimme sprachliche Gründe: swebe : lebe I 4; ler(e) Subst. : ger II 4; des : genes(e) II 5. Eine sichere Entscheidung scheint mir nicht möglich, doch spricht die größere Wahrscheinlichkeit wohl für den jüngeren Konrad. Das Wappen, das C dem Dichter gibt, zeigt drei weiße Streifen, die mit drei roten wechseln, von rechts nach links schräg nieder gerichtet; den goldenen Helm schmücken zwei ebenso gestreifte, auseinander gekehrte mützenartige Spitzen mit schwarzen Quasten. Das ist das Wappen der Schelklinger, die mit den Kirchbergern sehr enge verwandt waren. Auch hatte der Sohn Ottos von Kirchberg eine Gräfin von Schelklingen zur Frau. Das Bild hat zu den nachfolgenden Liedern keine Beziehung. Sämtliche sechs Lieder sind nach Sievers, Beitr. 56, 206 Tanzlieder. Über ihr Verhältnis zu Neidhart handelt die im Jahresber. 11, XIV, Nr. 125 zitierte Schrift [von G. Zoepfl, 18897. I. LD. LXXXV 1-32. Der Ton ist einfach gebaut: A I = II Β III IV

6a |6b :| 6 α ^ |4 β * 4 β * I 6 α*

Einzelnes. 2,1 Βα. ergänzt krüt d i u : mir scheint die Pluralform kriuter besser. Zum Gedanken vgl. Vrid. 111,6 Krüt steine unde wort Hänt an kreften grözen hört, sowie Bezzenbergers Anmerkung und Singer, Sprichwörter III 72 f . 6 Süeze und (Hagen) oder Suoze und (Ba.) verstehe ich nicht: Ich vermute Süezent (ohne vorhergehendes Komma): 'Süße Worte aus dem Munde eines Lieh's zum andern süßen bis in den Grund des Herzens.' 8 Der Dichter stellt (wie andere, Jellinek, Beitr. 43, 10 f.) die liebe über die minne: Wäriu liebe ist minne ein Überguide (3, 8) und wünscht: Mit ir Worten diu vil minnecliche Mehte herzeliebes mich bewisen. Man muß daher die Worte umstellen: Swer bi minne herzeliebe enpfunde. 3, 3 tugent (Ba.) fordert der Singular des Prädikatsverbums. 4 herzecliche schreibt Ba., da der Dichter das Adverb -liehe reimt (VI 2 und 3). 4 nü hat schon Ba. umgestellt; ebenso eht im folgenden Vers. 5 ein strich Ha. Π. LD. LXXXV 33-87. Der Ton hat seine Besonderheit im Schlußvers mit der beschwerten Hebung im ersten Takt1), die von Ba. mit Recht angenommen ist2), da auftaktloser alternierender Vers mit der sonstigen Rücksichtnahme des Dichters auf natürliche Wortbetonung in vier von den fünf Strophen nicht im Einklang stünde. Im Übrigen ist er so gebaut3): A I = II Β III IV

-4aiE|4b^|6cJi:| 4K i | 4 α ^ 4 / Ϊ * | 4 / Μ - 4 «i

Auch das Korn, die Responsionsreime, sowie die peinliche Beobachtung der Veraeingänge, die nur im ersten und letzten Vers jambisch sind (was auch für die angenommene Rhythmisierung des Schlußverses spricht), zeigen die Sorgfalt, mit der das Lied gebaut ist. -) Vgl. die Verse 14 und 16 im Refrain von V. 3 ) Heusler § 777 rhythmisiert die Stollen als 3 | 4 + 5.

33. C H Ü O N B A T VON K I L C H B E R G

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Auch mit Responsionsreimen hat der Dichter sein Lied geschmückt: die Echos erscheinen nie an denselben Stellen ivie ihr Widerpart: 1, 3/6 schin : vogellin — 3,1/4 sin : wengelin; | 3, 2/5 rosenrot: not — 6, 8/11 t o t : gebot; | 4,1/4 ger : 1er — 5, 2/5 gewer : mer. Die Strophe 2 geht scheinbar leer aus, aber nur scheinbar, denn da Kilchberg -an : -an bindet (V 4 , 1 - 3 man : dan : plan), so hat er sicherlich für 2, 3/6 began : wän in 4, 8/11 dan : kan den Widerhall beabsichtigt. In der Anordnung der fünf Strophen gehn Β und C in folgender Weise auseinander: meine Reihung Β C 5 1 30 2 9 31 6 3 32 4 34 7 8 5 33 Daß die zweite Strophe in G als letzte an falscher Stelle steht, zeigt der Zusammenhang ganz deutlich. Nachdem der Dichter in der ersten Strophe das Ungemach des Winters beklagt hat, der uns der bluomen schin zerstörte, fährt er in der zweiten fort, bluomen unde sne wären ihm ganz gleichgültig, wenn die Geliebte sich ihm gnädig erweisen wollte; denn dann würde das Leid des Winters, der ihn unfroh gemacht, verschwinden, also das geschehen, was er in der ersten Strophe ausgesprochen hat: Doch so mac sin werden rät, Wil diu eüeze reine. Ebenso ungezwungen schließt sich nun die dritte Strophe an. In der zweiten hatte er ausgeführt: wenn sie ihm gnädig wäre, würde er fröiden rieh; wenn aber nicht, dann würde sein Wahn, der ihn beim ersten Anblick an fröiden beriet, so daß er sagen konnte: von sorgen ich schiet, vergehn. Nun fragt er in der dritten, wann sie ihn von seinem Kummer erlösen werde: dann wollte er sorge sich verzihen. Dabei schweifen seine Wünsche zu ihren wengellin, zu ihrem munde, zu einem umbevanc und Kuß. Damit hat er sich ausgemalt, was ihm ihre Minne gewähren vmrde, und so kommt er nun in der vierten Strophe ungezwungen zu dem Gedanken, wie denn sie sich dazu verhalten würde, wenn er ir minne gert. Sie fragt, was denn minne sei: darauf wird er ihr durch die Tat antworten; dann soll sie es gründlich erfahren. Hieran schließt sich in der fünften Strophe die Besorgnis, sie könnte meinen, daß ihr die Geioährung der so lange gegerten minne den Tod brächte. Solche Befürchtung widerlegt er scherzhaft: nein, viel mehr Minnenswerte sind gestorben, die nicht minnen wollten, obwohl sie hätten minnen sollen und die mitine es ihnen befahl. Dieser Zusammenhang wird von C gewaltsam zerrissen; denn es ist klar, daß winter und bluomen der ersten Strophe und bluomen unde sne der zweiten nebst den Empfindungen, die sie unter verschiedenen Umständen beim Dichter wachrufen, untrennbar zusammengehören. Ebenso gehören die sorge im ScMußvers der zweiten Strophe zu dem kumber im ersten Satze der dritten. Setzt man dagegen die zweite an den Schluß des Ganzen, so fehlt ihr jede Verbindung mit der vorhergehenden (meiner fünften); auch verpufft das Ganze mit seinen letzten Zeilen vollständig ins Leere. Aber auch die Handschrift Β fehlt, wenn sie die beiden Strophen 4 und 5 vertauscht; denn es wäre ein Hysteron-proteron, wenn die Geliebte zuerst Be-

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33. CHtJONRAT VON K I L C H B E R G

sorgnisse über die Gewährung ihrer Minne empfände und erst hinterdrein die Frage aufumrfe, was denn minne eigentlich sei. Man darf also weder, wie Hagen tut, C vollständig folgen, noch mit Bartsch die Reihung in Β restlos übernehmen. So wie in Lesarten bald die eine, bald die andere Handschrift den besseren Text bietet, so hat Β die zweite, C die vierte Strophe an richtiger Stelle. Die Versetzung in C dürfte sich dadurch erklären, daß die zweite Strophe in der Hauptquelle von C fehlte und vom Schreiber aus einer anderen Vorlage am Schluß nachgetragen wurde. Daß sie aus einer zweiten Vorlage übernommen wurde, dafür könnte sprechen, daß C in ihr als der einzigen das Korn nicht nur nicht bewahrt hat - das hat Β ja auch getan -, sondern in diesem Vers einen vollkommen abweichenden Text überliefert. Β (oder ihre Quelle) wurde zur Vertauschung der Strophen 4. 5 wohl dadurch bewogen, daß die Fragen in der dritten Strophe eine Antwort erhielten, wenn man die letzte Strophe voranstellte. Diesem Zweck dient offenbar auch die Änderung der Eingangszeile von 6 in Nein si waenet des, deren UnecMheit nicht nur die schiefe Fortsetzung, die damit jene Fragen erhalten, erkennen läßt, sondern auch der fehlende Auftakt. Ebenso verraten die Fassungen der Verse 3 und 4 eine sehr ungeschickte Hand. Nur in Vers 6 könnte man versucht sein, auf Seite von Β das Echte zu vermuten, denn Die niht minnent, sö ir m i n n e g e r t paßt besser zu dem folgenden Oedanken Die niht minnen wolden Dö . . . minn inz gebot. Da jedoch Β in v. 3, der mit dem Reimwort ungewert schließt, sicher Unechtes bringt, während C durchaus befriedigt, so müßte man einen rührenden Reim gegert (C): gert (B) annehmen, den die Handschriften auf verschiedene Weise beseitigt hätten. Einzelnes. 1 , 1 Drescher bevorzugt Ach (B) gegen Hei (G) und folgt auch in den weiteren Versen der ersteren Handschrift; aber die viermaligen Eingänge mit Und machen einen allzu leirigen Eindruck. 7 und 8 zieht Drescher zu einem Langvers zusammen, trotz des Zusammenstoßes der dritten und vierten Hebung und ungeachtet der Architektonik der Strophe, in der ein achttaktiger Vers ganz isoliert dasteht, während zwei viertaktige sieben Genossen haben. 2, 5 Was C und Bartsch haben, ist um einen Takt zu kurz, daher ist mit Drescher Β zu folgen. 7 Wenn man auch hier Β wählt, braucht man nur gar durch dö zu ersetzen, wie schon Ha. vorschlug, um das fehlende Korn zurückzugewinnen. C hat nach den Körnern niemals Reimpunkte, Β nur in den Strophen 1 und 4. 3, 9 vgl. Walther 54, 15 Daz [küssen] sol si lihen mir; Wilmanns zu Waith. 54,15; Stosch, Zs. 33,124 /. 4, 3 f . Ba. schreibt Nu kan ich sis baz bescheiden niht: Sö volge miner 1er, wobei das baz wenig paßt. Besser und näher der Überlieferung in C bleibt: Nü (en)kan ich sis bescheiden niht, Si ('n)volge miner 1er. III. Die Strophe zeigt folgendes Bild: A I = I I 6 a ί | 2 a -i, — 4 b »·: | Β III 6 < χ 2 · | 4 / ? · ί | 2 / ? · ' , - 4Hagen und Drescher geben die Zweitakter als selbständige Verse: wenn man den Ton fast nur aus Sechstaktern bestehn läßt, wird sein Bau viel einfacher; auch spricht der Umstand, daß nur auf die stumpf endenden Zweitakter stets Auftakt folgt, für die Zusammenfassung.

33. C H U O N R A T VON K I L C H B E R G

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Einzelnes. 2, 6 Zu lach, das Drescher (mit C) in den Text setzt, verweist sie auf Teschler 33,1 C und Hadloub 37, 1 C. Ob der schwabische Dichter aber diese schweizer Form gebraucht hat ? Hagen z. St. betrachtete sie als 'alten Lesefehler, da das hohe Ζ dem ch ähnlich'. Auch Bartsch zu SMS. XXVII 13, 29 sucht der Anerkennung dieses Imperativs zu län auszuweichen, indem er die an dieser Stelle im Reim auf swach überlieferte Form als Imperativ zu ahd. lahan 'vituperare, prohibere, vetare' (sehr gezwungen) deutet und die sonstigen lach bei Hagen I I I 708® mit diesem als Lesefehler faßt. Aber warum soll zu län, (lie) in Analogie zu van (vie) nicht auch ein Imperativ lach nach väch gebildet worden sein, wie ESchröder ZfdA. 70, 439 f . annimmt. IV. Den Ton fasse ich so: A I = II Β III

4a - |6b < :| 6ai|6a*|6b*

Einzelnes. 1,4 vogelinen hat schon Drescher. Zu vogelin in der wilde vgl. Walther 124, 30 Die vogel in der wilde nach meiner Besserung. 5 Da f ü r : statt des Gesanges der Vögel, der jetzt verstummt ist (3). 7 habedanc, 8. Wilmanns zu Waith. 92,16 und Waith. I 531 Anm. 495. 2, 3 Dieser Vers ist weder sinnvoll, noch rhythmisch in Ordnung. Ich lese: (Daz ein wiplich wip erkande . . . mannes muot) Unde ir güete niht enblande: 'und nichts ihre Güte verblendete'. Das Wort güete wird in der nächsten Strophe v. 3 wieder aufgenommen. 3 , 1 f . Reimar 165, 28 So wol dir, wip, wie reine ein nam. 3 Wan din güete 'ohne deine Güte', 'wenn deine Güte nicht wäre'. Das Lied will den habedanc der Geliebten erwerben. Darum wünscht er von einem frauenhaften Weibe, daß sie treuen und untreuen Sinn zu scheiden verstehe und nichts ihre güete verdunkle: das sind ir ere. Ohne solche güete ist Minne an f r ö i d e n lam; denn sie bleibt eine minne nach wäne, eine Minne derer, die sich nichts besseres verhoffen können (als den wän), was ihrer fröide Abbruch tut. V. Nach Dreschers glücklicher Bemerkung ist das Gedicht eine Kombination von Neidhartischem Sommer- und Winterlied: mit dem einen teilt es den Natureingang und die Aufforderung zum Tanz, axis dem andern stammt die Minnestrophe. Der Ton hat in der ersten und dritten Zeile des Refrains1) beschwerte Hebungen und zeigt in der Namenliste der dritten Strophe starke Freiheiten, die zwar die Zahl der Takte nach meiner Meinung entsprechend der in den anderen Strophen festhalten2), aber sie reichlicher füllend Damit maU der Dichter den Übermut des Tanzes ausgezeichnet. Die Strophe hat folgenden Bau: A I = III 4 a ^ | 4 a χ II = IV 4 a | 6 b ι : | (cccb) Β V 4 α -t | 4 /? i VI 4α·ί|2α·ί|6/?ι [Refrain VII + VIII - 4 y ^ | - 4 y > . | - 4 < K | - 6 < K y 1 ) Der mit Auenahmen in der Strophe 8 durch die Auftakte von den trochäischen Eingängen der übrigen Verse abgehoben ist. - 14 f . ist als Beispiel 2 bei Gennrich, ZfdA. 82, 235 rhythmisiert. J ) Drescher will ihr mehr Takte als sonst zuschreiben.

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S3. CHtrONHAT VON KILCHBERG

Einzelnes. 1, 2 Von sorgen bant (C): binden = 'losbinden' ? Nein! Ich lese Von sorge enbant. 2 , 1 = Stamheim 2,1 (Nu) Wol üf, kinder, gen wir dar. 2 , 4 und 4, 9 ß. vgl. Wilmanns zu Waith. 45, 37. 3. Diese Strophe, die mit ihrer Fülle von Namen äußerlich an die Listen der von Parzival und Feirefiz besiegten Gegner gemahnt, hat nach meiner Auffassung ganz dieselbe Taktfüllung wie ihre Genossen; nur setzt der Dichter die zweisilbigen Namen an der Spitze der Verse 2-11 und 13 überall in den Auftakt; dieser steht so ja auch bei Vers 1, der sich mit Wol üf | Röse, Geppe, Hiltegart ganz deutlich von seinem Gegenstück in Strophe 2,1 Wol ü f , kinder, gen wir dar abhebt, wie ja auch die entsprechenden Verse 2-13 in sämtlichen übrigen Strophen des Auftakts entbehren. Damit wird das ungestüm-eilige Drängen dieser 'Aufforderung zum Tanze' vortrefflich ausgedrückt. Hiat wird dabei nirgends gemieden - Elision würde ja viele Namen schwer verständlich machen, - außer bei Suffie (9), welcher Name auch ohne -e deutlich bleibt. Zweimal hat C appellative Epitheta hinzugefügt: engel (4) und minne (6), einer Neigung folgend, die wir auch sonst beobachten können, s. MFU., S. 474 unter 'Handschriften'. Schließlich ist v. 10 ohne zweisilbigen Auftakt zu kurz, anderseits v. 13 mit ihm zu lang. Ich vermute, daß Saluet hinter Sidrat wegen ihres gleichen Anfangs und Endes ausgefallen war, am Rande nachgetragen und von C falsch in 13 eingeordnet wurde. Solche Aufzählung von Mädchennamen findet sich, wenn auch in weit bescheidenerem Ausmaß schon bei Neidhart 38, 9-39, 39; bei ihm und den von Haupt aufgenommenen Pseudo-Neidharten kommen von den bei unserem Dichter genannten Namen 18 vor1), während 34 ohne Entsprechung bleiben. Solche Häufung ist charakteristisch für Pseudo-N eidharte: Liliencron (Zs. 6, 115j verweist auf die Listen bäuerlicher Gegner in 69-72 Β mit 51 Namen und in 40 Hg. [ = c] mit 79 Namen. Zum Text sind nur wenige Bemerkungen nötig. 3, 1 Geppe (C gepe) schreibe ich nach Neidhart. 2 Guote trüt schreibt Hagen, guote Trüt Drescher: ich fasse beide Wörter als Eigennamen, als welche sie ja belegt sind. Drescher faßte guote als Adjektiv, weil in v. 4 Uote als Reimwort zu uote (C) in ν. 8 erscheint2); für letzteres hat Drescher, Hagen folgend, Guote gesetzt; um nicht, wie bei Hagen, nun den Namen Guote zweimal zu bringen, hat sie das Wort in 2 als Adjektiv genommen. Ich finde eine andere Lösung besser: in v. 2 beides, Guote wie Trüte als Eigennamen zu nehmen empfiehlt sich deshalb, weil sonst der Vers nur 2 Eigennamen enthielte, was in der ganzen Strophe (abgesehen von dem nur zweitaktigen Vers 12) nicht vorkommt. Man wird daher dazu gedrängt, das Adjektiv in v. 8 zu suchen, und da bietet sich fruote für das sicherlich falsche uote der Handschrift dar; diese Lösung empfiehlt sich auch dadurch, daß der Dichter zur Gewinnung des Reimes gerne auch sonst ein attributives Adjektiv nachstellt: Igel zart, Tilije fin; ihnen stellt sich ein Vite fruote zur Seite. 6, 6 ich muß nach meiner Meinung unbedingt ergänzt (und dann ein für einen geschrieben) werden, denn daß sich die Geliebte selbst einen Blu1

) Drescher S. 145 /. verzeichnet 16; dazu noch Uote (4) und Wille (5). ) jEbenso ESchröder a. a. O., der auch Gep(p)e in υ. 1 streichen will und bemerkt, daß die Namen Kläre (0) und Katrin (7) vor 1250 in Deutschland als Taufnamen kaum nachweisbar seien, was ihn nebst dem Adjektiv fin (6) an den jüngeren Konrad denken läßt. - Zu fin vgl. auch Frings, Beitr. 70 (1948), S. 432. 2

33. CHUONRAT VON KILCHBERG

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menhut bräche, ist zu sonderbar, wenn der Liebende bei ihr ist, wie hier gemäß v. 2 anzunehmen ist. YI. Der Bau des einfachen Tones stellt sich so dar:

A I = II Β III IV

6a* |6b : | 6 ·

Responsionsreime verbinden die Strophen 2 und 3: 2,2/4 minnecliche : ge-

waltecliche — 3, 2/4riche: gewaltecliche; | 2, 5/8 sinne : gewinne — 3, 5/8 unminne : brinne. Der Umstand, daß das Lied keinen rechten ScMuß hat, läßt vermuten, daß weitere Strophen verloren sind, die Responsionsreime zu Strophe 1 brachten. Einzelnes. 1,2 Die (C) schafft einen regelwidrigen Auftakt. 3 vogelinen Ha. 4 Das durch das vorhergehende Praesens tuot verarüaßte singent ist in das Praeteritum sungen umzuwandeln. 2, 2 si ist zu streichen. 6 rechen an mit Accusativ s. Mhd. Wb. I I 2, 683 b . 7 küssen ist des Verses wegen zwischen mer und danne zu stellen. 3, 3 Hagen hat schon ansprechend vermutet, daß das e vor Doch zu dem vorhergehenden rieh gehört hat; es kann aber auch für iedoch stehn urie öfter in C1). Das verbleibende doch fasse ich, um einen Zusammenhang mit dem folgenden Vers zu gewinnen, als Konjunktion und stelle daher bin hinter ich. 4 Dieser Vers ist eine wörtliche Wiederholung von v. 2,4. 5 Auch hier muß man umstellen (mich hinter ein wip); zudem l. twingen st. betwingen. 8 iht für it hat schon Hagen; brinne st. verbrinne verlangt der Vers.

34. DER SCHENKE VON LIMPURG HMS. 1131-134; III 609.827. IV. 126-132; LD. XLIV; Pfäff, Minnesang S. 180 f. Stälin, Wirtemb. Geschichte II S. 600-006. 767 f.; v. d. Hagen, Bildersaal 1856, S. 75-77. 233; Tafel XVIII. X L V I I ; A. Bauer, Zs. φ Ver. f. d. tcirtembergische Franken VII (1865), 1. Burdach AHB. X X X I (1890), S. 61 /.») ( = RuW1, S. 395 We 397); F. Grimme, Germ. 37 (1892), S. 159-161; dere., Die rhein.-schwäbiachen Minneeinger 1897, 8. 192-198. 292 f.; dere., Die Anordnung d. großen Heidelb. Idederhs., S. 58 f.; Sievera, Beitr. 56 (1930), S. 195; Karg-Gasteratädi, Verf.-lexikon III 53 3 ); Wallner, Beitr. 33, 494; Naumann, Dichtung und Volkstum 36, 28; Walter, Elise, Verluste S. 59; Kost, Jb. d. Hist. Ver. f. Württemberg, Frankfurt 1940, 8. 215 ff. Die Reichsschenken von Limburg gehörten zu den mächtigsten Ministerialen1)·, ihr Geschlecht war bei Hall am Kocher angesessen und besaß bis zum Μ S. MFU., S. 120. *) Wo noch einige andere Hinweise auf historische Literatur. 8) Wo auch ältere Literatur sowie neuhochdeutsche Übersetzungen. Die Angabe, daß die Bruchstücke Ν agiere (jetzt in der öffentlichen Wissenschaftlichen Bibliothek Berlin ms. germ. qu. 164) außer Liedern Toggenburgs und dem Bild Strettlingens auch Strophen Limburgs enthielten, beruht nach freundlicher Mitteilung der Verfasserin auf einem Versehen. *) Grimme, Anordnung S. 58 f. verweist auf Conrads Stellung in der Urkunde Conradins vom 7. Januar 1268, wo er hinter Berthold Graf von Marstetten, Albert

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34. D E B S C H E N K E VON L I M P U R G

Jahre 1274 einen Burgsüz auf dem Hohenstaufen zu Lehen. Da die Handschrift C keinen Vornamen nennt, so könnte man an eich verschiedene Schenken für den Dichter halten: Walther I von Limpurg, von 1230 an häufig in Urkunden genannt und 1251-1253 verstorben, oder einen seiner beiden Söhne: Walther II oder Conrad. Walther I scheidet wohl aus, da, wie Burdach bemerkt, den überlieferten Liedern der 'realistische, volkstümliche, parodierende oder frivole Zug ganz und gar fehlt, der den Produktionen jener dem leichtsinnigen König, dem WaUher I anhing, nahestehenden Dichter und ihrer Schule mehr oder weniger eignet'. Auch scheint er für die Art der IAeder zu alt. Von Walther II (gestorben um 1283) ist uns keine Italienfahrt bezeugt, während Conrad in Italien gewesen ist: dazu paßt die Angabe in Lied I I I 2 Ich enmac ir (die Geliebte) niht gesehen Vor gebirge und vor der verre. Man darf also wohl in Conrad den Dichter sehen. Er erscheint zuerst in einer Urkunde vom 22. Juni 1256, sodann am 21. Dezember 1261 zu Kaisersberg und am 17. Juni 1265 zu Lengenveldt. Später zog er im Gefolge Conradins nach Italien (Verona am 27. Dezember 1267 und 7. Januar 1268, Pisa am 14. Juni 1268). An der unglücklichen Schlacht bei Tagliacozzo nahm er als treuer Diener seines Herrn wohl teil. Von da ab fehlt jede Nachricht, doch ist er wohl um 1280 in der Heimat gestorben. Sein Tod wird von Hugo von Trimberg (Renner 1179 ff.) beklagt: er nennt ihn als einen der edeln herren neben Botenlouben, von Μdrangen, von Windesbecke, von Nifen, Wildonje und von Brünecke, die in der guten vornehmen wise gesungen hätten; die Stelle ist unter Botenlouben abgedruckt1). Das Wappen in C ist richtig, nur enthält es drei statt fünf Streitkolben2). Mit der Weise des schwäbischen und alemannischen Minnesangs teilt Conrad die Vorliebe für Dreistrophigkeit, Refrain und inneren Reim (Burdach). Bartsch findet bei ihm den Einfiuß Ulrichs von Winterstetten, Naumann reiht ihn mit einem 'vielleicht' dem Kreise um Heinrich VII ein. Einzelheiten wie die Anrede eüeziu richiu reiniu fruht, das Epitheton vil gehiure, saelden schrin verbieten, wie Burdach bemerkt, seine Ansetzung vor der Mitte des Jahrhundertss). Töne Lutzmann, Hermann und Fr. von Hurnheim, Conrad von Lupurg erscheint (Böhmer, Acta imperii V 4845). ΕSchröder (ZfdA. 61, 126) zieht aus der Reihenfolge der Namen den Schluß, daß die Handschrift, die Hugo kannte, mit C in Beziehung stand. Jedenfalls kann man bestimmt sagen, daß zwischen den Originalen und der Niederschrift in C nicht viele Zwischenglieder bestanden haben, da die Überlieferung in C von ausnehmender Treue ist. Es kommen nicht nur wenige sinnstörende Fehler vor, sondern die Schreibung ist oft dem Rhythmus angepaßt, s. mins 1 1 . 3 ; deswar I 2; est I 5; I I 2, aber

ez ist I 1; dest, dast, de II 1. 2; IV 2, aber daz ist I 2; II 1; son II 1; zir II 1; ders I I 1; ichz 1 6 ; in- (ich en-) I I I 3; VI 3. Auch die Daktylen in I I sind gut weggekommen. *) Auf seinem Wappenrock stehn in C, reihenweise wiederholt, die Buchataben A, welche wohl Amor bedeuten, welches Wort, gleichfalls reihenweise, vollständig auf dem. Bilde Heinrichs von Pressela in der Handschrift auf der Kovertiure erscheint, 8. Panzer, Inschriftenkunde Sp. 295.

*) Man kann noch erschricke, troesterinne (-in), sender kneht und kram hinzufügen. Allerdings läßt sich fast jedes dieser Worte auch schon früher nachweisen (für saelden schrin hat schon Naumann, Dichtg. u. Volkst. 36, 32 auf Hiltbolt [IV 2, 8] hingewiesen, s. auch Wümanns -Μ. I zu IV, Anm. 291; kram steht öfter bei Neidhart usw.), aber das verhältnismäßig häufige Vorkommen u. z. in Liedern spricht doch für jüngeres Alter.

34. DBB SCHENKE VON LIMPURG

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Hausens, Reinmars und Walthers hat schon das feine Ohr Burdachs aus seinen Liedern herausgehört, den (Anz. 7,132) versprochenen Nachweis der Kenntnis Morungens hat Werner meines Wissens nicht geliefert: er hat wohl an II 2, 3, 3, 6 f . und IV 2, 9 f . gedacht. I. Der sehr sorgfältig gebaute Ton hat folgende Gestalt: A I = II 4 a > . | 4 b H 6 c i : | Β III 4 α- |4 β IV 4a-i|4/3=-|4y-£ V 2 γ *|4wι|-4y ί Responsionsreime (bei Oiske S. 331 nur unvollständig) binden sämtliche Strophen miteinander: 1, 3 zit: strit — 5,11 zit: lit: sit; | 1, 9 was 3, 7 wesen; 11,11 min : sin : trcesterin — 2, 3 min : pin; 1,14 troesterin 4,13 troesterinne; | 2, 7 war : missevar — 5, 3 gar : ervar; | 2, 8 sinne : brinne — 4,13 trcDsterinne; | 3, 2 singen : ringen — 6, 2 twingen : dingen. Dazu kommen verbindende Leitworte: 1, 11 und 2,3 frouwen min; 2,13 an mir vil tumben — 3, 1 ein tumber; 3, 6 üz senden sorgen — 4,1 Owe sender sorgen; 4,12 Daz mir baz Tuo min troesterinne — 5,11 Troestet, frouwe. Einzelnes. 1,7 dringen (C) ist Schreibfehler für dringent, veraidaßt durch das vorhergehende singen. 12 f . Parallelen bei Roethe zu Reinmar 26,11. 2, 9 bleich, missevar oder röt infolge der Minne, s. Schmidt, RuR., S. 99 f . 3, 6 enbint steht (wegen der folgenden Anrede mit ir) wohl für enbindet, weshalb ich die -ent für die 2. Persem, Pluralis durch -et ersetzt habe; s. auch ir sit (: lit) I 5,14, auf das schon Bartsch hingewiesen hat. II. Die Zusammenfassung der Langverse in den Stollen und im Abgesang hat Bartsch, Germ. 12,147.161.168 vorgeschlagen. Danach ist der m. E. echt daktylische Rhythmus (-< χ χ, nicht * ± x), der schwungvoll-hinreißend dahinströmt, in folgende Strophe gebannt: A I = II ' 2 a, — 4 b * | -i 4 c * : | Β III 2 α, - - 4 β * IV Sowohl 1 wie 2 sind mit 3 gebunden: 1, 2 wip : lip — 3,1 wip : lip; 2, 5 eren : verkeren — 3, 1 verkeren : verseren. Einzelnes. 1, 2 Das rhythmusstörende hant (C) war zu streichen. 2, 2 s. zu Morungen MF. 144,13; MFU., S. 332. 4 f . Die Worte geliehen und an fröiden sind in G zugunsten der natürlichen Wortfolge vertauscht; viele Beispiele für diese Gewohnheitssünde der Handschrift s. im Register zu MFU., S. 474 unter 'Handschriften'. ΙΠ. Der Ton besteht aus lauter trochäischen Viertaktern; vgl. auch Heusler § 764: A I = II - t 4 a - | ^ 4 b - | ^ 4 c ^ : | Β III ^4α^ μ 4β β ' 4 j i Einzelnes. 1, 5 Parallelen zu al vor dem letzten Wort bei Wilmanns zu Waith. 61, 24. 2, 5 süeze verstehe ich als Adjektiv, nicht als Adverb (Hagen: euoze).

290

34. D E B S C H E N K E V O N L I M P U R G

IT. LD. XLIV 1-45. Die Form des Tons ist wohl folgende: A I = I I I * 4 a μ 4 b - | (a d) I I = IV * 4 b ·< | * 6 c t : | (d c) BV VI < VHE " 2 y - , *2γ-\*2γ-,*1γ-,*3α

[Nur in Str. 3 faßt v. Kr. im Text den Refrainschluß mir und dir als Schlagreim,: - 1 δ - 2 δ ί. Κ.] Einzelnes. 1, 8 β. Zum Motiv der indiskreten Frager, die keine Antwort erhalten, s. Wilmanns zu Waith. 63, 32. 10 Ich nenne si paßt weder in den Zusammenhang noch in den Vers1). Ich schreibe Sit ichs nenne 'später will ich sie nennen'2): C oder ihre Vorlage hat Sit wohl als Konjunktion gefaßt und als unverständlich geändert. 2, 6 f . Über du und ir s. Wilmanns, Leben2 zu II 2; Ehrismann, ZsfdWf. 5,187 f f . 8 De (C) meint hier wie öfter soviel wie Daz ist. 9 f . s. Morungen 137, 31 H a b e ich d a r an missetän, Die schulde r i e h ; danach habe ich die Interpunktion von Bartsch geändert, der nach missesprochen einen Punkt setzte. 3,9 alles (G) schreibt Bartsch: mir scheint es eher zu guot als Attribut zu gehören. 10 f . Das Nu erscheint mir mit dem folgenden Vers unverträglich; wenn man es streicht und Da von durch Dennoch ersetzt, gewinnt man einen guten Zusammenhang. 13 hin gögen dir C, gegen dir hin Bartsch. Aber wie er selbst bemerkt, hat Limburg sonst kein Beispiel für einen Beim -in : -in. Auch ingegen din, das er daneben erwog, hat Bedenken gegen sich: din reimt schon in v. 4; zudem wäre der Genitiv bei ingegen bayrisch-österreichisch. Ich habe daher die Änderung Alse stet gen dir min liebe in (pin) vorgezogen. Wenn pin wegen des vorhergehenden in ausgefallen war, begreift sich der Besserungsversuch in C. Y. LD. XLIV 46-72; Pfaß, Minnesang S. 180 /. Die Strophe dieses 'Tanzliedes' (Sievers, Beitr. 56,195) hat als Grundlage die Vagantenzeile mit einem Sechstakter am Schlüsse; s. Ehrismann (ZsfdPhil. 36, 404), der über ihre weite Verbreitung, besonders in Tanzliedern spricht und zu unserem Liede auf Toggenburg SMS., S. 79 hinweist; Heusler § 743. 783). Der Ton hat folgende Gestalt: A I = II - 4 a | - 4 b : | Β III - 4 α - ί 1-4/9*. IV -4α-1-4/3-1-6/3^ Die erste Strophe ist sowohl mit der zweiten wie mit der dritten durch Reime verkettet (s. Giske 3. 79): 1,2/4 Meie : zweie — 2,2/4 meie : leie; | 1,5/7 schin : sin — 3, 5/7 sin : schrin; | dazu 1, 6 singen 2, 9 gesungen. Einzelnes. 1,1 Sint (C) hat schon Ba. durch Sit ersetzt wegen des Reims I 5,14. - Parallelen für die Apostrophe und den Willkomm an den Mai bei Kirchner, Konrad von Landeck S. 441; Wilmanns zu Waith. 46,30. 4 'Und 1 ) Denn die Annahme von Bartech, daß dieser Sine Vers (neben 14 alternierenden!) daktylisch sei, kann für die entsprechenden Verse in Strophe 2 und 8 nur gezwungen gemacht werden und ist sicherlich irrig. ·) Der Dichter führt damit die Leute mit ihrer indiskreten Neugier de an der Nase herum trie ähnlich Walther 63, 32 ff.

34. D E B SCHENKE VON LIMPURG

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steht für das Relativum' meint Ba.; dann wäre aber der Konjunktiv zweie neben dem Indikativ git auffallend1). Ich verstehe 'Willkommen, Herr Mai, der vielen Hochgefühl schenkt und sich mit liebe verbinden möge'; vgl. v. 9 lieb, solt ich mit liebe ringen! 2, 2 Neidh. 9,25 Der wait hat sine kräme Gein dem meien üf geslagen. 5 Parallelen zur sommerlichen Farbenpalette bei Kirchner a. a. 0., 8. 52 u. Anm. 6. 8 jungen 'jung machen' wie Miilnhausen IV 2, 8: Lachmann an JGrimm S. 113. 3 , 1 der erg. Ba. 5 daz läze ich sin s. Mhd. Wb. I 948 8 , 42. 6 in (C) ist kaum verständlich: l. ist (rehter güete); zum Genitiv vgl. Grimm, Gr. 4,653. 7 Zu sselden schrin udgl. s. Wilmanns, Waith. I 491, Anm. 291. 9 denne Ba. fdanne G) wegen des Reims IV 1, 9/10 ennenne: wenne. VI. Der Ton wechselt zwischen Vier- und Sechstdktem in folgender Weise: A I = II 4 a - | -i 6 b < : | Β III 4 α | 4α IV 4 0 - I * 2 /J - , a* 2 β hat Bartsch (Germ. 1 2 , 1 3 4 . 1 5 8 . 1 6 6 ) als Inreim gefaßt. Durch Responsion sind gebunden muot 1 , 4 ungemüete 2, 7 sowie munt: gesunt: verwunt 2, 5/6/8 — stunt: wunt: gesunt 3, 5/6/8. Einzelnes. 2 , 1 des erg. Hagen: mit Recht, s. Lichtenstein LV 1 , 1 Wol mich, wol mich, wol mich des daz ich hän funden. 5 f . Vgl. Wilmanns zu Waith. 112, 9. 3 , 2 wol str. Hagen. 4 Hagen IV 132 Anm. 1 ergänzt minen (langen) senden strit, wozu in kurzer stunt im nächsten Vers den Gegensatz bildet; vgl. Waith. 44,25 ein lange wernder strit.

