Das »Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache«: Bericht, Dokumentation und Diskussion 9783111339955, 9783484309128


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German Pages 228 [232] Year 1986

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Table of contents :
Vorwort des Herausgebers
Inhalt
Das “Wörterbuch c!er deutschen Gegenwartssprache”. Ein Bericht
Dokumentationsanhang
Anhang 1. Überblick über die Publikationen der einzelnen Lieferungen des WDG von Band I - VI (1961 – 1977).
Anhang 2. Die Bearbeitung (Redaktion) des WDG
Anhang 3. Wörterbuch der deutschen Sprache der Gegenwart. Probedruck abs-, Berlin 19
Anhang 4. Bemerkungen zum Probedruck des Gegenwartswörterbuchs der deutschen Sprache (1956)
Anhang 5. Zur Gliederung des Wörterbuchartikels (Brief an Ruth Klappenbach von Juli 1956)
Anhang 6. Zur Anlage von Wörterbüchern (aus: Wissenschaftliche Annalen 5, 1956, 968–973)
Anhang 7. Das Wörterbuch der deutschen Sprache der Gegenwart (aus: Deutschunterricht 11, 1958, 142–160)
Anhang 8. Rezensionen des WDG in Zeitschriften
Anhang 9. Rezensionen des WDG in Zeitungen
Register der Rezensenten
Anhang 10. Verschenkte Objektivität. Klassenkampf bei der Edition eines deutschen Wörterbuchs (aus: Die Tat 7.8.1971)
Anhang 11. Zum 70. Geburtstag von Nationalpreisträger Prof. Dr. Theodor Frings (aus: Neues Deutschland 21.7.1956)
Anhang 12. Ansprache zur Trauerfeier für Wolfgang Steinitz in der Akademie der Wissenschaften am 24. Mai 1967
Diskussion
Wörterbuch und Wahrheit. Zur Rezeption des Wörterbuchs der deutschen Gegenwartssprache in der Bundesrepublik
Das Wortarchiv des WDG in chronologischer Sicht. Eine Klarstellung
Literaturverzeichnis
Namenregister
Fotodokumentation
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Das »Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache«: Bericht, Dokumentation und Diskussion
 9783111339955, 9783484309128

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LEXICOGRAPHICA Series Maior Supplementary Volumes to the International Annual for Lexicography Suppléments à la Revue Internationale de Lexicographie Supplementbände zum Internationalen Jahrbuch für Lexikographie

Edited by Sture Allén, Pierre Corbin, Reinhard R. K. Hartmann, Franz Josef Hausmann, Hans-Peder Kromann, Oskar Reichmann, Ladislav Zgusta

12

Published in cooperation with the Dictionary Society of North America (DSNA) and the European Association for Lexicography (EURALEX].

Helene Malige-Klappenbach

Das »Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache« Bericht, Dokumentation und Diskussion Herausgegeben von Franz Josef Hausmann

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1986

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Das "Wirtertrach der Deutschen Gegenwartssprache" : Bericht, Dokumentation u. Diskussion / Helene Malige-Klappenbach. Hrsg. von Franz Josef Hausmann. - Tübingen : Niemeyer, 1986. (Lexicographica : Series m a i o r ; 12) NE: Malige-Klappenbach, Helene [Mitarb.]; Hausmann, Franz Josef [Hrsg.]; Lexicographica / Series maior ISBN 3-484-30912-1

ISSN 0175-9264

© Max Niemeyer Verlag Tübingen 1986 Alle Rechte vorbehalten. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus photomechanisch zu vervielfältigen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt.

V

Vorwort des Herausgebers Es kcrrmt nicht alle Tage vor, daß ein größeres Gegenwartswörterbuch, statt von einem kcrrmerziell denkenden Verlag, in einer Akademie erarbeitet wird und daß folglich wesentliche Informationen über das Zustandekommen des Wörterbuclis publiziert werden können, anstatt, wie bei Verlagen üblich, der Geheinhaltung zu verfallen. Es ist auch nicht gerade häufig, daß ein bedeutendes Wörterbuchprojekt mit wissenschaftlichem Anspruch im Wesentlichen von Frauen geplant und durchgeführt wird. Die großen Namen der Lexikographie, cb sie Murray oder Webster, Grium oder Sanders, Littre oder Rcbert heißen, sind vornehmlich und traditionell Männer. In der endlosen Liste von Lexikographen lassen sich nur wenige Lexikographinnen ausmachen, wie Maria Moliner in Spanien, Josette ReyDebove in Frankreich oder Anastasija Petrovna Evgen'eva in der UdSSR. Umso größere Beachtung verdient das Wörterbuch der deutsahen Gegenwartssprache. Nicht nur ist es die bedeutendste lexikographische Leistung deutscher Sprache im 20. Jahrhundert, der alle nachfolgenden einsprachigen Wörterbücher verpflichtet sind, es ist auch wesentlich das Werk zweier Frauen] und es ist ein Akademiewörterbuch und somit offen für alle Fragen, welche der Wörterbuchforscher an die Autorinnen zu stellen hat. Rath Klappenbach, die Leiterin des Wörterbuchprojektes, ist 1977 kurz vor Erscheinen des letzten Bandes verstorben. Ihr zur Seite stand von der ersten Stunde der Wörterbucharbeit an die ältere Schwester Helene Malige-Klappenbach. Es ist nicht ohne Tragik, daß Ruth Klappenbach den Ruhm für die 25-jährige lexikographische

Schwerarbeit nicht mehr ernten durfte. Und es ist nicht ohne

Größe, wie Helene Malige-Klappenbach seit 1977 bestrebt ist, in Treue und Fürsorge über den Tod hinaus ihrer Schwester Denkmale zu setzen. Dazu gehört die von Werner Abraham herausgegebene und 1980 in den Niederlanden publizierte Gedenkschrift für Ruth Klappenbach mit dem Titel Studien zur modernen deutschen Lexikographie, und dazu gehört auch dieser Band, der in bisher nie dagewesener Beide Frauen hatten übrigens reiche Lehr- und Fremdsprachenerfahrung. Ruth Klappenbach gab nach dem Krieg mehrere Jahre Deutschunterricht für russische Offiziere. Helene Malige-Klappenbach war fast zwanzig Jahre Er.glischund Deutschlehrerin an der Oberschule.

VI Weise Informationen über ein Gegenwartswörterbuch bereitstellt. Der Band ist das Ergebnis der deutsch-deutschen Zusarrmenarbeit von Helene Malige-Klappenbach (Ost-Berlin) als Verfasserin und dem Herausgeber. Im einleitenden Bericht trägt Helene Malige-Klappenbach aus eigenem Erleben den Werdegang des

Wörterbuchs der deutsahen Gegenwartssprache (WDG) vor. Durch Vergleich

von Quellen, Prcbeartikeln, endgültigen Fassungen, von Arbeitsarweisungen, Kcmmentaren und ähnlichem entsteht ein anschauliches Bild von der Geburt und dem Heranwachsen eines großen Wörterbuchs. Die Verfasserin liefert sodann einen kcmpletten überblick über die Chronologie der einzelnen Lieferungen und über den Arbeitsanteil von Mitarbeitern. Der Probedruck abs- von 1956 wird ebenso wiedergegeben wie der unveröffentlichte 20-seitige Kcrrmentar dazu durch den großen ungarischen Lexikographen Laszlo Orszägh (mit den Randbemerkungen von Ruth Klappenbach). Es folgen Texte von Elisabeth Karg-Gasterstädt, Helene Malige-Klappenbach und Rath Klappenbach, die Einblick in die zeitgenössischen Arbeitsdiskussionen vermitteln. Das vollständige Verzeichnis der über 100 Rezensionen (mit Rezensentenregister) und der Abdruck einer besonders einsichtsvollen Rezension durch Claus Braun zeugen von der Anteilnahme, mit der das Entstehen des Worterbuchs im In- und Ausland verfolgt wurde. Würdigungen der geistigen Väter des Wörterbuchs, Wolfgang Steinitz und Theodor Frings, schließen den Dckurrentaticmsteil ab. Aktuellen Bezug gewinnt der Band schließlich durch einen Aufsatz des Herausgebers "Wörterbuch und Wahrheit. Zur Rezeption des Wörterbuchs der deutschen Gegenwartssprache in der Bundesrepublik",

in dem versucht wird,

eine Fülle schiefer Darstellungen über das Wörterbuch der deutsahen Gegenwartssprache ins Lot zu rücken und die wichtigsten nachfolgenden Wörterbücher mit dem WDG zu vergleichen. Helene Malige-Klappenbach fügt eine besondere Klarstellung über die Frage an, inwieweit das WDG direkt aus den Quellen gearbeitet ist. Der Band enthält abschließend eine Bibliographie, ein Narrenregister und eine Fotodokumentation. Die Rechtfertigung unseres Bandes ergibt sich nicht nur aus dem Wunsch der Wörterbuchforscher und Freunde des WDG in der ganzen Welt nach Information über die "Biographie" dieses Werkes, sie ergibt sich auch aus dem Wunsch nach Wiedergutmachung, der sich bei jedem bundesrepublikanischen Wörterbuchforscher einstellen muß, welcher die Vorgänge um die schwierige Rezepticn des WDG in der Bundesrepublik in den 70er Jahren verfolgt hat. Das Wörterbuoh der deutsahen Gegenwartssprache hat nicht nur in seiner Entstehungszeit, besonders Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre, mächtige ideologische Stürme aushalten müssen, es

VII hat auch für sein Ansehen in der Bundesrepublik der Anwälte bedurft. Ein nicht geringes Motiv unseres Bandes liegt deshalb darin, derr. Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache in der seit mehr als zehn Jahren kraftvoll aufgekommenen germanistischen Wörterbudiforschung einen Platz einzuräumen und Stirrme zu geben. Wer sich 1985 in der Bundesrepublik Deutschland über wichtige und gute, jüngst erschienene Wörterbücher freut, der hat allen Grund, dem WDG Dank zu zollen. Wörterbücher als Produkte der wissenschaftlichen Praxis der Lexikographie sind ebenso wie literarische Werke Kulturleistungen einer Nation, die nicht der Vergessenheit anheimfallen dürfen. Wörterbuchgeschichte ist Wissenschaftsgeschichte und Kulturgeschichte. Eben weil eine Geschichte des deutschen Wörterbuchs noch aussteht, ist es wichtig, einzelne bedeutende lexikographische Werke monographisch zu beschreiben. Einen Glücksfall stellt es dar, wenn die Autoren selbst zum Bericht über ihre Wörterbuchunternehmung bereit sind. Dann wird die Wörterbuchgeschichte zur Zeitgeschichte und die Biographie des Wörterbuchs zur Autobiographie. Ein solches zeitgeschichtliches und autobiographisches Dokument 2 ist dieser Band. Erlangen, im Dezentoer 1985

Franz Josef Hausmann

'Nützliche Hinweise verdanke ich Oskar Reichmann und Herbert Ernst Wiegand (beide Heidelberg). In Erlangen hat Margaret Cop Informationen beigesteuert, Rafael Marin-Sänchez das Register angefertigt und Roswitha Feigt mit großer Geduld die reproduktionsfähige Vorlage erstellt. Manfred Korn-Weller vom Max Niemeyer Verlag danke ich für reibungslose Zusammenarbeit.

IX

Inhalt Helene

Das "Wörterbuch c!er

Malige-Klappenbach:

deutschen Gegenwartssprache". Ein Bericht Dokurr. e n t a t i o n s a n h a n g

S. 1-55 S. 57-173

Anhang 1: Überblick über die Publikation der einzelnen Lieferungen des WDG vcn Band I-VI (1961-1977)

S. 59-61

Anhang 2: Die Bearbeitung (Redaktion) des WDG

S. 63-66

Anhang 3: Wörterbuch der deutschen Sprache der Gegenwart. Probedruck abs-, Berlin 1956 Anhang 4:

Läszlö

Orszägh:

S. 67-91

Bemerkungen zum Probe-

druck des Gegenwartswörterbuchs der deutschen Sprache Anhang 5:

(1956)

Elisabeth

S. 93-114 Karg-Gasterstädt:

Zur Glie-

derung des Wörterbuchartikels (Brief an Ruth Klappenbach vcm Juli 1956) Anhang 6:

Helene

Malige-Klappenbach:

S. 115-116 Zur Anlage

vcn Wörterbüchern (aus: Wissenschaftliche Annalen 5, 1956, 968-973) Anhang 7:

Ruth

Klappenbach:

S. 117-123

Das Wörterbuch der

deutschen Sprache der Gegenwart (aus: Deutschunterricht 11, 1958, 142-16o)

S. 125-147

Anhang 3: Rezensionen des WDG in Zeitschriften

S. 149-156

Anhang 9: Rezensionen des WDG in Zeitungen

S. 157-159

Register der Rezensenten

S. 160

Anhang 10:

Claus

Braun:

Verschenkte Objektivität.

Klassenkanpf bei der Edition eines deutschen Wörterbuchs (aus: Die Tat 7.8.1971)

S. 161-165

X Anhang 11:

Elisabeth

Karg-Gasterstädt:

Zum

70. Geburtstag von Nationalpreisträger Prof. Dr. Theodor Frings (aus: Neues Deutschland 21.7.1956) Anhang 12! Ruth

Klappenbach:

S. 167-170

Ansprache zur Trauer-

feier für Wolfgang Steinitz in der Akademie der Wissenschaften am 24. Mai 1967

S. 171-173

Diskussion Franz

Josef

Hausmann:

Wörterbuch und Wahrheit.

Zur Rezeption des Wörterbuchs der deutschen Gegenwartssprache in der Bundesrepublik Helene

Malige-Klappenbach:

Das Wartarchiv des WDG in

chronologischer Sicht. Eine Klarstellung Literaturverzeichnis

S. 175-192 S. 193-198 S. 199-204

1. Wörterbücher

S. 199

2. Arbeiten

S. 199-2o4

Namenregister

S. 2o5-2o7

Fotcdckumentatian

S. 209-218

1

Helene D a s

Malige-Klappenbach

" W ö r t e r b u c h

d e r

d e u t s c h e n

G e g e n w a r t s s p r a c h e " Ein

Bericht

Praxis chne Theorie i s t blind, Theorie chne Praxis i s t unfruchtbar. Jchn Desmontes Bernal Und s e t z e t ihr nicht das Leben e i n , Nie wird euch das Leben gewonnen sein. Schiller

2

Gliederung Einleitung

3

I. Die Gründung II. Der Arbeitsbeginn von KUTH KLAPPENBACH III. Die Berater

3 7 10

IV. Die Prcbeartikel

10

1. "Umgang" nach GRIMM 1936

13

2. "

Prcbeartikel für das WDG 1953

14

3. "

endgültige Fassung des WDG 1976

14

4. "üben"

nach GRIMM 1936

15

5. "

Prcbeartikel für das WDG 1953

17

6. "

endgültige Fassung des WDG 1976

17

V. Die Frage der Auswahl bei den Komposita

18

1. Das Stichwort als 1. Kaipositionsglied

18

2. Das Stichwort als 2. Kaipositionsglied

20

3. Die produktiven Gruppen von 2

21

4. Zum Problem "Fachwartschatz und Allgemeinwortschatz"

22

VI. Das Wortarchiv VII. Die Prcblemkreise Wortfelder und Terminologie

22 24

VIII. Arbeitsanweisungen, KcmTentare, Listen zu Einzelpreis lernen im laufenden Arbeitsprozeß IX. Stilistik X. Die große internationale Arbeitstagung im Juli 1956 XI. Die neue Konzeption ab dem 4. Band XII. Die Mitarbeiter XIII. Das Echo

27 36 46 50 52 53

3 Einleitung Das Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG) entstand in den Jahren 1952-1977, also innerhalb eines Zeitraumes von 25 Jahren, im 3. Viertel unseres Jahrhunderts. Die Entwicklung verlief folgendermaßen: Eine Varbereitungszeit erstreckte sich von 1952-1961, sie dauerte also 9 Jahre. In diese Varbereitungszeit fällt eine erste, wenn auch begrenzte Veröffentlichung in der Form des Probedrucks abs-. Er wurde im Rahmen einer großen internationalen Arbeitstagung zu Ehren des 70. Geburtstages von

THEODOR

FRINGS

einem

geladenen Kreis vcn Linguisten zur Beurteilung vorgelegt. Ab 1961 erfolgten die Publikationen in gewissen geplanten Abständen. Insgesamt 57 Lieferungen wurden veröffentlicht, die ihrerseits wiederum zu je 10 Lieferungen in 6 Bänden zusammengefaßt wurden. Die Erscheinungsjahre der einzelnen Bände verliefen wie folgt:l Band " " " " " "

(Inhalt)

1 (A - deutsch) 2 (Deutsch - Glauben) 3 (glauben - Lyzeum) 4 (M - Schinken 5 (Schinken- - Vater -) 6 (väterlich - Zytologie)

Jahr

Seiten

1964 1967 1969 1975 1976 1977

37+800 801 - 1600 16o1 - 2412 2413 - 3212 3213 - 4o12 4o13 - 4579

Auflagen 1984 10

7 5 4 4 3

Neuauflagen der letzten 3 Bände sind geplant laut Auskunft des Akademie-Verlages. I.

Die Gründung

Die offizielle Bekanntgabe der Gründung eines "Wörterbuches der deutschen Sprache der Gegenwart", zusartmen mit einer "Grammatik der deutschen Sprache der Gegenwart" und einem "Marx-Engels-Wörterbuch", innerhalb einer gleichfalls neuen, von Akademiemitglied WOLFGANG STEINITZ beantragten Abteilung "Deutsche Sprache der Gegenwart", erfolgte auf einer sprachwissenschaftlichen Tagung am 16. und 17. April 1952 an dem gleichfalls neugegründeten "Institut für deutsche Sprache und Literatur". Dieses Institut löste an jenem festlichen Tage, den der von Ministerpräsidenten ernannte Institutsdirektor THEODOR FRINGS unter das Motto "Wir stehen in einer bedeutsamen Stunde" stellte, die 19o3 gebildete Instituticn "Deutsche Katmissian" in erweitertem Umfange ab. 1

Für die Erscheinungsdaten einzelner Lieferungen vgl. Anhang 1

4 In langer, zvreihundertjähriger Entwicklungsl±nie ging diese Katmission zurück auf die 17oo auf Anregung van LEIBNIZ durch den brandenburgischen Kurfürsten FRIEDRICH in., nachmaligen König FRIEDRICH I. (1688-1713), gegründete "Teutsch gesinnte Societät der Scientien". Ihr war von ihrem Gründer mit einem Hinweis auf die Académie Française die "Cultur der teutschen Sprache" und die "Sprachreinigkeit" zur Pflicht gemacht worden; daneben sollten aber auch die Samnlung und Mitteilung veralteter und auf der Bauernsprache der Provinzen beruhender Worte als "ein Schatz des teutschen Alterthuiribs" stehen. "Mit den sprachreinigenden und gesetzgebenden Grundgedanken zur Zeit verbindet sich also die Aufgabe der mundartlichen und geschichtlichen Sprachforschung. Es war LEIBNIZ, der damit den Willen des Kurfürsten die wissenschaftliche Richtung gab" (Frings 1954:7). Diese Neugründungen unserer Jahrhundertmitte an der Deutschen Akademie der Wissenschaften - wie diese Institution ab 1.8.1946 genannt wurde - entsprachen demnach durchaus dem Willen des einstigen Gründers, verbunden mit den Anforderungen der modernen Industriegesellschaft. Neben die bereits bestehende geschichtliche und mundartliche Sprachforschung (Frings nennt: "Deutsches Wörterbuch der Brüder GRIMM, Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, Wörterbuch der deutschen Tiernamen, rheinisches und Hessen-Nassauisches Wörterbuch, BrandenburgBerlinisches Wörterbuch") wurde nun zeitgemäß die moderne Anforderung des Tages gestellt. Am 2. Tag der festlichen, insgesamt 3 Tage dauernden Tagung, also am 17. April 1952, stellte WOLFGANG STEINITZ in einem umfangreichen, über 3o Druckseiten umfassenden Vortrag "über die Aufgaben der Abteilung 'Deutsche Sprache der Gegenwart"' die neuen Ziele der Akademie vor (Steinitz 1954). Im folgenden die wichtigsten Ausschnitte aus seinem richtungweisenden Vortrag, der von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung des Ganzen war. 1.

Die Einleitung (Steinitz 1954: 65-67): "Herr FRINGS hat gestern kurz erwähnt, daß das Institut für deutsche Sprache und Literatur auch eine neue Abteilung für die deutsche Sprache der Gegenwart enthält. Während die anderen Abteilungen des Instituts die bisherigen Unternehmungen der Deutschen Kommission weiterführen und die Kollegen, die hierüber sprechen, schon über greifbare Resultate berichten können, bin ich in einer doppelt schwierigen Lage: einmal sind es nur Vorschläge, über die ich sprechen kann, also noch nicht einmal ausgearbeitete, in Gestalt einer Denkschrift - wie etwa zu Beginn des Goethe-Wörterbuchs vorliegende Pläne> zweitens bin ich nicht Germanist und fühle mich eigentlich nicht berufen, vor diesem anspruchsvollen Forum über germanistische Fragen zu sprechen. Gestatten Sie daher einige einleitende Worte.

5 Als ich im vergangenen Herbst Herrn FRINGS den Vorschlag machte, in das Arbeitsprogramm der Deutschen Kommission folgende drei Unternehmungen aufzunehmen: eine Grammatik der deutschen Sprache der Gegenwart, ein Wörterbuch der deutschen Sprache der Gegenwart und ein MARX-ENGELS-Wörterbuch betrachtete ich diese Vorschläge nicht als Arbeitspläne für mich selbst, wenn ich auch großes Interesse dafür hatte. Nachdem nun die Deutsche Kommission meine Vorschläge angenommen hatte, war die Situation vor dieser Tagung so: die anderen Kollegen der Komaission waren durch ihre bisherigen Unternehmungen in Anspruch genommen. Angesichts der prinzipiellen Bedeutung der neuen Abteilung, die gegenüber den bisher vorwiegend auf die ältere deutsche Sprache gerichteten Akademieunternehmungen nun die deutsche Sprache der Gegenwart als gleichberechtigten und wichtigen Forschungszweig aufnimmt, und zwar, wie ich gestern von Herrn FRINGS gelernt habe, in Anknüpfung an LEIBNIZ' Ideen, angesichts dieser Bedeutung der neuen Abteilung mußte aber über sie berichtet werden. Es ist nicht das erstemal, daß ein Nichtgermanist sich mit germanistischen Fragen beschäftigt - ich brauche nur ein KRETSCHMER, SCHADEWALDT, GRUMACH und DORNSEIFF zu erinnern. Freilich kann ich mich an Intensität und Resultat der germanistischen Arbeit mit den Genannten in keiner Weise vergleichen. Auf meinem Fachgebiet, der finnisch-ugrischen Sprachwissenschaft, habe ich mich außer mit Sprachgeschichte auch mit grammatischen Fragen und mit Fragen der gegenwärtigen Entwicklung verschiedener Sprachen beschäftigt - mit den besonders im Wortschatz und der Syntax auftretenden Problemen von:Sprachen, die plötzlich zu Schriftsprachen geworden sind, wie das in der Sowjetunion nach der Oktoberrevolution mit so vielen Sprachen geschah, darunter auch mehreren finnisch-ugrischen. Schon dabei, und später bei meiner Beschäftigung mit der russischen Sprache der Gegenwart, versuchte ich mich immer wieder über die entsprechenden Tatsachen der deutschen Sprache zu orientieren - kann doch jeder Linguist seine eigene, seine Muttersprache am besten und sollte sich auch wissenschaftlich etwas mit ihr beschäftigen ... Die neue Abteilung heißt "Deutsche Sprache der Gegenwart". Dieser bisher in der Germanistik nicht sehr häufig angewendete Begriff erfordert einige Erläuterungen. Ich verstehe unter "deutscher Sprache der Gegenwart" die deutsche Sprache der bildungstragenden Schicht von heute, in ihrer schriftlichen und mündlichen Form. Statt "bildungstragende Schicht" könnte man auch sagen "Gebildete", wenn dieses Wort nicht von der Vergangenheit her eine etwas anrüchige Bedeutung hätte. Die bildungstragende Schicht sind nicht etwa nur die in Wissenschaft und Kunst tätigen Menschen, sondern selbstverständlich in gleichem Grade die in Technik, Wirtschaft und Verwaltung, in den gesellschaftlichen Organisationen und Parteien verantwortlich tätigen Menschen ... Die deutsche Sprache der Gegenwart ist also die g e m e i n s a m e S p r a c h e der g a n z e n d e u t s c h e n N a t i o n ; die einzelnen gesellschaftlichen Klassen haben in einem relativ geringen Umfang besondere Wörter und Ausdrücke oder besondere Bedeutungen bei gemeinsamen Wörtern geschaffen." 2. Aus dem 2. Abschnitt "Wörterbuch der deutschen Sprache der Gegenwart" (Steinitz 1954: 76-78): "Die deutsche Germanistik hat eine große Tradition auf dem Gebiet der

Wörterbücher aufzuweisen, vom Grimmschen Wörterbuch und von den Mundartenwörterbüchern bis zu dem soeben in seinen ersten Lieferungen erschienenen Althochdeutschen Wörterbuch und dem in Vorbereitung befindlichen Goethe-Wörterbuch. Aber ein Wörterbuch der deutschen Sprache der Gegenwart, das die heute in Wort und Schrift üblichen sowie die in der heute noch gelesenen älteren Literatur vorkommenden, jetzt ungebräuchlichen, aber noch verständlichen Wörter enthalten würde, also den ganzen lebendigen Reichtum der heutigen deutschen Sprache umfaßt - ein solches Wörterbuch gibt es nicht. Das Grimmsche Wörterbuch setzt sich ganz andere Aufgaben, da es 1. in bezug auf den Zeitraum den deutschen Wortschatz von etwa 145o ab aufgenommen hat, also eine Fülle heute nicht mehr verständlicher oder völlig veralteter Wörter aus nicht mehr oder wenigstens nicht mehr im Original gelesenen Schriften enthält,- 2. da es den deutschen Mundarten sowie den Sondersprachen (Jägersprache usw.) weite Aufnahme gewährt und damit gleichfalls eine Fülle von in der Literatursprache unbekannten Wörtern bringt. Es ist aber nicht nur die große Zahl der nicht unserer Literatursprache angehörigen Wörter im "GRIMM". Die Geschichte und insbesondere die Belege auch jedes heute noch üblichen Wortes beziehen sich im GRIMM besonders auf die Frühzeit, auf die Vergangenheit des Wortes, die älteren Perioden der neuhochdeutschen Sprache. Als erste Bedeutung wird natürlich nicht die heute wichtige, sondern die geschichtlich älteste gegeben, ausführlich wird die Etymologie (bis ins Indoeuropäische) und die mundartliche Verbreitung dargestellt. Das alles ist nicht etwa als Kritik am GRIMM gesagt, sondern nur, um den Unterschied in der Aufgabenstellung des GRIMM und des geplanten Wörterbuches der deutschen Sprache der Gegenwart klarzustellen. Indem dieses neue geplante Wörterbuch sich bewußt auf den Wortschatz ... in einem ganz bestimmten Zeitabschnitt, dem heutigen, beschränkt, wird es gleichzeitig sprachwissenschaftliche Aufgaben erfüllen, die der GRIMM weder bewältigen konnte, noch zu bewältigen versucht hat ... [Die] stilistische Bewertung fehlt den deutschen lexikalischen Hilfsmitteln im großen und ganzen völlig. So steht z.B. bei GRIMM 'befahren : befürchten' - ohne Angabe, daß das Wort selten, archaisch ist ... Ich bin zu dem geplanten Wörterbuch insbesondere durch das ausgezeichnete, 1935 - 194o in 4 Bänden abgeschlossene Wörterbuch des Russischen unter Redaktion von USCHAKOW angeregt worden, das als erstes, wenigstens mir bekanntes Wörterbuch den ganzen Wortschatz einer modernen Kultursprache stilistisch analysiert anführt. Die in der Einleitung genau definierten und weitgehend differenzierten stilistischen Vermerke weisen auf die verschiedenen Stile und Gebrauchsweisen der Wörter hin. Das geplante deutsche Wörterbuch kann und muß sich weitgehend auf den GRIMM stützen. Alles, was Wortgeschichte, Etymologie, mundartliche Verbreitung betrifft, wird es dem GRIMM überlassen. Die relativ nicht sehr zahlreichen Fälle, in denen in der deutschen Umgangssprache gebietsmäßige Unterschiede bestehen (also Fälle wie Samstag und Sonnabend), wird das Wörterbuch natürlich berücksichtigen müssen. Das Wörterbuch soll auch genaue Angaben über Formen (Deklination, Konjugation) , Akzent und eventuell abweichende Aussprache der Wörter bringen, was im GRIMM ungenügend geschieht und was gerade auch für normative Zwecke nicht unwichtig ist.

7

Ein solches Wörterbuch wird auch von großer praktischer und allgemein-kultureller Bedeutung sein. Es soll ein Ratgeber sein für alle, die über den deutschen Wortgebrauch Rat oder Auskunft suchen, und wird damit im Laufe der Zeit automatisch eine normative Funktion erhalten ... Über die Auswahl des Wortschatzes für dieses Wörterbuch nur noch einige kurze Hinweise. Individuelle, einmalige Wortschöpfungen auch von großen Schriftstellern, Spezialtermini der Fachwissenschaften und der verschiedenen Produktionsgebiete gehören nicht hinein; dagegen selbstverständlich alle in den Wortschatz der bildungstragenden Schicht eingehenden Fremdwörter. Die Belege sollen besonders aus den führenden literarischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlich-politischen Schriftstellern und Werken des 2o. und 19. Jahrhunderts genommen werden. Die heute noch im Original gelesene ältere Literatur, aus der heute nicht mehr übliche Wörter aufgenommen werden sollen (mit dem entsprechenden stilistischen Vermerk), umfaßt selbstverständlich außer der Literatur des 19. auch die klassische Literatur des 18. Jahrhunderts, etwa von LESSING an. " Die hier in den Hauptzügen wiedergegebenen Prinzipien des Gründers WOLFGANG STEINITZ im Hinblick auf das WDG und auf die Gegenwartssprache überhaupt wurden, noch ehe im Jahre 1954 im Akademie-Verlag, Berlin, alle Vorträge der Eröffnungstagung vcn 1952 erschienen (Institut 1954), bereits in der von der Akademie im gleichen Verlag herausgegebenen Zeitschrift "Wissenschaftliche Annalen" im Juni 1952 in einem die gesamte sprachwissenschaftliche Tagung umfassenden Bericht vcn ca. 2

Seiten der Öffentlichkeit zur Kenntnis gegeben

(Neuendorff 1952:19o-192). Sehen im November des gleichen Jahres publizierte die gleiche Zeitschrift die erwähnten Prinzipien in einer verkürzten Form vcn ca. 13 Seiten (Steinitz 1952: 492-5o5). Der einleiterde Abschnitt dieses Aufsatzes, hier von WOLFGANG STEINITZ "Die Erforschung der deutschen Sprache der Gegenwart" betitelt, aber in großen und wesentlichen Teilen mit der späteren Veröffentlichung von 1954 übereinstimmend, hat einen für die gesamte Lage so bezeichnenden Eingangsabschnitt, daß er nicht übergangen werden soll: "Die allseitige Erforschung der deutschen Sprache, dieses festen Bandes, das alle Deutschen in Ost und West unseres Vaterlandes eint, ist eine Aufgabe von nationaler Bedeutung, auf die schon LEIBNIZ, der Gründer der Deutschen Akademie der Wissenschaften, hinwies". II.

Der Arbeitsbeginn vcn RUTH KLAPPENBACH

Als die Germanistin und Anglistin RUTH KLAPPENBACH (1911-1977), Schülerin und langjährige Assistentin von THEODOR FRINGS in Leipzig, im Februar 1952 von ihrem Lehrer die Aufforderung erhielt, nach Berlin an die Deutsche

Akademie

der Wissenschaften als Herausgeberin und Arbeitsleiterin des zu gründenden

8 Wörterbuches zu können, nicht zuletzt auf Grund ihrer ausgezeichneten Kenntnisse der russischen Sprache, worauf

WOLFGANG STEINITZ besonderen Wert leg-

te, zögerte sie zunächst längere Zeit. Sie machte dann, nachdem sie an der Eröffnungstagung des Instituts im April 1952 teilgencmren hatte, ihre Zusage davon abhängig, gemeinsam mit ihrer älteren Schwester, HELENE MALIGE-KLAPPENBACH, der Verfasserin dieses Berichtes, beginnen zu können. Beide Schwestern, vcn Jugend an freundschaftlich verbunden, hatten die gleiche Schule besucht (Goetheschule, Leipzig), an der gleichen Universität (heute Karl-Marx-Universität, Leipzig) die gleichen Fächer (Germanistik und Anglistik) studiert, die gleichen Lehrer gehört (besonders Theodor Frings, daneben Levin L. Schücking, 2 Hermann August Korff und die Sievers-Schülerin Elisabeth Karg-Gasterstädt ), hatten beide auf sprachwissenschaftlichem Gebiet pranoviert (Klappenbach, H. 1930, Klappenbach, R. 1944/1945), waren beide Frings-Schülerinnen. Daß die nunmehr gestellte Aufgabe eine riesengroße Aufgabe war, konnte anfangs nur geahnt werden und zeigte sich in den nächsten Jahren in geradezu erdrückender Weise. Am 1. September 1952 begann RUTH KLAPPENBACH in Berlin. Die DDR war damals noch keine 3 Jahre alt, und der 2. Weltkrieg lag erst 7 Jahre zurück. Trümmer, Ruinen, Einschläge und verkohlte Bäume legten davon Zeugnis ab, die Lebensmittel waren rationiert, die Wohnungsnot groß. Es gehörten Mut und Optimismus dazu, dennoch einen solchen Sprung zu wagen. RUTH KLAPPENBACH begann zunächst damit, sich in der Akademie umzusehen: Sie besuchte die einzelnen Abteilungen, sprach mit den jaceiligen Arbeitsleitern über Methoden, Karteien, Arbeitsweisen, sie orientierte sich in Bibliotheken und studierte die einschlägige Literatur, wenn auch über Gegenwartssprache nichts oder fast nichts zu finden war. In ihren Notizbüchern sind eine große Reihe von Autoren und Wörterbuch-Vorwörtern vermerkt, die sie damals studierte, um eine Brücke zu der ihr aufgetragenen Aufgabe zu finden. Am 1. Dezember 1952 begann HELENE MALIGE-KLAPPENBACH an der Akademie der Wissenschaften in Berlin, und nun wurde alles gemeinsam besprochen, beraten, in Angriff genatmen, geplant, wobei offizielle Dienststunden niemals eine Rolle spielten. Als WOLFGANG STEINITZ in seinem bereits zitierten Eröffnungsvortrag darauf ^Helene Malige-Klappenbach ist noch anläßlich eines Privatbesuches von dem greisen Eduard Sievers in Prcblerne der Schallanalyse eingeführt worden.

9 hingewiesen hatte, daß das "neue geplante Worterbuch

sprachwissenschaft-

liche Aufgaben erfüllen" würde, traf er genau in das Zentrum der sich auftürmenden Schwierigkeiten von 1952. Die deutsche Sprachwissenschaft und besonders die deutsche lexikographische Tradition waren seit gut einem Jahrhundert weitgehend historisch oder mundartlich orientiert, im Gegensatz zu anderen Ländern und anderen Sprachen, besonders zum Russischen. Auf diesem Gebiet hatte WOLFGANG STEINITZ während seiner Emigration in der Sowjetunion zur Zeit des Faschismus Erkenntnisse und Erfahrungen gesanmelt. Die Thematik und Problematik der Gegenwartssprache waren aber bei uns gerade erst nach dem 2. Weltkrieg entdeckt worden. Es fehlten grundlegende Untersuchungen über die als unergiebig und uninteressant angesehene Gegenwartssprache, zum anderen fehlte eine moderne lexikographische Methode. Theoretische Arbeiten über sprachliche Einzelprcblerne, wie sie heute in großer Anzahl vorliegen, fehlten völlig und wären dringend nötig gewesen. Sie ließen aber noch lange auf sich warten, und unsere Berater (vgl. III.) erwarteten von uns - wie unschwer festzustellen war - rasche Ergebnisse und Publikationen. So stellte man uns im Laufe des Jahres 1953, also nach wenigen Monaten der Arbeit, seitens der Akademie das Nahziel, den 1. Band des WDG im Manuskript bereits 1956 - nach 4 Jahren also - vorzulegen. Dabei hatten die ersten und vorbereitenden Arbeiten erst begonnen, und es war kein Ende abzusehen. So erforderten die anstehenden Aufgaben im Rahmen des zu schaffenden WDG voll und ganz alle Kräfte der Herausgeberin und Arbeitsleiterin RUTH KLAPPENBACH, die die zahlreichen methodischen und theoretischen Prcbleme, speziell für die Belange des WDG,

selbst

klären mußte und auch selbst geklärt hat. Wenn nach 3o Jahren, 1983, in einem Aufsatz "Aktuelle theoretische Prcbleme der lexikographischen Praxis" behauptet wird (Lexikographie 1983: 158): "Die Mitarbeiter des WDG mußten ... ihre theoretischen Grundlagen weitgehend durch Anlehnung an den Forschungsstand des Auslandes gewinnen oder sie, wenn dies nicht möglich war, empirisch und praxisorientiert, für die lexikographische Arbeit selbst schaffen",

so entspricht diese Behauptung nicht den Tatsachen. Sie ist falsch und beruht vermutlich auf Unwissen und subjektivem Wunschdenken. Vielleicht mögen hier auch Erwägungen mitsprechen, wie sie in den "Acta Germanica" von einer Germanistin der Universität Vfestern Cape 1982 folgendermaßen formuliert wurden (Skorge 1982: 171f.): "... zur deutschdeutschen Wirklichkeit gehört es, daß auf der einen Seite die Anerkennung für das Engagement und den Einsatz einer Einzelpersönlichkeit

1o als treibender Kraft hinter einem so großen Unternehmen wie dem Erstellen eines mehrbändigen Wörterbuches der deutschen Gegenwartssprache ausbleibt, ausbleiben muß, während man sich auf der anderen Seite Zurückhaltung in der Würdigung des Lebenswerkes einer DDR-Wissenschaftlerin auferlegt."

Soviel ist jedenfalls unbestreitbar: Nidit eine einzige Arbeit theoretischer Art vcn einem Mitarbeiter des WDG aus dem 1. Jahrzehnt ab 1952> in Deutsch oder übersetzt, kann nachgewiesen werden, weder gedruckt, noch masdninen- oder handschriftlich. Die theoretischen Grundlagen stamnen alle vcn RUTH KLAPPENBACH. III.

Die Berater

Dem neugegründeten Unternehmen stand als Berater in erster Linie WOLFGANG STEINITZ (19o5-1967) zur Verfügung, daneben der stellvertretende Institutsdirektor und Indogermanist WILHELM WISSMANN (1899-1966). Van Deutschen Wörterbuch des GRIMM berieten uns besaraäers JOHANNES ERBEN (geb. 1925) und der dortige Leiter BERNHARD BECKMANN (geb. 1896), ferner Mitarbeiter dieses Säkularunternehmens wie GERHARD ISING, JOHANNES MANTEY, WOLFGANG PFEIFER. Selbstverständlich verfolgte auch der Institutsdirektor THEODOR FRINGS (1886-1968) selbst die Arbeiten, ließ sich berichten und gab Urteile ab. An den anfangs, also 1953, durchschnittlich monatlich, später beträchtlich seltener stattfindenden Beratungen in Form von Dienstbesprechungen nahmen auch Mitarbeiter aus anderen Abteilungen teil (HANS GEORG HEUN, Goethewörterbuch, ERNST GRUMACH, Goethe-Ausgabe, ELISABETH KARG-GASTERSTÄDT, Althochdeutsches Wörterbuch, Leipzig, WERNER SIMON, HUMBOLDT-Universität, Berlin) oder Gäste, besonders Lexikographen, aus dem Ausland (WILHELM PÜE, Brüssel, HUGO SIEBENSCHEIN, Prag, BOHUSLAV HAVRÄNEK, Prag, HALÄSZ ELÖD, Budapest u.a.). Uber deutsche Gegenwartssprache hatte jedoch, bis auf JOHANNES ERBEN, in der COR keiner der Genannten gearbeitet. IV.

Die Probeartikel

Zu der bereits im Dezeitiber 1952 von WOLFGANG STEINITZ vorgebrachten Forderung, Prcbeartikel zu sdireiben, wurden uns von unseren Beratern einige Richtlinien gegeben, die allerdings mager genug und alles andere als präzis waren, und das auch gar nicht sein kennten. Sie lauteten etwa so: "Suchen Sie sich ein Substantiv, ein Adjektiv und ein Verb im 'GRIMM', zwar im U, weil dieser Buchstabe dort noch relativ 'jung! ist."

und

11 Tatsächlich war das U in 2 Bänden im Jahre 1936 veröffentlicht worden, U-Umzwingen, Un-Uzvogel, beide ca. 4.ooo Spalten umfassend. Und weiter: "Stellen Sie den 'GRIMM' 'auf den Kopf', d.h. die ältesten Belege bringen Sie, wenn überhaupt, am Schluß. Fangen Sie mit den modernsten Bedeutungen an und gliedern Sie nur nach Bedeutungen und nicht nach historischen Gesichtspunkten, nicht nach der Wortgeschichte. Die geläufigsten und bekanntesten Bedeutungen kommen zuerst, und wählen Sie das Typische aus. Andere, auch zweisprachige Wörterbücher wegen des gegenwartssprachlichen Wortmaterials mit zu Rate zu ziehen, steht Ihnen völlig frei."

So stellten wir, besonders im Hinblick auf die ab Herbst 1953 zu erwartenden, neu hinzukcmmenden Mitarbeiter eine Liste der außer dem GRIMM benutzten Wörterbücher auf, die nach etlichen Jahren von einer neuen und mehrfach modernisierten listeda: aaj. "Pflichtwörterbücher" abgelöst wurde. Die Autoren der WörterbuchListe vcn 1953 seien zitiert, wodurch erneut gezeigt werden soll, daß an moderne gegenwartssprachliche Grundlagen im diese Zeit nicht zu denken war: PAUL-EULING, Deutsches Wörterbuch, 4. Aufl., Halle 1935 Der große Duden, Stilwörterbuch der deutschen Sprache, Leipzig 1938 HOFFMANN/BLOCK, Wörterbuch der deutschen Sprache, Leipzig 1936 PEKRUN, Das deutsche Wort, Leipzig 1933 DORNSEIFF, Der Deutsche Wortschatz nach Sachgruppen, Berlin 1943 Der Sprachbrockhaus, Leipzig 1949 SANDERS, Wörterbuch der deutschen Sprache, Leipzig 186&-65, Berlin 1885 KLUGE/GÖTZE, 3tymd.ogisches Wörterbudi der deutschen Sprache, 16. Aufl., Berlin 1953 JANKO/SIEBENSCHEIN, Deutsch-Tschechisches Handwörterbuch, 4 Bände, Prag 1936-38 MURET/SANDERS, Englisch-Deutsches und Deutsch-Englisches Wörterbuch, Berlin/ London, 4 Bände 1899, 2 Bände 19o9 KRETSCHMER, Wortgeographie der hochdeutschen Umgangssprache, Göttingen 1918 Dazu je nach Bedarf SpezialWörterbücher und Dialektwörterbücher. Die spätere Liste der sag. "Pflichtwörterbücher" umfaßte außer den oben genannten Werken HOFFMANN/BLOCK, JANKO/SIEBENSCHEIN und Sprachbrockhaus noch folgende Titel: Lutz MACKENSEN, Deutsches Wörterbuch Gerhard WAHRIG, Deutsches Wörterbuch Duden. Rechtschreibung, Leipzig Duden. Rechschreibung, Mannheim PAUL/BETZ, Deutsches Wörterbuch. österreichisches Wörterbuch PAUL/SCHIRMER, Deutsches Wörterbuch

12

Trübners Deutsches Wörterbuch Heinz KÜPPER, Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Es waren über 5o Prcbeartikel, die von uns zwei bis zum Herbst 1953 entworfen und den Beratern vorgelegt wurden, um in gemeinsamen Diskussionen ein genaues und präzises, auf die Gegenwartssprache bezogenes Regelwerk zu entwickeln: üben, übersetzen/ Umfang, Umgang, Umstand, übrig, üppig, ursprünglich, übersetzen, umziehen/umziehen, Uhu bis ulkig, Büffel bis bummlig - und damit, wie gefordert, ein Abschnitt des "GRIMM" aus dem vorigen Jahrhundert -, dazu Bund, Bundes-, ferner Wolke, Wolken-, -wölke.

Einige der in den Prcbeartikeln zutage tretenden und zu klärenden theoretischen Probleme seien genannt. Ihre Festlegung sollte und mußte für das Wörterbuch in Zukunft Gültigkeit haben und wurde auch so im Vorwort verankert, z.B. der Stichwort-Ansatz, der Artikel-Aufbau, die Akzent-Angabe, der Ansatz von Homonymen (Bulle), die Aufnahme von Zitaten. Gerade hier mußten im besonderen Maße Fingerspitzengefühl gezeigt und gewisse Regeln aufgestellt werden, man denke nur an die HÖLTY-Zeile "Üb inner Treu und Redlichkeit", die in der Zeit des Faschismus als Pausenzeichen des Senders Potsdam belastet war und nun bei der Frage der Aufnahme ins WDG Anlaß zu längerer Diskussion bot. Sollte im Wörterbuch an diese Zeit erinnert werden? Daß die genannten 5o Prcbeartikel Grundlage und Startlinie des ganzen Werkes bedeuten, kann chne weiteres behauptet werden. Sie waren die Basis erster und grundlegender Erkenntnisse. 1980 hat HELMUT HENNE folgenden Weg der Wörterbuchbeschreibung charakterisiert (Henne 1980: 779): "Systematisch betrachtet geht die Theorie und Methode der Lexikographie dem Prozeß der Wörterbuch Schreibung voraus. In der Praxis wird vielfach erst im Zuge der Wörterbuchschreibung eine theoretische und methodische Konzeption erarbeitet."

Im Hinblick auf die Probeartikel war damit der Weg, der im WDG gegangen wurde, treffend charakterisiert. Es folgen je 3 Fassungen von 2 Wörterbuchartikeln, einem Substantiv und einem Verb, die die Genesis (1.) "GRIMM"

1936

(2.) WDG, Probeartikel, bereits 3. Fassung, Juni (3.) WDG, endgültige Fassung, 5. Band, 1976

1953

darstellen und damit die Entwicklung zur gegenwartssprachlichen Dokumentation.

13 Aus Platzgründen können die Fassungen im "GRIMM"

nur in den Hauptpunkten, also

quasi als Skelett oder Schema, meist ohne Beispiele, wiedergegeben, besser nur angedeutet werden, umfaßt doch das Substantiv über 8 Spalten im "GRIMM", Verb sogar 17, und das auch noch im Kleindruck des GRIMM'sehen Dennoch sollte auf Grund des Satzes von WOLFGANG

STEINITZ

das

Großformats.

in der Eröffnungs-

ansprache "Das geplante deutsche Wörterbuch kann und m u ß sich weitgehend auf den GRIMM stützen" auf eben diese Darstellung nicht verzichtet werden. 1.

U M G A N G

nach GRIMM,

1936

UMGANG, m. 1) das umher-, herumgehen, der Spaziergang, der rundgang: ... 2) feierlicher umzug, procession, vgl. gang I 4 c; ... 3) der voraufgehenden gruppe verwandt ist Umgang als rundgang, zu umgehen B 2 im sinne von 'rundum, reihum gehen'. 4) das ümqehen, der verkehr, vgl. umgehen B 8 a, b. a) zumeist die gesellschaftliche Verbindung von mensch zu jnensch, die beim 'umgang' stärker ist als bei der 'bekanntschaft': ... b) umgang mit etwas die häufigere oder intensivere beschäftigung damit, vgl. umgehen 8 b ; ... c) verbale Verbindungen: u. haben: der umgang, den ich ... mit vielen gelehrten und scharfsinnigen Lappländern gehabt habe ... 5) die umdrehung um eine achse, einen punkt herum, auch der umlauf, kreislauf: ... 6) von der Zeit 'der ablauf, verlauf'; die grundlage der bedeutung 5 ist noch spürbar ... 7) der gang, der nicht auf dem kürzesten, gradesten weg geschieht, der umweg: ... 8) das umg&hen, vermeiden; für 'ausweg': ... 9) umgang nicht als Vorgang, sondern als umschlieszender gegenständ, umlaufende linie, schlieszlich auch ausdehnung, Volumen. a) als gang, ort zum gehen. Ol) allgemein: deambulacrum umbganck (15. Jahrh.) ... 3) als gebäudeteil ganz auszen, seltener innen an einem bauwerk unten zu ebener erde oder oben im Stockwerk: ... y) in der christlichen kirche der kreuzgang, vgl. VOLLMER kunstgesch. ... b) von jeder sache schlechthin, die eine andere umgibt, a) allgemein: ez (das meer) ist der werlde ummegang ... ß) die Windung einer schraube, eines Schneckenhauses, einer Wendeltreppe, jedoch ist hier auch mit dem einflusz von Umgang als 'drehung' zu rechnen: . . . y) in der technik von der Vorrichtung, durch die das gas um einen behälter herumgeleitet werden kann: ... c) die umgrenzende linie, peripherie, und, wohl in anlehnung an umfang (s.d.), auch die körper- und flächenausdehnung; orbis umbganck ... 11) (sie!) c o m p o s i t a sind seit dem ende des 18. jahrh. in gröszerer zahl und über das occasionelle hinaus nur zu umgang 4 entwickelt: umgangsfähig: ...

14 2.

U M G A N G als Prdbeartikel für das WDG, bereits 3. Fassung, Juni 1953

3. U M G A N G in der endgültigen Fassung des WDG, 5. Band, 1976

Umgang - (e)s, - gänge; M.

Umgang, der; -(e)s, Umgänge

1. Verkehr a) gesellschaftliche Verbindung, genaue Bekanntschaft, Geselligkeit, Zusammenleben: vertrauter, unerlaubter, schlechter, verbrecherischer, einziger, persönlicher, feiner, täglicher, gegenseitiger, geschlechtlicher, kein U.; U. mit Menschen (Knigge), mit Geistern, mit Tieren, mit Gott; U. mit jmdm. haben, pflegen, geniessen, abbrechen, sich eines Umganges erfreuen, eine Sprache aus dem U. lernen; Sprache des Umgangs; seinen U. bilden gebildete Menschen b) häufigere und intensivere Beschäftigung mit einer Sache: U. mit Wissenschaften und Künsten, mit den Musen, mit der Dichtkunst, mit der Natur, mit Büchern c) arch. Benehmen:.. ein Mann .. angenehmen Umgangs Goethe Gut. Weib A 18, 28o, 23 2. Bittgang, Bussgang, kirchlicher Umzug, Prozession

1./ohne PI./ Verkehr zwischen Menschen, gesellschaftliche Beziehung, Verbindung: (freundschaftlichen) U. haben; keinen U., mit niemandem U. haben (mit niemandem verkehren); in vertrautem, intimem U. mit jmdm. leben; er pflegte (den) U. mit Schauspielern, Künstlern, seinen alten Bekannten; er hat viel Erfahrung im U. mit Frauen; durch dauernden U., im U. mit Ausländern hat er die Sprachfertigkeit erworben; sie ist kein U., ein schlechter U. für dich (du solltest sie lieber meiden)

3. Rundgang, Spaziergang, Umhergehen, auch unheimliches Umgehen überirdischer Wesen; Reihum=, RundumGehen; Krankheitswelle, Epidemie; bergm. Schicht, im U. (in Betrieb); dial. Tour beim Stricken, Runde beim Kartenspiel 4. Windung: U. am Schneckenhaus, im Gewehrlauf, im Gewinde, einer Bandage, einer Wendeltreppe; Vorrichtung, durch die das Gas um einen Behälter herumgeleitet werden kann; arch. (Um)drehung um eine Achse 5. Gebäudeteil, meist aussen: U. am Tiroler Bauernhaus, am Turm, bei Befestigungsanlagen, um den Hochchor der Kirche 6) allgem. von jeder Sache, die eine andere umgibt; beim Sattler: breiter Riemen vom Pferdegeschirr, der um das Hinterteil des Pferdes herumgeht; im Bergbau: Geviere; dial. Garnitur am Kleid, Rock; Vorhang um Betten; Geschwür am oberen Finger, bes. rund um den Nagel

2./ohne PI./ das Sichbeschäftigen mit etw., jmdm.: U. mit Büchern, guter Musik haben, pflegen; die Schüler lernten den U. mit Karte und Kompaß kennen; sich im U. (Behandlung) mit Tieren, Autos, Sportgeräten auskennen 3.überdachter Gang um ein Gebäude: die Galerien und Umgänge der obersten Stockwerke verloren sich in der Nacht FLAKE Schritt 219; Chorumgang: Ein offenes Oktogon mit Kuppel und Umgang, große Nischen rings und zwei übereinanderliegende Säulengalerien GOES Aber im Winde 287 zu 3 Chorumgang

15 7) arch. als Ableitung von u-m-gehen (im Sinne von Umweg): U. nehmen von etw. (Abstand nehmen von etw.) weshalb wir auch vom Leben des Dichters hier Umgang nehmen wollen M. W. Götzinger, Dt. Dichter 5 (1876) 1, lo8 4.

ü b e n nach GRIMM, 1936 ÜBEN, v., exercere, colere, mit ausnähme des got. in allen continentalgerm. dialecten belegt: ... bedeutung und gebrauch: ... I. transitiv. A. landbau treiben, im ahd. ist diese bedeutung lebendig gewesen ... B. eine gottesdienstliche handlung begehen, feiern, verehren ... C. allgemein: in bewegung und thätigkeit setzen: ... 1) mit sachobject: ... 2) eine person in bewegung setzen; agere ... a) swen üebet reiner vrouwen gruoz, ... b) ich hab getanzt und ander lewt geübt zu tanzen ... D. in unruhe setzen, necken, quälen, dann verengt: auf die probe stellen, versuchen. 1) vexare Diefenbach gloss ... 2) aus beschäftigen, in ¡thätigkeit setzen, quälen entwickelt sich die bedeutung weiter zu auf die probe stellen: ... E. auf geistige Verhältnisse übertragen: fähigkeiten und eigenschaften in thätigkeit setzen, gute wie üble, wohl grösztentheils aus F 2 erwachsen (s.u.): ... [Bescheidenheit, Nachsicht, Wohltätigkeit, Großmut]1 F. mit dem acc. eines substantivums actionis oder eines subst., welches das ergebnis eines geschehens darstellt: eine handlung vollziehen, ausüben , verüben ... 1) schon althochdeutsch ist dieser gebrauch von üben der geläufigste gewesen, ... 2) der weite gebrauchsumfang und die mannigfaltigkeit der substantiva actionis, die nhd. sich mit üben verbinden können, kann hier nur kurz skizziert werden, wobei die im nachstehenden gebotenen belege mehr die häufigeren Verbindungen berücksichtigen, die zum theil zu formelhaftem gebrauche und festen redensarten sich verdichteten, im freien gebrauche tritt üben seit dem ende des 18. jahrh. gegen die synonymen ausüben, verüben etwas zurück. a) mit dem subst. inf.: ... b) ein werk üben, meist im günstigen sinne ein gutes werk, seltener ein böses, ... [Frevel, Verrat] c) gutes, böses üben: ... d) wort, predigt üben: ... e) ein lied, spiel, eine kunst üben, häufig mit dem nebensinn der dauer oder Iteration (s.u.): ... f) den [glauben], eine lehre üben, d.h. befolgen und bethätigen: ... g) [tugend] üben u.a. ... [Gerechtigkeit, Strenge, Gastfreiheit, Geduld, Grußmut, üb immer Treu und Redlichkeit] Ol) gegen jemanden: [Grausamkeit, Tücke, Witz] 3) an jemanden: ... y) mit, wider, bei jemandem: ... h) ritterschaft üben: ... i) ein^mt] üben: ... [Beruf, Pflicht(en), Aufsicht, Funktionen] k) [sitte, brauch] üben: ... 1) [gericht, recht, strafe] üben u.a., im prägnanten sinne aus der geistlichen und aus der rechtsprosa in die dichtersprache dringend und allgemein: ... *Die später benutzten

Kollokationen sind hier in eckige Klammern gesetzt.

[der übt schnelle Justiz; Zensur, Kritik, Kontrolle] m) [räche] üben: ... n) [einflusz, Wirkung, macht, kraft, zwang] üben: a ) wenn liebe übt ir kraft ...

ß) bei, gegen, über, auf, an einem gewalt üben u.a.: ... y) vereinzelt bleibt der absolute gebrauch von üben für 'einflusz nehmen': .. G. eine Weiterentwicklung des begriffes ergab sich dadurch, dasz zu dem begriffskreis 'in bewegung setzen' die nebenbedeutung der iteration oder der dauer hinzukam und so der thätigkeit der begriff des gewohnheitsmäszigen gegeben wurde, die grenze gegen Ä - F ist nicht immer scharf, ...

1) üben, treyben oder pflegen, exercere, exercitare ... 2) bey dem du teglich ursach gnug hast solche Vergebung zu üben LUTHER ... H. die durativ-iterative Verwendung führte weiter zu 'gewöhnen, ausbilden, vervollkommnen', d.i. durch dauernde und wiederholte thätigkeit geschickt machen.

1) mit acc. der person: ... a) machten weidenflöten und holderpfeifen, ... b) in etwas jemanden üben: ...