35. LIUTOLT VON SAVENE Auegaben: EMS. I 305 /.; III 327. 451. 468 IV 239-43; WaUher nebst Singenberg und Seven hg. von Waekernagel-Rieger, Gießen 1862, S. 259-70; Leutolds von Sähen Gedichte, Innsbruck 1876; Pf o f f , Minnesang S. 118 ff. LD.* Nr. XXVIII. Über den Dichter: Wackernagel-Rieger S. XX-XXIV; Bartsch LD. S. LV; Lachmann zu WaUher 38, 10; 85, 34; Haupt zu MF. 30, 34 ff.; zu Neidhart 31,9; Scherer, DSt. I 32; Wümanns-M. zu Walther Bd. 2, S. 428; Roethe, Reinmar von Zweter S. 182 f.; Burdach, ADB. 34 (1892), S. 73/. ( = RuW.1 S. 373); Grimme, Die Anordnung der großen Heidelberger Liederhandschrift, ΝHeidelberger Jbb. IV 61; Mohr, Das unhöfische Element in der mhd. Lyrik von WaUher an, Dias., Tübingen 1913; Schatz, Zs. des Ferdinandeums, 3. Folge, Heft 45; Wallner, Beitr. 33, 4881; 512; 524; 536 f.; Plenio, Beitr. 42, 422»; 424 f . Anm.; Kluckhohn, Zs. 52, 155 f.; A. Haid, Untersuchungen z. d. Liedern, die LvS. zugeschrieben werden, Diss. Innsbruck 1921 (mir nicht zugänglich); Rathke, K., Dietmar von Aist, Leipzig 1932, S. 71; Walter, Elise, Verluste auf dem Gebiete der mhd. Lyrik, Stuttgart 1933. [KibeUea, Verf.-lex. V, 2 (1955), 614-617, mit weiterer IM. K.J Als Dichtungen Liutolts sind nach allgemeinem Urteil am besten bezeugt die Lieder, die Β und C ihm übereinstimmend zuschreiben, also I 1-3 (1.2 auch *) Solche Inkonzinnität kommt zwar vor (Lachmann soune Wilmanns zu Waith. 29, 34), aber man wird sie nur im Notfall annehmen, zumal wenn sie sich mit einer anderen Seltenheit wie hier die von Bartsch angenommene Bedeutung von unde verbände.

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35. L I U T O L T VON SAVE N E

in 39.40 Α der junge Spervogel), ferner II 4-8 (2. 3 auch in 21 A Niune), schließlich III 1-3. Reicher ist die Sammlung, die Α unter IAutolts Namen überliefert: sie bringt nicht weniger als 47 Strophen. Davon werden allerdings die folgenden nach dem Zeugnis von C anderen Dichtern zugewiesen: 2A 3Α 4-6 A 7-9 A 12-14 A 15.16 A 17.18.4 22-42.4 43^6^4

= Wissenlo 5 C (HMS II 144»; (gehört nach Ton und Inhalt zu Wissenlo 5 C; HMS. II 144&) = Walther 374-376 C (W. 110, 27-111, 9) = Walther 42-44 C (W. 85, 34-86, 22;,· ebenso E1) = (Ps.-) Rugge 13-15 C1 (MF. 103, 3-34;,· ebenso B, dagegen C2 Reinmar = (Ps.-)Eist41.42C(MF.HauptS.249, Vogt£.317, v.KrausS.41) = Regensburg 1.2 C (MF. 16, 1-14; = Friderich der Kneht 1-21 C (HMS. II 168 a -170 b ; = Walther 175-177. 180 C1). (W. 51,13-36; 52,15-22;,· ebenso s; namenlos Μ.

Da Wackernagels Versuch, die nach C Walther gehörenden Strophen mit Α dem Liutolt zuzuschreiben, mißglückt ist2) und C auch mit ihrer Zuweisung an Wissenlo, an den Regensburger und an Friderich den Kneht offenbar im Recht ist, so bleibt nur fraglich, ob unserem Dichter nicht etwa die Strophen 12-16 A gehören, die C sicherlich mit Unrecht dem Rugge (Reimar)3) und dem Εister*) beilegt. Darüber s. u. Für die sieben Strophen, die überhaupt nur aus Α bekannt sind (1.10.11. 19-21.47), ist die Autorschaft IAutolts sicherlich erwägenswert und Wackernagel hat sie samt und sonders in seine Ausgabe aufgenommen, die drei Sprüche 19-21 Α (nebst dem 21 A gleichtonigen Spruch 233 D) 'freilich mit weniger Zuversicht: denn man erhält aus keiner anderen Quelle eine Vorstellung, wie seine Sprüche etwa klangen' (S. XXIII;. Roethe (Reinmar von Zweier S. 182 f.) will ihm nur die drei Lieder in BGl) und 'höchstens noch' das Tageliedchen 1 Α belassen; auf den kleinen Rest, darunter drei Sprüche, habe jeder andere ungefähr ebensoviel Anspruch wie Liutolt. Α habe unter seinem Namen wie unter denen von Gedrut und Niune ein Sammelsurium von Strophen vereinigt, von denen vielleicht nicht eine einzige ihm gebühre; er sei Spielmann gewesen und habe für seinen Gebrauch eine kleine Sammlung angelegt, die dann auch für Α als Quelle diente. Daß er auch Sprüche gedichtet habe, hält er für zweifelhaft: die unten noch zu betrachtende Höhnstrophe Reimars des Videlers III 1, in der unserem Dichter ein Reichtum von Gedichten mannigfaltiger Art zugeschrieben wird, sei vielleicht bloße Ironie, die Leutolds dürftige Befangenheit im engstenMinnesang verspotten solle (Wilmanns-M., Walther Bd 2 zu 165,4). Ähn1

) Siehe Lachmann zu Walther 85, 34. ) Siehe die Literatur in Wü. ) Siehe RU. und MFU. «) Siehe MFU. s ) Wie zuvor Scherer DSt.2 1, 29, der auch die Ähnlichkeit im Gebrauch der Asyndeta zwischen I 2, 6; 3, 6 und II 2, 1 f.; 5, β sowie auf die Häufung der Fragen in II 2 wie in III 1 hinweist und meint, es stehe mit Leutolt nicht andere als mit Waltram von Greeten, der nach Haupt zu MF. 225 Anm. [zu MF. 3, 17. K.] ein bloßer Sammelname sei. 2 3

35. LIUTOLT VON SAVE NB

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lieh urteilte Burdach, ADB. 34,73 f . (= RuW.2 S. 373): die Sprüche hätten in seinem, Liederbuch nur Platz gefunden, weil er sie vortrug, nicht weil er sie auch verfaßte. Dagegen meint Wallner (Beitr. 33, 536 f.), daß sich wohl eigenes und fremdes in seinem Vortrage mischte und zitiert die Sprüche 19 und 20 A als sein Eigentum. Noch zwei Schritte weiter geht Plenio, Beitr. 42, 424 f . und Anm. Er hält die Meinung Oegerings für richtig, daß sich der Heiligenstädter, wohl von Wcdther herrührende Spruch 1 wzx (Walther10 S. XXX) gegen 19 Α wende, schließt daraus, daß letzlerer Spruch mit Recht Liutolt beigelegt sei, und folgert weiter, man habe daher auch die gleichtonige Strophe 20 Α als dessen Eigentum zu betrachten; vermutlich sei dann auch der unmittelbar folgende, einem andern Ton angehörende Spruch 21 Α von Liutolt, und ebenso wohl der anonyme Spruch 233 D, der mit ihm in der Form übereinstimmt. Dagegen erscheint ihm die Echtheit der Strophen minniglichen Inhalts (1; 10.11; 47 A) durchaus zweifelhaft, zumal sie verstreut und isoliert stehn, von den echten durch die Lieder ganz anderer Verfasser getrennt sind und zwei von ihnen (1 und 47 A) offenbar nur versprengte Liedfragmente (Anfangsstrophen) darstellen. Bezüglich der Höhnstrophe (Reimar der Videler I I I 1 ) meint er, sie sei nebst der darauf folgenden I I I 2 von Walther, und macht dafür den Umstand geltend, daß eine dritte Strophe in gleichem Ton (bei Lachmann 38,10) in ihrer Handschrift (31 q) tatsächlich Walther zugeschrieben sei. Das ist sicherlich ein Irrtum: *dieser Gesangsweise ist unter den sicherer waltherischen keine ähnlich' hat schon Lachmann bemerkt. Daß die drei Strophen auch sonst von der Art dieses Dichters abstehen, ist in den WU. an den betreffenden Stellen gezeigt. Aber auch den Ausgangspunkt von Plenios Hypothese: die von Degering übernommene Meinung, daß Walther sich im Heiligenstädter Spruch (Lachmann10 S. XXX [XXVII] 7-13) mit Liutolt 19 Α auseinander setze, vermag ich nicht für richtig zu halten1). Beide haben doch nur einen einzigen Gedanken gemeinsam: daz er daz selbe guot Gerne umb ere teilte heißt es bei Walther, Die nämen ere für daz guot steht in 19 A. Außer dieser bekanntlich sehr häufigen Formel ist nichts zu finden, was im Gedanken oder gar im Wortlaut (und das umrde man bei polemischem Bezug nach den sonstigen Streitstrophen wohl erwarten!) anklänge. In anderer Beziehung scheint mir aber jene Höhnstrophe Reimars des Videlers für die ganze Frage nach dem Ausmaß von Liutolts Eigentum doch nicht unwichtig. Wenn man die Liste der in diesem Spruch aufgezählten Liedgattungen mit den Strophen vergleicht, die neben BC die Handschrift Α unserem Dichter beilegt, ohne daß eine weitere Handschrift eine zweite Zuweisung trifft, so ergibt sich, daß mit Ausnahme von vier Gattungen (zügeliet, leich, kriuzliet, schimpfliet) alle samt und sonders vertreten oder durch einzelne Äußerungen mittelbar bezeugt sind. So gehört, wenn man nach der Reihenfolge in Reimars Spruch ordnet, zur Gattung des tageliet das Bruchstück IV (inder sorgen gein dem t a g e v. 2); als klageliet sind II (miner klage 2, 6), VI (klagen v. 2), aber auch I zu bezeichnen; ein hügeliet ist wohl Ι Π in Hinblick auf seine *) Sowenig wie schon Onnes (De Gedichten van Herman de Damen, Groningen 1913, Stellingen Nr. V I I I J . - Michels in Wilmanns' Walther zum Heiligenetädter Spruch meint, eher sei Seven von Walther abhängig.

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85. L I U T O L T VON SAVE N B

ScMußstrophe (Fröide hat si [die sorge] mir gedrungen an daz ort v. 5); daß man tanzliet von dem Dichter zu hören erwartete, er solche zuvor also wohl gedichtet hatte, verrät V (Wie solt ich ze t a n z e wol gesingen? 2,1); twingliet und lobeliet werden durch VTI 2 bezeugt, denn es ist klar, daß die unmutigen Worte swazs (die senger) alle mügen t w i n g e n , Des büezet man in niht ein bröt sowie Swer ouch vergebene l o p t e , daz waer äne. not aus eigener bitterer Erfahrung geflossen sind; als rüegeliet endlich erscheint vor allem VIII 2 (zwar namenlos in D, aber gleichtonig mit Lutolt 21 A), doch tragen auch VII 1, 2 und VIII 1 diesen Charakter. Somit treffen nicht weniger als 7 von den 11 Gattungsnamen der Liste auf den Inhalt der neben BC von Α dem Liutolt zugeschriebenen Strophen zu. Wenn man erwägt, daß es doch ein höchst merkwürdiger ZufaU wäre, wenn sich unter den Liedern verschiedener sonst gänzlich unbekannter Verfasser so viele zusammengefunden hätten, auf welche die Charakteristik in der Spottstrophe paßt, wenn man ferner erwägt, daß diese Strophe einen hern Liutolt von Seven als Verfasser von Dichtgattungen bezeichnet, die in Α unter dem Namen Lutolt von Seven vertreten sind, und wenn man schließlich bedenkt, daß Α bei allem Mißtrauen, das ihre Zuweisungen verdienen, doch schließlich die Mehrzahl der sonstigen in ihr überlieferten Strophen unter den richtigen Namen bringt, so erscheint es mir als ein Übermaß von Skepsis, die nur in Α (und D) bezeugten Strophen irgendwelchen Dichtern, von denen wir gar nichts, nicht einmal die Namen unseen, zu geben, anstatt dem Liutolt, als dessen Eigentum Α sie bringt, von dem wir in BC Lieder besitzen und der nach dem Zeugnis jener Spottstrophe eine so fruchtbare Tätigkeit entfaltet hat, daß sie den Neid von Kunstgenossen herausforderte1), zumal auch das Verhältnis zu Reimar und Walther, wie unten zu den einzelnen Gedichten noch gezeigt werden soll, in all diesen Strophen dasselbe ist. Ich habe daher sie alle in die Ausgabe von IAutolts Gedichten aufgenommen. Von den Strophen, die Α gleichfalls dem Liutolt zuschreibt, während andere Handschriften sie einem anderen Verfasser, aber mit Unrecht, beilegen, könnte man an sich auch vermuten, daß sie unserem Dichter gehören. Das betrifft die Lieder 12-14 A (= MF 103, 3-34) sowie 15.16 A ( = MF. in meiner Bearbeitung S. 41). Aber das letztere hat sich dem Muster Reimars nach S. 379 weit sklavischer angeschlossen als das Liutolt tut (s. u. meine Nachweise) und hat Waisen, aber keine Anreimung, während Liutolt erstere nicht kennt, dafür aber in III. IV und VI anreimt. Und das Lied 103, 3 ist in seiner Ausdrucksweise altertümlicher und hölzerner als was wir von Liutolt kennen; auch hat dieser sich keinen Reim wie wip : zit gestattet. Ich habe daher diese beiden Lieder ferngehalten. Man hat den Dichter früher als Angehörigen des Ministerialengeschlechtes von Sähen im Eisacktal betrachtet. Schatz hat jedoch gezeigt, daß dieser Ortsname Sabiona, Sepöna, Sabene, Sawen lautete und daher mit dem Seven (: neven) des Trotzapruches nicht zusammengebracht werden kann. Auch fehlen historische Anknüpfungspunkte, ein Liutolt ist in jener Familie nicht nachDiese Vielseitigkeit erklärt auch den Spott Reimar8 des Vidiere treffender als der Hinweis auf die Tatsache, daß Liutolt neben der Liebesdichtung auch den Spruch gepflegt habe, es tut. Diese Erklärung Hallers (Der wüde Alexander S. 32) träfe ja auch auf die andern 11 Dichter zu, die er selbst nennt.

35. LTUTOLT VON β Α VENE

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gewiesen1), und daß der Verfasser unserer Sprüche keinem, Herrengeschleckt, das Lehen zu vergeben hatte, angehört haben kann, hat Wallner (33,4881.536 f.) mit Recht betont. Er erinnert daran, daß v. d. Hagen (IV 4912) ein Seven in Steiermark notiert hat ('foris in dipl. hoc legitur Saven, quae vicinia est penes fl. Sava seu Saven non procul a canonia PöUensi'), und weist darauf hin, daß das Sanntal in einer Urkunde von 1265 (Ork.buch des Herzogtums Steiermark I I I 278> Sevental heißt (bei Ottokar 63020 SeuntalJ. Die Zeit unseres Dichters ergibt sich ungefähr aus der Anspielung auf den künec von Kriechen in X. Man sieht darin jetzt wohl allgemein den fränkisch· byzantinischen Kaiser Robert von Courtenay (1221-1228)2). I. LD. XXVIII 1-24»). Der Ton hat folgenden Bau: A I = II Β III

*4; MF. 1940, S. 287. η III 28-26. HMS. III 419» Nr. X I I I ; 818». A I = II Β III

- 4 a * | - 4 b :| (*) 4 α * | (-• | (-) 6 a *

1.1 ff. Zum Motiv vgl. Morungen 126, 32 ff. 3 Roethe zu RvZw. 46, 6; 3 Wilmanns zu Wa. 63, 29. 5 Moret S. 167 24 . 2 , 4 Morungen 135, 23 Swenne ir schöne nimt mir so gar minen sin; 138, 35 Si benimt mir leide, fröide und al die sinne.

YI. Hier tritt neben die Viertakter des Aufgesangs je ein Sechs- und Achttakter im Abgesang: A I = II Β III

- 4 a | - 4b·* :| (-) 6 a * | (-) 8 α ^

1 . 2 Gepriset ist vielleicht durch Gewiset zu ersetzen, vgl. LAlex. 4231 W. [ = Str. Alex. (Kinzel) 4384 f.] wisen ze froweden unde ze nitspile (Mhd. Wb. I I I 759 a j. 2 , 5 Morungen 129, 20 Si liuhtet sam der sunne tuot. 2. 4 Ich schreibe gesehen : sen wegen 1 , 6 se : we, da es unwahrscheinlich ist,

daß der Dichter in demselben Liede beiderlei Formen so kurz nacheinander gereimt hat; daneben steht sehen: jehen (oder seen: jeen ?) in V 1 , 2 / 4 . VII. Hier bestreiten wieder lavier Viertakter den Ton (Heusler § 755): A I = II (-) 4 a - | ^ 4 b ^ : | Β III (-) 4 a - | (-) 4 α - | (-) 4 b ^ 2 , 1 Rugge 101, 31 Mir hat verraten daz herze den lip. 8 , 1 geschach setze ich an Stelle des alemannischen beschach. 3 vil (verstärkend zu heimliche ) füllt die Hebung. 4 mündelin st. munt ergänzt den fehlenden Takt. 5 Morungen 132, 21 nach A: Liebe won mir dicke in minen sinnen.

43. D E R P Ü L L E R HMS. II 69-71; IV 411. J. Q. Lehmann, Dreizehn Burgen dee Unterelsaesee. Straßburg 1878 (darin S. 105, über Hohenburg, S. 196 über Wasichenstein). Ooedeke, Grundriß I 252; J. Franck, Der Minnesänger Puller von Hohenburg u. die Burg Wasichenstein, Germania 25, 329 ff.; 26, 380; ders., ADB. XII 669; Roaenhagen, Verf.-lex. II (1936), 897 f.; Lefitz, Der Minnesinger PvH., Elsaß-Land 11, S. 71-75; urkundlich. Grimme, Germ. 37, 150 ff.; β. auch Jahresber. 2 unter XIV.

43. DER FÜLLER

383

Unter dem Namen der Püller bringt die Handschrift C die fünf Gedichte. Es ist der Name, den Konrad von Hohenburg1) seit dem Jahre 1276 als erster in Urkunden fuhrt2). Das Stammschloß des ritterlichen Dynastengeschlechtes stand im Unterelsaß, zwei Stunden von Weissenburg entfernt, und ist in Trümmern noch heute erhalten. Von 1276 bis 1278 finden wir ihn im Zuge König Rudolfs gegen Ottokar von Böhmen. Seine wohl in diese Zeit fallenden Lieder nennen Österreich und Wien (zweimal) sowie Ungarn und geben dem, der etwa nach Elsazenlant will, Grüße an die Geliebte mit. Als Richter in einem Rechtsstreit zwischen König Rudolf und dem Pfalzgrafen Ludwig erscheint er 1283; als Her Conrat der Buller von Hohenburg findet er sich in einer Urkunde der Markgrafen von Baden. Die letzte Urkunde, die C. den Pullere nennt, ist vom Jahre 1301. Das Wappen in C (ein geteilter Schild, rechts golden oder gelb, links blau) entspricht dem in einer Urkunde von 1288. Seine Lyrik scheint mir von der Art WaUhers, Neifens und Winterstettens beeinflußt. I. Der Ton stellt sich wohl so dar: A I = II

Einzelnes.

i, * 4 1 > · ί | · ί 8 ο * : | .t 6 w ι | ^ 4 α -i | Ί α - 5a ^

3,6 = Waith. 112, 33.

Π. Der Ton ist in dieser Weise gebaut: AI II Β III

•£ 2 a - , * 2 a - | . i 6 b * 2 c * 2 c - | ·« 6 b i. ·ί6αι|·ί3αι, ' 5 w i | - 4 b *

Einzelnes. 2, 6 Der Schreiber faßte den Anfang alsVordersatz zum Folgenden und schrieb daher hat; er gehört aber als Nachsatz zu v. 5; daher ist haete zu schreiben. III. Der Ton ist 'der häufigste aller Siebenzeilertypen' (Heueier § 754): A I = II Β III

4 a '

^ 4 a - μ 4 b ^:| |-i4w-|-4a-i

Responsion findet sich hier: 1,1/3 beliben : wiben — 3, 6 tribe — ~ 3, 2/4 lip : wip;

1, 5/7 var : war — 2, 5/7 klär : gar.

Einzelnes. 3,1 ß. der künc ist der künc von 1, 7 3); er in 2 und 4 meint den König, aber wen das er in 3 meinen soll, ist unverständlich: auf den König bezogen ist es sinnlos und auf den lip kann man es nur äußerst gezwungen beziehen. Ich ersetze es daher durch si. Auch der v. 6 ist unklar: wieso wird 1 ) 'Wie die meisten des Geschlechtes seit der Mitte des 13. Jahrhunderts von seinem urkundlichen Auftreten bis fast zu seinem Atissterben': Franck, der den Namen vermutend als 'Polterer' deutet wegen des aufbrausenden Gemütes der ersten Familienmitglieder. *) 1262 führte er ihn noch nicht. ') Weshalb vielleicht auch hier d e r (künc) st. ein zu schreiben ist.

384

43. DEB PÜLLER

der Dichter ohne Leid bleiben, wenn der König die Geliebte in solcher hübescheit erblickt, daß sie den Dichter zur Weltflucht1) treibt ? Man erwartet: 'den König', denn damit wäre der Dichter den gefährlichen Rivalen und das Leid der Eifersucht los. Ich schreibe daher in für mich. Die hübescheit ist ihr höfisches Benehmen, das Zurückhaltung gebietet, entspricht also vielleicht dem in Str. 1 geäußerten Oedanken, daß der König ihrer m i t e r e n naeme war. Das Ganze ist eine scherzhafte Galanterie wie Walthers Verse 63, 5 ff. Der keiser wurde ir spileman Umb also wünnecliche gebe, Da keiser spil. nein, herre keiser, anderswä! 6 I. tribe. IV. Der Ton erfordert einige Bemerkungen. Die Inreime in v. 6 sind von Senkungen gefolgt: Giiot ist si diu mir vil sorgen git; diese Verse sind also Fünfer (d. i. Sechstakter). Auch die Inreime von v. 9 stehn in alternierenden Versen: Von W i e n e ich doch waer g£rn hin wider an den Rin; es sind volle Sechstakter. Die dritten Verse haben in 2 und 3 gleichfalls alternierenden Gang: Niht g e s 6 h e n . s p e h e n kan ich daz ir roter munt; Daz ich (oder Deich) mich s e n e n . w 6 n e n k4n min herze sich nach ir. Aber in der ersten Strophe bietet die Handschrift: Ir g e s ä n c l a n e mac in wol sin diu swsere zit. Einsilbiger Inreim steht hier also anstelle der zweisilbigen in den beiden andern Strophen. Alternation ist aber doch wohl auch hier anzunehmen; ich ergänze also gar (oder vil ?) vor lanc. Diese Verse sind Siebener (d. i. Achttakter). Mit Beiseitelassung der eben behandelten Inreime ergibt sich also folgendes Gerüst der Strophe:

-«6d»-|-i4e-'|-6e-ij-i6bjf (vielmehr eine stollige Form, s. F.J. Worstbrock, ZfdA 101 (1972) 341-343). Die schwerklingende Messung von v. 7 schafft einen vollen Sechstakter, ist also sehr wahrscheinlich. Für das im Inreim stehnde Gegenwort muß man aber wohl leichtklingende Messung vorziehen, s. die Elision in 1, 9 Von W i e n e ich doch waer gern hin wider an den Rin. Die Kadenzen sind hier also uneben. 2 und 3 sind durch Responsion gebunden: 2,1/2 bekant: lant — 3, 1/2 l a n t : bekant; 2, 4/5 kan : man — 3, 8/9 an : man. Ob 1 durch Schuld des Dichters oder aber durch Ausfall einer (bzw.) zweier Strophen leer ausgeht, bleibt unsicher. Man kann vermuten, daß die Schuld des Königs (3, 8) in einer verlorenen Strophe näher erklärt war. Einzelnes. 1 , 1 Des ergänze ich, um den Auftakt zu gewinnen. 9 Die Ergänzung des doch erfordert der Gegensatz zum Vorhergehnden und empfiehlt die Beseitigung des Hiats. 2,1 f . Die aus den Fugen geratene Überlieferung habe ich mit einer Anleihe beim Wortlaut von 3,1/2 herzustellen gesucht. 6 tugent ist Subjekt; An ir ist selbständig: der Schreiber hielt ir für das Possessiv, zu tugenden gehörig. 7 Die klingenden Ausgänge der entsprechenden Verse machen den Ersatz des Singular stric durch den Plural nötig; danach war in 9 das Substantiv blicke C durch den Infinitiv zu ersetzen. 3, 3 Die Umstellung erfordert der Rhythmus. 9 Auch hier war umzustellen (um den Inreim an die richtige Stelle zu bringen). 7 f . vgl. 1, 9 f . Ein romanisches 1

) werlt iet in der Geheimsprache unserer Lyrik die Gesellschaft; vgl. unser 'Welt' in prägnantem Sinn = die große, die feine Welt.

44. KBINMAB VON BRENNBNBERC

385

Motiv: Verfluchung des Königs Ludwig, weil er den Geliebten weggesandt hat in den Kreuzzug, bei Marcabru 'Romanze', s. Frings, Minnesinger und Troubadours, Deutsche Akademie, Vorträge und Schriften, Heft 34 (1949), S. 8 f . und 58. Y. Dieser Ton ist klar gegliedert: AI II Β III

i4e-|'4a-|i4b.i|-4oi - i 4 d - | ^ 4 d — | •'4b·' | - 4 c ι - 6 e i | - 8 ) Vgl. neuster § 791; Fischer § 25 und 52.

49. R U O D O L F VON R O T E N B U R G

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sehen Gang1). In der Umarbeitung, die offenbar auf die gleiche Melodie gesungen war2), ist auch der Schlußvers trochäisch; anstelle der Anreimung, die dieser Vers im Original an ν. 2 und 4 zeigt, ist in der Umarbeitung der letzte Vers durch Innenreim, der im zweiten Takt des drittletzten Verses steht, verbunden3). Indem die Umarbeitung die Anreimung des Originals beseitigt, entfernt sie sich von den durchgereimten Liedern sowohl Rotenburgs (XIV und XVI) wie auch Hohenburgs (II). Indem sie den Zäsurreim einführt, stellt sie sich zu Rotenburg, der ihn (außer in den Leichen, wo er zu den Eigentümlichkeiten dieser Gattung gehört) im Lied I X 5 gebraucht, wie auch zu Hohenburg, der ihn im Wäckterlied anwendet. Zum Text sind noch ein paar Bemerkungen nötig. Die Eingangsverse der Strophe 2: Owe langer dienest sö verlorne Daz ich niemen kan gesagen wie! sind aus dem Folgenden zu erklären: das wie muß auf verlorn bezogen werden: der Dichter weiß nicht zu erklären, auf welche Weise ihm die Früchte seines langen Dienens verloren gegangen sind*). Der nun anschließende Vers scheint mir in der überlieferten Form nicht verständlich: was soll das leere und so unnatürlich betonte Daz red ich ?; und wie soll man mit dem folgenden und kumt von eime zorne zurechtkommen ? ιoie es dasteht, müßte man zom auf seinen Zorn beziehen, und doch zeigt der anschließende Vers deutlich, daß es sich nur um ihren Zorn handeln kann. Alles scheint mir in Ordnung zu kommen, wenn man schreibt: Daz berede ich: kumtz von eime zorne, Daz erziuge ich wol daz si den lie. Das Wort erziugen gehört in der hier vorliegenden Bedeutung der Rechtssprache an. Man erwartet also auch anstelle des unbefriedigenden rede ein Wort dieser Sphäre, und das ist berede 'beweise', das meist 'durch Eid (oder Kampf) beweisen bedeutet (Mhd. Wb. I I 1, 603 b ). Ergänzt man nun noch (e)z hinter kumt und tilgt das und, das in *BC2 eingefügt wurde, weil der Schreiber meinte, der Dichter spreche von seinem Zorn, so erhält man einen klaren Sinn: der Dichter erklärt, er wisse nicht zu sagen, wieso sein Dienst verloren gegangen sei. 'Das beweise ich: denn wenn es durch ihren Zorn geschehen ist, so werde ich (durch Eid) erhärten, daß sie von dem abgelassen hat'. Sichtlich hat dem Rotenburger dabei die Strophe Reimars 171, 38 vorgeschwebt: Üzer huse und wider dar in Bin ich beroubet alles des ich hän, Fröide und al der sinne min: Daz hat mir nieman wan si getan. D a z b e r e d e ich a l s e ich sol. Wil sis lougen, sö getrüwe ich minem rehte wol; ferner in der Fortsetzung desselben Liedes (172, 17): Waenet si daz ich den muot Von ir gescheide u m b alse lihten z o r n . Nimmt man hinzu, daß dem v. 2 der Rotenburgschen Strophe (Daz ich niemen k a n g e s a g e n wie) bei Reimar unmittelbar vor den zuerst angeführten Versen (171,37) entspricht: ich k ü n d e doch g e s a g e n wie, so kann an der Beziehung kaum ein Zweifel 1 ) Der Versuch Weiasenfele' § 90, diese Strophe auf ein und dieselbe Grundform zurückzuführen tote das daktylische Lied Hohenburgs VI, scheint mir nicht überzeugend. 2 ) Ein weiteres Beispiel zu den Kontrafakten, die Oennrieh, ZfdA. 82 (1948), S. 105 ff. in so großer Zahl und in so lehrreicher Weise aus lateinischer, romanischer und deutscher Lyrik beigebracM und behandelt hat; nur fehU auch hier wie meist in älterer Zeit die Melodie. 3 ) Vgl. Bartsch, Germ. 12, 139. 4 ) Wollte man deuten, er sei außerstande, es zu sagen, so müßte mac st. k a n stehen. Auch stünde das mit den folgenden Versen in Widerspruch.

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49. RUODOLF VON ROTENBUBC

bestehn, und damit ist die vorgeschlagene Besserung wohl gesichert. 7 Wenn ich den unwahrscheinlichen zweisilbigen Auftakt Daz gefriesch (veriesche Β) in BC2 durch die Schreibung friesch beseitige, darf ich mich auf Hausen MF. 4Π, 2 und 51,12 berufen, wo für vriesch (vriesche) in C gefriesch (gefreische), in Β veriesche (veraische) erscheint: jüngere Handschriften haben eben freischen nicht mehr als Kompositum erkannt. Zu meiner Versetzung dee e vor von s. Dietmar 35, 4 und La. 3, 7 Der Vers hängt gedanklich von den Infinitiven· herzeleit verkeren und fröide meren ab, nicht von baz, in welchem Falle man ja Danne st. So erwarten müßte. Zu baz ist 'als das minnecliche Singen' v. 1 hinzuzudenken: es soll ja den zorn, haz der Geliebten beschwichtigen (statt ihn, was ja wohl der Dichter gemeint hat, zu erregen, wie das bei der Geliebten geschehen ist). XI. Der Text des nur in C erhaltenen Liedes1) ist reckt gut überliefert und verlangt nur folgende Änderungen: 1, 2 Für (von der) sseldenrich also (beschach) ist woM besser saeldenrichen sö zu schreiben. 3 Wahner ergänzt nähe, mir scheint da vor ze herzen besser, da es I I I 17, 5 ohne nähe heißt: Du lebst dar än gedranc Dä mich diu minne twanc. 3, 4 Für Die wile setze ich Al die w. und streiche sö mit Rücksicht auf die entsprechenden Verse, die sämtlich trochäisch sind. [Im Text aber: Unze... s o\K.] 7 Aus demselben Grunde wähle ich für Dich lieben, wie Wahner mit versetzter Betonung annimmt, Minnen dich: der Schreiber hat das Wort lieben, das in seiner Vorlage anstelle von minnen getreten war, als Adjektiv statt als Verbum gefaßt. Für meine Änderung spricht auch die Technik, mit der die Strophen verknüpft sind, s. u. 4,8 Die Umstellung we mir st. mir we hat schon Wahner vorgenommen. Die Strophe besteht aus Vier- und Sechstaktern, v. 6. 7 enden schwerklingend, der ScMußvere ist unterfüllt. Reimresponsionen fehlen, dafür hat der Dichter Scjtluß und Anfang der Strophen durch Wiederaufnahme derselben gewichtigen Worte miteinander verknüpft: 1 der m i n n e meisterschaft - 2 Der m i n n e manicvalde rät - dan ieman v a l s c h e r m i n n e ger - 3 J a bin ich v a l s c h e r m i n n e fri - m i n n e n dich (nach meiner oben begründeten Vermutung) - 4 daz min herze m i n n e gar - 6 gesteigert: daz ich dich m i n n e und iemer m i n n e n muoz. Einzelnes: 1 , 1 Parallelen bei Werner, Anz. 7,138. 4 in ist mit dar zu verbinden: 'wohin sonst nie irgend eine Frau schaute'. 6 schöne leben R(eimar) 154,19. 2, 2 werder lip W(alther) 93,23; 98,18. 8 valschiu minne W. 14, 25. 3, 4 al die wile ich lebe W. 72, 22. 6 mit triuwen meinen R. 156, 4; W. 10, 15. 4 , 1 f . daz din ouge mich so selten siht W. 50, 28. 3 anders niht R. 158, 29; 166, 28 u. ö. 8 wol noch we R. 171, 24; W. 14, 1. 5, 3 meistiu nöt R. 171, 2; 173, 35; W. 7,14. 4 werder gruoz W. 43, 36; 109, 4. 7 tüsent sorgen W. 114,11. XII. Die Quelle *A EU weist das Lied Walther zu, dem es seit Lachmann, Walther* p. X I I niemand mehr beigelegt hat; an Neidhart, unter dessen Liedern es in c2) erscheint, kann auch nicht gedacht werden, somit haben sich ') Das Sievera α. α. Ο. einem Mitteldeutschen zuweist, wofür ich keine Anhaltspunkte finde. 2 ) Unter der Überschrift Ein tag weis, die Lachmann zu Waith. 89, 20*) aus dem Eingang der in c am Anfang stehenden Strophe erklärt.