2) eine fähigkeit etc. ausbilden, entwickeln: ... 3) der reflexiven Verwendung (s.u.) nähert sich der gebrauch in folgenden belegen: ... 4) passiv: ... 5) geübt exercitatus, periclitatus HENISCH ... 6) auch in der bedeutung 'gewöhnen an, ausbilden für etwas' verbindet sich üben mit dem acc. eines subst. act., oder eines concretums, das für ein verbalsubst. steht: ... 7) in der Umgangssprache auch absolut gebraucht, wo sich das subst. act. aus der Situation oder dem zusammenhange ergänzen läszt, z.b.: ...

reflexiv. A. sich in bewegung und thätigkeit setzen, sich rühren, von personen und thieren: 1) die hant stiez er (Julianus) im (dem götzenbilde) in den munt dar, darinne uobte sich der vSlant: ... B. sich in bewegung, in thätigkeit setzen mit zweckabsicht, sich plagen, sich abmühen. 1) früh übt sich, was ein meister werden will SCHILLER ... 2) von geistiger beschäftigung: sich befleiszigen, fleisz darauf legen ... 3) sich üben in etwas: sich üben, dummelen, ... a) darumb dur dich selber nit, dich zu üben im gottes weg GEILER ... b) do er mit weistum ein redlichs leben füret, und sich übet und prauchet in grossen gescheften ARIGO ...

4) sich üben mit etwas: facite i.e. danckt und übet euch mit der eusserlichen heilickeit, ... 5) an etwas sich üben: ... und übe, dem knaben gleich, der disteln köpft, an eichen dich und bergeshöhn

GÖTHE ... 6) im 16. Jahrh. auch mit gen. object: ... 7) zu, nach etwas sich üben: ... C. bei unpersönlichem subject, das oft das ergebnis der handlung darstellt: 'in erscheinung treten, geschehen', schon mhd.: ... in der neueren spräche nur in beschränkter Verwendung:

...

D. sich geschickt machen, sich vervollkommnen, wie in den trans. Wendungen aus der nebenbedeutung der dauer oder iteration erwachsen; in der neueren spräche ganz allgemein: 1) Sokrates sagt: ...

17 2) in etwas sich üben: wer sich etwas angewöhnt, wiederholt eine und dieselbe sache sehr oft, aber weder nach regeln, noch zu einem bestimmten zwecke; wer sich worin übt, der wiederholt eine und dieselbe handlung nach regeln und zu einem bestimmten zwecke DELBRÜCK ... 3) auf oder zu etwas sich üben: ... E. als landschaftlich übliche sonderbedeutung ist anzumerken: ... III. der substantivierte inf. findet sich nur in der bedeutung 'einüben' häufiger, in der ursprünglichen bedeutungssphäre selten: ... IV. das part. praes. in attributiver function: ... 5.

ü b e n als Prdbeartikel für das WDG, bereits 3. Fassung, Juni 1953

ü b e n I. trans. (h) a) eine und dieselbe Handlung nach Regeln zu einem bestimmten Zwecke wiederholen; etw. wiederholt tun, um es sicher zu können: e. Instrument ü., (am) Klavier ü., (auf der) Geige ü., e. Klavierstück, neues Lied, Tanz, Lektion ü., Aussprache ü., sein Auge., Ohr ü. ; geistige Anlagen, Fähigkeiten, Fertigkeiten ü., Verstand, Gedächtnis ü., Geschicklichkeit, Überredungsgabe ü., Urteil ü., Kräfte ü.; Griffe ü., (am)Reck ü., Parademarsch, Felddienst ü.; auch mit präposit. Wendungen (s.o.): beim xten Regiment ü., jmdn. im etw.ü.; die Soldaten in den Waffen ü.(arch.)

ü b e n in der endgültigen Fassung des WDG, 5. Band, 1976 ü b e n (Vb., vgl. geübt) 1. etw. durch öfteres Wiederholen, durch Übung lernen, als Fertigkeit zu erlangen suchen: den Hand-, Kopfstand ü.; e. Volkstanz, Musikstück ü.; täglich eine halbe Stunde Klavier, Steno ü.; geduldig, immer wieder, u m g . tüchtig1 ü.; der Turner übt am Barren, Reck; sein Gedächtnis ü. (schulen); sich in etw. ü. seine Fertigkeit auf einem bestimmten Gebiet verbessern suchen: er übt sich im Lesen, Schreiben, in der Kunst des Zeichnens; /sprichw./ Früh übt sich, was ein Meister werden will SCHILLER Teil III 1 2. g e h . /in Verbindung mit bestimmten Subst./jmdm. etw. durch •• Wort oder Tat zuteil werden lassen: Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Gnade, Großmut, Nachsicht, Rücksicht, Toleranz (gegen jmdn.) ü. 1 ; /dient zur Umschreibung eines Verbalbeqriffs/ Kritik (an jmdm., etw.) ü. (jmdn., etw. kritisieren); Selbstkritik ü.; g e h . Verrat (an jmdm., etw.) ü. (jmdn., etw. verraten); an jmdm. Rache ü. (sich an jmdm. rächen); dann wollte auch er (Brenten) Vergeltung üben und Abrechnung halten BREDEL Väter 158 zu 1 einüben zu 2 ausüben

b) erweisen, bekunden, ausführen, betreiben, ausüben, verüben: Kritik, schnelle Justiz, Rache, Verrat, Witz, Mutwillen an jmdm. ü., Kontrolle, Herrschaft über jmdn. ü., Nachsicht, Vergeltung gegen jmdn. ü., Sitte, Brauch, Gastlichkeit ü., Betrug ü.; seltener u. geh.: Erbarmen, Gnade für Recht ü., Macht, Frevel an jmdm. ü.; mit schwankender Rektion: Barmherzigkeit, Gnade, Milde, Schonung, Grossmut, Gerechtigkeit, Geduld gegen jmdn. (an jmdm.) ü., Gewalt gegen jmdn. ü. (Gewalt gebrauchen) , an jmdm. (vergewaltigen); arch. für heutiges ausüben: e. Pflicht, Aufsicht, Handwerk, Amt ü., Funktion, Recht (spflege)ü.; Wissenschaft, Kunstgebrauch ü.; Zwang, Druck, Strenge ü.:; (e.) Einfluss, Zauber ü., Bescheidenheit ü.; Ueb' immer Treu und Redlichkeit HÖLTY, Gedichte 124, 14 Halm

18

II. refl.(h) sich schulen in etw., etw. beherrschen lernen: s. im Schreiben, Rechnen, Singen, Tanzen, Reiten, Fechten ü., s. im Vortrag ü., s. im Sprechen fremder Sprachen ü., s. in (der) Geduld ü., s.ü. etw. zu tun, s. an einem Gegenstand ü. Früh übt sich, was ein Meister werden will SCHILLER, W. Teil, 1481 Und übe .. an Eichen dich und Bergeshöhn GOETHE, 2,76,3 Weim.

Sehen bei einem flüchtigen Blick auf die Prcbeartikel "Umgang" und "üben" vcm Juni 1953 ist zweifellos erkennbar, daß in der Distributicn zusarrmengetragen wurde, was auch inner zusanrrenzutragen war. Dabei spielten natürlich, auf dem Bewußtsein der Uferlosigkeit basierend, Unsicherheit und Angst, Wichtiges auszulassen oder zu übergehen, eine große Rolle. Daß, bei Unterschätzung eigener Sprachkatpetenz

alles gedruckt zu belegen wäre, war die größte Sorge, gleich-

viel aus welcher Quelle. Damit erhielten sämtliche Prabeartikel etwas ausgesprochen Veraltetes, Weitschweifiges und Schwerfälliges, wenigstens aus gegenwartssprachlicher Sicht, dürften aber im Gegensatz zur Breite des GRIMM als bereits karprimiert und modern anzusehen sein. Daß wir jedoch bei der so geübten Strategie nicht auf 5 - 6 Bände, wie es für diese sog. mittlere Ausgabe von WOLFGANG STEINITZ geplant war, gekaimen wären und auch oft dem eigentlichen Titel "Gegenwartssprache" nicht entsprochen hätten, das kennte 1952/53 keinesfalls völlig überblickt werden, dazu bedurfte es um diese Zeit noch größerer Erfahrung und Übung, die zu gewinnen unser ständiges Bemühen war. V.

Die Frage der Auswahl bei den Katposita

Ein weiteres und sehr wichtiges Problem für die Darstellung des gegenwartssprachlichen Wortschatzes war die Frage der Auswahl, aber nicht nur bei Simplizia, sondern genauso und dringender bei den Komposita. 1. Da eine fast unbegrenzte Kanpositionsbildung zu den Grundtendenzen der Gegenwartssprache gehört, mußte die Gefahr der Uferlosigkeit eingedämnt, reguliert werden. Unsere 1953 am Material genau differenzierte Fragestellung für unsere Berater lautete daher: Welche der Kernposita, in denen das Stichwort das Bestimmungswort bildet, soll aufgenommen werden? Zwei unserer Berater, BERNHARD BECKMANN und WILHELM WISSMANN, äußerten sich zunächst in dieser Hinsicht widersprüchlich. BERNHARD BECKMANN vertrat in den Besprechungen die Ansicht, daß unbedingt nur diejenigen Katposita, die einer besonderen Erklärung bedürfen, aufgenatmen werden sollten (Typ "Goldjunge" im Artikel Gold-, gold-). WILHELM WISSMANN dagegen war dafür, daß alle, "die heute noch leben", Aufnahme finden sollten.

19

Nach diesen divergierenden Prinzipien gingen wir vor und legten im 1. Halbjahr 1953 dem beratenden Gremium 2 entsprechende Entwürfe vor: 1. Liste: entsprechend den Vorschlag von Prof.

BECKMANN

Komposita mit Bühnen-, bühnen-, die einer bes. Erklärung bedürfen (Typ "Goldjunge") Bühnenaussprache, -, -n F. vom Mundartlichen gereinigte und einheitlich genormte Musteraussprache; vgl. Bühnensprache Bühneneinrichtung,-,-en F. Bearbeitung eines Werkes für die Bühne bühnengemäss Adj., Adv. für die Bühne passend, aufführbar, s. bühnengerecht bühnengerecht Adj., Adv. für die Bühne passend, wirkungsvoll, s. bühnengemäß Bühnenhase, -n,-n M. (umgangsspr.) Schauspieler(in) oder Sänger(in) mit großer Theaterpraxis Bühnenhaus, -es, -häuser N. Teil des Theaterbaus, in dem sich die Bühne mit allem Zubehör befindet bühnenmässig Adj., Adv. in der Art der Bühne Bühnennatur, -, -en F. für die Bühne geborener Mensch Bühnenraum, -(e)s, ohne PI. M. Raum, der die Spielfläche umfasst; gebräuchlicher dafür nur Bühne bühnenreif Adj. brauchbar für das Theater Bühnensprache, -, -n F. 1. s. Bühnenaussprache 2. Berufssprache der Bühnenangestellten Bühnenvertrieb, -(e)s, -e M. Vertrieb von Theaterstücken an Theater und Spielgruppen Bühnenvolk, -(e)s, ohne PI. (umgangsspr.) verächtliche Bezeichnung für Künstler, gemildert: Bühnenvölkchen Bühnenwand, -, -wände F. Kulisse 2. Liste: entsprechend den Vorschlag vcn Prof.

WISSMANN

Komposita mit Bühnen-, bühnen-, die heute noch leben -

-

angehörige(r) angelegenheit angestellter anweisung artig Adj. aufführung ausspräche ausstattung bearbeitung beleuchtung bild dekorateur dekoration deutsch dichter dichtung effekt eingang einrichtung engagement enthusiast erfahrung fassung

-feindlich Adj. -festspiel -fremd Adj. -gemäß Adj. -genossenschaft -gerät -gerecht Adj. -gewandtheit -handlung -hase -haus -held -hintergrund -intrige -kenntnis -klatsch -kundig Adj. -kunst -künstler(in) -leiter -leute -manuskript -maschinerie

-mäßig Adj. -mitglied -natur -personal -räum -recht -regisseur -reif Adj. -requisiten -routine -sänger (in) -Scheinwerfer

-Vorhang -wagen -wand -weihfestspiel -werk -wesen -widrig Adj. -wirksam Adj. -Wirkung -zensur -Zubehör

-Schiedsgericht

-Sprache -Stil

-stück -tanz -technik -tiefe -verein -vertrieb -volk -vorbau

2o Un die Situation noch besonders klar zu charakterisieren, waren von den 80 Katposita der 2. Liste die 14 Kcxnposita der 1. Liste rot unterstrichen worden, also -ausspräche, -einrichtung, -gemäß, -gerecht usw., wodurch die Lage genügend klar überschaubar gemacht worden war. Die Entscheidung, die sich dann in der Diskussion mit Rede und Gegenrede ergab, findet sich in dem von

RUTH KLAPPENBACH 1959/6o verfaßten Vorwort zum

WDG, Seite o18 des 1. Bandes, wieder: " K o m p o s i t a werden grundsätzlich reicher aufgenommen als in den älteren Wörterbüchern, um eine der Grundtendenzen unserer Gegenwartssprache, die fast unbegrenzte Kompositionsbildung, erkennen zu lassen. Alle Komposita anzuführen ist nicht nur unmöglich, sondern auch unnötig, da sich viele Bildungen aus ihren Kompositionsteilen von selbst erklären. Aufgenommen sind alle Komposita, die als Ganzes einen neuen Bedeutungsgehalt bekommen haben, der aus den einzelnen Teilen nicht zu erschließen ist (z.B. Adamsapfel, Goldjunge, Wolkenkuckucksheim). Es werden auch alle diejenigen aufgeführt, die wohl inhaltlich keine Schwierigkeiten bieten, die aber durch ihre Häufigkeit zum festen und typischen Wortschatz unserer Sprache gehören (z.B. Achsenbruch, Bühneneingang, Sporthemd). Die Möglichkeit der Kompositionsbildung im Deutschen ist jedoch beträchtlich größer, als in dem Wörterbuch angegeben werden kann." 2. Genau so mußte auch eine Entscheidung gefunden werden für die nicht weniger zahlreichen Fälle, in denen das Stichwort das zweite Kampositiansglied bildet. Auch hier, ganz gleich cb mit Grundwort oder mit Bestimnungswort, "die fast unbegrenzte Kanpositiaisbildung". In einem 198o gedruckten Aufsatz in der Gedenkschrift für RUTH KLAPPENBACH

(Klappenbach/MaUge-Klappenbac±i 1978, 1980, 53f.)

steht dazu folgendes: "Ein Problem besonderer Art waren ferner die sog. "Petitkomposita", also die Fülle jener Komposita, in denen das Stichwort 2. Kompositionsglied ist und die am Ende eines jeden Artikels in relativ großer Zahl und in einem verkleinerten Druck erscheinen. Die deutsche Lexikographie hat sie seit über loo Jahren nicht mehr verzeichnet. Ihre oft unvorstellbar große Anzahl, häufig in produktive Gruppen reduziert und so quasi gebändigt, wurde durch eine Zuordnung zu den einzelnen Bedeutungspunkten des Stichwortes gruppiert, und gerade diese Arbeit bereitete dem Arbeitskollektiv mancherlei Schwierigkeiten, auf die hier einzugehen zu weit führen würde. Diese "Petitkomposita", wie uns inzwischen mehrfach mitgeteilt wurde, wurden gerade im Ausland als sehr nützlich bei der Behandlung des Einzellexems angesehen. Es sei aber nicht verschwiegen, daß sie alle samt und sonders bei einer Neuauflage durchgesehen und ihre Zuordnungen kontrolliert werden müßten." Daß die Zuordnungen zu den einzelnen Bedeutungspunkten des Grundworts oft willkürlich und unfundiert waren, erklärt sich dadurch, daß - um ein konkretes Beispiel zu bringen - ein Autor etwa eines Lexems im Buchstaben G, sagen wir von geben, nicht vorauswissen konnte, welche Gliederungs-, d.h. Bedeutungspunkte bei den entsprechenden Karposita ein Autor in späteren Buchstaben, sagen

wir

im V oder Z, dereinst entwickeln würde, etwa bei vorgeben oder zugeben. Danach

21

erst konnte eine fundierte Zuordnung zu den einzelnen Bedeutungspunkten des Grundwortes im G aufgestellt werden, und das war eben zeitlich bei im Alphabet folgenden Buchstaben oft noch nicht möglich. Im Grunde lag das an unserer Publikationsform in einzelnen Lieferungen. So war die 1953 von WILHELM WISSMANN aufgestellte Forderung, die "Petitkcmposita" den einzelnen Punkten zuzuordnen, eine Überforderung, die keiner damals recht einschätzen konnte. RUTH KLAPPENBACH wollte ursprünglich nur eine alphabetische Aufzählung zu jedem Stichwort, eine Zuordnung zu den Bedeutungspunkten hätte für eine Neubearbeitung vargeplant werden können. 3. Endlich ein Wort zu den bereits erwähnten "produktiven Gruppen", die auch "die fast unbegrenzte Kaipostionsbildung" beleuchten. Im Vorwort hat die Herausgeberin die produktiven Gruppen nicht erwähnt. Sie waren jedoch zahlreich: über 1oo verschiedene Gruppen sind im WDG im Laufe der Zeit verwendet worden, und ein enorm großes und gar nicht genau zählbares Wortmaterial ist mit ihnen erfaßt worden. Den Mitarbeitern waren diese Gruppen selbstverständlich durch Listen und Arbeitsanweisungen bekannt, sie verwendeten sie konsequent bis zum Z, etwa noch bei Zug u.a.. Eine nur kurze und willkürlich herausgegriffene Prcbe der durch die Gruppen gegebenen Vielfalt im folgenden: Bei Abteilung, Bataillon: in Verbindung mit militärischen Begriffen, z.B. Artillerie-, Aufklärungsabteilung

; Ersatz-, Fliegerbataillan

Bei Allee, Aufwuchs: in VertxLndung mit Bäumen, z.B. Birken-, Buchenallee ...; Fichten-, Lärchenaufwuchs Bei Arbeit: in Verbindung mit Berufen, Personen, z.B. Bauern-, Bergmanns-, Drechslerarbeit ... Bei Arbeit: in Verbindung mit Bezeichnungen des Arbeitsmittels, z.B. Laubsäge-, Maschinenarbeit ... Bei Auge, Bart, bärtig, bebändert, behängen, bedrucken, behaaren, behandschuht: in Verbindung mit Farben (Farbbezeichnungen), z.B. Blauauge; Blaubart; blond-, dunkelbärtig; bunt-, rotbebändert; bunt-, schwarzbehangen; blau-, rotbedruckt; grau-, schwarzbehaart; schwarz-, weißbehandschuht ... Bei Ausgabe: in Verbindung mit Angaben über Umfang und Ausstattung, z.B. Auswahl-, Dünndruck-, Einzelausgabe Bei Ausstellung: in Verbindung mit Ausstellungscbjekten, z.B. Autcmcbil-, Bilder-, Blumenausstellung ...

22

Bei Bau: in Verbindung mit Bodenschätzen, z.B. Braunkohlen-, Kaiihqn ... Bei Baum: in Verbindung mit bestimmten Baumarten, z.B. Eich(en)-, Fichten-, Lindenbaum ... Bei Baum: in Verbindung mit Früchten, Sanen, z.B. Apfel-, Birnbaum ... Bei Band: in Verbindung mit Kleidungsstücken, z.B. Hauben-, Hosenband ... Bei Beamte, Behörde: in Verbindung mit den besonderen Aufgabenbereichen, z.B. ftufsichts-, Auskunftsbeamte ...; Anklage-, Aufslchts-, Baubehörde ... Bei Beet: in Verbindung mit dem Angepflanzten, z.B. Astern-, Blumen-, Erbsenbeet ... Bei Befäil: in Verbindung mit Handlungen, bes. auf -ung, z.B. Ausweisungs-, Einberufungsbefehl ... 4. Zum Problem "Fachwortschatz und Allgameinwortschatz" Die beiden Pole "Fachwortschatz und Allgemeinwortschatz" sind bereits mehrfach behandelt und dargestellt worden, so daß hier ein Verweis auf Klappenbach/ Malige-Klappenbadh 1978 und Malige-Klappenbach VI.

1980a genügen muß.

Das Wortarchrv des WDG (vgl. unten S. 193ff.)

Noch ein Faktum trat hinzu, das dem Start eines modernen Wörterbuches äußerst hinderlich im Wege stand: Es fehlte ein gegenwartssprachliches Wortarchiv, um gesicherte Aussagen über die vorherrschende und gelterde Sprachstruktur und den Wartbestanä machen zu können. Eine heute als selbstverständlich geltende Sanmlung, sei es als Kartei oder Datenbank, die dem ernsthaften Linguisten die unumstrittene Conditio sine qua non für die Erforschung der Sprache in welchem Stadium auch Iraner ist - Kuiera 0984:3) spricht, unter Berufung auf PETER VON POLENZ, von einem "methodisch-technischen Ur-Postulat" -ein solches Korpus hatten wir also nicht, und unsere Berater erachteten es auch zunächst als unnötig, da es die Herausgabe des WDG stark verzögern würde. Sie vertraten die Meinung, daß wir als Gegenwartssprecher, gestützt auf die existierenden ein- und zweisprachigen Wörterbücher und die akademie-eigenen Karteien - Goethewörterbuch, ilarx-Engels-Wörterbuch, "GRIMM" - genügend in der Lage sein müßten, die gegenwartssprachliche Situation abzuschätzen und darzustellen. Einen Vorwurf daraus ableiten zu wollen, wäre völlig verkehrt. Es sei dazu BERNHARD BECKMANN zitiert, der zu der bereits mehrfach genannten Eröffnungstagung vcm April 1952 zu dem Ihana "Das Deutsche Wörterbuch in Gegerwart und Zukunft" folgendes sagte (Beckmann 1954:125): "Die Reform von 19o8 ... hatte nur ein Ziel: das Werk, das, alphabetisch gesehen, zu fünf Sechsteln beendet war, in kürzester Zeit abzuschließen. Man

23 glaubte, diesem Ziel näher zu kommen, wenn man den Mitarbeitern die Mühe des Belegsammelns, die nach den langjährigen Erfahrungen fast die Hälfte der Zeit beanspruchte, abnähme. Denn - sicherlich ein Kuriosum in der Geschichte der neueren Lexikographie - das Deutsche Wörterbuch besaß bis zu dieser Stunde kein selbständiges Zettelarchiv. Daher die empfindlichen Lücken in den ersten Bänden. Ärger = 2 Belege, bedächtig = 2 Belege, Bischof = 1 Beleg, Anerkennung = kein Beleg, Einwand = kein Beleg. Es ist nichts leichter, als diese Lücken festzustellen, und es ist nichts ungerechtfertigter, als von hier aus ein Werturteil über das Werk JAKOB GRIMMs und seiner Nachfolger zu fällen. Der Beschluß der Deutschen Kommission vom Jahre 19o8 hat diesen Mißstand von Grund auf beseitigt."

Vfenn, so mußten damals unsere Berater um die Jahrhundertmitte folgern, der GRIMM zeitweilig chne sprachgeschichtliche Belege, auch wenn als "Mißstand" bezeichnet, vorankamen konnte, wenn, wie die Fama weiterhin verkündete, auch bei USAKOV

kein Wortarchiv vorhanden gewesen sei (was aber noch nachgeprüft werden

müßte), wenn also 2 Standardwerke, ungeachtet ihrer Verschiedenheit, chne Kartei auskommen konnten, warum dann nicht auch das WDG, bei dem die Autoren als Gegenwartssprecher, gestützt auf die existierenden Wörterbücher und die bereits erwähnten Karteien, genügend in der Lage sein müßten, die gegenwartssprachliche Lage zu erfassen. Einen Vorwurf daraus ableiten zu wollen, wäre auch hier ungerechtfertigt. Der Sprachwissenschaftler ist ein Vertreter seiner Zeit, und Gegenwartssprache war bis zu der Jahrhundertmitte noch nie ein interessantes, akutes Problem gewesen. Daß damit und zugleich mit der unglaublich kurz befristeten Terminstellung eioe schwere Unterschätzung der großen, vor uns liegenden Aufgabe verbunden war, liegt heute auf der Hand. So wurde also nach einiger Zeit - etwa ab Ende 1953 - eine eigene, gegenwartssprachliche Kartei im alten Stil, d.h. handschriftlich oder nach der Schneide- und Klebemethode, angelegt, und es wurden, auf eigener Erfahrung beruhend, Grundsätze ausgearbeitet, was und wie exzerpiert, nach welchem System eingeordnet werden solle. Solche Richtlinien, von RUTH KLAPPENBACH aufgestellt und den Exzerptoren und Ordnern ausgehändigt, sind noch erhalten (vgl. VIII). Daß mit der Entwicklung der Ccmputer-Linguistik, je nach Speicherkapazität und Prograrmiierung eines Computers, heute völlig andere Wege gegangen werden können, ist seit GERHARD WAHRIGs Arbeit "Neue Wege in der Wörterbucharbeit" von 1967 sattsam bekannt. Da aber 1967 bereits der 2. Band des WDG und damit ein Drittel des ganzen Werkes veröffentlicht worden war, erschien eine so gewagte Umstellung nicht ratsam. Als 1977 das WDG vollendet war, umfaßte das Korpus 2 1/2 Millionen Belege, und zwar nur in der sog. "Hauptkartei", neben der noch andere Karteien, besonders die sog. "Verweiskartei" bestanden. Im Laufe der Jahre besuchten oft Gäste

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die Kartei des WDG, wenn Material für gegenwartssprachliche Arbeiten benötigt wurde. VII.

Die beiden Prcblemkreise Wortfelder und Terminologie

Zwei weitere, auf ganz anderen Gebiet liegende Prcblemkreise beschäftigten die Herausgeberin RUTH KLAPPENBACH und die Verf . dieses Berichtes im ersten Jahr nach der Gründung des WDG, also 1953. 1. Wir erwogen, cb wir von sprachlichen Feldern im Wortschatz, also von der van JOST TRIER begründeten Theorie, ausgehen und daraus Nutzen ziehen sollten. JOST TRIERS beeindruckendes Werk "Die Wortfelder im Sinnbezirk des Verstandes" hatte in der wissenschaftlichen Welt beträchtliches Aufsehen erregt. In den Diskussionen darüber waren sowohl die Grundgedanken als auch die Durchführung der Einzeluntersuchungen heftig kritisiert worden. Geblieben war aber das Grundanliegen TRIERs, die SAUSSUREsche Forderung von dem gegenseitigen Bedingtsein der einzelnen sprachlichen Zeichen zu erfassen und damit die historischen von den systematischen Sprachbetrachtungen, die Diachronie von der Synchronie zu trennen. Und gerade das kam unserem Anliegen entgegen (vgl. Anhang 6). Dazu kam, daß 1933 "Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen" von F. DORNSEIFF erschienen war und damit eine einschlägige, systematisch geordnete Begriffssammlung mit 2o Hauptgruppen und 910 einzelnen Nummern. Wie weit ließ sich daraus Nutzen ziehen für unsere lexikographischen Pläne? Am meisten erwogen wir aber, uns nach dem wegweisenden Werk van HALLIG-WARTBURG "Begriffssystem als Grundlage für die Lexikographie" zu richten, das in don gleichen Jahr erschienen war, als das WDG gegründet wurde. W. v. WARTBURG, anerkannter Rananist und Sprachwissenschaftler, Nachfolger van PH. AUGUST BECKER in Leipzig, sah also im Begriffssystem die Grundlage der Lexikographie, sofern man den Titel wörtlich niimtt. Jedoch war das Begriffswörterbuch nach außersprachlichen Prinzipien zusarrmengestellt worden (L'univers, L'home, L'hatrie et l'univers), man war von Material einer konkreten Sprache abgegangen, um ein interlinguales, für möglichst viele Sprachen geltendes System zu schaffen. Will man jedoch im Rahmen linguistischer Untersuchungen die Semantik einer Sprache erfassen, was ja eben die Aufgabe des WDG war, so mußte der Wert des Werkes verneint werden. Das wurde uns nach einigen Versuchen relativ schnell klar. Anfangs erschien es uns durchaus möglich, von einer der 4 Hauptgruppen des L'univers (Le ciel et l'atmosphère, La terre, Les plantes, Les animaux) auszugehen - wir hatten Les animaux ins Auge gefaßt - und die Definienda insgesamt aufzustellen, um danach die Definientia in Bezug zueinander und aufeinander relativiert darzustellen. Bei "Les plantes" könnte man vielleicht ebenso verfahren, und die alphabetische

25

Ordnung könne ja später hergestellt werden. So meinten wir anfangs, in Unkenntnis der tatsächlichen Gegebenheiten und den damit verbundenen Katplikationen. Bewahrt hat uns die Polysemie und unsere, wenn auch noch junge, aber durch die Prcbeartxkel doch bereits fundierte Erfahrung mit der Polysemie vor einem falschen Weg, der vermutlich zu einen unentwirrbaren Durcheinander und zu einem großen Zeitverlust geführt hätte. Polysem ist z.B. bei den "Animaux" der Affe, die A m e i s e , der Kuckuck, die Sau, das Schwein; der Star

der Aasgeier,

bekam sogar

nach weiteren 2o Jahren der Entwicklung im WDG 3 Stichwörter. Wie sollte 1952/ 53 vorgegangen werden? Wir hätten zahllose Karteien und ein karpliziertes Verweissystem anlegen müssen, und das Ergebnis wäre dennoch äußerst dubios gewesen. So mußten wir von einer zunächst recht verlockend aussehenden feldmäßig-begrifflichen Arbeitsmethode Abstand nehmen, auf Grund besserer Erkenntnisse. Betont werden muß noch, daß unsere Berater, vcn denen bereits unter III. die Rede gewesen war, uns vermutlich nicht im Wege gestanden hätten, uns längere Zeit hätten gewähren lassen. Dafür bürgte damals die Atmosphäre der Freiheit bei wissenschaftlichen Aufgaben, besonders an der Akademie. Wären in unserem Sprachsystem - das muß rückblickend gesagt werden - der weitaus größte Teil des Inventars

e i n d e u t i g e

Wörter, so wäre die La-

ge ganz anders gewesen. Nach weiteren 25 Jahren hat GERHARD WAHRIG ein solches Inventar an eindeutigen Wörtern der Gareinsprache zum Zweck einer Datenbank schaffen wollen, ist aber darüber bereits 1978 gestorben. So blieb sein großes Ziel der Erforschung der semantischen Universalien bis heute unerfüllt. Hätten wir ein Vierteljahrhunäert früher, als in der Lexikographie EDV, Cernputer, als "Grundwortschatz als Datenbank" noch völlig unbekannt waren, versucht, absolut neue Wege zu gehen, es wäre vermessen und unlösbar gewesen. Glücklicherweise wurde das von RUTH KLAPPENBACH nach relativ kurzer Zeit erkannt, und die traditionelle Arbeitsweise wurde beibehalten. Es war günstig für die allgemeine Lage, daß gerade in den 5oer Jahren, genauer im September 1956, WILHELM WISSMANN einen Vortrag vor der "Klasse für Sprache, Literatur und Kunst" der Akademie hielt, ca. 28 Schreiimaschinenseiten umfassend und bisher noch unveröffentlicht. Da es sich in dam "Zur Einheit des Wortes" betitelten Vortrag u.a. um die für das WDG vieldiskutierte Frage der Hcmonyme handelte, hatte WILHELM WISSMANN einen Durchschlag RUTH KLAPPENBACH überlassen, und so ist es heute möglich, das folgende Zitat daraus anzuführen: "... zu sagen, wie es gelegentlich g e s c h e h e n ist, das Begriffswörterbuch sei allein ein w i s s e n s c h a f t l i c h e s W ö r t e r b u c h , die alphabetischen bestenfalls ein p r a k t i s c h e s H i l f s m i t t e l - GEORG VON DER GABELENTZ verstieg sich

26 zu dem Satz, das alphabetische Wörterbuch habe im Studierzimmer nicht mehr Wert als das Sofa - ist geradezu grotesk. Das Begriffswörterbuch erkauft den großen Vorteil der systematischen Anordnung mit der Zerschlagung der Einheit des Wortes." Durch derartige Erklärungen seitens eines Mannes, der als unser Berater angesetzt war, fühlten wir uns erneut bestätigt in unserem endgültigen Vorgehen. In der bereits unter I. erwähnten Zeitschrift "Wissenschaftliche Annalen" erschien Im Dezenter 1956 ein Aufsatz der Verf., der unter dem Titel "Zur Anlage von Wörterbüchern" (Malige-Klappenbadi 1956, vgl. Anhang 6) noch einmal die bereits ad acta gelegte Problematik alphabetisches/begriffliches Wörterbuch aufrollt. Daraus ein Zitat: "... daß ich (GEORG KALICINSKI, die Verf.) auf der Suche nach dem schlichten Wort 'finden' z.B. wohl eine Stunde verbracht habe. Erst glaubte ich mich 'zum Greifen nah' (2,9), doch 'fand sich' (4,1), daß das Erwartete nicht 'stattfand' (4,44). Statt dessen 'fand ich mein Fortkommen' (4,46), ja sogar 'Anklang' (9,77). Aber da ich nicht 'Mittel und Wege fand' (9,35), 'finden' zu finden, wollte ich mich schon 'darein finden' (9,3), es nicht zu finden, bis es mir schließlich doch gelang, 'ausfindig zu machen' (12,8), daß 'finden' in der Abteilung 'denken' unter der Gruppe 'Wahrnehmung, Entdeckung' zu finden ist." (971) Der Artikel in den "Annalen" fährt fort: "Wollte man dieses ... Ermittlungsverfahren KALICINSKIs bei einem zukünftigen Wörterbuch anwenden, das auf HALLIG-WARTBURGs Begriffssystem aufgebaut wäre, so wüßte- man auch nicht, ob "finden" im Teil L'univers bei "den Pflanzen im Wald und Feld" und den Heilpflanzen zu suchen sei, ob im Teil L'homme beim "Denken" oder beim "Willen" oder gar im Teil L'homme et l'univers bei "Be zi ehung, Ordnung"." Der Aufsatz schließt ab mit der, wie uns scheint unanfechtbaren Meinung von JACOB GRIMM (1854:XI): "Nicht minder nothwendig ist dem Wörterbuch die alphabetische Ordnung ... wer reiche beitrage einschalten will, musz die stelle wohin vor äugen haben und nicht unschlüssig herum zu suchen, ob das wort schon da sei oder fehle: die biene weisz genau die zelle zu welcher sie honig einträgt, es würde die arbeit in den Wörtern aufheben oder lähmen, wenn man den platz nicht kennt, aus dem sie zu holen sind, schon ihren eingeschränkten samlungen pflegten die alten diese alphabetfolge zum gründe zu legen und wer sie heute nicht handhabt, sondern aufhebt und stört, hat sich an der philologie versündigt." So JACOB GRIMM 1854. Genau ein Jahrhundert danach kamen wir, nach anfänglichem Zaudern und Zögern, zu dem gleichen Resultat beim WDG, das ja für einen "weitgesteckten Kreis"

von Benutzern bestinmt sein sollte. Und dennoch:

Ein

Zug van TRIERschen Grundanliegen, von der SAUSSUREsaM.

( f a m i l i ä r ) i s t d e r Umgangssprache e i g e n oder d e r Sprache des V o l k e s und h a t e i n e n i n t i m e n , ungezwungenen,

famili-

ären Charakter. jjeTCK.

(Kindersprache) w i r d von Erwachsenen g e b r a u c h t i n d e r Wendung an K i n d e r .

Byjibr.

(vulgär) wegen s e i n e r U n g e n i e r t h e i t und G r o b h e i t unangenehm f ü r den L i t e r a t u r g e b r a u c h »

apro

(Argot) w i r d im Rahmen i r g e n d e i n e r s o z i a l e n ,

beruflichen

Gruppe g e b r a u c h t . Die Bestürmung beim Worte " A r g o t " (Diebessprache, Theatersprache u . a . ) b e z e i c h n e t genauer, auf welchen Jargon s i c h das Wort b e z i e h t . Das Wort "Argot"

(und n i c h t J a r g a l ) i s t g e w ä h l t , w e i l

s i c h m e i s t m i t dem Wort Jargon d i e V o r s t e l l u n g van etwas N i c h t - R i c h t i g e m , E n t s t e l l t e m v e r b i n d e t , aber A r g o t w e i s t nur auf d i e enge Sphäre des Gebrauchs. iiikojibh .

(Schülersprache) w i r d nur i n d e r S c h u l e g e b r a u c h t .

O6JI.

( l a n d s c h a f t l i c h ) Ö r t l i c h e oder l a n d s c h a f t l i c h e Wörter werden an s i c h n i c h t g e b r a c h t . Aber v i e l e von ihnen s i n d s o v e r b r e i t e t , daß e s n ü t z l i c h i s t , s i e zu b r i n g e n ;

je-

doch m i t diesem Vermerk, um dem B e n u t z e r zu z e i g e n , daß es n i c h t allgemein verständlich

ist.

39 Oft hat diese Bemerkung auch verbietenden Charakter, nämlich wenn neben der richtigen literarischen Form noch eine Variante besteht, deren Gebrauch für die Literatursprache sich als nicht richtig erweist: z.B. ... Stilistische Bewertung für die schriftliche Rade: KHMH

.

(Schriftsprache) vor allem der Schriftsprache eigen; Gebrauch im Mündlichen verleiht dennoch den Charakter des Buchmäßigen.

Hay*iH.

(wissenschaftlich) Sprache der Wissenschaft; die Bewertung wird dann gesetzt, wenn sich gleichzeitig das Wort in verschiedenen Zweigen der Wissenschaft findet. Scnst wird die genaue Bezeichnung gesetzt: bot., math., phys. usw.

TexH.

(Sprache der Technik) nur für den Gebrauch der Technik.

cneu.

(Sondersprache) mit irgend einer Sondersprache, einem Beruf verbunden. Wird dann gebraucht, wenn sicii das Wort gleichzeitig auf mehrere Berufe bezieht oder wenn es schwer ist, genau die Spezialität zu bestürmen.

raaeT.

(Zeitungssprache) der Zeitungssprache, dem Zeitungsstil eigen.

nyßjiHLi.

(Publizistik) der Sprache der Publizistik eigen.

Kam*.

(Kanzleistil) der Kanzlei-, Geschäftssprache eigen.

OOhu.

(offiziell) der Sprache der Regierungsakten, -anordnungen, offizieller Papiere eigen. (poetisch) der Poesie eigen; auch in der Literatursprache

nosT.

gebraucht, aber bewahrt die Färbung des poetischen Gebrauchs . Hap.-nosT.

(volkspoetisch) drang in die Literatursprache aus der sog. Folklore.

Stilistische Bewertungen, die sich auf die Geschichte, das Alter der heutigen Sprache beziehen: HOB. uepK.

(neu) in die russ. Sprache seit 1914 eingedrungen. —KHH3KH.

(kirchensprachlich) aus jener Epoche, als das kirchen-

4o slavische Element in der russ. Sprache herrschte. (Anm: Nicht zu verwechseln mit der Bezeichnung uepK. (Kirche), die auf den Gebrauch auf dam besonderen Gebiet der Kirche der Gläubigen hinweist.) CTapHH.

(altertümlich) das Wort ist ein Überbleibsel, Überrest entfernter Epochen, aber wird noch von Autoren gebraucht mit einem absichtlichen stilistischen Ziel.

ycTap.

(veraltet) aus dem Gebrauch gegangen oder gehend, aber noch weithin bekannt, u.a. aus den klassischen literarischen Werken des 19. Jhs.

Stilistische Bewertungen zur fremden Lebensweise: HCTOP.

(historisch) aus schon der Vergangenheit angehörenden Zeiten. Wenn ein Wort während des Weltkrieges und der Revolution entstanden ist, aber schon jetzt nicht mehr gebräuchlich ist, bekannt es die Bezeichnung HOB.HCTOP. (neu-histor.).

HopeBonwu.

(varrevolut.) verdrängtes Wort (durch die Revolution), z.B. ...

3arp.

(ausländ.) Wort bezieht sich nur auf das ausländische Leben, auf das Leben der westeuropäischen Staaten.

Stilistische Bewertung für die Nuancen der Wörter: 6paH.

(Scheit-, Schimpfworte)

HPOH.

(iranisch)

HeOflOÖpHT.

(mißbilligend)

niyT.

(scherzhaft)

npe3pHT.

(verächtlich)

npeHeöp.

(geringschätzig, wegwerfend)

yxop.

(vorwurfsvoll)

Top«.

(feierlich)

PHTOP.

(rhetorisch) rhetorisch, pathetisch oder darauf gerichtet, um dem Hörer diese oder jene Beziehung zum Gegenstand einzuflößen.

3B(]> .

(euphem.) mit dem Ziel, etwas zu verbergen.^

Vgl. die kritische Stellungnahme von H.E. W-iegand 1981: 236-241,

41

Von diesen russischen Stilbewertungen aus den 3oer Jahren bis zu denen des WDG war ein langer Weg. Die Erkenntnisse änderten sich fortwährend, von den ersten Versuchen in Prcbeartikeln 1952/53 an, über den Prcbedruck abs-,

bis zum end-

gültigen Vorwort zur 1. und 2. Lieferung, publiziert 1961. Die zahllosen Diskussionen, die langen Listen, die Vergleiche und Überblicke fanden kein Ende. War in Punkt VIII von den Einzelprcblemen des WDG die Rede, und wurden dazu Beispiele gegeben

- auf dem Gebiet der Stilistik sind diese Probleme am zahl-

reichsten schriftlich nachzuweisen, sie ba/eisen ein langes und unermüdliches, nahezu zehnjähriges Ringen und Forschen. Die Forderung von WOLFGANG STEINITZ: "Bewerten Sie reichlich!" war nicht leicht zu realisieren. Bereits sehr bald mußte sich die Erkenntnis durchsetzen, daß uSakOVs Grundeinteilung, sein Schema also, nicht einfach Übernamen werden kennte, obwohl das gewiß das Einfachste gewesen wäre. Schon seiner grundsätzliehen Differenzierung stilistischer Bewertungen in

mündliche und schriftliche Kcmnunikatiansfanm kennte nicht zuge-

stürmt werden, nachdem an langen Beispielreihen die Lage ausprobiert worden war. Auch in anderer Hinsicht mußten andere Wege eingeschlagen werden. WOLFGANG STEINITZ hatte im Scntrer 1957 die Meinung geäußert, daß vielleicht eine besondere Kennzeichnung mit einer Gruppe "emotional" einzuführen sei. Ein auf Wunsch der Arbeitsleiterin verfaßtes Referat der Verf.. darüber, gehalten am 8. Oktober 1957 vor WOLFGANG STEINITZ und der gesamten Arbeitsgruppe von damals 7 Mitarbeitern, machte die Situation deutlich und setzte sich mit dem Problem auseinander: "Zu den stilistischen Bewertungen" "Zwei Fragen der stilistischen Bewertung sollen heute erörtert werden: 1. e i n e allgemeine Frage: die Schwierigkeit der exakten Einordnung von Stilmerkmalen. 2. eine besondere Frage: Können wir eine Bewertung "gefühlsmäßig" oder "emotional" oder ähnlich einführen? 1. Die exakte Einordnung eines Wortes in die stilistische Bewertungsskala ist wohl die problematischste Aufgabe, die uns in unserem Wörterbuch zu lösen gestellt ist. Wir können das wieder und wieder feststellen, wenn wir im größeren Kreis zusammenkommen und über einzelne Bewertungen sprechen. Wir erleben es aber auch im engsten Kreis bei unseren allwöchentlichen Mitarbeiterbesprechungen. So fragen wir uns: Woran liegt das? Wie können wir der Schwierigkeiten Herr werden? Über die Technik eines Wortansatzes, über die mehr oder weniger brennende Streitfrage eines wegzulassenden oder aufzunehmenden Wortes, über einen Artikelaufbau sind wir uns relativ bald im klaren und einig, und ich bin davon überzeugt, daß Herrn Professor ERBENs Ausspruch "Artikelschreiben ist Routine" sich auch bei uns bewahrheiten wird. Schwanken wir z.B. über eine Erklärung, ein Synonym, und suchen gemeinsam etwas Besseres, so ist es oft vorgekommen, daß alle Mitarbeiter einem neuen, besseren Vorschlag zugestimmt haben. Das gilt genau so für die etwaige Ver-

42 änderung eines Artikel-Aufbaus. Hier haben wir ja eindeutige Leitsätze, an die wir uns halten können: Vom Konkreten zum Abstrakten, systematisch-logischer Aufbau, gruppenmäßige Zusammenfassungen, keine Wiederholungen usw. So kann beinahe gar nichts schief gehen, denn verunglückten Versuchen ist im Handumdrehen der Irrtum, der Verstoß gegen das "Gesetz", wenn man so sagen darf, logisch nachzuweisen. Ganz anders bei den stilistischen Bewertungen. Hier gibt es wenig durchschlagende Beweise, sobald man an die hundertfältige Einzelarbeit geht. Natürlich liegen die extremen Fälle fest, etwa "dichterisch Antlitz, derb abmurksen", aber das sind Beispiele, die die Minderheit bilden. Viel häufiger sind die anderen, wo man schwankt und mit Logik nichts mehr zu erreichen ist. Es kann und i s t vorgekommen, daß ich ein Wort "umg." nenne, e i n Mitarbeiter "scherzh.", ein a n d e r e r "neutral". Das kann auch - um noch eine weitere Möglichkeit herauszugreifen - bei "selten/veraltet/veraltend" eintreten, und praktisch liegt dann der Fall so, daß, wollte ich auch alle Beredsamkeit aufbieten, keine Macht der Welt jenes andere Stilgefühl, Stilempfinden ummodeln kann. E m p f i n d e t eben jemand ein Wort als "umg.", was ich n i c h t als "umg." empfinde, so ist Logik wenig am Platze. WOLFGANG KAYSER schreibt im gleichen Sinne: '... (es) erhebt sich die Frage, wie weit sich der Ausdruckswert sprachlicher Formen und Fügungen e i n d e u t i g festlegen läßt', und KAYSERs Schüler HERBERT SEIDLER formulierte dazu eine völlig richtige Erklärung: 'Die Stilistik bildet die deutliche Fuge zwischen der Sprachwissenschaft und der Literaturwissenschaft'. Ähnlich hatte es schon EMIL WINKLER gesehen. Er fragt:'... inwieweit sind die im sprachlichen Erleben in Erscheinung tretenden 'stilistischen Werte' ästhetische, die Stilistik also Kunstwissenschaft?' Es ließen sich hier noch eine Reihe ähnlicher Aussprüche, die die Schwierigkeit im Wesen der Stilistik erhärten, anführen, z.B. von AMMANN. Es sollen jedoch nur noch 2 Aussprüche ELISE RIESELS folgen, die ja am genauesten - ähnlich wie USAKOV - eine reichhaltige Stilskala vorschlägt im 3. Kapitel ihres Abrisses, das über 4o Seiten umfaßt und sich betitelt: "Stilistische Differenzierung von Lexik und Phraseologie der neueren deutschen Sprache". Sie schreibt: '... man spricht ... von leidenschaftlicher, feierlicher, satirischer, sentimentaler, pathetischer Stilfärbung u. dgl. m. Allerdings läßt sich das s c h w e r am isolierten Wort nachweisen'. Und an anderer Stelle: 'Ob ein Wort wie 'Tippfräulein' n o c h umgangssprachlich oder s c h o n Schriftnorm ist, ob eine Redewendung wie 'das ist ein gefundenes Fressen' n o c h grob oder s c h o n umgangssprachlich ist, läßt sich kaum widerspruchslos ... festlegen. In zahlreichen Fällen haben die stilistischen Vermerke in unseren Wörterbüchern - wenn sie überhaupt vorhanden sind - eine subjektive Note'. Zu genau demselben Ergebnis sind auch wir im Verlauf der praktischen Arbeit gekommen. Ich möchte an unsere Stilskala erinnern, die wir im April 1955 vorgelegt haben. Wir glaubten damals, ein Schema aufstellen, ein Netz entwerfen zu können, und sind seitdem mit dem Fortgang der Arbeit im einzelnen immer vorsichtiger geworden. Was logisch-konstruktiv so einfach erscheint, scheitert oft an dem vielfältigen Sprachempfinden der Gemeinschaft. Die Beispiele, die ELISE RIESEL - durchaus nicht etwa spärlich - gibt, passen genau so wunderbar für ihre speziellen Einzelfälle wie jene Satzbilder des Schulunterrichts, an denen man Subjekt, Prädikat, Objekt, Adverb übt. HANS GLINZ - und er nicht allein - hat es deutlich gesagt, wie wenig jene repräsentativen Satzbilder am Sprachdenkmal selbst zu verwerten sind, und parallel dazu möchte ich - so wünschenswert es vielleicht auch wäre - fragen, w o wir in unserem Probemanuskript ELISE RIESELS reiche Bewertungen wie "leidenschaftlich, satirisch, sentimental, pathetisch" anbringen können, ohne der Polemik Angriffsflächen zu bieten. Sie gibt ja auch selbst zu, w i e

43 schwer das ist. Wir haben das schon vor 2 1/2 Jahren erkannt und unsere Bewertungsfreudigkeit beträchtlich gedämpft. Es wäre daher vielleicht auch gar nicht nötig, heute darüber zu sprechen, wenn wir nicht auf ein verwandtes Problem vor ca. 3 Wochen in einer Besprechung mit Herrn Professor STEINITZ gestoßen wären, und damit komme ich zum 2. Punkt. 2. Es handelte sich bei unserer Besprechung um die Worte abzittern und abzwitschern". Abzittern war von uns mit "umg." bewertet, mit "weggehen, sich auf den Weg machen" erklärt worden. Abzwitschern hatten wir mit "umg. scherzh." bewertet, hatten es mit "vergnügt weggehen" erklärt. Herr Professor STEINITZ gab folgendes zu bedenken: Es handelt sich in beiden Fällen um gefühlsbetonte Worte. Gefühle schwanken aber. Was e i n m a l vergnügt ist, kann leicht ein a n d e r m a l wutgeladen sein. Könnte man wohl eine entsprechende Bewertung, die auf das Gefühlsmoment hinweist, anbringen? Er bat, sich dieser Frage genauer zu widmen und wies dabei besonders auf französische Sprachgelehrte hin. Herrn Professor STEINITZ' Anregung schien sich durch den bereits angeführten Abriß der ELISE RIESEL zu verstärken. Sie unterscheidet nämlich ausdrücklich zwischen emotionalen und nichtemoticnalen Wörtern. "Die Wörter und Wendungen umgangssprachlicher Färbung ... werden gekennzeichnet durch einen hohen Grad von Emotionalität, Anschaulichkeit, Bildhaftigkein, Dynamik." Ein Zitat von DE SAUSSUREs Schüler BALLY möge dem entgegengestellt werden! Auch BALLY unterscheidet zwischen den verstandesmäßigen und den affektiven Elementen in der Sprache. Aber nicht im Sinne einer Skala. In a l l e n Sprachen ist Verstandesmäßiges u n d Affektives enthalten, allerdings können die Grade der Mischung recht verschieden sein. Er sagt: '... daß der Leser in diesem Euch keine absoluten und starren Gesetze suche! ... Wenn die Psychologen die Temperamente klassifizieren und Sanguiniker, Choleriker, Phlegmatiker, Sentimentale unterscheiden, so wäre man sehr naiv zu glauben, daß ein einzelnes Temperament ganz sicher unter die eine oder andere Rubrik gehöre; es wäre noch fehlerhafter zu glauben, daß e i n o d e r verstandesmäßig wäre ... Ausdruck ganz und gar gefühlsmäßig Man weiß in der Tat nur, daß es niemals einen völlig verstandesmäßigen oder völlig gefühlsmäßigen Ausdruck gibt, denn Intellekt und Gefühl, diese zwei Aspekte unseres Geistes, finden sich in all unseren Gedanken g e m i s c h t vor ... Eine gute Methode ist es, in jedem Fall den dominierenden Faktor herauszustellen, nach welchem ein Stil-Phänomen klassifiziert werden kann...'. Hier möchte ich ein Beispiel SEIDLERs anfügen. Für ihn, den Innsbrucker, hat das nüchterne, geographische Wort "Karwendel" in Erinnerung an Stunden in der Bergeinsamkeit zauberhaften Klang. Und wenn SEIDLER fragt: * ... sind in dem Wortgehalt auch Gefühle eingebaut?', so überzeugt er uns mit der so simplen Folge "nicht-nie-nicht mehr" oder "trotzdem-dennoch", daß auch Worte, die uns auf den ersten Blick neutral anmuten, emotional wirken k ö n n e n . "Gefühlsmäßig" oder "emotional" oder "affektiv" daher als Bewertung bei uns einzuführen, dürfte m.E. wohl nicht zu empfehlen sein. Es müßte oder könnte an zu vielen Stellen stehen. So tragen auch alle unsere Hinweise "bildl." bereits Emotionales in sich, denn dadurch, daß jemand im Bilde spricht, klingt bereits eine gefühlsmäßige Sicht an. Aus zahlreichen Beispielen BALLYs, die er in der Form von Stilübungen im 2. Band bringt, geht das ohne weiteres hervor. Er läßt da nämlich zwischen Verstandes- und Gefühlswert im gleichen Wort unterscheiden, z.B. ein wildes Tier - wilde Instinkte, die patriarchalische Gesellschaft - ein patriarchalisches Leben, eine römische Dame - eine römische Tugend.

44 Es ist ohne weiteres einzusehen, daß die BALLYsehen Gegenüberstellungen unserem konkreten und bildlichen Gebrauch entsprechen. Auch unser "übertr." hat gewissen Gefühlswert und erst recht viele Zitate. Es ist darum sicherlich besser, wir bringen das emotionale Moment, das in den Worten aller Stilspären mehr oder weniger enthalten sein kann, gar nicht in unsere Bewertungen mit hinein. Und wenn wir uns darüber klar sind, daß unsere Bewertungen keinen Anspruch auf absolute Allgemeingültigkeit erheben, daß sie nur den dominierenden Faktor angeben wollen, so wird uns ein eventueller Vorwurf unwissenschaftlicher Subjektivität weniger treffen, uns die Unmöglichkeit allgemein befriedigender Lösungen weniger bedrücken. Auf diese Erkenntnis muß im Vorwort deutlich hingewiesen werden. Ich komme nun zum Schlußgedanken und wiederhole die Eingangsfrage: Wie können wir der Schwierigkeiten bei der exakten Einordnung der Stilqualitäten Herr werden? Gibt es überhaupt Möglichkeiten, den Unsicherheitsfaktor begrenzter persönlicher Beurteilung auszuschalten oder zumindest zurückzudrängen? Wir haben ganz sicherlich eine ausgezeichnete Hilfe bei unserer Arbeit an den Bewertungen, das ist der V e r g l e i c h . BALLY spricht von "synchronischer Relativität" der Worte und sagt: 1 ... die Ausdrucksmittel sind untereinander in einem Status der Relativität; ... die Worte werden nur verstanden und gefühlt durch einen dauernden und unbewußten Vergleich, der sich über sie in unserem Gehirn abspielt. ... ein Argot-Wort erscheint uns vulgär und unfein? Das geschieht deshalb, weil das Wort in uns durch den Kontrast passendere Worte wachruft. ... So kann die Stilistik Unterscheidungen und allgemeine Tendenzen aufstellen, indem sie d a s bewußt konstatiert, was der Geist des Sprechenden unbewußt fühlt.' Die Methode des Vergleiches über w i r in praxi fortwährend in dreifacher Weise. Dadurch nämlich, daß wir jedes Wort erklären, möglichst auch durch ein Synonym, ist eine vergleichende Schau schon von vorn herein eine conditio sine qua non. Zum anderen aber vergleichen wir auch unsere einmal festgelegten Stilbewertungen unter sich. Was haben wir mit "burschikos" bewertet, was mit "gehoben" etc., sagt uns eine eigene, eigens dazu angelegte Kartei. Und endlich vergleichen wir stets unsere eigenen persönlichen Stilauffassungen untereinander. Wir erleben da manche Überraschungen und Sprachgefechte, es fohlt auch nicht an erheiternden Momenten, aber letzten Endes einigen wir uns doch auf eine gemeinsame Linie, und so hoffen wir, einen annähernd gleichmäßigen Beurteilungsmaßstab zu gewinnen und der Schwierigkeiten in der stilistischen Bewertung einigermaßen Herr zu werden." Wenn in diesem Referat vom Cktcber 1957 von "burschikos" die Rede ist, so beweist das, daß in diesem Jahr noch "burschikos" zu den Bewertungen des WDG gerechnet wurde. Das änderte sich aber, und dazu einige Erläuterungen. Mit den beiden Stilschichten "urog." unä "vulgär" waren alle Beteiligten von Anbeginn an einverstanden, dazu gab es kaum Diskussionen. Es mußte aber eine Bezeichnung für eine Schicht gefunden werden, die zwischen beiden lag. Daß es die gab, war nach entsprechender Beispielsairmlung klar, aber

wie

sollte sie

heißen? Wie nennt man "eine Schicht, die sich von der Normalsprache eine gewisse Nachlässigkeit unterscheidet und

durch

im alltäglichen Verkehr der

Menschen untereinander heute sehr verbreitet ist. Sie würde, im öffentlichen leben verwendet, ... leicht anstößig wirken" (WDG Vorwort S. o12). Wie ist eine

45 solche Schicht zu bezeichnen? Wir s u c h t e n

nach dem richtigen Wort in

den Vorwörtern von Wörterbüchern aller Art, legten ganze Listen an, schalteten Unpassendes aus. Fünf Bezeichnungen der traditicnellen Art kamen zunächst in Frage: "burschikos, volkstümlich, familiär, leger, ungeniert". Da WOLFGANG STETNITZ gewünscht hatte, daß auf Grund des russischen Vorbildes reichlich bewertet werden sollte, entschieden wir uns zunächst für die ersten beiden, und so ist im Probedruck abs- von 1956 bei abspielen und abstinken noch "burschikos", bei abspülen und abstehlen noch "volkstümlich" zu finden. Keiner hat damals Einspruch erheben! Jedoch war diese Lösung im Arbeitsprozeß auf die Dauer unbefriedigend und widersprüchlich, sie war keine klare und eindeutige Lösung, der auch die Arbeitsgruppe zustürmen konnte. Was den einen Tag als "burschikos" beurteilt wurde, erschien tags darauf als "volkstümlich" und umgekehrt. Bei Diskussionen im Kreis der Mitarbeiter wurde diese Widersprüchlichkeit immer klarer, es konnte keine Linie gefunden werden, der Diskussionen war kein Ende. Und dann haben wir beide, RUTH KLAPPENBACH und die Verf,., in der 2. Hälfte des Jahres 1957 selbst die Bezeichnung "salcpp" als iirrner wiederkehrende lexikalischstilistische Bewertung aufgegriffen, und zwar, so seltsam es auch klingen mag, in der Berliner S-Bahn bei der Beobachtung junger Leute, die sich sehen damals salopp benahmen, salopp sprachen, sich salcpp kleideten. Gemeinsam, ein Wort gab das andere, war der richtige Ausdruck gefunden werden, der die früheren Bewertungen "burschikos" und "volkstümlich" ablöste. Kein Einwand erfolgte seitens der Mitarbeiter, es war d i e

Bezeichnung. Inzwischen ist sie mehr als einmal in

großen und kleinen lexikographischen Werken Übernamen worden, was natürlich nur erfreulich ist. Noch einige Bemerkungen zu den Stilfärbungen, die ein Wort oder eine Redewendung erhalten kann (Vorwort S. o13/o14). Die Stilfärbungen folgen stets auf die Stilschicht, so die Regel. Eine bunte Palette von 11 Stilfärbungen wurde im WDG aufgeführt, und da auch genau interpretiert: "scherzhaft, vertraulich, verhüllend, altertümelnd, gespreizt, papierdeutsch, übertrieben, abwertend, spöttisch, Schimpfwort, derb". Die Bewertung "derb" ist auf WILHELM WISSMANNs besondere Entscheidung den Stilfärbungen, nicht den Stilschichten zugeordnet worden. Cb er richtig entschieden hat, sei dahingestellt. - Einige Beispiele für Stilschicht + Stilfärbung seien angeführt: Der Taugenichts wie auch der Tunichtgut und der Nichtsnutz erhielten die Bewertimg "umg. abwertend", dem Verb stibitzen wurde die Bewertung "lang, scherzhaft", der Wendung die große Klappe schwingen die Bewertung "salcpp derb" gegeben. Da alle stilistischen Bewertungen im WDG gesperrt gedruckt sind, lehrt sehen ein einziger Blick in einen Band, w i e

häufig sie

46 vorkommen und welch engmaschiges Netz der Bewertungen über alle Lexeme gebreitet wurden. - Daß man über die van WDG vorgeschlagenen Bewertungen manchmal anderer Meinung sein kann, ist völlig klar, besonders für das zuletzt genannte Gebiet der Stilfärbungen. Das hat auch WOLFGANG FLEISCHER, Leipzig, bestätigt, der mit Studenten der Karl-Marx-Üniversitat Tests auf diesen Gebiet vorgenatmen hat. Er äußerte sich zu der ganzen Problematik dahingehend, daß er auf dem Gebiet der Stilschichten weitgehend mit der Beurteilving des WDG konform ginge, auf dem Gebiet der Stilfärbungen dagegen weniger. Auf diesem Sektor, so äußerte er sich weiter, ist die subjektiv bedingte Streuung so groß, daß Differenzen in der Beurteilung auftreten müssen. Darin kann ihm nur beigepflichtet vrerden, sind doch auch die gleichen Beobachtungen innerhalb der Arbeitsgruppe gemacht worden. - Die wissenschaftliche Begründung solcher Diskrepanzen liegt in der Emotion, nach HEINZ KRONASSER im "Gefühlswert" oder "Begleitgefühl", die konnotativ mit der Grundbedeutung verknüpft sind. Und wo ist schon die Emotion, das "Begleitgefühl" bei allen Sprachteilnehmern bei dem gleichen Lexem gleich? Bei den Stilfärbungen, das ist klar, wurden nur annähernde, sagen wir normalisierte Vierte gegeben, und das häufig bei gegenseitiger Befragung in Zweifelsfällen. Hier mit Sicherheit zu einem mathematisch genauen, absolut präzisen Ergebnis zu kcmmen, ist unmöglich. So war es auch bereits in dem Referat der Verf. vom Oktober 1957 (vgl. Seite 41 ff.) zum Ausdruck gekatmen, und genau in diesem Sinne schrieb WOLFGANG FLEISCHER später, nämlich 1965, in einer Rezension des WDG (Fleischer 1965): "Da die stilistische Bewertung landschaftlichen und sogar individuellen Schwankungen unterliegen kann (nicht alle Menschen habe das gleiche Sprachgefühl) , haben die Bearbeiter des Wörterbuches hier eine schwere Bürde auf sich genommen. Es kommt hinzu, daß auch auf diesem Gebiete die theoretische Fundierung (Kriterien, Motivation des Stilwertes eines Wortes) für das Deutsche noch unbefriedigend ist. Die verantwortungsbewußt getroffenen Entscheidungen des Wörterbuches sind entsprechend hoch einzuschätzen, mag auch in diesem oder jenem Einzelfall ein Fragezeichen zu setzen sein."

Auch die Kennzeichnung der zeitlichen, regionalen und fachsprachlichen Zuordnung ninmt im WDG breiten Raum ein. Es sei auch hier wiederum auf das Vorwort (Seite o14 - o18) und auf Kap. V 4. verwiesen, zudem auf das Kap. III. 9, betitelt "Fachwortschatz und Allgemeinwartschatz" in den "Studien zur modernen deutschen Lexikographie" (Klappenbach/Malige-Klappenbach 1973). X.

Die große internationale Arbeitstagung im Juli 1956

Der bereits mehrfach erwähnten großen internationalen Arbeitstagung zu Ehren des 70. Geburtstages von THEODOR FRINGS, des mehrfachen Nationalpreisträgers und

47

Ehrendoktors, im Juli 1956 soll gleichfalls in einem besonderen Kapitel gedacht werden, war doch ihre Ausstrahlung für die Entwicklung des WDG von ganz großer Bedeutung. Erst seit dieser Tagung und dem mit ihr verbundenen internationalen Werturteil war eine Klärung in lexikographischer Hinsicht eingetreten, waren die Weichen für das WDG gestellt. Hier zunächst das Progranm der Tagung: Internationale Arbeitstagung des Instituts für deutsche Sprache und Literatur vcm 25. bis 28. Juli 1956 in Berlin in den Räumen der Deutschen Akademie der Wissenschaften, Berlin W 8, Jägerstr. 22/23 Diskussicnsthemen: 1. Granmatik der deutschen Sprache der Gegenwart Einleitung: Prof. Dr. J. Erben 2. Wörterbuch der deutschen Sprache der Gegenwart Einleitung: Dr. R. Klappenbach 3. Goethe-Wörterbuch Einleitung: Prof. W. Wissmann 4. Editarische Grundsätze der Goethe-Ausgabe Einleitung: Prof. E. Grumach 5. Methodische Grundfragen des Abschnittes 145o-17oo der geplanten Geschichte der deutschen Literatur Einleitung: Prof. J. Boeckh Der Prcbedruck abs-, in dem für das WDG geplanten Format, auf ausdrücklichen Wunsch von THEODOR FRINGS wegen der Übersichtlichkeit nur 2spaltig gedruckt, mit den von einer Katmissicxi ausgewählten Drucktypen und mit ca. 5oo Wörterbuchartikeln kennte den Teilnehmern der Tagung termingemäß zugestellt werden. Er stand aber zunächst unter keinem guten Stern. Nicht nur, daß das Manuskript erst im April 1956 in die Druckerei nach Altenburg gehen kennte, was Reisen von Berlin nach Altenburg zur Beschleunigung mit sich brachte, viel schlirtmer war eine Erkrankung von RUTH KLAPPENBACH mit nachfolgender Operation in BerlinBuch im Januar 1956 und entsprechenden Nachbehandlungen im März und Juni 1956. Dadurch ergab es sich, daß notgedrungenermaßen Worterbuch-Besprechungen mehrfach in der Klinik stattfinden mußten, um die Planung vielleicht doch noch erfüllen zu kämen. So kamen z.B. ELISABETH KARG-GASTERSTÄDT (Leipzig) nach Buch, ferner HUGO SIEBENSCHEIN (Prag), von der Akademie kamen GÜNTER BELLMANN, WOLFGANG MÜLLER, WOLFDIETRICH HÄRTUNG, HEINZ VATER, GERHARD ISING, JOHANNES MANTEY, WOLFGANG PFEIFER. Stets war die Verf.

anwesend, um für ein produktives Ergeb-

nis Hilfestellung zu leisten. Ab Mitte Juni 1956 lag der Prcbedruck vor und

48 konnte verschickt werden, und scmit war ein zunächst als unmöglich zu erreichendes Ziel dennoch verwirklicht. Die insgesamt 48 Spalten des Probedrucks werden in Anhang 3 wiedergegeben. Die Gäste, die bereits am Montag, den 23. Juli 1956, in Leipzig im „Haus der Wissenschaftler" zu einer Feier für den Jubilar gekannten waren, versanmalten sich erneut am Mittwoch, den 25. Juli in Berlin zu einer noch 4 Tage währenden Tagung im großen Plenarsaal der Akademie. Es waren ca. 15o Gäste, sowohl aus der Deutschen Demokratischen Republik, als auch aus der Bundesrepublik und aus dem Ausland. Einige Namen seien genannt: Aus der DDR: BAETKE (Leipzig), BISCHOFF (Halle), BLUMENTHAL (Weimar), FLACH (Weimar), GROßE (Leipzig), HADERMANN (Halle), KANTOROWICZ (Berlin), MAGON (Berlin), PROTZE (Leipzig), ROSENFELD (Greifswald), SCHIEB (Leipzig), TEUCHERT (Rostock), TSCHIRCH (Greifswald). Aus der Bundesrepublik: BEIßNER (Tübingen), BETZ (Bonn), MACKENSEN (Lüneburg), NIEKERKEN (Hamburg) , PRETZEL (Haniburg), WACHSMUTH (Berlin-Dahlem), WEISGERBER (Bonn). Aus dem Ausland: BACH (Aarhus), DAL (Oslo), FOVRQUET (Paris), HAMMERICH (Kopenhagen), HORACZEK (Wien), KRALIK (Wien)t

MAGNUSSON (Reykjavik), MEZGER (USA), MIRONOV

(Leningrad), MOLLAX (Budapest), ÖHMANN (Helsinki), ORSZAGH (Budapest), SIEBENSCHEIN (Prag), ZIRMUNSKIJ (Leningrad), STANTSCHEFF (Sofia)TUROCZI-TROSTLER (Budapest), ZATOCIL (Brno). Die beiden ersten Referate der Tagung wurden laut Progranm von 2 Schülern des Jubilars bestritten: JOHANNES ERBEN und RUTH KLAPPENBACH. Als JOHANNES ERBEN seine "Grammatik der deutschen Sprache der Gegenwart" vorgestellt hatte, entspann sich den ganzen Tag lang lebhafter Disput unter den Fachleuten, vcn denen besonders BRINKMANN, FOURQUET, HAMMERICH, ZIRMUNSKIJ, MOLLAi, NIEKERKEN genannt seien, aber auch noch andere meldeten sich zu Wort und trugen mit ihren Diskussionsbeiträgen zur Vervollständigung des Werkes bei. Es ist erstaunlich, ja bewundernswert, daß JOHANNES ERBEN sein als "Grammatik der deutschen Sprache der Gegenwart" vorgestelltes Werk unter dem Titel "Abriß der deutschen Grammatik" nach kürzester Zeit, nämlich sehen 1958 der Öffentlichkeit vorlegte. Inzwischen hat es viele Auflagen erlebt. Seit der neubearbeiteten 11. (1972) und 12. (198o) Auflage heißt das Werk "Deutsche Grammatik. Ein Abriß". In einer österreichischen Zeitschrift konnte man 1983 folgendes dazu lesen (Die Tribüne 96, Heft 3, 1983): "Das ist das buch, das wehl den nachhaltigsten einfluss auf die schulgranmatik ausgeübt hat. Es ist im deutschsprachigen gebiet das Standardwerk für die valenzgrammatik!"

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Ganz Ähnliches ist van zweiten Tag zu berichten, an dem RUTH KLAPPENBACH das WDG und seine Prinzipien vorstellte. Auch hier eine lebhafte Diskussion. Es meldeten sich 17 Redner zu Wort, und deren Beiträge wurden zum großen Teil schriftlich abgegeben, was von großem Vorteil für das junge Unternehmen war. So wurde durch Professor Dr. LASZLÖ ORSZAGH, Budapest, ein Beitrag von 32 Seiten verlesen und überreicht, der, van Standpunkt des Ungarischen Wörterbuches aus, wertvolle Hinweise enthielt und genau, sowohl van RUTH KLAPPENBACH als auch von WOLFGANG STEINITZ, durchgearbeitet wurde, um von dem bereits in Ungarn Geleisteten zu profitieren und die große Chance des Austausches wahrzunehmen (vgl. Anhang 4). Ein Beitrag von Professor Dr. VICTOR ZIRMUNSKIJ, Leningrad, mit Charme vorgetragen, ist jahrelang geflügeltes Wort in der Wörterbuchabteilung geblieben. Es ging um die Kollokation Haustiere abschaffen, deren Spezifizierung in Pferde, Hunde, Katzen, Hühner, Kaninchen abschaffen von ZIRMUNSKIJ mit Recht als pleonastisch erachtet wurde. Parallele Fälle wurden in Zukunft vermieden. So erhielten wir kritische Stiirrnen und wertvolle Hinweise, eben gerade das, was wir in diesem Stadium der Arbeit brauchten. Die allgemeine Aufgeschlossenheit, Anerkennung und Zustiirmung war groß, genau so groß wie der Wunsch, das Werk möglichst bald in Händen zu haben. Zahlreiche Pressestinmen sind über die geschilderte Arbeitstagung nachzuweisen, die weitgehend gesarrmelt vorliegen. Es würde zu weit führen, sie zu zitieren. Nur eine einzige aus dem Kreise der Institutsangehörigen soll, stellvertretend für viele, wiedergegeben werden (Hagen 1956): "Um die Wissenschaftler aus Ost und West, Nord und Süd auch persönlich näher zusammenzuführen, hatte das Institut für deutsche Sprache und Literatur an einem Abend alle Gäste zu einem geselligen Beisammensein geladen. Hier wurden in ungezwungenen Gesprächen alte Bekanntschaften erneuert und neue Bande geknüpft. Man sprach nicht nur über die Arbeit, sondern unterhielt sich auch über persönliche Dinge und lernte so einander besser kennen. Der Abend verlief in einer wahrhaft freundschaftlichen Atmosphäre, und in zahlreichen Trinksprüchen dankten die Gäste der Akadstde für die herzliche Aufnahme, die ihnen diese Tagung zu einem wirklichen Erlebnis werden ließ. Für das Institut für deutsche Sprache und Literatur war diese große internationale Arbeitstagung von außerordentlicher Bedeutung. Wie bereits erwähnt, galt sie absichtlich nicht den alten berühmten UnternA m e n der Akademie, wie z.B. dem Grimmschen Wörterbuch, sondern den noch am Beginn ihrer Arbeit stehenden Abteilungen. Die der Institutsarbeit gezollte Anerkennung fand ihren Ausdruck in den abschließenden Dankeswarten, die ein westdeutscher und ein ausländischer Vertreter im Namen aller Teilnehmer an die Gastgeber richteten." Daß die internaticnale Arbeitstagung von 1956 neue Akzente gesetzt und neue Impulse gegeben hatte, war deutlich spürbar. Dennoch dauerte es noch 5 Jahre, auch infolge des mehrfachen, unvorhergesehenen und beklagenswerten Wechsels von Mitarbeitern in die Bundesrepublik - insgesamt 6 in der Zeit von 1956 bis 1961 -

50 bis endlich 1961 die 1. Lieferung des WDG, eine Dcppellieferung, a - annehmen, vorlag. 1961 war auch insofern, nämlich lexikographisch gesehen, ein ereignisreiches Jahr, als BERNHARD BECKMANN, der Leiter der "GRIM" in Berlin, an seinen Kollegen THEODOR KOCHS in Göttingen, dem Leiter der dortigen Arbeitsstelle, folgendes Telegramn senden konnte: "Heute, Dienstag, 1o. Januar 1961, pünktlich 17 Uhr, letztes Imprimatur erteilt. Gaudeamus." Beide Lieferungen, die letzte des "GRIMM" und die erste des WDG, wurden im Herbst des gleichen Jahres dem Institutsdirektor THEODOR FRINGS anläßlich seines Goldenen Doktorjubiläums bei einer Feier im Kreise seiner Schüler in Leipzig überreicht. Wir wiederholen: "Eine bedeutsame Stunde!" XX.

Die neue Konzeption ab 4. Band

Von da ab vergingen noch mehr als 1 1/2 Jahrzehnt, bis das WDG endlich vollendet vorlag. Die anfangs auf Seite 3

angegebenen Publikationsjahre der einzel-

nen Bände sprechen eine deutliche Sprache. Erschienen die ersten 3 Bände 1964, 1967 und 1969, so stand zu hoffen, daß ca. 1973/74 das Ganze fertig vorliegen würde. Es kam aber ganz anders, und davon legt die "Vorbemerkung" des 4. Bandes, bereits 197o mit der 31. Lieferung veröffentlicht, unmißverständlich Zeugnis ab. Schon 1968 hatte die Akademierefarm an der urröenannten "Akademie der Wissenschaften der DDR" eingesetzt, und die weittragenden Folgen erstreckten sich auch folgenschwer auf das WDG. Ein Abschnitt aus der "Vorbemerkung" wird die veränderte Lage wiedergeben: "In den sprachlichen Unterschieden zwischen der DDR und der BRD ... manifestiert sich die ökonomische, politische, insbesondere aber die ideologische Konfrontation zweier Weltsystane. Das Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache wird das erste satlantische Wörterbuch sein, das dieser Konfrontation auf linguistischem Gebiet Rechnung trägt. Es wird vcm 4. Band an den gesamten Wortschatz konsequent auf der Grundlage der marxistischleninistischen Weltanschauung darstellen." Danit wurde die einst von WOLFGANG STEINITZ aufgestellte gesamtdeutsche Konzeption von der konträren Konzeption der Abgrenzung abgelöst, und das erforderte neue Wege und neue Methoden. Zu ihrer Unterstützung gründete die Herausgeberin RUTH KLAPPENBACH eigens einen Beirat für ideologiegebundene Lexeme. Die Namen der Beiratsmitglieder sind zu Beginn der Bände 4-6 jedesmal aufgeführt. Neuentwickelte Arbeitsanweisungen mußten neben die bereits bestehenden (vgl. VIII.) gestellt werden, um die übrigen Mitarbeiter, im Durchschnitt ca. 15, zu informieren und auf dem laufenden zu halten. Auch diese neuen Arbeitsanweisungen sind zahlreich. Es folgen einige Proben einer das Datum "November

51 1969" tragenden Liste, beschriftet "Möglichkeiten der Markierung von gesellschaftlichen Verhältnissen": "unter kapitalistischen Verhältnissen" bei Mädchenhandel, managen, Mietwucher, "in kapitalistischen Ländern" bei Mehrwertsteuer, "in der kapitalistischen Wirtschaft" bei Prokura, Prokurist, "in einem imperialistischen Staat" bei Notstandsgesetz, "fast ausschließlich in nichtsozialistischen Staaten" bei Parlaments-, "im bürgerlichen Gesellschaftssystem" bei Pluralismus, "in der bürgerlichen Gesellschaft" bei Ober sahiaht, "im bürgerlichen Verwaltungssystem" bei Meldeamt, "im bürgerlichen Hechtswesen" bei Nebenkläger, Nebenstrafe, "im bürgerlichen Heer" bei Offizierskasino, "bürgerliche Bezeichnung für ..." bei Realpolitik. Die hier gebrachten Beispiele sind sämtlich aus dam 4. Band, im 5. und 6. wurden natürlich dieselben Markierungen vorgenemren. Daß im gleichen Maße auf sozialistische Verhältnisse hingewiesen werden maßte, versteht sich von selbst aus der ganzen Thematik. Die neuen Markierungstypen mußten leicht verständlich sein und dem lexikographischen Regelwerk entsprechen, und sie mußten immer wieder überschaut, vereinheitlicht und systematisiert werden. Das war in erster Linie die Aufgabe der Herausgeberin, die zudem unermüdlich einen ausgleichenden Einfluß geltend zu machen suchte, um zu verhindern, daß das ganze Werk durch Überhöhungen und Übertreibungen, die nahelagen, in zwei entgegengesetzte Blöcke zerbrach. Daß diese ideologiebedingten Aufgaben weit über die bisher üblichen Ziele eines linguistischen, vor allem der Kommunikation dienenden Kompendiums hinausgingen, ist unleugbar. "Wir leisten Pionierarbeit", äußerte sich eines Tages eine Mitarbeiterin, Genossin und zugleich Beiratsmitglied. "Die Darstellung von Begriffen wie Materialismus und Marxismus bieten keine Schwierigkeiten", sagte die Herausgeberin bei einer Bereichssitzung am 19.5.1971, "wie aber die marxistische Interpretation in einen scheinbar unproblematischen Artikel eingreifen kann, zeigt sich z.B. am Artikel Mensch." Gerade dieses Lexan ist mehrmals umgearbeitet worden und hat mehrere Mitarbeiter beschäftigt. Die endgültige, gedruckte Farm lautet, hier verkürzt, in den Hauptzügen folgendermaßen: Mensch*, der; -en, -en das höchstentwickelte Lebewesen, das gesellschaftlich lebt und arbeitet, die Fähigkeit zu denken und zu sprechen hat, die Welt in ihrer Gesamtheit

52 erkennen und nach dem Maß seiner Erkenntnis planmäßig verändern und gestalten kann a) ... das bestimmten moralischen Normen folgt: ... das Anspruch auf menschenwürdige Behandlung, auf ein von Ausbeutung und Unterdrückung freies Leben hat: ... das in seinen (individuellen) Fähigkeiten gewissen Begrenzungen unterworfen ist.: . . . b) (bestimmte) männliche oder weibliche Person: ... (vgl. dazu Anhang 10, Claus Braun, S. 161)

Wie häufig "die marxistische Interpretation in einen scheinbar unproblematischen Artikel eingreifen" mußte, ist nicht mit Zahlen zu belegen. Jedenfalls häufig, nicht umsonst waren anfangs oft, später monatlich Beiratssitzungen anberaumt, und über die wichtigsten Leitlinien und Manuskriptänderungen, auf Grund der Abgrenzung, wurden die Mitarbeiter laufend unterrichtet. Im Sinne der Abgrenzung wurden auch Nachdruck und Neubearbeitung der Bände 1 - 3 vorgenommen, was auf Grund eines am 4.8.1971 unterschriebenen Protokolls grundsätzlich nach drei Richtlinien vor sich gehen mußte. Den damit verbundenen Arbeitsaufwand hatte die Herausgeberin sogar in einem Falle, nämlich für den 3. Band, nach Arbeitstagen berechnet, und diese Berechnung ist im einzelnen mit 81 Arbeitstagen nachgewiesen. Besonders gab der Artikel deutsch. Anlaß zu langen Diskussionen. Mehrere neue Entwürfe wurden vorgelegt, und erst 1974 lag die die Institutsleitung zufriedenstellende Fassung vor. So ist es zu erklären, daß der 4. Band des WDG erst 1975 vollständig vorlag, wie bereits eingangs berichtet. XII.

Die Mitarbeiter

Nach der Anzahl der Mitarbeiter am WDG ist oft gefragt worden. Sie war groß und änderte sich oft. Die starke Fluktuation, die selbstverständlich eine große Belastung für die Arbeitsleiterin bedeutete, erklärte sich einmal bis 1961 durch die allgemeine Lage, wie bereits erwähnt (S. 49 ). Aber auch später, besonders nach 1968, gingen bewährte und eingearbeitete Mitarbeiter aus verschiedenen Gründen in andere Arbeitsgruppen über, was ihnen ja freistand, und andere, aufgelöste Arbeitsgruppen wurden dem WDG zugeteilt und mußten neu eingearbeitet werden. Kein einziger Mitarbeiter, ausgenommen die Herausgeberin und die Verf., ist von 1952 - 1977, also vcm

ersten bis zum letzten Jahr un-

unterbrochen mit den WDG verbunden gewesen. Lediglich HERBERT SPARMANN (+) hat von 1953 an bis zum Schluß am WDG gearbeitet und eine stattliche Anzahl von Artikeln verfaßt. Die 37 Namen sämtlicher wissenschaftlicher Mitarbeiter, die je am WDG, cb kurz oder lang, gearbeitet haben, sollen im folgenden aufgezählt werden: R. BAUDUSCH, M. BECKER, G. BELLMANN, Ch. BLUMRICH, J. DRESEL (+), I. DIMKE,

53 E. DÜCKERT HERBERG,

(MUHLAK), H.-J.

KLAFFENBACHS),

ILSMANN,

W. MÜLLER,

J. SCHILDT,

E. TELLENBACH,

G. HAGEN,

H. KÄUBLER(+),

V. KUSCH (ZEHN),

H. PETERMANN,

J. SCHARNHORST,

SPARMANN(+),

(+), H. GRUNERT,

E. ISING,

R. KÖSTER,

KLAPPENBACH, RUITER,

G. GINSCHEL

K.-D.

G. KEMPCKE, LUDWIG,

W. WUNDERLICH,

H.

R. MALIGE-

M. RICHTER,

R. SCHNERRER,

K. WUNSCH.

D.

S. KETZEL,

E. MAGER,

G. POWITZFEPPERLEIN), R. SCHMIDT,

W. HÄRTUNG,

H.B.

V. DE

SCHUMANN,

H.

Im letzten Vierteljahr ihres

Lebens, als die letzte Lieferung des WDG bereits in Druck war, hat

RUTH

KLAPPENBACH

jeden einzelnen Mitarbeiter auf einer besonderen Liste erfaßt und seine gedruckt vorliegenden Leistungen als Autor am WDG errechnet, ungeachtet der jeweilig sehr unterschiedlichen Zeitspanne seiner Zugehörigkeit zu diesem Unternehmen und auch ungeachtet der Toleranzbreiten, die sich bei einer solchen Art der Berechnung einstellen mußten. Sie hatte dazu sämtliche abgelieferten und von ihr stets gebuchten Manuskriptseiten zugrundegelegt und sie auf gedruckte Wörterbuchspalten umgerechnet (pro Lieferving 80 Seiten = 16o Spalten, pro Band 800 Seiten = 16oo Spalten). Dadurch ergab sich zwanglos ein einheitlicher Überblick über die einzelnen Arbeitsleistungen, wcbei sich allerdings zahlreiche andere, meist in einer Hand liegenden Aufgaben, die außerdem noch in den langen Jähren zu bewältigen waren, nicht in Seiten berechnen ließen, etwa Abstamnung, Aussprache, Zitierweise, Alphabetisierung usw. Die genannte Autarenliste ist noch heute vorhanden. Die ersten 12, in der Artikel-Produktivität an der Spitze liegenden Autoren, seien im folgenden genannt: Malige-Klappenbach (ca. 845,5 Spalten), Sparmann (ca. 82o,5 Spalten), Blumrich (ca. 479,5 Spalten), Kempcke (ca. 459,5 Spalten), Käubier (ca. 437 Spalten), Schnerrer (ca. 418,5 Spalten), Herberg (ca. 4o7 Spalten), Dymke (ca. 392,5 Spalten), Dückert (ca. 38o,5 Spalten), Tellenbach (ca. 377 Spalten), Wunsch (ca. 362,5 Spalten), Ketzel (ca. 356,5 Spalten). XIII. Das Echo Rezensionen in Zeitschriften und Zeitungen über das WDG sind in großer Anzahl ersdaienen (vgl. die vollständigen Listen in Anhang 8 u. 9). Einer der ersten, die rezensierten, war Darauf seien FLEISCHER

HENNIG

SIEGFRIED

und

GOTTHARD

BIRZAKOVA-BABKIN,

GROSSE

und

LERCHNER.

Leningrad,

Schweden rezensierten

es folgten bald

BRINKMANN,

MÄRTA

HANS

EGGERS

HUGO

MOSER

und

genannt, aus der DDR

ULRICH

ENGEL.

WOLFGANG

Auch im Ausland sind Rezensenten nachzuweisen:

JOSEF

FILIPEC,

HOLMBERG

und

Prag,

INGER

SARA

MUTAFCIEVA,

ROSENGREN,

Sofia. In

in Dänemark

EGON

BORK.

Einige Fachurteile wörtlich: Deutsche Literaturzeitung, Berlin,Jg. 1o1, H.9, Sept. 198o (G.

LERCHNER,

Halle):

"Auf der Grundlage einer nahezu ausschließlich historisch ausgerichteten

54 Sprachwissenschaft mußten Gegenstandsbestimmung und Methoden der synchronisch-systemorientierten Wortschatzdarstellung und Bedeutungsbeschreibung entwickelt und angewandt werden, lange bevor die lexikologische und semasiologische bzw. die soziolinguistische und stilistische Grundlagenforschung in unserem Land verwertbare Ergebnisse vorgelegt hatte auch der an Erkenntnissen der gegenwärtigen semasiologischen Forschung geschulte Benutzer stellt immer wieder respektvoll fest, wie empirisch zuverlässig die Angaben selbst dort sind, wo ihre theoretische Fassung und Fundierung erst neuerdings erfolgte ... Denn in der Tat kommen auch diejenigen, die, ihrerseits natürlich politisch-ideologisch motiviert, hämische Bemerkungen über die Verquickung von Lexikographie und Ideologie im WDG machen zu müssen glauben, nicht an dem objektiven Sachverhalt vorbei, daß der Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache auch und gerade in bezug auf nationale Geltungsbereiche uneinheitlich, weil durch Entwicklungen und Gebrauch in voneinander unabhängigen Koimnunikationsgemeinschaften bestimmt ist. Diesen Sachverhalt wissenschaftlich zuverlässig zu beschreiben, das Verdienst kann bislang nur das WDG für sich in Anspruch nehmen." Neues Deutschland, Berlin, 11.6.1969 (W. FLEISCHER, Leipzig): "In der konsequenten Fixierung des gegenwärtigen Wortschatzes, den übersichtlich gegliederten detaillierten Bedeutungsangaben, reichlichen Beispielen für die syntaktischen und semantischen Fügungsmöglichkeiten der Wörter und der stilistischen Kennzeichnung des Wortschatzes stellt das Wörterbuch ein Novum in der deutschen Lexikographie dar ... Wenn Sprache "die unmittelbare Wirklichkeit des Gedankens" ist, dann stecken kolossale Denkleistungen in diesem Inventar sprachlicher Zeichen, das gleichzeitig Handreichungen zum bestmöglichen Gebrauch unter semantischem und pragmatischem Aspekt gibt. Sprachpflege und Besinnung auf den Wert der Muttersprache - besonders als ein Mittel sozialistischer Bewußtseinsbildung - tut uns not auf dem Wege zur gebildeten sozialistischen Nation. Das Wörterbuch, verständnisvoll verwendet, ist hierbei ein unentbehrliches Hilfsmittel." Studia Neophilologica, Uppsala, Vol. XL, No. 2, 1968

(M. HOLMBERG):

"Alles in allem kann man sagen, daß dieses Wörterbuch mit sehr viel Umsicht, Sachverstand und Einfühlungsgabe bearbeitet wird. Es ist mit seiner differenzierten Gliederung nicht nur jedem Ausländer ein willkommenes Hilfsmittel für die praktische Beschäftigung mit der deutschen Sprache, sondern aus eben diesem Grund für die spätere Sprachforschung von unschätzbarem Wert. (Gewinnt ein Wort, das jetzt umgangssprachlich ist, Eingang in die Normalsprache? Verschwindet eine landschaftlich beschränkte Geltung oder gewinnt sie an Raum? Welche morphologische Umstrukturierung findet statt?) Man kann daher nur hoffen, daß die folgenden Bände möglichst rasch erscheinen - als Nachschlagewerk für den täglichen Gebrauch und als einzigartiges Dokument der deutschen Sprache der Gegenwart." Zivi Jezici, Belgrad, IX, H. 1-4, 1967 (P. MRAZOVIC, übersetzt v. H. ZIKMUND) : "Alles in allem stellt das Wörterbuch, das mit allen oben angeführten Merkmalen entsteht, ein außergewöhnliches Nachschlagewerk dar, das Auskunft über den richtigen und genauen Gebrauch der deutschen Sprache nicht nur dem Deutschen, sondern vor allem auch dem Nichtdeutschen, jedem Übersetzer aus dem Deutschen und ins Deutsche gibt. Für jeden Lexikographen kann dieses Wörterbuch als Musterbeispiel dafür dienen, wie wissenschaftliche und praktische Ziele verbunden und auf glücklichste Weise diffizile lexikographische Probleme gelöst werden."

55 Am Schluß dieses Berichtes soll eine Passage aus der laudatio stehen, die anläßlich der Verleihung der LEIBNIZ-Medaille, dieser höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung der Akademie, an RUTH KLAPPENBACH am 22. Mai 1975 von Präsidenten verlesen wurde: "... Das für die internationale Fachwelt mit ihrem Namen eng verknüpfte Werk, das seinerzeit auf Anregung von Akademiemitglied STEINITZ ins Leben gerufen wurde, ist z.Z. das umfassendste lexikalische Kompendium der deutschen Gegenwartssprache und hat hinsichtlich seiner wissenschaftlichen Konzeption, seiner Anlage und seines Umfangs in den anderen deutschsprachigen Ländern keine Entsprechung gefunden."

Die Feier der Verleihung fand im Plenarsaal der Akademie statt, in demselben Raum, in dem vor knapp 2o Jahren das WDG einem internationalen Gremium mit einem Probedruck vcri 24 Seiten vorgestellt worden war. Als im Jahre 1978 für das WDG der Nationalpreis der DDR vergeben wurde, war RUTH KLAPPENBACH nicht mehr unter den Lebenden. Von Staatsratsvorsitzenden ERICH HONECKER wurde ihr jedoch diese höchste Auszeichnung der COR postum verliehen.

D O K U M E N T A T I O N S A N H A N G

59

Anhang

1

Überblick über die Publikationen der einzelnen Lieferungen des WDG vcn

Band

I - VI (1961 - 1977).

(1 Lieferung umfaßte stets 8o Seiten = 160 Spalten,jeder Band, bis auf den VI., 1o Lieferungen.) Lieferung

Band X

Band II

Band III

Band IV

1./2. 3. 4. 5./6. 7. 8./9. lo.

Seitenzahl 1-160 161 - 24o 241 - 32o 321 - 48o 481 - 56o 561 - 72o 721 - 8oo

Artikel

Erscheinungsjahr

A - annehmen annehmlich - Aufbruch aufbruch(s) Ausführung Ausführungs bei bei 2 - Bestechlichkeit Bestechung -chevaleresk Chevalier - deutsch

1961 1961 1962 1962 1963 1963 1964

11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 2o.

8ol 881 961 lo41 1121 12ol 1281 1361 1441 1521

-

88o 96o lo4o 112o 12oo 128o 136o 144o 152o 16oo

Deutsch - durchfallen durchfärben - einkrallen einkratzen - engagieren Enge - erlernbar erlernen - Fakultätsfalb - fiktiv Filet 1 - Frachter Frack - Futurum G - gelten geltend - Glauben

1964 1965 1965 1965 1966 1966 1966 1967 1967 1967

21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 3o.

16ol 1681 1761 1841 1921 2ool 2o81 2161 2241 2321

-

168o 176o 184o 192o 2ooo 2o8o 216o 224o 232o 2412

glauben - haben Haben - Hehler Hehlerei - hinabsenken hinabsinken - Hut 1 Hut 1 - - Jugendklub Jugendkollektiv - Kiefer^ Kiefern- - Komparativ Komparse - KritzelKritzelei - Lavendel lavieren - Lyzeum

1967 1968 1968 1968 1968 1968 1969 1969 1969 1969

31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 4o.

2413 2493 2573 2653 2733 2813 2893 2973 3o53 3133

-

2492 2572 2652 2732 2812 2892 2972 3o52 3132 3212

M - merken merkens- - Muse museal - nieder nieder- - Panzer 2 panzern - Platten platterdings - Publikum Publikums- - rechtlich rechts - Ring Ring 1 - - sapperment Sappeur - Schinken

197o 197o 1971 1971 1972 1972 1972 1973 1973 1973

6o Lieferung

Seitenzahl

Artikel

Erscheinung!

41./42 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 5o.

3213 3373 3453 3533 3613 3693 3773 3853 3933

-

3372 3452 3532 3612 3692 3772 3852 3932 4012

Schinken - - Seide Seidel - sollen Söller - Stab2 Stäbchen - straff straff - täppisch tap(p)rig - trauen trauen2 -Übersetzung Ubersetzungs— ungewöhnlich ungewohnt - Vater-, vater-

1974 1974 1974 1975 1975 1975 1975 1976 1976

51. 52. 53. 54. 55. 56./57.

4ol3 4o93 4173 4253 4333 4413

-

4o92 4172 4252 4332 4412 4579

väterlich - verpflichten Verpflichtung - Voll 1 -, voll t 11 _ _ Voll voll1 wanken wann - wettern 2 Wetz Zahl Zähl - - Zytologie

.. . 1976 1976 1 nie 1976 1977 1977 1977

Band V

Band VI Für die Bände

I - VI

folgende Zusammenfassung des Überblicks:

1961 : 1962 1963 1964

3 3 3 2

Lieferungen

1965 1966 1967

3 3 4

1968 1969

5 4

III. Band (pubi. 1969)

197o 1971 1972 1973

2 2 3 3

IV. Band (pubi. 1975)

1974 1975 1976

4 4 5

1977

4

I. Band (pubi. 1964) + 1 Lieferung des II. Bandes

II. Band (pubi. 1967) + 1 Lieferung des III. Bandes

V. Band (pubi. 1976) + 3 Lieferungen des VI. Bandes VI. Band (pubi. 1977)

61

Grundsätzlich waren vcn der Herausgeberin für Band I pro Jahr 3 Lieferungen geplant und so auch durchgeführt worden, für Band II pro Jahr 3 und 4, für Band III pro Jahr 5 und 4 Lieferungen. In der Kütte des Gesamtwerkes war es zu erwarten, daß dieser Rhythmus nicht nur beibehalten, sondern auf Grund erworbener Routine beträchtlich gesteigert werden konnte. Jedoch mußte sich durch die neue und ideologierelevante, von der Institutsleitung (Genosse Professor Dr. WERNER NEUMANN und Genosse Professor Dr. GÜNTER FEUDEL) angeordnete Konzeption der Abgrenzung gegen die Bundesrepublik der Publikationsrhythmus nicht nur komplizieren, sondern auch verlangsamen und verschleppen (vgl. XI.), da neue Maßstäbe und Richtlinien erarbeitet werden mußten. Es trat hemmend hinzu, daß RUTH KLAPPENBACH mit Erreichung des 6o. Lebensjahres im Jahre 1971 die staatliche Leitung abgeben mußte. Die weitere Herausgabe des großen Werkes blieb ihr jedoch erhalten, wenn auch mit doppelter Erschwernis. Sie setzte sich dafür bis zum völligen Abschluß im Jahre 1977, das zugleich ihr Sterbejahr war, unter Aufbietung ihrer gesamten Kräfte und ihrer gesamten Zeit ein.

63

Anhang 2 Die Bearbeitung

(Redaktion) des W D G

Die redaktionellen Arbeiten am W D G gliederten sich stets in zwei Arbeitsgänge, nämlidi EESTKEDAKTION und ENDREDAKTION. Daß die Endredaktion in den Händen der Herausgeberin liegen mußte, war klar, erteilte sie ja auch das Imprimatur und trug die gesamte Verantwortung. Für die Erstredaktion zeichnete bis zum Schluß weitgehend die Verf. verantwortlich. Ab II. Band wurde sie in geringem Maße gelegentlich van G. KEMPCKE unterstützt. Dazu im folgenden unter A Übersichtsblätter zu den Bänden IV - VI. Sie beruhen einmal auf den van FJJTH KLAPPENBACH geschaffenen genauen Plänen und auf ihren Listen, und sie unterscheiden sich in der nachgewiesenen Leistung keineswegs vcn den Bänden II und III. Sie würden sich auch zum großen Teil an den noch vorhandenen, aber bereits archivierten sog. "Entwürfen" der zahlreichen einzelnen Autoren nachweisen lassen. - Unter B folgen einige beliebig herausgegriffene Buchstaben (N,0,P, R) mit genau detaillierten Angaben zu einzelnen Arbeitsabschnitten einzelner Autoren, so wie sie von der Herausgeberin nach gründlidier Überlegung verteilt worden waren.

Übersichtsblatt zu Band IV des W D G Die einzelnen Arbeiten begannen ca. 1968, die Veröffentlichungen in 1o einzelnen Lieferungen erstreckten sich von 1970-1973. Von den ca. Spalten. Von den ca. Spalten. Von den ca. Von den ca. Spalten. Von den ca. ten. Von den ca. Spalten. Von den ca. ten.

339 Spalten des Buchstaben M redigierte die Verf. ca. 3o9,5 198 Spalten des Buchstaben N redigierte die Verf. ca. 171 87 Spalten des Buchstaben O redigierte die Verf. alle 87 Spalten. 363,5 Spalten des Buchstaben P redigierte die Verf. ca. 28o,5 33 Spalten des Buchstabens Qu redigierte die Verf. alle 33 Spal366 Spalten des Buchstabens R redigierte die Verf. ca. 295,5 212 Spalten des Buchstabens S redigierte die Verf. ca. 15o Spal-

So hat die Verf. vcn den 16oo Spalten des IV. Wörterbuch-Bandes - unvermeidbare Toleranzbreiten einbezogen - vcn ca. 1967 - ca. 1971 ungefähr 1327 Spalten

64 redigiert, die stets auf einer weit größeren Anzahl von maschinenschriftlichen Ilanuskriptseiten beruhten. Die übrigen Arbeitsleistungen (eigene Verfasserschaft, Einarbeitungen van und Konsultationen mit Anfängern, Beirat, Aushilfen) sind hierbei nicht anzuführen gewesen. (Jbersichtsblatt zu Band V des W D G Die einzelnen Arbeiten begannen ca. 1972, die Veröffentlichungen in 10 einzelnen Lieferungen erstreckten sich vcn 1974 - 1976. Von den ca. 931 Spalten des Buchstabens S redigierte die Verf. ca. 651,5 Spalten. Von den ca. 292 Spalten des Buchstabens T redigierte die Verf. ca. 223,5 Spalten. Von den ca. 366 Spalten des Buchstabens U redigierte die Verf. ca. 156 Spalten (Dissertation KÄUBLER) und übernahm zusätzlich wegen Erkrankung der Herausgeberin die Endredaktion von ca. 21o Spalten (Dissertation SCHNERRER). Von den ca. 8 Spalten des Buchstabens V redigierte die Verf. ca. 6,5 Spalten.

So hat die Verf. von den 16oo Spalten des V. Wörterbuch-Bandes - unvermeidbare Toleranzbreiten einbezogen - von ca. 1972 - ca. 1974 ungefähr 1o39 Spalten redigiert, die stets auf einer weit größeren Anzahl von maschinenschriftlichen Manuskriptseiten beruhten. Dazu trat die Endredaktion von ca. 210 Spalten. Die übrigen Arbeitsleistungen (eigene Verfasserschaft, Einarbeitungen von und Konsultationen mit Anfängern, Beirat, Aushilfen) sind hierbei nicht anzuführen gewesen. Übersichtsblatt zu Band VI des W D G Die einzelnen Arbeiten begannen ca. 1974, die Veröffentlichungen in 7 einzelnen Lieferungen erstreckten sich von 1976 - 1977. Vcn den ca. 431 Spalten des Buchstabens V redigierte die Verf. ca. 426 Spalten (Dissertation PETERMANN). Ab W bis zum Schluß des Wörterbuches führte die Verf. täglich in der Klinik BERLIN-BUCH zusanmen mit der ab 18.o2.1975 schwer erkrankten Herausgeberin eine Endredaktion von ca. 646 Spalten durch. Dazu trat noch die Erstredaktion von ca. 130 Spalten im W,X,Y,Z, z.B. wo-, zazo-,

zwa- und zwei. Genaue Zahlenangabe

im Endprodukt wie für

den IV. und V. Band ist heute nicht mehr möglich, da die enorme Arbeitsbelastung und der tägliche Weg zur Klinik von insgesamt 3 1/2 Stunden die übliche Tagebuchführung ab Buchstaben W unmöglich machten. Jedoch kann behauptet Vierden, daß die Verf. von den 1o76 Spalten des VI.

65 Wörterbuch-Bandes-unverrreidbare Toleranzbreiten einbezogen- von ca. 1975 - Ende 1976 ungefähr 55o Spalten Erstredaktian und vor allem ungefähr 646 Spalten der so verantwortungsvollen Endredakticn geleistet hat. B

Einige beliebig herausgegriffene Buchstaben mit genau detaillierten Angäben zu den einzelnen Arbeitsabschnitten. Die unterstrichenen Namen vcn Autoren besagen, daß deren Entwürfe nicht vcn der Verf. redigiert wurden, sonst jedoch alle anderen. N Autor na- nachz (außer nach, nachdem, nächst, nacht) nach nachdem nächst, nächstens nacht nack - nan nap - nar nas nat - naz ne - nein(außer nehmen) nehmen nekro - nez nib-, nicht, nicht-, nichts nick - nif (außer niemand) niemand nik - nis nig, nih, nit, niz no (außer noch) noch, nun, nur nu, ny (außer nun, nur)

Spalten

Ketzel ca. 24 3 Kempcke Klappenbach o,5 Blumrich 1 Baudusch 6,5 2o,5 Blumrich 6 Teilenbach Baudusch 8 Blumrich 14 13,5 Sparmann Petermann 7,5 Richter 29 5,5 Kempcke 13 Richter Klappenbach °,5 Dresel 3,5 2 Sparmann 22,5 Dymke 5,5 Tellenbach 12,5 Schnerrer

Ergebnis: Vcn den ca. 198 Spalten des Buchstabens N redigierte die Verf. ca. 171 Spalten (vgl. S. 63) 0 das gesamte O ob, oder, ohne

(außer ob, oder

'

ohne

Malige )

Klappenbach

84 3

Ergebnis: Die ca. 87 Spalten des Buchstabens 0 redigierte samt und sonders die Verf. (vgl. S. 63)

66 P paar pa - pap par pas - paz pe - pep per pes - pez Pf ph Pi pl - plast plat - plaz ple - plu po - pom pon - por pos - pow pra pre, pri pro pru - pt pu py

Autor

Spalten

Klappenbach Käubier Kempcke Käubier Duckert Spannann Ising Dymke Sparmann Blumrich Ludwig Teilenbach Käubier Ketzel Herberg Ketzel Kempcke Baudusch Kempcke Tellenbach Dückert Teilenbach

ca. 2 19,5 23 19 13 16,5 3 28,5 15 15 16 15,5 7,5 21 8,5 14,5 18,5 28,5 4o 11 26,5 1,5

Ergebnis: Van den ca. 363,5 Spalten des Buchstabens P redigierte die Verf. ca. 280,5 Spalten (vgl. S. 63) R ra - rak ral - ras rasse rat - raz re - rec red - reh rei rek - rel rem - req res - ret reu - rez rg - rh ri - ric rid - riz ro - rol rom - roz ru - rum run - ruz

Schnerrer Hagen Richter Sparmann Ketzel Petermann Blumrich Wunsch Mager Wunderlich Hagen Schnerrer Baudusch de Ruiter Wunderlich Wunsch Sparmann Mager

ca. 24 25 3 27,5 26 36 39 lo 18 11 13 5,5 lo 28,5 12,5 22 38 17

Ergebnis: Von den ca. 366 Spalten des Buchstabens R

redigierte die Verf. ca. 295,5

Spalten (vgl. S. 63).

67

Anhang 3 W Ö R T E R B U C H DER DEUTSCHEN SPRACHE DER GEGENWART Probedruck abs-

1956 AKADEMIE-VERLAG

.

BERLIN

68

Allgemeine Vorbemerkungen Das Wörterbuch der deutschen Sprache der Gegenwart ist ein B e d e u t u n g s w ö r t e r b u c h . Es soll die g e s c h r i e b e n e und die nicht mundartlich gefärbte g e s p r o c h e n e d e u t s c h e S p r a c h e u n s e r e r Z e i t widerspiegeln, soll ihren ganzen Ausdehnungsbereich — vom Dichterischen, Gehobenen über die Umgangssprache bis zum Familiären — darstellen. Aus der ungeheuren Fülle des Materials ist aber nur das Allgemeinverbreitete aufgenommen worden. Folglich entfallen alle einmaligen individuellen Prägungen, auch wenn sie von großen Schriftstellern unserer Zeit verwendet wurden, und es entfällt der veraltete Wortschatz unserer Klassiker. Hierbei allerdings eine Einschränkung: Gehört veraltetes Wortgut einem noch heute weit bekannten und gelesenen Werk an, so wird es dennoch im allgemeinen aufgenommen. Damit sind die zeitlichen Grenzen des im Wörterbuch erfaßten Materials abgesteckt: E s f u ß t grundsätzlich auf dem Wortschatz des 20. und 19. J a h r h u n d e r t s ; außerdem werden auch veraltete Wörter der wichtigen klassischen Werke des 18. J a h r h u n d e r t s berücksichtigt. Das Wörterbuch verzichtet grundsätzlich auf historische Bedeutungsentwicklung und etymologische Angaben. Nur bei Fremdwörtern wird die H e r k u n f t angegeben. Somit stellt es den gegenwärtigen Wortschatz in alphabetischer Anordnung dar, bringt es die Wortsammlung eines e i n h e i t l i c h e n S p r a c h s y s t e m s . Diese Einheitlichkeit des Materials bestimmt auch die A n l a g e d e r A r t i k e l . Sie sind nicht historisch, sondern systematisch aufgebaut. Jedes Wort erhält eine Erklärung mit Hilfe anderer Wörter, wobei die heute lebendige Bedeutung bestimmend ist. Die Ordnung der verschiedenen Bedeutungen und ihrer Nuancen ist oberstes Prinzip, sie soll systematisch sein und große Sinngruppen zusammenfassen. Grammatische Gesichtspunkte sind zwar mit herangezogen, sie können auch der Gliederung dienen, Erwägungen aber der Wortbedeutung stehen stets primär vor der grammatischen Gliederung. Dabei wird nach Möglichkeit das Wort hach seinen H a u p t bedeutungen aufgegliedert und vom Konkreten zum Bildlichen und Übertragenen entwickelt. Niemals darf jedoch der systematische Aufbau so weit gehen, daß einem Wort um des einheitlichen Schemas willen eine Gliederung aufgezwungen wird. Ist auch eine gleichartige Anordnung zweier Wörter derselben Familie, z. B. von Verb und Substantiv wünschenswert, so darf sie doch nicht das Eigenleben eines Wortes zerstören. Ein parallel gebauter Aufbau zweier verwandter Wörter ist also — ganz gleich, ob es sich um dieselbe Wortfamilie einerseits oder um sinnverwandte Wörter derselben Wortgruppe andererseits handelt — ein erstrebenswertes Ziel, das aber nicht obligatorisch sein kann. Divergierende Anlagen von Verb und Substantiv der gleichen Wortfamilie sind demnach begründet, sie sind durch Gesichtspunkte der Gebräuchlichkeit oder der stilistischen Verwendung bestimmt. Auch die Angaben über die V e r b i n d u n g e n und s t i l i s t i s c h e n V e r w e n d u n g e n eines Wortes, die auf die Bedeutungsangaben folgen, können in Artikeln gleicher Wortgattung variieren. So kann e i n Substantiv zunächst mit seinen Attributen, sodann mit seinen Verben und zuletzt in seiner adverbiellen Verwendung dargestellt werden, ein a n d e r e s dagegen in umgekehrter Folge. Auch hier ist der heute lebendige Gebrauch Richtschnur fiir Anordnung und A u f b a u : Sicheres steht am Anfang des

69

Artikels, weniger Gesichertes am Ende, es sei denn, daß zusammengehörige Sinngruppen nicht auseinandergerissen werden sollen. Innerhalb des Artikels werden d r e i M ö g l i c h k e i t e n d e r B e d e u t u n g s a n g a b e unterschieden: 1. Zusammenfassende, Haupt- oder Grundbedeutungen zu Beginn eines Punktes, 2. weiterführende und 3. präzisierende Bedeutungen, beide innerhalb eines Punktes. Die weiterführende Bedeutung weicht nur wenig von der Hauptbedeutung ab, sie führt sie in der Richtung ihres Inhaltes weiter und steht innerhalb des Artikels v o r neuen stilistischen Verwendungen oder Zitaten. Die präzisierende Bedeutung steht in Klammer h i n t e r der Redewendung, sie verdeutlicht, „präzisiert" die zusammenfassende oder auch die weiterführende Bedeutung. Z i t a t e sollen Altvertrautes bestätigen oder etwaige Zweifel widerlegen. Zur ä u ß e r e n B e z e i c h n u n g d e r G l i e d e r u n g s p u n k t e : Die Hauptgliederung wird im allgemeinen durch arabische Ziffern bezeichnet. Bei starken Bedeutungsunterscheidungen werden römische Ziffern verwandt (s.Absatz). Die Untergliederung in a) und b) folgt der arabischen Bezifferung. Weitere Untergliederung in a) und ß) wird nach Möglichkeit vermieden, zumindest aber auf wenige Fälle beschränkt (in diesem Abschnitt nur bei abscheiden). Ein Hauptanliegen des Wörterbuches ist die s t i l i s t i s c h e A n a l y s e des deutschen Wortschatzes: Die Wörter und ihre Verwendungen werden in ihren verschiedenen Gebrauchsweisen durch B e w e r t u n g e n charakterisiert. Im vorliegenden Abschnitt erscheinen folgende S t i l s p h ä r e n : dichterisch, gehoben, normalsprachlich (ohne Kennzeichnung), umgangssprachlich, volkstümlich, burschikos, derb. Dazu kommen folgende F ä r b u n g e n : gewählt, übertrieben, verhüllend, scherzhaft,spöttisch, ironisch, verächtlich. Außerdem werden die Wörter und Redewendungen auch z e i t l i c h (als historisch, veraltet, Neuprägung) und nach Möglichkeit r ä u m l i c h bewertet. Hierbei sei besonders vermerkt, daß grundsätzlich mundartliche Ausdrücke nicht in das Wörterbuch aufgenommen werden, wohl aber Wörter, die zwar nur gebietsmäßig verwendet, aber doch weithin bekannt sind, verstanden und in der Literatur angewandt werden. Sie erhalten bei Ausbreitung über mehrere verschiedene Sprachräume den Hinweis „landschaftlich", bei gesicherter Zuweisung zu nur e i n e m Sprachraum die dementsprechende Bezeichnung, z. B. österreichisch, süddeutsch, berlinisch. — Außer diesen Bewertungen werden auch Hinweise auf F a c h g e b i e t e gegeben, soweit fachliche und sondersprachliche Ausdrücke überhaupt gebracht werden. Entscheidend für die Aufnahme solcher Wörter ist ihre Verbreitung und Gebräuchlichkeit. Das Fachgebiet wird jedoch nur. dann besonders angegeben, wenn Wort oder Redewendung nicht ohne weiteres das Verwendungsgebiet erkennen läßt, z. B. das Abseits Sportsprache, dagegen der Absenker (ohne Gebietszuweisung). Diese verschiedenartigen Bewertungen heben die speziellen Wortschichten aus dem Gesamtwortschatz heraus und kennzeichnen damit indirekt die im Wörterbuch unbezeichnete, breite Schicht des normalsprachlichen Wortschatzes. Endlich bringt das Wörterbuch auch genaue g r a m m a t i s c h e A n g a b e n über jedes Wort, verzeichnet den A k z e n t , soweit er nicht auf der ersten Silbe liegt, und gibt bei Fremdwörtern die notwendigen A u s s p r a c h e b e z e i c h n u n g e n an. Kl.