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49. R U O D O L F VON R O T E N B U R C

Wackernagel und Bartsch1) mit G für Rotenburg entschieden, ohne Zweifel mit Recht, wie aUe Späteren annehmen. Sein Bau ist klar: 6 α 6 ο 4 b 4 c 4 6 6 c aZfe mit trochäi· schein Fall. Verschiedenartig wird dagegen die Reihung der fünf Strophen beurteilt. Die Verteilung in den Handschriften zeigt die folgende Übersicht: G 18 19 20 21 22

Ε 33 34 37 35 36

ü 19 20 23 21 22

A 129 126

c 3 1 -

127 128

2 -

Wie man sieht, stimmen Ε und U darin überein, daß sie die nach C mittlere Strophe an den Schluß setzen; im übrigen reihen sie genau wie G. An diesen Platz paßt sie nun ganz und gar nicht: weder ergibt sie einen befriedigenden Ausklang, noch auch versteht man, daß sie, die vom urloup nemen spricht, von der Strophe, die in G folgt und in der vom scheiden gesprochen wird, durch eine Zwischenstrophe getrennt sein soll. Zieht man in betracht, daß diese schlecht eingeordnete Strophe in Α und in c fehlt, so darf man wohl vermuten, daß sie in der Quelle von Ε und U, die auch nach den Lesarten angenommen werden muß, nachträglich hinzugefügt wurde und daher ihre Stelle notgedrungen am Schlüsse fand. Abgesehen von dieser Ausnahme stimmen EU in der Reihung mit G vollkommen überein. Das aber fällt um so mehr ins Gewicht, als es bezüglich der Lesarten keineswegs der Fall ist. Die günstige Meinung, die sich daraus für die Anordnung in G ergibt, erhält durch die Betrachtung des Zusammenhangs eine, starke Stütze: die an der Spitze stehnde Strophe zeigt, daß die Liebenden weit getrennt sind und daß der Dichter nur durch einen zufällig eintreffenden Pilger von der geliebten Frau Nachricht erhalten konnte. Daß sie wol gemuot ist, löst in ihm den Wunsch aus, es möge immer so bleiben. So wie er sie nicht vergessen kann, so kann er auch die Stunde des Abschieds nicht vergessen. In dieser Stunde hat sie ihn gebeten, ihr seine neuen Lieder durch einen Boten zukommen zu lassen. Seine Bedenken, einen solchen, der geeignet wäre, zu finden, beseitigt der Gedanke, daß gar viele ihr seinen Sang vortragen werden und er so vielleicht Lohn finde. Diesem festgefügten Zusammenhange gegenüber kann die Reihung in Α nicht aufkommen. Der Gruß im Eingang versetzt nicht in die Lage, die für alles Weitere grundlegend ist, denn die Worte der ich anders niht gegrüezen mac können auch meinen, daß der Dichter von der Geliebten durch andere Hindernisse abgesperrt ist als durch seinen Aufenthalt im fernen Orient. Ohne jede Gedankenbrücke kommt in der folgenden Strophe das Motiv ihres Errötens beim Abschied, und zum Schlüsse taucht ganz unvermutet die Gestalt des Pilgers ») Wackernagel,

AUd. Lb.* (1873), S. 685, 1; LD. XLIII 164-193; bei mir

im Mhd. Übungsbuch; ferner bei Wey dt und Naumann, Herbst als Nr. 36 (Text mit Bartsch nach A, Strophenfolge mit Hagen nach C). — Einen Versuch, zu erklären, wieso das Lied in Έ Gruppe I I - X I V als Nr. X eingereiht imtrde, macht Kohnle 8.

95.

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49. RUODOLF VON BOTENBUBC

auf und überbringt eine Nachricht, die ihm sanfte tuot: was nach dem Gebet im Eingang nun hier als eine Selbstverständlichkeit wirkt. Ich halte also die Anordnung in G mit Hagen und Wahner für die ursprüngliche. Im Text scheinen mir gegenüber der Fassung Wackernagels, dem Bartsch meist folgt, mehrere Änderungen nötig. 2,1 In CcE lautet der Vers: Got der fder fehlt c) gebe der lieben guoten tac. Das stimmt zu Walther 119, 17 Got gebe ir iemer guoten tac 1 ) und zu dessen Eingang 49, 25 Herzeliebez frowelin, Got gebe dir hiute und iemer guot. Kunde ich baz gedenken din, Des hete ich willeclichen muot. Waz mac ich dir sagen me, Wan daz dir nieman holder ist dan ich ?, s. Wilmanns zu 119,17, der auf eine altfranzösische und mehrere mittelhochdeutsche Parallelen hinweist, welch letztere auch Überall Got (oder auf Got zurückweisendes DerJ an den Eingang des Verses stellen. Daher scheint mir die Fassung, die AU jenem Verse geben (Hiute gebe ir got vil guoten tac), die Wackernagel und Bartsch wählten, weniger gut. 3,2 ff. Die Handschriften weichen in folgender Weise von einander ab: (do ich urloup nam) und si so saz C, und si gesaz EU si bran üf schöne C, vor mir schöne EU sam (sö E) der äbentröt CEU. Wackernagel schrieb: si bran üf mir schöne, wobei Bartsch den Auftakt beanstandete. Er selbst hat: si bran vor mir schöne, was eine schlechte Betonung ergibt und das Rotwerden vermissen läßt. Auch ist das sö (saz), das beide im vorhergehnden Vers mit C setzten, leer: was soll das sö bedeuten? Es paßt besser, wenn es auf das sam hinweist, während das Verbum saz eine nähere Bestimmung des Ortes, wo sie saß, verlangt: diese ist mit dem vor mir ausgezeichnet gegeben, viel besser als wenn man es zu bran üf stellt. Auch wird es mit sitzen in den Versen verbunden, die unserem Dichter offensichtlich vorgeschwebt haben; bei Morungen 136, 6 f . lauten sie: und saz vor mir diu wolgetäne Geblüejet rehte alsam ein voller mane. Diese Erwägungen führen darauf, daß der echte Wortlaut war: do ich urloup nam: vor mir si saz und bran üf sö schöne sam der äbentröt. In dieser Fassung ist alles enthalten, was die Handschriften bieten: vor mir EU, si saz C, und CEU, bran üf C, sö C, schöne CEU. Der Fehler des Archetypus war, daß vor mir hinter si saz gestellt wurde. So ergaben sich die Verse: Do ich urloup nam, si saz Vor mir, si bran üf sö schöne. Dies veranlaßte metrische Einrenkungsversuche, deren unbefriedigende Ergebnisse in unseren Handschriften vorliegen. 3, 5 Wackernagel und Bartsch entschieden sich für Wirt (C), mir scheint Wart (EU) besser2); dann bezieht sich der Vers auf die Vergangenheit: sein Lohn war damals ihr Erröten und ihr nach der folgenden Strophe zugleich damit geäußerter Wunsch, seine neuen Lieder zu erhalten: 1 ) S. Wilmanns z. St., der bemerkt, daß υ. 1. 2 (nach Haupt ZfdA. 20, 151 j am Bande einer Handschrift aus St. Lambrecht wiederholt sind. 2 ) Die Wahl des falschen Präsens zog das Präsens Dast im folgenden Vers nach sich.

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die Freude über beides hatte zur Folge, daß er seiner Sinne halber da vergaz. Aber freilich war dieser Ion undersniten mit sender not: hing er doch mit der Trennung von ihr zusammenl. Daz was (EU) st. Dast (C) und str. gar, das sinnlos ist (denn es paßt zu undersniten nicht) und sich als Füllsel, das in C unabhängig von EU eingeführt ist, schon durch die verschiedene Stellung verrät. Für die von mir gewählte Fassung kann man sich auch auf Walther 74, 34 berufen: Daz w a r t mir ze lone: Wirt mirs iht mer, daz trage ich tougen. Auch würde das Präsens Wirt den Gedanken an Lohn in der Zukunft schon hier vorwegnehmen: der wird besser als Pointe für den Schluß aufgespart. 4, 1 ff. Diese Strophe hat Starkenberg I 3 , 1 ff. benützt, s. zu diesem. In 4, 6 scheint mir bringe (GEU und Wackernagel) schon wegen des damit verbundenen Prägens (ge)zeme syntaktisch notwendig, außerdem dadurch, daß C mit EU geht, gesichert. 6 , 3 Für So si (C) st. Daz si (AU) spricht die sonst uberall beobachtete Trennung des Aufgesangs vom Abgesang durch starke Interpunktion. Auch ist es dem Zusammenhang dienlicher, wenn der Satz ich wil mer dann tüsent senden dar dem vorhergehnden für sich allein entgegengestellt wird, und der folgende Gedanke auch in der Satzfügung als Voraussetzung für das, worum es dem Dichter vor allem ankommt: daß ihm Lohn zuteil werde, deutlich gekennzeichnet wird. 6,1 ff. Zu dem Gedanken, daß das Lied durch Viele, die es singen werden, zu der Geliebten auch ohne besonders bestellten Boten gelangen kann, s. Vogt zu MF. 51, 15. 6 Belege für habedanc bei Wilmanns zu Waith. 92, 16. XIII. Das schlichte Lied gibt zu Bemerkungen wenig Anlaß. Sein strophischer Bau ist klar: ein Viertakter und ein unterfüllter Sechstakter bilden jeden Stollen; im Abgesang erscheint wieder ein Viertakter, dem ein unterfüllter Achttakter folgt. Nur die Verse 1. 3. 5 haben Auftakt. Die vier Strophen sind durch Stichworte ungemein fest miteinander verbunden: des waere ich g e r n e ir ä m i s ( l , 6 ) wird im Eingang der zweiten Strophe mit den Worten I r a m i s hieze ich g e r n e also wieder aufgenommen; der Schluß von 2 findet im Anfang von 3 seine Fortsetzung: Daz min sin und miniu senden ougen m e r k e n t dar? - Min m e r k e n daz ist gar verlorn; am Schluß dieser Strophe steht sö geschiht an mir g e w a l t , welches Wort im ersten Vers der letzten Strophe wieder erklingt: Ir g w a l t der ich gar eigen bin. Auch kehrt schäme (1) in 3 wieder, und mins heiles steht sowohl in der 2. wie in der 4. Strophe, beidemale in v. 3. Die Überlieferung erfordert nur wenige und leichte Eingriffe, 2, 6 Daz min sinne und min senden ougen merkent dar: der Hiat und das ungewöhnliche min für miniu empfehlen st. sinne den Singular sin zu schreiben und min 2 durch miniu zu ersetzen. 3, 2 en(fräget) ist neben noch überflüssig und stört den Lauf des Verses. 4, 1 An die Betonung Ir gewalt, die Wahner annimmt, vermag ich nicht zu glauben. Ich schreibe gwalt und ergänze vor eigen das Wörtchen gar (gewalt im Text korr.}. 2 wissende stört wieder den Lauf des Verses. 3 Wil st. Wolde verlangt auch die Zeitfolge, da im Nachsatz das Präsens dunket steht. Einzelnes. 1,1 Allen (oder guten, reinen) Frauen um der Geliebten willen dienen (sie ehren) ist ein sehr verbreitetes Motiv, s. Burdach, Reinmar u. 1 ) Das Scheiden wird durch den Vergleich ihres Errötens mit dem Abschied dee Tages, mit dem äbentröt, schön untermalt.

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49. B U O D O L F VON R O T E N B U R G

Walther S. 149 f.; Kirchner, Konrad, der Schenk von Landeck S. 932; Reimar 202, 35. 3 Wand si mit guotes wibes schämen Wol bekleidet hat ir höfBchen lip; das Bild stammt aus Waither 62, 36 Frowe, ir habet ein vil werdez tach An iuch geslouft, den reinen lip. Wan ich nie bezzer kleit gesach, Ir sit ein wol b e k l e i d e t wip. Sin unde saelde sint gesteppet wol dar in. 2, 5 Daz si min niht nimet war Reim. 157,18. 4 , 1 W. 116, 24 Ich bin doch ir eigen. 2 sender muot] W. 93, 37; 117, 13. 6 R. 159,10 Si ist mir liep. - des ich ie gesach] W. 67, 33 daz ichz ie gesach; vgl. 41, 33; s. auch Roethe, Reinmar zu 28, 5. XIV. Jeder Stollen hat einen leichtklingenden Sechstakter, dem ein ebensolcher unerfüllter stumpfer folgt. Der Abgesang verbindet einen stumpfen Viertakter mit einem Verspaar, das einen Stollen wiederholt1). Sämtliche Verse sind auftaktlos. Auch hier hat Rotenburg sämtliche Strophen fest miteinander verkettet. Entsprechend seinem Inhalt als Liebesklage ist das Lied von dem Ruf owe und we erfüllt: er erklingt im Eingang der Strophe 1 zweimal, an der Spitze von 2 wie gegen ihren ScMuß, an der markanten Stelle des Reims in 3, und dann noch je zweimal in den Strophen 4 und 6. Die Trauer Über den Verlust der fröide verbindet 1 mit 2 und kehrt in 5 wieder wie leiden und leider 3 an 4 schließt. Daß all das seine Neigung nicht mindert, zeigt seine Bezeichnung der Geliebten als diu liebe, die in den ersten drei Strophen an der Spitze steht und in 4 im dritten Vers erscheint. Wie töricht das ist, bekennt er in den drei Mittelstrophen: ich tumber man 2, 6; ich gouch (letzleres von mir ergänzt s. u.) 3, 3; ein tumber wän 4, 5. Wie Owe als erstes Wort in 1 und 2 so steht Ich in 3 und 4. Der Text des in Α und C überlieferten Liedes erfordert einige Bemerkungen. 2, 6 We wes h ä n ich tumber man mich so versprochen: C hat waz: der Parallelismus verlangt wes A; denn der Dichter richtet seine vorwurfsvoll verzweifelte Frage zuerst mit den Worten Owe wes hat sich d i u liebe an mir gerochen an die Geliebte und sodann an sich selbst. 3,3 Der zu kurze Vers erhalt durch die Ergänzung (ich) gouch sein Maß; s. ich tumber man 2, 6 und ein tumber wän; vgl. R. 160,20 ich tumber gouch. [ABC! K.J 4,1 ff. Ich wände ie daz ich e i ζ w a ζ (ein teil C) der we(r)lte waere. Näher als Wahners neizwaz liegt etswaz; aber auch der Werlte bedarf der Besserung, da der Dichter im Folgenden beklagt, Nu hän ich die wärheit wol ersehen Daz ich bin der lieben also gar unmaere. Man erwartet also, daß er gesagt hätte, er habe stets geglaubt, der Geliebten etwas zu sein. Ich halte also der w e r d e n für ursprünglich. Denselben Fehler hat Ε bei Reimar 152, 24 a ; ähnlich BC gegen Ε 152,8. Wenn Α hierauf fortfährt Unz ich die wärheit hän gesehen An der lieben; sit ich ir bin so gar unmaere, So sol mir niemer heil geschehen, so ist das ein Versuch, der von *AC übernommenen falschen Lesart der werlte st. der werden eine sinnvolle Fortsetzung zu geben, die ja fehlt, wenn von der Werlte wie in C auf der lieben übergesprungen wird, da die Geliebte nicht die ganze Gesellschaft darstellt, ihre Gleichgültigkeit also nicht hindern würde, daß der Dichter der übrigen Welt nach wie vor etwas bedeutete. Zahlreiche Mängel verraten den Flickdichter: v. 2 und 4 haben Auftakt und dafür einen Takt zu wenig, v. 3 ist überfüllt, das Über1

) Da capo-Form,

G. Müller, Vjschr. 1, 102.

49. BUODOLF VON ROTENBURC

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gehen des Satzes von v. 2 auf 3 ist gegen die Art der Lyrik, und der Oedanke: 'da ich ihr so gleichgültig bin, soll mir nie Heil widerfahren' ist mit dem sol st. mac zum mindesten ungeschickt ausgedrückt. Dagegen ist bei dem was C bringt, alles nach Inhalt wie Form vorzüglich. Die Strophe 5 hat Wahner in die Lesarten verbannt: sie zeige eine vollständige Abschwächung und lasse sich auch anderwärts nicht einordnen; zudem habe v. 1 einen falschen Auftakt. Was letzleres betrifft, so ist (wie auch v.l·.) das Owe einfach durch We zu ersetzen, wie es in 2, 6 von beiden Handschriften geboten wird; umgekehrt hat G in 2,1 We st. Owe. Auch steht die ganze Strophe sehr wohl in Zusammenhang mit früheren Stellen; denn wenn der Dichter sagt: si hat mit ir schcene hohe mich gepfendet, so deutet er damit unzweifelhaft auf die Strophe 3 zurück, wo er von der für ihn so verhängnisvollen Aufteilung ihrer beider Lose spricht und erklärt, was ihren Teil betreffe, so sei der sein Herz: Si hab ir daz herze min. Was aber nun in 5, 4 /. anschließt, scheint mir ganz unverständlich: 'ach möchte nun auch ir reiner lip in mein Herz so ganz und gar hinein huschen'x) so hat G jedenfalls verstanden, doch was soll das heißen ? ir reiner lip, d. h. sie, die Reine, wohnt ja, sollte man meinen, schon fest in seinem Herzen. Als Gegenstück zu dem Oedanken, daß sie ihm sein Herz geraubt hat, muß man vielmehr erwarten: 'ach, möchte sie nun aber auch ihr Herz mir schenken Γ Ich lese also: We wan w i s t e ir reiner lip Mir ir herze eht also gar: so vollständig wie sie ihm sein Herz geraubt hat, möge sie nun aber auch ihm ihr Herz schenken, wisen einem etwas 'sich mit einem Oeschenk bei jemand einfinden , s. Mhd. Wb. I I I 763; Lexer I I I 942. Dieses wisen ergibt den Gegensatz zu pfenden, den man bei wischen vermißt. Die Strophe als Oanzes aber faßt in wirkungsvoller Weise die Motive zusammen, die vorher erklungen sind: Mit Owe[G!K.Jan ihrer Spitze kehrt sie zu den Spitzen von 1 und 2 zurück, die fröidelose zit bringt die Klagen über das ende der fröide und die vernichtete fröide am Schluß von 1 wie zu Beginn von 2 in Erinnerung, mit dem Wort verendet malt sich der Dichter im Gegensatz zu dem am Schlüsse von 1 beklagten ende seiner fröide hoffnungsvoll ein Ende aus, wie er es sich erwünscht, und mit gepfendet deutet er auf den Inhalt von 3 zurück. Wer möchte solches Finale missen ? Auch in diesem Lied zeigt sich, daß Rotenburg die lyrische Sprache gut beherrscht, sie aber nicht sklavisch den Vorgängern einfach nachschreibt, denn es finden sich bei allen Berührungen doch keine so starken Anklänge, daß man von Entlehnungen sprechen könnte. 1 , 1 R. 197, 16 Kaeme ich nu von dirre not, Ich enbegundes niemer me. 2 W. 67,33 Owe daz ich ez ie gesach. 3 R. 162, 21 Swaz min munt wider si gesprach. 5 W. 97, 14 So möht es wol werden rät; R. 168, 21 Sit des nu niht mac werden rät. 2,1 Parallelen zum rechen der Geliebten bei Werner, Anz. 7,147; W. 40,21 Hät si daz an mir gerochen. 4 Unde 'ungeachtet' Benecke z. Iw. 155; Lemcke, Morungen S. 55 /. 4 R. 174, 35 daz ich ir nie vergaz. 6 R. 160, 20 Hän ich tumber gouch mich so verjehen; R. 190, 25 ich tumber man. 7 W. 59,10 Der also guotes wibes gert als ich dä ger. 3, 7 R. 166, 30 unz an min ende. 4, 2 R. 157, 14 Sit ich die wärheit an mir selben hän ersehen. 3 W. 69,17 Si ich dir gar unmaere; W. 50, 19 Bin ich dir unmsere. ') wiste muß man in diesem Zusammenhang als Form, für wischte fassen ((wiscta), wie wuns(c)ta, las(c)ta usw., worüber ESchröder, Anz. 24, 21 f.; Reimbelege bei Zwierzina, Beitr. 28, 435.

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5 W. 116, 7 Sie betriuget lihte ein tumber wän; vgl. 120, 37; 122, 38. 6,4 W. 45,19; 62, 37 reiner lip. 6 W. 105,1 Der groze wille, . . . wie mac der wesen verendet ? XV. Dieses Lied ist, wie Wahner richtig bemerkt, das einzige mit freier Auftaktbehandlung, indem neben der Masse der trochäischen Ferse auch vereinzelte jambische erscheinen (1, 5.10; 3, 9; 4, 3. 5. 6; 5, 2. 6. 10). Die Strophe besteht aus lauter stumpfreimenden trochäischen Versen zu je vier Takten, eine seltene Bauart, für die Bartsch, Germ. 2, 276 auf Lichtenstein 443,1, Reimar 178,1 (Frauenlied) und (Ps.-) Reimar 198,28 verweist. Der Bau zeigt die da-capoForm (G. Mittler, Vjschr. 1, 102;1). Den Inhalt bildet eine Klage des Dichters über sein Leid, die in der letzten Zeile mit einer Bitte an die Geliebte endet. Dieser klare Gedankengang, der die ',ünf Strophen innerlich verbindet, wird auch durch äußerliche Mittel gefestigt. So nimmt der Stropheneingang das Stichwort des vorhergehnden Strophenschlusses wieder auf: daz 18t mir ein not 1,10 - N o t und angest sint da bi 2,1; ir fremden . . . v e r d e r b e t mir den sin 3, 10 - Ist daz ich v e r derben sol 4, 1; min trüren 4, 9 - diu nöt 6, 1. Dazu kommen Responsionsreime2): tage 1,5 ~ östertac 2,7; rät: lät 1, 7 - etat: gät 2, 2; gebot : not 1, 8 - not: tot 5,1; muoz : buoz 3, 2 - muoz : gruoz 5, 6. Schließlich kehren wichtige Worte an verschiedenen Stellen wieder: fremden 3, 9 und 5, 5; verderben 1,10 und 3,10; 4,1. Bemerkenswert ist wiederum der rauschende Schlußakkord: die ersten sechs Verse enden mit lauter Responsionsreimen und obendrein kehrt im fünften das bedeutungsvolle fremden aus Strophe 3 wieder. Auch in diesem Lied beherrscht Rotenburg die von seinen Vorgängern geschaffene Sprache, ohne doch der Sklave eines von ihnen zu werden. 1, 4 vgl. in sorgen lit W. 123, 6. 5 liehte tage W. 42,17. 8 diu mir gebot vil lange niuwen kumber tragen R. 187, 35 /. 9 f. daz si mich alsus verderben lät R. 190, 23 f.; vgl. 190, 4. 10 d e s t . . . mir ein wernde nöt W. 89, 26. 2,1 f. W. 96, 29 Staet ist ein angest und ein not. 3 Der wurde ich alse schiere fri W. 76, 6. 4 so gie von herzen gar R. 162, 21; vgl. W. 13, 34. 7 österlicher tac R. 170,19; W. 111, 26; Werner, Anz. 7,123. 9 = W. 74, 3; vgl. R. 202, 12. 10 in der werlde ein ander wip R. 152, 8 /. 3,1 ff. Daz mir ir wünneclichez leben [v. Kraus 10. Aufi. nach 0: wan daz ir vil minneclichez pflegen. i L ] Machet sorge und wiinne W. 116,32. 5 reine site R. 179, 17; TP. 93, 3. 4,3 ez tuot mir von herzen we W. 102,24. 4 f. Der ich vil gedienet hän Und iemer gerne dienen wil W. 57, 15; vgl. 98, 28. dar dienen 66,31. 6 unz an daz zil Niht langer wan die wile ich lebe R. 157,34 f.; al die wile ich lebe W. 72,22. 7 Endet sich min ungemach W. 110,9. 5,2Näher dan in dem herzen min R. 154,11; Wie nähen in min leit ze herzen gät 196, 32. 3 miner fröiden tot W. 97,38. 6 werder gruoz W. 43,36; 109,4. 9 minniglicher Eid: Roethe, Reinm. S. 261, Anrn. 316. Die Überlieferung ist in G besser als in A, welch letztere, wie schon Wahner S. 19 beobachtet hat, die neunten Verse überall zu Dreitaktern mit Auftakt verkürzt hat. 4, 5 verdient gleichfalls G trotz dem Auftakt den Vorzug, s. die obige Parallele aus Walther. 6, 6 verderbet (A) ist gedankenlos aus 3, 10 l) l)

S. auch Heusler § 724; Fischer § 70. Von denen Giske (S. 231J nur den auf -ät verzeichnet.

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eingefügt. 10 Ich ersetze Vil (AG) durch Si, da bedenke wohl adhortativ ist wie das vorhergehnde geloube. So kann mich bleiben, das Wahner in dich änderte, wobei aber die plötzlich eintretende direkte Anrede an die Geliebte überraschend kommt. XVI. Die Strophe setzt sich aus zwei Stollen zu je 6 Takten mit leichtklingendem und 4 mit stumpfem Ausgang zusammen; hierauf folgt im Abgesang ein Viertakter mit stumpfem Ausgang, an den sich noch ein Verspaar schließt, das einem der Stollen gleicht und deren Vers 1. 3 angereimt ist. Alle Verse sind trochäisch1). Die Strophen 1 - 3 sind durch Responsionsreime miteinander verbunden: fro : (al)so in 1, 2. 4 und in 2, 5. 7; fro : hö in 3, 2. 4 2 ). Freude undTrauern sind die beiden Pole, um die sich die Gedanken des Dichters beständig drehen: dies wird durch die häufige Wiederkehr der entsprechenden Worte drastisch verdeutlicht: fröide, fro in 1, fro, frö in 2, frö, fröide, fröide in 3; anderseits trüren, unfröide in 1, trüreclichen in 2, trüric in 3. Indem der Dichter in 2 sagt: Disen rät wil ich iu geben, macht er es deutlich, daß er es ist, dessen Rat man folgen solle (Volget swer iu gebe den rät 1,5); indem er in 2 sagt: Ich bin des gedingen frö Daz mir an der lieben sol noch wol gelingen, erklärt er im Vorhinein, inAnhoffnung auf wessen Gnade er froh ist (Ich bin üf genäde frö 3, 2). In den beiden folgenden Strophen wird die Verknüpfung auffallend lose: es findet sich nur trüren in 4, 2, saelic wip als Anrede in 4, 3 (wie zuvor in 3, und der lieben 6, 1 (wie zuvor in 2,6), alles außerhalb des Reimes. Miteinander berühren sich 4 und 6 nur durch die Versicherung, die Geliebte nicht zu vergezzen (4, 5 und 5, 7) und durch das Wort güete (4,1 und 5, 1). Der Verdacht gegen die Echtheit, der sich dadurch aufdrängt, verstärkt sich bei Betrachtung des Inhalts. In der dritten Strophe hat der Dichter keinen Zweifel gelassen, daß ihn zwar die Hoffnung auf ihre Gnade froh stimmt (so daß er singt: das ist hier wie so oft die eigentliche Meinung), aber erst, wenn sie ihm wirklich Gnade erweist, wird sein Herz freudig sein, und sie ist dazu geschaffen, in trüric herze Freude senden zu können. Da wirkt es verblüffend, gleich darauf in 4, 1 f . zu hören, daß sie ihm das trüren schon jetzt von dem herzen bräht habe. Man fragt sich also: ist er nun eigentlich trürec oder ist er es nicht? Und wenn er es nicht ist, wie kommt er dazu, sie zu bitten nu trcestet schiere min gemüete ? Man müßte danach meinen, daß sein Herz froh, sein gemüete aber noch trostbedürftig, also unfroh sei. Auch die Ausdrucksweise verträgt keine schärfere Beleuchtung. Wenn Reimar sagt: Mich hät ein liep in trüren b r ä h t (158, 9), so ist damit alles gesagt; wenn aber einer sagt: mir hät iuwer schoene . . . trüren v o n dem herzen bräht (4, l f.), so fragt man sich unwillkürlich, wohin das Trauern gebracht worden sei: sonst hat bringen keine Berechtigung. Die Anknüpfung mit Dar zuo (4, 6) läßt den folgenden Segenswunsch wie einen belangloseren Nachtrag erscheinen, und daß die saelde die Geliebte b e h ü e t e n möge, ist auch ein ungewöhnlicher Ausdruck: saelde hat man nach gutem Sprachgebrauch oder man hat sie nicht usw., aber jemand zu 'behüten' gehört so wenig zu ihren Aufgaben wie wir das jetzt 1

) Fischer § 36; Wahner S. 29. ) Giske S. 231.

2

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etwa vom Glück sagen. Auch die letzte Strophe hat allerlei Gebrechen, erläzen und verlän nebeneinander in den Reimen liner Strophe ist Stümperei; ebenso zeigt sich der Verfasser hilflos im Ausdruck, wenn er den Leser zwingt, ir und si durcheinander bald auf die Geliebte, bald auf ihre werdekeit zu beziehen. Schließlich würde man nach dem Vers: Doch mag ich des niht Verlan als Fortsetzung erwarten: I c h b i n iemer i r geverte, keineswegs aber umgekehrt: Si ist i e m e r m i n geverte. Der Verfasser hat offenbar schon den Schlußvers im Sinne gehabt, für den allein das niht Verlan paßt. Ich halte also nicht nur die Strophe 5, die schon Wahner in die Anmerkung verwiesen hat, sondern auch die vorletzte für zugesetzt1). Vertrautheit mit der lyrischen Sprache zeigen zwar alle fünf, aber die echten sind frei von solcher Unbeholfenheit und haben intimeren Charakter, wie sich aus den folgenden Hinweisen ergibt: 1 , 1 die alten mit den jungen W. 78, 37; helfet W. 41, 7; 74,10; fröide meren W. 83, 7. 5 volget guotem rate W. 36, 20. 6 sin truren ist verkeret W. 113, 20; trixwe ich nimmer si (mine not) verkeren R. 189,17. 7 Der mit gedanken umbe gät R. 174, 25. 2, 2 War umbe ich also trüric lebe R. 188, 20. 3 tanzen lachen unde singen W. 51, 23; vgl. 124, 22. 6 Daz mir noch wol an ir gelinget W. 109, 9; vgl. R. 159,17. 7 Diu mich also betwungen hat W. 98, 38; vgl. R. 174, 27. 3 , 1 Ich künde ez niht verenden R. 154,1. 2 Dö was diu werlt üf ir genäde frö W. 90, 34. 3 Saelic wip öfter bei R. und W. 4 Sin herze etat iemer hö R. 177,15; vgl. 152, 4; W. 41,15. 6 (diu mac mir) senden fröide manicvalt W. 109, 7. 4, 1 ir schoene und ir güete W. 110, 18. 5 Daz ich ir nie vergaz R. 174, 35. 5 , 1 des wil ich in minneclich erläzen W. 105, 35. 3 (frouwen), die mir ze mäze wären R. 151, 16. 4 i r höhen werdekeit R. 165, 39. 7 Daz ir vergezzen niene mac R. 187, 34; Ich mac / Ί 0 . Aufl. wil. K.] der guoten niht vergezzen W. 64, 22. Der Text gibt nur zu wenigen kritischen Bemerkungen Anlaß. 2, 2 Es genügt, so (C1) und ein (AC2) zu streichen: wir (C1) kann bleiben, wenn man Dan st. Danne schreibt. 3, 3 an mich genäde (C1) klingt besser als genäde 2 an mich (AC ), weil der Hiat vermieden wird. 4, 2 Trüren (C1) nimmt das vorhergehnde trüric auf, ist daher dem Siuftens (AC2) vorzuziehen. 3 /. v. d. Hagen setzt hinter gemüete Doppelpunkt und verbindet v. 4 mit v. 5. Das ist richtig. Wenn man v. 4 an den vorhergehnden Vers schließt (Wahner), ist schiere unverträglich mit alle tage und alle naht; auch wäre es ungalant, das Nichtvergessen der Geliebten an eine Bedingung zu knüpfen, und stünde in Widerspruch zu der Versicherung in 5, 6 f., wonach sie iemer seine unvergeßliche Weggefährtin sein soll. 6 , 2 Ich (st. l e h n ) kann man mit allen Handschriften belassen, s. Mhd. Wb. I 950 b . [XVII] s. o. zu X. Es erübrigt nunmehr zu der Frage nach der Heimat und Herkunft des Dichters Stellung zu nehmen. Die vorstehnden Untersuchungen seiner einzelnen Gedichte haben ergeben, daß nicht weniges als unecht auszuscheiden ist; es sind dies der ganze Leich [VI], Auch daß der Reim, b r a h t : n a h t nur hier vorkommt, ist schwerlich ein Zufall. Er verrät vielleicht einen mitteldeutschen Verfasser, s. Weinhold, Mhd. Gr.2 § 32, aber auch Bair. Gr. § 36. - Über den seltenen Plural n a h t β. Lachmann an JGrimm 8. 341.

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ferner von Leich V die Versikel 3 - 2 6 sowie 4 6 - 5 3 , schließlich von Lied X V I die Strophen 4 und 5 sowie das Lied [ X V I I ] . Dadurch scheiden allerlei Reime, die aus der Schablone herausfallen, für die Bestimmung der Herkunft Rotenburgs aus. In der folgenden Aufzählung stelle ich diesen Reimen die entsprechenden aus Liedern schwäbischer (nach HMS.l)) und schweizerischer (nach SMS.) Liederdichter zur Seite2), übergehe aber zunächst die Reime, die in den echten Gedichten Rotenburgs ebenso vorkommen oder vergleichbar sind. Die Reime aus den unechten Partien sind durch Stern vor dem Reim gekennzeichnet [außer in der gleich folgenden Aufzählung aus durchweg unechten Partien bis S. 480 oben. K.J; angeordnet sind sie nach dem Vokal bzw. Konsonanten der Reimsilbe. 43).

bräht: naht XVI

an = äne V 9. 48. - Eberhard von Sax 1, 80. verlänt V I

21').

har = her (Adv.) VI 7. 21. - Winterstetten Leich II Vers 505) [so durchweg zitiert! K.J. - ä r : - ä r V I 7 . - Ps.-Neifen [ 1 5 , 3 ] ; M a r n e r X I 3 ; X I I 2 ; X I I I 1 ; X I V 1 8 . Hadloub 4 , 6 ; 6 , 1 ; 7 , 2 0 ; 7 , 2 9 ; 8 , 2 6 ; 1 0 , 4 3 ; 2 6 , 3 ; 2 8 , 6 ; 2 9 , 2 ; 3 5 , 2 ; 4 4 , 2 8 ; 4 6 , 2 0 ; 4 7 , 1 9 ; 5 2 , 1 5 ; 5 2 , 1 2 7 ; 5 3 , 6 7 ; 5 4 , 6 3 ; Eberhard von Sax 1 , 1 9 6 · ) . järe, tüsent V •weit =

19.

werlt V I 16. -

Wirderstetten X X V I

5,8. -

Hadloub 4 9 ,

18;

Ringgen-

berg 92'). 1 1 [Strauch 5 ] g e g e b e n : h ^ b e n : n e Winterst. Leich I V 9 9 g r b e n : v e r d e r b e n ; Marner X V 1 0 [Str. 4 / w f r n : g e w e r n : g e r n : w e m : s t e m ; Hadloub 2 4 , 4 ; 4 3 , 1 5 e r n e : g e r n e ; Landegge 1 4 , 2 7 b e s c h e r t : g e w e r t ; Klingen 4 , 2 9 h e r z e : k ? r z e ; Marner I V 3 b g s t e n : z e r b r e s t e n 8 ) . g i t = g i b e t V 2 1 ; V I 7 . - Rugge 9 7 , 2 2 ; 9 8 , 1 0 ; Horheim 1 1 4 , 1 9 ; 1 1 5 , 2 9 ; Hohenfels I I I 3 ; Neifen X I I 1 , 2 ; [ X V I I 3 , 7 ] ; [ X I X 2 , 7 ] ; X X I I I 5 , 9 ; X X V I I I 1 , 8 ; Winterst. Leich I I 1 ; I V 1 0 ; I V 8 6 ; Lied X X 2 , 4 ; X X X I 5 , 1 ; X X X I I 1 , 7 ; X X X V I 2 , 9 ; Marner V ; ( g i s t I 1 ) ; Werbenwac 1 1 , 4 . Hartmann 207, 8; Ps.-Hartmann 217, 35; Singenberg 25, 24; Teufen 3, 56; Taler 1,4; 1,33; Pfeffel 1,15; Klingen 2,11; 5,12; 5, 19; 6, 10; Frauenberg 2, 4; Sax 1, 79; 1, 92; 1, 106; 2, 24; Winli 3,16; 7, 7; Steinmar 9, 2; Gliers 2, 20; 2, 89; Landegge 1, 75; 7, 7; 18, 39; Warte 6, 6; Hadloub 3, 9; 19, 15; 2 0 , 2 4 ; 2 3 , 8 ; 3 1 , 2 ; 3 9 , 4 3 ; 4 2 , 2 ; 4 3 , 8 ; 4 4 , 3 ; 5 2 , 1 1 9 ; Otto z. Turne I I 4 , 1 3 ; Rost 7 , 9 ; 9 , 2 » ) . e : g : w e l t : gglt V I 16. -

Marner

X V

b e n : leben; I 3 donreslgge : pflege;

1 ) Aber Meinloh, Rugge, Horheim, Hartmann, Fenis nach MF, Neifen usw. diese Ausgabe. 2 ) In Anmerkungen sind Hinweise auf Parallelen bei Reimar, Morungen und Walther gegeben, letztere nach dem Reimverzeichnis in Presseis [Hürnigs! K.J Glossarium S. 405 f f . s ) Siehe Langosch S. 209.