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Absaat — absausen

Absaat,die; -, -en Lanrlw. Saatgut von besonderer Qualität: erste, zweite A. absäbeln, säbelte ab, hat abgesäbelt v e r a l t . etw. mit dem, Säbel abhauen; heute nur noch umg. etw. ungeschickt, in groben Stücken abschneiden.: ein Stüek Brot, eine Scheibe Wurst a. absacken, sackte ab, ist abgesackt u m g . absinken: das Schiff sackt ab (geht unter), ein Flugzeug sackt ab (verliert plötzlich an Höhe)-, Der Mann mußte eine Spritze bekommen, er sackte ihm sonst ab (würde ohnmächtig) S E G H E R S , Siebtes Kreuz, 92; der Chor sackt ab (sinkt in der Tonhöhe)-, seine Leistungen sacken ab (werden schlechter) Absage, die; -, -n 1. Zurückweisung, abschlägiger Bescheid, OgsZusage: eine A. erhalten; jmdm. eine (entschiedene, scharfe, unmißverständliche) A. erteilen; eine A. an jeglichen Nationalismus 2. Schlußwort nach einer künstlerischen Darbietung, Ogs. Ansage: die A. machen, geben Absage-; -brlef, der: er hatte ihren A. schon erhalten absagen, sagte ab, hat abgesagt 1. etw. abbestellen, eine Einladung nicht annehmen, eine Zusage rückgängig machen: d. Besuch, Konferenz, Veranstaltung, Vortrag a.; er hat seine Teilnahme (kurzfristig) abgesagt, er hat a. lassen, leider mußte ich dir gestern a.; l a n d s c h . jmdn. a.: Nun war er einstmals krank und befahl mir, ihn dort {im Kloster] abzusagen H E S S E , Camenzind, 2 2 2. geh. sich lossagen von etw.: aller Tradition a.; und hatte dem Landesüblichen abgesagt (entsagt) Tu. M A N N , Joseph, 3 , 3 6 0 ; Er war ein abgesagter (erklärter, ausgemachter) Feind /Des Lachens und des Seherzens B U S C H , Kritik des Herzens, 6 3 absägen, sägte ab, hat abgesägt etw. durch Sägen abtrennen, entfernen: e. Ast, Brett a.; bildl. er sägt den Ast ab, auf dem er sitzt (schadet sich selbst)-, übertr. umg. er ist wegen Unfähigkeit abgesägt worden (aus seiner Stellung entlassen, abgesetzt worden) absatteln, sattelte ab, hat abgesattelt dem Reittier den Sattel abnehmen: er sattelte sein Pferd ab; dann wurde abgesattelt Absatz, der; -es, Absätze I. Verkauf, Vertrieb, ohne PL: Waren, Erzeugnisse, Produkte haben reißenden, schnellen, großen, guten, sicheren, langsamen, geringen, kleinen, schlechten A.; keinen A. finden, den stockenden A. beleben; erhöhter A. II. Unterbrechung, Gliederung 1. Einschnitt in Schrift und Rede a) Abschnitt in der Schrift: in diesem A. behandelt der Verfasser; einen A. machen (eine neue Zeile be-

ginnen) b) umg. Pause in der Rede: ohne A. (ununterbrochen) reden, in Absätzen (stockend) reden 2. Unterbrechung einer geneigten oder senkrechten Fläche, Vorsprung: der A. des Berges, von A. zu A. springen; der A. der Mauer, des Schachtes; Unterbrechung der Stufen, meist in der Zusammensetzung Treppenabsatz 8. Erhöhung der Schuhsohle unter der Hacke: derA.desStiefelB; hohe, niedrige, schiefe Absätze; die Absätze abtreten, erhöhen; sich auf den Absätzen umdrehen, auf den Absätzen wippen, mit den Absätzen klappern, die Absätze zusammenklappen, -reißen, -schlagen; u m g . der A. ist ab; bildl. Die Welt hatte eiserne Absätze A . Z W E I G , Grischa, 146 III. Absonderung, Ablagerung, PI. ungebräuchlich: der A. von Kesselstein im Kessel zu I: -absatz in Verbindung mit Lebensmitteln und Material, z. B. Bier-, Fleisch-, Waren-, Wollabsatz; ferner in Gesamt-, Inlands-, Massen-, Mehr-, Mindestabsatz zu I I , 1: Schriftabsatz zu I I , 2: Berg-, Mauer-, Tal-, Treppenabsatz zu 11,3: Gummi-, Holz-, Leder-,Pfennig-, Schuh-, Stiefel-, Stöckelabsätze Absatz-, absatz-; -eisen, das Eisen am Schuhabsatz; -fäbig Adj. geeignet zum, Verkauf; -terkel, das entwöhntes Jungtier; -tttllen, das vgl. -ferkel; -gebiet, das: neue Absatzgebiete erschließen; •genossenschaft, die Genossenschaft, die den Absatz von Produkten oder gewerblichen Erzeugnissen der Mitglieder vermittelt; -gesteln, das Ablagerungsgestein; -honorar, das Honorar für den Autor, das sich nach der Anzahl der verkauften Bücher richtet; -kalb, daB vgl. -ferkel; -krlse, die; -läge, die; -lamm, das vgl. -ferkel; -leder, das Leder für den Schuhabsatz; -los Adj. ohne Absatz: ein absatzloser Schuh; -markt, der: den A. erobern; -möglichkeiten, die PL; -problem, das; -quelle, die Absatzgebiet; -riickgang,der; -Schwie-

rigkeiten, die PL; -surcen, die PL; -Stockung,

die; -wirtschalt, die; -zeichen, das Kennzeichen für einen Schriftabsatz; -zwecke, die Zwecke am Schuhabsatz absauten (er säuft ab), soff ab, ist abgesoffen u m g . sich mit Wasser füllen: d. Grube, Fabrikhalle ist (im Hochwasser) abgesoffen; im Wasser versinken: das Schiff säuft ab; d e r b er ist ins Wasser geflogen und jämmerlich abgesoffen (ertrunken) absaugen, saugte (sog) ab, hat abgesaugt (abgesogen) etw. durch Saugen entfernen: den Staub vom Teppich (mit dem Staubsauger) a., auch den Teppich a. (reinigen); Wasser (mit der Pumpe) a. absausen, sauste ab, ist abgesaust sausend wegfliegen: ein bei der Eroberung Rigas absausender Granatsplitter A . Z W E I G , Grischa, 282; übertr. u m g . davonjagen: d. Bote, Rennfahrer sauste ab

abschaben — abscheiden

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abschaben, schabte ab, hat abgeschabt etw. abkratzen: Möhren, neue Kartoffeln a., Frll, Lcder a . ; etw. schabend entfernen: das Moos vom Baume, die Farbe von der Wand a . ; s c h e r z h . jmdm. den B a r t a . ; häufig im Part. Prät. abgetragen, abgenutzt: ahfiesuhnbte Kleider, Hosen, eine abgeschabte Uniform, ein abgeschabter Polstersessel; übertr. schäbig: er sah sehr abgeschabt aus; ein alter abgeschabter Kerl

abschatten, schattete ab, hat abgeschattet etw. abstufen, abtönen, nuancieren: Farben n., ein Bild a. (Schatten gut verteilen)

Abschach, das; -(e) s, ohne PL v c r a l t . Abzugsschach: Nun freylich; dieses Abschach hab' ich nicht / Gesehn, das meine Königinn zugleich/Mit niederwirft LESSING, Nathan, I I , 1

Abschattung, die; -, -cn der Bedeutung des Verbs entsprechend: die A. der Farben, des Bildes; der Bernstein zeigt alle Abschattungen vom hellsten Gelb bis zum dunkelsten Braun

abschachern, schacherte ab, hat abgeschachert jmdm. etw. (auf unsaubere Art) abhandeln, abfeilschen

abschätzbar Adj. annähernd zu bestimmen Wert, Gewicht usw.: eine a. Größe

abschaffen, schaffte ab, h a t abgeschafft 1. etw. beseitigen a ) etw. nicht länger behalten, aufgeben: d. Auto, Wagen a., Haustiere (Pferde, Hunde, Katzen, Hühner, Kaninchen) a.; übertr. Eines Tages jedoch, vielleicht nach den Ferien, Gott allein wußte, warum, war man gestürzt, vernichtet, abgeschafft (aus der Gunst des Lehrers verstoßen) TH. MANN, Buddenbrooks, 1, 748 b ) etw. aufheben, außer Kraft setzen: ein Gesetz, die Todesstrafe a., eine Steuer a., eine bestehende Einrichtung, Privilegien a . ; Die französische Revolution z. B. schaffte das Feudal-Eigentum zu Gunsten des bürgerlichen ab MARX-ENGELS, Manifest, I, 6, 538 2. l a n d s c h . bes. s ü d w e s t d t . sich abarbeiten, abmühen: Das ist ja greulich, wie du dich f ü r uns alle abschaffst SEGHERS, Die Toten, 319 Abschaffung, die; -, -en PI. ungebräuchlich, Beseitigung: die A. der Sklaverei, Leibeigenschaft; Wenn wir Glück haben, kann ich die Abschaffung der Bestimmung in einem J a h r durchsetzen FEUCHTWANGER, Die Söhne,

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abschSlen, schälte ab, h a t abgeschält die Schale, Binde entfernen: Bananen a., einen (Baum)stamm a . ; auch refl. die H a u t , mein Gesicht schält sich a b ; d i c h t , u n d jezt wär ich ja frei - Abgeschält (losgelöst) von allen Pflichten und Tränen - und Freuden. Abgeschält von der Vorsicht SCHILLER, Kabale und Liebe, I I I , 6 abschalten, schaltete ab, h a t abgeschaltet den elektrischen Strom abstellen, ausschalten; übertr. u m g . s c h e r z h . die Konzentration au, geben: er h a t t e während der Stunde abgeschaltet; dazu notabschalten Abschaltung, die; -, -en das Abstellen des elektrischen Stromes; Stromsperre; dazu Stromabschaltung abscharren, scharrte ab, h a t abgescharrt etw. abkratzen: u m g . den Schmutz von den Schuhen, die Schuhe a.

abschattieren, schattierte ab, hat abschattiert etw. abschatten, abtönen: abschattierter Farbton Abschattierung, die; -, -en der Bedeutung des Verbs entsprechend: die A. des Hintergrundes

nach

abschätzen, schätzte ab, h a t abgeschätzt etw., jmdn. einschätzen, etw. veranschlagen: d. Entfernung, Alter a.; d.Wert, Umfang, Schaden einer Sache a.; jmdn. nach Einkommen, Vermögen, Steuerkraft a.; er verstand es, die Wirkung seiner Handlung, seiner Worte auf die öffentliche Meinung abzuschätzen; [Tonio] ging unter den abschätzenden Blicken des Portiers . . . ins Freie TH. MANN, Tonio Kröger, 9, 243 abschätzig Adj. geringschätzig, abwertend: etw., jmdn. a. beurteilen, über jmdn. a. urteilen, sich a. ä u ß e r n ; er h a t t e eine a. Meinung von ihm Abschätzung, die; -, -cn Veranschlagung; zu Verlust-, Vermögensabschätzung

da-

abschauen, schaute ab, h a t abgeschaut s ü d d t . etw. zum Vorbild nehmen, nachahmen: Den vielen Literaten . . . schaute er ihre Technik, sogar den Jargon des Metiers ab FEUCHTWANGER, Jüd. Krieg, 67 abschaufeln, schaufelte ab, hat abgeschaufelt etw. mit einer Schaufel entfernen: den Schnee vom Dach a. Abschaum, der; -(e)s, ohne PI. v c r a l t . unreiner Schaum auf (kochenden) Flüssigkeiten; heute übertr. (auf Menschen) A uswurf: der A. der Menschheit, menschlichen Gesellschaft; da stellst du dich hin, du Abschaum, und sagst mir . . . FEUCHTWANGER, Goya,

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abschäumen, schäumte ab, hat abgeschäumt den unreinen Schaum von einer (kochenden) Flüssigkeit abschöpfen: Fleischbrühe, Gelee wird unter häufigem Abschäumen gekocht abscheiden, schied ab, hat/ist abgeschieden etw., sich entfernen a) etw. absondern (hat): Stoffe aus dem Körper a.; C h e m . etw. abtrennen: Metalle, Säuren, Wasser, Salze a., die Lösung scheidet K u p f e r a b ; refl. sich absondern: etw. scheidet sich als Bodensatz a b ; sich trennen von etw.: ein Tier scheidet sich von der Herde a b ; d a ß sie sich vom Leben abzuscheiden d r o h t GOETHE, W. Meisters Lehrj., I, 23, 174; b)

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Abscheldung — Abscliieds-

scheiden, fortgehen (ist) «) Reh. aus dem Leben scheiden, sterben: von der Welt, aus dieser Zeitlichkeit a., das Abscheiden (der Tod), der teure Abgeschiedene (der Tote) ß) v e r a l t . sich entfernen: Doch wollen wir aus j e n e r . . . Gesellschaft nicht eilig abscheiden G O E T H E , Dicht. u. Wahrh., I, 29, 41; vgl. abgeschieden Abscheldung,die; -, -en Absonderung, eine elektrolytische A.

Abtrennung:

abscheren, schor ab, hat abgeschoren etw. völlig abschneiden: vor der Kopfoperation mußte man ihm die Haare a.; dem Sträfling wurden die Haare abgeschoren; abgeschorene Wolle; etw. kahl schneiden: die Schafe werden abgeschoren; ein abgeschorener Kopf abscheren, scherte ab, hat abgeschert T e c h n . etw. mit der Metallschere abschneiden, zerschneiden: Bleche, Draht a.; d. Bolzen, Schraube ist abgeschert (durch seitliche Kräftewirkung abgebrochen, zersprengt worden) Abscheu, der; -s, ohne PL, auch Abscheu, die; -, ohne Pl. heftige, meist moralische Abneigung, Widerwille, Ekel: A. vor etw., jmdm. haben, bekommen; A. über etw., jmdn. empfinden; A. gegen jmdn. äußern; ein Gefühl des Abscheus unterdrücken; seine Tat erregte tiefsten A., flößte ihnen A. ein, erfüllte sie mit A.; sie hegte heftigen A. gegen ihn; er wandte sich mit A. von ihr; [die Gäste] schrien, daß es ihm zum Abscheu klang G O E T H E , W. Meisters theatr. Sendung, I, 51, 247 abscheu-; -erregend Adj. widerlich, ekelhaft: eine a. Tat, ein a. Urteil

gemein,

abscheuern, scheuerte ab, hat abgescheuert 1. etw. durch Scheuern reinigen: d. Tisch, Bank a., d. Topf, Eimer, Faß (mit Scheuersand) a.; den Schmutz a. (entfernen) 2. etw. durch Reiben abnutzen: d. Taschenrand, Ärmel, Kragen, Ring ist abgescheuert; auch refl. d. Kleid, Hose hat sich abgescheuert abscheulich Adj. Widerwillen erregend, scheußlich a) sinnlich ekelhaft: ein a. Anblick, Gestank; das Wetter finde ich a., die Zigarre ist a.; u m g . unangenehm, sehr: es ist a. kalt, das t u t a. weh; ü b e r t r i e b e n sie ist a. reich, vornehm, gelehrt b) moralisch verwerflich: ein a. Mensch, Laster, Verbrechen; das ist a., finde ich a. (von ihm); sich a. benehmen; Abscheulicher! Wo eilst du hin? B E E T H O V E N , Fidelio, I , G Abscheulichkeit, die; -, -en Schlechtigkeit, Geineinheit: eine A. begehen; eine derartige A. hätte ich ihm nicht zugetraut abschicken, schickte ab, hat abgeschickt etw., jmdn. absenden, fortschicken: d. Brief, Paket (mit der Post) a., wir haben das Geld an ihn abgeschickt; einen Boten (mit Aufträgen) a.

abschieben, schob ab, hat/ist abgeschoben 1. etw.wegschieben,entfernen (hat): den Schrank von der Wand a., den Eisenbahnwagen auf ein Nebengleis a.; bildl. d. Schuld, Verantwortung, Verbrechen von sieh (auf einen anderen) a . ; übertr. u m g . v e r ä c h t l . jmdn. zum Weggehen zwingen, entfernen: jmdn. auf einen untergeordneten Posten a.; einen lästigen Ausländer (über die Grenze) a. (ausweisen) 2. u m g . weggehen, sich davonmachen (ist): er schob (vergnügt, unmutig) ab, Bchieb ab!; d e r b sterben Abschiebung, die; -en Pl. ungebräuchlich, der Bedeutung 1 des Verbs entsprechend: die A. des Vagabunden; dazu Zwangsabschiebung Abschied, der; -(e)s, -e 1. Verabschiedung, Lebewohl, Trennung: von jmdm., voneinander, von etw. (auf ewig, für immer, fürs Leben) A. nehmen; nun heißt es aber endlich, wirklich A. nehmen; Doch ach, schon mit der Morgensonne/Verengt der Abschied mir das Herz G O E T H E , Willkommen und Abschied; der A. fällt mir schwer, nicht leicht; jmdm. den A. (nicht) schwer machen; ohne A. weggehen; zum A. jmdn. umarmen, jmdm. die Hand geben, (zu)winken, etw. schenken; beim A. weinen, jmdn. segnen; v e r a l t . vom Leser A. nehmen (das Buch beenden); e. bitterer, eiliger, ernster, feierlicher, förmlicher, formloser, freundschaftlicher, herzlicher, herzzerreißender, kalter, kurzer, langer, rührender, schwerer, stummer, trauriger, unvergeßlicher, zärtlicher A.; der A. vom Elternhaus, von der Heimat, von der Bühne, der A. von der Welt, vom Leben; v e r a l t . Tod: Der große Verlust, den ich durch den Abschied meines Herrn und Freundes [Karl August] erlitten G O E T H E , Briefe, IV, 45, 224 2. Entbindung von dienstlichen Pflichten: seinen A. einreichen, fordern, nehmen, verlangen; er nahm seinen A. als Major; den, seinen A. bekommen, gew. um den A. einkommen; jmdm. den A. geben, erteilen; h i s t . der Offizier erhielt einen ehrenvollen A., er wurde mit schlichtem A. entlassen 3. Urkunde a) über die Entbindung von dienstlichen Pflichten b) h i s t . über einen wichtigen Akt des öffentlichen Rechtslebens Zu 2. u. 3.: Landtags-, Militär-, Reichsabschied Abschieds-; -audienz, die: die A. des Gesandten; -besuch, der: einen A. machen; -briet, der: einen A. schreiben; -essen, das; -teier, die; -lest, das; -geschenk, das; -gesuch, das: sein A. einreichen; -grüß, der: einen A. zuwinken; -konzert, das: sein A. war ausverkauft; -kuß, der; -mahlzeit, die; -schmaus, der; -schmerz, der; -Souper, das; -stunde, die: die A. schlägt, rückt heran; -szene, die: rührend® Abschiedsszenen spielten sich a b ; -tag, der; -träne, die; -trank, der: ein feierlicher A.; -Vorstellung, die: die A.

al>sehlefern — Absrhin? des beliebten Künstlers; -wort, das: die Abschiedsworte der Mutter abschiefem, schieferte ab, ist abgeschiefert in Schiefern, Splittern abfallen: d. Holz, Gestein schiefert ab abschlenen, schiente ab, hat abgeschient etw. mit einer Schiene stutzen: d. Bein, Arm mußte abgeschient werden

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abschirmen, schirmte ab, hat abgeschirmt etw. mit einem Schirm, Schutz versehen: eine grelle Lampe, das Licht (mit der Hand) a.; bildl. Wirkungen schützend abhalten: das Gebirge schirmt die kühlen Nordwinde ab, das Gebirge schirmt die Täler vor den Nordwinden, gegen die Nordwinde a b ; übertr. etw. schützen, sichern: ein Land durch. Zölle vor Einfuhren a.; er f ü h r t e ein streng geregeltes, abgeschirmtes Leben; auch refl. sich gegen Gefahren, schädliche Einwirkungen a.

abschießen, schoß ab, hat/ist abgeschossen 1. tr. (hat) 1. etw. durch Schuß entsenden: Abschirmung, die; -, -en Tätigkeit des Abschird. Granate, Kugel, Rakete a., d. Pfeil, Speer a . ; mens; Schutz, Schirm: A. der Landwirtschaft vor bildl. nachdem sie diesen fein vergifteten Pfeil übermäßigen Einfuhren abgeschossen TH. MANN, Buddenbrooks, 1, 100; einen Schuß auslösen: d. Büchse, Geschütz, Geabschirren, schirrte ab, hat abgeschirrt wehr (auf jmdn.) a., die Armbrust a. einem Tier das Geschirr abnehmen: er schirrte 2. durch einen Schuß a) etw., jmdn. (töddie Pferde ab lich) treffen: den Reiter (vom Pferd), Menschen abschlachten, schlachtete ab, hat abgeschlachtet a.; Daß da e i n e r . . . einfach abgeschossen werden etw. notschlachten, schlachten müssen: er hat das kann H . M A N N , Untertan, 1 3 7 ; Flugzeuge, Panzer a . ( k a m p f u n f ä h i g machen)-, bildl.umg.derb jmdn. Schwein abgeschlachtet; die ganze Herde wurde abgeschlachtet; übertr. durch Schlachten bea. (ihm seinen Einfluß, seine Stellung nehmen), seitigen, grausam morden: wie Vieh wurden die dieser Solist war zum Abschießen (seine Leistung Menschen abgeschlachtet!; man ließ ihn kaltwar sehr schlecht); Spatzen vom Dach, Baum blütig a.; dazu Abschlachtung, die; -, -en a.; Wild a. (eine bestimmte Menge Wild wegschießen; eine Wildgattung ausrotten); bildl. den abschlacken, schlackte ab, hat abgeschlackt Vogel a. (das Beste leisten, am besten abschneiden) b) etw. ab-, wegreißen: jmdm. e. Hand, Bein a.; die Schlacke entfernen: dieser Hochofen ist so von einomHaus dasDach androhende Lawinen a. konstruiert, daß bequem abgeschlackt werden kann; hier abschlacken! (Hiniveis auf Bahnhöfen II. intr. (ist) s ü d w e s t d t . verschießen, verfür Lokomotivführer) blassen: Tapeten sind abgeschossen; nicht die abgeschossenen . . . Bände, die man sonst in PfarrAbschlag, der; -(e)s, Abschläge bibliotheken findet H E S S E , Unterm Rad, 4 1 1. Tätigkeit und Ergebnis des Abschlagens a) das Abschlagen: v e r a l t . der A. des Waldes; abschildern, schilderte ab, hat abgeschildert S p o r t s p r . R a s e n s p i e l e Abstoß des Balles vom etw. durch Wort oder Bild genau darstellen, Tor: der Torwart legt sich den Ball zum A. zuwiedergeben: Gesehenes, Erlebtes a.; Fern sei es recht; seine Abschläge kamen sehr ungenau; der von mir, abschildern zu wollen, was ich in der linke Läufer fing den A. auf; der Schiedsrichter Werkstatt Albrecht Dürers . . . gesehen habe gibt einen A.; speziell beim H o c k e y Form des H . F R A N C K , Sebastian, 3 9 4 ; Besonders freuten sie Spielbeginns b) das Weg-, Abgeschlagene: die sich, daß ich . . . selbst ihre Arme, Hiinde und Erzeugnisse der Steinzeit sind aus Abschlägen hübsche Glieder mit Zierlichkeit flüchtig ab(abgeschlagenen Steinbrocken) des Feuersteins herschilderte (zeichnete) G O E T H E , W. Meisters Wangestellt c) W e g e b a u die durch Herausschladerj., I , 2 5 , I , 1 1 4 gen entstandene Querfurche, Abflußrinne auf abschilfern, schilferte ab, ist abgeschilfert steilen Wegen: der Wagen holpert über einen A. landsch. umg. 2. Zahlung a) Teilzahlung, Rate: er bekam abblättern, sich schälen: alter Lack schilfert ab, 100 Mark auf A.; ich habe diese Möbel auf A. die H a u t sehi' f erte ab gekauft; Als ich meine ersten [Abschläge . . . nach Hause brachte M A R C H W I T Z A , Jugend, 2 2 5 abschinden, schund ab (ungebräuchlich), hat abb) Preisnachlaß, Abzug, Rabatt, Ogs. Aufschlag: geschunden u m g . ein A. des Preises, im Preis; größere Abschläge 1. sich abquälen, abrackern: er hatte sich bis zur gegenüber den bisherige n Preisen Erschöpfung abgeschunden; mit dieser Last mußte er sich sehr a.; ich werde mich nicht (für zu 1 a): Holzabschlag ihn) a. zu 2: Preis-, Rechnungsabschlag 2. die Haut abschürfen: beim Fallen hatte ich Abschlag- s. Abschlag(s)mir die H a u t abgeschunden; abgeschundene Knie abschlagen (er schlägt ab), schlug ab, hat/ist abgeschlagen abschirmbar Adj. leicht abzuschirmen: der Fernsehempfang ist gegen (die Zündkerze und ihre) I. tr. (hat) 1. etw. (durch Schlagen) abStörwirkungen noch nicht völlig a. trennen, entfernen, etw. herunterschlagen: dem

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abschlägig — abschließen

Mörder den Kopf a.; sich (Dat.) lieber den Kopf a. lassen als . . .; den Henkel von der (Kaffee)kanne a . ; d. S t u k k a t u r , Putz von der Wand, ein Stück Mauer, ein Stück vom Stein a.; der Hagel schlug die Blüten a b ; den Wald a. (sämtliche Bäume fällen); ein Gerüst, das Zirkuszelt a. (abbrechen); v e r h . sein Wasser a. (Wasser lassen); S e e m a n n s s p r . die Segel a. (von den Spieren abnehmen und vom Boot bringen); S p o r t s p r . den Ball a. (wegschlagen); S p i e l den dritten Mann, (den) Dritten a. (jmdn. durch einen Schlag zur Verfolgung veranlassen und dadurch von seiner Mannschaft trennen)

abschleißen, schliß ab, hat abgeschlissen ein Kleidungsstück durch Tragen stark abnützen: Schuhe a.; ein abgeschlissener Anzug Abschlepp-; -dienst, der Unternehmen zum Abschleppen beschädigter Kraftwagen: den A. benachrichtigen abschleppen, schleppte ab, h a t abgeschleppt 1. etw. wegschleppen, wegbefördern: einen beschädigten (Kraft)wagen a., ein Schiff (vom Grunde) a.; u m g . s c h e r z h . den Betrunkenen a. (ihm nach Hause helfen)

2. etw. abwehren, zurückschlagen: d. Angriff, Ansturm (des Gegners) a.; J ä g e r s p r . d. Hirsch, Rehbock, Auerhahn schlägt seinen Nebenbuhler ab (vertreibt ihn); iibertr. häufig im Part. Prät. S p o r t s p r . zurückgefallen: weit abgeschlagen erreichte der Läufer das Ziel; der Radweltmeister befand sich im abgeschlagenen Feld (weit hinten); l a n d s c h . abgekämpft, müde: Meine Glieder/sind seltsam abgeschlagen, t a u b und leblos H A U P T M A N N , Winterballade, II

2. sich durch Schleppen ermüden: er hat sich mit, an dieser schweren Last abgeschleppt; warum sollen wir uns damit a.f 8. l a n d s c h . ein Kleidungsstück durch Tragen abnützen: Kleider, einen Mantel a.

3. etw. ablehnen, ausschlagen: (jmdm.) e. Anerbieten, Aufforderung, Bitte,Einladung, Gesuch, Wunsch (glatt, rundweg) a.; ich kann es ihm nicht gut a. I I . refl. (hat) sich niederschlagen, absetzen: die Feuchtigkeit schlägt sich (auf dem Spiegel) ab I I I . intr. (ist) im Preis sinken: die Ware schlägt ab, ist abgeschlagen

abschließen, schloß ab, hat abgeschlossen 1. etw. durch Verschluß sichern, mit einem Schlüssel zuschließen: d. Koffer, (Schub)fach, Schreibtisch, (Kassen)schrank, Zimmer, Haus, Tür, Tor a., das Schloß a.; schließe gewissenhaft, gut a b ! 2. jmdn., etw. absondern, abtrennen: jmdn. von allem Verkehr, von der Außenwelt a., etw. von der L u f t a.; ein (hermetisch) abgeschlossener R a u m ; Das Ländchen . . . war damals einer jener abgeschlossenen Erdwinkel D R O S T E - H Ü L S H O F F , Judenbuche, 2 , 2 6 1 ; eine abgeschlossene Kaste, Klasse; abgeschlossen leben; E r arbeitete stumm, abgeschlossen, unsichtbar T H . M A N N , Tonio Kröger, 9, 224; auch refl. sich von der Welt, von allen Freuden a., sich gegen Ratschläge, gegen alle Einflüsse (von außen) a., sich in sich (selbst) a. 3. etw. beenden a) einen Abschluß herbeiführen, herstellen: d. Arbeit, Studium, Untersuchung, Verhandlung (hastig, vorschnell, in Ruhe) a.; Der Streit ist abgeschlossen zwischen mir / Und dem geliebten Bruder S C H I L L E R , Braut von Messina, I, 6; e. Konto, Rechnung a., Bücher a. (aufrechnen); er h a t sein Dasein, sein Leben abgeschlossen (erwartet nichts mehr, ist zum Tode bereit); am Ende sein: er h a t mit seinem Leben, mit der Welt abgeschlossen; sie h a t mit dieser Angelegenheit, mit ihm abgeschlossen (will nichts mehr davon, von ihm hören); enden: das J a h r schließt mit einem guten Gewinn ab; so h ä t t e das herrliche Fest beinahe mit tödtlichen Händeln abgeschlossen G O E T H E , W.Meisters Wanderj., I, 25, I, 28; oft in partizipialer Verwendung: im Part. Präs. endgültig: ein abschließendes Ergebnis, Urteil, eine abschließende Stellungnahme, etw. Abschließendes sagen; im Part. Prät. abgerundet, beendet: eine abge-

abschlägig Adj. ablehnend: eine a. Antwort, einen a. Bescheid geben, erhalten; man hat (ihm) die Eingabe a. beschieden; Es war ihr dieses abschlägige (abweisende) Betragen immer in der Seele geblieben G O E T H E , Wahlverw., I , 2 0 , 2 6 7 abschläglich Adj. v e r a l t . auf Abschlag, in Ruten: a. Zahlung; Abschläglich ist der Sold entrichtet G O E T H E , Faust, II. 1 Absclllag(s)-; -klausel, die einschränkende Sonderbestimmung bei Lohnzahlungen; -summe, die; -Zahlung, die Teilzahlung, Zahlung in Raten abschlecken, schleckte ab, hat abgeschleckt landsch. etw. schlürfend ab-, weglecken: den Zuckerguß a. abschleiclien, schlich ab, ist abgeschlichen wegschleichen, sich schleichend entfernen: schlich durch die Dunkelheit ab

er

abschleifen, schliff ab, hat abgeschliffen Unebenheiten durch Schleifen beseitigen, etu\ glätten: den Rost (von der Klinge) a.; e. Messer, Schere a. (schärfen); einen Stein mit Sandpapicr, Diamanten a. (polieren); iibertr. die Gegensätze sind abgeschliffen (gemindert); auch refl. das Messer schleift sich (rasch) ab (wird dünner); iibertr. seine Unarten schleifen sich mehr und mehr ab

abschleudern, schleuderte ab, h a t abgeschleudert etw. herunterschleudern, heftig abwerfen: das Pferd schleudert den Reiter a b ; ein Flugzeug (vom Schiff) a. (durch $ine Schleuder abschnellen)

Absclilleßung — abschmieren schlossene Bildung, Laufbahn, ein abgeschlossenes Examen, Studium, Verfahren, ein abgeschlossenes Ganzes bilden, etw. als abgeschlossen ansehen b) einen Abschluß bedeuten, darstellen, bilden: die Hymne schloß die Veranstaltung ab, die Rede wurde mit einem Zitat (wirkungsvoll) abgeschlossen, das Fest wurde mit einem Feuerwerk abgeschlossen; ein weißer Kragen schließt das Kleid am Halse ab; daß dieser Raum . . . von einer gekrümmten Decke abgeschlossen wurde A.ZWEIG, Orischa, 388; wie sich jetzt da hinten am Platz jene Häusergruppe ausnahm, die . . . den Blick abschloß H E R M A N N , Jettchen Gebert, 147 4. etw. beschließen, vereinbaren: d. Abkommen, Bündnis, Frieden, Vertrag, Waffenstillstand a.; e. Geschäft, Handel, Kauf, Tausch, Verkauf, Versicherung, Wette (mit jmdm.) a.; zu diesem Preis kann ich nicht a. (kaufen; verkaufen); er hat mit ihm wegen eines Grundstückes abgeschlossen; haben Sie gut, unter günstigen Bedingungen, günstig abgeschlossen?; der Sänger hat an ein Theater, nach Berlin abgeschlossen (einen Vertrag) AbschlleQung, die; -, -en PI. ungebräuchlich, der Bedeutung 1 und 2 des Verbs entsprechend: die A. der Grenzen; Keine noch so dichte Abschließung war imstande, Beschwerden der jüdischen Massen zu verheimlichen A. Z W E I G , Junge Frau, 283 abschlürfen, schlürfte ab, hat abgeschlürft etw. durch Schlürfen entfernen a ) etw. schlürfend absaugen: die Sahne von der Milch, die Brühe von der Suppe a. b) l a n d s c h . etw. durch schlürfenden Gang abnutzen: d. Stiefelsohlen, Schuhe a. Abschluß, der; Abschlusses, Abschlüsse 1. Abtrennung, Absonderung: unter luftdichtem A. 2. Beendigung, Ende: ein A. der Arbeit, Laufbahn, des Verfahrens, der Verhandlung; nach A. der Voruntersuchungen, Erhebungen; zum A. kommen, gelangen, etw. zum A. bringen; u m g . er macht jetzt seinen A. (Abschlußexamen); die Feier, Rede fand ihren A.; Diese meine erste Liebe fand nie einen Abschluß H E S S E , Camenzind, 34; ein befriedigender, böser, effektvoller, glänzender, organischer, rascher, schwungvoller, unvorhergesehener A.; Endrechnung, Aufrechnung: bei(m) A. unserer Konten, Rechnungen, Bücher; abschließende Verzierung: der A. des Kleides; ein weißer Kragen bildet einen wirkungsvollen A.; der A. der Tapete (Borte) 8. Abmachung, Vereinbarung: zu einem festen A. kommen; einen A. des Kaufes, Vertrages, der Versicherung erzielen, tätigen; häufig im PI. größere Abschlüsse in Wolle, Textilien; bedeutende, umfangreiche, vorteilhafte Abschlüsse fanden statt, konnten gebucht werden; es ist nur zu unerheblichen Abschlüssen gekommen zu 1: Licht-, Luftabschluß

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zu 2: -abschluß in Verbindung mit Begriffen aus der Buchhaltung: Bilanz-, Bücher-, Gesamt-, Jahres-, Kassen-, Konto-, Monats-, Quartals-, Rechnungs-, Tages-, Wochenabschluß; ferner in Lebens-, Prüfungs-, Zierabschluß zu 3: Bank-, Darlehns-, Einkaufs-, Export-, Friedens-, Gesamt-, Geschäfts-, Import-, Kauf-, Messe-, Vergleichs-, Vertrags-, Warenabschluß Abschluß-; -bedingung, die: günstige Abschlußbedingungen; -bestätlgung, die; -borte, die: die A. der Tapete; - e s a m e n , das: sich zum A. vorbereiten; - h a h n , der: der A. muß repariert werden; -kabel, das nässesicheres Kabel; - k a n t e , die: eine bunte A.; -klasse, die letzte Klasse aller Schularten; -leiste, die: eine goldene A.; - p r ü f u n g , die Prüfung am, Ende eines Schuljahres, Bildungse ganges; -rechnung, die Endabrechnung; -rede, diRede am Ende einer Sitzung, Veranstaltung, Verhandlung; -Sitzung, die letzte Sitzung einer gewis-

sen Anzahl; -summe, die; -ventll, das; -Veran-

staltung, die letzte Veranstaltung einer gewissen Anzahl; -wort, das s. -rede; -Zensur, die Zensur am Ende eines Schuljahres; -Zeugnis, das Zeugnis am Ende eines Schuljahres abschmatzen, schmatzte ab, hat abgeschmatzt derb jmdn. geräuschvoll abküssen abschmecken, schmeckte ab, hat abgeschmeckt den Geschmack einer Speise prüfen: d. Suppe, Essen a.; das Gemüse wird auf Gewürz abgeschmeckt; eine Soße mit Salz und Pfeffer a. (würzen); vgl. auch abgeschmackt abschmeicheln, schmeichelte ab, hat abgeschmeichelt jmdm. etw. durch Schmeicheln abgewinnen, entlocken: sie hat ihm den Ring abgeschmeichelt; jmdm. ein Lächeln, Lob, Versprechen a. abschmeißen, schmiß ab, hat abgeschmissen u m g . 1. jmdn. heftig ab-, herunterwerfen: dieses Pferd schmeißt jeden Reiter ab 2. S k a t eine Farbe aus dem Spiel bringen: er hat Grün abgeschmissen abschmelzen (er schmilzt ab), schmolz ab, ist abgeschmolzen wegschmelzen, zergehen: der Schnee schmilzt (vom Dach) ab, der Gletscher ist abgeschmolzen abschmelzen, schmelzte ab, hat abgeschmelzt 1. etw. durch Schmelzen trennen: Zinn (vom Eisenschrott) a. 2. l a n d s c h . K o e h k . Butter zum. Schmelzen bringen, mit Mehl verrühren und der Speise zufügen: das Gemüse maß noch abgeschmelzt werden abschmieren, schmierte ab, hat/ist abgeschmiert 1. T e c h n . sämtliche Schmierstellen mit Fett versehen (hat): der Wagen muß abgeschmiert werden

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Abschminke — Abschnitt

2. S c h ü l e r s p r . etw. unerlaubt abschreiben (hat): er hat den Aufsatz (von ihm) abgeschmiert 8. S o l d a t e n s p r . seitlich über einen Flügel abrutschen, abstürzen (ist): das Flugzeug ist abgeschmiert Abschminke, die; -, ohne PL, T h e a t e r Fett zum Entfernen von Schminke abschminken, schminktc ab, hat abgeschminkt die Schminke entfernen: die Schauspieler waren bereits abgeschminkt; auch refl. sie mußte sich schnell a. abschmirgeln, schmirgelte ab, hat abgeschmirgelt etw. mit Schmirgel schleifen, glätten: eine rauhe Stelle a. abschnallen, schnallte ab, hat abgeschnallt die Schnalle des Riemens lösen, etw. losschnallen: d. Koppel, Seitengewehr, Tornister a., Schlittschuhe, die Bretter a.; sich (Dat.) den Riemen a.; auch refl. sich vom Sitz a. abschnappen, schnappte ab, hat/ist abgeschnappt umg. 1. jmdn., etw. im letzten Augenblick abfangen, erreichen (hat): an der Tür hat er ihn gerade noch abgeschnappt; wir haben die Bahn noch bekommen, aber es war gerade so am, zum Abschnappen 2. plötzlich aufhören (hat/ist): mitten in seiner Bede schnappte er ab (brach er ab)-, vor mir hat es gerade abgeschnappt (ich kam nicht mehr dran); Doch in einem Nu schnappten die Wasser ab (versiegten) G O E T H E , Dicht.u. Wahrh., I , 2 6 , 9 6 ; d e r b er wäre beinahe abgeschnappt (gestorben) abschneiden, schnitt ab, hat abgeschnitten I. etw. trennen 1. etw. schneidend (abbrennen: etw. mit d. Messer, Schere, Säge a.; ein Stück (vom) Fleisch, Käse, Kuchen a., ich schneide (mir) eine (dünne, dicke) Scheibe vom Brot, von der Wurst a b ; bildl. u m g . da könnte sich mancher (andere) e. Scheibe, Stück davon a. (ein Beispiel daran nehmen)-, die (Spitze von der) Zigarre a.; einen Meter (vom) Stoff, Band, einen Faden (vom Knäuel) a.; bildl. g e h . jmdm. den Lebensfaden a. (ihn zugrunde richten)-, den Rand vom Bild, Foto, Papier a.; die Blume (vom Strauch), Zweige, einen (dürren) Ast a., die Trauben vom Weinstock a.; T i s c h l e r e i ein Stück vom Brett a. (absägen)-, dem Geflügel den Hals a.; - v e r a l t . Geflügel a. (schlachten), [das] Küchenmädchen, das einige Tauben abgeschnitten'hatte G O E T H E , W.Meisters Lehr I, 23, 139; wahrscheinlich habe er sich die Kehle abgeschnitten (durchgeschnitten) G O E T H E , W. Meisters Lehrj., I, 23, 298 - ; bildl. u m g . jmdm. den Hals a. (ihn brutal zugrunde richten)-, jmdm. d. Bart, Haare, Nägel a.; die Nabelschnur a.; ein widerlicher Druck wollte ihr den Atem abschneiden A. Z W E I G , Grischa, 348; etw. kupieren: dem Hund die Ohren, den Schwanz a., dem Pferd die Mähne (kurz) a.; etw. gerade, schräg, oben, an der Spitze, an den Enden a., beide Enden a.

2. übertr. a) ein Stück von etw. Zusammenhängendem abtrennen, etw. um ein Stück kürzen: dieser Pfad schneidet (ein tüchtiges, gutes, großes Stück) ab (vom Hauptweg); wir wollen (diese Ecke) a.; den Weg a. (durch einen direkten Weg verkürzen) b) jmdm. etw. vereiteln, versperren: jmdm. d. Flucht, Rückzug, Weg (zur Tür) a., jmdm. jede Ausflucht, jeden Ausweg, alle Aussichten, Mittel, Möglichkeiten, alle Hoffnung (zur Rettung) a.; er ist von der Heimat, von aller Welt, von jeder Verbindung (mit seinen Eltern, mit der Außenwelt), von jeder Hilfe abgeschnitten; es ist damit wie abgeschnitten (es ist plötzlich völlig aus); die Truppen wurden vom Hauptheer, die Stadt wurde von der Zufuhr abgeschnitten; den Feind a. (die Verbindung mit seinem Hinterland sperren) c) etw. Begonnenes unterbrechen: jmdm. d. Antwort, Einwand, Erwiderung, Gespräch, Rede, Wort (kurz, schroff, unhöflich, wütend) a.; sie wollte wieder vom Thema anfangen, aber er schnitt mit rauher Stimme ab H . M A N N , Untertan, 15; Die Musik schweigt wie abgeschnitten H E R M A N N , Kubinke, 159; die Erkältung ist wie abgeschnitten (plötzlich geheilt); Es wäre doch gut, wenn wir den Katarrh noch abschneiden könnten T H . M A N N , Zauberberg, 2, 237 d) jmdm. etw. Erworbenes zunichte machen, verderben: jmdm. die Ehre, den guten Leumund a. II. mit einem bestimmten Resultat abschließen, ein bestimmtes Ergebnis erreichen: günstig, gut, leidlich, schlecht (in der Prüfung, bei einem Wettbewerb, -kämpf) a. -abgchnelder, der; s. Ehr-, Hals-, Zigarrenabschneider •abschneiderisch Adj.; s. ehr-, halsabschneiderisch Abschneidung, die; -en PL ungebräuchlich, der Bedeutung I, 2 des Verbs entsprechend: die A. sämtlicher (Verkehrs) Verbindungen; dazu Ehrabschneidung abschnellen, schnellte ab, ist/hat abgeschnellt durch Spannkraft in schnelle Bewegung geraten (ist): der Pfeil schnellte von der Sehne a b ; der Läufer schnellte ab (eilte davon); etw. durch Spannkraft in schnelle Bewegung versetzen (hat): den Pfeil a.; [der Ballettmeister] wandte sich auf dem linken Fuße, schnellte den rechten . . . seitwärts vom Boden ab T H . M A N N , Tonio Kröger, 9, 215 abschnippeln, schnippelte ab, hat abgeschnippelt umg. etw. in kleinen Stücken abschneiden: Haare, Papierecken a. Abschnitt, der; -(e)s, -e 1. abgeschnittener Teil: der A. der Postanweisung; dieser A. der Eintrittskarte, Aktie wird abgetrennt; der ausgefüllte A. der Lebensmittelkarte mußte abgegeben werden

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Abschnitts- — Abschreibung 2. überlr. in sich abgegrenztes Teilstück: der erste, e. bedeutungsvoller, besonderer, interessanter, neuer, schwieriger, wichtiger A.; einen neuen A. (in einem Buch) beginnen, durchnehmen, mit Paragraphen versehen, beenden, einen Text in Abschnitte einteilen; einen A. des Geländes durchkämmen, überwachen; auf diesem A. der Front war R u h e ; ein A. des Kreises (Segment), der Kugel; abgegrenzter Zeitrvum: ein A. im J a h r , im Leben, in der Entwicklung eines Menschen, in der Weltgeschichte; der fruchtbarste, schönste A. (seines Lebens, Schaffens) zu 1: Aktien-, Auszahlungs-, Kontroll-, Sonder-, Stamm-, Teilabsohnitt zu 2: Ansbildungs-, Bau-, Bibel-, Entwicklungs-, Front-, Geschichts-, H a u p t - , Jahres-, Kreis-, Kugel-, Lebens-, Literatur-, Schaffens-, Sinn-, Spiel-, Sprech-, Straßen-, Tages-, Teil-, UnterUnterrichts-, Verhandlungs-, Vers-, Zeitabschnitt Abschnitt(s)-, abschnitt(8)-; -leiter, der K a u fm a n n s s p r . : er wurde zum A. gerufen; -weise Adv. in Abschnitten: etw. a. auswendig lernen Abschnitzel, das; -s, - s ü d d t . Abfall beim Schneiden, Schnitzel abschnüffeln, schnüffelte ab, h a t abgeschnüffelt etw. schnüffelnd absuchen: der H u n d schnüffelt den Boden a b ; bildl. u m g . eine Arbeit nach Fehlern a. abschnüren, schnürte ab, hat abgeschnürt 1. etw. abbinden, schnürend abtrennen: ein Glied vom Ganzen a.; eine Warze a.; bildl. (jmdm.) d. Atem, L u f t a.; übertr. d. Leben, Handel a.; ein Gebiet (vom Mutterlande) a. 2. etw. mit einer Schnur markieren, abmessen: der Maler schnürt ab (zieht eine gerade Linie durch Anschlagen einer gefärbten Schnur); Wilhelm . . . half die Perspective bestimmen, die Umrisse abschnüren GOETHE, W. Meisters Lehrj., I, 21, 263 abschnurren, schnurrte ab, ist/hat abgeschnurrt schnurrend ablaufen (ist): die Spule schnurrt a b ; Er lebte rasch, wie ein abschnurrendes Uhrwerk TH. MANN, Zauberberg, 2, 758; übertr. etw. schnurrend ablaufen lassen (hat): e. Gedicht, Gebet a. (rasch und eintönig hersagen) Abschniirung, die; -, -en 1. das Abschnüren, gewaltsame Abtrennung: wirtschaftliche A. eines Landes 2. Markierung durch Abschnüren; vgl. schnüren 2

die ab-

abschöpfen, schöpfte ab, h a t abgeschöpft die oberste Schicht (mit der Schöpfkelle) wegnehmen: den R a h m (von der Milch), den Schaum a . ; bildl. er h a t wieder einmal d. F e t t , Rahm abgeschöpft (das Beste für sich genommen) abschrägen, schrägte ab, h a t abgeschrägt etw. schräg machen, von der geraden Richtung

abgehend: die Tischkante a.; d. Dach, Wand ist abgeschrägt; dazu Abschrägung, die; -, -en abschrammen, schrammtc ab, hat/ist abgeschrammt 1. etw. abschaben, abschürfen (hat): die Politur ist abgeschrammt; er h a t sich (Dat.) die Knie abgeschrammt 2. b e r l . d e r b v e r h . sterben (ist) abschraubbar Adj. durch Schrauben zu entfernen: ein a. Ventil

abzudrehen,

abschrauben, schraubte ab, hat abgeschraubt etw. durch Schrauben abdrehen, lösen, entfernen: d. Deckel, (Tür)schild, Ventil a.; der Wasserhahn läßt sich (leicht, schwer) a. abschrecken, schreckte ab, hat abgeschreckt 1. jmdn. zurückschrecken, durch Furcht von etw abhalten: den Feind vom Angriff a., er ließ sich durch nichts (davon) a.; oft im Part. Präs. als abschreckendes Beispiel dienen, hinstellen; die abschreckende Wirkung der Strafe; er machte einen abschreckenden Eindruck 2. etw. in kaltes Wasser eintauchen, kalt übergießen: Eier a. (damit sich die Schale leichter löst); eine Soße a. (damit sie klar wird); den Stahl (im Wasserbad) a. (härten) Abschreckung, die; -, -en den Bedeutungen Verbs entsprechend Abschreckung»-; -strafe, die

des

-mittel, das; -politik, die,

abschreiben, schrieb ab, hat abgeschrieben 1. eine Abschrift von etw. anfertigen a) etw. übertragen, kopieren: alte Handschriften, Noten a.; etw. ins reine schreiben: einen Text sauber a.; er muß den Aufsatz noch einmal a. b) etw. unerlaubt übertragen, entlehnen: der Schüler h a t t e seine Hausaufgabe (wörtlich) vom Nachbar abgeschrieben 2. etw. durch Schreiben abnutzen: die Bleistiftspitze a., eine abgeschriebene Feder; auch refl. die Feder schreibt sich rasch a b ; s c h e r z h . sich (Dat.) die Finger a. (durch vieles Schreiben ermüden) 3. etw. durch Buchung tilgen, abziehen: e. Betrag, Summe vom K o n t o a.; eine Maschine a. (den Anschaffungswert in der Bilanz herabsetzen); bildl. u m g . den h a t t e ich schon längst abgeschrieben (aufgegeben, als verloren betrachtet) 4. (jmdm.) schriftlich absagen: da ich verhindert war, m u ß t e ich (ihm) leider a. Abschreiber, der; -s, 1. Verfertiger einer Abschrift

2. Plagiator

Abschreibung, die; -, -en Herabsetzung eines Sachwertes um einen gesetzlich festgelegten Prozentsatz: Abschreibungen vornehmen; dazu Steuer-, Verlust-, Wertabschreibung

78

Abschreibung^- — abschweifen

Abschreibung-; Abschreibung

-satz, der

Prozentsalz

der

abschreiten, schritt ab, hat/ist abgeschritten 1. eine Strecke entlanggehen (hat/ist) a) an etw. musternd, prüfend entlanggehen: die F r o n t der Ehrenkompanie a. b) etw. durch Schritte abmessen: e. Entfernung, Acker a.; und begann hierauf, die lange und schmale Strecke . . . langsam abzuschreiten (geinessen entlangzugehen) T u . M A N N , Tod

in Venedig,

9,537

2. g e h . würdevoll weggehen (ist): mit diesen Worten schritt er ab Abschritt, die; -en Zweitschrift, Kopie: eine genaue, saubere A., eine gleichlautende A. anfertigen, eine beglaubigte A. beifügen, beilegen, etw. in A. mitteilen; dazu Zeugnisabschrift abschriftlich Adv. in Abschrift, in der Kopie: Zeugnis fügen wir Ihnen a. bei

das

abschroten, schrotete ab, hat abgeschrotet veralt. etw. abhauen: durch Verdrängung des Flusses an der einen und durch Abschroten des Felsens a n der andern Seite GOETHE, Dicht, u. Wahrh., I, 27, 329

abschrubben (selten auch abschruppcn), schrubbte ab, hat abgeschrubbt etw. mit der Bürste abscheuern, reinigen: d. Bank, Hände a., den Fleck (vom Tisch) a. abschruppcn s. abschrubben abschuften, schuftete ab, hat abgeschuftet u m g. sich abarbeiten: eine ganze Woche hat er sich (damit) abgeschuftet abschuppen, schuppte ab, hat abgeschuppt 1. die Schuppen (von etw.) gewaltsam entfernen: den Fisch a. 2. sich in Schuppen ablösen, abfallen: die H a u t schuppt sich ab dazu Abschuppung, die; -, -en abschürfen, schürfte ab, h a t abgeschürft die Haut durch Schürfen abreiben, verletzen: sich (Dat.) die H a u t a.; abgeschürfte KnieAbschürfung, die; -, -en

Schürfwunde

Abschuß, der; Abschusses, Abschüsse 1. das Abschießen, Auslösen eines Schusses: der A. einer Granate; im Augenblick des Abschusses 2. das Herunter-, Wegschießen, Erlegen: der A. des Flugzeuges; mehrere Abschüsse (von Panzern) konnten erzielt werden; der (jährliche) A. des Wildes Abschuß-, abscliuß-; -basis, die Mil. Ort des Abschusses; -prämie, die: eine A. f ü r Füchse und Dachse; -rampe, die Mil.: eine fahrbare A. f ü r Geschosse; -regeiung, die: die A. in Naturschutzgebieten; -reif Adj. reif zum Abschießen; -würdig Adj.: a. alte und kranke Tiere

abschüssig Ad}, stark abfallend: ein a. Berg, Hang, Weg, ein a. Felsufer; übertr. er kam, geriet auf die a. Bahn (wurde leichtsinnig und liederlich) Abschüssigkeit, die; -, -en PI. ungebräuchlich, Bedeutung des Adj. entsprechend

der

abschütteln, schüttelte ab, h a t abgeschüttelt etw. durch Schütteln lösen, entfernen: die Früchte vom Baume a., die Krümel vom Tischtuch a., auch d. Tischtuch, Besen, (Bett)vorleger a. (durch Schütteln säubern); d e r H u n d schüttelt das Wasser ab, auch refl. der H u n d schüttelt sich a b ; bildl. e. Verfolger, zudringlichen Mensehen (von sich) a. (loswerden); den S t a u b von den Füßen a. (sich davonmachen); übertr. sich von etw. befreien: d. Joch, Ketten, Knechtschaft a., unangenehme Eindrücke, lästige Erinnerungen a . ; d. Müdigkeit, Schlaf a. (unterdrücken) abschütten, schüttete ab, h a t abgeschüttet den oberen Teil einer Flüssigkeit abgießen, wegschütten: einen Teil der Milch (aus dem Topfe) a.; der Becher ist zu voll, wir können etwas a. abschwächen, schwächte ab, h a t abgeschwächt etw. schwächer machen, mildern: d. Ausdruck, Eindruck, Wirkung, seine Rede a.; F o t o g r . ein Negativ a. (durch Chemikalien seine Dichte vermindern, um es kopierfähig zu machen); auch refl. das Tief(druckgebiet) hat sich (stark) abgeschwächt; sein Interesse schwächt sich ab (nimmt ab) Abschwächcr, der; -s, - F o t o g r . chemischer Stoff zur Verminderung der Dichte von Negativen Abschwächung, die; -, -en Milderung: denz erfuhr eine gewisse A.

die Ten-

abschwänzcln, schwänzelte ab, ist abgeschwänzelt umg. schwänzelnd davonlaufen: der H u n d schwänzelte ab abschwärmen, schwärmte ab, hat abgeschwärmt Imkere i aufhören mit Schwärmen: dieses (Bienen)volk h a t schon abgeschwärmt abschwarten, schwartete ab, hat abgeschwartet Jägerspr. die Schwarte, Haut entfernen: das erlegte Wild a. abschwatzen, schwatzte ab, h a t abgeschwatzt (jmdm.) etw. durch viele und schöne Worte ablocken: sie h a t ihm fünf Mark abgeschwatzt abschwätzen s. abschwatzen abschweifen, schweifte ab, ist abgeschweift von etw. abweichen, abgehen: er ist vom Wege abgeschweift; bildl. seine Gedanken schweiften (vom Gegenstand, Thema) a b ; d a s , . R a u h e H a u s " . . . wo man abgeschweifte (sittlich gefährdete) Knaben auf den rechten Weg zurückbrachte H . MANN, Novellen,

II, 279

Abschweifung — Absehen Abschweifung, die; -, -en Abweichung: meine Freunde, die solche Abschweifungen von mir nicht gewohnt waren G O E T H E , Dicht, u. Wahrh., I, 27, 177 abschwellen (er schwillt ab), schwoll ab, ist abgeschwollen in der Schwellung nachlassen, sich mindern. Ggs. anschwellen: eine Geschwulst, entzündete H a n d schwillt a b ; bildl. die F l u t schwoll a b ; übertr. der Lärm, das Pfeifen der Sirene schwillt a b ; [der erregte Lehrer] schwoll a b (beruhigte sich) und gab sich zufriedenTH. M A N N , Buddenbrooks, 1,736 abschwemmen, schwemmte ab, hat abgeschwemmt etw. wegspülen: ein Stück vom Ufer, Deich a., das Begenwasser schwemmt den Schmutz a b abschwenken, schwenkte ab, ist abgeschwenkt mit einer Schwenkung abbiegen, eine seitliche Richtung einschlagen: die Truppe schwenkte von der Straße (nach rechts) a b ; übertr. u m g . er ist von seinem Vorsatz abgeschwenkt (abgegangen) abschwimmen, schwamm ab, hat/ist abgeschwommen 1. eine Strecke schwimmend zurücklegen (hat/ißt): er hat, ist seine zweihundert Meter abgeschwommen 2. sich schwimmend entfernen (ist): er schwamm (ein Stück) vom Ufer ab abschwindeln, schwindelte ab, h a t abgeschwindelt (jmdm.) etw. durch Betrug ablocken: er hat ihr die U h r abgeschwindelt abschwingen, schwang ab, hat abgcschwungcn Sportspr. durch Schwung vom Sportgerät abgehen: er hat sich vom Barren, Beck abgeschwungen abschwirren, schwirrte ab, ist abgeschwirrt schwirrend wegfliegen: die Vögel schwirrten a b ; bildl. u m g . s c h e r z h . die jungen Leute schwirrten ab (machten sich davon) abschwören, schwor ab, h a t abgeschworen 1. sich durch einen Schwur von jmdm., etw. lossagen: seinen Göttern, dem Teufel, dem Glauben, einer falschen Politik a.; Wollt ihr dem Kaiser / Abschwören? S C H I L L E R , WOttensteins Tod, I I , 5 ; auch jmdn., etw. a.: Was, sie soll ihre Götter abschwören . . . ? F E U C H T W A N G E R , Jüdischer Krieg, 303 2. v e r a l t . etw. durch die Eidesformel bekräftigen: welches ihr mit unterthänigem Dank erkennen, und dagegen die Urfehde abschwören werdet (den Urfehdeeid ablegen, Frieden schwören) G O E T H E , Götz, I V Abschwang, der; -(e)s, Abschwänge S p o r t s p r . Abgang vom Sportgerät durch Schwung: A. vom Reck