*) l a n t Waith.

44, 2 9 j 4 5 , 2 8 .

«) Siehe Langosch, S. 187 f f . ·) g e t a r : w a r W. 62, 3 2 ; β. Langosch,

S. 2 0 5 f f .

') Uber weit bei anderen β. Schirokauer, Beitr. 47, 1 0 8 / . 8

) p f e r t : w e r t W.

104, 7 ; : g e w e r t , g e g e r t 82, 19.

·) Reim. 197, 25; Ps.-Reim. 182, 19; 191, 28; 201, 22; W. 101, 8; 107, 7; 123, 1.

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6 : ö : porte : hörte VI 15. - Manier XV 40 hört: zerstört: wort: ort; Winterst. XXXVII 1, 6 horten : orten : worten : zerstörten. - Warte 6,12 erhörte : worte; vgl. Marner XII 1 vor : kör. - Hadloub 50, 6 nöt: got1). Das Ergebnis dieser Liste ist für eine Lokalisierung der unechten Teile nicht ausreichend. Aber es bestätigt aufs neue die Annahme, daß diese Stücke nicht dem Rotenburger gehören; denn es ist schwerlich ein Zufall, daß auf sie eine. Reihe von Bindungen entfallen, die anderwärts in dem untersuchten Material nur wenig oder gar nicht zu finden sind, s. -äht: äht, an, har, -är : -är, weit, -elt: -ort: -ört. Sie sind damit deutliche Zeugen der größeren Sorglosigkeit der Nach- und Zudichter. Nunmehr möge der Bestand an nicht ganz schablonenhaften Reimen beim Rotenburger (und, soweit sie in den unechten Partien wiederkehren, auch bei den Verfassern dieser Teile) in gleicher Weise mit den Parallelen bei übrigen schwäbischen und schweizerischen Liederdichtern verglichen werden, wobei in den Anmerkungen wieder auf die Verhältnisse bei Reimar, Morungen und Walther hingewiesen wird. län Inf. II 6; V 1; *V 18.48; »XVI 5. -Meinloh 14,17; Rugge 102, 24; Hiltbolt IV 2; VI 1, 8; XVII 3, 2; Neifen [I 5,1]; [IX 5, 5]; XVI 2, 3; XX 4,11; XXV 4, 8; XXXIV 5, 3; XXXV 2, 3; Marner XIV 4; Winterst. Leich III 39; IV 35. 91.107; Lieder IV 2,11; X I 1 , 9; XII1,12; XIII 3, 7; XIV 1,18; XV 3, 8; XXIV 3, 3; (ich län XIX 2, 5); Hohenfels XV 2, 6; Hartmann 205, 8; 208, 3.11; 216, 33; Taler 1,15; Teschler 8,10; Frauenberg 3,16; 5,7; Sax 5,16; Winli 3, 44; 5,21; Steinmar 5,2.21; 11, 20; Oliers 1,85; 3,36. 64, Landegge 8,21; Hadloub 13,4; 14,10; 16,29; 27,20; 28, 24; 30,4; 33, 14; 34,7; 35, 37; 42,3; 49, 32; 53,47*). verlän Ptz. 121,25; *V 4. 62. - (v)erlän, gelan Hiltbolt I 4; Rugge 101,36; 101,17. - Hartmann 207, 20; 208, 34; 211,14; *217, 36; Fenis 83,19; Singenberg 22, 29; Wengen 1, 16; Frauenberg 3, 12; Sax 2, 7; Gliers 1, 80; 2, 72; 2,166; 3,161; Hadloub 50,17; 52, 83s). enpfän Inf. II 20, 7. - van Kunzich II 6,4. - enpfän, umbe van, vervän Hartm. 206, 24; 216, 35; *319, 31; Gliers 1,123; 2, 74.167; 3, 71; Hadloub 3, 16; 31, 25; 35, 38; 50, 2; 53, 374). jär PL zwenzic jär 113; tusent j. II 19; t. j. *VI 4 5 ). - elliu . . j. Gliers 1,145; miniu j. 2,157; aber zehen järe Winli 1,12. lät VII 2; XV 1; *V 23. - Rugge 97,18; 98, 9; Harheim 112, 25; Hiltbolt XVII 1,5; XXII 1,3; Neifen II 2, 6; Winterst. Leich I 9; IV 50. 92; Lieder VI 2, 6; X 4,4; XX 3, 8; Marner XV19 [Str. 13/. - Ps.-Hartmann bei Haupt S. 319,33; Fenis 81,11; Singenberg 14,18; Wengen 1,15; 2,3; Klingen 6,11; Frauenberg 5,16; Steinmar 11,9; Landegge 8, 34; 15, 48; Buwenburc 2,11; 1

s

) Siehe Langoach, S. 184 /.

) Reim. 189,9; 197,1; »176,30 [verlan! K.]; »184,35; Morungen 129,24; 135, 5; 143, 13; Waith. 81, 19; 84,31; 88, 22; 95,26; 120, 1; »16, 23; »123,2. ») Beim. 156, 20; »172, 36; »196, 26; Morungen 136,10 [etänl K.]·, Waith. 57,

17; gelän 4, 9. 4

s

) enpfän Reim. »201, 30; vervän 171, 17. - Sonst β. Lachmann zu Iwein 6444.

) jaemerlichiu jär Reim. »185, 3; vier und zw6nzic j. Waith. 57, 29; elliu miniu j. 124, 1.

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Hadloub 6, 30; 11, 72; 19, 24; 24, 30; 4 2 , 1 9 ; 51, 4; 54, 6; Ringgenberg 134; Rost 7, 17 1 ). vervät V 34 [und Inf. K.J. - Harheim 114, 5; Winterst. Leich IV 111. Fenis 81,12.19; Singenberg 25,19; 34,15; Hadloub 42,18; enpfät Singenberg 24,31; Teschler 4,27; Tettingen I I 3,10; Hadloub 1,54; 12,4; umbevä 51,13 2 ). -än : -an 1 1 . 21; I I 7. 20; V 2. 33; * X V I 5 .-Meinloh 13, 23; Rugge 102, 15; Harheim 112, 2; Hiltbolt X X 2, 5; Marner V I I I 4; X I V 10; X V 1. 2. 4. 28; Kilchberg V 4 , 1 . - Taler 2 , 1 9 ; Wengen 1, 50; Gliers 1, 61. 71; 2,109; 3,19. 77. 99.166; Trostberg 3, 2; Hadloub 1,18. 66; 2 , 1 6 . 24. 37. 61. 65. 83 und noch 29 mal; Eberhard von Sax 1, 76; Ringgenberg 7. 111; Rost 1, 28 3 ); vgl. noch -ant: -änt Hadloub 4, 2; 2 6 , 1 4 ; 51, 21; Otto zem Turne I I 5, 1. I2 4 ). besehe = beschehe (: sne) I I 2. Man könnte versucht sein, den auffallenden Reim zu beseitigen, indem man erge einsetzt; vgl. V 1, 10. Aber Sax 1,120 bindet besehe mit me, Fenis 82, 25 hat geschiet ( = geschihet) im Reim auf lie(h)t, verriet, niet, Rugge 101, 29 si(h)et: niet (oder ist siht: niht zu schreiben ?), Rubin X X I I 5 , 7 se(h)en: sten [C.'K.J und Hadloub 6,35; 15,20; 41,32 reimt (er)sla(he)n auf hän, gän, niemän sowie ve(he) ( = vihe) auf e und me; schließlich steht die schuo(he) bei *Neifen [ X L 1, 3] wenigstens nach O. Man wird also diese Fälle wohl durch literarischen Einfluß zu erklären haben, etwa Morungene, bei dem dergleichen bekanntlich häufig erscheint, s. ich, er, se 128,1; 136, 32; 140,14. 38 im Reim auf owe, zerge, ferner (ge)sen, gesehen, spen, jen : sten, ve(he)n, gen 124,33; 1 2 6 , 9 . 3 3 ; 129,6; 133,30; jet, s e t : get, ve(he)t 122, 3; 136, 27; slä(he)nt: gänt 131, 22; spe(he)n : fle(he)n 132, 3; vgl. ich fle(he) : owe 129,11; enpfe(he)t: get 124, 37; versmän 122, 10 und wieAr lit I I I 3; V I I I 1; X I 1; X V 1; *V 21. - Meinloh 14,13; Hohenfels I I I 3 , 4 ; Neifen I 2 , 1 ; V 1, 4; [VIII 4, 5]; [XVII 3,10J; X X 2, 7; X X I I I 5, 8; X X V I I I 1 , 4; X X X I I 5, 6; X X X V 2 , 1 0 ; [ X L I X 1, 8]; Winterst. Leich IV 9; V 21. 29; Lieder V I I 1, 5; X I I I 2 , 4 ; X V I 1, 4; Marner I 1; I I 1; V I I I 1; X V 22; vgl. list ders. 1 1 . - Hartmann 211,2; 216, 4; Fenis 82, 33; Singenberg 5, 18; 24, 11; Teufen 4, 17. 31; 5, 9; Toggenburg 4 , 1 9 ; 7, 2; Wengen 2, 10; Tetchier 7 , 2 ; Stretlingen 1, 11.21; Rinach 2, 13; Klingen 2, 9; 5, 11. 18; 6 , 1 2 ; Sax 1, 77.108.117.122; 2, 28; 3 , 1 . 27; 4 , 1 0 ; Wirdi 4, 23; 5, 6; 7, 3; Steinmar 12, 3; Gliers 1, 5; 2, 90; Landegge 4, 3; 6, 24; 8, 3; 10,4. 41; 11, 4. 50; 16, 5; 18, 38; Warte 3 , 1 0 ; 4, 3; Buwenburc 3 , 1 0 ; Hönberc 7, 3; Hadloub 19,16; 32,16; 3 4 , 2 ; 3 9 , 4 2 ; 44,40 ; 4 8 , 5 0 ; 5 0 , 2 1 ; Ringgenberg 103; Otto zem Turne I I 4, 4 . 1 6 ; Rost 6,19*). -In : -in X I I I 4. - Neifen X X I I 4 , 8/11; Winterst. Leich IV 83. - Sax 2,15; Buwenburc 1 , 2 9 ; Hadloub 1, 22; 3, 5. 34; 5 , 1 3 ; 9 , 1 9 ; 16,39; 22, 2 ; 2 8 , 1 5 ; ») Beim. 151, 21; 152, 1; 173, 22; 190, 24; 170, 28; «168, 35; »191, 15; Haupt S. 304, 3; Morungen 133, 8; 134, 24; 142, 29; Waith, β, 10; 10,19; 16,19; 58,9; 67, 28; 78, 7; 79, 25; »111, 20. 2) vervät Reim. 194, 36; bevät Morungen 129, 38; versmät, enpfät 134, 15; umme vän 145,26; enpfän 125, 29; versmän 122, 10. ') Reim,. 189, 9; Morungen 137, 27 [gan : anl -ST.]. 4) Siehe Langosch., S. 205 ff. 4) Reim. 168,1; 187,33; 195,27; »191,30; »196,25; »203,18; Morungen 128, 17; »124, 16; Waith. 12mal, β. Horninge Glossarium,.

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46, 16; 50, 13; 54, 31. 47; Eberhard von Sax 1, 4; Ringgenberg 59; Raprehtswil 2 , 9 ; Rost 1 . 4 1 ) . niet = niht 1 6 ; V 3 3 ; *V 13. - Meinloh 1 1 , 5 ; 1 4 , 6 ; Rugge 1 0 1 , 2 8 (: siet = sihet). - Fenis 82, 23; Hadloub 2, 72; 8, 2; 18, 65; 4 7 , 1 2 2 ) . ho V 29; X V I 3; *V 46. - HiltboÜ I I I 2, 2; Hohenfels V I I 1, 8; Neifen [I 3, 8]; Winterst. Leich I V 30; Marner X I I I 4. - Singenberg 3 1 , 2 4 ; Teufen 3, 17; Wengen 1, 52; Winli 3, 10; Gliers 1, 148; Landegge 4 , 1 6 ; 14, 11; 15, 12; 20, 70; 22, 50; Hadloub 6, 23; 2 0 , 1 0 ; 24, 9; 32, 3; 39, 3; Rost 9, 6 3 ). unverscholt I I 20; I I I 16. - Klingen 4, 9; Goeli 3, 21. - l d - : - l t - : walte : walde I I 8; wolte : solte : solde : golde I I 3; dulte : hulde : gulte : schulde 1 1 8 ; dulte : hulde IV 7; hulde : dulte : schulde V 34; wolde : solte : tolde : golde *VI 7. - dulte : schulde : hulde Neifen I I I 6 , 9 ; vgl. X X I 4, 9; X X V 1, 9; * X X X 2 , 1 0 ; Winterst. Leich I I 98; V 19. 57; Lieder I X 2, 4; X X V I 1 , 1 2 ; X X X I I 2, 3; X X X V 3, 5; manicvalte : walde Kirchberg V 1, 4; melde : gelte Marner I I I 3; golde : solte Marner X I I 2; schulde : undulte X V 15. - Teufen 4, 33; Toggenburg 6, 3; Teschler 3, 2 2 ; 10, 18; Gliers 1, 13; Warte 5, 11; Trostberg 5, 14; Hönberc 7 , 1 6 ; Ringgenberg 73; alte : walde Landegge 10, 1; balde : gewalte 2 0 , 3 1 ; walde : manicvalte Sax 1 , 1 0 1 ; engelte : melde Teschler 9 , 1 2 ; melden : selten 12, 10; wilde: bilde : bevilte Eberhard von Sax 1 , 1 6 9 4 ) . -m : -η : kam : gewan I 7. - Η orheim 112, 2 k a m : wän : getan : hän; Hohenfels X V I I I 3 , 3 man : zam; Neifen X 2 , 1 / 9 kan : gram; Marner X V 7 Sisoran : benam. - Hadloub 1, 66 lobesam : hän; 2, 37 gehän : nam; 2, 65 k a m : g e g ä n ; 5 , 7 e r g ä n : k a m ; 5 , 3 3 kam : man; 1 1 , 2 3 k a m : an; 1 1 , 4 8 lobesam : kan; 12, 8 entstän : -sam; 19, 19 an : gram; 20, 19; 51, 16 -sam : man; 45, 14 gram : kan : man; 52, 86 -sam : Verlan; 53, 59 -sam : kan; Eberhard von Sax 1, 76 gegän : an : heilsam; Ringgenberg 63 an : kam. - Hohenfels V I I 2, 6 arm : varn; X V I 2, 3 turn : stürm; Winterst. X X I 3, 1 varn : arm. - Ps.-Hartmann (unter Waith. 217, 1) vernam : gewan; Singenberg 30, 31; Teschler 1 , 1 7 ; Steinmar 8, 8; Gliers 2, 76; Honberc 1 , 1 ; Hadloub 14, 13; Rost 3 , 1 1 arm : varn. - Buwenburg 5, 8 atem : beraten 4 ). - n d - : - n t - : begunde : munde : grünte X I V 1; ernenden : ellenten *V 10; stunte : künde * X V I I 3. - winter : kinder Hohenfels 1 1 , 1 . - erkante : ande Pfeffel 1,11·). Ferner sind bemerkenswert die Fälle, in denen ein Reimwort der Gestalt «x gleichgesetzt ist einem der Gestalt - χ . Das begegnet in Leich I I 18 geschehe : spehe und in Leich V 1 jaget : unverzäget; dazu in unechten Teilen *V 20 Niemals hei Beimar, Morungen, Walther. - Im Göttweiger Trojanerkrieg öfter, 8. Langosch S. 77. 2 ) Ρβ.-Reim. *169, 30; Waith. 103, 33. *) Reim. 177,15; *185, 30; Morungen 122,12; 132,30; 133,25; 143,12; Walther 14mal; 8. auch Edward Schröder GGN. 1918, S. 378 ff.; Langoach, S. 124. 4 ) Pa.-Reim. *180, 37 schulde : hulde : dulte. - Lichlenatein X X X I X 1, 1; LIII 1, 2 mit gewalte : balde : alte. ') Beim. 159, 37 gan : dan : man : nam : kan; Waith. 63, 3 genam : man. Über das Verhalten der Epiker 8. Zwierzina, Ze. 45, 72 1 ; über die Reime im Göttweiger Trojanerkrieg Langoach S. 120 f . ·) Waith. 77, 40 hanten : anden : lanten; 79, 35 hanten : anden; *122, 30 linte: linde.

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klage : verzage : widersäge : tage und V 47 spehen : gesehen. Dazu stellen sich bei den Schwaben: Hohenfels XVIII 1, 3 gegeben : enneben; Kilchberg I 4, 1 swebe : lebe. - Schweizer Belege: Warte 1, 25 geslget : enpfliget; 1, 26 jehen : spehen; Hadloub 1, 9 klage : tage; 1, 53 wider : nider; 1, 57; 39, 6; 46, 15 wesen : genesen; 16, 22 benemen; 18, 41 geschehen : gesehen; 19, 2; 52, 46 sehen : jehen; 20, 16 mägen : kragen; 21, 13 säment: schäment; 26, 18; 41, 2 geben : leben : geben; 28,19; 39, 18 kläge(n) : träge(n); 36, 7 tage : klage; 48, 4 sehen : spehen; 48, 40 wesen; 48, 53; 54, 57 klagen : (ge)sägen; 51, 28 spehen : geschehen; 52,40 wesen : erlesen; 53, 22 nemen : zemen; Rost 8, 15 schaden : geladen. Es ist bemerkenswert, daß in all diesen Fällen stets Wörter mit ursprünglich kurzer Stammsilbe miteinander gebunden sind: das zeigt deutlich, daß ein Zusammenfall mit den entsprechenden Wörtern, die ursprünglich lange Stammsilbe hatten, nicht eingetreten war. Die Ausnahmen sind verschwindend gering. Beim Marner XV 1 findet sich säge : pfläge : träge : kläge; aber alle übrigen Strophen dieser langen wise zeigen an den entsprechenden Stellen stumpfen Ausgang: es ist also höchstens an Apokope zu denken; eher aber wird man Verderbnis annehmen: die Handschrift (D) schreibt sag : pflag : tröge : klag. Sonst finde ich nur bei Hadloub 39, 42 genäden : Schäden (wo aber genäden im Innenreim steht!) und bei Eberhard von Sax 1,157 gimme : stimme : imme (— 'sibi), eine Bindung, die also nur einigermaßen vergleichbar ist. Die Vorsicht, mit der man die zweisilbigen Wörter mit ursprünglich kurzer Stammsilbe behandelte, verraten einige Beispiele deutlich: Oliers verwendet in seinen beiden einander vollkommen gleichen Leichen Nr. 2 und 3 (oder ist es nur einer?, s. Bartsch S. CXXVII^ in ihren je 171 Versen lauter stumpfe Ausgänge und bestreitet sie durchaus mit einsilbigen Worten, bis auf 2, 126 f., wo jehen : gesehen erscheint, was vielleicht als jen : gesen zu fassen ist. Ebenso Hadloub Nr. 44 in einem Lied von 50 Reimen, zu denen noch die 30 Innenreime kommen. Gegenstücke mit lauter Reimwörtern der Gestalt * χ bilden die Lieder Ottos zem Turne I I Nr. 1 (mit 21 Versen) und Nr. 2 (mit 77 Versen)1). Gegenüber diesen Zügen der Reimsprache Rotenburgs ist es nun auch nicht uninteressant, einen Blick auf häufigere Erscheinungen bei seinen schwäbischen und schweizerischen Genossen zu xoerfen, die bei ihm nichts entsprechendes haben. Selteneres verweise ich in die Anmerkung2·). nä (Adv.): Hartmann 213, 35; Tetingen 1, 18; Hadloub 8, 11; vgl. die Hadloub 20,21; 44, II 3 ). er-, ge-, zer-gän (Ptz.): Meinloh 12, 23. - Eberhard von Sax 1, 76 4 ). 1

) Sonst sei noch auf Lichtenstein hingewiesen: er verwendet in Lied V und I X f35 bzw. 32 Verse) nur einsilbige Reimwörter, dagegen in XVI (49 Verse) nur klingende. 2 ) So: lä, (Im/per.) Marner VII 2; Winterst. Lied I 2, 9. - gach : sprach Hadloub 34, 23. - missetät: bräht Marner XV 38. — hört: bewart: verspart: lart ( = lerte) Marner X V β. — s t a t : hat Hadloub 12, 15. - ich minnen Tettingen II 4, 2; ich meinen (?) Rost 3, 3. — ir zierent Tiufen 3, 11; ir meinent Landegge 19, 55. — du scheides Winli 8, 2. - waiter = walte ir Hohenfels XV 4, 5. - verao(me)n : von Ringgenberg 198 (vgl. Langosch, S. 213 Anm.). — ssehe : brache Hadloub 1, 61; spraeche : g e h e 11, 46; gelach(e)t: aht(e) : gemach(e)t 21, 29. - horten : worden Winterstetten XVI 8, 1. s 4 ) Morungen 137, 26. ) Ps.-Reimar 203, 21.

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e : e : ger : 16r(e) Kilchberg I I 4 , 1 ; gewer : mer I I 5, 2; Marner? swert : gelert X I I 2. - herren : verren : keren Ringgenberg 177. ξ : e : v § r s t : kerst Marner X I V 4. - gekern : erw§rn Hadloub 25, 18; gfrte : kßrte : lerte Eberhard von Sax 1, 61; hgrte : gelerte Hadloub 9, 13 1 ).

-lieh: Hiltbolt III 3, 2; Winterstetten Leich III 89; IV 192; V 35. 47. 81: Lieder I 2 , 1 2 ; V 4, 5; V I 4 , 1 ; V I I I 2, 5. 6; X 5, 3; X V 2 , 1 0 ; X V I I I 5 , 1 1 ;

XXIII 3,6; XXV 4,6; XXXIX 10; Kirchberg III 2,1; Marner [MSH.! K.J III 1; XV13. 26. 33. 36. 42. - Hartmann 205, 20; Tiufen 3, 30; Toggenburg 7, 15; Teschler

1 3 , 2 0 ; Rinach

2 , 4 ; Landegg

13,14; 15,39; 19,13;

20,30;

Buwenburc 1, 5. 27; Honberc 5, 11; Hadlmtb 5, 31; 6, 10. 21; 9, 1; 12, 34 ; 52, 36. 43; Rost 2, 8; 5, 7; 7,10 2 ). gelich : -ich: Hadloub 31, 22; 45, 6.16. rich : -ich: Winterstetten Leich IV 37 f.; Marner VII1; Künzich III 3, 2. Hadloub 53, 11; Eberhard von Sax 1, 88; Rost 9, 233). -s : -ζ : gras : naz : daz *Neifen

[ X L V I 1 , 4 ] ; döz : kos : groz : genoz : blöz

Winterst. Leich II 17; -as : -az Marner XIV 9; XV 25. 30. 32. 34. 35. 36. 37. 38. - Teschler 3, 21; 11, 22; Buwenburc 3,1; Altstetten 3, 5; Hadloub 1,10; 2, 34; 4 , 2 0 ; 16,13. 33; 20,47; 44, 21; -is : -iz Marner XV 32. - Tiufen 3, 9;

Altstetten 3,18; Hadloub 44, 37 ; 53, 62; -ös : -6z Teschler 1,13; 2, 7; Hadloub 52, 71; 53, 39; -us : -uz Rost 9,17; -us : -üz Hadloub 3, 33; 7,19 4 ). - t - : -tt-: Hohenfels

X V 1 , 1 erjetten : tretten. - Altstetten

2, 37 gesnitten :

sitten als klingende Reime; Hadloub 11,18 sitte: mitte ebenso; Eberhard von Sax 137 smitten : sitten : erbitten; 205gesnitten : sitten : erbitten

(klingend)*).

Aus dieser Musterung ergibt sich zunächst, daß die unechten Teile sorgloser gereimt sind als die echten (s. o. S. 478) und daß die Zudichter sich vielfach dem Gebrauch Rotenburgs angeschlossen haben. Indem Rotenburg keine Reime zwischen e verschiedener Herkunft sowie zwischen -s und -z gebraucht, steht er noch in der strengeren Tradition der hochhöfischen Zeit. Vereinzelte Lässigkeiten wie die Bindung -m : -n, die zweimalige Verwendung von Wörtern des Typus j χ im klingenden Ausgang und das Partizip unverscholt begegnen bezeichnenderweise nur in den Leichen. So zeigt die Sprachbehandlung in den Reimen ein ansehnliches Können, geschult an den großen Mustern, denen er folgte. Für eine Entscheidung der Frage, ob er Schwabe oder Schweizer gewesen ist, geben die beobachteten Erscheinungen wohl keine Handhabe. Aber in anderer, allgemeiner Hinsicht scheinen mir die Ergebnisse der Vergleichung nicht unwichtig: sie mahnen zur Vorsicht, die für die Heimatbestimmung unserer Epiker so wichtige und fruchtbare Methode der Reimuntersuchung nun auch kurzerhand auf unsere Liederdichter zu übertragen. Der Lyriker arbeitet in anderen Verhältnissen und steht unter anderen Oesetzen. Seine Kleinkunst verlangt keine längere Seßhaftigkeit, er kommt oft weit herum, hört an den Sitzen der Herren Lieder anderer Sänger, tritt mit ihnen in persönliche Beziehungen, wendet sich in Parodien gelegentlich gegen ihre Schöpfungen, trägt sie vor, prägt sich daSiehe Zwierzina, Zs. 44, 283 ff.; Langosch S. 90. 211. ) Walther 7, 34; 116, 39; β. Langosch im Register unter -lieh. ) Walther 81, 23; Dietrich : dich 82, 11. *) Siehe dazu Langosch, S. 181 ff.; Schirokauer, Beitr. 47. 97 f f . «) Siehe Zwierzina Zs. 44, 1091. I I I 2 ; 45, 23 2 . 46 2 ; Schirokauer, Beitr. 47, 99 1 ; Längosch, S. 113. a

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durch bewußt und unbewußt die, Wendungen dieser ja meist kurzen Stücke ein, - etwa wie Dirigenten, die zugleich Komponisten sind - und hat die Möglichkeit, durch berufsmäßige Vortragende seine Lieder zu den Ohren Vieler zu bringen, s. Rotenburg selbst in seinem Liede XII 5. Nimmt man dazu die erhöhten Forderungen, welche die Eigenart der lyrischen Gfattung stellt, deren kunstvollere Strophengebäude sehr häufig ein beträchtliches Mehr an gleichen Reimen gegenüber den normalen Paaren der erzählenden Dichtung verlangt, und erwägt man anderseits den doch überaus engen Rahmen, in dem sich die Oedanken und Empfindungen dieser Dichter und der Inhalt ihrer Lieder gegenüber der Weite des Epikers bewegen, so versteht es sich von selbst, daß gewisse Bindungen, die sich gefällig darbieten, weit über die Grenzen ihrer Heimai hinaus getragen vmrden. Je weiter die Zeit fortschreitet, um so mehr ist das der Fall. Schließlich kommt für den Suchenden noch die Schwierigkeit hinzu, daß uns von den meisten dieser Dichter nur wenige Lieder überkommen sind, so daß aus dem Fehlen dieser oder jener sprachlichen Erscheinung keineswegs geschlossen werden kann, der Dichter habe sie nicht gekannt oder habe sie absichtlich gemieden. Es ist also begreiflich, daß die Ansichten, ob Rotenburg den Schweizern oder den Schwaben zuzuzählen sei, schwanken, wenn auch über seine Zugehörigkeit zum alemannischen Stamm mit Recht kein Zweifel herrscht. Die sprachlichen Gründe, die für die Schweiz sprechen können, haben Wahner, Singer (1916)1) und Langosch geltend gemacht (Scheidung der verschiedenen e-Laute,

besehe, vervät und enpfän, kan für kam, niet, -in : - i n j : ein

entscheidendes Gewicht kommt ihnen nach den obigen Darlegungen kaum zu. Ferner haben Bartsch und Burdach darauf hingewiesen, daß die Nachbarn des Dichters in der Handschrift G nachweislich Schweizer sind (Honberc, Warte, Eberhard von Sax, Klingen gehn ihm hier voran, Heinrich von Sax und Frauenberg folgen ihm nach). So hat man (zuletzt Rosenhagen und Η Schneider) ihn denn als Angehörigen der Luzerner Herren von Rotenburc betrachtet, die ihre in Ruinen noch heute erhaltene Veste gleichen Namens am Rotbach hatten, und sieht in ihm jenen Rudolf miles de R., der am 24. März 1257 gemeinsam mit seinem Bruder Wernher und anderen Freien und Edlen in der Kapelle zu Luzern eine Urkunde unterzeichnet2). Das Wappen, das diese Familie führt, eine rote Burg in goldenem Felde, kehrt in C mit geringer Abweichung (es fehlt hier der heraldische Berg, s. Wallner S. 4911) wieder. Auch in einem Teil unserer Literaturgeschichten wird unser Dichter aus diesen Gründen wie schon bei v. d. Hagen unter den Schweizern behandelt, so bei Qervinus, Hermann Schneider und Ehrismann, der meint, er sei unter ihnen unterzubringen, 'wenn auch vielleicht nicht auf Schweizer Gebiet'. Anderseits hat schon Wackernagel seinen Namen in seinem Abriß der schweizerischen Literaturgeschichte3) nicht erwähnt und Baechtold*) wollte bloß in ') Vgl. auch der8., Schweizerdeutsch, S. 110/., und Die mittelalterliche Literatur der deutschen Schweiz (1930), 8. 20. 2 ) Auch eine andere Urkunde (vom 3. Juli 1253,) beweist nach Grimme (N. Heidelberger Jahrbücher IV 56 f.) die Freiheit des Geschleckte, indem sich unter den Zeugen ein W. nobilis de R. findet. - Bedenken gegen die Gleichsetzung mit dem urkundlich bezeugten Rudolf äußert Bosenhagen. ') Verdienste der Schweizer um die deutsche Literatur, Basel 1835. 4 ) Geschichte der deutschen Literatur in der Schweiz, 1887.

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einer Anmerkung (S. 43) die Möglichkeit schweizerischer Herkunft gelten lassen. Auch Bartsch, der ihn in Kobersteins Literaturgeschichte1 I S. 225 so· wie in seinen Liederdichtern (1879) noch als Schweizer betrachtete, hat ihn später in seine Sammlung der Minnesänger dieses Gebietes nicht aufgenommen, und Burdach drückte sich zurückhaltend aus, indem er erklärte, der Dichter sei wohl ein Alemanne, 'wenn nicht geradezu ein Schweizer, gewesen; jedes· falls wiesen sprachliche Spuren nach dem Südwesten des deutschen Sprachgebiets1). Schließlich hat Sievers die Hauptmasse der unter dem Namen Rotenburgs gehnden Sammlung für 'zweifellos schwäbisch' erklärt. Aber man müßte die Reaktionsfähigkeit auf Schallformen besitzen, wie er sie besaß, um dazu Stellung nehmen zu können2). So muß, wie mir scheint, die Frage nach der Herkunft des Dichters offen bleiben. Wesentlicher wäre es, wenn man entscheiden könnte, wohin er seiner Kunst nach gehört. Deutlich ist, daß ihm der Feinschliff fehlt, den Niederalemannen wie Reimar, Gottfried, Konrad von Würzburg, auch Hugo von Langenstein haben. Die Strophenformen seiner Lieder sind ziemlich einfach, er strebt weder nach Redeblumen noch nach wsehen Reimen noch zeigt er sich als Virtuose des Reimens, kurz er gehört entschieden nicht der Richtung an, die durch die Schwaben Neifen und Winterstetten sowie durch den Taler (falls er der Schweiz angehört) und den freilich späten Hadloub besonders vertreten ist. Er folgt vielmehr der alteren einfachen Geschmacksrichtung, wie sie Rugge und Gutenburg sowie in der Schweiz Heinrich von Sax, Otto zem Turne I und Gliers3) pflegten. Neben Reimar, Walther und Morungen, deren Einfluß die Anmerkungen zu den einzelnen Gedichten schon gezeigt haben, war er namentlich mit dem Leich Gutenburgs wohlvertraut, wie sich in seinen eigenen Leichen I und III. IV. V deutlich zeigt. Man kann in der folgenden Liste nur sehr wenig finden, ιoas als unmittelbare Entlehnung zu bezeichnen wäre, aber die sprachliche Ausdrucksweise und die Reimart ist dieselbe. Ich möchte diese Hinweise also nicht anders betrachtet wissen als etiva die vergleichenden Hinweise, die Arthur Hübner in seiner Abhandlung über das Deutsche im Ackermann aus Böhmen (Preußische Sitzungsberichte 1935, XVIII) zu diesem Werk aus den Meistersingern gegeben hat: sie sollen nur die Atmosphäre bestimmen, in der er als Dichter lebt. Leich I 1, 2 1, 3 4, 2 6, 1 1

als ich enkan sin gar undertän zaller zit niet im Reim

Gutenburgs Leich als ich kan 73, 22 sin undertän 73, 9 zaller zit 72,18 ebenso 72, 33; 74, 25

) Für die Schweizer Herkunft erklärt eich nach Wahner neuerlich Rosenhagen. ) Grimme meint, sämtliche Meinungen über die Herkunft ließen sich sehr gut vereinigen, da, wie Kindler von Knobloch, 'Das Goldene Buch von Straßburg' S. 289 mitteile, die ältesten von Rothenburg im Elsaß dem schweizerischen Herrengeschlechte angehörten, welches mit den Freiherrn von Wolhausen gleichen Stammes war. Oas mag für die Geschichte der Familie von Interesse sein, hilft uns aber in der Frage, wohin unser Dichter zu weisen sei, nicht weiter, und gerade darauf käme es hier doch an. 3 ) Der bei Rotenburg III 19, 5 /. eine deutliche Anleihe macht (1, 11 f.) und ihn ja auch in 3, 112 unter anderen Leichdichtem ausdrücklich rühmt. 2

49. RUODOLF VON ROTBNBUBC

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6, 2 daz ich ir bin gar undertän (: sin) 6, 4 und ich mich nie von ir geschiet (: niet) 7, 5 möht ich ir bi Getweln 7, 5 mir taete wol 8, 1 der wolgetänen minne 8, 4 si machet mir daz leben kranc 8, 4 mins herzen küniginne 9, 2 so muoz ich fröide miden und grözen kumber liden 11,2 wolgetän 12, 3 von allen sinen sinnen 15, 2 der nider schar 15, 2 die nemens war

minen sin, der ich bin undertän 71, 29 min herze nie von ir geschiet (: niet) 72,34 ich solte ir ofte wesen bi 74,19 tuot mir wol 74, 34 der guoten minne 76, 29 daz tuot mich kranc 70, 32 sins herzen küniginne 73, 14 sol ich si lange miden . . . so grozen kumber liden 74, 22 wolgetän 73, 10 mit allen minen sinnen 74, 10 vor einer schar Ze nide gar 75,18 die nement des war 72, 9

Leich I I der mir erban ich waene ez waere/C!/ein missetat swiez mir drumbe ergät mir taete baz Der werlte haz diu rede ist war als ich beste kan von ir gewalt mins herzen küniginne der ich bin versalt nu vil mangen tac daz ist war die ich doch iemer gerne dol . . . si tuont . . . wol 21, 3 swie sx des niht geloubet . . . diu mich der sinne roubet

swer mirs erban 70, 4 ez duhte mich ein missetat 75,10 swiez ergät 75, 9; 76, 9 ich trüege e al der werlte haz 70, 3 daz ist war 75, 33 als ich kan 73, 22 üz ir gewalt 71, 5 sins herzen küniginne 73, 14 ich wurdes . . . versalt 71, 8 nu vil mangen tac 70,15 daz ist war 75, 33 den ich nu lange dol . . . tuot si wol 73, 36 die mir niht geloubent . . . miner sinne roubent 72, 1

2, 2 3,2 3, 3 4, 2 4, 5 7, 1 17,1 17, 3 17, 3 18,1 19, 2 21,1

Leich I I I 4 , 1 herz unde sin h a t si mir hin . . . benomen 5, 6 zuo der versalten schar 6, 1 alle tage 7, 3 min herzeleit 8, 3 daz muoz nu sin 9, 5 min herze, swiez ergät 11, 6 des wirt min fröide breit 13, 3 din saelde ist menicvalt 13, 6 des wirt min fröide bait Leich V 1, 6 ouch dunket ez mich guot

diu hät mir benomen minen sin 71, 28 vor einer schar 75,18; versalt 71, 10 alle tage 75, 21 min herzeleit 75, 38 ez muoz eht sin 70,19 min herze, swiez ergät 75,9; vgl. 76,9 min herzeleit Daz ist ze breit 75, 38 ir güete diust so manicvalt 77,22: vgl. 71, 36 si taete mich noch fröiden bait 77, 23 daz dühte ein andern man vil guot 70, 11

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1,10 swiez mir dar umbe erge swiez mir erge 69,15; 77,28 29, 7 vor valscher fuore wol behuot von guoten listen wol behuot 74, 31 39,2 diu mich hat also gebunden daz ei mich hat gebunden 72, 38 40, 5 möhte ichs noch von ir vil lät si michs Ion gewinnen 74,12 süezen Ion gewinnen 55, 5 des wirde ich alt ich wurdes alt 71, 8 Der literarische Standort unseres Dichters dürfte damit richtig bestimmt sein. Er ist derselbe, den ihm Gliers (SMS. XX 3, v. 110 §.) anweist: Lebte der von Guotenburc, von Turn, von Rugge Heinrich, von Ouwe und von Rötenburc, da bi von Husen Friderich: die enkunden üf ir eit gezellen niht ir saelekeit, die doch min frouwe aleine treit. daz wän alse guote man, daz man an leichen ir genoz niemer mer gevinden kan. Gemessen an seinen eigenen Zeitgenossen gehört er nicht zu den leichtbeweglichen Schwaben, die der höfischen Dorfdichtung früher Zugang in ihre Lyrik gewährten, sondern zu den bedächtigeren Schweizern. Der Inhalt ist ihm wichtiger ale die Form, die alten Ideale der hohen Minne und des hohen Mutes1) sind noch die seinen. In seinen Liedern erscheint er, wie Burdach bemerkt, am günstigsten; doch mag bei den Leichen2) unser Urteil durch das Fehlen der Melodie besonders unzureichend sein. Ob er berufsmäßiger Sänger war oder adeliger Dilettant läßt sich nicht bestimmt entscheiden. Keinesfalls kann man mit Burdach die Stelle: Des wurden tösent herzen lebend äne swsere, Swie min frouw ir versagen wider mich verbaere (IV 9,1) als ein Zeugnis für das erstere werten, wie schon Wahner mit Recht bemerkt hat. Denn der Dichter denkt dabei nicht an eich als Vortragenden seiner Gedichte, sondern an deren Verbreitung durch andere: das zeigt die Stelle im Liede XII 6,1 deutlich: Waz ob mich ein b o t e versümet gar ? Ich wil me dan tüsent senden dar. Jedem Zweifel entrückt ist aber auf alle Fälle der Adel seiner Haltung. 50. RUODOLF DER SCHRIBER SMB. II 264 f.; III 706; IV 542 ff. Grimme, Alem. 22, 33 ff.; Burdach, ADB. 29, 669 ( = ÄitPF.1); Walter, Verluste S. 68 f.; Sievers, Beitr. 56, 196.

Hagen hat den Dichter unserer drei Lieder in Rudolf von Ems erkennen wollen; daß das jeder Begründung entbehrt, hat schon Bartsch bemerkt, der auch mit dem Titel schriber (Sekretär eines weltlichen oder geistlichen Fürsten) das Bild der Handschrift in Beziehung bringt, das ihn darstellt, tote er versiegelte Briefe Boten übergibt und Schreibern diktiert. *) Siehe Arnold, Höher muot, S. 66. 2

) Die Burdach und Singer (S. 20) wenig schätzen, während ihn Boethe mar S. 355) den besseren Vertretern dieser Gattung zuzahlt.

(Bein-

60. RTJODOLF DBB 8CHRIBER

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Burdach hat auch Schon auf einige oberdeutsche, insbesondere alemannische Elemente der Sprache hingewiesen, neben denen aber auch mitteldeutsche stünden; auch lautliche Eigenheiten wiesen eher auf die letztere Herkunft. Doch scheint mir der Umstand, daß sich die mitteldeutschen Lautungen nur im Vokalspiel finden, während die beiden anderen Lieder davon gänzlich frei sind, dafür zu sprechen, daß unser Rudolf ein Oberdeutscher gewesen ist. Der Oberdeutsche Walther hat unter dem Zwang dieses Reimkunststückes die bei Rudolf wiederkehrenden rö, 16, ho, rü und drü gebraucht; wenn letzterer außerdem die (übrigens über das Mitteldeutsche hinausgedrungenen) nä und slä gebraucht, so bleibt nur noch flo, das mit den rü und drü Walthers auf gleicher Stufe steht, sowie flü ( = fluo) und *mü ( = muo), auf die der Dichter verfallen sein kann, weil er doch bestrebt sein mußte, seinen Vorgänger nicht in all seinen Reimwörtern ebenso nachzuahmen wie im Ton: das wäre höchstens in einer Parodie vcm, Wirkung gewesen; so aber konnte mancher meinen, es sei ihm gelungen, das Vorbild zu iibertrumpfen, denn der Zweite halte es in solchem Falle schwerer als der Erste, und wenn unser Dichter auch noch des Truchsessen oder Νeiferte Vokalspiel gekannt hat, dann war er sogar der Dritte oder Vierte, der die schwierige Aufgabe hatte, mit neuen Reimwörtern zu überraschen. Ob man in ihm gerade den Stadtschreiber von Augsburg erblicken darf (Walter S. 68), möchte ich dahingestellt sein lassen. Nach der einfachen Sprache, die allen rhetorischen Überschwang meidet, darf man den Kenner Walthers und Reimars1) um die Mitte des Jahrhunderts ansetzen. Auch die Waisen in I I I deuten wohl in eine von Reimfreudigkeit noch nicht beherrschte Zeit. I. Der Ton, bestehend aus sieben jambischen, stumpfen Viertaktern mit iinem Reim ist bekanntlich getreue Nachbildung des Waltherschen Vokalspiele 75, 252). Sievers hält das Lied (wie die beiden anderen Rudolfs) für ein Tanzlied. Einzelnes. 1,3 min erg. Hagen 4 alse (C) und das folgende So sere ergeben eine Wiederholung; ich schreibe daher alze, das durch die nächsten Verse eine Begründung erhält. 6Minne macht grä: Roethe zu RvZw. 107, 4. 7 ein

lieplich ja: ders. zu 24, 7. 3,1 Ich bin swaere alsam ein bli Waith. 76, 3. 4 /. Der (wintersorgen) wurde ich alse schiere fri (: wesen bi) das. 7. 5 f. Daz si mir mit triuwen were bi Ganzer tage dri (: fri) Morungen 126,19. 6,1 Mit klü (C) wissen die Wörterbücher nichts anzufangen: ich halte es für

verschrieben aus mü ( = muo) wie ja flü = fluo ist: senelich, das so oft mit nöt, pin, kumber, swaere verbunden ist, empfiehlt die Änderung. 3 nie (C) hat sein sinnloses η wohl unter dem Einfluß des vorhergehenden (herze)n erhalten. 5 f. Parallelen bei Roethe a. a. 0. zu 39, 7. II. Der Ton ist so gebaut (Heusler § 192):

A I = II Β III IV

ι 6a ι | ^ 6b χ : | - 6 α »• | - 6 α * o das Wort nur einen Takt füllt, nach dem Vorgang Schröders bei Neifen die leichtere Form vogel. 3, 2 Die versetzte Betonung Der anger hat in diesem Leich (anders als in V, s. zu V 27. 38) keine Parallele. Ich nehme also lieber artikelloses Anger heide an, die ja oft so miteinander gepaart erscheinen, s. ζ. B. Neifen V 1, 1; X I V 1, 1. 4; * X V I I 1, 3; X X X I I 1, 2. 6, 3 loup Benecke. des für daz erfordern die beiden folgenden vil sowie ungezalt, vgl. loubes ungezalt X X X I 1, 4. 7, 2 Minor ergänzte also (nu vil); Bartsch (GGA. 1069) besser ist (worden) also. 3 vgl. Neifen * I X 3, 10 We wer waere an fröiden danne min genoz (Selge S. 15). 8,1 Die 1) Minor ergänzt im ersten Vers mich d e s niht und achreibt deich für daz ich. Aber die Anverse haben sicherlich schwerklingenden Ausgang (eng£lt£n : selten) und somit vier Takte wie die Abverse. 2) In 44 hat Minor den ersten Inreim übersehen; man muß schreiben: geschiht ez niht, sost gar ein w i h t min fröide und muoz min herze enzwei. ·) Leicht begreifliche Versehen sind im Apparat vermerkt. *) Paarige Versikel wieder in Fettdruck.

59. SCHENK TJOLRICH VON W I N T E R S T E T T E N

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fehlende Auftaktsilbe war wohl das bei Winterstetten so beliebte Ach 1 ). Minor schrieb im Abvers bedsehte iemer sich, was Bartsch (OOA. 1069) mit Recht unsprachgemäß fand. Ich wähle (ob baz) bedsehte sich, da sich baz bedenken ebenso beliebt ist wie bloßes sich bedenken selten. 2 (vil reine) Minor. 9, 2 sorgen wage L IV 137 (Minor). 12,1 daz strich Minor. - Vgl. Neidh. 77, 4 Daz ist ein verloren dinc. Swenne ir alle sprechet 'sine, Ungemüete von mir swinc' (Selge S. 12); Reim. 164,10 Si sselic wip enspreche 'sine', Niemer me gesinge ich liet (ders. S. 11). 14,1 f. Die Zusammenfassung der Verse nach Bartsch (Germ. 12,149.176. III), dem schon Minor folgte. 18,1 tete mich senden laere Minor; taete (Konj. abhängig von swie^ mich nu 1. Bartsch (OOA. 1069). 2 verborgen haben C, Hagen, Benecke; Minor (ohne Lesart) getragen. 21,1 Da in diesem Leich sonst kein doppelter Auftakt vorkommt, synkopiere ich g(e)winne. 2 Das einfache teilen hat hier keinen Sinn; ich ergänze daher mite st. des noch der Vorgänger. 22,1 der hat Selge (S. 53) gestrichen, ebenso Bartsch (OOA. 1069 f.). 24,2 Es ist richtig, daß Winterstetten die Formen jugende, tugende für den Nom. und Acc. Sing, gebraucht (Minor z. St.)2); aber dann füllt er mit ihnen zwei Takte3). Hier dagegen ist nur έϊη Takt zulässig; daher schreibe ich jugent, tugent. 26,1 f. Minor ergänzt des vor niht und vil vor selten und schreibt deich st. daz ich. Man kann aber mit Bartsch (Germ. 12,141; OOA. 1070) getrost bei der Handschrift bleiben: die Daktylen sind Variation gegenüber *36: 27. 28 gehören, wie wiederum Bartsch gesehen hat (Oerm. 12,141.178J, zum selben Typ tote 37. 38. 39. 29, 2 Die Besserung rührt von Selge (S. 42 /. 53) her. 30 Die Zuweisung zum Typ Η hat Bartech (Oerm. 12,176.192J getroffen. 31, 2 Beispiele für en-, ne- beim Infinitiv bei Lachmann an JOrimm S. 487. 36,1 /. dar inne kann sich wohl nur auf das vorhergehnde din minne beziehen. Im folgenden Vers ist von beginne f Anfang') der Genitiv Pluralis gewinne und von diesem der Genitiv der fröiden abhängig. Der Plural gewinne wie LY 38. Minors Komma hinter beginne ist also zu streichen. Worauf sollte sich ein Imperativ beginne auch beziehen ? Leich ΙΠ. Dieser Leich hat mit seinen beiden Vorgängern gemeinsam, daß kein Versikel des ersten Teiles im zweiten wiederkehrt und daß Variationen eines Typs nur im zweiten Teil vorkommen. Im Übrigen teilt er mit dem ersten Leich den paarigen Bau sämtlicher Versikel bis auf je line Ausnahme: in Nr. I ist dies der Typ E, in Nr. I I I ist es der Typ Β: Ε erscheint am Beginn des zweiten Hauptteile, Β steht als zweiter Versikel nahe dem Beginn des ersten Hauptteils. Mit dem zweiten Leich hat unserer die Zahl der Versikel (44) gemeinsam. Im Übrigen vgl. Selge (S. 45 ff.), der den Versuch macht, die Gliederung des Baus mit dem Inhalt in Übereinstimmung zu bringen, und Heusler (§ 839j, der die Indexzahlen auf einer, wie mir scheint, irrigen Grundlage errechnet. Das Beste hat Bartsch (OOA. 1071 f.) für unseren Leich getan. [Kuhn, MW., 102-104.] ») Oder Seht wie L I 6; L II 7; L IV 30; I 1, 12; VI 8, 4; I X 8, 10; X V 8, 7 ; X X I 8, 4; X X V I 1, β; 2, 7 usw. *) Über diese Formen 8. Roethe, Reinmar von Zw., S. 14 f. und Anm. zu 28, 9 sowie vor ihm schon Lachmann an JGrimm, 8. 109 f. ») Wie L III 29; L IV 38; X X I 2, 4.

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59. S C H E N K U O L R I C H VON W I N T E R S T E T T E N

Der Bau stellt sich so dar1): 1 A 23 J

2 A 24 F

3 B 25 Κ

4 5 6 B C C 26 27 28 F *G *G

7 C 29 L

8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 C C C D D E E C C F F G G F H 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 L M M F *G *G *F *F Ν *F Ν Ο Ο Ρ *Ν

Die Genauigkeit, mit der sich Versikel desselben Typs entsprechen, geht (abgesehen von den beabsichtigten Variationen) bis ins kleinste: Jambischer oder trochäischer Eingang sowie die Verwendung von Daktylen sind subtil geregelt. Unser Schreiber hat den Beginn jedes Versikels durch Majuskeln bezeichnet; ebenso den Beginn des zweiten Teils bei allen paarigen Versikeln (also überall außer bei B). Außerdem setzt er bei den vierzeiligen Versikeln DKNOP an jedem Versanfang eine Majuskel, wohl um die Endreime von den zwei Inreimen abzuheben. Mein Text gibt das genau wieder und vermerkt einige Verstöße im Apparat. Einzelnes. 2,1 Minor schreibt unnötig diu st. dem. 6,1 lieht Bartsch. 8, 2 Belege für winder bei Lachmann an JGrimm S. 291. 11, 3 Die Geliebte dringt durch ganziu ougen, ganzen lip ins Herz: Roethe zu RvZw. 268,1. 12,1 Nominative und Accusative Sing, jugende, tugende bei Lachmann a. a. 0., S. 109 f.; vgl. auch oben zu L II 24,2. 13,1 s. Tannhäuser IV 22 Tuostu daz, so wirt mir baz (Selge, S. 81). 2 Der Zusammenhang mit dem folgenden Sit würde gewinnen und die ungeuiöknliche versetzte Betonung vermieden, wenn man schriebe Swende mir min leit. 3 s. Walther 92, 15 Swa man noch wibes güete maz (Selge, S. 78); daher ist noch (nicht die Minor) statt wibes zu bessern. 15,1 in tilgte Selge, S. 32 Anm. 2 Neifen *XXXIV 4, 3 Sit ich iuwer eigen bin (de Jong). 17,1 f . Die Daktylen in G hat Bartsch (GGA .1071 f.) wie bei 18,1 /. gegen Minors Änderungen in Schutz genommen. 20,1 umgestellt von Hagen; an st. von Minor unter Hinweis auf LIV 64 und VII 3, 9. 21,1 der rose2) Ba. ebda. 23,1 manigem ist Dalctylos wie Winterstetten öfter Wörter des Typus so verwendet. 24,1 aller erg. Ba. (GGA. 1071 f.). 28, 2 Lichtenst. X X X I 1 , 5 f . Du bist süeze; Da von ich dich suoze grüeze (Selge, S. 73). 29 und 30 Die Versteilung nach Bartsch (Germ. 12,149. 176). 29, 3 Bezüglich tühte verweist Minor auf Haupt zu Erec 996. 30, 2 nach zühte lere XXXVII 2, 3 (Minor). 31,1-3 gebessert von Hagen und Minor. 5 beswaert synkopiert tote zerfüert XVIII 1, 4 (Minor). 6 Diu fröide hat vön mir flüht wie 32, 6 an gleicher Stelle Ich lebe in s£n£nd£r not (Bartsch GGA. S. 1072). 32, 2 diner ist in dine zu bessern, s. XXV 4, 5 tuo din (mir C) helfe schin. 3 Parallelen bei HiSn, Carmina Burana I 2, Str. 115». 33, 2 gar erg. Bartsch (GGA. 1012), da im vorhergehnden Vers an dieser Stelle Daktylus steht. 34,1 hin streicht Bartsch (ebda) mit Rücksicht auf die Versikel 27. 28. 36,2 iemer erg. Minor, (von mir) hinnen Bartsch a. a. 0„ leider ich. 37,1 Der Sinn ist in C das Gegenteil des zu erwartenden und der Auftakt (der durch Elision des -e im vorhergehnden läze nicht erklärt werden kann, da der Dichter die Inreime schwerklingend betont) stört die Gleichheit mit 36,1. 2 und 37, 2. Ich ändere also 1

) Die -paarigen Typen wieder fettgedruckt, die variierten

2

besternt.

) Vgl. Neifen VI 2, 9; XIII 6, 7 Sam der röse in touwen blüete (de Jong S. 119J.

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läze beide Male in läzen, schreibe sträzen und streiche das uns. Nun fordert der Dichter, wie der Sinn verlangt und wie es dem zweimaligen Adhortativ singen im vorhergehnden Versikel entspricht, die Hörer auf, das Tanzen (reien Infinitiv) im Freien zu unterlassen. 38, 3 Über Oleichsetzung und Unterscheidung von reie und tanz s. Liliencron Zs. 6, 80. 39 ff. Parallelen zu solchen Namenlisten außer bei BriU, Pseudo-Neidharte auch bei Türler, Stilist. Studien zu OvWolkenstein, S. 34. 42,4 Minor setzt hinter Läzä fälschlich Komma. 43,1 Hier fehlt ein Takt; ich ergänze, müeden, das zwischen den beiden (-den) ausgefallen ist. 43, 2 Daß lenge : strenge keiner Änderung bedarf, bemerkt Bartsch (OQA. 1072/ 3 Ich verstehe: 'es ist gefehlt, daß die Saiten aufschreien'. 4 Das Simplex teeren st. erteeren ebnet den Rhythmus. Die Bedeutung ist'taub machen'. 44,1 /. Der Sinn ist wohl: 'Wer ihn (den Seiten) eifrig lernt1), der möge bessern Erfolg haben . Das einfache linge hat Bartsch für gelinge (G) gewählt (OGA. 1073/· es steht XXIX 2, 5. 3 /. Zahlreiche Parallelen2) zu dem seiten, der enzwei ist sowie zu dem (auf Leiche beschränkten) Ausruf heia, hei bei Spanke (Zs. 69, 59 f.), der das Motiv von der zersprungenen Saite darauf zurückführt, daß der Musikant eine Saite wirklich oder scheinbar zerspringen läßt, während er das heia, hei aus dem in den ältesten lateinischen Tropen und Sequenzen auftretenden eia herleitet, das seinerseits bis in die Zeit der textlosen Periode der Sequenzen zwrückgehn mag. Leich IV. Die Handschrift C gibt für die Sonderung der verschiedenartigen Versikel3) wertvolle Hinweise, indem sie vor Beginn eines neuen Typs ein Paragraphzeichen setzt, das ich im Text durch fette Anfangsbuchstaben des Versikels wiedergegeben habe. Als new Versikel werden bei gleichen Taktverhältnissen auch Variationen desselben Typs gekennzeichnet, wenn die Stellung der Reime verschieden ist. Daher steht je ein Paragraphzeichen zwischen 30, 31, 324) und 33, obwohl sie alle dem Typus L zugehören, da die Versikel 30 und 32 die Verse mit aaaa schließen, während in den dazwischen stehnden 31 und 33 nur aaa erscheint und der vierte Vers im Innern sein Reim-Echo findet. Dagegen erfahren die auf 33 folgenden Versikel L 34 und 35 diese Auszeichnung nicht, weil sie dieselbe Stellung der Endreime zeigen, die 31 und 33 haben. Aus demselben Grunde ermangelt L 39 des Zeichens, da es dieselbe Stellung der Endreime aufweist wie der Vorgänger L 38. Das gleiche Prinzip ist im Eingang des Leiches beobachtet, wo freilich die Überlieferung'einer Nachhilfe bedarf. Das Einzige, uxis den Typ A 1 von dem Typ A 2 und A 3 unterscheidet, wenn man von den auch sonst vorhandenen Variationen absieht, wäre der Umstand, daß der Vers 2 in A 1 nach der Handschrift die Taktzahl 6 i hat, während er in A 2. 3 nur viertaktig ist (4 •*). Ein solcher Unterschied ist zu gering, um ' ) Vgl. L IV 165 Ich gedinge, der ich singe, Daz si lerne . . . disen tanz; £ V 49 lerne, frouwe, den sanc.

>) S. auch Geltar III 1, 4 und 2, 4. *) Einen einzigen Versikel setze ich, wie üblich, dort an, wo die Trennung gleiche Versikel Waisen ergeben würde. Deshalb sind die Typen A 1, Β, Ε Versikel von 8 Versen gefaßt, während die Variationen von A (2, 8; 7, 8; 17, 18) als je ein Paar von 4 Versen gelten. *) Vor 82 fehlt das Zeichen sichtlich versehentlich, wie es ja auch vor G 21 wird.

in zwei als ein 12, 18; vermißt

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59. SCHENK UOLRICH VON WINTBB8TETTEN

einen neuen Typ zu liefern, auch ist es denkbar, daß Verse so verschiedener TaktzaM auf eine Melodie gesungen worden wären. Der Umstand, daß unsere Handschrift vor A 2 das §-Zeichen setzt, beweist nicht, daß hier ein neuer Typ beginnt, denn das tut sie, wie man eben bei L gesehen hat, auch dort, wo die Versenden in der Reimstellung abweichen, und das ist bei A 1 und A 2 der Fall, indem A1 dem zweiten und sechsten Vers die gleichen Endreime gibt, während in A 2 (wie in A 3, 7, 8, 17, 18 j der zweite Vers im Innern des ersten Verses sein Echo findet; ebenso sind in A 1 die Versenden von Vers 4 und 8 miteinander gebunden, während die Enden von v. 4 in A 2 (und den übrigen A) mit Wörtern im Innern des vorhergehnden Verses gereimt sind. Es liegt also zweifellos in A 1 derselbe Typ vor wie in den übrigen A, und es ist datier geboten, die beiden Abweichungen, die zur Anerkennung eines neuen Typs zwingen würden, der Überlieferung zur Last zu legen. Der Fehler kann nur in v. 2 von A 2 und A 3 liegen, denn die Verse 2 haben in allen übrigen A-typen die Taktzahl 6 i genau wie in A 1. Auch ist dieser Vers 2 tn A 2 obendrein schon dadurch verdächtig, daß er einen Auftakt hat, während alle seine Genossen trochäisch einsetzen. Ich gebe daher Selge (S. 54) durchaus Recht, der durch Ergänzung eines Den vor der meie die Übereinstimmung herstellt. In A 3 bringt Selge den Vers durch Ergänzung von also vor sanfte auf das volle Maß: ich ziehe harte vor, da der gleiche Ausgang auf -te den Ausfall leichter erklärt1). Wohlüberlegt wie in der Verwendung der §-Zeichen zeigt sich die Handschrift auch im Gebrauch der Majuskeln. Sie dienen dazu, die Einsicht in den Bau des Ganzen und seine Teile zu erleichtern. Daher stehn sie vor allem stets zu Beginn eines neuen Versikels, einerlei ob er einen neuen Typ darstellt oder seinen unmittelbaren Vorgänger wiederholt. Innerhalb eines Versikels macht die Majuskel den Aufbau aus einander genau entsprechenden Teilstücken kenntlich. Daher beginnt außer dem ersten auch der dritte Vers bei den aus vier Versen bestehnden Versikeln mit einer Majuskel; dies trifft zu bei den Typen A 2, 3, 7, 8,12, 13, 17, 18, G 21, Η 22, 23, 28, 29, 36, 40, 41, Ρ 47; ebenso bei den aus zweimal vier Versen bestehnden A 1, Β 4, 14, Ε 11, bei denen die Verse 1. 3. 5. 7 so herausgehoben werden. Beim gleichfalls vierzeiligen Typ L wird deutlich unterschieden: L 30 und 32 haben auch an der dritten Stelle eine Majuskel, während L 31, 33, 34, 35, 38, 39 nur im Eingangsvers mit ihr geziert sind: der Grund ist sichtlich, daß 30 und 32 aus zwei genau gleichen Teilen bestehn, die bezüglich der Inreime sich vollkommen entsprechen und an ihrem Schluß die Reimung aaaa zeigen, während die übrigen abweichende Inreime und die Ausgänge aaab haben, sich also nicht in zwei gleiche Teile zerlegen lassen. Hieher muß nun nach meiner Meinung auch der Typ Ν (44, 46, 48, 49) gestellt werden. Würde man ihn mit Minor und Selge (S. 50) als zweizeilig fassen, so wäre nach den sonst bei dem zweiversigen Typen beobachteten Verfahren, über das gleich zu sprechen ist, die Setzung der zweiten Majuskel *) Auch sonst ist die Überlieferung im Anfang schlechter ata im weiteren Verlauf. Die vierten Verse der A-typen haben in A 8, 12, 18, 17 und 18 Auftakt und den rhythmischen Gang - * χ χ * ι ; ebenso in A 1, 8 (und lörche über h. 14 α ^

60. WAH8MUOT VON KUNZICH

603

Einzelnes. 2,1 Zu sträle β. Wilmanns zu Waith. 27, 26. 3 Verwandte Wendungen bei ESchmidt, RuR., S.120. 6 l. heilent st. geheilent (AC). Der rote Mund als Arzt, Heiler: Schmidt a. a. 0., S. 112; Wilmanns zu Waith. 74,15. 7 ezn tuo Hagen z. Stelle. VII. Der Ton dieses Liedes hat folgende Form: A I = II 4 a - | 6 b : | Β III 2 α* | 4 £ s | Ο IV 4ß- | 6α ^ | Die Responsionsreime, von denen Giske S. 229 nur dinen verzeichnet, verknüpfen sämtliche Strophen miteinander: 1, 5/8 m u o t : guot — 4, 2/4 m u o t : tuot 1,1 güete; 1, 6/7 kleine : al eine — 3,6/7 gemeine : al e i n e ; 2,6/ 7 ende: wende — 4,1/3 swende: verende; 2,8rät 4,6ungersete. Auch gedanklich sind die Strophen fest gefügt. Nachdem der Dichter am Schluß der ersten Strophe erklärt hatte: 'wenn mich nicht eine Frau tröstet, so ist mein Trost ze l i e b e noch ze lebenne guot, fährt er in der zweiten mit der Anrede fort: Liep, vor allem l i e b e ein wunne, L i e b e mir die werlt und ouch min selbes leben und verheißt in υ. 4 I c h wil al der W e r l t e fröide durch dich geben, welches Versprechen er im Eingang der dritten Strophe mit den ähnlichen Worten I c h w i l dir mit triuwen singen erneuert. An ihrem ScMuß erklärt er: so g e f r ö i w e ich manges herzen lip, um in der letzten Strophe fortzufahren: Ob ich ungesungen swende Miniu jär mit trüren . . . Waz mag ich da mit verende ? Niht wan dazz den f r ö i d e l o s e n sanfte tuot und seinen festen EntscMuß kund zu tun, er wolle trotz allem f r ö sein, loenn ihn die Geliebte auch nicht zum Vollmaß der f r ö i d e kommen lasse. Diesem Entschluß gemäß durchzieht der Gedanke an fröide das Ganze: fröide 1,2; fröiden 6; fröide 2,4; 3,4; gefröiwe 8; fröidelosen 4,4; Fro 6; fröide 8. Schon diese Kunst des Fugens durch Reim und Gedanken scheint mir von Heinzenburg, dem C das Lied gibt, weg- und auf Wachsmut (A) hinzuweisen. Denn der eine hat, wie schon seine Vorliebe für einstrophige Lieder zeigt und die beiden dreistrophigen, von denen keines Responsionen aufweist, bestätigen, einen kürzeren Atem, der stoßweise geht, während der andere lange und regelmäßig einander folgende Züge tut; zudem haben drei von den sechs ihm sicher gehörenden Liedern (I. II». I I I ) sorgfältige Responsionsbindungen. Auch in anderen Beziehungen stellt sich das Lied zu denen Wachsmuts. Dessen Gedichte sind von Antithesen und Kontrasten erfüllt. In seinem ersten Liede stehn sich gegenüber Sommerfreude und Liebesleid, des Dichters Verliebtheit und ihre Gleichgültigkeit, die unsteete Anderer und seine staete, leit wkiliep, herzeclichen wol und herzeclichen we, freudloses Scheiden und freudiges Sehen, liebe und schcene vereint und getrennt. Das zweite Lied beginnt ähnlich mit dem Kontrast zwischen der allgemeinen Freude über den nahenden Sommer und des Dichters Trauer, setzt in der dritten Strophe die understrebenden Wirkungen, die ihre schcene und ere auf ihn ausüben, gegeneinander, führt in der nächsten einen Mann vor, der auf Sommerfreude und Weib hoffen darf, während ihm selbst beides, Weib wie Augenweide, mißraten ist, und schließt in der letzten mit einem Ausblick, tote sein Kummer sich in Freude wandeln könne. In dem 1 [So auch im Ms., gemeint ist 4et mit to Auagang, um gleiche Kadenz mit ium der folgenden Zeile zu erzielen. K.J

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80. W A H 8 M U O T V O N K U N Z I C H

nächsten Lied (II b ) setzt er der verbreiteten Meinung, daß man durch Schaden klug werde, seine eigene Einsicht, man werde durch ihn zum Greis und Toren, entgegen. Lied I I I beginnt sofort mit der Antithese, sie sei ihm mehr lieb als alle anderen Frauen, er aber bedeute ihr nicht mehr als irgend ein Mann: sie liebet ihm, er aber leidet ihr. Des weiteren wendet er sich an Gott mit den Worten Herre got . . . Durch d i n ere wie in der folgenden Strophe wieder an ihn mit Herre got, aber sodann fortfahrend mit durch d i n e r l i e b e n m u o t e r ere, und bittet um Antithetisches: L e i d e si mir oder l i e b e ir mich, denn niemand habe solchen Kummer wie einer, der herzeleit bi l i e b e hat. In Lied IV stehn sein Ungemach und das der Blumen und der Heide nebeneinander, im fünften bringt er an der Spitze den Ausdruck der Verwunderung über die, die nach einer Liebesnacht von der Geliebten mit Segenswünschen entlassen traurige Empfindungen hegen, und setzt sich seihst, der sich freue (d. h. dieses Lied singe) und doch nie ein Lieb, noch solchen Segen gewonnen habe, in Gegensatz zu ihnen. Die nächste Strophe wägt friuntschaft und haz der Geliebten gegeneinander ab, die letzte das Ausmaß seiner und ihrer Liebe, und selbst die letzte Zeile enthält noch eine Antithese: die Geliebte möge, wenn sie seine Verdienste zu gering dünken, guoten willen gein der tat setzen. Das sechste Lied bietet nur die geläufige Gegenüberstellung des schönen Sommers und der Frau, die leider keinen Trost gebracht haben. Ihnen allen stellt sich nun das strittige Lied zur Seite. Des Mais Güte kann dem Dichter keinen Trost bringen, das vermöchte nur eine Frau: sie soll ihm die Menschen und auch sein eigenes Leben lieb machen. Liebe wandle sich oft in Leid; die geliebte Frau möge verhüten, daß das (hier) geschehe. Die beiden letzten Strophen beherrscht der Gegensatz von singen und ungesungen, von tröstfröide und fröidelös, von frö und mit ungeraete. Hält man dagegen nun die Lieder des Heinzenburgers, so findet man, daß die beiden mehrstrophigen nahezu nichts Vergleichbares enthalten: im ersten Liede findet sich nur in Strophe 3 die (noch dazu wenig sinnvolle) Antithese: Si mac mich wol ze tode slän Und doch da bi vil schone üf halden, während die drei Strophen des fünften überhaupt nichts Einschlägiges bringen, man möchte denn den Anfang von 2 hieher ziehen: Vil g u o t e z wip, lä mich niht so v e r d e r b e n . Die einstrophigen, zum größern Teil spruchartigen Gedichte enthalten nicht nur Gegensätze; sie sind sogar geradezu auf ihnen aufgebaut und das unterscheidet sie von der Art der von Kunzich verwendeten: sie kommen fast alle aus dem Kopf, nicht als lyrisch empfundene aus dem Herzen. Das zweite beruht zwar auf dem lyrischen Gegensatz von tröst und leit - herzesere und III® setzt den Dichter neben den glücklich Liebenden und die Schönheit neben die Güte, aber IV a behandelt rein gedanklich die staete in der Wertung von Einst und Jetzt und nennt den schaden, der ihm aus ihr erwächst, lobebsere; ebenso stammt der Vergleich der Härte der Geliebten mit der des Diamanten in IV b nicht aus der Region des Gefühls. Ein Weiteres: in dem strittigen Liede sagt der Dichter, wenn er die Herrlichkeit des Mais lobte und in taunassen Rosen bis zum Gürtel watete, so hätte er doch wenig Hoffnung auf Freude: das ist ein geistreicher Hieb auf dieses abgedroschene Motiv; und er schließt das Lied mit der Äußerung, er wolle trotz seinem Kummer singen, denn sein Schweigen würde nur den Freudlosen Vergnügen bereiten: wiederum ein Hieb gegen so manche Genossen, die das Thema,

60. WAH8MUOT VON KUNZICH

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nur der Frohe könne singen, breit traten. Verwandte Neigung zu verdeckter literarischer Polemik zeigen die Lieder, die sicher Wachsmut gehören: den Flüchen über die Staete bei Anderen setzt er seinen Entschluß entgegen, an ir staete zu sein I 2; denen, die wie Walther und seine Nachfolger die güete über die schoene stellen, antwortet er mit einem Preis der schoene und ruß aus: Wie möht äne güete sin Alse groziu schoene ? In II® wendet sich das Eingeständnis, daß ihm die schoene und ere der hartherzigen Geliebten zwar auch Schmerz bereite, aber doch mehr lieb als leid sei, gegen die Dichter, die darüber nur zu klagen wissen1), und der Schluß könnte leicht einen beabsichtigten Gegensatz gegen die enthalten, bei denen das bluomen brechen Symbol für erfülltes Liebesglück ist. Ausdrücklich wird der Widerspruch gegen eine communis opinio als solcher gekennzeichnet in I I b mit den Worten Manger giht - des engihe ich niht. Auch die Bitte an Gott, L e i d e si mir oder liebe ir mich ( I I I ) zeigt in ihrem ersten Teil eine bewußte Abkehr von breitgetretenen literarischen Pfaden, und noch ausgesprochener ist die polemische Absicht, wenn Künzich im fünften Liede die Trauer derer unverständlich findet, die bei ihrem Lieb gelegen haben und beim Scheiden einen liebevollen Abschiedssegen mit sich nehmen durften: -wie anders ergeht es ihm, der bis zum Morgen schläft (statt der Minne zu pflegen) und ohne Segen von dannen zieht; womit ein Teil dessen, was die Tagelieder füllt, als unverständlich erklärt wird. Blickt man dagegen auf Heinzenburgs Gedichte, so wird man solche geistreiche versteckte Spitzen gegen literarische Gemeinplätze nirgends finden, denn wenn der Dichter bei der Geliebten schoene ohne güete findet (III a ), wenn er der staete ledig zu sein wünschte (III b ), aber sie doch lobebaere nennt (IV a ), und wenn er die Härte der Geliebten über die des Diamanten stellt, so geschieht dies alles an der Seite vieler Anderer, nicht auf den wenig begangenen Pfaden Künzichs. Schließlich sei noch darauf hingewiesen, daß unser Lied mit mehreren Künzichs eine Eigenheit teilt, die in der Lyrik recht selten ist, ich meine das dem Gesangsvortrag nicht gemäße Enjambement. Man findet in den vier Strophen von V I I gleich zwei Beispiele: 3, 7/8 Daz diu guote mir al eine || Werde sowie 4, 5/6 Ich wil sin || Frö. Dazu treten aus anderen Liedern: I I b 1,1/2 daz man von schaden wise 11 Werde; V I 2,6/7 Alle meister heilent niemermere 11 Mich; vgl. V 1, 3/4. In den Liedern Heinzenburgs findet man nichts Vergleichbares: die Fälle, da έίη Satzgebilde Über einen Vers hinausgeht, sind überhaupt selten und niemals wird dabei so enge Zusammengehöriges durch den Versschluß getrennt. Ich stelle daher 'Heinzenburg V I ' aus Hagens Minnesingern als Ton V I I unter Künzichs Namen: daß damit die Autorität von C gegenüber Α hintangesetzt wird, kann keinen entscheidenden Gegengrund bilden, s. unten zu Heinzenburg L VI]. Der Irrtum von C, den Walter a. a. 0. auf mechanischem Wege erklären will, mag dadurch begünstigt worden sein, daß die beiden Dichter wohl Landsleute gewesen sind - s. die nasallosen Infinitive bei beiden - und daß einer den andern augenscheinlich gekannt hat: Min dienest dunket si ze kleine sagt Künzich V 3,7, Des dienstes dühte mich vil kleine erklärt Heinzenburg 1) Schon Wümanns zu Waith. 64, 30 hat beobachtet, daß Künzich in Str. 3 den Gedanken von Walthera Worten: 86 w o l ir d e s ! sö w6 m i r , w e l zurückweist [seit 1935 und statt sö ». K.J.