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absegeln, segelte ab, ist/hat abgesegelt 1. im Segelboot davonfahren (ist): er ist von Warnemünde abgesegelt; bildl. s c h e r z h . damit segelte sie a b (ging geschwellt weg) 2. eine Strecke im Segelboot zurücklegen, entlangfahren (hat/ist): er h a t , ist diese Strecke in 40 Minuten abgesegelt; 4000 Seemeilen wurden abgesegelt 3. das letzte Mal gemeinschaftlich in der Saison segeln, Ggs. ansegeln (hat): die diesjährige Saison wurde mit dem Absegeln beschlossen Abseh-; -Unterricht, der spezieller Unterricht für Schwerhörige und Gehörlose, bei dem der Schüler die Laute vom Munde absieht absehbar Adj. übersehbar, bis zum Ende erkennbar: a. Folgen; das ist kaum a.; in a. Zeit (bald); dazu unabsehbar absehen (er sieht ab), sah ab, h a t abgesehen 1. durch aufmerksames Sehen oder heimliches Beobachten a) etw. von jmdm. erlernen: j m d m . e. K u n s t , Fertigkeit, Handgriff a . ; etw. dem Leben, von einem Modell a. b) etw. unerlaubt übertragen: der Schüler h a t von seinem Nachbar abgesehen (die Aufgabe von dessen Heft abgeschrieben) c) etw. erschließen, ablesen, jmdm. etw. ansehen: jmdm. etw. an den Augen a.; er h a t ihr jeden Wunsch abgesehen; einen L a u t vom Munde a.; etw. an der Kurve a. 2. etw. mit dem Blick abschätzen, beurteilen, ermessen: die Länge des Weges ist nicht abzusehen; W a s nur dein Auge absehen kan, bist du eingeschlossen S C H I L L E R , Räuber, I I , 3; übertr. d. Ende, Folgen, Nutzen, Zweck nicht a. können; etw. ist nicht ohne weiteres, noch gar nicht abzusehen 3. sein Augenmerk mit bestimmter Absicht auf etw., jmdn. richten, etw. bezwecken; oft in der Verbindung es auf etw., jmdn. abgesehen h a b e n : er h a t es nur darauf abgesehen, mich zu ärgern; er h a t es auf mich abgesehen (will mich schädigen; will mich gewinnen); die Diebe h a t t e n es auf die (günstige) Gelegenheit (zum Einbruch), auf das Geld abgesehen; er sieht es darauf ab, daß . . . ; das war auf mich abgesehen (gemünzt) 4. auf etw., jmdn. verzichten, etw., jmdn. nicht berücksichtigen: ich will von dem K a u f , von der Klage, von seiner Anstellung, von ihm absehen; davon wollen wir jetzt ganz a . ; wenn man von dieser Eigenheit absieht; ich will von der Strafe a. (sie erlassen); häufig im Part. Prät. abgesehen davon, d a ß . . .; abgesehen davon, davon abgesehen h a t t e ich noch folgende Ausgaben (außerdem, im übrigen); davon hier ganz abgesehen (davon soll hier nicht gesprochen werden) Absehen, das; -s, ohne PI. 1. Ende: da ist gar kein A., das ist ohne A. 2. g e h . Ziel, Absicht: sein A. auf etw. richten (etw. beabsichtigen); vgl. absehen 3

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abseifen — abservieren

abseifen, ßeiftc ab, hat abgeseift etw., jmdn. mit Seife reinigen: ich seife das Brett ab; oft refl. seife dich (gründlich) ab! abseigern, seigerte ab, hat/ist abgeseigert 1. H ü t t e n w . eine Metallegierung durch Ausschmelzen trennen (hat): Kupfer a. 2. G i e ß e r e i absinken (ist): der Guß ist abgeseigert (sein Flüssigkeitsspiegel ist während des Erkaltens abgesunken) 3. v e r a l t . B e r g m . etw. abloten, mit dem Senkblei messen (hat) abseihen, seihte ab, hat abgeseiht etw. durch Seihen reinigen, durch Filtern klären: Milch a. Abseil-; -stelle, die zum Abseilen geeignete Stelle; •Stift, der Mauerhaken zum Befestigen des Seiles beim Abseilen abseilen, seilte ab, hat abgeseilt jmdn. am Seil hinablassen: der Verletzte wurde abgeseilt; refl. sich am Seil hinabgleiten lassen: wir müssen uns a. absein s. ab Abseite, die; -, -n 1. Rückseite, Kehrseite: die A. eines Stoffes (ein an der Rückseite eines Stoffes angewebter Stoff, Futterstoff), mattglänzendc A . 2. l a n d s c h . Nebenraum, Seitenraum Abseiten-; -Stoff, der doppelseitig gewebter Stoff, dessen rechte und linke Seite nach außen getragen werden kann abseitig Adj. 1. seit.: entlegen, abgelegen: eine a. Gasse, Höhle 2. übertr. abwegig, ausgefallen: ein a. Gebiet, Thema, ein a. Gedanke, eine a. Neigung; ein a. Mensch Abseitigkeit, die; -, -en 1. seit.: Abgeschiedenheit, Entrücktheit: er schwebte leise lächelnd in einer vollkommenen Abseitigkeit H E S S E , Glasperlenspiel, 135 2. Abwegigkeit, Merkwürdigkeit: die A. seiner Ansichten abseits Adv. beiseite: sich a. halten, er ging ein wenig a., wir dürfen nicht a. stehen, bleiben; fern: a. vom Großstadtlärm, vom Wege; geh. Präp. mit Gen. a. des Weges; Adv. Es schien, daß ihre Gedanken sie fesselten, daß sie weit abseits (entfernt) weilte T H . M A N N , Buddenbrooks, 1, 220; S p o r t s p r . F u ß b a l l a. stehen, sein, sich a. befinden (regelwidrig die gegnerische Abwehr vor dem Ball passieren; mit ähnlicher Bedeutung auch bei anderen [Mannschafts-]Ballspielen) Abseits, das; -, ohne PI., s. abseits S p o r t s p r . Fußball

Abseits- S p o r t s p r . ; -linie,die;-Stellung,die; -tor, das Absende-; -ort, der Ort der Absendung; -termin, der Termin der Absendung absenden, sandte (sendete) ab, hat abgesandt (abgesendet) geh. etw., jmdn. abschicken: d. Brief, Paket (mit der Post) a.; wir haben das Geld an ihn abgesandt; einen Boten (mit Aufträgen) a. Absender, der; -s, - (Abk.: Abs.) P o s t w . Auflieferer einer Sendung: (der Brief geht) zurück an den A.; Absender (Name und Anschrift des Auflieferers auf Postsendungen) nicht vergessen! Absendung, die; -, -en der Bedeutung des Verbs entsprechend: gebührenfreie, schnelle, umgehende A. Absendungs- s. Absendeabsengen, sengte ab, hat abgesengt etw. durch Sengen wegbrennen: Borsten, Federkiele a., auch e. Schwein, Gans a. (Borsten, Federn wegbrennen)-, er sengte sich (Dat.) d. Haare, Bart, Wimpern ab absenken, senkte ab, hat abgesenkt 1. etw. senken, niedriger machen: d. Grundwasserspiegel, Gesteinsschicht ist abgesenkt (worden); etw. neigen: Ein holdes Mägdlein . . . / Mit abgesenktem Haupt und Aug' G O E T H E , Hans Sachsens poetische Sendung, I, 16, 128; auch refl. ein Gelände senkt sich ab; So wird das Schiff zerschmettert an der Fluh, / Die sich gähstotzig absenkt in die Tiefe S C H I L L E R , Teil, IV, 1 2. einen Ableger der Mutterpflanze in den Erdboden senken, einpflanzen: Erdbeeren, Kakteen a. Absenker, der; -s, - neuer Trieb einer Mutterpflanze, Ableger: einen A. einpflanzen, sich durch A. (PI.) vermehren Absenkung, die; -, -en den Bedeutungen des Verbs entsprechend: die A. des Grundwasserspiegels; die A. von Pflanzen absent Adj. (lat. absens) selten gew. abwesend, fehlend absentieren, absentierte, hat absentiert gew. sich entfernen, davonmachen: er absentierte sich heimlich; dazu Absentierung, die; -, -en Absenz, die; -, -en gew. Abwesenheit: Ein Zustand von Absenz . . . trennte ihr Bewußtsein längere Zeit von dem Gespräch T H . M A N N , Lotte, 7 , 7 4 9 ; ö s t e r r . J u r . in A. (ohne Angeklagten) verhandeln; ö s t e r r . Schulversäumnis abservieren, servierte ab, hat abserviert gew. das Geschirr nach der Mahlzeit wegtragen, abräumen: Sie können a.!; häufig übertr. s p ö t t . d e r b einen lästigen, unerwünschten Mene sehen aus seiner Stellung entlassen, aus dem Wegschaffen: er ist abserviert worden

Absetz» — Absicht Absetz-; -bagger, der ein mit einem Bagger kombinierter Absetzer; -bcwegung, die Riickwärtsbewegung vor der Übermacht des Feindes; -gerät, das s. Absetzer; -tisch, der Tisch zum Absetzen (von Speisen) absetzbar Ad), kann abgesetzt werden: dieser Betrag ist a. (bei der Steuererklärung abzuziehen); die Ware ist leicht, schwer, nicht a. (verkäuflich); dazu unabsetzbar absetzen, setzte ab, hat abgesetzt 1. etw., jmdn, entfernen a) etw., jmdn. von seinem Silz, Ort wegnehmen, entfernen: d. "Hut, Mütze, Brille a.; das Pferd setzt den Reiter ab (wirft ihn ab); ein Jungtier entwöhnen: ein Ferkel von der Sau, Kälber a.; jmdn. aus seinem Amt entfernen, Ggs. einsetzen: die Regierung a., d König, Richter, Beamten a.; auch refl. sich entfernen: sich vom Ufer a., sich vom Feinde a. (zurückziehen); sich von einer bestimmten (philosophischen, literarischen) Richtung a. (distanzieren) b) etw. von einem Plan streichen: ein Stück vom Spielplan, Repertoire a., einen Punkt von der Tagesordnung a.; e. (Gerichts)verhandlung, Termin a.; etw. von einer Summe streichen, abziehen: Ausgaben von den Steuern a. (können), einen Posten von der Rechnung, eine Summe vom Etat a. c) etw. eine Zeitlang wegnehmen und damit eine Tätigkeit unterbrechen, Ogs. ansetzen: die Feder (beim Schreiben) a., d. Geigenbogen, Blasinstrument (beim Spielen) a., das Glas (vom Munde) a„ das Gewehr a.; sich unterbrechen, aufhören: er setzte mitten in der Rede, im Spiel ab; B e r g m . das Erz setzt ab (verliert sich in einem Mineralgang) d) eine Last entfernen, sich einer Last entledigen: d. Koffer, Eimer, Tablett a.; jmdn. aussteigen lassen: einen Fahrgast a.; der Fahrer setzte uns am Bahnhof ab; P o s t w . ein Telegramm a. (weiterbefördern, zustellen) 2. etw. verkaufen: Waren, Erzeugnisse a.; die 1. Auflage war (leicht, schnell) abgesetzt 3. etw. niederschlagen: eine Flüssigkeit setzt einen Niederschlag ab; d. Strom,?Meer setzt Schlamm, Sand, Geröll, Muscheln ab, Milch setzt Molke, Bier setzt Hefe ab; auch refl. Schlamm, Sand, Ton, Geröll setzt sich ab; radioaktiver Staub setzt sich ab; L a n d w. der Boden setzt sieh ab (Hohlräume verschwinden, der Boden wird dichter) 4. etw. deutlich von etw. anderem abheben: Farben voneinander a.; den weißen Schrank schwarz a. (mit schwarzen Streifen verzieren); den Vers a., eine Zeile a. (einrücken) 5. u m g . nur unpers.: es geschieht, ereignet sich: es wird Hiebe, Prügel a.; Wenn ich ihn abends in irgendeiner Schenke allein antraf, setzte es jedesmal ein scharfes Zechen ab H E S S E , Camenzind, 91 Absetzer, der; -s, - T e c h n . Fördergerät im Braunkohlentagebau zum gleichmäßigen Verteilen von Abraum

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Absetzung, die; -, -cn den Bedeutungen laundlb des Verbs entsprechend: sofortige, schimpfliche A. des Königs, Priesters, Richters; A. von Steuerbo trägen (z. B. für die Abnutzung von Maschinen) absicheln, sichelte ab, hat abgesichelt etw. mit der Sichel abschneiden: Gras, Klee, Unkraut a.; Wegränder, den Feldrain a. (das Gras abschneiden) absichern, sicherte ab, hat abgesichert (heute häufig für sichern) etw. vor Gefahr sicher machen, schützen: ein Dach a., einen Tresor elektrisch a.; übertr. ein Land (durch Verträge) a. Absicherung, die; -, -en das Absichern; die Sicherungsvorrichtung Absicherungs-; -arbeit, die: die Absicherungsarbeiten stehen vor dem Abschluß Absicht, die; -, -en oft im PI., Vorsatz, Plan: d. beste, deutliche, edle, ehrliche, feste, geheime, gewisse, gute, lautere, löbliche, redliche A., e. böse, gefährliche, schlechte, schlimme, üble, verwerfliche A., e. besondere, erzieherische, unverhohlene, ursprüngliche A.; eine A. haben, ich habe meine A. dabei, ich habe weiter keine A. (damit); u m g . im PL: (ernste, ehrliche) Absichten haben auf etw. (etw. besitzen wollen), auf jmdn. (jmdn. heiraten wollen); v e r a l t . im Sing.: daß ein auswärtiges Handelshaus auch schon auf dieselben Güter Absicht hatte G O E T H E , \V. Meisters Lehrj., I, 23, 118; das war meine A., die A. besteht, ist offenbar; eine A. andeuten, ausführen, (geh.) bekunden, durchschauen, (durch)kreuzen, entdecken, erraten, (geh.) hegen, offenbaren, (geh.) seine A. auf etw., jmdn.richten, eine A. (in etw.) sehen, jmdm. eine A. unterlegen, -schieben, eine A. mit etw. verbinden, eine A. verbergen, vereiteln, verfolgen, die wahre A. verheimlichen, eine A. verkennen, vermuten; an (der Redlichkeit) der A. zweifeln; - bei seiner A. bleiben; - das war gegen meine A.; - in der A. zu . . ., in dieser A., in welcher A.? (zu welchem Zweckt), jmdn. in seiner A. schwanken(d) machen, etw. in beleidigender A. sagen, es lag nicht in meiner A.; - etw. (halb) mit A., mit voller A. sagen, tun (mit Willen, absichtlich), mit einer bestimmten A. herkommen, sich mit einer A. tragen; - etw. nach jmds. A. tun; die Kunst, von weitem ein Gespräch / Nach seiner Absicht langsam fein zu lenken G O E T H E , Iphigenie, I, 2; - ohne A. (unabsichtlich); - jmdn. von seiner A. abbringen, sich von der A. leiten lassen, von der A. weit entfernt sein; man merkt die A., und man wird verstimmt, nach G O E T H E , TUSSO, I I , 1 : und wenn sie auch/Die Absicht hat, den Freunden wohlzuthun, / So fühlt man Absicht und man ist verstimmt; v e r a l t . in A. (auf etw. oder mit Gen.) hinsichtlich, in bezug auf: in Absicht auf meine Person T H . M A N N , Krull, 8, 334; in Absicht eines freieren Betragens G O E T H E , Wahlverw., I, 20, 289

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absichtlich — Absolutheit

dazu Aggression«-, Erziehung«-, Haupt-, Mord-, Neben-, Verständigungsabsieht; meist im PI. Heirats-, Zukunftsabsichton absichtlich, auch absichtlich Adj. vorsätzlich: jmdn. a. kränken, jmdm. a. weh tun; etw. a. sagen, tun, zurückhalten, a. nicht gehorchen; eine a. Beleidigung, Kränkung, Täuschung, Verletzung; dazu unabsichtlich Absjchtlichkeit, die; -, -en Vorsätzlichkeit: meinte Rikchen mit schlecht verhehlter Absichtlichkeit in der Stimme HERMANN, Jettchen Gebert, 375; dazu Unabsichtlichkeit Absichts-, absichts-; -los Adj. ohne Absicht; v e r a l t . planlos: der ich mein Talent und meine Tage absichtslos vergeudete G O E T H E , Dicht, u. Wahrh., I , 28, 293; -Satz, der G r a m , selten für Finalsatz, Zwecksatz; -voll Adj. d i c h t , absichtlich: so bin ich b e l o h n t . . . / F ü r manchen bald mit Ungeduld durchharrten,/ Bald absichtsvoll verlornen Tag G O E T H E , Tasso, I, 4 ; mit der absichtsvollen Steigerung des Begriffes H . M A N N , Vollendung Henri Quatre, 252 absickern, sickerte ab, ist abgesickert langsam und tropfenweise abfließen: eine Flüssigkeit sickert ab absieben, siebte ab, hat abgesiebt etw. durch Sieben reinigen, Rückstände Sieben entfernen: Getreide, Mehl a.

durch

absiedeln, siedelte ab, hat abgesiedelt Med. etw. an entfernten Ort ausstreuen: eine Geschwulst hat eine Tochtergeschwulst abgesiedelt; auch refl. Metastasen haben sich abgesiedelt absieden, sott (siedete) ab, hat abgesotten (abgesiedet) l a n d s c h . s ü d d t . etw. abkochen: Und wenn wir . . . unsern Eierkuchen und abgesottene Kartoffeln zusammen aßen G O E T H E , Stella, I Absiedlung, die; -, -en Med. das Absiedeln; Tochtergeschwulst: Absiedlungen (Metastasen) waren bereits deutlich erkennbar Absiedlung-; -herd, der Med.: die Keime gelangten vom A. ins Blut absingen, sang ab, hat abgesungen 1. etw. vom Blatt singen: e. Partie, Lied (von der Partitur) a. 2. etw. vom Anfang bis zum Ende singen: d. Choral, (National)hymne a. 3. sich durch Singen erschöpfen, die Stimme verbrauchen, meist im Part. Prät.: eine abgesungene Stimme; er ist völlig abgesungen 4. h i s t . etw. singend ankündigen, ausrufen: die Stunden a. absinken, sank ab, ist abgesunken allmählich versinken, nach unten gehen: d. Körper, Schiff sank im Wasser ab; tiefer werden: die

Temperatur sinkt ab, das Absinken der Arbeitslosenzahl; übertr. in der Leistung, im Niveau niedriger werden, sich verschlechtern: er wird vermutlich stark a.; er ist auf den 8. Platz (im Rennen) abgesunken; das absinkende Bürgertum; ins Elend a. Absinth, der; -(e)s, -e (griech.-~lat. apsinthium) Trinkbranntwein aus der Wermutpflanze absitzen, 6aß ab, ist/hat abgesessen 1. intr. 1. absteigen (ist): der Reiter saß (vom Pferd) ab, der Oberst hieß sein Regiment a.; abgesessen! 2. umg. entfernt sitzen, wohnen (hat): er sitzt weit vom Tisch yvon ihm ab I I . tr. (hat) 1. etw. durch langes Sitzen erfüllen, voll ableisten: die Schulzeit a., seine Zeit (im Gefängnis), e. Schuld, (Geld)strafe a.; s c h e r z h . das Eintrittsgeld a. (trotz Langerweile oder Mißfallen bis zum Ende ausharren) 2. etw. durch Sitzen abnutzen: die Hosen a. absocken, sockte ab, ist abgesockt umg. s c h e r z h . sich rasch davonmachen: da ist er aber abgesockt ! absohlen, sohlte ab, hat macher die Schuhsohle entfernen

abgesohlt

Schuh-

absolyt Adj. (lat. absolutus) 1. a ) unbeschränkt, unabhängig, beziehungslos: a. Herrscher (unumschränkter Herrscher), a. Monarchie (Staatsform mit unumschränkter Machtbefugnis des Monarchen); P o l i t . ö k . a. Mehrwert (durch Verlängerung des Arbeitstages geschaffener Mehrwert), a. Verelendung (direktes Absinken des Lebensstandards der Arbeiterklasse im Kapitalismus); a. Kunst (abstrakte Kunst), a. Musik (reine Instrumentalmusik, Ogs. Programmusik); a. Gehör (Gehör, das ohne Hilfsmittel die Höhe eines Tones erkennt); a. Raum (Betrachtung des Weltraumes unabhängig von den Himmelskörpern); a. Betrag (Zahlenwert ohne Rücksicht auf das Vorzeichen); a. Alkohol (chemisch reiner, wasserfreier Alkohol) b) losgelöst von (relativen) Bedingungen und bezogen auf eine bestimmte Grundeinheit: a. Höhe (Höhe über dem Meeresspiegel), a. Maßsystem (Metersystem), a. Nullpunkt (tiefstmögliche Temperatur: —273,2°), a. Temperatur (auf den Nullpunkt bezogene Temperatur); a. Mehrheit (beim Wahlrecht eine Mehrheit von über 50% der Gesamtstimmenzahl) 2. völlig, vollkommen: a. Notwendigkeit, Ruhe; mit a. Sicherheit; ein a. Nichts; - umg. a. Unsinn, er ist eine a. Null (leistet nichts); das ist a. sicher, unmöglich; unbedingt: er will a. recht haben; überhaupt: er hat a. keinen Ehrgeiz, das sehe ich a. nicht ein Absolytheit, die; -, -en PI. ungebräuchlich, schränktheit, Unbedingtheit, Totalität

Unum-

Absolution — abspannen Absolution, die; -, -en R c l . Lossprechung von Sünden: j m d m . A. erteilen; auch verallgemeinert s c h e r z h . ich habe dir A. erteilt (habe dir verziehen) Absolutismus, der; ohne PL, unbeschränkte Alleinherrschaft bei der Ausübung der Staatsgewalt; dazu Feudalabsolutismus Absolutjst, der; -cn, -en 1. Willkürherrscher 2. Anhänger des Absolutismus absolutistisch Adj. unumschränkt, willkürlich: der a. Herrscher, das a. Regime, die a. Staatsraison Absolvent, der; -en, -en [-vent] Abgänger einer Lehranstalt unmittelbar vor und nach dem Abschlußexamen Absolventen-; -lenkung, die N e u p r ä g u n g zentrale Stellenvermittlung für (Hochschulabsolventen absolvieren, absolvierte, hat absolviert [-vi-] (lat. absolvere) 1. R e l . k ' a t h . jmdn.. seine Sünden vergeben, Absolution erteilen: Ich war sehr traurig, weil er [der Priester] mich nicht absolvieren wollte B O L L , Und sagte kein einziges Wort, 1 0 7 2. etw. (bis zum Ende) durchlaufen, ableisten: d. Studium, P r a k t i k u m , Kursus a., g e w . d.Lehrzeit, Schule a.; eine P r ü f u n g (glänzend, mit großem Erfolg) a. (bestehen); sein Pensum a. (erledigen) ; ein Gastspiel a. (durchführen) ¡ s c h e r z h . eine Runde (Bier) a. (trinken) absonderlich Adj. 1. ungewöhnlich, eigentümlich: ein a. Mensch; daran finde ich nichts Absonderliches 2. v e r a l t . abgesondert Absonderlichkeit, die; -, -cn Eigentümlichkeit, Merkwürdigkeit absondern, sonderte ab, hat abgesondert 1. etw. entfernen, trennen: die E r k r a n k t e n (von den Gesunden) a.; ein abgesondertes Zimmer; (streng, ganz) abgesondert (zurückgezogen, einsam) leben; Jur. abgesonderte Befriedigung (bevorzugte Befriedigung der Gläubiger aus der Konkursmasse)-, refl. einige Schafe sondern sich von der Herde a b ; er h a t sich (völlig) von der Welt abgesondert (isoliert) 2. etw. ausscheiden, von sich geben: Eiter, Speichel, Talg, Tränen a.; Schweiß wird von Drüsen abgesondert; der Baum sondert Harz ab zu 2 : schleimabsondernd Absonderung, die; -en 1. Trennung, Isolierung: eine bewußte A.; Wilhelm wollte gar nicht hören, wenn jener von der Absonderung der Spreu von dem Weizen sprach G O E T H E , W. Meisters Lehrj.. I, 22, 156; J u r . bevorzugte Befriedigung aus der Konkursmasse; G e o l . prismatische, würfelförmige A. (des Gesteins)

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2. Ausscheidung: harzige A.; die A. der Drüsen. Haut zu 2: Eiter-, Gallen-, H a u t - , Schleim-, Speichelabsonderung Absonderungs-; -driise, die B i o l . ; -form, die Geol.; -recht, das J u r . Anspruch auf bevorzugte Befriedigung aus der Konkursmasse; -Stoff, der Biol. absorbieren, absorbierte, hat absorbiert (lat. absorbere) etw. aufsaugen, aufzehren: Gas, W ä r m e wird absorbiert, Lichtstrahlen werden absorbiert (verschluckt)-, übertr. das hat seine K r ä f t e absorbiert; seine Arbeit absorbierte ihn ganz (nahm ihn völlig in Anspruch) absorgen, sorgte ab, hat abgesorgt sich in Sorge, Kummer verzehren: ich habe mich sehr um dich abgesorgt Absorption, die; -, -en PI. ungebräuchlich, das Aufsaugen, Aufzehren: A. von Licht und Wärme, A. von Gas in einer Flüssigkeit, A. (Aufnahme) von Luftkohlensäure und Wasser durch pflanzliche Gewebe und Zellen Absorptigns-; -fShigkeit, die; -gewebe, das pflanzliches Gewebe zur Aufnahme der Nahrung abspalten, spaltete ab, hat abgespalten/abgespaltet etw. durch Spalten trennen: ein Scheit v o m Holzklotz mit dem Beil, ein Stück vom Brett, einen Ast a.; C h e m . Wasser, Atome a.; übertr. dies könne als eigene Sprache gelten, zu bekannten Zeiten vom Deutschen abgespalten A. Z W E I G , Grischa, 2 8 6 ; auch refl. eine kleine Gruppe spaltete sich a b ; f ü r immer spaltete sich die neue, weltbürgerliche Lehre ab von der alten FEUCHTWANGER Söhne,

434

Abspaltung, die; -, -en der Bedeutung des Verbs entsprechend: C h e m . A. des Wassers, Stickstoffes; A. einer Gruppe, P a r t e i ; dazu Wasserabspaltung abspänen, spänte ab, hat abgespänt etw. mit (Stahl)spänen beseitigen: Flecken auf dem (Parkett)fußboden a., auch den Fußboden a. (reinigen) A b s p a n n - T e c h n . ; - m a s t , d e r Mast zur Sicherung hochragender Bauten; -werk, das Anlage zur Verteilung und Umwandlung von elektrischer Hochspannung abspannen, spannte ab, h a t abgespannt 1. etw., jmdn. ausspannen, wegnehmen: d. Pferd, Ochsen vom Wagen a . ; E i s e n b. eine Lokomotive a. (abkuppeln); v e r a l t . jmdm. die Frau abspenstig machen: als gälte es, mich Kestnern abzuspannen T H . MANN, Lotte,

7, 4 7 7

2. etw., jmdn. entspannen, ausruhen: d. Glieder, Muskeln, Nerven a . ; d i c h t . Sie [die Schüler]

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Abspannung — abspinnen

spannten ab auf dies Zeichen (gaben ihre respektvolle Haltung auf), sie schlugen über die Stränge T H . M A N N Königl. Hoheit, 7 , 9 3 ; auch refl. Aschenbach . . . spannte sich ab T U . M A N N , Tod in Venedig, 9, 478 3. T e c h n . etw. durch Spannen von Drahtseilen sichern: einen Schornstein a.; der abgespannte Turm vgl. abgespannt Abspannung, die; -en 1. Überanstrengung, Ermüdung; spanntheit 2. Sicherung durch Spannen von die A. des Schornsteins

vgl.

Abge-

Drahtseilen:

absparen, sparte ab, hat abgespart sich etw. abdarben: sich (Dat.) Lebensmittel a., sich (Dat.) das Brot am Munde, den Bissen vom Munde a., sich (Dat.) etw. mühsam a.; auch etw. seinem Munde, seinem Leibe a. abspazieren, spazierte ab, ist/hat abspaziert 1. s c h e r z h . weg-, davongehen (ist): Und war' ich nicht, so wärst du schon / Von diesem Erdball abspaziert G O E T H E , Faust I, Wald und Höhle 2. etw. abgehen, auf - und niedergehen (hat): Wer die Terrassen einsam abspaziert, / Gewahrt die Schönste G O E T H E , Faust I I , I abspeisen, speiste ab, hat abgespeist 1. jmdn. beköstigen, satt machen: sie hat zwölf Leute abzuspeisen; geh. satt sein, fertig sein mit der Mahlzeit: sie hatten abgespeist 2. tibertr. jmdn. abfertigen, seine Hoffnung nicht erfüllen: jmdn. mit leeren, guten Worten a., jmdn. mit einer solchen Antwort, einer Ausrede, Entschuldigung, mit Versprechungen, mit Geld, einer kleinen Summe a., jmd. läßt sich nicht a. (abweisen); dazu Abspeisung, die; -, -en abspenstig Adj. abtrünnig, treulos, meist in der Verbindung jmdn. a. machen: jmdm. seine Freundin, den Verbündeten a. machen, einem Kaufmann seine Kunden a. machen Absperr-; -bahn, der T e c h n . ; -klappe, die T e c h n . ; -kommando, das; -mannschaft, die; -seil, das; -ventll, das; -Vorrichtung, die Absperr-, Absperrungs-; -kette, die; -linie, die; -maßnahmen, die P L ; -system, das absperren, sperrte ab, hat abgesperrt etw., jmdn. abschließen a ) bes. ö s t e r r . etw. verriegeln, zuschließen: d. (Zimmer-, Schrank-, Haus)tür, Fach, Stall a. b) den Zugang unmöglich machen, das Betreten verbieten: e. Platz, Straße, Weg a., e. Hafen, Land, Ort behördlich, gesundheitspolizeilich, wegen einer Krankheit, gegen eine Krankheit a.; ein Gebiet ist (natürlich) abgesperrt durch e. Gebirge, Meer, Wüste; So aber ging er . . . zum abgesperrten Strand der Hotelgäste T H . M A N N , Tod in Venedig, 9, 486;

T i s c h l e r e i Holz a. (quer- und längsgefaserte Sperrplatten verleimen, um das Verziehen zu verhindern) c) die Zuleitung hemmen, den Zufluß hindern: d.Licht, Strom, Wasser,Dampf(heizung) a.; d. Verkehr, Einfuhr a. d) jmdn. absondern, isolieren: ein krankes Kind (von den anderen) a.; Vieh a.; auch refl. sich von der Welt, gegen fremde Einflüsse a. Absperrung, die; -, -en Abschließung a ) bes. ö s t e r r . Verschluß: A. des Zimmers b) Zugangsverbot, Sperre: polizeiliche, behördliche A.; A. der Straße, eines Gebietes; A. des Verkehrs, der Einfuhr (Abstoppung) c) Absonderung: A. von der Welt, gegen fremde Einflüsse Absperrungs- s. Absperr-, Absperrungsabspiegeln, spiegelte ab, hat abgespiegelt das Spiegelbild zurückwerfen, etw. widerspiegeln: d. Baum, Wolke a., übertr. ein getreues Bild a.; Nachdem ich im Götz von Berlichingen das Symbol einer bedeutenden Weltepoche . . . abgespiegelt hatte G O E T H E , Dicht, u. Wahrh., I , 29, 162; meist refl. der Baum spiegelt sich im Wasser ab, Ereignisse spiegeln sich ab; Stimmungen, die sich auf ihm [dem Gesicht] abspiegelten H A U S M A N N , Erzählungen, 124; dazu Abspiegelung, die; -, -en Abspiel, das; -(e)s, ohne PL, S p o r t B p r . das Zuspielen des Balles: direktes, genaues, schnelles A. Abspiel-;

-gerät, das

Schallplatten-Laufwerk

abspielen, spielte ab, hat abgespielt 1. etw. durch häufiges Spielen abnutzen: oft im Part. Prät. eine abgespielte (Schallplatte, Drehorgel, ein abgespieltes Klavier, ein abgespielter Tennisball; umg. sich (Dat.) die Finger a. (vom vielen Spielen auf einem Instrument) 2. etw. von Anfang bis Ende spielen: e. Platte, Tonband a.; die Nationalhymne a. 3. etw. vom Blatt, ohne Vorbereitung spielen: ein Musikstück (fehlerlos) a. 4. S p o r t s p r . den Ball weitergeben, einem Spieler der eigenen Partei zuspielen 5. übertr. ablaufen, sich ereignen: d. Szene, Drama spielte sich (rasch, folgendermaßen) ab; e. Kampf, Mord, Prozeß, Unglück, Vorgang spielt sich ab; etw. spielt sich vor unseren Augen, hinter den Kulissen ab; bursch. Neupräg u n g da spielt sich nichts a b ! (das kommt überhaupt nicht in Frage, muß ich ablehnen) abspinnen, spann ab, hat abgesponnen etw. durch Spinnen leer machen: d. Kunkel, Rocken a.; den Flachs vom Rocken a. (herunter spinnen); selten auch refl. sich (Dat.) die Finger a. (erm iiden vom vielen Spinnen); bildl. d i c h t , etw.ablaufen lassen, vortragen: einMärchen a.; Wird vieles vor den Augen abgesponnen G O E T H E , Faust I, Vorspiel

abspitzen — abspülen abspitzen, spitzte ab, hat abgespitzt etw. spitz machen, mit einer Spitze den Bleistift a.

versehen:

absplittern, splitterte ab, ist/hat abgesplittert sich in Splittern ablösen (ist): der Lack splittert ab, die Farbe ist abgesplittert; refl. (hat) die Farbe hat sich schnell abgesplittert; bildl. eine kleine Gruppe, Partei splitterte sich ab; etw. splitternd trennen, abreißen (hat): der Sturm hat Äste abgesplittert Absplitterung, die; -, -en der Bedeutung des Verbs entsprechend: die A. einer kleinen Gruppe Absprache, die; -, -n Besprechung, Vereinbarung: nach vorheriger A., entgegen der A., ohne A., A. über etw.; geh. eine A. halten, treffen; dazu Preisabsprache abspreche-; gehen

-gemäß Adv. a. handeln, vor-

absprechen (er spricht ab), sprach ab, hat abgesprochen 1. geh. jmdm. etw. streitig machen, etw. leugnen: jmdm., sich selbst e. Eigenschaft, Fähigkeit, Recht, Talent, Titel, Verdienst, d. Kenntnis, Verständnis, alle Hoffnung a.; das wurde ihm sogar von seinem Feinde nicht abgesprochen; den Verunglückten die Ruhe im Grabe abzusprechen D R O S T E - H Ü L S H O F F , Judenbuche, 2 , 269; im Part. Präs. ungünstig: sich absprechend äußern, eine absprechende Kritik, ein absprechendes Urteil, in absprechender Weise; einem Meister ein Werk a. (die Autorschaft anzweifeln) 2. heute bes.: etw. verabreden, besprechen: etw. gründlich, vorher a. 3. v e r a l t . J u r . etw. durch Urteil aberkennen: Man lasse die Sentenz, / Die ihr das Haupt abspricht, in voller Kraft/Bestehn S C H I L L E R , .Maria Stuart, II, 3 abspreizen, spreizte ab, hat abgespreizt 1. ein Glied wegrecken, vom Körper weghalten: den Daumen, beide Arme a. 2. B e r g m . eine Strecke aussteifen, um den Abstand der Grubenhölzer gleichmäßig zu halten: den Schacht zur Sicherung a. absprengen, sprengte ab, hat/ist abgesprengt 1. etw. mit Gewalt abtrennen (hat): ein Stück von einem (Fels)block a.; mit einem Keil, mit Dynamit a.; bildl. Teile von der Armee sind abgesprengt worden; ein Stück Wild von der Herde a. (wegjagen) 2. scharf davonreiten (ist): er ist im Galopp abgesprengt 3. etw. mit Wasser besprengen, reinigen (hat): Blumen, den Rasen a. Absprengsei, das; -s, - losgesprengtes Teilchen

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abspringen, sprang ab, ist abgesprungen 1. herunterspringen, einen Satz nach unten machen: vom Flugzeug mit einem Fallschirm, vom Sprungbrett, von einer (Straßen)bahn, vom Pferd, Wagen a., das Abspringen vom fahrenden Zug ist verboten; wegspringen, -schnellen: d. Knopf, Kette (vom Rad) springt ab, die Magnetnadel springt ab (schlägt aus), d. Ball, Beil springt ab (prallt ab); bildl. sich plötzlich ablösen: d. Emaille, Vergoldung, Farbe, Lack springt ab 2. übertr. von etw., jmdm,. unvermittelt abgehen, etw., jmdn. aufgeben: von e. Thema, Gegenstand, Meinung, Entschluß; Plan, Vorhaben, Beruf, Studium, Partei a.; Dann kamen die Schüler mit B. Bei E angelangt, sprang er ab, nach M hin H . M A N N , Unrat, 475; Anhänger, Kunden springen (von jmdm.) ab (werden abtrünnig) abspritzen, spritzte ab, hat/ist abgespritzt 1. etw. durch Bespritzen mit Wasser reinigen (hat): d. Blumen, Sträucher, Bäume werden (mit dem Gartenschlauch) abgespritzt; der Chauffeur spritzt den Wagen ab 2 . a ) spritzend abprallen (ist): Wasser spritzt von der Scheibe ab; der Kalk, den der Maurer anwirft, spritzt von der Decke, von der Wand ab; die Funken spritzen von der Schutzbrille ab b) übertr. umg. in bestimmtem Auftrag unverzüglich davoneilen: d. Diener, Ordonnanz spritzte ab; spritz ab! absprtthen, sprühte ab, hat abgesprüht etw. durch Besprühen mit zerstäubtem Wasser reinigen: der Gärtner hat die Blumen abgesprüht Absprung, der; - (e)s, Absprünge das Herunterspringen, Satz nach unten: Ä. aus dem Stand, mit Anlauf (vom Sprungbrett); der A. vom Flugzeug; J ä g e r s p r . Satz zur Seite: der A. des Hasen, Hirsches; dazu Fallschirmabsprung Absprung-, selten Absprungs-; -balken, der S p o r t s p r . weiß gestrichener Balken an der Sprungstelle; -basis, die; -linie, die; -stelle, die; -tisch, der S p o r t s p r . Schanzentisch einer Sprungschanze; -wlnkel, der abspulen, spulte ab, hat abgespult etw. von der Spule abrollen, abwickeln: Nähgarn a.; bildl. s c h e r z h . etw. eintönig herunterleiern, hersagen: hielten sie sich hinter dem Pedell, der heiser, in hölzernem Buchdeutsch seinen Text abspulte T H . M A N N , Die Betrogene, 9 , 1 0 0 3 abspülen, spülte ab, hat abgespült etw. durch Spülen entfernen: d. Schaum, Schmutz, Staub mit warmem Wasser a.; das Meer spült das Ufer ab (reißt es weg); etw. mit einer Flüssigkeit säubern: das Geschirr a., das Haar a.; etw. sorgfältig a.; auch refl. sich (Dat.) die Hände a.; v o l k s t . s c h e r z h . sich (Dat.) d. Leber, Kehle a. (Bier, Schnaps trinken); dazu Abspttlung, die; -, -en

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abspüren — Abstecher

abspüren, spurte ab, hat abgespurt S p o r t s p r . eine Spur treten: die Sportler haben 100 Höhenmeter abgespurt abspüren, spürte ab, hat abgespürt J ä g e r s p r . eine Spur, Fährte suchen: wenn Neuschnee gefallen ist, spürt der Jäger die Schneisen ab abstammen, stammte ab, ist abgestammt (ungebräuchlich) »einen Ursprung herleiten: in gerader, direkter Linie von jmdm. a.; er stammt von einer Arbeiterfamilie, von guten Eltern ab; stammt der Mensch vom Affen ab? Abstammung, die; -, -en PI. ungebräuchlich, Herkunft, Abkunft: er ist (von) bürgerlicher, edler, vornehmer A.; die A. des Menschen, die A. in gerader Linie; man hat ihm seine (fremde) A. zum Vorwurf gemacht Abstammungs-; -lehre, die Lehre von der Entwicklung der Organismen Abstand, der; -(e)s, Abstände 1. geradlinige Entfernung, Zwischenraum: a) räuml. der A. der Häuser voneinander beträgt nur wenige Meter; drei Schritt(e) A.; in Abständen von je 10, von 10 zu lOMeter(n); (größeren) A. (zum Vordermann) halten (in gleicher Entfernung von jmdm. bleiben); Sie folgte ihm mit einer halben Treppe Abstand F A L L A D A , Jeder stirbt, 309; der A. der Erde von der Sonne, der A. zwischen zwei Punkten; der A. vergrößerte, verringerte sich zusehends, mehr und mehr b) zeitl. es donnerte in kurzen Abständen; Irgendwo fielen Tropfen in regelmäßigen Abständen auf ein Blech H A U S M A N N , Erzählungen, 28; ein A. von drei Jahren; es trennt sie ein beträchtlicher A. im Alter c) übertr. den (angemessenen, gehörigen, gebührenden) A. wahren; A. zwischen Ideal und Wirklichkeit; Schranken, Abstand, Aristokratie —hier wie dort! T H . M A N N , Buddenbrooks, 1, 140; g e h . von einem Plan, Kauf A. nehmen (darauf verzichten) 2. Abfindung: er mußte A. zahlen zu la: Augen-, Balken-, Gleis-, Rad-, Schwellen-, Sicherheits-, Zeilenabstand zu lb: Alters-, Minuten-, Zeit-, Zugabstand zu lau. b: Mindestabstand Abstands-; -gefiihl, das: daß die Sitten dieser Leute einem Humanisten wohl lebhafte Abstandsgefühle erregen konnten T H . M A N N , Zauberberg, 2, 326; -summe, die Abfindungssumme: Ihr Mann bekommt schon jetzt . . . eine Abstandssumme T H . M A N N , Buddenbrooks, 1, 17; -Zahlung, die vgl. -summe abstatten, stattete ab, hat abgestattet geh. etw. übermitteln, darbringen: jmdm. seinen Dank a.; Buck stattete seine Glückwünsche ab H. M A N N , Untertan, 194; jmdm. einen (kurzen) Besuch a. (machen); dazu Abstattung, die; -, -en

abstauben, staubte ab, hat abgestaubt 1. etw. vom Staub reinigen, den Staub von etw. entfernen: Bilder, Bücher a., eine Lampe, Porzellan a. 2. v e r h . , bes. S o l d a t e n s p r . sich etw. widerrechtlich aneignen: Brot, Zigaretten a. 3. S p o r t s p r . F u ß b a l l durch glücklichen Zufall ein Tor schießen: der Ball prallte von der Latte zurück ins Feld, so daß der Mittelspieler der gegnerischen Mannschaft noch a. konnte abstäuben, stäubte ab, hat abgestäubt 1. den Blütenstaub abgehen, wegwehen lassen: die Blüten haben abgestäubt 2. seit.: etw. vom Staub reinigen, vgl. abstauben: im Hinterhaus ist schrecklich lange nicht abgestäubt worden T H . M A N N , Buddenbrooks, 1, 76 Abstauber, der; -s, - S p o r t s p r . Zufallstor (beim Fußball): nach diesem A. stand das Spiel 2:1 abstauen, staute ab, hat abgestaut etw. Fließendes aufhalten, im Lauf hemmen: Wasser durch einen Damm, Deich a.; Blut a. Abstech-; -messer, das Messer zum Abstechen eines Tieres abstechen (er sticht ab), stach ab, hat/ist abgestochen 1. ein Tier nach Betäubung durch Einstich töten (hat): e. Schwein, Kalb, Rind a. 2. etw., jmdn. durch Stechen abtrennen, entfernen (hat): Rasen, Torf mit dem Spaten et,., Teig, Klöße mit dem Löffel a.; etw. herunternehmen: Garben, Heu, Stroh mit der Gabel a.; H a n d a r b . Maschena. (dafür häufiger abheben); Spieleinen Ring a.; etw. abstoßen: d. Kahn, Fähre vom Lande a.; sich abstoßen (ist): der Kahn stach vom Lande ab; h i s t . jmdn. herunterwerfen, am dem Sattel heben (hat): den Gegner (beim Turnier) a. 8. etw. durch Zirkeleinstich abmessen (hat): die Entfernung a.; Linien durch Stiche übertragen: e. Zeichnung, Muster a. 4. etw. Flüssiges durch Durchstechen der Abflußöffnung ablaufen lassen (hat): eine geschmolzene Masse (z. B. Stahl, Eisen) a., den (Hoch)ofen a.; Getränke aus dem Faß, Wein a. (abzapfen); Wasser, einen Teich a. 5. sich merklich unterscheiden (hat): abstechende Farben; durch Leistung, Sprache, Kleidung von jmdm. (wohltuend) a.; das Ende sticht gegen den Anfang ab; Das . . . stach von der Wirklichkeit verteufelt ab A. Z W E I G , Junge Frau, 54 Abstecher, der; -s, 1. kleiner Exkurs auf einer Reise: einen A. ins Gebirge machen 2. T h e a t e r Gastspiel am anderen Ort

abstecken — abstellen abstecken, steckte ab, hat abgesteckt 1. etw. genau abgrenzen, die Grenzlinien markieren: d. Grenzen, Umrisse von etwas a., e. Bauplatz, Grundstück, Lager, Gebiet (zur Vermessung) a., e. (Bahn)linie, F a h r b a h n , Weg a., ein Tor (beim Slalom) a.; etw. mit Pfählen, Meßstäben, durch Pflöcke a.; ein Kleid a. (mit Stecknadeln der Figur anpassen); bildl. d. Geltungsbereich, Ziel, Arbeitsprogramm a.; die Fronten werden abgesteckt; er hielt sich in den abgesteckten Grenzen 2. etw. Festgestecktes losmachen: Haarnadeln, den Zopf a., eine Plakette a . ; Maschen a. (abheben) zu 1: Absteckung, die; -, -en abstehen, stand ab, hat/ist abgestanden 1. entfernt sein (hat): das H a u s steht ein wenig von der Straße a b ; der Stuhl steht zu weit vom Tisch, d. Schrank, Bett steht zu weit von der Wand a b ; wie weit stehen die P u n k t e voneinander ab?; im Part. Präs. er h a t abstehende Ohren; [ein kleines Mädchen] mit einem flachsblonden, steif abstehenden Zöpfchen T H . M A N N , Buddenbrooks, 1, 121; übertr. Wir stehn zu weit noch von einander ab G O E T H E , Tasso, I I , 3 2. g e h . von etw. ablassen, etw. aufgeben (ist): er steht von d. Anzeige, Forderung, Klage, Plan, Strafverfahren, seinem Wort a b ; [Justine] war zu verschiedenen Malen von dem Vorsatze . . . abgestanden G. K E L L E R , Das verlorene Lachen, 5, 333 3. durch langes Stehen a) etw. ableisten (hat): zwei Stunden Wache a. b) s c h e r z h . d e r b etw. abnutzen (hat): sich (Dat.) die Beine a. (lange warten müssen) c ) s ü d w e s t d t . absterben (ist): Das Getreide vertrocknete; die Kartoffeln standen a b SCHWEITZER, Aus meinem Leben und Denken, 150; vgl. abgestanden abstehlen (er stiehlt ab), stahl ab, h a t abgestohlen jmdm. etw. gegen seinen Willen entlocken: j m d m . ein Geheimnis a.; die Unterschrift von neulich, Die abgestohlne S C H I L L E R , Wallensteins Tod, I I , 5; übertr. ich m u ß mir die Zeit hierzu a. (von der kargen Freizeit wegnehmen); v o l k s t . dem lieben Gott einen Tag a. (faulenzen)-, du stiehlst unserm Herrgott den Tag a b H A U P T M A N N , Michael Kramer, I I absteifen, steifte ab, hat/ist abgesteift etw. steif machen, abstützen (hat): B a u g e w . B e r g m . Mauern, Erdwände a., einen Schacht a., Ausschachtungen bei Erdarbeiten unfallsicher a. (mit Stützen, Streben versehen)-, S c h n e i d e r e i den Mantelkragen (mit Steifleinen) a . ; Bäckerei steif, fest werden (ist): die feuchten Brötchen müssen noch ein wenig a. (ehe sie weiterverarbeitet werden); die Butterkremtorte muß a. (bevor sie mit einem Ouß überzogen werden kann) Absteige-; -quartier, das Unterkunft; Gasthaus von zweifelhaftem Ruf

verh.

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absteigen, stieg ab, ist abgestiegen 1. heruntersteigen, sich vom, erhöhten Ort zum tieferen begeben: vom F a h r r a d , Pferd, Wagen a . ; wir sind unter großen Schwierigkeiten (vom Gipfel des Berges) abgestiegen; übertr. Das Material ist so angeordnet, daß m a n . . . von den altertümlichsten [Formen] zu den jüngsten absteigt Althochdeutsches Wörterbuch, Vorwort, 2; S p o r t s p r . in die nächst tiefere Leistungsklasse zurückfallen: zwei Mannschaften müssen aus der Oberliga a. 2. einkehren und übernachten: unterwegs, in einem Gasthaus a.; in welchem Hotel bist d u abgestiegen? absteigend part. Adj. abwärts gehend: eine a. Wegstrecke; P h y s . M a t h , der a. Ast einer Geschoßbahn, Hyperbel; A s t r o n . die a. Zeichen des Tierkreises; M u s . die a. Tonleiter; bildl. u m g . er ist auf dem a. Ast (es geht mit ihm physisch oder moralisch abwärts); übertr. die Preise bewegen sich in a. Linie; Verwandte (in) a. Linie (Söhne, Enkel) Absteiger, der; -s, - S p o r t s p r . in die nächst tiefere Leistungsklasse zurückfallende oder bereits zurückgefalleneMannschaft: die beiden A.der Oberliga lieferten sich einen spannungsreichen Kampf Abstell-; -bahn, die Gestell für Flugzeuge auf Schiffen; -bahnhof, der Bahnhof für unbenutzte Eisenbahnwagen; -gleis, das Nebengleis: auf einem A. standen offene Güterwagen; übertr. u m g . jmdn., etw. aufs A. schieben (in den Hintergrund drängen, kaltstellen); -hahn, der: der A. t r o p f t ; -hebel, der: der A. der Schreibmaschine; -hof, der Platz, Ort für unbenutzte (Eisenbahnwagen; -kammer, die Kammer für selten benutzte Dinge: die Koffer sind in der A.; -platte, die: eine A. aus Asbest f ü r das Bügeleisen; -platz, der; -räum, der s. -kammer; -tisch, der Tisch zum Ablegen unbenutzter Dinge, zum Wegstellen von Speisen; -ventll, das abstellbar Adj. kann abgestellt werden: das Bügeleisen ist a. (hat Schaltung); dieser Ubelstand ist a. (ist zu beseitigen) abstellen, stellte ab, h a t abgestellt 1. etw., jmdn. entfernen a) eine Last nieder-, absetzen: d. Koffer, Korb, Sack, Tablett a.; etw. unter-, einstellen: d. F a h r r a d , Wagen a. b) M i 1. jmdn. abkommandieren: acht Mann wurden zur Küchenarbeit, f ü r die neue Einheit abgestellt; übertr. er ist von Berlin nach K . abgestellt worden (er ist abgeschoben worden) 2. etw. stoppen, zum Aufhören bringen a) den Lauf, Zulauf unterbrechen: d. Gas, Wasser, H a u p t h a h n , Dampfheizung a., die U h r a. (das Perpendikel anhalten); etw. aus-, abschalten: d. Radio, Lautsprecher, Bügeleisen, Maschine, Motor a., das Licht a. (den Hauptschalter ausschalten) b) übertr. etw. aufheben, beseitigen: Beschwerden, Fehler, schlechte Gewohnheiten, e. Mißbrauch, Übelstand, Unsitte a . ; Ich habe

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Abstellung — abstimmen

der Herrin den Greurl verkündet . . . daß sie ihn abstellt T u . M A N N , Joseph, 4, 287; v e r a l t . I h r stellt das J a g e n a b (sagt es ab) G O E T H E , Egmont, I 3. etw. abstimmen, auf elw. einstellen: eine Feier auf ein Dichterwort a., Veranstaltungen auf das gleiche Thema a., eine Tagung auf Atomforschung a.; die ganze Angelegenheit war nur auf Geldschröpfen abgestellt; sein Auftreten war auf die Wirkung, auf den äußeren Eindruck abgestellt; die beiden Zahnräder sind genau aufeinander abgestellt (zueinander passend gemacht) Abstellung, die; -, -en PI. ungebräuchlich 1. Bereitstellung, Abkommandierung 2. Beseitigung: sofortige, baldige A. des Übelstandes abstelzen, stelzte ab, ist abgcstelzt s e h e r z h . wie auf Stelzen, gespreizt davongehen: hochnäsig stelzte sie ab abstemmen, stemmte ab, hat abgestemmt etw. mit dem Stemmeisen entfernen: ein Stück vom Balken a., Mauervorsprünge (mit Meißel und Sehlegel) a. abstempeln, stempelte ab, hat abgestempelt etw. mit einem Stempel versehen: die Arbeitslosen lassen ihre Stempelkarte a., der Antrag muß noch abgestempelt werden; die Briefmarke a. (entwerten)-, bildl. jmdn. einer bestimmten, meist minderen Gattung zuordnen, jmdn. kennzeichnen: er war zum Drückeberger, als Lügner abgestempelt; man h a t t e ihn als Parteigänger des Naturalismus abgestempelt

3. v e r a l t . Gegensatz. Kontrast: Ist sie hier dunkel, dort erschien sie licht, / Im Abstich ihrer nächtlichen Umgebung G R I I . L P A R Z E R , Medea, I zu 2: Hochofen-, Weinabstich Abstich- H ü 11 e n w.; -graben, der; -loch, das; -Öffnung, die; -probe, die; -rinne, die; -stange, die abstieben, stob (stiebte) ab, ist abgestoben (abgestiebt) stiebend, sich rasch zerstreuend davonfliegen: daß die weißen Blütenblättchen schnell und vorzeitig abstoben H E R M A N N , Jettchen Gebert, 116 abstiefcln, stiefelte ab, ist abgestiefelt u m g . seherzh. mit großen Schritten davongehen: da ist er aber abgestiefelt! Abstieg, der; -(e)s, -e das Heruntersteigen, der Weg bergab: der A. vom Gipfel; ein beschwerlicher, gefährlicher, langer, steiler A.; übertr. ein sozialer, wirtschaftlicher A.; Von der bürgerlichen Seite her gesehen war mein Leben . . . ein beständiger Abstieg HESSE, Steppenwolf, 68; S p o r t s p r . die Mannschaft wehrte sich mit aller Macht gegen den A. (in eine tiefere Leistungsklasse)

Abstempelung, die; -, -en der Bedeutung des Verbs entsprechend: die A. des Antrages

Abstiegs-, abstiegs- S p o r t s p r . -bedroht Adj.: die a. Mannschaft errang einen knappen Sieg; -gefahr, die: durch die letzte Niederlage geriet die Mannschaft in eine akute A.; -kandidat, der: beide Mannschaften gelten als Abstiegskandidaten abstielen, stielte ab, hat abgestielt die Stiele entfernen: Kirschen, Johannisbeeren werden vor dem Waschen abgestielt abs'tiilen, stillte ab, h a t abgestillt den Säugling entwöhnen

absteppen, steppte ab, hat abgesteppt etw. mit Steppnähten verzieren: e. Kragen, Saum a . ; e. Wattejacke, wattierte Decke a.

Abstimm- R u n d f.; -knöpf, der Einsteller am Radio; -kreis, der Schwingungskreis; -schärfe, die Trennsicherheit; -skala, die Stelltafel

absterben (er stirbt ab), starb ab, ist abgestorben langsam sterben, eingehen, dahinschwinden: e. Ast, Zweig stirbt ab, ein abgestorbener Baum, das Laub am Baum, die Blume stirbt a b ; [der Mensch] stirbt nur ganz langsam ab B R E C H T , Dreigroschenroman, 208; bildl. d. Finger, H a n d , F u ß ist mir (wie) abgestorben (gefühllosgeworden); das Gefühl ist ihm abgestorben; In abgestorbener Haltung . . . verließen die Männer den R a u m W E R F E L , Musa Dagh, 183; übertr. eine absterbende Gesellschaftsordnung, die alte absterbende Klasse; absterbende Volksbräuche

abstimmen, stimmte ab, hat abgestimmt 1. seinem Willen Ausdruck geben, seine Stimme abgeben: geheim, offen, namentlich, schriftlich a., bei einer Wahl, über die Vertrauensfrage a.; über etwas a. durch Abgabe des Stimmzettels, Heben der Hand, Aufstehen, Zuruf; P a r i , durch Hammelsprung a. (die Ja- und Nein-Stimmen abzählen bei dem Eintritt der Abgeordneten durch verschiedene Türen) 2. etw. in Einklang bringen, zueinander passend machen: Töne, Instrumente, Glocken a.; übertr. Farben a., alles auf Rot a.; Worte, Gefühle, Beurteilungen aufeinander a., (Lehr-, Termin)pläne, Veranstaltungen aufeinander a.; K a u f m a n n s s p r . d. Konten, Kontingente, (Waren)listen aufeinander a.; R u n d f. den Schwingungskreis einstellen: den Empfänger a. 3. v e r a l t . ablehnen: Hierauf antwortete sie gelegentlich, oder gab durch die gewöhnliche Mimik ihr Zu- oder Abstimmen zu erkennen G O E T H E , Dicht, u. Wahrh., I, 28, 207

absteuern, steuerte ab, hat abgesteuert das Steuer von etw. weglenken: das Schiff vom Lande, Ufer, Felsen a. Abstich, der; -(e)s, 1. das Abtrennen, von Torf 2. das Ablassen: Hochofens; der A.