βοβ

βο. WAHSMXTOT VON KUNZICH

I 3,1; Des müese ich jaemerlichen alden bei Kunzich V 2, 7 entspricht dem Vers So wirde ich jsemerlichen alt bei Heinzenburg I I I b 5; vgl. auch Min herze muoz in fröiden alden bei demselben I 3, 7. Dabei tritt eine gewisse Gegensätzlichkeit zutage: Heinzenburg spricht der Schönen die Oüte ab: Ouch wände ich daz sie güete erkande: Leider diu ist ir ein gast III® 8: Kunzich dagegen erklärt: Wie möht äne güete sin Alse gröziu schoene 16,5; der eine verwünscht die Stsete mit den Worten: Der wolte ich äne sin I I I b 7: der andere gesteht: Doch so rätet mir mine herzen sin Daz ich an ir stsete si I 2, 4; Heinzenburg bittet unbeirrbar um Gewährung: La mich niht langer gern; Und künde ich vil, so spraeche ich doch niht mere Wan du solt mich gewern V 2,2; Kunzich dagegen sagt resigniert: Ouwe torste ich lönes gern! Einzelnes. V I I 2, 8 Mit Rücksicht auf Liebe in v. 5 läge es nahe, hier der liebe statt des lieben (AC) zu schreiben. 3,4 vgl. Ps.-Morungen 147, 27 Est quit was mir we. 5 vgl. Lichtenstein X I V 5,1 f. Guotiu wip, ir helfet wünschen daz ich werde der vil lieben werden also wert; Morungen 123, 34 (nach den Handschriften) Nu rätent, liebe vrouwen, Waz ich singen müge So daz ez ir tüge. - herzen lip (AC) scheint mir unverständlich.

61. WAHSMUOT VON MÜLNHUSEN HMS. I 327 /.; I V 2 6 0 ; LD. L H ; Ρ faff, Minnesang S. 197 f. Bartech, Germ. 9, 147; Wümanns ADB. 22, 7 1 1 ; Grimme, Die Anordnung 8. 6 2 ; dere., Die rhein.-schwäbischenMinnesinger S. 165 ff. 282 ff.; Walter, Verluste S. 68.

[Bosenhagen, Verf.lex. I V (1953), 729.]

Ein freies Geschlecht von Mülhusen hat Grimme in Schwaben im Oberamt Cannstadt nachgewiesen: Bertholdus de M., vir nobilis in Urkunden der Jahre 1264,1278 und 1284; vielleicht ist er in der Urkunde von 1282, auf die Bartsch aufmerksam gemacht hat, in der der Vorname fehlt, gleichfalls gemeint. Ob Wahemuot diesem Geschlechte angehörte1), ist nicht sicher: Bartsch möchte ihn wegen seiner Sprache an den Mittelrhein setzen: er führt spuot ( I I 2, 8), schöne als Adj. ( I I 2, 6), wolt = woldet ( I I 1, 5) und beit = beitet ( I I 1, 8) an; üwe für iur ( I I 1,4) ist freilich nur vermutet. Wenn voir über den Wortschatz des 13. Jahrhunderts besser unterrichtet wären, könnten vielleicht manige (II 2,1) und dienest 'Diener' (IV 1, 9) weiterhelfen. Einstweilen scheint mir Sicherheit nicht erreichbar. Der Zeit nach fallen die fünf Lieder wohl nach der Mitte des Jahrhunderts. Aber der von dem Marner (LD. X L I I 58) und Brennenberger (IV 13,11) beklagte Wahsmuot wird sicherlich der von Kunzich und nicht der unbedeutende Mülnhusen sein2), der unter die Schar trefflicher Dichter käme wie Pontius ins künstlerische Credo der beiden Nekrologisten. I. Das Lied hat folgenden Bau: A I = I I - 4 a * | (-) 4 b ^ : | Β III -6wi |(-)4α·Ί-6αί 1)

Wie Grimme wegen des Wappens meint. Oder gar 'ein sonst unbekannter W. von Mühlhausen' (Schütte, Schriften f. Gesch. . . . d. Baar, Tübingen 1885, 5. Heft, S. 115;. 2)

d.Ver.

61. WAH8MUOT VON MÜLNHUSEN

607

Die Strophen sind durch eine bequeme Responsion verbunden: lip : wip in 1, 2/4 sowie in 2,6/7. Einzelnes. 1, 3 Da der Dichter keine einsilbigen Takte hat, ergänze ich klär (snewize). 5 Eher als ein danne nach Positiv (zu MF. 64, \0) ist mir wahrscheinlich, daß C, wie öfter, ie statt e geschrieben hat; vgl. I I 2, 6 Ich lieze sper und al die kröne e min liep. - Lieber bei ihr als bei Oott im Paradies: Moret3 S. 157 weist denselben Oedanken nach bei Raimon de Toulouse, Daude de Prödas und Arnaut de Mareuil. 2, 2 Durch die Ergänzung von schint wird die Fügung geschmeidiger und der Auftakt gewonnen. 3 Da Wachsmut keinesfalls zu den Bayern-Österreichern gehört, ändere ich die e-Formen von sten, gen in seinen Liedern. 4 I. Got an ir nihtes nie vergaz [Text: nie niht. K.J. II. LD. L H 1-16 (= P f a f f , Minnesang S. 197 f.). Der Ton hat diesen Bau: A I = II Β III

(-) β a * | (-) 4 b - : 11 - 6 α * I (-) 6 a * -2β* \ - 6β*

Einzelnes. 1,2 min für mir bezeichnet Ba. mit Recht als unnötige Änderung. 5 Die Ergänzung des niht hinter mir macht die Verbindung zum folgenden Vers glatter. 8 ein lützel hat schon Hagen nach v. 5 ergänzt. 2,1 manige (: Schampanige) hat bereits Lachmann an JGrimm 8. 73 notiert; das Mhd. Wörterbuch verzeichnet die umlautlose Form aus Leyser (111, 59 2 mite Ba. 3 ff. Die Interpunktion bei Bartsch: waere ich künic in Tschampenige (Sö waere ich witenän erkant), So lieze ich sper und al die kröne spiegelt deutlich die Verlegenheit wieder, in welche die Überlieferung den Deuter bringt. Die beiden Sö im Verseingang nacheinander sind so lästig, daß man eines über Bord werfen muß. C hat den Nachsatz des Bedingungssatzes mit Sö lieze ich eröffnet, statt ihm die Stellung des Hauptsatzes (Ich lieze) zu belassen1). 6 sö schon Hagen. ΙΠ. LD. L I I 17-30; P f a f f , Minnesang, S. 197 f.2). Der Ton besteht aua lauter Viertaktern; v. 6 ist ein Korn (ir: mir), wie schon Bartsch anmerkt; Oiske S. 59: ^Vgl. MF. 155, 3. und 175, 4, wo Ε fälschlich so gegenüber ABC, bzw. gegenüber bC schreibt; 152, 32 haben alle Handschriften (AC1 C2) fälschlich so; ebenso 126, 14 (so A, da mitte BC). - Vielleicht ist der Vers in der von mir in den Text gesetzten Fassung Ich lieze sper und al die kröne (fi min liep) noch weiter besserungsbedürftig. Bs scheint, daß dem Dichter die Stelle Kaiser Heinrich 5, 36 vorgeschwebt hat: f! ich mich ir verzige, ich verzige mich 6 der kröne. Danach würde man ein zweites 6 erwarten, also lieze in lieze e auflösen. Ferner ist der Ausdruck al die kröne nur recht künstlich zu deuten als 'alles, was die Krone an Macht besitzt', während man doch ungezwungen an die konkrete Krone denkt (wie bei sper an das Konkretum); und schließlich kann man sper in Verbindung mit kröne zwar als das ineigne fassen (sper, kriuz unde kröne Walther 25, 13) aber das paßt für den künic inTschampanige nicht so wie für den deutschen Kaiser. Herkömmlicherweise werden vielmehr z e p t e r unde kröne verbunden (Walther 19, 10; Parz. 5 , 2 6 ; Trist. 729, s. die Wörterbücher). So möchte man vermuten, daß der Vers ursprünglich gelautet hat: Ich lieze έ zepter unde kröne (fi min liep). 2 ) So getreulich nach Bartsch, daß er ihm sogar den Druckfehler wis at. wtz nachdruckt.

61. WAHSMtJOT VON MULNHUSEN

608 A I = II Β III

(-) 4 a - μ b * : |

Einzelnes. 1,1 ie erscheint ohnehin im folgenden Vers, dafür fällt hier der Singular gesach auf; ich wähle also gesähen für gesach ie. 6 Zu Waer verzeichnet Ba. die Kürzungen krön I 2 , 5 und sogar im Reim ich mein (: ein) V 2,5. 2, 7 Der Sinn ist wohl: wenn die Wünsche der Hörer, daß die Geliebte ihm einen Kuß schenken möge, sich erfüllen, dann will er wiederum etwas (noch weitergehendes) wünschen. IV. Der Ton setzt sich aus Sechs- und Viertaktern in folgender Weise zusammen: A I = II (-) 6 a * | (-) 4 b * : | Β III (-) 4 a i | (-) 6 β * IV 4 α t | 6 β * I (-) 4 α χ blüete : güete 1,1/3 hat in 2 an gleicher Stelle sein Echo. Einzelnes. 1,1. 2 Die Ein bezeichnen den Vokativ. 4 Din munt der minnen wäfen treit, a. Parz. 130,4 Si truoc der minne wäfen, Einen munt durchliuhtic rot. 9 Parallelen zu dienest persönlich bei Roethe zu Reinm. 26,12. 2,7 alsam verlangt der Vers. - Parallelen zu Adler oder Falke bei Moret3 S. 167M. V. Der Ton ist in der Form, wie, ihn Hagen gibt, nicht verständlich: während in Strophe 1 und, 2 die Reimstellung als a a a b b a a c d d c erscheint, bietet die dritte Strophe folgende Anordnung: a a a b b c c d e e d : die Verse 6 und 7 weichen also in der Stellung der Reime voneinander ah. Das möchte noch dahingehn, wenn diese Verse im Übrigen einwandfrei wären. Statt dessen geben sie zu stärksten Bedenken Anlaß: in Strophe 1 befremdet die kunstlose Wiederholung desselben Reimworts: so wirt min fröide w i t Und also wit; in Strophe 2 soll der sonst sorgfältige Reimer Wachsmut sich eine Bindung schin : hm gestattet haben; und in der Strophe 3 befremdet nicht nur jene Abweichung im Reimschema, sondern auch das erste Reimwort part, sowohl wegen der singulären Bedeutung, die es hier haben müßte, wie auch an sich: dasMhd. Wb. zeigt, daß es kein Wort der Lyrik ist. Weitaus am schlimmsten aber ist, daß der Ton keinerlei rationelle Auffassung zuläßt, wenn man den an sich unter lauter Viertaktern verdächtigen Zweitakter v. 7 als selbständigen Vers faßt. All das zusammen drängt zu der Annahme, daß v. 7 mit dem folgenden zu einem Vers zu vereinen ist und daß die scheinbaren Reimworte wit: w i t , schin : bin sowie p a r t (?): wart ursprünglich gar keine Reimworte gewesen sind. Dann ergibt sich folgende, in allen Strophen übereinstimmende und klare Gliederung: AI II Β III IV ι

4a^|4a^|4a^ - 4 b ^ | - 4 b ^ | - 4 a χ1) (-) 6 α i | - 4 β χ - 4β *I - 4 αχ

) Die Stollenreime sind 'verdreht' (Heueler § S26).

62. W A L T H E R VON MEZZE

609

Für die Richtigkeit der angenommenen Verteilung der Verse auf Stollen und Abgesang spricht auch die deutliche Sinnesgrenze, die hinter dem sechsten Vers sowohl in der zweiten wie in der dritten Strophe liegt, d. i. in den beiden Strophen, deren Inhalt an sich zu keinen Bedenken Anlaß gibt: ich bin tump, sost si vil wis und Mir enwart so liebes nie niht knnt sind im Wesentlichen einwandfrei, nur verlangt das unverständliche Wan (2, 7) eine Besserung (wohl Ich waene), und der Gegensatz zu vil wis macht im gleichen Vers ein vil tump wünschenswert. In der dritten Strophe muß das in jeder Beziehung anstößige part durch ein Wort auf -uot ersetzt werden, vermutlich huot, mit einer Apokope die an diu ein(e) : ich mein(e) (V 2, 4) etwas Vergleichbares hat1). Für die erste Strophe muß man auf eine Herstellung wohl verzichten, da der Sinnesübergang vom Aufgesang zu dem Abgesangsvers eine tiefergehende Änderung verrät. Einzelnes. 2 , 3 Sowie die drei frouwe im ersten Vers Vokative sind, so bringt auch v. 3 einen Vokativ; daher muß das Und gestrichen werden. 4 Der Sinn ist: du bist die drei frouwen und bist die keiserin; die Anregung kam dem Dichter wohl von der Stelle bei Walther 98, 31, deren Deutung WU., S. 365 f . dadurch gestützt wird. 3,10 Vil muß Schreibfehler für Mit sein; vgl. Mit ougen wart getriutet vil maneger juncvrouwen lip Nib. [Zarncke] 91,3 4 .

62. W A L T H E R VON M E Z Z E Ausgaben: HMS I 307-310; III 328. 468«; IV 243-248. Auswahl: LD. L und Ρf a f f , Minnesang S. 189 ff. (unselbständig). Sonstiges: Goedeke, Grundriß I 159; Schömbach, ZsfdPh. 5, 159-165; Haupt, MF. (1940), S. 324 1 ; Wilmanns, ABB. X X I 529; Grimme, Die Anordnung der Großen Heidelberger Liederhandschrift, Ν Heidelberger Jbb. IV 61; Kluckhohn, Zs. 52, 155 f.;Wallner, Beitr. 33, 488 1 ; 524; 533 1 ; von Kraus, Zs. 70, 96 ff. undMhd. Übungsbuch2 S. 183 f . [Karg-Gasterstädt, Verf.lex. IV (1953), 792 /.]

Herren von Metze sind in Tirol an der Etsch bei Bozen bezeugt, unter denen aber kein Walther1)·, ebenso in der Rheinpfalz3). Aber Wallner, S. 5331, schließt aus dem Anfang von Lied VI wohl mit Recht, daß der Dichter ein Fahrender gewesen ist*). Damit ist auch die Meinung, er stamme aus Tirol, unbeweisbar; denn daß er in C zwischen Seven und Rubin erscheint, ist bei der Unsicherheit von deren Lokalisierung nicht von Gewicht6). So lassen auch Bild und Wappen in C keinen Schluß auf die Herkunft aus einem ritterlichen Geschlecht zu. Um 1270 war der Dichter bereits gestorben, wie seine Nennung unter toten Sängern bei Reimar von Brennenberg (f 1276) ergibt, s. meine Anmerkungen *) Denn an luot 'Menge' ist wegen der meist unedlen Bedeutung dieses Wortes wohl nicht zu denken. 2 ) Siehe Grimme, S. 61; Kluckhohn, 8. 1562. 3 ) ZD. 4 , S. L X X . *) Weniger beweisend scheint mir die Stelle II 2, 5: Swaz ich w i r b e in allen landen; denn hier kann ein herkömmliches Motiv vorliegen. Die Anrede edel ritter in dem Botenliedchen Mezze 9 Α (MF. 1940, S. 324) kommt für die ritterliche Herkunft des Dichters nicht in Betracht, da diese Strophe sicherlich nicht von unserem. Waither ist. ') Haupt und Wallner, S. 524.

610

62. WALTHER VON MEZZE

zu Rubin1). Hier erscheint er unter lauter Dichtern von höchstem oder hohem Bang, meiner Meinung nach mit richtigem Urteil. Er ist vielfach geistreich, stets gedankenldar, formal äußerst sorgfältig und bewahrt sich gegenüber seinen großen Vorgängern Reimar, Morungen und WaUher von der Vogelweide eine gewisse Selbständigkeit: wo er deren Gedanken verwendet, bildet er sie frei um, und die Sprache, die er schreibt, stammt wohl von ihnen, deren Lieder er in beträchtlicher Zahl und sehr genau gekannt haben muß, aber er plappert sie niemals nach, sondern, variiert sie mannigfach. Lieder wie I a, II, IV und V I I I gehören zu den besten, die wir aus der Zeit nach Walther von der Vogelweide besitzen. Die Überlieferung weist unserem Dichter manches zu, was sicherlich nicht ihm gehört, und bringt anderseits manche seiner Lieder unter einem andern Namen. Besonders in Α ist ihm nicht wenig mit Unrecht zugeschrieben, wie die folgende Übersicht zeigt. A 1-4 5.6 7 82) 9 10-12 13 14-16

Mezze I I 1-4 VI.2 VI 4 I X 1-3* —

X 13

namenlos MF. (1940) — — — —

MF. (1940) S. 324 MF. 6,14-31 MF. 4,1-16 —

Das sonstige Schwanken läßt die weitere, mit einer Ausnahme nach C geordnete Übersicht erkennen: C 1 2 3-7 8-11 12-16 17.18 19-21 31 22-24 25-27 28-30

Mezze Ia Ib II III IV

übrige Handschriften Botenlovbe 9 Β Botenloube 10 Β Mezze 1-4 A (Str. 1-4) namenlos ik (Str. I) W.v.d.V. 138-142E, 8 - 1 1 0 (Str. 1-4), 29 1 · 2 s (Str. 4. 5), truhseze von S. Gallen 97-100 Α (Str. 1-4) V Mezze 5. 6 A VI (Str. 1-3) Reimar 28-30 B, namenlos 226-228 D VI (Str.4) Mezze 7 A, namenlos 229 D VII (Str.1-3) Walther v. d. V. 143-147 Ε (Str. 1-5), 41 b s (Str. 1), namenlos y 60 a (Str. 3) VIII IX Mezze SA X Mezze 14-16 Λ

*) Günther Müller weist ihn dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderte zu (Reallexikon unter 'Lied'), was wohl reichlich spät ist. 2) Hagen zählt 8 . 9 , Lachmann, dessen Zählung ich beibehalte, faßte alle 3 Strophen als eine Strophe (8) zusammen. * < I X im Text als eine Strophe. Vgl. S. 623.)

62. WALTHER VON MEZZE

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Aus diesem Sachverhalt ergibt sich auf alle Fälle, daß Α letzten Endes auf einer Sammlung vonMezzes Gedichten beruht, die so angeordnet war wie in C; denn es kann kein Zufall sein, daß, wenn man von den Einschiiben absieht, die Lieder II, V, X in beiden Handschriften aufeinanderfolgen. Wenn die mit VI 1-3 gleichtonige Strophe 4 in Α als 7, in C dagegen als 31 (statt als 22) erscheint, so beruht das wohl darauf, daß sie ein gesondertes Lied darstellt und daher auf einem Einzelblatt uberliefert war; dafür spricht auch der Umstand, daß Α die vorhergehnden Strophen 1-3 überhaupt nicht hat und daß Β nur sie, nicht aber 4 (unter Beimar) bringt. Auch daß IV und VII in Ε unmittelbar (wenn auch unter Walthers v. d. Vogelweide Namen) folgen wie in G IV dem Lied VII vorangeht, ist vielleicht kein Zufall, zumal dasselbe bezüglich beider Lieder in s der Fall ist. Schließlich deutet auf Benutzung einer von der Quelle AG verschiedenen Sammlung der Umstand, daß die in Α fehlenden Lieder Ia, Ib und VI 1-3 in Β unter falschen Namen erscheinen. Meine Reihung folgt, da zur Annahme eines Zyklus kein Anlaß gegeben ist, der Anordnung in G und von der Hagens, nur habe ich des letzteren Nummer I in I α und 16 zerlegt, da ihre Töne verschieden sind, habe abweichend von C deren Strophe 31 hinter C 21 als gleichtonig zw VI gestellt und die drei Strophen 8 Α als Lied IX zwischen 27 und 28 G eingeschoben, da sie nach ihrem Inhalt dem Liede X (bei Hagen IX) vorausgegangen sein müssen; bei Hagen stehn sie erst in Band III 328 als Nr. I. Die einzelnen Lieder. Ia. Die Ähnlichkeit dieses und des folgenden Tons ist sehr groß: Ia lb A I = II Β III

(-) 4 a * I - 4 b *

IV

- 4a Ί - β β i - 6β±\-4 a*

V

- 6y

*|-6y*

- 4a ^I - 4α \ -4 β * I -6yi I

(-) 6 b i

- 4 β* - 4 α -i - 6γ i

Das hat G verleitet, die Strophen iinem Liede zuzuschreiben und daher die zweite nicht mit rotem Buchstaben zu beginnen. Hagen ist darin G gefolgt; auch Jacob Grimm (an Lachmann S. 181) war dieser Meinung. Doch hat schon Lachmann in seiner Antwort (S. 204) dies mit der Bemerkung berichtigt: 'Str. 1 und 2 sind in der Silbenzahl verschieden.' Um die Zählung Hagens tunlichst beizubehalten, unterscheide ich die zwei Lieder nur durch die Exponenten α und b. Schönbach, ZsfdPh. 5,164, hält die beiden Strophen für unecht, mit durchaus unzulänglichen, ζ. T. falschen Gründen. Die Ungleichheit der beiden Strophen im Reimgeschlecht führt er mit der Einschränkung an 'wofern sie überhaupt demselben Tone zugehören - was eben nicht der Fall ist; daß der Ton durchaus 4 Hebungen habe, ist ein Irrtum; die Konstruktion Vers 3. 4 in 16 sei dem Metzer nicht zuzutrauen, aber sie ist überhaupt keinem alien Dichter zuzutrauen, sondern bedarf der Besserung; und der frische und naive Ton der Verse 8 ff. in demselben Lied erklärt sich sehr einfach daraus, daß diese Schlußpointe auf den Vogelweider zurückgeht, s. u. Wie sehr aber dieser Walther auf seinen jüngeren Namensgenossen neben Reimar und Morungen eingewirkt hat, werden meine Bemerkungen zu den einzelnen Gedichten wohl zur Genüge zeigen. Man könnte also höchstens fragen, ob die beiden Lieder nicht mit Β dem Boten·

62. WALTHER VON MEZZE

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hüben zuzuweisen seien. Aber dieser ist schwerblütiger, ernster, männlicher und hat seine Vorbilder daher an Hausen und Wolfram, während der Metzer geistreich, subtil und beweglich erscheint wie in Ια und die Oedanken des Vogelweiders selbständig umbildet wie in 16. Ich zweifle also nicht, daß G die richtige Zuweisung getroffen hat. Einzelnes. 1 Für min (BC) muß ir gesetzt werden: die Handschriften haben arzät als Subjekt verstanden und munt als Praedikativ. Wäre die Wortstellung normal (Ir munt ist min arzät), so wäre der Fehler kaum entstanden. Der umgekehrte Fehler findet sich Morungen 142, 5, wo C minen ausgelassen hat. röter ergänze ich für den fehlenden Takt. Wilmanns vergleicht zu Walther 74,15 ff. unsere Stelle sowie Wachsmuot vonKunzichYI 2 und Markgraf von Meißen, VI 3; vgl. zu 1 und 3 auch Morungen 142, 7 so wsere ich iemer gesunt (: munt) sowie Waith. 54,10 Und wsere ouch iemer me gesunt. s. ESchmidt, RuR., S. 111 ff. 3 Spraeche hat schwebende Betonung. 5 ff. Reim. 195,1 /. So suoche ab ich daz si da hat verborgen, Daz vil süeze wort geheizen ja. Meine Änderung an ir ei. an mir (BG) wird durch diese Stelle mit ihrem si gestützt; ebenso Β (verborgen) gegen G (geborgen), al (6) vor ze sere ergänze ich, um den Auftakt zu gewinnen; s. Waith. 73, 28. Dem Dichter hat noch eine andere Reimarstelle (\%l, 38 ff.) im Sinne gelegen: Innerhalb der tür Hat si tiure l e i d e r sich v e r b o r g e n . . . Ge dur got her v ü r . . . daz ich kome üz sorgen. 7 Waith. 42, 32 Daz wir in den sorgen iemer niht enleben; Reim. 178, 9 daz ich mit fröiden lebe. 8 We ergänze ich wegen des Auftakts, vgl. Reim. 188, 38 We w a n n e k u m t mir heiles tac ? 9 Waith. 40,1 riche machen. Ib. Den Ton s. unter Ia. Einzelnes. 1 gar ergänze ich nach Waith. 15,12 Was daz niht ein wunder gar? Reim, hat ein w u n d e r . . . an mirgeschiht 159, 14 und michel wund e r an m i r sehen 175,10. 2 vermide st. mide (BC) füllt die Senkung. 4 Die Handschriften setzen den Akkusativ Alsolhen kumber st. des erforderlichen Oenitivs, indem sie den Satz mit v. 3 abgeschlossen meinten und die Worte als vorausgenommenes Objekt zu wendet v. 6 faßten, verführt durch den Ausfall in letzterem Vers, wo ich (Den) kumber (wendet si mir niht) ergänze; vgl. Reim. 156, 3 Die swaere enwendet nieman, er entuoz. 7 ander mac (BC) überfüllt den Vers. Waith. 42, 30 swaz sö /Ί935: joch. K.J mir geschiht; Reim. 202,10 Swaz dar umbe mir geschiht. 8 ff. Waith. 13, 20 /. Owe wir müezegen liute, wie sin wir versezzen (: vergezzen) Zwischen (zwein BG) fröiden (nider BC) an die jämerlichen stat. Die zwei Stühle sind an unserer SteUe: Liebe bei der Geliebten und Liebe bei anderen Frauen. 10 selben ist überflüssig und macht den Vers zu lang. Waith. 100,15 si vergizzet iemer min. II. Die Strophe hat folgenden Bau: A I = II Β III Β IV

-4a^|^4b-|^4c^:| •ίδαι | -6/? 4 |-8/3 *

Man könnte versucht sein, den Schlußvers zu teilen, indem man den Anvers viertaktig liest (Daz mich diu schcfene h&zzet): C setzt tatsächlich hinter hasset

62. WAXTHER VON MEZZE

613

(Str. 1 ) sowie hinter keren (2) einen Reimpunkt. Aber Str. 3 macht Schwierigkeiten: liest man mit C kere (das überdies an gleicher Stelle in Str. 2 steht), so stört das folgende in Senkung stehnde die, da alle anderen Abverse mit Hebung einsetzen; wählt man dagegen mit A var, so erscheint * statt der sonstigen * i am Schluß des Anverses. Man muß also wohl mit Heusler (§ 796) einen Langvers mit unfester Zäsur annehmen, da sich auf diese Weise sämtliche Schlußverse einhellig lesen lassen, wenn man in Str. 3 der auch sonst durchwegs Überlegenen Handschrift Α folgt. Diese Überlegenheit zeigt sich auch in der Reihung, in der schon Hagen A gefolgt ist. Das Stichwort haz - hazzet (1) nimmt der Dichter im Eingang von 2 mit hazzet nochmals auf, während das Motiv seines suochens am Schluß zum Eingang von 3 hinüberführt, der die Empfindungen, da er von der Geliebten ferne war, schildert und mit den Worten schließt: So tuon ich, swar ich var, die reinen wisen saelden riehen; in G steht allerdings tugenthaften und in A reinen guoten, aber Str. 4 hat in ihrem Anfang loie in ihrem Schluß einem wisen wibe und reinen wisen wibes (A), und die letzteren beiden Adjektiva empfehlen sich überdies durch die Parallele bei Reimar (s. u.). Im Gegensatz zu dieser wisen wibes minne erscheint im Anfang der letzten Strophe tumbes wibes hulde. Mit den Worten der letzten Zeile: Sue hat diu g u o t e schone mir v e r s a g e t schließt sich der Kreis; denn Daz mich diu schcene h a z z e t und doch hat so mange g ü e t e lautet der Schluß der ersten Strophe*). Dagegen herrscht nach der Anordnung in C ein wirres Durcheinander. Einzelnes. 1,1 Reim. 153,11 Ich . . . kan wol liden bcesen haz: dies spricht gegen dulden, wie G hat. 2 Reim. 164, 32Wan daz ich leit mit zühten kan getragen. 4 ff. Zum Gedanken weist Roesing (S. 105^ auf Waith. 59,1 ff. Ich bin iu eines dinges holt, haz unde nit, . . . Daz ir so gerne bi den bi· derben liuten sit Und da mit iuwern herren schendet; Reim. 187, 37 der valschen nit; noch andere Parallelen bei Wilmanns zu Waith. 59,1. 6 Waith. 98, 8 swiez dar under mir ergät. 8 Dur daz (A) ist besser als Da von (C), da im folgenden Vers Da bi steht. 10 Reim. 166, 31 Sit si mich hazzet; ISO, 15 manger güete. 2,1 Reim. 161, 26 kan si alsus werben ? Nein si; Waith. 32, 19 nein ich, niht. 3 Waith. 71,1 si zürnet wider mich ze sere. 4 ff. Der Gedanke stammt von Walther 53,17 ff. Minerfrowen darf niht wesen leit, Daz ich rite und frage in frömediu lant Von den wiben die mit werdekeit Lebent. der ist vil mengiu mir erkant; Und die schcene eint da zuo: Doch ist ir deheine, Weder groz noch kleine, Der versagen mir iemer we getuo (Wilmanns zur Waltherstelle). 4 Waith. 121,31 diu niht gehoeret joch guoten willen kan gesehen; 27,11 gehoeren noch gesehen; 9,18 gehörte und gesach. 5 Reim. 170,15 in allen landen (wie A ). 7 und 3, 7 Reim. 156,19; 168, 27; Waith. 22, 3 herre got (wie Al). 9 WaÜh. 115, 37 Daz ist äne lougen. 3, 3. 7 Reim. 174, 35 daz ich ir nie vergaz; vgl. auch 174,28; 187, 34. 4 ze müte (A) < ze nüte. 5 Reim. 151, 37; 157, 12; 160,1 groziu swsere. 7 Waith. 64, 22 Ich wil der guoten niht vergezzen. 3,10 Reim. 153, 3 Ein reine wise saelic wip Läz ich so lihte niht. 4 , 1 Waith. 22,28 er dunket mich. 6 swaere (A) ist besser als kumber (G), s. swaere Reimreeponaionen sind wohl zufällig: 1, 9 gemüete : güete - 8, 1 muot: guot; 2, 7 maere : wsere - 8, 2 waere : swsere.

62. WAXTHER VON w * ™

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3,5. 7 ff. Der Oedanlce ist eine Variation von Walther 96, 24 ff. Ein saelic wip diu tuot des niht: Diu merket guotes mannes site: Da scheidet ei die bcesen von. So ist ein tumbiu so gewon Daz ir ein tumber volget mite. 9 Doch A, So G: das führt auf Joch oder Jö. 10 reinen hat nur A (rehte G1)): ist reinen Wiederholung aus 3,10 ? Hier kommt es nur auf den Gegensatz von wise und tump an, der ja auch in der folgenden Strophe scharf herausgearbeitet ist. Ich möchte also für reinen wisen wibes minne hier eines w. w. m. vermuten. 10 Walther 90, 38; 118, 27 minne erwerben. 5 , 1 Reim. 157, 14 mit ähnlichem Oedanken: Sit ich die wärheit an mir selben hän ersehen. 3 Ich waer eteswes gewert wie bei Reim. 160,15 Ich het eteswaz verendet. 6 Reim. 151, 3 Ein ritter des ich lange ger. 8 Reim. 164, 3; Waith. 93, 21 baz gefröwen. 9 Reimar (179, 32) ist ihre Sprödigkeit lieber Dan si mich und jenen und disen gewer. - ein tumbiu Waith. 96, 27. 10 Hier fehlt ein Takt: ich ergänze schöne, da vorher das versagen g u o t genannt war. III. Die klingenden Ausgänge dieses Tons hat Bartsch, Germ. 2, 277 mit Recht als schwerklingend gefaßt, so daß sich folgender Bau ergibt: A I = II Β III

^6a |6b χ :| 4a-«|6w2-|6a-i

- | 6 b * : | Β III 6a i |6b ί Die Schwächen des Inhalts sind bereits oben zu Hohenburg S. 239 beleuchtet. Einzelnes. 15 f . Ich verstehe die Verse βό: 'Wenn ihnen (den Vögeln) das wiederkehrt, dessen sie der Winter (jetzt) beraubt, ο daß (auch) mich dann die erfreute, die mir Freude zerstört hat Γ Der Verfasser will sein und der Vögel Geschick in Parallele bringen: im Walde, wo die Vögel ihr Heim gefunden hatten, da hat er einst von der Geliebten Leid erfahren (indem er zur schmerzlichen Liebe zu ihr ergriffen umrde 1 oder von ihr Abweisung erfuhr ?). Wenn im künftigen Sommer den Vögeln das, was ihnen der Winter jetzt raubt, wiederkommt, möchte dann auch sie, die mir die Freude raubte, mich froh machen. 2, 5 f . anders und danne hat schon Hagen gestrichen. 3, 4 Der Vers ist um zwei Takte zu kurz. II. (HMS.Nr. IIIJ. Der Ton besteht aus einer Mischung daktylischer und alternierender Takte in folgendem Wechsel: Der ich gap für eigen mich gär miniu jar nach ir hülden, von schulden moht ichs niht häben r4t. wan si mac erzeigen so vil dem si wil guoter dinge, da ringe von sin gemuete stdt. s schoene 16p unde heil sunder m6il hat diu r6ine swie kleine si troöste mich, ir lop ich ie doch künde. hat sunde si niht daz si mich Übersicht ? Die zweite Strophe entspricht Silbe für Silbe der ersten. Durch den Übergang vom daktylischen Lauf zum alternierenden am Schlüsse der beiden Stollen und der zwei Verse des Abgesangs entsteht ein gefälliges Ritartando. Der Bau gestaltet sich also s6: A I = II - 2 a - , - l b - i , — l b * = 4* — lc-,-le-,-4d< = 6 ί : | (a e e; f f d) Bill ß-,-l ß-,-Ζγ i = 8 ί -~1γ δ-,-1 δ-,-1 ε,-4 ε * = 8i Die Überlieferung, die sichtlich auf einen Archetypus zurückgeht, wie die gemeinsamen Fehler erweisen, ist nicht schlecht: 1,6 steht doch statt ie doch, wie öfter in unseren Handschriften s. MFU., S. 120; gleich darauf vermag ich an sunde als Verbum, wie Α schreibt, nicht zu glauben, und besünde (C) ist schon durch den Rhythmus ausgeschlossen. Das Mhd. Wb. (unter besünden) meint, es bedeute 'erkläre für einen Sünder, rechne als Sünde an (II 2, 736 "J und Lexer übernimmt diese Deutung sowohl unter Sünden wie unter besünden. An Parallelen fehlt es, und ich bezweifle durchaus, daß sich solche finden ließen; denn wie soll dieses Verbum zu einer solchen Bedeutung kommen ? Auch wäre der Sinn doch recht sonderbar. Mir scheint der Gedanke 'Gott möge es der Ge-

64. WALTRAM VON QRESTEN

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liebten nicht als Sünde anrechnen, daß sie mich nicht beachtet' durchaus abwegig. Sonst pflegt der Liebende ihre Härte als Sünde zu betrachten: Morungen 130, 4 Daz der lese dise not Und gewinne künde Der vil grozen sünde Die si an ir fründe Her begangen hat; Namenlos MF.30 S. 309, v. 35 Ja ist es vil, ob sie niht sünde hat; Ich setze also hat für got, so daß die Stelle lautet: hat sünde si niht daz si mich übersiht ? Zu sünde hän vgl. Parz. 456, 30 Ich bin ein man der sünde hat. Nunmehr steht diese Frage mit dem vorhergehenden Satz, in dem, er erklärt, sie zu preisen, wie wenig sie ihn auch troesten möge, in sinnvoller Verbindung: solche Selbstlosigkeit legt ihm den Gedanken, daß sie sich versündigt, nahe. 2, 5 Meine Änderung und Ergänzung (da - von) stellt den rhythmischen Gleichlauf mit dem entsprechenden Vers der Strophe 1 her und gibt beiden Versen die gleiche TaktzaM wie sie die Schlußverse besitzen. Die Trennung von da - von hat der Verfasser auch in 1,4. Wenn der Archetypus der für da bot, erklärt sich die Streichung des von in *AG leicht axis einem Mißverständnie der Form der als Dativ des Relativums. In (weiz) Ha. In 2,1 ist si von dem folgenden Diu süeze durch noch getrennt; über derartiges 8. Roethe zu Reinmar v. Zweter 33, 6. 3 von (AG): l. an ? Dieses Lied scheint mir weit besser als Nr. I. An Hohenburg darf man freilich bei ihm nicht denken, denn die künstliche Form mit ihrem Überschwang an Reimen und im Stil eine Häufung wie Schcene lop unde heil oder der Ausdruck sunder meil, der erst in die spätere Lyrik aus der geistlichen Dichtung Eingang gefunden hat, ähnlich wie diu süeze (substantiviert) von der Geliebten gesagt1), scheinen mir für ihn zu jung. Wenn ich es unter Alram-WaMram bringe, geschieht es, wie bei I und III, nur, damit das Kind wenigstens einen Adoptiv· narnen hat. JH. (HMS. Nr. TV). Das schlichte Liedchen, das einen älteren Eindruck macht als II, und zugleich einen besseren als I, hat auch eine einfache Form : A I = II Β III

4 a — | 4 b -t : | 4 α j 6w * | 4 α

Wenn Liliencron (ZfdA. 6, 78 j Alram unter die Sänger bis um 1220 setzte, so mag ihn unser Lied dazu bewogen haben.