-e Loslösen: der A. des Rasens, der A. des Schmelzgutes, des Weines (Abzapfung)

Abstimmung — abstrahieren Abstimmung, die; -en 1.Stimmabgabe, Wahl: geheime, offene,namentliche, schriftliche A . ; durch A . etwas beschließen, entscheiden, genehmigen, einen Beschluß fassen, die Meinung erfahren; zur A . kommen, (geh.) schreiten; eine A. durchführen, einen Antrag zur A . bringen; die A . ergab nur eine geringe Mehrheit 2. Angleichung: A. von Farben, (Waren)listen, Veranstaltungen; A. des Radios (Einstellung des Schwingungskreises) zu 1: Teil-, Ur-, Vertrauens-, Volks-, Vorabstimmung zu 2: Farbabstimmung Abstimmung-, abstimmungs-; -berechtigt Adj.; -bezirk, der; -ergebnls, das; -gebiet, das; -kablne, die Kabine, in der bei geheimer Wahl die Abstimmung vorgenommen wird; -leiter, der; -liste, die; -lokal, das; -niederlage, die; -protokoll, das; -schein, der; -sieg, der; -urne, die; -verfahren, das; -vorstand, der; -Vorsteher, der; •zettei, der abstinent Adj. (lat. abstinens) enthaltsam im Genuß von alkoholischen Getränken: er lebte völlig a. Abstinenz, die; -, ohne PL, Enthaltsamkeit: A. üben Abstinenz-; Alkoholgenuß

geh.

-bewegung, die Bewegung gegen

Abstinenzler, der; -s, - Alkoholgegner: er war als A. bekannt abstinken, stank ab, ist abgestunken bursch. derb eine schlechte (künstlerische) Leistung zeigen, mit Schmach abgehen: in einer Jungmannschaft, im Gleichschritt marschierend, stinkt er ab FEUCHTWANGER, Geschwister Oppermann, 53

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Abstoß, der; -es, Abstöße 1. Stoß, Ruck zur Fortbewegung: ein A. vom Ufer, Erdboden, Eis 2. S p o r t s p r . F u ß b a l l Abschuß vor der Torlinie: einen A. treten Abstoß-; -linie, die S p o r t s p r . ; -stange, die: die A. der Flößer abstoßen (er stößt ab), stieß ab, hat/ist abgestoßen 1. etw. durch Stoßen trennen a ) etw. durch Stoßen entfernen (hat): e. Kahn, Boot vom Land, Ufer a.; sich entfernen (ist/hat): der Kahn ist (vom Lande) abgestoßen, wir stießen ab; auch refl. (hat) sich vom Boden, Eis, Ufer a. (sich Schivung geben); d. Fußball, (Billard)kugel a.; Mus. Noten abgestoßen spielen (kurz, Stakkato spielen) b) etw. durch Stoßen beschädigen (hat): d. Wand, Politur, Lack (von Möbeln) a.; ein Stück von der Mauer, e. Kante, Ecke a.(beseitigen); sich (Dat.) die Haut a., d. Ärmel, Schuhspitzen a. (abnutzen) 2. etw., jmdn. loswerden (hat): d. Milchzähne, Geweih a.; bildl. du haBt dir die Hörner abgestoßen (bist durch Erfahrung klug geworden, vgl. ablaufen); übertr. Waren a.; Schulden a. (begleichen) ; v e r a 11. jmdn. verstoßen: meine Mutter war grausam genug das arme Mädchen abzustoßen GOETHE, W. Meisters Lehrj., I, 23, 52 3. eine zurückstoßende Wirkung ausüben, Widerwillen hervorrufen, Ggs. anziehen (hat): dieser Mensch, sein Benehmen, Äußeres stößt mich ab; ein derber Witz stößt ab; sich durch jmdn., etw. (heftig) abgestoßen fühlen; e. abstoßendes Wesen, abstoßender Zynismus, abstoßende Krankheit; auch refl. sich (voneinander) a.; Pole stoßen sich ab, bildl. diese Menschen, Charaktere stießen sich gegenseitig ab

abstöbern, stöberte ab, hat abgestöbert etw. peinlich genau absuchen: der Hund hat das ganze Unterholz abgestöbert; umg. er hat alle Ecken nach den Schlüsseln abgestöbert

Abstoßung, die; -, -en den Bedeutungen des Verbs entsprechend: eine schnelle A . der Schulden, Lagerbestände; elektrische, magnetische A.

abstolzieren, stolzierte ab, ist abstolziert i r o n .

abstottern, stotterte ab, hat abgestottert umg. scherzh. etw. in Raten bezahlen: sie haben ihren Radioapparat abgestottert

stolz davongehen: da ist er aber abstolziert! abstoppen, stoppte ab, hat abgestoppt 1. (etw., jmdn.) anhalten, bremsen: der Fahrer stoppte das Motorrad ab, das Auto wurde von der Polizeistreife abgestoppt; der Kraftwagen stoppte plötzlich ab; ein Schiff a., das Schiff trieb bei abgestoppter Maschine; b i l d l . d. Produktionsprozeß, Export a.; den Redeschwall a. 2. etw., jmdn. mit der Stoppuhr messen: das Auto a., d. Schwimmer, Läufer a.; die Zeit wird abgestoppt abstöpseln, stöpselte ab, hat abgestöpselt etw. mit einem Stöpsel verschließen: Flaschen a.; die Abflußöffnung im Waschbecken, in der Badewanne a.

Abstoßungs-;

-kraft, die: die A . der Erde

abstrafen, strafte ab, hat abgestraft an jmdm. eine Strafe vollziehen: ein wiederholt abgestrafter Mensch; Und da hab ich ihn buchstäblich mit diesen beiden Händen abgestraft HAUPTMANN, Friedensfest,

II

Abstrafung, die; -, -en der Bedeutung des Verbs entsprechend: Kam er nach einer Abstrafung mit gedunsenem Gesicht Und unter Geheul an der Werkstätte vorbei H. MANN, Untertan, 5 abstrahieren, abstrahierte, hat abstrahiert (lat. abstrahere)

90

abstrahlen — abstrus

etw. gedanklich verallgemeinern, zum Begriff erheben: etw. vom Konkreten a.; dazu Abstrahlerung, die; -, -en abstrahlen, strahlte ab, h a t abgestrahlt 1. Strahlen aussenden: einen Ton a., elektrische Impulse a. 2. B a u g e w . etw. mit dem Sandstrahlgebläse bearbeiten, reinigen: (Häuser)fassadon a. Abstrahlune, die; -en den Bedeutungen des Verbs entsprechend: die A. von Neutronen abstrakt (lat. abstraclus) losgelöst von der Gegenständlichkeit, begrifflich, unanschaulich, Ogs. konkret: a. Denken, eine a. Theorie, Vorstellung; a. K u n s t , Malerei, Plastik; ein a. Substantiv (z. B. Liebe, Haß, Freundschaft); eine a. Zahl (unbenannte, reine Zahl); P o l i t . ö k . a. Arbeit (Verausgabung menschlicher Arbeitskraft überhaupt, unabhängig von ihrer konkreten Form) Abstraktheit, die; -, -en PI. ungebräuchlich, Unanschaulichkeit: die A. seiner Vorstellungen Abstraktion, die; -, -en Begriffsbildung; Begriff: eine bloße, geistreiche, leere, wesenlose A. Abstraktion»-; Begriffsbildung

-vermögen, das Fähigkeit

der

Abstraktum, das; -s, Abstrakta Begriffsbezeichnung, begriffliches Substantiv, Ogs. Konkretum: das Wort „Schönheit" ist ein A. absträngen, strängte ab, h a t abgesträngt ein Zugtier abschirren, abspannen: er ließ die Pferde a.; ich brauch' auch nicht abzusträngen F O N T A N E , Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 4, 22 abstrapazieren, strapazierte ab, h a t abstrapaziert etw. durch ständigen starken Gebrauch abnutzen: den Sonntagsanzug durch tägliches Tragen a. abstrecken, streckte ab, hat abgestreckt ein Glied gestrafft Wegstrecken, von sich recken: d. Bein, H a n d a.; Mit geziert abgestrecktcm Zeigefinger V I E B I G , Handvoll Erde, 182 abstreichen, strich ab, hat/ist abgestrichen 1. etw. entfernen a) durch Weg-, Her unterstreichen (hat): den Schmutz von den Füßen, den Schaum vom Bierglas, die Asche von der Zigarre a.; das Messer am Riemen a. (die Unebenheiten von der Klinge entfernen und sie dadurch schärfen); J ä g e r s p r . sich entfernen, vom Baume wegfliegen (ist): [der Hund] der . . . die Spechte veranlaßte, ärgerlich abzustreichen A. Z W E I G , Junge Frau, 72 b) durch Wegstreichen, Tilgen (hat): e. Ziffer, Stelle, Posten, Summe a.; übertr. m a n m u ß die Hälfte a. (man kann nur die Hälfte glauben) 2. etw. reinigen (hat): bitte die Füße a.!; das Messer am Brot a.; Schudy spuckte aus, strich mit der F a u s t seinen Mund ab M A R C H W I T Z A , Jugend, 14

3. etw. absuchen, abstreifen (hat): ein Gelände mit dem Scheinwerfer a. Abstreicher, der; -s, 1. Fußabtreter 2. T e c h n . Gerät zum streichen

Ab-

abstreifen, streifte ab, hat/ist abgestreift 1. etw. durch Herunterstreifen entfernen, abziehen (hat): ein Kleidungsstück, Handschuhe, Strümpfe, Gummischuhe a., d. Ring, Armreif a . ; den Schmutz von den Sohlen a.; der H u n d streift das Halsband a b ; dem Pferd den Zaum a . ; einem Tier d. Fell, Balg a.; der Hirsch streift sein Geweih a b ; von einem Zweig Blätter und Blüten a., Beeren a.; übertr. d. Fesseln, K e t t e n (der Knechtschaft) a., Eigenheiten, e. (üble) Gewohnheit, Laster a.; er hat die alten Vorurteile abgestreift wie eine Schlange ihre H a u t F E U C H T W A N G E R , Narrenweisheit, 320 2. etw. streifend absuchen (hat): eine Gegend, die Wälder nach etw. a. 3. von der eingeschlagenen Richtung abbiegen (ist): er streifte vom Wege a b abstreiten, stritt ab, h a t abgestritten jmdm. etw. streitig machen, nicht zugestehen: j m d m . ein Recht a.; das lasse ich mir nicht a . ; dann werden wir ihr die Würdigkeit abstreiten, ihr Kind zu erziehen F E U C H T W A N G E R , .Die Söhne, 250; etw. leugnen, in Abrede stellen: e. Tat, Verbrechen a.; diese Tatsache läßt sieh nicht a. abstreuen, streute ab, h a t abgestreut Mil. etw. mit Geschoßgarben bestreichen: Tiefflieger streuen das Gelände ab Abstrich, der; -(e)s, -e 1. abwärtsgehender Strich in der Schrift, Ggs. Aufstrich: drei Abstriche beim m 2. Wegnahme a) Abzug, Streichung: ein A. im Haushaltsplan, am E t a t ; Die Mädchen klagten sehr über die Abstriche, die F r a u Lexer ihnen machte B R E C H T , Dreigroschenroman, 182; übertr. Abstriche machen (etw. abziehen, mindern) b) M e d . Entnahme einer Absonderung: ein A. a n den Mandeln abstricken, strickte ab, hat abgestrickt 1. Maschen von einer Nadel herunterstricken, eine Nadel leer stricken 2. etw. nach einer Vorlage stricken: sie h a t ein schönes Muster abgestrickt abstriegeln, striegelte ab, hat abgestriegelt ein Pferd mit dem Striegel reinigen abströmen, strömte ab, ist abgeströmt strömend abfließen: das Wasser strömt nach allen Seiten a b ; bildl. die Menschenmenge strömte wieder a b abstrys Adj. (lat. abstrusus) dunkel, verworren, unverständlich: a. Gedanken, ein a. P l a n ; einige

abstufen — Abszissen besonders abstruse Glaubenssätze GER, Jüd. Krieg, 303

FEUCHTWAN-

abstufen, stufte ab, hat abgestuft etw. stufenweise abteilen: ein terrassenförmig abgestuftes Gelände; der Friseur stuft das Haar ab (stellt einen allmählichen Übergang her)-, oft iibertr. das Gehalt (nach der Leistung, dem Alter) a. (staffeln)-, die Farben (sorgfältig) a. (abtönen, schattieren); durch wohlabgestuftes Hell und Dunkel G O E T H E , Dicht, u. Wahrh., I, 29, 170 Abstufung, die; -, -en der Bedeutung des Verbs entsprechend: Farben in verschiedenen Abstufungen (Tönungen); die soziale A.; Es entstehen die vielfachen Abstufungen zwischen Volkstümlich und Gebildet F R I N G S , Sprache und Geschichte, I , 1 2 ; dazu Färb-, Gehalts-, Geschwindigkeits-, Grad-, Helligkeits-, Tarif-, Wertabstufung abstumpfen, stumpfte ab, hat/ist abgestumpft etw. stumpf machen (hat): fahren die beiden Bajonette abgestumpft und wohlumwickelt gegeneinander A . Z W E I G , Orischa, 1 2 1 ; auch refl. das Messer stumpft sich leicht ab; meist übertr. etw., jmdn. gefühllos machen (hat): er hat sein Gewissen, Gefühl abgestumpft; das Schicksal hat ihn abgestumpft; gefühllos werden (ist): sein Ehrgefühl ist abgestumpft, er ist abgestumpft gegen Vorwürfe; die Seele stumpft ab Abstumpfung, die; -, -en der Bedeutung des Verbs entsprechend: eine allmähliche A. der Sinne Absturz, der; .-es, Abstürze 1. das Herabfallen: ein Flugzeug zum A. bringen; sofort nach dem A. des Bergsteigers begann die Rettungsaktion 2. steiler Abhang: es gelang den Bergsteigern nicht, den gefährlichen A. an der Nordwand zu umgehen zu 1: Flugzeugabsturz; zu 2: Fels(en)absturz Absturz-; -stelle, die! die A. des Flugzeugs abstttrzen, stürzte ab, ist abgestürzt 1. aus großer Höhe herabfallen: das Flugzeug stürzte senkrecht, brennend ab; der Pilot ist tödlich abgestürzt; vier Bergsteiger sind von, an der steilen (Fels)wand abgestürzt 2. steil abfallen: nach Norden zu stürzt der Berg jäh ab abstutzen, stutzte ab, hat abgestutzt etw. beschneiden, kürzen: dem Pferd den Schwanz, dem Vogel die Flügel a.; d. Haare, Bart a.

91

abstützen, stützte ab, hat abgestützt etw. mit Stützen sichern: Mauern, Wände a., eine Decke a. Abstutzung, die; -, -en der Bedeutung des Verbs entsprechend: das Unrecht . . . welches Abstutzung und Lakonismus der Wahrheit zufügen T U . M A N N , Joseph, 4 , 3 4 1 AbstUtzung, die; -, -en das Abstützen; richtung

Stützvor-

absuchen, suchte ab, hat abgesucht 1. etw. suchend ablesen, sammelnd herunternehmen: Ungeziefer, Raupen (vom Baum, Blatt) a., Kartoffelkäfer a., einem Tier Flöhe, Läuse a.; Steine (vom Acker, Feld) a. 2. etw. genau durchsuchen: er suchte die ganze Wohnung nach den Schlüsseln a b ; Schließlich fängt er ganz mechanisch an, seine Taschen nach etwas Rauchbarem abzusuchen F A L L A D A , Jeder stirbt, 95; die Gegend wurde nach dem Vermißten, dem Verbrecher abgesucht; die Jäger lassen d. Revier, Dickicht von den Hunden a.; die Scheinwerfer suchen den Himmel nach feindlichen Flugzeugen ab Absud, der; -(e)s, -e P h a r m , v e r a l t . Auszug von festen Stoffen, bes. Pflanzenteilen, durch Kochen mit Wasser, Abkochung: ein A. von Kräutern; dazu Kräuter-, Seifenabsud absühnen, sühnte ab, hat abgesühnt g e h . etw. völlig abbüßen: er hat d. Tat, Verbrechen abgesühnt absurd Adj. {tat. absurdus) sinnlos, widersinnig: das ist einfach a., er kam auf eine ganz a. Idee; die Beschuldigungen gegen meinen Herrn Mandanten eine absurde Verleumdung zu nennen F E U C H T W A N G E R , Die Söhne, 2 8 3 ; einen Gedanken ad absurdum (bis zur Sinnlosigkeit) führen Absurdität, die; -, -en Unsinn,

Sinnlosigkeit

absurren, surrte ab, ist abgesurrt surrend wegfliegen: d. Fliegen, Käfer surrten ab; der Pfeil surrt ab Abszeß, der; Abszesses, Abszesse (lat. abscessus) Eiterbeule, -geschwür Abszisse, die; -n {lat. abscissa (linea)) rechte im Koordinatensystem Abszissen-; -achse, die waagerechte eines Koordinatensystemsy x-Achse

WaageAchse

93

Anhang 4

LAS Z L 0 B e m e r k u n g e n

zum

ORSZAGH*

P r o b e d r u c k

w a r t s w ö r t e r b u c h e s

der

abs-

des

d e u t s c h e n

GegenS p r a c h e

(verlesen im Plenarsaal der Deutschen Akademie der Wissenschaften anläßlich der "Internationalen Arbeitstagung des Instituts für deutsche Sprache und Literatur"

in B e r l i n

am 26.7.1956)

Der vorliegende Text stützt sich auf das maschinengeschriebene und von RUTH KLAPPENBACH mit handschriftlichen Kommentaren versehene Original. Im Interesse einer besseren Lesbarkeit hat der Herausgeber die ursprüngliche Fassung sprachlich behutsam überarbeitet, ohne freilich die stilistische Eigenheit des Textes gänzlich einebnen zu wollen. Die auf dem rechten Rand wiedergegebenen Kommentare blieben unverändert.

Die Schriftleitung des in Budapest in Vorbereitimg befindlichen Ungarischen Wörterbuches hat sich bemüht, genannten Probedruck einer kritischen Würdigung zu unterziehen. Wenn sie nun ihre Bemerkungen über diesen Probedruck darlegt, möchte sie zuvor vom allgemein lexikographischen Gesichtspunkt aus ihre Meinung äußern. Sie hält sich nämlich nicht für befugt, das Gegenwartswörterbuch in Hinsicht der speziellen Ausdruckswerte der deutschen Sprache zu untersuchen. Zum Zeitpunkt dieser Bemerkungen kennt die Schriftleitung des Ungarischen Wörterbuches weder die Prinzipien der Bearbeitung des Gegenwartswörterbuches im Einzelnen, noch den projektierten Umfang, den Erscheinungstermin usw. des Werkes. Sie ist sich auch nicht im klaren, inwiefern die lexikographische Bearbeitungsmethode, wie sie dem Probedruck zu entnehmen ist, als endgültig betrachtet werden darf. Mit anderen Worten: besteht wchl noch eine Möglichkeit, daß außer größeren oder kleineren Umarbeitungen einzelner Wortartikel es auch zu einer etwaigen Umänderung der charakteristischen Merkmale, ja des Profils des ganzen *Der ungarische Lexikograph Läszlo ORSZAGH (19o7 - 1984) genießt in der Wörterbuchforschung hohes Ansehen als Autor mehrerer englisch-ungarischer (1948196o) und ungarisch-englischer (1953) Wörterbücher, sowie als Herausgeber des 7-bändigen Wörterbuches der ungarischen Sprache (1959-1962). Vgl. den Nachruf durch T. MAGAY in: European Association for Lexicography (EURALEX) Bulletin 1,1, June 1984, 5f.

94

Gegenwartsbuches kaime? Mit Rücksicht darauf jedoch, daß der Probedruck eine Auslese von Anfang des Alphabets gibt, setzt die Schriftleitung des Ungarischen Wörterbuches voraus, daß die Schriftleitung des Gegenwartswörterbuches nichts dagegen haben wird, wenn wir nicht bloß unsere Bemerkungen machen, sondern uns auch einige Vorschläge erlauben. I. Die Schriftleitung des Ungarischen Wörterbuches erachtet das Gegenwartswörterbuch durchwegs für eine treffliche und wertvolle Leistung, insoweit sich ihr die Möglichkeit bot, dies aus dem Probedruck, insbesondere aus dem lexikographischen Teil desselben, zu beurteilen. Sie meint, das Gegerwartswörterbuch wird mit Erfolg dazu beitragen, die Ausdruckswerte der deutschen Sprache unserer Zeit zu verzeichnen, aufzuschließen und in weitesten Kreisen zu verbreiten, in bezug auf die Leserschaft sowohl des In- als auch des Auslandes. Sie Höchte aber schon im vorhinein die Bemerkung machen - und diese wird in den einzelnen Abschnitten stets wiederkehren - , daß sie es für sehr erwünscht hielte, wenn statt der jetzigen, auf zwei Seiten beschränkten E i n l e i t u n g eine bedeutend längere am Anfang des Probedruckes stünde, welche sowohl über die prinzipiellen Fragen als auch über manche Sonderprcbleme mehr oder minder technischer Art ausführlicher orientierte. Die Angabe der Prinzipien der Schriftleitung ist in ihrer gegenwärtigen Form etwas skizzenhaft. Mehrere wichtige lexikographischen Fragen bleiben dabei unerörtert, und dies ist besonders in jenen Fällen bedauerlich, wo man auf den Standpunkt der Schriftleitung in bezug auf einzelne Fragen auch aus dam eigentlich lexikographischen Teil des Probedruckes induktiv nicht folgern kann. Wörter, die in gewisse semasiologische und granmatische Kategorien gehören, kamen im Probedruck leider nicht vor; über diese ist also die Stellungnahme der Schriftleitung nicht bekannt. Ebenso bleibt die Auffassung der Schriftleitung in gewissen lexikographischen Fragen unaufgeklärt. II. Auf Fülle, Charakter und Anordnung des unter A auffindbaren, zur Bearbeitung gelangenden S t i c h w o r t m a t e r i a l s läßt sich auf Grund der ungefähr 5oo bearbeiteten Stichwörter, dem Wortmaterial des Probedruckes, folgern. Das Wortmaterial des Wörterbuches wird demnach, wenn man die einschlägigen Stellen der orientierenden Einleitung in Betracht zieht, bedeutend sein. Das Gegenwartswörterbuch wird den lebendigen deutschen Wortschatz unserer Zeit adäquat zusanmenfassen.

95 Das Wartmaterial des Probedruckes beginnt mit den Buchstaben ABS. Es enthält vorwiegend Wörter mit Verbalpräfix. Dadurch verrät es aber gewisse Mängel: es finden sich wenig Stairm-Grundwörter darin, es fehlen auch die verschiedenen Kategorien der Forrtwörter (Prcncrnina, Artikel, Adverbien, Interjektionen, Zahlwörter, usvi, wobei wir die Fontwörter im weitesten lexikographischen Sinn auffassen^ ferner mehrere Wörter, die in eine semasiologische, begriffliche Kate-

welche?

gorie gehören. In dieser Hinsicht war nach unserer Meinung das Probeheft des tschechischen Wörterbuches glücklicher zusammengestellt, indem es sich nur zum Teil an die alphabetische Anordnung hielt, im übrigen aber einen von verschie-

einen solchen kleinen Probedruck hatten wir vorher

denen Gesichtspunkten aus betrachteten Querschnitt des geplanten tschechischen Wörterbuches darbot. Für jedes deutsche Wörterbuch bedeutet die Anordnun der z u s a m m e n g e s e t z t e n

Wörter,

ferner die Art ihrer Bearbeitung ein schwieriges Problem. Es scheint uns höchst erfreulich, daß das Gegenwartnwörterbuch hierbei das Prinzip der Anordnung nach dem Bestimnungswort befolgte, gleichzeitig aber auch die Mitteilung van dem Grundwort, mindestens einen Verweis auf dieses nicht unterließ. Es ist aber bei dem nach den Grundwort angeordneten Wortmaterial nicht ganz klar, cb auch all diese Zusammensetzungen etwa ausgearbeitete Wartartikel sein werden an ihrem nach ihrem Bestimmungswort gencrrmenen alphabetischen Orte. Darüber spricht die Einleitung nicht. So wissen wir z.B. nicht, cb das Wort P f e n n i g a b s a t z , das sich zwischen den am Ende des Wartartikels A b s a t z

ja.(Vgl. auch S. 97) ja

Vorwort!

mitgeteil-

ten Zusammensetzungen befindet, unter P wchl auffindbar sein wird, usw. Auch einige solche Bestimmungswörter sind als Wortartikel aufgenommen /z.B. Abscheu-,

Abschlepp-/,

Grundwort haben (.abscheuerregend

die übrigens nur ein

und Abschleppdienst).

In sol-

chem Fall wäre es vielleicht zweckdienlich gewesen, die ganze Zusammensetzung als einen einzigen Wartartikel aufzunehmen. Zunächst darum, weil es nach der jetzigen Lösung so scheinen könnte, daß mit diesen Bestimmungsgliedern (Absage-,

Ab-

wurde erwogen und in Sitzung vorgelegt. Um die Wortfamilie möglichst zusammenzuhalten, wurde so entschieden.

96

scheu-, Abschlepp-, Abseits-, Absende- usw.) gewohnheitsmäßig (usuell) noch zahlreiche andere Zusanmensetzungen gebildet werden können. Wenn diese Bildung aber möglich ist, so müßte man auf irgend eine Weise den Benutzer des Wörterbuches dar-

ja, z.B. abscheugebietend, Abschleppwagen im Vorwort

auf aufmerksam machen, besonders denjenigen, der nicht deutscher Muttersprache ist. Das Mitteilen der Bestimmungswörter als Wartartikel scheint in erster Reihe dort begründet, wo es mehrere Grundwörter gibt (Abschluß-) , um dadurch Raum zu ersparen. Aus der Absicht der Raumersparnis erklärt sich wchl auch, daß die alphabetische Anordnung der substantivischen Zusamren-

also Absehabsehbar

,Setzungen der alphabetischen Anordnung verbaler Derivate vorangeht (Abseh-, Abseil-, Absende- usw.). Offenbar war bei die-Janko-Siebenser relativen Störung der absoluten alphabetischen Anordnung

schein

ebenso!

auch die Absicht des Aufweisens wortbildender Mittel im Spiele. Wir hätten es gern gesehen, wenn die Schriftleitung des Gegerwartswörterbuches in der Einleitung unter anderem auch ihr Verhalten gegenüber den H o m o n y m e n

umrissen hätte.

Vorwort

Die Wörter abscheren und abschmelzen werfen die Frage auf, wie sich das Wörterbuch gegenüber der Tatsache gleichlautender Stichwörter verhalten wird. Wir empfinden es als einen besonderen Wert des Gegenwartswörterbuches, daß es oft auf die Möglichkeiten der Wortbildung hinweist. In manchen Fällen werden am Ende des Wortartikels die Derivata durch die Nachsilbe -ung angeführt, z.B. bei den Wortartikeln abschrägen, abschuppen, abspeisen, abspiegeln, abspülen usw. Es ist jedoch bedauerlich, daß, vermutlich des Umfangs wegen, keine Möglichkeit besteht, in solchen Fällen anzugeben, zu welcher Bedeutung des Stamrwortes das betreffende unausgedeutete Derivat gehört, oder cb es vielleicht zu allen

doch, vgl. Abschuppung u. Abspeisung!

Bedeutungen paßt. Auch vermissen wir, daß die lebendigen Derivate nicht bei jedem Wort (mindestens unausgedeutet) verzeichnet werden, cfcwchl sie nachgewiesen werden könnten. So ist das Wort Abschilderung am Ende von abschildern nicht angegeben;

Aus Gründen des Umfangs wurden nur die gebräuchlichsten gebracht

Abschindung nicht am Ende von abschinden; Abschirmbarkeit nicht am Ende von abschirmbar.

97 Am Ende des Wortartikels oder der Bedeutungsvariante ist manchmal mit dem Wörtchen dazu eine Zusammensetzung nach dem Bestimmungswort erwähnt, so unter anderem am Ende des Wortartikels abschalten Abschaltung. Wir wissen jedoch ja, natürlich

(vgl. auch S. 95)

nicht, cb diese Wörter am Ort ihrer alphabetischen Ordnung vorkommen und da ausgedeutet werden? Nicht vollkarmen einleuchtend ist die Frage der Infinitive und P a r t i z i p i e n

in ihrer Rolle als Wartar-

tikel. Das Partizip der Vergangenheit kamvt sehr oft als Beispiel oder als gedeutetes Wort im Wartartikel des Zeitwortes vor. Es wird hier meistens dann angeführt, wenn es auch "für sich", selbständig eine Bedeutung hat, welche das Gegenwartswörterbuch als Bedeutung des Zeitwortes nimmt, z.B. bei abschließen abgeschlossen

usw. Das geschieht

offenbar aus grundsätzlichen Erwägungen. Zugleich gibt es aber auch ein Beispiel dafür, daß wir am Ende des Wartar-

abschließend und abgeschlossen haben die Bedeutung des Infinitivs

tikels einen Hinweis finden mit "vergleiche" auf das Partizip der Vergangenheit, z.B. am Ende von abstehen auf abge- abgestanden

hat eine selbständige, vom Infinitiv abweichende Bedeutung

standen. III. Was den Aufbau der Wortartikel und die der

B e d e u t u n g s v a r i a n t e n

G l i e d e r u n g betrifft, so

vertritt die Schriftleitving des Ungarischen Wörterbuches die Meinung, daß durch eine intensivere Gliederung der Bedeutungen, durch eine Scnderung dieser vermittels Zahlen, Buchstaben, Zeichen, Absätzen, überhaupt durch eine feinere Unter-

reichlich überlegt!

Vgl. Betz, Karg-

Gasterstädt

scheidung, durch ein augenfälligeres Auseinanderhalten die Übersichtlichkeit einiger sehr gedrängter Wortartikel viel gewonnen hätte. Nach unserem Dafürhalten könnten schärfere Untersuchungen in einigen Wortartikeln, und zwar solche sowohl in semasiologischer, wie in grammatischer Hinsicht (z.B. bei Zeitwörtern

nach ihrer Fallverbindung) den reichen Bedeutungsin-

halt, der in ihnen steckt, viel klarer darstellen. Im Gegenwartswörterbuch werden im allgemeinen nur sehr bedeutende semantische Unterschiede gesondert, d.h. zum mindesten in Farm eines numerierten Satzes behandelt. Demzufolge

98 werden oft nichtzusarrmengehörige, durch inhaltliche Merkmale voneinander abstechende Bedeutungen in demselben, durch eine Zahl bezeichneten Wartartikel zusarrmengedrängt, wie z.B. bei

aus erwünscht wäre, sie augenfälliger abzusondern. Ziemlich

die Bedeutung des Partizips mündet aber ohne weiteres ip die des Infinitivs

disparate Dinge sind auch unter abstechen 3. zusarrmengefaßt.

so?

absprechen 1. Hier sticht die im Partizip der Gegenwart lebendige Bedeutung so stark aus der Reihe heraus, daß es durch-

Gleicherweise wird unter Abschlag 1.1. a) Abschlag des

richtig! Ändern!

Waldes und Abschlag des Balles angeführt, in welchen unbedingt zwsi verschiedene und nicht identische Bedeutungen des Abschlags leben. Diese Ungetrenntheit ist umso auffälliger, als unter Abschlag 1.1. b) und c) sehr richtig zwei Bedeutungsnuancen unterschieden werden, cfcwchl diese semantisch verhältnismäßig nicht so weit von einander sind wie die Bedeutungen Absahlag des Waldes und Abschlag des Balles. Unserer Meinung nach kcmmen auch bei dem Wort absacken in einer einzigen Gruppe ziemlich entlegene Bedeutungen vor, wie: "untergehen" "plötzlich an Hche verlieren", "ohnmächtig

hier kann es bleiben

werden", "in der Tonhöhe sinken" und "schlechter werden". Diese wesentlich

voneinander abweichenden Bedeutungen werden im

Gegenwartswörterbuch nicht durch auffallendere

Bezeichnungen

unterschieden. Bei demselben Wort könnte man auch fragen, cb es richtig ist, als die allgemeinste Bedeutung das Wort "absinken" anzugeben, da dieses Wort - wie sich in seinem Wortartikel herausstellt - weder eine solche Bedeutung hat

doch

wie "ohnmächtig werden", noch eine solche wie "in der Tonhöhe sinken", - wenigstens nach dem Wortartikel des Gegerwartswörterbuches hat es diese Bedeutungen nicht. Das Vorwort betont, daß der Aufbau der Wortartikel systematisch erfolgt und daß bei der Gliederung der polysemen Wörter die lexikographische Ausarbeitung ihrer individuellen, semantischen Eigenschaft relativ wichtiger ist als die Gleichförmigkeit. Prinzipiell können wir dieser Ansicht nur beipflichten, doch in der Praxis scheint der Vergleich verschiedener Wortartikel darauf hinzuweisen, daß eine größere Gleichförmigkeit, wenigstens innerhalb einzelner Wortarten (z.B. bei Zeit-

99

Wörtern) nicht selten erwünschter gewesen wäre. Der Wortartikel abschmeißen wurde mit arabischen Ziffern in zwei Bedeutungen gegliedert, da die zweite, die übertragene Bedeutung, zugleich auch eine fachliche ist. Diese scharfe Teilung wäre z.B. auch bei dem Zeitwort abschmecken geraten, wo es nur eine sogenannte präzisierende Bedeutungsunterscheidung gibt, und noch eher im Falle solcher graimiatischen Verschiedenheiten, wie die aktiven und passiven Bedeutungen bei absahneilen. Ganz allgemein empfinden wir die sogenannte s i e r e n d e

p r ä z i -

B e d e u t u n g s g l i e d e r u n g

mit den in Klammer gesetzten

deutenden Synonymen nicht immer

als eine beruhigende Lösung. Die Beziehungnahme des schwachen Zeitworts

abscheren auf' das Haar, resp. auf das Haupt; die

Beziehungnahme beim Zeitwort abscheuern 1. auf Tisch und Schmutz; die Beziehungnahme beim Zeitwort abschicken auf Geld

das ist bloßer Objektumsprung.

und Sendbote empfinden wir als hinreichend scharfen Unterschied, Die Bedeutung kann weiterum uns hier nicht mit der präzisierenden Bedeutungsunterscheidung zu begnügen. Bei abschreiben 1. ist dagegen das ursprüngliche Verfertigen einer Abschrift mit Recht durch auffallende

führend oder präzisierend gegeben werden.

Buchstaben vcn der verbotenen Abschrift eines Pensums in der Schule unterschieden. Anderwärts dagegen behandelt das Gegerwartswörterbuch auch wesentlich größere Unterschiede auf Kosten der Systematik unter einem einzelnen Punkt. Da ist z. B. das Wort

absolut, welches von Gegenwartswörterbuch in zwei,

resp. drei Bedeutungspunkte gegliedert wird, cbwchl man semasiologisch bzw. lexikographisch fünf oder sieben unterscheiden könnte. Infolgedessen katmen die absolute Kunst und der absolute Alkoholj d.h. die "abstrakte" und die "reine" Bedeutung des Wortes unter ein und derselben Bedeutungsvariante vor. Nach unserer Meinung könnte, resp. sollte die m a t i s c h e

F u n k t i o n

gram-

in vielen Fällen als der

Gesichtspunkt verwendet werden, auf dessen Grund man Bedeutungen zu unterscheiden vermag. Die als Beiwörter qualifizierten Wärter sind in ihrem adverbialen Gebrauch (abschätzig3 abscheulich, abschlägig3 absichtlich) nicht abgesondert.

die Grundbedeutung bleibt aber:«beziehungslos"

100

Es kcmmt vor, daß bei einem Beiwort (abstinent) als Beispiel nur der adverbiale Gebrauch angegeben wird. Wir errpfinden nicht inner die Folgerichtigkeit in der Sonderung des transitiven und intransitiven Gebrauchs der Zeitwörter. In manchem längeren Wortartikel (abschlagen, abschließen usw.) ist dieser gramnatische Gesichtspunkt auch das Mittel der Gliederung des Wartartikels, dem wir nur beistimmen können. Scnst wird aber die Anwendung des transitiven Zeitwortes und der Gebrauch des intransitiven nicht von einander gescndert (abschließen 1., 2., 3.), und der reflexive Gebrauch ist oft mit einer kurzen Bemerkung in den transitiven hineinverschmolzen (abschließen 2., Absinken 1.). Überhaupt hielten wir nicht nur für unerwünscht - insbe-

das kann nicht stimmen!

sondere von dem Gesichtspunkt jener Benutzer des Wörterbuches ais, die fremder Muttersprache sind - daß der transitive und intransitive Gebrauch des Zeitwortes auffallend auseinandergehalten werden soll, sondern auch, daß diese Eigenschaft des Zeitwortes gleich am Anfang der Bedeutungsvariante angegeben werde. Diese Angabe fehlt aber bei abschneiden, bei abschram- trans. und inmen, cbwchl der Grund der Gliederung zu I. und II. hier eben in diesem Umstand liegt. Mangels Angabe des Transitiven und

trans. ist in der Bedeutung ausgedrückt

Intransitiven wird nicht deutlich, wie es bei absehen l)b mit = =der Schüler hat dem Zeitwort steht. Die Ausdeutung ist transitiv, das Beispiel ist intransitiv. Gleichfalls bleiben wir bei dan Zeit-

von seinem Nachbar abgesehen (hier steckt implicite "die Auf-

wart absohlen im Zweifel, da hier auch das Beispiel fehlt. Der gäbe" drin) fremdsprachige Benutzer kann also nicht entscheiden, welches

an

" ? spielen!

el an Bei

eigentlich der richtige Gebrauch ist. Der Schuhmacher hat ab- wenn es so heißt, steckt gesohlt, oder: Er hat meine Schuhe abgesohlt? Bei einigen Stichwörtern scheint es manchmal erwünscht, die Bedeutungen des Prozesses und des Resultats dieses Prozesses schärfer auseinanderzuhalten, so z.B. bei dem Wort Abstraktion. Man könnte auch die Frage aufwerfen, cb es nicht ratsam wäre, die übertragene Bedeutung öfter und deutlicher vcn der konkreten Bedeutung abzusendern (z.B. das letzte Beispiel von absacken). Eines der schwierigsten Probleme der Bedeutungswörterbücher ist das richtige Sandern und Ordnen der Bedeutungsvarianten

trotzdem "meine Schuhe" drin und ist nur weggelassen

101

und der Bedeutungsnuancen. Das Gegenwartswörterbuch hat in dieser heiklen Frage manche beachtenswerte Resultate erzielt. Es finden sich aber auch Mängel und Inkonsequenzen darin. Die Gliederung des Wortes abschließen 3)a ist z.B. nach unserer Meinung nicht zur Genüge übersichtlich, aber auch nicht in allem prinzipienmäßig. Bei dieser Bedeutungsvariante folgen

doch, hier ist ein Prinzip

nämlich die einzelnen lexikographischen Sätze so nacheinander: Deutung, Beispiel, Zitat; Beispiel, nach diesem in Klammer die sogenannte präzisierende Deutung; Beispiel, nach diesem in Klammer präzisierende Deutung; weiterführende Deutung, Beispiel, Beispiel mit in Klarrmer gesetzter präzisierender Deutung usw. Hier fällt es manchem Leser schwer, sich zurechtzufin-

das ist möglich, aber unvermeidlich, wenn man in roße, zusammenassende Bedeutungen gliedert.

den und die Hauptlinien in eigener Arbeit herauszufinden. Wir nöchten überhaupt feststellen, daß man die Bedeutungsentwidclungen und ihre Anreihung als ergiebig und wert-

?

voll betrachten darf, und wesentlich sind wir auch mit den Prinzipien der Aufreihung der Bedeutungen einverstanden, cbwchl bei letzterer die semasiologischen und die grartmatischen Gesichtspunkte sich oft unvermeidlich gegenseitig kreuzen. IV. In Anbetracht der Deutung der Wortartikel und der BedeutungsFunkte fällt die Mannigfaltigkeit und Vielseitigkeit der D e u t u n g s t e c h n i k

in die Augen. So finden wir z.B. bei

den fünf Typen des Hauptwortes die folgenden Ausdeutungsformen: 1. Auf die Deutung der Hauptwörter mit dem Suffix -ung verweist meistens kurz das Zeitwort: "Der 1. Bedeutung des

wir unterscheiden 4 Gruppen

Verbs entsprechend", und gleich nachher karmt das Beispiel. Es finden sich aber auch solche Hauptwörter, wo andere Deutungsmittel gebraucht werden, z.B. bei den Wörtern Abschirmung, Absicherung, Absonderung, Abstammung, Abstimmung usw. 2. Bei den mit Ablaut gebildeten deverbalen Hauptwörtern ist die Technik der Deutung noch mannigfaltiger. a) Tätigkeit und Ergebnis des ... (Abschlag);

102 b) mit einem oder mit zwei Synonymen (Anschluß); c) mit dem Infinitiv des entsprechenden Zeitwortes (Absprung); d) mit dem Infinitiv eines anderen, sinnverwandten Zeitwortes (Abstich); e) mit einem aus einem sinnverwandten Zeitwort gebildeten einzigen Hauptwort (Abstrich 2.); f) mit einer wirklichen Deutung (Abstand, Abstrich 1.); 3. Die mit -e gebildeten: durch Synonyme (Absage, Absprache); 4. Die mit -t gebildeten/ durch ein/zwei Synonyme (Absicht, Abschrift); 5. Die mit -er gebildeten: sind zum Teil nur als Fachwörter gedeutet (Abschwächer, Absenker, Abstreicher 2.), andere wieder nur als Sport-Wörter (Abstauber, Absteiger); als Wörter der Umgangs spräche werden bloß zwei Wörter angesehen (Abstecher und Absender). Bei den Hauptwörtern adjektivischer Ableitung läßt sich ein dreifacher Deutungs-iyp aufweisen: 1. Einfach so: Der Bedeutung des Adj. entsprechend (Abschüssigkeit) . 2. Mit einem oder mit mehreren Synonymen (Absolutheit, Abson-

wenn sich aus dem Adjektiv kein gutes Substantiv bilden läßt

derlichkeit), cfcwchl sie nur die Bedeutungen des Adjektivs enthalten. 3. Mit einem Synonym gedeutet, aber nur als eine Handlung von solcher Qualität, nicht aber als eine Eigenschaft (Abscheulichkeit, Absichtlichkeit). Das einzige Hauptwort umstandswörtlicher Ableitung, das sportsprachliche Wort Abseits, weist auf das Umstandswort hin, doch die hier befindliche Deutung ist nicht hinreichend klar, als daß der Sinn des

das würde zu weit führen, das gehört dann in ein Sportlexikon

Hauptwortes für jeden verständlich wäre. Die Deutung der Adjektiva geschieht zum größten Teil durch Synonyma. Die wirkliche Deutung ist hier seltener (abschätzbar, abschläglich, absehbar). Zu der Deutung vcn abstellbar ("kann abgestellt werden") wollen wir bemerken, daß diese bloß auf den prädikativen Gebrauch des Beiwortes zutrifft, im attributiven Gebrauch kann sie nicht substituiert werden. Unter den Beiwörtern mit der Endving -bar finden sich weitere dieses Typs.

-bar-Bildungen werden noch einmal überprüft. Es wurde schon viel darüber diskutiert.

103 Bei den Zeitwörtern finden wir ebenfalls mehrere Typen der Deutung, unter diesen auch jenes Verfahren, bei welchem nach dem Stichwort ohne Deutung bloß ein Satzbeispiel folgt und die fehlende Deutung durch ein in Klammer gesetztes präzisierendes Synonym ersetzt wird. Eine eigene Kategorie bilden die Zusammensetzungen als Wartartikel. Hier finden wir in der Gruppe der Zusanwensetzungen des Wortes Absatz formell fünf Losungen: 1. chne erklärenden Text (Absatzproblem); 2. mit erklärendem Text {Absatzeisen); 3. mit Deutung und Satzbeispiel (absatzlos); 4. nur mit Satzbeispiel (Absatzgebiet); 5. mit einem Verweis auf ein Wort ähnlichen Sinnes (Absatzkalb). Der erklärende Text benutzt manchmal das Stichwort, ein andersmal nicht, sondern gibt statt diesem ein Synonym (Absatzgestein). Wir halten es für wahrscheinlich, daß hier manche dieser Verfahrensweisen des Umfangs halber notwendig wurden, damit

j^r s° ist es! Das

Stichwort muß

fend und kurz

gedeu-

tet werden. Die Art,

das Wörterbuch umso größeres Stichwartmaterial aufnehmen könne, wie das zu erreichen ist,

chne den Unfang beträchtlich zu vermehren.

kann ruhig variieren.

Bei einem Teil der Zusarmensetzungen, den monovalenten

z.B. Absatzproblem, Bühneneingang

Hauptwörtern, ist unter solchen Umständen das Weglassen jeder Form der Deutung nicht unbegründet. Auch ist verständlich (allerdings in lexikographischer Hinsicht kaum erwünscht), daß die Deutung gelegentlich durch ein Satzbeispiel ersetzt wird. Eine augenfällige Tendenz des Gegenwartswörterbuches sollte jedoch diskutiert werden, nämlich die ein

S y n o n y m

oder

D e u t u n g

d u r c h

durch

S y n o n y m a .

Nach unserer Meinung enthält dieses Vorgehen mehrere Gefahren des lexikographischen Kurzschlusses in sich. Erstens, daß das für die Deutung des Stichwortes mitgeteilte Synonym gerade jenen Unterschied verwischt, um dessentwegen wir eben das LEHüia, nicht aber sein Synonym gebrauchen. Zweitens aber auch darum, weil das als Deutung angegebene einzige, vielsinnige, vieldeutige Wort für den Frendsprachler keine Hilfe bedeutet. Bei Absehen 1. besteht die Deutung nur aus soviel: "Ende". Auch die Satzbeispiele klären nicht völlig, um welche Bedeutung des Wortes "Ende" es sich hier handelt und in welcher Be-

richtig, aber

unvermeidlich

104

Ziehung das Stichwort gebraucht wird; auf kcnkrete oder auf übertragene Weise, räumlich oder zeitlich? Nach unserer Uberzeugung werden durch die Anwendung der Syncnyma als einziges Deutungsmittel die sprachlichen Fakten stark vereinfacht, und dadurch wird die Erziehung zum begrifflichen Denken, die neben vielen anderen auch eine Aufgabe des Bedeutungswörterbuches ist, durchaus nicht gefördert. Das Syncnym als alleiniges Deutungsmittel ist am Platze in einem Wörterbuch mit normativer Blickrichtung, für die Erklärung nicht erwünschter Fremdwörter; es ist aber nur bei den kleineren Bedeutungswörterbüchern stark beschränkten Umfangs zulässig für die Erklärung sonstiger Elemente des Wortschatzes. All das soll nicht heißen, daß die Schriftleitung des Ungarischen Wörterbuches die Deutung durch Synonyme feindlich betrachtet. Unser Standpunkt ist, daß, um den Feinheiten der Bedeutungsnuanoen eines Wortes nahe zukamen, die ausführlichere, umschreibende Deutung erwünscht ist. Diese nannten wir oben wirkliche Deutung. Dem Synonym würden wir nur nebenbei, gleichsam in zweiter Reihe, einen Platz einräumen. Also am Ende der ausführlicheren Deutung, resp. nach dieser, und vcn dieser auf entsprechende Weise getrennt, können ein Syncnym. oder auch mehrere dieser Art angegeben werden für diejenigen, die von einem solchen Wörterbuch vor allem beim schriftlichen Verfassen vcn Texten Hilfe und ein leichtes und rasches Zurechtfinden erwünschen. Ja, wir halten die Anwendung der Syncnyme auf diese Art, an zweiter Stelle, geradezu für erwünscht bei der Deutung solcher Derivata, bei denen der erklärende Text grammatischen Charakters ist. Die rein rückweisende, sich auf die Bedeutung des Stammwortes beziehende gramtiatische, nach der Wortbildungslehre ableitende Deutung hat einen mechanischen Charakter. In solchem Falle gibt das Wörterbuch eine bedeutende Hilfe durch Mitteilung vcn ein bis zwai sinnverwandten Wörtern, nach dem RLickverweis, wie dies z.B. im Probedrude - eher aber nur ausnahmsweise - bei dem Wort Abschirmung sichtbar ist. Die entwickelnde, umschreibende, wirkliche Deutung ist im Probedruck nicht inner genau, sie grenzt das Stichwort nicht inner auf gehörige Weise von ihren Synonymen ab. Der Ausdruck

das sind hier andere Gründe ! (Tätigkeit-Ergebnis)

105

"einen Absatz machen" bedeutet z.B. niciit "eine neue Zeile

(unter"Absatz")

beginnen", sondern, "einen neuen Absatz, einen neuen Abschnitt

richtig,'

beginnen", denn eine neue Zeile kann man auch dann beginnen, wenn diese nicht einen neuen Absatz einführt. Ebenso ist in der Deutung des Wortes abschaufeln die Erklärung "etw. mit einer Schaufel entfernen", nicht genau genug, da diese Deu-

wird überlegt!

tung auch auf das Zeitwort wegschaufeln passen könnte. Es fehlt also hier eben die Deutung des ab-. Auch die Frage der Sprache, des Stils des erklärenden Textes verdient Beachtung, unabhängig van Typ der Deutung. In dieser Hinsicht haben wir nichts von Belang einzuwenden. Wir fragen aber: wird wchl jedes Wort, welches im Text der Erklärungen verkannt, zugleich auch ein Stichwort des Wörterbuches sein? Bei der Deutung des Wortes Absinth kanmt nämlich folgendes mehrfach zusarrmengesetzte Wort vor: Trinkbranntwein. Wird

ja

dieses an seinem alphabetischen Ort eingetragen werden? Diese Frage kann beruhigend nur dann entschieden werden, wenn das S t i c h w ö r t e r v e r z e i c h n i s

des Gegenwarts-

wörterbuches bereits fertig zur Verfügung steht, das zugleich das Verzeichnis der erklärenden und in den Satzbeispielen anwendbaren Wörter ist. Wenn dieses Verzeichnis noch nicht vorhanden wäre, was wir, da es der Natur der lexikographischen Arbeit entspricht, nicht überraschend fänden, so wird gewiß im Laufe der letzten Revision des Manuskriptes die Vorsorge getroffen werden, daß das Wörterbuch sprachlich selbstverwaltend, seifocritained, autark ist. Auch damit im Zusammenhang taucht das Prcblem auf, daß im Text der Deutungen Frandwörter vorkamen. So steht z.B. bei abschneiden I. "kupieren", bei abschatten "nuancieren", bei Abschreiber 2. "Plagiator". Den erklärenden Text halten wir, auch aus fremdsprachlicher Sicht für klar und deutlich. Der Stil der Deutungen ist anschaulich und cbjektiv. Nur in einem Falle und zwar bei der Erklärung des letzten Beispiels van absehen 3. empfinden wir, daß gegen die Anwendung des Deutungswortes zum bildhaftem Sinn ("gemünzt") aus lexikographisch-technischen Rücksichten Einwand erheben werden könnte. Was die Gliederung der Bedeutungen betrifft, erwähnten wir bereits, daß eine übersichtlichere Anordnung die Brauch-

wir werden unser Wörterbuch von der 1. Lieferung an exzerpieren

106

barkeit des Wörterbuches erheblich steigern könnte. Diese Bemerkung wollen wir nunmehr dahingehend ergänzen, daß im Laufe eines etwaigen Umprofilierens, Umplanens auch die Frage auftauchen könnte, cb die Beibehaltung der sogenannten p r ä z i s i e r e n d e n D e u t u n g s t e c h n i k unbedingt auch weiterhin nötig sei, einesteils in bezug auf das, was wir oben im Zusammenhang mit den Synonymen sagten, anderenteils aber audi in Anbetracht dessen, daß bei vielen Benutzern des Wörterbuches dadurch der falsche Eindruck entstehen könnte, daß die auf diese Weise bezeichnete und erklärte Bedeutung bloß eine gelegentliche, ckkasicnelle, ja eine geradezu einmalige ist. Die Schwierigkeiten des Benutzers werden noch durch den Umstand erhöht, daß die in Klarrmer gesetzte Präzi-

ist es. Die-

se Bedeutung präzisiert nur für diesen besonderen Fall die obige weiterführende oder zu-

sierung im allgemeinen ein phraseologischer Beitrag ist, und sammenfassende Benach dem Beispiel, bzw. in dessen Hülle einverleibt, vorkamt, und daß man eben darum nie wissen kann, cb diese in Klarrmer gesetzte Deutung bloß eine ckkasicnelle Bedeutung des Stichwortes ist oder die Bedeutung einer mit dem Stichwort selbst herangebildeten ständigen oder gelegentlichen Wortverbindung, also einer phraseologischen Einheit,darbietet. Mit der in Klarrmer setzenden, deutenden Technik können wir auch schon darum nicht einverstanden sein, weil ein Wörterbuch nach unserer Überzeugung die Welt der langue darstellen, d.h. jene Bedeutungen registrieren soll, welche im Bewußtsein der sprachlichen Gerreinschaft allgemein und vcn der gelegentlichen Situation der Rede, von konkreten Beziehungen, unabhängig mit dem Stichwort sich verknüpfen. Wenn das Wörterbuch die Bedeutung der Wörter bloß in einer gelegentlichen Situation aufweist, wird die Möglichkeit des Deutungsprozesses selbst fraglich, da jedes in einen Satz eingebaute, also unmittelbar auf die Wirklichkeit bezogene Wort entsprechend der Redesituatian hunderterlei, in kein Wörterbuch eintragbare, individuelle, ckkasicnelle Beziehungen erhält. Als Anhänger der ausführlichen, umschreibenden Deutung, _ . ,, .. Wie zu verstehen? werfen wir auch 3ene Frage auf, cb es nicht ratsam wäre, w i e u n t e n angegeben? bei der Deutung mancher Wörter, insbesondere bei Zeitwör-

107 tern und Beiwörtern, schärfer, auch typographisch ins Auge fallend, vcti der Mitteilung der eigentlichen, man könnte sagen abstrakten Wartbedeutung die Angabe jener typisch gegenständlichen Gebrauchssphäre zu trennen, in welcher das Stichwart oder dessen Bedeutungsvariante geläufig ist, in welcher

falb (Pferd)

es vorkcnmt. Das Gegenwartswörterbuch faßt jetzt im allgemeinen dies letztere Elatent, das bloß ein Zubehör der Deutung, nicht aber ihr unbedingter Bestandteil ist, in den Text der Deutung mit hinein, wie das z.B. aus absorgen 1. oder aus

absahalten hervorgeht.

Wir glauben, es wird sich in einer späteren Phase der Bearbeitung des Gegenwartswörterbuches lohnen, noch die Frage aufzuwerfen, cb es nicht zweckdienlich wäre, den Erklärungs-

den elektrischen Strom abstellen (= ausführlich umschreibend) ausschalten (= typisch gegenständliche Gebrauchssphäre) Ve re i nhe i tIi chung paralleler Wörter in der Bedeutungsangabe

text und überhaupt die Gliederung der Wortartikel der sinnverwandten Wörter oder der Synonyma, die einen identischen Begriff bezeichnen, innerhalb gewisser Grenzen zu vereinheitlichen. So z.B. die Bedeutung, resp. Deutung von abschauen und absehen 1. Gleicherweise auch die Deutung gewisser Typen der Derivata. Selbstredend denken wir hier jetzt nur an die Einheit der lexikographischen Struktur, der Lösimg, und an die Einheit der Betrachtungsweise, und wollen nicht Scharen oder Schablonen aufzwingen, wogegen auch die Einleitung des Probedruckes mit Recht Einspruch erhebt. V. Eines der am meisten beachtenswerten, ja nach unserer Meinung geradezu der wertvollsten Teile des Gegenwartswörterbuches ist seine reiche

P h r a s e o l o g i e

.

Insbe-

sondere das umgangssprachliche Beispielmaterial, die Anführung gemeindeutscher Wortverbindungen, darf in Anbetradit der Schranken des Umfangs fast vollständig genannt werden. Das phraseologische Material ist stets in engster Beziehung zu den Wortbedeutungen. Die Deutung und ihre Dokumentation bildet im Gegenwartswörterbuch eine unzertrennliche Einheit. Wahrscheinlich liegt hierin der Grund dafür, daß die Deutung - wie wir schon oben

meinten

- in ihrer knappen

Fassung sich stark, manchmal vielleicht sogar über die Maßen

darauf wird stets geachtet. Aber nicht zu sehr vereinheitlichen .

108

auf die Phraseologie, auf die Beispiele stützt. In den meisten Fällen erfüllen auch die Phraseologie und das ausgezeichnet ausgewählte Beispielmaterial ihre Bestiitniung, nämlich die nicht selten skizzenhaft, nicht hinlänglich präzis erscheinende Deutung zu ergänzen, zu konkretisieren und die silhouettenartige, gleichsam zweidimensionale, synonymische Äquation plastisch, räumlich und lebendig zu gestellten. Wir wollen jetzt nicht van lexikographischen Standpunkt aus in eine umständliche Analyse der Phraseologie des Gegenwartswörterbuches eingehen. Nur darüber sei uns eine Bemerkung gestattet, cb prinzipiell die Anordnung der in mannigfaltige grammatische, syntaktische Kategorien gehörenden Wortverbindungen im Prcbedruck in jeder Beziehung adäquat ist. Das Vorwort bestimnt den diesbezüglichen Standpunkt der Schriftleitung und weist darauf hin, daß "die Verbindungen ... eines Wortes ... in Artikeln gleicher Wartgattung variieren [können ] •" "Sicheres steht am Anfang des Artikels, weniger Gesichertes am Ende." Diesem Standpunkt könnte widersprochen werden. Es ist nämlich fraglich, cb das, was ungesichert ist, überhaupt is^nicht^le in ein Wörterbuch gehört? Wenn wir es aber einmal ins Wörterungesichertes buch aufnehmen, ist es wehl nicht nötig, irgendwie darauf hinzuweisen, daß es ungesichert ist, insoweit man dies festzustellen vermag? Die Grenzen des Gesicherten und Ungesicherten richtig; sind übrigens in der Sprache verschwcnmen. Darum schiene es vielleicht ratsam, ein anderes, dem lexikographischen Sinne gemäßeres System anzuwenden. Zwei Ordnungsprinzipien könnte man hier zweckhaft zur Geltung bringen: das lexikologische und das grarrmatische Prinzip. Das Wesen des lexikologischen Prinzips ist folgendes: Ein Teil der Wortverbindungen besteht aus freien Wortverbindungen, ein anderer Teil ist feststehend. Es ist zweckentsprechend, mit den ersteren anzufangen und so allmählich zu den immer festbestüimteren und stabilisierteren Verbindungen fortzuschreiten (als welche die attributiven Verbindungen mit neminativer Funktion, die Redensarten und Sprichwörter zu betrachten sind). Das Wesenhafte des grammatischen Prinzips ist dagegen: das Ordnen innerhalb der genannten Kategorien, aber bereits auf Grund der grarmatischen Konstruktion: attributive Verbindungen,

Diese Grenzen sind auch ve schwömmen!

109

objektive Strukturen, adverbiale Strukturen. Diese aber sind am besten innerhalb einer Gruppe in alphabetischer Ordnung zu geben, denn so fällt es am leichtesten, etwas aufzufinden. Die alphabetische Ordnung schließt eine weitere, feinere Abstufung nicht aus. Wir können nur beistirrmsn, wenn z.B. die attributiven Verbindungen des Wortes Absieht in drei alphabetische Reihen aufgegliedert werden, nämlich nach positiven, nach negativen und nach anderen inhaltlichen Gesichtspunkten. Wir möchten hier noch auf ein weniger wesentliches Problem hinweisen. Es handelt sich um die lexikographische Anordnung der redensartlichen Verbindungen, um das Problem, wo, in welchem Wortartikel Ihrer Elemente, eine aus mehreren Elementen bestehende Redensart mitgeteilt und ausgedeutet wird, und ob wir auf sie auch in den Wortartikeln ihrer übrigen Elemente verweisen sollen. Im Wortartikel von abstimmen kcmnt die feststehende Wortverbindung vor: durah Hammelsprung abstimmen. Es sei die Frage erlaubt: muß diese Wortverbindung im Wortartikel abstimmen gedeutet werden. Genügt es nicht, ven hier aus auf Hammelsprung zu verweisen? r v Hier möchten wir auch auf die literarischen

Zitate

eingehen, auf die Frage der Anwendung von Stellen aus hervorragenden deutschen Schriftstellern. Die Schriftleitung des Ungarischen Wörterbuches hegt die Meinung, daß die Frage der Auslese und Angabe der Zitate im Probedruck des Gegenwartswörterbuches noch nicht endgültig gelöst ist. In unserem diesbezüglichen Standpunkt dient uns jenes Prinzip als richtunggebend, das wir in unserem Wörterbuch zu befolgen bestrebt waren. Zahl, Umfang und Provenienz der Zitate im Gegenwartswörterbuch sind nach unserer Uberzeugung nicht befriedigend. Auf die rund 500 Stichwörter entfallen insgesamt 130 Zitate ven 29 Autoren. Wenn wir die 33 Goethe-Zitate außer acht lassen, so sind die Verfasser vorherrschend Schriftsteller des 2o. Jahrhunderts. Dies erachten wir für stark einseitig. Das Worterbuch ist zwar seinem Titel nach Wörterbuch der deutschen Sprache der Gegenwart, und es fußt seinem Vorwort entsprechend "grurrisätzlich auf dem Wortschatz des 20. und 19. Jahrhunderts". Die häufigsten Zitate stanmen aber

Hammelsprung als Wort gibt

es nicht! Der

Verweis wird

umgekehrt sein!

110

aus der Literatur des letzten Vierteljahrhunderts, cfcwchl die deutsche literarische Sprache bereits im vorigen Jahrhundert einheitlich war. Darum sollte dem Sprachgebrauch der Klassiker des vorigen Jahrhunderts, der Dichter ebenso wie der großen realistischen Rcmanschriftsteller und Dramatiker, dann der Romantiker, ja auch der großen deutschen Dichter und Denker van Ende des 18. Jahrhunderts wesentlich mehr Aufrrerksamkeit gewidmet werden, als dies im Probedruck zum Ausdruck katmt. Wenn eine heute gebräuchliche Bedeutungsnuance schon im vorigen Jahrhundert geläufig war, sollte dies unbedingt mit einem literarischen Zitat dokumentiert werden. Die Klassiker des vorigen Jahrhunderts, die auch heute gelesen werden, aber auch die Dichter des beginnenden 2o. Jahrhunderts verdienen jedenfalls mehr Beachtung als ihnen das Gegenwartswörterbuch zukamen läßt. Es mag die Frage aufgeworfen sein, ob es wchl richtig ist, die unter absaheuliah mitgeteilte Stelle unter dem Namen Beethovens zu zitieren? (Ist sie nicht vcn Scnnleithner und Treitschke?) Es ist überhaupt nicht leicht, Einsicht zu gewinnen in die Prinzipien, nach denen die Schriftleitung das einemal ein Zitat anführt, das anderemal nicht. Gegenwärtig fällt ungefähr auf jedes vierte Stichwort ein Zitat. Nehmen wir aber auch die Zahl der Bedeutungsvarianten in Betracht, so können wir sagen, daß bei jedem zehnten bis fünfzehnten Satz ein Zitat kaimt. Wenn das Gegenwartswörterbuch überhaupt Zitate bringt, so lehnt sich das gewiß nur in einer viel größeren Anzahl, als es jetzt geschieht. Dies würde freilich den Umfang des Gegenwartswörterbuches um ein Beträchtliches erweitern. Die phraseologischen Beispiele des Gegenwartswörterbuches sind im allgemeinen treffender, vielsagender als die Zitate von den Schriftstellern. Dies ist aber bei den meisten Wörterbüchern lebendiger Sprachen nicht anders, da das Auffinden der wahrhaft passenden Zitate außerordentliche Mühe verursacht und bisher nur in der auf ehrenvolle Vergangenheit zurückblickenden und auch übrigens von einer ganzen Menge

111

von Konkordanzen unterstützten Lexikographie der klassischen Sprachen (Latein, Griechisch, Hebräisch) mit befriedigendem Erfolg gelöst wurde. Inmerhin, auch unter den cfcwaltenden Umständen kann die Frage aufgeworfen werden, es sich wchl für das Gegenwartswörterbuch lehnt, solche Zitate zu behalten, welche den Bedeutungsinhalt des Wortes kaum oder über-

wo ist das der Fall?

haupt nicht beleuchten, auch keine typische Textumgebung enthalten, sendern bloß das Vorhandensein des Wortes in der Literatursprache nachweisen. Unter den Zitaten kamen oft bloße Satzfragmente, ja Nebensätze vor (Absahlag 2., absahließen 3.). Das fehlende Subjekt oder andere Ergänzungen werden in der Regel in eckigen Klammem angegeben, doch im Ihcmas-Mann-Zitat bei absagen 2. fehlt diese Ergänzung. In betreff der Frage, wo die Zitate eigentlich stehen sollten, könnte erwogen werden, cb der Wartartikel nicht gewönne, wenn die Zitate von den phraseologischen Beispielen abgesondert würden? Dies ist sehen eine so altbewährte lexikographisch-technische Tradition, daß es sich gewiß nicht lehnt, sie fallen zu lassen, weil dadurch Unordnung entstehen könnte. Wir billigen die Angabe der Stellen der Zitate. In dieser Hinsicht könnte aber eine größere Einheitlichkeit erzielt werden. Bei abschwören und bei abßohauen steht ein Zitat aus demselben Werk ven Feuchtwanger; das Werk wird das eine1 mal mit vollem Titel, das anderemal gekürzt angegeben.

= Jüd. Krieg. Wird geändert.

Im Anschluß an das Gesagte möchten wir auch darauf hinweisen, daß durch Abkürzung der Verfassernamen und in den meisten Fällen auch der Titel der Werke eine sehr beträchtliche Raumersparnis erreicht werden könnte. Die Titel mancher literarischen Werke sind ja bereits gekürzt, es stößt 1

Der Hinweis auf die verschiedene Zitierweise des Buches von Feuchtwanger ('Jüdischer Krieg" und "Jüd. Krieg") blieb nicht ungehört. Künftig wurden in einem gesonderten Arbeitsgang die Zitate kontrolliert, in corpore, an Hand des fertigen Druckmanuskripts. (Anmerk. von H. M.-K.)

Titel u. Autor stärker kürzen?

112 also auf kein Hindernis, auch andere zu kürzen, bzw. noch kürzere Fönten zu gebrauchen als bisher. VI. Das Gegenwartswörterbuch legt ein großes Gewicht auf die s t i l i s t i s c h e

B e w e r t u n g

der einzelnen Stich-

wörter und Bedeutungsvarianten. Man kann die angegebenen feingestuften Bezeichnungen der Stilsphären und Färbungen nur billigen. Es sei lediglich erwähnt, daß im Vorwort nicht doch!

alle Bezeichnungen und Abkürzungen aufgezählt werden, die das Probeheft anwendet. So finden wir nicht erwähnt die im lexikographischen Teil vorkanmenden Bezeichnungen "übertragen", "bildlich", "selten". Wir halten es eben deshalb nicht

das fassen wir als keine Bewertung

für ausgeschlossen, daß das Wörterbuch auch noch andere Abkürzungen einführen wird, als im Vorwort zu finden sind. Wir erlauben uns aber die Frage aufzuwerfen, cb es nicht erwünscht wäre, auch die Kindersprache, femer die Kose- oder Schmeichelsprache aufzunehmen, und ebenso auch

ja, kam in absnoch nicht vor

das Argot? Letzteres kann nämlich nicht mit burschikos gänzlich identifiziert werden. Wir wissen aus eigener Erfahrung, welche Schwierigkeiten in vielen Fällen der Gebrauch nahe verwandter Kategorien mit sich bringt, und darum getrauen wir uns nicht, die Bezeichnung familiär neben umgangssprachlich vorzuschlagen, und wir fragen, cb es immer möqlich ist, svöttisch von ironisch zu unterscheiden? Neben grob wäre in manchen Fällen vielleicht der

wahrscheinlich nicht

Gebrauch vcn unanständig ratsam. Es wäre außerdem zweckmäßig, die Einführung der Bezeichnungen amtssprachlich,

= Bürosprache

euphemisch, religiös, tonmalend, lautnachahmend. Und wenn das Wörterbuch auch normative, sprachreinigende Ziele verfolgt, so wäre auch die Anwendung der Bezeichnungen unrichtig oder überflüssig bzw. richtig zu erwägen. Mit Freude haben wir im Probedruck die Bezeichnung Neubildung

davon wollen wir absehen

entdeckt. Eine Frage sei noch gestattet: ist es begründet, bei der Abkürzung seit. nach dem Punkt auch noch einen Doppelpunkt zu gebrauchen (z.B. abseitig), da nach anderen Ab-

Da wegen eines möglichen Mißverständnisses

113

kürzungen gleicher Art der Doppelpunkt fehlt? Wenn übrigens abseitig 2 mit übertragen bezeichnet wird, ist es dann nicht auch nötig, dieselbe Bewertung bei der

ja, wird eingefügt

Deutung des Derivats dieses Wortes, bei Absevtvgkeit 2., zu verwenden? Wenn wir gegenüber den diesbezüglichen Feststellungen des Vorworts eine polemische Haltung einnehmen dürfen, so möchten wir die Frage aufwerfen, cb es nicht nötig wäre, Stichwörter wie Absetzbagger, Absetzbewegung, Absetzgerät, also alle diejenigen, die offenbar nur in der Sprache eines Fachgebietes gebraucht werden, einfach als fachsprachliche Wörter zu bewerten? Denn scnst könnten diese Wörter als normalsprachlich

erscheinen, trotz der im Vorwort enthaltenen

Bestimnungen, da ja die Leser die Vorworte bekanntlich selten zur Kenntnis nehmen. Wir würden dies umso mehr empfehlen, als das das Stichwort Absetzgerät deutende Wort Absetzer ohnedies als Teahn. bezeichnet wurde, aus der Deutung dieses Wortes aber klar hervorgeht, daß es fachsprachlich ist. Ebenso erweist sich aber auch der fachsprachliche Charakter der Wörter Absetzbagger und Absetzbewegung, die, wie erwähnt, unbezeichnet blieben. VII. Zuletzt möchten wir uns noch -über die

T y p o g r a p h i e

des Probedruckes äußern. Im allgemeinen halten wir die typographische Ausstattung des Wörterbuches für passend und dem Auge gefällig. Oben wurde bereits erwähnt, daß eine bessere Gliederung des Textes durch mehr Absätze und andere typographische Zeichen (Nuntnem, Buchstaben usw.) die Übersichtlichkeit der Wartartikel und dadurch das raschere Sich-Zurechtfinden im Wörterbuch wesentlich erleichterte, insbesondere bei den umfänglicheren Wcrtartikeln. Man könnte unter Umständen, mindestens aber vcn Seiten eines fremdsprachigen Benutzers, den Einwand

erheben, daß

es nicht ganz geglückt ist, die zweifache Bestimmung des kursiven Druckes, nämlich die Angabe der grammatischen Aus-

das

finde ich auch! Von Anfang an wollte ich es

114

kunft und die Mitteilung der Deutung, unzweideutig auseinan-

trennen, wurde

derzuhalten. Da diese zwei Funktionen bloß durch einen Bei-

Kommissior^abge-

strich getrennt sind, fließen sie oft ineinander, wie z.B.

lehnt

Absatz I., Abschiebung und noch oft. Manchmal stört auch der gleichförmige Satz. Zudem wechselt auch, wie das angegebene Bei- . spiel zeigt, der Ort der nicht deutenden Bemerkung; das einemal folgt sie, das anderemal geht sie der Deutung voraus. Bei den Wörtern abschalten und abschirmen und auch scnst öfters fließen die Deutung und die Angabe der stilistischen Bewertung ineinander, eben infolge des gleichförmigen Satzes. Es ist nicht ganz klar, welche Stichwörter eine selbständige Stichwort-Zeile, eine Lemma-Zeile, erhalten. Z.B. haben auf den Seiten 7 und 8 vier Wörter (abschirmbar3 Ab-

"bildl.". und "übertr." sind keine stilistischen Bewertungen! Verben immer. Substantive und Adjektive bei großen Artikeln

schirmung,, abschlägig, abschläglich) keine selbständige Stichwort-Zeile erhalten; gleich nach ihnen, chne Absatz, folgt der Wartartikel. Dangegenüber haben 19 andere Stichwörter eine selbständige Stichwort-Zeile, und ihre Deutung beginnt mit einen neuen Absatz, nicht in Betracht genarrnen jene zwei Wortartikel, die Gruppen von Zusammensetzungen enthalten. Wir pflichten der Schriftleitung bei, wenn sie offenbar im Wörterbuch auf Illustrationen verzichtet. Sprachwörterbücher von der Art des Gegenwartswörterbuchs tragen ihr Illustraticnsmaterial in ihrer reichen Phraseologie. Die schwierige und bedeutende Aufgabe der Veranschaulichung durdi Bilder ist ja bereits in anderen bekannten Werken der deutschen Wörterbuchliteratur in vollem Maße ausgeführt. Budapest, den 13. Juli 1956. Die Schriftleitung des Ungarischen Wörterbuches

115

Anhang 5 Zur Gliederung des Wörterbuchartikels (aus einem Brief von Elisabeth Karg-Gasterstädt an Ruth Klappenbach van Juli 1956) Fragen und Probleme werden inner wieder auftauchen, aber Sie können sie jetzt aus einer ganz anderen Sicherheit heraus anpacken und lösen, auch solche Fragen, wie die der geringeren oder größeren Aufgliederung Ihrer Artikel. Ich habe noch viel darüber nachgedacht; wenn ich Sie recht verstehe, handelt es sich doch wchl um ein zweifaches Problem: um die Gliederung der Artikel selbst (1. 2. ... a.b...), und um die Aufspaltung des Wortmaterials in sogen. Hcmonyme, wenn das Wort nicht mehr erkennen läßt, wie die betr. Bedeutungen sich auseinander entwickelt haben. Ich würde im letzteren Fall so vorsichtig und zurückhaltend wie möglich vorgehen. Was sich etymologisch auf eine gleiche Grundform zurückführen läßt, muß zusammen bleiben, es gilt dann nur, den Grundbegriff so klar und scharf wie möglich zu finden, aus dem die Entwicklung erkennbar wird. 'Absatz' am Schuh (auch bei Trübner nicht getrennt) ist ebenso im Absetzen van Boden oder auf der Sohle wie der Treppenabsatz und unterscheidet sich vcm urspr. Absträktum nicht anders als der Zug (Eisenbahnzug) van (Luft)zug. Ich habe es in dieser Hinsicht im Ahd. viel einfacher, weil ich die Zwischenglieder noch alle vorweisen kann, thing z.B. kann ich Schritt für Schritt ven der Volksversarrmlung bis zum Ding an sich verfolgen. Wo soll man abgrenzen, wann muß man die Wörter trennen? Sie kanten dauernd in Schwierigkeiten und laden sich die Last subjektiver Entscheidungen auf. Was die Aufgliederung innerhalb der Artikel anlangt, würde ich auch da sparsam verfahren, wie Sie es bisher getan haben. Etwas anderes wird es später bei Ihrer großen Aufgabe sein, denn dann verfügen Sie ja über ein viel reicheres Material. Bei den wenigen Beispielen, die Sie zunächst bringen, bleibt Ihnen für jeden Abschnitt in der Regel nur ein Beispiel übrig und das zersplittert Ihre Anlage. Sie müssen den Rahmen weit spannen, damit das, was Sie nicht anführen können, sich unter dem Oberbegriff, der allerdings so umfassend wie möglich gehalten sein muß, mühelos einordnen läßt. Ihre Technik, mit Spatien oder Semikola zu scheiden, scheint mir sehr gut und wchl überlegt. Wir helfen uns bei unserem soviel reicheren Material ebenfalls damit. Wann Sie mit 1.2. oder a. b. gliedern oder nur mit Spatien, muß natürlich eine Grundregel erkennen lassen, aber seien Sie darin auch nicht zu ängstlich. Jedes Wort hat sein eigenes Gesetz,

116 und absolute Konsequenz ist der Tod der lebendigen Sprache. Wer Unstirrrnigkeiten finden will, wird sie immer finden. Cb er sie selbst vermeiden würde? Elisabeth Karg-Gasterstädt

117 Anhang 6 HELENE MALIGE-KLAPFENBACH Zur Anlage van Wörterbüchern (Aus: Wissenschaftliche Annalen 5, 1956, 968-973) Mit geeigneten Wörterbüchern dem Nachschlagenden das geeignete Werkzeug in die Hand zu geben, ist eine der vornehmsten Aufgaben der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Sie darf sich einer ganzen Reihe vcn WörterbuchUnternehmungen rühmen, von denen das Deuts die Wörterbuch der Brüder Grimm das älteste und angesehenste ist, während das Wörterbuch der deutschen Sprache der Gegenwart als jüngstes im Juli dieses Jahres zum ersten Male mit einem Probedruck zur Diskussion gestellt wurde. Mehr als 100 Jahre der lexikographischen Entwicklung spannen sich zwischen beiden, mehr als 400 sind seit dem ersten neuzeitlichen deutschen Wörterbuch überhaupt, seit dem Wörterbuch des Dasypodius, vergangen. Von der Fülle und der Verschiedenartigkeit der inzwischen in Deutschland gedruckten Wörterbücher, von der Vielfalt der Themenstellung und der Mannigfaltigkeit der Lösungen kann sich der Außenstehende nur schwer eine Vorstellung machen. Abgesehen von den zwei- oder mehrsprachigen Wörterbüchern, die dsn Übersetzer und Ausländer dienen sollen, gibt es die große Fülle der Mundartwörterbücher, gibt es enzyklopädische Wörterbücher, die Allgemeinwissen vermitteln, Bedeutungswörterbücher, die Sprachgut darstellen, etymologische Wörterbücher, die sprachliche Entwicklungslinien aufzeigen, orthographische Wörterbücher, die Rechtschreibungsfragen klären, gibt es ferner die Vielzahl der SpezialWörterbücher. Denn cb Baukunst, Technik, Chemie, Medizin, Sport, cb der Student, der Bergmann, der Weidmann - alle Wissenszweige, alle Berufe wollen zu Wart kanmen, wollen wetteifernd ihren eigenen Anteil am Sprachleben sicherstellen. Sogar der Gauner meldet sich gewichtig an, und selbst ein - allerdings moralisch-verbrämtes - Betrugs-Lexikon (Leipzig 1743) bietet sich dem überraschten Blick. Fragt man sich, wie es zu dieser überwältigenden Vielfalt gekarrten ist, so liegt die Antwort in der Entwicklung des Kultur- und Geisteslebens und der Technik begründet, genauso wie in der Vielgestaltigkeit des fragenden menschlichen Geistes, der inner wieder Antwort haben will. Nur eines ist dem bei weitem überwiegenden Teil aller neuzeitlichen Wörterbücher ganeinsam: Die Anordnung der Stichwörter ist alphabetisch. Wenn dennoch in unserem Jährhundert - und in letzter Zeit stärker denn je -

118 Stinmen lautgeworden sind, die die alphabetische Anordnung in einem Wörterbuch in Frage stellen und statt dessen eine sachliche Gruppierung nach Bezeichnungen fordern, so muß der Lexikograph diese Stiimen wägen und prüfen und sich mit den Problemen auseinandersetzen, einmal im Interesse seines traditionell denkenden Leserkreises, zum anderen aber auf Grund der neuesten wissenschaftlichen Ergebnisse, die ihn veranlassen könnten - sofern sie ganz überzeugend Besseres zu bieten hätten -, überholte Methoden über Bord zu werfen. Wir fragen demnach: Ist eine alphabetische Anordnung des Wortschatzes für unsere Sprache noch vertretbar und sollen wir weiter nach ihr verfahren, oder sollen wir die Welt des Universums und des menschlichen Lebens sachlich gruppiert vorführen? Sehen im Jahre 1930 wurde die Frage von dem hervorragenden Wiener Anglisten Karl Luiak (1930:372) folgendermaßen angeschnitten: „Das andere (nämlich Prcblerryd. Verf.) ist die Frage, welchen Weg wir bei der Betrachtung der Ersdieinungen einschlagen sollen. Es handelt sich inmer um etwas sinnlich Wahrnehmbares, um ein Zeichen, das mit einer gewissen Bedeutung verknüpft ist. Sollen wir ven ersterem oder von letzterer ausgehen? Sollen wir sagen, diese Wortform oder diese Fügung bedeutet dieses oder jenes oder sollen wir sagen, die und die Vorstellung wird so und so ausgedrückt? Lange Zeit hat der erstere Weg gegolten. In neuerer Zeit, namentlich im Zusammenhang mit dem stärkeren Heranziehen der Psychologie, ist vielfach der letztere Weg gefordert worden. Von vornherein und aus allgeneinen Gründen kann man, glaube ich, nicht den einen oder den anderen Weg als besser bezeichnen.

Zuden ist nur für den

Sprechenden die Vorstellung das Primäre, für den Hörenden (worauf Jespersen mit Recht hingewiesen hat) ist das Primäre der klangliche Eindruck. Also im Sprachleben ist der Weg von Klang zur Vorstellung ebenso häufig wie der umgekehrte. ... Ich meine, die aufgeworfenen Fragen lassen sich nur praktisch entscheiden, indem man ausprobiert, wie sich die Sache macht." (vgl. VII) Die „Sache" ist nun in dem Vierteljahrhundert seit luieks Vertrag tatsächlich „gemacht" worden, und wichtige Kronzeugen können heute dazu sprechen. Als wichtigster für ein Vtörterbuch nach Sachgruppen muß zunächst Dornseiff (1934) an erster Stelle stehen auf Grund seiner großen Leistung von 1933, die aufbaut auf Sohlessing-Wehcle (11. Aufl. 1954, 1. Aufl. von Sehlessing 1881), auf Sanders 1873-77, letzten Endes auf Rogets „Thesaurus" 1852. Während Dornseiff 20 Hauptgruppen bringt, die in 910 einzelne Nummern zerfallen (z.B. 6. Zeit: 1. Zeitraum 2. Anfangszeit 3. Mitte 4. Spätzeit 5. Nie 6. Inmer usw. bis 38; oder 12. Das Denken: 1. Instinkt 2. Gedanke, Einfall 3. Überlegung 4. Begriff,

119 Denkergebnis 5. Thema 6. Wißbegierde usw. bis 54), bringen Roget und SahlessingWehrle 1000 Nunmern bei 6 Hauptgruppen, Sanders 687 Nummern bei 7 Hauptgnppen. Also eine starke Divergenz in der Anlage eines gleichartigen Werkes, die zu Lasten des Benutzers gehen maß. Er muß sich erst in den jeweiligen Aufbau seines Gewährsmannes einarbeiten und hineindenken, ehe er seiner unerlahmten Wißbegierde Genüge tun kann. Über die Rolle des alphabetischen Registers am Schluß wird noch zu sprechen sein. Mit dem bedeutenden und vielbesprochenen Werk vcn Hallig-Wartburg „Begriffssystem als Grundlage der Lexikographie" ist 1952 ein wichtiger Meilenstein für die Wörterbucharbeit erreicht worden. Der erste Satz der Einführung lautet: „In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat W. v. Wartburg wiederholt auf die Notwendigkeit hingewiesen, bei der Abfassung vcn wissenschaftlichen deskriptiven Wörterbüchern die alphabetische Anordnung aufzugeben und sie zu ersetzen durch 'ein der Sprache in ihrem jareiligen Zustand selbst abgelauschtes System'." Und nun folgen bei Hallig-Wartburg rund 13 Seiten theoretischer Begründung des neuen begrifflichen Schemas 1' univers, 11 hcxtine, l'hcnme et 1'univers, das jede Darstellung eines jeden Wortschatz-Gesamtgefüges ermöglichen soll. Aus den stark divergierenden Stimmen der zahlreichen Rezensenten (Baldinger> Bussenius, Feiice, Otto, Wasserstein usw.) sei die gewichtige Meinung von Hans Glinz (1954:42) herausgegriffen. Glinz will zur Auffindung eines ganz sicheren sprachlichen Qrdnungsgerüstes zunächst von einem beschränkten Text oder einer begrenzten Wortart ausgehen. „Gerade wer E m s t machen will mit dem Satze, daß in jeder Sprache ein besonderes Weltbild steckt, der kann nicht zum vornherein ein Ordnungsschema aufstellen und dann damit an die verschiedenen wirklichen Sprachen herantreten, saidern er muß für jede Sprache, deren Wortsciiatz er darstellen möchte, das besondere, eigene Ordnungsgerüst erspüren und herausarbeiten; es wird damit soviel derartige Ordnungsgerüste geben, als es verschiedene Sprachen gibt." Nach Weisgerbers (1951:163) Schätzung gibt es ungefähr 3000 Sprachen, das wären 3000 Ordnungsgerüste, jedes naturgatiäß wieder anders - der Mut möchte uns sinken! Auch wenn tatsächlich in niegeahnter Großunternehmung an 3000 Stellen der Erde 3000 Ordnungsgerüste aufgestellt und dann untereinander verglichen würden, um ein allen übergeordnetes und nun absolut richtiges Hauptordnungsgerüst zu erschließen: Wie weit könnte der praktische Nutzen den Aufwand rechtfertigen? „Praktisch" ist hier im Sinne von Leibniz gemeint, dessen Worte „ut cmnis humana notitia ad usum ardinetur" (1900:33)

uns in folgender deutscher Fassung geläufig sind: Das gesamte neu-

zeitliche Wissen soll durch eine Sozietät zum praktischen Gebrauch bearbeitet werden. Nicht nur aus dieser einen Belegstelle wissen wir, daß für den großen Wissenschaftler und Gründer unserer Akademie die Frage der praktischen Ver-

120 wertbarkeit wissenschaftlicher Bemühungen sehr wichtig war. Wir wollen damit Bedeutung und Wert der Bezeichnungslehre (Oncmasiologie) keineswegs etwa zu beeinträchtigen suchen. Ihre bisherigen Leistungen z.B. in Verbindung mit der Dialektgeographie sind gar nicht zu übersehen, ihre Ergebnisse für eine Gesamtschau von Wortwahl und Stilkunde bedeutungsvoll. Es fragt sich aber doch, cb der Bogen der Erwartungen über ihre Zukunftsaussichten nicht zu hoch gespannt wurde und cb Baldingers (1954:200f.) bisher uneingeschränkter Preis der Onomasiologie, die „der Sprachwissenschaft in den letzten 5o Jahren die bedeutsamsten und weittragendsten Perspektiven eröffnet hat", zu Hecht besteht, cb also tatsächlich kein Zweifel daran ist, „daß die künftige Sprachgeschichte ancmasiologisch orientiert sein wird".

Wenn damit

etwa gar das sachlich geordnete Vtörterbuch eines Tages das Primat in der Lexikographie erränge, bedeutete das in der Tat eine kopemikanische Umwälzung. Es bedeutete die Verdrängung unserer mehr als 3 Jahrtausende alten Abc-Folge, um deren einfache Handhabung uns die Volker der Bildschrift beneiden dürften. Was das mit sich brächte, haben wir in letzter Zeit andeutungsweise erlebt bei der Frage der Beform unserer Großschreibung, die nur wenige Jahrhunderte alt ist und dennoch mit unglaublicher Zähigkeit entgegen aller Logik und besseren Einsicht verteidigt wird. Wir haben weiterhin in jüngster Zeit mehrfach die Schwierigkeiten gesehen, die sich einer Überwindung der traditionellen lateinischen Grammatik durch eine neue und bessere Sicht entgegenstellen. Wie würde die Reaktion bei einer lexikographischen Neuordnung sein, die weder zwingend noch für die Allgemeinheit überzeugend, im Gegenteil belastend und zeitraubend für den Großteil der Benutzerschicht sein müßte? Es dürfte darum jetzt an der Zeit sein, die semasiologische Blickrichtung mit ihrer sog. „atomaren" Folge des Abc, wo das Kind zwischen Käse und Kehl steht (Dornseiff 1922:422), zu mustern. Daß in der Tradition moderner großangelegter Wörterbücher die alphabetische Anordnung überwiegt, läßt sich wehl trotz Dorneeiffs (1954:29ff.) Müheverwaltungen nicht bestreiten. Sobald die Wörterbücher über den bloßen Listencharakter der mittelalterlichen Nomenklaturen hinauswadisen, werden sie alphabetisch angelegt, ganz einfach deshalb, weil die sachliche Gruppierung die Fülle des Gebotenen nicht mehr zu bändigen vermag, weil sich dann nichts mehr auffinden läßt. Das wird jeder bestätigen, der ohne die Hilfe des alphabetischen Registerteils einmal im Dornseiff, Sahlessing-Wehrle oder Sanders

nach einem Wort oder

Begriff gefahndet hat.,,... daß ich auf der Suche nach dem schlichten Wort

121 'finden' z.B. wohl eine Stunde verbracht habe. Erst glaubte idi mich 'zum Greifen nah' (2,9), doch 'fand sich' (4,1), daß das Erwartete nicht 'stattfand' (4,44). Statt dessen 'fand ich mein Fortkamen 1 (4,46), ja sogar 'Anklang' (9,77). Aber, da ich nicht 'Mittel und Wege fand' (9,35), 'finden' zu finden, wollte ich mich schal 'darein finden' (9,3), es nicht zu finden, bis es mir schließlich doch gelang, 'ausfindig zu machen' (12,8), daß 'finden' in der Abteilung 'denken' unter der Gruppe 'Wahrnehmung, Entdeckung' zu finden, ist" (Kalicinski 1937:167). Wollte man dieses so liebenswürdig dargestellte Ermittlungsverfahren Kaliainskis anwenden, das auf Hallig-Wartburgs

bei einen zukünftigen Wörterbuch

Begriffssystem aufgebaut wäre, so wüßte

man auch nicht, cb „finden" im Teil l'univers bei den „Pflanzen in Feld und Wald" und den „Heilpflanzen" zu suchen sei, cb im Teil l'hatme beim „Denken" oder beim „Willen" oder gar im Tteil 1'hemme et l'univers bei „Beziehung, Ordnung". Ein umfassend ausgearbeitetes alphabetisches Register am Schluß, mit dem das Werk steht und fällt, da es dem suchenden Auge weitgehend hilft, ist im Grunde nichts weiter als ein in Nummern und Seitenangaben verschlüsseltes semasiologisches Werk, und so greifen beide Blickrichtungen tatsächlich direkt zahnartig ineinander über. Karl Voßler

(1923:152) hatte in ähnlidiem

Zusammenhang bereits 1923 darüber gesagt:,,... sie lösen sich derart ab, daß - wie beim Gehen das rechte mit dem linken Bein wechselt - gerade durch die Ablösung das Gesetz ihrer Zusammengehörigkeit bestiirmt wird." Es wäre durchaus denkbar, daß einem modernen, alphabetisch geordneten Wörterbuch ein zweites zugeordnet ist, das nach dan System von Eallvg-Wartburg

aufbaut, und beide,

die alphabetisch-semasiologische wie die sachlidi-cricmasiologisdie Blickrichtung wären friedlich nebeneinander vereinigt und stünden je nach BenutzerAbsicht dem Gebrauch offen. Kronasser

(1952:72) schreibt 1952: „Vfer sich ganz

der einen oder der anderen verschriebe, würde sich eine unnötige Fessel anlegen", und auch

Quadri

(1952:174) rühmt es, die Probleme „sowchl in semanti-

scher als auch cnamasiologischer Richtung beleuchtet" zu sehen. Damit wären wir einer Sdiau des Grimmschen Wörterbuches gar nicht allzu weit entfernt, wenn wir uns z.B. Artikel ansehen wie „Gott" (1953), „Seele" (1899) oder „Korn" (1873). Daß aber die überwiegende Mehrzahl der Sprach-, Lese- und Hörbeflissenen zuerst zu dem alphabetisch geordneten Teil greifen würde, ist eine Routine-, Schnelligkeits- und Bequemlichkeitsfrage, auf Jahrhunderte gegründet und sicherlich für Jahrhunderte, wenn nicht für irrmer, in unserem Kulturleben verankert. Ein kurzer historischer Rückblick in der deutschen Lexikographie möge den

122

Gedankengang abrunden und das wichtige Moment der Tradition, der Gepflogenheit, an den Schluß stellen, das zwar keineswegs bahnbrechenden Neuerungen den Weg verbarrikadieren darf, dessen Bedeutung aber dan Einsichtigen nicht verschlossen bleibt. Der eingangs erwähnte Dasypodius ordnete sein Worterbuch (1536) im lateinischen Teil vcn 258 Dcppelseiten, im deutsch-lateinischen Teil von 180 Doppelseiten alphabetisch an und fügte nur ganz dürftige Sachwörterlisten von ca. 3o bzw. 2o Seiten zu. Diese Sachwörterlisten enthalten kleine Zusammenstellungen, z.B. über Krankheiten, Kleidung, Waffen etc. Genauso liegt Fvisius ' Hauptgewicht 1556 im alphabetischen Teil. Josua Maaler bringt 1561 nur den alphabetisch geordneten lateinisch-deutschen Wortschatz, vcn sachlicher Anordnung, dan mittelalterlichen Listen-Erbe, ist bei ihm gar nichts mehr vorhanden. - Es ist bezeichnend, daß die Lexikographen des 17. Jh. - wenn man van Henisch absieht, dessen gleichfalls alphabetisches Werk nur bis G

gedieh

- erst am Jahrhundertende mit Kaspar Stieler (1691) und Matthias Kramer (1700) abgerundete alphabetische Leistungen vorlegen (vgl. Ising 1956:47ff). Schottel und Harsdörffer, beide Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft, konnten zwar vorbereitende Wortschatzsattmlungen nachweisen, ihr Standpunkt der Grundrichtigkeit aber, ihre schematisierende Blickrichtung, erschöpfte und zersplitterte sich in der farmal-grarrmatischen Starrmbaum-lheorie, aber auch nicht ein einziges Mal in der Frage, die uns heute am Herzen liegt. Die war für sie längst entschieden. - Im 18. Jh. ist es neben Frisch (1741) besonders Adelungs Nane, der in der deutschen Lexikographie hervorragt. 1774, im gleichen Jahr, in dem der „Vferther" erscheint, erscheint auch Adelungs alphabetisch geordneter „Versuch eines vollständigen graimatisch-kritischen Wörterbuchs". Jacob Grimm schätzte diese Leistung hoch ein, höher als das 18o7 erschienene Vtörterbuch vcn Campe, das gleichfalls alphabetische Anordnung aufweist wie alle übrigen Standard-Werke des 19. Jh. (mit Ausnahme von Sanders und Schlessing, vgl. oben).

Grimms (1854:XI) Meinung zu unserem Problem möge hier abschließend

abgedruckt erscheinen: „Nicht minder nothwendig ist dem Wörterbuch die alphabetische Ordnung und sowol die möglichkeit des vollen eintrags und der abfassung als die Sicherheit und schnelle des gebrauchs hängen davon ab. wer reiche beitrage einschalten will, musz die stelle wchin vor äugen haben und nicht unschlüssig herum zu suchen, cb das wort schon da sei oder fehle: die biene weisz genau die zelle, zu vre Icher sie honig einträgt, es würde die arbeit in den Wörterbüchern aufheben oder lähmen, wenn man den platz nicht kennt, aus dem sie zu holen sind, schon ihren eingeschränkten samlungen pflegten die alten

123

diese alphabetfolge zum gründe zu legen und wer sie heute nicht handhabt, Sendern aufhebt und stört, hat sich an der Philologie versündigt."

125

Anhang

Ruth

7

Klappenbach

Das Wörterbuch d e r d e u t s c h e n S p r a c h e d e r Gegenwart (in: Deutschunterricht

11, 1 9 5 8 ,

142-16o)

Wir bitten die zukünftigen Benutzer unseres Wörterbuches, folgende drei Fragen zu beantworten: 1. Begrüßen Sie unsere genaue Zitierung ( v g l . VI und die Beispiele bei Aar, abschaffen, abstreichen u.a.), oder würde Ihnen die bloße Nennung von Autor und Werk genügen? 2. Stimmen Sie bei Fremdwörtern der Aussprachebezeichnung, die weitgehend mit deutschen Buchstaben auskommt, zu, oder würden Sie die Internationale Lautumschrift vorziehen ( v g l . Pkt. VIII)? 3. Sind Ihnen bei Fremdwörtern die Herkunftsangaben, die keinesfalls erweitert werden können, von Nutzen, oder meinen S i e , auf Grund der gebotenen Knappheit ganz auf diese Hinweise verzichten zu können (vgl. Pkt. IX)? Antworten, mit Angabe des Berufs, erbeten an die Deutsche Akademie der Wissenschaften, Abt. Sprache der Gegenwart, Berlin W 8, Jägerstraße 22/23.

Im Jahre 1952 schlug Prof. Dr. Wolfgang S t e i n i t z auf der Gründungstagung des I n s t i t u t s für deutsche Sprache und Literatur der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin in einem Vortragt vor, ein wissenschaftliches Worterbuch der deutschen Sprache der Gegenwart zu schaffen. Diese Aufgäbe übernahm die g l e i c h f a l l s neugegründete Abteilung Sprache der Gegenwart, die unter der Leitung von Prof. Dr. Iheodor F r i n g s , Prof. Dr. Wolfgang S t e i n i t z und Prof. Dr. Wilhelm W i ß m a n n steht. S i e entsprang der Forderung unseres Jahrhunderts, die deutsche Sprache synchrcnisch zu betrachten, nachdem s i e durch die großen Gelehrten des 19. Jahrhunderts im wesentlichen nur von historischen Standpunkt aus erforscht wurde. Die synchronische Betrachtungsweise bedeutet für d i e Lexikographie die Darstellung des Wortschatzes a l s eines Systems einer bestinmten, genau abgegrenzten Zeit, in unserem F a l l e der Gegenwart (vgl. Pkt. I ) . Es wurden 3 Ausgaben geplant: ^Die E r f o r s c h u n g der d e u t s c h e n Sprache der G e g e n w a r t . A n n a l e n " 1952, S. 492-5o5.

„Wissenschaftliche

126

1. eine große Ausgabe von etwa 16-18 Bänden, 2. eine mittlere Ausgabe von etwa 4 - 6 Bänden, 3. eine kurze einbändige Ausgabe. Zuerst wurde die mittlere Ausgabe in Angriff genarmen, aus der später die einbändige gewonnen werden soll. Die ersten Jahre der Arbeit waren durch Exzerptionen ausgefüllt, zu denen die neue und neueste Literatur sowie Zeitungen und Zeitschriften verschiedenster Fachgebiete aus dem ganzen deutschen Sprachgebiet herangezogen wurden, mit besonderer Berücksichtigung der fortschrittlichen Literatur des 2o. Jahrhunderts sowie vcn Zeitschriften der Deutschen Demckratischen Republik. Dadurch stehen dem Wörterbuch nunmehr rund 600 000 Belege zur Verfügung, die sich durch etwa 200 000 Belegzettel aus dem 19. Jahrhundert, vcn der Sammalstelle des Grimmschen Deutschen Wörterbuches geliefert, bald der erstrebten Millionengrenze nähern werden. Sie bilden, zusarmen mit den ein- und zweisprachigen Wörterbüchern unseres Jahrhunderts, die als weiteres Quellenmaterial kritisch ausgewertet werden, das sichere Fundament für die Arbeit. I.

Ziel und allgemeine Grundlinien des Wörterbuches

Das Worterbuch trägt den Charakter eines wissenschaftlichen Wörterbuches, soll aber einem breiten Kreis von Benutzern Auskunft über die Bedeutungen und Anwendungsmöglichkeiten der Wörter der heutigen deutschen Sprache geben. Es verzichtet auf schwerverständliche Erklärungen und bemüht sich, so einfach wie möglich die Wörter nach ihrer Bedeutung, stilistischen Verwendimg, Stilfärbung, grammatischen Eingliederung, die Fremdwörter auch nach Aussprache und Herkunft zu bestimmen. Es soll nicht nur dem Deutschen eine Hilfe im Gebrauch seiner Muttersprache sein, sondern auch den Ausländer in seiner Wortwahl leiten und sein Gefühl für die feinen Unterschiede der einzelnen Sprechlagen schärfen. Das Wörterbuch ist also in erster Linie ein B e d e u t u n g s w ö r t e r b u c h . Dieser Gesichtspunkt bestürmt den Aufbau seiner Artikel (vgl. Pkt. II). Es soll die gesdiriebene und die nicht mundartlich gefärbte gesprochene deutsche Sprache unserer Zeit widerspiegeln. Damit erfaßt es den vielschichtigen Wortschatz der heutigen Hochsprache in all ihren Erscheinungsformen, vom Dichterischen über das Normalsprachlicli-Umgangssprachliche bis zum Vulgären (vgl. Pkt. IV). Zeitlich fußt das Wörterbuch auf dem Wortschatz des 20. und 19. Jahrhunderts; außerdem ninmt es auch veraltete Wörter aus weit bekannten klassischen Werken des 18. Jahrhunderts auf, soweit sie für das Verständnis des Inhalts nötig erscheinen. Alle veralteten Wörter und Wartformen des 18. und

127 19. Jahrhunderts aufzunehmen, würde über den Rahmen dieser Ausgabe hinausgehen, zudem lassen sich auch oft alte Formen ohne weiteres aus den entsprechenden modernen erschließen. Das Wörterbuch s o l l das Allgemeinverbreitete, das Typische

bringen, aber

keine Ausnahmen. So bleiben einmalige individuelle Prägungen unberücksichtigt, auch wenn sie von großen Schriftstellern unserer Zeit verwendet werden. Reine Mundartausdrücke und Spezialtermini der Fach- und Sondersprachen werden im allgemeinen nicht gebracht (vgl. Pkt. IV D u. E), dagegen finden alle heute geläufigen Fremdwörter Aufnahme. Auf Grund seiner Themenstellung verzichtet das Wörterbuch auf historische und etymologische Angaben. Nur bei Fremdwörtern wird ein kurzer Hinweis auf die Herkunft gegeben (vgl. Pkt.IX). Es bringt die Stichwörter in streng alphabetischer Reihenfolge, auch wenn dadurch nicht selten die zusanmengehörige Wortfamilie auseinandergerissen wird (zu einigen wenigen Ausnahmen vgl. Pkt. V 2a). Für die Orthographie i s t die letzte Ausgabe des EUden (1957) maßgebend. II.

Der Aufbau der Artikel Die Artikel sind

sys

t e m a t i s

ch

aufgebaut und nach Bedeutungen

gegliedert. Die Anordnung der Gliederung ergibt sich nach bestürmten Gesichtspunkten: 1. Die Bedeutungen stehen in einem gewissen inhaltlichen Zusanmenhang. 2. Die heute gebräuchlichsten Bedeutungen sollen

vor

seltenen, ungebräuch-

lichen stehen. 3. Eine übertragene Bedeutung s o l l der ihr zugrunde liegenden konkreten Bedeutung folgen. Bei den meisten Artikeln sind diese Gesichtspunkte miteinander zu vereinen. Manchmal jedoch muß die 2. Richtlinie zugunsten der 3. vernachlässigt werden, um nicht die natürliche Darstellung der Wortbedeutungen auf den Kopf zu stellen. Praktisch bedeutet das, daß eine seltene konkrete, aber heute noch lebende Bedeutung

vor

einer sehr üblichen übertragenen stehen muß, da sie die Grund-

lage für den übertragenen Gebrauch des Wortes bildet. I s t die konkrete Bedeutung dagegen heute völlig veraltet, aber aus älteren Schrifttum noch bekannt und aus diesem Grunde auch aufgenommen, so t r i t t sie

h i n t e r

die über-

tragene (z.B. Abhub, akwägen). So werden beide Gesichtspunkte aufeinander abgestinmt, je nach dem Charakter des Wortes. Grundsätzlich werden die Gliederungspunkte der Artikel mit arabischen Zahlen bezeichnet. Jedoch können tiefgreifende Bedeutungsunterschiede durch römische Zahlen angegeben werden (vgl. Pkt. V 1). Der arabischen Bezifferung f o l g t die

128

Untergliederung in a) und b). Weitere Untergliederung in a und ß wird nur in relativ wenigen, notwendigen Fällen angewandt. Auf die Bedeutungsangabe folgen die verschiedenen Verwendungsarten des Stichwortes, die Illustration der Bedeutung sind. Ihre Reihenfolge ist nicht festgelegt, sondern sie variieren je nach der Eigenart des Wortes. So kann ein Substantiv zunächst mit seinen Attributen, sodann mit seinen Verben und zuletzt in seiner adverbiellen Verwendung dargestellt werden, ein anderes dagegen in umgekehrter Folge. Lebendiger Gebrauch und übersichtliche Darstellung sind Richtschnur für die Anordnung. Gr arrmatische Gesichtspunkte treten beim Aufbau des Artikels in den Hintergrund. Das wird besonders beim Verb deutlich. Seine grammatische Verwendung soll aus der Bedeutungsangabe oder aus den stilistischen Beispielen hervorgehen (vgl. Pkt. VII). Am Schluß des Artikels stehen Hinweise auf Kenposita, in denen das Stichwort 2. Kcrnpositicnsglied ist, auf Präfixbildungen und Zusarrmenbildungen (vgl. 2 Absatz i achten auf verachten, Akt auf Einakter). Abgehandelt werden diese Wörter an ihrer alphabetischen Stelle. III.

Die Bedeutungen

Die Bedeutungsangaben sollen möglichst knapp und einfach in der Formulierung sein. Grundsätzlich müssen sie in die angeführten Beispiele einzusetzen sein. Wir unterscheiden hierbei drei Möglichkeiten: 1. die umschreibende, den Begriff erklärende Deutung oder Definition, 2. das sinnverwandte Wort oder Synonym, 3. keine Erklärung. Die 1. Möglichkeit ist zwar präzis, birgt aber zwei Nachteile in sich: Einmal würde ihre Breite, überall angewandt, den Rahmen des Wörterbuches sprengen. Zum anderen erschwert ihre gelegentliche Schwerfälligkeit das Einsetzen in die stilistischen Beispiele. Die 2. Möglichkeit, das Synonym, bietet zwei Vorteile: Es ist kurz, und es ist dadurch überall gut einsetzbar. Da es aber im Grunde keine echten Synonyme gibt, trägt diese Bedeutungsangabe wiederum den Nachteil in sich, die

2

Der Kursivdruck der Beispiele soll anzeigen, daß das Wort in den hier aufgenommenen Probeartikeln erscheint.

129

präzise Bedeutung zu verwischen oder zumindest die Stilsphäre des Stichwortes nicht genau wiederzugeben. Es wird versucht, die Nachteile beider Möglichkeiten auf ein Mindestmaß zu beschränken, indem lange lexikenartige Ulischreibungen vermieden werden und indem durch 2 Synonyme cxäer Synonym + umschreibende Deutung größtmögliche Ubereinstirtinung mit dem Inhalt des Stichwortes erstrebt wird. Eine feste Reihenfolge für umschreibende Deutung und Syncnym ist nicht festgelegt. Die Anwendung wechselt und wird durch den Charakter des Wortes bestinmt. Neben eine umschreibende Deutung und ein Syncnym kann noch das gegensätzliche Wort treten (z.B. bei Abneigung: Zuneigung). Es werden jedoch nur eindeutige Gegensatzwörter gebracht, die zur weiteren Klärung der Bedeutung dienen. In besonderen Fällen können sie auch jede weitere Bedeutungsangabe ersetzen. 3. Wörter, für die eine umschreibende Deutung schwerfällig und unnatürlich klingt und die kein passendes Syncnym haben, erhalten keine Erklärung (z.B. Auge, Nase). Ihre stilistische Verwendungsmöglichkeiten müssen genügen, ihre Bedeutung zu illustrieren. Dieser Fall könnt auch bei Ableitungen in Anwendung, wo die Bedeutung ohne weiteres aus dem Grundwort zu erschließen ist. Stets wird hier ein entsprechender Hinweis auf das Gruncfcrort gegeben (z. B. abwaschbar). Ohne Bedeutungsangabe stehen auch alle Katposita, die aus den Einzelteilen ihrer Zusammensetzung ohne weiteres verständlich sind, also vor allem jene, deren Bestinnungswort durch einen Genitiv erklärt werden kann (z.B.

Absatzgebiet).

Die Bedeutungsangaben sollen nach Möglichkeit der normalsprachlichen Schicht angehören. Bisweilen treffen Wörter der Ungangssprache (vgl. Pkt. IV A) den Inhalt eines Wortes genauer und werden deshalb auch gelegentlich verwendet. Sie werden in besonderen Fällen durch die entsprechende Bewertung gekennzeichnet (vgl. Pkt. IV, S. 149). Zur S t e l l u n g

der Bedeutungen:

Die Bedeutung des Stichwortes muß am Beginn des Artikels stehen. Ist der Artikel in mehrere Punkte eingeteilt, steht sie zu Beginn eines jeden Gliedervingspunktes. Die Bedeutungsangabe bezieht sich, wenn keine weiteren Angaben folgen, auf alle folgenden Verwendungen. Der übertragene Gebrauch einer Bedeutung kann durch eine neue Formulierung ausgedrückt werden, sofern sie zur Verfügung steht. Der Hinweis „bildlich" deutet auf die bildliche Verwendung des zuvor konkret gebrauchten Stichwortes hin. Oft bildet der bildliche Gebrauch eines Wortes den Übergang zum übertragenen, die Grenzen zwischen beiden sind fließend.

130

Zu der H a u p t b e d e u t u n g am Beginn eines Artikels oder Punktes treten w e i t e r f ü h r e n d e und p r ä z i s i e r e n d e Bedeutungen, die beide innerhalb eines Punktes erscheinen. Die weiterführende Bedeutung weicht nur wenig vcn der Hauptbedeutung ab, sie führt sie in der Richtung ihres Inhaltes in geringer Variante weiter. Die präzisierende Bedeutung,steht in Klammem h i n t e r einer einzelnen Redewendung, sie verdeutlicht, „präzisiert" die zusammenfassende oder auch die weiterführende Bedeutung. In gewissen Fällen wird diese präzisierende Bedeutungsangabe als einzige Bedeutungsangabe verwendet, nämlich dann, wenn ein Wort arm an Verwendungsmöglichkeiten ist, wie etwa das Verb abfädeln. Der Benutzer soll daraus erkennen, daß man 1. nur Bchnen und 2. nur Perlen abfädeln kann. Eine an den Anfang gesetzte zusammenfassende Bedeutung würde den Eindruck erwecken, als cb auch andere Objekte mit dem Verb verbunden werden könnten. IV.

Die Bewertungen

Ein Hauptanliegen des Wörterbuchs ist die s t i l i s t i s c h e Anal y s e des deutschen Wortschatzes: Die Wörter und ihre Verwendungen werden in ihren verschiedenen Gebrauchsweisen durch B e w e r t u n g e n charakterisiert und damit einer bestimmten Stilsphäre zugeordnet. An Versuchen dieser Art hat es in den bisherigen Vtörterbüchern nicht gefehlt, so schon bei Adelung, mehr noch bei Campe und schließlich auch im einbändigen Sprach-Brockhaus. Wir wünschten heute allerdings, Campe hätte damals seine Kennzeichnungen (vgl. sein Vorwort S. XIII) reichlicher durchgeführt. Dann hätten wir genaueren Einblick in die Beurteilung des damaligen Wortschatzes, für den uns der Maßstab heute fehlt; denn es liegt in dieser Seite des Wörterbuchs nicht nur ein praktischer Wert für unsere Zeit, sondern daneben auch ein kulturgeschichtlicher für spätere Generationen, denen unser Wartgebrauch fremd geworden ist. Dieser Gewinn muß allerdings unter Schwierigkeiten erkauft werden. Jeder weiß, daß bei der Beurteilung vcn Wörtern und Redewendungen ein subjektives Element unvermeidlich ist, weil das persönliche Sprachgefühl befragt werden muß. Diese Erkenntnis hat uns auf eine stark differenzierte Bewertungsskala, wie sie anfänglich für die Stilsphären geplant war, verzichten lassen. Die feineren Differenzierungen liegen bei den Färbungen (vgl. IV B), wobei natürlidi auch hier ein gewisser subjektiver Entscheid nicht auszuschalten ist. Die Grenzen zwischen den einzelnen Gruppen sind also oft fließend. Durch weitgehenden Gedankenaustausch der Mitarbeiter untereinander und gewissenhaften Kentakt mit den jeweiligen Spezialisten scheint jedoch eine gewisse Gewähr dafür gegeben, daß die stilisti-

131

sehe Eingliederung des Wortschatzes so objektiv wie irgend möglich vorgenatiren wird. Wir unterscheiden 5 Ebenen, auf denen der Wortschatz gegliedert werden kann. A. Die grundlegende und wichtigste Ebene ist die der S t i l s p h ä r e n , die in 5 Gruppen zerfällt: 1. Die n o r m a l s p r a c h l i c h e Schicht wird bei gefühlsmäßig neutraler Haltung verwendet und erscheint im sdiriftlichen und mündlichen Gebrauch. In den Wörtern und Redewendungen dieser breitesten Sdiicht drückt sich ein gewisses Bildungsniveau aus, sie sind im öffentlichen Leben allgemein üblich und erhalten im Wörterbuch keine Kennzeichnung (z.B. bekamen, sterben, Gesicht). Die Variante der Nconalsprache, die nur im mündlichen Gebrauch erscheint, bezeichnen wir als Umgangssprache. Sie enthält einige Wörter und Redewendungen, die typisch für die m ü n d l i c h e

Rede (z.B. kriegen = bekamen, er-

halten) sind und das Kennwort „umgangssprachlich" erhalten. Schriftlich gebraucht, treten sie in bestimmter Absicht auf, etwa um eine gewisse Vertraulichkeit auszudrücken. Uber der erstgenannten, der narmalsprachlichen Schicht, liegen zwei Stilsphären: 2. die d i c h t e r i s c h e . Diese Bewertung ordnet Wort oder Redewendung der Sprache des Dichters, im besonderen der poetischen Gestaltung zu (z.B. Aar, Antlitz). 3. die g e h o b e n e Stilsphäre. Diese Bewertung kennzeichnet Wort oder Redewendung als Ausdruck der gepflegten Hochsprache, die sich bewußt über Rede und Schrift der Normallage erhebt (z.B. empfangen [Brief], entschlafen). Unter sphären:

dem normalsprachlichen Wortschatz finden sich ebenfalls 2 Stil-

4. eine Sdiicht, die sich ven der umgangssprachlichen Variante der Normalsprache durch eine gewisse Nachlässigkeit unterscheidet und im alltäglichen Verkehr der Menschen untereinander sehr verbreitet ist. Sie würde, im öffentlichen Leben verwendet, salopp und leicht anstößig wirken. Die Wörter und Redewendungen dieser Schicht sind mehr oder weniger gefühlsbetont, affektgeladen und zeichnen sich durch Bildhaftigkeit aus. Es hat sich als nicht einfach erwiesen, einen treffenden, allgemein anerkannten Ausdruck für diese Sdiicht zu finden. Wir haben uns vorerst für 1 i c h entschieden.

salopp-umgangssprach-

132

5. die Schicht

v u l g ä r e r

Wörter und Redewendungen. Sie wird als

ausgesprochen grcb empfunden. Während die salopp-umgangssprachlichen Wörter noch im bestürmten Rahmen gebraucht werden können, wirken die vulgären Wörter sehr anstößig und müssen vermieden werden (z.B. Fresse). Sie sind nur in beschränktem Umfang aufgencrrmen. Obs z ö n e

Wörter, die zur vulgären Schicht gehören, werden im Wörter-

buch nicht aufgencrrmen. Wir stellen zur Illustrierung die 5 Schichten noch einmal an 3 Beispielen gegenüber, chne Vollständigkeit bei der Ausfüllung der Felder beanspruchen zu wollen: dicht.