65. KÜNIC WENZEL VON B E H E I N HMS. I 8 - 1 0 ; IV 13-19; LB. L X X X I I I ; Pf ä f f , Minnesang 8. 242 ff.; Eis (I). Haupt, LSB. 1 (1848), S. 257 ff.; Höfler, König Wenzel I. von Böhmen als deutscher Minnesänger, Am. f . K. d. d. Vorzeit 1854, 296 (1855, 1); Feifalik, Über K. W. v. B. als deutscher Liederdichter und über die Unechtheit des altböhmischen Ρίβέη milostnd Jcrdle Väelava I, WSB. 25, Wien 1858, S. 326 ff.; Martin, AfdA. 3, 108; Roethe, RvZweter, S. 49. 349 ff.; Oers., AfdA. 16, 76; Lunzer, ZsfdA. 53, 260 f f . [Gierach, Verf.lex. IV (1953), 896-898.] !) süeziu frouwe bei Walther 27, 27 und süeze frouwen 36, 16 stehn in unechten Strophen.

65. KÜNIO WENZEL VON BEHEIN

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Wenzel I (1205-1253), den Höfler und Nebesky (s. bei diesem,)1) für den Dichter kielten, ist für den Charakter der Lieder entschieden zu aM. So hat man sich denn seit Bodmer, Biester und besonders Hagen und I/unzer für Wenzel II, den Sohn Ottokars, (1271-1305) entschieden2). Alle drei sind als Gönner der Dichtkunst gerühmt (die Zeugnisse bei Hagen IV 14 /. und Feifalik; betr. Wenzel I Roethe S. 49 ff.), doch ist keiner als Dichter bezeugt. Man hat gemeint, in den ersten beiden Liedern, ja ζ. T. selbst im dritten, persönliche, Bezüge zu finden (nach Bodmer wiederum Hagen und am eindringlichsten Lunzer). Ausgangspunkt bot hiefür die Stelle: Min trost den ich ze fröiden hän Lit an dir, klare g u o t e (I3,2 f.). In diesem guote erblickte man eine Anspielung auf den Namen der Jutta von Habsburg (bei Ottokar3) Guote genannt), die mit dem achtjährigen Wenzel gleichaltrig zu Iglau im Jahre 1279 vermählt wurde. Daß die Ehe dieser beiden Kinder nicht vollzogen wurde, darauf toollte man eine Anspielung in 16, 3 sehen: Ich brach der rösen niht und hete ir doch gewalt sowie in I 4 , 1 : Diu Minne endarf mich strafen ruomes, zwar sin darf: Swie gar ich umbevangen hete Ir klären . . . lip, Nie stunt min wille wider ir kiusche sich entwarf.. . Min wille was den ougen und dem herzen leit, Dem libe zom daz ich so traten wehsei meit. Diu ganze liebe daz besneit Und ouch ir kiuschiu werdekeit. Andere Stellen, die Lunzer ebenfalls auf persönliche Bezüge deutet, lassen sich wohl nur beiziehen, wenn man die angeführten für beweisend hält*). Nun hat schon Haupt gegen Hagens Gründe Einwände erhoben: 'wie züchtig und bescheiden sich auch der Dichter in seinem ersten Liede gegen seine Geliebte bezeigt, an achtjährige Kinder ... zu denken ist unmöglichs). Auch lehren die Zeilen: So zart ein wip des ich mich iemer rüemen tar, Und doch also daz ez ir niht ze väre ste (11, 6) hinreichend, daß von einem heimlichen Liebesverhältnis die Rede ist'; ähnlich Feifalik*). Auch das Tagelied zeigt nach Haupts richtigem Urteil, daß von einer heimlichen Liebe die Rede ist. 1

) Sowie andere, von Hagen IV 15 a Genannte. ' ) Nur Feifalik (S. 343) will sie (ah Ergebnis einer von Haupt gewünschten Untersuchung) auch diesem absprechen, da sie für ihn wiederum zu frühen Charakter (um 1250) trügen: die Sprache sei reicher als etwa die Ulrichs von Eschenbach, der an Wenzels II. Hofe lebte, oder die eines anderen Zeitgenossen. Ulrich ist aber Epiker und unter diesen ein Mann nüchternen Charakters. Man empfindet wohl, daß Lieder wie unsere drei nicht in die dreißiger Jahre fallen können, aber ich sehe nicht, womit man beweisen könnte, daß sie trotz ihren ungekürzten Reimformen, ihrer strengen Scheidung von Reimwörtern des Typus Λ Χ und χ und ihrem sonstigen Habitus Ende der neunziger Jahre nicht mehr gedichtet sein konnten. - Daß die Wappen von Böhmen und Mähren in C teilweise unrichtig sind (Feifalik S. 347 ff.), kann natürlich nichts gegen die Echtheit der Lieder beweisen. 3 ) Und, wie man vermutet, auch bei Ulrich von Eschenbach im Wilhelm von Wen-

den (4330 ff.) so genannt.

4 ) Nicht einmal die vermutete Anspielung des Wortes guote auf Jutta ließ sich von denen geltend machen, die in Wenzels zweiter Gemahlin Elisabeth (Richsa) von Polen (vermählt 1303,) oder gar in Kunegunde, die mit Wenzel I vermählt war, die Gefeierte erblickten. ·) Sigune und Schianatulander oder Flore und Blanscheflur hätte man dagegen nicht anführen sollen: die gehören ins reine Reich der Phantasie wie die romanhaften Schilderungen bei Ottokar. *) Lunzer meint: 'Aber Wenzel wollte eben nicht als Gatte sprechen'. In ähnlicher Weise schiebt er auch sonst alles beiseite, was zu seiner Annahme nicht stimmen will.

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65. K Ü N I C W E N Z E L VON B E H E I N

Anderes kommt m. E. hinzu. Wenn der Dichter sagt: Si gap in grözer liebe mir ein richez we: Daz muoz ich tragen iemer me (I 1, 9), so paßt das schlecht in den Mund eines Kindes, das die soeben geschlossene Ehe zvoar nicht vollziehen kann, aber doch hoffen darf, das später tun zu können. Und ebensowenig passen die Worte: Ich brach der rösen niht und hete ir doch gewalt (I 6,3). Dagegen verträgt sich dies vollkommen, wenn man annimmt, daß Wenzel das Motiv von der 'Probenacht' im Sinne hatte. Hagen (IV 15b) hat den Gedanken wohl erwogen, aber abgelehnt, da ihm nur romanische Beispiele bekannt waren (Diez 67. 445); seither s. auch ESchmidt, RuR., 8. 98 M ; Singer, Beitr. 44, 450. Ein deutsches Beispiel steht bekanntlich bei Reimar 167, 8. Auch der Εinfall, hinter dem Worte: Min tröst . . . lit an dir, kläre guote eine Anspielung auf den Namen Jutta-Guote zu sehen, scheint mir keineswegs glücklich, zumal bei einem Dichter, der mit solchen rühmenden Adjektiven so verschwenderisch umgeht wie kaum ein anderer. Was häuft er nicht alles zusammen: in Lied I: der lieben - gein der vil klären lösen - ir klären zarten Büezen losen lieben lip - der reinen senften fruht - diu liebe; in I I : die reinen süezen frouwen - der vil lieben - diu reine - Vil zarte süeze und iemer wol gewünschet wip - din höchgezierter löser lieber lip; in I I I : ein eren riche frouwe1). Da müßte es geradezu auffallen, wenn das guote im Register fehlte, zumal es bei andern Lyrikern im Reim und in einer Verwendung, die ebenfalls gestattete, dahinter den Namen zu suchen, sehr beliebt ist, s. z. B. Si reine, sie vil schoene herzeliebe guote Luppin III 1; si liebe, si schöne, si guote Vorste IV 1; Diu minnecliche guote Lichtenstein VIII6 und XIX 4; diu reine guote Homberg I 2 usw., s. Hägens Reimverzeichnis (III 579s), das 10 solcher Fälle enthält. Obendrein wäre im Vokativ die Voranstellung von guot als Name wohl das Normale wie ζ. B. Marjä klär Ps.-Waith. 36, 21, während mir ein Fall wie liebes Gredel (Wolkenstein, Schatz Nr. 46) absonderlich vorkommt. Daß Wenzel die Lieder als Kind gedichtet habe, hat noch niemand behauptet: Ininzer meint, sie könnten erst nach dem Einzug der Königin in Prag (4. Juli 1287)2) entstanden sein, denn auch damals zählte er erst 16 Jahre. Ist es irgend wahrscheinlich, daß er etwa 10 Jahre nach der Vermählung auf die Gattin ein Lied dichtet ? oder daß er gegen alle Sitte den Namen der Geliebten, die seine Ehefrau ist, nennt, und daß er es in so versteckter Weise tut, daß man das nicht erkennen muß: wil er daz od niht enwil ? und mischt daher Vergangenes und Gegenwärtiges, Passendes und Unpassendes durcheinander und das in einer sehr unzarten Weise ? Ich glaube, diese Bedenken genügen und es erübrigt sich auf die Unstimmigkeiten und die Art, wie Lunzer sie wegzudeuten sucht, noch naher einzugehen. Dagegen hat schon Hagen (s. auch Lunzer S. 266) richtig beobachtet, daß das zweite Lied mit den Worten: Hey müeste ich mich erkösen Mit der vil lieben eine, Diu ä v e n t i u r e w u r d e laz Der ich in s ä n g e e mich vermaz (II 2, 6) sich auf den Inhält des Liedes I zurückbezieht, das in seinem Eingang als äventiure bezeichnet wird. Anderseits gehört mehr guter Wille, als Danach wären die Lieder ein Gemisch von Wahrheit und Dichtung, bei dem aber m. E. der Anteil der Wahrheit zu gering ist, um glaubhaft zu sein. Sogar den Geliebten nennt die Frau den zarten lieben (III 2). 2 ) Anfang Juni 1297 wurde sie gekrönt, am 18. Juni desselben Jahres ist sie schon gestorben (Lunzer S. 271).

85. KÜNIC WENZEL VON BEHEIN

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ich habe, dazu, das dritte Lied mit jenen beiden zu einem Zyklus zusammenzuzwingen und gar, in seinem Helden Wenzel als Gatten zu erblicken'1). Daß die tschechische Fassung des ersten Liedes eine moderne Fälschung ist, haben schon Dobrowsky und Palacky (Wiener Jahrbücher der Litteratur 1829, IV 167) erkannt und Haupt sotoie Feifalik bekräftigt. Die Sprache aller drei Gedichte ist ohne Zweifel ursprünglich deutsch gewesen. Doch muß ich gestehn, daß mir dieses Deutsch keinen ganz echten Eindruck macht; es ist zu wenig idiomatisch, es enthält Wendungen und Wortbedeutungen, die mich fremdartig anmuten, wie im ersten Liede: Mich bat min muot 2 , 1 . 1 ; Kein muot es niemer me durchdenket noch volsaget 3,7; Wan daz sich in min herze t e t e . . . daz vi] minnecliche wip 4, 5; Diu ganze liebe daz besneit 4, 9; ich bilde mir ir zuht 6, 5; Die (frouwen) sol man . . . Für bluomen üf der heide sehen I I 1, 7; ein lebendez ougen brehen 1, 9 2 ); So sich ze lachen gaeb din munt 3, 8; Diu naht muoz ab ir tröne Den s i . . . hielt mit ganzer vrone I I I 1, 2; in tougener schouwe 2 , 1 ; friunt miner wunnen 2, 5; bespunnen Mit miete 2, 7; swenne ez zitet 3, 5. Ungewöhnlich ist auch Min wille was den ougen . . . leit I 4, 7; iemer wol gewünschet wip II 3 , 1 (nur bei Crane im Mhd. Wb.); und der Eingang von I ist nicht leicht wiederzugeben: Uz höher äventiure ein süeze werdekeit Hat Minne an mir ze liehte bräht. Solchen Bombast, zu dem sich die oben verzeichnete Häufung von preisenden Adjektiven gut fügt, zeigt, daß der Verfasser in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts gedichtet hat, jene spröden Wendungen erwecken aber zugleich den Eindruck, daß er über kein natürliches Sprachgefühl verfügt3). Seine Technik ist gut, leidet jedoch an dem Fehler, daß der Satzbau über die Grenzen hinübergeht: über die Stollen von v. 3 zu 4 in 1 1 , 2, 4; in I I 1, 2; über Stollen und Abgesang von v.6 zu 7 in 1 1 , 5; I I 1, 2; von 8 zu 9 in I I I 1. I. LD. LXXXIII. Mein Text folgt, soweit nicht das Gegenteil bemerkt ist, dem bei Haupt (Bartsch). Der Ton baut sich aus Vier- und Sechstaktem auf; der Auftakt ist wie in den beiden andern Liedern genau beobachtet: A I = II Β III

-6a-i|-4b-i|-6c^:| - 6 α · ί | - 6 α | - 4 α | - 4 α ·«

Die Responsion bindet alle fünf Strophen: 1,1/4 werdekeit: arebeit — 4, 7-10 leit: meit: besneit: werdekeit; 1, 7-10 ste : we : me : ge — 2,2/5 So gut wie alles spricht dagegen: der Wächter erklärt, es sei höchste Zeit, zu scheiden, die Liebenden sollen nicht bliben bi der roete, die Frau und ihr minnen diep vernehmen den Warnruf in tougener schouwe, der Ritter war durch eine ouwe gekommen, die Frau bietet dem. Wächter silber, golt und edel rieh gesteine, worauf er verspricht, die Liebenden zu warnen swenne ez zltet. Das soll alles nichts ausmachen gegen die Annahme eines ehelichen Beisammenseins, denn der Wächter wolle ja nur bespunnen sein und werde sie ein zweitesmal 'aufmerksam' machen: mehr brauche warnen (8, 5) nicht zu bedeuten. Von einer Gefahr für den Mann sei keine Rede (Lumser S. 268). Wolfram vermochte in seinem Liede IV (5, 34) das deutlicher darzustellen l a ) Zu lebender sselde I 8, 8 läßt sich lebender vröude KvWzb. X I 3, 12 vergleichen. 8 ) Wenn nicht etwa der Einfluß Frauenlobs und sonstiger Meistersinger maßgebend tear, was zu untersuchen wäre.

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65. K Ü N I C W E N Z E L VON B E H E I N

me : e; 3,4 hat 4, 2 hete; 3, 8 betaget — ~ δ, 8 tac; dazu 6 , 1 pflege 5,10 pflac. Einzelnes. 1. Diese Strophe hat Wizlaw von Rügen HMS. I I I 81b Nr. V Str. 2 nachgeahmt (Feifalik S. 350; Roethe RvZweter S. 349/· In h o h e r wirde ein lieplich ä v e n t i u r e (1,1) tuot mir diu m i n n e hiure, (1, 2) wen ich d e n k e ir w i r d e k e i t (1, 3 und 1) wie nach w ü n s c h e wolgetan ein bilde (1,5) 5 vor minen ougen spilde, (2, 3 /.) diu mich an daz herze sneit mit gewalde, k l ä r also diu sunne: (2, 6) waz ist bezzer wunne? (3,4) wen sie mit ir schoene twingen kunne, ίο diu die liebe treit. (2,1) 2,1 Bartsch setzt nach nam Komma, klammert v. 2 ein und stellt v. 3 mit Punkt nach heil zu ν. 1. Ich ziehe es vor, den letzteren Vers zum Folgenden zu ziehen als Vorläufer von si in v. 4, da Wenzel dgl. liebt, 8. 7 /. ir . . . Al miner fröiden ursprinc unde ein anbegin; vgl. 6, 8. 4 , 1 en- hat schon Hagen ergänzt, ruom ist Prahlerei mit Liebeserfolgen, s. Vogt zu MF. 33, 33; s. Morungen 128, 27 Mir ist anders niht gesehen: Swer mich rüemens zihen wil, der sündet sich. Über die Probenacht s. Reimar 167, 4 ff. undMFU. zur Stelle ( S . 359). - Zur ApoJcope zwar vergleicht Bartsch gseb II 3, 8. 4,2/5 hete : tete: zahlreiche Reimbelege bei Lachmann an JQrimm S. 365; 102 f.1); Kranzmayer, Ottokars Reimchronik im Sach- u. Wortweiser unter het, het(t)e. 6, 7 vor liebe niht gesprechen: Reimar 164, 27; Hamle I 1, 8 f . 9 f . vgl. Roethe zu RvZweter 46, 6 über keiser nie so schone gelac und Ähnliches. II. Der Ton dieses Tanzliedes (Sievers 56,195) besteht wiederum aus jambischen Sechs- und Viertaktern: A I = II -6a*|-4b-i|-4c»-:| Β III - 4 α ι | - 4 /? * | - 4 /S * | - 6 α Auch hier sind die (drei) Strophen durch Responsionen verbunden; nicht ganz vollständig verzeichnet sie Oiske S. 237:1,1/4 getan : hän — 3, 2/5 hän : län; 1, 2/5 sanc : danc — 2,1/4 umbevanc : kranc; 1, 7/10 stunde : munde — 3 , 8/9 munt : stunt. Einzelnes. 1, 6 ff. ein Gedanke Walthers (Ί5, 37 ff.). 2, 3/6 Waith. 112,3 Müeste ich noch geieben daz ich die rösen Mit der minneclichen solde lesen, Sö wold ich mich so mit ir erkosen, Daz wir iemer friunde müesten wesen; s. Wilmanns z. St., der auch noch Frauenlobs Frauenleich 3, 13 anführt. 8 f . Die Worte Diu äventiure wurde laz beziehen sich deutlich auf Lied I zurück, das mit den Worten Üz hoher äventiure beginnt, s. o. 3, 3 vil ist zu streichen. 8 Will man die Apokope gseb vermeiden, so muß man zum Synonym büte greifen. HMS. I 290» (Singenberg VII 8, 6) ist jedoch teste : haste zu lesen.

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ΙΠ. Der Ton ist aus lauter jambischen Versen gebaut: A I = II Β III IV

- 4 a * | - 4 a * | - 6 a > . | - 4 b ^ : | (cccb) - ί α Μ - δ « 1 ! - ^ 1 -8/S».|-6a».

Responsion fehlt. Einzelnes. 1 , 1 f . scheint von Frauenlob') (Ettmüller S. 261) beeinflußt: Uf stuont diu vrouwe gen eim venster warten. Die v e s t e n g l e s t e n an dem t r ö n e Schone von der sterne sträm. 10 geverbe : werbe, verderbe ist sowohl konsonantisch wie vokalisch ein baierischer Reim1). 12 Ranke, Texte zur Geschichte des deutschen Tageliedes (Altd. Übungstexte Bd. 6 ) Nr. 18, 12 schreibt in für bi. 2, 3 f . Der helt slouf dur den hac Marner (Strauch) 8. 85, v. 62. 7 Der geioinnsüchtige Wächter auch bei Frauenberg LD * 8. 135, 2, 5 und bei Lüenz I 2, 3. 8 Die Worte daz - vernomen hat der Schreiber wohl fälschlich auf das Folgende bezogen; daher ist hän vor ich zu stellen. 10 Der Vers ist um einen Takt zu kurz. Da Si sprach schon in 5 und 12 steht, ersetze ich si hier durch Diu frouwe st. 12 Durch die Umstellung nim, wahter, wird der Vers fließend. 3 , 7 Die Synkope hüet ist zwischen den beiden t eine läßliche Kürzung.

66. VON WILDONJE HMS. I 347 f . III 644; IV 294-301; LD. LVIII; J. Bergmann, Des steyermärJcischen Herrn und Sängers H. v. W. vier poet. Erzählungen, Jahrbücher der Literatur, Anz.-Blatt f . Wies. u. Kunst 1841, Nr. XCV, XCVI, S. 32-61 (die Lieder S. 38 f.); K. Kummer, Die poet. Erzählungen des H. v. W. und die kleinen innerösterreichischen Minnesinger, Wien 1880; β. darüber Lanibel, ZsföOymn. 33, 215 bis 228; Bartsch, GGA. 1881, 1234-44; LCbl. 1880, 1551; Zingerle, AnzfdA. 7, 151-64; Kummer, Arch. f . österr. Geschichte 59 (1879), S. 177; Grimme, Die Anordnung S. 63; Α DB. 42 (1897), 5 1 2 / . WaUner, Beitr. 33, 494.498; Günther Müller, ZfdA. 66, 47 f.; Ed. Schröder, GGN. 1923, S. 33 ff.; Walter, Verluste S. 48; Karg-Gasterstädt, Verf.lex. II 429 f .

Das Stammschloß des vornehmen steirischen Ministerialengeschlechtes*), Alt Wildon, steht noch jetzt bei Graz als Ruine. Der Lyriker ist zweifellos eins mit dem Verfasser der vier Erzählungen, dessen Vorname Herrand gewesen ist. Zwischen Herrand I I und seinem Sohne H. I I I (1281-92) entscheidet man sich für den älteren, der von 1248-1278 vielfach bezeugt ist, als Schwiegersohn Ulrichs von Lichtenstein, dessen Tochter Perhta seine Gemahlin war, mit dem er persönlich eng verbunden war*) und auch die literarischen Interessen teilte: er ') Der beim Ritterschlag Wenzels II i. J. 1286 in Prag anwesend war. 2 ) S. zuletzt Kranzmayer, Ottokars Reimchronik, im Sach- und Wortweiser unter e/e. ) Dessen Wappen in C falsch ist; auch fehlen Schildeeichen und Kleinod. 4 ) Die beiden erscheinen in Urkunden oft beisammen, s. Kummer S. 24. — Auch sonst verbanden die beiden Familien verwandtschaftliche Beziehungen, s. ESchröder, der ansprechend vermutet, daß Herrands vier Erzählungen, denen in der Ambraser Handschrift Lichtensteine Frauenbuch unmittelbar vorhergeht, aus dem Familienbesitz der Lichtensteiner durch den Marschall Paul von Lichtenstein dem Schreiber Ried zugekommen ist. 8

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verdankte ihm nickt nur die Quelle einiger seiner Erzählungen, sondern zeigt auch Kenntnis seines 1255 vollendeten Frauendienstes wie seines Frauenbuchs, das zwei Jahre später abgeschlossen wurde. So wird Schröders Ansatz 'um 1260' (S. BT) für seine dichterische Tätigkeit wohl das Richtige treffen1). Seine Gegnerschaft gegen Ottokar von Böhmen hatte er mit dem zeitweisen Verlust seiner Burgen und mit längerer Gefangenschaft zu büßen, worüber uns Ottokars ReimChronik (Seemüller 5939 ff.; 9779 ff.; 13992 ff.) berichtet. Über Anleihen in seinen Liedern bei Vorgängern unterrichten die in den folgenden Anmerkungen aus Kummers Nachweisen wiederholten Parallelen. Als einen der Anhänger der wise, in der hie vor edel herren sungen, nennt ihn Hugo von Trimberg im Renner 1186, s. die ganze Stelle oben in der Anmerkung zu Boterdauben (S. 360). I. Der einfache, durchwegs aus trochäischen Versen gebaute Ton hat folgende Form: A I = II 6 a ι | 6 b i : | Β III 4a *|8α i Kummer2) teilt den letzten Vers in zwei Verse mit stumpfer Waise im vierten Takt. Dann würde die Waise in 1 vogellin (so!) mit der Waise in 3 (sin) ein Korn ergeben, aber die in 2 ginge leer aus, auch ist der Dativ vogellin kaum wahrscheinlich und der ScMußvers in 2 wohl ergänzungsbedürftig, s. u. Einzelnes. 1,1 nu hat K(ummer) ergänzt. 6 Das mhd. Wörterbuch erklärt, indem es die Änderung Hagens der (st. den G) vogellin übernimmt, 'sie bleiben zu lange aus' (I 930 b). Nun sagt man wohl ir sit ze lange in diesem Sinne, nicht aber ze lanc; auch kann man in dieser Bedeutung schwerlich sagen: diu z i t ist ze lange. Ich setze daher Und sin zit (die Zeit des Winters) den v o g e l l i n e n alze lanc: diu zit (G) scheint mir mißverständlich, da es gewöhnlich die gute Jahreszeit bedeutet. 2, 2 Ich enwelle in fröide helfen meren schreibt K. mit G; Hagen hatte im st. in. Das eine würde sich auf Blumen und die Vögel, das andere auf den Winter beziehen: beides gleich sonderbar. Der Dichter hat doch stets die Aufgabe, den Zuhörern Freude zu schaffen, also ist iu das Gegebene; für den Entgang der sommerlichen Freude, der Blumen und des Vogelsanges, die der Winter benimt (v. 4), will Herrand mit seinem Sang eintreten. Diese Freude bringt dann die letzte Strophe mit den Versen Die lob ich mit allen minen s i n n e n usw., wie er ja 2, 4 erklärt hatte, er wolle singen Also kan der sin daz herze leren. So gänzlich hohe und üz friem muote kann sein Sang freilich nicht ertönen, da ihn sein sender muot hindert: Lieze mich min sender muot so sunge ich iu (diese Ergänzung3) scheint mir hier geboten) noch baz. Mein iu st. in im Anfang der zweiten Strophe und das erx ) Von seinen Erzählungen ist nach Kummer und Zingerle Diu getriuwe kone nicht vor 1267 (Ulrichs Frauenbuch) geschrieben, Der verkörte wirt nicht nach 1276 (Ulriche Tod), Der blöze keiser etwa 1269/60, Von der katzen 1269 und 1271. Die Geschickte von der Maus, welche die Sonne heiraten wiü und über Wolke, Wind und Mauer bei einer Maus landet, steht bei Rabbi Ben-Natronai Hanakdan als XXVIII. Fabel, s. Lessing, Briefe die neueste Literatur betreffend, Erster Teil XII bei Kürschner, N. Lit. Bd. 64, S. 210 f .

») Ebenso Heusler § 791. *) ich iuch, wie die Vorlage wohl hatte, begünstigte den Ausfall des iuch.

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gänzte iu in ihrem ScMuß werden durch das una in v. 4 der ersten Strophe gewissermaßen vorbereitet. In ähnlicher Weise sollen Dichter und Hörer hohen muot enpfähen durch Mai und Vöglein im Eingang des dritten Liedes. 3 , 1 . 2 Die Konjunktive stehn nach dem wünschenden Wol, wie in v. 4 nach (ich) wünsch. 5 Ez hat schon K. für Er gesetzt. II. Der Ton ist nicht leicht zu beurteilen. Es liegt nahe, die Verse 1 und 2 zusammenzufassen, da fast alle durch Elision einen alternierenden Rhythmus bekommen: 1 Des meien zit und al sin schoene ist aber komen. Die vogel eingent süeze doene; ich hän vernomen 2 Ahl waer daz an minem heile und solte ez sin 3 An allen wandel ist min frouwe ein saelic wip Minne, gip daz ich beschouwe ir werden lip Ebenso wären dann die Schlußverse zusammenzufassen: 1 So fröiw ich mich daz min frouwe ist alse wolgestalt 2 So daz si mich niht versmähe, sost mir deste baz 3 An ir lit schoene ein groz wunder. sist mir liep, dest war. Aber 2,4/5 widerstrebt, wenn man sich nicht entschließen will, diu durch de zu ersetzen. So schien es mir doch geraten, mit Hagen und K. bei der Anerkennung selbständiger Verse zu bleiben, wobei man dann freilich vom VersscMuß zum Anfang des folgenden Verses - - statt des normalen - annehmen muß, so daß der Ton diese Form hat: A I = II Β III

(-) 4 a - | - 2 b ^ | 8 c ί : | - 4 a * J - 4 / 5 - ] 4 / ? - I (-) 4 α ά

Responsion verbindet die erste Strophe mit den beiden andern: 1, 3/6 lanc : sanc — 2,3/6 umbevanc : kranc 1 ); 1,8/9 schouwe : frouwe — 3,1/4 frouwe : beschouwe. Einzelnes. 1, 3 Parallelen zu (sumer)tage in Verbindung mit lieht, lanc und anderen Adjektiven bei Zingerle, Anz. 7,159. 6 ff. Zum Oedanken vergleicht K. Winli XV 4 , 1 Des meijin blüete fröit die vogel in den ouwen: Sö fröit mich ein minneclichez wip. 8 erg. Nu, um den Auftakt zu gewinnen. 2, 4 si streicht K., diu in 7 schon Ha. ΙΠ. LD. LVIII1-21. Die Form des aus trochäischen Versen gebildeten Tons, 'des häufigsten aller Siebenzeilertypen' (Heusler § 754), ist folgende: A I = II Β III

•i4a-|-i4b*:| ' 4 α ' I'4w —I ' 4 β '

Die letzte Strophe ersetzt α durch b, das mit α der ersten Strophe respondiert. Die Waise singen (1) steht in grammatischem Reim mit der Waise gesungen (3), s. Qiske S. 75. 1

) Nur diese bei Gieke S. 72.

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Einzelnes. 1,3 Parallelen bei Roethe zu RvZw. 273, 7. 6 Parallelen zu meie mit den Epitheta liehter, süezer, lieber u. a. sowie Epitheta bei vogelin: Zingerle, Anz. 7,159 /. 2,1/3 sunne : wunne hat schon Hagen geschrieben; über stark flektiertes sunne s. Haupt zu Neidh., S. 182. 3 Waz wünne mao sich da geliehen zuo ? Waith. 46, 4. 4 rose in touwe: Parallelen bei K., 8.213 /. 3,1 Liep ist gleich Liebe, s. Vogt zu MF. 127, 34. 2 in für min (G) hat Bartsch sicherlich mit Recht gesetzt; er schlug vor, zur Vermeidung des Hiate zu schreiben: Und gät da zem herzen in oder Unde gät zem herzen in. 5 Daß hier ein Vers, der mit -in endete, ausgefallen ist (infolge Abgleitens von dem vorhergehnden Reimwort sin), haben schon Ha. und Ba. angenommen. Die Hinweise K.s auf Fälle, in denen die letzte Strophe (als Geleit) einen Zuwachs an Versen zeigt, können nichts für das Manko beweisen, das hier nach der Überlieferung vorliegt, und der iine Fall, wo der Abgesang der letzten Strophe ein Minus aufweist (Neidh. XLV), ist unsicher und auf alle Fälle andersgeartet. So hat schließlich auch K. selbst die Annahme einer Lücke anerkannt. 6 (Disiu liet) diu (hat gesungen) in (Ο): K. hat diu in iu geändert und das sinnlose in hinter gesungen, wie schon Ha. und Ba., gestrichen. Wahrscheinlich ist dieses in aus dem iu verschrieben und des Reimes wegen an den Schluß gestellt worden1). Die Anrede an die Hörer ist wie in 1 2 , 2 (wo C auch in st. iu hat) und 6. - Daß der Schluß volksliedmäßig klingt, bemerkt Ba.

67. WILLEHELM VON HEINZENBUKG EMS. I 304; IV 238. Bartsch, Germ. 8, 36 ff.; Wilmanns, Seine Beiträge IV 103 ff.; Grimme, Die Anordnung S. 60 f.; Germ. 32, 413-15; Siüib, Zs. f . Gesch. des Oberrheine N. F. 48, (1934), S. 426 f.; Erwin Schneider, ZsfdPh. 66, 35 ff. [ Η . Beuschel, Verf.lex. IV (1953), 977.]

Ein adeliges Geschlecht von Heinzenberg2) ist nur an der Nahe, unweit des Schlosses Daun nachgewiesen. Drei Träger des Namens Wilhelm sind bezeugt: Wilhelm I 1215; II 1232; III 1263-1283 (siebenmal); er scheint um 1281 gestorben zu sein. Das auf einem Siegel mit der Umschrift Wilhelmi de Heynzenberc überlieferte Wappen zeigt eine einfache Wolfsangel und stimmt im wesentlichen mit den von Β und C gebotenen überein. Bartsch und Wilmanns entscheiden sich für Wilhelm III, da komen : benomen (I 1) und getete : bete sowie site : bite (IV b ) an Stellen erschienen, wo in den entsprechenden Strophen klingende Reime stehn, was auf einer Unsicherheit bezüglich des Gefühls für Quantität beruhe, wie sie bei einem oberdeutschen Dichter erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts zu erwarten sei. FreiM Der Schreiber kann aber auch in (dem walde) gemeint und zu streichen vergessen haben. *) Den freien Stand bezeugt die Urkunde vom 8. Nov. 1278, in der Graf Heinrich von Veldentze genehmigt, daß nach dem Tode βeines Verwandten Wilhelm von Heinzenberg dessen Lehen an den Bruder des Verstorbenen Johann fallen sollen (Görz, Mittelrhein. Regesten V 124J; vgl. Urkunde vom 18. März 1298, in der als Siegler auftreten die edlen Männer Friedrich und Johann, Herren von Heinzinberg (das. IV 609J, β. Grimme, Anordnung a. a. O.

67. WTLLBHBLM VON H E I N Z E N B U R G

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lieh könne man auch Wechsel des Reimgeschlechts annehmen, der in I V a und I V b vorkomme, indem wibe : belibe und in : hin als gleichwertig behandelt würden1) ; dergleichen finde man allerdings zumal bei einigen älteren Dichtern, wenn auch selten. Im Ganzen aber hält Bartsch es für wahrscheinlicher, daß Heinzeriburg kommen : benommen sowie getette : bette fbette schreibt B), sitte : bitte (so beide Handschriften) gesprochen habe, und entscheidet sich daher für den dritten Wilhelm. Wilmanns, der die fragliche Reimart in seinen Beiträgen IV 103 ff. in Zusammenhang untersucht hat2), kommt zu demselben Ergebnis wie Bartsch: 'nur sporadisch begegnen uns solche Reime bis gegen Ende des 13. Jahrhunderts und fast nur bei alemannischen Dichtern ; über die letzte, einschränkende Bemerkung s. u.3). Wie sind nun die Reime bei Heinzeriburg zu beurteilen ? Auch hier ist eine Sichtung nötig. Die Frage, die entschieden werden muß, lautet, ob unser Dichter J

) Bartsch, Germ. 8; er verweist hiefür auch auf Germ. 2, 288. ) Vorher β. schon JGrimm an Lachmann S. 181: 'Heimeriburg' 'verwirrt' 'stumpfe und klingende Reime' mit Beispielen aus anderen Dichtern. 3 ) Seine Beispiele müssen allerdings stark gesichtet werden. Zu willekomen: vromen bei Landeck HMS. I 353 b (SMS. 5, 28), die wie minne : sinne usw. als klingende Zäsurreime behandelt werden, hat bereits Roethe, Reinmar von Zweier S. 127 Anm. bemerkt, daß dieser Dichter sich solche Freiheit im Endreim nicht gestattet und Wörter der Form ^ χ von dieser Stelle überhaupt fernhält, weil er nicht sicher war, ob er sie stumpf oder klingend verwenden solle. — erwellet (wie Bartsch mit C richtig schreibt): gestellet bei demselben Dichter 1, 40 beruht auf waljan; vgl. Hadlaub SMS. 23, 33 erwellet : vellet. - zu schamel : lämel Boppe 1,13, 12 s. MSD. 3 I I 1 6 0 f., wo mehr über das ä solcher fremden Wörter. — sum(m)er : kummer Morungen 140, 32; Neidhart 49, 10; Dürne 2, 1, 2; von Suonegge I, 1, 1; der tugendhafte Schreiber I X 1, 6. Die Form mit mm muß fast ebenso alt sein wie die mit m, entstanden aus Kasus, in denen r unmittelbar auf m folgte und daher geminierend wirkte. Hätte man mm nicht tatsächlich gesprochen, so wäre es ein sonderbarer Zufall, daß gerade dieser Beim häufiger vorkommt und zwar bei Dichtem, die sonst niemals ^ χ mit * χ binden. — immer : gezimmer; auch hier ist die Geminata in immer gesprochen worden; über das seltene imer s. MSD. 3 II 247. - erkennen : wennen Landegg 20, 26; auch hier hat Bartsch mit C richtig wennen; s. Langosch, Göttweiger TrojanerkriegS. 39.114. — beschibe : vertribe Winterstetten X X X V I 2 , 7 ; aber Minor schreibt, was durchaus möglich ist, 1 : ί, indem er die Formen als Konjunktive Praesentis faßt. — klagen : sagen Wiriii 3, 2, 6 steht in Inreimen; es gilt also dasselbe, was oben zu willekomen : vromen angeführt wurde; ebenso von s e h e n t : verjehent bei Hohenfels V I I I 1 , 6 . - schaden: geladen Dürinc 1 1 , 4 ist irrtümlich aufgenommen: es ist stumpf gemessen. — Schließlich führt Wilmanns fünf Reime an, in denen site, erjeten, verweten, steten usw. als χ gemessen werden: hier liegen jedoch gesprochene Geminaten vor, die besonders im Alemannischen schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts vielfach in Reimen bezeugt sind, s. Zwierzina, Zs. 44, 1091 I I I 2 (wo Lanzelet, Barlaam, Krone); 45, 23 2 ; 46 2 ; Schirokauer, Beitr. 47, 99 1 ; Langosch, a. a. O. S. 39. Auch hier schreibt C sehr häufig t t . - Zum Ganzen s. auch noch H easier § 655 f . Von Wilmanns' Beispielen verbleiben also nur: Kanzler X I V 1, 2 klagen : trägen und XIV 2, 1 wesen : lesen; Rost zeSame 8, 2, 6 schaden : geladen sowie Hadloub, für dessen zahlreiche Beispiele Wilmanns auf Meissner (Göttinger Beiträge 1, 25 f ) . verweist. Dazu der Niederdeutsche Otto mit dem Pfeile V 1, 2, dessen, von W. als auffallend bezeichneter, Reim sehen : jehen wohl als seen : jeen zu deuten ist; vgl. speen : fleen bei Morungen 132, 3. Diese Beispiele für Längungen fallen also in der Tat in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts. Wie W. ausführt, ist der Kanzler etwas jünger als Boppe und Konrad von Würzburg, von denen er Töne nachahmt, Otto mit dem Pftle regierte von 1266-1308, Rost ist wohl Heinrich der Rost, der von 1316-1329 bezeugt ist und 1330 starb, schließlich Hadlaub, der in einer Urkunde von 1302 vorkommt. 2

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67. W I L L E H E L M VON H E I N Z E N B E R G

zu denen gehört, welche * χ und * χ bereits als gleichwertig behandeln oder ob er sich in die Reihe derer stellt, die zwischen den Ausgängen * sowie Λ Χ und -χ überhaupt keinen Unterschied machen: trifft das letztere zu, dann kann man auf Längung der Stammsilbe und damit auf späte Entstehung aus Reimen des Betreffenden keinen Schluß ziehen. Bei Heinzenburg ist das der Fall: im Ton I erscheinen in den Versen 1 und 3 sehen : verjehen, ferner zit: strit und kleinen : meinen als gleichberechtigt nebeneinander. Es liegt daher kein Grund vor, aus dem Nebeneinander von komen : benomen und singen : ringen sowie halden : alden in den Versen 6 und 7 des gleichen Tons auf Längung der Stammsilben des ersten Reimpaares zu schließen: es kann ebensogut ein weiteres Beispiel ciafür vorliegen, daß dem Dickter die Ausgänge * χ ( = und * χ gleichwertig sind. Was Bartsch sonst noch angeführt hat (getete : bete, site : bite sowie, wibe : belibe = in : hin, alles in IY a und IV b ), unterliegt m. E. anderer Beurteilung und kommt für eine Zeitbestimmung nicht in Betracht, s.u. zu diesen Tinten. Man ist daher keineswegs gezwungen, Heinzenburg in so späte Zeit zu rücken, wie Bartsch und Wilmanns getan haben, und man darf einem dagegen sprechenden Umstand erhöhtes Gewicht beilegen: dem mehrfachen Vorkommen einstrophiger Lieder, das nach Bartsch auf eine ältere Zeit deuten würde1) und den ersten Wilhelm (um 1215) als den Dichter vermuten ließe. Erwin Schneider hat hiefür auch noch die Einfachheit seines Strophenbaus sowie das ungekünstelte Minnewerben und Minneklagen geltend gemacht; auch die gelegentlichen zweisilbigen Auftakte wirken altertümlich. Ich halte also die friihe Datierung durchaus für wahrscheinlich. Die Zuweisung unseres Dichters an das Heinzenberg bei Kreuznach ist nicht unbestritten geblieben. E. Schneider zieht aus der Stelle, die er in C wie in Β einnimmt, den Schluß, er sei ein nichtadeliger Österreicher gewesen und stamme aus dem einzigen dort nachweisbaren Heinzenberg bei Zell a. Ziller in Tirol. Nun ist es ja richtig, daß in diesen Handschriften in seiner Umgebung fast ausschließlich Österreicher (oder Dichter, die man dafür hält) auftreten: in 0 ist die Reihe: Sachsendorf, Wachsmut von Künzingen, Heinzenberg, Leutolt, Metz, Rubin, in Β Wachsmut, HiUbolt, Heinzenberg, Leutolt, Rubin. Aber wichtiger als die Stellung in den Handschriften, deren Beweiskraft erheblichen Zweifeln unterliegt, ist das Zeugnis der Sprache, und das vermag ich mit österreichischer Herkunft nicht zu vereinigen. Schon Bartsch hat auf zwei bezeichnende Reime hingewiesen: I 3 liest man in C, die allein diese Strophe bringt: Des dienstes dühte mich vil k l e i n e n : meinen (Inf.), Dieses kleinen unterliegt dem Verdacht, eine Glättung zu sein, wie C solche bekanntlich so oft vorgenommen hat, da kleinen nur alemannisch bezeugt ist (Boner, WvRheinau, Hadlaub): der Dichter reimte wohl kleine mit nasallosem Infinitiv meine. Denselben Verdacht hat Bartsch bezüglich I 2, 2/4/5 geäußert: während 0 zallen tagen : klagen (Inf.) und sagen (Inf.) schreibt, hat Β alle tage : clage : sagen. Die natürliche Erklärung für das Auseinandergehn der Handschriften ist auch hier, daß ein Reim mit nasallosen Infinitiven (alle tage : klagen, sagen) von Β und G auf verschiedene Art beseitigt wurden. Hinzufügen läßt sich die Form slän, im Reim auf getän und man in I 3, 5 gesichert. Schließlich sei noch erx ) Unter den Schweizer Minnesängern hat nur der ältere Singenberg zwei Beispiele (Nr. 3. 2 9 ) und Honberc vier (1. 3. 4. 8); Winli (8) ist wohl nur Bruchstück.

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HEINZENBURQ

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wähnt, daß die gleiche Wertung stumpfer und klingender Ausgänge besonders in den rheinischen Gegenden beliebt war, wofür die von Margarete Lang herausgegebenen Lieder der Berliner Handschrift Germ. Fol. 922 zahlreiche Beispiele bieten1). Nach alledem erblicke ich in Wilhelm I von Heinzenberg an der Nahe unseren Dichter. I. Die Strophe hat folgende Form: A I = Β

II

( - ) 4 a * (x) | - 4 b * (x) : |

III

- 4 » ί ( ι ) | - 4 α ί

IV

-

4 a i

V

-

4 α

2

χ ) -

ϊ

\-2 β * 1-2/9 ^

Eigenartig ist die refrainartige Gestaltung der Verse 7-10 in Strophe 2 und 3 sowie die Waise in 1, 9 und 3, 9 (letzterer Vers = 2, 9/), der in 2 an gleicher Stelle eine angereimte Zeile entspricht. Einzelnes. 1 , 1 w e n n gebraucht der Dickter auch I I 8 . 4 Mit A l s e (BC) erhielte der Vers einen Takt zu viel. 9.10 druckt Hagen als einen Langvers und zerstört damit die Gleichheit mit 7. 8. 2, 7 Walther 112, 12 Sit man niem a n siht n ä c h fröiden r i n g e n ; 114, 3 5 D i e n ä c h f r ö i d e n r u n g e n . 8 Walther 1 4 , 1 8 s i s t β ό g u o t ; vgl. Schmidt, BuR., S. 1 0 0 . 3 , 3 Walther, 1 0 , 1 5 s i meinent dich m i t ganzen triuwen kleine. 4 v i l ergänze ich, da sämtliche Verse mit Ausnahme des Eingangs, der öfter eine Sonderstellung einnimmt, Auftakt haben. Π. Der einfache Ton besteht aus Viertaktern und iinem Sechstakter in folgender Anordnung: A I = Β

II

(-) 4 a - | - 4 b - : |

III

-

4 α έ | - 6 0 *

IV

-

4 / 9 ^ I ·£ 4 α χ

Einzelnes. 4 Hinter i c h ist etwa i e m e r ausgefallen. Oder soll man hinter ein d u r c h s i ergänzen, s. Walther 1 2 0 , 3 l e h n w o l t e f r ö i d e d u r c h e i m i d e n ? [Im Text: a l l e f r ö i d e ! K.] 5 l. N u s u o c h e i c h . 8 l. W e n n toie I 1,1 ? fröide

III ab . Die Hs. C bezeichnet I I I b nicht als neues Lied, und so hat Hagen I I I b als zweite Strophe von III" gedruckt. Die Abweichungen im Ton zeigen jedoch, daß man es mit zwei Sonderliedern zu tun hat: III A I = Β III IV

II

a

I I P

4 a ι | (-) 4 b ι : | - 4 α έ | -

4 /? =-

- 6 / 9 * 1

6 /? * | 4 α

-

A

I =

Β

III IV

II

- 4 a

s | - 4 b

ι :|

- 4 a - ' | - 4 a - i | - 4 a i - 4 a

|

4w

j

4 α

ί

^Während in Bartsch' SMS.nur Hadlaub 21, 32, 1 mit f r ö : h ö ( = k l e i n e : r e i n e und t r i u w e n : r i u w e n ) ein Beispiel bietet, für das der Herausgeber jedoch f r ö e : h ö e etnoägt. 2 ) In Str. 1 steht w statt a. Ebenso in 8 , falls man nicht m ä h t m i n b a z g e w a l d e n lesen darf, was C an 2, 9 angeglichen hätte.

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HEINZENB0RG

Man kann die Strophen als Variationen über iin Thema bezeichnen, von denen jedoch eine jede einen deutlichen Schluß hat. III 8 . 2 Das Versmaß fordert eine Besserung; auch ist die Verbindung sich m u o t e s underwinden sehr auffallend und die Abhängigkeit des nach minne von muot und dienest zum mindesten ganz ungewöhnlich: man erwartet Verba. Ich schreibe also M u o n s ( = müejens) und d i e n e (dienen[ne]s)1) nach minne; vgl. Pdrz. 599, 13 Ob iuwer herze wolde Mir dienen nach minne; 549, 21 ich diene nach iuwern hulden. 3 Da (st. [So] daz BC) scheint mir notwendig: der Dichter kann sich nicht vorwerfen wollen (Der sinne mir gebrast v. 5), daß er es an Mühe und an Dienst habe fehlen lassen, sondern er beklagt nur, daß er beides dorthin gewendet habe, wo er keine Gnade gefunden habe: dazu paßt auch sinne f Einsicht') weit besser, als wenn man es auf müen und dienen beziehen müßte. 5 Der ist Demonstrativ. 8 waene muß durch wände ersetzt werden, da sein wän der Vergangenheit angehört: jetzt glaubt er es ja nicht mehr. 9 Vgl. Parz. 219, 22 Mir ist freude gestin, höhmuot gast. III b . 5 Vgl. Reimar 152, 15 Ich wirde jaemerlichen alt. 6 disen st. den füllt die Senkung. 7 Des auf pin weisend wäre eine Plattheit; Der schafft den bekannten Fluch auf die stete, s. IV a 1 f f . ; Reimar 162, 25 ff.; 171, 31; Walther 96, 29 ff.; zum Ausdruck s. HausenMF. 48, 31 Der wolte ich äne sin. IYa"b. Auch hier hat Hagen, C folgend, die beiden Strophen zu einem Liede zusammengefaßt, obwohl die Töne sichtlich verschieden sind2): IV 8 A I = II 4 a -ί I - 4 b -ί: I BIII 4α-μ4/3-I-4/3IV -6y-3)|-4y-|^4a-

IV b A I = II(-) 4 a -ι I (-) 6 b * : I BIII - 4 α I 4/? i | - 4 / 5 i IV -4y-i|-4y-ij-i4 α

Die beiden Lieder bilden gegensätzliche Pendants: der Gegensatz liegt in dem Innern des Dichters, indem er in dem einen Liede um Gnade fleht, in dem andern an der Gewährung verzweifelt, und er liegt zugleich in ihrer beider Verhalten: ir stete in seiner Minne, sie staete (denn der Diamant ist ja auch das Sinnbild der staete^ in ihrer Härte. Aber staete, wenn auch entgegengesetzter Art, haben beide gemeinsam. Auch hier hat jede Strophe einen deutlichen Schluß. Bei der Ähnlichkeit des Strophenbaus hier wie in III a " b darf man wohl vermuten, daß auch in der Melodie einzelne Phrasen aneinander anklangen. IV a . 1 Zur Ausfüllung der Senkung scheint hie vor st. ie passend: der Gegensatz zu dem folgenden Nu wird dadurch noch schärfer betont. 7 Das sinnlose mich -mm- 374 meidem Acc. Sing. = Mädchen 81 meinen an 455 merksere 601 merker 686

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Metalle als Wertsymbole 322 mich et. min 118 michel(e) - - um vieles 514 mine, diu st. diu miniu 205 min unde din 164 Minne: hohe 349 — als Dieb 395 — als Jagd 33 — als unminne 593 — Eindringen durch d. Augen 518 — ideale Auffassung 382 — personifiziert 388. 561. 588 — raeatet 492 minne, gehäuft 225 minne/liebe 269. 2701 minne: „in der minne" 146 — „trüte minne, süeze minne" 161 minneclich, Wiederholung 36 minneclichiu minne 109 minnediep 6 — im Tagelied 694 f. minne-liehe 271 minnerlin, argez 595 Minnewunden und ihre Heilung 39 missevar infolge der Minne 289 Mund, rotbrennend, glühend etc. 184. 185. 381 — als Arzt, Heiler 603 Mundarten: alem. 2. 95. 176. 244. 302. 433. 462. 489. 591. 639. 643 bair. 68. 356. 478. 517. 598 fränk. 647 md. 18. 56. 681. 168. 175. 183. 339. 342. 343. 344. 346. 347. 386. 438. 443. 455. 4701. 478. 489. 513. 598 nd. 18. 381 obd. 11. 178. 267. 303. 352. 386. 396. 400 f. 409. 489. 638 österr. 68. 356. 534. 545. 598 rhein. 18. 641 schwäb. 35.41.42.55 1 .61.63.67. 89. 218. 232». 236a. 433. 438. 479 ff. 559 f. Schweiz. 104. 453. 479 ff. südbair. 76 f. thüring. 55.168.267.275.501.598

muot, verglichen mit körperlichen Größenverhältnissen 300 mit fliegendem ar oder valken 184 muot, höher (b. Lichtenstein) 543 — wilder 44 »-Ausstoß 243. 685 -n st. -m 176 nd, Adv., im Beim 483 nächgebur, bildl. 574 Nachrufe 405 f. naht, Plural 4781 nahtegal, diu liebe 92 Nachtigall, im Singen dahinschwindend 366 ndch vam, Waidmannesprache 43 f. nähe am herzen ligen, nähe ze herzen gän 79 Namen, allegorische 515 —, die Macht des Weibes demonstrierend 59 Natureingang. Verdichtung zu Substantiven 691 -nd-: -nt- 482 ne- (Neg.partikel) b. Inf. 565 — Gebrauch b. Luppin 278 ne, pleonastisch 524 f. Nebensätze, wiedergegeben durch Präp. in Verbindung m. Subst. 664 Neid ist nicht zu fürchten 457 Neifen, sprichwörtl. Verwendung des Namens 87 neinä, auffordernd, das Gegenteil verbittend 98. 175. 591 Nibelungenzeile 143 f. 299 niet = niht im Beim 482 ntgen, (unz) üf den fuoz 571 f. -ntj-t, 2. Plural 125 nceter, Kompar. 276 ηύ, nicht zeitlich 615 ö : δ 480 ob =-- daz 349 oberhimel 251 -orte(n) : -6rte(n) 433. 595 österlicher tac 61 ougen, spilnde 141

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ougen süeze 274 -ouwen im Beim 552 όιυί dir, welt 620 Oxymora 375. 394. 449. 460. 614 Parodie auf Lieder der niederen Minne 132 Partizip, substant. 187 Pastourellenvers, afrz. 144, 146 Pausenreim 134. 135. 148. 150. 531 Pilger als Edelmann 145 f. Polemik, literar. 79. 605 porte: horte 433 Prädikatlosigkeit in Sentenzen, Sprichwörtern etc. 661 Präsens und Präteritum gleicher Verba im Abgesang 42 Preis ehelicher Liebe 270 Preisstrophen weibl. Vorzüge 92 Probenacht 79. 632. 634 pronieren 20 Pronom., vorangestellt 389 — pers., fehlt 247 Pronominalform, r-lose 1781 Publikum: — Anrede an d. P. 259 — Aufforderung, den Sommer zu empfangen 497 — Bitte an d. P. 492 queste 674* Rabenschlachtstrophe 506.547.549. 554 Rat des Herzens 295 rede: sich der r. begeben 305 rechen der Geliebten 475 rechen an m. Acc. 287 Refrain 19». 25.34.45.72 f. 82.132 f. 145.146.153.154.159 f. 171.182. 183.191.208.232 ff. 258.262.277. 285. 288. 290. 312. 346. 351. 355. 378. 396 f. 452. 495. 518. 575 ff. 591 ff. 644 — als Abgesang 146 — als Pointierung 147 — im Tagelied 379 rehte, vor Adj. 615

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rehte(r), so st. solhe(r) 269 Rechtssprache 469 Rechtssymbolik 52 reie - tanz, Gleichsetzung und Unterscheidung 567 reige, Bedeutung 572 reiget 490 Reim, grammatischer 12.21. 25.43. 46.90,96.99 f. 107.112.121.123. 143. 144. 171. 174. 187 (Inreim). 214.222. 233.243.247». 269.273. 296. 301. 302. 315. 365. 396. 411. 413. 420. 425. 464. 502. 504. 505. 507. 509. 527. 535. 543. 545. 546. 549. 552. 577. 579. 587. 594. 614. 616. 628. 637. 706 — rührender 6. 11. 40*. 41. 53. 571. 60. 62. 81. 95. 100.101. 112. 123. 124.125.133.136». 145.184.186 1 . 205. 2581. 262.304.310.335.336. 394. 396. 448. 501. 626 spiele 89 spräche bei Rotenburg 479 ff. V e r d r e h u n g in d . Stollen 121. 142. 214. 265 Reimklang, gleicher, durchgeführt 221. 259. 530 Rhein = Deutschland 377 rieh: -ich 484 rife 139 rihten von uns, Bedeutg. 229 Rom verbrennen 454 — Verhältnis zu 249 Rosenkranz, symb. 41 Roß als begehrter Lohn 81 r6t, infolge der Minne 289 — vor Kummer 367 Rotwerden der Augen vor Kummer 215 Rubin im Golde 395 runen, Bedeutung 81 s - s : -ζ 484 aache, diu irste = Gott salden schrin 191. 291 s seiden wünsch 42 sadic 209 sadic, smlic 108. 344

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s selig man 47 sselig wip 47. 298. 478. 706 s sseze, Konj. 674 4 schalle = in dem hoveschalle 81 schamelop 543 2 schdt et. schadet 158 schilt, bildl. 39 Schlagreim 290. 570 — Verbindung mit übergehendem Reim 260 schrin, bildl. 209 schallen 595 Schütze: Minne, Augen, Venus als Sch. 150 Schuld des Herzens 29 schuo st. schuohe 146 Schweifreimbau 13 f. 40 185 Schweigegebot d. Geliebten 430 segen: pflegen 388 Sehnsucht nach dem Morgen 380 Seiltänzer 51 seine, Adv. 134 „der Seiten, der enzwei ist" (Motiv) 567 selp steht nach Pers. Pron. 230 1 Selbstverwünschung 220. 306 selten neben nie 325 sen = sihe 337 si/sie im Reim 373. 561. 589. 602 Siebenzahl 248 Sing. d. Prädikats b. mehreren Subj. 342 b. plural. Subjekt 341 Singen, abhängig v. Befehl d. Geliebten 431 sinnen + Inf. 24 sit Anfang der Bekanntschaft betonend 146 f. smecken = schmackhaft machen 514 sni und rife verbunden 508 s6 = anderseits, hinwiederum 154 s6 dir got 422 Sommer und Winter in der Lyrik 525 Sonne und Sterne 44 sorgen, harte = sich Sorgen machen 238

sper: „mit uf geriktem sper" 311 Spiegelstollen 45 1 sprich ja 116 Sprüche, liedmäßige Einheit gleichtoniger 254 2 Spruchgattung: 3- und 5-strophige Gedichte 394 Spruchform und Liedinhalt verschmolzen 386. 387 Spruchstrophen, Bindung von 397 Steele als Bote 621 Stollen-Abgesang-Gleichheit 209. 689 Stollenstellung, romanische 211. 216 f. strahlende weibl. Schönheit 272 ff. str&le 603 strdle, der minne 104 etrdze, an der bildl. 16 stric als Liebesfessel 44. 116 Strohkranz, symbol. 41 Substantive auf -en, 2. Plur. 247 sumer = Mai 127. 133 summer: hummer 517 sunder meil 630 sunne, st. 638 sue st. s6 216 swanger, auf die Erde übertragen 45 „swar ich var" 38 -t-: -tt- 484 tage, die liehten 509 tanz, Bedeutung 572 Tanz d. Dichters mit der Geliebten 209 teil: „ein teil", Bedeutung, 700 f. Terzinen 40. 150 Tierfabeln im Spruch 261 1 . 263.516 tiuvel: „des tiuvels s&men" 176 toben 35 Tod: „nur der T. scheidet" 172. 393 teeren = taub machen 567 toeter, Kompar. 276 Tripodie 594 Tristansage, Anspielung auf 531 triuwe als Bote 621 treesten : mich, Obj. zu t. 134 $ Troja 17

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fügende, Nom. u. Acc. Sing. 565.566 tugenthaft 499 f. tump 561. 573 twellen: wellen 40 üf, zweitaktig 378 üf heide, artikellos 274 üfjuz rekter sträzen 346 umbe triben als einen bal 164 unbetumngen, Bedeutung 299 und condit. 111 und im Auftakt 3301. 336 unde, konzessiv 281 unde = ungeachtet 475 under hende — sofort, alsbald 306 under ougen 164 urhap nemen 674® •uwen, Verba auf, im Beim 552 üzreiee, Wirkung der 532 üz und üz 15. 20 Vagantenzeile 144 f. 146. 290. 389. 516 van 249 varend 621 vaz = Herz d. Liebenden 340 verderben = Verderben bringen 4911 verldn, Part., im Reim 480 Vermählung des Himmels mit der Erde 45 vemiugem(en), vemoijieren 461* Verse, ungradtaktige 686* versm&te = 2. Sg. Ind. Praet. 346 Versteckname: „der Schoene glänz" 177. 179 Verstummen vor der Geliebten 114. 117. 118 Verurteilung des höf. Minnesangs 81 vervdt im Reim 400 f. 481 verwinden 457 Verwünschung der Bösen 448 — des Königs 384 f. — v. huote u. Merkern 185 — des Tages 379 vier, formelh. 47. 81. 1931. 202 „den Vierden" 417 vierundzwanzig Jahre = Abschluß der Entwicklung 311

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Vögel können nicht helfen 583 vogelin/vogele 117 vogellin, hleinez; d. kleinen 295 Vogelsang 617 Vokalspiel 221.343. 489. 543 (Wa.); — v.Waisen 110 Vokativ mit nachgestelltem Pers. Pron. 6962 Wächterlieder, geistl. 397» Wächtertagelieder, vorwolfram. 233». 653 ff. wdfen 298 Waffen, weltl., d. Geistlichkeit 256 Waise bildet ein Korn 184. 276. 636 w&n, tumber 622 waz sol. . . waz sol. . . 496 wi tuon v. der Geliebten gesagt 298 wee st. enwec 3391 Weckruf am Strophenschluß 172 weinen 46 weit = werlt 433. 479 wen = wenne 348 wennen, alem. 591 werlt = Gesellschaft 384| wesen, das fünfte = der Äther 251 wibes segen 545 wigen 161 wilde 1. 702* wildi 36 Willkomm an den Mai 290 winde, süre 113 (verjwinden, sich, verwunden sin 578 winder 566 Winter — lange Nacht 257. 381 wip-frouwe- Streit 553 wxplich wip 544 totste = wischte 4751 witert — „solches Wetter macht mir meine Herrin" 536 Wogen, Sturm der, bildl. 5 wolte = würde 5 Wortspiel: liep 103. 502. 589 Wortwitze in Sprüchen 514 wünsch, artikellos 590 Wunsch nach äußerer Kennzeichnung Treuer u. Ungetreuer 623

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zange, bildl. 9. 51 Zäsurreime 265. 368. 469. 639s ,,ze lange sin" = zu lange ausbleiben 370 Zeitangaben 447 „Zerbrechen des Kruges" 131 zergdn, Part., im Beim 483 ziether 277 zom = Gegenstand des Zorne 333

zügeliet 398 „mit zühten gemeit" 417 zwei st. zwine 136 Zweikampf zwischen Mann und Weib 242 zwivel 296 — artikellos 22 Zyklenbildung 197 ff. 305. 362

LESARTEN, NACHTRAG ZU BAND I Um den Apparat nicht unnötig aufzuschwellen, sind im wesentlichen nur die Varianten verzeichnet, die Sinn und Metrum betreffen (Abweichungen von der im Text geltenden Regel, daß bei Elision von Hebung zu Senkung auslautendes e geschrieben wird, bei Elision von Senkung zu Hebung nicht, bleiben unberücksichtigt). Die Schreibung folgt Carl von Kraus' Grundsätzen, Vokale mit diakritischen Zeichen (außer y mit Punkt) werden jedoch durchweg diplomatisch wiedergegeben.

28. Der Kanzler II 12—14 In dem gulden don kanczlers d, In des kanczlers hohen gulden tone t, Daz ist der vrawni lob w. 12 Mit Noten t. 1 hoher vor w. w, fehlt d. eret. 2 H a t got d. rein wibe d. 3 Ire n. d, I i name w. 4 dhain w. creatür dtw. geselschafft d. 5 werden w. ire d. 6 Wo immer dt, öfter w. ie] die d. zucht so zuchtig t (vgl. t v. 8). 7 sie gebar on t, si gepere w, gebere d. 8 ye chraut g*nuchtig w, iee (aus ire) k r ü t so guttig d. 9 So gwan w, Wie gewan d. so herte w, so grosse d. 10 Wie würtze d. saftes w, saffe d, saftent t. 11 ußerweltes dtw. 12 zu dt. 13 blum tw. 14 Uf feld(e) dw. oder auwen t, u n d in den a. dw. 15 Was — meye t. Sprich suzzes mayen blftte w, fehlt d. 16 wunnenbernder tw, wünen berender d. s t a m w, stein d, n a m t. 17 gyt uns t, uns g i j t d, pringet w. hohes gemüt d. 18 vor t. Darobe schwebet ein wibs d, Darob swebt ein weibes w. 19forcht dtw. undi d, und ir t. 18, 1 Waz oder Was immer dtw. 2 Oder w. lufftest d, lustes w. 3 fewr auz h. w. 4 neret tw, frey stet (für fristet) d. von t, in dw. der fehlt tw. 5 Vische w. und fehlt w. β und 8 vertauscht dw. 6 tawe d. erfewcht e t w. 7 Und fehlt w. Und —· tac fehlt (mit dem Schluß von 8) d. machet w. gnaden r. d. 8 glancz t, craft dw. erliuhtet fehlt d. 9 mon und stern cleyn unde t, mond und auch die sterfi clein und d, der mon sterne chlain oder w. 10 Gibt 1. n a t ü r begir d, In 1. nature geit w. 11 auge zierde t, äugen gezirde d, aug getzirtes w. 12 und 14 vertauscht d. 12 ore ye guts gehörte d, 6r ye güts gehörte w. 13 munde w. so cluges ie t, kluges ye w, ye hübsche d. 14 nasen süß (süß t)h.t, nas ye suß bekarte d, nase ye suzze bekorte w. 15 Was sich a n r u r t an liebe d, Waz fristet sich a n leibe w. 16 Es sie san wild oder z. d, Von wunder wildem o d e r z . w. 17 decket der d, dek(et) ye w. hiemel dtw. 18 vor t. Dorob swebt eines w, Darober swebet ein d. 19 wie 12, 19. schan d. 14, 1 moch t. Was mag (mage d) sich wib dw. 2 Seind sich w. der] die d. heiligkeit dw. 3 Geporg w. in] ir d. junckfr&un t, wibes dw (vgl. dw v. 6. 7. 8. 10. 11/. 13. 16). schössen tw. 4 Den alle h. mocht d. 5 Umb vahen d, Gevahen w. y r m t, ire d. liste w. 6 gäbe d. ein m e y t t, ein wip d, weib w. herberich d. 7 ir t, wip dw. ze (zu d) fleisch ward ein (auch das d) wort dw, ein wort zu fleische wart t. 8 blep dannoch t, welaib dach weib w, bleibe doch ein wip d. erige d. 9 So das sie Sünde d,

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L E 8 A B T E N , NACHTRAG ZU B A N D I

So daz di sinne w. sund doch nie t. beginge d. 10 Alsus w. gebare d. sie t, weib to, ein wip d. 11/. Der aller der weit m. Mit weib h a t abgew. w, Dürch wip der weit m. Die hat got abegew. d. abgeweschen t. 13 Durch weib ere red vergezzen hat w, Durch wipe er nicht vergessen hat d. 14 In rewet daz er w, Mich rüt das er d. 16 gemacht d. 16 Sijt uns das heile von wibe bekäme d, Seid und daz hail von weiben cham w. 18 Da by lob ich t, Dorob swebt w, Darober schauwet d. wibs d. 19 wie 12, 19. schäme d. Hierauf Amen. Amen d, Explicit vrönlob w; in t folgt die oben 5. 247 zitierte Bemerkung, die eich auf die Melodie zu diesem und die zweite, weniger anspruchsvolle zu dem in t unmittelbar anschließenden Bar 16—17 bezieht, nicht auf einen anderen Ton.

44. Reinmar von Brennenberg IV 1, 1 leucht g, brennet t. recht als t. 2 Wen er hat sich gejunget C, Wan als her sich erjungit n, Der sich hat erjunget g, Er kan sich wider jüngen i. in den n. 3 Und n. heyser n, roter t. ysen t. von C, aus g, in nt. 4 Er gt, He n. eydet gn, heytert t. ein g, des t. kyel n, keyl g, kel C, kele t. 6 geneistet C, ganestet t, genispit n, glestet g. daz füre snell t. β und 8 vertauscht t. 6 Wan solt C, Und solt t, Och muste n, Got muest g. der z. gt. zündel t. er] ich t. 7 brennet t, lugtit n. recht als t. eyne n, die t. 8 Er g. wie fehli g. r. al in (1) des meyen ringe (: enphinge) t. 9 Da drehet us C, Dar aus dringet g, Dar uz so drinct n, Dar uz so gat t. balsme n, balsem C, walsam g, balssam smag t. wer d. h i t t. 10 Der jügent wider t. und mag aiich nyemer werden alt t, unt kan nemer w. a. n, und chan nit w. a . g. 11 steteklichen C. Wem si mit regter lebe wonit stiede bi n, Wem mynne wonet mit steten treuen vaste bey g. Wem sie mit gantzer steter trüwen wonet bij t. 12 Dem (aus Den t, De Cn) wehsset (wesit n, wahset C) Cnt, Der gewinnet g. gra n. wirt (is η, stet t) öch (uch n) Cnt, lebet sunder g. 2 In f nur 1—8. 1 Woille f . 2 berenden C. Die mit iren hohen dogetten an freuden mich bekrönet f . 3 min C, eyn f . roiß gewaschen / . 4 Seht — vil C, Es wem mit erer eynigen schone/. lande/. 5 sonen glantze / . m. schyne (: myne) / . β myne hoester droiste / . in fremde aügel w . / . 7 Si erlühtet gar C, Sie erfrauwet m i r / . 8 si ist C. Wo ich in dem 1. kere myne troiste ist sy in 1. / . 8 In f nur 1—8. 1 Wenne ich stee und gedencken wie ich / . hab C. 2 angesiget vor / . manigen C, also manichen / . 3 gedencken woil und wee / . gesche(e)n Cf. 4 Swenne C. sol C. So ich gedencke der wanikl. cl. (eo der Vers) f . 5. β gedencke / . β allezyt an die so mynnicliche / . minnenkl. C. 7 ane C. Gar dicke so wurde ich ane sehen / . 8 Swenne ich si sehen sol als e. e. f ü r mich C, Das ich die schonen vor mich sich als e. e. / . 9—12 steht in nt als Schluß zu β. 9 ie so C, also n. schone Cn. Wol (mich getilgt) mir daz mich ir aügen ye habent an g. t. 10 avint royt n, morgen rot C. sunne. uf bren n. Sie ist myn morgen rote myn liehter (1) tag uff brechen t. 11 Min meyn szin n, Sie ist myn mey t. 12 Wol mich daz ich si ie gesach η (vgl. β, 12a), Wol mir ob ich ir dienen sol t {vgl. β, 12b und t 6, 8 a). wol mir wanne mir t. schone C, liebe n, reine t. 4 In g* nur 1—2 (gefolgt von zwei anderen Versen, mit der Melodie zu v. 1—2/ 5—β), inf 1—8; in ik 9—12 als selbständige Strophe, s. Bd. I, S. 276.1 lückenhaft (die äußere Hälfte des Blattes ist abgerissen), ζ bezeichnet gemeinsame Lesarten der Drucke za und zb. 1 So (Wie z, Nu