.'!

geh.

i i i i 1 empfangen, ' erhalten

i i

umg.

| Gatte, i Gemahl 1 i

1

i i i

\ salopp-umg.

|

1

Gesicht

B. Zu den Stilsphären treten die

vulgär

j

.

*

Mann

1

1

bekommen ' | kriegen

!

i

Antlitz

noimalspiachl. 1

1 i 1 i [ i i

. Ehehälfte

F ä r b u n g e n

,

Ehekrüppel

j 1

Visage, Fresse

oder

Nuancen

,

die ein Wort oder eine Redewendung erhalten kann. Sie werden im folgenden nur dann näher erklärt, wann Zweifel oder Mißverständnisse möglich erscheinen (2. bis 4. Bewertung). Im allgemeinen aber i s t die Bedeutung der jeweiligen Nuance bereits mit ihrer Formulierung festgelegt. 1.

s c h e r z h a f t

2. b u r s c h i k o s e

Wörter und Redewendungen wirken ausgesprochen unge-

zwungen und ungeniert und werden vielfach vcn jugendlichen Sprechern bevorzugt (z.B. abspielen: da spielt sich nichts ab). 3. f a m i l i ä r e

Vtörter und Redewendungen sind typisch für den Sprach-

gebrauch im Familienkreis mit Kindern (z.B. aufs Tcpfchen gehen). 3. die Bewertung

v e r h ü l l e n d

kennzeichnet Wörter und Redewendungen,

die etwas Unangenehmes beschönigen sollen (z.B. abberufen werden für sterben). 5. g e s p r e i z t

(z.B. Beinkleid, transpirieren)

6. ü b e r t r i e b e n

(z.B. abscheulich: sie i s t abscheulich reich)

7. v e r ä c h t l i c h

(z.B. Abhub der Menschheit, Ablaßkrämer)

133

8. S c h i m p f w o r t

(z.B. Aas, Esel)

9. d e r b C. Die Wörter und Redewendungen erhalten aucii gegebenenfalls l i c h e Hinweise.

zeit-

1. v e r a l t e t werden die Wörter genannt, die heute nicht mehr gebraucht, neist aber noch verstanden werden. Veraltete Wörter gehören also nur noch dem passiven Wortschatz an (z.B. Abhub für Abfall der Speisen, Eidam). 2. v e r a l t e t dagegen soll angeben, daß das Wort heute kaum noch gebraucht wird. Es gehört häufig und vornehmlidi dem Wortschatz der älteren Generation an, wird aber von der jüngeren noch verstanden (z.B. abwsndig, Gendarm). 3. h i s t o r i s c h e Wörter bezeichnen Sitten und Gebräuche der historischen Vergangenheit. In diesem Rahmen werden sie auch heute noch gebraucht und verstanden (z.B. Ablaßbrief, Turnier). 4. b i b l i s c h wird den Wörtern und Redewendungen zugaiiesen, die typisch zum Wortschatz der Bibel gehören (z.B. eingeborener Sehn). 5. n e u b e l e b t soll anzeigen, daß das Wort früher gebraucht wurde, nahezu abstarb, erneut aber in unserer Zeit verwendet wird (z.B. ansonsten). 6. N e u w o r t , N e u p r ä g u n g erhalten die Wörter und Redewendungen, die seit 1945 neugeschaffen wurden (z.B. Atemenergie, volkseigen, Parkometer). Der Hinweis steht aber auch bei denjenigen, die erst seit 1945 viel gebraucht werden (z.B. Postler). 7. Mit M o d e w o r t werden die Ausdrücke gekennzeichnet, die plötzlich einer aufkatmenden Mode vergleichbar - in unserer Zeit mit Vorliebe gebraucht werden (z.B. zutiefst, in etwa). D. Neben den zeitlichen Bewertungen werden auch r ä u m l i c h e Hinweise gegeben. Grundsätzlich werden allerdings rein mundartliche Ausdrüdce nicht aufgenatitien. Es erscheinen aber Wörter, die trotz ihrer regionalen Verwendung weithin bekannt sind, verstanden und in der Literatur angewandt werden. Sie erhalten bei Ausbreitung über mehrere verschiedene Sprachräume den Hinweis l a n d s c h a f t l i c h , bei gesicherter Zuweisung zu nur e i n e m Sprachraum die dementsprechende Bezeichnung (z.B. s ü d d e u t s c h , n o r d d e u t s c h » b e r l i n i s c h ) . Dabei könnte manches Wortgut gewiß präziser seinem Verwendungsgebiet zugewiesen werden, als es im Wörterbuch geschieht. Aber chne eingehenderes Studium der regionalen Verteilung, die noch dazu durch die starke Bevölkerungsverschiebung unserer Zeit im Fluß ist.

134

kann diese am Rande unserer eigentlichen Aufgabe liegende Frage nicht gelöst werden, so daß uns vielfach der Hinweis landschaftlich genügen muß. Auch österreichisches und Schweizer Sprachgut in hochdeutscher Gestalt wird im kleineren Unfang berücksichtigt. Daß es nicht mehr geschehen kann, wird aus den Grenzen dieser Ausgabe jedem verständlich sein. E. Die letzte Möglichkeit, unseren Wortschatz zu gliedern, i s t die Kennzeichnung der Wörter nach F a c h g e b i e t e n

, soweit fachliche und son-

dersprachliche Ausdrücke überhaupt aufgenanten werden. Entscheidend dafür sind Verbreitung und Gebräuchlichkeit. Ein fachspradiliches Wort, das einem großen Kreis von Sprechern bekannt erscheint, findet im Wörterbuch Eingang. Daher i s t es zu erklären, daß in unserem Zeitalter der Technik und des Sports Ausdrücken aus diesen beiden Gebieten reichlich Raum gewährt wird, wogegen Spezialgebiete wie Geologie, Gerberei oder Böttcherei zurücktreten müssen. Ein anderer Gesichtspunkt g i l t für die Aufnahme einer fach- oder sondersprachlichen

B e d e u t u n g

. Sie wird o f t - auch bei geringerer allgsneiner

Verbreitung - gebracht, wenn sie zu gemeinsprachlichen Bedeutungen hinzutritt (z.B. die 5. Bedeutung vcn abstreichen, die der Jägersprache angehört). In einem solchen Falle i s t kein neues Stichwort erforderlich, und der Artikel wird bereichert. Einige Fachgebiete seien genannt: Bergmannssprache, Buchdruck, Jägersprache, Landwirtschaft, Sport, Technik. Es sei besonders darauf hingewiesen, daß die fachsprachlichen Bewertungen entweder als bloße GebietsZuweisungen für allgemein bekannte Wörter aufzufassen sind (z.B. Rel. kath. bei Ablaß) oder aber als echte Fachausdrücke (z.B. Landw. bei ctosetzen für „ein Kalb absetzen"). Zur G ü l t i g k e i t

der

B e w e r t u n g e n

a) Steht eine Bewertung unmittelbar

h i n t e r

g i l t folgendes:

dem

S t i c h w o r t ,

so bezieht sie sich auf den ganzen Artikel in a l l seinen Punkten (z.B. abfädeln landsch.).

b) Steht eine Bewertung p u n k t e s

zu

B e g i n n

e i n e s

G l i e d e r u n g s -

, so bezieht sie sich nur auf den Punkt (z.B. abstreichen

5. Jägerspr.). c) Steht eine Bewertung

i n n e r h a l b

e i n e s

P u n k t e s ,

so

g i l t sie im allgemeinen nur bis zum nächsten Semikolon (z.B. abwaschen 1. der Hirmeis geh.). Sie bezieht sich S t i c h w o r t wendung

.

n i c h t

allein, scndem sie bewertet die

nur

auf

ganze

das R e d e -

135 Soll sie nicht bis zum nächsten Semikolon gelten, sondern nur bis zun nächsten Kemna, steht sie in Klammern. Soll dagegen eine Bewertung weiter als bis zum nächsten Semikolon reichen, so werden die von ihr betroffenen Redewendungen in senkrechte Striche eingeschlossen. Gelegentlich finden sicii Bewertungen in Klarmnern auch der

B e d e u t u n g s a n g a b e n .

dermaßen erklärt: jmdm. etw. absehen,

i n n e r h a l b

So wird das Verb abschauen folgen-

u m g.

abgucken. Die Bedeutungserklärung

„abgucken" wird also durch die Bewertung „umgangssprachlich" besonders gekennzeichnet, um den Gegensatz zwischen dem gehebenen Stichwart abschauen und der umgangssprachlichen Erklärung deutlich zu machen. Solche Bewertungen innerhalb der Bedeutungen werden jedoch nicht konsequent durchgeführt, sondern stehen nur an den Stellen, wo sie dem Bearbeiter zur besonderen Kennzeichnung nötig erscheinen. V.

Die Stichwörter

1. D i e

Frage

der

H o m o n y m e

Für den Ansatz der Stichwörter spielt die Frage der t e n d e n

W ö r t e r

g l e i c h l a u -

eine besondere Rolle. Diese sogen. Homonyme sind

zwar im Deutschen nicht so zahlreich wie in anderen Sprachen, sie sind aber dennoch auch bei uns von Bedeutung und stellen den Lexikographen vor den Entscheid, ein oder mehrere Stichwörter anzusetzen. Grundsätzlich werden gleichlautende Wörter mit verschiedenem Artikel, verschiedener Konjugation oder Orthographie in zwei oder mehreren Artikeln behandelt (z.B. der See und die See; abhängen als starkes Verb und als schwaches Verb; die Lerche und die Lärche). Schwieriger ist das Problem bei völliger Gleichheit der grammatischen und der Schreibfarm, wo sich folgende Frage erhebt: Liegen in einem Falle wie Absatz vier verschiedene Wörter vor, nämlich Absatz1 = Unterbrechung, Absatz2 - Erhöhung der Schuhsohle unter der Hacke, Absatz3 = Verkauf und Absatz4 - Ablagerung, oder haben wir

ein

Wort mit 4 verschiedenen Bedeu-

tungen vor uns? Anders ausgedrückt: Wieweit läßt sich ein Zusaitmenhang der Bedeutungen untereinander erkennen, der es rechtfertigt, nur

ein

Stich-

wort Absatz anzusetzen? Für solche Fälle wurden folgende Richtlinien festgesetzt: a) Weichen die Bedeutungen eines Wortes stark voneinander ab, so daß auch für den reflektierenden Sprecher keine Verbindung besteht, so setzen wir m e h r e r e

S t i c h w ö r t e r

ob das Stichwort historisch auf

ein

(Homonyme) an, gleichgültig, Wart (z.B. Schloß1 = Türschloß,

136 2

1

Schloß = Gebäude) oder auf m e h r e r e Wörter (z. B. Strauß = Blumenstrauß, Strauß2 = Vogel, Strauß3 = Streit) zurückzuführen ist. b) Ist die innere Verbindung stark differierender Bedeutungen für den reflektierenden Sprecher zu erkennen, so setzen wir e i n Stichw o r t an, gleichgültig ob das Stichwort historisch auf e i n Wort (Absatz) oder auf m e h r e r e Wörter zurückzuführen ist. So erscheint in dem Artikel abspannen nicht nur die Bedeutung „ein Zugtier ausspannen", saidern auch die heute veraltete Bedeutung ,, jmdn. abspenstig machen", cfcwchl ihr ein mittelhochdeutsches spanen „verlocken" zugrunde liegt. In einem Falle wie Absatz hilft das dazugehörige Verb absetzen den inneren Zusammenhang der Bedeutungen untereinander zu sehen. Ein entsprechender Verweis auf das Verb dient zur Verdeutlichung. Daß die Bedeutungsunterschiede aber größer sind als bei anderen Wörtern, soll die Gliederung in römische Zahlen gegenüber den scnst üblichen arabischen anzeigen (vgl. Pkt. II). 2. D i e

Auswahl

Zu der schwierigen Frage, den heutigen Bestand der Wörter von den in der Sprache früher auftretenden Bildungen abzugrenzen, sagt Walter Henzen bei Behandlung der Verben mit ver-: „Gewiß mausert sich der Wortschatz fortwährend, nicht nur inhaltlich: auch äußerlich ist die Sprache der Klassik und der Romantik nicht mehr schlechthin unsere Sprache. Aber wo liegen von Fall zu Fall die Zulässigkeitsgrenzen? Das sind unganein elastische Fragen." Diese Schwierigkeit ergibt sich aber nicht nur bei einem rückwärtigen Blick in die Vergangenheit, sondern auch bei einem Rundblick in der Gegenwart, der die heute möglichen Bildungen sichten muß. Dazu wurde schon eben (Pkt. I, Pkt. IV D u. E) das Grundlegende gesagt. Es sei hier noch einmal zusammengefaßt: Das Wörterbuch soll das allgemein verbreitete, das typische Wortgut unserer Jährhundertmitte möglichst vollständig bringen. Dabei ist der Wortschatz des gesamten 2o., des 19. und gelegentlich auch des 18. Jahrhunderts organisch mit einzubeziehen. Mundartliches und Fachsprachliches wird nur unter stark einschränkenden Bedingungen aufgenommen. Im folgenden sei besonders auf die Behandlung der K o m p o s i t a , der Z u s a m m e n b i l d u n g e n und der A b l e i t u n g e n eingegangen. 3 Fragen und Forschungen im Bereich und Umkreis der germanischen Philologie. Festgabe für Theodor Frings, Berlin 1956, S. 177.

137

a) D i e K o m p o s i t a : Da unbestreitbar die Gegenwartssprache mehr und mehr die Möglichkeit, neue Stammwörter zu bilden, verloren hat, ja sogar früher gebräuchliche mehr und mehr abstößt und sie durch Zusammensetzungen ersetzt, muß unser Wörterbuch eine viel reichere Auswahl an Kaiposita bringen als ältere Wörterbücher. Alle Kernposita anzuführen, ist nicht nur unmöglich, sendern auch unnötig, da sich sehr viele aus ihren Kcrnpositiaisteilen von selbst erklären (vgl. Pkt. III 3). Diese Tatsache bestimmt die Auswahl der Katposita: Es werden alle die gebracht, die als Ganzes einen neuen Bedeutungsgehalt bekennen haben, der aus den einzelnen Teilen nicht zu erschließen ist (z.B. Goldjunge). Es werden aber auch alle diejenigen aufgeführt, die wehl inhaltlich keine Schwierigkeiten bieten, die aber durch ihre Häufigkeit zun festen und typischen Gebrauch unserer Sprache gehören (z.B. Bühneneingang). Die Möglichkeit der Kcrrpositionsbildung im Deutschen ist demnach beträchtlich größer, als in unserem Wörterbuch angegeben werden kann. Die Katposita, in denen das Stichwort 1. Karpositionsglied ist, werden streng alphabetisch angeordnet, auch wenn dadurch Sinngruppen auseinandergerissen werden. Nur bei römischer Gliederung der Bedeutungen (vgl. Pkt. II u. V 1) werden auch die Katposita entsprechend aufgegliedert (z.B. Absatz). Das Wörterbuch bringt aber auch Katposita, in denen das Stichwort 2. Kanpositiaisglied ist. Sie werden im Anschluß an den Artikel des Grundwortes, nach den Hauptbedeutungen geordnet, angeführt. Da sie für die Wortforschung wichtiges Material geben und in den bisherigen Wörterbüchern, abgesehen von Sanders (186o ff.), fehlen, sind sie reicher aufgenarmen, als es sonst den Richtlinien des Wörterbuchs entspricht. Ihre Abhandlung an ihrer alphabetischen Stelle ist daher nicht unbedingt verpflichtend. b)Die Zusammenbildungen: Zusarrmeribildungen werden genauso angeordnet wie Kaiposita (z.B. Ein-; -akter, -hufer). Verweise auf Zusartmenbildungen finden sich bei dem entsprechenden Grundwort (z.B. bei Akt auf Einakter, bei Huf auf Einhufer) . c)Die

Ableitungen:

Auch die Ableitungen (z.B. Substantive auf -ung, -heit, -keit, Adjektive auf -lieh, -bar, -sam usw.) werden, je nach ihrer Selbständigkeit im heutigen Wortschatz, verschieden behandelt. So erhalten diejenigen

138

Ableitungen, die mehrere Bedeutungen oder reiche stilistische Verwendungen haben, also fest in der Sprache verwurzelt sind, einen selbständigen Artikel (z.B. Abneigung). Fehlt dagegen diese Vielfalt in der Verwendung, so werden die Ableitungen unmittelbar an den Artikel des Stanrrwortes angeschlossen (z.B. Abwägung). Solche Ableitungen aber, die zwar gebildet werden können, aber nicht üblich sind, werden überhaupt nicht aufgenommen (z.B. Abscheuerung, Abschickung). Auch hier sind die Grenzen zwischen den Gruppen fließend und nicht inner exakt zu bestimmen. Ganz ähnlich behandeln wir die Partizipien, besonders die Partizipien des Präteritums. Es gibt im Deutschen eine große Anzähl vcn ihnen, die auf dem Weg sind, selbständige Adjektive zu werden, oder es bereits geworden sind. Erhalten solche partizipialen Adjektive einen selbständigen Artikel im Wörterbuch, so ist einmal ein semantischer Grund dafür maßgebend: Die Bedeutung ist nicht im zugehörigen Verb vorhanden (z.B. abgekämpft). Andererseits kann die Bedeutung zwar im Infinitiv enthalten oder angedeutet sein, die Selbständigkeit des Partizips als Adjektiv ist aber so überzeugend, daß es ein eigenes Stichwort erhalten muß (z.B. abgelegen, abgeschieden). N i c h t a u f g e n o m m e n werden Abkürzungen und Eigennamen. Ist jedoch ein Name zum Bedeutungsträger geworden, so ist seine Aufnahme selbstverständlich (z.B. Eulenspiegeleien). VI.

Die Zitate

Zitate sollen, genau wie die stilistischen Redewendungen, das Stichwort in seinem Gebrauch verdeutlichen. Ihre Zahl und ihre Stelle im Artikel sind nicht festgelegt, sie variieren je nach Notwendigkeit. Grundsätzlich gilt, daß diejenigen Verwendungen, die chne Zitat gebracht werden, geläufig, jedem glaubhaft sein und natürlich klingen müssen (z.B. abwaschbar). So ist die Notwendigkeit für ein Zitat aus verschiedenen Anlässen gegeben: 1. Am häufigsten wird es dann auftreten, wenn das Stichwort in einer nicht unbedingt typischen Redewendung vorkommt. Dann muß ein Beleg die Verwendung veranschaulichen und beweisen (z.B. abknallen). Dieser Fall kann schon innerhalb eines kleinen Artikels mehrfach hintereinander begegnen. Jedesmal ist dann ein Beleg sprechender als eine gekünstelte normierte Redewendung. 2. Aus der Forderung, audi das frühere Schrifttim zu berücksichtigen, ergibt sich ein weiterer Anlaß für ein Zitat: Veraltetes, Seltenes, Absterbendes muß aus bekannten Schriften belegt werden (z.B. Air 1).

139

Diese beiden Gesichtspunkte zur Aufnahme von Zitaten bergen die Gefahr, daß unsere Belege eine Sammlung ausgefallener Seltenheiten werden könnten. Auch wenn wir den Standpunkt vertreten, daß das Typische in unserer mittleren Ausgabe nicht belegt zu werden braucht, so ist doch als Gegengewicht zu Punkt 1 und 2 ein weiterer Punkt sehr wesentlich: 3. Weithin gebräuchliche, gleichsam als geflügelte Worte empfundene Belege werden im Wörterbuch aufgenarmen^. Auch einer Bereicherung und Abrundung c durch ein besonderes wertvolles Zitat steht grundsätzlich nichts im Wege. Die Zitierung ist folgendermaßen geregelt: G e d i c h t e werden nach ihrer Überschrift oder Sanmlung, in der sie abgedruckt sind, zitiert. V o l k s l i e d e r nach der Überschrift oder ihrer Anfangszeile. D r a m e n werden nach Akt und Szene angegeben, Goethes Faust nach Zeilen. Auch N o v e l l e n (bis etwa 3o Seiten Länge nach der im Quellenverzeichnis angegebenen Ausgabe) werden nach ihrer Überschrift zitiert. Die Zitate aus längeren N o v e l l e n (etwa über 30 Seiten) und R o m a n e n dagegen erhalten die genaue Angabe vcn Band- und Seitenzahl. Die dazu benutzten Ausgaben sind aus dem Quellenverzeichnis ersichtlich. Alle Zitate werden nach den im Verzeichnis angeführten Werken abgedruckt. Dabei werden nötigenfalls orthographische Änderungen nach der letzten Ausgabe des Duden vorgenommen, sprachlich wird jedoch nichts geändert. Die Versfarm wird durch einen Schrägstrich gekennzeichnet. Weitgehende Kürzungen der Zitate sind aus Gründen der Raumersparnis notwendig, die genaue Stellenangabe ermöglicht jederzeit, den vollständigen Wortlaut nachzuschlagen. Opernzitate werden nach dem Autor oder auch dem Komponisten zitiert. VII.

Die grammatischen Angaben

Die Wörter werden im allgemeinen ihren grammatischen Kategorien zugewiesen, jedoch müssen grammatische Gesichtspunkte in einem Bedeutungswörterbuch zurücktreten. Das S u b s t a n t i v wird durch den Artikel gekennzeichnet; außerdem wird die Endung des Genitiv Singular und des Ncminativ Plural angegeben. Auf weniger gebräuchliche Formen wird vcn Fall zu Fall hingewiesen (z.B. Ab4

ES erscheint z.B. im Artikel ABER das bekannte Zitat von BÜRGER: Der Mann, der das Wenn und das Aber erdacht. 5 Etwa im Artikel ab der GOETHE-Be1eg Ab denn, rascher hinab aus Schwager Kionos.

140

wick[e] lung) Das V e r b erhält seine 3 Starrmformen und das Hilfsverb der zusarrmengesetzten Zeiten (hat oder ist). Dazu ist jedoch zu bemerken, daß bei allen regelmäßigen schwachen Verben, die mit „haben" konjugiert werden, diese inxrer wiederkehrenden Angaben wegfallen. Die Stammformsn aller starken Verben werden jedoch stets aufgeführt, ferner jede kleine Abweichung in der schwachen Konjugation und endlich auch das Hilfsverb der zusammengesetzten Zeiten, sofern es „sein" ist oder sofern „haben" n e b e n „sein" stehen kann. Es erscheinen also folgende Fälle: malen (ohne nähere Angaben, wird mit „haben" konjugiert); starkes Verb: schreiben, schrieb, hat geschrieben; schwache Verben: rechnen, rechnete, hat gerechnet; marschieren, marschierte, ist marschiert; segeln, segelte, hat/ist gesegelt. Auch Abweichungen anderer Art werden vermerkt (z.B. lassen [er läßt]). Weniger gebräuchliche Verbalformen erscheinen in Klarrmern (z.B. absaugen). Differieren 2 Formen derselben Zeit, chne daß der lebende Sprachgebrauch eine von ihnen bevorzugt, so werden sie, nur durch Kemna getrennt, nebeneinandergesetzt (vgl. Pkt. XI 2). Alle A d j e k t i v e , die zugleich Adverbien sein können, werden grammatisch nicht bezeichnet, nur r e i n e Adjektive und reine Adverbien. Der Benutzer muß die Wortart aus den stilistischen Verwendungen entnehmen. Diese Notwendigkeit ergibt sich für die grammatische Verwendung der V e r b e n . Nach Möglichkeit wird der transitive, intransitive und reflexive Gebrauch des Stichwortes in der Bedeutungsangabe wiederholt, so daß die Rektion von Stichwort und Bedeutungsangabe übereinstimmt. Es muß also für ein transitives Verb auch eine transitive Erklärung stehen. So kennzeichnen z.B. die ersten 4 Punkte des Verbs abstreichen den transitiven Gebrauch in den mit „etw." beginnenden Bedeutungsangaben. Die 5. intransitivische Bedeutung dagegen, „wegfliegen", entspricht der intransitiven Verwendung des Verbs. Nicht immer ist diese Übereinstimmung in der Rektion zu erreichen. Besenders intransitive Verben sind manchmal nur reflexivisch zu erklären (z.B. abstechen, „sich stark abheben", abgehen „sich ablösen"). Gelegentlich sind auch zwei Bedeutungsangäben mit verschiedener Rektion vorhanden, deren inhaltlicher Wert verschieden ist. Dann wird die treffende Bedeutung, auch wenn sie nicht mit der Rekticn des Verbs übereinstimmt, der weniger präzisen vorgestellt. So hat abreißen in intransitiver Verwendung 2 Erklärungen: „sich losreißen" und „abgehen". Da die reflexive Erklärung (sich losreißen) das Wort treffender wiedergibt als die intransitive (abgehen) , steht sie an 1. Stelle. Die grammatische Verwendung muß in solchem

141

Falle aus den Beispielen entnarmen werden. Bei den

K o m p o s i t a

fällt die Angabe von Genitiv Singular und No-

minativ Plural weg, sie ist beim Grundwort zu suchen. Bei bi l d u n g e n

Zus

a m m e n -

dagegen werden diese Kasus gebracht, weil ihr 2. Teil nicht

als selbständiges Wert besteht (z.B. Einakter). VIII.

Die Aussprache

1 . D e r A k z e n t Der A k z e n t , der auf die 1. Silbe des Wortes fällt, wird nicht angegeben (z.B. Absatz, abwägen). Liegt er auf einer anderen, so wird er durch Punkt oder Strich gekennzeichnet. Dabei bedeutet der Punkt die Kürze, der Strich die Länge des akzenttragenden Vokals oder Diphthongs (z.B. Abonnement, Journal, abscheulich). Nebenakzente werden nicht berücksichtigt. 2. D i e U m s c h r i f t Die allgemeinen Ausspracheregeln der deutschen Sprache werden als bekannt vorausgesetzt. Dazu werden auch folgende Sonderfälle gerechnet, die nicht umschrieben werden: Die Aussprache des ch als ach-/ich-Laut, z.B. in Bach, Licht " von st und sp im Staimnanlaut als [seht] und [schp] " " " von v als [f], z.B. in Veilchen " der Endsilbe -ig, z.B. in ewig " " " der Endsilbe -tion als [tsjon], z.B. in Nation " " von th als [i],ph als [f], rh als [ r ] in Fremdwörtern, z.B. in Theater, Philosophie, Rhythmus. Aussprachehilfen werden für alle Wörter gegeben, die von den allgemeinen Ausspracheregeln abweichen, also vor allem für die Fremdwörter. Meist sind es nur Wortteile, die in der Umschrift wiedergegeben werden müssen. Nach reiflicher Überlegung wird nicht die Internationale Lautumschrift angewandt, sondern eine Umschrift, die soweit wie möglich mit deutschen Buchstaben auskommt. Für deutsche Benutzer wird unsere Umschrift dadurch leichter lesbar sein, und bei dem Ausländer, der dieses Wörterbuch benutzt, muß so viel Sprachkenntnis des Deutschen vorausgesetzt werden, daß auch ihm keine Schwierigkeiten erwachsen. Einige im deutschen Alphabet nicht vorkommende Laute werden aus der Internationalen Lautumschrift übernommen: 3 = stimmhafter Sch-Laut wie in Journal, Garage a = kurzes dumpfes e wie in Farbe D = offenes o, kurz wie in Sonne, lang wie in all right das Nasalierungszeichen für Nasalvokale, das über die deutschen Vokale tritt; also a wie in der Aussprache mit Nasalvokal in Chance o " " " " " " " Fond 0 " " " Parfüm 1 " " " " " " " Bassin. Betonte Nasale werden halblang ausgesprochen. Dazu treten 2 Laute, die im Deutschen durch mehrere Buchstaben wiedergegeben werden: 0 = ng wie in singen, J = sch wie in Schuh. Der Grad der Eindeutschung bei Fremdwörtern wird in manchen Fällen durch die Umschrift angedeutet:

142 nicht eingedeutschte Fremdwörter: Agrement [-mä] teilweise eingedeutschte Fremdwörter: Feuilleton [föjeto, -toi}] eingedeutschte Fremdwörter: Balkon [-kon,-ko, österr. -kon] Einige Umschriften seien probeweise angeführt: Journal [^ur-], Bassin [-er), -§], Ensemble [aßäbl], Impromptu [eprotü], Girl fgöri], all right [ gI raj_t ], Kaviar [-aw-"]. IX.

Die Herkunft

Wie die Aussprache, so liegt auch die Herkunft nur am Rande der Aufgaben dieses Wörterbuches. Daher werden bei Wörtern aus fremden Sprachen nur kurze Herkunftsbezeichnungen, aber keine fremdsprachigen Wortformen gegeben. Diese Hinweise auf die Herkunft werden in Winkelklammern < » angeführt. Fremde Wörter der älteren Zeit, die vor der Erfindung der Buchdruckerkunst, also ungefähr bis zum Ende des 15. Jahrhunderts, ins Deutsche eingedrungen sind, erhalten nur dann einen Hinweis, wenn ihre fremde Herkunft noch teilweise erhalten ist, etwa im Akzent (z.B. Turnier < franz. », Türkis «franz.», aber: Mönch). Bei fremden Wörtern, die nach der Erfindung der Buchdruckerkunst eingedrungen sind, wird stets die Herkunft angegeben, auch wenn sie orthographisch weitgehend eingedeutscht sind (z.B. Frisör

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192

3.

Schluß

Die vergleichende Demonstration der Abhängigkeit deutscher Wörterbücher untereinander hat nicht den Ehrgeiz der ohnehin illusorischen Exhaustivität. Es sollten die Dinge lediglich mit ein paar Beispielen ins Lot gerückt werden. Verschwiegenes sollte klar gesagt werden. Mißliche Beschreibungslücken sollten eine erste Füllung erhalten. Es ging nicht um Anklage. Die Abhängigkeit von Wörterbüchern untereinander ist notwendig. Ladislav Zgusta (1986) hat unlängst noch einmal dargestellt, daß es für die lexikographische Information kein Besitzrecht und kein Patentierungsrecht gibt, ebenso wenig übrigens wie für die Sprache selbst. Wenn z.B. die Definiticnsanordnung eines Artikels bereits in befriedigender Weise vorliegt, dann bleibt dem nachfolgenden Wörterbuch, das den Vorgänger auf anderen Gebieten verbessern will, gar nichts anderes übrig, als diese Definiticnsanordnung zu übernehmen. Oder sollte es etwa um des Unterschiedes willen eine schlechtere Definitionsanordnung treffen müssen? Hinzu kcmmt, daß, wie wir gesehen haben, die Abschreibsituation in Deutschland nicht rein einseitig ist. Schließlich kann das Benutzerinteresse nicht völlig unberücksichtigt bleiben, das auf Qualität der Information gerichtet ist, nicht auf Originalität. Wenn das alles so ist, dann darf man allerdings van Lexikographen und seinem Public-Relations-Fachmann verlangen, daß die eigene lexikographische Leistung nicht höher dargestellt wird,als sie ist. Ideal wäre zweifellos die nüchterne Offenlegung der Abhängigkeit von anderen Werken im Vorwort, eine Offenlegung, auf deren Hintergrund dann auch die eigene Leistung gebührend herausgestellt werden darf. Offenbar brauchen wir ein Ethos des Vorworts, das es bislang nicht gibt, auch nicht in den traditionsreichsten und bedeutendsten und finanzstärksten Verlagen. Einem zukünftigen lexikographischen und metalexikographischen Wahrheitsethos ist diese Studie gewidmet.5

^Vorbildlich ist das Vorwort zur ersten Auflage des Deutschen Wörterbuchs von Hermann Paul (vgl. Wiegand 1983:3o3).

193

HELENE MALIGE-KLAPPENBACH DÄS WORTARCHIV DES

W D G

IN OnOJODOGISCHER SICHT

Eine Klarstellung

In der umfassenden Darstellung von H.E. WIGAND, betitelt "German Dictionaries and Research on Lexicography of German frctn 1945 to the Present" (Wiegand 1985) sind dem Verfasser im Hinblick auf das WDG und die direkten Quellen, die die Grundlage eines jeden Wörterbucharchivs bilden müssen, (übersetzungsbedingt ?) schwerwiegende Irrtüner unterlaufen, die in dieser Form nicht unwidersprochen bleiben dürfen. Wiegand (1985:193) behauptet: "The DUDEN-GWB is the f i r s t (gesperrt von der Verf.) dictionary of contemporary German, that was compiled on the basis of a collection of linguistic material that was done by hand and that had been set up systematically and esp. for the purposes of the compilation of this dictionary and other dictionaries, and which is based inter alia on the sources listed in the bibliography (Vol. I, 25-32). Such a collection can be regarded as a selective exploitation of a lexicographical corpus (which always constitutes a set of texts). Thus the DUDEN-GWB is the f i r s t (gesperrt von der Verf.) dictionary of contemporary German whose dictionary base is not comprised solely of secondary sources, namely other dictionaries, nor only of slip archives designed initially for other purposes". Folgendes muß dieser Darstellung entgegengehalten werden (vgl- eben S. 22): 1. Bereits in Klappenbach (1980:9 findet sich folgende, die Genesis des WDGCorpus charakterisierende Stelle: Jedoch berieten uns eine Reihe von Linguisten der Akademie, besonders vom 'GRIMM', in den ersten Jahren (d.h. ab 1952. Die Verf.) und nahmen Stellung zu Probeartikeln, die wir beide vorlegten, wobei wir uns auf den 'GRIMM', einige andere total veraltete und kleinere, auch zweisprachige Wörterbücher gestützt hatten und auf das eigene Sprachgefühl. Auch die der Akademie eigenen Karteien waren zu Rate gezogen worden: die vom 'GRIMM', vom MarxEngels-Archiv, vom Goethewörterbuch. Aber diese Karteien, durchaus wertvoll und nützlich in ihrer Art, stürzten uns doch oft in Zweifel, ob wir auf dem richtigen Wege in ihrer Nutzung waren, und nach knapp 2 Jahren schon (d.h. ab 1953/54. Die Verf.) sahen wir die Notwendigkeit ein, eine g e g e n w a r t s s p r a c h l i c h e W o r t k a r t e i nach e i g e -

194 n e n P r i n z i p i e n s e l b s t zu s c h a f f e n (gesperrt von der V e r f . ) . S i e wies zum Abschluß des Werkes 2 1/2 M i l l i o n e n B e l e g e a u f , e i n gutes E r g e b n i s des F l e i ß e s der E x z e r p t o r e n .

Aus d i e s e r Dokumentation d ü r f t e z w e i f e l s f r e i hervorgehen, daß b e r e i t s ab 1953/54 e i n e moderne Wörterbuchkartei, e i n Thesaurus a l s o , s p e z i e l l f ü r d i e Z i e l e des WDG a n g e l e g t worden war, a l s o schon 7-8 Jahre v o r s e i n e r e r s t e n P u b l i k a t i o n i n der Form e i n e r D o p p e l l i e f e r u n g

(a - a n n e h m e n) im Jahre 1961. Da von

Exzerptoren d i e Rede war, d ü r f t e auch k l a r s e i n , daß n i c h t nur e i n e i n z e l n e r am Werk war. T a t s ä c h l i c h haben außer mindestens 3 hauptamtlichen Exzerptoren, d i e im Laufe der Jahre n a t ü r l i c h wechselten, auch d i e w i s s e n s c h a f t l i c h e n M i t a r b e i t e r , sogar RUTH KLAFFENBACH s e l b s t und auch d i e V e r f . mitgesammelt und i h r e gegenwartssprachlichen "Funde" aus e i g e n e r F r e i z e i t l e k t ü r e den technischen K r ä f t e n zur H e r s t e l l u n g k a r t e i g e r e c h t e r B e l e g e und - nach Überprüfung -

zur

alphabetischen Einordnung i n d i e K a r t e i ü b e r g e b e n . ( V g l . auch eben S. 138 f . ) . 2.

Schon e i n f l ü c h t i g e r B l i c k auf d i e Z i t a t e i n den e r s t e n 15 S e i t e n der 1.

D c p p e l l i e f e r u n g ven 1961, d i e unverändert i n den I . Band von 1964 e i n g i n g , d ü r f t e z e i g e n , w i e im WDG weitgehend moderne, um d i e Jahrhundertmitte a k t u e l l e L i t e r a t u r z i t i e r t wurde, d i e nirgendwo k o m p i l i e r t h ä t t e a n g e t r o f f e n werden können und einen besonderen A r b e i t s e i n s a t z i n Form von Exzerptionen g e f o r d e r t h a t t e , also "the basis of a o o l l e c t i a n of l i n g u i s t i c material" b i l d e t e . 2 Auf den e r s t e n 15 S e i t e n des I . Bandes f i n d e t man u . a . : B. BIECHT ( a a l g l a t t ) ,

W. BIEDEL ab L.

II4a;

( a b b i e g e n

FRANK

( a b b i l d e n ; H.

1), H,

MANN

MARCHWITZ A

2),

O.M.

STRITTMATTER ZWEIG

1b). Auch

TH.

FRINGS

l i c h ) ,

und daß

R.

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GRAF

(a b b 1 ü h e n ) ,

H.

MANN

b b r

( a b b i e g e n

( a b b e i ß e n

a b b i l d e n ; 2),

A.

ö c k e

1 n),

J.

(a a s i g 2;

M.

HAUSMANN

II

1;

a b b i t t e n ) ,

MANN

2 c;

WASSERMANN ST.

beim

A b e n d s t e r n WEBER

a),

a b d r ü k ( a b e n d -

ZWEIG

w i r d i n einem s e i n e r bedeutendsten Werke z i t i e r t WAGNER

(a a s i g

A b e n t e u e r

3),

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z i t i e r t werden müßte,

m i t dem

),

a b b l ä t t e r n ) ,

1 ) , K.

(Aas

SEGHERS

2; A b b r u c h

genau w i e etwa späterhin ( I I I . Band) C.M. v . k r a n z

2 a ) , H. FALLADA

I I 2 ) ; G. HERMANN ( a b

( a b b e k o m m e n

E.

2),

l i c h ) ,

(Aas

FEUCHTWANGER (a a l , i g ;

( A b b e r u f u n g ;

A.

k e n

W'BLIN I.

A b d r u c k

( a b e n t e u e r n ) ,

HESSE TH.

j4.

a b b l e i b e n ) ,

( a b e r

J u n g f e r n -

, e r s c h i e n uns im Rahmen unserer Kulturaufgabe notwendig. Hinweise

auf moderne Z e i t s d i r i f t e n , z . B . d i e "URANIA", d i e e x z e r p i e r t worden waren, wurden im Text mit Fug und Hecht eingebaut. Sogar schon im Probedruck von 1956 ( v g l . Anhang 3) war e i n e Anzahl moderner S c h r i f t s t e l l e r z i t i e r t worden, was

195

nicht auf sekundären, nur auf direkten Quellen beruhen mußte, zumal bei den damaligen Planaufgaben des damaligen Instituts für Deutsche Sprache und Literatur an der damaligen Deutschen Akademie der Wissenschaften. 3. Wie groß letzten Endes die endgültige Zahl der zugrundegelegten modernen und im Falle des WDG auch von klassischen Werken war, zeigt das Quellenverzeichnis des WDG mit ca. 822 Titeln, dem das des DUDEN-GWB mit ca. 544 Titeln gegenübersteht. Daß die Quellen des WDG in corpore erst am Ende des ganzen Werkes, also erst 1977 veröffentlicht wurden, besagt doch wohl nicht, daß sie zuvor bei der Abfassung der Wörterbuchartikel nicht als Grundlage genutzt worden waren. Wenn das DUDEN-GWB seine Quellen bereits in seinem I. Band 1 Jahr zuvor, also 1976, veröffentlicht hat, ist das die subjektive Entscheidung seines Herausgebers, die genau so wie die des WDG, damit zu warten, zu respektieren wäre. Mit der namentlichen Aufzählung der Quellen ist in keinem Falle etwas über den Zeitpunkt ihrer Exzerption und praktischen Auswertung ausgesagt. Tatsächlich liegt die Zahl der ab 1953/54 exzerpierten oder auch nur benutzten Werke für das WDG beträdrtlich hoher als die bereits angegebene Zahl S22, da in dem von R. SCHNERRER zusammengestellten Quellenverzeichnis aus Gründen der Platzersparnis z.B. nur "Gesarrmelte Werke"

(TH. MANN,

12 Bände, R.

M. RILKE,

6 Bände, E.

WEINERT

u.a.)

zu finden sind oder "Sämtliche Schriften/Werke?' (G. E.

LESSING,

23 Bände, F.

V. SCHILLER,

16 Bände,

J. PAUL u.a.)

oder "Poetische Werke" (w. v.

GOETHE,

22 Bände)

oder auch ähnliche Zusammenfassungen wie z.B. bei

c.M. WIELAND

oder

J.J.

WINCKEL-

MANN.

Daß das besondere Augenmerk der Herausgeberin inner weniger auf klassische als auf moderne Autoren gerichtet war, ergab sich chne weiteres aus der Themar tik des Wörterbuches. Moderne Autoren wurden "dicht" exzerpiert, manche sogar 2mal im Laufe der Jahre, wie z.B. TH. KANN, während von den klassischen Autoren auf Grund der Vorplanung von nur 4-6 Bänden (vgl. Anhang 7) einer m i t t l e r e n WDG-Ausgabe inner mehr abgerückt werden mußte. Der zur Verfügung stehende Platz hätte nach RÜTH KLAPPENBACHS ständig durchgeführten Berechnungen keinesfalls ausgereicht. Einige Zahlen exzerpierter Werke moderner Autoren seien im

196

folgenden genannt: WANGER

(17), M.

L. RINSER

(11), c.

H.

FRISCH

BÖLL

(9),

(5), E.

(5), A.

BRECHT

(7), H.

(4) , R.

(6), K.

TUCHOLSKY

(4), E. STRITTMATTER ZUCKMAYER

B.

KÄSTNER'

ZUEIG

(9), ST.

ZWEIG

(7), L.

FALLADA

MUSIL

(5), M.

(7), E.

FEUCHT-

PLANCK

WELK

(6), F.

(6), WERFEL

(6) . - Bei vielen modernen

Zeitschriften wurde in dem genannten Verzeichnis nur 1mal der Titel angegeben: Heute und Morgen, Die neue Schule, Natur und Heimat, Muttersprache, Neue Deutsche Literatur, Neue Justiz, Polytechnische Bildung, Die neue Rundschau und viele andere. Oft betrafen diese Angaben ganze moderne Zeitschriftenreihen . 4. Bei gründlichem und unvoreingenommenem Studium des WDG hätten auch 2 weitere Passagen aus dem Vorwort zum I. Band (1964) entsprechend richtig verstanden und gewichtet werden müssen. Beide beweisen eindeutig die unverrückbare Tatsache der "basis of a collection of linguistic material". a) Auf Seite 030 des von

RÜTH

KLAPPENBACH

und

WOLFGANG

STEINITZ

unterzeichne-

ten Vorwortes von März 1964 in ¿er am Schluß stehenden Danksagung folgender Satz: An den Exzerptionen haben neben allen Mitarbeitern viele andere kürzere oder längere Zeit mitgeholfen, vor allem BETTINA BERTSCH und GERTRUD POWITZ (bis 1960).

Das würde voll und ganz dem unter 1. Gesagten entsprechen. b) Auf Seite 033 steht vor dem sich anschließenden Äbkürzungsverzeichnis folgender Satz: Das Q u e l l e n v e r z e i c h n i s wird dem 2. Band beigelegt, da sich im Laufe der Arbeit und auf Grund der in den Rezensionen geäußerten Wünsche die Exzerption zahlreicher neuer Werke als notwendig erwies, die in diesem Band noch nicht vertreten sind.

Es erschien der Herausgeberin jedoch als zweckmäßig, am Ende des 2. Bandes doch lieber um der Einheitlichkeit willen mit dem Quellenverzeichnis zu warten. Und so geschah es denn auch. Wie es zu dem von

H.E.

WIEGAND

geäußerten Standpunkt zur Chronologie der

Wortarchive von WDG und DUDEN-GWB kernten konnte, ist unersichtlich und soll hier nicht weiter verfolgt werden. Hätte wiegand die von ihm am Anfang zitierten Passagen ("The DUDEN-GWB is the f i r s t

...") 20 Jahre vordatiert

und auf das WDG bezogen, so wäre sein Urteil richtig gewesen. Jedenfalls 1 entspricht es s o nicht der Wahrheit.

197

1. Anmerkung des Herausgebers: Was Herbert Ernst Wiegand offenbar sagen wollte, ist dies: in der Planung des WDG war nicht von Anfang an ein für die Zwecke des Wörterbuchs systematisch angelegtes Wortarchiv vorgesehen. Das ist unbestritten. Wie Helene Malige-Klappenbach (eben S. 22) darlegt, meinten die Berater des WDG, darauf verzichten zu können. Es waren dann die Redaktorinnen des WDG, welche die Notwendigkeit eines Wortarchivs erkannten und die planvolle Exzerption von Quellentexten organisierten. Als 7 Jahre später die erste Lieferung erschien, basierte sie selbstverständlich auf einer Wortkartei, die eigens dafür angelegt worden war. (Hier - d.h. bei den Wörtern mit A - hätte ja auch das von H. Malige-Klappenbach eben S. 11 beschriebene Auf-den-Kqpf-Stellen des GRIifl wenig genützt, insofern der erste GRIMM-Band nur noch historischen Wert haben konnte). Man kann nun natürlich sagen, das Große Wörterbuch der deutschen Sprache von Duden sei das erste deutsche Wörterbuch der Gegenwartssprache, das vom Beginn der Planung an die Anlage eines Wortarchivs zur Bedingung des Wörterbuchschreibens machte, doch hätte die Zuweisung einer solchen "Premiere" wenig Sinn, denn erstens wissen wir gar nichts Sicheres über Dudens Planung (während die WDG-Verantwortlichen sehen nach kurzer Zeit (1953/54) den Irrtum ihrer Berater erkannt und korrigiert haben), zweitens ist die Planung von Duden in Kenntnis der WDG-Erfahrung kaum mehr ein Verdienst, sondern nur noch logisch, und drittens sind die Planungsstadien und -korrekturen für die Bewertung des Endprodukts unerheblich. Einzig wichtig ist, daß nicht erst das GWDS von Drosdowski sondern bereits das WDG der Schwestern Klappenbach auf einer umfangreichen gegenwartssprachlichen Wortkartei basiert. Daran gibt es nichts zu rütteln, auch wenn man dann noch über die Systematik der Anlage einer solchen Kartei streiten kann. Ist demnach der erste o.S. 193 zitierte Satz von H.E. Wiegands englischem Text unpassend, so maß der letzte schlichtweg als falsch zurückgewiesen werden. Denn übersetzt man ihn ins Deutsche zurück, so lautet er folgendermaßen: Auf diese Weise ist DUDEN-GWB das erste Wörterbuch des heutigen Deutsch, dessen Wörterbuchbasis nicht ausschließlich aus Sekundärquellen besteht, nämlich anderen Wörterbüchern, noch ausschließlich aus einer Kartothek, die ursprünglich für andere Zwecke angelegt wurde. Das ist unhaltbar. In diesem Sinne ist die Klarstellung durch H. Malige-

193 Klappenbach zu begrüßen und wird gewiß auch vcn H.E. Wiegand begrüßt, der die zitierten Sätze auf Deutsch wchl nicht publiziert hätte. Man kann sich noch fragen, beide Wörterbücher vollständig aus den Primärquellen gearbeitet sind. Sind z.B. alle aufgeführten Kollckatianen in den jeweiligen Kartotheken nachweisbar? Sind WDG und GWDS, wie der Trésor de la langue française, reine Corpus-Wörterbücher? Die Antwort muß für beide negativ ausfallen. Für die Kollckatianen sind in beiden Fällen die sekundären Quellen (und die Sprachkcmpetenz des Lexikographen) wichtiger als die primären Quellen. Und auch das im Vergleich zum Trésor de la langue française eher spärliche Auftreten vcn Zitaten in beiden Wörterbüchern legt nicht den Schluß nahe, daß jeder Artikel einzig aus der Beschäftigung mit dem Textcorpus erwachsen ist. In jeden Falle wäre es übrigens zu begrüßen, daß die Duden-Redaktion einmal am Beispiel darlegte, wie sich Primärcorpus und Wörterbuchartikel im Falle des GWDS zueinander verhalten.

199

LITERATURVERZEICHNIS I. Wörterbücher

(s. Nachtrag S. 2o4)

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205 NAMENREGISTER Adelung 122, 13o Ammann 42 Arigo 16 Aubin 168 Bach 48 Baetke 48 Baldinger 119, 12o Bally 43, 44 Baudusch 52, 65, 66 Becker 24, 52 Beckmann lo, 18, 19, 22, 5o Beethoven 1lo Beißner 48 Bellmann 52, 145 Bernal 28 Bertsch, B. 196 Betz 11, 48, 97 BirSakova-Babkin 53 Bischoff 48 Block 11 Blumenthal 48 Blumrich 52, 53, 65, 66 Boeckh 47 Boll 196 Bork 53 Braun, C. 161, 165 Braun, P. 177 Brecht 194, 196 Bredel 17, 194 Brinkmann 48, 53 Buck 179, 192 Bürger 139 Bussenius 119 Campe 122, 13o Dal 48 Darwin 164 Dasypodius 117, 122 Delbrück 17 Döblin 194 Dornseiff 5, 11, 24, 118, 12o Dresel 52, 65 Drosdowski, 177, 179, 182-5, 189 Dückert 53, 66 Dymke 52, 53, 65, 66 Eggers 53 Elöd lo Engel 53 Engels 3, 5, 22, 171, 173 Epperlein 53 Erben lo, 27, 41, 47, 48 Euling 11 Fallada 194, 196 Feiice 119 Feuchtwanger 111, 194, 196

Feudel 61 Filipec 53 Flach 48 Flake 14 Fleischer 46, 53, 54 Fourquet 48 Frank, L. 194 Friedrich X, III, 4 Frings 3-lo, 46f. 5o, 125, 136, 167f. 169, 172, 194 Frisch, J.L. 122 Frisch, M. 196 Frisius 122 von der Gabelentz 25 Geiler 16 Ginschel 53 Glinz 42, 119 Goes 14 Goethe 4, 6, lo, 16, 18, 22, 47, lo9, 139, 195 Götze 11 Götzinger 15 Graf 194 Grimm 4, 6, lo-13, 15, 18, 22, 23, 26, 49, 5o, 117, 121, 122, 126, 193ff. Große 48, 53 Grumach, 5, 10, 47 Grünert 53 Hadermann 48 Hagen 49, 53, 66 Hallig 24, 26, 119, 121 Hammerich 48 Harsdörffer 122 Härtung 47, 53 Hausmann, M. 194 Havränek lo Henisch 16, 122 Henne 12 Henzen 136 Herberg 32, 53, 66 Hermann 194 Heun lo Heyne 35 Hoffmann 11 Holmberg 53, 54 Hölty 12, 17 Honecker 55 Horaczek 48 Humboldt lo IIsmann 53 Ising lo, 47, 53, 66, 122 Janko 11, 96 Jespersen 118 Julianus 16

206 Kästner 196 Kalicinski 26, 121 Kantorowicz 48 Karg-Gasterstädt 8, lo, 47, 97, 115, 116, 167, 17o Käubier 53, 64, 66 Kayser 42 Kempcke 53, 63, 65, 66, 145 Ketzel 53, 65, 66 Klappenbach 7-lo, 2o-25, 28 - 3 o , 38, 45-5o, 53, 55, 61, 63, 65, 66, 93, 115, 125, 161, 171, 173, 175, 183 193-197 Kluge 11 Kochs 5o Korff 8 Köster 53 Kralik 48 Kramer 122 Kretschmer 5, 11 Kronasser 46, 121 Kucera 179, 193 Kupper 12 Kusch 53 Latour 177, 179 Leibnitz 4, 5, 7, 55, 119, 169 Lerchner 53 Lessing 7, 195 Ludwig 33, 53, 66 Luick 118 Luther 16 Mahler 122 Mackensen 11, 48 Magay 93 Mager 53, 66 Magnusson 48 Magon 48 Malige-Klappenbach 7, 2o, 22, 26, 46 53, 65, 117, 145, 177, 193-197 Mann, H. 194 Mann, K. 194 Mann, Th. 111, 194f. Mantey lo, 47 Marchwitza 194 Marx 3, 5, 22, 171, 173 Metzger 48 Mironov 48 Mollay 48 Moser 53 Mrazoviff 54 Muhlak 53 Müller 53, 145, 168 Muret 11 Musil 196 M u t a f & e v a 53 Neuendorff 7

Neumann 61 Niekerken 48 Öhmann 48 Olsanski 177 Orszägh 48, 49, 93 Otto 119 Paul 11, 192 Pee lo Pekrun 11 Petermann 53, 64, 65, 66 Pfeifer lo, 47 Planck 196 v. Polenz 22 Powitz 53, 196 Pretzel 48 Protze 48 Quadri 121 Richter 53, 65, 66 Riesel 42, 43 Rinser 196 Rilke 195 Roget 118, 119 Rosenfeld 48 Rosengren 53 de Ruiter 53, 66 Sanders 11, 118, 119, 12o, 122, 137 Saussure 24, 26, 43 Schadewaldt 5 Schaeder 177 Scharnhorst 53 Schieb 48 Schildt 53 Schiller 16-18, 195 Schirmer 11 Schlessing 118-12o, 122 Schmidt 53 Schnerrer 53, 64, 65, 66, 195 Schottel 122 Schücking 8 Schumann 53 Seghers 194 Seidler 42, 43 Siebenschein lo,ll, 47, 48, 96 Sievers 8, 167, 168 Simon lo Skorge 9 Sokrates 16 Sonnleithner llo Sparmann 52, 53, 65, 66, 145 Spott 145 Stantscheff 48 Steinitz 3-lo, 13, 18, 37, 41, 43, 45, 49, 5o, 55, 125, 145, 161, 171, 175, 196 Stieler 122 Strittmatter 194, 196 Teilenbach 53, 65, 66

207 Teuchert 48 Treitschke llo Trier 24, 26, 27 Trübner 115 Tschirch 48 Tucholsky 196 Turoczi-Trostler 48 üSakov 23, 37, 41, 42 Uschakow 6 Vater 47 Vollmet 13 Voßler 121 Wachsmuth 48 Wagner, R. 194 Wahrig 11, 23, 25 Wapnewski 178 Wartburg 24, 26, 119, 121 Wassermann 194

Wasserstein 119 Weber, C.M. 194 Wehrle 118-12o Weinert 195 Weinrich 176-8, 18o-2, Weisgerber 48, 119 Welk 196 Wellmann 177 Werfel 196 Wiegand 41, 177, 179, 183, 192-197 Wieland 195 Winckelmann 195 Winkler 42 Wissmann lo, 18, 19, 21, 25, 45, 47, 125 Wunderlich 53, 66 Wunsch 53, 66 Zatocil 48 Zehn 53 Zgusta 192 Zikmund 54 Slrmunskij 48, 49 Zuckmayer 196 Zweig, A 194, 196 Zweig, St. 194, 196

Vgl. Rezensentenregister S. 160

FOTODOKUMENTATION

209

1.

Die

Lehrer:

1.1

Theodor Frings

(1886-1968)

210

212

3.

Das Team:

3.1

September 1958 (von vorn n a d i h i n t e n : Dr. Müller, Boltenhagen; Schrape; Dr. Wunsch und Frau; F r ä u l e i n Kahlert und Schwester; Dr. Dynke; Regina Stürmer, Dorothea Paschold; Dr. Malige; Wunderlich; Dr. Klappenbach, Bellmann)

3.2

1963 (von l i n k s nach r e c h t s : Helene Malige-Klapperibach, F. Boltenhagen; Ruth Klappenbach, A. K a h l e r t ; D. Herberg, I . Dymke).

213

3.3

Mai 1964 (von l i n k s nach r e c h t s , v o r d e r e R e i h e : ( G a s t ) , K . - D . Ludwig, E. D ü c k e r t , J . Dückert; h i n t e r e R e i h e : I . Dymke, Frau B e i l i n , H e l e n e M . - K l . , E. T e i l e n b a c h , D. H e r b e r g .

3.4

22.5.1970 Der d r i t t e Band i s t a b g e s c h l o s s e n . Ruth K l a p p e n bach h a t e i n g e l a d e n . F e s t l i c h e s T r e f f e n m i t Tanz im R a t h a u s k e l l e r Pankow (man e r k e n n t von l i n k s v o r n nach h i n t e n : G. G i n s c h e l , v e r d e c k t G. Hagen, A. K a h l e r t ( v e r d e c k t ) , E. T e i l e n b a c h , D. H e r b e r g , Frau Dümcke, S. K e t z e l , F. B o l t e n h a g e n , H. Sparmann, H e l e n e M . - K l . , d i e s e h a l b v e r d e c k e n d : D. D u c k w i t z , h a l b s i c h t b a r : E. Mager, M. Becker," r e c h t e R e i h e von h i n t e n nach v o r n : K. Wunsch, daneben v e r d e c k t : Ruth K l . , v o r i h r m i t Z i g a r e t t e : H. K ä u b i e r , e b e n f a l l s m i t Z i g a r e t t e : H. Petermann, ganz r e c h t s , h a l b s i c h t b a r : J. S c h a r n h o r s t .

214

4. 4.1 4.2

Die Schwestern: Anfang der 6oer Jahre: Dienstbesprechung im Karteizimmer (links Ruth Klappenbach, rechts Helene Malige-Klappenbach) Ebenda. Auf dem Tisch erkennt man Peltzer, Das treffende Wort (ein kumulatives Synonymwörterbuch)

215

5.

Ruth K l a p p e n b a c h

(7.1o.1911

-

2.2.1977)

5.1

1956

5.2

1956

5.3

1963

5.4

1964

216

5.5

1964

5.6

1966

5.7

1967

217

5.8 5.1o

Juli 1971 1972

5.9

Juli 1971

218

5.11

Ruth Klappenbach im Oktober 1976, wenige Monate vor ihrem Tod